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2ntialtsvev^eidinis

Dorbemerfung VII

Kapitel I Ktnbt^ett unb 3ugenb ^

Kapitel II Verlobung unb 33raut3eit 2^

Kapitel III Kronprinseffin £uife 50

Kapitel IV Stille 3aljre 8^

Kapitel V gmifc^en 2IIefanber unb Hapoleon \55

Kapitel VI 33ni<^ mit franfreic^ \7\

Kapitel VII 3m Kriege 19^

Kapitel VIII Königin £uife in Cilftt 233

Kapitel IX Königin £uife unb ber freitjerr com Stein 25 ^

Kapitel X XV&iixtnb bes 5flerrei<^if<^en Krieges « 50\

Kapitel XI Königin £uife unb ^arbenberg .. h.,^ 327

Kapitel XII Der 2lusgang 349

2lnt}ang: Die 5eitgendff!f(^ Bilbniffe ber Königin £uife 358

Per3ei<^nis ber 2lbbilbungen 385

2l(pl)abetif(^es Per5ei(^ni5 ber BUbniffe 389

I

Vovhemevtung

Das auf 6cn folgenöen Blättern oeröffcntlidjte £cbensWI6 foll mbm bm äuferen Porgängen in 6er (ßefdjidjte 6er Königin £uife Ijauptfädjiidj i^r ^nmnkbm, 6ie Besieljungen 5u i^rem (ßemaljle un6 6en (ßefdjipiftem, i^re etljifdje, geiftige un6 politifc^e Cntipicflung 5ur Ztnfdjauung bringen.

Sie £öfung einer foldjen Ztufgabe ipäre unmSglidj gemefen, ipenn ftc^ nic^t bisher unbefanntes ZHaterial pon grSftem IDert erfdjiojfen ^tte.

Der eigentlidje literarifc^e Hadjiaf ivoav 6er Königin ift, ipie urfun6Iic^ f^ftfte^t, unmittelbar nac^ König ;Jrie6ridj IDil^elms III. Co6e oemidjtet iPor6en. Crljalten aber ift, abgefeljen pon einigen Ztufseidjnungen 6er Königin, 6er Brief ipec^fcl mit Bräutigam un6 (Remalfl, 6er namentlich für 6ie 3^^^^ U9^ ^^^ Ü9^f ^owk für 6ie Kriegsseit ^806 un6 ^807 Ijödjfte Be6eutung beft^t. Siefe gefamte Korrcfpon6en5 nebft an6em Sc^riftftücfen 6e5 Kgl. ^ausardjios 5u C^arlottenburg, insbefon6ere audj 6ie Sammlungen 6es Ijodjfeligen Kaifer ^rie6ric^s IIL 5ur (ßefc^idjte 6er Königin, Ijatten Seine ZHajeftät 6er Seutfdje Kaifer, König IDiUjelm II. pon Preuf en, 6ie Ijolje (Bnabe, 6em Oerfaffer sum erften ZHale jugänglic^ 5u madjen. 3" gkidjer IDcife öffneten fic^ iljnt 6ie ^ausardjioe 5u Hcuftreli^ mit 6en foftbaren Briefen Cuifcns an Pater, Bru6er un6 (ßrofmutter, un6 im IDintcrpalaft 5U Petersburg, 6as oranifc^e ^ausarc^ip im ^aag, 6ie Jtrc^ipe in Darmfta6t un6 Hegensburg (Papiere 6er Prinsefftn C^erefe pon C^um un6 Cafis). Pon Sdjriftftücf en 6ipIomatifdjen Urfprungs fonnte er 6ie Beridjte 6er öfterreidjifc^en, fransöpfdjen, rufftfc^en un6 fc^tpe6ifdjen (ßefan6tcn benu^en.

Papiere fc^r intimen C^rafters aus Pripatbeft^ ipur6en iljm sur Perfügung geftellt, ipie er auc^ bei fdjon peröffentlidjten Quellen, 5. B. bei Cagcbüc^ern, auf 6ie Originale 5urücfgeljen fonnte.

Bei alle6em bleibt nodj manche £ücfe: tro^ jaljrelanger ^Jorfdjungen ift es nidjt gelungen, irgen6 eine Spur pon 6em Hadjlaf 6er bei6en Sdjipeftern 6er Königin, 6cr ^ersogin Charlotte pon ^iI6burg^aufen un6 6cr Prinseffin ;Jrie6erife Pon Solms, fpätcren Königin pon ^annoper, auf5ufin6en.

^ür je6en neuen Quellennac^ipeis fü^lt ftdj 6er Perfaffer perpflidjtet, ipie er allen, 6ie i^n bei feiner bisherigen Jtrbeit geför6ert ifab^n, feinen eljrerbietigften un6 ergebenften Sanf abftattet.

Der iUuftratipe Ceil 6iefes IDerfes fonnte feinen befferen ^än6en anpertraut iper6en, als 6enen 6es ^erm Prof.p.Sei6eI, 6er ftc^ bereits 6urc^ feine früheren Peröffentlic^ungen als beften Kenner 6er biI6Iic^en Ueberlieferung über Königin £uife un6 i^re Umgebung beipiefen ijattc.

Berlin, 25. September ^908. P^^I ^ailleu.

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Dntcf pon (Stefetfe de DtDrient, £etp)i0. Dm 3ei4fnrnfd^ 2InteiI IPerfc» oer^onhn vir Qerm pro^ C. DA^<«fcp i, n ^'^^r^in.

^nlialisvev^eid\ms

Porbetnerfung VII

Kapitel I Kmbljett unb 3ugenb {

Kapitel II Perlobung unb Braut3eit 2^

Kapitel III KronprinsefPn £uife 50

Kapitel IV Stitte 3alire 8^

Kapitel V gipifc^en Jliejanber unb Hapoleon ^33

Kapitel VI Brudf mit Jranfreic^ \7\

Kapitel VII 3m Kriege ^9^

Kapitel VIII Königin £uife in Cilftt 233

Kapitel IX Königin £uife unb ber Jreiljerr pora Stein 25 (

Kapitel X IPäljrenb bes öjlerreic^ifc^en Krieget « 30 (

Kapitel XI Königin Cuife unb l)arbenberg .4 «4^ 327

Kapitel XII Der 2Insgang 3^9

2lni)ang: Die seitgenöffifc^en Bilbniffe ber Königin Cuife 358

Perseic^nis ber 2IbH(bungen 385

2l(pi)abetif(^es Perseic^nis ber Bilbniffe 389

Porbemerfung

Das auf 6cn folgenöcn Blättern ocröffentlic^tc £cbensbiI6 foU neben 6en duferen Porgängen in 6cr (ßefdjidjte 6er Königin £uife ^auptfäc^Iic^ i^r ^nmnkb^n, 6ie Besie^ungen 5u i^rcm (ßemaljle un6 6en (ßefdjipiftem, i^re etljifdje, geiftige un6 politifc^e Cntioicflung 5ur Ztnfdjauung bringen.

Die £öfung einer folc^en Jtufgabe oäre unmoglidj getpefen, ipenn ftc^ nic^t bisher unbefanntes IHaterial von größtem IDert erfc^Iojfen ^tte.

Der eigentlidje literarifdje Hadjiaf stpar 6er Königin ift, ipie urfun6Iic^ f^ftp^l?*/ unmittelbar nac^ König ;Jrie6ric^ IDil^elms III. Co6e oemidjtet iPor6en* (Erhalten aber ift, abgefeljen von einigen Ztufseidjnungen 6er Königin, 6er Briefmec^fel mit Bräutigam un6 (ßentaljl, 6er namentlich für 6ie ^aiiv^ \7^3 unb \7^^, foipte für 6ie Kriegsseit ^806 un6 ^807 Ijödjfte Be6eutung beft^t Siefe gefamte Korrefpon6en5 nebft an6em Sdjriftftücfen 6e5 KgL ^ausardjips 5u €f?arIottenburg, insbefon6ere audj 6ie Sammlungen 6es ^odjfeligen Kaifer ^rie6ridj5 III. 5ur (ßefc^idjte 6er Königin, Ijatten Seine 2Hajeftät 6er Deutfdje Kaifer, König IDiUjelm II. oon Preuf en, 6ie I?o^e (ßnabt, 6em Ocrfaffer sum erften 2HaIe jugänglidj 5u madjen. 3" gleicher IDeife öffneten fic^ itjnt 6ie ^ausarc^ipe 5U Hcuftreli^ mit 6en foftbaren Briefen Cuifens an Pater, Bru6er un6 (ßrofmutter, un6 im IDinterpalaft 5U Petersburg, 6as oranifc^e ^ausardjip im ^aag, 6ie Jtrc^ipe in Darmfta6t un6 Hegensburg (Papiere 6er Prinsefftn Cf?erefe pon C^um un6 Cafis). Von Sc^riftftücf en 6ipIomatifc^en Urfprungs fonnte er 6ie Beridjte 6er öfterreidjifdjen, fransöftfdjen, rufftfdjen un6 fdjtpe6ifdjen (ßefan6ten benu^en.

Papiere fe^r intimen C^arafters aus pripatbeft^ ipur6en iljm sur Perfügung geftellt, ipie er auc^ bei fdjon peröffentlidjten Quellen, 5. B. bei Cagebüc^ern, auf 6ie Originale 5urücfgeljen fonnte.

Bei alle6em bleibt nodj mandje £ücfe: tro^ jaljrelanger ^Jorfdjungen ift es nidjt gelungen, irgen6 eine Spur pon 6em Hadjlaf 6er bei6en Sd?tpeftem 6er Königin, 6cr ^ersogin Charlotte pon ^iI6burg^ufen un6 6er Prinjefftn ;Jrie6erife Pon Solms, fpäteren Königin pon ^annoper, auf5ufin6en.

^ür je6en neuen Quellennac^ipeis fü^It ftdj 6er Perf affer perpflidjtet, ipie er allen, 6ie xljn bei feiner bisherigen Jtrbeit geför6ert iiaben, feinen eljrerbietigften un6 ergebenften Dan! abstauet

Der iUuftratipe Ceil 6iefes IDerfes fonnte feinen befferen ^än6en anpertraut tper6en, als 6enen 6es ^erm Prof.p.Sei6eI, 6er fxdi bereits 6urdj feine früheren Peröffentlic^ungen als beften Kenner 6er biI6Iic^en Ueberlieferung über Königin £uife un6 iljre Umgebung beipiefen liatie.

Berlin, 25. September ^908. P^ul ^ailleu.

€rjles Kapitel

(^776—^792)

I. ^annoper

i{^V6nigin £utfe pon Preufcn tft am \0. VHäti \776 in ^annooer geboren.

(Zs iDäre fc^iper 5U fagen, loelc^em öeutfc^en Stamme fte entfproffen tft un6 ange^rt: fo perfdjie&ener öeutfc^en Stämme Blut mifc^t ftc^ in i^ren 2l6em un6 fo innig perfc^meljen fic^ in iljrem IDefen oberöeutfc^e un6 nieöeröeutfc^e Jlrt.

3f?r Pater loar Prin$ Karl t>on ZTTecflenburg^Streli^. 3" ^^ stpeiten ^älfte öes (7. ^alitlinnbtTts, in 6en Cagen, 6a 6ie öeutfc^en ^Jürften^ufer nodf in immer neue Cinien ftc^ fpalteten, Ijatte 6es fSljnereidjen Jlöolf ^frieöric^ von ZHecflenburg jflngfler Soljn, 6er ebenfalls 2l6olf ;Jrie6ridj ^ief , feinen Jlufent^alt in Streli^ genommen un6 6ort eine neue £inie begrfln6et, 6ie nac^ Been6igung 6es grof en (ßüftroipfc^en (grbfolgeftreites im Hamburger Pergleic^ pon ^70^ fic^ 6ie Ztnerfennung 6es Heidjes eriparb. Sem neuen ^ürften^ufe a>ur6en 6abei 6ie fyrrfc^aft Stargar6 un6 6as ;Jürftentum Hamburg, 6ie 6urc^ S<^n>erin t>oneinan6er getrennt ftn6, fomie 6ie e^maligen ^ottannxkv^'iiomtnvzxen TXlxvow un6 Hemerom $ugefprodjen. Der erfte ^er$og 2l6olf ;Jrie6ri(^ II. refi6ierte in Jllt^Streli^, ipo 6amals ein ftattlidjes Sc^Iof ftan6* Unter feinem Hac^folger, 2l6oIf ^rie6ric^ III., brannte es nie6er, un6 6a 6ie Stän6e mit 6er Beipilligung 6er ZTIittel für einen Heubau $5gerten, fo erweiterte 6er ^ersog ein unfern gelegenes 3ag6fc^lof auf einer 2ln^^ an einem Meinen See, 6em

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3ierfer See, $u feiner Heftöens, $u öeren ;Jflgen ftc^ halb ein Stäötdjen, Heu^Streli^, ausbreitete. (£5 seigt feine urfprfinglidje Jlnlage noc^ ^eute: pom ZTTarfte, in öeffen 2Hitte ftc^ je^ bas Senf mal öes Srufrers 6er Königin £uife, 6es (ßroft^rsogs (ßeorg erijcbt, ge^en flra^IenfSmiig 6ie Strafen aus, öeren beöeutenöfte sunt Sdjlo^ nnb öent buchen« beftanöenen Sc^Iofparf cntporfüljrt. Um Staöt un6 Sc^Iof aber loebt es nodj je^t loie Sdjaiten längft entfc^iounöener Cage, nne ein ^audj 6er Hofofoseit, aus 6eren iDun6er^ lieber ;JürftengaIerie einige 6er iDun6crIic^ften ^ier getpaltet ^ben.

2tuf 2t6oIf ;Jrie6rid? III., 6er felbft feine Hinbev Ijintcrlief, folgte ^752 feines Bru6ers ältefter Soljn von 6er ZTliroiDfdjen £inie, loie ntan 6icfen 3o>eig nannte, ^crsog 2t6oIf ;Jrie6ric^ IV., allbcfannt als 6er fdjruUenreidje ^cl6 von ^ri^ Heuters „Dördjläuc^ting". tDenn es n>a^r ift, nxis 6ie mccflenburgtfdje Ueberlieferung erjäljlt, fo Ijat ;Jri^ Heuters Sc^il6crung iljm unredjt getan; es nnr6 betjauptet, un6 loie es fdjeint, mit gutem (ßrun6e, 6af 2t6olf ;Jrie6ridj bei allen feinen Son6erbarfetten ftdj bodf 6en Staatsgefdjäften mit €mft un6 (Eifer gciDi6ntet un6 felbft int (ßeifte 6es aufgeflärtcn Defpotismus feiner 3<^^t mancherlei Heformen perfudjt Ijabe. OöUig gefdjic^tlidj je6odj ift feine IDeiberfc^eu; er blieb unpermä^lt un6 oljne Hadjfommcn; aber er ^atte SdjiDeftcm un6 Brü6er, pon 6enen 6er ältefte, 6cr ant \0. ©ftober \H\ geborene Prins Karl, 6cr Pater 6er Königin £utfe un6 fein Hadjfolger iper6cn follte.

Prin$ Karl ift 6urc^ ein günftiges (ßefc^icf frülj aus 6er (Enge 6es 6amaligen Stillebens in ZTTecflenburg Ijinausgefü^rt tPor6en; es iparen Beredjnungen 6er fy)^en Politif, 6ie in fein jugen6lidjcs Ceben eingriffen un6 iljn in eine an6ere un6 größere IDelt ^ineinftellten.

3nt ^rütjja^re ^7^^ ^atte ftdj am englifc^en ^fe ipic6er einmal 6as (ßerfldjt per* breitet, König ^ric6ric^ IL pon Preufen beabftdjtige, 6en ^ersögen pon ZHecflenburg feine nie6errljeinifdj*ipeftfälifdjen Beft^ungcn absutreten un6 6afür iljre £an6e im Caufc^ an ftc^ $u neljmen ein (ße6anfe, 6er nodj oft in fritifdjen Cagcn 6ie europaifdje Politif beun* ruhigen follte. llnt 6iefe permeintlidjen prcufifdyen piäne 5U 6urc^freu5en, fe|te ftc^ 6er englifdje ^of mit 6em mecflenburgifdyen ^ofmciftcr ^crm pon (ßloe6en in Z?erbin6ung, 6er 6en Oorfdjlag machte, man möge einen 6er prinsen 6es ^fes pon lUiroiP, an 6en 6ie nachfolge in Streli^ übergeljen mugte, 6urclj Ernennung sunt Cfjef einer Kompagnie in I^annoperfcije Sienfte aufnel^nten 6er Köttig pon (£nglan6 nxir 6amals noc^ sugleic^ Kurfürft pon ^annoper , unt iljn ljie6urc^ „allental auf gute IDcge 5U leiten", 6as lyeift: por 6er Untgamung 6urd) 6en böfen Preuf enfönig 5U beijütcn. Der Kurfärft pon ^annoper, König (ßeorg pon €nglan6, ging auf 6iefcn Torfdjlag bereitipillig ein, un6 fo fam es, 6af 6er junge Prins Karl mit Patent po*^ 7. Desember ^745 ^um Kap»*an in einent

^annooerfdjen Hcgtment 5U ;Juf ernannt ouröe. prins Karl erhielt fortan (ße^It un6 „Cmolumcnte" eines Hauptmanns un6 tft 6er ^dtpuntt läft ftc^ nic^t feftftellen einige 3^^!^^ fpäter tatfädjiidj nac^ ^annopcr übergefteöelt. 3^3^^^^ 1^55 ipuröe er 5um TXlaiot, \760 5um ©berftleutnant beföröert.

€in 3^^^ öarauf U)ur6e 6ie üerbinöung 6es ^aufes ZTTerflenburg^Streli^ mit 6em ^aufe ^annooer nodj enger gefnfipft Der Kurfürft, König (ßeorg III., irermäljlte ftdj mit 5es prinsen Karl jüngerer Sc^ipefter Charlotte, Me, wk ersa^It ipuröe, 6urc^ ein freimütiges Z?eru>en6ungsfdjreiben bei König ^rieöric^ 6em (ßrof en für iljr pon preufifdjen IDerbem ^eimgefudjtes Cänödjen 6ie Ztufmerffamfeit auf ftc^ gelenft Ijatte. Prin$ Karl, 6er 6ie Sdjmefter bis 5U ifjrer Cinfdjiffung im ^afen pon Staöe begleitete, iDuröe bei öiefem Jlnlaf sum ©berft, im 3^^^^ 1^62, bei einem Befudje in £on6on, 5um (ßenerat major ernannt. (£r erbat öamals unö erfjielt 6ie (Erlaubnis, ftdj 6em nac^ Portugal beftimmten englifc^en ^eere ansufc^liefen, öeffen Jlrtiüerie er fommanöieren follte. Pon friegerifc^en (Taten 6es 20jäfjrigen (ßenerals perlautet freiließ nichts. Soc^ muf 6er König mit iljm 5ufrie6en geipefen fein, 6enn er ernannte ifjn fdjon im ^ebruar ^763 5um (ßeneraU leutnant un6 lief 6en etwas leic^tpnnigen jungen ^erm, öeffen perfdjipenöerifc^er fjaus^lt audj fpäter nidjt feiten 5U (Caöel Jlnlaf gab, reidjlidj mit (ßelö perfeljen. Karl ipar eine „redjt ^übfc^e" Crfc^einung, Pon fanften unö gefälligen ZTTanieren; 6ie (£nglän6er, 6ie i^n öamals in Conöon fallen, fd;il6em il^n als n>ol;lgebil5et, wznn audi nic^t grof, mit befonöers fdjönen Jlugen unö ^älimn fpäter tpollte man pnöen, 6af er in feinem Zteugeren, audj in Haltung unö Beipegung, 6em Kaifer Paul Pon Suflanö auffallend gleidje: ipie ein IDaffertropfen 6em anbetn, perftdjert eine ruffifc^e ^oföame. Was wxt fonft pon iljm Ijören, $eigt einen prinsen pon feinen ^Jormen unö pielfeitiger Bilöung, mit öemjenigen 2Hafe pon Hinneigung 5U 6en ^bcen 6es ^8. 3ö^J^^i*«^^rtS/ tt>te es ftc^ für einen prinsen jener 3^^* fc^icfte.

Bei &er bdannUn IDeiberfdjeu pon Dörc^läuc^ting Ztöolf ;Jrie6ridj beruhte 6ie Uadj^ folge 6es JTliroipfdjen fjan^es in ZTTerflenburg^^Streli^ auf Prin$ Karl, fo 6af man frülj^ Seitig begann, an feine Oermäljlung 5U öenfen. ©b eine Seife, 6ie 6er Prins im 3^^^^^ 1^65 über Hegensburg nac^ IDien untemaljm, angeblidj um öort feinen ©nfel, öen prinsen pon Sadi^en^'Sfxlbbnxgltiavi^en, öen Befiegten Pon Hofbac^, 5U befuc^en, pielleic^t fdjon mit folc^en Plänen $ufammenljing? Sicher ift, iaf eine stpeite Seife, ^768, ins „Seid?", nadf Darmftaöt, öer fflnftigen (Sattin gegolten ^at

IDir ipiffen nic^t, ipas &en prinsen geraöe an ken H^f Pon Sarmftaöt geführt unö ipas feine IDaljl auf eine Ijeffifdje prinseffin gelenft Ijat; möglidj, 6af Me H^ufer

ZlTcrflenburg^Streli^ nnb ^ejfen einanöer na^c ftonöcn, feit 6er ^Ät, xx>o Ijefftfc^e Pvxnyn im Dienfte König ^rieöridjs lange ^At in Prenslau gamifonicrten. (ßenug, int ZTlärj ^768 finöeit iDtr Prin$ Karl mit feinem ^reunöe, 6em dürften pon ^Ijenlo^e^ ©erringen, un6 feinem fpäteren 2Tlinifter pon Seipi^ in SarmftaM, n>o man 5U C^ren 6er erlauchten Heifen6en ;^eftlic^feiten mit muftfalifc^en 2Iuffu^rungen peranftaltete un6 xx>o sugleic^ Sefprec^ungen über eine Permä^Iung angefnüpft un6 baI6 $um Jlbfdjluf gebradjt n>ur6en.

7Xm 28. ZHai \768 erfcbien 6er Prins pon neuem in I)armfta6t, un6 am 2lben6 6c5felben Cages, bei einem ;Jefte im XPeifen Saale 6e5 I)armftä6ter Sc^loffes, ipur6e 6ie Verlobung 6es Prin$en Karl pon ZTlccflcnburg-^Streli^ mit 6er prinseffui ;Jrie6erife Pon treffen =^I)armfta6t pcrfün6igt.

Prinseffin ^rie6erife ipar noc^ nic^t ^6 3ö^^<^ öÜ. 3^^ Pater Prins (ßeorg HXttjelm pon Qeffen, ein jüngerer So^n 6es regieren6en £an6grafen £u6tpigs VIII., l^atte anfangs als prcufifdjer ©berft in 6en Sc^leftfc^en Kriegen fic^ ausgeseidjnet, im 3^I?re ^7^7 aber als (ßeneralmajor 6en 2lbfdjie6 genommen, (gr ipar 6ann gegen feine Heigung in Sfterreic^ifc^c Dienfte getreten, tpo er (ßeneral 6er Kapallerie tpur6e, un6 fc^licflic^ <ßeneralfel6ntarfc^all 6es oberrljeinifdjcn Kreifcs gcnH>r6en. 3"^ 3^^re t7^8 ^tte er fidj mit ZTlarie £uife Ztlbertine (ßräpn 5u £einingen==fjct6es^eint un6 Dagsburg permäljtt. Die €tje ipar überaus glüdlidj un6 gefegnet; Prin5 (Beorg un6 feine (Battin Prinsefpn (ßeorg, nne man fte nannte ipir ipcr6en i^r nod; oft begegnen , ^tten unter fransöftfc^em Sil6ungsfimts 6eutfd;es (Bemüt un6 6eutfdje ^römmigfeit beipa^rt; 6ie (gdjtljeit un6 6ie 3nnigfcit iljrer gegenfeitigcn Heigung gaben 6as fdjönfte ^Familienleben, 6as auc^ 6ie (Cödjter un6 Solint in gefdjipiftcrlidjer £icbe un6 (Eintracht untfd^lof .

Prinsefftn ^rie6erife nxir 6ie ältefte 6er CSdjter, gebil6et, über iljre 3<Jljre gefellfc^aftlidj gcipan6t, „mit 6em beften fersen pon 6er IDelt un6 6em bcften Ctjaraftcr" mie iljrc Cante, Qeffen*Darmfta6ts „grof c £an6gräfin'' Karoline, 6eren £iebling fie ipar, fie djaraftcriftert I^It. 3^^ 2teu§eres 5eigt uns ein Bil6 im Darmftä6ter Scblog. (Ein antnutig läc^eln6es (Befielt mit einer fräftigen Stirn, blon6en £otfen un6 blauen 2Iugen, 6ie fte auf 6ie ZTTe^rja^l i^rerKin6er pererbt Ijat. Jim ^ 8. September ^768, einem Sonntag, ipur6e 6ie Pennäljlung 6er Prinjefftn mit prins Karl gefeiert, in 6en faiferlidjen 3ti"mcnt 6es Damtftä6ter Sc^loffes, UYtter 6em (O^ronl^imnteL Der reid^ un6 prächtige Sd^mucf 6er Braut, großenteils (Befc^enfc 6er Königin (Cl^arlotte poit (Englan6, ertpectte an 6ent Fletnen Dartnftä6ter l)ofe nic^t geringes 2tuffeljen. Xlaif 6er ^odjseit biteben 6ie jungen €f?eleute nodj einige tDoc^en in Darmfta6t; 6ann reiften fte nad; Qannoper, tpo 6er Prinj bal6 6arauf sunt (ßout^emeur 6er Sta6t ernannt wuvbc.

IDir befi^en f einerlei Zlac^ric^len über 6en ^ausftanö 6es junsen Paares; niemanö Ijat uns gefdjilöert, tpie Königin Cuifens üaler unö ZlTutler mileinanöer in ^annoper gelebt Ijaben. 2tber mir Ijaben einen anöeren ^mQcn pon superläffigfler (Treue, öeffen IXlunb nur bisljer perfc^Iojfen n>ar, ein Heines (Tagebuch 6er jungen ^frau aus 6en 2<^ll^^n (77^ bis \782, nebft einigen Briefen an i^ren (Saum, 6ie uns einen freunMidjen (Einblicf in bas nur 5U furse ©lud öiefer €{je eröffnen.

iTTan 6arf fagen, prinseffin ^frieöerife Ijat öie n>arme 3""i9'^it ^^ ^familienlebens, an 6en öeutfc^en ^ürflenljSfen öamals ma^rlic^ feine gans gen>ö^nlic^e €rfc^einung, aus 6em elterlichen Qaufe in Darmftaöt in bas eigene Qeim nac^ Qannoper perpflanst. (Es mar eine überaus glücflic^e €^e, 6ie 6ie I?effifdje prinseffin mit 6em medlenburgifc^en prinsen führte, eine (£{je übrigens int (Cljaraf ter 6er ^c\t, gefüljtooll, empfinöfam, überfc^menglidj baI6, balö tänöelnö unö fpielerifc^: eine Hofofo^(E^e* „ZlTein ZlTännc^en", „mein liebes reisenöes ZlTännc^en" (mon petdt ^poux, mon eher et charmant petit ^poux), „mein lieber (Engel", „mein angebeteter prins", fo nennt 6ie prinseffin ^rieöerife 6en (ßatten im erften mie im elften 3a^re i^rer (E^, un6 5n>ifc^en 6ie in sierlic^en Sc^riftsügen regelmäßig perlaufenöen feilen malt fie gern Heine fersen. „3^^ g«^e 5U Bcti^/' Ijeift es ido^I einmal, „un6 träume pon öem €ngel, pon 6em prinsen meiner Seele." Tindj ein leidjter ^umor belebt 5un>eilen Mefe Briefe; fo, ipenn 6ie prinseffin erjäljlt, ipie fie im IDalmoienfdjen (Barten fpasieren gelje un6 immer öie fc^Snen Statuen betrachte, öamit 6as Kino, 6as fie unter 6em fersen trägt, iljnen äljnlic^ tperöe.

BaI6 fa{j ftc^ 6as fürftlic^e Paar pon einem Kranse blüljenöer Kinöer umgeben, yn Hopember ^769 muröe eine prinseffin geboren, 6ie nac^ einer Sc^ipefter 6er ZlTutter öen Hamen (Cljarlotte erhielt; i^r folgte eine jtpeite prinsefftn, 6ie C^erefe getauft muröe, 6ann Smei Prinsen unö abtvnxals eine prinseffin, Me jeöoc^ alle 6rei jung ftarben.

Bei aller (Traulic^feit 6es ^äuslic^en tebens nat^men Karl un6 ;f rieöerife 6oc^ lebhaft teil an 6em gefellfc^ftlic^en Derfeljr un6 6cn gefelligen Vergnügungen, ipie fie öiepome^men Kreife öes 2l6el5 in 6er Staöt fjannoper reidjlidj öarboten. Die Ijauptfäc^lidjften ^efttage tparen 6er ^O^ni, 6er (ßeburtstag 6es König^Kurfürften, un6 6er ^9.3<inuar, 6er (ßeburtstag 6er Königin, 6ie auc^ einige ZlTale pon €nglan6 nac^ fjannoper ^erüberfam, tpäl?ren6 König (Beorg felbft fein Stammlan6 befanntlic^ nie gefe^en tfat Ttudi 6ie (Geburtstage 6es prinjen un6 6er prinseffm felbft tpur6en, wie fic^ perfteljt, feftlic^ begangen; gemöljnlic^ 6urc^ t^eatralifdje 2tuffü^rungen, bei 6enen 6ie Heinen prinsef d)en (Charlotte un6 (Eljerefe fc^on frü^ mitgetpirft Ifabtn. Piel befuc^t tpur6en 6ie Konjerte in 6er Con6on* un6 in 6er Heuen Sdjenfe un6 „bei ^ofe", befon6ers fobal6 6ie Königin in ^nnoper penpeilte. Die

beltebtefte gcfcllige üeranftaltung jener ^cxt aber toarm 6ie „2tjfembleen", Me uns 6er be* fannte Perfaffer öes IDerfes Heber Me (Einfamfett, 3. 6. Simmermann, kantals Ztrst in ^nnopcr, gefc^ilöert Ijal. „fjerren un6 Damen," fo fdjreibt er einem feiner ^reunöe, „erfc^einen 6a in 6er auf erften Pracht, 6ie Damen i^t alle in l{lei6em pon Titlas, 6ie über un6 über mit blondes un6 Spieen befe^et ftn6, un6 in mantilles pon ^Ian6erifdjen Spieen, 6ie aber von einer 2tdjfcl $ur an6em, un6 von 6em Kinn bis an 6as fjersgrüblein offen ftn6; in 6cn £)aaren, an 6en ©Ijren un6 am ^alfe tragen fie alle Diamanten; alle ftn6 noc^ 6er neueften Parifer 2trt frifiert; feine trägt ein l{lei6, 6as nidjt nac^ 6en neueften aus Paris gefommenen iTTuftern gcfc^nitten ift; fein an6ere5 IDort mir6 gefprodjen als fransSfifdj: auf fransöftfc^ n>ir6 fofettiert, auf fransSftfc^ gefc^erst un6 auf fransöfifdj gefügt."

Der Prins un6 6ie Prinscffm perfeljrtcn bcfon6ers gern bei 6em ljöcfjftfomman6ieren6en (ßeneral {fannovexs, 6em ^^'^"^^'^^^ll Spörden, auger6em bei pielen an6cren Ijanno* perfdjen 2i6elsfamilien, bei 6en Kielmannscgge, 6en ®mptc6a, Centime, Busfdje, lDalmo6en, Platen un6 IDendftem; audj 6er Hame ^ar6enberg=Hepentlon> begegnet einige ZTTale in 6en 2tuf5eicfjnungen 6er Prinscfftn: es ift 6er fpätere preufifdje ^ü^^^Staatsfansler fjar6en^ berg, 6amals Kammerrat in ffannovn, 6er ^775 eine Hepentlon> geheiratet ^atte un6 ein £)aus madjte. 2(uger 6en 2lffcmbleen gab es im IDinter Bälle aller 2trt audj Kin6er balle in Pauyljall un6 Sdjlittenpartien, im Sommer Spasierfaljrten un6 2tusPüge nadj £)erren^aufen un6 6em ©arten 6es ^dbmat^diaüs, wo 6ie ^^IDey^enlöbe" ftan6.

Die politifdjc £age in Hor66eutfdjlan6 n>ar geeignet, 6iefe ruhigen ;frcu6en 6er ©efcUigfeit 5U begünftigen. ZlTan lebte in 6cn ftillen 3a^ren, 6ie 6as (£n6e 6es Sieben- jäljrigen Krieges Pon 6en 2lnfängen 6er Kepolutionsfriege trennen; ein l?ierteljaljrljun6ert, fo be6eutungspoll für 6ie fnofpen6e Dollblüte 6es 6eutfcfjen (ßeifteslebens, fo unfrudjtbar tro^ Bayerifdjem Crbfolgefrieg un6 ^ürftenbun6 für Deutfdjlan6s ftaatlidje ^nU tt>idelung. 3" £?annoper erfreute man ftdj 6es tiefften 5rie6ens un6 genof in ftol5* bcfyiglidjer 2vulje 6ie (Erinnerung an 6ie feigen Siegestage pon inin6en un6 Krefel6. Don 6en IDcltIjdn6eln €nglan6s, 6as mit Spanien, ^ranfreidj un6 feinen rebellifc^en Kolonien in nor6amerifa im Kampfe lag, blieb £)annopcr unberührt; 6cr 2lntetl, 6en Prin5 Karl an 6en Kriegen na^m, befdjränfte ftdj auf gelegentlidje Beftdjtigungen 6er Unglücflidjen, 6ie im englifdjen Sol6e aus Deutfcfjlan6 übers IXlccv nadj 2imerifa gefdjleppt n>ur6en. 2lud; pon 6em Cänn 6es Bayerifdjen Crbfolgefrieges tönte nur ein fdjtpadjer Klang in 6em IjannoperfAen Son6er leben n>ie6er, n>enn 6ie prinseffm einmal 6en Befuij pon (£6elsljeim ern>äljnt, 6er in König ;frie6ricfjs 2tuftrag bei 6er tjannoperfdjen £an6es regierung üK'r eine 2irt ^ürftenbun6 perljan6eltc. Pon an6eren Befud^em, 6cren Hamen

We (ßefc^ic^te jener tüage nennt, fönnen n>tr nur noc^ 6en prinjen ^etnric^ von Preufen eripa^nen, 6er auf 6er Heife rxadi Paris £)annoper berufjrte, un6 6en jungen 3taliener Cucc^efini, 6er an 6en ^of König ;f rie6ricfj5 reifte un6 baI6 Preuf ens feinfter Diplomat iDer6en follte.

IDie 6ie Politif feierte in ^annoper aud; 6as geiftige Ceben; an 6er grogartigen (EnttDidelung 6er 6eutfc{;en Dichtung Ifaüc Hie6erfacl;fen geringen 2(nteiL Hur 6ie ZITufif fan6 in 6en Ijö^eren Kreifen 6er Sta6t eifrige un6 perftän6ni5PolIe Pflege, Der berühmte Sangesmeifter (ßuiliani tpirfte ^ier, 6er ^äufig Konserte peranftaltete; er leitete 6ie 2tusbiI6ung 6er älteften Prinseffin (Charlotte, 6ie eine ungetpöljnlic^e muftfalifdje Begabung seigte un6 fpdter unter 6en fürftlidjen ^auptem Deutfcfjlan65 6ie be6euten6fte Sängerin tDur6e. IDir ^ören audj pon 2tuffüljrungen (ßlucffdjer (Dp^m, 6enen 6er prins un6 6ie prinseffin bei«^ tpoljnten. ZlTit 6iefer üorliebe für ZlTufif mag es sufammenfjängen, 6af 6ie prinseffin, pon 6eren (ßeiftesleben ipir fonft menig erfahren, noc^ im3<i^J^« 1^78 italienifc^ 5U lernen anfing.

Dodj 6as Ceben 6cs prinslidjen Paares perlief nur 5um tCeil in ^annoper; oft, rec^t oft unterbrachen Seifen un6 längere Ztbipefen^eiten 6en 2tufentljalt in 6er Ceinefta6t. ^aft alljä^rlidj ipur6e ein Jtusflug nac^ (Celle unternommen, wo prins €mft pon ZlTecflenburg, ein jüngerer Bru6er 6es prinsen Karl, als (^oupemeur lebte, (Ebenfo ^äufig n>ur6e 6as 6amalige Zno6eba6 6er pomeljmen IDelt befudjt, Pyrmont, ipo Prinseffin ^rie6erife einmal £)er6er pre6igen ^5rte; Prins Karl fdjeint eine befon6ere Porliebe für 6iefen ®rt gehabt $u Ijab^n, 6em er fpäter nodj ein treuer (ßaft blieb un6 6effen Sta^lbrunnen er audj in ^annoper tranf. (Erft im sipölften 3a^re iljrer (E^e, im 3a^re \779, Ifat bas prinslic^e Paar 6ie mecflenburgifc^e Qeimat 6es prinsen befuc^t, mobei auc^ 6as Belpe6ere in Heu^ bran6enburg ^ri^ Heuters Bellman6ür befic^tigt ipur6e. (Es blieb bei 6iefer einen Seife nac^ Zleu^Streli^, n>ie auc^ 2t6olf ;f rie6ricfj, obgleidj 6ie penpan6tfdjaftlic^en Besie^ungen anfc^einen6 nie getrübt ipur6en, bodi nur einmal 6en Bru6er in ^annoper befudjt 5u ^aben fc^eint. Um fo häufiger un6 um fo lieber reifte man in 6ie fjeiraat 6er prinsefftn; piele ZRonate lang t^at oft 6as 2(lte Palais am ZTTarfte in Darmfta6t 6en prinsen Karl mit ©attin un6 Kin6em be^rbergt, IDie frS^lic^ un6 glücflic^ lebte es fic^ in 6er fleinen Hefi6en$l 2tusPug reiljte fidj an 2luspug, ^eft an ^feft 6as n>ar 6odj etipas an6eres als 6ie „2lffembleen" in fjannoper. „Bien, bien amus6** fo ^eift es oft in 6en Zlotisen 6er prinseffin, 2lber Darmfta6t bot bodi audj nodj an6eres: im 3ö"uar \782 ipur6e 6ort Hat^n 6er IDeife, 6er ^bm erfdjienen mar, porgelefen.

Sdfon \77\, tpenn nidjt früher, ^at Prinsefftn ^^^^^^^fe mit i^rem erften Kin6e, 6er fleinen (Cljarlotte, 6ie €ltem in Darmfta6t befuc^t, tpäljren6 prins Karl $ur Sc^ipefter nac^ (Englan6 reifte. Dier 3<rf?te fpäter, im3<i^J^« U^5, tpar 6ie ganje ^familie in Darmfta6t;

noc^ me^rmonatlic^em 2(ufentl^, fobalö Me ^Iftesyit es erlaubte, reißen fie in 6ie 5c^n>ei5, too fie in Cangnau öen XDunöeröoftor ZITid^el Sc^uppac^t befuc^ten, 6en iavakv damals öurdj feine „plfyfxoQnomx^iim ^fragmente" befannt madjte; surücf ging es über Straf bürg nac^ Karlsru^, xvo fte namentlid; mit 6er ZTTarfgräftn Cuife, einer geborenen ^efftfd^en Prinsefftn, perfeljrten. Dann ein ferner un6 gefegneter r^nifc^er Sommer in DarmftaM unö in 6en Sd^Iöffem 6er llmgegen6, Braunsf^r6t un6 Kranid^ftein; erft in 6en legten 3ulitagen, 6a fid; in 6er prinseffin fd^on neue ZITutter^ffnungen regten, f ehrten fie nac^ ^nnoper juräcf, in 6as 7üi^ Palais in 6er Ceinfhrafe, 6as fte einige 3a^re Dor^ bejogen Ijatten. Un6 als nun im nädjften 3^^re 6ie erften Frühlingstage famen, fonnte Prinseffm Frie6crife unter 6em ^0. ITläxi \776 in Ujr (Tagebuch fdjreiben: Accouchöe pour la 6*»« fois, ä 7 heures du matin, d'une 4*«« fiUe. Der glücflic^e Pater, 6er 6er JHutter, wie 6as (Tagebuch bal6 6arauf perrät, 6anf bar ein Parifer Hcglige pereljrte, mel6ete am näc^ften (Tage 6en Üern>an6ten in Karlsrulje 6as fro^e €reignis mit 6er Bitte, TWaxU gräfin Cuife möge 6ie Patenfdjaft übemcljmcn un6 6er Keinen Prinseffin iljrcn Hamen geben, 6er iljr (ßlücf bringen n>er6e, 2tm 25. TXlävi, in ^nnopers alter (ßamifonfirc^ „3um ^eiligen ©eifte", n)ur6e 6ie prinjeffin auf 6ie Hamen Cuife 2tugufte IDi%lmine 2(malie getauft; 5U 6en Paten gcljörten auf er 6cr ZTTarf gräfin Cuife 6ie perfönlic^ ann>efen6e Prinseffln (Cljarlotte pon £)cffen«Darmfta6t un6 6ie ^ürftin pon ©erringen, 6ie ftdj bmdi ^etemarfdjall Qar6enberg, 6en Pater 6es fpäteren Staatsfanslers, pertreten lief. 2tlle (Taufpaten, fo tpir6 crjäljlt, trugen Deildjenfträufe; Deilc^ fdjmücften audj 6as tCaufbecfen un6 6as Kiffen 6cs (Täuflings, un6 felbft 6as Köpfdjen Cuifens ru^te auf Peildjcn.

^xotx 3a^re fpätcr, am 2. IXläxi ^778, fam nodj eine (Todjter 5ur IDelt, 6ic nadj 6er 2Tluttcr Frie6crife genannt tpur6e un6 6eren Sc^icffal mit 6em Cebcn Cuifens fo innig pcrfiodjtcn ift.

Das Cebcn 6cr l{in6er in feinen 2tnfängen gcljt auf im t^bcn 6cr €ltem; nur Pon 6iefcn fönnen wir ^icr sunädjft nodj berichten.

Der pcnpan6tfdjaftlic^c Pcrfeljr smifc^en fjannoper un6 Darmfta6t blieb lebljaft un6 ^erslid;. IDenige HTonate nad; 6cr (ßeburt Cuifens, im IXlax \776, tarn 6ie (Brofmutter mit iljrcr sipcitcn (Todjter (Cljarlotte $u Befudj, un6 als fte im 3uli ^nnoper ttne6er perlicf cn, folgte iljnen 6as prinslidjc Paar bal6 nadj un6 perblieb 6en gansen HHnter über in Dannfta6t, too 6ie Verlobung un6 Pcmiäljlung 6er 6ritten (Todjter Cuife mit itjrem Pettcr €rbprin5 Cu6nrig, 6cm fpäteren erften (ßrof^erjog Pon £)effen*Darmfia6t, 6urc^ glän5en6e ^cfte gefeiert ipur6c. Crft iiti 2tpril \777 feljrten Karl U]t6 Fric6erife nac^ ^nnoper jurüJ, um 6en 6urdjrcifen6en ^ersog Pon 2necflcnburg--St^cli^ begrfifcn 5p fönnen. Die

^«djnmiöen bct priitjeffin Cuifc in ot

titctn r<cftrcibfjofk'

Kinbl{ett urib 3udenb

Sommermonate perlebten fie 5um tCeil in 6er fc^on cnoä^nten XOey^enlSbe, einem Keinen Cuftt^usc^en mit (ßarten auf öem StaöttpaUe f}annovcrs, ^as 6er prinsefftn nac^ 6em tToöe öes ^clbmav^iiaüs Spörcfen im 3uni ^776 übermiefen n>ar. Dodj n>ur6e auc^ nadj nne por, faft in jeöem Sommer,. Pyrmont auf einige IDo<^en befudjt. Die Kinöer, Me „fanfans", öeren prinseffin ^rieöerife gelegentlich, aber nic^t ebtn ^ufig, in i^rem (Tagebuch geöenft, blieben n>ä^ren6 öiefer Seifen in ^annoper surüd, ipo eine tjoföame, ^räulein pon IDoIsogen, fte mütterlidj betreute.

3u 6en pier prinseffinnen, 6ie alle ^ubfc^ un6 anmutig ^erantpuc^fen, fam enMic^ am \2. 2tuguft ^779 6er erfeljnte Prins un5 €rbe, 6er nac^ ^frieöerifens Bruöer (ßeorg genannt ipuröe; ein sipeiter prins ift nur einige 3a^re alt geiporöen. Tlus öiefer ^cxt Ijöxtn tpir 5um erften ZlTale mieöer pon 6er Meinen Cuife. IDenige (Tage nac^ (ßeorgs (ßeburt fiel 6er (ßeburtstag 6er ZlTutter, 6er 20. 2tuguft, 6er bnxdi 6ie 2tuffüljrung einer Keinen Kom56ie por i^rem Sette gefeiert n>ur6e, tpobei mit 6en älteren Sdjtpeftem un6 an6eren Damen audj 6ie 6reijä^rige Cuife mittpirfte. Tlndj an 6em Baüfeft 5um ©eburtstag 6es Daters, am \0. ©Kober 6esfelben 3aljres, nahmen 6ie Kin6er bereits teil, Cuife als 2traor, 6ie älteren bei6en (Cljarlotte un6 (T^refe als Peftalinnen.

Die nädjften 3afjre, foipeit mir in 6era tpenig gefprädjigen tCagebuc^ 6er prinseffin 6en €reigniffen folgen fSnnen, perliefen ftill; etipas 2tbipedjfelung bvadfkn nur 6ie Seifen nadj Darmfta6t. Denn fo glücflic^ fic^ ^rie6erife, ipie uns i^re freiließ nur $u feltenen Briefe seigen, im Palais an 6er Ceinftrafe un6 in „i^rem ©arten" 6er XOey^n* lobe füllen mochte: immer tpie6er 50g es fie ^in ins €ltemljaus nadj Darmjia6t, ipo man fo fröljlidj un6 fo jipanglos lebte un6 nic^t in fteifem ^ranjSfifd), fon6em anmutig rljeinfränKfc^ miteinan6er plau6erte. Dort feierte fte ^780 i^ren eigenen un6 i^res ©ema^ls ©eburtstag, in ^ranffurt 6en ^djjeitstag, in Sdjlof Brauns^ar6t 6ie IDeinlefe. Dort penpeilte fie mie6er im IDinter pon ^78^ auf \782 un6 feierte IDeiljnac^ten un6 6en DreifSnigstag un6 6en ©eburtstag 6er ©rofmutter, 6en \6. ZlTärj ^782. €rft am legten 2tpril, unter (Tränen, perlief fte 6as liebe Damtfta6t es follte 6ie le^te Seife 6er prinseffm, 6er le^te 2tbf(^ie6 pon 6er alten £)eimat fein. Kaum nadj ^annoper surücf^* gefeljrt, tpur6e ^rie6erife pon einem 6amals graffieren6en ^ieber ergriffen un6 porjeitig pon einem l{in6e entbun6en, 6as fc^on nadj tpenigen Stun6en nne6er ftarb; 5tpei (Tage fpäter, am 22. ZITai \782, noc^ nidjt 6reifig 3^^re alt, erlag fte felbft 6er Kranf^eit. Die Prinsefftn tpar tpegen iljres liebensn>flr6igen (C^arafters in ^annoper beliebt; man erjä^lte ftdj, fie fei fo gut gen)efen, 6af fte i^ren Kin6em nie ein unfreun6lidjes IDort Ijabe fagen Knnen. Die tCrauer um i^ren tro6, nne pripatbriefe aus jenen (Tagen uns jeigen, tpar

Ktnbl^eii nnb 3udenb

tat

allgemein. 3^^^ Kin^cr Ijaben i^r 2tn6enfen aüejett gefegnet. Cuife aber fdjrieb acfjt 3a^re fpäter in i^r Crbauungsbudj: ;,^eute am 22. ZlTai ip meine Hebe erpe ZHama im 3a^re \782 geftorben, ein Perluß für mic^, 6er pets in meinem fersen eingegraben fein n>ir6. ZHöge 6er fjimmel fie beloljnen, fo fe^r iDie pe es x>er6ient." Die Ceicfje tDur6e über (Celle nadj ZTliron) gebradjt, geleitet Don Prins €mp un6 6em ^frdulein Don IDoIsogen. Prins Karl blieb in £)annoper surüd, allein mit feinen fec^s Kin6em, pon 6enen 6as ältepe erp $n>5lf 3öl?re alt n>ar; es n>ur6e bemerft, 6af 6er fonp fo lebensluftige Prins pdj allen (ßefcUfdjaften entsog un6 feinen l{in6em fortan ausfc^lieflidj lebte.

Die notn>en6igfeit einer 5n>eiten ZTlutter für 6ie PeruKiipen machte pcfj je6o<^ bal6 füljlbar. €s n>ar natürlidj, 6af pd) 6ie 2tugen 6es prinsen nne6er nadj Darmpa6t mawbUw, mo er fdjon einmal eine fo glücflidje IDa^l getroffen Ijatte, Hodj im £)erbp \782 erfdjien Karl in Darmpa6t, un6 in ^annoper ^ief es bal6, 6af er n>ie6er eine Ijefpfdje Prinsefpn als ©attin ^eimfüljren n>er6e. €s n>ar 6ie im 3aljre ^755 geborene SdjtDepcr 6er ücrftorbenen, prinsefpn (Cljarlotte, 6ie er u)a^lte. (ßoetlje, 6er pe furj por^er bei einem Befudje in Darmpa6t fa^, lfa\it, w\t er 6er ^law Pon Stein fdjrieb, befon6eren (Befallen an \\)x gefun6en; für Karl ipar tpoljl beftimmen6, 6af (Cljarlotte fdjon öfter längere ^z\i in ^annoper pdj aufgetjalten Ijatte un6 6en pertpaipen Kin6em eine gute ZTTutter 5u n>er6en perfprac^. (Es 6aucrte 6odj nodj einige ^zxi, elje 6ie Üerbin6ung 5uftan6e fam. 3^" 3""^ 1^82, tpenige IDodjen nadj 6em 2tbleben 6er prinsefpn ^rie6erife, ipar audj 6cren Pater (ßeorg IDilfjelm perftorben; es gab (Erbfc^aftsauseinan6erfe^ungen smifc^en ZDitme un6 Kin6em, 6ie erp (£n6e 6es 3^^res 6urcl; einen Heseg i^ren 2tbfc^luf fan6en. Vom, mufte eine Heife nadj Paris angetreten tper6en, ipo 6ie ^amilie feit 3^^^^" 5or6erungen aus fransSpfdjen Hequiptionen gelten6 madjte un6 einen Prosef n>egcn einer naffauifdjen (Erbfdjaft führte. Die prinjefpn (ßeorg un6 einige iljrer Kin6er nxiren fd^n meljrcre 3^^^^ früljer aus 6enfelben 2lnlaffen in Paris gemcfen un6 IfiXUn 6abei (ßelegen^t gefun6en, pc^ 6er Königin ZlTarie 2tntoinette 5U nähern, 6ie für 6ie jungen prinsefpnnen eine aufridjtige Heigung faf te un6 bis in 6ie Hepolutionsseit hinein mit i^nen in leb^ftem 23riefn>cdjfcl geblieben ip.

(Erp nac^ 6er Hücffeljr aus Paris 6ie Heife Ijatte, bciläupg bemerft, \3268 (Taler 29 (ßrofdjen un6 5S', Pfennig gefoftet , im Zllai ^78^, n>ur6e 6ie Verlobung 5n>ifdjen Karl un6 (Ct^irlotte in Darmfta6t gefeiert, im September \7S\, \6 3<iljre nadj 6er erften Permäljlung 6es Prinsen, 6ie tfoA\it\t Den IDinter über bis ipeit in 6as 3^^r ^785 I^inein blieb 6as fürplid^e Paar, ipie es fd^eint, nod; in 6em lieben Darmfta6t. Dann pe6elte es naäci l)annoper über, ipo bal6 6arauf, am 3. September ^785, 6ie dltepe (Coc^ter

Karls, (Cljarlotle, nodi nidjl \6 3a^re all, mit ffexioq ^mbndj pon Sadjfen^fjilöburgljaufen, öurc^ 6ie ZlTutler 6es prinscn Karl mit 6cm mccflcnburgifdjen fjaufe pertoanöt, pcmtäljlt tDuröe. (Cljarlotte n>ar fdjSn un6 anmutig, n>ie alle Kinöcr öes prinsen Karl unö ^fricöerifcns; im (ßcfdjmifterfrcife ^icf fte £olo o6cr Cottc „6ie Singefdjmefter".

2Im 30. Hopembcr ^785 gab prinscfjtn (Cljarlotte in £)annoper einem Knaben bas Ceben, 6er nadj 6em üater Karl genannt n>ur6e. IDie i^r Sriefmedjfel mit ZlTarie 2lntoinette 5eigt, ifatU fte it^rer fd^tpercn Stun6e mit bangen 2t^nungen entgegengefe^en, 6ie 6iesmal nic^t täufdjten; fürs nadj 6er €ntbin6ung, am ^2. Desember ^785, ift (Charlotte perftorben, aufridjtig beipeint pon i^ren Stieffin6em, 6enen fie eine mirflidje ZlTutter gen>or6en ipar, 3n 6em Crbauungsbuc^ Cuifens fin6en mir unter 6em \2. Desember ^790 eingetragen: „£)eute por fünf 2<^lfven ftarb meine liebe ZlTutter, ITlSge (ßott mir ein ^ers geben ipie 6a5 iljrige."

Der tCo6 6er Stiefmutter ipur6e für Cuifens Cebensgang be6eutfamer als 6er tCo6 6er eigenen ZlTutter. Der Pater, 6em smei grauen in tpeniger als pier ^^Ijxen geftorben tparen, persidjtete auf eine neue Dermä^lung; er na^m als ^übmav^dfall feinen 2tbfc^ie6 aus 6em ^annoperfd^en Znilitär6ienft un6 ging sunäd^ft auf Heifen, nad; £on6on, nac^ Streli^, 5u feiner älteften (Todjter nadj ^il6burgljaufen. Die Sö^ne lief er in £)annoper 5urücf, 6ie (Tödjter tüljerefe, Cuife un6 5rie6erife aber fan6te er nadj Darmfta6t, 5ur Prinsefftn (ßeorg, 6er (ßrofmutter, 6ie 6arum gebeten Ifatit.

Ztlfo perlief im ^rüt^jo^r ^786 prinseffin Cuife i^re (ßeburtsfta6t fjannoper, 6er fte, tpie fpatere Sriefe seigen, ein freun6lic^es Ztn6enf en immer betpa^rt Ijat Sie geljt nadj Darmfta6t, iljr junges Ceben gleitet in einen neuen Cntnncfelungsabfc^nitt un6 eine neue IDelt umfängt fte. (Eine IDelt, 6ie iljre untere fjeimat tper6en follte. Ztus 6er fc^n>ermütigen (EinfSrmigfeit 6er nor66eutfc^en (Tiefebene tritt fte in ein gefegnetes Can6, tpo fluf 6urc^raufd;te tüaler un6 tpal6umfrän5te £)öljen anmutig n>edjfeln, aus ^annopers fteifem un6 unfruchtbarem Son6er=^ leben in 6ie fc^Sne (ßefelligfeit un6 6as reidje (ßeiftesleben, 6as ftc^ 6urdj 6as ^M^ammcn^ ftrömen 6eutfc^er un6 fransöfifdjer Kultureinflüffe am H^ein gebil6et Ifatt^. //J^ur 6ort fönnen ipir bodf eigentlich leben," fc^reibt fpdter einmal eine an6ere Ijefftfdje prinsefftn aus Berlin, ;,6ort, tvo 6ie ZlTenfc^en ^erslic^er, freun6lidjer un6 gefelliger ftn6." €s ift, als iper6e Cuife je^t 6em mütterlidjen €r6reic^ tpie6ergegeben, aus 6em iljrer ZTatur 6ie rechte Ha^rung sutpädjft; als tper6e fte nun in 6ie Umgebung perpflanst, 6ie aus i^rem innerflcn IDefen ^aus 6er ©rofmutter un6 6er ZlTutter fd)6nes €rbteil 5ur reic^ften Entfaltung f5r6ert. 3n r^nifdjer Cuft, unter r^einifc^er Sonne blüljt prinseffin Cuife 5ur 3w"9f^^u empor*

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IL Darmftaöt

DarmftaM wax nic^t mc^r Me Stabt, 6ie cinji Dorläufcrin, faft Zlebcnbu^lerin IDeimars gcn>efcn. Die pon König ^ricöridj ben)un6erte /^grof e Canögräfin" Karoline ipar ^77^ geflorben. 3ljr (ßemaljl Canögraf CuötDig IX., 6er fie um fec^je^n 3a^re überlebte, fummerte fidj nidjt um öie aufblü^enöe öeutfc^e IMdjtung; fdjruUen^aft wie nur öie Streli^er „Dördjläuc^ting", befdjäftigte er fidj in pirmafens ausfdjUef lidj mit feinen Solöaten un6 feinem (Trommlerforps, für bas er piele (Taufenöe Don itTärfdjen $u fomponieren glaubte un6 in forgfältig geführten t£aQcbüdizm perseic^nete. 3n Darmftaöt lebte im Sc^lof fein ältefter Soljn, 6er €rbprin$, feit ^790 Canögraf CuötDig X., in nidjt eben glücflidjer €^e mit feiner Coufine Cuife, 6er ilTuttersfdjiDefter unferer Cuife. 2tn feinem fjofe Ifati^ Darmfta6t5 (ßlansseit nodj eine Xladi^ blute: (ßoetlje fam $un>eilen von ^wnffurt 06er IDeimar herüber un6 Schiller los 6ort im Desember \78^ 6en erften TXti feines Don Carlos por, n>obei audj 6ie mecflenburgifc^e ^amilie unter 6en ^uljövcm gen>efen fein mag. Die Cebensroeife tt>ar bürgerlich befc^ei6en, nodj fo mie 6er jugen6lic^e ^ar6enberg bei feinem Befudj im 3aljre ^772 6en Darmftä6ter fjof gefun6en tjatte, als er 6ie ^effifdjen prinseffmnen in Klei6em pon ^xi^ umfjergeljen fa^.

€benfo fc^lic^t un6 einfadj, aber glücflic^ als im Sc^lof , lebte in 6em gans nahebei am ZlTarft gelegenen „2tlten Palais", audj „Burgfrei^eitspalaft" genannt, 6ie prinseffm (ßeorg mit iljren 6rei (£nfelfin6em. Das 2tlte Palais, je^t in bürgerlichem Befi^, fc^aut nodj, auf erlief tpenig peran6ert, auf 6en ZlTarftpla^; eine (ße6cnftafel erinnert an prinscffm Cuife. Tludi 6ie Umgebung ift wenig pcrän6ert. (Ein ZTTarftpla^, wie in pielen fleinen 6eutfc^en Heft6en5en, mit Sc^lof un6 Hatljaus, unfern 6ie Sta6tfirclje, 6eren (ßlocfen unfere Prinsefflnnen oft an 6en Befuc^ 6es (Bottes6ien{)es mahnten; hinter ITTarftpla^ un6 Sc^lof fjeute wie 6amals 6as alte Darmfta6t, ein (ßewirr enger un6 unregelmäßiger Strafen. 2tufer 6em Palais befaf prinsefftn (Beorg noc^ einen an 6er alten 5^^"'^"^^^ Strafe gelegenen ©arten, 6en fogenannten Sc^wanengartcn, in 6em ein „Cuft^us" ftan6, un6" 6ie „Braunsljar6t", ein in 6en fedfsiger 3aljren 6es \8. 3aljrljun6erts erbautes Sdjlöfdjen, eine ;fa^rftun6e pon Darmfta6t nac^ itTains 5U gelegen, ein langes nie6riges einftScfiges Can6l>aus mit fdjwerfälligem Dacfj un6 fdjrägen Znanfar6en5immem.

Prinsefftn (ßeorg, ^729 geboren, war nacij 6em (ßemäl6e pon Seefa^ in Darmfta6t, 6as tte mit i^rem (ßemaljl sufammen 6arftellt, in i^rer 3u9^n^ ^«c braunäugige Sd^nljeit pon cixoas blaffer (ßefidjtsfarbe mit einem feingefcfjnittenen 2nun6e. Die 3^^re run6eten i^r 2tntli^, 6as auf fpätercn Bil6em poll un6 felbft 6erb erfdjdnt. Unperän6ert blieb i^

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3nncres: fte wav buvdj unö bnvdf Pfdl5erin, in i^rer Sprache wie in i^rem IDefen, eine femöeutfc^e Hatur, leichtblütig, poll (ßemüt unö ^frofjftnn, 6abei ateäterifc^ fronira i^r geiftlic^er Cicblingsfdjriftfteller wav 6er ort^o6oje Silberfc^Iag unö unberührt pon 6er fc^märmerifc^en (Empftn6famfeit 6er ^tit ^ur fte ir>ar ,,^reu6i9feit 6ie ZlTutler aller tru9en6en"» 3ljre Cnfelinnen ersog fte, mie fie einmal fdjreibt, sur tCugen6 un6 Soli6ität un6 5U 6en nxi^ren <Brun6fa$en einer foli6en Heligion. Sie befaf eine lebt^fte Unter^altungsgabe un6 plau6erte gern, fo 6af man in Darmfta6t iDO^l fagte: „fie fdjmä^t, iDie prinseffin ©eorg", un6 fidj 6rollige (ßefdjic^ten von iljrer naipen Urfprünglic^feit ersä^lte. yjve pome^mfte ©genfc^aft aber tpar iljr ;f amilienfinn, eine ^erslidje, immer teilne^men6e, immer opfertpillige Cicbe 5u iljren Kin6em un6 Kin6esfin6em, n>ie ju allen, 6ie 6er tpeitoersmeigten X?ertt)an6t- fc^aft 6e5 Ijefftfdjen fjaufes angehörten. 3n iljrer 2trt per6ient Prinseffin (ßeorg piclleic^t einen pia^ smifc^en i^rer grof en Can6smännin, 6er Pfälserin Cifelotte, un6 6er ;f rau 2tja, (ßoetljes ZlTutter.

Pon 6en Odjtem 6er Prinseffin (ßeorg lebten nac^ 6em tro6e ^rie6erifens un6 (Cljarlottens, 6er ZlTutter un6 Stiefmutter unferer Cuife, nur nodi jmei; bei6e tpenig glüdlidj in 6er €lje, bei6e, mie alle tCöc^ter 6er prinseffin (ßeorg, pon jarter (ßefun6ljeit; Cuife, 6ie (ßema^lin 6es Crbprinsen £u6n>ig Pon £)effen*Darmfta6t, un6 2tugufte, feit ^785 (Bt^ ma^lin 6e5 Prinsen ZlTay 3ofep^ pon Pfalss^^tpeibrücfen, 6es fpateren erften Königs 6es BaYerlan6es, Don iljren Söhnen ftan6en einige in frent6en Krieg56ienften; in Darmfta6t felbft lebte meift nur einer, Prins (Beorg, 6en aber unruhige 2(benteuerluft aud; oft aus 6er ZlTutter ^aus entfüljrte. Stets in (ßel6perlegenljeiten, blieb er 6o<^ immer pon un^ pertpüftlidj Ijeiterer Caune, 6er fröljlic^e ®nfel (Beorg, 6er Ciebling feiner Heffen un6 Hidjten, 6ie er liebte, n>ie er feine perftorbenen Sd^meftem geliebt Ijatte, un6 fär 6eren Unterhaltung er 6urdj Heine ^efte un6 Ztusflüge immer bemüljt n>ar.

3^ 3^^^^ 1^8^/ i^^ geringen ^reu6e 6er regieren6en ^efftfc^en ^amilie, fie6elte audj Prins Karl mit feinen bei6en Söhnen (ßeorg un6 Karl nadj Darmfta6t über, n>o er fidj an 6er Stelle 6es je^igen H^eintores ein ^aus faufte. €r Ifat es n>enig ben>o^nt, meift lebte er bei (Charlotte in ^il6burgljaufen, als Präfi6ent einer faiferlic^en Kre6itfommiffton, 6ie 6en jerrütteten ;f inansper^ältniffen 6es Meinen £an6es aufljelfen follte. ®^ne ZlTutter un6 faft oljne Pater aufipadjfen6, fdjloffen ftdj feine fünf Kin6er um fo inniger einan6er an, 6ie Brü6€r poll Betpun6erung un6 Eingabe für 6ie Sdjipeftem, 6ie Sc^ipeftem poU Stolj auf 6ie Brü6er, befon6€rs auf Ceorg. Das 2^^ \'^^9 bradjte 6em glücflidjen (ßefc^nnfterfreife eine fc^mei^lidje (Trennung, einen 2tbfdjie6 mit pielen Cränen. Sdjmefter (T^erefe, Höschen, tpte fte in 6er ^familie genannt tpur6e, folgte, faum fedße^n yxifxt alt, 6em (Erbprinsen

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Karl 2nefan6er von C^um nnb tZaps als (Bema^ltn nadf Hegensburg. Sdiön unb getftig IfoiibtQabt, Ifatt^ fte fd^on mehrere BetDerber unt i^re tfonb suräcfgctmefen, öarunter andi einen i^rer ®nfel; für 6en prinsen von fZijntn nnb IZcQcis, öeffen Eintrag pon 6er IZanit in Cnglanö unterftu^t n>uröe, entfc^Iof fte ftc^ nur 55gem6 unö nid^t o^ne ftc^ fär il^ren epangclifc^en (ßlauben poUe Befenntnisfrei^eit aussumac^en.

Die (Ersieljung 6er Kin6er 6e5 prinsen Karl Ijatle in ^annoper, iDie fc^n ttwäifnt, anfänglidj ^räulein pon IDolsogen geleilet, neben 6er 3^ XI. Sdjrage, fpäter Profeffor in (ßöttingen, Unterridjt erteilte» 3^ 3<^l?re \785 mar ^räulein Pon IDolsogen 6er neu* pemiäljlten ^ersogin (Cljarlotte nac^ £)il6burgtjaufen gefolgt, wo fie nodi lange 3^^re als ©ber^ofmeifterin gelebt Ijat. Durdj ^uftge Seifen un6 fleißigen Briefmedjfel unterljielt fie audj pon 6ort aus einen regen Derfe^r mit 6en (ßefdjn>iftem, 6ie i^r ^rslidj sugetan blieben. Xlodi im 3^^^^^ IÖ02 fdjrieb Cuife 6er 5djn>efter C^erefe: ,,Die gute IDolsogen ifi mir fo ac^tungsn>ert, n>ie nur irgen6 ein menfc^lidjes IDefen fein fann, ic^ fenne nieman6, 6em ipir fo piel per6anfen n>ie i^r, nic^t blof tpegen 6es (Buten, 6as fte ]e6em einseinen pon uns ertpicfen Ijat, fon6em ipegen 6es (Buten, 6as fie 6en (ßlie6em einer ^amilie unaufljSrlidj enpeift, 6ic fo einig ift tpie 6ie unfere."

Xlodf por XDeggang 6es ^räulein pon XDoljogen tpur6e, n>ie es fc^eint, ein ^räulein 2tgier mit 6em Unterricht betraut, 6ie ein ftrenges aber furses Regiment gefüljrt Ijaben foU. 3l?r folgte, noc^ in fjannoper un6 nodj bei Cebseiten 6er stpeiten (ßemaljlin 6es prinscn Karl, ^räulein SalomJ pon (B^lieu, aus 6em 6amals preugifc^en Heud^ateL (Eine bxümtU Dame mit einem angenehmen un6 sugleidj n>ür6igen 2teuf eren, Pon Ijeiterem (ßemüte un6 fdjlidjter ^frömmigfeit, n>ufte fte in 6er (Ersieljung 6er prinseffinnen Strenge un6 2nil6e glücflic^ 5u pereinigen. Xladf 6em tro6e 6er Stiefmutter, ^786, fte6elte fte mit 6en Prinscffinncn nadi Darmfta6t über, tpo fte 6ie peripaiften Kin6er gan5 in 6em frommen un6 fröljlic^en Sinne 6er (ßrofmutter aufsog un6 bis sur Dermäljlung Cuifens un6 ;frie6erifens perblicb. Sie tjat fpdtcr in einem (ßc6idjt an bcn Kronprinsen ^mbridf IDiUjelm als i^r einsiges l?er6ienft bescidjnet: 6af fte „6as glücflidje Haturcll Cuifens nidjt per6orben Ijabe". Cuife felbft ^at als Kronprinsefftn, n>ie als Königin, in guten n>ie in bdfen (Tagen 6anfbar un6 Ijerslid) il?rer ge6ac^t, fte reidjlidj unterftü^t un6 in iljr immer 6ie Celjrerin pereljrt, Pon 6cr fte „6as (ßute s" lieben un6 su tun gelernt Ijabe". Iln6 nadj Cuifens (Co6e Ijat Jrie6ric^ IDilt^elm III., 6er als Kronprins in 6er glücflid;en Brautseit \7^3 oft mit i^r geplau6ert un6 gefdjerst Ijatte, pietätpoll ftdj 6er (ßreiftn angenommen un6 i^r im 3^ljre (8(^ auf 6er Hücffeljr pon Paris mit feinem so>^*c" So^ne, 6em fpoteren Kaifer IDilljelm, in i^rer Qeimat (Colombier in Heuc^atel einen Befud; abgeftattet.

JDie fc^on öie XDalfl 6er (Ersic^erin bcfunöct, Hlöete rxadi 6er Sitte 6er ^At 6ie Cr*» lernung 6er fransöftfdjen Spradje 6en ZlTitlelpunft 6e5 Unterridjts; ^ransSfifdj tDur6e audj im fc^riftlic^en Perfe^r faft regelmäfig gebraudjt, n>ä^ren6 6ie Unlerljaltung meift 6eutf(^ un6 ^äuftg im r^nfränfifdjen Dialeft gefüljrt tpur6e. Cuife fyxi fpäter als Königin, obgleidj fie iljren Kin6em n>ie6erIjoIt fleifige Uebung im ^ransSfifc^en anempfaljl, es 6odj oft beflagt, 6af 6ie (ßrun6lage i^rer BiI6ung fransSfifc^ geiDefen voax. Heben ^räulein pon (ß^Iieu, 6ie t^auptfäc^Iid; in fransdfifc^er un6 englifd^er Sprache unterrichtet 5U ^aben fdjeint, ^aben 6ie prinseffinnen in Darmfta6t nodj an6cre Ce^rer geljabt, unter 6enen namentlidj ein (ßeiftlic^er, ^rey, öfter ermähnt n>ir6.

Cuife mar eine siemlidj mittelmäfige Sdjülerin; fdjon 6er ^ix^iänb iljrer fjefte n>ür6e xlfv Ijeute ungeso^Ite „tCa6eI" 5U5ie^en, fo nac^Iäfftg ftn6 fte gefüfjrt, be6ecft mit Zeichnungen, auf 6enen Damen in farifiertem Zno6epu^, mit tCoupfe un6 SWcfelfdjufjen ein^erftolsieren, o6er befc^rieben mit übermütigen öemerfungen, mie 6em nur 5u tna^ren Selbftbefenntnis: „3nl?alt gefdjmiert, 6en 22. 2tpril, ^3 3al?re alt; Sdjan6 über alle Sdjan6e. ^789." tln6 n>eldje 2tuffc^riften: „^efte für 6ie 2tuffä^e, 6ie meljr als 5n>ölf ^eljler Ijaben." ®6er auf 6en fran55fifc!jen fjeften 6er 3o>5lfjäIjrigen: „Cayez**; erft 6ie Dreise^njä^rige, 6ie fic^ etwas meljr sufammensuncljmen fc^eint, fc^reibt richtig Cahier. ^freilieft ort^ograpljifc^ 6eutfdj o6er fransSfifcij 5U fcijreiben, tjat Cuife niemals gelernt, fo oft auc^ ;f räulein pon (Bilkn xlfx für fdjlec^te 2trbeiten mittags 6en Hac^tifcij entsog.

3m gansen muf 6er Unterridjt rec^t mangel^ft gemefen fein; n>enn man pon 6en frem6en Sprachen abfielet, feljr piel fdjledjter, als irgen6ein Kin6 ^ute in irgen6einer ftä6tifcljen (ßemein6efc^ule Deutfc^lan6s unterrichtet n>ir6. Va lernt 6ie fdjon ;f ünfseljnjäljrige, 6af 6ie €r6fun6e „eingeteilt n>ir6 in nor6en un6 Sü6en, in IDeften un6 ®ften", un6 6af es Pier IDeltteile gibt, 6arunter „2tffricfa". Sie lernt 6ie ZlTeere, 6ie (Europa „um^ un6 6urc^piefen", un6 auf 6ie ^vaQc, »eldjes 6ie „^auptgebürge" (Europas fin6, antn>ortet fie: „Die 2tllpen, ZlTontblanc, ZlTontjurat; 6iefe ftn6 es, 6ie idj mir in 6iefem 2tugenblicf befmne." Pon 6er IDeltgefdjic^te erfäljrt 6ie ^tPÖlfjü^rige, 6af man 6ie erfle Perio6e „Urtpelt" nennen fSnne un6 6af pe „pon 2t6am bis auf 6ie noadjifdje ^lut ge^e" un6 \S56 ^aiixe „entölte". „Znit 6en perftfc^en Kriegen," fo lernt fte tpeiter, „fängt ftcij 6ie blüljen6e Perio6e 6er ©riechen an, 6ie anje^t alle für einen ZTlann ftan6en. Die griec^ifc^en (generale Üiatm IDun6er 6er (Tapferfeit, Pericfles un6 2tl5iebia6es, 5tpei ]?eru>an6te, trugen piel 6a5u bei, 6af 2tt^en IDiffenfc^aft un6 Künfte bef6r6erte, aber audj 6af es tpeibifdj un6 meidjlidj tpar6/' Zlodj ein IDort pon 6en 2v5mem: fie iper6en pon fjannibal, 6er über 6ie 2tpenninnen nacij ;f lorens geljt, „$u 6reien un6 Pieren ZlTalen" gefdjlagen, aber „fie ^Iten contenance" . .

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Beffcren Crfolg fc^cint ^cr Unterricht im ^eic^nen un6 befonöcrs audj in 6er ZHuftf ge^U }u ^ben; o^ne bas grofe muftfaltfd^ (Talent it^rer älteften Sd^tDefter }u beft^en, lernte Cutfe gut Klarier fpielen un6 sur ^rfe fingen; felbft Jrieöridj IDiöjelm III., fonft fein 7Xln[\t^ freunö, 6en 6ie flaffifc^en (ßefänge 6er ,;Singefdjir>efter" (C^rlotte langtDeilten, tjat ftdf fpäter oft an Cuifens Weinen £ie6em erfreut.

Den tiefften un6 nad^t^altigften (£in6rucf aber empfing Cuife pon i^rem Heligions» unterridjt. 2tudj Ijier n>ir6 man bei 6em Durdjblättem iljrer dltepen Heligions^efte, 6ie ftc^ von 6en Sdjreibljeften auf erlief porteil^aft unterfdjei6en, jutDeilen ein Cäc^eln faum untere* 6rücfen Mnnen, u>enn man fo mandje naipe 2leuferung lieft, tpie etuni folgen6e: „Die Heligion 3<^fu ifi^ 9^o^^ üorsüge, ipeil fie (ßott uns auf 6a5 t^utljlidjefte fennen lernt un6 fo alles 6as genau fagt, n>as tDir ju tt^un ^ben, um 6iefera (Sott 5U gefallen^'; o6cr tpenn €uife auf 6ie ^rage: IDie perfteljen Sie, 6af (ßott enng ift? antn>ortet: „Va^ (ßott enng fei, perftet^e ic^ fo: er t^t nie einen 2Infang genommen un6 tpir6 auc^ fein (En6e net^men.'' 3^t tjauptfäc^lidjes €rbauungsbudj n?aren Sturms „Unterijaltungen mit (ßott in 6en 21Iorgenftun6en auf je6en (Tag 6es 3^^^^"/ ^^ ^^^ ^^^ (ßrofmuttcr „5U 3^^^ (Erbauung un6 ibung im n>a^ren unge^eigelten (Cljriftent^um" \788 gefc^enft Ifattc, un6 6as fie audj als tCagebuc^ benu^te. IDie mangelt^aft aber auc^ 6iefer Unterricf^t 5un>eilen gemefen fein mag, er erfüllte Cuife mit jenem unbe6ingten un6 unn>an6elbaren (ßottpertrauen, 6as fte über alle Klippen un6 2Ibgrün6e il^res Cebens ftegt^ft t}inn>eggetragen ^at. Dies unerfd^ütterlid^ (ßottpertrauen fpric^t aus 6en erften unbe^lfenen Hie6erfci;riftcn i^rer ^eiteren Kin6ertage, nrie in 6en fc^merften Sdjicffalsftun6en Pon ^807 6ie Briefe 6cr Konigin 6aPon 6urdj6rungen ftn6. So Ijat ftdj iljr 6er IDunfdj erfüllt, 6en fte ^79^ in einem iljrer Heligionsljefte nie6er:s fdjricb: „(Sott n>olle 6iefen Unterridjt fegnen un6 mir Kraft un6 Stärfe geben, 6as in (Erfüllung 5U bringen, ipas idj mir porgenommen Ifabc: ftets als eine (Cljriftin $u leben."

Dicfe Sdjreib^efte, S^VLQm\\e pon Cuifens lauterer ^römmigfeit, perraten unbetpuft nodf einen an6eren 3^9 ^^^^^ n>er6en6en 3^^' ^^ innige Ciebe 5U il^ren 2(nget^rigen. Da lieft man mitten unter Sc^reibübungcn 06er religiöfen Betradjtungen 6ie fc^ipefterlic^ teilne^men6en IDorte über 6en jüngften Bru6er: „6er Heine Karl ift redjt franf", un6 6ie rüt}ren6e Klage: „Ijeute tjat (Eljerefe i^re (Todjter un6 iljr (ßlücf perloren"; an6ererfeits tpie6er 6ie ^eitere Datierung: „6rei (Tage nadf 6er 2tnfunft meines geliebten Daters.'' ZHit glcic^ ^erslidjer Ciebe umfaft Cuife üater un6 (ßrofmutter, Brü6er un6 Sdjipeftem, (Dnfel un6 (Tanten, por allen 6en lieben fröl^lic^en (Dnfel (ßeorg un6 6ie „engel^fte'' (Tante 2Iugufte pon Pfal5;=^n:>eibrücfen nur (Tante Cuife, 6ie regieren6e Can6gräfin, fd^eint fte 6apon ausgefd^loffen ju ^bett. Diefer tiefgeipurjelte ^amilienftnn, 6iefe gegenfeitige

(Eltern xinb (ßcfcbunftiT bcv Wönii^in Cuife (. priti^cfiut frtc^f^tf^; von iHectlfiibura-f trclils, niutter. 2. priti^cffm HTaric

Da^lllfta^t, «ßrojjimittcr, ^. prirtjeffm «^l^arlottc von Ilkcflent^urij-rtrcHij, rticfmultcr. ^, pniijcffrn Slfcrefe

DO« Cbuni iinb (Tans, 5d?u>eftcr, 5. 17^504 Karl pon IHerfleuhitiij-f »relit?, Vaitt. 6. l7erjiO(jin Charlotte

00n ^ilMmr^l^aiifen, Sd^mefter. 7* priiij Karl von !lTecfleniinra'3trdit5, Bnibcr. 8. prin^effifi ^fr^^^^f'^

von preußeii, 5^tiic(tcr. 9, prinj (Seordi Doti inciflettbuif^'Stri^litj, i^rubift

peripanötfc^aftlic^c Ctcbc, 6ie fic^ oft übcrfc^ioengüc^ genug auf ert^ fo fc^reibt Prhts Karl an feine S^ioiegermutter als 6te „divine" un6 „adorable m^re", an feine Coc^ter C^efe: „de coeur et d'ame je veux vivre et mourir tout ä vous" ift neben einer innigen ^rSmmigfeit ein loefentlic^er (C^araftersug 6es gansen Kreifes, &er in 6er (Brofmutter, Prinsefpn ©eorg, fein ^aupt pere^rte. Die bereits ©erheirateten (EnPelinnen ^ren niemals auf, öaran teil$une^men, um fo weniger, 6a i^nen felbft in i^ren €^n fein polles (ßlücf erblühen feilte* 2)armfta6t bleibt für fie alle 6er ZTlittelpunft, nac^ 6em oon ^ittburg^» fyxufen un6 Hegensburg, loie fc^on oorljer pon ZlTannljeim un6 Karlsruhe 6ie pem>an6t:' fc^aftlic^en ^ä6en sufammenlaufen* JTlan befc^enft ftc^, man befuc^t fidj, fo fnapp oft 6er <ßel6beutel ift, perm5gen6 war nur Cljerefe man taufest Pre6igten un6 ZHuftPftäcfe, neue ino6en un6 neue Homane, un6 wälfvtnb in ^ranfreic^ eine alte H)elt perfinft un6 eine neue emporfteigt, erörtert man grün6Iic^ alles IDoIjI un6 IDelje 6es Familienlebens, ipie 6ie ^rage 6er ^tpecfmafigPeit mätterlid^er Pflichterfüllung gegenüber 6en Säuglingen. ^n 6em »armen Sdjof e 6iefes Familienlebens ipudjs Cuife ^eran. IMe fc^meic^In6e Ueberlieferung, 6ie iljre Cieblinge gern bereits als Kin6er aus 6er ZHenge ^eraus^bt, fyxt auc^ um 6te junge £uife fc^on einen Stra^Ienfrans getpoben; fie lägt fie als 6ie be6euten6fte 6es Kreifes, als 6en allgemeinen Ciebling erfc^einen* Die gleidjseitigen S^\xq;nx^^, 6enen unfere Darftellung ^ier n>ie fonft allein folgt, tpiffen 6apon nichts, Cuife befaf nidjt 6ie reiche mufifalifc^e Begabung i^rer älteften Sdjn>efter (Charlotte; an geiftiger Segfamfeit tpar i^r C^erefe fiberlegen; Frie6erife, 6as €benbiI6 i^rer ZITutter, fanft un6 n>eic^ n>ie fie, n>ar Iiebensn>ür6iger un6 beliebter. Cuife foll in i^rem IDefen me^r 6er Stiefmutter Cljarlotte geglidjen fyxben* lCin6Iic^e Unarten, 6ie iljr Ce^rer in ^annoper 5U ta6eln fan6, tro^igen (Eigenfinn un6 nafemeife llnfreun6Iid}feit gegen 6ie älteren Sc^meftem, ^atte fie ubenpun6en; aber fte blieb ein tpiI6es Ding, in 6effen 2t6em 6as Pfälserblut leicht un6 rafdj rollte, ^ubfc^ un6 fdjianf, poll Uebermut un6 fpru6eln6er Caune, erfdjien „Louise r^tourdie", „O^ngfer ^ufdj", n>ie man fie ipo^l nannte, etipas flüchtig un6 oberflächlich, obfdjon es i^rem innerften IDcfen an (£mft un6 (Tiefe 6es (ßemüts un6 6er <Empfin6ung Peinestpegs fehlte.

Das fc^öne (ßlücf 6es innigen F'^milienlebens in Darmfta6t breitet einen fonnigen (ßlans über Cuifens Kin6erja^re; i^r IDefen blieb pon feinen Strahlen 6urc^rungen un6 fein Jtbglans ^at fie 6urdj 6unfle Cage Ijin6urd} begleitet- es n>ar ein Weiteres Ceben im Jtlten Palais am Darmftä6ter ZTlarfte* 3^ IDinter ^ab es 3ag6en un6 Sdjlittenfa^rten, bei 6enen ®nfel (ßeorg felbft oftmals 6en ßüiittT madiU, Ztlosfenfefte un6 Bälle bis in 6en gellen ZTlorgen, an 6eren $tpanglofe F^^Stflidffeit

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Cuife fpdter in Berlin oft feljnffldjtig 5urflcfgc6adjt Ifoi, unb vkl, piel 7Xl\x[xt in Konserten un6 0peretten* Bei 6en üonserten im S^Ioffe Ifoi ftc^ Cuife nic^t feiten 9elan9n>eilt; um fo eifriger beteiligte fie fidf an &en tl^eatralifc^n 2tuffü(;rungen, mit öenen jeöes ^amilien« feft gefeiert n>ur6e« So n>irfte fie, erft se^njä^rig, mit bei einer 2luffu^rung 6er „Bonne Mire" Don ^rau pon (ßenlis. Die beflen Dorfteüer, fo fagt öie Darmftdöter (Craöition, n>aren iljre Cante Cuife unö iljr Pater, prins Karl, 6em eine angenel^me fräftige Stimme un6 gefd^macfpoUer (Sefang nad^gerül^mt n>er&en* 2tls Porlefer ^t er fpdter aud; bei 6er geftrengen (ßräfin oon 2?of 2lnerfennung gefun6en. Das fdjSnfte ^amilienfeft, nne flberall in 6eutfd}en Can6en, nxir 6ie IDeil^nad^tsfeier. Da mufte Cuife 6ie (Befc^enPe 6er per« mahlten Sd{n>eftem 6er (Srofmama ^mlid; auf 6en XDei^nad^tstifd; legen, un6 n>enn 6ann 6ie Befdjenfte fragte: (Semif pon tOjerefc? fo fonnte Cuife 6reift leugnen, bis ©nfel (Seorg mit 6er erfd;recfen6en Droljung: „IDillfte perblin6en?" fie 5um (ßeftän6nis $nxmg.

Den Sommer perlebte man im (Barten un6 Cuft^aus 6er (Brogmama, in 6er Brauns«» ^r6t, un6, n>enn man eingela6en n>ur6e, in Stuerbad; an 6er Bergftrafe, n>o in 6em am n^eftlid^en 2tb^nge 6es 06enn>aI6es anmutig gebetteten „^urftenlager" 6ie erbprinslic^e ^ffifc^e ^amilie i^ren Sommeraufent^It 5u nehmen pflegte* 2ludj »eitere Heifen n>ur6en im Sommer gern unternommen; lag 6oc^ Darmfta6t fo redft mitteninne smifdjen ^ranffurt un6 ZTlannljeim, Karlsruhe un6 Strasburg, ipo man überall liebe Z7enpan6te o6er gute ^reun6e 5u n>oI;nen ^tte.

Die erfte Seife Cuifens, pon 6er n>ir nriffen, ging nad; Straf bürg, 6as fte im 2tuguft ^788 mit 6er (ßrofmutter, Sc^n>efter 5rie6erife un6 ^räulein pon (RHku befudjte. 3" Straf bürg lebte 6amals 6ie Cicblingstodjter 6er (ßrofmutter, 2tugufte, mit iljrem (ßemaljl, 6em prinsen ZHaf pon Pfal5^^a>eibrflcfen, 6er als 0berft 6es Regiments Soyal^Bapiire in fransSftfc^en Dienftcn ftan6* Cuife Ifcd fidj 6ort feljr glflcflic^ gefüljlt. Das feit September ^785 per*» mahlte Paar ^tte bereits sipei Kin6er, Prins Cu6n>ig, fpater König Cu6n>ig I. pon IBayetn, un6 Prinseffin 2tugufte, 6ie einft (Bemal^lin 6es prinsen (Eugen Beau^mais, Pisefdnigs pon 3^^Ii^n, un6 6ie Stammmutter 6er Ceud^tenbergs n>er6en foUte. Z7on 6iefem Petter un6 6em Bäsditn fpric^t Cuife in einem natürlidj fransöfifdj gefdjriebcnen Briefe an iljren Bru6er, 6en 6amals neunjäl^rigen (Seorg; es ift 6er erfte Brief, 6er ftd; pon U;r er^lten ^t. Sie fc^reibt, fte fälble ftd; in Straf bürg n^te im Qimmel. „Der Heine Cu^er befin6et ftd) n>oI;l, er ift rec^t artig gen>or6en. Die f leine 2tugufte ift auc^ ^ubfd;, un6 fyii ein präd^tiges 2tusfel;en.^' Cuife ^t aud; 6as ^Hunfter bis 5ur Plattform beftiegen un6 lief fid; nur fc^mer surucfl^lten, bis 5u 6en (Cürmd^en ^inaufsuflettem.

Befon6ers läufig n>aren 2tusfluge pon Darmfta6t nac^ 6em naiven ^ranffurt, n>o 6ie ineffe bcfud^t un6 (EinPäufe gentad^t n>ur6en. Dort I^ben 6ie prinsefftnnen im tDjum

un6 tCayisfc^en Palais un6 mit 6er (ßemaljlin 6es tCayisfdjen Vertreters, ^rau pon 2?rints, perfeljrt, 6er wix eine 6er erften Sdjitöerungen 6er prinseffinnen per6anfen» Sie fc^reibt im September ^789 6er prinseffin tCI?erefe: „3^? ^atte 6as Vergnügen ^ier3^w bei6en SdjiDeftem 5U fe^en un6 eine ent$ücf en6e Stun6e mit i^nen 5U perleben, n)obei n>ir pon 3^?"^" fprac^en* (£s fin6 rei5en6e Kin6er, bei6e gleidj ^übfdj, geiftpoll, gut, aber, idj ipeif nic^t iparum, mein ^ers fpric^t meljr für 5rie6erife." 2^3<^^^^ \'^9^t int ©ftober, penpeilten jie ipie6er meljrere IDodjen in ^ranffurt, um mit Sc^ipefter C^erefe, 6er ftdj Cuife innigft anfc^lof, 6en ^eftlidjfeiten bei 6er Krönung Kaifer £eopoI6s I. beisumoljnen. Damals, ipie es fc^eint, madjten fte audj 6ie Befanntfc^aft pon (ßoetljes ZHutter» Die ^ro^noturen 6er ^rau 2tja un6 6er (£nfelfin6er 6er Prinseffin (ßeorg fan6en ftdj leicht $ufammen* €s ift befannt un6 oft ersäljlt, u)ie Cuife un6 ^rie6erife mit 3ru6er (ßeorg im ^aus am ^irfc^raben ^erum* gefprungen fin6, n>ie fie Specffalat gegeffen un6 am ^ofbrunnen XDaffer geplumpt Ijaben, Diele 3^^^5^^"^^ fp^ter, ^828, liat (ßoetlje 6em prinsen (ßeorg eine ^cxdinnxiQ 6iefes Brunnens mit einigen Verfen gefdjenft*

5u U)ie6erIjoIten ZTlalen 6urfte Cuife audj 6ie (ßrofmutter nadj Broic^ begleiten, 6em am linfen Ufer 6er Hu^r 5U)ifc^en Znfilljeim un6 Duisburg gelegenen Schlöffe, 6as aus 6em Hadjlaf 6er (ßrafen pon Ceiningen ftammte, Von 6en erften Seifen, ^787 un6 ^789, n>iffen mir n>enig, 6efto meljr pon 6er 6ritten un6 legten Seife im ^aifx^ \'^9\, o\s Cuife iljr ^5. 3^^^ pollen6et ^tte. Die Heifegefellfdjaft beftan6 aus 6er (ßrofmutter mit iljrer ^of6ame ^räulein pon Dürf^eim, ©nfel (ßeorg, Cuife un6 ^rie6erife mit i^rer (Ersieljerin, un6 6em f leinen fünfjdljrigen KarL Prins (ßeorg nxir mit 6em Vater in Pyrmont 2lm ^.3""^ n)ur6e 6ie Heife angetreten* 3" Sdjiff ging es rljeinabu)ärts nac^ Koblens, ipo fte bei 6er (ßräfin ZTlettemic^, 6er ZITutter 6es fpäteren öfterreic^ifc^en fürft< Staatsfanslers, 5U JTlittag fpeiften* Sonft n>o^nten, af en un6 fdjliefen fte auf 6em Schiffe. Xladi fursem 2luf enthalte in Köln famen 6ie Heifen6en am ^. 2^m in Broidj an, wo fte mit jubeln6en Hurrarufen begrägt n>ur6en* 2tuf 6er Heife Ijatte ^rie6erife rljeinifc^e Burgen gemalt, Cuife ein Heifetagebudj gefüljrt, 6as uns lei6er nic^t erijalten ift. 3" Broidj U)ur6e 6er Unterridjt fortgefe^t, regelmäßig sipei Stun6en täglidj arbeiteten 6ie Prinsefpnnen mit i^rer (Ersieljerin, Ijauptfäc^lidj, n>ie es fc^eint, fransöfifc^: fie muften fransöfifdje Briefe un6 f leine Crsä^lungen f (^reiben, (ßefdjidjten pon tugen6Ijaften 2nä6djen, 6ie 6urdj 6as 2tn6enfen an iljre ZHutter por Verführung beipaljrt iper6en. 3" ^^^ übrigen 3^ ^f^" fie, Cuife: ^rie6ridj mit 6er gebiffenen XDange, n>as i^r fe^r gefiel, ^rie6erife: ^ermann pon Unna, 06er fpielten mit an6eren Kin6em in 6er Umgegen6. Cuifens 2tn6enfen ift 6ort leben6ig geblieben, piele (ßefdjic^ten ersä^lt man fidj nodj Ijeute pon iljrer Ceutfeligfeit

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unb Qerjcnsgüte: pon i^rem Znitleiöen für 6en atmen Cäufer 5er (Srofmutter, t^rer tCeiU nannte fflr eine genefen&e SdiatladihanU, i^rer bereittmlligen Qilfe für einen fd;it>er arbeitenöen Bauer*

2n bas einförmige Ceben in Broidj, öeffen Stille nur öurdj 6ie aufregenöen Zladj^ richten aus ^ranfreic^ über 6ie mif lungene f ludjt König Cuöimgs XVI. unterbrodjen n>ur6e, brad^te 6er gute 0nfel (Beorg eine angenehme 2(bn>ed;felung« (£r fd^Iug eine Seife nac^ 6em naiven tfoüanb por; 6ie (Brofmutter n>eigerte fid; anfangs, es fehlte an Seifegelö, 6afär u>ur6e Sat gefd^afft öurd; eine f leine 2tnlei^ bei (Bräfin Polyfena Ceiningen, 6ann gab (Brofmama nad; un6 am 2^.2tuguft n>ur6e 6ie Seife nac^ ^Uanö angetreten* Bei grofer ^i^e ging es 6urc^ glä^en6en San6 nad; JEanten unö Kiepe, tpo 6ie Seifenöen in einem ^übfdj unö füljl im (ßrünen gelegenen (ßaftljaus „oberge**, fdjreibt Cuife ausruljten* Kiepe gefiel i^nen feljr* Sie madjten öort öie Befanntfdjaft eines ^rciljcrm pon Spam, 6cr fte auf fein Cuftfc^lof Bellepue einluö, 6effen elegante Damensimmer 6en f leinen Prinseffinnen grofen Cinörucf machten. Bei (Eifere faf Cuife neben 6em ^rei^errn, 6er i^r prop^$eite, fie n>er6e in 6rei 3<^^^c" permä^lt fein »ie es auc^ in (Erfüllung gegangen ift. Dann überfd^ritten fte Me ^UanMfd^e (Brense un6 über 2(m^eim un5 Utred^t, tpo bas (Baft^aus unferer prinseffin ipie ein Sdjlof erfc^ien, erreidjten fte mit 6er tCrecffdjuite am 2tben6 6es 26. 2tuguft 2tmfter6am, 6effen glan5en6 erleuchtete £ä6en Cuifens Beipun6erung erregten, n>äljren6 eine geheime 2tngfl por 6en nac^ 3"Wen perfc^leppen6en „Seelen^ perfopem" fie beunruljigte* 3" 2tmfler6am befa^en 6ie Heifen6en meift unter ^ül^rung 6es 2)armftä6ter Hefi6enten 6as Sta6tljaus, 6ie Synagoge, 6as ^aus 6er3n6ifdjen Kompagnie, 6as 2trmen(^us, n>o 6er 2tnblict 6er „filles de mauvaise vie'* Cutfen Sd^u6er einfiöfte, 6ie Zriarinefdjule, por allem 6en ^afen, 6effen inaftenn>al6 „ein aus 6em XDaffer auf= taudjen6es (ße^ls" fie anftaunte* 2lben6s befudjten fie, n>a^ren6 (ßrofmutter meift 5u ^aufe blieb, 6as fransSfifc^e tC^eater, pon 6effen Publifum, reidj un6 gefdjmacfpoll gef lei6eten Kaufmannsfrauen, fie neugierig betradjtet tt>ur6en. Von 2tmfter6am aus fuhren fie 5u Schiff nadj Saar6am mit feinen (Erinnerungen an Peter 6en (Brof en, 6effen Ciebe für 6en Schiffsbau Cuifens polle 2tnerfennung fan6. „Que ce grand homme," fc^reibt 6ie fünfse^njä^rige Hationalöfonomin, „a fait du bien par lä, car c'est par le commerce que provicnt leur plus grande richesse."

(£rft am \. September perliefen fte 2(mfter6ant un6 reiften, tpic6er mit 6er (Crecf« fdjuite, bei ftürmifc^em Segentpetter über Qoarlem, in 6effen „grofer Kirc^** 6ie Klänge 6er tpeltberül^mten 0rgel fte entsücften, nac^ 6em i^ag, tpo fte mehrere Cage blieben, um 6ie <Bentäl6egalerie, 6as Haturalienfabinett, 6as ffaus im Bufd; 5U beftc^tigen. Sie mochten

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andf Ztusftüge nadj Scf^ereningen/ nadj Delft, öeffen Qugo <Brottus<>2)enfmaI 6er prinsefftn fcljr gefiel, un6 nadi Hotteriam, n>o geraöe Kinnes gefeiert ipuröe, 6ie fie an 5cn Homer in ^ranffurt erinnerte. Tim ^. September traten fie 6ie Hücfreife an, sunäc^ft n>ie6er auf einer 3^c^t, öfter öurdj ^olje ^ecf en, bei öenen Cuife öes ^erren^äufener (ßartens, sumommö la boudeuse, geöacf^te, nad; Utrecht, 6ann 5U IDagen toeiter, „an 6en lieben alten H^n^', über Kiepe nadj Broic^, bas fie am 6. September erreidjten, von Brüöerdjen Karl jubelnö begräbt.

3n 6en siemlic^ einge^enöen Ztufseic^nungen un6 Briefen, 6ie n>ir ober öiefen 2lusflug nac^ ^ollanö pon prinscf jin Cuife noc^ befi^en, n>ur6e man pergeblic^ nac^ einer 2teuf erung über nieöerlänöifc^e Kunft fudjen; 6ie einsigen (ßemdlöe, öeren fie eripä^nt, finö 6ie Bilöer 6er Prinsefftn oon ©ranien, Sdjw^Ut König ^rie6ridj XDil^elms n. oon Preufen, im Qaag; mel^r gefeffelt ^at fie 6er 2tnblicf ^oUdnMfd^er Sauberfeit un6 ^oIIän6ifd;en Heic^tums. Vas ^IIän6ifc^e Ceben überhaupt mit feiner ^ülle neuer (£rfdjeinungen prägte ftdj tief in Cuifens <Be6äd;tnis; bei Sd^iüers (Sefd^ic^te 6es TlbfaUs 6er Hie6erlan6e, 6ie fie fpäter öfter las, Ifat fie fidj i^rer ^IIän6ifc^n Heife, 6er gröften Seife iljrer 3^9^"^/ 9^^ erinnert*

Hodj bis Znitte ©ftober ^79^ blieb Cuife in Broidj mit <ßefc^n>iftem un6 (ßrofmutter, 6ie 6urc^ Peranftaltung Heiner tT^eaterauffü^rungen un6 Bälle 6en (EnPelPin6em 6en 2(ufent^alt fo angenehm als möglid; 5U mad^en fuc^te. Tlndf 6er (Seburtstag 6es in (Celle n>eilen6en Paters, 6er ^0. ©ftober, n>ur6e fo gefeiert. £ei6er fehlte 6abei ®nfel (ßeorg, 6er baI6 nacf; 6er Hficffel^r aus QoIIan6 Broic^ perlaffen ^e, un6 o^ne 6effen Ceilna^me feine poUe £uft auffommen n>oIIte. Cuife feinte fic^ fel^r nad; 2)armfta6t, nad; Bru6er (Beorg. „Dann," fo fc^rieb fie, „n>ir6 es ein XDie6erfeIjen geben, ein Stücf betitelt: IDa^re (ßcfc^n>iper* freu6e un6 Ciebe." Der IDinter in Darmfta6t, 6er hierauf folgte, bradjte emfte Cage für Cuife. Sie n>ar rafc^ emporgefc^offen, rafc^er als für i^re immer sarte <Befun6^eit suträglic^ n>ar. Die (Brofmutter, 6er fie längft über 6en Kopf ^inausgetoad^fen, flagt ^usmutterlid; n>o^l 5un>eilen, n>elc^e Hot fie mit 6en KIei6em Ifabc, 6ie faft alle ZHonate verlängert n>er6en muften, un6 nidjt feiten n>ur6en alte Klei6er 6er perftorbenen ZlTutter un6 Stiefmutter für 6ie Prinseffinnen umgeän6ert. Säjon im Sommer \790 war Cuife Ici6en6 getpefen; je^t, baI6 nadf Heuja^r \792, erfranfte fie abermals; nur langfam un6 fpät un6 nid^t o^ne Crfdjütterungen reifte fie en6Iidj $ur 3ww9f^^w* ^^ 2^.yxnnaT ^792 fdjrieb fie in eines i^rer Qefte: „Hadj6em idj siemlic^ lange franf tpar, arbeite ic^ ^eute 5um erpen ZlTale tpie6er un6 (Sott xvoüc mir feinen BeYftan6t 6a5U geben."

Die näc^ften ZHonate »aren 6er Vorbereitung bei6er Prinsefftnnen 5ur Konfirmation geipi6met Heben ^rey unterridjtete fie ^uptfäc^lidj 6er Sta6tpfarrer Cidjt^ammer, ein

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<ßeiftHcI;er t>on mtI6em unö abqMäütm IDefen, 6er audf fc^n Ce^rer 6er Pfalsgrafin ^(ugufie un6 Sd{tt>efter (C^efens gen>efen voat. Die 5tun6en bei £icf;t(^mnter ^ben einen unauslSfc^- lidjen €in6rucf auf Cuife gemadjt un6 üjr religiöfes (£mpfin6en pertieft, obfdjon fie langfamer lernte als ^rie6crife. „Cidjt^ammer/' fdjretbt fie 6amals, „flögt uns tu9en6Ijafte (Cmpfin* 6un9en ein, 6ie idj mein ganses Ceben $u ben>a^ren ^offe, 6enn idj erfenne, 6af es o^ne fie fein (ßlücf gibt. 2^ bin nie glücflidjer als n>enn idj uber$eugt bin, 6af Cidjt^mmer mit mir 5ufrie6en ift, un6 tpenn idj mir fagen fann: ^eute Ijaft Du nne6er piel gelernt 5u Deinem ewigen un6 seitlidjen (ßlücf."

2tm ^5. 3uni ^792 legten Cuife un6 ^rie6erife in 6er Sta6tfirdje $u Darmfta6t i^r Befenntnis ab un6 empfingen 6en Segen; 5n>ei tCage 6arauf naijmen fie 6as ^eilige Tlbm^ maljl, mit iljnen 6ie (ßrofmama un6 (Tante 2tugufte. 2ludj 6er Pater n>ar antt>efen6. 3n i^rem Crbauungsbudj perseic^nete Cuife auf fransöfifdj: ,,^eute ift 6er n>idjtigfte Cag meines Cebens, 6cr tCag meiner (Confirmation. (ßott gebe mir 6ie Stärfe, alle 6ie 2?er= fpredjungen $u erfüllen, 6ie ic^ i^m gemacht Ijabe, i^m, 6em 3^"9^" meiner S^müre"; un6 6er S^roefter tCIjerefe, 6ie nidjt Ijatte 5ur ^eier fommen f önnen, fdjrieb fie, 6iesmal in 6eutfc^er Spradje: „(ßott fegne Dic^ un6 midj, e6elfte 6er Sc^n>eftem un6 ^reun6innen. DoUbradjt ift 6as IDerf, 6as uns auf unfer gan5es £eben glücflidj madjen foU. (Belobt ift (Sott 6te eimge un6 unrerbrüdjlidje (Treue, un6 (Sott, 6er unfern Sc^tpur IjSrte, tpir6 uns audj eipig bcifteljen, iljn 5u Ijalten. (ßib mir audj Deinen Segen, liebe, befte un6 särtlidjfte Sc^u)efter, ftelje mir immer mit Deinem guten Hate bei, un6 bitte (ßott, 6af er midj ftärfe 5ur (Erfüllung aller meiner Pfiidjten."

Kaum u>eniger aber als 6urdj 6ie (£infegnung ipur6en Cuifens un6 ;frie6erifens jugen6lidje ^er$en 6amals erregt 6urdj 6ie 2lusfidjt auf eine neue Krönungsfeicr in ;franf* fürt a. 7X1. Hadj faum 5n>eijäljriger Hegierung, am ^.2när5 ^792, ipar Kaifer £eopol6 II. gcftorben, tief betrauert pon Prins Karl pon ZHecflenburg, 6er i^n als „£copol6 6en (Ein$igen, 6en großen un6 ausgeseidjneten iHonardjen" pereljrte. 2tm 5.3uli perfün6eten in ;franf^ fürt 300 Kanonenfdjüffe, 6af fein Soljn un6 €rbc, ;fran5, 6er König pon Ungarn un6 Böljmen, 5u feinem Hadjf olger aucft im Dcutfdjcn Heic^e gcipäljlt fei; am ^^. 3uli, 6em 3<if?restage 6es BaftiUefturmes, ipur6e er 5um Kaifer gefrönt. Der bei6en Sc^ipeftem Seljnfudjt n>ar feit lüodjen nadj ^ranffurt geridjtet, ipo 6ic Krönungsfcftlidjfciten locfcn6 ipinften. Der Pater woüU anfangs nidjts 6apon tjören; 6ie Seife, 6er 2lufcntljalt, por allem 6ie Coiletten 6er jungen Damen ^ttcn nrie6er 2tusgaben erfor6ert, 6enen feine befc^ei6enen (£infünftc tt>enig cntfpradjen. Sdjlicf lidj u>eldjer Pater ^ätte 5ipei folc^en (Tödjtem ipi6erflan6en? tPiUigte er ein; ipenigftens auf einige tCa^e 6urften 6ie prinjefftnnen nac^ ^ranffurt geljcn,

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unb £uife tonnte 6en ^aü, 6en 6er Sfterretd^tfc^e Kronungsbotfc^after gab, mit 6em jungen (ßrafen ZTIettemic^ eröffnen.

Die prinseffinnen ^oben, ime 6er Briefmedjfel tCt?erefens seigt, bamals in ^ranffurt bereits Ztufmerffamfeit erregt; man machte 6er (ßrofmama Komplimente 5u iljren Ijübfc^en (£nfelinnen; un6 audj ^rau von Vnnts fc^rieb im Sommer ^792: „Sie fin6 Ijübfdjer als je, Cuife ift fdjön, ^rie6erife ^übfdj un6 gut."

(Es n>ar 6ie le^te lirSnung gemefen, 6ie 6ie alte 1:(aiferfta6t am ZHain gefe^en t^at, n>ie es auf 2<^imciinU hinaus 6er le^e frie6Iic^e Sommer n>ar, 6en 6ie Bemoljner 6er H{jeinlan6e genoffen. Hoc^ im Jtuguft tummelten fic^ 6ie jungen prinseffinnen fröljlic^ im ©arten 6er (ßrofmama, 6ie fc^n forgenpoll nac^ Paris fdjaute, n)0 am ^0. 2luguft 6er tCI?ron 6er Bourbonen sufammenbradj; nur n>enige IDoc^en fpäter fm6 fie auf 6er ^luc^t por 6er ^ranftürmen6en Hepolution. 5"^ ^^^^^ TXlaU greift in Cuifens Dafein 6ie furdjt^ bare TXladit ein, 6eren ^an6 fdju)er über iljrem Ceben liegen un6 6eren IDalten 6en (Bang iljres Sdjicffals fo oft beftimmen follte.

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^roeites Kapitel Perlobung unb ^vauiyii

(1793)

I. Die Verlobung

^i^m 20. Tlpnl ^792 fyiüt Me fronsdfifd^e Hattonalperfammlung auf Eintrag König tubwiqs XVI. 6ie üriegserfldrung an 6en „VönxQ pon Ungarn un5 Bd^men^' befc^Ioffen. Qiermit wat bas ^eidfen 5U 6cm Kriege gegeben, 5er bis ^8^5 (Europa pertpüflet ^t unö in 6en nad; un5 nac^ alle europäifd^en StaaUn ^ineingesogen n>ur6en.

Sunäc^ft n>ur&e Preufen öaoon betroffen» (£in fyxibes 3^1jrljun6ert lang, pon ^7^0 bis 1(790, fyiüc 6er (Segenfa^ sipifd^en Preugen un6 0efterreid} 6ie PolitiP 6es europdifd^en ^eftlan6es be^rrfd^t; 6ann ix>ar es im 2(ngcftd;te 6er fransdftfc^n SepoIuHon 5U einer 2tnnä(^rung 5n>ifc^n bei6en Staaten gePommen, 6ie am 7. ^ebruar ^792 in einem DefenfttH* bfln6niffe mit 6er Verpflichtung 5U gegenfeitiger Qilfe bei irgen6einem Eingriffe il^ren Tlus* 6rucf fan6. Darin lag sugleic^ 6er Brudj Preuf ens mit ^ranfreidj* Diefe Politif, 6ie 6en frie6ericianifd;en Ueberlieferungen fo gans 5un>i6erlief, n>ar 6as perfdnlid^e XDerf Kdnig ^rie6ric^ tPil^elms II. t>on Preugen. IDas i(;n 6a5u peranlafte un6 6abei feftt^elt, n>ar, neben 6em IDunfdje nadj territorialen €rn>erbungen, 6as 3en>uftfein 6er ^ufammenge^rigf eit mit 6em t>on IDeftcn ^r be6ro^ten Deutfc^en Seid^e, als 6effen Porfdmpfer er 5U gUnjen ftrebte, un6 ebenfo 6as (SefüI^I 6es (Segenfa^ gegen 6ie fransdftfd^e Hepolution, 6as (Emigranten im 33un6e mit SofenPreusem in i^m 5U erregen un6 nnic^su^Iten befliffen

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nxircn; nic^t 5um iDcnigftcn aber audj perfSnlic^e tCetlna^me an 6em Sc^icffale König tnbwxQS XVI., 6cffen Befreiung iljm in ntYftifc^en XDeisfagungen per^eif en n>ur6e» So tarn es, 6af König ^rieiridj IDilljelm II. 6er ^orm nadj nur als Perbfinöeter ©efterreic^s, in €rfullung einer pertragsmäfigcn Pflicht, tatfädjlic^ angriffsluftiger unö mit größerem (Eifer als ©efterreidj felbft 6en Krieg gegen ^ranfreidj untemaljm* ^reilidj, 5er König \lanb mit folc^en (ßefmnungen in feinem StaaU unb in feinem ^eere faft allein, 2lbneigung gegen 6as perbünöete ©efterreidj, Hinneigung $u ^ranfreidj, 6em tro^ o5er n>egen 5er Serolution piele SYHtpattjien 5ugen>an6t blieben, Ijerrfc^ten nodj allenthalben por.

3m Ztuguft ^792 flberfc^rttt 6as preufifdje Qeer, 6as ftc^ bei Koblens gefammelt fyxtte, unter 6em ©berbefetjl 5es Königs unö 6es Hcr$ogs von Braunfdjn>eig $n)ifdjen tC^ionpiüe un6 Congujy 6ie fransöfifdje (ßrense; audj 6er ältefte Soljn 6es Königs, Krön* prins S^^bnd) IDilljelm, n>ar als ©berft bei 6er Ztrmee, JTlit fdjleppen6em (Trof überaus langfam porrucfen6, eroberte man Congujy un6 X?er6un un6 ftief en6Iic^ am 20. September in 6er (Champagne bei Dalmy auf 6ie fransöfifdjen (Truppen, mit 6enen ftdj eine leb^fte Kanona6e entfpann, bei 6er bei6e ^eere iljre Stellungen behaupteten. So unerljeblidj an [xdf bas (Treffen militdrifdj n>ar, fo entfc^ei6en6 n>ur6e feine 3e6eutung. VPian ^atte 6en (Entfdjiuf 5um Eingriffe nidjt f äffen Pönnen; nadj tagelangem ^ögem mugte man ftdj 5U einem Häcfsuge entfdjiief en, 6er 6urdj Perpflegungsfc^mierigfeiten un6 Kranf^eiten überaus perluftreidj fic^ geftaltete. 3^ Hopember ftan6 6er König mit 6en Heften feines Qeeres n>ie6er in Koblens*

3n$n)ifc^en n>ar bereits 6ie Heoolution i^rerfeits 5um Eingriff übergegangen. Don Can6au aus bradj gegen €n6e September 6er fransöfifdje (ßeneral (Cuftine mit etwa ^8000 ZlTann auf, eroberte in rafdjem Siegeslaufe Speyer un6 IDorms, nötigte am 2^. ©ftober TXlaxni 5ur Kapitulation un6 lief audj ^ranffurt a. 211. befe^en. lieber 6ie blfl^en6en R^einlan6e ergof ftdj 6ie Hepolution mit i^rcn Sdjrecfen. Tln emftlidjen lDi6ers» ftan6 badjte nieman6, geiftlidje un6 n>eltlidje Qerren flfldjteten 06er fudjten 6urdj Kontributtonen Schonung un6 Heutralität furc^tfam 5U erfaufen. (£s a>ar ein fdjmac^poller ^n^ammcn^ brudj, 6er 6en Untergang 6es Deutfdjen Heidjes untjeifeerfün6en6 einleitete.

2n 2)armfta6t erijielt man in 6en erften ©ftobertagen 6ie Hadjridjten pon 6em Dor*» 6ringen 6er ^ransofen. J3al6 famen Sdjaren pon Vertriebenen, unter i^nen 6er Bifc^f pon Speyer; pom BalPon 6es Tlltm Palais ans fa^ £uife 6ie ^lädjtlinge, befon6ers piele (Emigranten, über 6en 2)armftä6ter JTlarft jietjen. Tim ^. ©ftober ^ief es in Darmpa6t: Me ^ronsofen fin6 6a, man ipollte i^e Uniformen im naljen U)äl6c^en gefe^n ^ben* Die Bflrgerfdjaft ipur6e unruhig, fc^n Famen einige perfteA ge^ltene HationalPoParfren

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5um Dorfc^ein. (Ein tCeil 5er lanögraflidjen ^amilie flüdjtcte nadj (Biefen, n>o^in andj bas ^ffcns^öarmfläötifdje Znilitar, um jeöer feinWidjen Begegnung mit 5en ^ransofen au55Utt>eidjen, 5urücfge$ogen n>ur5e, Va entfc^Iof fidj a\xd} Prinsef (Beorg 5ur ^luc^t: mit Cuife unö ^rieöerife, (ßeorg unö Havl, nnb &em ^räulein ron (Sükn fu^r fie $u l^rer älteften £nfelin (Charlotte nadj Qilöburg^ufen*

Qerjogin Cl^rlotte, mit il^rem (Bema^l ^et^og 2t6olf pon Sad^feU'^Qilöburgl^aufen, natjm 6ie ^lüdjtlinge mit 6er Ciebe un6 ^ersUdjfeit auf, nrie fie Mefen gansen Familien- freis befecitc un6 sufammenljielt» Die ^erjogin, nic^t minöer fdjön als 6ie Sdjn>eflem, aber ipenig glücf lidj in 6er (£Ije mit einem me^r als unbe6euten6en (ßatten un6 oft in fdjn>eren ftnansiellcn Be6rängniffen, fan6 itjr (ßlücf in 6er Befdjäftigung mit ZlTufif un6 Citeratur, Sie 6idjtetc felbft, loie fie audj eine fleifige Brief:^ un6 tCagebudjfdjreiberin UHxr. 2^an Paul, 6cn fte läufig un6 gern an i^ren ^f 50g, fyxt fte uns gefd}iI6ert, 6ie I^immlifd^e Qersogin mit 6cm 2lntli^ poII Ciebc un6 3"9«"^^^^i5 ""^ ^^ fernen l{in6eraugen. ^u 6en Bett>un6erem itjrer Sangesfunft gehörte auc^ ZHeifter Heidjar6t, 6er fie einmal in 6er Kanpodje bei einer Ztuffü^rung oon (Brauns tCo6 3^" i" ^^ Sta6tfirdje ron ^iI6burg* fyiufen ^rte un6 6urdj i^ren pon innigftem religiöfcn €mpfin6en befeelten (ßefang ^in^^ geriffen n>ur6e. IXlxt Scfjn>eftem un6 Brü6em forgte fte je^t um 6ie (ßrofmutter, 6ie 6ie (Entfernung pom H^eine fc^tperer trug, als 6ie leid^tlebige 3^9^"^/ ^^^ ^^^ Unterhaltung un6 2tuf{jciterung immer be6urfte. 3"^ (ßlücf famen oft Befuc^, 6er (ßemaljl Sdjn>efter tCI?crefens, (£rbprin$ Karl 2tleyan6er pon tCIjum un6 tCayis, 6er le^te Kurfürft*(Er5bifdfof pon (Trier, 6er mit feiner Sc^u)efter auf 6er ^ludjt nadj 2tugsburg n>ar, por allem 6er Pater 6er Prinscffmnen felbft, Prin$ Karl, 6er pon feinen Ijäufigen Seifen immer gern im ^aufe feiner älteften Codjter ausmiete.

Prins Karl wat mit 6em Kriege gegen 6ie Hcpolution ipenig einperftan6en; ins^ befon6ere mißbilligte er es, 6af 6amals ^effen*2)armfta6t, sum tCeil unter (Einipirfung 6es ^reiljerm pom Stein, fidj an Preufen anfdjlof un6 6amit 6er Koalition gegen ^ranfreic^ beitrat. (Er liebäugelte mit 6en 2tufflärungsi6een un6 gab fidj gern als Bürger* un6 Bauemfreun6. „2neinettt>egen," fc^rieb er 6amals feinem Sdjipager (ßeorg, 6er iljm eifrig beiftinmite, „mag (ßeburtsa6el fein, nur muf foldjer nidjt 2?er6ienfte un6 tCalente unter* 6rücfen 06er per6rängen. 3^ fdjä^e 6en 2t6el, fobal6 X?er6ienfte un6 tCugen6 iljm 5U 2li;nen 6icnen; oi;ne6em aber fe(^ id; folcfyen als ein lei6iges notn>cn6iges Hebel im Staate an. Ucber^upt aber nad; meinem ipenigen Dafürl^lten ift 6er bürgerlid^e un6 nodj me^r 6er Bauemftan6 06er ^Klaffe 6ie, 6ie am meßten gefd^ü^t n>er6en foUte, 6enn ol^ne folc^, nxis n>aren 6ie (ßrofcn un6 (E6len?" 3" Qil6burgljaufen war Prinf Karl eine

ftaWbefannte (Erfc^einung, u)ic er in fdjlic^tcm sugcfnSpftcm Ueberrocfe fpasteren ging, leutfelig jtc^ für alle un6 für alles intereffierenö, mäljreni 6ie prinseffinnen, n>ie fie es von Darm*» ftaöt geu)oIjnt n>aren, im Sc^Iofgarten Ijeiter un5 stpanglos Iuftn>an6elten.

Prinseffin Cuife Ifat pdj in ^il6burg{?aufen mit ^eriers IDerfen befc^äftigt, aus öeffen „^zT^ttenten Blättern" fte ftc^ 2lbfdjriften unö 2tus5üge madjte. ^eröer n>ar in Darmftaöt i^rer ZHutter unö Stiefmutter befannt getpefen, unö fte felbft Ijat iljn immer befonöers per* eljrt. Daneben erfreute fic^ i^re frifc^e 3ug«n6 6er pielen Vergnügungen am ^ofe 6er Sdjmefter, wo ^eftlic^feiten un6 t^eatralifc^e Ztuffüljrungen, Sdjiittenpartien un6 ZlTasfen*» balle 6en IDinter über miteinan6er abmedjfelten* Tlndj am Spiel, 6em nac^ 6er Sitte 6er geit piel ge^uI6igt wnvbt, naijm Cuife teil, fomeit es i^re befc^ei6enen ZlTittel gematteten; 6enn 6ie faft ^7jdljrige Prinseffm ^atte an regelmäfigen (Einnahmen nur ein monatlidjes (Tafdjengetö pon 5 (ßuI6en un6 30 Kreusem, fo 6af pe ipoljl einmal, um pdj (ßeI6 5U perfc^affen, einen (ßranatfdjmucf perfaufen mufte. 3^ ^ebruar ^793 betrug iljr (Ein* fommen ganse \ \ (ßuI6en, 6ie fie audj für (ßefc^enf e, Meine Pu^fac^en, KartengeI6 un6 ein 2)u^en6 Bresel 5u ^aftnadjt pöUig perausgabte* Bei 6em Ijeiteren ^u^ammenkbrn in 6em trauten ^amilienfreife, wk er fidj 6ort in ^il6burgljaufen 5ufammcngefun6en, perflof rafdj un6 angeneljm 6er XDinter, un6 als 6as ;früljjaljr ^793 ins £an6 fam, 6ac^te man an 6ie Hücffeljr in 6ie ^eimat, 6ie Preufen un6 Reffen in$ipifdjen pon 6en ^ransofen gefäubert Ratten, an 6en lieben Hljein, in 6as liebe 2)armfta6t JTlan follte nic^t surücf* fommen, u)ie man gegangen. (Eben an 6ie ^eimreife fnüpften fidj Ztuspdjten befon6erer 2lü: ipäljren6 Cuife un6 ^rie6erife noc^ mit forglofen I{in6er^er5en 6ie gefelligcn ^reu6en 6er f leinen tCIjüringer Hep6en5 genoffen, fpannen leife fc^on un6 Ijeimlic^ pdj 6ie fä6en, an 6enen in (ßlücf un6 Unglücf, in ^rcu6e un6 Sdjmer$ iljre ^utun^t Ijing.

3u 6en Befudjcm in ^il6burgljaufen fyxttc audj ®nfel (ßeorg geljort, 6er im Desember ^792 mit 6en tapferen ^efpfdjen (ßrena6iercn 6ie ^ransofen aus ^ranffurt per* trieben Ijatte un^ 6ort mit König ^rie6ridj IDil^elm II. un6 6effen Soljn, 6em Kronprinsen ^rie6ridj XDil^lm, befannt geiPor6en n>ar» Pon 6er (ßattin 6es ^ranffurter Bürgermeifters, ^rau pon ©lenfdjlager, 6ie mit 6er ^rau 6es 2l6jutanten 6es Kronprinsen, pon S^acf, perfeljrte, erfuhr er, 6af bereits pon Dermäljlungsplänen für 6en Kronprinsen 6ie He6e fei. ZlTan 6enfe 6abei, fo Ijief es, auc^ an eine 6er mecflenburgifdjen prinsefpnnen, 6ie 6er lCronprin5 felbft fennen 5U lernen ipünfc^. ^rau pon ©lenfdjlager pe ipar eine geborene pon Kettenburg un6 ftammte aus ZTIecflenburg tjatte mit lan6smännifdjer gutraulidjfeit un6 mit n>eiblidjem (Eifer pdj fogleic^ an 6cn Pater, prins Karl, geu>an6t, um i^n 6apon in Kenntnis $u fe^en un6 5U einem entgegenfommen6en Sdjritte 5u peranlaffen,

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X>txlohunq nnb Brautseii

tDor ober oon t^m an feinen Sinniger un6 „bewährten ^reunö", 6en prinsen (Seorg^ permiefen n)or6en. Was fonnte Wefem n>iIIfommener fein, als eine feiner Hidjten mit 5em üronprin5en von Preufen $u perloben? Cebl^ft ging er auf &en (SebanPen ein, un5 er tt>ar 5cr ZITann, i^n 5U pemrirfUdjen, allen ^inöemiffen sum Cro^.

Denn an Sdjipierigfeiten un6 Beöenfen fehlte es feinesn>egs. €s 6arf nic^t per* fc^tpiegen tperöen: eine (E^e mit einem preufifd^en prinsen fd^ien bamals nic^t flberall perlocfenö* ^wat perfidjerte ^rau pon ©lenfc^lager, ,,6er Prins iperöe We (ßema^lin, Me er felbft ipäljlen follc, geipif audj lieben unö iljr treu fein". Jtllein man fannte ja Me guftänöe in Berlin; ipar bodf ^rau Hi$ We fpätere (ßräfin Cidjtenau felbft mit i^ren Kinöern eines tCages $um Befudj 6es Königs, für öeffen (Seliebte man fte nodj immer ^ielt, in ^ranffurt erfc^ienen. So ^ief es 5enn bal6: es geljdre ZlTut kasu, je^t mit 6em preufifd^en ^ofe in Derbinöung 5U treten. 3" Darmftait nnir 6ic eigene (Tante 6er Prinseffinncn, iljre ZlTuttersfcIfipefter, Canögräfin Cuife, gans 6agegen un6 fudjte je6e JTlöglic^ feit einer 2tnnäl>erung un6 Befanntfc^aft 5U hintertreiben. Der Dater, Prins Karl in ^il6burgljaufen, lief gefc^^en, oljne pielen (Eifer 5U seigen. Um fo entfc^loffener un5 rflijriger ipar ©nfel (Beorg. „Du fannft perftdjert fein," fdjrieb er 6em Sc^ager, „2llles, was Ol für Dic^ un6 6ie Deinen t^un Pann, gefd^el^t eben fo, als n>dre es ffir mic^ unb 6ie uneinigen; Dir öienen ^ift mir felbft 6ienen." Unterftü^t pon 6em nac^ ^ranffurt gefanöten (ßeljeimrat Kflmmelmann pon ^ilöburg^ufen, einem Vertrauten 5es Prinsen Karl, riet er 5ringen6 $ur fc^leunigen Sücffe^r öer Prinseffmnen nadj Darmftait, ipo man 6en Befuc^ öes Königs un6 feiner Söljne enpartete. Der Prin$ nnlligte enMic^ ein; 6odj er felbft n)oUte 5urucfbleiben. ®^ne 6ie ^eier i^res (ßeburtstages am \6. TXläci ab$un)arten, n)05u 6er ^ersog pon ^ilöburgljaufen fc^n grof e Porbereitungen getroffen Ijatte, un6 oljne ftc^ 6urc^ 6ie Had^rid^t pon 6em bereits erfolgten Befud; &es Königs in Darmftaöt auf* leiten 5U laffen, trat We (ßrofmutter mit Cuife un6 5rie6erife 6ie ^eimreife an. Untenpegs, in ;franffurt, wo fte am ^3. TXläti im IDeifen Sdiwan abftiegen, foUte bas S^icffal 6er Prinseffinnen fidj erfüllen, rafdjer un6 gröfer als irgen6 jeman6 Ijatte a^ncn fönnen.

König ^rie6ridj tPill^lm II. Ijatte nadi 6er IDie6ereroberung ^ranffurts fein J^upt* quartier in 6er alten Kaiferpa6t genommen, in 6er fidj bal6 ein glan5en6er Kreis Pon 6eutfdjen dürften un6 Qerren, franjöftfc^en prinsen un6 (Emigranten, Qel6en un6 2tbenteurem 5ufammenfan6. lDä^ren6 in Paris, 6as man eben nodj mit leidjter J^n6 5U erobern ge* meint Ijatte, 6as alte Regiment in Stucfe gefdjlagen n>ur6e, fammelte fidj Ijier um 6en Pöniglic^ Dorfämpfer 6es alten (Europa noc^ einmal alles, ipos 6as fc^6en6e 3al>r* ^un6ert an 6en ^ürften^öfen un6 auf 6en S^löffem 6er Hadjborfdjoft prddjtiges un6

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Verlobung unb Brautjett

Uepptges ^enyorgebrac^t ^attc. Der König felbft, 6en man tägltc^ in btv 5ie Stabt um^ fäumenöen Cinöenallce fpasiercn geljen falj, fanö ^ranffurt, ipte er nadj Berlin fdjrieb, „djarmant", unö es gefiel i^m „ungemein"» Ztber audj er gefiel 6en ^ranffurtem: feine ritterlidje ^oflic^feit gewann iljm aller ^er$en, un6 (ßoet^es ZlTutter fc^rieb 6amals i^rem So^ne: „So n>ie 6er König ron uns JtUen geliebt n>ir6, ift ipo^l fdjtperlic^ nodj ein TXlonavdf geliebt n>or6en toenn (Er einmal toegge^t, fo meine id; Dir gen>if 8 Cage, unö pergeffen n>ir6 er pon uns etilen ^^xikhtns nidjt/' Heben iljm bemerfte man feine Söljne, Prins Couis un6 6en Kronprinsen ^rieöridj IDil^elm, 6er in 6en Patrisierijäufem 6er Sta6t, bei 6en Betljmann un6 Zlle^Ier, 6en (ßontar6 un6 ©lenfc^Iager fc^Iidjt un6 leut«^ feiig perfe^rte; oft 5eigte ftc^ audj 6ie glän5en6e (Erfdjeinung 6es prinsen Couis ^er6inan6, 6er im ^aufe 6er ^rau pon Prints 6ie ^utiövzt 6urdj 6ie Zlleifterfcfyift feines Klapierfpiels entsücfte. JTlan falj femer 6cn Sdjnnegerfo^n 6es Königs, 6en prinsen XDil^elm pon ©ranien, 6ie ^ei^öge Karl Ztuguft pon Sadjfen*=lDeimar un6 Karl IDil^elm ^er6inan6 pon Braun^^ fd^meig, ^effifc^e un6 foburgifc^e, naffauifc^e un6 ipflrttembergifc^e prinsen, preufifc^e Staatsmänner, nne ^ar6enberg un6 Struenfee, un6 6en ge^eimnispoüen XDoeüner, 6a5u piele (Emigranten, unter iljnen Sombreuil, 6er mit Prins Couis ^er6inan6 in 6en Caufgräben por Znains fidj ausseic^nen foUte un6 5n>ei 3^^^^ fpäter in Quiberon 6en ^eI6ento6 fan6. Die preufifdje (Siar6e n>ar in 6er Sta6t einquartiert; 6a5a>ifc^en gab es noc^ immer neue (Cruppen6urdj5üge: Sadjfen, Reffen, ©efterreidjer, 3" ^^ bunte Ceben un6 Creiben, 6as auc^ 6urc^ 6ie Hä^e 6er ^ransofen in ZlTains nidjt geftört n>ur6€, fam faum eine leife (Erfc^ütterung bei 6er Hac^ridjt pon 6er Einrichtung König Cu6ipigs XVI., 6en 5U retten man im Sommer por^er ausgesogen n>ar. Die Kamepalsfefte un6 6ie tC^eaterauffü^rungen, 6ie 6er löbliche ^t von ^ranffurt puritanifc^ fonft an Sonntagen nic^t geftattet ^atte, erlitten feine Unterbrechung, König ^rie6ric^ IDil^elm II. befuc^te fie regelmäßig un6 gern»

3nt (Theater ipar es 6enn auc^, tpo 6ie entfc^ei6en6e Begegnung smifc^en 6em König un6 6en prinseffinnen ftattfan6. (Skidf am tCage i^rer Jtnfunft, pielleii?t nic^t gans abfic^tslos, n>ar 6ie (ßrofmutter mit 6en (Enfelinnen nac^ 6em „Komö6ienIjaus" gegangen, in 6ie £oge i^rer in ^ranffurt leben6en Sc^n>efter, 6er (ßräfin pon £einingen^(ßuntcrsblum, 6eren (Coc^ter PolYJ^na fie begleitete. Der König n>ar ann)efen6; „am (Eingang 6er Komö6ie" fan6 6ie <0rof mutter (ßelegen^eit, l^m i^re bei6en (Enfelinnen porsuftellen, 6eren fnofpen6er Ciebreij i^n rafc^ eroberte, ^rie6ridj IDil^elms II. ftaunen6e Betpun6erung 6er bei6€n ]ugen6lid;en Sd^ön^eiten Ifcd einen naipen 2(us6rucf gefun6en in einem Briefe, in 6em er felbfl 6iefe 6enfn)ür6ige Begegnung anfc^aulic^ gefdjil6ert fyit „Seit meinem legten Briefe," fc^etbt er am 2\. TXläti \793 nadj Berlin, „^e gar feine geit $um Schreiben geljabt,

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xmt ifaben in lauter ^iten gelebt, 6ie befonöers 5urdj We 2tntt>efen^eit ^^er ^remöen reranlaft tporöen, nantltc^ von 5er Prinsef Cßeorge von Darmftaöt unö tl^ren betöen ^errlic^en Kinöesfinöem, 6en tCöc^tem öes Prinsen Karl von ZTlecflenburg nnb alfo 6er Königin ron (£nglan6 i^ren Hidjten* XDie ic^ 6ie beiöen (Engel 5um erften TXlal ^aff, es nnxr am (Eingang 6er Komö6ie, fo wav idf fo frappirt oon i^rer S^ön^eit, 6af iil gans auf er mir nnxr, als 6ie (ßrofmutter fie mir präfentirte. 3^ »flnfc^te feljr, 6ag fte meine Seltne feigen möchten un6 ftd; in fie perlieben* Den an6em (Tag liegen fte ftc^ auf einem Ball präfentiren un6 iDaren gans pon i^nen enc^antirt. 3^ machte mein möglic^ftes, 6af fte fid; oft fal^n un6 fic^ rec^t fennen lernten* Die bei6en (Engel fm6, fo piel ic^ feigen fann, fo gut als fc^ön, nun ipar 6ie £iebe 6a un6 [es] n>ur6e fürs un6 gut refolpirt, fie 5u Ijeirat^n/'

2tn 6emfelben 2lben6, ipo König ^rie6ridj IDilljelm feine Sdjunegertödjter ipälflte, ipar aber aud; fein Sol^n, 6er Kronprins, felbft im (Cl^eater, auc^ er nic^t gans 5uf allig, ntc^t abfid^tslos. ZDie bei C^ronerben ablief, tpar in 6en ^ffreifen oft fd^n pon feiner bepor^ fteljen6en Dcrmäljlung gefproc^en iPor6en; bal6 beflimmte man i^m Cuife, 6ie fpätcre Prinseffm Ha65iipiü, bal6 feine oranifc^e (Couftne o6er eine baWfc^e o6er englifc^ Prinseffin. Der Kronprins feinerfeits un6 6er König flimmte iljm 6arin bei nxir entfd^loffen, allein feiner Heigung su folgen. JTlan ^tte i^m Pon 6en fc^önen mecflenburgifdjen Prinsefftnnen er5al;lt, un6 Sombreuil, 6er fte in Darmfta6t gefe^en un6 hzwunbctt, seigte i^m einmal im tC^eater eine Dame, 6ie i^nen dljnlic^ feljen follte. Bei 6em Befudj in Darmfta6t Ijatte er 6antt pergeblic^ g«^fft/ fte fennen $u lernen» 3^* ^öe er iljre 2lnfunft in ^ranffurt erfaljrcn un6 n>ar in 6as C^ater gefommen, fte 5u fe^n. (Er bemerfte fte feinem pia^ fc^rag gegenäber in einer pergitterten Coge, 6ie rifm nur unpollfommen $u fe^n geftattete, 6odj genug, um feine Heugier tpeiter 5U rei5en. Sie gefielen iljm bei6e, befon6ers tpie fie aufftan6en, um „mit e6lem 2tnftan6e" 6en (Dnfel (ßeorg 5U begrüben, 6er, ipir aljnen tparum, fie in 6er Coge auffuc^te. (ßegen (En6e 6es Stücfes u>cc^felte 6er Kronprins feinen pia^, 6odj oljne fte beffer fe^n 5U fönnen.

(ßlücflic^er voat er am nädjften tCage, ipo Bürgermeifter ©lenfdjlager i^n un6 6ie Prinseffinnen 5um ^rü^ftücf bat. ZDie lebenMg blieb i^m alleseit 6ie (Erinnerung an 6as (Sind 6iefcr erften Begegnung! XDie er am (Eingange pan6, als fte eintraten, suerft ^rie6erife, 6ann Cuife; ipie (ßraf ine6em, 6er Bru6er 6er ^ersogin Pon Kurlan6, iljn 6en prinseffinnen porftellte; tpie fet^r bei6e il^n bejauberten: Cuife in i^rer fc^lanfen Sdfönlfexi, ^rie6erire in il^rem Ciebreis un6 i^rer Unter^Itungsgobe. 2tm 2tben6, nad^m 6er König mit 6en Prinsen im „IDeif en Söjv^n^' feinen Befud; obgeftattet, trafen fte ftc^ auf einem BaU bei

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6em Kammer^crm pon IDreöe» Der Kronprins tanste fleifig mit Cuife; er perfc^affte i^r nac^^er 6ie 2Ttelo6ien öiefer erften Cänse, 6te fte fpäter oft gefpielt fyxt

Der <£xnbtud, 6en 6ie prinsefftnnen machten, blieb nic^t unbemerft; Kümmelmann fonnte nadf ^ilöburgljaufen fc^reiben, er fei noc^ gröf er als man 5u enparten geipagt Ifab^. 2tudj 6er König, 6er gleich am erften 2tben6e 6ie (ßrofmutter 5U längerem Pertpeilen in ^ranffurt aufgefor6ert ^atte, falj mit IDo^lgefallen 6ie auffeimen6e Heigung feines Soljnes» Tim \6. TXlävi lu6 er (ßrofmutter un6 (Enfelinnen $u Cifc^ nac^ 6em „Hoten ^aufe" auf 6er ^dl, 6em je^gen Poftgebäu6e, wo er mit feinen Söhnen refi6ierte; 6er Kronprins erijielt feinen pia^ neben Cuife, 6er fein ^ers me^r un6 me^r fidj 5Uö)an6te» Der König ermunterte i^n un6 6rängte $u rafc^er €ntfdjei6ung» 2tber Kronprins ^rie6ric^ IDiUjelm ipäre nic^t 6er ^rie6ric^ IDil^elm geipefen, 6en »ir alle fennen, »enn er nidjt bei 6em über fein Cebensglucf entfd)ei6en6en Schritte unfc^lufftg anfangs gefc^tpanft ^ätte. (Er fprac^ mit 6em Bru6er Couis, 6effen Heigung bereits einer an6eren Dame gehörte un6 6en 6ie Begegnung mit 6en prinseffmnen 6es^alb gleichgültig gelaffen ^tte* €r befragte 6en ZRarquis Cucc^efini, 6er bei6e prinseffinnen engelhaft fc^ön fan6; n>as er pon i^m un6 an6eren ^örte, flang sufammen mit 6er leifen Stimme feines eigenen ^ersens, un6, nac^6em er im (ßontar6fdjen ^aufe noc^ einmal mit 6en Prin$efjtnnen sufammengetroffen, entfdjie6 er fic^, 6urc^ 6en Pater 6ie ^an6 Cuifens 5U erbitten. Prin$ Couis, o^ne alle innere CeiU na^me, entfc^lof jtc^ 6ann für ^rie6erife^

€s ipar am ^8. 2Ttär$ gegen 2tben6, als König ^rie6ric^ IDiUjelm IL im „IDeifen Sdjipan" erfc^ien un6 bei 6er (ßrofmutter für feine Söljne iparb, ipä^ren6 6ie Prin$effinnen, 6ie tpo^l merf ten, ipas porging, 6as gimmer perlaffen mußten. Die (ßrofmutter ;,fagte nic^t Hein"; 6es Paters (Eintpilligung follte eine nac^ ^il6burg^aufen fc^leunigft abgefan6te Stafette herbeiholen» Der Kronprins felbft bctradjtete jic^ fc^on als perfproc^en» Hoc^ am 2tben6 6es ^8», auf einem Konsert un6 Souper bei 2Tte^ler:»^ingerlin, faf er ipie6er neben Cuife; 6ie Unterhaltung tpur6e pertraulic^er un6 be6eutungspoller. (Es liat ettpas Sd^lic^tes $ugleic^ un6 2tnmuten6es, ipie jie einan6er nä^er fommen: er gibt 6er prinsefjtn 6ie 6amals beliebten „Depifen", 6ie fc^on ipie (Erflärungen lauten, fragt fie, ob er ipo^l ^ffen 6ürfe, fte einmal in Berlin 5U fe^en: Cuife anttportet flug, o^ne Ziererei, 6oc^ noc^ 5urücf(^alten6* Tim ndc^ften (Tage 6urften 6ie prinsen felbft im „IDeifen Sdjnxm" i^re IDerbung an*= bringen; 6ie (ßrofmama lief je6es 6er jungen Paare in einem 3^"^^^ allein» „So fro^ ic^ tpar" fo fc^rieb fpdter ^rie6ric^ IDil^lm im 2tn6enfen an 6iefe unpergef liefen Stun6en , ;,fo perlegen »ar ic^ 6ennoc^, un6 nac^ pielem Stottern un6 unsufammen*' ^ngen6en pljrafen faf te ic^ en6lic^ TXlnÜ) un6 trug o^ne Piel lJmftän6e mein 2tnliegen

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por» IDir flanöen am ^enfter, meine ^rau mit 6em Hücfen an 6ie ^enfterwanö gefeint mit jungfräulicher Befc^iöen^it ober I^erslic^ent Uusbvnd billigte fte ein, ic^ frug, ob ic^ öürfte, unö ein Kuf beftegette öiefen feierlichen 2(ugenblicf*'^

2tlfo fc^lof fidj in 6er alten Kaiferftaöt ^ranffurt 6er Bunö, aus 6em pier 3a^re fpdter 6er erfte Kaifer 6es neuen 2)eutfc^Ian6 ^erporge^n foUte*

Hur eine furse Spanne ^^t 6urfte 6er Kronprin$ fein junges <Blücf geniefen; fauni $«)ei feiige (Tage noc^, in 6enen traulicher Perfe^r 6ie flüchtige Befanntfdjaft rafc^ in ffcty lidje ^reun6fdjaft nxin6elte. €r fc^enfte 6er Prin$effin einen Hing, gol6en mit ^acetten gcfc^liffen, 6en fie bis $u iljrem Co6e trug, un6 einen ^äc^er, auf 6en er jene Depife fc^rieb, bnxdi 6ie fein Qer5 5uerft 5U i^r gefproc^en un6 6ie il^r befon6ers gefallen: „Rien ne me console que vous, puisque mon cceur est ä vous", IDorte, 6eren bci6e fpater n>ie eines IDaljlfpruc^es oft ge6ac^t ^aben. Die prinseffin gab i^m i^ren eigenen Hing pom Ringer. Sie tansten noc^ sufammen auf Bällen bei iHe^er^^Bet^mann un6 iHori^ Bet^mann. Sdjon am 2\. Xdäxi aber fc^lug 6ie (rrennungsftun6e: 6ie Prin$en begleiteten 6ie Bräute $u 6em alten fdjn>erbepacften IDagen, 6er fie mit 6er (ßrofmutter 6urc^ 6en enpadjen6en ^rü^ling nadj Darmfta6t trug.

Uls E^eimatlofer ^lüc^tling ^tte Cuife 2)annfta6t perlaffen: als Braut eines Königs^ fo^nes, 6es (Erben 6er iTlonarc^ie ^rie6ric^s 6es (ßrof en, fam fie $urücf.

Hidjt 6er ^rü^lingsfturm einer jälj aufu>allen6en £ei6enfdjaft, unfere €r$ä^lung $eigte es fdjon, Ijat ^rie6ric^ IDil^elm in Cuifens 2trme geführt. (Es »ar auc^ nidjt, 06er nic^t Ijauptfädjlic^, 6ie fmnlidje 5^eu6c an 6em frifc^en 5^uber 6iefer jungen inä6cfjenblüte: es fdjeint mir faft, als ^be iljm 5rie6erif e, 6ie rei5en6fte prinseffm iljrer geit, anfangs noc^ meljr gefallen* (ßeonf, Cuifens lieblid^e (Erfd^einung t^atte it;n angesogen; allein n>as it^n für fic entfc^ie6, nxir 6er unter liebensö)ür6iger ^röljlic^feit fidjtbare (Emft iljres IDefens, iljre 3nnerltc^fcit, 6ie unperfennbaren Bil6ungslinien n>er6en6er (Cljarafterfcftigfeit; 6enn Prin$effin Cuife, wie fie pon edjter un6 inniger ^^^^mmigfeit erfüllt uxir, nxir auc^ bei aller 2tus* gclaffcnljeit eine emfte un6 finnen6e Seele un6 erfdjien u>eit über iljre 3^ljre djarafterpoll. „Prinseffm Cuife wirb eine ausge$eic^nete Königin abgeben," fc^rieb 6amals eine Darm* ftä6ter ^f6ame, „fic Ijat einen ausgeprägten (Cljaraftcr wie eine Dreifigjäljrige." (Ebcnfo nxiren es gera6e 6ie beften lDefens$üge ;Jrie6ridj IDilljelms, 6ic 6ie prin$effin beftimmten, feine IDerbung ansuneljmen, 6iefclben IDefenssüge, an 6enen iljre ^er$ensfreun6fdfaft $u bräutlici^r Heigung, it;re bräutlici^e Heigung 5U echter (ßattenliebe fpätcr erftarfte. 2Iuf^ genxidjfen $u>ifdjcn S^cin un6 ilTain, inmitten einer aus 6eutfc^em un6 fran$5fifdfem IDefcn gemifdften leichten un6 perfül^rerifc^en (Befelligfeit, tpar Cuife in iljrem (Beffll^Islebeii noi)

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DÖÜig unberührt geblieben; i^re Cebenseinörficfe litten fte PteUeic^t gerabe fär 6ies Heue un6 ^remöe porbereilet, ^ös je^t an jte herantrat 3" ^^^ ftetfen un6 fc^üdjtemen ®ffi$ier, 6effen Perfönlic^feit im ö6en €inerlei feines militärifc^en Dafeins eingesipängt fafi per* fümmerte, erfannte xi)v roeiblic^r Blicf öen TXlann, öeffen ganses JPefen Sc^lic^t^eit, (E^rüc^feit un6 IDaljrljaftigfeit atmete; 6en ZTTann, an 6en i^re eigene fc^Ianfe Sc^miegfam* feit pertrauenspoU fic^ anicljnen fonnte, „VOiv ipuften beiöe fofort unö o^ne lJmfc^n>eife, looran tpir miteinanöer loaren/' fo ^at fte i^m gleich öamals gefc^rieben» 3^ möchte fagen: es tparen 6ie beiöen inneipo^nenöen Kräfte aufrichtiger Heligiöjttat, ernfter unö ftttlic^er Cebensanfc^auung unö Cebensfü^rung, öie bei i^rer Begegnung fid; regten unö waljU penpanöt cinanöer 5uftrebten»

Damit ^ing noc^ ein anöeres $ufammen.

Kronprins ^rieöric^ IDiUjelm, oljne alle näheren Besie^ungen $um Pater, o^ne ^ers* liebes Per^Itnis 5ur tlTutter, o^ne ^reunöfc^aft, o^ne Ciebe, entbehrte fc^ujer Öer3nnigfeit öes Familienlebens, nac^ öem fein ganses IDefen öoc^ perlangte» IDie muf te er ftc^ glficflic^ füljlen bei öer Berüljrung mit öiefem ^efftfc^*mecflenburgifc^en ^amilienfreife, öen ein fo enges Banö ^erslic^fter pertpanötfc^ftlic^er Ciebe umfc^lang» Prin$effm Cuife i^rerfeits, öer ZHutter unö öer ZtTutterftelle einne^menöen (Tante frü^ beraubt, o^ne t?ater^aus aufgennic^fen, aber umgeben pon innigfter grofmütterlic^er unö gefdjö)ifterlic^er Ciebe, beöurfte in gleichem Znaf e öes ^äuslic^en (ßlucfes, bas xlfx öie fc^lic^te unö tpa^r^ftige Perf5nlic^feit öes Krön* prinsen 5u perbürgen fdjien»

^n öiefer Uebereinftimmung i^rer beften (Empfinöungen unö (ßefu^le, in öiefem gufammenflang iljrer Haturen, »enn jie iljn auc^ pielleic^t fiärfer $unäc^ft empfanöen als er talfäc^lic^ be\tanb, mochten ^ri^^nc^ IDiUjelm unö Cuife öen Quell iljres (ßlücfes finöen» //3^ f^n« 3^^^^ ^^^^ fag«n, n>ie glücflic^ ic^ mic^ öurc^ öie IDa^l füljle, öie ic^ getroffen Ijabe/' fc^rieb öer Kronprin$ feiner UTutter, unö Cuife fc^rieb öer Sdjmefter (C^refe nac^ 2Jegensburg: „2)u fannft faum glauben, n>ie glücflic^ ic^ bin. Der prins ift auferoröentlic^ gut unö graöe, er ift erftaunenö tpa^r. (Ss bleibt mir nichts 5U mfinfc^n übrig/'

IL Die Braut$eit

IDd^renö öer ^rüljling öes 3^^^^^ U9^f ^<^ tn öen Büchern öer IDeltgefc^ic^te mit

fo blutigen Cettem per$eic^net ift, öie Canöe am H^ein mit neuem (ßrün fc^mücfte, entfaltete

ftc^ an öen Ufern öes öeutfc^en Stromes ein anmutiges Ciebesiöyll: öie Brautjeit öes Krön*

prln$en ^rieöric^ XDil^elm unö öer prinsefjtn Cuife*

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(ßleic^ am (tage nadf 6er 2tbreife 6er prinseffinnen, am 22. ZHärj, ^tten auc^ 6er König un6 6er Kronprins an 6er Spi^e 6er preuftfc^en (ßar6e ^ranffurt perlaffen, $ur Belagerung von 2natn$, 6as im ©ftober ^792 auf fc^md^üc^ IDeife 6en 5ran$ofen in 6ie ^n6e gefallen n>ar. Sie tpan6ten ftc^ sundc^ft über 6en ZRain r^einaufn>art5, nK>6urc^ 6er Kronprin$ u>iIIfommene Gelegenheit erhielt, 6ie Braut in Darmfia6t 5U befuc^en (2^. VHävi), bann über 6en ZTTain surflcf un6 überfc^ritten 6en 2Jljcin mtfyc abwärts , um rafc^ 6ie (Einfc^licf ung von TXlaxni auf 6er meftlic^en Seite 5u i>oIIen6en. IDä^ren6 6er König weiter nadj IDeften porrflcfte, ging 6er Kronprins über IX)iesba6en, pon nx> mir feinen erften Brief an Prin$effin Cuife ^ben, un6 ©ber«»3ngel^m nac^ (ßuntersblum, fü6lic^ von ©ppen^im, nx> er für 6ie näc^ften IDoc^n Quartier naijm, um als (ßeneralmajor un6 Komman6eur 6er Sefen>e unter Kalcfrcut^s ©berbefe^l an 6er Belagerung Pon 2Ttatn$ teil$une^men. €s mar iljm nic^t befc^ie6en, fic^ 6abei befon6ers aus3U$eic^nen. TXlan loeif, tpas 6er ^reiljerr pom Stein Pon 6er ,;5entnerfc^a>eren £angen>eile" geflagt fyxt, 6ie er im Kriegslager por ZTTains laflen6 fan6. Kronprins ^rie6ric^ HXl^lm tpar nidft frei 6apon. 3^nt fehlte o^ne^in 6ie frifc^ 5ugreifen6c (Catfraft, 6ie 6en prinsen £ouis ^er6inan6 un6, wie es fc^eint, auc^ feinen eigenen Bru6er Prin$ Couis befeelte; jel^t PoUen6s nxir er faum noc^ mit ^Ibem ^ei^en bei 6em Kriege, 6er nie rec^t feinen Beifall gefyibt ^ttc un6 6em er ein möglic^ft raf^es (&t6e fe^nlic^ ipünfc^te. ZRoc^ten 6oc^, fo meinte er, 6ie ^ran$ofen $u ^aufe tun, n>as i^nen beliebte, »enn jie nur nic^t nac^ 2)eutfc^lan6 fämcn« /,3^ befc^äftige mic^ nur mit 3^nen/ fc^reibt er einmal 6er Braut, freimütig, aber unfol6atifc^, „alles 2(n6ere ift mir gleid^ltig un6 langnmlig.'^ €r fe^nt ftc^ nur nadj Darmfla6t, um tt)ie6er „freun6lic^e (ßeftc^ter" um ftc^ 5u feljen. €r freut jic^, feiner Znutter, feinen Sdjn>eftem ^rie6erife un6 „ITlimi", 6er ^ersogin Pon IJorf un6 6er Prin$effin pon ©ranien, Pon feinem <ßlücf un6 Pon feiner Ciebe fc^reiben 3U fönnen. €r fpielt 6ie ^än^e, 6ie er mit Cuife getanst fyit; er seic^net i^r 6ie perfc^ie6enen Sol6aten:» typen 6es preufifc^en ^eres, 6enn auc^ feine fc^uxic^en Kunftneigungen flei6en fic^ in militärifc^c formen: ipenn er seidjnet, tper6en es Sol6atcn, un6 Pon 6er ZHufif liebt er nur 6ie ZlTilitärmärfc^c un6 faft alle (tage eilen Boten über 6ie Pon 6en Belagerern bei (ßinstfcim gefdjlagene H^einbrücfe, um 6ie Briefe 6er £icben6en 5n>ifd^ 2)armfta6t un6 (ßuntersblum l^in« un6 ^erjutragen.

Caufcbcn nnr einen 2Iugenblicf 6em <ßeplau6er Mefer erften tCage.

Der Kronprins: „^aben Sie fdjon an yjt Bil6 ge6aijt? IDenn es nur d^nlic^ unr6 un6 niift eine Karifatur 3^^^* rci5cn6en ©efic^tc^ens. ZTlac^en Sie, 6af ic^ nic^t $u lange 6arauf 5U tpartcn brauche/'

Die prinsefjtn: „Sic fragen, ob ic^ fc^on an bas BiI6 geöac^t ^be? IDie fönnen Sie bavan $ö)eifeln. 3c^ fjabe yjrxcn oerfprodjen, es fo fc^nell als möglich machen 5U laffen, unö ic^ bin ein 2Ttä6c^en pon IDort Der 2Ttann, 6er mic^ malt, giebt jic^ öie gröfte X(lüt)e, ic^ Ijabe iljm fdjon 6rei ZTTal gefeffen, un6 er Ijat nur erft 6ie (ßröfe 6er 2tugen gemalt (6ie siemlicb Mein ftn6, loie Sie toiffen), 6en Umrif 6er Hafe un6 6cs Znun6es, un6 porläufig fielet mir 6as noc^ garniert o^nlic^* Das Bil6 ift fo grof , tt>ie Sie es mir an meiner ^n6 geseigt ^ben, ic^ Ifabe üftn gefagt, mic^ ^^ft einfach 5U malen, nid^ts auf 6em Kopf un6 n>eif geflei6et; ic^ tpeig, 6af Sie 6as (Einfache lieben, un6 ffabe geglaubt 3f?ren (ßefdjmacf $u treffen. Bitte, fagen Sie mir, loenn Sie es an6ers ^aben »ollen. Pergeffen Sie aber, bitte, auc^ nidjt mir 3^^ SU6 $u geben. €s fc^eint mir am beften, une Sie meinten, 6as Bil6 pon S<ijr56er copiren 5U laffen, 6enn ic^ glaube nic^t, 6af Sie einen 2Ttiniaturenmaler bei 6er 2Irmee Ijaben."

Der Kronprins: „3^ beö)un6ere 3^^^ (ße6ul6 un6 bin 3^"^" 2Ttillionen 2Ttal $u Danf perpflic^tet IDenn nur bei 6iefen ^ufigen Si^ungen ein Bil6 5U Stan6e fommt, 6a5 yjmn einigermaßen ä^nlic^ fie^t; 6enn 6af es 3^"^" S^"3 ä^nlic^ n>it6, 6aran per* $ipeifele ic^. 3^^^ S^i^ P"^ $" U^^ un6 5U fjübfc^, als 6af ein ZTTaler jte je treffen un6 6ie Sanftmut^ un6 2tnmut^ ipie6ergeben fönnte, 6ie Sie fo rei5en6 machen. 3^ iper6e an 6en UTaler Sdjr56er f (^reiben, 6af er 6as „Sdjlaraffengejic^t" copirt, 6as Sie 5U Ijaben tpfinfc^en. Uebrigens bin ic^ gans 6amit 5ufrie6en, tpie Sie ^df malen laffen, un6 ein ^fibfc^es 2nä6djen nrie Sie, ift in einem einfachen Kofiüm o^ne Sdjmucf nur noc^ ^übfc^er."

Die prinsefftn: „2Iber nic^t tpa^r, lieber Prins, Sie fagen mir nidjts meljr über meine ^ÜQe, ob fie fein jtn6 06er grob. Sie ^aben mir nie fo elegante Se6ensarten gemacht, un6 ic^ bin nic^t 6aran geipöljnt, 6af Sie mir fdjmeic^eln. Sagen Sie mir lieber, 6af Sie mic^ lieben un6 6af Sie mein guter ^reun6 fin6, 6as fc^ä^e idj piel ^öljer."

Sdjlic^t un6 ^ei^lic^ ipie 6iefe IDorte ift 6er ganse Briefipedjfel 6es Brautpaares, 6en 6ie liebepolle Pietät 5rie6ric^ XDiUjelms 6er Hadjipelt er^lten iiat\ fc^mucflofe Weine Brief blätter, meift noc^ in i^ren Umfc^lägen, be6ecft mit engen ^eiUn, bei6e ^an6fdjriften jugen6liij, 6ie feinige fdjon etipas entipicf elter, fräftiger; 6ie iljrige tpeiblic^ un6 fiüdjtig, mit häufigen Unterftreic^ungen. Die Brieffpraije, faft immer fransöfifc^, ift farblos aber faft forreft unter ^rie6ric^ IDilljelms ^e6er; ^öc^ft inforreft im 2Ius6rucfe un6 in 6er 2Jec^tfc^reibung bei Cuife, aber leben6ig un6 anfif anlief, befon6ers tpenn 6as ^vaniöfx^dic pom Deutfc^en unterbrochen 06er abgelöft ipir6. pünftlic^er un6 fleißiger als Brieffcfjreiber ift 5rie6ric^ IDil^elm, in 6en Briefen an 6ie Braut allein fann er ja ausftrömen laffen, tpas an (Befüllen un6 €mpfin6ungen in i^m lebt; Cuife, pon fo piel £iebe un6 (Ceilnaljme

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war aber von i^m an feinen Sdjnxiger un6 ,;beu>a^rten ^reunö", 6en prin$en <ßeorg^ permiefen nx>r6en. IDos fonnte öiefem »illfommener fein, als eine feiner Hielten mit 6em Kronprinsen pon Preufen $u oerloben? Cebijaft ging er auf 6en ©eöanfen ein, unö er ipar 6er ZTTann, i^n $u pem>irflic^en, allen ^in&emiffen $um Crol^.

Denn an Sdjmierigfeiten unö Beöenfen fehlte es feineswegs. €s 6arf nic^t i>er* fc^nnegen »erben: eine (E^e mit einem preufifijen prinsen fc^ien öamals nic^t flberaK oerlocfenö. ^wav oerfic^erte ^rau von ©lenfdjlager, ^6er prin$ n>er6e 6ie ©emo^lin, Me er felbft tpa^Ien foUe, genrif auc^ lieben un6 i^r treu fein". 2niein man fannte ja Me 3uftän6e in Berlin; nxir 6oc^ ^rau Hi^ 6ie fpdtere (ßrdfin ßc^tenau felbft mit i^ren Kin6em eines (Tages $um Befuc^ 6es Königs, für öejfen (Beliebte man fie noc^ immer ^ielt, in ^ranffurt erfc^ienen. So ^ief es 6enn bal6: es gehöre ZTTut bain, je^t mit 6em preufifc^en ^ofe in Perbinöung $u treten. 3" Dormftaöt nxir 6ie eigene (Tante 6er prin$efftnnen, iljre ZlTuttersfc^tpefter, Canögräfin Cutfe, gans öagegen unö fudjte jeöe ZlTöglidf- feit einer 2Innä^erung unö Befanntfdjaft $u Ijintertreiben. Der Dater, Prin$ Karl in ^ilöburgljaufen, lief gefc^^n, o^ne oielen ©fer $u $eigen. Um fo entfc^loffener unö rühriger ttHir ©nfel (ßeorg. „Du fannfl perftdjert fein," fijrieb er öem Sc^nxiger, „2nies, mos ic^ fflr Dii; unö öie Deinen t^un fann, gefc^ie^t eben fo, als n>äre es für mic^ unö öie lUeinigen; Dir öienen ^ift mir felbft öienen." Unterftul^t pon öem nac^ ^ranffurt gefanöten (ße^eimrat Kümmelmann Don ^ilöburgljaufen, einem Vertrauten öes Prinsen Karl, riet er öringenö $ur fijleunigen SücHe^r öer prin$effinnen nac^ Darmftaöt, nx> man öen Befuc^ öes Königs unö feiner S&line ern>artete. Der Prins nnlligte enölic^ ein; öoc^ er felbft uJoUle 5urücfbleiben. ©Ijne öie ^eier iljres ©cburtstages am \6. TXlävi alqun>arten, !t>o$u öer ^ersog Don ^ilöburg^ufen fdjon grof e Vorbereitungen getroffen ^tte, unö oljne fii; öurc^ öie Itac^ric^t pon öem bereits erfolgten Befuc^ öes Königs in Darmftaöt auf« leiten $u lajfen, trat öie (ßrofmutter mit Cuife unö ^rieöerife öie J)eimreife an. Untertpegs, in ^ranffurt, voo fie am \3. TXläxi im IDeifen Sdjwan abpiegen, follle bas Sdjicffal öer Prinsefftnnen ftc^ erfüllen, rofdjer unö gröfer als irgenö jemanö Ijätte aljnen fönnen.

König ^rieörii; tDil^lm II. ^tte nac^ öer tDieöereroberung ^^^^nffurts fein ffaupU quartier in öer alten Kaiferftaöt genommen, in öer jtc^ balö ein glan$enöer Kreis Pon öeutfc^en dürften unö ^erren, fran$öftfifen prinsen unö (Emigranten, ^elöen unö 2(benteurem Sufammenf anö. tDät^renö in Paris, öos man eben noc^ mit leichter f^anb 5U erobern ge» meint Ijatte, öos alte 2Jegiment in Stficfe gefijlagen ipuröe, fammelte ftc^ Ijier um öen föniglic^n Dorfdmpfer öes alten Europa noc^ einmal alles, uhis öos fc^öenöe 3a^ ^unöert an öen ^Atften^öfen unö auf öen Sc^löffem öer Hac^barfd^ft prdcbtia^ un^

Ueppiges ^erporgcbrac^t ^allc. Der König fclbft, 6cn man täglich in 6er 6ie Stabt um* fäumenöen £in6enallee fpasicren gcljen falj, fan6 ^ranffurt, loie er nadf Berlin fc^rieb^ „diaxtnant", un6 es gefiel iljm ,,ungemein". 2tber audj er gefiel 6en ^ranffurtem: feine ritterliche ^öflidjfeit geipann xiftn aller fersen, un6 (ßoet^es ZHutter fc^rieb öamals iljrem So^ne: „So loie 6er König von uns 2tllen geliebt loirö, ift ipoljl fc^u>erlidj noc^ ein ZlTonarc^ geliebt looröen loenn €r einmal loeggeljt, fo »eine tc^ Dir getpif 8 (Tage, unö pergeffen loirö er pon uns 2IUcn ^^itkbcns nic^t." Xltbcn i^m bemerfte man feine Söljne, Prin$ Couis unö 6en Kronprinsen ^rieöridj IDiUjelm, 6er in öen Patrisier^dufem 6er 5ta6t, bei 6en Bet^mann un6 ZTTe^ler, 6en (Sontavb un6 ©lenfdjlager fdjlic^t un6 leut* feiig perfe^rte; oft seigte jidj auc^ 6ie glän$en6e (grfdjeinung 6es prinsen Couis ^er6inan6, 6er im Qaufe 6er ^rau pon IMnts 6ie ^nlfövev bnidf 6ie tlTeifterfc^ft feines Klapierfpiels entsflcfte» TXlan fa^ femer 6en Sdjipiegerfo^n 6es Königs, 6en prin$en IDil^clm pon ©ranien, 6ie ^erjöge Karl 2tuguft pon Sac^fen*=IDeimar un6 Karl IDil^elm ^er6inan6 pon Braun^* fc^tpelg, Wftfc^e un6 foburgifdje, naffauifc^e un6 ipürttembergifdje prinsen, preufifc^e Staatsmänner, tpie Qar6enberg un6 Struenfee, un6 6en gel^eimnispollen IDoellner, 6a5u piele (Emigranten, unter iljnen Sombreuil, 6er mit prin$ Couis ^er6inan6 in 6en Caufgräben por 2nain$ fic^ ausseic^nen follte un6 5ö)ei ^aiive fpäter in Quiberon 6en ^el6ento6 fan6. Die preufifc^e (ßar6e ipar in 6er Stabt einquartiert; 6a5n>ifdjen gab es noc^ immer neue (rruppen6ur(^5uge: Sadjfen, Reffen, ©efterreidjer» 3" ^^ bunte Ceben un6 (Treiben, 6as audj 6urc^ 6ie Hä^e 6er ^ransofen in 2nain$ nic^t geftört wutbe, tarn faum eine leife (Erfc^fltterung bei 6er Hadjridjt pon 6er ^inridjtung König Cu6ö)igs XVI., 6en su retten man im Sommer por^er ausgesogen wav. Die Kamepalsfefte un6 6ie (C^eaterauffüljrungen, 6ie 6er löbliche Hat Pon ^ranffurt puritanifc^ fonft an Sonntagen nidjt geftattet Ijatte, erlitten feine Unterbrechung* König ^^^^ri^ IDilljclm II. befuc^te fie regelmäßig un6 gem.

3ni (Cfjeater n>ar es 6enn auc^, wo 6ie entfdjei6en6e Begegnung 5n>ifdjen 6em König un6 6en prinsefjinnen ftattfan6. ßUxdj am (tage iljrer 2tnfunft, pielleidjt nidjt gan$ objic^tslos, wav 6ie (ßrofmutter mit 6en (Cnfelinnen nadj 6em „Komö6ien^us" gegangen, in 6ie Coge i^rer in ^ranffurt leben6en Sdjmefter, 6cr (ßräfin pon Ceiningen*(ßuntersblum, 6eren (Coc^ter Polyyena fie begleitete. Der König wat ann>efen6; „am (Eingang 6er Komö6ie" fan6 6ie (ßrof mutter (ßelegen^eit, i^m iljre bei6en (Enfelinnen porsuftellen, 6eren fnofpcn6er Ciebrei$ iljn rafc^ eroberte. ^rie6ric^ IDilljelms II. ftaunen6e Beu>un6erung 6er bei6en jugen6lic^en Sdjön^eiten fyxt einen naipen 2Ius6rucf gefun6en in einem Briefe, in 6em er felbft 6iefe 6enfipür6ige Begegnung anfc^aulic^ gefc^il6ert ^t. „Seit meinem legten Briefe," fc^reibt er am 2\. VHäxi \793 nac^ Berlin, „^abe gar feine geit sum Sdjreiben geljabt,

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tpir Ifabm in lauter ^iUn gelebt, 6ie befonöers öurc^ 6ie 2tn«>efen^eit ^^er ^remöen peranlaft wovbm, näntlidf von 6er Prinsef (ßeorge pon Darmftdöt un6 il^ren betöen ^errlidfen Kin6esfin6em, 6en (Cöc^tem öes Prtn$en Karl von ZTlecflenburg un6 alfo 6er Königin Pon (Englanö i^ren Hidjten* IDie idj 6ie betöen (Engel 5um erften TXlal fa^, es tpar am (Eingang 6er Kom56ie, fo nxnr ic^ fo frappirt pon i^rer Sc^5n^eit, 6af ic^ gan5 auf er mir nxir, als 6ie (ßrofmutter fte mir präfentirte. 3^ ipflnfc^te fe^r, 6af fte meine Söljne feljen mödjten un6 ftc^ in jie perlieben» Den an6em (tag liefen fie fic^ auf einem Ball präfentiren un6 nxiren gans pon i^nen enc^antirt. 3^ machte mein möglid^ftes, 6af fte ftc^ oft fa^en un6 fic^ rec^t fennen lernten* Die bei6en (Engel jin6, fo piel idj feljen fann, fo gut als fc^ön, nun »ar 6ie £iebe 6a un6 [es] ipur6e fur$ un6 gut refolpirt, jte 5U ^eirat^n."

2tn 6emfelben 2Iben6, ipo König ^rte6ric^ IDilljelm feine Sdjö)iegert6djter »äljlte, u>ar aber aud; fein So^n, 6er Kronprin5, felbft im tCl^eater, aui; er nic^t gan5 5ufällig, nic^t abftc^tslos. IDie bei (Cljronerben üblic^, tpar in 6en ^offreifen oft fdjon pon feiner bepor* fte^en6en Permäljlung gefproc^en iPor6en; baI6 beflimmte man iljm Cuife, 6ie fpatere Prinseffin Ha65in>ill, baI6 feine oranifc^e (Eoufme o6er eine baMfc^e o6er englifc^e Prin5efftn. Der Kronprins feinerfeits un6 6er König ftimmte i^m 6arin bei nxir entfc^lojfen^ allein feiner Heigung $u folgen. ZTTan ^tte i^m Pon 6en fc^önen mecflenburgifc^en Prinseffinnen ersd^lt, un6 Sombreuil, 6er fte in Darmfta6t gefeiten un6 ben>un6ert/ 5eigte iljm einmal im (Cljeater eine Dame, 6ie i^nen ä^nlic^ fe^cn follte. 23ei 6em Befuc^ in Darmfta6t ^atte er 6ann pergeblic^ g«^fft/ fte fennen 5U lernen. 3^* ^^e er iljre 2Infunft in ^ranffurt erfaljren un6 ipar in 6as Üjeater gefommen, fte $u fe^n. (Er bemerfte fte feinem pia^e fc^rdg gegenüber in einer pergitterten £oge, 6ie i^m nur unPoUfommen 5u feljen gemattete, 6oc^ genug, um feine Heugier »eiter 5U reisen. Sie gefielen iljm bei6e, befon6ers tpie fte aufftan6en, um ,^mit e61em 2(nftan6e'' 6en (Dnfel (ßeorg 5u begräfen, 6er, unr aljnen nxirum, fte in 6er £oge auffuc^te. (Segen (En6e 6es Stäcfes n>ec^felte 6er Kronprin$ feinen pia^, 6odj oljne fte beffer feljen 5U fönncn.

(ßlücf lieber nnir er am nac^ften (Tage, tpo Burgermeifter 0lenfi;lager it;n un6 6ie Prinsefftnnen 5um ^rüljftücf bat. HXe lebenMg blieb iljm alleseit 6ie (Erinnerung an 6as <Blücf 6iefer erften Begegnung! XDie er am (Eingange ftan6, als fte eintraten, suerfl ^rie6erife, 6ann Cuife; tpie (ßraf 2ne6em, 6er Bru6er 6er Qersogin Pon Kurlan6, iljn 6en prinsefftnnen porftellte; »ie feljr bei6e i^n bejauberten: Cuife in i^rer fijlanfen Sdjönljeit, ^rie6erife in i^rem £iebrei5 un6 itjrer Unter^ltungsgobe. 2Im 2(ben6, nadj6em 6er König mit 6en Prinsen im ;,IDeif en Sdjtpan" feinen Befuc^ obgeftattet, trafen fte fidj auf einem B«^ bei

6em Kammer^erm von XDrcöe* Der Kronprins ianik fleifig mit Cuifc; er perfc^affte i^r nac^^r 6ie 2Ttelo6ien öiefer erflen Cänse, 6tc fte fpäler oft gefpielt fyxt

Der (Sinbvnd, 6en 6ie prinscffmnen machten, blieb nic^t unbemerft; Kümmelmann fonnte nadj ^ilöburgljaufen fdjreiben, er fei nodj grof er als man $u eriparten geipagt fjabe. Tindf 6er Konig, 6er gleidj am erften 2tben6e 6ie (ßrofmutter 5U längerem Pertpeilen in ^ranffurt aufgefor6ert ^tte, fa^ mit IDoIjlgefallen 6ie auffeimen6e Heigung feines Soljnes» Tim \6. Xdävi lu6 er (ßrofmutter un6 (Enfelinnen $u (Cifc^ nac^ 6em „Hoten ^aufe" auf 6er ^txl, 6em je^gen Poftgebäu6e, 100 er mit feinen Söljnen reji6ierte; 6er Kronprins erhielt feinen pia^ neben Cuife, 6er fein ^ers meljr un6 me^r jic^ inwaribte. Der König ermunterte iljn un6 6rängte 5U rafdjer (£ntfc^ei6ung» 2tber Kronprins ^rie6ridj IDil^elm wäve nic^t 6er ^rie6ric^ HJilljelm geipefen, 6en wxv alle fennen, loenn er nidjt bei 6em über fein Cebensglücf entfdjei6en6en Schritte unfc^lüffig anfangs gefc^ioanft ^ätte. €r fpradj mit 6em Bru6er Couis, 6effen Heigung bereits einer an6eren Dame geijörte un6 6en 6ie Begegnung mit 6en prinseffmnen 6es^alb gleichgültig gelaffen ^tte. (Er befragte 6en Zriarquis Cucc^efini, 6er bei6e prinseffmnen engelhaft fc^ön fan6; n>as er pon il?m un6 an6eren ^5rte, flang sufammen mit 6er leifen Stimme feines eigenen ^ersens, un6, nac^6em er im (ßontar6fdjen ^aufe noc^ einmal mit 6en prinseffmnen $ufammengetroffen, entfdjie6 er fic^, 6urc^ 6en Dater 6ie ^an6 Cuifens 5U erbitten. Prin$ Couis, oljne alle innere (CeiU na^me, entfc^lof ftc^ 6ann für ^rie6erife»

€s n>ar am ^8* TXläti gegen 2tben6, als König ^rie6ric^ HHlIjelm II. im „IDeifen SdjiDan" erfc^ien un6 bei 6er (ßrofmutter für feine Sol?ne marb, wälfvmb 6ie Prinsefjinnen, 6ie ipo^l merf ten, n>as porging, 6as 3""^^^ perlaffen mußten. Die (ßrofmutter „fagte nxdit Hein'' ; 6es Paters (Einwilligung follte eine nac^ Qil6burg^aufen fc^leunigft abgefan6te Stafette I^erbei^olen* Der Kronprins felbft betrad^tete [idf fd^on als perfproc^en* Hoc^ am 2tben6 6es ^8./ auf einem Konsert un6 Souper bei ZHe^ler^^ingerlin/ faf er ipie6er neben Cuife; 6ie Unterhaltung tpur6e pertraulic^er un6 be6eutungspoller. <£s fjat etwas Sd^lid^tes 5ugleic^ un6 2tnmuten6es, ipie jie einan6er nä^er fommen: er gibt 6er prinsefftn 6ie 6amals beliebten „Depifen", 6ie fdjon ipie (Erflärungen lauten, fragt fie, ob er ipoIjI ^ffen 6ürfe, fte einmal in Berlin 5U feljen: Cuife antwortet flug, o^ne Ziererei, 6oc^ noc^ 5urücfljalten6. 2tm nac^ften (tage 6urften 6ie Prin$en felbft im „IDeifen Sdjnxm" iljre IDerbung an* bringen; 6ie (ßrofmama lief je6es 6er jungen Paare in einent ^immer allein. ,,So frot; ic^ tpar" fo fc^rieb fpater ^rie6ric^ IDil^lm im 2tn6enfen an 6iefe unpergef lidjen Stun6en , ,,fo perlegen tpar ic^ 6ennoc^, un6 nac^ pielem Stottern un6 un$ufammen* ^ngen6en pijrafen fafte ic^ en6lic^ TXlutl) un6 trug oljne piel Umftänöe mein 2tnliegen

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per. XDir ftanöen am ^enfler, meine ^rau mit 6em Jtficfen an Me ^enftertpanö gelernt IVlit jungfräulicher 23efc^öen^it ober Ijerslic^em ilusörucf »illigte jte ein^ ic^ frug, ob ic^ öürfte, un6 ein Kuf beftegeüe öiefen feierlichen Jtugenblicf»"

2(Ifo fci^Iof ftc^ in 6er alten Kaiferftaöt ^^anffurt 6er Sunö, aus 6em Pier 3a^re fpäter 6er erfte Kaifer 6es neuen I)eutfc^lan6 ^erporge^en foUte.

Hur eine furse Spanne geit 6urfte 6er Kronprin$ fdn junges dflcf geniefen; faum 5n>ei feiige (Tage noc^, in 6enen traulicher Perfeljr 6ie ^c^tige Befanntfc^aft rafc^ in Iftty lic^e ^reun6fdjaft nxin6elte. (Er fc^enfte 6er Prin$effin einen Hing, gol6en mit ^acetten gefc^liffen, 6en fie bis $u Ujrem (Co6e trug, un6 einen ^äc^er, auf 6en er jene Depife fc^rieb, 6urc^ 6ie fein Qers 5uerft 5U it^r gefproc^n un6 6ie ilpr befon6ers gefallen: „Rien ne me console que vous, puisque mon cceur est k vous**, ZPorte, 6eren bei6e fpdter n>ie eines tPaljlfpruci^es oft ge6aci)t Ijaben. Vit Prtnsefftn gab iljm il^ren eigenen Hing pom Ringer. Sie tansten noc^ sufammen auf Ballen bei ZTTe^ler^Bet^mann un6 ZMori^ Bet^mann* Sdjon am 2\. 2när$ aber fc^lug 6ie (Crennungsftun6e: 6ie Prin$en begleiteten 6ie Bräute 5U 6em alten fci;n>erbepacften IDagen, 6er fte mit 6er (ßrofnmtter 6urcf; 6en enpac^en6en jrü^ling naci; 2)armfta6t trug.

2tls ^eimatlofer ^W^Üing ^tte Cuife 2)armfta6t perlaffen: als Braut eines Königs*» foljnes, 6es (Erben 6er iTlonarc^ie ^rie6ric^ 6es (ßrof en, fam jte $urucf.

Hic^t 6er ^rüljlingsfturm einer jäl; aufn>allen6en £ei6enfci)aft, unfere (Ersä^lung seigte es fdjon, Ijat ^rie6ric^ XDiUjelm in Cuifens 2Irme gefüljrt. (£s war andf nidjt, 06er nidft ^auptfädjlic^, 6ie finnlic^e ßtenbt an 6em frif djen 5^uber 6iefer jungen 2nä6cfjenblute: es fdjeint mir faft, als ^abe iljm 5rie6erif e, 6ie rei5en6fte prinsef jin i^rer ^Äi, anfangs noc^ meljr gefallen, (ßeunf, Cuifens liebliche (Erfc^einung t^atte iljn angesogen; allein n>as i^n für fte entfc^ie6, nxir 6er unter liebens«)ür6iger ^röljlic^feit jtc^tbare (Emfl iljres IDefens, iljre 3nnerlic^fett 6te unperfennbaren Btl6ungslinien iper6en6er Cljarafterfepigfeit; 6enn prinseffin Cuife, n>ie fie pon edjter un6 inniger ^rSmmigfeit erfüllt nxir, nxir audj bei aller 2Ius* gelaffenljeit eine emfte un6 finnen6e Seele un6 erfc^ien u>eit über iljre 3^ljre c^arafterpoU. „Prinscfftn Cuife u>tr6 eine ausgeseic^nete Königin abgeben," fc^ricb 6amals eine Damv ftä6ter ^f6ame, „fte Ijat einen ausgeprägten Cljarafter wk eine Dreißigjährige." (Ebenfo u>aren es gera6e 6ie beften IDefens5Üge 5rie6ric^ IDilljelms, 6te 6ie prinseffm beftimmten, feine IDerbung ansune^mcn, 6iefclben IDefens5üge, an 6enen iljre ^er5ensfreun6fclfaft $u bräutlic^er Heigung, iljre bräutlicije Heigung 5U echter (Battenliebe fpäter erftarfte. 2(uf«> getpac^fen $«)ifdjen Hljein un6 ZTlain, inmitten einer aus 6eutfc^m un6 fran$5jtfcijem IPefen gemifc^ten leidjtcn un6 perfü^rerifdjen (Ekrfelligfeit, tpar Cuife in i^rem (BeHIjlsleben nocb

^=1

vöüxQ unberührt geblieben; t^re £cbensetn6rücfe Ijatten fte melleic^t geraöe für 6ies Heue unö ^remöe porbereilet, bas jcl^t an jte iftvanttat 3" ^^^ ftetfen un6 fc^üc^temen ©fpsier, 6ejfen Perfönlic^feit im ööen (Einerlei feines militärifc^en Dafeins eingesipängt fafi oer* fümmerte, erfannte i^r loeiblic^er Blicf 6en 2Ttann, öeffen ganses IDefen Sc^Iic^t^eit, €^rlic^feit un6 IDa^rljaftigfeit atmete; 6en UTann, an 6en i^re eigene fc^Ianfe Sdjmiegfam=» feit i>ertrauenspoU fic^ anleljnen fonnte» „VOit louften beiöe fofort unö oljne lJmfc^n>eife, looran tpir miteinanöer waren/' fo ^at jte iljm gleich öamals gefc^rieben. 3^ möchte fagen: es tDaren öie beiöen innetpo^nenöen Kräfte aufrichtiger Heligt5fttat, emfter unö ftttlic^er Cebensanfdjauung unö Cebensfü^rung, 6ie bei i^rer Begegnung jtc^ regten unö walfU penpanöt einanöer suftrebten.

Damit ^ing noc^ ein anöeres 5ufammen*

Kronprin5 ^rieöric^ XDil^elm, oljne alle näljeren Besie^ungen sum Pater, o^ne ^ers^* liebes Per^ltnis 5ur ZTTutter, o^ne ^reunöfdjaft, o^ne Ciebe, entbeljrte fc^ujer Öer3nnis'«tt öes Familienlebens, nac^ öem fein gan$es IDefen öoc^ perlangte. IDie muf te er jtc^ glücftic^ füljlen bei öer Berüljrung mit öiefem ^effifc^*mecflenburgifc^en ^amilienf reife, öen ein fo enges Banö ^ersüc^fter pem>anötfc^ftlic^er Ciebe umfc^lang. prinsefjin Cuife iljrerfeits, öer ZITutter unö öer ZTlutterftelle einne^menöen (Tante frü^ beraubt, ot^ne Pateripaus aufgennic^fen, aber umgeben von innigfter grofmütterlic^er unö gefc^ujifterlic^er Ciebe, beöurfte in gleichem ZMaf e öes ^äuslic^en (ßlücfes, bas Hfv öie fc^lic^te unö nni^r^ftige Perf5nlic^feit öes Kron^ prinsen $u perbürgen fdjien.

3n öiefer Uebereinftimmung i^rer beften €mpfinöungen unö (ßefüljle, in öiefem gufammenflang iljrer Haturen, n>enn jie i^n auc^ pieüeidjt flärfer $unäc^ft empfanöen als er talfäc^lic^ beftanö, mochten ^rieöric^ IDilljelm unö Cuife öen Quell iljres (ßlücfes finöen. /r3^ f^"" 3^^^" "i^^ f^S^^f tt>i^ glücflic^ ic^ mic^ öurij öie IDa^l füljle, öie idj getroffen fyxU/' fdjrieb öer Kronprins feiner IHutter, unö Cuife fdjrieb öer Sdjujefter Cljercfe nac^ Hegensburg: „Vn fannft faum glauben, n>ie glficflii; xdj bin. Der Prins ift augeroröentlic^ gut unö graöe, er ift erftaunenö nxi^r. (Es bleibt mir nichts 5U münfc^n übrig/'

IL Die Braut$eit

IDä^renö öer ;JrüIjling öes 3<»^res ^793, bas in öen Büijem öer IDeltgefc^ic^te mit fo blutigen Cettem perseic^net ift, öie Canöe am S^ein mit neuem (ßrün fdjmflcfte, entfaltete ftc^ an öen Ufern öes öeutfc^en Stromes ein anmutiges CiebesiÖYÜ: öie Braut$eit öes Krön* prin$en ^rieöric^ JPil^elm unö öer Prinsefftn Cuife.

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(Bleich am (Cagc nadf 6er 2Ibretfc 6er Prinsefftnnen, am 22. märj, ^tten audf 6er König un6 6er Kronprin$ an 6er Spi^e 6er preufifc^en <Sar6e ^ranffurt perlaffen, 5ur Belagerung pon Znains, 6as im ©ftober ^792 auf fc^mä^Iic^e IDeife 6en ^ransofen in 6ie Qan6e gefallen tpar. Sie wanbUn ftc^ sunäc^f) äf>er 6en IRain r^einauftpärts, n>o6urc^ 6er Kronprins »iüfommene (ßelegen^eit erhielt, 6ie Braut in Darmfta6t 5u befuc^n (2^. TXlävi), bann übet 6en IRain 5uräcf un6 äf>erfc^ritten 6en K^ein me^r äbwävts, um rafc^ 6ie Cinfc^liefung von TXlaxni auf 6er »eftlic^en Seite $u voümbtn. 2X>ä^ren6 6er König tt)eiter nadj JDeften porrücfte, ging 6er Kronprins über lDiesba6en, pon nx) tmr feinen erften Brief an prinscffm Cuife Ijaben, un6 ®ber*3"9«^"^ ^<^^ ©untersMum, ffl6Hc^ pon 0ppen^tnt, n>o er fär 6ie nod^ßen IDoc^en Quartier na^m, um als (ßeneralmajor un6 Komman6eur 6er Keferpe unter Kalcfreut^s ©berbefe^l an 6er Belagerung pon ZlTains teil5une^men. (Es wav i^m nic^t befc^ie6en, ftd; 6abei befon6ers aus5U5eic^nen. TXlan meif, ttHis 6er ^reiljerr pom Stein pon 6er „5entnerfc^n>eren Cangemeile^' geflagt ^at, 6ie er im Kriegslager por ZTlains laften6 fan6. Kronprins 5rie6ric^ IDil^lm uxir nic^t frei 6apon. 3l?m fehlte oljne^in 6ie frifc^ 5ugretfen6e Cathaft, 6ie 6en prinsen Couis 5er6tnan6 un6, wie es fc^nt, auc^ feinen eigenen Bru6er Prins Couis befeelte; je^t pollen6s ipar er faum noc^ mit fyilbem fersen bei 6em Kriege, 6er nie rec^t feinen Betfall ge^t Ijatte un6 6em er rin möglic^ft rafc^es (En6e fe^nlic^ mflnfc^te. ZTToc^ten bodi, fo meinte er, 6ie ^ransofen 5u Qaufe tun, tpas i^nen beliebte, menn fte nur nic^t nac^ Deutfcf;lan6 fämcn. //3^ befdjäftige mic^ nur mit 3fjnen,'' fc^reibt er einmal 6er Braut, freimutig, aber unfol6atifcf;, „alles 2In6ere ift mir gleid;giltig un6 langn>eilig.'' (Er fe^nt fxdf nur nac^ Darm|]la6t, um n)ie6er „freun6lidje ©eftdjter" um ftdj 5u feljen. (Er freut ftdj, feiner mutter, feinen Sdjn>eftem 5rie6erife un6 „ZTltmi", 6er ^ersogin pon IJorf un6 6er Prinsefftn pon ©ranien, pon fdnem (Blücf un6 pon feiner Ciebe fdjreiben su fönnen. (Er fpielt 6ie tCänse, 6te er mit Cuife getanst ^t; er seidjnet i^r 6ie perfc^ie6enen Sol6aten*» typen 6es preufifdjen ^eres, 6enn auc^ feine fcf;a>acf;en Kunftneigungen flei6en ftc^ in militärifdje formen: ipenn er seic^net, tper6en es Sol6atcn, un6 Pon 6er Znufif liebt er nur 6ie Znilitärmdrfdjc un6 faft alle tCage eilen Boten über 6te Pon 6en Belagerern bei (ßinsljcim gefdjlagene K^einbrflcfe, um 6te Briefe 6er Cicben6en 5a>tfc^ Darmfta6t un6 (ßuntcrsblum Ijin* un6 ^ersutragen.

Caufdjen nnr einen 2IugenbHcf 6em (ßeplau6er Mefer erften (Cage.

Der Kronprins: „^aben Sie fdjon an 3Ijr Bil6 ge6ac^t? 2X>enn es nur äljnltc^ nnr6 un6 nidjt eine Karifatur 3fjres rei5cn6en (ßefic^tdjens. machen Sie, 6af idf nic^t 5U langf 6arauf 5U uxirien brauche/'

Sie Prinseffm: „Sie fragen, ob ic^ ^dpn an bas Bil6 geöac^t ^be? JDie fönnen Sie batan sioeifcln. 3dj Ijabe y:irxerx perfprodjen, es fo fdjneü als mdglidj madjen 5U laffen, un6 idj bin ein TXläbdferx von VOott Der ZRann, 6er midj malt, giebt fxdf 6ie gröfte JTlülje, idj Ijabc itjin fdjon 6rei TMal gefejfen, unb er fyxt nur erft 6ie (ßröfe 6er klugen gemalt (6ie siemlidj Mein jtn6, toie Sie »ijfcn), 6en Umrif 6er Hafe un6 6es Znun6es, un6 i>orIäufig fieljt mir 6as noc^ garniert ä^nlic^. Das Bil6 ip fo grof , loie Sie es mir an meiner fyin6 geseigt ^aben, idj liabz iljm gefagt, mic^ Ijödjft einfach 5U malen, nidjts auf 6em Kopf un6 »eif geflei6et; ic^ »eif , 6af Sie 6as (Einfache lieben, un6 ijab^ geglaubt 3Ijren (ßefdjmacf 5U treffen. Bitte, fagen Sie mir, wenn Sie es an6ers Ijaben »ollen. Pergeffen Sie aber, bitte, audj nic^t mir ^Ifv 8iI6 5U geben. €s fdjeint mir am beften, tme Sie meinten, 6as 8il6 i>on Sc^rö6er copiren 5U laffen, 6enn idj glaube nic^t, 6af Sie einen Zniniaturenmaler bei 6er 2Irmee Ijaben."

Der Kronprins*. „3dj ben)un6ere 3Ijre (ße6ul6 un6 bin 3^"^" ZHillionen Znal 5U Danf perpflidjtet. JDenn nur bei 6iefen Ijäufigen Si^ungen ein 8il6 5U Stan6e fommt, 6as y:inen einigermafen ä^nlic^ fieljt; 6enn 6af es 3^"^" 9^"5 äljnlidj tmvb, baxan per«» 5tpeifele idf. y^ve ^üge fin6 5U fein un6 5U fjübfdj, als 6af ein JTlaler fte je treffen un6 6ie Sanftmut^ un6 2Inmut^ Qne6ergeben fönnte, 6ie Sie fo ret5en6 madjen. 3^ tt>er6e an 6en ZHaler Sdjrö6er fdjreiben, 6af er 6as „Sc^laraffengefic^t" copirt, 6as Sie 5U Ijaben ipunfc^en. Uebrigens bin idf gans 6amit 5ufrie6en, »ie Sie fidf malen laffen, un6 ein ^übfc^es 2nä6djen ipie Sie, ift in einem einfadjen Koftüm oljne Sdjmucf nur noc^ ^übfc^er."

Die prinsefjtn: „2tber nic^t walix, lieber Prin5, Sie fagen mir nidjts meljr über meine ^09^/ 0^ P^ f^" P"^ ^^ 9^^^* Sie Ijaben mir nie fo elegante 2le6ensarten gemadjt, un6 idj bin nidjt 6aran geipöljnt, 6af Sie mir fdjmeic^eln. Sagen Sie mir lieber, 6af Sie midj lieben un6 6af Sie mein guter ^reun6 ftn6, 6as fdjä^e idj piel Ijöljer."

Sc^lic^t un6 ^ei^lidj wk 6iefe IDorte ift 6er ganse Briefipedjfel 6es Brautpaares, 6en 6ie liebepolle Pietät 5rie6ridj IDilljelms 6er Hadjroelt er^lten Ijat; fdjmucflofe Heine Briefblätter, meift noc^ in iljren Umfc^lägen, be6ecft mit engen §e\icn, bei6e ^an6fdjriften jugen6lic^, 6ie feinige fc^on etnnis entn>icfelter, fräftiger; 6ie iljrige tpeiblidj un6 flüdjtig, mit häufigen Unterftreic^ungen. Die Brieffprac^e, faft immer fransöftfdj, ip farblos aber faft forreft unter 5rie6ridj IDilljelms 5e6er; ^ödjft inforreft im 2tus6rucfe un6 in 6er Sec^tfdjreibung bei Cuife, aber leben6ig un6 anfc^aulidj, befon6ers ipenn 6as ^ransöjtfdje pom Deutfc^en unterbrodjen 06er abgelöft ipir6. pünftlidjer un6 fleifiger als Brieffdjreiber ip ^rie6ric^ IDil^elm, in 6en Briefen an 6ie Braut allein fann er ja ausftrömen laffen, tpos an ©efüljlen un6 €mpfin6ungen in i^m lebt; Cuife, pon fo piel Ciebe un6 tCeilna^me

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umgeben^ t{) läfftger, nnb wenn fte fc^reibt, fommt fte oft nic^t über 6ic stpeitc o6er öritte Seite Ifinaus, fo 6af 6er Kronprins ipo^l einmal über 6ie Pater^^Unfer** Kurse i^rer Briefe fpottet Diefe abbredjenöe Kurse 5U entfc^ulöigen, erfinöet üjre p^ntafte unerfc^öpflic^ immer neue (Brün6e; aber »ie Ijätte er ftarüber sfimen fönnen, ba fte über Mefe »ie über anöere eigene Sc^rooc^en felbp fo anmutig 5U fc^rjen »eif !

IDaljr^aftigfeit ip 6er gemeinfame Crnnb^UQ 6iefer Briefe; nic^t poIIpänMg »ir wctbtn es noc^ fe^n , aber fd^arf un6 treu fpiegeln fte 6as innere IDefen 6er S<^eiben6en n)ie6er: 6en Kronprinsen in feiner fc^Iidjten, nüchternen tCreu^rjigfeit un6 8ie6erfeit, Cuife in iljrem reidjen 3nnenleben, in 6er auf emftem (ßrun6e enpoc^fenen 9efun6en £ebensfreu6e, in 6er fonnigen ^röljlidjfeit Ujres (ßemüts; bei Cuife 6aneben eine parfe un6 innige Keligiofttät, bei ^rie6ric^ ZDil^Im aud; 6a5 ^^ensoüemfc^e Pflichtgefühl. Unmöglich u>äre es, in 6iefen ^un6erten pon Briefen eine erfünftelte €mpfin6ung, einen erflügelten (ße6anfcn 5U fin6en. Keine Sc^tt)armcrei, feine (ßefüljlsfeligfeit, feine Ueberfc^menglic^feit, tpie pe 6er ^eit noc^ entfproc^n ^e un6 n>ie pe in 6em Briefix>ecf;fel 6es ^efpfc^^mecflen« burgifct^en ^amilienfreifes fonp fo piel begegnet; feine £ei6enfci^ft: fanfte 6eutfc^e Ciebe*

Das gröf ere ZRaf 6er Heigung, 6arüber laffen 6ie Briefe feinen 3o>eifel, ift, befon6ers anfangs, auf Seiten 6es Kronprinsen. 3" f^" ^" an6eren €mppn6ungen nic^t beipegtes Seelenleben ip 6ie Ciebe pegreic^ einge6rungen un6 IfcA fein 3""«*^^ i" Sep^ genommen; fein glücflofes Dafein fcf;mücft pe perfcf;n>en6erifc^ mit reicher (BlücfesfüUe« (Er lebt nur in feiner jungen Ciebe, fein (Befühl, fein <ße6anfe, 6ie nic^t Don il^r be^errfc^t 06er per6rängt n)ür6en. Selbp 6en Perlauf 6es Krieges pe^t er oft genug nur unter 6iefem ©epdjtspunft: ob 6ie (Erfüllung feines ^gepen IDunfcf^ 6ie Pereinigung mit 6er (Beliebten t>erj5gert 06er befcf;leunigt tDir6; fein IDort an 6ie Braut perrät, 6ag er eine (Emppn6ung ^otte für 6ie n>eltgefcf;ic^tlict}e (Sröf e un6 Be6eutung 6es Kampfes, an 6em teilsune^men il^m pergönnt ip.

£uif ens Briefe pn6 me^r ^rslic^ als jartlic^, me^r liebenstPÜrMg als geiftpoll: 6er Tlusbvnd eines pon ^Uem Perpan6e abgeflarten (Emppn6ungslebens. ^^ZlTein Kopf läuft nidjt mit meinem fersen 6apon," ^t pe felbp einmal gefdjrieben. „3^ fyxbe feine Urfoc^ geljabt, Hein 5U fagen," fo teilte pe 6em Pater am 20. ZMarj 6es prinscn IDerbung mit; ;,6odj, befter Pater, 3^^^ Tlntwoti xxnxb audf 6ie meinige fein". Un6 ipie fü^l lautet 6oc^ felbp in 6er pertraulicf;en Ilact^fc^rift 6es erpen Briefes an 6en Kronprinsen 6er 2Ius6rucf i^rer Heigung; „Sie pn6 mir nic^t gleic^iltig, Sie fennen meine (Befül^le für Sie, ic^ fyibc alfo nic^t nöt^ig, 5U ipie6er^lcn, 6af ic^ yjntn rec^t ^erslic^ gut bin.^ Kein f^auc^ 6cr Sel^nfuc^ in il^ren Briefen, 6er 6er Permä^lungsseit entgegeneilte. IDie pe felbp frei ip Pon Iei6enfci^ftlic^em Perlangen, fo freut pe pc^ ebenfo fe^r, 6ie 2Icb^ng

bes Kronprin5en 5U beft^en als feine Ciebe. yjxc Heigung ift nur erft pertrauenspoUes ^reunöfdjaftsgefüljl, auf 6effen ©runöe bräutitdje Ctebe langfam emponpädjft. Sie ift glucflidj, aber i^r (Släcfsgefut^l ^t feinen Quell 6oc^ tpeniger in 6er Kraft i^rer Ciebe, als in 6er feften ^uperftdpt auf 6ie ein ftilles ^ufunftsglücf perbfir9en6e fc^Iid^te (Creue 6es Kronprinsen.

Cuife ift glücflid; un6 brdutlidpe 5reu6en fdpmucfen un6 füllen andf i^r teben. Sie fdjicft 6em Kronprinsen Briefe un6 legt ^riic^te bei, ;,6amit 6ie Briefe einen guten (ßefdjmacf befommen;'' fte fticft Sörfen un6 fen6et Stammbudjperfe. Sie fudjt Srautflei6er aus für 6ie Perlobungsfeier, 6ie 6urdj 6as 2tusbleiben 6er Hinge pei^ögert ipir6. ZHit regfter tCexU naijme folgt fie 6en IDedjfelfällen 6es Krieges; fie freut fxdj je6es (Erfolges „unferer", 6er preufifdjen JDaffen un6 5upft mit 6er Sdjn>efter un6 iljren Samen fleif ig Scharpie für 6ie ]?enpun6eten. Sie ift glücflid;, tpie eine ftebse^njäl^rige Braut es nur fein fann, un6 um i^r übermütiges un6 überpoües ^er$ einmal 5U erleidjtem, beginnt fie einen Brief an 6en Kronprinsen mit 6en IDorten: „(Bxüm, grüne Peterftlie un6 Krautfalat".

Cuifens särtlic^es Qet^ ^ätte 6as brautlidpe (Slücf nur unpoUfommen genoffen, t^tte nidjt 6er ganse Kreis üjrer ^amilie 6aran teilnehmen fönnen. Sc^on am 27, TXlati wax 6er Pater mit feinen Söljnen aus ^il6burg^ufen eingetroffen; mit 6en IDorten: 3^ gratuliere Dir, liebe Cuife, begrüßte er 6ie tCodjter. IDenige Cage fpdter fam audj Sdjipefter (Cljarlotte mit Ujrem ©emaljl, ^ersog 2t6olf, aus ^il6burglfaufen, un6 abermals nad) einigen tCagen, am {{. Tipxxl, Sc^ipefter üjerefe, 6ie prinsefftn pon C^um un6 Cayis, mit Crbprins Karl 2tleyan6er aus Kegensburg. So »aren, nac^ jahrelanger ^Trennung, alle fedjs (5efdjn>ifter um 6en Pater ipie6er pereinigt un6 füllten 6as ftille I)armfta6t mit ldrmen6em (ßlücf.

Die ^ddjfte 5reu6e aber ^errfdjte 6oc^ immer erft 6ann, »enn Kronprins 5rie6ric^ IDil^elm 6ie Braut befuc^en fam, un6 er fam oft mit feinem ^un6e Sultan auf 6er ©insljeimer Brücfe über 6en K^ein herüber geritten, in Begleitung feines 2t6iutanten, 6es Znajors Pon Sdjad, 6er immer 6ie (ßrofmutter befdjäftigen mufte, 6ie fonft gern felbft 6en Kronprinsen in 2tnfprudj na^m un6 5U Cuifens I?er6ruf pflidjtfc^ul6ig unter^lten 5U muffen glaubte. 2^bdxu^c un6 frö^lic^er Sang fc^allten 6ann 6urc^ 6ie Käume 6es alten (ßeorgfdjen Palais am Znarfte. IDie feiig füljlte fxdf Ijier 6er Kronprins neben feiner Cuife, 6ie iljn mit einem ;,treuljei3igen ^än6e6rucf" un6 mit einem „Küfc^en in ©jren" empfing, bei 6em 5ipanglos ^eiteren Oerfe^r in 6iefem Kreife lieber Znenfdjen, unter 6enen er bal6 gan5 ftc^ Ijeimifdj fan6. Die 5urücf^lten6e Sc^eu feines JDefens fdjmols por 6er getpinnen6en CiebensiPür6igfeit 6iefer Sc^u>eftem, un6 6ie jungen ^ei^en erfdjloffen fxdf. So »enig er felbft (Etifette un6 Komplimente liebte, fo tpenig ^atte er fic^ 6apon frei 5U mac^n getpagt 3e^t löfte Cuife mit leichten Ringern 6iefe ^effeln, un6 6ie „Altesse" un6 ;,^^eit''

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vtT^dfwanbcn in htm ftlber^eüen Cac^cn btv Sc^meftcm. „TXlcxn lieber ^ri^e" Ijief es halb Ifiet, ^Cuifc^" nnb ;,£upa^e" un6 ;,5räulein ^ufdj" ba, nnb Sc^iDefter ^rieierife ;,3fa". VLnb Kronprins ^rieöric^ IDil^cIm freute ftc^ un6 jubelte un6 uxir glücflic^ ntit 6en (Blficflic^en, un6 fte fpielten il^m 6en ^ollemmarfc^ un6 tansten ntit il^m 6en Cieblingsmalser „IDenn's immer, n>enn's immer fo wäv", nnb fangen mit Ujm /,Unfre Ka^e Ijat fieben3unge".

3n5mtfdjen »aren Me Vorbereitungen für 6ie Perlobungsfeier 6es Kronprinsen mit Cuife, 6e5 prinsen Couis mit ^rieöcrife ijoüenöet. Sljein auf, Hinein ab ftrömte 6ie Per* »anötfdjaft 6er Reffen un6 6er Ceininger ^rbei, 6ie Haffaus un6 6ie Sa6ener, 6ie ^badfs nnb 6ie Keuf , un6 befon6ers tpillfommen 6ie „belle et ang^lique princesse palatine", Cante 2Iugufte von 6er Pfal5 mit iljrem (Bemat^l TXla^ 3^Uv^ ^" §tx>^xbt&dtn nnb il^rem Soljne, Petter Couis , 6cm fpateren König Cu6n>ig I. i>on Saycm, 6er, »ie erso^lt tmr6, noc^ in Ijoljcn 3^^^^" P^ ^^^^ ^eftlidjfeiten gern erinnerte. Tille Palafte 6er fleinen Kefi6en5 un6 audj 6er ©aftljof „gur tCraube" uxiren überfüllt. 2tm 2^. 2IpriI, 6em Vex^ lobungstagc, fam mit grofem un6 glän5cn6em (Befolge König 5rie6ridj IDiKjcIm IL 3"^ ©eorgfdjen Palais mur6e 6ie Verlobung gefeiert: 6er König felbft ftecfte 6en Brauten 6ie Hinge an 6ie Ringer un6 legte 6ie ^än6e 6er Brautpaare ineinan6cr. Der Kronprins fdpien 6abei ein an6erer gcn>or6en: fein peni>an6eltes ZDcfen fiel auf. „Vn n)ür6eft Vxdf wnnbcm/' fdjrieb Znarquis Cucdjefmi feiner ^rau, „ipenn Du feljen fönnteft, »ie ungeipö^nlidj pcrliebt 6er Kronprins ift, »ie er 5U gefallen fuc^t un6 »ie liebensn>ür6ig er fidj 6cs^lb giebt."

Xladj 6er 2lbreife 6er (ßafte audj 6ie älteren Sdjmeftem feljrten nac^ ^il6burg= ^ufen un6 Segensburg 5urücf n)ur6e es wkbcv füll im ftillen I)armfta6t, redjt „ö6e", toic Cuife perfidjcrt, 6ie pdj mit ^rie6erife 6urdj <ßeplau6er über 6as ©lücf 6er pcrfloffcnen ^cfttagc tröftete. Tindf 6ie Befucfoe 6es Kronprinsen tpur6en allmatplid) fcltener, befon6ers feit6em er um 6ie ITIitte TXlax fein Quartier pon ©untersblum nadf J3o6enIjeim ^tte pcrlcgen muffen. Dafür gab es nun einen ^cfttag neuer 2trt. 2tm 28. 21Iai, auf €inla6ung 6es Königs, 6urftcn Cuife un6 ^ric6erife 6cn Prinsen im ^el6lager einen Sefudj abftatten. „Sorgen Sic ja 6afür," fdjrieb Cuife porljer 6em Kronprinsen, „6af ic^ feine Klage über Sie ^rc, fonft tpcr6e idj gamidjt tljun als ob idj Sie fcnnc."

3n einem Sdjreiben an Sdjmcftcr tCljerefe Ifai ;f rie6erife 6iefen Cagcrbefudj gefc^il6ert einen cnt5ücfcn6cn Cag, tpie fie fdjrcibt, tro§ Segen un6 £)agcl. „(Segen ITIittag famen iptr in Bo6enljeim an un6 ftiegen beim Kronprinsen ab, tvo fidj audj mein „Partner" fürs Ccben einfan6. Uadf 6er Para6e famen piele ©ffisicre 5U uns. Um ein Uljr lief 6cr König uns rufen, un6 ipir erfdjicnen auf Sefeljl 6cs £)erm, 5ipar nic^t o^ne 2lengplidj* feiten . . . Der König empfing uns am l^oft^re; 6er ganje ^f ipar p^ll pon (H^iu^rer

Dann wuxbe su ZTliöag gefpeift un6 feljr lange getafelt, un6 obgleidj wiv im untert^änigften Kefpect loaren, fo wax 6te übrige (ßefellfdjaft bod) fe^r luftig. Cuife unö idf waxtn es n)eniger, toir toaren toie auf 6em 2tnnefün6erfdjemel, 6enn aller 2tugen warteten auf unsl" 3l?r fi«l babzx 6er 6urdj6ringen6e Slicf 6es „liebensmuröigen" prinsen Couis ^eröinanö befonöers auf; aljnte fie, 6af er einmal in i^r Ceben eingreifen »eröe? (Segen Tibenb befudjten 6ie prinseffmnen nodj 6en f^ersog von IDeimar in feinem 3«lt bex fte mit (Tee un6 Cifören bewirtete. £^ier Ifat, tme Utannt, (ßoet^e 6ie prinsefftnnen gefeljen: jte famen iljm por wie „Ijimmlifdje €rfdjeinungen im Kriegsgetümmel".

Bei 6em 8efud;e in Bobenl^eim würbe audf bereits 6er £^offtaat 6es fünftigen fron^ prinslidjen Paares befprodjen. Sie ©berijofmeifterin beftimmte 6er König felbft: er wollte 6ie alte ^reun6in feines Paters, 6ie eben perwitwete ^rau pon Vo^, 6eren Hame mit 6em 2tn6enfcn an Königin Cuife für immer perbun6en ift; tro^ iljrer 6^ 3^^^^ 6amals eine nodj fdjöne ^rau, weltgewan6t un6 warmljersig, iljrer jungen ©ebieterin bal6 mit einer bis 5ur (Eiferfudjt lei6enfdjaftlidjen £iebe ergeben. Der Kronprins ^ielt fie für plau6er^afL Cuife freute fidj, 6af fie Ijeiter fei, un6 meinte: „xdf Ijoffe, man wir6 an unferem £^ofe meljr ladjen als weinen". Xiodf 5ufrie6ener war fie mit 6er (Ernennung 6es ^räulein £^enriette pon üierecf 5ur erften ^f6ame, 6eren (ßeift un6 £)er5 6er Kronprins befon6ers fc^^te. Henriette pon Pierecf, 6ie am Berliner ^ofe bis weit in 6as porige 3^'^^?""^^^ hinein eine Kolle gefpielt li<d, wax mit 6er älteften Codjter 6es Königs, ^rie6erife, bei 6eren 0er* mäl^lung mit 6em Qei^og pon l^oxt nadf (Englan6 gegangen; nac^ il^rer Kücffe^r ^tte fie fid) an 6en Kronprinsen gewan6t un6 il^m i^re 5weite Sd^wefter Doris 5ur £^of6ame empfoljlen. Der Kronprins 50g £^enriette Por, lief ftdj aber fdjlieflidj bei6e gefallen. £^enriette un6 Doris waren nic^t jung, nidjt fjübfdj; 6ie ältere aber flug, wäljren6 6ie ^armlofigfeit 6er jüngeren 6em ^fe oft genug 5U Hecfereien 6iente. Cuife baute feljr auf Henriette, an 6eren IDeltfenntnis fte fpater in Berlin eine Stü^e 5U fin6en Ijoffte, un6 in 6er tCat, in 6en emfteften Cagen iljrer €^e, einige ZTTonate nad) 6er üermäljlung, Ijat fte nidjt Pergebens auf 6ie Klugljeit i^rer erften ^f6ame gerechnet. Kammerljerr follte £^err pon Sdjitöen wer6en, 6er bisher bei prins 5er6inan6 6ie gleiche Stellung beflei6et Ijatte un6 als ©ber^fmeifter noc^ ein ^Ibes 3^1jrljun6ert 6em preufifdjen £^ofe ange^rt Ifat; ^ofmarfc^all, ^err Pon Znaffow, früljer ZTlajor im Regiment 6es Kronprinsen. €r leitete fc^on je^t, unterftü^t pon 6em (ßrafen Brflijl, mit ©efdjicf un6 (Eifer 6ie (Einrichtungen für 6ie fünftige £^ofIjaltung 6es jungen Paares. 3^"^ ex\tm fronprinslic^en Kammer6iener, 6er $ugleic^ 6ie fldneren Rechnungen un6 6en unwichtigeren Briefwedjfel 6er Kronprinseffln beforgen follte, wur6e Peter Fontane beftimmt, (C^o6or Fontanes (ßrofpater.

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pöUig unberührt geblieben; i^re £ebenscin6rücfc Ratten fte pielleic^t geraöe für 6ies Heue un6 ^remöe porbereitet, bas je^t an fte Ijerantrat 3" ^^^ ftetfen un6 fdjüc^temen ©fpsier, 6effen Perfönlidjfett im ö6en (Einerlei feines militärifdjen Dafeins eingesioängt fafi vet^ fümmerte, erfannte i^r u>eiblidjer Slicf 6en ZUann, öeffen ganses JDefen Sdjlidjttjeit, (E^rlic^feit unö IDaljrljaftigfeit atmete; 6en Vflann, an 6en i^re eigene fc^Ianfe Sdjmiegfam* feit pertrauensi>oU fidj anleljnen fonnte. „IDir tpuften bei6e fofort nnb o^ne Umfc^ipeife, iporan nrir miteinanöer waten/' fo Ijat fte i^m gleidj öamals gefc^rieben. 3dj möchte fagen: es iparen 6ie beiöen inneiDo^nenöen Kräfte aufrichtiger Keligiöfttat, ernfter un6 ftttlic^er Cebensanfdpauung nnb Cebettsfät^rung, 6ie bei i^rer Begegnung ftd; regten un6 walfU penpanM einanöer 5uftrebten.

Damit ^ing nod) ein anöeres sufammen»

Kronprins ^rieöridj IDil^elm, oljne alle näljeren Sesieljungen sum Pater, o^ne ^ei^* liebes Perljältnis 5ur JTlutter, o^ne ^reunöfdjaft, o^ne Ciebe, entbeljrte fdptper 6er3nnigfeit 6es Familienlebens, nadf 6em fein ganses IDefen 6odj perlangte. JDie mußte er fic^ glücflic^ fuljlen bei 6er Serüljrung mit öiefem tjefftfc^s^mecflenburgifc^en ^amilienfreife, 6en ein fo enges 13anb ^erslidpfter penpanötfc^ftlic^er Ciebe umfdplang. prinsefftn Cuife il^rerfeits, 6er ZRutter un6 6er ZTlutterfteUe einnel^menöen (Cante fru^ beraubt, o^ne Pater^aus aufgetpad^fen, aber umgeben pon innigfter grofmutterlic^er nnb gefd;n>ifterlic^er Ciebe, be6urfte in gleichem ZTTaf e 6es Ijäuslic^en (Slücfes, 6as iljr 6ie fc^lic^e un6 axi^rlfaftige Perfönlidjfeit 6es Krön** prinsen 5u perbürgen fdjien.

3n öiefer Uebereinftimmung i^rer beften (Empfinöungen un6 (Befühle, in öiefem ^ufammenflang il^rer Haturen, tpenn fte il^n auc^ pielleidpt ftärfer 5unäd}ft empfanöen als er tatfädjlidj beftanö, mochten ^rieöridj IDil^etm unö Cuife 6en Quell Ujres (Slücfes finöen. ;,3^ fann yjnm nidjt fagen, tpie glücflic^ xdf midf bnxdi 6ie JDa^l füljle, 6ie idj getroffen ^abe/' fc^rieb 6er Kronprin5 feiner Znutter, un6 Cuife fdjrieb 6er Sc^ipefter Üjerefe nadj Kegettsburg: „Du fannft faum glauben, ipie glücflic^ idf bin. Der Prins ift auferor6entlic^ gut un6 gra6e, er ift erftaunen6 ma^r. (Es bleibt mir nichts 5U tpünfc^n übrig/'

IL Die Brautseit

lDd^ren6 6er ^rüljling 6es 3^^*^^ U9^f ^^ iw ^«n Büchern 6er IDeltgefc^ic^te mit

fo blutigen Cettem persei^net ift, 6ie £an6e am S^ein mit neuem (ßrün fdjmücfte, entfaltete

ftc^ an 6en Ufern 6es 6eutfc^en Stromes ein anmutiges £iebesi6Yll: 6ie Brautseit 6es Krön*

prinsen Frie6ric^ ZDil^lm un6 6er prinsefftn Cuife.

3 33

©leic^ am tCage nadj 6er 2Ibreife bex prinsefftnnen, am 22. 21Tär$, fyMm audf 6er König un6 6er Kronprins an 6er Spi^e 6er preuftfc^en <Sar6e ^ranffurt perlaffen, 5ur Belagerung pon 21Tain$, 6as im ©ftober ^792 auf fc^mä^lic^ JDeife 6en ^ransofen in 6ie ^n6e gefallen uxir. Sie n)an6ten fxdf sunod^ft aber 6en ZMain r^einauftpdrts, n>o6urc^ 6er Kronprins »illf ommene (ßelegen^eit erhielt, 6ie Braut in Darm{ia6t 5u befuc^n (2^. TXlävi), 6ann über 6en ZUain 5urücf un6 überfc^ritten 6en Sljein me^r abn>drts, um rafc^ 6ie Cinfc^Iief ung pon ZHains auf 6er »eftlic^en Seite 5u poIIen6en. lDä^ren6 6er König »eiter nadj IDeften porrücfte, ging 6er Kronprins über Witsbabcn, pon wo wir feinen erften Brief an prinsefftn Cuife fyxbm, un6 ®ber-3w8^I^i"i w^d? ©untersblum, fü6Iic^ pon 0ppen^im, n>o er für 6ie näc^ften IDoc^en Quartier nat^m, um als (ßeneralmajor un6 Komman6eur 6er Kcferpe unter Kalcfreut^s ©berbefeljl an 6er Belagerung pon TXlaxni teilsune^mcn. €s ipar iljm nic^t befc^ie6en, fic^ 6abei befon6ers aus5U5cic^nen. TXlan »eif, tpas 6er ^^eiljerr pom Stein pon 6er „5entnerfdjn>eren £angen>eile" geflagt ^at, 6ie er im Kriegslager por TXlaxni laften6 fan6. Kronprins 5rie6ric^ IDil^elm a>ar nic^t frei 6apon. 3I?m fehlte o^neljin 6ie frifc^ 5ugreifen6€ Cathaft, 6ie 6en prinsen Couis 5er6inan6 un6, wie es ^dfexnt, audj feinen eigenen Bru6er Prins Couis befeelte; je^t poUen6s war er faum nodf mit ^Ibem £^er5en bei 6em Kriege, 6er nie rec^t feinen Beifall ge^bt ^tte un6 6em er ein möglidjp rafdjes (&i6e fe^nlic^ ipünfc^te. JlToc^ten bodi, fo meinte er, 6ie ^ransofen 5U ^aufe tun, ipas i^nen beliebte, menn fte nur nic^t nac^ I)eutfc^lan6 fämcn. //34 befdjäftigc midj nur mit 3^"^"/' fdjreibt er einmal 6er Braut, freimütig, aber unfol6atifc^, ,/anes 2(n6ere ift mir gleid^iltig un6 langn>eUig." (Er fetpnt ftc^ nur nac^ Darmfta6t, um n>ie6er ,,freun6lidje (ßeftdjter" um ftc^ 5U feljen. €r freut fic^, feiner 2TIutter, feinen Sdjipeftem ^'^^^rife un6 ;,2nimi", 6er ^ersogin XK>n IJorf un6 6er Prinsefftn pon ©ranien, Pon feinem (Bind un6 Pon feiner £iebe fdjreiben 5U fönnen. (Er fpielt 6ie ^äny, 6ie er mit Cuife getanst ^t; er seic^net i^r 6ie perfc^ie6enen Sol6aten« tfpcn 6es preufifdjen ^eres, 6enn auc^ feine fdjUHidjen Kunftneigungen flei6en ftc^ in militärifdje ^ö^™«"« «>«"" ^ seidjnct, werben es Sol6aten, un6 pon 6er Znufif liebt er nur 6ie Znilitärmärfdjc un6 faft alle tCage eilen Boten über 6ie Pon 6en Belagerern bei ©insljcim gefdjlagene K^einbrücfe, um 6ie Briefe 6er £icben6en 5a>ifc^ Darmfta6t un6 (Suntersblum l^in^ un6 ^erjutragen.

Caufdjen »ir dnen 2tugenblicf 6em (Beptau6er 6iefcr erpen Cage.

Der Kronprins: „fyxbm Sie fdjon an 3^«^ Sil6 ge6ac^t? 2X>enn es nur ä^nlic^ unr6 un6 nidjt eine Karifatur 3^*^^* rei5cn6en (ßeftc^tdjens. 2TIac^en Sie, 6af ic^ nic^t 5U lang*» 6arauf 5U uxirtcn brauche."

Sie Prinseffm: „Sic fragen, ob ic^ ^dprx an bas Silö geöadjt Ifabe? H)ie fönnen Sie baxarx sioeifeln. 3<^ ^<^^^ 3^"^" perfprodjen, es fo fdjnell als mdglidj madjen 5U laffen, unö idj bin ein JTläödjen i>on IDort. Der ZRann, 6er mic^ malt, giebt ftdj 6ie gröfte Znülje, idj Ijabe iljm fdjon 6rei JTlal gefeffen, un6 er fjat nur erft 6ie ©röfe 6er 2tugen gemalt (Me siemlidj flein finö, ipie Sie ipiffen), 6en Umrif 6er Hafe un6 6e5 Znun6es, un6 porläufig fielet mir 6as nod; garniert o^nlid). Das 8il6 if) fo grof , n>ie Sie es mir an meiner fyin6 geseigt ^abcn, idj liabt Ujm gefagt, midj Ijödjft einfach 5U malen, nidjts auf 6em Kopf un6 ipetf geflei6et; idj ipeif , 6af Sie 6as (ginfadje lieben, un6 Ifab^ geglaubt 3ljren ©efdjmacf 5U treffen» Bitte, fagen Sie mir, trenn Sie es an6ers ^aben ipollen. üergeffen Sie aber, bitte, audj nidjt mir 3^*^ Sil6 $u geben. €s fdjeint mir am beften, nrie Sie meinten, 6as Bil6 pon Sdjrö6er copiren 5U laffen, 6enn idj glaube nic^t, 6af Sie einen ZTliniaturenmaler bei 6er 2trmee Ijaben."

Der Kronprins: „3^ berpun6ere yjxc <£!e6ul6 un6 bin 3^"^" ZRillionen JTlal 5U Danf perpflic^tet. 2X>enn nur bei 6iefen Ijaufigen Si^ungen ein Bil6 5U Stan6e fommt, 6as yjntn einigermaßen ä^nlic^ fie^t; 6enn 6af es yjmn gan$ äljnlidj tpir6, 6aran per* 5ipeifele idf. y^ve ^üge fin6 5U fein un6 5U fjfibfdj, als 6af ein ZlTaler fie je treffen un6 6ie Sanftmutlj un6 2tnmut^ tpie6ergeben Knnte, 6ie Sie fo rei5en6 madjen. 3^ tper6c an 6en ZTTaler Sc^rö6er fdjreiben, 6af er 6as „Sdjlaraffengefidjt" copirt, 6as Sie 5U Ijaben ipflnfc^en. Uebrigens bin idj gan$ 6amit 5ufrie6en, »ie Sie fic^ malen laffen, un6 ein ^fibfc^es 2nä6djen tpie Sie, ift in einem einfachen Koftüm o^ne Sc^mucf nur nodj Ijübfc^er."

Die prinsefftn: „2tber nic^t ipaljr, lieber Prins, Sie fagen mir nidjts meljr über meine ^uge, ob fte fein ftn6 06er grob. Sie traben mir nie fo elegante Ke6ensarten gemadjt, un6 ic^ bin nidjt 6aran gerpöljnt, 6af Sie mir fdjmeidjeln. Sagen Sie mir lieber, 6af Sie midj lieben un6 6af Sie mein guter ^reun6 ftn6, 6as fdjä^e idj picl tjöljer."

Sc^lic^t un6 fjei^lidj ipie 6iefe IDorte ift 6er ganse Briefipedjfel 6es Brautpaares, 6en 6te liebepolle Pietät 5rie6ric^ IDilljelms 6er Hadjipelt er^lten Ijat; fdjmucflofe f leine Brief blätter, meift noc^ in iljren Umfc^lägen, be6ecft mit engen geilen, bei6e £^an6fdjriften jugen6lidj, 6ie feinige fc^on etipas entn>icfelter, fräftiger; 6ie iljrige ipeiblidj un6 flüdjtig, mit häufigen Unterftreidjungen. Die Brieffpradje, faft immer fransöftfdj, ift farblos aber faft forreft unter ^rie6ridj IDilljelms 5e6er; ^öc^ft inforreft im 2tus6rucfe un6 in 6er Sec^tfdjreibung bei £uife, aber leben6ig un6 anfdjaulic^, befon6ers ipenn 6as ^ransöftfdje pom Deutfc^en unterbrodjen 06er abgelöp ipir6. pflnftlidjer un6 fleißiger als Brieffdjreiber ip ^rie6ric^ IDil^elm, in 6en Briefen an 6ie Braut allein fann er ja ausftrömen laffen, tpos an (Befüllen un6 €mpfin6ungen in i^m lebt; Cuife, pon fo piel Cicbe un6 tCeilnaljme

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umgeben, ip läfftger, nnb wenn fte fc^reibt, fommt fte oft nic^t über 6ie $n)ette o6er öritte Seite hinaus, fo iaf 6er Kronprins ipo^l einmal über Me Pater ^^Unfer^» Kurse i^rer Briefe fpottet Diefe abbrecf^be Kärse 5U entfc^uIMgen, erfinöet i^re P^antafte unerfc^öpflic^ immer neue (ßrunöe; aber n>ie ^ätte er darüber sämen fönnen, 6a fte über 6iefe nne über anöere eigene Sdiwädftn felbft fo anmutig 5U fc^ei^en n>eif I

IDa^r^aftigfeit ift 6er gemeinfame (ßrun65ug 6iefer Briefe; nic^t polIpänWg n>ir n)er6en es noc^ fe^n , aber fdjarf un6 treu fpiegeln fte 6as innere IDefen 6er S<^eiben6en tt>ie6er: 6en Kronprinsen in feiner fc^lic^ten, nüchternen Creu^rjigfeit un6 8ie6erfeit, Cuife in iljrem reidjen 3nnenleben, in 6er auf emftem (ßrun6e enpac^fenen gefun6en £ebensfreu6e, in 6er fonnigen ^röt^Iidjfeit i^res (ßemüts; bei Cuife 6aneben eine fiarfe un6 innige Heligiofttdt, bei ^rie6ric^ ZDil^elm aud; 6a5 ^^ensollemfdfe Pflichtgefühl Unmöglich u>are es, in 6iefen ^un6erten pon Briefen eine erfünftelte €mpfin6ung, einen erflügelten (ße6anfen 5U fin6en. Keine Sc^ujormcrei, feine (ßefüljlsfeligfeit, feine Ueberfc^menglidjfeit, a>ie fte 6er ^eit nodf entfproc^n ^otte un6 tpie fte in 6em 8riefa>ecf;fel 6es ^fftfc^^mecfletu* burgifc^n ^amilienfreifes fonp fo piel begegnet; feine £ei6enfcljaft; fanfte 6eutfc^e Ciebe^

Das größere ZlTaf 6er Heigung, 6arüber [äffen 6ie Briefe feinen Sn>eifel, ift, befon6ers anfangs, auf Seiten 6es Kronprinsen. 3" f^^ ^" an6eren (Empfin6ungen nic^t bemegtes Seelenleben ift 6ie Ciebe ftegreic^ einge6rungen un6 tfcd fein 3^^^^^ ^^ Beft| genommen; fein glücflofes Safein fc^mücft fie perfdjtpen6erifc^ mit reicher (ßlücfesfülle* (Er lebt nur in feiner jungen Ciebe, fein (ßefüljl, fein (ße6anfe, 6ie nic^t t>on i^r be^errfc^t 06er per6rängt tt>ür6en. Selbp 6en Perlauf 6es Krieges fte^t er oft genug nur unter 6iefem (ßeftciftspunft: ob 6ie (Erfüllung feines ^f eften IDunfcIfes 6ie Perdnigung mit 6er (Beliebten perjögert 06er befctfleunigt n)ir6; fein IDort an 6ie Braitt perrät, 6af er rine (Empftn6ung ^e für 6ie tpeltgefctfic^tlicfpe (Sröf e un6 Be6eutung 6es Kampfes, an 6em teilsune^men i^m pergönnt ift

Cuifens Briefe ftn6 me^r ^slict) als jartlic^, me^r liebenstpürMg als geifh>oU: 6er 2tus6rucf eines pon ^llem 2?erflan6e abgcflarten (Empfin6ungslebens. „ZTlein Kopf läuft nidjt mit meinem fersen 6apon," ^t fte felbft einmal gefc^rieben. „3^ fyiht feine Urfac^ ge^bt, Hein $u fagen," fo teilte fte 6em Pater am 20. TXlävi 6es prinsen IDerbung mit; „6ocI;, befter Pater, 3^^^ Tinttvott xxnvb andj 6ie meinige fein''. Un6 tpie fü^l lautet 6oc^ felbp in 6er pertraulict^en Ilacf;fc^rift 6es erften Briefes an 6en Kronprinsen 6er 2(us6ruct i^rer Heigung: „Sie fin6 mir nidjt gleic^iltig, Sie fennen meine (Befühle für Sie^ ic^ t^be alfo nietet nöt^ig, 5U n)ie6er^len, 6af ic^ 3^nen rec^t l^erslic^ gut bin«^ Kein f^auc^ 6er Sel^nfuc^ in il^ren Briefen, 6er 6er Permd^lungsjeit entgegeneilte. XDit fte felbp frei ip Pon lei6enfdjaftlic^em Perlanaen, fo freut pe pc^ ebenfo Uhr, 6i<^ JM^hj«^

6cs Kronprinsen $u bcft^cn als feine Ciebe» 3^^^^ Heigung ift nur erft pcrtrauenspolles ^reunöfdjaftsgefüljl, auf 6effen ©runöe bräutitdje £tebe langfam emponpädjft. Sie ift glücflidj, aber i^r (ßlücfsgefüljl fyd feinen Quell fcodj u>eni9er in 6er Kraft i^rer £iebe, als in 6er feften §}xvet[xdit auf 6ie ein ftiües §\xfun^sg\üd perbürgenöe fdjlic^te (Creue 6es Kronprinsen.

£uife ift glficflidj un6 bräutlidje ^reu6en fdjmucfen un6 füllen audj iljr Ceben. Sie fdjicft 6em Kronprinsen Briefe unö legt ^rüdjte bei, ;,6amit 6ie Briefe einen guten ©efdjmacf befommen;" pe fticft Sörfen un6 fenöet Stammbudjperfe» Sie fudjt Srautfleiöer aus für Me Oerlobungsfeier, 6ie öurdj 6as 2tusbleiben 6er Hinge persögert ipir6. ZHit regfter CeiU naijme folgt pe 6en IDedjfelfällen 6es Krieges; fte freut ftc^ je6es (Erfolges „unferer", 6er preufifdjen JDaffen un6 5upft mit 6er Sc^roefter un6 iljren Samen fleifig Scharpie für 6ie 2?enpun6eten. Sie ift gtflcflidj, nne eine jtebseljnjäljrige Braut es nur fein fann, un6 um i^r übermütiges un6 überpoUes ^ei^ einmal $u erleichtern, beginnt fie einen Brief an 6en Kronprinsen mit 6en IDorten: „(Btüm, grüne Peterftlie un6 Krautfalat"»

Cuifens $drtlidjes ^ei^ Ijätte 6as bräutlic^e (ßlücf nur unpollfommen genoffen, Ijätte nidjt 6er ganse Kreis iljrer ^amilie 6aran teilneljmen fönnen. Sdjon am 27. TMäxi wav 6er Pater mit feinen Söljnen aus ^il6burglfaufen eingetroffen; mit 6en IDorten: 3dj gratuliere Dir, liebe Cuife, begrüf te er 6ie Coc^ter. IDenige Cage fpoter fam audj Sdjmefter (Cljarlotte mit i^rem (ßemaljl, ^ersog 2t6olf, aus £^il6burg^aufen, un6 abermals nadj einigen tCagen, am U. 2tpril, Sc^ipefter C^refe, 6ie prinsefftn pon Ojum un6 Cayis, mit (grbprins Karl 2tleyan6er aus Segensburg. So waren, nac^ jaljrelanger ^Trennung, alle fedjs ©efdjipifter um 6en Pater tt>ie6er pereinigt un6 füllten 6as ftille I)armfta6t mit lärmen6em ©lücf.

Sie ^ddjfte 5reu6e aber ^errfdjte 6oc^ immer erft 6ann, »enn Kronprins ^rie6ric^ IDil^elm 6ie Braut befuc^en fam, un6 er fam oft mit feinem Qun6e Sultan auf 6er (Bins^imer Brücfe über 6en H^ein herüber geritten, in Begleitung feines 2I6jutanten, 6es Znajors XK>n Sdjad, 6er immer 6ie (ßrofmutter befdjäftigen mufte, 6ie fonft gern felbft 6en Kronprinsen in 2(nfpruc^ na^m un6 5U Cuifens Per6ruf pflid;tfc^ul6ig unter^lten 5U muffen glaubte. 2^U\xu^^ un6 frö^lic^er Sang fc^allten 6ann 6urc^ 6ie Häume 6es alten ©eorgfc^en Palais am JTlarfte. XPie feiig füljlte ftdf ^ier 6er Kronprins neben feiner Cuife, 6ie i^n mit einem „treuljei^igen ^än6e6rucf" un6 mit einem „Küfdjen in €Ijren" empfing, bei 6em $n>anglos ^eiteren Perfeljr in 6iefem Kreife lieber Znenfdjen, unter 6enen er bal6 gan5 fxdf ^eimifc^ fan6. Sie 5urücf^lten6e Sc^eu feines JDefens fdjmols por 6er geminnen6en CiebensiPür6igfeit 6iefer Sc^ipeftem, un6 6ie jungen ^ei^en erfdjloffen ftc^. So »enig er felbft (Etifette un6 Komplimente liebte, fo ipenig ^atte er fic^ 6apon frei 5u machen geuxigt. 3e^t löfte Cuife mit leichten Ringern 6iefe ^effeln, un6 6ie „Altesse" un6 „^^eit

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perfc^nxiitöen in 6cni ftlber^ellen tadfen 6cr SdjtDcftcm. „2Hetn lieber ^ri^" Ijief es halb llitt, ^Cuifdj" un6 „tuvaijc'' urxb ^^^räulein ^ufdj" ba, unb Sdjioefter ^neöerife „3fa". Unö Kronprins ^rieöridj IDil^elm freute ftdj un6 jubelte unb xvax glücflic^ mit 6en (Blüdlxdfen, unb fte fpielten it}m 6en ^oUemmarfc^ unb tansten mit it^m bcn Cieblingstpalser „VOtnn's immer, »enn's immer fo wäv'\ unb fangen mit i^m ,;UnfreKa^e Ijatfteben3unge".

3n5iDifdjen wavm 6ie Porbereitungen für 6ie Oerlobungsfeier 6es Kronprinsen mit £uife, öes prinsen Couis mit ^rieöerife ijoüenöet. Kljein auf, Sljein ab ftrömte Me Per* n>an6tfdjaft 6er treffen un6 6er Ceininger ^rbei, 6ie Zlaffaus un6 6ie Sa6ener, 6ie ^hadfs unb bk Seuf , un6 befon6ers ipillfommen 6ie „belle et angdique princesse palatine", t£ank Jlugufte pon 6er Pfal5 mit it^rem (ßemaljl TXla^ 3ofepIj von 5tt>^ibrflcfen un6 iljrem Soljne, Detter £outs, 6em fpateren König Cu6n>ig I. pon Sayem, 6er, »ie erso^It tmr6, noc^ in Ijotjen 3^^^^^" P^ ^^^f^^ ^e^iliditcikn gern erinnerte. 2tne Palafte 6er fleinen Keft6en5 un6 audj 6er ©aftljof „§uv tCraube" waren überfüllt* 2tm 2^. 2IpriI, 6em Der«^ lobungstage, fam mit grofem un6 glän5en6em (Befolge König 5rie6ridj XPiKjelm II. 3"^ (ßeorgfdjen Palais n>ur6e 6ie Verlobung gefeiert: 6er König felbft ftecfte 6en Brauten 6ie Hinge an 6ie Ringer un6 legte 6ie £^än6e 6er Brautpaare ineinan6er. Der Kronprin5 fdfien 6abei ein an6erer getPor6en; fein peni>an6eltes ZDefen fiel auf. ,,Du a>ür6eft Dic^ wunbcvn/' fdjrieb Znarquis Cuccfoeftni feiner ^rau, „ipenn Du fe^en fönntep, tt>ie ungeipöljnlidj pcrliebt 6er Kronprins ift, tpie er 5U gefallen fud^t un6 tpie liebensn>ür6ig er fxdf 6csl^lb giebt.'^

Xladf 6er 2Ibreife 6er (ßäfte audj 6ie älteren Sdjipeftem feljrten nad) £^il6burg= ^ufen un6 Hegensburg 5urücf a>ur6e es ipie6cr füll im ftillen Darmfta6t, redjt „ö6e", tt>ie Cuife perftdjert, 6ie ftdj mit ^rie6erife 6urdj <ßeplau6er über 6as ©lücf 6er perfloffenen ^ofttage tröftete. Tludf 6ie Befucfoe 6es Kronprin5en ipur6en allmäljlidj feltener, befon6ers feit6em er um 6ie ITIitte ZTTai fein Quartier pon (ßuntersblum nadj So6enIjeim I^tte perlegen muffen. Dafür gab es nun einen ^efttag neuer 2trt. 2tm 28. 2Uai, auf €tnla6ung 6es Königs, 6urftcn Cuife un6 ^rie6erife 6en Prinsen im ^el6lager einen Bcfudj abftatten. ;,Sorgen Sie ja 6afür," fdjrieb Cuife XK>rtjer 6em Kronprtnsen, „6ag idj feine Klage über Sie ^re, fonft tper6e idj garnidjt tljun als ob iij Sie fenne."

3n einem Sdjreiben an Sdju>efter tCIjerefe liat ^rie6erife 6iefen Cagcrbefudj gefc^il6ert einen ent5ücfen6en Cag, tpie jte fdjrcibt, tro^ Segen un6 f^agel. „(Segen mittag famen tptr in 23o6enl7eim an un6 fliegen beim Kronprinsen ab, wo ftij audj mein „Partner" fürs £eben etnfan6. iTadj 6er Para6e famen piele ©ffisicre 5U uns. Um ein Uljr lieg 6er König uns rufen, un6 tpir erfdjienen auf Sefeljl 6es fyvtn, ivoax nic^t o^ne 2lengplicfy= feiten . . . Der König empfing uns am tjoft^re; 6er ganje ^f ipar PoU Pon ©ffijieren.

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Varm vonxbe 5U 2TRttag gefpetft un6 feljr lange getafelt, un6 obgleidj voxv im untertljänigften Äefpect wax^n, fo wax Me übrige ©cfellfdjaft öodj fe^r luftig. £uife un6 idj »aren es tneniger, wix voaxen trie auf 6em 2tnnefün6erfdjemel, 6enn aller 2(ugen tparteten auf unsl" 3f?r fiel öabei 6er 6urdj6ringen6e Blicf 6es „liebensrDürMgen" prinsen £ouis ^erMnanö befonöers auf; alfnit fie, 6af er einmal in i^r Ceben eingreifen iperöe? ©egen 2tben6 befudjten 6ie prinseffmnen nodj 6en £^er$og pon IDeimar in feinem ^At, 6er fte mit Cee un6 Cifören bewirtete. £^ier Ifat, wk befannt, (ßoet^e 6ie prinsefftnnen gefe^en: fte famen üjm por tt>ie „Ijimmlifdje €rfdjeinungen int Kriegsgetümmel".

23ei 6em 8efud;e in Boöenl^eim tpuröe aud; bereits 6er £)offtaat 6es fünftigen fron:» prinslidjen Paares befprodjen. Sie ©ber^fmeifterin beftimmte 6er König felbft: er tt>ä^lte 6ie alte 5reun6in feines Paters, 6ie eben penpittoete ^rau Pon Oof , 6eren Hame mit 6em 2tn6enfen an Königin Cuife für immer perbun6en ift; tro^ iljrer 6^ 3atjre 6amals eine nodj fdjöne ^xau, tt>eltgetDan6t un6 »armljersig, iljrer jungen ©ebieterin bal6 mit einer bis 5ur (£iferfud;t lei6enfd;aftlic^en Ciebe ergeben. Der Kronprins ^ielt fte für plau6er{)aft. Cuife freute fidj, 6af fte Ijeiter fei, un6 meinte: „idf ^ffe, man ipir6 an unferem ^ofe meljr ladjen als »einen". Hodj 5ufrie6ener ipar fie mit 6er (Ernennung 6es ^räulein Henriette pon üierecf sur erften ^f6ame, 6eren ©cift un6 £^er5 6er Kronprins befon6ers fc^^te. £^enriette pon üierecf, 6ie am Berliner ^ofe bis »eit in 6as porige 3a^rljun6ert hinein eine Kolle gefpielt ^ot, mar mit 6er älteften Codjter 6es Königs, ^rie6erife, bei 6eren Per* mäl^lung mit 6em f^ersog pon l^oxt nadf (Englan6 gegangen; nad; il^rer Hücffe^r ^atte fte fidj an 6en Kronprinsen getpan6t un6 i^m üjre smeite Sc^n>efter Doris $ur £^of6ame empfoljlen. Der Kronprins 50g Henriette Por, lief fidj aber fdjlieflidj bri6e gefallen. Henriette un6 Doris maren nidjt jung, nidjt Ijübfdj; 6ie ältere aber flug, u>aljren6 6ie ^armlofigfeit 6er jüngeren 6em ^fe oft genug 5U Hecfereien 6iente. Cuife baute feljr auf £^enriette, an 6eren IDeltfenntnis fte fpdter in Serlin eine Stü^e 5U fin6en ^ffte, un6 in 6er Cat, in 6en emfteften Cagen iljrer €tje, einige ZTTonate nadf 6er Permäljlung, ^t fte nidjt Pergebens auf 6ie Klugljeit i^rer erften Qof6ame gerechnet. Kammerljerr follte ^err von Sdfil6en n>er6en, 6er bisher bei Prin$ 5er6inan6 6ie gleidje Stellung bcflei6et Ijatte un6 als ©berijofmeifter noc^ ein ^Ibes 3^1jrljun6ert 6em preufifdjen ^ofe angeijört Ijat; ^ofmarfdjall, ^err Pon Znaffotp, früljer ZHajor im Regiment 6es Kronprinscn. €r leitete fc^on je^t, unterftü^t pon 6em (Brafen Brfll^l, mit (Sefdjicf un6 (Eifer 6ie (Einrichtungen für 6ie fünftige £^ofIjaltung 6es jungen Paares. 3""^ ^^^^^ fronprinslic^en Kammer6iener, 6er sugleic^ 6ie Heineren Rechnungen un6 6en unwichtigeren Sriefipedjfel 6er Kronprinsefftn beforgen follte, ipur6e Peter Fontane befümmt, (0?eo6or Fontanes ©rofpater.

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Der Bcfuc^ in Bobenlfeim, befonöers 6ie Untert^Ihingcn über 6te funftige Qäusltc^fett, Ijabcn in Cuife, tPte es fcf^eint, einen überqueQenöen Hetc^tum an (Blficfsseffit^I unb ^völjlxdi* feit ausgelöft. 3f* P^ anfangs, n>ie tmr ^alftn, in i^ren Briefen meift surflcf^altenö, fpäter beeinfluft öurdj 6en öro^nöen 2tbfc^ie6 pon Darmpaöt un6 6en Ciebcn in unb um Darm* ftaöt, unb sugleic^ a>ie beflommen buvdf 6ie 2Iusfic^t auf 6ie fremöe Berliner 2X>eIt: nie i{) fie in iljren Briefen Weiterer un6 fc^lf^fter geipefen als im 3""^ U9^^ So fdjreibt fie am 7. 3""i* //^^^ ^nid?*«^ ^ff« i^/ »eröen baI6 reif fein; ic^ menigftens, ipenn ic^ eine Kirfdje »äre, tpüröe in einem (Tage reifen, meine IDangen ftnö fdjon gans feuerfarben . . . 3<^ effe eben beim Sdjreiben föftlidje Klöfe, mit Brot un6 Butter; n>enn ©rofmama bas bei tCifdje merft, fo tt>ir6 Cuife, obgleich fte eine Braut ift, einen tüchtigen IDifdjer friegen . . . Papas Cäufer ift an 6er Ct^ur unb quält mid; 5U fc^lief en. IDas foll xdf ilfun, jKöniglic^e £folf^t? 3P ^ "i<^* ^^ S^P^ i^^* 5" fd?liefcn, um 5U tCifc^ fertig 5U fein, 6en Cäufer un6 6ie Se^nfudpt meines lieben ^reun6es 5ufrie6en 5U (teilen, 6er midf gern noc^ ^ute lefen a>ill? (Es ift alfo 6ie buc^ftäblic^e IDa^r^it: xdi fc^liefe meinen Brief, um 3^"^^ Dcrgnügen 5U madjen." Un6 n>enige tCage fpäter über 6asfelbe tCIjema, in 6cm iljr eigenen Kftlidjen (ßemifdj Pon Deutfc^ un6 ^ransöftfc^: „Tout en mangeant des Kirfdjen bien fc^n>arj un6 bonnes, je prends la plume pour vous dire que j'ai parfaitement bien gcfdplaffen, que je mange depuis fteben tpeniger un quart des cerises dölicieuses noires comme un £)ut et que je souhaiterais pour qu*elles me paraissent tout ä fait dölicieuses, la prösence d*un certain Monsieur de votre connaissance." (Ein an6ermal fdjreibt fie, fie lege iljrent Briefe Kirfc^n un6 (Er6beercn bei, um iljnen einen gcn>iffen haut goüt 5U geben, un6 unterseidjnet ftc^ als 6ie „tr^ humble et tr^s ob^issante, soumise d^voude, attachee, afTectionn^e servante Louise, princesse de Mecklenbourg, Pon 6em ^odja6lidjen f^aus ..." Iln6 am legten 3""*/ einem Sonntag, mit einem 2tnflug 6es Pon 6er ©rof* muttcr enporbenen Pfälser Dialeftes: „3^ ^^"^ nidjts als ftngcn un6 tansen, fo6af alle IDelt glaubt, 6af mir 6ie ^il^ ein ipenig sugefe^t ^t . . 34 n>er6e fo glücflic^ fein, rnenn idj Sie nne6erfe^e, 6af idj, glaube idj, im Stanbz bin ipie £)ero6es' tCWjterlein ein Solo por 6er gansen 2Irmee 5U tansen nadj 6er Znelo6ie: IDenn's immer, menn's immer fo n>ar . . . Die alten Sc^artefen, ndmlic^ 6ie IDägen faljrcn por, 6ie alten metallenen Klocfen lauten, un6 idj, ic^ Ijabe feine £uft in 6ie Kirche 5U gc^n. ©ott perseilje mir's^ Tibicu, Altesse royale de mon coeur . . . 34 muf fort in Kirdj ge^n, fonfl f4lägt midj mey alte (ßrofmämc."

^ür 6ie ipadjfen6e tCraulidjfeit un6 3nni9'rit 6es Perfe^rs jipifc^n ^rie6ri4 IDil^Im un6 Cuife, »ic fie aus 6iefen un6 an6eren Briefen ^pric^t, gibt es nod» et« Mau^^tcs

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Jlnseidjcn: in6cm fte einanöer näljcr rücfen un6 fidj auf bk Cebensgcmetnfdjaft einridjtcn, beginnen fie audf, man fann fagen, einer an 6em anderen 5U crsieljen, perfudjen fie, einer 6en anderen nadj 6em eigenen 33il6e obtx^btak umsuformen* Hidjts ift iabei c^rafteriftifdjer un6 bebeutungsDoUer als 6ie Perfc^ieben^it 6er Sichtungen, in 6er fidj 6iefe Perfudje 6er bei6en ben>egen: ein Stücf, un6 ein n>idjtiges, iljrer ^"'""f* ip ^^^^" befdjlojfen*

Ztlan fennt ^rie6ridj XDilljelms nücIjtem=^trocfene5 IDefen, feine ®r6nung5liebe, feine Pe6anterie* €s fonnte nidjt ausbleiben, 6af er allmd^lidj inne n>ur6e, n>ie gera6e 6ie entgegengefe^ten (Eigenfdjaflen im IDefen feiner rei5en6en Braut einen nidjt geringen pia^ einnaljmen. Iln6 nun begann 6er Kampf gegen alle jene liebensn>ür6igen, 5un>eilen gefd^r* lid^en, n>eiblic^en Sc^n>ädjen: 6ie Porliebe für Häfc^ereien, 6as unregelmäßige €ffen swifdjen 6en 2naljl$eiten, 6ie Unpünftlidjfeit, 6ie forglofe ^reu6c an Spiel un6 Cans« Cuife na^m 6ie Zttaljnungen un6 IDamungen gelaffen un6 n>illig ^in, perfpradj lac^n6 Befferung, er$d^lte praljlen6 pon 6en Sdjals un6 tTüc^em, in 6ie fie fidj gegen Crfdltung wicfeln laffe 6enn iljre <£!efun6I^eit n>ar immer nur eine $arte un6 fuljr fort, ®bft un6 Kudjen $u nafdjen un6 mit 6en ©efdjwiftem ^erum5utan$en 06er in ®nfel ©eorgs ©arten ^erumsutollen, bis 6er Crlji^ung eine (Erfältung un6 6er (Erfältung 6er „rhume de cerveau" unausweidjlidj folgte* 3^'^^^^^*^ ^^^^ S^ff fie 6ann, im IDefen 6es Kronprinsen, eine an6ere Seite an.

€s ift fdjon oben ange6eutet, 6af in 6en Briefen an 6en Kronprinsen Cuifens 3<i? 6odj nidjt oollfommen $um 2tus6rucf gelangt, 3" ^^^ ^^^^^ ^^" angeborener 2tufipärts* 6rang, tro^ 06er infolge 6er nie n>ie6er ausgeglidjenen Ztlangel i^rer €r$ie^ung eine ^eife Se^nfudjt nadf einem ^öljeren Bil6ungsleben; i^r reidjer un6 fdjöner ©eift umfafte 2lnlagen, 6ie in bräutlidjem ©etän6el feine Befrie6igung fan6en: eine emporftreben6e IDelt oon ©e6anfen un6 ©efü^len, 6ie neben ^rie6ridj IDil^elm, n>ie er n>ar un6 blieb, perftummen un6 perfümmem mufte.

€in fdjSnes S^ugnis von 6iefem IDefenssuge Cuifens liegt oor uns in einem an i^ren Pre6iger un6 Ce^rer Cid^t^mmer in Z)armfta6t gerid^teten Briefe, gera6e aus jenen Cagen, in 6enen fie 6em Kronprinsen nur 6ie ausgelaffenften un6 übermütigften Seiten i^res IDefens $eigte. Cidjt^ammer Ijatte i^r 2nen6elsfo^ns P^ae6on gelieljen, un6 fie bat, xlfv von ^ranffurt 6ies Budj $u beforgen, 6as ein tpaljrer Sdiaif für iljre Seele gen>or6en fei» ;,2neine Seele," fdjreibt fie, ;,n>finfdjt auferor6entlidj fidj 5U bil6en un6 fidj nü^lidje Kenntniffe 6er ZtTenfdjen, 6es ©eiftes 6er ©ergangenen IDelten $u fammeln . . 3^ befdjäftige midj immer, aber was ift eine ZRonatfdjrift, eine ^übfdje ^ndinun^ 06er eine fdjSnc Sonate für 6en ©eifl? €s $erftreuet fte n>o^l (6ie Seele), aber es giebt i^r feine Kraft, 6enn fo gut

nrie 6er Körper nid^t t>on anfc^uen unb anifixen leben tann, ebenfo gut fonn Me Seele feine ^ortfdjritte madien, n>enn fie feinen Stoff $um Denfen IjaV

Cuife liat es perfud^t, auf 5en (ßeift 6es Kronprinsen in gleid^em Sinne einsunrirfen* 3f?n, 6er nidjt aufarte, über 6ie Cangemeile 6es einförmigen Cagerlebens 5u flogen, per* forgte fte mit Bädi^m, Hntcrl^altungsleftäre leid^tefler un6 gen>d^nlic^fter Tltt, „Die ori^ige Cirolerin" etwa o6er „®tto oon Sdjwarsburg", eine 6amals eben erfdjienene ©eiftergefdjidjte pon jinf, für 6ie fie übrigens aud; felbft fd^tparmte* Tlüein, fie bemfl^te ftc^ 6oc^ 5un>eilen audj, fein ^^Uxe^e ffir emftere Buc^r $u n>ecfen, für „£o6rus" $. B., 6as Crauerfpiel (Cronegfs, 6cffen etu>as ^usbacfene ZTToral i^r 6ie X?ollfommen^elt felbft erfc^ien* Dafür aber n>ar nun n>ie6cr ^rie6ridj XDil^elm nidjt $u Ijaben: fein tebm, meinte er er lag 6amals fdjon por £an6au , fei traurig genug, er braudje ^eitere Ceftüre, un6 ftatt ,,(Eo6rus'' las er ,,Siegfrie6 pon £in6enbcrg, eine fomifdje ©efdjidjte" un6 „Der (Empfin6fame, ITTaurus Panfrasius ^^prianus Kurt", „(Ein 2no6eroman" pon (Cljr. ^r. tCimmc, 6er als Satirc gegen 6ie por einiger ^ext „im Sdjwunge gewefcne €mpfin6elei" i^m bcfon6ers gefiel. Die flcine literarifdje 2neinungsperfdjie6en^eit erfdjeint wie porbe6euten6 für Cuifens (Erfaljrungen in 6er €Ije: wie 6amals, fo fc^eiterte fie fpater, fo oft pe 6en (Satten 5U fy3(^erem un6 emfterem (Beiftesleben emporsufü^ren fud^te.

Der f^odjfommer bradjte 6em Brautpaar n>ie6er fdjönc tCage. Um 6ie ZTIitte 3uni war 6er Kronprins mit 5tt>ei (ßar6ebataillonen pon Bo6enIjeim nadj ZUarienbom marfdjiert, voolfm audj 6er König fein f^uptquartier perlegte. €s n>ur6e (Emft mit 6er Belagerung pon ZTIains, 6ie buvdf ZTlangel an fd^merem (ßefd^ü^ bisl^er nid^t ponpärts gefommen ipar: 6ie Befdjiefung n>ur6c Ijeftiger un6 wirffamer, Caufgrdben n>ur6en eröffnet. ZHit Darmfta6t aber ipar Pon Zllarienbom aus 6er Perfeljr leidjter un6 Icbljafter als pon Bo6cnt^im. lUXan traf fidj, nadj „fuffdlligftem" Bitten 6es Kronprin$en, auf ^Ibem IPegc in ©roggerau, madjte $ufammen einen 2tusflug naif Sdjlof Kranidjftein, un6 am 8. 3uK 6urftc £uifc mit 6er Sdjwcfter abermals 6ie Prinsen im ^el6lager befudjen. Bal6 6arauf fie6clten 6ie Prinseffinnen mit iljrer Crsieljerin ^räulcin Pon (ßdieu na^^ 6er „Braunsljar6t" über; ein fleines 2nanfar6en5immer, pon 6em aus man 6ie Befdjiefung pon ZHains beobad^ten fonnte, umfd^lof Cuife un6 il^r brautlid^es (ßlücf. Tibet tpie tpar es „fo füljl" 6a oben, un6 „fo traulidj un6 gut", un6 xoxe ^ell erflang Cuifens Stimme, wenn ^räulein pon Bofe, 6er (ßrofmutter J)of6ame, iljr (ßefangsunterrid^t erteilte. ;fleifig ging fie audj im Sdjloggarten fpasieren un6 tranf Pyrnionter Brunnen, einge6enf 6er beforgtcn Ztla^nungen 6es Kronprinsen. tlod; lieber ful^r Cuife fpasieren un6 Ijielt felH 6ie SüQel, um allmdtjlidj in 6en IDeg na^^ Crofgerau einsulenf^*^ . t»o fce*- Kron>*«^^

enpartet wtxbcn fonntc. IDenn er bann tarn, in feiner fdjlidjten IDeife, fe^te man fic^ erft $u einem „^eftmaljl oon Sifxoaxibxot mit frifdjer Butter", 6ann ging es Ijinaus in 6en ©arten, öeffen Caubgänge bas Brautpaar befon6ers liebte; un6 alle loaren glücflic^, un6 6ie Canbgräfin^^^Cante, 6ie ftdj mit 6er Verlobung längft ausgefö^nt Ijatte un6 von Darmftaöt $u Bcfudj fam, fagte: „adj, es ift e gar 5U e^rlidjer Zttann, 6er gut Kronprin$, idj ^ab' en gar 5U lieb." Cuife felbft aber fdjrieb 6em Kronprinsen, noc^ unter 6em frifdjen €in6rucfe eines foldjen Cages: „3^ ^^^^^ Sie nic^t allein mit meinem gansen dfevitn, fon6cm idj fdjä^e Sie un6 liebe Sie mit meiner ganscn Seele . . . Sie glauben nic^t, wie glücflidj idj midj füljle, n>cnn Sie mir fagen, 6af Sie midj lieben. Sie fin6 fo xoal)x, fo freimüttjig, fo offentjersig, 6af idj an y^xm pollen €mft glaube, wenn Sie mir bas fagen."

2tudj 6er ^all pon Zttains, 6as ftc^ am 23. 3"^ en6lidj ergab, bradjte in 6em ^upgen Perfeljre $unädjft faum eine 2ten6erung. Der Kronprins befalj fic^ 6ie eroberte Sta6t, in 6eren I?erfdjan$ungen er nun frolj 6en Preufenmarfdj fdjlagen IjSrte; er traf 6ort mit Cuife $ufammen un6 fe^rte gemeinfam mit iljr nadi 6er Brauns^ar6t $urücf. Dann, am 2tben6 6es 26. 3uli/ iDä^ren6 Cuife un6 ^rie6erife iljm Pon iljren ^enftem lange nadjfa^en un6 nadjioinften, bradj 6er Prin$ auf, um in befdjioerlidjem Hadjtmarfdje 6ie oorausgerücften (Truppen in 6er Pfals 5U erreichen.

Cuife blieb in 6er Brauns^ar6t $urücf. Sie wax befon6ers traurig, 6af fie 6en 3. 2tuguft, 6en ©eburtstag 6es Kronprinsen, nidjt mit i^m feiern fonnte. Hun mufte fie fidj begnügen, iljm itjre f leinen ©efdjenfe 5U5ufen6en einen tragbaren Sdjreibfefretär „5u Dielen Briefen an fie" un6 iljren eigenen nidjt benu^en ZUalfaften ; toertpoller modjte für 6en Kronprinsen 6abei 6ie Perfidjerung fein, „6af einer i^rer ^eif eften IDünfdje" fei, „i^n fo glücflic^ 5U mad^en als er Der6iene un6 5U iDer6en ^offe." ^voA Cage fpdter fam er felbft, um itjr 5U 6anfen. €in furses glücflidjes ^uf^^^^^H"/ un6 unter 6em €in6rucf 6er fdjlidjten Creue 6es Kronprinsen, in Ijoffnungsfroljem 2tusblicf auf 6ie S^tun^ fdjrieb i^m Cuife: „3<i? P"^^ immer metjr, 6af voix portrefflidj $u einan6er paffen, un6 idj perfprec^e mir eine rec^t glücflidjc ^ufunft. 3^/ ^^i" tljeurer prins, idj iDer6e fidjer glücflidj mit 3^?"^"/ ^^"" Sie fin6 gut."

Bei 6iefer legten S\x\amxmntnn^ vonxbt, tme es fdjeint, ein pian Derabre6et, 6em ^rie6ridj IPiltjelm un6 Cuife nodj eine Het^e ^errlidjer tCage Der6anften. Die liebe gute fZante 2tugufte, 6ie „engelhafte" Pfalsprinseffm, iDur6e beftimmt, 6as Brautpaar nac^ Znann^m ein5ula6en. €s traf fidj, 6af ^rie6ridj XDil^elm felbft Cuife oon Darmfta6t nac^ JTlannljeim begleiten fonnte, voo fie oom ^0. 2tuguft ab einige IDodjen perlebten, 6ercn ©lücf nur 6urdj f ur5e 2tbiDcfen^iten 6es Prinsen bei 6er 2trmec unterbrodjcn iDur6e,

^3

Die HebenstpfirMgc prinsefftn Stugufte fyMc einen glänsenöen un5 anregenden Kreis von Z)eutfc^en un6 (Emigranten um ftd^ gefammelt, unter il^nen aud; Pnns Couis ^eröinanö, 6er 6ort von einer per Znains er^ltenen IPunöe geseilt n>er6en foUte. (Er Ifaüc ^df 6er ^rau von (Zontabts $uliebe //fdjön voit ein (Engel", nennt Cuife fie auf einem Hljeinboote nadj JTlannljeim bringen laffen, aber es Ijief baI6, 6af er 6er Prin$eff!n 2tugufte wegen feine f^eilung persögere* 2tudj König ^rie6ridj IDilljelm fam einmal $u Befud) un6 freute fidj feiner fc^önen $ufünftigen Sdjn>iegertodjter, 6ie, wie ITTarquis Cucd^efini 6em Kronprinsen ocrfidjerte, 6ort feine (Eroberung tH>IIen6ete. 7ln 6em luftigen Pfälser ^fe gab es immer JTluftf un6 tC^ater, Spiel un6 tEan$, un6 6er Kronprins un6 Cuife UHiren 6ie ^röljlidjften unter 6en ^rSIjlic^n* Zttorgen, fdjreibt Cuife 6amals, morgen n>oUen wir tansen, trinfen, jingen, fpielen un6 redjt luftig fein „et je serai 6ie tolle Cuife, votrc chdrc petite promise".

(En6e 2tugufl trennte man fidj: Prinseffin Cuife ging nadj 6em ,,lieben" Tlmtbadf an 6er Sergftrafe, 6er Kronprins sunäd^ft 5U feinen fZmpptn nadf 6er Pfal5, 6ann 6urfte er noc^ einmal 6ie Braut befudjen; er 6urdjftreifte mit i^r 6ie tt>al6igen tfölfin, 6ie ftdj über 6em 2tuerbadjer ,,^urftenlager" fanft erljeben, un6 fie mögen bei6e an 6er Stelle geftan6en Ijaben, n>o ein i>on 6er Can6gräfin gefegter Denfftein je^t an 6eren Sc^meftem, Cuifens ZTTutter un6 Stiefmutter, erinnert. Dann ritt 6er Kronprins es tt>ar am 5. September nadj (E6enfoben, n>o lljn bal6 6er Befehl 6es Königs erreidjte, 6as ®berfomman6o über 6as Belagcrungsforps i>or Can6au $u übernehmen, n>d^ren6 Cuife nac^ Darmfta6t surücffel^rte. (Erft nad; Znonaten foUten fte fic^ ttne6erfeE^n.

Der brdutlid^e Sommer, 6er 6em Perlobungsfrul^ling gefolgt n>ar, ift 5U (En6e: 6as (Sind 6er Brautseit, in 3wS^"^lwP ^"^ Unbefangenheit unter rljeinifdjer Sonne genoffen, ift ausgelebt; über 6en f^erbft legt fidj fdjon faft wie ein Sdjaücn 6er (Emft 6er na^n Permäljlung un6 (E^e.

3m September Ijatte König ^rie6ridj IDill^elm IL, bepor er feine tCruppen perlief, um 6ie neuen polnifdjen (Erwerbungen $u befidjtigen, nodj 6ie Beftimmung getroffen, 6af 6ie DoppelI^5eit 6es Kronprinsen mit Cuife, 6es Prinsen Couis mit ^rie6erife im Desember in Berlin ftattfin6en foUe. (Erft pon Hawitfd; aus, im 0ftober, erlaubte er 6em Krön- prinscn, fobal6 6ie (ßar6e IDinterquartierc besieg, audj feincrfeits 6ie 21rmee 5U perloffen un6 in Berlin an 6en X?orberritungen für 6ie Qodjseit teilsune^men. Der Kronprin$ war 6arüber wenig erfreut. Seine Cage war por Can6au überl^upt nic^t fo günfiig wie por 2nain5. (Es fel^lte il^m 5war wol^l an friegerifd^em tCaten6rang, 6odf feineswegs an militärifdjen (Eigenfdjaf ten ; er perftan6 es portreff lic^, mit 6en g^^^inen SolMtmt

umsuge^en, ^eren Eingebung nnb Tlusbauev in 5en fc^tpterigften Per^Itniffen er bemunöerte* (Er tpäre felbft aus Pflid^tgefä^l nodi 5U einem britten ^elösuge bereit getpefen, fo tpenig 6er Krieg im IPeften feine Sympatljie ^atte. 2tUein, 6iefer cnMofe ^eftungsfriegl Die Belagerung oon Canöau fdjieppte ftdj unter Meinen Sdjarmü^eln ergebnislos ^in; 6ie 2Iuffor6erung $ur Uebergabe blieb ebenfo wirfungslos loie bas Bombardement. Die flutte 6es Kronprinsen lag in einer Senfung, We iljn fein fdjönes S^lt in ZUarienbom mit 6er prac{;ti>oUen 2(usfic^t fe^r permiffen lief« Da5U 6as einförmige Blocfaöeleben, bei 5em er oft nichts Befferes $u tun n>ufte, als faft Me f^älfte 6er täglichen 2^ Stunden im Bette $u liegen. IDas iljn je^t aber befonöers per6rof , war Me Verlegung 6er f^oc^seitsfeier nac^ Berlin, 6em er Darmfta6t bei weitem porgesogen ^ätte. 3" f^in^t entfc^ie6enen 2tbneigung gegen alle raufc{;en6en ^eftlid^feiten, bei 6enen er felbft eine Holle fpielen follte, badfte er nur mit IDi6ern)illen an 6en ©n$ug in Berlin, an 6ie adjtfpännigen ©losfutfdjen un6 voüenbs an „bm ^acfeltans un6 was bain ge^rtP' IPas i^n 6abei ermutigte un6 er^b, n>ar 6ie innige Ciebe 5U 6er fd^önen Braut, nac^ 6er je^t bei monatelanger (Trennung fein £^er5 meljr als je jidj feinte, un6 605 fefte Pertrauen $u iljrer fiegljaften £iebensipür6igfeit« „Sie jtn6 gemadjt/' fdjrieb er 6amals, „alle f^ersen $u gewinnen."

Tlndi in prinseffin Cuife trat je^t 6er llntergrun6 iljres IDefens, 6er innere (Emft me^r un6 me^r 5U Cage. ^ür fie be6eutete 6ie Permd^lung 6en 2tbfdjie6 pon 6em fdjönen £an6e i^rer glücflidjen ^u^mbta^e, 6ie (Trennung pon allem, was am H^ein fie mit fo warmer Ciebe umfangen Ijielt. Sie fa^ 6er Heife nac^ Berlin, wie ftdj perftcljt, nidjt o^nc freu6ige Erwartung entgegen; aber wmn fie nun mit Sdjwefter ^rie6erife 6aran ging, i^re Meinen ^abfeligfeiten $u muftem, Znsbel, Hippfadjen un6 alle 6ie Kin6^eitserinnerungen aussufuc^en, 6ie fie in 6ie ferne Stabt mitneljmen wollten, 6ann perftummte audj Cuifens frS^lidjes Cadjen un6 leife tTrdnen ftaljlen fic^ über i^re IDangen. Iln6 hinter 6em 2tbfdjie6 pon 6em lieben Darmfta6t 6ro^te 6unfel 6er Eintritt in 6ie frcm6e Berliner IDelt, pon 6er man im Heidje 6amals wie je^t fo Sdjrecflidjes fic^ 5uflüfterte, 6af eine fleine Prin$effm wo^l 6apor bangen mochte. Cuife fa^ fd^n aller 2(ugen präfen6 auf ftd; gerid^tet „34 arme nopi$e," fdjrieb fte 6er Sc^wefter tTljerefe, „wer6e wie ein Fabeltier in Berlin beobadjtet wer6en. 34 fflrdjte mic^ rec^t por 6iefen Beobadjtem. IDenige nur wer6en blof mit i^ren natflrlidjen 2tugen eine perfon beurteilen, 6ie 6odj pon gansem f^ersen natürlich ift . . . ^o^rt Ijin unfc^ul6igc Vergnügungen, 3^9«"^ «"^ ^rS^lic^feit." Sie füllte aber wo^l, 6af auc^ fie 6er Hadjftc^t be6flrfen Mnne: „€in wenig Zladjfidjt auf bei6en Seiten," fdjreibt fie 6es^lb 6em Kronprinsen, „un6 2tlles wir6 gut geljen, ic^ Ijob^ meine ^e^ler, Sie fennen nric^ noc^ rec^t wenig, 6es^lb bitte ic^ Sie im poraus, liabcn

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Sic ptcl Hadjftdjt mit mir, perlangen Sie nidjt $u pid i>on mir, ic^ bin fe^r unpoUfommen, fcljr jung, xdf tann midi oft irren, aber wir n>erben bodj glflcflic^ fein/' Unb ein an6er* mal: „Sidjer wirb es öort Domen auf meinem IDege geben, bc6enfen Sie nur, »ie jung idj bin un6 wie gering meine (Erfaljrung ift, un6 anfangs feine ^rcunöin un6 fpäter, fürchte ic^, auc^ nidjt," 2tber rafc^ fügt fte ^in$u: „Sie pn6 6er Quell meines Clücfes, mein iäcüidi geliebter ^reun6, mein f^ers fegnet Sie iafflr, meine Seele liebt Sie öafür, ©ott nrirö uns Seiöe fegnen un5 nrir n>er5en glflcflic^ un5 5ufrie6en fein." ITTan fte^t, Cuife flbern>an6 Ztbfdjiebsfdjmerj un6 ©rofftaötbangen mit 6er Kraft i^res innigen (ßottesglaubens un6 mit 6em unerfdjütterlidjen X?ertrauen 3U 6em ZHanne, in 6effen Qan6e fie iljre S^tunft gegeben t^atte; es n>ar 6asfelbe <0effi^l noc^, in 6em suerft fie 6en Sun6 gefd^loffen ^tte, 6as je^t ein un$erftörbarer Ceil i^res IDefens gen>or6en umr un6 n)orin i^re (ßlficfs^ geu>if Ijeit wurselte.

Heben 6er grofen Cebensfrage itjrer gufunft for6erten 6odj audj 6ie Keinen Cages* forgen il^ren pia^« IDas gab es nid^t alles 5U be6enFen für eine Srautreife t>om Sl^cin an 6ie Spree I König jrie6ric^ ZPil^elms II. ritterlid^e Pomel^m^ ifatie fd^on manche Sdjnnerigfeiten hinweggeräumt; er ^e geftattet, 6af 6ie 2TRtgift 6er Prinseffmnen \5000 Coler pon i^nen felbfl für i^re 2tusftattung i)em)an6t tt>er6en fSnne; er ^tte Pater un6 (ßrofmutter un6 aud; 6en 3ru6er (ßeorg 5ur tfodfitit gela6en, 6a 6ie Prinseffinnen ftdj fdjon ängftlic^ gefragt Ifatitn, wtt fie nadj Berlin begleiten folle? 2tber nun fam 6ie Sorge um ©rofmutters alten Heifeipagen, 6em man 6ie lange ^aljrt quer 6urd; Z)eutfd;lan6 faum noc^ sumuten Fonnte; um 6ie Heifebegleitung 6arf fte wol^l ilfv bisljeriges (ßar6erobemä6c^en mitnetjmen? um 6ie Sc^mucffad^n, un6 oor allem um 6ie 33rautflei6er, 6eren Sei6enftoffe, längft in Cyon beftellt, immer noc^ Dcrgeblidj ertpartet tt>ur6en. I?er6rief lidj fragte wo^l 6er Kronprins, ob wegen foUjer „Cappalien" 6ie Qodj$eit perfc^oben wer6cn muffe. „2tber gewif," antwortet Cuife, „wir fönnten uns nic^t bei ^ofe fe^ laffen, wir ^ben ja nid^ts, rein gamid^ts ansusiel^n/'

nad;6em auc^ 6ies f)in6emis glücflidj befeitigt, rüftete man emflljaft 5ur Berliner Seife, Cuife, 6er 6er 2tbfdjie6 fonft 5U fdjwer gefallen wäre, in 6er flillen Öffnung, bal6 einmal wie6er mit il^rem (ßema^l in 6as liebe Z)arm{ia6t 3urücF5ufeI^ren. <0cgen <En6e Ilopember Ijatti fte 6ie ^reu6e, nac^ langer Crennungsseit 6en Kronprinsen bei ftc^ 5U fe^n, 6er erft fürs porl^ feine unterir6ifc^e IDo^nung por £an6au perlaffen I^e un6 nun über ^ranffurt nadj Berlin reifte. IDie immer nac^ foldjem 3wfö"i^«"H"/ empfan6 Cuife mit 6oppelter Stdrfe 6as Cefüljl, 6as fte mit 6em Kronprinsen perban6: „3^ per- fprec^e mir ein poUf^mmenes &üd,^ fd^reibt fie 6ei« Kronp'^n^e« ql^iA nath W^«

2U>retfe, ;,mcljt ein romanljaflcs (Slüd, aber ftdjcr werben wir fo glücflidj fein, tote ivoti (Bauen, 6ie ftdj lieben, iperöen fSnnen;" un6 enMidj fürs por 6er 2tbreife in 6em legten Briefe, in 6em fie in wenigen IDorten 6ie ftärfften un6 fdjönften ©efüljle iljres 3""^^^" $ufammenfaft, iljre ^römmigfeit un6 iljre oertrauenspoUe Ciebe: ;,Seit Sie 5um legten TJlaU Ijxtt waren, Ijabe idj oiel JTlut^ gewonnen. Sidjer wir6 (ßoü mir Kraft geben, midj füljren un6 midj nidjt oerlaffen. ZTTeine Ijeif en ©ebete weröen iljn rfl^ren un6 meine frommen unb tugenö^ften Crunöfd^e midj por 6em Böfen bewahren* Seien Sie überseugt, 6af idj Sie liebe un6 pereljre, 6af tdj 2tlles in 6er IDelt t^un wer6e, 3^?"^" 5" gefallen un6 Sie glücflidj $u mad^en. Sein Sie mein 23eiftan6 un6 mein ^reun6 un6 mein Hat^/'

t?ergleidjt man 6iefen legten Brief mit 6em erften, fo ermift man 6ie fange un6 6ie Beöeutung 6es IDcges, ben Cuife un6 ^rieöric^ XDil^lm feit 6em TXlävi 5urucf gelegt ^aben. Hodj ift es freilidj ein Hebeneinanöer, fein ZUiteinanöer, nodj ^at 6ie innere Vet^ fdjieöen^eit iljrer Haturen $wifcljen iljnen trennende (tiefen gesogen, 6ie bas fröljlidje ©lucf 6er Brautseit mit feinen Blumen beöecft ^at, 6ie aber im €mft 6er €lje wie6er fidj öffnen werben. 2tber darüber ^inweg ^aben ^ntbndi IDiUjelm un6 Cuife i^rc t)änbt ineinanöer gelegt, un5 einig in gegenfeitigem liebenöen Pertrauen, feft un5 5uperfid;tlid;, fd^reiten fie i^rer gufunft entgegen.

2tm ^3. Desember, 6em $ur 2Ibreife beftimmten tCage, wecfte $u früljer Stunde ber Cärm einer na^en ^euersbrunft 6ie Bewoljner bes ©eorgfdjen Palais in Darmftaöt. Bei bem Sc^ne 6er flammen, um ^ Uljr morgens, wä^renö 6as na^e ©locfenfpiel 6er Sta6tfirdje 6en (Cljoral „3^f^ meine ^uvexfidiV* erflingen lief, ttaUn 6ie prinseffinnen Cuife un6 ^rieöerife mit Pater, ©rofmutter un6 Bru6er ©eorg 6ie Heife an.

Die Brautfaljrt, pon 6er uns ein tCagebuc^ 6es jungen prin$en (ßeorg beridjtet, ging über 2lfc^affenburg un6 lDür$burg nadf tCIjüringen, wo 6ie Heifen6en in (Erfurt pon 6em Statt^lter Dalberg un6 in IDeimar pon fjersog Karl 2tugufl un6 ©oetlje begrüft wurden. 2luc^ Karl Ztugufts ©emaljlin, felbft eine Ijeffen*6armftä6tifdje prinseffm, Ijat 6ie Bräute 6ort gefeljen; fie fan6 befonöers Cuife „fe^r ^übfdj"; ^rieöerife „piel weniger", 6ie ©rofmutter „ftra^lte wie 6ie Sonne". X?on IDeimar aus erreidjten fie über Ceipsig un6 Deffau enMic^ We preufifdje ©rense. (Es war eine Brautfaljrt, wie fie Deutfdjlanö woljl noc^ faum gefe^en. X?on Ztfdjaffenburg bis Ceip$ig, wo fie beim Befudje 6es CI?eaters mit ZTTufif un6 ^dnöcHatfc^en empfangen un6 bei 6er 2tbreife pon einer $aljlreidjen ZlTenge begleitet wurden, ^tten jubelnöe JTlenfdjenmaffen 6ie anmutigen Bräute umdrängt un6 iljre freuMge (Teilnahme fo begeiftert funögegeben, 6af Ceorg einmal fdjreibt: „IDenn meine Sc^weftem nidjt fo pemflnftig wären, fo Ijätte i^ncn 6ies wo^l fc^meic^ln Knnen." 3"

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Potsbam, bas fie am 2\. Descmber äbtnbs crreidjten, empfing pe 6er Donner 6er Kanonen un6 605 unauf^örlid^e Pitnitrufen 6er uniformierten Bfirgerfd^ft, 6ie 6en IPagen mit ^acfeln nadj 6em Sdjioffe geleitete. „€in S^lanf oon ZTTenfdjen/' fdjreiW ^Beorg, ^6er ungetaner n>ar, alle ^enflcr beleudjtet, 6er gug naijm fein €n6e, un6 ein IPerfen mit Strängen, 6af wir or6entIic^ in Blumen ba6eten." 2tn 6er Hampe 6es Sc^Ioffes, 6effen lange ^cnfterreit^e ebenfalls in Ijellftem Cid^terglans erftra^Ite, begräften 6er Kronprins un6 Prins £ouis iljre Brdute un6 fflijrtcn fie in 6en Znarmorfaal, n)o i^nen 6ie ©fpjiere 6er Pot56amer (ßamifon DorgefteUt n?ur6en, 6ann in i^re (ßemSc^er, in 6enen bereits 6ie neuen f^offtaaten iljrer nnirteten. Unter fröljlidjen Sdfer$en, fo berichtet 6as ^ourierbudj 6e5 ffof^ marfd^allamtes, n?ur6e 6ann pon 6en Brautpaaren 6as Souper eingenommen*

2lm nädjften Cage erfolgte 6er €in$ug in Berlin, mit all 6er Pradjt un6 in all 6em ©lansc, 6er bei foldjem 2tnlaf entfaltet 5u werben pflegt, unter begeiflertem S^iubzln 6er Bepölferung. 2tn 6er grofen (Eljrenpforte Unter 6en £in6en, 6ort, n>o je^t 6as Z)enFma( ^rie6rid}s 6es (ßrofen fte^t, ^ielt 6er IPagen mit 6en prinseffmnen, un6 junge 2nd6c^en 6er „6eutfc^en Hation 6er Berliner Bei>ölferung", »ie fdjon i>or^er Knaben 6er fransöfifc^n Kolonie, übcrreidjten Blumen un6 <ße6ic^te. ^ier wax es, n>o 6ie Kronprinseffin, gerührt un6 I^ingeriffen, 6ie Sprecf^erin umarmte un6 füfte«

Z)ie mddftige (Erregung 6iefer Stun6e, nne fte 6as pertrauenspoUe ^ujaud^sen unbe^* fannter ZtTenfdjenmaffen un6 6ie in 3"f""f^^ff"""S^" fdjn>eUen6e Ben>egung 6es eigenen 3nneren ^rporrief, ^t noc^ lange in Cuife nac^ge$ittert. ^votx 3a^re fpater fdjrieb fte 6em Bru6er (ßeorg bewegten fjersens: „€rinnerfl Du Didj noc^ 6er ^eier 6es gütigen tCages, wie bange wo^l mir 6as tfexi pod^te, als ic^ 6en tCoren Berlins ndl^ fam un6 alle 6te ^reu6en^ un6 (El^renbeseugungen empfing, 6ie ic^ 6a5umal noc^ ntc^t perMente als bixvdi 6en feftcn Porfa^, alles TXliqlidfe yx tun, meinen 5uFunftigen Znann rec^t fr5I^lic^ un6 n>o möglich glficflic^ 5U mad^n, un6 6a6urc^ 6en Beifall 6es guten Polfes 5u per« 6ienen. 3a, bcfter ^reun6, es wax eine feierlich Stun6e für midj, in 6er idj Berlins €intt>oIjnerin nxir6.'' . . .

2tm fü6lic{;en Sc^lof portale, unfern 6er langen Brucfe mit Sdjläters Denfmal 6es <0rofen Kurfärflen, empfingen 6er Kronprins un6 prins Couis i^re Bräute un6 geleiteten fte $um König, 6er fte feiner Cemaljlin, 6er regieren6en Königin, un6 6er Königin*H>itn>e fonne 6en an6cren Prin3efftnnen 6es föniglidjen {^aufes porftcllte. (Eine pon 6iefen, 6es Prinsen ^er6inan6 tCoc^ter Cuife, 6ie fpätere ^firftin Sa65iarill, Ifat uns 6en (Ein6rucf gefc{;il6ert, 6en 6er 2(nblicf 6er bei6en Bräute auf pe felbft un6 tpo^l auc^ auf an6ere {^crporbrac^te. f^lliemals,^' fc^reibt prinsefpn Cuife, ^niemals fo^ ic^ porber un6 auc^

niemals nac^Ijcr ein fo cntsücfenöcs IDefen, wk öie Kronprinsefjin. X?on regelmäßiger nnb eMer SdjSnIjcit, oerbanö fie mit 6em reisenöen 2tntli^ einen 2tus6rucf von Sanftmut un6 23efc^ei6enljeit, 6er iljr aller f^ersen gewann, y^xe Sdjioefter war audj reisenö, anmutig, elegant, iljre 2trme waren bewunöemswert, iljre ^arbe feljr fc^ön; ober iljre ^^S^ waren b^nzn i^rer Sdjwefter nidjt 5U oergleidjen . . . ^rieöerife erfc^ien fidjerer un6 gewandter im 2tuftreten un6 in 6er Unterljaltung, aber 6ie 2teltere, fdjön in i^rer einfadjen Sdjön^eit, ^atte eine fdjüdjteme JTliene, 6ie i^ren Keis nodj erijöljte."

2tm lDeiIjnadjtsaben6, im IDeifen Saale 6es föniglidjen Sc^lojfes, wur6e 6ie Per^ mätjlung ^rie6ridj XDil^elms un6 Cuifens 6urdj 6en ®ber^fpre6iger Sacf gefdjloffen. 2ldjim von 2tmim, 6er als Page 6amals 6ie Braut fa^, Ifat 6en 2tnblicf nie oergejfen, „wie fie gefenften tfaupt^ im ©lanse i^rer SdjSnljeit 6urc^ 6ie ge6rängten Säle fc^ritt/' IDos mag Cuife felbft in 6iefem 2tugenblicfe empfun6en fyjibtn, wo i^re 3ugen6 Ijinter i^r perfanf, eine neue IDelt, itjre fünftige IDelt fidy cor iljr auftat? ^inter i^r gingen 6ie IDitwe ^rie6ridjs 6es ©rof en un6 6ie ©emaljlin ^rie6ridj XDil^elms II. Dadjte fie woljl 6es unglücflidjen (Eljefdjicffals 6iefer bei6en preuf ifdjen Königinnen, 6as iljr eine IDamung 06er eine Drotjung be6euten fonnte? Bei 6er Perlobungsfeier, an jenem ^rütjlingstage in I)armfta6t, Ijatte Cuife ftdj von allen ©efdjwiftem, von ©nfeln un6 tCanten umgeben gefeljen, von jenem gan$en Kreife, in 6effen Ciebe fie aufgewadjfen war un6 fidj glücflic^ gefüljlt Ijatte. 3e^t, in Berlin, war aufer Pater, ©rofmutter un6 Bru6er ©eorg nur nodf 6es Paters älterer Bru6er, 6er regieren6e £^er$og 2t6olf ^rieöridj pon JTlecflenburg^ Streli^, „Dördjläudjting", anwefen6. Dafür fa^ fie im ^acfeltan$ 6ie Vertreter 6es alt* preugifdjen Staatswefcns an fxdf porüberfc^reiten, 6ie ZTTinifter 6es ©rofen Königs, 6en ©rafen fjer^berg un6 (Carmer, un6 6en ZTTann, 6er ein 3^^'^5^^"* ^^"S ^^^ Politif i^res eigenen ©emaljls leiten follte, 6en ©rafen fjaugwi^.

€s war wie ein IDinf 6es Sdjicffals, 6er in eine ^utunft 6eutete, wo neben 6em Familienleben, in 6em Cuife bisljer ein ruijiges ©lücf gefun6en, audj 6as Staatslcben fie in 6en Kreis feiner Pflidjten Ijineinsieljen follte.

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Drittes Kapitel

(1794—1797)

I. Krittfdjc ^litteripodjcn

Im erften IDet^noc^tstage 6«s 3a^res ^793 besogen Kronprin$ ^rieiridj IDilljelm un6 Kronprin$effin Cuife, am tCage por^er permäljlt, i^r f)eim im je^igcn fronprin$Iic^n Palais, Unter bcn txnbm, wo audj König ^rieörlc^ 5er (ßrofe einen tCeil feiner Kronprin3en5eit Deriebt ifoi. prins Couis un6 Prinseffm ^rie5erife, 6eren Pemidijlung am 26. Desember gefeiert n?ur6e, erhielten bas nadi 5er ®benx>allftrafe 5u anftogenöe Palais, 6as mit 6em fronprin$Iidjen 6urdj einen Bogen perbunöen nnir*

Seiöe Slfcpaave, 5ie in regem un6 traulid^em Perfeljre miteinanöer lebten, f flirrten einen f^ausljalt o^ne 2tufa>an6 un6 o^ne Prunf; fo n>oUte es 6er fdjiidjte Sinn ^rieöric^ IDilljelms, 6effen Beifpiel Prins Couis |tc^ anfdjlof. XDie 6er Kronprins feinen Scf^mucf an feiner ©emaljlin liebte, 6ie i^m faum befdjei6en genug genei6et fein fonnte er meinte felbft fpäter, es 6amit anfangs übertrieben 5u ^ben fo erfdjienen fte audj bei 6en gemein* famcn 5pa$ierritten un6 namentlidj bei 6en 2tusfaljrten fo einfadj, 6af es in 6er Berölferung auffällig bemerft würbe. XDirflic^ glücflidj füljlte fidj 6er l{ronprin$ allein in feiner ^duslidf* feit, in 6er ^nxingloftgfeit 6es Pripatlebens. X7on Vergnügungen liebte er nur 6as tC^ter« tCeilna^me an ^eftlidjfeiten, por allem je6e Peranftaltung, bei 6er er mit feiner Perfon Ijerpor* treten mugte, 6as gehörte 5U 6en ,;£appalien", 6ie il^m unbequem un6 felbft tm6enpdrtia nxiren.

Den Permdijlungsfcicriicijfetten folgten nodj itufffi^rungen 6cr ©per 2trmi6a unb andere ^efte, Me bis Heujaljr tDo^rten; iDenige tCagc fpater, am öO^""^^ 1^9^/ begann 6cr Kameoal, wälixznb öcjfen in ftrcng porgefdjricbencr un6 inncgcljaltener ^olgc ^eft fidj an ^eft rciljte. Sonntags un6 Donnerstags waren 6ie loegen i^rer Kälte un6 fteifen fang* wciligfeit gefürc^teten (Courtage 6er regierenöen Königin, 6ie in ZTlonbijou alle formen 6er €ttfette forgfam aufredjt^ielt un6 6ie i^rer ZTlajeftät gebfi^ren6en ^ul6igungcn mit eifere füdjtiger Strenge entgegennahm. ZTTittiPoc^s empfing Mc Königin^^IDitiDe, 6ie im Sdjloffe eine 6er oberften (Etagen beiooljnte un6 über 6eren IDun6erlidjfeiten man am f^ofe gern fid; luftig machte. Die ITTontage un6 ^reitage maren 6en 0pemaufful^rungen porbel^alten. Da$iDifdjen 6rdngte ftdj eine ^ulle an6erer X?ergnügungen: Konserte bei 6em Könige o6er in 6er „Sta6t Paris", 2tffembleen bei Prin$ ^er6inan6 in BeUepue un6 bei 6en ZlTiniftem, Dejeuners un6 Cees un6 Bälle allent^lben. Iln6 überall, tpie fid; perfte^t, perlangte man 6ie (ßegenwart 6es fronprinslidjen Paares. Sdjon am ^SOönu^r ^79^ fdjreibt 6es^lb 6ie Kronprin$effin in 6em erften Briefe, 6er uns aus 6iefen Cagen erijalten ift, an i^re alte (Ersie^erin, ^räulein pon (Silicix, nac^ Darmfta6t: „JTlan tobtet midj 6urdj 6as piele Cansen", un6 fürs 6arauf an Sdjipefter tC^erefe in Hegensburg: „VPLadfe Vidi 6arauf gefaf t, 6af Du bal6 pon meinem Co6e ^ren n>irft, 6enn feit6em idj 6iefen Brief begonnen Ifabe (fedfs (Tage früher), l^ben mir nid^ts getan als Cansen un6 bis su meinem (ßeburts^ tag gibt es noc^ fteben Bälle« Unfere Cebensmeife ift unglaublich anfirengen6, un6 ic^ ipun6ere mic^ über meine (ßefun6^. IDas 6en tZani betrifft, fo »eif t Du, liebe C^crefe, 6af mecflenburgifc^e Knod^en 6aran geujöljnt un6 fe^r fdjn>er gans 5U ermü6en fin6."

Die IDa^r^eit ift, 6af Kronprinseffm Cuife, wälixmb xlfx (Semaifl feine 2tbneigung gegen alle ©effentlidjfeit un6 alle Hepräfentationspflic^ten faum perbergen fonnte, an 6iefen gef eiligen ^reu6en un6 raufdjen6cn ^eften nur 5U gern un6 freu6ig teilnahm, 6af fie ins* befon6ere 6em Vergnügen 6es Canses, 6en fie lei6enfd;aftlid} liebte, nur 5U n?illig fid; I^ingab.

XDir erinnern uns, wie bang un6 forgenpoll Cuife in Darmfta6t 6em Ceben am preufifdjen KSnigs^fe un6 in 6er frcm6en Berliner IDelt entgegengefe^en fyxtte. 3^^* mod^te fte ipo^l mand^mal über i^re 6amalige 2(ngft läd^eln; fo pöllig an6ers nxir anfangs alles geiPor6en, als fte gefürchtet ^atte. (Es fd^ien ftd; pielmel^r erfüllen 5U follen, nxis xt}v 6er Kronprins gefogt Ijotte: 6af fte gemadjt fei, alle fjersen 5U gewinnen. Die liebensn)ür6ige Hatürlidjfeit i^res IPefens, i^re ^ul6polle ^reun6lic^feit gegen je6ermann bradjten Ceben un6 IDärme in 6ie fteife 2tbgemeffen^eit un6 nüdjteme Küljle 6er Berliner (ßefellfc^ft. „Die 2lnfunft 6iefer engelfdjSnen ^ürfKn," fo fdjreibt ^ouque, „perbreitete über jene tCage einen er^benen £idjt^ glans. 2(Ile fersen flogen i^r entgegen un6 i^re 2tnmut un6 {^ersensgüte lief feinen unbeglücft."

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X?on 6cn prinsen un6 prin$cffinncn fa^ fie fidj nciMos beipunöcrt; 6er König über:' ^ufte ftc mit <0fite un5 (ßnaöe, er fd^enfte i^r 5um erften (Geburtstage in Berlin bas Oranienburger Sdjlof , bas fie jekodj faft nie bemoljnt Ijat; audj 6ie Königin, 6ie fidj anfangs surücfgeljalten ^atte, tarn iljr bal6 freunWic^r entgegen* €s ipar ipo^l Der$ei^lidj, 6af 6ie itdjtse^njä^rige, 6er man pon allen Seiten ^ulMgte, in überqucUenöer 3wS^wMuft un6 £ebensfreu6e über 6ie Sdjranfen 6er Berliner ^fetifette adjtlos ^inn>egfc^ritt, 6af 6ie preuf ifdje Kronprinseffin am ^fe ^rie6ridj XDil^elms II. iljrc r^einifdje ^roljnatur fo ungeswungen ausleben 5U fSnnen permeinte, nne eben noc^ in ©rofmamas ©arten un6 im 2tlten Palais am I)armftä6ter IHarfte.

2tls poUen6s gegen ZTIitte ^ebruor 6er Pater mit 6er (ßrofnmtter un6 6em prinsen ©eorg, pom Könige ausgeseidjnet un6 reidj befdjenft, Berlin perlief, fdjien es faft, als iPoUe 6ie Kronprin$effin 6en tCrennungsfdjmers, 6en fie tief empfan6, un6 6as (Befühl 6es f)eimn>eljs un6 6er Pereinfamung im IDirbel gefelliger Vergnügungen erfticfen* Der Kamepal ipar $u €n6e, aber 6ie The-dansants un6 Balle 6auerten faft ununterbrochen fort, un6 Cuife iarxik eifrig IDalser, 6er auf iljren IDunfc^ 6amals am Berliner I)ofe eingefüljrt n>ur6e, 6en aber 6ie Königin, n>ie ersäljlt n>ur6e, i^rer Coc^ter perbot. Diefe unermü6lidje tran5freu6igfeit 6cr Prinseffm, 6ie audj in 6er IDaljl iljrer trdn$er 6er (Etifetteporfc^riften nidjt immer adjtete, erregte bal6 um fo me^r 2tnftof , als ftd; je^t in i^r 2nutter^ffnungen 5U regen begannen* Dasu famen an6ere Perftöf e gegen 6ie (Etifette, 6ie, fo Ijarmlos fie waren, 6odj bei 6er pdj allmäljlidj gegen fte n>en6en6en Stimmung Be6eutung gewannen: ©nla6ungen, 6ie fie an* naijm 06er erlief, oI?ne mit itjrer ©berljofmeifterin gefprodjen $u ^ben, 2tusfa^rten, 6ie fie oljne f)of6ame nur mit iljrer Sdjipefter ^rie6erife untcrnaljm.

Der Kronprin5 tpar mad;tlos 6agegen. Der (ßatte ^tte nod; Feine Qerrfc^ft über 6ie (Battxw getponnen; fie empfing Pon i^m noc^ nid^t 6as (ßefe^ il^res tcbcns. Was tonnte xlfTcm lebl^ften un6 für alle 2(nregungen offenen Sinne ^rie6rid} IDill^elms getftige Stille bieten? 3" ^^" Briefen aus 6cn erften JHonaten 6er €t^r ge6enft fte feiner mit 6en üblidjen lDen6ungen als eines trefflidjen IHanncs, 6er fie glücflidj madje; aber 6ie IDortc fin6 o^ne IPdrme un6 oljne Pcrfönlidjfeitswert: iljr I^crs flingt 6abei nidjt mit.

Tlndj 6er Umgang mit 6er ^amilie 6es prin$en ^er6inan6, 6er ftdj meljr un6 meljr pertraulii} geftaltete, n>ur6e 6er prinseffm 6amals perargt. Die „^er6inan6erie", »ie man 6ie ^amilie ipoljl nannte, wax in Berlin nidjt beliebt, un6 man fagte i^r mandjes Böfe nadj. Den prinsen ^er6inan6, 6en jüngften Bru6er ^rie6rid)s 6es ©rof en, Ijielt man für gan5 unbe6euten6; feine (Bcmalflxn, aus 6em <0efd)lec^te 6er Sd;n)e6tcr 2narfgrafen, tpor ipegen i^rer fdjarfen ^unge gefür*t»'*- 6ie tToditer Cuife, flug un6 bc6euten6, Ijodjftrcben6ci

Kronprinsefjtn Cuife

©etftes, galt für cljrgetsig; man iPoUtc loiffen, 6ag fie ftdj fclbft fjoffnungcn auf 6cn Kron^ prin$en gemadjt I?abe. 2tnt meiftcn aber gab 6cr älteftc Soljn 5u rc6en, prins Couis ^erMnanö, wie man ifjn 5um Unterfdjie6e oon prins Couis, 6em So^ne 6es Königs, nannte, (Eine glän5en6e (Erfdjeinung, oon Ijoljer geiftiger Begabung, iDur6e er wegen feiner militärifdjen Cüc^tigf eit un6 feiner perfSnIidjen Capferfeit ebenfo betounöert, wie er wegen feiner Sdjulöen un6 feiner Ciebesabenteuer perfdjrien war. €r Ijatte 6ie erften IPintermonate bei 6er 2trmee am Sljein ©erlebt, in ©ppen^eim, wo fein sügellofes Per^lten 6en ®berfomman6anten, ^elbmarfdjall ZtlöUenöorff, 5U einer emften Küge oeranlagte. ym ^ebruar war er 6ann nadj Berlin gefommen un6 rafdj 5U einem tonangebenöen ZHittelpunft in 6er f^ofgefellfdjaft wie in 6en ®ffi$iersfreifen 6er f)auptfta6t gewor6en. TXndf Ijier aber erregte er 2tnftof . ^n 6er „militärifdjen Kepublif" am Kljein, wie ein preufifdjer ®ffi$ier felbft 6amals 6as preufifc^e f^eer beseic^net ^t, war man freimütige He6en gewöljnt; 6er prins äußerte ftdj je^t audj in Berlin, gegen je6en 6er iljn ^ören wollte, mit 6er grSften Sücffidjtsloftgfeit. €r fdjalt auf 6ie preufifdje Politif un6 nodj meljr auf 6ie preufifdje Kriegfüfjrung, un6 bal6 Ijief es, 6er König Ijabe iljm fagen laffen, er möge fidj erinnern, 6af audj fdjon Prinsen öuf iJ^ftung gefommen feien. (Es wur6e bemerft un6 befprodjen, wie 6er Prins fidj 6er Kronprinsefftn un6 itjrer Sdfwefter gefliffentlidj 5U nähern fucf;te, un6 es ift fein ^o^^if^I/ 6af Prinseffin Couis, wenig glücflidj in itjrer (Efje, ftdj 6ie f)ul6igungen 6es ritterlidjen Prin$en nidjt ungern gefallen lief. Der Prin$, 6em nidjt unbefannt war, weldjer Kuf i^m Doranging, fpielte itjr gegenüber 6en Perfannten un6 I?erleum6eten. (Er flagte über 6en Con 6er Berliner ©efellfdjaft, 6er entwe6er fdjledjt 06er langweilig fei, un6 er fpradj perädjtlidj Don 6en grauen, 6ie es mit 6er Creue nidjt ftreng ndljmen. Prin5effin Couis wir erinnern uns, 6af fie eben erft iljr ^6. 3*^^^ Dollen6ete laufdjte gern fo emften un6 Derftän6igen IDorten aus fo fdjönem 2nun6e; fie fan6, 6af man 6en prinsen in 6er ^at perfenne; er fei feineswegs 6er ZlTann, für 6en man ifjn Ijalte, ^abe oielmeljr 6ie Dortrefflidjften (ßrun6fä^e un6 Der6iene alle f^odjadjtung.

€s war unDermei6lidj, 6af 6ie Kronprinseffin in 6iefen Perfeljr mit ^ineingesogen, un6 6af bei 6em böfen Hufe 6es Prin3en 6arüber gesifdjelt wur6e* Cuife fümmerte ftdj nic^t um 6as (ßere6e, fo wenig wie um 6ie (Etifettepre6igten iljrer ©ber^fmeifterin. Sie fu^r fort, manche Iladjt ^in6urdj $u wal3en; fie lu6 ein, wm es iljr beliebte, oljne ^rau pon Vo^ 5U benadfric^tigen, fie fuljr fpasieren, oljne an6ere Begleitung als iljre Sc^wefter.

(Segen (En6c Znär$ \7^^ tarn es 5U einer emften Krips* Die Bewun6erung, 6ie 6er Kronprin$effin fdjmeidjeln6 entgcgengefommen war, fyxüt fidj ebenfo rafdj wte6er pon iljr 5urücfge$ogen: „alle IDelt ift mit i^r un5ufrie6en", fdjrieb 6ie ©berljofmeifterin 6amals

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in xlfv (Cagcbuc^. €s gab ftürmifc^c Symn jnrtfc^cn 6cm jungen Paare, ipobet Cuife reic^Iic^e (Crdnen ©ergof , o^ne 6af öarum ftc^ etwas ankerte. Die regierenke Königin ^riekerife mifc^te fic^ Ijinein; fie beflagte fic^ bei 6er prinseffin (ßeorg Aber Cuife, 6ie in iljrem auftanke juüiel tanit, immer ©erfprec^e fie ftc^ 5U fdjonen, aber ©erfprec^n un6 ^Iten fei bei i^r sroeierlei. Die (ßrofmutter, »ie ftc^ ©erpeljt naijm fic^ &er (Enfelin tt>arm an, 6ie bodf 6ie freunMic^en Baüeinlaöungen nic^t ablehnen fönne. Cuife fei gans a>ie i^re ZlTutter, Me auc^ bis $u iljren €ntbin6ungen getanjt ^be* Schlief lic^ griff auc^ 6er König felbft ein. (Er peranlagte Henriette von Z^iered, 6er Kronprinsefftn emftlic^ un6 räcf^altlos 5U5ure6en, 6ie ^of6ame entle6igte fic^ 6es 2tuftrages auc^ mit gröftem (Coft , un6 er for6erte 6en Kronprinsen auf, iljren Caunen mit Jefügfeit entgegensutreten. €r foUe iljr in aller (Bäte seigen, 6af fie n>ie ie6e ^rau in 6er IDelt 6em IDiüen il^res JTlannes 5U folgen Ijabe un6 6af „n>ir Ijier gemoljnt fin6 uns bei unferen grauen (ße^rfam 5U üerfdjaffen"* nötigenfalls möge er il^r mit 6er llngna6e 6es Königs 6ro^n. Uebrigens urteilte er ntiI6e über i^re Unbefonnen^iten; er fan6 es erflärlic^, 6af es i^r an IDeltfenntnis feljle, un6 er empfaljl 6es^alb feinem So^ne, i^r gegenüber (ßüte mit ^eftigfeit $u Derbin6en.

3n 6iefem emften 2tugenblirfe, u>o 6ie Kronprinseffin gleic^fam 6en 23o6en unter i^ren ^ügen nninfen füllte, n>o von 6er ^amilie, in 6er fie geboren un6 aufgenxic^fen »ar, auf er 6er jugen6Iic^en Sc^ipefter, 6ie felbp 6er Jüljrung be6urfte, nieman6 i^r $ur Seite ftan6, n>a^ren6 oon 6er ^amilie, in 6ie fie eben eingetreten nxir, je6ermann fic^ gegen fte 5U eri^eben fc^ien, blieb allein 6er (ßatte treu un6 o^ne IDanf 6er (Baiiin feftefte Stüife. Die Klagen über Cuifens (Etifettefrepel mod^ten bei il^m oE^nel^in faum 2(nflang fin6en. 2(ber 6ie Qauptfac^e nnir bodi: Jrie6rid} XDill^elm tannU feine Cuife 5U gut, fannte 5U woifl 6ie Scin^eit un6 6en 2(6el il^res f^rjens: nid^t einen Tin^mblxd fyxt er an xlfx ge5n>eifelt. Sie fan6 in i^m jc^t, n>as fie entbeljrt un6 gefuc^t ^tte: „6en J3eiftan6, 6en ^reun6, 6en TS,aV\ €r Dcrtei6igte fie gegen Pater un6 ZHutter, un6 er ^tte 6ie ^reu6e, baI6 $u fe^en, 6af er fic^ nid^t in il^r getäufd^t t^e. Cuife felbft Ifat i^m 6ie fd)öne (Treue in 6iefen (Tagen, 6a alle fic^ pon il^r tt>an6ten, nie pergeffen: fie Ifat es fpäter oft un6 laut befannt, 6ag fie bnxdi i^n beffer gen>or6en, 6ag fte feiner Klug^it un6 feiner Ciebe 6amals i^r ganses Cebensglürf Der6anfe.

(Es n>ar ein günftiger llmftan6, 6af gera6e je^t 6as junge Paar Peranlaffung erhielt, Berlin 5U pcrlaffen. Das ^rüljjaljr fam un6 mit iljm (Erersieren un6 Sepuen, 6ie Beurlaubten fe^rten 5U iljren Segimentem 5urürf. 2tuc^ 6en Kronprin$en riefen militarifc^e Pflidften 5U feinem Hegimente nac^ Pots6am; am \. 2lpril fie6ette er 6a^in über un^ naijm mit Cuife im Sta6tfc^Ioffe IDo^nung.

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Kronprtn5efftn £utfe

QtntDeggeffil^rt aus 6er fd^tpulen Cuft un6 6cm geräufc^üollen (ßefellfc^aftslcben Berlins in 605 ftillere Pots6am mit feinen ©arten un6 Sttn, n>o fo maaiits fie aw Darmfta6t erinnerte auc^ 6as (ßlorfenfpiel 6er ©amifonfirc^e ift Cuife eine an6ere 9en>or6en. Pielmeljr fie iDur6e was fte wax. Sie brauchte nur 6er Stimme i^res ^ersens 5u laufc^en, 6ie i^r 6en einsigen IDeg 5um ©lürfe unes: nur 6urc^ 6ie innigfte Cebensgemeinfc^aft mit 6em ©otten, nur 6urc^ fein ©lürf fonnte fie 5U eigenem ©lürf gelangen. Cuife befaf 06er eriparb in ooDftem ZITaf e 6ie trugen6 edjtefter IDeiblic^feit, 6ie iljre Stdrfe »ie iljre SifxAAfi ausmadjt: felbftpergeffene Eingebung an 6en ZlTann. X>ox 6em XDiQen iljrer Ciebe »idjen alle an6eren IDünfcIje, Hoffnungen, Beftrebungen »eit surürf. 2tus 6er unbeMngten Eingabe an 6en ©atten n>ac^ft fortan Cuifens tDeitere (Enttpitfelung ^erpor. Sie liebte i^n genug un6 fie »ar sugleidj flug genug, um 5U n)er6en 06er min6eftens 5U fc^einen, »ie er feine ^rau ^ben »oüte. Sie lernte fie Ijat es fpäter 6em Bru6er ©eorg felbft gefagt 6en eigenen ©efc^matf ©erleugnen un6 £ieblingsi6een entfagen; fie lernte meljr: 6en (Eigen^iten ^rie6ric^ IPil^elms ftdj fügen, feinen pe6antifc^en, oft f leinlic^en ©eipoljnljeiten fidj anbequemen, feine Caunen un6 llnfreun6Iic^feiten feine „humeurs", »ie man fagte 6urc^ i^re immer gleid^e goI6ene ^röl^Iic^feit äbem>in6en. Hic^t ol^ne Kampf un6 nic^t ol^ne (Dpfer errang fic^ Cuife fo 6en €inflang oon Pflicht un6 Ciebe, 6er 6ie ©run6lage iljres Cebens*» glutfes n>er6en foUte.

Hic^t oljne Kampf un6 nic^t oljne ®pfer. 2tuc^ 6ie Königin, xxAt 6ie Kronprinseffm, ^t noc^ manche (Träne I^eimlic^ pergoffen: un6 manche Bläten träume, 6ie im tparmen un6 fruchtbaren Sä6en perl^eifungspoll ftc^ entfaltet, ftn6 im falten un6 fan6igen Hor6en nic^t 5ur Seife gelangt; manche 6eutfc^ S<^u>ärmerei ift in 6er preufifc^en Hüc^temljeit erfticft. 2(ber 6ie ©run65äge in Cuifens IDefen ftn6 6oc^ auc^ in 6iefen Prüfungen un6 IDan6Iungen unangetaftet geblieben. €s blieb i^re fonnige ^eiterfeit, 6eren Straljlen 6ie ^erjen iljrer Umgebung eripärmten un6 erleuchteten; es blieb 6ie tTiefe iljres ©emütes, 6a5 frem6es Cei6 mitfflljlen6 erleichterte un6 frem6e ^reu6e teilnei;men6 erijöljte; un6 es blieb felbft in iljrem fersen ein Kämmerc^en ooü (Träumerei un6 Sc^nwrmerei, $u 6em Jrie6ric^ IDill^elm feinen Zugang I^atte un6 6as fte nur gleic^geftimmten Seelen, tDie 6em Bru6er ©eorg 06er fpäter 6er ^rau oon Berg, öffnete. 2?or allem aber: jene emften (Tage Ijaben auc^ 6en emften llntergrun6 i^es IDefens oertieft un6 gefräftigt un6 6amit iljre Perfönlidjfeit poller, reicher un6 ^rmonifc^er ausgefialtet; fte ^aben il^r P^ic^tbetpuftfein enttpitfelt un6 fie 6amit für 6ie fc^iperen Stun6en porbereitet, 6enen 6ie Königin entgegengeljen foüte. IDie in iljrem Blute fic^ ober6eutfc^ un6 nie6er6eutfc^e 2trt mifdjten, fo perfdjmolsen ftc^ in Cuife fortan 6eutfc^ un6 preufifc^es IDefen, 6eren gegenfeitige Durc^6ringung bei i^r,

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tme immer un6 überall in unfcrcm Polfstum nnb in unfcrcr (ßcfc^ic^tc, fruchtbar un6 fegcnsrcic^ geroirft Ijat

Die IDanMung in 6cr Kronprin$cfftn »ur6e rafc^ bcmcrft. Die ©ber^fmeiflerin^ 6ic noc^ am \S. Vflävi gcfc^ricbcn ^attc: „Me Prin$cffm betragt fidj gegen iljn immer no<^ feljr fc^Iec^t/' notierte am 2. 2tpril in Potsdam: ,,6ie Prin$efjtn betrug fic^ 6en gansen (Cag oortrefflic^", un6 6rei (Cage fpäter: „6ie Prinseffin ifl glürflic^"; 6er Kronprin$ felbfl pertraute einem Jreunöe: ,,2neine ^rau Ijat fic^ Ijier gan$ peränöert." Die golöenen (Cage oon DarmflaM fc^ienen roieöersufeljren: ein neuer Ciebesfrü^Iing erblühte 6em jungen Paare. Soweit 6er Kronprins nidjt 6urd) 6ie militärifc^en Pflichten, mit S^nm er es feljr emft naijm, in 2tn* fpruc^ genomnten wur6e, ging er mit Cuife in 6en (Barten Pots6ams fpa5ieren, befuc^te mit iljr 6en Brau^usberg un6 Babebberg, befon6ers gern auc^ Sansfoud 6er (Benins 6es (ßrof en ^rie6ric^ Ijat auf 6iefen feinen Hac^folger immer eine befon6ere Hnsie^ung gefibt o6er fte ntac^ten 2(usf[fige in 6ie llmgegen6. 2(ben6s tt>ur6en fte oft 5um König gela6en; 6er in 6em eben DoIIen6eten Itlarmorpalais l{on$erte gab; am liebften aber blieben fie ftill 5U ^aufe un6 perfür$ten 6en 2tben6 mit einigen Partien ZHariage un6 mit tDürfet fpiel, o6er liefen ftc^ pon Znaffom porlefen. ^un>eilen las auc^ 6er Kronprins felbft por. Znit 6er pertrauten Umgebung 6es Königs, mit 6en Bifd^fftper6er un6 £in6enau, taufc^ten fte ^ufige Befud^e. (Einmal nal^men fte ant Pots6amer Sc^ui^enfeft teil, n>obei Cuife 6en Siegern 2ne6aiIIen perteilte, wie fte gelegentlich auc^ 6em (E^ersieren 6es fronprinslic^en Regimentes sufalj,

(Ein Brief Cuifens aus 6iefen (Tagen seigt, »ie 6ie fibenpun6ene Krifts no<^ nc^ $itlert, jugleic^ aber, une fte in 6cr innigen (ßemeinfc^aft mit 6em (ßatten Hu^ gefun6en ^t. Sie fdjreibt 6em Bru6er, pon 6em fte pergeblic^ einen Brief enpartet ^tte: „Du ^tteft ntir xvolil einige 2(ugenblitfe wi6nten fSnnen; adj, einige IDorte nur ^ben fo piel (Troft für mic^. 34 brauche i^n mannigmal Berlin ift piel grSfer als Darmfta6t, es ftn6 aucf^ piel ntel^r Ceute aüer^n6 Tlttm bann. Das n>er6e xdf gemal^r . 3d} bin in Pots6am * un6 bleibe 6a fedjs IDoc^en lang, bis 6ie friegerifdjen Hebungen porübcr ftn6, als6ann gelje xdf wkbtt nadi Berlin $u meiner englifdjen ^rie6erife, 6ie idj Iei6er Ijabe 5urutflaffen muffen, nic^t ol^ne Scf;mer5 un6 (Traurigfeit, aber ein SoI6atenweib ntuf i^rent Berufe nac^geljcn, un6 6as tat idj. ^ effe Punft siPöIf, idj trinfe (Cee nadj fünf, . . un6 effe $u Xladii Punft ac^t. yti gclje $u Bette ntit 6en tfüiimm, Kufen un6 Kiferifis un6 flelje mit l)5c^ft6enenfclben n:>ic6er auf, aber idf bin beffer als fte, 6enn idj lefe (ßefc^ic^te, idf madfc 2tus5üge aus ITlonfteur IDcif ; fc^reibe Dir un6 2tn6eren un6 lebe $um Dergnügen meines ZHanncs, Hun Brü6erc^en, baI6 einen Brief un6 mir piel .-^rcufce un6 5rf"-^e''

Die Köiiicjlidj Prcu^ifdie ^familic I.

\, prinieffut ^f^ie^crife von prcußcn, £>cr5ootht von Vorf. 2. König frtc&rki? IVilt^dm IL 5, Königin ^fric^mFe. 4. ptiiij irtllielin ^. 2k. von prcnfim. 5. priu^^effin lHartannc ton pmigcrt. 6, pirm3 X7etiirirf> ^. J. von preugcn. I. prinjcffm iriIl>dmirTe Don preuften^ prin^efftn üoit 0ranien, Kdniatn ber rric!)frlanbe, »* prinj ioms von preu§eit. *>. prinjffffm üu^np von preiiHeni €rbpnU5ef!tii pon l^effen-Kaffcl

Kronprinseffin £utfe

jn, Tj>a t2z

Un6 in öemfclben Sinne fdjrctbt 6er Kronprins feinem 2t6jutanten un6 Pertrauten, 6em ZlTajor Scharf: „IDir leben Ijier feljr ruijig un6 für mein Ceil feljr angenehm, Berlin regrettiere xdf gar nic^t, un6 Ijabe id) mir Ijier noc^ nie fo gefallen, 2tIIes lebt in (Einigfeit, ha fic^ feine fremöe ^an6 ins Spiel mifdjt, un6 vovt benutzen täglich rec^t fleifig Me fc^öne (ßegenö, 6ie fo manche anmutige (ßegenftänöe darbietet; sumal für Perfonen, h^mn fie noc^ unbefannt fm6 . . . ©Ott gebe, 6af bei unferer Südfunft nac^ Berlin nidjt neue ZlTtf Ijelligfeiten un6 Klatfc^ereien 6en I^uslic^en ^rieöen flören mögen" j 3" ^^ \\xx\<it ©lürf 6es fronprinslic^en Paares aber griffen fc^on nac^ »enigen

j IDodjen friegerifc^e (Ereigniffe ftörenö ein, Mesmal nic^t »ie in 6er Brautseit üon tOeften

j Ijer, fonöem üon ®ften.

IL (Trennung

3n öem unglürflic^en Polen »ar nac^ 6em im 3^Ttuar \793 5iDifc^en Preufen un6 Suf Ian6 pereinbarten tTeilungspertrag, bei 6em Dansig un6 (rijom nebft einigen VOoxooob^ fc^aften oon ©rof polen un6 Sindzw üon ZHafopien, Cujapien un6 Kleinpolen an Preufen abgetreten »aren, eine nationale (ßärung entftanöen, öie im ^rüljjafjr \7^^ 5u einem gefährlichen 2tufftan6 füljrte. Der polnifc^e ©eneral ZlTaöalinsfi rürfte mit einer !Kapallerie== brigaöe in preufifc^es (ßebiet ein, fiberfiel eine preufifc^e S<^u>a6ron, plünöerte 6ie föniglic^en Kaffen un6 entfam 6en Ijerbeieilenöen preufifc^en Truppen öurdj glürflic^e ZlTärfc^e in 6er Sichtung nac^ Krafau. ^ier ^atte Kosciussfo, 6er pon Dres6en Ijerbeigeeilt roav, 6ie €eitung 6er Beujegung übernommen; es gelang iljm, fic^ mit 21Ta6alinsfi 5U pereinigen un6 6ie Kuffen am ^. 2tpril bei Saclaipise 5U fc^lagen* Hun breitete fic^ 6er 2tufftan6 über gan5 Polen aus; am \7. 2tpril erijob ftc^ auc^ 6ie ^auptfta6t IDarfdjau, 6ie pon 6en rufftfc^en Truppen geräumt iper6en muf te,

2(uf 6ie erften Hac^ric^ten pon 6iefen Unrul^en tpur6en an 6er preufifc^en 0ftgren5e militärifc^e (ßegenmaf regeln ergriffen, 6ie fic^ je6o<^ 6er tpac^fen6en 2tus6eljnung 6es 2tuf* ftan6es gegenüber bal6 als unsulänglic^ enpiefen. Pollen6s nac^ 6er Vertreibung 6er Huffen aus IDarfc^au fonntc man fidj in Berlin nic^t perlje^len, 6af je^t 5U 6em Kriege gegen 6ie franjöftfc^e Sepolution im tOeften 6ie (ßefaljr eines stpeiten Krieges im ®ften 6roIje. König ^rie6ric^ IDil^elm IL felbft stpar falj einem Kriege nac^ 5ipei fronten oljne grofe Sorge entgegen. ZlTit 6en polnifdjen Sdjaren, Ijoffte er, ipür6en feine ©enerale unfdjtper fertig iper6en. Der ®ften fümmerte i^n überl^upt ipenig; fein Blirf roat nur nadtf IDeften geu>an6t, ipo er als Porfämpfer 6es Deutfc^en Seiches noc^ immer 6ie

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fransSftfc^en Scpolutionore pom Sl^ein surfl^sutrctbett badjtVy eine leife Sel^nfuc^t 309 ilfn tnsbefonöere nadj Jraitffurt, wo er ein 3aljr jupor fo glücfliclje (Cage ©erlebt un6 eine fc^öne ^ranffurterin iljn gefeffelt ^tte. VLnb eben fc^Iof er am ^9* 2tpril \79^ mit (Englanö einen Pertrag, 6er il^m 6urc^ Me (ßetpäl^rung reic^Iic^r SubftMen 6ie ^ort^^ füljrung 6es Krieges gegen ^ranfreic^ ermöglichen foUte. (Ran^ anbete Stimmungen aber ^errfc^ten in 6er Umgebung 6e5 Königs un6 im tanbt. Das Bfln6nis mit 0efterreic^ un6 6er Krieg gegen ^ranfreic^ n>aren, nrie mir miffen, in Preufen nie populär geujefen* 3"^ VoVc wie in 6er 2trmce; bei ZlTinifiem mt bei (ßenerolen, regte fidj längft eine Iln5ufrie6eni;eit, 6ie allmä^Iic^ ju einer faft allgemeinen ZHifftimmung un6 5U 6em lauten Huf nadj ^rie6en mit ^ranfreic^ anwuchs. Kein national* 6eutfc^es 3ntereffe, fo meinte man, for6ere Preufens fernere Ceilnaljme am Kriege im IDeften, bei 6em nic^t Deutfc^lan6 un6 Jranfreic^ um 6ie S^ingrense, fon6em 0efterreic^ un6 Jranfreic^ um 6en Befliß Belgiens $u fämpfen fc^icnen, Preufens territoriale 3ntereffen unefen e^ nadi 0ften, n>o 6er augenfd^einlid^e (ro6esfampf 6er polnifc^en Kepublif 6as (Einfe^en 6er pollen Kraft 6es preufifc^en Staate perlangte. (Es war befon6ers 6er 0berft ZHanftein, (ßeneral^ a6jutant 6es Königs, 6er nac^rürflic^ in 6iefem Sinne fprac^. (Er ^tte feit einem yxlfxe 6en bis 6al;in faft allmächtigen (Einflug 6es <Sienerala6iutanten Bifci^fFn>er6er 5urfid5u6rängen gemußt, un6 il^m gelang es je^, 6en König i>on 6er notu>en6igfeit eines fräftigen (Ein« fdjreitens in Polen $u überjeugen.

Hic^t o^ne H>i6erftreben gab König ^rie6ric^ IDil^elm II. nadf. (Er perfflgte 6ie 5ufammen$ieljung eines ^eeres oon ^—50000 ZTlann gegen Polen; er entfdjlof fic^, felbft an 6ie IDeic^fel $u ge^n, n>aljren6 6as ^eer am Hljein unter 2nölten6orffs ©berbefeljl blieb, un6 er beftimmte, 6af auc^ feine bei6en Sölfm, 6er Kronprins un6 Prins Couis, an 6em ^el65ug in Polen teilneljmen foltten. (Er ^ffte noc^, une ange6eutet, in fur$er ^rift 6ie Hul^ an 6er IDeid^fel n:>ie6er^r5u{iellen un6 6ann an 6en geliebten Hinein inrüd^ feljren $u fönnen; 6er Kronprin$ nnir min6er pertrauensfelig, er meinte gleich 5um ZTIajor oon Sdfad: „Dies fdjeint gans 6er 5n>eite tTeil 6er fransöftfc^en Sepolution n>er6en 5U n>olten."

Die Hac^rid^t pon 6em bet>orfte^n6en 2(bmarfc^ 6es Kronprinsen, 6en 6er König auf Znitte 2nai feftfe^te, traf 6ie Kronprinseffm aufs fc^merslic^fte, obgleich fte als „Sol6atenmeib'^ mie fte ftc^ füllte un6 gern nannte, 6arauf immer gefaf t UHxr. Hun btoifU 6ic (Trennung in einem 2tugenblirfe, n>o fie $u iljrem (Satten eben erft 6as rechte c^elic^e Perftan6nis gefun6en i^tte, 6as ftc^ mit je6em tUage in Pots6am inniger geftaltete. ZZur jei^t nxdfi n)ie6er nadj Berlin $ururf, tDar iljr erfter (ße6anfe. (ßleic^ am 27. 2tpril, bei einem 'aben6fonwrt im Heuen Palais, erbat fie i>om König 6ie (Erlaubnis, ©aJjrew*^

6cr HbiDcfcnljeit 6es Kronprinscn in Sanssouci »oljncn $u öürfcn, »o^tn andi tljre Sc^iDcftcr übcrjieöcin follle. Der König toilligte gern ein. Safc^ ©erfloffen bann 6ie näc^ften tCage, in 2tbfc^ie6sbefuc^en, Spasiergängen un6 IDafferpartien, »obei bas fc^öne (Einpemel^men 6es fronprinslic^en Paares 6urc^ nidjts als 6urc^ 6en Schmers 6er naijenöen Trennung getrübt U)ur6e. Tim \0. TXlax enblidi fuljren ^rieöric^ ZDil^elm un6 Cuife nadj Berlin, n>o iwci Cage fpäter Königin Jrieöerife 6ie föniglidje Jamilie $u einem 2tbfc^ie6s*' malfl in ZlTonbijou pereinigte. 2tudj Me ©fpsiere pom Regiment 6es Kronprinsen, bas jei^t an Stelle eines ausrürfenöen Regimentes nac^ Berlin perlegt ipuröe, normen 6aran teil. 2tüe iparen in tiefer Beipegung, befonöers auc^ 6er König. Die Königin auf erte Beforgniffe für il^n por Attentaten 6urc^ Sepolutionäre un6 Perfc^tporene; 6er König enpi6erte i^r mit 6em ftolsen Pers aus Sacines „Htl^Iie", 6er in unferen tCagen bnxdi Bismarrf faft 5u einem 6eutfc^en Spric^iport geiPor6en ift: „Je crains Dieu et n'ai pas d'autre crainte". Tim näc^ften tTage, \5. TXlax, trennte man fic^. Der Kronprins un6 Prin$ tonxs, nodf von i^ren (ßemaljlinnen begleitet, fuhren nac^ 6em ZITaffoipfc^en (ßute Stein^öpel es ift nodi ^eute im Beft^ 6er ^amilie , wo man fie 6urc^ ein (ßartenfeft un6 eine Bauem^c^seit über 6en tTrennungsfc^mers Ijintpegsutäufc^en fuc^te. Tim \5. TXlax ober in aller Jrülje perliefen 6ie bei6en prinsen, 6er (ßeneralmajor Kronprins ^rie6ric^ IDil^elm un6 6er ©berft 6er Kapallerie Prins Couis, 6as gaftlidje Steinijöpel, um über ^ranffurt fidj in Pofen 6em Hauptquartier 6es Königs ansufc^liefen. ZlTit i^nen gingen ZMajor 3agow un6 ZHajor Köcfri^, 6er je^t für 6en erfranften ZlTajor Sdfad 6en Kronprinsen als 2(6jutant begleitete.

2n ipelc^en (Befüllen un6 in »elc^er Stimmung Cuife 5urucfblieb, 5cigt uns 6er Brief, 6en fie njenige Stun6en nac^ 6es (ßatten 2tbreife nodf von Steinijöpel aus 6em Kronprin5en nac^ Pofen nac^fan6te. Sie fdjreibt iljm (im ©riginal fransöftfc^): . . . „(Eine ^e6er, mein teurer un6 geliebter ^reun6, foll Dir nun fagen, was mein 21Tun6 Dir fc^on eine ZHillion ZlTal gefagt fyxU 6af Du mir unausfprec^lic^ teuer bift. IDie Ijart ift es für mic^, Dic^ nic^t meljr bei mir $u ^ben. (Einfam un6 allein überlajfe ic^ mic^ gans meinem Sc^merse, un6 mein ein5iger tCroft ift, auf 6emfelben Sofapla^e $u filmen, ipo Du immer faf eft. ® ©ott, fönntefl Du mic^ fc^en, fönnteft Du Dein unglürflic^es IDeib fe^en, voxt fie über Deine 2tbreife feuftt, »ie unglürflidj un6 perlaffen fie iftl tTränen ftn6 meine einsige IDo^ltat, un6 tpie bitter ift 6iefe IDoIjltat. Pergif mic^ nic^t, mein teurer ^reun6, erinnere Dic^ Deiner Cuife, 6ie nur für Dtdj lebt, un6 6ie o^ne Dic^ unglürflic^ ift . . . 3(^ fann Dir nic^t fagen, tvas idf beim Tib^dfkb gelitten ^abe. 2tls Du unten nnirft un6 auf Deinen Bru6er tparteteft, 6a ftan6 ic^ am ^enfter, unt nodj einen troftpoüen Blirf 5U erfpo^en,

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Kronprtnjeffin £utfe

aber pcrgcbens, un6 tc^ wat 3u ^dixüadj, unt Dir £eben>o^l 5U5urufen un6 fürchtete, 2)u möc^tcft gcrüljrt mcröen, was Dir 6oc^ oor fo ptcicn Ccuteit unangenel^m getDcfett »drc. Tlbtx was xdf gelitten I^abe, als xdi Deinen IDagen abfal^ren ^alj, tDal^rl^fttg, idf glaube, bas tann ftc^ niemanö porfteücn, mir »ar, als ob man mir 6ie Seele aus 6em Ceibe reife, un6 fo »ar es auc^, 6enn n>as bin idi oljne Dic^, mein teurer ^reunö? ? . . 3dj brauche Dic^ nid)t 5U bitten, mir $u fc^reiben, 6enn Deine nniljre un6 jortlic^e Ciebe $u mir, Me Du mir 6urc^ fo piele piele ^reunöfc^aft fo göttlidj bemiefen ^aft, perbürgt mir ftc^er, öaf Du es tun u)irft, fobalö Du fannf! . . Bei (ßott, idi fc^n>3re Dir, 6af feine Ciebe 6er gleic^ ift, 6ie idj für Didj fü^Ie, nic^t 6ie Ciebe 5U Pater, $u ZITutter, $u Sc^ipefler, 5U Bru6er." Unb bann fügt fie öeutfc^ Ijinsu: „Du bift mein 2tIIes, (Engel meiner Seele, in Dir finöe ic^ all mein ©lürf, un6 oljne Dic^ ift mir 2tlles nichts, un6 idj bin unglütflic^. 34 ^^^^^ ^^4/ ^^ <ßottesn>iUen, antn>orte mir red^t aufrichtig, ob Du auc^ rec^t innig un6 nni^rljaftig pon meiner nnil^ren, reinen Ciebe $u Dir überjeugt bift?"

Dem Bru6er (ßeorg aber, in 6em fte meljr un6 meljr i^ren pertrauteften ^reunö falj, un6 6cm fie bas ^nmx\U iljres ^ersens ausfc^üttete, fc^rieb fie einige (Cage fpater pon il^rem unausfprec^Iid^en Scfjmerse über 6ie (Trennung Pon 6em (Saiten, btn fie mcl^r liebe als fic^ felbft. „(Ein 2lbfc^ie6, »ie 6er wax, ipelc^r mic^ pon meinem ZITann trennte, ift platter6ings nic^t 5U fc^iI6em. (Er wax fo gerfil^rt un6 fo unglütflid; 6arüber, 6af er felbft als IXlann badfk, es nic^t übcrfte^en 5U fönnen. Tldj, lieber 3ungc, ic^ bin auf eror6entlidj glürflic^ 6urc^ iljn . ©efters xxKnn wix fo traulich beifammen faf en un6 er mir porlas, fo unterbrach er fidj fcbneü un6 fagte: „Dic^, 6ie Du all mein (Bind nnb meine Seligfeit ausmadjft, foU ic^ perlaffen! Udf (ßott, wie I^rtl" So eine ^ufid^erung mac^t einen bodf waljxlxdi Qlndlxd}, befon6ers wenn man nur 6en einen IDunfc^ ^t, feinen ZUann rec^t glürflic^ madjen 5U ipollen. Die fedjs tDoc^en, 6ie ic^ in Pots6am mit y:inx $ugebradjt Ijabe, tparen unftreitig 6ie glürflidjften meines Ccbens* (Bani oljne (ßene un6 (Etifette, fo gan5 nac^ feinem IDillen IfaV xdi gelebt, un6 ic^ füljlte 6as ©lürf, folc^' ein Ceben 5U fül^ren, nie lebl^after als wenn ic^ pon Berlin Had^ric^t befam: l^eute ift grofer Ball 06er Ijeut ift grof Consert un6 Souper. Tldi ba wax xdi pergnügt, mic^ an 6er Seite meines ^Hannes 5U fin6en, in einer Cinonc^emife un6 ausgefämmte Qaare, un6 i^m rec^t por* fc^ipa^en 5U fönnen, wie fcljr ic^ i^n liebte un6 fdjä^te" . .

Bereits am \6. lUai waren 6ie prinseffmnen wie6er in Pots6am, wo fie nun in Sansfouci IDoIjnung nal^men, einfam inmitten iljrer {^offtaaten, allein mit iljrer Sel^nfuc^t nac^ 6en fernen (Satten. lPäl^ren6 im IDeften un6 0ften, am Sl^in un6 an 6er tOeid^fel um 6ie b^niidfcn (ßren^marfen gcfämpft wur6e un6 6ie preufifc^n tOaffen noc^ o**

iljrcn altm Suljm erneuerten, lebte man in Sansfouct, an 6er Stätte, auf Me nodj por einem 3aljr5e^nt 6te 2tugen einer IDelt bemunöemö geridjtet maren, ein Stillleben, von öeffen in^altlofem Einerlei ftc^ u)cnig crsäljlen läft.

Sdjeinbar wat es äljnlic^ »ie ein ^aljv supor, als Cuife in DarmftaM ujeilte, tt>aljren6 6er Kronprins ZTTains un6 £an6au belagerte; tatfäd^Iic^ n>ar es 6oc^ fo gan5 an6ers 3n Darmfta6t pon pielen lieben Hngeljorigen un6 Penpan6ten umgeben, füllte Cuife je^t in einer i^r fo frem6en IDelt 6ie gan5e Caft 6er Pereinfamung, 6ie in 6en Umftän6en, in 6enen fie ftc^ befan6, mit 6oppeIter Sd)U)ere auf i^r lag. IDo^I ^atte fte 6ie Sd)U)efter neben ftd), an 6er fte mit innigfter Ciebe Ijing, 6ie aber felbft me^r 3,at be6urfte als geu)äljren fonnte. Die fonftige Umgebung flöfte iljr ipenig Pertrauen ein, eine ^reun6in, ipie fpäter an ^rau Pon Kleift un6 ^rau Pon Berg, ^atte fte noc^ nic^t gefun6en. Znit 6er ©berijofmeifterin Ijatt^ fidj nodf fein Perftän6nis gebiI6et; ^rau pon Pof , 6er jungen Kronprinsefftn an 3aljren un6 ^öfifc^er (Erfahrung fo fe^r überlegen, ^atte nac^ 6en Porfällen im TXläti einen Ijofmeiftem6en (Eon gegen iljre junge ^errin angenommen, 6en 6iefe fc^Iieflic^ nac^6rätflid; 5urfitf weifen mufte; tpie fte auc^ 6eren Heigung, alle möglichen alten (Etifetteporfc^riften ipie6er in Kraft $u fe^en, in häufigen „Bataxücn" 5u befämpfen genötigt ipar. Sie Ijätte 6es^alb 6ie 2?of am liebften entlaffen, un6 an i^rer Stelle 6ie ^rau pon Sdfad, 6eren ZlTann 6amab ftarb un6 6ie ZlTaffoms Sdjmefter n^ar, als ©berijofmeifterin angenommen* Beffer ftan6 fie 5u Henriette pon Piererf, oljne i^r 6oc^ gans pertrauen 5U fönnen, 6a man i^r fälfd)lic^enpeife na^e Besieljungen $um Könige nadjfagte» Die ^of6amen poIIen6s iljrer Sdjmefter seigten be6enflicbe Heigung, ftc^ 6ie Pots6amer Cangeipeile 6urc^ allerljan6 fleine Ciebeleien 5U perfürjen, un6 be6urften fe^r 6er Ueberipadjung» 2tn Perfeljr fehlte es fonft feinesipegs. IDenn 6ie Prinseffinnen felbft ipenig ausgingen, fo empfingen fte 6afür oft Befuc^e. Die Königin fam $umeilen; fte n>ar jei^t feljr gnä6ig un6 bradjte je6esntal fleine (ßefdjenfe un6 Heuigfeiten, 6enn fte ftan6 in naijem Perfeljr mit ^rau Pon Bifcfy)ffu)er6er, 6ie pon iljrem ZHanne immer 6ie beften Hadjric^ten erljielt. ^äufige ©äfte »aren 6ie jüngeren Brü6er 6es Kronprinsen, 6ie prinsen ^einridj uit6 HXI^Im, 6antals \2 un6 \02<^ljvt alt, aixdti if?re Sdjmefter, 6ie Prinsefftn Ztugufte. Befon6ers gern pflegte Cuife 6ie ©ffisiere pom Regiment 6es Kronprinsen $u ftc^ 5u bitten. Sie na^m ftets leb^ften 2tnteil an 6er Sorge 6es Kronprinsen für 6ies Regiment, un6 fte freute ftdj, ipenn fte 6em (ßema^I, 6er ipegen 6es 2tufentljaltes in Berlin nic^t oljne Sorge gemefen »ar, berichten fonnte, 6af es feinerlei 2tnlaf 5U Klagen gebe un6 6af ein SoI6at 6es Regimentes, 6em fte begegnet fei, redjt „propre" ausgefe^en ^e.

Bei 6iefem Perfe^re »ar 6ie Kronprinsefftn nac^ 6en (Erfahrungen 6es legten IDinters ängftlic^ befliffen, fidj alle$eit nadj 6en IDünfc^en iljres (ßema^Is $u richten, Ijauptfäc^Iic^

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ober Sürffidjt auf 6cn WiUtn bes Köniss $u ncljmen. Die 2tb^ängtgfett, in 6er fte fidj befonö, ertrug fie fc^iDcr, un6 rüttelte n>oIjI suioeilen an 6en fie elnfc^Iiefenöen Sdftantm, oi^ne ftc^ 6ocf^ je öaräber I^inaus ins ^rete 5U n>agen. So tDar es, als 6amals König ^rieöridjs 6es (ßrofen Bruöer, Prin5 ^einric^, pon Hl^einsberg, 6as er nur feiten perlief, nac^ Berlin fam un6 5U allgemeinem Crflaunen er ^e nodj nie ein keutfdjes Stflcf gefe^n einer 2tuffü^rung 6er mit ungeljeurem (Erfolge gefpielten „^üuberfiöte" beiiDoIjnte. (Er war 6er Qocf^eitsfeier ferngeblieben, un6 man erwartete, 6af er je^ 6ie prinsefftnnen in Sansfouci befuc^en wtvbe, 6ie 6aruber in nidjt geringe Hufregung gerieten. Sie mn^Un, 6af er bei 6em König in llngna6e wax, 6effen politifc^e Sichtung 6er unentu>egte ^ransofen^« freun6 mit beifen6en Sarfasmen fritifierte. HHe foüten fie iljn empfangen, wenn er fie befuc^te; 06er n>ie n>är6e es n>er6en, wenn fie gar 5U einem (ßegenbefuc^e genötigt tparen? gur grofen Beruljigung 6er prinjefftnnen reifte je6oc^ P«w$ ^einric^ baI6 mie6er nac^ Kljeinsberg jururf, oljne nadj Pots6am 5U fommen, ja o^ne feine eigene (ßema^Iin in Berlin $u fe^en*

(Ein an6erer Porfaü, 6er fie in Unru^ perfel^te, tpar 6as Hbleben iljres ©nfels, 6es regieren6en ^ersogs oon 2necfIenburg«=StreIil^, „Dörc^Iauc^tings", 6as am 2.'^nnx {7^^ eintrat 3" ^^ (ßlflchpunfdjfc^reiben an 6en Dater, 6er nun $ur Regierung in Heuftreli^ berufen mnvbt, meinte Cuife, ,,er XDtxbt je^ feinen IDunfc^, (ßutes ju tun, piel meljr befrie6igen fönnen als bbl^er; ol^ne 6as mac^ 6as Regieren nic^t fel^r glficflic^, 6enn es fei 6odj eine fc^ipere £aft." Die Prin5effinnen litten gern 6en Dater in Heuftreli^ befuc^t, aber ol^ne aus6rätflic^e (Erlaubnis 6es Königs nxigten fie es um fo weniger, als fte bei 6er ^aljrt nac^ Heuftreli^ woljl auc^ Heinsberg ^tten berüljren muffen. Die (Ermächtigung 6es Königs traf fc^lieglic^ aus Polen ein, aber nadi üielfältigen Sögerungen fo perfpdtct, 6af ^er$og Karl inswifc^en Heuftrelil^ wxcbtt perlaffen Ijatte un6 6ie Seife unterbleiben mufte.

So begnügten fidj 6ie prinjefftnnen meift mit Spajiergängen in 6em ZZeuen ©arten, nadj 6em ^apanx^ditn Palais, nadi 6er „©rotte", wo fie oft 5U 2tben6 fpeiften, un6 befon6ers in Sansfouci felbft. Dem Sdfaittn 6es ©rofen Königs, 6en 6ie bewun6em6e (Erinnerung 6er Hac^welt intmer in 6en 2(lleen feines Parfes fud^n un6 fin6en wir6, ift Kronprinjefftn Cuife nie begegnet; nie erfdjeint fein Hame in iljren Briefen. Die Dergangenljeit 6es Staates, in 6en i^r Sd?icffal fie gcfüljri, ift i^r nodj nidjt leben6ig gewor6en; fte lebt nur 6er ©egenwart un6 einer ^ufunft, in 6er fte wie6er mit 6em ©atten pereint fein wir6, dner ^ufunft piellcicbt ju 6reien. Iln6 wenn fte Husflüge mad^t in 6ie weitere llmgegen6 Pots6ams, etwa na* 6em „Kaninc^niper6er^ 6er fpater fo geliebten Pfaueninfe^

fo ge^t mit iljr immer 6ic (Erinnerung an 6ie Stunöen, 6te fte bort mit 6em (ßatten in glücflic^eren tZa^m perlebt Ijot. Seljr Ijübfdj Ijat Cuife Mefen (Empfinöungen Husferucf gegeben in 6er Schilderung eines Ztusfluges nad) Berlin, n>obei fie Me (Einridjtung in i^rem Palais für Me ertDartete ^amilie befidjligte. Sie fdjreibt öarfiber 6em Kronprinjen am 6.3uli: „(ßeftem Ijabe xdf boxt eine Stunöe gefdjiafen. Denfe nur, idj Ijatte 6as Dergnügen, öasfelbe Kiffen nodj 5u finöen, auf 6em Du gefc^Iafen Ijatteft, un6 xdf ^abe meinen Kopf karaufgelegt un6 6a rec^t frieMic^ geruljt, aber nxdft auf 6em JSettc, bas liättt midj 5u feljr gerflijrt, fonöem auf 6em €anapi. 3^ ^^^ öes^alb auc^ nic^t in Deine gimmer {heruntergegangen, n>o wir nodi in 6en legten (Tagen fo glutflic^ waren; aber ic^ I^abe mic^ Dor 6en Sc^reibtifc^ gefegt, 6en idf Deiner (ßüte ©eröanfe, un6 ic^ Ijabe Me Sol&aten un6 Me ©fpsiere betrachtet, Me Du gemalt Ijaft, Deine un6 meine, un6 xdi I^be mic^ redjt lebi^aft öaran erinnert, wo 6er eine un6 6er an6ere gemalt mur6e. (£s gibt Brauns^ar6ter un6 Darmftä6ter 6arunter, einige in meinem eigenen ^i^^^^^ gemalt, an6ere in 6en ^xmmttn (ßrofmamas. (Einige ftn6 auc^ in ZlTarienbom entftan6en, in 6em rei5en6en ^agebufc^, wo wir 6en angenel^men Hac^mittag perlebten, 6er etwas I^eif war, aber wo wir bodi fo gluctlic^ un6 5ufrie6en waren, IDie fysbexx ftc^ 6ie ^dkxx feit6em geän6ertl Der arme Söjad lebte noc^, 6er 6ie (ßrofmama befc^äftigte, 6amit fte uns mit i^ren (Referierten un6 i^ren fo geiftPoUen Bemerfungen in Su^e lief. Denn ^ätte man fie gewähren laffen, fo Ij^tten wir feinen ruhigen 2(ugenblitf gehabt, un6 ic^ glaube, fte ^^te lieber gefe^en, 6af Du i^r 6en ^of madjteft als mir" . .

3n Pots6am felbft Ijaben 6ie prinsefftnnen auc^ axx f leinen ^eftlic^feiten teilgenommen, fo im tDaifen^aufe, wo fte Prämien perteilten, un6 am Sc^ü^nfefte, wo 6ie Kronprinsefftn pon 6er <ßiI6e 5ur Königin gefc^offen wur6e, fo 6af fte ftc^ mit einem grof en <ßeI6gefcrenf losfaufen mufte, fc^weren ^ersens, 6enn i^re Kaffe war fc^on 6urcr Unterftü^ungen an 2trme übermafig in ilnfpruc^ genommen. „Die allerliebfte un6 piel geliebte S<rü^engiI6e," fo fc^relbt Cuife 6arüber, „fjat fxdf fc^on 5um sweiten JTlal 6ie (E^J^e ausgebeten, uns bei ftcT SU f^r^/ ntit 6em angenehmen ^ufa^, 6af fie Ifäüm ein ^elt auffc^Iagen laffen un6 5wei 5cril6wacren 6apor geftellt, 6amit wir nic^t Pon 6em Pöbel belaftigt wur6en, Ratten allerran6 (Eis un6 Kuchen bacfen laffen, un6 freueten ftc^ tfidilxdf uns su feljen. IDos bleibt uns alfo übrig? IPir mäffen, wollen wir o6er wollen wir nic^t, uns fc^moren laffen un6 pielleic^t gar toll wer6en, um 6ie (E^te $u tjaben, 6en Bürgern 6ie Cour 5U madjen."

^umorpolle 2(euferttngen, wie Mefe, begegnen nur feiten einmal in 6en sa^lreic^en Schreiben 6er Kronprinsefftn aus 6iefem Sommer. Der (ßrun6ton 6er Briefe ift pielme^r emft, suipeilen we^müttg un6 felbft traurig. 3"^"^^^^ um6üftert 6as (Befühl ratlofer

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Dcrcinfaniung Cuifcns fonft fo fonntges IDcfcn. Unb ob ftc an Vakv nnb Bruöcr fc^rcibt^ oöer an Mc (ßrofntuttcr, an Pfarrer Ctc^tl^mmer o5cr an ^räulcin von (ßtfitcu, iljr Ccmalfl, feine Ciebe un6 feine ©üte bilöen 6en ^auptinljalt i^rcr Briefe, »ie er je^ audj il?r (ßefül^lsleben gan^ bcl^errfd^t un6 ausfüllt So I^eift es 5ur (ßrogmama: „Vn glaubft nic^t, mk öicfer (Engel midi glürflic^ gemacht Ifat, xxnt aufmerffam er für nüc^ »ar." Dem ©cifllic^cn; 6em fte iljre (Ccilnaljme bei einer (Erfranfung ausfpric^t: „Sie iperöen ntic^ gcn>if red^t fel^r beöauert ^aben bei 6er fc^recf liefen (Trennung pon meinem ZTTann . Be6cnfe Sie aber nur öiefen einsigen ©eöanfen, ba^ er midj unter lauter fremöe Ceute Surürflief; 6ie ic^ nidjt fenne, mit öercn C^arafter un6 Perbinöungen ic^ cbenfo njenig befannt bin, als 6ie Hbfic^ten, tt)o6urdj fie ^n6eln* Kein ^reunö, fein Hatgcber ^be idf, idi bin gans perlaffen." Unb 6em ^räulein Pon (ßc'Iieu: „3n 2(IIem ift meine Seele nic^t mcljt fo l^eiter wie einft, 6as ift freiließ natürlich/ w^nn man bas Unglütf fjat, von feinem 2nanne getrennt 5U fein, 6en man anbetet un6 6er unfer ganjes (Bind ausmad^t. Dann perläft uns 6er ausgclaffene Uebennut un6 man ifai oft redjt melandjolifdje 2tugcnblicfe. 3I?re IDünfc^e un6 3^re ©ebete, meine liebe ^reun6in, ftn6 pöllig erijört. Denn idf bin 6ie glücf Keifte 6er grauen, mein ZTIann mac^t mic^ gan5 glücflic^, er ift fo gut, xdi Ijaht fo piel llrfad^e, xl}n 5U lieben un6 5U fc^ä^n, 6af xdi woljl mit ^uperficbt nur fd^meic^eln 6arf, 6af mein (Bind wirb 6auer^aft fein, 6a es auf 6er feften <ßrun6lage 6er 2(cbtung un6 6er ^reun6fdjaft ruijt" . .

Scljnfuc^t un6 IDe^mut ift por allem auc^ 6er (Btunbton 6er Briefe an 6en Kron^^ prinsen fclbft; erfüllt un6 befeclt Pon reinfter un6 ec^tefter (ßattenliebe, fpiegeln fte 6en gansen llmfcl)n7ung nnc6er, 6er fxdf in Cuife pollsogen i^t. Sie ftn6 wie ein Sd^rei 6er Sel^nfud^t 6cs IDcibes nadj 6em ZTTanne, 6em fie fic^ gans gegeben, 6er in einer frem6en IDelt, 5U einem neuen Ccben, iljr Stab un6 iljr Jü^rer genx>r6en ift; nadj 6em Ulanne, in 6effen J^an6en iljr (Bind ruijt. 2tus 6er Julie 6er pon foldjen Stimmungen 6urc^6rungenen Briefe wollen wir wenigftens einige 2(us5Üge I^ier mitteilen, uit6 5war E^auptfäc^lid; 6eutfc^ gefd^riebene 2leuferungen, 6ie immer 6ie (Empfin6ungen Cuifcns am poUften un6 reinften wic6ergeben.

Sdjon am 2\. IXlax fdjreibt fie 6em (ßemal^l: „Bei allem, was Dir teuer ift, fc^reibe mir oft, 6as ift 6as cinsige Vergnügen, 6as mir in meiner I?ereinfamung bleibt, 6as einsige, wobei mein f)erj nodj etwas Jrcu6c cmpfin6ct. Denn ic^ perfidjerc Dic^, 6ag idj feit Deiner 2lbreife faum fenne, was man Jreu6e, l}eiterfeit, Cadjen nennt . . 2Uein l7cr$ ift fo traurig, 6a0 ic^ fein an6eres Dergnügen Ijabe, als in meinem gi^^^'^ $" bleiben 06er im ©arten fpasieren 5U geljen 06er 6ie le^te Spasierfaljrt in 6em Ijübfc^en Weinen <ßelj5l5 5u wie6erlj<"'^n, 6ie id» mit Dir aem^idjt ^be. 2tm Sonntag war idj in 6e»'

Cafel 7

Kronprin$cffm Cuifc un6 i^rc Sdjiocftcr ^ricöcrifc befransen Me Büftc liöni^ ^rieörich IDil^elms II.

(Del^emälbt von Wtii^di, ^795

Kirdje un6 beim 2tnbltcf 6es Sdjloffes floffcn meine tEränen. Tldj, grof er (Soü, wxt glucflic^ xvat xdi bort, ja, xdi fdjtoöre Dir, 6ort Ijabe xdi 6ie glücflidjfte ^At meines qarxyn Cebens vttbvadit, ©Ott IoI?n' es Dir, Du ^reunö meiner Seele/' Unb einige tEage fpäter: „tEaufenö Danf, Heber guter Znann, für alles £iebe, was Du mir fagft, es toirö meinem fersen öobel fo toe^ un6 fo tpoljl, un6 [xdi] lefe 6ie liebepoUen Stellen nodj piel öfter bixvdi, als alles anöere» (Engelsfinö, xdi liebe Didj audj über alle 2Tlafen un6 erinnere midj mit taufenö ^reuöen aller 6er glücf lidjen ^exUrx, 6ie xdj mit Dir öurdjlebt Ijabe. IDenn ic^ nur einmal 6as (Rlüd Ijätte, red^t lebl^aft von Dir 5U träumen, allein bas (Rlüd ift mir noc^ nic^t 5U tEeil genx>r6en» Des Cages befdjäftige xdi midi aber öefto meljr mit Dir, 6enn idj fann mit IDa^r^eit fagen, 6af xdj u>oIjl nic^t eine ^albe 2?iertelftun6e subringe, o^ne an Vidi, lieber ^reunö, 5U öenfen» TXodj taufenö Danf, Cieber, für alle Ciebe, 6ie Du mir wxebtt betoeifeft in Deinem legten Brief, un6 ne^me öafür 6ie fefte Perftdjerung von meiner reinen ungefünftelten un6 etoig öauemöen Ciebe, mit 6er idj leben un6 fterben toeröe^' .... Unb nadi (Empfang von Briefen 6es (Raum: „3dj fjabt mir nodf einmal uxis $u gute getan un6 Deine beiöen le^en Briefe öurd^gelefen. Du bift bodi fo särtlid^ un6 gut, adj xdi möchte Vidi füffen por Danfbarfeit, »enn ic^ nur Knnte, Du bift »aljr^aftig ein (Engel gegen mic^, un6 Du n^irft gen^if fe^en, 6af idj alles ann^enöen n>er6e, um immer me^r Deine Ciebe un6 ©üte 5U gennnnen un6 5U peröienen» Wmn Du nur u?ie6er 6a bift bis 5U meinen XDodjen, ic^ »ünfdje es gar $u feljr, öamit Du mir buvdj Deine liebe ©egenunirt beijie^n (annft in 6en großen un6 fd^recf liefen Sc^mersen, 6ie mid^ enparten. (Bern mill idj bann leiöen, uxis nur ein iTTenfdj leiöen fann, »enn idj nur bann andi 6ie Belohnung ^e. Vidi bei mir 5U ^en" . .

2tm \.3"Ii beginnt Cuife 6en Brief an 6en (Satten: „^dj fann meinen ZTTonat, lieber un6 geliebter ^reunö, nic^t beffer anfangen, als infcem idi Dir meine erften (SebanUn nriöme* 3^^^^ ^If^ "^^ getrennt pon Dir muf idj öiefe 3\ tEage pcrleben, immer Dic^ in (Befahren »iffenö, o^ne iljnen porbeugen oöer Deine Perörieflidjfeiten linöem 5U fSnnen * . Du mein teurer un6 särtlid^ geliebter ^reunö. Du bift 6er Quell fo pielen (ßlücfs für mic^. Du bift aber audj 6er Quell pieler tEränen. 3^ ^änge fo gan$ mit £eib un6 Seele an Dir, es ift mir nichts fo teuer un6 lieb »ie Du, 6esfalls muf idj aber audj redjt lei6en, 6a ic^ alle mein (Riad in Dir fe^e, 6er Du fo »eit pon mir bift . . . (ßott beuHi^re IKc^ un6 fc^ü^ un6 fegne Vidi, bas [ftn6] 6ie nni^ren un6 innigen IDünfc^ ^ Deiner treuen ängftlidjen Cuife. ffäü' idf Vidi bodj nur bal6 tpie6er bei nur, fonp ift bodf

j fein »a^res (ßlücf bei mir, 6cnn Du »eifft es aus allen meinen Briefen, Du bip 6oc^

l allein mein (ßlücf un6 meine ^reu6e. Dies ift tpas Jtltes, lieber ^reun6, nidjt walft?

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aber eine glücfli^ IDa^r^cit, n>opor xxnv (ßott ntc^t genug ionfen fSnnen» Die Perjtc^erung^ öaf Du mit Deinem lieben ^rauc^en $ufrie6en bift, mac^t es unenöttc^ glücflidj, un6 idi ^offe, 6af es immer fo bleiben »irö, »enigftens, ic^ fc^n>6re es Dir $u, fyxU xdf We beften 2tbftdjten von öer VOdi, alles 5U tun, n>as Dic^ glücflic^ un6 sufrieöcn machen fann." IDenige (Tage fpäter, nad^ einem Befuc^e 6er (ßrotte im Heuen (Barten, n>obei alle frS^Iic^ UHiren, fie allein fd^ujermutig, fdjreibt Cuifc: „3^ träumte mir alle 6ie glücf liefen Reiten 6er Pergangenljeit, alle 6as Unglficf, n>as uns nodi in 6er ^utnn^ perfdjieiert liegt, un6 nnir fo traurig un6 fo 5um XDcinen geftimmt, 6af ic^ alle TXHÜft fyxüz, meine Cränen $urflcfi» 5u^alten. Die 21ugenblicfe, 6ie idi mit Dir in 6er (ßrotte subrac^te, un6 maren es gleich nur 21ugenblicfc, fo maren fie bodf gläcflic^, un6 je^t, adjl nrie perfc^ie6en ift nic^t 2Iües, 6enn überall entbeljre xdi Vidf, lieber, guter 2Tlann."

3n$nnfdjen wav 6er Kronprins mit 6em König, nac^ längcrem 2tufentljalt in Pofcn, 6en 6ie Unfertigfeit 6er Hüpungen perurfac^te, en6Iidj 2tnfang 3wni über Crebni^ un6 £5enftodfau in Polen eingerücft, nx) fie fic^ mit 6en prcufifc^en ^tup\Kn unter ^aprat in IDoIa, einige 2TleiIen n6r6Iic^ pon Krafau, pereinigten» (E^e es aber $u einem 3ufamnten=» j!of mit 6cr unter Kosciussfo perfammelten polnifc^en 3«furref tion fam, entfernte 6er König 6en Kronprin$en pon 6er Qauptarmee, in6em er i^m mit 6rei Bataillonen 3"!^"^^^^ ^^^ einigen ScIjipa6ronen KapaUerie eine Diperfton nac^ 6em 22 JTleilen nor6Iic^ gelegenen Petrifau auftrug, angeblich ,,um 6em ^ein6e auf feiner rechten ^lanfe un6 im Sücfcn 3aIoufie $u geben'' un6 eintreten6enfaUs 6effen Hücfsug nac^ IDarfc^u 5U be6roIjcn. Der Kronprins machte pergeblic^ Porpellungen gegen 6iefe (Entfernung pon 6er f^uptamtee, gera6e in 6em 2tugenblicfe, n>o ein emft^fter Kampf beporftan6; er fdjrieb 6em König, es fei i^m äuferft fdjmerslic^, pon allen „brillanten Vorfällen" ausgefc^Ioffcn $u u?er6en, ipäljren6 fein einsiger IDunfc^ 6aljinge^, fidj unter 6er ^ü^rung 6es Königs felbft „immer me^r 5U belehren un6 feine Kenntniffe $u enpeitem". Der König fudjte i^n 5U beruhigen, er enpi6erte i^m eigen^än6ig: „ein Detad^ement 5U fuhren, ift alleseit ein ^eidjen pon Zutrauen un6 eine Diftinftion un6 piel inftruftiper als fo beim grogen Klumpen $u bleiben". Xladf Berlin aber fdjrieb er, er Ifobc feinen So^n abfic^tlic^ entfernt, ipeil er 6em £an6e für 6ic (Er^ltung 6es tn?ronerben perantiportlidj fei; für fic^ fei er nur fidj felbft per* antnx>rllic^, 6arum bleibe er. XDä^ren6 alfo am 9. 3uni 6as für 6ie Preugen fiegreic^e (Treffen bei Hatpfa gefd^lagen un6 Prins Couis, 6er an 6er Spi^ feiner Dragoner mit 6em Säbel in 6er ^auft einge^uen Ijatte, pom König $um (ßeneralmajor beför6crt u>ur6e, ftan6 6er Kronprin$ müfig in Petrifau, ipo, nne er fc^rieb, er meman6 jlörte un6 nieman6 i^n jlörte. Tiadf mandje (Dr6er< un6 Konteror6ers nnir6^ er pon 6ort tpeiter tt^rkirWi

nadf towici öirigiert, wo er Säöpreugen gegen einen etoatgen (EinfaU von XDarfd^au ^er öecfen foUte, 6ann aber an 6ie ^auptarmee tpteöer ^erangesogen, mit 6er er fidj am 9*3^^ bei Haöarsyn pereinigte, um an 6er Belagerung IDarfc^aus teil$une^men» Der König, mit 6em er je^t n>ie6er $ufammentraf, beseigle i^m in gnä6igen XDorten feine poUe 3ufrie6enljeit»

Der Kronprin$ felbft toat »eit entfernt, mit 6em ©ange 6es ^eI6$uges 5ufrie6en 5U fein» €r u>ar nidjt blof er$umt 6arüber, xme er felbft beifeite gefdjoben tpur6e, fo 6af er wolfl meinte, u>enn 6er König i^n 5U nichts ®r6entlic^em gebrauchen n>oIIe, fo foUe man i^n bodi $u ^aufe laffen; er mißbilligte auc^ 6ie preufifdje Politif, 6ie 6en Kampf gegen ^ranfreic^ im XDejien fortfe^te un6 fidj $ugleidj, n>ie er meinte, 6urdj Huflan6 5U einem Ztngriffsfrieg in Polen perleiten lief, tpa^ren6 man ^ätte in 6er Defenjtpe bleiben f innen* (Rani befon6ers aber perurteilte er 6ie Kriegfüljrung: 6ie Sd^merfälligfeit un6 Unsulänglidj* feit 6er Haftungen, 6ie i^m „bejammem5njur6ig" fc^ienen, 6ie ipi6erfprudjspoIIe Befe^Is^^ fü^rung, 6ie 6as Spric^tport beftätige, 6af 6ie „Kriegsfunft perän6erlic^ fei", 6ie Unent^ fc^Ioffen^eit un6 ^alb^eit in allen 2Tlafna^men» ,,Hie," ruft er einmal aus, „nie ^abe ic^ einen foldjen ^eI6$ug gefe^en." Bemerfen ipir es ipo^l: 6ie €in6rücfe, 6ie 6er Kronprin$ ^79^ in Polen getpann, me^r felbft als 6ie (Erfahrungen in 6en S^einfel6$ügen 6er 3a^re ^792 un6 \7^3, erflären 6ie unerfdjütterlidje ^rie6fertigfeit 6er Politif 6es fpateren Königs, insbefon6ere aber feine 2Ibneigung gegen je6en Koalitionsfrieg.

Der Perlauf 6er Belagerung pon IDarfc^au, 6ie 2TRtte 3^^ \7^^ mit ungenügen6en 2TRtteln $ögem6 unternommen, fidj ergebnislos 6urc^ 6en Sommer ^infc^leppte, fc^ien alle fc^limmen (Enpartungen 6es Kronprinsen $u beftätigen* Die Cruppen felbft ivoav enpiefen ftc^ immer tpie6er als ipär6ige Sölfnt 6er Qel6en 6es Siebenjährigen Krieges. Der Krön« prin5 fann 6ie ^ingeben6e Capferfeit nidjt genug rühmen, 6ie fie bei 6er Crftürmung einiger Sc^an$en por IDarfc^au, am 28. 2tuguft, befun6eten. „XDir UifaupMcn en6lic^," fc^reibt er 6er ©ema^lin, „6as 6urc^ 6ie uner^e un6 göttliche Brapour unferer ausge$eic^neten Cruppen eroberte tCerroin .... €s ipar ein m6r6erlidjes ^euer, un6 ipir ^aben graufam piel ZTTenfdjen perloren un6 fe^r piele brape rec^tfc^affene ©fflsiers, um 6ie es redjt Sclja6e ift un6 6ie allgemein be6auert tper6en. 3^ '^^^ ^^^ perftc^em, ic^ Ijabt fo etipas noc^ nid^t gefe^n. Die Blefperten famen immer ^ufenipeife $urücf .... Der TXnblxd voax erfc^recflic^ un6 man mufte o^ne (Empfln6ung fein, um 6iefes mit ©leidjgültigfeit an$ufe^en. 3^ fonnte es nic^t un6 6ie (T^rdnen fian6en mir un6 mehreren in 6en 2tugen, folc^ ^errlidjes brapes unper6roffenes i^rem Könige un6 i^ren ®ffl$iers fo sugetanes Polf fo aufopfern 5U fe^, o^ne 6as geringfle ZHurren, pielme^ 6ie auffallen6ften 2Ieugerungen Pon 2Ittac^ement un6 Ciebe für 6en König Pon perf(^e6enen fc^iper blefperten un6 jämmerlich jugeric^teten Ceuten

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äufem $u Ifötm. Hein, gctoif , tc^ pcrgcffe es nie, ic^ ^e in meinem ttbtn nodi feine rü^renfcere Sjene erlebt" .

Was ^If 6ie (Eapferfeit von Solöaten un6 ©ffijieren gegenüber öer lln$ulanglic^feit 6es 0berbefcl;ls? (Es mangelte an Selagerungsgefc^ä^, un6 6ann, als es enölic^ auf öer XDeid^fel ^erbeigefd^afft n>ar, an öer paffenben Znunition, fo 6ag öer König mit Strafen gegen öie Hadjläfftgen öasnnfdjenfu^r. IDie »enig entfprac^ auc^ öiefer ^elöjug »ieöcr öen (Enpartungen, mit öenen er im ^rfl^ja^ ausgqogen nnirl Unter öen (Ent* bedrängen in öem permüpeten tanbe, öem ungefunöen Klima mit feinem rofdjen ZDed^el von ^i^e unö Kälte, unter öen Perörief lidjfeiten aller 2trt litten bas freuölofe (ßemflt unö öie o^ne^in erfd^ätterte (ßefunö^ öes Königs, unö in öem 2tnfc^n>eüen feiner Seine jeigtcn ftc^ fdjon öie 2tnfänge öer Kranfljeit, öie i^n örci 3a^re fpater hinraffen follte» €s mag öamit sufammen^ngen, öaf er öen (Entfc^luf $u öem Sturme auf IDarfdjau nic^t f äffen fonnte unö fic^ pielme^r am \. September für 2tuf^bung öer Belagerung ent* fd^ieö, öem unrü^mlid^en Häcfjuge aus öer C^mpagne einen gleich ru^mlofen Häcfsug aus Polen ^insufügenö. Der Kronprinj fdjreibt hierüber nodj am felbigen (Eage: „^eute nnir ^ierfelbft eine groge Krifts, in öer man öen ganjen (Tag bis je^t geblieben ift, ob nrir öen ^cinö morgen pon allen Seiten unö mit öer gansen Xfiadit angreifen foUten oöer nic^t. Die ZTTanfteinfc^e Partei voax für bas erfte. Hun n?aren aber alle übrige gutgefmnte ZTTenf^n für bas le^te, inöem mir öurc^ öen Perlufi pon elf Kähnen, auf öenen inunitton ^erangcfal^ren n>eröen foUte, in öie gröfte Perlegen^t n>ären gefe^ tDoröen, unö überöem öie ganse Sac^e o^nmdglic^ auf etnxis Heelles abgelaufen tpdre unö uns blof piel ZTtenfc^en gefoftct ^ättc, unö wxv am €nöe öoc^ ^en ab$ie^en muffen, unö pielleidjt mit Perluft unferes Belagerungsgefc^ü|es. Hun fyit öer König enölic^ öen 5n>ar ^rten, jeöoc^ meifen €ntfc^luf gefaf t, mit öer 2trmee abjumarfdjieren unö Sfiöpreugen $u öecf en, öie (Eonfeöerations neljnten öafelbft taglic^ über^nö, unö es ip öie ^c^pe geit, öaf nrir fyxnb über ^er$ legen unö öen Hu^m Ijicrfelbp faljren laffen . ZHan fagt, öer König u>are gefonnen, $ur S^n* armce 5U gc^en. IDclc^cr (Beöanfe. ^ Ijoffe er fommt nidjt 5ur Seife . . ." llnö in einer 21ac^fdjrift fügt er ^insu; „Bifdjoffnwöer Ijat ^icbei piel (ßutes geftiftet, unö ip mit einer pon öenen, öie öem König öie ganse Sac^e flar unö öeutlic^ öargeftellt ^ben." So nnir es in öer fZai: Bifdjoffnwöer Ijatte über ITTanftein gepegt, fein €inPug be^errfdjte fortan öie Politif öer legten 3a^re König ^rieöric^ IDil^lms IL, fo entfdjeiöenö ipie frü^ öie öer erpen 3a^re.

Der Kronprins, ipie wxv fe^n, billigte öur^us öie Ztuft^ebung öer Belagerung IDarfdKius; allei» er empfanö öod^ anöerfeits brennenö öie Sc^moc^ öiefes lUMinn^. unö

Kronprtfiseffln f »ife

0§\ t.M A

er meinte wolfl, 6af 6ie Urheber, 6ie öurdj iljre „fehlerhaften unö törichten ZHafregeln" öiefe Hteöerlage perfdjulöet Ijätten, „por Sdtfam fterben müften".

3n allen öiefen (Enttaufc^ungen un6 Perörieflic^feiten mar un6 blieb öem Kron^ prin$en ein Croft; 6ie Briefe feiner (ßema^Iin, aus öencn ü?m Cuifens liebe PerfSnIidjfeit lebenöig un6 gegenwärtig ^rportrat. (£s voav ilim, als ft^ fte bei U;m un6 plaudere mit iljrer lieblidjen Stimme un6 fc^aue iljn an mit 6em ,,freun6Iidjen liebepoQen Blicfe", 6en er glücflidj ipar auf einem Bilöe pon iljr, einem (ßeburtstagsgefc^enf/ tpie6er$ufin6en* So »enig an fidj (ßefü^lsergüffe in feiner Hatur lagen, fo Ifoi er Cuifens innige Ciebes* beteuerungen bodi immer mit öerfelben 3""i9'^it ertpiöert» (Er »ufte, un6 er fprac^ es aus, 6af i^m nur Pon iljr 6as (ßlücf fommen fSnne. „IDie glücflic^ bin ic^/' fo fc^reibt er einmal, ,,eine ^rau 5u ^en, Me mic^ fo mit 2tufmerffamfeiten un6 Sdrtlidjfeiten äber^uft. (Bebe 6er Qimmel, 6af ic^ alles pergelten (ann, tpie Du es peröienft, un6 6af xdf halb bas eine un6 einjige ©lücf ^e, »ieöer bei Dir 5U fein, bei 2IQem, was xdi liebe un6 anbete." Da$tpifdjen forgte er mit ru^renöer 2tengftlic^feit um iljre (ßefunö^it, Me in i^rem ^uftanöe öoppelte Porflc^t erforöere, un6 in (Erinnerung an i^re (Efgen>o^n^eiten, ipamte er fie bei (Eintritt 6er „lieben (Ertoffeljeit" por Unregelmäfigfeiten.

Kronprinsefpn Cuife in Sansfouci ipar 6em Perlaufe 6es polnifc^en ^elö$uges mit leb^fteftem ^nkxc^t gefolgt, teilna^mspoU für 6as ©efc^icf 6es (Satten, 6en pe tpieöcr mit leic^tefter Unter^ltungsleftäre perforgte, mä^renö 6er König pon feiner ^reunöin Burfes unö Dumouriejs Schriften erhielt, unö als „gute Patriotin un6 gute Preufin", »ie pe pc^ einmal nennt, beforgt um 6en Hu^m 6er preufifc^en IDaffen» Sie ^tte pc^ eine Karte pon Polen befc^afft unö neben bzn 5eI6$ugsbriefen öes Kronprinjen las pe „mit Sage", „ipas an XDunöer gren$ete" fo fc^reibt pe 6er ©rofmutter , 6ie (ESInifc^e S^tanQ. 2tus PoUem fersen teilte pe 6ie (Entrüpung 6es Kronprinsen Aber feine (Entfernung pon 6er ^auptarmee por 6em tCreffen pon Saipfo^ „3^ Wn »irflidj ein ipenig ipüttfen6 un6 mSd^te 6en prägein, 6er 6iefen 6ummen pian gemacht fyxt, 6er ]u nxdfts nniit als Vidi ]u ermü6en un6 pon 6er ^auptarmee $u entfernen . . Du bip or6entIic^ abgefon6ert Pon 6er gan$en ZHenfc^^t un6 bip pergraben hty 6ie infamen Polen» (ßott persei^e mir meine Sün6e, aber Ic^ tpeif nic^t, tpas ic^ fc^reibe noc^ tue por IDut, 6enn fdjon Dic^ betrübt un6 bdfe 5U tpiffen, ip mir fc^mers^ft, aber Deine üble Cage 6abei mac^t mid^ gans mürrifc^, 6oppeIt, 6a ic^ aUe (ßaUe por mic^ bellten mug un6 es {einer merfen 6arf, fonp ipür6e es getpif 5U Dero Ifid^tm IDiffen fommen." Sie ^ielt nichts Pon 6er 2tIIian$ mit Huflan6, 6as pteufen bodf nur tper6e „^ineinplumpen" laffen, un6 fc^ gans tpie 6er Kronprins auf 6ie ptoilopgfeit bei 6er (Einleitung un6 ^ü^rung 6es ^eI6$uges überhaupt.

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Kronprtn5eff!tt £ntfe

„IDir fabelt »enig ©lucf mit unfern Kriegen/' ,,3mmcr/' fo fdjreibt fie, ,,tmnier »irö alles, um es 6urd^5ufe^en, leidet, qflx^^i leidet porseflellt, (^en voxxs 6ann erlangt fo nehmen mir alles auf 6er leichten 2tc^fel, fibereilen uns, un6 foU es 6ann auf etn>as 0r6entlic^es hinausgehen, ja, öann fi^en mir in 6er Bre6ouiIIe, ^ben pome un6 hinten nichts un6 geben uns immer ein grof es Hi6icul/' Die Cangfamfeiten insbefon6ere bei 6er Belagerung IDarfd^aus empörten fie: „es ift ma^r^ftig um 6ie Sc^mar^egelbefuc^t ]u belommen/' Heber Bifdjoffu)er6er un6 2Tlanftein, mit 6eren (ßattinnen fie Ijaufig perfe^rtc, urteilt fie einmal: „3^ möchte »a^rlidj X?erftan6 genug befi^en, um 2Tlanflein un6 Bifdjoffn>er6er gans aus 6em 5un6amente 5u fcnnen, 6enn 6ies tut un6 fann fein 2Tlenfc^* 33al6 glaubt man, 6er (Eine, bal6, 6cr 2In6ere fei beffer, 6abei bleibt es un6 »eiter fann nieman6 nidjts fagen" . . 2Tlit 6em Kronprin$en teilte fie 6ie Benjun6erung ffir 6ie Eingebung 6er (Truppen* Der Bcridjt über 6en Sturm pom 28. 2Iuguft rührte fie $u (Eräncn. Sie eilte, u>enigftens 6urc^ Sc^arpie$upfen mit iljrer Sdjipefter 5ur £in6erung 6er £ei6en 6er 2?er^ n>un6eten ettpas bei5utragen un6 fc^rieb il^rem (ßatten, 6em ffinftigen Könige pon Preugen: „IDas ftn6 6oc^ unfere gute Preufen pere^rungstpur6ig un6 nne glficflic^ ift es, Qerr un6 König folc^er braper bie6erer 2Henfdjen $u fein .... Die Prcufen n>er6en 6oc^ immer i^ren alten Hamen bellten" ....

Sie Ijatte fidj in$u?ifc^en me^r un6 me^r in 6en (ße6anfen gefun6en, 6er fie $uerp am meiften befümmert I^e, 6af fie iljre XDodjen noc^ por 6er Hücffe^r i^res ^<x\Xtx\. aus Polen iper6e ^Iten muffen. 3^r <ßefun6^eits5uftan6, 6er <}Xi\ox^q^ menig günftig gemefen n>ar, I^atte ftc^ allmäl^lic^ gebeffert un6 i^re Stimmung ftc^ gehoben. 2tm 5. 2tuguft fonnte fic mit iljren £)offtaaten un6 mit 6en ®ffl$ieren 6es fronprinslidjen Regimentes 6en (ßeburtstag i^res ©ema^ls fröljlidj feiern, un6 6ie 2Infunft 6es X?aters pollen6s, 6er fie 2Infang September für einige Cage befudjte ,/gfitig, $ärtlic^, anbetungsn>ür6ig nrie immer" bradjte i^re fröljlidje Caune ipie6er. Sie freute fic^ unen6lidj 6arauf, „bal6 2Tlama $u njer6en". Hur 6ie itusfic^t, „in 6em fdjrecflic^en großen Berlin" allein un6 pereinfamt iljre IDodfen $u Ijalten, beunruhigte fie noc^ feljr. Da erhielt fie, am \2. September, 6ie uberrafc^en6e Hac^ric^t, 6af 6er Kronprins in tpenigen (Tagen nrie6er bei i^r fein n>er6e.

€s nxir 6er König, 6em fie 6ies (ßlucf per6anfte. (Er \{oS\z am 6. September 6ie Belagerung Pon IDarfc^au auf geloben un6 fic^ mit feinen (Truppen, unperfolgt pon Kosciussfo, langfam in fä6n>eftli^r Sichtung x^ai^ Sä6preugen surficf gesogen. (Er felbft reifte 6ann nac^ Breslau; er ax>llte es permei6en ]u feinem (Beburtstage, 6em 25. September, in Berlin 5U fein, un6 6ac^te felbfl nne6er 6aran, an 6en H^n 5U ge^; feinen Söhnen aber gemattete er, nac^ Berlin 5U eilen, um i^ren grauen in i^rer fc^tperen Stu«*^ n^'*^

5U fein. Hidjls gibt ein gelleres BiI6 von 6er innigen Cebensgemeinfc^aft, u>ie fte $n>tfc^en öem Kronprinsen un6 Cuife je^t fidj IjerausgeHIÖet Ijotte, als 6ie Briefe, 6ie fte bei öiefer TXadindit miteinanöer iDedjfelten»

Der Kronprins fc^rieb am 7. September (fran$öfifc^): „Hun pa^ einmal auf, n>as xdi Dir je^t fagen iperöe* Sage mir $unäc^ft, engel^fte Cuife, »üröeft Du Dic^ woifl fe^r erfdjrecfen bei 6er unenDarteten (Erfdjeinung eines gemiffen 3^^^"^/ ^^^ ^^^ "i^* gleidj* gültig ift, un6 6er von redjt »eitler fäme? XDür6e Dir 6iefe Ueberrafc^ung nidjt unangenehm fein, un6 genügt es woiil, wenn xdf Dir fagte, Didj auf eine folc^e (Erfc^einung porsubereiten, 6ie piellcic^t gegen €n6e 6iefes 2Honats un6 pieUeic^t felbft nodf frü^r eintreten Knnte? Hun, u?as meinft Du 6a$u? 2tljnt Dein ^ers woljl, um u?en es pc^ 6abei ^an6elt, un6 fannft Du Dir 6estt)egen 6ie ^reu6e 6effen porftellen, 6en 6iefes ©lücf enpartet? 2IIIes u?as idj Dir fagen fann, ift, 6af 6iefer gemiffe 3^^^"^ f^P teil por ^reu6e ift, o^ne es je6oc^ $u fe^r merf en $u laffen, 6enn es ift, glaube idj, nic^t angemeffen, $u piel £ärm 6arfiber 5U madjen* ^öre, 6er Konig Ifat midi geftem rufen laffen un6 mir 6iefe Hac^ric^t gegeben, sugleic^ aber gefagt, 6af xdf £uc^ 6arauf porbereiten mSd^te, 6amit in (Eurem gegenwärtigen ^uftan6 6ie Hac^ric^t (Sudf nxdft meljr fc^a6e als erfreue» €r fjat uns befoljlen 6enn, n>ie Du Dir natürlich 6enfen fannft, Ijan6elt es fxdj Ijier immer noc^ um einen 5njeiten 3^Tnan6 poraufsureifen; er mer6e uns baI6 folgen * * IDa^r^aftig, ic^ perfic^ere Did^, ic^ bin 6er glücf lidjfte ZITenfc^ pon 6er XDAt XDelc^e 2tusfic^t für midj, 6ie naije Hoffnung $u ^aben Dic^ njie6er5ufe^en, 6as ein$ige IDefen njie6er5ufe^en, 6as xdi liebe un6 6as xdi anbete, un6 baI6 6as pollfommene (ßlücf $u geniefen. Vidi in meine 2trme 5U f erliefen un6 an ein ^er$ ]u 6rücfen, 6as Did^ fo 5ärtlic^ liebt. (Es xvat natürlich, 6ag id^ 6em K5nig meine ^reu6e üuferte, un6 er fc^ien feljr erfreut, uns alle bei6e 6a6urdj glücflidj 5U machen* 2tls guter ©fpsier mufte ic^ i^m noc^ 6ie (Einipen6ung machen, ob idj nic^t piellcic^t eine 2tffaire perpaffen f5nnte, n>enn pc^ ^ier ettpas ereignen foUte; er beruhigte mic^ aber, 6af 6as pc^er nidjt 6er ^aVL fein u?ür6e" . . . Der Kronprinj fdjiieft 6ann in 6eutfc^er Spra^: „Hun u?ill idi bodj Ijoffen, 6af Dir 6iefer mein Brief »illfommen fein njir6 . Stelle Dir meine ^reu6e rec^t leb^ft bei 6iefer angenehmen Hoffnung por, ic^ tue 6asfelbige pon 6er Deinigen, 6ie geipif auc^ nic^t ^uc^Ierifc^ fein ipir6" ....

Hein, pe uxxt nlc^t ^uc^Ierifc^, Cuifens ^reu6el (ßleic^ am Cage, ipo pe 6en Brief er^elt, am \2. September, antu)ortete pe 6em (Semaffl aus Sansfouci, auc^ pe fran$6pfc^ un6 6eutfc^ abtpec^feln6: „Folie, Splitter rafen6 toll por ^reu6e, faum fü^ig 6ie ^e6er $u fü^en, 6as ip mein ^upan6, un6 6as, ic^ tpette, 6af Du es fd^n geraten ^aft, un6 6as ipegen Deines g6ttK<^n Briefes pom 7. September, 6en ic^ gra6e noc^ por Cifc^ erhielt.

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ZDeldf söttlid^ Xladfridit, xdi nxigte gar nic^t mel^r 6arauf 5U Ifoffen, um fo oneene^mer. Kurs, ic^ n>etf nic^t, n>o mir 6er Kopf fte^t, un6 n>eif nic^t xxxxs xdi tue. (Ein ^reu6ebet>en ergriff mid^ bei 6er Ceftfire Peines Briefes, mein 2ttem mürbe gmi fürs, gans fui^, noc^ je^t »eif idj nidjt mos xdi tue, un6 ic^ fann faft meine ^eöer nic^t in 6er sen>o^nten IDeife führen. Was wxvb es erp Qibm, menn Du fSmmfl, »enn ic^ nur nic^t nie6erfomme por ^reu6e; ober ein rechtes (ßläcf ift es, 6af ic^ es fo lange poraus tpeif , nni^^ftig, ic^ glaube, ic^ n>äre umgefommen, 6enn fo eine Senfation Idft [ftc^] gar nic^t befc^reiben, adf (Bott, txxis ein ©Iflcf, n)elc^e ^reu6e enpartet mein, ic^ jittre an 2trm un6 Bein, o>enn \df bavan 6enfel Dein Brief mar rec^t »illfommen un6 taufen6 un6 taufen6 TXlal ifabt idj 6ie SteUe t>om 7. 6urc^selefen. Was midi nur 6er <ße6anfe quälet, n>ann ift 6er 1£ai n>o er (ommen nnr6, 6as ift nid^t 5U fagen . . 3^ bitte Dic^ aber aud^ redft inftdnMg, mir 6en (Tag Deiner 2In(unft 5U fc^reiben, 6enn id^ mug es tpa^r^ftig miffen, fonft fterbe

ic^ 06er erfdjrecfe o>eni9pens 5um (Eo6e, fömmft Du fo un6 mac^ft eine Suqmfe 3df

fc^n>6re Dir, ic^ u>eif nic^t n>as idj tue. 3df u>iU Dir einen langen Brief fc^reiben, aber 6as ge^et gar nic^t, 6enn meine <ße6anfen permirren ftc^ fo, 6af ic^ nic^t n>eif , tpo ^rausfin6en" ....

BaI6 follten bei6e une6er pereinigt fein. 2tm 20. September fie6elte Cuife mit 6er 5c^n)efter nac^ Berlin aber, fd^n am näd^ften (Tage fam 6er Kronprins „frö^Iic^ un6 gefun6" mit 2Hajor Köcfri^ an, am 22. folgte i^ Prin$ Couis. €rft am 26. September traf auc^ 6er König u>ie6er in Pots6am ein, glflcflic^, in feinem „e^rlidjen ©arten" 6em polnifc^en (EIen6 entronnen 5U fein.

III. ]X)ie6er pereinigt

Kronprin] ^rie6rid^ ZPil^elm un6 Cuife Ifatien xxxdit lange 6ie ^reu6e 6es IDie6er« fe^ns genoffen, als ein trauriges (Ereignis i^rem (ßläcf un6 U^ren Hoffnungen jo^ ein (En6e madjte. 2tm 7. ©ftober genas Cuife eines Kin6es, 6as tot $ur IDelt fam, nne es fpoter ^ief 6as (Eagebuc^ 6er ©berljofmeiflerin enpä^nt noc^ nichts 6apon infolge eines unglücflid^n ^alles. ZTTit rii^ren6er <ße6ul6 un6 Sanftmut ertrug Cuife 6ie Cei6en i^rer fc^n>eren Stun6e; 6ie ^erftörung il^er ZTTutterl^ffnungen aber foftete i^r unen6Iic^ (Tränen, 6ie ftdj erneuerten, als am 30. ©ftober i^re Sc^ipefter einen prinsen gebar un6 baI6 6arauf am ZTIild^fieber gefä^rlic^ erfranfte. Por 6em Kronprinsen, 6ef[en tpeic^ <Bemüt felbft fe^r litt, fu^te Cuife 6ie Cränen mSglic^fi $u perbergen; 6as a^^***^ame

(Tafel 8

Unglflcf fflijrte pe noc^ näljer sueinanöcr, un6 Cuife tann in t^ren Briefen 6te ©fite un6 6ie Ciebe iljres ^^(Engels" pon (ßatten in öiefen ^a^m nic^t genug rühmen» Tlndf 6ie Königinnen un6 befonöers 6er König seigten iljr ^ersüdjpe 2tnteilnaljme* Cuife felbft fudjte ergebungspoU [idf in (ßottes ^ügung $u fc^icfen, un6 in 6er Hoffnung Croft 5U fm6en, 6af, u>ie pe 6er (ßrofmutter fc^rieb, ,,6er Perlup baI6 n>ie6er gut gemacht n>er6e". Dem Bru6er (ßeorg aber fdjrieb pe am \. Hopember: „Tldf, lieber ©eorge, n>er beffer als Du Knnte meine ^reu6e, meine IDonne, mein ©lücf teilen, »enn ic^ Dir pon meinem Kin6e fc^reiben fönntel So aber fana ic^ Iei6er nur fagen: es mar fc^önl 2Heine (Eränen erfticfen midj. ^dj murre nidjt. 3^ ^^^9^ ^i* (Ergebung 6en IDiUen (ßottes, 6er in allen feinen Fügungen unfer ©lücf un6 unfer Bepes por 2Iugen ^t, auc^ pn6 (Eränen fein ZTTurren, fon6em €mppn6ungen 6er XPe^mut, 6eren pc^ ein mfltterlic^es ^er5 nic^t ertpe^ren fann. ZHein ZHann grflft Dic^ ..•.(&? madjt mic^ 5um glucflic^ften XDeibe 6er (&:6e. €r ip ein feüener 2Ttann."

€s folgte ein ftiller IDinter» 2tn 6en ofP$ieIIen ^epHc^feiten beteiligten pc^ ^rie6ric^ IDil^Im un6 Cuife, fomeit pe es nic^t permei6en fonnten; fonp lebten pe ru^ig für pdj, in regelmäfigem Perfe^r nur mit Prin$ Couis un6 ^rie6erife, un6 6en jüngeren Brfl6em 6es Kronprin$en, 6ie ftc^ allfonntäglidj ein5upn6en pPegten. Das Familienleben mit feinen pillen Freu6en, für Cuife 6oc^ immer 6er QueU alles (Blücfes, legte pc^ allmdl^Iic^ Iin6em6 un6 ^eilen6 auf 6ie XOunbe, 6ie ein graufames (ßefd^icf i^r gefc^Iagen un6 an 6er pe lange nodj fc^n>eigen6 litt. Die alte Cuife, poll ausgelaffener ^rö^lic^feit, n>ur6e pe erp tpie6er, als im 2Här3 \795 Bru6er ©eorg mit feinem (ßoupemeur ®berp pon (ßräfe $u Befudje fam. Bru6er ©eorgl ZHit unen6lic^er Ciebe, me^r nodj als frü^r, fingen bei6e Sc^meftem an 6em je^t ^ün^e^njä^rigen; nieman6 n>ar i^nen miUfommener. (Es tpar, als brächte er i^nen 6as entfc^un6ene aber nie pergeffene (ßlflcf 6er r^einifdjen 3wgcn6tage n>ie6er, un6 jene fy)l6e Sc^ipärmerei, 6ie pe bei6e an 6er Seite i^rer Cattm entbehren muften un6 6od; nie gans entbel^ren lernten. Scf^n bei 6er Hac^ric^t pon 6em na^n Befuc^e flber^ ftrömte Cuife ein IDonnegefü^l, 6as alle (ßeiper 6er Caune un6 ^rö^lic^Ieit tpie6er tpac^ rief. ,;2tufer mir bin xdi, (Euc^ n>ie6er $u fe^en, 3^^ Cieben, 3^^ ©uten. Kommt nur frül;, liebe Kin6erl Sonp möchte ic^ por Ilnge6ul6 6es (Tages Cdnge nid^t erleben, (ße^et frü^e n>eg, 3^ öl*«n ß^ben (ßefdjöpfe, un6 lagt nic^t gar 5U lange auf (Eudj tparten. ^err ®berp, ic^ iper6e mic^ noc^ einmal fo tief bücfen, »enn ic^ 6en ®berp fe^. ^err €rbprin], um (ßottes IDillen fc^lafen Sie nic^t 5U lange. 34 bin 6ull im Kopf .... Tldf liebe, bepe Ceute, (ommt nur nic^t 5U fpSt, idj bitte (Euc^. Hun 2I6ieu, 6es Unpnns ip genug. 2I6ieu, je vous aime tous les deux."

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(Einige XDodjen, nac^öem (ßcorg toieöer abgereift, im TXlax ^795, tarn „ZTTabufc^a", 6ie ©rofmama, überaus rflftig mit i^ren 66 ^aiiven, reöfeliger als je, $um grofen Per* 6ruf 6er gleid^altrigen unb gleic^reöfeligen ^rau pon Vo^, 6ie mo^renö i^rer 2tnn>efen^it faum 5u IDorte fommen fonnte unö i^re 2tbreife flets mit einem „(Boü fei Danf" im (Eagebuc^e 5U perseic^nen pflegte, (ßrogmama n>ar immer untertpegs, baI6 nac^ ZITonbijou 5ur regierenöen Königin, baI6 nac^ S^n^ufen 5ur ZPittpe König ^rieöric^. Cuife liebte mit üiv un6 il^rer Qof6ame ^rau pon Bofe 6as piauöerftflnöc^en morgens beim Kaffee, n>o 6ie (Tage pon Parmftaöt mieöer lebenöig muröen, un6 blieb 6er ^u^rerin i^rer 3ugen6 in Ciebe un6 Danfbarfeit ergeben. „^ tann IHr bodf nie pergelten," fc^rieb jte i^r, „ipas Du mir (Butes getan; Du ^ft mein iröifc^es un6 geiftiges (ßläcf begränöet, üf tann nichts tun Dir meine (Erfenntlidjfeit 5U beipeifen, idj »eröe eu?ig Deine Sc^ulönerin bleiben." Die ©rofmutter fyitie im nädjften 3a^re 6en grofen Schmers, i^re öritte (Tod^ter, i^ren Ciebling, prinsefftn 2Iugufte Pon 6er Pfal5 5U perlieren un6 fieöelte 6ann pom H^ne 5U i^rem Sdjmiegerfo^ne ^ersog Karl nac^ Heuftreli^ über. Sie blieb in regftem Perfcljre mit Berlin, ipo^in fte oft eingelaöen mürbe. „IDir ^en pia^ für fec^s ©rogmütter," fd^reibt Cuife i^r einmal, un6 ein anöermal: ,;Du mirft Dic^ überseugt Ijaben, 6af man Dic^ liebt unö 6af Du millFommen bift in unferem Qaufe, n>o 6ie Ciebe un6 6ie (Eintracht ^errfc^en". (Einen Perfuc^ aber 6er (ßrofmutter, fte $ur (Einmifc^ung in politifc^e fragen 5U perleiten, mies fie \795 entfc^eöen surücf: „Der König," enpiberte fte i^, „I?abe fdjon por i^rer ^eirat $u iljrem 2Tlanne gefagt: grauen öürfen fic^ nic^t in Politif mif^n, ein ilTann 6arf 6as nic^t leiöen. (Er muf regieren un6 eine ^rau muf geljorc^en; 2Illes, nur nidjt unter 6en Pantoffel fommen, 6apor ^fite Dic^ ja."

Das ^ufantmenfein mit Bruöer (Beorg un6 6er (ßrofmutter ^tte alle särtlic^en (ßefüljlc in Cuife erregt, fie Ijotte gern fc^n im Sommer \795 6en Pater in Heuftreli^ befuc^t, aber 6er König »ünfc^te es nic^t, um einer Berü^ng ntit Prins ^einric^ in Hljeinsberg porsubeugen. Dagegen 6urften Kronprins un6 Kronprinseffin im 3uli ein 3o^annitcrfeft in Sonnenburg mitfeiern, tpo Prin$ Couis $um Koa6jutor 6es t)errenmeifters Prins ^er6inan6 enpäljlt n>ur6e. 2Iuc^ 6effen tCodjter Prinsefftn Cuife, 6ie bal6 6arauf 6em prinsen Ha6$itt)ill permä^lt n>ur6c, n?ar bei 6iefem ^epe sugegen, fte fc^il6ert 6ie Kronprinseffin, 6ie 6abei „ferner tpar als je un6 ftc^ alle i^re Heinl^ un6 i^re e6le (Einfac^l^t beipa^rte un6 mit 6em Kronprin$en 6as Bil6 einer glücflic^en €^ 6arbot." TXudi 6ie ZTIaffoiPS in Stein^öpel, ipo man immer ^übfc^ ^efle 5U peranflalten mufte, n>ur6en 6abei n>ie6er befudjt; im September, bei ^rau Pon Qumbol6t in (Tegel ein Picfnicf gefeiert. 3^ ^er^fte fam Scfeipeß^ Colo, We ßersogin pon QiI6burg^ufen, $tt J^h^h.

6ercn angcncljmes IDefcn andti bei 6cr gcftrengcn ^xaix pon Pof BeifaU fanö. Kurs nac^ iljrer 2tbretfc trat cnölic^ öos (Ereignis ein, bas 6ie XDünfdje 6es fronprinslic^en Paares frönen foUtc* 2tm \5. ®f tober gab Cuife einem Prin$en 6as Ceben, 6er am 28. ©ftober in ©egentpart 6er gansen foniglidjen ^Jamilie, auc^ 6es t)er$ogs Karl un6 6es (Erbprinsen ©eorg, von Sad auf 6ie Hamen ^mbndti IDißjelm getauft tpur6e. (Es ift 6er fpatere König ^rie6ric^ IDiß?eIm IV. Der Meine ßni^ wixvbe nnb blieb 6er Ciebling feiner 2Hutter, obgleidj o6er pielleic^t gera6e »eil er einigermaßen ein Sorgenfin6 war, 6effen förperlidje un6 geiftige (Entmicfelung nid^t gans regelmäßig perlief.

Der IDinter fam un6 ging langfam, 6te (Eage perrannen in einer €inf5rmigfeit, über 6ie ^rau pon Dof in i^rem (Eagebudje oft genug 5u Hagen IfcMz: regelmäßiger Perfe^r mit Prins £oub un6 ^rie6erife, ^äupge Spasierfa^rten nac^ 6em „t^ofjäger", 6en 6er Kronprins befon6ers geliebt 5U ^oben fd^eint, (Cl^eaterbefud^e, (Eeilnal^me an 6en üblid^en IDinterpergnügungen 06er auc^ an irgen6einem militarifc^en Sdjaufpiel, 6arin erfdjöpfte fic^ getPÖ^nlic^ 6er (Eageslauf* Die geiftigen 3"^^^^ff^" gingen nic^t hinaus über 6ie Homane Caf ontaines 06er eines an6eren 2Tlo6efc^riftfteIIerS; aus 6enen 2Haffoip 06er Kammer^err pon Budj aben6s por$uIefen pflegten. Den lDeItIjän6eIn ftan6 man am fronprinslic^en ^ofe faft pöllig fem. ZTTit ^ranfreic^ n?ar am 5. 2tpril ^795 in Bafel ein ;frie6e gefc^loffen, 6er 6en ^ix^ianb por 6em Kriege einfadj ipie6erljerftellte un6 nur für 6en ^all 6er 2tbtretung 6es linfen SI?einufers an ^ranfreic^ im fünftigen Heidjsfrie6en für Preußen (Entfdjä6igungen in 2(usftc^t na^m. ^u fd^nnic^, Deutfc^Ian6 im IDeften 5U fc^ü^en, 50g Preußen fic^ auf 6ie X?ertei6igung Hor66eutfc^Ian6s $urücf, 6effen StaaUn es in einem feften Sc^u^bun6e sufammen* $ufaffen fudjte. 3^ ®ften Ijatte eine 6ritte tCeilung 6en Untergang Polens polIen6et; ipobci Preußen $ipar nic^t 6as erfe^nte Krafau, ober 6oc^ ZDarfc^au mit an6eren polnifdjen ©ebiets^ teilen erhalten ^atte. Der Kronprin$, auf 6en Dienft feines 3nfanterieregimentes befdjränft ein Kapallerieregiment, um 6as er bat, fdjlug i^m 6er Pater ab —, blieb pon 6er Politif ausgefc^loffen. Die Kronprinseffin ipar nic^t o^ne (Eeilnal^me für 6as Sc^icffal 6es 6en ^ransofen perfaüenen tpeftlid^en Deutfd^lan6s, ol^ne 6od^ 6amals fc^on tiefer 6apon berührt 5U iper6en.

Ceb^fteren 2Intetl na^m man an 6em Sc^icffale 6er oranifc^en ^Jamilie, 6ie 6urdj 6ie Hepolution aus ^llan6 pertrieben nad^ (Englan6 ^atte ßüd^ten muffen; 6er (Erbflatt^alter XDil^elm V. I^e König ^rie6ridj IDilljelms II. Sctfipefter IDil^lmine $ur ©attin, un6 fein So^n IDilt^lm, 6er fpätere König IDil^lm I. 6er Hie6crlan6€, nnir feit ^79\ mit feiner Bafe IDiUjelmine permd^lL Die fc^lanfe un6 anmutige ^ZTTimi", nne fte in 6er ^amilie genannt mur6e, wat ^rie6ric^ IDU^ms II. Cieblingstoc^ter, un6 feine ^reu6e mar überaus groß, als

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fic im TXlax \7^6 mit i^rem merjä^rigen Sölfndicn von (Englanö glflcflic^ in Berlin anfam, it>o i^r ©emaljl fie fdjon ernHirtete» Die oranifdje ^amilie, 6er fic^ einige niefterlänöifc^ ^amilien angefd^Ioffen tfaüen, brad^te für bas näc^fte 3a^r5e^nt ein neues (Element in 6ie Berliner fy)f9efcllfdfaft; nomentlidj ZITimi, 6ie ftc^ mit 6er Kronprinseffin rafc^ befreun6ete, »ufte 6urdj i^re muntere Ceb^aftigfeit Bru6er un6 Sc^n>d9erin, audi in trüben 5tun6en, oft auftu* ^tem. Dem (Erbprinjen t>on 0ranien, 6er 6en Kronprinjen gelegentlich aadf in politifc^e Unter^Itungen permicfelte un6 i^n 6abei it>o^In>oIIen6 un6 einftc^tig fan6, gefielen 6te bci6cn prinseffmnen fe^r, befon6ers Cuife» €r fc^rieb feiner ZITutter nadf €n9lan6: „Va Du meine 2(nftd^t über 6ie bei6en Prinsefflnnen 5u ^ren mänfc^eft, fo n>iü ic^ Dir fagen, 6ag idi fte bei6e rei5en6 fin6e, befon6ers 6ie Kronprinsefftn, 6ie mit aUen äußeren Porjflgen eine engcl^fte Sanftmut perbin6et, n>o6urc^ fte i^ren (Remalfl gan5 an ftc^ gefeffelt fyü, 6er ftd^ nirgen6 gluctlic^ fä^It als bei i^r. prinseffin Couis ift lebhafter un6 unter^Iten6er, bct6e befi|en 6as (Talent, 6en Ceuten etn>as 2Ingene^mes 5U fagen, n>o6urc^ fte ftd^ 6ie ^r5en gewinnen. 3^ Publicum, 6as ^eift in allen Klaffen 6er (Befeüfc^ft, nnr6 befon6ers 6ie Kronprinseffin fe^r geliebt" ....

3m Sommer 1(796 erfuQte fidj tnbMf ein lange ge^gter Qersensmunfc^ Cuifens. lDdI;ren6 6er K5nig, bei 6em ein emftes £ei6en immer me^r ^rportrat, 5U einer Ba6efur nadi Pfrmont reifte, 6urften ^rie6ric^ XDil^Im un6 Cuife nac^ Heufhreli^ fa^en un6 6en „Papa" befuc^en, n>ie i^n auc^ 6er Kronprins nannte, 6er feinen eigenen X?ater immer nur als „6er König" be$eic^nete. ^aft n>dre 6er Heifeplan noc^ an einer Ungefdjicflic^feit 6es Kronprinjen gefc^eitert. (Es n>ar Cuife, 6ie 6en König um 6te (Erlaubnis 5ur Heife bat. 5rie6rid^ IDill^Im fd^rieb 6arauf 6em Kronprinsen etgenl^nMg, nic^t o^ne pome^me 3ronie: „Da Du nic^t geit Ijaft mic^ felbft um 6ie (Erlaubnis $u bitten, 6ie prinseffin Deine (Saitin nadf Streli^ 5u begleiten, fo mflgte ic^ Dir 6urc^ einen Sefretär fc^reiben laffen. Da ic^ aber piel n>eniger befc^ftigt bin als Du un6 piel me^r ^eit für mic^ fyxbc, fo fin6e ic^ glücflic^enpeife einen 2tugenblicf, Dic^ 6urc^ Mefe 5^I<^" 5^ benadjridjtigen, 6af es ungehörig ip, n>enn mein Sofjn un6 ein (ßeneral meiner 2(rmee mic^ 6urc^ feine (Bema^lin um Urlaub bittet Uebrigens gebe xdi Dir pierse^n (Tage Urlaub für 6ie Heife" .... 2tm 1(5. 3uli n?ur6e 6ie ^a^rt angetreten; es nxir 6as erfte ZTTal, 6ag Cuifens ^uf 6en mecflenburgifdjen Bo6en, 6as Can6 i^rer Täter, betrat. „Papa" n>ur6e in ^Ijenjieri^ fiberrafc^t. Dort, in Heuftreli^ un6 in 3^n<i^ perlebte Cuife glucflid^e (Tage; in poller ^UHingloflgreit fonnte fte ftd^ 6es Umganges mit Pater un6 Z7enpan6ten freuen. „Die dürften," fc^rieb fie über Wefen 2IufentI^It i^rer (Ersie^n, „per6erben ftc^ meip i^re Pergnägungen 6urc^ unerträglidK" ^nning un6 6urc^ 3^^^ ^^^ <ßro6artia(f«^ o>eId>e

Kronprinsefjin tuife

fe^r oft nur t^re Kleinheit bcmcrfbar machen* Dos wal|v^ J?er6icnft finöct pdj nur in uns felbft; un6 unfere fZaUn allein entfc^cifcen öarüber. JTtöge (ßott mir immer 6ie Kräfte perlei^n, 6ie ntir notmenöig fxnb, um meine Pflichten gegen i^n un6 meinen nädf^tm 5u erfüllen" . . . 71m \. ituguft, nac^öem man noc^ ©rofgiemi^, bas (Rut 6er ;Jrau pon Vo^, befudjt ^atte, »aren Kronprins un6 Kronprinseffin »ieöer in Berlin.

Der IDinter begann glücflidj für Cuife un6 ^rieöerife, 6ie am ^0. September ^796, crft ac^tse^njäljrig, il?r örittes Kino, ein Oc^terc^en gebor, »ä^renö Cuife neuen 2Tlutterfreu6en entgegenfa^. ©egen €n6e Hopember fam Sc^mefter tn?erefe pon (EI?um un5 ^ajcxs, 6ie ,,;Jrau Poftmeifterin", u?ie 6er Kronprins fie fdjer$en5 nannte. Der ^rau pon Vo^ gefiel pe am »enigften pon 6en Sc^meftem; audj i^re Begleiterin, ;Jrau pon Cent^, 6ie über Citeratur un6 P^ilofop^ie gern un6 in Ijo^en Conen $u reöen liebte, nennt pe etunis fpöttifdj einen „bei esprit". XDir aber peröanfen öiefem Befudje (E^erefens 5ipei ^öc^ft »ertpolle S^^gniffe über bas 3nnenleben Cuifens, »ie es pc^ unter 6em €in^ Puffe 5er (Ereigniffe, 6ie wir gefdjiI5ert fyxbm, gebiI5et ^atte un6 n>ie es im u>efentlic^en unperänöert geblieben ift: bas eine ein fpäteres Selbftbefenntnis Cuifens, ma^r^ft un6 ed^t, n>ie alles, was aus iljrer ^eöer ftammt; ein Befenntnis, 6as n>ie eine ^acfel 6en tiefpen ©runö i^res Qersens un6 6en fd^dnften Heic^tum i^rer Seele por uns aufleud^ten lägt; 6as anöere ein Sdjreiben tE^erefens an Bruöer ©eorg poU fdjarfer Beobachtung un6 treffenöer Beurteilung 6er Sc^u)epem un6 i^rer Besie^ungen $u 6en (ßatten. Cuife fc^reibt an (Beorg: „Hoc^ ein XDort über Me IDa^r^eit, 6af ein reines ^ers feiner P^ilofop^ie beöürfe. Du »oUtep gerne unffen, n>ie xdi auf 5en ©eöanfen o5er 5U Mefer Ueberseugung gefommen bin. 3^ '^"w 5i^ perpdjem, lieber ©eorge, 6af xdi pe allein aus meinem eigenen fersen Ifäbe . . . Hun ^5rte ic^ öfters 2Tlenfc^en über ppidjten, Hechte, p^ilofop^ifc^e principicn re6en un6 öisputiren un5 u>un5erte mic^ 6es (Eo5es, 6af man erp 5arüber reöen müfte, um überseugt ]u meröen, 6ag man fo un5 nicf^t anöers I^anöeln mügte, xvmn man gut un6 rec^tfc^affen fein »oUtc. Heber ppidjten gegen ©ott, gegen 6ie ZHenfc^en un6 pc^ felbp, über ppic^ten als ©attin un5 Zllutter, über fjäuslidje un6 öffentliche 2tngelegen^eit, öarübcr 5u 6ebattiren, ipar mir unglaublidj, öenn, fagte ic^ mir, es ip nur ein IDeg, glücflic^ 5U »erfcen, nämlic^ 6er, 6er Stimme feines ©efü^Is, feines ^er$ens $u folgen .... (Eine Gelegenheit, ipo mir 6iefe IDa^r^eit n>ie6er gan$ befon6ers aufpel, u>ar, »ie (C^rcfe 5unt erpen 2HaIe ^ier UHxr, nac^ meiner ^eirat^, n>o pe un6 6ie Cent^ fo piel pfjilofop^irten, Ce^tere (E^refe abfohtt Me Kant'fc^e pi^ilofopl^ie beibringen n>oüte un6 pc^ 6oc^ bei6e 6es Co6es penpun6erten, tple es möglich »äre, fo gans feinen ppic^en $u leben n>ie xdi, feinen eigenen (ßefc^macf $u perleugnen un6 alles $u t^un, was $um ©lücf eines guten, geliebten

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(Bauen bettragen fonnte. Dabei, mein (Boü, badfU ic^, 5U was 6enn all bas Stuöiren, tpenn es (Einem nic^t einmal Kraft giebt, feinen (ßefc^macf, Cieblingsiöeen unö (ßetDo^n« ^iten aufsuopfem, um einen 2In6eren gläcflic^ 5U mac^n? Diefe unö taufenö ä^nlic^ ^älle gaben mir 2(nlaf, mic^ 5U uberseugen, 6ag man nic^t grübeln mflgte, um gut 5U tperöen, fonöem 6af (ßott 6ie fc^5nen Cignamente tief in unfere Seele unö fyvi eingegraben ^tte, unö 6af man nur öiefen folgen mfigte, um auf 6em rechten XPege 5U bleiben/'

2lus 6em fersen, fyxi man gefagt, fommen öie grof en (ßeianfen. 2lus Cuifens reinem unö gutem fersen quoll 6ie Klarheit unö IDa^r^it i^res IDefens, 6ie fanfte ^rmonie i^rer gansen perfSnlic^feit.

(Cljcrefens Srief an Sruöer (ßeorg, pom ^0. 1)e$ember ^796 öatiert, beftotigt, xx>as wxv von 6er inneren (Entmicfelung Cuifens, por allem in i^rem Perljältnis 5um (Satten, erfahren ^aben. tC^erefe fc^reibt: . . . „3^ f<^"^ ^^^ Sdjo)eflem fe^r l?übfc^, ^rieöerife 5umal perfc^önert unö frifdj »ie eine Hofe* 3^^* "^^ 5^*If tagen täglichen Umgangs lägt fxdf me^r fagen. €s finö nnrflic^ liebliche (ßefc^Spfe, feljr perfc^iefeen, aber fe^r liebenso)ür6ig. Cuife ift me^r glücWic^, aber fie ift es fic^ felbft fc^ulöig. IDie piel grauen an iljrer Stelle »üröen |tc^ unglücflic^ füllen, tpenn 6er Kronprins nic^t alles gut in i^ren 2lugen machte. Kleine Sau^^ten, (Eigenheiten 6es Kronprinsen, nne leicht fSnnten |te sur ^rte werben, nrie leicht plagen6 n>er6en, n>enn nic^t 6iefes biegfame aber immer elaftifc^e Soljr iljnen entgegengefe^t wüvbt. Was bas unbän6ige Pfer6 $u 6em gemacht tjat, »as es ift, ift ein portrefflidjes ^ers, Pemunft 6urc^ guten Hat^ befeftigt, llac^6enfen, (Erfaljrung, un6 6as mäc^tigfte aller 2TRttcl, 6ie Ciebe. Ciebe ift ftarf »ie 6er <Co6, bei6en geljordjt Zllles. Das BeQ)uf tfein, 6af man glflcflic^ mac^t, ift ein gSttlidjes BeQ)ugtfein, 6as erljielt il;r il^ren ^teren Sinn, 6as madjt, 6af fte 2Illes belebt, 2(lles beglficft un6 6a6urci; alle t^ersen gcn?innt. ^rie6erife ift ein einsiges [nic^t 6eutlic^ lesbar] (ßefc^5pf, Q)a^rl;aftig nic^t n>eniger $u beo)un6cm. IDie unglücflic^, 6af gcra6e 6as licblid^, ^ingcben6e XDefcn mit fo einem eisfaltcn ZUann perbun6en fei. (ßott £ob, je^t fin6en pe fidj gan$, fie entfdjul6igt gco)iffe Sdjo)ädjen un6 fin6et piel (Bind, 5reu6e un6 Haljrung für i^r ^crs in iljrcn l{in6em. ZÜan meif , n?ie leidjt getäufdjte fy>ffnungen perbittcm, allein 6as ift gar nic^t iljr ^all. Sie Ifat fxdf un6 mir suglcidj perfprodjen, 6af jte fic^ por Klagen un6 (En^lifationcn u>ie por ^euer Ijüten n?ill, 6abei if! iljr Dichten un6 (Erachten, iljr gan$er lDan6el, ein Seftreben, 6as, iljre Pflidjt 5U tl;un, un6 il^m nH>l;l 5U gefallen. Seit 3 IDoc^en, 6a§ 6er ITlann franf ift, 6cnft fie an fein 2Iusgeljcn, fogar 6cr XDunfc^, mic^ 5U fe^en, Ijin6ert fic nic^t 6aran. 34 6enfe, es ift unmöglidj, pon 6iefer Setjarrlic^eit, Sanftntut^ un6 Ciebe nidjt gerflijrt iper6en. (f^^tt g^^he es aud)" ....

lloc^ tpä^rcnö öcr 2lno)cfcnljcit 6cr prinscfftn tT^crcfc, 6ic am ^9. Veymbet \7^6 Scritn tpicöcr pcriief , wav prins fouts plS^Iidj crfranft; tro^ forgfamftcr Pflege fetner (ßattin, 6te nic^t pon feinem fager wxdi, ftarb er am 28. Besember ^796. 8aI6 öarauf, am \3. 3anuar ^797, perfdjieö audj König ^rieöridjs öes ©rof en greife XDitoe, tro^ i^rer XDunöerlic^feiten allgemein betrauert n?egen i^rer grof en ^ersensgüte un6 XDoljItätigfeit. Tlndj 6er Kronprin$ erfranfte an öem feiöen, öem fein Sruöer $um ®pfer gefallen tpar, einer 2lrt Sräune, un6 fc^ien $eitn)eife öem tCoie nalje; 6ie Kunft öes ^ofa^^tes Sroipn unö 6ie aufopfemöe Pflege fuifens, öie fic^ 6er Seöienung 6es Kranfen felbft untersog, retteten i^n. Prin$ (ßeorg, 6er mit 6er (ßrofmutter n>ie6er in Serlin ann)efen6 n>ar, fdjrieb öarüber an Sc^n>efter (Djerefe: „fuife muf für i^ren Ztlann forgen, 6effen Kopf galten, 6er (ßrofmama 2Irtigfeiten ertpeifen u. f. w. Unb wie fic^ fuife 6abei benimmt, nein, auf €^re, es Ift unmSglidj, i^r €benbil6 noc^ einmal 5U fin6en. Der ©berft [pon ©räfe], 6er fonft nur $u oft ^ie un6 6a etmos aus5ufe|en fan6 un6 es i^r 6ann freimütig fagte, beteuert mir je^t 6en gansen tCag, felbft »enn er raffinierte, fo n?üfte er nidjts an iljr $u ta6eln" ....

2Iu5 6er Perlaffenfc^aft 6er Königin »^IDitipe bot 6er König 6as Sc^lof Sc^ön^ufen 6em Kronprinsen an, 6er es aber ablehnte, tpeil es i^m 5U na^e bei Berlin lag; es n?ur6e 6ann 6er IDitme 6es prinsen fouis, prinsefftn ^rie6erife, überlaffen, 6ie es mit 6er oranifc^en ^amilie teilte. Der Kronprins 50g 6as fui^ por^er pon i^m gefaufte (ßut Pare^, hinter Pots6am, por, 6effen n>eltentlegene (Cinfamfett i^m befon6ers jufagte un6 6as er je^t für fic^ einrichten lief.

Dem trauerreidjen XDinter folgte ein glücflidjes ^rü^ja^r. 2lm 22. Znär$ \797, überrafc^en6 un6 leidjt, gab Kronprinseffm fuife einem $o)elten Knaben 6as feben, 6em Prinsen IDil^elm, 6er faft 7^ 3a^re fpater, nac^ n?un6erbarem Sc^icffalsnxxnöel, 6er erfte Kaifer 6es neuen Beutfc^en Heidjes n?er6en foUte. Der günftige Perlauf 6er €nt^ bin6ung un6 6er XDodjen, 6as Bafein eines 50)eiten Knaben, 6er ftc^ sart aber gut entmicfelte, I^ben fuife innig beglücft un6 6ie immer in iljr fc^lummem6en (ßeifter übermütig fpru6eln6er f aune aufgen>ecft Sie Ijat bas felbft lebhaft empfun6en un6 6em 23ru6er <5eorg 6amals befannt: „Die fuifc^ ift noc^ me^r ein llari gettH>r6en feit i^ren XDoc^en. (ßottlob, jal Sie ift feit6em ^terer geiPor6en." Dlefe befeligte Stimmung, 6ies (ßlücfsgefü^l im Sefi^ pon (ßatte un6 Kin6em, belebt i^re Sriefe an 6en Kronprinsen, 6er 6amals n?ie6er in Pots6am im „fangen Stall" ejeqieren mufte un6 mit 6em fie eifrig forrefponMerte. XDenigftens einen 6iefer fc^önen Sriefe in 6em uns fc^n befannten föfilic^en ©emifc^ pon Deutfc^ un6 ^ranjöftfc^ nH>nen nrfr ^ier mitteilen. €r ift aus Serlin pom 25.2Ipril \797:

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Kronprtnseffin f utfe

„Votre servante tr^ humble et tr^s obeissantel J'ai attendu en vain toute la joum^e. Point de nouvelle, point de lettre, point de rdponse de Son Altesse Royale, et je suis aussi loin et aussi savante que je T^tais hier avant de vous avoir ^rit. Das (ßallenfleber är9ere tc^ mic^ an 6en tfols, bodf bas nrill ic^ bleiben laffen unö IKr fagen, 6af tc^ mtc^ rec^t fe^r ido^I befinöe, ^eute einxis eingenommen ^e, tt>orauf ic^ mic^ geftärft unö erleichtert fu^Ie. Ma tete va extrement bien et est devenue si l^g^re que je ne la sens plus du tout J*ai aujourd'hui aussi meüleure mine que Tautre jour, et en g^n^ral je suis einem ^ifc^ im IDaffer d^nlic^. M. Brown vous portera cette lettre, et comme vous Stes accoutum^ qu'il ne vient jamais mit leeren tfänbtn, il vous remettra des cerises, qui auront, ä ce que j'esp^re, votre approbation.

Des nouvelles, je n'en ai gu^re que Maman a öt6 hier ä Charlottenbourg, aujourd'hui chez moi (sans m'en parier) et qu*elle ira demain ä 8 heures ä cheval ä la faisanderie. Au reste, tl^uerfter (ßema^I, est-il lo heures, je sacrifie pour vous sommeil, yeux, sant^ et tout, seulement pour vous parier, parce que je vous aime.

A propos, ic^ I^e mir n>as ausgeöac^t. Pour vous punir de ce que vous prenez tant de vin de Champagne les samedis, je vous avertis que je mettrai tout le temps de mon s6jour ä Potsdam du rouge, et que si j'apprends que vous buvez encore tant le samedi qui vient, alors j'en mettrai aussi ä Paretz, ja, ja. A pr&ent, vous n*avez qu*ä vous arranger de fagon que je n'aie pas besoin de cette demiire punition, car pour la premi^re, vous n'en ^chappez plus, nein, nein. Je crois rcellement que je suis le petit Amour de l'arbre de Diane, qui se cache et qui crie toujours ja, ja, nein, nein.

Pensez seulement que Heinitz a ^t^ hier chez laVoss, qu'il lui a dit qu'il savait que cela ^tait grossier, mais n'importe qu'il viendrait demain matin avec ce peintre suödois ou danois [Plö|] me faire peindre, parce que Tacadömie, la manufacture de porcelaine, enfin tout le monde le voulait et le demandait ä cor et ä cri. Woljl o6er ubel muf ic^ amtes IDeibfen 6ran. 2IIfo morgen um U fi^ i^ ^ un6 blaf e ^5IItfc^ (TräbfaL

Adieu, je vais reposer mes graces pour ctre plus fraiche que le matin qui va &lore. Je le sens, j'inspirerai de la Jalousie demain mcme ä Venus. Pourvu que le serviteur z^l^ de Mars m'aime toujours, je laisse bien volontiers ä Venus sa beaut^ et scs graces, le bonheur est pour moi. Du lieber Kriegsfnedjt, bleibe mir treu un6 gut, un6 mad^ mic^ ftets fo glflcflic^, mie ic^ es nun 6rei 3a^re öurc^ Dic^ bin.

Deine

f ouis#* *'

3n5n?tfdjcn Ijattc bas fciöcn 6cs Königs, bas man einer Vergiftung in Polen sufdjreiben woüU, ftdj fo pcrfdjiimmcrt, öaf er auf 2tnöringcn öcr 2ter5te am 2^.3""^ 1^9^ ^i"^ $u)cite Saöcreifc nadj Pyrrnont antreten muf te. 2tm nädjften Cage folgte i^m feine Sc^ipieger* todjter, prinsefftn ^rieöerife, 6ie fe^r in (ßunft bei i^m ftanö, un6 öie er nac^ Pyrrnont eingelaöen ^atte. Seflommenen ^ersens falj Cuife öie Sc^ipefter abreifen. Die \^ 3a^re ^rieöerifens, i^re Unerfaljren^ett unö $u grofe IDeic^^eit erfüllten fte mit bangen Sorgen, XDüröe fte ftc^ por ^allftricfen 5U Ijüten »iffen? XDüröe fte es perfteljen, mit Keinem ju gut 5U iperöen, mit Keinem es 5U peröerben? 3" ^^^ rüljrenöen Sorge iljrer Sdjmefterlicbe Ijat pe ^rieöerifen öamals eine 2lrt 3"fttuftion nac^ Pyrmont mitgegeben, öie, »ir tpollen es glauben, öos leidjte Slut öer Sc^mefter Por Unbefonnen^eiten 5U Ijüten beigetragen ^at, 3m 3uK öurften Kronprins unö Kronprin$effin felbft öen König in Pyrmont befudjen, n>o fie eine Hei^e angenel^mer (Tage perlebten; auf öer Hucf reife, im 2(uguft, l;aben fte fic^ einige 5eit in Cuifens (ßeburtsftaöt, in ^annoper, bei ®nfel (Ernft aufgeben unö auc^ ZITagöeburg mit feinem eljrtpüröigcn Dome befidjtigt. 2tm \6. Jluguft tparen fie ipieöer in Potsöam,

ZDd^renö i^rer 2(btpefen^eit nxir öie Heueinridjtung pon Pare^ pollenöet, unö bas fronprinslidje Paar fteöelte 2tnfang September auf einige IDoc^en öaljin über, um fic^ an öen ©enüffen öes Canölebens, an Spa$ierritten, IDafferfa^rten, 3^S^ 5" erfreuen. (Eine ^reunöin öer Hatur, ipie Cuife ipar, Ijat fie audj öie befc^eiöenen Heise öer märfifc^n Canöfdjaft immer geliebt. Die ©berljofmeifterin ipar anfangs fe^r enttaufdjt pon Pare^, fie fanö es „nidjt im geringften ^übfc^", Ifat pdj jeöoc^ fpater öamit ausgefö^nt. ^rieöric^ JDil^elm aber unö Cuife Ijaben öie forgenfreieften unö glücflic^ften Stunöen i^res febens in öer Stille unö ^urücfgesogen^eit öiefes abgelegenen fleinen Canögutes perlebt, tpo er als ;,Sdjul5e" unö fte als „gnäöige ^rau pon Pare^" n?alteten. Zllajor Köcfri^, öen fte mit* genommen Ratten, fc^rieb über öos fronprinslic^e Paar: „Der Kronprins, öiefer liebensn?üröige Prins, be^anöelt mic^ als feinen ^reunö . . . ©^ngeadjtet ic^ am ^ofe lebe, fo ipeif idj öoc^ nid;ts pon ^tpang, öenn öer prins ift ein ^einö aller Ceremonien unö aller läftigen (Etifette. Seine (ßema^lin ift öie licbensipfiröigftc Pcrfon i^res (ßefc^ledjts unö fuc^t ftdj gans nac^ öer bieöeren Benfungsart l^res portrefflic^en (ßema^ls 5U bilöen" . . Unö nac^ öer Hücffe^r nac^ Berlin (am 22. September ^79?): „ZUein guter ^err ipüröe audj noc^ nic^t fo balö öos ruhige fanöleben, ipo$u er fo piel (ßefü^l unö Stimmung ^at, mit öem quälenöen (ßeräufdj öer grofen Staöt pertpec^felt ^aben, ipenn nidjt öos ^ieftge ^erbftmanöper feine (ßegentpart erforöert Ifätte* Die guten ZUenfc^en genoffen $um erften ZITal in i^rem Ceben fo gan5 bas (Einfache öer llatur, entfernt pon allem ^tpang nahmen fte fo ^ei^lic^ 2(nteil an öen naipen 2Ieuferungen öer ^reuöe öes Canöpolfs, befonöers bei öem (Emötefefie,

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pergaf en tljrc ^oljcit mifdjten ftc^ in i^rc ^äny, unö ^icr xxhxv im cigentlidjen, ober nnxljrcn Pcrftanöc ^reiljeit unö (ßleidjljeit. 3^ f^'^P badik nic^t öaran, 6af tc^ 5^ yilive jurücf^ gelegt, unö tanste gleidjfalls mit, desgleichen öie ^rau ©berijofmeifterin oon 2?of , €jcellen$" . . 2ludj Prins (Eieorg, öer öamals Pare^ befuc^te, rüljmt in einem Briefe an Sc^tuefler (T^efe öen ,,finölidjen ^roljftnn" 6es fronprinslic^en Paares; öen gansen tCag wat man beieinander, fpeiftc immer sufammen, unö ^rieöric^ IDil^elm unö Cuife ftritten um öie beften Stücf e unö nahmen fte ftdj gegenfeitig meg: „me^r brauchen fie nic^t, um $ufrieöen $u fein".

Die tCage König ^rieöridj IDilljelms II. neigten $u i^rem €nöe. 3^" S^^ili<^if^ 1^96 n?ar feine Cebcnsfraft nodj einmal aufgeflacfert unö öer (Beöanfe eines neuen Krieges mit ^ranfreidj fc^eint il?m na^ getreten 5U fein. Sdjlieflidj, unter öer pereinten €ino)irfung bcs (Eirafen ^augmi^ unö öes (ßenerals Sifdjoffu>eröer, blieb es öoc^ bei öem Syftem öer norööeutfdjen Heutralität, bas öen 3"tc'^<^ff^" unö öer £age öes preuf ifdjen Staates öamals entfprac^ unö in öem öer König felbft Sulje fanö. Bann fam öer IDinter pon ^796, öer öem König feinen 5n?eiten So^n na^m. Das ^nmnUbcn ^rieöridj IDil^elms II. Ift uns meift perfdjloffen; nur 5uu>eilen geftattet eine Zleuferung pon il?m oöer eine ^cxU feiner ungelenfen ^anö einen Slicf, öer uns bas (ße^imnis ^rter Seelenfämpfe, bitterer Ceiöen aljnen Iä0t. Der König mar e^rlidj gen^efen in öem Kampfe gegen bas, was iljm öie falfc^e Hidjtung feiner ^ext fdjien, u>ie er aufridjtig ipar in feinem antirepolutionären (Eifer. Die 2Tlif erfolge nac^ innen nne nadj auf en litten iljn tief erfdjüttert. €r Ijatte ftc^ felbft pon feinen 2(ngel;örigen 5urflcf gesogen, öie feinen öem 2Tlyftifc^en sugemanöten Hcigungen fein Perftänönis seigten, unö unter öenen er nur ^reigeifter unö (ßottes* leugner 5U finöen maljnte. Der tCoö öes prinsen fouis, öie fdjipere (Erfranf ung öes Kron^» prinsen I^ben iljn öann mit feinen Kinöem ipieöer 5ufammengefüljrt. „Der König," fo fc^rieb IHitte 3^""^^^ \^9^ f^^f^ bcm VaUx, ^fyat uns nwljrenö öiefer gansen fdjrecflic^en 5cit mit ©Ute überlauft; er ifat fic^ als ein tpaljrer ^amilienpater geseigt." „Die €intrac^t öer prinsen öes preufifcfyrn ^aufes," fo fc^reibt öer fransöfifc^e ©efanöte in Serlin, „ift mufter^aft. Der König liebt feine Kinöer auferoröentlidj, unö öiefe Ijaben iljrerfeits eine unbegrenste Zlnljänglidjfeit an i^ren Pater. Die ©efdjic^te nnrö über ^rieöric^ IDil^Im als König ridjten; als ZHenfcIj ift unter allen, öie i^m na^e fteljen, nur (Eine Stimme Aber feine Sedjtfdjaffent^t, feine ©üte unö feine Ijäuslidjen tCugenöen." 3"^<^ff^" madjte öas Ceiöen öes Königs, unget^emmt öurc^ Saöefuren unö anöere {)eilperfud)e, rafc^e unö furchtbare ^ortfdjritte; öie Kräfte fc^tpanöen, öer 2Item ftocfte, bas Ceben ipuröe i^m $u einem langfamen, füljlbaren Sterben. Dabei ipuröe es allgemein beipunöert, ipie er öie Qualen öer Kranffyjit mit ruhiger (Ergebung trug, n>d^renö feine ©ute unperänöert ^'»*^^.

Scibft öcr öamalige ©cfanöte ©efterreidjs in Scriin, öcffen Seridjtc fonft mandj (partes IDort über öen König unö öeffcn Hegicrung enthalten, Ijat bc5CU9t, öaf öic ^rcunölidjfeit öes Königs ftdj immer gleidj blieb unö öie allgemeine Ceilna^me an feinem Ceiöen erljöljte. 2tm \5. Hopember fpradj öer König in Potsöam nodj einmal feine (ßema^Iin unö feinen Solfw, öen Kronprinsen; feine Sdfmädfe n>ar fdjon fo grof, öaf an öie (Einrichtung einer Hegentfdjaft geöadjt iDuröe. 2tm nädjften tCage fam öie Hadjridjt, öaf er im Sterben liege. IDäljrenö öer Kronprins sögemö nadj Potsöam fuljr, begegnete iljm fc^n Sifc^off* iperöer mit öer Hadjridft oom 21bleben öes Königs, prinsefftn £uife Haösiipill tpar bei öer Kronprinseffin, als man Sifdfoffmeröer auf bcks Palais $ufommen fa^; gleidj öarauf trat ^rau oon 2?of ein, mit öen XDorten: „M. de Bischoffwerder demande ä parier ä Votre Majest^.**

So n>ar fuife Königin geujoröcn, öer Kronprins König ^rieöridj IDilljelm III. Seiöe empfanöen fdjmer unö örücfenö öie £aft öer Krone, öie (ßröf e iljrer neuen 2tufgabe. IDie öer Kronprin$ bei feiner 2tbfa^rt nadj Potsöam 5U feiner (ßemaljlin gemeint Ijatte: „Unfer ruhiges (ßlüd ift porüber, öie Prüfungsseit beginnt", fo fc^rieb £uife am \7. Hopember aus Potsöam öem Pater: „TXlzxn teurer Pater. 2tdj, feit geftem 9 Uljr ift öer König nidjt meljr, unö tpir armen Kinöer, ipir ipeinen um i^n unö trauern .... ©ott ujolle feiner Seele gnäöig fein unö meinem ZITann in feinen Jlrbeiten beifte^en, öic fc^recflidjer jtnö als man glaubt."

Ceidjt Ijingeiporfene IDorte, öeren sufunftsfdjipere Seöeutung fuife nidjt aljnen fonnte.

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Oiertes Kapitel Stille 3al?re

{\737—\802)

I. König ^rteörtc^ XDiltjcIm III.

^tn Hcgtmcnt 6er (ßercc^ttgfcit, öcr ©rönung unö &er Sparfamfett beginnt" mit öiefen IDortcn begrfifte 6er fransöftfc^e (ßefan6te in Serlin 6ie (T^ronbefteigung König ^rie6ric^ IDilljcIms III. ®^ne gipeifel beseidjnete er 6amit treffen6 6ie 2lbfidften, in 6enen 6cr junge König 6ie Hegierung antrat un6 6urc^ 6ie er 6en Sc^n)ierigfeitcn, 6ie er r>orfan6, abl^elfen 5U fönncn meinte. Der Staatsfc^a^ tpar geleert, 6ie politifdje £age infolge 6es 7lnwadi\ex\s 6er fransöfifd^en Uebermadjt gefä^r6et, 6ie Pertpaltung im 5tiIIftan6, 6ie Dissiplin im Beamtentum gclocfcrt, un6 im ®ften bot 6ic €inglie6erung 6er grofen polnifd^n Crtperbungen faft unlösbare 2(ufgaben. Vodf nodf gan5 an6ere {)offnungen, als nur auf 6ie 23efeitigung 6er offenfun6igfien 2Tliffiän6e, fnfipfte man in n?eiten Greifen an 6en Kcgierungsipedjfel; man eraxirtete, 6af nun eine neue ^cxt für Preufcn überljaupt anlfebz. „Wir fm6 »irflic^ unbefc^reiblic^ glücMidj in allem Betracht .... IDir befommen alle neues Ccbcn", fc^rieb 6er greife ^ü^rer 6cr Scriincr 21ufflärung, Hicolai. (Ein Schüler pon Suarej, 6em Pater 6es preufifdjen £an6redjts, fc^ien 6cr junge König 6en neuen 36een, n?ie fie im fiegreidjen Fortgang 6er fran5Öfifdjen Kepolution unter preufifdjen Seamtcn, ©ffisieren un6 Sürgem fic^ perbreitet Ratten, nidjt unjugänglic^. Der glän5en6fte Sc^rift^ fteller ber ^auptjia6t/ ^rie6ric^ ®en|, ein Beamter, fonnte es nxigen, in einem 6er

Sttße 3atirc

©cffcntlidjfcit übcrgebencn Schreiben öen König 5U Hcformen, 5ur Jtnba^nung tpirlfdjaft:' Hdfcr un6 seifttger ^rciljeit etnsulaöcn; un6 öie neue Königin felbft, n)ie tpenigftens (ßen^ miffen tDoUte, foüte i^ren ©emaljl auf 6ies Sdjreiben aufmerffam gemacht Ijaben,

Dos Schief fal Preufens ^ing nun öaoon do, inn>ien>eit 6er neue König nac^ feinem gan$en IDcfen öiefen n?eitgeljen6en (Entartungen entfpredjen fonnte.

XDir ipiffen es bereits: ^rieöridj IDil^elni n?ar ein perfdjüdjterter, in fic^ gef Carter, fdfmerblütiger €l?arafter» €ine 6urdf unö 6urdj innerlidje Hatur r>on aufrichtiger un6 altpäterifdfer ^römmigfeit, befaf er menfdflidj fdjöne un6 adftungsiperte (Eigenfc^aften: einen miI6en un6 iro^ltätigen Sinn, Hec^tfdjaffen^eit un6 8ie6erfeit, Creue un6 5ui>ctlaffig^ feit, ©rönungsliebe unö Sparfamfeit, 6ie freilidj oft in Ijarte Peöanterie ausarten fonnten, por allem eine unbeöingte IDa^r^eitsIiebe. Selbft ^rau pon Vo%, 6ie i^n fonft in i^rent perfdjmiegcnen tCagebudf oft ftreng genug beurteilt, fdjreibt einmal: „€r ift »irflidf 6er ipa^r* Ijaftigfte ITlenfdj, 6er cyiftiert", €ine ftatllic^e (Erfc^einung pon männlic^ ipür6iger Haltung, mar er 6odj im 2?erf e^r ungeipan6t un6 iportfarg, gegen 6ie ©effentlic^f clt ableljnen6 un6 5urücf ^ n?eifen6. Sdjmeidjeleien un6 QuI6igungen, Pon n?elc^er 2(rt auc^ immer, tparen il;m tpi6ertpärtig. Ben Herausgebern 6er tiyskfcbviii^x 6er preuf ifcfjen ZHonardfie", 6ie i^m mit 6en feit^er oft ipie6erljoIten Uebcrfdjipenglidjfeiten Pon Hopalis^^^aröenberg ljuI6igten, lief er bc6euten, folc^en Unfinn nidjt ipie6er 5U 6rucfen. €r ipar miftrauifc^ gegen an6ere, am meiften pieüeidjt gegen fidj felbft. Bas (ßefüljl feiner Unfidfer^eit un6 lln$ulänglic^feit machte iljn unentfdjioffen. €s ipar6 iljm nidjt leidjt, jipifc^en entgegengefe^ten Zlnftc^tcn 5U entfc^i6en: fo neigte er 6a5U, eine Sai[Z reifen 5U laffen, (Entfc^Iflffe ljinaus$ufdfieben, 06er nur porläufige, unfertige €nt^ fd;ei6ungen 5U geben. Bas Kategorifd^e fehlte i^m gans, obfdjon er ^artnädig fein fonnte bis $um €igenftnn. Bas „3c^ n?ill" fiel iljm fdjiper, leidjter ipur6e i^m ein „3c^ »iH nic^t".

(Eine fdjtpunglos nüchterne Hatur, 6ie feinen Qer6 gefährlicher £ei6enfc^aften in ftc^ barg, 6ie aber aud; Segeifterung felbft fo tpenig empfan6, tpie fte an6ere je 5ur Begeifterung 5U erljeben un6 fort$ureif en fä^ig tpar. (Ein auf 6ie ZlUtagsipirflidjfeit geridjteter Sinn, 6er 6as (Element 6es 3^^^^^^/ ^^^ P^antafie pöUig ausfdjiof *

^flr 6ie Staatsgefdjäfte tjatte ^rie6ric^ IDil^elnt geringe lleigung, am ipenigften für auswärtige Politif. Seine entfc^ie6ene Porliebe galt 6em preufifc^en ^eere, un6 befon6ers feinem eigenen Regiment, 6oc^ flagte man baI6, 6af feine (ßutmutigfeit 6ie Bbsiplin fdjä6ige. (Es fehlte l^m im Znilitärmefen fo tpenig nne fonft an gefun6em Urteil, 6as fidj aber oft me^r in fc^arfer un6 bitterer Kritif äuferte, als in 6ur^reifen6en lDiIIens== I^n6Iungen. Ueberöies hafteten fein Sllcf un6 feine tCeilna^me 6oc^ me^r an iteuferlid?** feiten, me^r an frte6Iic^en (Eferjierflbungen, als an friegsmäfiger 2IusbiI6ung.

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Das IDcfen ^ric6ric^ IDil^cIms seigt einen patriardjalifc^cn (ßrunösug: bas offenbart ftdj feinem £an6e gegenüber mie in feiner ^äuslic^feit.

Durchaus patriardfalifc^ ift bod} 6ie 2Iuffaffung pon feinem Per^äÜnis $um preufifc^en Dolfe: er ^offte, tpte er es fpäter in einer 6er grofen Krifen feiner Hegierung (^809) aus^ gefprodjcn fyxt, „dn treu ergebenes, frieölidjes, imlliges, geljorfames unö beffeningsfä^iges Volt 5u finöen", un6 er n>ar entfc^Ioffen, öurc^ fein öeifpiel, öurc^ ;,®r6nung, (ßerec^tig^ feit, Sparfamfeit" es Pon 6en „Jlbtpcgen öer 3^«K8wfität/ 3"^"^^^^^!^^* ^"^ (ßenuffuc^t^ $urücf5ufül?rcn. IDie er felbft an feiner Stelle imrfen irollte, fo foUte audf jeöer anöere in 6cm Krcife, in 6cm er einmal geboren, feiner Pflichterfüllung ftill un6 ru^ig leben; 6er altpreufifd^ Klaffenftaat, mit feiner ftrengen Son6erung 6er Stän6e, mit 6em fc^roffen (ßegenfa^ pon Sta6t un6 £an6, tpar eigentlich gans nac^ feinem Sinne: unruhiges Qinaus^ ftreben über 6ie gegebenen Scijranfen ipar i^nt unipillfommen, ober je6em foUte auc^ innerljalb feiner Sphäre fein Hec^t ungefränft bleiben.

IDir bcfi^en 5ipci tpertpolle Sc\ximf\c, nodj aus ^rie6ric^ IDilljelms Kronprinsenscit, 6ie uns 6as 50)eifellofe 2?orI^n6enfein gen>iffer rcformatorifc^er öeftrebungen, nic^t min6er 6eutliclf aber aud; 6eren enge llmgren5ung aufn>eifen.

3nt Sommer 11796, als 6ie (Erfranfung 6es Königs, feines Paters, i^ren gefd^rlicf^cn Cl?araftcr offenbarte, Ijatte ^ric6ric^ IDil^elnt in einer umfangreidjcn nie6erfdjrift feine 2Iuffaffung 6er Pflichten eines Königs pon Preufen nic6crgelegt. (Ein pofitipes „Hegierungs* programnt" fann man es faum nennen. €s ift mcljr eine Kritif 6er Hcgierung ^rie6ric^ IDilljclms II., pon 6cffen ^an6lungcn er felbft faft in allem un6 je6em 6as (ßegentcil $u tun pdf ponümmt. Ben Kriegen 6es Paters ftellt er 6en Saif entgegen: „Das gröfte (Bind eines £an6es befteljt superldfftg in einem fort6aucm6en ^rie6en". €r ipir6 6ie (Ein* fünfte, „6ie nicijt 6em £an6es^erm, fon6em 6em £an6e gehören", nic^t in unfmnigem 2tuf* ipan6 pergeu6en; piclmc^r felbft mit einer „guten IDirtfdjaft" porangel^en. Kein tnpxs beim ZHilitär, feine perfdfn?en6erifcije ^ofljaltung mit lädjerlicijem un6 fteifem ^«'^^"^^^"i^^U; ^^ allem feine (ßünftlingsn>irtfdfaft, megen 6eren 6ie ^öfe fo pielfadj als Sify! 6es fafters un6 6er Ueppigfeit perabfc^eut iper6en. €in ^ürft 6arf nicijt blof „6en reidjeren un6 angefeljenercn", fon6em muf and) „6cn nü^lic^ercn un6 arbeitfameren gemeineren Ceil 6es Polfes feiner (5na6e un6 2Iufmcrffamfeit teilljaftig" ipcr6en laffen. (Er muf 6en Hat „redjtfdjaffener, bie6crer, einfidjtspoUer un6 unintercffierter" lllanner einljolcn.

(Einen ZHann 6icfcr 2Irt glaubte ^rie6ric^ IDil^elm in feiner Umgebung bereits gcfun6cn 5U Ijaben: 6en JTlajor Köcfri^, einen Ijerslic^ unbe6euten6en ZHenfc^en, 6em ober 3ie6erfcit un6 tCreu^rjigfeit aus allen ^üQm fpradjen, un6 6er 6em Kronprin$en un6 6em fpdtereii.

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König por allem gefiel, »eil er nie „bnvdj 2tuffeljen erregenöe ^ypotljefen, Para6ojen un6 tC^eorien 5U glänsen fudjte."

3nx 3""i 1^9^ ^^^ ^^^ Kronprin5 eine stpeite 2)enffdjrift perfaft, 6ie er nodj am tCage öes Regierungsantrittes feinem ©eneralaöjutanten, öem nunmehrigen 0ber^leutnant Köcfri^ ein^änöigte. €s »ar, als füljlte ^rie6ridf IDil^elm bodi, öaf öie Cage 6er abfoluten Selbft^errfdjaft porüber feien. Sittenö »enöet fic^ 6er €rbe 6er ZITonarc^ie ^rie6ric^s 6es ©rofen an einen feiner ©fpsiere, 6effen Hec^tfc^affen^eit un6 gw^^^rlafftgfeit fein Per* trauen gewonnen ^aben, un6 in einer Spxadfz, 6ie fdjlidfte IDaljr^aftigfeit un6 tiefen fittlidjen €mft befun6et, for6ert er iljn auf, 6em Könige ein »a^rer ^reun6 un6 treuer Katgeber 5U bleiben, n?ie er es 6em Kronprin5cn getpefen, un6 nadj innerer Ueberseugung, nac^ Pfli^t un6 (ßen?iffen, über 6ie Znenfd^en un6 6ie öffentliche ZHeinung als e^rlic^er ZUann i^m alleseit feine ZÜcinung 5U fagen. ^ngHAdj enthält 6as Schreiben aber auc^ einen ^inipeis auf Heformen, 6ie 6en (Eiebredjen 6e5 preugifc^en Staatsn?efens 6a, rpo fie am füljlbarften fin6, Zlb^ilfe per^eifen: 5rie6ridj IDil^elm fün6igt feinem 2t6iutanten an, 6af er unter 6em Scirat 6cr gefc^icfteften un6 erfahrenden Staatsmänner 6ie ^tvtüitanQ in 6en ^inansen befeitigen un6 ein auf ®r6nung ru^n6es feftes Syftcm 6er Staatsperipaltung ein$ufü^ren 6enfe.

IDir fe^en: 5U einem „Hegiment 6er ®r6nung, (ßeredjtigfeit un6 Sparfamfeit" mar 6er neue ^err feinem gansen IDefen nac^ oljne ^wci^d entfc^Ioffen; »ie er auc^ sur 8e^ feitigung 6er fdjreien6ften ZlTif ftän6e un6 2Iusipflc^fe 6er bisherigen Hegierung gan$ bereit n?ar. €r erfdjeint felbft nic^t unberührt pon ^uman^ bürgerlichen (ßc6anfen, pon 6em p^ilant^ropifc^en (Seifte 6es \8.3<il?r^un6erts, pon 6em 6er Hatgeber, 6en er nädjft Köcfri^ fic^ 5um Pertrauten n?ä^Ite, 6er Kabinettsrat ZHencfen, gans erfüllt ipar. 2tber feine Heigung geljt 6ocij eigentlich tpeniger auf 6ie €infüljrung pon Heformen, am ipenigften pon grun6ftür$en6en, als auf 6ie 2tbfc^affung Pon 2TKf bräudjen. Un6 ipie fe^r blieb 6abci 6as Kegierungsprogramm, tpenn tptr 6as IDort wkbctifoUn 6ürfen, überhaupt 5urücf l^inter 6en tljeorctifc^en ^or6erungen 6er rationaliftifc^en 21ufflärung nic^t blof , fon6em auc^ ^inter 6cn realen 8e6ürfniffen 6es preufifc^en Staatcsl €s ift nur 5U ipa^r: 6ie 2tbftcijten 6es Königs ebenfo tpie feine nac^ften ZRaf nahmen berührten nur oberfläci^Iic^ 6en eigentlici^en Si^ 6er Kranf^t 6es preufifc^en Staatsipefens, fie griffen nic^t hinein in 6ie grofen fcbcns^ un6 Bafeinsfragen.

Das Hegiment ZDoeUners un6 3ifc^ffn:>er6ers tpur6e befeitigt, 6as 6rücren6e tTabafs* monopol abgefc^afft, gegen Perfc^leppungen in 6er Hedjtspflege fc^ritt 6er König perfönlic^ ein. Cangfam un6 $ag^aft, nHe es einmal feine 2lrt ipar, tpagte er fic^ an an6ere Reformen, ^ür fein ^er 6ac^te er an Perme^rung 6er 3"Iän6er, namentlich bei 6en Hegimentem

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im ©ftcn, an ^cbung 6cs militärifc^cn Untcrridjtsipefcns, an itufbeffcrung 6cr nrfrlfc^aft»» Hdfcn Cage 6er SoI6atcn. Hidft lange, un6 er Iu6 Sdjamtfot^t nadj Serlin, 6er fic^ t^m 6urc^ feine reformatorifdjen 2^ccn befon6ers empfohlen ^atte. €r berief 6ie Konmtiffton 5ufamnien, 6ie er in 6em Sdjreiben an Köcfri^ fc^on an9efün6i9t ^e. €r perfuc^te fic^ an 6er Cöfung 6er grofcn ^rage, 6ie bereits feine Porganger pielfac^ befc^äftigt ^e: er begann 6ie fdjon oft geplante Bauernbefreiung, sunäd^ft 6urclj ^reigebung 6er Domänen* bauem. 23efferungen im ^oU^ un6 Steuenpefen, in 6er Pemxiltung 6urc^ llmtpan6Iung 6er S^nttaU un6 £ofaIbe^r6en n?ur6en ertpogen; man fann fagen: 6ie Heformen, mit 6enen 6er grof e (Jrci^err pom Stein fpäter feine ntinifterielle IDirffamfeit be$eic^net Ijat, ftn6 fc^n in 6en erften 3a^ren 6e5 neuen Königs angeregt, beraten, porbereitet iPor6en. 2IIIein $ur Denpirflidfung un6 Z)urc^fül;rung fel^Iten ein ZUann un6 ein XDille. Das altpreufifcbe Staatstpefen n?ar auf einen fraftpollen un6 bcleben6en 2Intrieb pon oben Ijer geridjtet, 6er pon König ^rie6ric^ IDil^elm, »ie er nun einmal ipar, nic^t ertpartet iper6en 6urfte. Znit feinen 2TRniftem Ijatte er ipenig ^ü^Iung, 5U feinen Beamten fiberljaupt anfc^einen6 n?enig Dertrauen. IDie c^arafteriftifdj ift es, 6af er 6ie 3"?^^^^" fö'^ We eben eripäljnte ^inansfommiffion Pon einem feiner ©ffisiere, 6em Komman6anten Pon Pots6am, (ßeneral Hücf^el, l;at ausarbeiten laffen. Die Kabinettsrate aber, auf 6eren Stimme er 5U ^ren pflegte, Ijemnttcn oft 6ie IDirffamfeit 6er ZlTinifter, o^ne fie 6oc^ erfe^en 5U fönnen. So gefc^a^ es, 6af man bei 6em Seformiperf über (Ertpagungen un6 Porbereitungen tpenig l^inausfant.

Die auswärtige Politif blieb pon 6em Hegierungsipec^fel pöUig unberührt. Xiadi 6en ipeitausgrcifen6en Plänen 6er erften 3aljre König 5rie6ric^ IDil^elms II. IfaiU unter 6es (ßrafcn J)augipi$' Ceitung 6ie preufifc^e Politif fic^ auf 6as Syftcm 6er nor66eutfdjen Hcutralität surücf gesogen, 6as 6urc^ Perträge ntit ^ranfreic^ un6 6urclf 2lbmac^ungen mit 6en nor66eutfc^en Stän6en felbft gefidjert tpar. Cs gab Preuf en un6 feinen 6eutfclfen Hadfbarftaaten eine ^di n?irtfcljaftlic^en (ße6eifyjns un6 geiftiger Slüte. Tlnd} politifctj ipar es 6odf ein ^ortfdjritt gegen 6ie ^cxUn ;Jrie6ric^s 6es (ßrof en un6 felbft gegen 6on ^ürften^^ bun6, ipenn Preuf en gegen ^ranfreidj je6en Eingriff auf fymnoper für einen ^rie6ensbruc^ erflärte un6 fidj sugleidj in J)iI6esljeim mit 6en nor66eutfdfen Stän6en 5ur Zlufftellung eines Sdju^ljeeres perbün6ete. Der neue König ergriff mit poUer lleberseugung 6icfe politif 6er nor66eutfdjen Heutralität, freilidj mit einer geipiffen cinfeitigen 23epor5ugung 6er Heu:« traütät an fidj. Der (ßc6anfc 6er 3"^^^ff^"d<^^^i"W<^ft Pteufens mit 6en nor66eutfdjen Staaten, 6er unter ;Jrie6ridf IDiKjelm II. oft un6 ftarf betont tpar, erfüllte i^n ipeniger Ieben6ig als 6ie Porliebe für Heutralität un6 ^rie6en. ;/2Ille IDelt ipeif , 6ag id; 6en

Kroiipriuicffm Cuifc iiül tfjrcr 5Aincftcr ^ricfrcrifc

Krieg pcrabfdjeue/' fo fdjricb er eigenljänMg feinem (ßrofonfel, 6em prin$en ffAnndj, „nnb 6af xdj fein gröferes (5ut auf €röen fenne als 6ie Crljaltung oon ^rieöen unö Sulje als 6as einsige für bas (5Iücf 6es 2TtenfdjengefdjIedftes geeignete ZHitteL"

IDä^renö im IDeften unö Süöen bas Pölfermeer tpie in einem IDirbelftumt fdjäumte un6 branöete, ging 5es Königs unablafftges Bemalten 6a^in, 5ie (ßegenfä^e aussugleid^en, unruhige Xladfbatn buvd) permittcinöe IDorte 5U befdjipidjtigen unö 6en ^n^tanb TXlxtteU europas, tpie er aus 6en Kepolutionsf riegen hervorgegangen, möglic^ft unperanöerltd; feftsulegen. ,,Konferpieren, apaifieren, falmieren" tparen iljm fieblingsiDorte un6 £ieblingsgrun6fä^e»

©er patriardjalifdje (ßrunösug im IDcfen ^rieöric^ IDil^elms beljerrfdfte audj 6as ^ofleben un6 6ie ^äuslidjfeit 6es Konigspaares. (Einfadj un6 regelmäßig in allen feinen Cebensgemo^nljeiten, perlangte öer Konig in feiner Umgebung ebenfalls Cinfadjljeit unö Hegelmdfigfeit. Hur in öer Kamepals5eit entsog er fidj nidjt öen einmal tjerfSmmlic^n fjoffeften, U)ie er bas Berliner Konigsfdjlof perfdjmäljte unö im Kronprinslidjen Palais moljnen blieb, fo foUte audj fonft mSgüdjft öie bisherige Cebensipeife beibetjalten iperöen, €r liebte meöer Ileuerungen noc^ neue (ßejtdjter. VLadj 3öl?r5eljnten $um erften ZUale nneöer befaf nun Preufen nidjt blof einen König unö eine Königin, fonöem ein Königspaar, bas in gemeinfamer ^äuslidjfeit lebte einer ^duslidffeit freilidj, für öie öes ^ausljerm peinlich ftrenger XDille alles regelte, öie Stunöen öer Znaljl$eiten mie öie Pferöesaljl por öem IDagen öer Königin. U)ie im Staate ^atte im ^aufe jeöes feinen unperänöerlidjen pia^. 2IbQ>eid;ungen pon öer einmal eingefül^rten unö i^m genel^men 0rönung öulöete ^rieöridj XDilljelm nidjt, fie iparen iljm „fatal", ipie eines feiner Cieblingstporte lautete, unö mecften öen in i^m fdjlummemöen Qaustyrannen. Die ^effeln öer (Etifette lief er öabei fidj locfem, öie tCore $um Köntgspalaft n?ett fidj öffnen. 3" f^*"^^ Zlbneigung gegen ^of$eremoniell, in feinem ^ng 5U bequemer ^äuslic^feit, glitt ^rieöridj IDil^elm Sutpeilen faft ins fleinbürgerlidje feben Ijinein. IDie ein edjter unö redjter Berliner befudjte er öen IDeiljnadjtsmarft unö öen Stralauer 5H^5"S/ ^^<^^ ^«" 2Iufftieg eines Cuftbaüons oöer ein Panorama. Sein Cieblingspergnügen wax bas tC^eater, ipo er fuftfpiele unö Poffen bepoqugte, unö bas er auffudjte felbft wenn pdf eben öer (ßrabt^ügel über einem feiner Kinöer gefdjloffen ^atte.

3nöeffen, bas ^fleben in Berlin, fo feljr es öer König peretnfac^te, blieb öodj immer ein fjof leben unter öem Brucf öes ^tvcmonkUs unö öer €tifette; lieber ipeilte er öes^lb in C^arlottenburg, in feiner (Beburtsftaöt Potsöam, am Itebften in Pare^, tpo er ftc^ nac^ feiner Heigung stpanglos ge^ laffcn fonnte unö an tCopffdjlagen unö Blinöefu^fpiel teit na^m. 3" Potsöam trennte nichts i^n pon feinem Polfe; fein Poften fperrte $u t^m öen

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XDeg, un6 ein öftcrreidfifdjcr (ßcfanöter, ^ürft Bictric^ftctn, berichtet flauncnö un6 mtf^ billtgcnö, wk 6er König bott mit 6cm Kronprinscn, 6ic Königin mit einer prinjeffm auf 6em 2Irnt unter 6en Sürgem einl^rging.

„Ron bourgeois, bon pere de famille, aber fein König für 6iefe Reiten" fo lauten baI6 6ie einmütigen Urteile 6er frem6en Diplomaten. „TXlan muf i^n lieben, aber i^n bc6auem."

(Es wat ein (Bind für 6iefen König, mie für feinen fy>f un6 6a5 preufifc^e Volt, 6ag 6a5 Sc^icffal i^m 6iefe Königin an 6ie Seite geftellt ^e.

IL Stilleben

Die erften ZDod^en nac^ 6er (T^ronbefteigung pergingen 6er neuen Königin in 6en 5aljlreidjen ^cxcmonkn, 6ie r>on einem Hegierungsipec^fel unsertrcnnlic^ fm6. Da tparen 2Iu6ien5en 5u erteilen, 6ie (ßefan6ten 6er befreun6eten ^öfe 5ur (Entgegennahme 6er Seilci6s' fun6gebungen un6 Beglücfmünfc^ungen 5u empfangen; t>on 6en Heineren 6eutfc^en Qöfen eilten piele prinsen perfönlic^ an 6en Berliner Qof, 6er baI6 inmitten 6er Kriegsflürme 5U einem gefudjten JTlittelpunft fürftlidjer (ßefelligfeit in Deutfc^Ian6 tDur6e. 2luc^ fuifens Dater fam, 6ic (ßrofmutter un6 6er jüngfte 8ru6er Prins Karl, 6er etnxxs fpäter in 6ie prcufifdfc 2Innce eintrat. lDd^ren6 6er neue König fic^ feinen Sepräfentationspflic^tcn nidjt oljne fidjtlicfyrs lDi6erftrcben unter$og un6 überl^upt aus 6er fronprin5lic^en ^wrücfgesogen- I^it in 6ie Ijelle ©effcntüdjfeit 6es Königtums nur ungern (^inaustrat, erfüllte Cuife iljre föniglicbcn Pflid^ten sugleid; mit majeftätifc^er ZDür6e un6 be5aubem6er £iebensn?ür6igfeit. IDie mandjer Ijat 6en unpergef liefen (Ein6rucf gefdjiI6ert: IDenn 6ic (ßela6enen ertpartungs* poll fidf perfammcltcn, 6ie Or, auf 6ie längft aller Slicfe gerichtet n^aren, fidj öffnete un6 6ic Königin I^reintrat „als ob ein glän5cn6es mil6es Cidjt 6en gansen Saal erfüllte. 3^^^ blaues freun6liclfes feelenpolles 2Iuge, fd^nell 6en gansen Kreis 6urci;laufen6, Ijatte eine fo eigentümlidjc Ijeitere £cben6igfeit un6 6odj 6abei eine fo pertrauen6e 3""is'^* ""^ Hu^e, eine fo ^cr5gen)innen6e ^ul6, 6af alle ^en meinen fönnen, je6er für fic^ Ijabe nur allein 6cn freun6lidjcn (ßruf : ,lIHllfommen* empfangen." (Es wirb ersal^lt, 6af (ßefan6te, 6ie 5um erften ZÜale 5U einer 2Iu6ien5 sugelaffen maren, bei 6em 2Inblicf 6er fc^önen Königin in iljrcr 2Infpradjc ftecfen blieben. Zlnmutiger noc^ imrfte 6er Königin (Erfc^einung im Heineren Ijauslidjcn Kreife, unter 6en lieben Penpan6ten un6 ^reun6en, 6ie fic^ überseugen fonnten, 6af fie unter 6cm (ßlanj 6cr Krone noc^ öie alte fuife geblieben war. ,,Sie ift ein (Engel/

fc^retbt 6ie (ßrofmuttcr aus Berlin einem ifjrer (gnfel; „fie wxvb i>on aller H)elt betouniert", un6 ^rau pon Vo^, hierin einmal mit 6er (ßrof mutier einperftanien, notiert in i^rem tCagebuc^: „La Reine est un ange en tout".

£uife felbft wav nodj entfernt 6apon, in ifjrem 3""^^^" We rufjige Sic^erfjeit, bas Selbftbeujuf tfein einer Königin 5U füllen* „3c^ bin nidjt 5ur Königin geboren, bas glaube mir/' Ifaite fie ujenige IDodjen por 6em tT^rontpedjfel 6em 3ru6er (ßeorg gefdjrieben, un6 6iefem Befc^eiöen^eitsbefenntnis noc^ 6ie Perfic^erung fjinsugefügt: „Dodj ipill idj gern bas ©pfer tt)er6en, ujenn nur fonft in 6er ^^f^nft mal 6a6urdj tpas (ßutes geftiftet tt)er6en tann"; unb femer: „Vn tt)irft mic^ permutlidf nie me^r fo glücflidj fe^en, als Du midj perliefeft*" 3^^* fdjrieb fie i^m poU H)eF?mut sugleic^ un6 in jenem ppic^tgefüfjl, 6as in i^r in fdjn)eren tCagen immer 6en €mft ifjrer Stellung perflärt liaU „Wxv fin6 glücflic^l ^dl? So fefjr als es eine Königin fein fann, €s ift aber bodj nic^t bas (ßlücf einer Kronprinseffin. 2tls ic^ Pon 6em (ßlücf fprac^, fo tpoüte ic^ fagen: Könnt' idj 6oc^ Hang un6 IDür6e ablegen, un6 blof mit ZTlenfc^en umgeben, 6ie idj lieben fönnte. Sie Ueber^ Seugung aber, 6af idj (ßutes ftifte in 6er Cage, tpo ic^ bin, gibt mir Kraft un6 belebt meine Seele aufs neue mit 6em ^eiligen ^euer, 6as nur Cugen6^afte füllen fönnen, ujenn fie fidj pome^men immer gut un6 tugen6^ft 5U fein."

(Es wat nxdit blof 6as Sea)uf tfein pon 6em, was i^r felbft noc^ 5ur Königin fehlen modjte, n:>o6urc^ fie im 3""^«" P^ unfidjer fuF?lte; tt)ie es fdjeint, fa^ fie auc^ fc^n je^t nidjt o^ne Sorge auf i^ren (Bauen unb 6effen Königtum. Sie rühmte i^m ZlTut un6 pielen guten HHllen nadj, aber würbe bas genügen? 3" f^ unrufjigen ^exiläuften, wo nadj fanm gefdjloffenem ^mben mit ©efterreidj 6ie ^ransofen i^re ^än6e immer 6ro^en6er über 6en Hinein ausftrecften un6 6as Syftem 6er nor66eutfdjen Heutralitat gefäfjr6eten? Sie geftan6 es leife 6em Pater, 6af fie um 6en (Bauen fxdj beunruhige, 6er je^t 5um erften ZlTale felbftänMg ^an6eln un6 ftdj 6urdj feine ^an6lungen einen Hamen madjen folle.

ZPelc^es aber auc^ anfangs un6 5eitn>eife i^re Sorgen geujefen fein mögen, fte 5er' flatterten bal6, als im ^ofleben wxebex bxe tTage feftlic^er ^^rftreuungen anbrachen. Sie tCrauer um 6en perftorbenen König 6as fjatte er felbft nodj beftimmt 6auerte nur U)enige IDoc^en, 6ann begannen 6ie ^eftlic^feiten, fo glan5en6 un6 6oc^ fo einförmig wie je, 6ie Balle un6 Th^-dansants, 6ie Mplomatifc^en Siners un6 Cfyeaterbefuc^e. Hieman6 fümmerte es, 6af in 6enfelben tTagen 5U Saftatt iwx^djen fransöfifc^en un6 6cutfc^en Sepollmäc^tigten um 6te H^etngrense geftritten tpur6e, nne man ftd; auc^ nid^t ftören lief, wenn bes unglücflic^en £u6nngs XVL Kammer6iener (ElerY in einer 6er glän5en6en (Be^eü^ fc^aften sur Unter^ltung 6er (Bäfte aus feinen tTagebuc^aufseic^nungen über 6ie (Sefangenfc^aft

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im tCempIe porlos. Sem König wav es gans toillfommen, ipetttt man ftc^ in Berlin pergnüglc, als ob es fein ^ranfreidj un6 fein ©cfterreidj auf 6er IDelt gäbe. (Eine Unter* bredjung erlitten 6ie ^offeftlidjfeiten nur, als gegen €n6e 3anuar ^798 suerft 6er König un6 6ann audj 6ie Königin an 6en Znafem erfranften; nac^ wenigen Wodfcn nxnren fie tt)ie6er fjergeflcUt un6 6er Seigen 6er ^eftlic^feiten begann t>on neuem. ZlTit befon6erem (Slany U)ur6e 6er erfte (ßcburtstag Cuifens als Königin gefeiert; bei 6er aben6Iic^en (Cour erregte eine auf eror6entIic^e türfifdje (ßefan6tfc^ft Ztuffe^en. Tlndj an 6er ^eier 6er Per* mä^Iung einer ^of6ame 6er Prin$effm £ouis, ^rdulein t>on KnobeIs6orff, einer melgefeierten Sdjön^eit mit 6em Stabsfapitän i>on ^ünerbein beteiligte fic^ 6as Königspaar.

Sem Berliner HHnterpergnügen folgte ein 3a^r U)ie alle 3a^re 6er milit&ifc^e ^rü^ja^rs6ienft in Pots6am. €n6e lYläti be5ogen ^rie6ridj HHl^elm un6 £uife im StabU fdjlof 6en nor6a)eftlidjen ßlü^d, 6er unter König ^mbvxii HHKjelm I. als (ßamifonfirdje gc6ient Ijatte. (Einrichtung un6 2tusflattung 6er 3^"^"^^^ ^^ Königin fin6 nodj Ijeute fafl unberührt erhalten. Sas Bou6oir 06er Sc^reibsimmcr mit feinen grünfei6enen tCapeten un6 einem Sofa mit grünfei6enem Kiffen, ein ZHa^gonibureau, iwex Büc^erfdjränfe, 6anebcn ein einfenftriges Sc^lafsimmer mit rotgeftric^ncn U)än6en un6 Srapericn i>on »eifem ZTluffelin, in 6en Salons überall fc^mucflofe, fleife, unbequeme ZITöbel. t?on 6en Zimmern 6er Königin füfjrte eine tCrcppe $u 6en ^i^^^^ni 6es Königs, 6ie eine nodj einfadjere (ginridjtung seigen; übrigens liefen fidj 6ie SSume fc^mer ^isen, un6 es n>ar befannt, 6af man [xdf bort geuDö^nlic^ eine (Erfältung susog.

Pots6am glic^ jc^t im ßvüiiialfv un6 im ^erbft faft einem ^^^^I^S^^^« Hidjt ie6e Prinseffm aus 6em Seidj fan6 fidj leidjt in 6ies Pots6amer IDefen. „Hein, 6as ifl fdjrccflidj," fdjreibt einmal einige 3a^re fpäter 6ie (ßema^lin 6es prinsen H?il^elm, eine ^omburger prin$effin, „man mac^t fic^ feine Porftellung 6ai>on, U)enn man nidjt 6as Pcrgnügen liai es 5u fdjmecfen. (Ein tCag ift «ne 6er an6ere. Sen gansen lieben IHorgen Ijört man nidjts als 6en Cdrm 6er IDaffen, 6er Kanonen un6 (ßctt)e^re, nidjt $u r>ergeffen 6as ett)ige Sufen 6cr ©ffisiere. X?on Ijalb elf bis smölf ift 6ie Königin bei mir, 06er ic^ bei ifjr, um 5tt)ölf $icfjen wxt uns für 6as ZlTittageffen an, genau ^0 IHinuten por \ Uljr muf man bei 6er Königin fein, un6 n^enn 6as langn^eilige (ßlodenfpiel fagt, 6af es ein U^r fei, fe^t man fic^ $u einem fe^r einfadjen ZITaljl mit picr 06er fünf ©ffisieren. Xlad) 6em (Effen languDcilt man ftc^ im ^immer bis 5 Ul^r, um ^ Ul^r bin xdi im ZPagen 3U soeien mit 6er Königin, geujöfjnlidj ge^en 6er König un6 feine Brü6er un6 fein Sdjujager 5U ßu^, un6 tt)ir treffen uns in 6er 2Illee t>on Sansfouci, n>o mir nac^ Belieben fpasieren ge^en bei einer fdjnei6en6en Kälte. Um 6 UF?r muf man U)ie6er in 6em gelben ^tntmer fein . . .

9?

2^iit nalfi 6er fdjrccflidje itugcnbltcf, ipir fi^ert um einen Ctfdj um 5U arbeiten un6 6en tCee 5u nehmen; menn er genommen ift, beginnen 6er König un6 feine 3ru6er 5U lefen, fo jtn6 tt)ir natürlich perpflidjtet 5U fdjujeigen, mandjmal fe^en 6ie Königin un6 ic^ uns in ein an6ere5 5^"^"^^^/ ^^ 9^^* ^^"" f^^*^ S^t, obcv bas ift 6em König nidjt rec^t Hteman6 geniert fic^, man bleibt ft^en, rnenn 6ie ZlTajeftäten fte^en. Um Ijalb neun fe^t man fic^ 5um Hadjtejfen, tdj immer 5u>ifdjen 6en ZTTajeftäten an einem Keinen run6en Cifc^e, mit 6cr lieben ßamxlk, $u fedjfen, 6ie Samen un6 ^crren fin6 an einem an6eren Cifdje, geu>5^n* lidj fpridjt nieman6 un6 man unterljdlt fidj mit 6em £efen 6er Speifefarte. Um neun tritt 6er u>adjtfjaben6e ®ffi$ier ein mit 6em Sapport, man ftefjt auf, siefjt fidj 6urdj5 gi"^^^'^/ 06er arbeitet auc^ bis Ijalb elf, 6as ift 6te fpatefte Stun6e, in 6er man fidj 5urücf5ie^t."

Tludi 6ie Königin fan6, wie fie 6em Dater fdjrieb, 6ie £ebenstt)eife in Pots6am „fefjr einförmig", aber i^re Sdjmiegfamfeit wat 6odj fo grof un6 i^r 2tnpaffungspermögen fo ftarf, 6af fie, 6a 6er König es nun einmal n^ünfdjte, in 6iefem militärifdjen (Betriebe munter fidj ^erumtummelte. Sie erfdjien 5U Pfer6 06er 5U H?agen bei 6en Sepuen; fie perfe^rte Peifig mit 6en (ßeneralen, befon6ers mit 6em neuen Dertrauten 6es Königs, Südjel; pe nafjm lebfjaften 2Inteil an allen Meinen Vorfällen bei 6em erften (ßar6eregiment, 6em Segiment 6es Königs. 2tngene^mer 6odj »aren i^r 6ie nadjmittdglidjen Jtuspüge nac^ Pare^ un6 nadj 6er Pfaueninfel, wo auf 6em üppigen (ßrün 6es U)iefengrun6es unter 6en ^errlid^en alten (Eichen 6er Cee getrunfen un6 gefc^erst n>ur6e, bis 6ie aben6Iic^ Ku^Ie nadj 6em Sta6tfdjlof surücftrieb. So erfc^ien i^r 6iefer 2tufent^It in Pots6am fc^Iief lic^ 6odj als eine Sei^e „glücflidjer tCage".

Was bas (ßlücfsgefüF?! 6er Königin erfjöfjte, wat 6ie fc^öne (ßeunffjeit, 6af i^r (ßemal?! ein tcbm oljne pe fc^Iec^ter6ings nidjt 5U ertragen permodjte. U)aren 6ie militärifc^en PPic^ten erleMgt un6 einige Kabinettsportrage rafd; entgegengenommen, fo gehörten 6ie übrigen Cagespun6en feiner (ßemafjlin. Sie wat 6ie ^reun6in, 6ie Vertraute, mit 6er er alles befprac^, 6ie über 6as freu6lofe (Einerlei feines Safeins 6en fröfjlidjen ^^uber iF?res fonnigen IDefens breitete. Sie erhielt jei^ einen neuen Bemeis i^rer Unentbe^rlidjfeit. Der König beptmmtc, 6af feine (ßemafjlin i^n auf 6er Seife 5ur Krönung nadj Königsberg begleiten foUe. Die Königin «>ar 6arüber unen6Hc^ frofj. Dem 3ru6er (ßeorg, 6er pc^ beforgt um i^re (ßefun6^eit auf erte, 6a pe pc^ 6oc^ erp pon i^rer ujinterlic^n (Erfranfung erljolt ^tte un6 überMes U)ie6er mit ZlTutter^ffnungen gcfegnet mar, fdjrieb pe beru^igen6, pe U)er6e nur f leine tTagesreifen madjen, wäljtenb 6er König, um S^t für feine Scpuen 5U fjaben, 20—25 ZITeilen im Cage surücf legen muffe. ,,So geminne idj ^tit un6 gelje meinen langfamen be6äc^tigen ZDeg un6 fomme immer 5ur ^dt an. 2tufer6em noc^

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u>er6cn alle tDege meiner teuren Perfon ipegen ausgebcjfert . . . Hun unirum reife Idj? Diefes lägt fidj leidjt erraten, u>eil mein ZlTann es münfdjt, Mefer IDunfdj, idj möchte t^n begleiten, madjte mic^ fe^r glücflic^, ein neuer Beweis feiner Ctebe fann mir nic^t gletcfy» gültig fein, eine fo grofe Seife 5u madjen unter 6en bcwanbkn Umftänöen ift ^Sdjfl angenefjm; fonft reifte idj nac^ ^'^anffurt, um Krönungen 5U5ufeIjen, je^t laffe tdj mic^ beinalje 6oc^ nun felbft frönen. Tüsbamx u>eig idj mit 3wt>erläfftgfett, iaf ic^ meinem ZTTann pon Hu^en bin. Du tt>eift, er liebt nic^t (Cour, Gene, Ctifette, un6 wk Me Dinger alle Reifen, un6 biefe Heife ift eine "KdU Pon feieren Singerd^en; ic^ werbe alfo öie Caft eljrlic^ mit i^m teilen, un6 6ie Gene fällt gröftenteils auf mic^ surfid, Me ic^ aber nidjt adjten meröe. 2^ wcvbe alles anu)en6en, um o^ne S^ariQ 6ie liebe 6er Untere tanen bnvdf ^öflidjfeit, 5ur>orfommen6es IDefen, Sanfbarfeit 6a, n>o man mir Bereife 6er liebe un6 2(n^nglidjfeit geben wxxb, 5u gen^innen un6 5U per6ienen, un6 fo, glaube ic^, U)er6e idj mit Zinsen reifen."

2Im 2^. ZTTai u>ur6e 6ie Seife pon Berlin aus angetreten. Heber 5^eienmaI6e, ipo 6ie Königin 6ie 5r<^u6e ^tte, i^ren ®nfel €mft 5U treffen un6 gute Hadjridjten pon i^rem Pater 5U er^Iten, ging es sunädjft nac^ Pommern, 6ann über 2)an5ig nadj Königsberg, IDarfdjau un6 Breslau. VOxv brauchen ^ier 6ie SdjiI6erungen nic^t 5U a)ie6ert^Ien, 6ie uns 6ie Begleiterin 6er Königin un6 treue ^fdjroniftin ^rau pon X?of in ifjren Zluf«^ Seidjnungen aufbewahrt Ifat un6 6eren Bearbeitung in 6em befanhten Buc^: „Heunun6fed)5ig 3a^re am Preufifc^en ^ofe" ge6rucft porliegt. €s «>ar pon 2tnfang bis 5um €n6e ein ununterbrodjcner Criumpijsug, mie tljn 6as alte Preufen niemals Por^er gefefjen. Pon tt)eitljer ftrömte alles 5ufammen, um 6em König un6 namentlidj 6er Königin 5U Ijul6igen. Ueberall (Ehrenpforten, Begrünungen, Blumenregen, ^eftlidjfciten, jubeln6e begeifterte ZTTenfdjenmaffen, (Empfange un6 2tnfpradjen, 6em König läftig, Pon 6er Königin mit immer gleidjer be5aubem6er ^ul6 entgegengenommen un6 unermu6lidj enpi6ert. Selbp in H?arfdjau, fo beridjtet ein fransöftfc^er 2tgent, gelang es i^rer ^nrei§en6en Sc^n^it un6 Zlnnmt, 6ie tt)i6enpillige 2Ibneigung 6er Polen 5U übenpin6en. Iln6 bal6 ersä^lte man fidj im gansen Preutenlan6e, in Paläften urie in Bauemftuben, pon iljrer Ijers* gea>innen6en ^^^^^^li^^'i^ gegen ffodf un6 nie6rig, pon il^rer faft töd^terlic^en (Säte gegen ein altes ZHüttcrlein, Pon iljrer mütterlidjen I)er$lidjfeit gegen Kin6er, un6 ^un6ert (Er* 5äl;lungen, ^eute noc^ immer pon Znun6 5U Znun6 mcbetlfoli, flogen 6urc^ 6as Can6. 3^ 6en pon 6er garten ^an6 6er grogen Könige 6es ^8. 3aljr^un6erts geformten Staat, in 6as falte graue Preufen ftrömte pon Königin Cuife eine ^l"^ ^" ^i^^ ^^^ Ciebe: fonnig^ ipar*Ten6, beleben6.

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Don 6er Königin felbft fin6 nur ipenigc 2teuf erungcn über iljre Seife un6 i^re €in:= örücfe erhalten. Sie liaik, wie öfter, ein Cagebudj 5U füljren angefangen, bas aber nadj einigen Bemerfungen über Pommern mieöer abbridjt. Sie rü^mt 6ie alte Pommemtreue un6 freut fidj an 6er malerifdjen Cradjt 6er Bäuerinnen bei KSslin. „Xlaii allem was idj pon 6em Dolf 6er Pommern Ijabe bemerfen fSnnen," fdjreibt fie, ,,fc^einen fie piel Bon^omie $u befi^en un6 6er Bauer fdjcint mir im gansen nidjt arm 5U fein. €r ift feljr geiperbpeif ig un6 arbeitet alles felbft, was er in feiner IDirtfc^aft braudjt. Die Klei6er^ ftoffe un6 6ie ükxbzv felbft fin6 i^rer ^än6e 2Irbeit. Der Bo6en, obgleidj ^ie un6 6a ein ipenig fan6ig, gibt i^nen genug, um mit Ceidjtigfeit leben 5U fSnnen, un6 mehrere Bauern, 6ie idj fragte, ob fie mit ifjrer (Eyiftens 5ufrie6en feien un6 ob fte reidj mären, anta>orteten mir bc^aglic^: Seidj ftn6 toir nidjt, ober 5ufrie6en un6 ^aben unfer Jlusfommen. JPie piele Knnen in IDa^r^eit fagen, 6af fie 5ufrie6en fin6. (ßott erijalte i^nen 6iefe glücflidje €mpfin6ung un6 laffe fie nie 6ie Be6ürfniffe un6 6en tupxs 6er Stä6te fennen, 6er 6as Unglücf fo pieler ^amilien mac^t, 6ie 6en pijantafien 6er Zno6e nidjt genügen fönnen, 6er gröften Cyrannin unferer tCage." Dem Bru6er (ßeorg un6 6er Königin^^ZlTutter fdjrieb fte aus Königsberg poll €nt5Ücfen über Dan$ig un6 6effen ^an6el un6 Sc^ifffa^rt un6 befon6ers über ®lipa, 6as i^r mit 6em Karlsberg, 6em H)afferfall un6 6er großartigen ZITeeresausfidjt pon 6em c^inefifc^en I)äusdjen ipie ein Para6tes erfdjienen fei, 6er (ßrof=* mutter aus IDarfc^au, wo es iF?r fo gut gefallen Ifabe, 6af es nic^t beffer IjaUe fein fönnen* Znit Begeifterung fpridjt fie audj pon 2trfa6ien, 6em Sdjlof 6er Ha65ttptlls, un6 pon 6em 6ortigen tTempel, 6en fie poU fjeiltger (gljrfurc^t betreten Ijabc.

2lm 29. 3uni ^798 uxir 6as Königspaar tpie6er in (E^arlottenburg, £uife etmas ermü6et, aber 6oc^ rec^t glücflic^ über 6ie Seife un6 über 6ie liebe, 6ie ifjr allentljalben entgegengejubelt Ijaitz. IDenige tCage fpäter, am 6. 3uK/ fön6 im Berliner Sdjlof 6ie feierlidje ^ul6igung 6er märfifc^en Stän6e ftatt, 6er auc^ 6ie Königin beitt)of?nte. Unter 6em C^ron^lmmel nafjm 6er König 6en €i6fdjtpur 6er Derfammelten entgegen, ^wx^dim 6en gela6enen ^u^diaucm fiel 6er neue (ßefan6le 6er fransöfifdjen Sepublif auf, 6cr früfjere 2t bb^ Sieyis, pon 6em alle IDelt U)ufte, 6af er für 6en tro6 6es Königs £u6tt)ig XVI. la mort sans phrase geftimmt ^atte: Vertreter 6er fönigmor6en6en Sepolution Inmitten einer 6em Königtum begeiftert ^ul6igen6en altftän6ifc^en Derfammlung.

2tbermals »enlge Cage fpäter, am ^3.3"K 1^9^/ genas Königin Cutfe in (E^rlotten* bürg i^res pierten Ktn6es, einer prinsefftn, 6ie am ©eburtstag 6es Daters, 3. 2tuguft, auf 6en Hamen (Eljarlotte getauft wntbc, 6ie fpätere Kaiferin pon Suf lan6. 3" C^arlottenburg blieb 6er ^f auc^ tpä^ren6 6er näc^ften ZlTonate, ein frie6fames Stilleben ffl^ren6. Hur

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einmal flopftc 6ic laftigc politif an 6ie Cur 6es KSnigsfdjIoffes. 2tuf croröcnüidjc Botfdjafter Suflanös unö ©efterretdjs, ^üx^i Sepnin un6 (ßraf Cu6ims (Eobcnsl, 6cr Unter^nMer 6cs ^rieöens t>on (Eampo ^o^^i^/ etfdjicncn in (Efjarlottenburg, um öen König 5U einer Derftänöigung über gemeinfamc 2Ibmefjr 6cr fransöfifdjen Uebergriffe 5U betoegen. 3" ^^"^^ ungcmöfjnlidj langen Zluöiens, 6ie 6er unge6ul6ige König mehrmals absufflrsen fuc^te, am 6. 2Iuguft in C^arlottenburg, bemüljte fic^ (Eoben$I, 6en König mit allen ZITittcln öiplomatifd^er Kunft 5um 2(nfd}luf an Huflanö un6 0efterreic^ 5U getpinnen; pergeblic^. ^rieöridj H?ilfjelm begnügte fic^ mit Perfidjerung feiner ^reunöfc^ftsgefu^Ie für öen Kaifer von ©efterreidj; an allem, txxis nadj einer Koalition ausfa^, lehnte er feine Beteiligung ab. €r uxir unö blieb entfdjloffen, fidj in feiner Politif 6er Neutralität un6 6es ^rie6en5 nidjt ftören $u laffen. TXlodjk Helfon 6ie fran$öftfdje ^loitt bei Tlbutxv pemidjten, Hapoleon Bonaparte Zlegypten erobern, Suf lan6 fidj mit €nglan6 un6 ©efterreidj 5U neuem Kampfe gegen ^^anfreidj ruften: in (E^arlottenburg be^arrte 6er (Erbe 6er ZTlonardjie 5rie6ric^s 6e5 (ßrof en in 6em bequemen H?o^lleben eines permögen6en (ßutsbefi^ers inmitten feiner ^amilie, feiner PertDan6ten un6 ^reun6e.

(Es liegt eine Stimmung ^eiteren Be^gens un6 forglofen (ßeniefens über 6iefen (Charlottenburger Spälfommertagen. ^rie6ridj XDil^elms un6 Cuifens Ceben ging pöllig auf in 6en fdjlidjten ^reu6en 6er ^äuslidjfeit un6 6es traulidjen Umgangs mit 6en lieben X)enpan6ten. Segelmafiger Perfefjr fjerrfc^te mit 6en £)öfen in Sc^önljaufen. Die Prin$efftn IDilljelmine pon ©ranien un6 Cuifens Sc^mefter ^rie6erife maren häufige (ßafte in (E^ar* lottcnburg; „ZHimi", o^ne je6es ^öljere geiftige 3"^^'^^ff^/ i" ^^^^^ 2tlltagsluftigfeit gan$ für ein anfprudjslofes (ßenuf leben gefc^affen, ,,3fa" „munterer als je" nne Prins (Scorg 6amals urteilt glücflid; als pielumiporbene ZPitipe in Sc^ön^aufen, aber noc^ glücflidjer faft, 5U 6er geliebten Sdjmefter nac^ (Eljarlottenburg fommen 5U 6ürfen. „Vuvdf 6ie San6a)üfte bis sunt (Elyfium", fc^rieb fie tpofjl auf einen 6er Briefe, 6ic pon Sdjönfjaufen nadj (C^rlottenburg 6urc^ „\^l^ ^Heilen arabifc^er IDüfte" gingen. Dort füljlte fie fic^ mit £uife in 6ie tCage i^rer Kin6^eit surücfperfe^t. Denn in (Efjarlottenburg fan6 fie alte Darm- ftä6ter ^reun6e u>ic6er. Petter £u6ipig mar 6a, 6er fpatere (ßrof I^ersog Cu6a)ig IL, ein etipos in6olenter junger ZlTann, aber, mie 5rie6erife perfidjert, „ein ausge$eic^neter (Eljarafter'' ; un6 ®nfcl (ßcorg, fo unpcrtpüftlic^ fröljlic^ ipie einft am Kfjeine. ^rau Pon X?of fa^ mit ZHiftrauen auf feine Befuc^, 6a er immer nur 5U fommen fdjien, ipenn er (Selb braud^te; aber fie ergab fidj 6oc^ fc^lief lidj feiner unu)i6erfte^lidjen £iebensa)ür6igfeit. 3" ^'" frö^Iic^en Kreife in (Cfjarlottenburg gehörte auc^ Qersog Karl 2luguft pon Sodjfens^IDeimar, 6er immer feine I^eiterfle Caune mitbrachte un6 in 6er ^wanglio^gfcit 6iefes £)ofes es fidf vooifl fein lief.

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Der licbfte Bcfudjer aber wav un6 blieb 6oc^ Bru6er ©eorg, 6er am \2. 2tuguft feinen ^9. (ßcburtstag in (C^arlöttenburg feierte* €r mar ein ^übfdjer, fc^Ianfer, blonöer Burfc^e geu>or6en, etmas mctblidj gefü^Ipoü unb fdjipärmcrifdj, aber eben 6arum n>o^l 6er Cteblins Cuifens un6 ^ric6erifens, öenen er audj auf erlief glidj, toäfjrenö 6er fc^mars^arige Karl meljr (CF?arIotten un6 befon6er5 Cljerefen äljneUe* ZlTit iljm wutbcn alle 6ie Cieblings^ plä^e in Pots6am un6 auf 6er Pfaueninfel befudjt un6 in Pare^ 5um €mtefran$ getanst €in 2tugen$euge Ijat uns 6ie Ungesipungenljeit 6iefer ^eter gefdjiI6ert. „Va fa^ man eine Königin neben einer Dienerin, einen Prinsen pon (ßeblüt Kotiüon tansen mit einer ZnüUerin, einen König fic^ Punfdj ferpieren laffen Pon einem Stalljungen un6 eine Prin$effin ftc^ begegnen mit iF?rer Köchin."

H)ie erfdjien Königin Cuife in 6icfen (E^rlottenburger Cagen? IDie Ifatk fxdj bas Pcr^Itnis 5U iljrem (ßatten gcftaltct? ^ric6erife un6 (ßeorg geben uns 2Intu)ort auf 6iefe fragen. Sie ^aben 6en prinseffinnen (E^rlotte un6 tC^erefe, 6ie immer mit gefc^tpifter*« lidjcr Teilnahme nadj Berlin blicften, 6arüber berichtet, bei6e in lieben6er Betpun6erung, (ßeorg aber auc^ mit einer unter 6ie lac^n6e Oberfläche 6ringen6en Beobadjtungsgabe un6 mit nidjt gen^ö^nlic^em X?erftdn6nis,

5rie6erife fc^reibt: „Cuife fieljt fo frifc^ aus un6 ift immer fc^ön tpie ein (EngeL 3Ijr (E^raf ter un6 ifjr ^er5 entfprec^en ifjrem fjimmlifc^en 2teuf em, 6as mac^t jie in meinen 2Iugcn rxodi fdjöner. ©ott er^lte fie un6 ftöre nie iljr (Sind, bas je^t PoUfommen ift un6 pon Seite i^res ©atten noc^ nie 6ie min6efte Crübung erfafjren ^t*" (Sc^ön^ufen, \\. 2tuguft ^798.)

prin$ (ßeorg (2. ®f tober ^798) fdjiI6ert 6as ©lud 6es 2tUeinfeins mit Cuifen in 6en Pormittagsftun6en, bei 6em es faft tpie eine Störung empfun6en wutbe, wenn 6er König pom (Eyersierpla^ 5U i^nen 5urücffam* „2Iber ujenn ic^ 6ie Ciebe falj, mit 6er er fie un6 fie i^n bennllfommnete, oenn es fo zdjt 6urc^Ieuc^tete, wie i^r ZRorgenfuf i^m nac^ 6er 2trbeit fc^mecfte un6 wie fie 6as befeligte, 6ann perfc^tpan6 alles eigene 3ntereffe, un6 idj uxir in 6em ©lud einer fo guten e6len Sc^n^efter glflcfüc^er noc^ als por^er* Sc^n^er würbe es mir aber audj n>er6en, Sir 5U beujeifen, ipie fe^r fie's per6ient; Sir 5U fagen, wie fie fo unermü6et fortfdjreitet auf 6er Ba^n 6es ©uten, fo unabldfftg i^re ppidjten por 2tugen ^at, nicf^ts fte^t als i^ren mann, nid^ts fud;t, nid;ts UDflnfdjt, als U^m 5U gefallen, iF?n glüdlic^ 5U machen, 6abei 6er reine Sinn, 6er reine VOiUe, immer beffer 5U werben, 6ie ©efdlligfeit, 6as liebliche ZDefen, fo PoUfommen 6as alte Betragen, ol^ne auc^ nur 6ie Spur 6er Königin, un6 6oc^ 6abei 6ie ^o^e ZDär6e, 6ie fefle Creue un6 IDärme gegen i^re ^reun6e* Hein, es ift ein rec^t brapes Weib unb getpif, »enn Su fte je^ fo fdljefl, Su würbest fte in 6em ©ra6e tfodi ^dfätjen tpie ic^. ZPillft Su tpo^l glauben, 6af fte )e^

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fanfter «ne 6ie ya ift? xtKldfc, obgleich idj fte bxtsmal munterer wie je fanö, 6oc^ geimf nidjt auffa^renö ift, 3^^^ Zlaipttdt un6 iljr bamit oerfnflpftes orisinellcs IDefen ^t fte iwav gans be^en, un6 obgleich Me Hofefc^uer [?] un6 alles was in bas ^adj 6er Bouffons fdjlägt, porüber ift, fo gibt es bodj immer noc^ Synm, wtnn wit allein jinö, in öenen We alte Cuife 5U erfennen ift. 2tber lag 6ie Sjene fidj än6em, entti>e6er 6er König foll humeurs befommen 06er 6ie [ein unperftän6lic^ IDort] fic^ er^i^n un6 einer fidf mit i^r ftreiten, ja laf il^r Unrecht tun, fte fränfen, un6 pon 6em 2tugenblicf ^fl Du nichts fanfteres gefeljen. (Eine foldje Bcfc^ci6en^eit, eine folc^e (ßutmütigfeit, alles 6abet fo n>enig erfünflelt, fo 6af man fieljt, es ift (E^arafter un6 6er flbenpiegen6e gute Sinn pcgt über tTemperament un6 3"S^"^* Hein, ic^ fdjipöre Sir, 6ie tTränen fin6 mir oft in 6ie 2Iugen gefommen, un6 xdf ^dtte xlft 6ie £^n6e 6afär f äffen mögen. IDa^r ift es, fte Ifat un5uberec^nen6e 2tuffor6crung, fo [idj ftets $u beujac^en un6 5U beffem, 6enn nic^t allein i^r größtes, nämlic^ iljr ^äuslidjes (ßlücf er^lt 6a6urc^ immer allere un6 reinere färben, fon6em audf i^r pia^, auf 6em fte fte^t, muf fte fc^on unbefc^reiblic^ aufntuntem, 6a es gea)if feine fleine Stärfung ift, 6ie fefte Ueberseugung ^ben 3U fönnen, 6urc^ unfer Beifpiel auf ZTRllioncn 5U «nrfcn, ZlTillioncn 6a6urc^ glfldlic^ 5U mac^n un6 pon ZlTillionen 6afür angebetet 5U U)er6en. 2tber lag auc^ noc^ seljnmal mefjr fie 6a5u anfpomen, n>er 6as unen6lic^ Qvo^e ZPort Selbftbe^errfc^ung fennt, 6er tpir6 i^r 6esn>egen me6er feine Ciebe nodj feine Bea)un6erung um 6as geringfle entsie^n fönnen. 3^ ipenigftetts, 6er iljre Cage fo unperfd^leiert fal;, nne's nur immer möglich ifl, fann 6as in ZPa^r^it beteuern, 6enn fo gän$lidj tpillenlos 5U fein, fobal6 6er König 6en fleinften IDunfc^ äufert, un6 täglidj mit 6em Bemuf tfein, 6en größten Danf 5U per6ienen, humeurs nttt Cdd^ln ertragen 5u muffen, ift un6 bleibt ^rt, un6 n^enn audj 6er ZITann, pon 6em idj fte ertrage, ein t>erc^rungsa>ur6iger ZlTann un6 ein 2nann ift, 6er mid; mie6er ntit Ciebe überlauft un6 fein gan$es (ßlücf in ntir fin6et, ipie 6ies alles 6er ^all ift. Da^r piegt 6enn ntandje tTrdne int ftillen, 6ie nid^t gefel^n o6er 6eren Urfac^e nid^t flar nnr6, un6 id; tpie6erl^le es 6arum nod^mals: oenn auc^ alles 6ies nid^t ^inlänglid; ift, fte 5U ^^o^lem 5U bered^tigen, fo gel^ört 6oc^ eine fe^r l^I^e Kraft 6es Qersens fon>o^l als 6es (ßeiftes 6a5u, ftc^ in 6em ZlTafe 6cr Portrefflic^fett 5U erijalten, un6 ftets fo ftdj getreu 5U bleiben" . . .

3m IDec^fel 6er 3<»^ws5eiten «Htr insmifc^en 6er ^erbft gef omnten ntit feinen ZHanöpem, 6ie jc^t, 5unt erften ZTTale feit 6ent Co6e 6es ©rofen Königs, ipie6er in pots6ant un6 llmgegen6 abge^lten a>ur6en. Die Königin tpar faft regelmäfig 6abei ann>efen6, ipte fte aud; an 6er IDei^e un6 Hagelung 6er ^^^nen fär 6ie (5ar6e teilnal^m. (Einige IDoc^en fpdter fte6elte 6ef ^f oan^ nadj Pots6ant ''Sb'r; 2nitte Hopember «Htr man ipie6er in 5^-nrli«.

©n 3^^^ ö)ar nun feit 6cm Cljronipcdjfcl pergangen, ein 3^^^ felbftgenügfamer ein* förmiger Beljaglidjfeit, unö fjinler 6iefem einen 2^^^^ l<^9^" aniere 3^^^^/ «I^cnfo grof an ^djl ipie unperänöerlidj in iljrem Kreislauf: öer H?inter in Berlin mit feinen ^eftlidjfeilen, ^tniiialiv un6 ^erbft in Potsöam mit Sepucn un6 Znanöpem, 6er Sommer mit Keifen unö (Crljolungstagen in (E^arlottenburg* (Ein mädjtiger Strom neuen politifc^en Cebens braufte 6urc^ (Europa, eine geiftige Belegung oF?ne gleidjen flutete 6urdj Seulfc^Iani: 6er Berliner ^of, 6en pon 6em 2tlltagsleben feine Sdjranfe trennte, blieb jenen Strömungen perfdjloffen. (ßelftige IDerte Ratten in 6iefem Dafeinsfreife nodj feine (ßeltung. So reidj 6as Ijäuslidje Ceben 6e5 Königspaares an ftillem (ßlücf ipar, es fc^ien 6odj faft ipie ein Blumenleben, 6as Cuife füljrte. Dem (ßema^l alles aus 6em IDege räumen, xxxis iljm läftig un6 unan^^ genehm u>er6en fönnte, für 6ie Segelmäfigfeit 6es tCageslaufes forgen, 6en X?er6rieflidjen aufljeitem 6urdj ein Cie6djen o6er ein traulidfes (ßefprädj, einen einfamen Spasiergang, eine luftige Unter^ltung am ^amilientifdj, o6er ein fröljlidjes Spiel in 6er Kin6erftube, ernfteren Stimmungen auc^ ipoIjI 6urdj eine fleine religiöfe Porlefung entgegenfommen, 6arin erfdjöpfte fidj fjauptfädjiidj Cuifens Cageujerf. 3" ^^^ unbe6ingten Untenperfung unter 6en IDtllen 6es (ßatten, in 6er rucf^Itlofen Qingabe an 6as i^m bequeme pt^äafifd^e 2)afein 6ro{;te Cuifens Perfönlidjfeit mit allem fc^lummem6en Keidjtum iljrer Begabung untersugeljen.

Durfte es fo meiterge^en? Sollte Cuife abfeits fteljen bleiben Pon 6em 6eutfdjen (ßeiftes^^ leben, u>ie iljr (ßemaljl abfeits ftan6 Pon 6er europaifdjen Politif? Cuife wav nidjt blin6 gegen 6ie (ßefa^r, 6ie i^r 6roIjte: „3d? tpeif noc^ lange nic^t genug, befon6ers ^be ic^ piel pergeffen, voas idj gemuft Ijabe^' fo bef annte fie 6em Bru6er (ßeorg im 6ritten 3<il?re i^rer (Elje; je^t im fünften 3^^^^ f^S*^ P^ einmal fdjer5en6: „IDenn es fo fortgebt, U)er6e idj bal6 nic^t meljr miffen, ob Con6on in (Englan6 o6er in Deutfdjlan6 liegt*"

Znit madjfen6er Beforgnis fafjen 6ie 0efc^tt)ifter auf 6iefe (gnttpicfelung. Cuife wax iljr Stolj, pon 6er fie 6as ^ödjfte eriparteten: fie follte eine Krone audj in 6er geiftigen IDelt tragen, (ßeorg lnsbefon6ere, nac^ 6en Beobachtungen, 6ie er bei feinem legten Befudje gemadjt, ipar traurig über 6ies leere Dafein. „Hein, idj fdfU)öre Dir," fo fdjricb er an Sdjmefter (T^erefe, „es Ijai midf oft fo unglüdlidf gemadjt, 6af idj f?atte blutige Cränen pergiefen fönnen." (Es beruljigte i^n nidjt, 6af öer König felbft ^ö^ere Bllöung bei einer ^rau für überflüfftg ^ielt; er fürdjtete für eine ^ntnn^, in öer „öer Keis öer 3"S«"^ porüber unö bas Jtlter öa ift" «ne wütbe bann bei öer 2tbn)efenljett aller geiftigen 3ntereffen öle Cangeipelle ertragen »eröen? tT^erefe, ofjne öie 2tngft öes Bruöers gan$ 5u teilen, empfahl für Cuife fleine geogrop^lfdfe unö Ijiftorifdje Cafdjenbüdjer, öie pon (Englanö besogen iperöen follten unö als englifc^ tpo^l por öes Königs Ztugen (ßnaöe finöen müröen.

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(ßeorg o6er fein (ßoupcmeur foütett 6er Königin 6ie Bücher geben; eine folc^e Senöung pon i^r felbft, fürchtete fie, wütbe letdjt 6em 2Iuto6afi 6es Königs perfallen.

3nöem 6ie (ßefdjtpifter noc^ hierüber berieten un6 Cuife fclbfl fic^ naii ^ilfe in i^rer geiftigen Hot umfalj, trat ein (Ereignis ein, bas 6iefe Beftrebungen sunädfft 5urflcf6rängte un6 bas (ßlücf öes gansen ;JamiIienfreifes erfdjfltterte.

5ric6erifens €I?e mit prins Couis mar, nne fc^on frfi^r angedeutet, niemals eine glflcflidje gctpefen. IDo^renö 6er Kronprin$ bei einer gemiffen Cmpfänglidjfeit fflr ipeib* lid^e Hei5e bodf ol^ne jeöe intimere Besie^ung geblieben tpar, ^tte Prin5 Couis fc^n frä^ Ciebesper^Itniffe angefnäpft, 6ie er auc^ nac^ feiner Dermä^Iung fortfe^te un6 6ie feiner jungen ^van nidft perborgen tparen. Die (ßeburt öes erften Soljnes, öes prinsen ^rieöridj, öer pom Pater grofe öunfelblaue 2(ugen unö pon 6er ZTlutter ©rubelen am ZlTunöe geerbt Ijatte, füfjrte 6as (g^paar $eitu)eife einanöer näljer, unö auf einer Keife unö bei einem längeren 21ufentfjalt in Sc^ipeöt Ijat ^rieöerife glüdlicbe Cage mit öem (ßatten perleben fönnen. 3n Berlin aber seigte ftc^ öer Prin$ ftets „perpeinert falt" unö beleiöigenö gleidjgültig gegen öie (ßemaljUn, öie i^m nodj 5ipei Kinöer gebar, ^ncbcviU unö KarL ^rieöerife fdjalt wolfl über „öie perteufelte SiabV, öie öen prinsen mit fopicl Perffl^rung umgab unö il^r öen (Satten entsog, unö öie fte felbft öoc^ fo fel^r liebte. ZPiepiel bittere tCränen ^t fic geipeint, jie öie weic^fle unö anfc^miegenöfte aller Prin$efftnnen, öeren IDefcn nidjts als liebe atmete, unö öie bas Sc^cffal an öiefen „eisfalten Ztlann" gefeffelt ^atte! JPie oft iljren Kummer unö i^re X7er5tpeiflung in (ßeorgs treues Bruöer^ers ausgefdjütteti „<D bitte (ßott mit mir, öaf er mir jungem IDeibe Klüglet genug gebe, alles su tragen, OXIS er mir auflegt, öaf er mir ^elfe in allen Höten, öaf er mic^ lettre, einen jungen unerfaljrenen ZlTenfc^en fo 5u lenfen, öaf er mir auf emig sugetan bleibt." Unö ein anöer- mal: „Unterlaffe es nidjt, für öie arme ya 5u bitten. Pie beflen 3aljre, iporin fie je^t lebt, wo inäödjen fonft am lufligften unö am tollften fmö, perlebt fte in Sdjmcrmut unö in tCraurigfeit." Sdjlieflidj fanö fie jic^ in iljr Sdjicffal unö gab ftdj ZHüIje, nidjts 5U Ijören unö nichts 5U feljen, unö blieb auc^ für öen Ungetreuen „bas liebe, fanfte (Sefc^öpf, bas fte imnter gemefen nnir. ZPä^renö öer töölic^en (Erfranfung öes (Satten, öer fein £nöe fomnten fal;, bemies fte ilfm öie aufopfemöfte liebe unö P^ege unö (ßeorg fann in öen Briefen an Cljercfc „öie arme, fromme, ftille Dulöerin" nic^t genug rüljmen, öie ftdf ipie „ein (Engel" am Kranfenbett benommen Ijobe. Cuife aber fchrieb mitleiöig: „UJie gut ifl bas Sc^icffal für mtc^ gegenüber ^neöerife. Peröiene idj es öenn aber meljr? Hein, getpif nidjt. (ßott muf es iljr noc^ einmal in öer U)elt rec^t gut ge^n laffen. Sie peröient gemif (ßlücf unö bat nichts als Kummer."

Der jungen VDittx>e wav bann, mie oben zvwälini, bas Sc^Iof pon Sc^ön^ufcn sunt 2Iuf enthalt übcrlaffen moröen, wo fie fidj baI6 gans befjaglic^ füljlte, 6a fie boxt nic^t fo „ausfpionicrt" iperöen fonnte. Der neunseljnjäljrisen Sdjönfjeit fefjlte es nidjt an Pcre^rem un6 Beiperbcm, 6crcn troftpoUe ^ulöigungen entgegensune^men fie fidj 6urdj iljr ©jeunglücf beredjtigt F?icÜ. „3^^^^^ ^iU P^ ^ben", notiert ^rau Pon X?of in i^rem Cagebuc^. Der erfte, öen fie aus$eic^nete, ipar Prins Couis ^eriinanö; man 6ac^te felbft an eine Der*» mäljlung, 6ie aber, ipie es fdjeint, König ^rieiric^ IDilfjelm III. unterfagte. Dann tarn einer iljrer englifc^en Dettem, Prins 2tuguft ^ersog pon Suffey, 6er fie Ijeiraten un6 mit nadj €nglan6 nefjmen moUte, rpenn fie fic^ entfdjiiefe, ifjre Kin6er auf öem ^e^Üanbc $u laffen. ^rieierife ipar nidjt gans abgeneigt, darauf einsuge^n; 6a ftarb 2tnfang 2tpril \798 iljr jüngftes Kin6, prins Karl, un6 6iefer Derluft fc^en iljr ipie eine Strafe öes ^immels 6afür, 6af fie pc^ pon iljren Kinöem fytite trennen ipoüen. Bei 6er fc^ipermutigen Stimmung, in 6ie pe hierüber geriet, näljerte pc^ i^r als teilne^menier ^reunö 6er prins ßti^vidi pon Sohns :^ Braunfels, 6er, anfänglich in fjollän6ifc^en Dienpen, ^795 in 6as 2tnsbac^er ^ufarenregiment eingetreten un6 je^t 6urc^ ^rie6ric^ HHl^elm III. nadj Berlin in 6ie (ßar6e perfekt tpar. Der Umgang tpur6e tpd^ren6 6er Qul6igungsreife 6es KSmgspaares ^öd^p pertraulic^: aus 6en Briefen 5rie6crif ens im Sommer ^798, obfc^on pe 6en Prin$en nie eripäljnt, fpric^t perfdjipiegenes Ciebesglücf.

5rie6erifens Der^lten ^atte 6ie (ßefdjtt)iper langp beunruhigt. Prin5 (ßeorg nament^« lic^, immer fc^arfblicfen6, ffirc^tete alles fflr pe pon 6em perffll^rerifc^en ZlTfifiggang 6cs Berliner U)oF?llebens* €r permifte an ifjr ofjnefjin Cuifens (ßeip, Cuifens „esprit de conduite" un6 feufste: „ipenn 6odj 6er liebe (Sott pe redjt glücflic^ per^eiraten tt)ollte."

Um U)eifjnac^ten 6es 3öl?tes ^798 erfuljr Königin Cuife, aber nic^t pon 6er Sc^meper, was 5n?tfc^en iljr un6 6em prinsen Solms porgegangen; Cuife felbp mufte 6ann 6em König UTitteilung madjen. Xladf längeren Beratungen, bei 6enen namentlidj 6ie Prinsefpn pon ©ranien für 5rie6erife eintrat, ipur6e eine fdjleunige Dermäljlung mit 6em Prin5en Solms befdjloffen, 6ie 6er Pre6iger pom 3"ixiIi^«n^öU5 fofort pollsog. ^uQUidj aber befaljl König ^rie6ric^ UHl^lm 6ie (Entfernung 6es jungen Paares nac^ Tlnsbaii; 6te Heine ßmbmU 6urfte porläupg 6ie UTutter begleiten, 6er So^n ßviii foüte in Berlin ersogen iper6en. 2tm \0.3^nuar \799 perlief 6ie prinsefpn 6en Berliner ^of; 6ie jüngeren Brü6er iljres per^ porbenen (ßema^ls, 6ie Prinsen ^einric^ un6 IDilljelm, geleiteten pe 5um Seifeipagen. €rp pon Pots6am aus 6urfte pc^ 6er neue (ßemafjl iljr anfc^liefen. Sie felbp fc^ien glüdlidj* „^df Ifabt immer 6as (ßlflcf gefudjt un6 erfe^nt, 5U lieben un6 geliebt 5U werben, enblxdf werbe xdf es geniefen", fc^rieb ^rie6erife 5um 2tbfc^ie6 6er prinsefpn Ka65iu)ill, un6 bal6

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nadj 6er 2tnfunft in Jlnsbadj 6em Bru6cr: „^dj genicfe bas ©lücf, was in ^ütten tpo^nt, un6 nidjt bas, xoas auf Coronen unö in Kronen befielt, 3dj bin perbunöen mit öem einsigen ZRann, 6er nadf meinem (SefüI^I allein mid; je ^otte glflcflic^ mad^en fönnen.^

(gs toar eine bSfe tCäufdjung. 5rie6erife foUte nadj tDenigen ^alitcn inne wtxben, 6af 6as erfeljnte un6 ert^ffte (Bind iljr abermals nic^t befc^e6en n>ar. Das leic^tftnnise un6 brutale ZPefen 6es prinsen, feine ro^en tTrinferfttten, machten 6em fursen (ßlficfstraum baI6 ein fdjiimmes £n6e.

Königin £uife wat 6urdj 6en ^efjltritt 6er fo ^if geliebten Sdju>eper aufs fc^mer$« lidjfte erfdjüttert, fie mar pem>un6et in 6em tiefften i^rer (Befühle: in i^rer gefc^ipifterlidfen Ciebe. 3mmer Ijatte fie mit 6er 5c^n>efter ^reu6 un6 Cei6 geteilt un6 getragen: nichts fränfte fie je^t mefjr, als 6er Ztlangel an Pertrauen, 6en ^rie6erife 6ie gan$e ^ext ^er i^r betoicfen. 3"'"'<^'^ ^^^e fie 6ie Sc^irefter, 6eren Perlen fc^on fo manchmal 2Inftof gegeben un6 X)er6adjt erregt, gegen alle pertei6igt: je^t mufte fie 6em Pater, 6en X?em>an6ten, felbfi 6em englifdjen Prin$en 6as Vorgefallene eröffnen.

H)ie ergreif en6 fdjludj$t 6er Sdjmers 6er Königin aus 6en 5^U<^"/ ^^^ ^^ ^^S^ nac^ 6er Crcnnung pon 6er Sdjipefter an Bru6er ©corg richtete: „Sie ift fort, ja, fie ift auf eipig pon mir getrennt* Sie wirb nun nic^t mefjr 6ie (Sefä^rtin meines Cebens fein, Diefer (ße6anfe, 6iefe (ßeiptf ^t umfüllen 6ermafen meine Sinne, 6af idj andj gar nidjts weiteres 6enfe un6 fü^le, 2Idj (ßott! Ijelfe mir 6iefe fdjipere tTrennung tragen. Der ^immel allein tt)eif , ipas ic^ 6ie ^cit über litt, un6 ipiepiel Cränen Ijeimliclf 6es Hadjts mein £agcr netten. ®1 wk gerne mill idj 6ies alles er6ul6et Ijoben un6 mit ^reu6en noc^ ein VHal . . . fopicl auf midj la6en, Ifäiie idj nur 6ie (ßeu)ifljeit, 6af ifjre gw'i^^f* ^^^^^^ wn6 glücflic^ märe . . . Das unumfdjränftc Pertrauen, 6as ic^ 5U ©ott ^be, 6er (ßlaube an feine Ciebe er^lt midj, 6af ic^ nic^t gan$ fleinmütig werbe. Wenn idj mir porftelle, 6ag 5^e6erife ungläcflidf a>er6en fönnte, fo rec^t elen6 un6 gequält, fo fann idf 2Iugenbltcfe i^iben, tpo ic^ gans persipeifelt un6 fopflos bin. Tiäj, gütige Porfcljung, per^in6cre 6ics. €s tpare

mein tro6 " Bal6 würbe fie je6oc^ ruijigcr; fie fudjte un6 fan6 tTroft in 6em

<ße6anfen, 6af 6ie Häl^e (El^arlottens in Qil6burg^ufen un6 Cl^erefens in Hegensburg günftig auf 5rie6erifc eintpirfen iper6e, un6 por allem glaubte fie, 6ag eine grofe Ciebe, ipic 6ie ^rie6erifens, auc^ ein groges (ßlücf perbürgen fönne, (ßcorg aber fan6 eine bittere (ßenugtuung in 6er rafc^en Pertpirflidjung feiner Beforgniffe un6 fc^lt grimmig auf 6as ,,perpucljte Schlaraffenleben'' in Berlin, bei 6em audf „ein J^iliger in (ßefoljr fomme."

2Iuf 6as £)ofleben ^atte 6ie (Entfernung 6er prinseffm 5rie6erife nur geringen Cinflug. 2tuger 6er Königin trauerte i^r faum jeman6 nac^; man meinte, Cuife fei o^n<^ fie beff^«*

2tIIe ipetteifcrten, Me Königin 5U scrftreucn un6 5U untcrijaltcn. Die Kamepalsfeftlidffeüen gingen i^ren gea>o^ntcn (ßang, unö je6cr 2tnlaf 5U einer befonieren ^eter, «ne 6er (ßeburtstag eines prinslic^cn Pcttcrs 06er einer fürftlidjen Cante, mar miüfommen. ^\x ^aftnac^t \799 peranftallete man bas erfte jener gldnsenien Koftümfefte, ipie fie fortan faft alljd^rlic^ 5um 2tbfdjluf 6e5 Hamevals gefeiert tourien; es fteüte öar 6te Dermä^lung 6er fatt^ltfc^en Königin ZlTaria pon (gnglanö (Königin Cuife) mit König pijilipp II. oon Spanien (Prins 2tuguft ^ersog pon Suffey). Ceiter 6iefer ^eftlidjfeiten ipar 6er pon 6er (ßräfin Cidjtenau nadj Berlin gebradjte Ztrdjäologe ^irt, 6en Profeffor Kiefeipetter un6 für 6ie ZlTujtf 6er Komponift 6er beliebten ©per ^aniion, ^immel, unlerftü^ten, ^^ö^Iic^e ^eftproben, pon 6enen je6er (Etifettestpang perbannt tpar, un6 eine Hac^feier fär alle tTeilne^mer fällten 6en gansen ZlTonat ^ebruar. U)ie manchmal fjaben Königin Cuife un6 prinseffin Cuife Sa65iiPtII fpäter in Zllemel un6 Königsberg an 6iefe tCage Ijarmlofer 5^eu6en 5urücfge6ac^t, ipo man feinen größeren Kummer fannte, als ipenn einmal König ^rie6ridj HHI^elm ftören6 in 6ie X?or* bereitungen eingriff un6 etipa 6en (ßebraudj f öniglic^er 3nftgnien bei 6en Koftflmfeften perbot l

Sdjon 6ama[s aber gab es am Berliner ^ofe 6odj ipenigftens eine Perfon, 6ie mit Unbefjagen auf 6ies feftlidje Creiben fafj: am ßebvnax fdjrieb ^rau Pon X?of in i^r Cagebudj: „ZlTan 6enft an nichts als an 6ie Se6oute, ipäljren6 6ie Könige Pon Sar6inien un6 Heapel auf 6er ^ludjt fin6 un6 C^enbreitftein genommen U)tr6. (ßott ipeif, ipie 6as alles ge^en wirb; gebe 6er ^immel, 6af 6ie Sei^e nic^t an uns fommt,"

Senn Insujifc^en wat 6er Krieg 6er fransöpfc^en Sepublif mit 6er grof en Koalition ®eflerreidj*Suflan6^€nglan6, 6er Krieg, 6er gans IDefteuropa pon 6en Hie6erlan6en bis Heapel erfdjüttem foUte, in 6er Sdjmüi un6 3toK«n 5um 2tusbruc^ gefommen, 3" Berlin crfdjienen U)ie6er auferor6entlic^e Bolfc^after 6er perbün6eten Ztlac^te, tC^omas (ßrenpille pon €nglan6, ^ürft Sietridjftein Pon ©efterreic^, (ßeneral Kinfel fflr 6as £^us ©ranien, um König ^rie6ric^ IDil^elm III. en6lic^ 5um 2(nfc^luf an 6ie Koalition 5U bea>egen. 2tuc^ 6iesmal aber, obgleich Pon 6em preufifc^en ZTKnifter ©raf ^augu)i^ felbft leb^ft unterftü^, fc^eiterten iljre Bemühungen an 6er unerfc^ütterlic^en ßmbmslkhe 6es Königs, Pergeblic^ fuc^te man feine perfönlic^e tTeilna^me fär 6as fo nal^e penpan6te Qaus ©ranien un6 befon6ers für 6ie alten linfsr^einifc^en Befi^ungen Preufens rege 5U machen: er blieb nac^ tt)ie por entfc^loffen, nur bei einem nnrflidjen Eingriff 6er ^ransofen auf Hor66eulfdj^ lan6 3u 6en ZDaffen 5U greifen: nur 6ann glaubte er auc^ auf 6ie poUe un6 begeifterte Eingabe feines X?olfes redjnen 5U fönnen*

Bei 6iefen X?er^n6lungen ift, ipie es fc^nt, sum erften ZlTale audj Königin Cuife etwas in 6ie politif ^ineingesogen. Der ruffifc^e (ßefan6te, ©raf Hifita panin, ^tte fc^n

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einmal flopfte 6ic läfttse polüif an 6ie Cur öes KSnigsfdjIoffes. 2tuf eroröentltdre Botfdjafter Suflanös unö ©eftcrretdjs, ^üv^t Sepnin un6 (ßraf Cuiimg (Eobensl, 6er Unter^nMer 6es ^J^eöens pon Campo ^o^^^^/ erfc^iencn in (E^arlotlenburg, um 6en König 5U einer Derftänöigung über gemcinfame Tibwelix 6er fransSfifc^en Uebergriffe 5U beujegen. 3" ^i"^^ ungcn>5F?nIidj langen 2lu6ien$, 6ie 6er unge6uI6ige König mehrmals absufflrsen fudfte, am 6. 2(uguft in (E^rlottenburg, bemüljle fidf (Eoben$l, 6en König mit allen ZITittcIn 6iplomatifc^cr Kunft 5um 2tnfc^lug an Suflan6 un6 ©efterreic^ 5U geirinnen; pergeblic^. 5rie6ridj H?ilfjclm begnügte fic^ mit Pcrfidjerung feiner ^tmnb\dta^tsQt^ülik für 6en Kaifer pon 0efterreid}; an allem, tx>as naif einer Koalition ausfa^, lehnte er feine Beteiligung ab. (Er n>ar un6 blieb entfd^Ioffen, ftd; in feiner Politif 6er Heutralitat un6 6e5 ^rie6en5 nidjl ftören 5U laffen. VHodjk Helfon 6ie fran$öfifdfe flotte bei 2Ibufir pemidjten, Zlapoleon Bonaparte Zlegypten erobern, Huf lan6 fidj mit €nglan6 un6 ©efterreic^ 5U neuem Kampfe gegen ^^^^"^^^4 ruften: in (E^arlottenburg beirrte 6er (Erbe 6er Znonard^ie ^rie6ric^s 6e5 (ßrofen in 6em bequemen IDo^Ueben eines pennögen6en (ßutsbefi^ers inmitten feiner ^amilie, feiner PertDan6ten un6 ^reun6e.

(£5 liegt eine Stimmung I^teren Bel^gens un6 forglofen (ßeniefens über Mefen Cl^arlottenburger Spatfommertagen. ^rie6ricff IDil^Ims un6 Cuifens Ceben ging pödig auf in 6cn fdjlidjlen ^rcu6en 6er ^äuslic^feit un6 6es traulichen Umgangs mit 6en lieben X?enpan6ten. Kegelmäfiger Dcrfe^r Ijerrfc^te mit 6en £)öfcn in Sc^önljaufen, Die Prinsefjin HHlIjelmine pon ©ranien un6 Cuifens Sc^u>efter 5ric6erife U)aren häufige (ßafte in (E^ar* lottenburg; „2Tlimi", oljne je6es Ijö^ere geiftige ^ntet^Wc, in i^rer Zlütagsluftigfeit gan$ für ein anfprudjslofes (ßenugleben gefc^ffen, ,,3fa" ,,munterer als je" «ne Prins (ßeorg 6amals urteilt glücflic^ als pielumn>orbcne H?itipe in Sc^ön^ufen, aber noc^ glücflid^er faft, 5U 6er geliebten Sd^mefter nac^ (Cl^arlottenburg fonmten 3U 6ürfen. „Vnxdi 6ic San6u>üftc bis sum (Elyfium", fdjrieb fie tpo^l auf einen 6er Briefe, 6ie pon SAönfjaufen nadj (C^rlottenburg 6urc^ „^V« ZTTeilen arabifc^er H?üfte" gingen. Dort füljlte fte ftc^ mit Cuife in 6ie tTage il^rer Kin6l;eit 5urücfperfe^t. 2)enn in (Cl^rlottenburg fan6 fie alte Darm«* ftä6ter 5j^cun6e u>ie6er. Petter £u6tt)ig mar 6a, 6er fpatere (ßrof Ijersog Cu6a)ig IL, ein etipos in6olenter junger ZlTann, aber, ipie 5rie6erife perfic^ert, „ein ausge$eic^neter (Eljarafter"; un6 ®nfel (ßcorg, fo unpertpüftlic^ frötjlidf mie einft am Kljeine. ^^au Pon X?of fa^ mit ZHiftrauen auf feine Befuc^, 6a er immer nur 5U fommen fdjien, ipenn er (ßel6 braudjte; aber fie ergab ftc^ 6odj fdjlief lidj feiner unn>i6erfte^lic^en CiebensmürMgfeit. 3" 6em frö^lic^en Kreife in (El^irlottenburg geljörte audj Qersog Karl 2tuguft pon Sad^fen^ZDeimar, 6er immer feine ^eiterfte Caune mitbrachte un6 in 6er ^Q'^ingloftgreit 6iefes £)ofes es fidj woifl fein lief

Der Kebfte Befud^er aber war un6 blieb 6oc^ Bru6er (Seorg, 6er am \2. 2(uguft feinen ^9. (ßeburtstag in (Cljarlöttenburg feierte. €r n>ar ein Ijübfdjer, fdjianfer, blonöer Surfc^e geiporöen, etwas ipeiblidj gefüljlpoll unö fdjipärmerifc^, aber eben 6arum rDoIjl 6er Ciebling Cuifens un6 ^rie6erifens, 6enen er and} auf erlief glidj, ipäljren6 6er fdjn>ar$^aarige Karl meljr (Cljarlotten un6 befon6er5 Cljerefen äljnelte. 2Tlit iljm iDur6en alle 6ie Cieblings^^ plä^e in ^otsbam un6 auf 6er Pfaueninfel befuc^t un6 in Pare^ sunt Cmtefrans getan$t €in 2tugen$euge Ijat uns 6ie Ungesmungenljeit 6iefer ^eier gefdjil6ert. „Da falj man eine Königin neben einer Dienerin, einen Prin$en von (ßeblüt Kotiüon tan5en mit einer ITlüIIerin, einen König fic^ Punfc^ ferpieren laffen pon einem Stalljungen un6 eine Prin$effm ftc^ begegnen mit iljrer Köchin."

HHe erfdjien Königin £uife in 6iefen (E^rlottenburger Cagen? IDie Ifatk fic^ 6as Per^Itnis $u iljrem (Satten geftaltet? ^rie6erife un6 (ßeorg geben uns 2IntiPort auf 6iefe fragen. Sie Ijaben 6en prinseffinnen (E^rlotte un6 tCIjerefe, 6ie immer mit gefdjipifter^ lidjer Ceilnaljme nadj Berlin blidten, 6arüber berichtet, bet6e in lieben6er Beipun6erung, (ßeorg aber auc^ mit einer unter 6ie Iac^en6e 0berf[ac^e 6ringen6en Beobachtungsgabe un6 mit nidjt gen^ö^nlic^em X?erftdn6nis,

;Jrie6erife fdjreibt: /,£uife fte^t fo frifc^ aus un6 ift immer fdjSn ipie ein €ngeL 3Ijr (Zlfavaftei un6 i^r ^er5 entfpredjen iljrem Ijimmlifc^en 2teuf em, 6as madjt pe in meinen 2tugen noc^ fdjöner. ©ott er^lte fie un6 ftöre nie iljr (ßlücf, 6as je^t poUfommen ift un6 Pon Seite i^res (Satten nodtj nie 6ie min6efte tTrübung erfaljren ^t." (Sc^ön^aufen, \{, Ztuguft ^798.)

Prins (ßeorg (2. ®f tober ^798) fdjiI6ert 6as (Sind 6es 2tIIetnfeins mit Cuifen in 6en X?ormittagsftun6en, bei 6em es faft tpie eine Störung empfun6en tpur6e, ipenn 6er König pom (Eyersierpla^ 5U i^nen $urücffam. „2Iber tpenn ic^ 6ie liebe falj, mit 6er er fie un6 fte it^n betpillfommnete, tpenn es fo ec^t 6urc^Ieuc^tete, wie üft ZRorgenfuf i^m nac^ 6er 2Irbeit fc^mecfte un6 tpie fte 6as befeligte, 6ann perfc^tpan6 alles eigene 3ntereffe, un6 ic^ tpar in 6em ©lud einer fo guten e6Ien Sc^tpefter glücflic^er noc^ als porljer. Sc^tper würbe es mir aber auc^ tper6en, Dir 5U beu>eifen, tpie fe^r fie's per6ient; Dir 5U fagen, wie fie fo unermü6et fortfc^reitet auf 6er Baljn 6es ©uten, fo unabläffig i^re ppidjten por 2tugen ^at, nid^ts fte^t als i^ren mann, nichts fuc^t, nichts tpfinfc^t, als U^m 5U gefallen, i^n glücflic^ 5U machen, 6abei 6er reine Sinn, 6er reine IDiüe, immer bejfer 5U iper6en, 6ie ©efälligfeit, 6as liebliche IDefen, fo poüfommen 6as alte Betragen, o^ne auc^ nur 61« Spur 6er Königin, un6 6oc^ 6abel 6ie ^^e Würbe, 6ie fefte Creue un6 IDärme gegen i^re 5'^eun6e* Hein, es ift ein rec^l brapes Weib un6 geu)if, u>enn Du pe jei^ fo faljep. Du n>är6ep pe in 6em ©ra6e ^oc^ fc^ä^en tpie ic^. ZPillp Du tpol^l glauben, 6af pe jet^t

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fanfter tme 6ic 3fa ift? wtldit, obgleich idj fie 6iesmal munterer tme je fan6, bodf geimf ntd^t auffa^renö ift. 3^re Ilatmtdt unö t^r bamxt perfnfipftes originelles IPefen fyxt fie SttHxr gan$ be^en, un6 obgleid; Me Hafefc^uer [?] un6 alles idos in bas ^adj ber Bouffons fdjlägt, porflber ift, fo gibt es bodj immer noc^ Sienm, votnn mir allein ftn6, in 6cnen 6ie alte Cuife $u erfennen ift. 2lber laf 6ie Sitnt fidj än6em, entmeöer 6er König foD humeurs befommen o6er 6ie [ein unperftdnMic^es ZDort] ftc^ er^i^n un6 einer ftc^ mit i^r ftrciten, ja lag i^r Unredjt tun, fte hänfen, un6 pon 6em 2tugenblicf fjafl Du nichts fanfteres gefe^en. (Eine fold^e Befd^ciben^eit, eine fold^e (ßutmfitigfeit, alles öabei fo menig erfänftelt, fo 6af man fielet, es ift (C^araf ter un6 6er fibenpiegen6e gute Sinn ftegt über (Temperament un6 3uS<^"^* Hein, idj fduDÖre Dir, 6ie (Cränen ftn6 mir oft in 6ie 2tugen gefommcn, un6 idj Ijotte i^r 6ie f^n6e 6afür füffen mögen. IDaljr ift es, fte Ijat un$ubcrcdjnen6e 2tuffor6erung, fo ftdf ftets 5U beoxidjen un6 5U bcffem, 6enn nidft allein itjr größtes, nämlid; it;r ^duslid^es (ßlflcP ert^lt 6a6urd; immer allere un6 reinere färben, fon6em aud^ it;r pia^, auf 6em fte ftet^t, muf fte fd^on unbefd^reiblid; aufmuntern, 6a es getpif feine fleine Stärfung ift, 6te fefle Ueber$eugung Ijaben $u fönncn, 6urdj unfer Beifpiel auf ZTTiüionen 5U nnrfen, ITIillioncn 6a6urc^ glucflid; 5U mac^n un6 Pon ITIillionen 6afur angebetet 5U n>er6en. 2(ber laf auc^ noc^ se^nmal me(;r fte 6a5u anfpomen, n>er 6as unen6lidj grofe IDort Selbftbe^errfdjung fennt, 6er wxvb xlfv 6esa>egen u)e6er feine Ciebe noc^ feine Betpun6erung um 6as geringste entsie^n fönnen. 3d; tpenigftens, 6er t^re Cage fo unoerfdjleiert fa^, une's nur immer möglidj ift, fann 6as in IDafjrtjcit beteuern, 6enn fo gänslid; tpillenlos 5U fein, fobal6 6er König 6en fleinften ZPunfc^ äufert, un6 täglidj ntit 6ent Bcipuf tfein, 6en gröften Danf $u i>er6tenen, humeurs ntit Cdd^ln ertragen $u mäffen, ift un6 bleibt ^rt, un6 tpenn aud; 6er ZTTann, pon 6em xdi fte ertrage, ein pereljrungsipür6iger ZHann un6 ein ZHann ift, 6er midj u)ie6er ntit Ciebe überljauft un6 fein ganses (ßlücf in mir fin6et, n>ie 6ies alles 6er ^all ift. Da^r fliegt 6enn mand^e (Crane int ftiüen, 6ie nid^t gefeiten 06er 6eren Urfad>e ntd}t flar tpir6, un6 id} n>ie6er^le es 6arum nod^mals: tpenn aud> alles 6ies nid}t ^tnlänglid) ift, fte 5U ^et^lem 5U bered^tigen, fo get^ört 6oc^ eine fe^r ^^e Kraft 6es ^rsens fotpot^l als 6es (ßeiftes 6a5u, ftc^ in 6em ZHage 6er üortrefflidjfeit 5U er^lten, un6 ftets fo ftdj getreu $u bleiben" . . .

3nt IDedjfel 6er 3ötjres5eiten nxir instptfdjen 6er Jjerbft gefommen mit feinen Znanöpem, 6te je^t, 5um erften IXlaU feit 6em (Co6e 6es (ßrofen Königs, u)ie6er in Pots6am un6 Umgegen6 abgel^alten n>ur6en. Die Königin n>ar faft regelmäßig 6abei ann>efen6, n>te fte aud; an 6er ZPeit^e un6 Hagelung 6er ^a^nen für 6ie (Barbe teilnahm. (Einige IDoc^n fpäter fte6elte 6er ^f ganj na^ Pots6am über; IXlxttt ZTopemK^r nxir man tpieber in B^Hn.

€tn 2^liv wav nun feit 6cm tEIjroniDcdjfel pergangen, ein 3aljr felbftgcnügfamer cin^* formiger Be^aglidjfeit, un6 hinter öiefem einen ^aiive lagen an6ere 3^^^^/ ebenfo grog an ^alfl mit unperän6erlid} in i^rem Kreislauf: 6er IDinter in Berlin mit feinen ^eftlidjfeiten, Jrüljja^r un6 f^erbft in Potsöam mit Heouen unö ZtXanöpem, 6er Sommer mit Heifen un6 (Erfjolungstagen in C^arlottenburg, (Ein mädjtiger Strom neuen politifdjen Cebens braufte 6urd; (Europa, eine geiftige Betpegung o^ne gleidjen flutete buxdi Deutfdjlanb: 6er Berliner f^of, 6en pon 6em 2tlltagsleben feine Sdjranfe trennte, blieb jenen Strömungen perfdjloffcn. (ßeiftige IDerte Ratten in öiefem Dafeinsfreife nodj feine (ßeltung. So reidj bas Ijäuslidje Ceben 6es Königspaares an ftillem (Sind wav, es fdjien bodf faft u>ie ein Blumenlcben, 6as Cuife fül^rte. Dem (Bcmal)l alles aus bem IDege räumen, n>as i^m läftig unö unan^ geneljm iperöen fönnte, für bxt Hegelmägigfeit 6es tEageslaufes forgen, 6en üerörieflidjen auffjeitem buvd) ein Cieödjen obzv ein traulidjes (ßefprädj, einen einfamen Spasiergang, eine luftige Unter^ltung am ^amilientifdf, o6er ein frö^lidjes Spiel in 6er Kinöerftubc, emfteren Stimmungen audj ipoljl buvdi eine fleine religiöfe Porlefung entgegenfommen, 6arin erfdjöpfte pdj Ijauptfädjlidj Cuifens tEagen>erf. 3" ^^^ unbeöingten Unterwerfung unter 6en IDillen 6es (Satten, in 6er rücf^ltlofen f^ingabe an bas i^m bequeme p^afifdje Dafein öro^te Cuifens Perfönlidjfeit mit allem fdjlummemöen Heidjtum i^rer Begabung untersuge^en.

Durfte es fo weitergeben ? Sollte Cuife abfeits fteljen bleiben pon 6em öeutfdjen (ßeiftes^^ leben, u>ie i^r (ßema^l abfeits ftanö pon 6er europaifdjen Politif? Cuife u>ar nidjt blin6 gegen 6ie (ßefa^r, 6ie iljr 6ro^te: „3<^ o)eif nodj lange nidjt genug, befonöers Ijabe idj picl pergeffen, was idj geipuft Ijabe" fo befannte fie 6em Bru6er (ßeorg im öritten 3ö^re i^rer (Elje; je^t im fünften 3^^^^ f^9^« einmal fdjer$en6: „Wenn es fo fortgebt, u>er6e idj bal6 nidjt me^r wiffen, ob Conöon in (Englanö o6er in Deutfdjlanö liegt."

2Tlit madjfenöer Beforgnis faljen Me 0cfdjipifter auf öiefe (gntmicfelung. Cuife u>ar i^r Stol5, pon 6er fie 6as f^ödjfte enparteten: fie follte eine Krone audj in 6er geiftigen IDclt tragen, (ßeorg insbefonöere, nadf 6en Beobadjtungen, 6ie er bei feinem legten Befudje gemadjt, wav traurig über 6ies leere Dafein. „Hein, xdj fdjipöre Dir," fo fdjrieb er an Sdjipefter tE^crefe, „es Ijat midj oft fo unglücflic^ gemadjt, 6a0 idj fjätte blutige tEränen pergiefen fönnen." <£s beruhigte iljn nidjt, 6af 6er König felbft Ijöljere Bil6ung bei einer Jrau für überflüfftg ^ielt; er fürdjtete für eine ^ntun^, in 6er „6er Heis 6er 3"9«"^ porübcr un6 6as 2tlter 6a ift" u>ie u>ür6e 6ann bei 6er 2tbu)efen^t aller geiftigen 3ntereffen 6ie Cangemeile ertragen iper6en? Cljerefe, o^ne 6ie Ztngft 6es Bru6ers gans 5u teilen, empfaljl für Cuife fleine geograpljifdje un6 Ijiflorifdje (Tafdjenbüdjer, 6ie pon (Englan6 be$ogen wttbm follten un6 als englifc^ tpo^l por 6cs Königs Ztugen (ßna6e fin6en u>ür6en.

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fikorg oöer fein (ßouüemeur foüten 6er Königin 6ie Bfldjer geben; eine foldje Sen6ung pon Hfv felbft, fürdftete fte, u>ür6e leidjt 6em 2tuto6af< öes Königs perfaüen.

3n6em 6ie (ßefdjroifler noc^ Ijierüber berieten un6 Cuife fclbft pdf nadf ^ilfe in iljrer geiftigen Hot unifa^, trat ein (Ereignis ein, bas 6iefe Beftrebungen $unädjfl surücförängte un6 bas (ßlücf 6es gansen Jamilienfreifes erfdjütterte.

Jrie6erifens (E^e mit Prin$ Couis nxir, ime fc^n frfl^r angeöeutet, niemals eine glücHidje geroefen* IDä^renö 6er Kronprin$ bei einer gemiffen (Empfänglid^feit für n>eib* lid^e Heise bodf o^ne je6e intimere Besiet^ung geblieben mar, ^atte Prins Couis fc^n fräl; Ciebesper^ltniffe angefnäpft, 6ie er aud^ nad} feiner 2?ermä{;lung fortfe^te un6 6ie feiner jungen ^rau nid^t perborgen tparen. Die (ßeburt 6es erften Sol^nes, 6es Prinsen Jrieöridj, 6er pom üater groge 6unfelblaue Ztugen un6 Pon 6er ZTIutter (ßrflbc^n am 2TTun6e geerbt Ijatte, füljrte 6as ^ifcpaav seitipeife einan6er nä^er, un6 auf einer Seife un6 bei einem längeren Ztufentljalt in Sc^ipe6t Ijat ^rie6erife glücflid>e (Tage mit 6em (ßatten perleben fönnen. 3" Berlin aber $eigte ftdj 6er Prin5 ftets „perpeinert falt" un6 belei6igen6 gleid^gflltig gegen 6ie (ßema^lin, 6ie il^m noc^ 5tpei Kin6er gebar, ^rie6erife un6 KarL ^rie6erife fdjalt tpoljl über ,,6ie perteufelte Sta6t", 6ie 6en Prin$en mit fopicl üerfüljrung umgab un6 i^r 6en (ßatten ent5og, un6 6ie fte felbft 6od; fo fe^r liebte. ZPiepiel bittere (Tränen ^t fte geipeint, fie 6ie ipeic^fle un6 anfd}miegen6fte aller prinsefftnnen, 6eren IDefen nidjts als Ciebe atmete, un6 6ie 6as Sdficffal an 6iefen „eisfalten ZTXann'' gefeffelt t^attel IDie oft i^ren Kummer un6 il^re Persmeiflung in (ßeorgs treues 3ru6erl;er5 ausgefd^fittet! „0 bitte (Boii mit mir, 6a0 er mir jungem ZPeibe Klügst genug gebe, alles 5u tragen, tpas er mir auflegt, 6ag er mir I^elfe in allen Hdten, 6af er mid; le^re, einen jungen unerfafjrcnen ZlTenfdjen fo $u lenfen, 6af er mir auf emig 5ugetan bleibt." Un6 ein an6er* mal: „Unterlaffe es nidjt, für 6ie arme 2fa $u bitten. Die beften 3a^rc, tporin fte jetjt lebt, ipo 2nä6c^en fonft am luftigften un6 am tollften ftn6, perlebt fte in Sdjipermut un6 in tCraurigfeit." Sc^lieflidj fan6 fte ftdj in i^r Sdjicffal un6 gab ftdj IXXütfc, nidfts $u ^ören un6 nidjts 5U fe^en, un6 blieb auc^ für 6en Ungetreuen „6as liebe, fanfte ©efdjöpf", 6as fte immer geipefen ipar. lDäI}ren6 6er tö6lidjen (Erfranfung 6es (ßatten, 6cr fein (En6e fommen fa^, beipies fte i^m 6ie aufopfem6fte Ciebe un6 Pflege un6 (ßcorg fann in 6en Briefen an (T^ercfe „6ie arme, fromme, ftille Dul6erin" nidjt genug rüljmen, 6ie ftdj ipie „ein (Engel" am Kranfenbett benommen Ijabe. Cuife aber fdjrieb mitlei6ig: „IDie gut ifl 6as Sdjidfal für midj gegenüber Jrie6erife. I?er6iene idf es 6enn aber mefjr? Hein, geipif nidjt. (ßott mu0 es iljr nodj einmal in 6er IDelt rec^t gut geljen laffen. Sie per6ient gen>i0 (ßlücf un6 I^ nichts als Kummer."

Der jungen ZDittpe wax bann, wk oben ertpä^nt, bas Sc^lof von Sd^dnt^aufen 5um 2tufentljalt überlajfen ujoröen, wo jte jtdf halb gans beljaglidj füllte, 6a fte bort nidjt fo „ausfpioniert" roeröen fonnte. Der neunse^njä^rigen SdjSnIjett feljite es nidjt an üereljrem un6 Beiperbem, öeren troftpoüe Jjulötgungen entgegensuneljmen fte ftdj 6urdj t^r (E^cunglücf beredjtigt ^ieü. „3^^^^^ ^^^ P^ ^ben", notiert ^rau pon I?of in iljrem (Tagebudj. Der erfte, 6en fte ausseidjnete, war Prin5 Couis ^eröinanö; man öadjte felbft an eine Per^ mäljlung, 6ie aber, iPte es fdjeint, KSnig ^rieöridj IDil^elm III. unterfagte. Dann tarn einer ifjrer englifdjen Pettem, prins 2tuguft ^ersog pon Suffey, 6er fte Ijeiraten un6 mit nadi (Englanö neljmen iPoUte, ipenn fie ftdj entfdjliefe, i^re Kinöer auf 6em Jeftlanöe 5U laffen. Jrieöerife ipar nidjt gans abgeneigt, öarauf einsugeljen; 6a ftarb 2tnfang Tlpnl \798 iljr jüngftes Kin6, Prins Karl, un6 Mefer Perluft fdfien i^r ipie eine Strafe 6es Jjimmels 6afür, 6af fte ftdj Pon i^ren Kin6em Ijatte trennen moUen. Bei 6er fdjn>ermütigen Stimmung, in 6ie fte Ijierüber geriet, näljerte ftc^ i^r als teilneljmenöer Jreun6 6er prin$ Jrie6ridj pon Sohns ^ Braunfels, 6er, anfänglidj in fjollän6ifdjen Dienften, \795 in 6as 2tnsbad}er f^ufarenregiment eingetreten un6 je^t 6urdj Jrie6ridj IDil^elm III. nadj Berlin in 6ie <ßar6e perfekt n>ar* Der Umgang n>ur6e n>ä^ren6 6er £^ul6igungsreife 6es Königspaares t;5ct}ft pertraulidj: aus 6en Briefen ^rie6erifens im Sommer \798, obfdjon fte 6en prinsen nie enpo^nt, fpridjt perfdjipiegenes Ciebesglücf.

Jrie6erifens Perijalten ^atte 6ie (ßefdjipifter langft beunruhigt. Prin$ (ßeorg nament=» lidj, immer fdjarfblicfen6, furdjtete alles für fte pon 6em perfü^rerifdfen ZUufiggang 6es Berliner IDo^llebens. (Er permifte an itjr otjne^in Cuifens (ßeift, Cuifens „esprit de conduite" un6 feufste: „u>enn bodf 6er liebe ©Ott fte redjt glflcflidf per^eiraten mollte."

Um IDeiljnadjten 6es ^alfxes ^798 erfutjr Königin Cuife, aber nidjt pon 6er Sdjipefter, ipas 5U)ifdjen itjr un6 6em prinsen Solms porgegangen; Cuife felbft mugte 6ann 6em König ZHitteilung madjen. Zladf längeren Beratungen, bei 6enen namentlidj 6ie Prinseffin pon ©ranien für Jrie6erife eintrat, wuxbt eine fdjleunige Permä^lung mit 6em prinsen Solms befdjloffen, 6ie 6er Pre6iger pom 3npali6en^aus fofort pollsog. ^ugleidj aber befahl König Jrie6ridj ZDil^lm 6ie (Entfernung 6es jungen Paares nadi Ztnsbadj; 6ie f leine ^rie6erife 6urfte porläuftg 6ie ZTTutter begleiten, 6er So^n Jri^ follte in Berlin ersogen wexben. 2tm ^0.3anuar \799 perlief 6ie prinsefftn 6en Berliner f^of; 6ie jüngeren Brü6er i^res per^ ftorbcnen (ßema^ls, 6ie Prinsen ^einridj un6 IDiltjelm, geleiteten fte $um Heifeoxtgen. (Erfl pon Pots6am aus 6urfte ftc^ 6er neue (ßemat^l il^r anfd^liefen. Sie felbft fc^ien glücflid;. //34 t^be immer 605 (BlücP gefud^t un6 erfe^nt, 5U lieben un6 geliebt 5U n>er6en, en6lidf u>er6e idj es geniefen", fc^rieb Jrie6€rife $um 2tbfc^ie6 6er prin$efftn Ha6$iipill, un6 bal6

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nadi 6er 2tnfunft in Tlnsbadj 6cm Bnt6er: „3^ genicge bas (ßlücf, ipos in ^ütten n>o^nt un6 nidjt bas, was auf Coronen un6 in Kronen befte^t 3^ ^^^ perbun6en mit 6em ein$igen ZTIann, 6er nadi meinem (ßefüljl allein midj je ^tte glücflic^ madfen fSnnen.^

(Es u>ar eine böfe tCäufdjung, Jrie6erife foüte nadf »enigen 3^^?^^^ ^""^ n>er6en/ 6ag 6as erfe^nte un6 erhoffte (ßlücf i^r abermals nidft befc^e6en nxir. Dos leic^tftnnige un6 brutale IDefen 6es prinsen, feine roljen Crinferfttten, machten 6em fur$en (ßlficPstraum baI6 ein fdjiimmcs €n6e.

Königin Cuife u>ar 6urdj 6en Je^ltritt 6er fo ^if geliebten Sdjipefler aufs fdfmerj* lidjfte erfdjüttcrt, fte u>ar üenpun6et in 6em tiefften i^rer (ßeffiljle: in iljrer gefduDifterlic^en Ciebe* 3"i"i<^^ '?^tte fte mit 6er Sc^ipefler Jreu6 un6 £ei6 geteilt un6 getragen: nidjts fränfte fte je^t meljr, als 6er Zllangel an Pertrauen, 6en Jrie6erife 6ie gan$e ^ext Ijer iljr bcipiefen, 3^"^^^ ^^^e fte 6ie SdjiDeftcr, 6eren Per^alten fdjon fo mandjmal 2tnflo0 gegeben un6 2?er6ad;t erregt, gegen alle t>ertei6igt: je^t mufte fte 6em Pater, 6en Peni>ait6ten, felbft 6em englifdjen prinsen 6as Porgefallene erSffnen,

IDie ergreif en6 fdjiudjst 6er Sc^mer$ 6er Königin aus 6en 5^^^"/ ^'^ f^^ ^^ C^S^ nadj 6cr (Trennung pon 6cr SdjiDefter an Bru6er (ßeorg ridjtetc: „Sie ift fort, ja, fte ift auf en?ig pon mir getrennt. Sie iDir6 nun nidjt mc^r 6ie ©efäljrtin meines Cebens fein, Diefcr <ße6anfc, 6iefe (ßetrig^it uml^fillen 6ermaf en meine Sinne, 6af ic^ aud; gar nid^ts ipcitcrcs 6enfe un6 fu^le. 2tdj (ßott! ^elfe mir 6iefe fdjtDere (Trennung tragen. Der f)immel allein tDcif , tras id^ 6ie ^eit aber litt, un6 tmeinel (Tränen ^mlid; 6es Hadjts mein Cagcr netten. ®! iDic gerne irill idj 6ies alles er6ul6et I^en un6 mit Jreu6en nodj ein IHal . . . fotncl auf midj Ia6cn, fjätte idj nur 6ie (Bcwx^lfdt, 6a0 iljre ^ntnu^ fjeiter un6 glücflic^ iDärc . . . Das unumfdjränftc Pertrauen, 6as ic^ $u (ßott Ijabe, 6er (ßlaube an feine Ciebe er^lt midj, 6af idf nidjt gan$ fleinmütig werbe. Wenn idj mir porfteüe, 6a0 Jrie6erife unglücflidj werben fönnte, fo redjt elen6 un6 gequält, fo fann idj 2tugenblicfe fyxbcn, voo idj gans t>er5n)eifelt un6 fopflos bin. Tidf, gütige Porfefjung, Derljin6ere 6ics. (Es wäre

mein (To6 " BaI6 u>ur6e fte je6od} ruijigcr; fte fudjte un6 fan6 (Troft in 6em

(ßc6anfen, 6af 6ie Xlälfe (Tljarlottens in ^il6burg^ufen un6 (T^erefens in Segensburg günftig auf Jrie6erife einmirfen tt>er6e, un6 Dor allem glaubte fte, 6a0 eine groge Ciebe, wie bxe Jrie6erifens, audj ein großes (ßlücf i>erbürgcn fSnne. (ßoorg aber fan6 eine bittere Genugtuung in 6cr rafc^en Penpirftidfung feiner Beforgniffe un6 fdjalt grimmig auf 6as „oerfludjte Schlaraffenleben" in Berlin, bei 6em auc^ ,,ein f)eiliger in (ßefatjr fomme."

2tuf 6as f)ofIeben Ijatte 6ie (Entfernung 6er prin$efftn 5rie6erife nur geringen (Einflug. 2tugcr 6er Königin trauerte Ujr faunt jeman6 nac^; man meinte, Cuife fei o^ne fie beffer.

(02

2tüe ipettctferten, 6ic Königin 5U 5crftrcuen un6 5U unterljalten. Die Kamepalsfeftlidjfciten gingen i^ren gciooljntcn (Bang, un6 je6cr 2tnlaf 5U einer befonöercn Jeier, nrie 6er (ßeburtstag eines prinslidjen üetters o6cr einer fürftlidjen ^ank, wav u)iIIfommen. ^u Jaftnadjt \799 üeranftaltete man bas erfte jener glänsenöen Koftümfefte, u>ie jie fortan faft alljd^rlic^ 5um 2(bfd;lu0 6es Kamepals gefeiert mürben; es ftellte bar bie Permät^Iung ber fat^olifc^en Königin ZtXaria üon (Englanb (Königin Cuife) mit König Philipp II. oon Spanien (Prin$ 2luguft f^eQog üon Suffey). Ceiter biefer ^eftlidffeiten mar ber pon ber (ßräfin Cidjtenau nadj Berlin gebradjte Ztrdjäologe ^irt, bm Profeffor Kiefeipetter unb für bie ZTTuftf ber Komponift ber beliebten ©per ^andjon, Jjimmel, unterftü^ten. Jröljlidje Jeftproben, pon benen jeber (Etifette$iDang üerbannt war, unb eine Hadjfeier für alle (Teilneljmer füllten ben gansen ZTIonat ^ebruar. U)ie mandjmal ^aben Königin Cuife unb prinsefftn Cuife Habsimill fpäter in ZtXemel unb Königsberg cm biefe tEage Ijarmlofer ^reuben 5urücfgebadjt, voo man feinen größeren Kummer f annte, als n>enn einmal König ^riebridj HHlIjelm flörenb in bie üor*» bereitungen eingriff unb etma ben (ßebraudj föniglidjer 3npsni«n b^i ben Koftümfeften perbot l

Sdjon bamals aber gab es am Berliner f^ofe bodj ipenigftens eine Perfon, bie mit Unbetjagen auf bies feftlidje (Treiben fa^: am 5. Jebruar fdjrieb ^rau pon Pof in iljr (Tagebudj: ,,2nan benft an nidjts als an bie Heboute, »ä^renb bie Könige pon Sarbinien unb Heapel auf ber ^ludjt finb unb (E^renbreitftein genommen u>irb. (ßott u>eif , ipie bas alles ge^en u>irb; gebe ber ^immel, ba^ bie Hei^ nidft an uns fommt."

Denn in$ipifc^en wat ber Krieg ber fransöftfdfen Hepublif mit ber großen Koalition (Defterreidj^Huglanb^^Cnglanb, ber Krieg, ber gans IDefteuropa Pon ben Hieberlanben bis Heapel erfdjüttem follte, in ber Sdju)ei$ unb 3toK«n $um 2tusbrud} gefommen. 3" Berlin erfdjienen »ieber auferorbentlidje Botfdjafter ber perbünbeten TXlädfk, tCljomas (ßrenpille pon (Englanb, ^ürft Dietridjftein pon ©efterreic^, (ßeneral Kinfel für bas fyxus (Dxanien, um König ^riebridj IDil^elm III. enblidf $um 2tnfdjlug an bie Koalition 5U belegen. Tlndi biesmal aber, obgleidf Pon bem preufifdjen ZUinifler (ßraf Jjaugipi^ felbft lebljaft unterftü^, fdjeiterten Ujre Bemühungen an ber unerfdjütterlidfen ^riebensliebe bes Königs. Pergeblidj fudjte man feine perfönlic^ (Teilnaljme für bas fo naije penpanbte f)aus ©ranien unb befonbers für bie alten linfsr^einifd^en Beft^ungen Preufens rege 5U mad^en: er blieb nadf wie por entfc^loffen, nur bei einem »irflidfen Ztngriff ber ^ransofen auf Horbbeutfdj^ lanb 5u ben IPaffen $u greifen: nur bann glaubte er aud; auf bie polle unb begeifterte Eingabe feines Polfes red^nen 5U fönnen.

Bei biefen Per^nblungen ift, »ie es fc^eint, $um erften ZTIale audj Königin Cuife etipas in bie politif ^ineingesogen. Der ruffifc^e (ßefanbte, (ßraf Hifita panin, ^e fdjon

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früljer feiner Regierung empfohlen, öte (ßema^Hn Kaifer Pauls I., Kaiferin TXlavia ^eoöorotDtta, eine geborene iDürtlembergifdje Prinseffin, $u einem pertraulidjen Brief ipedffel mit Königin Cuife 5u peranlaffen, um 6urdj fte audj auf 6en König Cinfluf 5U gewinnen ein Brief« »edjfel, 6er ein O^^'^S^^"* fpäter unter fo gan$ anöeren Umftän6en penmrflic^t mur^e. Panin fiberseugte fxdf freilid} baI6 felbft unb fprad; es aus, 6af Me Königin feinen poKüfd^en (Einfluf fjabt unb äberl^aupt 5U einer politifdjen Holle nic^t geeignet fei* 7i\s er im Sommer \799 ftdj pon i^r üerabfdjieöen öurfte, n>ar er erflaunt $u ^ren, »ie u>enig fte bodf von 6er eigentlidjen Cagc 6er Politif unterridjtet u>ar. 2tn6erfeits ift anfdjeinen6 im 3ntereffe 6c5 ^aufes ©ranien auf 6te Königin eingemirft n>or6en, un6 (ßeneral Kinfel erfuhr, 6af fte bei 6cr Hadjridjt pon 6en anfänglidjen Hie6erlagen 6er ©efterreic^er in (ßraubün6en, ätjnlidj wk Jrau pon Vo% geäufcrt fyxbt: „Viadi Ujnen iper6en ipir an 6ie Hei^e fommen.'' (Es fin6ct ftdf audj, 6af 6ie Königin eine 6er 6antals entftan6enen Denffdjriften für 6ic Hcutralität Preuf ens, ptelleic^t eine Ztrbeit 6es (ße^imen Kabinettsrats Beyme, eigen* ^än6ig abgefdjrieben Ijat.

2tUe 6tefc politifdjen I?er^n6Iungen Ijemntten tpe6er, nodj befdjieunigten fte 6en (Bang 6es Berliner Jjoflebens. pünftlidj €n6e TXläxi u>ur6e nadf Pots6am übergefie6elt, ipo 6ie Königin ftd; anfangs red^t traurig un6 nie6ergefd^Iagen füt^Ite, 6a 6as 2(n6enfen an Sd^tpefter ^ric6erife un6 6eren Scbicffal ftd; i^r 6ort mit neuer <ßen>alt auf6rängte. Kaum ^tte fte 6iefe feelifdjen (£in6riicfe ubenpun6en, als fte ftd} Pon förperlid^en £ei6en ^imgefud^t fa^. (Es u>ar ein ungeiPöIjnKdj faltes ^rü^ja^r un6 6ie IDoIjnung im Pots6amer Sta6tfdjIof fdjipercr nodj 5U fjeisen als fonft. „Danf einem Berg glüljen6er Koljlen un6 einem fürdjter* lidjen ^euer", fdjreibt Königin Cuife an ^rau pon Pof , ,,ip es mir [I^ute] gelungen, midj 5u eripämtcn. (ßcftem aber bin idj faft 6er Ijeftigen Kälte erlegen, 6ie 6as Blut in mdnen 2t6em erftarren lief. 3" 6iefem 2tugenblicf fdjneit es . . . Pots6am ift entfe^lidj traurig, alles ift fo falt, alles ift fo flill. (ßlücflidj, u>er mit 6er auf ercn Sulje 6ie Seelenrul^ per* bin6et, 6ie alles ertragen lägt. Wenn idj auf 6ie üergangenfjeit 5urucfblicfe, fo sittere idj nid^t un6 fflrd^te mid; nidjt, mit mir allein 5U fein, um etn>as 5U ent6ecfcn, tpas mic^ beunruhigen fönnte. ZTleine Kin6er, meine Büdjer, 6as Sdjreiben befdjäftigen midj fo, 6af 6iefe bei6en tEage redjt fdjnell pergangen fin6." IDenige tEage fpatcr erfranfte fte, ä^nlidj, aber fdjipcrer als Pier 3^^?^^ früher in Sansfouci. Bal6 fjief es, 6af ifjre Bruft angegriffen fei, 6af fte Blut fpeie. „Diefe peripünfdjten ^^^^J^/" ''^9* ^wu pon I?of , „in 6enen fte tpoljnt, un6 6te Kälte, 6ic 6ort Ijerrfdft, ntuffen fte fdjliegltdj töten. 3^ t>in gans per« 5tpeifelt 6arüber." (Erft nadf einigen IDoc^en er^lte ftdj 6ie Königin. Sie fonnte ftdj 6es Befud^es t^rcs Daters freuen un6 felbft tpie6er 6ie äblic^n Hepuebälle befuc^n, tpo fte, wie

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t. ^\<»^ Kiirl irill^clm ^^r^inanb poit i^raiiufdrmcig. 2. Königin U^iftPC <51tfabctb Cl^nfiitte i>on prtiißcn, 5. priii5 XVinrid? 5. :3tf. t>ori pririigcn. 4. prin|cffiu ^fer^inanö pou prenfien, 5. prin^ ^fcröman^ t>on preti^cii. 6, pririjcffin It'ilbclminc ron prciigen, €rlvftatthttltcnn ^tf^ ^!f^c^ian^c. :. priiij ^lu^nft Don preugciL t*, priujcfiitv Ctiifc rou ptCMficti, ^iirftin KaösiirilL 9. pdrij fotiis .fcr^iTlanb ron prciigen

einer 6er (Teilnehmer, (ßraf Celjnöorff , beridjtet, 6ie 2tntpcfen6en buvdi „bcn göttitdfen (Ton ifjrer Stimme besauberte, 6er nur 6iefem (Engel Don ^Jrau eigen ift."

Von Pots6am aus, am 25. ZTIai, wnvbe 6ie Sommerreife angetreten, 6iesmal nadf IDeften, ins „Heidf". Was Cuifens £^er5 6abei mit freu6iger (Ermartung erfüllte, u>ar 6ie Jtusfidft, alle iljre SdjiDeftern audj Jrie6crife un6 6ie Stätten iljrer Kin6Ijeit, Darm* fta6t un6 Jranffurt, u>ie6er5ufeljen. So ^attc 6er König felbft alles längft angeor6net un6 porbereiteL „HHffe nodj," fdjrieb Cuife 6em 23ru6cr (ßeorg, „6a0 mein ZtXann allein, o^ne 6af xdf bavan 6adjte, mit 6em pian meiner gansen Heife ^erporrücfte un6 6af er es ift, 6er alles, alles arrangiirte. Hun 6enfe Dir 6iefen Ben>eis feiner Ciebe gegen midj 5u allem an6em un6 empfin6e leb^ft, was mein £fcxi gegen 6iefen e6len, 6urdjaus redjtfdjaffenen guten ZtXann empfin6et." 3" J}il6burg^aufen foUte 6ie ^ufcimmenfunft 6er pier Sdjipeftem 6ie erfte feit 6er Derlobungsfeier in Darmftaöt ftattfin6en, „Cieber (ßeorg, ipie ipir6 Dir bei 6iefem (ße6anfen?" (gegen (£n6e 2Tlai fdfon wav 6er ganse Jamilienfreis in £}xlb^ burgfjaufen bei Charlotte perfammelt: üjerefe un6 ^rie6erife, (ßeorg un6 Karl, un6 audj 6ie je^t fiebsigjä^rige (ßrof mama. ZTIan enpartete nodj 6en Pater, ^ersog Karl, un6 Königin Cuife. Der Pater fam suerft. „XOddf 2tugenblicf, 6ies U)ie6erfeljn," fdjreibt tC^erefe einer ^reun6in; „es gibt feinen liebepoUeren un6 geliebteren Pater als i^n un6 mit Kedjt, es ift ein fo portrefflidjer, fo ritterlidjer ZUann. 3^^^^ feiner fünf Kin6er un6 neun (Enfelfin6er perlangte nadj einem Blicf, nadj einem Ku0, ipenigftens nadf einem J)än6e6rucf . €r fonnte nidjt allen genügen. UHr serfloffen fämtlidj in (Tränen." 2tm 2. 3^nx, pon IDeftfalen Ijer, traf Cuife ein. „^eute", fdjreibt tT^erefe, „fommt 6ie Königin, es ift 5U piel auf einmal. Was Ijabe xdf getan, fo piel (ßlücf 5U per6ienen?" Iln6 einige (Tage fpäter: „3^ o^^^f nidjt, u)ie idj 6as tzbzrx nennen foll, 6as ipir feit 6er 2tnfunft 6er Königin führen. Sie ift 6ie Seele eines Kreifes, 6er audj oljne fie pdj fdjon auf 6em (ßipfel 6es (ßlücfes glauben U)ür6e. 2tuf 6em 2tntli^ 6iefer unpergleidjlidjen ;frau fin6 6ie (ßöttinnen 6er 2tnmut, 6es Spiels, 6es Cadjens pereinigt. 3^^ Ijeiterer f<ijul6lofer Blicf belebt un6 beglücft alles. Die ;Jrem6en ftrömen in 6iefer Sta6t 5ufammen, man Ijat faum ^eit 2ttem 5U fy^len." ^u 6iefen Befudjem J)il6burgljaufens gehörte audj 3^^" Paul, 6er 6ort 6er Königin 6urdj (Charlotte porgeftellt n>ur6e un6 6er fpäter 6en „pier fdjönen un6 e6eln Sc^ipeflem auf 6em (Throne" feinen (Titan tpi6mete. (Ein junger Künftler, Karl Barttj^ tjat 6ie Sdjipeftem 6ort öfter auf itjren Spasiergängen im Parf pon J)il6burgtjaufen beobadjten fönnen; iljm fiel befon6ers Cuife auf, „6eren reine formen, por allem 6er fo fdjön gebil6ete un6 6odj ipie6er fo in6ipi6uell rei5en6e Kopf, fo Ijarmonifdj mit 6em fc^lanfen Jjals pereinigt, überall an 6ie 2tntife mahnten."

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2lm 7. 3unt pcrltef Cuife mit tT^erefe un6 (ßeorg ^ilöburgljaufcn nnb erreichte über (Eifenac^ am nddjften tEage Kaffel, voo ftc mit i^rem (ßema^I $ufammentraf, 6er ln$imfc^ in IPeftfalen nodf Hepuen geleiten ^tte. Cängft ^tte 6er Huf t>on Königin Cuifens Sdiönlfeii un6 Qol6fcIigfctt 6te (ßrensen Preußens überfc^ritten. Dos 6em preufifc^n IPefen fonft fo fprö6e „Heidj" Ijul6igte 6iefer preufifc^ Königin »ie einer 6eutfc^n Kaiferin« (ßöttinger 5tu6enten t^en gefc^U6ert, nHe 6ie ganse Uniperfttät 6amals ^in Qi^ un6 Staub'' nac^ Kaffcl n>an6erte, ange$ogen pon 6em ,,2nagnet'', pon Königin Cuife« 2(IIe Kollegien ipur6en gefdjioffen, ,,6enn nur Kranfe o6er griesgrame 2tntifcn^ tporen surficPgeblieben. „Die £an6ftrafe ipar pon Kutfc^n, Heitern, ZTlenfc^n un6 Karren fo be6ecft, 6ag ntan Ijier einer I?ölfcnpan6erung o6er (Emigration bei$uux>^nen fdjien." Diele ftn6 in 6er Hodjt pom 8. 5um 9. 3uni 5U Juf pon (ßöttingen nadf Kaffel gcipan6ert un6 füljlten ftdj glflcf*» Ixdf, am nädjften (Cage einem Sonntage 6ort 06er auf 6em IDeigenftein (UHU^lms» Ijö^e) 6te Königin feljen $u fönnen. „Z^tt ©eftalt", fc^reibt ein Stu6ent 6cm ;freun6e, „l)at etwas 2(et{;erifct}e5, wüdjts buvdi 6ie fel^r 6flnne KIei6ung fe^r unterftfi^t ipir6; 0 6es fdfönen XDeibcs, 6er Königin ^ttefl Du fte nur gefel^n, »ie fie mit einem ^I6en BHcf alle Jjcrsen feffclte." 2tber auc^ (T^erefe fan6 i^re Ben>un6erer. (Ein Beric^terftatter meint, 6ag, „iper 6as pifante 6em ßdnen por$ie^e, tljr 6en 2lpfcl reichen tpflr6e."

lieber (Eifenad;, Qtl6burg^ufen un6 Koburg n>ur6en 6ann 6ie 6amal5 preufifc^en JUarfgraffdjaften Zlnsbadj^Bayreuttj befuc^t, für 6ie Königin Cuife eine befon6ere Vorliebe fafte* 2lud; 6te (ßrabftätten 6er Qo^nsoUem in Qeilbronn tpur6en beftd^tigt* ZHit £^r6en« borg, 6cm alten Bcfanntcn iljrer (Eltern pon f^nnoper Ijtt, 6er feit einigen 3a^ren in preufifd^e Dienfte getreten n>ar un6 jc^t 6ie ITIarfgraffc^ften faß felbft^errlid} regierte, fam Cuife 6amals in näljere perfönlidje Besicijungen. Dann ging es über U)ür$burg nac^ ZDiI^Imsba6, pon q>o Zlusflüge in 6ie ltmgegen6 unternommen tpur6en. ZDelc^e 5reu6e für 6ie (ßcfd^nnftcr, in Darmfta6t 605 „Para6ies'' il^rer Kin6ertage tpie6er5ufe(^n, un6 ;Jranffurt, „6en ®rt", ipie Cuife fdjreibt, „unferes erften Um^rfeljens in 6cr großen IDelt, 6cn ®rt, ipo idj 6ie intereffanteftcn Befanntfdjaftcn meines Cebcns gcmadjt Ijabe." „®an} Darmfta6t", fdjreibt tCt^crcfe, „empfing uns in ru^ren6er U)eife un6 je6es ^immet im PalafI unfercr (ßrogmama crijicit einen befon6cren Befudj." 3m Hoten Jjaus 5U ^ranffurt, wo \7^ö König 5rie6rid} HHl^cIm II. reft6iert Ijatte, gab 6ie Kaufmannfc^ft 6em Königspaar ein Ballfeft, bei 6em eine pon Köcfri^ perbreitete Hac^rid^t über angeblid^ franjöftfd^e Ueberrumpelungspläne Beunru^gung erregte. 3" ^ranffurt Ijat, »ic befannt, Cuife 6urc^ Pnn5 (ßcorg auc^ (ßoetl^s ^TTuttcr 5U ftd; in 6as tE^um« un6 (Cafisfc^e Palais gela6en un6 mit ibr pon „porigen !^cxUn'* geplau6ert Tim 30. 3uni perlief fie noc^ einem rflKr^^-n

2(bfc^ie6 pon Jric6erifc U)tl^clmsba6 un6 fam über (Eifcnadj, voo ftdj C^rlotte ©er* abfctfieöetC; mit tEIjcrcfe un6 (ßeorg am ^.3"K i" IDcimar an. f)tcr fa^ fte am näd^ften (Tage eine 2tuffüljntng von „IDallenfteins Co6" öie piccolomini ^atte fte fdfon am 2. TXlävi 6esfelben 3^^«^ i" Berlin gefeljen unö lief jtdj Sdjiüer, 6er pon 3«"<» herüber* gefommen u>ar, (ßoetl^e unö HHelanö porftellen. Sdjiller fan6 Me Königin ,,fe^r grasiös un6 üon perbinWidjftem Betragen"; J)er6ers ;Jrau nennt fte ,,ein IDefen Pon 6er glücflidjften Hatur, 6ie Haipetät unö (ßrasie felbft", ,,eine Jjebe". 2tm folgenöen (Cage perlief Cuife mit 6em Könige IDeintar* tEI?erefe, 6ie nodj 5urücfblieb, fc^reibt über 6en Ztbfc^ieö pon 6er Sdjtpefter: „Die Jjimmlifdje, jte fdjlof midj fo feft in Ujre Ztrme, idj 6rücfte fte fo iparm an mein fyvi, unö bodf permoc^te man uns $u trennen . . Du fannft nidjt 6enfen, ipas bas für ein eMes, reines, anmutiges (ßefd^dpf ift; ber Umgang mit i^r läutert einen, 6enn man ipür6e jtdj fürdjten, in i^rer Hä^e mit unlauterem ^er$en ein^ersugeljen, pielmeljr es u>äre unmdglid}, 6enn feiten erfd^ien tpo^l fo ^o^e tTugenö unter einer fo rei5en6en (ßeftalt ..."

2lm 8. 3uK n>ör bas Königspaar U)ie6er in 6em geliebten Cljarlottenburg.

Die rafdje 2(usf5{;nung mit ^rieöerife, 6eren Perbannung ipenige ZHonate porljer fo grofes 2tuffeljen gemadjt Ijatte, erregte 6oc^ einigen 2tnftof , um fo meljr, ba es Ijief , Me Prinsefftn wtxbc halb n>ie6er naii Berlin 5urücffe(;ren. Königin Cuife na^m bas üblidje Berliner (ßere6e fe^r leidjt. „J)a$ Ijier unö 6a junge ungesogene ^erren", fdjrieb pe einmal an (ßeorg, ,,fic^ 6umme Spdfd^en o6er Bemerfungen erlauben foüten, un6 midj fo ipenig als an6ere 6amit perfd^nt laffen, ift feljr glaublic^." Daf fie gegen Sc^ipefter ^rieöerife un6 an6ere Deripanöte auc^ Stein Ifai bas fpäter geta6elt 5U nadjftc^tig fei, ipar iljr felbft redft tpol^l betpuf t. 2(llein 6iefe gefdjtpifterlid^e unö penpanbtfd^aftlid^e Ciebe bilöete fo fe^r einen U)efens5ug iljrer ipeiblidjen Hatur, 6a0 fein fdjlimmes (Erlebnis je etipas 6aran Ijat än6em fönnen. „ZHeine ipa^re un6 aufridjtige 2tnljänglidjfeit an meine ganse Jamilie", fdjrieb fte einmal 6er (ßrofmutter, „ift 6er 2trt, 6af idj nic^t gan$ glücflidj fein fann, ipenn idj fte nidjt alle glücflidf ipeif ." Dem Bru6er (ßeorg aber, 6er fte pon 6em (ßesifc^el benadjridjtigt fyütt, befannte fte: „3^ ^^^ ^^^ fdjtpadjes IDeib, 6as füljle id} alle (Tage me^r; aus (ßüte 6es ^er$ens iper6e ic^ fc^ipadj. 3^ iPÜnfdje, es ginge allen ZTIenfdjen tpo^l, 6est^lb persei^e ic^ leicht, pergeffe gern, fdjelte nidjt, tpo xdi follte, um nidjt 5U betrüben, un6 idf fürchte, xif ftifte 6od} nidjts gutes, n>e6er auf er mir, nodj in mir; 6enn 6ie menfc^lic^e Hatur ift per6orben, fte ipill ^drte unt 6er Befferung ipillen, fte 6ürfen nidjt gefeint fein, un6 ic^ ^obe mir $um (ßrun6fa^ gemadjt, fanft, fd}onen6, gütig gegen 3^^" 5u fein, un6 ebm bamm fflrdjte ic^, tper6e ic^ fc^tpadj un6 meine Selbftanöigfeit perlieren. Beruhige mic^ 6arüber, lieber (ßeorg, Du bift ein gefü^lpoUer ZTIenfc^, nur $u gefü^lpoll,

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605 tft Dein ^Jcljler, mandjmal fc^u>ärmerifdj. (Es 6arf ntc^t gcfc^roärmt fein, in 6er imrf* lidjen IDcIt muffen u>ir bleiben, uns 6urd}arbeiten, fo u>ill es bas SdjicffaL Kommt es blof auf midj allein an, fo traue idj mir $u, nic^t fdjn>ad} $u fein, fo ipenig in meinen ^anMungen, als in meinem Urteile* 3P ^^ ^^" 2tn6erer öamit i>erbun6en, fjat mein Urteil (Einfluf auf 6as ZPoI^l eines Streiten, fo fc^nxxnfe ic^, obgleich bas (Befahl 6es Hechts tief un6 flar in meinem ^et^en fdjlägt. Was ift 6iefes Sdjnxinfen? 3P ^ Sdjipoc^e o6er ift es ZTIenfdjenliebe? "

Königin Cuife ^at in öiefen feilen i^rer (Befc^mifterliebe un6 il^rer ZTIenfctfenliebe ein fdjdnes Denfmal gefegt, ©ab fte pdf 6abei aber nic^t nadjfidftiger welleidjt un6 n>etc^, als fte tatfädjlidf u>ar? (ßcra6e 6em Bruöer gegenüber bewies fte öamals, 6af fie bodi mit beiöcn Jüf en feft „in 6er tpirflidjen U)elt" ftan6 un6 „um 6er Befferung u>illcn" ouc^ „Ijart" 5u fein tpugte.

Prin5 (ßeorg, 6er bis^r in Hoftocf ftu6iert ^tte, follte nun in einer größeren Sta6t feine Bil6ung enpeitem un6 perpoUftän6igcn. Unter 6em frifdjen (Ein6rucf 6cs 2tufent^ltes in IDeimar riet Cuife iljm, 6iefe Sta6t $u iDä^len, voo er audj ^inan$* un6 KameraU tpiffenfcfytften lernen fönne; un6 6ann ;,6enfe Dir einmal 6ie ^rrlidjen €rIjolungsftun6en in XDielan6s un6 (Boet^s (ßefellfd^ft^'. Cuifens (ße6anfe fam nid^t sur 2(usftil}rung; es tpur6e pielme^r befc^loffen, 6a0 6er Prin$ nac^ Berlin ge^en folle. So glücflidf Cuife 6arüber xvav, 6cn Bru6er längere ^eit um ftc^ $u Ijaben, fo n>ar fie bodj nidjt o^ne Sorge, 6ag 6er Prin$ in 6en beraufc^en6en (ßenüffen 6es Berliner Kamepals 6er I?erfflljrung leidjtfertiger un6 ausfd;n>eifen6er ^TTenfd^en erliegen fönne. Sc^trefterlid} nnimte fte il^n: IDenn fte fo etwas an üjm erlebte, „xdi IftulU un6 fc^mte midj tot; Du u>ür6eft in mir 6ie fältefte un6 frem6efte Pcrfon fin6en." Sc^cr5en6 fügt fie 6iefen (Ermaljnungcn ein an6ermal ^in5u: „^err Cid^tl^ammer ift in midj gefahren."

5u 2tnfang 6es IDinters ^799 fic6elte Prin$ (ßeorg irirflic^ nac^ Berlin über, wo er im Palais 6es perftorbenen prinsen Couis IDoIjnung crljielt. Soipeit es iljm eine bcginnen6e Sc^werljörigfeit geftattete, befudjte er 6ie Porlefungen 6es Pre6igers un6 f)iftorifers 2tncillon, 6cs fdjon ermähnten Profcffors Kicfcipetter, 6es 2tpoftcls 6er Kantifdjen P^ilofop^e in Berlin, 6er auc^ 6ie jüngeren Brü6er 6es Königs untcrridftctc; Jric6ric^ Schlegel u. a. fdjeint er ebenfalls gcijört 5U ^ben. €r ipar täglidj am Jjofe, allen ein nrillfommener (Saft, aud} 6em Könige, 6en er 6urdf feine betpeglid^e ^röl^lid^feit aufl^eiterte; felbft in Me gcfürdjtetc (Cecftun6e bxadik er mit Cuife etipas Ceben. ZTIit 6er ^rau pon Pof un6 6«m Kammerljerm pon Sdjil6en fc^lof er gute ^rcun6fdjaft Die fdjönfle 5reu6e an feinet (ßegenipart Ijatte, u>ie ftdj perftctjt, Königin Cuife, 6ie namentlich im Sommer tftno. iDah«w^

6er König 6ie tEruppcn in Pommern bejtdjtigte, in Sansfouci mit il?m frolje (Tage nerlebte. Sorgen um 6en 23ru6er blieben iljr 6abet freilidj öodj nidjt gans erfpart, 3" Berlin iwax üerijtelt fidj 6er Prins taöellos, ^erslidj öanfbar 6afür, 6af er bei Sdjroager un6 Sdjn>efter ein „Paterfjaus" gefunöen Ijabe; aber plö^Iidj überfam i^n 6ie Seljnfudft nadj einer älteren Hoftocfer Dame, in 6ie er fidj perliebt Ifattc, unb 6ie er je^t 6urdjaus heiraten iroüte. Da ^at i^n Königin Cuife in fdjönen un6 emften IDorten abgemaljnt; fte befdjiDor iljn bei i^rer gefdjroifterlidjen Ciebc un6 ^äxtixdiMi, unb fie rief iljn aus feiner Sc^U)ärmera>eIt in „6ie roirflidje IDelt" surücf: „ta^ Didj nidjt fo geljen u>ie ein Homanljelö/' prins (ßeorg ^5rte un6 üersidjtete, Königin Cuife aber tröftete 6ie üerlajfene,

Wxv Ijaben 6iefer (£pifo6e geöadjt, nidjt blo0 6es Ztnteils 6er Königin Cuife u>egen, fonöem u>eil ein l?iertelja^rljun6ert fpater, unter emften un6 für bas preugifd^e Königshaus beöeutfamen Umftänöen, nodj einmal öaran erinnert wntbe. 2tls Prin$ IDil^elm, 6er fpätere Kaifer, in fdjiperer ^ersensnot um 6ie ffanb 6er prinseffm (Elife Ha65iu>ill fämpfte, Ijat Prin$ (ßeorg als (ßrof Ijersog 6em Heffen pon feinem eigenen £iebeslei6 er5äljlt un6 mit 6en perftän6nisüolI tröften6en IDorten eines Sc^icffalsgenoffen iljn $ur (Entfagung ermutigt.

Uadf etwa 6reijäljrigem 2tufentljalt, im ZHai \802, perlief prin$ (ßeorg Berlin, um 6ie Sdiwexi, wo er in Heudjatel ^fräulein Pon (EWieu befudjte, un6 3*^^^^" 5" bereifen. (Er blieb längere ^dt in Hom, wo er mit IDilljelm pon J)umbol6t nä^er befannt rpur6e un6 Kunftfadjen für 6en Berliner ^of anfaufte. Königin Cuife trug 6ie lange tCrennung fdjroer. IDas u)flr6en iljr 6ie Berliner IDinter o^ne 6en Bru6er fein? Die gefdjroifterlidfe Ciebe aber fdjien mit 6er (Entfernung nodj 5U madjfen, un6 Cuife fonnte ftdj nidjt genug tun in üerfidjerungen särtlidjfter Ztnljänglidjfeit an 6en fernen Jreun6 un6 Bru6er. „3^ '«""^ meinen (ßeorg/' fdjreibt fte bal6 nadj 6effen 2lbreife, ,,6em nidjts fo Ijeilig ift als 5reun6fd}aft, un6 gottlob, u>ir begreifen nidjt, une man leben fann un6 glücflidj fein oljne 6iefe Ijimmlifdje (Empfin6ung." Un6 su feinem (ßeburtstage: „Die Kenntnis meines ^er$ens mu0 Dir fagen, 6af idj 6iefen (Tag preife un6 (Sott eipig 6afür 6anfen u>er6e, 6er mir meinen Bru6er gab, 6en idj mit allen ftarf en un6 $arten (Empfin6ungen meines Qet^ens un6 meiner Seele lieben fann."

(ßeorg Ijat 6er Sdjmefter $ärtlic^e Ciebe alle$eit mit fd}n)ärmerifc^r 3n"tg'^ ertpi6ert. Der (ßrofmutter befannte er einmal, 6af „6as (Befühl, mit 6em 6ie Katljolifen an iljren ^eiligen Ijingen, nic^t Pon 6em perfc^ie6en fei, 6as iljn an 6en (Engel feffele". Un6 6er Sdjmefter fc^rieb er $um (ßeburtstag: „Sei mir gegrüßt un6 6rel Zllal ipillfommen, 6u tCag, 6en auc^ fommen6e (ßenerationen noc^ mit 6em (ßriffel 6er Ciebe in iljr ^r$ $eidjnen iper6en, 6er genannt iper6en ipir6, fo lange 6ie Zllenfdf^t noc^ Sinn ftdj erijält für 6en

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(ßc6anfcn, 6af unrflidf ctnft bas fdjönfte (ßemüt in 6er fdjönftcn Jjüüe lebte.^ Die (Befd^tDifterl^crsen fd^Iugcn in einem (SlcxditlarxQ, für 6en Cuife einmal bas ZDort fanö: ;,Unfere Seelen nerfte^en pdf fo gans, ein ^audj belebt 6ie Saiten, un6 6er Tlccoxb ift 6a un6 wirb eroig 6a fein."

Unter 6en Sd^tpeftem mar es prin$efftn (T^refe pon (Tt^um un6 fZaps, 6ie in 6iefer ^cit 6em Jjersen 6er Königin am nädjften flan6; fle trat gleidjfam an ^rie6erif ens Stelle, 6ie iljre (giferfudjt 6arilber nidft per^eljlen fonnte« Xladi tC^erefe feljnte ftc^ Cuife bef6n6er5 im ^rufjjaljr ^800, als 6er (ro6 eines nur ipenige ZTTonate alten (TWjterdjens, 5rie6erife, un6 eine (Erfranfung 6es KSnigs fte fdjmersKdf erfdjüttert ^en; 6ringen6 lu6 fie 6ie Sdjroeftcr 5U einem Befudje ein. Die Briefe, 6ie Cuife un6 (C^efc 6arflber »ec^elten, fuljren uns hinein in 6ie gan$e 3nni9'^W ^^^^ Sdjroeftemliebe un6 suglcidj in 6ie über* fdjroänglidje (ßeffitjlsfeligfeit jener (Tage.

„3^ ^be," fdjreibt Cuife, ,,6rei IDadjen lang graufam gelitten, un6 erft feit einigen tEagen beginnt meine Seele ruijiger 5U u>er6en. Der graufame un6 $errei0cn6e üerlufl meiner f leinen ;Jrie6erifc, 6ie (Erfranfung 6es Königs, 6ie por i^rer €ntfd}ei6ung midj 5U tCo6c ängftigtc, alles 6as überfiel midj mit einem Zllale. 3dj nxir in einem be6auems^ u)ür6igen ^u^tanb^, bas fdjn>ör' idj Dir. ZTleine tCränen, 6ie geredjt u>aren, ftocften plö^lidj por Sc^rccf, als idj eines ZTTorgens meinen ITIann in ftarfem ^ieber un6 fe^r franf fan6. Des Hadjts u>eint' idj, bei tCage am Kranfenbett lächelt' ic^, um 6em Cei6en6en ZHut 5U geben, bei 6en fdjönften Sommertagen fein Cei6 $u tragen .... Den 30. [2ndr$] pcrlor idi meinen (Engel, it^re 2(gonie 6auerte pon 6 bis 8 6es TXbmbs, ba perfd;ie6 6er (Engel un6 enpartct midj nun oben in befferen Spl^aren mit aufgeflärtem (ßeiftc ..."

Die Königin bittet 6ann 6ie Sc^roefter, fie im ZTIai in C^rlottenburg $u befudjen; pom 2^. an u>er6e fte 6ort H (Tage lang allein fein, 6ie fte gan$ 6er ^reun6fcbaft n)i6nten fönne.

tEI?erefe lehnte ab, aus Hücffidjt sunädjft auf iljre Kin6er, 6ie 6cr ZTIutter bc6ürften, 6ann n>egen 6es in Sfi66eutfd;lan6 n>fiten6en öfterrcicbifd; « f ransöfifcbcn Krieges. Cuife enpi6crtc {^3. ZTlai ^800): „Wk fonntcft Du einen 2tugcnblicf 5a>eifeln, 6af idj Dic^ ron Deinen Pflidjten abijalten würbe? (ßeftegt Ijat 6as Znuttergefüljl, fobal6 ic^ Deine (ßrün6e las, un6 6ie Sdjroefter fteljt gern 6en Kin6em nadj. Bleib, bcfte (D^erefe, bei Deinen lieben Kin6em, forge für fie, pflege fte, un6 n>enn Du glucflii; 6urd} 6ie (Erfüllung Deiner Pflidjten bift, fo 6enfe, 6af ic^ Didj nidft ^in6erte, 6iefe feiigen (Befühle $u genießen. ^df gcftetje Dir 6ennodj nteine SdjuKidjIjeit, 6a0 geftem, als idj Deinen Brief (in <C^r* lottenburg gera6e) entppng un6 las, einige (Tränen 6em fdjön geträumten Craum floffen. Henne <»« (Eigennufe, "enn<» es '^^r 01*4% Ci<»f>e, '^«n i»vtf>rlic^, idj lieb« 'Hid)! M«^ ^

Sixüt 3at|rc

fofict mir nxdfi tpcntg, gans öcn (ßcöanfcn 5u untcrörücfen, Dtc^ nxdfi 5u fc^en, inöem ic^ öte ^Öffnung unfercr Bereinigung fo lange unö fo beforgt nährte* tCaufenö XDünfc^e fcljicfe ic^ 5um ^immel für Dein XDo^I."

IDenige tCage fpoter, am ^8. ZlTai, fügt fie ^insu: „Was ftnö mir ZHenfc^en 6oc^ für fc^tpoc^e (ßefcljöpfe* Kaum ^aben mir einen (Entfc^Iuf gefaft, fo tpanfen mir auc^ fc^on tpieöer. (Blndlxdj, wenn wxv nur tpanfen unö nic^t gan5 erfc^üttert mit famt öen IDurseln unterge^n. Siefes ^at Be5ug auf meinen ^n^tanb. Denfe, liebe tC^erefe, öaf ic^ in öiefem 2tugenblicf Seine beiöen Briefe empfange, öen oom 8* unö öen pom U. . . . ZlXein ^er$ bebte unö füllte noc^ einmal mit aller Ceb^aftigfeit bas (Bind unferer üer* einigung, öie feiigen Stunöen, öie fie uns gemährt ^aben tpüröe* So<ij neinl Sas, tpas xdf einmal für gut erfannt, öem blieb ic^ treu. Su bleibft bei Seinen Kinöem, xdf bleibe o^ne Scljmefferl aber öodj mit öem Bemuftfein, rec^t getan 5U ^aben, bas xvxvb mein tCroft fein .... (Eine Bitte fjabz xdf 5U Sir, befter (Engel, fc^icfe mir eine Kleinigfeit, öie Su aber piel trägft oöer getragen ^ft. (Ein Hing oöer Banö oöer Kette, nur ettpos, ic^ bitte Siiij. Siefe Kleinigfeit perläft mic^ öann nicljt öie §txt, öie tpir ^en fönnen $ufammen fein, unö ic^ fe^e es an, örücfe es an mic^ unö öenfe Seinl Schiefe es mir öurclj eine Stafette, ic^ bitte Sic^, öann fann ic^ es balö ^aben . . . 2(öieu, (Engel! Cs ift falt, graues unö trauriges XDetter. (ßott gebe Seinem fersen immer Sonnenfcljein .... Sterbliclje finö ipir unö fterblic^ all unfere XDünfc^e. £eiö unö ^reuö, fie ge^en oöer mir ge^n porbei. IPie tt>a^r ift öiefesi £ebe ipo^I, befter (Engel, unö pergeffe um (ßottes »illen nicljt meine Bitte."

tC^refe erfüllte rafc^ öen XDunfc^ öer Scljipefter unö fanöte i^r ein 2trbeitsfäftc^en nebft einem Hinge mit einem „armen gefeffelten geserrten fersen, öem Bilö öes irrigen." ^ugleic^ fc^rieb fie i^r einen Brief, öer fpoter bas Sc^icffal gefyibt Ifat, bnvdi Itapoleon aus (C^arlottenburg nac^ Paris entführt $u meröen, unö uns öaöurclj erhalten geblieben ift.

„Cuife, (Engel, Sc^n)efter, Ciebling meiner Seele," fcljreibt (C^erefe am 22. ZlTai, ;,ipie foll ic^ Sic^ nennen, n)ie Sir ausörücfen, was xdf empfinöe? XDorte fönnen es nic^t, nimm meine (Tränen, adf, fte Riefen Sir, unferer Itic^t«^ Bereinigung im pollen ZlTafe. IPie ift es möglich, öaf bas eifeme Sc^icffal fo öem Srang $ipeier ftc^ liebenöer fersen »iöerfle^en fonn. Sc^icffal ift es, nic^t Su, nic^t ic^, öie bas Hein ausgefproc^en ^cn. €s ift ja unmöglich. H>ie fSnnte xdf meine Cuife trauemö, u)ünf<ijenö laffen, »enn es irgenö in meinen Kräften pänöe, es ab$uänöem. €^e ic^ Sic^ nicljt ipieöer Reiter ipeif el?e ift fein Sonnenfdjein für mein ^r$. (ßott ift mein 3^uge, liebe, einsige Cuife, öaf je^t meine erfle pflidjt mtc^ $ur Sc^n>effer ruft ZlTeine Kinöer pnö n>oIjl, Sophie iff fe^r geftärft, unö ipa^r^aftig, ic^ perliefe fte ruijig. Unö an Seinem fersen fSnnte mir je^t

gani woljl tperöen. (ßlaube, (Engel, öaf mein gebeugtes ^ers gan$ Me ^^e Cntfagung 6es Deinen fü^It, unö öaf, tpenn ic^ rec^t tue, ic^ es Dir allein peröanfe. gu 6iefem n)O^Itätigen (Engel mflfte ic^, n>oIIte ic^ ^in, bei öem toäxt xdj beinalje fc^on je^, ifatU 6er 2tUes pemicljtenöe Krieg nic^t auc^ meine fc^Snfte f^ffnung pemic^tet . Hein, ic^ öarf nidjt an öen ^immel öenfen, öeffen Eingang ic^ offen felje unö öeffen ©ntritt mir perfagt u>irö* IJierse^n tCage mit Dir im fc^Snen (C^rlottenburg oöer in öem lieblichen Sansfouci, fo was xxntb mir n)o^I nidjt me^r. Cuife, Cuife, n>as für arme ZTTenfc^n finö ipirl Hein, Du fannft es nicljt öenfen, mit tvas für pielen Reifen (Tränen Dein Brief ip bene^t iporöen. (Es ^errfc^t öarin eine Sc^ipermut, öie mic^ gan$ 5U Boöen geworfen ^t, unö xdf, idj 2tuserforene, je pourrais voir refleurir ce coeur fl^tri, unö bas bleierne Schief* fal ^ält mic^. ZTTein ^o^es &üd madft midj t^ß ungludlic^* Tldi nur, (Engel, fie^ recljt in mein tpunöes Qers foröere tpas Du u)iUft pon mir, bas fc^werfte ®pfer, ntir öeucf^t, xdf Ijättc Vieles n>ieöer gut 5U machen . . . £eiö unö ^reuöe, fie ge^en oöer tpir ge^n porbei» ^rau Pon Cent^e fjat ^erslic^ mit mir geipeint, fie betet Dic^ an, i^r ^ers ift tpie bas meine serfnirfc^t, ,unö öie ^rau,* fagte fie, ,ift betrübt, unö man eilt nic^t 5U if?r?* . . . 3" ^^^ Kiffc^en finöep Du eine Cocfe, öie ic^ Pon meinen ^aren abgefc^nitten ifabc. (Engel, (Engel, fSnnte ic^ balö öiefen glücMic^en ©egenftänöen folgen, öie Dic^ erinnern foUen an Deine treue tC^erefe."

tCro^ öer Kriegsnot in Süööeutfc^Ianö brachte bas yxliv ^800 öen beiöen Sdjwc^Um fc^Iief lic^ öodj noc^ öie (Erfüllung i^rer fe^nfüc^tigen XDünfdje* 2tnfang September fam Prinseffm (Tljerefe, ungeöulöig enpartet, 5U längerem 2tufentljalt nac^ Potsöam, 5ur geringen ;freuöe öer ©bcr^fmeifterin, ba fie immer einen Kreis Pon Pere^rem an öen ffof 50g. (Einer Pon öiefen, (ßraf Ce^nöorff, ^t i^re ,,raffige SdjSn^it", i^re anmutigen ZtTanieren, i^re Kenntniffe unö i^ren überlegenen (ßeip öamals in fc^nwrmerifc^en IDorten gefeiert* (Erft gegen (Enöe ®ftober, Pon öer Königin bis nac^ Baumgartenbrücf geleitet, unter picien (Tränen reifte (T^erefe na<ij Hegensburg 5urücf.

üon öem äuferen leben Cuifcns in öiefen 3^^ren ip fonft n>enig su er5ä^Ien. Kur5 por öer 2(nfunft (T^refens, im 2(uguft ^800, i^tte fie mit öem König tptcöer Sd^Iefien befudjt. Tim \B. 2tuguft erftiegen fie öie Sc^neefoppe, öie Königin 5U Pferöe, in einem 2tma5onenan5ug, ftra^Icnö in (ßlücf unö Sc^nf^it. Den 2tugenblicf, n>o fte auf öem (Bipfei anlangte, umgeben Pon einer betpunöemöen 2?oIfsmenge, fyxt fie immer für einen öer feligften iljres Cebens gehalten: „(Es n>ar ifjr," pflegte fte 5U fagen, „als ipäre fte, erijoben über öie (Eröe, (ßott näfjer." Tim näcljften (Tage tpuröe int IDalöenburger Bergn>erf ein Sd^xc^t befaljren, unö man ipeif aus öes f^fpreöigers fylert fc^öner unö ergreif enöer fr^äb^wa

wie unter öcn Bergleuten öort öie (Erinnerung an öie Qolöfeligfeit 6er Königin lebenöig geblieben ift. Dann U)ur6e ;fürftenftein, bas fdjöne S<fjIof 6es ©rafen pon ^oc^berg, 6ie 2t6ersbac^er ^elfengruppe, öie ^erren^uter:= Kolonie (ßnaöenfrei unö au<ij öie Befi^ung öes Zninifters (ßraf ^augmi^, Hogau mit feinem fdjönen parf, beficljtigt Der IDinter perlief unter öen geipo^nten ;feftlidjfeiten, öeren (ßlaxxi buvdi saljlreic^e fürftlic^e Befuc^er unö Befuc^erinnen erljö^t »uröe. XDä^renö öes Sommers ^80^ blieb ntan in C^arlottenburg; nur im ZlTai begleitete öie Königin i^ren ©emaljl 5U öen ZlXanöpem nac^ ZlTagöeburg, wo fie unter 2^ prinsen, $u öenen au<ij ®nfel ©eorg ge^rte, einige überaus ^eitere tCage perlebte.

So begann öos neue 3^^'^^unöert, wie bas alte geenöet ^atte, in öem XDecIjfel pon »interlidjen ^offeften unö fomnterlic^en Seifen. Dos ;,SdjIaraffenIeben" au<ij öie Königin fyxt bas XDort einmal gebraucht ging in cipigem (ßleic^maf »eiter?

Hein, eines n>ar öoc^ anöers gen>oröen. Unter öer unperänöerten ©berfläc^e regte fic^ ein Heues: (Ein geheimes fe^nenöes td>m, bas fxdf nadj aufen nic^t ausmirfen fonnte; unter öer (Einförmigfeit i^res auf eren Dafeins erblühte in Cuife ein 3"wenleben, reic^ unö fc^ön unö poU froljer X?er^eif ungen.

III. Königin Cuife

Cuife ^tte bisher gelefen, tpa^Uos, ipos i^r öer ^ufall in öie Qänöe gab; fie ^e ^eröer pere^rt, aber Cafontaine feinesmegs perfc^mä^t. Sie »ar fic^, wie fc^on oben angeöeutet, öer Cfiden il^rer Bilöung längft ben>uft unö noc^ als Kronprinsefftn fuc^te fte öiefe lemenö aussuffillen. Sie n>anöte ftc^ an Sd;n>efter (T^refe, öeren Qoföame ^rau pon tentlit i^re Ceftüre regeln follte. Sie na^m englifc^ Stunöen unö fie öac^te öaran, auc^ ^iftorifc^en Unterricht 5U nehmen, bei öem So^ne öes tC^eoIogen Spalöing, einem Berliner Schulmann, oöer bei öem ©berfonfiftorialrat ^dünet, öem preöiger an öer Hifolaifirc^e, öen fie fe^r fc^^te unö öer i^r neben religiöfem ^^fpruclj $uipeilen auc^ gefiijiiijtlic^e Untenoeifung gegeben $u ^aben fc^eint. Itic^ts aber beseic^net me^r öie rat- lofe üerlegen^t i^res Bilöungsöranges, als öaf fie, gleic^ nac^ öer tC^ronbepeigung/ öen alten prinsen ^einric^ bat, iljr eine 2tn5a^I Bücher aus$uipäfjlen, nic^t für tljr Vergnügen, fonöem $um Hu^n i^rer ^amilie, i^rer Kinöer, öes Staates. Der prins empfahl öer jungen Königin sum Stuöium öer ZTloral €piftet unö UTarc 2(ure(, pon neueren UToraliften ZlTontaigne unö £a Bxuyite, öaneben (ConöiUac, ^enelons tCelemac^ unö öie Briefe öer Sipignf; pon Dichtem ^ra$, Qomer unö Dirgil; Pon ^iporifc^en XDerfen plutarc^ unö

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6ic Citcratur 5ur ©cfdjicljtc 6er Ciga un6 Cuötmgs XIV. pon ßtanttcldf. TXlan wirb fidf nidjt tpunöcm, in 6cm nodf crijaltcncn ücrscidjnis fein öcutfdjes Buc^ 5U ftn6en; felbjt für öeutfcljc (ßefc^icljte empfahl öer Prins bas fransSftfc^e U)crf Pon PfeffeL

€5 fcljeint ntdjt, 6ag 6te Königin oon 6en Hatfc^Iägcn 6es prinsen ^einric^ irgenö u>eldjcn ©cbrauc^ gemacljt Ijobe» So fc^ fte öie fransSjifdje Sprache Hebte un6 fic^ i^rer im ^fifcljcn üerfc^re ime in 6em Briefipec^fel mit 6em (ßema^I faft ausnahmslos, feltener mit 6cn (ßefdjtpiftcm bcöiente, i^r Verlangen ging nac^ öeutfcljer, nic^t nac^ fransöftfc^ Bilöung. Hur 6af fie ftc^ nicljt felbft öie Kraft unö öie €infi<fjt 5utraute, öen XDeg 5U öen ^öljen öeutfcljen (ßeiftesicbens 5U finöen: ^ier, tpie fonp, beöurfte i^r gans tpeiblic^es IDefen fremöer 2tnregung unö einer ffl^renöen ^anö,

3u öen ©ffisiersfamilien, mit öenen Cuifc fc^on als Kronprinseffin in Potsöam per* feljrt Ijattc, gehörte au<ij öie ^amilie öes Hauptmanns Pon Kleift pom fronprinslic^en Hcgiment. Seine ^rau ZHarie ipar eine geborene Pon (ßualtieri, öeren Bruöer öent Kreife öer Hafjel angefjörte unö fpater als junger Diplomat bei öer preuf tfcfyrn ©efanötfdjaft in ZHaöriö ftarb. €inc Sc^tpefter Pon i^r, 2tmalie, mar ntit öem ®berft Pon ZlTaffenbac^ pcnnäljlt, öer fxdf im Kriege pon ^806 als ©eneralftabsdjef ^of^nlo^es einen fo böfen Hamen gemacht Ijat. ITIarie pon Kleift fiel öer Kronprinseffin öurclj i^re ungeip5ljnli<ije Bilöung auf, me^r noc^ öurc^ i^r Qer5 unö i^r (Befühl, tpas Cuife immer meit ^ö^er ftellte als alles IDiffcn. Balö entmicfelte ftc^ eine ^reunöf<fjaft stpifdjen beiöen, öie fic^ nac^ Cuifcns tC^ronbefteigung nodj inniger gepaltete, 5um eiferfuc^tigen Kummer öer ^rau Pon X?of, öie es nie ertragen fonnte, fxdf eine anöere ^rau Porgc5ogen 5U fe^n.

So oft öie Königin in Potsöam lebte, lief fie ^rau Pon Kleift 5U fidj rufen, um fiiij bismcilen ftunöenlang mit i^r einsufcljliefen. Sic ^ielt i^ren So^n, 2töoIf, über öie tEaufe unö folgte auc^ öen (Einlaöungcn öer ^rau Pon Kleift, öie in i^rcm f)aufe mufifalifdjc 2tbcnöc pcranftaltctc. „tCaufenö unö taufcnö Danf, meine teure Kleift," fc^reibt Cuife einmal, „3^'^<^"^ (Bauen unö 3^nen für öie gans gSttlicbe unö foftlidje Soirife, öie idf geftem mit 3^"^" perlebt ^be, Hein, Sie fSnnen fiij nidjt öenfen, tpie glücflic^ unö 5ufrioöen ic^ tpar, oröentlidj finölidj frol)! Die (Erinnerung öaran tpirö mir lange bleiben unö tPirö mir immer füg unö foftbar fein, öa ic^ nteine ^reuöe nur in fo ^annlofen unö fo einf acljen Dingen gefunöen Ijabe, in einer fo angenehmen unö fo auserlefenen (BefeUfd^aft; ic^ bin noc^ ^eute gan3 übermütig unö Ijeiter öarüber!" Die ^reunöfdjaft mit ^rau pon Kleift pcrflärte i^r felbft Potsöam, ipo i^r nun öie Ceute „beffer als irgenöipo" erfc^ienen.

2(IImä^(ic^ gab Cuife öer ^rau Pon Kleift neben fic^ ungefähr öie Stellung, öie K5cfri^ bei öem König einnahm: fie foUte i^r (Bennffcnsrat ipcröcn. Sd^n ^798 'brich

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fic i^r: „IDenn Sie noc^ meine ^reunöin finö tpie einft, fo perlange xdf pon 3^"^" ^i^ XDa^r^eit. 3^ ^^^^^ ^^^ inftänöig, mir 5U fagen, tpo xdf etwa fc^Ie unö was xdf tun muf / um Don tCage 5U tCage beffer 5U »eröen, fo^ig öie gute ZlTeinung aufrecht 5U erljalten, öie man Don mir Ijat, »üröig öes großen Hamens: (ßattin unö ZlTutter. 3^ »eröe bei 6iefen feilen bis 5U (Tränen gerüljrt, öiefe teuren Hamen ,(ßattin unö ZlTutter* ^aben meine Seele erfcljüttert, unö öer (ßeöanfe, meine ppidjten nicljt 5U erfüllen, trat plö^Iic^ por midj, aber mein ^ers mar ruijig, unö öie Begeiferung für bas (ßute unö öie (Erfenntlic^feit gegen ©Ott, öer miij befdjü^t unö mi<ij fegnet, lägt öiefe fanften (Tränen fiiefen. ZHöc^ten Sie nie anöere »einen, teure ^Jreunöin, unö glauben Sie mir, »enn xdf 3^"^" f^S^^ ^^f i^ Sie ebenfo Hebe u)ie ic^ Sie fc^ä^e. Diefe (Empfinöungen feffeln mi<ij für immer an Sie." Unö ein anöer VHaU „^dj bitte Sie aus meines ^ersens (ßrunöe, mir 3^^^^ särtlidje ^reunöfc^aft 5U erhalten, öie pon unfcljä^barem IDert für mi<ij ift . . . H>ie angeneljm ift es ÖOiij, eine ^Jreunöin 5U ^aben, meiere öie Spraclje öes ^ersens perfte^t . . Kurs, ic^ bin überseugt: Sie finö ,ma sympathique^"

ZHan fie^t: es ift eine ^reunöfcljaft, gans int ^eidfcn öer (ßefüljlsfeligfeit, öie Königin Cuife mit ;Jrau pon Kleift perbinöet; gemeinfame Schwärmerei für ^reunöfdjaft, für bas ©Ute, für eine recljt allgemeine unö unbeftimmte „tTugenö". „VOenn Sie nur eine Stunöe mit mir 5ufammen gemefen finö," perfidjert öie Königin, ;,öie mir öamit Ijinbringen 5U plauöem unö unfere fersen aus5ufc^ütten, fo finöe ic^ midj immer in meinen guten CnU fcljlüffen beftärft. 3^^ Beifpiel muf öiefe IDirfung ^aben, »eil es fo feiten ift, eine Seele 5U finöen, meiere öie (Tugenö liebt unö übt aus liebe 5um (Buten felbft. 3^ K^^^ ^^ gansem fyvyn bas (ßute unö alle (Tugenöen, Q>elc^ öie Seele läutern unö uns öer Poll- fommenljeit nä^m, aber, meine teure ^reunöin, es ift öoc^ fo fcljmer, immer bas befte 5U tun . . €ine Seele braucht nur einen 2tugenblicf Ueberlegung, um ftc^ 5U fd^en, öaf es nur öie Hebung öer (Tugenö ift, öie uns glücfliclj macljt, öie uns öie Seelenruhe erijält, unö öie uns Kraft gibt, bas Unglüd 5U übern>inöen, bas bas Sc^icffal für uns bereit fjalten fönnte . . . Sie perbinöen mit öer (Tugenö unö öeren Hebung öie Hadjfidjt, öie ^eiterfeit, öie (ßüte, öie nötig ift, um öie (Tugenö fo 5U seigen, tpie fie ift; Sie nehmen i^r öie Peöanterie, öie fie fonp oftmals per^aft macljt oöer n>enigftens Pon i^r 5urücf^ält* Sie geben mir fo gute unö fo foliöe (ßeöanfen pom (ßuten, Pon meinen Pflichten als ^rau unö als HTutter. Sie fogen mir öie XDa^r^eitl Sie lieben mic^ aufrichtig! Unö iclj follte Sie perlaffen?^ ^rau Pon Kleift aber urteilte fpäter über öie Königin: „(£s fc^ien, als liaüc bas Sc^icffal einen €ngel auf öen (T^ron gefe^, um öie (Tugenö in i^rer gansen £iebensu)üröigfeit, in i^rem gonjen (Blanje $u seigen".

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3n6cffcn, nidft immer tt>ur6e 5tt>ifc^cn Königin Cuifc unö ^rau von Kleift nur über ^reunbfd^aft unö tEugenb gefd^märmt Sie Ifabcn audi tnel miteinander gelefen. Cs n>ar bie 2(uf9abe ber ;frau üon üleift, fflr Bücher 5U forgen, n>obei fie, n>ie i^r Sc^ioager ZlTaffenbac^ perftc^rt, immer bemüht voat, „bcn Sinn ber Königin auf ^^e IMnge $u lenfen"» ;,£affen Sie fic^ nxdfi einfallen," ma^nt einmal Cuife, „anbers «su mir $u fommen als mit einem bicfen Buclje." HHe man fc^on aus btn oben mitgeteilten Briefen o^ne tpeiteres fcf^lief en tpirb unb nne tpir tatfäc^lic^ erfahren, finb es üome^mlic^ 3^^^ Pauls XDerfe gemefen, beren Befanntfc^aft ^rau pon Kleip ber Königin bamals permittelte. Cuife, bie bm Didjter, tt>ie nnr uns erinnern, in ^ilbburg^aufen ftc^ porftellen lief, fjat bann mit iljm 2tufmerffamfeiten ausgetaufc^t; fein „X?erjeic^nis berer, meiere ^eute ber fernen unb eblen Königin ©lud 5um ©eburtstag u)ünfc^en" (^0. TXläti \B0{) mit bem ©efc^nf eines Sc^reibseuges enpibert, unb als er na<ij Berlin fam unb fic^ bort perlobte, i^m ein Kaffee^Serpice gefanbt unb i^n in Sansfoud empfangen. „3c^ fptac^ unb af,'' fc^reibt er baruber, „mit ber gefrönten 2tp^robite, beren Sprache unb Umgang ebenfo rei$enb ip, als i^re eble ZlTufengeftalt." Uebrigens gehörte Cuife bei aller i^rer bamaligen Sc^ipärmerei unb (Befü^lsfeligfeit feinesn>egs 3U bcn gerabe in Berlin fo sa^lreic^en unbebingten Vtt* eljrerinnen 3^^" Pauls, Sein ZHangel an (ßefc^macf unb felbft an (Taft, fo äuferte fte gegen ^rau Pon Krübener, pimme nic^t 5U i^rer eigenen (ßefü^lsu>eife. „3^ liebe nic^t bies 2tmalgam Pon (Tripialem unb erhobenen 3^een, biefe ZTIifc^ung pon ^eiligem unb Profanem."

€in befonberes Perbienft ber ^rau Pon Kleift aber ift es, ba^ pe bie tCeilna^me ber Königin Cuife für i^ren Iteffen, ben grof en märfifcljen Dramatifer, bcn Didjter bes Prin$en pon ^omburg unb ber ^ermannsfc^lac^t, ^einric^ pon Kleip, 5U ertpeden perftanben IfiU IVlxt 60 Couisbor jä^rlic^ unterpfl^te i^n bie Königin in feiner fc^tperften ^eit, n>ie pe auc^ feinem ^reunbe, bem bamaligen Ceutnant Pon Pfuel, bem fpoteren (ßeneral unb ZTIinipcrpräpbentcn pon ^8^8, unb mandjem anberen in äljnlic^er XDeife ge^lfen Ifat

IVlxt ^xan pon Kleip beeinPufte auc^ beren Sc^oniger ®berp ZTTaPcnbadj Cuifens Ccftüre. ITTaffenbac^ ^atte bem Königspaare gegenüber eine eigenartige Stellung. Dos 2tntt, bas ber König bem ©berft Ködri^, bie Königin ber ^rau Pon Kleip fibertragen, mafte er pc^ felbft an. £r glaubte pc^ berufen, über bas perfönlic^ Pertjalten bes Königs* paavcs ebenfo 5U voadfm, nne über bcn (Bang ber preufifdjen Politif unb über bie €nt* o^idelung bes preugifdjen Qeeripefens. Ungefragt, oft bretp unb taftlos, gab er Hatfdjlage, IDamungen unb (Ermahnungen. Dabei pere^rte er anfdjeinenb aufrichtig ben König unb noc^ me^r bie Königin. Xlodi als Kronprin} ^atte i^m ;f riebric^ IDil^lm, fo perpc^ert er ipeniaßens

fclbft, feine ©attin porgefteUt mit öen IDorten: „Dos ift meine ^rau unö meine ^reunöin". Von Cuifens Begabung unö Beruf fjatte er Me ^5<ijfte üorftellung. IDieöer^It fommt er in feinen ungeörudten 2tuf5eic^nungen öarauf 5urflcf: fte follte »eröen, xxxis Me öänifc^e Sopljie 2tmalie, ja öiefe nodj übertreffen. Sie foUte audj öen König mit empor«* reifen. „Sie tt>ar öie belebenöe, öie fc^affenöe, auf bas ^o^e §xd 6er (ßröge Preuf ens ^intpeifenöe, bas (ßemüt öes Königs na<ij ^ofjen (ßegenffänöen Einleitende P^antafte. Itie ift eine Königin mit reinerer €Ijrfur<ijt geehrt moröen." €r erfc^raf, als er erfuhr, öaf fie IDielanös 2tgatIjon, öen man iljr empfoljlen, lefe unö öaraus 2tus3fige mac^e. ZTHt Hedjt foröerte er für öie Königin eine gefunöere, ge^altpollere geiftige Ha^rung. €r lenfte i^re 2tufmerffamfeit auf öie grof en englifdjen ^iftorifer, auf Hobertfon, öeffen (ßef<iji<ijte Kaifer Karls V. fürs wr^er in öeutfc^er Ueberfe^ung erfcljienen »ar, unö ©ibbon, öeffen (ßefc^idjte öes Perfalls öes Hömifc^en Seicljes Cuife nac^ i^rem eigenen Befenntnis ,,Ias unö las, öaf i^r ^ören unö Se^en perging", ^umes englifc^e (Befc^ic^te ^at öie Königin öamals ebenfaUs fennen gelernt ZlTaffenbac^ überfe^te auc^ öie früher pielgelefene Cobreöe pon tr^mas auf TXlaxc 2(ure( unö eignete fie i^r 5U.

Von öer allergrößten Beöeutung aber für öie ganse geiftige (Entwicfelung öer Königin Cuife tt>uröe öie nähere Befanntfc^aft mit öer ^rau Pon Berg, öie ungefähr um öie yjjv^ ^unöertipenöe anhebt. Karoline ^rieöerife pon Berg, geborene pon ^äfeler, ^7 ^aljtz älter als Cuife, nxxr öie tCoc^ter eines preufifc^en Diplomaten, y^vc ZlTutter, öie tCoc^ter öes (ßrafen pon Poöett>iIs, öes befannten lITinifters ^rieöridjs öes ©rofen, eine beöeutenöe (Erfc^einung in öer Berliner (ßefellfc^aft öes ^8. 3^E'^Eunöerts, »ar piermal permä^It gett>efen, sule^t mit öem ©rafen ^Sröt, öer aus fc^ipeöifc^en in preufifclje Dienfte getreten mar. ^rau pon Berg^'^äfeler, wie fie gemö^nliclj genannt a?uröe, ^atte frfl^ bas ©lücf gefjabt, mit öen ©rof en pon IDeimar, mit ©oet^e unö namentlich mit Qeröer, in perfönlic^e Besie^ung 5U treten; auc^ mit 3ean Paul, öer fie eine „geiftige 2tma5one" nannte, mit öen ©ebrüöem 3acobi unö Stolberg, mit ©leim unö Pof war fte befannt. ^eröer perc^rte in i^r „einen Sc^a^ pon Pemunft unö tätiger IDeis^eit"; „es lebte fic^, fagt er, mit i^r ungemein fc^ön, I^IÖ, leicht, anmutig unö pernflnftig." 2tnöerfeits mar fie feit öem yxljve ^785 mit öem ^Jrei^errn pom Stein befreunöet, öer ebenfalls i^ren „mannigfaltig gebilöeten, tätigen Per«* ftanö" rühmte, ipenn er auc^ i^re Ceftüre „überhäuft unö unsufammen^ngenö" fanö. yjxc (Tochter Cuife permä^Ite fic^ im 3aEre ^800 mit 2tuguft pon X?of , öem €nfel öer ©ber^fmeifterin. 3" Berlin perfe^rten in i^rem am (Tiergarten gelegenen ^aufe öie Vertreter öes altpreufifc^ 2töels unö öes fjolfin Beamtentums ebenfo ipie öie X?ertreter pon Didftfunft unö tPtffenfc^aft

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Das tt>ar überhaupt bas Cigcnc unb (ßrogc an öicfcr ^rau: Cnfelin pon po6cn>lls, ^rcunöin von ^eröcr, pcrcinigtc fic in fidj eine fefte unö ftolse preufifc^e Staatsgeftnnung mit öem ©cift 6er neuen öeutfdjen Bilöung. €ben ^ieröurc^ U)ur6e fie beöeutfam für Königin Cuife.

IDir tpiffen nichts über öie Jtnfänge 6er Befanntfdjaft stmfc^en 6er Königin un6 ^rau Pon Berg, pielleic^t tpar ^rau Pon Kleip 6ie X?ermittlerin» Sdjon im 3a^re ^800 ift 6ie ^reun6f<ijaft mit 6er Königin un6 andf mit €rbprin$ <Beorg fe^r pertraulic^. Die Königin fc^enft iljr einen Hing un6 (ßeorg fagt $u iljr „Itlama'*. ©ans «>i« ^i« 3ntimen 6es ^aufes am ^ranffurter ^irfc^graben 5U ^rau Tlja ,,2nama" 5U fagen pflegten. Von 3af?r 5u 2al}v ipur6e 6ie ;Jreun6fc^aft inniger. „Sdjon 5tpei lange tCage fjabc idj Sie nic^t gefe^en/' fc^reibt iljr einmal 6ie Königin, ;,6as ift mir unerträglich." ;,(ßlauben Sic an meine ^reun6f<ijaft, 6ie xdf langfam gebe, aber 6ann für's leben, »enn idj ein ^ers fin6e, u?ie 6as 3I?rige." Iln6 ein an6ermal: ,,3^^ fyxb^ neulich 3^'^^hpegen einen Streit mit einer Dame gehabt; ic^ fagte, Sie »aren eine ;frau, 6ie man nic^t als Beifpiel 5U neunten n>age. So ein Perein fin6et fic^ unter taufen6 grauen nic^t 5tpei. Um 6as 5U a>i{fen, oxis Sie o^iffen, muf man fopiel X?erftan6 t^ben tpie Sie, 6iefen ^Uen richtigen Blicf in allen grof cn a?ie in allen Meinen Sac^n, 6er nie fe^It, immer ridjtig urteilt, immer 6as bcfte aus allent ^erausfuij^t. Kur5, 6ies feltene Unterfc^ei6ungspermögen. IDer y^nen nad^a^men a>ill, fennt fiij fclbft nicljt. Die ZlTama Berg ift eine 6er grauen, 6ie man nicljt als ^kl 5U normen nxigt, 06er man nmf 6ur<ij Sic ersogen fein, mit 6er TXlildf bas cingefogen ^aben, a?as 3^^rc pon 2trbcit nie erreichen tper6en. 3" 3^^^^"^ llntgang 5U fein, ift nxi^cr (Bcwinn für einen je6en; aber 6ie (Eitelfeit, es y^mn je glei<ij5utun, eitler U)a^n."

;Jrau pon Berg, 6ie piel bc6euten6ere, fc^ob ^rau Pon Kleift me^r un6 me^r in 6en I)intergrun6; nac^ 6en llnglücfsja^ren \S06 un6 ^807 PoUcn6s a?ur6e ftc 6ie ^ersens* freun6in, 6cr Cuife 5U beichten pflegte, a?as fie felbft 6em Bru6er nidjt pertraute. Hicntan6, auc^ ;frie6ric^ IDil^elnt un6 ©corg nic^t, Ijat einen fo tiefen €inblicf geiponnen in 605 iuncrfte IDcfen Cuifcns, in 6ic gefjeimftcn Segungen ifjrcr Seele. Die furse Biograpljic, 6ic fie \S\^ 6er pcrett>igten Königin getpi6met un6 „6cm preugifcljcn X?oIfe" gefc^enft Ifcd, bleibt immer 6ie befte (Cljaraftcrffisse 6er Königin.

2tudj ^rau Pon Berg »urselte mit iljrer (ßcfüfjlstt>cife im ^8. 3<J^r^un6ert: „34 a?ci§ 5u lieben, aber ic^ a?ei§ nic^t 5U fdjreiben", äufert fie einmal 5U (ßeorg. 2(IIein 6i< I?erbin6ung mit IDcimar l^ttc fie geläutert un6 in eine an6ere VOcÜ erijobcn, in eine XDelt, in 6ie fxe nun auc^ Königin Cuife cinsufü^ren fudjte. (Es ipar nic^t (Tcilnaljmc nur für eine aus bencmmen6er (Enge in befrcien6e IDeiten, aus 6cm Sdjattcn nac^ Cic^t un6 Sonne pcrlangen6e Seele, ^rau pon Bergs 2tbfic^t, auf 6as (Brogc un6 2(Ugcmcinc gerichtet,

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ging ^ö^cr. Jtls bas iptcljtigfte ZlToment in 6er öcutfcljcn (ßcfcljtc^te btv nodjftcn 3^^^ crfcljeint uns ^cute öie üerfc^melsung bcs altpreuftfcljcn ©elftes mit öem (ßeifte öer neuen 6eutfc^en Bilöung, auf öer öie preufifc^e unö öie öeutfdje (ßefijidjte im \^. ^^ijviinnbett beruht: ^rau von Berg Ijat öiefer €ntimcfelung mit Berouftfein oorgearbeitet. 3^re (ßeöanfen berüljrten ftdj mit öenen ZlTaffenbac^. Durc^ Cuife foUte öie neue Bilöung in Preufen einftrömen, Cuife andj politifdj eine ;fü^rerin unö öem Preufenpolf ein Porbilö unö ein Segen »eröen.

;frau pon Berg mar es, öie nun öie Büdjer für öie Königin aus$un)a^Ien pflegte. „Bringen Sie ein Buc^ mit/' fcljreibt i^r öie Königin, „ettt>as für ^er$ unö Kopf/' Sie lief ftc^ audj gern Pon i^r (Erläuterungen geben unö öie bea<ijtenstt>erten Stellen beseidjnen: „Sie »eröen finöen, öaf xdf, nne ©eorg, eine rechte Qerrfc^aft bin, öie es fic^ gemädjliclj madjt." Cafontaine perfc^tt>inöet nun PöUig; aus öer (ßefü^btt>elt 3^^" Pauls tritt Cuife in bas (ßeiftesleben öer Klaffifer. ^eröer wxvb »ieöer gelefen, insbefonöere öie 2töraftea unö öie „Briefe 5ur Beföröerung öer Humanität", por allem aber Scljiller, öeffen €t^if gan5 nac^ öem fersen Cuifens ift* Sie nimmt immer »ieöer öie (ßeöic^te 5ur ^anö, „öenn man muf fte öfter lefen, um fie 5u perfte^n" unö erfreut ftc^ namentliclj an öem (ßeöidjt „Die 3^^^^^" ^i* i^rem ^reunöfc^aftsfult unö mit öem Sc^lufpers Pon öer „nie ermattenöen Befc^äftigung", öer in i^r öen IDunfc^ nac^ Bilöung ftets pon neuem »ecft. Sie lieft öie 3u^df^^u ^^ Orleans unö nennt öen repue^altenöen (ßema^l n>o^l einmal „(Talbot" ; i^r Cieblingsftücf fc^eint ZlXaria Stuart gemefen 5U fein, öeren X?erfe oft in i^ren Briefen begegnen. (Ebenfo Ifai fie öie ^iftorifc^en Sdjriften Sdjillers unö öie Pon i^m Ijeraus- gegebenen ZTTemoiren piel gelefen, aber auc^ ©oet^e unö felbft S^afefpeare, tt>ie ^rau pon Berg berichtet

Bei Cuifens empfänglicljer Veranlagung fonnte öie glücfliclje XDirfung öiefer geiftigen S^dit nxdfi ausbleiben: feit ^803 etnxx fpiegelt fie ft<ij in i^ren Briefen. Der urfprüngliije emfte §uq in i^rem XDefen tritt »ieöer me^r ^erpor, i^r ©emüt pertieft fiij, a?ie iljr ©eift reifer witb. y^v ^er$ fc^lagt für ^reunöfdjaft unö (Tugenö nodj fo ftarf unö fo ^eif n)ie je, aber bas ©effl^l nrfrö abgeflärter unö öer 2tusörucf geöämpfter.

€s nxxrö öer Königin nic^t leicht gemacht, in öiefe neue ©eiftestt>elt porsuöringen. Die tEageseinteilung unö öie ganse Cebenstpeife liefen i^r u^enig ZtTuf e 5u ftiller Befc^äftigung unö geiftiger Sammlung; fie felbft mit i^rer 5arten unö fc^a>anfenöen ©efunö^eit befaf auc^ ipo^l nic^t Kraft unö 2tusöauer genug, um folc^e Hemmungen unö ^inöemiffe $u über* nnnöen. Das Beöenflic^pe ober blieb immer, öaf iljr ©ema^l, König ;f rieöridj IPil^elm, feinesttJegs geneigt nxxr, fie auf i^ren neuen Bohnen $u begleiten oöer gar 5u föröem. Seine

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frau foUte nicljt flcigcn, ipo^n er i^r nic^t folgen fonnte; foUtc fein geifliges 5on6erIeben führen. (Er n>ar gans 5ufrie6en, kaf man i^re ;,n>lffenfdjaflltc^e Bilöung" in 6er 3uden6 ,,pemadjläffigt" fjattc, un6 meinte, 6af fie eben ^ieröurdj ^^i^r reines un6 unoerfc^obenes (Bemuf betpa^rt t^be. 3^^ genfigte ,;6er natflrlic^ unb richtige X?er{!an6 un6 bas ^Sd^fte (Befühl ffir alles (ßute unö 5d;5ne^', 6ie er an feiner (Sottin betpunöerte. Seiner 2(nftc^t nac^ fyitte fte feinerlei üeranlaffung, fxdf felbft ffir ungebilöet, anöere grauen ober ffir ;,^ö^er< IDefen" unö öeren 2tusfprüc^e für „®rafel" $u ^ten. €r beflagte es, 6af ,,unberufene Perfonen i^r unperftänölic^e Sdjriften öeutfc^er 2TTo6eIiteratoren, ey$entrifc^r ZHofeefc^riftfleller in bie ^änbe fpielten^', unö fucf^te bas 5U per^nöem, nne er auc^ öen Umgang mit ^rau t>on Berg einsufc^ränfen »flnfdjte. 3" ^^^ f<^"^ ^ ^" ;,©emifc^ t>on (Ent^uftasmus unö ^^er poefie mit tCripialität, enentrifdjent IDefen mit Haturlic^eit unö 2tufterität mit Ceic^tfinn unö 2töuIation gepaart" unö betrachtete i^ren (Einfluf , öejfen Stärfe ifjm nic^t entging, geraöesu als gefd^rlic^. Ttbcv feine Bemühungen, fie pon Cuife femsu^Iten, (tiefen bei öer fonft fo ffigfamen unö nachgiebigen Königin auf einen unbeugfamen IDiöer« ftanö. Cuife ^ielt mit fefter tCreue an öiefer ^reunöfdjaft, öie i^r namentlich in Königsberg manche fc^tt>ere Stunöe tragen Ijalf, unö an öie Brup öer ;frau pon Berg gelernt, fyii fie i^ren legten 2(tem5ug ausgebaucht.

(Ebenfon>enig freiließ gelang es öer Königin, i^ren (Bemal^I mit in bas neue Canö ^inflber5une^men, bas fidj xl)t je^t erfcf^Ioffen ^atte. Der König Hebte ^iftorifc^e Znemoiren, er las gern mit feiner (ßema^Iin in öen IDerfen ^rieöric^s öes ©rofen, auc^ in öeffen öamals noc^ ungeörucften Briefen an preufifc^e oöer braunfci;n>eigifcf;e Prin5en. 2(ber öeutfdje „irioöeliteratur", p^ilofop^ifc^e Schriften unö poUenös Unterfjaltungen öarflber am (Ceetifc^ roaren i^nt ^ödjft unangenehm unö erregten feinen UHöerfpruc^. (Er seigte ftc^ öabei, a>ie ein 2(ugen5euge einer feieren Ssene er5ä^(t, als „2imn\os, ffeptifc^ unö bitter.^ Königin Cuife, öie fic^ ^ieröurc^ nic^t ftören lief, Ifat es me^rfac^ perfuc^t, i^n 5U befe^ren. Sie las i^m felbff eines 2tbenös öie „Wer 3^^res5eiten öer Ciebe" pon 3^ön Paul por unö mar entsucft, als er fie öabei mit öer Bemerfung unterbradj, 3^^" P^^I ^i 5" ^djneü über öen Somnter öer Ciebe ^inipeggegangen, Tlls fie geenöet ^atte, fc^ien er gerfl^rt unö Cuife tt>einte an feinem ^Ife ^eife tCränen öanfbarer ^reuöe öarüber, öaf iljr unö i^rcs (Satten Qer5en öen pon 2^an Paul gefc^ilöerten fersen fo fe^r glid^en. Könnte es nic^t immer fo fein? meinte fie. ZlUein öer König fprac^ i^r feine Beforgnis aus, fie ipüröe auf einer ^^eren Bilöungsftufe ifjm gegenüber eine anöere »eröen unö i^n nic^t meljr leiöen mögen. (Er fürdjtetc: fie u^eröe i^m entgleiten. Sie aber foUte i^m ge^ren, mit jeöer Stunöe i^res (Tages, tt>ie mit ieöer ;fiber i^res ßerjens.

Cafcl U

Kronprinscfpn Cuifc (DelgemSI^e von 3. ^. 21. (Etf(^betn, (796

€s mag in öicfcn ^cxkn, ba Cuife um bas T^edft iljrcs cmporftrebenöcn ^dfs fämpfte, ipo^l Stunöen gegeben ^aben, xvo ftc alle liebe unö alle ^ävtlidfUit 5U i^rem ©atten tme 5um Selbftfclju^ im fersen 5ufammenne^men mufte; ja als fie unter 6er perörieglic^en Caune 6es (Satten einft meljr als billig 5U leiden Ijatte, ift i^r ipo^l einmal bas (Beftänönis entfc^lüpft: „Diefe goldene Kette madjt mir fein üergnugen, öenn fie foftet mic^ tCränen." €s »aren feltene 2tugenblicfe 6es ZlTifmuts, öie bodj va^dj oorfiberflogen. 3" öenfelben (Tagen fyxt fte auc^ gefagt: ;,€in guter, liebepoller ZlTann ift 6er ©runöftein alles (Buten." Wolfl war es nun öa^in gefommen, unö es blieb audj öabei, 6af Cuife neben ^rieöric^ IDil^elm ein geiftiges (Eigenleben führte, an 6em er feinen 2(nteil ^atte, bas er aber öulöen lernte, wie fie fic^ feinen (Eigenheiten anbequemt ^tte: i^r ^ers gehörte bodf eben nadj mie vor i^m allein, un6 geraöe in öiefem gegenfeitigen ©emä^renlaffen, wie 6er König fpäter felbft anerfannt liai, wndfs 6ie (Battenliebe s^ifc^en Bei6en noc^ an 3nnigfeit un6 Qerslic^ feit. XDenn Cuife an 6en pem>an6ten un6 befreun6eten ^öfen, in Hegensburg un6 ^il6burg*» Raufen, in IDeimar un6 Kaffel, 6ie unglucf liefen (E^en fa^, fo n>ur6e fte immer n>ie6er inne, uhis i^r 6ie 6urc^ un6 6urc^ uni^r^ftige un6 reine Itatur i^res ©atten be6eutete, un6 i^r elaftifcljes IDefen trug es leicljt, auc^ »enn einmal, um ein XDort ^rie6erifens 5U wiebev^ ^olen, „feine humeurs fo grof ipur6en »ie Kirchtürme". Der treue ©efelle in i^rer öruft, i^r gol6ener ^umor, ^alf 6arfiber ^intpeg. ^drtlic^ bal6 un6 bal6 fc^alfl^ft, ftets o^ugte fie 6en XDeg 5U feinem ^er5en 5U finöen. „Vous etes donc toujours le m6me envers moi," fc^reibt fie i^m einmal, „toujours bon et indulgent, car vous m'aimez malgrd tous mes d^fauts. Könnte ic^ Dir nur meine Seele fo gans auffc^lief en, 6amit Du Ijineinfe^en fönnteft, fe^en un6 empfin6en, xxhxs Du mir bift. ^a, »a^rlic^, fe^r piel. Oui, aimons-nous toujours, continuons ä ne pas nous trouver heureux quand nous ne sommes pas ensemble, et nous le resterons, j'espfere, encore longtemps." Unö nac^ einer Sc^il6erung 6er „Harr^^ Reiten", mit 6enen fte un6 i^re Umgebung fic^ in „©^neforge" 6ie S^t perf Ursen: „ZHitten unter 6iefem allen ift Dir mein ^er$ fo gut als Du es fennft un6 an Deinem ^Is tt>ill ic^ Dir fagen, tpie ic^ Dic^ liebe." Iln6 ipie ^tte er per6rieflic^ bleiben fönnen, »enn fte il?nt folgen6e Bittfc^rift überfan6te:

;,2lller6urc^lauc^tigfler, ©rofmäc^tigfter König un6 ^errl

Unter 6en pielen Blttfdjriften, 6ie yjte Königlichen UTajefläten täglich befommen, möge 6oc^ 6er Qerr tpollen, 6af 6iefe mit einem gnä6igen Blicf beleuchtet n>er6e, 6amit meine alleruntertänigfte, 6emütigfte, tpel^mfitigfte Bitte nic^t unbefrie6igt bleibe, hierbei liegen6e Strümpfe foUen als probe meiner ©efc^icflic^feit In 6er Stricferfunft $um Ben>eife 6ienen un6 mir ^ff entließ mein ©efuc^ $u erlangen Reifen, es befielt ndmlic^ 6arin:

X2\

„ba^ y^vo Znajcftäten öic ©naöe für midf fjätt^n un6 mir sufflnftig alle btto Strümpfe

ftricfen laffen unö mir öabei 6en (Titel als tmrflic^e Qofftricferin allergnäbigft erteilen liegen/'

Siefe ^0^ Cnabc warbt xdj all mein leben in tieffter Untertanigfeit erfennen un6

mit öanfbarem fersen erfterben. €ip. KönigL Znajeftot

als alleruntertänigfte ZTIagb

un6 Untertanin

Cuife."

I)er König anöerfeits, tro^ öes 2tuseinan6erge^ens i^rer geifligen Sichtungen, fd^nfte feiner Cuife unbeöingtes X?ertrauen; er befprac^ mit i^r Me Staatsangelegenheiten um fo unbefangener, als in 6en grof en fragen pon Krieg un6 ^rieöen noc^ fein gmiefpalt $nnfc^en i^nen ^rtjorgetreten nxxr; erfranfte er, fo las fie iljm öie eingegangenen Berichte t>or* Bei feiner fonftigen Perfc^loffen^it empfanö er 6iefe innige (ßemeinfc^aft als „eine grofe €rlei<ijterung unö XDo^ltat". Selbft in öie 2Ttilitän)eru>altung öurfte Cuife fidj erlauben ^inein$ure6en. 2tls 6er portragenöe ©eneralaöjutant f^l^mann im ^ru^ja^r ^803 ftarb, fc^lug öie Königin öen ©berft ^apow als Vertreter por, bis fic^ ein Hacljfolger unter iljm ^rangebilöet fyibe. ^iersu aber empfahl fie öen ©rafen v. (ßö^en , öer Kenntniffe auc^ in öen Spradjen, ^Ux^, ©eift unö einen 5uperlafftgen (Cljarafter beft^e. ^n öer tEat wuröe ©raf ©ö^en im folgenöen 3<^^re $unäc^ft $unt ^ügelaöjutanten ernannt €r Ijat ftc^ öann im Kriege pon ^806 unö ^807 als X?erteiöiger Sc^lefiens unterblieben Huljm errporben, unö man mag fic^ n>oljl ausmalen, ob er nic^t, nadj Königin Cuifens Hat an öie Spi^ öes 2Ttilitärfabinetts berufen, manchem Sdflimmen porgebeugt, manches ©ute geftiftet ^e*

Das geiftige Seifen öer Königin, in üerbinöung mit öer uxid^fenöen 3""i9'^* ^^^^ eljelid^en 2?er^ältniffes 5U öem ©ema^l, entging auc^ öer Umgebung öes Königspaares nic^L „Sic lieben fic^ tägliclj me^r", urteilt ^rau pon üof in einer iljrer Heujaljrsbetrac^tungen; unö öer Kammerljerr Pon Sdjilöen bericljtet im 3^^^^ ^^0^ ^" Crbprins ©eorg, öer fur$ por^r aus 3^^Ii^'" "^<^ Berlin surücfgefe^rt nxxr: „21m meljrften ;freuöe ^t es y^nm ftc^er gemacf^t, öag bas ^äuslid^e ©lücf öes Königs unö öer Königin fo auffallenö fort« fcljreitenö unö ftdj bcfcftigenö ift. Die Königin Ijat in öen $ipei 3^^*^^ unenölic^ noc^ in Qinftc^t iljrcr (Entuncfclung gen>onnen, bas fa^cn Sie unö idf unö einige pon uns por^, jc^t aber mcrft es auc^ bas grögere publifum mit nni^rer (E^rfurc^t unö einer Tlnlfini^ lid^feit an öie Königin, öie tpa^r^aft rü^renö ift. Sie fte^t aber auc^ ba als ZKufter in jeöem €ölen unö in jeöer Pflicljt. 2tuffallenö ift es, »ic öer König öiefen ^^n XDeri meljr tpie je erfennt unö voas fonft nic^t intmer öer ^all nxir, anfängt, es bis in öie feinftcn Huancen 5U äu|enu Sie meröen fic^ öapon felbft über5eugen, unö, fopie^ ^ *^>

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einmal l>efte^en6e Tlrt un6 ZPetfe erlaubt, felbft in 6en ^(euferungen Spuren 6er grSf ten TlnlfänQlidfhxt unö XDertfcIjä^ung ftnöen." . . .

ZlTan bemerft in Sdfilbcns IDorten öen leifen tCaöel gegen öie „einmal befte^enöe 2trt unö XDeife" öes Königs. €s lag nic^t in ;Jrie6ri<ij IDil^cIms »ortfarger Itatur, öen (Befüllen für feine (ßema^Iin münölic^en unö gar öffentlicljen 2tusörucf 5u geben. Sein üer^alten gegen fie erfc^ien öen Seobacljtem öarum nic^t feiten unfreunölic^er als es mar. IDas er ober por öer XDelt feufc^ in fic^ perfc^Iof , ifat er fpäter in öer Stille feines Sc^reib$immers um fo treu^ersiger offenbart, poll innigfter liebe unö tieffter Cmpfinöung für bas, was i^m feine Cuife in guten mie in böfen tCagen perfSnlic^ gemefen a?ar. So geöenft er i^res üer^ Haltens an feinen (Beburtstagen unö bei feinen (Erfranfungen:

„ZlTein ©eburtstag", fcljreibt öer König, „mar für fte öer feierlicljfte (Tag im ^aliv, meine IDfinfc^e alsöann 5U erraten unö 5U erfüllen, mar i^r gan5es Beftreben. H)ie a?o^I n>ar mir an foldjen feierlichen (Tagen bei i^r, mit welcher lieberollen ^reunölic^feit fpraclj fie alsöann 5U mir. 3^^^ 2tugen tt>uröen in folc^en 2tugenblicfen 5um n>a^ren Spiegel l^rer reinen ^immlifc^n Seele . . 3^^ Qonys 3"Tterftes trat gleic^fam Ijerpor unö i^r Blid wav wie perflärt."

Befonöers öanfbar aber empfanö öer König Cuifens ^ingebenöe Ciebe in feinen nic^t eben feltenen €rfranfungen, bei öenen er fic^ immer als »enig bequemer, ungeöulöiger Patient seigte.

„VOav idf franf," fo ^t er felbft fpäter gefc^rieben, „fo mar fie meine Pflegerin unö a?as für eine teilne^menöe särtlidje Pflegerin, »enn fie midj für beöeutenö franf ^ielt! 3" öiefem ^all perlief fie faft nie mein Bett unö fuc^te mic^ öurd; i^re n>a^re, nie läftig »eröenöe, ic^ möchte fagen ^immlifc^ ^^rtlic^feit unö teilnähme 5U5ufpre<ijen, 5U beruljigen unö meinen Schmers 5U erleichtern unö erträglicher 5U machen. Da mar feine 2trt pon Sienft, öie fte fic^ nic^t untersog, um mir ^ilfe 5U leiften unö für mi<fj etwas Jtngene^mes 5u tun. 3^, ic^ möchte faft fagen, öaf in folc^en fällen i^re Ciebe 5U mir einen noc^ tt>eit innigeren (Eljarafter erhielt, als gemö^nliclj. 3^/ ^^ f^S*^ ^^^ "^^^ ^U>ft bbmeilen, öaf ic^ manchmal gern franf »üröe, um mic^ Pon i^r pflegen 5U laffen, öa fie alsöann gar 5u gut gegen mic^ »äre."

„©attin unö lITutter", »ir Ijörten es aus Cuifens ZHunöe, maren i^r teure IDorte, öie i^r ^eilige pflichten beöeuteten. X?ielleic^t ift fte noc^ me^r ©attin gemefen als ZHutter, einfach meil öer König i^rer noc^ me^r beöurfte als i^re Kinöer. XDer möchte bas abu>ägen nx)llen? VOat Cuife unter i^ren Klnöem, mit i^nen fpielenö, iljnen HTärdjen ersä^lenö oöer am Kranfenbett mac^nö, fo ipar fie gan$ itlutter unö öer lITittelpunf t unö öie Seele eines

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trauten ^antiltcnglucfs, bas fte aus öer iSrof eitern un6 6er (Eltern f^aufe nac^ Berlin per» pflanst un6 6ort (^eimtfc^ gentac^t Ifat

Heic^er Kinberfegen frSnte Mes ^uslic^e (Blüd. (Es n>ar, als ob Cutfe, fo fagt 6er König, nac^ tljren IDoc^en immer „perjüngt un6 perfc^Snt erfc^ien", fte tpirften bei i^r, meint ein anöerer, „tpie eine ^rüljja^rsfur". IDie oft öac^te 6er König fpäter „i^rer ZDonne un6 if^res (Entsäcfens^^ „tpenn fte nac^ gläcflic^er (Entbin6ung i^n suerft a)ie6er an i^r fftti 6rucfte un6 if^r Kleines in 6ie 2(rme ncäjm/' ^u if^rem „Kleebldttc^en^', ipie fte 6ie 6rei älteften, ^ri^, IDiltjelm un6 (C^rlotte nannte, fam im 3uni ^80^ ein prins, ein befon6ers ^ubfc^es un6 liebenstPurMges Kin6, pon 6em 6er ißrof Pater Karl, 6effen Hamen er erhielt, fagte: er ift unipi6erftc^Iic^, un6 im ^ebruar ^803 eine Prin$efftn, 6ie nac^ Kaifer Tlkfcmbct pon Huf Ian6 un6 6effen Sc^tpefter f^elena Patplotpna 2tlefan6rine f^elene genannt ipur6e.

Die Kin6er tpuc^fen in grof er ^rei^t auf, nic^t an6ers tpie Cuife felbft in Darmfla6t aufgetpac^fen oKir, in ^5lid?fter Ciebe 5u 6en (Eltern un6 5ueinan6er, ipenn es auc^ an Streitigfeiten un6 Balgereien nic^t feljite, Sie tummelten ftc^ in 6en (Barten $u Pots6am un6 (Cf^arlottenburg, auf 6en ZPiefen Pon Pare^ un6 6er Pfaueninfel, un6 befuc^ten in Berlin 6en ZPei^nac^tsmarft un6 6ie ZPei^nac^tsausfiellungen. 3^^^ größte ^reu6e tpar, 6er ZTTutter entgegensueilen, ipenn fte pon einer Heife surficffam, i^r ^öc^fter ^efttag 6er ZTTutter ©eburtstag. Die bei6en Heffen 6es Königspaares, Prin$ ^rie6ric^, ^rie6erifeits So^n, un6 Prins ZDil^Im pon ®ranien, 6er artigfie un6 n>o^Ier5ogenfte pon allen, beteiligten ftc^ oft an if^ren Spielen un6 gelegentlich auc^ an i^ren Unterrid?tsftun6en. (Es tpar eine frölflic^e Sc^ar, pon 6eren Kin6ertagen Houffeaus (Er5ie^ungspre6igten un6 Cuifens 3ud^n6» erinncrungen allen ^tpang naf^men un6 i^ncn einen Cebertsfru^Iing fd^nften, an 6effen ©lücf 6ie (Ernxtc^fenen $ipei Könige, ein Kaifer un6 eine Kaiferin oft $urücfge6ac^t I^ben. Die Königin Ifcd fidf freiließ felbft sutpeilen be6enflic^ gefragt, ob fte nic^t ju nac^ ftdjtig gegen iljre Kin6er fei.

3n einem Briefe an 6en Bru6cr (ßeorg pom ^3. ZTTai ^803 fyii Cuife 6iefcn Kin6€r* freis gefc^tI6ert: „ZTlein flein (Eöc^terdjen, 2(Iefan6rine {^elene genannt, ift fo ^ubfc^, fo fett, fo run6, als ic^ es nur n^unfc^en fann . . . Karl ift 6as fd^nfte meiner Kin6er. (C^rlotte ift fef^r grof , fanft un6 gut un6 if^re (Ersief^ung tpir6 nid;t fdjtper, ZPil^elm ein fe^r fluges, fontifdjes Kin6, poffterlic^ un6 ipi^ig, ^ri^ fiber alle ZHaf en leb^ft, oft unbänMg, aber fcfjr gefdjeit un6 ein gutes f^er$. (Er perfpridjt piel un6 (ßott ipir6 meine ^fen (Bcbdc nidjt unerfüllt laffen."

ißrof e ZTTutterliebe un6 aud; ettpas 2TTutterforge fprec^n aus 6iefen ZDorten. Cuife liebte innigft i^ren (Erftgeborenen, un6 Kronprins ^ri^ ^ing ebenfo mit fc^ipdrmerifdK^ ^»^^

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an 6cr ZTTutter, öeren 5d?on^cit er finölidj betpunöerte. Seine tpadjfenöe Cebljaftigfeit, 6ie fic^ ntdjt feiten in Unarten austobte, madjte es im 3^f?^^ 1800 notujenöig, i^n unter männliche ^udit $u (teilen. 3""^ (Er$ie^er wählte man nadj einigem ^ö^cm 6en Heftor 6es altberü^mten Päöagogiums am Klofter Unfer Cieben grauen $u ZUagöeburg, ^rieöric^ Celbrucf, einen Sdjüler Bafeöoms, eine emfte un6 finnige, etwas träumerifc^e un6 fdjujärmerifdje Hatur, nidjt unberüfjrt pon 6er ©efuljlsfeligfeit un6 »eidjen P^ilantljropie 6es ^8. 3^^r^ ^unöerts, pielleic^t me^r $um PreMger als $um Crsieljer geeignet. 3m 3uli 1800 trat er fein 2tmt bei 6em Kronprin$en an, im ZUai ^80^ wnvbc i^m audj 6ie ^ürforge für 6en Prin$en HHßjelm übertragen. (Eine befonöere 3"P^uftion für (Er5ieljung un6 Unterridjt, wie es fonft im £)o^en$oIIem^aufe üblidj gewefen n>ar, erhielt Delbrücf nidjt; Königin Cuife begnügte fidj iljm $u fagen, er möge 6en Kronprin$en „$u einem guten ZTXenfdjen un6 dürften" er$ie^en. IDie er 6iefe 2tufgabe 5U löfen perfuc^t Ijai, fönnen wxt je^t tCag für (Tag perfolgen in feinen eben erfdjienenen 2(uf5eid;nungen, einer überaus reidjl^altigen Quelle für 6as f^ofleben unter ^rieöric^ UHI^Im III. un6 Cuife. Delbrücfs UHrffamfeit blieb nic^t auf Me €r$ie^ung 6er beiöen Prin$en befdjränft. (Er ipuröe $ur tTeeftunöe gejogen, bei 6er 6ie Königin gern literarifdje un6 tpiffenfcfyiftlidje fragen auftparf, an öeren (Erörterung er ftdj beteiligte. IDie alle, 6ie in i^ren Kreis traten, tpuröe er baI6 $um »ärmften Betpunöerer 6er ^o^en ^rau. (Er fyxt audj 6ie Königin auf Bücher aufmerffam gemacht; Klopftocf, öeffen ^rü^Iingsfeier iljr befonöers gefiel, unö (Engels „pijilofop^ für Me IDelt" Ijai fte 6urc^ i^n fennen gelernt. Sc^er$en6 meinte fte öes^alb einmal: „Delbrücf er$ie^t ZTTutter un6 Kino." ^reilic^ mar er öabei nidjt immer glücflic^; er ift es, 6er 6er Königin lDieIan6s 2(gat^on empfahl, aus 6em ftc^ noc^ 2(us5üge Pon i^rer £^an6 erljalten ^aben.

ZTTit 6en 2(uf5eic^nungen Delbrücfs fin6 aucf; einige Briefe befannt getPor6en, 6ie 5tpifd?en 6er Königin un6 i^ren Kin6em getpec^felt tpur6en; beffer als alle 5c^iI6erungen $eigen fte uns 6ie Ciebesinnigfeit $tpifc^en ZlTutter un6 Kin6em, fotpie 6ie ißröge un6 $ugleic^ 6ie Sdjlic^tljeit 6es ^amilienglücfes in ^rie6ridj IDilljelms un6 Cuifens f^aufe.

Cuife fdjreibt an i^r „Kleeblättc^en" (9. September ^8O0:

„Geber ^ri^I Cieber IDil^lml Ciebes (C^arlottd^n!

ißuten ZITorgen liebe Hebe Kin6erc^en. f)apa füft euc^ alle in <0e6anfen mit mir, un6 trägt mir auf euc^ 5U fagen, 6af i^m tpie mir 6ie Ztlo^rrüben, (Erbfen, Kerbel, Peterftlie, Boljnen, Ko^I un6 Solat aus eurem (Barten auf eror6entIic^ piel Z7ergnügen gemacht ^aben. Das ftn6 rec^t f[eifige Kin6erl fyd Papa gefagt, ic^ wxü alles auf i^re <ßefun6^t effen; un6 ic^ fagte, 6ie guten Kin6er ^aben es fo gern gegeben, es machte i^nen fopiel ^reu6e, es 5u fc^icfen, ipeil fie tpuften, Papa un6 ZMama n)ür6en fic^ rec^t freuen, un6 6as tat

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l^ren f leinen £)er$cn tDO^I! 3^/ H^^« Ktnöcrc^en, wxt fyiben uns rec^t 6aju gefreut, un6 es allen ZTTenfdjen 9e5et9t un6 (herbeigerufen, 6af fte euren ^leif ben>un6em foUten. freute ZTTittag effen wxx ein <0erid;t Zno^rrüben, bas xlfv gepflanst un6 ge5ogen Ijabt Das wirb fd?mccfen! . Hun lebet n^o^I, Hebe Kinöer, ic^ Hebe euc^ pon ganjer Seele un6 pon gan5em £)er3en un6 bin twxQ eure $artKc^e ZHutter. Cuife.^

ZDir fugen noc^ einen unöatierten Brief an (C^Iotte ^insu, beffen fransdftfc^es Original im ZDinterpalais 5U Petersburg aufbetpa^rt nnr6.

„ZTTeine gute (C^rlotte. 3dj fenöe Dir hierbei einen tTaler. (ßlaube nidft, ba^ idj barrxxt 6ie rei$en6e f leine ©irlanöe bejahten »ill, 6ie Du mir gefdficft ^ft un6 6ie mir fopiel Vergnügen mac^t ZTlan fann nid?t besagten, n>as Ciebe uns öarbietet, Mefe Ciebe, 6ie Vidi öiefe ©irlanöe »inöen Hef un6 6abei 6enfen: „pe wxtb ZTTama Vergnügen mad^, un6 ic^ madje ZKama fo gern Dergnügen/' Sonöem ic^ fenöe Dir öiefen tCaler, 6amit Du l^eute bas Vergnügen ^ben fannft, einem 2(rmen ju (^elfen un6 6afär yx forgen, 6af ein ^amiHenpater mit ^rau un6 Kino pielleidft einmal eine gute Suppe effen un6 fic^ fättigen fann. 3^ vo^x^, 6af 6er ißeöanfe, an6em ißutes 5U tun, ein tpaf^rer ißenuf für Sein gutes Heines ^er$ ift, un6 ic^ bin erfreut, i^m inMreft Wefen (genug perfcfyiffen $u fSnnen,

Deine särtKdfe Ztlutter un6 ^reunWn Cuife."

Der ^anüHenfreis 6es KSnigspaares enpeiterte ftc^ mef^r un6 mef^r. Sc^on im 3<i^te ^797 Ifatte fxdj ^rieöric^ IDil^elms jfingfte Sc^ipefter, Prin$effm 2tugufte, mit 6em (Erbprin$en pon treffen ^Kaffel permä^tt, un6 mit öen na^pertpanöten Prin$en kes £)aufes Sraunfd;n)eig gc(}5rten fortan 6ie (^effifc^en prinsen 5U 6en ^uftgften (Saften 6es BerHner ^ofes. Die (Efje ipar pon 2tnfang an nic^t glücfHdj un6 es fam fclbft im BerHner Sc^Iof 5U Streitigfeiten smifc^en 6em jungen Paare, bei 6enen 2(ugufte unter 6er genxilttätigen tlatur i^res (ßatten ^art ju leiöen fyxU^.

(ßlücfKdjer wuvbt öie €^, 6ie im 2tnfang 6es 3^^res ^80^ 6es Königs jfingper J3ru6cr IDiltjelm mit feiner Bafe ZTTarianne Pon £)effen*^mburg fc^Iof. Die prinseffin ^atte fdjon ifjren ^erjensroman erlebt, als fie 6ie f^anö 6es prinsen annahm; fie trat o^ne (ßlücfsenpartung in 6ie €1^, in 6er fie 6oc^ reidjes (ßlflcf finöen foUte. 3" BerHn erfc^ien fie anfangs faU, wie iljre PerfönHc^feit audf fonft enttäufdjte: öie f^ersogin pon Kurlanö, 6te an 6en Z?ermä(}lungsfeierlid;feiten teilnaf^m, meinte, man ^tte piel e^r Königin Cuife für öie jugenöHdje Braut Ijalten fönnen, 2lber obgleich fie fic^ nur redjt fc^tper eingeipd^nte unö il^r „über alles geHebtes^' f^ontburg nie pergeffen fonnte, fo tpufte fte ftc^ öoc^ baI6 am £)ofe jur (ßeUung ju bringen, ^oc^gebilöet Stein perglidf fie mit ZTittoria (Cobnna -

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un6 bei aller auf eren ^urücf^altung gemülPoU unö tparm^ersig, feffelte „©illctte", wk man fte nannte, ifjren (ßcma^I eng an ftdj unö geipann audj 5U Konigin Cuife halb bas redjle Vcrtfälttixs. Beiöe teilten fte 6ie Ciebe 5ur alten ^eimat, 5um „Heidj", $u 6en (ßefdjtDiftem. 2tber Cuife wat öabei eine gan5e Preufin getDoröen, ZHarianne Ijat nie aufgefjSrt, fic^ auc^ als fjefftfdfe prinscffm 5U füllen. Dem König, öeffen 5djn>ädjen un6 ^e^Ier Cuife ftets 5U entfdjulöigen bereit tpar, ftanö ZHarianne mit i^rem (ßatten fritifdj gegenüber. 3" ^^" 3a^ren öes Unglücfes aber Ijai Cuife an 2Tl!arianne, wk an Cuife Ha6$itpiU, eine treue un6 fluge ^reunöin gefunöen.

2n 6em ^offtaat 6er Königin ^atte pdj feit 6er fronprin5lidjen ^eit toenig geän6ert. Heben ZHaffoiP, Sc^iI6en un6 Budj »altete nodj 6ie (ßräpn pon X?of , tpie jte feit ifjrem 7^. (ßeburtstag {\\. TXlävi \800) ^ief, als ©berljofmeifterin ftattlidj un6 rüftig i^res 2tmtcs, me^r als je bemüht, Pon 6en alten Ctifetteporfc^riften 5U retten, tpas fidj unter einer fo je6es Zwanges fpotten6en £)errfc^aft retten lief. ®^ne alle ZTTenfdjenfurdjt fdjraf fie por feinem Streit $urücf, fobaI6 es ftc^ um 6ie 2tufredjtljaltung 6er i^r Ijeiligen formen fjan6elte. Sie ifaiU einen fingen Kopf, ein tparmes £)er$ un6 eine immer frifdje Urfprünglidjfeit, 6ie il^r auc^ fiber 6ie preufifcf^en (Bxtnyn hinaus neben 6er Königin eine gennffe Popularität fdjufen. Königin Cuife felbft ftan6 mit i^rem „Konteffindjen", „2na6amdjen'', ifjrer „Doto", un6 tpie fie fonft ifjre ©ber^fmeifterin fofen6 nannte, auf 6em freun6fc^aftlic^ften ^ufe, un6 fa^ aud; über 6eren fleine Scf;n>ad;en tPo^ItPoIIen6 ^intpeg.

3u 6en fdjon frflijer eripä^nten £)of6amen, f^enriette un6 Doris p, Werecf tparen nac^ 6er tCfjronbefteigung nodj mehrere Ijin$ugefommen, 2tugufte pon ^eini^, fpäter mit 6em 2l6jutanten un6 ©berftallmeifter 6es Königs pon 3ögoiP permä^It, 2l6eUfei6 pon ^ar6enberg, 6ie 6en ^ransofen £e (Camus, Pon König ^etom^ ©na6en ©rafen pon ^ürftenftein, heiratete; fie un6 an6ere blieben nur ipenige 3^^re am f^ofe, 2ln ifjre Stelle traten 6ie (Gräfinnen Cifinfa pon tTauen^ten, 6ie (Tochter 6es befannten ißenerals, un6 Bert^a pon tTruc^fef , ^flbfdje un6 muntere, etwas fdjipärmerifc^e junge Damen, Cifinfa als Karten^ legerin un6 Hadja^mungsfünftlerin beliebt Bci6e ^aben ftc^ erft nadj 6em 2tbleben 6er Königin permd^It, Clfinfa mit 6em ©rafen ©uftap f^acfe, Bert^a mit 6em mecflenburgifdjen ^rei^erm Pon Pen^. 3^"^" ^Q^" ^^^ ^"if^ ^^"^ gütige f^errin, ^erslidj teynefjmen6 an i^ren Cei6en un6 ^reu6en, nadjfldjtig gegen i^re ^armlofen f leinen Kofetterien, auc^ ipenn 6iefe einmal fogor 6em König galten, un6 fie felbft traben 6ie tfulb 6er Königin mit fc^tparmerifc^er Z7ere^rung pergolten.

©ne nur unter 6en ^f6amen fc^eint 6er Königin wirflidj nä^er geftan6en 5U ^ben, ©räpn (Cljarlotte ZHoltfe, 6le ^olbfc^wefter 6es f^ersogs pon £)olftein=^Becf, 6ie fcfy)n ^79?

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an 6cn £)of tarn un6 i^n crfl perlief, als fie jtdf ^809 mit ^rieöridj itugufl Cuötpig V. 6. ZHartPi^, 6em befannten (ßegner f^aröenbergs, permä^Ite, 2tudj fie ipar begeiftert pon if^rer £)errin. Die KSnigin erfc^ien i^r, fo fc^iI6ert fie bcn erften (£inbmd, „in 6er ^öc^flen un6 poUen6etften 23Iüte il^rer 5c^5n(}eit, liebreich, einfach, freunMic^, tpie ic^ nodf nie ein IDefen gefe^en ^be." (Charlotte ZHoItfe tarn halb in grofe (ßunfi bei 6er Königin, 6ie an ilfx 6cn fte felbft befeclen6en BU6ungstrieb un6 6ie (rugen6fc^n>ärmerei liebte un6 nne eine ältere erfal^rene Sc^toefter 6er £ei6enfd?aftlic^en 6urc^ gute Hatfc^Iäge 6en ZDeg 5um (Slüd 5u ebnen fudjte. ,,n?enn Sie fortfahren, 3^re Ceb^aftigfeit 5U 6dmpfen'', fo fc^rieb fie i^, „un6 3^«^^ €mpfin6Iic^feit 5U mäßigen, fo werben Sie fe^, tpie Sie pon aller IDelt geliebt un6 perel^rt tper6en. nid^ts untergräbt 6as (ßlflcf un6 befon6er5 eine {^äuslid^feit me^r, als n^enn man ftdf 6er (Empftn6Iic^f eit uberläft, mag fte taufen6mal geredet fein. Sanftmut muf überall perseiljen, 6as ift 6ie Starfe unferes ©efdjiedjtes." ^exttoei^e galt (ßräfin ZlToltfe für eine Hebenbu^lerin 6er ^rau Pon Kleift un6 Cuifens ^reun6fc^ft fc^ien snrifc^en bei6en 5U fc^tpanfen. Sann aber glaubte fte ju bemerfen, 6ag 6ie ißräfin, aUjuftols ^^f ^^^^ Bil6ung, i^r ^üljlen auf Koften Ujres ZPiffens pemac^läffige in Cuifens 2(ugen 6as fdfiperfle Derge^en. Sie tpur6e fortan etipas 5urucf^lten6er gegen i^re ^f6ante, blieb aber 6od; in näheren Besie^ungen 5U i^r als 5U 6en an6eren, un6 be6auerte fpäter lebhaft 6en ZPeggang 6iefer „ausge$eic^neten" Perfon.

3n 6iefem Kreife nun, $tpifc^en ißema^l un6 l{in6em, Denpan6ten un6 ^fftaaten, pcrlief in Berlin tpie in Pots6am Cuifens tägliches Ceben mit 6er Hegelmdfigfeit, 6ie alles am ^ofe ^rie6ric^ IDil^elms III. be^rrfc^te.

5n>ifdfen adjt un6 neun ertpadjte 6ie Königin; 6ie Kammerfrau Sc^a6oip, 6ie Sc^ipefter 6es großen 23iI6^uers, fam un6 ftellte quer aber 6as Bett ein nie6riges tTifc^c^n, i>on 6cm Cutfe 6as ^rü^ftücf naijm, meift einige tTaffcn ScIjofola6e mit Sa^ne un6 ^mebad. Dann crfc^ten 6ie ißräftn Vo%, 6er Kudjensettel tpur6e befproc^en, n>obei auf 6ie einfachen Ciebltngsfpeifen 6es Königs Hucfftd?t genommen n>er6en mugte, Pu^ tpur6e porgelegt un6 6ie tCoiletten für 6en Cag ausgeroäljlt. Die jüngftcn Kin6cr, 6ie Cuife immer gern in i^rer nädfpcn Häl^c ^atte, tpur6en Ijerbeigerufen, 6ie ZTTutter ^er$tc un6 füfte fie im littt unb lief fie 6ann im ^immcr ^rumfpielen. Cuife fyxite einen f^ang 5ur ißemäc^lic^feit, tpie fie auii tro^ 6er ZTTa^nungen 6es Königs fxdf tpenig Betpegung mad?te. Xlodi im l^U las fte 6ic Leitungen, befon6ers 6ie f^mburger, audi tpo^l Bücher. (Segen \\ Vilft genof fie läufig cttpas (ßcrftenfcf^Ieim, 6cn fie eine Zeitlang nrie eine Kur gebrauchte, um ftärfer 5U iper6en. (ßcmö^nlidf crft nadf U Uljr er^b fte fic^ un6 blieb in einem n>eifen ZTlorgen^ flci6 ntit einem ZTTorgenmü^en, 6ie älteren Kin6er empfangen6, 6en 2trjt, auc^ eine" '^^

6cn anöercn i^rcr Ccfjrcr im (Englifdjcn un6 in 6er ZUufif, Um \2 Ufjr ttwa tarn 6er König^ un6 mit Cuifens ^reifjeil wav es aus. Hafc^ flei6ete fie jtdj an, um im tTiergarten mit i^m fpa5ieren $u fahren; bei ungünftigem IDetter leiftete fie i^m 6afjeim plau6em6 (ßefellfdjaft Pünftlldj um 2 Ufjr ging es $ur ZHittagslafel, 5U 6er Cuife, 6ie erfl tCoilette madfen mufte, nidjl immer redjt$eitig erfdjien, was 6er König fc^moIIen6 5U rügen pflegte. Bei 6er ZTTafjIseit tranf fie gern Stettiner Bier; von Speifen liebte fie befon6ers ro^en Sc^infen un6 Kartoffeln* TXadi 6er tTafel, 6ie eine gute 5tun6e 6auerte, madjte fie es fic^ ttroljl auf einer (C^ifelongue bequent, urobei fie ein Budj las 06er audj ein ipenig fdjiummerte. Dann empfing fie Befudje, 6ie Komponiften f^immel 06er Heidjar6t, mit 6enen mupsiert un6 gefungen u>ur6e. Die Weinen £ie6er, 6ie Cuife $ur (ßitarre mit einer angenef^men Stimme portrug, erfreuten auc^ 6en fonft fo amufifdjen König. Cuife felbft fdjer$te 6arüber, 6af fie 5uu>eilen 6eutfc^ un6 fransöftfc^ las, englifdje 5tun6e ^atte un6 italienifdj fang. (Bing 6ie Königin nidjt ins tC^eater, 6as fte feltener befudjte als 6er König, fo perfammelte man ftdj um ficben $ur (Ceeftun6e, u>obei fte felbft faft niemals ^^t na^m. Sie fudfte 6abei 6ie Unterfjaltung in (ßang $u bringen, ipas i^r freilidj nidjt immer gelang. ZTTeift faf en 6ie Damen über ifjren f^an6arbeiten, wäljxmb 6ie f^erren ftdj mit Sc^adf 06er Kriegsfpiel befdjäftigten. f^äufig n>ur6e audj Karte gefpicit, namentlidj Habuge. ^umMcn las Buc^ por, ZHemoirenliteratur; $utpeilen $ogen fidj audj König un6 Königin $u eigener gemeinfamer Ceftüre in ein Heben$immer $urücf. Um neun fdjiof ftc^ ein 2tben6effen an, bei 6em es, tpie mir fdjon aus 6er Sc^iI6erung 6er prin$effin UHI^elm tpiffen, nic^t leb^fter ^erging, als n>dljren6 6er tCeeftun6e.

2tuf er 6en genannten ZTTufifem Ifat Cuife audj ZlTaler un6 Bil6^auer bei fidf gefetjen un6 bei (ßeneüi ^ddimunUmdit geljabt, ime fie überljaupt für Kunft 3"*«^«fF« ""^ ^^^^ ftän6nis jeigte. Die Sen6ungen ißeorgs aus Hom madjten i^r 6ie gröfte ^reu6e un6 6ie üerlufte an Kunftmerfen 6urc^ 6ie plün6erungen 6er ^ran$ofen fdjmersten fte fp5ter tief, ©em unterhielt fie fic^ mit Sdja6on>, 6em fie auc^ i^r €inperftän6nis mit 6em 6amals piel angegriffenen preufifdjen Koftüm feiner ^el6^ermftatuen äuferte; im (ßefpräc^ mit i^m Ifat fte 6en (ße6anfen eines ZTTonumentes für ^rie6ridj 6en ©rof en angeregt. Dem Bil6Ifauer Haudf, 6em fpäteren Sdjöpfer i^res ©rab6enfmals, 6er eine geitlang i^r Kammer6iener wav, fyxt fie 6ie erften Sdjritte auf feiner ruljmpoUen Caufbaljn erleidjtert. ®ft empfing Cuife 6ie Befuc^ pon Berliner (ßciftlidjen; auc^ £)ufelan6, iljr Ceibarst, tpar i^r sugleic^ ein Seelenarst, 6effen tiefinnerllc^ ^römmigfeit fie fe^r fc^ä^te. gu 6er Umgebung 6es Königs, feinen 2t6jutanten un6 Kabinettsräten, Ijatte fte feine näheren Besie^ungen; ebenfowenig 5U 6en ZTTiniftem, mit 2tusnal>me £)ar6enbergs, 6effen ganse

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PerfSnlid^feit xlfv i)odi\t fYmpatl^ifcf; it>ar« Unter btn preugifc^n IKpIontaten forrefponöterte fte mit 6ent Ztlarquis Cucc^efmi, bcm preugifc^en <0efan6ten in Paris, un6 mit Neffen (Btmcäjlm, einer geborenen pon tCarrac^; fte beforgten i^r Kopien pon Hap^el, für öen fie nadj il^rem eigenen ©eftänönis ^fc^tpärmte'', aber audf Parifer ZHoöenniren, tDofflr Cuife 6ent ZITarquis einmal mit 5en XDorten öanfte: i^ZDem nichts 5U grof x% ift nidjts 5U Hein/' Die Vertreter 6er fremöen StaaUn fa^ 6ie Königin fap nur bei feierlic^n (Empfängen 06er grofen f^offeftlidffeiten. TXudi öiefe Kreife teilten 6ie allgemeine Be* tpunöerung für Cuife. „(Ein ^eft o^ne öie Königin ift fein ^eft" ^ief es bei i^nen. Xlodi längere ^eit nad^ 6em ZDeggang pom Berliner Qofe fing ein englifc^ Diplomat mit einem Kollegen Streit an, n>eil er „^as Znajeftätsperbred^^' begangen Ijab^, in 6em (Befielt 6er englifd?en Königin, 6er (Tante £uif ens, eine gen>iffe 2(el}nlic^feit mit 6er unpergleic^lic^en preufifdjen ,;Sc^nl}eitsfönigin'' fin6en 5U n>ollen.

(Einem 6iefer jungen englifc^en Cegationsfefretäre, (ßeorge 3acffon, per6anfen n>ir eine anmutige Sc^il6erung 6er Königin; er fc^reibt im ^ebruar ^803 an feine Sc^ipeftem: „(ßeftem 2tben6 wav ^fball 5um (ßeburtstage 6er prinjefjtn f^einric^. Die Königin mar 5ugegen, perlief aber 6en Sallfaal bal6 nac^ neun Ul^r. Kurs Por U Ul^r erfd^ien 6ie 0ber^fmetfterin (ßräfin X7og nne6er im Saale un6 pertun6ete 6ie glucflid^e (Entbin6ung 3l)rer ZHajeftät pon einer Coc^ter* Dies glücflidje (Ereignis betradjten piele 2tnipefen6e un6 piele 2tbu>efen6e als fe^r $ur Unseit um einige tTage $u frü^ eingetreten. Denn 6ie Königin ^tte perfprod^en, am \. IXläxi an einem großen Znasfenball teil5une^men . . ZDie man perftcbert, be6auert 6ie Königin il^re unfreitpillige 2(ba>efenl;eit ebenfo fe^r wie il^re ergebenen Untertanen un6 Be«)un6crer. Das ^eift: eine grofe UTenge, 6enn in 6er (ßefellfdfaft, bcfon6ers unter 6en jüngeren Ceuten, ^rrfc^t ein (ßefüljl ritterlicher (Ergebenljeit für fie, un6 ein fonniges £äd;eln 06er ein 23Iicf il^rer ^ell lac^en6en 2(ugen ift eine (ßunftbejeugung, naif 6er ntan eifrig trad?tet. U)enige grauen fin6 mit fopiel Cieblidjfeit begabt als fte, un6 fte ift ebenfo liebensn)ür6ig un6 anntutig, als fte fd?ön ift, fie ift poU Cebt^ftigfeit un6 gcljt mit ©eift un6 ^reu6e auf je6es Pergnügen ein, Dodj idj ntuf inne^lten 06er 3^c n>er6et 6cnfcn, 6af mir 6cr Kopf per6re^t ift, tpie es fdjon fopiele Köpfe fm6 6urc^ 6ie Sdjönljeit un6 2Inmut 6cr Königin Cuife Pon Preußen,"

IDir fal^n Cuife in iljrem geiftigen Ccben, im Krcife i^rcr (ßefc^nnfter, mit il^rem (Ekitten un6 il^ren Kin6em, tpie in 6en Bejiet^ungen 5U i^rer naiveren un6 ipeiteren Umgebung. Sueben wir noc^ 6ic Qauptsüge il^rer (Erfd^nung un6 i^ror Perfönlic^feit fürs 5ufamnten« Sufaffen un6 uns 5U t>ergegcnn>artiaen.

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Königin Cuife wat feine flafftfcf^e S<i}5ni}ext, i^r ettpos blaffes 2(ntli^ aber ijatk nadj 6em S^nQnxs 6er ZTlalerin Digie le Brun feine un6 regelmäßige 5^9^; ^^^ biegfame tfals, auf öem bas Sfanpi e6el ru^te, öie Sdjullem un6 6ie 2Irme iparen pon fdjSner ^orm un6 i^re ^arbe blen6en6 frifdj; bas Efaav wav blonö, 6ie ©eftalt pon taöellofem (Ebenmaß, obrpo^I öie ^änöe un6 öie ^üfe etwas flarf erfdjienen. 2tu5 öem großen feelenpoUen 2tuge ftra^Ile ein Blicf pon geminnenöem Ciebreis» Die Sc^önljeit öer (ßeftalt 5eigte fic^ befonöers in öen elaftifcf^en Betpegungen i^res (Sanges, unö ipenn fte ritt oöer tawik. „Sie wat nie fdjoner als 5u Pferöe" meint einmal öer König, yjxe Kleiöung unö t^r Sdfxnud, voenn jie öffentlich erfdjien, rparen immer reic^ unö gefdjmacfpoU; öer König felbft IfaiU fie allmä^Iic^ 5U größerem 2(uftpanö peranlaßt, öa es il^n peröroß, n^enn er immer öie elegante Crfc^einung ^rieöerifens rühmen ^rte^ 3^^^ Haltung ipar rpuröepoU unö unge5tt>ungen; öie Stimme flangpoU, mit einer leidjten öialeftifdjen ^drbung, öie il?r einen befonöeren Heis gab; iljr (ßefprädj ftets einge^enö, teilnefjmenö; fte perftanö gut 5U5u^ören unö öer 2lusörucf ifjres (ßefidjts $eigte leidjt bas 3ntereffe am €r5dljler unö am (Ersäfjiten,

Der 5^uber i^rer anmutigen Perfönlidjfeit, öem pdj niemanö entsog unö niemanö entstehen fonnte, lag öodj nidjt fo fe^r in i^rer äußeren (Erfdjeinung: er ftrömte aus i^rem 3nnern, öeffen fdjöne fanfte £)armonie i^re Belegungen befeelte unö in i^ren IDorten »ieöerflang. lieber i^rem IDefen lagen feine Sdjleier, feine Hätfel; auf il^rem 2(ntli^ los man feine ^ersensfämpfe, fonöem öen tiefen ^rieöen einer unbefangenen reinen Seele unö bas tpanne (Sind eines £}evyns, bas fxdi felbft fro^ unö gläcflicf; fuf^It unö alle frof; unö glücflidj madjen mödjte. ^rau pon Berg fdjreibt iljr „eine angeborene Poefie" $u; anöere fpredjen pon öem iöealen Sdjimmer, öer fte umfloß unö alle be5auberte. Des Königs unfro^ IDefen fiel oft örücfenö unö läfjmenö auf feine Umgebung: Cuifens (Erfdjeinung tpirfte befreienö, er^eitemö, beglflcfenö* (Es XDav nidft ©naöe, nic^t ^erablaffung; jeöer füfjite eine aus öem fersen fommenöe unö 5um fersen fpredjenöe natürlidje (Buk, öie fidj audj rafdj in tCatm öes IDo^tooUens unö öer ^ilfe äußerte. „3^ Wn öen iTlenfdjen fo gut," fc^rieb Cuife einmal an ^rau pon Kleift, „mein ganses IDefen ift Ciebe für fie, ic^ mödjte fo gerne öie iTlenfdj^eit glücfltdj »iffen unö öa$u beitragen, auf Koften meiner felbft!" 3" ^^ 23e* glücfung anöerer fuc^te unö fanö fie ifjr eigenes (ßlücf. So erfc^icn fte immer gleic^ gütig, unö fie ftrafjite perfdjipenöcrifc^ i^re ^ulö unö iljren £iebrei$ aus über alle, öie ifjr nafjten, pielleicfjt bisipeilen 5U rafc^ unö yx perfdjtpenöerifd?.

Cuife n>äre fein IDeib geroefen, ipenn nidjt öer Sdjiüffel $u i^rem IDefen eben in ifjrem tfevyn gelegen Ijätte. Dies tftti aber ^tte fic^ n^ä^renö i^rer 3^0^"^ i" ^^^ ^^fPW?* mecflenburgifdjen ^amilienfreife Pon (ßefü^I gleidjfam fo PoUgefogen, öaß es je^t leidjt

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fiberftrdmte. (Es fd^tpclgte in Ciebe un6 ^reun6fd?aft, tme in allen bm Ifolf^n un6 cMcn (ßcfüljlcn, 6ic Cuife unter 6em H?orte „tCugenö" perftanö. Sie liebte es, geliebt 5U u>cr6en. „(D wie füg, fo geliebt $u meröen" fc^rieb fie 6em Bru6er (ßeorg als 2tntn>ort auf einen feiner Briefe, yjve (ßüte perfagte allemal nur 6a, xvo fie (ßeffi^lsleere ju benterfen glaubte. ,,^ur 6ie, 6ie lieben, tpeinen, begläcfen, ful^len un6 lachen, fär 6ie fyxbe xdi tfeti, Kraft 6es ZDillens un6 PoIIbringens.'' „ZDer liebt 6er lebt, un6 nur 6er lebt 6er liebt, 6as ift mein IDafjIfpruc^, mit 6em idj lebe un6 perbe/' Der Stimme iljres £)er$ens folgte Cuife mit unbe6ingtem üertrauen, in allen 5o>^if«I" un6 Kämpfen; tpie Karoline Schlegel t^tte fie pon pdf fagen fönnen: „3^? mufte mic^ perlaffen auf mein £)er$ über Hot un6 tCo6 Ijinaus." Denn felfenfeft ipar pe flberseugt, 6af, wie pe an ©eorg fdjrieb, „im fersen flar un6 6eutlidr 6as ZDal^re mit gol6enen Budfftaben aus (ßottes tfanb pe^t.''

2tudj Cuifens ^rSmmigfeit wax me^r (ßefüljl, (ßlaubensgefüljl, als 6ogmatifdfe lieber«» jeugung. Sie fc^lic^ten religiöfen (Ein6räcfe, 6ie pe aus 6er ißrof mutter f^aufe mitgebradft, tparen in Berlin im Umgang mit Spal6ing un6 ^Sllner leicht umgepaltet. Sie ntadfte pdf, tpie Spal6ing, ein (C^ripentum surec^t, 6as in 6er ^römmigfeit eine Stu^e fär 6ie (rugen6, un6 in 6er trugen6 eine Stä^e für 6ie ^rSntmigfeit pe^t. Heligion ^aben Ifieg il^r in (ßott 6ie IfSc^pe trugen6 perel^ren, it^r nadjftreben un6 pd; i^res Urbil6es superpc^tlic^ freuen. Dies unerfdfütterlidje ©laubensgefü^l aber 6urdj6rang leben6ig i^r gan$es IDefen. Hie Ifotte pe 5U (Dftem Beidfte un6 2Iben6malfl perabfdumt, auf 6as pe pd? in ftiller Santmlung (Tage lang porsubereiten pPegte un6 6as pe in einer 6er Berliner Kirchen nac^ lutlferifdfem Bef enntnis na^m, tpäljren6 6er König als Hcformierter 6ie Pots6amer (ßamifon* firdfe beporsugte. Hodf pn6 2(uf5eid;nungen erl^alten, in 6enen pe an folc^en tpeilfepoUen (Tagen il^re <ße6anfen un6 (Emppn6ungen ausfprac^: il^ren ißlauben an 6en (ErlSfer, il^re 6emutpolle (Ergebenl^eit in ißottes £^an6, i^r ppic^tgefülfl, i^ren reinen ZPillen, 6en ZDuiifc^ 6urc^ ilfv Beifpiel 5ur Hac^at^mung befon6ers bei i^ren Kin6em ansuregen.

^reun61id? un6 liebepoll, gütig unö frontm, fo tpar Cuife in 6en rulfigen un6 fiteren (Cagen, fo blieb pe audf in 6en pürmifdfen un6 6unflen Reiten, 6ercn Sdiaücn fidj xlft langfam nun näl^erten un6 6eren Sdfrecfen 6oc^ auc^ nodf an6ere ZDefensjüge in i^ offctibaren folltcn.

fünftes Kapitel ^voi^dien 2ile]canbev unb Hapoleon

(1802— 1805)

I. 3"f^^"^^"'u"f* i" ZHcmcI

Jp^rcufcn Ijattt, wie urir fa^en, audj wd^rcnö 6cr Koalition Cnglanös, ©eflerrcic^s unö Huflanös gegen ^ranfreic^ in 6cn 3^^ren ^799 un6 ^800 feine Heutralitat beljauptet Der Derlauf 6es Krieges fdjien i^m redjl $u geben. TXadj anfänglidfen glänsenöcn (Erfolgen wav bas groge Sänönis ^auptfddjlicf; infolge pon Streitigfeiten Huflanös mit (Englan6 unö 0efterretdr 5erfaUen. ^ranfreic^, bas feine (ßren$en fdjon Pon einer 3"^öp^^t beöro^t gefeiten ^atte, blieb in 6er Sd^tpeis un6 in tfoüanb fiegreid;, un6 an 6ie Spi^e 6er Hepublif trat als erfter Konful 6er aus itegypten 5urficfgefefjrte (ßeneral Hapoleon Bonapartc, 6er 6ie ©efterreidjer bei ZlTarengo entfc^ei6en6 fdjlug un6 6amtt ©beritalien 5urücferoberte. Die friegfu^renöen TXlädiU fc^ienen erfc^Spft; eine frie6Iidje Strömung, ftdrfer als je feit adit 3^1?^««/ ging* im ^erbft ^800 6urc^ 6ie europaifdfe politif. 3n preugen n>ar man mit 6iefer XDenöung 6er Dinge nic^t un$ufrie6en; ein auf eror6entlidfer 2tbgefan6ter l^napati^, 6er ©cneral Duroc, 6er nodj oft in entfc^ei6ungspoUen tCagen 6en IDcg nac^ Berlin madjen foUte, fan6 am preufifc^en ^fe 6ie freun6Ii(^fte 2lufnaf?me. Zllan »ünfdfte eine Tlus^ fö^nung snnfc^en ^ranfreic^ un6 Huf lan6 un6 $ugleic^ eine nähere Üerbin6ung preufens mit 6iefen bei6en Staaten, unter öeren Sc^u^ man sipei grofe politifc^e giele erreidjen 5U Mnnen ^ffte: eine PoUe (Entfc^Mgung für 6ie 2lbtretung preufifc^en (ßebletes am linfen

^33

H^einufcr un6 6ic fcftcrc, fosufagctt pölfcrrcdjllidje Scgrünöung einer preufifdjen ^ü^rer* ftellung in Horö6cutfdjIan6.

Die 2tusföl?nung srDifdjcn Xuflanö unö ^ranfrcidj tarn rafc^ 5uftan6c; roenn man fidj aber in Serlin gcfdjnieidjelt fjatte, öie Sesiefjungcn $tDifdfen beiöen ZHädjten $u bc^ ^errfdjcn oöcr ipenigftcns $u beeinfluffen, fo trat pielmefjr bas (ßegenteil ein: Preufcn wntbc abhängig von öeni jeöesmaligen Stanöe 6er ruffifdj^fran$öftfc^en Be$ie^ungen, modjten 6icfe frcunMidje fein o6er feinöfelige,

^unäd^ft stDang 6er gemetnfame Drucf ^ranfreidjs un6 Huflan6s, 6te ftd; gegen (Englan6 perbün6eten, im ^rül^jafjr ^80^ Preufen $ur Befe^ung J^annopers. Dergeblidj Ijatte man pon ^annoperfdjer Seite 6ie X?enpen6ung 6er Königin Cuife für ifjr Qeimatlan6 nad?gefud;t; fte erfldrte 6ent (^annoperfdjen 2(bgefan6ten, 6er König tper6e 5ur porläuftgcn Sefe^ung genötigt, 6enfe übrigens nid;t 6aran ftd? frem6e5 <0ut ansueignen. 2(ud; il^r Dater rpar pon Heuftreli^ ^erbeigefommen, um gegen 6ie ©ffupation 5U u?irfen.

Kaunt aber nxiren 6ie Preuf en in Qannoper etngerucft, als 6ie Had?rtd?t aus Peters^^ bürg eintraf, 6af Kaifer Paul Pon Huflan6 in 6er Hadjt pom 23. sunt 2^. IXläti ^80^ ermor6et fei. Sein Hadjfolger Kaifer 2tleyan6er I. perftän6igte pdf mit (Englan6, un6 6ie preu^ifdfen (Truppen tpur6en tpie6er aus Qannoper I^erausgesogen* 2(n6erfeits glücfte es im lUai ^802, nadf u>edjfeIpoUen Üerfjan61ungen mit ^ranfreidj ju einem Vertrage über 6te preufifdfon (Entfd?ä6igungen 5U gelangen. Preufen ^tte anfangs aufer l7il6es^eim, 0snabrücf un6 6em (Eic^sfel6 6ie frdnftfdfen Bistümer Bamberg un6 IDürsburg gefor6ert. (ßeftüfet auf 6iefe (Eriperbungen, u>ür6e Preuf en eine maf geben6e Stellung in Sü66eutfdflan6, eine pöUig be^errfdfen6e in Hor66eutfdjIan6 erlangt Ijaben. Sadjfen, Reffen, ^annoper tparen {fier6urd; geograp^ifc^ un6 6est^(b aud; politifd; pon Preußen ebenfo abt^ngig geiPor6en, n?te Braunfd?tpeig un6 ZHecflenburg es bereits tparen. 2(Uein, als 6ie preufifd^en piäne bei Huflan6 un6 bei ^ranfreidf auf H)i6erfprudf ftiefen, lieg man fie oljne piel Umftdn6e fallen un6 begnügte fidj fdflieflidj mit Pa6erbom, I7il6es^eim, (EidjsfeI6 nebfl (Erfurt, einem tCeil 6es Bistums IHünfter un6 einigen Heid)sftd6ten un6 2tbteien. tTerritorial Omaren 6iefe (Entfd^6igungen für 6ie preugifd?en Perlufte überreid)lic^ bemeffen; politifc^ tpar es eine nie6er(age. XlxAt 6ie (Erfor6emiffe 6er 6eutfd;en Politif Preufens, fon6em 6ie IDünfdje ^ranfreidjs un6 Huf Ian6s beftimmten 6ie £ntfd}d6igungen Preufens, »ie 6i€ Umn?an6Iung Seutfd;(an6s 6urdr 6en Heidrs6eputationsfd?Iuf ((805) über^upt. ^ugleic^ erlofd^en 6urd? 6iefe Verträge 6ie 2(bmad?ungen über 6ie Semarfationslinie un6 6ie Vtt* abre6ungen pon ^il6esl^im (fiefyc oben S. 88), 6ie nadf einem IDort Pon ^ugipi^ 6er <Brun6ftein für 6en Bau 6er preufifc^n {)errfd)aft in nor66eutfc^Ian6 ^tten iper6en foV'^n.

Preußens ücrHnöung mit 6cm Dcutfdjcn Hctdjc löfte fidj me^r un6 mc^r, o^nc öaf feine Stellung in Horööeutfdjlanö an ^eftigfeit getDonnen Ijätte,

^rieöridj IDißjelm III. un6 (ßraf ^augipi^ waren nidjt o^ne (Empfinöung für öiefe Hadjteile; aber im ^inblicf auf Preufens internationale Stellung gingen fie öarüber ^inipeg* Sie glaubten nodf an 6ie 2Tl!ögIidjfeit öes erfe^nten Dreibunöes mit i^ren beiöen mädjtigen Hadjbam, um fo me^r, ba man mit ^ranfreidj in gutem ©nremeljmen ftanö un6 mit Huf Ian6 foeben 6ie alte sugleidj politifdje unö öy^^Ptf^^ ^reunöfc^aft erneuert tpuröe.

Kaifer 2tleyan6er I. pon Huf lanö, 6effen ZHutter ZTTaria ^eo6oron>na mit 6em preuf ifdjen Königsljaufe ijertoanM u>ar, fjattc unmittelbar nadi 6er tTIjronbefteigung in feinem erften Sdjreiben an König ^rieöridj IDil^elm III. Pon 6er ^eftigung 6er 5tpifdjen i^nen befte^en6en pernxm6tfdjaftlidjen un6 freun6fdjaftlidjen Ban6e un6 von 6er l{onfoIi6ierung 6er Be*s Sie^ungen $u>ifdjen 6en bei6en Staakn gefprodjen. König ^rie6ridj IDilljelm III. ging gern 6arauf ein: neben 6en politifc^en (Ertpägungen fyibm gan5 perfönlidje Stimmungen tpefentlidf Ijiersu beigetragen.

tlodj unter Kaifer Pauls Hegierung, gegen (En6e 3^"uar \80^, ^atte 6er €rbprin$ ^rie6ridj £u6tDig pon ZnecfIenburg:sSdnperin mit feiner (ßema^Iin ^elena Paiplotpna, 6er (Coc^ter Pauls, 6en Berliner ^of befuc^t. Die (Erbprinseffin, eine blen6en6e Sdjön^eit pon faum ^6 3^^^^"' frft \^ ZUonaten permä^It un6 ZlTutter eines Knaben, 6es fpäteren (ßrofl^ersogs Paul, getpann 6urc^ il^re iugen6lid;e 2(nmut un6 i^re naturlidje Ciebens^ «)ür6igfeit rafc^ 6ie ^reun6fc^aft 6er Königin Cuife un6 6ie fc^ujärmerifdje Pere^rung l^onig ;Jrie6ridj IDilfjelms III. (ßlän$en6e ^efte «)ur6en peranftaltet, an 6enen 6eutfc^e un6 frcm6e ^ürftlidf feiten $afjlreic^ teilnahmen, audj tlapoleon Bonapartes jüngerer 23ru6er Couis mit feinem 2l6jutanten ^a^ult, un6 piele (Emigranten, ipie Hiparol un6 6er in 6er 6amaligen Berliner (ßefellfc^aft tonangeben6e Caraman. 3efon6ers prunfpoll tpur6e ^a^inadji gefeiert, ipobei 6ie (Erbprin$efftn als gütige ^ee 6en König entsücfte, un6 6er (ßeburtstag 6er Königin, 6er ^elena reidje (ßefc^enfe machte. Tlndj fie gefiel pdf ungemein am Berliner f^fe, ipo fte fc^lieflic^ nidjt me^r als Befuc^ betrachtet, fon6em $ur fönig^ lidjen ^amilie gerechnet ipur6e* Kaifer Paul, erfreut über 6ie ljer$Iidje 2tufnaljme feiner (Codjter, flberfan6te 6er Königin 6en KatI^rinenor6en un6 $eidjnete audj 6en Kronprin$en 6urdr ruffifc^e <!)r6en aus«

Unmittelbar nac^6em 6ie Prinsefftn Berlin perlaffen ^tte, erfuhr man 6ie Kataflrop^ i^res Paters un6 6ie (T^ronbefteigung i^res Bru6ers 2(lefan6er. Tln 6er Heigung für 6ie Sdjipefter belebte fidj 6ie tTcilnal^me für 6en Bru6er. Die Prin$effin, 6ie mit iljrem ©ema^l im Sommer ^80^ nac^ Huflan6 reipe, trug 6es Königs freun6lidffte ©rufe, 2teuferungen

^S5

6cs 2^itxzi^cs un6 6cr Bcipunöcrung für 6cn jungen Kaifcr nadi Petersburg. 3" l^ten f^änöen liefen 6te ^ä6en $ufammen, 6te pdf je^l sunfc^en 6en beiöen dürften fnüpften; in i^ren un6 ifjres (ßenia^b Unlerreöungen mit 2tleyan6er ift bas erfte IDort von einer gufammenfunft 5«)ifc^en öem rufjtfdjen Kaifer unö 6em preufifdjen Könige gefallen.

2tuf 6er Hücf reife pon Petersburg, im ©ftober \B0\, befudfte bas erbprinslic^e Paar abermals 6en preuf ifdjen £)of, imeöer mit ^öc^fler ^reunMic^feit aufgenommen. Des Königs 5c^n?ännerei für 6ie ,/fci?5ne f^elena^' n>ar nodi geftiegen. Xladf i^rer 2(breife im ZHär} tDar feine fd;Ied?te Caune aufgefallen, fein geringes (Entgegenfommen gegen andere Sefuc^er. Daffir ^tte er 6er frbprinseffm in ebenfo ^rslic^en tpte ^umoriftifc^en Briefen, ipo^I 6en perfönlidjften un6 eigenartigften, 6ie je aus ^rie6ric^ IDill^Ims ^e6er gefloffen, feine 23ett>un6erung offen ausgefprodjen. 3^^* uber^ufte 6er fonft $urücfljalten6e König fie fo fe^r mit 2tufmerffamfciten, 6af 6ie ©bcr^ofmeifterin 2tnftof na^m, n)ä^ren6 6ie Königin 6cr gegenfcitigen 2tnnäfjerung Iadjeln6 $ufalj un6 6ie (Erbprinsefftn nur nodf immer meljr in il^r ^ers fdjiof . 3" Berlin erso^Ue man fidj, 6er König Ifab^ von 6er prinjeffin per* langt, fie foUe xifn ^ri^ nennen, un6 6a fte es nic^t getan, fidf fc^moUen6 Pon ifjr entfernt; 6arauf ^be fte i^n beim 2trme genommen un6 „mit 6em lieblidjften 2lus6rucf'' gefragt: „^ri^, maulft 6u nodj?"

Bei 6iefem Befuc^e teilte 6er (Erbprinj 6en ZDunfc^ 2(Iefan6ers nad; einer ^ufammen« fünft mit, 6ie Pon ^rie6ridj HHI^Im bereitnnlligft angenommen «)ur6e. Xladf 6em Dorfc^lag 6es Königs foUte 6ie Begegnung wäitvenb feiner Heife in 6ie preufifdjen (Dftpropinsen im 3uni ^802, un6 5tpar in Zricmcl ftattfin6en.

2tm 25, ZTTai traten ^ric6ridj IDißjelm un6 Cuife mit 6en Brü6em 6es Königs 6ie Keife an; aucf; 6ie (Gräfinnen X7of un6 ZlToItfe iparen im (Befolge. Heber Stargar6, tpo 6ie Königin an 6er Hepue .teilnahm un6 6ie tTruppcn „fupcrb" fan6, sunfdfen ZllanÖPem un6 Hepuebällen ging es über f^ammerftein un6 ZHocferau nac^ 6em fdjönen Sc^Iof 6er Donnas in Sdjlobitten, 6as 6ie Königin an (Efjarlottenburg erinnerte. Sie fc^Iief in einem grofen Himmelbette, in 6em fdjon ^rie6ridj IDilljelm I. un6 ^rie6ricl) lDill?elm IL gefdjlafen ^tten; 6cr König in einem benachbarten ^xxnmcv, in feinem Heifebett auf einer ZHatra^ unter einer einfachen pifee6ecfe, 6ie er immer mit ftc^ führte. Dem König gefiel es in Scblobitten, tPo er 6as patriarcijalifc^e Der^ltnis jn^ifcijen ißuts^errfd^aft un6 Ceuten fo rec^t nadj feinem Sinne fan6. 2tm IHorgen, beim ^rü^ftücf, auf erte er pdf Ijierüber mit tparmer 2lnerfennung. „Dos fm6 6ie guten ^rüc^te", bemerfte er, „pon einem langen <ßäterbe{t| pon (ßrofeltem bis auf Urenfel. Da fönnen ftc^ Sperren un6 llnterfaffen rec^t fennen lenten un6 Ciebe, Vertrauen un6 2(n^änglic^feit aegeneinan6er faffen; aber ipo man 6ie

Cafel \2

Canöguter tt)ie eine ZPare bdianbelt, 6ie oft felbft unbefe^en aus einer fyxrxb in 6ie anöere für übertriebene Preife übergeben, ba tann nidjts (ßutes aus 6er IDirtfdjaft tperöen."

Hadj fursem Jtufent^alt in Königsberg trafen ^rieöridj XDilljelnt un6 Cuife am 8.3u"i in ZRemel ein; am \0.3unt fam Kaifer Jtleyanöer, infognito als „comte de Russie", aber ix>n ZUiniftem un6 2t6jutanten begleitet»

Die ofter5ä^Iten €in$eltpeiten 6er Su\amrmntnrx^, 6ie bis 5um ^6. 3uni dauerte, braud^en ^ier nid}t tpiebergegeben 5u tDeröen. tTruppen tDuröen befid^tigt, Bälle peranftaltet; öabei perfe^rten König un6 Königin mit i^rem faiferlidjen (ßafte in einer Ungesmungen«: ^eit, 6ie eine ^erslidje 2tnnäl?erung gemattete unö begünftigte. „Ztlan pergnügte pdj", fdjreibt 6ie Königin, „une 6ie Kinöer un6 fprang ^erum wie 6ie Böcfdjen, alles wav glücflidj un6 5ufrie6en." Hur einmal erfuhr 6ie ^eftfreuöe eine jä^e Unterbredjung; 6ie Königin tpuröe ix>n einem plö^Iidjen Bruftframpf befallen, 6er jeöodj glücflic^erweife rafdj tpieöer porüberging.

3«>ifd?en 6em preufifc^en Königspaare un6 6em ruffifc^en Kaifer fdjiof pc^ ein ^rcunöfc^aftsbunö, in Sdjnjarmerei unö (ßefü^Isfeligfeit eine fpäte Blüte aus 6en (Tagen 6er (Empfinöfamfeit, unö $ugleic^ eigenartig 6urc^ bas Spiel 6er ftc^ freusenöen perfönlidjen Heigungen n>ie öurc^ bas ^ineinwirfen politifc^er 3"*^^^ff^"* 2)es jugenölidjen ^avcn tippen Poffen über pon tTugenö unö Sedjtfdjaffen^eit, pon ZlTenfc^enliebe unö Pölfer* beglücfung n>ar es ein XDunöer, öaf öie fdjiidjten fersen öes preufifdjen Königspaares folc^em Sauber erlagen? Der König fagte 3u feiner (ßema^Iin: „Das fann ic^ Dir per:* pdjem, öie Suffen ^ben nie einen Kaifer gehabt «ne öiefen." ^ür Cuife poUenös n>ar öie Begegnung mit Kaifer Jtiejanöer ein (Erlebnis, bas (Erlebnis i^rer ^rauenja^re. (Es n>ar geraöe öie ^dt, in öer öie Befanntfdjaft mit öer neueren öeutfdjen Didjtung itpr 3"neres tief aufgewühlt ^atte. Sie fanö öen jungen Kaifer feineswegs „regelmäßig fc^ön"; nur fein 2tntli^ perflärt öurc^ einen ^ng engel^fter (ßüte. 2tber in 2Ue|;anöer trat i^r ein ZUann entgegen, öer mit öer Sc^Iidjt^t unö IDa^rljaftigfeit i^res eigenen (ßatten audj jene glän$enöen (Etgenfc^aften 5U perbinöen fc^ien, öie fie in i^rer nädjften Umgebung per«» mifte. ^ier fa^ fie es por fic^, öas 3^^!^ w" ^^ ^^^ ujeiblic^es Seinen geträumt ^aben mochte, wenn fie l^ren 3^^" P^"' ^^ ^^^^^ Sdjiller las. (Ein 3^^^'/ ^^^ P^ i^re ^reunöfc^aft unö Bewunöerung freigebig unö rücRjaltlos fc^nfte, an öeffen PoUfommen«» ^cit fte ftc^ aber gans unbefangen Pon je^t ab ein Hec^t sufc^rieb* Darum bat fte öen Kaifer su bleiben, wie er fei; öarum warnte öie Sec^sunöswansigjä^rige fc^wefterlic^, nein mütterlid} öen Selbft^errfcf^er Hußlanös por öen (Befahren jugenölic^er Unerfahrene unö jugenölidfer Ceiöenfc^ft.

157

2lbcr andj Kaifcr 2((efan6er ^at bodi unter 6cm ^uber ötefer (Tage geftanöen. Die fdjönc Königin, 6ic bcfonöcrs ^errlidj ausfa^, »enn jtc $ö)ifdjcn 6en bctöen ^firftcn 5ur Paraöe ritt, o6er tpcnn fic mit 6cm Kaifcr tanstc, 6ic „fte enchanteresse", n>ic 6cr Kabinettsrat €ombar6, ein Ztugcnscugc 6cr ^^fammcnf unft, fie nennt, madjtc auf 2Ilcyan6er einen tiefen un6 nadjljaltigen (£in6rucf. „€s fc^eint mir", fc^reibt 6te (ßräfin Ciepen, 6eren (ßematpl 6en Kaifer nadj JITemel begleitet ^atte, „es fdjeint mir nac^ ^örenfagen, 6af man entsucft ift von 6er Königin; ic^ tpeif felbft nidjt, ob fie nicftt noc^ me^r gefällt, als Me Kaiferin, obglcidj 6as fdjtpcr ift." nn6 6ie polnifdjen (ßegner eines preu^fdjr-ruffifdjen 2?un6es warfen mit 6eutlidjer 2tnfpielung 6em Kaifer fpater ix>r, er Ijabe feit ZITemel „in Preufen nidjt me^r einen Staat im politifdjen Sinne gefeiten, fon6em eine Perfon, 6ie itjm teuer fei/' 2tleyan6er felbft aber ^t nodf nadj 5tpei 3^^^$<^^"*^" ^^^ ^i"^^ Prinseffm, 6eren (Erfdjeinung feine (Erwartungen übertraf, nidjts fdjöneres 5U fagcn gewuf t, als 6ag fie 6er Königin €uife fetjr ä^nlidj fclje.

So gefdja^ es, 6af tpä^ren6 man 6en König mit feiner Heigung für 2tle|;an6ers fdjöne Sdjwefter £)elena necfte, 2tle|;an6er un6 €uife in fc^tt>armerifdjen ^reun6fdjaftsgefü^len fidj 5U einan6er fan6en, un6 6af auc^ 6er König pon 2lleyan6ers geu>innen6er Perfönlidjfeit angesogen u>ur6e, auf 6en n)ie6er 6ie treuffer$ige 23ie6erfeit un6 offenbare 5u*>^fWffigfeit 6es Königs günftig einuHrften.

Der Kaifer un6 6er König nahmen es bei6e emft mit 6iefem ^reun6fc^aftsbun6e; un6 6odj täufdjte man fidj auf bei6en Seiten. 3^^^ glaubte in 6em an6ern einen perfön* lidjen ^'^'^^""^ "i^* ^^^/ fon6em auc^ einen politifdfen 2?un6esgenoffen gewonnen 5U {^ben. IDie foljr Derfdjie6en aber UHiren 6odj itjre (C^raftere un6 6ie itjren <CI?arafteren entfpredjen6en politifdjen Syfteme i^rer Staateii: 6ie rücf(län6ige preufifdje tTerritorialpoIitif un6 6ie auf* fteigen6e ruffifdje XDeltpoIitif. ^rie6ridj IDiltjelm fa^ in 6er 3"*^^^*^* ^^ Besietpungen $u 2^uf(an6 un6 6effen Kaifer nur eine Bürgfc^aft metjr für 6en über alles geliebten ^rie6en; 6er Kaifer, 6em 6ic (ßrofmutter Katljarina 6en Hamen 6es IDelteroberers 2tlefan6er gegeben, glaubte fic^ berufen 5um Befreier 6es pon ^ranfreidj gefnedyteten (Europa un6 6cs felbft pon Hapoleon gefnedjteten ^ranfreidj. (Er sweifelte nidjt, wenn 6ie Stun6e fdjiage, audj 6en neuen ^reun6 5U 6em 2tleyan6er$ug nadj XDeften mit fortreiten $u fönnen.

Königin Cuife {jat über 6ie ^ufammentunft in ZITemel ein (Tagebuch geführt, in 6em fie 6ie einseinen Vorgänge, 6ie Para6en un6 Prunfma^le, Ceeaben6e un6 Cdnse, mit djronifalifdjer (ßewiffenljaftigfeit per$eidjnet, Pon 2Ile{'an6er felbft un6 l^ren (Ein6rücfen nur in gc6dmpftem (Tone re6et. 2(ber fdjon am (Tage, nac^6em man in ZITemel unter tErdnen poneinan6er 2lbfc^ie6 genommen, fc^ricb fie 6em Kaifer, pon i^rem 5c^mer$ über 6ie

I5f

(Trennung, von 6cm tErofl, 6cn fte in 6cr Hoffnung auf ein JDieöerfe^en in 5u>ei 3^^^^^" emppnöe. PoIIenös, als fie über IDarfdjau un6 Pofen 2tnfang 3"H »ieöer öa^eim u>ar, gab fie in Briefen an 6ie Pertraulen itjres £)er5en5 itjrer fc^u>ämterifdjen 2?eu>unöerung für Kaifer 2tleyan6er begeiflerten 2insbvnd. So fdjrieb fte 6em 2?ru6er (ßeorg, 6er itpr von feiner Sc^meiserreife beridjlet fjaü^, am \3»3"'i» /r3<^ f^^ i^<^^ '^i"« 2tlpen, aber ic^ fa^ ZHenfdjen, o6er pielmetjr einen ZHenfc^, im gansen Sinn 6e5 IDorts, 6er 6urc^ einen 2tlpenbetPotjner ift ersogen u>or6en un6 6effen 2?efanntfc^aft me^r wert ift als alle 2tlpen 6er XDelt» Denn 6iefe tpirfen nidjt, aber jener nrirft, perbreitet (ßlücf un6 Segen mit ie6em (Entfdjiuf, mit je6em Blid madjt er (ßlücflic^e un6 ^n^zbenc 6urdj feine ^uI6 un6 Ijimmlifc^e (ßüte. Dag idj von 6em Kaifer, von 6em einsigen 2tleyan6er fpredje, ^aft Du 6odj woifl Derftan6en» €ieber (ßeorg» 2tdj, tpie piel, wie piel ift mir 6iefe Befanntfdjaft tpert. Hidjt ein XDort, tpeldjes man 5u feinem €obe fpridjt, fann je in Sdjmeidjelei aus^ arten, 6enn er per6ient alles, was man nur (ßutes fagen fann ... Die ZRemeler (Entrepue n>ar göttlidj, 6ie bei6en ZHonardjen lieben fidj särtlic^ un6 aufridjtig, gleidjen fic^ in itpren ^errlic^en (ßrun6fä^en 6er (ßeredjtigfeit, ZHenfc^enliebe un6 Ciebe 5um XDo^I un6 Beför6erung 6es ©Uten. 2Iudj i^r (ßefc^marf ift gleidj. i>iele (Einfadj^eit, £)af 6er (Etifette un6 (ßepränge 6es Königs^ un6 Kaifertums. 2lUes ging ermünfd^t un6 gut un6 es Q>ir6 immer fo ge^en" . . .

Den Brieftpedjfel mit Kaifer 2tleyan6er, „itprem lieben Petter", fe^te Cuife Peifig fort, n>ie fie auc^ (ßefdjenfe mit i^m austaufc^te. Dem König blieb 6ie Pere^rung feiner (ßema^Iin für 6en ruffifdjen Kaifer feinesmegs ©erborgen; aber er n>ufte audj, 6af 6iefe Besie^ungen „rein un6 e6el" »aren. €r feinerfeits forrefpon6ierte eifrig weiter mit 6er (Erbprinseffm ^elena, 6ie bereits im £)erbft \802 abermals $u längerem Befudj eintraf un6 6abei an 6em i^r 5U €^ren perfc^obenen (Emtefransfeft in Pare^ teilnahm. <£s fin6 eben nodj 6ie tEage jener fc^märmerifc^en ^reun6fc^aften, 6ie, n>ie n>ir aus IDiltjelm pon ^umboI6ts fürslic^ peröffentUdjten 3"S^^^triefen tpie6er gefe^en Ijabm, 5reun6fc^aften bleiben, aber suipeilen 6od; in 6ie e^elid^en Besie^ungen hinübergreifen un6 g(eid}fam auf 6eren Koften ftd; aus6e^nen.

Die neue preufifdf^^ruffifc^e ^reun6fc^ft erfuhr gleidj im 3^^^^ ^8^3 eine fdjmere Belaftungsprobe. IDä^ren6 6ie preufifc^e Politif auf 6er (Erljaltung 6es europäifdjen ^rie6ens beruhte, erfalteten 6ie Besie^ungen swifc^en ^ranfreidf un6 Huf Ian6 un6 $n>ifdjen ^ranfreicf) un6 (Eng(an6 fam es 3U heftigen 2(useinan6erfe^ungen, meldte 6ie Dauer 6es ^rie6ens in ^rage (teilten, ^ierpon ipur6e Preugen in feinen Cebensintereffen fofort aufs empfin6lidffte getroffen. 2tm 20. ZTIars ^803 erfc^ien (ßeneral Duroc in Berlin, um int

139

2Iuftragc Hapoleon Bonapartes ansufiinöigen, 6af ^ranfreidf bei 2Iusbrudj 6es Krieges mit (gnglanö 6as Kurfürftentunt £)annoper befe^n tt)er6e.

Znit Duroc tarn audf ein 2t6jutant Hapoleons, (ßraf Segur, nadf Berlin, 6er fic^ fpäter öurdj feine „(ßefdjidjle 6er großen 2trmee in Huflan6" einen beräumten Hamen gemacf^t ^t. €r ^atte 6ie (Etjre, 6er Königin Cuife porgefteUt 5U iDer6en, pon 6er er eine ScbiI6erung entnrirft, 6ie ^ier ido^I eingefdjaltet iDer6en 6arf. „(Eine 6er (Erinnerungen/ fdfreibt er, „6ie mir pon meiner fur$en Seife nadj Berlin geblieben fin6, ifl 6ie Ben>un6erung, tpelcf^e nur 6ie fdjöne un6 geiftreidje Königin pon Prcuf en einpöfte . . . 3^ glaube nodj 6iefe ^ärftin por mir 3U fe^n: ^alb ^ingeflrecft auf ein prächtiges Sofa, ein goI6ener Dreifuf neben Ujr, ein Sdjieier Pon orientalifdjem Purpur um 6ie elegante un6 anmutige (Caille* 3n 6em Klang i^rer Stimme lag eine fo ^rmonifc^ Sanftheit, in iljren XDorten etnnis fo Iicbensn>ür6ig un6 rü^ren6 ^inreifen6es, in i^rer ^Itung fo piel Seis un6 ZTTajefldt^ 6af xdf einige Jtugenblicfe pöUig betroffen, midj einer jener (Erfc^inungen gegenüber glaubte, 6eren berfl<fen6e un6 be5aubem6e BiI6er uns 6ie fabeln 6er alten Reiten gefdfil6ert ^ben."

Die (Eröffnungen Durocs riefen in Berlin nidjt geringe Beflürjung Ijerpor. nadj6em man sunäc^ft pergebKd^ perfud^t ^tte, 6en Tinsbrndj 6es Krieges 6urc^ 6ip(omatifc^e ZTTittel möglic^ft ^inaussufc^ieben un6 6ie (ßegenfä^ 6er in ^nnoper aufeinan6erftof en6en 3"t^i^«ffcn 6urc^ u>o^Igemeinte Porftellungen nadf allen Seiten ^in aus$ugleic^en un6 $u perfö^nen, empfahl 6er ZHinifter (ßraf ^augn>i^, 5ur SidferffeUung Preußens gegen 6ie ^olgeii 6es Krieges, 6ie abermalige Befe^ung ^annopers 6urdf preufifdje (Truppen. XDie6erum n>ur6e Königin Cuife an 6en hierbei gepPogenen l?er^an6Iungcn beteiligt. Der Qersog pon <Cambri6ge, i^r Petter, fdjrieb i^r im 3"*^^<^ff^ £)annopers, un6 fie permittelte 6cm ^nnoperfd^en W> gcfan6ten, ZTlajor p. 6. Decfen, auf 6effen Bitte eine Pripatau6ien5 bei 6em König. 2Iuf 6ie Jtnrcgungen 6es (ßefan6ten »cgcn einer neuen Demarfationsllnie 5um Sd^u^e nor66eutfcfy» Ian6s per^ielt fic^ 6er König able^ncn6; 6as Q>ur6e, meinte er, je^t 3U einem Kriege mit ^ranfreid} führen, 6cn er bis aufs äuferfte permei6en muffe; aud^ eine Befe^ung 6e5 £an6es 6urc^ preufifdje tTruppen tt>cr6c ^ranhcidj nidjt sugeben; übrigens ^be er buxdi 6ie ©ffupation im 3<*tjre ^80^, 6ic 6odj Ie6iglidj 5U ^nnopers Beftem geipefen, bei 6em £an6e fclbft »enig Danf gecmtet.

Heben 6er ^rie6fcrtigfcit 6es Königs, 6ie por 6er blof cn Znögltdjfeit einer friegerifc^ Penpicfelung mit ^ranfreidj surucffdjrecfte, ipar es Sücffidjtna^me auf Huglan6, ipos 6ic preuf ifc^e Politif cntfc^i6en6 beeinflufte. gtpel ^tftt frä^r ipar 6ie Befe^ung t^upt* fäd^lid} auf rufftfd^en eintrieb gefd^ct^n; je|t erfUrte fxdf Huflan6 6agegcn, anfd}einen6 aus TlvQXDolin gegen ein ^eimlid^ (Einperftän6nis Preugens mit ^ranfreid).

IDenit liktnadi 6ie 2?efe^ung ffannovtts öurdj prcufifc^ ^vuppzn unterblieb, fo beantragte (ßraf £)augtt)i^/ tpenigftens bnvdi gctPtffe mUitärifd^e Haftungen fid; auf alle 3tt)ifdjenfäUe 6es englifdj^^fransöfifdjen Krieges porsubereiten» Der König $ögerte, einer ZTTafs» regel 5U5uftimmen, öeren tTragtpeite jidj fc^ujer abfetpen lief €r perfc^ob 6ie (Entfdjeiöung auf eine Befpredjung mit feinen militärifdjen Hatgebern, 6ie bei 6en ZTTanÖpem in 6er Umgegenö pon ZITagöeburg ftattfinöen foUte unb 5U 6er er auc^ 6en (ßrafen Qaugtpi^ etnlu6*

2Int 25» Ztlai traten König un6 Königin 6ie Sommerreife an, 6ie sugleic^ tTruppen^? repuen, 6er Befidjtigung 6er neuen (Enperbungen Preuf ens in (Thüringen un6 penpan6tfc^ft^ lidjen Befudjen, namentlidj 6es fur^efftfc^en ^ofes in XDiI^eImsba6, gelten foUte. Drei (Tage fpäter, am 28. TXlai, tarn es in Cörbeli^ auf 6em rechten (Eibufer 5U Beratungen, 6ie für 6as Sdjicffal Preufens un6 Deutfdjlan6s pon grofer Be6eutung tper6en muften. (ßraf ^augtpi^ legte einen (Erlaf an 6ie preufifc^e (ßefan6tfc^aft in Paris por, in ipeldjem 6er fransöpfdjen Hegierung 6er Per$idjt auf 6en (Einmarfc^ in ^annoper porgefdjiagen, sugleic^ aber 6ie Pomatjme militärifdjer Haftungen in Preufen aus6rü<flidf angefün6igt ipur6e» Der König, in Uebereinftimmung mit feiner militärifdjen Umgebung, iiamentlidj mit 6em ©berft Pon Köcfri^, perujarf 6en Porfc^Iag 6es (ßrafen ^augn>i^. €r erflärte, 6af 6er 2Ttinifter 5U fc^ujars fe^e: nur fc^u>adje tCruppenteile foüten an 6er ^annoperfdjen (ßren$e aufgefteUt werben. 7lm nädjften tCage, in fdjlec^ter Caune, fe^te er mit 6er Königin 6ie Seife nadj (Thüringen fort: aus (Erfurt, am 3^. Zitat, fc^rieb 6er Kabinettsrat £ombar6 an ^auguri^: „Hic^ts n>ir6 uns per^in6em, nadj U>iltjelmsba6 5U reifen."

Das Syftem 6er Zleutralität nor66eutfd;Ian6s lag 5ertrummert am So6en. TXadibem Preufen fidj pon 6er Pertei6igung 6es Deutfdjen Seiches ^795 un6 ^796 surflcf gesogen ^atte, perfagte es nun auc^ 6en Staaten nor66eutfd}(an6s 6ie Qilfe, 6ie 6od^ feine eigenen 3ntereffen unbe6ingt geboten Ifatten; wie lange n>er6en 6ie preufifc^en (ßren$en felbft noc^ unperle^Iidj bleiben un6 auf 6en Sdju^ i^res Staates rechnen fönnen?

XDätpren6 fran$öfifc^e (Truppen 6as Kurfurftentum ^annoper überfluteten un6 swifc^en €lbe un6 IDefer ftc^ feftfe^ten, reifte 6er König, 6er feine gute Caune baI6 n)ie6crfan6, mit 6er Königin über ^tI6burg^aufen, Koburg un6 2Insbac^ nadj U>il^Imsba6, nx) fämtlidje Sdjttjeftem 6er Königin ebenfo wie 6ie Brü6er un6 Sdjipeftem un6 Sdju>äger 6es Königs fic^ 5ufammenfan6en* 2Iudf Königin Cuife ^e 6te politifc^en Sorgen, ipenn fte i^r über:^ Ijaupt nä^er gefommen iporen, baI6 pergeffen. 2^ Xt>il^elmsba6 lief fie (ßoet^es ZHutter une6er 5U jtdf cinla6en, plau6erte mit i^r Pon 6en unpergef lidfen 3ugen6tagen in ^ranf fürt un6 befc^cnfte fie mit einem goI6enen „^alsgefdjmei6e". Pon gansem fersen genof fte 6ie ^reu6e)i 6er Seife, por allem 6ie IDonne 6es H)ie6erfe^ens mit i^ren 6rei Sdjweftem. Dem Bru6er

Hl

(Beorg, 6cr nodj in 3talicn tpciltc, fdjrieb fie nadi 6er Hürffc^r ix>n C^arlottenburg aus; ^3^ o>ö^ ölfo tt)ic6er in 6en glürflidjen (ßcfiI6en, n>o mir unfcrc ungetrübte Kinö^ett unö 3usen6 subradjten. 2tc^! 34 '^^^ ^^ "^4* befdjretben, mit tpeldjen (Befüllen ic^ fie 6urc^Iief. Dodj bas fdjujore idj, 6af Du immer unter uns UHirft, n>o 6ie pier Sc^oefiem nxxren, un6 6ag unfer 2(usruf aus allen Kehlen gleid^ n>ar: ,(Bott, nxis ftnö mir bodf glürflidj, u>äre (ßeorge nur bei uns, [o ujäre es ix>Ufommen*, un6 nxis am fonöerbarften tpar, ift, 6a0 öiefe ZPa^r^eit fxdf bis auf 6ie Kammerfrauen erftrecfte; Q>ie oft beim Tlns* sieben in H>iltjelmsba6 fagte mir 6ie Sdiabow nidjt: ,€s fe^lt niemanö, wie 6er ^rr €rbprin3, 6er madjt alles fdjöner un6 Ieben6iger*. 34 fam 6en ^3**"i "<^4 ^iI6burg* Ijaufen. Unten am Sdjiog ftan6en 6ie 5u>ei dlteften Sdjn>eftem, alle Kin6er, 6ie fidf nadj 6er Sei^ an meinen ^als, l{Ici6er un6 Sdjleppe fingen. Das wav n>ic6er ein ^inmilifc^r 21ugenblicf ! . . Den ^. 2^nx gingen n>ir über Koburg nadj ^ürtlj ... 3" S^^^^ f^"^ ^ ^rie6erife. Diefe ^^f^^ntmenfunft n>ar bcinalje metpr fdjmerslidj wU erfreulidj. 34 glaube, wir cmpfan6en im 2Iugenblicf 6es Xt>ie6erfetpens un6 6cr crften Umamtung 6en gansen Umfang 6cs Unglü<fs, poneinan6er getrennt 3u fein, 6enn fie tpeinte fo ^eftig, 6a0 fie ft4 nidjt ertjolen fonnte, un6 idj/ öIs fie midf aus i^ren 2Irmen loslieg, beinah otjnmädjtig. 34 f<^"^ P^ fo SU* w"^ ^übfc^ als m5gli4 Den ^2. famen n>ir alle n>ie6er sufammen in XDiI^eImsba6, fon>o^I 6ie preufifdje als 6ie mecflenburgifdye 5<>"ii'i«» Kaum waren wir beifanmicn, fo fam Dein teurer Zlame in aller 2nun6 un6 6er XDunf4 Di4 bei un6 um uns $u fctjen. Der ^wf^^^^^P^t w" Prin$en war unbegreiflich, ^2 Prin$cn un6 Prinseffinnen waren wir bei (Cif4 Den ^6. waren wir in Darmfta6t, alle pier [S4o>eftcm] in einem ZPagen. 2(Ue (Tore, Strafen, (ßänge mit Befannten un6 Ceuten angefüllt, f^ffntann, Strauß, £i4t^ammer, alles fan6 fidf wic6er. Der Can6graf, einfa4/ aber ^er3lidj. Die alte Hätin am ^cnfter, ftrecfte bei6e 2lrme aus un6 über 6en Kopf. 3^ IDagen fdjrie alles, adj, felje, Papa fein ^aus, 6ent ©nfel Karl feins, un6 fo bis ans Palais, wo Tränen midj erfticften un6 fo auc^ beim 2tusftcigen im S4Io0. 34 fonnte nidfi fpre4en, aber 6enfen tat idi, füllten, un6 empfan6 6as, tx>as man nidfi in IDorten ausfpridjt. 34 w^^^. Du bift wie 6aljin i>erpflan$t beim €efen 6icfer 5<^ilen un6 lieft in meinem 3""^^* ^oit, wie if! 6odj pieles fo gut, fo fon6orbar, fo unbegreiflich in 6er XDelt" . . . 2tu4 6er (ßrogmutter beridjtete fie über 6cn öefuctj in Darmfta6t: „34 "^^^^ ^"' lieben Dannfta6t, idf tam bei 6em lieben Palais poruber, un6 taufen6 föftlici^e (Erinnerungen un6 6ie pollfommenfte Danfbarfeit erfüllten mein £^r$. 34 ^^^^ f<> gerührt bei 6em 2tnbli<f 6iefer teueren Stätten un6 bei 6em (ße6anfen an 3^w (ßüte un6 an 3^w ^ürforge^ 6ö^ idf in Tränen 6as S4lot errei4te."

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2tni 30. 3u"t wav 6cr König mit 6cr Königin öatjeim in ^oisbam, nx> 6ie politifdjen Sorgen fogleidj n>ie6er auf i^n cinftürmten. Hodj an öemfclbcn (Tage crtjielt er eine Denffc^rift öes (ßrafen ^augn>i^, 6er infolge öes (Einmarfdjes 6er ^ransofen un6 bei 6er gefätpr6eten Cage nor66eutfd}Ian65 6ie Znobilifterung eines preufifc^en Cruppenforps pon ^0 50000 TXlarxn nadj6rücflidj for6erte. Seine Porftellungen blieben nidft o^ne XDirfung auf 6en König; nodj permodjte er ftdj nidjt o^ne weiteres 5U Haftungen 5U entfdjiiefen, aber er fan6te feinen pertrauten Kabinettsrat €ombar6 5U Hapoleon nac^ Brüffel, um fic^ nac^ 6effen €in6rü<fen über 6ie Einträge 6es (ßrafen ^augu>i^ $u entfdjei6en. 3^^^"^ IDiltjelm £ombar6, fc^on unter ^rie6rid} 6em (ßrof en Kabinettsfefretär, Ijatte fic^ in 6ie Jtnfdjauungen König ^rie6ric^ XDiltjcIms fo eingelebt, 6af er 6er befte Dolmetfdjer feiner (ße6anfen ge* tt)or6en wav un6 bei 6en frem6en (ßefan6ten in Berlin auc^ 6afür galt. (Er teilte 6ie Porliebe 6es Königs für 6as Heutralitätsfyftem, womit er nodj eine auf 2Ibftammung un6 literarifc^en Sympattjien beru^en6e Hinneigung 5U ^ranfreic^ Derban6. Durdj 6ie beftimmteften un6 feierlic^ften Perfidjerungen lief er fiij je^t in Brüffel über$eugen, 6af Hapoleon nur mit 6em Kriege gegen €nglan6 befc^äftigt fei un6 felbft 6en ^rie6en auf 6em ^eftlan6 erljalten tPoUe. ©tpne fidj bei Hapoleons Ctjarafter für alle ^ntunft per* bärgen 5U wollen, ^ielt Combar6 6ocf^ sunäd^ft ie6e (ßefd^r6ung Preußens für ausgefd^Ioffen un6 glaubte 6es^Ib feinem König pon militdrifd^en Haftungen abraten 5U foUen.

Xlodf n)ä^ren6 6er Slntpefen^ett £ombar6s in Brüffel perfuc^te Zlapoleon 6ie 2(nfnüpfung perfönlidjer Be$ie^ungen 5U 6em preufifdjen Königs^aufe. Sdjon im IDinter pon ^800 auf \80\ ^atte ftdj, wie erwähnt, fein jüngerer Bru6er, €ouis Bonaparte, längere 5^it in Berlin aufgellten. Sein befc^ei6enes 2tuftreten madjte am ^ofc einen günftigen €in6ru(f, un6 audj i^m besagte es 6ort fo, 6af er erft auf aus6rü(flidjen Befehl Hapoleons im ^ebruar \B0\ abreifte. €r ^t 6le freun6Iic^e Jtufnaljme am Berliner ^fe nie pergeffen un6 als König Pon HoUan6 fpdter wie6erljoIt feine Danf barfeit bewiefen; für Königin Cuife insbefon6ere empfan6 er aufridftige Pere^rung: i^r Bil6 ^ing in feinem Sdjlaf$immer. XDir erinnern uns, 6a0 ein rufftfcf^er Diplomat einige 3^^^^ früher empfotjlen ^atte, 6ie rufftfdje Kaiferin $u Königin Cuife in Besie^ung 5U bringen un6 6a6urdj auf 6en König ein$uwirfen. IDoUte Hapoleon je^ In d^nlidjcr IDeife perfa^ren? Pon Brüffel aus fdjrieb feine (ßematjlin 3ofeptjine an Königin Cuife (28.3uH ^803):

„^rau pon Cucc^fini, gnä6igfte ^rau, Ijot mir einige ZITale pon 6en 2tufträgen ersäljlt, 6ie €w. Ztlajeftät i^r für fransöfifdje 2no6en gegeben ifobm; idf 6adjte mir 6es^alb, 6af es 3^"^^ angenehm fein wür6e, wenn idj fie wä^ren6 i^rer Ba6ereife perträte. f)err Combar6 Ijat es freun6Iidffl übernommen, 3^"^^ ^ö*^ ""^ Brüffeler Spieen 5U überbringen.

Diefc Pu^fadjen fönnen 6ie Hei$e nidjt cr^ö^n, 6ic 6te Bcmunöerung aller crmecfen, öie kos (ßlürf Ijabcrx, fidf 3^nen nähern 5U 6ürfen. 2Iber inöcm tdf fic 3^ncn anbiete, ^e idj 6en auferoröentUdjen Porsug, (Eurer Zriajeftät 6te £)uIMgun9 nteuier Cnippnöungen öarbringcn $u öurfen. ^^^tpljmc Bonaparte."

Bei allem tpeiblidjen €nt$ücfen über öiefe (ßefc^enfe, von öenen fie gleidf 6en Bru6er (ßeorg benad}ricf;tigte, begnügte ftd; Königin Cuife bod:i, ii^ren Danf buvdf 6ie ZTTarquife Cucdjeftni übermitteln $u lajfen; erft im ZHai ^80^ fc^rieb fie felbft an 3of^P^i"^* ^<x^ Idnger öauerte 6ie Qerftellung 6es (ßegengefcf^enfeS/ einiger mit 2lnftd^ten von ZTTalmaifon gefc^müif ten Pafen 6er Königlid^en Porsellanfabrit 6ie nic^t befonöers gefcf^macfpoU gerieten un6 im 3atjre ^805 nac^ Paris gefanöt »uröen.

Die pon €ombar6 überbradjten Perfidjcrungen Hapoleons befeitigteii 5tpar $unadjft bcn (Bcbanhn an eine Znobilijterung; 6a aber 6ie allgemeine Cage 6er europäifdjen Politif für Preufen be6roIjIic^ blieb, fo mugte xokbcx 6er XDeg 6ipIomatifc^er Per^an6Iu)tge)t befdjritten wctbm, um 6em erfdjutterten preuf ifdjen Heutralitätsfyftem eine neue un6 feftere (0run6Iage 5U geben. Dabei (teilte es ftcf) immer mei^r heraus, Q>ie 6ie 2(na)efen^it ftarfer fransöfifdjer tTruppenmaffen in ^annoper eine unerfdjöpflic^e Quelle von Sc^mierigfeiten un6 Denpicf düngen für Preufen biI6ete. Hadj6em man $uerft n>ie6er perfudjt Ijatte, mit Suflan6 un6 ^ranfreidj $ugleidj, 6ann mit ^ranfreidf allein $u einer Perftän6igung 5U gelangen, brad; man im Tlpvil ^80^ alle Per^n6Iungen mit 6er (Erfldrung ab: man ertparte mit Beftiitimt^eit, 6ag ^ranheidj feine (Truppen in £)annoper nic^t ipeiter perftärfe un6 6ie Zleutralität 6er nor66eutfc^en Staaten nidjt me^r perlefyj; bei (Erfüllung 6iofer Be6ingungen n>er6e Preuf en fidj nie an fein6feligen planen gegen ^r^Jnfreidj beteiligen. €inige XDodjen fpater unter$ei(^nete 6er König auf Kaifer 2lle|;an6ers IDunfdj eine s^eite €rflärung, tporin er 6ie Hu^e Hor66eutfd^Ian6s aud; Huflan6 gegenüber perbürgte. (Eine itpm angetragene 2lllian$ mit I{uflan6 aber, 6eren Spi^e fidj 6odj gegen ^^^"^«i^ gefeljrt Ijatte, periparf 6er König ebenfo n>ie ein Bün6nis mit ^ranfreidj, an 6cm Huglan6 feinen Ceil ^ben foUte. (Er n>oIlte 6cr ^reun6 6er einen nne 6er an6eren JTTadjt fein un6 bleiben, (ßraf ^augn>i^, 6er 6em König pergebens feine ^w^x^ü an6eutete, ob man 6iefe bei6en ^reun6* fd^ften auf 6ie Dauer nnteinan6er tper6e pereinigen fönnen, überlieg im Tipnl 1(80^ 6ie Ceitung 6er prcuf ifc^en Politif 6em ^reiljerm pon ^ar6enberg. Der JTTiniftenpedjfel be6eutete feinen Umfdjmung in 6er preufifdjcn Politif: nac^ wie vov wav es König ^rie6ridf IDil^elm III. fclbft, 6er ilpren Cljarafter un6 i^re Hidjtung beftimmte.

tl7äl;ren6 Preugen 6en bei6en Hac^barftaaten gegenüber eine 6urc^us freun6fc^ftlid>e fjaltung bcobadjUk, Ijatten 6ie erfolglofen rcrljan6lungen über t^nnoper in ;Jri^r<b

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JDil^elm 5oc^ eine setptffc perfonlic^e Pcrftimmung gegen Hopoleon ^eroorgerufen, 6te itodj bnvdti 6te (Erfc^ief ung 6es ^er$og5 pon (Engtpien perfc^ärft tpuröe. Königin Cuife Ifäüe gern (Trauer um 6en prinsen angelegt» 2tuf 6ie politifc^en Besie^ungen aber IfcAte bas (Ereignis feinen €inPug» Die 2ln5eige Xlapokons pon feiner (Erhebung 5um erblichen Kaifer 6er ^ransofen ermiöerte 6cr König mit lebtjaften un6 aufrichtigen ©lücftpünfdjen. Hapoleon benu^te bas abermals 5U einem Perfuc^, fxdj 6em preufifc^en Königs^aufe 5U nähern. €r fanöte feinen Kammer^errn (ßraf Jtrberg an König ^rieöridj XDil^elm mit einem Sdjreiben, in »clc^em er für 6as Per^alten Preugens bei 6er (Errichtung 6es Kaiferreicffs 6anfte un6 feine Bereittpilltgfeit ausfpradf, feinerfeits $ur €r^ö^ung 6es (Blandes 6er preugifc^en Krone beisutragen* XDä^ren6 6er 2Inu>efen^eit 2Irbergs in Berlin u>ar piel 6apon 6ie He6e, 6af Preuf en mit S^pi^^u^S ^ranfreidjs 5um Kaiferreic^ erhoben iper6en foUe. Die ^off reife, fo ^ief es, auc^ £)ar6enberg un6 6ie ^ö^eren ©ffisiere wären 6afür geipefen: 6er fctjlic^te Sinn ^rie6ric^ IDilljelms aber betpa^rte Preufen por 6er ©efa^r eines Kaifertums pon Hapoleons <0na6en.

Der fransöfifdfe <ßefan6te will 6abei erfahren ^aben, 6af audf Königin Cuife 6em König 5ur Jtble^nung 6es fransöpfdfen 2Intrages geraten Ijabe, obgleich pe im 3""^^^^" eigentlich 6afär gen>efen fei* XPir ^aben f einerlei aut^entifc^es Zeugnis über 6ie Qaltung 6er Königin in 6iefer ^rage; feiner i^rer Briefe aus 6iefer ^txi entljält irgen6ipelc^e politifc^e 21nfpielungen» Bei aller perfönlidjen Hinneigung 5U 2He|;an6er un6 bei einer ipac^fen6en ZTTifftimmung gegen Hapoleon, billigte fte 6ocI; Pon fersen 6as preufifc^ Heutralitätsfyftem; 6en frem6en (ßefan6ten galt pe 6urdf i^ren angeblichen (Einpug auf 6en König für eine ^auptftü^e 6iefer Politif, suweilen fogar e^er für fran5ofenfreun6Iidf. Pie( nä^er als 6as politifc^e (ßetriebe lag 6er Königin 6ie (Teilnahme an 6em Sd^icffal i^rer ^reun6in ^elena Paiplouma* Die prinsefpn ipar nidft lange nac^ i^rem legten Befuc^ am preufifc{^en ^fe erfranft, tpie es fpäter ^ieg, infolge einer (Erfdltung in Pots6am. Sie pecffte langfam 6a^in, 5ur grof en Perstpeiflung 6er Königin, 6ie mit 6er innigpen Ciebe an i^r ^ing. 2Hs im ^rü^a^r ^803 perlautete, 6af 6ie £ei6en6e sur lDie6er^erfteUung l^rer ©efun6^eit nadf 6em Sü6en reifen foUe, Iu6 pe 6ie Prinsefpn 6ringen6 ein, pc^ unter* tpegs einige ^eit in Sansfouci auf suhlten un6 aud^ 6en f (einen Paul mitsubringen, 6er mit i^ren Kin6em Befanntfc^aft madfen foUe* ,,(EngeI meines ^ersens," fc^rieb pe i^r, „6as fc^öne Sansfouci muf Sie reisen, 6ie guten ^rüdfte ebenfalls un6 3^re ^reun6e auc^ ein ipenig. 3^ tper6e 3^"^" ^^ 23ett mac^n pon pprpdfen un6 pon (Trauben; tpenn Sie pc^ auf 6ie eine Seite tpen6en, ipir6 3^"^ ^w ^f^^ ^^ ^^^ VHnnb fallen, un6 tpenn Sie pc^ 6ann auf 6ie an6ere Seite 6re^en, fo tpir6 eine (Traube 6a fein, 6ie pon

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3^ncn perfdjlucft werben wiü. XDcIdj rct$en6e5 Ccbcn, un6 bann tpcröe ic^ ^erm BrotDtt (öen 2tr3t) quälen, bis er mir erlaubt, einige Stun6en 6es IZa^es bei 3^nen susubringen, meine liebe ^reunöin, un6 idf tperöe 3^nen (ßcfc^djten erjo^Ien „ä la morblcu". Kurj, Sie muffen nadj Sanssouci, o^ne Sansfouci fein ^eil" . . .

Die (Erbprinseffm reifte nidjt un6 tarn nic^t nadf Sansfouci; fie erbat pdf bas Portrdt

6er Königin, um es, mie fie fagte, mit 6emienigen ti^rer ZRutter sufammen an i^r Qerj 5U

6rflcfen* 2(ber ba i^r ^uftanö immer beöenflicf^er n>ur6e, mad^ten ßn^ndi ZPil^elm unö

Cuife bei einer Seife nac^ Heuftreli^ im Jtuguft ^803 iljr einen Befudf in Cuöungslup,

von 6em fie in tiefer (Ergriffenheit surücffamen. 2tm 2^. September flarb We prinsefftn.

Tln ber Sd^tpelle 6er neuen fo beöeutfamen un6 fo lange nac^irfenben P^afe 6er preufifc^

ruffifdjen ftaatIic^=6Ynaftifc^n Besie^ungen fte^t für immer 6ie lieblidjc (Erfc^einung öiefer

Prinseffin, umfloffen pon 6er ru^ren6en (Cragif eines früljen fZobts, 6er fie hinraffte, faum

ein 3<*^r nadf6cm fie 6ie ffänbe i^res Bru6ers 2tleyan6er unö iljres ^reun6es ^rieöric^

tDil^elm ineinan6ergelegt ^tte. Das preufifc^e Kdnigspaar tt)ur6e buidf 6iefen ^ob auf

6as fc^merslidjfte erfc^üttert; befon6ers 6ie Königin, 6ie mitten in 6en ZnanÖDer$erftreuungen

6ie Hadjridjten über 6en (Co6esfampf 6er unglücflidjen ^reun6in erijielt. 3^ saljlreic^en

Briefen ^at fie i^rem tiefen Schmers 2tus6rucf gegeben. Dem Bru6er (ßeorg Wagte fie:

„Der tro6 6er engelsguten, engelsreinen (Erbprinseg ^at mid^ um pieles in 6iefer IDelt

gebradjt. 3^ glaube, ic^ fagte Dir fdfon einmal, 6ag fie fidj in 6em legten 3<*Ijre gan$

befon6ers an midi gefdfmiegt ^tte. 3" ^^ ^^^^ IDodjen, 6ie fie porigen £)erbft ^ier

$ubradjte, Ijatte fie midj gan$ genau fennen lernen. Kein ißeräufdj 6er grogen IDelt ent*

femte uns, un6 6a0 id; in i^ren 2Iugen bei no^rer Befanntfc^ft nid}t perlor, t^t fie mir

6urc^ un$äljlige Proben ge$eigt. Die Befanntfdjaft mit iljrem 8ru6er, 6en fie anbetet, 6ie

nä^en Pert^Itniffe, 6ie 6a6urd} smifc^n ii^rer ;^amilie un6 6er unfrigen entftan6en, flöften

ii^r unbegrenstes Zutrauen ein. Sie nxir fo gut gegen mid;, 6er König nnir ii^r mit fo

pielem XDo^I«>oUen $ugetan, wir ©erlebten fo angeneljme Stun6en in i^rer (ßefellfc^fL

Sie Ifaüe fo menig fleinlidje ^eljler an ftdf, 6ie fo oft ^reun6fdjaft ftören un6 untergraben,

fie n>ar fo unfähig, etn>as 5U unternehmen, uhis mir 06er itpr nachteilig fein fonnte, alles

6iefes ift 6a^in un6 mie furdjterlidj 6aljin! . . . 3^ o^ar fe^r herunter un6 audf meine

(ßefun6^it Ifai gelitten, 6od} meine eifeme Hatur fyxt geftegt, un6 6er eifeme IDiUe, 6en

König nid}t 6urc^ meinen Schmers 5U plagen, ^t mir Xtlui gegeben, n>ie6er frö^lid^ 5U

fein un6 5U fd>einen'' . . . (Einen getpiffen tEroft un6 (Erfa^ für 6ie perlorcne JreunMn

fan6 Königin Cuife in 6cr ^reun6fdHxft mit 6er <0rof fürftin 2Inna, einer geborenen prinseffin

pon Sadjfen*»Koburg, 6ie mit (ßro^fürft Kon^antin, 6em jüngeren Bru6er Kaifer 2IIeratfK#r«,

in uitglücfltdfer €ljc lebte» Königin Cuifc Ijattc ftc bei 6er Durchreife 6urdj Koburg \803 nä^er fennen gelernt» 2tuf itjre (Einlaöung fam 6ie (ßrogfürftin Jtnfang TXlai ^80^ mit i^rem Bru6er nadi Cljarlottenburg, wo jte ftdj bis 5um 20. 3""^ auftjielt. Cuife fdjiof mit i^r innige ^reunöfdjaft, 6ie fidj in Dielen Briefen äufert. ©leic^ am (Tage nadj 6er 2Ibreife 2Innas fdjrieb fte i^r: „Die tTage, 6ie idj mit Dir un6 Deinem Bru6er perlebt tfabc, u>er6e idj immer unter meine glürflidjften (Tage redjnen . . . 3^ f'^^"^ ^i<^ fo innig, 6af idj Didj gans fenne un6 Dic^ fo ^ei^Iidj Heb ^en fann, bleib mir audj nur ein u>enig gut/' . .

3m ^rutpja^r \80^ fd^ 6er preufifc^e ^of rxodf an6ere be6eutfame Befuc^e. Hodj iDä^ren6 6er Jtnmefen^eit 6er (ßrogfürftin mar ^rie6ridj Sdjiüer, Cuifens £iebling56idjter, am ^ofe PorgefteUt «)or6en; fie Ifai es immer be6auert, 6af 6ie 6amals angefnüpften Per^an6Iungen nidjt $u feiner lleberfie6elung nac^ Berlin geführt Ijaben. Kurs por^er ipar ^rau pon Stael pon 6er Königin empfangen n>or6en. 2tls 6ie Sdjriftfteüerin, 6eren Uoman „Delphine" eben grofes 2Iuffe^en machte, 6er Königin gegenuberftan6, n>ar fte pon 6eren 21nbli(f fo überipaltigt, 6af fte, n>ie fie felbft i^rem Pater Hecfer fdjrieb, in tiefer Betpegung perftummte pielleic^t $um erften un6 einsigen TXlaU in i^rem Cebenl IKe bei6en grauen wedjfelten einige Komplimente miteinan6er. ^rau Pon Stael ipar geblen6et. „©^ne Sdjmeic^elei," fc^reibt fte, „es ift 6ie rei5en6fte ^rau, 6ie idj je gefe^en IjabeJ'

Die üblidje Sommerreife 6iefes 3^^^ befdfränfte ftc^ auf einen fur$en Jtusflug, 6er gegen (En6e 2(uguft nacfj Sc^Ieften unternommen ipur6e. Der ZPinter bracfjte 6em Königs:^ ^ufe ^reu6 un6 £ei6, Ceben un6 (Co6. 2Im ^3. Desember ^80^ gebar 6ie Königin i^ren pierten 'Knabm, 6er am 6. 3ö"Uör ^805 auf 6en Hamen ^er6inan6 getauft tt)ur6e. IDenige IDodjen fpäter erlitt 6ie Königin ^ZHutter einen Sdjlaganfall, 6em fie nadj einiger 3cit erlag. 3^^ 2lbleben perbreitete tiefe (Trauer bei i^ren Kin6em nic^t nur, fon6em bei 6en pielen, 6enen fie eine gütige IDo^Itäterin gewefen n>ar. Hadj 6em ftillen XDinter, 6er 6iefem (Crauerfall folgte, freute pdj 6ie Königin um fo me^r $u 6er Sommerreife 6es 3a^res ^805, 6ie tpie6er ins ^ranfenlan6 führen foUte. IPie gemö^nlidj wuvbe am 25. Ztlai aufgebrodjen. Pon 6er Hepue in Cörbeli^, 6er audj fransöftfc^e ©enerale bein>o^nten, ging es nadj 2TTag6eburg, tpo 6ie Königin, tpie Karl 3mmermann ausf ü^rlidj gefdjiI6ert ^at, 6urc^ iljre Iiebensö)ur6ige ^ul6 gegen ein Kin6 6ie £)er5en aller (Einipo^ner eroberte. Heber IDemigero6e, pon tPo 6er Brocfen beftiegen ipur6e, über nor6^ufen, 6effen eben erft preufifdj getPor6ene €inn>o^ner einen jubeln6en (Empfang bereiteten, (Erfurt un6 Koburg reifte man in 6ie fränf ifc^n ZHarfgraffdjaften, 6eren 2ln^nglic^feit un6 (Ergeben^ gegen 6as preufifc^ Königs^us pon feiner 6er alten Propinjen übertroffen ipur6en. 3" ^^m Bayreut^er ®berlan6e, in 6em

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flcincn Baö^orte Sidjcrsreut^ (2tleyan6crsba6), inmitten einer reisenden ©ebirgsgegenö, ©er* lebte bas Königspaar ^eitere un6 glürflidje (Tage» Die prinseffm Solms, 6eren IDefen man wrteiltjaft peränöert fanö, un6 6ie ©rof fflrftin 2lnna nahmen $ur ^reu6e 6er Königin 6aran teil. tEägUci} muröen 5u Pferöe Slus^äge in 6ie benacf^barten Berge unternommen, oft unter 6er ^ütprung ^ar6enberg5» Der preufifdje (ße[an6te in Paris, Cucc^efJni, ^tte fidf ebenfaBs eingefun6en; er ersä^It in 6en Briefen an feine in ^ranheic^ surflcf gebliebene ^rau, wie alles ^erbeiftröme, ,;ange50gen bnvdf 6ie ^reun6(ic^feit 6es Königs un6 6ie be5aubem6e Sc^öntpeit 6er Königin." Cuife Ijat fidj 6ort ungemein gefallen, 6as £an6 erfdjien i^r als ein „€6en", un6 es ifl befannt, nne 6as 2In6enfen an 6ie Königin unter 6er fränKfc^n Bepölferung, nantentlid; in 3^^^ Pauls (Geburtsort IDunfte6e(, (ebenMg geblieben ift un6 6urc^ Cuifenburg, Cuifenft^ un6 an6ere Hamen (eben6ig er^Iten n>ir6. 2Iucf} (Eger mit 6en (Erinnerungen an ZPallenftein, 6ie Stelle, „n>o er feinen fdjönen ^eroifdjen ©eift aufgab", fon>ie ^ran5ensba6 ^at Cuife 6amals befuc^t.

€s mav 6ie le^te jener Seifen, bei 6enen 6ie Königin immer fo üiel (ßlücf genoffen un6 fo piel (ßlucf perbreitet Ijatte. IDas fie fic^ bei i^rer erften Seife porgenommen: „6ie Ciebe 6er Untertanen 5U gewinnen", wav i^r im reic^ften ZTTa^e gelungen. Der ^anba i^rer Perfön(id}feit fd}(ang um 6as preufifcf^e Königs^us un6 6as preufifc^e Volt ein feftes Ban6, 6as aud; 6ie Stürme 6er nädrften 3a^re nicf^t gelocfert Ifahm.

7lm 8. 3u(i 1(805 waren ^rie6ricf} IDil^Im un6 Cuife n>ie6er in C^rlottenburg un6 6as ^fleben na^m feinen gewohnten ©ang. König un6 Königin befuc^ten in Bellepue 6ie ^amilie 6es alten Prinsen ^er6inan6 un6 6effen Sc^unegerfoljn, 6en durften Ha6$iimU, in ^ric6ridjsfeI6e 6ie Qersogin r>on ^oIpein*Becf ; fie fuhren nac^ Pots6am un6 Berlin ins tr^eater, wo ^rau 3agemann aus XDeimar gaftierte, un6 fatpen „2trmi6a" un6 „König Cear" un6 6en „(ßei$igen" ZHoIüres, 6en 3fflan6 6amals 5um erften 2TlaIe mit großem (Erfolge fpielte. Sie beftdjtigten 6ie 2nerfwür6igfeiten, 6ie 2tle|;an6er pon ^umboI6t pon feinen Heifen mitgcbradjt un6 6ie er im Prins ^einric^fc^en Palais, 6er fpateren llniperfität, ausgefteltt Ijatt^, un6 in 6cr Por$eUanfabrif 6ie Pafen mit 2lnfic^tcn pon lUalmaifon, 6ie, wie erwd^nt, 6er (ßcmatplin Hapoleons als (ßegengabe für 6ie 6er Königin gefc^enften Spi^nflet6er un6 Qüte beftimmt waren. Sonntags ging man in 6ie HicoIaiKrc^e, um 6en neuen Pre6iger Probß Hibbecf, 6en Hac^f olger ^oellners, 5U I^ren, 6er fe^r gefiel. Qäufig un6 gern wur6en 2(usf(üge gemad}t, nadf 6er Pfaueninfel, wo^in audf 6ie föitiglic^n Kin6er Pon Sansfoud aus famen, un6 nadj Parc^, 6ef[en weltentlegene €infamfeit ^rie6ric^ IDiI(^Im immer noc^ je6em an6eren 2tufent^Itsorte Porsog* ©ft, wa^ren6 6er König feinen militdrifdfen Befd^ftigungen nachging, ritt 6ie Königin fpasieren in Begleituna t^rer £^f6ame 6et

r^«

Sipifc^n 2IIe;anber unb Hapoleon

(ßräpn Ctfinfa (Cauen^ten, oöcr 6er ©räpn ZHortc Brüljl, Mc ftdf fpätcr mit 6em grofeit Kriegst^eoretifer Claufemi^ permätjite.

Der Ztlonat 2tuguft bradjte 6er foniglidjen ^amiüe 5u>ei [djöne ^efttage: am 3. 2(uguft 6en (ßeburtstag 6e5 Königs, am \2. Jtuguft 6en (ßeburtstag 6es Bru6er5 6er Königin, 6es (Erbprinsen ©eorg. (Es ift 6odj be5eidjnen6, mie Derfdjie6en bei6e (ßeburtstage gefeiert tpur6en. 2tm 3. 2luguft: groges ^eflma^I, piel militärifc^er Prunf, ix>r allem piel, üiel 3anilfc^arenmuftf, 6enn Ztluftf pon Blasinftrumenten mar, wie Königin Cuife einmal fdjreibt, 6cs Königs „ein$ige ^reu6e", un6 3fflan6 muf te iljr sumeilen 6ie ZTTufif beliebter ©pcrn, tt)ie 6es „Unterbrodjcnen ©pferfeftes", für Blasinftrumente beforgen. ^ür (Erb* prin5 (ßeorg, 6er im ^Ifv^ Dörfer aus 3talien 5urücfgef e^rt wat, tjaüe man einen tEeil 6es nadj 6em ©arten 5U gelegenen run6en Saaks im Charlottenburger Sdjioffe in ein ©rangen* n>aI6djen pcru>an6elt, hinter 6em 6ie ZTlufif ©erborgen »ar, n>ä^ren6 ^erren un6 Damen 6es fjofes in 6cr (Cradjt römifdjer un6 albanifc^er Bauern un6 Bäuerinnen Qua6riUen auf* fütprtcn» Den Sdjiuf 6es ^eftes machte in 6er mit Blumengirlan6en gefdjmücften (ßalerie ein allgemeiner Ball, bei 6em Königin Cuife im poUen ©lans i^rer Sc^ön^eit ftraljlte, un6 audj iljre fdjönen Qof6amen, 6ie ©räfinnen ZlToItfe un6 ^ar6enberg, 6urc^ anmutigen tEan5 auffielen, ©räfin Pof fan6 6ie ^erren in i^rcn Bauemflei6em redjt ^äflidj; aber 6er König, obgleidj etvoas Iei6en6, freute fidj 6er Ueberrafc^ung feines Sc^ipagers un6 meinte: „€s ift ein rec^t fdjöner Bau, ic^ ^att's nic^t ge6ac^t."

2nin6er erfreulich perlief eine an6ere 2tngelegen^eit, 6ie 6amals 6en Berliner ^of piel befdjäftigte. Hadj6em, ipie mir uns erinnern, ein 3^^?^ Por^er 6er jüngfte Bru6er 6es Königs, Prin$ XDiltjelm, mit prinseffin ZTTarianne pon Reffen «=^mburg permätjlt tt)or6en, 6adjte man je^t 6aran, audf 6en jüngeren Bru6er, Prin$ ^einric^, $u per^eiraten. (Eine 6änifc^e Prinsefpn wav yx feiner (ßattin auserfe^en, un6 6änifc^e Bepoümädjtigte, unter itjnen ©raf Bemftorff, 6er Bru6er 6es ZTTinifters, iparcn fc^on 5u 6en rer^n6Iungen in Berlin eingetroffen. 2lber Prins ^einric^ fonnte 5U feinem (Eutfdjiuf fommen; 6er ^eiratsplan fcf^eiterte, n>ie alle an6eren piäne 6erart gefc^eitert pn6, un6 6er Prins ift be* fanntlic^ unpermd^lt geblieben.

3" W^s frie6fame un6 ^äuslidje Stilleben 6es Berliner ^ofes brac^ nun im September 6er Kriegsfdjrecfen ^rein, 6er nadj einem 3^^r$e^nt 6es ^rie6ens 5e^n fc^mere 3^^?^^ lang auf 6em £an6e laften foUte: am 7. September \B05 begann 6ie ZTIobiliperung 6er preufifc^en 2lrmee.

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II. Bünönts mtt ^ranfrctdj

Cdngft wat eine neue groge Koalition gegen ^ranheidj in Vorbereitung.

Sd^on im Hopember \80^ Ifatim Huflanö un6 0efterreic^ einen Pertrag abge^ fc^Ioffen, 6er nodf einen öefenftpen Cl^irafter trug un6 nur bei weiteren Uebergriffen Hapoleons 6cn Krieg gegen ^ranfreidj in 2(usfic^t na^m. €in ru[ftfdf*englifc^ Pertrag dagegen r>o)u 2tpril ^805 (teilte Forderungen an Hapoleon feft, öeren 21ble^nung fofort bm Krieg nad; fidj $ie^en foUte: Häumung 3^^^^ un5 HorMeutfd^Ianös, Unabl^ngigfeit ^Uanös un6 6er Scbtpeis. €in rufftfd^er Diplomat, HotDoffil^tt), foUte 6iefe 3e6ingungen in Paris porlegen, gab aber in Berlin 6ie Heife auf, als 6ie Hac^ric^t von 6er o^ne Hucfftcf^t auf 6ie fc^n>eben6en Per{^n6Iungen pollsogenen (Einperleibung (Bennos in 6a5 fransöfifc^e Kaiferreid; eintraf. 2luf allen Seiten räftete man je^t 5u 6em nun unpermei6^ lid^en Kriege: 0cfterreid} traf 2Infta(ten 5um (Einmarfd^ in Bayern un6 in 6as neue napolconifdje Konigrcidj 3*<^Ken, rufpfdje (Truppen Ruften fidf an 6er prcugifdjen (ßren$c, un6 in Sepal faminelte ftdj ein ruffifdfes Korps, 6as, une es ^ieg, an 6er ^annoperfdjen Küfte Ian6en o6er pon 6em 6amals fc^n>e6ifdjen Stralfun6 aus 6ie Fran$ofen angreifen foUte.

IDäl}ren6 fo ringsum 6ie XOettfldj mit IDaffenlarm füllte, atmete in Preufen alles 6en tiefften ^ri^^^«"- Frie6ridj XDilljelm ipar ^805 fo frie6fertig geftnnt wie je supor. €r n>ar nid}t gleichgültig gegen 6as gefa^rPoUe 2lnfd^n>ellen 6er napoleonifd^en Uebermad^t un6 flagt n>oljI einmal in einer feiner n)enigen politifdjen nie6erfAriften aus 6iefer 3^t über 6ie unruljige un6 unbeftän6ige PoUtif feines Zladjbars un6 6effen maf lofen €^rgei$ un6 maglofe f)errfdjfudjt. Solange aber 6ie Pon i^m in 6er Deflaration pom 2tpril ^80^ (fte^ oben Seite \^^) gesogene (ßrense nic^t perlest, folange nic^t gera6eiu preufifd^es <0ebiet angegriffen ipur6e, mar er entfc^Iof[en, feine Heutralitat nadj allen Seiten ^in aufrcdft su erljaltcn. Königin Cuife, ungeadjtet i^rer Abneigung gegen Hapoleon, 6ie 6odj me^r et^ifc^ als politifd^er Ilatur n>ar, teilte 6ie frie6lic^en Ileigungen ii^res (Satten 6urc^us. Pon ilprer Sommerreife n>ar fie nüt ungünftigen (Ein6rücfen un6 peinlid^en (£mpfin6ungen surficf« gefommen. €s ^atte iljr nidjt entgel^n fönnen, wie 6er franjöfifdje €influg tiefer un6 tiefer in 6as „Keic^'' ein6rang, n)äl7ren6 Preufens 2Infef;on in gleid)em ilTage surficfgtng. €s war ilpr er$dl}lt wor6en, 6af 6er fransofifdjc (ßefan6te in Kurljeffen, Bignon, 6er frü^ als (ßcfdjäftsträger in Berlin für 6ie f^ffeftlidjfeiten (ßclegenljeitsperfe 6idjtete, einmal an 6cr l)oftafel in Kaffcl geäußert t^be: „Des Allemands? Mais y en a-t-il cncore des Allemands?** Sie ^tte 6apon in Berlin gefprod^en. 2Ils Deutfc^e, wie fie ftc^ n mer

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gefüllt ^t, modjtc fte fo örciftcr ^o^n entruften; als Königin von Preufen wat fte mit 6em prcufifc^cn Hcutralitätsfyftem glcidjiDO^I poUfommcn einpcrftanöcn.

(£s ift allbefannt un6 brandet ^ier nid;t nä^er ausgeführt 5U n>er6en, tt)ie 6ie leitcnöen Staatsmänner 6es damaligen Preuf en, 6er ^reitjerr von ^aröenberg un6 ©raf Sdjulenburg, un6 6ie nähere Umgebung bes Königs, fein (ßeneralaöjutant (ßeneral von Köcfri^ un6 feine Kabinettsräte Combarö un6 Beyme 6ie Politif 6er Heutralität billigten un5 förderten. 2(ber audj 6ie öffentlidje ZHeinung Preuf ens, fomeit eine foldje fdjon fidf regte, n>ar in weit fiber^ iDiegenöem Ztlafe für 6iefe Politif eingenommen. Seit 6em Bafeler ^rieften pon ^795 lebte 6ie preuf ifc^e BeDÖlferung in felbftsufrieöener Hu^e hinter 6er Demarfationslinie, ^örte pon 6en Sdjiadjten Hapoleons, €r$^er5og Karls un6 Sunx>rott)S, als ob fte in anöeren XDeltteilen gefd^Iagen mürben, unö fat; 6er Zertrümmerung 6es alten Deutfc^en Heid^es un6 6em Perluft 5es linf en H^einufers gleidjmütig un6 teilna^mlos 5U. IDeltbürgerlidffeit un6 Partifularismus, Ueberljebung un6 ^urdjtfamfeit, Kriegsfpielerei un6 ^rieöensfe^nfuc^t Ratten fic^ pereinigt, eine ^diwädjUdf laue (ßefinnung ^erporsubringen, in 5er 6as lebenöige (ßefu^I für 6en pater:« länbifc^n IDaffenru^m un6 6ie pater(än6ifc^e (E^re nic^t me^r geöei^en nx>Ute* ^umeift gefiel man ^df in 6er Porftellung, bas Heutralitätsfyftem für einen Bemeb 6er Stärfe, nic^t für ein ^txdien 6er Sdjn>ädje an$ufe^en. Die Befe^ung f)annopers 6urc^ 6ie ^ransofen un6 6ie 6araus entftan6enen mirtfdjaftlidjen Störungen un6 Perlufte Ratten 6iefe felbft^ genügfamen Stimmungen leife erfdfüttert, o^ne 6odj einen tieferen IDan6eI ^erporrufen 5U fönnen. ZRodften ein$elne grof e (ßeifter n>ie ^rie6ridj ©en^ un6 baI6 auc^ 3o^^^"^ pon ZTTüUer 6ie notn)en6igfeit einer allgemeinen tDaffener^ebung gegen 6ie napoleonifc^e Uebermadjt mit eifriger Bere6famfeit pre6igen, 6ie IDortfu^rer 6er öffentlichen ZUeinung ftan6en in 6em 6ama(igen fransöfifc^englifcf^en ZPeltfampfe nod^ \B05 me^r auf Hapoleons Seite. So ^rie6ric^ Budj^oI$, 6er Perfaffer 6es „Heuen Cepiat^n", 6effen Ce^re Pon 6er ItottpenMgfeit einer napoleonifcf^en IDelt^errfc^ft 5ur Sicf^erung aller ^ö^eren Kultur^ guter unter Beamten, ©ffi$ieren, ©ele^rten piele un6 begeifterte 2In^nger fan6; fo Karl £u6ipig XDoItmann, 6er in feiner ^Ai^ditx^ ,,(ßefdfidfte un6 politif" 6ie 6eutfc^e Hation 6em (ßenius 6er ZlTenfdj^eit um ^ö^erer gwecfe »illen gern 5um ©pfer brachte un6 i^r nur einen befcf}ei6enen pia^ in 6er fränfifc^en Uniperfalmonardjie jumies; fo 6ie Znilitär«« fdjriftfteller Ztlaffenbadf un6 ^. ^. pon Büloip, 6er Bru6er 6es fpäteren Siegers Pon Denneun^. 2ludj 6ie bei6en Berliner g^tungen, 6ie i^ren politifdjen 3"^^ o^ne^ln meift 6en fran$öfifdjen Blättern entnahmen, iparen im gansen fran5ofenfreun6Iidf.

Dies tparen 6ie Stimmungen am Berliner ^ofe un6 in 6er Berliner Bepölferung, als im Sommer ^805 sugleic^ Pon fran$öfifdfer un6 pon ruffifdfer Seite ein 2Ingriff auf 6ie preufifc^e

neutralitalspolitif unternommen muröc. Prcufen Ijatte, wk wir nnffen, feine y^Uu^tn^ fpljare auf fein eigenes (ßebiet unö feine näd^ften Xladjbam in nor56eutfc^Ian6 eingefd^ränft; es war feit König ^rieörid^s tEoöe pon 6er {)5(fe einer europäifc^en (ßrogmad^t aUmäl^Iid^ ju einer öeutfdjen, feit ^795 nur noc^ nor65eutfc^en Cerritorialmadjt Ijerabgefunfen. Die 3e6eutung 6er Pert^anMungen, öerer mir t^ier nur fürs gebenfen fönnen, liegt boij eigentlich 6arin, 6ag geraöe 6ie europäifd^en (ßrofmäd^te Preufen tDieöer an 6en Cebensfragen 6er europäifc^en Politif $u beteiligen unö in 6en Kampf 6er europäifc^en (ßegenfä^e Ijineinsusieljen fuc^ten.

2tm 8. 2tuguft ^805 erfdjien 6er fransöfifc^ (5efan6te in Berlin, Caforeft, bei 6em ZUinifter fjar6enbcrg auf 6effen £an6gut tCempelberg un6 fdjlug iljm einen Pertrag i>or, nK>rin Preufen jtdj $ur Unterftü^ung ^ranfreidjs perpflidjten follte, falls lrgen6eine TXladit 6en Bcfi|ftan6 in 3tolien geuniltfam 5U dn6crn perfudjen ipür6e. Was Preuf en im eigenften 3ntereffe für nor66eutfdjlan6 übernommen, follte es im fransöfifdjen 3"*^'^^ff^ ^^f Otolien aus6et}nen. ^ür 6ie fd^tpere Caft einer folc^en ZDerpflid^tung fonnte ^ranfreic^ eine polltpic^tige (ßegengabe bieten. (Es perfprac^, tfannovet an preuf en fofort absutreten un6 6ie ^eftfe^ung 6icfer 2{btretung in 6en fünftigen ^rie6ensfd^luf mit (Englan6 aufsunet^men. Um 6em frie6^ lieben6en Könige 6cn Dertrag anneljmbar 5U madjen, ipur6e $ugleidj nad}6rücflidj betont, 6af einem preufifdj^fransöfifdjen 3o'eibun6e gegenüber nieman6 6cn ^rie6en 6es ^eftlan6es 5U ftöron tpagen tper6e.

Die (Enperbung {)annopers n>ar pon 5U ungel^eurer Be6eutung für Preuf en, als 6ag man 6as fran5öfifd)e Ztngebot ot^ne tpeiteres t^ätte 5urücf tpeifen 6ürfen. Sie befeitigte 6ie ITlängel 6er gcograpI}ifd)cn <5<^^^ff<^"l?^it Preußens, fie ergab in politifdjer, fommersieller un6 militärifc^er t)infid}t 6ie uufdjä^barften Porteile. Diefe (Enpägungen lagen fo feljr am tCage, 6ag König ^rie6rid} IDilljelm un6 fjar6cnberg audj iljrerfcits 6en (ßcbanUn einer (Enperbung £)annopers bereits meljrfad} erörtert Ijatten. IDenn fie aber je^t auf 6ie fransöfifdjen 2Illian5anträge Sunäd^ft eingingen, fo meinten fte, un6 insbefon6ere tpar 6as 6ie Ztnftd^t 06er 6er IDunfc^ 6es Königs, 6amit 6od) sugleidj an 6er bisljerigen (5run6Iage 6er preugifdjen Politif fefl* Ijalten $u fönnen. ©frig ergriffen fie 6ie fransöfifdje 2ln6eutung, 6af 6ie ZlUians preufens un6 ^ranfreidjs 6en ^rie6cn be6eute. Um aber Ijierfür nodj eine breitere (0run6lage ju gewinnen, for6erten fie im 3"t^*'^<^ff^ ©eftcrrcidjs uu6 Suf Ian65 nun audj pon ^ranfreic^ Bürg« fdjaft für 6ie Unabljängigfeit 6er nodj fclbftän6igen Staaten 3l*ili<?"5/ ^^^ Sdfwcxi un6 ffoüanbs. Sie fdjmeidjeltcn fidj, 6amit 6en n)ünfd}en ©eftorreidjs un6 2\uglan6s entgegensufommcn un6 iljiien 6ie Bctt>eggrün6e 5U iljrer ^ein6feligfeit gegen ^ranfreic^ 6iplomatifdj 5U entjiel^en«

2lUein Hapoleon, ipie er felbft einmal gefagt Ijat, falj in 3tolien eine (Beliebte, 6ie er für fid} allein Ijaben moUte; man fann fic^ 6enfen, ipie er 6ie ^or6erung pon Bürgfd^ften

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Cafcl 13

Kronprinjiifm fuifc pafieU^cmdl&c von Jfclicite Caffacrt um i7m7

iptfd^en 2XIefanber nnb Xla^Uon

für 3talten, 6ie iljn fclbft pcrpfRdjten foütcn, aufnaljm. Sein fjausmarfc^ü Duroc, &cr am ^. September ^805 $u ireiteren Pcrljanölungen in auf eroröentlidjer Senöung in Berlin eintraf, erflärte auf ausörücflidjen Sefeljl ZTapoIeons, 6af 6ie italienifdjen Derljältniffe ^an^ pon 6er PerIjanMung ausgefdjioffen bleiben müften, unö 6af ^ranfreidj ^c^ftens 6en 3eft^ftan6, nicijt aber 6ie Unabt^ängigfeit {)oIIan6s un6 6er Sc^meis sugeftel^en tDoIIe« Dafür aber ©erlangte er, 6af Preuf en öurc^ energifdje (Erflärungen, felbft 6urc^ tCruppenbemegungen ©efterreidj beörolje. Der König unö fjaröenberg, mit 6em Duroc am 3. September fieben Stunöen lang perfymöelte, mieöerljolten Ujrerfeits, 6af fte 5u einer näljeren Perbinöung mit ^ranfreidj geneigt feien, 6af aber audj ^ranfreidj (Garantien gegen weitere Uebergriffe geben muffe; 6er König erinnerte perfönlic^ an 6ie überrafd^enöe (Einperleibung (ßenuas unö gemiffe Porbereitungen gegen tncca, ipoöurc^ felbft 6ie beften ^reunöe ^ranfreidjs beunrut^igt tpüröen« Had^örücflici; unö in fd^riftlid^ perbinMid^er ^orm tpuröe sugleid^ ausgefprodjen, 6af 6es Königs Syftem 6ie €rljaltung 6es ^rieöens fei unö bleibe, unö 6af er nur 5u öiefem ^wcd^ Hapoleons Porfdjiägen nähergetreten fei.

(Es n>ar 6er alte (ßegenfa^, 6er feit 6em Safeler ^rieöen tro^ aller gegenfeitigen 2(nnä(ferungsperfuci}e preuf en unö ^ranfreid; immer tpieöer auseinanöergel^alten t^atte, ein (ßegenfa^, 6en aud^ 6ie gefd^icftefte Diplomatenfunft nid^t {;intpeg5uräumen permod^t Ijdtte: ^ranfreidj, unter 6er Sepublif nrie unter Hapoleons Regiment, fuc^te Preufens Bün6nis 5ur Durdjfüljrung feiner friegerifc^en (Eppanftonspolitif, Preufen wat 5u einer itüians bereit, fotpeit 6a6urc^ 6ie {)erfteUung o6er 6ie 2(ufrec^ter{;altung 6es ^rie6ens geför6ert iper6en fonnte.

^n 6enfelben erften Septembertagen, ipo ^ranfreidjs 2tngriff auf 6as preufifc^e Heutralitätsfyftem 5um Scheitern fam, erging auc^ nadf Petersburg Ifxn buvdi König ^rie6rid} IDilljelm felbft eine entfdjie6ene 2tbfage an 6ie rufjifdje 2tuffor6erung, jtdj 6en Süftungen gegen ^ranfreidj mitn)irfen6 ansufdjiief en.

Seit 6er ^ufammenfunft in ZTlemel tpar Kaifer 2(Iefan6er I. pon Huf Ian6 unabläfftg bemüljt gemefen, 6en mit 6em preufifdjen Königspaar gefc^Ioffenen ^reun6fc^aftsbun6 5U einer intimen poUtifc^en JtUians im Sinne 6er ruffifdjen Koalitionspläne 5U eripeitem, ipäljren6 König ^rie6ric^ IDilljelm III. allem Bitten, Schmeicheln un6 Drängen gefdjicft aus5ua)eidjen perftan6en Ijatte. 3m Sommer ^805 nun füljrte 6iefe porftc^tige gurücfs« Ijaltung Preufens 5U einer emften Krifis, 6er emfteften pielleidjt, 6ie im ^9. 3aljrljun6ert 6ie preufifdj*ruffifc^en Besieljungen por ^878 erfdjfittert Ijat Bei 6en Staatsmännern un6 dürften, pon 6enen 6ie grofe ontifransöjifc^e Koalition Pon ^805 ausgegangen ift, Ijatte 6ie neutrale {)altung Preufens ollmäl^lic^ eine tpal^re (Erbitterung l^erporgerufen. Die frül^ren

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giptfd^en 2X(qfanber nnb ITapoIeon

Untemcl^ntungen gegen ^ranfreid; tparen gefcf^ettert; für öen (Erfolg eines neuen ^eI65uges fc^en 6ie fjilfe 6er 2trmee ^rieöric^s 6es (5rof en unentbeljrHc^. gu gut aber fannte man 6ie frieöfertige (ßeftnnung König ^rieöric^ IDil^lms, als öag man einen bereitoiUigen 2(nfd^Iug t>on it^m entartet Ijatte. So tauchte 6enn bex unl^ilpoUe (ßeöanfe auf, 6en Beitritt Preuf cns 5U 6em 2PeItbun6e gegen ^ranfreic^ 6urc^ eine rufftfc^e 2(rmee ju erstmngen, 6er ©eöanfe, 6er 6er politifc^en Cage int Spotfommer ^805 iljr befon6eres (Beprdge gibt Der pian 6er Pergemaltigung Preuf ens fan6 rafc^ (Eingang in 6en aus 6iefem 06er jenem (0run6e 6amals gegen Preufen aufgebrad^ten Kreifen; felbft 6ie öfterreic^ifc^e Diplomatie billigte iljn, 6er auferor6entlid}e 2tbgefan6te ©efterreidjs in Petersburg, 6er (Beneral Stutterljeim, ebenfo mie 6er Vertreter ©efterreic^s in Berlin, (5raf ZHettemic^. JTlit befon6crer ^reu6e griffen natürlidj Polen un6 Suffen 6en miüfommenen (0e6anFen auf, i>or allem 2tlepan6ers pomeljmfter Satgeber, ^ürft 2I6am (Csartorysfi; er un6 feine ^reun6e ^tten es am liebften gefeiten, n>enn 6er Krieg gegen ^ranfreic^ 6urc^ einen Eingriff auf Preuf en eingeleitet un6 Preuf en 6abei feiner polnifc^en €m>erbungen beraubt tpäre. 2tuc^ Kaifer 2tlef an6er, entruftet über 6en I^artnäcfigen tl>i6erftan6 6es Königs gegen je6e Beteiligung an 6er Koalition, aufgeftacijelt 6urc^ 6ie unablaffigen IDul^lereien feiner preufenfein6lid^en Umgebung, ift auf folcf^e (Enttpfirfe eingegangen. ITlag er feinerfeits einer freun6fc^aftlic^en Derftän6igung mit König ^rie6ric^ IDilljelm nodj 6en Dorsug gegeben Ifabtn: foüte Pe miflingen, fo tpar 6oc^ auci; er entfd^loffen, ol^ne tDeitere Kucfftc^t feine Qeere in Preufen einbredjen 5U laffen.

Znilitärifci; wu politifd^ tpur6e im 2(uguft ^805 alles 5ur Ueberrumpelung Preußens porbereitct. ^vocx rufjifc^e 2trmeen follten fic^ in Brsesc un6 (ßro6no fammeln un6 i>on 6ort 6en (Einmarfdj in Preufen antreten. ^n^Mdi ipur6e unter 6em \Q. 2(ugufl ^805 6er rufftfd^e (0efan6te in Berlin, 2(lopeus, mit 6en genaueften IDeifungen perfel^n, 6ie 6en 6iplomatifd)cn ^el6$ug gegen Preußen in allen ©nselljeiten regelten. IXlan gab 6ie £)offnung noc^ nid)t gans auf, 6aß ^rie6ric^ XDil^lm einem gen>iffen fanften ^mange nad^geben unö en6lic^ 6en Suffen fjeeresfolge leiften iper6e; »enn nic^t, fo modjtc Preufen, ungerflflet wk es tx>ax, 6ie folgen 6er fjartnäcfigfeit feines Königs tragen. Sdjon n>ar felbft 6as Kriegsmanifeft gegen Preuf en porbcreitet, in 6em Kaifer 2tlcyan6er nadj feiner IDetfe (ßott un6 6ic IDclt 5U 5«ud^" f"'^ ^i^ Cauterfeit feiner Politif anrief.

^wd eigenljän6ige Schreiben Kaifer 2tleyan6ers an König ^ric6ric^ £DilI}elm follten 6ie einseinen pi^fen 6cr Unterfym6lung einleiten.

2tm \% 2Iuguft bcnad)rid)tigte 6cr Kaifer 6en König pon 6en Haftungen Hußlan65 un6 perlangte 6ic IKitipirfung 6es Königs ju ZTlaßregeln für f^erftellung 6es allgemeinen

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^rieöens, ober, wenn ein foldjcr nodj nidjt möglid} u)ärc, 5ur Sefeftigung einer ©rönung bei Dinge in (Europa, bei 6er 6ie Unabt^angigfeit aller Staaten geftd^ert tDäre« Dasu beöürfe es öes 3ufammenn)irf ens pon 200000 Preufen, ebenfopiel Suffen unö 300000 ©efterreidjem mit 6en Streitfrdften öes Deutfdjen Keidjes. Seljr piel beftimmter lautete bas smeite Sdjreiben pom ^. September. 3^t* ipuröe 6ie (Erlaubnis für 6en Durdjmarfdj rufjifdjer tCruppen nadjörücflidj geforöert; 6er Kaifer tperöe fxdf felbft 5u 6er 2trmee begeben unö gern 6ie (Gelegenheit 5U einer g^fammenfunft mit 6em König ergreifen, bei 6er alle nodf nötigen (EinseUjeiten geregelt iper6en fönnten. Der Con 6es Sdjreibens ipar lyödjft fategorifdj un6 fc^ien 6ie ZTlöglid^feit einer 2(ble{}nung überl^aupt aus5ufc^Iiefen.

Sereits 6as erfte Sdjreiben 2tl€yan6ers aber, 6as am 28. 2luguft in Serlin eintraf un6 fogleic^ ipie eine 2trt „2narfd}or6er" aufgefaft tpur6e, reid^te Ijin, um lebljafte 23e* unrut^igung un6 namentlich bei 6em Könige eine tiefe Derftimmung {^erporsurufen. (Es fam Ijinsu, 6af pon 6en rufftfdjen Cruppenanfammlungen in 6er ZTälje 6er preugifdjen (5ren$e immer be6ennid^ere Hadjrid^en einliefen un6 6af fy)djfa^ren6e Praljlereien rufftfc^er ©fpSiere über einen beporfteIjen6en (Einmarfdj in Preuf en befannt ipur6en. ZHit 6em frie65 famen Stilleben tpar es porbei: SorgenpoUe (Lage famen un6 gingen nid^t fobaI6 tpie6er. „Ueberaü brennt's, es ift eine abfc^eulidje S^xt/* Hagt 6ie (ßräfin X?of in iljrem tCagebudj. Sc^n 6as gufammenftrömen Ijeimifdjer un6 auswärtiger Staatsmänner un6 2tbgefan6ter gab 6em ^of leben ein ungeipoljntes Jtusfeljen. 2tm \. September, ipie bereits ertpäljnt, ipar Duroc in Berlin erfc^ienen; am U.September fam aus H>ien in auferor6entlic^er Zniffton 6er (ßeneraUeutnant (ßraf Znerpel6t. Der König I^tte 6as Be6ürfnis, feine bewährten Katgeber um jidj 5U fammeln. Der ^ersog pon Braunfc^meig un6 6ie ©rafen ^ugmi^ un6 Sc^ulenburg tpur6en I^erbeigerufen; auc^ 6er Kabinettsrat £ombar6, 6er für längere 3^ "öc^ 3talien beurlaubt gemefen, traf am 6. September in Berlin ein.

3nmitten aller Unrulje, beftürmt Pon Suflan6, ^ranfreic^ un6 ©efterreidj, war König ^rie6ric^ IDil^elm je^t nur nodi um fo meljr entfdjloffen, unerfc^ütterlic^ an feinem Heutralitätsfyftem feftsul^alten. IDie er Durocs Einträge 5urücftpi&, fo beantu>ortete er Kaifer 2(le;an6ers Zumutungen am 6. September mit einer *entfdjie6enen 2tbleljnung. (Er erinnerte an feine fo oft ausgefproc^enen (ßrun6fä^e, 6ie iljm eine tCeilnaljme an offenfipen ZHafregeln nic^t gematteten; 6ie in 6er Deflaration Pon \80^ porgefeljenen ^älle feien nodj nic^t eingetreten. (Er fünMgte sugleidj an, 6af er ein tCruppenforps sur 2tufrec^t* erl^altung 6er Heutralität auf Kriegsfuf fe^en tper6e.

3n 6er IZat tpur6en am 7. September 6ie Befel^le 5ur ZUobilmac^ung pon dwa 80000 Zriann erlaffen, angeblich ,,5ur Tlhwdiv fransöftfc^er Uebergriffe", totfäc^lic^ aber

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6oc^ cljer gegen Kuglanö. IDcnn 6cr König bas 6em ruffifdjcn Kaifer perfdjmeigen modftc, fo muröe CS öeni ruffifdjcn ©efanWen um fo öeutlidjer gcfagt. Dicfer Diplomat, 6er ^inn* länb^v 2tlopeu5, ^t in jenen ernpen tagen , in 6enen ein unbeöadjt Ijingeiporfener ^unfe 6ie Kriegsflammc $u)ifd}cn Kuf lanö unö Preuf en entsünöen fonntc, beiöen Cdnöem, 6ic er gleidjmägig liebte, unfdja^bare Dienfte geleiftet. €r fyü feinem Kaifer nic^t perljelflt, ii>elc^en Der^ngnispoüen (Einörucf 6ie Seöroljung 6er preugifdjen ZTeutralitat in Berlin Ijerpomife: mie 6er König, 6er ^of, 6ie JTlinifter, 6ie ©enerale, alle einmutig feien in 6em (Entfc^Iug, lieber unter$ugcljen als 6as 5U 6uI6en.

Der Bericht von 2tIopeus, 6er 6iefe IDamungen entljielt, un6 6as Schreiben 6es Königs, bei6e i>om 6. September, bradjten in Petersburg einen rafdjen Umfdjmung Ijerpor. lDä^ren6 iriettemid} nodj am \6. September eigenljän6ig nadj IDien fdjrieb: „Die ZTTafregeln ftn6 ergriffen, um 6as $u neljmen, n>as nidjt $ugeftan6en ipir6; Preufcn ipir6 in je6em ^aUe überrumpelt iper6en mie ZTapoIeon'', fan6te Kaifer 2tlejan6er 5ur geringen ^reu6e feiner Umgebung am ^8. September porläufige ©egenbefeljle an 6ie 5um (Einmarfc^ in Preufen bereitgeftellten Cruppen. Drei tCage fpäter ging er felbft 5U feiner 2(rmee ab.

€i)t 6iefe Had^rid^ten in Berlin eintrafen, Ifaik man nod; einmal bange Stun6en 5U 6urcljlebcn. 2tm \5. September, fürs por ZTlittemac^t, tpar jenes Schreiben 2I(e;an6ers pom ^. September eingetroffen, 6as 6ie (ßenet^migüng 5um (rruppen6urd^marfci} in 6roI^n6en tDorten for6erte un6 sugleic^ auf 6ie IHöglici^feit einer ^ufammenfunft 6er bei6en Souperäne Ijinmies. Die 2tufregung, 6ie Ifier6urclj am Berliner £)ofe entftan6, ipur6e nodj gefteigert, als 2(Iopeus sugleici; porseitig 6ie pcrtraulici^e ZTlitteilung an {)ar6enberg gelangen lief, 6af 6ie ruffifdjen Cruppen unter allen llmftän6en in Preufen einrücfen tpür6en. Der König, tpie 2llopeus am \S. September beridjtet, erflärte feinem ZUinifter fjar6enberg abermals: er tper6e eljcr untergeljen, als fidj pon Huflan6 (ßefe^ porfc^reiben laffcn. „2tber ijt es 6enn nur möglidj," fo fuljr er fort, „6af 6er Kaifer, 6en idj als meinen erften ^reun6 betradjtct Ijabe, 6em idj, (ßott ift mein 3^"3^/ ^" unbegrenstcs Vertrauen gefdjenft ^obe, 6as mifbraudjen fönnte? IDenn er fxdi in (ßcfaljr bcfun6en Ifätte, ipenn iljm bei 6em bcporftcIjcn6cn großen Kampfe ein ZUiggefcIjicf begegnet ipäre, fo ipärc idj iljm $u f^ilfe geflogen. Dag er aber midj 5U etnxis smingen tpill, 6af idj 6ie £age 6er Dinge unter 6em nämlid^cn (ßeftd^tspunfte wie er felbft betrad^ten foU, 6as perlest 6od; meine Un« abljängigfeit. IDcnn 6iefe aber angetaftet ift, fann idi bann nodj auf meine Dorfaljren fdjaucn, fann idj 6enfcn, 6af ein ^rie6ridj IL, ein (ßrofer Kurfürft unter iljnen ift? Hein, mag id^ untcrgcl^cn, aber mit Hut^m. 3<^ tpcr6e 6ann als ®pfer meines Vertrauens ju einem dürften fallen, 6er mein fjers 5U geipinnen perftan6en Ijat"

\5^

IDenn 6tefe 2teuf crungen 6cs Königs gegen fjaröenberg Ijauptfädjiidj auf Kuf lanö berechnet maren, fo erfennt man 6ie inneren (ßrünöe feines politifc^en Derijaltens fieserer aus einer Unterreöung mit 6em öfterreidjifdjen 2tbgefan6ten, (ßrafen ZHerpelöt, 6em er 6amals eine Zluöiens geipäljrte. 3^m erflarte 6er König, er fei nidjt gleidjgültig gegen 6as Umpc^reifen ^ranfreidjs, aber menn fidj öie (Erljaltung 6es ^rie6en5 als unmöglich {^erausftellen foUte, muffe man fidf bodi fiber einen Krieg un6 öeffen ^iele red^tseitig un6 grünMic^ perftänöigen. €r ^e immer 6en ^eI6$ug i>on ^792 in (Erinnerung, wo man fo leid^tfinnig öarauf losgegangen fei. ^aft propt^etifc^ aber, tDenn man fid^ an 2((e;an6ers Perljalten nadj 2tufterli^ unö ^rieölanö erinnert, erfdjeint bas ZUiftrauen, bas 6er König bann gegen Kuf lanö äußerte. Kuf lanö, meinte er, fönne fidj surücfsieljen, felbft oljne ^rieöen 5U fc^Iiefen, un6 öie anöeren i^rem Sdjicffal fiberlaffen.

Der König lief es nic^t bei IDorten betDenöen. 2Iuf feine eigenfte Deranlaffung tDuröe feit 6em \S. September auc^ 6er Seft 6er preufifdjen 2trmee friegsbereit gemacht, mit be* fonöerer Befdjieunigung 6ie Hegimenter an 6er rufftfdjen ©rense. Dem Kaifer TiUj^anb^x fc^rieb 6er König am 2\. September, 6af 6ie ©eftattung 6es €inmarfc^es rufftfc^er tCruppen eine Unmöglic^feit fei. (Cfyirafteriftifc^ ift 6ie Tinttvovt auf 6ie i>om Kaifer angeregte gufammenfunft. 3n 6em erften Briefentrourfe nal^m 6er König 6en Dorfdjiag „avec reconnaissance'* an] in 6em mirflic^ abgegangenen Schreiben permies er auf 6ie P^ic^ten, 6ie iljn in einem fo fritifc^en 2tugenblicfe in 2tnfpruc^ nähmen; n>enn aber 6er Kaifer im 3ntereffe 6er ©efc^äfte eine Begegnung für nü^Iic^ Ijalte 06er aus ^reun6fdjaft »ünfdje, fo n>oIIe er über alle Be6enFen I^intDegfel^en, un6 6er Kaifer möge il^m 6urc^ 6en Ueberbringer 6es Briefes feine weiteren €ntfc^Iüffe 6arüber mitteilen. 3n 6er tCat empfan6 6er König, »ie £ombar6 6amals an ^ar6enberg fdjrieb, einen tDal^ren ,,Sdjrecfen" por 6er gufammen* fünft un6 tpar im poraus entfd^Ioffen, i^r unter irgen6einem Z7onpan6e aus5utpeic^en.

ZTTit 6iefen ZTlafnaljmen glaubte König ^rieöric^ IDiUjelm 6en (Erfor6emiffen 6er Cage pöllig genügt 5U Ifah^n: fc^on am 22. September fe^rte er tpie6er in 6ie Iän6Iic^e Stille pon pare^ 5urücf. €s »ar pergeblic^, 6af bereits einige (Tage por^r fjar6en* berg, ^ugmi^ un6 felbft Köcfri^ i^n befc^moren Ratten, in Berlin 5U bleiben ^^auf 6en Knien", ipie f)ar6enberg feinem ^reun6e 2(Iopeus perfidjerte. Dem Könige »ar eigentlich 6ie gansc ausmärtige Politif läftig. 2Tlan bemerfte feine Unge6uI6, namentlich bei Der* Ijan6lungen, in 6enen pon 6er ZTTöglic^feit friegerifc^er Dertpicfelungen 6ie Ke6e tpar. Um 6em Drucfe 6er aufs auf erße gefpannten Cage un6 6em politifd^en ZPirrtparr ftc^ 5U ent* sielten, mie6 er fopiel als möglich Berlin, n>o ZTlinifter un6 (ßefan6te mit unbequemen 2(nliegen feiner tparteten* £Do]u langtpeilte man il^n über^upt mit 6iefen unen61id^en

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5n>tf(^en 2IIe;anber nnb Hapoleon

öiplomatifci^en Pcrl^nMungen, 6iefcn etmgen Konfcrenscn un6 2{u6ien5en, 6a er boii uner« fdjütterlic^ entfdjloffcn voav, nidjt einen ^uf breit Don feinem neutralitatsfYftem abjutpetc^n? Dabei ubcrfam iljn ir>oIjI einmal 6ie Jtljnung 6es Unljeils, bas für tl^n ime für Preußen aus feiner ftarren ^rieöfeligfeit enrac^fen foUte; fyxt er bodj, wk mieöerum 2(lopeu5 berichtet 6amals 5u KScfri^ gefagt: ,;2nel}r als ein KSnig ift untergegangen, n>eil er btn Krieg liebte; idj, idj meröe untcrgeljen, »eil idj 6en ^rieben liebe."

IDäljrenö 6ie fransSftfc^en tCruppen 6en K^in überfdjritten un6 Hapoleon pon Straf* bürg aus 6en öiplomatifd^en unö militärifd^en ^el65ug einleitete, 6er 6ie fü66eutfc^en StacAm ^ranfreid; unterwarf un6 6as ofterreid^ifcbe {)eer bei Ulm sertrfimmerte, tpal^renb auc^ Me preugifc^n Cruppen 5U iljren Sammelplä^en eilten, blieb König ^riefcric^ IPil^lm III. ruijig in Pare^, xvo in 6en legten Septembertagen bas €mtefeft in geipoljnter IDeife gefeiert muröe. Hur einmal perlief er fein geliebtes Canöl^aus un6 nur 5U einem ^amilienfefle: am 27. September muröe 6ie golöene £)odjjeit 6es prinsen ^erMnanö 6urc^ ein (ßartenfeft in Sdjlof Beüepue unö ein Prunfmaljl pom golöenen Serpice in (Cljarlottenburg gefeiert. Sc^n am näc^ften (Tage feierte 6er König fc^leunig nadf pots6am un6 Pare^ surücf, n>o er porlaufig blieb, tro^cm frül; eintretenöe {^erbftfröfte feiner Umgebung 6en 2{ufentl;alt fel^r perleiöeten.

Hoc^ maren auc^ Qof un6 (ßefellfd^ft bas tEagebud^ 6er (ßräfin Z7of pergegen« n)artigt öiefe Stimmungen mit 6er Politif 6er ZTeutralität einperftan6en. Selbfl Königin Cuife. Sie mar gera6e mie6er gan5 tEod^ter un6 Scbmefter. Sie ^tte faft alle il^re (Be* fcbmifter um fidf perfammelt, auf er 6en bei6en 23rü6em Prin5 (ßeorg un6 Prinj Karl aud; 6ie prinseffinnen Cl^erefe pon tC^um un6 tEa^is un6 ^rie6erife Solms. ZTIan plante eine grofe ^amiliensufammenfunft, 5U 6er audj 6ie pierte Sdjtt>efter prinsefjin C^rlotte pon fjil6burgljaufen ertpartet mur6e, um am ^0. ©ftober 6en 6^. (ßeburtstag 6es Paters in ZTcuftreli^ 5U feiern. 2tber 6ie lei6ige politif, fo feljr man in Pare^ 6ie tCüren por i^r $ufperrte, 6rang auc^ 6ort ein, 6urd)frcu5te 6ie Pläne 6er Königin un6 foftete i^r mandft tCräne. Der König wav entfdjloffen, franf 5U a)er6en, nur um 6er gefürdjteten ^ufammen« fünft mit Kaifer 2lleyan6er 5U entgeljen: n?ie fonnte 6a 6ie Königin iljren (ßatten perlaffen? Un6 menn es €mft mur6e, menn 6ie ^ufammenfunft nidjt 5U umgeljen tx>ax, un6 Preuf en 6od) nod) in 6cr einen 06er an6eren U?eife in 6en Krieg Ijincingesogen mur6e, 6ann mufte 6ie Königin natürlidj erft redjt an 6er Seite 6es Königs ausl^urren.

Un6 es würbe (Emft. 2Im ^. ©ftober fam ^ürft pcter Petronntfd} Dolgorufij mit einem neuen Sdjreiben 2tleyan6ers, in 6em 6er Kaifer feine ^reu6e 6arüber ausfprac^, 6a§ 6er König, ipie er pon feinem (ßefan6ten erfaljre, 6ie ^ufammenfunft annel^me; er enpa^nte 6ie ©cgenbefeljle gegen 6ie übereilten ZTlärfdie ^eine*- (Trt'ppen. Ivit ah^x 60*

$ugleic^ um Befc^kunigung 6er (Erlaubnis sum Durc^marfdj* 2tm 6. ©ftober in Sansfoud, in ©egenmort fjaröenbergs, überreidjtc Dolgorufij 6em König bas Schreiben. Bei 6er Unter*» I^altung mit 6em (5efan6ten berüljrte ^rie6ridj IDil^elm fogleidj 6ie 6roIjen6en 2tnfammlungen rufjtfdjer tCruppen an 6er preufifc^en (ßrense, 6ie iljn befümmert un6 gesmungen ^tten, alles 6er Derpflid^tung 5U opfern, feine (El^re un6 Unab^ängigfeit 5U tDa^ren; er äuferte ftdj 6ann feljr fdjarf über ZTapoIeon un6 6effen Kegierungsgrun6fä^, ipie6er^lte aber immer wie6er, 6af ^ranfreidj iljm feinen (5run6 5um Brudje gegeben fyibe. (Er fün6igte $ugleic^ feine beporfteIjen6e 2tbreife $ur gufammenfunft mit 2tlepan6er an, u>ar ober tro^ aller (Einn)en6ungen fjar6enbergs un6 audj 6er Königin Cuife innerlich entfdjloffen, nic^t absureifen, fon6em 6en ^erjog pon Braunfdjmeig mit feiner Dertretung 5U beauftragen. Da traf eine Hac^ric^t ein, 6ie 6en König aus feiner frie6feligen Stimmung geuHxUfam Ijerausmarf un6 6er bis^r met^r gegen Huf lan6 gerid^teten bewaffneten Heutralitdt Preuf ens eine 2Pen6ung gegen ^ranfreidj gab.

^n 6em 2tugenblicf, wo fjar6enberg un6 Dolgorufij 6en König perlaffen Ijatten, brachte ein Kurier 6ie Znel6ung, 6af am 3. ©ftober saljlreic^e fransöftfc^e un6 boyerifclje (Truppen bei it^rem ^uge pom 2TTain 5ur oberen Donau buvdf bas preuf ifc^e (ßebiet in Tinsbadi marfd^iert feien. Was Huf Ian6 nur ange6rot}t I^atte, n>ar Pon fransöftfd^er Seite rucffidjtslos gefdje^n; 6er König felbft, 6er gegen 6ie rufjifdjen Zumutungen fidj immer auf ZTapoleons Vertragstreue berufen I^atte, füljlte jtc^ perfönlic^ aufs fdjmerfte belei6igt* 2^ 6er somigen 2(ufu>aIIung 6es erften 2(ugenblicfes 6ac^te er 6ie (0efan6ten feines Belei6igers, Caforeft un6 Duroc, aus Berlin aussumeifen. Dos Derljangnis Preufens n>oUte es, 6af ^r6enberg, 6er fogleidj 5urucf gerufen war, 6es Königs (Entrüftung befc^ipic^tigte un6 6ie (Entfernung 6er <ßefan6ten perljin6erte. TXlan begnügte [xdf, 6ie Unter^n6Iungen mit ^ranfs* rcid} 6urc^ 6ie (Erfldrung absubrec^en, 6af Preufen je^t feine 3wt^^^^ff^" f^lM* militdrifdj ftdjerfteüen n)er6e. (Es n)ur6e sugleidj befc^Ioffen, ym^djcn 6en friegfüljren6en ZTTäc^ten eine beuHxffnete X?ermittelung in 6er IDeife 5U perfudjen, 6af Preufen 6en ^ransofen billige Be6ingungen porfc^lagen un6 bei 6eren 2(ble(fnung am Kriege teilnet^men foUte. Das ^iel 6er preufifc^en Politif tpar 6abei nadj n>ie por 6ie (Enperbung tfannovcxs, bas man nun freiließ 6urc^ eine X?erftän6igung nic^t me^r mit Hapoleon, fon6em mit 6effen ^ein6en $u gewinnen ^ffte. Tim \3. ©ftober ergingen 6ie Befeljle an 6ie preufifc^en tCruppen, 6ie cbtn nadf (Dften I^in jufammengesogen tparen, nadf ZPeften umsufet^ren un6 Qannoper 5U befe^n. Tln Kaifer 2tlefan6er n>ur6e 6er ^ürp Dolgorufij mit einem Sdjreiben 6es Königs 5urücfgefan6t, in 6em 6er (Einmarfd^ 6er Huffen nunmel^r geftattet, aber in Hücfftc^t auf 6ie Cage um 2(uffc^ub 6er ^ufammenfunft gebeten n>ur6e.

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Smifc^en Ttttjcanhtt nnb ITapoIeon

Xflan tamx nidjt fagcn, 6af bei allen öiefen Befc^lüffen 6er König nun 6ie Ceilna^mc am Kriege gegen ^ranfreidj bereits mit poüer (Entfc^ieöenljeit ins 2tuge gefaft I^ätte. (Er mar, »ie öie ©berljofmeifterin beridjtet, ,,ipüten6" über 6ie ^ransofen unö J3aytm, bxt bei iljrcn Durc^märfdjen öurc^ preugifc^ ©ebiet manche 2tusfdjreitungen begingen; fein 2tusfeljen mar fummerpoü unö finfter; erft öie neue 2tusgeftaltung 6er Politif 6er beuHiffneten ZTeutralitat, öie gans feinem immer auf ftarres ^eft^lten eines beftimmten Syftems gerichteten Sinne entfpradj, fdjien iljm Ku^e unö (Entfc^loffcnljeit »ieöersugeben. Don einer gufammen« fünft mit 2(Iefanöer aber tDoUte er nac^ mie vor nichts frören, tro^ alles ^ureöens feiner Umgebung; er ifl „mie ein ZTlaultier," pertraut öie ©ber^fmeifterin iljrem oerfc^imegenen tEagebud^ an. Qartnäcfig perblieb er in Pare^, ot^ne Hucffic^t auf öie in fo fritifd^er ^eit fidf ördngenöen Hegierungsgefd^afte, öeren (Erleöigung öaöurc^ immer per55geri tpuröe.

2n Pare| ipuröe öamals audj öer (Eintritt öes Kronprinjen in bas preufifc^e fftzt gefeiert, nac^ ^o^nsoUemfitte an feinem ^0. (ßeburtstage, öem \5, ©ftober. Der König felbft uberreid^te it^m 0ffi5ierslfut unö Degen. ITlitten in öie feftlid^e Stimmung ^nein aber trafen öie erjien ZTadjridjten pon öen öftcrreic^ifdjen ZTieöerlagen. Königin Cuife, o^nel^in ettpas leiöenö, tpar tief beQ>egt; tpie fie felbft ein 3^^?^ fpoter an (ßen^ erjäl^It Ifot, ermaljnte fie iljren Soljn mit öen befannten IDorten: „3^ ^ff^/ ^t ^" ^^^ tCage, öa Du (ßebrauc^ mac^ft pon öiefem Hocfe, Dein einsiger (Beöanfe fein mirö, Deine unglficflic^ Brüöer 5u rädjen." Der (ßräfin Dof fc^rieb fie einige tage fpater: „Der König ifl fe^t jufrieöen mit ^ri^, mit feinem 2tusfeljen unö feinem Betragen. IDos mein f)erj empfinöet, ift unfagbar. (Es ift aber auci; walix, öaf er fidj an feinem ^fefttage ausgejeic^net be^ nommen I^at. (ßott fegne il^n unö feine neue Caufbat^n unö öen König unö öie 2trmee unö gans Preugcn."

H>ir bemerfen, »ie fidj bei Königin Cuifc eine innere IDanöIung langfam por» bereitet: fie beginnt ftdj öer politif susuwenöen, öer pe bisher, ic^ »ieöer^Ie es, ganj fem geftanöen fyiik. (Es ift nidjt weiblicher ^ünpi^, öer fie öasu treibt; öie ITlac^t öer (Ereig» niffe felbft örängt fie an einen pia^, öen fte einneljmen muf , meil nur pe iljn einnehmen fann. 3" ^<^" IDirniiffen unö (Erfc^ütterungen öiefer Cage erfennt pe öeutlic^er als bis^, mie feljr öer König eines guten unö treuen ©cfäljrten beöarf, öer fein Selbftpertrauen unö feine tCatfraft peigert; pe »irö pc^ iljrcr ^Ijen 2lufgabe bemugt, unö fo feljr i^r fyti nadf öem X?ater perlangt, fo füljlt pe, öaf pe auf einem popen peljt, öen pe nic^t perlaffen öarf. Darum fdjreibt pe iljrer ^reunöin, öer (ßrogfürftin 2tnna pon Huf lanö, Sc^ipägerin Kaifer 2llejanöers: „3^? ifabt meinen ppic^ten, öie mir Ijeiliger pnö unö teurer als alles auf öer IDelt. ein rec^t großes unö rcc^t pcinP'^ ®r*er gebrc^'^t," «nö ö^m Bru^^ i&^ra* ^'!Sdi

fteljc auf meinem Poften unö finöe Croft in 6er (Erfüllung meiner Pflicht, ober mein armer Dater, wtnn idj öaran öenfe, Ijeule idj. Hein, bas Sdjicffal ift bodj mandjmal 5u ^art."

IDenn 6ie €ntruftung über 6en fran$öftfd}en neutralttätsbrudj in Berlin unö am fjofe eine friegerifdje Strömung Ijerporgerufen Ijatte, fo war Doüen&s in 6en ©ffisiersf reifen 6er fjauptftaöt, öie nac^ alter friöerisianifdjer Ueberlieferung bisljer eljer (Begner ©efter^ reic^s gemefen tparen, öie Stimmung pöllig gegen ^ranfreic^ umgefc^Iagen. Das seigte ftc^ befonöers am tCage nadj 6em ©eburtstag öes Kronprinsen, am ^6. ©ftober, als man im Hationaltljeater „auf Begeljren" IDatlenfteins Cager gab. Das tCIjeater mar überfüllt von IDac^tmeiftem, Untcroffisieren, Solöaten, für Me 6as ©ffisierforps 6es berüljmten Regiments (ßensöarmes öie piä^e beftellt l^atte. 7i\s bas Heiterlieö perflungen war, begann 6er picco^^ lominifüraffter nadf einer an öie Ztleloöie von „Tim S^ein, am H^ein" anflingenöen IDeife ein von ZRajor v. b. Knefebecf perfaftes üriegslieö 5U fingen, in öos öie übrigen Sdfaix* fpieler einftimmten; pon öen Cogen flatterten öie tEeyte patriotifd^er Cieöer Ijerab, unö balö öurc^brauften, Pon allen begeiftert mitgefungen, öie Klänge öes „^eil öir im Siegerfrans" öen Saal.

Diefe Bewegung ergriff audj öie Bürgerfc^aft Berlins. 2tm \6. ©f tober ipar ^ürp Peter Dolgorufij mit öem öie g^f^^^^^^'^^f* ^inausfc^iebenöen Briefe öes Königs bei 2tlepanöer eingetroffen, öer bereits einige tCage por^er öie Hac^ric^t pon öem fransöftfc^en Durc^marfc^ öurc^ Tlnsbadj unö öem in Berlin eingetretenen Umfc^mung er^lten I^atte. 2tlepanöer atmete erleidjtert auf; er »ar naije öaran geipefen, nodj einmal öen (Ein^ flüfterungen feiner preufenfeinölic^en Umgebung (ßel^ör $u geben, unö l^atte fd^on ein Schreiben porbereitet, in öem er unter Klagen über preufifc^e Hüftungen unö bas ZDer^ [galten öes preufifc^en ZHinifteriums öen X?ormarfc^ feiner (Truppen anfünöigte. Je^t befann er [xdf eines anöem. £Dar es öer ^reunöesn>unfc^, nac^ öen por^ergegangenen 3^^^$^^ öen König unö öie Königin ganj $u perfötjnen? IDar öie 2tbftc^t sugleidj oöer noc^ meljr politifdj: öen König in feiner (Erregung 5um 2tnfc^luf an öie Koalition fortsureifen? 2Ilefanöer fafte öen (Entfc^luf unö teilte il^n öem König in einem neuen Schreiben mit, öaf er felbft am 25. ©ftober in Berlin eintreffen meröe.

Sc^on am 22. ©ftober perbreitete jic^ öiefe Hac^ridjt in Berlin, unö, »ie ^r. Delbrücf aufgeseic^net Ijat, „eine freuöige Beipegung" ging öurc^ öie €innK>Ijnerfc^afL 2tm ^ofe ipar öie Stimmung geteilt; öie Königin fa^ öem Befuc^e fro^ entgegen; il^re ©ber^fmeifterin, öie für öen ritterlichen unö freigebigen Kaifer fc^märmte, wax „aufer fidf vov ^reuöe". Der König seigte fic^ jurflcf^ltenöer; fein pertrautefter (Beneralaöjutant, (Beneral Köcfri^, öer öem Kaifer bis ^ranffurt a. ©. entgegenreifen foüte, fdjalt fogar laut auf 2tlejanöer.

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Tim 25. ©ftober nadjmittags IjieÜ Kaifer 2tlcjan6er unter 6em Donner 6er Kanonen feinen ©nsug in Berlin. Die Bepölferung bereitete iljm einen jubeln6en (Empfang, 6er fidj in 6en nädjpen (Tagen bei einer Dorfteüung pon (ßlucfs ;,2trmi6a" ime6er^Ite. Der Kaifer, 6er urfprunglid^ bei Jeinem (0efan6ten I^e abfteigen tPoUen, besog auf 6es Königs 5ure6en 6ie gimmer König ^rie6ridj IDiüjelms II. im Berliner Sdjlof , Ijielt {idj aber auc^ pielfad^ in Pot56am auf. 3m übrigen perlief 6er Befitd^, tpie ffirftlic^e Befuc^ 6amal5 un6 Ijeute $u perlaufen pflegen. €s gab para6en 6er König felbft fflijrte in Pots6am 6em Kaifer feine Kapatlerie por Prunfmaljle, Bälle un6 ^eftauffü^rungen. Der Kaifer beftcijtigte, nxis es im 6amaligen Berlin 5U feigen gab: 6a5 ^eugl^aus, 6ie ZnilitäraFa6emie, 6a5 Ka6cttenljaus, 6ie Por$ellanmanufaftur, 6ie Denfmäler 6e5 IDilljelmspla^.

Der (Ein6rucf , 6en Kaifer 2tleyan6er am Berliner ^ofe machte, nnir, ipie 6rei ^^u 5UPor bei 6er ^ufammenfunft in JUemel, gen)innen6, ^inreifen6. Ilid^t blof 6ie Damen, ipie prinsefjtn IDilljelm, 6es Königs Sdjtpagerin, iljrem Bru6er in ^mburg fdjrieb, fan6en, 6af man fic^ ,,nid^ts lieblid^eres pereint mit allem e6len'' porftellen fönne; auc^ ein ZRann tpie 6er ftol5e Hcid^sfreit^err pom Stein tpur6e fo pon 2(lefan6er besaubert, 6af er bal6 6arauf in rufjifdje Dienfte 5U treten 6adjte. 2Tlit 6em preuf ifdjen Königspaare perfel^rte 6er Kaifer in 6er einfadjen un6 Ijerslidjen IDeife, ipte fie gera6e 6em ©efc^macf ^rie6ric^ tDil^lms un6 Cuifens am meiften entfprac^. Der König, obfd^n er auf 6en Befuc^ pieOeidpt nidjt ungern persidjtet Ijätte, permodjte 6oc^ 6em ftegljaften ^anhex 6er Perfönlidjfeit feines ©aftes nidjt 5U a)i6erfteljen. ^ür Königin Cuife ipar 6cr Befuc^ 2tleyan6ers ein (Ereignis, 6as 6ic Ciefcn i^rcs 3nncnlcbens bcmegte. Seit ZTlcmel füljltc pe fidj 6em Kaifer ipir ftn6 nod} in 6cr ^cit 6cr Somantif 6urd) eine 2Irt Seelenfreun6fdjaft perbun6en; iljre Der» eljrung umflci6cte feine geiftige un6 fittlidje perfönlidjfeit mit allem 36ealen, 6as in i^m eigenen ITofcn lag. Die (Enttäufdjung fonnte nidjt ausbleiben. 3^^^ tt>eiblidjes (£mpfin6en begann fd;on 6amals inne 5U n)er6en, n>ie 6as tDefen 6es Kaifers t^inter glän]en6er un6 bcftedjen6er 2lugeiifeite 6er Ciefe un6 6es ©e^ltes entbeljrte. So fdjlof 6er Befudj für fte mit einem gctt>iffen llligflang, menn fie aud) einige ZHonatc fpäter 6en legten tag 6er 2{nn>efcnl;oit 2nefan6ers als il^ren legten glücflicben (Tag bc5eid)nct fyiU Dem Kaifer fiel je^jt befon6crs auf, wk fte 6or lllöglicbfeit eines Krieges mutig entgegenfal}. (Er aljnte nic^t, wie tief 6ie Königin innerlidj erfdjüttert mar; iljre sarte (5efun6ljeit befaf nH*nig tl>t6er{ian6s« fraft gegenüber foldjen 2Iufregungen, un6 fie perfiel einmal, bei einem ^efte in Bellepue, einer Zlerpenfrifis, 6ie fidj in einem Cränenftrom löfte.

Dicfe ®f tober un6 llopembertage njaren pielleidjt 6ie Cage größten äußeren (ßlanses in 6er <t^^frhicb*^* 6<*s il*e" Preufr^*i. J^eldj ni^'^rl^'^^ne ^'f»*''^4>4jft &!»• ^•i M**i*il* *•• 5^

Pninffäkn 6cs Berliner Sdjioffes sufammenfanö, öes Sdjioffes, in öeffen ^enftem genau ein 3aljr fpäter jtdj öie IDadjtfeuer miöerfpiegelten, um 5ic Zlapoleons (ßaröe im Cuftgarten fidf gelagert Ijatte. Heben Kaifer Zlleyanöer, in öeffen grofem unö glänjenöem (Befolge man 6en dürften (Csartorysfi bemerfte, war als Vertreter öes öeutfc^en üaifers €r5^r5og 2tnton aus H>ien erfdjienen/ 6er ober bei aller Bieöerfeit feines IDefens nad) 6em Urteil 6er Damen 6urd^ feine gefd;macfIofe Kleiöung un6 auffaUen6e Qaartracijt von 6er rufftfc^en (Elegans unporteilljaft abftadj. ZTtit Hapoleons Vertreter Duroc, 6er gegen öie Königin ftdj befonöers aufmerffam ermies, begegnete pdj ein auferoröentlidjer 2(bgefan6ter feiner englifdjen (Coöfeinöe, £or6 fjarromby. Sie alle uniren gefommen, um 6ie ^ilfe öes preufifdjen Sc^mertes 5u merben, um öie Unterftü^ung jenes ^eeres, an öeffen ^aljnen nodj öer Kuljm ^rieöridjs öes (ßrof en haftete, unö von öeffen (Eingreifen je^t öer 2tusgang öes grof en Kampfes absuljangen fd^ien.

Denn inmitten öer raufc^enöen ^efte Ijatte öie Diplomatie enölidj i^r IDerf poUenöet* Tim 3. ZToDember tDuröe in Potsöam öer Dertrag untei^eidjnet, öer öie Beöingungen öer bewaffneten X?ermittelung Preuf ens regelte, ©n preufifdjer Staatsmann (ßraf fjaugmi^ u)uröe^öa$u in 2tusjidjt genommen foüte öem Kaifer ZTapoIeon öie ^oröerungen nadj Unabt^dngigfeit öer SdjwAi, Heapels, ffoüanbs, Häumung Deutfd^Ianös ufm. porlegen, öeren X?eru>erfung öie (Ceilnaljme Preuf ens am Kriege gegen ^ranfreidj oljne weiteres 5ur ^olge fyibm iDüröe. ^ür öies gugeftänönis Preuf ens an öie Koalition pcrpflidjtete ftc^ Kuf lanö, öen König pon (Englanö 5ur 2tbtretung ^annopers an Preufen 5u beftimmen. IDie man fteljt, bilöet öer Dertrag ein Kompromiß, in öem fidj englifc^s^rufftfdje unö preufifdje 3ntereffen unö giele perfdjmolsen.

©leid} am tCage nac^ öer Unterseidjnung öes Dertrages, am ^. ZTopember, rüftete Kaifer 2tleyanöer $ur 2tbreife. Bei öem abenölidjen 2tbfdjieösmaljl in potsöam auf erte er nodj öen IDunfdj, öie ©ruft Konig ^frieöridjs 5U feljen. Die ©amifonfirdje muröe erleudjtet; balö nad} ITlittemad^t begab man pdj 5ur ©ruft, Kaifer 2tleyanöer unö Königin Cuife traten ffanb in ^anö 5um Sarge, öen öer Kaifer füfte, ipäljrenö öer König am (Eingang fteljen blieb. Dann reifte 2tleyanöer 5U feiner Sdjmefter nadj IDeimar, König unö Königin in tiefftcr Bewegung surücflaffenö.

Die perfönlidje ©egenwart Kaifer itleyanöers Ijatte öie S^d^^l, Beöenfen unö Sdjwanfungen am Berliner ^ofe für furse geit überwinöen fönnen; nadj feiner 2tbreife lebten fie in alter Kraft »ieöer auf. Die Königin ^voav, nadjöem fie nun einmal öie Partei ergriffen, öie patriotifdjes ^üljlen unö pttlic^es (Empfinöen iljr 5ur PfKdjt 5U mad^en fdjienen, blieb unerfdjüttert feft: poü Ijeiligen (Eifers, mit Bitten unö mit tCränen fämpfte fie für

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öodj e^er gegen Suf lanö. IDenn 6er König bas 6em rufjifdjen Kaifer perfdjtpetgen modjU, fo muröe es 6em ruffifc^en (ßefanMen um fo öeutHdjer gefagt. Diefcr Diplomat, 6er ^inn=» Iän6er Jtlopeus, ^t in jenen empen (Tagen, in 6enen ein unbe6ac^t Ifingeujorfener ^unfe 6ie Kriegsflamme smifdjen Huf Ian6 un6 preufen ent5fln6en fonnte, bei6en Cän6em, 6le er gleidjmagig liebte, unfdja^bare Dienfte geleiftet. €r Ijat feinem Kaifer nidjt perljeljlt, n>elc^en Der^ngnispoUen (Ein6rucf 6ie Se6roIjung 6er preugifc^en ZTeutralitat in Berlin I^erporrufe: tmc 6er König, 6cr fjof, 6ie ZUinifter, 6ie (generale, alle einmütig feien in 6em (Entfdjiug, lieber untersugel^en als 6as 5U 6ul6en.

Der Bcrid^t von Ztlopeus, 6er 6iefe IPamungen entt^ielt, un6 6as Sdjreiben 6es Königs, bei6e i>om 6. September, bradjten in Petersburg einen rafdjen Umfdjmung Ijerpor. Wätivenb ZTlettemid} nodi am \6. September eigen^än6ig nadf Wim fc^rieb: „Die ZTTaf regeln ftn6 ergriffen, um 6as 5u neljmen, tt>as nidjt 5ugeftan6en ipir6; Preufen nrir6 in je6em ^aUe überrumpelt mer6en mie Hapoleon'', fan6te Kaifer 2tkyan6er 5ur geringen ^reu6e feiner Umgebung am \S. September porläufige (ßegenbefet^Ie an 6ie 5um (Einmarfc^ in Preufen bereitgeftellten (Truppen. Drei (Tage fpäter ging er felbft 5U feiner 2(rmee ab.

(£Ije 6iefe Zladjridjten in Berlin eintrafen, IfatU man nodi einmal bange Stun6en ju 6urc^kben. Tim \5. September, fürs i>or IHittemadjt, toar jenes Schreiben 2Ile;an6ers pom ^. September eingetroffen, 6as 6ie (ßeneljmigüng 5um (Truppen6urcljmarfclj in 6roI^6en IDorten for6erte un6 sugleidj auf 6ie IHöglicIjfeit einer ^ufammenfunft 6er bei6en Souperdne t^inmies. Die 2{ufregung, 6ie Ifier6urci} am Berliner Qofe entftan6, tpur6e nod; gefteigert, als 2{lopeus sugleici; porseitig 6ie pertraulicije ITlitteilung an {)ar6enberg gelangen lief, 6af 6ie ruffifdjen (Truppen unter allen llmftdn6en in Preufen einrücfen u)ür6en. Der König, ipie 2llopeus am ^8. September beridjtet, erfldrte feinem ITlinifter fjar6enberg abermals: er u)er6e eljer untergefyrn, als fxdf pon Kuflan6 (5efe^ porfdjreiben laffen. „2tber ift es 6enn nur möglidj," fo fuljr er fort, „6af 6er Kaifer, 6en xdi als meinen erften ^reun6 betradjtct Ijabe, 6em xd), (ßott ift mein ^cnq^, ein unbegren$tcs Pertrauen gefc^enft ^obe, 6as migbraudjen fönnte? IDenn er fidj in ©efaljr befun6en Ifatk, wenn iljm bei 6em beporfteIjen6cn großen Kampfe ein lllifgefdjicf begegnet wate, fo wäve xdj iljm ju f^ilfe geflogen. Dag er aber midj 5U etipas $u)ingen wxü, 6af idj 6ie £age 6er Dinge unter 6em nämlichen (ßeftd^tspunfte tpie er felbft betrad^ten foU, 6as perle^ 6od; meine Un« abl^ängigfeit. IDenn 6iefe aber angetaftet ift, fann ic^ 6ann nod^ auf meine Porfa^n fdjauen, fann xd) 6enfen, 6af ein ^ric6ricfj II., ein (ßrofer Kurfürft unter iljnen ift? Hein, mag idj untergcljen, aber mit Suljm. ^if werbe bann als ®pfer meines Vertrauens $u einem dürften fallen, 6er mein f^erj 5U getpinnen perftan6en Ijat."

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IDcnn Mcfc itcuferungen 6cs Königs Q^^m ^aröcnbcrg ^auptfä^ü^ auf Huf Ian6 berechnet waten, fo crfennt man 6te inneren (ßrünöe feines poIitif(^en Der^altens fi(^erer aus einer Unterreöung mit 6em öfterreidjif(^en Stbgefanöten, (ßrafen ZlTerpelöt, 6em er fcamals eine 2tu6ien5 gemäljrte» 2^^ erfldrte 6er König, er fei ni^t gleichgültig gegen 6as Umjic^greifen ^ranfreidjs, aber loenn ft^ 6ie €rljaltung 6es ^rieöens als unmöglich ^erausftellen foUte, muffe man jic^ 6o^ über einen Krieg un6 öeffen giele re^t$eitig un6 grünMidj ©erftänöigen» €r Ijabe immer 6en ^elösug i>on ^792 in Crinnerung, loo man fo Iei(^tfinnig öarauf losgegangen fei. ^aft prop^etif(^ aber, loenn man fi(^ an ZCIeyanöers Perljalten nac^ ZCufterli^ un6 ^rieManö erinnert, erf(^eint 6as ZHif trauen, 6as 6er König 6ann gegen Huf lanö auf erte. Huf lanö, meinte er, fönne pc^ $urücf5ie^en, felbft o^ne ^rieöen $u fc^Iief en, unö Me anöeren iljrem Sdjicffal überlaffen.

Der König lief es nic^t bei IDorten beioenöen* 2tuf feine eigenfte Deranlaffung louröe feit 6em ^8. September auc^ 6er Heft 6er preufif(^en Jtrmee friegsbereit gemadjt, mit be^ fon6erer Bef(^Ieunigung 6ie Hegimenter an 6er rufflf(^en (ßren$e. Dem Kaifer 2tlefan6er f^rieb 6er König am 2\. ScpUmbex, 6af 6ie ©eftattung 6es Cinmarfc^es rufjtf^er türuppen eine llnmögli(^feit fei* C^rafteriftif(^ ift 6ie 2tnttDort auf 6ie pom Kaifer angeregte ^ufammenfunft. 3" ^^^ ^4*^" Briefentiourfe naijm 6er König 6en Dorf^Iag „avec recomiaissance" an; in 6em n)irfli(^ abgegangenen Sdfreiben ©ertpies er auf 6ie Pflichten, 6ie iljn in einem fo fritifc^en 2tugenblicfe in 2tnfpru(^ nahmen; loenn aber 6er Kaifer im 3ntereffe 6er (ßef(^äfte eine Begegnung für nü^Ii(^ Ijalte o6er aus 5reun6fc^aft roünfc^e, fo n>oIIe er über alle Be6enfen ^inioegfe^en, un6 6er Kaifer möge i^m 6urc^ 6en Ueberbringer 6es Briefes feine weiteren €ntf(^lüffe 6arfiber mitteilen* 3" ^ ^^* empfan6 6er König, loie Combar6 6amals an ^ar6enberg f(^rieb, einen loa^ren „S(^recfen" oor 6er gufammen«» fünft un6 »ar im ©oraus entf^Ioffen, iljr unter irgen6einem Votwanbz aus$un>eic^en»

Znit 6iefen ZITafnaljmen glaubte König 5rie6ric^ IDil^elm 6en €rfor6emiffen 6er Cage pöllig genügt 5u ^aben: fc^on am 22. September fe^rte er n)ie6er in 6ie Iän6Iic^e Stille i>on Pare^ 5urücf . €s wav ©ergeblic^, 6af bereits einige ttage i>or^r ^ar6en* berg, ^augipi^ un6 felbft Köcfri^ i^n befc^moren Ratten, in Berlin $u bleiben „auf 6en Knien", ixrte ^ar6enberg feinem ^reun6e Jtlopeus ©erp^erte» Dem Könige loar eigentli^ 6ie gan$e ausmärtige Politif läftig* ZTTan bemerfte feine Unge6ul6, namentli^ bei X?er^ ^an6lungen, In 6enen i>on 6er ZITöglic^feit friegerifc^er Penoicfelungen 6ie He6e loar. Um 6em Drucfe 6er aufs auf erfte gefpannten Cage un6 6em politifc^en IDirnparr fxdf $u enU sieben, mie6 er fooiel als möglich Berlin, n>o ZTRnifter un6 (ßefan6te mit unbequemen Jtnliegen feiner »arteten. IDoju langweilte man i^n über^upt mit 6iefen unen6lidfen

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Wplomatif^en Dcr^anMungcn, öiefcn cimgcn Konfcrensen unö JtuMcnsen, 6a er bodf uner* fdjüttcrlic^ cntf^Ioffcn nxir, ni^t einen ^uf breit i>on feinem neutraütätsfyftem absuioeiclfen? Dabei uberfam i^n n>o^I einmal 6ie ^tl^nung öes Unheils, bas für i^n tme fär Preufen aus feiner ftarren ^rieöfcligfeit enoa^fen follte; Ifat er 6odj, ime loieöerum Ztlopeus berichtet öamals $u KScfri^ gefagt: ,,2neljr als ein König ift untergegangen, n>eil er 5en Krieg liebte; i^, i^ iperöe untergeben, loeil ic^ 6en ^rieöen liebe."

IDäljrenö öie fransöftf^en türuppen öen H^ein überf^ritten un6 Hapoleon von Straf* bürg aus öen öiplomatifdjen un6 militärifdjen ^elösug einleitete, 6er Me fü66eutfdfen Staaten ^ranfreidj unterwarf unö 6as öfterrei^ifdje ^eer bei Ulm 5ertrfimmerte, u>a^ren6 auc^ We preufifc^en (Truppen 5U i^ren Sammelplä^en eilten, blieb König ^rieöric^ ZDil^lm III. rul^ig in Pare^, n>o in öen legten Septembertagen bas (Emtefeft in gen>o^nter XPeife gefeiert ipuröe. Hur einmal ©erlief er fein geliebtes Canöljaus unö nur $u einem ^amilienfefte: am 27. September louröe öie golöene £^dj$eit öes Prin$en ^eröinanö öurc^ ein (Bortenfefl in Sc^lof BelleDue unö ein Prunf ma^l i>om golöenett Serpice in C^rlottenburg gefeiert. Scf^n am nädjften ttage fe^rte öer König f^leunig na^ Potsöam unö Pare^ $urücf, n>o er DorUiuftg blieb, tro^öem frülj eintretenöe f)erbftfröpe feiner Umgebung öen Jtufent^lt feljr perleiöeten«

Xlodf iparen au^ £^f unö (ßefellfc^aft bas Cagebu^ öer ©rdfin Pof i>ergegen* n>artigt öiefe Stimmungen mit öer Politif öer Heutralität einperftanöen. Selbfl Königin Cuife. Sie wat geraöe imeöer gan$ tCodjter unö Sd?n)efter. Sie Ijatte faft alle iljre (ße* fdjtt)ifter unt ft^ perfammelt, auf er öen beiöen Bruöem Prin$ (ßeorg unö Prinj Karl audj öie Prinsefftnnen C^erefe von (Cljum unö tCapis unö ^rieöerife Solms. ZUan plante eine grofe ^amiliensufammenfunft, 5U öer audj öie merte Sd?n>efter Prinseffin C^lotte von £)ilöburg(}aufen ertpartet n>uröe, um am \0. 0f tober öen 6^. (ßeburtstag öes Paters in Iteuftreli^ 5U feiern. 2Iber öie leiöige Politif, fo fe^r man in Pare^ öie tCfiren Dor i^t $ufperrte, örang auc^ öort ein, öurdjfrcuste öie Pläne öer Königin unö foftete iljr mand^ türdne. Der König wat entf(^loffcn, franf 5U loeröeit, nur um öer geforsteten ^ufammen« fünft mit Kaifer Jtleyanöer 5U entgegen: wk fonnte öa öie Königin iljren (ßatten i^erlaffen? Unö tpenn es (£mft n>uröe, n>enn öie ^ufammenfunft nicbt 5U umgeE^m nxir, unö Preufen öod) nodj in öer einen oöer anöeren IDeife in öen Krieg ^ineingesogen rouröe, öann mufte öie Königin naturli(^ erft redjt an öer Seite öes Königs ausljarren.

Unö es n)uröe (Emft. 2tm ^. (Dftober fant ^ürft Peter Petron^itfdj Dolgorufi) mit einem neuen Sd;reibeti 2IIefanöers, in öem öer Kaifer feine ;freuöe öaruber ausfprad;, öaf öer König, wie er pon feinent ©efanöten erfal^re, öie duf^^^^^whinft annel^me; er ertpat^nte öie (Begenbefel^le gegen öie übereilten UTärfc^e feiner (Truppen, bat ah^ öocb

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jugletc^ um Bcfc^Icunigung öcr (Erlaubnis $um Dur^marf^^ 2tm 6. ©ftobcr in Sansfouci, In (ßcgcnnxirt ^aröcnbcrgs, überreizte Dolgorufij öem König bas Sdjreiben* Bei 6er Unter* ^Itung mit 6em (ßefanöten berührte ^rieörii^ IDilljelm fogleii^ 6ie 6roIjen6en ZCnfammlungen rufjtf(^er (Truppen an 6er preufifc^en (ßrense, öie iifn befümmert un6 ge$n)ungen ^tten, alles 6er X?erpfli(^tung 5U opfern, feine (E^re un6 Unabl^ängigfeit 5U magren; er äuferte fi^ 6ann fe^r fdjarf über Hapoleon un6 6effen Hegierungsgrun6fä^, n)ie6erfy>lte aber immer wkbet, 6af ^ranheic^ iljm feinen (ßrun6 5um Bru^e gegeben ^e* (Er fün6igte $ugleic^ feine bet>orfte^en6e Ztbreife $ur gufammenf unft mit 2tleyan6er an, uxir aber tro^ aller (£intt)en6ungen ^ar6enbergs un6 andi 6er Königin Cuife innerlidj entfc^Ioffen, nidft absureifen, fon6em 6en ^ersog von Braunf(^tt)eig mit feiner Vertretung 5U beauftragen. Da traf eine Hac^ric^t ein, 6ie 6en König aus feiner frie6feligen Stimmung geipaltfam Ijerausroarf un6 6er bis^ me^r gegen Huf lan6 geri^teten beioaffneten Heutralität Preuf ens eine IDen6ung gegen ^ranfreic^ gab.

^n 6em 2tugenblicf, 100 ^ar6enberg un6 Dolgorufij 6en König ©erlaffen ^tten, braute ein Kurier 6ie ZITettung, 6af am 3. ©ftober $aIjIreiZe fran$öjifZe un6 bayerifclje (Truppen bei i^rem ^uge t>om ZTTain 5ur oberen Donau bmdi bas preuf if(^e (ßebiet in 2tnsbaZ marf^iert feien. IDas Huf Ian6 nur ange6ro^t I^atte, war i>on fran$öjtfZer Seite rücfft(^tsIos gefc^e^n; 6er König felbft, 6er gegen 6ie ruffif(^en Zumutungen fic^ immer auf Hapoleons Vertragstreue berufen ^atte, füljlte jic^ perfönli^ aufs f^iperfte belei6igt. ^n 6er $omigen ZtufnxiIIung 6es erften 2tugenblicfes 6aZte er 6ie (ßefan6ten feines Belei6igers, Caforeft un6 Duroc, aus Berlin aus5un>eifen. Das Ver^ngnis Preuf ens n>oIIte es, 6af ^ar6enberg, 6er foglei^ 5urücfgerufen »ar, 6es Königs (Entrüftung befc^mi^tigte un6 6ie (Entfernung 6er (ßefan6ten oer^in6erte. ZTTan begnügte jic^, 6ie Unter^n6Iungen mit ^ranf*» rei^ butdf 6ie (Erflärung ab$ubrec^en, 6af Preuf en je^t feine yiikxt^en felbp militärifc^ fi(^erftellen n)er6e. (Es n>ur6e sugleid; bef(^Ioffen, snrifc^en 6en friegfü(}ren6en TXlädikn eine beipaffnete Permittelung in 6er IDeife $u ©erfu^en, 6af Preuf en 6en ^ran$ofen billige Be6ingungen porfdjlagen un6 bei 6eren ZCble^nung am Kriege teilnehmen follte. Das §xd 6er preufifc^en Politif wav 6abei nadf wie x>ov 6ie (Erwerbung ^annopers, 6as man nun freiließ 6urc^ eine X?erftän6igung nic^t me^r mit Hapoleon, fon6em mit 6effen ^ein6en $u gewinnen fy>ffte. 2tm ^3. (Df tober ergingen 6ie Befehle an 6ie preufifc^en (Truppen, 6ie eben nadj 0ften ^in 5ufammenge5ogen waren, nac^ XPeften um5uf eieren un6 Qannoper 5U befe^n. 2in Kaifer 2tle;an6er n)ur6e 6er ^ürfl Dolgorufij mit einem Sdjreiben 6es Königs $urflcfgefan6t. In 6em 6er (Einmarfdf 6er Huffen nunmeljr geftattet, aber in Hücfftdft auf 6ie Cage um 2(uffc^ub 6er ^ufammenfunft gebeten n)ur6e.

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gioifc^en 2ne;anber itttb ttapoleott

TXlan fann nt^t fagcn, 6af bei allen Mefen Befdjiüffen 6er König nun Me tCeilnaljme am Kriege gegen ^ranfrei^ bereits mit ooller (Entfc^ieöenljeit ins Jtuge gefaft ^dtte» (Er »ar, wu öie ©berijofmeifterin berietet, „rofitenö" Aber 6ie ^ransofen unö Bayern, 6ie bei it^ren Durd;märf^en öurc^ preufifc^ (Bebiet manche 2tusfc^reitungen begingen; fein 2tusfe(}en mar fummerpoU un6 finfter; erft 6ie neue 2IusgeftaUung 6er Politif 6er benniffneten Heutralität, 6ie gan5 feinem immer auf ftarres ^eft^lten eines beftimntten Syftems genuteten Sinne entfpra^, fc^ien i^m Hulje un6 (Entfc^Ioffen^eit n)ie6er$ugeben. Don einer §u\ammm^ fünft mit 2Ile;an6er aber tDoIIte er nac^ n)ie Dor nichts ^5ren, tro^ alles ^ure6ens feiner Umgebung; er ip „wxz ein ZTTauItier/' i>ertraut 6ie ©berfy>fmeifterin i^rem oerfc^uHegenen ttagebu^ an. ^artnäcfig ©erblieb er in Pare^, o^ne Äücfftc^t auf 6ic in fo fritifc^er gelt ft^ 6rängen6en Hegierungsgefdjafte, 6eren €rle6igung 6a6urc^ immer oer$ögert würbe.

^n Pare^ n>ur6e 6amals auc^ 6er (Eintritt 6es Kronprinsen in 6as preufifc^e Qeer gefeiert, nac^ Qo^n5oIIemfitte an feinem \0. (ßeburtstage, 6em \5. 0ftober. Der König felbft überreichte iljm ©ffi$iers^ut un6 Degen. ZlTitten in 6ie feftlic^e Stimmung ^nein aber trafen 6ie erflen Ha^ri^ten pon 6en öfterrei^if^en Hie6crlagen. Königin Cuife, o^ne^in etwas Iei6en6, wav tief ben>egt; wie fie felbft ein ^ijv fpoter an (ßett^ ersd^It Ifot, emta^nte fie iljren Soljn mit 6en befannten IDorten: „^dj ^ffe^ 6ag an 6em Cage, 6a Du (Sebxandf ma^ft i>on 6iefem Hocfe, Dein ein$iger (ße6anfe fein wxib, Deine unglflcflidfot Brü6er $u rächen." Der (ßräpn Dof fc^rieb fie einige tCage fpäter: „Der König ift fe^ $ufrie6en mit ;fri^, mit feinem 21usfelfen un6 feinem Betragen. IDas mein ^er5 empfin6et, ift unfagbar. (Es ift aber andi nxi^r, 6af er ftc^ an feinem ^efttage ausgeseic^net bt* nommen fyxt (ßott fegne i^n un6 feine neue Caufba^n un6 6en König un6 6ie Tltmee un6 gan$ Preufen."

IDir bemerfen, n^ie fidj bei Königin Cuife eine innere IDan6Iung (angfom por* bereitet: fie beginnt ftdj 6er Politif $u$ua)en6cn, 6er fie bisher, idj wiebexliole es, gan$ fem geftan6en Ijatte. (Es ift nidft roeiblidfer ^ürmi^, 6er fie 6a$u treibt; 6ie ZTTac^t 6er (Erdg» niffe felbft 6rängt jie an einen pia^, 6en fie einnehmen muf, weil nur fie iljn einnehmen fann. 3n 6cn IDirniiffen un6 (Erfdjütterungen 6iefer ttage erfennt fie 6eutlidfer als bts^, wie fel^r 6er König eines guten un6 treuen (Sefdl^rten be6arf, 6er fein Selbfh>ertrauen un6 feine Catfraft fteigert; fie wirb fidj itftev fy>^en 2lufgabe beipuft, un6 fo fe^r i^r ffeti nadi bem Vatei perlangt fo fü^lt fie, 6af fie auf einem poften fte^t, 6en fie nic^t perlaffen 6arf. Darum fdyreibt fie iljrer ^reun6in, 6er (ßroffürftin Jtnna pon Huf lan6, Sc^tpägerin Kaifer 2llefan6ers: „ytf Ijabe meinen pflidjten, 6ie mir Ijeiliger fin6 un6 teurer als alles auf 6er WeH. e^n vedfi grofes un6 rec^t pcinli<^ CTV^r aeNrac^t " un6 Vi" l^ru6w (f?^ra* ^rWi

ftc^e auf meinem Poften unö finöe (Croft in 6er CrfüIIung meiner Pfli(^t, aber mein armer Pater, tpenn i^ 6aran öenfe, Ijeule xdf. Hein, bas Sdjicffal ift öoc^ man^mal $u ^rt."

IDenn Me Cntrüftung über 6en fransöjtf^en Heutralitätsbruc^ in Berlin un6 am ^ofe eine friegerifc^e Strömung Ijeroorgerufen Ijatte, fo loar poUenös in öen ©fpsiersf reifen 6er ^auptftaöt, Me nadf alter friöerisianifi^er Ueberlieferung bisljer e^er (Begner ©efter^ reic^s geioefen rtjaren, öie Stimmung üSIIig gegen ^ranheic^ umgefc^lagen* Das 5eigte ftc^ befonöers am tCage nadj 6em ©eburtstag öes Kronprinsen, am ^6. ©ftober, als man im Hationaltljeater „auf Begeljren" IDallenfteins Cager gab» Das Cljeater wat überfüllt von IDa(^tmeiftem, Unteroffisieren, Solöaten, für öie 6as ©ffisierforps öes berühmten Regiments (ßensöarmes öie piä^e beftellt ^atte* 2i\s bas Heiterlieö oerf lungen wax, begann öer picco* lominifüraffier nac^ einer an öie ZMeloöie x>on „Tim H^ein, am H^ein" anflingenöen IDcife ein von ZMajor v. ö* Knefebecf perfaftes Kriegslieö 5U fingen, in bas öie übrigen Sc^u^ fpieler einftimmten; von öen Cogen flatterten öie (Ceyte patriotifc^er Cieöer ^erab, unö balö öurc^brauften, von allen begeiftert mitgefungen, öie Klange öes „^eil öir im Siegerfran$" öen Saal.

Diefe Bewegung ergriff auc^ öie Bürgerf(^aft Berlins. 2tm ^6. ©f tober n>at ^ürft Peter Dolgorufij mit öem öie ^wf^^mntenfunft ^inausfc^iebenöen Briefe öes Königs bei ZCleyanöer eingetroffen, öer bereits einige (Tage ©or^er öie Hac^ric^t ©on öem fran$6fifc^en Durc^marfc^ öurc^ Tlnsbadf unö öem in Berlin eingetretenen Umfc^mung erhalten I^atte. itleyanöer atmete erlei^tert auf; er u>ar naije batan geroefen, noc^ einmal öen (Ein^ flüfterungen feiner preufenfeinölic^en Umgebung (Bdjöv 5U geben, unö ^atte fc^on ein Schreiben i>orbereitet, in öem er unter Klagen über preufifc^e Lüftungen unö bas Per* galten öes preufifc^en ZHinifteriums öen Pormarfc^ feiner (Truppen anfünöigte. ^cift befann er fxdf eines anöem. XPar es öer ^reunöesmunfc^, nac^ öen t>or^ergegangenen 3^^^^d^" öen König unö öie Königin gan$ $u ©erfö^nen? IDar öie 2tb jt^t $ugleic^ oöer noc^ me^r politifc^: öen König in feiner (Erregung $um Jtnfc^luf an öie Koalition fort$ureifen? 2Ile;anöer fafte öen Cntfc^luf unö teilte i^n öem König in einem neuen Schreiben mit, öaf er felbft am 25. ©ftober in Berlin eintreffen »eröe.

Sdjon am 22. ©ftober verbreitete jic^ öiefc Itac^ric^t In Berlin, unö, wu ^r. Delbrücf aufgeseidjnet Ijat, „eine freuöige Betpegung" ging öurc^ öie ©niDO^nerfdjaft. Tim ^ofe mar öie Stimmung geteilt; öie Königin fa^ öem Befuc^e fro^ entgegen; i^re ©berfy>fmeifterin, öie für öen ritterlichen nnb freigebigen Kaifer fc^roärmte, vdoc „aufer fi^ vov ^reuöe". Der König 5eigte ftc^ surücf^enöer; fein pertrauteper (ßeneralaöjutant, (ßeneral Köcfri^, öer öem Kaifer bis ^franffurt a. ®. entgegenreifen follte, fdjalt fogar laut auf Ztleyanöer.

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^lotfc^ Tlltjcanhtt itnb Xtapolton

Tim 25. 0ftober nai^mtttags ^telt Katfer 2(le;an6er unter 6em Donner 6er Kanonen feinen ©nsug in Berlin. Die Bepölferung bereitete iljm einen jubelnöen (Empfang, 6er ftc^ in 6en nod^ften tragen bei einer Porftellung pon (ßlucfs ;,2Irmi6a^' n)ie6er^Ite. Der Kaifcr, 6er urfprungli^ bei Jeincm (ßefan6ten ^e abfteigen n>oIIen, be5og auf 6e5 Königs 5ure6en 6ie gimmer König ^rie6ric^ IDil^elms II. im Berliner Sd?Iof , ^elt fic^ aber auc^ mclfac^ in Pots6am auf. 3"^ übrigen oerlief 6er Befüc^, nne fflrftli^e Befud^ 6amal5 un6 ^eute 5u perlaufen pflegen. (Es gab Para6en 6er König felbft fährte in Pots6am 6cm Kaifer feine Kapallerie por Prunfmaljle, Bälle un6 ^eftauffä^rungen. Der Kaifer beft^tigte, xdos es im 6ama(igen Berlin 5U fe^en gab: 6a5 ^eug^us, 6ie Znilitdrafa6emie^ 6as Ka6etten^aus, 6ie PorseUanmanufaftur, 6ie Denfmdler 6es £Dil^e(mspIa^.

Der (£mbxnd, 6en Kaifer 2tlefan6er am Berliner ^ofe machte, u>ar, n)ie 6rei 3a^re 5UPor bei 6er gufammenfunft in ZITemel, gea)innen6, ^inreifen6. Hic^t blof 6ie Damen, »ie Prin$efftn IDil^elm, 6es Königs Sd?n>ägerin, i^rem Bru6er in £^mburg fdjrieb, fan6en, 6af man fidj „nxdfis liebli^eres pereint mit allem e6lcn" porftellen fönne; auc^ ein JTlann n)ie 6cr ftol$c Hci(^sfreiljerr pom Stein würbe fo Pon 2tlcfan6er besaubert, 6af er baI6 6arauf in rufftf^e Dienfte $u treten 6adjte. 2TRt 6em preufif^en Königspaare perfe^rte 6er Kaifer in 6er einfachen un6 ^erslidjen ZDeife, wie fte gera6e 6ent (ßcfc^macf ;frie6ric^ IDil^lms un6 Cuifens am meiften entfprac^. Der König, obf^on er auf 6en Befuc^ pielleidjt nxdft ungern pcr5idjtct I^ätte, pcrmodjte bodi 6em fteg^ftcn 5^uber 6er Perfönlic^feit feines (Saftes nidjt 5U a)i6erfte^en. ^ür Königin Cuife u>ar 6er Befudj 2tlefan6ers ein Creignis, 6as 6to (Tiefen i^rcs 3nn«nlcbens bcujcgte. Seit ZTTemel füllte fle fiöj 6em Kaifer ipir ftn6 nodj in 6cr 5^^*** ^^^ Somantif 6urA eine 2lrt Seelenfrcun6f(^aft perbun6en; Ujre Per* cljrung umflci6ctc feine geiftige un6 ftttlidje Perfönli^feit mit allem 3^«^l^"/ ^<^ iw i^m eigenen IDcfcn lag. Die (Enttäuf^ung fonnte ni^t ausbleiben. 3^^ roeiblidjes (Empfin6en begann fdjon 6amals inne 5U werben, wie bas IDcfen 6es Kaifers hinter glan5en6er un6 befte(^en6er 2lu§cnfeite 6cr tCicfe un6 6es (Sefyiltes entbeljrte. So fdjlof 6er Befudj für fte mit einem gcu?iffcn IHifflang, wenn fte audf einige ZTTonate fpater 6en legten ttag 6er 2lnu?efcnljoit 2nc|-an6ers als iljren legten glücflidjcn Tag bcseidjnct Ifat Dem Kaifer fiel jcljt bcfon6crs auf, wie fte 6cr IHöglicbfeit eines Krieges ntutig entgcgcnfalj. (Er aljnte nidjt, wie tief 6ie Königin innerlich erfc^üttert n^ar; iljre sarte (ßefun6ljeit befa§ u>cnig lDi6erftan6s« fraft gegenüber foldjen 2lufregungcn, un6 fte perftel einmal, bei einent ;fefte in Bellepue, einer Hcrrenfrifts, 6ie ftdj in einem (Cränenftrotn löfte.

Diofc ® f tober :^ un6 norembertage uniren pielleidjt 6ie Tage größten äuferen (ßlanys in *^**r ^c^^idjte 6es ^iten Oreußen. VD^^d) aus'^^^^fer^ (p^^cllf^^^ Mp> '^th Vt» »tU ^v Vn

Prunffälcn 6cs Berliner S^Ioffes sufammenfanö, öes S^Ioffes, in öeffen ^enftem genau ein 3^^r fpäter fxdf öie IDadjtfcuer ojiöerfpiegelten, um 6ie Hapoleons (ßaröe im Cuftgarten fic^ gelagert I^e. Heben Kaifer 2Ile;an6er, in 6effen großem unö glansenöem (Befolge man 6en dürften Csartorfsfi bemerfte, wat als Vertreter öes öeutfc^en Kaifers Crs^rsog Ztnton aus IDien erf^ienen, 6er aber bei aller Bieöerfeit feines IDefens na^ öem Urteil 6er Damen 6urc^ feine gefc^macflofe Kleiöung unö auffaUenöe Qaartrac^t von 6er ruffif(^en (Elegans unoorteil^aft ab^tadf. TXlit Hapoleons Vertreter Duroc, öer gegen 6ie Königin [idj befonöers aufmerffam enoies, begegnete fxdf ein auferoröentli^er Jtbgefanöter feiner englifdjen (Coöfeinöe, Coro ^arron^by. Sie alle uniren gefommen, um 6ie ^ilfe 6es prcufif^en Sdjmertes $u werben, um öie Unterftü^ung jenes ^eeres, an öeffen ^Ja^ncn no^ öer Hu^m ^rieöric^s öes (ßrof en haftete, unö oon öeffen (Eingreifen je^t öer Jtusgang öes grof en Kampfes absu^ngen f^ien»

Denn inmitten öer rauf^enöen ^efte Ijatte öie Diplomatie enöli^ i^r IDerf i>onenöet» 2tm 3. Hooember muröe in Potsöam öer Pertrag unter3ei(^net, öer öie Beöingungen öer beuHiffneten Permittelung Preuf ens regelte. (Rn preufifdjer Staatsmann (ßraf ^augroi^ a)uröe^öa$u in itusfic^t genommen foUte öem Kaifer Hapoleon öie ^oröerungen na^ Unab^ngigfeit öer Sdiwexi, Heapels, ^oUanös, Haumung Deutf^lanös ufip* ©orlegen, öeren Penoerfung öie (Teilnahme Preuf ens am Kriege gegen ^ranfreic^ oljne weiteres 5ur ^olge Ijaben müröe. ^ür öies ^uit^tänbnis Preußens an öie Koalition i>erpfli^tete fidj Huf lanö, öen König i>on (£nglanö 5ur Abtretung ^annooers an Preufen 5u beftimmen. IDie man fie^t, bilöet öer Pertrag ein Kompromiß, in öem fxdf englifc^^rufftfc^e unö preufif^e 3ntereffen unö g^ele oerfdjmoI$en.

(SUxdl am (Tage naöj öer Unterseii^nung öes Pertrages, am ^. Hopember, rüftete Kaifer Ztleyanöer $ur Jtbreife. Bei öem abenöli^en 2lbf^ieösmaljl in Potsöam äußerte er nodj öen VOnn^öj, öie (ßruft König ^rieöridjs 5U feljen. Die (ßamifonfir(^e n^uröe erleuchtet; balö nac^ Hlittcmai^t begab man fxdj 5ur (ßruft, Kaifer 2tleyanöer unö Königin Cuifc traten Sfanb in ^anö 5um Sarge, öen öer Kaifer fügte, mä^renö öer König am (Eingang fteljen blieb. Dann reifte Jtleyanöer 5U feiner S(^n)efter nadf IDeimar, König unö Königin in tiefftcr Ben^egung 5urücflaffenö*

Die perfönli(^e (Segenmart Kaifer Jtleyanöers Ijatte öie ^^^^f^'' Bcöenfcn unö Sc^manfungen am Berliner ^ofe für furse ^cxt überminöen fönnen; nadj feiner Jtbreife lebten jte in alter Kraft mieöer auf. Die Königin $nxir, na^öem fte nun einmal öie Partei ergriffen, öie patriotif^es ^ü^len unö fittlic^es (Empfinöen iljr 5ur Pfli^t 5U madjen fdjienen, blieb unerf^üttert feft: i>oll Ijeiligen (Eifers, mit Bitten unö mit tCränen fämpfte fte für

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^wx^dftn Tlle^anbtt nnb Hapoleon

Me Sadic, Mc TiUjcanbn „unfcr Katfer", rtJtc fie mit t^ren Damen fagtc 5U 6er feintgen gemacht ^atte, für 6en (ßeöanfen 6e5 preu0ifc^^rufftf(^en Bünöntffes äber^upt; ftc lief felbft 6en (ßrafen ^augrui^ $u jic^ rufen, um i^m ^Jeftigfeit 5U preWgen un6 €nergie einsuflSfen. Den n)ed;feln6en Hac^ric^ten pom Kriegsfd^aupla^ folgte fte in angftlic^er Spannung. tTreu 5U i^r hielten 6ie Qoföamen, alle eifrig rufftf(^ gefinnt, befon6ers 6ie (ßräfin ZTToItfe, 6ie ntit 6er übli^en f^föamenf^iparmerei leiöenfdjaftli^es politif^es 3«* tereffe perbanö, por allem aber 6ie ©berijofmeifterin (Sräfin Pof, ,;£^uptmann Pof ", nne man fie öamals in Berlin nannte, 6enn in i^rem t>on neuigfeitsjägem piel aufgefuc^ten (Empfangssimmer im Sc^lof lag 6ie Karte 6es Kriegsf^aupla^es immer aufgef^lagcn un6 ujuröen Kriegspläne eifrig erörtert

(Sans anöers u>ar 6ie Stimmung bei 6em König un6 feiner Umgebung. Xladj öer beftimmten un6 wn anbem betätigten Perfidjerung 6er ©räfin X?of mären es aber je^t nic^t 6ie befannten Kabinettsräte gen>efen, 6enen 6ie Sd;ul6 5ugef(^rieben n>er6en mufte; es nxir pielme^r (Seneral Köcfri^, 6er (Benerala6iutant, 6en 6er König 5U feinem (Semiffensrat gefe^ ^tte, 6er 6as Bun6nis mit Huflan6 un6 6ie friegerif^e lDen6ung 6er preufifd^n Politit unabläfftg befämpfte. ,;Köcfri^ ift fin6if^, unausftel^li^; er ift unfer Unglucf^' fd^reibt 6ie friegerifc^e (Sräfin. tCäglic^ im intimften Derfe^r mit 6em König, wax er nur $u geeignet, 6effen groeifel un6 Be6enfen $u nähren, fein ZTliftrauen, feine Heigung $um PeffU mismus 5U fteigem. Der König Ijatte 6en Pots6amer Dertrag vom 3. Hopember unter* 5eid;net, ni(^t fo fe^r getrieben pon ed;tefter innerfter Ueberseugung, als pielme^r 6em Drängen Kaifer 2tlefan6crs freun6fdjaftli^ na^geben6. €r ^t 6em (Brafen £)augn>t^, 6en er am \^, Hopember 5U Hapoleon entlief, beim 2Ibfd)ie6 6en XPunf^ un6 6ie f^ffnung ausgefproc^cn, 6af 6er ^rie6e erijalten bleiben möge. Seine Stimmung gera6e in Mefen tragen, wo 6ie (Entfdjei6ung unausmeidjli^ nä^er rücfte, erfdjien abfdjeuli^. Den rufpfdjen Siegesbullctins, 6ie 6ie Damen eifrig lafen un6 perbreiteten, perfagte er allen (ßlauben. (2s fann nidjt bcsipeifelt n)er6cn: in feinem 3""^^^ k^^*« ^odf unauslöf^li^ 6er (Se6anfe an ^rie6en un6 an Heutralität, 6eren (Er^ltung feine gan5 untriegcrifd^ Hatur allem ZDaffenrul^m uti6 allen (Eroberungen porgesogen ^ätte. 2Illein cbenfo ftcbcr ift bodf an6crfcits: 6er König erfannte in PoUcm ZHafe 6ie notu>en6igfeit, nor66eutfc^lan6 gegen Hapoleon 5U fdjü^en. Da$u aber tpar 6ie en6gültige (Entfernung 6er ^ranjofen aus ^annoper un6, nadj6cm 6ie H^einlinie einmal perloren, 6ie (Besinnung 6er JPefcr* Knie uncrläflic^. Por allem aber: er ^tte fein IDort gegeben, er war entfc^loffen, es 5u ^Iten. Durc^ alles, n>as gefdjcl^en tpar, füllte er feine (E^re perpflic^tet, un6 ipcnn es 6enn gegen alle feine Porfä^ un6 gcaen alle Mne H^iaunaen ^'vh ♦!»%« "KHea^ for*men

giotfc^en 2IIe;anber nnb Hapoleon

folltc, fo I^tclt er [xdi gans gerechtfertigt butdf bas Beipuftfetn, einen guten Kampf für eine gute Sadjt 5U fämpfen.

IDir tt)ür6en über öie medjfelnöen Stimmungen un6 Jtnjtc^ten öes Königs melleic^t pdjcrer unterri(^tet fein, menn er nidjt, loie er politifdjen Unterreöungen gern answxdf, andj nur feiten für poIitif(^e Briefe sur ^eöer gegriffen IjäiU. Von öem Briefmei^fel mit Kaifer Jtkyanöer abgefe^n, 6er 6odj 5um Teil audf etwas ofpsielle ^ärbung fyxi, liegt aus öiefer gansen ^ext nur ein einsiges von öem König unmittelbar ausgegangenes Sdjreiben intimeren C^arafters i>or, ein an 6en £)ofpre6iger Sad geri(^teter Brief, in öeffen 3"^^^ n>ir u^ol^l 6en 2tus6rucf 6er 2(nfc^auungen 6es Königs erblicfen 6ärfen. Sad ijattt 6em König ,,in 6iefem ^^ft loidjtigen ^dtpnntt ein IDort ^sli^er tteilnaljme" fagen sollen. €r tt)iffe, f(^rieb er i^m f(^on am ^9. ©f tober, loie gern 6er König feinem Dolfe 6ie Segnungen 6es ^rie6ens erl^Iten ifätte, nnb wie nur 6ie fc^mere Hegentenpfli^t, öie (E^re feiner Krone unö „öie IDo^lfa^rt feiner Cänöer/' nic^t Unmille oöer ^ovn, Huljmfu^t oöer ITTac^tbegieröe öen König unmiöerfte^Iic^ in öen Krieg fortriffen. Hur fo fönne öie Unabt^ängigfeit öes Staates erhalten tperöen; öie Porfel^ung moUe einmal, öag um öie Segnungen öes ^rieöens gefämpft loeröe* Seinem Volt fei fein ®pfer bei öiefem geredjteften aller Kriege 5U fc^mer, unö öer König felbft loeröe öur^ öas Bemuftfein öer geredjteften Sadft über alle menf(^li(^en Beforgniffe ^inn)eggefy>ben loeröen.

Der König audf bas ift be5ei(^nenö Ijat erft am 20. Hooember öen Brief Sacfs noc^ beantuK)rtet. €r Ijat öeffen ri^tige Beurteilung öer Cage mit „^reuöe unö Beifall" aufgenommen: Sacfs Folgerungen unö Betra(^tungen, f(^rieb er iljm, feien gans in öem Sinne, loie er felbft öie Dinge beurteile, entfprä(^en ©öllig feiner eigenen Ueberseugung. „Sie Ijaben ein IDort 5U feiner ^tii gereöet; es öient mir aufs neue 5ur Stärfung unö 5ur Beruljigung. Vertrauen auf (Sott unö öie gereifte Sadjz (ein 2Iusörucf, öer ^ier gemif ni^t gemif brauet ift) muf einen jeöen brauen Canösmann mit ZlTut unö Kraft befcelen."

€s fonnte aber nxdft ausbleiben, öaf öer ZTTangel an einem frif(^en unö rücfljaltlofen (Entfdjiuf 5um Kriege, n^ie er bei öem König unö einem grofen tteile feiner militärif(^en Satgebcr immer no^ bemerfbar »ar, auf öie Süftungen in Preufen Ijemmenö cinmirftc. Beöädjtig unö langfam, mit einem f(^Ieppenöen türof, öer audf bei ni(^tmilitärifdjen Beoba(^tem Jtnftof erregte, ^tten fxdj öie preufifc^en (Truppen, in meljrere f leine Korps Serfplittert, in Bewegung gefegt, teils um ^annoper einsune^men, teils um ftdj in (Thüringen 5u fammeln unö öann nac^ öem oberen ZTTain Ijin ©orjurflcfen. Pon einem energifdjen Jtngriffsplane war überall nichts $u merfen* Die tTruppenben^egungen f^ienen oiclmeljr, tt)ie Prin5 Couis ^eröinanö einmal meinte, me^r beftimmt, öem ^einöe aussumei^en, als

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giptfc^en 2IIe;anber nnb Uapolton

ein S\x\ammzntttf^m mit i^m $u fudjcn. Dos ZncrfmürWgc Ijicrbci ift, fcaf in ben militärif^en Beratungen, Me in Berlin unter ^uiklfunQ audj Sfterreic^ifc^er, rufjtfc^er un6 englifdjer BepoIImä^tigtcr gepflogen rouröen, 6er moöeme ftrategifdje (ßebanh, n>onac^ bas feinMidje ^eer bas ®perations$iel un6 2tngriffsobjeft für 6ie pereinigten tCruppen bU6et, mtfjxfadf pon 5fterrei(^if(^er foQ>o^( wie Don preufif(^er Seite nxdft blof ausgefprod^en, fonöem na^örücflic^ unö grunöfd^Iic^ betont n)or6en ift* Pon öiefer gefunöen t^oretifc^en (Erfenntnis frcili^ nric meit entfernt blieb Me IDirflic^feitl

3nimerljin, fo langfam es ging, man fam bodf ponpärts. Der ^u^tanb 6er türuppen felbft erf^ien au^ 6en ^rem6en portreffli^» Jtnfang De$ember tparen etnni \26000 ZTTann 3"!^"*^^^ ^^^ 35000 Pfer6en friegsbereit, um fxdj, n)ie am 3. De$ember beftimmt n>ur6e, je nad; 6en (Ereigniffen auf 6em Kriegsfdjaupla^ un6 je nad; 6em 2tus^ gang 6er 6ipIomatif(^en t?er^n6lungen, gegen 6ie fransöftfc^e plante nadj Böhmen o6er nadj 6er oberen Donau Ijinjuipen6en» Tim ^. Desember rücften enölidj au^ 6ie türuppen 6er Pots6amer 3"fP«ftion aus, poran 6ie ©ar6e:=6U'Korps, mutig un6 fampfluftig, begleitet pon unsäljligen ZTTenfc^enmaffen» Sie marfc^ierten am König porüber, 6er mit gejogenem Degen Befel^Ie erteilte; 6ie 0ffi5iere falutierten, un6 6ie ^a^nen neigten fxdf por 6er Königin, 6ie mit iljren bei6en Sdjmeftem un6 i^rer Sdjö)agerin, 6er Prin$efftn Pon ®ranien*^uI6a, pom ^enfter 6es Pots6amer Sc^loffes 6em 2tusmarfdj sufa^» Tim nä^ften ttage, 6em 3<i^restag Pon Ceut^n folgten 6ie legten tCruppen 6er Berliner 3"fP«ftion. Sdjon am 3. Dcsember war 6ie ^el6equtpage 6cs Königs abgegangen, 6er 6abei $u 6em alten ;fel6* marfdjall 2nöllcn6orff bemerftc: er a)er6e felbft als Kurier folgen, fobal6 es nötig fei. 2tuc^ feinem jüngften Bru6er, 6cm Prinsen IDilljelm, 6er mit feinem Kapalleric »^Hegiment aus* rücftc, fagtc er beim 2lbfdjic6: „3" pierse^n (Tagen fomme i^ na^!" Königin Cuife, fo xvav fdjon pcrabrc6ct, folltc iljn ins ^el6 begleiten.

2lllcin u?cnige (Tage fpdter, am 7. Desember, man n^ar gcra6e 5um tTce bei 6er Königin pcrfammelt un6 freute ftdj an 6cr ^rifc^e un6 ZHuntcrfcit 6cs greifen Prinsen ^cr6inan6/ famcn 5n?ei Stafetten pon 6cm prcugif(^cn (Sefan6tcn in ®lmü^ un6 bxai}Un 6tc Sdjrecfetis» fun6e pon einer pöUigcn nie6erlagc 6cr Huffcn bei 2lufterli^ (2. Dejembcr). „IDie ein Donncrfdjlag n?irftc 6ie5 auf 6ie (Semuter," beridjtet ein 2tna)efen6cr. Die Königin nxir aufs tiefftc erf^üttcrt. „(Sott bcljütc Didj," f^ricb fic 6em Bru6cr (ßeorg, „ic^ glaube an fein (Sind meljr ljicnic6en." träufdjen6e Hadjrii^ten pon 6cm 5ä^cn iri6crftan6 6er Huffen, 6ie picl Ceute pcrloren, aber iljre Stellungen bcfyiuptct Ratten, beruhigten 6ie Königin n>ie6er einigermaßen, un6 fie fc^rieb 6er prinsefjtn ^cr6inan6 pon 6en XDun6em 6cr (Capf erfeit, 6ic 6ic Kuffcn unter Befcljl 6cs Kaifers un6 6cs (ßrogfürftcn KonftanHn «'*rrid)t»'* hätten;

„&0Ü fegnc Me IDaffen 6cr guten Sadfz. 3^ t^i" gewif , liebe (Tante, 6af Deine Bitten fxdf mit öen meinigen oereinigen, unö f(^mei(^ele mir, öaf fte allem, was uns teuer ift, (ßlflcf bringen loeröen." (9. Dc5ember.)

Die Hoffnung loä^rte nur fürs* 3" ^^" näc^ften (Tagen famen S^Iag auf S^Iag 6ie Unglflcfsbotfc^aften, 6ie öen Su\ammmhv\xdi 6er Koalition beöeutcten: pon 6er ^ufantmen^ fünft 6es Kaifers ^rans mit Hapoleon, 6em 2lbfdjluf eines IDaffenftinftan6es 5U S^aym, 6en 5rie6ensDer^an6Iungen, 6em 2tb$ug 6er Suffen un6 6er flu^tartigen Hflcf reife Kaifer 2tleyan6ers na^ Petersburg. Sdjiimmer no^ als 6iefe Hac^ri^ten »irfte 6as Der^alten 6er Huffen un6 ©efterrei(^er gegeneinan6er: n>as zixx>a in Berlin an Kampf esfrcu6e un6 Kriegsluft nodj lebte, mufte 6a6ur^ erfticft wctbm. ^aft Dom S^Iac^tfetee »eg, ängftlic^ beforgt, einer 6em an6em $uoor5ufommen, eilten öfterreic^ifc^e un6 rufjifc^e Vertreter nac^ Berlin, um ^ilfe 5U erbitten un6 jtc^ 6es Derrats, 6er (Treulojtgfeit un6 Unfäljig^ feit gegenfeitig an$uflagen* Der erfte, 6er eintraf, loar 6er 6fterrei^ifc^e (ßcneral Stutterljeim, 6er jahrelang in Petersburg 6en Kaifer gegen Preufen aufge^e^t Ijatte; je^ fam er, um 6urc^ preufif(^e (Einmirfung mil6ere 5rie6ensbe6ingungen für 0efterreic^ 5U erlangen. Sein Beriet über 6en Derlauf 6iefer ZTliffion ift ungemein merfu?ür6ig; er seigt, 6af Konig ^rie6ri^ IDil^elm au^ in 6iefem 2tugenblicf noc^ bereit geipefen märe, fein IDort ein$ulöfen un6 am Kriege teil5une^men, »enn er nur auf 6ie ;feftigfeit ©efterreic^s ^ätte re(^nen f6nnen.

Der König empfing 6en (Seneral mit 6en bitterften Donoflrfen, 6af man i^n feinen Beforgniffen un6 ^wex^eln uberlaffen ^abe; alles n>as er bis^r über 2tufterli^ roiffe, ifabe er nur Pon 6en ^ransofen erfaljren. Hac^6em er ruhiger gen>or6en, Derfi(^erte er 6em (Seneral, man folle überseugt fein, 6af er ®efterrei(^s Sac^e als 6ie feinige hettadfU; er ©erlange aber offenljersige ZTRtteilung über 6ie X?er^an6lungen loegen eines Son6erfrie6ens, 6eren Jtnfnüpfung Stutter^eim 6ann sugab un6 mit 6er 3föK«^u"9 ©eftcrreic^s entf^ul6igte. Der (ßcneral bxadfU nun feine Klagen über 6ie Huffen oor, 6ie 6em König nac^ feinen eigenen (Erfal^rungen nic^t unberechtigt f(^ienen; por allem aber fuc^te er 6en König 5U flberre6en, 6ie preufif^en Hüftungen un6 (Truppenbewegungen an 6er fädjjtfdj^bö^mif^en (Srense $u bef^leunigen, natürlidj o^ne Ueberfc^reitung 6er (ßrense, was 6er öfterrei^if^^fransöfif^e IDaffenftiUftan6 unterfagte. Xladi ©ielem ^in«* un6 ^erre6en fam f(^lief lidj 6er König auf 6ie ^auptfa^e 5urücf un6 gab 6ie beftimmte (Erfldrung: „IDenn 6er Kaifer mir oerfprec^en loill, feinen Son6erfrie6en $u fc^Iief en, menn er mir fagen mill, loie er 5U 6en Operationen mitsumirfen 6enft, falls ^ranfreic^ 6urc^ 5U ^rte Be6ingungen 6en ^rie6en unmöglt^ mac^t, fo bin ic^ bereit, feine Sac^e mit meiner gan$en ZITa^t 5U unterftü^cn."

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giotfc^en 2ne;aiiber itnb Hopoleon

TXlaw fann ni^t fagcn, fcaf bei allen öiefen Befc^Iüffen öer König nun 6ie tteilna^me am Kriege gegen ^ranfrei^ bereits mit i>oIIer €ntfc^ie6en^eit ins 2tuge gefaft ^ätte» (Er n>ar, loie 6ie ©berljofmeifterin berichtet, „mütenö" Aber öie ^ransofen un6 Bayern, 6ie bei il?ren Durdjmärfdjen öurc^ prcufifc^ (Sebiet man^e Jtusf^reitungen begingen; fein Jtusfeljen wat fummerpoü unö finfter; erft 6ie neue Jtusgeftaltung 6er politif öer benxiffneten neutralität, öie gan5 feinem immer auf ftarres ^eftljalten eines beftimntten Syftems geridjtetcn Sinne entfpradj, fc^ien i^m Hu^e unö €ntfc^Ioffen^€it roieöersugeben. Pon einer ^ufammen* fünft mit Ztleyanöer aber u>oIIte er nac^ xxAt por nichts IjSren, tro^ alles gureöens feinet Umgebung; er ip „n^ie ein ZTlauItier," i>ertraut öie ©berfy>fmeifterin i^rem i^erf^oHegenen tCagebu^ an. ^artnäcfig i>erblieb er in Pare^, o^ne Hücffic^t auf öie in fo fritifc^er geit ft^ örängenöen Hegierungsgefd^afte, öeren (Erleöigung öaöurc^ imnter persögert tDuröe.

3n Pare^ n>uröe öamals aud; öer Eintritt öes Kronprinsen in bos preufifc^e Qeer gefeiert, nac^ Qo^n5oIIemfttte an feinem \0. (ßeburtstage, öem (5. 0ftober. Der König felbft überreizte i^m ©fpsiersljut unö Degen. ZTKtten in öie feftlidje Stimmung ^nein aber trafen öie erften Ha^ric^ten von öen öfterreic^if^en Hieöerlagen. Königin Cuife, o^neljin zimas leiöenö, max tief bewegt; mit jte felbft ein 3<»^r fpater an (ßen^ ersä^It }cfii, ermahnte fie i^ren So^n mit öen befannten tPorten: „3^ ^ffe, öag an öem tCage, öa Du (ßebrauc^ ma^p i>on öiefem Socfc, Dein ein$iger ^ßeöanfe fein »irö, Deine unglücflic^en Bruöer $u rä(^en." Der (ßräfin Dof fc^rieb fie einige ttage fpäter: „Der König ifl fe^ 5ufrieöen mit ^ri^, mit feinem 2Iusfe^n unö feinem Betragen. Was mein Qei^ empfinöet, ift unfagbar. €s ift aber au^ u>a^r, öaf er ftc^ an feinem ^eptage ausgeseic^net be* nommen ^t. <ßott fegne i^n unö feine neue Caufbaljn unö öen König unö öie 2{rmee unö gans Preufen."

IDir bemerfen, nne fidj bei Königin Cuife eine innere IDanöIung langfam Por* bereitet: fte beginnt pdf öer politif susumenöcn, öer fie bis^, idf nneöerijole es, gan$ fem geftanöen Ifiik. €s ift nic^t n^eiblidjer ^ürmi^, öer fie öasu treibt; öie ZTTac^t öer Creig« niffe felbft örängt fie an einen pia^, öen fie einnehmen muf, weil nur pe i^n einnehmen fann. 3n öen IDirmiffen unö (Erfdjütterungen öiefer (Tage erfennt pc öeutlic^er als bts^, n)ie feljr öer König eines guten unö treuen ©efä^rten beöarf, öer fein Selbftpertrauen unö feine Catfraft peigert; pe n)irö pc^ i^rer Ijo^en 2lufgabe beruft, unö fo fe^r iljr ^erj naäi öem Pater perlangt, fo füljlt pe, öaf pe auf einem popen pe^t, öen pc nic^t pcrlaffen öarf. Darum fdyreibt pe iljrer ^reunöin, öer (ßroffürftin Jtnna pon Huf lanö, Sc^ipägerin Kaifer illeyanöers: „3dj Ijabe meinen ppidjten, öie mir Ijeiliger fmö unö teurer als alles auf öer IDelt, ein rec^t grofes unö rec^t peinli<^ ®pfer gebracht," unö öem 5f^ruöer (B^ra: ^34

Siptfc^en 2IIe;anber nttb Ztapoleon

ftc^c auf meinem Poften un6 finöe Croft in 6er CrfüIIung meiner Pfli^t <ä>^t mein armer Pater, tpenn i^ öaran öenfe, Ijeule ic^. Hein, bas Sdjicffal ift 60^ man^mal 5U ^art."

IDenn 6ie Cntrüftung über öen fran5öftf(^en Heutralitätsbrui^ in Berlin unö am ^ofe eine friegerifdje Strömung ^eroorgerufen Ijatte, fo n^ar voümbs in 6en ®ffi5icrsf reifen 6er £)auptfta6t, öie nadi alter friöerisianifc^er Heber lieferung bisljer e^er (Begner ©efter^ reic^s geroefen »aren, 6ie Stimmung o6IIig gegen ^vantmdf umgef(^Iagen» Das $eigte ftc^ befonöers am ttage nadi 6em ©eburtstag 6es Kronprin5en, am \6. ©ftober, als man im Hationaltl^eater ,,auf Bege^ren^' XPaUenfteins Cager gab* Das (Theater war überfällt von IDa^tmeiflem, llnteroffi$ieren, Solöaten, für 6ie bas ©ffisierforps öes berühmten Regiments (ßensöarmes 6ie piä^e beftcllt ^atte» Ttts bas Heiterlieö oerflungen wat, begann 6er picco^ lominifürafjter nac^ einer an 6ie ZtleloMe von „2tm H^ein, am H^ein" anflingenöen IDeife ein pon ZHajor v. 6. Knefebecf ©erfaßtes Kriegslieö $u fingen, in 6as öie übrigen Sc^au* fpieler einftimmten; t>on 6en Cogen flatterten 6ie tTe^te patriotifc^er Cieöer I^erab, unö balö öurc^brauften, oon allen begeiftert mitgefungen, öie Klänge öes „^eil öir im Siegerfrans" öen SaaL

Diefe Bewegung ergriff au^ öie Bürgerfc^aft Berlins. 2tm \6. ©f tober n>ax ^ürft Peter Dolgorufij mit öem öie gufammenfunft ljinausf(^iebenöen Briefe öes Königs bei 2tle;anöer eingetroffen, öer bereits einige (Tage ©orljer öie Hac^ric^t oon öem fran55fif(^en Dur^marfc^ öurc^ Jtnsbac^ unö öem in Berlin eingetretenen Umfc^mung erhalten fjatk. Jtleyanöer atmete erlei^tert auf; er wav na^e öaran gemefen, noc^ einmal öen (Ein^ flüfterungen feiner preufenfeinöli(^en Umgebung (SeijSv 5U geben, unö I^atte fc^on ein S^reiben vorbereitet, in öem er unter Klagen über preufifc^e Haftungen unö öas X?er^ ^Iten öes preufif(^en ZHinifteriums öen Dormarfc^ feiner tCruppen anfünöigte. ^zi$t begann er ft^ eines anöem» IDar es öer ^reunöesojunfc^, na^ öen vorhergegangenen 3^u"S^" öen König unö öie Königin gan$ $u perfö^nen? IDar öie Jtbfic^t $uglei(^ oöer noc^ meljr politifc^: öen König in feiner (Erregung $um Jtnfc^luf an öie Koalition fortsureifen? Ztley anöer faf te öen (Entfc^luf unö teilte i^n öem König in einem neuen Sdjreiben mit, öaf er felbft am 25. ©ftober in Berlin eintreffen n>eröe*

Sdfon am 22. ©ftober verbreitete pdf öiefe Hadfridjt in Berlin, unö, wk ^r. Delbrücf öufge$ei^net fjat, „eine freuöige Ben>egung" ging öurc^ öie (Rntt)o^nerf^aft. 2tm ^ofe wat öie Stimmung geteilt; öie Königin fa^ öem Befuge fro^ entgegen; i^re ©berljofmeifterin, öie für öen ritterlichen unö freigebigen Kaifer fc^n>ärmte, n>ax „aufer fi^ vor ^reuöe". Der König $eigte ftc^ 5urflcfljaltenöer; fein vertrauterer (ßeneralaöjutant, (ßeneral Köcfri^, öer öem Kaifer bis ^ranffurt o. ©. entgegenreifen follte, fdjalt fogar laut auf Jtleyanöer.

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2lm 25. 0ftober nachmittags ^ielt Kaifcr Tlkjcanbzx unter 6em Donner 6er Kanonen feinen (Einsug in Berlin. Die Bepölferung bereitete il^m einen jubeinöen (Empfang, &er fxdi in 6en näc^ften (Tagen bei einer PorfleUung Don (ßlucfs ^2trmi6a" n>ie6erfy>Ite. Der Kaifer, 6er urfprüngüdf bei. feinem <ßefan6ten ^e abfteigen n>oUen, bc5og auf 6es Königs 3ure6en 6ie gimmer König ;Jrie6ridj XPill^elms II. im Berliner Sd?lof , ^elt fidf aber audj oielfadj in Pots6am auf. 3"^ übrigen i>erlief 6er Befuc^, nne fflrftlic^e Befudje 6amals un6 ^eute 5u i>erlaufen pflegen. €s gab Para6en 6er König felbft führte in Pots6am 6em Kaifer feine Kapallerie por Prunfma^le, Bälle un6 ^eftauffflljrungen. Der Kaifer beftc^tigte, xdos es im 6amaligen Berlin 5U fetten gab: 6as ^eugl^us, 6ie Znilitdrafa6emie^ 6as Ka6ettcnl^us, 6ie Porsellanmanufaftur, 6ie Denfmäler 6es ZDilt^elmspla^.

Der (£in6rucf , 6en Kaifer 2tlefan6er am Berliner ^ofe machte, n>ar, wie 6rei 3a^re 5UDor bei 6er gufammenfunft in ZITemel, geu>innen6, ^inreifen6. Hidjt blof 6ie Damen^ »ie prinseffm IDil^elm, 6es Königs Sdjroägerin, i^rem Bru6er in £^mburg f^rieb, fan6en, 6af man ftc^ „nxdfis lieblicheres pereint mit allem e6len^' t>orftellen fönne; auc^ ein Zllann ipie 6er ftol$e Äcidjsfrei^err pom Stein n)ur6e fo pon 2llefan6er besaubert, 6af er bal6 6arauf in rufftf(^e Dienfte 5U treten badjU. TXlit 6em preuf if(^en Königspaare perfe^e 6er Kaifer in 6er einfachen un6 ^slidjen IDeife, nne fie gera6e 6ent (ßefc^macf ;Jrie6rtc^ IDil^lms un6 Cuifens am meiften entfpradj. Der König, obfdjon er auf 6en Befuc^ pielleic^t nidjt ungern persi^tet Ijätte, permodjte 6odj 6em fteg^ften 5^uber 6er Perfönlic^feit feines (Saftes nicht 5U a)i6erfte^en. ^ür Königin Cuife nxir 6er Befu(^ 2llefan6ers ein (Ereignis, 6as 6tc triefen iljrcs 3nnenlebens bewegte. Seit ZTTemel füllte fie fiöj 6ent Kaifer ipir pn6 iiodj in 6cr 5<^i^ ^^^ Somantif 6urdj eine 2lrt Seelenfreun6fc^aft perbun6en; i^re Per* eljrung umflci6ctc feine geiftige un6 fittli(^e Perfönlic^feit mit allem ^beakn, bas in i^em eigenen XTcfcn lag. Die (Enttdufc^ung fonntc nicht ausbleiben. 3l?r meiblidjes (Empfin6en begann fdjou 6amals inne 5U werben, wie bas XTcfen 6es Kaifers hinter glan5en6er un6 bcftecljen6er Jlu^cnfeitc 6er Cicfe un6 6es (Sefyiltes entbcljrte. So fdjlof 6er Befud; für fte mit einem gcu?iffen IHifflang, n^enn fie audj einige ITTonate fpdter 6en legten tCag 6et 2lnipefenljcit 2Ue|-an6ers als iljrcn legten glücflicben Tag bcseidjnet fyxt Dem Kaifer fiel jeljt bcfon6crs auf, n^ic fte 6cr IHöglidjfeit eines Krieges mutig entgegenfal^. (Er a^nte nidjt, wie tief 6ic Königin innerlich erfc^üttert n^ar; iljrc sarte (ßefun6ljeit befaf n>enig lDi6erftan6s« fraft gegenüber foldjcn 2lufregungen, un6 fie perfiel einmal, bei einem ^Jefte in Bellepue, einer Herrenfrifis, 6ie ftcb in einem Cränenftrom löfte.

Dicfe ©ftobcr un6 llopembertage nxiren pielleidjt 6ic Tage größten auf eren (ßlanses in 6er (ßefdjidjte 6es alten Preup'i. IDel^ au^^tlefen^ (Pcfcü^'^v^ M^ ^f^ Ni«i<iic '*n bm

Prunffalcn 6cs Berliner Sc^Iojfes 5ufammenfan6, öes Sdflo^^s, in öejfen ^enftem genau ein 3^^r fpäter fi(^ Me IDa(^tfeuer ojiöerfpiegelten, um öie Hapoleons (Saröe im Cuftgarten jtc^ gelagert ^atte. Heben Kaifer Ztleyanöer, in öejfen großem un6 glanjenöem (Befolge man 6en dürften CsartorYsfi bemerfte, war als Vertreter öes öeutfdjen Kaifers (Er$^r5og Tinion aus IDien erf(^ienen, 6er aber bei aller Bieöerfcit feines IDefens nadj öem Urteil 6er Damen 6urc^ feine gef^macflofe Kleiöung un6 auffallenöe ffaaxttadit von 6er rufjtfc^en (Elegan$ unporteilljaft ab^iadi. TTlxt Hapoleons Vertreter Duroc, 6er gegen 6ie Königin pc^ befon6ers aufmerffam enoies, begegnete p(^ ein auferor6entIi(^er 2tbgefan6ter feiner englifdjen (Co6fein6e, Cor6 ^arromby* Sie alle waren gefommen, um 6ie ^ilfe 6es preufif(^en Schwertes $u werben, um 6ie Unterftä^ung jenes £)eeres, an 6effen ^a^nen nocE; 6er Hu^m ^mbtxdfs 6es (Srof en I^aftete, un6 pon 6effen (Eingreifen je^t 6er 2tusgang 6es grof en Kampfes absu^ngen f^ien»

Denn inmitten 6er raufc^en6en ^efte ^atte 6ie Diplomatie en6li(^ i^r IDerf DoIIen6et» Tim 3. Hooember n)ur6e in Pot56am 6er Pertrag unter3ei(^net, 6er 6ie Be6ingungen 6er beipaffneten Dermittelung Prcuf ens regelte. (Ein preufifdjer Staatsmann (ßraf ^augwi^ n)ur6e^6a5U in 2tusfic^t genommen foüte 6em Kaifer Hapoleon 6ie ^Joröerungen nadf Unab^ngigfeit 6er Sdfwexi, Heapels, ^oüan6s, Häumung Deutf^Ian6s ufw. vorlegen, 6eren Denoerfung 6ie (Teilnahme Preuf ens am Kriege gegen ^ranfreii^ o^ne weiteres $ur ^olge fyiben voüvbc. ^ür 6ies Su^z^täntnis Preuf ens an 6ie Koalition oerpfli^tcte fic^ Suf lan6, 6en König i>on (Englan6 $ur Ztbtretung tfannovcxs an Preuf en ju beftimmen. IDie man fte^t, bil6et 6er Pertrag ein Kompromiß, in 6em fidj englifc^^rufftfdje un6 preu0if(^e 3ntereffen un6 ^^^le oerf(^mol5en.

(SUxdf am (Tage naöj 6er Unterseic^nung 6es Vertrages, am ^. Hooember, rüftete Kaifer 2lleyan6er $ur Ztbreife* Bei 6em aben6li^en 2tbf(^ie6sma^l in Pots6am äußerte er nodj 6en IDunf^, öie (ßruft König ^rieöric^s 5u feljen. Die (ßamifonfir^e wuröe erleudjtet; baI6 nadj ZlTittcma^t begab man fi^ 5ur (ßruft, Kaifer 2tleyan6er un6 Königin Cuife traten Vfanb in ^an6 5um Sarge, 6en 6er Kaifer fügte, wä^renö 6er König am (Eingang fteljen blieb. Dann reifte 2tleyan6er 5U feiner S^wefter na^ IDeimar, König un6 Königin in tieffter Bewegung jurücflaffenö.

Die perfönli^e (ßegenwart Kaifer 2lleyan6ers Ijatt^ öie ^wex^l, Beöenfen unö S^wanfungen am Berliner ^ofe für furse ^zxt überwinöen fönncn; na^ feiner Jtbreife lebten fie in alter Kraft wieöer auf. Die Königin 5war, nac^öem fte nun einmal öie Partei ergriffen, öie patriotifc^es ^ü^len unö ftttlidjes (Empfinöen i^r 5ur Pflicfjt 5U machen fdjienen, blieb unerfdjüttert feft: ©oll ^ligen (Eifers, mit Bitten unö mit tträncn fämpfte fte für

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^mtfc^en 2IIe;anber nnb Xtapolton

Me Sadjc, 6ie 2tle|anöer ,/Unfcr Kaifer", wu ftc mit i^rcn Pamcn fagte $u 6er f einigen gemacht Ifaitc, für 6en (ßeöanfen 6e5 preuftfc^^rufftfc^en 23ün6niffe5 über^upt; jte lief fclbft 6en (ßrafen ffauQwxif $u fic^ rufen, um itjm ^eftigfeit $u preWgen un6 (Energie ein5ufI5fen. Pen mec^felnöen Hac^rid^ten pom Kriegsfc^upla^ folgte fte in ängftlic^er Spannung. (Treu 5U it^r hielten 6ie ^föamen, alle eifrig rufftfc^ geftnnt, hefon6er5 6ie (ßräfin 2Tloltfe, 6ie mit 6er üblichen ^f6amenfc^n>armerei Iei6enfc^ftlidjes politifdjes 3"' tereffe oerban6, por allem aber 6ie ©bertjofmeifterin (ßräfin Dof, „^uptmann Pof ", mit man fte 6amal5 in Berlin nannU, 6enn in it^rem t>on Heuigfeitsjagem piel aufgefuc^ten (Empfangssimmer im Sc^Iof lag 6ie Karte 6e5 Kriegsfc^upla^es immer aufgefc^Iagen un6 n?ur6en Kriegspläne eifrig erörtert

(Bani an6ers nxir 6ie Stimmung bei 6em König un6 feiner Umgebung. Xladj 6er beftimmten un6 pon an6em beftätigten Perftd^erung 6er (ßräfin Dof n>ären es aber je^t nic^t 6ie befannten Kabinettsräte gen>efen, 6enen 6ie Sc^ul6 5ugefd}rieben n>er6en mügte; es nxir pielmet^r (ßeneral Köcfri^, 6er (ßenerala6iutant, 6en 6er König 5U feinem (ßetpiffensrat gefe^ ^tte, 6er 6as 23un6nis mit Huflan6 un6 6ie friegerifc^ ZPen6ung 6er preufifc^n Politif unabläffig befämpfte. „Köcfri^ ift fin6ifc^, unausftetjlidj; er ift unfer Unglücf" fd^reibt 6ie friegerifdje (ßräfin. (Cäglidj im intimften Perfetjr mit 6em König, n>ar er nur $u geeignet, 6effen ^wcx^d un6 Be6enfen $u näljren, fein ZHiftrauen, feine Heigung $um Pefft* mismus 5U fteigem. Per König ^tte 6en Pots6amer Pertrag t>om 3. Hopember unter« $eidjnet, nidjt fo fetjr getrieben Pon edjteper innerfter Ueber$eugung, als pielme^r 6em Prangen Kaifer 2Ile|an6ers freun6fd^ftlid} nad;geben6. (Er ^t 6em (ßrafen Qaugipi^, 6en er am \^. Hopember $u Hapoleon entlief, beim 2tbfdjie6 6en IDunfdj un6 6ie Öffnung ausgefprodjen, 6af 6er ^rie6e ertjalten bleiben möge. Seine Stimmung gera6e in Mefen (Tagen, n>o 6ie (Cntfd^6ung unausmeic^lid; nätjer räcfte, erfc^en abfc^ulid;. Pen rufftfd^ Siegesbulletins, 6ie 6ie Pamen eifrig lafen un6 perbreiteten, perfagte er allen (ßlauben. (Es fann nidjt bcsmeifelt n?er6en: in feinem 3""^»^ l«^^^ "od? unauslöfdjlidj 6er (ße6anfe an ^rie6en un6 an Heutralität, 6eren (Er^ltung feine gan5 unfriegerifd^ Hatur aDem IDaffenruljm un6 allen (Eroberungen porge$ogen Ijätte. Zlllein ebenfo fidjer ip 6o<^ an6erfeits: 6er König erfannte in pollem ZTIafe 6ie Hotipen6igfeit, nor66eutfc^lan6 gegen Hapoleon 5U fdjü^en. Pa$u aber nxir 6ie en6gültige (Entfernung 6er ^ransofen aus ^annoper un6, nac^em 6ie Hljeinlinie einmal perloren, 6ie (ßeipinnung 6er IDefer« linie unerläflid). Dor allem aber: er E^tte fein ZPort gegeben, er ipar entfd^loffen, es 5U {galten. Purc^ alles, tpas gefc^'^en n>ar, fül^lte er feine (E^re perpflid^tet, un6 ipenn es 6enn gegen alle Wne Vox^ä^ ul»^ a^'^en alle feine Tf^iaunatn ^o^ «»'»n K^'»'^^ ^'^•nmen

foUtc, fo tjielt er fidj qani gerechtfertigt öurdj bas Bemuftfein, einen guten Kampf für eine gute Sadje 5U fämpfen.

IDir rpüröen über 6ie medjfeinöen Stimmungen un6 2tnfidjten 6es Königs pielleic^t fieserer unterridjtet fein, menn er nidjt, mie er politifdjen Unterreöungen gern auswxdi, andf nur feiten für politifdje Briefe 5ur ^eöer gegriffen ^tte. Von 6em Briefioedjfel mit Kaifer 2(Iefan6er abgefe^en, 6er bodj 5um Ceil axidj etwas offisieUe ^ärbung ifat, liegt aus Mefer gonsen ^dt nur ein einsiges pon 6em König unmittelbar ausgegangenes Sdjreiben intimeren (E^arafters por, ein an 6en ^ofpreöiger Sad geridjteter Brief, in öeffen 3"^^^ mir tpot^l ben 2Ius6rucf 6er 2(nfd;auungen 6es Königs erblicfen bürfen. Sad ^atte 6em König „in öiefem tjödjft midjtigen 3^*Pwnft ein IDort ^r$lidjer (Teilnahme" fagen mollen. (Er rniffe, fdjrieb er i^m fdjon am \^. ©ftober, mie gern 6er König feinem Dolfe 6ie Segnungen 6es ^rie6ens erljalten tjätte, un6 voiz nur 6ie fdjmere Hegentenpflidjt, 6ie €fjre feiner Krone un6 „6ie IDofjlfafjrt feiner Cän6er/' nidjt Unmille 06er 3<>^/ Hufjmfudjt 06er inadjtbegier6e 6en König unnji6erfte^lidj in 6en Krieg fortriffen. Hur fo fönne 6ie Unabt^ängigfeit 6es Staates erhalten n>er6en; 6ie Porfet^ung molle einmal, 6af um 6ie Segnungen 6es ^rie6ens gefämpft njer6e. Seinem Dolf fei fein ®pfer bei 6iefem geredjteften aller Kriege 5U fdjmer, un6 6er König felbft njer6e 6urclj 6as Bemuftfein 6er geredjteften Sadic über alle menfdjlidjen Beforgniffe ^inmegge^oben n>er6en.

Der König audj 6as ift be5eidjnen6 Ijat erft am 20. Horember 6en Brief Sads nodf beantnx>rtet. €r ^at 6effen richtige Beurteilung 6er Cage mit ,;^reu6e un6 Beifall" aufgenommen: Sacts Folgerungen un6 Betradjtungen, fdjrieb er i^m, feien gans in 6em Sinne, wk er felbft 6ie Pinge beurteile, entfprädjen pöllig feiner eigenen lleber$eugung. „Sie ^aben ein IDort 5U feiner 3^^^ gere6et; es 6ient mir aufs neue $ur Stärfung un6 5ur Bcruljigung. Pertrauen auf (ßott un6 6ie geredjte Sadft (ein 2tus6ruct, 6er ^ier gemif nidjt gemif braudjt ift) muf einen je6en brapen Can6smann mit 2Tlut un6 Kraft befeelen."

€s fonnte aber nidjt ausbleiben, 6af 6er ZHangel an einem frifdjen un6 rücfljaltlofen (Entfdjluf 5um Kriege, wie er bei 6em König un6 einem grofen (Teile feiner militärifdjen Ratgeber immer nodj bemerfbar mar, auf 6ie Rüftungen in Preufen ljemmen6 einmirfte. Be6ädjtig un6 langfam, mit einem fdjleppen6en (Crof, 6er audj bei nidjtmilitärifdjen Beobadjtem 2tnftof erregte, fyitten fic^ 6ie preufifdjen Cruppen, in meljrere f leine Korps Serfplittert, in Belegung gefegt, teils um ^annoper ein$une^men, teils um fidj in (Thüringen 5U fammeln un6 6ann nadj 6em oberen ZHain ^in porjurücfen. Pon einem energifdjen 2tngriffsplane wav überall nichts $u merfen. Die tCruppenbemegungen fdjienen pielmeljr, ipie Prins Couis Fer6inan6 einmal meinte, meljr beftimmt, 6em Fein6e aus$ua>eidjen, als

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Smtfc^en 2IIe;anber nitb Hopoleon

ein gufammcntreffcn mit i^m $u fuc^cn. Pos ZHerfiPüröige hierbei ift, 6af in 6en militärifc^en Beratungen, 6ie in Berlin unter ^usiel^ung audi Sfterreid^ifc^er, rufftfd^er nnb en$Iifd;er BepoUmäd^tister gepflogen tpuröen, 6er moderne ftrategifc^ (ßeöanfe, tponac^ bas feinMid^e Qeer bas 0peration55iel un6 2(ngriff5objeft fär 6ie pereinigten (Truppen bilöet, me^rfadj von öfterreidjifc^er foipotjl a>ie pon preufifdjer Seite nic^t blof ausgefprodjen, fonöem nad;6rücflid} un6 grunbfä^lid; betont tx>or6en ift. Pon öiefer gefunöen t^oretifd^en (Erfenntnis freilidj ipie meit entfernt blieb Me IDirflic^feitl

3mniertjin, fo langfam es ging, man fam 6oc^ ponpärts. Per ^n\tanb 6er (Truppen felbft erfdjien audj 6en ^remöen portrefflidj» 2tnfang De$ember oxiren etxpa \26000 2Tlann 3nfanterie mit 35000 Pferöen friegsbereit, um ftc^, n>ie am 3. 1)e$ember beftimmt rpuröe, je nadj 6en (Ereigniffen auf 5em Kriegsfd^aupla^ un6 je nac^ 6em 2tu5* gang 6er Mplomatifc^en Per^nMungen, gegen 6ie fran$öfifdje ^lanfe nadi Bötjmen o6er nadi 6er oberen Ponau ^in5un>en6en. 2Im ^. Pesember ructten en6lic^ aud; 6ie (Truppen 6er Pot56amer 3nfpeftion aus, poran 6ie <ßar6e^6U'Korps, mutig un6 fampfluftig, begleitet pon un5a^Iigen ZRenfd^enmaffen. Sie marfc^ierten am König poräber, 6er mit gesogenem Pegen Befetjle erteilte; 6ie ©fflsiere falutierten, un6 6ie ^a^nen neigten fidj por 6er Königin, 6ie mit i^ren bei6en Sdjmeftem un6 i^rer Sclj»dgerin, 6er Prin$efftn Pon ®ranien*^ul6a, pom ^eufter 6es Pots6amer Sdjloffes 6em 2tusmarfdj $ufalj. 2tm nädjften (Tage, 6em 3a^restag Pon Ceut^n folgten 6ie legten (Truppen 6er Berliner 3"fP^Wion* Sdjon am 3. Peseniber mar 6ie ^eI6equipage 6es Königs abgegangen, 6cr 6abci $u 6em alten 5el6* marfdjall 2TlöIIcn6orff benierftc: er njer6e felbft als Kurier folgen, fobal6 es nötig fei. 2tudj feinem jüngftcn Bru6cr, 6em Prinsen IDilljelm, 6er mit feinem Kapalleries^ Regiment aus* rücfte, fagtc er beim 2tbfdjic6: „3" ^i^^^sctju (Tagen fomme idj nac^!" Königin Cuife, fo wav fdjon perabrc6et, follte iljn ins ^el6 begleiten.

2tllcin iDcnige (Tage fpäter, am 7. Pe$cmber, man wav gcra6e 5um (Tee bei 6er Königin pcrfammelt un6 freute fidj an 6cr ^rifdje un6 ZTIunterfeit 6es greifen Prin$en ^er6inan6, famcn sioei Stafetten pon 6cm prcufifdjen (ßefan6ten in ©Imü^ un6 bvaAtm 6ic Sdjrecfens* fun6e pon einer pölligcn Hie6erlage 6er Ruffen bei Jtufterli^ (2. Peseniber). „IPie ein Ponncrfdjlag loirftc 6ies auf 6ie (ßemüter," beridjtet ein 2tnnjcfen6er. Pie Königin nxir aufs tieffte erfdjüttcrt. „(Sott befjüte Pidj," fdjricb fic 6em Bru6er (ßeorg, „idj glaube an fein (ßlücf meljr ljicnie6en." ?Taufdfen6e Hadjridjten pon 6cni $äljcn IPi6erftan6 6er Ruffen, 6ie piel Ceute pcrloren, aber ifjre Stellungen beljauptet Ijotten, berutjigten 6ie Königin ipie6er einigermaßen, un6 fte fdfrieb 6er prinseffm ^er6inan6 pon 6en lDun6em 6er (Tapferfeit, 6ie 6ie Ruffen unter Befeljl 6es Kaifers un6 6es (ßroffürften Konftantin ncrridjt»*» t>ätten;

3n>tf(^en 2I(e;anber nnb Hapoleon

,,(ßott fegnc Mc XDaffcn öcr guten Sadie. 3^ t>in getpif , Hebe tCante, 6af Deine Bitten ftdj mit 6en meinigen pereinigen, un6 fdjmeidjele mir, 6af fie allem, was uns teuer ift, (ßläcf bringen meröen*" (9. De$ember.)

Die Hoffnung ipa^rte nur fürs* 3n 6en nädjften Cagen famen Sdjiag auf Sdjiag 6ie Unglücfsbotfc^aften, bie ben ^ufammenbrud; ber Koalition beöeuteten: pon 6er ^ufammen^ fünft b^s Kaifers ^ran$ mit Hapoleon, 6em 2tbfdjluf eines IDaffenftillftanöes $u 3"^Y"^/ 6en ^rieöensper^anMungen, 6em 2Ib5ug 6er Huffen un6 6er ßud^tartigen Hücf reife Kaifer 2tlefan6ers nac^ Petersburg. Schlimmer noc^ als 6iefe Hac^ridjten »irfte 6as Pertjalten 6er Huffen un6 ©efterreidjer gegeneinan6er: uxis etwa in Berlin an Kampf esfreu6e un6 Kriegsluft nod; lebte, mugte 6a6urc^ erfticft tx>er6en. ^aft pom 5c{;Iac{;tfeI6e tpeg, angftlic^ beforgt, einer 6em an6em 5UPor5ufommen, eilten Sfterreic^ifc^e un6 ruffifd^e Vertreter nac^ Berlin, um Qilfe 5U erbitten un6 ftc^ 6es Derrats, 6er (Treuloftgfeit un6 Unfaf^ig^ feit gegenfeitig an$uflagen* Der erfte, 6er eintraf, war 6er öfterreic^ifdje (ßeneral Stutterf^eim, 6er jahrelang in Petersburg 6en Kaifer gegen Preufen aufget^e^t ^tte; je^t fam er, um 6urc^ preufifdje (Einurirfung miI6ere ^rie6ensbe6ingungen für ©efterreic^ 5U erlangen. Sein Beridjt über 6en Verlauf 6iefer ZITiffton ift ungemein merfn?ür6ig; ^ Seigt, 6af König ^mbndi ZPil^elm aud; in 6iefem 2{ugenbUcf nod; bereit getpefen rpäre, fein IDort einsulöfen un6 am Kriege teil5une^men, ipenn er nur auf 6ie ^eftigfeit 0efterreic^s ^ätte rechnen f5nnen.

Der König empfing 6en (ßeneral mit 6en bitterften Ponpürfen, 6ag man i^n feinen Beforgniffen un6 ^wci^dn überlaffen iiabe; alles was er bis^r über 2tufterli^ »iffe, fyxbe er nur Pon 6en ^ransofen erfaljren. Hac^6em er ruljiger gen?or6en, perfidjerte er 6em (ßeneral, man folle über$eugt fein, 6af er ©efterreidjs Sadje als 6ie feinige betradjte; er perlange aber offen^ersige ZHitteilung über 6ie I?er^an6lungen megen eines Son6erfrie6ens, 6eren 2tnfnüpfung Stuttertjeim 6ann $ugab un6 mit 6er 3foKerung ©efterreidjs entfdjul6igte. Der (ßeneral bradjte nun feine Klagen über 6ie Ruffen por, 6ie 6em König nadj feinen eigenen (Erfaljrungen nidjt unberedjtigt fdjienen; Por allem aber fudjte er 6en König $u überre6en, 6ie preufifdjen Hüftungen un6 (Cruppenbemegungen an 6er fadjfifc^^bötjnüfdjen (ßrense $u befdjleunigen, natürlidj ofjne Ueberfc^reitung 6er (ßren$e, was 6er öfterreidjifdj:=fran5öfifdje IDaffenftillftan6 unterfagte. Xladi pielem ^in«' un6 ^erre6en fam fdjlieflidj 6er König auf 6ie ^auptfadje $urücf un6 gab 6ie beftimmte €rflärung: „IDenn 6er Kaifer mir perfpredjen rpill, feinen Son6erfrie6en $u fdjlief en, menn er mir fagen unll, »ie er $u 6en ©perationen mitsuipirfen 6enft, falls ^ranfreidj 6urc^ $u ^rte Be6ingungen 6en ^rie6en unmögltdj mac^t, fo bin ic^ bereit, feine Sadje mit meiner gansen ZRad^t $u unterftü^en."

Der 5fterreid;ifd^ (ßeneral OHir nic^t ennäd^tigt, eine entfpred^enöe (Erflarung a&su» geben, €r glaubte fdjon 6en gmecf feiner Senöung erreicht $u Ijoben, w^nn er Preufens Unterftfi^ung für 0efierreid} 5ur €rlangung gemäßigter ^rieöensbebingungen geftd^ert ^ielt

Stutter^eim ifai andf Königin Cuife gefprod^en, fie fonnte bei 6er Unterreöung aber 6ie unglucf lid^e IDenöung ber Pinge if^re (Tränen nid^t suräcf ^Iten un6 entfc^uIMgte xlfu (Erregung mit 6en IDortcn: „Vflaxx müfte fein Deutfc^er fein, um alles bks nidfi $u füllen" es ftnb Me einsigen 6cutfd;en XDorte in Stutter^eims fonft fransöfifd; abgefaßtem Berichte.

2tuf Stutter^im folgte am \7*I)e5ember ^ürft Peter Dolgorufij mit einem Schreiben Kaifer Jtleyanöcrs pom 6. Pesember, bas öem König überlief, ftc^ mit ^ranfreidj $u per* pänöigen, itjn aber $ugleic^ auf alle ^älle unö auf immer 6er Unterftü^ung 6es Kaifers perfidjerte, un6 iwex (Tage fpater öes Kaifers 23ru6er, (ßrof fürfl Konftantin, 6er fic^ in 6en Iei6enfd;aftlid;ften un6 geE^fftgften 21nflagen gegen 6ie 0efterreid;cr gar nid^t genug tun fonnte un6 6er buidj fein brutales ZPefen uberl^aupt in Berlin 6en ungfinftigften (Ein6rucf madjte. „€s ift nidjt mein 2tle|an6er," fdjrieb (ßräfin Dof rcfignicrt in itjr (Cagebuc^, ZTTan bentä^tc ftd; eifrig, feine fible Caune 6urd; Qoffefte aufsu^eitem, 6ie gera6e in 6iefem IDinter, mitten im £ärm 6er IDaffen un6 im ^\x\ammcnbvvidi 6es alten €uropa, fo glän$en6 un6 fo sa^Ireidj gefeiert n)ur6cn, une faum je $upor, un6 bei 6enen fidj Konftantin ebenfo tansluftig seigte wk Königin Cuife felbft. 2tud} ii^re Sd^meftem, 6ie fxdi abn?ec^feln6 in Berlin aufhielten, nat^men 6aran teil, un6 6ie Sd^mefter 2Ilefan6ers un6 Konftantins, (ßroffürftin ZHaria Pamlomna, 6ie €rbprin$effin pon IDeimar, 6ie 2tnfang 3anuar \S06 nadj Berlin fam.

IDenn nun audj Kaifer 2tleyan6er felbft in feinem Sdjreiben pom 6. Pesember 6en König pon 6en Perpflidjtungen 6es Pots6amer Vertrages freigefprodjen ^attc, fo njar 60^ 6ie Ic^te (Enlfdjci6ung über Krieg un6 ^rie6en 6amit nodj nidjt getroffen. 3n Berlin felbfl n?ar n^enigftens in Königin Cuife 6ie friegerifdje Stimmung nodj feinesmegs erlofdjen. TXlan ersät^lte ftd; am {}ofe ron lebl^aftcn 2Iuseinan6erfe^ungen 5tpifd;en i^r un6 6em König; fie felbft fpridjt einmal pon „IDorlnjedjfel" infolge „gan5 perfdjic6ener ZHeinungen". „Pie arme Königin," fdjreibt 6amals ein ruffifdjor Piplomat aus Berlin, „ift rpirflidj unfere ^reunWn,,, Sie ift fcljr $u bef lagen; laffen Sie fidj alle 6ic Svenen ersätjlcn, 6ie fie mit iljm geE^bt iiat, un6 alle 6ic (Tränen, 6ic wxx iljr foflen. Beiläufig, mie Ijübfdj ift fie, 6iefe Königin*" Unter 6en (Truppen, 6ie ifjre Ben^egungen 5U größerer Kon5entrierung nadj 6er fäc^fifc^i^ böfjmifdjen (ßronse fjin oljne Unterbredjung fortgefe^t Ijatten, mar 6ie Stimmung 6ie aller- bofte. „Sage 6cr Königin," fdjricb Prin$ Couis ^er6inan6 feiner Sdjipcfter, 6er prinseffin Cuife 2\a6iin>ill, „wcxxxx iljre (ßefüljle un6 6ie entfdjloffene 2trt, wx^ fie T^^ fü«- Vi« (ßute

unö fär energifd^e ZTlafregelTi ausgefproc^en Ifai, befannt mären, fo touröen alle quU gefinnten Ceute unö öie Qany 2trmee ifjr 2tltäre emdjten." 33et öiefer £age bcx Pinge Ijing noc^ alles pon 6em 2tusgang 6cr PertjanMungcn öes (ßrafcn ^augmi^ mit Hapoleon ob*

Den IDetljnadjtsabenö, öer sugleidj Kaifer Jtleyanöers (ßeburtstag mar, fjatte öer Berliner ^of unter Beteiligung 6es (ßroffürften Konftanttn unö öes ^ersogs (Eugen pon IDürttemberg nodj mit gemeintem (ßlan$e gefeiert. 2tm erften IDeiljnac^tstage fam (ßraf Qaugmi^ felbft Pon Hapoleon surücf, un6 mit ben Hac^rtc^ten, Me er brad;te, fa^ man fidj por eine (Entfc^eiöung geftellt, Me öer Politif 6er legten JTlonate PÖUig $umi6erlief. (ßraf ^augmi^, öer fdjon bei feiner erften Unterreöung mit Hapoleon in Brunn noc^ por 6er Sdjlac^t bei 2tufterli^ 6ie i^m auf (ßrun6 6es Pot56amer Vertrages aufgetragenen ^or6erungen nic^t porsulegen gemagt ^atte, mar nac^ 6er Zertrümmerung 6es ruffifd^en ^eeres $ufrie6en gemefen, 6ie Be6ingungen an$uneljmen, 6ie i^m am ^5. Desember 5U Sdjönbrunn Hapoleon für einen preufifdj*fran5öfifdjen Pertrag anbot. Preuf en foUte gegen 2tbtretung pon 2tnsbadj, (Elepe, Heuenburg un6 (ßarantie 6es fransöfifdjen Befi^ftan6es 6as ^eif ummorbene ^annoper erhalten. ®^ne langes Be6enfen, überseugt, 6af er nur 5mifd;en lirieg un6 Bün6nis 5U mahlen fjabc, unterseic^nete (ßraf Qaugmi^.

3n Berlin mar man 6odj nidjt menig betroffen, als ^augmi^ mit 6iefem Vertrage 5urüctfam. 3^" einfadj ab$ule^nen Ijäitt nieman6 auf fidj neljmen mögen. Um aber 6ie in 6en napoleonifd^en Be6ingungen Iiegen6e ^ein6feligfeit gegen (Englan6 un6 Huf Ian6 5U permei6en, perfiel man auf 6en 2Iusmeg, i^n nur mit (Cinfd^ranfungen an5une^men, meldje 6ie Erfüllung 6er 2tbmac^ungen bis nadj 6em allgemeinen ^rie6en ^inausfdjoben. Irtan ermift leidjt, mie Hapoleon 6iefe 2ten6erung, 5U 6eren Rechtfertigung (ßraf ^augmi^ felbft nac^ Paris ging, aufneljmen mufte: er $mang 6en preufifdjen BepoUmädjtigten am ^5. ^ebruar ^806 5U einem neuen Pertrage, 6er Preufen audj nodj $ur Sdjiiefung 6er ^äfen un6 6amit 5ur (Ceilnaljme am Kriege gegen €nglan6 perpflidjtete.

Die preufifdje Regierung tjatte in$mifdjen felbft fidj 6er Hlöglidjfeit beraubt, 6en neuen ^or6erungen Hapoleons IDi6erftan6 entgegen$ufe^en. (Einen mit 2tbfidjt gans unbeftimmt un6 freun6lidj gehaltenen (Erlaf 6es fran$öfifc^en HKnifteriums an Caforeft tjatte man im Sinne einer (ßene^migung 6er pon Preuf en porgefdjlagenen Pertragseinfdjränfungen, über* l;aupt als eine „^rie6ensbotfd}aft^' ge6eutet un6 6arauft;in, nid;t o^ne Be6enfen 6es Königs, 6en größeren (Teil 6er preufifc^en (Truppen auf 6en ^rie6ensfuf gefegt, (ßcgen HTitte ^ebruar fa^ man 6ie ftol$en (ßar6eregimenter mie6er in Berlin un6 Pots6am einrücfen, einselne 6urc^ Defertionen fe^r 5ufammengefc{;mol5en, tnsbefon6ere gera6e 6as Regiment 6es Königs, 6as 6er König felbft 6esmegen nidjt feljen modjte. 2tlle (Truppen, ©ffisiere mie

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SiDtfc^en Mttanbtt nnb Xlapoiton

Solbaten, nxircn poU Sdjam un6 (Erbitterung über Mefe fampflofe un6 unrütjmlic^e Hücffe^r, nadj 5en $a>ecfIofen Ztlarfc^en von ®ften nadj IDeften un6 n>ie&er von XDeften nac^ ®ften. Unter 5en öurc^marfdjierenöen Hegimentem tpax auc^ öos feit fy>tjenfrte6ber9 ^oc^bcrütjmtc Dragoner^Regiment Jlnsbac^^Bayreut^, öeffen (E^ef, 6er le^te ZTlarfgraf, eben geftorben war nnb bas nun 6er Königin ©erliefen a>ur6e, je^t Kürafpcr«» Regiment Königin. Die Dcr^ lei^ung ermecfte grofe un6 allgemeine 23egeifterung* ^^ZITöge einft", Ijief es, „in einem entfdjei6en6en 2tugcnblicfe, fie felbft an 6ie Spi^e 6es Regiments fidj fe^en."

2tm 2tben6 6esfelben (Tages, wo 6iefe Derlei^ung erfolgte, am 23. ^ebruar, fam 6er preuf ifc^e (ßefan6te in Paris, 6er ZRarquis Cucd^efmi mit 6em neuen t>on Qaugnn^ unter« Seid^neten Pertrage in Berlin an. So grof auc^ 6ie ZRifftimmung 6aräber fein mod^te: n>ie es fdjeint, nwr es 6odj nur Königin Cuife, 6ie 6em 2tnfc^Iuf an ^ranfreic^ nodj $u im6er* fprec^en »agte. IDenigftens fc^reibt Cucc^ni, 6en 6ie Königin am 2^. ^ebruar empfing, am näc^pcn (Tage an feine ^rau: „3c^ fan6 6ie Königin fo fdjön un6 fo Iiebensnjür6ig nne je, aber (unter uns gefagt) poUfommen unt>emunftig in 6er Politif."

XDaffenlos, mie je^ Preuf en 6en noc^ in Su66eutfd}Ian6 t>erfammelten Qeeren Hapoleons gegenüberft'an6, wer ifäüz es iDagen mögen, 6as neue 2tbfommen $u oeru)erfen? Sdjon am 25. ^ebruar »ur6e befdjioffen, 6en Pertrag $u ratift$ieren, 6er nun preuf en 5um Der* bän6eten ^ranfreic^s machte. Preuf en, 6as nod; eben mit Ruf lan6, 0e{terreid} un6 (Eng« lan6 gegen ^ranfreic^ perbün6et fd^ien, mar 5u Hapoleon übergegangen. 2Ius Hapoleons ^än6en naljm es 6as Kurffirftentum ^annoper entgegen, auf 6as fein £an6es^err noc^ nlc^t per5id}tct I^atte un6 6as, mit Zlusnal^me 6er ^eftung ^ameln, pon 6en ^ransofen nic^t me^ bcfe^t wav. Pelbrucf fd^rieb in fein Cagebud;: Preuf en ^t aufgehört Preuf en 5U fein, un6 6cr Cag ift gefommen, wo fein Ruljm ftnft." 2tUe Hoffnungen, 6ie man in Hor6«» 6eutfd;lan6 un6 aud; in 5ü66eutfd;Ian6 auf 21bfd}ättelung 6er napoIeonifd;en Uebermac^ an 6ic prcufifdjc XDaffener^cbung gefnüpft ^tte, oxircn Pon Preufen felbft pemidjtet a>or6en« (Tiefer Ijatte fidj Prcuf en nidjt Ijerabgenjür6igt, tiefer wav es in 6er Zldjtung 6er IDelt, in 6cr 2tdjtung por allem 6er Peutfdjen nie gefunfen; felbft 6as in 6en ^reil^itsfriegen pergoffene prcufifdjc Slut ^t 6ie brennen6e €rinnerung an jene Sdjmadj nidjt gan$ auslöfc^en fönnen.

Sed^jles Kapitel 3rud? mit ^vanheidi

(1806)

Im Heuja^rstage öes 3^^^^^ 1806 fd^rteb 6er Vertreter Sdjw^btns in Berlin, öer unter 6em Hamen Selmar audj als 6eutfc^er Didjter befannte 23rincfmann, an 6ie (ßräfin Vo^, 6ie Codjter öer ^rau pon Berg un6 (ßemaljlin 6es (Enfels öer ©berijofmeifterin :

„^ür mos foUen mir uns f erlagen, feitöem mir fo meife unö fo aufgeflärt genx)r6en, 6af uns nid^ts me^r ^eilig ift; feitöem mir pemunftig genug gemoröen, um jeöe 2{n^ng^ lidjfeit an 6as 2tlte un6 €ljnpür6ige, bas pon unfern Patern auf uns pererbt muröe, als ein 2Immenurteil $u perfpotten, feitöem mir enWidj einfe^n gelernt ^ben, öaf jenes mvftifdje IDort ;,raterlanö" nic^t einen fittlic^en, fonöem blof einen geograptjifdj^ftatiftifdjen Begriff beseidjne, un6 feitiem mir enMic^ $u pljilofop^ifdj öenfen gelernt Ijaben, um unfere dürften für etmas anöeres $u Ijalten, als für Hegierungsinftrumente, 6ie mir alfo, gleidjpiel motjer, am liebften fo moljlfeil mie möglidj erfaufen. IDarum bcnn nic^t lieber einem ZTTurat in Hulje getjordjen, als 6en Cljron ^rieöridjs 6es (ßrof en mit tjödjft unbequemen 2tufopferungen öes mirflidjen Cebensgenuffes perteiMgen? Das bifdjen £u|us Pon ^btm nnb (Empfinöungcn, 6em Me menfdjlidje Seele öodj nidjt pöUig entfagen fann, mögen mir ja $u Poefie un6 Kunft perbrauc^en, nur per6erbe man öamit nidjt 6en Polfsdjarafter unö perfaufe nidjt für fold^e (Ct^imären bie Healien 6es pegetierenöen Cebensl''

\7{

23rincfmann felbft fjat Mefc bittere Satire auf bas aufgeflärte IDeltbflrgertunt 6er Deutfc^en ipenigc XDoc^en fpäter uneöer eingefdjränft, als er in 6en erften 2när$tasen, nadj 2tbfdjluf öes Parifer Vertrages, feiner Regierung beridjtete: „^ut €^re 6er öffentlichen 2Tleinung muf ic^ geftetjcn, 6af , fo oiele 3atjre ic^ preuf en fenne, ic^ 6as Hationalgeffl^I nie fo tief perlest gefetjcn Ifabc, als in 6iefem 2tugenbücf*"

ZTIan ^t längft bcmerft, mie 6urdj 6ie Umn>äl$ungen im IDinter von \805 auf \S06 in 6en (ßeftnnungen 6er gebiI6eten Kreife I)eutfc^Ian6s un6 befon6ers Preufens ein tief* greifen6er llnifdjmung eintrat, wit 6ie (ße6anfen an IDeltbürgertum un6 Uniperfalmonarc^e oon 6en (ßeiftem abfielen, un6 6ie (Erfenntnis 6er Periperflidjfeit felbftgenügfamet 2(bfc{;Iief ung gegen 6ie Stammesgenoffen un6 6er notn?en6igen Eingabe 6e5 einseinen an fein raterlan6 fiegreidj aufleuchtete. 2tm fdjönften oicUeicijt un6 6eutlidjften fann man 6iefen (Entroicflungsgang bei prin$ Couis ^er6inan6 ©erfolgen. 2tber audj König ^rie6ric^ IDilljelm III. fclbft ift pon 6em mädjtigen ^uge 6iefer 23ea>egung nic^t unberüljrt geblieben. 3n ^^^J^ u"^ (Erbitterung über 6ie plumpe £ift 6er napoleonifdjen Politif, 6ie i^m 6ic IDaffen aus 6er Sfanb gen>un6en, aber 6en Drucf, 6er i^m 6ie Perträge Pon Sct^önbrunn un6 Paris aufge$n>ungen, ipan6elte fic^ 6ic politifcije (ßefmnung 6es Königs. Sdfwct litt fein frie6Iieben6es (ßemüt un6 feine trübfelige Stimmung fiel allgemein auf; man er5ä^lte fic^, 6af er ^äufig meine un6 6af er 6a5 XDort „Unsbadi^' in feiner (ßegenipart aussufprecijen per* boten ijabc. Seine Z7er^an6lungen tparen bisher 5umeift 6a^in gegangen, 6er (£rl^ltung o6er lDic6ertjerftelIung 6cs ^rie6ens $u 6ienen un6 6em preugifdjen Staate feine neutrale Stellung $u bcn>afjren. 3^^^ begann er fic^ Pon 6em bisher fo $älje pertei6igten Heutralitätsge6anfen audj inucrlidj 5U befreien un6, 6ie felbft5ufrie6ene 3föIi^'^u"S aufgeben6, cngfte ^Inlel^nung an Ruglan6 5U fuc^n, 6ie er, unc befannt, tt)äfjren6 feiner gansen Rcgierungsseit feftge^alten Ijat. Pamit perban6 fidj eine 2tbn>cn6ung pon ^ranfrcic^ un6 ein perfönlidjer II>i6enpiDe gegen Hapolcon, 6cr iljn aus feinen ^rie6ensträumcn fo rau^ aufgefdjrecft ^atte. Der* gebcns bemüljte fidj (ßraf ^augmi^, 6cr nacij feiner Kücf fc^r aus Paris an Stelle C^r6en* bergs 6ic Ceitung 6er ausn^artigen Politif Preufens rpie6cr allein übenia^m, iljn mit 6er neuen 0r6nuug 6er Pinge aus5uföl;nen.

Hieman6 aber am Berliner ^fe ^at 6en IPan6el 6er Cage, 6en llcbcrgang pon 6er 2lllian5 mit 2llefan6er 5U 6em 23un6e mit ITapoleon, 6eu ^ufammenbrud; 6es preu^ifd^n 2tnfeljens, perfönlidj fo fijrpcr un6 fo fdjmerslidj empfun6cn wk Königin Cuife. 3^ "^^^'^ P* audj politifcbe fragen pomefjmlicb etljifcb aufsufaffen pflegte, um fo tiefer mufte fie fic^ erfd^üttcrt füt^Ien. 2lllcs was Sct^öncs un6 (£6les un6 f}ol)cs in il^r lebte, alles a>as fte felbft als .,(rug<*n6'' empfa > «r-^r ^w "\nnerften getroffen. Per ?lWc^luS '^^s O^rtW "n^^rfr^acs

n>arf fic gcraöesu aufs Kranfcnlagcr. <£s war bk pollc XDa^rtjett, ipenn ein öeutfdjcr Diplomat, 6cr Ccgationsrat IDoItmann, einige XDodfen fpäter fdjrieb: ,,Die Königin foB bei Mefem (Bang 6er polilifdjen 2tngelegenljeiten unausfpredjiidj leiöen un6 befonöers 6en Perluft Tlnsbadfs nic^t perfdjmersen fonnen* Per (ßram foU an iljrer (ßefunö^eit nagen, 6af 6er Ceibarst ^ufelanö ungemein für fie fürdjtet" Zlber förperlidj Iei6en6, wie fie mar, ift fte in Mefer Krifts geiftig erftarft un6 gemad^fen. Sie Ijat es felbft ausgefproc^en, 6af fie ftc^ öamals 6er Kräfte bemuft gen?or6en fei, 6ie in it^r fd^lummerten. Hie fällte fte fic^ in meit^epollerer Stimmung 5um (Empfang 6es ^eiligen 21ben6malfls als 0ftem \S06.

3n 6em allgemeinen Umfdjmung 6er Dinge än6erte fic^ auc^ iljre Beurteilung in 6er Sffentlidjen ZHeinung.

ZlTan fennt 6as ^errlid^e Sonett, in 6em Qeinrid; pon Kleift gefc^iI6ert ^at, n?ie 5U 6er 2tnmut un6 Sdjön^eit 6er Königin, 6ie 5u benjun6em man langft geipotjnt mar, audj i^re (ßröf e ftd; ungeahnt un6 übenpältigen6 offenbart ^abe. Die (Befähle un6 (Cmpfin6ungen, 6enen 6er Didjter Ijier ergreifen6en 2tus6rucf gab, begannen fdjon 6amab fic^ $u perbreiten. Irtan fing an 5u a^nen, was Königin Cuife neben ^rie6ridj IDilljelm be6eute: lebhaften Sinn für 6as (ßrof e un6 Sdjöne mit etwas Sdjmärmerei un6 36eoIogie, rei$bares 6eutfdjes Hationalgefüt^l mit frifc^ 5ugreifen6er preugifd^er tTatenluft, alle 6ie £igenfd;aften, 6ie man bei 6em König permifte, fan6 man bei 6er Königin. Von einem König, 6er ^ar6enberg ge^en lief un6 ^augipi^ n>ie6er 5U feinem erften Hatgeber ertjob, enpartete man nichts me^r; felbft ein JTlann wie Beyme, fo rpir6 glaubnjür6ig berichtet, empfahl 6ie Qeransiet^ung 6er Königin 5u 6en Staatsgefc^äften. 2tn Königin Cuife flammerten ftdj 6ie Hoffnungen aller Patrioten; fdjon fprac^ man Pon einer „Partei 6er Königin". 2tuf i^re Unterpü^ung bauten 6ie Znänner, 6ie fic^ $ur Herbeiführung eines Umfdjmungs im 3""^»^ ^^^ "^^ aufen Ijin 6amals pereinigten.

Die 2IUian5 mit ^ranfreic^ un6 i^re folgen, 6ie £än6erpertaufc^ungen, por allem aber 6od; 6as Hegiment 6er per^aften ^augmi^, £ombar6 un6 Beyme, ^tten in 6er Berliner (ßefellfc^aft aller Klaffen eine tiefe lln$ufrie6enljeit ^rporgerufen, 6ie ftc^ in bisher unge=» fannter ZPeife laut un6 rücf^altlos äuferte. Durd}marfc^ieren6e Regimenter Ratten 6em fc^ei6en6en ZHinifter Har6enberg lärmen6e Hul6igungen 6argebrac^t. Den 0ffi5ieren mufte 6urc^ Parolebefeljl 6as Politifteren un6 Häfonnieren perboten n>er6en. Die Vertreter Hapoleons un6 feiner ]?erbün6eten n>ur6en gefellfc^aftlid; ebenfo gemie6en, tpie 6ie preufifd^en Staats:^ männer, 6ie man 5ur „fransöftfd^en Partei" rechnete. (Es be6urfte erft eines aus6rücflic^n Befeljls 6es Königs, c^e ftc^ 6ie ©bertjofmeifterin 6er Königin, (ßräfin Pof , herbeilief, 6en (ßrafen H^ugtpi^ nac^ feiner Hücffe^r aus Paris su empfangen. Sein C^us mufte

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unter poliseilic^n 5c^u$ gefteUt tperöen, nadibcm 5n>ei Hackte ^interetnanöer bxt ^enfter eingetporfen watm. (Entfd}et6en6 aber n>ur6e, 6af Me Bemegung bei bm PerfSnltc^feiten ntc^t fte^en blieb: fte tpanMe ftc^ andj gegen Me innere (Einrid^tung öes preu^ifc^en Staais* n>efens. Was felbft in 6en fdjlimmften Reiten ^rie6ridj IDil^elms II. , unter öer ^errfc^aft öer IDoellner un6 23ifdjoffn)er6cr nidjt gefdjeljen nxir: es bilöete fidj aus 5en Prin$en 5es föniglidjen ^aufes, aus 6cn erften ZHännem im Sia€d^ ixnb in öer 2trmee eine Bereinigung, 6ie 6ie Hegierungsform in Preugen öurd; Me 23efeitigung ber Kabinettsregierung un6 i^rer (Träger un6 öurd; Me (Einfä^rung eines n?irflid;en Staatsminifteriums umsugeftalten fhrebte. T)as alte abfolute Regiment in Preufen a>ur5e in feinem inneren Beftanöe nHe por^ fd^on in feiner ausQ>artigen Politif angegriffen. Qicr fyibcrx mir öen 2(nfang 5ur politifc^n Parteibilöung in Preuf en, pielleid^t 6en 2Infang 5ur neueren (ßefd^id^te Preuf ens überhaupt

Die ^üljrer Mefer oppofitionellen Belegung in öer ^auptftaöt uxiren Prin$ Couis ^eröinanö un6 &er ZITinifter 6es ^anfreb un6 öer ^inan$en, öer ^reitjerr pom Stein, Me einanöer feit 3öl?i^«" f^o" "^« ftanöen. Von &en (ßeneralen geljörten $u Mefem Kreife Sdfamlfovfl, Hüdjel unö P^uU. Dasu famen (Belehrte n>ic öer (ßefdjic^tfdjreiber 3oIjannes pon ZHuIIer, auc^ 2IIefanöer pon Qumbolöt unö 2InciIIon. ZTTan fanö ftd; sufammen im Qaufe öes Prinsen Couis, a>o pf^uU militärifd^e Dorlefungen ^ielt, oöer in BeUepue unö bei öem Prin$en Ra6$injiII, öeffen (ßematjlin Cuife, Me Sdjipefter 6es Prin$en, pon manchen als „Me Seele 6es n>cibUdjen paffes gegen Hapoleon" betradjtct muröe. ^aröenberg ipufte um öiefc Beftrebungcn, ofjne inöeffen unmittelbaren 2tnteil 6aran 5U nehmen. ViAcn öem Prin$en Couis Q>urben allmäl^Iid?, wolfl bnvdi i^n ^auptfadilid) beeinflußt, auc^ anöere prinsen öes foniglidjen ^aufes ins (Einpcrftdnönis ge$ogen, mie Me Brü6er un6 öer Sdjnxiger 6es Königs, Mc prinsen ^einrieb un6 XDilfjcIm un6 öer Prins pon ®ranien*Jul6a. Um aber auf öen König fclbft 5U n>irfcn, fdjicn 6ic Unterftüljung 6cr Königin unentbefjrlidj. So nxir es Königin Cuife, öer 6cr ^Minifter Stein am \(). ^TTai \80<3 buvdf bxc (ßräpn Pof jene berüfjnttc Penffdjrift überreichen lieg, in 6cr er Mc ^orm öer Kabinettsregierung un6 Me Pcrfönlidjfeilcn öcr Kabinettsräte fclbft, fomic b^n (ßrafcn ^augmi^ un6 öen (ßeneral Köcfri^ einer fdjneiöcnöcn Kritif unternxirf. Die Königin, n>ie ftc einige XDodjcn fpdter bnvdf ^ürft IDittgcnftein an fjaröenbcrg fcftrcibcn Heg, fpcnöcte 6cr Dcnffdjrift i^ren „^ödjften Beifall"; allein fic fanö 6ic 2lus6rücfc Steins „5U l^cftig un6 5U Ici6enfdjaftlidj," fo 6af man öamit „meljr fijaöcn als nüfecn" n^üröc, un6 na^m öesljalb 2lnftan6, Me Sdjrift 6cm Könige mitsuteilcn.

€s ift gett)ig, 6ag Köuivjin Cuife bcn fjoffnungen öcr Patrioten, Me pon iljr eine n?irf' fame llntcrf*"*^ung e»^artcten, ^t^mals a>ie fpät^*- nodj mancbmaL n^M entfjnxKfeo« ^ti ^*

■4P

war por allem 6oc^ bas VzxfjäÜnxs $um König, bas ttjr porjidjtigc ^urücfljaltung auferlegte. Sie ^atte, a>ie mir miffen un6 mie ^rau von Berg einmal fpäter an Stein fdjrieb, aus <ßattinnenpflidjt ftdj gemoljnt, „alle Heigungen unö ZTIeinungen 6es Königs 5U teilen, Wejenigen $u pertetMgen, öie er perteiöigte." ^m le^en IDinter tjatte fie iljre abipeic^enöen 2tnfidjten oft genug nadj6rücflidj pertreten, un6 es mar öarüber $u ,,lDortipec^feln" gefommen, 6ie nic^t $u einer rpirflidjen (Entfremöung 5U fteigern fie ängftlic^ befliffen fein mufte* 23effer als anöere fannte un6 perftanö Cuife öen €igenfmn öes Königs, 6en $u überunnöen faft unmöglidj fdjien. Sie modjte es als eine IDamung empfinöen, 6af fdjon pon Spannung unö (Erfältung smifdjen iljnen gefprodjen muröe, 6af man fidj felbft ersä^lte, i^r (ßema^l ipenöe feine Heigung anöeren grauen $u* Der König, in öem Brief medjfel mit feiner (ßematjlin, 6er Me ungetrübte 3nnigfeit i^rer Be$ietjungen auf er allem ^wex^zl fe^t, tjat öarüber gefpottet; aber We Königin felbft fanö es 6odj nötig, in i^ren Briefen, audj an Kaifer Jtleyanöer, folc^en allgemein perbreiteten (Berückten entgegen$utreten*

Königin Cuife mar feine Kampfnatur* Ru^e un6 (Eintradjt in i^rer ^amilie un6 mit it^ren (ßefd^miftem, Hu^e un6 ^rieöe aud; nadf aufen mar i^res Qersens Sel^nfud^t. So fdjrieb fie, noc^ im ^ebruar ^806, 6em Bruöer (ßeorg: „(ßott meig, 6af 6ie €inigfeit im 3nTiem öodj öas €in$ige ift, mas (ßlücf 5U nennen ift* Uebrigens ift audj alles fo affrös um un6 über mir, 6er ^ori$ont fo fdjmer un6 grau, meil öie (Teufel TXladft ^aben un6 Me (Beredeten untergeben foUen, 6af ic^ me^r als jemals bas (ßlücf erfenne, einen folc^en ZHann unö foldje (ßefdjmifter 5U Ijaben. 2tc^ ja, befter (ßeorg, öas Piaöem ift fdjmer, menn man gut un6 eljrlidj bleiben mill; menn man nidjt fdjlcdjt mit Sdjledjten merben mill . . . 3^ bin mieöer einmal redjt Ijerunter an Ceib unö Seele, un6 gerne gäbe idj 20 2<^ll^^ meines Cebens ^in un6 t^atte idf nur nod; 5mei 5U leben, menn öaöurc^ Hu^e in Deutfd^lanb unb (Europa 5U erlangen märe."

€s öarf nidjt überfe^en meröen: neben öer Rücffidjtnaljme auf öen König un6 öeffen (Eigenheiten mar es auc^ bas (ßefü^l förperlidjer Sdjmädje, 6er leiöenöe ^u^ianb ifjrcr (ßefunMjeit, mas 6ie Königin je^t un6 oft Pon tatfräftiger (Teilnahme an bcn politifdjen Kämpfen ausfdjlof . Sie mar nie feljr fräftig gemefen. IDieöerl^lte (Erfranfungen, Ijäufige XDodjenbetten, nac^ öenen fie fidj nie lange fdjonen öurfte, Ratten i^r Befinöen nodj mcljr beeinträdjtigt. Sdjon \799, audj öie Beridjte 6er (ßefanöten ermäfjnen es, fpradj man Pon einem emften £ungenlei6en. Pie Krifen im ^erbft un6 IDinter \805 un6 ^806 Ijatten 6ann iljre geringen Körperfräfte pöllig erfdjöpft. Da$u fam gegen €n6e 2när$ 5ie töMidje (Erfranfung i^res jüngften Kinöes, 6es prin$en ^eröinanö. 2tm 30. TXläxi mufte Cuife nodj, 6em IDunfdje 6es Königs ge^ordjenö, an einem glänsenöen ^eftmaljl teilnetjnten.

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Brnc^ mit ^franfretc^

fprang aber in itjrer Jtngft i>om (Cifdje auf, um 5U iljrcm Kin&e $u eilen* 3n öer st&eiten Hadjt öarauf ftarb es* ,,IDie piel Ijatte 6ie $ärtlidje 2Tlutter gelitten," fc^reibt ein Ztugen* $euge, „nie meröe idj pergeffen 6en rü^renöen 2tnblicf, fie ^ingebeugt 5U fe^en über bas Bdt öes fämpfcnöen Soljnes. Sie tjielt feine ijanb in öer itjrigen, iljre tippen ruhten auf öerfelben unö fie fpradj 6ie rutjrenöen IDorte: ,,2Tlein ^eröinanöc^en, n>ir6 Pic^ (ßott mir tt>o^I n?ieöer fdjenfen?" . . Pen Toten aber fyä fie 6ann glücflidj gepriefen, ba er pieler Sdjmadj un6 piciem Ungeheuren entgangen fei»

^bm in öicfen (Tagen fc^meren perfSnlid^en Ceiös fam eine politifc^e Xladiridjt, Me 6ie Königin aufs neue erregte. Die Perträge mit ^ranfreic^ Ratten fd^n 5U unangenehmen gipiftigfeiten mit perfdjieöenen Staaten geführt, ^ixx größten ^reu5e öer Königin, Me immer noc^ auf 2IIe|an6er red^nete, gelang es 5a>ar, mit Huflanö Me alten freunbfc^ftlic^n Se« 5ie^ungen aufredet 5U erhalten un6 felbft im tiefften (ßet^eimnis, o^ne ZTTittpiffen 6es Kabinetts un6 6es (ßrafen Qaugnn^, allein öurd; Qaröenberg, eine noc^ feftere un6 innigere Per« binöung porsubereitcn. TXlan badfU audf, infolge einer 2Inregung Kaifer 2IIefanöers, an eine Permäljlung 6es Prin$en ^einridj mit einer ruffifc^en (ßroffürftin, nx)für [lif befonbers Königin Cuifc interefperte. 3"^iöen ruffifc^r (Truppen, 6ie fic^ in Stettin nadj i^rer ^eimat einfdjiffen foUten, feierte fie mit 6em König öiesmal ifjren (ßeburtstag (^0. 2Ti!är$ ^806). Dagegen fam es, Ijauptfädjiidj infolge 6er Sperrung 6er Horöfeeljäfen un6 Cubecfs, ju einem pölligcn Brudj mit (Englanö, öer öcm preufifdjen ^anöel unermeflid^en Sd^öen 5ufugte. 2Iud; bas Pert^ältnis 5U Sd^meöen geftaltete fic^ ^öd;ft unerquicflid;; pon Sc^tpeöifc^ Pommern aus ^tten fd^mcöifdie (Truppen bas ^annoperfd^e Cauenburg befe^t, aus öem fie nur mit (Scwalt pertrieben meröen fonnten. 3" ^^" ^^^" 2tpriltagen nun erijielt man 6ie Hadjridjt, öaf öer neue ^er$og Pon (Elepe unö 23erg, Hapoleons Sdjmager 3^^^*** ZTTurat, öie 2lbteien (£ffen unö ZPeröen unö etn>as fpater nod; (Elten ifabc befe^n laffen, öie erft \802 als (Cntfd^öigungen an Preugen gefommen maren. Pon fransöftfd^er Seite berief man [xdf öarauf, öaf öiefe örei 2Ibteien nad; i^rer lanöftänöifc^n Vertretung unö iljrcr Steuerperfaffung fürslidj mit öem im Parifer Pertrag abgetretenen Qerjogtum (TIepe pereinigt feien. (Einige prcufifc^e (Truppen, öie in (Effen ftanöen, tpuröen leidet iuxüd* geörängt; öer in XPcftfalen fommanöierenöe (ßeneral Slud^er lieg öann aber öurc^ ein ftärferes prcufifdjcs (Truppcnforps ZTTurats Proflamationen in öen 2lbteien abreißen unö öie preufifd^en 2IÖIer mieöer anfd)Iagen. Königin Cuife, öer öer König öiefe Hoc^rid^ten mit« teilte, anttportete iljm, einen (Tag nur nadj ^eröinanös (Toöe: „3^ ^<^^^ I^r, pon Sonaparte öarubcr Kec^enfd;aft 5U foröem . . . Uebrigens bemeift öos immer ipieöer, öag feine Politif nid^ts ad;tet; je meljr 2Tuc^iebigfeit man i^m f^eigt, um fo mel^r mad^t ^ fid^ ü^ Me

€a^d V4

KoniJiin Cuifc Kupferftid) von Cticifcr, IT^e

luftig, 6te fo gutmütig {tn6. La force contre la force, voilä la seule chose k mon avis, nous avons un bon alliö, profitons-en" . . .

2luc^ fonft na^m Königin Cuifc nodj in politifdjcn fragen bas Wort, »entgftens fobolö fte ftamit nidjt 6em IDiUen bts Königs gera6c5u entgegen^nielte. Sie ^atte fyivbtnbevQS Hücftrittsge&anf en befampft un6 i^n inftän&igft gebeten, 6en Dienft 6es Königs nidjt 5u oerlajfen; i^r fei es ein Croft, fo ^atte fte i^m gefc^rieben, 6ie (ßefc^äfte in 6en tfänben 6es adjtungstperteften ZTTannes 5u imffen, 6er ba lebe. ZTTit 6em Cntlaffenen, 6em ja audj 6er König fein Dertrauen nic^t entsog, blieb fte 6urc^ 6ie (ßrdfin Pof un6 6urc^ ^ürft HHttgenftein in X?erbin6ung, un6 permittelte l^m in i^ren ^immtm ^ufammen«* fünfte mit 6em König. Was i^r ober am meiften am fersen lag un6 n>as fte tro^ i^rer Sdjtt)dc^e un6 tro^ i^res Hu^ebe6ürfniffes immer nodf Kraft fan6 5U för6em un6 5U pflegen, 6as iparen 6ie Besie^ungen 5U Huf lan6 un6 3U Kaifer 2Ilefan6er. XDenn 6tefe in ^rage famen, trug fie fein Be6enfen, nac^6rflcflidj Partei 5U ergreifen*

Der rufftfcf^e (ßefan6te 2(lopeus ^atte es permie6en, amtlich mit (ßraf Qaugmi^ 5U perfe^ren, 6er 6arüber 5U 2lnfang ZTTai 6urc^ 6ie preufifc^e (ßefan6tfc^aft in Petersburg Befc^n>er6e führen un6 6en IDunfc^ nac^ 2tbberufung pon 2lIopeus an6euten lief. Königin Cutfe, 6er 6er Crlaf nadf Petersburg mitgeteilt wntbt, fpradj i^re Be6enfen gegen £ombar6 aus. Sie erinnerte 6aran, n>ie man es tt)ä^ren6 6er Krife mit ^ranfreic^ 5ugelaffen ^abe, 6af 6er fransöftfc^e (ßefan6te Caforeft, ftatt mit ^ar6enberg, mit i^m, £ombar6, per^n6elte; ebenfo fönne je^t 6er rufftfc^e (ßefan6te mit 6em (ßrafen Keller per^n6eln, 6er 6amals als 5tt)eiter 06er 6ritter Kabinettsmlnifter mhtn ^augmi^ in 2tusfic^t genommen mar. (Es n>äre beflagensmert un6 nacf^teilig, n>enn ein fo guter Preufenfreun6, n>ie 2Ilopeus, 6urc^ einen an6eren (ßefan6ten erfe^t tper6en foHte. Die 2lngelegen^eit fc^ien i^r ipic^tig genug, um fie audj noc^ fc^riftlic^ 5U erörtern. Sie fc^rieb eine „Parallele 6es Per^altens, 6as man gegen Caforeft un6 gegen 2llopeus geseigt IjaV', morin fte unter 2lngriffen auf Combar6s (Eitelfeit, 6er mit Caforefts Betragen 5ufrie6en gemefen fei, jene Be6enfen n?ie6er*» Ijolte, 5ugleic^ aber 6ie emfte politifdje Be6eutung 6tefes Diplomatenftreites ^erpor^ob. 21Tan ^ätte min6eftens, meinte fte, »te gegen 2llopeus in Petersburg, fo gegen Caforeft in Paris porge^en muffen. 3e^t 5eige man fidj fc^mac^ gegen 6en, 6er allen anftän6igen Ceuten per^aft fei, un6 laufe (ßefa^r, an Stelle pon 2llopeus, auf 6effen ^reun6fcljaft man fidjer bauen fönne fein Der^lten im ^erbft 6es porigen 3a^res voav i^r gemif nic^t unbefannt geblieben , einen smeifel^ften tlac^folger 5U erhalten, 6er pteHeidjt Preuf cn mit Huf lan6 ent5tt)eie un6 es feiner legten St&iie, 6en König feines ipa^ren ^reun6es beraube. „Dann fte^en mir ifoliert gegenüber 6em infamen Kolof tlapoleon. Un6 6as eben ift 6as ^xd

12 \77

fetner polttif . . TXlan fagt immer, man öarf ftc^ ntc^t mit ^ranfreic^ flbenperfen, mit Wefem Ungeljeuer an TXladit, nnb idj antiPorte: TXlan muf gani ebenfo porftc^tig fein, ftc^ feine ^reunöe 5U erholten, 6ie einsigen, 6ie uns nfl^n un6 als St&ii^ gegen 6ies Unge^uer 6ienen fönnen, bas feine ^reunfee fennt Cr n>iU nur Sf lapen als IDerfseuge feines IPiUens. Unb xdi Mn flberseugt, fraf jeöer preufe lieber ben legten Blutstropfen Eingeben, als fidf 5U 6er 3nfamie emieörigen nnrö, Perbflnöeter 06er Sflape n>as fynonym ift 6er ^ranjofen 5U tt)er6en. Da^in aber arbeitet man, bavon bin idj flberjeugt*"

3n3n>ifcf;en na^m 6ie Sdfwädie 6er Königin 3U, i^ £ei6en ii>ur6e ftc^tbarer. TUs fte am Karfreitage \806 in 6er Hifolaifirdje bei Propft Sibbecf 6as 2tben6ma^I feierte, erfc^ien fte 6en 2(nn>efen6en ^tme eine Qeilige'^ Hu^ren6e 2(n^nglic^feit bennes i^r in 6iefer 3^ i^^« S<^n>agerin, 6ie prinjefftn von ©ranien*^uI6a, 6er es sumeilen gelang, fte etn>as aufsu^tem, n>a^ren6 6er König nad} feiner <0ea>o^n^ auc^ je^t im (Theater ^er« ftreuung fud^te. Da i^r ^n^anb ftd} aber immer perfc^limmerte, fo traten 6ie Ceibdrste ^ufelan6 un6 Brown 5U einer Beratung sufammen un6 erflärten eine Ba6efur für unerläf lic^. Königin Cuife fyxi ^ierpon felbft 6em König in einem Schreiben ZMitteilung gemad}t, 6as ffir i^ren (C^rafter n>ie für i^re Besie^ungen 5U i^rem (ßema^I 3U beseidfnenö ift, als 6af es ^ier nic^t pla^ fin6en müfte. Sie fc^reibt 6em Könige, 6er in pots6am penpeilte, aus Berlin am \2. 2lpril \806:

„Befter ^reun6! Die 2(er}te »ünfc^en emftlidj mit Dir re6en 5U fönnen n>egen meiner miferablen (ßefun6^eit, 6ie, xdf fann es nid}t leugnen, nrirflid} 6urd} Seelenfummer, 6er feit 6em September unauft^örlic^ an meiner Cebensfraft nagte, fe^r herunter ift* Du fenn^ meine (ßejtnnungen, meine Ciebe für Didj, Du fannp Dir alfo leidjt 6enfen, 6af eine (Trennung pon 5 06er 6 tDod^en gra6e in einer ^eit, ipo Du meiner be6arfft, mir piel foftet, aber ic^ glaube, um eine längere 5U per^üten, bin idj Dir, mir un6 unfern Kin6em fc^ul6ig, aQes 5U t^un, um mid} 5U erhalten* (E^ue id} nid^ts €mftlic^es 6iefes yilft, fo n>ir6 mein 5uftan6 6er Sdfvoädiz unb (Entfräftung mit je6em ZRonat ärger, un6 id} tper6e Dir in einem 3<it}re pielleid^t fd^n 5ur £aft, ein €!e6anfe, 6er mir mand^e bittere C^räne fo^ete. €s ift alfo beffer, id} ge^, ipol^n 6er 2lusfpruc^ 6er 2Ier3te mic^ fc^icft, es ift beffer, 6af mir uns auf einige ^eit trennen, als bal6 auf immer. Bin ic^ geftärft, ge^lt, fo bin id} 6ie alte nne6er, Dir eine ^tere (ßefellfd^ft un6 ^reun6in, (6enn mein fro^ €kmfitl} ift je^t mit einem Hebel umsogen), un6 meinen Kin6em eine nfl|lid;e Stüiie. Pergieb 6iefe ^Un, 6ie Dir pielleid^t einen 2(ugenblicf ZMigmut^ perurfac^en tper6en, allein 6ie Hot^ipenMgMt meines ^u^tanbcs madjten jte nööjig. Ciebe immer Deine treue Cuif*.

Die 2Ier5te fommen um \0 Vüfv, unt mit Dir $u fpred)€n.''

n

Vas Schreiben tft ein rüljrcnöes ^cuQnxs 6er felbftlofen ^tngobe Cutfcns an 6en (ßcma^l: nur mit ängftlic^cr Sdjeu eröffnet fie iljm 6ie Hottoenöigfeit i^rer 2tbreife, 6enn pe n>eif , n>te 6er ^reuölofe un6 €infame öurdj eine tCrennung pon i^r leiöen tpirö; un6 wenn fte i^re (ßefunötjeit toieöersuerlangen toünfdjt, fo ift es um fetnetnnllen, 6em fte nic^t 5ur £aft fallen, 6en fte in trüben Cagen auf^tem un6 in emften ftärfen un6 ftü^en »ill.

Der König, fo fdjmer itjm 6ie (Trennung n?ur6e, mtUigte fofort ein; fc^n am näc^ften Cage fonnte (ßräfin Pof freuöig in itjr Cagebudj fdjretben, 6af man nac^ pyrrnont gelten un6 &af fte 6te Königin begleiten n>er6e. Dodj follte erft 6ie beffere 3a^re55eit abgewartet n>er6en. Vas ^ru^jaljr, mit 6em geipo^nten 2Iufent^alt in Potsdam un6 C^rlottenburg, bradjte 6er Königin feine Befferung. Die politifdje £age perfdjlimmerte fxdf öurdj 6ie Per=* fdjärfung 6er Streitigfeiten mit (Englan6 un6 Sdjn?e6en, ZTTan UHir eifrig bemüht, 6urc^ Kaifer 2Ileyan6er auf 6iefe ZRäd^te perfö^nen6 einsumirfen, o^ne 6amit (Erfolg 5u ffobcti. Cuife felbft fdjrieb itjm pon (C^arlottenburg: „Sie ftn6 meine ganse Hoffnung, 6as ipa^re IDoIjIergeljen 3tjres ^reun6es ipir6 3Ijnen meljr am fersen liegen, als 6as 3nterejfe (Englan6s." Sie ge6adjte 6abei 6es gemeinfamen 2tufent^altes in (C^rlottenburg am 29, ©ftober \B05, wo 6er Kaifer 6as Sc^lof im Sdjnee fennen gelernt ^tte, un6 tpünfc^te i^n ^erbei, um iljm C^arlottenburg in 6er Blütenpradjt eines ungemö^nlidj fdjönen ^ru^lings 5U seigen fc^meidjeln6e (Träume, 6ie fie über 6ie traurige IDirf lidjfeit püc^tig ^tnmegtäufdjten. „Denn," fo fügte fte ^insu, „im (ßrun6e fin6e ic^ ipenig (ßlücf in mir un6 auf er mir . . 3^ f^ö ^"f 5r5tlic^n Hat nadj Pftmont, un6 idj werbe im 3""^ ^inreifen, um 5U fe^en, ob es ein ZTTittel gibt gegen feelifdje £ei6en."

ZTTitte 3w"i ^^* ^i^ Königin Pon Pots6am aus 6ie Heife nadj Pftmont an, mit einigen ^of6amen un6 6en Kammer^erren pon Sc^iI6en un6 Pon Budj; (ßrdfin Pof tpar bereits t>orangereift* (ßrofe Qi^e un6 fan6tge XDege, namentlich pon Bran6enburg ab, madfUn 6ie Seife ungemein befdjmerlidj. Dasu famen ^uftge Begrüf ungen un6 Beipill* fommnungen, (Einla6ungen sum ^rü^ftücf uf»., 6cnen 6ie (ßüte 6er Königin tro^ i^rer Sdfwädic ftd; nic^t entsie^n mochte. Der König fehlte, 6er fonft 6ie ficf; ^eran6rangen6e Begeifterung absuipe^ren pflegte, un6 fo fonnte 6ie Bepölferung i^re ftürmifc^e (Teilnahme unge^in6ert beseigen. Pöllig erfc^öpft fam Cuife am erften (Tage in 2nag6eburg an, n>o alle „^norasionen" fo fc^reibt fte felbft fte empfingen un6 fo um6rängten, 6af fte tpie fc^n7eben6 in i^r ^immer getragen n>ur6e; un6 6ann mufte fie nod; 6ie £iebettsn7Ür6ige fpielen, ipä^ren6 fte por €nnü6ung faft umgefunfen ipare, 2lm nadjften Cage, wkbet in Staub un6 Qi^, ging es über Qalberfita6t nac^ Braunfd^weig, por 6e{fen Coren 6er alte Qersog Karl tPil^elm 5er6inan6 6er Königin entgegenfam* (Er ^tte in 6en le^en

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ZlTonatcTt auf Bitten 6es Königs ftdj 6cr fdjipcren ZTTiffton untersic^n muffen, perfSnlidj in Petersburg 6ie 6urdj 6ie neuen Pertrdge mit ^ranheic^ gefährdeten Besie^ungen 5U Huflanö 5U befeftigen. (Es fonnte nidjt fehlen, ba^ bei bcm ^uiamm^nttc^tn mit 6er Königin andf 6ie IDeltlage 5ur Spradje tarn. 5"^ Ueberrofc^ung 6er Königin, 6ie i^n fonft als unfdjiüfjtg un6 fdjtt)anfen6 fannte, seigte er jtc^ je^t feft un6 beftimntt. IDä^ren6 Cuife meinte, es tper6e ein magres (ßlücf fein, n>enn man ein 06er smei 3a^re Hu^e ifaUn fönne, em>i6erte er: „Dos ipäre ipo^I 5U »ünfdjen, . . . aber 6aran ift nldjt 5U 6enfen. (Es ift eine (Chimäre. Der König muf ftc^ entfdjei6en, n>en er in 6iefem Kampfe unterftü^en trnH." ^ür n>en nac^ feiner 2Inftc^t preufen partei ergreifen foUte, 5eigte feine XDamung t>or Hefrutierungen in Qannoper, 6ie 6ama(s beabftcf^tigt maren. „3e6er gute Preufe," meinte er, „muf 6em König ^annoper münfdjen, aber es ifl un* möglief;, 6af er es behält, unmöglicf;, 6as tpur6e i^n ins gröfte Unglucf ftärsen, un6 uns ftdjer mit unferem magren X?erbfln6eten un6 ^reun6e entsmeien, un6 6as ift 6er nxi^re Portcil, 6en ^ranfreidj bavon enpartet" .

lieber £)iI6es^im, 6as, obgleich erft feit n>enigen 3<J^^^w preuf ifdj, 6er Königin einen jubeln6en (Empfang bereitete, un6 6as bisher ^nnoperfdje Qameln, 6effen (Eintpol^ner faum grüften, erreidjte Königin Cuife am \^. 3uni Pyrmont, n>o fte als ©räfin pon ^o^enflein im Ba6eljaufe IDo^nung naijm.

Der (Erjäljler oenpeilt gern bei 6iefer Ba6ereife, fo tpenig fie an ftdj im Ceben 6er Königin be6eutct; nHe man 6en fcf;tpin6en6en <ßlan5 le^ter Sonnenftra^len nodf möglid^ft 5u genief en fudjt, e^e 6as Dunfel 6er Xladft hereinbricht*

Pyrmont Sdjiller lägt befanntlidj feine „berühmte ^rau" 6aljin reifen un6 ZTTattljiffon n>äf?It es 5um 21TitteIpunft feines ^ttnx^xdi^ Pyrmont tt>ar nodj immer 6as 2no6eba6 6er pomeljmen IDelt, 6ie fidj in feiner berüljmten £in6enallec 6amals 5ufammenfan6, ipie Ijeute ettt>a in Ba6en-Ba6ens Cidjtentljaler 2Iüee. Bei Königin Cuifens 2tnfunft, 6ie gleich am erftcn 2tbcn6 unter 6cn £in6en fpasieren ging, gab es in fo fnlljer 3^ljres5ett nur erft wenige Ba6egäfte: einige furlän6ifcljc ^^""K^"/ ^^^ IVlalcv Sdjrö6er, 6er 6ie Königin 6ort malte, 6er ZHuftfer ^immel, 6er Ceibarst ^ufelan6, 6er 6ie Kur 6er Königin leitete. Der Königin in if^rer nodj fc^ipermütigen Stimmung wax 6ie Stille eben rec^t; fo lebte fte anfangs, 6a audj 6as IDetter füljl un6 regnerifdj nxir, feljr 5urücfge5ogen, nur mit Brunnentrinfen un6 Ba6en befdjaftigt. 2lllmäljlidj tpur6e 6as IDetter fommerlic^r un6 6ie (ßefeüfdjaft saljlreicber: es tt>ur6e Pyrmonts glan5en6fte „Saifon". ZHan fann ftdj 6enfen, tt>ie Königin Cuifens 2tntt>efenf?eit (ßäfte Ijerbeisog. Hur menige Cage fpater als Cuife famen i^r X?a**r, ffcvi^ Karl, feit faft ^ 3abT »n ein treuer Be^'«A«t Pvrmop*« 6er

®nfel (Emft nnb iljr Bruier ©corg, 6er immer ^ro^ftnn um 6te angebetete Sdjtpefter 5U perbretten tpufte, nnb Ptele aniere öeutfdje dürften nnb Prinsefftnnen un6 aöltge ^amilten von fem un6 naij. Befonöers lieb ir>ar 6er Königin 6ie 2tntpefenljeit pon Kaifer 2IIeyan6ers Sdjtpefter, 6er e6Ien (Erbprinsefftn pon IDeimar, 2Tlaria Patplotpna, 6ie man ab „UTaria 2tngelica" in IDeimar faum ipeniger peretjrte als Königin Cuife in Preufen. Die (Erb^ prinseffin ^tte fdjon im legten IDinter bei iljrem 2tufent^alte in Berlin 6ie ^reun6fdjaft Cuifens gewonnen; insmifdjen tt>ar audj iljr ein Kin6 geftorben, un6 6er gemeinfame Schmers ipie gemeinfame politifc^e 2tnjtdjten führten je^t 6ie bei6en ^ürftinnen nodf nä^er 5ufammen. Pon ^ameln famen oft ©ffisiere 6e5 6ort gamifonieren6en preufifdjen Regimentes prins pon ©ranien, pon JTlünfter (ßeneral Blüdjer, 6er 6ie Königin fc^iparmerifdj bett>un6erte, un6 bei i^r, wk alle frifd^en un6 tatfräftigen Haturen, in grofer <ßunft ftan6. Slud; ^rau pon Berg fan6 jtdj ein, 5um Kummer 6er (ßräfin Pof, 6er i^re 3ntimität mit 6er Königin ipie6er grimme (Eiferfudjtsqualen bereitete.

3n 6iefem Kreife, 6effen Ciebe un6 Dere^rung fte iPo^ltuen6 umgab, unter 6er günftigen (Einmirfung 6er Pon £)ufelan6 ftreng übenpadjten Kur, erholte ftdj allmä^lic^ Königin Cuife un6 fonnte bal6 an 6en ^erftreuungen un6 Vergnügungen 6es Ba6elebens teilnet^men. Sie ^at uns felbft, in ausfü^rlidjen Briefen an 6en König, mit 6em fie fef^r regelmäfig forrefpon6ierte, iljr Ceben gefc^il6ert. Bei 6en erpen Klängen 6es Chorals, im fdjlidjten ujeif en Znorgengen?an6, 6en (Crinfbedjer in 6er f)anb, erfdjien Königin Cuife am Brunnen. Sie pflegte 6ie Sta^lqueQe mit etmas (Efelsmild; 5U trinfen un6 6abei fleifig fpasieren 5U ge^en; 6enn an^lten6e Bewegung im freien ^tte ^ufelan6 5ur grofen Genugtuung 6es Königs por allem empfohlen. Um \0 Uljr tpur6e unter 6en Cin6en an langen Cifdjen in grofer ©efellfdjaft 6as (früljftücf eingenommen, 5U 6em eine 6er ^ürftlidjfeiten 06er audj ein beftimmter Kreis 6er (ßefellfdjaft ein5ula6en pflegte. Dann ba6ete 6ie Königin un6 nadj furser Hu^e untemaljm fte, meift 5U Pfer6e, u)ie6er in größerer ©efeüfdjaft, einen Zlusfiug in Pyrmonts Umgegen6, nadf 6em (frie6enstale, auf 6en Königsberg, 5um lDal6ecffdjen Sdjlof , 06er moljin fonft 6as fdjöne IDetter locfte un6 <ßraf Bemftorff, meift Ceiter 6iefer Zlusfiüge, 6ie (ßefellfdjaft führte. Hadj 6er Hücffe^r n?ur6e 5U ZITittag gefpeift. (ßegcn 2tben6 pereinigte man fidj im Kurfaal 5um (Cee, mobei audj Heine £)a5ar6fpiele nidjt ausgefdjloffen maren; seitig ipur6e 5U 2Iben6 gegeffen un6 seitig 6ie Hulje gefudjt. i^nwcxkn aber gab es auc^ Konsertc un6 Bälle; un6 6ie Königin felbft, nadj6em £)ufelan6 es geftattet, t^at ftd; am (Eanse beteiligt.

XDit beft^en für 6iefe (Tage nodj eine anmutige Sdjil6erung 6er Königin; eine a6lige Dame aus ^annoper Ijat fte aufgeseic^net, 6ie \806 in Pfnnont mar, ^9 3a^re fpäter

ist

Sru(^ mit ^franfreit^

tat

bas T&ab tDie&er befuc^te un6 öobet i^re Erinnerungen an 6te Königin auffrifd^te* ,^K5nigin Cuife/' fo ersoIjU fte, „trug, »ie 6ie junge (ßrofffirpin, mit öer fte gern gan5 gleich nxir, ein tpeifes flares (Seipanö, 6e{fen Saum un6 (ßürtel leichte Silberfticferei öecfte; n>eif un6 ftibemes Ban6 im Qaar, einen Strauf pon 0rangenbIfiten un6 Höfen. 3^re Sc^n^t, »enngicidj i>on »eidjfler ^rauenmilöe un6 nxirm belebt Pon öen fc^nflen färben un6 öem feelenpoQen 2Iu5Örucf 6er fonnigen 2(ugen, ^tte etipas Statuengleic^es, ettpas öurc^us Unfterblic^es; eine S<^5n^t, pon 6er 6ie Bläte 6er 3ugen6 I^inmeggefhreift tper6en fonnte, ol^ne fte 5u perringem. Ceife XDel^mut . . umgab, ipenn fte fd}n>ieg, i^ren fflfen Znun6, überfc^Ieierte 6ie Ieuc^ten6en 2Iugen; nichts aber glic^ i^rem Cäd^In, i^rer ^I6feligen (freun6lid;feit, votxvx fte fprad}. Den ^tte ein lieblic^s (ßefc^icf umfangen, 6er eines IPortes Pon i^r fic^ rül^men fonnte . . Königin Cuife ipar immer Pon engelgleic^er tftxXh un6 Qerablaffung, nic^t allein für 6ie Kreife, 6ie sunäcf^ft fte umgaben, nein, fär alle^ . Sie falj 6ann 6ie Königin eines 2lben6s beim Bau im KurfaaL „3<^ fa^ fte tanjen . Sie fcf;n>ebte 6a(;in, nicf^t n>ie eine Staubgeborene, un6 nieman6 ipäre erftaunt getpefen, ^tte fte it^r ^Iflgel|>aar plö^Iic^ entfaltet'' . . .

Cuife füllte ftc^ unen6Iic^ n>o^l in 6en ^eiteren (ßenflffen 6iefes jtpanglofen Sa6e« lebens; langfam famen i^r 6ie perlorenen Krdfte tpie6er, 6eren fie baI6 fo 6ringen6 be6ärfen foQte. Qotte nur 6ie Iei6ige Politif nid}t aud} ^ier n>ie6er in 6as fonnige (Slficf 6unne Sd^atten geiporfen. Die Königin, ipir tpiffen es aus i^rer Unterre6ung mit 6em Qer5og pon Braunfc^weig, feinte ftc^ unausfprec^lic^ nac^ Hu^e. 3^?^ ^t gegen Hapoleon blieb immer 6er gleid^; aber 6er XDunfd; nac^ ^rie6en ringsum fibenpog 6oc^ je6e fok^ Cei6enfdjaft. €s mar gans in i^rem Sinne un6 ^e i^ren PoQen Bdfall, ipenn König ^rie6ric^ IDil^Im, 6er fonft nic^t gera6e gern 5ur 5e6er griff, „in einem 2InfaU politifc^ Pcrpe", tt)ie er fclbft fagt, 6em rufftfdjen Kaifer 6amals ausffiljrlidj 6en pian entnncfelte, 6er feinen eigenften politifdjcn (ße6anfen in ftdj fdjiof : ZlTan foUc Hu^e galten un6 6en übermädjtigcn ^ransofenfaifer 6urdj anfc^nen6e Heftgnation in Sidjerfyrit nriegen, um in 6er Stiüe alle Kräfte 5U einer umfaffen6en Koalition be6ädjtig 5U fammeln, Königin Cuife lobte 6ie Denffc^rift 6es Königs als 6as IDerf „feiner ^an6, feines Qerjens un6 feines (ßeiftcs"; fte ermuntcde iljn, fo fortsufa^ren un6 über^upt me^r Selbfteertrauen $u faffen, 6as allein it^m fel^Ie.

IDie »enig aber fanntcn bei6e i^ren (ßegner, n>enn fte emplic^ glaubten, 6af er i^nen 6a5u ^^\X laffen n>er6e! H)äljren6 Cuife nodj in Pyrmont n>eilte, ^örte man pon 6en llmn?äl5ungen, 6ie ftdj in Deutfc^lan6 porberciteten; man erful^r audj, 6af Hapoleon Sachen iw6 f>i'ffen, 6eren ^u^tlfinil^^ $ur preufifc^en 3wtereffett(rWte bis^ (lets ae^*»** «*flt.

an fic^ 5u 5tetjen fuc^e. Von preuftfc^cr Seite mufte 6em entgegengearbeitet tperöen* Königin Cuife felbft Ijielt es für angeseigt, gegen 6en Kurfürften von Reffen, 6en fte 5U einem Befuc^e in Pyrmont peranlafte, 6ie Ciebensmüröige 5U fpielen, um, nne fte fagte, 6em König „einen ^reunö mit 25000 TXlann 5U erijalten". Der König billigte 605 ^öc^lic^, obgleich er im übrigen münfc^te, öaf 6ie Königin im 3ntereffe i^rer (ßefunö^eit 6er Politif ftc^ möglic^ft fem ^Ite*

2Iuc^ 6ie innerpolitifc^en Ben>egungen in Preuf en trugen i^re Unruhe bis nadf Pyrmont. SMns Denffdjrift gegen 6ie Kabinettsregierung mar, n>ie mir uns erinnern, nidjt an 6en König gelangt. Da naijm ^aröenberg ftc^ 6er 'Sac^e an. Unö ^öc^f! be^ Seic^nenö für 6ie öamaligen Su\länbt in preufen »ie für 6ie Stellung 6er Königin ip es, in meldjer IDeife bas gefdja^. Tindf Qar&enberg i>erjtt>eifelte öaran, auf 6en König, mit 6em er bodi ^^^ feinem Hücftritt in naüjen Besie^ungen geblieben mar, unmittelbar 5U mirfen; aud} er glaubte 6ie Permittelung 6er Königin nic^t entbehren 5U fönnen. Cr n>an6te ftc^ an 6en preufifc^en ©efanöten in Kaffel, 6en dürften IDittgenftein, 6er ftc^ gleichfalls öamals in Pyrmont aufl^ielt, um öurcf; i^n 6en TS.at un6 6ie Unterftü^ung 6er Königin 5U erlangen. Der König, fo erflärte er i^m, fe^e 6ie „traurige, fc^impflic^e un6 gefaljrlic^e £age" nidjt, 6ie feine Hatgeber itjm perfdjleierten; auf 6er „ridjtigen (Einfielt, 6em Patriotismus un6 6em €Ijrgefü^l" 6er Königin allein berutje noc^ 6ie einsige Hoffnung. IDie folle man 6em König 6ie Sac^e porftellen, 6er IDa^r^t bei i^m €ingang perfc^affen? Sollen mehrere es sugleic^ tun 06er einselne? Un6 mann? lieber alle 6iefe fragen follte 6ie Königin entfdjei6en. Der ^t 6er Königin entfpradj 6en Porfc^lägen ^ar6enbergs; in einem punfte aber ging fte über 6effen 2Inftc^ten hinaus 06er pielme^r trat i^nen gera6e5u entgegen. Sie empfaljl, mie IDittgenftein an ^ar6enberg fdjrieb, 6em König 6ie Sadie in einem 2luffa^ fc^riftlic^ porsuftellen, 6en mehrere, audj „ZUanner pon (ßemic^t bei 6em ZITilitär" unterfdjreiben foUten; aber fte riet, auc^ ^augmi^ mit 5ur Unterseidjnung ^eransusie^en, un6 perfprac^, 6en (ßrafen felbft 6afür 5U gewinnen, mie fie überhaupt im ftillen mirfen n>er6e. Der per^afte Hame 6es (ßrafen ^augmi^ genügte, um ^ar6enberg ab* 5ufdjrecfen; er lief 6en <ße6anfen einer (Eingabe an 6en König fallen, 6er 6ann erft fpäter, mie mir fe^en mer6en, aber o^ne ZUitmirfung 6er Königin, pon an6erer Seite mie6er auf^ genommen un6 permirflic^t mur6e.

3n5mifc^en ging 6ie für Pyrmont urfprünglic^ in 2tusftc^ genommene 3^* 5^ €n6e. Königin Cuife, mie es fc^nt, mare nic^t ungern in 6em Ba6e, in 6em fte (ßenefung gefudjt un6 menigflens Befferung gefun6en, nodj länger geblieben. 2tlle Kräfte, 6ie jte 6ort geminne, fönten 60^ nur, mie fte perftdjerte, 6em IKenfle 6es Königs gemi6met mer6en, „foHten i^m

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3rtu^ mit ^ranfret(^

luftig, 6ie fo gutmütig ftnö. La force contre la force, voilä la seule chose k mon avis, nous avons un bon alliö, profitons-en" . . .

2Iuc^ fonft na^m Königin Cuife nodj in politifdjen fragen bas XDott, menigftcns fobal6 ftc 6amit nidjt 6em IDiUen 6c5 Königs gera6c5u cntgegen^nöclte. Sie ^tte Hardenbergs Hüdtrittsge&anf en befampft un& i^n inftän&igft gebeten, 6en Dienft 6es Königs nidjt 5u oerlajfen; i^r fei es ein Croft, fo ^atte fte i^m gefdjrieben, 6ie (ßefc^äfte in 6en Sjänben 6es acf^tungsmerteften ZRannes 5u unffen, 6er ba lebe. ZtTit 6em (Entlaffenen, 6em ja aucf; &er König fein Pertrauen nid}t ent5og, blieb fie 6urd} &ie (ßrdfin Pof un6 6urc^ ^ürp IDittgenftein in Derbiniung, unö oermittelte i^m in iljren ^xmmctn gufammen«^ fünfte mit 6em König. tOas i^r aber am meiften am fersen lag un& n>as fte tro^ il^rer Sdjtt)ac^e un6 tro^ i^res Hu^ebeöurfniffes immer nodj Kraft fan6 5U föröem un6 5U pflegen, bas waren &ie Besiel^ungen 3U Huf lan6 un6 5U Kaifer 2tlefan6er. XDenn öiefe in ^rage famen, trug fte fein Beöenfen, nac^örflrflldj Partei 5U ergreifen.

Der rufftfd^e <ßefan6te 2(lopeus ^atte es permieöen, amtlich mit (ßraf Qaugmi^ 5U perfe^ren, 6er 6arfiber 5U 2Infang ZRai 6urd} 6ie preufifc^e (ßefan&tfd^aft in Petersburg Befdjn?er6e führen un6 6en IDunfc^ nac^ 2Ibberufung Don 2Hopeus andeuten lief. Königin Cuife, 6er 6er €rlaf nadi Petersburg mitgeteilt tt)ur6e, fpradj i^re Be6enfen gegen £ombar6 aus. Sie erinnerte 6aran, »ie man es n?äljren6 6er Krife mit ^ranfreic^ 5ugelaffen Ijabe, 6af 6er fransöftfdje (ßefan6te Caforeft, ftatt mit Har6enberg, mit i^m, Combar6, oer^n6elte; ebenfo fönne je^t 6er rufftfdje <ßefan6te mit 6em (ßrafen Keller oer^n6eln, 6er 6amals als 5tt)eiter 06er 6ritter Kabinettsminifter neben ^augmi^ in Jlusftdjt genommen mar. (Es märe beflagensmert un6 nadjteilig, txKXin ein fo guter Preufenfreun6, n?ie 2tlopeus, 6urc^ einen an6eren <ßefan6ten erfe^t n>er6en follte. Die 2tngelegen^eit fdjien it^r midjtig genug, um fte auc^ nodj fc^riftlidj 5U erörtern. Sie fc^rieb eine „Parallele 6es Perijaltens, 6as man gegen Caforeft un6 gegen 2Ilopeus geseigt IjaV*, wenn fie unter 2lngriffen auf Combar6s (Eitelfeit, 6er mit Caforefts Betragen 5ufrie6en gemefen fei, jene Be6enfen n?ie6er:» Ijolte, sugleidj aber 6ie emfte politifdje Be6eutung 6iefes Diplomatenftreites Ijerporljob. 21Tan ^ätte min6eftens, meinte fte, »ie gegen 2tlopeus in Petersburg, fo gegen Caforeft in Paris porge^en muffen. 3e|t 5eige man jtc^ fdjmac^ gegen 6en, 6er allen anftän6igen Ceuten perijaft fei, un6 laufe ©efa^r, an Stelle pon 2Ilopeus, auf 6effen ^reun6fcljaft man fidjer bauen fönne fein Perijalten im ^erbft 6es porigen 3a^res mar i^r geroif nidjt unbefannt geblieben , einen smeifel^ften tlac^folger 5U erijalten, 6er pielleidjt Preuf en mit Huf lan6 entsmeie un6 es feiner legten St&iie, 6en König feines »aljren ^reun6es beraube. „Dann fte^en mir ifoliert gegenüber 6em infamen Kolof tlapoleon. tln6 6as eben Ifl 6as ^xd

12 \77

Sni(4 mit ^tanfitidf

feiner Polttif . . ZlTan fagt immer, man öorf jtc^ nidjt mit ^ranfreic^ überwerfen, mit 6iefem Ungetreuer an ZRacf^t, un6 tc^ antiPorte: ZMan muf gans et>enfo porftd^tig fein, fidf feine ^unnbc 3U ersten, 6ie einsigen, 6ie uns nüiien un6 als St&ii^ gegen 6ies Unge^uet 6ienen Knnen, bas feine ^reunöe fennt* €r txnü nur Sf lapen als IDerfjeuge feines tPiUens. Un6 xdf bin flberseugt, 6af je6er preufe lieber ben legten Blutstropfen Eingeben, als ftc^ 5U 6er 3nfamie emieörigen «nrö, Perbünöeter 06er Sflape n>as fynonym ift 6er ^ransofen 5U n>er6en- Sal^in aber arbeitet man, bavon bin idj überjeugt*"

3n3n>ifd;en na^m 6ie 5d;n>ad;e 6er Königin ju, i^ £ei6en n>ur6e ftc^tbarer. TUs fie am Karfreitage \806 in 6er Hifolaifirdje bei Propft Sibbecf 6as 2tben6ma^I feierte, erfd^ien fie 6en 2Inn>efen6en „nrie eine Qeilige'^ Hfl^ren6e 2(n^nglicf;feit bennes i^r in 6iefer S^\i i^re Sdjwägcrin, 6ie prinsefjtn von ®ranien:'(f uI6a, 6er es sumeilen gelang, fie etmas au^u^item, n>ät}ren6 6er König nad} feiner (ßea>ot}n^ auc^ je^t im (E^ater ^er« fhrcuung fudjte. Da itjr S^\tanb fidj aber immer perfdjlimmerte, fo traten 6ie Ceibdrste Qufelan6 un6 Bron>n 5U einer Beratung sufammen un6 erflärten eine Ba6efur für unerläf lidj. Königin Cuife fyxt ^ierpon felbft 6em König in einem Schreiben Znitteilung gemad}t, 6as für i^ren (C^rafter nrie fflr i^re Bejie^ungen 5U il^rem (ßema^I 5U bejeid)nen6 ift, als 6ag es I^er nid}t pla^ fin6en mufte. Sie fc^reibt 6em Könige, 6er in pots6am penpeilte, aus Berlin am \2. 2IpriI \806:

„Befter ^reun6! Die ZIerste münfc^en emftlic^ mit Dir re6en $u fönnen megen meiner miferablen <ßefun6^eit, 6ie, idj fann es nidjt leugnen, ipirflidj 6urdj Seelenfummer, 6er feit 6em September unauft^örlid} an meiner Cebensfraft nagte, fet^r herunter ift. Du fenn^ meine (ßcfmnungen, meine Ciebe fflr Dic^, Du fannft Dir alfo leicht 6enfen, 6af eine (Trennung pon 5 06er 6 IDodjen gra6e in einer ^\t, voo Du meiner be6arfft, mir piel foftet, aber icf; glaube, um eine längere ju per^uten, bin ic^ Dir, mir un6 unfern Kin6em fd;ul6ig, alles 5U t^un, um mid; 5U erhalten. tZlfue xdi nid^ts (Emftlid^es 6iefes 3a^r, \o wirb mein 3uftan6 6er Sdfwädft un6 €ntfräftung mit je6em ZTtonat ärger, un6 ic^ a>er6e Dir in einem 3<Jljre pielleidjt fd^n 5ur Ca ft, ein €fe6anfe, 6er mir mandje bittere (C^räne foßete. €s ift alfo beffer, idj ge^, ipoljin 6er 2tusfpruc^ 6er Jterste mic^ fc^icft, es ift beffer, 6ag mir uns auf einige ^eit trennen, als bal6 auf immer. Bin id; geftärft, ge^It, fo bin xdi 6ie alte tpie6er, Dir eine ^tere €!efellfc^aft un6 ^reun6in, (6enn mein frol^es €kmfitl} ift je^t mit einem Hebel umsogen), un6 meinen Kin6em eine nu^lid^e Stfi^. Pergieb 6iefe ^len, 6ie Dir ptcUeid^t einen 2Iugenblicf ZTligmut^ perurfad^en tper6en, allein 6ie Hot^ipen6igfett meines ^uftan6es mad^ten fte nötl^ig. Ciebe immer Deine treue Cuife.

Die 2tcr5te fommen um \0 Uljr, um mit Dir 5U fpredyen."

Vas Schreiben tft ein rü^renöes ^engnis 6cr fclbftlofcn ^tngobe Cutfens an 6en ©emaljl: nur mit dngftlidjer Sdjcu eröffnet fte i^m 6ie Hotmenöigfeit i^rer 2tbreife, 6enn fie n>eif , n>ie 6er ^reuölofe un6 €infame öurdj eine tCrennung von i^r letöen n>tr6; un6 wenn fte l^re (ßefunö^eit tpicöersuerlongen tpünfdjt, fo ift es um feinettmllen, 6em fte nic^t 5ur £aft fallen, 6cn jte in trüben ^a^en auf^tem unö in emften ftärfen un6 ftü^en tJ?iU*

Der König, fo fdjn>er i^m Me (Trennung tpuröe, tpilligte fofort ein; fd^n am nädjften (Tage fonnte ©räfin Pof freuöig in i^r (Cagebudj fdjreiben, öaf man nac^ Pyrmont ge^n un6 6af fte 6ie Königin begleiten tperöe. Doc^ foHte erft 6te beffere 3a^re55eit abgeipartet iperöen. Das ^rä^ja^r, mit 6em getpo^nten 2(uf enthalt in Potsdam un6 (C^rlottenburg, btadfk &er Königin feine Befferung. Die politifc^e £age perfc^limmerte ftc^ öurcf; 6ie Vet^ fdjärfung 6er Streitigfeiten mit (Englanö un6 Sdjn?e6en. IRan tpar eifrig bemüht, 6urc^ Kaifer 2Ilefan6er auf öiefe ZRäd^te perfö^nenö einsumirfen, o^ne öamit (Erfolg 5U ffoben. Cuife felbft fdjrieb i^m Don (C^rlottenburg: „Sie jin6 meine ganse Hoffnung, bas tpaljre IDo^Ierge^en yjvts ^reunöes imrö yjmn me^r am fersen liegen, als bas ynktc^e (Englan&s/' Sie ge&acf^te öabei 6es gemeinfamen 2tufentl;altes in (C^rlottenburg am 29. ©ftober \805, xvo bcv Kaifer bas Sdjlof im Sdjnee fennen gelernt ^tte, un6 »ünfc^te i^n ^rbei, um i^m C^rlottenburg in 6er Blütenpradjt eines ungetpöl^nlicf; fd^önen ^rüljlings 5U 5eigen fdjmeic^elnöe (Träume, 6ie fte über 6ie traurige IDirflidjfeit püdjtig ^intpegtäufdjten. „Denn," fo fügte fie ^insu, „im <ßrun6e fin6e ic^ n>enig (ßlücf in mir un6 auf er mir . . 3c^ foU auf ärstlic^n Hat nadf Pyrmont, un6 idj iperbe im ^unx ^inreifen, um 5U fe^en, ob es ein JTlittel gibt gegen feelifc^e £ei6en/'

JTlitte 3""i ^<^^ We Königin pon Potsdam aus 6ie Keife nadj Pyrmont an, mit einigen ^oföamen un6 6en Kammer^erren pon Sdjilöen un6 pon Buc^; ©räfin Pof nxir bereits porangereift* (ßrofe ^i^c un6 fanölge IDege, namcntlidj pon Branöenburg ah, mad}ten 6ie Heife ungemein befcf^merlid}. Da5U famen ^ufige Begrünungen un6 Betpili« fommnungen, (Einladungen 5um ^rüljftücf uf»., 6enen 6ie <ßüte öer Königin tro^ iljrer Sdfwädit fxdi nic^t entsiel^en mochte. Der König fehlte, 6er fonft 6ie ftdj Ijeran6rängen6e Begeiftcrung absume^ren pflegte, un6 fo fonnte 6ie Bepölferung i^re ftürmifc^e (Ceilnaljme ungel}in6ert beseigen. PöUig erfd^öpft fam Cuife am erften (Tage in ZTTagöeburg an, n>o alle „^onorasionen" fo fc^reibt fte felbft fte empfingen un6 fo umörängten, 6af fte tpie fd}n>eben& in i^r ^immer getragen ipur6e; un6 6ann mufte fie nod; 6ie Ciebensmüröige fpielen, mä^renö fte por (Ermüdung faft umgefunfen ipäre* 2Im n&^ften (Tage, mieber in Staub un6 Qi^, ging es über QalberfitaM nac^ Braunfd^tpeig, por 6effen Coren 6er alte Qer5og Karl tPil^elm ^eröinanö 6er Königin entgegenfam. (Er ^e in 6en le^en

V9

ZtTonaten auf Bitten 6es Königs fic^ 6er fdjiperen 21Tiffton untersie^n muffen / perfönlidj In Petersburg 6ie 6urc^ 6ie neuen Perträge mit ^ranfreidj gefährdeten Bejte^ungen 5U Huflanö 5U befeftigen. €s fonnte nidjt feljlen, 6ag bei 6em ^"(^"'"^^"^^ff«" "^i* 6er Königin audj 6ie IDeltlage 5ur Sprache tarn. 5"^ Ueberrofdjung 6er Königin, 6ie i^n fonft als unfc^lüfjtg un6 fc^tt)anfen6 fannte, seigte er jtdj je^t feft un6 befHmntt. IDä^ren6 Cuife meinte, es n?er6e ein »a^res (Sind fein, wenn man ein 06er 5n>ei 3a^re Su^e Ifabzn fönne, em>i6erte er: „Das iDäre ipo^I $u »unfein, . aber 6aran ip nlc^t 5u 6enfen. (Es ift eine Chimäre. Der König muf ftdj entfdjei6en, »en er in 6iefem Kampfe unterftü^en imll." (für vom nadj feiner 2lnftdjt Preufen Partei ergreifen foUte, 5eigte feine IPamung por Hefrutierungen in Qannoper, 6ie 6amals beabftd^tigt rnaren. „3e6er gute Preufe," meinte er, „muf 6em König ^annooer münfdjen, aber es ip un* möglief;, 6ag er es bel^ält, unmöglid;, 6as n7ur6e i^n ins gröfte Unglucf ftärsen, un6 uns ftcf^er mit unferem tDal^ren Z?erbün6eten un6 5reun6e entsmeien, un6 6as ift 6er ipa^re Porteil, 6en ^f ranfreidj 6ai>on enpartet" .

lieber £)il6esljeim, 6as, obgleidj erft feit wenigen 3<i'?^^«w preuf ifc^, 6er Königin einen jubeln6en (Empfang bereitete, un6 6as bisl^er fymnooerfdje ^ameln, 6effen ^mvoolfmt tanm grügten, erreidjte Königin Cuife am \^. 3uni Pfrmont, n>o fte als (ßräfin x>on ^o^enpein im Ba6eljaufe IDoljnung na^m.

Der (Ersäljler i>ern>eilt gern bei 6iefer Sa6ereife, fo »enig fie an pdj im Ceben 6er Königin be6eutet; uHe man 6en fc{;nnn6en6en (ßlans le^er Sonnenpra^len nodj möglic^p 5u genief en fudjt, e^ 6as Dunfel 6er Xladft ^reinbridjt.

Pyrmont Sdjiller lägt befanntlidj feine „berüljmte (frau" 6a^in reifen un6 21TattIjiffon n>äljlt es 5um ZTTittelpunft feines ^etnvexdi^ Pyrmont mar nodj immer 6as Zno6eba6 6er pornc^men IDelt, 6ie fic^ in feiner berühmten £in6enaQee 6amals 5ufammenfan6, ipie Ijeute etnxi in Ba6en^Ba6ens Cidjtentljaler ZHlee. Bei Königin Cuifens 2tnfunft, 6ie glelc^ am erften 2tbcn6 unter 6cn £in6en fpasieren ging, gab es in fo früljer 3^^res5ett nur erft wenige Ba6egäftc: einige furlän6ifdje ^amilien, 6cr lUalcr 5djrö6er, 6er 6ie Königin 6ort malte, 6er ZTTufifer ^immel, 6er Ceibarst ^ufelan6, 6er 6ie Kur 6er Königin leitete. Der Königin in iljrer nodj fc^mermütigen Stimmung mar 6ie Stille eben rec^t; fo lebte fte anfangs, 6a aud; 6as IDetter füt^l un6 regnerifd; nxir, fet^r surficfgesogen, nur mit Brunncntrinfcn un6 Ba6on befdjäftigt. 2tllmäljlidj u)ur6e 6as IDetter fommerlidjer un6 6ie (ßefcllfdjaft saljlreidjer: es tt>ur6e Pyrmonts glän5en6fte „Saifon". ZTTan fann (tc^ 6enfen, nnc Königin Cuifens 2tntt>efenljeit <ßäpe I^rbei5og. Hur wenige Cage fpäter ^l« Cnife famen iljr Pater, J>er5og Karl, feit faft ^ 3a^ren ein hreuer 5?efucHr Pyrmonis -»er

®nfel (Emft un6 t^r Bruöer ©eorg, 6er immer ^roljjtnn um 6ie angebetete Sc^tpefter 5U perbretten tpufte, nnb ©tele anöere öeutfc^e dürften unö Prinsefftnnen nnb aWige ^amllien von fem un6 nalf. Befonöers lieb ipar 6er Königin 6ie 2tntpefen^eit oon Kaifer 2IIeran6ers Sdjtpefter, 6er e6Ien (Erbprinsefftn pon IDeimar, TXlana Paiplotpna, 6ie man als „IRaria 2tngelica" in IDeimar faum weniger pereljrte als Königin Cuife in Preufen. Die (Erb^ prinsefftn ^tte fdjon im legten IDinter bei i^rem 2tufentljalte in Berlin 6ie 5reun6fdjaft Cuifens gewonnen; instpifdjen war audj i^r ein Kin6 geftorben, un6 6er gemeinfame Sdjmers wie gemeinfame politifdje 2Inftdjten füljrten je^t 6ie bei6en ^ürftinnen nodi nä^er sufammen. Pon ^ameln famen oft ©ffisiere 6es 6ort gamifonieren6en preufifc^en Regimentes Prins pon ©ranien, Pon ZTlünfter (ßeneral Blüdjer, 6er 6ie Königin fdjmärmerifdj ben?un6erte, un6 bei i^r, n?ie alle frifdjen un6 tatfräftigen tlaturen, in grofer (ßunft ftan6. 2tudj ^rau pon Berg fan6 ftc^ ein, 5um Kummer 6er ©räfin Vo% 6er i^re 3ntimität mit 6er Königin n>ie6er grimme (Eiferfudjtsqualen bereitete.

3n 6iefem Kreife, 6effen Ciebe un6 üere^rung fie tPoIjltuen6 umgab, unter 6er günftigen (Einmirfung 6er pon Qufelan6 ftreng fibenpad^ten Kur, erholte ficf; allmä^licf; Königin Cuife un6 fonnte bal6 an 6en ^tx^tvtnungcn un6 üergnügungen 6es Ba6elebens teilneljmen. Sie Ijat uns felbft, in ausfü^rlidjen Briefen an 6en König, mit 6em fie fef^r regelmäfig forrefpon6ierte, i^r Ceben gefdjil6ert. Bei 6en erpen Klängen 6es Chorals, im fdjlidjten ujeif en 2norgengen?an6, 6en (Crinfbec^er in 6er £)an6, erfdjien Königin Cuife am Brunnen. Sie pflegte 6ie Sta^lquelle mit etwas (Efelsmilc^ 5U trinfen un6 6abei fleißig fpasieren 5U ge^en; 6enn an^lten6e Bewegung im freien ^atte ^ufelan6 5ur grofen Genugtuung 6es Königs por allem empfoljlen. Um \0 Uljr ipur6e unter 6en Cin6en an langen Cifdjen in grofer (ßefellfdjaft 6as (fru^ftücf eingenommen, 5U 6em eine 6er ^ürftlidjfeiten 06er audj ein beftimmter Kreis 6er ©efellfdjaft ein5ula6en pflegte. Dann ba6ete 6ie Königin un6 nadj furser Hulje untemaljm fie, meift 5U Pfer6e, tt>ie6er in größerer ©efellfdjaft, einen 2tusflug in Pyrmonts llmgegen6, nadj 6em (frie6enstale, auf 6en Königsberg, 5um n)al6ecffdjen Sdjlof , 06er ipoljin fonft 6as fdjöne IDetter locfte un6 <ßraf Bemftorff, meift Ceiter 6iefer 2tusflüge, 6ie ©efellfdjaft führte. Xladi 6er Hücffe^r wnvbt 5U ZITittag g^fP^ip« <ßegen 2tben6 pereinigte man fidj im Kurfaal 5um (Cee, »obei audj f leine £)a5ar6fpiele nidjt ausgefdjloffen waren; seitig vonxbe 5U 2Iben6 gegeffen un6 seitig 6ie Hu^e gefudjt. ^nwexkn aber gab es audj Konserte un6 BäHe; un6 6ie Königin felbft, nadj6em ^ufelan6 es geftattet, l^at ftd; am tüanse beteiligt.

IDir beft^en für 6iefe (Tage noc^ eine anmutige Sdjil6erung 6er Königin; eine a61ige Dame aus ^annoper ifat fte aufgeselc^net, 6ie \806 in Pyrmont war, ^9 3^ljre fpater

ist

Sni(^ mit ^xanfxtidf

505 l^ab witbtt befuc^te unb öobet i^re Erinnerungen an Me Königin auffrifc^te. ,^Kdnigin Cuife," fo ersä^lt jte, „trug, »ie 6ie junge (ßrofffirpin, mit öer fte gern gans gleich nxir, ein meifes flores dvoanb, freffen Saum un6 (Sfirtel leidste SUberfücferei 6ecfte; n>eif un6 filbemes Banb im tfaat, einen Strauf pon ©rangenblilten un6 Sofen. 3^re Sc^dn^, n>enngleic^ t>on n>eid}fler ^rauenmilöe un6 nnirm belebt von 6en fc^dnften färben un6 6em fee(eni>oIIen Tinsbvud 6er fonnigen 2(ugen, ^tte etnnis Stotuengleid^es, etnxis öurc^ous Unflerblic^es; eine Sc^önljeit, von 5er 6ie BIflte 5er 3ugen5 ^inmeggeftreift n>er5en fonnte, ol^ne fie 5u perringem. Ceife IPel^mut . umgab, n>enn fte fc^mieg, i^ren fflfen Znun5, uberfcf^leierte 5ie Ieucf;ten5en 2Iugen; nid^ts aber glic^ i^rem tädfcln, i^rer ^I5feligen (freun5licf;feit, tt>enn fte fprac^. Den ^tte ein lieblic^ (ßefc^icf umfangen, 5er eines IDortes von iljr ftc^ rüljmen fonnte . . . Königin Cuife n>ar immer von engelgleic^ QuI5 un5 ^erablaffung, nic^t allein für 5ie Kreife, 5ie sunädjfl fie umgaben, nein, für afle" . Sie falj 5ann 5ie Königin eines 2Iben5s beim Ball im Kurfaal. „34 fa^ fie tanjen . . Sie fcf^mebte 5a^in, nic^t n>ie eine Staubgeborene, un5 nieman5 märe erftaunt geipefen, ^tte fte il^r ^Ifigel|>aar plö^Iic^ entfaltet'' . .

Cuife füllte ftcf; unen5lic^ tt>o^I in 5en ^eren (ßenflffen 5iefes }tt>anglofen Sa5e« lebens; langfam famen Ujr 5ie perlorenen Kräfte nnc5er, 5eren fte bal5 fo 5ringen6 be5firfen foQte. Qätte nur 5ie lei5ige Politif nidft audf ^ier nne5er in 5as fonnige Cl&d bnntle Schatten getporfen* Die Königin, mir unffen es aus i^rer llnterre5ung mit 5em Qersog pon Braunfd^meig, feinte ftc^ unausfprec^Iic^ nac^ Su^e. y^t fyi^ gegen Hapoleon blieb immer 5er gleid^e; aber 5er tDunfd} nac^ ^rie5en ringsum ubenpog 5oc^ je5e fob^ £ei5enfc{;aft. (Es mar gans in i^rem Sinne un5 ^tte i^ren poQen Beifall, wenn König ^rie5ridj HHI^Im, 5er fonft nidjt gera5e gern 5ur 5e5er griff, „in einem 2(nfaU politifc^ Perpe", mie er felbft fagt, 5em rufftfdjen Kaifer 5amals ausffi^rlidj 5en pian entipicfelte, 5er feinen eigenften politifcf^en (StbanUn in ftd} fcf^Iof : ZRan foUe Hu^e galten un5 5en übemiädjtigen ^ransofenfaifer 5urc^ anfc^nen5e Hcfignation in Sic^r^ ipiegen, um in 5er Stille alle Kräfte 5u einer umfaffen5en Koalition be5äcf;tig 5u fammeln. Königin Cuife lobte 5ie Dcnffc^rift 5es Königs als 5as IDerf „feiner ^n5, feines ^erjens un5 feines (Beiftcs"; fte ermunterte itjn, fo fortsufaljren un5 uberijaupt me^r Selbfbertrauen 5u faffen, 5as allein it^m fe^Ie.

XDie menig aber fannten bei5e i^ren (ßegner, menn fte emftlid} glaubten, 5af er i^nen 5a5u ^cxt laffen n>er5e! lDäIjren5 Cuife nodj in Pyrmont meilte, ^örte man pon 5en Ummdlsungen, 5ie ftc^ in Deutfd;Ian5 porbereiteten; man erfuhr aud}, 5af Ilapoleon Sachen ü"5 J>«?ffen, 5eren -5wg«^rigfeit 5ur preufffc^en Intereffew^pKJre Usber ftet« a^*t^ n*^

an fxdf 5u stehen fuc^e. Von preuftfdjer Seite mugte &em entgegengearbeitet it>er6en. Königin Cuife felbft Ijielt es für angeseigt, gegen 6en Kurfürften pon Reffen, 6en fte 5U einem Befudje in Pyrmont peranlafte, 6ie Ciebensmüröige 5U fpielen, um, ane fte fagte, 6em König ,;einen ^reunö mit 25000 TXlann 3U erl^alten^'* Der König billigte bas ^öc^lic^, obgleich er im übrigen tpflnfc^te, 6af 6ie Königin im 3nterejfe i^rer (ßefunö^eit 6er Politif ^df möglic^ft fem ^Ite.

Tlndi 6ie innerpolitifc^en Betpegungen in Preufen trugen i^re Unruhe bis nadf PYrmont. Steins Denffdjrift gegen 6ie Kabinettsregierung mar, n>ie mir uns erinnern, nicf^t an 6en König gelangt Sa na^m Qaröenberg fic^ 6er ^c^e an. Unb ^öd}fl be^ 5eid;nen6 fär 6ie damaligen ^uftänöe in Preufen tme für 6ie Stellung 6er Königin ift es, in n>eld}er tDeife 6as gefc^a^. Tludf ^r6enberg perjnmfelte 6aran, auf 6en König, mit 6em er bodi nadi feinem Hflcftritt in na^en Besie^ungen geblieben nnir, unmittelbar ju mirfen; auc^ er glaubte 6ie Permittelung 6er Königin nic^t entbehren 5U fönnen. Cr n>an6te ftc^ an 6en preufifcf^en (ßefan6ten in Kaffel, 6en ^flrften XDittgenftein, 6er ftc^ gleicf^falls 6amals in Pyrmont auft^ielt, um 6urd} i^n 6en TS.at nnb 6ie Unterftä^ung 6er Königin 3U erlangen. Der König, fo erflärte er i^m, fe^e 6ie „traurige, fdjimpflic^e un6 gefährliche Cage" nidjt, 6ie feine Satgeber i^m p§rfc^leierten; auf 6er „ridjtigen (Einftdjt, 6em Patriotismus un6 6em (El^rgefäl;^' 6er Königin allein berufne noc^ 6ie einsige Öffnung. tDie foQe man 6em König 6ie Sac^e porftellen, 6er Walfvl)dt bei iljm Eingang perfc^affen? Sollen mehrere es 5ugleic^ tun 06er einselne? Iln6 UHinn? lieber alle 6iefe fragen foHte 6ie Königin entfc^ei6en. Der ^t 6er Königin entfprac^ 6en Porfc^lägen Qar6enbergs; in einem Punfte aber ging fte über 6effen 7in[xdjkn hinaus 06er pielme^r trat i^nen gera6e5u entgegen. Sie empfahl, n?ie IDittgenftein an ^ar6enberg fc^rieb, 6em König 6ie Sadfc in einem 2tuffa^ fdjriftlic^ porsupellen, 6en mehrere, auc^ „ZUanner pon (Bewiest bei 6em ZlTUitär" unterfdjreiben foüten; aber fte riet, auc^ ^augn?i| mit 5ur Unterseidjnung Ijeransusieljen, un6 perfpradj, 6en (ßrafen felbft 6afür 5U gewinnen, »ie fte überhaupt im ftiHen ipirfen wttbc. Der per^afte Hame 6es (ßrafen Qaugmi^ genügte, um ^ar6enberg ab^ 5ufdjrecfen; er lieg 6en (BebanUn einer (Eingabe an 6en König fallen, 6er 6ann erfl fpater, n>ie xxAx fc^en n>er6en, aber o^ne ZUitmirfung 6er Königin, pon an6erer Seite tt)ie6er auf^ genommen un6 pertpirflic^t n>ur6e.

3n5ipifc^en ging 6ie für Pyrmont urfprünglic^ in 2(usftc^t genommene S^t 5U (En6e* Königin Cuife, nne es fc^nt, n>are nid}t ungern in 6em Ba6e, in 6em fte (ßenefung gefud^t un6 menigftens Befferung gefun6en, noc^ länger geblieben. 2(IIe Kräfte, 6ie fte 6ort geipinne, fönten 6oc^ nur, n>ie fte perftc^erte, 6em IKenfte 6es Königs gen>i6met n7er6en, ,;foUten i^m

t83

Brn(^ mit ^franPretd;

tragen Ijcifcn, mos 6er f^imnicl tljm bcfdjicöen fyibc". „^, mein ^rcunö/' fdjricb fic i^m fransöftfcf;, ,;meine £)tngabe an Dicf; ift ol^neglcicf^en, 6ann fommen ntetne Kinöcr un6 6er Staat un6" fo fäljrt fic öcutfdj fort „mein leben ift nidjts, rxKnn ic^ €udj glflcflic^ madjen Knnte, wenn nur ein Vorteil für Vidi, mein befter ^reunö, öaraus entfte^en fönnte . . 3^ ^i" ^" Deinem f^ersen unö gottlob in Deinem tfcvyn auf enrig Deine Cuife." Sic regte felbft an, 6af audj 6er König nadj Pyrniont fommen möge, un6 6er König ipäre fel^r geneigt 6a5u geipefen. Das mutige Sa6eleben mit feiner ^ttninglofigfeit n>ar gan$ nadf feinem (ßefdjmacf. 3" Pots6am un6 (E^rlottenburg langweilte er fidj o^ne feine (ßemal^lin fürcf^tcrlicf;. „^df muf ausfel^n, tpie 6ie pcrförperte un6 tpan6eln6e lange« ipcile, wenn icf; micf; in 6en (Barten fcf^Ieppe'^ fcf^rieb er felbft. (Er las 6ie i^m 6amals übergcbcnen Briefe ^rie6ridjs 6es (ßrogen an 6en eben perftorbencn t)er$og ;f ric6ridj 2(ugu{i t>on 3raunfcf;tpeig^0els un6 fcf^rieb aucf; für feine (ßemal^lin intereffantc Stellen 6araus ab. (Er fucf^te ^^t^ivcnnriQ in weiten Spa5ierritten un6 im (Tl^eater, wo er ^ac^rias IDemers „VOcxifc 6cr Kraft", 6as Cutljerftflcf, 6as 6amals in Berlin grof es ituffeljen madjte, anhörte, aber aucf; Ballette un6 (Tanserinnen bewun6erte. Die auswärtige Politif mit i^ren Vct» wicfelungen, 6ie unruljigen Xladibatn, Hapolcon un6 6er fdjwe6ifdje „Don Quiyotc", waren i^m fo laftig wie je. 3mmerl)in fyitU er ein (Befühl t>on 6em (Emft 6er ^cxt, 6er i^m eine Entfernung nicf^t geftattete, un6 Cuife mugte ftcf; 5ur HflcTfel^r entfcf^Iief en, 6a fte 6oc^ am (ßeburtstage il^res (ßemal^Is nicf^t fel^Ien 6urfte.

So pcriicf 6ie Königin am 29.3uli Pyrntont, gefräftigt, im beften IDo^lfein, wie fic fdjrcibt, roll Danf gegen (Sott Unterwegs, in Znag6eburg, crijielt fic einen Brief 6es Königs, 6or il^r 6ic ZTad;rid;t pom 2(bfd;Iuf 6cs Hl;einbun6cs boftdtigte, 6ie fd^n 6ie (ßcfcUfdjaft in Pyrmont in Beftürjung perfekt Ijatte. „Das fann nidjt fo bleiben," meinte Cuifc, „Xtapolcoii ift ein (EIcn6cr." (Einige iHeilcn por Pots6am fam il?r 6er (Rcmatfl entgegen, nidjt ol?nc nadj feiner JDeifc poriger pdj je6e „(CI?eatcrf5cno" bei 6er Begrfifung pcrbctoii 5u Ijabcn. „Du bift un6 blcibft 6odj 6as licbftc, was id) auf (Er6cn fyxbc,^' Ijotte er iljr eben nodj mit lDal?rl?eit 6cutfdj gcfdjricbon; aber feine (ßcfüljlo 5U soigen, gar por an6crcn 5U setgcn, wäre il^m ein unmöglid^er (0c6anfe gewefcn. 7lm \. 2tuguft nal^m 6a$ föniglidjc Paar wic6cr im (£l?arlottenburgcr Sdjioffo H)ol?nung, 6off cn fan6igen Porplo^ 6cr König 5ur grojgon ^rcu6c 6cr Königin in einen fdjönen Xafcnplafe Ijatte perwan6eln laffcn. Dort wur6e audj .am 5. ituguft 6er (ßcburtstag 6cs Königs gefeiert, f^öfifdfer (ßlans, ^Jeftmaljl, 3*i"i^f*<^'^^'""^"fi' ^^ fdjien alles wie fonft, wie im 3^^^^^ supor. 21 Hein über allen 2lnwcfcn6en einer 6apon, prins Couis Jer6inan6, fjat 6ie Stimmung acfd)il6crt - lao^ 6iesmal ein (ßcfüljl 6rücfen6er Sdjwüle, 6as namentlid) bei 6em Könia

0>el^cmäl^e von ^^öttner, ir^<»

Brud} mit ^ranPretc^

fetner pollttf . . . TXlan fagt immer, man 6arf ftdj nic^t mit ^ranheic^ überwerfen, mit öiefem Ungel^euer an TXladjt, nnb xdf antiPorte: TXlan muf qßni ebenfo porftc^tig fein, fic^ feine ^reunbe ju ersten, Me einsigen, öie uns nfl^en unö als StSiiie gegen Mes Unge^uer Menen f önnen, 6as feine ^reunbe fennt (Er nrill nur Sflapen als IDerfseuge feines ZPiUens. Unb xdf bin flberseugt, 6af je&er preufe lieber ben legten Blutstropfen Eingeben, als ftc^ 5U 6er 3"!^"^^« emieörigen nrirö, Derbflnöeter o6er Sflare nxis ffnonym ifl 6er ^ransofen 5U n)er6en. Daljin aber arbeitet man, 6atx>n bin idj überseugL"

3n5n>ifd;en nal^m 6ie Sdiwädie 6er Königin 5U, i^ £ei6en n>ur6e ftc^tbarer. 2(Is fie am Karfreitage \806 in 6er ZlifoUrifirc^e bei propft Hibbecf 6as 2(ben6ma^I feierte, erfc^ien fte 6en 2(ntt>efen6en „nne eine ^eilige''. Hfll;ren6e 2(n^nglicf;feit bennes il^r in 6iefcr ^dt iljre Schwägerin, 6ic Prinseffin von ®ranien:=5uI6a, 6er es suweilen gelang, fte etipas aufju^item, Q>al;ren6 6er König nad; feiner (Betpol^n^ auc^ je^t im (Tl^eater ^tx* ftreuung fucf^te. Da il^r ^uftan6 ftc^ ober immer perfcf^limmerte, fo traten 6ie Ceibdrste Qufelan6 un6 Brown 5U einer Beratung sufammen un6 erfidrten eine Ba6efur fär unerläf lic^. Königin Cuife fyü ^ien>on felbft 6em König in einem Schreiben Znitteilung gemacf^t, 6as für i^ren (C^rafter nrie fär i^re Besie^ungen ju il^rem (ßema^I 5U beseic^nenfr ift, als 6af es I^er nicf^t pla^ fin6en mfifte. Sie fcf^reibt 6em Könige, 6er in pots6am pertpeilte, aus Berlin am \2. 2(pril \806:

„Befter 5reun6I Die Tltt^k wflnfd^en emftlic^ mit Dir re6en 5U fönnen wegen meiner miferablen <0efun6^eit, 6ie, icf; fann es nic^t leugnen, wirflief; 6urc^ Seelenfummer, 6er fett 6cm September unaufhörlich an meiner Cebettsfraft nagte, fel^r I^erunter ift. Du fennß meine (Beftnnungen, meine liebe fflr Dic^^ Du fannft Dir alfo leicf^t 6enfen, 6af eine (Trennung pon 5 06er 6 HJocfjen gra6e in einer 5^t, ipo Du meiner be6arfft, mir inci foftet, aber ic^ glaube, um eine längere 5U per^flten, bin ic^ Dir, mir un6 unfern Kin6eni fcf;ul6ig, alles 5U tl^un, um mic^ ju erhalten. (T^ue id; nicf^ts £mftlic^cs 6iefes 3a^r, fo wir6 mein ^uftan6 6er Sc^tpäcf^e un6 £ntfräftung mit je6em ZMonat arger, un6 ic^ wer6e Dir in einem 3al;re pielleicf^t fc^n 5ur Caft, ein €fe6anfc, 6er mir mancf^e bittere tClftäm foßete. €s ift alfo bcffer, ic^ ge^, tpol^in 6er 2(usfprud; 6er TlttiU midi fc^icft, es ift beffer, baff wir uns auf einige ^eit trennen, als halb auf immer. Bin icf; geftärft, ge^lt, fo bin ic^ 6ie alte wie6er. Dir eine ^tere Cefellfc^ft un6 ^reun6in, (6€nn mein frol^ (Bemüt^ tfk je^t mit einem Hebel umsogen), un6 meinen Kin6cm eine nu^lid^ Siüfit. Pergieb 6iefe ^len, 6ie Dir picUeicf^t einen 2(ugenblicf ZMifmut^ perurfac^en tper6en, allein 6ie Hot^wenMgfeit meines ^uftan6es macf^ten fie nöt^ig. liebe immer Deine treue Cuife.

Die Tl^^ik fommen um \0 Uljr, unt mt* Dir 5U fprec^en,"

Brnc^ mit ^ranfretd}

Das Scheiben ift ein rüljrcnöes 5^"S"^ ^^^ felbftlofcn f^ingobc Cutfcns an ben (ßemo^I; nur mit dngftlidjer Sdjcu eröffnet fte il?m 6ie Hottt>cn6igfeit iljrcr Ztbrcife, öcnn pc ti>eif ^ »ie 6cr ^reuMofe un6 Cinfamc öurdj eine (Trennung rK>n iljr leiöen »irö; unö tpenn fie t^re (ßefunöt^eit it>ie6er5uerlangen wün\(i}t, fo ift es um feinettmllen, 6em fte nicf^t 5ur Caft fallen, öen fte in trüben (Tagen auf^tem un6 in emften ftärfen un6 ftü^en it>iQ.

Der König, fo fcf^iper il^m Me (Trennung it>ur5e, tpilligte fofort ein; fd^on am näc^ften (Tage fonnte (Brdfin Pof freuöig in il^r (Tagebucf; fd^reiben, 6af man nac^ Pyrmont gel^n un6 öag fie Me Königin begleiten iperöe. Docf; foUte erft 6ie beffere 3<^^^^3^t abgetpartet iperöen. Das ^rü^jaljr, mit 6em getpoljnten 2tufentljalt in potsiam nnb (E^arlottenburg, bradjte 6er Königin feine Sefferung, Die politifdje läge perfdjiimmerte fic^ öurc^ Me Der:* fc^ärfung 6er Streitigfeiten mit (£nglan6 un6 5c^it>e6en. ZTIan tt>ar eifrig bemfl^t, 6urc^ Kaifer 2Ileyan6er auf 6iefe ZTZäc^te perfö^nen6 einjunnrfen, o^ne 6amit CrfoIg 5U ^oben. Cuife felbft fcf^rieb i^m pon (T^rlottenburg: ,,5ie ftn6 meine ganse £)offnung, 6as tpal^re JDoIjIergeljen y^jvts 5reun6es ipir6 yjmn meljr am f^ersen liegen, als 6as 3"^^^^ff^ (Englan6s.'' Sie ge6acf;te 6abei 6es gemeinfamen 2(ufent^altes in (T^rlottenburg am 29. 0ftober ^805, tpo 6er Kaifer 6as Sc^Iof im Sdfme fennen gelernt I^atte, un6 ipünfcf^te i^n ^erbei, um il^m (T^rlottenburg in 6er Blfltenpracf^t eines ungeipöl^nlicf; fc^önen ^rüljlings 5U seigen fcf;meicf;eln6e (Träume, 6ie fie über 6ie traurige IDirflic^feit flüdjtig ^nipegtaufc^ten. „Denn," fo fügte fte ^insu, „im (ßrun6e fin6e idj ipenig (ßlücf in mir

un6 aufer mir 3^ foll auf äi^tlic^en Hat nac^ Pyrmont, un6 ic^ iper6e im 3wni

^inreifen, um ju fe^en, ob es ein ZTRttel gibt gegen feelifdje £ei6en."

Znitte 2^nx trat Me Königin r>on pots6am aus 6ie Heife nac^ Pyrmont an, mit einigen f)of6amen un6 6en Kammer^erren r>on S<^il6en un6 Pon Budj; (ßräfin Vo^ voax bereits porangereift. (ßrofe Qi^e un6 fan6ige IDege, namentlich Pon Sran6enburg ab, macf^ten 6ie Heife ungemein befc^tperlicf;. Da5u famen läufige Begrünungen un6 Benrill^ fommnungen, €inla6ungen 5um ^rüljftücf ufip., 6enen 6ie (ßüte 6er Königin tro% iljrer Sc^n>dcf;e ftd; nid^t ent5ie^en mochte. Der König fehlte, 6er fonft Me ftd; ^eran6rängen6e Segeifterung absutpe^ren pflegte, un6 fo fonnte 6ie Sepölferung i^re ftürmifd^e (Teilnahme unge^in6ert beseigen. PöQig erfc^öpft fam Cuife am erften (Tage in Znag6eburg an, tPo alle „^norasionen" fo fc^reibt fie felbft fie empfingen un6 fo um6rängten, 6af fie tpie fd;tpeben6 in i^r ^immer getragen tpur6e; un6 6ann mufte fie nod; 6ie £iebensn)ür6ige fpielen, ipä^ren6 fie por €rmü6ung faft umgefunfen ipare. 2(m näc^ften (Tage, ipie6er in Staub un6 Qi|e, ging es über Qalber{ta6t nac^ Braunfd^ipeig, por 6effen (Toren 6er alte £)ei^og Karl ZXHl^elm ^er6inan6 6er Königin entgegenfam. (£v Ifoüc in 6en le^en

W9

TSrndf mit ^franfretc^

TXlonaUn auf Bitten 6es Königs fidj Ut fdju>ercn Zniffion untcrsic^n muffen, perfSnlic^ in Petersburg Me öurdj Me neuen Verträge mit ^ranfreidj gefäljröeten Sc$ieljungen 5U Huflanö ju befeftigen. (Es fonnte nicf^t fehlen, 6ag bei 6em ^ufammentreffen mit 6er Königin andf öie tPeltlage 5ur Sprache tarn, ^ux Ueberrofcf^ung 6er Königin, 6ie t^n fonft als unfcf^Iflffig un6 fd;tt>anfen6 fannte, jeigte er ftc^ je^t feft un6 beftimmt. H)aljren6 Cuife meinte, es iper6e ein wahres (ßlflcf fein, ipenn man ein o6er jipei 3a^re Hu^e (^ben fönne, em>i6erte er: „Das tpare tDo^I 5U n>unfc^en, . aber 6aran ift nic^t $u 6enfen. €s ip eine (Chimäre. Der König muf fidj entfc^ei6en, wen er in 6iefem Kampfe unterftü^en imll." ^ür wen nadj feiner 2tnftdjt Preufen Partei ergreifen follte, Seigte feine IDamung por Hefrutierungen in ^annoper, 6ie 6amab beobficf^tigt iparen* „3«6er gute Preuge," meinte er, „mug 6em König t^annoper n>flnfcf;en, aber es ip un^» möglief;, 6ag er es bel^, unmöglicf;, 6as ipur6e t^n ins gröfte Unglucf pürsen, un6 uns pdjer mit unferem nni^ren l?erbfln6eten un6 ^reun6e entsipeien, un6 6as ip 6er ipa^re Dorteil, 6en ^franfreidj 6apon enpartet" . . .

lieber t)il6es^im, 6as, obgleich erp feit ipenigen 3a^ren preugifc^, 6er Königin einen jubeln6en Cmpfang bereitete, un6 6as bisljer fymnoperfdje f^ameln, 6e(fen €inu>o^ner faum grüften, erreidjte Königin Cuife am ^9, 3uni Pyrmont, tt>o pe als (ßräpn pon £)o^enpein im 3a6el)aufe IDoI^nung na^m.

Der (Er5at?Ier pern>eilt gern bei 6iefer Sa6ereife, fo tpenig pe an fxdi im leben 6er Königin be6eutct; nnc man 6en fdjipin6en6en (5lani le^ter Sonnenpra^Ien noc^ möglic^p 5u genießen fucf^t, el^e 6as Dunfel 6er Hacf^t ^reinbricbt.

Pyrmont Sdjiller lägt befanntlidj feine „berüljmte ^rau" 6a^in reifen un6 ZHatt^iffon ipaljlt es 5um ZHittelpunft feines ^feenreidjes Pyrmont war nodj immer 6as Zno6eba6 6er pomeljmcn IDelt, 6ie pdj in feiner berüljmten £in6enaUee 6amals 5ufammenfan6, ipie ^eutc etuHi in 23a6cn:^Ba6ens Cidjtentljaler 2tUee. Bei Königin Cuifens 2lnfunft, 6ie gleic^ am erpen Tlbcnb unter 6cn £in6en fpasieren ging, gab es in fo friil?er 3^fjresjeit nur crft wenige 23a6egäfte: einige furlän6ifdje Jamilicn, 6cr Illalcr Sdjrö6er, 6er 6ie Königin 6ort malte, 6er iTlupfer ^immel, 6er £eibar$t ^ufclan6, 6er 6ic Kur 6er Königin leitete. Der Königin in il?rer nodj fc^Q>ermütigen Stimmung war 6ie Stille eben rec^t; fo lebte pe anfangs, 6a audj 6as IDetter füljl un6 regnerifdj war, fel?r 5urucfge$ogen, nur mit Brunncntrinfen un6 23a6en befdjäftigt. 2tUmäIjIidj wur6e 6as IDctter fommerlic^er un6 6te (ßefcUfdjaft saljlreidjer: es wur6e Pyrmonts glän$en6pe „Saifon". ITTan fann pdj 6enfen, wie Königin Cuifens 2lnwefenf?eit (ßäpe ^erbeisog. Hur wenige tCage fpdter als Cuife famen iljr Pater, ßersog Karl, feit fap ^ ^a^ren ein treuer ^efn*^ Pyn«c tts- Vr

®nfel €mft nnb Ujr Bruöcr (ßeorg, 6cr immer ^froljfinn um 6ic angebetete Sdjipefter 5U perbreiten tpufte, un6 piele anöere öeutfdje dürften un6 Prin5efftnnen un6 aölige ^amilien pon fem unö nalf. Befonöers lieb ipar öer Königin öie 2IntpefenI)eit pon Kaifer 2(Iefanöers SdjiPefter, öer eölen €rbprin$effin pon HJeimar, TXlana Paiplomna, öic man als „ZHaria 2tngelica" in HJeimar faum weniger pereljrte als Königin Cuife in Preufen. Die (Erb^ prin$effin fyitte \dfon im legten IDinter bei iljrem 2tufentljalte in Serlin öie ^freunöfc^aft £uifen5 geiponnen; in$ipifdjen voav audj iljr ein Kino geftorben, unö öer gemeinfame Sdjmers ipie gemeinfame politifdje 2tnfidjten füljrten je^t öie beiöen ^ürftinnen nodj näljer $ufammen. Don t^ameln famen oft ©fpsiere öes öort gamtfonierenöen preufifdjen Regimentes prins pon ©ranien, Pon ZTTünfter (ßeneral BIücI?er, öer öie Königin fdjipärmerifdj beipunöcrte, unö bei iljr, n:>ie alle frifdjen unö tatfraftigen Zlaturen, in grofer (ßunft ftanö. itudj ;frau pon Berg fanö ftdj ein, 5um Kummer öer (ßräfin Vo% öer iljre 3ntimitdt mit öer Königin wieöer grimme Ciferfudjtsqualen bereitete.

2^1 öiefem Kreife, öeffen liebe unö Dere^rung pe »o^Ituenö umgab, unter öer günftigen (Einn?irfung öer pon f^ufelanö ftreng fibenpacf^ten Kur, ert^olte fxd) allmal^Iid; Königin Cuife unö fonnte balö an öen ^tv^tvtunngcn unö Dergnügungen öes Saöcicbens teilneljmcn. Sie liat uns felbft, in ausfüljrlidjen Briefen an öen König, mit öem fte feljr regelmäßig forrefponöicrte, iljr ttben gefdjilöert. Bei öen erflen Klängen öes Cljorals, im fc^lidjten tpeif en ZHorgengeujanö, öen (Crinfbcdjer in öer f)anö, erfdjien Königin Cuife am Brunnen. Sie pflegte öie Staljlqueüc mit etwas €fekmildj $u trinfen unö öabei fleifig fpasieren 5U geljen; bcnn an^Itenöe Betpegung im ^Jreien fyxttt t)ufelanö $ur grofen (Genugtuung öes Königs por allem empfoljlen. Um \0 tll?r ipuröe unter öen Cinöen an langen (Eiferen in großer (ßefellfdjaft bas ßvnii\tüd eingenommen, $u öem eine öer ^ürftlidjfeiten oöer audj ein beftimmter Kreis öer (ßefellfdjaft einsulaöen pflegte. Dann baöete öie Königin unö nadf tixvyt Huljc untemaljm fie, meift 5U pferöe, ipieöer in größerer (ßefeüfdjaft, einen 21usflug in Pyrmonts Umgegenö, nac^ öem ^Jrieöenstale, auf öen Königsberg, $um HJalöecffdjen Sdjiof , oöer tpoljin fonft bas fc^n'e JPetter locfte unö (ßraf Bemftorff, meift Cciter öiefer 21usflüge, öie (ßefellfcf^aft fül^rte. Xladf öer Hucffet^r tpuröe 5U ZTTittag gcfpeift. (Segen 2tbenö pereinigte man ftc^ im Kurfaal $um (Cee, wobei audj Heine f)a$aröfpiele nidjt ausgefdjioffen tparen; seitig wuröe 5U Tlbznb gegeffen unö seitig öie Hulje gefudjt. 3utt>eilcn aber gab es aucf; Konserte unö Bälle; unö öie Königin felbft, nacf^öem f^ufelanö es geftattet, t^at ftd? am tCanse beteiligt.

JPir befii^en für öiefe tCage nodj eine anmutige Sdjilöerung öer Königin; eine aölige Dame aus £)annoper l?at fte aufgejeic^net, öie \806 in Pyrmont tpar, ^9 2^l)xe fpäter

Bnic^ mit ^ranfretc^

b<xs Bab nrieöer befucf^tc unb babei i^re (Erinnerunsen an Me Köntstn auffrifd^te. ^Vönigin Cuifc/' fo etiätfÜ ftc, „trug, wie 6ie junge (ßrofffirflin, mit 6er fie gern gan$ gleich nxir, ein tpeifes flores (Scwanb, öeffen Saum unö (ßflrtel leichte Silberfticferei 5ecfte; tpeif un6 ftibemes ^anb im ffaat, einen Strauf pon 0rangenbliUen un6 Höfen. 3Ifre SäfönlfM, n>enngleid; pon ipeic^fter ^rauenmilöe unö voavm belebt von ben fcf^önften färben unö 5em feelenpoUen ^nsbxud 6er fonnigen 2Iugen, Ijattc etmos Stotuengleic^es, etiMS öurc^ous Unperblic^es; eine Sc^nljeit, von öer We Slflte 6er 3ugen6 ^iniDeggefireift n>er6en fonnte^ o^ne fte 5u perringem. Ceife tPel^mut . . . umgab, tpenn fie fc^tpieg, i^ren fflfen IRunö, uberfcf^Ieierte 6ie Ieucf;ten6en 2(ugen; nichts aber glic^ i^rem lächeln, i^rer ^I6feligen ;freun6lic^feit, ipenn {te fpracf;. Den fyxttz ein lieblich (B^dfid umfangen, 6er eines IDortes Pon i^r ftc^ räumen fonnte . . Königin Cuife tpar immer pon engelgleic^ tfulb unb £)erablaffung, nidjt allein für 6ie Kreife, 6ie sunäc^p fte umgaben, nein, für alle'' . . Sie fa^ 6ann 6ie Königin eines 2tben6s beim Sali im KurfaaL „^ fa^ pe tansen . . Sie fcf^oebte 6a^in, nic^t n>ie eine Staubgeborene, un6 nieman6 tpare erftaunt getpefen, Ifätte fte i^r ^Ifigelpaar plöfflxdi entfaUet" . . .

Cuife füllte ftd; unen6Iic^ n>o^l in 6en ^teren (Senflffen 6iefe5 jtpanglofen Ba6e» lebens; langfam famen i^r 6ie perlorenen Kräfte nrie6er, 6eren pe baI6 fo 6ringen6 be6ärfen foUte. Qätte nur 6ie leiMge PoHtif nic^t auc^ ^ier nrie6er in 6as fonnige (B\&d buntlt Scffatten gen>orfen. Die Königin, mir tpiffen es aus i^rer llnterre6ung mit 6em Qersog pon 3raunfcf;n>eig, feinte pd; unausfprec^Iic^ nacf; Hul^e. 3^^ ^t i^Q^n Hapoleon blieb immer 6er gleid^; aber 6er ZDunfcf; nac^ ^rie6en ringsum ubertpog 6oc^ je6e fob^ £ei6enfd;aft. (Es OHtr gans in il^rem Sinne un6 I^e i^ren PoUen BeifaU, n>enn König 5rie6ridj IDil^Im, 6er fonp nidjt gera6e gern 5ur 5e6cr griff, „in einem 2(nfaQ politifd^ tJcrpe", wie er felbp fagt, 6em rufpfc^en Kaifer 6amab ausführlich 6en pian entipicfelte, 6er feinen eigenften politifcf^en <0e6anfen in pcf; fc^Iof : ZTIan foUe Hu^e ^Iten un6 6en übermäcf^tigen ^ransofenfaifer 6urc^ anfc^nen6e Hepgnation in Sic^er^t wiegen, um in 6er Stille alle Kräfte 5U einer umfaPen6en Koalition be6äcf;tig 5U fammeln. Königin Cuife lobte 6ie Denffdjrift 6es Königs als 6as IDerf „feiner ^n6, feines tfctyns un6 feines ©eipes"; pe ermunterte i^n, fo fortsufa^ren un6 über^upt mdfv Selbftpertrauen $u foffen^ 6as allein i^m fe^le.

XDie ipenig aber fannten bei6e i^ren (ßegner, n>enn pc emplic^ glaubten, 6af er il^nen 6a$u 5^*it I^ffcn wcvbcl H)äljren6 Cuife noc^ in Pyrmont weilte, Ijörte man pon 6en llmwälsungen, 6ie pd; in Deutfc^lan6 porbereiteten; man erfuhr auc^, 6af Ztopoleon Sad^m un6 Reffen, 6eren ^uge^rigfeit $ur preufifc^en 3w*«^''^*"^*>^**^ bis^ ftds af«<*»*** "r^.

an ftc^ 5u stehen fucf^e. Pott preuftfcf^er Seite tttufte öetn etttgegensearbeitet tperöett* Kötiism Cutfe felbft ^tclt es für angesetgt, gegeti 6eti Kurfüirfteti poti ^effeti, öen jte 5U einem Sefudje in Pyrrnont peranlafte^ Me ßebensipüröige $u fpielen^ utn, wie jte fagte, 6em König „einen ^reunö tnit 25000 Klann 5U erfyilten". Der König billigte bas tfidilidf, obgleich er itn flbrigen tpflnfcf^te, 6af 6ie Königin itn 3ntereffe i^rer (Befunö^eit 6er Politif ftc^ tnöglicf^ft fem ^Ite.

Tirxdi Me innerpolitifcf^en Beilegungen in Preufen trugen i^re Unruhe bb nadf Pyrmont. Steitts Denffc^rift gegen Me Kabinettsregierung nnir, n>ie mir utis erinnern, nic^t an 6en König gelangt. Da nal^m Qaröenberg fic^ 6er ISacf^e an. Unb tfödf^ be^ 5eic^nen6 fflr 6ie 6amaUgen ^n^t&nbe in Preufen nne fflr 6ie Stellung 6er Königin ift es, in welcher IDeife 6as gefc^a^. Tlndj ^r6enberg per5n>eifelte 6aran, auf 6en König, mit 6em er 6oc^ nac^ feinem Hflcftritt in na^en Besie^ungen geblieben mar, unmittelbar 5U n>irfen; aucf; er glaubte 6ie Dermittelung 6er Königin nic^t entbehren 5U fönnen. (Er Q>an6te fic^ an 6en preufifcf^en <0efan6ten in Kaffel, 6en dürften IDittgenftein, 6er ftc^ gleichfalls 6amals in Pyrmont auffielt, um 6urcf; i^n 6en Hat un6 6ie Unterftu^ung 6er Königin ju erlangen. Der König, fo erflärte er i^m, fe^e 6ie „traurige, fdjimpflidje un6 gefährliche läge" nic^t, 6ie feine Hatgeber il^m perfcf^Ieierten; auf 6er „richtigen (Einficf^t, 6em Patriotismus un6 6em €Ijrgefu^I" 6er Königin allein beruhe noctj 6ie einsige £)offnung. JPie foüe man 6em König Me Sadfe porftcllen, 6er HJa^r^ bei i^m (Eingang perfc^affen? Sollen mehrere es sugleicf; tun o6er einselne? Iln6 wann? lieber alle 6iefe fragen follte Me Königin entfcljei6en. Der IRat 6er Königin entfpradj 6en X?orfdjIdgen ^ar6enbergs; in einem Punfte aber ging fte über 6efren 2(nftcf;ten hinaus 06er pielme^r trat i^nen gera6e5u entgegen. Sie empfahl, n>ie IDittgenftein an £)ar6enberg fcf^rieb, 6em König 6ie Sad^ in einem 2(uffai^ fdjriftlidj porsupellen, 6en mehrere, audj „2Hdnner pon (ßen>idjt bei 6em ZTRIitär" unterfd^reiben foUten; aber fie riet, aucf; tfauQwiti mit jur Unterseic^nung ^eran5U5ie^en, un6 perfpradj, 6en (ßrafen felbft 6afür 3U getpinnen, nne fie überhaupt im ftillen n>irfen iper6e. Der per^afte Hame 6es (ßrafen ^augu^ii^ genfigte, um ^ar6enberg ab* 5ufcf;recfen; er lief 6en <0e6anfen einer (Eingabe an 6en König fallen, 6er 6ann erft fpäter, ipie vcAv fe^en a)er6en, aber o^ne 2TKtn>irfung 6er Königin, Pon an6erer Seite n>ie6er auf== genommen un6 peripirflic^t ipur6e.

^nswifdjen ging 6ie ffir Pyrmont urfprönglic^ in Jtusftc^t genommene ^At 5U (En6e. Königin Cuife, nne es fdjeint, n>are nic^t ungern in 6em 23a6e, in 6em fte (ßenefung gefudjt un6 u)enigftens Beffcrung gefun6en, noctj länger geblieben. 2(IIe Kräfte, 6ie pe 6ort gewinne, follten 6oc^ nur, ipie fie perftdjerte, 6em Dienfte 6es Königs genn6met n>er6en, „foUten i^m

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Brnc^ mit ^franfretd;

tragen ^Ifcit, xvas öcr ^inimcl i^m bcfdjicöen fyibe''. „3^/ "^^*" ^rcunö/' fdjrieb fte tljm fransSftfc^, „meine t^ingabc an Didj tft ohnegleichen, 6ann fommen meine Kinöer unö 6er Staat unö" fo fäljrt fie öeutfdj fort „mein leben tft nichts, u>enn tc^ €udj glflcfltc^ madjcn Knnte, wenn nur ein Dorteil fflr Didj, mein befter ^reunö, öaraus entftel^en fönnte . 3^ ^^^ ^" Deinem f^ersen un6 gottlob in Deinem fersen auf enng Deine Cuife." Sie regte felbft an, 6af auc^ 6er König nac^ Pyrniont fommen möge, un6 6er König n>äre fel^r geneigt 6a5u geipefen. Das mflfige 3a6eleben mit feiner ^ttHingloftgfeit n>ar gan$ nadj feinem (ßefdjmacf . 3n Pots6am un6 (E^rlottenburg Iangn>eilte er fidj oljne feine (ßema^Iin fürc^tcrlidj. „3^ "^"S ausfeljen, »ie 6ie pcrförperte un6 !Pan6eIn6e Cange« n>cile, n>enn ic^ mic^ in 6en (Barten fc^Ieppe^', fcf^rieb er felbft. (Er las 6ie i^m 6amals übergebenen Briefe ^rie6ric^s 6es (Brogen an 6en tbm perftorbenen I^ersog ;f rie6ric^ 2(ugu{i r>on 23raunfdjn>eig*=®els un6 fdjrieb auc^ für feine (ßemaljlin intereffantc Stellen 6araus ab. (Er fucf^te ^ct^txcnnnQ in tpeiten Spasierritten un6 im tCI^eater, tpo er ^ac^rias IDemers „IDei^ 6er Kraft", 6as Cut^crftflcf, 6as 6amals in Berlin grofes ituffeljen madjte, anijörte, aber auc^ Ballette un6 (Cänscrinnen ben>un6ertc. Die austt>artige Politif mit i^ren X?er* n>icfelungen, 6ie unrul^igen Hac^bam, Hapoleon un6 6er fcf;n>e6ifd;e ;;Don Quifote'', tmiren il^m fo laftig n>ie je. 3^^^^^^^?^" M^^ ^^ ^^ (ßefül^l pon 6em (Cmft 6er ^eit, 6er tl^m eine Entfernung nic^t geftattete, un6 Cuife mugte ftc^ 5ur HficTfel^r entfcf^Iiegen, 6a fte 6oc^ am (Beburtstage il^res (ßemal^Is nicf^t fehlen 6urfte.

So perlieg 6ie Königin am 29.3uli Pyrntont, gefräftigt, im beften IDoIjIfein, wie fie fdjreibt, poU Dan! gegen (ßott. llntenpegs, in 2nag6eburg, erijielt fte einen Brief 6es Königs, 6or il?r 6ie Hadjridjt pom 2(bfd;Iuf 6es HIjeinbun6es beftätigte, 6ie fdjon 6ie (ßcfellfdjaft in Pyrmont in Beftürjung perfekt l?atte. „Das fann nidjt fo bleiben," meinte £uifc, „ZTapoIeon ift ein €Ien6€r." €inige itleilcn por Pots6am fant il?r 6er (Bemal^I entgegen, nidjt oljne nadj feiner IDeife porljer pdj jc6e „(n?eatcrf$cnc" bei 6cr Begrufung perbeten 5u traben. „Du bift un6 bicibft 6od) 6as licbftc, was id) auf (Er6en I^be," ifOlU er iljr eben nodj ntit IDatjrljeit 6eutfdj gefdjriebcn; aber feine (ßcfül?Ic $u soigen, gar por an6crcn 5u seigcn, wäre il^nt ein unmöglicf^er (0o6anfc getpefcn. Tim \, 2tuguft na^m 6a$ föniglidje Paar tpic6er im (Eljarlottenburgcr Schlöffe IDoIjnung, 6offen fan6igen Porplo^ 6cr König 5ur grojgcn ^rcu6e 6cr Königin in einen fdjönen Kafcnplafe ^tte penpan6eln laffen. Dort tt>ur6e audj .am 5. 2luguft 6er (ßeburtstag 6cs Königs gefeiert, f^öfifdjer (ßlan5, ^Jeftmafjl, 3<initfcbarenntufif es fdjien alles wie fonft, wie int 3^^re 5UPor. 21 Hein über allen 2Inwcfen6cn einer 6apon, prin$ Couis Jer6inan6, bat 6ie Stimmung c^efd)tl6crt lag 6iesmal ein (ßefül^l 6rücfen6er Scf^wüle, 6as namentlid; bei 6em Köni^i

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Cafcl ^5

A'Sli

bcmerfbar »uröe. 3^^^^ bcunruljigenöcr nnb bcöroljlidjcr lauteten 6ie XiadjndiUn von öcit Umipälsungen im Heidje, von 6en Beilegungen 6er fransöftfdjcn (Truppen, 6en planen Hapoleons nur wenige (Tage fpäter unö aus öiefen öumpfen Beforgniffen entfprang ein Cntfdjiuf von perljdngnispoüfter tCragmeite.

IDir fte^en por 6en Dermicfelungen, Me $um Kriege pon \806 unö 5um ^u^ammtn^ brudj 6es alten Preufen führten; wir muffen iljrer näljer geöenfen, obgleich Königin Cuife gar feinen unmittelbaren 2tnteil öaran geljabt fyd, oöer pielme^r eben, um 5U seigen, wie bas (ßefdjicf Preufens fic^ gan$ o^ne iljr ^uinn poUenöen follte.

Die 2Illian5 mit ^ranfreic^, 6ie 6em preufifdjen Staate fc^were ®pfer in territorialer, fommersieller un6 politifc^er £)in{tcf;t auferlegte un6 bas 2(nfe^en Preufens im eigenen Canöe wie in 6er gansen VOtÜ tief IjerabwürMgte, Ijatte als einsige Cntfdjäöigung 6en Per$idjt ^Jranfreidjs auf f^annoper 5ur ^olge geljabt. IDenn man aber öurdj Me €nU fernung 6er fransöfifdjen (Truppen aus £)annoper öen Beörängniffen Preufens ein Cnöe 5u macf^en geglaubt ^atte, fo ftellte fic^ 6ies bal6 als eine (Taufc^ung l^eraus. 3mmer nodf war Deutfdjlanö pon fransöftfdjen (Truppen überflutet, öcren ^"'^öcf sieljung pon preufifc^er Seite wieöerljolt unö 6ringen6, ftets aber pergeblidj angeregt wuröc. (Es waren gerate Me (ßebiete, öeren Derteibigung gegen ^Jranfreidj Preufen ^tte aufgeben muffen, Sfi66eutfc^lanö unö 6er Hieöerrljein, Pon wo öiefe (Truppenan^äufungen preuf en unbequem würben. Die persögerte 2Iusfüljrung einiger Seftimmungen 6es fransöftfc^^^öfterreidjifdjen ;Jrie6ens bilöete für Zlapoleon einen willfommenen Dorwanö, öen gröften (Teil feiner (Truppen in Sü66eutfdjlan6 5urücf5ulaffen, um fie auf fremöe Koften 5U emäljren un6 3ugleid; jeöem möglicfjen tPiöerftanö gegen Me Umgeftaltung Deutfcfjlanös porsubeugen. 3n Sd)wabcn, Bayern, Salsburg, €idjfte6t ftanöen fran$öftfdje Korps unter Cannes, Soult, Hey un6 Dapout. ^üt Prcuf en befonöers empfinölidj war Me 2tnwefenljcit 6er ;Jran$ofen in 2tnsbadj unö öer ©berpfals; 6er Drucf iljrer (ßegenwart macfjte fidj in Bayreuth un6 bis nadj Sadjfen Ijin füljlbar* Hidjt minöer läftig wuröen fte am Hieöcrr^ein, wo fte in IDefel, bas ZTapoleon gleidj nadj 6er itbtretung 6urdj Prcufen mit ^ranfreidj pereinigt t?atte, einen neuen Stü^punft fan6en, Sdfon 2Infang 3"ß W^" ^^ Uebergewidjt 6er fran3öfifdjen (Truppen an ben preufifc^en (ßren$en fo 6roljen6 un6 fo gefäljrlidj, 6af man in Berlin im tiefften (Beljeimnis 6ie Hotwen6igfeit militärifdjer Sc^u^porfeljrungen erörterte.

Die Beforgniffe 6er preufifdjen Staatsmänner wur6en noc^ 6urdj 6ie £age 6er curopäifdjen Politif unö 6er 6eutfdjen itngelegenljeiten gefteigert. ITlan wufte, 6af wie $wifdjen ^Jranfreidj un6 Huflan6, audj swifdjen ^ranfreidj un6 €nglan6 über einen ^rie6enspertrag perl?an6elt wuröc, JPie nun, wenn €nglan6 6ie Hücfgabe t^annopers sur

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unumganglicf^en Beöinguns machte nnb ^ranfreic^ tro^ aller Vetttä^e öarauf einging? Unb in 6er tCat: gletc^ nadf 6er 2(nfunft eines englifd^n Unter^nölers in poris t^ief es, 6af 5er König pon (Englanö fein Kurffirftentum suräcfperlonge unö Preufen es Q>eröe {^ausgeben muffen. So ersäl^tte man fic^ in Berlin, unö fo ^5rte man auc^ in Pyrmont, ^u gleicher ^eit erfuhr man pon 5en Per^nMungen ^ranfreic^s mit einer 2(n5a^l öeutfc^er StaaUn über öen 2(bfc^Iug eines Sonöerbunöes aufer^lb 6es 6eutfc^ Heic^sperbanöes. Preuf en, bas 6ie fü66eutfc^en Stänöe felbfl 6er Por^errfc^aft ^ranfreic^ preisgegeben Ifatte, fonnte an ftcf; einem folcf^en Sun6e nic^t mifrerfprec^en; aber 6ie militärifc^ Uebermacf^t Hapoleons in Deutfc^Ianö 50g 6oc^ 6em (Einfluffe Preuf ens auc^ in Horööeutfc^ lanö immer engere 5cf;ranfen un6 fc^ien 6ie Hegemonie ^ranfreic^ auc^ Aber Reffen, Sachen unö felbft Me Qanfaftäöte porsubereiten. £)ier aber fanö bas ^uräcfmeic^en Preufens ein (&t6c: in 6er Beöro^ung 6er nor66eutfdjen Staube falj (ßraf f^augipi^ einen 2(ngriff auf 6ie Cyiftens Preuf ens,

(Eigentumlic^enpeife fc^ien gera6e 6urcf; 6ie (SntnHcfelung 6er 6eutfc^en 2(ngelegenl^ten 6er Brucf; jmifd^n ^ranfreic^ un6 Preufen, 6er 2(nfang 3uli 6ro^n6 na^ nnir, no<^ permie6en n>er6en 5U follen. Um 6ie ZTlitte 3uli n>ur6e pon fransSfifc^ Seite 6er preugifc^en Hegierung 6ie ZTIitteilung gemacht, 6af 6er 2(bfd;luf 6es neuen H(^nbun6es unmittelbar beporfie^. Unter leb^ften Beteuerungen feines IDo^ImoUens un6 feiner Sun6esfreun6Iic^feit un6 mit 6er Perfic^erung, 6af er niemals in 6ie Hücfgabe Qannopers ipilligen tper6e, Iu6 Hapoleon Prcufen ein, aucf; feinerfeits mit 6en nor66eutfc^en Stän6en einen ä^nlic^ Sun6 ab$ufc^Iief en. 3n Serlin na^m man 6iefe (Eröffnungen freun6Iic^ auf, um fo me^, 6a 6er (0e6anfe eines Hor66eutfc^en Sun6es immer ein £ieblingsge6anfe 6es Cfrofen £)augn:)i^ nxir, mit 6em er fic^ auc^ in 6en le^en ZTIonaten Q>ie6er befcf^äftigt ^tte un6 6e|fen Derurirflidjung er je^ fofort nd^er trat, (ßleidj am tCage naii (Empfang 6er fran$öftfdjcn 2Iuffor6crung, am 23.3uli, begann er 6ie Per^n6Iungen mit Kurfac^fen unö Kur^ffcn. „Der neue Sun6," fo fdjrieb 6er König felbft 6em ^ersog pon 3raunfc^n>eig, „foU nadj meinen 2^ce\\ fein an6eres ^ul fyxhm, als X?ertei6igung un6 gemeinfame Sidfet* Ifcxt 2llle foUcn für alle einfte^n." ZHan fürdjtete a>of?l noc^ 6ie nalic ZHöglic^feit eines neuen ^u^amm^n^io^es 5n>ifc^en ^ranfreidj un6 ©efterreidj; 6er eigenen Beforgniffe ^elt man ftcf; für 6cn 2(ugenblicf fiber^ben. 3^ ^^^ ^^ue 0r6nung 6er Dinge in Deutfc^kmö fan6 man ftcf; unfcf;n>er, obgleicf; 6er König perfönlic^ 6urc^ 6ie 6abei erfolgte Beraubung feines Sd^nnigerS; 6es Prin$en pon 0ranien^^ul6a, empfin61ic^ berührt Q>ur6e; 6ie tatf&^lic^ 2Iuflöfung 6cs Deutfc^n Heidjes, aus 6em Preufen felbfl fic^ längp me^ un6 m^b- los* gelöft iKitte, n^ur6e in Berlin im allgemeinen n>enia b^^nerft un6 ^nnm b^tkiuKti Der

Bru(^ mit f raiifretc^

Horööeutfdjc 3un6 fdjtcn 6ic prcufifdjcn Sonöcrintcrcffen ^inrcidjenö 5U ftdjem. ®^nc öcs* ^alb 6as ZHif trauen gegen Me napoleonifdje Politif gan$ aufsugeben, ^ffte man 6oc^ öurc^ fefle 2tbgren5ung 6er beiöerfeitigen 3"t«reffenfreife 5U einem ruhigen un6 felbft freunöfc^aft* liefen Perl^Itnts 6er beiöen SiaoXtx^ gelangen 5U fonnen. 27ac^5em Me ^ransofen aus ^nnoper perördngt un6 öamit 6te Urfacf^e pteler 5cf;nnerigfeiten 6er legten 3^^re befettigt n>ar, foUte es nidjt mögltdj fein, öie Politif rK>n \795 un6 (796 erfolgreich ipieöer auf^^ Sune^men unö öie Hu^e un6 Heutralitat Horööeutfc^lanös un6 öamit auc^ Preuf ens auf öie Dauer ficf^er 5U ftellen?

(Ein £)inöemis aber ftanö einer folc^en frieölicf^en (Enhmcfelung nac^ ipie por entgegen: im IDeften ipie im 5ä6en fa^ ftc^ Preuf en pon überlegenen franjöftfcf^en Streitfräften um^* flammert, öie bei je6em 2(nfc^ein eines ^enpflrfniffes preuf en im erften 2(nlauf flbenpältigen fonnten. JPar 6abei eine freie Cntfdjliefung, eine felbftänöige politif 6enfbar? Durfte tnan ^offen, Me Heubegrunöung 6es Syftems 6er nor66eutfc^en Heutralität unter 6em Drucf e foldjer f^eeresmaffen ungeftSrt 6urc^ffl^ren 5U fönnen? (Eben Pon 6iefen (Truppen famen je^ Hacf^ricf^ten, nac^ 6enen 6ie fc^on geplante 2(nor6nung militdrifc^er Sc^u^mafregeln ot^ne emfte <0efä^r6ung 6es SioaXts nicf^t länger auffc^iebbar erfcf^ien.

2(us IDeftfalen meI6ete (ßeneral Bläc^er Pon 6er auffälligen Perftorf ung 6er fransöfifc^en (ßamifon in JPefel, Pon 6er gufammenjie^ung eines tCruppenforps pon ^0000 TXiann a^^ 6er Cippe, eines an6eren bei DflffeI6orf; er fflgte ^inju, alle 6iefe Ztlafregeln fönnten nur gegen Preufen gerichtet fein, 6em man Me <0raffc^aft Ztlarf un6 gans JPeftfalen neljmen tpolle. 2Ius Hegensburg berichtete 6er preufifc^e (0efan6te am Heic^tage pon 6er ununter^^ brod^enen Perme^rung 6er fransöfifc^en (Truppen in 5u66eutfc^Ian6; flberall fprec^e man pon 6em beporfte^en6en lDie6erausbruc^ 6es Krieges. IDenn er es 6abei stpeifel^aft lief, ob ftdj 6ie Ben>egungen 6er ^ranjofen gegen Preufen 06er gegen ©efterreic^ ridjteten, fo mel6ete 6er (0efan6te in ZTIünc^en bestimmter, 6af nac^ einer in Bayern allgemein per^ breiteten 2Infidjt Me ^ransofen gegen Saä\S!tx\, un6 Preufen porrflcfen un6 n>ie itnsbac^ aucf; Bayreuth 6em preufifcf^en Staate entreifen Q>flr6en. Pon Dres6en felbft Q>ur6en Befflrdjtungen por einem plS^Iic^en (Einmarfdj 6er ^ransofen berichtet

2(Ue 6iefe Hac^ric^ten Aber 6ie Belegungen 6er franjöftfc^en (Truppen, sufammen mit 6en immer beftimmter auftreten6en (ßeräc^ten Aber 6ie 2(bftcf;ten ZTIurats gegen 6ie (ßraffdjaft ZlTarf, Ißix^tv^s gegen Bayreuth, muften 6urc^ i^r gleichseitiges (Eintreffen in 6en erften (Tagen 6es 2(uguft \806 fdjn>ere Beunruhigung in Berlin Ijerporrufen* 3n6em man aber noc^ fcf^nninfte, ob man eine gegen Preufen 06er gegen 0efterreicf; gericf^tete 2(bftc^t anne^en folle, lief pon 6er preufifc^en (0efan6tfc^ft in Paris 6te Hacf^ricf^t ein,

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6af nadf 5er ZlTittcilung eines englifcf^en Diplomaten Hapoleon 6en Cnglänöem Me Häcfgabe £)annopers sugefagt ^be. Dontit fcf^ien öie läge geflart: es mar nicf^t me^r Sipcifel^aft, 6af 6ie fransöfifc^en (Truppen beftimmt feien, Preuf en einen neuen Vertrag unö neue 0pfer aufsunöHgen. (ßraf tfauQwxi^, 6er 6ie Urfacf^e 6er ungünftigen politifcf^en Stellung preufens fc^n immer in feiner ntilitärifcf^en Sdiwädfc gegenüber ^ranfreicf; erfannt Ifattz, empfaljl je^, was er bereits bei 6en Krifen 6er preufifdjen Politif in 6en 3^^ren \803 un6 \80^ empfoljlen Ifattc: er riet 6em König, auc^ feinerfeits militärifdje Haftungen por* Sunet^mcn, um auf alle ZUdglid^feiten porbereitet 5U fein. Kdnig 5rie6ricf; tPiU^lm, 6er ftdj 6er übereilten 2lbrüftung im Januar un6 iljrer perI?ängnisi>oUen folgen erinnerte un6 6en jci^t befon6ers 6ie Hadjridjt über 6ie 6ro^n6e Hücfgabe £)annopers erbittert $u fyd>m fcf^eint, ging auf 6en 2?orfd;Iag feines ZTlinifters ein: unter 6em 9. 2(uguft Q>ur6en 6ie Sefcljic erlaffen, n>eldje 6en größten tCeil 6er preugifc^en (Truppen auf Kriegsfug festen un6 ifjnen sugleic^ 6ie Stellungen anipiefen, aus 6enen fie einem 2tngriff 6er ^ransofen pom Hie6errl;ein 06er pon Su66eutfc^Ian6 ^er entgegentreten fonnten; 6enn nicf^t auf einen Brudj 06er gar auf einen Krieg mit ^ranfreic^ war es junädjft abgefeljen: nur gegen einen plö^Iicf^en Ueberfall, auf 6en alles t)in5u6euten fc^ien, n>oUte man fic^ ftc^er ftellen; nur6em SwawQi einer militärifc^en Demonftration tPoUte man nicf^t Q>ie6er tpaffenlos erliegen.

Diefe Haftungen, 6eren itnlaf un6 ^^^ecf nur wenigen befannt ipur6en, erregten in Serlin um fo größeres 21uffeljen, als pe offenfun6ig pon 6en bisherigen Vertretern 6er 2Illian$ mit ^franfreidj ausgingen. 3" ^^" Kreifcn 6er Patrioten, 6ie mit oben fcf;il6erien, war es nidjt unbcfannt, 6ag gera6e f^augwi^ auf 6ie (Ergreifung militarifdjer Dorftdjts* maßregeln am meiften fjinge6rängt lyattc. Dcnnodj glaubte man aufs neue gegen 6en leiten6cn ilTinifter un6 6ie Kabinettsräte porgeljen 5U muffen, un6 $n:>ar Ijauptfädjlic^, weil man fürchtete, 6as Verbleiben 6iefcr ITlänner in iljren 2Iemtcrn iper6e nidjt blog 6en patriotifd;en 2tuffd;wung in Preugen Idiomen, fon6ern aud; 6ie befreun6eten Hegierungen mit ilTigtrauen erfüllen un6 pon tatfräftiger llntcrftü^ung $urücf^lten. (Eine neue (Ein* gäbe tt>ur6e pon 3ofjanncs IlTüller entn>orfen un6, wie 6ie Königin empfoljlen ^tte, Pon 6en prinscn, Stein u. a. unterseidjnet, 6em König am 2. September in C^rlottenburg 6urdj einen 2I6jutanten Hüdjels überreidjt. Sie porlangte eljrerbietig, aber beftimmt 6ie (Entfernung pon ^augwi^, £ombar6 un6 23eyme. König ^rie6rid) HJilljelm geriet, wie ftc^ 6enfen ld§t, 6urdj 6en in Preufen bisljer unerljörten Vorgang in lebl^ften Unwillen. €r warf 6en öittftellem por, 6ag fte felbft 6urdj iljr Verijalten 6ie öffentlidje IHeinung irre führten un6 6as fo notwen6ige Tertrauen 5ur Hegierung fdjwddjten, ta6elte 6en Ijerrfdjen6en Partei* geift, 6er 6en Verfall 6es l)aterlan6es Ijerbciföljren wer6e. un6 perb''* fiA flbriaen^ "^"r *»'

^ufunft „fe^r bcfttmmt" öcrartigc (Eingaben. Den in 6er Ztrmec öienenöen Prin$en befahl er, ftc^ fogleic^ auf i^re Poften $u perfügen. prins £ouis ^feröinanö bat pergeblic^ um 6ie Erlaubnis, ftc^ perfSnlic^ wm Könige perabfdjieöen $u öürfen; auc^ eine 2tu6ien$ bei 6er Königin »uröe i^m cenDeigert. üon Sc^Iof Bellepue aus na^m er Don i^r in einem Briefe 2tbfc^ie6, über 6em fdjon 6ie 2t^nung 6es na^en tCoöes fc^roebte. „^df fc^eiöe/' fo fdjrieb er 6er Königin, „mit 6em feften €ntfdjluf , mein Blut ffir 6en König un6 mein üaterlanö su pergiefen, öodj ot^ne 6ie Hoffnung, es retten 5U fönnen."

UMeöerum fyxt Königin £uife hierbei 6ie Hoffnungen 6er Patrioten enttäufc^en mfiffen* Sie iDar sugegen, als 6ie €ingabe 6er Prin$en 6em König überreidjt wnvbt, un6 wznn fie audj in tiefer Belegung i^re (Tränen 6abei nic^t Derbergen fonnte, fo unterlief fte 6oc^, n)ie man erwartet ^tte, auf 6en König im Sinne 6er Prin$en ein$un)irfen. IDar fte, wie it^re ©ber^ofmeifterin, 6er Ztnftdjt, 6af es 6o<^ alles nidjts nfi^en werbe? ©6er ift es richtig, n>as 6amals ptel ersä^lt un6 geglaubt n>ur6e, 6af , angeblich 6urc^ XDittgen^ ftein Dermittelt, eine Ztnnä^erung jnjifdjen i^r un6 6em (ßrafen ^augroi^ ftattgefun6en liaite? prin$effin £uife Ha6$in)ill perficijert in it^ren 2tuf$eicljnungen, (ßraf ^augroi^ t^abe {wie früt^er fdjon Beyme) 6em König porgefdjlagen, 6ie Königin 5U 6en politifdjen Be* ratungen t;eran$u$iet;en. €ine Beftdtigung für 6iefe Hadjridjt t;at fidj fonft nic^t gefun6en. (ßenrif ift aber, 6af Königin £uife gegenüber 6er (ßema^lin 6es Prin$en IDilljelm, 6er 6ie (Eingabe unterfc^rieben ^atte, 6en (ßrafen ^augroi^ pertei6igt tfot, wie fte auc^ bei 6em ruffifcljen (ßefdjäftsträger, (ßrafen Stacfelberg, für i^n eingetreten ift. Sie ^obe, fo fagte fte if?m, mefjr als an6ere Vorurteile gegen 6en ZHinifter gefjabt, allein er ijahe fidj in i^ren 2tugcn pöllig geredjtfertigt un6 i^r beriefen, 6af 6ie wrgefommenen ;f etiler gegen feinen 3,ai begangen feien, un6 fic^ 6abei auf 6en König berufen. „^augiDi^," fügte fre iDie6er^olt ^insu, „ift ein (gt^renmann un6 guter Patriot; idj f?abe it;m audj erlaubt, fo oft mit mir $u re6en, als er iDill." 3^ 6emfelben Sinne Ifat 6ie Königin in einem Sdjreiben gegen Kaifer 2tleyan6er felbft frdj ausgefprodjen. 2tllein gera6e ^ier erfafjren wir mit aller ^uperldfftgfeit, 6af 6ie Königin bei ifjrer 2?ertei6igung Don ^augroi^ im tpefentlic^en nur 6em beftimmten IDillen 6es Königs ftc^ gefügt Ifat, 6af fie aber iDenigftens 6ie Be$iefjungen Preußens $u 6en ;fein6en Itapoleons, Huflan6 un6 €nglan6, 6em €influf 6es ZlTinifters gän$liclj ent$ogen tpiffen iDollte. 3" 6enfelben (Tagen, tDO fte 6ie Unterre6ung mit (ßraf Stacfelberg ^atte, lief fte 6urclj ^ürft UMttgenftein 6em ruffrfdjen (ßefan6ten 2tlopeus eröffnen, 6af fie 6en Brief an Kaifer 2tleyan6er mit 6er Ztpologie für ^augroi^ nur auf aus6rücflicljen Befehl gefc^rieben fjabe un6 nur unter 6iefem (ßefic^tspunfte 5U betrachten bitte. Sie befenne fic^ nic^t $u 6en 6arin ausgefproc^enen 2tnfic^ten, tDÜnfc^e pielme^r, 6er Kaifer möge 6em König

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Brnc^ mit jranfretc^

tragen Ijclf cn, txxxs 6cr ^intmcl i^m befdjteöen fyxbt". „^, mein ^reunö/' fc^rieb ftc t^m franjSjtfdj, „meine Eingabe an Vidf tft ohnegleichen, öann fommen meine Kinöer unö 6er Staat un6" fo faljrt fte öeutfdj fort „mein leben ift nidjts, ipenn ic^ €udj glücflic^ machen tonnte, wenn nur ein Dorteil für Dic^, mein befter ^reunö, öaraus entfielen fSnnte . . 3c^ bin an Deinem ^erjcn unö gottlob in Deinem fersen auf enng Deine Cuife." Sic regte felbft an, 6af audj 6er König nadj Pynnont fommen möge, un6 6er König iDäre fet^r geneigt 6aju geiDefen. Das müfige Ba6eleben mit feiner 3o^"9l<>fis'^ nxxr gan5 nadj feinem (ßefd^macf. 3^ Pot56am un6 C^rlottenburg langtpeilte er fu^ o^ne feine (ßcmaljlin fürdjtcrlic^. „3dj muf ausfeilen, »ie 6ie pcrförperte un6 ipan6cln6e lange« iDeilc, ipcnn ic^ midj in 6en (Barten fdjieppe", fdjrieb er felbft. €r los 6ie i^m 6amal5 übergebcnen Briefe ;f rie6ric^5 6e5 (ßrof en an 6cn eben perftorbencn ^crsog ^ric6ridj 2(ugu{l pon Braunfcf}n>eig«=0el5 un6 fcf^rieb andf für feine (Bemal^Iin intereffantc Stellen 6araus ab* €r fudjte S^tftreuung in weiten Spajierritten un6 im tCf?eater, n>o er ^^djarios IDemers „IDcilje 6cr Kraft", 6as Cutljcrftflcf, 6as 6amals in Berlin grof es 2tuffeljen madjte, an^örte^ aber auc^ Ballette un6 Onjcrinnen beipun6erte. Die austpartige Politif ntit i^ren Per« ipicfelungen, 6ie unruljigcn Xladibavn, Hapoleon un6 6er fdjtpe6ifc^c „Don Qui^ote", tparen iljm fo Idftig ipie je. 3^"^^^^*" ^^^^ ^^ ^i" (ßefüljl pon 6em €mft 6er ^cxt, 6er i^m eine Entfernung nic^t geftattete, un6 Cuife ntuf te ftc^ 5ur Hucffe^r entfd^liefen, 6a fte 6oc^ am (ßeburtstage il^res (ßemal^ls nid^t feljlen 6urfte.

So pcrlief 6ie Königin am 29.3uli Pyrniont, gehäftigt, im beften IDo^lfein, ipie pc fc^reibt, poll Danf gegen (ßott. Untcru?egs, in 2nag6eburg, erijielt ftc einen Brief 6e5 Königs, 6cr il^r 6ie Had^ric^t pom 2lbfc^luf 6cs H{;einbun6cs bcftätigtc, 6ic fd^n 6ie (ßcfcllfdjaft in Pyrmont in Beftürsung perfekt t^atte. „Das fann nidjt fo bleiben," meinte £uifc, „ITapolcon ift ein €len6er." €inige 2Tleilcn por Pots6atn fatn ifjr 6cr (Bemalt entgegen, nidjt oljnc nadj feiner IDeife porljer ftc^ jc6e „tCljeaterf$cnc" bei 6cr Begrufung pcrbctcn $u Ijaben. „Du bift un6 blcibft 6odj 6as licbftc, ipas id) auf €r6cn Ijabc," I^tte er iljr eben nodj mit IPaljr^eit 6cutfc^ gefdjricbcn; aber feine (ßcfüljle 5U $etgen, gor por an6eren 5u seigen, ipäre il;m ein unmöglid;er <0e6anfe gcn>efen. 2lm \. 2Iuguft na^m 6as föniglidje Paar tt>ie6er im (Eljarlottenburger Sd)loffe IPo^nung, 6effen fan6igen Porpla^ 6er König 5ur großen ^reu6e 6er Königin in einen fdjöncn Safenplafe fyitic penpan6eln laffen. Dort wnvbc audj .am 5. Jluguft 6er (ßeburtstag 6es Königs gefeiert. I}öfifc^er Clans, ^eflmal^l, 3*i"i^f*^'^cnmufif es fdjien alles ipie fonft, wie im 3^fjre supor* 21 Hein über allen 2lntt>cfen6en einer 6apon, prinj £ouis Jer6indn6, fjat 6ie Stimntung aefd)il6ert lag 6iesmal ein (ßefüljl 6rucfen6er Sc^ipüle, 6as namenüidj bei 6em K^nia

bcmcrfbar iDuröc. 3^^^^^ beunruljigenöcr unö bcöro^lic^cr lauteten 6te Hadjrtc^ten von 6en UmiDäI$ungen im Heidje, von bm Bctpegungen 5er fransSftfdjen tCruppen, öen planen Hapoleons nur iDenige (Tage fpäter un6 aus öiefen öumpfen Beforgniffen entfprang ein (Entfc^luf von per^ängnbpollfter tUragipeite.

IDir ftefjen por 6en üermicfelungen, 6ie sunt Kriege von ^806 unö $um ^u^ammen^ bxnii 6es alten Prcufen füljrten; wir muffen iljrer näljer geöenfen, obgleich Königin Cuifc gar feinen unmittelbaren Jtnteil öaran gefjabt fyit, oöer pielmeljr eben, um $u seigen, »ie bas (ßefc^icf Preuf ens fic^ gan$ o^ne iljr ^utun pollenöen follte*

Die ZtUians mit ^franheidj, 6ie 6em preuf ifdjen Staatt fdjipere ©pfer in territorialer, fommer$ieller unö politifdjer ^inftdjt auferlegte unö bas 2tnfeljen Preufens im eigenen Canöe »ie in öer gansen IDelt tief fjerabipüröigte, ^atte als ein$ige €ntfcljäöigung öen üer$icljt ^ranfreidjs auf ^annoper $ur ^olge geljabt Wenn man aber öurdj öie €nfe» femung öer fran$5fifdjen (Truppen aus ^annoper öen Beörängniffen Preuf ens ein €nöe $u madjen geglaubt Ifaitc, fo ftellte ftdj öies balö als eine Cäufdjung t^eraus. 3mmer noc^ war Deutfdjlanö pon fran$5fifc^en (Truppen überflutet, öeren Snvndixcl}nnQ von preufifc^er Seite mieöerfjolt unö öringenö, ftets aber pergeblidj angeregt ipuröe. €s nxiren geraöe öie (ßebiete, öeren Perteiöigung gegen ^franfreic^ Preufen Ijatte aufgeben muffen, Süööeutfdjlanö unö öer Hieöerr^ein, Pon wo öiefe tTruppenanljdufungen Preuf en unbequem tt)uröen. Die persögerte Ztusffi^rung einiger Beftimmungen öes fransSfifc^^^öfterrcic^ifc^en ^rieöens bilöete ffir Itapoleon einen ipillfommenen Pormanö, öen grSften tTeil feiner (Truppen in Süööeutfdjlanö $urücf5ulaffen, um fte auf fremöe Koften $u emäljren unö 5ugleidj jeöem mSglidjen IDiöerftanö gegen öie Umgeftaltung Deutfdjlanös porsubeugen. 3n Sdjmaben, Bayern, Salsburg, €id?fteöt ftanöen fran$öflfclje Korps unter tanms, Soult, Xlcy unö Dapout. ^ür Preufen befonöers empfinölic^ wax öie Jtnmefenf^eit öer ^ran$ofen in 2tnsbadj unö öer ®bcrpfal$; öer Drucf ifjrer (ßegentpart madjte ftdj in Bayreuth unö bis nadj Sadjfen l)xn füljlbar. Hidjt minöer läftig muröen fie am Hieöerrljein, wo fie in IDefel, öas Hapoleon gleidj nad) öer Jlbtretung öurdj Preufen mit ^franfreidj pereinigt iiatU, einen neuen Stü^punft fanöen, Sdfon Ztnfang 3"'^ fc^ien öos Uebergemidjt öer fransöfifdjen (Truppen an öen preufifc^en (ßren$en fo öroljenö unö fo gefdljrlidj, öaf man in Berlin im tiefften (ßet^eimnis öie Hotipenöigfeit militärifdjer Sdju^porfeljrungen erörterte.

Die Beforgniffe öer preufifdjen Staatsmänner ipuröen noc^ öurdj öie Cage öer europäifdjen Politif unö öer öeutfdjen Ztngelegentjeiten gefteigert. ZTTan mufte, öaf wk $tt)ifdjen ^ranfreidj unö Huflanö, audj smifdjen ^ranfreidj unö €nglanö über einen ^rieöenspertrag perfymöelt ipuröe, IDie nun, wenn €nglanö öie Hücfgabe ^annopers $ur

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unumgänglichen Bebtngung madftt nnb ^ranfretc^ tro^ aller Perträge öorauf einging? Unb in 6er fCati gleicf^ nadf 6er 2Infunft eines englifc^n Unter^än6Ier5 in Paris ^ief eS/ 6af 6er König x>on £nglan6 fein liurfürftentum 5urflch>erlange un6 Preufen es n>er6e ^rausgeben muffen. So ersä^lte man ftcf^ in Berlin ^ un6 fo ^drte man auc^ in PYrmont* 3" gleicher ^tii erfuhr man von 6en I?er^6lungen ^ranfreic^s mit einer 2Inja^l 6eutfcf}er Staaten über 6en 2(bfc^luf eines Son6erbun6es auf er^lb 6es 6eutf(^ Heicljsperban6e5. Preufen, 6as 6ie fu66eutfcljen Stän6e felbfl 6er Por^errfdjaft ^ranfreic^ preisgegeben ^atte, fonntc an fidj einem folc^n Bun6e nic^t »i6erfprec^n; aber 6ie militärifc^ Uebermac^t Hapoleons in Deutfc^lan6 jog 6oc^ 6em (Einftuffe Preuf ens auc^ in Hor66eutfc^ lan6 immer engere Sc^ranfen un6 fdjien 6ie Hegemonie ^ranfreic^ auc^ über ^effen^ Sac^fen un6 felbft 6ie ^anfapä6te wrsubereitcn. ^ier aber fan6 6as ^nvüdwcxiim Preufens ein (&t6e: in 6er Be6ro^ung 6er nor66eutfc^en Stän6e fal; (ßraf Qaugn>i^ einen 2Ingriff auf 6ie (gyiftenj Preufens.

(Eigentämlicf}em>eife fcf^ien gera6e buvdf 6ie (Entancfelung 6er 6eutfc^en 2Ingelegen^ten 6er Bruc^ jmifc^n ^ranfreicf^ un6 Preufen, 6er 2(nfang 3uli 6ro^6 nalft wax, nodf permie6en tt>er6en $u follen* Um 6ie Zliitte 3uli n)ur6e iK)n fransSftfc^ Seite 6er preufifc^ Hegierung 6ie ITlitteilung gemacht, 6af 6er 2(bfcf}luf 6es neuen Hl^bun6es unmittelbar beiDorfte^. Unter lebhaften Beteuerungen feines lDo^ln>onens un6 feiner Bun6esfreun6lic^fett un6 mit 6er Perfic^rung, 6af er niemals in 6ie Hflcfgabe {^nopers miliigen n>er6e, lu6 Hapoleon Preufen ein, audj feinerfeits mit 6en nor66eutfd}en Stän6en einen ä^nlic^ Bun6 absufc^lief en. 3n Berlin na^m man 6icfe (Eröffnungen freun6lic^ auf, um fo me^^ 6a 6er (SebanU eines Hor66eutfcf}en Bun6es immer ein £ieblingsge6anfe 6es <0rafen Sfangwü^ wax, mit 6em er fic^ andj in 6en le^en ZTTonaten n>ie6er befc^äftigt fyittt unb 6effen Demnrflic^ung er je^ fofort nä^r trat, (ßleidj am tCage naii (gmpfang 6er fransSftfdjcn 2luffor6erung, am 23.3"ß/ begann er 6ie I?er^n6lungen mit Kurfac^fen un6 Kur^ffen. „Der neue Bun6," fo fdjrieb 6er König felbp 6em ^ersog pon Braunfc^ioeig, „foll nad) meinen 36cen fein an6ere5 ^kl Ifaben, als 2?ertei6igung un6 gemeinfame ^dfct* Ifcxt 2Iüe follcn für alle einfte^n." Ulan fürchtete wolfl nodf 6ie nal^ Uiöglidjfeit eines neuen ^n^ammen^to^ts 5u?ifc^en ^ranfreidj un6 ©efterreidj; 6er eigenen Beforgniffe ^elt man ftd; für 6en 2Iugenbltcf uber^ben. 3^ ^^^ "^^^ (Dr6nung 6er Dinge in Deutfc^Ian6 fan6 man ftdj unfc^mer, obgleidj 6er König perfönlic^ 6urdj 6ie 6abei erfolgte Beraubung feines Sdjnxxgers, 6es prin$en pon ©ranien^^ul6a, empfin6lic^ berührt n>ur6e; 6ie tatfäc^lic^ Zluflöfung 6es Deutfc^n Heicf^es, aus 6em Preufen felbft ftc^ längft me^r un6 me^r los« gelöp ^attc wnxbe in Berlin im allgemeinen n>enig ^«merft un6 faum hehnntfi. De^

HorWcutfc^c Sunö fdjtcn 6tc prcuftfdjcn Sonöerintercffen ^inrcidjenö 5U ftdjem. ©^nc bes^ tfaib bas ZTKf trauen gegen 6te napoleonifdje Politif gans aufsugeben, ^ffte man öodj 6urc^ fefte Jtbgrenjung 6er betöerfeittgen ^nttte^enhzx^e $u einem ruhigen un6 felbft freunöfdjaft liefen Per^äÜnts 6er betöen Staaten gelangen $u fSnnen* Hadjöem 6te ^franjofcn aus ^annoper perörängt un6 öamit 6te Urfadje pteler Sc^unerigfeiten 6er legten 3^^re befeittgt ipar, foüte es nidjt mögltdj fein, 6ie polüif pon ^795 un6 ^796 erfolgreich ipie6er auf* june^men un6 6ie Hu^e un6 Heutralitat Hor66eutfd}Ian6s un6 6amit auc^ Preuf ens auf 6te Dauer ftc^er $u ftellen?

(gin ^in6emis aber ftan6 einer folc^cn frie6licljen €ntnncfelung nadj ipie por entgegen: im IDeften ipie im Sfi6en fa^ ftc^ preuf en Pon überlegenen franjSftfdjen Streitfräften um* flammert, 6ie bei je6em 2tnfcljein eines ^«^fi^iff^s preuf en im erften Jtnlauf übertpoltigen fonnten» Wav 6abei eine freie Cntfdjliefung, eine felbftän6ige politif 6enfbar? Durfte •man ^offen, 6ie Heubegrfin6ung 6es SYftems 6er nor66eutfc^en Heutralitat unter 6em Drucfe foldjer ^eeresmaffen ungeftört 6urcljffl^ren $u Knnen? &en von 6iefen (Truppen famen je^ Hadjridjten, nadj 6enen 6ie fc^on geplante 2tnor6nung militdrifdjer Sc^u^afregeln oljne emfte (ßefä^r6ung 6es Staates mäft länger auffd^iebbar erfcf^ien.

2Ius IDeftfalen mel6ete (ßeneral Blfidjer pon 6er auffälligen Perftärf ung 6er franjSpfcIjen (ßamifon in IDefel, pon 6er ^uSammen^zlivinQ eines (Cruppenforps pon ^0000 ZHann an 6er Cippe, eines an6eren bei Düffel6orf; er fügte ^in$u, alle 6iefe ZlTafregeln Wnnten nur gegen preufen geridjtet fein, 6em man 6ie (ßraffdfaft ZHarf un6 gan$ IDeftfalen nehmen tpolle. 2tus Hegensburg beridjtete 6er preufifdje (ßefan6te am Heic^stage pon 6er ununter* brodjenen Derme^rung 6er franjSftfdjen (Truppen in Sü66eutfcljlan6; fiberall fprec^e man pon 6em beporfte^en6en H)ie6erau5bruc^ 6es Krieges. HJenn er es 6abei $»eifel^aft lief, ob ftdj 6ie Sen)egungen 6er ^ranjofen gegen Preufen 06er gegen ©eflerreic^ ridjteten, fo mel6ete 6er (ßefan6te in Zllflncljen beftimmter, 6af nac^ einer in Bayern allgemein per* breiteten Ztnftdjt 6ie ^ran$ofen gegen Sadjfen un6 Preuf en porrficfen un6 ipie 2Insbac^ audj Bayreuth 6em preufifdjen Staate entreifen tt)fir6en. 2?on Dres6en felbft tt)ur6en Beffirdjtungen por einem plö^lic^en €inmarfc^ 6er ;fran$ofen beridjtet

2tlle 6iefe Hac^ridjten fiber 6ie Belegungen 6er fran$öfifcljen (Truppen, jufammen mit 6en immer beftimmter auftreten6en (ßerudjten Aber 6ie 2Ibfidjten ZHurats gegen 6ie (ßraffdjaft Zliarf, Bayerns gegen Bayreuth, muften 6urdj i^r gleiclj$eitiges Eintreffen in 6en erften (Tagen 6es 2tuguft ^806 fdjujere Beunruhigung in Berlin Ijerporrufen* 3"^^ man aber noc^ fdjnHinfte, ob man eine gegen Preufen 06er gegen ©eflerreidj geridjtete Jlbftc^t anne^en folle, lief pon 6er preufifc^en (ßefan6tfdfaft in paris 6ie Hadjridjt ein,

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baf noc^ 6er Zliittciluns eines enslifc^en Diplomaten Hapoleon ben Cnglänöem Me Sficf gäbe Ijannopers jugefagt fyxbc. Damit fdjicn 6ie Cage geflärt: es war nidjt me^r SiDeifelljaft, 6af 6ic fran$öftfc^en (Truppen beftimmt feien, Preuf en einen neuen Pertrag unö neue 0pfer aufsunötigen. (ßraf Qaugmi^, &er 6ie Urfad^e 6er ungfinftigen politifc^en Stellung Preuf ens fdjon immer in feiner militärifdjen SdiXDädfc gegenüber ^ranfreidj erfannt ^e, empfat^l je^t, was er bereits bei 6cn Krifen 6er preugifc^en Politif in 6en 3^^ren \803 un6 \80^ empfofjlen Ijattc: er riet 6em König, audj feinerfeits militärifdje Hüftungen por* 5unct;mcn, um auf alle Znöglidjfcitcn porbcreitet ju fein. König ^rie6ric^ IDilljelm, 6er fidj 6er übereilten 2lbrüftung im ^^»""^'^ ""^ ^^^^^ perIjangnispoUen folgen erinnerte un6 6en je^t befon6ers 6ie Hac^ric^t über 6ie 6ro{;en6e Hücfgabe Qannopers erbittert 5U t^en fdjeint, ging auf 6en Dorfdjlag feines ZTTinifters ein: unter 6em 9. Jluguft würben Me Befet^le erlaffen, melcf^e 6en größten (Teil 6er preufifc^n (Truppen auf Kriegsfuß fe^en un6 ifjnen $ugleidj 6ie Stellungen anliefen, aus 6enen fte einem Jlngriff 6er ^ransofen pom nie6errljein 06er pon Sü66eutfcljlan6 fjer entgegentreten fonnten; 6enn nidjt auf einen Bruc^ 06er gar auf einen Krieg mit ^ranfreic^ nxxr es junäc^ft abgefetjen: nur gegen einen plo^Iicf^en Ueberfall, auf 6en alles {^in5u6euten fd}ien, n>oIIte man ftc^ ftd^er ftellen; nur 6em ^warxQe einer militdrifc^en Demonftration «x>Ute man nidjt n)ie6er »affenlos erliegen,

Diefe Haftungen, 6eren 2lnlag un6 ^n>ecf nur oenigen bef annt n>ur6en, erregten in Berlin um fo größeres Ztuffeljen, als fte offcnfun6ig pon 6en bisfjerigcn Vertretern 6er 2tllian5 mit ^ranfreic^ ausgingen, 3" ^^" Kreifen 6er Patrioten, 6ie wxv oben fc^il6erten, n>ar es nid;t unbefannt, 6af gera6e Qaugmi^ auf 6ie (Ergreifung militärifd^er Porftc^ts^ ma^egcln am meiften t7inge6rängt l^ttc, Dennoc^ glaubte man aufs neue gegen 6en lciten6cn ITliniftcr un6 6ie Kabinettsräte porgeljen $u muffen, un6 5u?ar ^auptfädjlic^, rneil man fürdjtetc, 6as Pcrbleiben 6icfcr ZHänner in iljren Ztemtem nH*r6e nic^t blof 6en patriotifdjen 2luffdjtt)ung in Preugen läljmen, fon6ern audj 6ie befreun6eten Hegierungen mit llliftrauen erfüllen un6 pon tathäftiger Unterftü^ung $urücfljalten. €ine neue ©n- gäbe n>ur6e Pon 3o^<J""^'5 2Tlüller entworfen un6, xxnc 6ie Königin empfohlen Ijatte, Pon 6en Prinzen, Stein u. a. untorseic^net, 6ent König am 2. September in (Tl^rlottenburg 6urdj einen 2l6jutantcn Hüdjels überreicht. Sie pcrlangte eljrerbielig, aber beftimmt 6le €ntfemung pon t^augmi^, £ombar6 un6 Beyme. König ^ric6rid) IPiUjelm geriet, nrie ftc^ 6enfen lägt, 6urdj 6en in Prcugcn bisher unerljörten üorgang in lebljaften llnipillen. (Er n>arf 6en Bittftelloni por, 6ag fie felbft 6urdj iljr üerijalten 6ie öffentlidje Illeinung irre führten un6 6as fo nottt)en6igc Tertrauen 5ur Hegierung fc^n>ädjten, ta6elte 6en ^errfdjen6en Partei getft, 6er 6en V^xfal^ 6es Daterlan6es berbeifüljren n>er6e, un6 perbo* RA •"ihria<*"<' ^^^ *^'

^ufunft „fe^r befttmmt" öcrartigc Eingaben. Den in bet Ztrmec ötenenöcn prin$en befat;! er, ftc^ fogleic^ auf tfjre Poftcn 5U perfügcn. prins £ouis ^fcröinanö bat pergcbltc^ um öic (Erlaubnis, ftdj pcrfSnlidj pom Könige perabfdjieöen 5U öürfen; audj eine 2(u6ien5 bei 6er Königin iDuröc it;m permeigert. üon Sdjlof Bellepue aus na^m er pon it;r in einem Briefe 2tbfdjie6, über 6em fdjon 6ie 2tt;nung öes nafjen tCoöes fdjroebte. „2^1 fdjeiöe/' fo fdjrieb er 6er Königin, „mit 6em feften €ntfd}Iuf , mein Blut für 6en König un6 mein üaterlanö 5U pergiefen, öodj o^ne 6ie Hoffnung, es retten $u fönnen/'

HJieöerum fyxt Königin Cuife hierbei 6ie Hoffnungen 6er Patrioten enttäufdjen muffen* Sie ipar sugegen, als 6ie (Eingabe 6er prinjen 6em König überreidjt wnxbz, un6 wznn fte audj in tiefer Bewegung iljre (Tränen 6abei nidjt perbergen fonnte, fo unterlief fie 6odj, n)ie man enpartet ^tte, auf 6en König im Sinne 6er prin$en ein$uipirfen. XDav fte, mk iljre ©berfjofmeifterin, 6er Ztnftdjt, 6af es 6odj alles nidjts nü^en iper6e? ©6er ift es ridjtig, ipas 6amals ptel er$ä^lt un6 geglaubt n)ur6e, 6af , angeblidj 6urclj UMttgen^ ftein permittelt, eine 2tnnd^erung jroifcljen i^r un6 6em (ßrafen Ijaugmi^ ftattgefun6en ^atte? prin$effin Cuife Ha6$tn)ill perftdjert in iljren 2tuf5eidjnungen, (ßraf ^augmi^ ifabe (ipie früljer fdjon Beyme) 6em König porgefdjlagen, 6ie Königin 5U 6en politifdjen Be== ratungen t;eran$u$ie^en. (Eine Betätigung für 6iefe Hadjridjt Ijat fidj fonft nidjt gefun6en. (ßemif ift aber, 6af Königin Cuife gegenüber 6er (ßemafjlin 6es Prin$en HJill^lm, 6er 6ie €ingabe unterfdjrieben ^atte, 6en (ßrafen ^augmi^ pertei6igt fjat, wie fte audj bei 6em rufftfdjen (ßefdjäftsträger, (ßrafen Stacfelberg, für if?n eingetreten ift. Sie ^abe, fo fagte fte if?m, mef?r als an6ere Dorurteile gegen 6en JTKnifter gefjabt, allein er f?abe ftdj in iljren Jtugcn pöüig geredjtfertigt un6 i^r beriefen, 6af 6ie porgefommenen ;f etiler gegen feinen 3,ai begangen feien, un6 pdj 6abel auf 6en König berufen, „^augipi^," fügte fie n)ie6erljolt ^insu, „ift ein (gljrenmann un6 guter Patriot; ic^ tjabe it?m auc^ erlaubt, fo oft mit mir $u re6en, als er mill." 3" 6emfelben Sinne ^at 6ie Königin in einem Sdjreiben gegen Kaifer 2tleyan6er felbft ftdj ausgefproc^en. Jlllein gera6e ^ier erfaljren ipir mit aller ^uperläfftgfeit, 6af 6te Königin bei iljrer DerteiMgung r>on ^augmi^ im mefentltc^en nur 6em beftimmten IDillen 6es Königs pdj gefügt ^at, 6af fte aber »enigftens 6ie Besieljungen Preußens 5U 6en ^ein6en Itapoleons, Huflan6 un6 (Englan6, 6em (£influf 6es JTlinifters gän$lidj entsogen miffen »ollte* 3" 6enfelben (Tagen, wo fte 6ie Unterre6ung mit (ßraf Stacfelberg ^atte, lief fie 6urdj ^ürft IDittgenftein 6em ruffifcljen (ßefan6ten Ztlopeus eröffnen, 6af fte 6en Brief an Kaifer 2tleyan6er mit 6er Ztpotogie für ^augmi^ nur auf aus6rücflidjen Befehl gefdjrieben ^abe un6 nur unter 6iefem (ßefidftspunfte 5U betrachten bitte. Sie befenne ftdj nidjt 5u 6en 6arin ausgefproc^enen 2tnfic^ten, münfc^e ptelmeljr, 6er Kaifer möge 6em König

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fdjreiben, öaf er ivoav vo^xt entfernt fei, öte IDa^I öer perfonen beetnfluffen 5U ipoüen; öenen öer König fein Pertrauen fdjenfe; öaf er aber infolge 6er jipifc^en i^nen befte^enöen ;freunbfd}aft als eine (ßefälligfeit t>on i^m erbitte, bei aü^n Per^nölungen mit Huflanö nur 6en ^reiljerm wn ^aröenberg ju penpenöen* Die Königin fügte felbfl 6en IPunfc^ ^inju, öag von englifd^er Seite eine o^nlic^ Eröffnung erfolge (Bericht pon 2tbpeus pom \\. September).

Dos Verlangen 6er Königin ging rafdj in Erfüllung: Was IDittgenftein $u Tlloptus geäußert, würbe von Kaifer 2tleyan6er $um (Teil »örtlich in einem Briefe an 6en König tK)m 2^. September nrie6erE^lt. Hatärlic^ blieb es sunäd^ft ebenfo nnrfungslos, nrie alles, was 6amals verfud^t n>ur6e, um 6en König Pon Qaugnri^, £ombar6 un6 Beyme 5U trennen«

XDie a>eit aucf^ Königin Cuifens Had^iebigfeit gegen 6ie Heigungen 6es Königs 6amals gegangen fein mag, über i^re n>a^re (Beftnnung fann fein ^ipeifel befte^n. 2>on i^rer Ba6ereife n>ar fte in trüber Stimmung jurdcfgefommen; 6er H^einbun6 un6 feine folgen, 6ie Unterwerfung 6es £an6es itjrer fd^nen 3ugen6tage unter franjöftfc^ Qerrfd^aft, 6er Untergang 6es „Heidjs" erfüllte fte mit tiefem Sc^merse* Sie entfc^ulMgte 6as i^ fo teure ff aus Reffen ^Z)armfta6t, 6as, 6er eifemen Hotn>en6igfeit ftc^ beugen6, 6em lUfdn^ bun6e beigetreten fei; aber fte ta6elte fdjarf 6as Pertjalten Dalbergs, 6er 6en Patrioten fpiele un6 6oc^ nur ein abfc^eulic^er £goift fei. Die ganje IDuc^t i^res ^omes aber iparf fte auf Hapoleon, 6en (Teufel, 6er 6en 6eutfc^en Staakn fage: „3^ ne^me euer £an6 06er iljr ge^rdjt mir als Sflapen" nne ein highway-man, 6er „6ie Börfe 06er 6as Ceben'' rufe. Sie falj 6en (Tag fommen, tvo auf Befcljl 6iefes „2Iusn)urfs 6er ^Ue", für eine Sac^e, 6ie blutige (Tränen fofte, 6er Deutfc^e 6en Deutfc^en a>er6e enpflrgen muffen.

(Tro^ 6iefer €rbitterung 6er Königin gegen Hapoleon: an 6em €ntfc^Iuf $ur Znobili* fterung, unfere Darfteüung jeigte es fdjon, i)aitz Cuife feinen 2lnteil. Sie fyit felbfi fpäter einmal, in einem 2(ugenblicf, n>o abermals 6ie €ntfc^i6ung über Krieg un6 ;frie6en auf 6e5 ZTTcffcrs Sdjnei6e ftan6, im 3aljre \809, in einem Schreiben an Bru6er <0eorg erflärt: fie Ijabe \S06 „nidjt 6cr Sadje 6en Jlusfdjlag gegeben", obgleich es i^r immer nadjgefagt tt>er6e. „2lber," fügte fte 6ann rafdj Ijinsu, „6ie folgen ben)eine ic^ oft nic^t aber 6as prin$ip 6er ^an6lung un6 nidjt 6ie J)an6Iung felbft. Hie tt>er6e ic^ beiDeinen, was €^re un6 Selbftgefüljl heiligten." Königin Cuife nxxr übcrscugt, 6af 6er Krieg mit Hapoleon früher 06er fpäter unt>ennei6lidj fei; fte befantpfte je6e weitere Hac^iebigfett gegen ^ranfreidj; fte perlangte Preufens Sc^u^^errfdjaft über 6ie nor66eutfc^en Stän6e aber tpir Ejaben f einerlei Zeugnis, 6af fte gera6e im 2luguft un6 September ^806 irgen6ime 6en 2lusbrudj 6es Krieges befdjleunigt 06er nur gewünfc^t ^e.

Das C^ofteriftifdjc an öer preufifdjen ZHobilmadjung pon \Q06 ift uiclmc^r nn^ jipeifel^ft; öaf ötefcr bcfretenöc (Entfdjluf, öer in 6em $imefpältiscn prcuftfc^en HationaU geffi^l eine geiDiffe €in{;eit iDieöer t^erftellte, öer erfte Sdfxxü 5ur IPieöerertjebung Preußens naif tiefem ^alle, geraöe t>on (ßraf ^augmi^ ausginge ipie er andf öie »eiteren Der* ^nölungen geleitet ijaU Was gefd^a^^ iDar sunäd^ft nur eine militärifc^e Demonftration jur 2lbipe^r eines ettpaigen Eingriffes, (ßraf Qaugmi^ permieb alles, iDas auf eine neue Koalition Ifiitc ^inöeuten fönnen; er per^arrte fo lange als mSglidj in öer ruhigen öefenppen Haltung, 6ie er pon 2tnfang an eingenommen ^atte. €r felbft fyd immer behauptet, 6af er öamit nur für Me militärifdjen Vorbereitungen ^e S^xt gewinnen tPoUen. 3"^^^ man nun aber rfiftete, brac^ in ber Titmet tpie im Polfe 6ie (Erbitterung gegen Hapoleon ipieöer in gellen flammen aus. „Die €yasperation/' fdjreibt öer Sfterreidjifdje (ßefanöte aus Berlin, ,,ift fo allgemein, öaf biefer l{rieg unsipeifel^ft öer populärfte weröen ipirö, 6en Preufen je gefüljrt ^." TXlan nalfm fic^ por, Mesmal öie IDaffen nic^t e^er nieöer* julegen, als bis Me Entfernung 6er franjöftfc^en (Truppen ben unerträglichen ^uftänöen in Deutfd}lan6 ein <£n6e gemacht ^be. Hur bann fSnne auc^ 6er Hor66eutfc^e Bun6 o^ne Störung un6 in freier Selbftänöigfeit ftc^ bilöen un6 entuncfeln. €s fdjeint nidjt, 6af (ßraf Qaugn>i^ felbft an einen freiipilligen Hficfsug öer ^ransofen aus Deutfcf^lanö geglaubt ^t IDenn nun ein neuer (ßefanöter, öer (ßeneral pon Knobelsöorff, mit öem 2tuftrag nac^ Paris gefc^icft ipuröe, öie ^urficfjie^ung öer franjöftfd^en (Truppen ju foröem, fo fonnte Qaugipi^ jtcff nicf^t per^eljlen, öaf Preuf en öamit jur ®ffenftpe fiberge^ unö einem Bruche mit ^ranfreidj entgegentreibe.

Hapoleon Ifatit anfangs öie Hac^rid^ten pon öen preuf ifc^en Haftungen im Beipuftfein feiner Ueberlegen^eit mit falter Hu^e aufgenommen; er traf felbft, ipie es fc^eint, por* bereitenöe JTlafregeln jur ^urflcfna^me öer fransSjtfc^en (Truppen aus Deutfd^lanö, nac^m ©efterreidj ftc^ mit öer Heueinric^tung Deutfc^lanös einperflanöen erflart unö ein rufftfc^r Diplomat in Paris einen ^rieöenspertrag unterseic^net I^tte, in öem öie Häumung Deutfc^ lanös pon öen ^ranjofen pereinbart OHir. 2tls er nun aber am 3. September erfuljr, öaf Kaifer 2tleyanöer öiefen ^rieöen $u ratiftjieren ablehne, lag es für i^n na^e, in öem ^n^ fammentreffen öer preufifc^n Haftungen mit öer Dertperfung öes rufftfdjen ^rieöens bas 2tn5eidjen für öie Bilöung einer neuen Koalition $u erblicf en. €r erf lärte am 7. September öem (ßeneral Knobelsöorff, öaf er feine militärifd^e ZTlac^tfteUung in Sfiööeutfd^lanö beE^upten tperöe, folange Huflanö feinen ;frieöen gefc^loffen ^abe; öagegen foröerte er je^t feinerfeits ntit allem Hac^örucf öie ^urflcffä^rung öer preufifd^en (Truppen auf öen ^rieöensfuf , tpofär er Perminöerung öer fransöftfc^en (Truppen in IDeftfalen in 2(usfid}t ftellte«

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^ür ©ruf SiauQXDXi} beöurftc es öicfer Tintwovt Hapoleons ntdjt me^r; er Ijatte minöeftens pon bem Hugenblicf an, tt>o er gegen (Enbe Sluguft bte Hac^ric^t tK)n 6er Denoerfung 6es rufftfdjen Vertrages öurdj 2llcyan6er erhielt, jeöe Öffnung auf €rljaltung öes ^frieöens aufgegeben. 2tber bei König ^frieöric^ UMl^elni un6 bcfonöcrs bei feiner nädjften Untgebung mar öie Ueber$eugung wn 6er Unpemiei61icljfeit un6 HotoenMgfeit 6es Krieges nodi feinesmegs 6urcf}ge6rungen. Von (Beneral K5cfri^ urteilte 6ie n>ie6er fe^r friegerifc^ geftimmte (ßräfin Vo% „ev fei 6fimmer als je". 3" ^rie6riclj IDilljelms n>i6er* fpruc^spoüent Perijalten offenbarte ftdj 6eutliclj 6er unfriegertfc^e 3"S i^itics IDefens. €r tpar feft entfc^loffen un6 fprad} es 6ent (ßefan6ten 6es Kurffirften pon Qeffen fd^n im 2Iugu{l aus, „ba^, fo lange nodj ^ran$ofen in Deutfcljlan6 tt>aren, er feine tCruppcn nidjt nne6er nadi Qaufe gelten laffen würbe" : aber er ijxclt es anfcf}einen6 bodf nxdft für unmöglich, 6af Hapoleon mirflidj feine ^eeresmaffen ot^ne Kampf jurücf$ieljen wevbe. €r fudjte im tiefflen (ße^imnis 6urc^ feines Daters Sc^roefter, 6ie ZTTutter 6es Prin$en Pon ©ranien, mit €nglan6 geheime I?crljan6lungen an$ufnüpfen, «x>bci er fidj gegen Der$idjt 6es König *Kurfflrpen auf ^annoper felbft 5U einem 2Ingriffsfrieg auf Itapolcon mit n>eit geftecften ^xdm geneigt jeigte: eine friegsfreu6ige Stimmung aber nnir äberall nid^t in i^m ju fpfiren. 2lus feinen 6üfteren un6 trübfcligen ZHienen fdjien 6er ganse €mft 6er ^cxt $u fpredjen: 6oc^ 6ie ^erftreuungen 6es ^oflebens crfuljren auc^ in 6iefen (Tagen feine Unterbredjung. €s n>ar faft xtne im legten HJinter, wo Prins Couis ^er6inan6 in HJorten flammen6en go^^^ 6ic Berliner Dergnügungsfudjt gegeißelt ifatie, „wälfvcnb man por einem gefdljrlic^cn un6 langu?icrigen Kriege fte^e un6 6em rer6erben entgegeneile." Zliitten im £ärm 6er Haftungen un6 5u?ifdjen 6en Befidjtigungen 6urd)marfdjieren6er Regimenter würbe nne6er 6urdj ^arx^ un6 Srf^aufpiel 6er (ßeburtstag 6es €rbprin5en (ßeorg gefeiert un6 am 25. 2lugu{l 6er Stralaucr ^ifdjsug bcfudjt; man peranftaltete Jtusflüge nadj 6er Pfaueninfel un6 ^rfl^ftflcfe im ^ofjäger un6 ging faft allaben6lidj ins (Cljeater. Die Berliner un6 Pots6amer Regimenter rücftcn aus, 6ie ^el6cquipage 6es Königs fu^r ab, nur 6er König felbft jögerte un6 sögerte, obgleidj Königin £uife längft feine 2(brcife münfdjte.

Den legten Sdjmanfungen madjte erft Knobels6orffs Beridjt über feine Unterre6ttng mit Hapoleon, 6en man fpdt am 2lbon6 6cs ^6. September in Berlin erfjielt, ein €n6e. 3e^t mag audj 6er König erfannt ^aben, 6ag 6er Krieg unabtt)en6bar fei, un6 6ie 2lbreife n>ur6e en6gültig befdjloffen. Königin £uife follte 6cn (ßemaljl begleiten un6 bis jum 2tus« bruc^ 6er ^ein6feligfeiten im Hauptquartier perbleiben. 2lm ^8. September empfing 6ie Königin por 6cn (Toren Berlins iljr Regiment. 3" einem Reitflei6 in 6en färben 6es Xeaime?»tes, blau mit ponceau* Kragen un6 ^Rabatten, be<;leitete ^le es ^\*^^ ^«rlin ixaäf

(C^arlottenburS; ido bm ©ffi$teren im Sc^Iof ein ^cft gegeben iDuröe, bei 6em man 6ie (ßefunö^eit öes „portrefflidjen" Cljefs, ipie 6er Kommanöeur Kalcfreut^ fagte^ mit Be«* geifterung tranf. Hoc^ an öemfelben (Tage naijmen König nnb Königin 2Ibfc^ie6 pon 6en Prin$en unö prinseffinnen^ 6ie in Berlin $urfl(fbleiben follten* Prin$effm IDil^Im fanö öcn König blaf unö beipegt, ober ergeben in (ßottes ^ügung. Seine IDorte unö fein Betragen rührten jte fo, öag fte Zliitleiö mit iljm empfanö. 3" Bellepue, bei Prin$efftn Cuife Haöjiipill, jeigte ftc^ öer König ru^ig unö gefaft, o^ne (Täufc^ung über öie Sc^tpere öer beporfte^enöen €ntfdjeiöung, aber poU Vertrauen in feine 2trmee. Jtudj pon öem Bruöer öer Prin$efftn, Prin$en Couis ^eröinanö, fprac^ er unö pon öen (Erwartungen; öie er auf iljn fe^e. Prin$effin Cuife geleitete beiöe hinaus. Der König, feiner Bewegung nidjt me^r Zlieifter, fdjwang fic^ eilig auf fein Pferö unö fprcngte im (ßalopp öapon; öie Königin, öie im IDagen gefommen ipar, flüftertc öer Prin$efftn beim Ztbfc^ieöe ju: „Sagen Sie i^m, idj baue gan$ auf iljn/'

2tm 20. September perlief öos Königspaar Berlin, bas öie Königin wenige HJodjen fpäter auf einige Stunöen als ^lüc^tling, öer König crft nac^ 3^^ren wieöerfefjen foUte. 3n Cljarlottenburg perobfdjieöeten fte pdj unter tCränen unö Küffen pon i^ren Kinöem; ,,er gab mir einen langen ftarfcn Kuf ", fagte öer fleine fünfjährige KarL 2tm nädjften (Tage fuhren fie pon Potsöam ab, öie Königin, öie iljre aus Süööeutfc^lanö geflüdjtete Sc^ipefter ;frieöerife noc^ ^atte begrüfen Bnnen, mit öer ©ber^fmeifterin; öer König mit (Beneral Köcfri^, öer nidjt aufijörte, feiner Un$ufrleöen^eit Jtusörucf $u geben, lieber 2Tlagöeburg, wo öer König öie ^feftungswerfe beftdjtigte, unö ^alle erreichten fie am 23. September bas preuf ifdje Hauptquartier in Haumburg.

€rft in öer TXaiit pom 2^. 5um 25. September reifte Zlapoleon Pon Paris ab, audf er mit feiner (ßema^lin, öie il^n bis JTlainj begleitete. £s war wol^l bas einjige, worin öie beiöen ZHänner öamals fic^ glichen: öer Preufenfönig, öcffen natürlidje Sc^wadjen, Unentfdjloffenljeit unö €nergieloftgfeit, im Kriege nur no<^ ftärfer unö gefä^rlidjer ^erpor* treten mußten, unö öer fransöfifc^e 3mperator, öer öie HJudjt feines IDillens unö öie Sdjlagfraft feines (Benins geraöe im Kriege ju i^rer ^öc^ften Spannung unö ju iljrer gröftcn Celftung immer fteigerte*

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Siebentes Kapitel 3m .Kriege

(1806—1807)

I. Don Haumbutg bis Stettin

^m preuftfcf^en ^uptquorticr ju Haumburg fammcUen ftc^ um 6en Kdnis unb 6en ^er$(>g t>on Braunfdjineig, 6em 6er ©berbcfc^l öcs ^ecres übertragen wav, öie (ßenerale unö 6ie Ceiter 6cr preuftfc^en Polttif, 6er Zninifter (ßraf QaugtDt^ mit bem bistjerigen (ßefanötcn in Paris, Cucc^ftni, unö 6em (ßcljeimen Kabinettsrat Combarö. Don öen öcutfdjen dürften, 6te 5U Preuf en hielten, erfdjiencn 6er immer treue un6 entfdjioffene Qerjog Karl 2tuguft von Sadjfcn^lDeimar un6 6er Prin$ von 0ranten^^ul6a; nadj manc^ 5d}n>anfungen un6 ^meiöeutigfetten fan6 fid) aud; 6er Kurfurft von Reffen ein, 6oc^ o^ne fidj politifdj btn6en 5U ooUcn. Heben 6cr Königin ntit it^rem (Befolge famen no<^ anöere Jürftinncn, 6ie Sdjroefter 6es Königs, Kurprin$efftn 2(ugufte pon Reffen, un6 6ie ;freun6in 6er Königin, <£rbprin5effm ITlaria Pamlotpna t>on Sac^fen^lDeimar, 6ie je6oc^ nodf por Ztusbrudj 6er ;fein6fcligfciten nad) Berlin reiften.

Die Königin litt bei 6er Jlnfunft in Haumburg an fdjmersljaftem Kopfretfen; erfl nad; einigen (Tagen, als 6ie Sonne prdd^tigcs I7erbftu7etter brad^te, ipagte fte ausjufa^ren, n>ic gcn>öt7nlid) n>ei^ geflei6et, auf 6em meift uml^üllten Kopfe ein Qut mit Kornblumen un6 (£Y<in«n* 5" ^^"^ Tolfc, 6ds audj Ijier in Kurfadjfen, ime fiberall, neugierig un6 tcilneljni»*n6 üjr folgte, fagte fie woifl, n?ic man in Haumb^'-g eriflb^*^ ,^(F« il^r Ccii*/<*-n,

iDos lauft i^r mir öenn fo nadf, idj bin ja audj wcxkx nidjts als eine Solöatcnfrau." Sic liebte es, 6ie 6urdj5ie^en6en tCruppen 5U befidjtisen, unö an fdjSnen Hadjmittasen unter=^ naljm ftc 2(usfläge in 6ie Umgegenö, in 6ie Haumburgcr IDeinberge unö $u einer Ztn^ö^e jenfeit 6er Saale, ido fie fdjon bei iljrer Brautreife un6 im 3^^^^ U99 gehaftet ^atte, unö XDO je^t ein (ßeöenf ftein an Königin Cuife erinnert. Der König ifat einmal von Haumburg aus öos na^c Sdjladjtfelö von Hof badj befudjt. 2tben5s pereinigte 6ie Königin um i^ren (Teetifdj (ßenerale unö Diplomaten, »obei namentlich Cucdjeftnis €r$ä^lungen öie Unter^^ Haltung belebten.

Die Stimmung in Haumburg fdjmanfte 5tt)ifc^en Sieges^ffnungen unö Hieöer:= gefdjlagenljcit. (ßegen öie preufifdje Politif unö iljren oberften Vertreter, (ßraf ^augmi^, n>ar aucf^ je^t noc^ feinesmegs alles ZTTiftrauen gefd^munöen, unö in öer Qeeresleitung permif te man öen fortreif enöen Sdjujung öer ©ffenjtpe. Der friegerifdje (ßeift aber unö öie Kampf esfreuöe in ®ffi$ieren unö Solöaten »ecften öie froljeften Hoffnungen; »enigftens öie erften ^ufammenftöfe mit Hapoleon glaubte man ftegreid) befte^en unö jeöenfalls fo lange ftanöt^alten $u fönnen, bis öie Huffen unö pielletdjt auc^ öie ©efterreidjer $u ^ilfe fämen.

2tet;nlidje Stimmungen lebten in Königin Cuife. Sie wn^U, öaf es nun fein ^^rücf me^r gab; hinter i^r, n)ie fie fdjrieb, lagen „^feigljeiten unö (Emieörigungen", pormdrts wxntU öer IDeg öer €Ijre. Sie aljnte tpofjl, öaf öiefer H)eg audj 5um Untergang füljren fönne, unö fie mar ipeit entfernt pon jeöem töridjten SiegesöünfeL 2tber fie fanö öen (ßeift öer tCruppen unö ifjre Kampfesluft fo ^errlidj, öie (Erbitterung öer ganjen Hation fo fraft* poll, unö pon allen Seiten bradjte man iljr fo piel Eingebung unö Daterlanösliebe entgegen, öaf fte öaraus „ZTTut für öie ^ntun^^' fd?öpfte. HJuröe öodj felbft öer König, öem fonft jcöe 2tnnäljcrung feiner Untertanen eljer laftig nxir, öapon gerüljrt, ipie man feinen IDagen umörängtc unö iljn unö öie gute Sac^e fegnete. TXlit vollem Vertrauen redjnete öie Königin auf Huflanös ^ilfe. Itodj pon Berlin aus, »enige (Tage por öer 2tbreife, ^atte fie öem Kaifer Jlleyanöer gefdjrieben, öaf nädjft öem preufifdjen Ijeere feine ^reunöfdjaft iljr 3ut>crftdjt gebe. Zliit öer gan$en gefuljlsfeligen Ueberfdjn>englidjf eit öes \ 8. 3<^^J^l?unöerts beteuerte fie i^m öabei: „3^ glaube an Sie, wk idj an (ßott glaube, unö meine ^reunö= fc^ft für Sie mirö nur $ugleic^ mit meinem (Blucfe enöen." VLnb von Itaumburg aus mieöer^lte fie: „Die 3u'w"f* ^ängt »efentlidj pon yjmn ab, unö idj bin ganj ruljig, öa xdf Sie fenne."

3n politifdjer ^inftdjt »ar balö nadf öer 2tnfunft öes Königs in Haumburg bereits öas entfdjeiöenöe IDort gefallen. 21m 26. September muröe ein Kurier mit einem Sdjreiben öes Königs an Hapoleon unö mit einet Hote abgefanöt, tporin in aller (Jorm öer Hücf$ug

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6cr fransöftfcffcn tTruppen aus Deutfc^Ianö unb bk freie unb ungeftörte ^ulaffung bes Xloxb- 6eutfc^cn Sun6es perlangt würbe. Würbe eine befrieöigenöe Tlnttvort bis 5um 8* ©ftober nic^t eintreffen, fo foUte 5um Jtngriff gefc^ritten meröen. Hidjt um nod) eine tCür für 6en ^rieben offen 5u I^alten, an 6en man nic^t mel^r glaubte, getpäl^rte man 6iefe (e^te ^riß, fon6em allein um nod} einige tCage für 6ie militärifc^en Vorbereitungen $u gewinnen, mit bemn es nur recf^t langfam ponoärts ging.

Xiadf längeren Beratungen I^atte man ftcf; 5U 6em piane geeinigt, über 6en C^flringer IDaI6 ljinn)eg 6ie fran$öfifc^en (Truppen in SüWeutfc^Ian6 an$ugreifen, 6ie man noc^ i>or iljrer Pereinigung überrafdjen $u fönnen meinte. Der (Be6anfe fam nidjt $ur 2(usful)rung. IDoUte man eine fo entfcf^ieöene 2(ngriffsbeQ>egung t>or 2(blauf 6er im Ultimatum gefteOten ^rift permci6en? ©6er, was maljrfdjeinlidjer ift, ljin6erten militärifc^e Be6enfen, wk 6te Hücfftc^tnaljme auf 6ie eigenen noc^ unDoIIen6eten Süftungen un6 6ie perfpätete ZTIobilifterung 6er fäcffftfcf^en (Truppen? 06er lag 6ie Urfac^ sugleic^ aucf; in 6em (Brun6übe(, an 6em 6ie preugifcf^e Qeeresleitung ebenfo franfte it>ie port^er 6ie preufifcf^e Politif : an 6er Iä^men6en Unentfdjloffen^it?

(Benug, 6ie (Tage perftric^en; erft 2(nfang 0f tober ipur6e 6te Qauptarmee aOmä^Iic^ naiver an 6en (Thüringer lDaI6 I^eran nac^ Sä6n>eften gefd^ben, un6 erft am 4. 0ftober, als ftc^ 6ie Hac^ric^t pon 6er 2Infunft Ztapoleons in IDürsburg perbreitete, n>ur6e aixdi bas f^auptquartier nacf; (Erfurt perlegt. Tlls 6er ^ug 6er IDagen un6 (Befcf;fi|e mit 6en (Truppenmaffen lang un6 langfam fic^ über 6ie Brucfe Pon Kdfen beQ>egte, beobachtete xlfn 6er glan5en6fte (iterarifcf^e (Begner Hopoleons, ^rie6nc^ (Ben^, 6en (ßraf f^augipi^ 5ur Znitarbeit an 6em prcufifdjen Kriegsmanifeft 5U fidj berufen Ijatte; er empfan6, un6 piel* leicht nicfft er allein, 6af fic^ in 6iefem 2(ugenb(icfe 6ie (£ntfc^ei6ung porbereitete über 6ie ^rcityeit 06er 6ie Knec^tfdjaft ZTTittcIeuropas.

(Erfurt bot 6asfelbe Sdjaufpiel ipie Haumburg: militärifc^e Beratungen, fürfUic^ Befud^e, unauft^örlicf^e tTruppen6urcf;5üge, ein unenttpirrbares (Sewäljl unb Durd}einan6er pon Znenfdjen, Pfer6en, Kanonen. Der König ftu6iertc 6ort 6en pian 6er 5d;(ad;t Pon 2(ufterli^. Die Konigin i^tte 6ie ^reu6e, il^re Sd;Q>efter, f}er5ogin (Tt^arlotte pon f)U6burg^ Ijaufen, bei fidj 5U fetten. Sie befudjte 6en Petersberg un6 lief fidj mit iljren Damen aben6s pon Cucdjefini (ßefpenftergefdjidjten er3al^Ien. 3^^^^ fort6auem6e 2(nQ>efen^ im fjauptquartier feit 6em (ßrof en Kurfürften Ijattc ftc^ fein prcuf ifdjer ^errfdjer pon feiner (ßematylin ins ^eI6 begleiten laffcn erfutyr feljr perfcf;ie6ene Beurteilung. lDd^ren6 piele, ptoUeid^t 6ie meiften, 6ie (Entfernung 6er Königin aud; um il^rer eigenen Sic^er^it nnllen a>ünfd)ten, I^ielten an6ere, 6ie fid; i^res Cinfluffes auf 6ett Könia «m f^^ienen g^d)ten.

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iljre fernere (ßegenmart für notoenöig. Sie felbft, tjterin wie fonft, fügte fidj Ubiglidi 6em IDillen 6es Vönxgs, 6er fte fo lange als irgenö moglid; bei ftc^ 5U traben Derlangte.

3n (Erfurt, am 9. ©ftober, empfing Königin Cuife auc^ ^rieiric^ (Smt^, 6er eine ausfütyrlic^e 2Iuf$eic^nung über 6en üerlauf feiner 2tu6ien$ un6 6ie 6abet empfangenen €in6rücfe tyinterlaffen Ifat Die Königin äuferte ftdj über 6en Krieg in 6em Sinne, 6en wxv fc^on fennen: Die politifc^en ZTlotipe lief fie beifeite, obgleich iljre IDorte fonft auc^ Ijierin fc^arfes 2?erftän6nis beroiefen. ^ür fte wat 6er Krieg nic^t 6as (Ergebnis politifc^er Beredjnungen, fon6em ,,ein (ßebot 6er (Eljre un6 6er Pflicljt"* Uebrigens fei fie nidjt befragt ii>or6en, n)ie fie überljaupt bei öffentlidjen 2Ingelegenljeiten nie $u ^aiz ge$ogen tDer6e* (Rani nadj 6em f)er$en pon (ßen^ iparen 6ann iljre 2teuf erungen über ©efterreidj un6 Huf Ian6. (Es mag nic^t pöUig oljne politifc^e 2Ibfic^t geroefen fein (ßen^ n>ar ja vor einigen 3^^^^^^ <^^ prcufifdjen in öfterreidjifc^e Dienfte übergetreten , aber es entfprac^ 6ocIj auc^, n)ie roir ipiffen, ifjrem innerften (Empfin6en, ipenn fie pdj 6abei über ©efterreic^ mit befon6erer IDärme äuferte un6 ©efterreidjs Unglücf mit tCränen in 6en 2Iugen beflagte* 2tus „6em Seiche" ftammen6, tyatte fie eine angeborene Sympatljie für ©efterreidj, ipomit ifjre politifdje Ueberseugung im (Einflang ipar. Sie rüfjmte Kaifer 2IIeyan6ers (Eifer, feine Eingebung un6 feine perfönlicfjen trugen6en; allein für 6ie ^reiljeit (Europas ipünfdjte fie 6oc^ 6ie (Einigung 6er Beutfc^en, 6ie (Einigung por aQem Preuf ens un6 ©efterreic^s. ^s tparen 6ie (ße6anfen, 6ie (ßen^ feit ^alitcn pertrat, 6ie Prins Couis ^er6inan6 mit it?m teilte, un6 6ie auc^ bei 6er Königin (Eingang gefun6en Ifaüm.

Ueberljaupt ifat (ßen^ pon Königin Cuife 6ie allerbeften (Ein6rücfe geiponnen; er ipufte nidjt, tpas er mefjr beipun6em foUte: 6ie männliche (Energie un6 Seife ifjres Urteils 06er 6as edjt ipeiblic^e (Bemüt un6 (Befüt;!, 6as aOes 6urd76rang un6 erfüllte. Sie erfcf^ien it;m als eine unpergleidjlic^e Bereinigung pon lDür6e un6 2(nmut, pon 2?omefjmt?eit un6 ^ixvüd^ fjaltung. 2Ius 6em 6üfteren (ßemäl6e, 6as (ßen^ in feinen 2tuf$eic^nungen pon 6en ^u^ ftän6en un6 Perfönlic^feiten jener (Tage entipirft, ftrafjlt allein 6ie (ßeftalt 6er Königin Cuife als eine Ijelle un6 reine Cic^terfc^einung.

3n5ipifcljen ipur6e in (Erfurt, ipie porljer in Ztaumburg, (Tag für (Tag Kriegsrat geljalten. Der pian 6e5 Ueberganges über 6en C^üringer IDal6 ipar leicht aufgegeben; fc^tpieriger ipur6e es, einen neuen (Entfc^luf 5U f äffen* Bal6 follte fidj 6ie ganse Ztrmee ipeftiparts 5ipifc^en (Botfyi un6 (Erfurt fonsentrieren, bal6, 6a 6ie 2Trel6ungen über einen nac^ ©ften meit aus^len6en Umgeljungsmarfc^ 6er ^ran$ofen in 6er Sichtung auf 6as Kurfürftentum Sac^fen ftc^ be6roljlic^ Ruften, follte oftiparts auf 6as redjte Saaleufer 5urücf gegangen iper6en, um 6en ^ransofen 6en IDeg su perlegen. Schlief lic^ ipur6e 6ie

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TSvndf mit ^franfretd^

fc^ciben, 6af er yoat n>ett entfernt fei, 6ie VOalfl 6er perfonen beeinfluffcn su tDoOen, öcnen 6er KJnig fein Vertrauen fdjenfe; 6af er aber infolge 6er 5mifd;en iljnen &efte^en6en ^reunbfc^aft als eine (Befälligfeit von il^m erbitte, bei allen Per^nMungen mit Huflan5 nur 6en ^rei^erm von ^röenberg 5U perQ)en6en. Die Königin fügte felbß 5en XDunfc^ ^insu, 6af von englifc^ Seite eine ä^nlid^e (Eröffnung erfolge (8erid;t pon 2(Iopeu5 pom \\. September).

Vas X7erlangen 6er Königin ging rofd; in CrfflUung: Was IDittgenftein 5U TUopeus gedufert, it>ur6e pon Kaifer TlUfanbzv 5um tTeil tpörtlid; in einem Briefe an 6en König pom 2^. September tpie6er^U. Hatärlid; blieb es sundc^ft ebenfo nnrfungslos, nne alles, ipos 6amals perfuc^t tpur6e, um 6en König Pon Qaugtpi^, £ombar6 un6 Beyme ju trennen.

XDie ipeit auc^ Königin Cuifens Hac^iebigfeit gegen 6ie Heigungen 6es Königs 6amals gegangen fein mag, über i^re tpal^re (Beftnnung fann fein ^ipeifel befte^n. Z7on ii^rer 8a6ereife ipar fie in trüber Stimmung 5uräcfgefommen; 6er HI)einbun6 un6 feine folgen, 6ie Untertperf ung 6es €an6es iljrer fdfönen 3ugen6tage unter fran$öfifc^ Qerrfc^ft, 6er Untergang 6es ,;Heic^s^' erfällte fie mit tiefem Sc^merse. Sie entfd;uI6igte 6as i^ fo teure fjaus Reffen 'Darmfta6t, 6as, 6er eifemen HottpenMgfeit fic^ beugen6, 6em JSJjdn^ bun6e beigetreten fei; aber fie ta6elte fc^rf 6as Der^Iten Dalbergs, 6er 6en Patrioten fpiele un6 bodf nur ein abfc^ulic^er £goift fei. Die ganje IDuc^t il^res ^mes aber iporf fie auf Hapoleon, 6en tTeufel, 6er 6en 6eutfc^en Staaten fage: „^ ne^me euer £an6 o6er iljr ge^rc^t mir als Sflapen" nne ein highway-man, 6er „6ie Börfe o6er 6as Ceben'' rufe. Sie fal) 6en (Tag fommen, wo auf SefcI^I 6iefes „Tlusvouv^s 6er QöUe", für eine Sac^e, 6ie blutige (Tranen fofte, 6er Deutfc^e 6en Oeutfc^en n>er6e ertpürgen muffen.

tTro^ 6iefer (Erbitterung 6er Königin gegen Hapoleon: an 6em (Entfc^Iuf jur ZHobili« fierung, unfere Darftellung seigte es fd^n, fyütt Cuife feinen 2(ntei(. Sie I^at felbft fpdter einmal, in einem 2(ugenblicf, nx> abermals 6ie £ntfd^6ung über Krieg un6 ^rie6en auf 6es ZlTcffers Sd}nei6e ftan6, im 3aljre ^809, in einem Sdjreiben an 8ru6er <0eorg erflärt: fie fyibc \806 „nidft 6er Sac^e 6en 2(usfc^(ag gegeben'', obgleich es xlfT immer nadjgefagt n)er6e. „2tber," fügte fte 6ann rafc^ ljin$u, „6ie folgen ben>eine idf oft ni^t aber 6as prin$ip 6er ^an6lung un6 nic^t 6ie ^an6Iung felbft. Hie u>er6e xdf beipetnen, nnis (Eljre un6 Selbftgefüljl ^iligten." Königin Cuife ujar überseugt, 6af 6er Krieg mit Hapoleon frül^er o6er fpdter unpermri6Iid; fei; fie befdmpfte je6e weitere Zlad^iebigfeit gegen ^ranfreidj; fte perlangte preuf ens Sdju^^errfc^ft über 6ie nor66eutfd;en Stdn6e aber tpir fyiben f einerlei Zeugnis, 6af fte gera6e im 2(uguft un6 September ^806 irgen6nrie 6en TXusbvudt 6es Kriege be^leunigt o6er nur gemünfcbt i^e.

Das (C^afteriftifc^e an 6er preufifc^en ZHoHlmac^ung von \806 xfl trielmei^r un- jn>etfel^aft, 6af Mefer &efretcn6e (Entfc^Iuf, 6er in 6em smiefpälttgen preufifd^en HationaU gefügt eine gemiffe (Einfjeit n)ie6er tjerfteUte, 6er erfte Schritt sur IDie6ererljebun9 Preuf ens nadf tiefem ^aüe, gera6e pon (Braf QaugtDi^ ausging , it>ie er andf 6ie weiteren Per^ ^n6lungen geleitet Ijat. Was gefc^a^, wav $unäc^ft nur eine militärifc^e Bemonftration 5ur TlbxvüiT eines etn>aigen 2(ngriffes. (Braf Qaugmi^ t>ermie6 alles^ it>as auf eine neue Koalition ^ätte ^in6euten fönnen; er oer^arrte fo lange als möglich in 6er ru^gen 6efenftDen fjaÜunQ, 6ie er Don 2(nfang an eingenommen I^atte. (£r felbft fyjd immer bel^auptet, 6af er 6amit nur fär 6ie militärifc^en Vorbereitungen I^abe ^eit gewinnen nx>Uen. 3^^^^ man nun aber ruftete, brac^ in 6er 2(rmee n>ie im Polfe 6ie Erbitterung gegen Hapoleon une6er in Ijellen flammen aus. „Die €jasperation/' fc^reibt 6er öfterreidjifc^e (Befan6te aus Serlin, ,,ift fo allgemein, 6af 6iefer Krieg un$n)eifel^ft 6er populärfte wcvbm wirb, 6en Preufen je geführt Ijat." ZlTan na^m fic^ por, 6iesmal 6ie IDaffen nic^t e^er nie6er« SulegeU; als bis 6ie Entfernung 6er fransdftfc^en tTruppen 6en unerträglichen ^uftän6en in Deutfc^lan6 ein (En6e gemacht fjabe. Hur 6ann fönne auc^ 6er nor66eutfd}e Bun6 o^ne Störung un6 in freier Selbftdn6igfeit fic^ bil6en un6 entnncfeln. (£s fc^eint nic^t, 6af (Braf tfauQwxi^ felbft an einen freitpilligen Hücf5ug 6er ^ransofen aus Deutfc^lan6 geglaubt I^at IDenn nun ein neuer (Befan6ter, 6er (Beneral pon Knobels6orff, mit 6em 2(uftrag nac^ Paris gefc^icft wixxbc, 6ie ^ucüdiidfuni 6er fransöfifdjen (Truppen su for6em, fo fonnte Qaugmi^ ftc^ nic^t per^el^len, 6af Preuf en 6amit sur 0ffenfipe äberge^ un6 einem Sruc^e mit ^ranfreic^ entgegentreibe*

Hapoleon ^atte anfangs 6ie Hac^ric^ten pon 6en preuf ifc^en Haftungen im 8ea>uftfein feiner Ueberlegen^eit mit falter Hu^e aufgenommen; er traf felbft, a>ie es fc^eint, por^ bereiten6e Zllaf regeln 5ur gurucfna^me 6er fran$öfifc^en (Truppen aus Deutfc^lan6, nac^em ©efterreic^ fic^ mit 6er Heueinric^tung I)eutfc^lan6s einperftan6en erflärt un6 ein rufftfdjer Diplomat in Paris einen ^rie6enspertrag unterseic^net ^tte, in 6em 6ie Hdumung Deutfc^ lan6s pon 6en ^ransofen pereinbart mar. Tlls er nun aber am 3. September erful^r, 6af Kaifer 2Ilejan6er 6iefen ^rie6en 5U ratifisieren ablehne, lag es für i^n naije, in 6em ^u^ fammentreffen 6er preufifdjen Haftungen mit 6er Denperfung 6es rufftfc^en ^rie6ens 6as 2(n5eic^en für 6ie 8il6ung einer neuen Koalition 5U erblicf en. (Er erflarte am 7. September 6em (Beneral Knobels6orff, 6af er feine militdrifc^e ZITac^tftellung in Sä66eutfc^lan6 be^upten iper6e, folange Huflan6 feinen ^rie6en gefc^loffen ^e; 6agegen for6erte er je^t feinerfeits mit allem Hac^6rucf 6ie ^urucffä^rung 6er preufifd^en (Truppen auf 6en ^rie6ensfuf , n)ofur er Z7ermin6erung 6er fransöftfd^en (Truppen in XDeftfalen in 2(usftc^t ftellte.

X9\

^ür (ßraf ^augnn^ beöurfte es 6tcfer 2tntux>rt Zlapoleons nic^t mcljr; er ^tte mtnöeftens Don 6em ^(ugenblicf an, wo ex gegen (En6e 2(uguft 6te Hac^ric^t von 6er 2?ern>erfung öes rufftfdjen Vertrages 6urc^ 2tleyan6er erljielt, jeöe Öffnung auf (Er^Itung 6es ^rieöens aufgegeben, 2tber bei König ^rieöric^ IDil^elm un6 bcfoniers bei feiner näc^ften Umgebung war 6ie Ueberseugung von 6er UnüermeiMic^feit un6 Hottt>enMgfeit 6e5 Krieges nodj feinesmegs 6urc^ge6rungen. 2?on (Beneral KJcfri^ urteilte 6ie nneöer feljr friegerifdj geftimmtc (ßräfin Vo% „er fei 6ümnier als je", 3" ^neöric^ ZPill^lms u>i6er* fprudjspoUem üerljalten offenbarte fic^ 6eutlic^ 6er unfriegerifc^e 3wg feines IDefens* €r nxir feft entfc^Ioffen un6 fprac^ es 6eni (ßefanöten 6es Kurfürften von Reffen fc^on im 2tugup aus, ,/baf , fo lange noii ^ransofen in Deutfc^Ianö tparen, er feine tTruppen nic^t nrieöer nac^ £)aufe geljen laffen n)ür6e" : aber er t?ielt es anfdjeinenö öodj nic^t für unmöglich, 6af Hapoleon roirf lidj feine ^eresmaffen ofjne Kampf $urücf5ieljen meröe. €r fuc^te im tiefften (ßeljeimnis 6urc^ feines üaters Sdjn>efter, 6ie iTTutter 6es prinsen von ©ranien, mit €nglan5 getyeime Per^nMungen an$ufnüpfen, tDobei er ftc^ gegen 2?er$ic^t öes KJnig^ Kurfürften auf ^annoper felbfl 5u einem 2Ingriffsfrieg auf Hapoleon mit n)eit gcftecften ^xdm geneigt jeigte: eine friegsfreuMge Stimmung aber nnir überall nid;t in il^m 5u fpüren. Tius feinen öüfteren un6 trübfeligen Zllienen fc^ien fcer ganse £mft 6er geit $u fprec^en: bodf 6ie ^erftreuungen 6es Qoflebens erfuE^ren auc^ in 6iefen tTagen feine Unterbrecf^ung. £s ipar faft roie im legten IDinter, wo Prins Couis ^eröinanö in IDorten flammenöen ^tnts bic Berliner Pergnügungsfuc^t gegeifelt tiattc, „wäifxcnb man por einem gefdE^rlic^en un5 langwierigen Kriege ftefje un6 6em Perierben entgegeneile." ZTTitten im Cänn 6er Lüftungen un6 5U)ifd?en 6en Sefidjtigungen 6urdjmarfcljieren6er Regimenter it>ur6e nrie6er 6urdj tCans un6 Sdjaufpiel 6er (ßeburtstag 6es €rbprin$en (ßeorg gefeiert un6 am 25. 2(uguft 6er Stralauer ^ifcl?5ug befudjt; man peranftaltete itusflüge nadj 6er Pfaueninfel un6 ^rüljjlflcfe im £)ofjäger un6 ging faft aUaben6Iidj ins tCtyeater. Die Berliner un6 Pots6amer Regimenter rücften aus, 6ie ^eI6oquipage 6es Königs futjr ab, nur 6er König felbft $ögerte un6 sögerte, obgleidj Königin Cuifc längft feine 2tbreife münfdjte.

Ben legten Scbuxinfungen madyte erft Knobeb6orffs Bericht über feine Unterre6un9 mit Hapoleon, 6en man fpat am 2tben6 6es {6. September in Berlin erfjielt, ein €n6e. 3e^t mag auc^ 6er König erfannt tjaben, 6a0 6er Krieg unabu)en6bar fei, un6 6ie 2Ibreife ipur6e en6gültig befc^Ioffen. Königin Cuifc foUte 6en (ßematyl begleiten un6 bis $um 2Ius= brudj 6er ^cin6fcligfeiten im fjauptquartier pcrbleiben. 2tm \8. September empfing 6te Königin ror 6en (Toren Berlins itjr Regiment. 3" einem Reitflei6 in 6en färben 6e5 Regimentes, blau mit ponceau* Kraben un6 -R..ibatten, beglei*<»te fie *f 6wr^ Pn-H- n/(j

Brnd^ mit ^ranfretd^

(E^arlottcnburg, n>o 6en ©fpsiercn im Sc^Iof ein ^cft gegeben n)ur6e, bei 6em man 6ie (ßefunMjeit 6es ,,PortreffIic^en" Cfjefs, roie 6er Komman6eur Kalcfreutlj fagte, mit Be«* geifterung tranf. Hodj an 6emfelben tCage nafjmen König un6 Königin 2tbfc^ie6 von 6en Prin$en un6 prin$efftnnen, Me in Berlin 5urücfbleiben follten. Prin$efjtn IPil^Im fan6 6en König blaf un6 beilegt, aber ergeben in (ßottes ^ügung* Seine IDorte un6 fein Betragen rüfjrten fie fo, 6af pe ZTlitleiö mit ifjm empfanö. 3" BeUeDue, bei prin$ef|in Cuife Ha65iit>iQ, seigte fxd} 6er König rul^ig un6 gefaft, o^ne (Täufc^ung fiber 6ie Sc^mere 6er beporfte^en6en €ntfc^ei6ung, aber voü Dertrauen in feine 2trmee. Tlndi von 6em Bru6er 6er prinsefftn, Prin$en Couis ^er6inan6, fprac^ er un6 Don 6en (Entartungen, 6ie er auf ifjn fe^e, prinseffin Cuife geleitete bei6e hinaus. Der König, feiner Belegung nic^t mel^r ZTTeifter, fc^mang fic^ eilig auf fein Pfer6 un6 fprengte im (Salopp 6apon; 6ie Königin, 6ie im IDagen gefommen war, Ruperte 6er Prin$effin beim 2tbfcljie6e $u: ,,Sagen Sie ifjm, idj baue gan5 auf ifjn/'

2(m 20. September verlief 6a5 Königspaar Berlin, 6a5 6ie Königin menige IPoc^en fpäter auf einige Stun6en als ^lüc^tling, 6er König erft nac^ 3^^^^^" n)ie6erfefjen foUte. 3n (Cfjarlottenburg Derabfc^ie6eten pe pc^ unter (Tränen un6 Küffen von i^ren Kin6em; „er gab mir einen langen ftarfen Kuf ", fagte 6er fleine fünfjährige Karl, 2tm näc^pen (Tage ful^ren pe von Pots6am ab, 6ie Königin, 6ie il^re aus Sü66eutfc^lan6 gepachtete Sdfwc^ki ^rie6erife nodi Ijatte begrufen fönnen, mit 6er ©ber^fmeiperin; 6er König mit (Beneral Köcfri^, 6er nic^t aufljörte, feiner Iln5ufrie6enljeit 2tus6rucf 5U geben, Heber 2JTag6eburg, n>o 6er König 6ie ^epungsa>erfe bepc^tigte, un6 ^alle erreichten pe am 23* September 6as preuf ifdje Hauptquartier in Haumburg.

(Erp in 6er Hac^t Dom 2^. $um 25. September reifte Hapoleon i>on Paris ab, auc^ er mit feiner (Bemal^lin, 6ie il^n bis ZTIains begleitete. (Es mar q>o^1 6as einsige, nx>rin 6ie bei6en ZlTänner 6amals pc^ glichen: 6er Preufenfönig, 6effen natürliche Sc^n>ac^en, Unentfc^loffenfjeit un6 (Energielopgfeit, im Kriege nur nodj pärfer un6 gefährlicher ^erpor«' treten muften, un6 6er fran$öpfc^e ympttatov, 6er 6ie JPuc^t feines IDillens un6 6ie Sd^lagfraft feines (Benius gera6e im Kriege 5U il^rer ^öc^pen Spannung un6 5U i^rer gröften Ceipung immer fteigerte.

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Siebentes Kapitel 3m Kriege

(1806—1807)

I. Von Haumbutg bis Stettin

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^^^m preuftfc^cn f^auptquortier ju Haumburg fammelten ftc^ um 6en K5mg un5 bm ^cr$og von Sraunfc^n)etg, 6em 6er ©berbefcljl bcs ^ccres fibertragen mar, 6ie (Benerale xxnb 6te Cetter 6cr preugifcf^en Politif, 6er Zninifter (Braf Qaugmi^ mit 6em bisl^erigen (ßcfan6tcn in Paris, Cucc^ftnl, un6 6em (ßeljeimcn Kabinettsrat €ombar6* Don 6en 6eutfcf;en ^firften, 6ie 5U Preuf en t^ieltcn, erfd^ienen 6er immer treue un6 entfd^Ioffene Qerjog Karl 2tuguft von Sac^fcn*=IDcimar un6 6er Prins von ©ranien*^ul6a; nadj mand^ Sd;it>anfungcn un6 ^n)ei6eutigfeiten fan6 fic^ aucf; 6er Kurfurft von Reffen ein, 6oc^ o^ne ftd; politifd; bin6en 5U moUcn. Heben 6er Königin mit it^rem (Befolge famen nod; an6ere ^ürftinnen, 6ic Sd?u)efter 6es Königs, Kurprin$efftn 2tugufte von Reffen, un6 6te ^reunMn 6er Königin, (Erbprinseffin Zriaria PatDlon>na Don Sadjfen *=IDeimar, 6ie je6od; nodj por ilusbrudj 6er ^ein6fcligfcitcn nadj Serlin reiften.

Die Königin litt bei 6er 2Infunft in Haumburg an fc^mersljaftem Kopfreifen; erfl nac^ einigen tTagen, als 6ie Sonne prdd^tigcs QcrbftQ>etter brad^te, n>agte fie aussufa^ren, it>ic gen>öt;nlid; treif genci6et, auf 6em meift umE^üUten Kopfe ein Qut mit Kornblumen un6 (Cyanen. ^\x 6em Tolfe, 6as audj t?ier in Kurfac^fen, nn^ überall, neugierig un6 teilne^mcn6 iljr folgte, fagte fte itx>^I, m»'» ntan in TTaumburg er'^U: ,<F* ihr fcM^rben,

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was lauft tljr mir bmn fo nadf, xd} hin ja aixdi n>citer ntdjts als eine SoI6atenfrau." Sie liebte es, 6ie 6urc^$icfjen6en tCruppen $u beftdytigen, un6 an fdjönen Ztacljmittagen untere naijm fte Jtusflügc in Me Umgegenö, in 6ie Haumburger IDeinberge un6 5U einer 2In^ölje jenfeit 6er Saale, wo fie fc^on bei ifjrer Brautreifc un6 im 2^livc ^799 geraftet Ijatte, un6 wo je^t ein (ßeöenfftein an Königin Cuife erinnert. Der König tjat einmal von Haumburg aus bas nalje Sc^Iac^tfel6 von Hof bac^ befuc^t. 2tben6s vereinigte 6ie Königin um i^ren (Teetifdj (generale un6 Diplomaten, n>obei namentlich Cucc^efinis (Ersäljlungen Me llnter== tyaltung belebten.

Die Stimmung in Haumburg fd}H)anfte 5n>ifc^en Sieges^ffnungen un6 Xlxcbcv^ gefc^lagenfjeit, (ßegen 6ie preufifc^e Politif un6 tljren oberften Vertreter, (ßraf £)augn)i^, u>ar audj je^t nodj feinesmegs alles ZlTiftrauen gefc^n)un6en, un6 in 6er Heeresleitung permifte man 6en fortreif enöen Sc^n)ung 6er ©ffenfipe* Der friegerifc^e (ßeift aber un6 6ie Kampf esfreu6e in ©ffi$ieren un6 SoI6aten ipecf ten 6te fro^eften Hoffnungen; menigftens 6ie erften ^n^ammtn^tö^c mit Ztapoleon glaubte man ftegreic^ befte^en un6 je6enfalls fo lange ftan61jalten 5U fönnen, bis 6ie Huffen un6 pielletc^t audj 6ie ©efterreidjer 5U tfxl^c fdmen,

2Iefjnlic^e Stimmungen lebten in Königin Cuife. Sie n)uf te, 6af es nun fein gurücf metjr gab; Ijinter iljr, wie fte fc^rieb, lagen „^eigfjeiten un6 €mie6rigungen", porn)ärts w'xntic 6er IDeg 6er €l?re, Sie aljnte wolfl, 6af 6iefer IDeg auc^ sum Untergang füfjren fönne, un6 fie wav weit entfernt pon je6em törichten Sieges6ünfeL 2Iber fie fan6 6en (ßeift 6er tCruppen un6 itjre Kampfesluft fo ^errlic^, 6ie (Erbitterung 6er gansen Kation fo fraft»» poll, un6 pon allen Seiten brachte man ifjr fo piel Hingebung un6 Daterlan6sliebe entgegen, 6af fte 6araus „ZHut für 6ic ^utnn^'* fc^öpfte, IDur6e 6oc^ felbft 6er König, 6em fonft jc6e 2Innäfjerung feiner Untertanen efjer läftig tpar, 6apon gerüfjrt, njie man feinen IDagen um6rängte un6 iljn un6 6ie gute Sac^e fegnete. UTit pollem Pertrauen rechnete 6ie Königin auf Suflan6s H^lf^* ^^^ ^0^ Berlin aus, »enige (Tage por 6er 2Ibrcife, Ijatte fte 6em Kaifer 2Ileyan6er gefc^rieben, 6af nadjft 6em preufifc^en fycvz feine ^reun6fdjaft ifjr ^uperftdjt gebe. ZHit 6er gan$en gefüljlsfeligen Ueberfdjmenglidjfeit 6es ^8. 3aljrljun6crts beteuerte fte iljm 6abei: „3c^ glaube an Sie, wit idi an (ßott glaube, un6 meine ^reun6^ fdjaft für Sie wirb nur $ugletc^ mit meinem (ßlücfe en6en." Un6 Pon Hauntburg aus une6ertjolte fte: „Die gufunft Ijängt »efentlic^ pon 2^ncn ab, unb id} bin gans rufjig, 6a idj Sie fenne."

3n politifc^er H^^P^* o>ör bal6 nadj 6er 2tnfunft 6es Königs in Haumburg bereits 6as entfcljei6en6e IDort gefallen. 2Im 26. September a>ur6e ein Kurier mit einem Sdjreiben 6es Königs an Ztapoleon un6 mit einer Hote abgefan6t, ux>rin in aller ^orm 6er Hücf$ug

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6cr fran5oftfcf;cn tTruppen aus Deutfcf^lanö un5 Me freie unb ungeftörte ^ulaffung 6es Horb- öeutfc^en Bun6es perlangt n)uröe. IDür6e eine befrie6igen6e iinttport bis 5um 8* ©ftober nic^t eintreffen, fo foUte 5um Jtngriff gefdjritten n)er6en. Hic^t unt nod) eine (Cur für 6en ^rie6en offen su Ijalten, an 6en man nic^t me^r glaubte, gen>ä^rte man öiefe le^te ^rift, fon6em allein um noc^ einige (Tage für 6ie militärifc^en Vorbereitungen 5U gewinnen, mit 6enen es nur rec^t langfam ponpärts ging.

Uad) längeren Beratungen Ijatte man ftc^ $u 6em piane geeinigt, über 6en tC^üringer IDaI6 Ijinrocg 6ie fran$öftfc^en (Truppen in Sü66eutfc^Ian5 ansugreifen, 5ie man no<^ por it^rer Pereinigung überrafc^n 5U fönnen meinte. Der (Beöanfe fam nid^t 5ur 2(usffit;rung. IDoUte man eine fo entfc^ieöene 2Ingriffsben>egung por 2tblauf 6er im Ultimatum gefteOten ^rift permei6en? ©6er, was ma^rfc^einlidjer ift, ljin6erten militarifdje Be6cnfen, wk 6ie Hücfftd^tnal^me auf 6ie eigenen noc^ unpollen6eten Hüftungen un6 6ie perfpatete ZTTobilifierung 6er fäd^ftfcf^en (Truppen? 06er lag 6ie Urfac^ sugleic^ aud; in 6em (Brun6übel, an 6em 6ie preufifdje Heeresleitung ebenfo franfte wie portjer 6ie preufifdje Politif : an 6er lä^men6en Unentfdjloffen^it ?

(Benug, 6ie (Tage perftric^en; erft 2(nfang 0f tober a>ur6e 6ie Qauptarmee allmd^lic^ nd^r an 6en (Tl^üringer lDal6 ^eran nac^ Su6a>eften gefd^ben, un6 erft am 4. 0ftober, als fidf 6ie Hac^ric^t pon 6er 2(nfunft llapoleons in XDürsburg perbreitete, n>ur6e auc^ 6as f^auptquartier nad; (Erfurt perlegt Tlls 6er ^ug 6er IDagen un6 (Befd^fi^e mit 6en (Truppenmaffen lang un6 langfam ftc^ über 6ie Brücfe pon Kdfen bemegte, beobad^tete xlfn 6er glän5en6fte litcrarifdje (ßegner Ztapoleons, ^rie6ric^ (Ben^, 6en (ßraf f^augipi^ 5ur Znitarbcit an 6em prcufifc^en Kriegsmanifeft 5U fic^ berufen Ijatte; er empfan6, un6 piel* leidet nidft er allein, 6af fid; in 6iefem 2(ugenblicfe 6ie (Entfc^ei6ung porbereitete über 6ie ^rciljeit 06er 6ie Knedjtfdjaft ZHittcleuropas.

(Erfurt bot 6asfclbe Sdjaufpiel ipie Haumburg: militärifc^c Beratungen, fürfUid^e Befudje, unauftyörlidje tTruppen6urdj5üge, ein unentu?irrbarcs (ßeroüljl un6 Durdjeinanöer pon Zrtenfdjen, Pfer6en, Kanonen. Der König ftu6icrte 6ort 6en pian 6er Sd^lad^t Pon 2tufterli^. Die Konigin Ijattc 6ie ^rcu6e, itjre Sc^n>eper, ^er$ogin (Tl?arlotte pon Qil6burg^ Ijaufcn, bei fidj $u fefjcn. Sie befud^te 6en Petersberg un6 lief ftdj mit iljren Damen aben6s Pon Cucc^efmi (ßefpenftergefdjic^ten ersäl^len. 3^^^^ fort6auem6e 2Inipefen^ im Hauptquartier feit 6em (ßrof en Kurfürften Ijatte fic^ fein prcufifdjer ^errfdjer Pon fetner (ßemafjlin ins ^el6 begleiten laffen erfuljr feljr perfc^ie6ene Beurteilung. lDd^ren6 piele, pielleidft 6ie meiften, 6ie (Entfernung 6er Königin aud; um il^rer eigenen Sid^r^it nnllen u>ünfdjten, Ijielten an6ere, 6ie ftc^ i^res (Einfluff^ auf 6en Könid v* be6iene" a^^adl*m

i^rc fernere (ßegenipart für notmenMg. Sie felbft, Ijterin n>ie fonft, fügte ftc^ leMgltc^ 6em IDillen 6es Königs, 6er fte fo lange als irgen6 möglich bei ftdj 5U Ijaben Derlangte.

3n (Erfurt, am 9. ©ftober, empfing Königin Cuife audj ^rieiric^ (ßen^, 6er eine ausführliche 2Iuf$eic^nung über 6en üerlauf feiner 2tu6ien$ un6 6ie 6abei empfangenen €in6rücfe Ijinterlaffen tjat. Die Königin äuferte ftc^ über 6en Krieg in 6em Sinne, 6en wir fc^on fennen: Die politifdjen ZTlotipe lief fte beifeite, obgleich i^re IDorte fonft auc^ tjierin fc^arfes 2?erftän6nis beriefen, ^ür fte tpar 6er Krieg nic^t 6as (Ergebnis politifc^er Berechnungen, fon6em „ein (ßebot 6er (Efjre un6 6er Pflicljt". Uebrigens fei fte nic^t befragt tt>or6en, n)ie fte überhaupt bei öffentlidjen 2tngelegenljetten nie 5U lS,aU gesogen n)er6e, (Rani nadi 6em ^er$en von (ßen^ waxcn bann iljre 2Ieuferungen über ©efterretdj un6 Suf lan6. (Es mag nidjt pöllig oljne politifc^e Jtbfidjt getpefen fein (ßen^ war ja Dor einigen 3afjren aus preufifdjen in öfterreic^ifc^e Bienfte übergetreten , aber es entfprac^ 6ocIj audj, n)ie n>ir n)iffen, ifjrem innerpen (Empf!n6en, wtnn fie pc^ 6abei über ©efterreic^ mit befon6erer IDärme auf erte un6 ©efterreidjs Unglücf ntit tCränen in 6en 2Iugen beflagte* 2tus „6em Seiche" ftammen6, tyatte fte eine angeborene Svmpatljie für ©efterreidj, ii>omit iljre politifdje Ueberseugung im (Einflang u>ar. Sie rüfjmte Kaifer 2Ileyan6ers (Eifer, feine £)ingebung un6 feine perfönlicfjen tCugen6en; allein für 6ie ^reiljeit (Europas tDünfdjte fie 6ocI? 6ie (Einigung 6er Deutfc^en, 6ie (Einigung i>or allem Preuf ens un6 ©efterreidjs. (£s waxzn 6ie (ße6anfen, 6ie (ßen^ feit 3^^^^ pertrat, 6ie Prin$ Couis ^er6inan6 mit ifjm teilte, un6 6ie audj bei 6er Königin (Eingang gefun6en Ifaüm.

Ueberl^aupt ifat (ßen^ pon Königin Cuife 6ie allerbeften (Ein6rücfe getponnen; er ipufte nidjt, tpas er mefjr ben>un6em follte: 6ie männlidje (Energie un6 Seife it?res Urteils 06er 6as edjt ipeiblic^e (Bemüt un6 (Befühl, 6as alles 6urd76rang un6 erfüllte. Sie erfcf^ien i^m als eine unpergleidjlic^e Bereinigung Pon lDür6e un6 2Inmut, Pon Pome^mfjeit un6 ^ixxüd^ fjaltung. 2Ius 6em 6üfteren (ßemäl6e, 6as (ßen^ in feinen ilufseidjnungen pon 6en ^\x^ ftän6en un6 Perfönlidjfeiten jener tCage entipirft, ftrafjlt allein 6ie (ßeftalt 6er Königin Cuife als eine tyelle un6 reine Cidjterfc^einung.

3n5ipifc^en ipur6e in (Erfurt, ipie por^er in Ztaumburg, (Tag für (Tag Kriegsrat geilten. Der pian 6es Ueberganges über 6en (Thüringer lDal6 ipar leidet aufgegeben; fcljipieriger ipur6e es, einen neuen (Entfc^luf $u f äffen. Bal6 follte ftc^ 6ie ganse 2trmee ipeftipärts $ipifc^en (ßoilfa ixnb (Erfurt fonsentrieren, bal6, 6a 6ie 2Trel6ungen über einen nac^ ©ften ipeit aus^len6en Umge^ungsmarfc^ 6er ^ransofen in 6er Hic^tung auf 6ad Kurfürftentum Sac^fen ftc^ bebxolflxdi Ruften, follte oftipärts auf 6as rechte Saaleufer 5urücf gegangen tper6en, um 6en ^ranjofen 6en IDeg $u perlegen. Schlief lic^ ipur6e 6ie

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^uptarmcc teils $urücf nadti IDetmar, tos man crft am ^. ©ftobcr pafftert tjatte, teils füMi(^ 6apon nadj Blanfenljain Mrigiert, u>at?ren6 ein anöeres Korps unter 6eni Befetyl 6es ^flrften £)ot?enIofje; 6effen 2lDantgar6e Prins Couis ^er6inan6 befeljligte, nte^r füWidj, 5um lieber* Qanq auf bas rechte Saaleufer bereit, stmfd^en Ka^la un6 Huöolftabt fic^ aufftellte. XDas u>eiter gefc^efjen foUte, 6afür em>artete man erft Hac^ric^ten Dom ^ein6e.

2Im ^0. ©ftober erreichten 6er König un6 6ie Königin mit einem (Teile 5er ^aupt« armee auf fdyledjteften IDegen Blanfen^in. €s war ein fc^recHic^er 2Iben5, 6em eine fdjrecflic^ere Hadjt folgte. piö^Kc^ fan5 man ftc^ mitten im Kriege. Pon allen Seiten Ijörte man 6cn Bonner 6er (ßefdjüfyi; ringsum, überaD, fc^enen bereits ^ransofen. Da fam gegen 9 UE^r aben6s 6ie Hac^ric^t, 6af 6ie 2(pantgar6e bei SaaIfeI6 gefd^Iagen un6 Prins Couis ^er6inan6 nad} ^I6enmütigem Kampfe gefallen fei. Der König brachte felbjt 6er tieferfc^üttcrten Königin 6ie tCrauerfun6e, 6ie ftdj rafdj perbreitete un6 Beftür$ung un6 Sdjmers erregte. UeberaU er^b ftdj IDeljflagen un6 IDeinen um 6en Prinsen, mit 6em fo pick un6 fo fc^öne Hoffnungen untergegangen iparen. BaI6 folgten »eitere Hac^ric^ten pon gefafjr6rot?en6fter 8e6eutung. Die Uebergange über 6ie obere Saale tparen in 6en £}an6en 6er ^ein6e, Su6oIfta6t, unfern Slanfentjain, pon iljnen befe^t; fjo^enlotje fyütz fiif etn>as ofttparts ipen6en muffen, um gefc^Iagene (Truppen eines preu^fc^en Korps unter (Tauen^ien auf$unetjmen. Blanfenljain, 6a6urc^ nac^ Sü6en pöUig unge6ecft, ftan6 einem fein6Iid}en Pormarfdj offen, 6as £)auptquartier glidj einer üorpoftenftellung. ^urdjt un6 Sdjrecfcn bradj über alle Ijerein. 3" ^^^ Strafen in un6 um Blanfenljain er6röljnte ununterbrochen 6cr (ßeneralmarfdj, um pon allen Seiten (Truppen $um Sdju^ 6es Qaupt* quarticrs ^erbeisurufcn. Die ^eI6equipagen 6es Königs ipur6en fdjon meggefdjicft. nieman6 i^ätic gen>agt, ftdj $ur Jvulje $u legen. 3"^"^^^^ $u eiligfter ^ludjt bereit, pon je6em Tllamx aufgefdjrecft, fo pcrbradjte Königin Cuife mit itjren Damen 6ie Hadjt.

König uu6 Königin tjaben 6iefe Sdjrecfensftun6en nie pergeffen. Der König fonnte fpätcr 6cn Hamen Blanfcnljain nic^t nennen frören, oljne 6af itjm gleid? all fein Ungiflcf fidjtbar por 2lugcn trat. Der Königin, 6ercn Jlufseidjnungcn obige SdjiI6erung entnommen ift, mag man es glauben, 6af fie pon jenem 21ugenblicf an bas nal^Mt6e Unljeil a^nte.

2tm früljcn ITTorgen 6es \{. ©ftober, erregt 6urdj 6en (ßc6anfcn an 6cn €ntfd)ei6ungs* fampf, 6er unmittelbar beporsufteljen fdjien, perlief Königin Cuife Blanfen^in un6 erretd^te baI6 IDeimar, tpo auc^ 6er König mit 6em l7cr5og pon Braunfd)tt>eig un6 6em ganjen (Befolge nodj am Zlacbmittag eintraf. Die £)auptarmee $og fidj um IDeimar ^rum 5ufammcn, ttMljrcn6 ^ürft iTofjenlo^e fein Korps bei ^cna fammcite. Der Seft 6es (Tages, ebenfo one 6er ganse nadjfte (Tag, pergingen abennab in fruc^tlofcn Beratungen. ZTIan Ijörte pon

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tpetterem Doröringen 6cr ^ran3ofen; un6 6te Bcforgnis n>ur6e immer ftärfer, 6af man im (Dftcn, in 6er linfen ^lanfe, umgangen n>er6e. Der £)er5og von Braunfc^n>etg, une 6ie Königin Derfic^ert, fonnte un6 n)oIItc bas nidjt glauben. So blieb olles untätig ftetjen, bis n)ie6er erfl Hadjric^tcn pom ^ein6e eine (Entfdjlief ung aufsroangen un6 6ie fdjiDerfällige ZlTaffe in Bewegung btadiUn. Zlod) am \2. ©f tober fpät aben6s fam 6ic beftimmte Zneföung, 6af Me 2trmee in ifjrer linfen ^lanfe tatfdc^lic^ umgangen un6 Haumburg bereits pon feinMic^en (Truppen befe^t fei* Sogleidj n)ur6e nun befc^loffen, feljrt 5U machen, um über 6ie Unftrut un6 Saale fjinroeg 5ipifcljen Saale un6 (Elbe 6em Pormarfc^ 6es ^ein6es entgegen$utreten. IDä^ren6 6as Korps unter fjoljenlolje $ur Decfung 6er rechten ^lanfe etn?as surücfblieb, fe^te jtc^ am ^3. (Dftober Pormittags fpat, nxiljrfcljeinlic^ 5U fpät, 6ie fjauptarmee in Bewegung un6 $og mit fc^leppen6em Crof langfam auf 6er grof en ^ranffurt^ Ceip$iger ^an6elsftraf e in nor6öftlic^er Hic^tung nac^ 2Iuerfte6t 5u,

Königin Cuife folgte am Hac^mittag 6es ^3. ©ftober pon IDeimar aus 6em Dor* marfdj 6er 2trmee; fo fjattt es 6er König felbft geipünfc^t, 6er ftc^ auc^ je^t noc^ ni4t pon iljr trennen modjte. ZTKt 6em Küraffier* Regiment Heisenftein erreidjte fie 6ie Strafe por 2(uerfte6t; ipo il^r 6er Qer5og pon Braunfc^tpeig entgegentrat.

,f€s wai bas erftemal/' fo ersäfjlt 6ie Königin, „6af ic^ i^n feine ZHeinung pofitip un6 energifc^ ausfprec^en Ijörte/' VHxi emfter ZTTiene trat er an ifjren IDagen t?eran un6 fragte: „Um (ßottes willen, was tun Sie ^ier?" Königin Cuife ernn6erte: „Der König glaubt, 6af ic^ nirgen6s {teurer bin als I^ier im HficFen 6er Slrmee, 6a 6er IDeg, 6en icf; nadj Berlin einfc^lagen follte, nidjt meljr freier ift." „2tber mein (ßott, fefjen ZTlajeftät nidjt 6as Sdjlof pon (Ecfartsberga Por ftdj? Dort fin6 6ie ^ran$ofen, fte ftn6 fjier gegen* über un6 in Haumburg, un6 morgen n>er6en wir einen blutigen un6 entfc^ei6en6en tCag traben. Sie fönnen Ijier nidjt bleiben, es ift gan5 unmöglidj." (Er riet iljr, nadj IDeimar 5urücf5ufe(^ren un6 ftcf; 6ort pon (Beneral Hüc^l 6en IDeg nacf; Berlin angeben 5U laffen. Die Königin lief 6en König rufen, 6er fur3 por^er mit 6üfterer un6 forgenpoller ZHiene an ifjrem IDagen porbeigefommen war, teilte i^m 6ie Befürchtungen 6es ^ersogs mit, un6 6er König entfc^ie6: „IDenn es fo ift, fo reife ab/* IDortlos 6rücFte er iljr sum 2tbfd}ie6 6ie f^anb. Die Königin, in tieffter Bewegung, perlief iljren IDagen, einen Kampagne^ wagen 6es Königs, un6 in it^rem Seifewagen, pon einem ©ffi$ier mit adjt Küraffteren geleitet, feierte fie nadj IDeimar surücf, 6as fte erft wenige Stun6en porfjer perlaffen Ijatte. Unterwegs begegnete fie 6em Prin$en pon ©ranien, 6er 6ie erfte Dipifton 6er £)auptarmee befefjligte, un6 6em Prin$en ^einric^, Bru6er 6es Königs, 6er in 6iefer Dipifion 6ie sweite Briga6e fomman6ierte, fowie ifjrem eigenen Bru6er Prin$ Karl, 6er 6em Seferpeforps

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unter Kalcfrcut^ angc^rtc. Von itjncn allen naljm fte 2tbfc^te5, immer bemflijt, baM t^re tTränen 5urucf suhlten, um nxd}i Me 6em Kampfe entgegenge^nöen ZHdnner wcxdf 5u fttmmen. 3" IDrimar angefommen, lief fie 6en (Beneral Südjel rufen, 6er, $u erregt um felbfi fc^reiben 5U fönnen, il^r 6urc^ einen feiner 2(6]utanten 5ie Heiferoute auf« 5eic^nen lief. Die Königin foUte 6en fjavi im XDeften umgel^en un5 über Sraunfc^meig nac^ Berlin 5uräcffe^ren. tPie ersäE^It nrir5, Ijai fie fic^ öann nodf in 6en Strafen IDeimars $u ^uf 6en 6urc^marfc^ieren6en (Truppen ge$eigt un6 6urdj i^re (Begentpart öeren ZTTut angefeuert.

Die Stimmung 6er Königin am 2(ben6 por 6em tCage, 6er Aber Preufens un6 i^ eigenes Sd^icffal entfcf;ei6en foUte, 5eigt 6er Brief, 6en fie 6amals an 6en König richtete* 3n feinem Durc^einan6er pon richtigen un6 irrigen eingaben fpiegelt er 6en ZPirmxirr 6es ilugcnblicfs n>ie6er, $ugleic^ aber 6ie 3nnigfeit itjrer Ciebe $u 6em (Bemal^I un6 König, 6em fte aucf; in 6iefem 2(ugenblicfe 6a5 it;m fo fel)(en6e Selbftpertrauen einsufiöf en fud^te. Sie fdjrieb it?m aus IDeimar am ^3. ©ftobcr, 8 IWjr aben6s:

„©Ott fegne Didj auf allen Deinen IDcgcn, teurer, lieber ^reun6. Cs muf Dir gut getreu, 6enn Du bift 6er brapfte ZTIann Deiner ^eit. 3^ ^<>ff^ ^^^^ <i^^ (ßutes pon Deiner 2lrmee 5U t^ören. 2(lle, 6enen id) begegnete, tparen gan5 toU por ^reu6e, als fte ^rten (6ie (Truppen näntlic^), 6af 6ie ^ransofen wollt un6 gennf morgen eine ftarfe 2(ffaire fein n)ür6e. ©ott ftdrfe Didjl un6 gebe Dir eine tüchtig gewonnene Sdjlac^t. ZITorgen frfi^ um 5 UE^r, 6en \^., gel)' id; pon E^ier n>eg über (Erfurt, Cangenfalsa, Znüt^U^aufen, Dinget fta6t, f}eiligcnfta6t, xoo xdi 5U Had^t bleiben ipill. Dann übermorgen, 6en ^5. tpill id; bis 23rauttfc^n>cig, n>cnn es möglidj tft (es ift ^ri^cns ©eburtstag), un6 6en \6. nac^ Berlin. 3c^ bitte Dic^ fmeen6, fdjicfe mir 6odj Ztac^ridjt Pon Dir, Du n)cift nun, ipie ic^ ge^, un6 fannft bercd^nen, auf meld^em IDeg Du am gefc^n>in6eften mid) etn>as pon Dir fannft Ijörcn laffcn. Du begreif ft, ipie mir 6aran liegt in 6tcfem IlTomcnt! 3<^ fpredje pon nichts, u^as uns fonft betrifft, es ift nidjt 6er 21ugcnblicf, ftd? auf irgen6 eine 2lrt ipcic^ 5u madjen, ^df liebe Didj nxityr un6 innig un6 bete für Dic^l 2I6icu. Soeben fömmt 6ie Hadjridjt att ©cneral Südjcl, 6er nteine ZTTarfdjroute neben mir im ^intmer 6er I)er]ogin madjt, 6af 6ie ^ransofcn bei 3^"^ gcfdjiagen ftn6 un6 6af 6er ^firft £)ot;enIoI^ fie per- folgt. Der ©ffisicr, 6cr 6icfes 6em ©eneral JJüdjcI meI6et, l}at es fclbft gefel^n, 6af 6er ^ürft fte pcrfolgt tjat. Das ift ©ott Cob einmal n>as ©utes, un6 morgen giebt es gennf nodj mcljr fidj 5U freuen. 3^ ^i" h^^^ ^*^^ 6 U^r angefommen, alle Hegintenter fd^rieen: Pipat, es lebe 6cr König un6 6ie Königin. Den ad^t Ceuten pon Qut^a> fyxV xdj je6em eiiteit ^ric6ridjs6'or gegebett un6 fte nodj eytra tractieren laffen. 3* ^i" *^wf ^^^" SdfM

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Cafcl 16

....JuJGfci

abgeftiegett; weü idj feine Kfic^e Ifabe, nnb 6af ic^ mtc^ ^ter o^ne Vidj ntrgenös {ic^er glaubte» Jtöieu» ©ottes befter Segen mit Sir» £af mic^ nur nic^t o^ne Zladindit Jtuf emig

Deine treue Cuife.

„<Sraf ZlToItfe imrö Sir öiefes fibergeben unö um 9 o^ngefä^r mieöer $u Sir abgeben» ^dj ^offe, öie Umftänöe bringen uns halb wiebev sufammen»

„3^ öarf Sic^ nodj einmal bitten, ne^me me^r S^ttamn 5U Sir felber unö fu^re bas iSanse, es ge^t gen>if beffer."

Xladi einer fc^Iaflofen Hac^t voü Sorgen unö 2tengften perlief Königin Cuife am morgen öes per^ngnispoüen \^. ®f tober XDeimar unö eilte Aber €rfurt, ZlTö^I^ufen, iSöttingen, wo Tldixm pon Jlmim jie fa^ un6 i^r perftörtes Jtngeftc^t faum erfannte, ober Braunfc^ipeig unö (Tangermfinöe nac^ Berlin, bas jie am \7. ©ftober gegen Jtbenö erreichte.

Sie Heife ipar fc^on ipie öie ^luc^t nac^ einer Hieöerlage.

Oufc^enöe iSerfic^te fiber preuf ifc^e Siege tpuröen i^r untertpegs 5ugetragen, (Berfic^te, öie auc^ nac^ Berlin orangen unö öort am ^5. ©ftober, geraöe $ur Geburtstagsfeier öes Kronprinsen, einen (Taumel 6er ^reuöe unö 6es 2^^^^ entfeffelten» €rft am \7. ®f tober, ipenige Stunöen por Berlin, erfuhr Cuife öurc^ ein Schreiben öes iSeneralaöjutanten ©berften pon Kleift aus Buttelfteöt, \^. ®f tober, öie fc^recflic^e XDa^r^eit: öie pöüige Hieöerlage 6er preufifc^en (Truppen, foipo^l 6er pom ^ersog pon Braunfc^ipcig befehligten ^auptarmee als 6er Korps pon ^o^enlo^e un6 Hfic^eL „IDir ipollen uns nur rec^t sufammenne^men," fagte fie 5U i^rer ^of6ame, 6er ©räfin (Tauenden, „um nic^t 6iefen Sdjrecfen in Berlin 5U perbreiten/'

Später erhielt fie auc^ ein Sdjreiben 6es Königs felbft, auf 6er ^luc^t in Sömmer6a am \5. ®f tober gefc^rieben, 6as i^r 6en gansen Umfang 6es Unglucfs entrollte: XDie aus 6em unertparteten 3"f^"^^^"ftof ntit einem ^ein6e pon unbefannter Stärfe bei 2luerfte6t fic^ eine Sc^lac^t entipicfelt ^atte, in 6er 6ie 6rei Sipifionen 6er ^auptarmee, o^ne rechte ®r6nung, o^ne rechten pian, o^ne ^u\ammenvoxxtcn in 6en Kampf geführt, eine nac^ 6er an6em in pergeblic^em Hingen fic^ perblutet Ratten» „3^ "^^^f nic^t," fdjrieb 6er König, „ipas aus i^nen geipor6en ift. Jtlles, ipas noc^ lebt, lauft einsein ^erum." Sie Heferpe unter Kalcfreut^, 6ie 5U fpät ^erangefommen ipar, ^atte nur nodj 6en Hficfsug 6ecfen fönnen. Bei einbredjen6er Zladft war 6er König mit 6em Heft 6er (Truppen auf 6er IDcimarer (T^auffee am rechten 3'^"!^^ ^^ ^" ^^^ Stelle gefommen, ipo 6ie Königin pon i^m 2lbfd?ie6 genommen ^atte, als er bei 2lpol6a fran$öfifc^e (Truppen bemerfte, fo 6af er fdjleunigft umfe^ren un6 im Jlngefic^t fran$öfifc^er XDac^tfeuer 6en Hucfsug auf 6em linfen (nör6lidjen) 3I^uf«^ fortfe^en mufte» Unipeit IDeimar ober, in XDxAanbs frfiljerem XDo^nort

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©smannftcöt, erfuhr man pon einigen fran$oftfdjen (Befangenen, 6af audj Qo^enlol^ un6 Hüdjel gefdjiagen unö XDeimar felbft bereits wn öen ^ransofen befe^t fei, itbermals muf te umgebogen meröen, unö nadj mandjem mtftdjeren Um^ertaften, n>obei öie Kolonnen ftdj fd^Iief lic^ aufidften unö serftreuten, n>ar 6er König über ButtelfteM, QH) er 6urd; Flüchtlinge ausführlichere Hadjridjten über öie Hieöerlage ijon ^ma erhielt, am \5. ®f tober in aller ^rü^e, pon Blüdjcr, Kalcfreut^, 6ettt €rbprin$en pon Sac^fen^Koburg un6 einigen ©ffijieren begleitet, nacf; Sömmeröa gelangt. (Er mar 26 5tun6en lang ununterbrochen un6 o^ne Ha^rung im SaiUl gcu>efen. 2tuf 2tn6ringen feiner Umgebung fu^r er am näc^pen (Tage nadf Sonöers^aufen unö Horöt^ufen meiter, pon ipo er quer 6urc^ 6en tfavi über ^Iber^ ftaöt nadj Zllagöeburg eilte.

3n Berlin, u>o öie Hadjridjt pon öen Hieöerlagen fidf fdjon am iHorgen 6es ^7. ©f tober perbreitet ^atte, fanö 6ie Königin alles in größter Anregung. 3^^^ Kinöer n>aren bereits nac^ Stettin geflüchtet, tpo^in aucf; 6er Königin geraten mürbe ftc^ 5U retten. Die allgemeine Stimmung ipar in öiefem 2tugenblicf nodj feincsmegs mutlos oöer per$n)eifelt, öie (Erbitterung gegen 6en per^aften Sieger pielme^r nodj im Steigen. (Erft 6er pöüige ^ufammenbruc^ 6er oberften Ccitung 6es Staates un6 6es ^eeres, mie er in 6en Kapitulationen 6er Fel6* truppen un6 6er ^^ftungen, in 6er fc^mdc^lidjen Unfä^igfeit 6es (ßoupemements pon Berlin un6 in an6eren fdjmadjpollen Vorgängen jener (Tage ftc^ offenbarte, Ifat lä^men6en Sc^recfen un6 Ijoffnungslofe nie6ergefdjlagen^eit audj in 6ie breiten ZlTaffen 6es Polfes getragen. Königin Cuife felbft t^tte i^ren ZTTut feincsn>egs perloren; i^re Hoffnungen belebten |tc^ an 6cr ftürmifdjcn un6 begeiftertcn (Teilnahme, 6ic i^r Berlins Cinmo^ner an 6iefem unglücflidjen Cage bcseigteh. Sic 6rängtcn fidj in grofen ZHaffen an i^ren IDogen, fte umlagerten 6as Palais, nadj Prin$ef Cuife Sa65itt)ills Jtnfidjt freilidj me^r neugierig als tcilncljmeu6. Sie Königin felbft aber empfan6, was 6er grofe ^iftorifer Homs, Hiebu^r, 6amals ausfpradj: ipie picl „Kraft, €mft un6 Creue" in 6iefem Dolfe ungenu^t fdjlummerten, un6 w\c 05 nur „grogfmniger Ccitung" bc6ürfc, um es „inmicr 6er gansen IDelt unbe5iping' bar" 5u machen. Sic Sdfulb 6cs Unglücfs tt>olltc fic, mit 6er Polfsftimme im (Einflang, lc6igliclj 6cm ^crsog Pon Braunfcbipcig un6 feiner Unmiffcnl^nt sufdjrciben; nur eine an6ere ^üljrung für 6icfc „göttlidjc" 2lrmee, un6 alles fonntc nodj gut tt)er6en. Sie empfol;! iljrem iScmaljlc als 6en bcften pon allen 6en dürften ^oljenlolje, 6em auc^ 6er König in5tt)ifcfjcn bereits 6cn ®berbcfel)l übertragen Ijatte.

3n 6icfcr Stimmung fcbrieb Königin Cuifc 6cm König aus Berlin am ^7. ©ftober um 9 llljr dbcn6s 6urclj lUajor Sorpille, 6er 6ic nadjriijt pon 6er nie6erlage naij 6«r I7auptfta6t gebracht ^atte:

0'

„Seit 5n>et Siunben, mein liebftcr ^reunö, bin idj Ijier. (ßraf Sdjulcnburg »ünfdjt, 6af Ol 5ur gröf ercn Sidjcrijcit morgen nad) Sdjtpc6t unö übermorgen nadtj Stettin abreife. ZHeine Kinöer finö alle ^eute morgen por meiner 2tnfunft abgereift, unö idj ^abe fie nidjt me^r gefunöen. Sa bas Creffen pon 2luerfte6t fo geenöet ifat, mie es geenöet iiat, fo glaubt man, läft ftd? nidjts Befferes tun, als Berlin perlaffen. Du bift mein einsiger (ßeöanfe gemefen n>a^ren6 meiner gansen graufamen, fdjrecflidjen Heife. Didj allein o^ne midj 5U miffen, ift fd^recflid;. Uebrigens ^offe xii, 6af noc^ nic^t alles perloren ift, unö 6af (ßott uns nodj Reifen wirb. Du ^ft nodj (Truppen, un6 6as X?olf betet Vxd} an ixnb ift bereit, alles $u tun, (ßott fegne Sidj unö ftärfe Siij in 6em graufamften 2tugenblicf Deines Ccbens. €r gebe Dir allen nötigen ZlTut un6 perlaffe Dic^ nic^t, (Ein VOoxi pon Deiner ^anö ipüröe mic^ fe^r beruhigen. Der ^er$og allein ift fdjul6 an unferem Unglücf; er perftanö 6ie 2trmee nidjt $u führen, u?ie es allgemein ^eift (ßott erleudjte Dic^ un6 laffe Dic^ einen iPÜrMgen (ßeneral ipä^len 5ur ^ü^rung 6iefer gSttlidjen 2trmee. ZTKmi, 6ie Prinsef IDil^elm, meine Sdjipefter, Prin$ef Cuife, alle reifen morgen nadtj 6en por^in genannten Stäöten ab, öie einen $eitig, öie anöeren fpät, xd} um 6 U^r un6 6ann öie übrigen. Ceb ipo^l, lieber (Engel, iparum fann idtj nic^t bei Dir fein un6 mann iperöen ipir uns tpieöerfe^en? (Ban^ öie Deine fürs ÜA^n, Deine treue ^reunöin Cuife."

Hadj einer ru^elofen Hac^t, in 6er gepacft tpuröe, u?as man in 6er (Eile sufammen«: raffen fonnte, perlief 6ie Königin Berlin; beim hinaustreten aus 6em Palais, 6er Stätit iljres langjährigen (ßlücfes, meinte fie, xxnt erso^It ipur6e: „3^ iper6e 6iefe Sdjipelle u?oIjl nidjt ipie6er betreten." 3" Sdjipe6t traf fte mit i^ren Kin6em 5ufammen. Der 5ipeite iljrer Sö^ne, Prins IDil^lm, l^at fpäter in feinem €yemplar einer Biographie 6er Königin 6ie IDorte aufge$eidjnet, mit 6enen 6ie ZHutter i^n un6 6ie (Sefijipifter begrüßte: „3^^^ feljt midj in (T^ränen; xd} beipeine 6en Untergang 6er 2lrmee un6 i^res Hu^ms; fte Ijat 6en (Eripartungen 6es Königs nic^t entfproc^en."

2tm nädjften (Tage, ^9. ®f tober, traf 6ie Königin in Stettin ein. XDenn bei 6em 2tbfcljic6 pon Berlin pielleidjt ein 2tugenblicf perseiljlidjer Sdjipäc^e fie befallen ^atte, fo ipar je^t all i^r ZlTut 5urücfgefe^rt. Sie ^örte ipo^l pon ^rie6ensgerüdjten. 2tber 6ie €in^ 6rücfe pon 6er Dolfsftimmung in Berlin un6 Pon 6er Begeifterung, 6ie fidj iljr aüentljalben ungerufen entgegen6rängte, per6ic^teten fic^ in i^r 5U 6em Hufe: „Hur um (ßottes ipillen feinen fc^än6lidjen ^rie6en." So fdjrieb fte am 20. ®f tober Pon Stettin aus 6em Könige: „Befter ^reun6! €s ipare pergeblidj Dir 6ie €mpftn6ungen fdjil6em 5U iPoUen, 6ie idj empfan6, als ic^ Pots6am un6 Berlin tpie6erfa^. Das Dolf in Berlin, ipeldjes glaubte, xdj fei gefangen, begleitete meinen IDagen un6 fammelte ftc^ $u (raufen6en am Palais unter

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meinen ^enpem unö fdjrieen immer nad) mir. Hein, folc^ ein Volt giebt es nidjt me^r. 5n>ölftaufen6 Sürger ipollen jtdj beipaffnen unö ^5 ^uniert von bcn pome^mften auf et 6cn \2 taufen^ [fm6] ebenfalls bereit, Sir $u folgen un6 für Sic^ $u fedjten, vx> Du n>illp. Sie Zladjxxdjt öcr unglücf feiigen Bataille, ftalt fte nieöersufc^Iagen, fjat fie nur noii me^r erbittert gegen 6en ^einö, unö i^re Jlnljanglidjfeit, (Ergebenheit für Sidj, für i^ren König un6 Daterlanö nodj perme^rt. €s ift unbefdjreiblidj, n>as fte Sic^ lieben, alle 2tufopferung bereit $u bringen, i^r Blut un6 (ßut; Kinöer unö Pater, alles fte^t auf Sic^ su fc^fi^I Senu^e öie ©clcgenljeit ja, es fann nnis (ßrofes Ijerausfommen. Hur um (Bettes nnllen feinen fdjänölidjcn ^rieöen. 2tudj 6ie Cegion 6er Polen laf nic^t aufer ac^t. Ser 2lugen« blicf ift foftbar, ^nöle, nnrfe, fc^affe, fiberall mirft Su im ianbc guten tPillen un6 Unter« ftö^ung finöen. €benfo ift öie Stimmung ^ier in Stettin. IDillp Su mic^ ^bcn, fprec^e, ic^ fliege 5U Sir! (ßott, Su allein, 6as ift ein fdjrecflidjer (ßcöanfe. 3c^ n>o^ne imeöer ^ier, wo xdi vov 6 monatcn in Saus un6 Braus lebte, n>o mir 6ie megfd^icften, 6ie unfere Qilfe je^t fm6 (6ie Huffen, pgl. oben S. ^76). Sie Kinöcr fmö alle nK)^l, fte fragen alle nadj Sir. 3d? Mffe Sic^ taufenömal in (ßeöanfen unö bin cimg Seine treue Cuife."

3n6em Königin Cuife öiefen Brief beenöcte, erhielt fie aus U)rie$en i>om ^9. ©ftober ein Sdjreiben, morin 6er König i^r mitteilte, 6af er iHagöeburg am ^8. ®f tober fc^leunigj! ^be perlaffen mfiffen, ba 6ie ^ransofen, 6ie ein preufifc^es HeferpePorps bei Qalle gefc^Iagen Ratten, bereits gegen 2Tlag6cburg unö Berlin Ijeranrficftcn. Ser König n>ar, o^ne Berlin 5U bcrüljren, ober (Tangermunöe un6 Bernau, wo er pon öem ruffifc^en (ßefanöten 2lIopeu5 öic ^ludjt 6er Königin nadj Stettin erfuljr, nadj IDriesen geeilt un6 for6ertc nun feine (ßcmaljlin auf, mit i^m in Kuftrin 5ufammen5utreffen.

lDä^rcn6 6ic Königin, erfc^üttert 6urdj 6ie neuen Unglöcfsbotfc^aften, fic^ rfiftete, 6iefcm Hufe 5U folgen, trat nodj ein ^wx^dicn^aü ein, 6er 6amals 6as gröfte 2luffet^n erregte: 6ie ^eftnaljme cittes 6er oertrauteften Hatgeber 6es Königs.

Ser iScIjcimc Kabinettsrat £ombar6, 6er 5U Beginn 6er ^cin6fcligfeiten am U.®ftobet 6as Hauptquartier perlaffen l^atte, mar bei feiner HücfPc^r nad} Berlin pon 6en erregten 2Haffcn be6roIjt un6 $ur ^ludjt nad} Stettin genötigt tt>or6en. Seine un5n>eifell}afte ^in* neigung 5U ^ranfreid; wnvbc als erfaufte t^errdterci ge6eutct; ntan befd;ul6igte xifn laut eines gcljeimcn €inpcrftdn6niffes mit ^ranfreic^, ftdjer $u Unredjt. 3" Stettin mel6ete er fidf am 20. ©ftober bei 6er Königin. lDd^ren6 fic mitcinan6er fpradjen, erfdjienen 6ie prinjeffbi pon ©ranicn, Sdjtpcfter 6es Königs, un6 6ie Crbprinseffin pon XDeimar. Sie peranloften erft £ombar6 Ijinaus5ugc^en un6 bcftfirmten 6ann 6ic Königin, i^n fcftne^men ju laffen: er fei ein Derrdtcr, 6cn ntan nic^t bei 6em Kronpri"$en u^b bcn an6eivn f^*»ialic^en "»^»nkerr

loffcn 6ürfe» Die Königin »eigertc jtdj anfangs, fanntc ftc öodj am bcften 6as unbeöingtc Dcrtraucn 6es Königs 5u feinem Kabinettsrate; erft als 6ie Prin$effinnen i^r porftellten, 6af nac^ i^rer 2tbreife Combarö 6er Dolfsmut fdju^Ios preisgegeben fein n>er6e, lief fie fic^ flberreöen unö gab i^m eine IDadje bei, anfdjeinenö meljr 5U feinem Sdju^e als 5U feiner Per^ftung, 2tber man öurdjfudjte iljn, man na^m i^m feine Papiere n>eg unö be^anöelte i^n überhaupt mit 6er ^ärte, n>ie fie für einen eriDiefenen Derräter angebracht fc^ien» €rft nac^ einigen (Tagen gab i^m ein Befehl öes Königs aus Kfiftrin feine ^rei^eit »ieöer» Unmittelbar nac^ Combarös ^eftna^me perlief Königin Cuife Stettin, mit i^r Me ©räfin Cruijfef unö 6er Kammer^err von Buc^, »d^renö i^re Kinöer nac^ Dan$ig in Sidjer^eit gebradjt »uröen. Unteripegs, smifdjen Balfn unö Sdjönflief , begegnete jie 6em ZlTinifter ^aröenberg, 6er auf 6em IDege i>on Kfiftrin nac^ Stargarö n>ar, un6 befümmte i^n, $u i^r in öen XDagen 5U fteigen unö nac^ Kfiftrin 5urficf5ufe^ren; fie fprac^ öie ^off:= nung aus, 6er König »eröe je^t feinen T^i mieöer ^ören moUen, Hoc^ fpät am 2lben6 öesfelben (Tages erreichte fie Kfiftrin, n>o i^r (ßema^l fc^on am Dormittage eingetroffen n>ar»

IL Kfiftrin, iSrau6en$, ®ftero6e, ©rtelsburg

2n Kfiftrin, hinter 6en fc^fi^enöen ZHauem 6er jtarfen ©öerfeftung, fanöen König unö Königin nadj öen angftpoüen (Tagen furdjtgepeitfdjter ^ludjt öie erften ruhigen Stunöen unö bas troftreic^e (Bind i^rer IDieöerpereinigung, „XDenn ©ott uns nur beifammen läf t, öann »oüen n>ir fc^on bas fibrige aushalten I" (Eine IDoc^e nur n>ar rerfloffcn, feit fie por 2tuerfteöt poneinanöer Jlbfc^ieö genommen, eine U)oc^e poII furc^tbarfter Creigniffe, 6ie mit 6er ^rei^eit Horöieutfdjlanös auc^ 6as (ßlficf i^res eigenen Cebens $ertrfimmert Ratten, Das preuf ifdje ^eer n>ar $ufammengebrodjen, 6er ftoI$e Staaisban, 6en es getragen, »anfte un6 fradjte in allen ^ugen; 6ie i^n Ratten ftfi^en un6 galten follen, $eigten Sc^mädje, ^eig^eit, Unfä^igfeit inilitdrifc^ wie politifc^ fc^ien alles perloren, (Eine Unglficfsbotfc^aft jagte 6ie an6ere; fc^neller noc^ flogen n>il6e (ßerfic^te. (Erfurt Ijatte fapituliert, mit 6er Befa^ung piele pon 6en Sd}lac^tfel6em geflfidjtete ^öl^re ®ffi$iere. Kurfac^fen, pon Hapoleon um^ u?orben, 6ro^te absuf allen. Sie ^ransofen in i^rem unipi6erfte^lic^en Siegesläufe litten 6ie €lbe fc^on erreidjt, fiberfc^rittcn, näherten fdjon ftc^ 6er ®6er un6 foüten, voie felbft 6er König glaubte, bereits am 2^®ftober Berlin befe^t ^ben. (Ein mittel allein fdjien fibrig, um 6en allgemeinen S^^ammcnbmdi nodi ab5uipen6en: fc^leunigper ^rie6ensfc^luf.

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(BUidf am t£aQ^ nad) bei ungläcf liefen Soppelfc^Iac^t om \5. 0ftober, von Sömmevba aus, Ifaüe König ^ricöric^ IDU^lm in (EriDiöerung auf ein mitten im Sdjlac^tgctilmmel er^tenes Schreiben Hapoleons feinen 2l6jutanten (ßraf Sön^ff 5U 6em Sieger gefanöt un6 um (Einfteüung öer ^einöfcligfeiten gebeten. Xlapokon, 6er 6en (Brafen in IDeimar empfing, lehnte bas ab: er xvoüe, fagte er, feine Porteile bis Berlin perfolgen, xvo öer ^rieie ftd) leidster n>er6e fc^liefen laffen als in ZPeimar. 2llles fomme 6abei auf 6ie 0pfer an, ju öenen Preuf cn ftc^ rerfte^en »eröe, €rfc^recft 6urc^ öicfe Jleuf erungen, bevollmächtigte öer König in ZTlagöeburg am ^8. 0Ftober 6en ITTarquis Cucc^eftni, mit Hapoleon nic^t blof einen IDaffenftillftanö, fonöem felbft ^rieöenspräliminarien ju unterseic^nen auf (SrunMage öer 2lbtretung pon ^annoper, Bayreuth unö alles preufifc^en tanbes linfs öer IDefer. Diefe ®pfer, öie öem Könige fdjmere Uebernnnöung fofteten, befrieöigten Hapoleon noc^ feines* n>egs; Pon einem ZPaffenftillftanö n>ollte er über^upt nichts miffen; als ^rieöensbeöingungen beseic^nete er: öie 2tbtrctung öes preufifc^en (Sebietes linfs öer €lbe (mit Jtusnoljme magöeburgs unö öer Slltntarf), öen Persic^t Preufens auf alle Derbinöung mit anöeren öeutfd^en Staaten unö eine Kriegsfoftenentfc^öigung pon llOO Millionen ^rancs.

lieber öicfe Hac^ridjten, öie Cucc^cfmi am 25. ©ftober aus Potsöam abfanöte, mu^e in Küftrin, xvo fie in öer nädjften Hac^t eintrafen, Befc^luf gefaft »eröen. Die Umgebung öes Königs, öie 2(öjutanten Köcfri^ unö ^ftrou), Kletft unö ^aiow, öer ZlTinifter (Sraf t}auQwxii (fjaröenberg, pom König fü^l empfangen, t^tte Küftrin gleich nrieöer perlaffen), UHiren einig in öem lauten Hufe nac^ ^rieöen.

Der König felbft, o^ne^in nidjt all5U tief erfdjüttcrt, ^atte in Küftrin leicht unö rafc^ feinen (Bleicbmut mieöer gefunöen. (Er n>ar immer gegen öen Krieg unö für (Er^ltung öes ^rieöcns gerocfcu unö fanö nun eine bittere Genugtuung öarin, öaf i^m öie (Ereigniffe rcdjt 5U geben fdjicncn. (Er fammelte feine (Erinnerungen an öen Unglücfstag Pon 2(uerfteöt unö fdjrieb einen Bericht öarübcr für fidj nieöer, fo fü^l, fo objeftip, wu voolil nie ein ^ürft über eine Sdjladjt gcfdjrieben Ijat, öie faft öie ^älfte feines Keidjes öem ^einöe fofort überlieferte. Den Kaifer 2lleyanöer benactjridjtigte er pon feiner Hieöerlage unö Pon öer €inleitung öer ^rieöensperljanölungcn, fpradj iljm aber sugleidj für öen ^all öes ZTlif erfolgs fein feftes Pertrauen auf ruffifcbe i^ilfe aus. Die Hoffnungen öer Königin teilte er nic^t; pon feinem Polfe erwartete er nidjts me^r. Balöigcn ^rieöcnsfdjluf ^ielt er für ebenfo notroenöig wie feine friegsfdjeuc Umgebung.

IDir miffen nidjt, intt>ieu?eit Königin Cuife je^t mit öer ^rieöenspert^nölung einper* ftanöen unir oöer etwa ipiöerfprodjen Ijat. UJir erfahren nur, öaf (ßeneral ^a^txow gleic^ b^t f^rer 3^n^'j"f* ^n K'^ftri*« iljr öie H^tmenöigfeit ^*s ;^rieöen« por^*<»>U<^ mwö ^ ^e

6arubcr fe^r unglücflid? n>ar; aber fic scigte jidj ergeben unö bat audf i^re Peripanöten, nidjt ju fe^r öarüber $u Hagen» y^xe innerftc ©ejtnnung u?ar $ipeifeIIos unperänöert Begreiflich aber, n>enn fte nadj 6em hereingebrochenen Unglücf , fo tpenig jte für öen Krieg perantn>ortlic^ n>ar, fidj Dorftdjt un6 ^nxüdiialtnnQ auferlegte, ,,Sie n>agt es nic^t me^r, mit 6em Könige pon (ßefc^äften 5U rcöen," beridjtet öamak ein ruffifc^er Siptomat; „pe fann nur 6en €inf[uf beflagen, öen infolge 6er €reigniffe öiejenige Partei ipieöer auf öen (Seift i^res (ßema^ls gen>onnen ^t, öeren (Ereulofigfeit feit langem all Mes Ungläcf per:» fdjulöet." Vmen, Me Me Königin in Küftrin fa^n, erfdjien fte gebeugt, ipie fie auf 6en H)äUen 6er ^eftung, Me auc^ balö auf fo fc^impflidje IDeife 6en ^ran$ofen übergeben u?er6en follte, neben öem Könige ein^erfdjritt, gefenften ^auptes, o^ne Blicf für i^re Umgebung,

So u?ur6e in Küftrin in 6er ^rü^e öes 26, ©ftober nadj fur$er Beratung befc^loffen, auf 6er pon Hapoleon geforöerten ^rieöensgrunWage weiter 5U per^nöeln, einige ZHilöcrungen 5u beantragen, insbefonöere möglic^ft noc^ me^r £an6 linfs 6er €Ibe für Preuf en 5U retten, nötigenfalls aber öie napoleonifc^en Beötngungen an$une^men.

Xiod} elje (Seneral S<^\tvow, öer öem ZlTarquis Cucdjeftni als smeiter Bepollmädjtigter beigegeben »uröe, mit öiefen (Entfc^liefungen Pon Küftrin abgereift ipar, am ZlTorgen öcs 26. ©ftober, ^atte audj öas Königspaar Me ^eftung bereits perlaffen muffen, Unauf^altfam fluteten öie ^ran$ofen in i^rem Sieges5uge gegen öie ®6er ^eran; fc^on n>ollte man fte in ^ranffurt gefe^en ^aben. Hur 6ie U)eidjfel fdjien nodj Sc^u^ $u perfpredjen, bis (ßrau6en5 alfo follte 6ie ^ludjt ge^en, XDd^renö Hapoleon am 27. ©ftober feinen prunfpollen €in5ug in Berlin ^ielt, eilte bas preufifdje Königspaar weiter nadf öem ®ften 6er ZlTonarc^ie. Unterwegs, in Briefen, leuchtete 6en Unglücflidjen ein 2tugenblicf öer Hoffnung auf. Sem dürften ^o^enlo^e follte es gelungen fein, fidj mit 6en (Trümmern 6es prcufifc^en ^eeres an 6ie untere (D6er 5U retten unö in 6er Hä^e pon Stettin ein anfe^nlidjes (Truppenforps 5u fammeln. Sogleidj ipuröe in noröweftlidjer Sidjtung umgebogen; nur wenige ZlTcilen aber por Stettin, in Stargarö, erfuhr man, 6af ^oljenlolje mit feinem Korps im Begriffe fei, 5u fapitulieren, wie es auc^ am 28. ©ftober gefc^a^. Hun muf te man wieöer umfe^ren unö fliegen, nadj ®ften, immer weiter nac^ (Dften $u. CDfjm 2lufentl?alt ging es über Sdjneiöemüljl nadj Bromberg, bis man am 3. Hopember öie ^eftung iSrauöens erreidjte unö öamit wieöer für einige (Tage Sicf^er^eit fanö.

Sidjerljeit, aber nic^t Haft noc^ Hu^e. Die Unglücfsbotfc^aften örängten ftdj. Stettin, Küftrin, Spanöau fielen wt6erftan6slos in öie ^än6e öes ^einöes. Sie ^rieöensftimmung frag wie fc^Ieidjenöes ©ift um fidj. (Ein erfolgreidjer Kampf war auf 6ie Sauer ja 6oc^ unmöglich, ^rieöe, fdjleunigfter ^rieöe unerläflidj. U)o5u nodj IDiöerftanö leiften, (Dpfer

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bringen, 23Iut oergicfen? Vas ^inöerlc nur eine rafd^e Perftänötgung mit Hapoleon. Don (C^arlottcnburg tarn 6er Zllajor x>on Saudj, 6er 6en (ßeneral ^a^ttow begleitet ^tte, un6 brachte nadj (0rau6en5 6te Xladindit, 6af 6te preufifc^en 23epoIImdc^ttgten 6te ^rie6ens^ Präliminarien Hapoleons am 30. (DFtober Ratten untersetc^nen muffen. iniI6erungen tparen nidjt 5U erlangen geipefen. X?telnte^r liefen 6ro^en6e iteuferungen Hapoleons für 6en en6* gültigen 2(bfd;Iuf nod; friere Be6ingungen befürchten. Hapoleon lebte in 6em (Sie6anPen feines uniperfalen Kampfes mit (Englan6. Der Krieg mit Preuf en tpur6e in feinen 2(ugen nur ein Ceil eines neuen Koalitionsfrieges, bei 6em er je^t ^uptfäc^ltc^ 6ie Uebenpdltigung Huflan6s 5u erreichen Reffte: Preufen feilte i^m gegen Huflan6, Huglan6 6ann gegen (£nglan6 6ienen. (Er lief 6en preufifc^en 23ei>olImäd;tigten fagen, 6af in 6em en6gfiltigen ^rie6enspertrag 6er Durdj5ug frem6er (Truppen 6urc^ Preufen perboten un6 für geunffe ^alle 6ie llnterftü^ung Preuf ens 5ugunften ^ranfreid^s gegen Huf lan6 feftgefe^t n)er6en muffe.

^n (Bvanbexii fan6 über 6iefe tladjric^ten am 6. Hooember eine Beratung ftatt, an 6er auf Befehl 6es Königs auf er feinen Brü6em Prin$ ^einric^ un6 prins IDil^elm einige Ijö^ere (Senerale un6 6ie ZHinifter J^ugun^, Stein un6 an6ere teilnahmen. Xladi 6em Vou fc^lage von Qaugn)i^ erfldrie 6ie Konferen5 einmütig, 6af man 6en Krieg nic^t fortfe^n fSnne un6 auf (ßrun6lage 6er C^rlottenburger Be6ingungen ^rie6en fc^lief en muffe. Selbft 6er Beitritt 5um H^einbun6e, falls 6er ^rie6e 6ai>on abhänge, follte unter gen>iffen Poraus« fe^ungen angeboten u?er6cn; nur 6ie Uebemaljme irgen6 einer Perpflidjtung ju ^ein6felig- Feiten gegen Huflan6 a7ur6e entfd;ie6en abgeleljnt.

Dem König fiel 6ie €ntfdjei6ung nic^t leidjt. €r fan6 6ie Be6ingungen llapoleons fo graufant fyirt, 6af er fic^ iljnen nic^t unterwerfen $u fönnen meinte. 2tn6erfeits: Wo 5ctgte fidj iljm audj nur 6er ferne ^offnungsfc^immer einer glücflidjcn lDen6ung, einer €rljebung oon 6cm tiefen ^alle? Hoc^ fehlte je6e Hadjric^t über 6en (Ein6rucf 6er preufifc^en Hic6erlagcn in Petersburg. (Ein ruffifdjer Diplomat, 6er gera6c jc^t in (0rau6en5 erfc^ien, 6er ^rciljcrr oon Bcnfen6orff, ein Bru6er 6er (ßräfin Cieoen, äuferte ftdj Ijödjp be6ennic^ über 6ie (Scfdljr6ung 6cr ruffifdjen (Truppen bei iljrem weiteren Porrücfen un6 wufte auc^ für 6ic preufifdjen (Cruppcnrefte nidjts Befferes als ^ortfc^ung 6cs Hücfsugs 5U empfehlen. „3^ ^<^i>c f^^^ 2trmee me^r," geftan6 i^m 6er König, 6er übcr6ics fdjon einen 2(ufflan6 6cr Polen fürchtete.

3n 6iefer Be6rängnis genehmigte König 5rie6riij IDil^elm 6ie ^rie6enst^äliminaricn. 3inmerljin glaubte er 6odj andj für an6ere ITTöglic^feiten Dorfe^rungen treffen 5U foUen. €r fan6te (ßeneral pi^ull nacf; Petersburg, um 6em Kaifer 2(lefan6er feine ^irangslage porjuftcllen, 6ie il;n 5U einent 5rie6ensfc^luf felbft unter 6rücfen6en Be6ingungen nAH^c

Sollte ober Hapoleon es $um 2teuf erften treiben n>oIIen, fo fe^e er PoUes Pertrauen in öie ^reunöfc^aft 6es Kaifers, 6er alle UTittel 5U feiner ^ilfe unö $ur PerteiMgung Huflanös aufbieten un6 auc^ ©efterreidj sur Zllittpirfung beftimmen »eröe»

gugleic^ madjte 6er König noc^ einen perfönlic^en Perfuc^ 5ur ^erabfe^ung 6er fran$öfifc^en ^or6erungen» €r fc^rieb am 7. Zlooember feinem (ßrofonfel, 6em 6amak fiebenun6fieb5igjä^rigen Prin$en ^er6inan6, 6em legten noc^ Ieben6en Bru6er 6es (ßrofen Königs, 6er in Berlin surücfgeblieben n>ar, un6 bat i^n, ftc^ an Hapoleon 5U n>en6en un6 6effen Persic^t auf f^lberfta6t, ^o^enftein, 6en Saalefreis un6 ZHansfete als eine perfönlic^e (ßna6e 5U erbitten» prins ^er6inan6 entfprac^ 6em IDunfc^e feines lleffen» „Tlls Bru6er ^rie6ridjs IL, als Jteltefter 6er ^amilie un6 einer 6er älteften SoI6aten preuf ens" rief er 6en fran$öfifcljen Kaifer um TXlxlbe an für 6as £an6, 6as feine XDaffen befiegt Rotten un6 feine (ßrofmut $um smeiten ZUale bcfiegen n>ür6e» €r bat 6en Kaifer „um einen Jlugen^ blicf iSe^ör"» Ilapoleon lief 6ie Bitte 6es greifen prinsen o^ne Jlnttport; auc^ ein Schreiben an TXlnvat ^atte feinen befferen €rfolg» lDe6er 6iefer, fo perfic^erte prin$ ^er6inan6 6em König, noc^ Bert^ier noc^ Suroc n>ür6en je unaufgefor6ert mit 6em Kaifer Aber irgen6 etwas 5u fpreijen n>agen. So blieb i^m nichts übrig, als 6em König 6ie gdnslic^e (Erfolg«^ loftgfeit feiner Bemflijungen $u mel6en; er fugte 6en l^ai ^inju, 6en auc^ Cucc^eftni un6 gaftrou) gaben: 6er König möge Ilapoleon fdjleunigft um eine ^ix^ammcntun^t bitten, 6as fc^mcic^ie 6er (Eigenliebe 6es Kaifers un6 fei 6as ein$ige 2Hittel, ttwas 5U erreichen, itüein, n>ie pieler S<Ificffalsf erläge be6urfte es noc^, e^e ftc^ König 5rie6ric^ IDil^elm $u einem folijen Schritte perfte^en muf te.

Königin Cuifens Haltung in 6iefen Cagen seigt eine gemiffe Unfic^er^eit; n>ie fo oft, fdjmanfte fie sroifdjen 6er Hücf jtc^t auf 6te Jtnfidjten un6 Ileigungen i^res (ßema^ls un6 i^rer eigenen innerften Ueberseugung» IDd^ren6 6ie Konferens tagte, entwarf jte ein S<^reiben an Kaifer 2tleyan6er, 6as erfte feit 6en Unglücfstagen pon 2^na un6 2tuerfte6t, Sie fcljil6erte i^m 6as Unglücf, 6as über Preufen hereingebrochen, 6en ^all 6er ^eftungen, 6ie Kapitu«» lation ^oljcnlo^es un6 6ie angeblichen (ßreueltaten 6er ^ransofen un6 namentlich 6er Bayern; jte fpradj pon 6en ^rie6ensper^an6lungen un6 6en fdjiperen ©pfern, 6ie Ilapoleon for6ere. „IDir fm6 in 6er entfe^lidjften Dersmeiflung, rings Unglücf un6 Perlufte, un6 man lebt noc^ un6 ftirbt nic^t por Kummer." „2tlles Ifoi bas Unglücf serftört, nur nic^t meine ^reun6fcfyift für Sie, lieber Petter un6 ^reun6.'' . . . „IDas foll aus uns werben? Waten Sie Ijier, wüßten wir fielet, welche folgen 6iefe Hac^ridjten bei 3^w«w ^aben wer6en, 6ann wür6en wir uns erleichtert füllen, 2tllein alles aufs Spiel $u fe^en, fann ein König ein folc^es UJagnis por (Sott perantworten?"

209

€s ip o^ne ^vm^cl Me Stimme öcs Königs, i^res (ßema^Is, 6ie aus öiefcn unö älfn^ liefen sagl^ften tDorten öer Königin (priest; i^r eigenftes (Entpfinöen, n>ie uns superlafftge ^cugen berichten, mar bodi ein anöcres: fte trat un6 blieb innerlich 6urc^6rungen t>on 6er Hohpenöigfeit aus&auemöen ZDiöerftanöes.

Der ^reiljcrr von Benfenöorff, öer jenes Sdjreiben 6er Königin an Kaifer 2tle|an6er fiberbringen foUte, un6 6er 6ie Haltung 6es Königs un6 feiner gan5en Umgebung in 6en fc^ärfftcn 2lus6rucfen perurtcilt, fdjreibt aus (ßrau6en$ am 6. Zlopember: ,,Die Königin allein empfin6ct 6ie S<^mac^ un6 6as Uni^il, 6as i^r Qeer un6 iljr £an6 betroffen Ifat" Unb 6er ^rei^err pon 5d;(a6en, frfi^er preuf ifc^er (Siefan6ter in Itlfinc^en, 6amals Diplomat im (Befolge i>on ^augn>i^, perseidjnet am 7. Hopember in feinem (Tagebuc^e, 6er beften un6 reic^^altigften Quelle gera6e für 6iefe (Tage, 6ie Königin Ifabe fic^ mit 6em Iiebensn)ur6igften ^reimut un6 mit einer über ]e6es (Ereignis er^benen Seelengröf e gegen i^n ausgefproc^en un6 6abei gefagt: ,/Hur fefte 2(us6auer im lDi6erftan6e Fann uns retten/'

€s Pam ^in5u, 6af eben in i0rau6en5 Königin Cuife pon 6en nie6rigen Schmähungen un6 fdjmu^igen l?erleum6ungen erfuhr, 6ie Hapoleon in feinen Bulletins un6 in feinen Leitungen gegen fte perbreitete. €r fpöttelte fiber i^re Sdjön^eit, 6ie iljrem £an6e ebenfo I?er6erben gebracht ^be, n>ie ^elenas Sc^ön^eit 6en (Trojanern; er perglic^ fie mit (Taffos 2trmi6a, 6ie in iljrem IDa^nfinn 6en eigenen Palaft an5fln6ete. ,,Sie u>onte Blut." Por allem aber berührte er n)ie6cr^lt un6 in ansfiglic^fter ZDeife 6ie freun6fc^aftlic^en Besiel^ungen 6er Königin 5U 6em rufftfdjen Kaifer un6 per^ö^nte, unter 5n>ei6eutigen 2tnfpiclungen auf 6ie berüchtigte £a6Y €mma Hamilton, iljre 2tnn)efen^eit bei 6em Befuc^e 6er ©ruft ^rie6ric^s 6es (Srofen. (£s ift erflärlic^, 6af Königin Cuifens Q>eiblic^es iSeffi^l gera6e 6urc^ 6ie Qin6eutungen auf iljrc ^rcun6fdjaft mit Kaifer 2lleyan6er auf 6as ticffle un6 fc^merslic^fte perle^ n)ur6e. „IXlxt ftrömen6cn 2lugen" Ijat fie in (Birau6en$ 6apon gefprodjen un6 ausgerufen: ^3ft es 6iefcnt bosl^aftcn ITTenfcf^en nicfjt genug, 6em Könige feine Staaten 5u rauben, foU auc^ nodj 6ie (E^re feiner (ßemaljlin geraubt u>er6en?'' Iln6 in einem Briefe an 6ie <Bräfin Vo%, in 6em fie Pon 6en Sdjmä^ungcn un6 6em ^o^nc Hapoleons un6 6em ro^en Heber« mut 6es Siegers in fran5öfifd)er Spracbe berichtet, bricf^t fie in 6ie 6eutfc^en ZDorte aus: „lln6 man lebt un6 fann 6ie Sc^madj nic^t räc^n."

€s ^eif t, 6af in 6er Umgebung 6es Königs felbft fxd} (£len6e fan6en, 6ie Hapoleons 2lnfdjul6igungen iljrem ^erm Ijintcrbradjten, um 6en €influf 6er Königin ein für allemal 5u befeitigen. ^alls 6as waliv ift, mie n>enig litten fte 6en König gefannt! €s ift Fein 2ln5eid)cn por^an6en, 6af 6as innige Der^Itnis 6es Königspaares ]ueinan6er 6amals aud) nur 6ie leifefte Crfibung erfahren Ijatte. IDenn aber IT^ijoleo '^Ibft wh M e^f '^iniflt'flAttgcn

unb uner^rten Eingriffen 6tc 2tbfidjt vzvbanb, Königin Cuifc in öcr öffentlichen ZTTeinung ^robsuipüröigen unö iljreni 2tnfe^en 5U fdjaien, fo Ijat er, tpie bei feinem Dorgeljen gegen ^aröenberg unö Stein, bas polle (Segenteil erreidjt, Hidjt einmal bei öen ^ransofen, pon 6enen fo man^r, befonöers aus (Emigrantenfreifcn, 6ie (ßaftfreunöfdjaft öes preufifc^en ^ofes genoffen unö öie Perfönlidjfeit 6er Königin ben>un6em gelernt ^atte, fanöen Zlapoleons nieörige 2tnHagen (Eingang, 3" P^^uf^n pollenös, mie man im (Befolge Hapoleons felbft beobadjten fonnte, erregten Mefe Perleumöungen nur (Entrüftung unö Perad^tung, unö öie Begeifterung für Königin Cuife n>udjs geraöe je^t erft ^immelan. (ßem persie^ man i^re angeblidje (Einmifdjung in öie Politif, 6eren IDirfungen un6 Beöeutung man oft überfdjä^te: öie öffentliche ZlTeinung befaf ein ridjtiges (ßeffi^l 6afür, öaf bei ^rieöridj IDil^elm öurc^ jte unö öurc^ jte allein öie gefunöen €mpfinöungen öer Hation $u IDorte famen,

&m in öiefen (Tagen foUte fic^ tmeöer seigen, was inmitten 6er ^in un6 ^er fcf;tt>anfen6en (Entfc^Iief ungen am preufifdjen ^ofe Königin Cuifens ^o^er Sinn un6 fefter ZlTut beöeuteten,

Sie ZHarfen, Pommern, Pofen, faft 6as ganse £an6 5n>ifdjen ®6er un6 IDeidjfel n>aren in$iDifc^en pon 6en ^ran$ofen überflutet n>or6en, 6eren ftreifen6e Sdjaren fc^on am \5. Hopember gegenüber (ßrau6en5 am linfen IDeidjfelufer erfc^ienen. Xlodj am 2lben6 6iefes (Tages mufte 6ie Königin (ßrau6en5 perlaffen; 6er König folgte i^r am näc^ften Cage morgens un6 traf aben6s mit i^r in (Dftero6e (©ftpreufen) ipie6er 5ufammen.

^n (Dfteroöe, ipie por^er in Küftrln un6 (Srau6en5, ftan6 man por einer emften €nt^ fc^ei6ung; 6ie näc^fte ^ntnn^ 6es preufifdjen Staates ^ing 6apon ab.

Bereits in (ßrau6en$ ^tte man erfahren, 6af Hapoleon 6ie pon i^m felbft auf* gepellten un6 pon 6em König angenommenen Be6ingungen eines Prdliminarfrie6ens nidjt me^r feft^alte, 6af er in Hüctftc^t auf 6ie Sesie^ungen 5U Huflan6 überhaupt noc^ Feinen beftimmten €ntfc^luf über 6en en6gültigen ^rie6en gefaf t ifabc. Um fo me^r 6rängten 6ie preufifdjen Bepollmäc^tigten ipenigftens auf 6en 2tbfdjluf eines IDaffenftillftan6es, 6er 6en unfdglidjen Cei6en 6es preufifc^cn £an6es ein ^iel fe^en follte. Ilapoleons Stimmung fam i^nen je^t ^ierin entgegen; er be6urfte für feinen Krieg mit Suflan6 einer ©perationsbafis, 6ie er in Preuf en 5U fin6en ^offte. (Segen Uebergabe einiger noc^ unbesipungenen preuf ifdjen ^eftungen un6 gegen porläufige (Einräumung 6er lDeidjfelgren$e bewilligte er einen IDaffen* ftillftan6, 6effen Be6ingungen Cucc^efini un6 ^^ftroip am \6. Hopember in (Cljarlottenburg unterseidjneten. Ctipoige fcijon auf preufifc^es (Sebiet porgerflcfte rufftfdje (Truppen follten über 6ie (Srense 5urücfge^en, neue nic^t 5ugelaffen tper6en.

(Sleic^ bei 6er erpen Zlac^ridjt über 6iefe ^or6erungen Zlapoleons, 6ie 6ie €nt* ipaffnung preuf ens un6 5ugleic^ 6en Bruc^ mit Suf lan6 be6euteten, fcljie6en fic^ 6ie (Seijter

2U

im ißcfolge König ^ricöric^ UHUjclms. IDä^rcnö einige ipenige, ipie Sdjiaöcn, 6en XPaffen« ftillftanö unter folc^en 23e6ingungen fflr untpüröig unö perberblid; erf larten, mar (ßraf ^ugn>i^ mit 6en meiften (Seneralen 5U 6cn n>eitge^en6ftcn ^ugeftänöniffen an ^ranfreid; öurc^aus bereit

Der König felbft mar unfd^Ififfig un6 fc^tpanfenö. (Es tpar eine jener Krifen, in bcnen, ime er felbft fpater einmal befannt t^t, unter öem Srucfe feines Perantirortlidjfeitsgeffi^Is unö 6er Hotmenöigfeit, 5ipif djen Krieg unö ^rieben tpöl^len 5U muffen, 6er (Seöanfe öer (T^ronentfagung il^m na^egetreten fein mag* Die Kataftropl^, 6ie aber fein Can6 ^erein^ gebrodjen, Ijattc 6en SoI6aten in i^m getroffen un6 aufgerfltteÜ, fein XPefen fonft unberührt gelaffen. „€v ift unperänöert geblieben/' flagten alle, 6ie i^n nac^ 6em ungel^uren XPanöel 6er Singe in 6iefen (Tagen 5um erften TXlaU ime6erfa(^n. 23efon6eren 2(nftof erregte es 6amals, ba% 6er König, 6er fonft befanntlidj 6em e6len IDei6n>erf feinesipegs ^16 ipar, in ®ftero6e eine €ldjjag6 peranftalten lief, obn>o^l 6ie Königin, 6ie 6urdj eine f[flc^tige 2leugerung 6en 2lnlaf 6a5u gegeben, alles tat, um i^n 6apon absubringen. Die Berichte 6er rufftfdjen un6 englifdjen Diplomaten, 6ie in (Birau6en5 un6 ®pero6e um König 5rie6ridj IDiUjclm n>aren, jin6 x>oU pon immer neuen Klagen über feine (ßleid^gflltigfeit, feine 2(patt^ie, feine Hcigung für 6ie Sefdjäftigung mit „^utilitäten'', feine Sc^eu por großen un6 rafc^en (Entfd^liefungen. „Die Königin Plagt,'' berid^tet Krfi6ener, „6af i^r (Sema^l 6a nadjgibt, n>o er nic^t follte, un6 oft 6en Hatfc^lägen IDo^lgeftnnter eine unangebrod^te un6 unerfdjütterlidje ^artndcfigfeit entgegenfe^t." „€r ijai, fc^eint es, noc^ 5c^n Königreid^ 5u pcrlicren," fdjrcibt 23enfen6orff; „er per6ient fein beffercs Cos." Iln6 nic^t min6er fcfyirf als 6ic 5rem6en ^ben feine (Dffi$iere, fein ^of, feine nddjften Denpan6ten 6amals über iljn gcurteilt. 3" ®ftcro6e trafen ©fpsiere 6er (ßar6e6uforps, 6ie 6er (Sefangenfd^ft entgangen iparen, mit 6cm König ipie6er 5ufammen: fie erfdjrafen über feinen (Eon, über feine 2leufcrungen. „€r fpradj pon 6en unglücflic^en Creigniffen mie Pon einer fremken (0efd;id)te, nidjt tpie pon 6cr feinigen; ta6elte, als tpcnn er nid^t 6er Hid^ter 6er einjelnen un6 6er Ccnfer 6cs (ßanscu n>are, ein Con, 6en er feit 6cm llnglücf 6es l?atcrlan6es fap immer annaljm." Hodj Ijarter urteilt 6ie (Dberljofmcifterin; fic fdjrcibt am 30. ©ftober: „Die llnentfdjloffcn^cit 6cs I^crrn, feine Caunc, feine Perblcn6ung für feine Umgebung ftn6 unfer llnglücf." Iltt6 6es Königs S<^tpager, 6er prins pon ©ranictt, fdjreibt einige ZTlonote fpater über iljn: „Das Sdjlinmiftc ift, 6af 6cr größte ^cin6 6cs Königs, 6te f^upturfoc^ feiner Unglücfsfälle un6 ein großes Qin6emis für eine glücflic^c lDen6ung 6er Dinge Seine majeftät felbft ift."

2(n6erfeits madjtcn fidj je^t 6odj auc^ (Einmirfungen auf 6en König gelten6, 6ie eine Heigung 5um £Di6erftan6e geaen Hapoleons ma§lofe ^or^erungen in ihm iPerften: fte

gingen aus i>on öcm Derljältnis $u Huflanö, 6cm ftärfftcn poltttfc^cn ZlToment im Ccbcn König ^ricöric^ IDilljcIms III. 2tm \^. Hoocmbcr, nodj in (ßrauöcns, iparen, lang ermartet unö erfe^nt, cnWic^ Hadjridjtcn aus Petersburg eingetroffen, öie jcöen ^wex^tl an öer Bunöes^ treue unö 6er ^ilfsbereitfdjaft Huflanös befeitigten. Kaifer itlejanöer felbft fc^rieb auf Me erften tlac^ric^ten pon 6en preufifc^en Hieöerlagen öem König am 3. Hopember: es gdbe feine 2tnftrengung, fein ©pfer, 5U 6em er als ^reunö unö Perbünöeter nic^t bereit fei. (Er fünöigte öen 2tnmarfdj $u?eier ruffifdjer 2trmeen unter Bennigfen unö Buyljöu)6en an un6 fdjiof mit 6er ZlTa^nung: „Pereinigen voxv uns inniger als je un6 bleiben u?ir treu 6en (ßrunöfä^en 6er (Eljre un6 6es Su^mes." Hapoleon ^otte 6ie Vereinbarungen mit Preufen abijängig gemacht von feinen Besie^ungen 5U Suflan6: 6ie natürliche Sücfmirfung u?ar, 6af audj ^rie6ric^ XDil^elm 6as 2lbfommen mit ^ranfreic^ feinen Besie^ungen 5U Huf lan6 unteror6nete. XDenn er nur $tt)ifc^en Hapoleon un6 2tleyan6er 5U voalikn ^tte, fonnte i^m 6ie €ntfc^ei6ung nidjt fc^u?er fallen. Sdjon 6ie Hidjtung feiner Hücfsugslinie ben>ies, n>oIjin feine Heigung ging. Qaugmi^ un6 Köcfri^ Ratten 6ie ^luc^t nac^ (Elbing 06er Königsberg por^ gesogen; 6er König, nac^ fui^em Sdjipanfen, ^tte ®ftero6e gen>a^lt, ^auptfädjlidj, »eil er ftc^ auf 6iefem IDege 6en anrücfen6en rufftfc^en Cruppen ndljerte. Diefer Stimmungsmedjfel in König ^rie6ric^ tPilt^elm unrfte bereits auc^ auf feine Umgebung; man bemerfte, 6af einige ^rie6ensfreun6e n)ie6er 2tn5eidjen pon friegerifdjem ZHut blicfen liefen.

Bei alle6em, u?ie König ^rie6ric^ XDil^elm einmal ipar: 6ie €ntfdjei6ung für 6en Krieg aus fidj heraus gan$ felbftän6ig $u f äffen, u?äre er faum imftan6e geroefen, um fo meniger, 6a gera6e je^t 6ie tladjric^t pom ^alle inag6eburgs eintraf; min6eftens follte 6ie Dcrantmortlidjfeit, 6ie i^m allein $u fc^u?er wav, geteilt tt>er6en. €r berief (ßenerale un6 ZTTinifter, pon Königsberg ^er aud? Stein, nidjt aber f)ar6enberg, $u einer Konferens nac^ (Dftero6e eine be6enflidje ZlTafrcgel, 6enn 6ie meiften ©enerale un6 einige ZTTinifter maren für 6ie Unterwerfung unter tlapoleons XDillen.

Um fo be6eutungsPoller mag in 6iefer Krifis 6ie Qaltung 6er Königin Cuife gemefen fein, ipenn uns audj beftimmte 2tngaben über i^re Cinmirfung auf 6en König feljlen. XDir roiffen aber 5uperläffig, 6af fie flc^ fc^on in iSrau6en5 für 6ie Denperfung 6es UJaffen«» ftillftan6es ausgefproc^en I^t, fo 6af (ßraf Qaugmi^ un6 iSeneral Köcfri^ 6en t^erfuc^ machten, jte pom König 5U trennen. XJergeblic^, ^rie6ric^ UJil^elm blieb 6abei, 6af fte iljn nadtj ®ftero6e begleiten foUe. Sie (ßegner ^ranfreic^s an6erfeits rechneten ebenfo feljr auf i^re (ßegenroart in (Dftero6e, ipie 6ie 5rie6ensfreun6e jte fürdjteten. Stein bat ^ar6enberg, an 6ie Königin 5U fc^reiben, 6amit jte auf 6en ZlTinifter Sdjrötter un6 6en (ßeneral Kalcfrcut^ einipirfe; ^ar6enberg lehnte 6as ab, aber er fc^rieb an Sdjrötter

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unter fdjarfer Parteinahme gegen 6en IDaffenfttüftanö un6 bat xlfn, fein Schreiben 6er Königin mitsuteilen.

Sie Beratungen, 6ie nun am 20. unö 2\. Hopember in ©fteroöe ftattfanöen, Ijatten ein überrafdjcnies Ergebnis, Sie UTe^r^t yoav 6er 2tnn)efen6en ftimmte ffir Jlnna^me 6er fran5öfifdjen 23e6ingungen; mit 6en ZHiniftem Dof un6 Stein aber pertparfen je^t gera6e 6ie nädjften Vertrauten 6es Königs, Köcfri^ un6 Beyme, 6en IDaffenftiIIpan6. 3m Sinne 6iefer inin6ert^it entfdjie6 6cr König. XDte es 6amals ^ief , wav es audj 6ie Proflamotion Hapoleons über 6ie 2lbfe^ung 6es Kurfflrften pon Reffen, 6ie 6en König in feinem €nt* fdjiuf bcftärfto. 2lm 22. Hopember eröffnete er felbft 6em 2tbgefan6ten Ztapoleons, Suroc^ 6en er an^ariQS nxd}i einmal ^tte empfangen n>oUen, 6af er 6en lPaffenfHIIpan6 ablet^ne. €s ift einer 6er folgcnfdjmerftcn €ntfdjlfiffe im Ccben ^rie6ric^ XDtlljelms. Ser (ße6anre einer neutralen Stellung Preußens sunfdjen 6en ftreiten6en IDcltmädjtcn ipur6e eigentüdf je^t erft en6gültig überu?un6en, 6ie Perbin6ung Preuf ens mit Huf Ian6, 6ie Hapoleon ^atte $erftörcn tPoUcn, fefter gefdjioffen als je: fte mar un6 blieb für alle ^cxt 6er Ieiten6e (BcbanU in 6er Politif 6es Königs. „3^ ipcr6e 6ie IDaffen gegen 6en erflärten ^ein6 6er Unabfyangigfeit Europas nidjt nie6erlegen/' fdjrieb er nod} von ®ftero6e aus 6em rufftfc^en Kaifer, „als u?enn y:)ve 2^Uxef\cn, 6ie pon nun an unauflöslic^r als je mit 6en meinigen perfnüpft fm6, es 3^?"^" f^'I^P ipünfdjensipert machen/' un6 einige (Tage fpater: ,,3^ bin unerfdjüttcriidj entfdjioffcn, nur eine un6 6iefelbe Politif ntit 3^"^" 5W traben." Sem 2lbgcfan6tett 2llcyan6ers, (ßraf ZTTic^acI lDoronfy>ip, 6er i^m 6en Brief 6es Kaifers über* bradjt Ijatte, perftdjerte er, er fei entfdjioffen, fic^ gans in 6ie Jtnne Suflan6s 5U merfen; 6ic ZHaflofigfcit 6cr fransöfifdjcn Dorfdjiäge perbiete, an irgen6 ein 2lbfonmten 5U 6enFen, audj wenn nidjt 6as Bcifpicl 6es Kurfürften pon Reffen pon neuem beipiefe, n?as man pon Bonapartc 5U cnpartcn Ijabe. Siefen €ntfdjlüffen entfpradj alles, ipas in 6en (Tagen pon (Dftcro6c un6 gicidj 6arauf nodj gefcfyilj: 6ie 2lnfnüpfung bcfferer Besic^ungen 5U (Englanb, ©cftcrrcicb, 5cbu?c6en un6 Säncmarf, 6ie Untcrftellung 6er preußifdjen Cruppenrejte unter ruffifdjcn ©bcrbcfcljl, 6ic crften 2lnfdnge 6er Kcorganifation 6or 2tnnec. Sie Cd^mung nadj 6cm bctäubcn6cn Sonncrfdjiag Pon ^cna un6 2luerfte6t fdjicn 5U ipcidjen; ein neuer (ßeift, piclmcl^r 6cr altprcufifdjc (ßcift begann fidj 5U regen. 2lus Sdjlcfien, 6as man fdjon aufgegeben hatte, famen 2lbgefan6te, smei f^errcn Pon £üttu?i^, 6ie um Unterflü^ung für 6ie 5u 5äljcm lDi6erftan6e cntfcbloffenc un6 5U allen ©pfem bereitwillige Propinj baten: fte Ijabcn 6en 2lugcnblicf nie pergeffen, u>o Königin Cuife in „majcftälifdjer Sdjön^eit" tpte „eine ücrflärte" fte empfing un6 6urij iljre IjuI6poUen IDorte i^re „5ur Hettung für Pater« Ian6 uu6 König ei^^flamntten Seelen noi) mc^r anfeuerte". Zladf Rieften a)ur6en r *t

aufcroröcntltc^cn PoIImadjtcn 6cr ^ürft von 2tnljalt^pief unö öcr tapfere (ßraf (Böffcn gefanöt, 6te 6en ru^mpoUen IDiöerftanö 6er Prooins gegen 6en feinölic^n Cinfall organifterten» Dem ©rafen (ßö^en erflärte 6er König beim 2lbfdjie6, 6af er uniDi6erruflic^ entfdjioffcn fei, eljer auf feine Krone 5U persic^ten, als fdjimpflic^en Beöingungen (ße^ör $u geben. €r geipann es felbft über ftdj, ftdj balö öarauf von 6em bisherigen Ceiter feiner Politif, 6em (ßrafen ^augnH^, 5U trennen un6 bas ZHinifterium öes Jtusipärtigen öem ^rei^erm pom Stein ansubieten.

Der 2tnteil, 6en Königin Cuife an öiefem Umfdjipung anfc^einenö gehabt Ifai, ift öoc^ fdjon öamals fe^r ^oc^ angefc^lagen tporöen» Sie ©ffisiere, Me pon ©fteroöe nadj Königs* berg Famen unö 6ort 6ie ungänftigen Had^ric^ten über bas Pert^atten 6es Königs perbreiteten, mögen auc^ 6as Cob öer Königin perfünöet ^aben. (Ein ^^^S"^ ^^fö^ I^i^*^* ^0^^ ^^^ Brief, 6en ^einric^ pon Kleift aus Königsberg am Sesember an feine Sc^roefter fdjrieb, un6 in öem er Pon 6er Königin urteilt: „3" Mefem Kriege, 6en fie einen unglücflic^en nennt, mac^t fie einen größeren iSeroinn, ak fie in einem gan$en Ceben poll ^rieben un6 ^reuöen gemacht ^ben tpur6e. ZRan fie^t fie einen ma^r^ft föniglid^en (C^arafter ent* u?icfeln. Sie Ijat 6en gansen grofen ©egenflanö, auf 6en es je^t anfommt, umfaft; fte, öeren Seele noc^ por fursem mit nidjts befc^äftigt fc^ien, als ipie fie beim tZanim 06er beim Heiten gefalle» Sie perfammelt alle unfere grof en ZHänner, öie 6er König pemadjiäffigt, un6 pon öenen uns bodj nur allein Settung fommen fann, um ftc^; ja fie ift es, öie bas, was nodf nic^t 5ufammengeftfir$t ip, ^dlt."

Der IDaffenftillftanö n>ar penporfen; pon neuem begann Me ^luc^t, nac^ öem IDillen kes Königs öen ruffifdjen ^reunöen entgegen. Hoc^ am 23. Hopember erreichte 6as Königs* paar ©rtelsburg, pon wo aus öer König 6ie ruffifc^en (Truppen in Pultusf befuc^te, mäl^renö Me Königin auf einem Canögute in 6er Hä^e ZDoljnung na^m. Sie mar aud; je^t u?e6er mutlos noc^ pers^eifelt, aber über alle UTafen traurig, trauriger pielleidjt, als auf irgenöeiner 6er Stationen öiefes Ceiöensmeges. ^u öem Unglücf öes Paterlanöes gefeilten fid; bedngftigenöe Hac^ric^ten über 6as Befinden i^rer Kinöer in Königsberg; 5uerft u?ar itlejanörine leicht erfranft, öann fe^r emftlic^ an einem tlerpenfieber Prins Karl. 3^r bangenöes ZITutter^erj perlangte nac^ Königsberg 5U 6en Kinöem; aber fte mufte aus Sücffidjt auf öen König in ©rtelsburg aus^rren, n>o epiöemifc^e Kranf^eiten ben 2tufcnt= ^It immer unerträglicher machten. Damals, am 29. Hopember, fc^rieb fie öem Dater nadj Heuftreli^: „€s ift eine Prflfungsjeit, aber öer gerechte (ßott n>ir6 beffere (Tage fc^ffen . . . ZPas uns angebt, Fann ic^ nichts fagen, als öaf 6ie ITTenfc^en, öie Me Ciebe, 2ld;tung, ^In^änglid^Feit bct (Eöeln für ftc^ ^oben, nie gans o^ne Qilfe, nie gans unglücf lic^ fein

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fSnnen. So geE^t's andf mir, ic^ fe^ mit KuE^e auf alles, mos midf umgibt Denn in

mir ift ^rieöen, 605 fei 3E;nen Bürge, befter Pater, 6ag 605 2Ieugere nid^t piel auf mic^

permag, befonöers Dinge, Me me^r 6ie Itrl^ber grell seic^nen als 6en <ßegen{!an6, 6en es

berfiE^ren foU/' Die SeelengrSfe 6cr ungläcflid^en Königin, tpie fte aus Mefen IDorten

fpridft, muröe auc^ iH>n 6en ^remben wolfl bemerft. „Die arme Königin'', berichtet frer

(Englän6er 3acffon aus 0rteIsburg, „enpecft 6urd; iE^re wüxbtvoüt Keftgnation un6 i^ren

(C^rafteraöel in allen Prüfungen un6 in allem Unglücf nodf meE^r tTeUna^me als \tVb^

buvdf iE^re grof e Sd^Snl^eit . . . Sie muf fe^r i>orftd;tig fein, in IDorten nne in f^nMungen,

6enn 6er König ift üugerft fd^Ied^t gelaunt un6 taub gegen i^re IDorte« Sie inöeffen läft

feine Zllutloftgfeit in ftd; auffommen un6 perfäumt feine (ßelegenE^eit, 6en Kotfc^Iägen pon

Köcfri^ un6 (ßenoffen entgegenjuwirfen.^'

3n 0rteIsburg mar es auc^, xdo Cuife in eines i^rer tTafd^enbüd^er ^rau pon Serg

menigftens er5älflt es, 6as Bndf felbft ift nic^t mel^r por^nben bas Cieö 6es Qorfners

aus (ßoetl^ IDilE^Im Zlleifter eintrug:

IPer nie fein Brot mit (ErSnen a%,

Wtv nie bie fummeroonen ITäd^te

2Iuf feinem Bette meinenb \a%,

Der fennt eud^ nid^t, it)r t)immltfd^en IHSd^te!

3t{r fitt)rt ins (eben uns t)inein,

3br lagt ben Firmen fd^ulbi^ merben;

Dann itberlagt ihr \l\n ber pein,

Penn alle Sd^ulb rSd^t {td^ auf (Erben.

3m 2nun6e 6cr Königin fm6 6ic IDorte 2tus6rucf tiefften Seelenfc^mer$es, 6er 2Iuf* fc^rei einer Unglücf liefen, 6ic pon 6er J^öEje ir6ifd)cn ©lücfs in 6en 2Ibgrun6 6es (EIen65 gcftürst ift. 2tudj ein Sd)uI6bcfcnntnis? Piellcidjt in 6em Sinne, 6af fte an 6em felbft« 5ufric6cncn (Scnu^Icbcn 6cs Serlincr £)ofes iEjren 2tnteil geEjabt Ijatte wie an 6er 2Ibneigung iljrcs (Scmaljls gegen jc6e politifdje Betätigung. Keineswegs aber, als Ijätte fte i^r ©n« greifen in 6te polittf bereut. 2tud) je^t Iie§ fte ftdj ptelmeljr n:>ie6er in 6ie (Erörterung einer 6cr fd)tt>eben6cn fragen Ijincinsteljen.

(ßraf J}augn:>i^ mar gegaitgcn, aber 6er fein Hadjf olger U)er6eit foUte, 6er ^reiljerr pom Stein, »eigertc ftd) 5U fommon. Pon ©rtelsburg aus wnxbc er abennals aufgefordert un6 tnsmifdjen 6er ©cEfeinte Kabinettsrat öcynte nttt 6er ^üljrung 6er (ßefcbäfte beauftragt. Diefe IDaljI erregte pielfadje Uit5ufrie6enljett, befon6ers bei 6ent rufftfc^en (ßefd^ftsträger ^reiEjerm pon Krü6cncr, 6effon £)of 6eii Kabinettsrat für einen ^ran5ofenfreun6 anfa^. VOxt es nieljr un6 moljr üblidj ipur6e, tt>an6te Krü6ener ^"4) nun an Köni^p'p €n'^^ "m 6cn

Cafcl \Z

pdfielf^cMiälöc von 5d?rdöcr um I8ü0

bringen, Slut pcrgtcfcn? Dos Ijin6ertc nur eine rafdje Derftänöigung mit Hapoleon. Von (Cl^arlottenburg fani 6er Zllajor pon T^audj, 6er 6en (ßeneral ^aftrotp begleitet l^tte, un6 bradfte nad) <ßrau6en5 6ie Vladfndfi, 6af 6ie preugifc^en 8ei>oUmäc^ttgten 6ie ^rie6ens' Präliminarien Hapoleons am 30. ©ftober Ijatten unterjeidjnen muffen. 2niI6erungen uniren nidjt 5u erlangen gemefen. Diclmeljr liefen 6roIjen6e 2Ieuf erungen Hapoleons für 6en en6- gültigen 2(bfd;Iuf nod; friere 8e6ingungen beffird^ten. Hapoleon lebte in 6em <ße6anfen feines unirerfalen Kampfes mit €nglan6. Der Krieg mit Preuf en U)ur6e in feinen 2Iugen nur ein (Teil eines neuen Koalitionsfrieges, bei 6em er je^t ^uptfäd^Iid; 6ie Uebenpältigung Kuflan6s 5u erreid^n E^offte: Preufen foUte il^m gegen Huglan6, Huflan6 6ann gegen (Englan6 6ienen. (Er lief 6en preufifd^en 8ei>oIImclc^ttgten fagen, 6af in 6em en6gflltigen ^rie6ensDertrag 6er Durc^jug frem6er tCruppen 6urdj Preufen ©erboten un6 für geimffe ^dlle 6ie Unterftü^ung Preuf ens 5ugunften ^ranfreic^s gegen Huf Ian6 feftgefe^ n)er6en muffe.

yx <ßrau6en5 fan6 über 6iefe Had^rid^ten am 6. Hopember eine Beratung ftatt, an 6er auf Sefeljl 6es Königs auf er feinen Srü6em Prin5 ^einric^ un6 Prins IDillfelm einige IjöE^ere (ßenerale un6 6ie Zllinifter £)augn)i^, Stein un6 an6ere teilnal^men. Had; 6em Der« fdflage pon £)augipi^ erfldrte 6ie Konferenj einmütig, 6af man 6en Krieg nic^t fortfe^en fSnne un6 auf <ßrun6Iage 6er (C^rlottenburger Be6ingungen ^rie6en fd;Iief en muffe. Selbß 6er Beitritt jum H(feinbun6e, falls 6er ^rie6e 6apon abhänge, foUte unter getpiffen Poraus« fe^ungen angeboten iper6en; nur 6ie Itebemal^me irgen6 einer Perpflidjtung ju ^ein6felig« feiten gegen Huflan6 würbe entfd;ie6en abgeleE^nt.

Dem König fiel 6ie (Entfd;ei6ung nid^t leidet. (Er fan6 6ie 8e6ingungen Hapoleons fo graufam t^rt, 6af er fic^ il^nen nid^t untenperfen 5U fönnen meinte. 2In6erfeits: Wo 5eigte ftd; il^m aud; nur 6er ferne £)offnungsfc^immer einer glücflid^en IDen6ung, einer (Erfjebung pon 6em tiefen ^alle? Hodj fetfIte je6e Hadjric^t über 6en (Ein6rucf 6er preufifdjen Hie6erlagcn in Petersburg. (Ein rufftfdjer Diplomat, 6er gera6c je^t in <ßrau6en5 erfc^ien, 6er ^reiljerr pon Scnfcn6orff, ein 8ru6er 6er ©räfin Cicpen, äuferte ftdj Ifödjft be6enflic^ über 6ie <ßefdl;r6ung 6er rufftfc^en (Truppen bei il^rem ipeiteren Porrücfen un6 mufte andf für 6ie preufifd;en (Eruppenrefte nid^ts Befferes als ^ortfe^ung 6es Hücfsugs ju empfehlen. „Z^ Ijabe feine 2lrmee meljr," geftan6 iljm 6er König, 6er über6ies fdjon einen 2Iufftan6 6er Polen fürdjtcte.

^n 6tefer 23e6rängnis geneljmigte König ^rie6ridj IDilljelm 6ie ^rie6ens^äliminarien. 3ntmer(;in glaubte er 6oc^ auc^ für an6ere ITTöglid^feiten Porfel^rungen treffen 5U foOen. (Cr fan6te (ßeneral pi^uU nad; Petersburg, um 6em Kaifer 2IIefan6er feine ^nningslage porjuftoUen, 6ie iljn 5U einem ^rie6ensfc^Iuf felbft unter 6rücfen6en 8e6tnc(ungen nÄtiae-

2fti

Sollte ober Hapoleon es 5um 2(euf erften treiben tPoUen, fo fe^e er poUes Pertrauen in Me ^reunöfc^aft 6es lioifers, 6er alle Züittel ju feiner Qilfe un6 jur Perteiöigung Huflanös aufbieten un6 auc^ ©efterreic^ jur ZnihPtrfung beftimmen U)er6e.

^ugleic^ machte 6er König nod; einen perfönlid;en Perfud; 5ur Qerabfe^ung 6er franjöftfdjen ^or6erungen. €r fdjrieb am 7. Hooember feinem (ßrofonfel, 6em 6amals ftebenun6fteb$igjä^rigen Prinsen ^er6inan6, 6em legten nodj Ieben6en Bru6er 6es (ßrofen Königs, 6er in Berlin 5urucfgeblieben wav, un6 bat il^n, fidf an Hapoleon 5u n)en6en un6 6effen Perjic^t auf Qalberfta6t, f^ol^enftein, 6en Saalefreis un6 ZnansfeI6 als eine perfönlid^e (ßna6e 5u erbitten. Prinj ^er6inan6 entfpradj 6em IDunfc^e feines Heffen. „Tlls Sru6er ^rie6ridjs IL, als 2teltefter 6er ^amilie un6 einer 6er älteften SoI6aten Preufens" rief er 6en fran5Öftfd;en Kaifer um mU6e an für 6as £an6, 6as feine IDaffen beftegt ^dtten un6 feine (ßrofmut $um 5U)eiten TXlaU beftegen U)ur6e. €r bat 6en Kaifer „um einen itugen*» blicf (Btlföv^*. Hapoleon lief 6ie Bitte 6es greifen Prinsen o^ne 2(ntn>ort; auc^ ein Sd^reiben an IRurat ^atte feinen befferen (Erfolg. n)e6er 6iefer, fo t>erftd;erte Prins ^er6inan6 6em König, noc^ Bertifier noc^ Duroc u)ür6en je unaufgefor6ert mit 6em Kaifer über irgen6 etipas 5u fprec^en wagen. So blieb il^m nid^ts fibrig, als 6em König 6ie ganslic^e (Erfolg^« loftgfeit feiner Bemul^ungen 5u meI6en; er ffigte 6en Hat ifiniu, 6en auc^ Cucc^eftni un6 ^aftrotp gaben: 6er König möge Itapoleon fd;Ieunigft um eine ^ufammenfunft bitten, 6as fc^meic^ie 6er (Eigenliebe 6es Kaifers un6 fei 6as einsige ZTTittel, ettpas 5U erreid;en. Tlütxn, n)ie pieler Sd^icffalsf erläge be6urfte es noc^, el^e fxdf König 5rie6ric^ IDtllfelm 5u einem foldjcn Sdjritte perfteljen muf te.

Königin £uif ens Qaltung in 6iefen (Tagen seigt eine getpiffe Unftd^erl^eit; n)ie fo oft, fc^tpanfte fte 5tpifd;en 6er Hucfftc^t auf 6ie 2(nftc^ten un6 Heigungen i^res (ßema^ls un6 itfrer eigenen innerften Ueberseugung. H)äljren6 6ie Konferenj tagte, entwarf fie ein Schreiben an Kaifer 2(Iefan6er, 6as erfte feit 6en Unglücfstagen pon 2^na un6 2(uerfte6t. Sie fc^iI6erte i^m 6as Unglücf, 6as Aber Preufen Ijereingebroc^en, 6en ^all 6er ^eftungen, 6ic Kapitu«' lation fjotjenlo^es un6 6ie angeblidjen (Greueltaten 6er ^ransofen un6 namentlidj 6er Bayern; fte fprac^ pon 6en ^rie6ensper^n6Iungen un6 6en fc^tperen ®pfem, 6ie Hapoleon for6ere. „Wxv ftn6 in 6er entfe^Iidjften Persipeiflung, rings Unglücf un6 Perlufte, un6 man lebt noc^ un6 ftirbt nic^t por Kummer." „2tlles Ijat 6as Unglücf $erftört, nur nicijt meine ^reun6fcfyift für Sie, lieber Petter un6 5reun6." . . . „Was foU aus uns n)er6en? U}ären Sie (fier, wü^en n>ir fic^er, meldte folgen 6iefe 2Iad;rid;ten bei 3(fnen ^aben n)er6en, 6ann U)ür6en xviv uns erleidjtert füljlen. 2tUein alles aufs Spiel 5U fe^en, fann ein König ein folc^es n)agnis Por (ßott perantiporten?"

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€s tft oljne S'^f^I ^*^ Stimme 6es Königs, ilfres (ßemaljls, öic aus öicfcn nnb ä^n^ lidjen $agljaften IDorten 6cr Königin fpridjt; iljr cigenftes €mpfin6cn, wxt uns juperlaffige ^eugen berid^tcn, mar bodf ein anöeres: fte wav un6 blieb innerlich öurc^örungen von 6er HotoenMgfeit ausöauemöen IDi6erftan6es.

Der ^rciljcrr pon Senfenöorff, 6er jenes Sdjreiben 6er Königin an Kaifer 2tlefan6er überbringen foUte, un6 6er 6ie Qaltung 6es Königs un6 feiner ganjen Umgebung in 6en fdjärfften 2tus6rücfen perurteilt, fdjreibt aus (ßrau6enj am 6. Hopember: „Die Königin allein empfin6ct 6ie Sc^mac^ un6 6as Unl^eil, 6as U^r Qeer un6 i^r £an6 betroffen fyxV Un6 6er ^xcxlfCTX von Sdjlab^n, fru^r preufifc^er <ßefan6ter in Züfinc^en, 6amals Diplomat im (Befolge pon Qaugmi^, oerjeic^net am 7. Hooember in feinem (Eagebuc^e, 6er be{!en un6 reidf^altigften Quelle gera6e für 6iefe (Tage, 6ie Königin I^abe ftc^ mit 6em Hebensn)är6ig{!en ^reimut un6 mit einer über je6es (Ereignis er^benen Seelengröf e gegen i^n ausgefproc^en un6 6abei gefagt: ,;nur fefte 2Ius6auer im IDi6erftan6e fann uns retten.^'

€s fam ^insu, 6af eben in (ßrau6en5 Königin Cuife pon 6en nic6rigen Sdjmä^ungen un6 fc^mu^igen Perleum6ungen erfuE^r, 6ie Hapoleon in feinen Bulletins un6 in feinen Leitungen gegen fte perbreitete. €r fpöttelte über iljre Sdjöntjeit, 6ie iljrem £an6e ebenfö l?er6erben gebradjt ^be, u)ie fjelenas Sdjönljeit 6en tCrojanem; er perglic^ fte mit tTaffos 2Imti6a, 6ie in itjrem IDaljnftnn 6en eigenen Palaft an5ün6ete. „Sie ujoUte Slut." Por allem aber berüE^rte er ipie6erl^lt un6 in ansüglic^fter XDeife 6ie freun6fd;aftlic^en Bejiel^ungen 6er Königin 5u 6em rufftfc^en Kaifer un6 perl^öl^nte, unter 3n)ei6eutigen 2(nfpiclungen auf 6ie berüchtigte £a6Y (Emma Hamilton, iljre 2tnu)efen^eit bei 6em Sefudje 6er ©ruft ^ric6ridjs 6es (ßrogen. (Es ift erflärlic^, 6af Königin Cuifens n>eiblic^es (ßeffll^l gera6e 6urc^ 6ie Qin6eutungen auf il^re ^reun6fc^aft mit Kaifer 2Ilefan6er auf 6as tieffte un6 fdjmerslic^fte perlest wnvbt. „TXlxt ftrömen6cn 2tugen" Ijat fte in (ßrau6enj 6apon gefprodjen un6 ausgerufen: „3ft es 6iefent bosl^ftcn IRcnfc^en nid^t genug, 6em Könige feine StaaUn 5u rauben, foll auc^ noc^ 6ic €tjrc feiner (ßema^lin geraubt U)er6en?" Un6 in einem Briefe an 6ie <ßrdfiit Vo^, in 6em fte Pon 6en Sdjmd^ungcn un6 6ent ffolfnc Hapoleons un6 6em ro^en lieber« mut 6es Siegers in franjöftfc^er Sprache berid^tet, brid;t fte in 6ie 6eutfc^en ZDorte aus: „lln6 man lebt un6 fann 6ie Sc^ntac^ nic^t räd^n.^'

(Es I^etft, 6af in 6er Umgebung 6es Königs felbft ftd; (Elen6e fan6en, 6ie Hapoleons 2(nfc^ul6igungen il^rem ffctvn (finterbrad^ten, um 6en (Einfluß 6er Königin ein für aOemol ju befeitigen. ^aUs 6as oal^r ift, n>ie menig I^ätten fte 6en König gefannt! (Es ift fein 2(n5eid;cn por^n6en, 6ag 6as innige Derl^ltnis 6es Köntgspaares 5ueinan6er 6amals aud) nur 6ie leifcf*^ (Trübung erfahren ^ott* JD^^^ iber Har^'*''^»' ^^'^^ •*»*♦ ^»t»-»« ^d>nt/iK'^i^tia*n

unö uner^rten Jlngriffen 6ie 2tbftdjt vztbaxxb, Königin Cutfc in 6er offcntlidjen ZTlcinung ^erabjuu)ür6igen un6 itfrcni 2tnfeljen 5U fdjaöen, fo Ijat er, ruie bei feinem Porgctjen gegen ^aröenberg un6 Stein, bas poUe (ßegenteil erreidjt. Hidjt einmal bei 6en ^ransofen, von 6enen fo manc^r, befonöers aus (Emigrantenf reifen, 6ie (ßaftfreunöfc^aft 6es preufifc^en fjofes genoffen un6 Me Perfönlidjfeit 6er Königin berounöem gelernt IfatU, fan6en Hapoleons nieörige 2tnflagen (Eingang. 3" P^^ut«" poUenös, rpie man im (Befolge Hapoleons felbft beobadjten fonnte, erregten öiefe Perleumöungen nur (Entrüftung un6 Perac^tung, un6 6ie Begeifterung für Königin Cuife wndfs geraöe je^t erft Ijimmelan. (ßem pcrjielj man iljre angebliche (Einmifdjung in 6ie Politif, 6eren IDirfungen unö Beöeutung man oft überfdjä^te: öie öffentlidje ZTTeinung befag ein richtiges (ßefüljl 6afür, 6af bei ^rieöridj IDiUjelm 6urc^ fte unö öurc^ fte allein öie gefunöen (Empfinöungen öer Hation 5U IDorte famen.

(Eben in öiefen fZaQcn foUte fidj ipieöer 5eigen, was inmitten öer Ifin unö tjer fc^anrnfenöen (Entfdjiief ungen am preugifc^en ^ofe Königin Cuifens Ijoljer Sinn unö fefter ZTlut beöeuteten.

Vit ZITarfen, Pommern, Pofen, faft bas Qany £anö 5n)ifc^en ®öer unö IDeidjfel »aren instpifdjen pon öen ^ransofen überflutet u)oröen, öeren ftreifenöe Scharen fc^on am ^5. Hopember gegenüber (ßrauöens am linfen IDeic^felufer erfd^ienen. Xlodf am 2lbenö öiefes fZa^es mufte öie Königin (ßrauöen5 perlaffen; öer König folgte iljr am nädjften tCage morgens unö traf abenös mit iljr in ©fteroöe (©ftpreugen) u)ieöer 5ufammen.

3n ©fteroöe, wie porljer in Kflftrin unö (ßrauöens, ftanö man por einer emften €nU fd;eiöung; öie näd;fte ^ufunft öes preufifd^en Staates E^ing öapon ab.

Bereits in (ßrauöens ^tte man erfaljren, öaf Hapoleon öie pon iljm felbft auf== gefteUten unö pon öem König angenommenen Beöingungen eines Prdliminarfrieöens nidjt mel^r feftl^alte, öag er in Kücfftd^t auf öie BejieEf ungen 5U Huflanö übert^aupt nod; feinen beftimmten (Entfdjiuf über öen cnögültigen ^rieöen gefaxt Ijabe. Um fo meljr örängten öie preugifc^en BepoUmädjtigten »enigftens auf öen 2tbfdjluf eines IDaffenftiUftanöes, öer öen unfäglid;en Ceiöen öes preufifd;en Canöes ein ^iel fe^en foUte. Hapoleons Stimmung fam il^nen je^t ^ierin entgegen; er beöurfte für feinen Krieg mit Kuglanö einer 0perationsbafts, öie er in Preuf en 5U finöen ^ffte* (Segen Uebergabe einiger nodj unbejmungenen preugifdjen ^eftungen unö gegen porläufige (Einräumung öer IDeidjfelgrenje bewilligte er einen IDaffen* ftiUftanö, öeffen Beöingungen Cucdjefmi unö ^ajttow am \6, Hopember in (Eljarlottenburg unterseidjneten. (Etipaige fdjon auf preufifdjes (ßebiet porgerücfte rufpfc^e (Truppen foUten über öie (ßrense surücfge^n, neue nid^t 5ugelaffen meröen.

(ßleidj bei öer erften Hac^ridjt über öiefe ^oröerungen Hapoleons, öie öie (Ent* ipaffnung Preuf ens unö jugleidj öen Bruc^ mit Huf lanö beöeuteten, fdjieöen ftc^ öie (ßeifter

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im (Befolge König ^rieöridj IDil^Ims. IDäIjrcn6 einige wenige, u)ie Sdjla6cn, 6en IDaffen« ftillftanö unter fold^en BeMngungen fflr unmürMg unö rerberblic^ erf larten, mar (ßraf ^ugnn| mit ben meiften (ßenerolen ju 6en oeitgel^enöften ^ugeftdnöniffen an ^ranfreid; öurd^us bereit

Der König felbft mar unfc^Iüffig unö fc^manfenö. (Es mar eine jener Krifen, in öenen, ime er fclbft fpater einmal befannt fjat, unter 6em Drucfe feines Perantmortlic^feitsgeffl^ls un6 6er HotmenMgfeit, jmifc^en Krieg unö ^rieöen n:>a^Ien 5U muffen, öer (ßeöanfe öer tr^ronentfagung il^m na^egetreten fein mag. Die Kataftrop^, öie über fein £anö herein« gebrodjen, ^ttc öen Solöaten in i^m getroffen unö aufgerüttelt, fein IDefen fonfl unberührt gclaffcn. „€r ift unperdnöert geblieben/' flagten alle, öie i^n nadj öem unge^uren IDanöel öer Dinge in öiefen fZaQ^n 5um erften ZHale nneöerfafjen. Sefonöeren 2tnftof erregte es öamals, öag öer König, öer fonft befanntlic^ öem eölen IDeiömerf feinesmegs ^lö mar, in 0fteroöe eine (Elc^jagö peranftalten lief, obmol^l öie Königin, öie öurc^ eine flflc^tige 2(eugerung öen TXnlaff baiu gegeben, alles tat, um il^n öapon absubringen. Die Berichte öer rufftfcben unö englifd^en Diplomaten, öie in (ßrauöenj unö 0fteroöe um König ^rieöric^ IDiUjelm maren, ftnö voü !>on immer neuen Klagen über feine (ßleic^gflltigfeit, feine Tlpatlfxe, feine Heigung für öie Befc^äftigung mit „ßutilitättn^', feine Sd^eu vov grofen unö rafc^cn €ntfdjHefungen. „Die Königin flagt," beridjtet Krüöener, „öaf i^r (ßema^I öa nachgibt, mo er nid^t foUte, unö oft öen Katfd^lagen ZDoI^lgeftnnter eine unangebrodjte unö unerfc^ütterlic^e ^artnäcfigfeit entgegenfe^t." „€r fyii, fdjeint es, noc^ $c^n Königreidje 5U perlicren," fc^reibt Senfenöorff; „er peröient fein befferes Cos." Unö nic^t minöer fdjarf als öie ^remöen ^ben feine (Dffisiere, fein £)of, feine ndc^ften Permanöten öamals über iljn gcurteilt. 3n ©fteroöe trafen ©ffijiere öer (ßaröeöuforps, öie öer (ßefangenfc^ft entgangen maren, mit öem König mieöer jufammen: fte erfd;rafen über feinen (Eon, über feine 2teufcrungen. „€r fprac^ pon öen unglücflic^en (Ereigniffen mie pon einer fremöen (ßefdjidjte, nidjt mie pon öer feinigen; taöelte, als menn er nidjt öer Kidjter öer einjelnen unö öer Ccnfer öes (Bansen märe, ein tCon, öen er feit öem Unglücf öes Daterlanöes fafl immer annaljm." TXodi Ijdrter urteilt öie ©berljofmeifterin; fic fdjreibt am 30. ®f tober: „Die Unentfc^loffcnljcit öes I^erm, feine Caune, feine Oerblenöung für feine Umgebung finö unfer Unglücf." Unö öes Königs Sdjmager, öer Prins pon ©ranien, fc^reibt einige UTonatc fpater über iljn: „Das Sdjlimmfte ift, öaf öer größte ^einö öes Königs, öie £)aupturfad}e feiner Unglücfsfdlle unö ein großes £)inöemis für eine glücflid^e U)enöung öer Dinge Seine IHajeftät felbft ift."

2tnöerfeits madjten fid; je^t öodj audj €inmirfungen auf öen König geltenö, öie eine Heigung 5um U^iöerftanöe gegen Hapoleons maßloff :foröerungen in ^hw m^^rften: fte

gingen aus iH>n öem Perljältnis 5U Kuflanö, 6em flärfflcn poHtifdjcn ZIToment im Ccben König ^mbndf IDilljelms III. 2tm H. Hoocmber, nodj in (ßrau6cn5, wavtxx, lang enpartct unö erfeljnt, cnMidj Hadjridjtcn aus Petersburg eingetroffen, 6ie jeöen ^wex^ü an 6cr Sun6es^ treue un6 6er ^ilfsbereitfdjaft Huglan6s befeitigten. Kaifer 2tleyan6er felbft fdjricb auf öte erftcn Hadjridjten von bcn preugtfdjen Hie6erlagen 6em König am 3. Hopember: es gäbe feine 2tnftrengung, fein ®pfer, 5U 6em er als ^reun6 un6 Perbünöeter nidjt bereit fei. €r fünöigte 6en 2tnmarfdj 5tpeier ruffifdjer 2Irmeen unter Bennigfen un6 BurlföiDÖen an un6 fd;Iof mit 6er ZlIaE^nung: ^^Pereinigen mir uns inniger als je unö bleiben n>ir treu 6en (ßrunöfä^en 6er (Eljre un6 öes Hu^mes." Hapoleon ^atte Me Vereinbarungen mit Preuf en ab(;ängig gemacht pon feinen BesieE^ungen 5U Kuflanö: 6ie natürliche Hucfmirfung war, baff auii ^rieöridj IDilljelm 6as 2tbfommen mit ^ranfreic^ feinen Besieljungen 5U Huf Ian6 unterorönetc. IDenn er nur 5tt)ifdjen Hapoleon unö 2tleyanöcr 5U wäljlen ^ttc, fonnte itjm öie Cntfd;eiöung nid;t fd^mer fallen. Sd^on öie Hic^tung feiner Hucfsugslinie beoies, vooljxn feine Heigung ging. Qaugu)i^ unö Köcfri^ Ratten öie ^luc^t nadj Clbing oöer Königsberg por* gesogen; öer König, nac^ fut^em Sd^manfen, ^tte 0fteroöe getpaE^It, I;auptfad;Iic^, weil er fic^ auf öiefcm IDege öen anrücfenöen ruffifc^en tCruppen näherte. Diefer Stimmungsipec^fel in König ^rieöric^ IDilljelm urirfte bereits auc^ auf feine Umgebung; man bemerfte, öaf einige ^rieöcnsfreunöe nrieöer 2tn5eidjen Pon friegerifdjem ZlTut blicfen liefen.

Sei alleöem, ipie König ßmbxidi IDiUjelm einmal war: öie Cntfc^eiöung für öen Krieg aus fidj Ijeraus gan5 felbftänöig 5U faffen, u)äre er faum imftanöe gemcfen, um fo ujeniger, öa geraöe je^t öie Hadjridjt pom ^alle ZlTagöeburgs eintraf; minöeftens foUte öie Perantujortlidjfeit, öie itjm allein 5U fdjujer ipar, geteilt iperöen. Cr berief (ßenerale unö Zninifter, Pon Königsberg Ijer audj Stein, nidjt aber ^aröenberg, 5U einer Konferens nac^ ©fteroöe eine beöenflic^e ZTlafregel, öenn öie meiften (ßenerale unö einige ZTlinifter tt>aren für öie Unterwerfung unter Hapoleons IDillen.

Um fo beöeutungspoller mag in öicfer Krifis öie Haltung öer Königin £uife geipefen fein, wtnn uns audj beftimmte 2tngaben über iljre (Einipirfung auf öen König feljlen. IDir iptffen aber 5uperläffig, öaf fte pdj fc^on in (ßrauöens für öie Penperfung öes U)affen«* ftillftanöes ausgefproc^en ijoi, fo öaf (ßraf ffau^wiif unö (ßeneral Köcfri^ öen Perfuc^ madjten, fte pom König 5U trennen. Pergeblic^, ^rieöric^ IDiltjelm blieb öabei, öaf fte itjn nadj ©fteroöe begleiten folle. Die (ßegner ^ranfreidjs anöerfeits redjneten ebenfo feljr auf iljre (ßegenmort in ©fteroöe, mit öie ^rieöensfreunöe fte fflrdjteten. Stein bat ^aröenberg, an öie Königin 5U fdjreiben, öamit fte auf öen ZlTinifter Sd?rötter unö öen (ßeneral Kalcfreutif einmirfe; ^aröenberg leljnte bas ab, aber er fdjrieb an Sc^rötter

2\5

unter fc^arfcr Parteinaljme gegen 6en IDaffenfttUftanö unö bat xlfn, fein Sdjrctben 6cr Königin mitsuteilen.

Die Beratungen, Mo nun am 20. unö 2\. Hopember in ©fteroöe ftattfanöen, ^tten ein überrafdjcnöes (Ergebnis. Die ZTIetfrljeit $u)ar 6er 2tnu)efen6en ftimmte für 2(nna^me 6er fran5oftfd;en 8e6ingungen; ntit 6en IRiniftem Pog un6 Stein aber pemnirfen je^t gera6c 6ie nädjfteit Pertrauten 6e5 Königs, Köcfri| un6 Seyme, 6en II)affenftiUpan6. 3m Sinne 6icfer Znin6erl;eit entfd;ie6 6er König. ZDie es 6amals E^ief , tx>ar es auc^ 6ie Proflamotion Hapoleons über 6ie 2tbfe^ung 6es Kurfürften pon Reffen, 6ie 6en König in feinem €nt* fd;Iug bcftarfto. 2Im 22. Hopember eröffnete er felbft 6em 2Ibgefan6ten Hapoleons, Duroc, 6en er anfangs nid;t einmal ^atte empfangen tPoUen, 6ag er 6en IDaffenftiIIfian6 ableE^ne* €s ift einer 6er folgenfdjujerften (Entfdjiüffe im leben 5rie6ric^ IDilljelms. Der <ße6anfe einer neutralen Stellung Prcufens junfdjen 6en ftreiten6en IDeltmädjten U)ur6e eigentlich je^t erft en6gültig überipun6cn, 6ie Perbin6ung preuf ens mit Huf lan6, 6ie Hapoleon ^tte $erftören ujoUen, feftor gefc^Ioffen als je: fie ipar un6 blieb für alle ^cxt 6er leiten6e <ße6anfe in 6er Politif 6es Königs. „3dj U)er6e 6ie IDaffen gegen 6en erflärten ^ein6 6er Unab^ngigfeit (Europas nidjt nie6erlegen/' fc^rieb er noc^ pon ®ftero6e aus 6em rufftfc^en Kaifer, „als wenn 3l?re 3"^«reffen, 6ie pon nun an unauflöslidjer als je mit 6en meinigen perfnüpft fm6, es 3^"^" H^^P wünfc^ensipert madjen/' un6 einige tCage fpater: ,^3^ Wn unerfdjüttcrlid) entfc^loffcn, nur eine un6 6iefelbe Politif mit y^mn ju Ijaben." Dem 2lbgefdn6ten 2lleran6ers, <ßraf JTTidjael Wovoni^w, 6er iljm 6en Srief 6es Kaifers über» bradjt Ijatte, pcrftdjerte er, er fei entfc^loffen, ftc^ gans in 6ie 2trme Kuglan6s ju »erfen; 6ie ITTdglofigfcit 6cr franjöfifc^en üorfdjläge perbiete, an irgen6 ein 2lbfommen $u 6enfen, audj tt>cnn nidjt 6as J3cifpicl 6es Kurfürften pon treffen Pon neuem bewiefe, nxis man pon öonaparto 5U eripartcn tjabe. Diefen (Entfdjlüffen entfpradj alles, mas in 6en (Tagen pon ®ftero6c un6 gloidj 6arauf noc^ gefdja^: 6ie 2tnfnüpfung befferer 23e5ieljungen 5U (Englan6, ©ofterreid), 5cbu?e6en un6 Ddnemarf, 6ie Untcrftellung 6er preu^ifdjen (Cruppenrefte unter ruffifdjcn ©berbcfcljl, 6ie crften 2lnfänge 6er Keorganifation 6cr 2lnnee. Die Cä^mung nad) 6cm betduben6en Donnerfdjlag Pon ^na un6 2lucrfte6t fdjien 5U weichen; ein neuer (ßeift, ptclmoljr 6er altprougifdje (ßeift begann fidj 5U regen. 2lus Scblefien, 6as man fdfon aufgegeben hatte, famen 2lbgefan6te, jipei ^erren Pon £üttipi§, 6ie um llnterflü^ung für 6ie 5u 5dljem IPi6erflan6e eiitfcbloffene un6 $u allen ©pfem bereitu?illige Propins baten: fie l^ben 6en 2lugenbliJ nie pergeffen, ipo Königin Cuife in „majejlütifcijer Schönljcit" »te „eine Ocrflärte" fie empfing un6 6urdj iljre Ijul6pollen IDorte iljre „5ur Settung für Dater« lan6 U116 König entflammten Seelen nodj meljr anfeuerte", Hadj Schießen muröen mit

auferoröcntlidjcn Pollmadjlen öcr ^ürft pon 2tnlfalt^pief unö 6er tapfere <ßraf ©ö^en gcfanM, 6ie 6en ru^ntPoUen IDi6erftan6 6er Proptn$ gegen 6en fetn6Kdjen (Einfall organiftcrten. Dem (ßrafen (ßö^en erfidrte 6er König beim 2lbfdjie6, 6ag er unipi6erruflic^ enlfc^Ioffen fei, eljer auf feine Krone $u per$idjten, als fc^impflidjen Be6ingungen (ßeE^ör ju geben. €r gewann es felbft über fxdf, fxdf halb 6arauf pon 6em bistjerigen Ceiter feiner Politif, 6em (ßrafen Qaugnn^, ju trennen un6 6as ZÜinifterium 6es 2tusu)ärtigen 6em ^reiljerrn pom Stein ansubieten.

X)er 2(nteil; 6en Königin Cuife an 6iefem Umfdjtpung anfd;einen6 gel^abt ^at, ift 6o^ fc^on 6amals fel^r I^c^ angefc^lagen n)or6en. Die 0ffi}iere, 6ie pon 0ftero6e nac^ Königs^ berg famen un6 6ort 6ie ungünftigen Ha^ric^ten über 6as Per^alten 6es Königs perbreiteten, mögen aud; 6as Cob 6er Königin perfün6et ^oben. (Ein Zeugnis 6afür bietet wolfl 6er Brief, 6en ffemndj Pon Kleift aus Königsberg am 6. Dejember an feine Sc^tpefter fc^rieb, un6 in 6em er pon 6er Königin urteilt: ,,3n 6iefem Kriege, 6en fte einen unglücf liefen nennt, mac^t fte einen größeren (ßetpinn, als fte in einem gansen Ceben poU ^rie6en un6 ^reu6en gemacht fyxbcn ipür6e* 2Xlan fteljt fte einen ipalfr^ft föniglidjen (Eljarafter enfe» Q?icfeln. Sie I^at 6en gan5en grofen <ßegenftan6, auf 6en es je^t anfommt, umfaft; fte, 6eren Seele nodj por fui^em mit nidjts bef^äftigt fc^ien, als ipie fte beim (Cansen o6er beim Seiten gefalle. Sie perfammelt alle unfere grofen ZITdnner, 6ie 6er König pemadjläffigt, un6 Pon 6enen uns 6odj nur allein Settung fommen fann, um ftdj; ja fie ift es, 6ie 6as, was nod) ni^t 5ufammengeftär5t ift, ^ält.^'

Der IDaffenftillftan6 wav penporfen; pon neuem begann 6ie ^lu^t, nac^ 6em ZDillen 6es Königs 6en ruffifc^en ^reun6en entgegen. TXodi am 23. Hopember erreichte 6as Königs* paar 0rtelsburg, pon n>o aus 6er König 6ie ruf{tfd;en tTruppen in Pultusf befud;te, rpäljren6 6ie Königin auf einem Can6gute in 6er Hälfe IDo^nung naljm. Sie wat andf je^ U)e6er mutlos nodj perjipeifelt, aber über alle ZlTafen traurig, trauriger pielleidjt, als auf irgen6einer 6er Stationen 6iefes Cei6ensn)eges. ^u 6em Unglücf 6es Paterlan6es gefeilten [xdf beängftigen6e Had;rid;ten über 6as 8eftn6en il^rer Kin6er in Königsberg; $uerft u?ar 2tlefan6rine leidjt erfranft, 6ann feljr emftli^ an einem Herpenfieber Prinj Karl. 3l?r bangen6es 2JTutterIjer$ perlangte nac^ Königsberg 5U 6en Kin6em; aber fie mufte aus Kücfftc^t auf 6en König in 0rtelsburg aus^rren, wo cpi6emifc^e Kranf^eiten 6en ^ufcnU IfaÜ immer unerträglicher madjUn. Damals, am 29. Hopember, fd;rieb fte 6em Pater nac^ Heuftreli^: „(Es ift eine Prflfungsseit, aber 6er geredjte (ßott wxvb beffere (Cage fdjaffen . . . IDas uns angebt, fann ic^ nichts fagen, als 6af 6ie IRenf^en, 6ie 6ie Ciebe, 2(d;tung, 2(nlfänglic{;feit 6er (E6eln für ftc^ ^aben, nie gan5 o^ne Qilfe, nie gans unglücflid; fein

2^5

fSnnen. So QcifVs andf mir, idf fe^ mit KuE^e auf alles, mos midf umgibt Denn in

mir i{! ^rieöen, bas fei 3E;nen Bürge, befter Pater, 6af bas 2(eufere nic^t piel auf mic^

permag, befonöers Dinge, Me me^r 6ie Urijcber grell seic^nen als 6en (ßegenfianö, 6en es

berüE^ren foll/' Die Seelengröge 6er unglficflid^en Königin, tpie ftc aus Mefen XDorten

fpridjt, tt)ur6e auc^ rH>n 6en ^remöen nH>^I bemerft. ,,Die arme Königin'', berichtet 6er

(Engldn6er 3acffon aus 0rteIsburg, „enpecft 6urc^ iE^re wüvbtüoüt Keftgnation un6 i^ren

(C^raftera6el in allen Präfungen un6 in atlem Unglflcf nodf meE^r (Teilna^e als felbfl

6urc^ iljre grof e Sdjönljeit .... Sie muf feljr wrftc^tig fein, in IDorten ime in £^n6Iungen,

6enn 6er König ift äugerft fc^Iec^t gelaunt un6 taub gegen i^re IDorte. Sie in6ef[en läft

feine 2TIutIo{tgfcit in ftd; auffommen un6 perfäumt feine (ßelegen^eit, 6en Katfc^Iägen pon

Köcfri^ un6 (ßenoffen entgegen$uu)irfen."

3n ©rtelsburg war es auc^, ipo £uife in eines i^rer (Cafc^enbüc^er ^rau Pon Berg

tpenigftens eti&lfll es, 6as Sud; felbft ift nid^t met^r porl^n6en 6as £ie6 6es Qorfners

aus (ßoetl^ IDil^elm ZITeifter eintrug:

IPer nie fein Brot mit (Erflnen a%,

IPer nie bie fummervonen ITäd^te

5Iuf feinem Bette ipeinenb faß,

Der fennt eud^ nid^t, it)r t)immlifd^en VflUdfiel

3^r füt)rt ins (eben uns t)inein,

3f?r lagt ben ^rmen fc^ulbig merben;

Dann überlagt it)r it)n ber pein.

Denn alle Sd^nlb rSd^t ftd^ anf (Erben.

3m 2nun6c 6cr Königin ftn6 6ie IDortc 2tus6rucf tiefften Seelenfc^merses, 6er 2Iuf* fdjrci einer Unglücf liefen, 6ic pon 6er J^ölje ir6ifcf)cn ©lücfs in 6en 2Ibgrun6 6es den65 gcftürst ift. 2tudj ein Sd)uI6befenntnis? Piellcidjt in 6em Sinne, 6af fte an 6em felbft» }ufrio6enen (ßcnuflebcn 6es Berliner {)ofes il^ren 2(nteil gelabt ^tte iPte an 6er 2Ibneigung iljrcs (ßematfls gegen je6e politifdje Betätigung. Keineswegs aber, als Ijätte fie iljr ©n« greifen in 6ic poUtif bereut. 2tud) jc^t lieg fie ftdj Ptelmeljr ipie6er in 6ie (Erörterung einer 6cr fd)tt>ebeii6en fragen I^ineinsteljen.

<ßraf £)augipi^ uHxr gegangen, aber 6cr fein Hadjf olger u?er6en follte, 6er ^rei^err pom Stein, weigerte fidj 5u fonmten. Pon ©rtelsburg aus n?ur6e er abennals aufgefor6ert un6 inswifdjen 6er (ßeljeime Kabinettsrat Beyme mit 6er ^ütjrung 6cr ©efdjäfte beauftragt. Diefc IDaljl erregte pielfadje Iln5ufric6enljeit, befon6ers bei 6em rufftfdjen (ßefd^ftsträger ^rciljerm pon Krü6cner, 6cffcn ^of 6en Kabinettsrat für einen ^ran5ofenfreun6 anfa^. XDxt es meljr un6 meljr üblidj ipur6e, tt>an6te 'Krü6ener fid) ""« '»n Kön'am £u«^^ »m 6cn

tLiifel ir

König 5U beftimmen, 6af Beyme entfernt ireröe un6 Stein bas ZlTinifterium übcmelfmc. Die Königin perteiMgte Beymc; aber fte erflärte Krü6ener, baff Stein Don neuem ein:* gelaöen tperöen foUe, nadf IDeE^lau 5u fommen, tpot^in 6er König ft^ begeben tPoUe, un6 6af fte nidjt $n)eifle, er meröe 6ent Befetjle folgen. Die Königin, 6eren ZITut unö Stan6* Ifaftigfeit in allem Unglücf audj Krüöener beu?un6em6 rüljmt, fpra^ öann nodj mit tränen* erfticfter Stimme Don 6er ^reunöfdjaft Koifer 2tleyan6er5, 6ie je^t iljr un6 iljres (ßema^Is einsiger tCroft fei.

BaI6 6arauf, am 5. 2)e$ember, perlieg Königin Cuife ©rtelsburg.

III. Königsberg unö ZTTemel

2Im 9. Desember, nac^ fursem 2(ufent^alt in ZDeE^Iau, fam Cuife in Königsberg an. (Empfangen !>on einer saljlreidjen ZTTenge, in 6er piek (Crdnen für fte floffen, gefüljrt iH>m Kronprinsen un6 Prinsef (Etjarlotte, ftieg pe 6ie Stufen 5U 6em alten Königsfdjiof empor, tpo 6ie nadj 6em Sc^Iof ^f gelegenen ^i^"^^^ f^^ P^ eingerichtet iparen. 3ljr erfter (ßang galt 6em Kranfenbette 6es Meinen Karl, 6effen Befin6en ftc^ gebeffert Ijatte, 6ann iljrer Sdjtpägerin, Prinsefftn IDillfelm, 6ie insipifdjen in 6en Sc^recfen 6er ^luc^t Unfäglic^es er6uI6et, iljre bei6en Kin6er 6urdj 6en tCo6 perloren Ijatte.

Tim nädfften tTage traf aud; König ^rieörid; IDilE^elm in Königsberg ein. Um iE^n fammelten fxd) nodj einmal 6ie ZITänner 6es alten Preuf en, 6ie Sdjulenburg, Vo% Sdjrötter, Beyme, Knobelsöorff, Ködri^ un6 Kalcfreutlj, auc^ ^a^txow un6 Cucdjeftni, 6ie pon iljrer Sen6ung an Hapoleon erft je^t 5urflcffamen; es feljite eigentlidj nur ^augu)i^, 6enn felbft Combarö Ijatte ftc^ eingefun6en un6 füljlte ftdj baI6 gan5 „im alten Kreife", als tpäre er mit 6em König „auf einer Sepuereife". 3^nen gegenüber ftan6en 6ie bei6en ZITänner, 6ie aud; aus 6em alten Preußen ^erporgegangen maren, je^t aber 6ie IDege 5U einem neuen Preufen fudjten: ^ar6enberg un6 Stein. ^n>x\d{en 6en Parteien beipegte ftdj 6er König, mit 6en einen ipie mit 6en an6eren perlfan6eln6, pom ^warni^ 6er €reigniffe poripärts ge6rängt, aber 6oc^ beftrebt, pon feiner alten Umgebung mögli^ft piel in 6ie neue ^ext Ijinüber5uretten. Darüber fam es je^t 5um Streit. Der Ausgang ipar 6er Bruc^ 6es Königs mit 6en UTännem feiner eigenen ^ufunft. ^ar6enberg reifte am 20. Desember nadj UTemel, pon ipo er pergeblidj um feine (Entlaffung bat; Stein, nadj Ijeftigen 2tuseinan6erfe^ungen mit 6em König, perlief im ^ebruar ^807 Königsberg, um fidf auf fein (ßut in Haffau $urücf5U5ieIjen. Die Ceitung 6cr ausrpartigen 2tngelegenlfeitcn würbe 6em (ßeneral ^a\ttow

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übertragen, auf 6cm 6ie (Erinnerung an 6te ttntersetdjnung 6es C^rlottenburger IDaffen* füUftanöes laftete.

Königin Cutfe ^t, n>te es fd^eint, anfangs 6te 2Ibft^t ge^bt, in öiefe Strettigfeiten pennitteln6 ein5ugretfen. <ßlct^ am tTage nad; i(;rer 2Infunft in Königsberg lieg fic ^röenberg $u fxdf rufen, mit 6em fte Me Cage einge^enö befprac^, ipobei fie für Seyme eintrat, 6effcn (Entfernung pom König Stein unö Qaröenberg ^uptfäd^Iic^ foröerten. 2In 6en tpeiteren Perl^anMungen fonnte fie feinen 2(nteil mel^r nel^men; n:>äE;ren6 6er Heine Karl genas, erfranfte fie felbft an einem Ijeftigen Herpenfieber, 6as iljr leben $eitipeife emftlic^ gefäl;r6ete. IDeil^nac^tcn mar fie n>enigftens fo tpeit ^ergeftellt, 6af fie am £)eiligen 2(ben6 6ie Kin6er um il^r Bett pereinigen un6 ju il^nen fpre^en fonnte. Tln iE^r Bett tpur6e auc^ am Heujatfrstage ^807 in feiner neuen Uniform 6er Heine Prins IDilljelm gefflifrt, 6en 6er König 6amals 6ur^ (Ernennung 5um ^älfnndf 6er <ßar6e in 6ie preugif^e TXtmtt aufnaljm, 6ie 2trmee, 6er er in iljrer tiefften (Emie6rigung eingereiljt ipur6e, un6 6ie er $u iljrcm Ijö^ften (ßlanse ergeben foUtc* Kaum ^tte ftc^ 6ann 6ie Königin pon i^rer Kranft^it etwas erlitt, als fc^Iimme Hac^ri^ten pom Kriegsfd^upla^ fie au^ aus Königs« berg pertrieben un6 5ur ^Iud;t na^ Züemel nötigten, in 6en legten ^ipfel preufifc^en £an6es.

Das tpeiterc üor6ringen 6er ^wnsofen Aber 6ie XDeidjfel ^tte am 26. Desember nör6Iic^ pon IDarfdjau, bei pultusf, 5U 6em erften emfteren (Treffen mit 6en Suffen geführt, ipobci (ßcneral Bennigfen 5n?ar 6en fransöftfc^cn 2tngriff fiegreic^ abtpies, f^Iieflic^ aber 6oc^ 5um Hucfsug in nor6öftUc^er Kid;tung in 6as oftpreufifd^e Seengebiet ftd; peranloft falj. (ßlcidj5eitig iparen audj 6ie preuf ifc^en (Truppen unter £'(Eftocq bei SoI6au angegriffen un6 nad) tapferem ZDi6crftan6e 5um Hücf5ug bis 2(ngerburg ge5ipungen iPor6en. 3^ Königs^* berg ging es, ipic no^ fo manchmal bei 6en n)cc^feln6cn Kriegsnadjridjten: am 30. Desember braditc Illajor pon IDrangcI mit blafen6en Poftillonen rufftfdje Siegesbotfc^aftcn, jubelnö begrübt pon 6cn Tolfsmaffen, 6ie fi^ baI6 5U (raufcn6cn um 6as Sdjiof 6rängten; na<^ iwci (Tagen erfuljr man 6en Rücfsug 6er Suffen, 6en Kücfsug £'(Eftocqs. Kein preufifc^ o6cr ruffifdjcr SoI6at ftan6 melfr 5ipifc^en Königsberg un6 6cm ^cin6e. Hun ^ief es n?ic6crum flüdjtcn. Die Königin, obipotjl no^ feinesipcgs gcncfcn, f^ipanfte nic^t: „2^ will Heber in 6ic £)an6e (ßottcs fallen als 6iefcr ITTcnfdjcn", fagte fte i^rem ZIrste. Sc^n am 3. 3anuar \807 fuljrcn iljrc Kin6cr ab, 5tt)ei (Tage fpätcr 6ie Königin felbft. Dem Pater fdjricb fic unmittelbar por 6cr 21bfaljrt, es fei 6er 26. (Tag i^rer Kranf^eit, aber fte fei „5um (Erftaunen ipotfl". Sic war 6odj no^ fo fdjipac^, 6af fie in i^ren IDagen getragen n?cr6en mußte. „JlTatt un6 entfräftet", fo ersablt iljre f)of6ame Bert^ Pon (Truc^feg als 2tugcn5eugin, „lag 6ie fdjöne (ßcftalt in 6em SeP<»l; 6a5 ^imml*^^) ^V^e ^efidjt fa^

man nur tpenig öurdj öcn übcrgciporfcnen Sdjicter; langfam ipuröc jtc ötc breiten Sdjiof* treppen hinuntergetragen." Unb nun begann an einem fdjneiöenö falten IDintertage 6ie ^a^rt über 6ie Kurifdje He^rung, jenen ftellenmeife faum 2 km breiten Streifen ööen Canöes, öer jtdj 5n>ifdjen öem Kurifdjen £)aff unö 6er 0ftfee norömärts bis 2HemeI ^insie^t. ^äupge Hegengflffe ^tten öen Boöen aufgen>eidjt; bas JTteer, pon 3<Jnu<J^törmen gepeitfdjt, öro^te bas tanb 5U überfluten, bas tanb fidj im ZlTeer 5U perlieren* 2Han fam an einem IDracf porbei, über 6em öie IDeüen 5ufammenfdjlugen: es fdjien n>ie ein Bilö öes preufifdjen StaaUs. 3^ ^eulen öes Sturmes, im Braufen öes 2Heeres öadjte einer öer ^lüdjtlinge an öie Xladft, in öer König £ear feinen (Tödjtern fludjte, unö fanö fte ruhiger als öiefe Xlädjk öer Kurifdjen He^rung. ;,Die (Tage", ersd^It ein anöerer, „bradjten n>ir teils in öen Sturmipellen öes ZTTeeres, teils im €ife fa^renö, öie Hädjte in öen elenöeften Quartieren 5U. Die erfte Hadjt lag öie Königin in einer Stube, xvo öie ^enfter 5erbrodjen n>aren unö öer Sdjnee i^r auf öas BM gen>orfen n>uröe, o^ne erquicfenöe Ha^rung. So Ifat nodf feine Königin öie Hot empfunöen*" „3^^ 2tTut unö i^r ^immlifc^es (ßottoertrauen ^ielt fie aufredjt unö es belebte uns alle*" Drei tTage unö örei XlädjU ging fo öie ^a^rt; enölidj, am 8. 3önuö^/ erreidjte man ZTTemel. 2tuf öen 2trmen eines Dieners ipuröe öie Königin in bas tfaus öes Kaufmanns (Confentius getragen, öasfelbe Qaus, in öem fte mä^renö öer gufammenfunft mit Kaifer 2tlejanöer \802 gemo^nt ^atte. „H)ie fdjmerslidj mögen i^re (ßeöanfen gen>efen fein," fdjreibt öer Cnglänöer Kobert XDilfon an ebenöiefem (Tage, „als fte ^eute morgen in öie Säume gebradjt ipuröe, ipo jte noc^ jüngft geipaltet ^atte, fo ^lö, fo mddjtig, fo glücflidjl"

Dodj bas Unenpartete gefc^a^: ^a^rt unö frifdje £uft Ratten öie (ßenefung öer Königin ipunöerbar geföröert, jte erfdjien ipie perjüngt. Kobert IDilfon, öer unermüölidje Befämpfer Hapoleons, öer i^r öamals fein Buc^ über öen ^dbiuQ in itegypten überreidjen öurfte, tixtr pon iljrem 2tusfe^en n>ie pon i^rem IDefen ^ingeriffen unö begeiftert* „3d? n>üröe öen Preufen peradjten," fc^rieb er, „öer nic^t freuöig fein €cbm für eine foldje Königin Ijin^ geben iPoUte."

Die nädjften IDoc^en in ZTTemel perliefen perljältnismäf ig ftill unö ruljig. Durdj öas gufammenftrömen pieler ^x^mbtn, Kuffen, (Englänöer, Sdjipeöen, entfaltete ftdj in öer fauberen Meinen ^afehftaöt ein reges gefelliges Ceben. Die Königin erljolte ftdj meljr unö me^r, fo öaf fie balö, 5um erften ZITale feit öer 2tbreife pon Potsöam, öie Kirdje befuc^en unö Meine Spasiergänge „Unter öen Cinöen", öer feit \802 2tlejanöerftraf e genannten ^auptftraf e ZTTemels, machen fonnte. 2tuc^ tpeitere 2tusPüge ipuröen unternommen. ZTTan fu^r im Sdjiitten 5ur „^oüänöifdjen ZTTü^e", einer fleinen 2tn^ö^e in ^übfc^er Umgebung, pon öer öie Königin

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cntsflcft wav audj prin$efjtn XDfl^Im fanö Me Canöfdjaft „ofjtamfc^", 5um Strange, um Sdjtffe abfahren öfter einlaufen 5U feljen, 5ur ZTToIe unö $um Ceuc^tturm, pon wo man eine n>eite Jtusjtc^t in öie ©ftfee genof 2tben6s pereinigte man ftdj 5um (Tee bei fter Königin, bisipcilen audj bei öer Prin$efjtn IDiltjelm unö prin$efftn Ra6$in>iU, mit öenen öie Königin am meiften perfe^rte. Einfangs a>ur6e aufer öer (ßrdfin 2?of nur {)ufelan6 $uge5ogcn, öer öer Königin öurc^ feine tiefreligiöfe IDeltanfdjauung befonöers gefiel; balö ertpeiterte fidj öer Kreis, es n>uröe ipieöer, fdjreibt Prinseffin XDilljelm, „ipie in Potsöom", unö ^mit fam aud^ öie Potsöamer £angen>ei(e. Budj las por „in faöer IPeife faöe Homane", ipic Delbrücf urteilt, öie Damen supften Sdjarpie, öer König befa^ Kupferflic^ unö Bilöeriperfe; man fpielte aüer^anö Spiele, Kommers unö „jeux d'esprit", oöer fuc^te nadj einem perftecften Hinge, u>obei es oft redjt lärmenö ^erging. Die Königin naijm an allem teil, jie fang felbft 5uipeilen ipieöer; aber über iljrcm IDefen lag öabei eine rutjrenöe Sdjipermut; öie prinseffmnen IDißjelm unö Cuifc, in iljren pertraulidjften 2teuferungen, fönnen nid^t genug räumen, a>ie fo gut, fo fanft unö (iebensmüröig fte geraöe öamals geipefen, mit n>eldjcr (ßeöulö unö (Ergebung jte alle öie fdjiperen Prüfungen ertragen ^be.

Der Krieg ipuröe insipifdjen mit ipec^felnöem (Erfolge fortgefüljrt* Die ^ransofen ^tten i^ren Pormarfdj eingcftcüt, o^ne Königsberg 5U berüljren. Hapoleon traf bereits 2(nftalten für öie IDinterquartiere, als öie Huffen it^rerfeits 5um Eingriff übergingen unö öamit öen ^einö 5U einem fräftigen (ßegenftof ^erausforöerten* 2tm ?• unö 8. ^ebruar fam es einige ITIärfdje füölidj pon Königsberg 5ur Sdjladjt pon Preufifdj='(Eylau, ipo es öer sä^cn tTapferfcit öer Huffcn unter Bennigfen mit preufifdjer ^ilfe abermals gelang, öcn Eingriff öer ^ransofen surücfsufdjlagen unö i^nen fdjn>ere Derlufte beisubringen. Die Stellung Hapolcons mit feinen 5ufammengefdjmol5enen unö erfcftöpften tTruppcn in öem ausgcfogcncn Canöc, mitten im fjartcn noröifdjen IDinter, ipuröe öaöurdj fo fdjipierig, öaf er fid) auf 2Inrcgung tTalleyranös 5U einer 2Innäljcrung an Preugen entfdjlof . (Er beantragte einen Sonöcrfrieöen auf (ßrunölagc öer bereits in (Cl^rlottcnburg am 30. ®f tober \S06 pereinbartcn Beöingungen. 3"^^"' ^^ sugleid) öarauf rersidjtete, fein Tcrljdltnis 5U Preußen nur im ,jSufammenIjang mit einem allgemeinen ^ricöen 5U regeln, blieb öer ^auptfäc^lidjpe ©efidjtspunft feiner Politif öodj nadj ipie por öie ^ISerftörung öes engen Bunöes 5tpifd^ Preufen unö Suflanö; nur öag er je^t nicht mcljr geraöesu öie Parteinahme Preußens gegen Huglanö 5ur ^rieöensbeöingung machte.

Der fransöfifdjo Jtbgefanöte (ßeneral Bertranö, öer am \5. ^ebruar mit öiefen 2Intrdgen in IHemel eintraf, erbat unö erljielt am nddjften tTage audj eine 2luöien5 bei Königin Cuife. Bertranö erfldrte, pon Hapoleon öen ilnftracr 5u fy^^en, fi* «a* ift*»^»** j^^jähX*« ^m

erfunötgen; 6er Katfcr bcöaucrc fc^r öte gegen jie geridjteten S^öungsangriffe, unö fdjmctdjie fxdi, öaf fte von t^ren Vorurteilen gegen t^n surüctfommen unö mit i^m ^rieöen fdjitef en meröe; er ^ffe t^r öann in \<|; tTagen im Sdjlog 5U Berlin feine ituftoartung madjen 5U fönnen* Die Königin, öer ebenfo n>ie öem König fdjon 6ie Perfönlidjfeit öes Unter^änMers ^ödjft unangenehm n>ar, begnügte fidj mit öer fdjiagfertigen (Eripiöerung: ;,Sie ipijfen, öaf grauen nidjt Krieg führen unö jtc^ nidjt um Politif fümmern."

Der Ceiter öer austXTärtigen Politif Preußens, (ßeneral ^aftrotp, tpäre geneigt getpefen, auf öie Dorfdjläge Ilapoleons für einen Sonöerfrieöen einsugetjen; aber König ^rieöric^ IDil^elm, n>ie es feine IDeife n>ar, n>enn er nadj langem Sdjn>anfen einen (Entfdjiuf gef aft ^tte, per^arrte unerfdjütterlidj bei öer einmal ergriffenen Politif öer rflcftjaltlofen 2tnlet?nung an Kuflanö* 3" ^^" Beratungen, an öenen auf feinen Befehl nun audj Qaröenberg 5um erften ZITale tDieöer teilnat^m, a>uröe öie 2Ib(e^nung öer Einträge Hapoleons unter Berufung auf öie 2tüian5 mit Huflanö befdjioffen; Königin Cuife fanö öabei Gelegenheit, ^röenberg ins 0^r $u püftem: ,,Bet?arrIic^feit". 2Iuc^ öen König felbft bat fie öringenö, „feft 5U bleiben". 2TKt öer abletjnenöen Tlntxoovt wutbc ©berft Kleift 5U Ilapoleon gefanöt, öer fidj iljm gegenüber pon neuem 5U einem Sonöerfrieöen bereit erflärte, aber audj auf einen Kongref unö Der^anölungen über einen allgemeinen ^^eöen eingeben n>ollte, n>enn man nur sunäc^ft über einen IDaffenftillftanö fic^ rerftänöige.

Unbeirrt öurc^ foldje Cocfungen ^ielt König ^rieöridj IDil^elm an öer ruf jtfdjen 2tllianj feft, unö öem politifdjen Bünönis öer beiöen StaaUn traten je^t auc^ mieöer öie perfönlic^en Besie^ungen smifdjen öen beiöen ^errfdjer^äufem sur Seite. IDo^renö öer König öer 2tnfunft Kaifer 2(le;anöers auf öem Kriegsfc^upla^ entgegenfat;, entnncfelte ftc^ stpifd^en Königin Cuife unö öer JHutter unö öer (ßema^lin 2tlejanöers, öen Kaiferinnen ZTTaria ^eoöoron>na unö (Elifabet^ Jtleyejemna, ein reger Briefn>ec^fel pon ^erslidjftem (C^arafter. Die beiöen Kaiferinnen fanöten pon Petersburg öer Königin (ßefdjenfe, einen Sdjal unö ruffifdjen tTee; fte permittelten iljr aus Ileuftreli^ Briefe öes Paters, pon öem Cuife monatelang o^ne Hadjridjt geblieben ipar. 2Iufmerffamfeiten, öie fte um fo inniger rührten, je tiefer fte i^r Unglücf füllte. „Cure JTtajeftät", fdjrieb fte öer Kaiferin (Elifabetl?, ;,ftnö nie fo unglücflidj gen>cfen n>ie idj; Sie fönnen fic^ alfo nidjt porfteüen, ipie tpo^l es tut, n>enn man gute unö teilneljmenöe IDefen in einer fo abfc^eulidjen IDelt finöet, wie öie ift, in öer ipir leben."

2tudj öiefe auf erlief ru^gen tTage, öie öer Sc^ladjt Pon Preufifdj^€ylau folgten, iparen für Cuife tTage ^rter Ceiöen. Der Krieg tpar öurdj öen Hüct$ug öer ^ransofen ^inter 2tlle unö Paffarge porläufig jum Stiüftanö gefommen, aber auf öem unglüctlidjen Preuf enlanöe lag fc^mer öie ^anö öes unbarm^ersigen (Eroberers. Was Königin Cuife befonöers

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entrüftctc, xvat Mc Beteiligung 6er H^cinbunötruppen; baf Darmftäöter, baf Baöencr in öcn Heiden 6er ^ransofen gegen Preufen fodjten, erregte immer von neuem i^ren ^ovn unö i^ren Scf^mers* Dabei litt i^re (ßefunö^eit^ trie audf bie ber i^rigen^ unter bem feuchten unb falten Klima in ZHemel, xoo bcr XDinter fein (Enbe $u nehmen fdjien unb bie ^rü^Iings* fonne pergeblidj gegen bie eifigen 2Heeresftürmc anfämpfte. So fdjrieb Cuife am 26. ZTIarj bem Brubcr (ßeorg: „3d? bin gans Ijergeftellt, aber nodj nidjt pöüig xoolil fe^r empfinblic^ für alle (Einioirfung ber £uft. Das Klima ift fdjrectlic^. (Eis unb Sdjnee. Kein Peik^en gibt es l^icr, bodj es grünt nodj in meinem fersen unb meine ^uvztfidit 5u ©Ott pirbt nie." Sie bat bcn Bruber sugleidj, i^r Büdjer 5U fenben, bie jte fe^r entbetjrte.

2Iudj ber König fränfelte. (Er Ijatte ben (Entfdjiuf sur ^ortfe^ung bcs Krieges gefaft, ba er fic^ nic^t Don Huglanb trennen modjte; aber in feinem 3""crn u>oüte feine £)offnung me^r auffommen; feine trübfelige Stimmung, feine üble Caune (afteten ^rt auf feiner Umgebung unb erfticttcn in iljm felbft n?ie in anberen (Entfdjloffen^eit unb (Tatfraft* (Er fd^alt unb tabdU, fa^ allentE^Iben ZTÜängel, im StaaU a>ie in ber 2Irmee, fanb aber nie ben ZDillen 5U rücfftd^tslos über allen ZDiberfprud) ^ina>egfc^reitenben Kefomttaten. (Er ^tte Combarb unb Cucdjefmi enblidj entfernt unb ^arbenberg n>ieber Ijerange5ogen, weil bos bie auswärtigen Bcsic^ungen insbefonbere 5U Huf (anb nottpenbig machten, aber er bel^ielt jugleic^ 3aftron> bei, bem bie befreunbeten TJlädftc mif trauten unb beffen ^riebenspolitif er felbp nidjt billigte, ^nv Staatsleitung bemühte er fidj nadj n>ie por Unpereinbares, ZHänner bcs abfterbenben unb bcs sufünftigen Preufen, ju pereinigen, ipie er gleidjseitig mit Hopoleon unb beffen ^einben erfolglos per^anbeln lief. 2tudj bie Hüftungen $ur ^ortfe^ung bcs Krieges famcn babci nidjt portparts. Derfprengte unb ber (ßefangenfdjaft (Entronnene ober „Sansionicrtc" fammelten fidj 5U (Taufenben in 0ftpreufcn; man brängte fidj 5U ben ^reiforps; überall bef unbcte fidj bcr befte IDille unb bei jebem 3"fö"'"^c"Pof ^^^ ^^^ ^einbe jeigte fidj ein neuer (ßcift in ^ü^rem unb Solbaten. 2tllein es fehlte an ber rechten Ceitung, an einem ftarf cn unb fd^tpungpollcn eintrieb, ber bie reid^en unb tpilligen Kräfte bcs Canbes in einmütiger Bcgciftcrung erljobcn unb gegen bcn ßcxnb fortgeriffcn l^ttc. Der König serfplitterte feine C&tig« feit in 2Ieuf erlidjf citen, in Uniformanberungcn, bie bie Hüftungcn me^r l^emmten als förberten.

So pergingen in unfrud^tbarcn (Enpägungcn unb BeratuTtgcn, in taftenben Derfuc^ bie IDodjcn nadj ber Sdjladjt pon Preufifdj (Eyliiu, in bereu Sdjof c picüeidjt eine Hettungs« möglidjfeit für Preufen fdjlummerte* €rft JInfang 2lpril, ipieber burdj rufjifc^e (Eintpirfung, fam es n>cnigftcns in einigen ^Hauptfragen 5U einer entfdjeibenben IDenbung.

2Im 2. 2(pril traf Kaifcr 2Ile;anber in ZTIemel ein, pom preufifd^en Königspaar mit ^rslicbfter ;fre»«nbJ»<ijfeit aufaenommen. Der al^* ^anh^ \^n^ p^rfönit^M» n^^rft* •nieber-

alle ^cr5cn ftogen t^m 5u» Wxt 6er von 6er Dorfe^ung erforene Befreier (Europas, fo erfdjten er un6 fo fdjtI6ert iljn 6er Prtn$ Don 0ranten, 6er i^n am 3. 2tpril fprac^* Sein entfdjloffenes 2tuftreten, feine friegerifdjen Zteugerungen ermectten 6ie gefunfenen Hoffnungen $u neuem Ceben* (Tief ben>egt n>ar por allen Königin Cuife, 6ie bei 6er Begegnung mit 6em Kaifer i^re tTränen nidjt 5uruct^alten fonnte* VOkbet fatj fie in i^m 6as „(Emblem aller trugen6en", ein 2^^al pon DoUfommen^eit, 6em man ftc^ ben>un6em6 un6 nadj* eifem6 anfc^Iiefen mufte, sugleidj aber 6en HeI6en, 6effen retten6e Han6 fie felbft, i^ren ©ema^I un6 i^r £an6 nadj fdjn>erem Sturse n>ie6er emporridjten foUte» Der Sdjn>efter tr^erefe fc^rieb fie baI6 6arauf : ,,Du fannft Dir a>o^I 6enfen, xdos 6er König un6 id) alles bei 6em XDie6erfe^en eines foldjen ^reun6es empfin6en muften. Unfer Hetter, unfere Stüi^c, unfere Hoffnung. Hein, es laft ftc^ nid^t a>ie6ergeben, uhis xdj empfan6, als ic^ i^m 6anfen, i^m unfere (Erfenntlidjfeit aus6rucfen moUte» Hie iPoUte es mir gelingen, (Tränen erftictten je6es IDort, un6 er felbft n>ar fo beipegt, fo traurig un6 6oc^ fo grof , fo e6el, n>enn er mit einer aus 6em 6run6e 6er Seele fommen6en Ueberseugung fagte: er tue nur feine Pflidjt» Du fennft feine Seele un6 Du n>irft nic^t me^r $n>eifeln, iDenn ic^ Pon feiner PoUfommen«* ^eit fpredje"

(ßleidj am (Tage feiner 2tnfunft fuc^te Kaifer 2(le;an6er Har6enberg auf, mit 6em er eine lange un6 piel bemerfte tlnterre6ung tjatte. (Es n>ar fein IDunfdj, un6 er fpradj i^n audj im Hamen 6er englifdjen Kegierung 6em König aus, 6af Har6enberg n>ie6er 6ie Ceitung 6er preufifdjen Politif erhalte. Sc^on in 6er Hadjt pom 3. sunt ^. 2tpril perlief er 6ann 2Tlemel, um in Ky6ullen un6 ©eorgenburg an 6er 2Tlemel anrücfen6e ruf jtfdje Derftärfungen 5U befic^tigen* 2Iuf feine (Einla6ung folgten i^m ^rie6ridj IDil^elm un6 Cuife, 6enen fic^ Har6enberg anfdjlof , nidjt je6oc^ ^a^tvow, obgleidj audj er 6a5U aufgefor6ert n>ar. (Er enpi6erte, er moüe nidjt Har6enbergs Sefretär fein* Damit n>ur6e en6lidj eine (Entfdjei6ung herbeigeführt: in Ky6uUen ernannte 6er König Har6enberg 5um erften Kabinettsminifter un6 übertrug i^m 6ie ^ü^rung 6er ausmdrtigen Politif, fowie bal6 6arauf auc^ 6ie Ceitung aller mit 6em Kriege 5ufammen^ängen6en 2(ngelegen^eiten, mit 2(usna^me 6er rein militärifd^en* (Es ift ein (Ereignb in 6er preugifc^en iBefc^id^te, 6af bei 6iefer Heife ein ZITinifter 6em Könige 5um erften 2Tlale o^ne Da$nnfdjenfunft eines Kabinettsrates unmittelbaren Dortrag ^ielt. Znit Qar6enberg gelangten aber audf 6ie 3^^^^ ^ines grof en Koalitionsfrieges gegen 6ie napoleonifc^e Uebermac^t jum Siege, 3" Bortenftein an 6er 2Ille, fü6ö(Uic^ pon Königsberg, ipo^n jtdj 6ie bei6en dürften mit ^ar6enberg pon Ky6ullen aus begaben, ipur6e am 26. 2lpril $n>ifdjen preufen un6 Kuflan6 ein neuer Vertrag abgefc^loffen, 6er 6ie ^utüd^ 6rängung ;franfreidjs über 6en H^n, 6ie XDie6er^erfteUung Preufens, 6ie Unob^ngigfeit

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Dcutfdjlanös in 2lusftdjt no^m» (Englanö, ©cfterreidj, Säfw^n foütcn $um Bettritt ein* gclaöen iperöen, Preufen unö Huflanö 6ie IDaffen nur gemeinfam nieicrlegen.

Hiemanö fonnte äl>er biefen Umfd^tpung gläctlic^er fein als Königin Cuife, öie, tDte tpir uns erinnern, Qarbenberg immer befonbers gefd^^t unö je^t pieüeid)t ju friner (Ernennung mitgeipirft ^tte. Sie mar bem König, n>ie er es munfdjte, nac^ Kyöuüen gefolgt unb ifattc an ber Befid^tigung ber rufftfd^en <0arbe teilgenommen, poU lebhafter Bemunberung für bie fd^öne (Truppe, aber mit porftc^tiger ^urficf^Itung gegen Koifer 2IIejanber, um nidjt pon neuem Gelegenheit ju Klatfdj unb Derleumbungen $u geben. Söfon am \0, 2tpril rerlief fte KybuUen, unb nac^ einer muffeligen ^a^rt, „ringenb mit IDinb unb IDetter unb Sd^mu^^', auf entfe^Iid^en IDegen, bie burc^ pld^Iic^ eintretenbes Cauioetter mit tiefen unb sä^en Kotmaffen bebecft nxiren, erreid^te fte nad) 5a>ri tTagen Königsberg, ipo fie bei Sdjn>efter ^rieberife, im £)aufe bcs ©rafen Sdjiieben, IDo^nung na^m. Das Sdjiof n>ar i^r burdj bie (Erinnerung an bie bort im Desember \806 überftanbene KranN tjeitsseit rerleibet* Sie Ijatte eigentlidj über Königsberg nadj 2TlemeI surücffe^ren follen, aber aus Hüctftdjt auf i^re (ßefunbljeit, ber eine ^ortfe^ung ber Heife gefä^rlic^ n)erben fonnte, n>ar audj ber König bamit rinperftanben, ba^ fie $unädjft in Königsberg perblieb* 2(us ber fursen (Er^olungsfrift a>urbe fd^Iief lid) ein 5tpetmonatIid^r 2Iufent^It, nic^t gerabe reid) an (ßefd^e^niffen, aber bebeutungsPoU für bie Königin.

Cuife, fo ipenig i^r bas Klima Königsbergs $ufagtc, erfy>Ite ftdj bodj balb Pon btn 2tnftrcngungen ber Seife, unb mit bcn p^yftfdjen Kräften, n>ie fie felbft empfanb, famen audj bie Scelcnfräftc surücf, lebten JTtut unb ^offnung frifdj n>ieber auf. Die (Erfolge pon Pultusf unb €ylau, bie tapfere Pertcibigung pon Kolberg, (ßrauben$, Danjig, bie IXladfU ftcUung ^arbenbergs, por allem ber fefte ^reunbfdjaftsbunb mit Kaifcr 2tleyanber, ben ju pflegen fic ben (Satten unermüblidj mahnte, erfüllten fie mit einer gemiffen ^uperfid^t, ba^ „nodj alles gut ge^cn" unb eine glücflidjcre ^cit für Preußen anbredjen u>erbe.

Durdjbrungen pon foldjen (Emppnbungcn, u^irfte jc^t Königin Cuife gleidffam ab Derbünbete £)arbenbergs in ber altprcugifdjen ^auptftabt: ipie ber 2Hinifter Bartenflein, \o madjte fie Königsberg 5U einem JUittelpunfte bes IDibcrftanbcs gegen ZTapoIeon.

Die erfte unb größte Sorge ber Königin, ipie ftdj pcrfte^t, galt ben (Truppen, btn per* ipunbeten ipie ben fämpfenben. (ßleidj nadj i^rer 2tnf unft in Königsberg befudjte fie Boracfen* anlagen unb ^ofpitälcr, bie mit Penpunbeten pon ber Sdjiadjt bei (Eylau überfüllt iparen, tröftcte unb ermutigte bie preufifdjcn Solbatcn unb ©ffisiere, bie in ber ju einem 2nuf)er* lasarctt ^crgeridjtcten fransöfifdj^refonnierten Kirche lagen, unb fpenbete reidjiidje (Belbmittel, n>ie fie bas fdfon im ^ebruar pon ZHew^I aus getan ljat*e- .frai« pon Vriiiw»»»<T. b»** WxtüH

eines früheren rufftfdjcn (ßcfanMen in Berlin, mit öer Königin Cuife ^ier ^reunöfc^aft fc^Iof , unterftfl^te fte bei öiefer ipeiblic^en Ciebestätigfeit. Sie natjm ftdj andf gefangener polnifdjer 3nfurgenten an, öeren ^arte Be^anMung i^r ZTlitleiö erregte* Den (ßeneraldjirurgen ©oerfe, 6er jtc^ um öie (Einrichtung öer ^ofpitäler öie größten Deröienfte eriporben ^atte, seic^nete fte befonöers aus. Sie fdjmüctte i^n felbft mit 6em i^m von Kaifer 2Ueyanöer perlie^nen 2lnnenoröen, unö jte befürtportete es nadjörücflidj bei König ^rieöridj IDil^elm, 6af it?m öos ,,Portepee unö ein Hang in öer 2trmee" rerlie^en n>eröe, ;,Du muft etwas für i^n tun/' fdjrieb fte öem ©emaljl, ,,fonft fagt man: öer König u)eif nidjt Deröienft 5u lohnen unö 5U encouragieren." Der König fträubte fidj anfangs gegen eine foldje Heuerung; nac^ einigen JTtonaten aber erhielt ©oerfe in öer ICat 0berftenrang unö Portepee*

ZTTit öemfelben (Eifer forgt Cuife für öie (Truppen, öie in Königsberg 5um Kampfe ausgerüftet weröen. Sie befidjtigt öie preufifdjen ^reiforps, öeren buntfdjecfige Uniformen fte an IDaüenfteins Cager erinnern, unö öie rufftfd^en tTruppen, öie unter öes jüngeren KamensfoY Befetjl $ur Derftärfung öer (ßamifon in Dan$ig öienen foüen. Sie peripenöet ftd) für 0fft5iere, a>ie Hammer, öie ausgeiDed^felt ju a>eröen perlangen, für foId^e, öie in Dienft treten oöer einem öer (Eypeöitionsforps sugeteilt iperöen iPoUen. ^ür jeöen ©fftsier, öer i^r feine 2Iufipartung mac^t, feine IDflnfdje porträgt unö oft feine Verlegenheiten Magt, Ifat jte einen ^ulöpoüen Blicf, ein ermuntemöes IDort, im Ilotfaü ein paar ^rieöridjsöor. Dem Ceutnant pon ^ellipig, öer im ®f tober \S06 öurc^ einen tapferen ^ufarenftreic^ ^0000 preufifdje ©efangene befreite, Ijatte jie fc^on in JHemel „mit rü^renöen unö fdjmeidjet ^ften IDorten" felbft bas Kreu$ öes pour-le-m^rite^®röens angelegt. Die Bilafdjen £)ufaren, öie fidj ipieöer sa^Ircidj in Königsberg sufammenfinöen, bittet jte nidjt „unter$uftecfen", fonöem als Korps sufammensulaffen, „5ur Iladjeiferung für anöere". ZTTit befonöerer tEeilna^me begleitet fte öie Haftungen für öie (Eypeöition, öie nac^ Pommern beftimmt ift; öaf Blücher öen 0berbefe^l über öiefe tTruppen erhält, fdjeint i^r öie öenfbar befte IDa^I.

So frei jte jtdj öabei beipegt, nie pergif t fie öie sarte Hücf jtc^tnaljme auf öen König. Sie bittet für öie Bilafc^en ^ufaren, aber jie unterlägt nidjt t?in$U5ufflgen, öaf niemanö öarum ipiffe. IDenn anöerfeits öer König felbft i^re 2tnjtc^t in einer öer fdjipebenöen fragen perlangt, öann äufert jte jtc^ mit um fo größerer (Entfdjieöen^eit.

Balö nadj ^aröenbergs (Ernennung $um erften Kabinettsminifter ^atte ©eneral ^a^trow feinen 2(bfd)ieö als ZTTinifter er^Iten, ipar aber unter Beföröerung 5um ©eneralleutnant 5um 5ipeiten Befe^Is^ber öes C'(Eftocqfc^en Korps ernannt iporöen. 5^ftroip na^m öos nic^t an, bat pielme^r um feine pöüige (Entlaffung unö um öie (Erlaubnis, ftdj fransöjifdje Heifepäffe nadf pofen unö Berlin ju perfdjaffen* ^aröenberg unö Beyme, öer gaftroip für

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3m Kriege

öcn ,,gefä^rltdjften TXlann im Staate" erflärtc, ipflnfc^ten feine Beftrafung, 6er König, unentfc^Ioffcn unö gutmfitig a>ie fonft, jögerte unö fragte feine Cemafjlxn um i^re 2(nfic^t Königin Cuife mar entrüftet über ^ftxow. Sie ipflnfc^te längft öie gän$Kc^e (Entfernung fres 2Tlannes, 6er 6en (Cljarlottcnburger IDaffenftiüftan6 unterjeic^net ^abe un6 6er nie gut tun n>er6e never never good, uHe fie fdjreibt. (Ein IHann, 6er, nrie 6er König felbft iljr mitgeteilt, iljm ein 6ipIomatifdjes Sdjriftftücf unterfdjlagen Ijabe eine gegen ^firotp geridjtete englifdje (Erflärung , fei 5U allem fä^ig. Sie erinnerte 6en König 6aran, nrie 6er iBeneral felbft bei 6em furslid^en Uebertritt 6e5 0berften P^uü aus preuf ifc^en in rufftfc^ Dicnfte pon Der^ftung un6 ^eftung gefprodjen liabt. Sie fdjien i^m ein fok^es S<^icffal 5u n>ünfdjen* £)ar6enberg je6oc^, mit 6em fie 6arüber fprac^, fan6 eine fo ungen>ö^n(i(^e Strenge mit 6em (C^rafter 6e5 Königs nidjt im (Einf lang un6 riet $u leidjter Verbannung ins Huffifdje, Dcmgcmäf fdjrieb fie 6em König (22* ZTTai): „^a^ttow fennt erftlic^ Deines ^ersens ©üte, 5n>eitens befon6ers Deine 2tbneigung, Didj in KoUiponen 5U fin6en, 6ie Dir peinlidj fein fönnten un6 wo nur ein „34 tt)iü" 6er Sac^e ein (En6e madjen fönnte .... Sein Hefus 3ur 2trmee 5U ge^n ift unter aller Kritif, un6 id; glaube, Du fannfi es ni(^ unbeftraft laffen, o^ne Deine 2Iutoritdt, o^ne 6as bifdjen guten (ßeift, 6er nodj in unferen (Truppen ift, 5U erfticfen . . . XDiüfl Du alfo nac^ meinem ^t ^n6eln, fo gib itjm 6en 2(bfc{;ie6 un6 exiliere xlfn aus Deiner Hät^e. (Er Ifat Paffeports perlangt nac^ Pofen un6 Berlin, um (ßottesnrillen nid^t . . . 34 glaube alfo, Du f^icfft i^n surücf, weit Pon 6er 2trmee, ins Huffifdje . . . Strafft Du i^n nidjt, mie er es per6ient un6 n>ie es Deine (E^re, 6ie (E^re 6es Dienftes un6 Deine 2(utorität perlangt, fo ^ft Du eine nie ab5ufe^en6e Kabale gegen 6ie gute Sadfc un6 gegen Qar6enberg, 6en Du bodf je^t allein mit Kraft unterftü^en mugt, menn Du willft, 6af er etwas (ßutes ftiften foll . . . 34 Wtte Di4/ fcft, ftan6^ft, gan5 2Hann in 6er Sadje" . . .

^rie6rid) ZPil^elm entfd)ie6 fc^lieglid; im wefentlic^en nad^ 6em l^k {)ar6enbergs un6 6er Königin: er entlief 5^ftron> un6 perbot i^m, ftdj mit 6em König an einem ©rte aufsu^alten 06er in 6ie pom ^cin6e bcfe^ten Propinsen 5U ge^cn.

IDic im Kampfe gegen ^a^ixow, fo tyit Cuife audj fonft 6cn König unabldfjig gemalt, an Qar6enberg feftsul^alten un6 6as sagtjaft begonnene Heformtperf nadf6räcnid} un6 rficf« ftdjtslos 6urdj5ufü^ren. Sie fonnte f)ar6enberg un6 6effen neue ZTTitarbeiter 6ie Sdfin un6 Hicbuljr, Klcwis un6 Staegemann 6ie „erften Köpfe 6es Staates" ni4t genug rühmen. Hur 2tus^rren! Hur ^eftbleibenl Hur einmal ein fräftiges „Car te! est mon plaisir** gegen 6icjcnigen, 6ie immer pom wahren IDo^l, pon Vereinfachung 6er <0efd^fte ufw. rc6en, un6 6ann bei je6er Heuerung fc^reien! Hur einmal -ein Strafgeridjt" aegen Me

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§a^ow, Sc^rStter unö Dof , 6tc in ZHcmel einen 0ppofitionsljerö, „ein fleines 2Hosfau" bilöen, öic auf ^ar6enberg fdjciten, alles bef rittein, öie Stimmung reröerben unö nac^ ^rieöen rufen» €s n>ar öodj nidjt möglic^, ftdrfer unö öeutUdjer 5um Könige 5U fprcc^en, als menn feine (ßemaljlin i^m er5ä^Ite: öie 0berljofmeifterin ©räfin Vo^ Ifabc i^ren Heffen, einen 6er ZHinifter, öie gegen öie neue (ßefdjdftsDerteilung öem Könige Dorfteüungen gemadjt Ratten, somig gefragt: „Ratten Sie bas ^rieöridj öem ^weiten getan?"

(ßlflcflidje (Tage in Königsberg! 3" ^^^ fd?recflidjen 3a^re öes furdjtbaren Krieges Cuifens befte ^üt, nx> öie ^ffnungsfro^e 2TKtarbeit an öem grof en Kampfe um öie ^rei^eit (Europas i^ren (ßeift weitet, i^re Kräfte fteigert, i^ren ZTTut beflügelt. Sie fie^t in öem Kriege nidjt einen Kampf nur $urifc^en preufcn^Suflanö unö ^ranfreidj. Sie erfennt, öaf es ^ier ^ö^eres gilt, öaf je^ um ;,öie ^reiljeit öer IDelt", um bas (Bind, „bic Unab^ängigfeit öer fflnftigen <0enerationen" gerungen a>irö. Das polle Bemuftfein öer Beöeutung öiefes Kampfes unö öer <0röfe öer 2Iufgabe, öie Preufen öabei 5ugef allen ip, ^ebt öie Königin empor 5U einer ^ö^e öer (ßcfinnung, 5U öer feine 2lna>anölung öer Sdixvädj^ ^eraufreid^t. Hie fommt i^r öer <0eöanfe, öie Hettung Preußens öurd; einen Sonöerfrieöen mit Ilapoleon 5U erfaufen. Sie Ijat eine leb^fte (Empfinöung öafflr, öaf fte öurdj öiefe Haltung öie €^re Preufens rette, unö bas madjt jtc „ftarf bis in öen tToö". Der fdjipeöifc^e Diplomat Brincfmann, öer fonft, n>ie n>ir uns erinnern (fte^e oben S. \76), red^t bitter 5U urteilen pflegte, rä^mt gegen (£nöe öes Kampfes o^nlic^ wU <0en^ am 2Infang: „Die Königin ^t feit Beginn öes Krieges nic^t einen 2Iugenb(icf Qelöenmut unö Stanö^aftigfeit perleugnet."

Unö alles tt>as fte umgibt, a>as fic^ i^r nähert oöer ohxs fie an fic^ jie^t, fud^t öie Königin mit öem ©eifte $u erfüllen, öer fte felbft befeelt 2IIs „Canöesmama", ipie fte jtdj in Königsberg einmal nennt, fü^lt jte ftdj glücflic^, pon „öen getreuen Untertanen" geliebt unö gefuc^t 5U tperöen. Keine 0ber^ofmeifterin tpe^rt je^t eiferfüc^tig öen Zugang sur Königin, feine (Cour nrirö geilten* Die Damen, öie jtc^ melöen laffen, jtnö nnllfommen, iperöen mit einer tEaffe Cee beimrtet unö muffen mit Scharpie $upfen. (Ein ^ufiger ©aft ift ^rau pon Krüöener, öie jutpeilen aus i^ren Schriften porlieft. Heben öen preufifdjen ©eneralen, Blüdjer, öer ftc^ por feiner 2tbreife nac^ Pommern pon i^r perabfdjieöet unö Briefe für öen Dater in Heuftreü^ erhält, Süc^el, öem ©oupemeur Pon ©ftpreufen, unö Keffel, öem neuen Kommanöanten öer <0aröe, öem ©rafen unö öer ©räfln Do^na^^Sc^Iobitten, öeren pier Sö^ne im ^elöe ftanöen, fommen ja^Iretc^e Diplomaten, ipie Coro ^utc^infon, ein typifc^ fleifer unö ipunöerlic^er €nglänöer, unö mele Suffen, 2tleyanöers ©flnfUing, öer preuf enfeinölic^e Pole (Cjartorysfi mit feinen ^reunöen Hoipoffil^iP unö Stroganoip, unö öer

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ITTtniftcr öcs Jlusipärtigcn, Buöberg, für öen fic beim König um öcn Sdfvoavyn 2löIeror6eii bittet* 3*"^^^/ ^^^ folc^cn ©efellfc^ften, bei freunölidjen 2tufmerffamfeiten befonöers gegen (Englänöer unö Suffen, fü^It fte ftdj im Dienfte öer guten Sadjc. Xlodf über öiefcn gen>o^nten Kreis ^inaus aber öeljnt fte i^re (Empfänge: pe fie^t fren alten Kriegsrat Sdjeffner, öcffen wxv nodf näljer geöenfen iDeröen, öen Preöiger Boronjsfi, öeffen ;,l{empre6igten nadj alter 2Irt iljrem fersen ein ipaljres Cabfal ftnö", unö Vertreter öer jungen öeutfdjen Didjtung: ZHoy pon Sdjenctenöorff unö 2tdjim pon 2Imim. ZTTan fätjrt auf öem Scf^Iofteicf; in Königsberg unö auf öem Pregel fpasieren, unö Königin Cuife^ öeren Boot IDilfon (enft, fingt mit Sdjn>efter ^rieöerife $ur ©itarre aus öem eben erfdjienenen n)unöerfy)m: „€s ritten örei Heiter 5um (Tore hinaus".

(Slüdlidfc tTage in Königsberg! Die Königin flagt vooljl einmal aber öie noröifc^ Sonne öori, öie (endete o^ne 5U tparmen: fte felbft in fid) Bruöer <0eorg fyii öies <0leic^nis einmal gebraudjt trug eine Sonne, öeren Strahlen i^re Umgebung erleudjteten unö ertparmten.

2tUein, feit ZHitte ZHai fdjon, färbte ftdj öie fy>ffnungsfro^e Stintmung trüber unö öüfterer. Cuife fjaüc bereits gelegentlich, in böfer Pora^nung, 5U Sd^a>efter ^rieöerife geäußert, fte fel;e öiefe glücflid^n tTage ^^nid^t als Belohnung pergangener unglücflic^ Seiten an, fonöem als eine Quelle öer Stärfung 5U neuen Unglücfsfällen". Hun fam aus 2Tlemel öie Hadjridjt pon einer fdjn>eren (Erfranfung 2Ilcjanörinens, n>as öie ZlTutter fo erregte, öaf fie fdjon im Begriff ipar, nadj ZHemel absureifen, als beru^igenöere ITTelöungen Qufelanös fie 5urücf(;ielten. Sd^limmer nod) quälte öie Königin öie Sorge um Danjig unö öie (Entrüftung über öie Unbeipeglidjfeit öer großen rufftfdjen 2Irmee. 3"^*"^^ ^"9^ fdflof fidj öer eifcme Heif öer Belagerer um öie Pon Kalcfreutlj tapfer perteiöigte Staöt, o^ne öaf Bcnnigfen cmftlidje £)ilfspcrfudje gcmadjt ^ätte* Königin Cuife felbft ipanöte ftdj am \8. JlTal an Kaifcr Jlleyanöer ntit öer Bitte, Dansig nidjt fallen 5U laffen unö öurdj ein Porgef^ öer £)auptannee eine 2tblenfung öes ^einöes ^erbeisufüljrcn. Was fte frcilidj injipifc^eii öurd) iljren (ßoma^l pon öem ruffifdjen £)eere erfuhr, per^ieij ipenig Jlusftdjt auf öen (Erfolg aller iljrer Bcntü^ungen.

Seit öem ^6. 2Ipril bereits ipeilte König ^rieöridj IDil^clm mit Kaifer 2Ileyanöer bei öen rufftfdjcn (Truppen in Sdjippenbeil unö Bartenftcin. Die perfönlidjen Besieljungen öer bciöen IHonardjcn 5ucinanöer Ijätten nidjt ^erslidjcr unö pertraultdjer fein fönnen; 2Ilefanöer, öer ftd) inmitten feines f^cores ipie öer l)ausljcrr füljlte, ipar pou rü^renöer guporfommen« Ijeit gegen öen König, öeffen (Einfadj^eit es öer 2lufmerffamfeiten mandjmal felbft supiel tpuröe* 3n öen Staatsangelegenheiten titadjte ^aröenberg mcift öen Tennittler 5ipifd>en iljnen; öagegen fa"öen fte ftd? immer jufammen in i^rer gemMnfam<»n neigi?*«g f^r b\^ 2Ieu§erUd>fetten

öes ZnilitäriDefcns. 2Tlandje rufftfdje (Etnridjtung erhielt öamals (Eingang in Me prcufifc^c 2trmcc, ipä^rcnö früljer bas Umgefcljrte öcr ^aü gcioefen wav. Xlad) 2llcjanöers Bcifpicl fing ^rie6rtdj IDil^elm an, einen tTfdjafo 5U tragen, unö lief feinen Sdjnurrbart madjfcn, was xfjn anfangs nidjt redjt Heiöete unö fpäter, n>ie es ^ief , in tTilftt Xlapokon miffieL €r lief ftdj je^t 6cn 5^Pf abfdjneiöen, öer bei öen Solöaten fdjon feit einigen ZTTonaten abgefdjafft n>ar, unö fc^icfte i^n feiner ©ema^Iin, öie i^n forgfältig auf^b unö öen Sturj öiefes SYmboIs pon 2tltpreufen mit bemerfensiperten IDorten begleitete. Sie fc^rieb öem Könige am 6. ITlai: „Vov yvd 2<^livm Ijätte man in Preufen nidjt an öiefc 2Ienöerung 5U öenfen geipagt, n>egen öer ^bet unö öes IDertes, öen man öem alten Koftüm öer preuf ifdjen 2trmee beimaf . Der Siebenjätjrige Krieg fjatt^ feinen mädjtigen Cinfluf bb auf öie fjaartradjt ausgeöe^nt, unö wer fie Ifatt^ änöem n>oüen, Ifäitc ein ZTTajeftätsperbredjen begangen. Dagegen Ijat öer mäd)tige (Einfluf öer fransöftfc^en Hepolution öiefe 2(enöerung geftattet, öenn, meiner (Treu, niemanö n>irö einen 3^Pf tragen xooüen, um öas 2lnöenfen an öen tTag öes H* ®f tober 5U pcren>igen, öer gegen öie Sepolutionäre perloren ging. 3cöenfalls Ifabe ic^ tTränen gelacht über bas ^öpfc^en, unö es foü aufbeuHX^rt meröen unangetaftct bis an öer IDelt €nöe." Unö fpäter noc^ einmal: ;,3<^ ^"f Dir nodj fagen, öaf bas ©efdjenf Deines 5opf^ ^^^ ipirflidj Dergnflgen gemadjt fyit; öenn idj ipünfdjte öiefe tToilettenänöerung längft; alles mas im Kriege öie tToilettebeöürfniffe vereinfachen fann, ift ipirflidj gut."

König ^rieöric^ IDil^Im ^ing an 2((e;anöer mit fefter (Treue unö mit unerfc^ätter«» lidjem (ßlauben; „fein £)er$ ift fo gut/' fdjreibt er einmal über i^n, „fein IDille für öos ©Ute fo beftimmt, feine 2lbjtc^ten jtnö fo eöelmütig." 2IIIein bas Dcr^alten Bennigfens unö öie ZHif ftänöe im ruffifc^en fjeere, öie Unorönungen unö 2tusfc^reitungen, liefen feine ^uperfidjt in i^m auffommen. Dergeblic^ n>uröe, unter ^aröcnbergs eigener Ceitung, pon preufifc^er Seite alles aufgeboten, um öen Unter^It öes rufftfdjen fjeeres jtdjersuftellen: immer pon neuem flagte Bennigfcn Aber l?erpPegungsfc^n>ierigfeiten, öie i^m jeöe Bewegung unmöglich mad^ten, unö lief öie (Truppen, öie er einmal, gegen ZITitte ZTTai, bereits 5U einer 2Ingriffsben>egung sufammengesogen ^tte, ipieöer auscinanöerge^n. „Parturiunt montes**, meinte ^rieöridj XDil^elm. Dabei mufte öer König „mit blutenöem fersen" $ufe^en, urie bas reid^e £anö an öer TXüc pertpflftet, öie ungludlid^en £inQ>ot;ner ausgepiflnöert, gemif - ^anöelt unö pertrieben ipuröen. Die graufamfte (Enttdufc^ung für i^n n>ar es, als er fic^ allmä^Iid; fiberseugte, öaf auc^ öie längere perfönlic^e 2(ntpefen^it 2I(e;anöers feine 0rönung in öie eingemurselten ZTTifbräuc^e im ruffifc^cn fjeere bringen n>eröe. „3^ fd?äme mic^ in öie Seele öes Kaifers'', fc^rieb er feiner ©ema^Iin. 3" foWjer Stimmung pcriief

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6er König am 20. TXlax bas ruffifdjc Hauptquartier, xoo öie (Erlcöigung öer öiplomotifdjen <0efd^fte i^n länger als er getrfinfc^t feftge^lten ^tte, unö ging mit Kaifer Tlk^axibn nadj ^ciligenbeil, am ^n^dicn ffa^, um öort fein eigenes fleines tTruppenforps 5U bepc^tigen* (Er erfüllte öamit cnMidj einen IDunfdj, 6en Königin Cuife fijon n>ieöer^lt, porpdjtig ober nadibrüdUdj, iljm angeöeutet Ijatte. €r überreichte C'€ftocq, öer für öen Sieger pon Preufifc^ (Eylau galt, bas gelbe Banö öes Sdiwaxyn 2tMeroröens, perteilte 2Tle6aillen unter We Soldaten unö richtete ermuntemöe IDorte an fte, Jo gut ic^ es permoc^te" wie er felbp befdjeiöcn fdjreibt. Dann eilte er ipeiter nac^ Königsberg 5U feiner <0ema^lin, öie er in öiefer gan5en ^zit nur einmal befudjt ^tte, ipä^renö Kaifer 2Ilejanöer nac^ (Tilftt reifte, n>o ruffifdje Derftärfungen ertpartet n>uröen.

IDcnige tTage nur n>aren ^rieöridj XDilljelm unö Cuife in Königsberg n>ieöer pereinigt, als öie Unglficfsbotfcl^aft eintraf, öaf Dansig, nacl^öem ein fcl^led^t angelegter Qilfsperfuc^ unter großen Derluften gefdjeitert ipar, am 26. ZTTai e^renpoll fapituliert ^abe. €in neuer Sdjlag für Cuifens £)offnungenI „Dansig! Dansig! ift öa^in", fdjreibt fie öem Bruöer, „feit geftem in fransöfifc^en ^änöenl in öiefen per^ften, über alles gräglidjen ff&nbtn". . . 2tber fie bleibt ungebeugt, fein (ßeöanfe an Sonöerfrieöe, an (Trennung Pon Huflanö. „(glaube öesl^alb nicf^t, öaf mein (Betft auf öer (Eröe liegt, fo gebeugt, öaf ic^ öen Kopf nicl^t me^r ^eben fann . . . ZPos aus uns tperöen a>irö, n>eif <0ott. Doc^ gebe ic^ Dir öie lleberseugung, öaf geipif nidjts gegen öie (E^re Preufens getan ipirö. €in Separatfrieöen ift ein Ding, tt>as n>ir gar nidjt fennen. ZHit öem Kaifer ift fo eine 3"tt""*ät, in öen Kabinetten aud^, tpir l^aben uns fo mit Ceib unö SeeP an öen guten (Engel perfdjrieben (nidjt an öen Doftor ^auft ipie g^ftrom u>ollte), öaf nidjts in öer IDelt gefc^e^en fann, als mit iljm unö öurd? i^n. Dicfe Beruhigung gibt mir öann Kraft, n>enn alles in fc^a>eren (ßerpittonpolfen neben mir unö um midj ift, unö öer (ßeöanfe, öer ^ran5 öen (Erften fo ftarf belebte, als er audj im gröfton Unglücf u>ar, Tout est perdu, hormis l'honneur, foll mic^ ftdrf madjcn bis in öen Coö" . . .

Königin Cuife begnügte ftdj nidjt mit Klagen; fte perfudjte nodj, ba 2tb^ilfe ju fd^iffen, ipo fie am nötigften fdjien: in öer ^ütjrung öes ruffifdjcn ^eeres. Der König fyittc xift angeöeutet, öaf 2tle|-anöer, felbft unsufrieöen mit Bennigfen, an öie Ucbenia^me öes ©ber* befetjls öenfo, unö öaf öies ipoljl bas befte märe, ipenn er nur gute Ratgeber fänöe. Sie entwarf am \.3uni ein Sdjreiben an Kaifer 2tle|-anöer, in öem fie, unter leb^ften Bc* fijweröen über Bcnnigfcns Untätigfeit, öem Kaifer öen IDunfdj äuferte, er möge ftc!^ felbft an öie Spifee feiner lorbeorgefrönten 2trmee ftellen. Sie erfdjraf öann öoc^ über öie Kütjn^eit i^rer Bitte, unö £)aröenberg, öen fie ipieöer um Ha^ fragte, empfaljl ihr,

l^r

öen 2tusörucf l^rcs IDunfdjes ipcgsulaffen unö nur öte ^offnung auf neue ruffifdjc Stege bei guter Cettung 6er tTruppcn aussufpredjen. Die Königin n>illfa^rte 6em Perlangen ^aröenbergs, öer bas abgednöerte Sdjreiben felbft 6em Kaifer nadj tTilftt uberbradjte.

IDenige (Tage fpäter fan6te jte 2tlejanöer einen smeiten Brief, öiesmal ipefentlidj perfönlic^en 3"^I^* Sie geöadjte ben>egten £)er3ens 6es \0. 3uni, öes crften tTages öer ^ufammenfunft, öie fünf ^alfve portjer in ZTTemel ftattgefunöen ijotte, unö öer für i^r 3nnenleben fo beöeutungspoüen Befanntfdjaft mit Kaifer 2tleyanöer. 3"^^"^ P^ ^^^ öaran erinnert, beflagt pe $ugleic^, öaf bas „Ungeheuer Bonaparte" öie unfdjulöigften ^reunö*« fd^aftsbanöe 5U serreifen perftanöen ^abe unö fie öaöurc^ öes iBIudes beraube, öem Kaifer in il^rem eigenen Canöe, in Oftt, pon n>o jte einft öen erften Brief an i^n gefdjrieben, öie fdjulöigen €^ren $u eripeifen. 2tber fie rü^rt öoc^ auc^ an öie politifc^e Seite öiefer Be5ie^ungen* Die Unmanöelbarfeit feiner ^reunöfc^aft für öen König, fo fagt fie i^m, fei je^t i^re ein$ige ^offnungsquelle» 0t?ne i^n mflröen öer König unö jie felbft perlernen muffen 5U ^offen*

€s fdjeint faft: öie ZTTitteilungen öes Königs über öie ^n^tänbt in öer rufftfdjen 2(rmee unö über öie mad^fenöe 0ppofttion gegen TlUjcanbexs Politif ^tten ^n^eifel unö Beforgniffe in Königin Cuife enpecft, öie nur 5U balö pc^ traurig beipa^r^eiten foUten.

ZPas öer 5ä^ IDiöerftanö Pon Dansig nid^t permod)t ^tte, ben>irfte enölid; öeffen ^aü: Bennigfen, öer nun eine ©ffenfipe Hapoleons befürchten mufte, audj wolfl pon feinem Kaifer aufgerüttelt a>uröe, entfd^Iof fic^ je^t felbft an öer Tiüc auftports 5um 2(ngriff porsugeljen. Xladj einigen unbeöeutenöeren (ßefedjten fam es am \0*3uni füölic^ Bartenftein, bei ^eilsberg 5U einer Sc^Iac^t, in öer öie Huffen unter erfolgreic^r ZHitmirfung preufifdjer Kapallerie einen unjmeifel^aften Sieg errangen.

Königin Cuife, öie geraöe an öemfelben (Tage Königsberg perlaffen unö nac^ $tpölf^ ftünöiger ^dtfü in örflcfenöfter fji^e ZTTcmel erreicht fyiitc, erhielt öort erft 5ipei (Tage fpäter öurd; einen Boten i^res <0ema^ls, öer ftd; in5a>ifc^en 5U Kaifer TXU^anb^v nadj tTilfit begeben Ijatte, öie Hac^ric^t pon öem ruffifc^en Siege. Der König ^ielt öie Sc^ladjt tatfädjiidj für einen beöeutenöen €rfoIg, wenn er audj nac^ allen trüben (Erfahrungen öer legten 2Honate feine großen Hoffnungen öaran fnflpfte. Die Königin n>ar „aufer ftc^ por ^reuöe", fie eilte felbft 5U Köcfri^, um öem unbef ehrbaren Pefftmiften öie Siegesnac^ridjt 5U bringen. Hafdj füllten ftc^ öie Strafen mit jubelnöen ZTTenfc^enmaffen; öie ZHuftf öer <0aröe fpielte por öem Qaufe öer Königin. Cuife tpar unenölic^ glücflicf}, befonöers über öen Siegesanteil öer tapferen preufifc^en fc^ipai^en ^ufaren. Bei alleöem eine rücf^aWofe ^wuöe tPoHte öodj nidjt in i^r auffommen. „Cott n>oUe jeöe fjiobspoft per^üten," fdjrieb fte am näijften

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entrfiftete, nxir Me Beteiligung öer H^etnbunötruppen; baf Darmftäöter, baf Babcner in öcn Heiljcn öer ^ransofen gegen Preufen fodjten, erregte immer pon neuem t^ren ^ovn unö iljren Sdjmers. Dabei litt i^re ©efunö^eit, nne audj öic öer irrigen, unter öem feuchten unö falten Klima in ZHemel, mo öer XDintcr fein (Enöe ju net^men festen unö öie ^rü^Iings* fonne pergeblidj gegen öie eifigen Zneeresjtürme anfämpftc. So fc^rieb Cutfe am 26. Znärj öem Bruöer (ßeorg: „3^ ^i" S^"5 ^^g^fteQt, aber nodj nidjt PÖUig vocifl fetjr empfinölic^ für alle €intt>irfung öer Cuft. Das Klima ift fdjrecflidj* €is unö Sdjnee* Kein Peilc^en gibt es Ijicr, öodj es grünt nodj in meinem fersen unö meine ^uvexfxiit 5U ©Ott ftirbt nie." Sie bat öcn Bruöer $ugleidj, i^r Büdjer 5U fenöen, öic jie fe^r entbehrte.

2tudj öer König fränfelte. €r Ifattt öen (Entfc^Iuf sur ^ortfe^ung öes Krieges gefaft, öa er jtdj nidjt pon Huflanö trennen modjtc; aber in feinem 3"ncJ^« iPoUte feine J^offnung meljr auffommen; feine trübfeligc Stimmung, feine üble Caune lafteten ^art auf feiner Umgebung unö erfticften in iljm felbft n>ie in anöeren €ntfdjIoffenljeit unö (Tatfraft (Er fdjalt unö taöelte, fa^ allent^Iben ZHängel, im Staate n>ie in öer 2trmee, fanö aber nie öen IDillen $u rüctfidjtslos über allen IDiöerfprudj ^inroegfdjreitenöen Heformtaten. (Er ^tte Combarö unö Cucd^efini enölid) entfernt unö ^aröenberg a>ieöer ^rangesogen, a>ei( öos öie auswärtigen BesicI^ungen insbefonöere 5U Huf (anö notmenöig machten, ober er beljielt jugleic^ Saftroip bei, öem öie befreunöeten ZlTädjte mißtrauten unö öeffen ^rieöenspolitif er felbft nidjt billigte, ^ux Staatsleitung bemühte er fidj nac^ n>ie por Unpereinbares, ZTIdnner öes abfterbenöen unö öes sufünftigen Preußen, $u pereinigen, ipie er gleidjseitig mit Hopoleon unö öeffen ^einöcn erfolglos pcrljanöeln ließ. 2tudj öie Hüftungen 5ur ^ortfe^ung öes Krieges famcn öabei nidjt Porn>ärts. Derfprengte unö öer ©efangenfdjaft (Entronnene oöer „Han5ioniertc" fammelten pdj 5U tTaufenöen in 0ftpreußen; man örängte [xdf 5U öen ^reiforps; überall befunöcte fidj öer bepe IDille unö bei jeöem ^wf^nimenftof mit öem ^einöe jeigte fxdf ein neuer (ßeift in 5üJ?rem unö Solöaten. 2tllein es fehlte an öer rechten Ceitung, an einem ftarfcn unö fdjmungpoUcn eintrieb, öer öic reidjcn unö «billigen Kräfte öes Canöes in einmütiger Bcgeiftcrung crtjobcn unö gegen öen ^einö fortgeriffcn I^ttc. Der König serfplitterte feine (Tätig« feit in Jtcußcrlidjfcitcn, in Uniformänöerungen, öie öie Hüftungen me^r Ijemmten als föröerten*

So pergingen in unfrudjtbaren (Ern^ägungen unö Beratungen, in taftenöen Derfuc^en öie IDodjcn nadj öer Sdjladjt pon Preufifdj (Eylau, in öeren Sdjoßc pielleidjt eine Hettungs« möglidjfeit für Preuf en fdjlummerte. (Erft 2tnfang 2tpril, ipieöer öurc^ nifftfdje (Eintpirfung, fam es mcnigftens in einigen ^Hauptfragen ju einer entfdjeiöenöen IDenöung.

2tm 2. 2tpril traf Kaifcr 2tlejanöer in ZHemel ein, pom preußifdjen Königspaar mit ^rUidjfter ;freunölidjfeit aufa<»nom' 'n. Der ö^^ 3^uber fefwef O^^nltAN» -r^rf^^ «pteöec:

alle fersen Pogcn t^m 5u» IDtc öcr pon öer Dorfe^ung erforcnc Befreier (Europas, fo erfdjten er unö fo fdjtlöert t^n öer Prins Don 0ranien, öer t^n am 3. TXptil fpradj* Sein entfdjloffenes 2tuftreten, feine friegerifdjen 2leuf erungen eripecften öie gefunfenen fjoffnungen ju neuem Ceben* (Tief beipegt n>ar por allen Königin Cuife, öie bei öer Begegnung mit öem Kaifer i^re tTränen nidjt 5urücf galten fonnte* IDieöer fa^ fte in iljm bas „(Emblem aller tTugenöen", ein 3^^^' ^^" DoUfommen^eit, öem man pdj ben>unöemö unö nadj* eifemö anfc^Iiefen mufte, $ugleidj aber öen ^elöen, öeffen rettenöe ^anö fie felbft, iljren (ßema^l unö iljr Canö nadj fdjiperem Sturse ipieöer emporrichten foUte. Der Sdjipefter tr^erefe fdjrieb fte balö öarauf : „Vu fannft Dir ipo^l öenfen, tpas öer König unö idj alles bei öem XDieöerfe^en eines foldjen ^reunöes empfinöen muften» Unfer Hetter, unfere Stüi^t, unfere Hoffnung» Hein, es läft ftc^ nidjt ipieöergeben, ipas idj empfanö, als idj iljm öanfen, i^m unfere (Erfenntlidjfeit ausörücfen n>ollte. Hie ipollte es mir gelingen, (Tränen erftictten jeöes IDort, unö er felbft a>ar fo bea>egt, fo traurig unö öoc^ fo grof, fo eöel, a>enn er mit einer aus öem ©runöe öer Seele fommenöen Ueberseugung fagtc: er tue nur feine Pflidjt Du fennft feine Seele unö Du mirft nic^t me^r 5n>eifeln, n>enn ic^ Pon feiner DoUfommen«» ^eit fpredje" . .

(ßleic^ am (Tage feiner 2Infunft fudjte Kaifer 2llejanöer ^aröenberg auf, mit öem er eine lange unö piel bemerfte Unterreöung ^atte. (Es mar fein IDunfdj, unö er fpradj i^n aud; im Hamen öer englifd^en Hegierung öem König aus, öaf Qaröenberg a>ieöer öie Ceitung öer preufifdjen Politif erhalte. Sdjon in öer Hadjt pom 3. $um ^. Ztpril perlief er öann 2Tlemel, um in Kyöullen unö ©eorgenburg an öer 2Tlemel anrücfenöe ruffifdje Derftarfungen $u beftc^tigen. 2luf feine (Einlaöung folgten i^m ^rieöric^ IDil^elm unö Cuife, öenen ftij Qaröenberg anfd^lof , nic^t jeöod; ^aftroo), obgleid) aud^ er Öa5u aufgeforöert n>ar. (Er ertpiöerte, er a>olle nid)t Qaröenbergs Sefretär fein* Damit a>uröe enölid^ eine (Entfd^eiöung Ijerbeigefä^rt: in KyöuUen ernannte öer König ^aröenberg $um erften Kabinettsminifter unö übertrug i^m öie ^u^rung öer austpärtigen politif, foa>ie balö öarauf auc^ öie Ceitung aller mit öem Kriege 5ufamment;ängenöen 2Ingelegen^eiten, mit 2(usna^me öer rein militdrifc^en. €s ift ein (Ereignis in öer preufifdjen ©efc^ic^te, öaf bei öiefer Keife ein ZTÜinifter öem Könige 5um erften IHale o^ne Dasnnfdjenfunft eines Kabinettsrates unmittelbaren Dortrag ^ielt» Zrtit fjaröenberg gelangten aber audj öie 2^ten eines grof en Koalitionsfrieges gegen öie napoleonifdje Uebermac^t $um Siege* 3" Bartenftein an öer 2llle, füööftlic^ pon Königsberg, ipo^in fic^ öie beiöen ;fflrften mit fjaröenberg pon KyöuUen aus begaben, n>uröe am 26. 2lpril $nnfdjen Preufen unö Kuflanö ein neuer Vertrag abgefc^loffen, öer öie ^ntüd^ örängung ^ranfreidjs über öen H^n, öie IDieöertjerfteUung Preuf ens, öie Unabljangigfeit

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Deutf Celanos in 2(usftc^t nal^m. Cnglanb, ®efterretc^, Sd}tt>e6en feilten sum Beitritt ein« gelaben n>erbcn, Preugen unö Huglanb 6ie tPaffcn nur gemeinfam nieberlegen.

Hiemanb fonnte über Mcfen Umfc^n>ung glficf lieber fein als Konigin Cuife, öie, n>ie wir uns erinnern, £)ar6enber9 immer befon6ers gefdjä^t unö je^t picUeic^t su feiner (Ernennung mitgetpirft ^tte. Sie nxir öem König, n>ie er es tpfinfc^te, nadj KybuUen gefolgt unö t^atte an öer Beftc^tigung öer rufftfc^en (Savbc teilgenommen, poU (eb^fter Betpunöerung für öie fc^dne Cruppe, aber mit porftc^tiger ^urücf^Itung gegen Kaifer Ukjcanbtv, um nic^t pon neuem (Belegen^t su Klatfc^ unö Perleumöungen 5U geben. Sc^n am \0. 2(pril perlief fte KyöuUen, unö nac^ einer muffeligen ^al^rt, „ringenö mit tDinö unö tPetter unö Sdfm\xii^\ auf entfe^Iic^en tPegen, öie öurc^ pld^Iic^ eintretenöes Cauipetter mit tiefen unö soljen Kotmaffen beöccft nniren, erreichte fie nac^ 5ipei Cagen Königsberg, tpo fie bei Sdjtt>efter ^rieöerife, im f^ufe öcs (ßrafen Sd;Iieben, IDoljnung na^m. Dos Sd;Iof tpar it^r öurc^ öie (Erinnerung an öie öort im Desember \806 fiberftanöene KranN ^itsseit perleiöet. Sie ijattc eigentlich über Königsberg nac^ ZTlemel surficffe^ren foUen, aber aus Hucffic^t auf il^re (Befunö^it, öer eine ^ortfe^ung öer Heife gcfäl^rlic^ iperöen fonnte, wax audi öer Konig öamit einperftanöen, öaf fie sunäc^ft in Königsberg perblieb. Uns öer fursen (Ert^olungsfrift n>uröe fc^Iief lic^ ein 5tpeimonatIic^r 2(ufent^It, nic^t geraöe reic^ an (ßefc^cljniffen, aber beöeutungspoU für öie Königin.

Cuife, fo tpenig it^r öas Klima Königsbergs sufagte, er^Ite [xdf bodf halb Pon öen 2Inftrcngungen öer Keife, unö mit öen pljyfifdjen Kräften, tpie fie felbft empfanö, famen audj öie Scclcnfräftc surücf, lebten iTIut unö £)offnung frifc^ »ieöer auf. Die €rfoIge pon Pultusf unö (Eyl^^u, öie tapfere üerteiöigung pon Kolberg, (ßrauöens, Sansig, öie TXladiU ftellung £)aröenbergs, por allem öer fefte ^reunöfc^aftsbunö mit Kaifer illeyanöer, öen 5U pflegen fie öen (ßatten unermüölidj maljnte, erfüllten fie mit einer gemiffen ^uvcvfiiit, öaf „nodj alles gut geljen" unö eine glücflidjcre ^cxt für Preufen anbredjen n>eröe.

Durdjörungen pon foldjcn (Empftnöungcn, nrirfte jci^t Königin Cuife gleid^fam als Derbünöete fjaröenbergs in öer altprcugifdjen l7auptftaöt: wie öer ZHinifter Bartenftein, fo machte fie Königsberg 5U einem ITTittelpunfte öes IDiöcrftanöcs gegen Hapoleon.

Die erfte unö größte Sorge öer Königin, w'w fic^ perftcljt, galt öen (Truppen, öen per» munöeten n?ie öen fdmpfenöen. <Skidj nadi it^rer 2Infunft in Königsberg befud^te fie Boracfen« anlagen unö £)ofpttdIer, öie mit Pcrtpunöeten pon öer Sdfladii bei (£ylau überfüllt nxiren, tröftcte unö ermutigte öie preufifdjen Solöaten unö ©fpsiere, öie in öer ju einem ZlTufier« lasarctt Ijcrgeriiytctcn fransöfifiy^refonnierten Kirije lagen, unö fpenöete reic^Iiije (ßelömittel, tt>ie fie öos fdjon im ;Jebrua»- pon ZHeme^ aus a<itan batte. .friu po»» Kniö^n«- W^» Witiot

eines früheren rufjtfdjen (ßefan6ten in Berlin, mit 5er Königin Cuife Ijier ^reunöfdjaft fc^Iof , unterftfi^te fte bei Mefer tpeiblic^en Ciebestätigfeit. Sie nat^m [xdf axxdi gefangener polnifc^er 3nfur9enten an, 6eren Ijarte BeljanWung i^r 2nitlci6 erregte. 2)en (ßeneraldjirurgen (ßoerfe, 6er fic^ um 6ie (Einrichtung 6er ^ofpitäler 6ie größten Per6ienfte erworben Ijatte, seic^nete fte befon6ers aus. Sie fdjmücfte iljn felbft mit 6em iljm pon Kaifer 2I[efan6er perlie^nen 2tnnenor6en, un6 fte befürtportete es nac^6rucflidj bei König 5rie6ric^ IDil^elm, 6af i^m 6as ,,Portepee un6 ein Hang in 6er 2Irmee" perlieljen tt>er6e. ,,Du muft etuHis für i^n tun/' fc^rieb fte 6em (ßema^I, „fonft fagt man: 6er König weif nic^t X?er6ienft su loljnen un6 5U encouragieren." Der König fträubte fxdj anfangs gegen eine folc^e Heuerung; nac^ einigen ZHonaten aber erljielt (ßoerfe in 6er tCat ©berftenrang un6 Portepee.

ZHit 6emfelben ©fer forgt Cuife für 6ie (Truppen, 6ie in Königsberg 5um Kampfe ausgerüftet iper6en. Sie befidjtigt 6ie preufifdjen ^reiforps, 6eren buntfc^ecfige Uniformen fte an tPaOenfteins Cager erinnern, un6 6ie rufftfc^en (Truppen, 6ie unter 6es jüngeren Kamensfoy Befet^I 5ur Perftärfung 6er (ßamifon in Dansig 6ienen foUen. Sie pem)en6et fxdj für ®fft5iere, n>ie Hammer, 6ie ausgen>ec^felt 5u n>er6en perlangen, fär folc^e, 6ie in Dienft treten o6er einem 6er €yp^6itionsforps sugeteilt tt>er6en wollen, ^ür je6en ©ffisier, 6er it^r feine 2Iufti>artung mac^t, feine tPfinfc^e vorträgt un6 oft feine Perlegenl^eiten flagt, ^at fte einen ^uföpoUen Blicf, ein ermuntem6es IDort, im Hotfall ein paar 5rie6ric^s6or. Dem Ceutnant pon f^eüwig, 6er im ©ftober \806 6urc^ einen tapferen £)ufarenftreic^ ^0000 preufifdje (Befangene befreite, Ijatte fie fdjon in ZHemel „mit rfit;ren6en un6 fdjmeidjet ^aften IDorten" felbft 6as Kreus 6es pour-le-mörites=®r6ens angelegt. Die Bilafdjen £)ufaren, 6ie fidj tpie6er saljlreic^ in Königsberg 5ufammenftn6en, bittet fte nic^t „untersuftecfen", fon6em als Korps sufammensulaffen, „5ur Hac^eiferung für an6ere". ZtTit befon6erer (Teilnaljme begleitet fie 6ie Haftungen für 6ie €ype6ition, 6ie nac^ Pommern beftimmt ift; 6af Blücher 6en ©berbefe^l über 6iefe (Truppen er^It, fc^eint iljr 6ie 6enfbar bcfte IDa^I.

So frei fte ftc^ 6abei bewegt, nie pergif t fie 6ie sarte Hücfftc^tna^me auf 6en König. Sie bittet für 6ie Bilafdjen £)ufaren, aber fie unterlagt nic^t ^insusufügen, 6af nieman6 6arum wiffe. IDenn an6erfeits 6er König felbft i^re 2lnfic^t in einer 6er fdjweben6en fragen perlangt, 6ann dufert fte fic^ mit um fo größerer (Entfcf;ie6ent;eit.

BaI6 nadj £)ar6enbergs €mennung sum erften Kabinettsminifter Ijatte (ßeneral S^ftrow feinen 2lbfc^ie6 als ZtTinifter erhalten, war aber unter Beför6erung sum Generalleutnant 3um sweiten Befehlshaber 6es £'€ftocqfc^en Korps ernannt wor6en. ^^ftrow natjm 6as nic^t an, bat pielme^r um feine PöUige (gntlaffung un6 um 6ie (Erlaubnis, ftdj fransöftfdje Heifepaffe nac^ Pofen un6 Berlin $u perfc^affen» £)ar6enberg un6 Beyme, 6er gaftrow für

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6cn „gefä^rlic^flen ZtTann im Staate" crflärte, »ünfc^ten feine Beftrafung, 6er Könige unentfc^Ioffen unb gutmutig tpie fonft, sSgerte unö fragte feine (Bema^Iin um it^re 2Inftc^t Königin Cuife tpar entruftet über ^aftron>. Sie tpfinfc^te (dngft öie gdnslic^e (Entfernung öes ZTTannes, ber 5en (Ct^arlotten&urger IPaffenftillftanb unterjeic^net Ifab^ unö öer nie gut tun n>erbe never never good, nHe fie fc^reibt* €in ZRann, öer, tt>ie 6er König felbj! xijv mitgeteilt, i^m ein 6ipIomatifc^es Sdjriftftüd unterfc^Iagen ^be eine gegen ^flvow gerichtete engüfc^e (Erflärung , fei 5U allem fä^ig. Sie erinnerte 6en König 6aran, nrie 6er (ßencral fclbft bei 6em furslic^en Uebertritt 6es ©berften P^uU aus preufifc^en in ruffifc^ Dienfte pon Per^ftung un6 ^eftung gefprod^en ^e. Sie fc^ien it?m ein fold^ Sc^icffol 5U münfd^en. Qar6enberg ]e6oc^, mit 6em fte 6arüber fprac^, fan6 eine fo ungeQ>d^n(ic^e Strenge mit 6em (ZfyivatUx 6e5 Königs nic^t im (Einflang un6 riet 5U leichter Verbannung ins Huffifc^e. Demgcmäf fc^rieb fie 6em König (22. ItXai): „^\ttow fennt erftlic^ Deines £)er5ens (ßüte, 5n>citens befon6ers Deine Jtbneigung, Dic^ in KoUiponen ju fin6en, 6ie Dir peinlich fein fönnten un6 xoo nur ein ,,3dj will" 6er Sac^e ein €n6e mad^en fönnte . . . Sein Hcfus 5ur 2(rmee 5U ge^n ift unter aller Kritif, un6 ic^ glaube, Du fannft es nic^t unbeftraft laffen, o^ne Deine 2Iutoritat, o^ne 6as bigc^en guten (Beift, 6er noc^ in unferen tTruppen ift, 5U erftiden . . . IDillft Du alfo nac^ meinem ^i ^n6eln, fo gib i^m 6en 2Ibfc^ie6 un6 exiliere it^n aus Deiner Hä^e. (£r ^t Paffeports perlangt nac^ Pofen un6 Berlin, um (ßottesroillcn nic^t . . . 3^ glaube alfo. Du fc^icfft i^n $urücf, n>eit pon 6er 2Irmce, ins Huffifdje . . . Strafft Du iljn nidjt, n>ie er es per6ient un6 »ie es Deine €^re^ 6ie (£t;re 6es Dienftes un6 Deine 2Iutorität perlangt, fo ^ft Du eine nie absufe^enöe Kabale gegen 6ie gute Sad^e un6 gegen £)ar6enberg, 6en Du 6oc^ jei^t allein mit Kraft unterftüi^en mu0t, n>enn Du n>iUft, 6af er etn>as (ßutes ftiften foU . . . 34 ^^^^ ^^4/ f^ feft, ftan6^ft, gans ZHann in 6er Sadft^' . . .

^rie6ridj IDiUjelm entfc^ie6 fc^lieflic^ im n)efcntlic^en nadj 6em ^U Qar6enbergs un6 6er Königin: er entlief 5^ftrott> un6 perbot iljm, fidj mit 6em König an einem (Drte aufsuljalten 06er in 6ie pom ^einöe bcfe^ten Propinsen 5U gcljcn.

IDic im Kampfe gegen ^a^ivow, fo fyii Cuife aud) fonft 6en König unabläffig gemannt, an £)ar6enberg feftsul^alten un6 6as sagl^aft begonnene Hefonnn>erf nad;6rücflic^ unö rflcf« fic^tslos 6urd)5ufüljren. Sie fonnte J^aröenberg unö öeffen neue 21Titarbeiter öie Sd^n unö Hicbuljr, lÜcwxi unö Staegemann öie „crften Köpfe öes Staate" nidjt genug rüljmcn. Hur 2tus^rren! Hur ^eftbleibenl Hur einmal ein fräftiges „Car tel est mon plaisir'' gegen ötejenigen, öie immer pom nxit^ren tPot^I, pon Vereinfachung öer (Befd^fte uftp. reöen, unö öann bei jeöer Heuerung fc^reien! ZT««r einm^^l ei- Strafa^cbt" aeae?i t^^

SafhrotD, SdjrStter un6 Dof , 6ie in ZlTcmcI einen ®ppofitionsljer6, „ein ficines Klostan" biI6en, Me auf ^aröenberg fdjelten, alles befritteln, 6ie Stimmung per6erben un6 nac^ ^rieöcn rufen. €s tt>ar bodf nidjt mSglic^, ftärfer un6 öeulltdjer 5um Könige 5U fprec^en, als tt>enn feine (ßema^Iin i^m ersäljite: 6ie (Dbertjofmeifterin (ßräfin üo§ fjabt i^ren Heffen, einen 6er ZITinifter, 6ie gegen 6ie neue (ßefdjäftsperteilung öem Könige Dorftellungen gemadjt Ratten, somig gefragt: „tfättm Sie bas ^mbvidi öem gipeiten getan?"

(ßlücflic^e trage in Königsberg! 3" ^^^ fdjredlidjen 3^^re 6es furchtbaren Krieges Cuifens befte ^txt, voo Me Ijoffnungsfro^e ZHitarbeit an öem großen Kampfe um 6ie ^rei^eit (Europas iljren (ßeift »eitet, iljre Kräfte fteigert, iljren Ztlut beflügelt. Sie fieljt in öem Kriege nidjt einen Kampf nur snnfdjen Preufen^Huflanb unö ^ranfreidj. Sie erfennt, 5af es ^ier ^ö^eres gilt, 6af je^ um ,,6ie ^rei^eit 6er IDelt", um bas (Slüd, „6ie Unabljängigfeit 6er fünftigen Generationen" gerungen ipirö. Das poUe Beipuftfein 6er Be6eutung 6iefes Kampfes un6 6er (Bröge 6er 2Iufgabe, 6ie Preugen 6abei 5ugefaUen ift, fjtbt 6ie Königin empor 5U einer Qö^e 6er (ßefinnung, 5U 6er feine 2Inii>an6Iung 6er Sdfvoädj^ Ijeraufreic^t. Hie fommt i^r 6er ©eöanfe, 6ie Hettung Preufens 6urc^ einen Son6erfrie6en mit Hapoleon 5U erfaufen. Sie Ijat eine lebljafte €mpfin6ung 6afür, 6af fie 6urd} 6iefe Haltung 6ie €ljre Preußens rette, un6 6as madjt fie „ftarf bis in 6en tro6". Der fdjtt>e6ifc^e Diplomat Brincfmann, 6er fonft, n>ie tt>ir uns erinnern (fielje oben S. \76), rec^t bitter 5U urteilen pflegte, rül^mt gegen (£n6e 6es Kampfes ä^nlic^ tpie <0en^ am 2Infang: „Die Königin ijot feit Beginn 6es Krieges nic^t einen 2tugenblicf ^el6enmut un6 Stan6ljaftigfett perleugnet."

Un6 alles n>as fie umgibt, tpas [xdj il^r näl^ert 06er tpas fie an fidf siet^t, fud;t 6ie Königin mit 6em (ßeifte 5U erfüllen, 6er fie felbft befeelt» 2Hs „£an6esmama", tt>ie fte fic^ in Königsberg einmal nennt, fü^It fie ftdf glücflic^, pon „6en getreuen Untertanen" geliebt un6 gefuc^t $u iper6en. Keine ©ber^ofmeifterin ipe^rt je^t eiferfüc^tig 6en S^QarxQ sur Königin, feine (Cour ipir6 geilten. Die Damen, 6ie fidj meI6en laffen, fm6 nnüfommen, tperöen mit einer tTaffe (Tee bennrtet un6 muffen mit Scharpie supfen. (Ein ^ufiger (ßaft ift ^rau Pon Krü6ener, 6ie suipeilen aus i^ren Sdjriften porlieft. XltUn 6en preufifdjcn (ßeneralen, Blücher, 6er fic^ por feiner 2lbreife nac^ Pommern pon iljr perabfc^ie6et un6 Briefe für 6en Pater in Zleuftreli^ erhält, Hüc^el, 6em (ßoupemeur pon ©ftpreugen, unö Keffel, 6em neuen Komman6anten 6er (ßar6e, 6em (Srafen un6 6er (ßräfin Do^na=:Sc^Iobitten, 6ercn pier Sö^ne im ^eI6e ftan6en, fommen sa^lreic^e Diplomaten, ipie £or6 £)utdfinfon, ein tYpifc^ fteifer un6 ipun6erlic^er (Englän6er, un6 piele Suffen, 2tleyan6ers (ßünftling, 6er preuf enfein6Iic^e Pole (CsartorYsfi mit feinen ^wunöen Zloipoffil^ip un6 Stroganoip, un6 6er

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Zniniftcr 6cs itusioärtigen, Bu6bcrg, für 6cn pc beim König um 6en Sdiwaxyn 2IÖ(eror6en bittet. 3"^"^^^/ ^^* folc^en (ßefellfc^aften, bei freunMidjen 2tufmerffamfeiten befonöers gegen (£nglänber unb Huffen, fä^It {te {tc^ im Dienfte 6er guten Sadit. Xlodf über biefen QtwoifnUn Kreis Ijinaus aber 6e^nt fte itjrc (Empfänge: fie pe^t 6en alten Kriegsrat Sdjeffner, 6effen »ir nodj näljer ge6enfen werben, 6en Prebiger 23oron>sfi, 6ejfen ,,Kempre6igten nac^ alter 2Irt i^rem Vfcvyn ein n>al^res Cabfal finö'', unb Vertreter ber jungen 6eutfcf;en Did^tung: TXlof pon Sc^endenöorff un6 2tdjim pon 2lmim. ZHan fä^rt auf 6em Sc^Iofteic^ in Königsberg un6 auf 6em Pregel fpasieren, un6 Königin Cuife, 6eren Boot IDilfon lenft, fingt mit Sdjmefter ^rieöerife 5ur (ßitarre aus 6em eben erfc^ienenen lDun6erIjom: „€s ritten 6rei Heiter 5um tTore hinaus".

(ßlücflic^c trage in Königsberg! Die Königin flagt n>o^I einmal über öie noröifc^e Sonne 6ort, öie leudjte o^nc 5U tt>armen: fie fclbft in pc^ Bruöer (ßeorg fjat öies (ßleic^nis einmal gebraucht trug eine Sonne, 6eren Strahlen iljre Umgebung erleuchteten unö ertpärmten«

2tUein, feit ZITitte ZtToi fdjon, färbte pdj öie Ijoffnungsfroljc Stimmung trüber unö öüfterer. Cuife Ijatte bereits gelegentlich, in böfcr Dora^nung, 5U Sdjn)efter ^rieöerife geäußert, pe fef^e öiefe glücfßcf^n Cage ,,nic^t als Belot^nung vergangener unglücflic^ Reiten an, fonöem als eine Quelle öer Stärfung 5U neuen UnglücfsfäUen". Hun fam aus ZITemel öie Had^ricf^t pon einer fc^n>eren (£rfranfung 2IIc;anörinens, n>as öie JHutter fo erregte, öaf pc fdjon im Begriff u>ar, nadj ZHemel absureifcn, als beruljigenöere 21TeIöungen ^ufclanös pe surücfljiclten. Sdjiimmer noc^ quälte öie Königin öie Sorge um Danstg unö öie (Entrüpung über öie Unberoeglidjfeit öer grof en rufpfcfjcn 2trmee. 3"^^^^ ^"S^ fc^I^i pdj öer eiferne Heif öer Belagerer um öie pon Kalcfreutlj tapfer perteiöigte Siabi, o^ne öaf Bcnnigfen cmplicfte fjilfsperfudje gemacht ^ätte. Königin Cuife felbp uxinöte pdj am \8. ZlTal an Kaifcr itleyanöer mit öer Bitte, Dansig nic^t fallen 5U laffen unö öurcb ein Porge^ öer I)auptarmee eine Ztblenfung öes ^einöes Ijerbeisufütjren. IDos pe frcilidj insnnfdfen öurcft itjren (ßcmaljl pon öcm rufpfdjen fjeere erfuljr, pcrtjicg roenig Jluspdjt auf öcn (£rfoIg aller tljrer Bcmüljungen.

Seit öem \6, Tlpnl bereits »eilte König ^rieöridj IPiltjelm mit Kaifer 2Ilefanöer bei öen rufpfdjen tTruppen in Sc^ippenbeil unö Bartenpein. Die perfönlicben Besie^ungen öer beiöen ITIonarcftcn 5ucinanöer Ijätten nidjt tjerslidjcr unö pertraulidjer fein fönnen; 2Ilefanöer, öer pcft inmitten feines fjccres wie öer fjaustjcrr füljltc, nxir pon rütjrenöer ^uporfommen« ^eit gegen öen König, öeffen (Einfadjljeit es öer 2tufmerffamfeiten mandjmal felbp 5upiel n>uröe. 3n öen Staatsangelegenljcilen machte fjaröenberg meip öen Vermittler snrifcften il^nen; öagegen fanöen fie pdj immer sufammen in i^rer gem^nfame« ZTi»ianw/v ffir öj* ^Ieug<»«*M<6f^*«en

bcs Zriilitänpefens. TXlandie rufjtfdjc (Etnridjtung crljiclt 5amals (Eingang in 6ie prcufifc^c 2(rmee, wälivmb frut^er bas Umgefcl^rte ber ^aü getpcfcn war. Xladi 2IIe;anbers Betfpiel fing ^rieöric^ IDilljcIm an, einen tTfdjafo 5U tragen, un6 lief feinen Sdjnurrbart »adjfen, tpos i^n anfangs nid^t rec^t fleibete unb fpäter, n)ie es ifK^, in (Tilftt Hapoleon miffieL €r lief fic^ je^t 6en ^opf abfc^neiöen, 6er bei 6en Soldaten fdjon feit einigen ZITonaten abgefc^afft n>ar, unb fc^icfte if^n feiner (Bemat^Iin, bte it?n forgfältig aufl^b unb öen Sturs öiefes Symbols pon 2tltpreuf en mit bemerfenstt>erten IDorten begleitete» Sie fc^rieb 6em Könige am 6. ZITai: „Vor 5tt>ei 3^^^«" ^^tte man in Preufen nic^t an 6iefe 2ten6erung 5U benfen gen>agt, n>egen ber ^bcc unb bes £Dertes, 5en man bem alten Koftum ber preuf ifcf^en 2(rmee beimaf . Der Siebenjährige Krieg t^atte feinen mächtigen (Einflug bis auf bie Qaartrad^t ausgebel^nt, unb n>er fie tfäitc änbem tPoOen, ^otte ein Znajeftotsperbred^en begangen. Dagegen ^t ber mächtige (Einfluf ber fransSfifc^en Hepolution biefe 2Ienberung geftattet, benn, meiner (Treu, niemanb nnrb einen ^opf tragen n>oUen, um bos 2(nbenfen an b^n tTag bes \^. ®f tober $u perenngen, ber gegen bie Hepolutionäre perloren ging. 3^benfalls ^be xdi Cränen gelacht über bos ^5pfc^en, unb es foO aufbenni^rt tperben unangetaftet bis an ber IDelt €nbe." Unb fpäter noc^ einmal: „3^ ^uf ^^^ "o^ f^gen, ba^ bas (ßefc^enf Deines ^opfes mir tpirflic^ Pergnägen gemacht fyit] benn xdf n)finfc^te biefe (Toilettenänberung längft; alles tt>as im Kriege bie (Toilettebebürfniffe vereinfachen fann, ift imrflic^ gut."

König ^riebric^ IDil^Im ^ing an 2Heyanber mit fefter (Treue unb mit unerfc^ütter*» liebem (ßlauben; ,Jetn £)er5 ift fo gut/' fdjreibt er einmal über i^n, ,,fein HMUe für bas (Bute fo beftimmt, feine 2(bfic^ten finb fo ebelmfltig.'' 2(Uein bas Per^alten Bennigfens unb bie Znif ftänbe im ruffifdjen ^eere, bie Unorbnungen unb 2tusfc^reitungen, liefen feine ^uperftc^t in it^m auffommen. Pergeblid; tpurbe, unter Qarbenbergs eigener Ceitung, pon preufifc^er Seite alles aufgeboten, um ben Unterljalt bcs rufpfc^en ^eeres fic^ersuftellen: immer pon neuem Wagte Bennigfen Aber X?erpf[egungsfc^tt>ierigfeiten, bie i^m jebe Belegung unmöglich machten, unb lief bie (Truppen, bie er einmal, gegen ZlTitte ZtTai, bereits $u einer iingriffsberoegung sufammengesogen Ifaitc, tPteber auseinanberge^en. „Parturiunt montes", meinte ^riebric^ UMl^elm. Dabei mufte ber König „mit blutenbem I^ersen" sufe^en, nne bos reid^e Canb an ber 2(Ue penpfiftet, bie unglücflic^en (Eintpo^ner ausgeplfinbert, gemif « t^anbelt unb pertrieben tpurben. Die graufamfte (£nttdufc^ung ffir i^n tpar es, als er ftc^ aOmä^Iid; uberseugte, baf auc^ bie längere perfönlic^e 2(ntpefen^it Tlkjcanbtxs feine ©rbnung in bie eingeipurselten ZITif brauche im ruffifc^en ^eere bringen iperbe. „3^ fdjäme mic^ in bie Seele bes Kaifers", fc^rieb er feiner (ßema^Iin. 3" folc^er Stimmung perlief

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btx König am 20. VHai bas ruffifc^e £)auptquartier, tt>o 6tc Cricöigung 6er öiplomatifc^cn (ßefdjaftc iljn länger als er gcipünfdjt fcftge^alten ^tte, un6 ging mit Kaifer 2Heyan6et nac^ £)eiligenbeil, am if rifc^n £fa\f, um 6ort fein eigenes Meines Cruppenforps 5U beftc^tigen. €r erfüllte 6amit enMidj einen IDunfdj, 6en Königin Cuife fc^on »ieöerljolt, porjidjtig aber nadjörücflidj, i^m angeöeutet Ijatte. €r überreichte £'€ftocq, 6er für 6en Sieger von preufifc^^^ (Eylau galt, bas gelbe Banb bes Sc^tparsen 2(Meroröens, perteilte ZTleöatOen unter Me Solöaten un6 ridjtete ermuntem6e IDorte an fie, „fo gut ic^ es permoc^te'' tt>ie er felbfl befdjeiien fdjreibt. Dann eilte er »eiter nac^ Königsberg $u feiner (Scmalflm, 6ie er in öiefer gansen ^eit nur einmal befud^t ^tte, n>ä^renb Kaifer 2IIe;anber nac^ tTilftt reifte, XDO rufftfc^e Perftdrfungen ernnirtet n>urben.

IDenige Cage nur »aren ^rieöridj IDil^Im un6 Cuife in Königsberg ipie6er pereinigt, als Me Unglücfsbotfd^aft eintraf, bag Dansig, nad^bem ein fc^Ied^t angelegter f)ilfsperfu(^ unter großen Perluften gefcf^eitert war, am 26. ITlai e^renpoU fapituliert t^abe. (£in neuer Sd)lag für Cuifens J)offnungenI ,,Dan5ig! Dansig! ift 6a^in", fc^reibt fte 6em Bru6er, „feit gcftem in fransöfifc^en ^än6enl in öiefen pertjaften, über alles gräflidjen ^dnöen". . . 2Iber flc bleibt ungebeugt, fein (ßeöanfe an Sonöerfrieöe, an (Trennung pon Huglan6. „(ßlaube öesfjalb nic^t, ba^ mein (5eift auf 6er (£r6e liegt, fo gebeugt, 6af idf ben Kopf nic^t meljr tjeben fann . . . IDos aus uns werben wirb, »eif (ßott. Doc^ gebe ic^ Dir Me lleber5eugung, ba^ gerni^ nid^ts gegen Me (£t;re Preugens getan n>irb. (Ein Separatfrieden ift ein Ding, ipos tt>ir gar nidjt fennen. ZlTit öem Kaifer ift fo eine 3"^"^^*^/ *" ^w Kabinetten audj, wxv ijabcn uns fo mit Ceib un6 Seef an 6en guten (Engel perfc^rieben (nid^t an bcn Doftor ^auft wie ^aftron> n>oUte), 6ag nid^ts in ber £DeIt gefc^e^en fann, als mit iljm un6 6urdj iljn. Dicfe Bcrutjigung gibt mir 5ann Kraft, wenn alles in fc^ipcren (ßeroittcnpolfen neben mir un5 um midj ift, un6 6er (ßeöanfc, öer ^rans öen (Erften fo ftarf belebte, als er audj im gröglcn Unglücf war, Tout est perdu, hormis l'honneur, foll mic^ ftarf madjcn bis in öen tToö" . . .

Königin Cuife begnügte fidj nidjt mit Klagen; fie pcrfudjte nodj, ba 2lb^ilfe 5U fd^fpen, u>o fie am nötigften fdjtcn: in 6er ^ütjrung 6es ruffifdyen fjeeres. Der König Ijatte t^r angedeutet, ba^ Ztle^anöer, felbft unsufrieien mit 23ennigfen, an 6ie Uobenialjme 6es ®b«r* befel^ls 5enfc, un5 ba^ öies wcifl bas befte tpäre, n>enn er nur gute Katgeber fän6e. Sie enttparf am \.3u"i ein Sdjreiben an Kaifer 2tleyan6or, in öem fte, unter leb^ften 8«- fd)tt>er5en über Bennigfcns Untdtigfeit, öem Kaifer öen IDunfdj äußerte, er möge fidf folbft an öie Spille feiner lorbecrgefrönten 2trmee ftellen. Sie erfdjraf öann öoc^ über öt« Küljnljeit iljrer Bitte, unö £)aröenberg, öen fie »ieöer um Kat fragte, empfahl ihr.

'5(

6cn 2(u56rucf i^rcs IDunfc^es ipcgsulaffcn un6 nur 6te Hoffnung auf neue rufftfc^e Siege bei guter Ceitung 6er (Truppen aus5ufpredjen. 2)ie Königin »illfa^rte 6em Perlangen ^aröenbergs, 6er 605 abgedn6erte Sdjreiben felbft 6em Kaifer nadj (Tiljtt überbradjte.

tPenige (Tage fpäter fan6te {te 2IIefan6er einen smeiten Brief, 6iesmal mefentlic^ perfönlic^en 3"^ölts. Sie ge6ac^te beilegten fjersens 6e5 ^0. 2^nx, 6es erften tTages 6er gufammenfunft, 6ie fünf 3^^^^ ©or^er in ZHemel ftattgefun6en ^atte, un6 6er für iljr 3nnenleben fo be6eutungspoUen 23efanntfdjaft mit Kaifer 2(Ie|^an6er. 3"^^^ P^ ^^" 6aran erinnert, beflagt fie $ugleic^, 6af 6a5 „Ungcljeuer Bonaparte" 6ie unfc^uI6igften ^reun6^ fci;aft5ban6e 5U serreif en perftan6en ^abe un6 fie 6a6urc^ 6es (ßlücfes beraube, 6em Kaifer in it^rem eigenen £an6e, in Cilftt, von wo fte einft 6en erften Brief an it^n gefc^rieben, 6ie fc^ul6igen €f?ren 5U ertoeifen. 2(ber fie rü^rt 6odj auc^ an 6ie politifc^e Seite 6iefer Besieljungen. Die Untt>an6elbarfeit feiner 5^eun6fc^aft für 6en Konig, fo fagt fie xtfm, fei je^t i^re ein$ige ^offnungsqueüe. ®ljne i^n ipfir6en 6er König un6 fte felbft perlernen muffen 5U ^offen.

(Es fdjeint faft: 6ie ZlTitteilungen 6es Königs über 6ie ^n^iänb^ in 6er ruffifdjen 2{rmee un6 über 6ie n>acf;fen6e ®ppofttion gegen 2(Ie|^an6ers Politif Ratten ^tpeifel un6 Beforgniffe in Königin Cuife erwecft, 6te nur 5U baI6 fic^ traurig beipatjrljeiten foUten.

IDas 6er iälfc lDi6erftan6 pon Dansig nic^t pcrmodjt ijattc, bewirf te en6Itdj 6effen ^all: Bennigfen, 6er nun eine ®ffenftpe Hapoleons befürd;ten mugte, auc^ tpo^I pon feinem Kaifer aufgerüttelt ipur6e, entfdjiof fidj je^t felbft an 6er 2tUe aufwärts $um Eingriff porsugcljen. Xladi einigen unbe6euten6eren (ßef eckten fam es am \0.3unt fü6Iic^ Bartenftein, bei £)eilsberg 5U einer Sdjlac^t, in 6er 6ie Huffen unter erfolgreich ZlTitipirfung preufifdjer KapaOerie einen unstpeifelt^aften Sieg errangen.

Königin Cuife, 6te gera6e an 6emfelben (Tage Königsberg perlaffen un6 nac^ stpölf^^ ftün6iger ^a^rt in 6rücfen6fter ^i^e ZlTemel erreicht ^atte, erljielt 6ort erft sipei (Tage fpäter 6urdj einen Boten iljres (ßemaljls, 6er pc^ instpifc^n 5U Kaifer 2ne|^an6er nac^ tTilfit begeben ^atte, 6ie Had;ric^t pon 6em rufftfc^en Siege. Der König ^ielt 6ie Sdfladit tatfäd^Iic^ für einen be6euten6en (Erfolg, tpenn er auc^ nad; allen trüben (Erfahrungen 6er legten IHonate feine großen J)offnungen 6aran fnüpfte. Die Königin ipar „aufer fxdj vor ^reu6e", fie eilte felbft 5U Köcfri^, um 6em unbefe^rbaren Pefftmiften 6ie Siegesnac^rid^t 5U bringen. Hafc^ füllten fidj 6ie Strafen mit jubeln6en ZlTenfc^enmaffen; 6ie ZlTufif 6er (ßar6e fpielte por 6em £)aufe 6er Königin. Cuife wat unen6lic^ glücflic^, befon6ers über 6en Siegesanteil 6er tapferen preufifdjen fc^warjen Qufaren. Bei ane6em eine rücfljaltlofe ^reu6e tPoUte 6odj nidjt in iljr auffommen. „(ßott ipoüc je6e J)iobspoft per^üten," fc^rieb fie am nädjflen

23 ^

fLa^t bcm TiSnxQ, „es voätz 3u graufam. 3cl; mug Dir freiließ gefte^n, 6af nadj ju grogen UnglficfsfdUcn mein Qcrs ftc^ nic^t PöUig unb mit ganset ^uperftc^t 6er &&ds^

Ijoffnung überlaffen faun. 3^ ^i" 9^^^ 5^ ifodi pon meinem ^immel geftürjt IDet

f5nnte me^r als Du unb idf an ber Hationale^re galten? ZPir ^aben noc^ trieles gut 5U machen, aber mit (Bettes £)i(fe n>er6en tpir es auc^. Ttbkn, aöteu. (Bett n>oUe ferner^ 6ie nid^t pctiaffen, Me an i^n glauben unb auf i^n I^ffen eiDiglic^/'

Cuife t^atte faum öiefe feilen gefd^rieben, am ^3. 2^nx, als bk befürchtete „tfiobspc^" eintraf unö öie ftürmifc^ laute 5^eu6e in ebenfo tiefe Hieöergefc^Iagen^t oemHinbeite. Bennigfen, um nic^t in feiner rechten ^lanfe flberfliigelt 5U tperöen, ^e an 6er TULt abwärts 6en Hucfsug antreten muffen. ,,Da lies, fo getpinnt Bennigfen Sc^Ioc^en unö fo perliert Bonaparte fte^' mit 6iefen IDorten fan6te 6er König i^r 6ie Hac^ric^ten Aber Bennigfens Hficfsug. ^n>ei Cage fpäter, am ^5. 3^^^ ^^f ^ König, trfiber ^t^nungcn poü, fclbft bei 6er Königin in ZlTemel ein.

3n 6er ^rcu6e 6iefes lDie6erfc^ens ahnten bei6e nidjt, 6af fc^on am tCa%t vodftt iliv Sd;icffa( entfc^ie6en nxir: am \^. 3uni (^atte bei ^rie6Ian6 in einer neuen^ Sdfiadift Hapoleon 6as rufftfc^e Qeer pemid;ten6 gefc^Iagen.

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öcn ,,9cfä^rlidjften ItXann im Staate" crflärte, »ünfc^ten feine Beftrafung, 6er KSnig^ unentfc^Ioffen unö gutmütig tpie fonft, sögerte unb fragte feine (Bema^Iin um it^re 2(nftdft Königin Cuife n>ar entruftet über 5^ftron>. Sie n>flnfc^te Idngft 6ie gdnslic^e €ntfemung 6es ZTTannes, ber ben (C^rlottenburger ZDaffenfKUftanö unterjeic^net fyxb^ unö 6er nie gut tun n>er6e never never good, wie fie fc^reibt. (Ein ItTann, 6er, n>ie 6er König felbft il^r mitgeteilt, i^m ein 6ipIomatifcI;es Sd;riftftäcf unterfc^lagen ^be eine gegen ^fhrotD gerichtete englifc^e €rfldrung , fei 5u allem fd^ig. Sie erinnerte 6en König 6aran, nrf« 6er (Beneral felbft bei 6em f urslic^en Uebertritt 6e5 ®berften P^uU aus preufifc^en in rufftfc^ Dienfte pon Per^ftung un6 ^eftung gefproc^en ^e. Sie fd^ien i^m ein folc^es Sc^icffal 5U n>unfc^en. £)ar6enberg je6oc^, mit 6em fte 6arüber fprac^, fan6 eine fo ungen>ö^n(ic^e Strenge mit 6em C^rafter 6e5 Königs nic^t im (Einflang un6 riet 5U leichter Verbannung ins Huffifc^c. Dcmgcmdf fdjrieb fte 6em König (22. Ztlai): „3aftrott> fcnnt erftlic^ Deines £)er5ens (Bute, 5n>eitens befon6ers Deine 2(bneigung, Dic^ in KoUiftonen 5U fin6en, 6ie Dir peinlich fein fönnten un6 xoo nur ein „3^ o>iU" 6er Sac^e ein €n6e machen fönnte .... Sein Xcfus $ur 2Irmee 5U ge^en ift unter aller Kritif, un6 xdj glaube, Du fannft es nic^t unbeftraft laffen, ot^ne Deine 2(utoritdt, o^ne 6as bigc^en guten (Seift, 6er noc^ in unferen (Truppen ift, 5U erfticfen . . . ZPillfil Du alfo nac^ meinem ^i ^n6eln, fo gib i^m 6en 2(bfc^ie6 un6 exiliere i^n aus Deiner Hd^e. (£r ^at Paffeports perlangt nac^ Pofen unö Berlin, um (ßottesimUen nic^t . . . ^ glaube alfo, Du fdjicfft iljn surücf, n>eit pon 6er 2trmee, ins Ruffifdje . . . Strafft Du i^n nic^t, n>ie er es per6ient un6 tt>ie es Deine €^re^ 6ie (£^re 6es Dienftes un6 Deine 2Iutoritdt perlangt, fo ^ft Du eine nie ab5ufe^en6e Kabale gegen 6ie gute Sac^e un6 gegen ^r6enberg, 6en Du 6oc^ jei^t allein mit Kraft unterftü^en muft, n>enn Du n>illft, 6ag er etuHis (Butes ftiften foll . . . ^df bitte Dic^, fei feft, ftan6^ft, gans ZTIann in 6er Sadje" . . .

^ric6ridj IDilljelm entfc^ie6 fc^lieflic^ im n)efentlidjen nadj 6em ^U {)ar6enbergs un6 6er Königin: er entlief ^\ixow un6 perbot iljm, fidj mit 6em König an einem (Drte aufsu^alten 06er in 6ie pom 5ein6e befc^ten Propinsen 5U ge^cn.

£Dte im Kantpfe gegen ^ftron>, fo tyii Cuife auc^ fonft 6en König unabldfftg gemannt, an f)ar6enberg feft5u^alten un6 6as sagl^aft begonnene Heformn>erf nad}6rücflic^ un6 rflcf^ fic^tslos 6urdj5ufütjren. Sie fonnte £)ar6enberg un6 6effen neue ZtTitarbeiter 6ie Sd^n un6 Hiebutjr, Klcrois un6 Staegemann 6ie „erften Köpfe 6es Staates" nidjt genug rütjmcn. Hur 2lus^rren! Hur ^eftbleiben! Hur einmal ein frdftiges „Car tel est mon plaisir'' gegen 6icjenigcn, 6te immer pom oxil^ren IDoI^l, pon Vereinfachung 6er (Befcf^fte uftp. re6en, un6 6ann bei je6er Heuerung fc^eien! Hur einmal „ein Strafgericht" gegen Me

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3öftrott>, Sdfxötitt un6 Vo^, 6te in ZlTcmcl einen ®ppofilionstjer6, ,,ein Weines ZlTosfau" bitten, 6te auf £)ar6enber9 fdjelten, alles befrilteln, 5ie Stimmung pcrierben un6 nac^ ^rieöen rufen. €s war bodi nidjt möglidj, ftärfer un6 ieullidjer 5um Konige 5U fpredjen, als tt>enn feine (ßemaljlin i^m ersäljite: 6ie (Dbertjofmeifterin (ßrdfin Dof fyib^ i^ren Zlcffen, einen 6er ZlTinifter, 6ie gegen Me neue (ßefdjäftsperteilung 6em Könige Porftellungen gemacht ^tten, $omig gefragt: „ffättm Sie bas ^mbvxdi 6em gleiten getan?"

(ßlüdlidje (Tage in Königsberg! 3n 6em fdjredlidjen 3ö^re 5es furchtbaren Krieges Cuifens bcfte ^üi, wo Me Ijoffnungsfrolje ZHitarbeit an 6em großen Kampfe um 6ie ^rei^eit €uropas iljren (ßeift weitet, iljre Kräfte fteigert, itjren Ztlut beflügelt. Sie fteljt in 6em Kriege nic^t einen Kampf nur snrifc^en Preugen^Huflanb un6 ^ranfreidj. Sie erfennt, öaf es ^ier Qö^eres gilt, bag je^t um ,,Me ^rei^eit ber tPelt", um bas (ßlucf, ,,bie Unab^ängigfeit 6er fünftigen Generationen" gerungen tt>ir6. Das poüe Bewuftfein 6er Be6eutung 6iefes Kampfes un6 6er (Bröge 6er 2(ufgabe, 6ie Preufen 6abei 5ugefaOen ift, lizbi 6ie Königin empor 5U riner Qöt^e 6er (Beftnnung, 5U 6er feine 2Inn>an6Iung 6er Sdiwadjc heraufreicht. Hie fommt i^r 6er (ße6anfe, 6ie Hettung Preufens 6urclj einen Son6erfrie6en mit Hapoleon 5U erfaufen. Sie ifai eine leb^fte €mpfin6ung 6afür, 6af fie 6urdj 6iefe Haltung 6ie (Eljre Preußens rette, un6 6as madjt fie „ftarf bis in 6en tro6". Der fdjtt>e6ifc^e Diplomat Brincfmann, 6er fonft, n>ie »ir uns erinnern (fielje oben S. ^76), red^t bitter 5U urteilen pflegte, rül^mt gegen (£n6e 6es Kampfes ä^nlicf; tPte <ßen^ am Jtnfang: „Die Königin Ifat feit Beginn 6es Krieges nic^t einen 2tugenblicf ^el6enmut un6 Stan6^aftigfeit perleugnet."

Un6 alles was fie umgibt, was fidj itjr nähert 06er was fie an fidj $iel?t, fudjt 6ie Königin mit 6em (ßeifte 5U erfüllen, 6er fie felbft befeelt» Tlls „£an6esmama", wie fie fic^ in Königsberg einmal nennt, füljlt fie fic^ glücHic^, pon „6en getreuen Untertanen" geliebt un6 gefuc^t 5U iper6en. Keine ©ber^ofmeifterin we^rt je^t eiferfüdjtig 6en S^g^ng 5ur Königin, feine (Cour nnr6 geilten. Die Damen, 6ie pc^ meI6en laffen, fm6 wiüfommen, werben mit einer Caffe (Tee bewirtet un6 muffen mit Scharpie supfen. (Ein ^ufiger (ßaft ift ^rau Pon Krü6ener, 6ie $uweilen aus i^ren Sdjriften porlieft. Heben 6en preufifdjen (ßcneralen, Blüdjer, 6er fidj por feiner 2tbreife nac^ Pommern pon iljr perabfdjie6et un6 Briefe für 6en üater in Zleufhreli^ erljült, Rüc^el, 6em (ßoupemeur pon ©ftpreufen, un6 Keffel, 6em neuen Komman6anten 6er (ßar6e, 6em (ßrafen un6 6er (Bräfin Do^na^Sc^Iobitten, 6cren pier Sö^ne im ßzlbe pan6en, fommen sa^Ireidje Diplomaten, wie £or6 J)utc^infon, ein tYpifdj fteifer un6 wun6erlic^er (Englän6er, un6 piele Suffen, 2Heyan6ers (ßünftling, 6er preuf enfein6Iic^e Pole (Csartorfsfi mit feinen 5^eun6en Itowoffil^w un6 Stroganow, un6 6er

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Zninifter 6es ^lustpärtigen, Bubberg, für öen ftc beim König um ben Sdivoatyn 2IMeror6en bittet. 3"^^^^/ ^^ folc^en (Befellfc^aften, bei freunMic^en 2tufmerffamfeiten befonöers gegen (Englänöer un6 Huffen, fu^It fie fic^ im Dienfte 6er guten Sadjz. Xlodf über öiefen getoo^nten Kreis lyinaus aber 6el?nt fte iljre (Empfänge: jte jtelyt 6en alten Kriegsrat Sdjeffner, öeffcn tpir nodf nätfet ge6enfen n>erben, ben Prebiger Borotpsfi, 6effen „Kemprebigten nac^ alter 2Irt i^rem I^ersen ein »aljres Cabfal fmö", un6 Vertreter btv jungen öeutfc^en Didjtung: ZHoy pon Sd;encfen6orff unb Tldiim pon 2(mim. ZRan fd^rt auf bem Sc^Iofteic^ in Königsberg unb auf bem Pregel fpasieren, unb Königin Cuife, beren Boot ZPilfon (enft, fingt mit Sdjtt>efter ^ricöerife 5ur (Bitarre aus 6em eben erfc^ienenen IDunöerIjom: „€s ritten 6rei Heiter 5um (Tore ^inaus".

(ßlücflicl^e trage in Königsberg! Die Königin flagt n>o^I einmal Aber öie norbifcf^ Sonne 6ort, öie leuchte o^ne 5U n>drmen: fte felbft in fic^ Bruöer (Beorg fyxi öies (Bleic^nis einmal gebraucht trug eine Sonne, öeren Strahlen i^re Umgebung erleuchteten unö ermarmten»

2(Uein, feit 2Hitte ZRai fd;on, färbte ftc^ öie I^ffnungsfro^e Stintmung trüber unö öäfterer. Cuife ^tte bereits gelegentlid;, in böfer Pora^nung, 5U Sd^mefter ^rieöerife geäußert, fte fe^e öiefe glucflicf^n Cage ,,nic^t als Belohnung pergangener unglficflic^ Seiten an, fonöem als eine Queue öer Stärfung 5U neuen UnglucfsfäUen". Hun fam aus Ztlemel öie Hadjridjt pon einer fdjroeren €rfranfung 2tleyanörinens, ipas öie ZITutter fo erregte, öaf fte fd^on im Begriff n>ar, nad; 2HemeI absureifen, als berut^igenöere ZHelöungen f)ufelanös fte surucfl^iclten. Schlimmer noc^ quälte öie Königin öie Sorge um Dansig unö öie (Entlüftung über öie Unbemeglidjfeit öer grof en rufftfdjen 2trmee. 3"^"^^^ ^"8^ f^'of fidj öer eifcme Heif öer Belagerer um öie pon Kalcfreuttj tapfer perteiöigte Siabt, o^ne öaf Bcnnigfen cmftlidje £)ilfsperfudje gemadjt ^tte. Königin Cuife felbft nxinöte fidj am \8. ZIToi an Katfer 2(Ie|-anöer mit öer Bitte, Dansig nid^t fallen 5U laffen unö öurd^ ein Porge^ öer fjauptarmee eine Ztblenfung öes ^einöes ljerbei5ufütjren. IDos fte freilidj injmifc^en öurdj itjren (ßemaljl pon öem rufftfdjen ^eere erfutjr, pcriytcg menig 2lusftdjt auf öcn (Erfolg aller tljrer Bcmüljungen.

Seit öem \6, Tiprxl bereits meilte König ^rieöridj IPiltjelm mit Kaifer 2IIefanöer bei öen rufftfdjen tTruppen in Sc^ippenbeil unö Bartenftcin. Die perfönlidjen Besie^ungen öer bciöen inonardjcn 5ucinanöer ^tten nidjt Ijersüdjcr unö pertraulidjcr fein fönnen; 2(Ie|:anöer, öer ftdj inmittett feines I)cores wie öer fjaustjerr fütjite, nxir pon rüljrenöer 3uPorfommen» Ijeil gegen öen König, öeffen (Einfadjljcit es öer 2lufmerffamfeiten mandjmal felbft supiel n>uröe. 3n öen Staatsangelegenljcilen madjte J)aröenberg moift öen Vermittler 5tt>ifdjen itjnen; öagegen fanöen fte ftdj immer jufammen in ibrer gemeinfamen Heigima f"«* M<» iteußerlid)^*^

öes Znilttdnpefens. ZtTand;e ruffifcf^e (Einrid^tung erhielt bamals (Eingang in bk preufifc^e Uvrmc, tt>d^rcn6 frütjcr bas Umgcfcljrtc 6cr ^aü geipcfcn u)ar. TXadi TiUjcanbcts Bcifpicl fing ^mbtid) IDilljclm an, einen tTfdjafo 5U tragen, un6 lief feinen Sdjnurrbart wadjfen, was i^n anfangs nic^t redjt fleiöete un6 fpäter, wie es Ijief , in (Tilfit Hapoleon miffieL €r lief fidj je^t 6en ^opf abfdjneiöen, 6er bei 6en Soldaten fdjon feit einigen ZlTonaten abgefd;afft n>ar, unb fc^icfte it?n feiner (Bemat^Iin, bie it?n forgfältig aufl^b unb ben Sturs öiefes Symbols pon 2(ltpreufen mit bemerfensiperten IDorten begleitete. Sie fc^rieb 6em K5nige am 6. ZlTai: „Vox iwA ^al|v^n tjätte man in Preufen nic^t an 6iefe 2ten6erung 5U ienfen gewagt, wegen 6er ^bcc un6 öes IDertes, 6en man 6em alten Koftüm 6er preuf ifdjen 2trmee beimaß. Der Siebenjährige Krieg Ifattc feinen mädjtigen €inf[uf bis auf 6ie Qaartrad^t ausge6et;nt, un6 wer fte Ifättc än6em woOen, ^ätte ein Znajeftätsperbred^en begangen. Dagegen fyxt 6er mäd;tige (Einfluf 6er fransSfifc^en Hepolution 6iefe 2(en6erung geftattet, 6enn, meiner (Treu, nieman6 wir6 einen S^Pf tragen wollen, um 6as 2ln6enfen an 6en Cag 6es l^^. ®f tober 5U perewigen, 6er gegen 6ie Hepolutionäre perloren ging. 3e6enfalls ^be id; Cränen gelacht über 6as ^dpfc^en, un6 es foO aufbewahrt wer6en unangetaftet bis an 6er IDelt €n6e." Iln6 fpdter noc^ einmal: „3^ ^^f Dir noc^ fagen, 6af 6as (ßefc^enf Deines ^opfes mir wirflic^ Pergnugen gemacht fyii] 6enn xdf wfinfd^te 6iefe troiIettenän6erung längft; alles was im Kriege 6ie troiIettebe6ürfniffe pereinfac^en fann, ift wirflic^ gut."

König ^ri^^ndj IDilljelm Ijing an 2tleyan6er mit fefter (Treue un6 mit unerfc^ütter^» liebem (ßlauben; „fein ^ers ift fo gut," fdjreibt er einmal über i^n, „fein IDiüe für 6as (ßute fo beftimmt, feine 2Ibftc^ten fin6 fo e6elmütig." 2tüein 6as Per^lten Bennigfens un6 6ie Znifftän6e im ruffifc^en ^eere, 6ie llnor6nungen un6 2tusfc^reitungen, liefen feine ^uperfidjt in ifjm auffommen. Dergeblidj wur6e, unter J)ar6enbergs eigener Ceitung, pon preufifdjer Seite alles aufgeboten, um 6en Unter^It 6es rufftfc^en ^eeres ftdjersufteüen: immer pon neuem Wagte Bennigfen über Perpflegungsfdjwierigfeiten, 6ie iljm je6e Bewegung unmöglich machten, un6 lief 6ie (Truppen, 6ie er einmal, gegen ZTIitte ZITai, bereits 5U einer 2tngriffsbewegung sufammengesogen ^tte, wie6er auseinan6erge^n. „Parturiunt montes", meinte ^rie6ridj IDil^elm. Dabei mufte 6er König „mit bluten6em £)er5en" sufeljen, wie 6as reidje £an6 an 6er 2tUe perwüftet, 6ie unglücflidjen (Einwohner ausgeplün6ert, gemif ^ ljan6elt un6 pertrieben wur6en. Die graufamfte (Enttäufc^ung für iljn war es, als er ftc^ aümäljlidj überseugte, 6af audj 6ie längere perfönlic^e Jtnwefen^it 2tleyan6ers feine ®r6nung in 6ie eingcwurselten ZlTif brauche im ruffifc^en £)eere bringen wer6e. „3^^ fdjäme midj in 6ie Seele 6es Kaifers", fc^rieb er feiner (ßema^Iin. 3" foldjer Stimmung perlief

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5er König am 20. ZTTai bas rufftfd;e £)auptquartier, n>o bw Crlebigung ber öiplomotifd^en (Befd^fte it^n länger als er gctpunfcl^t feftge^Iten fjatte, nnb ging mit Katfer Ukjcanbn nad} £)eiltgen&etl, am 5^fc^n £)aff, um 6ort fein eigenes Meines Cruppenforps 5U beftc^tigen. €r erfüllte 6amit enMic^ einen IDunfdj, 6en Königin Cuife fdjon »ieöerljolt, porjtc^tig ober nadjörücflidj, i^m angedeutet Ifatt^. €r fiberreidjte £'€ftocq, 6er für öen Sieger pon Preufifc^- (£ylau galt, bos gelbe Banb bes Sc^nnirsen 2IMerorbens, perteilte Zneöaillen unter Me Sottatcn un6 ridjtete ermuntemöe IDorte an fie, ,^fo gut xdi es permoc^te'' n>ie er felbfl befdjeiien fdjrcibt. Dann eilte er »eiter nac^ Königsberg $u feiner (Scmalflxn, 6ie er in biefer gansen ^eit nur einmal befud^t ^tte, n>ä^renb Kaifer 2IIe;anber nac^ (Tilftt reifte, 0)0 ruffifdje Perftdrfungen ernnirtet tt>ur6en.

IDcnige tTage nur n?aren ^nebrid; IDilt^elm unb Cuife in Königsberg nrie6er pereinigt, als Me Unglücfsbotfc^aft eintraf, ba^ Dansig, nad^em ein fd^Ied^t angelegter f)ilfsperfu(^ unter großen Derluften gofdjeitert ipar, am 26. ZHai eljrenpoU fapituliert Ifab^. (Ein neuer Sd)Iag für Cuifens £)offnungenI ,,Dan$igI Dansig! ift 6a^in", fc^reibt fie öem Bruier, ,,feit gcftem in fransöfifc^en £)än6enl in öiefen per^ften, über alles gräflichen Ränken". . . 2tber fic bleibt ungebeugt, fein (ßeöanfe an Sonöerfrieöe, an (Trennung pon Huflanö. ,^(ßlaube öesljalb nic^t, 6af mein (ßeifl auf 6er €r6e liegt, fo gebeugt, 6af ic^ 6en Kopf nic^t meljr Ijeben fann . . . IDas aus uns n)er6en ipir6, ipeif (Sott. Dodj gebe idj Vit bit Ueberseugung, 6ag gen>if nid;ts gegen 6ie (£^re Preuf ens getan n>ir6. (£in Separatfrie6en ift ein Ding, ipos ipir gar nidjt fennen. ZlTit 6em Kaifer ift fo eine 3"^"^^^^/ i" ^" Kabinetten audj, tt>ir ^ben uns fo mit £eib un6 Seef an 6en guten €ngel perfdjrieben (nidjt an 6cn 2)oftor ^auft mie gaftrou) u>ollte), 6af nidfis in 6er IDelt gefc^e^n fann, als nüt il^m un6 6urd; il^n. Oicfe Berul^igung gibt mir 6ann Kraft, n>cnn alles in fd;a>eren (ßett>ittcnpolfen neben mir un6 um midj ift, un6 6er (ße6anfe, 6er ^ranj 6en (Erftcn fo ftarf belebte, als er audj im größten Unglücf a>ar, Tout est perdu, hormis Thonneur, foll mic^ ftarf madjen bis in 6en tro6" . . .

Königin Cuife begnügte [xdf nidjt mit Klagen; fie pcrfudjte noch, 6a Ztb^ilfe 5U fd^ffen, ipo fie am nötigften fdyien: in 6er ^ütfrung 6es ruffifdjen fjeeres. 2)er König Ijatte i^r ange6eutet, 6af 2tlefan6er, felbft un5ufrie6en mit Bennigfen, an 6ie Uebenialjme 6es ®b«r- befeljls 6enfo, un6 6af 6ies tt>otjl 6as befte tt>äre, tt>enn er nur gute Hatgeber fän6e. Sit entwarf am ^3""^ ^^^ Sdyreiben an Kaifer 2He|'an6er, in 6em fie, unter leb^ften Se* fd)tt>er6en über Bcnnigfcns Untätigfeit, 6em Kaifer 6en IDunfcb äußerte, er möge jtc^ fclbft an 6ie Spi^e feiner lorbecrgefrönten 2trmee ftellen. Sie erfdjraf 6ann 6o<^ über 6ie Küljnljeit i^rer Bitte, un6 £)ar6enberg, 6en fie nne6er um liai fragte, e^np^aljl Ujr,

>^G

öen 2tus6rucf t^rcs IDunfc^cs u>cg$ulaffcn nnb nur 6ie Hoffnung auf neue rufftfc^e Stege bei guter Cettung 6er Cruppen aussufprec^en. Die Königin u>illfa^rte 6em Perlangen ^aröenbergs, 6er öos abgeänöerte Schreiben felbft 6em Kaifer nac^ Cilftt überbradjte.

IDenige Cage fpäter fanöte fie Ztleyanöer einen 5u>eiten Brief, öiesmal mefentlidj perfonlic^en 3"^'^^ ^^^ geöadjte beu>egten ^ersens 6es ^0. 3uni, öes erften Cages 6er gufammenfunft, 6te fünf 3^^^^ por^er in ZITemel ftattgefunöen ^otte, unö 6er für Ujr 3nnenleben fo beöeutungspoUen Befanntfdjaft mit Kaifer 2tleyan6er, 3"^^^ P^ ^^^ fearan erinnert, beflagt fie sugleic^, 6af bas „Ungeheuer Bonaparte" 6ie unfc^ulöigften ^reun^» fdjaftsbanöe 5U 5erreif en oerftanöen ^abe unö fie öaöurc^ 6es (ßlücfes beraube, 6em Kaifer in iljrem eigenen Canöe, in Cilftt, pon u>o fie einft 6en erften Brief an i^n gefdjrieben, 6ie fdjulöigen €^ren 5U ertt>eifen. 2tber fie rü^rt 6oc^ auc^ an 6ie politifc^e Seite 6iefer Besie^ungen. Die llnu>an6elbarfeit feiner ^reunöfc^aft für 6en Konig, fo fagt fie i^m, fei je^t i^re ein$ige ^offnungsquelle, (D^ne i^n ipüröen 6er König unö fie felbft perlernen muffen 5U ^offen.

€s fc^eint faft: 6ie ZITitteilungen bes Königs über 6ie ^^ftanöe in 6er rufftfc^en Ztrmee unö über 6ie ipadjfenöe (Dppofttion gegen 2tleyan6ers Politif ^tten ^wei^d nnb Beforgniffe in Königin Cuife enpecft, öie nur 5U balö ftc^ traurig bema^r^eiten foüten*

Was 6er 5ä^e IDiöerftanö pon Dansig nidjt permoc^t ^tte, bewirf te enölic^ öeffen ^all: Bennigfen, 6er nun eine (Dffenftpe Hapoleons befürchten mufte, auc^ ipo^I pon feinem Kaifer aufgerüttelt ipuröe, entfc^Iof fic^ je^ felbft an 6er Zilie aufipärts $um 2tngriff porsuge^en. Xladf einigen unbeöeutenöeren ©ef eckten fam es am ^0.3uni füMic^ Bartenftein, bei ^eilsberg 5U einer Sc^lac^t, in 6er öie Ruffen unter erfolgreic^r 2TKtu>irfung preufifc^er Kapallerie einen un5u>eifel^aften Sieg errangen.

Königin Cuife, öie geraöe an öemfelben Cage Königsberg perlaffen unö nac^ 5U>ölf== ftünöiger ^a^rt in örücfenöfter ^i^e ZlTemel erreicht ^tte, erhielt öort erft 5U)ei Cage fpäter öurdj einen Boten i^res (ßema^ls, öer fic^ insipifc^n 5U Kaifer 2tleyanöer nac^ Cilftt begeben l^atte, öie Hac^ric^t Pon öem rufftfc^en Siege. Der König ^ielt öie Sc^ladjt tatfäc^lid; für einen beöeutenöen (Erfolg, n>enn er auc^ nac^ allen trüben (Erfahrungen öer legten SHonate feine grofen Hoffnungen öaran fnüpfte. Die Königin u>ar „aufer fidj por ^reuöe", fie eilte felbft 5U Köcfri^, um öem unbef ehrbaren Pefftmiften öie Siegesnac^ric^t 5U bringen. Rafdj füllten fic^ öie Strafen mit jubelnöen ZITenfdjenmaffen; öie ZlTufif öer (ßaröe fpielte por öem ^aufe öer Königin. Cuife «nir unenölic^ glücflic^, befonöers über öen Siegesanteil öer tapferen preufifc^en fc^iparjen ^ufaren. Bei alleöem eine rücf^altlofe ^reuöe ipollte öoc^ nic^t in i^r auffommen. „(ßott ipolle jeöe ^iobspoft per^üten," fdjrieb fie am nädjften

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Cage 6cm König, „es tx>äxe $u graufam. 3^ "^"f ^^ frcilidj gefteljen, 6af nadj $u grof en Unglücfsfällcn mein £jer$ fidj nidjt pöUig un6 mit ganjer ^nvzxfxdit 6er iBIäcfs«

Hoffnung überlaffen fann, 3^ W" 9^^ $" h^ ^^ meinem ^immel geftürst IDet

fönnte me^r als Du un6 ic^ an 6er Hationale^re ^Iten? ZPir ^ben no<^ pieles gut 5U mad^n, aber mit (Bottes {}ilfe n>er6en n>ir es auc^. 2(6ieu, a6ieu* <Bott n)oUe ferneren 6ie nic^t oerlaffen, 6ie an i^n glauben un6 auf i^n ^ffen ewiglidj/'

Cuife ^atte faum 6iefe S^kn gefdjrieben, am ^3. 3»"^/ ^^ We befflrdjtete ^^^iobspoft*' eintraf un6 6ie ftürmifc^ laute ^reu6e in ebenfo tiefe nie6ergefdjlagenljeit pem>an6elte* Sennigfen, um nic^t in feiner redeten ^lanfe Aberflugelt ju n>er6en, ^tte an 6er 2(Ue abu>ärts 6en Rücfjug antreten muffen. „Da lies, fo genannt Sennigfen Sdiladitm unb fo oerliert Sonaparte fte" mit 6iefen IDorten fan6te 6er König i^r 6ie Hadjric^ten Aber Sennigfens Rücfsug. ^txm Cage fpäter, am ^5.3""^/ ^^f ^ König, trüber 2I^nungen poU, felbft bei 6er Königin in ZUemel ein.

3n 6er ^reu6e 6iefes IDie6erfe^ens ahnten bei6e nic^t, 6af fdjon am tCage por^ i^r Sdjicffal entfc^ie6en UHir: am \^. 3»"^ ^^öe bei ^rie6Ian6 in einer neuen Sc^Iac^t Ilapoleon 6as rufftfc^e ^eer pemic^ten6 gefc^Iagen.

Cafcl \S

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Königin Cutfc

^^tcs Kapitel Königin Juife in Cilfit

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ae XXadjtxdft pon btt Hteöerlage 6er Rujfcn bei ^rieManö gelangte am ^6,3»"^ "^^ Zltemel, nur einen tCag fpäter, nac^öem öort König ^rieöric^ ZPil^lm m. un6 Königin Cuife fidj imeöer pereinigt Ratten. Der König blieb gefaft un6 ru^ig; er ^tte ipenig gehofft unö öarum ipenig perloren. Sein ©roll rpanöte ftc^ gegen Sennigfen; er meinte, unö mit i^m felbft mandjer Ruffe, fo piele ^e^Icr fönne 6er (ßeneral nidjt o^ne geheime Ztbfic^ten begangen ^aben. Die Königin, 6ie nodj eben 6en Sieg 6er Ruffen bei ^eilsberg in iubeln6er fjoffnungsfeligfeit gefeiert ^tte, ipar tief entmutigt, faft persipeifelt; aber fte fan6 baI6 Croft un6 ^alt in i^rem fc^Iic^ten ©ottpertrauen un6 in 6em erljeben6en Seipuf tfein eines Unter*» ganges mit €^ren. Das €t^ifc^e in Königin Cuife, i^r fittlic^es 3^ ^K«^ ergaben Aber ©läcf un6 UnglAcf, aber Sieg un6 Hie6erlage. Die l^arten Sc^icffalsfd^Iäge ftä^Iten 6as fonft fo ipeic^e ©emüt: unerfdjrocfen un6 ungebeugt ftan6 fte unter 6en Crümmem i^res ©lucfes. Un6 nie offenbarte ftc^ 6er Reichtum e6Ier ©efü^Ie, 6er fte befeelte, tiefer un6 fc^öner als in 6en 2teuferungen gera6e aus 6iefen Unglücfstagen: Srief6enfmale pon unpergdnglidjem IDerte, in 6enen 6er ftoI$e Sc^mer$ nic^t per6ienten Unglücfs ergreifen6ften 2tus6rucf ftn6et. „©laube an utts," fdjreibt fte 6em Sru6er, „6enn rpir glauben an (ßott un6 6ie tCugen6. 3^, fo lebt un6 fütjlt 6er e6le ZlTenfcIj un6 fo ertjält er fic^ ^rie6e in

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feiner Bruft, ipenn 6es Sdfid^als Stürme über t^n fradjen, ipenn KSnigretdjc untcrge^n^ ipcnn bas Cafter fiegt." Unö an 6en Dater: „S^'xm Croftgrünöe tfob' idi, 6te midj über alles ergeben; 6er erfte ift 6er (ße6anfe, imr fin6 fein Spiel 6es Sc^icffals, fon6em nxlr flehen in (ßottes ^an6 un6 6ie Dorfe^ung leitet uns; 6er $n)eite, u>ir ge^n mit €^ren unter. Der König ^t beu>iefen, 6er IDelt Ifat er es beipiefen^ 6af er nic^t Sdjan6e, fon6em (E^re u>ill. Preufen ipollte nic^t Sflaoenfetten tragen, 2tudj nic^t einen Schritt ^t 6<r König an6ers Ijan6eln fönnen, o^ne feinem (C^arafter ungetreu un6 an feinem Doffe Derräter 5U n>er6en. U>ie 6iefes ftärft, fann nur 6er füllen, 6en nni^res (Eljrgefü^l 6urcff*

ftrömt Xlodj einmal, befter Pater, n>ir ge^en unter mit (Eieren, geachtet un6 gefehlt

von Hationen, un6 n)er6en immer un6 eipig ^reun6e Ijaben, »eil mir es i>er6ienen . . . Zlodj eins 5U 3^^^^^ Croft, ndmiidj 6af nie, nie etunis pon unferer Seite gefcf^^en wirb, was nidjt mit 6cr ftrengften (E^re perträglidj ift . . . Der König fteljt mitten im Unglücf eljnpür6ig un6 djaraftergrof 6a" . . .

Tlndf in 6iefen Stun6en, xx>o 6ie Dersmeiflung nac^ iljrem £jer$en griff, nic^t einen 2tugenbltcf Ifat Königin Cuife bereut 06er nur be6auert, u>as mit iljrer ^^Pimmung gefc^^en n>ar. ZTTodjte fie 6ie folgen bemeinen, n>ie fie fpater einmal gefagt i^t, nidjt 6as prinsip 6er ^an6Iung (£ljre un6 Selbftgefüljl un6 nidjt 6ie ^an6lüng felbft. Dos polse Berpuftfein, rec^t un6 fittlidj geljan6elt $u Ijaben, blieb iljr unerfc^üttert. „2Iuf 6em IDeg 6cs Redjts leben, fterben," fc^rieb fie 6em Pater, „ja tt>enn es fein muf , Srot un6 Salj ejfcn, nie, nie u>er6 ic^ unglücflic^ fein . . . Hur Unredjt, nur lln$uperläfjtgfeit 6es <Buten unfererfeits bringt midj 5U ©rabe, 6a fomme ic^ nidjt ^in, 6enn wir fte^n $u ^oc^" . . .

Bei aUe6em u>ar 6ie Königin 6arauf gcfaft, bei UKiUxcn ^ortfdjritten 6es ;Jein6es über 6ie ruffifdje ©rcnse fiüdjten 5U müjfen, u>enn fie auc^ entfc^lojfen n>ar, bis $um Zlcugerften aussuljarren, um 6iefer Demütigung 5U entgeljen. „(ßott ttrir6 mir ^Ifen/ fdjrieb fic, „6en trüben 2tugenblicf 5U befteljen, n>o ic^ über 6ie ©renje meines Heid^es muf. Da wirb es Kraft erfor6em, aber ic^ Ijcfte meinen Blicf gen Jjimmel, oon 6a alles ©ute un6 Böfe fommt, un6 mein fefter (ßlaube ift, er fdjicft nidjt meljr, als mir tragen fönnen** . . 2n i^rer Umgebung rüftetc man fdjon 5ur ^ludjt auf 6ie Sdjiffc 06er über 6ie <Brenje IjinitK^g nadj Riga. 3n6cffen trafen u>ie6er beruljigen6ere Hadjridjten ein über 6en ge* fieberten Hücfsug 6cr proufifdj==ruffifc^en Cruppcn, 6as langfamc Hac^rücfen 6er fiegretc^ ^ransofen, 6en StiUftan6 6er (Operationen an 6er IHemel, 6urc^ 6ie bei6e f^eere getrennt blieben. Die (ßcfaljr, 6ie einen 2lugcnblicf in unmittelbarer XlStfc ge6roIjt ^e, fdjlen tt>ie6cr in 6ie ^eme gerücft, fo 6af König ^ric6ridj XPil^elm felbp am 20. 3uni fnl^ ZTTemel ocrlaffcn fonnte, um nac^ Sjaml $u reifen, einem <ßut<» 6es ßürHtn Sv^w in

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Samogttten, n>o^in xlfn Kaifcr Ztleyanöer 5U einer ^uf^^^^^^'unft gelaöcn ^atte. ^aröen«» berg wat bereits öal^in porausgegangen.

^ür 6ie in ZITemel 5urücfbleiben6e Königin tarn eine qualpoUe 5«^ bangenöen ^arrens, tCage^ in 6enen 6ie öunfel por iljr fidj ausbreitenöe ^ntnnft nur feiten nodj pon einem ^offnungsftra^Ie erhellt ipuröe. (Einigen tEroft un6 5uipeilen eine (Erweiterung gemäljrte iljr 6er Umgang mit prinseffin IDiUjelm unö prinsefftn Cuife Kaöjimiü, mit öenen fte audj je^t nodj manchmal im Singfpiel ^^J^^^^uung fudjte. 3" 2TlemeI ging 6er Cärm friegerifdjer Ruftungen u>eiter, auf 6er Heljrung u>ur6en Derfdjansungen aufgeworfen, im ^afen Kanonen* boote bewaffnet; unter 6en ^enftem 6er Königin porbei sogen in langen Reiljen 6ie IDagen $ur Quaibrücfe. Die 5ta6t füllte fic^ mit 6en Flüchtlingen pon Königsberg, mit penpun6eten Huffen un6 Preuf en. 3^ ^^^ ^^^ ^^^ SpannnnQ 6es 21ugenblicfes beruhigte sunädjft 6as (Berückt pon 6em itbfc^luffe eines U)affenftiIIftan6es, 6as jtdj baI6 nac^ 6er Ztbreife 6es Königs perbreitete. Die Stimmung neigte fc^on 3U einem Frie6en. Sei 6en unfdglic^en Cei6en un6 6er (Erfdjöpfung 6es Can6es, bei 6er gegenfeitigen (Erbitterung 5u>ifcljen Ruffen un6 Preufen, 6ie 6urcW 6ie legten unglücf liefen (Ereigniffe tt>enn nidjt Ijerporgerufen, 6ocW gefteigert u>ar, erfdjien auc^ für Preuf en 6ie ^ortfe^ung 6es Krieges als eine Unmöglidjfeit. Unter 6en Huffen perlautete, 6ie Preufen per6ienten nidjt, u>as man fcfy>n für fte getan l^abe; Pon 6en Preufen tpur6e laut auf Sennigfen gefdjolten, 6er fid; an bm für 6ie 2Irmee beftimmten Cieferungen bereic^rt ^be. ^nwcxkn fdjmeic^elte man ftc^ mit 6er UTöglidjfeit einer Ztusföljnung mit Hapoleon; es ^ief fdjon, 6er Kronprinj foHe iljm 6ann fdjreiben un6 um Rücfgabe 6er 2(n6enfen an Frie6ricW 6en ©rof en un6 an6erer geraubter ^amilien*^ ftücfe bitten.

Da ober famen aus Ssaipl Briefe 6es Königs mit 6er Hadjric^t pon einem pöUigen Umfdjipunge 6er Politif Ruf lan6s, 6as nadj einer I?erftän6igung mit ^ranfreidj übereifrig Ijinftrebte, Pon 6er Derljan6lung über einen ruffifdjen IDaffenftilIftan6, ipobei pon fransöfifdjer Seite 6ie (Einräumung 6er nodj pertei6igten preufifdjen ^eftungen Pillau, (Bxanbcni un6 Kolberg gefor6ert ipur6e, fogar pon 6er ZDa^rfdjeinlidjfeit einer ^uf^mmenfunft mit 6em „Znenfc^nfreun6e" Hapoleon. VOu tief perle^en6 un6 erfdjüttem6 6rangen 6iefe Hadjridjten in 6as ^nmv^e 6er unglücflidjen Königin! DersipeiflungspoU fa^ fie sufammenbrcdjen, iporauf fie mit gläubiger S^vex^dji immer gebaut Ijatte. Der Ztbfall Ruf lan6s insbefon6ere fcljmer$te un6 entrüftete fie, oljne freiließ iljr Dertrauen in Kaifer 2tlcyan6er $u serftören. Sie glaubte nod;, nad; Tlü 6es frül^r geplanten Hor66eutfcWen Bun6es, an 6ie UTöglic^feit eines grof en nor6ifcWen Bun6es, bei 6em „alle für einen, einer für alle" fte^en follten. 3" «inem rüljren6en Sriefe flehte fte 6en Sc^nxicljen un6 Ungetreuen um Sdju^ für tljren (ßema^l,

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Kdntgtn Cutfe in (Etiftt

JKZZSSESet

für iljrc Kinöcr. „Sie iperöen/' fc^rieb fte tljnt am 25.3uni, „in Mefem graufamen 2Iugen« blicf nidjt 3^^^^" ^rcunö unö eine Sadje oerlajfen ipoüen, 6ie 3^^^^"^ ^rsen immer teuer gcipefen ift; auf Wes ^ers, 6em alle tCugenöen eigen finö, grflnöet fidj alle meine f^ffnung für öie 3"'unft . . . Tidf, lieber Dctter, perlaffen Sie uns nidjtl . . . ilTeine (ßefunö^t ift öurd; all öiefe Unrul^ ettpas geftört, . . öod; mag xdf erliegen, n>enn nur 6er Vfinig gerettet tpirö, »enn nur meine Kinöer ein £oos, eine S^tnnfi Ijaben, ipenn nur 6er König unabhängig, glücflic^ lebt, tme glücflic^ märe ic^, 6affir 6as (Dpfer 5U fein/' Tillen i^ren fyx^ un6 alle il^re Perad;tung nnirf 6ie Königin auf Sennigfen, 6en Seftegten pon ^rie6' Ian6, 6cr in feinen Jlufseic^nungen 6oc^ mit ifotfct Bett)un6erung von xtft fpridjt un6 auf 6en (ßrofffirften Konftantin, 6ie tCriebfe6er 6er neuen ruffifdjen Politif. „34 fönnte iljn prügeln/' fdjrieb fie, „un6 feinem ^reun6 un6 Dertei6iger ins ißefic^t fpeien." ilTit einer geimjfen Sc^a6cnfreu6e ^5rtc jte, 6af Konftantin Polen er^lten foUe, 605 gönnte fie bei6en: 6en Polen folc^en fjerrfdjer, 6em (ßroffürften folc^ ein Dolf, ^icl fdjon 6<r 2Infang 6cr llnter^an61ung, 6er H)affenftinftan6, fo ungflnftig aus, tme fc^Iec^t mufte 6a 6er ^rie6e iper6en. ilTit bitterem Sdjmerje 6ac^te 6ie Königin 6er fc^meren (Dpfer, 6te Preußen für 6ie ^ortfe^ung 6es Krieges gebracht ^tte un6 nun bei 6er Dummheit unö Bösn>iIIig!eit 6er an6eren, fo mel tapferes Blut unnü^ pergoffenl

TXlxt UHiIjrljaftcm (Entfe^en aber erfüllte fie 6ie Hadjridjt pon einer beporfte{^6en ^ufammenfunft 6er ZtTonard^en mit Hapoleon. 2(lles, n>as rein un6 e6el, menfd^lidf un6 Ijoc^Ijcrsig in iljr mar, empörte ftc^ gegen 6icfen (ße6anfen. Sie perftan6 es nidjt, nxle Kaifer 2tleyan6er nac^ 6iefer 3uf^^^<^"funft ^in6rängen fönne, nadj 6em ^uf^mmentreffen mit 6em ilTannc, in 6em fie 6ie Dcreinigung Pon allem, n>as gemein, mit allem, ipos bosljaft erblicfte. ^ür i^ren ©ema^l felbft fürdjtete fte gleidjfam eine €ntn>ei^ung, eine €ntftttlidjung pon 6er Bcrüljrung mit 6iefem „unreinen IDefen", 6iefem „^öllenfo^ne^. Denn fo fcljr fie felbft unter all 6cm Sdjrecflidjen litt, ipas um fie ^er porging, fd^iperer noc^ laftetc auf iljr 6cr Kummer um 6en (ßemaljl un6 6effen Cei6en, un6 in rü^ren6en IDortcn fpcn6etc fic 6em llnglücflidjcn (Croft un6 t^ffnung. „£ebc mo^l," fdjrieb fie iljm, „möge 6cr (ßott 6es (Erbarmens Didj fcgnen un6 Dir 6ie IDoIjltaten enpeifen, Me xA Dir u>ünfd)o. Dos (Bebet ftärfc Di*, er pcrld^t 6ie nidjt, 6ie iljn nidjt perlaffen. Hur Stan6i^ftigfeit, feine Hacbgiebigfcit, 6ie Deiner llnabl^ngigfeit Hac^teil bringen fönnte . . . 2I6ieu, taufen6mal a6ieu, (ßott fei mit Dir, ipic 6ie IDünfdje Deiner ^reunWn, 6ie Dir fieser fin6/'

lln6 noc^ I^tte fte faum 6ic ^Höglicbfcit einer ^ufammenfunft f äffen mollen, als fte fc^on 6ic XPirfUdjfeit felbft er^^^r.

Königin Cuife in (Eilftt

2tm 2^,3wnt mar in tCtIjtt $n)tfcljcn rufftfdjcn unö fransöftfdjen BcpoUmädjtigtcn ein IDaffcnfttllflanö untersetdjnct iporöen, bei 6em sugleidj ^rieöensper^anMunsen unö 6er 2tbfc^Iuf eines IDaffenftillftanöes auc^ $iDifcIjen ^ranfreidj un6 Preufen porbe^alten louröen; 6ie ^oröerung 6er (Einräumung 6er preufifdjen ^eflungen Ijatte Kaifer 2tleyan6er für Ruf ^ Ian6 5urücfgen)iefen, Sei 6iefen Der^an6Iungen nun ftellte Hapoleon 6ie ZUöglidjfeit einer Dergröf erung Huf Ian65 bis an 6ie XDeidjfel in 2(usftc^t S^igte fiber^upt ein fo unertDartet ipeites €ntgegenfommen, 6af pon ruffifc^er Seite mit ipac^fen6er Sereitunlligfeit auf eine intime PerftänMgung mit ^ranfreic^, felbft auf 6en (ße6anfen eines Sün6niffes eingegangen ipur6e. IDie pon einem unu>i6erfte^Iic^en tCriebe fortgeriffen perlief Kaifer 2tlefan6er fcfy>n am 22. 3uni S$au>I un6 erreichte nadj fursem 2tuf enthalt in tCauroggeU; n>o ^rie6ridj XtHIIjelm ftc^ iljm u>ie6er anfc^Iof, mit 6em K5nig $ufammen am 2\.'^\xvx picftup5^nen, einen ^lecfen pon u>enigen Käufern, am rechten Ufer 6er ZlTemel, feine ZlTeile me^r pon Hapoleons Jjauptquartier am linfen ZlTemelufer in tCilfit entfernt. Hodj gegen 2tben6 6esfelben Cages erfc^ien Hapoleons (Dber^fmarfdjall Duroc, um 6en ruffifdjen Kaifer $u einer ^uf^^^^^'^^f^ ein5ula6en. 2tuf einem ^of im ZUemelftrom trafen am nädjften tCage, 25. 3""^ Hapoleon un6 2tleyan6er 5ufammen, ipaljren6 König ^rie6ric^ XPilljelm, in einen rufpfijen ZUantel gefüllt, inmitten ruffifc^er (Dfpsiere, unter ftromen6em Hegen am Ufer iparten6 $ufa^. IDelc^ ein Ztugenblicf in Preuf ens ruhmreicher ©efdjic^tel Der König ^atte in$ipifdjen erfahren, 6af Hapoleon bei 6er Per^an6Iung über 6cn preufifdjen lDaffenftiIIftan6 piele Sd^mierigfeiten madje, 6af er 6ie (Entlaffung pon ^ar6enberg un6 Hüc^I for6ere un6 insbefon6ere auf (Einräumung 6er 6rei ^eftungcn befte^e. (Er fan6 gera6e nod; ^eit, Kaifer 2(Ie;an6er 6apon in Kenntnis 5U fe^en, 6em es gelang, 6en fransöfifdjen Kaifer pon 6iefen ^or6erungen porläupg abjubringen, fo 6af einige (Tage fpäter 6er preufifc^*fran5öftfc^e lDaffenftiüftan6 5um Ztbfdjiuf fam.

2tm 26.3uni ipur6e audj König ^rie6ridj IDiUjelm 5U einer ^ufammenfunft mit 6en bei6en Kaifem me^r 5ugelaffen als eingela6en. Hapoleon 5eigte iljm 6abei eine ^öflic^e Kälte, f einerlei 5UPorfommen6e 2tufmerffamfeit; er lief feine 2(bneigung gegen Preuf en, obgleidj er eine Unter^ltung über 6ie ^rie6ensbe6ingungen permie6, 6eutlic^ 6urdjblicfen. Dem König imponierte Hapoleons Haltung feinesipegs, fie fdjicn iljm redjt geu>ö^nlidj; 6as „Ungeljeuer" flöfte i^m einen IDi6enpillen ein, 6en er nidjt 5U perbergen u>ufte. (£r füljlte tief 6en pollfommen unausgleic^baren (ßegenfa^ jmifc^en ftd; un6 6em gefrönten Soljne 6er Hepolution ein ©egenfa^, 6er audj auf 6er an6eren Seite empfun6en un6 bemerft ipur6e. Die (£in6rücfe 6iefer erften ^ufammenfunft nxiren bleiben6 un6 entfdjei6en6.

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Kditigtn £ntfe in (Ttlftt

^L, .^Sl UOL

Der ganse Perlauf 6er ^ufantmcnfunft un6 6te 6a&ei gepflogenen Sefprec^ungen entflammten aufs neue 6en jomigen Sc^merj 6er ftoljen Königin. Der Papillen auf 6em ZHemelprom n>ar nur mit 6en 3nitialen 6er Hamen Hapoleons un6 2tleyan6ers gefdfmflcft; 6er ^ran5ofenfatfer unterlief, 6em König feine Umgebung porsufteüen; er fdjlog i^n aus pon feiner Cafel. H)ie 6urfte 6iefcr tCeufel, „6er fidj aus 6em Kot emporgefdjipungen/' einen König in 6effen eigenem Can6e fo 5U beljan6eln UHigen? „Hun, es lebt 6oc^ no<^ ein ©Ott, 6er u>ir6 iljm fc^n 6en £o^n geben, 6en er per6ient." Iln6 nxis pcrlangte Hapoleon? Die (Entfernung Jjar6enbergs, Pon 6em er gleic^fam eine (Dljrfetge erhalten 5U ^aben be^uptete, ^ar6enbergs, 6effen Politif 6er Königin ebenfo gefiel, ipie fie feine (Sefc^fts* gen>an6t^eit un6 feine (0efcI;icfIid;feit befon6ers im Umgang mit 6em Könige fd^^te un6 6en fie 6es^alb für unerfe^Iidj ^ielt. Ceidjter in 6er tZat erfc^ienen iljr 6ie gefor6erten 2Ibtretungen, fo feljr i^r £jerj an 6en alten preufifc^en „Kempropinsen", Ztltmarf un6 2nag6eburg, {;ing, als 6as (Bebot 6er (Entlaffung ^ar6enbergs. XDas fie aber am meiften beängftigte, nxir 6ie ^urc^t, 6te unausgefprodjen aus allen iljren Briefen in jenen tCoQtn ^erausfdjaut, 6ie ^urc^t, 6af Hapoleon 6ie ZTlonardjie ^rie6ridjs 6es ©rofen 5U einem H^inbun6ftaate ^rab6rucfen tper6e. Sie fa^ fd^n 6en i^r peri^ften <ßefan6ten Hapoleons, Caforeft, tpie einen fransöfifd^en Präfeften in Berlin fehlten un6 tpalten. TXlodfim ganse Propinsen, modjte 6ie ^älfte 6es £an6cs perloren ge^n: u>as iljm blieb, foUte 6er König frei bel^errfc^en un6 beglücfen, nad; eigenem Hechte, nic^t gebeugt unter 6en tPillen Hapoleons, nid)t unterjod;t un6 emie6rigt tpie ein H(;einbun6färft.

Unter foldjen €in6rucfen un6 €mpfin6ungen, in 6iefer per5u>eipungspoüen Stimmung, 6ie 6en Untergrun6 iljrcs innerften IDefens crfdjütterte un6 aufipüljlte, in oljnmädftigem 5^m un6 Iei6enfdjaftlic^em Sdjmcrs, jugleic^ in pcr5eljren6er Seljnfuc^t nac^ £jilfe für üft fyxus un6 i^r £an6, reifte Königin Cuife 6er fd;n>erften Prüfung ii^res tcbtns entgegen.

2tm 29. 3uni Ijatte 6ie Königin im Kreife tljrer Kin6er 6en ©cburtstag 6€s Prinsen Karl gefeiert, unfroljen ^ersens, in meljmutspoUer (Erinnerung an 6en glücflidjen (Tag oor fedjs 3^Ijren, 6er iljr 6en 6rittcn Soljn gefdjenft. 2lm nädjftcn Cage erhielt fie einen Brief 6es Königs mit einem Sdjreiben Kalcfrcutijs, 6er nadj 6em Rate eines Ungenannten es u>ar Zriurat eine Reife 6er Königin nadj Cilfit cmpfaljl, 6ie auc^ Hapoleon anfc^einenö ipünfdje un6 6ie ic6enfalls eine gute HHrfung Ijaben u>er6c. König ^rie6ric^ XDil^lm, oljne redjte IDillensäufcrung auc^ in 6iefem Jlugenblicfe, Ijattc fidj begnügt, iljr 6en Brief mit 6er Bemerfung 5U überfcn6cn, 6af iljr 6ie Sadje gennf redjt unangeneljm fein ipflröe«

Der (Entfdjiuf 6er Königin tpar im 2Iugenblicf gefaft. Der <ße6anfe 6es ^ufammen« treffens mit Hap^leon tpar i^r nid)t oan^ neu "id>» C'*«? vh^rmidfc i «*»i»t fii? th- m/f

bisher tme etwas Beflecfenöes pon fxdf abgetpe^rt i^tte. Sdjon als fte aus S^awl von 6er TXlSglxdihxt einer S^f^^^^^'^nft 6er ZlTonardjen Ijorte, ^atte jte ftc^ glücfltc^ gepriefen, 6urdj 6en unrpegfamen San6 6er He^rung por einem Befudje Hapoleons gefc^ü^t 5U rper6en, lln6 ipie6er^ als fte pon 6er €inla6ung Hapoleons an 2tleyan6er, pon 6er llnterre6ung auf 6ent ^lof in 6er ZlTemel ^örte, ^atte jte mit bitterem Spotte gemeint: ob Seine ZlTajeftät Hapoleon, um 6as ^eft in tCiljit su frönen, nidjt audj fte cinla6en iper6e: fte liebe i^n fo feljr, un6 es ipür6e iljr folc^e ^reu6e madjen! Hun ipar 6ie 2tuffor6erung 6a, un6 fte 6acljte nidjt 6aran, ftc^ i^r 5u ent$ieljen. Sie ^atte 6iefem £an6e un6 feinem König fc^on fo mandies Stücf i^res Selbft Eingegeben: follte fte iljnen 6as (Dpfer i^res StoI$es als ^rau un6 als Königin ipeigem? Hie ^dtte iljre ^ersensgüte einen folc^en Donpurf ertragen. IDie fie audj 6en ZlTann perabfdjeuen mochte, 6er fte un6 6ic 3l?ri9«" i"^ (EIen6 gejagt, 6er iljr aus taufen6 lDun6en bluten6es geliebtes Preufenlan6 mit ^üfen trat, 6er „Quell alles Söfen", 6ie „<ßeifel 6er IDelt", fte ipar bereit, nac^ tCilftt 5u eilen, ipenn fte ^offen 6urfte, für i^ren gemif^n6elten (Bema^I, i^r gemif^n6eltes £an6 ettpos „(ßutes 5u ftiften^'. „Dann", fo fc^rieb fte 6amals an Sudjel, „fliege ic^ 6aEin, ipo mein ^er$ nie fein ipir6, un6 trinfe 6en IDermut un6 leere 6en Sec^er mit 6er H)flr6e, 6ie 6er Preufen Königin 5ufömmt." Uebrigens gab fte nodj feinesipegs alles perloren, immer un6 immer ipie6er ermahnte fte 6en König jur ^eftigfeit, ju ftan6^ftem 2(us^rren; man fei no<^ lange nic^t fo ipeit, „Sammetpfötc^en" madjen $u muffen.

3n quälen6er 2tngft un6 Sorge perfloffen 6er Königin 6ie ttäc^ften tCage; mit fIopfen6em fersen na^m fie ie6en Brief aus picftupö^nen entgegen. XDoIjI ^örte fte, 6af Hapoleon im rafdjen IDedjfel feiner Caune audj einmal ^öflic^ un6 freun6Iidj fic^ 5eige: er ^tte nac^ iljrcm un6 i^rcs eben Pon fc^iperer Kran%it genefenen Kin6es, 6er prinseffrn 2Heyan6rine, Beftn6en gefragt un6 6em Könige 6te Hoffnung ausgefprodjen, 6af auc^ fie nun iljren ^rie6en mit i^m madjen iper6e; er ^atte 6en König 5u ©aft gela6en un6 bei 6em ZlTa^Ie fein ©las er^ben un6 auf iljr IDo^I getrunfen. ZtUein 6er ©run6$ug feines IDefens trat 6odj immer nxle6er abfdjrecfen6 ^erpor, 6er ^rte ^errifdje IDille, un6 ebenfoipenig t)erfcEipan6 aus feinem Per^Iten 6ie gleidjguüige mifadjten6e Kälte gegen 6en König, 6er unter 6em Drucfe 6er auf i^n einftflrmen6en Satfc^Iäge ftc^ nadj 2tleyan6ers Seifpiel i^m befliffen un6 pertrauettspoll $u nd^m perfudjte un6 i^m gelegentlidj er fagt es felbft ipie ein „IDac^tmeifter" nic^t Pon 6er Seite ipic^. Die Königin i^rerfeits, bei 6em IDorte pom ^rie6en, 6en fte machen folle, ge6adjte aller 6er fc^mu^igen Sdjmä^ungen, mit 6enen 6er rotje Sieger fte in feinen Bulletins un6 feinen Leitungen über^uft ^tte, un6 6as ©rauen fam ipie6er über fte por 6er Berührung mit 6em 2tbfdjeulic^n, 6effen blof e Xläift entipür6tgte

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Königin iw^e in Cilfit

(1807)

^j/te Xladjtxdtft pon 6er tlieöerlage 6er Ruffen bei ^rieölanö gelangte am ^6.3unt nadj Znemel, nur einen tCag fpoter, nadjöem 6ort König ^rieöridj IDil^elm III. un6 Königin Cuife fid; nrieöer pereinigt Ratten. Der König blieb gefaft un6 ru^ig; er Ifatl^ tpenig gehofft unö öarum ipenig perloren. Sein ©roll ipanöte ftdj gegen Sennigfen; er meinte, un6 mit i^m felbft mandjer Ruffe, fo piele ^eljler fönne 6er (Beneral nic^t o^ne geheime 2Ibftd;ten begangen ^aben. Die Königin, 6ie noc^ eben 6en Sieg 6er Ruffen bei ^eilsberg in jubeln6er ^offnungsfeligfeit gefeiert ^tte, ipar tief entmutigt, faft petgmeifelt; aber fie fan6 baI6 tCroft un6 ^alt in i^rem fd^Iid^ten (ßottpertrauen un6 in 6em er(}eben6en Sen>ugtfein eines Untere ganges mit €Ijren. Das €t^ifdje in Königin Cuife, iljr fittlidjes 34 I^K«^ ergaben über (ßläcf un6 Ungläcf, über Sieg un6 nie6erlage. Die I^arten Sd^icffalsfd^Iäge ftä^Iten 6as fonft fo ipeidje ©emüt: unerfdjrocfen un6 ungebeugt ftan6 fie unter 6en Crümmem iljres ©lücfes. Iln6 nie offenbarte fidj 6er Reidjtum e6Ier (Befühle, 6er fie befeelte, tiefer un6 fdjöner als in 6en 2teuferungen gera6e aus 6iefen Unglücfstagen: Srief6enfmale pon unpergänglidjem IDerte, in 6enen 6er ftoI$e Schmers nic^t per6ienten Unglücfs ergreifen6ften 2tus6rucf fin6et. „(ßlaube an uns," fc^reibt fie 6cm Bru6er, „6enn ipir glauben an (ßott un6 6ie tCugen6. 3^/ fo I^^* ""^ ^^^^ *^^ ^^^^ ZlTenfdj un6 fo ertjält er fid/ ^rie6e in

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fetner Srufl, ipenn 6es Sdjtcffals Stürme über iljn fradjen, ipemt Königreidje unterge^n, u>enn bas Cafter ftegt." Unö an 6en Dater: „3o>^ Croftgrünöe Ifab' xdf, 6te mtcff über alles erljeben; 6er erfte ifl 6er ©ebanfe, txnt ftnö fein Spiel bts Sdfxd^als, fonöem txAx ftetjen in (ßottes ffanb unb 6ie Porfel^ung leitet uns; 6er 5n>eite, n>ir ge^n mit Elften unter. Der König ^t beu>iefen, 6er IDelt Ifat er es betpiefen, 6af er nidjt Sdjan6e, fon6em €Ijre loill. Preufen rpoUte nidjt Sflat>enfetten tragen. 2tuc^ nic^t einen Sdjritt Ijat 6<r König an6ers (}an6eln fönnen, ol^ne feinem C^rafter ungetreu un6 an feinem Polfe Derräter 5U n>er6en. U>ie 6iefes ftärft, fann nur 6er füljlen, 6en nniljres (Eljrgefü^l 6urc^«

ftrömt Xlodtf einmal, befter Pater, u>ir ge^en unter mit (Eljren, geachtet un6 gefcfjält

pon Hationen, un6 u>er6en immer un6 eipig ^reun6e ^aben, »eil mir es per6ienen . . TXodi eins 5U 3^^^^^ Croft, ndmiidj 6af nie, nie cUxhxs von unferer Seite gefc^e^en wvcb, was nidjt mit 6er ftrengften €Ijre perträglidj ift . . . Der König fteljt mitten im Unglflcf e^npür6ig un6 djaraftergrof 6a" . . .

2tuclj in 6iefcn Stun6en, ipo 6ie Dersipeiflung nac^ i^rem £jer$en griff, nidjt einen 2(ugenblicf Ifat Königin Cuife bereut 06er nur be6auert, n>as mit il^rer ^uftimmung gefc^^ u>ar. IXlodfU fie 6ie folgen beipeinen, ipie fie fpater einmal gefagt ifcd, nidjt 6as prinsip 6er ^an6lung (Eljre un6 Selbftgefüljl un6 nic^t 6ie ^an6lüng felbft. Dos polse Seu>uftfein, redjt un6 ftttlidj ge^an6elt 5U ^ben, blieb iljr unerfdjüttert. „2Iuf 6em IDeg 6es Rechts leben, fterben," fdjrieb fie 6em Dater, „ja u>enn es fein muf , Brot un6 Salj t^cn, nie, nie n>er6 ic^ unglücflid; fein . . . Hur Unrecht, nur Unsuperläffigfeit 6es <Buten unfererfeits bringt midj 5U ©rabe, 6a fommc idj nic^t Ijin, 6enn u>ir fte^n $u Ifodti" . .

Bei aUe6em u>ar 6ie Königin 6arauf gef aft, bei weiteren ^ortfdjritten 6es ^e!n6es über 6te rufftfdje (ßrense flüchten 5U muffen, tpenn fie aud; entfc^loffen tpar, bis jum iicuferften aussufjarren, um 6iefer Demütigung ju entgeljen. „(ßott ipir6 mir ^Ifen,^ fdjricb fic, „6en trüben 2tugenblicf 5U befteljen, n>o idj über 6ie ©rcnse meines Reidjes muf . Da ipir6 es Kraft crfor6em, aber idj Ijefte meinen Blicf gen Jjimmcl, pon 6a alles <ßute un6 Böfe fommt, un6 mein fefter ©laube ift, er fdjicft nidjt meljr, als ipir tragen fönnen'' . . 3n iljrer Umgebung rüftete man fdjon 5ur ^ludjt auf 6ie Sdjiffe 06er über 6ie iBrenje Ijinipeg nac^ Riga. 3"^<^ff'^" trafen u>ie6er beruljigen6ere Hac^ridjten ein über 6en ge* fidjerten Rücfsug 6cr preufifdj*ruffifc^en Cruppcn, 6as langfame Hac^rücfen 6er fiegreic^ ^ransofcn, 6en SttUftan6 6er (Operationen an 6er JHcmel, 6urd) 6ie bei6e ^eere getrennt blieben. Die ©ofaljr, 6ie einen Jlugcnblicf in unmittelbarer Zldlfe ge6ro^t ^e, fdflen tt>ie6cr in 6ie ^eme gerücft, fo 6af König ^rie6ridj XPilljelm felbft am 20. 3uni frfl^ ZTTemel perlaffon fotmte, um nac^ Sjaipl $u reifen, einem ißute 6es j^^^'^ Suhorn in

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Königin luife in (Eilflt

Samogitten, n>o^in iljn Katfcr Ztlcyanöer 5U einer ^ufammenfunft gelaöen ^atte* ^aröen«» berg n>ar bereits 6a^in porausgegangen.

^ur 6ie in ZUemel surücfbleibenöe Königin tarn eine qualpoUe 3^^* bangenöen Jjarrens, tCage, in 6enen 6ie 6unfel oor i^r fidj ausbreitenöe ^ntnnft nur feiten nodj pon einem ^offnungsftraljle erhellt louröe. (Einigen Croft un6 suioeilen eine (Erweiterung gemäljrte iljr 6er Umgang mit Prinsefjtn tDil^elm unö prinseffin Cuife Kaösiioill, mit öenen fie auc^ je^t noc^ mandfmol im Singfpiel ^^v^ttznnrxQ fudjte. 3" JTTemel ging 6er Cärm friegerifdjer Rüftungen »eiter, auf 6er He^rung u>ur6en Derfdjansungen aufgeu>orfen, im £jafen Kanonen^ boote bewaffnet; unter 6en ^enftem 6er Königin oorbei sogen in langen Reihen 6ie XDagen 5ur Quaibrücfe. Die 5ta6t füllte fic^ mit 6en ^lüdjtlingen pon Königsberg, mit oem)un6eten Ruffen un6 Preuf en. 3" ^^^ ^^^ ""^ Spannung 6es 2tugenblicfes beruhigte sunädjft 6as (Berückt oon 6em Ztbfc^luffe eines H)affenftiIIftan6es, 6as ftdj baI6 nadj 6er 2tbreife 6es Königs verbreitete. Die Stimmung neigte fc^on 5U einem ^rie6en. Sei 6en unfäglic^en Cei6en un6 6er (Erfdjöpfung 6es Can6es, bei 6er gegenfeitigen (Erbitterung 5u>ifcljen Ruffen un6 Preußen ; 6ie 6urcW 6ie legten unglücf liefen (Ereigniffe n>enn ntdjt ^erporgerufen, 6ocW gefteigert mar, erfd^ien auc^ für Preuf en 6ie ^ortfe^ung 6es Krieges als eine Unmöglid^feit. Unter 6en Ruffen perlautete, 6ie Preuf en oer6ienten nic^t, was man fcfy>n für fte getan Ijabe; Pon 6en Preuf en n)ur6e laut auf Bennigfen gefdjoltcn, 6er fidj an 6en für 6ie 2Irmee beftimmten Cieferungen bereic^rt ^e. ^nwcikn fc^metdjelte man ftc^ mit 6er ZlTöglidjfeit einer 2tusföljnung mit Hapoleon; es Ijief fdjon, 6cr Kronprins foUe Ujm 6ann fdjreiben un6 um Rücfgabe 6er 2tn6enfen an ^rie6ridj 6en ©rof en un6 an6erer geraubter ^amilien*^ ftücfe bitten.

Da ober famen aus Siawl Briefe 6es Königs mit 6er Hadjridjt pon einem pöUigen Umfdjipunge 6er Politif Ruf Ian6s, 6as nadf einer Derftän6igung mit ^ranfreidj übereifrig l?inftrebte, Pon 6er Derljan6lung über einen rufftfc^en H)affenftiIIftan6, ipobei pon fransöftfc^er Seite 6ie (Einräumung 6er noc^ pertei6igten preufifdjen ^eftungen Pillau, (ßrau6en5 un6 Kolberg gefor6ert u>ur6e, fogar pon 6er XDa^rfc^einlidjfeit einer 3wf^^^^"'w"f^ ""^ ^^^ „2Tlenfc^nfreun6e" Hapoleon. IDie tief perle^en6 un6 erfdjüttem6 6rangen 6iefe Hadjridjten in 6as '^nmv^k 6er unglücflidjen Königin! DersipeiflungspoU fa^ fte sufammenbredjen, iporauf fie mit gläubiger ^uperfidjt immer gebaut Ifaik. Der Jlbfall Ruf Ian6s insbefon6ere fdjmer$te un6 entrüftete fte, o^ne freilidj iljr Dertrauen in Kaifer 2tleyan6er $u $erftören. Sie glaubte nodj, nadj 2trt 6es früljer geplanten Hor66eutfcIjen Bun6es, an 6ie JTlöglidjfeit eines grof en nor6ifcWen Bun6es, bei 6em „alle für einen, einer für alle" fte^en foUten. 3" «incnt rüljren6en Briefe flehte fte 6en Sc^nxicffen un6 Ungetreuen um Sc^u^ für iljren (ßema^I,

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für i^re Kinöer. ,,Sie n>cr6en/' fc^rieb ftc i^m am 25.3u"i/ lA^ Mefem graufamcn TluQen^ blxd ntc^t 3^^^^" ^rcun6 un6 eine Sac^e perlaffen tPoUen, 6ie 3^^^^"^ ^qen immer teuer getpefen ift; auf Mes tfcti, Um alle (Tugenben eigen fxnb, grflnbet ftc^ alle meine Qoffnung für 6ie ^ntnn^ . . . Tldf, lieber Petter, perlaffen Sie uns nic^tl . . . ZTTeine (ßefunö^t ift 6urc^ all 6iefe Unrulje etipos geftört, . . öoc^ mag ic^ erliegen, ipenn nur 6er König gerettet ipir6, ipcnn nur meine Kinöer ein £oos, eine Sutun^ Ifäben, wenn nur 6er König unabhängig, glücflic^ lebt, tpie gläcflic^ a>are ic^, öafur bas 0pfer 5u fein.^' 2(IIen il^ren J)af un6 alle i^re Perac^tung iparf 6ie Königin auf Sennigfen, 6en Seftegten pon ^rieö* Ian6, 6er in feinen 2(uf5eic^nungen 6odj mit Ijo^er Setpun6erung pon i^r fpric^t un6 auf 6en (ßroffürften Konftantin, 6ie (rriebfe6er 6er neuen ruffifc^en Politif. „34 fönnte iljn prügeln," fc^rieb fte, „un6 feinem ;Jreun6 un6 Pertei6iger ins (Befielt fpeien." ZTTit einer genriffen Sc^a6enfreu6e Ijörte fte, 6af Konftantin Polen er^Iten foUe, 6as gönnte fie bei6en: 6en Polen folc^en J)errfdjer, 6em (ßroffürften folc^ ein Polf. ^iel fdjon 6€t 2(nfang 6er Unter^n6Iung, 6er ZDaffenftiIIftan6, fo ungünftig aus, tpie fc^Iec^t mufte 6a 6er ^rie6e iper6en. JTTit bitterem Sdjmerse 6adjte 6ie Königin 6er fc^n>eren ©pfer, Me Preuf en für 6ie ^ortfe^ung 6es Krieges gebracht fyxtte un6 nun bei 6er Dummheit un6 Sösmilligfeit 6er an6eren, fo piel tapferes Blut unnü^ pergoffenl

ZTfit UHiIjrljaftem (Entfern aber erfüllte fte 6ie Hac^ridjt pon einer beporfte^6en ^ufammenfunft 6er ZTTonarc^en mit Hapoleon. 2(IIes, tpas rein un6 e6el, menfc^lic^ un6 Ijoc^^ersig in iljr mar, empörte ftc^ gegen 6iefen (ße6anfen. Sie perftan6 es nic^t, ipie Kaifer 2tlefan6er nac^ 6iefer 3uf<J"^"^<^"fu"f* ^in6rängen fönne, nac^ 6em gufammentreffen mit 6em 2nannc, in 6em fie 6ie Pereinigung Pon allem, n>as gemein, mit allem, ipos boshaft erblicfte. ^ür i^ren (ßemaljl felbft fürchtete fte gleic^fam eine (Entipei^ung, eine (Entfittlidjung pon 6er Berührung mit 6iefem „unreinen HJefen", 6iefem „J^öUenfo^ne*'. Denn fo feljr ftc felbft unter all 6em Sdjrecflic^en litt, toas um fte ^er porging, fc^iperer nodj laftete auf i^r 6er Kummer um 6en (ßema^I un6 6effen £ei6en, un6 in rüljren6en IDorten fpen6ete fte 6em llnglücflidjcn (Croft un6 Öffnung. „£ebe ojo^l," fdjrieb fl< iljm, „möge 6cr (ßott 6es (Erbarmens Dic^ fegnen un6 Dir 6ie IDo^ltaten eripeifen, W< ic^ Dir tpünfdjc. Dos (Bebet ftdrfe Didj, er pcriäft 6te nidjt, 6ie i^n nic^t perlaffen* Hur Stan6ljaftigfeit, feine HaAgiebigfett, 6te Deiner llnabljangigfeit Hac^teil bringen fönnte . . . 2t6ieu, taufcn6ntal a6ieu, (ßott fei nttt Dir, une 6te IDünfc^e Deiner ^reunWn, 6ie Dir ftc^er ftn6."

Iln6 noc^ Ifaik fte faunt 6ie ZRöglicbfeit einer ^ufammenfunft f äffen tPoUen, als fie fdjon 6ie IDirfltdjfeit felbft erfuhr.

Königin £ntfe in (Eilftt

2tm 2\,3u"i ^<^^ i" ^ilfit $n>tfdjcn ruffifdjen un6 fransöpfdjcn ScpoUmäc^tigtcn ein IDaffenfttUftanö untcr5cidjnet n>or6cn, bei 6cm sugleidj ^ric6cnsDcrIjanMungen un6 6cr 2tbfc^Iuf eines IDaffcnftiUftan6es audj sioifdjen ^ranfreidj un6 Preufen porbeljallen n>ur6en; 6ie ^oröerung 6er (Einräumung 6er preufifdjen ^eftungen Ijatte Kaifer 2tlefan6er für Huf := Ian6 $urücfgen>iefen. Sei 6iefen Per^an6lungen nun ftcUte Xlapokon 6ie ZTföglic^feit einer Pergrdf erung Huf Ian65 bis an 6ie ZDeic^fel in 2Iusftd;t, seigte uberl^upt ein fo unerwartet ipeites (Entgegenfommen, 6af von ruffifdjer Seite mit iDac^fen6er Sereitnnlligfeit auf eine intime X?erftän6igung mit ^ranfreic^, felbft auf 6cn (ße6anfen eines Sün6niffes eingegangen n)ur6e. IDie von einem unn>i6erfteljlic^en (Triebe fortgeriffen perlief Kaifer Tlkjcanbet fc^n am 22. 3""^ Siawl un6 erreichte nac^ fursem 2tuf enthalt in (Cauroggen, n>o ^rie6ric^ IDil^elm ftc^ i^m iDie6er anfc^Iof, mit 6em König sufammen am 2^. 3uni Picftup5^nen, einen (flecfen von menigen J)äufem, am rechten Ufer 6er ZTfemel, feine ZTfeile meljr von Hapoleons J)auptquartier am linfen ZHemelufer in (Cilfit entfernt. Hodj gegen 2tben6 6esfelben Cages erfdjien Hapoleons ©berljofmarfc^all Duroc, um 6en ruffifc^en Kaifer 5U einer ^u^amrmntnnft ein5ula6en. 2tuf einem ^of im ZHemelftrom trafen am nädjften (Tage, 25. 3ttni, Hapoleon un6 2tlefan6er sufammen, tt>a^ren6 König ^rie6ric^ IPil^elm, in einen ruffif^n ZTfantel geIjüUt, inmitten ruffifdjer ©ffisiere, unter ftrömen6em Hegen am Ufer n>arten6 sufa^. ZDeld; ein 21ugenblicf in Preufens rul^mreic^er (ßefd^ic^tel Der König Ijatte insmifc^en erfal?ren, 6af Hapoleon bei 6er Per^an6Iung über 6en preufifdjen H)affenftiIIftan6 piek Sc^mierigfeiten mac^e, 6af er 6ie (Entlaffung pon ^ar6enberg un6 Hu^I for6ere un6 insbefon6ere auf (Einräumung 6er 6rei ^eftungen beftel^e. (Er fan6 gera6e noc^ ^At, Kaifer 2tlefan6er 6aDon in Kenntnis su fe^en, 6em es gelang, 6en fransöftfd^en Kaifer von 6iefen ^or6erungen porläufig ab5ubringen, fo 6af einige (Tage fpater 6er preufifdjs.fran5Öfifdje II)affenftiIIftan6 sum 2tbfc^luf fam.

2tm 26.3uni n>ur6e audj König ^rie6ridj IDilljelm 5U einer ^ufammenfunft mit 6en bei6en Kaifem meljr sugelaffen als eingela6en. Hapoleon seigte i^m 6abei eine Ijöflidje Kälte, f einerlei 5UPorfommen6e Ztufmerffamfeit; er lief feine Ztbneigung gegen Preufen, obgleidj er eine Unter^ltung über 6ie ;Jrie6ensbe6ingungen Dermie6, 6eutlidj 6urdjblicfen. Dem König imponierte Hapoleons J)altung feinesioegs, pe fdjien i^m redjt geioö^nlidj; 6as „Ungeljeuer" flöfte iljm einen II)i6ern>illen ein, 6en er nidjt 5u perbergen ipufte. €r fül^lte tief 6en pollfommen unausgleic^baren (ßegenfa^ smifc^en ftc^ un6 6em gefrönten Soljne 6er Hepolution ein (ßegenfa^, 6er auc^ auf 6er an6eren Seite empfun6en un6 bemerft n>ur6e. Die (Ein6rücfe 6iefer erften ^ufammenfunft maren bleiben6 un6 entfdjei6en6.

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Der ganse Perlauf 6er 3"f^^"^^"f""f* ""^ ^^^ ^^* gepflogenen Befprec^ungen entflammten aufs neue 6en 5omigen Schmers 6er ftolsen Königin. Der Papillen auf 6em ZTTemelftrom a>ar nur mit 6en 3ni^<il^n 6er Hamen Hapoleons un6 2(lei;an6ers gefc^mflcft; 6er ^ransofenfaifer unterlief, 6em König feine Umgebung porsufteUen; er fdjlof i^n aus pon feiner Cafel. IDie 6urfte 6iefer (Teufel, „6er fic^ aus 6em Kot emporgefc^ipungen/ einen König in 6effen eigenem £an6e fo 5U bclianMn OHigen? ,/Hun, es lebt 6od; noc^ ein (Sott, 6er ipir6 iljm fc^on 6en £oIjn geben, 6cn er per6ient." Iln6 n>as perlangte Hapoleon? Die (Entfernung ^ar6enbergs, pon 6em er gleic^fam eine ©^rfeige er^lten su I^ben bel^uptete, £)ar6enbergs, 6effen Politif 6er Königin ebenfo gefiel, tpie fie feine (Etefc^ftS" getpan6t^eit un6 feine (ßefc^icflid^feit befon6ers im Umgang mit 6em Könige fd^l^e un6 6en fie 6es^lb für unerfe^lidj ^ielt. Ceic^ter in 6er tCat erfc^ienen i^r 6ie gefor6erten 2tbtretungen, fo feljr iljr J)er5 an 6en alten preufifdjen „Kempropinsen", 2tltmarf un6 2nag6eburg, Ijing, als 6as (ßebot 6er €ntlaffung J)ar6enbergs. IDas fie aber am meiften beängftigte, tt>ar 6ie ^urdjt, 6ie unausgefproc^en aus allen iljren Sriefen in jenen Cogen ^erausfdjaut, 6ie ^urdjt, 6af Hapoleon 6ie ZHonardjie ^rie6ric^s 6es (ßrofen 5U einem H(;einbun6ftaate (^rab6rücf en n>er6e. Sie fal; fd^n 6en i^r per^ften <ßefan6ten Hopoleons, Caforeft, mie einen fransöfifc^en Präfeften in Berlin f ehalten un6 OHilten. ZTToc^ten ganse Propinsen, modjte 6ie ^älfte 6es £an6es perloren geljen: was i^m blieb, follte 6er König frei be^errfd^en un6 beglücfen, nadi eigenem Hechte, nic^t gebeugt unter 6en UTillen Hapoleons, nid>t unterjocht un6 emie6rigt une ein H(;einbun6furft.

Unter foldjen €in6rucfen un6 €mpfin6ungen, in 6iefer persmeiflungspollen Stimmung, 6ie 6en Untergrun6 il^res innerften ZDefens erfc^ätterte un6 aufn>u^lte, in ohnmächtigem ^m un6 lei6enfct;aftlic^em Sd^mers, sugleic^ in pcr5e^ren6er Se^nfuct^t nac^ Qilfe für i^r fyxus un6 i^r £an6, reifte Königin £uife 6er fdjiperften Prüfung iljres Cebens entgegen.

2tm 29. 3uni ^<itt« 6ie Königin im Kreife iljrcr Kin6er 6en (ßeburtstag 6es Prinsen Karl gefeiert, unfroljen I^ersens, in n>e^mutspoUer €rinnerung an 6en glücflic^en (Tag pot fedjs 3aljren, 6er iljr 6en 6ritten So^n gcfdjenft. 2tm nädjften (Tage erhielt fie einen Brief 6es Königs mit einem Sdjreiben Kalcfreutljs, 6er nach 6cm ^aU eines Ungenannten es ipar ZTfurat eine Hcife 6er Königin nac^ (Cilfit empfaljl, 6ie auc^ Hopoleon anfc^einen6 münfct^e un6 6ie jc6cnfalls eine gute tPirfung ^aben n>er6c. König ^rie6ric^ ZDil^Im, ol?ne redjte UJillcnsäuferung auc^ in 6iefem 2tugenblicfe, Ijatte fic^ begnügt, i^r 6en Brief mit 6er Bemcrfung $u übcrfen6en, 6af iljr 6ie Sache gennf redjt unangeneljm fein ipfiröe«

Der (Entfct^luf 6er Königin mar im 2Iugenblicf gefaxt. Der Cc6anfe 6es ^ufammen^^ treffens mit Ilapoleon tpar i^r nidjt ganj nc", nidjt c^rii überrafch^6. ttM»*ir <ie »h» 'xadf

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btsl^er tme etwas Beflecfenöes von fidf abgeme^rt (^atte. Sdfon als fte aus Siawl von 6er TXlöglxdftAt einer 3uf<immenfunft 6cr Ztlonardjen Ijöxte, Ijatte fte ftdj glücfüc^ gepriefen, 6urc^ 6en untpegfamen San6 6er Heljrung vox einem Sefudje Hapoleons gefdjü^t 5U iDer6en. Un6 n>te6er, als fte Don 6er €inla6un9 Hapoleons an 2tleyan6er, von 6er Unterre6un9 auf 6em ^lof in 6er ZHemel ^5rte, Ijatte fte mit bitterem Spotte gemeint: ob Seine ZHajeftät Hopoleon, um 6as ^eft in (Cilfit 5U frönen, nidjt audj fte einla6en tx>er6e: fte liebe i^n fo fe^r, un6 es tx>ür6e i^r folc^e ^reu6e madjenl Hun loar 6ie 2tuffor6erung 6a, un6 fte 6adjte nic^t 6aran, ftc^ i^r 5U entsie^en. Sie ^atte 6iefem £an6e un6 feinem König fdjon fo manches Stücf iljres Selbft Eingegeben: foUte fte iljnen 6as ©pfer i^res Stolses als ^xan un6 als Königin tpeigem? Hie ^ätte i^re J^ersensgüte einen foldjen PonDurf ertragen» IDie fie audj 6en ZTfann oerabfdjeuen mochte, 6er fie un6 6ie 3Erigen ins £Ien6 gejagt, 6er iljr aus taufen6 IDun6en bluten6es geliebtes Preufenlan6 mit ^üf en trat, 6er „Quell alles Böfen", 6ie „(ßeifel 6er IDelt", fte tx>ar bereit, nadj (Cilftt su eilen, ipenn fte Ijoffen 6urfte, fär i^ren gemifEan6elten (ßema^I, i^r gemifEan6eltes £an6 ettpas ,,Cutes 5U ftiften^^ „Vann^', fo fdjrieb fte 6amals an Hüc^el, „fliege idj 6aljin, tx>o mein J)er$ nie fein tx>ir6, un6 trinfe 6en JPermut un6 leere 6en Sedjer mit 6er ZDfir6e, 6ie 6er Preufen Königin Sufömmt." Uebrigens gab fte noc^ feinesioegs alles perloren, immer un6 immer tx>ie6er ermal^nte fte 6en König 5ur ^eftigfeit, 5U ftan6Eaftem Slus^arren; man fei nod; lange nic^t fo loeit, „Sammetpfötc^en" machen $u muffen»

3n quälen6er Ztngft un6 Sorge ©erfloffen 6er Königin 6ie itädjften (Tage; mit flopfen6em Qersen na^m fte je6en Srief aus picftupö^nen entgegen. ZDo^l ^örte fte, 6af Itapoleon im rafc^n IDec^fel feiner £aune auc^ einmal ^öflidj un6 freun6lidj ftc^ seige: er Ijatte nac^ i^rent un6 i^res eben von fc^tperer KranWjeit genefenen Kin6es, 6er prinsefftn 2tleyan6rine, Befin6en gefragt un6 6em Könige 6ie Qoffnung ausgefproc^en, 6af aud; fte nun i^ren ^rie6en mit iljm machen tt>er6e; er ifaite 6en König 5U ©aft gela6en un6 bei 6em ZHa^le fein ©las erijoben un6 auf i^r IDo^l getrunfen. 2tllein 6er 6run6$ug feines IDefens trat bodf immer xtAebet abfcErecfen6 ^n>or, 6er Ijarte ^errifc^e IDille, un6 ebenfomenig i>erfcEn>an6 aus feinem Perl^lten 6ie gleic^gältige mifad;ten6e Kälte gegen 6en König, 6er unter 6em Drucfe 6er auf i^n einftürmen6en Katfdjläge ftc^ nac^ 2tleyan6ers Beifpiel i^m befliffen un6 pertrauenspoll 5U nStfetn i^erfuc^te un6 i^m gelegentlich er fagt es felbft tx>ie ein „IDac^tmeifter" nic^t i>on 6er Seite unc^. Die Königin i^rerfeits, bei 6em IDorte pom (frie6en, 6en fte machen foDe, ge6acEte aller 6er fc^mu^igen Sc^mäljungen, mit 6enen 6er ro^e Sieger fte in feinen Bulletins un6 feinen Leitungen überijäuft fjatte, un6 6as ©rauen fam tt>ie6er über fte por 6er Berfl^rung mit 6em Jtbfc^eulic^n, 6effen blof e Hd^e entrofirWgte

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Königin £nife in (Eilfit

un6 entftttltc^te, nnb, was i^r tbcn nodf faft leicht erfc^tenen war, bavov htbk fte je^t surflcf n>te por etipos Sdjrecf lieberem als Coö. Sie ipolltc, faUs 6er König es geflottc, ftc^ einfc^lief en, franf werben, i^r Bett nic^t perlaffen, n>enn nur bas €ntfe^lic^e i^r erfpart bleibe.

2IIIein, n>ie fte 6cm Könige fd^rieb: fie follte 6en Keld; 6es £ei6ens bis auf 6en <ßrun6 leeren* Die 5rie6ensDer^n6Iungen mit Hapoleon rflcften nidjt pormärts, 6ie längft perfprodjene fdjriftlic^e Crflärung über feine 2tbftc^ten lief immer noc^ auf ftc^ »arten. IDenn er auf Sdjlefien, 6as er 5uerft für feinen Sru6er 3^^^^^ gefor6ert ^tte, je^t persic^ten $u mollen fc^ien, fo ©erlangte er um fo bcftimmter alles preufifc^e £an6 n>eftlic^ 6er (Elbe, ojomit 6er König fic^ ja fc^on einDerftan6en erflärt ifabe, nnb Polen, 6as er einem dürften geben moUe, 6er n>e6er Huf lan6 nodi ©efterreic^ beunruljigen fönne. Vas alles erfuljr man aus flüchtig ^ingeojorfenen 2teuf erungen, aus unbeftimmtcn 2tn6eutungen Hapoleons, 6ie Sdjlimmes fagten, Sd;limmeres befürdjten liefen. 2tlcfan6er felbft, fo erso^It ^rie6ridj IDil^lm, flagte über 6ie Sd^mierigfeiten 6er Per^an6lung, über 6ie Qinterlift 6er napoleonifc^en 2(ntrdge. (Er mufte pc^ suroeilen pon Hapoleon une ein „Sc^ulfnabe" ausfragen laffen: über We Dogmen 6er ortljo6ofen Kirche, über 6ie ruffifc^en ^inansen, über 6en (Ertrag 6er S^dct^ fteuer, über 6ie jä^rlic^ (Einnahme aus 6em Pel5^an6el, über 6as Per^ältnb Pon (Einfuhr un6 2tusfu^r überhaupt.

^u ^ne6ric^ £Dil(^Im pollcn6s (^tte ftc^ Hapoleons Per^ltnis noc^ perfc^lec^tert Der König fyxttt fic^ 6aran gcmö^nen muffen, aus picftupöl^nen, n>o er im Sd^ul^us rooljnte, regelmäfig nachmittags nac^ 6em neutral crflärten un6 pon 6en (Truppen 6er 6rel Illäd^te bcfe^ten (Eilftt (^erübersuFommen un6 an allen Peranftaltungen teil5une^men, Me Hapolcon für feinen neuen ruffifdjen ^reun6 in S$ene fe^te. (Er mufte 6as Korps, por 6cm er bei 2tucrfte6t 5urücfgea>id;en mar, un6 an6ere fransöftfd^e (Truppen monöprieren feigen, an 6eren 2tusfet^n un6 Qaltung un6 felbft an 6ercn 2nuftf er manches aussufe^ fan6. (Er trug 6en ©r6en 6er (Ef?renIegion, 6er „^öllenlegion", n>ic er fie nannte, un6 fpei^e fpät aben6s in 6rei ricrtclftun6cn 5U ZTTittag, toas alle iljm teuren £cbensgenx>^n^ten auf 6cn Kopf ftcllte. (Er atmete je6csmal auf, mcnn er (Cilfit un6 6cn 2nemclfluf im Hficfen t^tte un6 n>ic6cr in feinem ftillen Sd^ull^aus in Picftupö^ncn faf . (Er fonnte un6 ipoltte ftc^ nidjt 6arin fin6en, 6af gcra6c iljn 6as Sdjicffal in eine fo pcrsmeifelte £age gebrot^t, 6af es gera6e iljn, 6en ^ric6fcrtigften aller ilTenfijen, aus feinem ^Ib lan6lic^, ^olb Ijofifijen Stilleben Ijerausgeriffcn un6 neben einen 2tleyan6er un6 einen Hapoleon auf Me Bül^ne 6er ZDelt geftcllt fyitte, (Er ermaf 6ie Kluft, 6ie i^n pon 6em einen ipie pon 6em an6cm trennte. Der €^rlidje I^rte nic^t auf fidj 5U penpun6em, une Kaifer 2Ile|;an6er, an 6effen ^reun6fd>aft er gIeic^n>o^l feft^ielt- fti) fo WAt un6 rafd» *r Wne «^«^ V^üt

Königin £uife in (Cilftt

un6 entfittlic^te, unb, txxxs i^r tbm nodi faft leicht crfdjtcnen war, bavov bebte fic je^t surücf n>ie por cteas Sdjrecflidjercm als tCoö. Sic nx>Utc, faUs 6er König es gcftattc, ftc^ einfc^ltefen, franf n>er6en, t^r Seit nic^t pcrlaffen, n>enn nur 6as (Entfe^Iic^e i^r erfpart bleibe.

ZtUein, loie fie 6cm Könige fdjrieb; fie foUtc 6en Kelc^ 6es £ei6en5 bis auf 6en 6run6 leeren* Die 5rie6cnsüer(;an6lungen mit Hapoleon rücften nid;t t>om>arts, 6ie langft oerfprod^ene fd^riftlid^e (Erfldrung über feine 2tbftc^ten lief immer nodi auf ftd; märten. ZDenn er auf Sdjlefien, 6as er suerft für feinen Sru6er 3^'^o"^« gefor6ert ^tte, je^t i>er$ic^ten su iDoQen fc^ien, fo pcrlangtc er um fo bcftimmter alles preuf ifc^e £an6 meftlic^ 6er (Elbe, iDomit 6ec König fidj ja fdjon cinocrftanöen erfldrt Ijabe, un6 Polen, 6as er einem dürften geben iDolle, 6er iDe6er Huf lan6 nodj ©eftcrreic^ beunruljigen fönne. Vas alles erfuljr man aus flüchtig ^ingetDorfenen 2teuf erungen, aus unbeftimmten 2tn6eutungen Hopoleons, 6ie Schlimmes fagten, Sdjlimmeres bcfürdjten liefen. 2tlcyan6er fclbft, fo ersä^lt ^rie6ridj IDil^lm, flagte über 6ie Sc^roierigfciten 6er Perljan6lung, über 6ie ^intcrlift 6er napoleonifc^en 2Intrdge. (Er mufte fxdi sumcilcn pon Hapoleon oric ein „Sd^ulfnabe^' ausfragen laffen: über 6te Dogmen 6er ortljo6oyen Kirdje, über 6ie ruffifdjen ^inansen, über 6en €rtrag 6er ^ucfet:' ftcucr, über 6ie jä^rlic^ (Einnal^me aus 6em Pel5l;an6el, über 6as Der^ältnis Pon (Einfuhr un6 2tusfuljr überhaupt.

^u ^ne6ric^ tPill^elm pollcn6s l^tte ftc^ Hapoleons Pcr^dltnis nod; perfc^lec^terL Der König Ijatte fidj 6aran gcipöljnen muffen, aus picftupöljnen, nx> er im Sdjul^us rooljnte, regclmäfig nachmittags nadj 6em neutral crflärtcn un6 pon 6en Cruppen 6er 6rel XlXädiU bcfe^ten Ciljtt l^erübersufommcn un6 an allen Deranftaltungcn teilsunel^men, 6ie Hapoleon für feinen neuen ruffifdjcn 5rcun6 in Ssene fc^te. (Er mufte 6as Korps, doc 6cm er bei 2tucrftc6t 5urücfgcn?idjcn a>ar, un6 an6ere fransöfifdje (Truppen manöpriercn feigen, an 6cren 2tusfel;cn un6 Qaltung un6 felbft an 6crcn IXlufxt er mand^es aus5ufe^ fan6. (Er trug 6en ©r6en 6cr (El?rcnlcgion, 6er „^öllcnlegion", n>ic er fie nannte, un6 fpei^e fpat abcn6s in 6rci Picrtclftun6cn 5U mittag, was alle ihm teuren £cbensgcn>o^n^iten auf 6cn Kopf ftclltc. €r atmete ic6csmal auf, ipcnn er tCilfit un6 6cn jnemclfluf im Hficfen Ijatte un6 ipic6cr in feinem ftillen Sdjulljaus in picftupötjncn faf. €r fonnte un6 iPoOte fic^ nid^t 6arin ftn6cn, 6af gcra6e il^n 6as Scbicffal in eine fo pcrsmcifclte Cage gebrot^t, 6af es gcra6c itjn, 6en ^ric6fcrtigften aller 21Tcnfd>cn, aus feinem Ijalb lan6lic^, ^Ib Ijöfifdjcn Stilleben l^crausgcriffcn un6 neben einen 2tleyan6cr un6 einen Hapoleon auf 6ie Büljne 6er IDclt geftcllt Ijatte. €r ennaf 6ie Kluft, 6ie i^n pon 6em einen ipie pon 6em an6eni trennte. Der (Et?rlicbe Ijörte nidjt auf fidj ju pertt>un6cm, nne Kaifer 2(le|;an6er, an 6effen ^reun6fdHift er gleic^n>o^l feft^icU, fidj fo I»*i*t un6 -af* *n Wne *»*ue HoUe

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^afßmtle Äes (Tagebud^» öer <0vafiTt Pof pom 5. bis 7. 3»li^^ö7 l^ufaiuniinfuiift bet Kont^iu futfc mit liapoUon iii^ Cilfü ..

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,.>^^|[^ .^ >;^ 5 jodlet. La Reine ^tait assez bien, le Roi aussi «jui vint, la mhison ^tnx»e^fi«^'VJi;^ . .. ^ , '^ ' ,/fy Le njjjjiin vhit le geriJral Bennigsen, U^raToff et iiAir» javou« *^ue*V *Ue-cUi premier ' "' ^-'^^Arci'^iiistfgf^ble. Tl aU« obe« k üUin«. 1,'cDtretien. iij^ fut pißr^ong. Kalckrenjli ' ' / Aftit äk^\i (jBc'lrUeiae'^entraDt ä Tflsi'V Xapoft^on y vienciruit, cyi'elle" j^f^t .4)riee ^yx/tiöi^'i ^^r ^.^ di>^* 4"^ ^^^ .^" V-et (juc j'cttrals la ii^^me favear. * L^Enipereur de TfißSie win^ ««f iin<

grande conförence oCi'le VäTtfn H^idmther^ fiit «imm. il din^ üi, c!eftl^-dird:.fL(tti;i.*fi|Unies ' y^' rhez H^ Roi, HaKknberg, Hri^cVmmik et Uwaroflf et brs ndtes. L'on a^tendflii^- iin grarrtf ' O \ >^7 lOfciftW'^u Moiisieur,. il oe vinf qfiß 'tard, r'etait l^,|Jtand ^uyer M. de CÄfl1aijK^5mt. Je ffi^

otoligde'Ae me lever table, |a Rcii)^ vint ensüjte, il ißt des demaiuleti-de saof^i la Rc4ne -^ ^ ^ ..

'^ Tnirr poKe. f^lttfir^sip^ie. »oar rMr&mlmw avec 1«. Mdne et i.J&Biperfiiir. etil tili resoly ^

dr oe ptiB^ 8ffii^^^!Tjltt(, ce ^iii nie fit grand phiisir, (ota aurait denoic trou'Xi eiill()res«c;iTvrnt. ^

^ Le Roi alla avtfc ji'JKiAi^reiir. !Nous^ prinifs Fe the; le duc* et la dncTie?;)* de lliilrtefn fiahf ^ ^■

eiH-ott H^\ ne •poui-ant av^ir des rhl7|^iUEv: ik- toopclMt aveu noiu. M^^de^Rorl) fhf eiivoje .^ ' '

cJfc/ il'horimic, il en^ j-eviaty ,4it. qu'U avait ete asse/ poli, du restc pas fyr^ gonteSt.

Le 6. ^iis ^dtniaies d'al^rd apres 12 heu res. I-a l-waroff, Rejititgsgö et Jliiirteilffel ^ -^>**^ ' -^ vinrcnt cTfrt la tteitte, maThtes larine*?. ^A 4 lieuroK. paiti aver une CFToffe des f*ftrde<<tnof»rfM> ä-' -j^ p«9se le pont volaiit^et arrive. 4 Tüair ft j."]]!!» pie<l II terre Hw le 1^)1. Niipoiooa y^fit^'^ iin qnari d'heiire apres,/jc le recus ave< la ccuntesse 'I\iuent/ieui au bas de lesealief. u c4t '^ Taid. Rros de visage, brub, ffeU.t, say foraie. grnnds vei» qin ronicnf, Tafr incapin^ do ^ir«iii, belle bourj^tt et üciits, is^s poli, ^jm!^. I^gtemps /otf? avec: 1«. J^diue. U 4>aitiji« 411)1.1:1 nJümOs (luv. hii \er^ S heiir«»,. voulairt niÄüßer plus xOü pour la Reinv;. j.e (u$ ä !a table. 1\ etiiit de tr^s b(»nTie hmneur.' me ^rff^ f)eau<oup. (Irancte < ont'i'rence a\er la Krire. qni «n i^uil assQ?: '( on teilte. Dieii veuIHe M*'^ t:e<a^ ai<li:* Nciiü revbii^u.'^ :i luinuil. J«e ^raml iJu( C'oiiarantüi Irras dessns et dessou^ ave< Mural nui est fort poli. Tdute cette racf uic im:i \*h\^ ha« qtie terre. Hftrd^ljerjr p:u1if.

Le y. J c«:^ ij» .<t>iu« le^ y^iaxn- ä >l#!nd.' >ie 'diic^lr. iJobtuitt vint. if rst in!>upr»ori.ible. Nnii^ enine;» a. «liner le Hethiai» VJatuw «Acf sin\ aiA' vjc «uJnp, t^ui i'!«< . l:<i?<:l)riurn1 :^ ' r'erit inie bien l»oinie phvstonomie, fise^ ^ran<l, noir, frirt poli v\ uiariicr» . li ni'.i prcunis mtm

porttaif. RnrnkmauB et SrhLulco dui^'Trnt :i\r( le piirrt' H^rnrii jvf i- 'i- \ j hnire-. uoas }iiiiMlTse» - fee rfmip def Cotiu|nes. de* Kalmiiclcs t-t r-k^ r.,i«fhkir-, ,i' '>ni 1 air «k Chinoi^. Lya» Lt^^UiMO «Inrent 'fins^' ' cfctittcr. . '. .

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i:m> ciitfillli^to. un^, li\ir ibr ' : '■ *■ : m \ \V\ :i' -• :i-.p " .:-.\m Ivi'. m ;■ r.'

f.l^n't:"' £.*■. ■•.ui!.. ül\i' KHK- ^ii'K.-I^i-i lic|; iniuur iiod? auf \\}c^ i:^..:ii. iroiiii er vir. ■.:^:.!. .1 ■.." V l\*)i:iMMi!:r allcf^ rroiii'nUlv tlln^ ir.ftiid^ ^a• f !lv* uvmit ^

no^ iuo(| V»}l(t il'n^ ^M^irp- ;fiAiM«M</ y }l^^^ifA ^^MTfl' ioirt^jiMt ^^jlikj^ j^jllpr^ ||b«: •»nu iijj jrirr mcvAt^ob iijn9qc{iM.J.v.>)ttPf«t sitfftDi <^^ AtiteiSiitui^ tri ;iQ).intrrTiMa nt|ulitiilh«:.

^ul 'jI .niJO')riiA;Iiii;'J -jb,.!/ ja/n'>'i hntia al lij;»o'^ ,l;iiil !>pii Iniv pn IL.iu^isnol^ nb iai3fOo, •>ni9H iii /ilnii^ ob >?^i)niirri*jf) «w In \\ .dJwwno fniv onidM ki ,3kl tJ od lo/oi am ob oo^ilflo ijfoy^i SArt iriO '.'Vrtil-ÜlHi.^ I )o onro>l i;l »o/j; üoni/;mnoJoi «uon .oilioii/o lrii;t:^ oiloq nol

oot«n» iirt fliaU.(|b^c^^-j.444i4^ti^.^i<^:T{fW^'9^ ^^ i^fi''0ft<> f^ i*w'*->^*W^IS]^.;ii!^: ^^'no

lohiijJijiJ/1 Vi uo^^inq[:i}l..^1ipii;w'J «^l ,«o?vofl ^ife-^-Hiü bi<xl-'l> ^^oni/inib i<üoi< . ..AjdJ,, .^ijiM. ir!> ^:>lni;;^ ^-ib on»>>''0 jfui »oyi. inj;<i .«oiiioil #. A .i^oriiijif *^olnij;fn .«jnioM i:I \orf.) tnoiai'' !Mi/ V finil'Mji./ foM jl \»fl I oiTit i; [)oii| Jiini .? r. tialfl fi" *)/mr. f'i »r::.!-!/ "ino^i 'öf "Swüsq V, fl i'iilr. »^-^T ol» sJr.ff rrr. 'iioKTn-jiM: T oas^omro-» nf -^o/ft >rinoi ol of .- •trjr/mnS'H'fi fred|*'^lifr" jb '»mi. »nf if«'I .'trt-jffim frr|» kiw '»hnarg .ormol i»ntii» .tit-y] ..«fi^«i ,ö4»>>?MJ*5 üo^J ^,bllH^ ^iion tiluiq il .'inrsM jJ odvc lfJ92 >(]nta}^fiol £lxK(| .iloq ^4it .'iircjb Jt M**ttfod .trflml'ci19fnil)iif

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Königin £nife in (Cilftt

gcfunöcn Ijabe, unc er auf Hapolcons frioole Sdjersc cingelje un6 ftdj gans an feinem pia^ $u füllen fc^eine. ^üt Hapoleons Perfönlidjfett feljite es tljm feinesmegs an Per- ftänönts. €s tft 6oc^ eine feine un6 finge Bemerfung, mit 6er er Hapoleons IDefen un6 Sugleic^ 6effen (ßegenfa^ 5U feiner eigenen Hatur glücflic^ djarafterifierte, wenn er von i^m fagte: „TXlan braucht i^n nur einmal reiten 5U feljen, fo erf ennt man 6en gansen ZTfann. (Er ge^t immer in Karriere, un&efümmert was I^inter i^m fällt un6 fturst. (Er Ifcd ein Pfer6, morauf er ftc^ oerlaffen fann, un6 fo ift er ftc^er, loenigftens ftc^ 6urc^5ubringen. Das ift 6enn 6ie J)auptfac^e." (Er beiDun6erte fogar in gemiffer IDeife 6en fransöfifdjen Kaifer, 6en Umfang feiner Kenntniffe, 6ie Klugljeit feiner Hegierungsgrun6fä^» IDie fijaöe nur, meinte er, 6af ein foldjer Kopf lieber 6ie (ßeifel als 6er IDo^ltäter 6er JTlenfdj^eit fein moUe! Denn 6abei blieb er: Hapoleon tDar für iljn ein „Ijdmifdjer Ceufel in JTlenfdjen^* geftalt", un6 nadj6em i^m fein 2tnnä^erungsperfuc^ mlf lungen, mar er um fo me^r bemüht, gegen 6iefen „Ztoenturier mit feinem fatanifc^en Cädjeln" fidj nidjts 5U pergeben.

Hapoleon feinerfeits verbarg nid^t 6as ZMif fallen, 6as i(;m 6es Königs ganse Perf5n^ lidjfeit einflößte; er fpottete über fein Benehmen, fein Zteuferes, 6ie S<^lil feiner (ßamafdjen:= fn5pfe. (Er oenpies if?n auf 6ie ZTlangel im preufifc^n Staatswesen un6 im preufifdjen J)eere un6 beleljrte i^n überlegen, ipie man regieren muffe. Dor allem aber: er permie6 nad; mie por mit i^m je6e politifc^e Unterhaltung* (£s (?ief , er ifabe gefagt, mit 6em Könige fei überijaupt feine Perljan6lung möglich; un6 auc^ 2tleyan6er foUte geflagt Ifaben: 6er König ipolle immer 6en S^ed, aber nidjt 6ie ZHittel; er per6erbe alles.

IDo mar in 6iefer Hot tfilfe 5U fin6en? Sollte 6ie be5mingen6e 2Inmut un6 Ciebens^ mür6igfeit 6er Königin, 6er „föe enchanteresse", 6ie fünf ^atfie früher bei 6er Sn^ammen^ fünft in UTemel 6en ruffifdjen Kaifer be$aubcrt Ijatte, nidjt je^t bei 6em ^ransofenfaifer ein IDun6er mirfen? Hapoleon felbft, fo ersa^lte man fic^, Ijabe 5U 2tlefan6er gefagt: „3^ bin gemif , 6af 6ie Königin 6ie politifc^en ©efdjäfte meit beffer als i^r ©emaljl be^n6eln mür6c.^' Hic^t me^r Kalcfreut^ allein, aud; Qar6enberg glaubte je^t an b'xe UTöglid^feit eines U)un6ers. Sie überseugten 06er überre6eten 6en König, 6er ftc^ anfangs ftraubte, „6af eine einsige Unterre6ung 6er Königin mit Hapoleon me^r bemirfen mer6e, als alle i^re Derljan6lungen", un6 am 2. 3wli fc^rieb ;Jrie6ridj IDil^lm feiner ©ema^lin: „^ar6en== berg bittet mid; feinen 2(ugenblicf 5U perlieren, um Deine Heife 5U befd^leunigen, 6a 6ie 2tugenblicfe foftbar ftn6, un6 was für 6as (ßute gefc^c^en fann, fdjnell gefc^el?en muf .... IDaffne Didj mit UTut, un6 6enfe nic^t me^r an ZHöglidjfeiten, 6ie nidjt permirflidjt mer6en fönnen, fon6em an 6ie ^mangslage, in 6er menigftens Preuf en fid; befin6et, nadj6em Hu§lan6 feinen (Entfdjluf gefaft fjat^'

2tm 3. 3ttK, man feierte in ZHcmel geraöe 6en (ßcburtstag 6es Prinsen ZDil^lm, Bru6er5 6es Königs, erijielt Königin £uife 6en Srief, 6er fte in fo 6ringen6en ZPorten 5ur Keife naif picftupöljnen aufforöerte. Die Königin geljorc^te: fte füllte ftc^ im Dienfte bes Königs un6 6es Z7aterlan6es, fte tpufte fic^ in 5er ffanb ^öl^rer (ßenxilten* Dem Könige antu>ortete fie: „3^ f^"" ^^^ feinen größeren Beweis meiner £iebe un6 meiner Qingabe an bas tanb, 6em ic^ angel^öre, geben, als in6em ic^ öa^in fontme, n>o id; nic^t begraben fein möchte/' 2tm nod^ften (Tage 5um General Keffel nodi tme ein 2(uffc^rei 6es unglflcflic^ ©pfers: „€s ift mir, als n>enn idj in 6en (Coö ginge, als n>enn Mefer ZTfenfc^ mic^ ipflröe umbringen laffen; er ifai meine ^amilie, er fyxi gan5 Preufen ungläcflic^ gemacht/' TXlan tröftete fie: „nur fie allein fönne 6em Sc^icffal eine beffere IDen6ung geben, 6iefer (ScbanU möge fie aufridjten." Dann, unter taufenö (Tranen, naijm Königin £uife 2tbfc^ie6 un6 beftieg 6en IDagen, 6er pe 6urdj 6ie im frifijcften ©rün prangen6en (Ebenen Citauens von ZHemel nadj picftupö^nen trug, 6em forfifdjcn 3"^P«'^<Jtor entgegen.

3n 6em oersioeiflungspollen (ßemüte 6er Königin n>ar fein Haum für 6ie Öffnung. „Je me flatte de rien" Ijatte fte auf 6en Sefe^l 6es Königs enpi6ert un6 fdjon por^r M einem Sil6e Hapoleons fyittt fie an i^ren £ieblings6idjter Sdjiller ge6ac^t, an 6as IDort 6er ZHaria Stuart vov Königin (Elifabetlj: „2tus 6iefen ^üQcn fpric^t fein J)er5." IDas (l< untenpegs noc^ 6urc^ einen Srief 6es Königs erfuljr, 6ie 3"^^^"^^?"^^ ^^ f^^ Ztbtretung 6er linfselbifi^en £an6e anfangs buvdf Ilapoleon üerfproc^enen Cebietsentfc^6igung im Umfange t>on etwa 600000 <£xnwolimvn, 6ie auf Hapoleons n>ie6er()oltes (ßebot poUsogene €ntlaffung ^ar6enbergs, 6ie Sc^n>ac^e 2tlefan6ers gegenüber Hapoleon, erl^^te 6ie Per* Stpciflung 6er Königin, ftärfte aber sugleid; il^ren €ntfd;lug, alles nxis möglich fei für 6as IDo^l iljrcs £an6cs 5U perfuc^en.

Xladf je^nftün6iger ^aljrt, am ^. 2^lx gegen 2tben6, begleitet pon i^rer 0ber^f» meifterin (ßräfin X?of , 6er J)of6ame ©räfin (Cauen^ien un6 6em Kammer^erm pon Ißudi, traf Königin £uife in picftupöl^nen ein, ipo fie in 6em f leinen einftöcfigen Pfarr^ufe abftieg. ©egcnüber lag 6ie IDol^nung 6es Königs. Die Königin empfing noc^ am Tlbtnb ^ar6enberg, 6cr fie für 6ie llnterre6ung mit Hapoleon porbcreiten foUte. So Ijatte fte felbjl geipünfdjt, 6enn, ipie fte fagtc, fie tpollte nx>ljl „par ccuur** mit Zlapoleon fpred^en, aber nic^t „de coeur'*. Sorgfältig las un6 beoni^rte fie 6ie Katfijldge, 6ie ^r6enberg i^r auf- fc^rieb; fie n>ur6en 6ie <ßrun6lage il^rer Unterhaltung mit Hapoleon.

2tm nädjftcn tCage, 5. 3"^^/ f^"^ Kaifer 2tleyan6er, 6er einige Sd^riftftficfe Hapoleons mitbraijtc mit eingaben über 6ic ;Jrie6ensbe6ingungen; fie enthielten 6ie beflKmmte ^or6erttn0 6er 2Ibtretung 6er preu^fd^en £an6e linfs 6er €lbe, über 6ie Hapoleon perf^^aen foOtc,

un6 rechts 6cr Zncmel, um Huflanö eine natürlidje (ßrense 5U fidjem, mofür Preufen an6enpett entfc^äöigt n>er6en tonne. IDdljrenö 5er Katfer mit 6em König un6 6cr Königin fpeipc, tarn Hapoleons ©berftallmeifter (Caulaincourt, um 6ie Königin 5U iljrer 2tnfunft 5U beglücfmünfdjen un6 nadj iljrem Sefinöen 5U fragen. Der Kaifer be6auere, bas neutrale (Ctlfit nic^t oerlaffen 5U fönnen, n>er6c aber 6ie Königin, roenn fie nac^ (Cilftt fomme, befuijen un6 einlaöen* Caulaincourts Komplimente tpuröen (^öflid; ertpiöert; 6em fteifen un6 eitlen Formalismus feines J)erm gegenüber Ijielt man es aber für angemeffen, 6ie Heife 6er Königin nac^ Cilftt $unädjft nodj Ijinaussufdjieben. Die Königin fpradj 6ann mit Srincf* mann, 6em fdjn>e6ifdjen 6cfan6ten am preugifdjen J)ofe; feine teilnel?men6en 2teuferungen enpiöerte fte mit 6ew IDorten, 6ie 6en gansen 2tbgrun6 i^res Sdjmerses bc$eidjnen: „2^1 bin erft 6retfig 3^^^^^/ ^^^^ ^ ^^^ ^i^ f^^" f^^^f^ überlebt."

2tm Hadjmittage 6es 6. 3ult crft, nac^em fie am Pormittage nodj 6en oer^aften Sennigfen gefproc^en, fu^r Königin £uife fte ifat uns felbft Mefe ^aljtt gefdjil6ert mit 6em Kammerl^erm von 3uc^, 6en Gräfinnen Dof un6 (Tauen^ien/ geleitet pon einer Ztbteilung preufifdjer 6ar6e6uforps, mitten 6urdj ruffifc^e un6 fransöfifc^e (Truppen, 6ie bei i^rem 2Inblicf ben^unöemöe 2tusrufe laut meröen liefen, n>a^ren6 in i^r felbft Qaf un6 2tbfdjeu n>ie6er aufflammten, sur ZHemcl un6 über eine ^dljre 5U 6em nalf^n Quartiere 5es Königs, 6er i^r nac^ (Tilftt t>orauf gegangen mar. UntertDegs Ifaitt KalcfreutI; fte begrüft, 6er iljr nodj einmal für 6ie Unterhaltung mit Hapoleon gute Ce^ren 5U geben fuc^te» Set 6em Könige traf fie Kaifer 2tlefan6er un6 ©raf Col^, 6en Hac^f olger ^ar6enbergs als Zninifter 6es 2Iusn)ärtigen: bei6e nxtren troftlos über 6en Stan6 6er Z7erl7an6lungen; bei6e befdjtporen 6ie Königin, in 6er 6ie le^te J)offnung ru^e, 6en Staat $u retten.

Sie Ratten faum einige IDorte mit 6er Königin gemec^felt un6 ftc^ 6ann entfernt, als 6ie 2tnfunft 6es franjöftfd^en Kaifers gemel6et n>ur6e. (Er felbft im fd^lid^ten 6unFeU grünen Uniformrorfe, mit loeifen Unterflet6em, aber umgeben tH>n einem grofen un6 glän5en6en befolge, in 6em tH>r allen ZTTurat 6urd; 6ie bunte Pracht feiner Uniform auffiel. t)on 6em Kammer^erm Don Suc^ auf 6er Strafe, oon 6er ©ber^ofmeifterin un6 6er ^of «» 6ame an 6er J)austüre empfangen, eilte Hapoleon 6ie (Treppe ^inauf ein 2tugcnblicf, un6 er ftan6 auf 6em ^lure 6er Königin gegenüber.

Die Sdjön^eit 6er Königin, 6as i>erfic^em alle 2tugen$eugen, ftra^lte niemals ^ller als in 6en 6unflen (Tagen t>on (Tilftt* Die glän5en6 grof en 2tugen in Sd^tpermut leicht perfc^leiert, 6ie fonft fdjon sur ^üUe neigen6e (ßeftalt, 6ie je^t 6urc^ $e^ren6en Kummer ju sartem €benmaf perfeinert, ©ergeiftigt fdfien, geIjüUt in ein ipeifes ftlber6urc^iDirf tes Kreppflei6, 6effen galten anmutig an 6en fc^lanfen 6lie6em ^rabfloffen, auf 6em biegfamen

2^3

^Ife bas ftol5 crl^obene Sfaupt unter 6em Perlen6ta6em fo ftan6 Königin Cuife ba, in Schmers un6 tCrauer, in ^ingcbcnöcm ©pfermut eine rfl^renöe Perförperung von ^rauen^ fd^dnl^eit un6 ^rauenl^^t. Der 21nblicf Hapoleons brachte i^r eine Ueberrafd^ung. Der König fyxtic xliv gefagt, er t^abe ^twas Gemeines in feinem 2Iu5fe^n, fie fonnte bas nic^t fin6en» Sein Kopf erfdjien iljr von fc^öner ^orm, 6er 2tu56rucf 6er (ßefic^tsjflge perriet 6en Denfer un6 6cn ^errfdjer; bcfon6ers gefiel i^r 6er lädjclnbc Znun6, un6 an 6er gonsen (Erfd^einung erfannte fte ftaunen6 6en (Typus 6er Cäfaren. 2Iufatnien6 unter 6em unertiHirtet günftigen €in6rucfc, frei un6 unbefangen trat fie i^ni entgegen un6 lief fi<^ von i^m in ein 3^"^^^^^ füljren, tt>a^ren6 6er König $urücfblieb un6 fic^ mit ZMurat unterhielt Sie \pvadf i^m i^r Bc6auem aus, 6af er eine foldje (Treppe $u iljr Ifabe Ijinauffteigen mflffen, beflagte mit leifer 3^0^^^ fut i^n un6 feine Cruppen 6en 2tufent(^It im norMfd; rau^ Preufen. Hapoleon, etmas oerlegen, n>ie 6ie Königin bemerfen moUte, antwortete mit Komplimenten. Dann, o^ne Sc^OHinFen, ol^ne Sc^eu, fam 6ie Königin rafc^ auf 6as, was fie Ijergefü^rt Ijatte. Der Kaifer, fo begann fie, I?abc fie angeflagt, fic^ suoiel in Polittf 5U mifc^en, ein Portpurf, 6en fie nidjt oer6ient 5u traben meine Hapoleon unterbrad) fie mit 6er Beteuerung, 6af er felbft 6iefe 2(usftreuungen nid^t geglaubt Ifabt gleichviel, fte n>oUe i^n auffldren über 6en Sd^ritt, 6en fie tue. Tlls Gattin, 6ie 6es Königs B^ov^ niffe un6 Kummer teile, un6 als ZTTutter muffe fte 6en 2tugenblicf benu^en un6 freimütig mit i^m fpredjen. Sie fönne nic^t anncljmen, 6af er feinen Sieg mifbraudfen tt>er6e. Hapoleon ern)i6erte, es fei nic^t feine Sd;uI6, w^nn es 5um äuferften gefommen fei; Preußen I?abe nadf 6er Sdilad}i von 2tuerfte6t je6es freun6fdjaftlic^e 2tbfommen surflcfgetmefen un6 feine t?orfd>Iägc nadj €ylau faum angeljört. Die Königin erinnerte mit Xec^t 6aran, 6af 6ic (frie6ensDerIjan6Iungen nadj 2tuerfte6t nidjt pon Preufen abgebrodjen feien, ging aber auf 6ie (Erörterung 6cr Vergangenheit nidjt weiter ein, fon6em n>ie6erIjolte, 6af fie als JHutter 5u if^m fprcdjc, 6er 6as Sdjicffal ihrer Kin6er am fersen liege. 2tuf 6ie Der* fldjerung iTapoIeons, 6af pon 6er Demidjtung Preugens nidjt 6ie He6e fei, bemerfte fie: 6cr ^rie6e 6ürfc aber audj 6ic Demidjtung in ^utun^t nidjt porboreiten, Preuf en brauche einen erträglid^en jrie6en. Sie gebe fid; feiner (Eäufd^ung über 6ie Cage I^in un6 miffe, 6af ®pfer gebradjt n?er6en müßten. 2tber man foUe 6odj pon Preupen nidjt Propinsen trennen, 6ie feit 3al?r^un6erten 6a5u gef^örten, man foUe il^nen nidjt Untertanen nehmen, 6ie iljnen wie £iebIingsfin6or teuer feien. Sie fpradj pon 6em preufifdjcn Dolfe, 6as feinem Königs^ufe fo rüt^ren6e Bcmeife 6er 2tnt^dnglid;feit gebe un6 an bas fte ntit fo pielen Ban6en gefettet fei. Sie bat für 6ic linfselbifc^en £an6e, namentlidj für 21Iag6eburg, 6as iljnen bef6n6ers med fei. Hapoleon pertpies auf 6ie allgemeinen politifd^n Kontbinationen, 6ie 6en bef^n6eceii

f>M

Hürfftdjten oft cntgegenftänöen. Dann cerfudjte er abiuknUn. H)ic es feine 2lrt war Damen gegenüber, begann er pon Cotlettefragen 5U fpredjen, in 6enen er gern &en Kenner 5U fpielen liebte. „Sie tragen ba ein fdjönes KIei6/' bemerfte er. „VOo ift es gearbeitet? in Breslau? ZHac^t man Krepp in 3^^^^" ^abrifen?" „Sollen n>ir pon Pu^ reöen in 6iefem 2lugenblic!e?'' enpiöcrte 6ie Königin. Unbeirrt lenfte fte 5urücf. X?or 6er ^5^e i^res ftttlidjen (Emftes perftummten Ztapoleons leidjte Sdjerse; er mufte, er fyit es fpdter felbft geftanöen, xlfv &ie ^flljrung 6er Unterljaltung laffen, 6er erften, 6er einsigen pieüeidjt, 6ie er nidjt bcljerrfdjt un6 geleitet Ijätte. Hodjmals fudjte fte 6en IDeg 5U feinem fersen, 5U feinen e6Ieren (Befüllen. Hac^e fei 6effen nidjt ipür6ig, 6er fte n>i6erftan6sIos ausüben fönne; feine Siege ipür6en i^m 6oppeIt €^re madjen, n>enn er fidj auc^ Hedjte auf Danf^ barfeit enperbe. Stan6^aftigfeit im Unglücfe fönne in feinen Jlugen fein Unredjt fein. (Er iper6e 6ie ZHanen ;frie6ridjs e^ren, in6em er 6effen IDerf nidjt serftöre; 6as (ßente n>er6e 6as (ßenie adjten. TXlxt rü^ren6en XDorten pon (ßüte un6 €6elfinn, pon (ßrofmut un6 ^odj^ersigfcit IDorte, 6ie i^r IDirflic^feiten be6euteten, 6em an6eren nur i6eoIogifdje pijrafen fudjte fie 6em Unbarm^ersigen 2nitlei6 un6 ZTIenfdjlidjfeit ab5ugcn>innen. Sie fpradj un6 hat „ein Seelenerguf gegen ein ^er$ pon Bronse", n>ie fie fpdter fagte aber iljre Bitten 5n>angen i^m nur Komplimente ab, Ijöflidje, freun6lidje IDorte, „ipir n>oIlen feljen, ic^ n>er6e 6aran 6enfen." Iln6 6odj, fo glaubte man 6amals, nadj 2leuf erungen Ztapoleons felbft, fam ein 2lugenblicf, ipo 6er Unbeugfame 5U fefteren ^u^agm ipiUlg fdjien, als 6cr (gintritt König 5rie6ric^ IDil^elms III. 6er Unterre6ung, 6ie fdjon faft eine Stun6e gc6auert, ein (En6e madjte. Hodj einige Komplimente, füljl un6 gemeffen n>ie fonft, eine (Einla6ung 5U tCifdje, un6 Ztapoleon fprengte 6apon, in feinem 3nnem pteüeidjt beipegt, aber unerfdjüttert, unerbittlich n>ie 6as ipalten6e Sdjicffal, 6em er felbft fo gern ftc^ perglidj.

fjoffnungsfro^ blieb Königin Cuife 5urucf. XDos fie 6em (ßegner abgerungen ^tte, n>aren nur ^öfUc^feiten, n>eniger als Ijalbe X?erfpredjungen, 6ie 6en Sieger 5U nidjts per^ pflidjtcten, in 6as ^ers 6er Unglücf liefen aber n>ie ^immelstau gefallen n>aren. ^atte fte 6odj fo n>enig eru>artet! Tim 2lben6 fuljr fte 5um (Effen 5U iljm; er empfing fie auf 6er Strafe, Ijob fie aus 6em IDagen un6 führte fie ^inauf. Der Derlauf 6cs llTaljles, an 6em aufer 6em preufifc^en Königspaare un6 Ztapoleon noc^ Kaifer 2lleyan6er, prins ^einrtdj pon Preufen, Kronprins £u6nng pon Bayern, (ßroffürft Konftantin, ZHurat un6 6ie (ßrdfin Dof teilnaljmen, fteigerte nocff 6ie freu6lg beipegtc Stimmung 6er Königin. Die Unterljaltung n>ar lebljaft, felbft fdjer5en6. Hapoleon necfte 6ie Königin mit 6em Curban, 6cn fie nadj 6antaliger 2no6e trug; 6as fei ansüglic^ für Kaifer 2llefan6er, 6er mit 6en dürfen Krieg fü^re; 6ie Königin enpi6erte, t^r Curban fönne 6odj Ijödjftens 6en ZTlantelucfen

2^5

Kdntgtn £titfe in (Etifit

Huftam tntereffiercn* TXlan fprac^ bann pon 6em beenWgtcn Kriege, von 6er (Befaßt 6er Königin, in IDeimar 6urdj Xlcppokons ^ufaren gefangen 5U txKvbtn. 3" 6iefem ^ufammen« ^nge mag es gen>efen fein, 6af Hapoleon fragte, nne nur Preufen mit feiner geringen TXladfi liaW einen Krieg gegen iFjn anfangen fönnen, un6 6af Königin Cuife 6ie beräumte 2lntiPort gab: „Der HuFjm 5rie6ric^5 6c5 (ßrofen fyit uns über unfere ZITittel getiufdjt" X?or 6em Sdjatten 6e5 grof en Königs traUeyran6 Ifai es gefagt n>ie Wein erfaßten plö^lidj Hapoleon! 3""'itten 6es freun6lidjen ^in un6 ^r 6er Unter^ltung fonnte 6er „Meine Ciger", ime 6en Korfen feine £an6sleute nannten, nidjt um^in, 5un>eilen 6ie Krallen 5u seigen. So tpenn er eine Sängerin, 6ie einft auc^ feine (Beliebte gemefcn tpar, räl^ntte un6, 5ur Königin geman6t, pon 6em £ie6e „Regina guerriera" fpradj. Pem ZRittageffen folgte eine neue Unter^ltung mit Hapoleon, bei 6er 6ie Königin nodjmals iljre IDflnfc^e Dortrug, 6abei fe^r einget;en6, pietteid^t, n>ie Prinseffin Cuife Ha65in>ill urteilt, 5U einge^ö 6ie £in5el^eiten 6er fd;n>eben6en politifd^en fragen erörtem6. Sie bat, fd^eint es, nod^mals befon6ers für 21Tag6cburg, ipoUte eine Hofe, 6ie Hapoleon i^r bot, nur mit 6em Z^erfprec^ 6er Hücfgabe Znag6eburgs annehmen.

Die ^offnungsfreu6e in 6er Umgebung 6er Königin ftieg ^^r. 2tleyan6er unö audj einige ^ran$ofcn bcglüc!n>ünfdjten 6as Königspaar 5U 6em (Erfolge, 6en 6ie Königin errungen. Hapoleon fclbft foüte 5U 2lle^an6er mit ^öc^fter 2tnerfennung pon 6er Königin gefprod^cn ^aben, Pon i^rem (Seift un6 i^rem Seelena6el; er märe geneigt, etnnis für fie 5U tun: ftatt iljr eine Krone 5U nehmen, »äre man pcrfudjt, iljr eine $u ;fügen $u legen. Der Königin fdjien 6as (Ergebnis 6es tTages in 6oppelter ^injidjt bc6eutungspoU unö portcilljaft: Pon Hapoleons Pcrfönlidjfeit un6 feinem IDcfen ^tte fie einen nidjt ungflnftigen €in6rucf gen>onncn ; politifd) t^ielt fie fid; 5U 6en bcften (£rn>artungen bered^tigt. Sc^meid^lnöe ^offnungsträume, 6ie nur eine furse Sommcmadjt »ä^rtcn!

£)aiU Hapoleon fcinerfeits eine (gnttäufdjung erfaljrcn? Sdjeute er 6as perabre6ete 5tt>eitc 5"f^"^^^^<^"^J^^*ff<^" ^^"* ^^^ Königin? \Jürdjtete er für fidj einen 2Iugenblicf 6et S^n>ädjc, 6ic ITToglidjfeit pon 5ugcftän6niffcn? Um 6er Ulenfdjljeit millen möd^te man es glauben, 6ag audj ein Hapoleon 6en rül}ren6cn Sitten einer unglücflidjen Königin nad)gcben 5U muffen beforgte. 2tm n>enigften n>a^rfd)einlid) ift, n>enn es aud; am preu^fc^n Qofe faft allgemein un6 felbft pon 6er Königin geglaubt n>ur6e, 6ag traUeyran6 einen (ßcfmnungsn>ed)fcl Ijorboigcfü^ri ^abe. U?ic 6em fei, Hapoleon, 6er mit Huglan6 5um €inperftän6nis gelangt u>ar, befd^log aud; mit Preußen ein (£n6e 5U machen, (ßltxdf am nddfften Ponnittage, 7. 3uli/ I^^'t ^^ ^^'^ (ßrafen <0ol^ rufen, 6em er in fd;nei6en6 I^irten IDorten 6ie Be6ingungen anfün6igte, unter 6enen. ol^ne 2tuffd)ub ifn6 ol^ne Z^erb-^nölun^

&cr ^ricöc siptfc^cn ^ranfrcidj un6 Prcufcn gcfdjioffcn u>cr6en muffe* Was er 6er Königin gefagt, feien nidjts als ^öflidje P^rafen geioefen; 6er König 6anfe feine (Erhaltung nur 2lleyan6er, oFjne iFjn n>ür6e er 6ie Dynaftie pcrjagt un6 feinen Bru6er 3«^o"'« $um König pon Preufen gemadjt ijabcn. €inen Derfudj pon (ßoI§, 6urc^ ^inn>eis auf politifc^e ^nUx^Wm ZlTitöerungen $u erlangen, n>ies Hapoleon fdjroff surücf. „Was Ijat 3^r ^err/' rief er, „in 6ie IDagfdjale 5U legen, xx>as midj ceranlaffen fönnte, iljm beffere Be6ingungen $u getoo^ren? 2lUe Ban6e smifdjen uns ftn6 serriffen, idj be6iene mldj meiner ^zdiU. (Euer König Ifoi midj 6a5u ge5n>ungen. Die ^zxt 6er X?er^an6Iungen ift Dorüberl" lln6 als (ßol§, n>ie Königin Cuife, 6urdj Berufung auf feinen €6elmut feine €itelfeit $u rühren perfuc^te, brac^ er los: „Das erfte (ßefüljl, 6as midj in 6iefem Jtugen^* blic! belebt, ift 6as 6er ^aife, einer perfönlidjen ^df^. 3^ ^^^^ ^^"^ intime llUians mit Preufen getpunfc^t; lange ^eit Ifabt xdi alle Cajolerien angen>an6t, 6ie man an eine ^ubfd^e ;frau Derfdjipen6et; einen 2lugenblicf Ifobt idf mir gefdjmeic^elt, fte geiponnen 5U ^bcn, aber 6iefe unfluge Kofette fyit alle £Delt tdufd^en n>ollen/ un6 ift en6lid; gefallen als 0pfer iljrer eigenen Creulofigfeiten . . 3^ '^""^ i^" j«^*/ Curen König," rief er 6ann aus, „ic^ fenne i^n ausmenMg pon einem €n6e bis 5um an6eren; 6iefer ZITann ift nidjt gemadjt, 6ie Dergangenljeit 5U cergeffen; er Ifat mir einigen ^af gefdjn>oren, idj u>eif es, idj fü^le es, er ijat midj 5U fe^r belei6igt, um auf eine perfönlidje Perfö^nung redjnen 5U fönnen, un6 idj n>ill nic^t 6ie Dupe einer folc^en Politif n>ie 6ie (Eurige fein. IDenn 6ie ^adfe mir 6ie Vernichtung Preuf ens als (ßrofmadjt 6iftiert, fo n>er6en meine politifdjen Kombi== nationen 6ie 3"*^^^ff<^" ;franfreic^s fidjer 5U ftellen miffen." Dann fprodj er pon 6er Königin: „Sie ift nie meine ^reun6in geipefen, idj ipeif es ipo^l, aber ic^ pergebe es i^r leidjt* 2lls ^rau Ijatte fte es nidjt nötig, 6ie politifdjen 3ntereffen genau absutpagen. Sie ift für iljre 3^P^öptät beftraft, aber fdjlieflic^, fie fjat (Eljarafter im Unglflcf beipiefen. Sie ^at mir über i^re Stellung mit pielem 3"t«'^^ff^ gefproc^en, o^ne irgen6 einen Sdjritt 5U tun, 6er l^re £Dflr6e beeinträdjtigen fönnte» ZUan muf i^r 6ie (ßerec^tigfeit n>i6erfa^ren laffen, 6af fie fe^r perftdn6ige Dinge gefagt Ifat, un6 »eldjes audj iljre Vorurteile fein mögen, fie ^at mir ipenigftens me^r Vertrauen beipiefen als 6er König, 6er es nidjt für angemcffen geljalten Ijat, mir 6as feine 5U fc^enfen*"

Die Be6ingungen, ipie fie 6ann tralleYran6 6en preufifc^en BepoUmädjtigten (ßol§ un6 Kalcfreut^ porlegte, seigten feine Spur einer mil6em6en (Eintpirfung 6er Königin. Sie erfdjienen e^er nocff fdjtperer, nocff 6rücfen6er als früher: 6le (Elbe als (ßvzny, 6ie 2lbtretung 6es gröf ten tTeiles 6er polnifdjen (Ertperbungen Preuf ens, n>oraus ein Qersogtum ZDarfd^au für 6en neuen König pon Socken gebiI6et tper6en foUte, tpd^ren6 ein Stucf an Huflan6

Kdntdin £ntfe in (Eilftt

gefunöen fjabt, nne er auf Hapolcons fripolc Sdi^vie eingebe un6 ftc^ gans an feinem pia^e 5u füllen fc^etne. ^ür Hopoleons Perfonlidjfett feljite es i^m feinesioegs an X?er= ftdnönts, €s ift 6odj eine feine un6 fluge Bemerfung, mit 6er er Ztapoleons IDefen un& Sugleidj 6effen (ßegenfa^ 5u feiner eigenen Hatur glücMidj djarafterifterte, n>enn er von i^m fagte: „ZUan braudjt i^n nur einmal reiten 3U feljen, fo erfennt man 6en gansen ZHann. (Er ge^t immer in Karriere, unbefummert was Ijinter i^m fällt un6 ftürst* (Er ijat ein Pfer6, morauf er fidj perlajfen fann, un6 fo ift er ftdjer, »enigftens pc^ 6urdj$ubringen. Dos ift 6enn 6ie ^auptfac^e." (Er bemunöerte fogar in gemiffer IDeife 6en fransöfifdjen Kaifer, 6en Umfang feiner Kenntniffe, 6ie Klugheit feiner Segierungsgrunöfä^. IDie fdja&e nur, meinte er, 6af ein foldjer Kopf lieber 6ie (Beifei als 6er IDo^ltäter 6er llTenfdjljeit fein moüe! Denn 6abei blieb er: Ilapoleon nxxr für i^n ein „^ämifc^er tTeufel in ZUenfc^en* geftalt", un6 nac^öem iljm fein Jlnnäljerungsperfudj mlf lungen, n>ar er um fo meljr bemüht, gegen öiefen „Jlrenturier mit feinem fatanifdjen Cädjeln" fidj nidjts 5U pergeben.

Ztapoleon feinerfeits perbarg nic^t 6as ZITif fallen, 6as i^m 6es Königs ganse Perfön^ lidjfeit einflöfte; er fpottete über fein Benehmen, fein 2leuferes, 6ie ^aijl feiner (ßamafdjen== fnöpfe* (Er penpies i^n auf 6le ZUängel im preufifdjen Staatsn^efen un6 im preuf ifdjen ^eere un6 beleljrte i^n überlegen, n>ie man regieren müjfe. Dor allem aber: er permieö nac^ n>ie por mit i^m jeöe politifd^e Unterhaltung. €s ^ief , er fyibe gefagt, mit 6em Könige fei überljaupt feine DerljanMung möglich; un6 audj 2lleyan6er follte geflagt ^aben: 6er König n>olle immer 6en ^wzd, aber nidjt 6ie ZTIittel; er peröerbe alles.

XDo war in Mefer Hot ^ilfe 5U finöen? Sollte 6ie besipingenöe 2lnmut un6 Ciebens^ ipüröigfeit 6er Königin, 6er „f^e enchanteresse", 6ie fünf 3^^^^ früher bei 6er ^^fammen* fünft in ZHemel 6cn ruffifc^en Kaifer be$aubert ^atte, nidjt je^t bei 6em ^ransofenfaifer ein lDun6er ipirfen? Hapoleon felbft, fo ersaljlte man ftc^, Ifabt 5U 2lleyan6er gefagt: „3^? bin geipif , 6af 6ie Königin 6ie politifdjen (ßefdjdfte n>eit beffer als i^r (ßemaljl be^an6eln tpür6c'' Hid^t me^r Kalcfreut^ allein, aud; Qar6enberg glaubte je^t an 6ie ZITöglid^feit eines lDun6ers. Sie überjeugten 06er überre6eten 6en König, 6er fic^ anfangs fträubte, „6af eine einsige Unterre6ung 6er Königin mit Hapoleon me^r beipirfen n>er6e, als alle i^re Derl^n6lungen", un6 am 2. 3^1^ fdjrieb ^rie6ric^ IDil^lm feiner (ßemaljlin: „^ar6en^ berg bittet midj feinen 2tugenblicf 5U perlieren, um Deine Seife $u befdjleunigen, 6a 6ie 2tugenblicfe foftbar ftn6, un6 tpas für 6as (Bute gefd^e^en fann, fd^nell gefd^el^en muf .... IDaffne Didj mit ZTTut, un6 6enfe nic^t me^r an ZITöglidjfeiten, 6ie nidjt penpirf lidjt n>er6en fönnen, fon6em an 6ie ^wanqslaQt, in 6er ipenigftens Preuf en ftc^ befin6et, nadj6em Huf lan6 feinen €ntfdjluf gefaft Ijat."

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Kdntdtn £titfe in Cilfit

2tm 3. 3"!^ nian feierte in ZHemcl gera6e &en <ßeburtstag 6es prinsen IDil^Im, Bruöers 6es Königs, erhielt Königin Cuife &en Brief, &er fie in fo 6ringen&en IPorten $ur Heife nadf picftupö^nen aufforöerte. Pie Königin ge^rc^te: fte füllte fxdf im Pienfte 6e5 Königs un6 6es Vaicvlanbzs, fie tpugte ftd; in 6er ^n6 ^ö^rer (Betpalten. Pem Könige antiportete pe: „3dj fann Dir feinen gröferen Ben)eis meiner Ciebe un6 meiner Qingabe an bas tanb, 6em id; angehöre, geben, als in6em idf balfin fomme, a>o idf nidfi begraben fein mödjte." 2lm näc^flen (Tage 5um (ßeneral Keffel nodj ipie ein 2luffc^rei 6es unglöcflidjen ©pfers: „€s ift mir, als »enn idj in 6en Coö ginge, als a>enn öiefer Zllenfc^ midj tpflröe umbringen laffen; er l)at meine ^amilie, er fyxt gans Preufen unglücfUc^ gemad^t.^' ZTTan tröftcte fie: „nur fte aDein fönne 6em Sc^icffal eine beffere ZDenöung geben, 6iefer (Seöonfe möge fie aufridjtcn." Pann, unter taufcnö tTränen, na^m Königin Cuife 2lbfc^ie6 un6 bejMeg 6en ZDagen, 6er fie 6urd; 6ie im frifd^eften (Brun prangen6en (Ebenen Citauens t>on ZRemel nac^ Pirftupö^nen trug, 6em forfifdjen 3^P«J^öfa>r entgegen.

3n 6em per5n>eiflungsD0Üen (ßemüte 6er Königin n>ar fein Haum für 6ie Öffnung. „Je me flatte de rien** Ijatte fie auf 6en Befehl 6es Königs em>i6ert un6 fdjon por^ bei einem BiI6e Hapoleons I^tte fie an i^ren £ieblings6ic^ter 5d;iDer ge6ac^t, an 6as ZPort 6er ZlTaria Stuart por Königin €Iifabet^: „2ius 6iefen göS«" fpridjt fein Qerj." Was fie untenpegs nod; 6urd) einen Brief 6es Königs erful^r, 6ie ^uräcfna^me 6er für 2(btretung 6er linfselbifd^en £an6e anfangs 6urd; Hapoleon perfprod;enen <0ebietsentfc^ä6igung im Umfange pon etroa 600000 €inmoFjnem, 6ie auf Hapoleons n>ie6er^Ites <ßebot poU$ogene (Entlaffung f7ar6enbergs, 6ie 5c^tt>dc^e 2ncfan6ers gegenüber Hapoleon, er^^te 6ie Vtf> 5n?ciflung 6er Königin, ftärfte aber sugleid; i^ren £ntfd;luf , alles nxis möglid; fei für 6as IDo^l i^res £an6cs su pcrfudjen.

Hadj $e^nftün6iger ^a^rt, am ^. 3"'^ 9<^9<^" 2lben6, begleitet pon i^rer 0ber^f» meifterin (ßrdfin X?og, 6er ^of6ame ©räfin Cauen^ien un6 6em Kammer^erm pon Bu(^, traf Königin Cuife in picftupöljnen ein, nx> fie in 6em f leinen einftöcfigen Pfarr^ufe abftieg. (ßcgcnüber lag 6ie IDo^nung 6es Königs. Pie Königin empfing nodj am TXbtnb ^ar6enberg, 6cr fte für 6ic llnterre6ung mit Hapoleon porbcreiten follte. So ^tte fte felbp gen>ünfdjt, 6cnn, n>ic fie fagtc, fte ipollte ipoljl „par ctcur*' mit Hapoleon fpredjen, ober nid^t „de cccur''. Sorgfältig las un6 beipa^rte fte 6ie Hatfd}ldge, 6ie f)ar6enberg il^r auf« fdjrieb; fte mur6en 6ie (ßrun6lagc i^rer llnter^ltung mit Hapoleon.

2lm nädjften tCage, 5. 3uli/ fam Kaifer 2lle|:an6er, 6er einige Sdjriftflücfe Hapoleons mitbradjtc mit 2Ingabcn über 6ic ^rie6ensbc6ingungen; fie entljiclten 6ie beftimmte 5oi^6enin0 6er 2lbtretung 6er preufifdjon Can6e linfs 6er €lbe, über 6ie Hapoleon «^nffia^n feilte.

un6 rcdjts 6cr Znemel^ um Huflanö eine natürlidje (ßrense 5U ftdjem, loofür Preugen anöertDett entfc^äöigt weihen fönne. XDdljrenö öer Katfer mit 6em König un6 &er Königin fpeifte, tarn Hapoleons ©berftaümeifter (Eaulaincourt, um 6ie Königin 5U iFjrer 2lnfunft 5U beglücfn>ünfdjen un6 nadj iFjrem Befinöen 5U fragen. Der Kaifcr beöauere, bas neutrale (Ciljit nidjt perlaffen 5U fönnen, meröe aber 6ie Königin, loenn fte nadj (Cilftt fomme, befudjen un6 einla6em (Eaulaincourts Komplimente u>ur6en ^öflidj enpiöert; 6em fteifen un6 eitlen Formalismus feines ^erm gegenüber Ijielt man es aber für angemeffen, 6ie Seife 6er Königin nadj (Cilftt sunäc^ft nodj Ijinaussufdjieben. Die Königin fprac^ 6ann mit Brincf* mann, 6em fdjmeöifc^en (ßefanöten am preufifdjen ^ofe; feine teilneljmenöen Jleuferungen enoiöerte fie mit 6en IDorten, 6ie öcn gansen 2lbgrun6 iljrcs Sdjmer$es be$eidjnen: „3^ bin erft öreifig ^alfve, aber ic^ Ifabt midj fc^on fclbft überlebt."

Tim Ztadjmittage &es 6. 3uH «tft, nac^&em fte am Dormittage noc^ 6en per^aften Bennigfen gefproc^en, fuljr Königin Cuife fie Ijat uns felbft Mefe ^aiivt gefdjilöert mit 6em Kammerljerm pon Budj, 6en Gräfinnen X?of un6 (Cauen^ien, geleitet pon einer 2tbteilung preufifdjer (ßar6e6uforps, mitten 6urdj ruffifc^e un6 fran$öftfdje (Truppen, 6ie bei t^rem Jlnblicf ben>un6em6e 2lusrufe laut wcvbcn liefen, wäijvcnb in iljr felbft ^af un6 Jlbfdjeu n>ie6er aufflammten, 5ur ZUemel un6 über eine ^äljre 5U 6em nal^n Quartiere bes Königs, 6er iljr nac^ (Tilftt porauf gegangen war. llntern>egs Ijatte Kalcfreutlj fte begrübt, 6er i^r noc^ einmal für 6ie Unterljaltung mit Hapoleon gute Celjren 5U geben fuc^te. Bei 6em Könige traf fie Kaifer 2lleyan6er un6 (ßraf (Bol^, 6en Hadjf olger ^ar6enbergs als ZHinifter 6es 2lusn>ärtigen: bet6e iparen troftlos über 6en Stan6 6er X?er^an6lungen; bei6e befc^iporen 6ie Königin, in 6er 6ie le^te Öffnung rulje, 6en Staat 5U retten.

Sie Ratten faum einige IDorte mit 6er Königin gen>ec^felt un6 ftc^ 6ann entfernt, als 6ie 2tnfunft 6es fransöftfc^en Kaifers gemel6et tpur6e. €r felbft im fd^lid^ten 6unfel« grünen Uniformrocfe, mit n>eigen Unterflei6em, aber umgeben pon einem grofen un6 glän5en6en (Befolge, in 6em por allen ZHurat 6urdj 6ie bunte Pracht feiner Uniform auffiel. Don 6em Kammer^erm pon Buc^ auf 6er Strafe, pon 6er ©ber^fmeifterin un6 6er ^of«* 6ame an 6er ^austüre empfangen, eilte Hapoleon 6ie (Treppe Ijinauf ein Jlugenblic!, un6 er ftan6 auf 6em ^lure 6er Königin gegenüber.

Die Sd^ön^eit 6er Königin, 6as perftc^em alle 2(ugen5eugen, ftra^Ite niemals ^ller als in 6en 6unflen (Tagen pon (Tilfit, Die glän$en6 grofen 2tugen in Sdjipermut leidjt perfc^Ieiert, 6ie fonft fdjon $ur ^ülle netgen6e ©eftalt, 6ie je^t 6urc^ 5e^ren6en Kummer 5u $artem €benmaf perfeinert, pergeiftigt festen, gefüllt in ein ipeifes filber6urdjipirftes Kreppflei6, 6effen galten anmutig an 6en fdjlanfen (ßlie6em ^rabfloffen, auf 6em biegfamen

2f3

Qalfc bas ftols crijobene ffaupt unter 6cm Pcrlcn6ia&em fo flanö Königin Cuifc ba, in Sdjmers unö tCrauer, in ^ingebcnöeni ©pfermut eine rüljrenöe Derförperung pon ^rauen== fdjön^eit unö ^rauent^^eit. Der 2tnblicf Hapolcons btadfU iFjr eine Ueberrafc^ung. Der König Ijatte i^r gefagl, er Ijabc etoos ©emeincs in feinem 2lusfe^n, fte fonnte bas nic^t finöcn. Sein Kopf erfc^icn iljr von fc^öner ^orm, 6er 2lus6rucf 6er (ßeftdjts$flge perriet 6cn Z)enfer un6 6en Qerrfd^er; bcfon6ers gefiel i^r 6er lad;eln6e Znun6, un6 an 6er gansen (Erfdjeinung erfannte fte flaunen6 6en ICypus 6er Cäfaren. 2lufatmen6 unter 6em unertpartet günftigen €in6ruc!c, frei un6 unbefangen trat fie Ujm entgegen un6 lief fxdf pon iljm in ein ^immer führen ^ n>a(7rcn6 6cr König 5urucfblieb un6 ftd; mit ZHurat unterhielt. Sie fpradj i^m Hfv Bc6auem aus, 6af er eine foldje (Treppe 5U iljr ^e ^nauffteigen mflffen, beflaglc mit leifcr 3J^onie für iljn un6 feine (Truppen 6en 2tufentljall im norMfdj raul^ Preufen. Hapoleon, einlas perlegen, n>ie 6ie Königin bcmcrf cn moDtc, antwortete mit Komplimenten. Dann, oljne Sc^ipanfen, o^ne Sdjeu, fam 6ie Königin rafdj auf 6as, tpos fie {^crgcfüt^rt Ifattz. Der Kaifcr, fo begann fte, Ifabe fte angeflagt, ftd; supiel in Politif 5u mifdjcn, ein Doripurf, 6en fie nic^t per6ient 5U Ijaben meine Hapoleon unterbrach fte ntit 6er Beteuerung, 6af er felbft 6iefe Jtusftreuungen nidjt geglaubt Ijabe gleidjpiet fte n>olle iljn aufflärcn über 6en Schritt, 6en fte tue. 2tls (Sattxn, 6ie 6e5 Königs Beforg*' ntffe un6 Kummer teile, un6 als ZHutter müjfe fte 6en 2lugenblicf benu^en un6 freimütig mit iljm fpredjen. Sie fönne nicht annehmen, 6af er feinen Sieg mifbraudjen iper6e. Hapoleon enpi6erte, es fei nidjt feine Sdjul6, n>enn es 5um äuferften gefommen fei; Preufen ^abc naif 6er Sdjladfi pon 2luerfte6t ie6es freun6fc^aftlidje 2tbfontnten surücfgemiefen un6 feine Dorfcbläge nadj (Eylau faum angelyört. Die Königin erinnerte mit T^cdft batan, 6af 6ic ^rie6enspcrljan61ungen nadj 2luerfte6t nidjt pon Preufen abgebrodjcn feien, ging aber auf 6ie €rörterung 6er Vergangenheit nidjt n>eiter ein, fon6em n>ie6ert^lte, 6af fie als IHutter 5U i^m fpreche, 6er 6as Sdjicffal iljrer Kin6er ant fersen liege. 2luf 6ie üer* fidjerung Hapoleons, 6af pon 6er Pemidjtung Preuf ens nidjt 6ie He6e fei, bemerfte fte; 6er ^rie6e 6ürfe aber audj 6ie Pentidjtung in ^ufunft nidjt porboreiten, Preufen braudje einen ertrdglidjen ;Jrie6en. Sie gebe ftdj feiner (Cäufdjung über 6ie Cage ^in un6 »iffe, 6a^ ®pfer gebradjt n>er6en müf ten. 2lber man folle 6odj pon Preufen nidjt propinsen trennen, 6ie feit 3<2l?J^^u"i<^rt^n ^^5" geljörten, man foüe iljnen nidjt Untertanen nehmen, 6te tljnen tt>ie €ieblingsfin6cr teuer feien. Sie fpradj Pon 6em preuf ifdjcn Polfe, 6as feinem Königsl^iufe fo rüljren6e Ben>eife 6er 2ln^änglidjfeit gebe un6 an 6as fte mit fo pielen J3an6eit gefettet fei. Sie bat für 6ie linfselbifdjen Can6e, namentlidj für 2nag6eburg, 6as iljnen befon6ers ipert fei. Itapoleon pertpies auf 6ie allgemeinen politifdjen Kontbination^^n, 6ie 6en hi^^n6ercii

7^-

Hücfftdjtcn oft cntgegenftänöcn. Dann pcrfudjtc er abiuknhn. XDic es feine 2lrt war Damen gegenüber, begann er pon Cotlettefragcn 5U fpredjen, in 6enen er gern &en Kenner $u fpielen liebte. „Sie tragen 6a ein fdjSnes KIei6/' bemerfte er. „Wo ift es gearbeitet? in Breslau? TXladit man Krepp in 3^^^" ^abrifen?" „Sollen n>ir pon Pu^ reöen in Wefem Jtugenblicfe?'' enpiöcrte 6ie Königin. Unbeirrt lenfte fie 5urflcf. X?or 6er ^0^ iljres fittlidjen (Emftes perftummten Hapoleons leidjte Sdjerse; er mufte, er Ijat es fpdter fclbft geftanöen, i^r 6ie ^ü^rung 6er Unterhaltung laffcn, 6er erften, 6er einsigen cieüeidjt 6ie er nidjt be^errfdjt un6 geleitet Ijätte. Ztodjmals fudjte fie 6en IDeg 5U feinem fersen, 5u feinen e6Ieren (Befüllen. Hac^e fei 6e{fen nid^t n>är6ig, 6er fie n?i6erftan6slos ausüben fönne; feine Siege n)ür6en iljm 6oppelt €^re madjen, »enn er fidj auc^ ^zdftc auf Danf^ barfeit ent>erbe. Stan6^aftigfeit im Unglücfe fönne in feinen 2lugen fein Unredjt fein. €r n>er6e 6ie ZHanen ^rie6ridjs eljren, in6em er 6effen XDerf nidjt serftöre; 6as (ßenie n>er6e 6as (ßenie adjten. TXlxt rü^ren6en IDorten pon (ßüte un6 €6elfinn, pon (ßrofmut un6 ^od}I}er5igfeit IDorte, 6ie i^r IDirflidjfeiten be6euteten, 6em an6eren nur i6eoIogifdje pijrafen fudjte fte 6em Unbarm^ersigen 2nitlei6 un6 ZTIenfdjlidjfeit absugeipinnen. Sie fpradj un6 bat „ein Seelcnerguf gegen ein ^ers Pon Bronse", n>ie fie fpäter fagte aber i^re Bitten 5n>angen iljm nur Komplimente ab, Ijöflidje, freun6lidje IDorte, „n>ir nx)IIen fe^en, ic^ n)cr6e 6aran 6cnfen." Un6 6odj, fo glaubte man 6amals, nadj 2leuf crungen Hapoleons felbft, fam ein 2lugenblicf, »0 6er Unbeugfame 5U fefteren ^ufagen n>iUig fdjien, als 6cr (Eintritt König 5rie6ric^ XDilljelms III. 6er Unterre6ung, 6ie fdjon faft eine Stun6e ge6aucrt, ein €n6e madjte. Hodj einige Komplimente, füljl un6 gemejfen »ie fonft, eine €inla6ung 5U tCifdje, un6 Hapoleon fprengte 6apon, in feinem 3nnem pielleidjt bemegt, aber unerfdjüttert, unerbittlidj n>ie 6as ipalten6e Sdjicffal, 6em er fclbft fo gern pdj perglidj.

fjoffnungsfro^ blieb Königin Cuife 5urücf. XDas fie 6em (ßegner abgerungen Ijatte, n>arcn nur ^öflidjfeiten, n>eniger als ^albe X?erfpredjungcn, 6ie 6en Sieger 5U nidjts per^ pflidjtctcn, in 6as ^er5 6cr Unglücflidjen aber n>ie ^immelstau gefallen »aren. ^atte fie 6odj fo n>enig enpartet! 2lm 2lben6 fu^r fie 5um €ffen 5U iljm; er empfing fie auf 6er Strafe, Ijob fie aus 6em IDagen un6 füljrte fte ijinauf. Der Dcrlauf 6es ZHaljles, an 6em aufer 6em preufifdjen Königspaare un6 Hapoleon noc^ Kaifer 2tleyan6er, Prins ^einridj pon Preufen, Kronprins Cu6n)ig pon Bayern, (ßroffürft Konftantin, ZHurat un6 6ie (ßräfin Dof teilnahmen, fteigerte nodj 6ie freu6ig betpegte Stimmung 6er Königin. Die Untcrljaltung n>ar lebl^ft, felbft fdjer5en6. Hapoleon necfte 6ie Königin mit 6em (Curban, 6cn fie nadj 6amaliger 2no6e trug; 6as fei ansüglidj für Kaifer 2llc^an6er, 6cr mit 6en Cürfen Krieg fü^re; 6ie Königin enpi6erte, xlfv Curban fönne 6odj Ijödjftens 6en ZTTamelucfen

2^5

Huftam Intcrefficrcn. TXlan fprad; bann pon htm beenMgten Kriege, pon 5er (Sefa^ 6er Königin, in IDeimar 6urc^ Hapoleons ^ufaren gefangen 5U loeröen. y\ 6iefem ^ufammen* Ijange ntag es gemefen fein, 6af Hapoleon fragte, ime nur Preufen mit feiner geringen TXladft Ifäbc einen Krieg gegen i^n anfangen f 5nnen, un6 ba^ Königin Cuife 6ie beräumte TintxDOvi gab: „Z)er Hu^ni ^rieörid^s bcs (Broten I^t uns Aber unfere ZTtittel getfiufdjt^ X?or 6em Sdjatten 6cs grof en Königs tTaüevranö Ifat es gefagt »ie Wein erfd)ien plö^lid; Hapoleon! 3^^^^^^ 6es freunMid^en Qin un6 ^r &er Unter^Itung fonnte 6er „fleine (Tiger'', n>ie 6en Korfen feine £an6sleute nannten, nic^t um^in, 5un>eilen 6ie Krallen $u seigen. So n>enn er eine Sängerin, 6ie einft audj feine (Beliebte gemefcn iwir, riil^ntte unö, 5ur Königin gemanM, Pon 6em £ie6e „Regina guerriera" fpradj. Pem Znittageffen folgte eine neue Unter^Uung mit Hapoleon, bei 6er 6ie Königin nod;maIs i^re ZDflnfc^e portrug, 6abei fet^r einget;en6, pietteid^t, mie Prinseffin Cuife Ha63in>iII urteilt, 5U eingel}en6 6ie (EinseUjeiten 6er fdjn>eben6en politifdjen fragen erörtem6. Sie bat, fc^eint es, nod^mals befon6ers für 2nag6cburg, ipoUte eine Hofe, 6ie Hapoleon i^r bot, nur mit 6em Z?erfprec^ 6er Hucfgabe Znag6eburgs annehmen.

Die Qoffnungsfreu6e in 6er Umgebung 6er Königin ftieg ifilfCT. TXUjcanbet unö audj einige ^ransofen bcglücfmünfdjten 6as Königspaar 5U 6em (Erfolge, 6en 6ie Königin errungen. Hapoleon felbft foUte 5U TXUjcanbev mit ^öd^fter 2(nerfennung pon 6er Königin gefproc^cn ^aben, Pon il^rem (Seift un6 i^rem Seelena6el; er n>äre geneigt, etnnis fflr fle 5u tun: ^taii iljr eine Krone 5U neljmen, märe man perfudjt, iljr eine 5U ;fügen $u legen. Der Königin fd^ien 6as Ergebnis 6es (Tages in 6oppelter Qinftc^t be6eutungspoU unö portcilljaft: pon Hapoleons Perfönlidjfeit un6 feinem IDcfen ^tte fie einen nidjt ungünftigen €in6rucf gcmonnen ; politifd) l^ielt fte ftd; 5U 6cn bcften €rQ>artungen bered^tigt. Sc^meid^ln6e l)offnungsträumc, 6ic nur eine furse Sommcmadjt »äljrten!

ffattc Hapoleon feinerfeits eine €nttäufdjung erfaljrcn? Sdjeute er 6as perabre6ete 5tt)ctte 5"f^""^^^"^*^ff<^" ""* 6cr Königin? ;Jürdjtetc er für fidj einen 2Iugenblicf 6er Sc^n>ädjc, 6ic IlTöglidjfett pon 3u9<^P5"6niffen? Um 6er Ulenfdjljeit miüen möd^te man es glauben, ba'^ aud) ein Hapoleon 6en rul7ren6en Bitten einer ungluctlidjen Königin nad)geben 5U muffen beforgte. 2lm menigften mal^rfd^einlid) ift, menn es aud; am preu^fc^n ^ofe faft allgemein un6 felbft pon 6er Königin geglaubt n>ur6e, 6ag (TalleYran6 einen (ßcfmnungsmedjfcl Ijcrbcigcfü^rt Ifabi. Wie 6em fei, Hapoleon, 6er mit Huglan6 5um €inperftän6nis gelangt u>ar, befd^log aud; mit Preußen ein (En6e 5U mad^en. (ßltxdf am nädjften Pormittagc, 7. 3^lx, lief er 6cn (ßrafen (ßol^ rufen, 6em er in fdjnei6en6 Irrten ZDorten 6ie Be6ingungen anfün6igte, unter 6enen, ^Ifnc 2tuffdiub un6 oI;ne Z?erh^n61ung,

&er ^ric6c siPtfc^en ^ranfreidj un6 Preufcn gcfdjioffcn ipcröen muffe. IDos er 6er Königin gefagt, feien nidjts als ^öflidje pijrafen geipefen; 6er König 6anfe feine (Erhaltung nur 2lle^an6er, o^ne i^n n>ür6e er 6ie Dynaftie ©erjagt un6 feinen Bru6er 3^^^^« $um König von Preufen gemadjt Fjaben. (Einen Derfudj Don (ßol^, 6urc^ ^inmeis auf politifdje 3"*^^^ff«" ZniI6erungen 5u erlangen, n>ies Ztapoleon fdjroff 5urücf. „Was Ifat 3^r ^err/' rief er, ,,in 6ie IDagfdjale 5U legen, n>a5 midj peranlaffen fönnte, i^m beffere Be6ingungen 5U getoo^ren? 2lüe Ban6e smifdjen uns ftn6 serriffen, ic^ be6iene midj meiner ^cdiU. (Euer König ^ot mic^ 6a5u gesmungen. Die ^üt 6er X?er^an6Iungen ift Dorüberl" lln6 als (ßol^, mie Königin Cuife, 6urdj Berufung auf feinen (E6elmut feine (Eitelfeit 5U rühren perfuc^te, brac^ er los: „Das erfte (ßefü^l, 6as midj in 6iefem 2lugen=» blic! belebt, ift 6as 6er Hadfe, einer perfönlidjen ^adiz, 3^ ^^^^ ^^"« intime llUians mit Preufen gen>ünfdjt; lange 3^i* ^^^^ i^ ^ö« (Eajolerien angen)an6t, 6ie man an eine ^übfdje ^rau perfc^ipen6et; einen 2lugenblic! Ifabt idj mir gefdjmeidjelt, fie gen>onnen 5U ^aben, aber 6iefe unfluge Kofette Ijat alle IDcIt täufdjen moUen, un6 ift en6lidj gefallen als ®pfcr l^rer eigenen Creulofigfeiten . . 3^ '^"^e i^n je^t, (Euren König," rief er 6ann aus, „ic^ fenne i^n ausn>en6ig pon einem (En6e bis 5um an6eren; 6iefer ZTIann ift nidjt gemacht, 6ie Pergangenljeit 5U pergeffen; er ^at mir eipigen ffa^ gefdjmoren, idj u>eif es, idj fü^le es, er Ifat midj 5U fe^r belei6igt, um auf eine perfönlic^e DerföFjnung rechnen $u fönnen, un6 idj ipill nic^t 6ie Dupe einer foldjen Politif n>ie 6ie (Eurige fein* IDenn 6ie Hadje mir 6ie Demidjtung Preuf ens als (ßrofmadjt 6iftiert, fo iper6en meine politifdjen Kombi== nationen 6ie 3"*^^^ff^" ;franfreidjs fidjer 5U ftellen miffen." Dann fpradj er pon 6er Königin: „Sie ift nie meine ;Jreun6in gen>efen, idj ipeif es n>o^I, aber idj pergebe es i^r leidjt» 2tls ^rau Ijatte fie es nic^t nötig, 6ie politifdjen 3ntcreffen genau absumägen. Sie ift für xlfvc 3ntpetuofttat beftraft, ober fdjlieflidj, fie Ifat (EFjarafter im Unglücf ben>iefen. Sie Ifat mir Aber i^re Stellung mit pielem ^ntzvz^z gefprodjen, o^ne irgen6 einen Schritt 5U tun, 6er iljre IDflr6e beeinträdjtigen fönnte. ZITan muf xlfv 6ie (ßerec^tigfeit n>i6erfaFjren laffen, 6af fie fe^r perftän6ige Dinge gefagt Ifat, un6 tpeld^es auc^ i^re Porurteile fein mögen, fie ^at mir u>enlgftens me^r Vertrauen beipiefen als 6er König, 6er es nidjt für angcmeffen geljalten Ijat, mir 6as feine 5U fdjenfen»"

Die Be6ingungen, tpie fie 6ann tralleYran6 6en preufifd^en Bepollmdd^tigten (Bol^ un6 Kalcfreut^ porlegte, $eigten feine Spur einer mil6em6en €inipirfung 6er Königin. Sie erfc^ienen e^er nodj fdjtperer, nocff 6rücfen6er als früher: 6ie (Elbe als (ßrense, 6ie Jlbtretung 6es größten (Teiles 6er polnifc^en (Ertperbungen Preuf ens, tporaus ein Qersogtum IDarfd^au für 6en neuen König pon Sadj^m gebil6et tper6en foUte, tpa^ren6 ein Stüc! an Huflan6

2^7

abgetreten n>ur6e, Derstc^t auf 6en Perfeljr mit (Englanö, 5^^Iung 6er nodj rücfftänWgen Kontributionen* tTaüeyranö bemerfte 6abei ausöräcflid;, 6af Znilfrerungen nid^t 5U ertparten feien un& 6af 6er ^rie6e in smei Cagen unter$eic^net fein muffe. 3" ^^^ ^^^ ^^^^ i^^ Perfudj einer ^erabfe^ung 6er fransSpfdjen ^or6erungcn pergeblic^. €5 fehlen felbft, als ob Hapoleon nadj feiner XDeife feine $omige, mitIei6Iofe Stimmung nodj fünftlic^ fteigere. ZtTit König ^ric6rid} IDilljelm fam es 6abei 5U einem heftigen perfönlidjen S\x\ammen^o% in 6em ftdj 6er bei bei6cn angefammelte (ßroü Cuft madjte» Tils Hapoleon pon 6er Derleiljung 6es f^ersogtums IDarfc^au an 6en König Pon Sadjfen fprac^, bemerfte 6er König in bitterem (ßrimm: „Vas ift nx)^I 6ic Beloljnung für 6en X?errat, 6en er gegen mic^ geübt"; n>orauf ein Iei6enfc^aftlidjer IDutausbrudj Hapoleons erfolgte* 2lleyan6er, 6er bei6e laut fd^reien Ijörte, eilte Ijerbci un6 fan6, »ie er fclbft crsdijite, 6cn König „gan5 rot por ^om", 6en Kaifer „grün por IDut". XDäljrcn6 2llcyan6er beruljigen6e IDorte fprac^, fdjrie Hapoleon: „3^ ipo^l, idj bin boshaft, idj bin radjfücbtig un6 per$ei^e nie perfönlidje 3"fwÖen, 6as ift mein (ßrun6fa^ un6 6abei bleibe idj". €r Ijatte ein (ßefüljl 6apon, mie 6ie Saat 6es fjaffes, 6ie er felbft 6odj ausgeftreut, in Preufen aufgellen u>er6e. „Sie perlangen/' fagte er 5u 2llcyan6er, „6af ich mic^ mit einem HTanne ausfö^ne, 6er felbft in 6iefem TluQm^ blicfe 6ic IDut nic^t perFjeljlen fann, 6ie fein Ijers $erfrift, un6 6er 6iefe €mpfin6ungen allen feinen Untertanen einflößen mödjte. 2llle Preufen, tpie pe fin6, brennen por Begier, fidf an mir perfönlid; 5U räd^en, un6 Sie ipollen, 6af id; i^nen 6ie mittel 6a5u gebe? Hein, 6a idj 6odj auf feine aufridjtige Jtusföljnung redjnen fann, fo mug idj es Preufen unmöglid} madjcn, je etn>as gegen 6ie 3"*^'^<^ff<^" ^ranfreidjs 5U unternehmen."

Königin Cuife erfuljr 6iefe Porgdnge, als fie am Hadjmittag 6esfclben ICages nrie6er pon picftupöljnen in Cilfit eintraf, ^n^eimal falj man Hapoleon an i^rem f^aufe porbei* reiten; 6odj 6er cnpartcte Sefudj blieb 6iesmal aus. Bertl^ier fam 6ann, 6ie Königin ab5ul}olcn. 3" 6cmfclben Staatsn>agen, mit 6emfelben Scxcmonkü wk tags supor, fuljr 6ic Königin 5U 6cm Prunfmal^le Hapoleons. 2lber n>ie an6ers tt>arcn 6iesmal Stimmung un6 llnterl?altung ! Hapoleons cr^i^ter Untt>ille, 6er Königin Cuife edjte (Trauer, 6ie 6üfteren Illiencn König ^ric6ridj IDil^clms lafteten auf 6or (Cifd)gefellfd)aft. IDenig nur un6 (ßlcidjgültiges tt>ur6e gcfprodjen. €rft nad) ICifdje fan6 6ie Königin (Belegen^t, einige bittcn6e XDortc an Hapoleon 5U ridjtcn; eine roljc 2lbtt>eljr u>ar 6ie Tlntvoovt: „Wxt fönncn Sie mir nod) 5U guter Ccfet etmas abpreffen wollen!" Die Königin fonnte nur ihrem Sdimei^e 2lus6rucf geben. Hodj einmal, fo beridjtet tt>enigftens Prinseffin Ha65in:>iU, fprad) Hapoleon 6ann ron 6em 3"^^r*^ff^ ""^ ^'^^ 2Id)tung, 6ie fie iljm einflöge un6 6ie er ihr bou>eifen tt»olle; 6ie Königin ertt>i6erte: „Vas Ijdngt Pon ^hncn ab, nod) ift c* S«t

unfcr (ßlücf liegt in y^fvcn ^änöen". So fdjtc6en Cutfc un6 Hapolcon poneinanöcr un6 ifabm fxdf nidjt n>ie6cr gcfeljcn.

2tn 6emfelbcn tTagc, T.^^lx, u>ur6c srotfdjcn ^ranfrcidj un6 Huglanö 6cr ^ricöcns^ pertrag un& ein Bünönts unterseidjnet, 6effen (ßrunMage, n>ie befannt, 6ie 2lufteilung 6er europdifc^n tTürfei un6 &er gemetnfame Kampf gegen (£nglan6 bitöeten. Tiudf über Preußens fünftige (ßeftaltung muröen 6abet fdjon 6te entfdjeiöenöen Beftimntungen getroffen. Tim nädjften tCage, tpäljrenö 6ie Königin in pirftupSIjnen 5urücf blieb, lief ftdj 6er König 6urdj 2Ileyan6er ipi6erftreben6 beftimmen, mit feinem Bru6er Prin$ XDil^Im n>ie&erum bei Hapoleon in tTilftt $u fpeifen. Cro^ allem, was am Cage porljer gefdjeljen, fdjeint er nodj einmal eine politifdje Unterhaltung mit feinem unbarmljerjigen ^einöe perfudjt $u Ijabcn; Hapoleon mies i^n fdjroff 5urflcf : „(£ure ZTlajeftät cergeffen, ba^ xdf nur mit Kaifer 2tlcyan6er perljanöele". Tim folgenöen tCage trennte man fic^: Hapoleon, nac^6em er nodj nadj feiner (ßenx)^n^cit eine t^eatralifc^e 2lbfc^ie6sf5ene mit &em rufftfc^en Kaifer peranftaltet, eilte über Königsberg un6 Dresöen nac^ ^ranfreic^, Kaifer 2llefan6er über (Cauroggen nadj Petersburg. König ;frie6ridj IDilljelm III., 6er jidj mit feinen Brü6em Qeinridj un6 XDil^elm pon Hapoleon fürs perabfdjieöet ^atte, blieb mit 6er Königin nodj in picftupöljnen 5urücf, um 6ie Unterseidjnung 6es preufifc^^fransöfifc^en ^rie6ensDertrages ab5un>arten, 6ie erft fpdt aben6s am 9.3"^ in Cilftt erfolgte. Tim näc^ften tCage feierte 6as Königspaar nadj llTemel 5urüc!, 6er König 5ufrie6en, 6af alles porüber un6 6ie ^n\ammmfün^z un6 Unterre6ungcn 5u €n6e, 6ie Königin in tiefftem Schmers über 6ie erlebten (Erfahrungen un6 in emften (ße6anfen über 6ie neuen un6 fdjmeren 2Iufgaben, 6ie iljrer nun n>arteten.

Politifdj, ipie nidjt näljer ausgcfüljrt $u mer6en braudjt, mar 6ie Heife 6er Königin nac^ tTilfit un6 6ie ^n^ammmtnn^ mit Hapoleon ergebnislos geipefen. Un6 6odj n>ar il^re 2lnn>efen^eit in tCilfit pon ^o^er Be6eutung un6 pon großer IDirfung für iljre Stellung in 6er IDelt »ie für iljr eigenes 3^^

^ranfreic^ un6 Huflan6 Ratten in tCilfit über Preußen un6 I)eutfdjlan6 6as Cos geworfen. 3" Hapoleon un6 2llefan6er fc^ien 6ie (ßefamtmadjt 6es feftlän6ifc^n (Europa pereinigt un6 perförpert, n>ie in ^rie6ric^ IDil^elm 6ie preufifdje (Dijnmadft I)eutfd}lan6 wax politifdj tot. IDas Pon I)eutfc^lan6 noc^ lebte, 6eutfdjer 3^<?ölisnius, 6eutfdjer (ßeift un6 6eutfdjes (ßemüt, alle jene leben6igen Kräfte, 6ie 6ie fittlidje un6 geiftige un6 bal6 audj 6ie politifdje IDie6ergeburt Preuf ens un6 I)eutfc^lan6s Ijerporriefen, fte ^tten 6en Healpolitifem Hapoleon un6 2lle|:an6er gegenüber i^re Derförperung gefun6en allein in 6er ^bealQe\iali 6er Königin Cuife. Vas empfan6 man in Peutfdjlan6, 6as aljnte man felbft in ^Jranfreidj.

2^9

Kdntgtn £titfe in (Ctifit

Tinii 6ie ZDirfung auf Königin Cutfens 3^^^^!^^^" ^^^ un6 blieb \täxttv, als man 5unäd;ft annehmen möchte.

Unter &em (Einörucfe 6er Hieöerlagen 6er preuf ifdjen ^eere un6 6c5 jä^en ^ufantmen^ brudjcs 6er altpreuf ifdjen llTonarc^te fyxüe fxdf in Königin Cuife ein Umfdjmung porbereitet, 6er 6urdj 6ie (Ereigntffe por un6 bei 6er 3"f^"^"^^"'wnft von tTiljit poIIen6et n>ur6e. Wtt fo tpie 6ie Königin auf 6en QöF^en glucffeliger Öffnung un6 6urd; 6ie (Tiefen 6er Z?er« Sipeiflung geQ>an6eIt n>ar, n>er 6ie 2(ugen einer IDelt auf fid; gerid^tet gefe^en I^tte, fonnte nidjt n)ie6er Ijinabfinfen in 6ie 2lUtägIic^feit ^uslidjen Selbftgenügens. Das ®pfer, 6as 6ie Königin gebrad^t un6 6effen (Brö^e fte voü empfan6, er^b fie aber fxdf felbft; es gab il^rcm IDefcn tieferen (Behalt, ^^eren Sdjtpung un6 eine unperganglidje tDeit^e.

2lc^nlidj n>irfte 6odj fdjlicglidj auc^ 6ie lDan6Iung in iljrem Derljältnis 5u Hapoleon.

IDie6ert^It ift Ijier fjerporge^ben n>or6en, 6a§ 6cr (£in6rucf 6er Perfönlidjfeit Hapoleons auf Königin Cuife anfangs feinesmegs ein ungünftiger gen>efen ift; es fann t^insugeffigt mer6en, 6a§ tro^ aller €nttäufc^ungen un6 6cr 6a6urdj Ijerporgcrufcnen (Erbitterung andi 6ie le^tc IDirfung 6er ^ufanimenfunft in (Tilftt 6amit sufammenftimmt. Das tarn sunäc^ 6apon t^er, 6af feit (Tilftt Hapoleons perfönlid^es Z7erl;alten 6er Königin gegenüber ein an6eres n)ur6e: 6ie rollen Eingriffe, 6eren ^ielpunft fte gemefen n>ar, perftummten PÖUig; faft nie meljr an6ers als in oft n>o^l abjtdjtlidj übertriebenen 2lus6rücfen ^ödjfter 2(d;tung fprac^ fortan Hapolcon pon Königin Cuife. €s ift unperfennbar, 6af 6amit eine gennffe Berul^tgung in 6as tief perle^te (Bcmät 6er Königin einsog. £s mag it^r 6a6urd; audf erleidjtcrt iPor6en fein, in 6en 2lugenblicfen fc^iperftcr (Befahren, ipie fte 6en preufifc^ Staat nur 5U baI6 n>ie6er bc6ro(;ten, ftd; brieflid; unmittelbar an Hapoleon 5U wmbtn. Xlodf wenige IDod^en por U;rem (To6e Ifat fte felbft eine neue Begegnung mit it^m für möglich geleiten, ferner aber: Königin Cuife n>ar bei 6er ^ufamntenfunft in (Tilftt bodf xnnt gcn>or6cn, n^cldjcr Siefc 6en preuf ifd?en Staat 5U Bo6cn genx)rfen Ijatte, fie ^tte gleidjfom pcrfönlid; 6te Qan6 6es 5d;icffals über ftc^ gefpürt. (Eine gemiffe Hcftgitation mifd;t fidf fortan in iljr (ßcfüljlslcbcn, freilidj oljne es aus5ufüUcn o6cr $u beljcrrfdjen.

Hein. Sie rcftgnierte nid;t. Sie I^ttc 6ie ungct^cure Uebonnad^t gefeiten, 6ie äugen« blicflid; unn>t6crfte^Iid; triumphierte; allein fte I^tte 6od; sugleid) aud) 6ie ftttlidje lieber« legcnljoit i^rcr eigenen IDcIt über 6ie IDcIt Hapoleons ftärfcr uit6 inniger als je 5UPor empfun6en, un6 i^r froiitnter (Blaube 5n>eifelte nid^t an 6em en6Iid^n Siege il^rer ZPelL

Dicfe J5tifunft, fo fern fte fdjcincn mod)te, mitn?irfen6 porsubereiten, 6arin fa^ Königin Cuife gera6e feit (Tilftt i^re 2tufgabe.

75'

neuntes Kapitel Königin €uife un6 6er ^xeüiexx pom Stein

(1807—1808)

I. 3n ZHcmel. 1807

^^er 5ric6c wat gefdjloffcn, Hapoleon abgcrctft, bas Köntgspaar nadj Znemel 5urücf^ gefeiert €in Jlufatmen ging fcurdj Mc tanbc, 6ic 605 (ßlücf Ijattm, nodj preuftfdj 5U bleiben. IDoFjl mar 6ic Penoüftung entfe^Iic^, furdjtbar 6as €len6 in 6en (ßegenöen, »0 6er Krieg 5ule^ geioütet, befonöers in 6en Canöflridjen smifc^en Königsberg un6 tTilftt un6 felbft smifdjen tTilfit un6 ZITemeL XJtele Dörfer u>aren niedergebrannt 06er entpölfert; ^äufig begegnete man Bettlern, 6ie (ßel6 perfdjmä^ten un6 flel?en6 nadj Brot fc^rien* 2lber bas Segensiport ,,5rie6e" fdjien HuFje, (ErFjoIung, XDieöeraufbau $u DcrFjetgen.

2tudj Königin Cuife öffnete iFjr ^ers n>ie6er 6er Hoffnung. 2tls Königin, als (Satixn, als ZRutter Ifaitt fie Unfäglidjes eröulöet, am fdjmerften pielleidjt 6as Heinmenfdjiidje in iljr gelitten, i^r (ßemüt, i^r inniger (Blaube an (ßüte un6 (ßröge. „Heidj an €rfaljrung, arm an (ßlauben," fo fdjrieb fie am 5. 2tuguft 1807 6em Bru6er, „lege idj mein mü6es f^aupt an Deine Bruft. 2tdj, ©eorge, »elc^es Sdjicffal, »eldje ^ufunft, »eldje Vergangenheit! 3ft es möglich, 6ag foldje ZtTenfdjen von ©ott erfdjaffen »eröen, als ic^ ijabc fennen lernen? Die (Buten tun 6as Böfe, 6ie tTeufel brüten es aus un6 lernen es i^nen» Das ift, tDas ic^ gefe^ tfäbt von 2(ngeftd;t 5U 2tngefic^t (Sans erfällt von 6em grogen

25^

Königin Cuife unh htx ^tti\\ttt vom Sit'm

(SkbanUn meiner ^eiligen PfKdjt, flog tdj nadj (Ttljtt un6 fpradj ^os, mos mir ©ott eingab, allein idj fpradj nidjt $u einem ZHenfcIjen, fonöem $u einem $u einem tDefen o^ne menfdjiidj fjers."

3n itjrem finölidj fdjiidjten tüugenbglauben Ijaüc fie nic^t anöers meinen fdnnen, als 6af pon einer gufammenfunft öreier gefrönter f)äupter ein Segen für 6ie iHenfdj^ ausgetjen muffe. „Statt öeffen finöe xif, als id; nadj Cilfit Fam, einen (Bd^en, 6er angebetet ipirö . . . un6 6er 6ie an6eren bei6en ©efrönten gera6e5u mit ^ü^en tritt/' ,,27 ZHarfdjdllen un6 ©enerälen Ijat er 6ie Domänen 6es Königs in Polen perfdjenft un6 6em SadjfenfSnig 6as ausgefogene, un5ufrie6ene, tjödjft unglucflidje £an6, voas fo betrogen ift, ipie nodj feines. Un6 unfere Znag6eburger, Tiltmäxtcx, £^alberftä6ter ufip. an 3crome König pon IDeftfalen. 3P ^ 5""^ Uebericben?" Sie Ifaiic bas Böfe taufen6mal fürdjterlidjer gefun6en, als i^r (ßeift es gealjnt. 2tber audj Kaifer 2llcfan6crs üer^lten ijatit iljre (Erwartungen bitter getäufdjt, un6 es erfdjütterte fie, „gute ZTTenfdjen untergeben 5U feljen, £)offnungen aufgeben $u muffen, 6ie auf (Cugen6 gebaut maren."

Croftlos maren 6ie (Erfahrungen 6er üergangen^it. Un6 6ie ^ntun^t? (Eine ^ntnn^ o^ne f)ar6enberg? Dem f)erm Pon Sdjla6en (pgl. oben S. 2tO) Ijattz fie 2lbfdjie6sgrilfe an 6en Sdjei6en6cn aufgetragen. Kein ®pfer, lief fie iljm fagen, ipür6e i^r $u fdjiper fein, iljm iljre (Erfenntlidjfeit 5U beseigen, un6 nie ipür6e fie 6ie rü^ren6en Bcroeife pon Ceilnaljme un6 ;Jrcun6fdjaft pergeffen, 6ie fie un6 6er König pon iljm empfangen Ijätten. Dem Bru6er aber fdjrieb fie: „Heber 6cn üerluft pon £)ar6enberg Ijeule idj (Tag un6 Zladjt. Der König Ijatte iljm en6lidj 6as fo lange per6icnte üertrauen gan$ gefdjcnft, l7ar6enbcrg tt>ar iljm fo attadjiert, ipie nicman6 Ijienie6cn. Denn 6ie (Eljre, 6as XDo^I 6es Staates wav iljm 2lllcs, feine Perfon, fein 3^ nidjts. IDie Ijat fidj 6er ZTTann betragen, (ßcorge, n^ic ein (ßott! IDcnn nur ein (ße6anfe an iljn felbft iljn befdjaftigt ijätk, nein, nur mit 6cm Staat, mit 6en lUitteln, wk 6cr nodj 5u retten fei, ipie 6iefcs getan, jenes permie6cn tt)cr6cn müf tc, fo beujies er ftd), bis 6a0 er uns ein ewiges Cebe« wolfl in picftupöljnen fagte. IVlxt 6icfem Bil6c 6cr ujabrcn männlidjen (Cugen6 erfüllt, mufte idj 6enn 5U 6cm Zlapolcon eilen, 6cr uns 6icfcs Klcino6 entriß, um 6as Böfe 6eflo leidster an uns aussuübcn, n>cil er uns suglcidj audj aller ITTittcl beraubte, 6as iine6er gut 5U madjen, was er mit tcuflifdjcr Kunft un6 ^rou6c fo Ijorriblc böfe un6 penpicfett gemadjt Ijattc."

(Entftere Sorgen nodj, bei 6iefcm Blicf in 6ie ^ufunft, famen 6er Königin pon 6er Pcrfönlidjfeit iljrcs (ßemaljls, 6es Königs. Sic mag ipaljrcn6 6cs Krieges feine Unsuläng» lidjfeit gegenüber 6cn grofen 2lufgaben 6er J>cit ^eimlidj juipcilen fidj einaeftfl"\en hi»H^:

fein 2tus^arren, feine ftan&t^afte Bunöestreue gegen 2tlefan&er t^atten fd^Iieflid; boif i^re Beipun6erung geiponnen. Der König wav sule^t gcswungen iporöen, fidj $u untertperfen; allein »ie t^r feines cl^ifdjes (Befühl iljr ridjtig fagte: er mar ftttlidj frei geblieben, un6 öiefe pttlidje ^rei^eit muf te sur poUtifdjen füljren, öer ^rieöe, fo fdjmä^lidj er nxir, Preuf en einft Segen bringen. 2tud; bas Der^alten 6es Königs tx>d{;ren6 öer Der^anölungen in (Cilfit billigte un6 ipüröigte fie; fie freute fidj, öaf er nidjt mie 2tleyan6er öer (Eitelfeit Hapoleons gefdjmeidjelt ^abe, un6 meinte, 6af fein innerer IDert geraöe in (Cilfit erft redjt offenbar geiporöen fei. „(£v ift in öiefem 2tugenblicf piel grSfer als 6ie, 6ie über i^n triumphieren, un6 6ie, 6ie als üerbünöete uns Ijaben $ugrun6e geljen laffen! 2tber öer gegenwärtige 2(ugenblicf ift nid;t alles, un6 um öiefe (0r5fe 5U bewahren, um 5U bleiben, n>as man in öer öffentlidjen ZHeinung ift, muf man ^anöeln unö öa fängt meine Sorge an."

f^aröenberg ^t öamals geurteilt, König ^rieörid; XDil^elm befi^e n>o^l öen ZHut 5U öulöen, aber nidjt öen ZHut $u ^anöeln. 2te^nlidj empfanö Cuife. Zllit tiefem Kummer bemerfte fie, a>ie öie quälenöe £aft öer (Tilfiter (Tage (Seift unö (Bemut il^res (Bema^ls nadjtt)irfenö ^erabsog. ;,lDas öiefer Xflann gelitten, befdjreibt fidj nidjt. X?ier$eljn (Tage in öie ^olUx gefpannt, um fidj öie ärgften Sadjen fagen 5U laffen, rnenn er alles aufbot aus reiner Paterlanösliebe, um feine älteften Propinsen ipenigftens aus (Teuf elsf lauen 5U reifen." Hun $eigten pdj „2tbfpannung unö Hieöergefdjlagen^eit, Sdjipädje unö Sorg«* loftgfeit unö öas alte ZtTiftrauen in fidj felbft." Cuife fürdjtete „Ungefdjicflidjfeiten öa, tpo mit etwas me^r (Taft unö etipas ipeniger £)artnäcfigfeit alles 5U geipinnen ipar." „Tius öer fjaut mödjte man faljren," fdjreibt fte, „ipenn man bas fo pe^t unö nidjt Reifen öarf."

Cuife ^If öod;. (£s wat in öiefen fd;a>eren (Tagen ipo^l i^re fd;iperfte 2(ufgabe: öen pöllig nieöergetporfenen König ipieöer aufrid^ten, pon Uebereilungen unö Unbefonnen<> Reiten $urücf^lten, i^m ZTTut, fjoffnung unö üertrauen einPöf en. €r öadjte emftlidj öaran, absuöanfen: öie Königin ^at öen (ßeöanfen ;,mit aller 3"öignation" befämpft. Unö wenn fte öann pon öer Xfldfe^r rxaii Berlin fpradjen, fo mufte fie i^m ausreöen, öaf er aus Sdjamgefü^l fidj nidjt $eigen, „bei Hadjt unö Hebel" fidj in feine f)auptftaöt gleidjfam einfd;leid;en n>ollte.

IDie ijättt Cuife öabei öer üeqtpeipung Haum geben öürfen? Sdjon öie Hot^ ipenöigfeit, öem (Bebrodjenen als einsige Stfi^e 5U öienen, ^ielt pe aufredet. 2tn feiner Sdjipädje erftarfte pe. Das Beipuftfein pttlidjer ppidjterfüllung er^ö^te $ugleidj öie Su^e öes (ßemüts, öie in öer glflcflic^en fjarmonie i^res tDefens fep ipur$elte unö öen Sdjicffals* fdjldgen pon aufen unerreidjbar blieb. „tDas pnö alle Hebel öer IDelt?" fdjrieb pe an

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Kdntgtn Cntfe unh ber ^frett^rr vom Stein

l^re alte 5^^""^^"/ ^wu pon Kletft; „ipcnn man nur 6en ^n^^^n in feiner Brufl beiM^rt, erträgt man alles fo gut, un6 bas ift mein ^aüJ' Un6 in me^r religiöfer ^drbung an 6ie fromme (ßrofmutter: „Was ift bas (ßlücf ^ienie&en? tDagt man 6arauf $u rechnen? ffat man nidjt fe^r redjt, 6te Blicfe immer gen fjimmel $u wcnben, wo unfere nxi^re f^eimat ift, un6 6en ©röfen öiefer tDelt nidjt $upiel IDert bei$umeffen, fonbem bas fftti öen (ßeöanfen $u öffnen, 6ie uns über alles (Er^enleiö er^ben?"

Bei alleöem u>ar es für 6as Königspaar n>ie für fceffen Umgebung ein Segen, 5af fte 6en gan$en Umfang un6 6ie ganse Dauer i^res Ungiflcfs nidjt ahnten.

^unäd;ft fd;ien mit mie^er^ergeftelltem ^rieben alles nad; XDunfd; 5U ge^. 7lm 1(2. 3uli i*'^^ ^^ Königsberg 5n>ifd;en Bert^er un6 Kalcfreut^ eine l{oni>ention abgefd^loffen tporöen, n>eld;e 6ie allmä^Iid^e Häumung 6er pom ^Anbc nod} befe^ten £an6esteile in beftimmten (Terminen regelte. 3" ^^^ ^^^ perHefen 6ie 5>^<^"5^^" i^n 3^^ Königsberg un6 0ftpreu0en bis 5ur Paffarge. Ueber 6ie unfreitpilligen Ben>o^ner ZTTemels fam eine ^ffnungsfro^e Stimmung. TXlan redjnete auf balMgfte Sücff eljr nadj Berlin ; man ^ffte daneben nodj auf irgenö ein U)un6er: auf 6ie günftige IDirfung ruffifdjer ^üx^vradit, auf einen englifdj:=fran5öftfdjen ^rie6en, bei 5em Prcufcn tpenigftens UTag^eburg surficf» erhalten foUte.

So fanb man ftdj anfangs nidjt aU$u fdjroer in bas UTemeler üerbanntenleben. Dos Klima $n>ar »ar tfoct 5U ertragen. „Die Blätter fpriefen ^ier erft im 3""*"^ fdjreibt bit Königin einmal, „un6 6ie ^rfldjte reifen nie." Die letdjtgebauten £jäufer ersitterten oft unter 6er H?udjt 6er Secfturme, un6 bis rneit in 6en Sommer hinein mufte man Reisen. Dann famen übermäßig ^ife un6 trocfene (Tage, un6 es entnricfelte ftd; eine 2(rt J3abt* leben, ^clte n>ur6en am Stran6e aufgcfdjiagen, 6er König ba6ete, n7ä^ren6 6ie Königin Pyrmonter Brunnen tranf. ZUan lebte piel im freien, faft regelmäßig tt>ur6e in 6em ©arten bei 2trgclan6ers £)aus, n>o 6ie älteften prinsen mit i^rem Crsie^er Delbrficf ujo^nlen, gcfrü^flücft un6 (Cee gelrunfen. Hufftfdje, engüfdje, fdjtt)e6ifdfe Diplomaten, 6arunter (ß. 3acffon un6 Brincfmann, belebten 6ie (ßefcUigfeit. ;Jürfilidje Befudjer famen, 6ie auf 6er Seife pon 06er nadj Petersburg illcmcl bcrüljrten, n>ie 6ie fjersogin Dorot^ pon Kurlan6 un6 6er (Erbprtn$ pon lUecflcnburg Sdjujcrin. Die t^ersogin fonnte 6ie Königin nidjt genug rühmen un6 ben>un6em: „Wie rüljren6 erfdjien fie mir," fd;reibt fie, „n>te grof im Unglücf . . . Bett)un6cmsu?crt für 6en König, iljrcn Kin6em ergeben, eljrerbietig als (Codjtcr, ausgeseidjnet als Sdjujefier, poUfommen als ^'^eunMn, begeißert für 6ie Cljre i^res £an6es, u>ar fte 6as (ßlücf iljres i}aufes, 6er 5^»^^^^ ^ t?^f« un6 6er Su^m i^rer Untertanen!" IVlan luftn>an6elie 5ufammen in 6er £in6enaUee, uk» JV««

Königin iuife unb ber ;freti{err vom Stein

Saöstttrill mit feinem golöblonöen (Cödjterdjen (Elife por feinem fjaufe faf un6 $uipeilen 5ur (Bitarre fang, f^äufige ^(usfluge ipuröen nad) Cauerlaufen gemad^t, einem unipeit Znemel gelegenen ®rte, 6effen tDiefen un6 Cidjen an Pare^ un6 6ie Pfaueninfel erinnerten. Dort ipuröen im 2tuguft 6ie (ßeburtstage 6es Königs un6 öes €rbprin$en (ßeorg gefeiert, ipobei fap 6ie alte ^völilxdjhxt ipieöer Ijerrfdjte. ZtTan pergnugte fidj auf 6em 3aljrmarft in ZTTemel, als »äre man auf 6em Berliner IDei^nadjtsmarft; man fa^ 6em Cyersieren öes erften (Baröebataillons 5U, als ipäre man 5ur ^ru(;ja(;rsrepue in Potsbam. Dem König, fo nieöergefd^lagen er tpar, gefiel es bei 6er ^ipangloftgfeit öiefes Stillebens jenfeits aller Ctifctte fdjlieflidj nidjt übel in ZtTemel; pon einer Ueberfie6elung nadj Königsberg, 5U 6er man i^n 6rängte, »oUte er nidjts Ijören.

2tllein nodj im Caufe 6es ZtTonats 2tuguft erlitt 6iefe ermartungsfrolje Stimmung empfinölidje Störungen; 6ie f)offnungen fanfen. ItTan erfuhr pon ZTTafregelungen, mit 6enen 6ie ^ran$ofen felbft auf preufifdjem (ßebiete gegen 6ie ^eier öes 3. 2tuguft eingefd;ritten iparen. ZHit inniger Hu^rung las 6ie Königin einige an 6iefem (Tage geljaltene un6 im Drucf peröffentlic^te PreMgten. 2tbfcljie6sgrüfe aus 6en perlorencn £an6esteilen, tief ergreifen6 in i^rer fdjlidjten (Treue un6 fjerslidjfeit, gelangten nadj ZHemeL Deputationen 6er märfifdjen un6 6er fdjlefifdjen Stän6e famen. Die Vertreter 6er TXlavt, an i^rer Spi^e 6er Kammerljerr pon ©eigen, ein alter ^reun6 f)ar6enbergs, fan6en üble 2tufna^me; 6er König persie^ iljnen nic^t, 6af fte fidj mit feinem ZHinifter pon 2tngem übenporfen ^tten. Den fdjlec^ten €in6rucf 6iefes (Empfanges muf te 6ie Königin 6urc^ 6oppelte fjuI6 gut madjen. 2tuf Bitten 0elfens pertpan6te fie fidj auc^ i^r ein$iges (Eingreifen in 6ie inneren 2tngelegen^eiten 6iefer (Tage für 6en ZHinifter p. 6. Secf, 6er mit an6eren ZTTiniftem, 6ie Hapoleon gefd;iporen Ratten, 6amals feine (Entlaffung erhielt. 3^re ^flrfptadje »ar pergeblic^: 6er König, 6er pdj perfönlic^ perlest füllte, blieb unerbittlidj. Tindf 6ie fdjleftfdjen Deputierten ^tten eine 2tu6ien$ bei 6er Königin, pon 6er pe „mit (Tränen in 6en 2tugen un6 tief erfdjüttert" ^erausfamen.

£)öc^ft peinlidj »ar 6ie Unftc^er^eit un6 Sdjipierigfeit 6er inneren £age. fjar6enberg war nad} Xiga gegangen; 6er ^rei^rr pom Stein, 6en er felbft $um Hadjf olger empfoljlen, ojeilte in Haffau un6 erft gegen (En6e 2tuguft traf 6ie Hadjridjt pon i^m ein, 6af er 6em Sufe 6es Königs folgen iper6e. 3n$n>ifdjen pernwltete eine nodj pon ^r6enberg eingefe^te „fombinierte 3^"^^^^^'""^ifPö"" ^/ ^^'^x^ ^i« ^ein6e geräumt liatlcn, Citauen un6 preufen rechts 6er paffarge, ein (ßebiet Pon 728000 (Einipo^nem, genau fopiel wie ^eute bei6e ZHecflenburg an Bepölferung $ä^len. ©raf (ßol^, früher (5efan6ter in Petersburg, leitete 6ie auswärtigen 2(ngelegen^eiten; 6em Köttig ftan6 als Kabinettsrat ipie6er Seyme

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Kdftigift iuife nnb ber ^frett^err t>om Stein

$ur Seite. (£s mav ein 3"^^w^S"W"^ ^^^ gefdjaffen für 3"*ri9en aller 2trt. namentlich pon Kalcfreut^ wxvb beridjet, 6af er Jtnftrengungen machte, um felbft ZHinifter $u n>erfren; er räumte ftd; bcs I^ertrauens Hapoleons unb fa^ fein £^eil fflr Preuf en als in innigftem 2(nfd;Iug an ^ranfreid;; felbft pom Beitritt 5um H^inbun6e mar 6abei tpieöer 6ie Hebe.

Die fdjwerfte £aft un6 fdjiimmfte Qual aber tt>ar un6 blieb öer nnidjfenöe Drucf einet unbarm^crsigen ^J^emö^errfdjaft. IXlan erfannte baI6, 6af 6er ^rieöc nur eine ^ortfe^ung 6er 2(usplun6erun9 Preufens in etwas regelmäßigeren formen be6eute; faft fein (Tag perging o^ne 6ie Zladjridjt pon irgen6eincr tCat 6er IDiUfflr o6er 6er (BetPalL Der 2tb5ug 6er ^^ansofen, faum begonnen, mar fdjon an 6er Paffarge $um StiUftan6 gefommem ^um I?onpan6 6iente it^ncn eine Beftimmung 6er Kdnigsberger Konpcntion, ipeldfe Me Häumung pon 6cr pöUigen 2tbtragung 6er 6em £an6e auferlegten Kriegsfontributlonen aWjängig madjte. Die ffölfz 6er SdjuI6 wat nic^t angegeben. 3^^^ bradjte 6er franjöftfc^ SepoUmäd^tigte in Berlin, Daru, 2tbrecf;nungcn 5um Dorfd^cin, nadf 6enen 6ie fc^uI6tge Kriegsftcuer nodj über \dO JTliUionen ^xancs betragen foUte. Dies Sedjnungsergebnis ^atte Hapoleon it^m felbft aus6rücflicf; porgcfd;rieben. <£s fd^icn, als ob 6er fran5dfifd;e Koifer, 6er n>ä(;ren6 6es Krieges seitmeife 6ie Pemid^tung Preuf ens un6 6ie 2(bfe^ung 6es ^ufet £)ot;en5ollcm geplant tfattz, 6ie aus Hucfftd^t auf Huglan6 in (Tilftt gemad^ten 5ugeftän6ntfre fd;on bereue un6 m5glid;ft rücfgangig 5U madjen fudje. 3^^^^f^Us 6ad;te er nid;t 6arani feine be^crrfdjen6e Stellung im ®ften aufsugeben. Die Derljan6lungcn über 6ie Regulierung 6cr preuf ifdjen (ßrensen gegen Dansig un6 Polen, fomie über 6ie (Einräumung pon Durc^ gangsftraf cn für 6en ücrfcljr 5u?ifdjen 6em Königreidj Sadjfen un6 6em Qer5ogtum XDorfc^u, gaben il^m piele un6 n?illfommene (Selegent^eit, 6en nie6ergen>orfenen Staat immer ron neuem feine fdjtt>ere Vfanb fül^len 5U laffen.

Unter foldjcn 23o6rängniffcn im 3""^^" ""^ ^" augcn n>ur6e 6ie Stimmung namentlidj 6er Ijöljeren Beamten un6 ©fpsiere in iHemel immer trüber un6 immer gc6rücftcr. Sie famen ftd) por, fo äußerte Sdjarnl^rft, wk Sdjiffbrüdjige auf einer 96cn 3nfel. l^offnungslos fallen fte auf 6on (ßang 6er Dinge in €uropa. Da 6ie piäne Hapoleons un6 2Ileran6ers gegen 6te (Eürfci fein (ßcl^eimnis blieben, fo mufte man nodi weitere Umn>äl5ungen ern>arten. Ulan fürditcte ernftlidi, Zlapolcon n>olle es n>ie6er jum Brudj mit Preußen treiben, ©efterreidj, l^ieß es, n>cr6e 6ann Sdjlefien erijalten, Huglonö 6ie Propin5 Preußen, un6 6as neue Königreidj IDeftfalen bis an 6ie ®6er pergrößert iper6en. 3" Berlin perbrcttcte fidj einmal 6as (ßerüdjt, 6er König ^abe abge6anft^ 6cn l{ronpnn5en 6er <ßna6e Hapoleons entpfoljlcn un6 für ftd) felbft nur um 6ie (Erlaubnis gebeten, in Berlin als pripatmann leben 5u 6ürfen; an6ere ließen ihn nadj (England

I

Königin Cuife unb btt f retljerr oom Stein

flüchten* €ine ^ufunft für Prcufcn unb bas £)aus £)oIjcn5oUem, »er ^äöc batan je^t nodf glauben mögen?

Hadjridjten aus ^ranfreidj fleigcrten öie Ijcrrfdjcnöe Beforgnis. Tim \2. September fam (ßraf Karl Ce^nöorff, 6er friegsgefangen gemefen mar, aus Parts mit STlelöungen über Me fdjledjte 2tufna^me, 6te 6er nadj 6em ^rie6ensfcljlu0 an XlapoUon gefan6te preuftfdje BepoUmädjtigte, ^ret^err von Knobels6orff, 6ort gefun6en fyxbc. £e^n6orffs (Ein6rucf von 6er £age un6 6er Stimmung in ZHemel wav redjt ungünftig: ;,2tUes", fo fc^rieb er feiner ZHutter, „geljt fdjiaff un6 o^ne Kraft un6 o^ne Saft ^ier, tt>te immer, un6 6as betrübt midj* Der befte IDUIe erfdjSpft fidj un6 aller €nt^uftasmus, mit 6em man $um (Buten o6er bodj $um Iin6em6en S^ed mirfen mödjte, fc^eitert an 6er Cisflippe 6er (ßleidj^ gültigfeit un6 Unentfc^Ioffen^eit, 6ie nodj immer 6afte^t un6 6ie fein (Ereignis ummerfen fann." Der König erfdjien £e^n6orff Derän6ert un6 Iei6en6, 6ie Königin, 6ie er bei Prinseffin Xa65iipiU traf, ebenfalls Derän6ert, aber „immer nodj göttlidj fdjön un6 Iiebenstt)ür6ig".

Die Parifer Hadjridjten, mit an6eren gujifc^enf allen $ufammentreffen6, erfdjütterten 6ie Königin fo, 6af fte n>ie6er anfing $u fränfeln. Sie ^atte pdj in 6en ^rie6en, fo ^art er tt>ar, gefun6en. Der unDermin6erte Drucf aber, 6ie 6efpotifdjen Caunen un6 (ßeroalttaten 6er lDerf5euge Hapoleons, por allem 6ie quälen6e 2(ngft um 6as ZtTorgen a>ur6en i^r unerträglidj. Der treuen Berg fdjrieb fie gleidj am (Tage nadf £e^n6orffs 2tnfunft: „So n>ie es uns ^ier ge^et, glaubt man nidjt ZTIarfd^all Soult un6 6en Polen i^ren ^or6e^ rungen preisgegeben, 6ie mit einer IDillfür ©erfahren, täglich neue ^ö'^^^u^g^" machen, foa>ot;l an (ßeI6 un6 £an6, 6effen fie uns taglid; unter 6en fd^impflid^ften 2teuferungen mel^r abfor6em, ift nidjt 5U ertragen, (ßeftem erhielten u)ir audj Hadjric^ten pon Knobels6orff, 6er be^an6elt n>ir6, u)ie ein £aquais. Seine Dorftellungen an Hapoleon 5h bringen, ift unmöglid;, 6a er nur einmal un6 nHe pon o^ngefä^r eingelaffen n>ur6e. Der prins pon Ba6en un6 (Cambaceres maren im gimmer, un6 Hapoleon Ifat xlfn n>ie ein Krümdjcn Bro6t aufgenommen. Die übrigen £eute fin6 ebenfo geftempelt, un6 unter an6em ^at il^m (Ctjampagny gefagt: man tt>ür6e fe^en, mie pdj Preufen je^t ne^me, ^übfdj nachgiebig in ZTapoleons IDillen (6enn alle Sdjul6 liegt immer an uns, an unferem böfen IDillen, tt>enn 6odj 6er ^rie6enstracftat 6aliegt), banadf n>ür6e 6ie Be^an6lung 6es Hapoleon gegen uns in 6er ^ufunft eingerichtet fein ufw. So witb uns aucfj je^t ein (Teil 6es Sdjlefiens fortgeriffen, tpas unter 6em Hamen Heu^^Sd^Iefien im ^rie6enstracf tat en^ref uns ausgemaci^t n>ur6e $u behalten. Darauf liat (C^mpagny $u Knobels6orff gefagt, 6iefes tt>äre ein Sdjreibfe^ler un6 3^um, als 6iefer i^m 6esfyxlb DorfteUungen madjte. Sagen Sie mir nun, ob 6iefes

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Königin inife nnb ber ^reifierr Dont Stein

ntdjt $um Dcr5tt>etfcln tft? 2tc^, mein (Sott, »arum fyxft 6u mtdj i>erlajfen, fömmt mir manchmal in ^e6er nnb TXlunb. Der Kaifer pon Huf (an6 fdjiäft, du moins il ne repose pas sur ses lauriers, anhportet ntd;t un6 tut nichts . * * 2(Ue5 erlitt xif mit ^afTung, allein 6er (ßeöaufe, Berlin Mefes yilfv nidjt »ieber $u fe^en, bringt mic^ $ur I?er$n>ciflun8.^

(Einige Beruhigung in öiefem (Elenö gab 6er Königin 6ie 2Iu5ftd;t auf 6ie beporfte^nöe itnfunft Steins, für 6en fte wolfl 6urdj prin$effin Xa6$in>iU un6 6urdj ^rau von Berg geujonnen mar un6 6en fie fe^nfüc^tig em>artete. „Wo bleibt 6enn Stein?'' fdjrieb fie öer ^reun6in, ,,6a5 ift nodi mein le^ter Croft. (Brof er Kopf, umfaffen6en (Beiftes, a>eif er irielleic^t 2tu5U)ege, 6ie uns je^t perborgen liegen. XDenn er nur fdmel"

€n6Iidj, am \. ©ftober, traf Stein in ZHemel ein. €r fan6 6en König pon öer Ueberseugung nie6erge6rucft, 6af i^n 6as Der^ängnis perfolge, un6 immer noc^ geneigt, 6er Krone 5U cntfagen; 6ie Königin ;,n>cidj, poU Sorge, aber audj poU Öffnung". Steins 2(nfunft mecfte allenthalben fro^e £rtpartungen. Sogleich er^b fxdf aber eine Sdjmierigfeit^ 6ie alles wubtv in ^rage ftellte. Stein Q>oUte nic^t in alter XDeife ZTTinifier fein: er n>oUte unmittelbaren gutritt $um König un6 üortrag Ijabzn, nieman6 5ipifc^en ftc^ unö 6em 2nonard;en 6ul6cn; er perlangte Beymes (Entfernung. Der König tpeigerte fid; ^rt* näcfig. Beyme felbft bat um feine (Entlaffung aus 6em Kabinett. ,;Das mad^te freiließ 6er Sac^e ein (En6e," fdjreibt 6ie Königin, „aber 6en König fdjmerste es un6 6ann tpor 6iefes 6oc^ nidjt ein (Entfdjluf un6 eine Sadje, 6ie in einer Sefun6e abgemacht nxir, unö 6ie Sefun6en, 6ie 6a5U)ifd;en picf picf madjten, tparen (Er6ftöfe, 6ie piel Sd;a>efel un6 böfe Dunfte ausnxtrfen.'' (£s tarn fd^lieflid; 5U einem Kompromif, n>onac^ Beyme jum Prdft6enten 6es Kammergcric^ts beftimmt n>ur6e, wrläufig jeöoc^, etnxi bis jur Hucffe^ nadj Berlin, bei 6em Könige perbleiben follte.

Diefe (Einigung, 6ie (Brun61age Pon Skxns fegensreic^er IDirffamfeit, tpar o^e 3u>eifel I^uptfäd^lid; 6as I?er6ienft 6er Königin Cuife. Sie bereitete 6amit 6en Bo6eii, auf 6em fidj 6as IDcrf 6er Degeneration Preuf ens aufbauen fonnte. IDie fie 6ie (Begen* fä^e pon Sä6 un6 TXovb, pon Deutfd}lan6 un6 Preufen in ftd; felbft flbenpun6en Ifaik, fo ffil^rte ilix ausgleid;en6er un6 perfö^nen6er (Benins 6en König un6 Stein 5ufammen, 6etcit (Zfyxvattcvc einan6er fo menig entfpradjen. IDie fdja6e, 6af mir nidjt onffen, ipie fte jn 6em König gefprodjen ^ben mag! 2tn Stein aber fdjrieb fte: „3^ befdjipöre Sie, ^abcn Sie nur (Bc6ul6 mit 6en erften iHonaten. Der König ^It fein tDort, Beyme fommt wt^ aber erft in Berlin. So lange geben Sie nadj. Daf um (Bottes ZPillen 6as (Bute ttk^ um 3 ZHonate (Be6ul6 un6 geit über 6en £)aufen fällt. 34 befdjipöre Sie um König un6 Paterlanö, meiner Kin6er, meiner felbft ipillen 6arum. (Be6ul6. Cutfe.^

Tiudi 6ie ^n6 6cr ^xa\x pon Berg Ijat pon fcmljer an öicfcr Dcrftänöigung mife» gearbeitet. Hodj im September Ijatte fte an Stein gefdjrieben: ;,£ajfen Sie ftdj 6odj nidjt 6urc^ 6ie erften Unbequemlidjfeiten abftofen. 3^ J^i^^ Sie, fidj öer Königin su nähern; ipenn Sie 6ie Sein^eit iljres IDefens fennen, fo iperöen Sie iljr beiftimmen un6 fte lieben. Sie perfdjmäljt We Meinen ZTTittel; weldje iljr TXladft geben fönnten, man muf jte um fo tlöljcv adjten. €5 gefc^ie^t in 6em (Befühl i^rer PPidjt als (Sattxn, 6af fte ftdj Eingibt, 6af fte alle Heigungen un6 ZTTeinungen öes Königs teilt, öaf fie öiejenigen pertei&igte, ipeldje er perteiöigte, fönnte man iljr öaraus einen üortpurf madjen? 3"^^iT^" ip ^<^ Unglücf öer ^AUn fo grof un6 fo graufam getpefen, 6af i^re 2tugen über piele Dinge geöffnet jinö. Sie ift ZTTutter un6 öie ^\xt\xn^ üjres Soljnes, i^rer Kinöer fann fte nidjt gleidjgültig laffen. Dasu ^ängt fie innig an i^rem Canöe. Die Königin ift nidjt geeignet, in 6as Cinselne öer üertpaltung einsuge^en . . 2tber öie Königin muf eine Sini^t finöen. Sie muf fie finöen für jeöen fittlic^en ^wcd, für Sidjerung öer Umgebung öes Königs gegen ZtTenfd^en, öie feine unö öes Canöes IDot^lfa^rt unö £^re in (Befa^r bringen, für öie Crsieljung i^res Sohnes unö für jeöen 5wcd, öer öie IDüröe öes Königlidjen f)aufes unö bas VOclfl öes Staates yx erhalten öient. Seien Sie alfo öiefe Stüi^z. Caffen Sie fidj öurdj öie erften Unbequemlic^feiten nidjt aufregen unö abftofen!" . .

Der ^rei^err pom Stein Ifat öie fingen Satfdjläge öer alten ^reunöin, öie i^n unö öie Königin fo gut fannte unö fo treffenö beurteilte, rno^l be^er$igt. 2in fidj fonnte i^m bas nic^t fc^wer meröen. Swi^dicn Königin Cuife unö Stein beftanö im 3nnerften iljrer Perfönlidjfeitcn eine IDefenspcrtpanötfdjaft, öie in einer gemeinfamen fittlidjen IDeltanfdjauung auf öer ©runölage eines lebenöigen Cljriftentums beruhte. ZHandjes IDort Cuifens flingt a>ie eine 2(euferung Steifts, unö ipenn Stein fagt: ,;0b unö u)ie (Sott Reifen ipirö, u)er Fann bas je^t fdjon tpiffen? 2tber feftes fjoffen unö Vertrauen nac^ oben, öos ^eift auf (Sott, muf öie Beffercn aufridjten", fo meint man Königin Cuife $u ^ören. IDo^l empfanö öie Königin pon pom^erein öie (Befa^r, öie aus öer felbft^errifc^en 2ltt Steins ertpadjfen fonnte. ^nsbt^onbevc fa^ fie poraus, »ie fc^wer öer König, pertPÖ^nt öurc^ öen ge^ fdjmeiöigen f^aröenberg, mit öem fteifnacfigen ^rei^erm pom Stein ausFommen iperöe. Sie wav öarüber nic^t o^ne Sorge. „IDenn nur Stein", fdjrieb fte öem Bruöer, „in feinen formen ^err ift unö immer tpeniger fein »ill als er ift, öann ge^t öie Sadje. Diffentieren nidjt Disputieren ift öie Qauptfac^e unö piel (Beöulö. Der König ^ngt an fanfter e^r^ erbietiger ^orm fe^r unö fjaröenberg tfl ein$ig öarin. Umfhra^lt Pon (Cugenö trat er immer als ein Derflärter ^rein, machte feine Dorflellungen mit einer 2trt, öaf öer König immer König blieb, unö bas ift pieL" 2(nein fte fc^a^te anöerfeits an Stein „tZaknt unö tPille,

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Kraft un6 (Energie", un6 pertraute, 6af er 6ie fdjlummem&en Kräfte 6es Canöes, an bit fie feft glaubte, $u ipecfen imftanbe fein tt>er6e. 3^^^^ 2TRtarbeit, in 6en engen Sdjranfen i^rer Stellung un6 nadf 6em befdjciöenen ZTTaf e i^rer n>eiblidjen Kräfte, n>ar i^m 6abet fidjer.

Das gemeinfame IDirfen 6er Königin un6 öes ZHinifters na^nt fogleid; feinen 2(nfang. IDenige (Tage nadj Steins 2tnfunft trafen beru^igenöere Hadjridjten ein, Me namentlich 6ie Königin perfSnlidj angeneljin berührten. Sie füllte fidj ja fdjon $ufrie6en, ipenn einmal ein (Tag nid;ts Scf^Iimmeres bradjte als 6er Por^rge^en6e. Tlus Petersburg fam ein Sdjreiben Kaifcr Ztlcyanöers, 6er eine bereits erfolgte üenDen6ung $ugunflen Preußens mitteilte un6 6ie Scn6ung eines rufftfdjen Botfcfjafters nadj Paris, 6es (ßenerals tToIßoi, mit ät^nlidjen 2(ufträgcn anfün6igte. Tius Paris meI6ete KnobeIs6orff eine leidste Sefferung in 6en Besieljungen 5U ^'^anfreidj. 2lm millfommcnften aber war 6er Königin ein Sdjreiben iljrer Sdjmefter C^erefe, 6ie im 3"*«'^^ff^ ^^^ ^aufcs (C^um un6 tCayis nac^ Paris gegangen a>ar un6 tH>n tDot)ItDoUen6en un6 fd^meidjel^ften 2(eu0erungen Ilapoleons über 6ie Königin beridjtete. Sie fei 6ie Iiebenstt>ür6igfte un6 intereffantefie ^xan, Ijabe 6er Kaifer 5U feiner (ßema^Iin gefagt; er be6auere, fie nidjt früher gefannt 5U l^ben. Qabe er Porurteile gehabt, fo fei er gan5 6apon surficfgeFommen un6 beflage es, 6af 6ie Polittf ftärfcr geu)efen fei als fein IDille.

IDir fennen Cuife un6 i^r fjer$, 6as nidjt laffen n>oIIte, an 6as (ßute im ZHenfdjen 5U glauben, modjte es ftdj um 2(Iefan6er 06er um Hapoleon tjan6eln. Die Mitteilungen 6er Sdjmcfter un6 fie maren längft nic^t 6ie einsigen 6icfer 2trt über Hapoleons aner* fenncn6e IDorte riefen alle £)offnungen, alle 3Uupö"«" *" il?^ 5um Ceben. Sie litt um i^r unglücflid^es Prcufenlan6, un6 fie feinte ftd; {;ina>eg aus 217emoI, voo nadf a>enigen I^fen SommertDodjcn 6er IDinter mit falten Segentagen frülj eingesogen mar; fie glaubte, baff Hapoleon auf folc^c perfönlidjc IDünfdje un6 Be6ürfniffc Kücffidjt neljmen un6 6as tanb pon feinen (Truppen räumen n>er6e, um iljr 6ie Sücffcl^r nad) 6cm geliebten Berlin ju ermöglichen. Seiner ildjtung ^ielt fie fidj perfidjort; nxirum foUte iljrc Stimme, 6ie ^mit IDür6e un6 2lnftan6 Scdjt for6erc", nidji feiner €itclfeit fdjmcidjcln un6 „für 6en König un6 fcdjs 2nillioncn unglücflidjer ZHenfcljen etipas (ßutes Ijerporbringen" fönnen? 6icfen (Tagen trafen fo piele 6cutfdje ^ötl^«" i" P<iris sufammon, nxirum foUte nidjt auc^ fie 6ort auf Hapoleon einsumirfen pcrfudyen? 3" ^^^ Beratungen 5tt)ifdjen 6em Königspaar unö Stein über 6io legten Hadjridjtcn Ijat Königin Cuife anfdjcinen6 nidjt $um erften lUalc porgefdjlagcn, fie nadj Paris reifen 5U laffen; 6ies neue ®pfer 6enn als foldjes empfanö fic CS follte iljr suglcidj 6ie 23eruljigung geroä^ren, in einer ^cxt, „xvo man nur pon inneren Kapitalien lebt, fidj fagen 5U fönnen: Du baft alle« get^" "

Stein ipor mit 6cr Königin öa^in einpcrftanöcn, öaf man Hapolcon fo ipcit als möglidj entgegenfommen un6 por allem „angclcgentlidjft fudjen muffe, iljn 5U perfö^nen". Dem itnerbteten 6er Königin aber, felbft nadj Paris 5U geljen, ftellte er ein „Xlodf nidjt" entgegen. €5 ipuröe 6ann ein Sdjreiben 6er Königin an ZTapoleon porgefdjiagen, 6enn gan5 perfönitdjer 2trt foUte nun einmal 6ie Cinmirfung auf 6en Kaifer fein; fdjlieflidj einigte man ftdj auf ein oftenfibles Sdjreiben 6er Königin an i^re Sdjwefter (Cljerefe, 6as im Cinpeme^men mit Stein entiporfcn n>ur6e (7. ©ftober). Der König felbft perfpradj pdj ipenig 6apon, aber er lief gefc^e^en; $u Brincfmann meinte er: ^Sie wiffen ja, man glaubt gern, ipos man u)ünfdjt."

Das Sdjreiben 6er Königin entfpradj 6er 2tnna^me, pon 6er alles ausging: man fe^te bei Hapoleon ein 3w*^J^«IT« fö^ i^^« Perfon poraus, auf 6as nur fräftig eingeipirft iper6en muffe, um i^m 3ugeftän6niffe absufc^meic^eln. Königin Cuife fpridjt 6er Sc^ipefter iljre (Senugtuung aus über 6as 2(n6enFen, 6as 6er Kaifer i^r beipa^re. Sie Flagt über 6ie Ceute, 6ie alles, xoas man in Preufen tue, entftellten un6 6a6urdj perurfadjten, 6af man 6en ;Jrie6en nur 6em Hamen nadj fenne. Der König, 6er fidj 6en tpo^lper6ienten Suf 6er Sedjtfdjaffenljeit erworben Ifabe, iper6e feinen Derpflidjtungen fidjer treu bleiben. TXlan gebe fidj 6afür 6er £)offnung ^in, 6af 6er Kaifer feinerfeits aus perfönlidjer Sücffidjt für 6en König un6 für fie felbft $ur Befeitigung aller 2nifperftän6niffe beitragen U)er6e. Sie felbft ipünfdje por allem 6ie Xücffeljr nac^ Berlin, als Königin, als (ßattin, als ZHutter. „Crftens lei6et 6as £an6, an 6em idj fo fe^r ^änge, 6effen (ßlücf 6ie (ßrun6lage meines (ßlücfes bil6et, emftlidj unter 6er 2tnipefenljeit einer 2trmee; feine fjilfsquellen U)er6en pemidjtet. S^ditns, meine Sö^ne fdjreiten im 2tlter por, in allem übrigen 5urücf, un6 idj fürdjte, 6af i^re pielen fc^önen un6 guten Cigenfdjaften ftdj nidjt me^r entipicfeln fönnen, ipenn fie nic^t redjtseitig geroecft iper6en. Du begreifft, n>as idj 6abei lei6e, 6a idj meine Kin6er als eine särtlidje ZTTutter liebe, 6ie an i^r (ßlücf 6enft. Dann fomme idj 5U mir felbft. Das Klima taugt für midj 6urdjaus nidjt. ZtTeine (ßefun6^eit ift gefdjujädjt un6 mein gegenwärtiger ^n^tanb 6oppeIt peinlidj. Die ^di meiner €ntbin6ung rücft ^eran. 3dj bin an PPege gemöljnt, 6ie idj nur in Berlin ^ben fann." Dringen6 bittet fte 6es^alb um Säumung 6es £an6es un6 6er fjauptfta6t, um Crleidjterungen für 6ie Kontributions^ Saljlung. 2tlle iljre £)offnungen fe^t fie auf 6ie (Seredjtigfeitsliebe 6es Kaifers, 6ef[en 2tn6enfen i^r fdjmeidjelt. C^erefe foll mit i^m fpredjen, mit i^rem Briefe madjen, was fie ujoUe.

Bis 6aljin f priest Cuife ^auptfäc^lic^ Pon fidj, pon iljren £ei6en un6 iljren IDünfc^en. 3um Sdjluf ergebt fie pc^ über i^r eigenes Unglücf. „Könnte idj nur noc^ einmal meine

2€l

Kdnigin iutfe nnb ber ;freti}err t>om Stein

$ur Seite. €5 wav ein 3"*«i^^9"u^ ^^^ gefdjaffen für 3"Wgen aller 2lrt. namentlich pon Kalcfreut^ wixb beridjet, 6af er Jtnfhrengungen machte, um felbft 2TKnifler $u n>erfren; er rühmte fidj bcs Vertrauens Hapokons unb fa^ fein fjeti für Preuf en als in inntgflem 2tnfdjluf an ^ranfreidj; felbft pom Beitritt $um S^nbun6e n>ar 6abei tt>ie6er Me Sei«.

Die fd;n>erfte £aft un6 fdjiimmfte Qual aber mar unb blieb 6er nxid;fen6e Drucf einer unbarm^ersigen ^^emö^errfdjaft. IXlan crfannte baI6, 6af 6er ^rie6c nur eine ^ortfe^ung 6er 2tusplün6crung Preufens in ctu>as regelmäßigeren ;Jormen be6eute; fafl fein tCog ücrging ot^tte 6ic Had^rid^t pon irgen6eincr tCat 6er ZPillfur 06er 6er (Benxilt. Der 2lb5ug 6er ^Jransofcn, faum begonnen, mar fdjon an 6er Paffarge $um StiUftan6 gefommen* 5um l?ortt)an6 6iente iljncn eine Beftimmung 6er KSnigsberger Konpcntion, tpeldfe 6ie Häumung pon 6er polltgcn 2tbtragung 6er 6em £an6c auferlegten Kriegsfontributionen abljängig madjte- Die (följc 6cr 5djuI6 mar nidjt angegeben. 3<^^^ bradjte 6er franjSfifc^ 23epoUmäd)tigtc in Berlin, Daru, ilbredjnungen sunt üorfdjcin, nadj 6cnen 6ie fd;uI6i0e Kriegsfteuer nod} über \dO ZTIillioncn ^rancs betragen foUte. Dies Hed;nungsergebnis ^otte Hapolcon iljm felbft aus6rücflid) porgcfdjriebcn. (Es fd?icn, als ob 6er fransSjtfdje Kaifer, 6er mä(;rcn6 6cs Krieges 5eitmeife 6ie Pemid^tung Preußens un6 6ie 2(bfe^ung 6es ^ufes £)o^en5ollern geplant t^tte, 6ie aus Hucfficbt auf Hußlan6 in (Eilftt gemacf^ten 5ugeftän6mfre fdjon bereue un6 möglidjft rücfgangig 5U madjen fudje. 3^*^«"f^Il5 6adjte er nic^t 6aran, feine beljcrrfdjen6e Stellung im ®ftcn auf$ugebcn. Die Derljan6lungcn über 6ie Regulierung 6cr preußifdjcn (ßrcnsen gegen Dansig un6 Polen, fomie über 6ie (Einräumung Pon Durc^« gangsftraßen für 6en Derfel^r 5mifd;en 6em Königrcid; Sad)fen un6 6em £)er5ogtum XDarfc^u, gaben it^m piele un6 millfommene (ßelegen^eit, 6en nie6ergemorf enen Staat immer pon neuem feine fdjmere Vfanb füljlen 5U laffen.

Unter foldjen Bc6rängniffen im 3""^^^ ""^ ^" außen mur6e 6ie Stimmung namcntlidj 6er Ijöljoren Beamten un6 ©fpsiere in IHemel immer trüber un6 immer gc6rücftcr. Sie famen ftdj por, fo äußerte Sdjamljorft, mie Sdjiffbrüdjige auf einer 96cn 3ufel. £)offnungslos fallen fte auf 6cn (Sang 6er Dinge in furopa. Da 6ie pidne ilapolcons un6 2lleyan6ers gegen 6ie (Cürfci fein (ßcljeimnis blieben, fo ntußte man nodi meitere Ummälsungen ermarten. Illan fürAtctc entftlidj, ZT^apolcon molle es mie6er $um Brudj mit Preußen treiben, ©efterreid), Ijieß es, mer6e 6ann Sdjleften erijalten, Hußlanö 6ie Prorins Preußen, un6 6as neue Königreidj IDcftfalen bis an 6ie ®6er pergrößert mer6en. ^n Berlin perbreitete fidj einmal 6as (ßcrüdjt, 6er König Ijabe abge6anft, 6en Kronprinsen 6er (ßna6e ITapoleons empfohlen un6 für fidj felbft nur um 6ie Erlaubnis gebeten, in Berlin als pripatmann leben 5U 6ürfen; an6erc ließen it^n nad; (England

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'Kiiniq.in fuife unb ber f reiljerr com Stein

flüc^ten, (Eine ^utun^ für Preufen un6 öas £)ans ^oljensollem, n>er ^ätte öaran je^t noc^ glauben mögen?

Hac^ric^ten aus ^ranfreic^ ftctgerten Me ^errfdjenöe Beforgnts. 2tm ^2* September fam (ßraf Karl Ce^nöorff, 6er f riegsgefangen gemefen mar, aus Parts mit ZTlelöungen Aber 6ie fc^Iec^te itufna^me, 6ie öer nac^ öem ^rieöensfdjluf an Zlapoleon gefanöte preuftfc^e BepoIImädjtigte, ^rei^err wn Knobelsöorff, öort gefunöen ^be, Ce^nöorffs ©nörucf von öer Cage un6 öer Stimmung in ZlTemel mar redjt ungunftig: „2tIIes", fo fc^rieb er feiner ZITutter, „ge^t fdflaff un6 o^ne Kraft unö o^ne Saft Ijier, mie immer, un6 6as betrübt midf. Der befte IDille erfc^Spft ftc^ unö aller (gntljuftosmus, mit öem man 5um (Buten o6er bodj $um linöemöen ^tocd mirfen möchte, fdjeitert an öer (Eisflippe öer (ßleidj^* gültigfeit unö Unentfc^loffen^eit, öie n<x^ immer öafte^t unö öie fein (Ereignis ummerfen fann/' Der König erfc^ien Ce^nöorff peränöert unö leiöenö, öie Königin, öie er bei Prinsefjtn Saö$ia)iü traf, ebenfalls peränöert, aber „immer noc^ göttlich fc^ön unö liebensmüröig".

Die Parifer Itac^ric^ten, mit anöeren ^wx^djm^älitn $ufammentreffenö, erfdjütterten öie Königin fo, öaf fte mieöer anfing $u fränfeln. Sie ^atte ftc^ in öen ^rieöen, fo ^art er u>ar, gefunöen. Der unperminöerte Drucf aber, öie öefpotifdjen Caunen unö (ßemalttaten öer U)erf5euge Itapoleons, por allem öie quälenöe 2tngft um öos ZlTorgen muröen i^r unerträglich* Der treuen Berg fc^rieb fte gleich am tCage nac^ Ce^nöorffs 2tnfunft: „So u>ie es uns ^ier ge^et, glaubt man nic^L ZHarfc^aü Soult unö öen Polen i^ren ^oröe* rungen preisgegeben, öie mit einer IDiüfür ©erfahren, täglidj neue ^oröerungen machen, foiDo^I an (ßelö unö Canö, öeffen fie uns täglich unter öen fc^impflic^ften 2teuferungen meljr abforöem, ift ntc^t $u ertragen, (ßeftem erhielten unr auc^ Itac^ric^ten pon Knobelsöorff, öer be^anöelt u>irö, u>ie ein Caquais. Seine Dorftellungen an Itapoleon 5h bringen, ift unmöglich, öa er nur einmal unö urie i>on o^ngefd^r eingelaffen u>uröe. Der prins t>on Baöen unö (Cambaceres untren im 3*^^^^/ ^"^ Itapoleon fyxt i^n mie ein Krümeln Broöt aufgenommen. Die übrigen Ceute finö ebenfo geftempelt, unö unter anöem Ijat ityn (Cl^ampagny gefagt: man n>üröe fe^n, n>ie ftc^ Preufen je^t ne^me, ^übfc^ nachgiebig in Hapoleons IDiüen (öenn alle Sc^ulö liegt immer an uns, an unferem böfen IDillen, u>enn öoc^ öer ^rieöenstracftat öaliegt), öanac^ müröe öie Be^nölung öes Itapoleon gegen uns in öer Sufunft eingerichtet fein uf». So u>irö uns auc^ je^t ein Ceil öes Sdjleftens fortgeriffen, UHts unter öem Hamen Iteu^Sdjlefien im ^rieöenstracftat ejpref uns ausgemacht muröe $u behalten. Darauf Ijat (C^mpagny $u Knobelsöorff gefagt, öiefes u>äre ein Sdjreibfeljler unö 3^um, als öiefer i^m öes^olb Dorftellungen machte. Sagen Sie mir nun, ob öiefes

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nic^t $um Perstpcifeln tft? Tldf, mein (ßott, nnirum fyift 6u mic^ wrlaffen, fSmmt mir manchmal in ^eöer un6 ZlTunö, Der Kaifer pon Suf lanö fdjlaft, du moins il ne repose pas sur ses lauriers, antmoüd nic^t un6 tut ntdjts . . Jtües erlitt ic^ mit ^affung^ allein 6er (Beöanfe, Berlin öiefes 3a^r nic^t u>ie6er $u fe^en, bringt mic^ 5ur I?er5tt>eiflung.^

(Einige Berul^igung in öiefem (Elenö gab btt Königin 6ie 2(u5ft(^t auf Me beporße^nöc Jtnfunft Skms, für 6en fie n>o^I öurc^ Prin$efftn Sa6$ia)iü unö öurdj ^rau von Berg gen>onnen u>ar un6 6en fie fe^nfüdjtig ernHirtete. ,^IDo bleibt 6enn Stein?" fc^rieb fie ^er ^reunöin, „bas ift nodj mein le^ter Croft, (ßrof er Kopf, umfaffenöen (ßeiftes, tpeif er vielleid^t Jtusmege, 6ie uns je^t ©erborgen liegen. U)enn er nur fämel"

(EnWidf, am \. ©ftober, traf Stein in ZlTemel ein, (Er fan6 6en König pon 6et Ueberseugung nieöergeörficft, 6af i^n bas X7er^ängnis t>erfolge, un6 immer nod; geneigt^ 6er Krone $u entfagen; 6ie Königin „ir>etdj, i>oll Sorge, aber auc^ poü £)offnung". Steins Jtnfunft u>ecfte allenthalben frolje Cnpartungen, Sogleich er^b fic^ aber eine Sdjtpierigfeit, 6ie alles mieöer in jrage ftellte. Stein n>ollte nic^t in alter ZPeife ZTTinifter fein: er n>ollte unntittelbaren Zutritt 5um König un6 Portrag ^ben, niemanö 5tt>ifd;en ftc^ un6 6em ZMonarc^en 6ul6en; er t>erlangte Beymes Entfernung, Der König tpeigerte ftc^ ^rt^ nädig. Beyme felbft bat um feine fntlaffung aus 6em Kabinett ,;Das machte freiließ 6er Sadjc ein (En6e/' fc^reibt 6ie Königin, ,^aber 6en König f(^mer$te es un6 kann OKtr öiefes bodf nidjt ein (Entfc^luf unö eine Saii^, 6ie in einer Sefun6e abgemadjt nnir, un6 6ie Sefunöen, 6ie &a5n>ifc^en pxd pxd machten, nniren (Eröftöfe, 6ie mel Sd^mefel un6 böfe Dünfte austt)arfen." (Es fam fc^lieflidj 5U einem Kompromif, n>onac^ Beyme 5um Präfiöenten 6es Kammergeridjts beftimmt u>ur6e, porläufig jeöoc^, etn>a bis $ur Hücffc^ nadf Berlin, bei 6em Könige perbleiben follte.

Diefe (Einigung, 6ie (ßrunölage pon Steins fegensreid^er XDirffamfeit, nxir o^e 3n>eifel ^uptfädjlic^ 6as Deröienft 6er Königin Cuife. Sie bereitete iamit 6en Boöen, auf 6em ftc^ 6as ZPerf 6er Regeneration Preußens aufbauen fonnte. IDie fie 6ie iSegen^ fä^e t>on Süb unb Xlovb, pon Deutfdjlanö un6 Preufen in fxdf felbft übenpun6en ^otte, fo führte i^r ausgleicfyinöcr unö perfö^nen6er ©cnius 6en König unö Stein sufammen, öcten (C^raftere einanöer fo tpenig entfprad^. IDie fcl^6e, ba^ wxt nic^t tpiffen, vie fie ju 6em König gefprodjen I^ben mag! 2(n Stein aber fc^rieb fte: ,,3<^ befd^ipöre Sie, ^obcn Sie nur ©cöulö mit 6en crften ZlTonaten. Der König ^It fein IDort, Beyme fommt ipeg, aber erft in Berlin, So lange geben Sie nac^. Dag um Cottes ZPillen bas <Bute nic^ um 3 ZlTonate ©eöulö unö ^cxt über bcrx J)aufen fällt, 3<*? befc^ipöre Sie um König un6 Daterlanö, meiner Kinöer, »neiner felbft ipillen iarum- Äeöul6. CuHe/*

Tludi bxe fyinb 6er ^rau pon Berg l)at von femljer an öiefer Perftanöigung mit gearbeitet Zlodj im September Ijatte fie an Stein gefdjrieben: „Caffen Sie fic^ bod) nidjt 6urc^ 6ie erften Unbequemlidjfeiten abftofen» ^d) bitte Sie, ftdj öer Königin $u nähern; u>enn Sie 6ie Sein^eit i^res IDefens fennen, fo meröen Sie i^r beiftimmen unö fie lieben. Sie perfdfmd^t 6ie Meinen ZlTittel, ipeldje iljr UTadft geben fönnten, man muf fte um fo ^öljer achten. (Es gefc^ie^t in öem (ßefü^l iljrer Pflidft ab (ßattin, 6af fie fic^ Ijingibt, 6af fte alle Heigungcn un6 ZTleinungen 6es Königs teilt, 6af fte öiejenigen perteiöigte, meldje er perteiöigte, fönnte man Ujr öaraus einen Dormurf machen? 3"^^ff^" U* ^<^ Unglücf öer ^^Un fo grog unö fo graufam gemefen; 6af i^re 2tugen über piele Dinge geöffnet finö* Sie ift ZlTutter unö 6ie gufunft i^res Sohnes, i^rer Kinöer fann fie nidjt gleichgültig laffen. Da$u ^ängt fte innig an iljrem Canöe. Die Königin ift nidjt geeignet, in 6as (ginselne öer Penpaltung einsuge^en . . Jtber 6ie Königin muf eine Stü^e finöen. Sie muf fie finöen für jeöen ftttlic^en ^wtd, für Sicherung öer Umgebung 6es Königs gegen ZlTenfdjen, 6ie feine unö 6es Canöes IDo^lfaljrt unö £^re in (ßefaljr bringen, für 6ie (Ersieljung i^res Sohnes unö für jeöen ^wzd, öer öie IDüröe öes Königlichen ^aufes unö bas VOoljl öes Staates $u erijalten öient Seien Sie alfo öiefe Stü^e. Caffen Sie fic^ öurc^ öie erften Unbequemlic^feiten nic^t aufregen unö abftofenT' .

Der ^rei^err pom Stein ^at öie fingen Satfdjläge öer alten ^reunöin, öie iljn unö öie Königin fo gut fannte unö fo treffcnö beurteilte, mo^l be^er$igt. 2tn fic^ fonnte t^m öas nic^t fc^tper u>eröen* ^wx^djm Königin Cuife unö Stein beftanö im 3nnerften i^rer Perfönlidjfeiten eine U)efensDem>anötfdjaft, öie in einer gemeinfamen ftttlic^en IDeltanfc^auung auf öer (ßrunölage eines lebenöigen (Cljriftenlums beruhte. ZlTandjes VOott Cuifens flingt ©ie eine Jteuf erung Steifis, unö menn Stein fagt: „ob unö mie (Sott Reifen u>irö, u>er fann bas je^t fdjon triff en? 2tber feftes ^offen unö Pertrauen nac^ oben, bas ^eift auf (ßott, muf öie Befferen aufrldjten", fo meint man Königin Cuife 5U ^ören. VOolfl empfanö öie Königin pon pom^erein öie ©efa^r, öie aus öer felbft^errifc^en 2trt Steins ertpadjfen fonnte. 3"5befonöere fa^ fie Poraus, u>ie fc^roer öer König, pern)ö^nt öurc^ öen ge^ fc^meiöigen ^aröenberg, mit öem fteifnacfigen ^rei^erm pom Stein ausfommen tpcröe. Sie ipar öarüber nidjt o^ne Sorge. „U)enn nur Stein", fc^rieb jte öem Bruöer, „in feinen formen ^err ift unö immer tpeniger fein tpill als er ift, öann ge^t öie Sadiz. Diffentieren nic^t Disputieren ift öie J)auptfac^e unö Ptel ©eöulö. Der König ^ngt an fanfter e^r^ erbietiger ^orm fe^r unö ^aröenberg tp ein$ig öartn. Umpra^lt pon tCugenö trat er immer als ein Pcrflärter ^rein, machte feine Porfteüungen mit einer Jtrt, öaf öer König immer König blieb, unö bas ift Ptel.'' 2tUein fie fc^ä^te anöerfeits an Stein „tCalent unö IDille,

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Kraft unö Energie", unö pcrtrautc, iaf er 6ie fc^Iummem6en Kräfte öes Canöes, an We fie fep glaubte, $u n>ecfen iniftanöe fein u>er6e. 3^^^^ ZlTitarbeit, in 6en engen Sc^ranfen i^rer Stellung un6 nac^ öem befc^i6enen ZHaf e i^rer n>eiblidjen Kräfte, tpar i^m öabei fidjer.

Das gemeinfame IDirfen 6er Königin un6 6es ZHinifters na^m fogleic^ feinen 2tnfang. XDenige tTage nad; Steins 2(nfunft trafen beru^igen6ere llac^rid^ten ein, 6ie namentlich 6ie Königin perfönlic^ angenehm berührten* Sie füllte fic^ ja fc^on $ufrie6en, n>enn einmal ein Cag nidjts Sdjlimmeres bradjte als 6er i>orljergc^en6e* Jtus Petersburg fam ein Sd^reiben Kaifcr 2(Iefan6ers, 6er eine bereits erfolgte Z7em>en6ung 5ugunßen Preußens mitteilte un6 6ie Sen6ung eines ruffifc^en Botfc^afters nadj Paris, 6es ©enerals tToIftoi, mit ä^nlidfen 2tufträgen anfün6igte. Jtus Paris meI6ete Knobcls6orff eine leidjte Bejferung in 6en Besie^ungen 5U ^ranfrcidj. Jim ipillfommcnften aber u>ar 6er Königin ein Sdjreiben iljrer SdjiDefler C^erefe, 6ie im ^nUxt^e 6es £^aufes tOjum un6 Cafis nac^ Paris gegangen n>ar un6 pon n>o{)Ia>oIIen6en un6 fc^meid^el^ften 2(eugerungen Hapoleons über 6ie Königin beridjtete. Sie fei 6ie Iiebensu)ür6igfte un6 intereffantefte ^rau, ^be 6er Kaifer 5U feiner (ßema^Iin gefagt; er be6auere, fie nidjt früher gefannt 5U ^ben. ^abe er Vorurteile gel^abt, fo fei er gan5 6at>on 5urucfgefommen un6 beflage es, 6af 6ie Politif ftärfer gemefcn fei als fein IDille.

ZPir fennen Cuife un6 i^r £)er5, 6as nic^t laffen n>ollte, an 6as Cute im ZITenfd^n 5u glauben, mochte es fidj um 2tleyan6er 06er um Zlapoleon ^n6eln. Die ZHitteilungen 6cr SdjOKfler un6 fie maren längft nidjt 6ie ein$igcn 6icfer 2trt über Hapolcons aner* fenncn6e IDorte riefen alle f^ffnungen, alle 3llufionen in i^r 5um Ccben. Sie litt um i^r unglücflidjes Prcufcnlan6, un6 fie fcljnte fic^ ^inmeg aus Jllemel, wo nadj n>enigen ^gen Sommenpodjcn 6er IDinter mit falten Segentagen frü^ eingesogen mar; fie glaubte, 6af Hapoleon auf folc^e perfönlidje IDünfc^e un6 Be6ürfniffc Hücffidjt nehmen un6 6as tanb pon feinen Cruppen räumen n>er6e, um i^r 6ie Hücffcljr nad) 6cm geliebten Berlin 5U ermöglidjen. Seiner Stiftung Ijielt fie fic^ i>erfi(i>crt; n^arum follte i^re Stimme, 6ie ^mü VOüxbc un6 2tnftan6 Sedjt for6erc", nidjt feiner Citclfcit fdfmcidjcln un6 „für 6en König un6 fedfs iHillioncn unglücflic^r Zllcnfc^n etu>as (ßutes tjerporbringen" fönnen? 3" 6iefen Cagen trafen fo Diele 6eutfdfe dürften in Paris sufammcn, uxirum follte nic^t auc^ fie 6ort auf Zlapoleon cinsumirfen rerfudjen? 3" ^^^ Beratungen 5u>ifdjen 6em Königspaar unö Stein über 6ie legten Hadjridjten ^t Königin Cuife anfdjeinen6 nic^t $um erften ZtTale porgefdjlagen, fie nad) Paris reifen 5U laffen; 6ies neue ®pfer 6enn als foldjes empfanb fie es follte i^r sugleidf 6ie Beruhigung gewähren, in einer ^cxt, „wo man nur von inneren Kapitalien lebt fic^ fagen 5U fönnen: Du baft alles getan."

Stein wat mit öcr Königin öa^in einperftanöen, öaf man Hapoleon fo u>eit ab möglidj entgcgenfommen unö por allem „angelegentlidjft fudjen muffe, i^n 5U perföljnen". Dem 2tnerbieten 6er Königin aber, felbft nacf> Paris 5U geljen, fteüte er ein „Xlodf nic^t" entgegen* (Es tpuröe öann ein Sdjreiben 6er Königin an Hapoleon porgefc^lagen, 6enn gan5 perfönlidjer Jtrt foüte nun einmal 6ie (Einmirfung auf 6en Kaifer fein; fc^Iieflic^ einigte man ftdj auf ein oftenftbles Schreiben 6er Königin an iljre Sc^ipefter tCIjerefe, 6as im (ginpeme^men mit Stein entiporfen u>ur6e (7. ©ftober). Der König felbft perfpradj ftc^ ipenig 6apon, aber er lief gefc^e^en; 5U Brincfmann meinte er: „Sie ipiffen ja, man glaubt gern, ipas man u>unfdft."

Das Sdjreiben 6er Königin entfprac^ 6er 2tnnaljme, pon 6er alles ausging: man fe^te bei Itapoleon ein 3«*«^«ff« för i^re Perfon Poraus, auf 6as nur fräftig eingeipirft iper6en muffe, um iljm ^^Ö^P^^^^iff^ absufdjmeic^eln. Königin Cuife fpridjt 6er Sdjmefter i^re (Genugtuung aus aber 6as 2ln6enfen, 6as 6er Kaifer i^r bema^re. Sie flagt aber 6ie Ceute, 6ie alles, ipas man in Preufen tue, entftellten un6 6a6urdf perurfadjten, 6af man 6en ^rie6en nur 6em Itamen nadj fenne. Der König, 6er fic^ 6en tt>o^lper6ienten Suf 6er Hedjtfc^affen^eit eru>orben l}abe, a)er6e feinen Perpflidjtungen fidjer treu bleiben* ZTlan gebe fidj 6afür 6er £^offnung ^in, 6af 6er Kaifer feinerfeits aus perfönlidjer Hücffidjt für 6en König un6 für fie felbft $ur Befeitigung aller ZlTif perftän6niffe beitragen tt>er6e. Sie felbft münfdje por allem 6ie Hücffe^r nadj Berlin, als Königin, als ©attin, als ZHuttcr* „(Erftens lei6et 6as £an6, an 6em idf fo fe^r ^nge, 6effen (Slüd 6ie <Brun6lage meines (ßlücfes bil6et, emftlic^ unter 6er Jlnmefenljeit einer Jlrmee; feine ^Hilfsquellen a)er6en pemidftet. Zweitens, meine Söljne fc^reiten im 2tlter por, in allem übrigen $urücf, un6 idj fürdfte, 6af t^re Ptelen fc^önen un6 guten Cigenfdjaften fidj nidjt meljr entmicfeln fönnen, u>enn fte nic^t redjtseitig geu>ecft u>er6en. Du begreifft, was xd) 6abei lei6e, 6a ic^ meine Kin6er als eine särtlidje ZlTutter liebe, 6ie an i^r (Slüd 6enft. Dann fomme ic^ 5U mir felbft. Das Klima taugt für mic^ buvdjans nxdjt ZlTeine (ßefun6^eit ift gefdjmädjt un6 mein gegenwärtiger ^u^ianb 6oppelt peinlic^. Die ^zxt meiner (Entbin6ung rücft ^eran. 3(1} bin an Pflege gemöljnt, 6ie ic^ nur in Berlin ^ben fann." Dringen6 bittet fte 6es^alb um Häumung 6es £an6es un6 6er J)auptfta6t, um (Erleichterungen für 6ie Kontributions^ 5a^lung. Jllle iljre J^offnungen fe^t fte auf 6ie ©erec^tigfeitsliebe 6es Kaifers, 6effen 2in6enfen i^r fdjmeic^elt» tCljerefe foü mit i^m fpredjen, mit i^rem Briefe madjen, was fte u>olle.

Bis 6a^in fpric^t Cuife ^auptfäc^lidj Pon fic^, pon t^ren £ei6en un6 iljrcn IDünfdjen. 3um Sdjluf ergebt fie fic^ über i^r eigenes Unglücf* „Könnte idj nur noc^ einmal meine

26t

^rcunöe glucflic^ un6 6te tTränen 6cr tpetnenöen ^amilicn getrocfnet fe^en. Sicfer 2(nbttcf tmxb meinem £)er$cn ipo^ltun nnb perfiedjen6e Kräfte in mir u>ie6er beleben* Vous savez que je vivais du bonheur d'autrui en partie", irie fie befc^eiöen einfügt.

Sd^n 6ie näd^ften (Tage aber brachten n?ie6er llac^ric^ten, t>on 6enen jc6e 6er Königin eine neue U)un6e fdjlug. TXlan erfuhr aus Berlin, 6af 6ie ^ran$ofen 6ie Bepänöe 6er Königüdfen Porsellanmanufaftur perfauften, 6ag feit 6em \. ©ftober 6ie Can6eseinfflnfte n>ie6er für fransöftfd^e Hed^nung er^ben n)flr6en. Da5u fam 6as (ßerüc^t, König ^er6inan6 un6 Königin Karoline pon Heapcl Ratten Si$ilien perlajfen un6 übers ZHeer flfldjten muffen. (Es traf fic^, 6af eben in 6iefer geit 6er nadj Paris beftimmte ruffifc^e Botfdjafter (Beneral (ßraf (Tolftoi auf 6er Durchgreife einige Cage in ZTlemel penpeilte* (Er mar 6em Königspaar nid;t unbefannt un6 fan6 6en freun6Iic^ften (Empfang, 6en er 6urd; aufrid^tige Ceilnal^me für 6ie £ei6en Preugens eripi6erte. Seine 3nftruftion befahl i^m o^ne^in nacff6rücflic^ I?enpen6ung sugunften Preugens in Paris. Königin Cuife befprac^ mit i^m alle Me fransöftfc^en Ungerec^tigfeiten un6 (ßetpalttaten, 6urc^ 6eren einge^en6e (Erörterung fie felbfl pon neuem bcmegt un6 erfc^üttert tpur6e.

Die 5n)ifc^en tiefer nie6ergefc^Iagen^eit un6 leichten f)o|fnungsregungen fc^ipanfen6€ Stimmung 6er Königin in 6iefen tCagen $eigt ein Brief an ^rau pon Berg pom ^2. 0ftober. Die Königin fc^reibt: „7ll\o 6en einen Cag Ifodf oben, 6en an6em gan5 6amie6er, fo 6af man glaubt, 6u bleibft in 6iefer (ßeiftes^(Emie6rigung; un6 6oc^ 6en an6eren Cag Kraft, es mit 6er ganscn VOclt aufsune^men fo ge^t es 3^ncn, liebe Berg, un6 fo ge^t*s mir, fo ge^t es mir $. B. ^ute, eben je^t, 6a idj 3^"^" fdjreibe. (ßeftem ipar ein ^rriblec tCagl Hadf ridften, um ftdj 6ie ^are aus$uraufen; eine ^ortfe^ung 6eren, 6ie ic^ 3^"^ fdfon einmal mitt^eilte. Da5u fam, 6af 6er (ßraf Colftoy, Huffifdjer 2tmbajfa6eur, gra6e I^ier mar, ein maljres Clücf, 6a er 2(ugen5euge 6er BeI^an6Iung n>ar, 6ie tpir je^t 6rd ZlTonatc im ^ric6cn er6uI6en, er las neljmlidf 6ie Rapporte, 6ie einfamen un6 6ie 0rigtnat acten. Diefes ^ierfein peranlafte midf aber, in ipeitldufige Detaib ein$uge^en; ob 6iefe angenehm fin6, frage idf Sie? ZHeine Jlnftdjt 6er Dinge mufte er nnffen, 6amit er fa^, 6af fein Kleinmut midf befeelte, fon6em nur 6as fo natürlidje CefüI^I 6er (Serec^tigfctt, 6ie uns 6urdjaus pertt>cigcrt u>ir6. £s war ein entfe^Iidjer Cag, 6enn aW mein (foffm würbe fc^ipadjer un6 mein Seinen immer ftärfer. £r nimmt 6ie ftrengften Befehle feines Kayfers, unferes fteten ^reun6es, nac^ Paris mit, un6 6icfes ip unfere le^te f^ffnung. . . . Zrieine (ßemütsftinmtung pon ^eutc ift 6enn n>ie6er Ifoii oben; un6 6as 6es^Ib, tpeil (Tolftor pon unferem Unglücf gan5 untcrridjtet ift, tief gerührt 6apon, feit gepem 3 ll^r auf 6em U)eg nac^ Pari« ift. IDenn bi^ Sad^n nur nidyt pocfen 6*-^ H^6*t m*» ftwie**^***«.

fo tft nodj immer J^offnung 6a, un6 J^offnung tft 6ie Stü^e öes Ccbens, tft es, was mir ^eute meinen gebeugten ZHut u>ie6er aufredet emporhilft* (ßott fann uns nic^t gan$ perlaffen, es ift nic^t möglich» VOai}x ift es, u>ir Ijaben gräfliche Beifpiele in öen neuen IDeltbegeben* ^iten por Jtugen. Der König ^eröinanö unö 6ie Königin Caroline fc^mimmen auf 6em ZITeere, fyiben audf Sicilien perlaffen muffen, öen legten ^n^ndt^tsott iljrer traurigen €yiften$, pon 5U>eY ZHäc^ten mächtig protegirt unö perlaffen* Wirb o6er pielme^r fann 6as auc^ nic^t unfer Sdjicffal fein? 2tllein ^rieöric^ IDil^elm ift fein ^eröinanö, un6 ic^ feine (Caroline. (Ein Croft 6es moralifc^en ZlTenfdjen* ®b es aber Reifen ipirö in öiefem bron$enen Seculum? XDo tCugenö nic^t ^errfc^t, nic^t gilt, ipenigftens nic^t im Sü6en. . . ^df n>ünfc^te, unfere 2(gonie n>are nic^t lang, n>ill man uns Ijerausjagen, nun fo t^ue man es bal6/'

(Es fdjien faft, als foüe fic^ öiefer IDunfc^ 6er I?er$ipeiflung rafc^ •füllen, bas (Enöe fommen. 2tm 29. ©ftober, gegen ZHorgen, traf aus Berlin 6ie Hac^ridjt ein, Ilapoleons BepoUmädjtigter, Daru, perlange pon 6en ^2 ZlTillionen Kontributionsfc^ulöen, 6ie er je^t nac^ pielen 2(b5al^lungen noc^ ^erausrec^nete, {2 ZHillionen in barem Celöe, 50 ZHillionen in Promejfen o6er Pfanöbriefen un6 $ur Sidjertjeit für öeren (Einlöfung 6ie Befe^ung preufifdjer ^eftungen, für 6en Heft pon 50 ZHillionen aber preufifc^e Domänen $a)ifc^en £lbe un6 ®6er, 6ie mit allen (Eigentumsrechten 6em Kaifer sur Perfügung gefteüt meröen follten* IDcnige tCage fpäter ©uröe beftimmter angegeben, ba^ fünf ^eftungen gefor6ert tpüröen, in 6eren jeöer 8000 ZITann Befa^ungstruppen auf preugifc^e Koften unter^lten iperöen follten.

Diefe Itac^ric^ten, namentlich 6ie unerhörte ^oröerung 6er Domänen, perbreiteten Sdjrecfen un6 Beftürsung in ZHemcL Die einen meinten, Itapoleon n>olle 6en König $ur tC^ronentfagung $u>ingen, 6ie anöeren fanöen in Itapoleons Derfyilten, in feinen 2teuferungen gegen eine Berliner Deputation nrfe in öem Betragen feiner (ßenerale unö Beamten über^ ^upt 6en BeuDeis, 6af er 6as preufifc^e Polf felbft 5um 2lbfall pon feinem Königsl^aufe orangen n>olle. (Einig waren alle in 6er 2tnfic^t, öaf nac^ 2tbtretung 6er Domänen 6er König nic^t me^r Souperän in feinem £an6e fein u>ür6e.

Solche Befürchtungen ergriffen auc^ 6ie Königin, Sie fa^ fc^on 6en tCag na^e, an 6em fte 6en ^offnungslofen Kampf für 6ie (Erfyiltung 6er preufifc^en Zltonarc^ie erfdjöpft aufgeben un6 jenfeits 6er fc^tparsuDeifen (ßrensen eine ^ufluc^tsftätte fuc^n n>ür6e, wo fte mit 6en 3^ri9^" !«!>«« f5nne fHll, aber nidjt glücflic^, 6enn n>o 6ie Cugen6 unterlag un6 ro^e ©ea>alt triumphierte, gab es für Königin Cuife feine ZlTöglic^feit 6es ©lücfs, Itodj am 29. ®f tober rief fie Stein ju fic^, um in i^rem Sc^mer$e bei i^m Croft 5U fuc^en un6

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„bas Urteil eines flugen, gefu^IpoUen ZMannes 5U Iföxen^'. ßUxdf nadi 6er Unterreöung mit i^nt/ 6ie i^r n>eni9 Beruhigung gebracht 5U ^en fdjeint, fd^rieb fte 6ie nac^fte^be 2iuf$eidjnung nieöer, in 6eren ungelenfen Sätim 6ie tiefe Crfc^utterung i^res 3«"^^« $itterL

„Preufens Urteil, nämlic^ unfer tCo6esurteiI ift gefprodjen. Preufen eyiftiert nic^t mel^r« Der König ift nichts me^r als f)er5og pon Preufen, meniger als 6iefe fonft traren, ba fte Ceute litten ; 6en 3o6en 5U bearbeiten, 6er je^t nic^t bearbeitet iDir6, vetl Kranf^eit 6ie £inn>o^ner mor6et, un6 6as, iras nic^t tot ift, 6en ^ransofen ^ro^narbeit tun muf, 6ie £r6e alfo unbefäet un6 6ie £)ungersnot geu>if bal6 alles $erp5ren ttrfr6. ^Kaifer Hapoleon nimmt 6ie Domänen 6cs Königs in Befi^ un6 läft fie für fic^ 6urc^ Perfoljnen, 6ie er 6a5u beftimmt, a6miniftrieren, 6iefe Domänen foüen 6ie näd^ften an 6cm Königreich U)eftfalen gren$en6 fein. Die in 2nag6eburg 6iesfeits 6er (Elbe in 6er UTarf un6 Pommern $n>ifdjen 6er £lbc un6 ®6er gelegenen Propinsen foüen 6ie fein, 6ie 6er König abtritt un6 unter fransöftfdje 2t6miniftration gibt.

,;Die Crensen, fo in IDeftpreufen je^t reguliert fin6, ^ben alle Stipulationen über« treten, un6 6er f leine Ceti, 6er 6ai>on nodj übrig bleibt, fc^eint auc^ als fran$öftfdfes (Eigentum angefe^n 5U n)er6en, 6a Kaifer Ilapoleon fd^on 5n>ei Domänen=^<ßüter, 6em König geijörig, 6arin förmlich perfdjenft ^t. Uebrigens foüen 6ie ^cftungen i>on ^ransofen befe^t u>er6en un6 6ie (Truppen 6arin anftatt 6er Preuf ifcfyin perpflegt werben, velc^ 6ann 6em König n>o^lfeiler fäme als je^. 2(lfo aud; 6as ZTTilitair ^rt auf 5U epftieren, 6a an 6er Steüe 6es Preufifc^n ^TTilitairs 6as ^ransöftfd^e t>om Könige foü unterhalten n>er6en. Die ^on6s pom £an6e foroie 6ie Hepenuen ftn6 un6 bleiben (nur mit 6em Unterfdjieö, 6af es 6cr König felbft je^t fanctionieren muf) in ^ransöftfdjen ^än6en bis $ur 2(btragun9 6er Kontributionen. Daf als6ann, tpenn 6ie ^exi um ift, 6ie ^ransofen, 6ie ftc^ in 6em 2nag6ebur9ifd)cn, in 6cr ZHarf, in Pommern $nrifcfyin 6er £lbe un6 ®6er redjt eingenistet I^aben, nid^t I^erausge^en n>er6en, fon6em aus aüerl^n6 X7onpän6en erftlid; i^ren 2(ufentl^t perlängem wcxbm, ift begreif lidj, fo mie 6ic Cinperleibung Preufens $u 6cm Königrei^ IDeftpIjalen 6agcgen fo5ufagen gemif ift. Cuife.

„IDelc^e Cntfdjlüffe jc^t 5U faffen ftn6, ift uns nodj erlaubt; 6as ^eift infofem man uns nidjt als (Befangene anfielet, 6encn man gemiffe Diftrictc anu>cift, in u>eldjen pe leben muffen. U>ir ^aben alles pcrlo^rcn. Ccben tun mir nodj, un6 6icfes Ceben n>eniger unangcneljm 5U madjen, fann je^t unfcre einsige Sorge fein, ©n (Clima $u fudjen, was mil6cr ift un6 gcfün6cr als 6ie Süntpfe Prcugens, bleibt uns alfo nodj übrig. U>ir muffen 6odj nun bal6 6icfcs £an6 räumen, tpeld>es einer XDüfte täglid; ä^nlic^r nnr6. 2(lfo fe^ 6er König eine Segierung in Preußen nie6er un6 feft, 6ie 6as bi54<*n ^ufammcnbalte. Un6

wir nebft unferer ^omtlte nehmen öen IDanöerftab in £)dnöcn, unö fudjcn einen IDinfel, wo es fidf beffer leben lägt ab ^ier. (ßlüdlidf wol}l nie meljr, öenn in einer VOzlt, wo es fo ^ergeljet, n)o tCugenö eine Cüge unö Cafter nur geöei^et, fann man ba woifl nod} glücflidj feini"

2tuc^ Stein irar öurdj öie legten Beridjte, mie Cuife fdjreibt, 5um erftenmal „5U Stein geiporöen"* Jtber er ermog füljl Me ^oröerungen Darus in allen (Einselljeiten unö enttoarf ©egenporfdjläge, tjauptfädjlic^, um öie Domänen öen fransöftfc^en J^änöen 5U entsie^en; er fanö audj, öaf Daru bei öer 2tn5aljl öer perlangten ^cftungen öie IDeifungen Itapoleons nod} überboten ^abe» ^n^lAii aber fam er auf einen (ßeöanfen 5urücf, öen er fdjon bei feiner Jlnfunft in ITTemel geäufert ^atte: er fdflug por, öen jüngften Bruöer öes Königs, Prins IDilljelm, nac^ Paris $u fenöen, um öer ©telfeit Hapoleons 5U fdjmeidjeln unö öurc^ unmittelbare Der^anölung mit öem Kaifer 5U einem (Einpemeljmen über öie £)ölje öer Kontributionen unö öie Häumung öes tanb^s 5U gelangen. Die Königin mar nid^t fe^r einperftanöen mit öiefer ZlTiffton; fie ^ttc fein redjtes Vertrauen $u öer Perfönlidjfeit öes Prin$en. Tludf öer König fträubte ftc^ öagegen, einen £^o^en$ollemprin$en als Bittfteller an öen ^of Hapoleons $u fenöen, aber er meinte fc^lieflic^, u>o bas Volt fo piele ®pfer bringe, öürfe öie Dynaftie nic^t 5urücf bleiben. So muröe öie Senöung befdjloffen. Tlud) ein Bünönis follte öer Prin$ anbieten, fotpoljl 5ur Perteiöigung mie 5um Eingriff. Der Kaiferin3ofep^ine, öer man befonöere (ßüte unö Derföljnlic^feit sufdjrieb, follte er perbinölidje Komplimente öer Königin ausridjten.

ZlTan begnügte ftdj hiermit nic^t. Sdjon Ijatte öie ©rdfin I?of , in i^rer lebhaften Ceilnaljme für öie unglücflidje Königin, einen Brief an Hapoleon entworfen, öer aud} Steins ^wf^^^^^^^Ö f^"^^ ^^^ ^^^^ ^^" ^^ (ßefanöten in Paris fpater surücf gehalten »uröe, meil öie friegerifdje (ßräfin bei Itapoleon $u übel angefdjrieben fei. Jlber audj öie Königin felbft entfc^lof fic^ je^t, an Hapoleon $u fdjreiben. Der Brief nrieöer^olt in fnapper unö beftimmterer Raffung öen 3n^alt öes früheren Sdjreibens an C^erefe. Die Betonung öes guten unö öauemöen (Einpeme^mens mit ^ranfreid}, öer ffxnwtxs auf öie Beöeutung öer ^reunöfdjaft unö öer Hilfsquellen Preufens audj für ^ranfreidj, laffen öie ZlTitarbeit Steins erfennen. Das Sdjreiben, pom ^. Hopember, lautet in öer Ueberfe^ung:

„Sire. Prin$ IDil^elm, öer öiefem Briefe unmittelbar folgen mirö, ift mit Dorfdjldgen für €ure ZlTajeftat beauftragt, öeren glücflic^er Jlusgang uns por allem am £ftvyr\ liegt. IDünfdfensmert unter jeöcm (ßeftdjtspunft ift öie ^erftellung eines guten unö öauemöen (Einpemeljmens smifc^en ^ranfreidj unö Preufen. 3<^ ^^öe meiner Sdjmefter, öer Prinseffm pon Cljum unö fZaps gefc^rieben, ba xdi aber nidjt ipeif , ob fte (ßelegenljeit geljabt fyxt, Cure Zllajeftät pon öem 3n^alt meines Briefes 5U unterhalten oöer i^n $u

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3^rcr Kenntnis $u bringen, fo mage ic^ ^ier nodjmals 5U tpieöcr^len, was ben glü^enöpen IDunfc^ meines f^ersens ausmad^t: Die H&unmng 6es Canöes, tpekf^s 6urc^ 6ie 2(nn>efen^ btx 2lnneen entfe^Iid; Iei6et; feine Hilfsquellen tperöen unmieberbringlic^ vttnxd)M, wenn bas fo fortgebt; es wirb fidj nie erholen fönnen unö feine Hoffnung metjr bieten, ipe6er uns noc^ unferen ^reunöen. Da (Eu>. ZTlajeftät 6er unfrige fein fönnen, fo berauben Sie fic^ felbft einer £^ilfsqueüe, auf 6ie Sie fidjer redynen öflrfen. Die na^e Sflcffe^r nac^ Berlin ift nodj eine natürlidje ^olge wn bcm, was xdf (Euerer ZITajeflät dargelegt ^obe. Sie ift befon6ers n)unfd;ensn>ert fär mic^, 6ie nie^r als irgen6 ein anöerer fSrperlic^ un6 geiftig leiöet» 2Hs särtlic^e ZHutter liegt mir 6ie £r$ie^ung meiner Kinöer fetjr am £^er$en, ^ier fann nic^t öafür geforgt n>er6en, ZHeine (ßefun6^eit ift oSUig serftSrt, ba xdf bas feud^te un6 falte noröifc^ Klima nid^t pertragen fann* 3<4 nnige 6ies als einen 5er (ßrun6e bei €w. ZTTajeftät gelten6 5U mac^n, 6enn ic^ mei^ aus eigener (Erfahrung un6 aus allen 3^^^^" 2teugerungen über midj, ba^ Sie fidj für meine Perfon intereffteren. (Eure ZHajeftät f ennen mein Dertrauen 5U 3^nen ; idj ^abe ^Ifuen öarüber in tCilfit gefprod^n, unö idf fc^meic^ele mir, 6ag Sie öiesmal 6er Stimme 3^^^^^ £^ei^ens folgen un6 Preufen, 6em König un6 mir bas (Bind $urucf geben werben, ein ©lücf, öeffen XDert u>ir öoppelt fc^d^n n>er6en, a>enn mir es aus 6en ^n6en (Em. ZTlajeftät empfangen. ''

Das Sd;reiben 6er Königin ift n>te 6er 2(ngpruf einer Unglücflidjen, 6er Häuber 6te Ke^le 5u6räcfen. Dennoc^ möd^te man munfc^en, 6ie Königin ^ätte 6en Brief nic^t gefdf rieben 06er Stein 6ic 2tbfen6ung pertjin6ert. ®b er pdf (Erfolg 6apon mirflic^ perfprac^? 3e6enfalls erlofdj bei i^m alle an6ere Sücffidjt in 6cm glüljen6en IDunfc^e, Preugen pon 6cm Drucf 6Gr fransöfifdjen 2trmeen 5U befreien un6 6en König erft u>ie6er als 2(Uein^rm in feinem £an6e 5U fe^en.

2tm 6. Hopembcr trat Prin5 IDittjelm 6ie Seife nadf ^ranfretc^ an. Tludf 6er Bru6er 6er Königin, (Erbprin$ (ßcorg, mar fur5 porijcr nac^ Paris gereift, um ZTlecf lenburg« Strdi^ gegen angeblid>e 2ne6iatiperungsgelüfte pon ZnccflcnburgSdymerin 5U fc^u^en un6 6ie Jtufnaljme 6cs £an6cs in 6en S^cinbun6 5U ermirfen. £r traf 6ort Sdjmefter C^ercfe nod; an, 6ie mit i^rcn Bentü^ungen für 6as £^aus (T^urn un6 tTafis 6cn beften (Erfolg ^tte. Ilapoleon fclbft fun6igte il^r eines tTages an, ba^ 6ie in l7ollan6 bcfc^lagno^mten Befi^ungen 60s £^aufes tZlfutn unb Caps freigegeben mär6cn; mar es eine 2(nfpielun0 auf feine llntcrljaltung mit Königin Cuife in tCilftt, mcnn er i^r 6abei fagte: „Das ip eine Blume, 6ic idj 3^"^" anbieten fann?"

Die 2(ufntcrffantfeit 6er Königin man6te pc^ je^t nac^ Paris, Pon mo pe bas VOoit ermartcte, 6as pe aus 6er Perbannung in ZHemel, 6ie Ibr m»* »e^*m Tage

unerträglicher u>ur6e, crlöfcn follte. Sei (ßelegenljeit öer Senöung öes Prinsen IDil^elm, am 5. Itopember, ^atte fte öem 23ruöer un6 öer Sdfmefter nodj einmal bas (Elenö öes Canöes un6 6ie eigenen Ceiöen unö (Entbehrungen gefdjilöert. „(Sott bemaljre", fdjrieb fte, „alle ZlTenfdjen x>ox folc^ einem Ceben; es ift nic^t 5U befdjreiben, öenn es iiat nodj nie eyiftiert . übrigens muf man öie Jlnfertaue fappen unö öas Sdjiff öer ^ut uberlaffeU; pdf auf ©Ott Derlaffen, wo menfdflidje £^ilfe frudjtlos wirb ♦" 3^^ ein$iger Croft öabei u>ar Steins 2tnu>efen^eit; auf iljn pertraute fte, mit iljm befpradj fie öie midftigen einlaufenöen Beridjte unö Sdjreiben; er feinerfeits, ipie auc^ ©neifenau, seigte fidj pon i^r „begeiftert"» ,,©ottlob, öaf Stein Ijier ift/' fdjrieb Cuife am ^0* Hopember öer ^rau pon Berg, „öas ift ein Beipeis, öaf ©ott uns noc^ nic^t gan$ perlaffen ^at Diefes ift unfere fflrc^terlid^e £age, in öer alles ^ier öamieöerliegt. Tludf midi perlaft nun balö alle Kraft* €s ift furdjterlic^ ^rt, entfe^Iidj ^rt, befonöers u>eil es unper* öient ift . . . ZHeine ^utnn^ öie allertrübfte, öenn ift un mieux 5U Ijoffen, fo fann man nic^t fort pon ^ier als (Enöe 3<i"uar, öann fann idj nidjt meljr reifen . . U)enn ipir nur Berlin behalten, aber mandjmal preft mein a^nungspolles £^er$ öer ©eöanfe fdjrecflidf, öaf in feiner U)ut^ er es uns entreift unö es 5U öer £^auptftaöt eines anöeren Königreidfs madjt, öann ifab^ xdj nur einen tDunfc^ aus$ua)anöem, u>eit, als pripatleute $u leben unö $u pergeffen ipomöglic^. Tldj <Bott, u>o[Ijin] ift es mit Preuf en gefommen . . ZTTit Stein ge^t es fe^r gut Sapary ijat perfic^ert, öaf Huf lanös Permenöung nidjts t^un ipilröe, ifai uns aber öcn guten ISxxtli geben laffen, öie 3ua)elen unö Koftbarfeiten $u perdufem, ipas fagen Sie Öa5u? So flug iparen ipir auc^ fc^on o^ne iljn, aber öiefes fagen $u öürfen"!! .

3n öiefer fc^merslidjen Stimmung füljlte fic^ Cuife noc^ befonöers empfinölic^ getroffen öurdj einen Brief Ojerefens aus Paris, öer ZlTitte Itopember in ZlTemel eintraf. IMe Sdjmeper fdjrieb i^r, öaf Itapoleon alle Sdjulö an öen Sdjtpierigfeiten öer Cage auf Preuf en fdjiebe, öeffen S^gerungen er nic^t begreife. C^erefe fügte eine ZHenge woiiU gemeinter Hatfc^läge unö IDamungen ^in$u: „Du ^aft einen fo trefflichen ©eift", fo fdjlof fte. „Cieber €ngel, alle Deine (Entfc^lüffe finö fo flug geu>efen, faffe auc^ öen, öiefe Sai^c $u einem guten €nöe $u führen." Vas Sdjreiben, bas alles Unrecht auf preuf ifdjer Seite $u finöen fc^ien, perle^te öie Königin tief. Itic^t o^ne u>ieöer mit Stein Hücffpradje 5U nehmen, antiportete fte öer Sdjipefter fogleic^ mit einem oftenfiblen Briefe, an öem audj öer König fclbft mitarbeitete. 3^^^ „3"^^Ö"^*^^"" unterörücfte fte, aber fte perfdjipieg öer Sdfipefter öen Sc^mer$ nic^t, Preufen unö öen König fo perfannt $u feljen. IDie fönne man, bemerftc fie, g^^Jw^S ^"^^ ^^en Kontribution perlangen, ipenn man sugleic^ öurc^

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Kdntgtn futfe nnb ber ^retl^err vom Stein

6ie ©ffupation alle Hilfsquellen bcs tanbcs peniidjte? „Dos tft 6te reine unö ungcfdfminfte VOaiixliext, bas tanb ift arm, 6er Tibzl ebenfalls, Du mei^t bas fo gut n>ie ic^/' TXlan fc^eine in ^ranfreic^ 5U glauben, öaf es nodj einen Staais^dfai^ gäbe, bas fei ein 3rrtum. Der KSnig ^obe bei feiner C^ronbefteigung 6ie Kaffen leer un6 nur Sdjulöen porgefunöcn. tDie6er unö mieöer fuc^t fte öann 6es Kaifers perf5nlic^e tTeilnal^me für fxii unb il^r Ungläcf rege 5U madjen. IDie gerne ipünfdje fie i^m öanfbar 5U fein, u>enn er fte nur aus 6cm (EIen6 befreie, 6as fte 5ugrun6e ridjte un6 töte.

3n einem Briefe an ^rau pon Berg ifat Cuife 6amals gefdjrieben : „Das übrige (Sott befohlen, 6enn 6ie JlTcnfcIjen un6 iljrc Berechnungen über alle U)a^rfc^einlid)feiten ftn6 nidfts gegenüber Hapolcon, il ne ressemble ä rien." ZITan fie^t: Cuife fommt 5un>etlen einer richtigeren Jtuffaffung Itapolcons naije; aber fte n?ei§ foldje (Erfenntnis nidjt feftsufyilten un6 nidjt an$uu)en6en. Bei iljrem i>on ©efü^lsimpulfen bel^rrfdften IPefen wirb fte immer u>ie6cr 6urc^ ein paar frcun6Iiclje IDorte in 3QwP^"^" gcmiegt un6 5U 6em Perfudje per* leitet, in 6ie großen fragen 6es Dölferlebens un6 in 6ie furdjtbarfte Kraftentfaltung jener Cage, in 6ie napoleonifci^e XDeltpoIitif, ntit Sentimentalitäten einsugreifen. (ßen>i§ trug je^t neben 6er Caft 6es Unglücfs, 6as fte er6rücfte, 6as Bemuftfein i^rer Sdjmädfe ^ierju bei. Jtber jene Heigung iljrer meiblidjen Hatur n^ar fc^on pcrftärft u)or6en 6urclj 6ie unpolitifc^ Jltmofp^äre am £^ofe König ^ric6ridf IDill^Ims III., 6eren (Eigenart audj hierbei auf Me Königin nic^t günftig einmirfte.

Someit Hapoleon überijaupt irgen6 einem ©efü^Ie auf feine Politif (Einfluß geftattete, mar es Preufen gegenüber hierin ift 6amals 6ie europäifc^ Diplomatie gans einig oljne ^wcx^A bas ©efüljl 6es £^affes. (Er fonnte un6 u>oüte feine £^an6 nidjt pon 6er Beute laffen, 6ie iljnt in Cilfit entfdjiüpft tt>ar. 2tüe 6ie Streitigfeiten über tjö^ unk ^aljlungsfriftcn 6cr Kontribution u>aren nur ZTlittcI 5um ^wcde, gehörten, u>ie feine Pertrcter fagtcn, nidjt in 6ie 2lrit!jmctif, fon6cm in 6ie Politif. 2ius Prcufcn fc^Iug i^m eine flamme 6es £)affes entgegen, fo ftarf un6 fo ^cif , 6a§ er 6aran pcr5U)cifeItc, 6iefen Staat in fein „^ö6eratipfYftcm" einglic6cm $u fönncn. £^atte 6ie Sücffidftnaljme auf Kuglan6 i^n gesmungcn, feinen Pemidjtungsplänen $u cntfagen, fo foüte Preugen ipenigftens nodj u>eitcr 5crftücfclt U)cr6en, um an6eren politifdjen Kombinationen Kaum 5U geben. 3n Paris ersäljite man ftdf glaubljaft, 6em neuen König pon IPcftfalcn, 3^'^"^^/ f^ ^^ preufifdfe £an6 bis 5ur ®6cr mit Berlin bcftimmt perfprodjen n>or6en. ^üt eine foldje Beraubung, mie un6 in n>oId)em Umfange fte aud) geplant fein mocbte, oHir 6er gute IDille Kuglan6s unentbc^rlidj. Hapoleon fam auf 6en (ße6anfen, 6ie Käumung Preußens pon 6er Säumung 6er 6urdf ruffifdje (Truppen bcfe^ten Donau^ürftentf« '^r XTloI'^" «»«N XDalad^

Kdntgtn £utfe unb ber ^rett^err com Stein

abhängig $u machen, überhaupt bas (ßcfdjtcf Prcuf cns mit öer in tCilfit erörterten (Teilung öer tCürfet 5U perfnupfen» Don öer Begeljrlidffeit Huflanös im ®ften, 6ie er 5U rei$en nidft mfiöe u>uröe, erijoffte er Me Preisgebung Preuf ens.

Itidft an ben fleljenöen Bitten einer unglücflidjen Königin, andj nidjt an öer redjt^* 5eittgen ^al^Iung einer größeren 06er geringeren Kontribution ^ing Preufens Sdjicffal: u>ie fo oft fc^on tpuröe es beljcrrfdft pon öem Derljältnis Huf lanös $u ^ranfreic^»

Kaifer JHeyanöer mar in tCilfit por öer Uebermadjt ^ranfreidjs surücfgemidjcn, gegen 6ie jeöer IDiöerftanö i^m $unäd}ft hoffnungslos erfdjien, un6 tfatU mit Itapoleon ein Bünönis gefc^Ioffen, bas iljm auf Koften Sdjmeöens unö öer tCürfei er^eblidje Dorteile in itusftdft (teilte. Don Preuf en erwartete er öiefelbe Ergebung in politifc^e Itotmenöigfeiten; 6ie er felbft auf erlief 5ur Sc^au trug; allein innerijalb 6es Svftems öer fran$öftfdfen JHIians tjielt er öoc^ öie Derbinöung mit Preufen feft, öie ftaatlidje 3"*^^^ff^" ^i^ perfönlidje Hücfftdften iljm münfdjenstpert machten. U)ie ^rieöric^ IDil^elm auc^ nac^ ^rieölanö unö Cilfit ausrief: „ZleiU; Pon 2tle^an6er laffe ic^ nic^t", fo ipar in öiefen Cagen öer tiefften ©^nmac^t Preuf ens JHeyanöers ^reunöes^nö öoc^ öie ein$ige £^ilfe, 6ie fidj pon fcmljer 6em gebeugten König 5ur IDieöeraufrtc^tung iarbot.

Der rufftfdje Botfdjafter (ßraf Colftoi Ifaik bas €Ienö preufens mit eigenen Jtugen gefeljen, $uglei(^ aber audj 6ie beftimmte Ueber$eugung gewonnen, 6af Zlapoleon über preufen ^intt>eg feine ZTlac^tftellung weiter nac^ ®ften gegen Huf lanö felbft porsufc^teben fudje. 2tn öemfelben Cage, wo Prin$ IDil^elm Königsberg perlief, erhielt er feine 2tu6ien$ bei Hapoleon* (ßleidj am nädjften Cage, 7. Itopember, begann er fidj in nadjörücflic^fter IDeife für Preufen 5U perwenöcn. 2Iudj Kaifer 2tleyanöer felbft perfannte nidjt, wie öie preuf ifdjen ^eftungen in fran$öfif(^en ^anöen weniger ein pfanö für Kontributionssa^lungen als eine möglidje ©perationsbafis gegen Huflanö beöeuteten* 3n feinen Unterreöungen mit Sapary wies er 6en Derfuc^ Zlapoleons, öie Häumung öer Donaufürftentümer unö preufens miteinanöer 5U perbinöen, weit pon jtc^. Zlicljt um 6ie ganse Cürfei, rief er aus, wolle er eine weitere Sc^wac^ung preufens $ugeben; es fei für iljn eine €^renfadfe, auf Erfüllung öer Derfprec^ungen $u befte^en, 6ie Hapoleon i^m in Cilfit für preufen gegeben Ijobt. Diefe unö anöere (Erflärungen Huflanös waren fo unsweiöeutig unö fo nadjörücflidj, 6af Zlapoleon ftc^ $u einer porläufigen 2ten6erung feiner politif genötigt fa^. ®!jne 5ie £^ö^e feiner Kontributionsforöerungen im minöeften $u ermäfigen, loderte er öoc^ leife 6en Drucf feiner ^auft auf öem unglücf liefen Canöe: er erflärte ftdj mit Ueberlaffung pon örci ^eftungcn begnügen $u wollen unö traf Jlnorönungen $ur Saumung öes Canöftridjes $wif(^en paffarge unö IDeic^feL Das finansiellc Jtusfaugungsfyftem blieb,

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6ic politifd^e unö ntilitarifc^e Befd^Iagna^me lief nad^, unt fo me^r, 6a Hapoleons 2(ufmerffantfcit fxd) 6er llntermerfung Portugals un6 Spaniens 5Utt>an6te, it>o er ftd^er tpar, 6em IDi6erftan6e Suf Ian6s nidjt 5U begegnen.

Die Hadfridften über 6iefc gunftige H)en6ung trafen feit 6eni 23. Itopembcr in ZHeniel ein. 5"^^^^ fanten aus Petersburg Briefe i>on 2Heyan6er an ^ric6ric^ IDil^Im un6 Cuife, in 6enen 6er Kaifer feine una)an6elbare jrcun6fd;aft für 6as preufifdje Königspaar un6 feine unemtü6Iidfc ^ürforge für 6ie preufifdjen 3"^<^wffen beteuerte. (Ein pradjtpoUes (ßefdjenf, ein Sdfal, begleitete 6as Sdjreiben an 6ie Königin. Von fran$öfifdjer Seite aber n>ur6e mitgeteilt, 6af 6ie unterbrod^ene Häumung 6es £an6es nun fortgefe^t wctbm würbe un6 6af 6ie Königin 6ann i^re ZPod^en in Königsberg galten fönne. ZTTan fafte in UTeniel n>ie6er etmas ZTTut. €s u>ur6e befdjioffen, 6ie finan$ieücn Jtnfprüdje Hapoleons nadj Znöglidffeit 5U bcfrie6igen, n?eitergeljen6en 2infor6crungen ober, nanientlidf 6er ^Ibtretung 6er Domänen, unbeugfamen U)i6erftan6 entgegensufe^en.

Tlndj 6ie Königin, 6ie gleid; am 23. Hopember eine lange Befpred;ung mit Stein fyxtte, atmete u>ie6er auf. Dem ©rafen tColftoi in Paris 6anfte fie felbft. llebrigens wen fie meit entfernt, fic^ un6 iljren Bemfiljungen ein I?er6ienft an 6er eingetretenen Befferung 5U5ufc^reiben. (Es 6eutet pielme^r auf eine realere 2luffaffung 6er in 6er IDeltpoIittf Q?irfen6en Kräfte, n>enn fie je^t 6as f^uptmottp fflr Hapoleons leifcs ^urucFmeic^en in 6effen IDunfdje falj, 6ie fran$öfifc^en tCruppen an6eru>eit 5U gebraudjen. „Das ZPort: ,braudfen*", fdjrieb fie 6em Pater, „ift pon pielem (ßemidjt, 6enn e^c 6ie Jimbition nic^t neue Bcfdjäftigung erfdjuf, u>ür6en mir fie nidjt los un6 ^ätte 6er König bar sveimal fopicl besaljlt, als man pon i^m for6ert." Daneben triumphierte fiegreidj i^r frommer Claube. Dos Had^laffen 6es Drucfes, fo geringfügig es n>ar, fd^ien i^r n>ie ein ]I)un6er, 6as iljr (ßottpertrauen er^ö^te un6 fie für »eitere Prüfungen ftärfte. Denn Jlnlaf 5um Kummer gab es nod; genug. Die fleinen (Errungenfd^aften auf 6er einen Seite muften mit ®pfem an an6erer Stelle be$a^lt iper6en. Jtuf 2tn6ringen Suf Ian6s un6 ^ranfreic^ perftan6 fidj Preuf en en6lic^ 6a5U, je6e X?erbin6ung mit (Englan6 absubredjen un6 6em englifdjen ^an6cl 6ie £)äfcn 5U fperren, fo 6ap 6er Sdjiffsperfc^r aufljörte, 6er 6«n Jtufentljalt in ZTlemel belebt un6 erträglidjer gemadjt I)atte. Die Vertreter £^annopers un6 (Englan6s, 6eren Bepor5ugung in 217emel 6en rufftfd^en (ßefd^ftsträger Kru6ener fc^n eiferfüdftig geftimmt ^atte, perf(^ipan6en pom preufifdjen J)ofe. 3" ^" Perfym6lungen mit Dansig, 6ie am 6. Desember 6urd; einen Pertrag been6et tpur6en, muf te Preuf en ft<^ $u u>eitgeljen6en 5w9^P5"^"*ff^" bequemen, 6ie 6er Königin tpie6er tiefen Sdjmer$ oer* urfad^ten. Da5U Famen ^ie £infc^ränfungen im £^fl?alt, 6ie Stein mit vnerbittüd^'^r Strenge

Königin fnife unb bcr ^reiljerr rom Stein

öurdjfü^rte; u>ur6e man 6oc^ baI6 audf $um (gtnfdfmciscn 6es golöcnen Scroices genötigt. €5 wav ntc^t 6ie Königin allein, 6ie über (Entbehrungen flagte; audj Prinsefftn IDil^elm fc^rieb damals: ,,XDir ^aben faum 5U effen/' 7lm meiften litt öie Königin nadj ©ic por unter öem Klima in Preufen. „3" Süööeutfc^Ianö ersogen/' fo fc^rieb fte 6em Bruöer, „Ifaüt idi fc^on ZlTü^e, mic^ in Berlin $u afflimatifteren, aber mos ift bas Klima pon Berlin im Dergleic^ $u Preufen I"

(Eine ^reuöe irenlgftens u>ar6 je^t 6er eölen Bulöerin. Xladi 2tbfdjluf bes Dertrages mit Dansig räumten 6ie ^ransofen tatfadjHdf bas redjte IDeic^felufer, auc^ Braunsberg un6 (Elbing, it>o ZTlarfc^all Soult bisher gefd^altet ^atte; nur bei ZTlarienburg blieben einige Caufenö ZlTann fte^en. Itun erft bemirften öie erneuten Dorftellungen 6er Königin un6 Steins, öie J)ufelan6 unterftü^te, 6af 6er König n)i6erftreben6 in 6ie Perlegung 6er Hefi6en$ nadj Königsberg einiriUigte. 2tm ^^♦3anuar ^808 u>ur6e in Dauerläufen an einer mächtigen (Eidje, um 6ie man ftc^ oft $u frö^lidjem Spiel i>erfammelt Ifatt^, nod) ein 2tbf(^ie6sfeft gefeiert. Unter 6em Sdjnee pflücfte 6ie Königin einige (ßiaslfalrm, 6ie fte $ur (Erinnerung an 6as „liebe tCauerlaufen" aufbewahrte; 6ann fuhren ^rie6ridj IDil^elm un6 Cuife nadj Königsberg, iDO fte 5u>ei tCage fpäter eintrafen- Xiidjis wax perabfäumt, 6er Königin 6en Jlufent^alt im Sdjlof be^glic^ su machen. ZlTan ^atte i^re gimmer mit ©emälöen un6 an6eren (Erinnerungen aus 6en Berliner Sdjlöffem gefc^mücft, jte fan6 ein grünfamtenes Huljebett un6 eine 6a$u paffen6e XDiege, (ßefc^enfe 6er Bürger, 6ie i^r befon6ers u>iUfommen nniren in einem Ztugenblicf, u>o, mie fte fagte, „pon allen Seiten alles gefc^ie^t, um fie pon uns los$ureifen."

Die Königin tpar glflcflic^, ZlTemel en61ic^ perlaffen $u ^en, um fo glficf lieber, 6a fte Königsberg als eine &appt auf 6em tPege nac^ Berlin anfa^* fi< oiinte nic^t, 6af 6er 2tufent^alt 6ort no<^ faft 5n>ci 3^^^ 6auem follte.

n. 3n Königsberg. ^808

Bal6 nac^6em man fic^ in Königsberg eingerichtet, am \. ^cbruar ^808, genas 6ie Königin leidjt un6 glflcHic^ einer prin$effin, 6te am 28. ^ebruar auf 6ie Itamen 6er ZTTutter Cuife 2(uguf)e IDil^elmine 2(malie getauft u>ur6e. Stein ^tte $eitipeife 6aran ge6ac^t, Hapoleon 6ie patenfc^ft onsutragen. Der König aber beflimmte 5U alleinigen Caufseugen 6ie Stän6e Pon ©flpreufen, auc^ Me Vertreter 6es „tiers ^tat", ipie (ßräfin Pof fc^reibt Die tCaufe »ar eine er^ben6e ^eier, ,,eln ^errlic^es Polfsfeft'' nac^ ^r. Delbrücfs Urteil,

271

Kdntgtn futfe unb ber ^retf)err vom Stein

unö öic fleinc Cuifc fpätcr öic (ßcmaljlin 6cs prinscn ^riciric^ 6er nic6erlan6e tpur6e halb als 5er ITIutter €benbiI6 allgentetn pere^rt.

Die politifc^en Per^anölungen rucften insnnfd^en nic^t portparts. Prins IDUI^Im nnit perfSnIidj in paus von Hapoleon freunölidj aufgenommen. €in 2lnerbieten 6es Prin$en aber, als (ßeifcl für öie CrfüUung 5er preugifdjen Derpflidjtungen 5u 6ienen, lehnte 6et Kaifcr ab unö Dern>ies öie Dcr^anölungen über öie Kontribution an Vaxn, feinen Berliner BepoUmäcbtiöten. Stein entfdjiof fidj öes^alb, unmittelbar nadf öer (Tauffeier felbfl nac^ Berlin 5u geljen. €r perftänöigtc fidj öort mit Daru rafdj über einen Dertrag, öeffen Hotififotion Hapoleon jcöodj erft persögcrte, öann fcfjlicflidj ableljnte. Der Kaifcr ipfinfdjte nic^t pc^ gegen Preufen 5u binöen, um bas unglücflid^e £anö immer als Per^anölungsobjeft gegen Suflanö bcnu^en 5u fonnen. 2llcfanöer aber lief feit feinem Briefe pont Hopember ^807 nidjts mcljr pon fidj Ijören, obfdjon fein Botfdjafter in Paris öie preuf ifdjen Bemüljungen nadi tpie por unterftü^tc. Königin £uife entpfanö bas Scfjtpcigen öes Kaifers unt fo peinlid^r, als fie feine Pcnpenöung auc^ für ZtTecflcnburg^Streli^ angerufen {jatte. Sie traute i^m bodi nidfi rcdjt. „3^ ^^^^ nicht/' fc^rieb fie öcm Datcr, ,,ob er lebt oöer tot ift . . . €r ^t immer guten IDillen. IDer aber öen tCilfiter ^rieöen unterfdjricb, fann audj müöe iperöen im (ßutcn." Piel ^reuöe Ijatte Cuifc öagegen an i^rem Bruöer (ßeorg, öer bei einet llnterrcöung mit Hapoleon tapfer für öie Sdjtpcfter unö öcren (ßcntaljl eintrat.

Seit öie Königin jene tiefe €rfcf}üttcrung übern^unöcn, öie in öer ilufscidjnung pom 29. ®f tober unö in öcm Sdjrciben an Hapoleon Pom ^. Hopcmbcr ^807 i^ren 2Iusörucf gcfunöcn Ijat, tt>ar eine gctt>iffc Sulje über fie gcfommen. ,,3"""Wen alles Kummers", fdjricb fic nodj pon IlTcmcl aus öer ^rau pon Berg, „Ijabe idj läge, mit öenen idj sufrieöen bin. Pic ilTcnfdjcn frcilidj Ijaben öaran feinen Zlntcil, idj pcrfdjaffe mir alles felbfl, auger öer ^rounöfdjaft öes Königs, feinem Dertrauen, feiner (ßüte unö ^ärtlidjfeit für mic^, Me ipirflid) mit jeöem (Eagc suneljmcn." Unö an öemfelbcn (Cage an Bruöer (ßcorg: ^Der (ßeöanfe, öie £aft, öie midj Ijcute nicöerörücft, nidjt pcröicnt 5U Ijaben, gibt mir für bas Sittlidje übernatürlidje Kräfte, unö meine Seele genieft inmitten pon allem einer Kulje, öie idj faft öie Hulje öes (ßcredjtcn nennen mödjte, wenn bas nidjt 5upiel gen^agt ipare."

(Eine Stimnmng öer Hefignation fpridjt aus foldjen IPorten. (ßegenüber öen Ijcrrfdjcnöen IDcltmädjtcn modjtc öie Königin öer eigenen ©Ijnmadjt meljr unö meljr inne geu:>oröen fein, lüic eifrig Ijatte fie nodj Por fursem in öie austt>drtige Politif eingegriffen, wk leiöenfdjaftltd) namentlidj für öie 2\dunmng öes Canöes gcfdmpft, öie iljr für Preugen une für fie felbft eine Cebensfrage beöeutete. 3n Königsberg fdjeint fie öen Kampf fafl auMug*'h^ii Sie ^ieW fi* überhaupt meljr 5urüJ. Selte^ nod> r'»it»ii* <•* «» *^^n aem*«-^n»*i(<»n

iEafel 2\

Die liatfcrlidi luiffifdu* j'amilk iinb IXapoUon

l. Kaifcriii (Elifabctt? 3IIerejcipria von 2\uHtcm&. :, Kdifcr JlfeTaitbcr vm ^n%\anh, 3. Katf er iri'IH aller

ITTaria ,fco5orömna* +. Kaifcr 2Ta^Kiiecni I. o. (Sroftfiirllin Inlena v^n 'Rn%U\n^, ^rbpriitjeffin 1^0« ITIcrflen-

bura-fdiiiicriiu 6. 4£rbprnt5 von incrflfubur^-Sd^iperiu, T. i<3rofjfürftin 2U\na von HuBlan^. 8, (SroHfikfk

«lorifiaiititi von Kllglau^. 9. (Srogfiirftin llTaria von HuSIaiib, Crbprinjcffiri t»öu Sadyfen-ireimar

ZHaljIseitcn teil, mcift fpcift fie mit öem K5nig allein, 6er in feiner feelifdjen Hieier^ gefdjlagen^eit audj förperlidj fränfelte, fo öaf Me Königin mit Stein über eine Baiereife nadj üixbowa per^anbelte, unö i^rer auft^eitemben £iebe met;r als je beöurfte. Denn £ei6 un6 Sorgen vielen nidjt pon öer Sdjtt>eIIe öes Königsfdjiojfes; immer fpürten 6ie Unglücf^ liefen bas Sdjn>ert öes (Eroberers am Hacfen. 3" Königsberg n>ar ein fransöfifc^er Konful eingesogen, öer, »ie Brtncfmann fdjreibt, öos Königsberger Kabinett öcfpotifdj regierte unö gegen öeffen ^errifc^es 2tuftreten £uife Skxns ^ilfe anrief. Balö »ar öann n>ieöer pon öer 2lbtretung öiefer oöer jener Propins öie Heöe, balö pon öem unpermeiölid^en Beitritt $um Äljeinbunöe, öen, ipie ipir ipiffen, Cuife befonöers perabfc^eute. Dro^enö unö öunfel lag nac^ wk por öie ^^'unft por iljr ipenn es nodj eine ^ufunft für fie gab. ®ft Ijat fie auc^ öaran persmeifeln iPoUen. Dann fuc^te {te wolfl (Troft in öer ^ufprac^e öes 0ber«* ^ofpreöigers Boroipsfi, öer öem Königspaare öie alles übenpinöenöe Kraft öes lebenöigen (ßlaubens preöigte, unö in öer ^eiligen Schrift, befonöers in öen Pfalmen, öie i^r leiö« poUes ^er5 aus Dersmeiflungstiefen 5U fro^efter ^uxKxfxdit emporhoben. XDie füllte ftdj Borou)sfi im 3""^^^^^" ergriffen, wmn Cuife mit i^rer „meloöifc^en Spvadic^' öie ZPorte öes 1126. Pfalms tpieöer^olte Pon bmm, öie mit (Tränen fäen unö mit ^reuöen ernten „als piefe ein entsücfenöer (ßefang aus i^rem reic^ befaiteten fersen". 3^^ gefiel öie Königin je^ faft noc^ me^r als früher, mit öen „tpeifen Höfen auf i^ren XDangcn" unö mit öem ,,milöen 2(usörucf einer fanften XDe^mut" unö „ftillen Se^nfudjt" In öen 2tugen, b^ntn man freiließ anfa^, öaf fie piel geipeint Ratten unö nod? ipeinten.

Cuifens Stimmung in öiefem ^rü^a^r \808 fpric^t am fc^önften aus einem Sdjreiben an öen Dater, öas sugleidj i^r et^ifc^*=poIitifdjes (ßlaubensbefenntnis enthält. 3^^ (ßemüt, in feiner Hein^eit, Äu^e unö (Tiefe offenbart fidj öarin, freiließ o^ne öie Kämpfe, in öenen fie fidf 5U öiefer 2(bgeflärt^eit ^inöurc^gerungen fjat

Sie fc^reibt, ipa^rfc^einlic^ im 2(pril: ,/Befter Pater! ZHit uns ift es aus, tpenn audj nidjt für immer, öoc^ für je^. ^ür mein Ceben Ijoffe ic^ nichts meljr. 3^ ^^^ midi ergeben, unö in öiefer (Ergebung, in öiefer fügung öes ^immels bin xdf je^t ru^ig unö in folc^er Äu^e, ipenn auc^ nic^t iröifdj glücflic^, öoc^, »as me^r fagen nHU, geiftig glücffelig. €s wirb mir immer Hörer, öaf 2lIIes fo fommen muf te, ipie es gefommen ift. Die göttliche Porfe^ung leitet unperfennbar neue IDeltsuftänöe ein, unö es foU eine anöere 0rönung öer Dinge iperöen, ba öie alte ftc^ überlebt Ifat unö in ftc^ felbß als abgeftorben $ufammenftür5t XDir ftnö elngefc^lafen auf öen Corbeeren frieöric^s öes (ßrofen, welcher, öer ^rr feines 3<*^r^unöerts, eine neue ^At fc^uf. IDir ftnö mit öerfelben nidjt fort** gefc^ritten, öes^b überflügelt fie uns. Dos fie^t Hiemanö flaret ein, als öer König.

273

Königin lutfe unb ber (freiberr vom Stein

öic ©ffupation alle Hilfsquellen öes Canöes pemidjte? „Dos tft öie reine unö ungefdjminfte ZPaljr^eit, öos £an6 tft arm, bct 2lbd ebenfalls, Du tpeift bas fo gut tpte xdf.'* TXlcai fcfjeine in ^ranfreidj 5U glauben, 6af es nodf einen Staatsfdja^ gäbe, bas fei ein 3n:tum. Der König Ijabe bei feiner (Tljronbeftcigung Me Kaffen leer un6 nur Sdjulöen porgefunben, IPieöer unö tpieöer fud;t fic öann öes Kaifers perfönlid^e (Teilnal^me für fid; unö i^r Unglücf rege 5U niadjcn. IDie gerne njünfcfje fie iljm öanfbar 5U fein, n>enn er pe nur aus öem (Elenö befreie, bas fie 5ugrunöe rid;te unö töte.

3n einem Briefe an ^xan pon Berg ^at Cuife öamals gefdjrieben : ,,Das übrige (ßott befoljlen, öenn öie ITlcnfcfjen unö iljre Beredjnungen über alle IDa^rfcfyrinlidjfeiten finö nidjts gegenüber Hapoleon, il ne ressemble ä rien." TXlan fieljt: Cuife fommt sutpeilen einer ridjtigcren 2(uffa{fung Hapoleons nal^e; aber fie tpeif folcf^e (Erfenntnis nid)t feft5ul^tten unö nidjt ansun^enöen. Bei iljrem Pon (ßefüljlsimpulfen beljerrfcfjten IPefen ipirö pe immer ipieöer öurdj ein paar freunölidje IDorte in 3IIufionen gett>iegt unö $u öem Derfudje per* leitet, in öic großen fragen öes Dölferlebens unö in öie furcfjtbarfte Kraftentfaltung jener (Tage, in öie napoleonifdje XDeltpoIitif, mit Sentimentalitäten cinsugreifen. (ßeroif trug je^t neben öcr £aft öes Unglücf s, bas fte erörücfte, bas Betpugtfein il^rer Sdiwädfe I)ier5U bei 2(ber jene Heigung i^rer meiblidjen Hatur ipar fd^on pcrftärft n^oröcn öurd; öie unpolitifc^ ZJtmofpIjäre am ^ofe König ^ricöridj IDil^elms III., öeren €igcnart aucfj hierbei auf Me Königin nidjt günftig einipirfte.

Soipcit Hapoleon überijaupt irgenö einem (ßefüljle auf feine Politif (Einfluf geftattete, ipar es prcufen gegenüber Ijicrin ift öamals öie curopäifdje Diplomatie gans einig oljne 5o>eifel öos (ßefüljl öes f}affcs. (Er fonnte unö roollte feine ^anö nidjt pon öer Beute laffcn, öie iljm in (Cilpt entfdjlüpft ipar. Zille öie Streitigfeiten über ^ö^e unö ^aljlungsfriftcn öer Kontribution iparen nur lllittel 5um ^vocdc, geijörten, »ie feine Vertreter fagtcn, nidjt in öie 2lritljmetif, fonöem in öie Politif. 2lus Proufen fdjlug i^m eine flamme öes f}affcs entgegen, fo ftarf unö fo ^cif , öa§ er öaran per5tt>eifelte, öiefen Staat in fein ,,^ööcratipfYftcm" einglicöem 5U fönncn. ^atte öie Hücffidjtnaljme auf Huglanö iljn ge5u:>ungen, feinen Pemidjtungsplänen 5U entfagen, fo foUtc Preußen ipcnigflens nodj »eitcr scrftücfclt u:>cröcn, um anöeren politifdjen Kombinationen Haum $u geben« 3n Paris er3äljlte man fidj glaubljaft, öem neuen König pon IDoftfalcn, 3^rönte, fei öos preufifdje ianb bis 5ur ®öcr mit Berlin beftinmit pcrfprodjen iporöen. ^fir eine fok^ Beraubung, wk unö in »oldjem Umfange fie audj geplant fein modjte, nxir öer gute IPille Ku^lanös unentbotjrlidj. Hapoleon fam auf öen (ßeöanfen, öie Käumung Preufens pon öcr Xäumung öer öurdj rufpfdje tCruppen bcfefeten Do"aufiirfte"tün«^ '>nrtINaii «mö TOM^di^

Königin luife unb bev f rcitjerr vom Stein

abhängig 5U machen, überhaupt bas <Sefd;icf Preußens ntit 6cr in tTiljtt erörterten tTeilung öer (Tflrfei $u perfnüpfen. Don 6er Bcgeljrlidjfeit Huglanös im ®ften, 6ie er 5U reisen nidjt müöe n>ur6e, erijoffte er öie Preisgebung Preußens.

Xlxdft an bm fleljenöen Bitten einer unglücflidjen Königin, audj nidjt an öer redjt* $eitigen ^alilixnQ einer größeren oöer geringeren Kontribution Ijing Preufens Sdjicffal: xmz [0 oft fdjon ipuröe es beljerrfdjt pon öem Perljältnis Huf lanis 5U ^ranfreidj.

Kaifer illejanöer n>ar in STilfit por 6er Uebermadjt ^ranfreicfjs $urücfgeipidjen, gegen öie jeöer IDiöerftanö i^m sunädjft Ijoffnungslos erfdjien, unö ^atte mit Hapoleon ein Bünönis gefdjioffen, bas iljm auf Koften Sdjipeöens unö öer (Turf ei erljeblidje Dorteile in 2tusfidjt ftellte. Don Preuf en ertt>artete er öiefelbe (Ergebung in politifdje Hotn^enöigfeiten, öie er felbft auf erlief 5ur Sdjau trug; allein innerhalb öes Syltems öer fransöfifdjen 2tIIian5 ^ielt er öodj öie Derbinöung mit Preufen feft, öie ftaatlidje 3"*^^^^ff^" ^i^ perfönlidje Sücfftdjten i^m n^ünfcfjensipert madjten. IDic ^rieöridj IDil^elm audj nadj ^rieölanö unö (Tiljtt ausrief: „Hein, Pon itlejanöer laffe idj nidjt", fo ipar in öiefen (Tagen öer tiefften ©^nmadjt Prcufens ZJkfanöers ^reunöes^anö öoc^ öie einsige ^ilfe, öie ftdj pon fernher öem gebeugten König 5ur XDieöeraufridjtung öarbot.

Der ruffifdje Sotfdjafter (ßraf SToIftoi fyiiiz bas (Elenö Preuf ens mit eigenen 2tugen gefeljen, sugleidj aber audj öie beftimmte Ueberseugung geiponnen, öaf Hapoleon über preuf en Ijintpeg feine 2TIadjtfteUung ipeiter nac^ ©ften gegen Huf lanö felbft porsufc^ieben fudje. 2tn öemfelben tCage, ipo Prins XDil^elm Königsberg perlief, erljielt er feine iluöiens bei Hapoleon. (ßleidj am nädjften tCage, 7. Hopember, begann er fidj in nac^rucflidjfter IPeife für Preufen 5U penpenöen. 2Judj Kaifer illejanöer felbft perfannte nidjt, ipie öie preuf ifdjen ^eftungen in fransöfifdjen ^änöen ipeniger ein pfanö für Kontributionssaljlungen als eine möglidje ©perationsbafis gegen Huflanö beöeuteten. 3" f«in«n Unterreöungen mit Saparf iPies er öen Derfudj Hapoleons, öie Säumung öer Donaufürftentümer unö Preuf ens miteinanöer 5U perbinöen, ipeit pon ftdj. Hidjt um öie ganse tCürfei, rief er aus, u>olle er eine »eitere Sdjn>ddjung preuf ens sugeben; es fei für iljn eine €^renfadje, auf (Erfüllung öer Derfprec^ungen $u befte^en, öie Hapoleon i^m in tCilfit für preufen gegeben Ijabe. Diefe unö anöere (Erfldrungen Äuflanös iparen fo unsipeiöeutig unö fo nadjörücflidj, öaf Hapoleon ftc^ 5U einer porläufigen 2tenöerung feiner Politif genötigt fa^. (Dlfnc öie ^ölje feiner Kontributionsforöerungen im minöeften 5U ermäfigen, locferte er öodj leife öen Drucf feiner ^auft auf öem unglflcflidjen £anöe: er erflärte jidj mit Ueberlaffung pon örei ^eftungen begnügen 5U »ollen unö traf ilnorönungen 5ur Häumung öes Canöftric^es sipifc^en Paffarge unö XDeidjfeL Das finansielle ilusfaugungsfyftem blieb,

269

Kdntgtn (ntfe unb btt (fretf^err pom Stein

öte politifd^e unö niiUtdrtfd;e Sefdjlagna^me lief nad}, um fo mel^r, ba Hapoleons 2lufmerffanifcit fidj öcr Untcnpcrfung Portugals unö Spaniens sunxinite, ipo er fidjer tDor, 6em IPiöerftanöe Huf lanös nid^t ju begegnen«

Die Hadjridjten über Mefe gflnftigc XDeniung trafen feit öem 23. Hopember in ZITemel ein. S^cx^^ tarnen aus Petersburg Briefe pon illejanöer an ^rieöridj tDil^Im unö £uife, in öenen öer Kaifer feine unn^anöelbare ^reunöfdjaft für bas preuf ifdje KSnigspaor unö feine unermüölidjc ^ürforge für öie preugifdjen 3"^^^^ff^" beteuerte. (Ein pradjtpoUes (ßefdjenf, ein Sdjal, begleitete bas Sdjreiben an öie Königin. Don fran$5jifc^er Seite aber muröe mitgeteilt, öaf öie unterbrod^ene Häumung öes Canöes nun fortgefe^t tperöen tpüröe unö öaf öie Königin bann it^re ZPod^en in Königsberg galten fSnne. TXlan fafte in ZUemel n^ieöer etn^as ZTlut. (Es tpuröe befd^Ioffen, öie finansiellen 2lnfprüd;e Hapoleons nadj 2TlögIidjfeit 5u befrieöigen, n>eitergeljenöen ZJnforöerungen aber, namentlich öer 2lbtretung öer Domänen, unbeugfamen XDiöerftanö entgegensufe^en.

2(ud; öie Königin, öie gleid; am 23. Hopember eine lange Befprecf^ung mit Stein ^tte, atmete ipicöer auf. Dem (ßrafen (Tolftoi in Paris öanfte fie felbft. Uebrigens ipat fic weit entfernt, fidj unö i^ren Sentu^ungen ein Deröienft an öer eingetretenen Befferung 5U5ufd;reiben. (Es öeutet pielme^r auf eine realere 2(uffaffung öer in öer ZDeltpoIitif ipirfenöen Kräfte, wenn jie je^t bas ^auptmolip für Hapoleons leifes ^urüdwAdfen in öejfen IPunfdje fa^, öie fran$öfifc^en ^Truppen anöenpeit 5U gebraudjen. „Das ZPort: ,braudjen*", fcfjrieb fie öem Dater, „ift pon pielem (ßeu)idjt, öcnn e^e öie 2(mbition nic^t neue Befc^ftigung erfdjuf, roüröen ipir fic nidjt los unö Ijdtte öcr König bar sipeimol fopiel besaljlt, als man pon iljm foröert." Daneben triumpljierte ftegreid; t^r frommer (ßlaube. Das Hadjiaffcn öes Drucfcs, fo geringfügig es nxir, fcf^ien i^r tpie ein ZPunöer, öas i^r (ßottpertraucn er^öt^te unö fie für n>eitere Prüfungen ftärfte. Denn 2tnlaf 5um Kunmier gab es nocf; genug. Die flcinen (Errungenfd^aften auf öer einen Seite mußten mit ©pfern an anöerer Stelle besaljlt iperöen. 2tuf 2tnöringen Huf lanös unö ^ranfreic^ perftanö fxdi Preuf cn cnölic^ öa$u, jeöe Derbinöung mit (Englanö absubred^en unö öem englifd^en Qanöel öie Qäfcn $u fperren, fo öaf öer Sd^iffspcrfe^r aufijörte, öer fren ZJufentljalt in 2Tlcmel belebt unö erträglidjer gemadjt l^tte. Die Vertreter ^nnopers unö (Englanös, öeren Bcporsugung in ZtTentel öen rufftfd^en (ßefc^ftsträger Krüöener ^dfon eifcrfüdjtig geftimmt Ijatte, perfdjipanöen pom prcufifdjen ^ofe. 3" ^ Derijanölungen mit Dansig, öie am 6. Desembcr öurc^ einen Pertrag beenöet tpuröen, muf te Preuf en ftc^ 5u ipcitgcl^enöen 3w9^P<ä"^"iff^" bequemen, öie öer Königin tpieöer tiefen Sd^mers per* urfadjten. Daju fanten öie €infc^ränfungen im ^fi^alt. öie Stein mit unerbtttlid^^'r Strenoe

öurc^fü^rtc; ii>ur6e man öodj halb audi sunt (Einfdjmelscn öcs golöcncn Scrpiccs genötigt (Es nxir nidjt 6ie Königin allein, öie über (Entbeljrungen flagte; auc^ prinseffm IDil^elm fdjrieb 6amals: „IPir Ijaben faum 5U ejfen." 2tm meiften litt öie Königin nadj n>ie cor unter öem Klima in Preufen. „3" Süööeutfdjlanö ersogcn/' fo fdjrieb fte öem Bruöer, „^atte ic^ fdjon ZlTü^e, midj in Berlin 5U afflimatifieren, aber n>as ift bas Klima von Serlin im Dergleicfj 5U Preufenl"

(Eine ^reu6e tpenigftens a>ar6 je^t 6er eMen Oulöerin. Xladf 2tbfd;luf 6es Vertrages mit Dansig räumten 6ie ^ransofen tatfädjlicf} bas redjte IPeidjfelufer, audj Braunsberg unö (Elbing, u>o 2narfdjall Soult bisljer gefdjaltet Ijatte; nur bei ZTlarienburg blieben einige (Taufenö ZHann flehen. Hun erft ben>irften 6ie erneuten Dorftellungen 6er Königin unö Steins, öie ^ufelanö unterftü^te, öaf öer König »iöerftrebenö in öie Verlegung öer Hejtöens nad; Königsberg einwilligte. 2Im ]l^.3^^u^^ \^^ würbe in Dauerläufen an einer mäd^tigen (Eicfje, um öie man ftdj oft 5U frö^lidjem Spiel perfammelt ^atte, nodj ein 2tbfcljieösfeft gefeiert. Unter öem Sdintt pflücfte öie Königin einige (Stasfyxbm, öie fie 5ur (Erinnerung an bas ,,liebe (Taucrlaufen" aufbewahrte; bann fuhren ^rieöridj IDil^elm unö £uife nadj Königsberg, n>o fte $a>ei (Tage fpdter eintrafen. Hid^ts war perabfäumt, öer Königin öen 2lufent^alt im Sd^lof be^glid; 5U machen. TXlan ^atte i^re ^immer mit (ßemälöen unö anöeren (Erinnerungen aus öen Berliner Sdjlöffem gefdjmücft, fie fanö ein grünfamtenes Äu^ebett unö eine Öa5u paffenöe IDiege, (ßefdjenfe öer Bürger, öie i^r befonöers n>illfommen nniren in einem 2tugenblicf, n>o, »ie fte fagte, „pon allen Seiten alles gefdjie^t, um fie Don uns lossureifen."

Die Königin ipar glucflic^, ZRemel enölid; perlaffen $u fyibm, um fo glficflidjer, ba fie Königsberg als eine (Stoppe auf öem IDege nad; Berlin anfa^: fie aljnU nxdft, öaf öer 2tufent^lt öort noc^ faft 5n>ei 3^^^« öauem follte.

II. 3n Königsberg. ^808

Balö nac^öem man fidj in Königsberg eingeridjtet, am {. ^ebruar ^808, genas öie Königin leidjt unö glflcfli^ einer prin$effin, öie am 28. f ebruar auf öie Hamen öer 2Tlutter Cuife 2lugufte IPil^elmine 2tmalie getauft wuröe. Stein ^tte seittpeife öaran geöadjt, Hapoleon öie patenf^ft onjutragen. Der König aber bepimmte 5U alleinigen trauf$eugen öie Stänöe pon ©ftpreufen, ouc^ öie Vertreter öes „tiers ^tat", ipie (ßräfin Pof fdjreibt Die (Taufe ipor eine er^enöe ^eier, ^ein ^lidjes Polfsfeft'' nadj fr. Delbrflcfs Urteil,

271

unö öic Meine Cuifc fpätcr 6ic (ßcma^lin 6es Prinsen ^ricbric^ 6er nie6erlan6e tpuröe halb als 6er ZtTutter €benbiI6 allgemein t>ere^rt

Die politifdjen I?cr^an6Iun9en rücften in$nrifdjen nidjt poriparts. Prins IDil^lm wat perfSnIidj in Paris von Hapoleon freun6Iic^ aufgenommen. €tn ilnerWeten 6c5 Prinjen aber, als (ßeifcl für 6te €rfällung 6er preugifd^n Perpßic^tungen ju 6ienen, lehnte 6er Kaifer ab un6 pertDies 6ic I?crljan61un9en über 6ie Kontribution an Daru, feinen Berliner BepoUntadjtigten. Stein entfdjlof fidf 6es^alb, unmittelbar nadf 6er (Tauffeier felbft nac^ Berlin 5u Qct}cn. (£r perftän6igte fiif 6ort mit Oaru rafd; über einen Pertrag, 6effen Hatififation Hapoleon je6odj crft persögcrte, 6ann fcfjlieglicf} ablehnte. Der Kaifer n>ünfc^te nic^t ftc^ gegen Preufen 5u btn6en, um 6as unglücflid^e £an6 immer als Pert^n6Iungsobieft gegen Suf Ian6 bcnufeen su fönnen. 2llcyan6cr aber lie^ feit feinem Briefe pom Hopember ^807 ntd;ts mct^r pon ftd; t^ren, obfd^on fein Botfdjafter in Paris 6te preufifd^en Bemühungen nadj tt>ic por unterftü^tc. Königin £uife empfan6 6as Sdjnjcigen 6es Kaifers um fo peinlich, als fie feine 2?ern?en6ung auc^ für ZTIecflenburg^Streli^ angerufen Ijatte. Sie traute i^m bodi nidjt redjt. ,,3^ ^^*t nidjt," fdjrieb fie 6cm Datcr, „ob er lebt o6er tot ift . . . €t Ifcd immer guten IDillen. XDer aber 6en tCilfiter 5rie6en unterfdjrieb, fann audj mü6e ii>er6en im (ßutcn." Diel ^reu6e Ijatte £uife 6agegen an i^rem Bru6er (ßeorg, 6er bei einet tlnterre6ung mit Hapolcon tapfer für 6ie Sdjmcftcr un6 6cren (ßcmaljl eintrat.

Seit 6ie Königin jene tiefe (Erfdjüttcrung übertt>un6cn, 6ie in 6cr 2Juf5cic^nung Pom 29. ®f tober un6 in 6cm Schreiben an Hapolcon Pom ^. Hopcmbcr ^807 i^ren 2(us6rucf gcfun6cn Ijat, ipar eine gcu:>iffe Hulje über fie gcfommen. ,,3"'^i**<^" ^^^^ Kummers", fdjricb ftc noch pon iHcmcI aus 6er ^rau pon Berg, „Ijabc idj läge, mit 6enen xd) 5ufrie6en bin. Pie ilTonfcbcn freilief} Ijaben 6aran feinen Zlntcil, icfj pcrfdjaffe mir alles felbfl, auger 6cr ^rcuii6fdjaft 6cs Königs, feinem Dcrtrauen, feiner (ßüte un6 ^ättlxdihxi für midj, 6ie tt>irflidj mit jc6cm (Cage suncljmcn." tln6 an 6emfclben (Tage an Bru6er (Scorg: „Der (ßc6dnfe, 6tc Cdft, 6ic mich I^cutc nic6cr6rücft, nidjt pcr6icnt 3U Ijaben, gibt mir für 6as Sittliche übcrnatürlidjc Kräfte, un6 meine Seele gcnicf t inmitten pon allem einer Hul^, 6ie id} faft 6ie Jtuljc 6cs (ßeroijten nennen möchte, tt>cnn 6as nidjt 5upicl geuKigt ipäre.''

(Eine Stimmung 6er Hefignation fpridjt aus folcbon XDortcn. (ßegenüber 6en ljerrfdjen6cn IDeltmädjten mochte 6ic Königin 6cr eigenen ©Ijnmacbt meljr un6 meljr inne geu:>or6en fein. IDic eifrig Ijatte fie nodj por fursem in 6ie auswärtige Politif eingegriffen, u^ie lei6enfchaftlich namontlid) für 6ie Käunmng 6es Can6es gefämpft, 6ie it^r für Preufen wie für fie felbft eine Cobensfrage bc6eutete. 3^^ Königsberg fcfaeint fie 6en Kampf fafl auMugeben. Sie 5»^l;t fidj überljaupt meljr 5"rücf. S^Hen "Mj ninir't ^* <tn S^n a^*^einfdmen

fLa\d2\

Die Kaifcrlidj Kiiffifilic ^fiitnilic nnb XliXpoUon

l. Kaifcrin €Itf»jWtf? 2llercicniria von HuglaM^. 2. Kaif«r 2([c|anber tm Kugfanb. 3, Kaifmit-llTi»ttcr

llTaria .Vcobi^roiPiia. 4. Kaifcr ZTapolcon l. ^, Örogfurfttn IVtcn^i ron Hußlani», €rbprin3effiTi von IHcff Icrt-

lmr»3-fd)wcriii. 6. (Erbprinj von UXcdknbnt^'^d^wcthu 7. tj>rö^fiirfiiu finita v^n Hujjlanb. w. <5rojif«rP

t£onftaritin von tln^lanb. ^. cSrogfürfün ITIaria von KuHfanb, €rbpnn3e|fin von Sac^fcn^aVitiur

Königin £uife unb btt f reil^err vom Stein

Zna^Iseiten teil, meift fpeip fte mit öcm König allein, 6er in feiner feelifdjen Hieöer^ gefdjlagen^eit andj förperlid; franfelte, fo 6af Me Königin mit Stein aber eine Ba6ereife nadj Kubonxi per^anöelte, unö i^rer aufl^eitemöen £iebe met^r als je beöurfte. V^nn £ei6 unö Sorgen vielen nidjt von öer Sdjipelle öcs Königsfdjiojfes; immer fpflrten 6ie Unglücf^ liefen bas Sdjn>ert öes (Eroberers am Hacfen. 3" Königsberg n>ar ein fransöftfc^er KonfuI eingesogen, öer, »le Brincfmann fdjreibt, bas Königsberger Kabinett öefpotifc^ regierte un6 gegen öeffen ^errifdjes 2tuftreten £uife Steins ^ilfe anrief* Balö »ar öann ipieöer Don öer 2(btretung öiefer oöer jener Propins öie Heöe, balö pon öem unpermeiölid^en Beitritt $um Ä^einbunöe, öen, ipie »ir ipiffen, Cuife befonöers perabfc^eute. Dro^enö unö öunfel lag nad; tpie por öie ^ufunft por xl}v ipenn es noc^ eine ^utunft fär fie gab. 0ft ^at fie audj öaran persipeifeln ipoüen. Dann fudjte fie ipo^I STroft in öer Sn^ptadje öes ©ber*» ^fpreöigers Boroipsfi, öer öem Königspaare öie alles äbenpinöenöe Kraft öes lebenöigen (ßlaubcns preöigte, unö in öer ^eiligen Sdjrift, befonöers in öen Pfdlmen, öie i^r leiö* poUes ^er5 aus Dersmeiflungstiefen $u fro^eper ^nvct^dit emporhoben. XDie füllte fxd} Boxowstx im 3n"^J^f*«" ergriffen, menn Cuife mit i^rer „meloöifc^en Spradje" öie XDorte öes \26. Pfalms n>ieöer^oIte Pon öenen, öie mit (Tränen fäen unö mit ^reuöen ernten „als piefe ein entsflcfenöer (ßefang aus i^rem reic^ befaiteten ^erjen". 3^"^ gepel öie Königin je^ fap noc^ me^r als frä^er, mit öen ,^n>eifen Höfen auf i^ren XDangen" unö mit öem „milöen 2tusörucf einer fanften XDe^mut" unö „ftillen Se^nfuc^t" in öen 2(ugen, öenen man freiließ anfa^, öaf pe piel gemeint Ijatkn unö no<^ tpeinten.

£uif ens Stimmung in öiefem ^rfl^a^r \808 fpric^t am fc^önften aus einem Sdjreiben an öen Dater, bas sugleidj iljr et^ifdj^'politifc^es (ßlaubensbefenntnis enthält. 3^^^ (ßemflt, in feiner Äein^it, Hu^ unö (Tiefe offenbart pc^ öarin, freiließ o^ne öle Kämpfe, in öenen pe fxd) 5u öiefer Jlbgeflärt^eit ^inöurc^gerungen ^t.

Sie fdjreibt, nxi^rfc^einlic^ im 2tpril: „Beper Pater! ZHit uns ip es aus, n>enn audj nidjt für immer, öodf für je^t. ^flr mein Ceben fy)ffe ic^ nidjts me^r. 3^ ^be mid; ergeben, unö in öiefer (Ergebung, in öiefer ^ügung öes Qimmels bin ic^ je^t ru^ig unö in foldjer Hulje, tpenn auc^ nic^t iröifc^ glflcflidj, öoc^, uhis meljr fagen nrill, geipig glflcffelig. (£s wirb mir immer flarer, öaf 2lUes fo fommen mufte, ipie es gefommen ip. Die göttlidje Porfe^ung leitet unperfennbar neue IDeltsuftänöe ein, unö es foU eine anöere ©rönung öer Dinge iperöen, ba öle alte pc^ überlebt Ijat unö in pc^ felbp als abgeporben Sufammenpflrst. IPir pnö eingefc^lafen auf öen Corbeeren ^rieöric^ öes iSrogen, tpelc^er, öer ^err feines 3<»^rljunöerts, eine neue ^At fdjuf. Wir pnö mit öerfelben nlc^t fort** gefdjrltten, btslfalb flberpflgelt Pe uns. Dos Pe^et niemanö flarer ein, als öer König.

273

K5nidtn £utfe unb ber ^retf^err oom Stein

Hocif eben t^atte xA^ mit i^nt batSbzt eine lange Unterrebung, unö er fagte in ftc^ gefe^rt tpieber^Ientlicf?: „Vas muf aud; bei uns anöers n>er5en'' . . (Es n>äre Cdfterung, 50 fagen, ißott fei mit i^m [Hapoleon], ober offenbar ift er ein XDerfseug in öes ilUmädjtigen fiaxA, um hos 2llte, n?eld;es fein Ceben me^r Ifii, hos aber mit 6en 2lufen5ingen feß penxHid^fen ift, 5U begraben.

(ßetpif tpirb es beffer iDeröen; hos perbärgt 6er (Staube an hos poUfommenfte IDefen* 2(ber es fann nur gut iDeröen in 6er ZPelt 6urd; 6ie (Suten. DesI^Ib glaube id; auif nidjt, 6af 6cr Kaifer Hapoleon TSox^apoxit feft un6 fidjer auf feinem, je^t freiließ glän$en6em trtjron ift. ^eft un6 ru^ig ift nur allein ZPat^rl^eit un6 (ßered^tigfeit, un6 er ifi nur poIitif(^, 6as ^if t tlug, un6 er ricf^tet fid; nid^t xKai] en>igen iSefe^n, fon6em nad; Umftän6en, tpie fte nun eben ftn6 . . . Dabei ift er ol^ne alle ZHägigung, un6 tper nid^t ZUaf leiten fann, perliert 6as (ßleidjgen>idjt un6 fällt. 3^ glaube feft an (ßott, alfo audj an fittlidje VOt\U or6nung. IKcfe felje idj in 6cr ^errfdjaft 6er (Semalt nidjt; 6es^alb bin idj in 6er Öffnung, 6af auf 6ie je^igc böfc ^di eine beffere folgen imr6 . . . (Sans unperfennbar ift 2t0e5, tpas gefd^e^en ift un6 okis gefc^ie^t, nic^t 6as £e^te un6 (Sute, ipie es mer6en un6 bleiben foU, fon6em nur 6ie Sa^nung 6es ZPeges $u einem beffem ^iele ^in. Siefes ^iel fd^eint aber in tpeiter (Entfernung 5U liegen, a>ir a>er6en es tpal^rfc^nlid; nid^t erreidjt fet^n unb 6arflber Ijinfterben. ÄHe (Sott »ill; ZJUes n>ie er u)ill. 2lber idj fin6e (Trop, Kraft, ZRut^ un6 fjeiterfeit in 6iefer Hoffnung, 6ie tief in meiner Seele liegt. 3P ^^ Dilles in 6et ZDelt nur Uebergang! IPir ntuffen 6urc^. Sorgen a>ir nur 6afär, 6ag onr ntit ]e6em tTo^ reifer un6 beffer n>er6en" . . .

£uifc ge6enft 6ann 6er Besie^ungen ju i^rem (Sema^l un6 i^res ungetrübten &fi^ glücfes, ed^t tpeiblid; 6em (Satten 6en tpefentlic^ften 2lnteil an 6iefem (Släcf 5ufc^reiben6, 6as 6od; t^auptfäd^lid; il}r eigenes 2?er6ienft tpar.

„(Sem tt>er6en Sic, lieber Dater, ^ören, 6af 6as Unglficf, »eldjes uns getroffen, in unfer el^elidjes un6 t^äuslid^es £ebcn nid^t einge6rungen ift; rielmel^r 6asfelbe befeftigt wxb uns nodj roertljcr gemadjt Ijat. Der König, 6cr befte ZHenfd}, ift gütiger un6 liebepoDer, als je. ®ft glaube idj in i^m 6cn Ciebijaber, 6en Bräutigam 5U fefjen. 2TleIjr in Qanfr» lungen, a>ie er ift, als in ZDorten erfel^c id; 6ie 2Iufmcrffamfeit, 6ie er in allen Stdcfen für mid; t^at, un6 nod; geftem fagte er fd)lid;t un6 einfad;, ntit feinen treuen 2(ugen xvhd^ anfel)en6, 5U mir: ,,I)u, liebe Cuife! bift mir im Unglücf nod; tpcrt^er un6 lieber getporben. nun roctg idj aus €rfaljrung, tt>as idj an Dir tjabe. ZTlag es 6raufen ftürmen wmn CS in unfcrer €l}e nur gut ZPcttcr ift un6 bleibt. tPeil id; Sic^ fo lieb ^be, I^be i(^ unfer jüngft geborenes tCödjterd^n Cuife genannt. Zllöae *$ eine Cutfr oer^n " Bis

5U (T^räncn rflijrtc mtdj öiefc (ßütc. (Es tft mein Stol^, meine ^reuöe unö mein (Sind, öie Ciebe unb ^n^cbmifcxt bcs beften ZTfannes 5U befi^en, un6 iDeil idj i^n von fersen n>ieöer Hebe, unö nrir fo mit einanöer (Eins finö, ba^ öer IDille öes (Einen audj öcr XDiüc öes 2tn6em tft, n>trö es mir leidjt, öies glücflidje (Einperftänönif, n>elc^cs mit 6cn O^^Jf^" inniger gen>oröen ift, 5U erijalten. ZTfit einem IPorte, er gefällt mir in allen Stücfen un6 xd} gefalle i^m, unö uns ift am ux)ljlften, n>enn mir sufammen finö . . ."

TXadi öem (ßatten fpricfjt £uife von öen Kinöem, bcfonöers pon öem Kronprinsen unö öeffen „porsflglidjen (Talenten". „Unfere Kinöer finö unfere Sdiäi^t unö unfere 2tugen ruijen voll gufrieöen^eit unö voll Hoffnung auf i^nen .... 2neine Sorgfalt ift meinen Kinöem gen>iömet für unö für, unö idj bitte (Sott täglich in meinem fte einfdjliefenöen (ßebete, öaf er fte fegne unö feinen guten (ßeift nidjt von i^nen neljmen möge .... (Erl^lt (ßott {te uns, fo erhält er meine beften Sdiäi^t, öie Hiemanö mir entreifen fann. (Es mag fommen, n>as öa u)ill, mit unö in öer Bereinigung mit unfern guten Kinöem »eröen »ir glücffelig fein" . . .

IDie fdjon öies Sdjreiben cütinm läft, gab öie Hulje öes (ßemüts, perbunöen mit öem ^urficftreten öer auswärtigen Politif , öer Königin a>ieöer (Tage innerer Sammlung unö reidjerer (ßeiftesarbeit.

Bereits in ZUemel ^atte öie Königin piel gelefen: öie Corinna öer ^rau pon Stael, befonöers aber ^iftorifc^e XDerfe, n)ie Schillers (ßefc^idjte öes öreigigjä^rigen Krieges. „34 lefe fleifig öie (ßefdjidjte", fdjrieb fte in Königsberg, „unö lebe in öer Vergangenheit, n>eil öie ^ufunft nidjts me^r für midj ift." 2(benös am (Teetifc^ las fie felbft 5uu)eilen tt>ieöer por, aus öen „Cebensgeiftem" öes (ßrafen BenseUStemau, aus fransöfifcljen (Ersät^lungen ; Selbrücf beseugt, a>te gut fte fransöftfd; las. I)a5a>ifd;en, $um nic^t geringen 2?eröruf öes Königs, perfc^mä^te man am Qofe auc^ öie Cagesliteratur nidjt, jene ^lug^ fdjriften unö Pamphlete, öie n)te fc^mu^ge Staubn>olfen aus öen ftür$enöen Huinen öes alten Staatsbaues aufflogen; a>ir ^ören, öaf (Ephraim, Bucf;^ol$, ZUaffenbad; gelefen tt>uröen. Die Königin felbft Ijat fxdj befonöers mit Combarös „ZlTaterialien $ur (ßefdjidjte öer ^aifu ^805, ^806 unö \807" befc^äftigt, öie in öer Königsberger ^ofgefellfdjaft piele £efer unö 23en>unöerer fanöen. Die Bemerfungen, öie jte, n>ie fie fagt, auf XDunfdj eines anöeren öasu nieöerfdjrieb unö öie erft fürslic^ peröffentlidjt n>uröen, ftnö gans im Sinne öer Kritif geljalten, öie ^röenberg in feinen Denhpüröigfeiten gegen Combarös Sdjrift rid^tet. Tlixdi öie Königin taöelt öie Uebergriffe öer Kabinettsräte unö im ^ufammenl^ng öamit öie preufifd^e Heutralitätspolitif. Perfönlic^e ^ärbung I^ben begreiflic^ertpeife i^re ZJcuferungen über öen König, fo porjic^tig unö surücf^altenö fte ftnö; eine Bemerfung

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Uiftt bann 5ftcr tPieber: 6ie Klage aber 6en unbegränöeten ZHangel an Selbßpcrtrauen bei kern König. IParen öie ZJufseidjnungen pielleic^t geraöe für ^rieöric^ IDil^elm felbft beftimmt?

Dos ^uräcfget^en &er Königin auf ftd; felbft, 6ie (Entfaltung regerer geiftiger Otigfett iDurfte nodi buxdi stpei ZIToniente gefördert: öurc^ 6ie 2(ntDefen^t 6er ^rau wn Berg nnb bnxd) öie geiftige 2ttinofpljarc pon Königsberg über^upt.

^rau pon Berg »ar unmittelbar nadj öer €ntbin6ung öer Königin auf 6eren ZPunfc^ in Königsberg eingetroffen; fte blieb bis €n6e 2lpril \808. Tim tfoft perglic^ man ilfvt Cr« fdjeinung mit STlaria Stuart. Sie perfe^rte faft täglic^ mit öer Königin unö las ipieöer ftetfig mit iljr. Den tiefften Cinörucf madjte öamals auf Cuife g^djarias XDemers fürs por^ erfdjienenes öramatifd^es (ßeöic^t: Sie Sö^ne öes (Tals. Sie begeifterte ftc^ ffir 6en legten (ßrofmeifter öes (Templeroröens, öen ;,eölen IXlolay^', unö für öen fc^ttifdjen Hitter, öen ,4tarfen Robert''. XDemers Drama mit feiner get^eimnispoU nac^ oben ipeifenöen Cenöett] erfdjien il^r tpie eine 2lrt Bibel, unö fte legte es „nidit ol^ne tteffte Hü^rung unö I^^ Cntfcf^Iüffe^' aus öer Qanö. Tlixdi öie Politif, tpie fid; perftel^t, tpuröe 5n)ifc^en öen beiöeit grauen erörtert: „VU gute Berg'' ^If öer Königin ,,treu öie böfen Hadjridjten aus Paris tragen"; unö Cuife ipei^te öie ^reunöin ein in alle öie Seeknpfirme öes legten 3a^res, insbefonöere aud; in öie Hoffnungen unö (Enttäufd^ungen, öie i^r aus öen Be5te^ungen ju Kaifer 2tleyanöer enpudjfen. Beiöe tro^ allem modften fte nidjt aufljören an i^n 5u glauben, unö rnenn {td; in öer Kird^ i^re Stimmen 5U öent Cieöe pom Znorgenftem pereinigten, fo geöac^ten fte öes ritterlichen Kaifers im fernen 0ften, öer aus anfd^nenöet Peröunfelung eines (Tages leuc^tenö aufge^n unö auc^ öem unglficflic^en Preufenlanöc ^elle trage bringen tPuröe.

3n Königsberg ^rrfdjte öamals ein reges geiftiges Ceben, öem öie Hic^tung auf Me Degeneration öes Staates ein neues unö befonöeres (ßepräge gab. (Es ftnö öie tTage, 100 öer Staat in öen breiten ZRaffen öes Polfes breitere (ßrunölagen fudjt unö öie notion 5U felbftanöiger politifd^er 2Irbeit, 5U (ßemeinftnn unö ^ingebenöer Paterlanösliebe aufruft; n>o öie Durdjöringung öes alten {garten Preufentums ntit öem (Seift öer neuen öeutfd^ Bilöung beginnt. Politifd? aus Deutfdjianö ausgefc^ieöen, wädi^t Preußen geifKg um fo fefter unö inniger in bas Oeutfc^tum hinein. Unö anöerfeits: was in Deutfc^Ianö nodf frei ift unö frei fü^It, fludjtet ftc^ 5U öem öeutfc^en Staate, öer bas ^odj öes Hl^inbunöet nic^t trägt. 2(n öer Spi^e öiefer Znänner, getragen unö gelben pon öer ftttlic^en i0r90e feiner 2lufgabe, fteljt öer ^rei^ pom Stein, öie ipuc^tigße Perfönlic^feit, öer fraftPoOpe (Ct^rafter, pom König me^r gefürchtet als geliebt, pon öer Königin ^ocf^efd^^t, ober bodf nid)t pereijrt ipie £)aröenberg. ZHeijr nadj öem Qerjen öes Königs nxir Sdnimborfl^ öer

974

ftill unb fränflic^, tote er war, mit säljcr (Energie 6ie IDaffen für ben Befreiungsfampf fc^mieöetc. Diefem „Hiefen" gegenüber beseic^nete (ßneifenau [xdf felbft als einen „pygmäen", er 6ie ftolsefte un6 geioinnenöfte ZTlannesgeftalt unter 6en Heformem. Sie alle iDur6en oft 5ur föniglic^en tTafel gesogen, obgleich Ijöfifc^es t^bcn unö treiben iljnen eigentlich suiDiöer mar. 3" if?tem Kreife fprac^ 6ie Königin woljl einmal, loie (ßneifenau berichtet, ,,mit Ijinreifenöem €ntlju|tasmus pon einer befferen ©rönung öer Dinge." Sdjam^rft fanö^ 6af fie in Königsberg unenMic^ gröf er unb liebensuDÜröiger UDuröe, als fie jemals geoefen. (ßneifenau tpar tief bewegt pon iljrer (Ceilnaljme, als fie unter (Tränen 6en Danf las, ben öie StaM Kolberg i^rem Derteiöiger öffentlich ausfprac^. Häljere Bejieljungen 5U iljr fyit bodj nur Stein geljabt. Don (ßeneralen erfc^ienen bei ^ofe noc^ 6er fnorrige TQoxd, 6er Hac^f olger Hüc^els als Kommandant pon Königsberg, un6 ®l6ipig pon Hammer, 6er Hapitan 6er erften Kompagnie 6er neugebil6eten (ßar6e, 6er Ciebling 6er Damen. (Einige ^cxt ljin6urc^ ipar auc^ (ßraf (ßö^en in Königsberg, 6er in Sdjleften in tiefer ^cimlidjfeit alles für eine nalje (Erhebung porbereitete, un6 Schill, 6er polfstümlidjpe Pon allen, um 6en 6ie ZHenge jic^ 6rängte.

3u 6en Znitarbeitem 06er Itac^folgem Steins an 6em grofen Heformiperfe, 6ie porübergeljen6 06er 6auem6 in Königsberg fic^ aufhielten un6 gelegentlich 5U ^ofe gela6en würben, geljörten 6ie 2nitglie6er 6er oben enpd^nten 3^"^^^wrto^^ifpon, Hiebuljr, 2tltenftein, Sdjön, Staegemann, Klerois, pon 6enen befon6ers 6er le^tere 6em König gefallen 5u Ijaben fdjeint, un6 2tuersß)al6, Sacf un6 X>incfe, 6ie fpäteren (Dberpräft6enten. 3^ 3al?te \809 traf auc^ IDil^elm pon ^umbol6t aus Hom in Königsberg ein, 6er 6ie Seftion für Kultus un6 Unterridjt im ZHinifterium 6es 3""^^^ übemaljm. lDi6erftreben6 Ijatte er fic^ 6a5u entfdjloffen; Königsberg miffiel iljm anfangs grün6lic^, bal6 aber geroöljnte er jic^ ein un6 erfreute jic^ an 6em Derfeljr mit Königin Cuife un6 an 6en 2tben6en bei Prinsef Cuife Ha65iu)ill un6 i^rem funftfinnigen ßaiten, 6er 6ort feine Kompofitionen sum ^auft 5ur Zluffü^rung bracfjte.

Heben 6iefen ^öljeren Deripaltungsbeamten bewegte fidj nodj ein Kreis pon Profefforen un6 Sdjriftftellem, sum (Cetf mit jenen in enger X?erbin6ung 6urc^ Perfönlic^feiten, u>ie Staegemann, 6er auc^ als Dichter un6 Publisift tatig war. Die Uniperfitdt ^atte iwav Kant un6 Krauf bereits Perloren; einselne t^rer Ce^rer aber mirften auc^ je^t in 6ie IDeite, por allen Süpem, 6er im IDinter pon ^807 auf ^808 pielgerü^mte Dorlefungen über 6ie 6eutfc^e (ßefcfjic^te pon Karl 6em (ßrofen bis auf 6te (ßegentpart ^ielt. (Es ipor 6er fittlic^s=er5ieljerifc^e (Behalt feiner Vorträge, 6er 6ie gu^örer feffelte. Süpem wav für Königsberg, ipos $u gleicher gelt für Berlin 6urc^ 6ie He6en an 6te 6eulfc^e Hotton

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Königin £utfe nnb ber Jretf^err vom Stein

^ic^tc tpuröe, mit 6em er ftc^ ptclfadj berührte. IDir ertpä^nen no^ (Beorg Sdjcffner, 6ct als Kriegs* un6 Domänenrat ^77^ naii einem Sertpürfnis mit ^rieöric^ 6em (Brofen feinen 2(bfc^ie6 genommen un6 nun als SiebsigjäE^riger in poUer geiftiger Hfiftigfeit in Königsberg lebte, un6 TXlajc pon Sc^enfenöorff, öen jugenMic^n Heferenöar, in öeffen <ßeMcf;ten Me allgemeine DereE^rung ffir Königin Cuife i^ren fc^önfien poetifc^en TXusbmd fan6.

2n öiefen Kreifcn un6 iljren politifc^^literarifdjen Beftrebungen, im 2tnfc^Iuf ipo^l an ältere Cogenperbinöungen, entftanö öamals 6er ,,SittIic^'ipiffenfdjaftIic^e l^erein", befannter unter öem Hanten „Der (Cugenöbunö'^ 6em ^erporragenöe Beamte, ©fpsiere un6 (Belehrte beitraten. (Er E^at nur in 6en erften IMonaten nac^ feiner (Brünöung eine getpiffe Bedeutung geE^abt, als er 5u einem geeigneten IDerfseug ffir 6ie (Er^bung 5U meröen perfprac^; bann fanf er ebenfo rafdj, ipie er emporgefommen mar, un6 perfiel Anfang \8\0 fap unbemertt 6er 2tuflöfung. IDie 6er Ceitcr 6es Dereins, Profeffor Krug, perfidjert, „^tanb 6ie Königin unter 6cn ^reun6en 6es Dereins obenan", fie intereffierte [xdf, crsä^It er, „ffir alles (Butt un6 Schöne, un6 6a iljr 6er X?erein in 6iefem lichte erfdjien, fo becljrte fie i^n auc^ mtt i^rem Ijoljen Beifall/' Halberes freiließ ift 6arüber bisE^r nidjt befannt geiPor6en.

Dagegen fm6 mir gut unterricfjtet über 6ie BesieE^ungen 6er Königin 5U Supem un6 Sdjeffncr. Sdjeffner E^tte fdjon \807 6ie prinseffin Solms fennen gelernt un6 6urc^ i^ X?ermittclung auc^ 6ie Königin bei 6eren 5U)eitem 2tufentEjaU in Königsberg, im 2tpril un6 ZTlai 6esfelben 2<^iixcs. Die frifdje Urfprünglidjfeit 6es treuEjersigen un6 frcimfitigcn ©reifes, 6en Staegemann 6en „^ranflin pon 6er ©ftfee" nennt, fdjeint auf Cuife befon6ers an5icljen6 gemirft 5U E^ben. Sie fpradjcn miteinan6er ober 6en fransöfifdjen (Beneralftob un6 prinsenersieljung, über ^of leben un6 ^ofetifette, un6 Sdjeffner, begeiftert pon 6<r unperf cnnbar EjoEjen Begabung 6er Königin, fudjtc fie 5U ftärfercr geiftiger Betätigung ansurcgcn. Dabei erging es iEjm roie an6crcn. Cuife begegnete feinen ZTlaEjnungen nitt 6cm J)inu>eis auf ,,6ie Pflicht einer (Ehefrau, fic^ gans 6em (ßefdjmacf i^res ZHannes 5U fügen un6 fclbft Dinge, 6ie iljr picles un6 magres Dcrgnügcn madjten, 6em aufsuopfcm, tt>as fic iljm 5U feiner Beruljigung, (ErEjolung un6 5<^itfür5ung für nüfelidj un6 nötig ^altc.^ Sdjeffner lieg fic^ 6a6urd) nidjt abfdjrecfcn. Tludb nadj Znentcl l^in, in Profa un6 in Derfen^ mit (£mft un6 mit ©ffonl^cit, for6crtc er 6ie Königin auf, „alles 5U neuem tätigen Ceben" 5U bcfcclen, „Prcugens IPunicrtatcrin" 5U U)cr6cn. (£r bcfampfte nadj6rücflidj 6ie unnötige Verlängerung 6es ^lufcutl^alts in ^Hemel, übcrl^upt 6ie gefä^rlid;e Dorliebe 6es Königs für 6ie Bcqucmlic^fcit eines bürgorlidj Ijäuslidjen Ccbcns un6 6rängte auf bal6ige nel)et« ftc6clung nadj Königsberg. Die Königin, 6ie an 6icfem ^rcimut feinen Zlnftof na^m, lieg bal6 v^i) 6er ^Jnfunft in Königsberg Sc^effner 5U fic^ bitten- um 6c" ^iljeren pM^^nlic^en

Kdntgtn £ntfe unb ber Jretf^err vom Stein

Umgang von neuem aufsune^men. IDieöer bemühte jtdj Sc^effner, auf fte etn$uu)irfen, ungefähr in 6em Sinne, loie ^rau pon Berg. (Er fdjenfte iljr 5um (ßeburtstage, \0.Znar5 \808, ta Bruyires „(Zfjataficvt" , 6ie einft fc^on prins ^einric^ 6cr Königin empfohlen ^atte (f. oben S. U3). €r iDuröe nidjt mü6e, in jie 5U bringen, 6af fte „btn i^r von (Bott perlieljenen ©eift 6a^in bringe, bzn Heic^tum i^rer (ßaben fSniglic^ 5U brauchen." ,,I)ie Preufen", fdjrieb er i^r, „Ijalten 5uperläfftg €id. Königliche Znajeftdt für bas einsige IDefen im Staat, »eldjes öem Beneljmen im grofen un6 Meinen einen anöeren porteiU ^aften Sc^tpung un6 6em 6en König un6 6ie Hation pereinenben ISanbc Unauflöslic^feit fdjaffcn fönnte."

Burc^ Sc^effner ipuröe 6ie Königin auc^ mit Süpem befannt 3"^ Sommer ^808 erE^ielt fie nac^ unb nac^ 6ie Qefte feiner ^iftorifc^en Porlefungen, 6ie fie mit grögtem (Eifer ftuöierte un6 6eren bemerfenstperte Stellen fie mit Bleiftiftftric^en ,,^ierogIyp^en iljres ^ersens" beseic^nete. IDir fennen i^re pemac^Iäffigte Bilöung: es iparö i^r nic^t leicht, ftc^ 6urc^ öiefe Portrdge 6urc^5uarbeiten* 2(ber fie befaf ben fc^önen IMut, por 6em eljnpüröigen Sdjeffner iljre Unfenntnis einsugefteljen un6 ipie „6er Sc^ulfnabe 6en gütigen Ce^rer" um (Erläuterungen 5U bitten, „^rägt man nic^t un6 fc^ämt fidj feiner (Einfalt gegen jeien, fo bleibt man immer 6umm. Unb ic^ Ijaffe entfe^Iic^ 6ie Bummljeit." So fragte {te nac^ 6en Punifc^en Kriegen, nac^ 6en (Sfracc^ifc^en Unruhen, nacf; 6er Beöeutung 6es IDortes: ^ierarc^ie. Sdjeffner ernnöerte, auf Me Hamen fomme es nic^t an, fonöem auf 6ie (Erfaffung 6es (ßeiftes 6er Perfonen un6 ^anMungen. So perftani es auc^ 6ie Königin, wenn fie i^m fc^rieb: „3^ empfinöe rec^t tief 6ie fc^önen IDaljr^eiten, auf 6er fein (Süpcms) ganses prinsip ru^t; unö 6oppeIt fü^Ie idj mic^ ^ingeriffen, 6ie 2t uf gäbe meines Ccbens: mic^ mit flarem Bcrouftfein 5U innerer Harmonie 5U bilöen, nidjt 5U perfcljlen, fonöem iljr 5U genügen .... IDoUten nur Me ZTlenfc^en 6ie 2tugen nadj innen UDcnöen, pielleic^t fdnben fie nocf; Kraft, 6as Sflapenjoc^ absufc^ütteln; aber tun fie es nicfjt, fo ftc^en feine alten Hitter auf, für bas Hedjt, 6en (ßlauben un6 Me £iebe 5U fdmpfen. ZHit »aljrer 2tn6ac^t fniete idj in (ßeöanfen an 6em 2Ktar öer Burgfapelle un6 betete für beffere ^dttn 5U 6em 2tUmädjtigen. (Erlebe idj fie auc^ nidjt meljr, ge^t es nur meinen Kinöem un6 6urc^ iljnen meinem Volt einmal n>oljIl 3^ wei^, 6ie Reiten machen fic^ nidjt felbft, foniem Me ZTlenfc^en machen 6ie ^At, 6esu>egen follen meine Kinöer gute Zllenfdjen roeröen, um n>o^Itätig auf iljr ^titaltcv 5U »irfen."

TXlan fie^t: Me Königin erblicft in fittlic^er (Erneuerung un6 innerer Seife Me Porbeöingung für äufere ^rei^eit, u>ie i^r anöerfeits 6ie Idutemöe IDanöerung 6urc^ Ceiien un6 Sc^mersen als 6er IDeg 5U i^rem 2^zak innerer ^armonic erfdjien. Sie

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Königin £nife unb ber Jreif^err vom Siein

2Tra^I$ctten teil, meift fpeift fte mit 6cm König allein, 6er in feiner feelifc^en nie6er^ gefc^Iagen^eit audj förpcriicf; fränfelte, fo 6af 6ie Konigin mit Stein fiber eine Ba6ereife naii l{u6oo)a per^an6elte, un6 i^rer aufljcitem6en Cicbe mc^r als je bc6urfte. Denn £ei6 un6 Sorgen wichen nidjt pon 6er SdjiDcUe 6es Königsfc^Iojfes; immer fpürtcn 6ie Unglücf*» liefen 6as SdjiDert 6es (Eroberers am Itacten. 3" Königsberg wax ein fransöfifc^er KonfuI eingesogen, 6er, u>ie Brincfmann fdjreibt, 6as Königsberger Kabinett 6efpolifc^ regierte un6 gegen 6effen ^rrifc^es 2(uftreten Cuife Steins Qilfe anrief. SaI6 n>ar 6ann n>ie6er pon 6er Abtretung 6iefer o6er jener Propins 6ie He6e, baI6 pon 6em unpermei6Iic^en Beitritt $um H^einbun6e, 6en, ipie »ir roiffen, Cuife befon6ers perabfdjeute. I)ro^en6 un6 6unfel lag nadf une por 6ie ^utunft por iljr »enn es noc^ eine ^ufunft für pe gab. ®ft ^at fte audj 6aran persipeifeln ipollen. Dann fuc^te fte ipo^I (Croft in 6er ^ufprac^e 6es ®ber^ ^ofpre6igers Boroipsfi, 6er 6em Königspaare 6ie alles Übenpin6en6e Kraft 6es Icben6igen (Blaubens pre6igte, un6 in 6er (^eiligen Schrift, befon6ers in 6en Pfalmen, 6ie i^r Iei6^ polles ^er5 aus Dersipeiflungstiefen 5u fro^efter guperftc^t emporhoben. IDie füllte fic^ Borotpsfi im 3""^^P^" ergriffen, tpenn Cuife mit i^rer „meIo6ifc^en Sprache" 6ie IDorte 6es \26. Pfalms ipie6erljoIte Pon 6enen, 6ie mit (Tränen fden un6 mit ^reu6en ernten „als piefe ein ent5flcfen6er ©efang aus i^rem reic^ befaiteten fersen". 3^"^ gepel 6ie Königin je^t faft noc^ me^r als früljer, mit 6en ,,tpeifen Höfen auf i^ren IDangen" un6 mit 6em „mil6en Tiusbtixd einer fanften IDe^mut" un6 ,,ftillen Se^nfuc^t" in 6en 2tugen, 6enen man freiließ anfa^, 6af pe piel geroeint Ratten un6 noc^ ipeinten.

Cuifens Stimmung in 6iefem ^rü^a^r \808 fpric^t am fc^önpen aus einem Schreiben an 6cn X?ater, 6as sugleidj iljr et^ifc^«=politifc^es ©laubensbefenntnis entljdlt. yjv ©emüt, in feiner Heinljeit, Hu^e un6 Ciefe offenbart pc^ 6arin, freiließ o^ne 6ie Kampfe, in 6enen pe pcf; 5u 6iefer 2Ibgefldrt^eit ^in6urc^gerungen fyxt

Sie fc^reibt, roa^rfc^einlic^ im 2tpril: „Befter Pater! ZtTit uns ip es aus, wenn audf nidjl für immer, 6o^ für je^ ^ür mein Ceben ^ffe ic^ nichts me^r. 3^ ^^^ mic^ ergeben, un6 in 6iefer (Ergebung, in 6iefer ^ügung 6es ^immels bin xii je^t ruljig un6 in folc^er Hu^e, ipenn auc^ nic^t ir6ifc^ glücMic^, 6oc^, u>as me^r fagen tpill, geiftig glücffelig. (Es ipir6 mir immer Harer, 6af 2Illes fo fommen muf te, wk es gefommen ip. Die göttliche Porfel^ung leitet unperfennbar neue 2I)elt5uftdn6e ein, un6 es foll eine an6ere 0r6nung 6er Dinge n>er6en, 6a 6ie alte fidj überlebt fyxt un6 in pc^ felbp als abgeftorben 5ufammenpür5t. IDir pn6 eingefc^lafen auf 6en Corbeeren 5rie6ric^s 6es ©rofen, welcher, 6er ^err feines 3^^r^un6erts, eine neue S^t fc^uf. IDir pn6 6erfelben nic^t fort^ gefc^rttten, 6es^b überflügelt Pe uns* Das Pe^et Hieman6 flarer ein, als 6er König.

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üMq^xn £ntfe nnb ber Jreif^err vom Stein

Hod; eben Ifatte xdj mit iE^nt öaräber eine lange Unterreöung, un6 er fagte in ftc^ ieUfyct tpieöer^Ientlic^: „Vas muf andj bei uns anöers tperben'' . . (Es ipdre Cäfterung, yk fagen, (ßott fei mit i^m [Hapoleon], aber offenbar ift er ein IDerf seug in 6es StUmäc^tigen fyinb, um 6as Tllk, »eldjes fein Ceben me^r Ijai, bas aber mit bm itufenöingen fe^ penpadjfen ift, 5U begraben.

(ßemif mirö es beffer tperöen; bas perbflrgt 6er (Blaube an bas üoUfommenfte IDefen. 2Iber es fann nur gut rneröen in 6er tPcIt 6urc^ öie (Buten. Dest^Ib glaube xii andf nxdft, baf 6er liaifer Hapoleon Sonaparte feft un6 ftc^er auf feinem, je^t freiließ gUnsenfrem tr^ron ift. ^eft un6 ru^ig ift nur allein IDa^r^eit un6 (Berecfjtigfeit, un6 er ift nur politifc^, 6as ^ift flug, un6 er ricfjtet ftc^ nic^t nacf; emigen (Befe^n, fonöem naii Umftdnben, n>ie fte nun eben ftnö . . . Dabei ift er o^ne alle ZKäfigung, un6 tper nid^t TXla^ leiten Fann, perliert 6as (Sileicf;gen>ic^t un6 fällt. 34 glaube feft an (Bott, alfo auc^ an ftttlic^e VOelU orönung. Dicfe felje idj in 6er ^errfc^aft 6er (ßeu>alt nidjt; 6es^alb bin idj in 6er ^ffnung^ 6af auf 6ie je^ige bSfc ^cit eine beffere folgen nnr6 . . . (ßani unperfennbar ift Tiües, was gefcfjel^en ift un6 n>as gefc^ieE^t, nic^t 6as Ce^te un6 (Buk, wxt es ti>er6en un6 bleiben foU, fon6em nur 6ie Baljnung 6es IDeges 5U einem beffem giele ^in. Diefes S^el fc^etnt aber in meiter (Entfernung 5U liegen, mir wzxbcn es tpa^rfc^nlic^ nic^t erreicht fe^en unb 6aräber ^infterben. tPie (ßott mill; 2Illes tpie er mill. 2(ber xii fin6e türoft, Kraft, Hlut^ un6 £)eiterfeit in 6iefer £)offnung, 6ie tief in meiner Seele liegt. 3P ^^ 2tlles in 6<r IDclt nur Uebergangl IPir muffen 6urc^. Sorgen wir nur 6afflr, 6af nnr mit ie6em tCoj reifer un6 beffer werben'' . . .

Cuife ge6enft 6ann 6er SesieE^ungen 5U il^rem (Bemal^l un6 i^res ungetrübten (E(^ glücfes, tdii »eiblidj 6em ©atten 6en »efentlidjften 2tnteil an 6iefem ©Iflcf 5ufc^reiben6, 6as 6odj Ijauptfädjlidj iljr eigenes X?er6ienft war.

„(Bern n>er6en Sie, lieber Dater, E;5ren, 6af 6as Ungläcf, n>eld;es uns getroffen, in unfer eE^elid^es un6 ^äuslicfjes Ceben nicfjt einge6rungen ift; pielme^r 6asfelbe befeftigt unb uns nodj mertljer gemadjt IfaU Der König, 6er befte 2nenfdj, ift gütiger un6 liebepoüer, als je. 0ft glaube icf; in il^m 6en Ciebt^ber, 6en Bräutigam 5U fel^n. IMe^r in fymb* lungen, nne er ift, als in IDorten erfcljc idj 6ie 2tufmerffamfeit, 6ie er in allen Stflcfen für micf; I^at, un6 nod; geftem fagte er fcblid^t un6 einfacf;, mit feinen treuen 2Iugen mic^ anfe^en6, 5U mir: „Du, liebe Cuife 1 bift mir im Unglücf nodj roertl^er un6 lieber gen>or6en. Hun u)cig idj aus (Erfaljrung, was iii an Dir ^be. ZTlag es 6raufen ftfirmen tpenn CS in unferer (£I?e nur gut IDettcr ift un6 bleibt. IDeil idj Dic^ fo lieb Ijabe, ^be idf infer i^ngft geborenes tTödjtercben Cuife genannt JH^ae ^s ein^ Cuife ^^er^n " Bis

Königin £uife unb ber Jrcit^crr ©om Stein

$u tr^räncn rüljrte midj öiefe (ßüte. €s ift mein Stols, meine ^reuöe un6 mein (Bind, 6ie Ciebe un6 ^n^ncbtnlieit 6es beften ZTlannes 5U befi^en, un6 n>eU ic^ iljn pon fersen iDteöer liebe, un6 xtnx fo mit einanier (Eins ftnö, 6af öer H)ille 6es (Einen audj 6er IDille 6es 2tn6em ift, loirö es mir leidjt, öics glüctlidje (Einpcrftänönif, »elc^es mit 6en 3öl?ren inniger geiDoröen ift, 5U erljalten. ZTlit einem IDorte, er gefallt mir in allen Stücfen un6 idf gefalle i^m, un6 uns ift am tpoljlften, wenn wir sufammen ftn6 . . ."

Xladf 6em ©atten fpridjt £uife pon 6en Kinöem, befonöers pon 6em Kronprinsen un6 öeffen ,,por5flgIidjen (Talenten". „Unfere Kinöer finö unfere Sc^^e unb unfere 2tugen ruljen poü S^^^b^nljext nnb PoU Hoffnung auf i^nen .... ZTleine Sorgfalt ift meinen Kinöem geipiömet für un6 für, un6 idj bitte (ßott täglich in meinem pe einfc^Iief enöen (Bebete, 6af er fte fegne un6 feinen guten (Beift nic^t pon iE^nen neE^men möge .... (Erlitt ©Ott pe uns, fo erljält er meine beften Sdjä^e, 6ie Itiemanö mir entreifen fann. (Es mag Pommen, was ba will, mit un6 in ber Bereinigung mit unfern guten Kinöem iperben tpir glücffelig fein" . . .

IDie fc^on Mes Sdjreiben aljnen läft, gab 6ie Hu^e 6es ©emfits, perbunöen mit 6em ^urficftreten 6er austpärtigen Politif , 6er Königin tpie6er (Tage innerer Sammlung un6 reidjerer ©eiftesarbeit.

Bereits in ZHemel ^tte 6ie Königin piel gelefen: 6ie (Corinna 6er ^rau pon Stael, befon6ers aber Ijiftorifc^e IDerfe, nne Sc^Uers ©efc^ic^te 6es 6reifigjäljrigen Krieges. „3<^ lefe fieifig 6ie ©efcf;icf;te", fc^rieb pe in Königsberg, ,,un6 lebe in 6er Dergangent^t, roeil 6ie ^ufunft nidjts me^r für mic^ ip." 2tben6s am (Ceetifc^ las pe felbp suroeilen u>ie6er por, aus 6en ,,£ebensgeiftem" 6es ©rafen BenseUStemau, aus fransöpfc^en (Ersäljlungen; Delbrücf beseugt, wie gut pe fransöpfc^ las. Dasroifc^en, 5um nic^t geringen X?er6rug 6es Königs, perfc^md^te man am ^ofe auc^ 6ie (Cagesliteratur nic^t, jene ^lug^^ fd^riften un6 Pamphlete, 6ie u>ie fc^mu^ge Staubtpolfen aus 6en pür5en6en Huinen 6es alten Staatsbaues aufPogen; u>ir Ijören, 6af (Ephraim, Buc^^Is, ZHaffenbac^ gelefen ipur6en. Die Königin felbp fjcd [idj befon6ers mit £ombar6s „ZITaterialien 5ur ©efdjidjte 6er 3aljre \805, ^806 un6 ^807" befc^äftigt, 6ie in 6er Königsberger f^fgefeUfc^aft piele Cefer un6 Beu)un6erer fan6en. Die Bemerfungen, 6ie pe, »ie pe fagt, auf IDunfdj eines an6eren 6a5u nie6erfc^rieb un6 6ie erp für5lic^ peröffentlidjt würben, pn6 gans im Sinne 6er Kritif geilten, 6ie fyir6enberg in feinen Denfipür6igfeiten gegen Combar6s Sdjrift ridjtet. 2tudj 6ie Königin ta6elt 6ie Uebergriffe 6er Kabinettsrdte un6 im Suf^ntmen^ang 6amit 6ie preufifc^e Heutralitdtspolitif. perfönlidjere ^drbung Ijaben begreiflic^enpeife il?re 2teuferungen über 6en König, fo porpc^tig un6 5urücf^alten6 pe pn6; eine Bemerfung

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fe^rt bann öfter »teöcr; Mc Klage über 6en unbegrunöeten ZHangel an Selbftoertrauen bei 6em König. IDaren öte 2tuf5eic^nungen pieUetc^t geraöe ffir ^rieiric^ ZPiU^elm felbft beftimmt?

Dos Surucfge^en 6er Königin auf fic^ felbft, Me (Entfaltung regerer geiftiger (Cättgfett würbe nodj 6urc^ yvü ZTlomente geföröert: 6urc^ 6te 2tnu>efen^t 6er ^rau oon Berg unb brndf 6ie geiftige 2(tntofp{^re pon Königsberg uber^upt.

^rau pon Berg tpar unmittelbar nadj 6er (Entbin6ung 6er Königin auf 6eren IDunfc^ in Königsberg eingetroffen; fie blieb bis €n6e 2tpril \808. 2tm ^ofe perglic^ man t^re (Cr-» fcfjeinung mit TXlaxxa Stuart. Sie perfe^rte faft täglich mit 6er Königin un6 las ti>ie6er fleifig mit il^r. Den tiefften (Ein6rucf mad^te 6amals auf Cuife ^c^artas IDemers Pur] por^ erfcfjienenes 6ramatifd;es <Be6ic^t: Die Sö^ne 6es (Tals* Sie begeifierte fic^ für 6en le^en (ßrogmeifter 6es (CempIeror6ens, 6en ,,e6Ien TXlolay", unb für 6en fdfottifc^en Hitter, 6cn „ftarfen Hobert". IDemers Drama mit feiner geljeimnispoU nadj oben U)eifen6en tren6en5 erfcfjien i^r tpie eine Tlti Bibel, un6 fte legte es ;,nid;t o^ne tieffte Hfl^rung un6 fjolft (Entfcfjluffe^' aus 6er ffanb. Tlndj 6ie Politif, une fic^ perfte^t, tpur6e smifd^en 6en bei6€it grauen erörtert: ,,Die gute Berg" ^If 6er Königin „treu 6ie böfen Hadjric^ten aus Paris tragen"; un6 Cuife meiste 6ie ^reun6in ein in alle 6ie Seelenftflrme 6es legten 3a^res, insbefon6ere auc^ in 6ie Hoffnungen un6 (Enttaufcfjungen, 6ie i^r aus 6en Besie^ungen ju Kaifer 2tleyan6er enpuc^fen. Bei6e tro^ allem modjten fte nidjt aufhören an i^n $u glauben, un6 wenn fic^ in 6er Kirche i^re Stimmen 5U 6em Cie6e pom Znorgenftent pereinigten, fo ge6acf;ten fie 6es ritterlichen Kaifers im fernen 0fien, 6er aus anfc^nen6er X7er6unfelung eines (Tages leuc^ten6 aufge^n un6 aucf; 6em unglflcflic^en Preutenlan6e ^elle (Tage bringen tpär6e.

2^ Königsberg ^rrfc^te 6amals ein reges geiftiges leben, 6em 6ie Sichtung auf Me Degeneration 6es Staates ein neues un6 befon6eres (Bepräge gab. (Es ftn6 6ie (Tage, ipo 6er Staat in 6en breiten Ztlaffen 6es Polfes breitere (0run6lagen fucfjt un6 6ie Ztotioit 5u felbftän6iger politifc^er Tivbext, yx (Bemeinfinn un6 ^ingeben6er X7aterlan6sliebe aufruft; tpo 6ie Durc^6ringung 6es alten ^rien Preuf entums mit 6em (Seift 6er neuen 6eulfc^ Bil6ung beginnt, politifcf; aus Deutfc^lan6 ausgefc^ie6en, u^ac^ft Preufen geiftig um fo fefter un6 inniger in 6as Deutfc^tum hinein. Un6 an6erfeits: n>as in Deutfc^lan6 nod^ frei ifl un6 frei fü^lt, fiüdjtet ftctj $u 6em 6eutfctjen Staate, 6er 6as 3oc^ 6es K^nbun6ef nic^t trägt. 2tn 6er Spi^e 6iefcr ZTlänner, getragen un6 gelben pon 6er ftttlic^n (Stifft feiner 2tufgabe, fte^t 6er ^reiljerr pom Stein, 6ie ipuc^tigfle perfönlic^feit, 6cr fraftPoDflc €ifavatter, pom König me^r gefürchtet als geliebt, pon 6er Königin ^ocf^efc^^, aber öoc^ nic^t pere^rt wie Qar6enberg. ZRe^r nadj htm ^sen b^s Königs OHtr ^^nt^rft, 6cr

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ftill unb franflic^, wk er mar, mit säljcr (Energie 6ie IDaffen für 6en Befrelungsfampf fdjmieöete. Diefem „Hiefen" gegenüber beseidjnete (ßneifenau fidj felbft als einen „pygmäen", er öie ftolsefte un6 geipinnenöfte ZTlannesgeftalt unter 6cn Reformern. Sie alle iDuröen oft 5ur fSntglic^en (Cafel gesogen, obgleich Ijöfifijcs Ceben un6 treiben i^nen eigentlich 5uiDi6er ipar. 3" il?rem Kreife fprac^ 6ie Königin iDofjI einmal, »ie (ßneifenau beridjtet, „mit Ijinreifeniem (Entljufiasmus oon einer befferen ©rönung 6er Dinge." Sdjam^rft fanö^ 6af fie in Königsberg unenMic^ gröf er un6 (iebenstpüröiger muröe, als fte jemals getpefen* (ßneifenau mar tief bewegt pon iljrer (Ceilnaljme, als fte unter (Tränen 6en Danf las, ben öie Siabt Kolberg i^rem X?ertei6iger öffentlich ausfpradj. Habere Bejie^ungen 5U iljr fyd bodj nur Stein geljabt. Don (ßeneralen erfdjienen bei J)ofe noc^ 6er fnorrige TQord, 6er Hadjf olger Hüdjels als Komman6ant pon Königsberg, un6 (DI6ipig pon Hammer, 6er Kapitän 6er erften Kontpagnie 6er neugebiI6eten (ßar6e, 6er Ciebling 6er Damen* (Einige ^cxt ^in6urclj war auii (ßraf (ßö^en in Königsberg, 6er in Sdjieften in tiefer ^eimlicfjfcit alles für eine nalje (Erljebung porbereitete, un6 Schill, 6er polfstümlicfjfte pon allen, um 6en 6ie ZTlenge fidj 6rängte.

3u 6en Znitarbeitem 06er Hadjfolgem Steins an 6em grofen Heformiperfe, 6ie porübergeE;en6 06er 6auem6 in Königsberg fic^ aufhielten un6 gelegentlicf; 5U Qofe gela6en würben, gcljörten 6ie Znitglie6er 6er oben eripäljntcn 3^^^^w*'^^^ifP^"/ Hiebu^r, 2tltenfteln, Sdfön, Staegemann, Kleipis, pon 6enen befon6ers 6er le^tere 6em König gefallen $u I^aben fdjeint, un6 2tuersn)al6, Sacf un6 Dincfe, 6ie fpäteren ®berprä|t6enten. 3"^ 3öfjre \809 traf audj IDilfjelm Pon £)umbol6t aus Hom in Königsberg ein, 6er 6ie Seftion für Kultus un6 Unterridjt im ZHinifterium 6es 3"n«nt übernahm. n>i6erftreben6 Ijatte er fxil ba^u entfcfjloffen ; Königsberg miffiel i^m anfangs grün6lic^, bal6 aber gemöE^nte er jtdj ein un6 erfreute ftdj an 6em Derfe^r mit Königin Cuife un6 an 6en 2tben6en bei Prinsef Cuife Ha65iipill un6 i^rem funftftnnigen (ßatten, 6er 6ort feine Kompofttionen 5um ^auft 5ur 2tuffüljrung bradjte.

Heben 6iefen ^ö^eren Deripaltungsbeamten beu>egte ftdj nodj ein Kreis pon Profefforen un6 Scijriftftellem, 5um (Ceif mit jenen in enger Derbin6ung 6urc^ Perfönlic^feiten, u)ie StacQemann, 6er auc^ als Dichter un6 Publisift tätig tpar. Die Uniperfttät ^atte iwav Kant un6 Krauf bereits perloren; einselne il^rer Cel^rer aber mirPten auc^ je^t in 6ie IDeite, por allen Süpem, 6cr im IDinter pon ^807 auf ^808 pielgerü^mte Dorlefungen über 6ie 6eutfc^e (ßefc^ic^te pon Karl 6em (ßrofen bis auf 6ie (ßegentpart ^ielt. (Es ipor 6er ftttlidj^ersieljerifc^ (ße^alt feiner Vorträge, 6er 6ie gu^örer feffelte* Süpem wax für Königsberg, tpos $u gleicher ^eit für Berlin 6urc^ 6ie He6en an 6ie 6€utfc^e Hotion

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^xdjte würbe, mit 6cm er ftc^ ptclfac^ beruhe. IDir ertpäljncn no^ (Beorg Sc^effner, 6ct als Kricss* nxxb Domanenrat ^77^ naii einem S^twüx^xs mit ^rieöric^ 6em (Brofen feinen 2tbfc^ie6 genommen un6 nun als Siebsigjoljriger in poUer geiftiger HfljHgfeit in Königsberg lebte, un6 TXlajc von Sc^nfenöorff, 6en jugenMic^en Heferen6ar, in öeffen <ße6id;ten Me allgemeine Derel^rung fär Königin Cuife i^ren fc^önften poetifc^en TXusbmd fan6.

3n öiefen Kreifcn un6 i^ren politifc^^literarifc^en Beftrebungen, im 2tnfc^Iuf iDO^l an ältere Cogcnperbinöungen, entftanö 6amals 6er „Sittlic^:^u)iffenfdjaftlic^e l^erein", bePannter unter 6em Hamen „Vet (Cugenöbunö'', 6em ^erporragenöe Beamte, ©fpsiere un6 (Belehrte beitraten. (Er ^t nur in 6en erften ZTlonaten nac^ feiner (ßrunöung eine gcipiffe Beöeutung geE^abt, als er 5u einem geeigneten IDerPseug fflr Me (Er^bung 5u n>erben nerfprac^; bann fanf er ebenfo rafdj, nne er emporgefommcn mar, un6 perpel Anfang ^8\0 fafi unbemerft 6er HuflSfung. IDie 6er Ceiter 6es Dereins, profeffor Krug, perfidjcrt, „ftani 6ie Königin unter öen ^reunöen öes Dereins obenan", fie intercffierte ftdj, ersä^It er, „fflr alles (ßule un6 Schöne, un6 ba i^r 6er Derein in Mefem lichte erfdjien, fo beehrte fte i^n auc^ mtt iljrem Ijoljen Beifall." Hageres freiließ ift darüber bisljer nidjt befannt getporöen.

Dagegen finö voxt gut unterridjtet über Me Besie^ungen 6er Königin 5U Suoem un6 Sijeffncr. Sdjeffner Ijatte fc^on \807 Me prinseffm Solms fennen gelernt un6 6urc^ i^e Dermittclung auc^ 6ie Königin bei 6eren sroeüem 2tufent^alt in Königsberg, im 2tpril un6 ZTlai öesfclben 3ö^^^5* 3)ie frifdje Urfprflnglidjfeit 6es treul^rsigen un6 freimütigen ©reifes, 6cn Stacgentann 6en „^ranflin pon 6er ©ftfee" nennt, fdjeint auf Cuife befon6ers an5icljen6 gemirft 5U t^ben. Sie fpradjen miteinan6er über 6en fransöftfdjen (Beneralftob un6 prinscnersieljung, über ^of leben un6 ^ofetifettc, un6 Sdjcffncr, begeiftert pon 6ct unpcrf cnnbar ^oljen Begabung 6er Königin, fudjte fie 5U ftärfercr geiftiger Betätigung ansurcgcn. Dabei erging es ifjm u)ie an6ercn. Cuife begegnete feinen ZTla^nungen mtt 6cm J)tnu>cis auf „6ie Pflid?! einer (Ehefrau, fidj gans 6em (ßefdjmact i^res JTIannes ju fügen un6 fdbft Dinge, 6ic iljr piclcs un6 »a^rcs Dcrgnügon madfkn, 6em aufsuopfem, tt>as fte iljm 5U feiner Beruljigung, (Ertjolung un6 ^^tfürsung für nü^lidj un6 nötig ^Ite,^ Sdjcffncr lieg pdj 6a6urdj nidjt abfdjrecfcn. 2lud) nadj incmcl l^in, in Profa un6 in Derfen, mit (£mft un6 mit ©ffcnl^cit, for6crtc er 6ie Königin auf, „alles 5U neuem tätigen Cebcn*' 5U bcfcclcn, „Preußens irun6ertätcriu" 5U U)cr6en. (Er bcfdmpfte nadj6rücflic^ 6ie unnötige Verlängerung 6es 2lufeutE^alts in ^Hemcl, überl^upt 6ie gefä^rlid^e Dorliebe 6es Königs für 6ie Bcqucmlidjfcit eines bürgcrlid) fyäuslidjen Cebens un6 6rängte auf bal6ige lieber«» ftc6clung naif Königsberg. Die Königin, 6ie an 6icfem ^reimut feinen Zlnflof na^m, lie^ b'^16 nadj 6er itnfunft in Königsberg Sc^effner 5U jic^ b»*te-. nn« 6»*n "fnUerev oMönlicben

Umgang von neuem aufsune^men. ZPieöer bemühte fic^ Sc^cffner, auf fte einsutptrfen, ungefähr in 6em Sinne, loie ^rau pon Berg. (Er fdjenfte tljr 5um (ßeburtstage, ^O.ZHars ^808, ia Bruyires „C^araftere", 6ie einft fdjon prins ^ctnridj 6cr Königin empfohlen ^atte (f. oben S. \\3). €r iDuröe nic^t mü6e, in |ie 5U bringen, 6af fte „bm xlfv pon ©ott perlie^enen ©eift 6a^in bringe, 6en Heidjtum t^rer (ßaben föniglic^ 5U brauchen." „Die Preufen", fc^rieb er iljr, „galten $uperläfftg (2ip. Königliche Znajeftot für bas einsige IDefen im Staat, tpelc^es 6em Benehmen im grofen un6 fleinen einen anöeren porteiU ^aften Sc^ipung un6 6em 6en König un6 5ie Hation pereinenöen 23an6e Unauflöslic^felt fdjaffcn fönnte*"

Purc^ Sc^effner tpuröe Me Königin audj mit Sflpem befannt. 3^ Sommer ^808 ersieh fte nac^ un6 naii Me ^efte feiner Ijiftorifc^en X?orIefungen, Me fte mit gröftem (Eifer ftuöierte un6 6eren bemerfensiperte Stellen fte mit Bleiftiftftric^en „Hieroglyphen i^res ^ersens" beseic^nete. IDir fennen i^re pemac^ldfftgte 23iI6ung: es iparö iljr nic^t leicht, ftdj 6urc^ Mefe X?orträge 6urdj5uarbeiten. 2tber fte befaf 6en fc^önen ZHut, por 6em eE^rtpüröigen Sd^cffner il^re UnPenntnis einsugefte^en unb tpie „6er Scfjulfnabe 6en gutigen Celjrer" um (Erläuterungen 5U bitten, „^rägt man nic^t un6 fc^ämt ftc^ feiner (Einfalt gegen je6en, fo bleibt man immer 6umm. Uni idj Ijaffe entfe^Iic^ 6ie Pummljeit" So fragte fie nadj 6en Punifc^en Kriegen, nac^ 6en (ßracc^ifdjen Unruhen, naii 6er Beöeutung 6es IDortes: Hierarchie. Sc^effner eripiöerte, auf Me Hamen fomme es nic^t an, fonöem auf 6ie (Erfaffung 6es ©eiftes 6er Perfonen un6 H^nMungen. So perftanö es auc^ Me Königin, »enn fte i^m fdjrieb: „3^ empfinöe rec^t tief 6ie fc^önen IDaljr^eiten, auf 6er fein (Süpems) ganses prinsip ru^t; un6 öoppelt fü^Ie ic^ mic^ Ijingeriffen, Me 2tufgabe meines Ccbens: midj mit flarem Berouftfein 5U innerer Harmonie 5U biI6en, nic^t 5U perfel^len, fonöem i^r 5U genügen .... tPoUten nur Me ZHenfc^en Me 2tugen nac^ innen »enöen, pielleidjt fänien fie noc^ Kraft, 6as Sflapenjodj absufdjütteln; aber tun fte es nic^t, fo fte^cn feine alten Hitter auf, für bas ü^dft, 6en ©lauben unb 6ie Ciebe 5U fämpfen. ZHit »aljrer 2tn6ac^t fniete idj in ©eöanfen an 6em 2tltar 6er Burgfapelle un6 betete für befferc ^dttn 5U öem 2tUmäcIjtigen. (Erlebe ic^ fie auc^ nic^t me^r, ge^t es nur meinen Kinöem un6 6urc^ i^nen meinem Dolf einmal wofjU 3<^ »eif , 6ie ^dtcn machen ftc^ nidjt felbft, fonöern Me ZTlenfc^en machen 6ie ^tit, 6csu>egen foUen meine Kinöer gute ZHenfc^en »eröen, um n>o^ltätig auf iljr ^dtaltet $u »irfen."

ZTIan fteljt: Me Königin erblicft in ftttlic^er (Erneuerung un6 innerer Helfe Me PorbcMngung für äufere ^reiljelt, nne l^r an6erfelt5 Me läutemöe IDanöerung öurc^ Cel6en un6 Sc^mersen als öer IDeg 5U l^rem 3^^^ Innerer dfaimonK erfc^len. Sie

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Könt^tn £ntfe nnb ber Jreif^err vom Stein

fc^enfte 6anials Sc^ffncr ein petfc^aft, wie fte es felbft pon ^rau oon Berg erljalten ^e, mit einem traubcntragcnöen Hebftocf unö 6er Umfc^rift: „Xlidji o^ne (Crdnen". ZRenfc^ un6 Hebe reifen nidjt o^ne (Tränen.

Uebcr Süpem fc^rieb 6ie Königin 6er ^rau pon Berg (8.3uli ^808, fransöjtfc^): //34 lefe auf eroricntlidj fleifig in Sflpem. 3^ W" ^^^ 9* ^«f*/ ""^ ^^rf ^ ®rofe fte^t in feinem gansen ©lanse, feiner (0r5fe un6 tTapf erfeit por mir. €r, 6er Sdjöpfer 6es 6eutfdjen Zeitalters, ift für mic^ faft ein (ßegenftan6 6er 2tnbetung, aber ipeniger als (C^eo6eridj, 6er fdjiidjt 6eutfc^ ipar, un6 6effen ßxablf^xt, £iebe 5ur ©erec^tigfeit un6 $um (Buten, perbun6en mit (Tiefe un6 (E6elmut 6es Qerjens un6 6es Ojaxatkts midi me^r ansieljen, als jener pom ^ranfcntum fdjon etwas per6orbene C^arafter. 34 machte neulich 6ie Befanntfdjaft Süpems, ipas mic^ ^twas in Derlegenljeit gefegt ^at; 6enn er fagte mit etwas, voas idj wenig per6iente, nämlidj, mein Urteil ipare für i^n ^Sc^ft fc^meic^el^ft Hun fonnte aber 6ac^ eine llnipiffen6e wie idj il^n nur intcreffieren un6 i^m fc^meic^ln 6urdj 6ie Znajcftdt, 6ie mic^ umgibt. (Tief 6urdj6rungen Pon 6iefer IDaljr^it appellierte idj an fein ^er5, 6enn ©emüt Ijat er, un6 enpi6erte iljm: mein Urteil fSnne feinen U?ert für iljn fyxhen, aber 6er (ßc6anfe möge i^m als (Entfc^ä6igung 6ienen, 6af er in 6iefen fcfjrecf Heften Reiten 6es Unglücfs un6 6er (Tranen 6a5U beigetragen E^abe, jeman6 glücflic^ Stun6cn un6 Jtugenblicfe 5U perfc^ffen, 6er mit fopiel Danfbarfeit Pon iljm lerne."

Znit Sdjeffner un6 sugleic^ mit 6em ^rei^erm pom Stein tyxi £uife auc^ 6iejenige itngelegenljeit ipie6er^oIt un6 einge^en6 erörtert, 6ie iljr neben 6er Häumung Preuf ens 6amab ipo^I am meiften am J)er5en lag: 6ie ^rage 6er (Ersieljung 6es Kronprinsen. XDxv muffen nä^er 6arauf eingel^en, 6ie Ct^raftere aller Beteiligten offenbaren ficf; 6abei in befon6erer Sdjärfe un6 Deutlidjfeit: 6er König in feiner Unentfdjioffenljeit, Stein in feinem rücfftdjlslofen X?onpärts6rängcn, 6ie Königin in iljrcr pennitteln6en Stellung Swifdjen bei6en.

Unter 6em Drucfe 6er furcfjtbaren Uebemtacfjt, 6ie auf 6em £an6e un6 6em Königs^ufe laftcte, Ijatte Cuifc 6er £)offnung entfagt, felbft nodi einmal 6as (Sind bcfferer (Tage genief en 5u fönncn. 2tber fie glaubte fcft an eine gw'u^f^ fu^ ^<^ fommen6e ©efc^Iedjt. ^flt i^re Kin6er erl^offte fte, was 6as graufame Sd^icffal iE^r felbft perfagt ^tte : ein geiftig ^I^tes, politifdj freieres Cebcn. Das eigene Dafein erfdjien iljr wie eine Porftufe für 6iefe ^ufunft i^rer Kin6er; fte war bereit, alle 6ie Porsüge, 6ie 6ie bewun6em6e Zllitwelt an i^r rülymte, allmä^lid; pon ftcf; auf i^re Kin6cr übergel;en 5U fel^n. So fd^rieb fte im TXlax ^807 an iljren (ßcmaljl: „34 übcrlaffc meinen Kin6em mit Vergnügen 6ie X?orteile, 6ie idj ^tte, als id; fte 5ur IDelt bradjte un6 6ie id; perliere, wä^ren6 ic^ 6as ©lucf I^ibe, fte nxidifeii

Kdntgin £utfe nnb ber Jreif^err vom Stein

unö gcieiljen $u feljen; bas ift fein »trflidjer Perluft; 6cnn 6ic Bcloljnung tft 5U fdjSn. Un6 tpcnn jtc gut votrUn, iDcnn fte fagcn: wir Ijaben öos pon Papa un6 ZTlama gelernt, fo ift bas alles, was wiv an (Bind ipünfdjen fönnen/'

Die Kinöer iDuc^fen ^eran: Prins IDilljcIni, nac^ öem Urteil 6er ZTlutter, ,,u>ie fein Pater, einfadj, bieöer un6 perftanöig"; (Eljarlotte, ,,rein loie (ßoI6, gut un6 fanft", „hinter einer fdjcinbar falten QüIIe ein marmes, t^eilneljmenöes ^ers", aber 5un>eilen fo ausgelajfen, 6af £uife, 6ie 6er (Tochter „glänscnöe ^^'""f^" aljnte, an iljre eigene Kini^eit erinnert ipuröe; Karl, „gutmutljig, fröljlidj, bieöer un6 talentpoll", oft unartig, aber immer liebens*^ müröig; Hleyanörine, „anfdjmiegenö un6 finMidj", 6odj auc^ „öesieöicrt", roie eine „f leine itutofratin". Don 6er Weinen £uife roünfdjte un6 Ijoffte Me ZHutter, fte modjte „il?rer 2tljnfrau, 6er Iiebensu>ür6igen un6 frommen £uife pon ©ranien äljnlic^ u)er6en". Die meiften Sorgen macfjte gera6e 6er, an 6en ficf; Cuifens ^ufunfts^ffnungen mütterlich anflammerten: 6er Kronprins.

Kronprins 5rie6ric^ IDil^elm »ar oljne groeifel ungeipSljnlic^ begabt (Er bcfaf im allgemeinen rafdjes un6 fdjarfes ituffaffungspermSgen, ©eiftesgegenroart un6 Sdjlag^ fertigfeit. (Er Ijatte 6er IMutter empfänglidjen Sinn ffir alles ©rof e un6 Sdjönc, bcfon6crs 6as rcgfte 3"t^reffe für 6ie (ßefdjidjte 6es (ßefdjiedjtes, 6em er cntftammte. Sein (ßemüt mar meic^ un6 $ärtlic^, leidjt Ijinfdjmel5en6 in (Befüllen un6 (Tränen. TXlaniic Dorsüge einer rcisbaren Künftlematur fdjienen i^m eigen, aber pielleic^t me^r nodj pon 6eren Znängeln un6 Sdju>ädjen. (Eine lebljafte (EinbiI6ungsfraft säuberte i^m gcfdjic^tlic^e (Ereigniffe un6 2tUtagsporfäIIe in 23iI6em por, 6ie er mit 6em 3«i^^"Pift gefdjictt feft5ul>alten perftan6. Hber er mar auc^ unberedjenbar in feinen Caunen, ^eftig in feiner Cei6ens= fdjaftlidjfeit, Ijerrifc^ in feinem (Cro^. „Seine ZHanieren", urteilt 6ie Königin im ©ftober \807, „ftn6 nodj 6eteftabel un6 erfor6cm all meine Strenge un6 2tufmerffamfeit; 6enn 6as 2(eufere Ijat gar 5upiel gufammenljang mit 6em 3""^^^ ^^^ ß^I>^^ ^^ ^^^ (Ellenbogen ftSf t als mit 6er ^an6 fanft un6 ^öflic^ (nac^ llmftdn6en) fc^iebt, um etwas IjxnweQ^ 5uräumen 06er ieman6 aufmerffam 5U machen ufn>., 6er I^t^etmas 2(e^nlic^es in feinem (ßentüt." Die IMutter, 6ie pielleidjt gegen fein auf eres Betragen manchmal $u nadj* fidjtig ipar, fudjte pome^mlic^ feinen Sinn für 6en (Emft 6er ^exi nnb für feine S^tnnfts* aufgaben 5U öffnen.

Xladj 6er Hflcffe^r Pon (Ciljtt ^tte fie i^n porgcnommen un6 i^m gefagt: „3^ ^^^ Dir einmal red}t umftdn6lic^ erjä^len, tpelcf^ grof e 0pfer ic^ 6em Könige, meinen lieben Kin6em un6 6em £an6e gebracht ^e; es ^t mir piel Kraft gefoftet, aber (Euer (BIflcf ift mir lieber, es ift mir alles.'' Der Kronprins tpeinte fo, 6af er fic^ gar nic^t er^len

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Kdntdtn £uife nnh htt Jreif^err vom Stein

tonnU, unb festen fel^r nad^enflic^. 2tuc^ an feinem \2. (Beburtstage in Hlemel fan6 fie es nötig, iE^n mätlerlic^ liebepoU un6 6oc^ mit ^eiligem (Emft 5U ermahnen un6 6en, ^ct einft ^errfcfjen foUte, vor allem (Se^orfam 5U lehren. Sie fc^rieb il^m: . * ^Untet traurigem Umftänicn Ijafl Du nodj feinen ©eburtstog gefeiert Preufens ©röf e ifl 6a^n, Dein Pater redjt unglucHic^ 6urc^ bas (Elenb, ipelc^es fein VoV o^ne feine Sc^uI6 leibet, 6er Staat aufgelSft un6 perarmt Z>iel, ja unenMic^ mel txnvb es tpieöer foften, Krdfte, Hac^öenfen, fefter IPille un6 2tufopferung jeöer 2trt, um 6as nneber aufsubauen, töos 5eljn ZTlonate Krieg pemic^tet ZHuf nic^t 6er fo natürliche IDunfc^ in jebes (Buten Brufl em>acf;en, alle feine Kräfte aufsutpiegen, um 6em (Bansen 5U I^elfen un6 ju nfl^? Der Kräfte E^at, tpenbet fie an unb nu^et fc^on, 6er fie ertperben fann, um einmal ju nütum, biI6e fte mit 2Inftrengung un6 ^leif aus, un6 6iefes ift 6er l^Iige (Entfc^luf , 6en ic^ pon Dir, lieber ^ri^, geu)if enparte. 2tl5 särtUdjer So^n wirft Du geu)if Deinen ^lelf per6oppcln, um recfjt gut, rec^t ausge5eicf;net 5U n>er6en, um Deinem guten Pater, ipenn er etoHxs pon Dir perlangt, mit tEdtigPeit un6 Ciebe beisufte^en un6 6urc^ Deinen (Be^rfam 6en äbrigen mit gutem Seifpiel poraussuge^en, 6enn blof 6urc^ ftrenges (Be^rd^en Pann man (Srofes E^erporbringen; un6 untersie^n ficf; 6ie erften 6iefem ftrengen (Be^rfam, 6flrfeti 6ie an6eren nidjt Plagen, un6 fo wirft Du 6em Konig un6 I?aterlan6 piel leifien. Sollte Dir mandjes 6unfcl fein, fo fpric^ mit Dclbrücf 6arfiber, er wirb es Dir aufflaren un6 jcigcn, 6af reine £icbe 5um Könige, 5U Dir un6 5U 6em I?aterlan6 mein ^ers un6 (Beifl befeelcn." . . .

^ric6ridj Delbrüct, an 6en 6ie Königin ^ier 6en So^n pertpeift, 5eigte [xdj ipe6er als Celjrcr nodj als (Ersic^cr feiner 2tufgabe gemadjfen. (Es feljlte iljm an allgemeiner Sil6ung, an Umfang un6 (Tiefe 6es IDiffens, er blieb immer ab^ngig pon feinen Celjrbüdjem; o^ne ^d} 5u einem anrcgen6cn freien Dortrag er^ben 5U fönnen. Der Unterridjt namentlich in 6cr (ßcfdjicbte ipar redjt oft 6cm §ufall 6er Cagcscreigniffe untenporfcn. IPie bei feinett 23üdjcrempfcljlungcn für 6ie Konigin, fo pergriff er fidj l^äufig auc^ in 6en Sdjriften, Me er mit feinen göglingcn las; audj Ijicr gab er oft ipcicblidjc, ungefun6e Koft. Be6enPlic^ ipar, 6ag 6tcfclbe IDcicbljoit aucb 6ie (Ersieljung bcljcrrfcfttc. Das ipar tpcnig gefd^rlicb bei 6em jüngeren Prinscn IDilljelm, einem folgfamcn un6 ruljigcn Knaben, um 6en man pc^ nidjt picl fümincrtc. ^ür 6cn Kronprinsen ipur6c es per6crblii). (Eigenipillig un6 iptber« fpenftig, Pon n>ccbfeln6en Caunen un6 (Einfällen l^in- un6 Ijergctrieben, be6urfte er eines ^udjtmcifters, n>ie es ctn:»a 5rie6ridj IPilljelm I. für feinen grofen Soljn geipefen ipat. Dclbrücf, 6cr immer mehr auf 6as (Bemüt als auf 6en IDillen 5U »irfen fuc^te, ipar 5ufrie6en, tpcnn <*»• "'^d) ei»-^r ^trafp^-^^bigt 6eTt Kronprinzen 'n (Tr^^nen 6er >?^n* wrP»^^« 'tb.

(Es begreift ftdj, öaf öurdj 6te KriegsiDtrrcn llntcrridjt un6 (Ersieljung nodj mc^r litten. 2tn6erfeit5 traten gcraöe in ZHemel unö Königsberg , ipo man fo eng aneinanöer faf , Me Sdju>ädjen unö ^e^Ier 6es Kronprinsen offenfunöiger ^en>or. (Es fdjien $uu>eilen, als ob ein bSfer Bdmon i^n treibe, einen nadj 6ent anb^vn aus feiner näc^ften Umgebung 5U fränfen un6 5U perlenen; er necfte nnb quälte (Sefd^mifter un6 (Coufinen, bis ficf; alle pon i^m $urücf5ogen un6 fidj »eigerten, mit i^m 5U fpielen. Die Klagen über fein Benehmen n>ur6en fo laut unö fo allgemein, ba^ fie aud; bas KSnigspaar erreicfjten* Delbrucf felbft fc^ob Me 5c^uI6, un6 5um tTeil getpif nid;t gan5 mit Unrecfjt, auf 6as ^of leben, auf 6as beftänMge <3uf^^"^^"f^i" ^i* jüngeren (ßefc^ipiftem un6 Denpanöten, 6as 6en Ijcranipac^fenöen Kronprin$en immer roieöer 5U finMfc^em (Treiben ^erabsog. (Er roünfc^te öie (Entfernung 6es Kronprinsen pom ^ofe. Stein un6 Sc^effner aber hielten öie Perfönlidjfeit 6es (Ersieljers felbft für unsulanglidj; es feljle iljm an VOelU unb ZTlenfdjen^ fenntnis, um 6en Kronprinsen 5U feinem fünftigen Berufe ^eran5ubiI6en. Die Königin trat öiefer Hnjidjt oljne weiteres bei; in i^ren Unterreöungen mit Stein würbe im ^ebruar \808 bereits 2tnciIIon, 6effen Sdjriften 6ie Königin gern las, als Itadjfolger Delbrücfs in Zlusfic^t genommen. IDä^renö feines 2lufentljaltes in Berlin per^anöelte Stein felbft mit 2lncillon, 6er ftij 5ur Uebema^me 6er (Ersie^ung 6es Kronprinsen bereit finöen lief. Die Königin, buxdi ^rau Pon Berg Ijierüber unterridjtet, fprac^ nodj im TXläxi \808 mit 6em Könige, 6er, ipie fte an Stein fc^rieb, „nic^t nein fagte", aber nadj feiner (ßeu>o^nljeit 6ie (Entfdjeiöung pertagte. Uadj 6er Hücffe^r Steins ipar es 6er Kronprins felbp, 6er 6ie ^rage 6es (ErsieE^ungsmec^fels tpie6er in 2(nregung bracfjte* Bei einem grof en militärifcfjen ^eftmaljl, 2tnfang 3uli ^808, ipar fein Betragen fo unausfte^lic^, 6af 6ie notipen6igfeit einer 2len6erung allgemein empfun6en würbe. IDie fdjiper aber fiel es 6er Königin felbft in 6iefer ^rage, 6ie 6oc^ redjt eigentlich $u iljrem IDirfungsfreis geljörte, 6em (ßemaljl einen (Entfdjluf ab5uringenl Stein un6 Sdjeffner 6rängten. ZHit rücf^ltlofem ^reimut fdjrieb Sdjeffner 6er Königin 6ie ma^nen6en IDorte, „wenn im ZHutterljersen nidjt TXlut genug fei, beim X?ater auf eine 2len6erung ansutragen un6 6arauf 5U befte^en, wer werbe es bann permögen?" So entfc^lof pdj 6ie Königin 5U fpredjen, un6 6er König gab nadj. 2Im \2. 3uli eröffnete Stein 6em (Ersieljer, 6er Kronprins folle einen militärifdjen (ßoupemeur erljaltcn; Delbrucf möge 6ie (Er5ieljung 6er jüngeren Prinsen übemeljmen. Delbrucf fe^te ipeitldufig auseinan6er, 6a| 6er ^e^ler nidjt in feiner Perfon un6 in feiner Znetljo6e liege, fon6em in allerlei Hebenumftän6en. Die 2tnftellung eines militdrifdjen ©oupemeurs erflärte er für perfrüljt; er münfdjte 6ie (Ersie^ung 6es Kronprinsen noc^ 5ipei 3aljre 5U behalten. 3n 6emfelben Sinne fc^rieb er auc^ 6er Königin.

28S

Kdtttdtn £ntfe nnb ^er grtxlitxt oom Stein

Königin Cuifc fc^ä^tc Delbrücf als einen ,,€Ijrenniann" unö »egen feiner befonöcren (ßobe, „junge ©emüter rein su er^Iten". 2Iber, »ie fie an ^rau pon Berg fc^rieb, ,,man fann nic^t meljr pon tljm perlangcn, als er pon 6er Hatur er^Iten ^t." ;,€ine Crsieljung/' fc^reibt fie felbft gans im Sinne Steins auf öie €ingabe Delbrflcfs, „bit btn l{ronprin5en nur 5U einem rec^tfc^affenen, religiSfen, moralifc^ guten ZTlenfc^en mac^t, Ifl noc^ nic^t genug. €r muf ridjtige Kcnntniffe öes Canöes Ijaben, er muf öeutlic^e Begriffe öer politif Ijaben; er muf femer ftc^ eine grofe Jlnftc^t 6er Dinge 5U eigen mac^n, 6te il^n faltig madjt, grofe (Taten 5U unternehmen un6 5U poUbringen. Diefes liegt nic^t in Delbräct. Um 6iefe großen Kefultate tjerbeisuful^ren, muf erftlic^ 6er Stamm befeftigt »er6en, auf 6en man 6iefe f^ffnung ftü^en 6arf. Der Kronprins fyit l?erftan6, ffcA €inbiI6ungsfraft, ^t IDif begicr6e, aber 6icfe €igenfdjaftcn »er6en nac^ 6en Zlnfic^ten fluger Znänncr nidjt genug benu^t. €s muf 6aljcr ein ZTIann fommen, 6cr 6cn ©eift 6es 'Kxon^ prinsen faft, ergreift, ftc^ feiner bemädjtigt, um il^m 6iefe getpünfc^te Kic^tung 5U geben I^

€inen fold^en ZHann glaubte 6ie Königin in 2(nciUon gefun6en 5U traben, 6en ja auc^ Stein empfal^I un6 rul^mte. 2(ber fie nx>IIte 6oc^ porfic^tig perfa^ren, mit möglicher Sdjonung 6cs Kronprinsen, 6effen pdjtltdjer Schmers über 6en 6ro^en6en CrsieE^npec^fel iljr ZTlutterljcrs nidjt ungcrüljrt lief. Durdj ^rau Pon Berg fe^te fie pdj mit 2tnciUon in l?crbin6ung, um 6effcn 2tnfidjt über 6ie bcfte 2trt 6er (Trennung 6es Kronprin$en pon Delbrücf 5u Ijövcn. yifv Sdjreiben 6arüber fc^eint c^arafteriftifc^ genug, um nadj feinem f^auptin^alt Ijier pia^ 5U fin6en; Icife 6eutet fidj 6arin 6er ©egenfa^ an, 6er fie Pon Stein bereits trennte un6 baI6 für immer fc^ei6en foUte.

Königin Cuife fc^rieb am 7. 2tuguft an ^xau pon Berg (fransöfifc^): .... „Dos Stpeite, tpos ic^ 3^nen 5U fagen ^be, betrifft 6as (Slüct un6 6ie ^ufunft meines Sohnes» 3clf l^ättc faft Ijinsugcfügt: un6 6as ©lücf 6er Dölfer, ipelc^e 6ie Dorfeljung iljm befltimmt ijdt 3^ 6ac^te im Jlugenblicf nic^t an bas böfe prinsip, ipeldjes l?errfd}t, ipeldjes regiert un6 6as über alles in 6er ZDelt entfcf}ei6et 2Iber 6ie ^ufunft meines lieben Kin6es tpird fünftig I^auptfäc^Iid} in 6cn £)än6en 6es tpür6igen 2InciIIon liegen. Der König Ifai ftc^ ju feinen (ßunften entfd}ie6en. Diefcr (ßc6anfe Ijat für mic^ etipas fcljr (Cröftlic^es. €in ZHann pon foldjem (C(?arafter, pon foldjem (ßeift un6 pon folc^en Kenntniffen, perbunöen mit angenel^men ZITanicren, tnit einem 2(eufern, tpelc^es guten (Befc^macf anfän6igt, öos I^ift, tpeldjes anfün6igt, 6af er immer in 6er beften (ßefellfc^aft perfel^rt fyxt, ein foldfcr ZYTann ift gemacht, einen jungen ZRenfc^en 5U (etjren, 6ag man glücflic^ fein fann, unabl^ängig pom Scf^icffal. Sagen Sie itjm rec^t, 6ag ic^ großes Pertrauen in t^n fe^, aber \i^ ic^. um nichts ^u per6er^n, feine (ßcbanftn «^^r 61* ?frt m mtff^n m-iti'-K».

iDic man am bcpcn meinen Soljn von Delbrücf trennen unb iljm bk Hotipenöigfeit eines IDec^fels begreiflich madjen fann. Stein ift ju feljr Stein in Mefem Punfte, bas bleibt unter uns; er fagt, ein Kino muf geljorc^en unö nic^t räfonnieren. Die grauen empfinöen feiner, wk man fagt, un6 es ift etmas in mir, a>as mir unaufl^Srlid) fagt; bas ift nid^t 6ie 2trt, Me für ^ri^ angebradjt ift, er ^at fdjon suoiel ^Jeftigfeit öes (Zfyxtatievs unb 6es IDiUens, um pdj sufrieöen 5U geben, wie ein anöeres Kino* (Er Ijängt mit grofer ^artlic^feit an Delbrücf. Vox allem mu§ man fxdj lauten, einen Kopf unö ein dftti 5U perbittem, Me in allen Punften ausgeseidjnct fmö. 2tnciüon ^t ein gutes ^Ab 5U bearbeiten, 6as ift gea>i§ unb idf bin überseugt, ba^ er feinen Scf^üler lieben wirb. 2(ber es öarf nichts überftürst werben, um nidjts 5U peröerben."

IDenige (Tage fpater trieb Cuife öie ^rau pon Berg 5U größter €ile. „3^ ^^^ Stein perfproc^en, 6a§ in 112 (Tagen ic^ Slnttport tjdtte, laffen Sie mic^ nic^t im Stic^ . . Stein me tue et me taxe sans cela de femmelette qui est tr^s superficielle. Montrez- lui donc le contraire."

Die Der^anMungen sogen fidj noc^ bis in 6en September Ijin* Da ttaUn (Ereignijfe ein, Me öie Sorge um Me €r5ieljung bes (Tljronf olgers por 6er Sorge um bk C^ftens 6es Königs felbft un6 6es Staates in 6en f^intergrunö ördngten.

2tm 5\. TXlax wax Stein »ieöer in Königsberg angefommen* Hac^ Ztbfc^Iuf 5er Konpention mit Daru war ttjm in Berlin nichts metjr gelungen; Hapoleon, gan$ mit 6em Unternehmen gegen Spanien befc^aftigt, entsog fic^ je6er Per^anölung mit Preufen, lief aber Me 2tusplün6erung 6es Canöes fyftematifdj fortfe^en* ©ppofttionelle Stimmen, öie nie gans perftummt OHxren, begannen fic^ lauter un6 fc^ärfer gegen Stein 5U dufem; fein alter ©egner Beyme regte fidj »ieöer unö natürlidj audj gaftroip. Die Königin, Me öapon ^örte, war entrüftet, öaf man öen ^einö nic^t nur pon äugen nun, fonöcm auc^ im 3nnem $u fürchten ^be. Sie mamte Stein felbft, fomie öurc^ Permittelung öer ^rau pon Berg, unö ördngte auf feine Sücffeljr.

3n Königsberg traf Stein eine Stimmung, öie im Caufe öes Sommers immer gefpannter unö unrutjtger muröe. Die Hac^ric^ten über öfterreid^ifc^e Küßungen, öie fieg^ reidje €r^ebung öer Spanier, öie Im 3ult ein fransöfifc^s Cruppenforps bei Baylen sur Kapitulation yvanQen, öer 2(bfall öer pon Hapoleon nad^ Ddnemarf gefanöten fpanifd^en (Truppen, öie auf englifc^en Sdfiffen in it;re £)eimat $urüctgefüt;rt muröen, alle öiefe €reigni{fe tpectten fro^e Öffnungen auf eine na^ €rlöfung auc^ für Deutfd^lanö unö riefen eine friegerifc^e €rregung ^rpor, Me einen Beobachter an öie Berliner Stimmungen im September \S06 erinnerte. Tindf Sc^m^rf!, (Bneifenau unö fc^lieglic^ Stein felbft gelten

285

ßxdik wuxbt, mit bem er fic^ ptelfac^ berfitjrte. ZDtr ermät^nen noc^ (Beorg Scf^ffner, 6er als Kriegs* unö Domänenrat ^77^ nadj einem S^xwüx^xs mit ;Jrie6ridj öem (Brofen feinen 2Ibfcf}ie6 genommen unb nun als Siebsigjäl^riger in poUer geiftiger HäfKgfeit in Königsberg lebte, unö TXla^ pon 5c^nfen6orff, 6en jugenMic^en Keferen6ar, in öeffen CeMc^ten öie allgemeine Dere^rung für Königin Cuife iljren fc^Snflen poetifdjen Jlusörucf fanö.

3n öiefen Kreifen un6 iljren politifc^s^literarifdjen Beftrebungen, im 2tnfc^Iuf »o^l an ältere Cogenperbinöungen, entftanö öamals 6er „Sittlic^^tmffenfc^aftlic^e Perein^', befannter unter 6em Hamen „Der (Cugen6bun6", 6em ljenx)rragen6e Beamte, ©fpsiere un6 (Beleihe beitraten. (Er fyxi nur in 6en erften ZHonaten nac^ feiner <0run6ung eine geiriffe Be6eutung geljabt, als er 5u einem geeigneten ZDerfseug ffir 6ie (Erljebung 5u tDer6en perfprac^; 6ann fanf er ebenfo rafdj, ipie er emporgefommen UHxr, un6 oerfiel Jlnfang \8^0 fap unbemerft 6er 2tufI5fung. IDie 6er Ceiter 6es Dereins, Profeffor Krug, perfidjcrt, „ftan6 6ie Königin unter 6en ^reun6en 6es Pereins obenan", fie intercffierte fic^, er3äljlt er, „für alles (ßute un6 Sdiöm, un6 6a iljr 6er Derein in 6icfem Cidjte erfdjien, fo beeljrte fte i^n auc^ mit iljrem ^o^en Beifall." Häljeres freiließ ip 6arüber bisljer nic^t bctannt geiPor6en.

Dagegen {tn6 irir gut unterrichtet aber 6ie Besieljungen 6er Königin 5U Sfipem un6 Sc^effner. Sdjeffner ^tte fdjon \807 6ie Prinseffm Solms fenncn gelernt un6 6urdj i^te Permittelung auc^ 6ie Königin bei 6eren 5tDeitem 2IufentEjaIt in Königsberg, im 2Ipril un6 ZlTai 6esfclben 3^^^^- ^i^ frifdje Urfprünglidjfeit 6cs treuljersigen un6 freimütigen ©reifes, 6en Stacgemann 6en „^ranflin oon 6er (Dflfec" nennt, fdjeint auf Cuife befon6er5 an5ic[jcn6 gemirft 5U ^ben. Sie fprac^en miteinan6er über 6en franjöftfc^en (Beneralftab un6 Prin$cncr5icljung, über f)of leben un6 f^ofetifette, un6 Sdjeffner, begeiftert pon 6et unrerfonnbar tfoljcn Begabung 6er Königin, fudjte fie 5U ftärfercr geiftiger Betätigung ansuregcn. Dabei erging es iljm »ie an6eron. Cuife begegnete feinen ZHaljnungen mit 6em f^inipets auf „6ie PPidjt einer €l?efrau, ftdj gans 6em (ßefdjmacf iljres JTlannes $u fügen un6 felbft Dinge, 6ic iljr ricles un6 »aljres Dergnügcn machten, 6em aufsuopfem, ipas fic iljm ju feiner Beruljigung, €rIjoIung un6 5*^itfür5ung für nü^Iicfj un6 nötig Ijatte.^ Sdjcffncr lieg fidj 6a6urcl) nidjt abfdjrecfcn. 2Iucb nadj ZHemel Ijin, in profa un6 in Derfen, mit €mft un6 mit (Dffcnljcit, for6erte er 6ie Königin auf, „alles ju neuem tätigen Ceben^ 5U befeelen, „Preußens irun6ertäterin" ju u>er6cn. €r bofdmpfte nacfj6rücflic^ 6ie unnötige Verlängerung 6es 2lufentljalts in lUemel, überljaupt 6ie gefdljrlidje Dorliebe 6es Königs für 6ie Boquemlidjfcit eines bürgerlich Ijäuslidjen Cebens un6 6rängte auf baI6ige lieber« fie6clung nadj Königsberg. Die Königin, 6ie an 6iefem ^reimut feinen 2tnftof naljm, Ite^ b^I6 n^cb 6er 2IntnvH in Ki'^nigsberg '^cbeffner 5U ^xdf HiUn, um N^" frnh*^»" pMönltcben

Umgang pon neuem aufsune^men. ZDieöer bemfil^te fxdi Sc^effner, auf fte einsumtrfen, ungefdljr in öem Sinne, »ie ;Jrau oon Berg. (Er fdjenfte tl^r 5um ©cburtstage, ^O^ZTlars ^808, Ca BruyJres „(Cljaraflcre", bic einft fdjon Prin5 ^cinridj öcr Königin empfoljlen Ijatte (f. oben S. U3). (Er »uröe nidjt müöe, in jte ju öringen, öaf fte „ben iljr pon ©Ott t>erliel}enen ©eift öaljin bringe, 6en Heic^tum iljrer (ßabcn föniglic^ 5U brauchen." „Die Prcufen"; fdjrieb er i^r, „Ijalten 5UDerläffig €n>. Königliche ZTlajeftät für bas einstge IDefen im Staat, »eldjes öem Beneljmen im grofen unö fleinen einen ankeren porteiU ^aften Sc^mung unö öem öen König unö 6ie Itation pereinenöen Banöe Unauflöslic^feit fdjaffcn fönnte."

Surdj Sdjeffner »uröe Me Königin audj mit Sfloem befannt. 3^ Sommer ^808 erijielt fte nadj unö nadj öie ^efte feiner Ijiftorifc^en Dorlefungen, öie pe mit gröftem ©fer ftuöierte unö öeren bemerfensroerte Stellen pe mit Bleiftiftftric^en „Hieroglyphen iljres Her$ens" bejeic^nete* IDir fennen iljre oemac^Iafpgte Bilöung; es unxrö iljr nic^t leicht, pdj öurdj öiefe Vorträge öurdj$uarbeiten. 2tber pe befaf öen fdjönen ZTlut, por öem el^rmfiröigen Scf^effner itjre Unfemttnis einsugeftetjen unö mie „öer Scf^ulfnabe öen gütigen Cetjrer'' um (Erläuterungen 5U bitten, ,/^rägt man nic^t unö fc^ämt pc^ feiner (Einfalt gegen jeöen, fo bleibt man immer öumm. Unb idf tjajfe entfe^Iic^ öie Dummtjeit." So fragte pe nadj öen Punifdjen Kriegen, nadj öen (Sracdjifdjen Unruljen, nadf öer Beöeutung öes IDortes: Hierarchie. Sctjeffner erunöerte, auf öie Hamen fomme es nic^t an, fonöem auf öie <£rfaffung öes (Seipes öer Perfonen unö Qanölungen. So perftanö es auc^ öie Königin, roenn pe iljm fdjrieb: „3c^ emppnöe redjt tief öie fdjönen IDaljr^eiten, auf öer fein (SüDems) gan$es Prinsip ru^t; unö öoppelt füljle ic^ mic^ Ijingeriffen, öie 2tufgabe meines Cebens: midj mit flarem Berouftfein 5U innerer Harmonie 5U bilöen, nidjt $u Dcrfeljlen, fonöem iljr 5U genügen .... IDoüten nur öie ZTlenfcIjen öie 2tugen nadj innen mcnöen, pielleic^t fänöen pe noc^ Kraft, bas Sflapenjoc^ absufdjütteln; aber tun pe es nid^t, fo pe^cn feine alten Hitter auf, für bas ^edft, öen (ßlauben unö öie Ciebe ju fämpfen. mit mal^rer 2Inöac^t fniete ic^ in (Beöanfen an öem Tlltav öer Burgfapelle unö betete für bcffcrc 5^iten 5U öem 2tllmädjtigen. €rlebe idj pe audj nic^t meljr, ge^t es nur meinen Kinöent unö öurdj iljnen meinem Volt einmal wolfU 3^ wzi^, öie ^üt^n madjen pdj nidjt felbp, fonöern öie ZHenfc^en madjen öie ^tit, öcsmegen foUen meine Kinöer gute ZlTenfdjen roeröen, um »oljitätig auf iljr ^zxtalt^v 5U »irfen."

ZHan peljt: öie Königin erblicft in pttlidjer (Erneuerung unö innerer Heife öie Porbeöingung für äufere ^reiljeit, »ie iljr anöerfeits öie Idutemöe IDanöerung öurc^ Ceiöen unö Sdjmerjen als öer IDeg $u iljrcm ^beaU innerer Harmonie erfdjicn. Sie

279

K^ntgin £ntfe nnb ber ^rett^err oom Stein

fc^enfte öamals S^ffncr ein pctfdjaft, wie ftc es felbp t>on ^rau t>on Ber^ erijaücn ^tte, mit einem traubentragenöen Sebpod unö 6cr Umfc^ft: ,,Hidjt o^ne tCränen". ZHenfc^ un6 Hebe reifen nic^t oljne (Tränen.

Ueber SüDem fdjrieb Me Königin öer ^rau pon Berg (8.3uH \808, fransöfifc^): //3^ ^^U auf eroröentlidj fleifig in Süpem. 3^ W" ^^ 9- ^«f*/ «nö Karl öer (ßrofe fteljt in feinem gan$en ©lanse, feiner (Brdfe unö (Capf erfeit oor mir. €r, öer Sdföpfer öes öeutfdjen Zeitalters, ip für midj fap ein ©egenftanö öer 2tnbetung, aber »eniger als (Ttjeoöerid}, öer fc^Iic^t öeutfd^ nnxr; unö öeffen (BraöE^it, liebe 5ur (Berec^tigfeit unö sum ©Uten, oerbunöen mit (Tiefe unö €öelmut öes ^ersens unö öes (C^arafters mic^ me^r ansiel^en, als jener pom ^ranfentum fc^n ettt>as peröorbene (Ttjarafter. 3^ madjte neulich öie Bcfanntfc^aft SüDems, ipas midj etxpas in Derlegenl^it gefegt ^at; öenn er fagte mir etipas, xx>as idj ipenig ©eröiente, nämlidj, mein Urteil ipare für iljn tjödjp fdjmeidjel^ft tlun fonnte aber öoc^ eine Unipiffenöe ipie idj iljn nur interefperen unö iljm fc^mei(^In öurd; öie Znajepdt, öie mic^ umgibt. (Tief öurc^örungen von öiefer ZDal^rl^eit appellierte ic^ an fein f^ers, öenn ©emüt ^t er, unö ermiöerte iljm; mein Urteil Bnne feinen IDert für il^n ^aben, aber öer (Seöanfe möge i^m als €ntfc^äöigung öienen, öaf er in öiefeit fc^recf liefen Reiten öes Unglücfs unö öer (Tränen öasu beigetragen ijabe, jemanö glficflic^ Stunöcn unö 21ugenblicfe $u perfc^affen, öer mit fooiel Danfbarfeit pon iljm lerne."

Znit Sc^effner unö sugleidj mit öem ^reUjerm pom Stein Ijat Cuife audj öiejenige 21ngelegenl}eit tpieöertjolt unö eingel^nö erörtert, öie il^r neben öer Kdumung Preuf ens öamals tpol^l am meipen am Qersen lag: öie ^rage öer (Ersiel^ung öes Kronprin$en. ZDir muffen ndl^er öarauf eingetjcn, öie (T^raftere aller Beteiligten offenbaren pc^ öobei in befonöerer Sdjärfc unö Deutlidjfeit: öer König in feiner Unentfdjloffcnljeit, Stein in feinem rücfpdjtslofcn t>oru>ärtsörängen, öie Königin in iljrcr pennittelnöen Stellung 5mifd]en beiöen.

Unter öem Drucfe öer furchtbaren Uebermad^t, öie auf öem Canöe unö öem Königs^ufe lapete, fyxtU Cuife öer f^offnung entfagt, fclbp noc^ einmal öas (ßlücf bcffcrer (Tage geniegen 5U fönnen. 2Iber pe glaubte fep an eine ^ufunft für bas fommenöe (Befc^Iec^t. ^ur i^re Ktnöer erl^ffte pe, ipas bas graufame Sc^icffal iljr fclbp pcrfagt Ijattc: ein geiftig ^^eres, politifd} freieres Ceben. Das eigene Dafcin erfdjicn iljr ipic eine Dorftufe für öiefe ^ufunft it^rer Kinöcr; pe tpar bereit, alle öie Porsügc, öie öie betpunöemöe Zllitmelt an it;r rutjmte, allmäljlid} pon pdj auf iljre Kinöcr übergcljen 5u feljen. So fc^rieb pe im JTlai ^807 an iljren (ßcmaljl: „3^ überlaffc meinen Kinöcm mit Vergnügen öie Vorteile, öie ic^ ^tte, als id? pe 5ur IPelt bradjte unö öie ic^ perliere, tpäljrenö icb öos <Rlücf ^obe, pe nnui^fen

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Kdittgin f Ulfe nrib ber f reiljerr ©om Stein

unö geket^cn $u fe^cn; hos ift fein iPtrflic^cr Pcriuft, hz^xw. öic Belohnung tft 5U fdjon. Unö tpenn fie gut tper&en, ircnn fte fagen: mir (?aben 605 pon Papa un6 ZHama gelernt fo tp hos alles, vocs w\x an ©lücf irünfdjen fönnen."

Die Kinöer iDuc^fen Ijeran: Prinj IDilljelm, nac^ 6em Urteil öer ZlTutter, „tpie fein Täter, einfadj, Weöer unö oerftänMg"; Cljarlotte, „rein u>ie (ßolö, gut unö fanft", „Ijinter einer fdjeinbar falten ^üUe ein irarmes, tljeilneljmenöes ^er5", aber 5utDeilen fo ausgelaffen, öaf Cuife, Me 6er (Codjter „gldnjenöe 3"'""?*" öl?nte, <v\ i^re eigene Kinö^ erinnert iDuröe; Karl, „gutmütljig, fröljlic^, bieöer unö talentooll", oft unartig, aber immer liebens^^ iDüröig; itleyanörine, „anfdjmiegenö unö finölidj", öodj audj ,,öejieöiert", »ie eine „f leine Ztutof ratin". Don öer f leinen Cuife tpünfdjte unö Ijoffte öie ZTlutter, fie mödjte „iljrer ZHjnfrau, öer Uebensirüröigen unö frommen Cuife pon ©ranien dljnlic^ ireröen". Die meiften Sorgen mad;te geraöe öer, an öen fic^ Cuifens ^ufunftsl^ffnungen mütterlich anflammerten: öer Kronprin5.

l{ronprin5 ^Jrieöric^ IDiUjelm u>ar o^ne gtpeifel ungetpöljnlic^ begabt. (Er befaf im allgemeinen rafd^es unö fd^arfes 2(uffaf[ung5Perm5gen, (Beiftesgegentpart unö Sd^Iag^ fertigfeit. (Er \fi\\z öer ZHutter empfänglidjen Sinn für alles (ßrof e unö Sdjöne, befonöers öas regfte 3ntereffe für öie ©efdjidjte öes (ßefdjiedjtes, öem er entftammte. Sein (ßemüt tpar u>eic^ unö särtlic^, leidjt Ijinfc^melsenö in (ßeffiljlen unö Cränen. ZTTanc^e X?or5üge einer reisbaren Künftlematur fdjienen iljm eigen, aber meUeidjt meljr nodj oon öeren Znängeln unö Sc^ioädjen. €ine lebljafte €inbilöungsfraft säuberte i^m gefdjidjtlidje €reigniffe unö 2tUtagsDorfäUe in Bilöem por, öie er mit öem '^Äi^zvSß^ gefdjicft feftju^Iten perftanö. 2Iber er irar aud; unberechenbar in feinen Caunen, ^eftig in feiner Ceiöen^ fdjaftlidjfeit, ^errifdj in feinem (Cro^. „Seine ZHanieren", urteilt öie Königin im ©ftober ^807, „ftnö noc^ öeteftabel unö erforöem all meine Strenge unö 2tufmerffamfeit; htw^yx hcs 2Ieufere Ijat gar $UDiel gufammenljang mit öem 3""^'^* ^^^^ \\^\>^x mit öem €Uenbogen ft5f t als mit öer Qanö fanft unö tjdflid) (nacf; Umftänöen) fdjiebt, um etipas l^intpeg^ Suräumen oöer jemanö aufmerffam 5U machen uftp., öer ^t«ettpas 21el;nlid;es in feinem ©emüt." Die ZlTutter, öie pielleidjt gegen fein auf eres Betragen manchmal $u nadj^ fidjtig ipar, fuc^te pomeljmlidj feinen Sinn für öen €mft öer ^t\i unö für feine ^w'^nfts» aufgaben 5U öffnen.

Hadj öer Sücffe^r pon (Cilfit ^tte fie Ujn porgenommen unö i^m gefagt: „3^ ^^ Dir einmal redjt umftdnMic^ ersdljlen, tpeldjes grof e ®pfer tdj öem Könige, meinen lieben Kinöem unö öem Canöe gebracht \fibt\ es ^t mir piel Kraft gefoftet, aber €uer (Blücf ift mir lieber, es ift mir alles/' Der Kronprins tpeinte fo, öaf er ftcf; gar ntc^t erl^Ien

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fonnte, unö fdjien fetjr nadibcntlxdi. Undf an feinem \2. (Beburtstage in ZRemel fanö fie es nötig, i^n mätterlic^ ItebepoU unö 6oc^ mit (^eiligem €mft 5U ermatjnen un6 öen, btt einft Ijerrfdjen foüte, por allem (ßeljorfam 5U leljren^ Sie fdjrieb iljm: .... ^Unter traurigem Umftanöen ^f! Du noc^ Feinen (ßeburtstag gefeiert. Preuf ens (Bröfe ift balfxn, Dein Pater red;t unglficflid} butdi bas (Elenö, tpelc^es fein Voll o^ne feine Sdfulö leiöet, öer Staat aufgeldft unö perarmt. ZTiel, ja unenölic^ piel mirö es tmeöer foften, Kräfte, Had^enfen, feftcr IDille unö 2(ufopferung jeöer 2(rt, um bas tDieöer auf5ubauen, voas 5eljn irtonate Krieg pemidjtet. ZTTuf nidjt öer fo natürliche IDunfc^ in jeöes (Buten Brup ertpadjen, alle feine Kräfte aufsumiegen, um öem (Bansen $u tjelfen unö 5U nä^n? Der Kräfte l^t, menöet fie an unö nfi^et fdjon, öer fie enperben Fann, um einmal 5U nütfin, bilöe fte mit 2Inftrengung unö ^leif aus, unö öiefes ift öer t^eilige (Entfc^luf, öen ic^ pon Dir, lieber ^nif, ge»if eriparte. 2tls $ärtlic^er Soljn wirft Du geroif Deinen ^eif peröoppcln, um rec^t gut, red;t ausgeseic^net 5U meröen, um Deinem guten Pater, tpenn er etmas Pon Dir perlangt, mit (Tätigfeit unö liebe beisuftet^en unö öurc^ Deinen (Be^rfam öen fibrigen mit gutem Beifpiel poraussuget^en, öenn blof öurd; ftrenges (Betreffen Fann man (ßrofes ^erporbringen; unö untersiel^n fidj öie erften öiefem ftrengen (Bel^rfam, öärfen öie anöeren nid;t Flagen, unö fo mirft Du öem König unö Paterlanö piel leiften. Sollte Dir mandjes öunFcl fein, fo fpridj mit Delbrücf öarüber, er wirb es Dir aufflären unö Scigen, öaf reine liebe jum Könige, 5U Dir unö 5U öem Paterlanö mein Qers unö (Beift befeelcn." . . .

^ricöridj Delbrücf, an öen öie Königin Ijier öen Sol^n penpcift, scigte fic^ UKÖer als Cel^rcr nod; als (ErsicI^er feiner 2Iufgabe gemadjfen. (Es fet^lte i^m an allgemeiner Bilöung, an Umfang unö (Tiefe öes IDiffens, er blieb immer ab^ngig pon feinen Celjrbüdjem, o^ne ftdj 5u einem anrcgcnöen freien Dortrag erljeben ju fönnen. Der Unterridjt namentlich in öer (ßcfdjicbte war redjt oft öem ^ufaü, öer Cagesereigniffe untermorfcn. IDie bei feinen 23üd)crempfcl}lungcn für öie Königin, fo pergriff er fidj Ijäufig audj in öen Sdjriften, öie er mit feinen Zöglingen las; audj Ijier gab er oft u)eicblidje, ungefunöe Koft. Beöenflic^ n>ar, öag öicfolbe IDcicbl^eit aud) öie (Erstellung bcl^errfditc. Das mar menig gefä^rlic^ bei öem jüngeren Prinscn IDilljelm, einem folgfamcn unö ruljigen Knaben, um öen man pc^ nidjt picl fümmorte. ^üx öen Kronprinscn u?uröe es peröcrblidj. €igenn)illig unö tpiöer« fpenftig, Pon uvcbfelnöen Caunen unö (Einfällen ljin== unö Ijergetrieben, beöurfte er eines J^udjtnieifters, n>ie es etwa ^Jrieöridj ZDill^elm 1. für feinen großen Soljn geoefen ipar, Delbrücf, öer immer mel^r auf öas (ßemüt als auf öen IDillen 5U roirfen fuc^te, UHxr sufrieöen^ w^ n er nad) <^hh^T S^^-^^fpreöigt öen Kronprinsen in tTrrinfin h^r S^n^ •tfrfli*»^^« ^-i().

(Es begreift fidj, öaf öurdj bk KriegsiPtrren llnterridjt xxnb Crjie^ung nodj me^r litten. 2tn6erfeits traten geraöe in ZTTemel unö Königsberg, ipo man fo eng aneinanöer faf , 6ie SdjiDäc^en unö ^eljler öes Kronprinsen offcnfunöiger Ijerpor. €s fdjien 5uu>eilen, als ob ein böfer Dämon il^n treibe, einen nad; 6em anbzvn aus feiner nac^ften Umgebung 5U fränfen unö 5U perlenen; er necfte unö quälte (ßefdju>ifter unö (Couftnen, bis pdj alle üon il^m 5uräct5ogen unö fidj weigerten, mit il^m ju fpielen. Die Klagen aber fein Benel^men tpuröen fo laut unö fo allgemein, öaf fie aud; bas KSnigspaar erreichten* Delbrücf fclbft fdjob öie Sdjulö, unö jum (teil geipif nidjt gans mit Unredjt, auf bas ^of leben, auf bas beftänöige ^uf^^^^^f^^" ^i* lungeren (ßefdjtpiftem unö Dermanöten, bas öen t^erantpac^fenöen Kronprinsen immer tpieöer 5U finöifc^em (Treiben ^erabsog. Cr tpünfdjte öie (Entfernung öes Kronprinjen pom f)ofe. Stein unö Sdjeffner aber Ijielten öie PerfSnlidjfeit öes Crsieljers felbft für unsulänglidj; es feljle iljm an WdU unö ZTTenfdjen* fenntnis, um öen Kronprinsen 5U feinem fflnftigen Berufe ^eransubilöen. Die Königin trat öiefer Ztnftdjt oljne weiteres bei; in Hjren Unterreöungen mit Stein iDuröe im ^Jebruar 1808 bereits 2Incillon, öeffen Schriften öie Königin gern las, als Hac^folger Delbrücts in 2lusftc^t genommen. IDäljrenö feines Zlufent^altes in Berlin oer^anöelte Stein felbft mit 2lncillon, öer ftdj jur Uebemaljme öer (Ersieljung öes Kronprinjen bereit finöen lief. Die Königin, öurdj ^rau oon Berg Ijierüber unterridjtet, fpradj nodj im TXlävi (808 mit öem Könige, öer, wie fie an Stein fc^rieb, „nidjt nein fagte", aber nadj feiner (Sewol^nl^eit öie (Entfdjeiöung pertagte. Zladf öer Hücffe^r Steins war es öer Kronprin$ felbft, öer öie ^rage öes (Erjieljungswec^fels wieöer in 2tnregung brachte. Bei einem grof en militärifdjen ;^eftmat}l, 2(nfang 3uli 1(808, war fein Betragen fo unausftetjlid), öaf öie Hotwenöigfeit einer 2Ienöerung allgemein empfunöen wuröe. IDie fdjwer aber fiel es öer Königin felbft in öiefer ;Jrage, öie öoc^ rec^t eigentlidj ju Ujrem IDirfungsfreis gehörte, öem (ßemaljl einen (Entfdjluf abjuringenl Stein unö Sdjeffner örängten. ZTlit rücfljaltlofem ^reimut fdjrieb Sc^effner öer Königin öie maljnenöen IDorte, „wmn im Znutterljerjen nic^t ZHut genug fei, beim Pater auf eine Jlenöerung anjutragen unö öarauf ju befteljen, wer weröe es öann oermögen ?" So entfdjlof fidj öie Königin ju fprec^en, unö öer König gab nadj. 2tm \2. 3uli eröffnete Stein öem (Erjieljer, öer Kronprinj folle einen militärifdjen (Soupemeur erijalten; Delbrücf möge öie (Erjieljung öer jüngeren prinjen übemeljmen. Delbrücf fe^te weitläufig auseinanöer, öaf öer ^e^ler ntdjt in feiner Perfon unö in feiner ZTletfyjöe liege, fonöem in allerlei Hebenumftänöen. Die Ztnpellung eines militärifdjen ©oupemeurs erflärte er für perfrüljt; er wün^dik öie Crjieljung öes Kronprinjen noc^ jwei 3^^^^^ S" beljalten. 3n öemfelben Sinne fdjrieb er audj öer Königin.

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Kdntdtn f nife nnb ber f reil^err oom Stein

Königin Cuife fdjd^tc Dclbrficf als einen „€l?renniann" unö ipegen feiner befonöeren <ßabe, „junge (Bemuter rein $u erljalten". TXhtx, »ie fie an ^rau pon Berg fdjrieb, „man fann nidjt meljr von iljm perlangen, als er Pon 6cr Hatur er^Uen \:fii." „€in€ (Erjieljung/' fdjreibt fie felbft gans im Sinne Steins auf 6ie €ingabe Delbrflcfs, ;,6te 6cn Kronprinjen nur 5U einem redjtfdjaffenen, religiöfen, moralifdj guten Znenfdjen mac^t, ifl noc^ nidjt genug. €r muf ridjtige Kenntniffe hts Canöes Ijaben, er muf öeutlic^e Begriffe 6er Politif l^aben; er muf femer ftdj eine grofe 2tnfidjt 6er Dinge $u eigen mac^n, 5ie il^n fällig mad^t, grofe tZaitn 5U unternehmen un6 5U poUbringen. Diefes liegt nic^t in Delbrucf. Um öiefe großen Kefultate t^erbeisufu^ren, ntuf erftlic^ 6er Stamm befeftigt iper6en, auf 6cn man 6iefe f^ffnung ftü^en 6arf. Der Kronprins \)ai l?erftan6^ ^ot €inbiI6ungsfraft, ^t IDif begicr6e, aber 6iefe €igenfdjaftcn iper6en nadj 6en Jlnfidjten fluger Znänner ntcf}t genug benu^t. (Es muf ha^tt ein VHaxvx fommen, 6er 6en (Seift 6es Uton* prinscn faft, ergreift, fidj feiner bemädjtigt, um iljm 6iefe getpünfdjte Sidjtung 5U geben !^

<£inen foId;en ZTTann glaubte 6ie Königin in 2InciIIon gefun6en 5U l^aben, 6en ja auc^ Stein empfal^I un6 rul^mte. 2Iber fie nx>Ute 6oc^ porftd;tig perfal^ren, mit möglicher Sdjonung 6cs Kronprinsen, 6effen fidjtlidjer Sdjmers über 6en 6roIjen6en Crsieljenpec^fel iljr ZTTuttcrtjcrs nidjt ungcrüljrt lief. Durdj ^rau Pon Berg fc^te fie fic^ mit 2lnciüon in l?erbin6ung, um 6cffcn 2Inftc^t über 6ie bcfte Jlrt 6er (Trennung 6es Kronprinsen pon Delbrflcf ju ^orcn. 3^^ Sdjreiben 6arüber fdjeint djarafteriftifdj genug, um nadj feinem Qauptinl^alt (?ier pia^ 5U fin6en; leife 6eutet ficf} 6arin 6er (Begenfa^ an, 6er fie Pon Stein bereits trennte un6 baI6 für immer fdjei6en foUte.

Königin Cuife fdjrieb am 7. Zluguft an ^rau pon Berg (fransöfifdj): .... ^Dos Sipeite, ipas idj ycfn^n yx fagen Ijabe, betrifft 6as (ßlücf un6 6ie 5u'u"f* nteines Sohnes. 3d? l?ätte faft Ijinsugcfügt: un6 6as (Eflücf 6er Pölfer, tpeldje 6ie Dorfeljung iljm beftimmt ^t. 3^ 6ad;te im 21ugenblict nic^t an 6as böfe Prinsip, tpelcf^es l^errfcf^t, n>elcf}es regiert un6 6as über alles in 6er IDelt entfdjci6et. 2tber 6ie ^^funft meines lieben Kin6es xxAtb fünftig l^auptfäd^Iic^ in 6en £)än6en 6es tpür6igen 2InciUon liegen. Der König tjat ftc^ 5U feinen (Bunften entfcf}ie6en. Diefer (Sc6anfe ^at für mid; etnxis fe(?r türöftlic^es. (Ein TXlann pon foldjem (Eljarafter, pon foldjem (Seift un6 pon folc^en Kenntnijfen, perbun6en mit angenel^men IlTanicren, mit einem 2(eufern, tpelc^es guten (Befc^macf anfün6igt, öos (^ift, tpeld;cs anfün6igt, 6af er immer in 6er beften (ßefellfc^aft perfetjrt I^t, ein foldfcr 2nann ift gemadjt, einen jungen ZHenfdjen 5U leljren, 6af man glücflidj fein fann, unabl^ängig pom Sc^icffal. Sagen Sie il^m rec^t, 6af ic^ grofes Pertrauen in U^n fe^, aber 6af idj, um nidjts 5U ner6erbcn, feine (üthorUn ßbe^ ^•* 2Irt ^m n^«fett miinfc^^

tptc man am bepen meinen Soljn von Delbrücf trennen unö iljm bk Hotxpenötgfeit eines ZDec^fels begreiflich madjen fann. Stein ift ju feljr Stein in Mefem Punfte, bas bleibt unter uns: er fagt, ein Kino muf geljordjen unö nidjt räfonnieren. Die grauen empfinöen feiner, wk man fagt, un6 es ift etmas in mir, was mir unaufl^orlid; fagt: 6as ift nidjt 6ie 2(rt, öte für ^nii angebracht ift, er l^at fd;on juDiel ^^eftigfeit 6es (ZfyxxatUvs unö bts IDiUens, um fidj 5ufrie6en 5U geben, wk ein anöeres Kino. (Er Ijängt mit grofer ^ärtlic^feit an Delbruct* Vot allem muf man fic^ lauten, einen Kopf unö ein Qer5 3U perbittem, öie in allen Punften ausgeseidjnct ftnö. 2tnciIIon ^at ein gutes ;JeIÖ 5U bearbeiten, öas ift gemif unö icf; bin uberseugt, öaf er feinen Scf^üler lieben mirö* 2(ber es öarf nidjts überftfirjt roeröen, um nichts 5U ©eröerben*"

IDenige (Tage fpater trieb Cuife öie ;Jrau pon Berg 5U grSfter €ile. „3^ ^^^ Stein perfprodjen, öaf in \2 (Tagen idj Antwort Ifättc, lajfen Sie midj nic^t im Stidj . . . Stein me tue et me taxe sans cela de femmelette qui est tr^s superficielle. Montrez- lui donc le contraire,"

Die Per^anölungen 5ogen fic^ noc^ bis in öen September ^in. Da traten (Ereigniffe ein, öie öie Sorge um öie Crsiel^ung öes (Tl^ronfolgers por öer Sorge um öie C^ftens öes Königs felbft unö öes Staates in öen Qintergrunö örängten.

2tm 5\. ZTTai »ar Stein »ieöer in Königsberg angefommen. Xladf Ztbfdjiuf öer Konpention mit Daru war ttjm in Berlin nicf^ts me^r gelungen; Itapoleon, gan$ mit öem Untemel^men gegen Spanien befc^äftigt, entsog ftc^ jeöer Per^anölung mit Preußen, lief aber öie 2tusplünöerung öes Canöes fyftematifclj fortfe^en* ©ppofitioncUe Stimmen, öie nie gan5 perftummt OHxren, begannen fic^ lauter unö fci^rfer gegen Stein $u äufem; fein alter (ßegner Beyme regte fidj »ieöer unö natürlich audj gaftrou). Die Königin, öie öapon Ijörte, war entrüftet, öaf man öen ^einö nidjt nur pon aufen nun, fonöem auc^ im 3nnem $u fürchten ^be. Sie mamte Stein felbft, fomie öurc^ Permittelung öer ^rau pon Berg, unö örängte auf feine Hücffeljr.

3n Königsberg traf Stein eine Stimmung, öie im Caufe öes Sommers immer gefpannter unö unru^ger muröe. Die Hac^ric^ten aber öfterreicf^ifc^e Haftungen, öie fteg^ reidje (Erljebung öer Spanler, öie im 3ult ein fransöfifc^es (Cruppenforps bei Baylen 5ur Kapitulation smangen, öer 2(bfaII öer Pon Hapoleon nac^ Dänemarf gefanöten fpanifci^en (Truppen, öie auf englifc^en Sdfiffen in i^re Qeimat 5urüctgefflt}rt muröen, alle öiefe €reigniffe tpecften fro^e Öffnungen auf eine na^ €rlöfung ouc^ für Deutfc^lanö unö riefen eine friegerifc^e €rregung ^rpor, öie einen Beobadjter an öie Berliner Stimmungen im September \S06 erinnerte« Tindf Sdfom^rft, (Bneifenau unö fc^Ilefdc^ Stein felbft gleiten

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6en 2(u9enblict einer entfc^ci&enben Sdfxd^alstXKnbunQ für gefommen. Sie traten an bxt Spi^e 6er Beipcgung, öie auf eine allgemeine Polfserljebung gegen Hapoleon Ijinarbeitete. Sie tparen fid^ poUbetDuft, 6ag {te bamit einen Sd^ritt 6er Derstpeifiung tpagen it>oUten, aber gab es 6enn sonfd^en ,,llntergang mit Sdfanbc" un6 „Unabl^ängigfeit mit Clären'' nodf einen ZMitteltDeg? Was Ifatit aDe Itad^giebigfeit gegen 6ie fransdfifd^n ^or6erungen, fotpeit man 6arin unter Steins ^^äl^rung gegangen, a>as I^tte alle Selbftemie6rigung genügt? Die inifljan61ung 6es £an6es ging unbarm^r$ig n>eiter; 6as ©efflijl 6er Unjtc^er* ^eit 6er ftaatlidjen €pften5 lag Ia^men6 über allen: immer »ie6er ^rte man pon 2tbjtc^ten Hapoleons auf 6ie 06erlinie, auf Sd^Iefien, un6 immer lebte man unter 6er ^urdjt, eines (Tages als Untertan Hapoleons o6er 3eromes 5U eripadjen* 2tuc^ 6ie Sen6ung 6es prin$en IDilljelm Ijatte 5U feinem (Ergebnis gefüljrt. SobaI6 er einmal $u einer l?erftän6igung aber l?ertragsgrun6Iagen gelangt mar, famen Hapoleons Vertreter mit neuen un6 E^rteren ^or6erungen, 6ie 6ie I?er^n6lung »ie6er auf 6en 2tusgangspunft surücf warfen. Sdfon im 3uli lieg man 6es^Ib 6em prinsen 6urc^ feine ©emaljlin an6euten, er möge [xdi 6arauf porbereiten, unter irgen6 einem 2?onpan6e Paris 5U perlaffen. ZDenn er am 112. 2(ugufl nodi angetpiefen mur6e, 6en ^ransofen 6en 2Ibfcf]Iug einer 2IIIian3 mit Preugen porsufd^lagen, fo ffigte man sugleic^ Be6ingungen ^insu, 6eren 21ble^nung man mit Beftimmt^ enparten fonnte.

ZDäl}ren6 fo auf 6er einen Seite 6er Bruc^ ntit Itapoleon be6ac^tig porbereitet tpur6e, fud;te Preufen auf 6er an6eren Seite ^ffil^Iung mit 6en Kräften un6 ZHäc^ten, 6ie sum (Entfd;ei6ungsfantpfe gegen ^franfreic^ bereit fd^ienen. (Es gärte in 6en patriotifc^en iße^m» bün6en, 6eren Ite^ Z)eutfdjlan6 fiberfpannte. ZTIit €nglan6 ipur6en 6urc^ 6en frfil^ren (ßefan6ten in £on6on, 6cn ^rciljerm pon ^acobi^lilö^i, im tiefften (ße^eimnis X?erbin6ungen angefnfipft. Por allem aber ftrebte man nac^ einem engeren (Einperftän6nis mit 6em ftärfften ©egner Hapoleons auf 6cm ;Jeftlan6e, mit ©cftcrreidj. (Ein 6eutfdier Bun6 mit (Defterreidj mar Steins ^eigefter IDunfdj. 2tm 27. ^xxlx 1808 erörterte er 6iefe ;Jrage in einer befon6crcn Denffdjrift für 6en König. 2ln Stelle 6cr alten Zlbncigung un6 €iferfuc^t 5tpifcfyjn 6cn bci6en ZHädjten, fo füljrtc er aus, muffe Vertrauen un6 (Eintracht treten; nur fo fönne man I^>ffen, Z)eutfc^Ian6 feine Unabljängigfeit ipic6er 5u erringen, nur fo Fönne 6ic allgemeine ZDol^lfa^rt neu crblfit^cn.

3n 6icfem 2lugenblicf un6 in 6iefcm ^uf^nimen^ng ipir6 auc^ Königin Cuife tpie6er in 6as (Betriebe 6er Politif l}ineingc5ogcn: ipie im 3a^re 5UPor mit J)ar6enberg, arbeitet fic im Sommer (808 mit Stein 5ufammen an 6er Bil6ung eines l?ölfcrbun6es gegen Me napoleon^^c^c Uebc^madjt.

Kdntdtn f nife unb ber Jreüjerr oom Stein

Seit Ztnfang 3unt lebte Cutfe mit iljrem ©emaljl oor öen (Toren Königsbergs, in Hippels ©arten „auf bcn f^uben", in einem ^äusdjen mit ipenigen ^xmmttn, an bas [idj aber ein fc^öner unö ausgeöeljnter ©arten anfdjiog, wo unter einem grof en ^elt getpöljnlicij gefpeift wutbz. Die älteren Kinöer famen täglidj Ijeraus unö tummelten jtdj im ©arten, fpielten Kegel oöer übten ftdj im Sc^eibcnfdjiefen. Stein, Sdjamljorft unö ©neifenau UHxren Ijäupge ©äfte* Die Cebensioeife tpar gans länölidj, gans einfadj. „3^ ^^^^ 5^^^ gimmer," fdjreibt Cuife an ;Jrau pon Kleift, „öer König eins, öte Kammeröiener unö meine ^Jrauen je eins, unö eins fann im Hotfaü 5um Speifen benu^t »eröen. Sie tperöen gefteljen muffen, öaf bas geraöe feine föniglidje IDoljnung ift, aber in öiefer abfc^eulidjen ^eit ift man glfictlid}, tpenigftens öas noc^ 5u l^aben; öenn unfer £)eim tpirö pon fetjr fef ^ften Ceuten beiDoIjnt. Der ©arten ift ^übfdj, idj Ijalte midj gern öarin auf, unö öiefe Sulje in öer Hä^e öer Hatur tut mir gut. Den gansen ZTlorgen bin idj in öer £uft, trinfe Pyrmonter Brunnen, öann fommt bas ^rüljftücf, ein Spasiergang, etxpas Ceftüre unö öann ein 3ab. Die llTuftf nimmt öabei piel ^txt, audj, tro^ f^ufelanö, bas Brief^^ fdjreiben" . . .

„Sie perftanö 5U entbeljrcn," ^at ^rieöric^ IDil^elm einmal pon feiner ©emaljlin geurteilt. Hie ^at Cuife bas mel^r beuHefen als bei öem 2(ufent^alt „auf öen Quben^', in öem fdjmalen ^äusdjen, öeffen leidjte ^enfter feinen Sdju^ gegen Stürme boten, fo öaf öie Königin sumeilen auf öem ^lur jtdj betten mufte unö t^r ©efolge nur öurdj öie ^enper in öos ffaus gelangen fonnte. Dennod; fütjite fie fic^ öort ru^ig unö 5ufrieöen. 3^ Sommer, fanö fie, lief {tc^ alles Ungemad^ leidster ertragen. (Dljnclfin wat {te ja längft gemötjnt, tpirflic^es ©lucf unö mirflidjes Unglficf nur aus öen Vorgängen öes 3nnenlebens ^er5u^ leiten; unö im Bemuftfein öes ©Iflcfs, iljr 3^ ^^^^ <^B« Stürme ^inöurdj gerettet 5U ^aben, fonnte fie öem Bruöer nadj Paris fdjreiben: „3" »nrin^t Brup ift ^rieöe".

3nöeffen erfdjütterte öer Sturs öer fpanifc^en Bourbonen jte aufs tieffte. IDer pdjerte bas preufifd^e KönigsE^us gegen ein ätjnlid^es Sd^icffal? ZDenn Hapoleon aus Kficffid^t auf Huflanö ^eute noc^ t>or öem QotjensoUemttjrone ^alt machte, mer bfirgte fär morgen? ZDol^I tpar öie Königin auf alles gefaft, ^atte fidf mit allem Unglficf, bas nodi fommen fonnte, im Doraus abgefunöen. 2tber öer ©eöanfe an öie ZTlöglidjfeit einer oieüeidjt „naljen ^ludjt aus (Europa" erffiUte pe öoc^ mit Sdjrecfen. „Seit Spanien feinen redjtmäfigen König perlor," fc^reibt pe öem Dater, „öer erfte ^reunö unö treue 2(Uiierte, was fann man ba nodf Ijoffcn? IDenn ©Ott nic^t IDunöer tut, fo pnö »ir alle perloren." „Unfer Sd^icffal ip fdjrecflic^, aber ic^ ffirdjte, öaf tpir nod] nid^t einmal 5ur £)alfte öes (Trauer« fpiels pnö unö öaf öie ^ufunft oöer Ptelmetjr bas (Enöe otjne ^ufunft ffir uns fein mirö."

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Kdntdtn £ntfe nnb ber Jreti{err vom Stein

^u 6em Kummer um Me troftlofe Cage 6es Cdn6es tarn 5er Stad^el ^äusltc^er Sorgen: Die ^rage 6er (Er5iel;un9 6es Kronprinsen un6 6ie Sd^mierigfeit 6er Walfl eines militärifdjen <ßouDerncurs für iljn, 6ie Iln5ufrie6enljeit 6es Königs mit iljrem Bru6er Karl un6 öem Prinsen Solms, 6ie fie befdjroic^tigen mufte, en6Iid; am 6. un6 7. 3uli 6ie quälenöe Erinnerung an 6ie Sdimaii von (Cilpt. „'^di trage, wie 2ttlas 6ie IDcIt, eine Cafl pon Kummer auf meinen armen Sdjultem/' flagt Cuife am 8. 3ult 6er treuen Berg. „Vov* geftem ift es ein 3^^^ f«* ^^ ^^^^^ ^ufammenfunft mit Hapoleon un6 gepem 6ie le^te Stpifd^en il^m un6 mir. ^di, ipelc^ Erinnerung, mas l^abe ic^ gelitten für mtc^ un6 an6ere, idj betpeinte 6ie Ciebe jur ZTlenfdjljcit; unfer Xlnglücf un6 6as Prinsip, 6as 6ie IDelt lenft, uu6 idf war nur ein ZDeibI pi?yftfc^ \diwadi, aber ertjaben über 6iefe €Ien6en un6 guten Sd^mäd^Iinge.^ (Pon tjier ab 6eutfd].) „Tidi (Sott, es ift piel über mic^ ergangen* Du Ijilfp allein. 3^ glaube an feine g^'unft meljr, ©ott tpeig, wo idj begraben n>eröe, fdjiperlidj auf preufifdjer €r6e. ©cpcrreic^ pngt fein Sdjtpanenlic6 un6 6ann a6e!"

(Eben mit 0efterrei(^ foUte Cuife 6ie Ban6e enger fnüpfen, foUte in 0eperrei(^ tmffen laffen, 6af für 6ie 6eutfc^e Polfserl^ebung 8un6esgcnoffcn im nor6en bereitpän6en.

Znan mag es it>oI;I bejmeifeln, 6a$ Stein 6ie Königin in 6en gansen Umfang unb ,6ic ganse Küljn^cit feiner piäne eingeipeiljt ^be. ^ür 6ie 2?erbin6ung mit 0eperrei(^ aber gemann er pe um fo leichter, als ein 6eutfc^er Bun6 mit 0efterreic^, tpie tpir uns erinnern, immer ein £ieblingsge6anfe Cuifens geipefcn ip. 3" 6enfelben (Tagen, wo Stein 6em König 6ie notn>en6igfeit 6er l?erftän6igung mit 0eperreid] ans Qer5 legte un6 (ßrof (ßö^en 5ur ^ör6erung 6iefer Se$icljungen nadj Sdjicpen $urücffeljrte, bcftimmte Stein 6te Königin, pc^ 6er jungen öfterreic^ifc^en Kaiferin 5u naivem, ITTaria Cu6omifa, 6er 6ritten ©emaljlin 6es Kaifers ;Jranj, 6ie mit ©raf Sta6ion für 6ie Seele 6er öperreic^ifc^en Kriegs«i partei galt. 3^^^ Permäl^Iung, 6ie fc^on im 3^nuar 11808 pattgefun6en Ifatte, gab 6eit l?onpan6 5U einem nad^trdglic^en <01ücta>unfc^fc^reiben, 6e{fen eigentlichen 3^^^!^ 5od} Steins <ße6anfe pon 6er (Bemeinfc^aft Preufens un6 0eperreid;s für 6ie gute Sac^e un6 6as allgemeine VDolfl ausmadjt. Cuife fdjreibt 6er Kaiferin (25.3uli 1808, eigenljän6ig, fransöpfc^):

,;2neine ^rau Sd^meper. Seit langem tpünfd;te ic^ (Eurer Kaiferlic^en Znajepät ]u fdjrcibcn, um 3^"cn meinen aufrichtigen 2tnteil an 6em €reignis 5U befun6en, 6as Sie mit 6em Kaifer perbun6en ^t un6 6as 3^^^" glücflici^e (Tage pertjeift. Die pon t^m getroffene VOalfl mu§ i^n auf 6en (Bipfei 6es (Blücfs ergeben, un6 ic^ tpünfc^e, 6af auc^ auf 3'?'^«" Cagen 6as (ßlücf ruljen möge ipie auf allen Untcmeljmungen, 6ie Seine Kaifer* Iid;e Zriajepät perfucfjen mir6. 3^ tpeif, (Eure ZHajeftät pn6 Pon fc^önem (Eifer fflr 6ie g"*^ ^a*e Meelt un6 'in6 überjeuat, 6^^ «'«»■flicb^ IDf^hlfc^rf mr ^

allgemeinen ZDo^Ifal^rt geben fann. ZHeine ZDfinfc^e für 6ie allgemeine ZDo^Ifa^rt fönnen nidjt peröädjtig fein, öenn bas perfSnIidje (ßlücf unö eine feliftänöige Cpftens Ijängen pon öiefem allgemeinen (ßlücfe ab/'

(Bans in öemfelben Sinne iran&te ftd; Cuife auc^ an 6ie ZHutter 6er Kaiferin/ Me <Er5^er$ogin ZTlaria Seatriy, aus öem f^aufe (Efte, öie, mit €Item un6 ©emaljl pon öen ^ransofen aus 3t^wn pertrieben , in (Defterreidj eine ^^Pudjt gefunöen ^tte. 3^^ fc^eb Cuife am 28.3uK unter ©lücftpünfc^en für 6ie Permäljlung iljrer tCodjter: „Unfere Seelen begegnen ftdj, oljne öaf tpir uns fennen. €s ift tpoljl natürlich, 6af idj in Mefem Ztugenblicfe tpünfc^e, €urer Königlidjen ^oljeit mitsuteilen, 6af bas Unglucf meine Seele nidjt fyxt emieörigen fönnen. 3^ ^^^e (ßott, öen Cljebunö 5u fegnen, foipie alle öie grof en Unterneljmungcn, Me Seine ZHajeftät 5er Kaifer in Ztngriff nimmt. Die allgemeine ZDo^Ifal^rt fflr uns alle, bas tjeift Me Unabtjängigfeit muf öaraus ^erporge^en.^'

3n blutigen Kriegen Ijatten preufen unö ©efterreic^ fidj bis 5ur (grfc^pfung befämpft; ja^rjel^ntelang Ratten Zllif trauen unö €iferfucf}t {te getrennt getjatten, aud^ als {te öie IDaffen nidjt meljr gegeneinanöer füljrten. 3«^* P^^i ^^^ Königin Pon preufen öer Kaiferin pon (Defterreidj, öie ^rau öer ^rau öie Sfanb entgegen 5U innigfter ©emeinfdfaft im Kampfe für Deutfdjianö, unö über öem Bunöe, öer jtdj porbereitet, unxltet öer (Benins öes gröften Deutfc^en öiefer (Tage.

Sdjiperer tpuröe es Stein, öen König felbft fflr feine Politif 5u gewinnen. 3" einer Beratung, öie am 23. 2(uguft mit Stein, Sd^am^rft unö (Bneifenau gehalten tPuröe, (etjnte öer König öie auf Vorbereitung einer Dolfser^ebung geridjteten Ztntrdge ab. Die (Befahren pon ;Jranfreidj, mit öenen man iljn ängftigte, fdjienen i^m im Ztugenblicf nic^t öroljenö; geraöe je^t Ijörte man pon Hflcfsugsbemegungen öer ^ran$ofen in öen ZTlarfen unö in Pommern. 7in ©efterreidj tPoUte er fic^ erft anfdjiiefen, tpenn es (Erfolge errungen ^be, auf öie er innerlich öoc^ faum rechnete, ^nnädi^t 50g er es por, jtdj an Kaifer 2tlefanöer 5u roenöen, öen er pon öem Stanöe öer Der^nölungen Preufens mit ^Jranfreidj unö pon feinen Befürchtungen Aber Me folgen eines öfterreidjifdj*fran5öfifdjen Krieges in Kenntnis fe^te, sugleidj aber um Ztufflärung über Me rufftfdj*»fran$öftfc^en Be$ieljungen erfudjte. Des Königs able^nenöe Haltung fc^recfte Stein unö feine ^reunöe um fo tpeniger surücf, als fte fd;a>erlid; etnxis anöeres enpartet ^aben Fönnen. Unbeirrt fe^en fte il^re Porbereitungen fort; fte mochten I^offen, im 2tugenblicf öer (gntfdjeiöung öen König öodj noc^ mit fort* 5ureifen; aber öer eine oöer öer anöere ffot wolfl andi batan geöac^t, tpenn er {td; perfage, fdjiief lic^ felbft oljne i^ 5ur f£at yx fc^reiten. 3" öiefem ;Jalle, fc^eint es, follte öes Königs Bruöer, Prin$ IDil^lm, Me preugifc^n Qeere sum Kampfe fütjren. €r I^tte {tc^ öurd^

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bas €tnfe^cn feiner perfon am (Tage pon 2(uerfte6t; bann ^807 in öen legten Znonaten 6es Krieges bei 6en Kuftungen ausgeseidjnet un6 eine rafc^e Polfstfimlid^reit eriDorben. Sdjamljorft fdjreibt über i^n: ^€r »irö als ein guter Solbat un6 ein liebensroflrMger Prins Don uns abgöttifdj pere^rt"; bzx €nglän6er IDilfon nennt i^n „öie Öffnung 6es König« reidjs". 2Iuf iljn ridjteten fidj je^t 6ie Hoffnungen ber Patrioten. Stein insbefonöere, 6er i^m für ben 2(ufentt}att in Paris pon pom^rein andf Me Beobachtung 5er militdrifc^n €inridjtungcn ^ranfreidjs öringenö empfoljlen Ijatte, perlangte feine Hücffeljr. €in 2(nlaf tpar baI6 gefunöen. 2lls bei öen PertjanMungen in Paris pon fran$5ftfd]er Seite abermals neue ^oröerungen erljoben tpuröen, fdjlug Stein in einer Denffdjrift pom ^^. September ^808 Me Abberufung öes Prin5en por. 2tn 6emfelben (Tage aber lief er öie prin$effm IDil^Im i^rem ©emaljl nadf Paris einen geljeimen Brief fdjreiben, aus öem erp 6er redjte Sinn 6er Zibberuf ung Har n>ir6* €s ift ein Suf an 6en prin5en, 5urücf5ufe^ren un6 fic^ an 6te Spi^e 6cs Sefreiungsfampfes 5u ftellen.

Die prin$cffin fc^reibt am \^. September: „Die Stimmung 6cr ZTlenfc^en ift fo gan] an6ers, als 6ie tpar, als Du uns perlief eft, un6 tpir fe^n großen (Ereigniffen entgegen; madje nur, 6ag Du fommft, idf perfpred^e Dir im Poraus alle €6len 5u Deinem 2In^ng. Die ZTTenfdjcn ^bcn fidj, fon6erbar genug, in Deiner 2tbipefenljeit an midf geridjtet, un6 6a6urd; bin ic^ pon allem genau unterrichtet moröen .... Der Partl^ygeift ift eingeriffen un6 man Ijofft ftarf auf Dicfj 5ur St&iie 6cr unxljren un6 fernen Partl^ey man ^fft als 2tnfüljrcr im ;Jel6e auf Didj, fürs, man enpartet Didj ipie 6en ZTleffias." Sie erinnert 6en Prinscn an öie IDorte lYla}c piccolominis:

„Wot^l bem iRanitn, finbet

^Std? einmal €tner, ber ein mittelpnnft

„für piele (Eaufenb »irb, ein Bf alt; flcb l^inPeUt

^IPic eine \tftt SäuP, an bie man ftd?

JXixi £nft mag fd^Iiegen nnb mit guDerftd^t."

Vinb enölidj ruft fie iljm ju: „IDir brauchen feinen tZxadiai, wxt brauchen nur Dic^, örum fomme surücf, mein tljcurer IDilHjelm."

Hoc^ el^ öicfcr Brief Königsberg perlicf , tpar in Paris bereits öie porläufige (Ent« fc^eiöung über Prcugens Sdjtcffal gefallen.

Ilac^ längeren Perl^nölungen t^atten 2(le;anöer unö Itapoleon ftc^ über eine neue ^ufanmicnfunft perftünöigt, öie gegen €nöe September ^808 in (Erfurt ßattfinöen foUte. 2lm 6. September fam öie crftc Hacbridjt Ijierüber nac^ Königsberg, ^xmx (Tage fpdtev erhielten König ^rieöricfj IDHljelm unö Cuife Bri<»f* nAit 2Hera"öer, htti^n ^ nnlet

Perftdjerungen ^ci^lidjcr ^rcunöfdjaft feine beporfte^enöe Durdjreife öurdj Königsberg nadj (Erfurt anfünöigte.

Die naife Jlusfidjt auf grofe politifdje (Entfdjeiöungen unö auf bas unerwartete IDieöerfe^en mit Jlleyanöer erregte einen Sturm roiöerftreitenöer (Befühle in Cuifens Bruft. Sdjroärmerei für bas einft pere^rte 3öeal, öem immer nodj ein pia^ in i^rem ^er$en gehörte, unö bitterer (ßroU über Pernadjläffigung unö (Enttäufdjung, Befürdjtungen über eine IDieöer^oIung 6er Sdjmadj pon tCilfit in (Erfurt unö fdjmeidjelnöe Öffnungen, öie fein ,,göttlidjer Brief" urfeöer bei i^r ^erporrief, alles bas permirrte fidj in i^r 5U einem „C^aos", bas i^r öen Sdjlaf raubte, fie im ^ieber ^in* unö ^ermarf unö unter öem fie faft 5ufammenbradj. Der Perftanö fagte i^r, tt>as fie gleidj am 8. September öem (ßrafen (ßol^ fdjrieb unö einige tCage fpäter öem Dater ipieöer^olte: „€s ift nidjts $u ^ffen, es tt>irö öie $tt>eite 2luflage pon tCilfit meröen." 3n i^rem ^er$en aber flüfterte es: „IDenn xdf i^n retten fönnte, menn idj fein guter (Engel, fein Sdju^eift meröen, i^n por öer Umgamung öurdj öen Böfen bema^ren, feine tCugenö, fein befferes Selbft mieöer eripecfen fönnte, für i^n, für uns, für (Europa, für öie ZtTenfdj^t."

XDie bei Cuife natürlid;: bas £feti fiegte.

(ßleic^ nadf Cmpfang pon Jlleyanöers Brief entwarf Cuife ein Sdjreiben an i^n, pon öem mir freilidj nic^t miffen, ob es je in feine ^änöe gelangt ift, ein Sdjreiben, gan$ perfönlidj in öer Betonung eines gemiffen 2lnrec^tes öer Brieffdjreiberin an öie jtttlidje ^ö^e ipie an öen Hu^m öes Briefempfängers, unö $ugleic^ gans politifc^ in öer (Erörterung öer ^rage, öie für öie nSdjfte ^At me^r unö me^r in öen Doröergrunö tritt: öer Stellung Huf lanös 5U öem öro^enöen Bruc^ ©efterreidjs mit ^ranfreidj. ^ür Cuife felbft mar bas me^r eine fittlidje ^rage als eine politifc^e. Xlodi immer mar fie erfüllt pon öen 3^pulf«n einer et^ifdjen (ßefü^lspolitif, öenen pe auc^ Jlleyanöer 5ugänglidj glaubte. (Eine Partei^ na^me Huf lanös für ßvanhexdi gegen ©efterreid? erfdjien i^r nic^t blof ^erabmüröigenö für feinen Hu^m, fonöem fdjledjt^in unfittlic^. So bittet fie öen Kaifer, nur auf öie Stimme feines Qersens 5U ^ren, nur öen (Eingebungen öer tCugenö 5U folgen unö öen Cocfungen Hapoleons $u miöerfte^en, öen er öoc^ perabfc^ue, nrfe fie felbft i^n perabfdjeue. Dor allem möge er fic^ nic^t gegen ©efterreidj gebraudjen laffen. „3^ befdjmöre Sie, lieber Detter, mit aller S^vtlidflext, öeren meine ^reunöfc^aft fd^ig ift, feien Sie auf 3^rer ^ut gegen öiefen gemanöten Cügner unö ^ören Sie auf meine Stimme, öie nur für Sie fpridjt, für 3^wn Hu^m, öen idj liebe ipie öen meinigen, laffen Sie fic^ nic^t $u Unternehmungen gegen ©efterreic^ ^inreifen". . . „2ldj, lieber Detter, nxirum fann mein (ßeift Sie nidjt unftc^tbar begleiten, um 3^^ fdjü^nöer (Benins 5U fein?

291

fföxtn Sie auf meine Stimme, öie Stimme einer ^^unöin, tt>ie Sie feine 5tt>eite auf 6er IDelt ^aben." . .

Keine 5tt>cite? (Es gab in Petersburg eine eöle ^rau pon gleic^ lyodj^ei^iger (ßeftnnung, mit 6er Cuife fidj balö in (Befüllen innigfter ^reunöfc^ft $ufammenfin6en foUte. Die Kaiferln* ZITutter ZITaria ^eoiororona Ifat in eben öiefen (Tagen i^ren faiferlic^en So^n in einbrins« lidjcn unö rüljrenöen IDorten por öer Keife nadj (Erfurt genximt H)ie fc^ön ift bodi in Wefem 2lugenblicf, 6a in öen tCiefen öes Dolfsgeiftes in ©efterreic^ unö Preuf en 6er Kampf um öie öeutfdje ^reiljeit jtd? porbereitet, öie £)altung öer örei ^wuen: öer Kaiferin«Znutter pon Kuflanö, öer Kaifcrin Pon ©efterreidj, öer Königin Pon Preufen; ipie beöeutfam Me Stellung Cuifens 5ipifdjen öen beiöen Kaiferinnen: mit öer einen öie ^äöen $u öem He|e fnüpfenö, öas öem Unterörücfer über öen Kopf geiporfen iperöen foü, mit öer anöeren öen ruffifdjen Kaifcr pon öem Bunöe gegen öie ^rei^eitsfämpfer 5urucf^altenö. IDie grof tfl öabei öie patriotifdjc Selbftlofigfeit öer Königin: fein IDort in i^rcm Briefe nac^ Huflanö pon preufen unö öeffcn Höten; für ©efterreidj allein bittet fie $u Kaifer 2(lefanöer.

Das Sd^reiben an 2(lefanöer gab öer Königin öie Hu^e nid^t tpieöer. 3^^ ^^^Pf ^^^ i^r f}er$, öie fie in ftrenger Cebensfdjule $ur (Eintradjt öodj ersogen Ifaü^, per^rrten im 3«>iefpalt. XDo uxir öer Seelenfrieöe, öie glücflidje ^armonie i^res IDefens? 3n emftct Selbftprüfung befragte fie iliv^nn^cs, aber i^r Sinn, fonft fo rein unö flar, perftanö ftc^ felbft nidjt me^r. Sie fuljlte nur i^re ®^nmadjt, öer IDiöerfprfldjc in fidj fjerr 5U n>eröcn. IDie fonnte fie immer nodj an y^n glauben, auf 3^" f?offcn, 3^" pereljren, öer i^rem 3öeale fo ipcnig entfprodjen, i^re (Erwartungen fo fdjmäljlic^ enttäufdjt Ijatte unö immer pon neuem enttäufdjte. Pollfommen ipar fte ftdj berouft, öaf i^r ^r$, i^r <Ekmfit, i^ 3öcalismus, öie feinften 2lusftral?lungen i^res ipeiblidjen IDefens, bas Perfönlidjfte i^rer Perfönlidjfeit öem Kaifer fremö unö fem bleibe, öag um bas IDort 5U tpieöerl^Ien, bas fte felbft einmal gebraudjt fyii, öaf i^re „Seelenliebe" bei feiner fmnlic^ oberfI&^ lidjen Hatur fein Derftänönis finöe. Uralt eipige (ßegenfa^je unö 2lnndl?erungen 5tDeter Kaffen: es ift bas Deutfd^e in Cuife, bas ftd) pon öem Slatpifd^en in TiUjcanbct 5ugletc^ angesogen unö abgeftof en fü^lt.

Cuifens Unruhe wuAs, je nä^er öer (Tag öer 2lnfunft 2lleyanöers l^eranrflcfte. Sie tpufte, n>ie ftreng man in Königsberg, in gans Preußen 2(lefanöers Der^lten beurteilte, n>ie tief öer einft fo fjodjgeftellte in öer öffentlidjen ZITeinung gcfunfen nxir. Sie fa^ fcl^n alle Blicfe auf i^n geridjtet unö las fdjon in jcöem Blicf „öenn es ftnö lauter Preuf en, öas ^eift: lauter Unglücflidje" ein Deröammungsurteil über öen Kaifer, öos i^r in öte Seele fc^nitt Sie felbft lief ftc^ öen legten .^unfen boffenöen ©lanh^ns -**♦ nahmen.

Könnte fte xifn nur allein fpredjen, um mentgftens einen Perfudj 5U machen, i^n 5U xnlfvml Denn tro^ allcöem: »enn öer Staat Preufen in feiner Sdjroädje ©erfagte unö 6ie Stimme 6er politifdjen 2^ttxc^cn nirgenös (ßeijör fanö, fo mufte als auferftes JTladjtmittel bodj wubev 6er 3<^uber 6er Perföhlidjfeit angerufen tt>er6en, fo muf te Cuife 5U 2llefan6er fpredjen. Stein felbft, tt>ie ^ar6enberg por tCilfit, follte i^r eine Einleitung 6a5u geben; man beruljigte ftdj in 6em (ße6anfen, 6af eine ^rau mandjes fagen fönne, was für einen ZITann unpaffen6 roäre. Cuife n>ar bereit; aber nadj allen (Enttäufdjungen mollte feine redete ^uperftdjt in i^r auffommen. ,,3^ n>er6e perfudjen, was idj (ßutes tun fann, aber n>enn idj feinen (Erfolg ^abe, roenn 6a5 Böfe $u tief eingemurselt ift, 6ann tt>er6e xdf troftlos fein, roeil unfer Unglücf unn>i6erruflic^ un6 Preufen auf emig gefnedjtet ift." Sie mar unglücflidjer faft als vot tCilfit, un6 pon iljren Cippen ringt ftdj 6er X?er5n>eiflungsfdjrei: „3^ fönnte mic^ mit meinen ^än6en 5erreifen, n>ie mein ^nmrts $erriffen ip 6urdj Kummer un6 Sorge."

3n5n?ifdjen begann 6ie Durdjreife 6er Ruffen 6urdj Königsberg nadj (Erfurt* (ßleic^ auf 2llefan6ers Brief folgte am 9. September fein ZITinifter 6es 2lusn>drtigen, Humian^ou), 6er ftdj 5um Kummer 6er Königin als ^ran5ofenfreun6 ,,bis auf 6ie Knochen" offenbarte* 2lm ^6. aben6s fam 6er „tt?il6e Sturmer", n>ie ^r. Delbrücf xlfn nennt, (ßroffürft Konftantin, 6effen Hadjäffen Hapoleons unangenehm auffiel un6 6en man 6urdj ein fe^r ftill ©erlaufenes ^cftma^l ctjrte. 2lm \8. September reifte er meiter* 2ln 6emfelben (Tage gegen 2lben6 erfdjien Kaifer 2llefan6er felbft, pom König por 6en tCoren Königsbergs begrüft, pon 6er Königin im Sc^lof ,,mtt ^erslidjer ^reun6fc^aft" empfangen. ZITan fan6 6en Kaifer per*» legen, 6en König in 6er Haltung a?ur6epoller, in feinem 2leuferen fc^öner, 6ie Königin ernft un6 beroegt. 2tm nädjften tCage tt>ur6en politifdje Beratungen gepflogen, an 6enen aud? Stein un6 (ßraf (ßol^ teilnahmen. (Einen Bun6 mit Preufen un6 ©efterreidj gegen Hapoleon lehnte 2tlefan6er ab. „IDos follen n>ir madjen?" fagte er 5U Stein; „er rennt uns alle über". 2lber er gab 6as fefte Derfpredjen, in (Erfurt für Preufen nadj beften Kräften mirfen, 6ie Säumung 6es £an6es un6 ertrdglidje Be6ingungen für 6ie Kontributionssa^lung for6em 5U tpollen. 2(e^nlid;e ^uftc^erungen mad^te er aud; 6er Königin, 6ie (ßelegen^eit ^tte, i^n o^ne S^uQm 5U fprec^en. 2lm 20. September, gegen 2lben6, pon 6em Königspaar eine Strecfe IDeges in offenem IDagen begleitet, reifte 6er Kaifer tt>ie6er ab.

IDenige Stun6en fpdter^ in 6er Hac^t pom 20. 5um 2\. September, n>ecfte man 6en König. (Ein Kurier wax angefommen mit Hadjric^ten aus Paris Pon fdjmerfter un6 emfteftcr Be6eutung. Hapoleon, fo beridjtete Prin$ IDil^elm, Ijabe einen Brief Steins an 6en ;fürften HHttgenpein abgefangen^ in 6em 6er ZITiniper pon 6em (Ein6rucf 6er (Ereigniffe

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in Spanien fprcc^e, pon 6cr nxidjfenöen (Erbitterung in Dcutfc^Ianö, von Derbinöungen in Reffen un6 IDeftfalen. Unter öem ^wninge 6er feinöfeligen Drohungen, mit öenen Hapoleons Vertreter öie Vorlegung öiefes Briefes begleitete, uberscugt, öaf er nur $tt>ifdjen Hadjgeben o6er l{rieg 5U n>äE;len ^abe , ^atte ber fkxxii [xdi am 8* September 5ur Unterseic^nung eines Vertrages orangen laffcn, öer 5iiHxr Me Räumung öes Canöes in 2lusfid?t (teilte, sugleic^ aber öie ^ö^e 6er preufifdjen Kriegsfdjulöen auf (^0 ZTTillionen unö ungünftige ^aiflnnq^ beöingungen fcftfe^te. ^ür einen Krieg mit ©efterreic^ mufte Preufen ein fjilfsforps perfpredjen. lleberöies follten Me örei ©öerfeftungen Stettin, l{üftrin unö (ßlogau von fransöfifdjen (Truppen befe^t unö öie Stdrfe öes preuf ifc^en ^ceres in öen nädjften 5e^n 3a^rcn auf ^2000 IHann befdjrSnft bleiben. „3^^ iTlarianne/' fdjrieb öer Prins am 9. September feiner (ßema^lin, „mit blutenöem f^crsen ift geftem öer tZxactat unterfc^riebcn iDoröcn, rocldjer uns auf bas fdjrecflidjfte alle ITTusfcln öer Kraft serriffen Ijat urteile aber nidjt, bis Du midj roieöergefe^n ^aft. Der aufgefangene Brief n>irö Vidj entfern es ift mir unbcgreiflidj So ein ZTTann unö fo ein Unglücf. (Es blieb feine IDa^l, Me (ßefa^r nxir auf's fluf erfte gefticgen. (ßenug öapon. Du mirft mic^ begreifen öie anöeren 5um (Teil öer König üielleidjt (Sott geroif/'

2lm KSnigsberger ^ofe mirftcn öiefe Beridjte nnc öie Hadjridjt pon einer perlorenen Sdjladjt. Der ZtTinifter öes 2lusn>ärtigen (ßraf (ßol^ bradj fogleidj nadj (Erfurt auf. Der König fcfjrieb an illeyanöer: „IDcnn (Eurer ZITajeftät ^odj^ersigc ^örfo^^S« uns nidjt aufrecht* ^alt, fo ift CS aus mit Prcufcn!" Die Königin pcrgof (Tränen, öie fie por iljrer Umgebung porgcbcns 5U pcrbergcn fudjtc. Stein fclbft blieb ru^ig unö faltblütig; man ersä^lte ftc^, er ^abe öem König geraten, tljn nadj pillau bringen 5U laffcn. (Er bat foglcic^ um feine €ntlaffung, öie öer König jcöodj pcnpeigcrte, roie er audj öie Satififation öes Parifer Tertragcs sunädjft l^inausfcbob. Hapolcon fclbft, nadjöcm er feinen ^wcd erreicht, fd^ien einer milöcrcn Ztuffaffung Kaum 5U geben. €r Ijatte in öcn Dertrag pom 8. September eine Bcftimnmng aufncljmen laffcn, nadj öer Prcugen feine Untertanen aus feinen abge« trctcncn Propinscn im Dienft bcljaltcn öürfc; er meinte öamit Stein befeitigt ju ^ben. Hun äußerte er ficb in öer 2lbfdjioösauöien5 gegen Prins n?ill?elm feljr pcrföljnlic^ unö entgcgcnfommonö, betonte feine Ztdjtung unö fein Pertrauen 5U öem König, perlangte ober rücfljaltlofen Ztnfdjluß an ^ranfreidj, roofür er €rleicf}terungen in öer Kontributionssa^Iung unö fclbft bcfdjlcunigtc Käunmng öer ^cflungen in Ztusficbt ftcüte. 2luc^ öer Königin gcöadjte er, unö fpraij öie fjoffnung aus, öag fie il?ren €inf[uf unö i^re Kenntnis 5Ut €rljallung öer ^Eintracht 5u>ifcbcn Preu]5en unö ^ranfreid) anmenöen möge. €r fd^rieb fclbft bcpidje Briefe an öen König unö an öie Königin, öer er f»''ne .freuö.* i^«»c^rr«<ft*

Kdnigtn futfe urib ber ^retl)err t)om Stein

öaf 6er €rffiUung i^rcs IDunfdjes, nadj Serlin 5urücf$ufcljren, nun fein ^inöemts me^r im IDegc fte^e*

Der Bcrtdjt öcs prinscn über XiapoUons Jleufcrungcn unö öie Briefe öes Kaifers madjten in Königsberg einen gunftigen (Einörucf* 2tuf 2lnralen pon 2<^cobulH6^t unö Stein beantiportete 6er König 6as Sdjreibcn Hapokons fogleic^ perfönlic^ mit 6er 6ringcn6en Bitte um ^rabfe^ung 6cr 3<i^Iunssbe6ingungen. gugleidj entfcfelof er fidj, 6en September^ Dertrag, mie er n>ax, obgleidj 6ie ^«Pf^^uns«" öter 6ic Kontribution unausführbar fc^ienen, 5U ratifisieren (29* September)* ZITan ^ffte 6amit »enigftens 6er fremöen tCruppen en6lic^ Ie6ig 5u tt>er6en, 6eren 2tufenÜjalt im £an6e, n>ie fidj me^r un6 me^r ^erausftellte, 6ie fdjioerften ftttlidjen un6 nnrtfc^aftlidjen Sdjä6en perurfadjte* Stein felbft erfdjien in Weiterer Stimmung; man meinte, 6af 6er §mx^dienfali mit feinem Briefe feine »eiteren ^folgen ^aben tt>er6e* Unge6uI6ig erwartete man Hac^ridjten über 6ie 3wf^^^«"'u"f* i" (Erfurt, pon 6cren (Ergebniffen 6as fernere Sdjicffal Preufens un6 Steins felbft abijangen mufte.

2lud? Königin Cuifens ganse 2tufmerffamfeit blieb in ängftlidjer Spannung auf (Erfurt geridjtet. Das gufammentreffen mit Kaifer 2tlefan6er mar ruhiger perlaufen, als fie Por^er befürdjtet ifatt^; mit (ßenugtuung bemerfte fie 6ie gute IDirfung, 6ie fein freun6fdjaftlidjes Per^alten 6odj n>ie6er ^crporgcbradjt $u ^aben fdjien. Sie benadjridjtigte i^n 6ann felbft pon 6er Hatififation 6es September^Dcrtrages mit 6er inftän6igftcn Bitte, für 6ie 2TKl6erung 6er graufamen un6 unerfüllbaren Beöingungen bei Hapoleon einsutreten. Ceife erinnert fie i^n 6abei an fein eigenes ^nttu^^, bas namentlidj 6urdj 6ie ©ffupation 6er preufifdjen ^eftungen berührt iper6e. Seine Derfprec^ungen Ratten i^r ^offnung un6 Vertrauen n)ie6ergegeben, o^ne je6od; alle Beunruhigung pon i^r 5U nehmen. Das (ßleid^getpid^t $ipifdjcn Kopf un6 ^ers ipar un6 blieb geftört* Die Königin n>ollte i^r (Befühl ausfdjalten, tPoUte fid; 5ipingen, in 6er augenblicf liefen Dertpicflung nur eine politifd^e 2(ngelegen^eit 5u feigen, nur „6ie grofen 3ntereffen 6er Hationen" ins 2tuge $u faffen. (Einen (Cag glaubte fie ipo^l einmal über fidj felbft gefiegt 5U ^abcn un6 freute fidj 6er fdjmer errungenen „fjarmonie". 2lber 6ann fprac^ i^r ^er$ n>ie6er lauter un6 fie geftan6 fic^ c^rlidj, 6af 6odj nidjt blof politifdjes 3"tereffe 6iefe Spannung un6 (Erregung i^res 3""^^^^" ^erporrufe* Sie tt>are glücflic^ geipefen über 6ie Befreiung Preuf ens, o6er ipenigftens über 6ic (Erlcidjterung feiner Caftcn, 6oppelt glücflidj, n>enn fie 6as 3^^/ gera6e 3^Tn per6anft ^ätte; un6 nodj einmal glücflidj, ipenn er aus tiefer innerer teilnähme für fie, gera6c für fte geholfen Ifättt. IDenn er nur nid^t tpie6er fc^n>ac^ n)ur6e, fic^ nic^t perfü^ren lief! ZITit eiferfüd^tiger Sorge ^örte fte pon 6cn Vergnügungen, 6ie Hapoleon für 6ie Unterhaltung feines erlaudjten (ßaftcs in (Erfurt porbereitete. Könnte fie i^n 6oc^ immer umfdjipeben, um i^n por fripolcn

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^crftrcuungcn 5U behüten, nnb i^n auf 6cr Ba^n 6er tCugenö, bei feiner grofen 2tufgabe feft$uljalten! ^nv Kirdje ging fte unö betete für öen (Erfolg feiner Unternehmungen in €rfurt: ,,2tUe guten (ßeifter fte^t i^m bei, geleitet i^n".

3n banger (Erwartung perrann 6er Königin (Tag um (Tag. (EnMidj, als man alle ^Öffnung fdjon faft aufgegeben, fam am \B. ®f tober mit Berichten pon (ßol^ unö Briefen öes €rbprin$en (ßeorg, öer pon Paris nac^ tCIjüringen gereift nxir, ein Sdjreiben Kaifer Jlleyanöers aus IDeimar pom \^. ©ftober, iporin er melöete, 6af auf feine Denpenfeung öie Kontribution um 20 ZITillionen ^erabgefe^t unö öic S<^lilnnq!5^^t perlangert fei. Die Räumung öcr nodj befc^ten Canöftridje roeröe in$a?ifc^en por ftc^ ge^en. Caf er öafüt auf einen 2lrtifel öes tCilfiter ^frieöens pei^ic^tct Ifaüt, öer Preufen für öen ^aü öer €in* perleibung ^annopers in bas Königreidj IDeftfalen eine (Entfdjäöigung auf öem linfen (Eibufer suftdjcrte, überging er mit Stillfdjroeigen.

Hur 5ipci tCage fpatcr traf öer Kaifer felbft ein. (Er trat auf mit unperfennbarem Selbftbett»uftfein, mit Siegermienen; fpradj pon öen pertraulidjen Derbinöungen, öie er mit Hapoleons näd^fter Umgebung, namentlich mit tTaüeYranö angefnüpft Ifattc, unö öeutcte an, öaf Steins PöUige (Entlaffung nic^t erforöerlic^ fein tperöe. Dent Verlangen Hapoleons, einfd^üd^temö auf Oefterreid; 5U örücten, Ijaüc er fid; gefd^icPt entsogen. Beim 2(bfc^ie6, am 2^. ©ftober, luö er bas Königspaar nac^ Petersburg ein, ipas öer König naii feinet (ßetpo^n^cit roeöer annahm nodj ablehnte.

Ciefer 5n>cite 2lufen^alt Kaifer itleyanöers in Königsberg beöeutet einen IDenöepunft« König ^frieöridj IDilljcIm fügt ftd? in bas ruffifdj^fransöftfdje Syftem, bei öem er nac^ allen Stürmen unö €rfdjütterungcn öer legten ^aljxt enölidj Hul^ 5U finöen Ijofft. Der (ßcöanfc an einen Befreiungsfampf, öer bei i^m o^nc^in nur an öer ©berflädje (Eingang gefunöen Ifattc, wirb aufgegeben, um fo me^r, öa nadj allen Hadjridjten audj Oefterreic^ rocnigftens porläupg an feine Cr^ebung me^r 5U öenfen fdjcint. Der gcljeime Unter^nöler mit (Englanö, 3^^oW^Klöft, perläft am 25. (Df tober Königsberg, um fidj auf feine (5ütet 5urücf5U5ie^en. Dafür fpridjt man an öemfclben (Tage bei £)ofc $um crflcn ZITale tpieöer Pon öer naijcn Kücffel^r nadj Berlin. €ine Stimmung müöer Hefignation, ^erporgegangen aus einem tiefen Jvu^cbeöürfnis, bcmädjtigt fidj öes Königs unö feiner Umgebung.

€s gab aber in Königsberg nodj einen ZHann, öer öies Bcöürfnis nidjt empfanö unö öiefc Stinmmng nidjt teilte, öer nadj feinen eigenen IDortcn „2lufregung unö (ßarung* $u perbreiten für feine 2lufgabe ^ielt.

Stein Ifaik audj «»aljrcnö öer gufammenfunft in (Erfurt öie Vorbereitungen 5um Bcfrciungsfanipfe unbefümmert fortgefe^t, insbefonöere Me geIf^*T«e X?erMrM"«a mit

KSnigin £uife unb ber Jreiljerr oom Stein

©cflcrrctc^ n>eü über IDiffen unö IDUIen öcs Königs hinaus gcfül^rt; er Ijatte 5ur Satififation 6es September ^Dcrtrages geraten, mit 6em fjintergeianfen freilidj, il?n bei erfter befter Gelegenheit $u bredjen. JTlit öem engen 2lnfdjluf bts Königs aber an bas ruffifd?«* fransöfifc^e Syftem n>uröe feine Politif unmöglidj unö feine Stellung unhaltbar. Hapoleon felbft 5n>ar pcrmieö es, feine (Entfernung ausörücflidj unö beftimmt 5U foröem; audj ^rieöric^ IDil^elm, öer fidj tro^ allem ungern pon iljm trennte, sögerte, öie nneöer^lt erbetene €ntlaffung 5U bennlligen. Xlodf ZITitte Hopember war fogar öapon öie Seöe, öaf öer König öen fransöfifdjen Kaifer geraöe$u um Beibehaltung Steins angelten folle. 2lber fonft erljoben fidj allenthalben öie (ßegncr, öie feinen Kücf tritt foröerten : fransöftfdje (ßencrale ipie Iföti^ Beamte öes preufifdjen Staates. IDenn fidj aud? eifrige Stimmen für i^n ausfprac^en, fo $eigte fidj bodf, wk Stein, abgefe^en pon öem allgemein beflagten oöer perurteilten Briefe, öurdj fein fdjroffes IDefen unö feine rücffldjtslofen Umipäl$ungen fidj Sa^lreidje perfönlic^e unö politifdje ^feifiöe unö n>cnig ^reunöe gefdjaffen Ifaüc.

Wo waten öie tapferen grauen, öie por faum einem 3^^^^ H"^ (Ernennung fo freuöig begrüft Ratten? Seit öem ^2• ®f tober permeilte ^^au pon Berg, öie Königin Cuife in i^ren Seelcnfämpfen herbeigerufen fyittt, in Königsberg; fie fudjte anfangs 5U Steins (ßunften $u permitteln, ftanö aber balö öapon ab unö erflärte ftdj gegen i^n. (ßrapn X?of Stein tut öer macferen ^rau unredjt, »enn er fie mit öem Sdjipädjling Köcfri^ gleidjftellt (ßrdfin X?of , öie jeöem patriotifdjen (Entfc^luf immer $ugeftimmt ^atte, fonnte je^t Steins (Entfernung faum eriparten. Selbft öie Prinseffinnen UHxren, fc^eint es, fü^ler gegen il^n gemoröen; in Cuife Haösitpills 2(uf5eid;nungen finöen fid; ftrenge Urteile über Stein; prinsef JTlarianne, fo fdjmerslidj fie nadj^er feinen IDeggang beflagte, ifat i^m öen „preux Chevalier" ^aröenberg ausörücflid) porgesogen.

2ludj Königin Cuife, öie nodj por wenigen JTlonaten bei öen Vorbereitungen 5um Befrciungsfriege feiner ^fü^rung n>illig gefolgt ipar, ^atte i^m allmd^lidj iljre (ßunft ent5ogen. „Ceutfdjer Patriotismus", Ijat Bismarcf befanntlidj gefagt, „beöarf in öer Kegel, um tatig unö nrirffam $u n>eröen, öer Vermittlung öynaftifdjcr 2ln^nglidjfeit/' Bei Stein trifft bas nxdit yx: fein öeutfc^er Patriotisnms n>ar bereit, über jeöe Cynaftic, audj über öie öer £)o^en5ollem, ^inmegsufc^reiten. Dem Königspaare finö öiefe 2lnfdjauungcn fd^tperlic^ gans perborgen geblieben, ^u öem König Ifat ein inneres Ver^ltnis überl^aupt nie bepanöen. „3dj ^e i^n nie geliebt", ifat ^vitbndti IDil^elm fpSter bcfannt. Stein feinerfcits ipar es sufrieöen, pon öem König „gefürdjtet" $u iperöen. Sie Königin tpar i^m in ^ffnungsfro^er ^uperfid^t entgegcngefommen unö Ifaüc i^m rücf^altlofes Vertrauen betpiefen, auc^ als fte ftc^ öer trennenöen IDefensunterfc^ieöe längft pollbetpuft

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Kdntdtn £tttfe unb ber Jretf^err Pont Stein

tat

getporöen n>ar. IDeiblid^e 2Inmut unö tDCtblid^e CtebenstpärMgfeit Ifob^yx übet Stein niemals ZTTad^t bcfeffcn. (Er i>erfannte öiefe Dotsäge an 5er Königin nid^t; aber er fanö fo. tt>eit tt>ir nadj feinen fpäteren ilufseidjnungen urteilen öürfen , öaf i^r (Befühl für hos (ßute &er 2(us6auer entbehre unö 6a0 fte i^re ^eit un5 i^re Heigungen bem König 5u miliig opfere unö öarüber felbft il^re ZITutterpflic^ten t>emac^Iäfftge. Seiner ernften U?uröe mifficl iljre in Schmers unö ^^euöe leidjt überquellenöe Ungesmungen^eit n>ie er i^re „blinöe Ciebe 5U iljrer ^aniilie" unö öie angeblidje Parteinahme für Jjaugroitj im Jjerbft \806 taöelte. Sie Königin füllte n>o^l, öa| fte in öen 2lugen SiÄns nur eine „femmelette" iiHxr, ein IDciblein, auf öeren Sdjn>äc^en feine tatfraftige Qerren« natur geringfd^ä^ig ^crabfal;. 2(ud; menn fte in öer Sai^t ntit i(;m einperftanöen nnir, pemüftc jie in öer Sdjroff^eit feines 2luftretens jene n>arme perfönlidje 2lnteilna^me, öie Jjaröcnberg nie unterlaffcn ^atte 5U $eigen. (ßlcidjn>oI?l ^atte fie auc^ nadj öem ^n>ifc^faU im September feine Beibehaltung als ZITinifter sunfldjft gemünfdjt unö ftd? bei 2(Iefanöer fär i^n pcrmenöet. 2(llein fte tt>uröe allmä^lid; mel^r unö me^r inne, tpie fe^r öie ZPege öcs Königs unö öes ZITinifters auseinanöergingen. (Es fd^eint ftd^er, öaf König unö Königin pon Steins meitgetriebenen (Erljebungsplänett Hadjridjt erhielten. IDie leidjt fonnte has rücfftdjtslofe I?oru>ärtsge^cn auf öiefem IDege 5U eittem pemidjtenöen ^ufammenftof ntit ^'^anfreidj führen! (ßeroif ift, öaf öer Pertreter öes abmefenöen ZITinifters &o\%, öer Staatsrat Hagler, öen öie Königin öamals ftdj geroöljnte in auswärtigen ^^agen 5U Ijorcn unö öer ein entfdjieöener (ßcgner Steins uxir, in öiefem Sinne auf fte eingeipirtt liai. Von geringem (Einfluf nur OHtr eine ^Tleinungsperfd^ieöen^eit über öie Heife nac^ Petersburg, öie Stein anfattgs nidjt geraöe5u mißbilligte, fdjlieglidj aber Ijinaussufdjieben empfaljl, n:>äl^renö öie Königin fte aus perfönlidjen unö nodj me^r aus politifc^n (ßrflnöen feljnlicfj tt»ünfdjte.

Von größter Seöeutung aber u>ar ein anöercs Ereignis. £)aröenberg, öer bisfynr in (Cilftt an feinen Cenfroüröigfeitcn gearbeitet haXU, fam auf öer Keife nac^ ^TTarienmeröer am \0. Horember öurdj Königsberg, ipobei er öem Königspaar begegnete. Kein ZPort tt»uröe geojcdjfelt; aber öen König unö £)aröenberg \a\) man in (Tränen. IDä^renö öie Königin an fjaröenberg fdjricb, perntittelten Haglcr unö fein Sdju?ager 2lltenftein am ndc^ften (Tage in Kaigen bei Königsberg eine J^wfantntenfunft, bei öer fjaröenberg öie Zlotmenöigfeit öer €ntlaffung Steins nadjörüw-flidj betonte unö sugleidj öie Heife itadj Petersburg billigte.

ßixx Königin €uife n:>ar öas Ergebnis öiefer Begegnung entfdjeiöenö. Von jenem 2lugenblicfe an, prinseffnt SaÖ5in:>iIl rerftdjert es, fagte fte öen (ßeöanfen unö öie f^offnung, an Steins Stelle I)c»'-&cnberg wieö^^r ils ^*rften intr»fter Oreufens •w^lte« 5U ^»'he

Tlndj Me (Entfd^Itefung öes Königs über Stein tt>ur&e halb öarauf gefaft* Vain mag ötc 2lnftdjt ^aröenbergs unö öes Königs Unsufrieöen^eit mit öem ungen>ö^nlidjen Porfd^lage Steins 5U einem 2(ufruf an bas preufifd^e Polf beigetragen ^aben; öie le^te (Entfc^etöung aber bradjten öie peränöerten Besiel^ungen 5U ^franfreic^. Tim \8. Hopember fam (ßraf (ßol^ pon (Erfurt über Berlin, wo er mit Daru einen 2tusfü^rungspertrag 5ur Scptember^Konpention gefdjioffen Ifaü^, nad) Königsberg 5urücf; er lief feinen ^wci^d an öem Verlangen öer ^fransofen nadj öer (Entfernung Steins. IDcnige (Tage fpäter, am 23. Hopember, erfuhr man, öaf öie ^fransofen n>irf lidj 2lnftaÜen 5ur Säumung öes Canöes träfen unö in Berlin bereits öen preufifdjen Be^öröen öie Kaffen übergeben Ifäitm. Vas Der^ältnis 5U ^franfreidj fdjien öamit enölic^ auf eine fefte (ßrunölage geftellt, eine frieölidje (Enttt>icflung perbürgt 5U fein. Tim 2^. Hopember empfing Stein, öer nodj felbft öie ZITittel für öen erften (Termin öer Kontributionssa^Iung bereitgeftellt ifaüi, feine (Entlaffung. (Einen eigentlid^en Had^f olger erhielt er nic^t; 5U ZTTiniftem tpuröen ernannt: 2(Itenftein für öie ^finansen, Beyme für öie 3ufti5, (ßraf Co^na für bas 3nnere; öie auswärtigen 2tngelegen^ Reiten behielt (ßraf (ßol^. (Einige tCage fpäter na^m Stein Pon öem König unö öer Königin 2tbfdjieö. Tim 5. Z)e$ember perlief er Königsberg, öie Staöt, in öie er pier ^Ifvc fpäter als Befreier einsieden foUte; öie Königin Ifai er nidjt roieöer gefe^en.

3n öen (Tagen, ipo Stein perabfdjicöet ipuröe, fdjeint öie Seife nadj Petersburg enögültig befdjloffen 5U fein. Hagler unö öer preufifdje (ßefanöte in Petersburg, öer ßvexlfttt von Sdjiaöen, hielten fie für politifdj $ipecfmäfig unö empfaljlen öringenö, öer (Einlaöung itleyanöers ^^Ige 5U leiften. Sie Königin beriet nodj einmal öarüber mit Prin$effin IDil^elm unö mit ^rau pon Berg. Sie fagte öer prinseffin, fte iPoUe mit öem König nad; Petersburg, um 2(lefanöer 5U bemegen, ^^etmas (Entfd^eiöenöes für Preufen 5U beroirfcn". ZtTarianne meinte, an itleyanöer fei $n>ar ,,^opfen unö TXlali perloren", iPoUte aber übrigens öer Seife nidjt roiöerfpredjen; nur öie Beteiligung öer Königin fdjien iljr nidjt paffenö. Der ^rau Pon Berg geftanö öie Königin, fte ipünfc^c freilidj öie Seife als (Entfdjäöigung für $ipeiunöein^alb 3<^^^ Unglücf ; „allein," fügte jie ^insu, „roenn öie (EI?re öes Königs unö öas öffentlidje IDo^l öer Seife ipiöerfprec^en, fo per$idjte idj öarauf in aller ©ffen^it, o^ne Jjintergeöanfen, unö mit allem öem guten IDillen, öeffen mein J)er$ unö mein (CI?arafter fä^ig ftnö."

Dem König mag nad; feiner gansen Hatur öer (ßebanU einer Petersburger Seife an fidj ipenig ipillfommen geipefen fein. IDenn er fic^ öoc^ öasu cntfdjlof , fo beftimmte i^n, ipie er feinem ®nfel, Prins ^eröinanö, nac^ Berlin fdjrieb, öie ipieöer^olte (Einlaöung itleyanöers, öer er ftc^ anftänöigenpeife nidjt entjie^en fönne; öann aber, ipas er gegen

299

feinen ZITtnifter öes Jtusipärtigen, (ßraf (5o% betonte, öte polttifc^e Sücfftdjtnoljme auf 6en Katfer, ber ptel fär Preuf en getan unö nod; me^r guten ZDillen befun6et I^be unb Neffen Unterftä^ung man noc^ oft brauc^n n>er6e* 2(nöerfeit5 n>trfte freiließ auf Mejenigen, Me in Jlleyanöer nur einen ,,treuIofen ^reunö" erblicften, öie Hadjric^t pon 6er beporfte^öen Heife nad) Petersburg n>ie ein ^^Donnerfdjlag".

Die Perabfd^ieöung Steins unö bie Heife nad; Petersburg, öie nun fär (En6e Desember feftgefe^t iDuröe, ftnö öamals unö fpater 5un>eilen in einem urfoc^Iic^en ^ufammen^ng aufgefaf t rooröen. 3" IDa^r^t ftnö beiöe (Ereigniffe glcic^mäf ig (Ergebniffe unö ftc^tbare ^eidjen eines unö öesfelben politifdjen Hidjtungsn>edjfels. Unter öer Ceitung pon Stein ijatie Preuf en ftc^ 0efterreic^ genähert, o^ne öa| öie Perbinöung mit Huflanö gans aufgegeben tpäre; je^t fd^Iieft es ftd; nacb öem IDillen öes Königs aufs engfte tpieöer an Suf lanö an, o^ne öaf man auf öie Derbinöung mit ©efterreidj unö auf öie an 0efterret{^ fidj fnüpfenöen gufunftsljoffnungen gan$ persidjtet Ijatte. 3" ^^^f^" (ßleifen bcoegt ftc^ öie preuf ifdje politif öer nädjften ^dt; fo entfpridjt i^r Cljarafter auc^ öer 2lnftdjt öer Königin.

getjntcs Kapitel IDätjwnb bes ö^ktvcidi^dien Krieges

(1809)

*^m 27. Dc5ember \808 traten ^nebndi Jüil^clm unö Cuifc'pon Könissbcrg aus öte Helfe nadi Petersburg an; (ßräfin 2?of n>ar mit (ßrdfin ZHoItfe einige tZa^t frfi^r auf^ gebrochen; öie Prin$en 2luguft unö IDilljelm, htm Sdjamljorft beigegeben tDor, fc^Iojfen fidj untertpegs an. Von öer rufjtfc^en (ßrense ob fa^ fidj öos Königspaar pon 6er ßap freunöfdjaft Kaifer Jtleyanöers umgeben, öer fidj an (E^renbeseigungen unö 2tufmerffamfeiten aller 2lrt nidjt genug tun fonnte* Curdj ^o^e ®ffi$iere mit Kofafenfdjmaöronen geleitet, in öen Stäöten pon Vertretern öes 2löcls unö öer Bürgerfdjaft empfangen, überall mit Paraöen oöer Ballfeften gefeiert, erreidjten König unö Königin am 6. 3<inuar ^809 Strelna, bas Sdjlof (ßroffflrft Konpantins. 2tm nädjften (Tage, 7. 3anuar, swifc^en öen Sei^n Pon ^0 Bataillonen 3nfanterie unö ^ Regimentern Kapallerie ^inöurc^, hielten fie i^ren (Einsug in öie Staöt Peters öes (ßrofen* Xiodi por öen (Coren mar i^nen Kaifer Jtleyanöer felbft entgegengefommen; im HHnterpalais empfingen fte öie Kaiferin (Elifabet^ Jtleyejeipna unö öie Kaiferin^sZITutter ZITaria 5^oöoron>na mit i^ren Söhnen unö tCöc^tem, öen (ßroffürften unö (ßroffürftinnen, unter öenen fic^ auc^ Cuifens ^wu^öin, öie €rbprin$efjtn Pon IDeimar, befanö. Die ZPo^nräume, in öie König unö Königin bann geführt n>uröen, neben öer berühmten (ßalerie öer Eremitage gelegen, n>aren mit perfc^tt>enöerifc^er Pracht ausgeftattet; 500 2(rbeiter, fo berichtet öer fransöftfc^ Botfc^after, Ratten tpoc^enlang (Tag unö Had^t

50\

Iü31)renb bes öf^erretc^tfc^cn Krieges

an öcr €inridjtuns gearbeitet. Hodj am 2lbenö öes erflen tCagcs, tro^ aller (Ermüöung, tpol^nte bas KSnigspaar 6er Sluffu^rung einer 0per unö eines Balletts bei.

(Es folgte eine ununterbrodjene Hei^e glansPoUer ^eftlic^feiten: gegenfeitige Befuc^e, grofe (Empfänge, tCfjcaterauffüIjrungen, bei öenen namentlidj We tCragööin (ßeorges bciDunöert tt>ur6e, Baüfefte, ^^^^ ^^ Perlobung öer (ßroffürftin Katljarina Pau>Iott>na mit 6cm Prin$en (ßeorg von ©löenburg, IDaffenpei^ auf öer Hetoa, ^eftc im (Er$ieljungs* inftitut 6er Kaifcrin=2Tlutter un6 im (Caurifdjen Palais; alles mit einem ipaljr^ft orientalifijen Cujus, 6en Königin Cuife immer n>ie6er beftaunte, o^ne 6odj 6apon geblenöet 5U n>er6en.

Der (Ein6rucf, 6en ^ric6ridj IDil^elm madjte, foU nidjt günftig gemefen fein: 6cr Räuber pon Cuifens 2(nmut un6 Sdiönifext aber perfagte aud; l^ier nid^t. (ßleic^, nrie fle am 2lrm 6cs Kaifers 6ie Sdjloftreppe Ijinaufftieg, eine ruffifdje £)of6ame er$ä^lt es in 6er 2lnmut i^res nodj jugen6lidj frifdjcn 2lntli^es, 6effen lidjter (ßlans f^^ ^" ^^"^ 6unflen f^intergrunö 6es 5obelbefe^ten blaufei6enen Pelses, eines (ßefdjenfes Kaifer 2(lefan6ers, ^ell ab^b, tpie fte mit leidstem Heigen 6es ffanpks un6 freun6lid;cn Blicfcn 6ie ehrerbietigen Verbeugungen 6es perfammeltcn ^ofes ern>i6erte, flogen i^r 6ie £)erjen entgegen. Iln6 Pollen6s öann, einige (Tage fpater, bei 6em grof en (Empfang, als Cuife in Kniglidjer ZTlajeftät 6ie Dorftellungen entgegennahm, ftraljlen6 in 6er funfeln6en Pracht il^res Sd^mucfes, me^r nod; 6urd; 6ie Sd^önl^eit i^res IDucbfes, 6en Heid^tum i^rer blonöen £)aare, 6ie lcudjten6en Blicfe i^rer blauen 2lugcn, 6ie ungemöfjnlidje £)armonie pon 2Inmut un6 lDür6c il^rer gansen (Erfdjeinung, 6a ^icg es unter 6en ben>un6em6en ^uf^uem: „Sie ift 6ie Sdjönftc 6er Sdjönen, fie Ijat feine Hebenbu^lcrin auf 6er IDelt."

Beöeutungspoll für Cuife ipar es, 6ag audj 6ie bci6en Kaiferinnen, 6ic iljr anfangs nur mit gemcffencr £)öflidjfcit begegnet ujarcn, 6urdj il^re Ciebensn>ür6igfeit pöUig erobert muröen. Sie Ijatten 6em Befudje 6er Königin nidjt o^ne Vorurteil entgegengefetyen. Der ganse rufftfc^ £)of rouf te ja, 6af fie auf Kaifer 2Ilcfan6er einen ftarfen (Ein6rucf gemadjt l?atte; 6af 6er Kaifet i^re grof en €igenfdjaften, iljre i6eale (ßeiftesridjtung begeiftert rüljmte. ZTTan fprad) 6es^Ib pon i^rer (ßefallfudjt, i^rer Ztffeftiertljeit, it^rem IDunfdj 5U glänsen un6 bea?un6ert 5U n>er6en. Iiidjts pon alle6cm bemerftcn 6ie Kaifcrinncn; fie perftan6en es nic^t einmal ipie man fo ^abe über 6ie Königin fpredjen fönnen. „IDir leben alle untereinanöer," fc^rieb €lifabetl? an il^re lUuttcr nadj Karlsrulje, „als ob ipir uns feit ZTIonatcn fennten . . . llnfere (ßäfte fin6 nnrflidj 6ie beften ZTIenfdjcn pon 6cr IDclt, es ift unmöglich, i^nen nic^ iPol}l5UiPollcn, fic Ijaben eine £)cr5lidjfeit, 6ie idj mit größtem Vergnügen ipie6ergefun6eii l>ibe ... (Es ift unmöglid;, bcffcr 5U fein als 6ie Königin.^' 2(us Cuifens ZTIunöe meinte 6ie Kaiferin fjeimatf länge $u Ijören; aud) mit prim ITHlb'^^m fprad) ^i^ a^»^ ^'Utfcfe.

Cuife i^rerfetts war entsucft pon öen bciöcn Kaifcrinnen, pon öcr unausfpredjiidjcn mütterUdjcn (ßüte öcr Katferin TXlaxxa, pon öcr fünften Ctcbensroüröigfcil 6cr „^crrlidjcn" Kaifcrin (Elifabct^. 3^W^" ^^" ^o^cn ^^auen fdjiof ftd} rafdj ein inniger ^reunöfdjaftsbunö, öem tt>ir eine Hci^e fdjöner Briefe 6er Königin peröanfen. (Es fdjeinl felbft, öaf nadi ^rauenmeife andf fdjon £)eiratspldne erörtert rouröen, 6ie, foroeit fte in öie S^tnn^ porausgriffen, bodf adjt 3ö^re fpater öurc^ öie Permä^Iung öes öritten Sohnes öer Kaiferin ZITaria mit öer dlteften tToc^ter ^ntbndj IDil^elms unö Cuifens iE^re Pertpirflic^ung finöen feilten*

3n 6er ^üHe pon Vergnügungen, mit öenen Kaifer itleyanöer nidjt obfidjtslos feine (ßäfte uberfd^ättete, blieb tpenig pia^ für bie Politif; gans gefehlt Ifat fte öod; nid^t* JHeyanöer lief öem König feinen S^dftl, öaf er an öem fransöftfdjen Bünönis feft$ufjalten geöenfe; er öeutete an, öaf er bei einem öfterreic^ifc^s^fransöfifc^en Kriege $ur ^ilfeleiftung fär Hapoleon pertragsmäfig perpflid^tet fei. Dem König empfahl er öringenö, andi feinerfeits ftd? in öie Be$ie^ungen 5u ^wnfrcidj 5U fügen; öafür perftc^erte er i^n innerhalb öiefes Syftems feiner Unterftü^ung, unö, n>ie öie Beridjte öes fransöfifdjen Botfdjafters (Caulaincourt beftätigen, penpanöte er fic^ öamals »ieöer^olt unö nadjörücflic^ für Preuf en.

Xlaii XDodien raufc^enöer ^feftlic^feiten fam enölic^ öie 2lbfdjieösftunöe. 2lm 3^3^"u<^^/ mit einem tiefen Seufser, fdjieö Cuife Pon öen glänsenöen Hdumen, in öenen fte, ipenn nidjt öos (Slüd, öoc^ tpenigftens seittpeife Dergeffen^eit i^res Unglficfs gefunöen fyxttt. Crft in Strelna na^m öie faiferlidje ^^^ntlie 2lbfc^ieö. Cuife felbft ifat Hfn befdjrieben: „2lllenfc* falben floffen tCränen* Sie Kaiferin==Znutter fegnete mic^; idj glaubte 5U i^ren ^fifen nieöer$ufinfen. Kaiferin (Elifabet^ örflcfte midj in i^re 2lrme, bene^e midj mit i^ren tCrdnen* Der Kaifer fyiüt alle Ztlü^e, ^altung 5U beipa^ren, öem (ßrof fürften Konftantin ftanöen (Crdnen in öen 2lugen* Sie (ßroffürftinnen fiber^duften mic^ mit Ciebfofungen, ZTlaric ipeinte unö ipar bleich ipie öer tCoö* 3^ ^^^ aufgelöft in Danfbarfeit, unö nur ein (ßeöanfe: öu ge^ft in öein Unglücf ipieöer hinein, ftörte midj manchmal* So ftiegen ipir öie tCreppe ^inab. Die Kaiferin ^ZITutter unö alle famen mit bis an öen IDagen. (Es ipar fc^recflic^. Der Kaifer fonnte nidjt me^r fpredjen; idj fonnte geraöe nodj fagen: „3dj empfehle 2^mn unfer Sc^icffal unö bas (Släd meiner Kinöer unö alles ipas mir teuer ift, Sie finö unfere Stu^e." Unö fo unter taufenö tCrdnen im IDagen. Sie Kaiferin (Elifabet^ perging por Sdjmer$, öie Kaiferin ^ZITutter fegnete uns, ipeinte unö madjte bas Kreu$ auf öem IDagen unö auf uns, als ipir bas ßenftex noc^ einmal fanöen um 5U n>infen; fo ging es enölic^ fort. Der König »einte, idj fc^luc^ste. Der (ßroffürft ritt $ur Seite öes IDagens. 2ln öer Stelle, n>o öie (Esforte abgelöft ipuröe, madjten ipir Ijalt, er na^m 2tbfc^ieö pon uns; öer Kaifer, öer uns nodj gefolgt n>ar, ftieg aus öem Sdjlitten,

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um uns ein le^tes TXlal 5U umarmen. Vann tpur6e bas IDagenfenfter gefd^Ioffen unb alles tt>ar Dorbcü!" . . . Cuifc unö Jlleyanöcr Ifab^n ftdj nic^t nneöergefe^en.

2lm \0. ^ebruar, »ä^rcnö öie (ßlocfen „Hun 6anfet alle (ßott" läuteten, trafen ^ricörid? IDtII?eIm unö Cutfe roieöer in Königsberg ein.

Die Konigin Ijat, n>ie über Me ^ufammenfunft in ZHentel, auc^ fiber Me Petersburger Heife ein (Tagebud; gcful^rt, öie umfangreid^fte unö pollftänöigfte ^(ufseid^nung, öie ftc^ von ifjr erijalten ^at. (Es n>ar ^auptfädjlidj für öen Bruöer (ßeorg befKmmt, öer voSifunb feines Parifcr 2(ufent^altes ebenfalls ein (Tagebuc^ geführt ifattt, aber auc^ für Me anderen (ßefdjroifter, überijaupt „pour tous ceux que j'aime", tt>ie Cuife felbft in öer Ueberfd^fk fagt. Die Königin ^at öarin alle öie glanspollen ^eftlic^feiten befd^rieben, mit öenen fif gefeiert muröe. Pol! Bcwunöerung fpridjt fie pon öem Cujus, mit öem man fie umgab, von öem (ßolö unö Silber, öen (ßcmälöen unö Spiegeln, ZHarmor unö Bronse; mD Danfbarfcit pon öer (ßüte unö fjerslidjfeit, mit öer öie faiferlic^e ^amilie, por allem Mc beiöen Kaiferinnen fie überl^uften* IDas in i^rem 3^^^^^ öabei porging, orirö man bo4 pergeblid; öarin fud^cn; picUeid^t aud;, Pon 5^f^ 5^ ^^ft d^j^dt, betäubt pon öer ZDud^t btt neuen unö ubenpältigenöen Cinörucfe in Petersburg, tpuröe fte ftd; i^rer innerften (ßeöanfen unö €mpfinöungen felbft nid^t poUfontmen betpuft; ntan ful^lt nur ^inöurc^, öaf Cuife, leiöenö ipie fte mar, öie ^ülle öer Pcrgnflgungen meljr über fic^ ergeben lieg, als lebenMg öaran 2lnteil naljm. (Erft nadj öer Hücffe^r, in Königsberg, in öen trüben fZa^m, ba eine tiefe Crfd^öpfung fie oft unö lange an bas ^immer feffelte, ift fte ftd; über öie ZDirfutig unö Beöeutung öiefer Petersburger Keife für fte felbft, für i^r 3""<^"I^l>«" W«'^ geworfcen.

Cuife ^atte nun öen beipunöerten Kaifer in feiner IDelt gefeiten unö beobadjten fönnen, in öer falten Pradjt feiner Umgebung, 5ipifdjen feiner unglücflidjen ©ema^lin unö feiner (Beliebten, öer (ßräfin Haryfdjf in, öie bei öent grof en (Empfang öer Königin am 9. 3^nuar fdyntucflos, nur in öent Cidjt iljrer öunflen Sdjön^eit geglän$t Ifattc. IVlxi poller Klac^ empfaitö fte je^t : öicfe lüelt ipar nidjt i^re lüelt, fte uxir i^r 5U „ntateriell", nic^t i^geifHs' genug, unö öiefer Kaifer ipar nid;t il^r Kaifer, nid;t bas einft perel^rte 3^<^^ nicbt 6cc Kaifer ihrer (Traume, i^res Sdjroärmens. „€in lUonfdj, fdjreibt fte öer ßxan pon Berg öer nur ^onn unö ^farbe liebt, ift öodj feljr roettig." llnö roie in iljrent Der^dUnis yi Kaifer illejanöer perfönlidje unö politifdje Besieljungen immer untrennbar perbunöen flnö, fo mar aud; iljre €nttdufd)ung je^t 5ugleid) perfönlid) unö politifd;. Hur einmal ^tte fie ntit öent Kaifer, öer jeöer pertraulidjen Begegnung mit iljr eljer aussuip'eidjen fd^en, über „Cßcfdjdfle" fpredjen fönnen. 2ln öer Stelle, n>o fte in iljrent tCagebuc^ öiefer Unter^ltung geöenft, fügt fte, nte^r in foraenöen (ßeöanfen an i^i**? K»"ö»"i- als an *tdi felbft, W"»»-

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S 1

Wälixtnb bes öfterret(^if(^en Krieges

„Tidi ^ntnn^, tparum beflemmft öu mein £)er$ unö u>arunt ftetgen tCränen öer IDeljmut in meine Jtugen?" Sie Ijatte fidj enögültig überseugen muffen, öaf öie Sadje öer ^reiljeit pon 2tleyanöer nichts su ^ffen ^abe. Seltfam ipiöerfpruc^spolle IDirfung öiefer Peters^ burger Seife auf bas Königspaar! PerftänMic^ 6odj öurc^ 6en IDefensunterfdjieö $anfc^en 6em König, 5er bas i^m (ßelaffene erljalten rpiü, unö öcr Königin, 6ie bas i^r Cntriffene loieöergcwinnen mödjte* IDäljrenö ^rieöric^ IDiUjelm nur nodf enger an öen ruffrfdjen ^reunö ftdj anleljnt, öeffen breite Bruft allein Sdju^ per^eif t, mcnöct ftdj Cuife mifmutig, faft geringfdjä^ig pon i^m ab'j fte entfernt iljn aus iljrem ^nmnUben tpie einen ^remö^ förper; n>as pe an Dereljrung iljm geipiömet ijaiit, fdjenft fte feiner ZHutter unö feiner (ßattin, öenen fte fortan gern i^r ^ers öffnet* Dem Kaifer öanft fte auf 5er ^eimreife Pon ZHemel aus am 9. ^ebruar für feine ©fite unö ^reunöfc^aft unö empfieljlt iljm öie ^nttv^Wm öes Königs, bas (Sind i^rer Kinöer unö gan$ Preuf en. Dann fc^reibt fte iljm nod) einmal, pielleic^t $ipeimal, (Empfehlungsbriefe, aber nie meljr ein IDort über Politik

(Enttäufc^t in il^ren Hoffnungen, ernüchtert in i^rer Betpunöerung, befennt Cuife 6em Bruöer (ßeorg: „©ans Petersburg un6 feine ^efte untren mir Pein un6 Strafe," unö 5er ^rau pon Berg: „3dj freue mic^ je^t, 6af idj nidjts öort oröentlic^ genof , btnn nun ^b idj feine Störung in meinen emftljaften Sefle^ionen geljabt. 3<^ ^^'^ gefommen, ipie ic^ gegangen, nichts blenöet mic^ meljr, un6 idj fage 3ljnen nodj einmal: ZHein Hetdj ift nic^t pon öiefer IDelt." (27* ^ebruar.)

2Illes, was in 6iefen tCagen gefc^, trug 5a5u bei, 6ie forgenpoUe Stimmung 5er Königin 5U fteigem.

König ^rieöric^ IDil^elms erfter unö näc^fter politifc^er ^wzd wav andf je^t öie (Erl^altung eines ^^uftanöes 6er Hul^e unö öes ^rieöens, tpdl^renMeffen Preufen fid; 6er IDieöerljerftellung unö (Entfaltung feiner Hilfsquellen ipiömen fonnte. Die Sdjmierigfeit lag aber in 6en Besieljungen ©efterreidjs $u ^ranfreidj, öeren immer beöroljlic^cre Spannung öurd; 6ie fiberrafd^enöe Hücffel^r Hapoleons aus Spanun 5utage trat. Der König fürd^tete einen plö^lic^en 2tngriff ©efterreidjs gegen ^ranfreidj, 6urdj öen er felbft in fc^mere Beörängnis geraten mufte. 3n öiefem Sinne äußerte er ftdj auc^ $u 6em (ßefanötcn ©efterreic^s am ruffrfdjen H^fe, 6em dürften Sdjipar$enberg, 6em er fürs nac^ feiner Zlbreife aus Petersburg begegnet nntr. (Er perfd^tpieg il^m nid^t 6ie tPal^rfc^einlic^feit 6er rufftfdjen Parteinaljme für ^ranfreidj gegen einen öfterreidjifdjen Eingriff . (Ban^ befonöers aber ipies er auf 6ie perfönltc^e (ßefaljr Ijin, in 5er er ftc^ mit feiner ^amilie in Berlin befinöen ipüröe, wo er öent Kriege fc^merlic^ fernbleiben fönne, unö fpradj felbft Pon ZHaffener^ebung für öen bann unpermeiMic^en Derjmeiflungsfampf: „(Er fei, bemetfte er, 5U 6en äuferftcn

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303

lPäf)renb bes dfierreid^tfc^n Krieges

Ztnftrengungen bann entfc^Ioffen, nnb ipolle, wtnn es fein mflffe, lieber ru^mDoII etiöen als 605 Cos 5er fpanifdjen KSnissfamilie teilen."

2(Uein öiefe tapferen 2(euf erungen besogen flc^ bodi nur auf Me ZnSglic^feit, ba^ öte flammen 6es Krieges i^n in Berlin ergreifen mflröen. ^nnädifl ^dfob er öie Ueberfteölund nac^ feiner alten Qauptftaöt hinaus, obgleid; auc^ von fransSftfc^er Seite ba5u gebrdngt muröe. Qauptfac^Iid; aber fachte er gans in 6er alten IDeife 6urc^ gutes ^ureöen btn öro^enöen Stunn 5u befc^n>ören. ^n ZPien tDamte er n)ie6er^It por einem flberettten 2tngriff, 5er Huf lanö an ^ranfreic^s Seite treiben mflffe, 2^ Petersburg fc^lug er einen gegenfeitigen (ßarantiepertrag in 6er ^orm einer Defenfwallians 5n)ifc^en Huf lan6, 0eflerreic^ un6 Preufen per, tPo6urd; ®efterreic^s Kriegsluft ge6ämpft, Preufens (Efiftenj geftc^ert ja Hapoleon fclbft 5ufrie6engefteIIt tpcr6en follte. Diefe Derfuc^e, mit fc^tt>ac^n ^n6en in 6as grofe politifc^c IDeltgetriebe einsugreifen, blieben wk immer erfolglos. Oefterreic^ ruftcte ipciter un6 feinen grofen un6 unper^oljlenen 2tnftrengungen antujortete eine me^ un6 me^r anfc^n)ellen6e Setpegung in Hor66eutfc^Ian6. Kaifer TlUjcanbcx lehnte 6en 2?orfd;Iag einer Sefenftpallians mit ®efterreic^ un6 Preufen ab, betonte pielme^ nac^6rucflidj feine Verpflichtungen gegen ^ranfreic^.

Die 2tntnK>rt 2tlcyan6ers, 6ie 6ie Hoffnungen 6er Patrioten nie6erfc^Iug un6 bei 6cn Sd^am^orft, (ßneifenau un6 U^ren ^reun6en bitterften tCa6el fan6, än6erte nichts an König ^ric6ric^ IDilljcIms politifc^er Haltung. Ilnterre6ungen mit 6em ruffifdjen ZTIinifler Humian^ip, 6cr im ITläxi bnvdi Königsberg fam, beftätftcn i^n nodj 6arin. „€r fie^ nur 6urd; 6ie 2(ugen Kaifer 2(le;an6ers/' Nagte man in Königsberg. (Er a>äre, min6eftetts 5unäd;ft, 5ufric6en gca>efen, pon 2llefan6er eine Tlvt Sdju^brief 5U ert^lten, 6er 6ie <£fiften] Preufens audj für 6en ßaü ftdjcrte, 6af Hapoleon etn^a bei unpflnftlidjer Kontributions^i 5al}Iung 5U (0en>aItmaf regeln, ipie sur lDie6erbcfe^ung preufifd^en (Bebietes, fc^reiten foDte. ^ür Königin Cuife be6eutete 6as 2?erl}alten 2(le;an6ers 6ie ^erpörung 6es legten Stflcfes il?rer 3Uufionen: 6af 2llcyan6er 6ie fc^öne (Erhebung 6cs öfterreic^ifdjen Dolfes, 6er fie mit 6cr innigftcn Ccilnaljmc un6 mit Icifen £)offnungen entgcgenfalj, an 6cr Seite ^ranfreic^ mit IDaffengcipalt nic6erfdjlagcn n>oUe, 6as tötete in iljrer 23ruft 6as le^tc (ßeffi^I fflr öen Kaifer. Sie ge6ad;te einer Bcmerfung, 6ic fie gclefen: ;,6af nid^ts fd^recf lieber fei, als Me gute ZTTeinung, 6ic man pon einem ITTenfdjcn ifattc, $urucfne^men 5U mflffen," un6 Vtfx reiner un6 c6Ier Sinn empfan6 fdjmerslidj 6ie bittere IDaljrljcit 6iefer IDorte. ^XReine Hcife", fc^rcibt fte im ilTärs \809 6er ^rau pon Berg, „Ijattc mic^ pon einer gennffctt 3lIufton gcljcilt, un6 Sie foUcn einen Hing pon mir erlyalten mit einem Stern un6 mit 6en IDortcn: „€r ift erlofc^en." 2tber man fonnte fic^ 5U feinem ZTn^teil ä«6<»rn^ ohne

öabct 6oc^ €^re, gefunöen Zncnfc^euperftanö unö tCugcnö absufdjmoren." Unb wenn es nun tptrflic^ balfxn fommcn follte, öaf Huf Ian6 an 6cr nicöertDcrfung ©efterreic^s teilnaljm, muftc bann nic^t and) Preuf cn 5U öcr „infamen Partei übergeljen?" Der (ßeöanfe an eine folc^ ZnSglidjfeit erfüllte 6ie Königin mit (gntfel^en: ;,3d? beginne an alles $u glauben, was infam ift, un6 öie €fiften$ öes (ßuten unö 6er tCugenö 5U leugnen . . . 3dj bin auf er mir bei iem (ScbanUn, 6af alles (ßute erfticft ift. Hein, ic^ fann es nic^t aus* fpredjen, was idf füljle, tpie es in mir tobt, 6ie Bruft $erfpringt mir faft . . . Tld) (ßottl ift es 6er Prüfungen nodf nidjt genug?"

€s mar ein partes ^rüljja^r für Königin Cuife. Bei aller iljrer unter foüiel Kämpfen un6 ©pfern errungenen Seelenrulje erlebte fie Cage, wo „bu IDelt mit allen iljren Sünöen auf i^r lag". Sie litt förperlidj un6 geiftig, iljr ZHut fdjicn gebrochen, i^re Cebensfraft faft erlofdjen; teilna^mlos, n)ie in pölliger (Erfc^laffung, ^\>ann fie ftc^ seitipeife in iljre fjäuslidjfeit ein, in iljr 2lUtagsleben, öeffen von 5er (ßräfin Pof immer wieöer beflagte €införmigfcit nur von piauöerftunöen mit 6en prinseffinnen ZHarianne unö Cuife, mit Hagler unö ^ufelanö, un6 sutoeilen öurdj eine furse itusfaljrt unterbrochen wnxbc. ^\x 6er (Trennung pon Kaifer Zlleyanier fam noc^ ein S^^DÜrfnis mit Bruöer (ßeorg, 6er in einem Briefe an ßvan pon Berg über Demadjläffigung 6urc^ Sc^mefter Cuife geflagt ^atte: „iljr SdftDeigen töte i^n." Die Königin, tief betrübt über 6ie üortDÜrfe 6es Bru6ers, redjtfertigte fxdi mit i^ren Cei6en un6 mit 6em ^inmeis auf 6as Petersburger tTagcbudj, 6as 6odj ^auptfäc^lidj für i^n gefc^rieben fei. 2tber (ßeorg fdjien an iljrer fdjmefterlic^en Ciebe 5U $ipeifeln, un6 6as traf Cuife im ^eiligften iljres ^ersens. „Dein Brief ^at midj Semic^tet. 3ft es möglich, 6af Du an mir persmeifeln fannft? Kennft Du Deine Cuife nidjt meljr? Hein, 6iefen Brief Ifäüe idj nimmermeljr Pon Dir möglich geglaubt. Zlleine tCage ftn6 ja fdjon bitter genug, als 6af ic^ 6iefes ^ätte pon Dir $u erleben geglaubt!" (ßleic^ 6arauf entfc^ul6igte fie pdj 6ann n)ie6er, 6af fre i^m „mit Bitterfeit un6 Caune unangeneljme Dinge" gefagt Ijabe, un6 6er ^rie6e stpifc^en 6en (ßefdjtpiftem tpar bal6 ipie6er^ergeftellt. „©ottlob," fdjrieb Cuife 6em Bru6er, „6ie Ciebe, 6ie in uns ift un6 uns pereinigt, fann er (Hapoleon) 6odj nidjt pertreiben, nodj erobern, nodj perbieten."

3n5ipifdjen rücfte 6ie IDa^rfc^etnlidjfeit 6es Krieges 5ipifc^en ©efterreidj un6 ^ranfreic^ immer naiver un6 6ie 2Iusftd;t auf 6ie Hücffe^r nac^ Berlin fd;ipan6 6abei in immer tpeitere ^eme. ZTtit unerträglichem Drucf laftete 6ie fc^müle Spannung 6iefer tTage auf 6em Königspaare. Das längere Derbleiben in Königsberg tpar nic^t unbe6enflic^, 6a 6ie (Begentpart 6es Königs in Berlin 5ur Beruhigung 6er fteigen6en nationalen Beipegung erfor6erlic^ fc^ien un6 pon 6en Berliner Beljör6en 6ringen6 gefor6ert ipur6e. 3^^^^^^^"

20* 307

bcfanö man ftc^ in Ifdntgsberg einigemtaf cn in Stc^erl^ett, ipal^renö man in Berlin inmitten fransöftfd^cr unö r^einbünöifc^er (Truppen jeöem Ueberfall faft me^rlos preisgegeben toar* Kamen bodi von perfdjieöenen Seiten IDarnungen por 2tnfdjlägen Hapoleons, ^er öem preuf ifd^en Königspaare bas Sc^icffal 6er fpanifd^en Bourbonen 5ugeöac^t I^be. IPos nnir in foldjer ^c\t, pon foldjem lUanne nidjt $u fürdjten? ^tte er nic^t erflärt, bag feine Synaftie balö 6te dltefte in (Europa fein tueröe? TXlan badftc öesl^alb 6aran, falls bas Königspaar öodj nodj nadj Berlin überfteöeln müröe, öie älteften prinjen unter btm Vovwanbt von llnipcrfttätsftuöien in Königsberg 5urucf5ulaffen. Unb toenn nun bet Krieg mirflic^ ausbrad; unö auc^ Preußen in feine IDirbel rif ? Bei 5er Ueberlegen^t bet fran5öfifdjcn Streitfräfte in Dcutfdjianö smeifelte öie Königin nic^t, ba^ Berlin bann fogleidf tt)ic6cr Don iljncn befe^t meröe. „3P ^^ ^<^"" "^^ 9^"$ furc^terlidj/' fc^rieb fte ^em Bru6cr, „feaf wxv öen (Entljufiasmus unö 6ie Cicbe 6er guten Ponnnem, ITTärfer un6 Berliner fo muffen perrauc^cn laffcn?"

3n folc^er Stimnmng erlebte öic Königin am 10. 2när$ \809 i^ren 33. (ßeburtstag, Sie Stabi Königsberg, öie 6cn tCag öurc^ (Einfül^rung 6er neuen 5tä6teor6nung feierte, gab 6cr Königin ein großes ^cft im Börfcnfaale. y:iv^ €mpfin6ungen 6abei Ifoi Cutfe einige (Cage fpäter 6er ^reun6in gefc^il6ert; tpir n)ic6crI)olen 6ie XDorte, wie fte i^r aus 6er ^e6er fioffcn: „Non, comme tout cela etoit triste. Das tfexif n>av serfleifdjt. J'ai dansö! j'ai souri j'ai dit des choses honnctes, et je ne savois, Por llnglucf nic^t ipofjtn* IDcm wivb preufen in ein(cm) 3a^rc geljörcn? Wo u>cr6cn mir alle $crftreut fein? (Sott, Ztllmäc^tigcr üatcr, erbarme 6idj."

Pic nädjften IDodjcn bradjten feine Beffcrung 6er Cagc. lDäljren6 etnselne Hegierungs« mitglic6cr, audj 6er ZHiniftcr 6cs itusmärtigcn, (ßraf (ßol^, Pon 6en ^utüdblAbmbm nicht u>cnig benci6et, nadi Berlin übcrfte6cltcn, blieb 6as Königspaar mit 6em J)ofe in Königsberg, oljnmädjtig, tatenlos, Ijoffnungslos, auf 6as losbrechen 6c5 Unwetters l^irrenfr, 6as 6cn f)oljen5ollemtljron umftürsen fonnte. Der ^all J5*ir*i*?05as, 6en man €n6e ZtUr] erfuljr, erfc^ütterte audj 6en König; es fdjicn ein böfcs Z?or5eicben für 6en ilusgang 6er öfterreidjifc^en €rljebung. Unter befon6ers fdjlimmen €in6rücfen ftan6 6ie ^eier 6er ©ftertage (2. un6 3. 2Ipril). Die fleine Cuife lag franf an einem falten ^ieber, un6 Me ZHutter 6urfte nicht pon iljrem Betteln weichen. 2tm \, 2tpril fam über Kopenl^gen 6te Hadjricbt pon einer Kerolution in Sc^u>e6en, 6ie 6en König (ßuftap IV., 6en lei6enfd^ft* lidjften un6 Ijartndcfigften (ßegner liapoleons, pom (Cljrone ftief . ^rie6ric^ IDilE^elm erfannte 6arin eine neue Stdrfung 6er Uebermadjt ^ranfreidjs un6 Hu§lan6s/ eine Z^erfcf^lec^terung 6cr itusftdjten für ©efterreidj. Die Königin mar um fo tiefer oon 6icfeni nen»^" Unglud

ergriffen, als (ßuftaps (ßemaljlin eine baötfdje prinsefftn unö eine Sdjtpefter 6er Kaiferin pon Huflanö war. ^ugletc^ aber meinte fte barin 6ie Sfanb Hapoleons 5U erfennen, un6 in 6em Sdflcffal öes fc^tDeöifdjen Königspaares bas eigene Sdjicffal poraussufe^en. €s Überfant fte tpie eine an (ßeu>ifljeit grensenöe 2lljnung, 6af audj für bas preufifdje Königspaar 6ie Stunöe 6er Verbannung balö fdjiagen tperöe. 2tIIe Kraft i^res frommen (ßlaubens na^m fie 5ufammen, um ftdj für öiefen fc^iperften 2tugenblicf mit Stärfe unö ^eftigfeit 5U ruften; 6enn fo feljr fte jeöes Unglücf als Prüfung unö Cäuterung auf$ufaffen ftd; getDöl^nt ifattz, fo füllte fie 6oc^ Poraus, &af fie 6en Schmers 6er (Trennung ,;Pon allem tpas preufen ^eift/' um nichts tpeniger tief empfinöen tperöe. Den Bruöer bat fie: „üerfpridj mir, ba^, wenn man uns aus 6em Unfrigen pertreibt, Du 5U mir fommen tpillft, n>oljin es audj fei." 2tn ^rau Pon Kleift fdjrieb fie ant \. 2IpriI: „€s ift eine fc^mere ^dt 5er Prüfung über uns aufgegangen, unö nur 5er (ßeöanfe, „€s ift (ßottes ^anö, öie alles leitet", unö 6ie lleber$eugung, öaf u>ir nur 6urc^ Prüfung pereöelt un6 gebeffert unferer 23eftimmung entgegenreifen, fann uns empor^Iten in jel^iger ^ext . . IDoljI Ijaben Sie rec^t, liebe ^reunöin, öaf mir bas Unglücf, bas uns alle traf, nidjt leicht aufneEjnten foüten . . . ZTTein befferes3^ ift öuc^ nic^t untergegangen, un6 es ift eine Hulje in mir, öie mir alles ift. Destpegen bin idj unö bleib' idj 6odj ZHenfdj, un6 rufe oft mit tCljränen 6er innigften IDeljmut^ aus: ZHeine Seele ift beörücft sum tCoöt. Der ZHoment öes Unglücf s, 6er Prüfung ift immer f ürc^terlidj I . . . wznn bann nur öie £)ilfe Pon innen nidjt ausbleibt, um alles mieöer in (Drönung 5U bringen." 2tm nadjften tCage, 2. 2tpril, fügte fte ljin$u: „3clj mar audj Ijeute $ur (Communion. Die ^anMung ift mir, tpie immer, fe^r fe^erliclj getpefen, un6 meine Ijeiligen Cntfdjlüffe, Ijoffe ic^, foüen erljöret u>er5en."

„3^ bin auf alles gefaf t," fc^rieb Cuife 6em üater (7. 2tpril), „nur 6ie (Bnabc (ßottes erljält midj ftarf, aber allein audj nur 5er (ßlaube an iljn unö feine üorfeljung," unö ebcnfo an Kaiferin ©ifabetlj, 5er fte i^re tCeilnaljme 5U öem Unglücf 6er Sdjipefter in Stocf^Int ausfprac^. €s tpar aber 6ocfj noc^ etipas an6eres, tpas Cuife aufredjt Ijielt, tpas fte mit ftolser Hulje 6em Untergang entgegenfeljen lief. Sie 6eutet es an, tpenn fte an Kaiferin Clifabcllj fc^reibt: „Die Krone Ijat für mic^ nic^t 6en grofen Hei$, meldjen fte xvolfl für an6cre ^at,. idj mage $u fagen: es ift nic^t mein ein$iger X?or$ug, perfleljcn Sie midj redjt, es ift nic^t 6er gröfte üorsug, 6en ic^ glaube 5U beft^n, un6 ipenn es 6ocIj etwas ftols un6 anmafen6 flingt, fo perseiljen Sie es einer feljr unglücflic^en Königin, 6ie $u 6eutlic^ porausfte^t, 6af fte bal6 in 6ic Cage perfekt fein u>ir6, . . . gans allein auf iljren inneren IDert befc^ränft $u fein." Un6 in 6emfelben Sinne an 6en ^ürftbifdjof

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3ofep^ von €milanb, einen geborenen prin$en von £)o^en5oIIem , mit 6em fie in Mefen fc^meren (Tagen ^reunöfdjaft fc^lof : ,,Seien Sie über$cugt, es fomme, voas es iDoUe, i<^ meröc immer über mein Sc^icffal erijaben fein, benn 5er (ßeij! (ßottes le^rl mic^, (ßlücf unb Unglücf aus 6em tt>aljren (ßcftdjtspunft erfennen."

TXlan {tel}t: es mar, auf religiSfer (Srunölage, ein ftolses Perfönlic^feitsgeffl^I, bas Cuife bcfecite un6 ert^b, ein SetDuftfein, aud; ol^ne 6en (ßlans 6er Krone 6urc^ i^r eigenes 3d; etwas 5U fein un6 5U bedeuten. Damit t^dngt es sufammen, 6af öie Königin, als bas 6rol}en5e Unmetter nun tDirflic^ 5um Tlnsbvudj tarn, i^re DoIIe Ku^e unö Selbfl« beljcrrfc^ung baI6 micöcrgetDann*

Xiadj langer unö oeröerblic^er ^ÖQtvun^ ^dpAtt ©efterreic^ 2tnfang 2tpril enMic^ $um 2Ingriff. VOäiivcnb 6ie ^auptarmee unter €r$^er5og Karl in Sayem einmarfc^ierte, rücftc €r5E?cr$og 30^?^"" i" 3*^'^^"/ €r$ljer5og ^eriinanö in bas £)er$ogtum IDarfc^au ein, unb in tCiroI n>arf bas Volt in fiegreic^er (Erl^ebung ^ransofen unö Bayern aus bem £an6e. €ine tiefgeEjenöe Bewegung lief öurc^ gans Horööeutfdjlanö, öeffen Bepölferung an pielen ®rten 5um 2Iufftan6e bereit mar. Sc^on fam es $u ein$elnen Unruhen, in 6er HS^e pon 2nag6cburg, fomie im alten Kurljeffen. ^^Ijlreic^ eilten prcufifc^e ®ffi$icre 5U 6en Spcr* reic^ifc^en ^aljnen, un6 am 28. 2Ipril Dcriicf ZTTajor Sdjiü mit feinem Keiterregiment Berlin, um auf eigene ^auft 6en Kampf für nor66eutfdjIan6s ^reiljeit $u eröffnen. Der €in6rucf 6er tCiroIer (grljebung Ijauptfädjiidj Ifatte iljn Ijingcriffen.

Die IDirfung 6icfer Porgänge mar audj in Königsberg auferor6entIic^, 6er polfs* tümlidje Cljarafter 6es Krieges u>ur6c allgemein empfun6en. Die Kufrufe 6es frsljersogs Karl an feine Truppen un6 an 6ie „Deutfc^e Hation" un6 6es Kaifers ^ran$, 6ie in nie geljörtcn lüortcn pon ^reiljeit un6 Hation fpradjen, u>ur6en pon einem 6em an6em gejeigt, gcicfcn, befprodjcn un6 mecftcn frcu6ige Bcgcifterung. Die adjtsigjäljrige (ßräfin X?of meinte pon 6er Crfldrung 6cs Kaifers ^rans: ,,fte ift gans tt>un6erpolI, er fpric^t 5U feinem Polfe u>ie ein eijtcr Pater un6 ein echter ZTTonardj." €inc proflamation 6es Königs pon Bayern cmpfan6 man als empören6 im 2nun6e eines 6eutfc^cn dürften. Begierig las man 6ie Berichte, ipaljrc un6 falfdjc, über öfterrcicbifdje Siege; 6ie pon 6cm fransöftfc^en KonfuI eifrig pcrbrcitotcn napoleonifc^en Bulletins fan6cn feinen (ßlaubcn.

2(udj König ^rie6ri* IX^illjclm permoAte ftdj 6cm €in6rucf 6iefer €reigniffe nidft 5u cntsicljcn. Hiebt als ob 6er Sijmung 6cr 6cutfdjcn Bcttvgung auc^ iljn ergriffen ^ötte. Seiner politifdjcn Ucbcrscugung nadj Ijielt er feft an 6em Bün6nis mit Huflan6, un6 nur in (ßcmcinfdjaft mit 2llcyan6cr Ijdttc er ftA auf 6as IDagnis eines Kriegsbun6es mit (DefterreiJj eingelaffcn. Da Ijicran nicht $u 6enfen mar, f^f^^e er ftc^ smifAc« Nen 'ampfenöen

5P

IDeltmäc^ten ^nöurc^tDtnöen 5U fönnen, „biaiser", ipte fein CicblmgstDorl lautete, um tpentgftens 6ie ftaatltc^e Cytftens Preußens $u retten. Denn er glaubte öurc^aus nid)t an einen (Erfolg ©efterreic^s gegen Hapoleon, falj ptelmeljr immer „fc^tDars", tDte feine Umgebung flagt, un6 u>eljrte öeren Begeifterung mit öen IDorten ab: fie tperöen 6odj gefdflagen toeröen. ZHit tiefftem ZHiftrauen unö mit größter Un5ufrie5en^eit blicfte er auf öie nationale BetDegung in feinem eigenen Dolfe. 3m Poügefüljl feiner guten Kbfidjten ©erlangte er, tpie tpir tpiffen, rücfljaltlofes Pertrauen, unbeMngte ^olgfamfeit; öie felb^s ftänöigen Hegungen 5er öffentlichen ZTTeinung, öie iljm Hatgeber, üermaltungsmafregeln, politifd^e Hidftungen aufdrängen ipoüte, tuaren il}m miöertDärtig un6 eigentlich unperftänMic^. ^inter 6em fogenannten Patriotismus argmöljnte er nur Cgoisntus. IDas iljn PoUenös in iiefem Kugenblicf ©erbitterte, maren ©erüc^te pon angeblichen Perfdjmörungen, öie i^n pom trijrone ftof en un6 6en Prinsen IDilljelm an feine Stelle fe^en moUten. 2In öemfelben (Tage \2. 2tpril , wo Konigin Cuife in öem Schreiben an Kaiferin Clifabet^ über eine tC^ronentfagung fpric^t, erörtert audj ^rieöric^ IDilljelm in einem fdjriftlic^en Selbft* befenntnis öiefe ZHöglic^feit* Sie Ijatte für iljn öurc^aus feine Sdjrecfen: ein unabhängiges unö ruljiges tzbcn als pripatmann „in feinem geliebten Daterlanö", im Kreife feiner „iljn liebenöen ^amilie", Ijätte er öem „^litterglans" einer Krone an fxd) porge$ogen. 2tn6erfeits befeelten i^n bodi mieöer ein aus religiöfer tPursel ftammenöes Pfiic^tgefül^I un6 ein getpiffer (ßlaube an feine föniglic^e ZTliffton, fo öaf er entfdjioffen blieb, „mit unerfc^rocfenem ZHut un6 feftem Pertrauen auf (ßott" feinen eigenen IDeg unbeirrt meiter 5U tpanöeln.

Die IDuc^t 5er (Ereigniffe mar 6oc^ ftarf genug, i^n Pon 6er bisher innegehaltenen Politif absuörängen menigftens $eitipeife.

^unäc^ft perfc^ledfterten fic^ bk Besiel^ungen 5U ^ranfreic^. Die aud; Pon 5em König für nötig gehaltenen militarifc^en Hüftungen perfc^langen alle perfügbaren (ßelömittel, Q>o5urc^ pünftlid^e (Tilgung bev Kontribution unmöglich muröe: am 8. ZTTai blieb Preufen Jum erften ZTTale öie fällige tCeil$a^lung fc^ulöig. Von fran$öfifc^er Seite famen öagegen gerei$te un6 öro^nöe Befc^merien über öie preufifc^en Cruppenbetpegungen, über öie Unruljen an 5er preufifc^^meftfälifc^en (ßren$e, bas Unternehmen Sdjills, 6ie persögerte 2luslieferung 5er Domänenpfan5briefe.

2In5erfeits gingen 5ie IDogen 5er nationalen (Erregung immer ^^er, fo 5af 5ie frem5en (ßefan5ten in Berlin 5en 2tusbruc^ einer Sepolution unter 5er Bepölferung/ felbft unter 5en tCruppen, je5€n Kugenblicf ertparteten. 2tuc^ 5ie erften nie5erlagen 5er ©efterreic^er bei Kegensburg 5ämpften 5ie er^i^en Stimmungen feinesmegs, obfc^n fte, ipie 5er meft^ fälifc^e (ßefan5te fc^reibt, in Berlin aufgenommen wuxbtn, „als fei 5ie Sc^lac^t pon ^^na

3U

nMt{renb bes 9|ierretc^tf(^n Krieges

tat

5um $n)ctten VPLak pcrloren." Pon allen Seiten beftürmte man ien König, um itjn $um 2tnfdjluf an ©efterreidj fortsureifen. ZHan fc^rccfte itjn mit 6cn folgen 6er UcberiDaitigung ®efterreid;s, mit 6er Kac^e XXapo\zox\s, 6ie nac^ allem mos porgegangen unausbleiblich fei, mit neuen un6 ftärferen 2Iusbrfldjen 6er nationalen £ei6enfdjaft* „Der je^ige Krieg'', beridjteteit (ßeneralc un6 ZHinifter gemeinfam 6cm König aus Berlin, „mxth pon allen Unter« tanen als eine 6ie (Eljre un6 ^reiljeit 6er gefamten 6eutfdfen Hation interef|!eren6e grofe Hationalangelcgenljeit angefelyen" [\. IXiox), un6 6er PoIi5eipräft6ent (ßruner: „es gilt 6ie

Kulje 6es £an6es, 6en tCl^ron 6es Znonardjen 6ie 2Innee manft." (3. Ztlai.) 2Iuc^

6er fonft fo füljle ZUinifter 6es 2tusu)ärtigen, (ßraf (ßol%, 6er feit (En6e TXiäxi in Berlin mit 6em öftcrrcidjifc^cn (ßefan6ten ^rciEjerm von IDcffenberg Der^n6elte, 6rdngte unemtfl6lic^ 6en König 5U einem fraftpoUen €ntfc^Iuf , $ur lleberftc6lung nadj Berlin, $unt Bun6nis mit ©cfterrcidj. „Der Krieg ipir6 unfcljlbar €n). ZHajeftät fudjen, tpenn Sie iljn nidjt fudjen," fdjrieb er, un6 nadj 6cm 2lusmarfdj Sdfills: „3d? befc^möre Sie, ftc^ fortan als im Kricgs5uftan6 mit ^ranfrcidj 5U bctradjten." Iln6 als 6ie crfcljnten 2(nta)orten aus Königsberg ausblieben, perfudjte er, nxis in ä^nlidjen fritifc^en Cagen an6ere por iljm getan Ijatten: er wanbit fidj am 5. ZHai unmittelbar an Königin Cuife mit 6er Bitte, geeignete Sdjritte bei 6cm Könige $u tun, nadj6em feine eigenen Porftellungen pergeblic^ geblieben feien. „€s bcftcljt 6ie gröfte (ßefatjr für 6ie öffentlidje Hulje," fdjrieb er itjr, „fein 2tugenblicf tft mcljr 5U pcrlieren. Die geljäffigen un6 fuljnen Umtriebe 6es ponnaligen 2niniftcrs Baron pon Stein, 6er immer mit allen möglichen Ceuten in rerbtn6ung blieb, Ijaben pon langer £)an6 Ijer eine Hepolution porbereitet, 6ie unfelylbar fofort ausbrcdjen xxAxb, u:>cnn 6cr König nodj fcfju>anft, im Sinne 6er für 6en Krieg mit ^ranfreidj entflammten

öffcntlidjen Zflcinung einen €ntfcbluf 5U faffen ZtUcs ift perloren, wtnn 6er König

ftij ntdjt cntfcblieft, fofort nach Berlin surücfsufcEjren." Der König jögertc nodj immer, obglcidj audj feine Brü6er, ipie alle ^flinifter un6 (generale, 6eren IS.ai er einl^olte, mel^r 06er min6cr entfcbie6en ficb für 6cn Ztnfcblug an ©efterrcidj ausfpradjen. Die BemegungeÄ in Berlin, 6cr Ztusmarfcb Schills, erfdjütterten un6 entrüftcten il^n; „faft nie Ijabe ich", fcbreibt Dolbrücf, „auf 6cm (ßcftdjt 6cs Königs einen folcbcn 2tus6rucf 6es Scbmerjes gcfcljcn" ((). Ulai). 3n fdjarfcii UJortcn ta6cltc er 6as fdjtt>äcblid}c Tcrljalten 6er Berliner BoIjör6cn gegenüber 6em „(ßcift 6cr frcpclljaftcn Unrul^c"; aber allmdblii) lief 6ocb auc^ er fic^ pon 6cr allgemeinen Strönmng u>eitertreibcn, als er urfprünglidj genwUt tjatte. €n61idj, am 9. 2Uai, poUsicIjt er eine cntfc^ie6cne U?en6ung 5U ©efterrcicb ^in. Die Mitteilungen un6 Torftollungcn 6es Prinsen Pon ©ranien, 6er pon ÄHcn aus über Berlin an 6en' aenan"ten (Tage in Königsberg eintraf, mögen sur €ntf*lie^una 6€s Köni^

lPAt{renb bes dflerretc^tfc^en Krieges

beigetragen, pertraultc^e Hadjridjtcn aus Petersburg, öaf Ztleyanöer nur einen Sc^einfrieg gegen ©efterreidj fuljren meröe, iljn 6arin beftärft l^aben.

So faft h^xv^ König ^rieöridj IDill^elm 6cn (Entfdjiuf , an ©efterreic^s Seite in 6en Krieg gegen ^ranfreidj einsutreten, allerdings noc^ unter gcmiffen Porausfe^ungen unö erft nac^ 21blauf einer 5ur üollenöung 6er preufifdjen Haftungen erforöerlidjen ^rift, inimerljin aber mit einer getmffert Beftimmt^eit. 2Im \2. iTTai bereitet er 6en rufftfdfen Kaifer öarauf ror, 6af er genötigt fein fönne, fic^ pon 6em ruffifdjen Syftem, an 6em er meljr noc^ mit öem £)er$en als aus Politif geljangen Ejabe, auf fur$e ^zxi ju entfernen, unö befc^mört Ztleyanöer, audj hanxK iljm feine ^reunöfc^aft 5U erljalten unö niemals Preufens ^einö 5U tDeröen. Unter 6em \\. ZTTai, in einem mortreidjen (Erlaffe, öen 6er Prin$ pon ©ranien nadj Berlin mitnahm, mirö (ßraf (Sol^ ermddjtigt, mit IDeffenberg öie Bedingungen für einen Knfc^Iuf Preufens ox\. ©efterreic^ 5U ©er^anöeln. 2tn öen Crsljei^og ^eröinanö, 5er tt>ie6erl}oIt oxi 6en König un6 öie Königin gefc^rieben un6 5ur Befil^ergreifung ZParfd^aus aufgefordert \\a\\t, mirö ein ^Ijerer ©fpsier mit 6er (Etflärung abgefanöt, 6af 6er König an 5cm Kriege ©efterreidjs teilneljmen meröe, „fobalö er feine Vorbereitungen beenöet unö feine 2trmee imftanöe fein meröe $u agieren." "^yxt üerljanMung mit €nglan6, pon 6em man (ßclö, IDaffen unö ZlTunition enpartete, ipirö 3acobi=KIöft nadj Königsberg befdjieöen; pon Petersburg aus ZTTajor Sdföler Ijerbeigerufen, 6er als Pertrauter Kaifer 2tleyan6ers un6 als befter Kenner feiner Politif galt. (Eine Kommiffton für 6ie Haftungen tpir6 eingefe^t, 5u 6er auc^ (Bneifenau un6 Knefebecf l}erange5ogen n)er6en.

iiai Königin Cuife einen beftintmen6en Ztnteil (xn 6iefem Umfc^tpung ge^bt? ^at iljr 6as oben ermäljnte Sdjreiben pon (ßoll^ 5U einer entfc^ei6en6en (Einmirfung auf 6en König 2tnlaf gegeben? IDas mir Pon Königin Cuifens Perljalten in 6iefen Reifen IDodjen 5uperläfftg ipiffen, fpridjt nic^t 6afür. Sie ^cfilAz bisljer ftrenge ^^^ö^M^w^S beobadjtet, je6e laute parteinaEjme permie6en. IDie iljr (ßemaljl, permodjte fie nic^t rec^t an einen glücflidjen 2tusgang 6es öfterreic^ifdjen Krieges 5U glauben, un6 fte fürdjtete, für 6ie pcr6crblic^en folgen einer Beteiligung preufens mitperanttportlidj gemadjt 5U tt)er6en. Pie (Erinnerung an ^806 un6 an 6ie Sdjmäfjungen, 6eren ®pfer fte geroefcn, fdjrecfte fie. //3^ tt>^if / tpas ic^ tpill, befannte fte fdjon am ^. 2tpril iljrent Bru6er (ßeorg, 6odj es fommt nidjts mel^r über meine Cippen, 6a mein Hat folc^e fürdjterlic^c folgen geljabt. 3d? tpeif 5tpar n>oljI, 6af idj nidjt 6er Sadje 6en 2tusfc^Iag gab, allein es ipir6 mir 6odj porgefagt, als ipäre es fo." Das fc^lof nic^t aus, 6af Königin Cuife in tiefer Anregung 6ent (ßange 6er (Ercigniffe folgte, un6 6af alle iEjre SYntpatljien ©eftcrreidj geEjörten, 6effen Saifi iljr auc^ 6ie Sadje Preufens fc^ien. Sie las mit eifriger Ceilnaljme 6ie öfterreic^ifc^en itufrufe

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XOSltxtnb bfs dl^erretd^tfc^en Krieges

unb mit bitterem Sdjmerse kann öie Zladjric^tcn über Me Hieöcrlagen €r5^er5og Karls; oaren il^re Hoffnungen öiesmol auc^ nic^t fe^r ^oc^ geflogen, fo füllte fte ftc^ bodi \diwtx erfdjütterl: „(Sott, (Sott, foll öenn alles u>as eöel ift untergeljen", fc^rieb fte i^rem älteften Soljne. Die 2tnnä^rung öes Königs an ©efterreic^ gab iljrem ftflrmifc^ erregten 3""«^ «n< gemiffc Huljc; fte begrüfte öiefe IDenöung mit ©enugtuung, ipenn fte ftc^ auc^ fein rechtes fftti 5a$u f äffen fonnte. Sie ipuf tc, öaf bas Sdjicffal preuf ens, bas Sdjicffal i^res ^ufes nun auf 6em Spiele ftelje, unö fte blieb auf alles Unglucf gefaxt. Der Derfuc^ung, nne fonfl ipo^I in ^aQ^n 6er Ztngft unö Hot, an itleyanöcr 5U fdjreiben, unöerftanö fte; aber Me beiöen Kaiferinnen ZUaria unö €Iifabet^ bat pe in rflljrenöen IDorten um itjre Penpenöung« IDir bemerfen tjier tüicöer öie innige (ßemeinfdjaft, 6ie ftdj jroifdjen ^rieöridj IDil^elm un6 Cuife aud; in politifcben fragen l^erausgebilöet fyxtU. IXlii 6enfelben tPorten tme ber König an btn Kaifer, fdjreibt 6ie Königin an öeffen 2nutter: ,,Der König ipirö oielleidjt öurc^ öie Umftänöe genötigt u>er5en, bas politifc^e Svftem 6es Kaifers, y:}Tes Sotjnes, für einige 5eit 5U Dcriaffcn, ein Syftem, an 6em er nodj mcljr ntit 6em fersen Ijing, bas feinem erlaudjten ^reunö fo aufridjtig ergeben ift. Die ©eifter ftn6 fo erlji^t un6 6ie Jtufregung unö 6ie (Särung fin6 fo grof , 6af 5er König alles aufs Spiel fe^t, tpenn er nic^t 6te Partei ergreift, an 5er 5ie Hation mit üorliebe un5 faft mit IDa^nftnn Ijangt. 3n einem foldjen ^alle tpagt 5er König un5 ipage auc^ xdf oon 5er n>aljrcn 5reun5fdjaft 5es Kaifers 5u crioartcn, 5af er nidjts gegen uns untemeljmen wirb, ba wir oljneljin fdjon ungIflcHi<l^ genug fin5." Iln5 an Kaiferin (Elifabetlj: ,,Denfen Sie an mic^, liebe (Couftne! Tlöf, Sie 5enfen an 5as unglücflidjftc aller IDefen. lleberaü fclje ic^ nur Unglucf, 2tbgrfin5e, g^rftörung . . Der König ift rerloren 5urdj 5ie llnruljen in IDeftfalen un5 5en ilusmarfc^ Sdjills* IDie foü Hapoleon an feine llnfcf)uI5 glauben . . . Pieüeic^t muf ftc^ 5er König pon 5er Politif 5es Kaifers trennen. €s n>are Hapoleons größter, aber audj graufamfter (Criumptj, ipenn er 5iefe ;Jreun5fc^aft serftören fönntc, 5ie für 5ie €u>igfeit gemadjt n>ar, 5enn iljre (Bruno« läge wav 5ie tCugcn5 un5 alles, tpas es im ITTenfcbenljersen €rl?abenes gibt." . . .

Die innerfte Stimmung 5er Königin in 5icfer fcbicffalsfdjiperen ^^i* fin5en nnr, wie immer, in iljrem 23riefu>ec^fel mit 5er ^rau pon 23crg. 2t m \o. IXlai fdjrieb fie 6er ^reun5in: „3* ^^^^^^ ""*/ 3^"^" h^^^^ 5" fdjrciben, um 3^?"«" $" f^gen, 5af ic^ ruijiger bin, als idj es feit min5cftcns 5rei Jllonaten n?ar. ©lauben Sie nidjt, liebe Serg, 5af ic^ infolge 5iefcr Hulje mich in irgcn5tpeldjcn ^"'""f^sfjoffitungen tpicge, o5er 5af 5ie f^offnung 5urdj iljrcn ^gauber mir Jvulje gibt, nein, idj Ejoffe nidjts meljr. Dies fijtpöre idj 3^?"^' 2lbcr ic^ bin ftdjer, 5ag 5er König nadj feinen jefeigen €ntfdjlüffen immer grog, e5el un6 ad;tungsn)ur5ig bei allen IDol^Igeftnnten erfc^einen tptr5. nn5 ba bleibt mir ««t^ts \u

tpflnfc^en übrig» Ute fann 6cr ZTTenfc^ für 6cn itusgang feiner Untemeljmungen fteljen, Ijeute tpemger als je. IDenn nur immer 6ie €ljre gerettet wxvb, u>enn nur 6ie €ntf erlief ungen, öie man faft, einen guten ^wcd traben, fo muf man im übrigen fagen: Vogue la galdrel Ceiöet man Sdfiffbrudj, fo wxxb man immer ZlTenfdjen un6 Hationen finöen, öie 6ie Unglücf«^ lidjen aufneljmen, Me erijobenen fjauptes auf 6ie allgemeine 2Ic^tung un6 auf eine Qvop Ijersige (ßaftfreunöfdjaft 2tnfprudj madjen fönnen". . . 3" ^emfelben Sinne un6 an öemfelben trage beantiDortete 6ie Königin je^t öen Brief 6es (ßrafen (ßol^; fie fc^rieb iljm: „Vas Unglücf, bas auf 5er gan$en IDelt laftet, fann uns fdjiief lidj pöUig erörücfen. 2tber menigftens meröen mir 6en (Troft Ijaben, unfere Caufbaljn mit €ljren 5U enöen. Iln6 was fann man in ^^xUn n)ie öie unfrigen meljr ©erlangen?"

Der Königin fyxttc 6ie 2tnnäljerung an ©efterreidj iljre Hulje u)ie6ergegeben; für 6en König famen mit öen (Entfdjiüffen, öie nidjt aus feiner eigenften Ueberseugung Ejerpor^ gegangen waren, nun erft rec^t tCage 5er Sc^manfungen unö 5er Beunruljigung. Sdfon am 20. TXlax flagte Hagler „einigermaf en Der$u)eifelt" 5er (Bräfin Pof nne5er über „5ie ewige Unentfc^IoffenEjeit" feines £)erm* 2Heyan5er beantux>rtete 5ie ZlTitteilung über 5en bepor* fte^en5en SYftemmedjfel mit einem be5eutfamen Sdjreiben, in meldjem er in IDorten poll tiefen politifdjen €mftes un5 5oc^ mit ^ei^lidjer perfönlidjer Ceilnaljme 5en Ztnfc^Iuf an ©efterreidj n)i5erriet. ^uQUxdj mit 5iefer rufftfc^en IDamung fam 5ie Hadjridjt pon 5er unmittelbar beporfte^en5en 23efel^ung IDiens 5urdj 5ie ^ran$ofen. Der König lydtte pielleidjt 5ie iljm abge5rungenen friegerifc^en tPeifungen nidjt ungern 5urücfgenommen. Dem (ßrafen (ßoll^ menigftens f^ärfte er eigenljän5ig jel^t „bei 5er £age 5er Dinge in (Defterreic^ ein fluges un5 porftc^tiges Benehmen" ein. 2tuc^ 5er Sieg €r$^og Karls bei 2tfpem, 5en man am Qofe mit jubeln5er 5reu5e begrüßte, ^b 5as Königspaar nic^t aus feiner I^offnungs^ lofen Stimmung. Die Königin, auf 5ie 5er Peffimismus iljres ©emaljls nidjt oljne (Einfluf blieb, meinte, Hapoleons ©enie tper5e 5en ZHif erfolg fc^on u)ie5er gut 5U machen u>iffen; „Sic iper5en es fe^n," fc^rieb fie 5er Kaiferin €lifabet^, „wxv n)er5en feine Sflapen fein. IDie pon meiner Cfiftens bin idj 5apon übei^eugt, 5af , ipenn ©efterreidj unterliegt, wir morgen enttljront un5 ^inweg 5efretiert tper5en." Der König tpur5e 5urc^ 5en unfrudjtbaren Sieg 5er (Defterreidjer nur in feiner Ueber$eugung pon 5er ungeheuren perfönlidjen Ucber^^ legenljeit Hapoleons beftätft. IDie gewö^nlic^ in foldjen Krifen, wo 5as (ßefüljl 5er Perantwortlidjfeit mit er5rücfen5er Wndjt auf i^m laftete, seigte er fidj in 5flfterer Stimmung, in übelfter Caune. „Du weift ja," fc^rieb ^rau pon Berg an iljre tCoc^ter, „5af 5ie üble Caune immer eine ^olge 5er Unentfdjloffenljeit ift . . . . 3dj begreife pollftän5ig, 5af 5ie Königin un5 5er Prin$ Pon ©ranien poU fy)ffnung waren, 5enn 5er König Ijat 5as Calent,

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lPät{renb bes dfierretd^ifd^en Krieges

alle IDelt nnb ptelleid^t fiii fclbft über feine (Empftnöungen irre 5U fäljren. 2(IIein wenn 5er Jtugenblicf sunt fjanöeln fommt, offenbart ftdj kann alles."

Die 2nif ftimmung bcs Königs trat befonöers ^erpor gegenüber einem öfterreic^ifdjen 2tbgefan6ten, öem (Dbcrftcn pon Steigentefdj, 5er ZTTitte 3uni in Königsberg erfdyien, um über öie 2(rt 5er 2nitn>irfung Prcufens gegen ^ranfreic^ 5U rert^nöeln. Die ZHittPirfung felbft naijm man nad) 6cn Berichten öes prinsen pon ©ranien als gefidjert an. Der König, 6em er am \7. 3uni 6en §wtd feiner Senöung erläutern ipollte, unterbradj itjn untPtQig: „idj ipcig CS fdjon, es foll pcrmutlidj fein, feamit idj öie €tjre ^abe, $ugleidj mit ©ejterreic^ 5ugrun6e 5U geEjen." (Einige (Tage fpäter, in 6er 2Ibfdjieösau5ien5, fpradj er 5ipar feine I^offnung aus, „6er guten Sadje beiftcEjen 5U fönnen" un6 pielleidjt nic^t allein, aber er u>ic6erl^lte: „losbrechen" fönne er erft nadj einem öfterreic^ifdjen Siege un6 nadj PoUen6ung feiner Lüftungen.

2tm ^7. 3uni ipur6e Steigcntefdj 6cr Königin porgcftellt, 6ie er „im Hamen 6er guten Sache" bat, „il?rcn aUpermögen6en (Einfiuf" gelten6 $u machen. 2tber auc^ 6te Königin betonte gan5 im Sinne iljres (ßemaljls 6ie notipen6igfeit, bei einem fold^n Kampfe auf Ceben un6 (C06 erft „6ie 21Tittel forgfältig 5U prüfen"; fdjiicgiidj bradj 6odf iljre manne tTeilnaljme 6urcf;: „Vertrauen Sie mir, tpenn Sie auc^ fonft fein grofes Dertraucn in unfcrcn feftcn un6 fcbnellcn €ntfcljlüffen Ijabcn foUten, 6enn es ift ja unfer aller Sad)^, un6 be6enfcn Sic, 6ag idj IHutter pon Kin6em bin, 6cnen 6er König fucben mug, il^r (Eigentum un6 6as (Erbe iljrer Däter 5U crl^alten." Die Königin fonnte ilyre KüEjrung nic^t langer bcl^errfdjcn, tEränen füllten iljrc 2(ugen un6 fie entließ 6en ©bergen rafd) 6urclj eine Verbeugung. Steigentefdj fügt 5U 6iefer (Er$äljlung 6ie 23emerfung I^insu: „2ludj foldjc Ztugcnblicfe, 6ic 6er König, u>ie man fagt, oft erlebt, fcheincn auf iljn, obipo^l er mel^r ^auspater als König ift, nicht meljr 5U mirfcn, 6a fein bcfferes (ßefüljl 6cm Drücfen6en 6cr 2(engftltcbfcit untcrgeor6net ift." 2tm nacbften tEagc Ijatte 6er (Dberft feine 2lbfchic6sau6ien5 bei 6er Königin, 6ic iljn mit 6cn IPorten entlieg: „Hur ein Sieg Pon 3l?rcr Seite, un6 alle I7in6cmiffe fin6 auch in Königsberg bcftegt."

Unter fuappen tCagebucbbemerfungcn aus 6em Sommer ISCK) ifat Königin Cuife neben 6cr Hacbriijt Pon 6cr Schlacht bei 2lfpcm notiert: „l-c 17 je fis la connaissance du colonel Steigentesch.*' (Es n\ir 6cr einsige 2tnlaß, bei 60m fte politifcb berportrat; an 6en Schtt>anfungon 6er preu^ifcben Politif hatte fte, treu il^rent pon iinfang an gefaxten 2?orfa^, fonft feinen 2lnteil. (Ein Ereignis in iljrem Eigenleben naljm fte 6efto ftdrfer in ilnfprudf.

£dngft Ijatte £uife ftch nach i^ru6er (ßeorg gefel^nt, 6en fie feit September \S06 nic^t mcljr gefeljen un6 6er pon 6en (ßefcfamiftern iljrem Drn^n b^d) am na^ft^n ftrttt^, Tltp

6. 3um tarn 6cr Bruöer cnöltdj an, ixnb mit iljm tarn 6er ^^uber jener innigen (ßefdjipifter^ liebe un6 jener ^olöen Sc^ipärmerei, 6er Cuifens Ceben folange perfldrt Ijatte* Pergeffen mir mit 6en glücf liefen (ßefc^ipiftem, 6af in eben 6iefer ^exi an 6er Donau um I)eutfc^Ian6s Sdjicffol gefämpft wirb, un6 Ijören wxv aus (ßeorgs inun6e 6ie €r$d^lung 6es lDie6er^ feljens von Bru6er un6 Sdjipefter ein (ßefüljIsi6YlI in ipaffcnflirren6en tCagen.

(ßeorg fc^rieb am ZO.^^nx an Sdjipefter (Cljarlotte nadj ^il6burg^aufen: „3d? ge^e gleich 5U 6em über, ipopon su ^ören Dein ^ers geroif fc^on lange mit tlnge6ul6 fdjiug, feit Du 6iefes Slatt in ^än6en Ijältft 5u unferem (Engel, 5U 6iefem €ngel, 6er es meljr ift, als je! Tldf, ^tteft Du 6iefes lDie6erfeljen feljen fönnen! Sie ipufte tCag un6 ^di meiner 2tnfunft un6 mar mir 6aljer mit 6em guten Könige un6 6er tCruc^fef bis $u einem ©arten entgegengefaljren, 6er Ijart an 6er £an6ftrafe liegt. 3dj mufte 6aDon nichts, 6enfe Dir alfo 6en €in6rucf, als idj Cuifens (ßeftalt pon ferne erblicfteü! IDir iparen nodj fo weit, 6af idj es mir nidjt einsugefteljen u>agte, fte fei es mirflidj, meldjes nod) 6a6urdj permeljrt wavb, 6af .fie, gleic^faUs n>aljnen6, ic^ fSnne fte nodj nidjt feljen, audj nic^t loinfte. Ztber mein ^ers 0 mein a^nen6es ^ers fagte es mir, 6enn es iDoUte fpringcn. Die ^olge 6iefes namenlofen Dranges 6er (ßefüljle, wo immer ^ödjfte ^reu6e mit ^öc^fter ^urc^t iljrer Perettelung abmedjfelte, fannft Du Dir 6enfen. 3^ f^t ftarren6 un6 fpradjlos, 6ie bei6en ^än6e auf 6ie portiere geflemmt, in 6en 2(ugen allein meine ganse Seele. €n6lidj (0 nie tDer6e idj 6en ZHoment pergeffen) fprang ein 23e6ienter ^erpor, 6em Poftillon 5u ipinfen .... Die befannte Cipree, 6as IDinfen, ein Sdjrei un6 $um IDagen Ijeraus, un6 (Sott, (ßott, fo bin ic^ nodj nie geflogen. Der gute König erreidjte mic^ suerft, un6 nun, nun. lag idj tpie6er an 6em €ngelsljer$en, um 6effen £ei6en idj beinalje felbft Ijinübergegangen ipäre , f üljlte mirf lic^ wkbev 6cffen Sijlagen an 6em meinen nadj beinalje 6reijäljriger (Trennung. <D Cotte, Cotte, tpelije (Engclssungen fönnten 6iefen Zlloment fdjil6em? un6 6odj, ipo ift 6as IDefen, 6as i^m beffer gans nadjempfän6e als Du? IDorte Ijatten wxv nidjt, aber tCränen. ©ottlob, idj fage nodjmal (ßottlob, 6enn was märe aus mir gemor6en, tpenn 6ie moljltätige Hatur nidjt auc^ midj 6iefes im Ijödjften £ei6e mie in I?ödjfter ^rcu6e gleich unfdjä^baren (ßefc^enfs ^ätte teilljaftig iper6en laffen? Bei 6em (Engel maren es in6es nur mil6e Tautropfen, redjt einer Perflärten äljnlidj; 6enn ipal?rlic^, ipenn Du midj fragft: „IDie ift unfcre Cuife?" fo fann ic^ nur fagen: „€ine Derflärte, un6 nac^ foldjen £ci6en, bei foU^m Bemuftfein un6 bei 6iefer fo gan$ einfadjen, reinen, Ijo^en Hatur fonnte es audj nic^t an6ers fommen. (D fönnteft Du fte feljen, fc^öner mie je, un6 itjr 2tus6rucf 6er poUe Jtbglans itjrer Seele. 3<^ ^^^ "^^ nidjts Hüljren6eres, un6 ic^ fann tpoljl fagen, nichts ^errlidjeres gefeljen". ... Die Königin in iljrem frommen

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tl>ät{renb bes dflerreid^ifc^en Krieges

Sinne erblicftc in 6em IDicöerfeljen mit bcm geliebten Bruöer eine (Bna6e öes Qintntels, ,,ein ftc^tbares ^eidyen, kaf ©ott fie liebe unö befc^fl^e."

Prins (ßeorg besog eine IDoIjnung auf 6en ^£)uben'', wolfm bas Hömqspaai furj por feiner 2lnfunft übergefteöelt war. Per 2l6jutant 6es prinscn, Sdjmalenfee, fanö bas fSniglic^e tanbifäusdfzn Jo beengt, ba^ es faum einem genflgfamen pripatmann ^inreid^ öürfte/' 2(ber 6ie (ßefdftmfter, in täglichem traulid^em Umgang miteinander, lebten 6ort glficflidje tCagc, 6ie (ßegenmart fern^altenö, in öie üergangenljeit flfidjtenö, in (Erinnerungen, n)ie Cuife öem Pater fdjrieb, ,,an iljre glucflidje Kinö^eit unö 3ugen6." ^nvoeiUn fuhren fie nad; Königsberg ins tCl^eater, xvo öie Berliner tCragööin Bet^mann als <£milia <ßalotti grof e (Erfolge IjaiU. (Einmal befudyten fie öen Com unö befid^tigten öie (Bruft 6er Sfodf* meifter unö 5er preufifc^en ^ersöge; Königin Cuife fafte 6abci ein befonöeres 3ntercffe für öen erften £)cr5og, 6en fy>l;en5oller Tllbx^dit, wk fie aud; öen alten IDal^lfpruc^ 6er 0r6en5« ritter „TS^cdfi, (Blanbc, Ciebe^' fic^ auf ein Petfd^aft fted^en lief. 2(uf 6en Quben Q>ar aufer Prinseffin ZUarianne un6 prinseffm Cuife Ha6$iu)ill namentlidj ^ufclan6 ein häufiger un6 U)illfommener ©aft, nur 6er (ßräfin Pof unbequem, 6a bei feiner 2tnu>efentjeit 6ie Unter» l^ltung fic^ 6en ^öc^ften fragen 6es menfd;lid;en Dafeins 5U5un>en6en pflegte.

^mei IDodjen etn^a genoffen 6ie (Sefc^mifter 6as langentbe^rte (Blücf innigen ^ufammen« lebens. Dann, gleid; nad; 6er 2(bfd;ie6sau6ien5 pon Steigentefc^, erfranfte 6ie Königin an einem ^ieber, 6as fie mit fursen Unterbredjuitgen bis €n6e 3"^ ö" ^ Kranfenbett feffelte* 3n5u>ifdjen glitten 6ie IDeltereigniffe an i^r porüber, oljne 6af fie tiefer 6apon berührt n>ur6e. Die preufifc^en Haftungen gingen bei 6em großen ZRangel an Hilfsquellen langfam poripärts, 6ie I?erl}an6lungen mit ®efterreic^ famen nidyt 5um 2(bfc^luf ; 6er König blieb 6abei, erft einen Sieg über Hapoleon abtpartcn 5U nK>llen. 2Iber am 5. un6 6.3uli tpuröe (Erst^ersog Karl bei ZPagram gefd^lagen, un6 nmfte eine ZPaffenru^e erbitten, 6er fein Jvücftritt bal6 folgte. ^rie6ensperljan6lungen u>ur6en eingeleitet. 3" Königsberg 6er Königin wuxbc 6er IDaffenftillftan6 anfangs perljcimlidjt geriet man in grof e 2Iufregung« Der König 5n7ar triumpt^ierte; alle feine ungünftigen Port^crfagungon fd^ienen fid; 5U erfflUen. Zlllein er fonnte ftdj 6er (ßofaljr 6er Cage für preuf cn 6odj nidjt perfdjlief en. (Ein plö^ltd^ ^rie6cn smifdjen (Deftcrreidj un6 ^ranfreidj fdjicn be6cnflidjer nodj als 6ie ^ortfe^ung 6«s Krieges. IDol^l 5eigte Hapoleon, 6er es nadj 6en ITorten feines IHinifters für unnötig ^ielt, i^ftdj in preufen einen ^ein6 mcljr 5U fdjaffcn", übcrrafc^en6e Hadjfic^t, felbft gegenüber 6er (Einftellung 6er Kontributionssal^lung. Um fo ftärfer aber fürchtete man feine ^dft Mail 6cm ^nc6ensfd;luf . Da5u famcn Had^rid^ten über Umtriebe 6er polen 5ur IPieöer« Ijerft^llung itjrcs eljemaligen Keidjes bis an 6ie ©ftfee unter Dapout 'ils Könia. Befo'gntf?

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oor 2tbjtc^tcn Sac^fcns auf Sdjicjien, 3^^<^^^^ ^^f Berlin unö öie ©öcrlmtc* 2tnöerfeils fehlte es andf nidit an ZRelöungen, tpeld^e 6te Beöeutung 6es napoleonifc^en Steges in ^wA^d sogen unö öie ungebrodjene IDiöerftanösfraft ©efterreidjs rühmten* Unter öiefen (Einörücfen lief fic^ öer König roiöerftrebenö öasu beftimmen, öen ©berftleutnant pon Knefebecf in bas Sfterreid^ifc^e Hauptquartier 5U fenöen, ^uptfad^Iid} um öen Stanö öer Per^anölungen $n)ifdjen ©efterreidj unö ^ranfreidj 5U erforfdjen, aber audj mit öer (Ermädjtigung, bei etuxiiger ^ortfe^ung öes Krieges „öie ooüe Kooperation Preufens" pom \. September ab pertragsmäfig 5U perfpredjen (2^. Z^lx). 2tn öemfelben (Cage tpuröe audj Sdjöler nac^ Petersburg mit einem Sdjreiben an 2IIeyanöer $urücfgefanöt, in roeldjem öer Kaifer nodf einmal 5um 2tnfdjluf an ©efterreic^ öringenö aufgeforöert rouröe*

2(IIen öiefen Begebenheiten blieb öie Königin fem; nur ein einsiges politifd^es Cebens^ $eidjen ift aus öiefer ^ext oon i^r erhalten.

Kurs oor feiner 2tbreife oon Königsberg ifotit SdjöIer einen Brief an Hagler geridjtet, in öem er fid} über öie (C^raftere Kaifer Ztle^anöers unö ^rieörid; ZDil^Ims auferte. (Er fanö bei beiöen ZlTonardjen einen ZlTangel an föniglidjem (E^rgeis, „an öem innigen, im perfönlidjen ©efü^I begrünöeten ^nUvz^e'* an öem ^errfdjerberufe, ja, wk er aus i^rem eigenen ZlTunöe getjört ^ben looüte, „eine loirflic^e 2tbneigung" gegen öiefen Beruf* ©er König fjahe i^m „mit öürren IDorten" gefagt, „öaf er es nodj für beffer ^alte, über öen fleinften Seft feiner Staaten $u regieren als gans aufsu^ren*" 2tlejanöer aber fenne öiefe iSefinnung öes Königs fe^r genau unö beruhige fid} infolgeöeffen öabei, „Preufen nur forteyiftieren $u fe^en, an^tait baijxn 5U ftreben, es auf feine oorige <8röfe, oöer öodj i^r fo na^e als möglich 5U ^ben.^' Unö als ^tte Sd^öIer jene 2(uf5eid}nung öes Königs 00m \2. Tipxxl gelefen, öeren loir oben geöadjten (S. 3U)/ fo oerteiöigt er $ugleidj öas preufifdje Volt gegen „öie ungeredjten Befdjioeröen" feines Königs; „öie Xlatxon/* fdjreibt er, „liebt öen König, fte unö alle Staatsöiener loflröen i^re Pf[id;ten ooUftänöig erfüllen, loenn fie gei^örig angeleitet loüröen, unö öaf öies gefc^e^e, ift loieöer eine Pfiid?t öes Segenten,"

Königin Cuife ^t öies Sc^riftftücf gelefen unö öie bemerfensioerten H?orte öarunter gefd^rieben: „<£in ^öc^ft trauriger Brief, öer midf 5um tiefften Had^nfen gebracht."

3n öiefen fdjiimmen (Tagen, too Cuifens sarter Körper unter öem ©rucf innerer unö äuferer Ceiöen faft fc^n erlag, fyit jtdj i^r Her$ mit um fo tieferer 3nbrunft im frommen iSIauben 5U iSott er^ben. XDie fte öemutsooü, in finölid^em Pertrauen, ftc^ in (Bottes Pater^nö Eingab, enoecfte immer loieöer öie Beiounöerung i^rer Umgebung. „Sie ift ein (Engel, Sejignation unö Seligion laffen jie alles ertragen", fc^reibt ©räfin Dof am 2^. 3wK* Die (Einörücfe, öie Cuife yvd ^atftt früher im Umgang mit öer fdjioarmerifc^ frommen

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3u(tane von Kruöcncr erl^altcn, 6er Perfekt mit Borotpsfi unb anöeren iSeiftlic^n Königs« bcrgs, ötc ©cfprädjc mit ^ufclanö, unö öasu 6cr Blicf auf 6ie IDeltbegcben^citen, bas ol^nmäd^tigc Hingen 6er Völtcv gegen 6en (Einen, 6ie ,;<£!otte5geife^0 in 6em fte bodf nidjt umljin fonntc ein IDcrIseug öcr Dorfe^ung $u erblicfen, ipirften $ufammen $u 6icfer Steigerung iljrcs rcligiöfcn €mpfin6ens. IDie 6cm frommen ©lauben öie irWfdje JDeÜ nur als Vorbereitung auf bas 3cnfcits erfd^eint, fo fa^ Cuifc in allen i^ren Ceiöcn nur Präfungen, un6 i^re fcbmcrsensrcid^e <£!cgenn>art fd^icn i^r immer nur Porbereitung für eine suffinftigc Ijöljerc ©afcinsftufe. ©er Kaiferin illaria fdjrieb fie fürs por iljrer (Erfranfung (franjöftfc^): ,,Sic n>unfd)cu, idj foU 3^"^" feigen, voas in meinem 3n"^ni porgeljt* Tldf, Hebe Sc^ioefler, Sic miffen nid^t, a>as Sic pcriangcn, ober Sie ^bcn £uft, traurige unö fd^mermutSDoUe 2lugenblicfc 5u erleben. . . . IDir roeröcu sugrunöc gcljcn, alles rerlieren unö meine lünöer feine ^ufunft l^bcn! Dos ift es, u>as in meinem 3""^''^^ oorgcljt. Keligion unö (Bebet geben mir öic Kraft, öcn <8c&anfcn an öiefe ^^'^"ft 5U ertragen, unö ©ott «rirö mic^ im cntfdjciöcnöen 21ugcnblicf nidjt rcriaffcn." Unb bann öcutfdj fortfaljrenö: „3^ P^l?« feiner Ijanö; es fällt fein ^aar ron meinem ^aupt, er tpcif es. (Er »irö mic^ ftdrfen, öag id) ot^ne Illurrcn als fein Kino, als eine tpal^rc Ct^riftin mid; finöe in feine Hatfd^Iäffe. So liegt mein fjers offen oor 3^"^" o?ie ror (ßott, taglidj bitte idj um öie nötige Kraft, feine Katfd^Iüffe 5U ertragen. 2IUcs n>as er tut, tut er 5um XDot^Ic öcr Pölfer, nne öer eiuseincn, unö öarum fage idj: Hidjt n:>ic idj tpill, fonöcrn tpic öu »illft. Des Qerren ilamc fei gelobt auf croig. 2lmen." Unö su ^frau pon 23erg am (Enöe iljrer Kranf^: „Zlland^mal^I örot^t öcr Terftanöt ftillc 5U ftcl^cn. Vod} einen Illontcnt Ucbcrlcgung, unö alles Ijat w'wbcx feinen angcu?icfenen pia^ in öcr IDcIt, öie (ßottes Torfcljung lenft. Dos 2luge empor gcljobcn, öic Seufscr 5um l}inmiel gefdjicft, ein (ßcbct um neue Starfe, fo gc^ es gewiß, benn (ßott pcrld^t nidjt öic, öie ibn lieben unö pcrtrauon."

2lu5 Cuifcns uncrfdjopflidj rcidjcm unö in allen Sdjicffalsftürmen unipanöelbarem I^ersen quoll il^r finölidj frommer (ßlaubc, quoll audj itjrc mcnfdjcnfrcunölidjc <8üte, Me fid) fclbft in öicfen Iciöensfd)u?ercn ^aq^cn nicht pcricugnetc.

2lnfang j^^i f?*^^tc Cuifc pon iljrcr SdjUK^fter (ri)crcfc einen Sricf Pon ;(rdulein pon (Sclieu crtjaltcn , öic öurdj unregelmäßige ^?>al?lung itjrer pcnfton in rcrlcgcn^cit geraten UMr. 2lugcnblicflid), nod) am fclbigcn JEagc, lief? öic Konigin öurdj einen Jranf furter 23anficr öic notigen (ßclöcr anmcifcn, unö am näd}ftcn (Tage bat fie in rul^rcnöen ZDorten ihre alte (Er5ict^erin um €ntf*ulöigung: wol}l Ijabc iljr iVmficr in öcriin ftrcnge IDeifung 5u regelmäßiger ^^Ijlung gehabt, aber fic I^ttc fidj audj öarum fümmcrn foUcn, ob ma« ihre öcfcblc ausfül^rc. „IPcldjc 21bfdjculid)fcit, 3b"^" ^^^ ilotujcuM^e fcWcn 311 I^***"

Cafel 25

I

yjnm, Mc Sic yjx^ fdjönftcn ^alfu bain pcrtoanöt Ijaben, mein fjers 5U bxlbm, bamit mir nidjt im <8Iücf unö nidjt im Unglücf bas foftbarfte (ßut fcljle, ein reines (ßeipiffen unö 6ie Su^e, 6ie daraus folgt . . . 3^ ^^^^ ^^^ ITTillionen Xdal um Vergebung, idj bin öoppell traurig, öenn idj rerftdjere Sie, teure ^reun6in, es ift unmöglidj, aufridjtiger alles ansuerfennen, was idj 3^"^" fdjulöe, tpas Sie für midj getan ^ben, Sie meljr 5U lieben, mit me^r ^artlic^feit 5U adiitn, als idf es tue unö bis 5U meiner legten Stunöe tun iperbe/' €benfo fanöte 6ie Königin €nöe 3uli öer ^rau von Kleift 50 ©ufaten für 6ie €r$ie^ung iljres Sohnes 2töoIf, öes fpäteren ©bertribunalspräfiöenten, unö fügte ^in$u: „Pon 3^^^^^ ^reunöfdjaft enparte idj, öaf Sie mir fagen tperöen, ob Sie in einem Ijalben 3^^^^ ^^^"^ foriel braudjen, oöer alle rier Zllonat. ©iefe aufergetpSljnlidjen Reiten geben Sedjte, »eldje in ruijigen (Cagen nidjt angebradjt tpären, Sie pnö in einer beörängten £age, öer Sturm Ifai alle fdjönen Hoffnungen $erftört unö ron allen ^äuptem öen Ueberfluf rertrieben. Hur öas (Siute öes Qersens unö öer Seele ift uns geblieben, bas iSute in uns. Pflid^t aller Kedjtfdjaffenen ift es, öiefen Keim fomel als möglich 5U entipicfeln, $u pflegen, wo man xifn finöet. Das ift mein tjödjftcr Beruf als ZlTutter unö als Königin öes Canöcs, öem idj fo gan$ ange^re. €rblicfen Sie in öiefem 2tnerbieten nur bas Beöürfnis meines fjersens, öie grofe Sdjulö su tilgen, öie idj gegen öic ganse ZlTenfdjIjeit Ifabt/*

€rft 2tnfang 2tuguft erholte jtc^ öie Königin fo tpeit, um an öem Ceben itjrer Umgebung ipieöer teilneljmen $u fönnen* Sie seigte ftdj in froher Caune bei öer (ßeburtstags== feicr iljres (ßema^Is (3. 2tuguft) in ZUeöenau bei Königsberg, ipo jte fidj in an^altenöem Scgenmetter eine (Erfältung $u$og, öie öen König fdjtper beunruhigte, fourie bei öem ^efte, bas am \2. 2Iuguft 5um ©eburtstag iljres Bruöers ©eorg in öem Sdjioffe öer Pönljoffs, in ^rieöridjftein, gegeben tpuröe* Sie befuc^te öie Konserte öes Prinsen Haösitpiü, fjimmeb unö ^^U^^^/ ^^s befannten ©oetljefreunöes unö Profeffors an öer Berliner Kunft* afaöemie, öer öamals in Königsberg ftc^ aufljielt; fte fu^r me^rmab $u öen ZlTanöpern, tpeldje öie in ^elölagem $ufammenge5ogencn (Truppen bei Königsberg ausführten* 3""^^^ lid} litt fie öabei nac^ ipie por an öem Untergang i^rer perfc^miegenen UJünfdje unö Hoffnungen* „Das ift ein 3^^^/ ^" Sommer, eine ^txt,^ fc^reibt fie am 8. 2tuguft öer ^rau pon Berg, „eine S<^ipangerfc^aft, öie iperöe idj ^exi meines Cebens nidjt pergeffen. ^eifn Cage fa^' idj (ßeorgc gefunö unö adjt U?odjen bin idj nun franf! Unö u>eldje Begebenljeiten! Unö ipelc^ bangen (Ertpartungenl . . . ©eorge ift öfters mein tCroft, öodj für alle U?unöen gibt es feine Teilung, nur Raffung, Stdrfe fönnen ipir öem fürdjter* lidjen Sdjicffal entgegenpellen . IDir ladjen nidjt oft, ©(eorge) unö idj, ipir lefen auc^ nidjt." Sie fpric^t öann pon öer 2tbjidjt, mit öem Bruöer piüau $u befuc^en, öabei öenft

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321

WSfy:enb bes Sßerreic^tfc^en Krieges

fie an Berlin unö an öic TXlavt, unö We (Ctefe unö 3""i9'^ ^^^^ ^eimatgcffl^Is auf <rt pcfj in 6en rüljrcnö fe^nfüdjtigcn IDortcn: „(BxnQ idf nur nac^ Berlin, 6a^tn, ia^in mic^t icfj je^t gleich sieben; es ift mtrflid; ein tf^mtDclf, xx>as mxdf bat^in sieget. Unö mein £^rIotten* bürg! Unö alles mein, fogar mein lieber tiefer Sanb 6cn lieb' idj."

Xladj örcimonatlid^em 2(ufentifalt, am 6. September, perlief (Erbprins iSeorg Königs« berg. ©er 2lbfdjie6 pon öem Bruöer erregte bei 6er faum genefenen Königin einen Riebet* rucffaü mit Bruftfrämpfen, fo 6af fie auf Perlangen Qufelanös fc^Ieunigft Pon 6en Quben in 6as Königsberger Sd^Iof gebrad^t iperöen mufte. (ßegen (£nbe September fam 5Ut grof en ^reuöe Cuifens Sc^tpefter ^rie6erife 5u Befudj. Das IDieöerfe^en mit öer Sdfvotflet war faum tpenigcr gefütjlsbctpegt als poriger mit 6cm Bruöer, „Denfen Sic ftdj'', fd^reibt ^rie6erifc öcm Pater, „mein (ßlücf , meine Ucberrafcbung, als idj öcn (Engel crblicfc, ja 6en (Engel in jcöcm Bctradjt, foipoljl am (ßcift als am Körper." Sie fanö öic Königin „in jeöcr (Cugen6 fefter unö erljöljter, ein tpa^res 2Tlufter für alle ^rauentpelt*"

IDenige (Cage nadj 2tnfunft 6er Sdjtpcftcr, ^. ©ftober, genas Cuife iljres sehnten Kinöes, eines Prinscn, 6er in 6er Caufe am 8. Hopember, in (Erinnerung an 6en erften f^ci^og Preufens, 6en Hamen Tllbvcdii tvlfxclt Die Königin tpar fd^tpäd^er unö fränfelte länger als nadj iljrcn früljeren (Entbinöungen; erft im Caufe 6es Hopember, unter 6er ftrengen 2lufftdjt ^ufclanös unö 6er licbepoUen Pflege ^ricöcrif ens, gcfunöetc fie allmä^lidj, IP05U öic IDcnöung öer IDcltlagc sunt ^rieöcn unö öie 2lusftd)t auf balöige Kücffeljr nadj Berlin rocfentlidj beitrugen.

Die Pcrijanölungen Kncfcbccfs mit öcn ® cftcrrcidjcm , nur Pon öcm friegsluftigen prcufifdjcn 2tbgcfanöten eifrig geföröcrt, blieben ergebnislos, ipäljrenö öcr ^rieöensfd^luf 3u?ifd}cn ©efterrcidj unö ^ranfrcidj immer u^aljrfdjcinlidicr rouröe. 2lber in (Tirol erl^b ftdj, tro^ öes IDaffenfttllftanöcs unö tro^ öcs 2lb5ugs öer öftcrrcidjifdjcn (Truppen, 6as Dolf 5um örittcn illalc: am Hapolcottstagc, \5. 2luguft, $og öcr Sanöroirt pon Paffcyer, 2lnörcas £}ofcr, nodjntals pcgrcid) in 3""5brucf ein. Königin Cuifc wav begeiftert un6 Ijingcriffen. „2luf öcn Bergen ift öic ^frcil^cit", fdjricb fie iljrcr ^rcunöin, „flingt öicfe Stelle, öic idj jc^t erft pcrftctjc, nid)t wie eine Propljcseiung, tt>cnn Sie auf bas ffodf* gebirgc blicfcn, öas fidj auf öcn J\uf feines f)ofer crijoben l^t? IDeld; ein 2Tlann, Mefer 2lnörcas £}ofcr, ein Bauer u>irö ein ^clöbcrr, unö n:>as für einer! Seine IDaffe <8ebct; fein Bunöcsgcnoffc -- (Sott." Per König, öcr Idngft bereute, im ITlai unö 3^1^ feinen Satgebern 5U picl nadjgegcbcu 5U haben, wav l?öd)ft pcröricf lidj über öcn (Bang öcr Dinge. (Er 5!rcifcltc ni*t an öor balöigcn Torftduöigung 5n>ifd)cn ©ofterreid) unö ^ranfreidj un6 tt>ünfd)te fdion 2lnfang September einen 2lnnätjerungspcrfudj an Hapole^^n ef»»vi ^nrd> >^*

Scnöung eines feiner 2töjutanten mit einem eigenljänöigen Sdjrciben. 2lber erfl nadjöem öer Zninifler 6es itustpärtigen, (ßraf (5o% am 6. ©ftober von Berlin in Königsberg eingetroffen war, poüsog ftc^ ein Umfdjtpung öer preuf ifdjen Politif im fransofenfrcunölidjen Sinne, Sipeifellos unter unmittelbarem 3^puls öes Königs. (Sraf (ßol^ gab feinen IDiöer^ fprud; gegen eine Senöung an XlapoUon auf, öer König miQigte in 6ie balöige lieber« ftcöelung nadj Berlin. 2tm \8. ®f tober rouröe ©berft Krufemarcf an Hapoleon mit einem (ßlücfrounfdjfdjreiben öes Königs abgefanöt, bas nadf einer ftarfen Sc^ilöerung öer pöüigen (Erfdjöpfung Preufens um (Erleidjterungen in öer Kontributions$a^Iung bat. Kurs nadj Krufemarcf s 2lbreife pon Königsberg fam öie Hadjridjt oon öem am \^. ®f tober erfolgten 2tbfdjluf öes ^rieöens sroifdjen ^ranfreidj unö ©efterreidj.

3" ^ontainebleau, am 5. Hopember, Ijatte Krufemarcf 2luöien5 bei Hapoleon. Xlalfm öer Kaifer nodj Sücffidjt auf öie ^reunöfdjaft itleyanöers für Preufen? IDo^I überijäufte er öen 2(bgefanöten mit Klagen unö Befd^meröen über öie Unsurerlaffigfeit öer preufifd^en Politif, wol}l fdjmäljte er immer unö immer »ieöer Sdjiü, öen „Briganten unö Dieb", aber er erfidrte: er iperöe öarum Preufen nidjt befriegen unö audj feine Canöabtretung rerlangen. Hur in öer ^rage öer Kontributionen blieb er unerbittlidj. Pon öem König fpradj er im gansen mit ZlTäfigung, öodj foröerte er unter Droljungen öeffen Rücffeljr nadj Berlin. Don öer Königin rerftdjerte er, er Hebe unö adjte fte, unö fpradj feine Dertounöerung aus, öaf fie öie Dinge nidjt beffer $u leiten geipuft ^e, öenn pe bep^e piel (ßeift unö wäre fie früljer nadj (Cilftt gefommen, beror alles fdjon abgemadjt u>ar, fo tt>üröe er ftdj ipoljl mit iljr perftänöigt Ijaben. 2lm nädjften (Cage erijielt Krufemarcf ein 2tnta>ortfdjreiben Hapoleons, bas in öurdjaus freunölidjem (Cone geljalten ipar.

Bereits H (Cage nadj öiefer Unterreöung ipar Krufemarcf tpieöer in Königsberg, u>o er öem König unö öer Königin Beridjt erftattete. ZlTan atmete erleidjtert auf, eine unmitteU bare (ßefaljr fdjien nidjt meljr 5u fürdjten. Die 2lbreife nac^ Berlin fonnte nun enögültig auf 2TTitte Desember feftgefe^t u>eröen.

Königin Cuifens ^reuöe bei öem (ßeöanfen an Berlin ipar unausfprec^Iidj: „es u>irö einem gans elenö por Seligfeit, ipenn man öaran öenft," fdjrieb fte öem Bruöer. Sie füljlte ftdj woifkv unö glücflidjer als feit langem: öie Dermeljrung i^rer geliebten Kinöer^ fdjar öurdj öen Weinen 2tlbredjt, öie blü^enöe (Entipicflung i^res Cieblings Cuife, öie 2tntt)efenljeit Sdjroefter ^rieöerifens unö öes Bruöers, Prins Karl, öen öer König ipicöer in öie preufifdje 2trmee aufgenommen ^atte, alles öas fdjien i^r Urfadje genug, „(ßott mit finölidjem ^er$en unö mit finölidjer ^reuöe su öanfen." Sie naijm audj roieöer einen genriffen 2InteiI an öer Politif, inöem fie pon Knefebecfs Berichten aus ©efterreic^ einselne

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pom König bcfonöcrs bcmerftc Stellen abfc^rieb* Unö nun 6te Sücffe^r nadi Berlin! ,,2ln ivm ZlTomente", fdjricb fte, ,,fann xdf niijt öenfcn o^ne (Tränen: n>enn idj 5um erflen IXlaU öie (Cünnc pon Berlin erblicfe, unö u>enn 6er Wagen von 6er Brücfe linfs biegt un6 ic^ füljle, u>ie tpir öie TS^ampt 6cs Palais Ijinauffaljren."

(£^e öie 2Ibrcife aber angetreten iperöen fonnte, tpar nod; eine 2(ngelegen^t 5U or6nen, 6ie 6cr Königin unausgefe^t fdjmcre Sorgen bereitete*

Sd?on in Petersburg Ijatte Königin Cuife 6cn (Ersic^ungsfragen eine befonöere 2luf* mcrffanifeit gctpümet, mit 6er Kaiferin 6aruber gefprodjen un6 6eren grof artiges ^räulein« ftift bcfidjtigt. 3" Königsberg, im JUarj, las fie 6ann 6as neue (Epangelium 6er religiös« ftttlidjen (Ersieljung auf 6er (ßrun6Iage 6er ^amilie, „Cienfyxr6 un6 (ßertru6" pon Peftalojjt. Die £cljre: „6ag bei Jveidjcn un6 2Irmcn 6as ^er5 in ®r6nung fein muffe, ipenn pe glücflidj fein foUcn", 6ie ^or6erung: „6af 6ie pttlidje (Erneuerung nidjt als Befehl o5er (ßofdjenf pon aufen fommen, fon6em als ein innerlidjcs (Erleben ftdj PoIl3ieIjen muffe'' tpas Ijätte Cuifens inncrften (Empfin6ungen metjr entfpredjcn fönnen? „(Es ift mir tpo^l in 6iofcm Sdjmeiser ©orfe", fdjricb fte über £ienljar6 un6 (ßertru6. „IDäre idj mein eigener fytt, fo fe^te idj midj in meinen IDagcn un6 rollte $u PeftaIo55i in 6ie Sdjipeis, um 6em e6Icn 211ann ntit Cranen in 6cn 2(ugen un6 ntit einem I^änöeörucf 5U 6anfen. IDie gut meint er es mit 6er 2TlenfdjIjeit. 3a, in 6er iTTenfdj^eit Hamen 6anfe idj i^m!" Sie bett>ics Icbijaftes 3"*«^<^ff'^ fö^ öie Pcftalossifdje 2Tletl^e, für öie audj IDil^elm Pon £)umboI6t als (Cljef öer Unterrid^tspcrtpaltung öamals tpirfte unö 5U öeren (Einfütjrung ein Sd;üler Pcftalossis, Karl 2Iuguft ^cücv, nadf Königsberg berufen muröe. Sie lief öiefen öfter ]u fid? fommen, um (Ersicljungsgrunöfä^e mit iljm $u erörtern, unö bcfudjtc 2lnfang Desember bas von itjm erridjtete üormalinftitut. „^df feierte einen fdjönen (ßottesöienft in 3^?^^ 2tnftalt", fdjricb fte iljm balö öarauf. „3<i? Ii«t>te (ßott in öcn ZlTenfdjcn, ipie nodj nie, unö füljltc feine Hälje, unö fein <8eift tpar mitten unter uns."

3n PeftaIo55is (ßcift unö $uglcidj nadj itjrcm eigenen frommen Sinne fuc^te Cuife audj öie (Ersicljung i^rer eigenen Kinöcr $u leiten. 3" «ncm bcmerfensiperten Schreiben an iljren Pater Ijat fte, tpcnn tpir fo fagen öürfen, ein Programnt öafür aufgefiellt unö Suglcid} iljre Hoffnung auf (Erfolg ausgefprodjen. Sie fdjreibt über i^re Kinöer: „3<J? ifobt öcn Ijoiligen (ßlauben an (ßott, öen iljnen öie Hatur gab, geleljrt; idj Ifobc i^nen ge5eigt tpic unfcr fittlidjes (ßefüljl uns eine neue IDcIt, öie (Etpigfeit, öie Seligfeit eröffnet; ic^ fjabc i^r Ccben für öie (Cugenö begeiftert. Unbefümmert um öie ;JoIgen für fte felbft, für iljr (Bind, für itjr ^ortfommcn le^rt' idj fte nur öiefen (ßlauben an (ßott, an öie (Eipigfeit, an fid) felt't fcftbalten, Hein, mein Paf^-, idj baxi nid?» ^ü^^^^n M6 <»»*'« ^\ meinen

IDäljrenb bcs dflerrei(^ifd?en Krieges

Kinöem feine Befttmmung pcrfeljlen txnib. Sic Mnnen arm, reradjtel; perfolgl, perfpottd tperöcn, aber nie unglücflic^, nie laflerljaft; fte fönnen rielleidjt ror Zllenfdjen sittem muffen, aber nie por ftc^ felbfl, por 6em Coöe oöer por (ßott; fie fönnen pielleidjt öen (ßlauben an 6ie ^reunöfdjaft perlieren o (ßott beljutc fte öapor! aber nie iperöen pe aufljdren öie Zllenfdjen 5U lieben unö iljnen ipoljisutun, tpeil bas iljre Pf[id?t ift. ©iefes Ceben fann für fie eine finfterc ZTTitternadjt poU Seufser unö 3^^^^^^ iperöen; aber öer Strahl öer (Etpigfeit, öer bas fcfte Qer5 mit öer 5ipeifelnöen Pernunft pereinigt, tpirö nie perI6fc^en." . . .

IDie fdjtpierig es aber für öie Königin ipar, iljre guten 2(bfid}ten au5$ufüljren, seigt ipieöer öie ^rage öer (Ersie^ung öes Kronprinsen*

3nt Znärj \809 tpar (ßeneral Diericfe 5um ©bergoupemeur öer föniglidjen Prinsen ernannt tporöen, einige IDod^en fpäter ZlTajor iSauöi sum befonöeren (ßoupemeur öes Kronprin$en. Den Unterridjt leitete nac^ ipie por ©elbrücf. itncillon, öer um (Entfdjeiöung über feine Stellung bat, ipuröe auf öie Rücffe^r nadj Berlin pertröftet. - Die Besie^ungen Delbrücfs 5U öen beiöen ®ffi$ieren gepalteten fidj nidjt erfreulidj, es fam 5U allerfymö Reibungen* ^ür öie Qauptfadje, öie (Ersie^ung öes Kronprinsen, u>ar, ipie fic^ balö {^erausfteüte, n>enig gewonnen. Bei perfd^ieöenen 2Inläffen, namentlid; im Caufe öes 2luguftmonats, trat öes Kronprinsen 5ügeIIofe Unart fo fdjroff ^erpor, öaf öie Königin einen grünölidjen IDanöel für unerläflidj ^ielt. 2tudj fie tt>ünfdjte, wk Delbrücf längft, eine itbfonöerung pon öem £)ofe, namentlidj pon öen jüngeren (ßefdjnriftem. (ßauöi, öeffen (ßutadjten fie einforöerte, erfannte Delbrücfs Peröienfte um „öie Reinheit unö Sittlic^feit" feines ^öQlxnQS lebljaft an, erflärte aber einen befonöeren „3nftituteur" nidjt meljr für nottpenöig unö perlangte für öen Kronprinsen eine ausfd^Iieglid} militärifd^e 2(usbilöung. Bei öiefem IDiöerftreit öer 2tnftdjten ipuröe, ipie geroöljnlidj, fein (Entfdjiuf gefaft, bis öie naije Ueberfieöelung nadj Berlin einen »eiteren 2tuffdjub unmögüdj madjte. 2tudj Diericfe örängte auf enölidje (Entfdjeiöung* So perfügte öer König am 3. De$ember, öaf Delbrücf „mit Danfbarfeit unö porjüglidjer gufrieöenljeit'' entlaffen »eröe unö öem Krön* prinsen nidjt nadi Berlin folge. Die Königin felbft öanfte Delbrücf ^auptfädjlidj für öas, tt>as it?r bas roidjtigfte war: öaf er immer bemüht geroefen fei, „Cugenö unö Seligion in öas sarte ^er5 iljres geliebten Kinöes als iSrunö feines gansen Seins frü^ einsugraben."

Den Kronprin$en aber erfdjütterte öer (ßeöanfe an öie öro^enöe (Trennung Pon Delbrücf fo leiöenfdjaftlidj, öaf er erfranfte* €r Ijatte manche ^ftige Ssene mit feinem Crsietjer gcljabt; je^t bat er in beroegenöen ZDorten öen Pater, wmn er ipieöer gefunöen folle, i^n nidjt pon feinem „einsigen Delbrücf" 5U trennen, ipenigftens $u geftatten, öaf fein (Ersie^er xi)n bis Berlin begleite. €r fönne otjne Delbrücf nidjt glücflidj fein. Der Pater, unter

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IDSIirenb bes Sfierretc^tfc^en Krieges

gutem unö ipo^lmeinenöem gureöcn, antiportete abUifmnb, 6af „in 6er pon t^m getroffenen Perfügung feine 2Ibän6crung ftottfinöen fSnne." Die Königin fügte einige freunMic^e feilen ^insu, in öenen fte üjren So^n auf bas Beifpiel feines Petters Prinj ^rieöridf peripies, 6er fidj ge^rfam ron feinem (Ersie^er Seimann trenne. 2tUein 6er Kronprtns beruhigte fidj nidjt, er blieb franf im Bett, »einte un6 fdjrie, fo 6af 6ie 2tcr5te be6ennici^ n>ur6en, un6 6er König fdjlicflidj 6ie Zllitreife Delbrücfs nadj Berlin geftattcn mufte*

2Im \o. Desember en6(id;, nadf einer Hei^e Pon 2(bfd;ie65feftlic^feiten, perliegen ^rie6ridj IDilljelm un6 Cuife Königsberg, wo fte sipei 3a^re in Sorgen un6 £ei6en pcriebt Ratten. Untcnpegs in Stargar6, am 2\. De5ember, trafen fie 6en tapferen I?ertei6iger Kolbergs, 6en alten 3<x»^ini Hettelbecf , 6effen 2tnfpradje 6en König 5u (Tränen rührte* Die Königin ftreiijcite 6em (ßemaljl 6abei leife 6ie IDangen un6 tpeintc gleidjfalls* Hettelbecf fpradj 6as l?oIfsempfin6en aus, in6em er bei 6iefem Zlnblicf rief: „(ßott cr^Ite Sie, meine gute Königin, $um (Crofte meines Königs, 6cnn oljne Sie »äre er fdjon pergangen in feinem Unglücf."

2tm 25. ©esember, einem prac^tpoüen IDinterfonncntage, sogen fie in Berlin ein, 6er König 5u Pfer6e, 6te Königin in 6em pon 6er Sta6t gcfdjenften, mit lila Samt ausgcfd^Iagencn XDagcn, in einem alt6eutfd}en I^ermclinbefe^ten K(ei6e pon 6unfelblaucm Santt. Unermeflicbe ITTeufd^enmaffen begrüßten 6as Königspaar, unbefd^reiblid; tpar 6er 3ubel. 3"^ Sdjioffe, Ijalb oljnmädjtig por (Erregung, fanf Cuife i^rem alten Pater, 6er aus Heuftrcli^ t^crbeigceilt xoax, in 6ie 2Irmc. (Scbadfic fie U^rer (Eini^Iung als Braut, faft auf 6en (Tag \7 3^1?^^« $upor? Der ^rau pon Krü6ener fdjrieb fie: „3d? fyxttc nur einen flarcn (ße6anfen: mic füf ift es, fo geliebt 5U ipericn!"

Pen fdjönften 2lus6rucf aber für 6ie Stinmmng in Berlin gibt ein IDort 6es €rb* prinscn (ßoorg, 6cr am 21bcn6, „meljr getragen als gefaljrcn", 6ie Beleudjtung 6er Staöt beftdjtigte; er fagt: ,,3^ f^"^ "^«^^ ^^^ überall I"

€Iftes Kapitel Königin €uife unb Qarbenberg

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it 6er Häcffel^r öes KSnigspaares nadi Berlin fd^ien andf bas ^ofleben faft in altem (ßlan$e tpicöer auferflanöen. 2tm Heuja^rslage \8\0 u>ar grofer Cmpfang; „nie fa^ idj", ersoljlt Cuife Hdisiroill, ,,6ie Königin eMer, fdjöner, rüljrenöcr, als an öiefem (Cage." (Ein neuer ruffifc^er (ßefanöler, <8raf Ciepen, tpuröe porgeftelll, öejfen ©attin Me 3^^^^^/ ^^^ (Einridjtung, öie Kleiöung öer Königin ent$ücfenö fanö, aber ^insufügl: „elle-meme ^tait mieux que tout cela." (Es gab nodj riele anöere (Empfänge unö Tiubxtnim, Paraöcn un6 (Cruppenbeftdjtigungen, Bälle unö Kinöerfomööien, ^amilienöiners bei 6en ^eröinanös unö öcr alten Prin$effin oon ©ranien, Sdjtpefter ^rieöridj IDilljelms II. ZlTit föniglic^em Prunfe ipuröe am \8.3anuar öas ^eft 6es enpeitertcn Koten JIMeroröens gefeiert. Die ©cfelligfeit tt>uröe belebt öurdj Befudje öeutfdjer dürften unö ^ürftinnen; aus Pommern fam (ßeneral Blüc^r, aus Sc^Icfien ©bcrft oon (ßö^en. König unö Königin blieben aber audj riel unter ftdj unö mit öen 3^^i9^"* 3" \^^^^ Sammlung befudjten fie öie alten Stätten iljres (ßlücfs in Potsöam unö (Eljariottenburg, u>o öie Königin in tiefer Belegung öer Septembertage pon \806 geöadjte, an bcmn öort öie 2Ibreife 5ur 2trmee befdjioffen unö öer Krieg entfdjieöen ipuröc* (ßrofe 2lufmerffamfeit fdjenfte man öen Hac^ridjten über Hapoleons Permä^lungspläne* Die Königin n>ar entfe^t, öaf pon öfterreidjifdjer Seite Sdjritte für öie JDa^I einer (Er5^er$ogin gefdjc^en feien: „Hun ijl alles möglidj/' fdjrieb

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3^nen, 6tc Sie 3^r« fdjönftcn 3^^^^ ^^5" vevwanbi Ijaben, mein fjers 5U bilöen, öamit mir nic^t im (Bind unö nidjt im Unglücf bas foftbarfte (Sut feljlc, ein reines (ßeroiffen un6 6ie Su^e, 6ie öaraus folgt . . . 3^ ^i^e Sie ITlillionen ZTTal um Vergebung, idj bin öoppelt traurig, öenn idj perfidjere Sie, teure ^reunöin, es ift unmöglidj, aufridjtiger alles ansuerfennen, ipas idj 3^"^" fdjulöe, was Sie für midj getan fyiben, Sie meljr 5U lieben, mit me^r ^ärtlic^feit 5U adjten, als idf es tue unö bis 5U meiner legten Stunöe tun n>er6e/' (Ebenfo fanöte 6ie Königin (£nöe ^nlx öer ^rau von Kleift 50 Dufaten für 6ie Crsie^ung i^res Sohnes 2t6oIf, 6es fpäteren ©bertribunalspräfiöenten, unö fügte ^insu: „Pon ^ifviv ^reunöfdjaft enparte idj, öaf Sie mir fagen iperöen, ob Sie in einem Ijalben 3^^^^ ^^^"^ fopiel braudjen, oöer alle rier ZHonat* ©iefe aufergeroöljnlidjen ^üUn geben Redjte, ipeldje in rul^igen (Tagen nid^t angebrad^t mären. Sie ftnö in einer beörangten £age, öer Sturm Ijat alle fc^önen Hoffnungen $erftört unö oon allen ^äuptem öen Ueberfluf pertrieben. Hur bas (Buk öes Qersens unö öer Seele ift uns geblieben, öas (ßute in uns. Pflid^t aller Redjtfdjaffenen ift es, öiefen Keim foriel als möglidj 5U entmicfeln, 5U pflegen, xvo man iljn finöet* Vas ift mein ^ödjfter Beruf als ZlTutter unö als Königin öes Canöes, öem idj fo gan$ ange^re, (grblicfen Sie in öiefcm 2tnerbieten nur bas Beöürfnis meines fjersens, öie grofe Sdjulö $u tilgen, öie ic^ gegen öic ganse ZHenfdjIjeit IfabcJ*

(Erft 2tnfang 2tuguft erholte jtdj öie Königin fo weit, um an öem Ceben i^rer Umgebung »icöer tcilneljmen 5U fönnen. Sie 5eigte fidj in froljer Caune bei öer (ßeburtstags^' feicr it^res (ßema^Is (3. 2(uguft) in ZITeöenau bei Königsberg, xx>o fie ftd; in an^altenöem Regenwetter eine (Erfältung $u$og, öie öen König fdjroer beunruhigte, foipie bei öem ^efte, bas am \2. 2luguft 5um (ßeburtstag iljres Bruöers (ßeorg in öem Sdjioffe öer Dönljoffs, in ^rieöridjftein, gegeben rouröe. Sie befudjte öie Konserte öes Prinsen Haösiroiü, ^immcb unö ^clUxs, öes befannten (ßoetljefreunöes unö Profeffors an öer Berliner Kunft* afaöemie, öer öamals in Königsberg fidj aufljielt; fie fu^r meljrmals 5U öen ZHanöpern, tt>eldje öie in ^elölagem 5ufammcnge5ogenen (Truppen bei Königsberg ausführten. 3""^^== Ixdi litt fie öabei nac^ n>ie ror an öem Untergang it^rer perfd^miegenen IDünfd^e unö £}offnungen. „Das ift ein 3^^r, ein Sommer, eine ^exi,^ fdjreibt fie am 8. 2tuguft öer ^rau pon Berg, „eine S<^ipangerfd}aft, öie u>eröe ic^ 3^^^ meines Cebens nic^t pergeffcn. 5el?n Cage fa^' idj (ßeorge gcfunö unö adjt Woditn bin idj nun franf! Unö ipeldje Begcbenljeiten! Unö welche bangen Crtpartungen! . . . ©eorge ift öfters mein (Croft, öodj für alle ZDunöen gibt es feine Teilung, nur Raffung, Stärfe fönnen wxx öem fürdjter^ lidjen Sdjicffal entgegenftellen . . JDir lachen nidjt oft, <8(eorge) unö ic^, wir lefen auc^ nidjt." Sie fpric^t öann pon öer 2tbjtc^t, mit öem Bruöer pUIau $u befudjen, öabei öenft

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Wäfittnb bes 9ßerret(^tf(4en Krieges

fte an Berlin unö an 6te TXlavt, unö Wc (Cicfe unö 3nnigfctl i^res ^eimatgcffl^Is auf ert pc^ in 6en rü^renö fe^nfüdjttgen IDortcn: „drxQ idj nur nac^ Berlin, ia^in, ia^in mödft idf je^t gleid} sieben; es ift wivtlxdf ein tfAmtxklf, was midi batfin sieget. Unb mein (C^rlotten« bürg! Unö alles ntetn, fogar mein lieber tiefer San6 6en lieb' idj*"

Xladf öreimonatlidjem 2luf enthalt, am 6. September, pcriief €rbprin$ iSeorg Königs^» berg. Der 2lbfdjie6 von öem Bruöer erregte bei 6er faum genefenen Königin einen ^ieber* rücffall mit Bruftfrämpfen, fo öaf fte auf Perlangen ^ufelanös fc^Ieunigft pon öen £)uben in bas Königsberger Sdjiof gebradjt tperöen nmfte. (ßegen (£n6e September fam $ur großen ^reuöe Cuifens Sdjipefter ^rieöerife 5u Befudj. Vas IDiefeerfe^en mit 6er Sc^roeftcr tpar faum tt>cniger gefül^lsberoegt als porljer mit 6em Bru6er, „Denfen Sie fidj'', fd^reibt ^rie6crife 6em Pater, „mein (ßlücf , meine Ueberrafdjung, als idj 6en (Engel erblicfc, ja öen (Engel in jeöcm Betradjt, forooljl am (ßeift als am Körper." Sie fan6 6ie Königin „in jeöer (Cugenö fefter unö erijöljter, ein n>aljres 2Tlufter für alle ^rauenipelt."

IDenigc (Cagc nadj 2lnfunft 6er Sdjipcftcr, ^. ©ftober, genas Cuife i^res $e^nten Kinöes, eines prinscn, 6er in 6er (Taufe am 8. Horember, in (Erinnerung an öen erften £^1^09 Preußens, öen Hamen 2llbrcdjt erijielt. Die Königin war fdjroädjer unö fränfelte langer als nad) itjrcn frütjercn (Entbinöungen; erft im Caufe öes Hopember, unter öer ftrengen 2luffidjt ^ufclanös unö öer liebeoollen Pflege ^ricöcrifens, gcfunöete fie allmä^lidj, ID05U öie IDenöung öer IDeltlage 5um ^rieöcn unö öie 2lusftcf)t auf balöige Sücffe^r nach Berlin rocfentlidj beitrugen.

Die Pcrijanölungen Knefebecfs mit öen ©eftcrreidjem, nur Pon öem friegsluftigen prougifcbcn 2tbgcfanöten eifrig geföröcrt, blieben ergebnislos, ipaljrenö öer ^rieöensfdjluf 3u?ifd}en ©efterreidj unö ^ranfrcidj immer n:>aljrfdjeinlidjer rouröe. 2lber in (Cirol erl^b fidj, tro^ öes IDaffenftillftanöes unö tro§ öcs Zlbsugs öer öfterreidjifdjen (Truppen, öos Volt 5um örittcn lllalc: am Zlapoleonstage, \5. 2luguft, 50g öer Sanöipirt pon Paffeyer, 2lnörcas £}ofer, nodjmals ftcgrcid) in 3""5t*^u<' ^'i"- Königin Cuife tt>ar begeiftert unb Ijingcriffcn. „2tuf öen Bergen ift öie ^frcibeit", fdjrieb fie iljrcr ^reunöin, „flingt öicfe Stelle, öie xd) je^t erft pcrftclje, nicht tt>ie eine Propljeseiung, tt>enn Sie auf öas ffodtf* gebirgc blicfen, öas fidj auf öen Kuf feines £)ofer crijoben Ijat? IDeldj ein ZTIann, öiefer 2lnöreas £}ofer, ein Bauer n>irö ein ^elöborr, unö was für einer! Seine IDaffe <ßcbct; fein Bunöesgcnoffe (ßott." Der König, öer längft bereute, im IVlai unö 3uli feinen Satgebent 5U piel nadjgcgeben 5U Ijaben, mar I?öcf)ft perörief lidj über öen (Bang öer Dinge. (Er 5u:>eifeltc nicht an öor balöigen Pcrftanöigung 5tt>ifcben ©cfterreidj unö ^yranfreidj unb tt>nnfcbte fcbon 2lnfang September einen 2lnnäl^erungsperfucf) an ZT^poleon- ctn^ Sv^ öie

Senöung eines fetner 2töjutanten mit etncnt etgenljänötgen Sdjrciben. 2tber erft nadjöem öer Znintper 6es itusipdrttgen, (ßraf (5o% am 6. ©ftober pon Berlin in Königsberg eingetroffen war, poII$og ftc^ ein Umfdjtpung öer preuf ifd?en Politif im fransofenfreunölidjen Sinne, Sipeifellos unter unmittelbarem 3^puls öes Königs. (Sraf (ßol^ gab feinen IDiöer^ fprudj gegen eine Senöung an Hapoleon auf, 6er König billigte in öie balöige lieber* fteöelung naii Berlin* 2tm ^8. ®f tober tpuröe ©berft Krufemarcf an Hapoleon mit einem (ßlücfipunfdjfdjreiben 6es Königs abgefanM, bas nadj einer ftarfen Sc^ilöcrung öer pölligen (Erfdjöpfung Preuf ens um (Erleidjterungen in öer Kontributions$a^lung bat Kurs nadj Krufemarcf s 2lbreife pon Königsberg fam öie Hadjric^t Pon öem am H. ©ftober erfolgten Zlbfdjluf öes ^rieöens 5tt)ifdjen ^ranfreic^ unö ©efterreidj.

3" ^ontainebleau, am 5. Hopember, Ijatte Krufemarcf 2Iuöien$ bei Hapoleon. Hal^m öer Kaifer noc^ Sücfftdjt auf öie ^reunöfdjaft 2tlejanöers für preufen? IDotjl überijäufte er öen 2lbgefanöten mit Klagen unö Befdjiperöcn über öie Un$uperlafftgfeit öer preufifdjen Politif, ipoljl fdjmäljte er immer unö immer ipieöer Sdjill, öen „Briganten unö Dieb", aber er erflärte: er iperöe öarum Preufcn nidjt befriegen unö audj feine Canöabtretung perlangen. Hur in öer ^rage öer Kontributionen blieb er unerbittlidj. Pon öem König fpradj er im gansen mit ZlTäfigung, öodj foröerte er unter Drohungen öeffen Rücffeljr nadj Berlin. X?on öer Königin perfidjerte er, er liebe unö adjte fte, unö fpradj feine Pertpunöerung aus, öaf fte öie Dinge nici^t beffer 5u leiten geipuft Ijabz, öenn fte befi^e piel (ßeift unö ipäre fie früljer nadj (Cilfit gefommen, bepor alles fdjon abgemadjt ipar, fo tpüröe er pc^ ipoljl mit xi)v perftänöigt Ijaben. Tim nddjften (Cage erljielt Krufemarcf ein 2(nttportfd;reiben Hapoleons, bas in öurd^aus freunölid^em Cone get^alten tpar.

Bereits H (Cage nadj öiefer Unterreöung ipar Krufemarcf tpieöer in Königsberg, n>o er öem König unö öer Königin Beridjt erftattete. ZlTan atmete erleidjtert auf, eine unmitteU bare (ßefaljr fdjien nidjt meljr 5U fürdjten. Die 2(breife nadj Berlin fonnte nun enögültig auf 2TTitte Desember feftgefe^t tperöen.

Königin Cuifens ^reuöe bei öem (ßcöanfen an Berlin ipar unausfprec^lidj: „es ipirö einem gans elenö por Seligfeit, ipenn man öaran öenft," fdjrieb fie öem Bruöer. Sie füljltc ftdj tpoljler unö glücf lieber als feit langem: öie Permeljrung i^rer geliebten Kinöcr- fd^ar öurd; öen f leinen TiVbv^dit, öie blü^enöe (£ntn>icflung il^res Cieblings Cuife, öie 2lnipefen^eit Sdjipefter ^rieöerifens unö öes Bruöers, Prins Karl, öen öer König ipieöer in öie preufifdje 2trmee aufgenommen ^atte, alles öas fdjien iljr Urfadje genug, „(Sott mit finölidjem £jer5en unö mit finölidjer ^reuöe 5U öanfen." Sie nalfm audi »ieöer einen genriffen 2tnteil an öer Politif, inöem jte pon Knefebecfs Berichten aus ©efterreic^ ein$elne

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tDA()renb bts 5^errei(^f(^en Krieges

pom Konig befonöcrs bcntcrfte Stellen abfc^ricb. VLnb nun Me HficHe^r nadj Berlin! „7ln yxm ZTTomente"; fc^rieb jtC; ,,fann xdf nxdft öenfen o^ne tCrdnen: n>cnn ic^ 5um erftcn IXhde 6ie Omtc pon Berlin er&licfe; un6 menn 6er IDagen ron 6er Brucfe linfs biegt un6 ic^ ful}le; mie wir 6ie Hampe 6es Palais Ijinauffaljren/'

€Ijc 6ie 2H>rcife aber angetreten voctbcn fonntC; ir>ar nodf eine 2lngelegcn^t 5U or6nen, 6ie 6cr Königin unausgefc^t fc^iocre Sorgen bereitete.

Sdjon in Petersburg Ijatte Königin Cuife 6cn (Er5iel}ungsfragen eine befon6ere Ztuf- ntcrffamfeit gctt>i6inet; mit 6cr Kaifcrin 6arfiber gefprocf^en un6 6eren grogartiges ^xänMn» ftift bcfidjtigt* 3" Königsberg ^ im 2Tldr$; los jic 6ann 6as neue (gpangelium 6er reltgiöSi^ fittlic^cn (£r5icljung auf 6cr (ßrun6Iage 6cr ^Jamilie; ,,£ienljar6 un6 (ßertru6" ron PefidIoj5i. Die Ccl^rc: „6af bei Heic^cn un6 2Innen 6as ^cr5 in ®r6nung fein muffe, nxnn fie glücflic^ fein foUcn"; 6ic ^or6crung: ,,6ag 6ic fittlidje (Erneuerung nic^t als Befehl o6er (ßcfc^enf Don aufen fommeU; fon6cm als ein innerliches (Erleben fidj poUsieljen muffe" »OS l^ättc Cuifens innerften (Empfin6ungen mel^r entfpredjcn fönncn? ,,(Es ift mir »o^ in 6icfcm Sdju)ei5er Porfe", fc^rieb fie über £ienljar6 un6 (ßertru6. ,,lDare ic^ mein eigener J)crr, fo fc^tc ic^ mic^ in meinen IDagen un6 rollte $u Peftalossi in 6ie SdfvoAi, um 6cm e6lcn 2nann mit (Eränen in 6en 2tugen un6 mit einem Qän6e6rucf 5U 6anfen. IDie gut meint er es mit 6or ZHenfdjI^t. 3^, in 6er ZTlenfdjljeit Hamen 6anfe ic^ i^m!" Sie beioics Icbl^aftes 3"*^'^(^fT<^ fö^^ 6ie Peftalo55ifc^e ZTIetl^e, für 6ie audj IDilljelm pon QumboI6t als (Cl^cf 6er llnterric^tspern>altung 6amals wxxtU un6 5U 6eren (Einfül^rung ein Schüler Pcftalo55is, Karl 2Iuguft l^cüat, nadf Königsberg berufen ipur6e. Sie lieg 6iefen öfter 5U fxdf fommen, um (£r5ieljungsgrun6fd^e mit iljm 5U erörtern ; un6 befudjte 2Infang Pesember 6as pon il^m erridjtete nonnalinftitut* ,,3^ feierte einen fc^önen (ßottes6ienft in 3^^^*^^ 2Inftalt", fdjrieb fie il?m baI6 6arauf. ,,3^ I*^^*^ ®ott *" ^<^" ZTIenfc^en, »ie noc^ nie, unö fül^lte feine Hdlje, un6 fein (ßeift mar mitten unter uns."

3n Peftalo55is (ßeift un6 $ugleic^ nac^ il^rcm eigenen frommen Sinne fudjte Cutfe auc^ 6ie (Ersieljung iljrer eigenen Kin6er 5U leiten. 3" einem bemerfensiperten Scf^reibeti an iljren Pater Ijat fie, u)enn xdxv fo fagen 6ürfen, ein Programm 6afür aufgcftellt un6 Sugleic^ iljre Hoffnung auf (Erfolg ausgefprodjen. Sie fc^reibt über i^re Kin6er: „ytj Ifobe 6en Ijeiligen (ßlauben an (Sott, 6en iljnen 6ie Hatur gab, geleiert; xdf Ifob^ iljnen ge5eigt u)ic unfcr fittlidjes (ßefül}l uns eine neue IDelt, 6ie (Emigfeit, 6ie Scligfeit eröffnet; idf fyibc iljr £eben für 6ie tCugen6 begeiftert. Unbefümmert um 6ie ;^olgen für fie felbft, für iljr (ßlücf , für iljr ^ortfommen leljrt' xdf fie nur 6iefen (ßlauben an (ßott, an 6ie Cungfeit, an fidj felbft fcftljalten. Hein, mein Pater, xdf ^xf »»idjt ^fir<f»ten x^^ <»tn5 rw^n metneti

Kinöcm feine Beftimmung perfel^Ien xmxb. Sie fönnen atm, vetadfUt, perfolgt, perfpottet meröen, aber nie unglücfltc^, nie laftcrljaft; fte fönnen PtcIIeic^t por ZHenfc^en sittem muffen; aber nie Por fic^ felbft; por 6em tToöe o6er por (ßott; jie fönnen pielleic^t 6en (ßlauben an Me ;Jreun6fc^aft perlieren o (ßott b^ijük fie 6apor! aber nie tperöen fie auf^ren 6ie ZTTenfc^en 5U lieben unö xi)mn tpoljisutun; tpeil bas it^re Pflicht ift. Piefes Ceben fann für fte eine finftere ZlTitternac^t poU Seufscr un6 3ammer5 »eröen; aber fcer Straljl fcer (Eipigfeit, 6er bas fefte ^er5 mit 6cr 5ipeifeln6cn Pemunft pereinigt, ipir6 nie perlöfdjen." . .

IDic fdjipicrig es aber für 6ie Königin mar, il^re guten 2tbftc^ten aussufüljren, $eigt ipicöer 6ie ;Jrage 6er (Ersieljung 6e5 l{ronprin5en.

3m TXlävi ^809 mar (ßeneral Piericfe 5um ©bergoupemeur 6er föniglidjen Prinsen ernannt tpor6en, einige XDodjzn fpäter ZHajor (Banbx 5um befon6eren (ßoupemeur 6e5 Kronprinsen, Pen Unterridjt leitete nadf wxz Por Pelbrücf. 2lnciUon; 6er um €ntfc^ci6ung über feine Stellung bat, ipur6e auf 6ie Hücffeljr nadj Serlin pertröftet. - Die Besieljungen Pelbrücfs 5U 6en bei6en ®ffi$ieren geftalteten ftdj nidjt erfreulich, es fam $u aUerIjan6 Heibungen* ;Jür 6ie ^auptfac^e, 6ie €r$ieljung 6e5 Kronprinscn, mar, »ie fic^ bal6 Ijerausftellte, ipentg gewonnen. Bei perfdjie6enen 2tnläffen, namentlidj im Caufe 6e5 2tuguftmonats, trat 6e5 Kronprinsen sügellofe Unart fo fc^roff Ijerpor, 6af 6ic Königin einen grün6lic^en lDan6el für unerläßlich Ijielt. Tiudi fie tpünfcf;te, tpie Pelbrücf längft, eine 2Ibfon6erung pon 6em Qofe, namentlich pon 6en jüngeren (ßefc^tpiftem. (Saubx, 6effen (BntadfUn fte cinfor6erte, erfannte Pelbrücfs X?er6ienfte um „6ie Hein^eit un6 Sittlic^feit" feines 5ö9li"SS lebljaft an, erflärte aber einen befon6eren „3"frt^uteur" nidjt meljr für notiPen6ig un6 perlangte für 6en Kronprinsen eine ausfc^lieglidj militärifdje 2tusbil6ung* Bei 6iefem IDi6erftreit 6er ilnftc^ten wnxbz, u)ie geipöl^nlidj, fein (Entfc^lug gefaft, bis 6ic naije lleberfte6elung nac^ Berlin einen u)eiteren 2Iuffc^ub unmöglich madjte. 2tuc^ Piericfe 6rängte auf en6lic^e €ntfc^ei6ung. So perfügte 6er König am 3. Pe$ember, 6ag Pelbrücf „mit Panfbarfeit un6 porsüglic^er 3ufrie6en^eit" entlaffen iper6e un6 6em Kron^ prinsen nidjt nadj Berlin folge. Pie Königin felbft 6anfte Pelbrücf I^auptfäc^lidj für 6as, was iljr 6as ipidjtigfte mar: 6af er immer bemüljt geipefen fei, „tCugen6 un6 Heligion in 6as 5artc ^er$ iljres geliebten Kin6es als (ßrun6 feines gansen Seins frülj einsugraben."

Pen Kronprin$en aber erfdjütterte 6er (ße6anfe an 6ie 6roI?en6e tCrennung Pon Pelbrücf fo lei6enfc^aftlic^, 6af er erfranfte. €r fyxttt mandje Ijcftige Ssene mit feinem €r$icljer gcljabt; jc^t bat er in beipegen6en IDorten 6en Pater, »enn er ipie6er gefun6en folle, iljn nidjt pon feinem „einsigen Pelbrücf" 5U trennen, »enigftens $u geftatten, 6af fein (Ersieljer il}n bis Berlin begleite. (Er fönne o^ne Pelbrücf nicf^t glücflic^ fein. Per Pater, unter

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rem König befonöcrs benterfte Stellen abfd;rieb. Unb nun 6ie Häcffe^r nadj Berlin! ^2In $n>ei ZTIomente"; fc^rieb fie, „fann xdf nidjt 6enfen oljne tCränen: n>enn idj 5um erften IXlaU Me Onne pon Berlin erblicfe, unö menn 6er IDagen pon 6er Brucfe linfs biegt un6 ic^ fül?le, u)ie wxv 6ic Haiupe 6cs f>alaxs Ijinauffaljren/'

(£i)c 6ie 2tbrcife aber angetreten n)er6en fonnte, mar nodj eine ^(ngelegen^ 5U or6nen, 6ie 6er Königin unausgefe^t fc^u)cre Sorgen bereitete.

Sc^on in Petersburg Ijatte Königin Cuife 6en (Er5ie^ungsfragen eine befon6ere 2Iuf^ merf fantfeit gett>i6iuet, ntit 6er Kaiferin 6aräber gefprocf^en un6 6eren großartiges ^^räuletn^ ftift bcftdjtigt. 3^ Königsberg , int Ulävi, las fte 6ann 6as neue (Epangelium 6er religiös« fittlidjcn (£r5iel?ung auf 6cr (ßrun6lage 6er ^Jamilie, „£ienljar6 un6 (ßertru6" pon Peftalojsi. Die Ccljrc: „6ag bei Heidjen un6 2trmen 6as ^ers in ®r6nung fein ntüffe, loenn fie glücflic^ fein foUen", 6ie ;Jor6crung: „6ag 6ie ftttlic^e (Erneuerung nic^t als Befehl o6er (ßcfdjcnf Pon äugen fommen, fon6em als ein innerliches (Erleben fic^ poUsieljen muffe" was Ijätte Cuifens innerften (Empfin6ungen meljr entfprec^en fönnen? „(Es ift mir wolfl in 6iofcnt Sdjujciser Dorfe", fc^rieb fie über £ienljar6 un6 (ßertru6. „IDäre idj mein eigener f)ctv, fo fc^tc ic^ midj in meinen IDagen un6 rollte 5U Peftalossi in 6ie Sdjipeis, um 6em e6lcn 2nann mit (Eränen in 6en 2tugen un6 mit einem Qän6e6rucf 5U 6anfen. IDie gut meint er es mit 6cr ITlenfc^^eit* 3^, in 6er ZTlenfdjIjeit Hamen 6anfe idj i^m!" Sie beu)ies lebljaftcs 3"*<^'^<^ff« fö^ We Peftalo55ifdje 2netljo6e, für 6ie audj IDilljclm pon £)umboI6t als (Cljcf 6er llnterric^tspenxxiltung 6amals ipirfte un6 5U 6eren (Einfüljrung ein Sdjflier Pcftalo55is, Karl 2Iuguft S^ücv, nadj Königsberg berufen n)ur6e. Sie lief 6iefen öfter }u jidj fommen, um (Er5icljungsgrun6fä^e mit iljm $u erörtern, un6 befudjte 2Infang Desembcr 6as pon iljm erridjtete Hormalinftitut, „^dj feierte einen fc^önen (ßottes6ien{t in 3^^^** 2tnftalt", fc^rieb jie iljm bal6 6arauf. ^3^ ^^^^^^ ©o^ i" ^^" ZTTenfdjon, u)ie nodj nie, unö füljlte feine Hälje, un6 fein (ßeift war mitten unter uns."

3n Peftalossis (ßeifl un6 $ugleic^ nac^ iljrem eigenen frommen Sinne fudjte Cuife auc^ 6ie (Ersieljung iljrer eigenen Kin6er 5U leiten. 3" einem bemerfensiperten Scfjreiben an iljren Pater Ijat fie, »enn ipir fo fagen 6ürfen, ein Programm 6afür aufgeftellt unö Sugleidj iljre Hoffnung auf €rfolg ausgefproc^en. Sie fc^reibt über i^re Kin6er: „ytj Ifobe 6en ^nligen (ßlauben an (ßott, 6en iljnen 6ie Hatur gab, geleljrt; id; t^e iljnen ge5eigt, u)ie unfer fittlidjes (ßefüljl uns eine neue IDelt, 6ie (Emigfcit, 6ie Seligfeit eröffnet; idt fyxbc iljr £eben für 6ie tCugen6 begeiftert. Unbefümmert um 6ie ;^oIgen für fte felbft, für iljr (ßlücf , für iljr ^Jortfontmen leljrt' ic^ fte nur 6iefen (glauben an (ßott, an 6ie €angfett, an fidj felbft feft^alten Hein, mein Pater, ic^ 6arf nidjt für*t*w >^^ nn^ ^^^ •ncinen

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Ktn6em feine Beftimmung perfcljlen imr6. Sic fönncn atm, vcxadiM, perfolgt; perfpottct wzxbm, aber nie unglücflidj; nie lafterljaft; fie fönncn picllcic^t por ZTTcnfc^en sittem mfiffcn, aber nie por fic^ fclbft; Por 6cm tToie o6cr por (ßott; fic fönncn picUcic^t 6cn (ßlaubcn an Wc ;Jrcun6fc^aft pcriicrcn o (ßott bcijütc fic 6apor! aber nie tpcröcn fic aufljdrcn 6ic Ztlcnfc^cn 5U lieben unö xi)mn n)oI}l5utun/ tpcil bas i(;rc Pflicht ift. Picfes Ccben fann für fic eine finftcre Znittemac^t poU Seufscr un6 3^^^^^^ »cröcn; aber 6cr Straljl feer €u)igfcit, öer bas fefte ^cr5 mit 6cr 5ipcifcln6cn Pemunft pcrcinigt, ipir6 nie pcrlöfdjcn/' .

IDie fdjipicrig es aber für 6ic Königin war, iljrc guten 2tbftc^tcn aus5ufül?rcn, $cigt ipicöcr 6ie ;Jragc öer (Ersicljung öes Kronprinscn.

3m 2när5 ^809 mar (ßcncral Piericfc sum ©bergoupcmcur 6cr föniglic^en Prinsen ernannt iporöcn, einige IDoc^en fpäter ZHajor (Banbx 5um bcfonöcren (ßoupcmcur 6c5 Kronprin$cn. Pen Unterricht leitete nadf wk Por Pelbrücf, 2tnciUon; 6cr um €ntfc^ci6ung über feine Stellung bat, ipuröc auf 6ic Hücffcljr nadj Serlin pcrtröftct* - Die Be5ic(;ungen Delbrücfs 5U 6cn beiöen 0ffi5iercn gcftaltctcn fic^ nic^t erfreulich; es fam 5U aller^nö Heibungen, ^ür Me ^auptfac^e, 6ie €r$icl}ung 6cs Kronprinsen, ipar, ipic ftc^ baI6 IjcrausftcUte, »enig gciponncn. Bei pcrfdjicöcncn 2tnläffen, namentlich im Caufe 6cs iluguftmonats, trat 6c5 Kronprinsen sügcllofc Unart fo fdjroff Ijerpor; 6af 6ic Königin einen grünMicf^cn IDanöcl für unerläflicf^ l^iclt. Tindf fte tpünfc^tc, tpie Dclbrücf langft, eine ilbfonöcrung pon 6em ^ofe, namentlidj pon 6cn jüngeren (ßcfdjipiftem. (Sanbx, 6effen (ßutadjtcn fie cinforöerte, erfannte Delbrücfs X?er6ienfte um „6ie Hcinljcit un6 SittUc^feit" feines ^dgHixKis Icbijaft an, crflarte aber einen bcfonöcrcn „3nftitutcur" nidjt mcljr für notu)cn6ig unö perlangte für fcen Kronprinsen eine ausfc^lief lic^ militärifc^c 2tusbil6ung. Bei öicfem IDiöcrftrcit frer 2Inftc^tcn tpuröe, tpie gctpöl^nlicf^, fein (Entfc^luf gefaxt, bis 6ie naije Ueberfteöelung nadj Berlin einen »eiteren 2tuffc^ub unmöglich machte. 2tudj Diericfe 6rängte auf enMic^e €ntfc^ei6ung. So perfügte öer König am 3. 1)e$ember, 5af Dclbrücf ,,mit Danfbarfeit unö porsüglic^cr Sufricöcnljcit'' entlaffcn ipcröc unö öcm Krön* prinscn nic^t nacf^ Berlin folge. Die Königin felbft öanfte Delbrücf Ijauptfäcf^lic^ für bas, xDas il?r bas ipic^tigfte ipar: öaf er immer bemül?t geipefen fei, „tCugenö unö Heligion in öas sarte ^er$ iljres geliebten Kinöes als (ßrunö feines gansen Seins frü^ einsugraben."

Den Kronprin$en aber erfdjütterte öer (ßeöanfe an öic öroljenöe tCrennung Pon Delbrücf fo Iciöenfdjaftlic^, öag er erfranfte. €r fyxttz mandje ^ftige Ssene mit feinem (Ersieljer gcljabt; je^t bat er in beipegenöen IDorten öen Pater, ipenn er nrieöer gefunöen folle, i^n nidyt Pon feinem „einsigen Delbrücf" 5U trennen, ipenigftens $u geftatten, öaf fein (£r5iet?er iljn bis Berlin begleite. €r fönne oljne Delbrücf nic^t glücflidj fein. Der Pater, unter

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gutem un6 tpo^Imcinenbem ^uv^bcn, anttportete a&Ic^nenö, öaf „in 6er pon xlfm getroffenen Verfügung feine 2tbän6erung ftottfinöcn fönne." Die Königin fügte einige freunMic^e feilen ^in$u, in bzmn jte iljren Soffn auf bcs Beifpiel feines Petters Prin$ ;Jrie6rid} permies, 6er ftdj ge^rfam Pon feinem (Ersieljer Heimann trenne. 2lUein 6er Kronprtn} beruljigte fidj nic^t, er blieb franf im Bett, »einte un6 fdjrie, fo 6af 6ie 2ler$te be6enflic^ n>ur6en, un6 6er König fc^Iicflidj 6ie 2TRtreife Pelbrücfs nadj Berlin geftatten mufte.

Tim \o. Desember en6(id;; nacf^ einer Hei(;e pon 2Ibfc^ie65feftlidf feiten, perHefen ^rie6ric^ IDilljelm un6 Cuife Königsberg, xdo fie $n>ei ^alfvc in Sorgen un6 £ei6en perlebt Ijatten, Unterwegs in 5targar6, am 2\. Pesember, trafen fie 6en tapferen PerteiMger Kolbergs, 6en alten 3oadjim ZTettelbecf , 6effen 2(nfpracf^e 6en König 5u tCranen rührte. Die Königin ftreic^clte 6cm (ßemaljl 6abci leife 6ie IDangen un6 ipeintc gleidjfalls. Hettelbecf fprac^ 6as X?olfsempfin6en aus, in6em er bei 6iefem ilnblicf rief: „(5ott cr^lte Sie, meine gute Königin, $um tCrofte meines Königs, 6enn ol^ne Sie n>are er fc^n pergangen in feinem Unglücf/'

2Im 23, Desember, einem prac^tPoUen IDinterfonnentage, sogen fie in Berlin ein, 6er König 5U pfer6e, 6ie Königin in 6em pon 6er Sta6t gefdjenften, mit lila Samt ausgefdflagencn IPagcn, in einem alt6eutfcf^en i^rmelinbefe^ten Klei6e pon 6unfelblauem Santt. Uncrmeflic^e ZTIenfc^cnmaffen begrüßten 6as Königspaar, unbefcf^reiblid; n>ar 6er 3ubel. 3^" Sdyloffe, Ijalb oljnmädjtig por (Erregung, fanf Cuife i^rem alten Pater, 6cr aus Heuftrcli^ l^erbcigeeilt voav, in 6ie 2trmc. (ßc6ac^tc fie iljrer (Einljolung als Braut, faft auf 6cn (Tag \7 ^alfv^ supor? Der ^rau pon Krü6cncr fdjrieb fie: „3^ ^^e nur einen Haren (ße6anfen: n>ic füf ift es, fo geliebt $u wzxbcnl"

Den fdyönften 2Ius6rucf aber für 6ie Stimmung in Berlin gibt ein IDort 6es €rl>* prinscn (ßoorg, 6cr am 2Iben6, „mcljr getragen als gefal^rcn", 6ie Beleudjtung 6er StoM bcfidjtigte; er fagt: „3^ f<^"^ "^<^i" ^^^ überall!"

€Iftes Kapitel Königin €uife un6 dfavbenhevg

(1810)

#t

6er Hflcffcljr 5cs Komgspaares nadj Berlin festen audj bas ^ofleben faft in altent (ßlan$e ipie6er auferftanöen. 2lm Heuja^rstage ^8^0 mar grofer (Empfang; ,,nie falj idj", ersoljlt Cuife Hotösimill, ,,öie Konigin eWer, fc^öner, rüljrenfcer, als an Mefem tCage/' (£tn neuer rufftfc^er (ßefanöter, (ßraf Ciepen, »uröe porgeftellt, 6effen (ßattin öte ^i^^^^/ We (Einrichtung, öte Kletöung 6er Königin ent$ücfen6 fan6, aber ^insufügt: „elle-meme ^tait mieux que tout cela." (Es gab noc^ Diele an6ere (Empfange un6 2tu6ien5en, Paraöen un6 (Eruppenbefic^tigungen, Sälle un6 Kinöerfomööien, ;Jamilien6iners bei 6en ;Jer6inan6s un6 6er alten prinseffm pon ©ranien, Sc^mefter ßmbxxdi IDilljelms II. ZTTit foniglidjem Prunfe u)ur6e am \8.3^"uar 6as ;Jeft 6es erweiterten Hoten 2I6leror6ens gefeiert. Die (ßcfeUigfeit n)ur6e belebt 6urc^ Befuc^e 6eutfdjer dürften un6 ^ürftinnen; aus Pommern fam (ßeneral Blüc^r, aus Sc^lefien ©berft pon (ßö^en. König un6 Königin blieben aber audj Diel unter fic^ un6 mit 6en 3^rigen. 3" f^öer Sammlung befudjten fte 6ie alten Stätten il^res (ßlücfs in Pots6am un6 (Cljarlottenburg, tpo 6ie Königin in tiefer Bewegung 6cr Septembertage pon ^806 ge6ac^te, an 6enen 6ort 6ie 2Ibreife $ur 2trmee befc^loffen un6 6er Krieg entfcl)ie6en ipur6e. (ßrofe 2Iufmerffamfeit fc^enfte man 6en Hac^ric^ten über Hapoleons Dermd^lungspläne. Die Königin tpar entfe^t, 6af pon öfterreic^ifc^er Seite Sdjritte für 6ie IDa^l einer (Eri^er$ogin gefc^eljen feien: ,,Hun ift alles möglidj," fdjrieb

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fte fccm VaUt, ,;im (ßrunöe tft es, um blutige tCräncn $u »einen, 6af es foweit gefonmten ift mit 6en ZTTenfc^en, mit 6em 3^mmer auf €r6en." Sie pries es als ein ^eic^en 6er unerforfdjlidyen IDeisljeit öer X?orfeljung, ja als ein ©lücf un6 eine (ßna6e, öaf iljr eigenes tTöc^terd^en ^79^ tot sur IPelt gefommen un6 iljr 6a6urcf^ je^t mSglid^ermeife 6ie furcht« bare Qual erfpart fei, 5n)ifc^en öer 2(ufopferung öer (Einen unö 6em Persicf^t auf Me Hettung üon Millionen uDäl^len 5U muffen. TXodj ein anöerer Qeiratsplan befc^ftigte fie lebljaft. (Es fc^n)ebten Perl^nMungen über eine Dermäljlung 6es Kronprinsen Cuönng pon Bayern mit iljrer UidfU tCI?erefe, öer (Eoc^ter öer ^rsogin (C^rlotte pon Sadffen« ^ilöburgljaufen, »obci pon bayerifclyer Seite öer Uebertritt öer Prin$effm $um fat^lifc^ Befenntnis perlangt muröe. Cuife wax öaruber l^öc^ft unwillig , fie riet öer Sd^tpefter, i^ ^a oöer Hein jeöenfaüs nidjt $u übereilen, bcfämpfte aber entfc^ieöen öen (ßeöanfen an einen Uebertritt unter Berufung auf bas Bibela>ort: IDas Ijülfe es öem XUenfcIjen, fo er öie ganse IDelt getpanne unö näl^me bodf Sd^aöen an feiner Seele. Die Permaljlung muröe einige XUonate fpäter oljne (ßlaubensmedyfel öer prinseffin gefdyloffen.

Heber öiefem Ceben aber, feinen ^Jreuöen unö feinen Ceiöen, feinen Hoffnungen unö feinen Sorgen, lag nadj »ie por öunfel unö gefaljröroljenö öer Sdjrecfen öer napoleonifc^en ©cmaltljerrfdjaft. I

TXodf am tCage feines (Ein$ugs, am 23. Desember, Ijatte König ^Jrieöric^ IDil^lm öen fran$öftfdyen (ßefanöten (ßraf St 2Tlarfan empfangen, öer bereits feit einem 2^lftt in Berlin peru)eiltc, einen eljemaligen faröinifdjen ®ffi$ier pon ipoljtoollenöcr, pomeljmer (ßefmnung. (Er perfic^erte öem (ßefanöten, öer bas IDefen öcs Königs „auferoröentlic^ offenljersig unö loyal" fanö, öaf er cntfc^loffen fei, uuperbrüdjlidje ^Jreunöfc^ft mit ;Jranf* roid) 5U Ijalten; er »eröe 5ur (Erfüllung öer eingegangenen Verpflichtungen fein ®pfer fcbcuen, rcdync öabei aber auf öie (ßrofmut öes Kaifers, ©ans *" öemfclben Sinne fprac^ ftd) öer König am nädjften tCage in einem Schreiben an Hapoleon aus. (Er teilte i^m als Beweis feines (Entgcgenfonmtcns mit, öag öer prcugifdye ©efanöte in Paris, Brocf^ufen, über öen Hapoleon feine Unsufrieöenljeit gcäufort Ijatte, abberufen unö öer Kommanöant pon Berlin, £'(Eftocq, öeffcn fdju>ad)e £)altung bei öem 2Iusmarfd) Sdjills getaöelt tpuröe, öurdj öen fransofenfrcunölidjcn ^elömarfdjall Kalcfrcutl? erfe^t n>eröen foUe. Krufemarcf, öer 5um (ßeneral beforöert unö 5U Brocfljaufens Ziadjf olger ernannt ODuröe, bradfte öen Brief öes Königs nady Paris.

2lm 8.3a"Uöt ^8^0 Ijatte Krufemarcf u)ieöer 2tuöien5 bei Hapoleon. Per (Empfang nxir ipeit «weniger freunölidj, öer Kaifer seigte fidy ungleich $omiger unö erbitterter, als 5»ei ITTonate poriger. 3" fcbarfcn ITorten flagte Hapolcon über öie (Einftellimg ö*r K'^^MhitHrt^^^iihiungen,

\yfi

6ic er Ijauptfädylic^ 6en unnötigen itusgaben für Mc 2trmee sufdyrieb; 6er König möge 6ie ^alfl feiner tCruppen auf 6000 ZHann Ijerabfc^en. Sdylief lic^ bradj fein inncrfter (ßeöanfe 6urdj: „Per König iiat unterfdjrieben, er muf ial}kn. Wenn er nidyt $al?len fann^ fo foU er eine Propins abtreten; paft iljm bas nidfi, fo mag er mir feine Domänen überlaffen."

(£s waren öie (Tage, 6a neben 6er urfprünglidy geplanten rufftfc^en ^eirat bereits 6ie XPaI}rfc^einIic{;feit 6er Permaljlung mit einer öfterreid^ifd^en (Ersljersogin auftaucf^te un6 6ie Perljan61ungen Hapoleons mit Huf Ian6 über Polen sumeilen fc^on einen gerei5ten tCon annaljmen. Die IDan6Iung in 6en Se5ieljungen ^Jranfreidys 5U Huf Ian6 fpiegelt fidj wie immer fogleic^ in 6em Per^lten $u Preuf en tt)ie6er. Salj ZTapoleon Ijinter 6er öfterreidjifdjen £)eirat 6en Sdjatten eines ruffifdjen Krieges erfdyeinen, für 6en er fxdf nadj feiner IDeife früljseitig vorbereiten tt)oUte? nieman6 ipufte beffer als er, 6af Preufen 6ie 98 ZTIillionen Francs, 6ie er je^t als preufifc^e KriegsfdjuI6 nodj Ijerausredynete, in 6er pertragsmäfigen ;Jrift nidjt n:>er6e tilgen fönnen. So UHxr er auf 6en (ße6anfen gefommen, 6ie ^aiilnn^s^ unfäljigfeit Preugens $u einer auferor6entIidyen (Erweiterung feines ZTIac^tbereidjs nadj ©ften, gegen Huglan6; 5U benu^en. (Ein erljeblidjes Stücf Sdjiefiens mit 6er ^eftung (Slogan mar es, tt>orauf feine 2tbfidjt ging un6 was er an ftdj 5U reifen Ijofftc* Damit märe 6as unter einem ^errfdyer pereinigte Königreidj Sac^fen un6 6as ^ersogtum IDarfc^au in eine ununterbrochene territoriale rerbin6ung gebracht, Preuf en pon ©efterreidj getrennt, Hapoleons ^errfc^aft pom 21tlantifdyen ®$ean bis an 6en Bug ausge6eljnt n>or6en*

Die Hac^ridjten über ZTapoIeons neue ;Jor6erungen, 6ie am \9- 3^""^^^ anlangten, enpecftcn in Berlin grofe 2Iufregung. Der König perlangte fofort pon feinem ^inans- minifter 2lltenftein 6ie Befc^affung pon (ßel6mitteln, um ^Jranfreic^ n>enigftens eine 2Ibfc^Iags5aljlung 5U leiften, un6 6ie nad)6rücflidje Betreibung 6er 21nleilje, über 6ie feit längerer ^exi in tfollanb perljan6elt n>ur6e. 2lltenftein, 6er 6ie Kriegsfdjul6 an ^ranfreidj nur auf 92 ZHillionen berechnete, perfpradj 6urc^ eine 2trt ^wangsankilfc in pier bis fccbs IDoc^cn 5 ZTlillionen ;Jrancs auf$ubringen. 2tuf er6em foUte 6ie IjoUän6ifc^e 21nleilje, 6cren u)al?rfdyeinlicl)es (Ergebnis man auf 38 ZTTillionen anfdylug, femer eine 3^^«^^^^^^"^^ auf 6ie Domänen in ^ölje pon einer ZTlillion, n>as man einem Kapital Pon 20 ZTIillionen gleic^fe^te, un6 eine ilnsaljl ausfteljen6er ^or6erungen Preufens, im gan$en eine Summe pon über 67 ZTIillionen an ^ranfreidj überlaffen n>er6en; für 6en Heft Pon 2^ bis 25 XlTillionen ^rancs n>oUte man fic^ auf 6ie ©rofmut 6es Kaifers perlaffen, äuferften ;Jalls 6iefe Sdfulb per$infen. illtenftein erflärte 6iefe X?orfdjläge für 6as „Ultimatum pljyfifdjer IHöglidjfeiten"; an Krufemarcf, 6em fte €n6e 3^nuar überfan6t n>ur6en, fc^rieb man: „Damit f!n6 n>ir mit unferem Catein am (En6e."

S29

Dem König genügten Mefe Porfdjiägc fetncsipegs; er mag porausgcfe^cn fyibcn, 6af fte in Paris bodf mieöer abgelehnt n>er&en tpfirfren. Beunruljigt 6urdf Me 2Ieuf erungen XlapoUons, namentlich n)egen einer (ßebietsabtretung, unsufrieöen mit 6er Haltung feiner Xninifter überijaupt; glaubte er fic^ nodj nac^ anöeren Hatgebem umfe^en $u foUen. Sdfon u>aljren6 bcs 3^^^^^ I8O9 u)aren 6em fransöfifdjen (ßefanMen in Berlin n>ie&er^Il 2tn6eutungcn aber 5ie ^mecfmafigfeit einer Hücfberufung Hardenbergs gemacht tporöen, 2In6eutungen, 6ic pon St ZTTarfan nadj Paris berichtet; öort aber unbeadjtet gelaffen ipar^n. 3e^t 22. Januar ^8^0 beantu)ortete 5er König ein fc^on pom ^5,I)e$ember ^809 öatiertes (ßlücfu)unfc^fdjreiben ^aröcnbergs $ur Hücffe^r nadj Berlin mit einigen IDorten 6es Danfes, inöem er öie rK)n ^aröenberg mit einem ^inmeis auf ZTapoleon begrünöete ^urücfl^ltung billigte, sugleic^ aber 6oc^ benterfte, 5ag es il^m perfönlicf^ feljr angenehm geu)efen fein »üröe, feinen alten ZTIinifter „in Perfon" in Berlin $u treffen. ZTlünMid} erflärte er fic^ öeutlic^er. (ßegen IDittgenftein, 6er 6en Brief ipcdyfel ©ermittelte, fprac^ er 6cn IDunfdj aus, Har6enberg 5U fcljen; er 6enfc nic^t, 6ag feine Hücffeljr bei 6em fransöfifd^en (ßouücmement einen nad;teiligen (Ein6rucf madjen wäxbz. Die Königin, 6ie ebenfalls fär einen (ßlücfu)unfc^ 6anfte, äuferle fic^ mit größerer IDärme. „^tte xdf Sie, ftatt eines Briefes, Ijier getroffen," fdjrieb fic an Har6enberg, „fo u>are meine ;Jreu6e gröfer unö meine Sorge geringer geu)efen. (Es ift eine 6er peinlidjften Be6ingungen unferer gegen« »artigen (Eyiftens, 6af Sic 6em König un6 6en (ßefdjäftcn fernbleiben muffen, un6 xdf in5bcfon6ere loäre u)al?rljaft glücflidj, Sie bei uns 5U feigen, 6a ic^ Sic grün6lidj fenne un6 eine 5rcun6fdjaft für Sie empfin6c, 6ic nur 6er 2(dytung gleic^fommt, 6ie Sie in je6et t^inftc^t pcr6icncn. 3^ fprcdjc 5U 2^ncn nxd)i pon 6cm, n>as uns betrifft. IDir jtn6 immer nodj Ijöc^ft unglücflic^. 3"^^ff<^" if^ ^x^ Ceben Ijier in Berlin erträglidjer als in Königsberg. (£s ift u)cnigftens ein glän5cn6cs €len6 mit fdjöncn Umgebungen, 6ie einen serftreuen, n:>dl?rcn6 es in Königsberg u)irflid) ein elcn6es (Elcn6 war. (Ersäl^len Sie mir, bitte, Pon 31?rcn pidncn. IDären ipir frei, un6 Ijältc idj Stimme im Kapitel, x<b gcftelje y^mn offen, xdf täte alles auf 6er IDelt, um pidnc 5U I^intcrtreiben, 6ic Sie pon uns entfernen fönntcn." Königin Cutfc bcmerft 6ann nodj, 6ag 6em gefamten IHiniftcrium 6ic (Erfaljrung, 6ic gro0c Ccljrmeifterin, fetale, fpric^t jc6od) mit 2(ncrfcnnung pon 2tltenftcin un6 Hagler, 6cncn man tl?re Schulung unter I7ar6cnberg anmcrfc.

Das (Ereignis ift nun, 6ag fidj 5ur Seite 6tcfcs illiniftcriums eine liebenregierung $u bil6cn anfangt, 5uerft unter 21Iittt»irf ung 6es Königs, allmdl^lid) mel^r unter 6er Ceitung 6er Königin felbfl.

(OundAft gcfijab 6as Ungcn^öljnlidje, 6ag König Jfric6ridj IDilljclm, 6er fonf! 6iploma« ttfcben llntcrrc6ungen mit frcm6en (ßef'in6t»*n aeni au.^^^'icb fxd ^nrcb '^»* "W.Htaf ?•• -»ncr

pon 6em oberften Kammcrijerm, ^ürft IDtttgenftetn, pcrmttteltcn ^^f^TTtmenfunft mit 6cm (ßrafcn St ZTlarfan bcftimmen lief; 6ie am ^3. ^ebruar bei 6er (ßrafin Vo^ ftattfan6. 2tudj 6er Kdnig flagte 6abei über 6ie Unsulänglic^feit feiner Zninifter, 6ie rec{;tfd;affene Ceute, aber nur gute „Buraliften" feien un6 nidjts »eiter un6 wcbcv bei iljm felbft noc^ bei 6em Publifum Pertrauen genöffen; er fügte 6en 6ringen6en IDunfc^ I?in5u, 6af 6er Kaifer iljm geftatten möge, Qar6enberg tme6er in feine Dienfte 5U net^men, 6er 6en Staatsfre6it ^rftellen u>er6e un6 6er übrigens pon 6er notn)en6igfeit einer engen X?erbin6ung Preufens mit ^ranfreic^ poUfommen überseugt fei. ^ar6enberg n)ür6e fidj gern felbft in Paris 6em Kaifer porftellen un6 mit 6effen (ßene^migung 6ann $um l{onfeilspräft6enten ernannt tt>er6en. 2(uc^ 6ie Königin fan6 ftd; fdjlief lic^ 5U 6er llnterre6ung ein. St. ZTTarfan glaubte gern, n>as man it^m ersä^lte, 6af fie gegen Huflan6 feljr fül^l geti:>or6en un6 fogar 5U einer Seife nadj Paris geneigt fei.

Der fran$öftfc^e (ßefan6te Ijatte 6abei 6urcljblicfen laffen, 6af ein Schreiben 6er Königin an Hapoleon pielleic^t günftigen (Erfolg ^ben f önne. Dies meinte aucf^ Sdjmefter tT^refe, 6ie felbft einen (£ntn>urf 5U einem 6erartigen Brief aus Paris einfan6te. Die £age wav 6odj fo emft, 6af man ein foldjes ZTTittel nic^t glaubte pon 6er Qan6 meifen 5U foUen. Unter 6em ^7. ^Jebruar, in 21nleljnung an 6ie Porfdjläge trijerefens, fdyrieb Cuife an Hapoleon. Sie erinnerte iljn an 6ie ^n^ammentunft in tCilpt, fc^il6erte 6as €len6 in Preuf en, 6as bei 6er gän$lic^en llnter6rücfung 6es ^an6els unfdl^ig fei, gegenwärtig 6ie gefor6erte (ßel6fumme aufsubringen, un6 fc^lug por, Hapoleon möge enttt>e6er fidj in 6en nädjften $eljn 3^^^^" mit einer ^oiilnnQ 6er ^inf«" ^^^ fälligen Sdjul6 begnügen, 06er 6ie g^^I^ngsfrift für 6as Kapital perlängem. Sie Ijob 6abei Ijerpor: Prcugen ftrebe feinesmegs nac^ einer ^erab^ fe^ung feiner Kriegsfc^ul6, es fudje pielmeljr gera6e nadj ZTTitteln fie absutragen; fie rechne 6abei auf 6as (Entgcgenfommen Hapoleons, pon 6cm fie nic^t anneljmen fönne, 6ag er 6ic Sdjöpfung 5rie6ric^s 6es (ßrof en pemidyten »olle.

Das Schreiben n)ur6e erft einen ZHonat fpätcr 6urdj prinsefftn tTI^ercfc 6em Kaifer überreicht (\7. TXlävi), natürlidj oI?ne 6ag es irgen6cine IDirfung sugunften Preufcns geljabt Ijättc. Hapoleon beljarrte auf feinen 5or6crungen un6 tt>ie6erljolte auc^ 6er prinscffm gegenüber: „IDenn 6er König midj nic^t besaljlen fann, fo mag er mir Sdik^xm er nannte es abtreten."

31?ren ^öljepunft erreichte 6ie Krifis gera6e 5um (ßeburtstage 6er Königin, ^O.ZTIärs ^8^0. 2Im (Eage porljer, 9. TXlävi, wat (ßraf Sd}wz\bn% ein X?enpan6ter 6es (ßrafen (ßol§, als Kurier pon Paris angefommcn mit einer ZTote 6es fransöfifdjen iUiniftcrs 6es 2tustt>ärtigen an Krufemarcf, n>orin alle Porfc^läge 2(ltenfteins run6n>eg abgeleljnt un6 ftrenge (Erfüllung

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frer befte^enöen Dertragsücrpfltdjtungen nacf^6rucfltc^ geforöcrt wuvbc. ^^ranfreicf^ bcanfprucf^te 6cn poUcn Ertrag 6cr IjoUänMfdjen 2tnlciljc auf einmal, aufcröcm, pom \.3anuar ^8^0 ab gerechnet, allmonatlidj ^ 2TliUionen ^rancs. Hodj bcunruljigcnöer Hangen öie (Erläute- rungen, 6ie Krufemarcf nadj 6cn münMidjen (Eröffnungen 6e5 fransöftfdjen ZHinifters ^tnsufügte. ZTlan örolje ntit (Eruppenfenöungen an öie ®6er. Hapoleon, perftdjerte 6er (ßefanMe, IfalU 6en König un6 bas preugifdye Volt für feine perfönlidyen ^einfce; er fü^Ie woiil, 6af er i(;nen üiel 5U üiel 5U Ceiöe getan t^abe, als öaf es anöers fein fönne. (Er verlange 2tusfüt^rung eines unausfüt^rbaren Vertrages, um 6en König 5U stmngen, eine neue (ßebietsabtretung als (ßnaöe $u erbitten. ZTIit allen ZTTitteln öer Ueberreiung fudje auc^ 6er fransöftfdje XTIinifter 6ie Porteile einer foldyen ZTTa^egel für Preufen einleuc^ten6 5u madjen. 2lUein, fc^lof Krufemarcf, fclbft n>enn fid) 6er König 6a5u perftelje, tt>er6€ nichts iljn r>or neuen 21nfprücljen Hapoleons fc^ü^en.

Den (Ein6rucf 6iefer ZHitteilungen in Serlin seigt ein Sdyreiben 6es fran$öfifdj€n (ßefan6ten, 6er gleidj am ^0. 2Tlar5 6arüber nac^ Paris beridjtele. ,,2Ius guter Quelle u>eif ic^, 6af man über 6iefe Hac^ric^ten feljr betroffen ift. Die Sdjn?adje un6 6ie 3n^I^5 6es Zninifteriums fin6 6erartig, 6af meine frül^eren Dorftellungen nic^t 6en gefangen (Ein6ruct gemad^t Ijattcn. ^TTan fd^meid^elte ftd^ immer, 6af 6ic ^ntnH>rten aus Paris felbft an6ers lauten u)ür6en* Hur 6er König un6 6ie Königin fc^einen fofort 6ie HotiDen« 6igfeit empfun6en 5U ^ben, 6ie äugerften 2TlitteI an5un)en6en. Der König ift IfidfH aufgebracht über feine Zllinifter, er Ijat gcftem bei 6em (Eintreffen 6er Parifer ZTadjridjten ausgerufen: ,3c^ fy^bc es ja immer gefagt, 6ag fte nur Dumml^eiten machen, 6ag fie ju nidbts taugen un6 wcbcv bei mir nodj beim Publifum Vertrauen bofi^en/" „3P <^b^^ ^^ erfte Stunn ijorüber," fo fal^rt St ZTlarfan fort, „fo macht iljn feine groge Sdftoädfz 5um Sflapen feiner jninifter; übrigens fagt er folbft, er u)iffe nidjt, wo er beffere Zninifiter Ijemcl^men folle; er perftelje nidjts pon ;Jinan5operationen un6 wenn man il^m fage, 6ag alle t^ilfsquellen erfdjöpft feien, fo u)iffc er feine ansugeben."

Die Kun6e pon 6en neuen ^or6erungen un6 Dro(;ungen Hapolcons perbreitete ftc^ rafdj in 6er (ßefellfcbaft, 6ie am ^0. 2när3 5ur ^eier 6es (ßeburtstages 6cr Königin im Berliner Sdflo^ perfammclt u>ar. Zllit Bcftürsung t^örte man sugleicb, ba^ bas ZTTinifterium in 6er (Eat geneigt fei, 6ie itnfprücbe Hapoleons 6urc^ eine (ßebietsabtrotung 5U befrie6igen, un6 6ag Scblcficn n^enigftcns ein großer (Teil 6apon 5um Opfer auserfel^n fei, lDäljren6 König ^ric6ric^ IDill^elm feine illifftimmung un6 feine Beunruljigung meljr 6urc^ iportfarge ^wtücff^ltung 6urc^blicfen lie§, fpradj 6ie Königin üjre Sorge un6 iljren Kummer gegen einen 6er ^Jefttcilneljmer, 6en ;Jürflen IDittaenfWn, «ffet^ ^u$- ln6^»n fle

Königin £uife unb f^arbenberg

il^re unb il^res (ßemat^ls (Entrüftung über 6tc sugcmutcte 2tbtretung Ubljaft auf erte^ foröerte fte xlfn auf, auc^ feincrfeits 6afür 5U forgen, 6af man ftc^ ntit 6cr Befc^affung ix)n (ßclömittcln befc^äftige.

Dies Sallgefpräc^ 6er Königin mit ^ürft IDtttgenftein tpuröe 6er ^(usgangspunft ffir einen be6eutfamen Umfc^mung 6er preufifc^en (ßefdjic^te.

;Jürft IDittgenftein, 6er früljer felbft tCeilljaber eines l{rc6itinftitutes in Kaffel gemefen war un6 ir>aljren6 un6 nac^ 6em Kriege pon ^806 mit 6em reichen Kurfflrften von ^effen=KaffeI über eine 2tnleilje für Preußen unterljan6elt ^tte, naijm fic^ 6er Sadfc mit größtem (Eifer an* €r befragte (ßol^ un6 illtenftein, 6ie iljm bei6e ac^fel5ucfen6 eru)i6erten, es fei fein an6erer 2(usn)eg Port;an6en/ eine £an6abtretung unüermei6lic^. Selbft 6em fransöfifdjen (ßefan6ten Ijatte (ßol^ bereits 6ie (ßeneigt^eit 6es ZTIinifteriums 5U einem foldjen ^ugeftän6nis mitgeteilt.

IDittgenftein lief ftdj nidjt abfdjrecfen. (ßleidj am näc^ften (Eage befpradj er jidj mit einigen Berliner BanKers, un6 in 6er Xladjl pom \\. auf 6en \2, 2ndr$ arbeitete er eine Penffdjrift aus, in 6er er 6en 2tbtretungsge6anfen entfdjie6en permarf un6 6ie (Erljebung einer 2Irt S^anqsanUxtiz porfdjlug. ;Jünfun65ipan5ig tCaufen6 preufifc^e Bürger foUten 6urcljfd)nittlidj je6er ^000 (Ealer Ijergeben, ein X?iertel in barem (ßcl6e, 6en Heft in Staats^ papieren 06er Obligationen, 6ie $ur ZTationalfdjutö erflärt iper6en un6 5ur (ßrun6lage einer ZTationalbanf 6ienen foUten. 2tuf 6iefe IDeife ipür6e fic^ 6ie Kontribution tilgen un6 6er Kre6it U)ie6er Ijerftellen laffen. IDittgenftein glaubte 6ie Ceitung 6iefer ^Jinansoperationen felbft beanfprudjen $u 6ürfen, berief fic^ aber $ugleic^ auf ^ar6enberg, 6er mit il?m pollfommen einperftan6en fei un6 6effen Hat er immer einljolen ipür6e* Hody por Been6igung feiner 2trbeit lief er eine porläufige ZTIitteilung 6arüber an 6ie Königin gelangen, 6amit nidjt etn>a übereilte Sdjritte im Sinne einer £an6abtretung gefc^aljen. 3"^ Caufe 6es \2. TXläxi überfan6te er feine Denffdjrift 6em König.

2In 6emfelben tCage erftattete auc^ 6as 2TKnifterium Bericht. <Ss ging 6apon aus, 6af 6ie €pften$ Preufens nur 6urc^ 6en engften 2tnfd)luf an ^ranheidj gefiebert iper6cn fönne; 5U 6iefem gipecfe muffe man [xdf audf 5U einer £an6abtretung perfteljen, auf 6ic Hapoleons 2tbftc^t nun einmal gerichtet fei. ^nv naiveren X?erljan6lung un6 um 5U retten, n>as ftc^ retten laffe, ipur6e 6ie 5en6ung 6es (ßrafen (ßol^ nac^ Paris mit „uneingefdjränfter X?ollmac^t" empfoljlen. Diefer Bericht trdgt 6ie Unterfc^riften pon (50% 2lltenftein, Poljna, Beyme, Sdjamljorft, Hamen, 6ie in 6er preufifcfyen (ßefdjic^te mit Hutym 06er mit 2tus^ $eidjnung genannt iper6en: 2tltenftein, 6er fünftige Kultusminifter, Sc^mfy>rft, 6er Heorgani«* fator 6es preufifdjen ^eeres. IDie fam es, 6af 6iefe ZTlanner einem X?orfdjlage iljre

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Sufttmmung gaben, 6cffcn itusfül^rung bas tCoicsurteil für Preufen beöcutctc? (£ine Stimmung öumpfcr X?cr5U)dfIung fyittc fidj iljrcr bemächtigt Sie u>aren in iljrem 3w^'1''^ 6er Ueberseugung/ 6af Hapoleon eigentlich gar nic^t besaljlt meröen iDoUe, öaf er pielmc^ nur eine ißebietsabtretung beabftc^tige un6 6ag öesl^alb jeöe 2(nftrengung Preufens jur Cilgung feiner Kriegsfc^ulö/ jeöes 0pfer, bas es 6afür bringe, bodf pergeblict; fein tperöe. Kein ^meifel, 6af 6ie ZTIinifter 6amit geraöe 6en get^eimen IDfinfc^n Hapoleons millig entgegenfamen. 2Iu5 Hücfjtc^t auf Huflan6 un6 ©efterreidj, 6enen 6ie Segrflnöung eines fädjfifdj*fdjIeftfc^=^poInifdjcn Heidjes gleichmäßig »iöenpartig gen>efen märe, permieö er es, eine 2tbtretung in Scijleften offi5ieII un6 ausörucflicf^ 5U foröem; n>enn aber Preufen 5ur 2(bIofung feiner Kriegsfdjulö felbft ein folc^es 2tnerbieten madjte, was Ijatten 6ie beiöen anöercn Staaten öagegen einmcnöen fönncn?

2Im \^, IXläxi überreichte Sdjaml^orft 6em König bas (ßutadjten 5er ZTlinifter. Die Königin, Me gleid) 6ar>on Kenntnis erl^ielt, fc^rieb fofort an IDittgenftcin: „lieber ^ürft! Der König trägt mir auf, 3^"^" 5" f*^9^"/ ^^ »ünfclje Sie Ijeute por pier llljr 5U fe^n. (£r unU nämlicf^, 6af Sie in feiner (ßegennnirt mit ZlTiniftcr 2tltenftein öisf utieren foUen. Das ZTIemotre 6er 2ninifter ift angefommen unö öurdjgefallen, es ift aber audj Ijödjft erbännlidj. Der König u)ünfc^t, ba er pon 6em 3I?rigen (Sebraudj machen »ill, öarüber 5U reöen. Kommen Sie ja por Pier llljr. Dielleic^t fönnte idj 3^"^" ^^ itlemoire nocfj 5U lefen geben. 3" €ile. Cuife.^

IDittgcnftein beeilte ftdj, 5em Hufe 5U folgen, un5 las 6en Bericht feer ZTTinifter. Dann erfc^ien auc^ illtenftein, 5em man XDittgenftcins Denffc^rift 5U lefen gab. 3*^ (ßcgenu)art, aber ol^ne Beteiligung 5es Königs, »uröe Ijierauf 5ie ^inansfrage erörtert. 2Iltcnftcin erflärte ZDittgenfteins pian für pöUig unausfüt^rbar, t^auptfäcblicf^ megen 6es lllangcls an Bargelö in Preußen; iPoUe man gleici)a>oIjl einen Perfuc^ mit ^nnings« anlciljo unö Banf madjen, fo werbe bas 5ur Hepolution füf^ren. Der König beenbcte bann 6ie Disfuffion, inöem er feine Iln5ufrie5enljeit mit 6cm miniftcriellen (Sutadficn äußerte, 6as pon 6er IHöglicbfeit einer Canöabtretung fprccbe, 6ie er 6oclj 6em ZTIiniftcr 6cs 2lusu)ärtigcn gegenüber bereits entfc^ie6eit abgeleljnt Ijabe. €r befaljl 2Iltenftein, Me Sacbe wcxkv in (£ru)ägung 5U sieljcn un6 ftdj mit XDittgenftein ins (£iuperneljmen ju fe^^n. naci)6em er ficb entfernt, fam es noch 5U einem Icbljafton IDortmecftfel 5U)ifcIjen IPittgenftein un6 2lltcnftcin, 6or 6em dürften einen I?oru)urf 6arau5 machte, 6aß er nidjt $uerft ilym feinen pian mitgeteilt l}aW. Dann griff 6ie Königin ein, fte ließ XDittgenftein 5U fict; rufen, um 6ie fcl)U)eben6e ^rage mit iljm 5U befprecben.

IVlan tann pon Königin £uife fagen, was ©neifenau pon Blücfter geurteilt fyit: fte n:>ar immer für 6io tapferften (Entfcblüffe, für 6ic (Entfcblüffe in 6<'"en Preugcns .?"*«'-ft

lag. Pos polittfdje Programm, bas jie jc^t mit IDittgcnflcin pcrcinbartC; wav einfad): Hücf beruf ung J)ar6enbcrgs, feitie neue 2Ibtrelung. Sie fdjrieb fofort, nodf am \^. Xtläv^, an £)ar6enberg, 6er in einem Briefe an 6ie (ßräfin Vo^ 6es (ßeburtstages 6er Königin ge6adjt un6 r>on feiner beobftdytigten Hücffeljr in 6ie TXlavt Bran6enburg gefprodjen Ijatte: „TXlxt Pergnfigen Ijabe xdf erfaljren, 6ag Sie baI6 in unfere (ßegen6 surücfsufeljren ge6enfen. Sie u>ür6en mir ein großes Vergnügen machen, rnenn Sie 6iefen 21ugenblicf befc^leunigen woüUn. 3f?re Hälje fann nur gfinflig für uns fein, un6 ic^ würbe bas als einen neuen Beweis 3f?rer 5reun6fd)aft betrachten, ^ürft IDittgenftein wirb yjmn ausfüljrlidy über 6iefen IDunfdy fdjreiben. (ßrofer (Bott, in u)elc^em S^^tanbe befin6en mir uns! 3^ ^^" 9^"5 franf! ©ott fegne alle eljrlidyen Ceute. Vas wiü fagen, ic^ bete für Sie!" IDittgenftein übemaljm es, 6as Sdjreiben an ^ar6enberg $u beför6ern un6 6ie nötigen (Erläuterungen Ijinsusufügen.

€s tt>aren wkbct Ijarte tCage für Königin Cuife, tTage fo reic^ un6 fdyu)er an Sorgen un6 2Iengften, tt>ie fte 6eren nur je in ZTlemel un6 Königsberg erlebt Ijatte. Die X?ermäI?Iung Hapoleons mit einer öfterreidyifc^en (Ers^rsogin, in 6er man anfangs ein 5rie6enspfan6 $u feljen geneigt war, erfdyien je^t be6enflic^, 6a man ZTapoIeons 2InnaI?erung an ©efterreidj mit feinen 2Ibftdyten auf Sdjieften in rerbin6ung bvadfU. Ueber6ies fprac^ man allgemein fdjon pon 6er IDaljrfc^einlic^feit eines Brudjes $ii>ifc^en ^ranfreic^ un6 Huflan6, 6urc^ 6cn preufen in 6ie aUerfc^Iimmfte £age gerate« mufte. IDiI6e (ßerüdjte fc^mirrten tt>ie6er umljer: 6{e Könige pon Bayern un6 IDürttemberg foUten nac^ Spanien un6 Portugal perfekt, aus Sü66eutfdjlan6 bis nadf ^üyxxtn Ijin ein neues Heidj gcbiI6et warben (ßerüdjte, 6ie, tt>ie 6as Berliner ZlTinifterium refigniert einmal bemerfte, 6arum nidjt unu)aljrfc^einlidyer maren, »eil fte unglaublidj fdjienen. IDelc^er tCI?ron ftan6 6enn nodj feft, folange 6er (Eine in paris £dn6er un6 Pölfer 6urcljeinan6er wxxbük vok 6er Sturm 6ie Sc^neeflocfen? Sdyon Ijörte man, 6af er feine Drol^ungen tt>al?r madje, 6ag er feine tTruppen in 6er Hdl^e pon 2Tfag6eburg in Bewegung fe^c. Königin Cuife glaubte u)ie6er alles befürchten 5U muffen; 6em rufftfc^en (ßefan6ten erflärte fie: 6er König wzxbc nie aus freien Stücfen in eine £an6abtretung willigen; fte müßten ftc^ auf 6as Sc^idfal 6er fpanifc^en ^amilie gefaxt madjen. Sie wäre 6amals gern nac^ ZTeuftreli^ geeilt, wo 6ic alte (Sxop mutier, 6ie fte feit fedys 3af?ren nidjt gefeljen, am ^6. JTfärs ifyren 8^ (ßeburtstag feierte. 2Iber fte glaubte, tpie im ®f tober ^805, iljren pla^ an 6er Seite il?res (ßemafyls nidjt perlaffen 5U 6ürfen. „Die eingetretenen llmftän6e," fdjrieb fte gleidjfalls nodj am \^. TXläxi 6em Pater, „machen es mir 5ur Pflicljt, nic^t Pon meinem Poften, 6en Colt mir angewiefen l}at, 5U weidyen un6 feft 6arauf $u fteljen. ZTapolcon ift gan$ toll mit feinen 5or6erungen

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fte 6cm Pater, „im (ßrunöe ift es, um blutige tCränen $u »einen, 6af es fomeit gefommen ift mit 6en ZTlenfc^en, mit 6em 3ammer auf €r6en." Sie pries es als ein ^exiien 6er unerforfd^Iidfen ZDeisI^eit 6er Porfeljung, ja als ein (ßlucf un6 eine (ßna6e, 6af xlfv eigenes (Eödjterc^en \7^^ tot $ur IDelt gefommen un6 iljr 6a6urdj je^t möglidjertpeife 6ie furd^t« bare Qual erfpart fei, $u)ifc^en 6er 2tufopferung 6er (Einen un6 6em l?er$idjt auf 6ie Hettung pon Znillioncn u>äljlen $u muffen. Hodj ein an6erer J)eiratsplan befc^ftigte pe leb^ft. (£s fdyipebten l?er^n6Iungcn über eine Permäljlung 6es Wronprin$en £u6tirig pon BaYcm mit iljrer Hidjte tri?crcfe, 6er Codyter 6cr ^ersogin (C^rlotte ron Sadj^m* ^il6burgl?aufcn, »obci Pon bayerifclycr Seite 6er Ucbertritt 6er prin$effin $um fat^lifc^ Befenntnis perlangt n)ur6e. Cuife tpar 6aruber työc^ft untpillig, fte riet 6er Sdytpefter, i^r ^a o6er Hein jc6enf aus nic^t 5U übereilen, befämpfte aber entfdjie6en 6en (ße6anfen an einen llebertritt unter Berufung auf 6as J3ibeIa>ort: IDas Ijülfe es 6em ZTIenfdjen, fo tr 6ie ganse IDelt geu)änne un6 nälyme 6odj Sdja6en an feiner Seele. Die Permäljlung würbe einige ZHonate fpater oljne (ßlaubensn>edyfel 6er Prinseffm gefc^Ioffen.

Heber 6iefem Ceben aber, feinen ;Jreu6en un6 feinen £ei6en, feinen £)offnungen un6 feinen Sorgen, lag nadj »ie por 6unfel un6 gefaljr6roIjen6 6er Sdjrecfen 6er napoleonifdyen (ßeu)altljerrfdjaft. I

Xlodf am (Tage feines (Einsugs, am 23. Desember, tyatte König ;^rie6ricfy XDU^Im 6en fransöftfc^en (ßefan6ten (ßraf St 2Tfarfan empfangen, 6er bereits feit einem Jaljre in Berlin pera>eiltc, einen eljemaligen far6inifd)en ©ffisier pon iPoljln>ollen6er, pomeljmer (ßcfmnung. €r perfidyerte 6em (ßefan6tcn, 6er 6as IDefen 6cs Königs „auferor6entlic^ offcnljersig un6 loyal" fan6, 6af er entfdyloffen fei, uuperbrüdjlidje 5reun6fc^ft mit ;Jranf* rcidj 5u Ijaltcn; er ipcr6e 5ur (Erfüllung 6er eingegangenen X?erpflidjtungen fein ®pfer fcftcuen, redjnc 6abei aber auf 6ie (ßrofmut 6es Kaifers, ©ans in 6emfclben Sinne fprac^ fid) 6er König am nädjften (Tage in einem Sdjreiben an Hapoleon aus. (Er teilte i^m als Beu)cis feines (Entgcgenfommens mit, 6ag 6er preugifdye (ßefan6te in Paris, Brocf^ufen, über 6en Ziapoleon feine Un5ufrie6enljeit geäußert Ijattc, abberufen un6 6er Komman6ant pon Berlin, £'(Eftocq, 6effen fdju)ad)e £)altung bei 6em 2lusmarfdj Sd^ills geta6elt muröe, 6urclj 6en fran5ofenfrcun6lidjen 5cl6marfdjaU Kalcfrcutf? crfefet tpcr6en foUe. Krufemarcf, 6cr 5um (ßeneral beför6ert un6 5U Brocfbaufens Ziacbf olger ernannt n:)ur6e, btad/it bm Brief 6cs Königs nadj Paris.

2lm 8.3<inu<ii^ ^8^0 fyitic Krufemarcf tpie6er 2(u6ien5 bei Ziapoleon. Der Cmpfang n>ar n:>eit n^eniger freun6lid), 6er Kaifer seigte ftdj unglcidj somiger un6 erbitterter, als 5n>ei IlTonate poriger. 3" ^i}^^^^^ ITori^^n flagte ZTapo^'^on über ^'e (Fiii{t<»Un^a ^r "KrttifTthMH^^- «rtWimaf^ ,

6ic er ^uptfdc^Iic^ 6cn unnötigen 2tusgabcn für 6tc 2trmec $ufc^ricb; 6cr König möge 6ie 5a^I feiner (Truppen auf 6000 Xflann Ijerabfe^en. Schlief lidj brac^ fein innerfter (ßeöanfe 6urc^: „Der König Ijat unterfc^rieben, er mug $afjlen. XDenn er nidjt 5afjlcn fann, fo foü er eine Propins abtreten; pagt iljm bas nxdft, fo mag er mir feine Domänen überlaffen."

(Es waren 6ie Cage, ba neben 6er urfprünglidj geplanten rufftfc^en ^eirat bereits 6ie XDaljrfc^einlic^feit 6er X?ermä^Iung mit einer öfterreidjifdjen (Er5^er5ogin auftauchte un6 6ie X?erljan61ungen Hapoleons mit Huf Ian6 über Polen 5un)eilen fc^on einen gereisten Con annaljmen. Die XDan6Iung in 6en Besiefjungen ^ranfreidjs $u Huf Ian6 fpiegelt fidf wk immer fogleidj in 6em X?erljalten 5U Preuf cn tDie6er. Saif Hapoleon hinter 6er öfterreic^ifdjen £)eirat 6en Schatten eines ruffifc^en Krieges erfc^einen, für 6en er [xdj nadf feiner XDeife frülj5eitig porbereiten wollte? Hieman6 n)ufte beffer als er, 6af Preufen 6ie 98 ZUillionen ^rancs, 6ie er je^t als preufifc^e Kriegsfc^ulö nodj ^erausrec^nete, in 6er pertragsmäfigen ^rift nidjt werbe tilgen fönnen. So war er auf 6en (ße6anfen gefommen, 6ie ^aijlnngs^ unfäljigfeit Preufens 5U einer auferor6entIid}en (Erweiterung feines ZUac^tbereic^s nadf ®ften, gegen Huflan6, 5U benutzen. (Ein erhebliches Stücf Sdjlepens mit 6er (feftung (ßlogau war es, worauf feine 2tbftc^t ging un6 was er an ftc^ 5U reifen fjoffte. Damit wäre 6as unter einem £)errfcf}er pereinigte Königreich Sac^fen un6 605 £)er5ogtum XDarfc^au in eine ununterbrodjene territoriale X?erbin6ung gebracht, Preufen pon ©efterreic^ getrennt, Hapoleons ^errfc^aft pom 2ttlantifc^en (Diean bis an 6en Bug ausge6e^nt wor6en.

Die Hac^ric^ten über Hapoleons neue ^or6erungen, 6ie am ^9* 3<inuar anlangten, erwccften in Berlin grof e 2tufregung. Der König perlangte fofort Pon feinem ^inans^^ minifter 2tltenftein 6ie Befc^affung Pon (ßel6mitteln, um ^ranfreicfj wenigftens eine 2tbfdjlags5aljlung 5U leiften, un6 6ie nadj6rücflidje Betreibung 6er 2tnlei^, über 6ie feit längerer ^eit in ^onan6 per^an6elt wur6e. 2tltenftein, 6er 6ie Kriegsfcf}uI6 an ^ranfreic^ nur auf 92 ZUillionen berecfjnete, perfprac^ 6urc^ eine 2trt ^warxQsankxlie in pier bis fecbs XDodjen 5 2TtiIIionen ^rancs aufsubringen* 2tuf er6em foüte 6ie ^IIän6ifc^e 2tnlei^, 6cren waf^rfcfjeinlic^es (Ergebnis man auf 38 iTTillionen anfc^Iug, femer eine 3^^^^^^^"*^ auf 6ie Domänen in £)ö^e Pon einer 2TtiIIion, was man einem Kapital Pon 20 ZUillioncn gleidjfe^te, un6 eine 2tn5a^I ausfte^en6er ^or6erungen Preufens, im gansen eine Summe pon über 67 2TtiIIionen an ^ranfreic^ überlaffen wer6en; für 6en Heft pon 2^ bis 25 2TliIIionen ^rancs woBte man ftc^ auf 6ie ©rofmut 6es Kaifers perlaffcn, äuferften ^alls 6iefe ScI;uI6 persinfen. 2tltenftein erflärte 6iefe üorfc^Iäge für bas ,;llltimatum ptjyjtfc^er 2TtögIic^feiten"; an Krufemarcf, 6em fte (En6e 3<Jnuar flberfan6t wur6en, fdjrieb man: „Damit ftn6 wir mit unferem Catein am (En6e."

329

Dem König genügten Mefe X?orfdjIägc fetncsmegs; er mag oorausgefeljen Ifabm, 6af {te in Paris 6oc^ mieser abgelehnt merken tt)flr&en. 3eunrul;tgt 6urc^ 6ie 2(euferungen Hapoleons, namentlich wegen einer (ßebietsabtretung, unsufrieien mit 6er ^altung feiner iTKnifter überhaupt, glaubte er fic^ nodj nadi anöeren Ratgebern umfeljen $u foBen. Sd^n n>aljren6 6es 3a^res ^809 n>aren 6em fran$5ftfc^en (ßefanöten in Berlin n)ie6er{^tt 2(n6eutungen über 6ie ^mecfmäfigfeit einer Häcfberufung ^röenbergs gemacht tporben, 2tn6eutungen, 6tc pon St 2Tlarfan nadj Paris berichtet, öort aber unbeachtet gekjfen nxir^. 3e^t 22.yxnnav ^8(0 beantwortete 6er König ein fdjon oom \5. Desember \809 öatiertes (ßlucfmunfdjfc^reiben ^aröenbergs 5ur Rücffe^r nac^ Berlin mit einigen IDortcn 6cs Danfes, inöem er 6ie von ^aröenberg mit einem f^inmeis auf Hapoleon begrunöetc Surücfl^altung billigte, $ugleiclj aber bodf bcmerftc, 6af es iljm perfönlidj fe^r angenehm gemefen fein iDüröe, feinen alten ZUiniftcr „in Perfon" in Berlin $u treffen. inänMid; erflärte er [xdj öeutlicfjer. (ßegen IDittgenftcin, 6er 6cn Brief »cdjfcl permittelte, fprac^ er 6en IDunfcf} aus, ^ar6enberg 5U fe^en; er 6enfe nidjt, 6ag feine Hücffefjr bei 6em franjöpfc^en (ßoupcmemcnt einen nachteiligen €in6rucf madjen würbe. Die Königin, 6ie ebenfalls für einen (ßlücfiDunfcIj 6anfte, äußerte pdj mit größerer IPärme. „tfätte idj Sie, ftatt eines Briefes, Ijier getroffen," fdjrieb fie an ^ar6enberg, „fo tpare meine ^reu6e gröfer unö meine Sorge geringer gemefen. (Es ift eine 6er peinlidjften Be6ingungen unferer gegen« »artigen (Epftens, 6ag Sie 6em König un6 6en (ßefc^äften fernbleiben muffen, un6 ic^ insbefon6ere mdre loal^rljaft glücflic^, Sie bei uns 5U feljen, 6a icfj Sie grün6Iic^ fenne uti6 eine 5rcun6fcljaft für Sie empfin6c, 6ie nur 6er ildjtung gleic^fommt, 6ie Sie in je6«r £)ttiftcljt pcr6icnen. 3^ fprecbe 5U y^incn nidjt Pon 6em, was uns betrifft. IDir fm6 immer nod} Ijöcfjft unglücfltcf}. 3"^^ff<^" iP ^^^ tcbcn Ijier in Berlin erträglicfjer als in Königsberg. (Es ift tt)enigftens ein glan5cti6os (EIen6 mit fdjönen Umgebungen, 6te einen serftreuen^ ipäljrcn6 es in Königsberg ipirflicb ein elen6es (EIen6 ipar. (Ersdl^len Sie mir, bitte, oon 3f?rcn Plänen, lüären mir frei, un6 Ijätte ich Stimme im Kapitel, ic^ geftelje y^mn offen, ich täte alles auf 6er U?elt, um pidne 5U fjintertreiben, 6io Sie pon uns entfernen fönnten." Königin £utfo bemerft 6ann noch, 6a§ 6etn gefamten ^Hinifterium 6ie (Erfal^rung, 6ie groge feljrmeifterin, fotjle, fpricfjt jc6ocIj mit 2tncrPcnnung pon 2lltenftein un6 Hagler, 6cnon man ttjre Schulung unter £^r6enberg antncrfe.

Das (Ereignis ift nun, 6ag ficb $ur Seite 6iefes lUinifteriums eine Hebenregierung 5U bil6cn atifängt, suerft unter 21üttt)irfung 6e5 Königs, allmäljliclj meljr unter 6er Ceitung 6er Königin felbft.

(^unäcbft gcfchalj 6as llngott>öljnlidje, 6ag König ^rie6ric^ IDilljelm, 6er fonft 6ipIoma« tifcbeti llntorr»»6ungen mit frotn6en <ße''m6ten geni an^wid), Txdj 6"rcb M^ V'^^ntam ^u einet

Königin £nife unb £)arbenberg

von 6cm obcrftcn Kammerl^crm, ^ürft UJtttgcnftcin, pcrmittclten ^^f^^Tncnfunft mit 6cm (ßrafcn St. ZTTarfan bcfttmmcn lief, 6ic am ^3. ^cbruar bei 6er (ßräfin X?of ftattfan6. 2tuc^ 6er König Wagte 6abei über 6ie Unsulänglidjfeit feiner ZUinifter, 6ie rec^tfc^affene £eute, aber nur gute „Buraliften" feien un6 nidjts weiter un6 tt>e6er bei iljm felbft nodj bei 6em Publifum Vertrauen genöffen; er fügte 6en 6ringen6en XDunfc^ ^insu, 6af 6er Kaifer iljm geftatten möge, ^ar6enberg une6er in feine Dienfte 5U neljmen, 6er 6en Staat5fre6it ^rfteüen u>er6e un6 6er übrigens von 6er Hotn)en6igfeit einer engen X?erbin6ung Preugens mit ^ranfreidj poUfommen über5eugt fei. £)ar6enberg würbe fxdj gern felbft in Paris 6em Kaifer porfteüen un6 mit 6effen Genehmigung 6ann 5um KonfeiIspräfi6enten ernannt n)er6en. Tlndi 6ie Königin fan6 fic^ fdjlieglic^ $u 6er Unterre6ung ein. St ZUarfan glaubte gern, was man il;m exiäljüe, 6af fte gegen Huflan6 fe^r fül^l geQ?or6en un6 fogar 5U einer Heife nadi Paris geneigt fei*

Der fransöfifdje (ßefan6te Ifaiic 6abei 6urdjblicfen laffen, 6af ein Schreiben 6er Königin an Hapoleon pieBeidjt günftigen (Erfolg ^ben f önne. Dies meinte auc^ Sdjmefter Cljerefe, 6ie felbft einen €ntn?urf 5U einem 6erartigen Brief aus Paris einfan6te. Die Cage mar 6oc^ fo emft, 6af man ein foldjes ZUittel nidjt glaubte von 6er ^an6 »eifen $u foUen. Unter 6em \7. ^ebruar, in 2tnlel?nung an 6ie X?orfdjläge tCIjerefens, fdjrieb Cuife an Hapoleon. Sie erinnerte i^n an 6ie ^ufammenfunft in Cilfit, fdjil6erte 6as (Elen6 in Preuf en, 6as bei 6er gänslic^en tlnter6rücfung 6es ^an6els unfäljig fei, gegenu)artig 6ie gefor6erte (ßeI6fumme aufsubringcn, un6 fdjlug por, Hapoleon möge entn)e6er fxdf in 6en nädjften 5eljn 3al?ren mit einer ^aifluni 6er 3i"f^" ^«^ fälligen Sc^ul6 begnügen, 06er 6ie ^^^lungsfrift für 6as Kapital perlängem. Sie ifob 6abei ^erpor: Preufen ftrebe feinesmegs nadj einer ^erab- fel^ung feiner Kriegsfc^ul6, es fuc^e pielme^r gera6e nadj ZUitteln fie absutragen; fte redjne 6abci auf 6as (Entgegenfommen Hapoleons, pon 6em fie nidjt annel^men fönne, 6af er 6ie Sdjöpfung ^ric6rid}s 6es (ßrof en pemidjten wolle.

Das Sdjreiben n)ur6e erft einen ZHonat fpäter 6urc^ prinseffm Cljerefe 6em Kaifer übcrreidjt (^7. 2Ttär5), natürlidj oljne 6af es irgen6eine XDirfung $ugunften Prcufens geljabt Ijättc. Hapoleon beirrte auf feinen ^or6erungen un6 n)ie6erIjoltc audj 6er prinseffm gegenüber: „XDenn 6er König mic^ nidjt besal^len fann, fo mag er mir Sdjleften er nannte es abtreten."

3l?ren ^öljepunft erreidjte 6ie Krifts gera6e $um ©eburtstage 6er Königin, (0. IXlävi \8\0. 2tm Cage porljer, 9. ZUärj, war (ßraf Sdjtt>ei6ni^, ein X?enpan6ter 6es (ßrafen (ßoll^, als Kurier pon Paris angefommcn mit einer Hote 6es franjöftfc^en 2TTinifters 6es 2tusu?ärtigen an Krufemarcf, Q?orin alle Porfd^lage 2Iltenfteins run6tpeg abgelehnt un6 ftrenge (Erfüllung

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öcr beftc^enöen rcrtragsperpfiidjtungcn nadfbt&dlxdi gefordert tpuröc. ^ranfrcidj bcanfprudjte öcn POUCH Crlrag 6cr ^Uänötfdjcn 2lnlci^e auf einmal, auferöcnt, pom \.3ö"*iö'^ \810 ab gcrcdjnct, aümonatlidj ^ 2TTiUioncn ßtancs. Xlodf beunruljigcnöcr Hangen 6ie (Erldutc« rungen, Me Krufemarcf nadj 6en münMidjen (Eröffnungen 6es fransöfifdfen 2Ttinifters ^tnsufügte. ZTTan öro^e mit Cruppenfenöungen an 6ie ®6er. Itapoleon, perfidjertc 6er (ßefanMe, Ijalte 6cn König un6 bas preufifc^e Volt für feine perfönlic^en ^ein6e; er fflijle QK>{;I, &af er il^nen piel 5U picl 5U Ceibe getan ^abe, als 6af es anöers fein fönne. (Er perlange 2lusfü^rung eines unausfüfjrbaren Vertrages, um 6en König 5U $nnngen, eine neue (ßcbictsabtretung als (ßnaöc $u erbitten. 2Ttit allen ZUitteln 6cr Ueberreöung fudje audj 6cr fransöfifdje IHinifter 6ie Vorteile einer folc^en inafregel für Prcufen einleuchtend 5u madjen. 2tIIein, fc^Iof Krufcmarcf, felbft wenn fidj 6er König 6a5u pcrfte^e, tDer6€ nidfis ifjn por neuen 2lnfprüc^en Hapoleons fdjü^en.

Den ©n6rucf 6icfcr IHitteilungcn in öcriin 5cigt ein Sdjreiben 6es franjöftfc^en (ßefan6tcn, 6er gleidj am ^0. TXläxi 6arübcr nadj Paris beridjtetc. „2lus guter Quelle n)eif xd}, 6ag man über 6iefe Hac^ric^ten fe^r betroffen ift. Die Sd}voädie un6 6ie 3"^okn5 6es JTliniftcriums fm6 6erartig, 6af meine früljeren üorftellungen nidjt 6en ge^rigen (Ein6rucf gcmadjt l^attcn. ITlan fdjmeic^elte fxdj immer, 6ag 6ie 2tntu>orten aus Paris felbft an6ers lauten würben. Hur 6cr König un6 6ic Königin fc^einen fofort 6ie ltotn>en« 6igfeit empfun6en 5U ijabcn, 6ie äuferften ZTTittel an5un>en6en. Der König ift Ifödfft aufgebradjt über feine 2Uinifter, er Ijat gcftem bei 6ent (Eintreffen 6cr Parifer Hac^ridjtcn ausgerufen: ,^df fyibc es ja immer gefagt, 6ag fte nur Dummljeiten machen, 6af fie 5U nidjts taugen un6 webet bei mir noc^ beim Publifum üertrauen bcft^en.*" „3P <^^^^ ^^ erftc Stunn porübcr," fo fäljrt St Iltarfan fort, „fo macht iljn feine groge Scftipadje $um Sflapen feiner IHinifter; übrigens fagt er folbft, er roiffe nidjt, wo er beffere iTTinifter fjernoljmen foUe; er perftclje nichts pon ^inansoperationen un6 »enn man iljm fage, 6af aBe £)iIfsqueUen erfdjöpft feien, fo tpiffe er feine aiisugeben."

Die Kun6e pon 6cn neuen 5or6erungen un6 Droljungcn Hapolcons perbreitete fic^ rafc^ in 6er (ßefellfcfaaft, 6ic am \0. lYlävi 5ur ^eicr 6es (ßcburtstages 6er Königin im Berliner Scfalog perfammclt nxir. 21Iit Seftür5ung I^örte mati $ugleicfa, 6af 6as ininifterium in 6er Cat geneigt fei, 6ic Ztnfprüdje Hapoloons 6urclj eine (ßcbictsabtretung 5U befrie6igen, un6 6ag Sdjlcftcn n^cnigftens ein großer (Teil 6apon jum ®pfer auserfe^n fei. XDäIjren6 König 5ric6ricf} XDilljcIm feine lUifftimmung un6 feine Beunruljigung me^r 6urclj uH>rtfarge ^urücfljaltung 6urcl}blicf cn lte§, fpradj 6ie Königin iljre Sorge un6 i^ren Kummer aeaen einen 6er .^efttcilneljmer, 6cn .dürften IDittgenft»*«" , off<**» au« T\n6em fte

i^rc un6 il^res (ßemal^Is (Entrüftung über bk $ugcmutetc Jtbtrctung lebhaft auf ertc, foröcrte jtc iljn auf, audj feincrfctts 6afür 5U forgen, 6af man fidj mit 6er Befc^affung von (ßclömitteln bcfdjafttgc.

Dies Ballgefpräc^ 6er Königin mit ^ürft XDittgenftcin muröe 6er 2tusgangspunft für einen be6eutfamcn UmfdjtDung 6er prcufifdjen (ßefdjidjte.

^ürft XDittgenftcin, 6er frül^er felbft tCeiöjaber eines Kre6itinftitutes in Kaffel gemefen wat un6 ipal?ren6 un6 nadj 6em Kriege Don ^806 mit 6em reichen Kurfürften i>on ^effen^Kaffel über eine 2tnleilje für Preufen unterljan6elt ^tte, na^m fic^ 6er Sadj^ mit gröf tem €ifer an. €r befragte (ßol^ un6 2lltenftein, 6ie i^m bei6e ac^fel$ucfen6 ern)i6erten, es fei fein an6erer 2tustt>eg r>or^an6en, eine £an6abtretung unpermei6lidj. Selbft 6em fransöfifdjen (ßefan6ten Ijatte (ßoll^ bereits 6ie (ßeneigt^eit 6es ZUinifteriums 5U einem folc^en 3uS^P5n6nis mitgeteilt.

XDittgenftein lief fxdf nidjt abfdjrecfen. (ßleidj am nädjften Cage befprac^ er fic^ mit einigen Berliner Banfiers, un6 in 6er Itadjt pom \\. auf 6en \2. lUävi arbeitete er eine Denffdjrift aus, in 6er er 6en 2lbtretungsge6anfen entfdjie6en permarf un6 6ie €r^ebung einer 2lrt ^wanqsankxlfc porfc^Iug. ^ünfun65n)an5ig (Caufen6 preufifdje Bürger foUten 6urdjfdj]rittlidj je6er ^000 Caler {^ergeben, ein üiertel in barem (ßel6e, 6en Heft in Staats^ papieren 06er Obligationen, 6ie $ur HationaIfdjuI6 erflärt n)er6en un6 5ur (ßrun6Iage einer Hationalbanf 6ienen foüten. 2tuf 6iefe IDeife n)ür6e fic^ 6ie Kontribution tilgen un6 6er Kre6it n>ie6er Ijerftellen laffen. XDittgenftein glaubte 6ie Ceitung 6iefer ^inan$operationen felbft beanfprudjen $u 6ürfen, berief fidj aber sugleidj auf ^ar6enberg, 6er mit il?m poUfommen einperftan6en fei un6 6effen Hat er immer einölen würbe. Hodj por Been6igung feiner 2trbeit lief er eine porläufige ZTTitteilung 6arüber an 6ie Königin gelangen, 6amit nic^t etipa übereilte Sdjritte im Sinne einer £an6abtretung gefc^äl^en. 3^ tan^e 6es \2. 2Tlär5 überfan6te er feine Denffc^rift 6em König.

7ln 6emfelben tCage erftattete audj 6as 2TRnifterium Beridjt. (Es ging 6apon aus, 6af 6ie (Efiftens Preufens nur 6urc^ 6en engften 2tnfc^luf an ^ranfreidj gefiebert iper6en fönne; 5U 6iefem ^wcdc muffe man fxdi and} $u einer £an6abtretung perftel^en, auf 6ic Hapolcons 2lbfidjt nun einmal gerichtet fei* gur nätjeren X?erljan6lung un6 um $u retten, ipas fidj retten laffe, n>ur6e 6ie Sen6ung 6es (ßrafen (ßol^ nac^ Paris mit „uneingefdjränfter X?ollmadjt" empfohlen. Diefcr Bericht trägt 6ie Unterfc^riften pon (So% 2tltenftein, Do^na, Beyme, Sdjam^orft, Hamen, 6ie in 6er preufifc^cn (ßefdjic^te mit Ku^m 06er mit Tlns^ Seidjnung genannt iper6en: 2lltenftein, 6er fflnftige Kultusminifter, Sdfam^rfl, 6er Keorgani* fator 6es preufifdjen ^eeres. XDie fam es, 6af 6iefe ZHänner einem X?orfc^lage i^rc

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^ufttntntung gaben, 6c|fen 2tusfüljrung bas Coöcsurteil für Preufen beöcutete? (Eine Stimmung öumpfcr üersroeiflung fyxttt fidj iljrcr bcmädjKgt. Sie waren in i^rem 3nnerflen 6er Ueberseugung, 6af Hapoleon eigentlich gar nic^t besa^It »eröen iDoUe, 6af er pielmeljr nur eine (ßebietsabtrctung beabfidjtige un6 6af iesljalb jeöe 2tnftrengung Preufens 5ur Cilgung feiner Kriegsfdjulö, je6es ®pfer, bas es 6afflr bringe, bodf pergeblidj fein »eröe. Kein ^wcx^d, 6af 6ie IHinifter öamit gera6e 6en geheimen IDfinfdfen Hapoleons nrillig entgcgenfamen. Tlus Hücffid;t auf Hu^Ianö un6 0efterreid;, 6enen 6ie Begrflnöung eines fäc^fifdj'fdjlefifc^^polnifc^cn Heidjes gleidjmäfig »iöenpärtig gemefen märe, permieö er es, eine 2lbtretung in Sdjlefien offisiell un6 ausörücflic^ $u foröem; tpenn aber Preufen $ur 2tblöfung feiner Kriegsfdjulö felbft ein foldjes 2tnerbieten machte, nxis I^dtten 6ie beiöcn anöeren Staaten öagegen einroenöen fönncn?

2tm \^. IMävi überreichte Sdjamljorft &em König bas (Sutadjtcn 6er ZTTinifter. Die Königin, 6ie glcidj 6ar>on Kenntnis erijielt, fdjrieb fofort an XDittgenftcin: „lieber ^ürft! Der König trägt mir auf, 3^"^" 5" f^^S^^^ ^r »ünfdje Sie Ijcute r>or pier Uljr 5U fe^n. (Er nämlxdf, ba^ Sie in feiner (ßegentpart mit ZHiniftcr 2tltenftein öisf utieren foUen. Das JTlemoire 6er ZHinifter ift angcfommcn un6 6urd)gefaUen, es ift aber audj Ijödjft erbännUd}. Der König tt)ünfdjt, 6a er pon 6em 31}rigen (ßebraudj machen wiü, 6arübcr 5U re6en. Kommen Sie ja por Pier Uljr. XJielleidjt fönnte ic^ 3^"^" ^^^ ZTtemoire nodj 5U Icfen geben. 3" €ile. Cuife."

XDittgcnftein beeilte ftdj, 6em Hufe 5U folgen, un6 las 6en öeridjt 6er ZTTinifter. Dann erfdjicn audj 2lltenftein, 6em man IDittgenfteins Denffdjrift 5U lefen gab. 3" (ßcgcnipart, aber ofjne Beteiligung 6es Königs, ipur6e Ijicrauf 6ie ^inansfrage erörtert. 2lltcnftctn erflärte IDittgenfteins pian für pöUig unausfüljrbar, I^auptfädjlidj wegen 6cs 211angels an J3argeI6 in Preußen; nx>Ue man gleidjujoljl einen XJerfud) mit §tpangs= anlcilje un6 Banf machen, fo iper6e 6as $ur Kepolution füf^ren. Der König been6ete 6ann 6ie Disfuffion, in6em er feine nn5ufrie6enfjeit mit 6em minifteriellen (BntadfUn äuj^erte, 6as pon 6er IlToglichfeit einer £an6aMretung fprcche, 6ie er 6ocfa 6em ITtiniftcr 6cs 2Iustt)ärtivjen gegenüber bereits entfcljie6en abgeleljnt Ijabe. (Er befaljl 2(ltenftein, 6ie Sa<hc weiter in (Ermdgung 5U jieljen un6 fxd} mit XDittgenftein ins (Einperneljmen ju fc^n. Hacb6em er ftcb entfernt, fam es noch 5U einem lebl^aften XDortwecfafel jtpifdjen XDittgenftein un6 2tltenftein, 6er 6em ^fürften einen Tortpurf 6araus machte, ba^ er iiic^t 5uerft iljm feinen plan mitgeteilt habe. Dann griff 6ie Königin ein, fie lieg XDittgenftein $u pdj rufen, um 6ie fcbtt)ebcn6e .frage mit iljm 5U bcfprecben.

2]Xan tarnt von Königin £utfe fagen, was (ßneifenau pon Blüdjer geurteilt Ijat: fte tt>ar immer für 6ie tapferften €ntfcblüife, für 6ie (Entfchlüfie. in 6i»n.^" Oronß^^ns ,^ufunft

lag. Dos poltttfc^c Programm, bas fic jc^t mit XDittgcnftcin pcrctnbartc, toar einfadj: Hücf beruf ung ^aröcnbergs, feine neue Jtbtretung. Sie fdjrieb fofort, nodi am H. TXlävi, an £)ar6enberg, 6er in einem Briefe an öie (ßräfin X?og 6es (ßeburtstages 6er Königin ge6ac^t un6 von feiner beabfidjtigten Hücffel^r in 6ie 2Ttarf Bran6enburg gefprodjen Ijatte: ,;2nit Pergnügen Ijabe idj erfahren, 6ag Sie bal6 in unfere (Segen6 5urucf5ufel?ren ge6enfen. Sie ir)ür6en mir ein grofes üergnügen madjen, »enn Sie 6iefen 2tugenblicf befc^Ieunigen wollten. 3I?re Häl^e fann nur günftig für uns fein, un6 xdf würbe bas als einen neuen Beweis 3I?ter ^reun6fc^aft bettadfkn. ^ürft IDittgenftein unr6 3^nen ausfül^rlidj über 6iefen XDunfd} fc^reiben. (ßroger (Seit, in »cldjem ^n^tanbe befin6en wxv uns! 3^ ^i" 9^"5 franf! (Sott fegne alle e^rlic^en Ceute. Das wxü fagen, idi bete für Sie!" IDittgenftein übemal^m es, 6as Schreiben an £)ar6enberg 5U beför6em un6 6ie nötigen (Erläuterungen I^insusufügen.

(Es maren n)ie6er ^arte tCage für Königin Cuife, tCage fo reic^ un6 fdjmer an Sorgen un6 2tengften, mie fie 6eren nur je in ZHemel un6 Königsberg erlebt ^atte. Die üermäljlung Hapoleons mit einer öfterreic^ifc^en (Er5^er$ogin, in 6er man anfangs ein ^ric6enspfan6 5U feigen geneigt nnir, erfdjien je^t be6enflidj, 6a man Hapoleons 2lnnäljerung an ©efterreidj mit feinen 2lbfic^ten auf Sc^Iefien in X?erbin6ung bradjte. tleber6ies fpradj man allgemein fdjon Don 6er XDal^rfdjcinlidjfeit eines Brudjes $tt>ifc^en ^ranfreic^ un6 Huglan6, 6urc^ 6en Preußen in 6ie aüerfdjlimmfte £age gerate« mugte. XDiI6e (Berückte fc^mirrten wkbev umfjer: 6te Könige r>on Bayern un6 IDürttemberg foüten nac^ Spanien un6 Portugal perfekt, aus Sü66eutfdjlan6 bis nac^ 3''?'^^" ^^^ ^'^ neues Heic^ gebiI6et n)er6en (ßerüdjte, 6ie, wk bas Berliner ZHinifterium reftgniert einmal bemerfte, 6arum nidjt unma^rfdjeinlic^cr waren, roeil fte unglaublich fdjienen. XDelc^er tCIjron ftan6 6enn noc^ feft, folange 6er (Eine in Paris £än6er un6 Pölfer 6urdjeinan6er unrbelte n)ie 6er Sturm 6ie Sdjneefiocfen? Sdjon ^örte man, 6ag er feine Droljungen waliv madje, 6ag er feine Cruppen in 6er Hälje pon 2Tlag6cburg in Bewegung fel^e. Königin fuife glaubte wkbev alles befürdjten $u müifen; 6em rufftfc^en (ßefan6ten erflärte fte: 6er König u>er6e nie aus freien Stücfcn in eine €an6abtretung nriBigen; fie müßten ftc^ auf 6as Sc^icffal 6er fpanifdjen ^amilic gefaxt machen. Sie märe 6amals gern nadj Heuftrelil^ geeilt, wo 6ie alte (Stop mutter, 6ie fie feit fec^s 3^^^^" "i^^ gefe^en, am \6. ZTTärs if^ren 8(. (ßeburtstag feierte. Tibet fte glaubte, nne im ®f tober \805, i^ren pia^ an 6er Seite iljres (ßemaljls nidjt Dcriaffen $u 6ürfen. ,;Die eingetretenen llmftän6e," fdjrieb pe gleichfalls nodj am \^. 2när$ 6em Pater, „machen es mir jur PfKdjt, nic^t Pon meinem Poften, 6en (Sott mir angemiefen Ijat, 5U »eidjen un6 feft 6arauf 5U fteljen. Hapoleon ift gans toU mit feinen ^or6erungen

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un6 ^t uns alle in 6cn ttefftcn Kummer gefturst. 3^ fann un6 6arf in öiefcr Krifb 6cn König nic^t r>erlaffcn; er ift fel?r unglücflidj un6 beöorf einer treuen Seele, auf We er bauen fann. Hur in 6er ftrengen (Erfüllung meiner Pflichten fann ic^ 3I;rer ganj märMg fein, un6 6cs fc^önen Hamens 3^rer (Tod^ter mic^ n)ür6ig fällen. (Es fte^t fc^Iec^t. (Dpfec un6 2tufopfcrung finö mein £eben" ....

(Tage fcbmerer Ceiöen marcn es für Cuife, aber auc^ (Tage ftarfer un6 frud^tbarer politifc^er 2trbeit. Der (ßeöanfc an 6ie ^ufunft iljrer Kinder gibt 6er Sdfxüaditn Kraft 6cr X?cr5tt>eifclten guDcrfic^t. Der König lägt fie gema^ren. €nMic^ einmal fann fte öie Sd;n>i]tgen il^res (ßeiftes frei un6 meit regen. Hic^t met^r pon aufen, auc^ nic^t pon Petersburg, crmartet £uife £)ilfe. Sie fudjt 6ie Heltung por allem in Preuf cn felbft, $unädjft, u?ie mir n>iffen, in ^aröcnbcrgs Hücfberufung. 2tber für 6en bodtf nidft untt>al?rfd}cinlidjcn ^aü, 6ag Hapolcons (ßroü 6cm alUn ITTinifter 6en 2vücfn)eg perfperre, nmften nodj aiiöere 2?orfcIjrungen getroffen, mugtc 6as IHinifterium, n>ic es einmal axir, in eine anöere Kidjtung gelenft, mit einem anöcren (ßeifte erfüllt meröen. Königin Cuife, obroofjl infolge 6er Sorgen unö 2tufrcgungcn clroas fränfehiö, übcmaljm auc^ Mefe 2tufgabe. Sie cntmarf eine J)enffdjrift, 6ie bcöeutenöfte politifdje 2tuf5eidjnung, 6ie mir pon i^r beft^en, 5ugleic^ 6as fd^önfte un6 lebeitöigfte ^cugnis für 6ic £)ö^e un6 (ßröf e i^rer 2tnfc^uung, U?ic fie \807 6en Kampf Preugen^Huflanös gegen Hapolcon in feiner unipcrfalcn Sebeutung aufgefaßt Ijatte (oben S. 227), fo fa^ fie jel^t in öem Streit um Me Kriegsfdjulöentilgung etmas mcljr als einen Streit um (ßelömittelbcfc^affung. 3"^<^i" f^^ ^^w unfruchtbaren Pcffimismus 6er iTtiniflcr bcfampft, iljnen IXlni eiiisufiögcn fudjt, meift fte $ugleidj auf boB I^öi^crc 5i<^I V^^- ^uf ^i^ (Errettung 6er preugtfd)en Hationalitdt, auf 6ie £)crfteQung 6er i6calcn €inljcit pon König un6 Hation. ^w\\dic\\ 6cn ^eikn wcljt 6er (ßeift einer neuen 3^

Die Königin fd^rcibt, etwa am (7. IVlävy. „3dj gelje pon 6cm <ßrun6fa^ aus, 6a^ 6er 2ncnfd}, 6er fidj 6cm (ßc6anfen überlägt „Preufen ift 6oc^ pcriorcn" ein ITlenfc^ x% 6er 5u gar feinen größeren Porfet^rungcn taugt, un6 es 6cr unrid^tigfte (ßeftd^tspunft ift, 6en man nur Ijabcn faim, un6 6cr init ^c<i}t ein ficinlidjcr (ßcfidjtspunft genannt a)er6en Fann. Dicfcr (ßc6anfe wivb nidft nur alle grogcn 21Taa§rcgeIn I^cmmen, fon6cm er moc^ 6en ITTcnfdjcn, 6er 6apon ausgcfjet, gans unbraudjbar, mcil er immer in feyn Hic^ts jurficffdltt, 6a er fidj immcrijin fagt: „Deine IXlülic ift 6od) umfonft." Dicfcr ZHcnfc^ alfo ipir6, flUitt grogc lUaf regeln 5U ergreifen, ]iur f leine o6cr Ijalbc im (ßangc bringen; un6 fo 6cn graben Xücg auf Prcugcns llntcrgaiig cinfdjlagen, ftatt fiij 6c]n cntgcgcnsuftcUen.

„(Es ift lci6cr fo mcit in unfern Cagcn gcfommcn, 6a§ man ftdj auf alles gcfaft madjcii mu)i; «per fid) aber 6as Crauriafte 6c]ift un6 5um ^ettfa6en fctne»- £)an6Iunar*r

Der Köiu^in Ciiife nabcftcl^cnöc pci*foiien

^. cSfTicral von KorfritJ* 2* (Sraftn Vo%. 3. Dctbriicf. 4. Cf5raf £)att^toi^. 5. ^rciJ^rtr rom Stein, S. Staatsfaujlrr i^aröenberg. :. iribarjt l^nfelan^. e, ^tau vcn öer^. ^. <Sclj, Kabinett^Kat i^cymc

mac^t, 6er Dcrfcljict (bcfonöcrs fteljcn foldje JTlcnf c^cn an 6cr Spi^c 6er (ßefc^äfte) gans 6en I^ofjen Beruf, $u mclc^em er etgentltd} 6a ift, neljmlic^ ftatt 5U ^Ifen, I?tlft er am Unterge^n arbeiten.

„(Ein n>a^rer Staats6iener mug r>on 6em (ßeift befeelet feyn, alle ZTTittel erftlic^ auf$ufin6en un6 sioeitens im (ßange 5U bringen, um 6en ^or6erungen, 6ie 6em Staat gemacht n)er6en un6 obliegen, (ßenüge 5U leiften, 6amit aUer Voxwanbt fc^min6e, 6er nur einiger ZHaaf en einen gemaltfamen Sdjritt 6cs ^cin6es gegen 6enfelben rechtfertigen fönte. (Er muf von 6em grof en un6 cinsig u>aljren (ßefic^tspunft ausgeben, 6af por allen Dingen 6ie Hationalitdt gerettet n>er6en mug; 6af 6er Hation aUes 6aran liege, unter 6em Ssepter eines tEugen6^ften Königs pereinigt $u bleiben; 6af um 6iefen X?or5ug un6 6iefes (ßlücf $u geniefen, pe gcroif bereit fey, groge ®pfer 5U bringen. Diefer (ße6anfe alfo, 6em König 6as gefamte X?oIf un6 6em gefamten X?oIfe feinen rechtmäßigen König 5U erhalten, 6iefer <ße6anfe alfo ift es, 6er 6ie Seele aUer Staatsmänner anfeuern muf, un6 6er einjig un6 aBein 6en £eitfa6en iljrer ^an6Iungen ausmachen müfe. Dann u>er6cn fie fic^ aus 6en fleinligen Hücffic^ten Ijeraus n)in6en fönnen; 6ann tt>er6en fte Stoff fin6en, 6iefen (ße6anfen laut un6 aBgemein $u perbreiten; un6 6en ZHutlj 6en (ßemütl^em einsufiöfen, grofe ®pfer 5U bringen un6 $u tragen, um große X?ortI?eiIe 5U fiesem."

Die Königin ließ 6em (ßeljeimen Staatsrat Itagier il^re Denffc^rift $ufteBen un6 for6crte il^n sugleic^ perfönlic^ auf, eine t?erftän6igung feines SdjUHigers 2lltenftein mit UJittgenftein ^erbcisufül^ren. Un6 faum fyjA fie ifjn gefprodjen, fo fc^reibt fte iljm bereits tt>ie6er in il?rer unge6uI6igen Sorge (\S. TXläxi): „^aben Sie [xdf meines 2tuftragcs cntle6igt? (Es liegt mir, wk Sie leicht 6enfen fönnen, ^Bes 6aran, 6a jel^t muß ge^an6elt werben un6 nidjt 6ie alte Ceyer abgeleyert, 6ie $u nichts Ijilft. (Selb wiü 6er ItTenfc^. Iln6 (Selb $u fcf^affen muß je^t 6as 2lugenmerf 3t?res Sc^magers fein." 2lltenftein muß 6urdjaus mit IDittgenftein Kücffprac^e neljmen. „Cljut er 6as nic^t, erfc^öpft er nic^t aBe QucBen, nx>raus iljm ^aüf un6 ^ülfe fommen fann, fo genügt er nic^t feiner Pflicht, un6 ^an6elt eigenfinnig."

Das JTKnifterium ließ fic^ sunäc^ft nidjt in feinem gemächlichen (Bange ftören. Die fransöfifdjen ^or6erungen beantuwrtete man am 2^. 2Trär$ mit 6em an St. JTlarfan gerichteten eintrage: Hapoleon möge fidf mit 2tbtretung 6er ^Bän6ifc^en 2tnlei^e einperftan6en erflären, mofär 6ie Häumung pon (ßlogau ertpartet ipur6e, un6 fär 6ie (Tilgung 6er Heftfc^uI6 pon ^SVj ZTTiBionen ^rancs eine ^rift pon H inonaten gen>ä^ren. deic^seitlg wnvbe befc^Ioffen, tpie 6as Krufemarcf angeregt fyMe, 6en ^e(6marfc^B KalcfreutI; nadi Paris ju fen6en mit einem (ßlücfipunfc^fc^reiben 6es Königs jur Dermd^Iung Itapoleons. DoB^ mac^t 5U einer llnter^n6Iung empfing er nic^t; es ipur6e i^m nur aufgetragen, 6en

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fran5öfifdjcn Kaifcr, 6cm man eine befonöcre (ßeneigt^eit für Haldvcuttf jufd^rteb, }u größerem XDotjIiroBcn für Preugen un6 befonöcrs 5ur 2tnnal}me ber legten preufifd^cn Porfdjiäge 5U beftimmcn; Kalcfrcutlj erhielt andf ein r>on 2lnciIIon cntiporfenes dücfontnfc^ fdjrcibc]t 6er Königin an 6ie neue Kaiferin 6er ^ran$ofen, an TXlam Couife, n>ortn Mc Hoffnung ausgcfprod^en wurbt, Hapoleon möge in 6iefen (Tagen aUgemeinen (5lüds vmb aUgemcincr ^vcnbc andf Preußen einen 2(ugenblicf 6es WoiflwoVi^ns fcbenfen un6 6effen £ci6en linöcrn.

3n$tt>ifdjcn blieben 6ie Bemüljungcn 6er Königin erfolglos; Hagler antiportete aus- n)cid;cn6 06er ablc(7ncn6. Tlndf 6ie perfö^nen6e Da5n>ifc^enfunft 6e5 Königs OHir ebenfo Dcrgcblidj, tt>ie ein X?crfudj IDittgenfteins, 6cn ^inan$miniftcr $u beruljigcn. Dielmeljr ging nun 2(ltenftein feinerfeits 5um 2tngriff über. (Er n)an6te [xdi am \S. TXläxi an 6en König mit einer überaus umfangreidjcn €ingabe, in 6er er XDittgcnfteins (Einmifdjung jurflcfnries un6 6iefcn fclbft mit augeror6entIic^er Schärfe un6 €ci6enfd)aft perfönlic^ angriff. €r fprac^ r>on 6em fcidjtfmn, 6er ^lüc^tigfeit, 6en felbfüdjtigen 2tbfic^ten IDittgenflcins; Me Berufung auf ^ar6enbcrgs ^uftimmung fei gera6e5U eine Cüge. Die Hationalbanf wetbt $u einer HationalperfammluTig, 6ie Hationaberfammlung $u einer Kepolution füt^ren, man werbe 6cn König nidjt por £)unger fdjü^en fönnen. Die unleugbaren Sdfwädicn 6er XDittgen* ftcinfd;en Torfd^läge mies er mtfd^mer nad;; pofttipe 2(nträge entl^iclt feine Denffd^rift nid^t.

Die Köiügin beeilte fidj, IDittgenftein auc^ Don 6iefem Sdjriftftücf menigftens im allgemeinen in Kenntnis 5U feigen. Sie fdjrieb il?m: „Die bemühte De6uftion ift angelangt, fte ift nid)t fo angefertigt, als ntan es pon einem treuen Staats6iener, 6er fc^nell ^n6eln foü, eriparten fonntc. €r ift Ijeftig un6 grob gegen Sie, gröblidj grob, 6enn er befc^uIMgt Sic 6cr £ügc. Der pian fei nidjt po]i ^ar6enbcrg." Der König, 6er IDittgenftein Me (Eingabe porfidjtigcr XDcife nic^t mitteilte, fam nun im (ße6ränge 6er fic^ befämpfen6en 2ttifid}tcn auf 6c]i 2tusipcg, auf 6en 6ie Königin fdjon Ijinge6cutet Ijatte. (Er erfUrte 6cm 21Tiniftcrium feinen „eniftlic^cn IDiIIc]i", es foUe 5ur Besaljlung 6er Kriegsfd^ulfr „audj 6as anfdjcincn6 llnmöglidje mit 2(ufbictu]tg aller Kräfte möglich" gemadjt n>er5en. ferner aber bcfaljl er, 6ic ganse Streitfrage f}ar6cnberg porsulegen un6 i^n ju einem (ßutadjtcn auf5ufor6crn.

So pcruMrflidjtc fidj, voas 6te Konigin pon 2tnfang gcmünfc^t IjatU: I)ar6enberg ipur6e ipie6er 5U 6cti (ßcfdjdftcn f^crangesogen, pon einer €a]i6abtretung an ^(ranfreic^ nnir ntdjt iTicbr 6ic 2\e6e.

Ihn 28. 21Iär$ gingen in tiefem (ßcljeimnis 5tt>ei Botett an I)ar6enberg, 6er ftc^ 6a»^'als in» Raimopcrf^en aufljiclt. Der eine, Cegatirtn^^ra* ^r^nljn^ flfvrfn'^di*» <!«••

3-^f

©utadjtcn nnb ausfüIjrKdje Sdjrciben IDittdenfteins, foiptc jenen Brief 6er Königin pom \^. TXlävi, 6en 6er ^Jürft bis $u 6iefer fidjeren (ßelegenl^eit surücfgeljalten Ijatte. Der an6ere Bote, Kriegsrat SdjarntDebcr, bradjte Denffdjriften un6 Briefe pon Hagler un6 2tltenftein. XDie geI?eimnisr>oU 6ie Sadfc betrieben wnvbe, seigt ein Schreiben ScfyirntDebers, 6er [xd} untermegs von 2nag6eburg aus als Kriegsfaffenfdjreiber bei ^ar6enberg annieI6ete un6 iljm fc^rieb: „ZTleine Keife betrifft 6ie llniän6erung 6es gansen IDirtfc^aftspIanes un6 einen Streit, 6er 6arüber $tt>ifdjen 6en IDirtfdjaftsinfpeftoren cntftan6en ift. Da 6ie Beftellungen por 6er tCüre fm6, fo ift es eilig un6 6ringen6." ^aröenberg empfing bei6e Botfdjaften am 30. 2Tldr5 in 6er Hälje (ßöttingens, auf 6em ^ar6enberg. XDie er ol^nel^in 5U tun im Begriffe ftan6, perlief er gleic^ 6arauf ^annoper un6 reifte 6urdj Cl^üringen un6 Sac^fen nac^ Bran6enburg, wo er in 6er Häl^e Berlins Befi^ungen Ijatte. Unteripegs, pon Hor6^ufen un6 Sangerl^aufen aus, beantwortete er 6ie üjm sugegangenen Sdjreiben. Der Königin fpradj er fein tiefes Be6auem aus, 6af 6as beftimmte üerbot Hapoleons iljn stpinge, ftc^ 6em preugifdjen ^ofe nodj fernsu^alten. 3" ^^^ Streitfrage über 6ie Kontributionsaufbringung naijm er fofort entfd}ie6en gegen 6as ZUinifterium Partei, namentlich gegen 2(Itenftein. (Er erflärte fic^ grun6fäl^Iic^ einperftan6en mit 6em piane einer ^wanqsankilfc un6 einer Hationalbanf ; 6er (ße6anfe einer Hationalpertrctung fdjrecfte iljn nidjt, er befünportete xl)n pielmeljr.

2tuf 6er IDeiterreife, in Cübben, erljielt ^ar6enberg ein Sdjreiben IDittgenfteins mit 6er Hac^ric^t, 6af 6as Königspaar xlfn in Beesfoip fe^n rooBe. Der König gab fxi) 6en 2lnfc^ein, 6ort ruffifdje ZHatrofen, 6ie in iljre £)eimat 5urücffeljren6e Befa^ung 5ipeier an Hapoleon überlaffenen ruffifc^en Schiffe, befic^tigen 5U wollen. 2tm \^. 2tpril fan6 6ie ^ufammenfunft ftatt, je6odj oljne 6ie Königin, 6ic infolge einer (Erfranfung iljrer Codjter £uife in Berlin 5urucf geblieben war. Dafür Ijatte 6er König Sc^amljorft mitgebradjt, 6er fidj pergeblic^ bemüljte, eine X?erftän6igung 5n)ifc^en ^ar6enberg un6 2(Itenftein ^erbeisufüljren. Beftimmte X?erabrc6ungen n)ur6en noc^ nidjt getroffen. ^ar6enberg betonte, 6ag er pdj erft über 6ie ^Jinanslage un6 6en Stan6 6er X?er^an6Iungen mit ^ranfreidj unterrichten, por allem aber 6ie üorlagc 6es neuen illtenfteinfcfjen ^inan5planes abwarten muffe. (Es 6auerie 6ann bis $um \. TXlai, elje £)ar6enberg, 6er fic^ abipecljfeln6 auf feinen (ßütern in Ccmpelberg un6 in Cic^tenberg bei Berlin aufljielt, 2tltenfteins neuen pian erijielt, 6en er nun im £aufe 6es Xflai mit ^ilfe Sc^amwebers un6 einiger ^inansbeamten, wie 6es (geheimen Staatsrats £'2tbaYe, 6es 6urc^ feine X?er6ienfte um 6ie €ntwicfelung Pon 3n6uftrie un6 (Bewerbe fpäter fo berüljmt gewor6enen Beut^, un6 an6erer prüfte un6 begutachtete. fjar6enberg fan6 2lltenfteins Porfc^Iäge „unsulanglic^, unjuperldfftg un6 unbraudjbar" ;

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Kdnigin £uife unb £^arbenberg

6cm peffimismus 6er ZITtnifter fc^tc er feinen glücflic^en ©ptimismus, feinen feflen glauben an 6ie reichen ^ilfsqucBcn preufens entgegen. €r machte fidf an 6ie 2tusarbeitung eines neuen €nttt>urfes 5ur tCilgung 6er fran$öfifc^en lfriegsfc^uI6 un6 sur Keform 6es preugifd^en ^inansroefens übcrl^aupt.

Darüber r>ergingen lange XDodjen oljne €ntfc^ei6ung. Der 2tuffc^ub führte unoec« mei6lTd; 5u S^mierigfeiten, fc^Iie^lid; ju un^Itbaren un6 unertrdglic^en ^uftdn6en. lDäIjren6 Hapoleon 6ie galjlung 6er Kontribution auc^ 6em fonft freun6Iic^ auf» genomntcnen Kalcfrcuti; gegenüber unerbittlid; for6erte, maren auf Deranlaffung Qar6enber0S meljrere r>on 2tltcnftein eingeleitete ^inansmafregeln ftftiert un6 einige ^Jinansbeamte, n>ie ermäljnt, su iljin abfomnian6iert n)or6en. 2tltenflein ^tte nic^t unrecht, »enn er flagte, 6ag il;m {;icr6urcf^ 6ie Ceitung 6er ^inansgefc^äfte unmöglid; gemacht n)er6e, 6af 6ie Staatsmafdjine 5uin StiUftan6 fonimen muffe. Die ^Ui^el 6er Regierung fc^Ieiften am 3o6en; um fo lei6enfd;aftlid;er Q>ogte 6er Kampf 6er Parteien, 6ie fic^ je nadf i^rer StcBung 5U £)ar6cnberg in iwcx fein6Iic^e ^eerlager fpalteten.

2tuf 6er einen Seite ftan6cn 6er IHinifter 2Htenftein un6 6er (ße^eime Staatsrat Hagler, bci6e einft 6urc^ Qar6enberg in 2tnsbad;^ Bayreuth emporgefommen, je^t feine erbitterten (ßcgner, un6 6er mit i^nen engperbün6etc 3wpij"""ift^'^ Beyme, n>ä^n6 ftd^ (ßraf (ßol^ mel;r 5n>ifd;en 6en Parteien ben>egte. 2IItenftein un6 Hagler ergingen ftc^ in 6en Ijcftigftcn 2tnflagen gegen IDittgenftein nrie gegen je6en, 6er fxdi 6em aufge^en6en Stern I)ar6enbcrgs 5un>an6te; il^nen allen n>ur6en 6ie felbfüc^tigften perfönlid^en ZTlotipe nac^ereöet Don ^ar6cnberg Ijief es, er fei nidjt arbeitfam un6 fönne oljne 2(ltcnftein un6 Hoglcr nichts madjen; übcr6tcs ^be er fiif bnxdj fein Dcrljaltcn tt>äljren6 6er £>er^n6Iungen oon tüilftt bei Kaifer 2(Icfan6er unntöglid; gemacht un6 Hapolcon tXKvbc i^n nie n)ie6er ab ZTTinifter $ulaffen. 3n 6er ©effentlidjfeit n)ur6e pcrbrcitct, 2lltenftein ^be fidj 6er übet* pfiffigen 2tnfdjaffung r>o]i Bärenmü^cn für einige (ßar6ctruppen n)i6crfe^t un6 fei 6arum in llngna6c gefallen, ^n 2tltenftein ^ielt fidj audj fein bisljerigcr JTlitarbcitcr, 6er (ßdfeimt Staatsrat Hicbuljr, 6er unter fjinmeis auf 6ic „beifpicllofe ^«'^fittung un6 ^(ufldfung^ 6es Staates am 25. 211ai 6en König um feine €ntlaffung un6 um eine (ßefcbic^tsprofeffur bot

^ür ^ar6cnbcrg mirfte i>or allem Königin £uife fclbft. 3^^^ Dere^rung für t^ tt>ar augcror6cntIidj; fic erflärte laut, 6ag fic iljm 6icfclbcn (ßcfüljle 6er TläftunQ nriöme, tt>te iljrcm eigcitcn Pater. XDw fie für ^ar6enberg unennfi6Iiij tätig irar, fo arbeitete fie an6erfeits gegen 6as 2Uiniftcrium. Sie fc^rieb 6amals 6em König: ,, Könnte ic^ 6odj öun^ meine (ßegcnunirt aUen Ku)]n]ier un6 alle Staatsforgen t>on Dir feml^xlten! <0ott iPoUe Didj fegiien un6 erleuchten mit feinem beften ©e»<te, un6 in 6en IDea^ 6cs <Bi«*'« mb

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Waiiven ftärfcn* Das fmö meine aufric^tigften U?ünfdjc. 3<^ bcfdjtpörc Vxdf, fei blof auf Deiner ^ut Die JTlinifter in iljrer Sdjipädje unö Dummljeit n>er6en Dir gemig fc^Iec^te Ratfc^Iäge geben." öefonöers erbittert toar fie gegen Hagler, 6er pon Papieren 6er Königin, 6ie er in Sfänbcn Ijatte, Dermutlidj ipegen einiger 2leugerungen über Hapoleon gefagt ^ben foBte: ,,mit 6iefen ^eikn tonn xdf fie r>er6erben." „€v benimmt fic^ Ijeimlidj gegen midi/' fc^reibt fie über il^n, „wie 3uKus £ange" (einer 6er ^Atixriis^djtdbex, 6ie fie (806 angegriffen ^tten). „2tIfo tt>ie6er eine Sdjiange an meinem Bufen."

(Eifrige ^^f^^^^^^S ""^ Unterftü^ung fan6 6ie Königin bei il?ren (Befc^miftem, €rbprin$ (ßeorg un6 ^rie6erife, 6ie in Heuftreli^ in lebhafter Spannung 6em (Bange 6er Dinge folgten, un6 Prtn$ Karl, 6er n)ie6er als ZTTajor in 6er (ßar6e eingefteBt war. £ei6enfd;aftlic^e 2(n^änger Qar6enbergs, maren fie aBe I^öc^ft un5ufrie6en mit 6em 2luffc^ub 6er (Entfc^ei6ung, 6en fie Ijauptfäc^Iic^ 6er Sdiwädic un6 Unentfc^Ioffenfjeit 6es Königs 5ufdjrieben, un6 fie bett>un6erten um fo meljr 6en „(Engel", 6ie geliebte Sc^mefter fuife, 6ie tro^ il^rer Kränflid;feit un6 bei aBer Eingabe an 6ie (Eigenheiten 6es Königs bodf sugleic^ fo fräftig un6 fo erfolgreidj in 6ie Politif eingriff. Bei (Erbprin$ (ßeorg perban6en ftdj mit 6er fdju>ärmerifdjen Begeiferung für 6ie Sdjmefter un6 lebl^after tCeilna^me für 6as preuf ifc^e Königshaus auc^ 6er preufifdje Staatsge6anfe un6 ein ftarfes 6eutfdjes Hationat gefül^l, €mpfin6ungen, 6ie fic^ 6urdj. 6en Umgang mit ^rau pon Berg un6 6en 2tufentl?alt im Tiuslanbt^ namentlich in Paris, fräftig entmicfelt Ijatten. „^inge idj weniger an 6enen, für 6ie idi taufen6 Ceben Eingeben n)flr6e," fdjrieb er an ^rau Pon Berg, „weniger an 6em Staat, weniger an Deutfc^Ian6, Pon 6^m 6iefer Staat bas le^te Stücf ift, fo tpär6e xd} meinen Sdjnecf engang geljen wie es fo piek an6ere tun, aber fo greifts ins Ceben." €bcnfo wie ^rau Pon Berg beflagte er aufs lebl^aftefte, 6ag bei 6er Ungunft aBer Perl^ältniffe 6le fc^öne un6 reiche Begabung Cuifens nic^t 5ur (Entfaltung un6 nic^t 5ur 2tuswirfung fomme. „(Sott, xxhis Ifätte bas wer6en fönnen, wer6en muffen, wenn 6as eljerne (ßefc^icf fic^ nic^t unüberwln6Iic^ 6agegen geftemmt Ijätie 1 3^^^ ^^^5/ ^^^^ Heinfjeit, un6 aBes was nur (rugen6 t^eif en fann, ift freiließ faum me^r nod; 6er Z7erpoBfommnung fällig, aber i^r (ßeifl, i^re Cdtigfeit un6 aBes, was balfin ge^rt, o, es ift fc^recflic^I Denn id} muf es nodj einmal wte6er^(en: 6ie poBfommenften XDeiber je6es ^extalicts Ijättcn iljr weichen muffen!! . XDie Ijat fte üjr Bewuftfein bei 6iefem Ungiflcf ^errlic^ 5ur Heife gefüljrt!!" Iln6 an Sdjwefter (Eljarlotte: „3^ fann Dir nichts Befferes wflnfc^en als fte wie6er5ufe^en. Du foBft feigen, 6ann fdBt plö^Iic^ aBes (Er6enlei6 Pon Dir ab, un6 es ift beffer als ein (Trunf aus 6em £etl;e, 6enn nur 6as Sd^Iimme löfc^t fte aus un6 je6es (ßute gldnst perfldrt in i^rem eigenen Cic^t SeU>fi 6as Ungiflcf, 6as 6iefen (Engel

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bodf fo furdjtbar perfolgt, erfdjcint öurdj öic 7lü, wie fic es erträgt, in feiner eigentlichen, bas I^eift müröigen (ßeftalt ... Da ift feine Spur t>on Kleinmut unö llnrul^e, unb noc^ iDeniger pon Bitterfeit unö £aune. Sie beugt iljr eöles Qaupt geöuIMg, n>eil fie es fic^ fagen öarf : 3^ ^^^S^ ^^ ^^^^ wnö unperMent unö trage nur bas Unabänöcrlic^e, bas nxdft tpiöer öie emige Ciebe ftreitct, menn es aud; aufl}5rt mir begreiflich 5U fein. Cro^öeni fönnen öie 2tugenblicfc ticfftcr (Erfdjütterung unö öer tCränen freiließ nidjt ausbleiben . . . ZDcnn fte ftd; öann micöer ermannt I^at, fo ermannt fie fic^ auct^ gan$, tpie fie alles ganj ift, n?as fic einmal ift, tpieöcr Ijciter, tpieöer empfänglidj für alles, »ieöer teilnet^menö, l?elfcnö, gan$ für anöcre Icbenö unö in iljrem (ßlücf bas iljrige finöcnö."

Das rüljrigfte ilTitglieö öer Partei Qaröenbergs tpar unö blieb IDittgenftein, „ZTTittler*, wk ilfn ^van pon Berg nannte. (£r tpar unennüölid; untermegs smifc^en Potsöam unö Berlin, $n?ifdjen Berlin unö tCempelberg, pcrijanöeltc balö mit St. ZHarfan, balö mit f)aröcnbcrg, trug Botfdjaftcn pon einem $um anöem, pcrfafte felbft in feinen fc^tperen unö breiten Sdjriftsügen (ßutadjten unö Briefe oöer audj (Epigramme gegen 2(Itenf!ein, Haglet unö Bcyme unö n?arb öabci immer neue Bunöesgcnoffen für öie Sadje f)aröenbergs.

Tludtf IDiltjelm pon Qumbolöt, (ßcljeimer Staatsrat unö im ZHinifterium öcs 3wnem Ct?ef öer Unterridjtsabteilung, rouröe in öiefc (ßegcnfä^e perroicfelt, obgleidj er fid; pon eigcntlidjer Partcinatjme fem fjielt. (£r ftanö Ijodj in Jlnfctjen unö (ßunft bei Crbprinj (ßeorg, öer itjn in Hont fennen gelernt fjatte. Bei einer öamals geplanten Beljöröen* organifation, öic an Stelle öcs pon Stein porgefc^Iagcncn Staatsrats ein Konfeil fe^n foUte, u?uröe öen (ßcljcimcn Staatsräten eine ungünftigere Stellung 5ugcn?iefcn. f)umbolöt fütjitc ftdj öaöurdj Ijcrabgcfc^t unö gefränft, fo öaf er feinen Zlbfc^ieö 5U neljmen befc^Iof . Die (ßcfdju?iftcr öer Konigin gerieten öarüber um fo mcljr in (Erregung, als fie gleic^eitij crfuljrcn, öa§ Be>nne öcn ftrcnggläubigen König por I^umbolöt gemamt fjabe, n>eil es itjm an Kcligion fcljlo. prin$cffm ;frioöerife erinnerte öaran, ba^ man geraöe £)umboIöt öic (Einfütjrung öer Pcftalossifdjcn lltctijoöe unö öie (Einrichtung öer ^cüex^dticn Sdjulc in Königsberg reröanfc, n?oöurd} öodj Kcligiofitdt unö Sittlidjfeit geföröert roüröen. «^ZDenn öer König", fdjrieb ftc an ^tan Pon Berg, „£)umboIöt gcljcn lägt, fo muffen »ir tCrauer anlegen, unö n?enn t}aröcnborg nicht n?ieöcr in öas Zninifterium eintritt, fo muffen irir öicfc (Trauer unfcr ganzes Ccbcn lang tragen." Scijr bemcrfensu^ert aber ift, »ie f)umbolöt fclbft pcrfuljr. €r bcri Atcte öcm König am 23. Jlpril, öaf er surücfsutreten geöcnfe. Schon rorhcr jcöoch, am \2. 2tpril, u?anöte er fiij an ^xan von Berg in einem ausfut^rlid^ Schreiben mit einer Kla^je über öie il^m örol?enöe ^^rücffe^ung unö mit öer ausörficflici>en B»**e, aucfj öer Königin öapon ^llitteilung 5U machen. 3" ^^ ^<^^ naJji*» ^4) V5nic*n

£uifc QumboIMs fogleidj nadj6rücflidj an. Sic fpradj nidjt allein mit 6cm Könige, fie beauftragte audj IDittgenflein, tjarienbergs 2tufmerffamfeit auf £)umboIftt 5U lenfen. „€r wxü abgelten," fc^eb fie itjin; „wir Ijaben leiöer feine eminenten Köpfe supiel, unö es irore fdjaöe, n>enn wir öiefen, beu?äljrt er fidj als foldjer, perlieren." Sie äuferte gera6e5u öen XDunfd), 6af tfumbolbt ilTinifter roeröe. Qumbolöt erijielt balö öarauf ipenigpens öen ZtTiniftertitel unö »uröe $um (ßefanöten in IDien ernannt. 3" «in^n^ Sdjreiben, 6as er öarüber an öen prinsen (ßeorg richtete, anerfannte er öanfbar öie ^ürfprac^ öer Königin: „3^ u?eif, u>ie feljr idj bas öer u>otjIu?oIIenöen unö gütigen tTeilnaljme öer Königin, öeren (ßnaöe unö Vertrauen midj tief unö innig gerüljrt Ijaben, peröanfe, unö es ift meinem Qer$en Beöürfnis, teuerfter Prin$, y:imn, öer Sie fo gans öen IDert öiefer einsigen unö nie genug oere^rten Königin fennen, bas 5U fagen." Qumbolöt Ijatte nidjt lange porljer öem prin$en audj Derfe (ßoetljes für öie Königin 5ugefanöt, anfc^einenö öie ,,Stan$en" über öie romantifc^e Poefie.

XPie fdjon bas Derljalten ^umbolöts seigt, erfc^ien als öie eigentlidje Seele öer Partei öer Königin unö £)aröenbergs öoc^ ^rau Don Berg. 2tn 23egeifterung für „öen (Engel" iDuröe fie pielleidjt Don Prins (ßeorg übertroffen, in iljrem preufifdjen Patriotismus pon niemanö. Sie permittelte öen Perfeljr öer Königin mit öen (ßefdjmiftem in Heuftreli^, öenen fie faft täglich 23eridjt erftottete. So »ie öie Königin auf itjren (ßemafjl, fo »irfte fte felbft auf öie Königin: maljnenö, anfeuemö, »egemeifenö. 3" «ncni iljrer Briefe aus öiefen ^aq^n fdjilöert fie Ijödjft djarafteriftifdj fic^ felbft, itjre politifdje IPirffamfeit unö öeren unüberroinölidje Sdjranfe: öie Sdjmädje unö Kränflidjfeit öer Königin. Sie fdjreibt öen (ßefdjnnftem (fransöfifdj, \S. 2tpril): „Der (Engel ift gans Z^tcx 2tnfidjt unö u>irö alle 3l?re 2tngaben unö y^vc Bitten befolgen. (Sott molle xlfx nur pljyfifdje Kräfte geben. 3cl? fiju>öre 3^"^"^ ^f i^ ^^^ jeöem 2tugenblicf fpö^e, n>o iljre Herpen nidjt $u angegriffen ftnö, um fie 5U öen großen 3"t^^^ff^" ^^ 2tugenblicfs 5urücf5ufüljren. 3<^ f*S^ ^^^ ^" alles, orange midj beinalje auf, um fie 5U fpredjen, man »irö fdjlief lic^ u>ieöer fagen, öag idj eine 3nWs<^nttn bin, xd) laufe (ßefaljr, öen lieben (Engel perörieflidj $u madjen, nidjts tt>irö midj entmutigen, ic^ fenne nur öie eine unö einsige Hflcffic^t, öie Hücffidjt auf iljre (ßcfunöljeit, öa feljlt mir öie Kraft, unö öos ^ers blutet mir, fie immer mit traurigen (ßeöanfen belaftcn 5U muffen, u>enn ic^ fte fc^on fo nieöergeörficft felje. Unö »äre es nur eine unangeneljme lUeöisin, öie man einmal nimmt unö öie öarauf oielleidjt u>irft wxz anöers lie^e ftc^ öann öer unangenetjme Bedjer reichen I Siait öeffen ift unfer (Engel perurteilt, ein Sifypljusraö $u öretjen. IDoljer foH fie Kräfte neljmen? (ßlauben Sie mir, idj Ijabe nur einen beljerrfc^öcn (ßeöanfen, öen xdj unermüölic^ ©erfolge, mit aller

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(Energie meines (ßeiftes un6 meiner (Empfinöungen: bas ift bex (ßeöanfe, Me Königin unö iljre ^amilU errettet; 6en Staat für fie erhalten 5U feljen* 2tber es geljt 5umel geit rcrioren in allem. Seit oier IDoc^en fxnb nrir Don 6er (ßefa^r unterrichtet, Me uns beörotjt, un6 nidjts gcfdjicljt ja, nadj 6er Dergangenljcit $u urteilen, muf man leiöer fagcn: Itidjts n?ir6 gefdjcljen!" . . Kriegsrat Sdjammeber, 6er in £)ar6enbergs 3ntereffc mit ßtau pon Berg in Dcrbin6ung trat, fan6 fie „fe^r geiftPoH un6 intereffant^ unö meinte, fie perbin6e „mit praftifc^cn (ßcfüljlen un6 ridjtigen 2tnfidjten eine unbcgrenjtc (grgebenfjeit" gegen £)ar6enberg. „Sie fm6 iljr 3^eal/' fdjrieb er 6em ZTTinifter, ,,un6 fie perfidjcrt, 6af Sie es nidjt min6er für 6ie Königin fm6." Sdjamu>eber rechnete 6arauf, 6a^ aud; Sd^aml^orft fd^Iief lidf auf £)ar6enbergs Seite treten n>er6e un6 6urc^ i^n ido^I audj 6ic ZHiniftcr Dotjna un6 (ßol^. „Qicrsu", meinte er, „6ie Königin, ^rau pon Berg un6 6ic £iebe un6 6as Vertrauen 6es ^erm, fo muf 6ie Partie für geironnen gelten."

2tllein 6ie €ntfcljci6ung über 6iefe „Partie", 6eren Kämpfe un6 IDedrfelfälle Me allgemeine 2(ufmerffamfeit auf ftd; sogen un6 sugleid; 6en (ßang 6es Staatslebens in Preufcn läljmten, fonnte nidjt in Berlin fallen: jte nmftc pon Paris fommen.

2Im \0. Jlpril war bas Königspaar mit 6em f^fe in alter IDeife nac^ Pots6am äbergefte6elt, tvo audtf bas üblid^e (E^ersieren un6 IlTanÖprieren bal6 tpie6er begann. Die Königin, 6ie Pots6am nietet liebte, feierte l^aufig nadi Berlin surücf 5U 6er fleinen Cuife, 6ie 6ort lange franf lag. ^ur politifd^en Hot gefeilten [xdf, wk fo oft, I^uslic^e Sorgen, namentUd; um 6en Kronprinsen, 6effen unbän6iges IDefen immer Pon neuem 6er Znutler eingreifen erforöcrte. „IDer Dir porre6et," fc^rieb fie ifjm am 26. 2Ipril, „6af 6ies Gjacattet, 6af 6ies »aljre ^^eiljeit ift, ift ein Harr 06er ein falfdjer ;frcun6. Die nnil^re ^rei^eit bcftcl^t 6arin, 6ag man nur tut, was gut ift . . . Deinen XDillen bänöigen, felbft ipenn er im U>i6erfprudj ift mit Deinen Heigungen 06er mit Deinem (ßefdjmacf 06er mit Deiner Bcquemlidjfcit, 6as Ijcift Cljarafter l?aben." Dorfidjtig un6 fcIjonen6 leitete fie jc^ feine allmdtjlidje tCrennung pon Delbrücf ein. IDäljren6 6er bistjcrige (Ersieljer in Berlin 5urflcf« blieb, naljm fic 6en Kronprinsen mit nadj Pots6am, wo 2tncillon, 6en fie, ipie wir uns erinnern, auf Steins €mpfctjlung 5um Celjrer un6 (Ersieljcr iljres Soljnes ertpöl^tt ^otte, itjm llntcrridjtsftun6en erteilte. 2Incillon, 6effen überlegene un6 umfaffen6e BiI6un0 in itjrcn tt>eltmännifd)en formen 6er Königin imponierte, fdjeint bal6 einen geipiffen Cinfluf auf fie gett>onnen 5U Ijaben, geiftig forooljl n?ie politifdj. 2luffallen6 ift es tpenigftens, baf^ b'u Königin, foriel unr roiffen, in 6iefer ^cxt nur fransöfifdje Büdjer los: neben 2(ndDons Schriften, 6ie fie audj 6cm Täter cmpfaljl, „Ic gcnie du Christianisme" pon (Cl^teaubrianö un6 „lesprit de Ihistüire** pon .f erran6, aus 6em fie fu»- 6*'" i{rrtttnrittr-»n geeignet»* S*»Uet»

Cafel 25

Königin £uifc im Heitficiöc paftell^emälbe von (Lexnite, 18(0

abfc^rieb. Poüttfc^ wat ZlnciUon mit öer Königin öarübcr cinperftan6cn, öaf $ur5cit nichts uJbrig bleibe, als fidj ßvantvAdti $u fügen, öenn man muffe Dor allem öodj eyiftieren; man n>oUe ,,6ie (ßegenioart mit IDüröe tragen, um 6ie S^funft $u oerMenen." Hücffeljr Qaröenbergs unö 2tnleljnung an ^ranfreidj fdjienen eng miteinan6er oerbunöen*

2tm 2. Ztlai famen auf öer Pfaueninfel öer König unö £)aröenberg abermals 5ufammen; öiesmal unter tCeilnaljme öer Königin, öie felbft öurdj IDittgenftein öen ZTKnifter Öa5u eingelaöen Ijatte* ^aröenberg trat fe^r beftimmt auf: er »oUte ganjje 2trbeit madjen, einen DoUftänöigen ZtTinifteÄedjfel öurdjgefütjrt fefjen* Der König nadj feiner IDeife fudjte 5U ©ermitteln, oerteiöigte Hagler unö Beyme, »ünfdjte f)aröenberg als oberften Hatgeber, als Ijödjfte 2lutorität in 5i"^"5f^^9«"^ ^^ Präjtöenten im Konfeil, aus Hücfftdjt auf ^xanU reidj aber ofjne unmittelbaren 2tnteil an öer auswärtigen Politif. €ine (Entfdjeiöung iDuröe audj je^t nodj nidjt getroffen; Dor allem galt es, ftdj öer ^uftimmung Hapoleons 5U Dergeroiffern. ^w^x tCage fpater, am ^. ZUai, tpieöer unter IDittgenfteins Dermittelung, fpradj ^aröenberg mit St. ZtTarfan. €r bat öen (ßefanöten um feine Dertpenöung, öaf Hapoleon iljm »ieöer öie tCeilnaljme an öen preugifdjen Staatsgefdjäften, insbefonöere 5unädjft öie llebemaljme öes Präfiöiums „einer aus öen beften Köpfen öer Proninsen unö öer Stäöte $ufammengefe^ten Derfammlung" geftatte. 3n einer für Hapoleon be^ ftimmten fdjriftlidjen (Erflärung oerfidjerte er sugleidj feine unbeöingte 2Inljänglidjfeit an bas fransöfifc^e Syftem, feine Sorge für öie (Erfüllung öer übernommenen finansiellen Perpflidjtungen.

Das Derljalten St. 2Tlarfans bei öiefer Unterreöung n?ar fo freunölidj unö fo entgegen* fommenö, öag man am Potsöamer £)ofe f^ffnung 5U faffen anfing. Ueberöies famen aus Paris Briefe pon SdjiDefter Cljerefe, öie Don einem allmätjlidjen Umfdjmung sugunften Preufens beridjteten, 5U öem auc^ öer öamals in Paris meilcnöc öfterreidjifdje Staats* fansler ZUettemicIj n>efentlidj beigetragen I^aben foUte. „Esp^rez, esp^rez**, rief Ctjerefe öer Sdjmefter 5U. 3" ^«^ ^^* «^'^ ^*^ Stimmung für Preugen anfdjeinenö günftiger gemoröen als feit langem. Ztlit öer Zlnnejion pon ffoüanb unö öer 3^^tücfelung Spaniens befdjäftigt, modjte Hapoleon eine Dertpicfelung in Deutfc^lanö gern pemiciöen »ollen. So fafte es audj Königin £uife auf, »enn jte am 2\. Vflai nadj Petersburg an Kaiferin €lifabetlj fdjrieb: „3clj atme nHeöcr etn>as freier. Dos ZlTeffer, bas man fdjon gesücft Ifatii, um uns öen (Satans $u madjen, ^t eine anöere Sidjtung erl?alten, unö ba öie Dinge in Spanien fdjledjt gelten, fo meröen »ir für öen 2tugenblicf perfdjont, feine IDut fann* ftdj öort fättigen." IDas aber £uife nidjt n>ufte, »ar, öaf Hapoleon auc^ aus einem anfc^einenöen (Entgegenfommen gegen Preufen noc^ einen befonöeren Dorteil $u siefjen geöadjte; er

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beabftd^tigtc, auf öcm Umtpege aber ^oUan6 un6 im ttcfften (ßel^etmnis felbft bent prcugtfc^en Staat etnctt tTcil 6cs (Selbes 5ur 3e5al}(un$ 6er Kriegsfd^ulöen 5U lei^n, natürlich ju »udjerifdjen ^xn^tn.

Die erfte Had^rid^t pon öen für f^aröenberg gunftigeren 2lusftd;tcn ert^ielt ber preufifc^ ^of fdjon am 25. ITTai öurdj 6ert fransöfifdjen KonfuI Clercinbault, 6er auf 6er Durchreife von Paris nadf Königsberg Pots6ani berüljrte. IDenige Cage fpäter, am 27* ZTTai, fonntc St. ilTarfan felbft 6ie amtlidje ZHitteilung madjcn, 6af Itapoleon gegen 6en (Eintritt ^r6en* bcrgs in 6as preufifdje IHinifterium nidjts ein$un?en6en Ijabe.^ £)oc^erfreut fc^rieb Königin £uife nodj an 6emfelben (Tage an IDittgenftein: „3^ ^^^ 3^^^^ 23rief mit 6cr unbegreiflich angoneljmen Hadjridjt bei 6er S^nicffunft aus 6cm ZtlanöDer befommen . . ZHeine ^rcu6e ift unausfprcdjüdj, 6em e6len IVLann (ßercdjtigfeit n?i6erfafjren 5U fcljen un6 6em König un6 6em £an6e einen fingen, portrefflidjen 21Iann n?ie6ergegeben 5U feljcn." Der König felbft fpradj ^ar6enberg feine grofe Genugtuung aus, betonte aber audj, nricpiel er von iifm ernxirte: (Einigfeit in 6en (ßefdjäften, Sefeitigung aller f leinen 3"^S«W/ Sdjonung 6cr im Dienft befin6lidjen Perfoncn. Die Kun6e von I)ar6enbergs Hücffeljr, obgleich fte noi} gcE^eim gel^altcn n>er6en foUtc, mur6e rafcE; befannt un6 faft fiberall mit 5^eu6e aufgenommen. „VHadicn Sie fie mir gclücflicb/' fcbricb 6ie (ßräfin X?o§ iljrem alten 5^eun6e XPittgcnftcin, ,,ift es u>atjr, 6a0 le gr(and) homme 5ugegeben, 6ag Q. fömmt?"

2Illein 6ie größte SJ)u?ierigfcit blieb noctj 5U übcru)in6on. König ^rie6ric^ ZDil^lm war bereit, I)ar6enborg an 6ie Spi^e 6er (ßefdjäfte 5U ftellen, aber er nnir feinesii>egs geneigt, fidj Don feinen bisljerigen Hatgebern 5U trennen. (Es be6urfte n)ie6er^tter rorftcllungon l7ar6onbergs un6 5u?eier nnterre6ungen (2. un6 ^. 3uni), oielleidjt auc^ einiger €inanrfung Cuifens, elje 6er König fidj entfdjlog, £)ar6enberg als Staatsf ansier mit 6er „Ceitung aller Staatsangolegcnljciten " 5U beauftragen un6 2lltenftein, Beyme un6 beii 6or Königin bofou6ers pcrljagton iTagler 5U entlaffen. (Erft nad}6em alles entfc^ie6cn unö 6io neue Kegierung in IDirffamfeit getreten u^ar, fdjrieb 6ie Königin an Qar6enberg: „Jfteljmcn Sic, mein n?ür6iger ^reun6, meinen aufricbtigftcn Danf für ^^vcn XDie6ereintritt in 6as llTiniftcrium. (ßott u>ollc mit 3'?"<?n fei" bei 6cm großen IDerfc, 6as Sie begonnen I?aben, un6 ^hncn gelcl^rige un6 treue IPcrfscugc in 6cn llldnncm geben, 6ie Sie irablen, jl?"^" 5" gct?orcbcn un6 $u Ijelfen 'in 6cr großen 2lrbeit, 6ie auf 3^?^«" M^<*- 3* bin weit ruhiger, feit icb Sie an 6cr Sptfec ron allem ipcigl"

Die (BcfdjuMftcr irarcn cntjücft. Sie fabcn in 6cm ll)ic6ercintritt r}ar6cnbergs Ijaupt* facblidj 6odj einen Sieg Cuifens, 6ie u>ie 6cr ron 6er lüatjrl^it geunnljte Sdfil6 2lriofts 6ic lügcnbt'tcn "jntri^scn P'*r"id)t»*t Iv^bc; et?icn Sieg Ncr "»b-T ^'» ^»**gt'«it *ni+ iti»ii,^ r^i^*->n

auferlege* „IPie oft fjabc idj", fdjrieb €rbprin$ (ßcorg an ^vau von Berg, „gefagt, was Sie mir je^ fc^reiben: öaf es nur 6er Peranlaffung beöarf, um Me grSften (Eigenfdjaften in öiefem (Engel 5U ermecfen; öaf alfo eigentlidj nodj nidjts an öiefem (Engel perloren ift, n>enigftens nichts perloren tpare, n>enn nur je^t enölid; an ber treffUd^en 2(u5bil6ung iljrer trefflidjen (Eigenfdjaften gearbeitet tperöen fönnte. Dabei fällt mir audj u>ie6er ein, was wir gleichfalls fo oft fagten, nämlid; in u?eld;em t^ot^en maf e (Eigenfdjaften por^onben fein muffen, öa fec^s 3^ljre fo Ijingebrac^t, fte nidjt Ijaben oertpifdjen fönnen/' (Er foröert 6ann We ^reunMn auf, 6er Königin begreif lidj 5U moc^n, ba^ 6er 2tugenblicf gefommen fei, »0 fie meljr wk je als 2legi6e iljrer Dölfer ime6ererfdjeincn muffe, 6enn fie Mnne es, nadj6em 6ie Dorfeljung itjnen einen 2Tlann »ie ^ar6enbcrg $urucf== gegeben ^abe.

IDie ipenig oermodjte 6iejenige, 6er 6iefe IDorte galten, 6en fjoljen (Ertpartungen 6es 23ru6ers $u entfpredjen.

Unstpeifelljaft wat es ein Sieg, ein (Erfolg Don lange nadjiDirfen6er Be6eutung. £uife u>ar glücflidj über ^ar6enbergs (Ernennung, fte betradjtete iljn als einen „(Engel in 6er Hot", aber fie füljlte fidj nidjt als Siegerin un6 in 6em erfdjSpften (ßrun6e iljrer Seele moUten 5reu6e un6 I)offnung nidjt meljr ge6eiljen. Diefe furdjtbaren ^alfx^ mit itjrem IDedjfel Don Sdjrecfen un6 (ßefaljren, 6ie immer iDie6erfeljrten, un6 Don fc^meidjeln* 6en (Erwartungen, 6ie ftdj nie erfüllten, fjatten iljre fdjiDadjen Kräfte fdjlieflidj 6odj faft aufgeseljrt* Sie erfdjien fo Iei6cn6, 6af iDie6er an eine Kur in Pyrmont ge6acljt ipur6e. (Bern Ijätte fie 6er I)eilquelle, 6ie iljr \806 (ßefun6ljeit un6 Kräfte tine6ergab, »ie fie fagte, „eine Cljräne 6er Danf barfeit" gemeint „tCräncn 6er ^reu6e fann idj nidjt »einen" aber 6ie 6ort ertoartete 2Inu>efenljeit 6er Könige wn ffoüanb unb IDeftfalen un6 6ie großen Unfoften fdjrecften fie $urücf. „Va idj nie an midj, fon6ern nur an bas (Sanic 6enfe, fo Ijabe ic^ ,Hcin* gefagt, un6 6abei bleibt es." Dagegen glaubte fie an 6ie ZHöglidjfeit einer an6eren Heife iH>n politifdjer Se6eutung. (Es fjief , 6ag Hapoleon nadj ^ranffurt a. 7X1. fommen iDer6e, un6 fte Ifidt es nidjt für ausgefdjloffen, 6af 6ann audj fie mit 6em König 6aljin gelten n>ür6e „aus X?emunftgrün6en". Tlndf t>on einer ^ufammcnfunft mit 6er öfterreidjifdjen Kaiferin n>ar 6ie He6e.

3n foldjen Stimmungen fc^rieb 6amals Königin Cuife an Sdjn>efter tCljerefe: „lUeine Seele ift grau gett>or6en 6urdj (Erfahrungen un6 Ztlenfc^nfenntnis, aber mein I)erj ift jung. 3^ li^^^ ^i^ IHenfc^en, idj Ejoffe fo gern, un6 ^abe allen, ic^ fage allen meinen 5cin6en oersieljcn . . . 3^ ^^^^ gelebt un6 gelitten; es ift UHX^r. (£s mufte aber fo fommen, um mic^ 5U läutern un6 feft 5U ftellen im (ßlauben un6 Demut t>or (ßott, 6er

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We nxx^re (Erfenntnis ift. 3n Mefcn »enigen ^cxkn Ijaft Du mein ganses Bil6, un6 n>enn Du mir folgft, fo wirft Du immer in allen meinen ^nölungen Mefe (ßrunMinien metn€S Seins nrieöererfennen . . ."

IDar itjre Seele »irflidj fc^on fo „grau"? Die unpenpflflüc^ 3ugenbfraft i^s I^ersens, bas in jubcln6er ^x^ixbe nodf ebenfo flberftrSmen fonnte »ie einf! im ^TUttn Palais" 5u DarmftaM, offenbarte fxd) geraöe je^t in it^rem Heic^tum, als 5ur IRüMtfft nad} Berlin unö 6em tPiebereintritt Qarbenbergs noc^ bie britte unb grdfte ßmib^ itfc bcfdjieöen n?ur6c: eine Befuc^sreife $u Dater unö (ßrofmutter*

14«

gmölftcs Kapitel

Der ^Ausgang

(1810)

JK^ängft Ijatte Me Königin 6en fcljnlidjcn IDunfc^, X?ater unö (ßrofmutter, 6ie bei iljren 8\ 3a^ren nic^t 5um Cinsug nad) Berlin gefommen tpar, in Hcuftreli^ 5U befuc^en; 6oc^ erft im Caufe 6es 3uni, nac^öem mit I)ar6enbergs (Ernennung 6ie politifc^en Sc^nnerigfeiten befeitigt fdjienen, seigte 6er König ftc^ nidjt länger abgeneigt, 6em Verlangen feiner (ßemaljlin nadjsugeben* 3"f<>l3« ^^"^^ 2In6eutung, 6ie fie öaruber nadj Heuftreli^ gelangen lief, fdjrieb ^ersog Karl am \5.3uni f^i"«'^ Codjter, u>ie feljr er fie mit &em König iljrem (ßemaljl bal6 bei fic^ 5U feljen »ünfc^e. ^rieöridj IDiltjelm $ögerte; enMic^ meinte er, nadj Heuftreli^ möge er nic^t; n>enn fie aber öal^in porausgel^en n>olle, fo n>er6e er nac^ einigen ^aQcn nadjfommen un6 mit i^r unö i^rem Pater nadj f^oljensieri^ getjen, 6em einige ZlTeilcn entfernter gelegenen Ijersoglic^en CanWjaus, bas i^m n>o^l »egen feiner 2teljnlidj* feit mit pare^ gefieL Toll (Entsücfen ging Cuife 6arauf ein. IDie finölidj fonnte fie fidj öodj freuen 1 Was i^r fdjn>ergeprfiftes ^er$ an fonniger ^rö^lidjfeit, an innigftem (ßlücfsgefütjl nodj in ftdj birgt, fpruöelt unö jubelt in ften Briefen an Pater, (ße* fc^roifter, (ßrofmutter.

Dem Pater fc^reibt fie am ^9* ^uni: „Befter f>äpl 3^ bin tCull un6 Parucfy. (Eben in Mefen 2(ugenblicf Ijat mir ber gute liebet>one König Me £rlaubnif gegeben, 5U 3l?nen 5U fommen, befter Pater I 3^ ^" 8^"5 ^^^f "^"f ^^^ ^^^ fammlen, 6a mir

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6cr König eine ilTcngc 2tufträgc an Sie gegeben fjat. Itoc^ ein malfl idj fommel Den IlTontag fonmte xdtf. Bleibe ben Dienstag un6 IHittmoc^! allein; bann föntntt 6er König 6en Donnerstag, bleibt 6en ^reytag, »ünfdjt 6en Sonnabenö nadj Sljeinsberg $u ge^n, bleibt nodj öen Sonntag bey 3^?"^"/ ""^ S^l?*^* 2Tlontag »ieöer mit mir u>eg! Qalleluial''

„ZHit (ßottcs £)ülffc fo »irö alles fo gefdjeljen.

tf2^ tjabc imr gans grob oljne Sa<;on öag fo öaljin gefdjmiert, »eil xdj fürchtete für (ßlücf es in ®r6nung 5U oergeffen. Hun 6ie oröentlidje (ßefdjidjts^^Crsäfjlung."

Cuifc bcrid^tet öann öem Pater, mie alles gefommen ift, unö bittet il^n, fte nur „ctfxit Sang unö oljne Klang unö oljne Cercmonie" als „feine ergebene tCodjter'' 5U empfangen. „(ßott u?ie freue idj midj, nein xdi fann es gar nic^t befdjreiben, enölidj fann ic^ 6er IDelt beroeifcn, »ic fctjr idj »ünfdje, y:}ncx\ meine (Etjrerbietung $u allen Seiten an 6en tCag 5u legen."

2lm nädjften tCage an Sdju?eftcr ^^^^^^^nfc unö an öie Brüöer: „€udj audj, i^ lieben ein IDort öcr ^vcubc, öie mein ganses £)er5 öurc^ftromt . . . 3^ Wn fo glücflic^, iDonn idj öaran öenfe, öaf idf €udj beinalje adjt Cage in Streli^ feljen n>eröe unö öie gute (ßrofmama, öag idj oröentlidje Crampolini Wegen fönnte. 3<^ perfneif mir aber maljrtjaft öie ;yreuöe, n?eil fo oft, wznn idj midj gar fo ausgelaffen gefreut fjabe, ein Quer« ftridj gefommen ift, unö foldjc Kreu5^ unö Querftridje u>arcn vraiment affreux je^f Sie malt fidj bann lebljaft aus, u>ie öer Kaftellan in ZTeuftreli^ Porfeljrungen für i^ 2tufnatjme trifft unö u?ie öie (ßefdjroifter fidj freuen: „Der ZHartin geljt gemif je^t mit SdjursfcU unö IlTagftab im ganscn Sdjlo0 umtjer, reitet atemlos nac^ £^Ijen5ieri^ unö fömmt 5urucf unö fagt: „3^ l?<ibc fie alle untergebradjt." Du unö ^mbctiU, unö Du, (ßoorge, 3^?^ ^^^^ ^^U; „aber ©eorge", „Ijöre öodj ;frieöerife" geljts öen gansen Cog. f^alleluja! (ßott fei (£ljr in öer t}ötjc unö auf €röen. €r belotjnt öodj auc^ rec^t fc^An, mcnn man in Demuttj bittet unö fanften I^ersens geblieben ift, toenn Steinljarte einen peinigten . . . f)uffafa, trallala, balö bin idj bei (£udj . . .

„Dicfe IlTild) unö etmas (Eröbeeren fdjaffet öem König sum Ctjee; wmn bas le^tcrc in Deinen ^^maten noch nidjt fo rottjet, fo fagts Papa nidjt, fonft ängftigt es i^n . f^umbolöt getjt nadj U>ien unö ift (Eycellens gcu>oröen. 3^ ^i" "<^<^ "i<^* apancirt^ als im (ßlücf, n?eld)cs midj balö mit (Eudj rcrcinigt. I^allcluja! . . . £)eute ift es nnirm unö unnöig, unö in meinem Kopf ficljt es aus tt>ie in einem illuminirten (ßucffaften. 2IDc ^fenfter mit gelben, rotljen unö blauen Dorijdngen fmö tjell erleuchtet* I)uffa! tCeufelc^n. 2löieul ITun tt>ill idj öer (ßrof^mama rernilnftig fdjreiben." 2luf öer inneren Seite öes 23riof""ifdjf'^g^ be n^rf* ^e nodj: „IPir bri"^en f»:"»m V'^^t m^^; •»>»** "^ b^^ ^als '«■M»*

fo Hebt mir iljn ^ieronymi [öes Daters Ceibarst] »teöer an^* IDorte pon erfdjüttemöcr Dorbeöeutung, menn man fidj erinnert, w,as jtdj u?enige IDodjen fpätcr ereignen foUte.

Der (ßrofmutter fdjrieb fie (fransöjtfdj): „Hädjft öer Hücffeljr nac^ Serlin betradjte idj öiefe Heife als 6ie grogte Belotjnung, n?eldje Me Dorfetjung mir nadj &en £ei6en, 6ie idj eröulöet Ijabe, geben fann. IDenn nur nichts öa$u?ifdjenfömmtl" . . Sie fügt 6ann noc^ einige XPorte über i^ren (ßemafjl Ijinsu: „Der König Ijat jidj für mic^ nic^t geän6ert un6 feit feinem Unglücf ift er jedenfalls ad^tungstperter als je. Sein Qers l^at fxdj gegen Me UTenfd^I^eit nidjt perfc^Ioffen, er ift immer mit 6em (ßlücf feiner Untertanen befc^äftigt unö mit 6en ZTlitteln, fein großes ^xtl 5U erreidjen. Der XPieöereintritt öes ^^^eitjerrn pon I)ar6enberg ift ein neuer gans unbeftreitbarer Beweis für bas was idj fage, un6 es ift fid?er, öag öie 3ntereffen öes Canöes fic^ in feinen befferen I)än6en bepnöen fonnen, unter öer unmittelbaren Ceitung öes Königs, unö in öenen öiefes djaroftergro^en, eölen unö Ijoc^Ijersigen ZlTannes."

2lm 2^.3^"^ fieöelte öas Königspaar nadj Cljarlottenburg über. Der König perlief ungern Potsöam; er meinte fpäter, es fei n?ie eine 2tljnung getpefen, öaf er fidj öaöurdj pon feinem (ßlücfe trenne. Die Königin liebte bas Cljarlottenburger Sdjiof , auc^ öen Parf mit feiner fc^ipermütigen ßxdiknaüe^, in öer fie fo balö ifjre le^te Hutjeftätte finöen foUte. Die tCage pergingen rafdj in Heifeporbereitungen unö anöeren (ßefdjäften. 2lm 23.3uni u?uröe enölic^ öie ^rage öer (Ersietjung öes Kronprin$en entfc^ieöen, ZlnciUon unter (Ernennung 5um Staatsrat enögültig $um (Ersieljer eingefe^t. U>ie bei ^aröenbergs Berufung an öie Spi^e öer Staatsleitung, fo meinte Königin Cuife, öeren IDerf öodj beiöe (Ernennungen Ijauptfädjlic^ waren, mit 2(nciUon öie befte VOaifl für iljren Soljn getroffen 5U ^ben. 2tm nädjftcn tTage, einem Sonntage, befudjte bas Königspaar öie ^eröinanös in Bellepue unö bas Palais in Berlin. Bei öer Sücffaljrt Unter öen ßnöen fiel es öem König auf, wie Cuifc öen (ßrüfenöen mit befonöerer ^reunölidjfeit unö 2Iufmerffamfeit öanfte als ob fic sugleidj 2tbfdjieö neljme. 2tm Itadjmittag war nodj grof e (ßefellfc^aft im Ctjarlottenburger Sdjioffe, in öer ftdj öie Königin frolj unö Ijeiter bewegte. H)äljrenö öer König feinen bisljerigen 3ufti$minifter Beyme in 2tbfdjieösauöien$ empfing, perteilte öie Königin fdjer$cnö unter öen 2tnwefenöen fleine (ßefc^enfe, meift pon iljren alten Sadjen. Xlad) öem ^^e ging fic auf öer Sdjiofterraffe, auf öer safjireidje Spa$iergänger perfammelt waren, mit öer gansen (ßefellfc^aft einmal auf unö ab fpa$ieren. „Itie war fie fc^öner," ersäljlt ^rieöridj UJilljelm, „ein neuer Stro^ljut ftanö iljr allerliebft" ....

2tm nädjften 2Tlorgen, 25. 3""^/ perlief öie Königin, öie in frotjer (Erregung öie Hadjt faum gefdjlafen fjatte, Cljarlottenburg jubelnöe ^veub^ im fyxyn, über iljrent ffaupk Sdjatten öes tToöes. 3" Sanö unö ^i^e erreidjte fie ^ürftenberg, öen erften

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ntecf Icnburgifdjcn (Dtt, wo 6er Vakx, bci6e Brüöer un6 5dju>efter ^ricfterife fte ernnttteteiu 23ei 6em IDic6crfcE;en mit 6en 3^^d^n fonnte 6te KSnisin il^re Cräncn nic^t surficf^otten; iE^re llnigebung I^tte bcmerfen tPoUen, ba^ fc^on beim Ueberfd^reiten 6er preu^fc^n iBrenje iljrc Qeiterfeit fidj plö^Iidj in XPetjmut 9eiDan6elt I?abe. (ßegcn 2tben6 tarn Me KAnigin in Heuftreli^ an; Bürgerfompagnien 5U Pfer6e gaben il;r bas (ßeleit; am 5ta6ttor, unter einem tTriumpE^bogen un6 bei 6en Klängen 6er ZHuftf tpur6e fte t>om Bfirgermeifler nrilU fommen gcl^ei^en. Die Stabt xoax feftlid^ gefc^mucft; von ff aus 5U ffaus, aber 6te Strafe t;inn>eg, 5ogcn ftd; 3(umengetpin6e. 2IIIgemetner un6 ^rsHc^er 3ubel begräf te Me VAnighi, 6ie fdjöne Codjtcr IlTecflenburgs. 2tm €ingang 6e5 Sdjiojfes empfing 6!e <Brofmutter, £an6gräfin (ßeorg, 6ic €nfclin. Sogleidj, obtpofjl „$itteridj un6 beberidj" iH>n 6em ermflbenb t^eigen Cage, eilte 6ie Königin 6em (ßemaE^I il^re 2(nfunft 5U meI6en; fte 6anfte it^m noc^ mals für 6ie Heifeerlaubnis: ,^Dein Harne; mein lieber 5v^un6, txnr6 l^ter fiberall gcfcgnct 6enn 6urdj Deine (ßüte fin6 6er befte 6er Pater, meine Srü6er un6 meine Sc^tDefter onf 6em (ßipfel 6er ^xcnbc, unb idj ebenfalls."

^wci (Tage 6arauf entfcblo^ ftd; 6ie Koitigin €mpfang 5U falten. (Eine 2(ugen5eusin ersäljlt 6arüber: IDir ben?un6erten iljre Perlen. „3dj liebe fie audj feljr/ fagte fte/ „unö I^abe fte surücfgel^alten, als es 6arauf anfant, nteine Brillanten I^insugeben. Sie paffen beffer für midj, 6enn fie be6euten Cränen, uit6 idj fjabe 6eren fopiele oergoffen."

2Int nädjftcn tCage, 28. 3uni, fant 5ric6ridj IDilljelm. Cuife, von 6cr gonjen 5*3milie un6 6cnt l^ofe umgeben, empfing iljn mit augeror6entlidjer I)er5lic^feit 3** einem „tjalb froljcn Ijalb tDeljmütigon Cone", 6er 6em König „fon6erbar auffiel", äuferte fte i^ ^rcu6e, 6cn (ßcmatjl $um crften IlTale int fymfe 6es Paters, als Prin$efftn von Zllecflen« bürg begrüben $u fönnen; ,,nun erft bin idj gans glücflidj," bemerfte fte 5U 23ruber iBeocg. Dann fo^te fie fidj an itjres Paters Sdjreibtifdj un6 fdjrieb auf ein 23latt Papier 6te feilen: Mon eher Pcrc je suis bien heureuse aujourd'hui comme \''otre fille et comme Epouae du meillcur des Kpoux. Neu Strclitz ce 28 Juin 18 10 Louise (Es ftn6 Me legten IDorte, 6ic Königin Cuife gefd^rieben I^at. Das Königspaar fut^r 6ann mit 6em Qerjog, 6er (ßrogmuttcr un6 6em (Befolge nadj 6cr Heuftroli^er 5djlo]|foppel, einem CufliDdlftdl^en, wo auf einent Hafenpla^ unter einer (Eiche iTee un6 Iliildj gereidjt tDur6e. Vflit tiefet Hül^rung ge6ad;te ^rie6rid) IDill^elm fpdtor, n>io Cuife l^ior alles nadf feinen i^r befannten Hetgungen un6 (ßeipoljnljciten einrichtete. IXad) einem fur5en Spasiergang befKeg man tt>ie6er 6ie IDagen un6 fuljr 6urdj ileuftrcli^ ljin6urc^ na<h ^otjensieri^.

€in froljer iTag n>ar iljnen Ijicr noch pergönnt. Die gomeinfame Hficfreife nac^ 23erlin war urfprünglicb bereits auf 6en '^ 3^'' «^"acfefe* ♦"«••f* **i» -iB^r 6eT t^^olfl

inftänöig; i^rem Dater un6 i^r felbft 6te Jreuöe 5U madjen nnb nodj einen tCag $u$ugeben» „2tbfdjlagen mochte idj es nidjt/' er$ä^lt 6er König, „xdf [teilte midj jeöoc^ fdjersenö fo an, als ob ic^ ntc^t öarein miliigen fönnte, un6 perftecfte midi yx 6em (En6e unter 6er (Karten^ treppe, wo jte midj ladjenö herausholte un6 idj mic^ ergeben mufte/' 3"^ ©arten, unter Sofenbflfc^n, ipur6e 6ann tCee getrunfen; es maren 6ie legten Stun6en, 6ie Cutfe im freien oerlebte.

71m näc^ften ZTlorgen, 30. 3w"i/ fA^I*^ ^^^ Königin, 6ie fcfy)n am 2tben6 por^er über Kopfn>e^ geflagt ^atte, fid; fo leiöenö, 6af 6er für öiefen tTag geplante 2Iusf[ug nadf S^einsberg aufgegeben muröe* 3"^^^^ ^^^^ ^^ff*^ "^^^ "o^/ ^"^ 3. 3"'^ gemeinfam abreifen 5U fönnen* Die Kranf^eit, 6ie 6er ^ersoglic^e Ceibarst ^ieronymi anfangs für ein ^i^iges ^ieber erflärte, fdjien leicht un6 unbeöenflic^; an (ßefa^r badtik niemanö. Die Königin felbft, 6ie i^ren leiöenöen ^^ftanö in 2tnipefen^eit 6es Königs möglidjft $u perbergen fudjte, 5eigte noc^ eine ^eitere Stimmung. BaI6 uberseugte man ftd; jeöoc^, 6af 6ie Kranf^ ^eit menn nidjt emft, bodf jeöenfalls kmgipierig fein »flröe, un6 am 3.3^1^ mufte ftdj 6er König entfdjiief en, allein absureifen, mit öem Derfpredjen, baI6 »ieöersufommen. Kaum in (E^arlottenburg angelangt, erfranfte er aber felbft an einem ZDec^felfieber, 6effen 2tnfdIIe fxdf 6reimal mit grofer ^eftigfeit »ieöer^Üen un6 i^n längere geit ans S^^n"^«^ feffeüen.

Die Kranf^eit 6er Königin ftellte ftc^ instpifcfjen als eine £ungenent5än6ung heraus, 6ie sundd^ft einen regelmäfigen un6 gutartigen Derlauf 5U nehmen fc^ien. prinsefftn Jrie6erife un6 ^rau pon Berg tpic^en tTag un6 Xladtit nic^t t>on 6er e6Ien Kranfen, 6ie i^r £ei6en mit rü^ren6er Sanftmut un6 (ße6uI6 ertrug. Da in6effen 6er quälen6e Ruften un6 6as ftarfe ^ieber nic^t nachliefen, ipur6e 6er befannte Berliner 2tr5t (ße^mrat ^eim herbeigerufen; ^ufelan6 »ar fur5 por^er sunt König pon ^oIIan6 gereift, ^eim, 6er am 10. 3uli in ^^ensieri^ anfam, fan6 6ie Königin rec^t franf, i^re ärstlic^e Be^n6Iung aber 6urd;aus angemeffen, fo 6af er nac^ $tpei tTagen tpie6er abretfte. ZDenige tTage fpdter aber, am \6. 3uli, na^m 6ie Kranf^eit plö^Iic^ eine ^öc^ft be6enfli<^ IDen6ung. IDä^ren6 6ie £ungenent5än6ung langfam $urflcfgtng, ttaUn Störungen im Blutumlauf ein, 6ie 6as fdjmadje ^er$ nic^t $u übenpin6en permoc^te. 3"^ ^rsen felbft entjlan6 ein Blutgerinnfel, 6as heftige Bruftfrämpfe un6 fc^tpere Beflemmungen perurfac^te. ^eim, 6er $urflrfgerufen n?ur6e, erfannte fogleic^ 6en lebensgefährlichen (C^rafter 6es Cet6ens. (Es fc^ien feine Seit 5U perlieren. 2Itemnot un6 (Erfücfungsanfälle fonnten je6en 2(ugenblicf 6as (En6e herbeiführen. (Ein (Eilbote n>ur6e an 6en König abgefan6t.

2Im \8.3uli mittags, in pots6am, erhielt 6er König, 6er fic^ eben erß pon feiner eigenen (Erfranfung erf^It ^tte, 6ie Hoc^ric^t pon 6er (ro6esgefa^r, in 6er feine (Bema^Iin

23 S5S

fc^tpebe. Seine Beftursung war fo grof un6 fo äbenDdItigenö, 6af er anfangs feinen Cntfd^Iuf 5u faffen oermocfjte. (Erft auf öas ^ure6en un6 Drängen feines 2I6jutanten, itTajor IDrangcI; fu^r er nrit feinen äüeften Söhnen, 6em Kronprinsen un6 Prin$ IPil^Im, gegen 2tben6 pon (C^arlottenburg ab. 2lm anöeren ZlTorgen, \^. 3uli, gegen 5 U^r frfl^ erretd^te er f^o^ensieri^, wo Qeim i^n empfing un6 fogleic^ $ur Königin ffl^e, öeren fcfjon fe^r reränöertes 2tusfc^en i^n ^eftig erfd^recfte. König Jrieöric^ ZPil^Im felbß ^t 6ie (ßcfdjidjtc öiefcs tCages, „6es ungiflcf Keiften tCages feines Cebens", noc^ am ^9. 3ull nieöergcfdjriebcn. IDir öürfen feine fdjlic^t crgreifenöe (Er$äljlung ^ier einfc^Iten.

„Sobalb ftc nticf; gema^r tpuröe, mar it^r 6ie lebl^ftefte Jreuöe in btn <5efic^ts]ägen 5U Icfen. ,£icbcr ^reunö, »ie freue idj ntidj, Dic^ $u fe^en, gut, 6af Du »ieöer ba bip/ un6 baI6 öarauf, ,es ift 6oc^ bcffcr bcieinanöer $u fein, es ift öodj nie^r tCrop.* ^ugleic^ fügte fic nüdj $u pcrfcljic6cncn ZHalen mit 6cr Ijerslidjften 3"t»ninft un6 Ceb^ftigfeit, mic^ an il?r ^crs örücfenö. 2tudj lange nadjljer noc^ un6 ab un6 $u bis $u i^rem (gn6e muftf idj il?rc I^anö Ijalten, öic ftc öfter mit 6er $ärtlidjften 3"wigfcit an i^ren IXlunb 6rücfte unb fügte. Das galten öer ^änöe fdjien ftc $uglcidj ipie eine 2Irt Beruhigung 5U betrachten, 6a audj 6ie Jtcrstc un6 anöcre anmcfcnöcn Pcrfoncn, unter anöeren Prin$efftn Solms un6 ^rau von Berg ein gleidjcs fortipaljrcnö tun muften ... Sie frug mic^: ,Bift Du in 6er neuen Betaröc gcfontmen?' 2IIs idj i^r antu>ortete: »Hein; im gcmö^nlic^cn offenen XDagen/ cnpiöertc ftc bcforgt: ,3n 6er Hadjt, nadj Deinem Jicbcr?* 2IIs idj $u i^r unter anöerem einmal fagte, mie lei6 es mir »äre, iljr nic^t nfl^Iidjer »cröett $u fönnen, fagte fie mit licbeDoUer Stimntc: ,(ßenug, 6af Du 6a bift.* IDie natürlidj, »ar gicidj bei meinem Eintritt meine Raffung öat^in, un6 alle im ^i^i^^^^^ ^^^ meiner Jlnfunft befinMidjen Perfonen teilten fidjtbarlidj 6as Hüljrenöe öiefer S$enc . . .

„IDie idj 5U nteiner Jrau fagte, öaf ^ri^ un6 IDil^elm 6a UKiren, freute fie ftc^ fe^t un6 begeljrte ftc fogleidj 5U feljen. Sott»ic fie Ijereinfamen, fagte fte 5U 6em dlteften: ,lDie freue idj midj, ntein lieber ^ril^, Didj urie6er5ufeljen/ un6 ebenfo $u 6em anöeren . . ITTan glaubte, eine (Entfernung 6er ann)efen6en Perfonen wnvbc pielleidjt me^r BeruI^UTig gctt»äljren, 6esljalb ging idj auf mein gintmcr. Bal6 6arauf fam ^eim un6 fe^e mir . . 6as (ßefaljrpoUe iljrer £age au5einan6er, un6 6af iwar Zllöglidjfeit, aber feine IDa^« fdjeinlidjfeit 5U iljrer Befferung DorIjan6ett ujäre . . . Bei 6iefer (ßelegen^t meinte ^nt, 6er fur5 suror, wk nteine ^rau iljn fomie 6ic übrigen 2ter5tc frug, bin idj in <5efa^? fte pont (ßegenteil 5U über5eugen fidj bemüljte, 6af, 6a allcr6ings 6ie allergrößte porijanöen märe, es 6odj inelleidjt ratfam fein fönnte, 6af idj fudjen ntödjte, allein mit i^r $u fprec^en, iljr \w^^ bas, •^'^^ ibr Mr 2ler^t^ gefa^^t '»»*•'*^«•b^^'» nö^** ^uaM<fr -h^ K-^ Ki*^*ry#w ,

^^-

tme man bmrxodi nie genau toiffen fönnte, was über uns befdjioffen »äre, un6 jie fragen, ob jte oieüeic^t nodi etwas auf 6em ^er$en I?ätte o6er fonft nodj irgenö einen IDunfc^ ^egte. €r uooüU midj rufen laffen, n?enn er 6en 2tugenblicf günftig glaubte. Dies gefdja^ ettDa nac^ einer X?iertelftun6e. 3<^ Ö^^S ^'f^ ^" ^^^ ^i"^"^^'^ ^"^ f^"^ P^ $o>öt um ein (ßeringes, aber 6oc^ nur fe^r toenig beruljtgt. Kaum ^atte idj je6odj nur oon 6em, toas 6ie 2ter5te gefagt/ 5U fprec^en angefangen, als fte ftd; beunrutjigt füt^lte un6 mic^ jemanö rufen ^ief. Da 6ie 2Ier5te jeöodj 6ie (ßefaljr immer 6ringen6er toeröen fa^en, fo ipuröe baI6 darauf von mir ein $toetter Derfuc^ gemacht, wo idj 6amit anfing i^r alles fo $u fagen, toie ^eim es gemeint ^atte. ^ugleid; fanf ic^ an itjrem Bette auf 6ie Knie, it;re dfanb fuffenö, un6 fpradj $u i^r o^ngefä^r in folgenöen IPorten: ,(Es ift nidjt mSglidj, 6af es (ßottes IDille fein fann, uns $u trennen. 3^ ^" i^ ""^ ^^^^ ^^<^ glücfüc^, un6 nur 6urc^ Didj Ijat bas Ceben nur allein noc^ Seis für midj, Du bift ja mein ein$iger Jreun6, $u 6em idj Zutrauen fyxbc,' ,un6 ^aröenberg*, fiel fie ein, ,foUte (ßott aber anöers gebieten, fo nimm midj mit.* 2tls idj fie frug, ob fie etipa ettoas auf 6em ^er$en 06er fonft einen IPunfdj Ijätte, fagte fie $uerft: »Hein*, nadtf nrieöer^Iter Jrage aber: ,Dein (ßlflcf un6 6ie (Ersicljung 6er Kinöer.* Diefes (ßefprädj, tDobei mir alleröings öfter 6ie gehörige ^^ffung mangelte, IjaiU fie, obgleidj es mit aller Sorgfalt bel?an6elt ipuröe, öennoc^ fc^r gerührt un6 angegriffen, unö bal6 nac^I^er fagte fie: ,inad)e mir nicfjt nod; fo eine Si^m unb beöauere micf; nid^t, fonft fterbe idj.* hiermit bradj idj 6as (ßefpräc^ ab un6 Ifabe idj fie nac^^er nidjt meljr allein gefprodjen. Bei öiefer ©elegen^eit füf te fie mic^ 5um legten TXlak mit 6em ZÜunöe mit 6er gröften ^ärtlidjfeit un6 6rucfte mir 6ie Qan6 ebenfo liebepoU, als ic^ fie frug, ob fte mir noc^ gut tpäre.

„Die Krämpfe, obgleidj nic^t mit gleicher ^eftigfeit, ^tten je6od} nur »enig nadj* gelaffen un6 6ie Beflemmung blieb unausgefe^t. Sie fflrdjtete fic^ auferor6entIid), einen neuen 2tnfaII $u befommen un6 öfter ipie6er^Ite fte : ,3^^ ki6e unausfprec^Iidj, Cuft, £uft. Tidf ©Ott, ^err ^^us, erbarme IKc^.* 3" ^^^^ (^9*^ nochmals 6asfelbe ipie $u mir, o^ngcfäljr in 6er 2trt: ,Der König ift fo gut, aber feine neue Simt, fonft fterbe idj.* ZÜan fudjte fie auf eine möglic^ft fc^icflidje 2trt hierüber $u beruhigen. Bal6 6arauf aber ipan6te fie ftdj $u mir mit 6en IDorten: ,Jürdjte Dic^ nidjt, ic^ fterbe nidjt.* . . . 3^^^^ linfc £)an6 beljielt idj in 6er meinigen bis 5U i^rem (En6e. 2tUe nur erfinnlic^en frampf^ ftiüen6en un6 an6ere Iin6em6e ZTSttel tpur6en fortn)ä^ren6, ober umfonp angcipen6et. Die £age 6es Kopfes ipur6e i^r intmer dngplidjer, un6 6a man i^r unter an6erem riet, 6ie 2Irme ettpas tpeiter absu^alten, fte tpär6e 6a6urc^ Cin6erung er^en, fagte fie: ,Das bringt mir 6en tCo6,* un6 bal6 6arauf: ,3<^ perbe pon oben herunter. Tldj Cfctt (ßott, ^err

S55

3«fus, Dcriaf mic^ nic^t*, un6 gan$ sule^t, als 6ie Krämpfe i^r beinah fcfy)n g^nj 6en 2Item benahmen: ,Qerr 3^U5, mac^e es fürs', un6 tpentge ^(ugenUtcfe nac^^, nadfbtm^t einige TXlak foitDuIftpifd; mit 6em (ßeftc^t gesucft fyitte, perfc^ieö fie. 3c^ örflcfte i^ Ue ftarrcn, gebroc^nen 2tugen $u" . . .

(Es war 9 U^r morgens, am 19- 3"^ 18 1^, als 6ies eMe Ceben erlofc^. Ungefd^ eine Stunöe fpatcr trafen noc^ 5er öritte So^n, Prin$ Karl, un6 6ie ättefte tCodjtet, Prinjeffht (Efyirlotte, ein, gegen 2tben6 6ie bei6en Sc^ipeftem 6es Königs, öie prinsefftnnen XDil^Imine von 0ranien un6 2tugufte von ^effen^KaffeL 2tm folgenöen (Tage i>erfammelten ßc^ alle nodj einmal um öie (Entfdflafene. Knien6 un5 fdfluc^senö ffiften fie {fanb unb Stirn, 6cr König ermahnte feine Kin&er, ,,ftc^ einer fold^en IRutter ftets tpäröig 5U 5eigen unb fo i^r 2In6enfen tpat^r^ft 5U e^ren''. Dann nahmen alle 2Ibfc{;ie6 pon 6em entfeelten Körper un6 feierten nadj Berlin $urucf. (Einige tCage fpdter touröe öie Ceic^e nadtf Berlin über- geführt, wo fte 5unäci;ft im Dom, bann, am 25. 1)e5ember, 6em (Beöenftage 6es 5ii>eimalt0en €in$ugcs (1793 un6 1809) in 6em pon König Jrieöridj IDil^elm errichteten Znaufoleum in (Cljarlottenburg beigefe^t wnvbe.

„Sie ift öurdjs ^ers geftorben, fte, öie nur öarin lebte", fo urteilte über öie entfeelte Königin prinseffin IPilljelm, öie i^r im Ceben fo naije geftanöen.

6er tCat: pon öem fersen empfing Cuifens IDefen all fein Cidjt, jenes tDorme Cidjt, bas fie über i^ren (ßatten, i^re Kinöer, i^r £anb ausftrömte*

„^Uan mug fein (Bind fidtf erl^fd^en, bequem mit öer tfanb nimmt man es nu^t" TXadti öiefem (ßrunöfa^ Ifai Cuife gel^nöelt. ZPir erinnern uns, in nne fhrenger Selbßjuc^t unter meldten Kämpfen fte mit öem (Einflang i>on Pfiid^t unö Ctebe bas rechte Der^Itnis 5U i^rem (Bauen, bas cl^elici^e (ßlflcf errungen unö behauptet Ifat ZPie 2tntigone, iSottes ungefdjriebene (ßefe^e in öer Bruft, ift fte i^res IDcges gegangen, o^ne je $u irren, nur auf öie Stimme i^res ^ersens ^örenö. IPä^renö öie Homantif öen tCypus öes pom ZHonne unabljängigen ZPetbes ^insuftellen fuc^t, gibt Cuife bas Beifpiel freuöiger unö rflcfl^Ittofer Eingabe an öen (Bauen, an öeffen (ßefdjntacf unö Heigungen.

So fdjafft Cuife mit iljrem (ßema^l öent ^oIjen$ollern^aufe ein Familienleben, öeffen fd}lid}te Qerslicfjfeit öen ^^^^^^d^'^^^ff^^ immer ein (Begenftanö öer Betpunöerung, öen Xtadf» fommen immer ein Dorbilö gemefen ift. ZDie umfa^ fte mit aDem Heic^m t^ccs f)er5ens il^re Kinöer unö öeren ^ufunft, mie fuc^t fte i^nen öie (Bleic^filtigfeit öer dufercft Dorgäna*, öi<^ ^^Ueinige >3eöeutung öe« 3nnenlebens tlanuvtndHn; ß« lw>«rtaf ^ tA#. ht

Der ^lusgang

einem „bronsencn Sefulum" geboren ^u fein, 6a fie oielleidjt „(ßefdjöpfen 6as Bafein gab, 6ie 5um IDo^le 6er 2Ttenfdj^ett beitragen iper6en". IPir tpiffen, »ie 6en Kin6em 6as 2In6enfen 6er ZlTutter alleseit Ijeilig toar, toie iljr S^^zn iljncn f^äufer baute. Jreilidj, audj i^rer Cintmrfung auf 6ie l{in6er mir fallen es in 6er Crsieljungsgefdjic^te 6es Kron^ prin$en maren enge (ßrensen gesogen.

So n>ar es eigentlicf; aucf; mit i^rem 2(nteil an 6er preufifd^en Politif : überall ftan6en i^r Sdjranfen entgegen. Iln6 6odj ftn6 feit ^805 menige grofe €ntfc^ei6ungen getroff en, an 6enen fie nidjt in 6er einen o6cr an6eren IDeifc mitgemirft ^ottc. Das ^ing 6ocIj »o^I 6amit sufammcn, 6af alle Strömungen, 6ie 6as preufifdje Dolf bewegten, audj 6urdj il?r ^er$ gingen. 2Ttit rül?ren6er 3""i9'rf* \x^hi^ fie 6ies preufenlan6, n?ie es einmal n?ar, felbft „mit feinem San6e" ; iljre 3^cale lagen nie jenfeit 6er fc^a}ar$»eif en (ßrensen. 2Ttit nne rücfljaltlofem Dertrauen, mit w\z unbe6ingter ^ixott^xi^i fam pe 6em grofcn Seform^ miniftcr, 6em ^reiljerm pom Stein, entgegen. „3<^ perfidjere Sie," fdjricb fie nodj im 2luguft 1808 6er Jrau pon Berg, „6af , wznn ic^ i^n an 6er Spi^e 6er (ßefdjäfte meif, fo ift es, als ob ic^ mic^ gra6er ^Iten un6 6en Kopf leidjter oon einer auf 6ie an6ere Seite belegen Knntc." XDie »irfte fie für ^ar6enbergs Sücfberufung! Ztlit einem i^rcr legten 2ttcm5üge ^i fie 6ie Jreun6fdjaft smifdjcn ^rie6ridj IDill^Im un6 ^ar6enberg beftegelt. Iln6 als 6er König i>on ^o^en$ieri^ nadj Berlin $urucHam, fyxi er feinem ZlTinifter 6as IDort abgenommen, 6af fie bei6e miteinan6er ausharren moUten, bb 6er tCo6 fte trenne. So fdjiof fidj gleidjfam über 6em Sarge 6cr Königin 6er Bun6, 6er alle IPec^felfälle 6er nädjftcn 3^^re über6auerte un6 6ie (ßrun6Iagen für 6as neue Preuf cn fdjuf Königin Cuifens le^te, gröfte un6 mirfungspollfte tCat

557

Die 5dt9enöfftfd?en Bilöniffe bev Königin €uife

l>on

paul 5ei6el

*^^ci 6cr 3tt"ftj^^J^""5 ^^^U^ Biograpljie 6er Königin Cuife ift bas Qauptgennc^t auf Me IDieöcrgabe 6cr bcften 23iI6nijfe 6cr Königin gelegt tporöen, 6enen allein \S pon bm 28 tCafeln gemiöntet ftnö. Die allgemeinen Porftellungen t>on 6er äugeren Crfcf^nung 6er Königin fin6 fo menig geflärt o6er 6urd) mo6erne Darftellungen beeinflußt, 6af es vct allen Dingen tpidjtig erfdjien, 6em Cefer iwrsufüljren, n?ie Königin Cuife iEjren ^eitgenoffen erfdjienen ift, un6 il^ni 6urd) 6ie Datierung 6iefer 23il6niffe 6ie 2Ttöglidjfeit 5U geben, t^re 5al^lreidj porljan6enen un6 fidj anfdjeinen6 oft a)i6erfpredjen6en Darftellungen 5u beurteilen un6 iljnen 6en ridjtigen pial^ in 6er €ntn)icfelung 6er äußeren (Erfdjeinung 6er Königin 5u geben. Pon 6or Darftellung 6er 0ertlid}feiten, an 6enen Cuife gelebt Ifat o6er 6te fflr il^re Cebensfcbicffale t>on befon6erer Be6eutung gcnx>r6en ftn6, ift gän5lid} 2Ibftan6 genommen tt>or6en. £)ier ift 6as überlieferte ITIaterial in feinem biftorifcben un6 fünftlerifd^ ZDerte ein 5U ungleiches, um in 6en Kat^men einer Biograpt^ie n?ie 6er rorliegen6en genxiltfam {7tneinge5n:>ängt 5u n:>er6en.^ Dafür fonnte es 6urd) eine neue 2trt 6er Zl>ie6ergabe ermöglid^

' ^ür bicjcnigen, b'xc bas hierin Dortjaiibcne lITateriäl gern feiiiien lernen voUen, bietet bas Qol^ciio 3oIIcrn»3abrbucb in ber ^^^"Üfi^^ftittg mef^rfacbcr ^luffSt^c von c^eheimrat ^aiUeu über bie KSntsin intfe ricifacbe (ßcleaenf^eit. Tcrglricbe ferner axidf meine ^hiff^^e über ^Kdniain £uife im ^ilbe if^rer 3*^' im 3»ibrgang ^905 unb; „gar <Se|d^id?te bts Kronprin5en'paIais in Berlin . tnsbefop'^r« ^#r •H*?"^!^«! ^Oot^nung ber Königin Cuife" im 3»^lir9»i"S 19^>*.

wtxbm, 6af aus 6em ^amilicn* unb Jrcunöcsf reife 6er Königin Cuife allein ^5 Porträts ipieöergegeben mcröen fonnten.

(Ein je6er Dere^rer 6er Königin Cuife glaubt genau 5u »iffen, mie 6er „Sdju^eift Preuf ens" ausfa^, aber im (ßrun6e ift es ein (ßemifdj pon $iemlidj unbeftimmten (Ein= 6rflcfen; 6ie frc^ in 6er (Erinnerung $u einem BiI6e 6cr fdjönen Königin per6idjten. Die (ßrabfigur von Saudj, 6as in $a^lreicljen Sepro6uftionen oerbreitete mo6eme BiI6nis von (ßuftap Hidjter un6 6as Stan6biI6 i>on <£. (Encfe im tCiergarten bil6en bei 6er ^eute Ieben6en (ßencration tt>o^l 6ie ^auptbeftan6teile, aus 6enen 6ie ljerrfdjen6en Dorftellungen über Cuifens (Erfdjeinung fidj sufammenfe^en. Iln6 6odj fm6 alle 6iefe nadf 6em tCo6e 6er Königin, $um tCeil über fedjsig ^alfvt fpäter, entftan6enen Darftellungen nidjt geeignet, uns ein ridjtiges 23il6 Pon Cuifens äuferer (Erfdjeinung gewinnen 5U laffen; es Ijcd i^r, im (ßegenfa^ $u ^rie6ridj 6em (ßrofen, ein ZÜensel gefehlt, 6er mit fdjarfem 2tuge un6 fünftlerifdjem (ßefüljl alle Ejiftorifcf; beglaubigten Ueberlieferungen pereinigen6, ein abgefc^loffenes Über5eugen6es Bil6 Pon i^r ins Ceben treten lief. 2In6erfeits fin6 uns fo piele Darftellungen 6er Königin Cuife aus i^rer ^cxt ereilten/ 6af es einer Heufc^öpfung, mie bei 6em pon 6er $eitgenöfftfcljen Kunft fo arg pemac^läfftgten un6 mif^an6elten ^rie6ric^ 6em (ßrofcn, gar nidjt be6arf, menn ja audj 6em Be6ürfnis »eitcr Kreife, 6as Bil6nis 6er populärften aller preufifdjen Königinnen für 6en jeweiligen (ßcfc^macf 5urec^tgemac^t 5U fe^en, 6ie Beredj^ tigung nidji gänslicf; abgefproc^en n>er6en foll.

2tller6ings muffen mir uns bei 6iefer Betradjtung por allen Dingen flar warben, 6af es ein geojiffermafen einheitliches i^re perfdjie6enen Cebensperio6en erfc^öpfen6 5ufammen* faffen6e5 23il6 6er Königin überhaupt nic^t gibt un6 auc^ nic^t geben fann. H)ie neben 6em „2tlten Jri^" erft allmäljlic^ eine einge^en6ere ^iftorifdje Betrachtung auc^ 6en jugen6^ lidjcren ^rie6riclj 6en (ßrofen in feinen Bil6em $u feinem Hechte gelangen läft, fo wxtb CS audj mit 6er Königin Cuife geljen. Die ZtTenge »ill in i^ren Bil6niffen 6ie fdjöne gereifte ;Jrau, 6ie (ßegnerin Hapoleons un6 6cn Sc^u^geift Preufens fe^en, für 6en tiefer 6ringen6en (ßeift aber getpo^rt es einen eigenartigen Seis, 6ie (Entipicfelung pon Cuifens Perfönlidjfeit audj in i^ren Bil6niffen an6erer ^cikn 5U perfolgen, felbfl wenn fte nidjt pon befon6erem fünftlerifc^em ZDerte fin6, un6 $unäc^ft 6apon absufe^en, n>as in 6iefen Bil6em 6em eigenen (ßefc^macf fympat^ifc^ un6 5ufagen6 ift, fon6em 6as (E^arafteriftifc^ erfennen un6 n?är6igen 5U lernen.

Bei 6en Bil6nifren 6er Königin Cuife laffen ftc^ 6rei (Bruppen unterfc^ei6en, 6ie mit iljrer förperlic^en (Enttpicfelung in engem ^ufammen^ng flehen. Don 6er Kin6er5eit muffen ipir abfegen, 6a fidf aus i^r feine Btl6mffe tpenigflens feine $ipeifellofen erljalten

S59

ifcibm, fonöem tdj rechne 6ie erfle Pcrio6c von ier Brautseit bis $um €n6€ 6es 3^^r* ifunbevis, alfo bas \7. bis ungefähr 23. Cebensja^r 6cr Könisin umfaffenö. Die BtI6er öiefer ^ext 5cigcn Cuife als eine 5arte mäödjenfyiftc €rfdjeinung mit länglichem (Seftc^te, cmftcn 5utociIen trdumerif djen 2tugcn, un6 reidjen, locfigen, blonöen ^aren. Tlus öiefer Perioöc ift uns eine feljr grofe Tinyxlil pon Bilöniffcn erhalten, 6ie i^re yxxt^ fanfte Sc^ön* ^eit 5um tCeil in bas befte Cid;! fe^en. Die stpeite Perioöe m5d;te id; pon bem Beginn 6es neuen 3^^^^^""^^^^ ^^ 5""^ Unglücfsjatjre \S06 6atieren un6 fte $eigt uns Cuife im 2tlter von 2^ bis 50 3a^i^cn als voü erblül^te fd)5ne ^rau in ipa^r^ft fSniglic^er flra^Ienber un6 audj iljrcr IPirfung berufter (Erfdjeinung un6 von unenMidjem Ciebrcise, »ie pe uns fomoljl aus öen Sdjilöerungen begeifterter ^^itgenoffen »ie aus 6en Bilöniffen von VXabamt Digfe le Brun un6 (ßraffi entgegentritt. Die 6ri tte Perioöe, aus öeren erften 3^^ren uns Bilöniffe i>on Beöeutung aus naIjeUegenöen (ßrünöen über^upt nidjt erhalten fm6, $etgt^ öaf 6ie 6urdj 6as Unglücf 6es Paterlanöes, l{ranf^eit un6 fd)n>ere Jamilienforgen ^erpot« gerufenen $al?lreidjen tCränen 6cn ftraljlcnöen (ßlans i^rer 2tugen getrübt ^aben, un6 baf^ bei iljrer ^igur eine a>oIjI audj mit i^rer Kranf^eit sufanmtenljangenöe frü^$eitige Einlage $u matronenhaften formen pdj bemerfbar madjt. 3^^^ f<^li^t* P^ ^<J"" ^Is pierte (Bruppe nod; 6te grofe 2(n5aI)I pon baI6 nadf il^rem tEoöe entftanöenen Bilöniffen an, Me alle mcl^ o6er weniger unter Benu^ung 6er tCotenmasfe un6 früherer Bilöniffe entftanöen [xnb.

f)orn^ t;at in feinem Bud^e über &ie Königin Cuife 5um erftenmal ein angeblid^ Kinöerbilö 6er Königin publisicrt, 6as fte im erften Cebensja^re öargepeüt auf einem (Bcmälbc seigt, 6as öie ITTuttcr in 6en f^änöen Ifält ixnb auf 6as fte öurdj eine ^anöbetpegung I?impeift.2 Daf es fidj unt 6ie ZTTutter 6er Königin Cuife , 6ie f)er$ogin ^rieöerife Ifanbtll, ift smcifellos, ba bas (ßegenftüd 5U öcm Bilöe 6cn öurdj feine djarafteriftifdjen (ßeftc^ts5uge unpcrfennbaren Täter Cuifens 6arftcIIt. 2tber öürfen tPir oljne tpeiteres 6er tTraöition folgen, öie in öent Kinöerbilö 6ie fpätere Königin Cuife folgen urill? Hadj nteiner lleberjeugung liegt eine groge llnn:>a^rfdjeinlidjfeit öarin, öaf ein (Elternpaar ftd) unter Terleugnung feiner bci6en älteren Kin6er' mit öem 6ritten allein porträtieren lägt, um 6er (Brofmutter ein (ßefdjenf 5U madjen. So Iciö es utts tut, öiefes reisenöe Bil6 nidjt auf Cuife besieg ju öilrfen, fann 6od) nur als lüaljrfdjeinlidjfeit erflärt tt»er6en, öag es ftdj ^ier um bas erfle

^ l)orn, Das ^ud? von bei Königin £uifc. Berlin (883.

* Ct^cntum Seiner Kdni9lid>en I^of^eit bes (Srogl^ersogs von l>effen. €tne t^erfleinerte alte Kopie tm liobenjoUern-nTufeum seiat bir beiben €Itern anf einem Bilbe rereiniat bargeflefft. ^Ibbilbttn^en tm f^of^m* SoUernO'il^rl^u^ 19«^.

' £uife «"«"»r brt* fed^fte Kinb ihrer (Altern, bod> h^'^thtn r^n btr ^'♦•'-•«t <F'»f<fcF«» **•'■•• ""•• .*•»**• '»«^ ^'■••n.

Cafol 27

Cotcninosre unft ^Ibtjtig {>er f)an6 6cr Iföttigin Cutft

Kino 6es vor (ßlflcf ftraljlenöen Paares lianbdt, bas im 23iI6e mit 6en (Eltern pereinigt 6er (ßrofmutter als (ßefdjcnf öargebradjt ipir6. IDie faft alle Prin5enbil6er 6es preuf ifdjen I{5ni9s^ufe5 aus öer erften f^älfte 6es \S. ^al}xliunb^vts im Caufe 6er ^alfvz 6en Hamen Jrie6ridjs 6es (ßrofen sugeteilt befommen Ijattcn, toie alle im Pots6amer Sta6tfdjloffe Dor9efun6enen Spielfadjen un6 fonftigen l{in6ergeräte ^rie6ridj 6em (ßrofen un6 nidfis bavon feinen 6rei jüngeren Bru6em $ugefdjrieben wur6e, fo permute idj, 6af audj bei 6iefem I{in6erbil6 6er IPunfdj 6er Dater 6es (ße6anfens »ur6e, in6em man auf ein 23il6nb pon Cuifens ältefter Sdjmefter (D?arlotte, 6er fpäteren ^er5ogin Pon Sadjfen^^il6burg^aufen, Pon 6er nieman6 ttwas Hageres mufte, 6en Hamen iljrer jüngeren/ fo berüljmt gea}or6enen Sc^mefter Cuife übertrug. 2luf alle Jälle ift uns in 6em anfpredjen6en 23il6e ein fidjeres Porträt pon Cuifens Hlutter überliefert, in 6eren $tt»ar nidjt gera6e fdjönen, aber fympatljifdjen un6 liebensa)ür6igen ^ÖS^" ^^^ aller6ings, wenn wix nadj Jleljnlidjfeiten mit iljrer Codjter Cuife forfdjen, weniger unmittelbare Be$iel?ungen $u ent6ecfen imftan6e ftn6, als in 6enen i^rer Sdjn?efter (Cljarlotte; 6ie nadj i^rem tCo6e 6ie Stiefmutter 6er fpäteren Königin Cuife wnxbc. (Dgl. tCafel 3, Hr. \ un6 3 un6 oben S. \7.)

I. Königin Cuifens Crfdjeinung im 2llter Pon ungefäljr \7 bis 23 ^alixen,

^ 793— 1798.

(Eines 6er früljeften uns erijaltenen $tt>etfellofen Bil6niffe Cuifens rüljrt pon 6er f)an6 iljres 6amaligen Perlobten ^er un6 ift einem feiner Briefe pom 2tuguft \793 beigelegt (Königlidjes ^ausardjip). (Ermöglicht 6iefes 6ilettantifdje menn audj mit lieben6er ^an6 entworfene 23il6nis uns audj nidjt, Sdjlüffe auf 6ie (ßefic^tssüge Cuifens als Braut 5U $ieljen, fo ijat es 6ocIj 6en befon6eren IDert, 6as einsige Bil6 6er prinsefftn in ganser ;Jigur aus 6iefer ^di 5U fein un6 6a6urdj uns ein Bil6 pon 6er 2trt iljres Kopüms in 6er Brautseit 5U geben. (2Ibbil6ung tCafel ^.)

2Ils fünftlerifdjer Darfteller 6er ^üq^ Cuifens in i^rer Brautjeit fommt in erfter Cinie un6 fdjeinbar als ein$iger 6er am I)armftä6ter ^ofe 6amals piel befdjäftigte Ztliniaturmaler 3oI?ann ^rie6riclj tCielfer in Betracht, Pon 6em uns mehrere Barffellungen Cuifens, xvenn andj 5um Ceil nur in geftoc^enen Hepro6uftionen er^lten ftn6. (Etn>as leer un6 unentwicfelt, pielleicijt infolge 6er 6em Künftler ungea>o^nten grofen Der^ltniffe, wirfen 6ie ^üge 6er Prinseffm auf einer Profilseidjnung im ^^ensollem^ZlTufeum, 6ie 6urc^ Unterfdjrift König ^rie6ridj IDil^elms III. als Bil6nis Cuifens aus 6em yilixe \7^3 Pon tCielfer be$eugt ipir6.*

^ Suerfi abgebilbet im QoliensoIIemO^^ffrbuc^ {^oy, 5. 12, wo btefe Unterfc^nft trrtfimltc^ als von ber Bjanb Kaifer IPiltielms I. f{frrfif{rettb besetc^net virb.

S«l

Tiudti bei ben anöercn 23il6nijfcn tCielfers öürfen wxv nic^t pergeffen, 6af es pc^ um Me wexdfm ^uge eines iiod; fe^r jugcnMic^en lITaöc^ens nnb um einen pert^Itnismä^ig unbeöeutenöen Kunftler ^nöelt, öeffen 2Irbeiten uns n>o^l 6en allgemeinen (EinörucF btt 2Inmut feines ^TToöells ^interlaffen fSnnen, aber für einge^enöere Stu6ien 6er <0e|tc^tsjfl0e fein genfigenöes ZTIaterial Qcbcn. Se^r reisDoII muf ein Zniniaturöoppelbilbnis bet Mbm bräutlidjen Sdjmeftem geipcfen fein, 6as 6er Sdjmiegennutter 6er bei6en prinsefftnnen, 6er Königin ^rie6erifc, eine Dorftellung pon iljren bci6en $ufflnftigen Sc^tPtegertdd;tem gab, uns aber nur 6urd; einen Stidti t>on Bolt übermittelt x\i, 6er in einer $ur Dermd^hing crfdjienenen ^eftfdjrift audj 6em großen Publif um ein BiI6 6er bei6en jungen prinseffmnen gcmäljren foUte.^ 2tm fdjmädjften, a>oljI 6urdj 6ie Sdjulb 6es Stechers ^. (Earftens, nrirfett 5n?ci Heine ProfiIbiI6niffe 6er Sc^meftem im Serlincr Kalen6er Don \7^^, 6ie auc^ von 6em Kronprinsen feljr mißfällig aufgenommen iper6en, in6em er bei 6er Ueberfen6ung am 2. Desember \795 an feine Braut fdjreibt: „Avez-vous Jamals vu quelque chose d'aussi abominable?" (Ein an6eres von Kardjer \79^ nadj tCielfer geftodjenes Heines Doppek biI6ni5 6er bei6en Sdjtt>eftem lägt gleidjfalls 6ie Sdjroädje 6es Stedjers erfennen* Soatett 6ie 0nginaIbiI6niffe 6er Stic^ jemals n?ie6er ans tCageslic^t fommen, fo n>er6en fte uns ücmmtlidj ein erfroulidjcres 8iI6 pon tCicIfers Kunft gemäljren, als 6iefe Hepro6uftionen pon an6crcr dfanb.^ Daf 6er l{ronprin$ mit tCieIfcrs Ceiftungen nidjt gan$ 5ufrie6en nxir, gcljt audj aus einem feiner Briefe an Cuife i>om \7, 1)e5ember \795 ^erpor, in 6em er fdjreibt, 6af feine ZHuttcr iljm ein 2niniaturbiI6 Cuifens, pielleidjt 6as oben genannte mit 6cn bei6cn Sdjojeftem, geseigt Ijabc: ,Je dois dire qu'on y reconnait votre visage, mais votrc figure est tres trcs mal copiee, et avec cela M. Tielker vous a peinte dans un habillenient peu avantageux.** 2tber um fo beffer, fäljrt er fort, man otrö jc^t feljcu, ipio piel fdjöncr 6as ©riginal ift als 6ie Kopie. tCro^em fd^int (Tielfer unausgofc^t bcfdjäftigt gcipefcn 5U fein, 6cnn ein bcscidjnctes un6 anfc^einen6 ^79^ 6ahettes annmtigcs 2niniaturbiI6nis in Berliner Pripatbcfi^ seigt 6as Kronprinsenpaar im PiofU gefeljen un6 in 6er 2lusfüljrung 6en genannten Slidjen uKit überlegen. (2tbbil6ung Cafel ^.) 2lus einem Briefe Cuifcns an iljren Pater pom 3uni \797 ge^t femer ^erpor, baff fie fici? 6amal5 n)kbcv von Cielfer malen lieg. Per Künftler ^at fein uns nic^t befanntes

' Cttifens urib «friebcrifcns .... ^(ttfutift unb rcrmähliing in Berlin. 3m Dcjember |79S. Berlin ^79^.

^ Paf lagt fiit atid) aus feinem in biefer ,^eit entftanbenen unb aus bem 27ad^Ia§ ber KSni^in inifc ftantmenben lUiniaturbilbnis bes Kronprin3en im lioben^oUern-mufeum folgern. lDal)rf(^nlt(^ tfl es Mcftf Bilb, bas bie Kronprin3effin in einem llT^Millon ^uf ber Bruft trug urib im .'Xab'"* •'")f «Is bos tcflc il^ffcs i^cmaljU he5cid^n«»te.

Bilönis felber in einent ^798 öattcrten feljr feltcncn retsenöen Kupfcrftidj »icöergegeben, 6er in $arten ^ömn foloriert; öie junge Königin im Profil in einem mit Sofen umipunöenen Zneöaillonra^men $eigt. 3" ^^^ reidjen locfigen ffaav ift ein ^eöer^ut eingedockten un6 bas toeit ausgefdjnittene Kleiö läft neben 6er befannten ^alsbinöe öiefer 3a^re eine $tt>ei=^ fadje Perlenfette fe^en. (2tbbiI6ung Cafel H,)

Das erffe Bilönis Cuifens für iljren üerlobten aus 6er 23raut5eit, 6as in 6en Briefen 6es Brautpaares enoä^nt wirb, ift mit Sid?cr^eit leiöer nidjt me^r naclj5uipeifen, audj 6er Harne 6es Künfllers ipir6 nidjt ermäljnt. 2Iuf 6ie ^rage ^rie6ridj IDill^Ims, ob pe bereits an 6as i^m rerfprocfjene Porträt ge6aci;t Ifabc un6 6afür Sorge träge, 6ag es ä^nlid; un6 nidjt eine Karifatur iljres „charmant petit visage" ipür6e, antiDortet fie: „Sic fragen , ob idj fc^n an bas Bil6 ge6adjt I?abe? H>ie fönnen Sie 6aran $tt>eifeln. ^dtf Ifabe yjmn oerfproc^en, es fo fdjnell als mSglidj machen $u laffen un6 idj bin ein Znd6djen pon IDort» Der ZHann 6er midj malt, gibt fic^ 6ie gröfte ZTTu^e, idj Ifabc il?m fdjon 6rei ZÜale gefeffen, un6 er Ifat nur erft 6ie (ßrSfe 6er Jlugen gemalt (6ie $iemlidj Hein fin6, mie Sie miffen), 6en Umrif 6er Hafe un6 6es 2nun6es, un6 porlaufig fte^t mir 6as nodj gar nidjt d^nlidj. Das 23iI6 ift fo grof toie Sie es mir an meiner ^an6 geseigt Ijaben, idj Ijabt iljm gefagt, midj Ijödjft einfadj 5u malen, nidjts auf 6en Kopf un6 tt»eif geflei6et; idj meif 6af Sie 6as (Einfadje lieben un6 Ijabe geglaubt ^lixm (ßefdjmacf 5U treffen." (Pgl. oben S. 35.) Diclleidjt Ijan6elt es ftc^ ^ier um ein Don Siebert gemaltes 2Ttiniaturbil6nis, 6as uns in einem in Sötelmanier ^ergeftellten un6 Darmfta6t ^793 6atierten f leinen Stidje pon Karl Sdjrö6er erhalten ift.

Die Doppel^odj5eit 6es Kronprin$en un6 feines 23ru6ers mit 6en bei6en mecflen^ burgifc^en prinseffinnen erregte natfirlidj in 6en toeiteften Kreifen 6ie gröf te tCeilnaljme un6 6ie Sdjönljeit un6 2tnnmt 6er bei6en Sdjmeftem madjte in allen fflnftlerifdj intereffterten Kreifen 6en IDunfc^ rege, iljr 23il6nb in irgen6 einer ^orm fünftlerifdjer tCec^nif nne6er=^ 5ugeben, um als erfter 6as allgemeine Verlangen befrie6igen 5U fSnnen 06er für 6ie Kunft* ausftellung ein befon6ers an5ieljen6es IDerf $u liefern.

Sott»o^l aus (ßrfln6en 6er funftlerifdjen Qualität »ie audj 6er (ßenauigfeit 6er fSrper^ lidjen 2rie6crgabe beanfprudjen 6ie Darflellungen 6er Königin Cuife pon (ßottfrie6 Sdja6otp 6en üorrang Dor allen an6eren. Da$u fommt, 6af uns pon Sc^a6otP (,,Kunfta)erfe un6 Kunftanftdjten") felbft beseugt ipir6, er Ijabe für 6ie (ßruppe 6er bei6en Sc^n>eftem „6ie 2Ttafe nadj 6er Hatur" genommen un6 i^re (ßar6erobe 5U feiner Derfflgung geljabt, fo 6af wir 6emnac^ bercdjtigt fin6, bei unferer Jeflftellung auf alle (Einselljeiten 6er Sc^a6ott>:= fdjen 23il6iperfe Ijödjften IDert 5U legen. Sc^6oip ift auc^ 6ie einsige Quelle 6afür, 6af

S63

6ie Kronprin$cfftn in ötcfcn 3^^ren eine Sdjtoellung am fyxlU Qclfabt fjobt, $u 6ercn Deröecfung ein auf allen iljren Bilöniffen 6iefer ^^xi erfdjeinenöer eigenartiger Kof^fpu^ mit Sfcdshanb öienen foUte.

Raffen tmr öic ZTTitteilungen 6es Künftlers f ur$ $ufammen, fo ergibt ftdj in besug auf 6ie von i^nt perfertigten Bilöniffe 6er Königin Cuife, öaf er im 3^Ijre \7^^ nadj ^erfig^ ftellung einer 23üfte iljrer Sdjtoefter 6er prinsefftn ^rie6erife, Büften pon Cuife un6 6em Kronprin$en ^rie6ridj UHUjelm angefertigt Ijabe. Der Beifall, 6en 6ie Buften 6er bei6en Prinseffmnen fan6, Ijaben 6cn ZTlinifter pon ^eini^ peranlaft, eine (Bruppe 6er bet6eii Sc^tt»eftem Ijerftellen $u laffen, 6te \7^d ausgeftellt ipar, un6 6eren Derfleinerung ab 2no6eII für 6ic 2tusfü^rung in 6er KSniglidjen Por$eIIanmanufaftur 6ienen foUte. Der grofe (Erfolg 6e5 lebensgroßen 2no6eUs betpog femer 6en König, 6ie 2lu5f Urning in ZMarmor 6em Künftler in 2luftrag su geben.

VDo befin6en ftdj nun ^eute 6ie pon Sdja6ott> genannten IDcrfe? Bas 2Uo6eD 6er Sci;n>eftemgruppe ftet;t in 6er Hationalgalerie, 6ie 2Iusfü^rung in IRarmor in 6em Glasbau 6er BiI6ergaIerie 6es föniglidjen Sdjioffes in Berlin (2tbbiI6ung tCafel 9) un6 605 ZRofteD für 6ie perfleinerte 2tusfu^rung in Por5eUan in 6er Königlid^en PorseUanmanufaftur* 2ludj pon 6er Büfte 6es Kronprinsen ^rie6riclj IDilljelm laft ftdj eine 2(usfä^rung in jrtarmor^ im Hadjlaffe Kaifer ^rie6ricljs in Kronberg un6 ebenfo ipie Pon 6er Bflpe 6er Königin Cuife mehrere 2lbgüffe aus (ßips un6 Papiermaffe im f^o^nsoUem^Znufeunt nadjipeifen, un6 pon 6er Büfte 6er prinseffin ^rie6erife gibt es gleidjfalls einen 2(bguf aus Papiennaffe im ^o^ensoUern^iTlufeum fotpie ein erft fürslidj aufgetaudjtes fe^r fd^nes Cerrafotta^ (Exemplar in 6er Hationalgalerie.'*

ßnv 5d?a6otp fdjeint 6ie 2lrbeit an 6em Bil6nis 6er Prinseffin ;Jrie6erife piel gröf eres 3ntereffe geljabt 5U Ijaben, n>ie an 6em 6er Kronprinseffin, un6 fie fontmt auc^ bei 6er Doppelgruppe fotpoljl n?ie bei iljrer Büfte beffer tpeg als 6ie ältere Sc^tpeßer. Dos ifl aud? 6urdj 6as HaturcU 6er bci6cn Sdjipeftem leidjt erflärlidj. ^flr 6ie jüngere, eben fedjscijn ^alfxc alte lebensluftige un6 übermütige Prinseffm ^rie6erife tparen 6ie Si^ungen un6 6ie Untertjaltung mit 6em BiI6l7auer ein amüfanter ^^i^^^^^il^/ ^^ 9^^^ f^^ <uis 6en ZHitteilungen Sd)a6on:>s über iljre intereffiertc tTeilnaljme an 6em gan5en Vorgänge un6 aus itjren Bemerfungen Ijerpor. ^ne6enfe gibt nid)t nur i^re äußere (Erfd^nung,

' Sd^abotD erti>ät>nt nur eine inarmorausfnt^rung, bir er als penbant 311 ber bes KSittgi Qn» gefertigt t^abe.

* Vg\, iahan, 3. (5. Sd^aboips (Eonbüfte ber prin3efjin ionxs (^frieberife- von pr»«'^fn in ber Vdnt^ li<^en natioiialaalerie. Ja^rb"'*' ^^r K^nia*«* 0-'»Mf"d)e" ^iitijif>"r-«iiit.-t*t •^'^\

fonöem audf i^r 3""^^^^^ ^^" 2tugcn 6es Künftlers mit poUfter Unbefangen^t I?in, un6 ermöglicht i^m, eine 6er rcisenöften, poUenöetften ^raucnbüften aller Reiten 5U fdjaffcn. H)tc Sdjaöow foldje nnb äljnltc^e 2tuf gaben 5U ISfen fudjt, ifai er uns felber einige 3^^^« fpäter er$ä^It:^ ,,lDeibIidje Büften jtnö eine 6er fdjtt»erften 2lufgaben in 6er Kunft; 6iefe 5U löfen, ^be ic^ mir immer unglaublidje ZÜüIje gegeben. 2teljnlidjfeit mit 2tnmut $u Dereinigen, in einen Ztloment 6en Sei$ sufammensufaffen, 6er im Ceben 6urc^ 6as Befeelte, Bewegte, mannigfaltige uncn6Iic^ pieler ZÜomente liegt, erfor6ert ein $artes Kunftgefü^I un6 einen, möchte idj faft fagen, an £ift gren$en6en Beobadjtungsgeift." Die Cöfung feiner 2lufgaben in 6iefem Sinne ipur6e i^m bei 6er Prinseffin ^rie6erife leidjt gemadjt, un6 es fe^Üe ilfx auf er6em nic^t an ^zxi nnb £uft, 6em Künftler 5U fi^en un6 fidj in 6er Unterhaltung mit i^m 6ie ^eit $u pertreiben. So ipur6e es Sdiabow möglidj, audj feine gan$e Seele in 6iefe 2trbeit $u perfenfen un6 mie £aban (a. a. ®.) fidj treffen6 aus6rüc(t „eine ^ormen^ fpradje 6er Cieblic^feit" $u geben, „6ie $ugleidj nidjts als Hatur ift". Befon6ers 6er Blicf Ifat, wenn man 6ie Büfte im Profil betradjtet, etwas unfagbar Be5a}ingen6es: es fin6 6ie $arteften 2tusftraI?Iungen 6er Seele, 6ie feftgeEjalten über 6as Bereich 6er 2lus6rucfsmittel 6er piaftif Ijinaus5uge{jen fdjeint/' Diefe 2tusfü^rungen iparen nötig, um leicbter 5U per^ fteljen, was Cuifens Bil6nis 5U feEjIen fdjeint. 3^^^^ fon^iefo emftere 5urücf^alten6e Hatur tt>ur6e 6urdj 6ie fdjeinbar ftdn6ige (ßegenmart i^res förmlidjen un6 fteifen (ßema^ls bei 6en 6urd; Befuc^e un6 Cmpfdnge noc^ 6a5u oft unterbrochenen Si^ungen 6apon abge^atten, fiel; frei un6 räcf^altlos 5U geben, un6 es n?ur6e 6a6urc{; Sdfabow fe^r erfcfjmert, feine oben a}ie6ergegebene 2trt 6er Kunftubung bei tpeiblidjen Büften mit 6em (Erfolge 5ur 2tna)en6ung $u bringen, ipie bei 6er leidjtbeweglic^n un6 offen^er$igen Sdjipefler. Pergleidjen ipir 6ie bci6en Köpfe miteinan6er, fo bleibt in 6em Cuifens immer etn>as ^uvüdifattznb^s, Unaus* gefprodjenes, es ift Sdtiabow nic^t gan$ gelungen, 6em fc^önen 2tntli^ 6ie Seele, 6ie fidf i^m aucf; n>o^I nic^t erfc^Ioffen Ifai, mit i^ren legten sarten Hegungen einsu^uc^en. Daf es i^m an 6er ^d^igfeit 6a5U nic^t gefehlt ^ben tpär6e, ^at er 6urc^ 6as BiI6nis 6er Sdjmefter glän5en6 beipiefen»

So piele Hoc^ric^ten uns Aber 6i( ^rfteUung 6er Porträts 6er Königin Cuife pon (5. Sdjabow ermatten ftn6, fo n>enig tpiffen nnr fiber 6ie 2Irt 6er Cntfte^ung i^rer per«« fdjie6enen $um Ceil fe^r anmutigen pon S* 2t» tTifc^bein gemalten 8iI6niffe. Unfere Kenntniffe befc^ränfen ftc^ gan$ auf 6ie Hotis, 6af (Tifc^bein nac^ 6er Eingabe feiner tCodjter in 6en 30^^^^^" 1^95 bis ^800 in Deffau gelebt, pon 6ort aus Berlin befuc^t un6

^ ^frieblaenbcr a. a. 0)., 5. 6^.

S65

ein DoppcIbtI6nis 5cr bcxbcn 5d;tDeftcm in Cebcns^röfe gemalt tfabc. (Ein OeUnIbnts 6iefer 2trt ift ntir nidjt bcfannt geiporien, foniem nur ein angeblidj nadj einem folc^ pon Sdjioponetti angefertigter farbiger Kupferftidj (abgebil6et£)ofjen5oüem*3<Jl?^^"<^ IW/ S.Xll) unb eine reisenöe Weine ^ddfnurxQ ba^u in Knieftücfform, be5eidjnet 5- Cifdjbein ^79^ im Prioatbefi^e. (2tbbiI6ung Cafel 9.) Bei einem Bruftbilö 6er Ittnigin Cuife pon (Cifdjbcin tDar auf 6em früfjeren nidjt aus iljrer ^eit mefjr ftammenöen Hal^men 6ic 3^^^^5^M ^796 angcbradjt un6 ebenfalls aus 6iefem 2^tfvz ftammt bas fdjöne Bilönis in ganscr ^igur, bas 6en Bibliotljefraum 6er Kaifcrin im Berliner Sdjloffe fdjmücft. Dies leitete BiI6, bescidjnet mit „Cifdjbein" un6 6er 3aljrcs$afjl ^796, gleidjt in ^Ijem ZTTafe 6cm 6er Königin in 6em I)oppelbiI6nis 6cr bci6en Sdjmeftem, 6as mir aus 6em Stid^e poit Sdjiaoonetti fcnncn un6 biI6et neben 6er 5^9"^ ^" Sdfabow n>ofjI 6ie anmutigfle Der« förperuug 6cr Königin Cuife aus 6cm legten ^atfxc iljrer Kronprinscffinncnseit. (Jlbbitoung CafelU.)

Bcrfclbcn an Bil6niffcn 6er Königin Cuife fo reidjcn S^xt entftammt audj 6as ^795 6atierte I)oppeIbil6 6er 6ie Büfte iljres Sdjroiegerpaters, 6cs Königs ^rie6ridj ZPil^elm IL, befrän5en6cn bei6cn Sdjmeftern von ^rie6ridj (ßcorg IDeitfdj. 3m Pergicidj 5U 6er 2luf* faffung Cifdjbcins, 6cffen I)oppeIbiI6nis gan5 äfjnlidje Koftüme 5eigt, erfdjeint Cuife förper* lidj ftattlidjcr un6 fräftiger, »enn 6iefer (Ein6rucf nidjt 6urdj 6ie gan$e eta>as grobfömige Bcljan6lung 6cs ITfalers pcrurfadjt fein foUtc. (2lbbiI6ung (Cafel 7.)

Pon bcfon6ercm Ciebreis ift 6as ebenfalls 6icfer Pcrio6c entftammen6c Paftellbruftbilfr 6er Königin, 6em sufammcn mit 6em Pcn6antbil6nis iljrcs (ßemafjis 6er Hame (Taffacrt als 2?crfortigcrs tra6itioncU anfjaftet (l7ofjen5oIIern:=21Tufeum). IDcnn wir banadf 6iefe Bil6* niffc 6cr IHalerin ^elicitc (Caffaert, tCodjter 6es BiI6fjaucrs tCaffacrt in Berlin 5ufd;reiben 6ürfen, muffen fie pon 6em Können un6 6cm (ßcfdjmacf 6icfcr Künftlerin eine fe^r gute TorftcUung crmecfcn. (2lbbil6ung Cafcl \5.) 2teljnlidj in 6er 2tuf faffung fm6 ein Heines ®olbil6nis fuifens im Befi^c 6cs (Brufen irinteingcro6e, 6as als Pen6ant ein Bil6 iljret Sdfujcftcr ^ric6crifc l^at, un6 ein aus 60m HadjUiffe 6iofer le^torcn ftammcn6cs Heines 0eIbiI6, 6as Cuife mit iljrom ältcfton Kin6c, 6cm am ^5. ®f tober ^795 geborenen fpäteren König ^rie6ridj IPilljcIm IV. auf 6cm 2trme 6arftcIIt, un6 ftdj Ijcutc im Beft^c 6es E^sogs pon (Eumbcrlan6 in I^crrcnljdufcn bcfin6ct. (2tbbil6ung Cafcl 8.)

Pic Cbronbcftcigung am \6, Hopcmbcr \T^T gab 6cr Künftlenpelt neue 2Inregun<}, BiI6niffc 6cs jungen Königspaarcs l^T5uftcUcn. So $cicljnctcn 6ic Künftler £)einridj pi6^ un6 (Eljriftian l7orncmann sufammcn sipci jcljt im X7of?en5oUcm<2nufcum befin6Iid^ an* fpred)cn6** ?^MNni'^c 6*'<^ Köniaf 1797^ m^ ^^ "^^ iat" '^"^^V ^^'^ Saut» %x)n 7^**»?'^ ^os

6urd) 6en SHdj pcrbrcitct ipuröcn» €tn anöcrcs im £)oIjcn5oUcm*Znufcum bcfinMidjes fleincs ProfUbitonls fccrfclbcn Künftlcr scigl Cutfc mit einem an einer Kette ^ngenöen einfadjen ZHaladjitfjersen gefdjmücft, bas aus 6em Hadjlaffe 6er Königin gleidjfaUs in bas ZHufeum gelangt ift. (2tbbil6ung tCafel ^.)

II. Königin Cuifens (Erfdjeinung im Jtlter von ungefäfjr 2^ bis 30 3afjren.

1799— ^ 806.

^u 6en befannteren Bilöniffen 6er Königin Cuife gel^ören 6ie 6es Paftellmalers 3ol?ann £)einridj Sdjrö6er, 6er me^rfadj am Berliner ^fe tätig toar un6 6ort $afjlreidje BiI6niffe perfertigt ifat Kronprins ^rie6ridj lDiU?elm toar bereits ^793 pon ifjm gemalt, 6enn er äufert in 6iefem 3af?re einmal 6ie 2tbfidjt, feiner Braut 6ie ZHiniaturfopie eines pon Sdjrö6er fjergeftellten Bil6niffes 5U fdjicfen» Ben erften £)inipeis 6arauf, 6af Sdjrö6er Königin Cuife 6argefteUt ^t, entnefjmen ipir 6em (Cagebudj 6er (ßräfin Pof, 6ie am 6. 2Tfär5 ^799 un6 am \7. ^ebruar ^800 permerft, 6af 6ie Königin ftdj pon Sdjrö6er malen laffe. Die BarfteUung Cuifens in nadj linfs geipan6tem Propl fan6 fdjon 5U €cb^ Seiten 6er Königin anfdjeincn6 pielen Beifall, 6enn fie ift meljrf adj 5un?eilen mit Keinen Ztbipeidjungen in Paftell un6 ®el ipie6erfjoIt, audj Pon KufdjeipeYf? ^ un6 ^ricf geftodjen n>or6en» Die tCafel \7 gegebene 2tbbiI6ung ift nadj 6em je^t im Heuen Palais befin6Iidjen Paftell angefertigt, 6as 6er ältefte Sotfxi 6er Königin, ^rie6ridj IDilljelm IV. ftets in 6er Hälje feines Sdjreibtifdjpla^es im Berliner Sdjloffe aufbeipaljrte.»

(giner Keife 6es Königspaares nadj Kaffel im 3^f?re ^799 per6anfen 6ie fdjönen lebensgrof en Bil6niffe pon 6er ^an6 6es 6ort leben6en ZHalers Böttner iljre €ntftefjung (2lbbil6ungen Cafel ^5 un6 \6), pon 6enen namentlidj 6as Bil6 6er Königin in Bruftbil6form öfter ipie6er^lt n>ur6e. €in im (ßrof fjer$oglidjen Sdjloffe 5U I)armfta6t befin6lidjes Bruftbtl6 ipur6e pom Kaifer IDil^elm 6em (ßrof en als ein befon6ers gutes Bil6 feiner ITTutter feljr gefdjä^t un6 6esljalb bei feinen Befudjen ftets über feinem Sdjreibtifdje angebradjt* (Ein Zlnonymus, 6er am 8. 3uni pon (ßöttingen nadj Kaffel ipan6ert, um 6le Königin 6ort

' ^erbtnanb Hufc^eweyl} ans ttett^reH^, bamals 19 Z^k^ <^lt/ fiberfanbte am 2^. O^^^i l^^^ ^^^ Königin feinen „im porigen Zo^tt", alfo 1803 nac^ bem Bilbnis von S<^r5ber angefertigten Stic^, „meiert freyUc^ nic^t gan3 befriebigenb gelang", moffir bie Königin if^m, um ,,bem pfeife iSerec^tigfett oiberfal^ren 5u laffen'', oier ^riebric^sbor 3n{leUen liefi.

' 2(nbere (Exemplare im ^o!)en3oUem<'Znnfettm, in pare^ nnb im prioatbefi^.

' Die beiben Bilbniffe in ganser ^ignr, be^eic^net nnb botiert (799, befanben fic^ früt^ in bem palais ber Sdfwtfttr ^riebri(^ tPtlf^elms III., ber bamaligen ^rbprinjeffin ^ngn^ von Kaffel, t^eute im Berliner Schlöffe; Brußbilber aufierbem im Berliner 5<^Iof[e, fooie in lX>iI!^Imst{ö!^.

367

5U fcljcn, ftn6ct 6ie Canöftrafc öerartig mit 5U iemfelben ^w^dc unlenpcgs bcpnMic^en Kutfdjcn, Hcttcm, ITTcnfdjcn unö Karren bcöecft, 6af es einer Pölf enpanfcerung glldj. 2lm näd;ften (Tage glücfte es il;ni, 6er Königin 5U begegnen, un6 feine begeifterte Sd^ilberung^ entfpridjt in inandjen Be$icljungen 6em i>on Böttner gemalten Bilönis, 6af idj fte ^ier 5U gegenfeitiger (Ergänsung nebeneinanöerftellen möd^te: ,/3(?re (ßeftalt ^t ettpos gan5 eigen 2(et^rifd;es, n>eld;es öurd; 6ie fel^r bünnc Kleiöung fel^r unterftfi^t n>irb. Sie trug auf ban tief in 6ie 2tugcn gcfrdufelten £)aare einen leidjten £)ut mit einem Sdjleier ... © 6es fcffönen IDcibes, Konigin fjätteft 6u fte nur gefeljcn, roie fte mit einem Ijolien Blicf aller Qersen feffelte. Sie mar in n)eif en Silberlinon gefleiöet unö ber llntersug 6iefes <Sen>ebes nnir fo öünn, 6ag eine jcöe Bewegung uns iljre Hympljengeftalt $eigte. Vas Kleiö n>ar fcljr n>eit auf 6em Hücfen ausgefd;nitten, un6 ein runöer Sd^emifen5ug beöecfte faum f^Ib Me Brufl, fo 6ag man oöUigen Spielraum 6er BetDunöerung fjatte, einige Keiljen pon Perlen UHiUten um itjrcn £}als. Das £}aar n>ar leidet aufgefdjiagen, in feinen perfd^iebenen Puffs $ittertctt Steine unö ein 6er <Eintf?ia entlicljcner fjcUer 2non6 fdjien 6er einsige Kopfpu^ 5U fein." (Ein an6crer SdjiI6erer 6er bei 6iefer (ßelegenljeit in Kaffel ftattfin6en6en ^efllid}« feiten nennt Cuife „la reine de la fete" un6 fjebt „6as ^eine ifjrer P^fiognomie, Me 2tn- nmt un6 (ßrasic iljres Körpers, mit einem IDort iljr gan$es tDofjItDoUen6es fdjönes IDefen" rüljmen6 Ijcrpor.

5u eru>äljnen ift an 6iefer Stelle nodj 6as 23il6nis 6er Königin oon 2tleyan6er Tdacco, bas im Sommer 1(800 in Pare^ entftan6, un6 i>on einem (ßrofneffcn 6es Kfinftlers im IDeimarer Sdjloffe für$lidj n>ie6cr aufgefun6en wnvbc. Die DarfteUung gibt eine unifc fommcne (£rgdn5ung 6cr Bil6niffe 6iefer ^eit un6 seigt 6ie Königin in anmutig träumerifc^ £jaltung auf einem Scffcl fi^en6. Der ruijige Ztufentfjalt in Pare^ ermöglidjte 6er Königin 6em ebenfalls 6ort n>o(}nen6en Künftler ntetjr Si^ungen als fouft ublid; nnir 5U geinä^ren, fo 6af er nidjt nur 6cn Kopf nadj 6em Ceben malen, fon6em audj 6ie Details wk 5. 23. i^ Sdjmucffadjen, Pon 6cncn 6er King fjeute im £)oIjen5ollem IlTufeum ift, mit Sorgfalt nadf 6er Hatur ausfüljren fonnte. (Pgl. ffolfCMiollcvn \^aiixbud) 1908.)

ITTit 6cm Beginn 6es neuen 3^ljrljun6erts f?attc Cuife 6cn £jöljepunft iljrer grauen« fd;ön(}eit errcidjt, un6 6ie Sd;il6erungen iljrer (Erfd;einung, 6ic uns weniger aus 6er flänöigcn Umgebung 6er Königin als pon frem6en Bcfudjern 6cs Berliner ^fes erl^alten [inb, fönnen oft nid)t IDorte genug fin6en, 6as Be5aubcrn6e iljres leiblidjen un6 geiftigen ZDcfens aus$u6rücfen. Die bcrüljmte Parifcr iTTalcrin 2na6ame ©ifabetlj Couife Pigrfe le Brun

* Don btn Helfen ber Königin Cuife von preuftcn im ^nni ??««» ^""♦«^«»•eilage Hr. ^5 bcr "offt''<»en J'^^nng, 9. Vr>r''^ 'on«^ t)aL oh^t «*«♦* 'nn^

Ijat uns in iljren „Souvenirs"^ 6en Cinörucf ipicöcrsugeben perfudjt, 6cn 6ie (Erfd^einung Cuifcns, 6eren fünftlerifdj beftcs un6 anmutigftcs Bilönis ftc gcfdjdffcn fjat (Jtbbilöungcn (Cafel ^ unb {8), auf ftc ntadjtc, eine Sdjilöcrung öie um fo »ertPoUer für uns ift, als IRaöame le Brun öurdj iljrc tCätigf eil als Porträtmalerin 6er erftcn Kreife (Europas walfxlidi (ßelegentjeit genug geljabt f?atte, fdjSne grauen $u feljen un6 grünMidj fennen 5U lernen. ZUaiame le Brun Ijielt ftdj auf 6er £)eimreife oon Huf Ian6, wo fte mefjrere 3^^^^ ^Is (Emigrantin gelebt ^tte, (£n6e 2^lx ^8011 in Berlin auf un6 begab ftd^ i>on 6ort auf (Einla6ung 6er Königin nad; 6em Pot56amer Sta6tfdjlof : ,Je partis; mais ici ma plume est impuissante pour peindre l'impression que j'^prouvai la premidre fois que je vis cette princesse. Le charme de son Celeste visage, qui exprimait la bien-veillance, la bont^, et dont les traits ^taient si r^guliers et si fins; la beaut^ de sa taille, de son cou, de ses bras, l'^blouissante fraicheur de son teint, tout enfin surpassait en eile ce qu'on peut imaginer de plus ravissant. Elle ^tait en grand deuil, coiffde avec une couronne d'^pis de jais noir, ce qui loin de lui nuire, rendait sa blancheur dclatante. U faut avoir vu la reine de Prusse pour comprendre comment, ä son premier aspect, je restai d'abord comme charmöe." 3m Ijödjften 2Tlafe glücflidj ergänst n>ir6 6iefe bcgeifterte SdjiI6erung 6urdj 6as pon Zna6ame le Brun nad; 5a>ei por 6er Hatur gemalten PafteUftu6ien im näd;ften 3aljre in Paris fertiggeftellte ®elgemäl6e mit 6em BiI6nis 6er Königin, unter 6en gemalten BiI6niffen wolfl 6ie in je6er Be$ieljung tjen)orragen6fte tt)ie6ergabe ifjrer (Erfdjeinung. (Es ift 6aljer pon ^nUxtWz, 6ie pon Zna6ame le Brun über 6ie ifjr getpo^rten Si^ungen ge^ madikn ZHitteilungen lfm ipie6er5ugeben: ,,Elle me fixa le jour de sa premi^re s^ance. „,Je ne puis, dit-elle, vous la donner avant midi; car le roi, qui passe la revue tous les matins k dix heures, est bien aise que j'y assiste.**" Elle d^sirait que j'eusse un logement dans le chäteau, mais sachant qu'il aurait fallu pour cela d^ranger l'une de ses dames, je remerciai, et j'allai me loger aussitot dans un hötel garni, voisin du palais, dans lequel j'ötais fort mal sous tous les rapports.** Da 6ie Königin tjörte, 6af 6ie Künftlerin in iljrer IDofjnung fc^ledjten Kaffee erfjielt, lief fte if?r an6eren beforgen un6 forgte ntit grof er Ciebensipür6igfelt für jte* IMe in Huf Ian6 gemalten Stu6ien nac^ Kaifer 2Hefan6er un6 6er Kaiferin (Elifabet^ betradjtete fie mit befon6erem 2^Utc^^, ebenfo 6as eine Sibylle 6arftellen6e <ßemdl6e, über 6as fie befon6ere Bcfrie6igung äuferte: „Pendant une de nos söances, la reine fit venir ses enfants, qu'ä ma grande surprise je trouvai laids; en me les montrant, eile me dit: „„Ils ne sont pas beaux"**. J'avoue que je

^ paxis, £t{arpentter, (889.

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n'eus pas assez de front pour la dömentir; je me contentai de repondre qu'ik avaient beaucoup de physionomie.** Die beiben in Potsöain gentalten PafteUftuMen (deinen ftc^ leiöer nidjt er^Iten 5U tjaben. Die 2trbeit 6er ZHalerin, Me andj für öte ^amilie öcs Prinscn ,f eröinanö nieljrfadj tätig wav, 50g jidj siemlidj in Me Cänge, 6enn ^rieWc^ Delbrficf, (grsiefjer 6er beiöen älteren Prin5en erroäljnt, 6af er fte pom {6. bis ^9. Hopember ^80^ Mefes 3^^?^^^'^ täglidj bei 6cr Königin traf. 2In öeni legten (Tage fyxbc 6ie 2?ifite bei 6er Königin sientlidj lange ge6auert, „ipeil Zna6ame le Brun 6en Kronprinsen vis-a-vis 6er ZTTutter 5U fjaben ipünfdjte, um 6ent (ßefidjte 605 3^^^'^^ff^ ^^^ ZHutter 5U geben".*

IDenn fdjon eine ^rau mit foldjer Bcgeifterung 6ie Sdjönf?eit 6er Königin anerfannte un6 Zeugnis für fte ablegte, n>ie muf te es 6ann erft 6en männem ergel;en, 6ie 6as <BIficf in ifjre Ztälje fiiljrte. Unb Ijier liegen uns audj eine gan$e 2tn$aljl poit ^eugniffcn por, 6ie beffcr als je6e eigene Sdjil6crung uns 6as 23il6 6er Königin 5U pergegentpärtigen per» ntögen, an6erfeits aber aud; 6ie Un5ulänglid;feit pielcr il^rer funftlerifd^en Darfteüungen por 2tugen füljrcn. Dclbrücf (Sdjufter a. a. Q)., Seite ^08) fügt 6er Ztoti5, 6a0 6er Krön« prins i"^ HoPcmbcr ^80^ „6ie fjerporIcudjtcn6e 2(nmut un6 lDür6e feiner ZTTutter mit fidjtbarcm IDoljlgcfallen" gepriefen Ijabe, folgen6e etipas fdjtpulftige Cobpreifung ^inju: „€s ift ein grofes ©lud utt6 ©cfdjcnf 6er Dorfeljung, pon einer ZHutter geboren 5U feyn, 6crett Sdjönljcit, Zlnntutlj un6 n?ür6e 6em sarten (ßemütlje 6es Kin6es eines reinen ©e^ fdjntacfcs gc6ctljlidjen Keim giebt. Die Cicbe 5ur ZTTuttcr, 6ie 6araus entfteljt, bereitet eine innige Tereljrung für 6ie ^atftc por, wo man im Stan6e ift, 6en gansen IPertl; ipeiblic^ Cugcnö 5U füljlon. prins ^ri^ ift in 6iefem günftigen Porljältnif. €r iplr6 fe^r oft 6urdj 6cn Zlnblicf 6er IHutter ftdjtbar gerüljrt. IDie wxvb er fte pcreljren, ipenn er er^ u^aljrc Sdjönljeit 5U füljlcn im Stan6e ift. Das ungefäljr fagte idj 6er Königin, als \di iljv 6en (Ein6rucf bcfdjricb, u^eldjcn fte am Balltage auf iljren Sofjn gemadjt Ijabe." Kur} poriger Ijattc 6ic 2lntt>efenljcit 6er fdjöncn (ßrof fürftin f^clena Delbrücf 3U folgen6em Qyntnus peranlagt: „Don (£in6rucf, moldjcn 6ie fdjöne fjolena auf 6ie (ßreifc pon (Croja (Qcmadm), fennt 3c6cr, 6cr 6cn Isomer gelcfen l}aU (Es ift etn>as fjoljes un6 Cioblidjes in fold^ley tCriumpIjon 6cr fdjönljcit. Unferc Königin i}ai fic mel^r als einmal geiponnen, ol^ne es 5U aljnöcn. 3'?^^ 2tnblicf Ijat (ßofan6tc aus iljrcr fcYorlidjen 2(nre6e gebrod;!; Ijat unter an6ercm audj einen 6cr 6onfcn6ften, gefüIjlpoUftcn un6 portreff lidjften <Breife, ^unf in 21iag6olnirg, augor Raffung gebradjt."

* l\\{. 5*ufter, .^nr 3"<3f"^' ""^ (?r3ifbimgsgef*!Atc . . . pon Jri'^Vidj irtll^ffm IV. nitb KaSfer IPilbelm I. Dcnfii>iirbigfeitcn it^rrs vHrsiet^ers ((riebrid) DelbrücP. I. ^.i'^f^ ''•i^ nTitteilnngen ber (Srftfin Vo% ift f Kütn'ticriii -^mi '*i» "»^^piMui-r i^^<*r.«:i')

Der cnglifc^c (ßefanötfdjaftsfefrctär 3acffon fdjilöcrt in einem ^ömilienbrief e ^ sunädjft 6en (Einörucf , 6en Me (Erfdjetnung 6er Königin auf Me jüngere fjerrenroelt Berlins madjte un6 fäljrl 6ann fort: „IDenige grauen ftnö mit fo piel Cieblidjfeit begabt als fie, un6 jte ift ebenfo üebensiDüröig unb anmutig als fte fd)ön ift; fie ift voü Cebfjaftigfeit un6 gefjt mit (ßeift un6 ^reu6e auf jeöes Vergnügen ein. Dodj id) muf inne fjalten o6er 3^^ ipcr6et öenfen, 6af mir 6er Kopf peröreljt ift, lote es fd)on fo piele Köpfe fm6 6urdj 6ie Sdjönfjeit unö Zlnmutlj 6er Königin Cuife pon Preugen."

2Iber audj 6as reifere 2tlter permodjte fidj 6em 5^uber ifjrer €rfdjetnung nidjt $u pcrfdjlief en un6 6er fransöftfdje (ßeneral S^gur übertrifft nocfj 6en (Englän6er in 6en 2tus^ 6rücfen feiner SdjiI6erung, tpenn er fdjreibt: „3dj glaube noc^ 6iefe ^ürftin por mir $u feljen, ipie fte Ijingegoffen war auf ein ipeidjes Sofa, neben ifjr ein goI6ener Breifuf , einen Sdjieier pon orientalifdjem Purpur um 6ie elegante un6 anmutige tCaille. 3" ^^^ ^^" iljrer Stimme lag eine fo Ijarmonifc^e Sanftljeit, in iljren IDorten ^twas fo liebensipür6ig un6 rüljren6 £)inreifen6es, in iljrer £)altung fo piel Keis un6 ZTlajeftät, 6af idj einige 2tugenblicfe pöUig betroffen midj einer jener €rfdjeinungen gegenüber glaubte, 6eren berücfen6e un6 be3aubem6e BiI6er uns 6ie fabelfjaften (Er5äljlungen 6er alten ^cxUn gefdjil6ert iiabcn." *

Der fdjipe6ifdje (ßraf IDadjtmeifter 6rücft fidj in feinem (Cagebudj UTai (?) \80^ etipas fritifdjer aus, in6em er für feine eigene Königin eintritt, aber in IDirflidjfeit erfennt er 6od) Cuife 6en Preis 6er Sdjön^it 5U.' (Seite 33): „IDie piel man audj Pon 6er Königin [Cuife] fpridjt, fo ift fie 6odj nidjt fo fdjön, ipie 6ie unfrige.* (Cro^6em fönnte idj midj eljer in 6ie preufifdje als in 6ie fdju)e6ifdje Königin perlieben. Sie, 6ie erstgenannte, beft^t amabilit^, enjouement un6 Ceidjtigfeit 6es 2tuftretens in einem für eine Königin fo unge* tpöljnlidjen (ßra6e, 6ag man leicht glauben fönnte, fie fei fofett. 3^^^^^^^"" '^""^ ^^^^ Cljaraftcrgüte; fo oft fie es permag, benu^t fie iljren (Einfluf auf 6en König in einer XDeife, 6ie fte allgemein beliebt madjt .... Sollte midj 6as Sdjicffal einmal 6a5u perurteilen, irgen6tt)0 an einem föniglidjen £jofe einen ^of6ienft an5uneljmen, fo täte idj es in Berlin. 2tlle überflüfftgen formen 6er Ctifette un6 6es ^^v^monuVis ftn6 aus 6em Kreife 6es Königspaares perbannt un6 6urd; eine be5aubem6e Ceidjtigfeit 6er Umgangsformen remplaciert."

' D9I. BatUeu in ber ungemeinen beutfc^en Btograpf^ie unb oben Seite tso.

VqU oben Seite \^o.

Anteckningar och minnen af Ilan» Gabriel Trolle -Wachtmeister. I nrval ordnade och utgifna af Elof Tegn^r. (Erfler Banb. Sto<ff}oIm t889. S. 33. ^reunbltc^e mitteilnng nnb Ueberfe^ung t>on Dr. ^rift ^mljeim.

Jrieberife, (gemaljUn (guflap IV., (Eoc^ter bes €rbprtn3en Karl iubtpig ©on Bohen.

37^

ßnv\i ITTcttcnüdj, öcr im 3^f?rc ^792 mit 6er fcdjscljnjäljrigcn prinscffin Cuife öcn Krönungsball Kaifcr ^ran$ II. in ^ranffurl a. ZU. eröffnete un6 fte feitöem nidjt ime6er gefe^en Ijatte, fan6 fte bei feiner 2tntritt5au6ien$ als öfterreidjifdjer (ßefanöter in Berlin ^803 „pon einer »afjren Straljlcnfrone von Sdjönljeit un6 ZTTajeftat umgeben", nnb bas pon ZTTaöante le Brun gemalte Bilönis läf t uns öiefe Urteile nid^t übertrieben erfd^einen. 2(m nädjftcn fommt öicfcm Porträt öos etwas fpater, im £)erbfte ^802, Don 6em Dresdner Bilönismaler 3ofepl? (ßrafft ooUenöetc* Bruftbilö 6er Königin im £)oI;en5oUem«2nufeum. (2tbbil6ung Cafel 20.) €s seigt ebenfalls 6en $artcn Ont, bas ftrafjlenöe Cädjeln un6 6ie leud;ten6en 2(ugcn, 6ic 5er Königin auf 6er Qöl;e iljre fd;önften förperlid^en un6 geiftigcn (Enttt)icfelung $u eigen geu^efen fein muffen.

(Einige fel^r wenig bcfannte Bil6niffe 6cr Königin Cuife aus 6iefer ^eit rät^rcn pon 6em ZlTalcr p. (£. StrocI^ling Ijer, 6er im IHai ^802 aus Huglan6 nadj Pots6am fam. Die pon Ujm mitgebradjten Bil6er aus 6er (ßefdjidjte Peters 6es (ßrof en, 6es Kaifers Paul, Porträts ufn>. gefielen fel;r, un6 er ert^ielt alsbal6 6en 2Iuftrag, ein ZlTiniaturbilö frcr Königitt un6 6ann ein foldjes 6es Königs 5U malen. €in auf Kupfer gemaltes Heines 0clgemäl6e in £uifena>al;l bei Königsberg, 6as 6ie Königin in ganser ^igur als ffebt 6arftellt 5U il^rcn ^ü§en eine Ceier, neben iljr ein 2t6ler mit einem Blumenfrans im Sdjnabel un6 im X7intergrun6e 6as Bran6enburger Cor entfpridjt im Kopfe einer gan$en Heilje 2]Tiniaturbruftbil6er, pon 6cnen 6as fjoIjen$ollem ZUufeum allein sipei pon unglcidjer Qualität bcft^t; ein 6rittes n>ie6er meljrfadj fopiertes (Exemplar befin6et ftdj im Befi^ 6er Königin^lDitwe pon fjannoper aus 6cm Hadjlaf pon Cuifens Sdjroefter ^rieöerife, un6 ein 6cr ZlTiniatur im f^o^nsollem-Znufeum cntfprcdjen6er Stidj pon ®66bY ipucöe im ^ebruar \SOT in Con6on publisiert.

Per (ßcburtstag 6er Königin am ^0. 21Tär$ ^80»^ u>ur6e 6urdj ein großartiges 2tlasfeii« feft im 5d;aufpielt^aufc gefeiert, bei 6em Cuife als Statyra, 6ie Cod^ter 6es Königs Darius un6 ©cmaljlin 2llefan6ers 6es ©rogen, 6er pom Bru6er 6es Königs, Prinsen ^inridf 6argeftellt wnxbc, erfdjien. (Eine Publifation 6iefes ^eftes bringt in folorierten SHd^ bit 2(bbil6ung aller I^auptbeteiligten in il^ren Koftümen, 6aruntcr aud; 6as Bil6 6er Königin un6 iljres Partners, un6 seitgenöfftfdje Beridjte lieben 6ie „$auberifdje Sdjönljeit" Cuifens fjerpor, „6ie iljre pantomimifdje Holle portrefflidj ausfül^rte".

' <ßraf?n Vo% bcmerh in ihrem (Cagebnc^ 3itm 20. (Dftober Ift02, ha% KStii^ unb Königin fUtf von (ßrdffi hätten malen laffen , „c'esi hien". ^reunblt^f^e mitteilnng pon ^. T^^nitn ^ •« ^ilb bes KMgs beftnbct ftdj Ijeutc im ZTeucn pal«^»«.

Pon jc^t an iperöcn 6te Bilöniffc 6cr Königin feltcner, ofjnc 6af nrir Mc (ßrunöe öafür crfcnncn fönnen. PicUcid)! Ijattc fidj &as Pcrgnügen 6aran perloren, ein Bil6 nadj öent aniem unter 6cn £)än6en öer Künftler entftefjen 5U feljen, oöer audj 6ic Pflidjten als Canöes* un6 ^amilienmutter, fou>ic bas fidj mefjrenöe 3"terc[fe an 6en für Preufen immer öroljenöer n>er6en6en politifdjen Porgängen lief 6ie Königin nidjt me^r 6a5u fommen, iljre 5eit 6en Künftlem 5ur Perfügung 5U (teilen, ^ür Mefe 2tuffaffung fpridjt eine Korrefpon6en5 mit 6em 6urdj ©elgemalöe un6 tüdjtige Paftellbilöniffe befannten Berliner ZTIaler Paul 3ofeplj Baröou, 6er am \3. 2tuguft ^805 an 6ie Königin folgenöe Bitte ridjtete: „(Eure Königlidje ITfajeftät fyxbc idj fdjon einmal mit öer untertljanigften Bitte beljelligt, ^ödjftifjre erfjabenen Söge in einem (ßemälöe öarftellen 5U öürfen, u)eldje 2tller^ödjft6iefelben mit gnäöigem Sd^meigen 5U übergel^en gerut^ten; 6emungead;tet n>age idj es n>ie6erI;oIentIic^ untertljänigft 5U bitten: (Eure Königlidje ZHajeftät nH>Uen Me (ßnaie fyiben, mir 5U einem ©elgemälöe in Cebensgröf e ganser ^igur, Beljufs fünftigjäljriger Kunftausftellung fjulöreidjft 5u fi^en, unö mir 6a5u in ^ (Tagen jeöesmal 2 bis 3 Stunöen ^eit 5U fdjenfen, um bas Porträt an5ufertigen un6 6ie ^igur auf5u$eidjnen." Seine Bitte begrüntet 6er Künftler öann nodj mit 6em f^inmeis auf fein Dom König angefauftes ®elgemäl6e „Die tugenö* Ijafte Honne" (6as 6ie Königin fidjer fannte, ba es in iljrem IDoIjnsimmer im Potsdamer Staötfdjioffe plasiert wav) nnb auf Me bereits por 3^ljren gemalten Bilöniffe öer JTlutter öes Königs, öes perftorbenen prinsen Couis unö öer Prin$effin Couife, pennäfjiten ^ürfttn HaösiiDill. Die pom 20. 2tugufl öatierte 2tntiPort seigt ipenigftens öen guten IDiUen öer Königin, öem ZHaler gefällig 5U fein: „3^^^ ZHajeftät öie Königin geben öem 2HaIer Baröou . . . fjiermit bas Perfpredjen, 5U öem (ßemäfjlöe in gan$er ^igur $u fi^en, .... Dodj fönnen 2^xt ZlTajeftät öie ^ext, u>ann öie (Erfüllung öiefes Perfprec^ens bequem Suläfftg feyn »irö, noc^ nidjt beftimmen, fonöem öem Baröou nur überlaffen, öarüber pon S^xt 5u ^^t Ztnfrage 5U tljun." Das tut nun öer Künftler audj am 8. ^ebruar ^806, es n>irö ifjm aber in öer 2lntu>ort „überlaffen, »ieöerum ftdj 5U melöen, mann feiner Ueberseugung nadj, mit ^iivo ZITajeftät Bequemlidjfeit, öie (Erfüllung feines IDunfdjes ftattfinöen fann." 2tuf öie erneute ZHa^nung Pom 22. ZHai erijielt Baröou am 6. 3uni öie 2tntiPort, öaf öie Königin jtdj iljrer Derftdjerung feljr ipoljl entftnne. „Da 2^vo ZHajeftät (ßefunöfjeitsumftanö jeöoc^ ^ödjftöero Heife nac^ öem Pfrmonter 3abt nötfjig madjen, fo fönnen £)ödjftöiefelben für öiefes yil)t öem Baröou nidjt pdj gefällig be^ »eifen, es tt>äre öenn, öaf iljm mit einer oöer yxHy Si^ungen bis sum \2S öiefes genügen fönnte, als in öiefem ^alle er fogleidj ftdj melöen fann." Sollte öer Künftler pon öiefer (ßelegenljeit <Sebraudj gemadjt ^ben, n>as nic^t bef annt ifi, fo Q>äre er für

373

mcfjrcrc 3^^^^ "^^^ ^^^ l^^*^ VHalcx gcipefcn, öeni Königin Cuifc 3U einem BUbmffe gefeffen tfat^

^ufamnienfaffcnö n>oIIen wir fjier nodj einen Blicf auf 6ie (ßruppenbilöer un6 ^aniUien* öarfteUungen werfen, 6ie 5tt>ar für Me (Erfenntnis 6er äuferen (Erfdjeinung Cuifens geringere Beöeutung Ijaben als 6ic auf (ßrunö nieljrfadjer Si^ungen cntftanöenen Porträts, Me aber bodi baiu 6ienen, 6ic Porftellung Don 6er in iljrer Umgebung ftefjen6en (ßefamterfdjeinung 6er Königin 5U enpeitern un6 $u pertiefen. ^\xm min6eften geben 6iefe Silber ein auf eigener Zlnfdjauung bcruljen6es J3iI6 6apon, mie ntan $u £eb$eiten Cuifens if?re (Erfdjeinung ftdj porftcUtc. Das frül^cfte 6iefor BiI6er ift 6er ficine Stidj pon <El?o6oipiecfi poni 3^^" ^796, 6er König ^rie6ridj IDill^elm II. int Kreife feiner ^antilie, 6arunter audj 6ie Kronprinsefftn Cuifc ntit iljreni älteftcn Sol^no auf 6cm 2trm, 6arfteUt. XDotfl 6cm ^aiixe ^798 entftammt 6cr Süd} pon (Eberfjar6 fjcnnc, einem Sdjülcr (Cl?o6ott>iecfis, auf 6cm 6as glücflidje (Eltern« paar auf einem Sofa fi^cn6 un6 mit 6cn bei6en ältcften l{in6cm fpielcn6 6argefteIIt ifl. Diefe Sdjil6erung beljaglidj glücflidjen ^amilifnlcbens fdjeint feljr beliebt geipefen $u fein, un6 u>ur6e 5. 23. audj als Deforation pon ^ädjcm pcnpan6t, ipie ftdj allein 5n>ei im ffoiim^ 3oUent ilTufeum bcfin6en. Derfelbcn l^cit entftammt audj 6ie pon £)ampe geseidjnete un6 pou ITcttling gcftodjcnc DarfteUung 6cs Iufttpan6eln6cn Paares, 6as 6enfelben bfirgerliif bcljaglidjcn (ßcift atmet wk 6icfc ^amiIien6arfteUung.

DarfteUung eines Dorgangs pon politifdjcr Be6cutung ift 6ie pon Däljling in (Bonadf^ gemalte un6 pon 3<>'?^^"" S^- 23oIt gcftodjenc Begegnung 5ipifdjen 6em Königspaar un6 6cm Kaifer 2llc|'an6cr am \0. ^nni \802 in ITTcmcl, 6ie 6en ZTTomcnt ipie6ergibt, mie ^ric6ricb IPiltjcIm III. feiner (Sattin 6cn faifcriidjen ^reun6 porftellt. (2tbbiI6ung (Cafel ^2.) Den ipirf lidjcn Torgangen bei 6icfcr Begegnung, 6ic pon 6cr Königin in iljrem (Tagebud} fcljr cingoljcn6 gcfd)iI6crt fm6, entfpridjt 6icfc DarfteUung 6urdjaus nidjt. Da 6as öilö crft fpdtcr in Berlin gemalt u>ur6c, Ijattc Ddbling audj feine IlTöglidjfeit auger 6cm Kaifer fclbcr un6 picUoidjt feinem (I5cfan6tcn in Berlin, Ztlopdus, eine Perfönlidjf dt öes rufftfdjcn Cßefolgcs 6ar5uftcUcn, fon6crn begnügte fidj ausfdjlicglidj mit 6er Umgebung bes Königs un6 6er Königin. Da6urdj Ijat 6ds BiI6 aber n>euigftcns 6en IDert für uns, 6a^ CS uns BiI6niffc pon pcrfoncn aus 6cr nädjftcn Umgebung 6cs Königspaares überliefert Ijat, 6ic anöcruHÜtig 5um Ccil gar nidjt nadjsuunnfcn fni6. 3" ^^^ <ßruppe unbcfannter Pcrfönlidjfcitcn im lMntcrgrun6c rcdjts, 6crcn Köpfe 5um (Teil pcr6ecft fm6, foUen ipal^rfd^inüc^

* Itadf i^aillcu (oben 5. ^H^^ fdyciiit ^•'- '"-'^-r 5Arö6er 6k ■v;^-tt.--H «. itn- s ^. tiodf finmal

wodf 6ic pon 6er Königin in ifjrcn Ztufscidjnungcn cnr>äljntcn Bcyme un6 Combarö, ZHajor Qolsmann unö 3^9^^ öargcfteUt fein. Die ©bcr^fmeifterin (ßräfin Pof foll mit Hedjt empört gemefen fein, 6af fie bei einem öerartigen feierlidjen (Empfange mit 6er Sdikppt über 6em 2trm öargefteUt rouröe, was and} 6er IDirflidjfeit faum entfprocfjen i}ab^n wxvb. Vas Bil6 n>ur^e im ^aifv^ ^805 6urdj einen Kupferftidj pon 3ofymn ^v, Bolt in ipeiteren Kreifen befannt gemadjt, pielleidjt aus üeranlaffung öes Befudjes Kaifer 2tlef anders in Mefem ^aifv^ in Potsdam, 6er in 6er Hadjt pom ^. 5um 5. Hopember 5U 6em befannten ^reun6fdjaftsbün6nis 5ipifdjcn 5rie6ridj IDilljelm, Cuife un6 2tleyan6er am Sarge ^rie6ridjs 6es (ßrof en füljrte.

Dem bereits mef?rfadj genannten fj. 71. Bäljling per6anfen wxv audj 6ie Vorlagen 5n>eier größeren Kupferftidje, auf 6enen 6ie föniglidje ^amilie, 6as eine 2HaI im engeren, 6as an6ere TXlal im »eiteren Kreife ungefäljr im ^alivt ^ 805/06 6argefteIIt ift. Vas le^tere pon ^rie6ridj IDilfjelm ZUeyer geftodjene BiI6 5eigt 6ie ganse Königsfamilie im Sdjiof parf pon Cljarlottenburg, linfs 6ie (ßruppe 6er fpielen6en fünf älteften Kin6er, in 6er ZTKtte un6 redjts fi^en6 6er König, 6ie Königin un6 Prin$effin ZlTarianne, (ßemafjlin 6es Prin$en IDiUjelm pon Preußen, 6er mit feinem Bru6cr £jeinric^ Ijinter iljnen ftefjt. (2lb^ biI6ung Cafel 23.)

2(uf 6as föniglidje (Ettempaar un6 6ie Kin6er allein befd;ränft fic^ 6ie 5Q>eite pon 3- ^. Kretljlon? ^807 geftodjene DarfteUung, 6ie 6en 2Tloment pereipigt, wie 6er König 6en 5u feinem seljnten (ßeburtstag am ^5. ©f tober ^805 $um ©ffisier ernannten Kronprinsen ^rie6ridj ITilljelm 6er ZHutter un6 Sdjipefter sufüljrt, ipäljren6 6ie bei6en Brü6er HHHjelm un6 Karl feljr aufgeregt 6as (Emennungspatent ftu6ieren. (2(bbiI6ung Cafel 22.) 23ei6e DarfteUungen bringen in anfpredjen6er un6 in 6en Porträts superläfftger IDcife 6as fo oft beseugte ^amilienglücf 6es föniglidjen Paares 5um 2Ius6rucfe un6 seigen 6ie Königin als fdjöne, ftattlidje, auf 6er ^öf?e förperlidjer (gntipicfelung ftefjen6c (grfdjeinung bereits in 6er tCrad)t, n>ie fie für iljre legten Cebensja^re im großen un6 gansen geblieben ift.

2tudj 6ie (Co6esftun6e 6er Königin Cuife pereipigte 6er betpdljrte Däfjling in 6em pon B. Berger geftodjenen befannten Blatte un6 geipäfjrt uns fomit ipenn audj nidjt in fjoljer fünftlcrifdjer, je6odj in 3uperläffiger un6 anfpredjen6er ^orm eine greifbare Porftellung pon 6em gera6e5U porbiI6Iidj gen>or6enen glücflidjen Familienleben 6er Königin Cuife un6 gan5 bcfon6ers audj iljrer perfönlidjen (Erfc^einung auf 6iefem ^intergrun6 U?rer (Cotigfeit als ©attin un6 ZTlutter. (2tbbil6ung Cafel 26.)

575

III. Königin Cuifcns Crfdjcinung in ifjrcn legten Ccbensjal^ren.

^806— ^8^0.

(Es ift erflärlid;, ba^ tmr in ben 3aE;ren nad; bem Unglficf^tage pon ^ena, au» öcn Reiten 5er ^lud^t, 6er Begegnung mit Hapoleon in tCilftt, 6es 2(ufent^Ite5 in ZTIemcI unö Königsberg nidjts über £)erfteUungen i>on Bilöniffen 6er Königin Cuifc erfahren* IHc Unrulje 6es ^ersens unö 6er Cebensmeife, Kranfljeit un6 Kummer, foipic 6ie öurc^ Mf Pert^ältniffe gebotene Perpflid^fung 5U fparfamer tPirtfd;aft, n>er6en es nic^t 3U Porten ft^ungen ^ben fomnten laffen, abgefet^en öapon, 6af faum Kunftler oon irgentoeb^ Beöeutung in jener ^eit fidf 6em Königspaar nät^em fonnten. Hur pon einem Kfln|llcr pon Huf erfal^ren von, 6af er in Königsberg 6er Königin naiie gemefen fein mug, bmn 6er berüljmte Carle Pemet l?at am 3* 2Iuguft ^809 6ie am \. ^ebruar 6es 3a{}res ^808 geborene (Codjter 6er Königin, prinseffin Cuife, in einem im £^I;en5oUem^2nufeum befinft» liefen rei5en6en <ßouad}ebiI6 6argefteUt.^ 0b 6er 6amals auf 6er Häcf reife Pon Petersburg bcfin6Iid;e Kunftler aud; 6ie Königin gemalt I^t o6er il;r fonft nal^r getreten ift, öotflbcr feljlt uns Iei6er je6e Hadjridjt.

Bei 6em ZTTangel an BiI6niffen 6iefer ^cxi muffen uns an6ere Sc^(6eningen öcr äußeren (£rfd;einung 6er Königin Cuife um fo mertpoUer fein, um fo met^r, tpenn fle vU 6ie foIgen6e Bcobadjtungen einer fd^rfb(icfcn6en ;^rau 6arfteUen, 6ie ftd; nic^t mit öcr lDie6ergabe eines allgemeinen (£in6rucfes begnügt, fon6em gan5 beftimntte eingaben moc^t, Mc geeignet ftn6, 6ie btl6Iidjen DarfteUungen mefentlid) $u ergänsen un6 5u perpoUftänMgem Die prinseffm Borotljea pon Kurlan6 Ijatte (ßclegcnljeit, 6ie Königin Cuife im y^ixe ^807 in 2]TemeI 5u fetten un6 gibt in il^ren 2(uf5eid;nungen aud; foIgen6e etngel;cn6e Sc^ilöerung il^rer äugoreu (Erfdjeinung:* „Quelle personnc charmante que cette Princessel Jamais fcmme ne fut si heurcuse dans son Interieur; Jamais Reine ne fut si pers^cutöe sur le trone! Sa beautc etait vcritablcment royale. Plus grande qu'on ne Test ordinaire- ment, sa taille etait dans des proportions parfaites. Scs cpaules, sa poitrine 6taient incomparables; son teint etait eblouissant; ses cheveux etaient l^g^rement chätaina; son front etait noble, ses yeux pleins de douceur, ses levrcs vermeilles. Ricn n'^galait l'elcgance de son cou et des mouvenients de sa tcte. Peut-ctre les dents n'avaient- ellcs pas tout Icclat que Ion aurait pu dcsirer, ses mains, quoique blanches, Etaient

* Das an ctticit ^^auitiftamm acmalte Datum funii au<b 50. ?fiMii^ ^nT'^t " JfrfunMidje mitteihiti^ poti <5el{et \t >^"»i»'*«

un peu trop fortes, et son pied etait plutot mal Mais quc ces l^g^res imperfections etaient grandement rachetees par Tensemble majestiieux de toute sa personne! Bonne ä Textreme, jolie avec une gräce qui n'appartenait qu'ä eile, obligeante, souvent affectiieuse, eile n'i^tait jamais familiäre .... Le jour oh je la vis, h^las! pour la derni^re fois, ä Memel, Elle avait une robe tr^s simple en mousseline blanche et portait ä son cou un rang de perles. Je les admirais, „,,Oui*'** me dit*ElIe, „,Je me suis permis de les conserver; les perles en Allemagne signifient des larmes, dies peuvent me servir de pamre.**'* En effet tous ses autres bijoux furent remis au Roi pour les besoins de l'^tat et le noble exemple de la Reine fut imit^ par beaucoup de femmes allemandes,*'

2Ius kein fol^ertben 3a^rc \SOB ffammt Mc Sd^ilÖcrurig 6cs (Erjbifdjofs Borouisfi in Königsberg, bet namentlicfj öen €influ§ 5er Cciicnsjcit auf &ic augere «Erfdjetnung Cuifens in ruf^rcnöcr IDcifc I)erportjcbt: ,,^rcfjltdj ift freiltd^ unfcrc tf)curc Kdniginn in öiefcr paffionsjcit nidil; aber iljr frnft fjat eine ftille £)eiterfcit, un& 6ic Ktarfjcit un6 Su(?c, wdd}c ji^v ©Ott fifjenft, verbreitet über 31?^^ ^<^^H^ Perfcnlidjfeit eine Jtnmutlj, 6ie man eine nnirfecpoUe nennen fann. 3(?re 21ugen I^aben aUcrftings 6en fröljeren €ebens* Slanj pcrlorcn, unb man ftet?t es il)nen an, öag fie md gemeint Ijaben nnb nodj meinen; aber ianüt fjaben fie öen niil6cn itusfcrucf einer fanften IPeljunttt^ uni (HlUn Seljnfucfyt empfangen, feie nodj mefjr uni beffer ift aU Cebensluft. Die Blutigen auf 3^^^^»" Zlngeftdft fin6 u>o^l perblüf^t un6 eine fanfte Blaffe nmgieb! es, bod) ift es nocf? fdjön, nnb auf 3t?ren IPangen mollen mir faft nodj meljr, mie früfjer 6ie rotljcn, fo je^t bu meinen Sofen gefallen. Um iljren 2TIun6, fcen fonft ein füges glücf liijes Cdd^eln umfcfjmcbte, fieljet man je^t von ^^t ju ^eit ein letfes Scben 6er fippen; es liegt 6arin moljl Sdjmcr$, aber fein büterer, 3^^ Zln^u^ ift ftets lyödjft einfady, un6 bic tOa^l 6er ^^^^^ben beseid^net 3f?te Stimmung."*

Don 6en plaftifdjen Darftellungen 6cr leisten lebcnsjabre fei mcgen feiner großen Verbreitung in allen ntoglid^en Materialien bas von bcm Bil6t>duer Pofdy einige ITTonate ror 6em Co6e 6er Königin mo6elIierte fleine Ketiefbil6nl3 Ijter genannt, ron 6em sal^lreidje 2(bguffe in 6en perfdiie6enften lllaterialien, insbefon6erc audj in Porjellan rH>rfommen. IDle feljr 6iefe Darfteilung fdjon baI6 nadj iljrcr €ntfteljung gefdtd^t n?ur6e, beseugt 6er Eintrag 6es ^offtaolsfefretärs Bugler vom 28. 2Iprit \S\\ beim Könige, 6er über eine (Erinnenmg5me6aine 6er Königin für 6ic Königsberger Dorfc^Idge erwartete: „6a mir nic^t befannt tft, 6af

* Dgl. <^lert: Ctjaraftersuge . , n, (87. V^i. aud; oben Seite 275,

aus &em f eben bts Uhniq» v^n preti§fn jriedrid} IPiliyelm Ul.

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;Jürft ITTctlcnndj, 6cr im 3^ljrc ^792 mit 6cr fcdjscljnjäljriaen prinscfftn Cuifc öcn Wrönungsball Kaifcr ^rans II. in ^ranffurt a. ZH» eröffnete un6 fie feitfccm nidjt nneöcr gefe^n t^atte, fanö fte bei feiner 2(ntrittsau6ien5 als dfterretd^ifd;er (ßefanbter in Berlin (803 „von einer roafjren Strafjicnfrone pon SdjSnIjeit unö ZHajeftät umgeben", unb bas von IXlabamc le Brun gemalte Bilönis läf t uns Mefe Urteile nid;t übertrieben erfd^einen. 2(m nädjften fomnit Mefem Porträt 6as etwas fpater, im £)erbfte ^802, von 6em Dresöner Bilönismalcr 3<>f^P^ (ßraffi poUenöcte^ Bruftbilö 6er Königin im £)oI;en5oUem»2nufeum. (2tbbil6ung Cafcl 20.) €s $cigt ebenfalls 6en sartcn (Ceint, 6as ftra^Ienöe Cäd^eln unö We leudjtenöen 2tugcn, 6ie 6er Königin auf 6er ^ölje iljre fdjönften förperlidjen un6 geifKgen (Entipicfelung $u eigen geroefcn fein muffen.

Einige feljr »enig befannte BiI6niffe 6er Königin £uife aus 6iefer i^cit rubren pon 6cm ZlTalcr p. €. Strocljling i}cv, 6cr im llTai ^802 aus Kuglan6 nadj Pots6am tarn. Die tK)n iljm mitgebradjten BiI6er aus 6er (ßefdjidjtc Peters 6es (ßrogen, 6es Kaifers Paul, Portrats ufn>. gefielen fel^r, un6 er ert^ielt alsbal6 6en 2luftrag, ein UTiniaturbilö fter Königin un6 6ann ein fo(d;es 6es Königs 3u malen. (Ein auf Kupfer gemaltes Heines 0clgemäI6e in £uifemt>a(}I bei Königsberg, 6as 6ie Königin in gan5er ^igur als Qebe 6arfteUt 5U il^rcn ^ügen eine Ceier, neben iljr ein 2t6Icr mit einem Blumenfrans im Sdjnabel un6 im fjintergrun6e 6as Bran6enburger Cor entfpridjt im Kopfe einer gansen Heilte 21Tiniaturbruftbil6er, pon 6enen 6as £)o(}en5oUem Ztlufeunt allein 5ipei pon ungleidjer Qualität bcft^t; ein 6rittes n>ie6er mefjrfadj fopiertes (Exemplar befin6et fidj im Bcfi^ 6er Königin-IDitroe pon ffannovzv aus 6em Hadjlag oon Cuifens Sdjmefter ^rieöerife, un6 ein 6cr ZUiniatur im £)o^en5oUem:=2nufeum entfpredjen6er Stidj pon Ö^by ipuröe im ^ebruar \807 in £on6on publisiert.

Per (Scburtstag 6er Königin am ^0. ZUärs ^80'^ ipur6e 6urdj ein großartiges IXlasttn^ feft im Sd^aufpiell^aufe gefeiert, bei 6em Cuife als Statyra, 6ie (Todjter 6es Königs Darius un6 (ßentat^ltn 2IIcfan6ers 6es (ßrogen, 6er pom Bru6er 6es Königs, Prinsen ^nridf 6argefteUt ipur6e, erfdjien. (Eine Publifation 6icfes ^eftes bringt in folorierten Stidfm Me 2(bbil6ung aller t)auptbeteiligten in it^ren Koftumen, 6arunter aud; 6as BiI6 6er Königin un6 iljrcs Partners, un6 $eitgenöffifdje Beridjte lieben 6ie „sauberifdje Sc^n^t" Cuifens Ijcrpor, „6ie il?re pantomimifdje Holle portrefflidj ausfül^rte".

* (ßrSttn Tog bemerh in ihrem (Cagebnc^ jnm 20. (Dhober i R02 , ba% K?**ta ittb KSntgtit fUtf oon <5rafft i^ätten malen laffen, „c'est bien". ^reunblid^e IHitteilnng pon p. ^«"«h T^t« mib bt3 Kdntgf befinbet ftd; Ijeute im ZTeuen palais.

Von jc^ an werben öie Bilöniffe 6er Königin fcitcner, o^ne öaf mir öie (ßrünöc 6afur erfenncn fönncn. PicUeidjt ^attc fidj bas Pergnügcn öaran pcrioren, ein Bilö nadj öeni an6em unter öen tiänben 6er Künftler entfielen 5U fe^en, o6er audj öie Pflidjten als £an6e5=^ un6 ;familienmutter, fotpie bas fidj me^renöe 3"tereffe an öen für Preuf en immer 6roIjen6er u>er6en6en politifdjen üorgängen lief öie Königin nidjt me^r 6a5u fornmen, iljre geit 6en Künftlem sur Derfügung 5U [teilen, ^ür Mefe 2tuffaffung fpric^t eine Korrefponöens mit 6em öurdj ©elgemälöe unö tüchtige PafteIIbiI6niffe befannten Berliner ZTTaler Paul 3ofep^ Baröou, 6er am \3. Jluguft \805 an öie Königin folgenöe Bitte ridjtete: „€ure Königlidje 2Tlajeftät ^be idj fdjon einmal mit 6er untertljänigften Bitte beljelligt, ^ödjftiljre erhabenen 5öge in einem (ßemälöe 6arftellen 5U 6ürfen, tpeldje 2tllerljöd}ft6iefelben mit gnäöigent 5d;n>eigen 5U übergel^en gemixten; öemungeadjtet toage idf es n>ie6er(;olentlic^ untertljänigft 5U bitten: €ure Königliche Znajeftät uH>llen öie (Snabe tfaben, mir 5U einem ©elgemälöe in Cebensgröf e ganser ^igur, Betjufs fünftigjäljriger Kunftausftellung ^ulöreidjft 5u fi^en, unö mir 6a5u in ^ Cagen jeöesmal 2 bis 3 Stunöen ^ext 5U fdjenfen, um bas Porträt an5ufertigen unö öie ^igur aufsuseidjnen." Seine Bitte begrünöet 6er Künftler 6ann nodj mit öem fjintpeis auf fein pom König angefauftes ©elgemälöe ,,Die tugenö* Ijafte Honne" (6as 6ie Königin fieser fannte, ba es in iljrem IDoIjnsimmer im Potsdamer Staötfdjloffe plasiert u>ar) un6 auf öie bereits por 3^^^^^" gemalten Bilöniffe 6er ZTTutter öes Königs, öes perftorbenen prinsen Couis un6 6er prinseffin Couife, pennä^lten ^ürftin Haösitpill. Die pom 20. 2tuguft öatierte 2tnttPort seigt menigftens öen guten IDillen 6er Königin, öem ZTTaler gefällig 5U fein: „3^^^ ZTIajeftät 6ie Königin geben 6em ZTIaler Bar6ou . . . hiermit bas Perfpredjen, 5U 6em (ßemä^l6e in ganser ^igur 5U fi^en, .... Doc^ fönnen yju ZHajeftät öie ^ext, xxHxnn 6ie (Erfüllung öiefes üerfpredjens bequem 5uläffig feyn u>ir6, nodj nidjt beftimmen, fonöem 6em Baröou nur überlaffen, 6arüber pon ^txt 5u 5^it 2tnfrage 5U t^un." Vas tut nun 6er Künftler audj am 8. ^ebruar \806, es tpirö i^m aber in 6er 2(nttPort „fiberlaffen, ipie6erum ftc^ 5U mel6en, tpann feiner Ueberseugung nadf, mit 3^^^^ ZHajeftät Bequemlic^feit, 6ie €rfüllung feines IDunfdjes ftattfin6en fann." 2tuf 6ie erneute ZTIa^nung Pom 22. ZTIai erijielt Bar6ou am 6. 3""^ 6ie 2tntiPort, 6af 6ie Königin ftc^ iljrer Derfic^erung fe^r ipoljl entfinne. „Da y^vo ZTIajeftät (ßefun6^eitsumflan6 je6oc^ ^ödjft6ero Heife nac^ 6em Pfrmonter Ba6e nötljig madjen, fo fönnen fjödjft6iefelben für 6iefes 2<^liv 6em Bar6ou nic^t ftc^ gefällig be^ tpeifen, es u>äre 6enn, 6a0 i^m mit einer 06er yx>ey Si^ungen bis sum ^2?S 6iefes genügen fönnte, als in Wefem ßaüt er fogletdj fxdtj mel6en fann." Sollte 6er Künftler pon 6iefer (ßelegen^eit ©ebrauc^ gemacht ^aben, ipas nidjt bef annt ift, fo ipäre er für

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mehrere ^aiixe tpo^l 5er Ic^te 2Tldler getDefcn, 6eni Königin Cuifc 5U einem BilbnifTe gefeffen tfat.^

gufamnienfaffenö tPoUen u>ir Ijier nodj einen Blicf auf öie (ßruppenbilöer un6 ^^milicn*« öarftellungen tDcrfcn, 5ie 5tDar für öie €rfenntnis 6cr äuferen €rfdjcinung Cuifens geringere Beöcutung ^aben als Mo auf (ßrunö nteljrfadjer Si^ungen cntftanöenen Porträts, Me aber bodi ba^u öienen, 5ic Porftellung von 6er in il^rer Umgebung fte^enöen (ßefamterfc^etnuns 6er Königin 5U erweitern un6 5U pertiefen. 3""^ min6eften geben 6iefe BiI6er ein auf eigener 2tnfdjauung bcruljen6es BiI6 6apon, wie man 5U Cebseiten Cuifens i^re Crfcf^inung ftdj porftellte. Das früljcfte 6iefer BiI6er ift 6er Meine Stidj Don C^o6oimecfi pom 3aljre ^79^^ 6er König ^rie6ridj IDiKjelm IL im Kreife feiner ^amilie, 6aruntcr audj 6ie Kronprinseffm Cuife mit iljrcm älteftcn Soljne auf 6cm 2tnn, 6arfteIIt. IDo^l 6em ^aijxc \798 entftammt 6cr Stidj pon (£bcrljar6 trenne; einem Sdjülcr (EIjo6otpiccfis, auf 60m 6as glücflidje (Eltern« paar auf einem Sofa ft^en6 un6 mit 6cn bei6en ältoften Kin6em fpieIon6 6argefteUt ifl. Dicfe SdjiI6erung beljaglidj glücflidjen ^amilifnlebens fdjeint feljr beliebt getpefen ju fein, un6 u)ur6e 5. B. audj als Deforation pon ^ädjem pcnpan6t, tpie fidj allein $tpei im ffolfen^ SoUeni llTufeum bcfin6en. Derfelben ^ext entftammt audj 6ie pon fjampe geseic^nete un6 pon Hcttling gcftodjene Darftellung 6es Iuftipan6eln6en Paares, 6as 6enfe(ben bürgerlich bcfjaglidjen (Seift atmet tpie 6icfe 5amilien6arfteUung.

DarfteUung eines Porgangs pon politifdjer Be6eutung ift 6ie pon Däljling in (ßonadf^ gemalte un6 pon 3ol>^"" S^- ^^^^ gcftodjene Begegnung 5ipifdjen 6em Königspaar utt6 6cm Kaifcr 2llc|-an6er am \0. 3uni 1802 in llTemel, 6ie 6en IlTomcnt ipie6ergibt, »ie ^ric6ricb IPilljclm III. feiner (ßattin 6cn faifcrlidjen 5rcun6 porftellt. {2lbbiI6ung (Cafel ^2.) Den uMrflidjen rorgdngen bei 6icfcr Begegnung, 6ie pon 6er Königin in iljrem tZa^cbudf fcfjr cingcfjcn6 gcf*iI6crt fin6, entfpridjt 6iefe DarftcUung 6urijaus nidjt. Da bas BiI5 crft fpatcr in Berlin gemalt u>ur6c, Ijatte Pdl^ling audj feine llTöglidjfeit aufer bem Kaifcr fclbcr un6 picUcidjt feinem (ßcfan6tcn in Berlin, 2Uopäus, eine Perfönlidjfcit 5es ruffifdjcn (ßcfolgcs 6ar5uftcUcn, fon6crn begnügte fidj ausf*lic(5lidj mit 6er Umgebung 6es Königs un6 6cr Königin. Pa6urd) l^at 6as BiI6 aber wcnigftens 6en UJert für uns, 6a^ CS uns Bil6niffc pon pcrfoncn aus 6cr nädjftcn Umgebung 6es Königspaares fiberliefert Ijat, 6ic an6cnpcitig 5um (Teil gar nidjt nad)3uu>cifcn fin6. 3" ^^^ (ßruppe unbefannter Pcrfönlid}fcitcn im lMntcrgrun6c rcdjts, 6orcn Köpfe 5um Ceil pcr6ecft fin6, foUen tpal;rfc^einlic^

' I1a<b i^aillcu (oben 5. ^8(^ fcijciiit bcr '^^'^Ic*- S(bxdbtv &»«• K'*»**''»»" '•♦ »"»■ * "\. nodf einmal in pYrmont gemalt ;u t{abeit.

nodj öie von 6er Königin in iljren Jtu^cidjnungcn criDäfjnten Beyme unö iombaxb, ZTIajor ^olsmann unö ^qow öargcftcUt fein. Die ©ber^fmeiftcrin (ßrafin Pof foU mit Scdjt empört gemefen fein, 5af fie bei einem öerartigcn feierlidjen (Empfange mit 5er SdjUppt über 6em 2trm öargeftellt u>ur6e, tDOs audj 6er IDirflidjfeit faum entfprodjen Ijab^n wxvb. Vas SiI6 tDur^e im 3a^re \805 6urdj einen Kupferftidj von ^ofyxnn ^r. Solt in weiteren Kreifen befannt gemadjt, pielleidjt aus Peranlaffung 6es Sefudjes Kaifer 2tlefan6ers in 6iefem ^alfxt in Pots6am, 6cr in 6er TXadjt pom ^. 5um 5. Hopember 5U 6em befannten ^reun6fdjaftsbün6nis sujifdjen ^rie6ridj IDil^elm; Cuife un6 2tlefan6er am Sarge ^rie6ridj5 6es (ßrof en füljrte.

Dem bereits me^rfac^ genannten fj. 71* Darling per6anfen tpir auc^ 6ie Vorlagen 5ipeier gröferen Kupferftidje, auf 6enen 6ie föniglic^e ^amilie, 6as eine TXlal im engeren, 605 an6ere TXlal im tpeiteren Kreife ungefähr im 3^^re \805/06 6argefteIIt ift. Das festere pon ;f rie6ridj IDil^elm Zneyer geftodjene BiI6 5eigt 6ie ganse Königsfamilie im Sc^Iof parf pon (Eljarlottenburg, linfs 6ie (ßruppe 6er fpielen6en fünf älteften Kin6er, in 6er 2Tlitte un6 redjts ft^enö 6er König, 6ie Königin un6 Prinsefpn ZTIarianne, (ßemaljlin 6es Prinsen U)il^elm pon Preufen, 6er mit feinem Bru6er ^einridj hinter iljnen fteljt. (2tb^ biI6ung Cafel 23.)

2tuf 6as föniglidje €ltempaar un6 6ie Kin6er allein befdjränft fidj 6ie stpeite Pon 3. ^. Krettjlotp ^807 geftoc^ene Darftellung, 6ie 6en ZTToment peretpigt, u>ie 6er König 6en 5U feinem 5eljnten (ßeburtstag am ^5. ®f tober \805 sum ©ffisier ernannten Kronprinsen ^rieöridj IDil^elm 6er ZTTutter un6 Sdjtpefter sufü^rt, U)a^ren6 6ie bei6en Brü6er IDilljelm un6 Karl feljr aufgeregt 6as €mennungspatent ftu6ieren. (2tbbiI6ung Cafel 22.) Bei6e Darftellungen bringen in anfpredjen6er un6 in 6en Porträts superläffiger IDeife 6as fo oft beseugte ^amilienglücf 6es föniglidjen Paares $um 2tus6rucfe un6 seigen 6ie Königin als fcfjöne, ftattlidje, auf 6er ^ölje förperlic^er €nttpicfelung fte^en6e €rfdjeinung bereits in 6cr Cradjt, tpie fte für iljre legten Cebensjaljre im grof en un6 gansen geblieben ift.

Tlnd} 6ie (Co6esftun6e 6er Königin Cuife peretpigte 6er betpdljrte Darling in 6em pon D. Berger geftodjenen befannten Blatte un6 gemährt uns fomit ipenn audj nidjt in ^oljer fünfticrifcfjer, je6odj in superläffiger un6 anfprec^en6er ^orm eine greifbare Porftellung pon 6cm gcra6c3U porbiI6Iic^ geu>or6enen glücflidjen Familienleben 6er Königin Cuife un6 gans bcfon6ers audj iljrer perfönlic^n €rfc^einung auf 6iefem ^tntergrun6 iljrer Otigfeit als eattxn un6 Butter. (2tbbiI6ung (Cafel 26.)

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III. Königin Cuifens Crfc^einung in i^ren legten Cebensjaljren.

\806— ^8\0»

(£s ift erflarltdf, 6ag tmr in öen 3<il?^^n ^<^^ ^^ Unglücfstage Don 3ena, aus öcn Reiten öer ^ludjt, 5er Begegnung mit Hapoleon in tTilftt, 6e$ 2(ufent^Ites in Zllemcl unö Königsberg nxdtjis über Qerftellungen pon Bilöniffen 6ec Königin Cuife erfaßten. DU Unrulje 5es fjersens unö öer CebenstDeife, Kranfljeit unö Kummer, fowie Me butdf Mt Z7er(;ältniffe gebotene Z7erppid;tung 5U fparfamer IPirtfc^aft, n>er6en es nic^t 5U PoctanSI» ft^ungen I^ben fommen laffen, abgefel^en ödpon, öaf faum Kflnftler pon ivgitnbmtldfet Beöeutung in jener ^ett fxdi 6em Königspaar nähern fonnten. 2Tur pon einem Kfin^kr pon Huf erfaljren mir, 6af er in Königsberg öer Königin naije geipefen fein muf , btnn öer berüljmte Carle Demet liat am 3. 2luguft \809 öie am \. ^ebruar öes 3a^res (808 geborene (Codjter öer Königin, prinseffm Cuife, in einem im ^(jensoüem-Znufeum bcffaib« lic^n rei5enöen <ßouad;ebiIÖ öargefteüt.^ 0b öer öantals auf öer Hficf reife pon Petetsbucg befinölidje Künftler audj öie Königin gemalt ifai oöer i^r fonft näljer getreten ift, batObtt fe(;lt uns leiöer jeöe Hac^ric^t*

Bei öem ZHangel an Bilöniffen öiefer ^eit muffen uns anöere Sd^Iöerungcn 5cr äuferen (Erfd^einung öer Königin Cuife um fo tpertpoUer fein, um fo me^r, tpenn fie urfc öie folgenöe Beobad^tungen einer fcf^rfblicfenöen ^rau öarftellen, öie fic^ ntc^t mit 5cr IDieöergabe eines allgemeinen Cinörucfes begnügt, fonöem gans beftimmte eingaben madfi, Me geeignet ftnö, öie bilölidjen Darftellungen ipefentlid; ju ergdnsen unö 5U perpoUftdnöigcm Sie prinseffm Dorott^ea pon Kurlanö t^atte (ßelegcn^eit, öie Königin Cuife im yüjtt (807 in ZUemel 5U fetten unö gibt in it^ren Jtufseic^nungen audj folgenöe einge^enöe SäfUbttuni tfjrer äuferen (Erfdjeinung:* „Quelle personne charmante que cette Princessel Jamaia femme ne fut si heureuse dans son intcrieur; Jamais Reine ne fut si persöcut^ sur le tronel Sa beautc etait veritablement royale. Plus grande qu'on ne lest ordinaire- ment, sa taille ctait dans des proportions parfaites. Ses cpaules, sa poitrine ötaient incomparables; son teint ctait cblouissant; ses cheveux ctaient leg^rement chätains; son front etait noble, ses yeux pleins de douceur, ses Icvres vcrmeilles. Rien n'^galait rclegance de son cou et des mouvcnicnts de sa tcte. Peut-ctre les dents n avaient* elles pas tout Teclat que Ion aurait pu desirer, ses mains, quoiquc blanches, Ctaient

' Pas an einen ^^aumftamm acmalte Datum fdTT** aud^ ^r 2lvnu^ bc^ * ^rcunMicbc mitteilung von (5et{eimrat «'»•«*t

2(iitfan^

unö wenn Ujx ßatk jei^t als bct lorbcergcfd^Tnücftc Sieger 6er Scfreiuncjsfricije an iljr <l5rabnial hrat, fo wirb er im (Seifte iljr, 6cren Bilö in bcn 2lu%m bcs gcfaniten Dolfcs fidj jum Sdju^geift Preiifciis perfldrt Ijattc, 6ic Siegespaltne gcreidjt uu& ein inniges Danf^ gebet für ifjre geiftige ItlitiDirfung nodj aus bm Kegionen 6er Cipigfeil juni ^intmcl gefanöt l}abm.

Sei 6er Ifal7en Befric6ignng, 6ie ^rie6ridj IDilljelm über 6ie Musfüljrung 6e5 (ßrab- 6cnfnials einpfanb un6 6er er in fönigüdjcr XDeife Jlusörucf DcrÜe^, inufte il^n 6er nniftan6, ba^ ^audf öcnfclbcn <ßc6anfcTt nod} einmal in pcrän6erter ^orni jur Ilusfütyrung brarffte, im erften 2lugenblicfe ftarf befrcm6en, aber, wk fd?on angc6eutet ii>ur6c, er fclber Ifat bnidf 6en oft betonten IPunfd?, in 6eni ITIonument nidft allein 6ic Ijelyre föniglidye Jrau, fon6ern por allem audf 6ic geliebte iSattin 6argefteUt 5u fe^^n, 6en <5e6anfcn in 6cs liunftters Seele gro^gesogen, andf bk\cv Zivi 6er 2iuffaffnng ©eftalt un6 2tns6ruJ ju perkiE^cn. Bereits iraljrenÖ 6er 2tusfütjrung 6er erften ^igur in 3talien {?atte Xaudj ein ixodUs 2]Io6ell begonnen, bei 6eni er 6en frut^ercn IDilnfcf^en 6es Königs Kcdjnung trug un6 audj alles, ttsas il?m an 6er erften 2(usfül)ning rerbeffcrungsa-^ert erfdjienen u?ar, beriktfidytigte, €ines 6er u?idjtigften JlToniente 6abei it>ar, ba^ 6iefes 2IIo6elI in 6en 2lusmeffungen 6cn mirflidjen Derf^dltniffen entfprad^ un6 nidjt 6urdj überlebensgroße Itlage 6er lebensiuarmen XDirflidjfeit entnlcft ipur6c. Die Körperlage un6 ^ormengebung 6er erften Jtusfüt^tung tt^uröc im großen un6 ganjen beibct^alten, aber in 6erfelben Hid^tiing tt>ie 6urd! 6ie 2luSi* meffungen 6er Perf?ältniffe 6er Iüirf[id>reit Rechnung getragen it>ur6e, ftrebte 6er Künftler 6anad?, 6er ©eftatt 6er Königin in IDcfen un6 fjaltung 6en Stempel e6ler perridrter IlTenfc^*^ licfjf eil ju perleit^en , fo 6aß 6er König in tljreni Bil6e in erfter tinie an öie geliebte fdfön« (ßattin, nidjt an 6ie Königin, 6ie (Sefafjrtin auf 6cni Cl^rone, erinnert u>er6en mußte. XDetdje Dera?en6ung feine Statue einmal ftn6en foUte, 6aran 6aclfte 6er Künftler nicfjt: ,,lc^ madit bas Wert in metner eigenen (Seniigtuung; unb fann es nidjt öffentlidi ausgeftellt rper6en, fo ttnr6 man mir erlauben, es an einem be^enten (Orte ju rerftccfen,'' fdijreibt er an Sdjinfel, 6en er in 6iefe plane einunnl^te. Dem König gegenüber O'uröe 6as (Selycimnb gut gea>aljrt, 6enn als Saud) iljni am \, Dezember 1827 en6Hdf pon 6cr rielfacfj unter* brodjenen Jertigftellung 6iefer Jirbeit 2:TTel6ung madjte, fonnte ;frie6ridj IPilljelm über 6ie C^iftenj 6crfelben nn6 6ie 6a6urd} an 6cr erften Jtusfüljrung geübte Kritif mit ^cdit nur befrem6et fein, nal^m aber 6ie ivedjtfertigung 6cs Künftlers, 6ie 6en eigenen früljer aus* gefprodfenen tüunfdj 6es Königs in 6en Por6ergrun6 ftellte, nadj einigem 5^u6ern gfia6ig entgegen. Die ^igur fan6 in 6em 2lntifentempel beim luuen palais, jucrft in 6er 2\otun6c, 6anu in 6em Kabinett 2lufftellung, pon ipo fte im ^aljre ^905 auf Sefe^l 6es Kaifers

B08

für eine neu $u erbauenöe (ßcöenf^Ue nadi 6em ^Ifen$oUem^2nufeum fiberffl^ ipuröe. (Jlbbilöung Cafel 28.)

Die ^onngebung ift bei beiöen Statuen 6ie gleiche, abgefe^en Don 6en iSrSgen* perl^Itniffen beftct^t 5er Unterfc^ieö nur in Cinsel^eiten. IDäl^renö 6ie Charlottenburger ^tgur öer Königin in iljren überlebensgroßen dornten 6ie Crfc^einung 6er (Toten 5ur (Bettuns bringt; laßt in öer 5n>eiten 2(usfü(;rung öer 2(u5Örucf nte^r eine Sc^Iafenöe erfennen, boB Sfaixpt ift mcijx nadti xidjts 5ur Seite geneigt unö öie £age öer 2(rme unö Beine ift iDentger ftarr, aud; öie ganse €rfc^einung anmutiger, um nidjt 5u fagen menfc^Iic^er unö iDeibltd^T, geftaltet, fo öaf nad; T^audjs eigener 2Iuffaffung öie <E(;arIottenburger ^igur als öas X>or« ftuöium, öie yvdte aber als öie Cdfung öer 2Iufgabe erfannt n>eröen muffe. „Vic taqit ift ruhiger unö gen>anötcr/' beridjtet Haudj öem König, „foroie öie öer Qanöe natflrlu^« beöeutenö reid^er öie (ßen^anöung unö ein fleißiges Stuöium öer Unteren nad; öer Hatur/'

Vev^ndinis hex 2ihhxlbungcn

(Eafcl 1, ^artenbrud Königin iuife; (Delgentfllbe pon Xlflabame Vi^ii le Brurt 1802; König*

liebes Sd?lo§ ^Serlin .. . .. .. .. .. .. .. üqt bem (LiteL

^afel 2. Sei<(?nungen feer prinieffin futfr in einfm St^reiblieft*; ^of^en^onern*

IHwfeum .. ,. .. .. .. .. 5, 0/9.

-Cafel 3* €fUru nnö 6efd?njtjtfr btv Königin f uife S. X^/\t.

\, ^mbeuh, pnitjcffitt pcn lUtdknhm-BittU^, geb. prinjeffln pon %ffen, IHuMfr ber Königin Cuifc; (Ddgemälbe im (Srog(ier5aglic^en Sdyloffc 5U Iiarm(labt,

2. Marie fuife ^übcrtitte, prin^effiii von l^cffen^Barmflabi, gcfr* (Sräfin 311 Cetningen- ^li&estjcim un^ Dögsburg, ®rogmutter hti Königin luife; p adeligem 5 I&e ronj. Badi \T^2^ im Königlirfjen Staötfc^Ioffc 311 pots^am*

3. Cfjarlotte, prinieffin von llTeiflenbtirg-Stretitt, geb, prinjeffln ran Reffen- Harm (labt, tLanU wn& Stiefmutter bn Königin fuife; (Delgemäl^e im (Srogtjerjogltdyen Schlöffe 511 DarmPa^t,

4- Cljerefe, prin3ef(tn von Ctjurn uri& Caris, geb. prin5ff|tn von niccfienburg-Streli^,

Sdjojejier ber Königin fuife ; pafteltgemälbe t»onl?arbou U96, im ^oljetijoI!ern4rr«fewm* 5* Karl, fjcrjog uon UTerfletiburg'Streliö, Pafet btx Königin Citiff; Oefgemdlbe ron

SelUr U94, i»« StaMfrf?lojfe 311 potsbam. 6, Cljarlotte, ^cnogin von J)ilbburgl]aufen, geb. prinjeffin von inecflenburg'Strelig^ fiUefle

Sd^mt^tt ber Königin fuife; paftellgemÄfbe im Stöbtfdjloffe )ti potsbam. ?. Karl, prinj oon ITIerflenburg-Stiefift , Bniber bn Königin fnift; (DelgrmÄIbe von

gel [er {7^6, tm 5ta&tfd}li>ffe 3U pofsbam.

8. frieberife, pdn|efftn fonis von preugen, geb, prinjeffm von nierflenbürg'Strelitj, Sf^wefier ber Königin fuife; ®elgem5I>e im i?ejlö' bes <Srafen IPinftingerobe»

9. <5eorg, prinj von llTccflcnburg' Streit^, 3?r«5er bei Königin fuife; (Delgentälbc von 5eller i796, im 5taMf<f?Iojfc ^n potsbam.

Cafel ^. Kleinere Bil^niffe ber Königin fuife S. 32/53.

[. (5e3ei4nef pom Kronprin3fn ^fdebri^ IPÜI^elm, Beilage eines Briefes an fdnf ^rao! vom Jlttgiif* (793; im Köntglid?en r)ausard?iD.

2. nriniaturbilbnis bes Brautpaares von (Ei elf er 1793; iSerliner prii>atbe(lft.

3. Kolorierte geit^nang von ^eu fing er ^797; im fjoljenjottern-niufcnm.

4. ^eif^nmtg von plö^ unb £7ornemann t*98; tm I)otfen}oQem'inufeum.

5. IHebaiUe ran foos auf btn 25. 3Miii U98 mit ben Btlbniffen ^riebri«^ ttHIl^efm» tll. unb bcr Königin fuife, überreicht bei il^rem erfien i?efu£^e Sd^Ieflens.

23

sis

'CEafel 5. f affimile eines Briefes ber prinseffin f uife vom 27. Vfiäv^ 1793 an iljren Der» lobten, Kronprin3 ^riebric^ lPiI!^eIm, mit Ilac^fc^rift von prinsefftn ^riebertfe; Königliches Iiausarc^iü 5. 40/4 U

•tCafel 6. Die Königlich preiigifc^e familie. 1 5.5^57.

1. frieberife, prinsefjin von Preußen, £7er3ogin von IJorf, StieffAiPefter König ^rieM<^ IPiIt)eIms III.; pa{)eUgemaibe im Berliner Schlöffe.

2. jriebrid; It)ilt)elm IL, König Don preußen; (Delgemdlbe pon (Sraff im marmorpalai» 511 potsbam.

5. Jrieberife, Königin von preugen, IHutter Jriebric^ IPilljelms III.; Oelgemdlbe im Had^Iaffc 3tirer IHajeftat ber Kaiferin f riebric^.

4. lüiltjelm, prin3 von preugen, Briiber Jriebric^ IPiltjelms III.; Kupferfiic^ oon BoIIinge r nad^ D3f)Iing.

5. ITIarianne, prinseffin von preugen, geb. prinjeffm von l^effen ' Bomburg , (Stmaffim br» porigen; Kupferftic^ von Bolt nad^ W, Sc^abom.

(). £Jeinricb, Sruber friebric^ IPilbelms III.; Kupferfiic^ von BoIIinger nadj DSl^Iing.

7. IDill^elinine, prinsefftn von prcngen, prin5ef|tn von Oranien, Königin ber Hteberianbe, Scf^roeftcr Jriebric^ IPilljelms III.; pajiellgemälbe von (Cifc^bcin im Heid^mnffitm jn 2lmftcrbam.

8. fouis, prins von preugen, örubcr Jriebrii^ IPill^elms III.; (Delgemälbe im Beritner Sdplojfe.

9. 2lugu{)e, prin5efftn Don prengen, «Erbprinjcfftn von l^effen * Kaff el , Sc^mefler ^rtebric^ IPiliielms III.; Kupferftic^ von (Srimm nadf Bury.

lEafel 7. Kronprin3cffin Cuife unb il^re Scbmefter ^rieberife befrdnsen bie Biiße Könt^ jriebricb IDilbelms II.; COelgemälbe von ITeitfc^ ^795, im Berliner 5(^(offe S. 64/^5.

"(Eafel 8. a. Kronprin3effin £uife mit tt)rer Sc^meßer ^rieberife; ^eic^nnng von

3. S' *^- CEifc^bein 1794, im Berliner privatbefifee 5. 72/73.

b. Kronprin3effin f uife mit bem am |5. (Dftober {Tf)'* geborenen prinjen ^friebric^ IPillielm (IV.); (Delgemälbe im BefiQe bes l>er3ogs von Cnmberlanb, Hannover 5. 72/7S.

'(Eafel 9. Kronprin3cffin £utfe mit it^rer Sdfweitev Jricberife; ITIarmorgruppe Don (S.Sdfabow im Berliner 5(^Ioffe, oollenbet ^79«i S. 88/89.

■tEafcI 10. Die Königlid? preugifc^e Jamilie. II S. ^04/105.

1. Karl irilbelm Jerbinanb, 5er3og von Braunftoeig ; Kupferftic^ von Sd^ener nadf SAröbcr.

2. <£Iifabctf) Cbriftine, IPitme König Jricbriii^s bes <5rcgen von preugen; (Delgemflibc von CQraff im £Jol?en3oUern'inufeum.

3. ßcinriA, prin3 von preugen, Brnber ^riebricbs bes (ßrogen; (DrlgemSIbe ©on (Sraff im Berliner Sdyloffe.

4. tuife, JTTarfgrafin von Branbcnburgfdjwebt, prin3cfj!n ,ferbinanb von prengen; Kupfer« ftxdf von fint^enid? nadf v. b. Borcb.

3. Jcrbinanb, prin3 von preugen, jüngfter Bruber .friebric^s bes (Srogen; (Delgem&Ibe im

fdjlojfe Beüevue 3U Berlin. «i. irilbelmine, prin3efrin von preugen, €rbfitattbalterin ber Hteberlanbe, Sctoefler König

JriebriA lUilbcIms II.; 0elgem51be von (Eifd>bein im Berliner Sd^Ioffe. 7. Jluguft, prin3 von preugen, fobn bes prin .ferbinanb; (DelgemSlbe im Befi^ bes

Jürften i\ab3in>ill.

e, £tiifc, prinjfffift von pten^en, Jürptu HabjiiPTÜ, Codytet bes prinsen ^erbinan^ i?ott

preiigen; Kupftrftic^ von 3^ ^ollin^cr nad^ p* J, Borbou. 9. iouis fcr&mani», prin} von pvtu^ttu gep*l806; (!>elgaiiä!bf poit «ßraffi im ^otjenjoflcrn- ITlufcuin* '(Tafcf u. Kroit|>rinjcffiji Cuifc; 0cIgemäI^e pon 3* J* 21. Cif t^bein \7^s, \m ^tvlintt

Sdjioffe ,. .. .. ,. S. 120/uU

Cafd Bege^min^ jirifc^fii KSnigin iuife, Jriebri«^ JPillfcftn III. unfe Kaifcr ^lltian^et von Huglan^ in IlTemet am lo» ^ani I602; (Souac^egemdlbc pon Dii^Vin^ im

^o(jcn5oHfrn'lTtiifeuiii ., ., ., .. .. ,. 5. ^36/137.

Cafel (3. KronprtJij^ffin £uife; pafiellgem^Ibe von Sillctti (Ea(fatrt itm U9T, im Qof^ett'

jolUni-ITtufuum ,. , , 5. l52/\53»

'dafd H* K ö 11 tgin iuife; Kolorierter Kupfetflid^ pon (Cielfer [T^e^, im Bidiftt^olltzn" in uf cum , .. 5. ^ 76/177.

'tLafei \5, Königin iuife; (Dtl^tmälbe von 333tttifr 1799, im Berliner Sc^^Ioffe .. S. i^^/iBh. •Cafcl \^. frieöric^ IPittjclm IIL; ©clgeniälbe von Bdttner (799, im Herlinev 5t^foffe;

(Segetiftücf 5uni üorigcn ^tlbe S, 2Qa/20i.

"^afel (7. Königin £uife; paßellgemfilbe pon 5d? rdber um isoo^ im Zteuert pafats jn

potsbam .. .. 5. 216,217.

"Cafrl (B. Konigtin (nife; ber Kopf aÜetn bes auf Cafe! \ triebergegcbenen ^^itbnirfes

von ITTabame Digee U örun ^802 .. .. .. 5.232/233.

^afel 19. ^faffiniile einer Seite bes (Ea^ebnd^es ber (ßräfin Vo% vom 5. bis 7. 3iitt 1807,

betreffe nb bie ^tifammenfunft ber Königin Cuife mit ZTapoleon in (Etlfit;

(Sefj, Staatsarc^io .. ., 5. 2<^o/2^(.

'ffafel 20. Königin £utfc; 0cfacm3Ibe Don (Sraffi ^802, im £^ot|cn3oliern*iniifeum S. 256/257.

<Cafel21. Pie Kaiferlidj 2\ufftff^e j^amilie unb Zlapoleon , .. 5,272/273.

\, <ElifiibHE] ?ltereien:>na^ Kaiferin von HugUtnb; 0eIgemälbe von ITIabame Vi^tt Ic Brtirt im fVerjogltdjrn Sdiloffe ju 23raiinfc^tDcig.

2. JUejanbcr, Kaifcr pon Ruglanb; ^elgcmäibe üon ITTcibame Digfe le Brun im t7fr3öglidyen 5d?Iöffc 3U ^raunfd^iDeig*

3. Vfiatia JeoboronMta, Kaiferin-lHutter üon ^iiglanb; Kupferftic^ rou Klaub er 1805 nadi Ktigetgen.

Kaifer Hapolcon; 0clgemälbe von K. f efeore 1802, im Potsbamer Stabtft^loffe. I^cfena, <Scogfiirftin t>on Hu§lanb^ «Erbpriujeffin Pen ntecftenb ur^-Sd? trenn; pdfleUgemdlbe im Ct^arlottcnburger rdilojfc.

6. ^friebridy fubipig, €rbprin3 pon IITccfIenburg*S<^tPertn; Knjirfrrflid; Pon Qeuer nüd^ Suljtlanb im C5rogI|cr3ogltif?en ITtufcum 3U Sc^tpcrin.

21nna, (5ro§fürftin pon Ruglanb^ (5emat^(in bes (Srogfürflen Koitfiantin; KupferfHf^ von VHilon nadf Benner.

Konjtantin^ (Srogfürft pon Hußlanb; Knpferftit^ von t^enbramtni nad^ 5t. ^(ubin.

ITlaria, <Si:ö§fiirfti?i von Ktifelanb, ^rbprinjeffin pon Sa<trfen - lt»eimar ; Kupferf^i^f Pon

<£. initiier na<^ 3agemann»

»dafel 22. ^riebrid? a^ill^clm III. ftil|rt ber Königin £iiife ben 30m 0ffijier ernannten

Kronprin3en 3«, 1805; ge|tod?en Pon Kret1|Ion> (ieo7) nac^ DaMing 5.30^/505.

*^Caffl 23. Die Kdniglid^e ^amtlie im parf pon Cttartottenbnrg »m 1603; Kupferfti«^ foit

Jf.lP. IHeyer nad? Dflliling - 5.320/321.

5.

7.

567

*(CafeI 24. Der Kdntgtn £ntfe nat)eflef{enbe perfonen 5. 336/337.

X. (Seneral pon K5(frt^; paßeUgernftlbe im f^oi}en5oQem«ninfenm.

2. (Srdfin Dog; ^rben^ol^fc^nttt von Unselmann.

3. X>elbrficf, €r3tet{er ber ältefien prinjen; mintahtrbilbnts im f^oitenjoHern-niiifenm,

4. (5raf f^augtpi^; Kupferfiic^ von BoIIinger nac^ £auer.

5. ^retf{err pom Stein; Kupferfiic^ oon SoIIinger nad^ Hingflaefe.

6. Staatsfansler Qarbenberg; Kupferflic^ Don Sin^enid^ nad^ Sd^rdber.

7. Ceibarjt Qufelanb; Kupferftic^ von XReno Qaas nac^ j. (Cifd^bein ^798.

8. ^ran pon Berg; (Delgemälbe im Befi^e bes <5rafen X>o%,

9. (Selj. Kabinettsrat Beyme; KupferfHc^.

^(Eafel 25. Kdnigin £uife im Heitf leibe; paftellgemdlbe Don (Cernite ^810, im ^o^tnioiltvn' niufeum S. 3W345.

'(Eafel 26. Kdnigin £uife auf bem Sterbelager in f^otiensierig am ^9. 3nli \s\o\ Kupfer^id^ pon Berger nac^ DSljIing S. 332/333.

'(Cafel 27. (Cotenmasfe nnb 2lbgu6 ber f^anb ber K5nigin £uife; Qot)en3.«Xnnfeum S. 360/3« |.

'CEafel 28. (Srabbenfmal ber Kdnigin £uife pon CI{r. X>. Hanc^, 5iDeite 2lu5f&f{rung; Qoljen«

SoIIern-inufcum S. 376/377.

Brrid^tigun«); 5ritr 96 ^nlt 8 unb 9 ift fkatt .Kaifrr von (Drfkrrrrid}" 31 Itfrn: „Kaifrr 0on Prutfcirlanb''.

^IptjaBctifcf|es P^rjcid^nis bcv 3ilbntffc

2flc|anl>er, Kaifer von Hugfüttb; Caftl \2* 2^♦ Jilcranbrinei pnnjefpn pon prcugen; (Eafel22, 23, 2inna, (Srogfiirftin von Hu§lan&; tZaft[2\. Jlugtip, pnn5 von preu§fii^ (Eafel lo. 2iiT^upc, prittjefftn ron prewfeu, €rbprinjcffm pon

l7<ffen'Kaffcr; CEafel 6. pon Berg, Jfrau; (Eafef 2^. Beyme; (Cafcl 2*^. »on Buc^, Konimertjerr; (Tafel (2. Ct?arloHe, priTisefpit von Htccflenbwrg'Stiftifti

Stiefmutier ber Königin Cuife; tlafel 5. dl^arlotte, fjerjogin von ^i[bbmqlqau\m, Sd^xve^tt

5er Königin iuife; Ca fei 5. 4£l]arlolte, prinjeffi" t^oii preugeri; (Tafel 22. 23* Dtlhtüd, €räicl?er &er prinsen; (Tafel 2^* €lifabetli 21 IcfcjetDna, Kaiferin poh Hulfanb;

Crafel2i. I i f a be 1 1} Cl| r i fk hte , Köntgin«n?tttpe van preugen ;

(Tafel 10. ^erbinanÄ, prin3 von prenge«; (Tafel ^o, (fcieöerife, Königin üon prcugcn; CCafel 6. Jfrie^erife, prin5efPn von JXttdknhnt^' BtrtU^,

ITTutter bn Königin fnifc; (Tafel 3. JfrieÖerife, prinjeffin Conis ponprengen, Sd^tpefter

bcr Königin fuife; CEafel 5. 7. 8, 9. J^ie^e^ife, prinjcffin pon preugen, fjenogin poii

l^orf; (Tafel 6. jrte&rii^ (ubmig, ^rbprinj pon ttltditnbnt^*

Sc^menn; (Tafel 2{, ^rieörtd? IPill^cfni II., König ron prcugen;

Hafel «. 7, ;5iiebti<^ lüill^elm 111., Kronprinj (König) pon

preugen; CafeM, 12. i«. 22. 23. Ijfriebric^ IPil^elm, prinj pon preugen, fpäter

König ^Tie&ndy TDilt^elm IV.; (Tafel B. 22. 23. <Seorg, prinj pon Illecflenburg'Streliöy BniÖrr ^c^

Königin fuife; (Tafel 3. £^arbenberg; (Tafel 2^. <5raf f^augipt^; (Tafel 2^. fjeinri<^, prinj pon preugen, 53^ll^e^ Jnc^ri(^f

bes <Srogen; (Tafel \*>. ^eintic^, prin^ pou preugen^ Bruber ^ttebric^

IXHII^Ims tu.; (Tafel 6. U* 23.

f^elcna, Crbprin^fffin von inctflcnburg*5djtperin;

CafcU^. fjiifelanb; (Tafel 2^. KalcFreutf;, «Braf, <Seneral; (Tafel (2. Karl, l7er3og von ITledlenburg'Strditj, Dater te

Königin £nife; (Tafel 3, Karl, pnn5 Pon ITTedlenburg-Streltö, Bruber ber

Königin iuife; (Cafrl 3. Karl, prina pon prcugm; (Tafel 22, 23. Karl IPillielm ^Jerbinanb, IJerjog POit Bratin«

f(^u?cig; Cafel to. ron Köcfriö, (Seneral; (Tafel {2. 2^. KortPantin, (Srogfürfi Pon Huglanb; (Tafelst, i Ollis, prin5 Pon preugen, Bruber ^friebric^

irilljelms III.; CTafel 6. Couis Jeibinanb, prins pon preugcn; (Tafel \o. iuife, Königin; (Tafel \, 2. ^. 0. 7. 8* 9* lU 12. 13.

H* t5. U* 19. 20. 22. 25. 25. 26. 27. 28. fuife, prinjeffrn ferbinanb pon prengen; (Tafel 10, f ntfe, prinscfitn r*on preugen, pennÄM*^ prin^efftn

Kab5itpill; (Tafel ^o. in a r ia, <f rbprinjeffin Pon Sadyferi-IDeimar ; (Tafel 21. ÜTarta ^eoborotpna, Kaiferin-tltttlter Pon Hng*

lanb; (Tafel 2\, HTariannr, prinjeffin pon prengen; (Tafel 6. 23, llTaric £uife Gilbert ine, prinjcfjtn Pon Reffen*

Darmftabt, C&rogmutter ber Königin iuife; (Taf.3. von lltaffoiP, I7ofmarfd?a0; (Tafel 12. «Sräfln HloUfe, i:iofbame; (Tafel \2. ttapoleon 1-, Kaifer von ^ranfteidy; (Tafel 2\* von 5d?ilben, Kammerlierr; Cafel 12. jreit^erT pom Stein; Cafel 24. (Tl^erefe, prin5eff!n pon (Tt^urn unb Cafis, 5<^iPfjlfr

ber Königin £uife; (Tafel 5. ißräf^n Dog, (Dberljöfmcifterin ; (Tafel 12. 2^. irilt^elm, prinj pon prengen^ Bruber König

^riebtid; IDtll^elms HI ; (Tafel 6. u* 23* lüilljelni, prin5 von preiigen, fj^5tet König imb

Kaifer irill]elm I.; Cafel 22. 25. IPilt^elmine, prinjefftn pon preugen^ €rbflatt«

t^altertit ber Hieberlanbe; (Cafel \o. lüiltielmine, prinseffin Pon preugen, Königin

^r nieberlanbe; Cafel €.

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es bis €nbc Jtuguft öes 3*^^^^^^ ""^^^ ^^" Jlugcn öcs Königs fcrtiggcftcllt war. (Eine SdjtDierigfctt ^atte ftd; nod; aus 6em tPunfc^ ^rieörid; tPil^elnts ergcketi, 6ie <ßrabfigur in Ccbcnsgrögc unö nidjt gleid? öent ZlIoöcII, iti übericbetisgrofcr DarftcUung ausdcful^ 5u fcljen. ®bu>o^l es 6ent Künfticr mit ^ülfe 5er föniglidjen ^antilie unö öcr befragten Sadfperftänöigen gelang, öen König 5ur 2Iufgabe öiefes IPunfdjes 5U betoegen, entftanö aus öiefem (ßc6anfcn öcr (Entfdjluf Haudjs, eine sroeite gan5 öen inncrfteri IPünfc^en ^rieöric^ lüilljclnis, öie u)a^renö öer 2trbeit crft fo redjt sutage getreten u>aren, etitfprec^enöe ^igur 5u fd)affen. Sefjr fdjrocr tüuröe öem König öie ^upi^'^u^ö ^^5"/ öag öie 2Iu5ffiI;ntn0 in IHarmor nidjt unter feinen 2tugen in 23erlin, fonöern fem in Hont gefc^eljen foUte, aber er fügte fidj fdjlieglidj öen fadjlidjen (ßrünöen. Porljer aber tüuröe ein 2(bgug öes Sarfop^ages angefertigt unö in öent ZITaufoIeunt propiforifdj aufgeftellt. (Ein 2lbgug öes Kopfes tpuröe von iljm nteljrfadj an öer Königin Cuife unö itjni na^efte^enöe Perfönlic^»* feiten perfdjenft.

5ur 2tusfüljrung in 21Iantior tDuröe bas ITlobcü öer (ßrabfigur nadj 3**ili^" gefanöt, wo fie mit öem Sarfop^ag in (Tarrara unö Som in öen 3^^^<^" ^^^ (Erhebung Preugens gegen Hapoleons fjerrfdjaft öer PoUenöung entgegenreifte. 2tm ^9. 3wli 181^ ^^ Coöestage öer Königin tt>uröe öie Statue pon Hom unö öer Sarfop^ag pon Carrara nadj Cipomo abgefanöt, um an Sorö einer englifdjen Srigantine auf öem Seeipege na<^ Hamburg gebradjt 5U tperöen. 2tber fo oljne tpeiteros foUte öie Seljnfudjt ^rieöric^ IDil^bns nai) öent (ßraböenfntal feiner (ßattin nicbt geftillt tperöen, öenn bas (Erattsportfdjiff tpuröe pon einent anterifanifdjen Kaper aufgebradjt, öer balö öarauf tpieöer pon einem englifdjcn Sdjiffe genomnten ipuröe, fo öag nadj maitdjerlei Sdjipierigfeiten öie Senöung erft am 22. IMax \8\5 in Berlin eintreffen fonitte. Die Soinigung unö Zlufftellung im C^rbtten«" burger iHaufoIeunt a?ar bereits am 50. ilTai unmittelbar por öer Hücffeljr öes Königs aus IDten beenöct, öer alsbalö, nocfj an öemfelben Zlbenö uitö gea?tf mit nopfenöem Ijorsen, feine Schritte öurdj öie öunfle ^icbtenallee nac^ öent IHaufoIeunt lentte, öeffen (ßeujölbe bas was an £uife fterblidj a?ar, barg, tpätjrenö in öem oberen Saunte i^r ZTIannor« bilö öie Erinnerung an fie beleben unö iljrc (Erfdjeinung iti fünftlerifij pollenöeter ^orm öer Hadju?elt überliefern foUte. IDeldje ©eöanfen ntogeit ^rieörid) IPiltjelms Seele bcn>egt tjabcn, als er je^t an öas Pcnfmal öerjonigeit trat, öor fein gatises l^ers Pon öem erflen (Tage iljrer 23cfanntfdjaft ait geljort Ijalte, öie feine Ijolöe (ßofdijrtin in öen (Tagen öes (ßlücfes unö fein befter (Eroft unö feine ^ußudit in öen Reiten öer Hot unö (Emieörigung geujofen trar. jljr 2luge Ijatle öie pon iljr fo etiorgifd} geföröcrte Heuorgantfierung unö (Erljebung öes Tat^^rlanöes «"»ö öie B**frr«'*»< p«- '^o^ 7/1»-»^' v-i« ^x{^' ^^i^x gefd^ut.

unö u>enn iljr (Baut je^t als 6cr lorbecrgcfdjntücftc Sieger öer Sefrciungsfricge an iljr (Svabmal trat, fo wxvb er int (Seifte iljr, öcren Bilö in öen 2tugen 5es gefamten Polfes fidj 5um Sdju^getft Preußens perfldrt Ijatte, öie Siegespalme gereidjt unö ein inniges VanU gebet für iljre geiftige ZTIitipirfung nodj aus öen Hegionen öer €tDigfeit sunt fjimmel gefanöt I^aben.

Bei öer Ifotim Sefrieöigung, öie ^^eöriclj IDil^elm über öie 2tusfü^rung öes (Bxab^ öenfmals empfanö unö öer er in foniglidjer IDeife 2tusörucf perlie^, mufte iljn öer Umftanö, öaf Haudj öenfelben (ßeöanfen noc^ einmal in peränöerter ^orm 5ur 2tusfüljrung bradjte, im erften 2tugenblicfe ftarf befremöen, aber, u>ie fdjon angeöeutet u>uröe, er felber Ijat öurdj öen oft betonten IDunfdj, in öem ZTTonument nidjt allein öie ^e^re föniglidje ^rau, fonöem por allem auc^ öie geliebte (Saüxn öargefteUt 5U fe^n, öen (ßeöanfen in öes Künftlers Seele grof gesogen, audj öiefer 2trt öer 2tuffaffung (ßeftalt unö 2tusörucf 5U perleiljen. Bereits tpä^renö öer 2tusfü^rung öer erften ^igur in 3^ölien Ijatte Haudj ein stpeites 2Tloöell begonnen, bei öem er öen früheren IDünfdjen öes Königs Hedjnung trug unö audj alles, tpas i^m an öer erften 2tusfüljrung perbcfferungsu>ert erfdjienen u>ar, berücffidjtigte. (Eines öer a?idjtigften ZHomente öabei u>ar, öaf öiefes ZlToöell in öen 2tusmeffungen öen u>irflidjen Perljältniffen entfpradj unö nidjt öurdj überlebensgrof e ZTIaf e öer lebensmarmen IDirflidjfcit entrücft u>uröe. Die Körperlage unö ^ormengebung öer erften Zlusfüljrung u)uröe im grofen unö gansen beibe^lten, aber in öerfelben Hidjtung tpie öurc^ öie 2Ius^ meffungen öer üerljältniffe öer IDirflidjfeit Hedjnung getragen u>uröe, ftrebte öer Künftler öanadj, öer (ßeftalt öer Königin in XDefen unö fjaltung öen Stempel eöler perflärter 2Tlenfdj^ lidjf eit 5U perleiljen , fo öaf öer König in iljrem Bilöe in erftcr Cinie an öie geliebte fdjöne (ßattin, nidjt an öie Königin, öie (ßefä^rtin auf öem (Ct^rone, erinnert tperöen mufte. IDeldje Penpenöung feine Siaim einmal finöen foUte, öaran badfte öer Künftler nidjt: „idj madje bas VDzvt 5U meiner eigenen (Genugtuung; unö fann es nidjt öffentlidj ausgeftellt u>eröen, fo u>irö man mir erlauben, es an einem öesenten ®rte 5U perftecfen," fdjreibt er an Sdjinfel, öen er in öiefe piäne einmei^te. Dem König gegenüber u>uröe bas (ßeljeimnis gut gcu?aljrt, öenn als Hauc^ i^m am \. Dejember ^827 enölidj pon öer pielfadj unter* brodjenen ^ertigftellung öiefer 2lrbeit ZTTelöung madjte, fonnte ^rieöridj IDil^elm über öie €|iften5 öerfelben unö öie öaöurdj an öer erften 2tusfü^rung geübte Kritif mit Hec^t nur befremöet fein, naljm aber öie Sedjtfertigung öes Künftlers, öie öen eigenen früher aus«» gefproc^enen IDunfdj öes Königs in öen Doröergrunö ftellte, nac^ einigem S<^ubctn gnäöig entgegen. Die ^igur fanö in öem Zlntifentempel beim Heuen Palais, suerft in öer Hotunöe, öann in öem Kabinett 2tufftellung, pon nx) fie im 3atjre ^905 auf Befehl öes Kaifers

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für eine neu 5U crbauciiöc (ßcöenf^Ue nadf öem ^tjensoUem^ZHufeum fiberfä^ ipuröe. (JlbWIÖung Cafcl 28.)

Die Formgebung ift bei beiöen Statuen Me gleiche, abgefc^en von 6en <0rögen<' perl^ltniffen befiel;! öer Unterfdjteö nur in Cinjel^eiten. IDdt^renö 6ie CI;ar(ottenburger ^tgur 6er Königin in i^ren uberlebensgrofcn formen 6ie Crfc^etnung 6cr Coten 5ur (Bettuns bringt, lä^t in öer stDeiten 2(usfüt;rung öer Tiusbtud nte^r eine Sc^Iafenbe erfennen, bos Qaupt ift mcijv nadi rechts 5ur Seite geneigt unö öie £age öer 2(rme unö Bfine ift iDenigcr ftarr, axxd} öie ganse Crfcbeinung anmutiger, um nid^t 5U fagen menfc^Iid^er unö wttblxdtfCT, geftaltet, fo öaf nadj Haudjs eigener 2Iuffaffung öie (C^rlottenburger 5^gur als öas X>or« ftuöium, öie sn^eite aber als öie Cöfung öer 2(ufgabe erfannt iperöen mfiffe* „Sie ta^t ift ruijigcr unö gen>anötcr/' bcridjtet Haudj öem König, „foroie öie öer Qdnöe notärlb^, beöeutenö rcidjer öie (ßemanöung unö ein fleifigcs Stuöium öer Unteren nad; öer Hatur.''

Per5cidjni5 bev 2lf>biI6ungcn

(Eafel \. gatb^nhtüä K9ni0tn Cuift; (D^l^emäl^e von Xdübami Pigec UBrun (bo2; Kditig*

Ud^ts Sdylog öertiii » » ,, » .. .. Vor hem diiti,

ICafel 2. ^ttd^nun^en 5er prtnjeffin £isife tit riitfm S^^tei^l^f f te; Qolirn^ollerii*

Mufeum -. , .. .. ,. 5. 8/9,

^afet 5. Altern nnb <gef4?mifirr 5cr Königin £uiff .* ., .. S* {^/{7.

{, ^Tuhcxih, priu|ef(in iNjn HTecflenbitr^-Strell^, geb. pHnsefjtn i?on Reffen, ITTnfrfrer 6er Königin £uife; <De[gemältoe im C5rogljer3öglid?en Sf^ploffr ju ParmPabL

2. ITlarie fuife Hlheüint , prinjeffiii pon r7effen'BanTtitaM, aeb. (Sräfin ju Icmtiigeti' IJctbesl^etm nnb IJagsburg, iSrogmiitter 6er Königin fuife; pdflellaiemälbe ron^, Had? IT«»2, im Königlidjen Stabtfdjlojfc 311 potsbam.

3, Cljarlotte, pnnjefpn poti ITTerflenbarg-Streliö. «jeb» prinjeffln pon %fftfn-Parm|^a6t tLanic nnb Stiefmutter 6er Kdnigin f iitfe; (Dcfgemdibe im (Srogf^erjoglid^eii 5d?Io|fc ju Parmpiabtt

^. (Tl^erefe, prinjeffin von Hfynn uu6 (Ea^is, geb. pnnjeffiri von HTerflmburg-Strelift, Si^ujeiier 6er Königin fuife; pafteligemälbe rori ^at6on ^790, im l^of|eti5c>Ilcni4nufeum«

5. Karl, l^erjog von UTecffenburg' Skelid , t^ater 6er Königin fuife; (!>elgem5[6e von geÜer \7^^, im S(a6tfdjIojfe jn pot56am.

6. Cijadotte, fjerjagin oon £7iibburgl7anfen, geb, prinjrfPn von lUeifleTiburg' Streit g, Ältrfte Sc^meftcr 6eT Königin fuife; paftellgemälbe im StaMfdjIöffe ju potsdam.

7. Karl, prinj Don ITtecffenburg' Streu ft, trüber 6er Königin fuife; (15elgemäl6e von Seil er {i^^d, m StaMf^Ioffe 311 pot^bam.

8. ^frieberife, prinjeffirt fouis pon prenften, geb. pri«5effin von IHerflenburg'StrrliJj, Sü^ioeper 6er Königin fuife; (De[gein3I6e im i^eft^e 6es (Srafen U^inöingerobe.

9. i3iota, pritt] von IlTecflenburg-Slreli^, ^ni6er brr Kdnigiit fuife; (Defgem^ibe xKm geller \7^^, im Sta6tfrf?IpiTc 5U potsbam.

ILafet ^. Kleinere 3?iI6niffe 6fr Königin f nife ,. .. .. *. .. 5. 52/55*

l* <5e3ei(%net pom Krönfrtn3cn .frtebrid? ll^ilt|elm, ^eifogc eines Briefes an feine ^rötil

vom 21uguft ^7^5; im Königlid^en C^ausarct^tD, 2. Miniaturbilbn(5 6es Brautpaares pon (Steifer 1795; Berliner priratbep^. S. Kolorierte Sridynung oon I^eaftnger ^797; im l^aJjen^oUern-inufewm. f. ^eidynung pon pIÖ^ ^^nb I^ornemann U98; im I^otfensoDeni-niMfeum. lUebatUe pon toos auf btn 25. 3uni 1798 mit 6en Bilbniffeti jrie6rid; tlHltjelms III. nn6 6er Königin fuife, überreid^l bei tljrem erften Befud^e Sdjlefiens.

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