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Einleitung In einem vielumfaffenden Werke, in dem Leichtigfeit des Verftändniffes und Klarheit des Totaleindruds erſtrebt werden, find Compofition und Gliederung in der Anordnung des Ganzen faft noch wichtiger als die Neichhaltigfeit des Inhalts. Diefes Bedürfnig wird um fo fühlbarer, als in dem Buche von der Katur (im Kosmos) die Berall- gemeinerung der Anftchten, fowohl in der Objectivität der äußeren Erfcheinung als in dem Nefler der Natur auf das Innere des Menſchen (auf feine Einbildungskraft und feine Gefühle), von dev Herzählung der einzelnen Refultate forg- fam getrennt werden muß. Jene Berallgemeinerung, in welcher die Weltanfhauung als ein Naturganzes auftritt; zugleich aber auch nachgewiefen wird, wie unter den ver: fchiedenften Zonen, in dem Lauf der Jahrhunderte, allmälig die Menichheit das Zufammenwirfen der Kräfte zu erfennen gefucht Bat: ift in den erften zwei Bänden des Kosmos ent: halten. Wenn eine bedeutfame Anreihung von Erfcheinungen A auch an ficb dazu geeignet ift den urſachlichen Zufammen- bang erfennen zu laffen; jo kann doch das allgemeine Naturgemälde nur dann einen lebensfrijchen Cindrud bervorbringen, wenn es, in enge Grenzen eingefchloffen, nicht durch allzu große Anhäufung zufammengedrängter TIhatfachen an Ueberfichtlichfeit verliert. Wie man in Eammlungen graphiicher Darftellungen der Erdoberfläche, oder der inneren Eonftruction der Erdrinde, - generelle Ueberjichtsfarten den fpeciellen vorhergehen läßt; fo hat es mir in der phyfifchen Weltbefchreibung am geeignet- ten und dem Verftändniß Des Vortrags am entiprechenditen gefehienen, auf Die Betrachtung des Weltganzen aus allge meinen und höheren &efichtspunften, in den zwei legten Bänden meiner Schrift folche ſpecielle Ergebnifie der Beob- achtung abgefondert folgen zu laffen, welche den gegenwär- tigen Zuftand unferes Wiffens vorzugsweife begründen, Es find daher dieſe beiden Bände, nach meiner ſchon früher ge- machten Erinnerung (Bd, IM. S. 4—9), nur als eine Er— weiterung und forgfältigere Ausführung des allgemeinen Naturgemäldes (Bd. 1. ©. 79 — 493) zu betrachten; und wie von beiden Sphären des Kosmos die uranologiſche oder fiderifche ausfchlieglich in dem dritten Bande behan- delt worden ift, fo bleibt die tellurifche Sphäre dem jebt erfcheinenden legten Bande beftimmt. Auf dieſe Weife ift bie uralte, einfache und natürliche Scheidung des Öefchaffenen in Himmel und Erde, wie fie bei allen Völkern, in den früheften Denfmälern des Bewußtfeins dev Menjchheit auf _ tritt, beibehalten worden, | Wenn ſchon im Weltall der Uebergang von dem Firftern- himmel, an welchem zahllofe Sonnen, fei es ifolixt oder um | Qu einander freifend, fei es als ferne Nebel, leuchten, zu unferem Planetenſyſteme ein Herabiteigen von dem Großen und Uni- verfellen zu dem relativ Kleinen und Befonderen tft; fo wird der Schauplaß der Betrachtung noch um vieles verengt, wenn man von der Gefammtheit Des geftaltenreichen Sonnengebieted zu einem einigen um die Sonne freifenden Planeten, zu dem Erdſphäroid, übergeht. Die Entfernung des nächiten Fir- ternes, & Centauri, it noch 263mal größer als der Durch- meſſer unferes Sonnengebietes, bis zum Aphel des Cometen von 1680 gerechnet; und doch liegt dieſes Aphel fchon 853mal weiter als unfere Erde von der Sonne (Kosmos Br. IT. S. 582). Dieje Zahlen (die Barallare von & Cent. zu 0,9187 gerechnet) beftimmen annäherungsweife zugleich die Diftanz einer ung nahen Negion des Firfternhimmels von der vermutheten äußerſten Region des Sonnengebietes, wie die Entfernung Ddiefer Grenze von dem Ort der Erde, Die Uranologie, welche ſich mit dem befchäftigt, was den fernen Weltraum erfüllt, bewahrt ihren alten Ruhm, den anregenditen Eindruck des Erhabenen auf die Ein- bildungsfraft hervorzubringen, durch Die Unerfaßbarfeit der Raum- und Zahlenverhältniffe, die fie darbietet; Durch Die erkannte Ordnung und Gefegmäßigfeit in der Bewegung der Weltförper; durch die Bewunderung, welche den errungenen Nefultaten dev Beobachtung und einer geiftigen Forfchung ge- zolft wird, Dieſes Gefühl dev Negelmäßigfeit und Periodicität hat ſich fo früh dem Menfchen aufgedrängt, daß es ftch oft in den Sprachformen veflectivt, welche auf den geordneten Lauf der Geftirne hindeuten. Dazu find die erfannten Gefege, die in der himmliſchen Sphäre walten, vielleicht am bewunderns- wirdigiten durch ihre Einfachheit, da fte fich allein auf das 6 Maaß und die Vertheilung der angehäuften ponderablen Materie und deren Anziehungskräfte gründen. Der Eindruck des Erhabenen, wenn er aus dem Unermeßlichen und ſinnlich Großen entſpringt, geht, uns ſelbſt faſt unbewußt, durch das geheimnißvolle Band, welches das Ueberſinnliche mit dem Sinnlichen verknüpft, in eine andre, höhere Sphäre der Ideen über. Es wohnt dem Bilde des Unermeßlichen, des Grenzen— lofen, des Unendlichen eine Kraft bei, die zu erniter, feier licher Stimmung anregt und, wie in dem Eindrud alles geijtig Großen und moralifch Erhabenen, nicht ohne Rührung ift. Die Wirkung, welche der Anblid außerordentlicher Him— melserfcheinungen fo allgemein und gleichzeitig auf ganze Volks— maffen ausübt, bezeugt den Einfluß einer ſolchen Affociation ber Gefühle. Was in erregbaren Gemüthern jchon der bloße Anblid der gejtirnten Himmelsdede hervorbringen kann, wird Ducch tieferes Willen und duch Anwendung von Werk zeugen vermehrt, die der Menſch erfunden, um feine Sehfraft und mit ihr den Horizont feiner Beobachtung zu vergrößern. Dabei gejellt fih zu dem uranologifchen Eindrud des Un- erfaßlichen im Weltall, durch die Gedanfenverbindung mit dem Gefeglichen und der geregelten Ordnung, auch der Ein- druck des Friedlichen. Er benimmt der unergründlichen Tiefe bes Raumes wie der Zeit, was bei aufgeregter Einbildungg- fraft ihnen Schauerliches zugejchrieben wird. Unter allen Himmelsftrichen preift der Menfch, bei der einfach natürlichen Empfänglichfeit feines Gemüthes, „die jtille Ruhe einer ftern- flaren Sommernacht“. Wenn nun Raum: und Maffengröße dem jiderifchen Theile der Weltbefchreibung vorzugsweife angehören, und das Auge in ihm das einzige Organ der Weltanfhauung 7 iſt; ſo hat dagegen der tellurifche Theil den überiviegen- den Borzug, eine größere, wiffenfchaftlich unterfcheidbare Mannigfaltigfeit in den vielfachen elementarifchen Stoffen darzubieten, Mittelſt aller unferer Sinne ftehen wir mit der irdiſchen Natur in Contact; und fo wie die Aftronomie, als Kenntniß der bewegten leuchtenden Weltförper einer mathematischen Bearbeitung am zugänglichiten, Veran— laffung geworden ift den Glanz der höheren Analyfis und den Umfang des weiten Gebiets der Optif erftaunenswürdig zu vermehren: fo ift Die indische Sphäre allein durch ihre StoffsBerfhiedenheit und das complicirte Spiel ber Kraftäußerung Diefer Stoffe die Gründerinn der Chemie, und folcher phyſikaliſchen Disciplinen geworden, welche Erſcheinungen behandeln, die bisher noch von den wärmer und lichterzeugenden Schwingungen getrennt werden. Jede Sphäre hat demnach durch Die Natur der Probleme, welche fie ber Forſchung Ddarbietet, einen verfchiedenen Einfluß auf Die Geiftesarbeit und die Bereicherung des Wiffend der Menfch- heit ausgeübt. Alle Weltförper, außer unferem Planeten und den Aöro— (ithen, welche von biefem angezogen werden, find für un- fere Erfenntniß nur homogene gravitirende Materie, ohne jvecififche, fogenannte elementare Berfchiedenheit der Stoffe. Eine jolche Einfachheit der Vorſtellung ift aber keinesweges in der inneren Natur und Gonftitution jener fernen Welt: förper felbft, fie ift allein in der Einfachheit ber Bedin- gungen gegründet, deren Annahme Hinreicht die Bewegungen im Weltraume zu erflären und vorherzubeftimmen. Sie ent: fteht, wie wir ſchon mehrfach zu erinnern Gelegenheit ge: habt haben (Kosmos Bd. J. ©. 56—60 und 141; Bd. N. S. 4, 18, 21--25, 594 und 626), durch die Ausſchließung von allem Wahrnehmbaren einer Stoff-Berjchiedenheit; fie bietet dar die Löjung des großen Problems einer Him— mels-Mechanif, welche alles Veränderliche in der urano- logiſchen Sphäre der alleinigen Herrſchaft der Bewegungs: lehre unterwirft. Periodiſche Wechjel von Lichterfcheinungen auf der Dber- fläche des Mars deuten freilich nach Verfchiedenheit ber dortigen Jahreszeiten auf meteorologifche Proceſſe und, durch Kälte erregte Bolar-Niederfhläge in der Atmofphäre jenes NM aneten (Kosmos Bd. ME. ©. 513). Durch Analogien und Speenverbindungen geleitet, mögen wir bier auf Eis oder Schnee (Sauer: und Waflerftoff), wie in den Eruptiv-Maffen des Mondes oder jeinen flachen Ningebenen auf Berfchiedenheit der Gebirgsarten im Monde, ſchließen; aber unmittelbare Beobachtung kann ums nicht darüber belehren. Auch erlaubte fih Newton nur Vermuthungen über die elementare Gon- ftitution der Planeten, die zu demſelben Sonnengebiete ge- hören: wie wir in einem wichtigen, zu Kenfington mit Conduit gepflogenen Gefpräche vernehmen (Kosmos Bd. 1. ©. 137 und 407). Das einförmige Bild ftoffgleicher, gra- pitirender Materie, zu Himmelsförpern geballt, befchäftigt auf mannigfaltige Weife die ahndende Bhantafie des Menfchen ; ja die Mythe leiht der lautlofen Einöde des Weltraums felbft ben Zauber ber Tone (Kosmos Bd. II. ©. 437—439 und 477). In dem unendlichen Reichthum chemifch verfchiedener Stoffe und dem Spiel ihrer Kraftäußerungen; in der ger ftaltenden, formbildenden Thätigfeit der ganzen organifchen Natur und vieler anorganifchen Subftanzen; in dem Stoff: wechfel, der den ewig wandelnden Schein des Werden und der Vernichtung darbietet: firebt der ordnende Geift, bei Durchforſchung des irdischen Reichs, oft mißmüthig nach ein- fachen Bewegungs-Geſetzen. Schon in der Phyſik des Ariſto— teles heißt es: „Die Örundprincipien aller Natur find das Beränderliche und die Bewegung; wer Diefe nicht anerfannt hat, erfennt auch die Natur nicht” (Phys. Auscult. Il, 1 p- 200 Bekker); und, auf Stoff-Verſchiedenheit, „Unterjchied in der Wefenheit“, Hindeutend, nennt er Bewegung in Bezug auf die Kategorie des Dualitativen: Umwandlung, diholocıs: ſehr verſchieden von der bloßen Miſchung, wiäıs, und einer Durchdringung, welche das Wiedertrennen nicht ausfchließt (de gener. et corrupt. i, 1 p. 327). Das ungleiche Steigen der Fhüffigfeiten in Haarröhren; die in allen organifchen Zellen fo thätige Endosmofe, welche wahrfcheinlich eine Folge der Kapillarität iftz Die Verdichtung von Gas-Arten in den pordfen Körpern (des Sauerftoff-afes im Blatinmohr, mit einem Drude, der einer Kraft von mehr als 700 Atmofphären gleich it; der Kohlenfäaure in Buchs- baum-Kohle, von der mehr als — an den Wänden der Zellen in tropfbarzflüffigem Zuſtand verdichtet wird); Die chemische Wirkung der Eontact-Subftanzen, welche durd; ihre Gegenwart (catalytiſch) Verbindungen veranlaffen oder zeritören, ohne felbit einen Antheil Daran zu nehmen: — alle dieſe Erſcheinungen lehren, daß die Stoffe in unendlich fleinen Entfernungen eine Anziehung gegen einander aus— üben, die von ihrer fperififchen Wefenheit abhängt. Solche Anziehungen können nicht ohne, durch fte erregte, aber unjerem Auge entfehwindende, Bewegungen gedacht werden. In welchem VBerhältniffe Die gegenfeitige Molecular 19 Attraction, ald eine Urſach perpetuirlicher Bewegung auf dev Oberfläche des Erdförpers, und höchſt wahrfcheinlich in feinem Inneren, zu dev Gravitations-Attraction steht, welche die Planeten jowohl als ihre Gentralförper eben fo perpetuirlich bewegt: ift uns noch völlig unbefannt. Schon durch Die theilweife Löſung eines folchen rein phyſiſchen Problems würde das Höchite und Ruhmvollfte erreicht wer- den, was auf diefen Wegen Erperiment und Gedanfenver: bindung erreichen können. Ich nenne in dem eben berührten Gegenſatze die Anziehung, welche in den Himmelsräumen in grenzenlofen Entfernungen waltet, und ſich umgefehrt wie das Quadrat der Entfernung verhält, nicht gern, wie man gewöhnlich thut, ausfählieglich die Newton'ſche. Eine folche Bezeichnung enthält faſt eine Ungerechtigkeit gegen das An- benfen bes großen Mannes, dev fchon beide Kraftäußerungen anerkannte, Doch aber feinesweges fo ſcharf von einander trennte, daß er nicht, wie in glüdlichem Vorgefühl Fünftiger Entdeckungen, es hätte verfuchen follen, in feinen Zufägen zur Dptif, Capillarität, und das Wenige, was damals von chemifcher Affinität befannt war, der allgemeinen Gravitation zuzufchreiben. (Zaplace, Expos. du Syst. du Monde p- 384; Kosmos Bd. M. S. 22 und 32 Anm. 39.) Wie in der Sinnenwelt vorzugsweife an dem Meer: horizont Trugbilder aufdämmern, die dem erwartungsvollen GEntdeder eine Zeit lang den Belit eines neuen Landes ver heißen; jo find am idealen Horizont in den ferniten Negionen der Gedanfenwelt dem ernten Forſcher auch manche Hoff- nungen vielverheißend aufgegangen und wieder verfchwunden. Allerdings find großartige Entdeckungen neuerer Zeit geeignet gewejen die Spannung zu erhöhen: fo die Kontact- Electricität; der Notationdg- Magnetismus, welcher felbjt durch tropf— bare oder zu Eid erftarıte Slüffigfeiten erregt wird; der glückliche Verſuch, alle chemifche Berwandtfchaft ald Folge der electrifchen Relationen von Atomen mit einer prädominirenden Bolarfraft zu. betrachten; die Theorie ifomorpher Subftanzen in Anwendung auf Kryjtallbildung; mande Gricheinungen bes electrifchen Zuftandes der belebten Muskelfaſer; die ex vungene Kenntnig von dem Einfluß des Sonnenftandes (der temperaturzerhöhenden Sonnenſtrahlen) auf die größere oder geringere magnetifche Empfänglichfeit und Fortpflanzungskraft von einem Bejtandtheil unferer Atmofphäre, dem Sauerftoffe. Wenn unerwartet in ber Körperwelt etwas aus einer noch unbefannten Gruppe von Erfcheinungen aufglimmt, fo fann man um fo mehr fich neuen Entdedungen nahe glauben, als die Beziehungen zu dem fchon Ergründeten unflar oder gar widerfprechend jcheinen. Sch habe vorzugsweife folche Beifpiele angeführt, in denen dynamifche Wirkungen motorifcher Anziehungs- fräfte die Wege zu eröffnen fiheinen, auf welchen man hoffen möchte der Löfung der Probleme von der urfprünglichen, unwandelbaren und darum elementar genannten Hetero: geneität der Stoffe (Drygen, Hydrogen, Schwefel, Kali, Phosphor, Zinn), und von dem Maaße ihres Verbindungs— Beitrebens (ihrer chemiſchen Affinität) näher zu treten. Unterfchiede der Form und Mifcbung find aber, ich wie- derhole e8 hier, die Elemente unferes ganzen Wiſſens von der Materie; fie find die Abitractionen, unter Denen wir glauben das allbewegte Weltganze zu erfaffen, meffend und zerfegend zugleih. Das Detoniven fnallfaurer Salze bei einem leifen mechanifchen Drucke, und die noch furchtbarere, 12 von Feuer begleitete, Exrplofion des Chlor-Stickſtoffs contra: ftiven mit der detonirenden Berbindung von Chlorgas und MWafferftoffgas bei dem infall eines directen Cbefonders violetten) Sonnenjtrahls. Stoffwechſel, Feſſelung und Entfeffelung bezeichnen den ewigen Kreislauf der Elemente, in der anorganifchen Natur wie in der belebten Zelle der Pflanzen und Thiere. „Die Menge des vorhandenen Stoffes bleibt aber diefelbe, die Elemente wechjeln nur ihre relative Lage zu einander.” } Es bewährt jich demnach der alte Ausipruch des Anara- goras: Daß das Seiende ſich weder mehre noch vermin- dere im Weltall; daß das, was Die Hellenen das Vergehen der Dinge nennen, ein bloßes Entmifchen fer. Allerdings ift die irdifche Sphäre, ald Sitz der, unferer Beobach- tung zugänglichen, organifchen Körperwelt, fcheinbar eine Werkſtatt des Todes und der Berwefung; aber der große Naturproceß langfamer Verbrennung, den wir Ver— wejung nennen, führt feine Vernichtung herbei. Die ent- jeffelten Stoffe vereinigen fich zu “anderen Gebilden; und durch die treibenden Kräfte, welche Diefen inwohnen, entfeimt neues Leben dem Schooße der Erde. B. Ergebniſſe ver Beobachtung aus dem tellurifben Theile der phpfifchen Weltbefchreibung. Bei dem Streben ein unermegliches Material der man- nigfaltigften Objecte zu beherrſchen, d. h. Die Erfcheinungen fo an einander zu reihen, daß die Einficht in ihren Caufal- Zufanmenhang erleichtert werde, fann der Vortrag nur dann Ueberſicht und lichtvolle Klarheit gewähren, wenn das Spe— cielle, befonders in dem errungenen, lange durchſorſchten Selde der Beobachtung, den höheren Gejichtspunften kos— mifcher Einheit nicht entrüdt wird. Die telluriſche Sphäre, der uranologifchen entgegengefeßt, zerfällt in zwei Abtheilungen, in das anorganiſche und organifche Ge- biet. Das erftere umfaßt: Größe, Geftalt und Dichtigfeit des Erdkörpers; innere Wärme; electrosmagnetifche Thätigfeit; mineralifche Gonftitution der Erdrinde; Reaction des Inneren des Planeten gegen feine Oberfläche, dynamiſch wirfend durch Erſchütterung, chemisch wirfend durch ftein-bildende und ftein- umändernde Proceſſe; theilweife Bedeckung der feften Ober: fläche durch Tropfbar- Flüffiges, das Meer; Umriß und 14 Gliederung der gehobenen Feſte (Eontinente und Infeln); die allgemeine, Außerfte, gasförmige Umhüllung (den Luftfreis). Das zweite oder organiſche Gebiet umfaßt nicht Die ein- zelnen Lebensformen felbft, wie in dev Naturbefchreibung, fons dern die räumlichen Beziehungen derfelben zu ben fejten und flüffigen Theilen der Erdoberfläche, die Geographie der Pflan- zen und Thiere, die Abftufungen ber fpecififch einigen Menſch— heit nach Nacen und Stämmen, Auch diefe Abtheilung in zwei Gebiete gehört gewiffer- maßen dem Altertbum an, Es wurden fehon damals ge- fchieden die elementariichen SProceffe, der Formenwechfel und Mebergang der Stoffe in einander von dem Leben der Pflanzen und Thiere. Der Unterfchied beider Organismen war, bei faft ! gänzlihdem Mangel an Mitteln die Sehkraft zu erhöhen, . nur auf ahndungsvolle Intuition, und auf das Dogma von der Selbjternährung (Mriftot. de Anıma I, 1T. J. p. 412,a 14 Bekker) und dem inneren Anlaß zur Bewe— gung gegründet. Jene Art der geiftigen Auffaffung, welche ich Intuition nannte, und mehr noch Die dem Etagiriten eigene Schärfe fruchtbringender Gedanfenverbindung leiteten ihn fogar auf die fcheinbaren Hebergänge von dem Unbelebten zu dem Belebten, von dem Elementarifchen zu der Bflanze; ja zu ber Anficht, daß es bei den fich immer höher geftaltenden Bil- dungsproceffen allmälige Mittelftufen gebe von den Pflan- zen zu den niederen Thieren (Ariftot. de part. Animal. IV, 5 p. 681,a 12 und hist. Animal. VHI, 1 p. 588,a 4 Bekker). Die Gefchichte der Organismen (das Wort Ger ſchichte in feinem urſprünglichen Sinne genommen, alfo in Beziehung auf frühere Zeitepochen, auf Die der alten Floren und Saunen) ift fo innig mit ber Geologie, mit Der Reihenfolge über einander gelagerter Erdfchichten, mit der EChronometrif der Länder- und Gebirgs- Erhebung verwandt, daß es mir wegen Berfettung großer und weit verbreiteter Phänomene geeigneter fchien Die, an fich fehr natürliche Sonderung des organiſchen und anorganifchen Erden- lebens in einem Werke über den Kosmos nicht als ein Hauptelement der Clafjifivation aufzuftellen. Es handelt fich hier nicht um einen morphologifchen Gefichtspunft, fondern vorzugsweiſe um eine nah Zotalität ftrebende Anficht ber Natur und ihrer wirfenden Kräfte. J. Größe, Geſtaltung und Dichtigkeit der Erde. — Innere Wärme und Vertheilung derſelben. — Magnetiſche Thätigkeit, ſich offenbarend in Veränderungen der Inclination, Declination und Intenſität der Kraft unter dem Einfluß des lufterwärmenden und Iuftverdünnenden Sonnenflandes, Magnetiſche Gewitter; Polarlicht. Was alle Sprachen, wenn gleich etymologiſch unter verſchiedenartig ſymboliſirenden Formen, mit dem Ausdruck Natur und, da zuerſt der Menſch alles auf ſeinen hei— mathlichen Wohnſitz bezieht, mit dem Ausdruck irdiſche Na— tur bezeichnen, iſt das Reſultat von dem ſtillen Zuſammen— wirken eines Syſtems treibender Kräfte, deren Daſein wir nur durch das erkennen, was ſie bewegen, miſchen und entmiſchen: ja theilweiſe zu organiſchen, ſich gleich— artig wiedererzeugenden, Geweben (lebendigen Organismen) ausbilden, Naturgefühl iſt für ein empfängliches Ge— müth der dunkle, anregende, erhebende Eindruck diefes Wal- tens der Kräfte, Zuerft feffeln unfere Neugier die räum— lichen Größen-Verhältniffe unferes Planeten, eines Häufchens geballter Materie im unermeplichen Weltall. Ein Syitem zufammenwirfender, einigender oder (polarijch) trennender Thätigfeiten fest die Abhängigfeit jedes Theils des Natur: ganzen von dem anderen, in ben elementaren Proceſſen (der anorganischen Formbildung) wie in dem Hervorrufen und 17 ber Unterhaltung des Lebens, voraus. Die Größe und Geftalt des Erdförpers, feine Mafje (Quantität materieller Theile), welche, mit dem Volum verglichen, die Dichtigfeit und durch diefe, unter gewiffen Bedingungen, die Conſtitu— tion des Inneren wie das Maag der Anziehung bejtimmt; ftehen unter fih in mehr erfennbarer und mehr mathe matifch zu behandelnder Abhängigfeit, als es diejenige ift, welche wir bisher in den eben genannten Lebensprocefien, in den Wärme: Strömungen, den tellurifchen Zuftänden des Electro-Magnetismus oder den chemischen Stoffwechfeln wahr- nehmen. Beziehungen, die man in complicirten Erfcheinungen noch nicht quantitativ zu meſſen vermag, können deshalb doch vorhanden fein und durch Inductionsgrinde wahrſcheinlich gemacht werden. Wenn auch die beiden Arten der Anziehung: bie, welche in bemerfbaren Entfernungen wirft (wie Echwer- fraft, Gravitation der Weltförper gegen einander); und die, welche in unmeßbaren fleinften Entfernungen ftatt findet (Molecular= oder Gontact-Attraction); in dem gegemvärtigen Zuftande unferes Wiffens nicht auf ein und daſſelbe Geſetz zu reduciren find: fo ift e8 darum doch nicht minder glaub- lich, daß Capillar- Anziehung und die, für das Auffteigen der Säfte und fir Thier- und Pflanzen-Bhyfiologie jo wich- tige Endosmofe von dem Maaße der Schwere und ihrer Iocalen Bertheilung eben fo afficirt werden als die electro- magnetifchen VBroceffe und der chemifche Stoffwechfel. Man darf annehmen, um an ertreme Zuftände zu erinnen, Daß auf unferem Planeten, wenn derfelbe nur Die Maffe des Mondes und alfo eine faft 6mal geringere Intenfität dev Schwere hätte, die meteorologifchen Proceſſe, das Klima, die Hypfometrifchen A. v. Sumboldt, Kosmos. IV. 2 18 Berhältnifie der gehobenen Gebirgsfetten, die Bhyfiognomie (facies) dev Begetation ganz verfchieden fein würden. Die abfolute Größe unferes Erdförpers, mit der wir uns hier befchäftigen werden, erhält ihre Wichtigfeit für den ge fammten Haushalt der Natur bloß durch das Verhältniß, in dem jie zur Maſſe und zur Rotation ſteht; denn auch im Weltall würden, wenn Die Dimenftonen der Planeten, ihre Stoffmengen, Gefchwindigfeiten und Diftanzen von ein- ander in einer und derfelben ‘Broportion zu= oder abnähmen, in diefem idealen Makro- oder Mifrofosmos alle von den Gravitation - Verhältniffen abhängige Erfcheinungen unver- ändert ? bleiben. a. Größe, Figur AUbplattung) und Dichtigfeit der Erde. (Erweiterung des Naturgemäldes: Kosmos Bd. I. ©. 171—178 und 420 — 425 Anm. 97 — 105.) Der Erdkörper ift gemeffen und gewogen worden: zur Ermittelung feiner Geftalt, feiner Dichtigfeit und Maſſe. Die Genauigfeit, nach welcher man unausgefegt in dieſen terreftrifchen Beftimmungen geftrebt, hat nicht weniger als die Auflöfung der Probleme der Aftronomie gleichzeitig zu der VBervollfommnung der Mepinftrumente und der analytifchen Methoden beigetragen. Ein enticheidender Theil der Grad— meffung ift übrigens felbft aſtronomiſch; Sternhöhen bedingen die Krümmung des Bogens, deſſen Länge durch Auflöfung eines trigonometrifchen Neges gefunden ift. Der höheren Mathematik ift e8 geglüct Wege zu eröffnen, um aus gegebnen numerifchen Glementen die fchwierigen Aufgaben der Geftalt der Erde, der Figur des Gleichgewichts einer flüfjigen ho— mogenen oder dichten, fehalenähnlich ungleichartigen Mafie 19 zu löfen, welche fih um eine feſte Achfe gleichförmig dreht. Seit Newton und Huygens find die berühmteften Geometer des achtzehnten Sahrhunderts mit dieſer Löfung beſchäftigt gewefen. Es ift erfprieglich, ftetS daran zu erinnern, Daß alles, was Großes durch Intenfität geiftiger Kraft und durch mathematifche Ideencombination erlangt wird, feinen Werth nicht bloß von dem hat, was aufgefunden und der Wiffen- Schaft angeeignet worden iſt; ſondern vorzugsweife von dem, was diefes Auffinden zur Ausbildung und Berftärfung des analytifchen Werkzeugs beigetragen hat. „Die geometrifche Figur der Erde, der phyfifchen entgegengefest?, beftimmt diejenige Oberfläche, welche bie Oberfläche des Waffers in einem mit dem Dcean zufam- menhangenden, die Erde überall bededenden und durchfreus zenden Netze von Ganälen annehmen würde, Die geo- metrifche Oberfläche durchfchneidet die Richtungen der Kräfte ſenkrecht, welche aus allen von den einzelnen Theil- chen der Erde ausgehenden Anziehungen, verbunden mit ber, ihrer Umdrehungs-Öefhwindigfeit entſprechenden Centrifugal— fraft, zufammengefegt find. * Sie fann im ganzen nur als eine dem elliptifhen Rotations-Sphäroid fehr nahe zugehörige betrachtet werden; denn Unregelmäßigfeiten ber Maffenvertheilung im Inneren der Erde erzeugen bei local veränderter Dichtigfeit ebenfalls Unvegelmäßigfeit in Der geometrifchen Oberfläche, welche das Product der Ger ſammtwirkung ungleich vertheilter Elemente ift. Die phy— fifche Oberfläche ift unmittelbar dur die wirklich vorhan— dene des Feften und Flüffigen auf der äußeren Erdrinde gegeben." Wenn es ſchon aus geologifhen Gründen nicht unwahrscheinlich ift, daß zufällige Veränderungen, welde in ben gejchmolzenen, troß des Drudes, den fie erleiden, leicht bewegten Tiheilen des Inneren durch Ortswechfel in den Maffen vorgehen, felbft die geometriſche Oberfläche in Krümmung der Meridiane und Parallele in Fleinen Räu— men nach fehr langen geitabfehnitten modificiren; fo ift die phyfifche Oberfläche in ihrer veeanifchen Region durch Ebbe und Fluth Clocale Deprefiion und Anfchwellung des Flüffigen) fogar periodifh einem Ortswechſel der Waffen ausgefest. Die Kleinheit des Öravitations-Effectes in den continentalen Negionen fann einen ſehr allmäligen Wechſel der wirklichen Beobachtung entziehen; und nach Beſſel's Ber vechnung muß, um die Polhöhe eines Orts nur um 1’ zu vergrößern, in dem Inneren der Erde eine Ortsveräinderung von einer Maffe vorausgefegt werden, deren Gewicht, ihre Dichtigfeit der mittleren Dichtigfeit der Erde gleich geſetzt, das von 114 geographifchen Eubifmeilen > ift. So auffallend groß auch dieſes Volum der ortsverändernden, bewegten Maſſe uns erfcheint, wenn wir es mit dem Volum des Montblanc oder Ehimborazo, oder Kintſchindjinga vergleichen ; fo finft doch bald das Erftaunen über die Größe des Phä— nomens, wenn man fich erinnert, Daß das Erdſphäroid über 2650. Millionen folcher Eubifmeilen umfaßt. Das Problem der Figur der Erde, defien Zuſam— menhang mit dev geologifchen Frage Über jrüheren liqui— den Zuftand der planetarifchen Rotations-Körper ſchon in der großen Zeitd von Newton, Huygens und Hoofe erfannt wurde, it mit ungleichem Erfolge auf drei Wegen zu löfen verfucht worden: durch geodätifcheaftronomifche Gradmeſ— fung, duch Pendel-Verſuche, und durch Ungleich— heiten in der Länge und Breite des Mondes. Die erfte 21 Methode zerfällt wieder in zwei Unterarten der Anwendung: Breiten gradsMefjungen auf einem Meridian-Bogen, und Längengrad-Meffungen auf verfchiedenen Barallelfreifen, Ohnerachtet bereits fieben Jahre verfloffen find, jeitdem ich die Nefultate von Beffel’8 großer Arbeit über die Dimen— fionen des Erdförpers in das allgemeine Naturge mälde aufgenommen habe; fo kann doch dieſe Arbeit bis jegt noch nicht durch eine mehr umfaffende, auf neuere Gradmeſſun— gen gegründete, erfegt werden. Einen wichtigen Zuwachs und eine Vervollfommnung aber hat fte zu erwarten, wenn die bald vollendete ruſſiſche Gradmeffung, welche fich faft vom Nordcap bis zum Schwarzen Meere erftredt, wird veröffentlicht werden; und bie indifche, Durch forgfältige Vergleichung des Dabei gebrauchten Maaßes, in ihren Ergebniffen mehr gefichert ift. Laut Beſſel's, im Jahr 1841 befannt gemachten Beftim- mungen ift der mittlere Werth dev Dimenfionen unferes Blaner ten nach der genauen Unterfuchung? von zehn Gradmefjungen folgender: die Halbe große Are des elliptifchen Rotations— Sphäroids, welchem fich die unregelmäßige Figur der Erde am meiften nähert, 3272077',14; die halbe fleine Are 3261139',335 Die Länge des Erd-Duadranten 5131179181; die Länge eines mittleren Meridiangrades 570134109; Die Länge eines Barallelgrades bei 0% Breite, alfo eines Aegquatorgrades, 571081520; die Länge eines Barallel- grade bei 450 Breite 40449, 371; Abplattung ganz; Die Länge einer geographifhen Meile, deren 15 auf einen Grad des Aequators, 3807,23. Die folgende Tafel zeigt die Zunahme der Länge der Meridiangrade vom Aequator gegen die Pole Hin, wie fie aus den Beobachtungen gefunden it, alfo modifteirt durch locale Störungen ber Anziehung: 22 — ——— — — — J | Geogr. Breite ver Länge des gemeſſenen | | Die aus den Beobachtungen folgende Länge eines Grades Länd Mi 7 Eu Bogens für die Breite der Mitte des gemeſſenen Bogens, RL ee N EEE ES in Toiſen 66° 20° 10” — 37° 19,6 57195%,8 Syanberg, Schweden . . .. g, E STE 66 19 37 0 57 30,4 97201,8 Maupertuis Rußland . ... Beam 57137,0 Struve, Tenner Preußen. SEEN { 30 29,0 57145,2 Veſſel, Baever | Danemat. ... sa 817 1 31 533 57093,1 Schumabhr Hannover — — 52 32 16,6 — 2 We f 57126,4 Gauß — 9 5 oe Bra ı = sims De Enalane . ei. ; k — 52. 3 19,2] 22,50 03,5 57071,8 u Ezeow a ee - ann Stankach > =. . 44 51 235 12 22 12,7 57012,5 Delambre, Mechain, Biot, Arago Nordamerika — 39 12. 0 1 28 45,0 96889,6 Mafon, Diron | a $ — — — Ei a ir 16, 8: 24175 15 97.20, | 573,6 Lambton, Evereft Dfkmdien 2... f — — | i 12:32. 20,8 1: 239 96,4 56759,0 Lambton | Quito (ſuͤdl. Br. La Condamine, (ſü ) T lc -Iy4 8.7 ed 56864,6 Bouguer Vorgeb. der guten Hoff: 33 18 30 1 13 175 503556 | Racaille nung (fü dl. Hl. Br.) 35 43 20 3 934 94,7 5693 2,5 Maclear 23 Die Beitimmung der Figur der Erde durch Meffung von Längengraden auf verfchiedenen Parallelkrei— fen erfordert eine große Genauigkeit in den Unterjchieden der Ortslängen. Schon Caſſini de Thury und Lacaille be- dienten fich 1740 der PBulver- Signale, um einen Perpen- difel auf dem Meridian von Paris zu meffen. Im neuerer Zeit find bei der großen trigonometrifhen Aufnahme von England mit weit befjeren Hülfsmitteln und größerer Sicher: heit Längen dev Bogen auf Parallelfreifen und Unterfchiede der Meridiane beftimmt worden zwiſchen Beachy Head und Dunnofe, wie zwifchen Dover und Salmouth °: freilih nur in Längen-Unterfchieden von 19 26’ und 6° 22%. Die gläns zendfte Diefer Operationen iſt aber wohl die zwifchen den Meridianen von Marennes, an der Weftfüfte von Frankreich, und Fiume gewefen. Sie erjtredt fich über die weitlichite Alpenfette und die lombardifchen Ebenen von Mailand und Padua, in einer directen Entfernung von 150 3%’ 27°; und wurde ausgeführt von Brouffeaud und Largeteau, Plana und Garlini, faft ganz unter dem fogenannten mittleren Parallel von 45°. Die vielen Pendel-VBerfuche, welche in der Nähe der Gebirgsfetten gemacht worden find, haben hier den fchon früher erfannten Einfluß von localen Anziehungen, die fich aus der Vergleichung der aftronomifchen Breiten mit den Refultaten der geodätifchen Meffungen ergeben ?, auf eine merfwürdige Weife beftätigt. Nach den zwei Unterarten der unmittelbaren Grad: meffung: a) auf Meridian- und b) auf Barallelbogen, iſt noch eine rein aftronomifche Beſtimmung der Figur der Erde zu nennen. Es gründet fich Diefelbe auf die Einwirfung, welche die Erde auf die Mondbewegung Cauf die Ungleichheiten 24 in der Länge und Breite des Wiondes) ausübt. Laplace, der zuerſt Die Urfach Diefer Ungleichheiten aufgefunden, hat auch deren Anwendung gelehrt; und feharfiinnig gezeigt, wie diefelbe den großen Vorzug gewährt, welchen vereinzelte Grad— mefjungen und Pendel-Verſuche nicht Darzubieten vermögen: den Vorzug, Die mittlere Figur (die Geftalt, welche dem ganzen Planeten zugehört) in einem einzigen, einfachen Neful- tate zu offenbaren. Man erinnert hier gern wieder 1% an den glücdlichen Ausdrud des Erfinders der Methode: „daß ein Aftro- nom, ohne feine Sternwarte zu verlafen, in der Bewegung eines Himmelsförpers Die individuelle Geftalt dev Erde, feines Wohnſitzes, lefen könne,” Nach einer legten Reviſion der beiden Ungfeichheiten in der Länge und Breite unferes Satelliten, und durch die Benutzung von mehreren taufend Beobachtungen von Bürg, Bouvard und Burkhardt?! fand Laplace vermittelft diefer feiner Lunar-Methode eine Abplattung, welche der der Breitengrad - Mefiungen (;5;) nahe genug kommt: nämlich re Kin drittes Mittel, die Geftalt der Erde (d. i. das Berhältniß der großen zur Heinen Are, unter der Vorauss fegung einer elliptifch Iphärvidifchen Geftalt) durch Ergrindung des Gefeges zu finden, nach welchem vom Mequator gegen die Rotations-Pole hin die Schwere zunimmt; bieten bie Schwingungen der Pendel dar. Zur Zeitbeftimmung hatten fich diefer Schwingungen zuerft Die arabifchen Aſtro— nomen und namentlih Ebn-Junis, am Ende des 10ten Jahr— hunderts, in der Olanzperiode dev Abbaffidifchen Chalifen 12, bedient; auch, nach fechshundertjähriger Bernachläffigung, Galilei und der Pater Niccioli zu Bologna. ? Durch Ber: bindung mit Näderwerf zur Regulirung des Ganges ber Uhren (angewandt zuerft in ben unvollfommenen Verſuchen von 25 Sanctorius zu Badua 1612, dann in der vollendeten Arbeit von Huygens 1656) hat das Pendel in Richer’s Vergleichung des Ganges derjelben aftronomifchen Uhr zu Paris und Cayenne (1672) den eriten materiellen Beweis von Der verschiedenen Intenfität der Schwere unter verjchiedenen Breiten gegeben. Picard war zwar mit der Ausrüftung zu Diefer wichtigen Neife befchäftigt, aber er jchreibt ſich deshalb nicht das Verdienit des erſten VBorichlages zu. Richer verlieg Paris im October 16715 und Picard, in der Beichreibung feiner Breitengrad-Mefjung, Die ebenfalls im Jahr 1671 erfchien, erwähnt bloß 14 „einer WVermuthung, welche in einer der Situngen der Akademie von einem Mitgliede geäußert worden fei, und nach welcher wegen der Notation der Erde die Gewichte eine geringere Schwere unter dem Aequator als unter dem Pole Haben möchten.” Er fügt zweifelnd hinzu: „daß allerdings nach einigen Beobachtungen, die in London, Lyon und Bologna angeſtellt ſeien, es ſcheine, als müſſe das Secunden-Pendel verkürzt werden, je näher man dem Aequator komme; aber andererſeits ſei er auch nicht genug von der Genauigfeit der angegebenen Mefiungen ber: zeugt, weil im Haag die Pendellänge trotz dev nördlicheren Lage ganz wie in Paris gefunden werde.” Wann Newton zuerſt die ihm fo wichtige Kenntniß von den Durch Nicher 1672 erlangten, aber exit 1679 durch den Druck veröffent- lichten Pendel-Reſultaten, oder von Caſſini's, ſchon vor 1666 gemachter Entdefung der Abplattung des Jupiter er— halten hat; wiffen wir leider nicht mit derfelben Öenauigfeit, als ung feine fehr verfpätete Kenntniß von Picard’ Grad— meffung erwieſen ift. In einem Zeitpunfte, wo in einem fo glücklichen Wettfampfe theoretifche Anfichten zu Anftellung 26 von Beobachtungen anvegten und wiederum Grgebnifje der Beobachtung auf die Theorie reagirten, it für die Gefchichte der mathematifchen Begründung einer phyfifchen Altronomie die genaue Aufzählung der einzelnen Epochen von großem Intereſſe. Wenn die unmittelbaren Meſſungen von Meri— dian- und Parallelgraden (die eriteren vorzugsweiſe in der franzöſiſchen Gradmeſſung 5 zwiſchen Br. 440 42° und 470 30°; die zweiten bei Vergleihung von Bunkten, die öftlich und weitlich liegen von den grajifchen, cottifchen und Meer- Alpen 16) ſchon große Abweichungen von der mittleren ellipfoidifchen Gejtalt der Erde verrathen; fo jind die Schwanfungen in dem Maaße der Abplattung, welche geographifch verfchieden vertheilte Bendellängen und ihre Gruppirungen geben, noch um vieles auffallender. Die Ber ftimmung der Figur der Erde durch Die zu= oder abnehmende Schwere (Intenfität der örtlichen Attraction) fest voraus, daß die Schwere an der Oberfläche des rotirenden Sphäroids diefelbe blieb, Die fie zu der Zeit der Eritarrung aus dem flüffigen Zuftande war; und Daß nicht fpätere Verände— rungen der Dichtigfeit Dafelbt vorgingen. 17° Iroß der großen Pervollfommnung der Inftrumente und Methoden durch Borda, Kater und Beffel find gegenwärtig in beiden Erd- hälften: von den Malouinen, wo Freycinet, Duperrey umd Sir James Noß nach einander beobachtet haben, bis Spitz— bergen, alfo von 51% 35° ©. bis 790 50! N. B.; doch nur 65 bis 70 unregelmäßig zeritreute Punkte % anzugeben, in denen die Länge des einfachen Pendels mit derfelben Genauigkeit beftimmt worden iſt als die Orts-Poſition in Breite, Länge und Höhe über dem Meere. Sowohl durch die Pendel-Verſuche auf dem von den franzöſiſchen Aftronomen gemefjenen Theile eines Meridian: bogens wie Durch Die Beobachtungen, welche Cap. Kater bei der trigonometriichen Aufnahme in Großbritannien ges macht, wurde anerkannt, daß die Nefultate jich keinesweges einzeln durch eine Bariation der Schwere im Verhältniß des Duadrats des Sinus der Breite darjtellen ließen. Es ent- ſchloß ich Daher die englifche Regierung Cauf Anregung des Vice-Präjidenten der Royal Society, Davies Gilbert) zur Ausrüſtung einer wiffenfchaftlichen Erpedition, welche meinem Freunde Eduard Sabine, der als Ajtronom den Capitän Barry auf feiner erſten Nordpol-Unternehmung begleitet hatte, an- vertraut wurde. Es führte ihn Diefelbe in den Jahren 1822 und 1823 längs der weitlichen afrifanifchen Küfte, von Sierra Leone bis zu der Infel ©. Thomas, nahe am Aequator; dann ber Aſcenſion nach der Küfte von Südamerifa (von Bahia bis zum Ausflug des Drinoco), nach Weſtindien und Neu-England; wie im Hohen aretiihen Norden bie Spisbergen, und zu einem von gefahrdrohenden Eiswällen verdecten, noch unbejuchten Theile des öftlichen Grönlands (74° 3%). Dieſes glänzende und fo glüdlich ausgeführte Unternehmen hatte den Vorzug, Daß es feinem Hauptzwecke nach nur auf Einen Gegenftand gerichtet war, und Wunfte umfaßte, Die 93 Breitengrade von einander entfernt find. Der Aequinoetia und arctifchen Zone weniger genähert lag das Feld der franzöitfchen Gradmeſſungen; aber es ge- währte Daffelbe den großen Vortheil einer linearen Oruppirung dev Beobadhtungsorte, und der unmittelbaren Vergleichung mit Der partiellen Bogenfrümmung, wie fte ſich aus den geodätifch-aftronomifchen Operationen ergeben hatte. Biot hat die Reihe der Bendel-Mefjungen von Formentera aus (38° 39° 56°), wo er früher mit Arago und Chair beobachtete, im Jahr 1824 bis nach Unft, der nörblichiten der Shetlands— Snfeln (60% 45° 25°), fortgefegt, und fie mit Mathieu auf den Barallelen von Bordeaur, Figeac und Badua bis Fiume erweitert. “ Dieje Bendel-Nefultate, mit denen von Sabine verglichen, geben für den ganzen nördlichen Duadranten allerdings die Abplattung von 55 aber, in zwei Hälften getrennt, um fo abweichendere Refultate 2°: vom Aequator bis 450 gar — und von 450 bis zum Pol — Der Ein— fluß der umgebenden dichteren Gebirgsmaſſen (Baſalt, Grün— ſtein, Diorit, Melaphyr; im Gegenſatz von fpecififch leichteren Flöz- und Tertiär-Formationen) hat ſich für beide Hemi— ſphären (wie der, die Intenſität der Schwere vermehrende Einfluß der vulfanifchen Eilande ?!) in den meiſten Fällen erfennbar gemacht; aber viele Anomalien, die fich darbieten, laffen fih nicht aus der ung jichtbaren geologifchen Boden- bejchaffenheit erklären. . Für die füdliche Erdhälfte befigen wir eine Feine Neihe vortrefflicher, aber freilich auf großen Flächen weit zeritreu: ter Beobachtungen von Freyeinet, Duperrey, Fallows, Lütke, Brisbane und Nümfer. ES beftätigen Ddiefelben, was fchon in der nördlichen Erdhälfte fo auffallend ift: daß die Inten— fität der Schwere nicht an Dertern, welche gleiche Breite haben, biefelbe ift; ja daß die Zunahme der Schwere vom Aequator gegen die Pole unter verfchiednen Meridianen ungleichen Gefegen unterworfen zu fein fcheint. Wenn Lacaille's PBendel- Mefjungen am DWorgebirge der guten Hoffnung und die auf der fpanifchen Weltumfeglung von Malaspina den Glauben hatten verbreiten fünnen, daß bie übliche Hemifphäre im allgemeinen beträchtlich mehr ab» geplattet fei als Die nördliche; fo haben, wie ich fchon an einem anderen Orte *? angeführt, die Malouinen- Infeln und Neu-Holland, verglichen mit Neu-York, Dünfircchen und Barcelona, in genaueren Nefultaten das Gegentheil erwiefen. Aus dem bisher Entwickelten ergiebt fich: Daß das Pendel (ein nicht unwichtiges geognoftifches Unterfuchungsmittel; eine Art Senfblei, in tiefe, ungefehene Erdfchichten geworfen) ung doch mit geringerer Sicherheit über die Geſtalt unferes Planeten aufflärt als Gradmefjungen und Mondbewegung. Die concentrifchen, elliptifchen, einzeln homogenen, aber von der Oberfläche gegen das Erd-Centrum an Dichtigfeit (nach gewiffen Functionen des Abjtandes) zunehmenden Schichten fönnen, in einzelnen Iheilen des Erdkörpers nach ihrer Ber fchaffenheit, Lage und Dichtigfeitö- Folge verfchieden, an der Dberfläche Iocale Abweichungen in der Intenfität der Schwere erzeugen. Sind die Zuftände, welche jene Abweichungen hervorbringen, um vieles neuer als die Erhärtung der Äußeren Rinde, fo kann man fich die Figur der Oberfläche als örtlid) nicht modifteirt Durch Die innere Bewegung der geſchmolze— nen Maffen denfen. Die Berfchiedenheit der Refultate der Pendel-Meſſung ift Übrigens viel zu groß, ald daß man fie gegenwärtig noch Fehlern der Beobachtung zufchreiben könnte. Wo auch durch mannigfach verfuchte Gruppirung und Com— bination der Stationen Uebereinftimmung in den Nefultaten oder erfennbare Gefepmäßigfeit gefunden wird, ergeben immer die Pendel eine größere Abplattung (ohngefähr ſchwan— fend zwifchen den Grenzen = 5) als die, welche aus den Oradmeffungen hat gefchloffen werden fünnen. und 30 Beharren wir bei dieſer, wie fie nach Befjel’s legter Beitimmung gegenwärtig am allgemeinften angenommen wird, alfo bei einer Abplattung von PER fo beträgt die Anſchwel— lung *? unter dem Aequator eine Höhe von 3272077 — 3261139 = 10938 Toiſen oder 65628 Pariſer Fuß: ohnge- fähr 2°, (genauer 2,873) geographiihe Meilen, Da man feit frühefter Zeit gewohnt ift eine ſolche Anſchwellung oder convere Erhebung der Erdoberfiihe mit wohlgemeſſenen Gebirgsmafien zu vergleichen: fo wähle ich als Gegenftände der Vergleihung den höchiten unter den jest befannten Gipfeln des Himalaya, den vom Oberſt Waugh gemefjenen Kin tfchindjinga von 4406 Zoifen (26436 Fuß); und den Theil der Hochebene Tibets, welcher den Heiligen Seen Rakas-Tal und Manaſſarovar am nächiten ift, und nad Lieut. Henry Strachey die mittlere Höhe von 2400 Toiſen erreicht. Unfer Planet ift demnach nicht ganz Dreimal fo viel in der Nequatorial- Zone angefehwollen, als die Er— hebung des höchſten Erdberges über der Meeresfläche be- trägt; fait fünfmal fo viel als das öftliche Plateau von Tibet. Es ift hier der Ort zu bemerken, daß die durch bloße Gradmeffungen oder durch Combinationen von Grad- und PBendel-Meffungen fich ergebenden Refultate der Abplat- tung weit geringere Werfchiedenheiten * in der Höhe der Aequinoctial-Anſchwellung Ddarbieten, ald man auf ben eriten Anblick der Bruchzahlen zu vermuthen geneigt fein fonnte. Der Unterfehied der Wolar-Abplattungen Z, und 55 beträgt für die Unterfchiede der größten und Fleinften Erdachfe nach den beiden Außerften Grenzzahlen nur etwas über 6600 Fuß: nicht Das Doppelte der Fleinen Berghöhen des Brockens und des Veſuvs; ohngefähr nur um - abweichend von der Anfchwellung, welche die Abplattung 54, giebt. Sobald genauere, unter ſehr verfchiedenen Breiten ge machte Gradmefiungen gelehrt hatten, daß die Erde in ihrem Inneren nicht gleichförmig dicht fein könne, weil die auf gefundnen Nefultate der Abplattung die legtere um vieles geringer darſtellen, als Newton (5); um vieles größer, als Huygens (), der ſich alle Anziehung im Centrum der Exde vereinigt Dachte, annahmen: mußte dev Zufammenhang des Werthes der Abplattung mit dem Geſetze der Dichtigfeit im Inneren der Erdfugel ein wichtiger Gegenftand des ana— lytiſchen Calculs werden. Die theoretiichen Speculationen über die Schwere leiteten früh auf die Betrachtung der An- ziehung großer Gebirgsmaſſen, welche frei, Flippenartig fich auf den trocfnen Boden des Luftmeeres erheben. Schon Newton unterjuchte in feinem Treatise ofthe System of the World in a popular way 1728, um wie viel ein Berg, der an 2500 Barifer Fuß Höhe und 5000 Fuß Durchmeffer hätte, das Pendel von feiner lothrechten Richtung abziehen würde, In dieſer Betrachtung liegt wahrfcheinlich die Ver— anlafjung zu den wenig befriedigenden VBerfuchen von Bouguer am Ehimborago ?; von Masfelyne und Hutton am Berg Shehallien in Perthſhire nahe bei Blair Athol; zu der Ver: gleihung von Bendellängen auf dem Gipfel einer 6000 Fuß erhabenen Hochebene mit dev Pendellinge am Meeresufer (Garlini bei dem Hospitium des Mont Cenis, und Biot und Mathieu bei Bordeaur); zu den feinen und allein entfcheiden- den Erperimenten von Neich (1837) und Baily mit dem von John Mitchell ?5 erfundenen und durch Wollafton zu Gavendifh übergegangenen finnreichen Apparate ber Drebwage. Es iſt— von den drei Arten der Beltimmung der Dichtigfeit unferes Planeten (durch Bergnähe, Höhe einer Bergebene und Dreb- wage) in dem Naturgemälde (Kosmos Bd. 1 ©. 176—178 und 424 Anm, 6) jo umftändlich gehandelt worden, daß nur noch die in Reich's neuer Abhandlung ?" enthaltenen, in den Jahren 1847 und 1850 von diefem unermüdlichen Forfcher angeftellten Verſuche hier erwähnt werden müffen. Das Ganze fann nach dem gegenwärtigen Stande unferes Wiſſens folgendermaßen zufammengeftellt werden: Spehallien (nach dem Mittel des von WBlayfair gefundenen Mar, 4,867 und Min. 4,559). . 4,713 Mont Cenis, Deob. von Carlini mit der Gorrection PEN ND. ae air? & 5 ———— Drehwage: Cavendifh nach Baily's Berehnung . . . 5,448 Da ee ent: ne here DO, 2 En ut üben ie ae anche Reich 1847— 1850: . 7 5... 7344 Das Mittel der beiden legten Nefultate giebt fir bie Dich- tigfeit der Erde 5,62 (die des Waffers = 1 gefest): alfo viel mehr als die Dichteften feinförnigen Bafalte (nad Leonbard’8 zahlreichen Verſuchen 2,95 — 3,67), mehr als Magneteifenerz (4,9—5,2), um weniges geringer als gediegen Arfen von Marienberg oder Joachimsthal. Wir haben bereits oben (Kosmos Bd. I ©. 177) bemerkt, daß bei der großen Berbreitung von Flöz-, Iertiär- Formationen und aufgeſchwemmten Schichten, welche den uns fichtbaren, continentalen Theil der Erdoberfläche bilden (die plutonifchen und vulfanifhen Erhebungen erfüllen infelförmig überaus J 33 kleine Räume), die Feſte in der oberen Erdrinde kaum eine Dichtigfeit von 2,4 bis 2,6 erreicht. Wenn man nun mit Rigaud das Verhältnig der Fefte zur flüfligen oceaniſchen Släche wie 10:27 annimmt, und erwägt, Daß lebtere nach Berfuchen mit dem Cenfblei über 26000 Barifer Fuß Waſſerdicke erreicht; fo ift Die ganze Dichtigfeit der oberen Schichten des Blaneten unter Dev trocknen und voceanifchen Dberfläche kaum 1,5. Es ift gewiß mit Unrecht, wie ein berühmter Geometer, Blana, bemerkt, daß der Verfaffer der Mecanique c&leste ber oberen Erdfhicht die Dichtigfeit des Granits zufchreibt und diefe auch, etwas hoch, = 3 anfest 3: was ihm für das Centrum der Erde Die Dichtig- feit von 10,047 giebt. Letztere wird nah Plana 16,27, wenn man Die oberen Erdichichten = 1,83 feßt: was wenig von 1,5 oder 1,6 ald totale Erdrinden-Dichtigfeit abweicht. Das Pendel, das fenfrechte wie dag horizontale (die Dreb- wage), hat allerdings ein geognoftifches Inftrument genannt werden können; aber die Geologie der unzugänglicden inneren Erdräume ift, wie bie Aſtrognoſie ber dunklen Meltförper, nur mit vieler Vorficht zu behandeln. Sch muß ohnedies noch in dem vulfanifchen Abfchnitt Diefes Werfes Die, ſchon von Anderen angeregten ‘Brobleme der Strömungen in der allgemeinen Flüffigfeit des Inneren des Planeten, der wahrfcheinlichen oder unwahrfcheinlichen periodischen Ebbe- und Flutd=- Bewegung in einzelnen, nicht ganz gefüllten Beden, oder der Eriftenz undichter Räume unter den gehobenen Gebirgsfetten??, berühren. Es ift im Kosmos feine Betrachtung zu übergehen, auf welche wirkliche Beobachtungen oder nicht entfernte Analogien zu leiten fcheinen, A. v. Humboldt, Kosmos. IV. 3 34 b. Inuere Wärme des Erdkörpers und Vertheilung derfelben. (Erweiterung des Naturgemäldes: Kosmos Bd. I. ©. 179—184 und €. 425 — 427 Anm. 7 — 10.) Die Betradjtungen über die innere Wärme des Erd— förpers, deren Wichtigkeit durch ihren jetzt jo allgemein aneı= fannten Zufammenhang mit vulfanifchen und Hebung Eriheinungen erhöht worden ift, find gegründet theils auf Directe und daher unbeftreitbare Mefjungen der Temperatur in Quellen, Bohrlöchern und unterirdiichen Grubenbauen ; theils auf analytiihe Combinationen über die allmälige Erfältung unferes Blaneten und den Einfluß, welchen die Wärme- Ab- nahme auf Die NRotations-Gefchwindigfeit 39 und auf die Rich: tung der inneren Wärme-Strömungen in der Urzeit mag aus- geübt haben. Die Geftalt des abgeplatteten Erdſphäroids ift felbft wieder von dem Geſetze der zunehmenden Dichtigfeit abhängig in concentrifchen, uber einander liegenden, nicht ho— mogenen Edjalen. Der erfte, exrperimentale und darum ftchrere Theil der Unterfuchung, auf den wir uns hier befchränfen, verbreitet aber nur Licht über die uns allein zugängliche, ihrer Dide nad) unbedeutende Erdrinde: während der zweite, ma— thematifche Theil, der Natur feiner Anwendungen nach, mehr negative alö pofitive Refultate liefert. Den Reiz ſcharfſinniger Gedanfenverbindungen 3! darbietend, leitet diefer zu Problemen, welche bei den Muthmaßungen über den Urfprung der vulfa- nifchen Kräfte und die Reaction des gejchmolzenen Inneren gegen bie ftarre äußere Schale nicht ganz unberührt bleiben können. Platons geognoftifhe Mythe vom Pyriphlegethon ?, als Ur fprung aller heißen Quellen wie der vulkaniſchen Feuerftröme, war hervorgegangen aus dem fo früh und fo allgemein gefühlten 35 Bedürfniß, für eine große und verwidelte Reihe von Erſchei— nungen eine gemeinfame Urfach aufzufinden. Dei der Mannigfaltigfeit dev Verhältniffe, welche bie Erdoberfläche Darbietet in Hinficht auf Infolation (Eonnen- Einwirfung) und auf Fähigkeit die Wärme auszujtrahlen, bei der großen Berfchiedenheit dev Wärme-Leitung nad Maaßgabe der in ihrer Zufammenfesung und Dichte heterogenen Gebirgsarten: ift es nicht wenig zu bewundern, daß da, wo die Beobachtungen mit Sorgfalt und unter günftigen Umftänden angeftellt find, Die Zunahme der Temperatur mit ber Tiefe in fehr ungleichen Yocalitäten meift fo übereinftimmende Reſul— tate gegeben hat. Bohrlöcher: befonders wenn fie noch mit trüben, etwas Durch Thon verdidten, den inneren Strömungen minder günftigen Slüffigfeiten gefüllt find, und wenig Zuflüffe feitwärts in verichiedenen Höhen durch Queerklüfte erhalten; bieten bei fehr großer Tiefe die meifte Eicherheit dar. Wir beginnen Daher, eben diefer Tiefe wegen, mit zweien der merf- würdigſten artefifchen Brunnen: dem von Grenelle zu Paris, und dem von Neu-Salzwerk im Soolbade Deyn- haufen bei Diinden. Die genaueften Beſtimmungen für beide find die, welche bier folgen: Nach den Meflungen von Walferdin 3, deffen Scharfſinn man eine ganze Neihe feiner Apparate zur Beſtimmung der Temperatur in den Tiefen des Meered oder der Brunnen verdankt, liegt die Bodenfläche des Abattoir du Puits de Grenelle 36”,24 über dem Meere. Der obere Ausfluß der auffteigenden Quelle ift noch 33",33 höher. Diefe Total-Höhe der fteigenden Waſſer (69”,57) ift im Vergleich mit dem Niveau des Meeres ohngefähr 60 Meter niedriger ald das Ausgehen der Grünfand-Schicht in den Hügeln bei Luſigny, füdöftlich - . 36 N von Paris, deren Infiltrationen man das Aufſteigen der Waſſer im arteſiſchen Brunnen von Grenelle zuſchreibt. Die Waſſer find erbohrt in 547" (1683 Pariſer Fuß) Tiefe unter dem Boden des Abattoirs, oder 510”,76 (1572 Fuß) unter dem Meeresipiegel; alfo fteigen fie im ganzen 580,33 (1786 Fuß). Die Temperatur der Quelle it 270,75 cent» (220,2 R. ). Die Zunahme der Wärme ijt alfo 32”,3 (99), Fuß) für 10 des hunderttheiligen Thermometers. Das Bohrloch zu Neu-Salzwerf bei Nehme liegt in feiner Mündung 217 Buß über ber Mieeresfiäche (über dem Vegel bei Amjterdam). Es hat erreicht unter der Erdober: fläche: unter dem Bunfte, wo Die Arbeit begonnen tft, Die abfolute Tiefe von 2144 Fuß. Die Eoolquelle, welche mit vieler Kohlenſäure gefhwängert ausbricht, iſt alfo 1926 Fuß unter der Meeresfläche gelegen: eine velative Ziefe, bie vielleicht die größte it, weldye Die Menfchen je im Inneren dev Exde erreicht haben, Die Eoolquelle von Neu-Salzwerk (Bad Deynhaufen) hat eine Zemperatur von 320,8 (260,3 R.); und da die mittlere Jahres- Temperatur der Luft in Neu-Salzwerk etwas über 99,6 (70,7 R.) beträgt, fo darf man auf eine Zunahme der Temperatur von 19 cent. für 92,4 Fuß oder 30 Dieter fchliegen. Das Bohrloch von Neu: Salzwerk 3 ift alfo, mit dem von Grenelle verglichen, 461 Fuß abfolut tiefer; es ſenkt fi 354 Fuß mehr unter die Ober fläche des Meeres, und die Temperatur feiner Waſſer ift 5,4 höher. Die Zunahme der Wärme it in Paris für jeden hunderttheiligen Grad um 7,1 Fuß, alfo kaum um 5 chneller. Sch Habe ſchon oben ? darauf aufmerkſam gemacht, wie ein von Augufte de la Nive und Marcet zu Bregny bei Genf 37 unterfuchtes Bohrloch von nur 680 Fuß Tiefe ein ganz gleiches Reſultat gegeben hat, obgleich Daffelbe in einer Höhe von mehr als 1500 Fuß über dem mittelländifchen Meere liegt. Wenn man den drei eben genannten Quellen, welche zwifchen 680 und 2144 Fuß abiolute Tiefe erreichen, noch eine: die von Mont Wearmont bei Newcaftle (die Gruben: waffer des Kohlenbergwerfs, in welchem nach Phillips 1404 Fuß unter dem Meeresfpiegel gearbeitet wird), hinzufügt; fo findet man das merkwürdige Refultat, daß an vier von einander fo entfernten Oxten die Wärme- Zunahme für 1% cent. nur zwifchen 91 und 99 Pariſer Fuß ſchwankt. 36 Diefe Ueberein- ftimmung fann aber nach der Natur der Mittel, Das man anwendet, um die innere Erdwärme in bejtimmten Tiefen zu ergründen, nicht überall erwartet werden. Wenn auch ange— nommen wird, daß Die auf Höhen fich infiltrirenden Meteor: Waſſer durch hydroitatiichen Drud, wie in communicirenden Röhren, das Auffteigen der Quellen an tieferen Punkten be wirfen, und daß die unterixdifchen Waffer die Temperatur der Srofchichten annehmen, mit welchen fie in Contact gelangen; fo können die erbohrten Waſſer in gewiffen Fällen, mit ſenk— vecht niedergehenden Waſſerklüften communicivend, Doch noch) einen anderen Zuwachs von Wärme aus uns unbekannter Tiefe erhalten. Ein folcher Einfluß, weldhen man fehr von bem der verfchiedenen Leitungsfähigfeit des Gefteing untericheiden muß, fann an Punkten ftattfinden, die dem Bohrloch fehr fern liegen. Wahrfcheinlich bewegen fich die Waffer im Inneren der Erde bald in befchränften Räumen, auf Spalten gleichlam flußartig (daher oft von nahen Vohrverfuchen nur einige gelingen); bald fcheinen biefelben in horizontaler Richtung weit ausgedehnte Beden zu bilden: fo daß dieſes Verhältniß überall 38 die Arbeit begünftigt, und in fehr jeltenen Fällen durch Anweſen— heit von Aalen, Mufcheln und Pflanzenreſten einen Zufammen- hang mit der Erdoberfläche verräth. Wie nun aus den oben bezeichneten Urfachen die aufjteigenden Quellen bisweilen wärmer find, ald nach der geringen Tiefe des Bohrlochs zu erwarten wäre; jo wirken in entgegengejegtem Sinne fältere Waſſer, welche aus jeitwärts zuführenden Dueerflüften bervorbrechen. Es ift bereitö bemerkt worden, daß Bunfte, welche im Inneren ber Erde bei geringer Tiefe in derſelben DVerticallinie liegen, zu ſehr verfchiedenen Zeiten das Marimum und Minimum der durch Sonnenftand und Jahreszeiten veränderten Temperatur der Atmojphäre empfangen. Nach den, immer fehr genauen Beobachtungen von Duetelet 7° find die täglichen Variationen Ihon in der Tiefe von 3%, Fuß nicht mehr bemerfbar; und zu Brüffel trat die höchſte Temperatur in 24 Fuß tief einge fenften Thermometern erſt am 10 December, die niedrigite am 15 Juni ein. Auch in den ſchönen Verjuchen, die Forbes in der Nähe von Edinburg Über das Yeitungsvermögen verichiedener Gebirgsarten anftellte, traf dad Marimum dev Wärme im ba- faltartigen Trapp von Calton-Hill erſt am 8 Januar in 23 Fuß Tiefe ein. Nach der vieljährigen Reihe von Beobachtungen Arago's im Garten der Parifer Sternwarte find im Laufe eines ganzen Jahres noch jehr Fleine Temperatur - Unterjchiede bis 28 Fuß unter der Oberfläche bemerkbar gewejen. Eben fo fand fie Bravais noch 19 in 26%, Fuß Tiefe im hohen Norden zu Boffefop in Finmark Br. 69 58%). Der Unter fchied zwifchen den höchiten und niedrigiten Temperaturen des Jahres ift um fo Fleiner, je tiefer man hinabfteigt. Nach Sourrier nimmt diefer Unterfchied in geometrifcher Reihe ab, wenn die Tiefe in arithmetifcher wächlt. 39 Die invartable Erdſchicht it in Hinficht ihrer Tiefe (ihres Abitandes von der Oberfläche) zugleich abhängig von der Polhöhe, von der Leitungsfähigfeit des umgebenden Ge- tteing, und der Größe des Temperatur - Unterichiedes zwiſchen der heißejten und Fälteiten Jahreszeit. In der Breite von Paris (48° 50°) werden herfümmlich die Tiefe und Temperatur der Caves de l’Observatoire (86 Fuß und 110,834) für Tiefe und Temperatur der invariablen Erdfchicht gehalten. Seitdem (1783) affini und Legentil ein fehr genaues Duedfilber- Thermometer in jenen unterivdifchen Räumen, welche Theile alter Steinbrüche find, aufgeftellt haben, ift der Stand des Queckſilbers in der Röhre um 00,22 geftiegen. 39° Ob die Urfach diefes Steigend einer zufälligen Veränderung der Thermometer: Scale, die jedoch von Arago 1817 mit der ihm eigenen Sorgfalt berichtigt worden ift, oder wirflih einer Wiärme- Erhöhung zugefchrieben werden müſſe; ift noch unentſchieden. Die mittlere Temperatur der Luft in Paris it 100,822. Bravais glaubt, daß das Thermometer in den Caves de "Observatoire fchon unter der der Grenze der invariablen Erdfchicht ftehe, wenn gleich Gaffini noch Unterfchiede von zwei Hunderttheilen eines Grades zwilchen der Winter- und Eommer- Temperatur finden wollte ®, aber freilich die wärmere Temperatur im Winter. Wenn man dad Mittel vieler Beobachtungen ber Bodenwärme zwifchen den Parallelen von Zürich (47% 22) und Upfala (599 51% nimmt, fo erhält man für 19 Temperatur Zunahme die Tiefe von 67V, Fuß. Die Unterfchiede ber Breite jteigen nur auf 12 bis 15 Fuß Tiefe, und zwar ohne regelmäßige Veränderung von Süden nad Norden, weil der gewiß vorhandene Einfluß dev Breite fih in Diefen, noch zu engen Grenzen der Verfchiedenheit der Ziefen mit dem 40 Einfluß der Leitungsfähigfeit des Bodens und der Fehler der Beobachtung vermifcht. Da die Erdihicht, in der man anfängt Feine Temperatur Veränderung mehr den ganzen Jahres-Cyelus hindurch zu be merken, nach der Theorie der Wärme-Bertheilung um fo weniger von der Oberfläche entfernt liegt, als die Marima und Mir nima der Jahres-Temperatur weniger von einander verfchieden find; fo hat Diefe Betrachtung meinen Freund, Herrn Bouffin- gault, auf Die Icharfiinnige und bequeme Methode geleitet, in der Tropengegend, befonders 10 Grad nördlich und ſüdlich von Neguator, die mittlere Temperatur eines Orts durch die Beobachtung eines Ihermometers zu beftimmen, Das 8 big 12 Zoll in einem bededten Raume eingegraben if. Zu den verfchiedenften Stunden, ja in verjchiedenen Monaten (wie die Verſuche vom Oberſt Hal nahe am Littoral des Chor, in Tumaco; die von Salaza in Quito; die von Bouffingault in la Vega de Zupia, Marmato und Anserma Nuevo im Gauca Thale beweifen), hat die Temveratur nicht um zwei Zehntel eines Grades variirt; und faft in denfelben Grenzen ijt fie identifch mit der mittleren Temperatur der Luft an folchen Orten gewefen, wo legtere aus ftündlichen Beobachtungen her- geleitet worden iſt. Dazu blieb diefe Sdentität, was überaus merkwürdig fcheint, ſich vollfommen gleih: Die thermo- metrifchen Sonden (won weniger als 1 Fuß Tiefe) mochten am heißen Ufer der Südfee in Guayaquil und Payta, oder in einem Indianer: Dörfhen am Abhange des Vulkans von Purace, das ich nach meinen Barometer Mefiungen 1356 Toifen (2643,2 Meter) hoch über dem Meere gefunden habe, angeftellt werden. Die mittleren Temperaturen waren in Diefen Höhen-Abftänden um volle 14° verichieden, 4! 41 Eine befondere Aufmerkſamkeit verdienen, glaube ich, zwei Beobachtungen, die ich in den Gebirgen von Peru und Mexico gemacht habe: in Bergwerfen, welche höher liegen als der Gipfel des Vic von Teneriffa; höher als alle, in Die man wohl bis dahin je ein Thermometer getragen hatte, Mehr als zwölftauſend Fuß über dem Meeresſpiegel habe ich die unterirdiiche Luft {4% wärmer als Die äußere gefunden. Das peruaniiche Städt chen Micuipampa 2 Liegt nämlich nach meinen ajtronomifchen und hypſometriſchen Beobachtungen in der füdlichen Breite von 6° 43° und in der Höhe von 1857 Toiſen, am Fuß des, wegen feines Silberreichtfumg berühmten Cerro de Gualgayoc. Der Gipfel diefes faft ifolixten, fich caftellartig und maleriſch erhebenden Berges iſt 240 Zoifen höher ald das Straßenpflafter des Städtchens Micuipampa. Die Außere Luft war fern vom Etollen-Mundloch der Mina del Purgatorio 50,7; aber in dem Inneren der Grubenbaue, ohngefähr in 2057 Zotjen (12342 Fuß) Höhe Uber dem Meere, fah ich das Thermometer überall die Temperatur von 199,8 anzeigen: Differenz 149,1. Das Kalfgeftein war vollfommen troden, und fehr wenige Bergleute arbeiteten dort. In der Mina de Guadalupe, die in derfelben Höhe liegt, fand ich die innere Luft Temperatur 140,4: alfo Differenz gegen bie äußere Luft 80,7. Die Wafjer, welche hier aus der fehr naflen Grube hervorftrömten, hatten 119,3. Die mittlere jährliche Luft- Temperatur von Micuipampa ijt wahr scheinlich nicht über 7%',. In Merico, in den reichen Silberberg- werfen von Öuanaruato, fand ich in der Mina de Valenciana * die äußere Luft- Temperatur in dev Nähe des Tiro Nuevo (7122 Fuß über dem Meere) 21,2; und die Grubenluft im Tiefften, in den Planes de San Bernardo (1530 Fuß unter der Deffnung des Echachtes Tiro Nuevo), volle 270%: ohngefähr bie Mittel- Temperatur des Littorald am mericanifchen Meerbufen. In einer Strede, welche 133 Fuß höher als die Sohle der Planes de San Bernardo liegt, zeigt fih, aus dem Queer— Geftein ausbrechend, eine Quelle mit der Wärme von 290,3, Die von mir beftimmte nördliche Breite der Bergftadt Guana- ruato ift 21% 0°, bei einer Mittel-Temperatur, welche ohngefähr zwifchen 150,8 und 160,2 jällt, Es würde ungeeignet fein hier über die Urſachen vielleicht ganz localer Erhöhung der unter: irdischen Temperatur in Gebirgshöhen von ſechs- bis zwölftauſend Fuß, Schwer zu begründende Vermuthungen aufzuftellen. Einen merfwürdigen Gontraft bieten die Verhältniffe des Bodeneifes in den Steppen des nördlichften Afiens dar, Trotz der früheſten Jeugniffe von Gmelin und Pallas war felbft die Eriftenz defielben in Zweifel gezogen worden, Weber bie Verbreitung und Die der Schicht des unteriwdifchen Eifes hat man exit in der neueſten Zeit Durch die trefflichen Unter: fuchungen von Erman, Baer und Middendorff richtige An— fichten gewonnen. Nach den Schilderungen von Grönland durch Granz, von Spigbergen durch Martens und Phipps, der Küſten des Ffarifchen Meeres von Sujew, wurde duch unvorfichtige Verallgemeinerung der ganze nördlichſte Theil von Sibirien als vegetationsleer, an der Oberfläche ſtets ge— fioren, und mit ewigem Schnee felbft in der Ebene bededt beichrieben. Die äußerfte Grenze hohen Baumwuchſes ift im nördlichen Aften nicht, wie man lange annahm und wie See winde und die Nähe des Dbifchen Meerbuſens e8 bei Obdorſk veranlaffen, der Parallel von 67%; das Flußthal des großen Lena-Stromes hat hohe Bäume bis zur Breite von 71%. In der Einöde der Infeln von NewSibirien finden große Heerden von Nennthieren und zahllofe Lemminge noch hinlängliche 43 Nahrung. “ Die zwei fibirifchen Reifen von Middendorff, weichen Beobachtungegeiit, Kühnheit im Unternehmen und Ausdauer in mühfeliger Arbeit auszeichnen, waren 1843 bie 1846 nördlih im Taymir-Lande bis zu 750%, Breite und füd- öftlich bis an den Oberen Amur und das Ochotififche Meer gerichtet. Die erſte fo gefahrvoller Reifen hatte den ge lehrten Naturforfcher in eine bieher ganz unbeſuchte Region geführt. Sie bot um fo mehr Wichtigkeit dar, als diefe Region gleich weit von der Oft und Weſtküſte des Alten Continents entfernt ift. Neben der Berbreitung der Organismen im höchften Norden, als hauptlächlic von Flimatifchen Verhält— niffen abhängig, war im Auftrage der Petersburger Afademie der Wiffenfchaften die genaue Beitimmung der Boden-Tempe- ratur und dev Dicke dee unterivdiichen Bodeneifes ein Haupt: zweck der Grpedition. Es wurden Unterfuchungen angeftellt in Bohrlöchern und Gruben von 20 bis 57 Fuß Tiefe, an mehr denn 12 Punkten (bei Turuchanſk, am Senifei und an der Lena), in relativen Entfernungen von vier= bis fünfhundert geographiichen Meilen. Der wichtigfte Gegenjtand ſolcher geothermifchen Beobach- tungen blieb aber der Echergin- Schacht * zu Jafutff Br. 69° 2). Hier war eine unterirdifche Eisfchicht durchbrochen worden in der Dicke von mehr als 358 Par. Fuß (982 engl. Fuß). Längs den Seitenwänden des Schachtes wurden Thermometer an 141 über einander liegenden Punkten zwifchen der Oberfläche und dem Tiefften des Echachtes, den man 1837 erreichte, eingefenft. In einem Eimer (Kübel) ftehend, Einen Arm beim SHerablaffen an einem Geil befeitigt, mußte der Beob— achter die Thermometer-Scalen ablefen. Die Reihe der Beob- achtungen, deren mittleren Fehler man nur zu 00,25 anfchlägt, 44 umfaßte den Zeitraum vom April 1844 bis Juni 1846. Die Abnahme der Kälte war im einzelnen zwar nicht den Tiefen proportional; doch fand man folgende, im ganzen zunehmende Mittels Temperaturen der über einander liegenden Eisfchichten: HORROR ER 190 alwnlip: Bi Re, 2 Er a RR a EEE 200 „and NARWIEDE ser a 8 DO N, RE Re A BR, 1, — 2,40 Nach einer fehr gründlichen Discuffion aller Beobachtungen beſtimmt Middendorff Die allgemeine Temperatur: Zunahme 4 für 1 Grad Reaumur zu 100 bis 117 engl. Fußen, alſo zu 75 und 88 Barifer Fuß auf 10 des hunderttheiligen Thermo— meters. Diefes Nefultat bezeugt eine fchnellere Wärme-Zunahme im Schergin-Schachte, als mehrere fehr übereinſtimmende Bohrlöcher im mittleren Europa gegeben haben (1. oben ©. 37), Der Unterfchied fällt zwifchen Z und —. Die mittlere jährliche Temperatur von Safutff wurde zu —80,13 NR, (— 10,15 cent.) angenommen. Die Oftillation der Sommer und Winter-Tem— peratur ijt nach Newerow’s funfzehnjährigen Beobachtungen (1829 bis 1844) von der Art, daß bisweilen im Juli und Auguft 14 Tage hinter einander die Luftwärme bis 20% und 230,4 R. (25° und 290,3 cent.) fteigt, wenn in 120 auf ein ander folgenden Wintertagen (November bis Februar) bie Kälte zwifchen 33% und 449,8 (410,2 und 550,9 cent.) unter dem Sefrierpunft ſchwankt. Nach Maaßgabe der bei Durchlenfung des Bodeneifes gefundenen Temperatur-Zunahme ijt die Tiefe unter der Erdoberfläche zu berechnen, in welcher die Eisichicht der Temperatur 0%, alfo der unteren Grenze des gefrorenen Erdreichs, am nächften iſt. Sie würde in dem Schergin-Schacht nach Middendorff's Angabe, welche mit der viel früheren Er— mans ganz übereinſtimmt, erſt in 642 oder 642 Fuß Tiefe gefunden werden. Dagegen fchiene nach der Temperatur: Zunahme, welche in den, freilich noch nicht 60 Fuß tiefen und faum eine Meile von Irkutſk entfernten Mangan, Schilow— und Dawydow-Gruben, in der hügeligen Kette des linfen Lena— Ufers, beobachtet wurde, Die Normal-Schicht von 0° fchon in 300 Fuß, ja in noch geringerer Ziefe zu liegen. Iſt Diefe Ungleichheit der Lage nur fcheinbar, weil eine numerifche Beſtimmung, auf fo unbedeutende Schachttiefen gegründet, überaus unficher ift und Die Zemperatur-Junahme nicht immer demfelben Geſetze gehorht? Iſt e8 gewiß, Daß, wenn man aus dem Ziefiten des Schergin-Schachtes eine horizontale (ſöhlige) Strecke viele hundert Lachter weit ins Feld triebe, man in jeder Nichtung und Entfernung gefrornes Erdreich und dieſes gar mit einer Zemperatur von 24, Grad unter dem Nullpunft finden würde? Schrenk hat das Bodeneis in 6701, Breite im Lande der Samojeden unterfucht. Um Puſtojenskoy Gorodok wird das Brunnengraben Durch Anwendung Des Feuers beichleunigt, Mitten im Sommer fand man die Eisfchicht ſchon in 5 Fuß Tiefe. Dan fonnte fie in der Die von 63 Fuß verfolgen, als plöglich die Arbeit geftört ward. Ueber den nahen Yand- fee von Uſtje konnte man 1813 den ganzen Sommer hindurch in Schlitten fahren. # Auf meiner fibirifchen Grpedition mit Ehrenberg und Guſtav Nofe liegen wir bei Bogoflowff (Br. 59° 44), an dem Wege nad) den Zurjin’fchen Gruben 9, im Ural einen Schurf in einem torfigen Boden graben. Im 5 Fuß Ziefe traf man ſchon auf Eisſtücke, die breccienartig 46 mit gefvorener Erde gemengt waren; Dann begann dichtes Eis, das in 10 Fuß Tiefe noch nicht durchſenlt wurde, Die geographifche Erfiredung des Eisbodens: d. i. ber Verlauf der Grenze, au der man im hohen Norden von ber ſkandinaviſchen Halbinfel an bis gegen die öftlichen Küften Afiens im Auguft und alfo das ganze Jahr hindurch in gewiffer Ziefe Eis und gefrorenes Erdreich findet; ift nach Middendorff's fcharffinniger Verallgemeinerung des Beobachteten, wie alle genthermijchen Verhältniffe, noch mehr von örtlichen Ein— flüffen abhängig als die Temperatur des Luftkreifes. Der Eins fluß der legteren ift im ganzen gewiß der enticheidendfte; aber die Iſogeothermen find, wie ſchon Kupffer bemerft hat, in ihren converen und concaven Krümmungen nidyt den kli— matifchen Ifothermen, weldye von den Temperatur» Mitteln der Atmofphäre beftimmt werden, parallel. Das Eindringen dev aus der Atmojphäre tropfbar niedergefchlagenen Dämpfe, Das Auffteigen warmer Quellwafler aus der Tiefe, und bie fo verfchiedene wärmeleitende Kraft des Bodens 0 fcheinen be fonders wirffam zu fein. „An der nörblichften Spitze bes europäischen Gontinents, in Finmarken, unter 70% und 71° Breite, ift noch fein zufammenhangender Eisboden vorhanden. Dftwärts in das Flußthal des Dbi eintretend, 5 Grade füd— licher als das Nordcap, findet man Eisboden in Obdorſk und Bereſow. Gegen Oft und Südoſt nimmt die Kälte des Bodens zu: mit Ausnahme von Tobolff am Irtifch, wo die Tempe: ratur des Bodens kälter ift als bei dem 10 nördlicheren Witimff im Lena- Thale. Turuchanſk (65% 54) am Jenifei liegt noch auf ungefrorenem Boden, aber ganz nahe der Grenze des Eis— bodens. Amginſk, ſüdöſtlich von Jakutſk, Hat einen eben fo falten Boden als das 5°. nördlichere Obdorff; eben fo ift 47 Dleminft am Senifei. Vom Obi bis zum Jeniſei feheint fich die Curve des anfangenden Bodeneifes wieder um ein paar Breitengrade nordwärts zu erheben: um dann, in ihrem füdlich gewandten Berlaufe, das Lena-Thal faft 8° ſüdlicher ale den Jeniſei zu durchſchneiden. Weiter Hin in Dften fteigt die Linie wiederum in nördlicher Richtung an.“ >! Kupffer, der die Gruben von Nertichinff bejucht hat, deutet Darauf hin, daß, abgejehen von der zujammenhangenden nördlichen Gefammtmaffe des Eisbodens, es in füdlicheren Gegenden auch ein infelförmiges Auftreten des Phaänomens giebt. Im allgemeinen ift dafjelbe von den Wegetationg- Grenzen und dem Borfommen hohen Baummwuchies vollkommen unabhängig. Es ift ein bedeutender Fortſchritt unſeres Wiſſens, nad) und nach eine generelle, Acht kosmiſche Ueberjicht dev Temperatur Berhäliniffe der Erdrinde im nördlichen Theile des alten Con— tinents zu erlangen; und zu erfennen, daß unter verfchiedenen Meridianen die Grenze des Bodeneiles, wie Die Grenzen der mittleren Jahres- Temperatur und des Baumwuchles, in fehr verfchiedenen Breiten liegt, wodurch yperpetuirliche Wärme Strömungen im Inneren der Erde erzeugt werden müfien, Im nordweitlichiten Theile vor Amerika fand Franklin den Boden, Mitte Auguft, fchon in einer Tiefe von 16 Zoll gefroren. Richardſon fah an einem öſtlicheren Punkte dev Küſte, in 710 42° Breite, die Eisſchicht im Julius aufgethaut bis 3 Fuß unter der Frautbededten Oberfläche. Mögen wiffenfchaftliche Keifende uns bald allgemeiner über die geothermifchen Ver— hältniffe in diefem Erdtheile und in der füdlichen Hemifphäre unterrichten! Einficht in die Verfettung dev Phänomene leitet am ficherften auf die Urfachen verwidelt fcheinender Ano— malienz auf das, was man voreilig Ungefeglichfeit nennt, e. Mannetifche Zhätigkeit des Erdkörpers in ihren drei Kraftäußerungen: der Sntenfität, der Neigung und der Abweichung. — Punkte (magnetifche Pole genannt), in denen die Neigung HO° ift. — Curse, auf der feine Wei: gung beobachtet wird. (Magnetiſcher Aequator.) — Vier Punkte der größten, aber unter fich verfchiedenen Inten— fität. — Curve der ſchwächſten Intenſität. — Außerordent— liche Störungen der Declination (magnetifche Gewitter). — PBoinrlicht. (Erweiterung des Naturgemäldes: Kosmos Bd. I ©. 184— 208 und 427 — 412 Anm. 11 —49; Bd. M. ©. 372 — 376 und 515 Anm. 69 — 74; Bd. III. ©. 399 — 401 und 419 Anm. 30.) Die magnetifhhe Eonjtitution unferes Planeten fann nur aus den vielfachen Mianifeftationen der Erdfraft, in fo jern fie meßbare Verhältniffe im Raume und in der Zeit Darbieten, geichloffen werden. Diefe Manifejtationen haben das Eigenthümliche, daß fie ein ewig Beränderliches der Vhänomene darbieten, und zwar in einem weit höheren Grade noch ald Temperatur, Dampfmenge und electrifche Tenfion der unteren Schichten des Luftfreifes. Ein folcher ewiger Wechſel in den mit einander verivandten magnetifchen und electrifchen Zuftänden der Materie unterfcheidet auch wefentlich die Phäno— mene des Klectvo- Magnetismus von denen, welche durch die primitive Grundkraft dev Materie, ihrer Molecular: und Maffen- Anziehung bei unveränderten Abjtinden bedingt werden. Grgründung des Gefeglichen in dem Veränder— lichen ift aber das nächfte Ziel aller Unterfuchung einer Kraft in der Natur. Wenn auch durd) die Arbeiten von Coulomb und Arago eviviefen ift, daß in den verfchiedenartigften Stoffen der electro-magnetifche Proceß erweckt werden kann, fo zeigt ſich in Faraday's glänzender Entdedung des Diamagnetismus, 49 in den Unterjchieden nord » jüblicher und ojt-weitlicher Achfen- jtellung doch wieder der, aller Mafjen- Anziehung fremde Ein- flug der Heterogeneität der Stoffe. Sauerſtoffgas, in eine dünne Glasröhre eingejchloffen, richtet fich unter Einwirfung eined Magneten, paramagnetiich, wie Eifen, nord-ſüdlich; Stickſtoff-, Waſſerſtoff- und fohlenfaures Gas bleiben unerregt; Phosphor, Leder und Hol richten fih, dDiamagnetifch, äquatorial von Oſten nad) Weiten, In dem griechiichen und römischen Altertfume fannte man: Seithalten des Eiſens am Magnetftein; Anziehung und Ab- ftogung; Sortpflanzung der anziehenden Wirfung durch eherne Gefäße wie auch durch Ringe, Die einander fettenförmig tra- gen, jo lange die Berührung eines Ninges am Magnetjtein Dauert; Nicht-Anziehen des Holzes oder anderer Metalle als Eifens. Von der polarifchen Nichtfraft, welche der Magne- tismus einem beweglichen, für feinen Einfluß empfänglichen Körper mittheilen könne, wußten Die weftlichen Völker (Phöni— cier, Quffer, Griechen und Römer) nichts. Die Kenntniß dDiefer Nichtfraft, welche einen fo mächtigen Einfluß auf Die Dervollfommnung und Ausdehnung der Schifffahrt ausgeübt, ja dieſer materiellen Wichtigfeit wegen ſo anhaltend zu der Erforſchung einer allverbreiteten und Doch vorher wenig beach— teten Naturfraft angereizt hat, finden wir bei jenen wejtlichen europäischen Völkern erit feit dem 14ten und 12ten Jahrhun- derte, In der Geſchichte und Aufzählung der Hauptmomente phyfifcher Weltanfchauung?? hat das, was wir hier fummarifch unter Einen Gefichtspunft jtellen, mit Angabe der einzelnen Duellen, in mehrere Abfchnitte vertheilt werden müſſen. Bei den Chinefen fehen wir Anwendung der magneti- ſchen Nichtfraft, Benugung dev Süd- und Nord-Weifung 1 v. Humboldt, Kosmos. IV. 4 90 durch auf dem Waſſer ſchwimmende Magnetnadeln bis zu einer Epoche hinauffieigen, welche vielleicht noch alter ift als Die dorifhe Wanderung und die Nüdfehr der Herafliden in den Peloponnes. Auffallend genug jcheint es Dazu, daß der Gebrauch der Süd-Weiſung der Nadel im öftlichiten Alten nicht in der Schifffahrt, fondern bei Landreiſen angefangen hat. In dem Vordertheil der magnetiihen Wagen bewegte eine frei Ihwimmende Nadel Arm und Hand einer feinen Figur, welche nach dem Süden hinwies. Kin folcher Apparat, Ise-nan (Andeuter des Südens) genannt, wurde unter der Dynaftie der Tſcheu 1100 Jahre vor unjerer Zeitrechnung Gejandten von Tunkin und Cochinchina geſchenkt, um ihre Rückkehr durd) große Ebenen zu ſichern. Der Magnetwagen 3 bediente man ſich noch bis in Das 15te Jahrhundert nad) Chriſtus. Mehrere derjeiben wurden im faijerlichen Ballajte aufbewahrt und bei Erbauung buddhiſtiſcher Klöfter zur Orientirung der Hauptfeiten der Gebäude benugt. Die häufige Anwendung eines magnetifchen Apparats leitete allmälig die Scharfſinnigeren unter dem Volke auf phyſika— liiche Betrachtungen über die Natur dev magnetiichen Erſchei— nungen. Der chinefifche Lobredner der Magneinadel, Kuopho (ein Schriftftellev aus dem Zeitalter Conſtantins des Großen), vergleicht, wie ich fchon an einem anderen Orte angeführt, die Anziehungskraft des Magnets mit der des geriebenen Bernfteins. ES ift nach ihm „wie ein Windeshaud, ber beide geheimnißvoll durchweht und pfeilſchnell ſich mitzucheilen vermag.” Der jymbolifche Ausdruck Windeshaud erinneut an den gleich jymbolifchen dev Bejeelung, welche in griechi- {hen Altertfume dev Gründer der ioniſchen Schule, Thales, beiden attractorifchen Subftanzen zufchrieb.? Seele heit hier Das innere Princip beivegender Thätigkeit. 51 Da die zu große Beweglichkeit der chineſiſchen ſchwimmen— den Nadeln die Beobachtung und das Ableſen erſchwerte; ſo wurden ſie ſchon im Anfang des 12ten Jahrhunderts (nach Chr.) durch eine andere Vorrichtung erſetzt, in welcher die nun in der Luft frei ſchwingende Nadel an einem feinen baumwollenen oder ſeidenen Faden hing: ganz nach Art der suspension a la Coulomb, welcher ſich im wejtlichen Europa zuerjt Gilbert bediente, Mit einem ſolchen vervollkommneten Apparated6 beitimmten Die Ehinefen ebenfalls jchon im Beginn des 12ten Jahrhunderts Die Duantität dex weftlichen Abweichung, Die in dem Theile Aliens nur fehr Kleine und langlame Veränderungen zu erleiden icheint. Bon dem Yandgebrauche ging endlich der Compaß zur Benusung auf dem Meere über. Unter der Dynaftie der Tfin im 4ten Jahrhundert unferer Zeitrechnung befuchen chinefifche Schiffe, vom Compaß geleitet, indifche Häfen und Die Dit füfte von Afrika. Schon zwei Jahrhunderte früher, unter der Regierung des Marcus Aurelius Antoninus (An-tun bei den Echriftitellern der Dynaftie der Han genannt), waren römiſche Legaten zu Waſſer über Tunfin nach China gefommen. Aber nicht durch eine jo vorlbergehende Verbindung, jondern erft als jich der Gebrauch der Magnetnadel in dem ganzen indifchen Meere an den perliichen und arabifhen Küften allgemein verbreitet hatte, wurde bderfelbe im zwölften Jahrhundert dei e8 unmittelbar dur den Einfluß der Araber, fei es durch die Kreuzfahrer, die feit 1096 mit Aegypten und dem eigent- lichen Orient in Berührung famen) in das europätfche Seeweſen übertragen. Bei hiftoriihen Unterfuchungen der Art ift mit Gewißheit nur die Epoche feftzufegen, welche man als Die fpätefte Grenzzahl betrachten fann. In dem politifch > fatirifchen Gedichte 32 des Guyot von Provins wird (1199) von dem Ececompaß ald von einem in der Chrijtenwelt längſt befannten Werk: zeuge geiprochen; eben Dies tft der Fall in der Beſchrei— bung von PBaläftina, die wir dem Bilchof von Btolemaig, Sacob von Vitry, verdanfen und deren Vollendung zwifchen 1204 und 1215 fallt. Bon der Magnetnadel geleitet, fchifften die Gatalanen nach den nord=fchottiichen Infeln wie an die Weſtküſte Des tropifchen Afrifa, Die Basfen auf den Wallfiſch⸗ fang, die Normannen nach den Azoren, den Bracir-Inſeln des Picigano. Die ſpaniſchen Leyes de las Partidas (del sabio Rey Don Alonso el nono), aus der erſten Hälfte des drei— zehnten Jahrhunderts, rühmen die Nadel als „treue Ver— mittlerinn (medianera) zwiſchen dem Magnetſteine (la piedra) und dem Nordſtern“. Auch Gilbert, in feinem berühmten Werke: de Magnete Physiologia nova, Ipricht vom Seecompaß als einer hinefifchen Erfindung, fest aber unvorfichtig Hinzu: daß fie Marco Bolo, qui apud Chinas artem pyxidis didicit, zuerjt nach Italien brachte. Da Marco Polo feine Reifen ext 1271 beganıı und 1295 zurüdfehrte, fo beweifen die Zeugniſſe von Guyot de Propind und Jaques de Vitry, dag wenigſtens ſchon 60 bis 70 Jahre vor der Abreife des Marco Polo nad) dem Compaß in europäiſchen Meeren gejchifft wurde, Die Benennungen zobron und aphron, die Bincenz von Deauvais in feinem Naturfpiegel dem füdlichen und nördlichen Ende der Magnetnadel (1254) gab, deuten auch auf eine Der: mittelung arabifcher Piloten, durch welche die Europäer Die hinefifche Bouffole erhielten. Sie deuten auf daſſelbe gelehrte und betriebfame Volk der afiatifchen Halbinfel, defjen Sprache auf unſren Sternfarten nur zu oft verftümmelt ericheint, Nach dem, was ich hier in Erinnerung gebracht, fan 33 es wohl feinem Zweifel unterworfen fein, daß Die allgemeine Anwendung dev Magnetnadel auf der vceanifchen Echifffahrt der Europäer feit dem zwölften Jahrhundert (und wohl noch früher in eingefchränfterem Maaße) von dem Beden des Mittel: meeres ausgegangen ift. Den wefentlichiten Antheil daran haben die maurifchen Biloten, Die Genuefer, Venetianer, Mayorcaner und Gatalanen gehabt, Die legten waren unter Anführung ihres berühmten Seemannes Don Jaime Ferrer 1346 bis an den Ausflug des Rio de Ouro (N. Br. 23° 40°) an der Weſtküſte von Afrifa gelangt; und, nach dem Jeugniß von Raymundus Lullus Cin feinem nautifchen Werfe Fenix de lasmaravillas del orbe 1286), bedienten jich ſchon lange vor Jaime Ferrer die Barcelonefer der Seekarten, Aſtrolabien und Seecompafie. Bon der Quantität der, gleichzeitig durch Uebertragung aus China, den indifchen, malayifchen und arabifchen Eeefahrern befannten magnetifchen Abweihung Variation nannte man das Phänomen früh, ohne allen Beifag) hatte fih die Kunde natürlich ebenfall8 über das Becken des Mittelmeers verbreitet. Diefes, zur Correction der Schiffsrechnung fo unentbehrliche Element wurde damals weniger Durch Sonnen-Auf- und Unter- gang ald durch den Polarjtern, und in beiden Fällen ſehr un— ficher, beitimmt; doch auch bereit auf Seefarten getragen: z. B. auf die feltene Karte von Andrea Bianco, die im Jahr 1436 entworfen ıft. Columbus, der eben fo wenig als Sebaftian Cabot zuerit die magnetifche Abweichung erfannte, hatte das große Verdienft, am 13 Sept. 1492 die Lage einer Linie ohne Abweihung 21, Grad öſtlich von der azorifchen Infel Corvo aftronomifch zu beitimmen. Er fah, indem er in dem weftlichen Theile des atlantifchen Dceans vordrang, Die Bariation allmälig von Nordoft in Nordweft übergehen. 54 Dieſe Bemerkung leitete ihn ſchon auf den Gedanken, der in ſpäteren Jahrhunderten ſo viel die Seefahrer beſchäftigt hat: durch die Lage der Variations-Curven, welche er noch dem Meridian parallel wähnte, die Länge zu finden. Man er fährt aus feinen Schiffsjournalen, daß er auf der zweiten Reife (1496), jeiner Lage ungewiß, fich wirklich durch Declinationg- Beobachtungen zu orientiven fuchte. Die Einficht in die Mög- lichfeit einer folchen Methode war gewiß auch „das untrügliche Geheimniß der See-Länge, welches durch befondere göttliche Dfrenbarung zu befißen” Sebajtian Cabot auf feinem Sterbe bette jich rühmte. An die atlantifhe Curve ohne Declination Fmüpften fich in der leicht erregbaren Phantaſie des Columbus noch andere, etwas träumerifche Anfichten über Veränderung der Klimate, anomale Geſtaltung der Erdfugel und außerordent- liche Bewegungen himmlijcher Körper: fo daß er darin Motive fand eine phyfifalifche Grenzlinie zu einer politifchen vorzufchlagen. Die raya, auf der die agujas de marear Direct nach dem Polarſtern hinweifen, wurde fo die Demarcationg- linie für die Kronen von Portugal und aftilien; und bei der MWichtigfeit, die geographifche Länge einer folchen Grenze in beiden Hemifphären über die ganze Erdoberfläche aftronomifch genau zu beftimmen, ward ein Decret päpftlichen Uebermuths, ohne es bezweckt zu haben, wohlthätig und folge reich für die Erweiterung der aftronomifhen Nautif und Die Vervollkommnung wmagnetifcher Inftrumente. (Humboldt, Examen crit. de la G&ogr. T. Ill. p. 54.) Felipe Guillen aus Sevilla (1525) und wahrfcheinlich früher der Cosmograph Alonſo de Santa Cruz, Lehrer der Mathematif des jugendlichen Kaiſers Carls V, conftruirten neue Variations-Compaſſe, mit denen Sonnenhöhen genommen werden konnten. Der Sosmograph zeichnete 1530, alfo anderthalb Jahrhunderte vor Halley, freilich auf fehr unvollftändige Materialien geguindet, die erſte allgemeine Variations-Karte. Wie lebhaft im 16ten Jahrhundert feit dem Tode des Columbus und dem Streit über die Demarcationslinie die Thätigfeit in Ergründung des tellurifchen Magnetismus erwachte, beweiſt die Geereife des Juan Jayme, welcher 1585 mit Franciſco Gali von den Philippinen nach Acapulco fciffte, bloß um ein von ihm erfundenes Declinations-Inftrument auf dem langen Wege durch die Südſee zu prüfen. Dei dem fich verbreitenden Hange zum Beobachten mußte auch der diefen immer begleitende, ja ihm öfter noch voreilende Hang zu theoretiihen Speculationen jich offenbaren. Diele alte Scifferfagen dev Inder und Araber reden von FBelsinfeln, welche den Seefahrern Unheil bringen, weil fte Durch ihre magnetifche Naturfraft alles Eilen, das in den Schiffen das Holsgerippe verbindet, an fich ziehen oder gar das ganze Cchiff unbeweglich fefleln. Unter Ginwirfung folder Phantafien fnüpfte fih früh an den Begriff eines polaren Zufanmen- treffend magnetifcher Abweichungslinien das materielle Bild eines dem Erdpole nahen hohen Magnetberges. Auf ber merfiwindigen Karte des Neuen Gontinents, welche der römi- ſchen Ausgabe der Geographie des Ptolemäus vom Jahre 1508 beigefügt ift, findet fich nördlich von Grönland (Gruentlant), welches als dem öftlichen Theil von Afien zugehörig dargeftellt wird, der nördliche Magnetpol als ein Injelberg ab- gebildet. Seine Lage wird allmälig füdlicher in dem Breve Compendio de la Sphera von Martin Corte; 1545 wie in der Geographia di Tolomeo des Livio Sanuto 1588, 96 An Erreihung dieſes Punktes, den man el calamitico nannte, waren große Erwartungen gefnüpft, da man aus einem, erſt Spät verfchwundenen Vorurtheil dort am Magnet: pole alcun miraculoso stupendo effetto zu erleben gedachte. Bis gegen das Ende des jechzehnten Jahrhunderts war man bloß mit dem Phänomen dev Abweichung, welcde auf die Echiffsrechnung und die nautifche Ortsbeftimmung den unmittelbarjten Einfluß ausubt, befchäftigt. Statt der einen von Columbus 1492 aufgefundenen Linie ohne Abweichung glaubte der gelehrte Jeſuit Acofta, durch portugieftfche Piloten (1589) belehrt, in feiner trefflichen Historia natural de las Indias vier Linien ohne Abweichung aufführen zu fünnen. Da die Schiffsrechnung neben der Genauigfeit dev Nich- tung (des durch den corrigirten Compaß gemeffenen Winfels) auch die Länge des durchlaufenen Weges exheifcht; fo bezeichnet die Einführung des Logs, fo unvollfommen auch Ddiefe Art der Meſſung felbit noch heute iſt, Doch eine wichtige Epoche in der Gefchichte der Nautif. Ich glaube gegen die bisher herrfchende Meinung erwiefen zu haben, daß das exfte fichere ZJeugnip >? der Anwendung des Logs (la cadena de la popa, la corredera) in den Schiffsjournalen der Magellanifchen Reife von Antonio Pigafetta zu finden ift. Es bezieht fich auf den Monat Januar 1521. Golumbus, Juan de la Coſa, Seba- ftian Gabot und Vasco de Gama haben das Log und deſſen Anwendung nicht gefannt. Sie ſchätzten nad) dem Augenmaaße die Gefchwindigfeit des Schiffes, und fanden Die Yänge des Weges durch das Ablaufen des Sandes in den ampolletas. Neben dem alleinigen und fo früh benusten Elemente der Magnetkraft, der horizontalen Abweichung vom Nordpole, wurde endlich (1576) auch das zweite Element, die Neigung, 97 gemeffen. Robert Normann hat zuerft an einem felbjterfundenen Inelinatorium die Neigung der Magnetnadel in London mit nicht geringer Genauigfeit beftimmt. Es vergingen noch zwei- hundert Jahre, ehe man das dritte Element, die Intenfität der magnetifchen Erdfraft, zu mefien verjuchte, Ein von Galilei bewunderter Dann, deſſen Berdienit Baco gänzlich verfannte, William Gilbert, hatte an dem Ende des fechzehnten Jahrhunderts eine erſte großartige Anficht 5 von der magnetifchen Eröfraft aufgeftellt. Er unterfchied zuerft deutlich in ihren Wirfungen Magnetismus von Electricität, hielt aber beide für Emanationen der einigen, aller Materie als folcher inmwohnenden Grundfraft. Er hat, wie ed der Genius vermag, nach fchwachen Analogien vieles glüdlich geahndet; ja nach den Haren Begriffen, die er fich von dem tellurifchen Magnetismus (de magno magnete tellure) machte, ſchrieb ex fchon die Entftehung der Pole in den jenfrechten Eifenjtangen am Kreuz alter Kirchthürme der Mittheilung dev Erdkraft zu. Er lehrte in Europa zuerſt durch Streichen mit dem Magnet: fteine Eifen magnetiih machen, was freilich die Ehinefen faft 500 Jahre früher wußten®, Dem Stahle gab ſchon damals Gilbert den Vorzug vor dem weichen Eifen, weil jener die mitgetheilte Kraft dauerhafter fih aneigne und für längere Zeit ein Träger ded Magnetismus werden könne. In dem Laufe des 17ten Jahrhunderts vermehrte die, durch vervollfommnete Beitimmung der Wegrichtung und MWeglänge fo weit ausgedehnte Schifffahrt der Niederländer, Briten, Spanier und Franzofen Die Kenntnig der Ab: weihhungslinien, welcde, wie eben bemerft, der Pater Acoſta in ein Syftem zu bringen verfucht hatte 60%. Cornelius Schouten bezeichnete 1616 mitten in der Südſee, füböjtlich 98 von ven Marquefas- Infeln, Punkte, in denen die Variation null iſt. Noch jest liegt in Diefer Region das fonderbare geichloffene ifogoniihe Syitem, in welchem jede Gruppe der inneren concentrifchen Curven eine geringere Abweichung zeigt. 6! Der Eifer, Längen-Methoden nicht bloß durch die Bariation, fondern auch durch die Inclination zu finden (ſolchen Gebrauch der Inclination #2 bei bedecktem, jternenleevem Himmel, aöre caliginoso, nannte Wright „vieles Goldes werth“), leitete auf Vervielfältigung der Conſtruction magnetiicher Apparate und belebte zugleich die Thätigfeit der Beobachter. Der Jeſuit Cabeus aus Ferrara, Nidley, Lieu— taud (1668) und Henry Bond (1676) zeichneten fich auf diefem Wege aus. Der Streit zwifchen dem Leßtgenannten und Beckborrow hat vielleicht, fammt Acoſta's Anficht von vier Linien ohne Abweichung, welche die ganze Erdoberfläche theilen follen, auf Halley’s, ſchon 1683 entworfene Theorie von vier magnetifchen Polen oder Convergenzpunften Einfluß gehabt. Halley bezeichnet eine wichtige Epoche in der Gefchichte des tellurifchen Magnetismus. Im jeder Hemifphäre nahm er einen jtärferen und einen ſchwächeren magnetifchen Bol an, alfo vier Punkte mit 90% Inelination der Nadel: gerade wie man jest unter den vier Bunften der größten Sntenfität in jeder Hemifphäre eine analoge Ungleichheit in dem erreichten Marimum der Intenfität, d. h. der Ge Ichwindigfeit der Schwingungen der Nadel in der Richtung des magnetifchen Meridians, findet. Der ftärfite aller vier Halley’icher Pole follte in 709 fühlicher Breite, 120% öftlich von Greenwich, alfo faft im Meridian von König Georgs Sund in Neu-Holland (Nuyt's Land), gelegen fein. ®_ Halley's 99 drei Ecereilen in den Jahren 1698, 1699 und 1702 folgten auf den Eniwurf einer Theorie, die ſich nur auf feine fieben Jahr frühere Reife nach St. Helena, wie auf unvollfommene Varia- tions-Beobachtungen von Baffin, Hudfon und Cornelius van Scouten gründen konnte. Es waren Die erjiten Expeditionen, welche eine Negierung zu einem großen wifjenichaftlichen Zivede, zur Grgründung eines Elements der Erdkraft, unternehmen ließ, von dem die Sicherheit der Echiffsführung vorzugsweile abhängig if. Da Halley bis zum 52ſten Grade jenjeits des Aequators vordrang, jo fonnte er die erite umfangreihe Ba: riations-Karte conftruiren. Sie gewährt für die theore- tifchen Arbeiten des 19ten Jahrhunderts die Möglichkeit einen, der Zeit nach freilich nicht fehr fernen Vergleihungspunft für die fortfchreitende Bewegung der Abweichungs— Curven darzubieten. Es iſt ein glüdliches Unternehmen Halley's gewejen, Die Punkte gleicher Abweichung durch Linien 6% mit einander graphifch verbunden zu haben. Dadurch ift zuerſt Ueberficht und Klarheit in die Einficht von dem Zufammenhange Der aufgehäuf- ten Refultate gebracht worden. E Meine, von den Phyſikern früh begünftigten Iſothermen, d. h. Linien gleicher Wärme (mitt: ierer Jahres-, Sommer- und Winter-Temperatur), find ganz nach Analogie von Halley’s iſogoniſchen Curven geformt. Sie haben den Zwed, beſonders nach dev Ausdehnung und großen Vervollkommnung, welche Dove denfelben gegeben, Klarheit über die Vertheilung dev Wärme auf dem Erdförper, und bie hauptfächliche Abhängigfeit diefer Vertheilung von der Geital- tung des Feten und Flüfligen, von der gegenfeitigen Lage der Gontinental-Maffen und der Meere zu verbreiten. Halley's rein wifjenfchaftlicde Expeditionen ſtehen um fo ifolirter ba, 60 als fie nicht, wie fo viele folgende Expeditionen, auf Koften des Staats unternommene, geographiſche Entdedungsreifen waren. Sie haben dazu, neben den Ergebnifjen über den tellurifchen Magnetismus, auch als Frucht des früheren Aufenthalts auf St. Helena in den Jahren 1677 und 1678, einen wichtigen Catalog füdlicher Sterne geliefert: ja den erſten, welcher tiber haupt unternommen worden ift, feitden nach Morin’s und Gascoigne's Vorgange Fernröhre mit meſſenden Inftrumenten verbunden wurden, 6 Sp wie das 17te Jahrhundert ich durch Fortichritte aus— zeichnete in der gründlicheren Kenntniß der Lage der Ab- weichungslinien, und den erſten theoretiſchen Verſuch ihre Eonvergenzpunfte als Diagnetpole zu beftimmen; fo lieferte das 18te Jahrhundert die Entdeckung der ftündlichen perio bifhen Beränderung der Abweichung. Graham in London hat das unbejtrittene Verdienft (1722) dieſe ftündlichen Bariationen zuerft genau und ausdauernd beobachtet zu haben. In ſchriftlichem Verkehr mit ihm erweiterten 6° Celſius und Hiörter in Upſala die Kenntniß Diefer Ericheinung. Erſt Brugmans und, mit mehr mathematifchem Sinne begabt, Coulomb (1784—1788) Drangen tief in das Weſen des tellurischen Magnetismus ein, Ihre ſcharfſinnigen phyfifalifchen Verfuche umfaßten die magne— tifche Anziehung aller Materie, die räumliche Bertheilung der Kraft in einem Magnetitabe von gegebener Form, und das Gejeg der Wirkung in der Ferne. Um genaue Nefultate zu erlangen, wurden bald Schwingungen einer an einem Faden aufgehängten horizontalen Nadel, bald Ablenfung durch die Drehwage, balance de torsion, angewandt. Die Einfiht in die Intenfitäts-VBerfchiedenheit Der magnetifhen Erdfraft an verfchiedenen Punkten der 61 Erde, durch die Schwingungen einer jenfrechten Nadel im magnetifchen Meridian gemeflen, verdanft die Wiſſenſchaft allein dem Echarffinn des Chevalier Borda: nicht durch eigene geglückte Verfuche, fondern durch Gedanfenverbindung und beharrlihen Einfluß auf Neifende, die fich zu fernen Expe— ditionen rüfteten. Seine lang gehegten Vermuthungen wurden zuerſt durch Lamanon, den Begleiter von La Peroufe, mitteljt Beobachtungen aus den Jahren 1785 bis 1787 bejtärigt. Es blieben diefelben, obgleich jchon jeit dem Sommer des legtge- nannten Jahres in ihrem Nefultate dem Cecretär der Aca- demie des Sciences, Condorcet, befannt, unbeachtet und unver- Öffentlicht. Die erfte und darum freilich unvollftändige Erken— nung des wichtigen Geſetzes der mit der magnetiichen Breite veränderlichen Intenfität gehört 9° unbeftritten der unglüd- lichen, wiflenfchaftlich jo wohl ausgerüſteten Expedition von La Pérouſe; aber das Geſetz felbit hat, wie ich glaube mir ſchmeicheln zu dürfen, erſt in der Willenfchaft Leben gewonnen durch die Veröffentlichung meiner Beobachtungen von 1798 bis 1804 im füdlichen Franfreih, in Spanien, auf den canariichen Inſeln, in dem Inneren des tropifchen Amerifa’s (nördlich und füdlih vom Aequator), in dem atlantifchen Ocean und ber Südſee. Die gelehrten Reifen von Le Gentil, Yeuillee und Lacaille; der erſte Verfuh einer Neigungs-Karte von Wilfe (1768); die denfwürdigen Weltumfeglungen von Bougainville, Coof und Vancouver haben, wenn gleich mit Injtwumenten von ſehr ungleicher Genauigfeit, das vorher ſehr vernachläfligte und zur Begründung der Theorie des Erd-Magnetismus fo wichtige Element der Inclination an vielen Punkten, freilich fehr ungleichzeitig, und mehr an den Küften oder auf dem Meere als im Inneren der Kontinente, ergründet, Gegen das 62 Ende des 18ten Jahrhunderts wurde durch die, mit vollkomm— neren Inſtrumenten angeftellten ſtationären Declinations- Beobachtungen von Gaffini, Gilpin und Beaufoy (1784 bis 1790), ein periodifcher Einfluß der Stunden wie der Jahres: zeiten beftimmter exwiefen, und fo die IThätigfeit in magne- tifchen Unterfuchungen allgemeiner belebt. Diefe Belebung nahm in Dem neungehnten Jahrhundert, von welchem nur exit eine Hälfte verfloffen ft , einen, von allem unter= fchiedenen, eigenthümlichen Charakter an. Es bejteht derſelbe in einem fajt gleichzeitigen Kortichreiten in ſämmtlichen Theilen der Lehre vom tellurischen Magnetismus: umfafjend die numerifche Beitimmung der Intenfttät Der Kraft, der Inelination und der Abweichung ; in phyftfalifchen Entdedungen über Die Erregung und das Maas der Vertheilung des Magnetismus; in der eriten und glänzenden Entwerfung einer Theorie Des tellurifchen Magnetismus von Friedrich Gauß, auf ftrenge mathematiiche Gedanfenverbindung gegründet. Die Mittel, welche zu Diefen Ergebniffen führten, waren: Vervollkommnung der Inftrumente und der Methoden; wilenfchaftliche Expeditionen zur ©ee, in Zahl und Größe, wie fie fein anderes Jahrhundert gefehen: forgfältig ausgerüftet auf Koſten dev Negierungen, begünftigt durch glüdliche Auswahl der Führer und ber ſie begleitenden Beobachter; einige Landreifen, welche, tief in das Innere der on: tinente eingedrungen, die Phänomene des tellurifchen Magnetismus aufflären fonnten; eine große Zahl firer Stationen, theilweife in beiden Hemifphären, nach correfpondirenden Orts-Breiten und oft in faft antipodifchen Längen gegründet. Dieje magnetifchen und zugleich meteoxologifchen Obſervatorien bilden gleichlam ein Netz ber die Erdfläche, Durch Icharflinnige Combination der auf Staatsfoften in Rußland und England veröffentlichten Beobachtungen find wichtige und unerwartete Nefultate geliefert worden. Die Gefeglichfeit der Kraftäuperung, — der nächite, nicht der legte Zwed aller Forſchungen —, iſt bereits in vielen einzelnen Bhafen der Ericheinung befriedigend ergründet worden. Was auf dem Wege des phyſikaliſchen Erperimentireng von den Beziehungen des Erd- Magnetismus zur bewegten Elec— tricität, zur ſtrahlenden Wärme und zum Lichte; was von ben, ſpät exit verallgemeinerten Ericheinungen des Diamagnetic- mus und von der fperifiichen Eigenfchaft des atmoiphäriichen Sauerftoffs, Bolarität anzunehmen, entdedt wurde: eröff— net wenigitens Die frohe Ausjicht, der Natur der Magnetfrait jelbit näher zu treten. Um das Lob zu rechtfertigen, das wir im allgemeinen über die magnetiichen Arbeiten der erjten Hälfte unferes Jahr— hunderts ausgelprochen, nenne ich hier aphoriftifch, wie es das Weſen und die Form diefer Schrift mit fich bringen, Die Hauptmomente der einzelnen Beltrebungen. Es haben Die jelben einander wechſelſeitig hervorgerufen: Daher ich fie bald chronologiſch an einander reihe, bald gruppenweife vereinige, 8 1803—1806 Krufenftern’3 Neife um die Welt (1812); der magnetifche und aftronomifhe Theil ift von Horner (BP. il. 8:32). 1504 Erforfchung des Gefeßes der von dem magnekifchen Aeyuator gegen Norden und Süden hin zunehmenden Intenſität der tellurifchen Magnetkraft, gegründer auf Beobachtungen von 1799 big 1804. (Humboldt Voyage aux Regions Equinoxiales du Nouveau Contineni T. IH. p. 6i5--623; Lametherie Journal de Ehysique T. LXIX. 180% p. 433, mit dem erſten Entwurf einer Sntenfitäts:Karte; Kosmos Bd. 1. ©. 432 Anm. 29.) Spaiere Be: obachtungen haben gezeigt, daß das Minimum der Jutenfitat nicht dem magnetifchen Aequator entipricht, und daß die Vermehrung der Futenfitat fich in beiden Hemifpharen nicht bis zum Magnetpol erſtreckt. 64 1805--1806 Gay:Luffac und Humboldt Intenſitats-Be— obachtungen im füdlichen Frankreich, in Italien, der Schweiz und Deutichland. Memoires de la Societe d’Arcueil T. 1. p. 1—22 Vergl. die Beobachtungen von Quetelet 1830 und 1839 mir einer Carte de l’intensit€ magnelique horizontale entre Paris et Naples in den Mem. de l’Acad. de Bruxelles T. XIV.; die Beobachtungen von Forbes in Deutfchland, Flandern und Stalien 1832 und 1837 (Transact. of the Royal Soc. of Edinburgh Vol. XV. p. 27); die überaus genauen Beobachtungen von Nudberg in Franfreic, Deutfihland und Schweden 1832; die Beobachtungen von Dr. Bache (Director of Ihe Coasti-Survey of the United States) 1857 und 1840 in 21 Stationen, zugleich für Smelination und Sntenfitat. 1506—1807 Eine lange Neihe von Beobachtungen, zu Berlin über die ſtündlichen DBariationen der Abweichung und über die Wiederkehr magnetifher Ungewitter (Perturbationen) von Humboldt und Dltmanns angeftellt: hauptſächlich in den Sol: ftitien und Aequinoctien; 5 bis 6, ja bisweilen 9 Tage und eben fo viele Nächte hinter einander; mittelft eines Prony’fchen magnetifchen Fernrohrs, das Bogen von 7 big 8 Secunden unterfcheiden ließ. 1812 Morichini zu Nom behauptet, daß unmagnetifche Stahl: nadeln durch Contact des (violetten) Lichts magnefifch werden. Ueber den langen Streit, den diefe Behauptung und die fcharf: finnigen Verfuche von Mary Somerville big zu den ganz negativen Mefultaten von Rieß und Mofer erregt haben, f. Sir David Brewfter Treatise of Magnetism 1837 p. 48. ee Die zwei Weltumfeglungen von Otto von Koße: bue: die erfte auf dem Rurik; die zweite, um fünf Jahre fpätere, auf dem Predprijatie. 1817—1848 Die Neihe großer wiflenfchaftlicher, für die Kennt: niß des tellurifhen Magnetismus fo erfolgreicher Erpeditionen zur See auf Deranftaltung der franzöfifchen Regierung, au: hebend mit Freycinet auf der Corvette Uranie 1817—1820, dem folgten: Duperrey auf der Fregatte La Coquille 1822— 1825; Bougainville auf der Fregatte Thetis 18524—1826;5 Dumont d'Urville auf dem Aftrolabe 1826--1829, und nach dem Süpdpol auf der Zelce 1837—1840;5 Zules de Bloffevilie in Indien 1828 (Herbert Asiat. Researches Vol. XVII. p. 4%, Humboldt Asie 69 centr. T. Ill. p. 468) und in Ssland 1833 (Lottin Voy. de la recherche 1836 p. 376—409); du Petit Thouars (mit Teffan) auf der Venus 1837 — 1839; Le Vaillant auf der Bonite 1836—1837; Die Reiſe der Commission scientifigue du Nord (Lottin, Bravais, Martins, Stljeftröm) nab Scandinavien, Sapland, den Färöern und Spigbergen auf der Corvette la Necherche 1835 — 1840; Bérard nah dem mericanifchen Meerbufen und Nordamerika 1835, nach dem Kap der guten Hoffnung und St. Helena 1842 und 1846 (Sabine in den Phil. Transact. for 1849 P. 11. p. 175); Francis de Caſtelnau Voy. dans les parlies centrales de ’Amerique du sud 1847—1850. 1818—1851 Die Reihe wichtiger und kühner Erpeditionen in den arctifhen Polarmeecen auf Veranftaltung der britiſchen Regierung, zuerjt angeregt durch den lobenswerthen Eifer von Sohn Barrow; Eduard Sabine’3 magnetifche und ajtronomtifche Beobachtungen auf der Reiſe von John Roß, nach der Davis: Straße, Baffinsbai und dem Lancajter-Sund 1818, wie auf der Meile mit Parry Cauf Hecla und Griper) durch die Barrow— Straße nah Melville's Inſel 1819 — 1820; Sohn Kranklin Dr. Richardſon und Bad 1819-1822; dieſelben 1825—1827;, Bad allein 1833—1835 Nahrung, fat die einzige, Wochen lang, eine $lechte, Gyrophora pustulata, Tripe de Roche der Canadian hunters; chemiſch unterfucht von Sohn Stenhoufe in den Phil. Transact. for 1849 P. II. p. 393); Parry's zweite Erpedition, mit Lyon auf Furv und Hecla 1821 —1823; Parry's dritte Neife, mit Sames Clark Roß 1524—1825; Parry's vierte Neife, ein Verſuch mit Lieut. Kofter und Erozier nördlich von Spißbergen auf dem Eife vorzudringen, 1827: man gelangte bis Br. 82° 45°; John Roß ſammt feinem gelehrten Neffen James Clark Roß, in der dureh ihre Lange um ſo gefahrvoleren zweiten Neife, auf Koften von Kelir Booth 1829-1833; Deafe und Simpfon (von der Hudfonsbat- Sompagnie) 1833 — 1839; neuerlichit, zur Auffuchung von Sir John Franklin, die Neifen von Cap. Ommanney, Auftin, Penny, Sir John Roß und Phillips 1850 und 1851. Die Erpedition von Gap. Penny ift im Victoria: Channel, in welchen Wellingtow’s Shannel mündet, am weiteften nördlich (Br. 77° 6%) gelangt. 1819—1821 Bellinghaufen Heife in das fünliche Eismeer. 1819 Das Erfcheinen des großen Werfes von Hanfteen über A. v Humboldt, Kosmos. IV. 5 66 den Magnetismus der Erde, das aber ſchon 1813 vollendet war. Es bat einen nicht zu verfennenden Einfluß auf die Be: lebung und beffere Nichtung der gev:magnetifchen Studien aus: geübt. Diefer trefflihen Arbeit folgten Hanſteen's allgemeine Karten der Eurven gleicher Snelination und gleicher Intenſität für einen beträchtlichen Theil der Erdoberfläche. 1819 Beobahtungen des Admirals Nouffin und Givry's an der brafilianifchen Küfte zwifchen den Mündungen des Marañon und Plata:Stromes. 1819—1820 Derjted macht die große Entdeckung der That: fache, daß ein Keiter, der von einem electrifchen, im fich felbit wiederkehrenden Strome durhdrungen wird, während der ganzen Dauer des Stromes eine befiimmte Einwirfung auf die Richtung der Magnetnadel nah Maaßgabe ihrer relativen Lage ausübt. Die frühefte Erweiterung diefer Entdefung (mit denen der Dar: ftellung von Metallen aus den Alkalien und der zwiefachen Art von Dolarifation ® des Kichtes wohl der glanzendjten des Jahrhun— derts) war Arago’s Beobachtung, daß ein electrifch durchſtrömter Schließungsdrath, auch wenn er von Kupfer oder Platin iſt, Eifen: feile anzieht und diefelben wie ein Magnet fefthalt; auch dag Nadeln, in das Innere eines fhraubenförmig gewundenen galva- nifchen Leitungsdrathes gelegt, abwechfelnd heterogene Magnetpole erhalten, je nachdem den Windungen eine entgegengefegte Richtung gegeben wird (Annales de Chimie et de Physique T. XV. p, 93). Dem Auffinden diefer, unter mannigfaltigen Abanderungen ber: vorgerufenen Erfcheinungen folgten Ampère's geiftreiche theoretifche Combinationen über die eleetro:magnetifchen Wecfelwirkfungen der Moleculen ponderabler Körper. Diefe Combinationen wurden durch eine Neihe neuer und fcharffinniger Apparate unterfiüßt, und führten zur Kenntniß von Gefegen in vielen bis dahin oft wider: fprechend fcheinenden Phanomenen des Magnetismus. 1820 —1824 Ferdinand von Wrangel und Anjou Reife nach den Nordfüften von Sibirien und auf dem Eismeere. (Wich— tige Erfcheinungen des Polarlichte f. Th. UI. ©. 259.) 1820 Scoresby Account of the arctic regions ($ntenfitatg: Verſuche Vol. II. p- 537—554). 1821 Seebeck's Entdekung des Thermo: Magnetismus und der Thermo=-CElectricität. Berührung zweier ungleich 67 erwarmter Metalle (zuerſt Wismuth und Kupfer) oder Temperatur: Differenzen in den einzelnen Thetlen eines gleichartigen metallifchen Ringes werden als Quellen der Erregung magneto = electrifcher Strömungen erkannt. 1821-1323 MWeddell Neife in das füdliche Polarmeer, big Brit 74915’ ©. 1822— 1823 Sabine’s zwei wichtige Erpeditionen zur genauen Beſtimmung der magnetifchen Sntenfitat und der Lange des Pendels unter verfchtedenen Breiten (Dftfüfte von Afrifa bis zum Aequator, Braftlien, Havana, Grönland bis Br. 74° 23°, Norwegen und Spisbergen unter Br. 79° 50%). Es erfchten über diefe vielum- faſſende Arbeit erft 1824: Account of Experiments to determine the Figure of the Earth p. 460—509. 1824 Eriffon magnetifhe Beobachtungen langs den Ufern der Ditfee. 1825 Aragov entdedt den Notationg:- Magnetismus. Die erjte Veranlaſſung zu diefer unerwarteten Entdedung gab ihm, am Abhange des Greenwicher Hügels, feine Wahrnehmung der ab: nehmenden DOfeillations: Dauer einer Inclinations-Nadel durch Ein: wirkung naher unmagnetifcher Stoffe. In Arago's Rotations-Ver— fuchen wirken auf die Schwinaungen der Nadel Wafler, Eis, Glas, Koble und Quesfilber. 7 1825— 18527 Magnetiiche Beobachtungen von Bouſſingault in verfchtedenen Theilen von Südamerika Marmato, Quito). 1526-— 1827 Sutenfitats: Beobachtungen von Keilhbau in 29 Stationen (in Finmarfen, auf Spikbergen und der Bären: Inſel); von Keilhau und Boed in Süd-Deutſchland und Stalten (Schum. Aftr. Nacr. No. 146). 1826-1829 Admiral Lürfe Reiſe um die Welt. Der mag: netifhe Theil iſt mit großer Sorgfalt bearbeitet 1834 von Lenz. (©. Partie nantique du Voyage 1836.) 1826—1830 Cap. Philip Parfer King Beobachtungen in den füdlichen Theilen der Oft: und Weftfüfte von Südamerifa (Bra: jilten, Montevideo, der Magellans-Straße, Ehilve und Valparaifo). 1827 — 1839 Quetelet Etat du Magnetisme terrestre (Bruxelles) pendant douze annees. Sehr genaue Beobachtungen. 1827 Sabine über Ergründung der relativen Intenſität der magnetifchen Erdfraft in Paris und London. Eine analoge 68 Vergleichung von Paris und Chriſtiania (1825 und 1328) geſchah von Hanſteen. Meeling of the British Association at Liverpool 1837 p. 19—23. Die vielen von franzöfifchen, englifhen und nordifchen Neifenden gelieferten Mefultate der Intenſität haben zuerit mit unter ſich verglichenen, au den genannten 3 Drten ofeillirenden Nadeln in numerifchen Zuſammenhang gebracht und als Verhältniß— werthe aufgeftellt werden Finnen. Die Zahlen find: für Paris 1,348: von mir; für London 1,372: von Sabine; für Chrijtiania 1,423: von Hanfteen gefunden. Alle beziehen fich auf die Intenſität der Magnetfraft in einem Punkte des magnetifhen Aequators (der Eurve ohne Smelination), der die peruanifchen Gordilleren zwischen Micuipampa und Garamarca durchfchneidet: unter füd- liber Br. 7° 2° und weitliher Zange 81° 8°, wo die Sutenfität von mir = 1,000 gefegt wurde. Die Beziehung auf diefen Punkt (Humboldt Recueil d’Observ. astr. Vol. H. p. 382—385 und Voyage aux Regions équin. T. IH. p. 622) hat vierzig Jahre lang den Neductionen in allen Sntenfitäts- Tabellen zum Grunde gelegen (Gay-Luſſac in den Mem. de la Soeiete d’Arcueil T. I. 1807 p. 2i; Hanfteen über den Magnetismus der Erde 1819 ©. 71; Sabine im Rep. of the British Association at Liverpool p. 43—58). Gie ift aber in neuerer Zeit mit Recht als nicht allgemein maaßgebend getadelt worden, weil die Linie ohne Sucli: nation ”! gar nicht die Punkte der Ichwäachlten Intenſität mir einander verbindet (Sabine in den Phil. Transact. for 1846 P. ill. p. 25% und im Manual of Scient. Enquiry for the use of the British Navy 1849 p. 17). 1823—1829 Neife von Hanfteen, und Due: magnetifche Be: obahtungen im europaifchen Rußland und dem öftlichen Sibirien bis Irkutſk. 1828 — 1530 Adolf Erman Reiſe um die Erde durch Mord: Aſien und die beiden Dceane, auf der ruſſiſchen Fregatte Krotkoi. Identität der angewandten Inſtrumente, Gleichheit der Methode und Genauigkeit der ajtronomifchen DOrtsbeftimmungen fichern diefem, auf Privatkoften von einem gründlich unterrichteten und geübten Beobachter ausgerührten Unternehmen einen dauernden Ruhm. Vergl. die auf Erman's Beobachtungen gegründete allge: meine Declinationg- Karte im Report of the Committee relat. to the arctic Expedition 1840 Pi. HI. 69 1825-1829 Humboldt's Fortfeßung der 1800 und 1807 in Soljtitien und Aequinoctien begonnenen Beobachtungen uber ſtünd— liche Declination und die Epochen außerordentlicher Perturbationen, in einem eigens dazu erbauten magnetifchen Haufe zu Berlin mit- telft einer Bouffole von Gambey. KEorrefpondirende Mefungen zu Petersburg, Nikolajew, und in den Gruben zu Freiberg (vom Prof. Reich) 216 Fuß unter der Erdoberflähe. Dove und Rieß habeu die Arbeit bis Nov. 1830 über Abweichung und Intenſität der horizontalen Magnetfraft fortgefeßt Poggend. Annalen Bd. XV. ©. 318—336, Bd. XIX. ©. 375—391 mit 16 Tabellen, Bd. XX. ©. 545—555). 1829—1834 Der Botaniker David Douglas, welcher feinen Tod n Owhyhee in einer Kallgrube fand, in welche vor ihm ein wilder Stier herabgeftürzt war, machte eine fchöne Neihe von Declinationg: und Sntenfitäts-Beobachtungen an der Nordweit:Küfte von Amerifa und auf den Sandwich: Snfeln bis am Nande des Kraters von Kiraueah. (Sabine Meeting at Liverpoo! p. 27—32.) 1829 Kupffer Voyage au Mont Elbrouz dans le Caucase (p- 65 und 115). 1829 Humboldt magnetifche Beobachtungen über den tellu: rifhen Magnetismus, mit gleichzeitigen aftronomifchen Ortsbe— ſtimmungen, gefammelt auf einer Meife im nördlichen Afien auf Befehl des Kaifers Nicolaus zwifchen den Längen von 11° 3° big 50° 12° öftlich von Paris, nahe am Dzaiſan-See; wie zwifchen den Breiten von 45° 43° (Inſel Birutfcicafa im cafpifchen Meere) bis 58° 59° im nördlichen Ural bei Werchoturie. (Asie centrale T. If. p. 440—478,) 1829 Die Katferlihe Afademie der Wifenfchaften zu St. Peters: burg genehmigt Humboldt's Antrag auf Errichtung magnetifcher und meteorologifcher Stationen in den verfohledenften klima— tifchen Zonen des europaifchen und afiatifhen Nußlands, wie auf die Erbauung eines phyfifeliihen Gentral:Obfervatoriums in der Hauptfiadt des Reichs unter der, immer gleich thatigen, wif: tenfchaftlichen Leitung des Profeſſor Kupfier. (Vergl. Kosmos Bd. J. ©. 436—439 Anm. 36; Kupffer Rapport adresse a FaAcad. de St. Petersbourg relatif a ’Observatoire physique central, fondé aupres du Corps des Mines, in Schum. Aftr. Nachr. No. 726; derfelbe Annales magnetiques p. XI.) Durch das ausdauernde - 70 Wohlwollen, welches der Finanz: Minijter Graf von Cancrin jedem großartigen feientififchen Unternehmen ſchenkte, konnte ein Theil der gleichzeitigen correfpondirenden * Beobachtungen zwifchen dem weißen Meere und der Krim, zwifchen dem finnischen Meerbufen und den Küften der Südfee im rufifhen Amerifa fchon im Jahr 1832 beginnen. Eine permanente magnetifche Station wurde zu Peking in dem alten Klofterhaufe, das feit Peter dem Großen periodifch von griehifhen Mönchen bewohnt wird, geftifter. Der gelehrte Aftronom Fuß, welcher den Hauptantheil an den Meffun: gen zur Beltimmung des Höhenunterfchiedes zwifchen dem cafpi: fhen und Schwarzen Meere genommen, wurde auserwählt, um in China die erften magnetifchen Einrichtungen zu treffen. Später bat Kupffer auf einer Nundreife ale in den magnetifchen und meteorologifchen Stationen aufgeftellten Inſtrumente öftlich big Nertſchinſk in 117° 16° Lange) unter einander und mit den Kun: damental-Maaßen verglichen. Die, gewiß recht vorzüglichen, mag: netifchen Beobachtungen von Fedorow in Sibirien bleiben noch unpublicirt. 1830—1845 Dberft Graham (von den topographiſchen Engi- neers der Vereinigten Staaten) Sntenfitäts=- Beobachtungen an der füdlichen Grenze von Ganada, Phil. Transact. for 1846 P. IH. p. 242. 1830 Fuß magnetifche, aftronomifche und hypſometriſche Be— obachtungen (Report of the seventh meeting of the Brit. Assoc. 1837 p. 497—499) auf der Reife vom Baifal:See durch Ergi Dude, Durma und den, nur 2400 Fuß hoben Gobi nach Peking, um dort dag magnetifhe und meteorologifche Dbfervatorium zu gründen, auf welbem Kovanfo 10 Sahre lang beobachtet hat (Humboldt Asie eentr. T. I. p.8, T.H. p. 141, T. IL. p. 468 und 477). 1831 — 1836 Cap. Fitzroy in feiner Neife um die Welt auf dem Beagle, wie in der Aufnahme der Küften des füdlichiten Theils von Amerifa, ausgerüfter mit einem Gambey'ſchen Snelinatorium und mit von Hanfteen gelieferten DOfeillationg- Nadeln. 1831 Dunlop, Director der Sternwarte von Paramatta, Beobachtungen auf einer Reiſe nach Auftralien (Phil. Transact. for 1840 P. I. p. 133—140). 1831 Faraday's Inductionsſtröme, deren Theorie Nobili und Antinori erweitert haben; große Entdeckung der Lichtent— widelung durch Magnete. 71 1833 und 1839 find die zwei wichtigen Epochen der erften Bekanntmachung theorerifcher Anfichten von Gauß: 1) Intensitas vis magnelicae terresiris ad mensuram absolutam revocata 1833 (p. 3: »elementum tertium, intensitas, usque ad tempora recentiora penitus neglectum mansit«); 2) da3 unjterbliche Werf: Allgemeine Theorie des Erdmagnetismus (ſ. Nefultate aus den Beobachtungen des magnetifhen Vereins im Jahr 1838, heraus: gegeben von Gauß und Weber 1839, ©. 1— IT). 1833 Arbeiten von Barlow über die Anziehung des Schiffe: eifeng und die Mittel deffen ablenfende Wirfung auf die Bouffole zu beftimmen; Unterfuchung von electro-magnetifchen Strömen in Zerrellen. Iſogoniſche Weltfarten. (Vergl. Barlow Essay on magnelic altraction 1833 p. 89 mit Poiſſon sur les deviations de la boussole produite par le fer des vaisseaux in den Mem. de PInstitut T. XVI. p. 481—555; Airy in den Phil. Transact. for 1839 P. I. p. 167 und for 1843 P. 1. p. 1465; Sir Games Roß in den Phil. Transact. for 1849 P. II. p. 177—195.) 13833 Mofer Methode die Lage und Kraft der veränderlichen magnetifchen Pole Fennen zu lernen (Voggendorff Annalen Bd. 28. ©. 49—296). 1833 Chrijtie on the arclic observations of Cap. Back, Phil. Transact. for 1836 P. II. p. 377. (Bergl. auch deffen frühere wichtige Abhandlung in den Phil. Transact. for 1825 P. I. p. 23.) 1834 Parrot's Neife nach dem Ararat. (Magnetismus Bd. II. S. 53—64.) 1836 Major Etdcourt in der Erpedition von Dberft Chesney auf dem Euphrat. Ein Theil der Intenfitäts: Beobachtungen tft bei dem Untergange des Dampfboots Tigris verloren gegangen! was um fo mehr zu bedauern tft, als e3 in diefem Theile des Inneren von Vorder-Aſien und jüdlich vom cafpifhen Meere fo ganz an genauen Beobachtungen fehlt. 1836 Letire de Mr. A. de Humboldt a 8.A.R. le Duc de Sussex, President de la Soc. Roy. de Londres, sur les moyens propres à perfectionner la connaissance du magnetisme terrestre par l’etablissement de stations magneliques et d’observyations cor- respondantes (Avril 1836). Ueber die glüdlichen Folgen dieſer Aufforderung und ihren Einfluß auf die große antarctifhe Expe— dition von Sir James Roß f. Kosmos Bd. I. ©. 4385 Sir James 72 Roß Voy. to the Southern and Antarclic Regions 1847 Vol. 1. p. XII. 1837 Sabine on the variations of the magnetic Intensity of the Earth in dem seventh meeting of the British Association at Liverpool p. 1—85; die vollftändigfte Arbeit dieſer Art. 1837 - 1838 Errichtung eines magnetifchen Obfervaroriums au Dublin von Prof. Humphrey Xloyd. Leber die von 1840 big 1846 defelbit angeftellten Beobachtungen f. Transact. of the Royal Irish Acad. Vol. XXH. P. 1. p. 74%. 1837 Sir David Brewfter a [reatise on Magnetism p. 185— 263. 1837— 1342 Sir Edward Belcher Neifen nach Singapore, dem hinefifchen Meere und der Weftfüfte von Amerika; Phil. Transact. for 1873 P. H. p. 113, 140— 142. Diefe Beobachtungen der Snelination, wenn man fie mit den meinigen, diteren, zufammenz halt, deuten auf fehr ungleiches Fortichreiten der Eurven. Sch fand 3. B. 1803 die Neigungen in Acapulco, Guayayuil und Eallav de Lima + 35° 439°, + 10° 49°, — 9° 54°; Sir Edward Belcher: + 37° 57, + 9° 17%, — 9° 54°, Wirken die häufigen Erdbeben an der peruanifchen Küfte local auf die Erfcheinungen, welche von der magnetifchen Erdfraft abhangen? 1833—1342 Charles Wilfes Narrative of the United States Exploring Expedition (Vol. I. p. XXI). 1835 Lieut. James Sulivan Reiſe von Falmouth nach den Falklands-Inſeln, Phil. Transact. for 1840 P. J. p. 129, 140 und 143. 1838 und 1839 Errichtung der magnetiſchen Stationen, unter der vortrefflichen Direction des Oberſt Sabine, in beiden Erd— hälften, auf Koſten der großbritanniſchen Regierung. Die Inſtrumente wurden 1839 abgeſandt, die Beobachtungen begannen in Toronto (Canada) und auf Van Diemen's Land 1840, am Vor— gebirge der guten Hoffnung 184. (Vergl. Sir John Herſchel im Quarterly Review Vol. 66. 1840 p. 297; Becquerel Trait& d’Elec- trieite et de Magnetisme T. VI. p. 173.) — Durch die mühevolle und gründliche Bearbeitung dieſes reihen Schage3 von Beobach— tungen, welce alle Elemente oder Variationen der miagnetifchen Thätigkeit des Erdförpers umfaſſen, hat Oberſt Sabine, als Super- intendent of the Colonial Obseryatories, früher unerkannte Gefeße entdeckt und der Wiffenfchaft neue Anfichten eröffnet. Die Nefultate 73 folcher Erforfhungen find von ihm in einer langen Reihe einzelner Abhandlungen (Contributions to terrestrial Magnetism) in den Phi- losophical Transactions der Kön. Londoner Societät und in eigenen Schriften veröffentlicht worden, welche diefem Theile des Kosmos zum Grunde liegen. Wir nennen bier von diefen nur einige der vorzüglichjten: 1) Ueber ungewöhnliche magnetifche Störungen (In: gewitter), beobachtet in den Fahren 1840 und 18415 f. Observations on days of unusual magnetic disturbances p. 1— 107, und, alg Fortfeßung diefer Arbeit, die magnetic storms von 1843—1845, in den Phil. Transact. for 1851 P. I. p. 123—139; 2) Observations made at the magnetical Observatory at loronto 1840, 1841 und 1842 (lat. 43° 39° bor., long. 81° 41°) Vol. I. p. XIV—XXVI:; 3) Der fehr abweichende Nichtungsgang der magnetifchen Declina: tion in der einen Halfte des Jahres zu St. Helena, in Longwood— Houfe (lat. 15° 55° ausir., Ig. occ. 8° 3°), Phil. Transact. for 1847 P. I. p. 54; 4) Observ. made at the magn. and meteor. Öbser- vatory at Ihe Cape of Good Hope 1841—1846; 5) Observ. made at ihe magn. and meteor. Observatory at Hobarton (lat. 429 5% austr., Ig. 145° 7° or.) in Van Diemen Island, and {Ihe antarctic Expedition Vol. I. und 11. (1841 — 1845); über Scheidung der öftlichen und weftlihen Störungen (disturbances) f. Vol. IH. p. IX— XXXVI; 6) Magnetifche Erfcheinungen innerhalb de3 antarctifchen Polarfreifes, in Kerguelen und Ban Diemen, Phil. Transact. for 1843 P. IH. p. 145—231; 7) Ueber die Isoclinal und Isodynamic Lines im atlantifchen Dcean, Suftand von 1837 (Phil. Transact. for 1840 P. 1. p. 129— 155); 8) Fundamente einer Karte des atlantifchen Dceansd, weldhe die magnetifchen Abweichungslinten zwifchen 60° nördl. und 60° füdl. Breite darftellt für das Jahr 1840 (Phil. Transaet. for 1849 P. I. p. 173—233); 9) Mittel die mag: netifche Totalfraft der Erde, ihre feculare Veränderung und jahr: fihe Variation (apsolute values, secular change and annual va- riation of the magnetic force) zu meſſen (Phil. Transact. for 1850 P. I. p. 201—219; Webereinftimmung der Epoche der größten Nabe der Sonne mit der der größten Intenſität der Kraft in beiden Hemiſphären und der Zunahme der Snelination p. 216); 10) Ueber das Maaß magnetifiher Intenſität im hoben Norden des Neuen Sontinents und über den von Gap. Lefroy aufgefundenen Punkt (Br. 52° 19%) der größten Erdfraft, Phil. Transact. for 1846 P. IH. 7A p. 237—336; 11) Die periodifhen Veränderungen der drei Ele: mente des Erd: Magnetismus (Abweihung, Smelination und toraie Kraft) zu Toronto in Canada und zu Hobarton auf Ban Diemen, und über den Zufammenhang der zehnjährigen Periode magnetifcher Neranderungen mit der von Schwabe zu Dejlau entdeckten, eben: falls zehnjahrigen Periode der Frequenz von Sonnenfieden, Phil. Transact. for 1852 P. I. p. 121—124. (Die Variations: Beobac: tungen von 1846 und 1851 find als Fortießung der in No. 1 be: zeichneten von 1840-1845 zu betrachten.) 1839 Darftellung der Linien gleicher Neigung und gleicher Smtenfität der Erdfraft in den britifchen Snfeln (magnetic isoclinal and isodynamic Lines, from Observations of Humphrey Lloyd, John Phillips, Robert Were Fox, James Ross and Edward Sa- bine). Schon 1833 hatte die British Association in Cambridge befchloffen, daß in mehreren Theilen des Reichs Neigung und Sn: tenfität beftiimmt werden follten; jhon im Sommer 1834 wurde diefer Wunfch von Prof. Lloyd und Oberſt Sabine in Erfüllung gebracht, und die Arbeit 1835 und 1836 auf Wales und Schott: land ausgedehnt (Eighth Report of the British Assoc. in the meect- ing at Newcastle 1833 p. 49—196; mit einer ifoelinifhen und ifodynamifchen Karte der britischen Inſeln, die Intenſität in Kon: don = 1 geſetzt). 1833—1843 Die große Entdedungsreife von Sir James Glarf Roß nach dem Südpol, gleich bewundernswürdig durch den Gewinn für die Kenntnig der Eriftenz viel bezweifelter Polarländer als durch das neue Licht, welches die Reiſe über den magnetifchen Zuftand großer Erdraume verbreitet hat. Sie umfaßt, alle drei Elemente des tellurifchen Magnetismus numerifch beſtimmend, fait 2/, der Area der ganzen hohen Breiten der füdlichen Halbfugel. 1839—1851 Kreil's über zwölf Jahre lang fortgefeßte Be: obahtungen der Variation faämmtlicher Elemente der Erdfraft und der vermuthetem ſoli-Kunaren Einflüfe auf der kaiſ. Sternwarte zu Prag. 1840 Stündliche magnetifhe Beobachtungen mit einer Gam: ben’fchen Declinationg:Bouffole wahrend eines 10jährigen Aufent: halts in Ehili von Claudio Gay; f. deffen Historia fisica y politica de Chile 1847. 1240 - 1851 La mont, Director der Sternwarte zu München, 75 Reſultate feiner magnetiſchen Beobachtungen, verglichen mit denen von Göttingen, die felbft bis 1835 auffteigen. Erforfhung des wichtigen Gefeßes einer zgehnjahrigen Periode der Declinations: Beranderungen. (Dergl. Lamont in Poggend. Ann. der Phyſ. 1851 Bd. 84. ©. 572-532 und Nelshuber 1852 Bd. 85. ©. 179—184.) Der, fchon oben berührte, muthmaßliche Zuſammenhang zwiſchen der periodifchen Zu: und Abnahme der Sahresmittel der täglichen Declinationg: Bartation der Magnetnadel und der periodifchen Freguenz der Sonnenfleden tt zuerft von Oberſt Sabine in den Phil. Transact. for 1852, und, ohne daß er Kenntniß von diefer Arbeit hatte, A bis 5 Monate fpäter von dem gelehrten Di: rector der Sternwarte zu Bern, Nudolph Wolf, in den Schriften der fehweizerifchen Naturforfcher verfündigt worden. ? Lamont's Handbuh des Erdmagnetismus (1845) enthält die Angabe der neneften Mittel der Beobachtung wie die Entwidelung der Methoden. 1840—1845 Bache, Director of Ihe Coast Survey of ihe United States, Obsery. made at the magn. and meteorol. Observatory at Girard’s College (Philadelphia), publ. 1847. 1840—1842 Lieut. Gilliß (Un. St.) Magnetical and Meteoro- logical Observations made at Washington, publ. 1847 (p. 2—319; magnetic storms p. 336). 1841—1843 Sir Mobert Schomburgk Declinations-Beobach— tungen in der Waldgegend der Guyana zwifchen dem Berg Noraima und dem Dörfchen Pirara, zwifchen den Parallelen von 4957 und 3° 39° (Phil. Transact. for 1849 P. 11. p. 217). 1841— 1845 Magn. and Meteorol. Observations made at Madras. 1843— 1844 Magnetifche Beobachtungen auf der Sternwarte von Sir Thomas Brisbane zu Maferstoun Norburghfhire, Schott: land), Br. 55° 34°; f. Transact. of the Royal Soc. of Edinb. Vol. XVII. P. 2. p. 188 und Vol. XVIII. p. 46. 1843— 1849 Kreil über den Einfluß der Alpen auf Aeußerung der magnetifchen Erdfraft. (Bergl. Schum. Aftr. Nachr. No. 602.) 1844—1845 GErpedition der Pagoda in hohen antarctiichen Breiten bis — 64° und — 67°, und Länge 4° bis 117° öfil., alle 3 Elemente des tellurifhen Magnetismus umfaffend: unter dem Commando de3 Schiff3:Lieut. Moore, der fhon in der Nordpol: Erpedition auf dem Terror geweſen war, und des Artillerie-Lieut. & 16 Clerf, früber Directors des magnetifchen Obſervatoriums am Vorgebirge der guten Hoffnung; — eine würdige VBervollftäandigung der Arbeiten von Str James Clark Roß am Südpol. 1845 Proceedings ofthe magn. and meteoro!. Conference held at Cambridge. 1845 Observalions made at the magn. and meteorol. Obser- vatory at Bombay under the superintendency of Arthur Bedford Orlebar. Das Dbfervatorium ift 1841 auf der Eleinen Sufel Colaba erbaut worden. 1845—1850 Sechs Bande Results of the magn. and meteorol. Observations made at the Royal Observatory at Greenwich. Da3 magnetifche Haus wurde 1838 gebaut. 1845 Simonoff, Proi. de Kazan, Recherches sur l’action magnetique de la Terre, 1846—1849 Gap. Elliot (Madras Engineers) magnelic Survey of ihe Eastern Archipelago; 16 Stationen, jede von mehreren Monaten: auf Borneo, Celebes, Sumatra, den Nicobaren und Keeling-Inſeln; mit Madras verglichen, zwifchen nördl. Br. 16° und füdl. Br, 12°, Länge 78° und 123° öftl. (Phil. Transact. for 1851 P. J. p. 2837—331 und p. -CLVI. Beigefügt find Karten gleicher Inclination und Declination, wie horizontaler und totaler Kraft. Diefe Arbeit, welche zugleich die Lage des miagnetifchen Aequators und der Linie ohne Abweichung darftellt, gehört zu den ausgezeichnetften und vielumfafendften neuerer Zeit. 1845—1850 Faraday's glänzende phyfifaliiche Entdeckungen 1) über die ariale(paramagnetifche) oder äguatoriale diamagnetifche Stellung (Richtung), welche frei fhwingende Körper unter äußerem magnetifchen Einflufe annehmen (Phil. Transact. for 1846 $ 2420 und Phil. Tr. for 1851 P. I. $ 2718—279%); 2) über Beziehung des Electro: Magnetismus zu einem polarifirten Lichtftrable und Drehung des leßteren unter Vermittelung (Dazwifchenfunft) des veränderten Molecular:Zuftandes derjenigen Materie, durch welche zugleich der polarifirte Lichtftrahl und der magnetifche Strom geleitet werden (Phil. Tr. for 1846 P. I. $ 2195 und 2215— 2221); 3) über die merk: wirdige Eigenfchaft des Sauerſtoff-Gaſes, als des einzigen parı: magnetiſchen unter allen Gasarten, einen folchen Einfluß auf die Elemente ded Erd: Magnetismus auszuüben: daß eg, weichem Eifen gleich, nur außerordentlich viel fehwächer, durch die vertheilende Wirkung des Erdförpers, eines permanent gegenwarfigen Magnets, Polarität”? annimme (Phil. Tr. for 1851 P. 1. $ 2237—2967). 1549 Emory Magn. Observalions made atihe isthmus ofPanama. 1849 Prof. William Thomſon in Glasgow, a malhematicai Theory of Magnetism, in den Phil. Transact. for 1851 P.1. p. 243— 285. (Ueber das Problem der Vertheilung der magneti: jhen Kraft vergl. $ 42 und 56 mit Poiſſon in den Mem. de PInstitut 1811 P. I. p.1, P. H. p. 163.) 1850 Airy on Ihe present state and prospeets of the Science of terrestrial Magnetism, Fragment einer vielverfprechenden Ab: handlung. 1852 Kreil Einfluß des Mondes auf die magnetifche Decli- nation zu Prag in den Sahren 1839—1849. Ueber die früheren Arbeiten diefes genauen Beobachters von 1336— 1838 f. Osservazioni sull’ intensita e sulla direzione della forza magnelica istituite negli anni 1836—1838 all’ I. K. Osservatorio di Milano p. 171, wie auch Magn. und meteorol. Beobachtungen zu Prag Bd. 1. ©. 59. 1852 Saraday on Lines of magnelie Force and their de- linite character. 1852 Sabine's neue Beweife aus Beobachtungen von Toronto, Hobarton, St. Helena und dem VBorgebirge der guten Hoffnung (1841—1851): daß überall in der Morgenftunde von 7—8 Uhr die Magnet-Declination eine Sahresperiode darbietet, in welcher das nördliche Soljtirium die größte üftliche Elongation, das ſüd— liche Solftitium die größte wegtliche Elongation offenbaren, ohne dag in diefen Solftitial:Epochen (turning periods) die Temperatur der Atmofphare oder der Erdrinde ein Marimum oder Minimum erleiden. Vergl. den, noch nicht erfihtenenen 2fen Band der Ob- servalions made at Toronto p. XVil mit den fchon oben ange: führten zwei Abhandlungen von Sabine über Einfluß der Sonnen- nabe (Phil. Transact. for 1850 P. 1. p. 216) und der Sonnenfleden (Phil. Tr. for 1852 P. 1. p. 121). Die chronvlogifibe Aufzählung der Portichritte unſerer Venntnig von dem Erd-Magnetismus in der Hälfte eines Sahrhunderts, in dem ich Diefem Gegenftande ununterbrochen das wärmſte Interefie gewidmet habe, zeigt ein glüdliches 78 Streben nach einem zwiefachen Zwecke. Der größere Iheil der Arbeiten ift der Beobachtung der magnetifchen Thätig— feit des Erdkörpers, der Meſſung nad Raumverhältniſſen und Zeitepochen gewidmet gewelen; Der Fleinere Iheil gehört dem Erperimente, dem Hervorrufen von Ericheinungen, welche auf Ergründung des Weſens jener Thätigkeit jelbit, der inneren Natur der Magnetkraft, zu leiten verheißen. Beide Wege: meſſende Beobahtung der Aeußerungen des telluri- ihen Magnetismus (in Nichtung und Etärfe) und phyſi— falifhes Erperiment uber Magnetfraft im allgemeinen, haben gegenfeitig den Fortſchritt unferes Natunvifiens belebt. Die Beobachtung allein, unabhängig von jeglicher Hypotheie über den Baufalzufanmenhang der Ericheinungen oder ber die, bis jegt unmeßbare, uns unerreichbare Wechfelwirfung der Molecule im Inneren der Subjtanzen, bat zu wichtigen numeri- ichen Gefegen geführt. Dem bewundernswürdigen Scharfſinn erperimentivender Phyſiker ift e8 gelungen Polarifations - Eigen- ichaften ftarrer und gasformiger Körper zu entdeden, von denen man vorher feine Ahndung hatte, und Die in eigenem Verkehr mit Temperatur und Luftdrud ftehen. So wichtig und unbe- zweifelt auch jene Entdedungen find, jo fünnen fie in dem gegenwärtigen Zuftand unferes Wiffens doch noch nicht als befrie- digende Erflärungsgründe jener Gefege betrachtet werden, welche bereits in der Bewegung dev Magnetnadel erkannt worden find. Das ficherfte Mittel, zur Erſchöpfung des veränderlich Mepbaren im Raume, wie zu der Erweiterung und Vollendung der, von Gauß fo großartig entworfenen, mathematiſchen Theorie des Erd-Magnetismus zu gelangen, it das Mittel Der gleichzeitig an vielen gut ausgewählten Punkten der Erde iortgefesten Beobachtung aller drei Elemente der magnetiſchen 79 Thätigfeit. Was ich ſelbſt aber ruhmvolles '6 von der Vers bindung des Erperiments umd der mathematiichen Öedanfen- verbindung erwarte, habe ich bereits an einem anderen Orte ausgelprochen und durch Beifpiele erläutert. Alles, was auf unferem Planeten vorgeht, kann nicht ohne kosmiſchen Zufammenhang gedacht werden. Das Wort Planet führt uns an fih ſchon auf Abhängigfeit von einem Gentralförper, auf Die Verbindung mit einer Gruppe von Himmelsförpern ſehr verfchiedener Größe, die wahrjcheinlich einen gleichen Ursprung haben. Sehr früh wurde der Einfluß des Eonnenftandes auf die Aeußerung dev Magnetfraft der Erde anerkannt: deutlichft bei Entdedung der ſtündlichen Ab- weichbung; dunfler, wie Kepler ein Jahrhundert vorher ahndete, das alle Achien der Planeten nach Einer Weltgegend mag: netifch gerichtet feien. Kepler fagt ausdrüdlich: „Daß die Sonne ein magnetifcber Körper fei; und daß deshalb in der Sonne die Kraft liege, welche die Blaneten bewege.” Maſſen-An— siehbung und Gravitation erichienen damals unter dem Eymbol magnetifcher Alttraction. Horrebow 8, der Gravitation nicht mit Magnetismus verwechfelte, hat wohl zuerſt den Lichtproceß „ein perperuirlih im Sonnen-Dunftfreife durch mag netifche Kräfte vorgehendes Nordlicht“ genannt. Unferen Zeiten näher (und dieſer Unterfchied der Meinungen ift jehr bemerfengwerth) find die Anfichten über die Art der Ein wirfung der Sonne entichieden getheilt aufgetreten. Man hat fich entweder vorgeftellt, Daß Die Eonne, ohne felbit magnetifch zu fein, auf den Erd-Magnetismus nur temperatur-verändernd wirfe (Canton, Ampere, Chriftie, Lloyd, Airy); oder man glaubt, wie Goulomb, die Sonne von einer magnetifchen Atmoſphäre umhüllt 8, welche ihre 80 Wirkung auf den Magnetismus der Erde durch Vertheilung ausübe. Wenn gleich Durch Faraday's ſchöne Entdeckung von der paramagnetifchen Eigenſchaft des Sauerjtoff-Gajes Die große Schwierigkeit gehoben wird, fih, nad Canton, Die Temperatur der fejten Erdrinde und der Meere als unmittel- bare Folge des Durchgangs der Eonne durch den Orts-Me— ridian Schnell und beträchtlich erhöht vorjtellen zu müſſen; jo hat doch die vollftändige Zufammenftellung und ſcharfſinnige Die- cuffion alles meßbar Beobachteten durch den Oberſt Sabine als Nefultat ergeben, daß die bisher beobachteten periodiichen Bariationen der magnetifchen Thätigfeit des Erdkörpers nicht ihre Urfache in den periodifchen TZemperaiur= Veränderungen des uns zugänglichen Luftfreifes haben. Weder die Hauptepochen ber tägli- chen und jährlichen Veränderungen der Declination zu verſchie— denen Stunden Des Tages und Dev Nacht Cund die jährlichen hat Sabine zum erſten Male, nach einer übergroßen Zahl von Beobach— tungen, genau darftellen können), noch Die Perioden der mittleren Intenſität dev Exdfraft ſtimmen ® mit den Perioden dar Marina und Minima der Temperatur der Atmofphäre oder der obe ven Erdrinde überein. Die Wendepunfte in den wichtigften magnetifchen Erfcheinungen ſind die Solſtitien und Aequinoe— tien. Die Epoche, in welcher die Intenfität der Erdfraft am größten ift und in beiden Hemiſphären Die Inclinations-Nadel dem verticalen Stande ſich am nächſten zeigt, iſt Die Der größten Sonnennähe ®, wenn zugleich Die Erde Die größte Transla— tions- Gefchwindigfeit in ihrer Bahn hat. Nun aber find fi in der Zeit der Sonnennähe (Devember, Januar und Februar) wie in der Zeit der Eonnenferne (Mai, Juni und Juli) die Temperatur-Verhältniſſe der Zonen DiefjeitS und jenfeite des Aequators geradezu entgegengefegt; die Wendepunfte Der 81 ab- und zunehmenden Intenfität, Declination und Inclination fönnen alfo nicht der Sonne als mwärmendem Princip zuge Schrieben werden. Sahresmittel aus den Beobachtungen von München und Göttingen haben dem thätigen Director der kön. bairiichen Stern: warte, Prof. Lamont, das merkwürdige Geſetz einer Periode von 101, Jahren in den Veränderungen ber Declination offenbart. 2 In der Beriode von 1841 bis 1850 erreichten die Mittel der monatlichen Declinations - Veränderungen fehr regelmäßig ihr Minimum 184315, ihr Marimum 1848. Ohne diefe europäischen Nefultate zu fennen, hatte Die Ver— gleichung der monatlichen Mittel derfelden Jahre 1843—1848, aus Beobachtungen von Orten gezogen, welche faft um Die Größe der ganzen Erdachfe von einander entfernt liegen (Toronto in Canada und Hobarton auf Ban Diemen’s Inſel), den Oberft Sabine auf die Exiſtenz einer periodijch wirfenden Störungs— urfach geleitet. Diefe ift von ihm als eine rein kosmiſche in den ebenfalls zehmjährigen periodifchen Veränderungen ber Sonnen-Atmoſphäre gefunden worden. 8 Der fleißigite Be obachter der Eonnenfleden unter den jebt lebenden Aftronomen, Schwabe, hat (wie ich fehon an einem anderen Orte °% ent- wickelt) in einer langen Neihe von Jahren (1826 bis 1850) eine periodifch wechfelnde Frequenz der Sonnenfleden auf gefunden: dergeftalt, daß ihr Marimum in die Jahre 1828, 1837 und 1848; ihr Minimum in die Jahre 1833 und 1843 gefallen ift. „Sch habe“, ſetzt er Hinzu, „nicht Gelegenheit gehabt eine fortlaufende Neihe älterer Beobachtungen zu unter ſuchen; ftimme aber gern dev Meinung bei, daß dieſe Periode felbft wieder veränderlich fein könne.“ Ctwas einer folchen VBeränderlichkeit analoges, Perioden in den Perioden, A. v. Humboldt, Kosmos. IV. 6 bieten uns allerdings auch Lichtproceffe in anderen felbft- feuchtenden Sonnen dar. Sch erinnere an die von Goodricke und Argelander ergründeten, fo complicirten Intenfitäts = Ver- änderungen von $ Lyrae und Mira Ceti. 8 Wenn, nah Sabine, der Magnetismus des Eonnen- förpers fich Durch Die in der Eonnennähe vermehrte Erdkraft offenbart; fo ift es um fo auffallender, daß nah Kreil’s gründlichen Unterfuchungen über den magnetifchen Mond-Ein- fluß Diefer fih bisher weder in der Werfchiedenheit der Mondphafen, noch in der Verfchiedenheit der Entfernuna des Mondes von Der Erde bemerkbar gemacht hat, Die Nähe des Mondes fcheint im Vergleich mit der Sonne nicht die Kleinheit der Maffe zu compenfiren. Das Hauptergebniß der Unterfuchung 5% über den magnetifchen Einfluß des Erd- Satelliten, welcher nach Melloni nur eine Spur von Wärme: Erregung zeigt, tft: Daß die magnetifche Declination auf unfe- rer Erde im Verlauf eined Mondtages eine regelmäßige Aen- derung erleidet, indem. Diefelbe zu einem zwiefachen Marimum und zu einem zwiefachen Minimum gelangt. „Wenn ber ſond“, ſagt Kreil jehr richtig, „feine (für die gewöhnlichen MWärmemeffer) erfennbare Temperatur- Veränderung auf Der Erdoberfläche Hervorbringt, jo kann er auch in dev Magnet: fraft der Erde feine Aenderung auf Diefem Wege erzeugen; wird nun demohngeachtet eine folche bemerkt, fo muß man daraus fchließen, daß fie auf einem anderen Wege als durh Er wärmung hervorgebracht werde.” Alles, was nicht als das Product einer einzigen Kraft auftritt, Tann, wie beim Monde, erft durch Ausicheidung vieler fremdartigen Störungs- Elemente als für fich beftehend erfannt werden. Werden nun au bis jegt die entfchiedenften und größten 83 Variationen in den Aeußerungen des tellurifchen Magnetismus nicht durch Maxima und Minima des Temperatur-Wechſels befriedigend erklärt; fo ift Doch wohl nicht zu bezweifeln, Daß die große Entdeckung der polariichen Eigenfchaft des Sauerſtoffs ‚in der gasförmigen Erdumhüllung, bei tieferer und vollſtändi— gerer Einficht in den Proceß magnetiſcher Thätigfeit, in naher Zufunft zum Verſtehen der Genefis Diefes Proceſſes ein Element Darbieten wird. Es ift bei dem harmonischen JZufammenwirfen aller Kräfte undenkbar, daß Die eben bezeichnete Eigenichaft des Sauerftoffs und ihre Modiftcation duch Temperatur - Er: höhung feinen Antheil an dem Herporrufen magnetiſcher Er ſcheinungen haben follte, Sit es, nach Newton's Ausspruch, ſehr wahrſcheinlich, daß die Stoffe, welche zu einer Gruppe von Weltkörpern (zu einem und demſelben Planetenſyſtem) gehören, großentheils die— ſelben find 8°; fo ſteht Durch inductive Schlußart zu vermuthen, daß nicht auf unſerem Erdball allein der gravitirenden Materie eine electrosmagnetifche Thätigkeit verliehen ſei. Die entgegen- gefegte Annahme würde Fosmifche Anfihten mit dogma— tischen Willkühr einengen. Coulomb's Hypothefe über den Einfluß der magnetifchen Sonne auf Die magnetifche Erde widerfpricht Feiner Analogie des Erforichten. Wenn wir nun zu der rein objectiven Darftellung der magnetifchen Erfcheinungen übergehen, wie fie unfer Planet in den verfchiedenen Theilen feiner Oberfläche und in feinen verjchiedenen Stellungen zum Gentralförper darbietet; jo müſſen wir in den numerifchen Nefultaten dev Meffung genau die Ber- änderungen unterfcheiden, welche in kurze oder fehr lange Berioden eingefchloffen find. Alle find von einander abhängig, und in dieſer Abhängigfeit fich gegenfeitig verftärfend oder . 84 theilweife aufhebend und ftörend: wie in bewegten Flüffigfeiten MWellenfreife, bie fich Durchichneiden. Zwölf Objecte bieten fich der Betrachtung vorzugsweile bar: zweiMagnetpole, ungleich von den Rotations-Polen der Erde entfernt, in jeder Hemifphäre einer; es find Punkte des Erdiphäroids, in denen die magnetifche Inelination = 90V ift und in denen alſo die horizontale Kraft verfchwindet ; der magnetifche Aequator: die Curve, auf welcher die Snelination der Nadel = 0 ilt; die Linien gleicher Declination und die, auf wel- chen die Declination = 0 ijt (iſogoniſche Linien und Linien ohne Abweihung); die Linien gleiher Snelination Giſokliniſche ginien); die vier Bunfte größter Intenfität der magnetifchen Erdkraft, zwei von ungleicher Stärfe in jeder Hemiſphäre; die Linien gleicher Erdfraft (ifodynamifche Linien) ; die MWellenlinie, welde auf jedem Meridian Die Erdpunkte ſchwächſter Intenfität der Kraft mit einander verbindet und auch bisweilen ein dynamischer Nequator genannt 5° worden iſt; es fällt Diefe Wellenlinie weder mit bem geographiichen noch mit dem magnetifchen Nequator zuſammen; die Begrenzung der Zone meiſt ſehr ſchwacher Intenſität, in der Die ſtündlichen Veränderungen der Magnetnadel, nach Berjchiedenheit der Jahreszeiten, abwechfelnd vermit- telnd ® an den Erfheinungen beider Halbfugeln Theil nehmen. Sch Habe in diefer Aufzählung das Wort Bol allein für bie zwei Erdpunfte, in denen die horizontale Kraft verichwindet, 85 beibehalten, weil oft, wie fchon bemerft worden ift, in neuerer Zeit dieſe Punkte (die wahren Magnetpole), in denen Die Intenſitäts-Maxima feinesweges liegen, mit den vier Erb- punften größter Intenfttät verwechfelt worden find." Auch hat Gauß gezeigt, daß es fjchädlich fei die Chorde, welche Die beiden Bunfte verbindet, in denen auf der Erdoberfläche die Neigung der Nadel = 90° ift, durch die Benennung: magne tifche Achfe der Erde auszeichnen zu wollen. ° Der in nige Zufammenhang, welcher zwifchen den hier aufgezählten Gegenftänden herrſcht, macht e8 glücklicherweiſe möglich die ver wicelten Ericheinungen des Erd-Magnetismus nad) drei Aeußerungen der einigen, thätigen Kraft (Intenfität, Im clination und Declination) unter drei Gefichtspunfte zu concentriren. SHrenTteer Die Kenninig des wichtigften Elements des telfwifchen Magnetismus, die unmittelbare Meffung der Stärfe der tota- len Exdfraft, ift ſpät erft der Kenntniß von den Verhältnifjen dev Nichtung dieſer Erdfraft in horizontaler und verticaler Ebene (Declination und Inclination) gefolgt. Die Schwin— gungen, aus deren Dauer die Intenfttät gefchloffen wird, find erſt am Schluß des 18ten Jahrhunderts ein Gegenftand des Erperiments, in der erften Hälfte des 19ten ein Gegenftand erniter und fortgefegter Unterfuchung geworden. Graham (1723) maß die Schwingungen feiner Inclinations-Nadel in der Ab— ficht, zu verfuchen, ob fie 92 conftant wären, und um das Ver— hältniß der fte Dirigivenden Kraft zur Schwere zu finden, Der erſte Verfuch, die Intenfität des Magnetismus an von ein: ander weit entfernten Punkten dev Erde durch die Zahl der Oſcillationen in gleichen Zeiten zu prüfen, geſchah durch Mallet 86 (1769). Er fand mit fehr unvollfommenen Apparaten Die Zahl der Dfeillationen zu Petersburg (Br. 59 56%) und zu Ponoi (67° 4) vollig gleich ®, woraus die, bis auf Cavendiſh fortgepflanzte, irthiimliche Meinung entftand, daß die Inten— fität der Erdkraft unter allen Zonen diefelbe ſei. Borda hatte zwar nie, wie er mir oft erzählt, aus theoretiichen Gründen diefen Irrthum getheilt, eben fo wenig als vor ihm Le Mon: nier; aber auch Borda hinderte die Unvollfommenheit feiner Neigungd-Nadel (die Friction, welche diefelbe auf den Zapfen erlitt) Unterjchiede dev Magnetkraft während feiner Expedition nach den canarifchen Inſeln (1776) zwiſchen Baris, Zoulon, Santa Cruz de Teneriffa und Gorée in Senegambien, in einem Raume von 35 Breitengraden, zu entdeden (Voyage de La Perouse T. I p. 162). Mit verbefferten Inftrumenten wurden zum erften Male diefe Unterfchiede auf der unglüd- lichen Expedition von. La Beroufe in den Jahren 1785 und 1787 von Lamanon aufgefunden und von Macao aus dem Secretär der Pariſer Afademie mitgetheilt, Sie blieben, wie ich ſchon früher (Bd. IV. ©, 61) erinnert, unbeachtet und, wie jo vieles andere, in den afademifchen Archiven vergraben. Die erſten veröffentlichten Intenfitäts-Beobachtungen, eben: falls auf Borda’s Aufforderung angeftellt, find die meiner Neile nad den Tropenländern des Neuen Gonti- nents von den Jahren 1798 — 1804. Frühere von meinem Freunde de Roſſel (1791 und 1794) in den indifchen Meeren eingefammelte Refultate über die magnetische Erdkraft find erſt vier Jahre nach meiner Rüdfunft aus Merico im Drud er— ſchienen. Im Jahre 1829 wurde mir dev Vorzug, die Arbeit über Intenfität und Inelination von der Sübdfee aus noch volle 188 Längengrade gegen Dften bis in die chinefifche Dzungarei 87 fortfegen zu fönnen, und zwar dieſer Erdhälfte durch das Innere der Gontinente, Die Unterfchiede der Breite find 720 (won 60% nördlicher bis 12° füdlicher Breite) gewelen. Wenn man Die Richtung der einander umfchließenden iſo— dynamiſchen Linien (Curven gleicher Intenfität) forgfältig verfolgt und von ben Äußeren, fchwächeren, zu den inneren, allmälig ftärfeven, übergeht; jo werden bei der Betrachtung der tellurifchen Kraftvertheilung des Magnetismus für jede Hemifphäre, in fehr ungleichen Abſtänden von den Nota= tions- wie von den Miagneipolen der Erde, zwei Punkte (feci) der Marima der Intenfttät, ein ftärferer und ein ſchwächerer, erfannt. Bon diefen 4 Erdpunften liegt in der nördlichen Hemiſphäre“ dev ftärfere Camerifanifche) in Dr. 520 19° und Länge 949 20° W., der ſchwächere (oft der fibirifche genannt) in Br. + 70)2 Länge 117° 40' O., viel- leicht einige Grade minder öftlich, Auf der Reife von Barfchinff nach Safutff fand Erman (1829) die Curve der größten Inten— fität (1,742) bei Berefowffi Oſtrow in Länge 1150 31’ D,, Dr. + 5% 44 (Erman, Magnet. Beob. ©. 172 und 540; Sabine in den Phil. Transact. for 1850 P. 1. p. 218). Von beiden Beftimmungen ift die des amerifaniichen Focus, befonders der Breite nach fichrere, „der Länge nach wahricheinlidd etwas zu weitlich”. Das Oval, welches den ftärferen nördlichen Focus einfchließt, liegt demnach im Meriz dDian des Weſtendes des Lake Superior, zwifchen der füdlichen Griremität der Hudfonsbai und der des canadifchen Sees Winipeg. Man verdankt diefe Beltimmung der wichtigen Land» erpedition des ehemaligen Directors der magnetifihen Station von St. Helena, des ArtilleriesHauptmanns Lefroy, im Jahr 1843. „Das Mittel der Yemniscate, welche den ftärferen und 88 ſchwächeren Focus verbindet, jcheint nordöftlich von der Berings- Straße, näher dem aftatifhen Focus als dem amerifanifchen, zu liegen.“ Als ich in der peruaniſchen Andesfette der ſüdlichen Hemi— fphäre, in Breite — 70 2° und Länge 818 W., den magne- tifchen Aequator, die Linie, auf der die Neigung — O ift, zwifchen Micuipampa und Garamarca (1802) durchſchnitt, und von diefem merkwürdigen Punkte an die Intenfttät gegen Nor— den und Süden hin wachen ſah; fo entftand in mir, Da es damals und noch lange nachher an allen Vergleichungspunften fehlte, durch eine irrige VBerallgemeinerung des Beobachteten, die Meinung: daß vom magnetischen YAequator an die Magnetkraft der Erde bis nach beiden Magnetpolen ununterbrochen wachfe, und dag wahricheinlich in diefen (da, wo Die Neigung = 90" wäre) das Marimum der Exdfraft liege, Wenn man zum erften Male einem großen Naturgeleg auf Die Spur fommt, jo be dürfen die früh aufgefaßten Anfichten meift einer ſpäteren Be- richtigung. Sabine ® hat Durch eigene Beobachtungen (1818 bis 1822), die er in fehr verfchiedenen Zonen anftellte, wie durch fcharffinnige Zufammenftellung vieler fremder (da Die Schwingungs-VBerfuche von verticalen und horizontalen Nadeln nach und nad) allgemeiner wurden) erwiefen: daß Intenfität und Neigung fehr verfchiedenartig mobdiftcirt werden; Daß das Mini— mum der Erdfraft in vielen Bunften fern von dem magnetifchen Aequator liege; ja daß in den nördlichſten Theilen von Canada und des arctifchen Hudfonlandes, von Br. 52° bis zum Magnetpole (Br. 70%), unter dem Meridian von ohngeführ 94° bis 950 weſtl. Länge, die Intenfttät, ftatt zu wachen, ab- nimmt. In dem von Lefroy aufgefundenen canadifchen Focus ber größten Intenfität in der nördlichen Hemifphäre war 1845 89 die Neigung der Nabel erft 73° 7°, und in beiden Hemifphären findet man die Marima der Erdkraft neben vergleichungsweife geringer Neigung. ? Sp vortrefflib und reichhaltig auch die Fülle der Inten- fitäts-Beobachtungen tft, die wir den Grpeditionen von Sir James Roß, von Moore und Elerk in den antaretifchen Bolar- meeren verdanfen, fo bleibt doch noch über Die Lage des ftärferen und fchwächeren Focus in der füdlichen Halbfugel viel Zweifel übrig. Der erfte der eben genannten Seefahrer hat die iſody— namifchen Curven vom höchften Werth der Intenfität mehrfach durchſchnitten, und nach einer genauen Discufiton feiner Beob- achtungen jet Sabine den einen Focus in Br. — 64° ımd Länge 135° 10° Oft. Roß felbit, in dem Bericht feiner großen Neife, vermuthete den Focus in der Nähe der von d'Urville entdeckten Terre d’Adelie, alfo ungefähr in Br. — 67°, Länge 1370 40° Oſt. Dem anderen Focus meinte er fich zu nahen in — 60° Br. und 1270 20° weftlicher Länge; war aber doch geneigt denfelben viel jüdlicher, unweit des Magnetz poles, alfo in einen öftlicheren Meridian, zu feßen. 8 Nach Feitfegung der Lage der 4 Marima der Intenjität muß das Verhältniß der Kräfte felbit angegeben werden, Diefe Angaben gefchehen entweder nach dem mehrfach berührten älte— ven Herfommen, d. 1. in Vergleich mit der Intenfttät, welche ich in einem Punkte des magnetifchen Nequators gefunden, den die peruanifche Andesfette in Br. — 7% 2’ und Länge 810 8 W. durchſchneidet; oder nach den früheiten Vorichlägen von Poiſſon und Gauß in abfoluter Meflung. 7 Nach der relativen Scale, wenn die Intenſität auf dem eben bezeichneten Erd— punfte im magnetifchen Aequator — 1,000 geſetzt wird, find, da man das Intenfitäts-Verhältniß von Paris im Jahr 1827 90 (Bd. IV. ©, 67) zu dem von London ermittelt hat, die Inten— fitäten in diefen zwei Städten 1,348 und 1,372, Ueberfegt man diefe Zahlen in die abfolute Ecale, fo würden fie ohngefähr 10,20 und 10,38 heißen; und die Intenfität, welche für Beru — 1,000 gejegt worden tft, würde nach Sabine in abfoluter Scale = 7,57 fein: alfo ſogar noch größer als die Intenfität in ©t. Helena, die in derfelben abfoluten Scale = 6,4 it. Alle dieſe Zahlen werden noch wegen Berfchiedenheit dev Jahre, in denen Die Bergleichungen gefchahen, neue VBeränderungen erleiden. Sie find in beiden Scalen, der relativen (arbıtrary scale) und der, vorzuziehenden, abfoluten, nur als proviforiich zu betrachten; aber auch bei dem jebigen unvollkommneren Grade ihrer Genauigkeit werfen fie ein helles Licht auf die Bertheilung der Erdfraft: ein Element, über das man noch vor einem halben Sahrhunderte in der tiefiten Unwiffenheit war. Sie gewähren, was fosmifch am wichtigjten ift, hiſtoriſche Ausgangspunfte für Die Kraftveränderungen, welche fünftige Sahrhunderte offenbaren werden, vielleicht durch Abhängigkeit dev Erde von der auf fie eimvirfenden Magneifraft dev Sonne. In der nördlichen Hemifphäre tft am befriedigenditen durch Lefroy die Intenſität des ftärferen eanadiichen Focus (unter Br. + 52° 19°, Länge 94° 20° W.) beitimmt. Es wird Die jelbe in der relativen Scale durch 1,878 ausgedrückt, wenn die Intenfttät von London 1,372 it; in der abfoluten Scale !W durch 14,21. Schon in Neu-Yorf Br. + 40° 42°) hatte Sabine die Magnetkraft nicht viel Ichwächer (1,803) gefunden. Für den fehwächeren fibirifchen, nördlichen Focus Br. ? + 700, Lg. 1179 40° O.) wird fie von Erman in relativer Scale 1,74; von Hanfteen 1,76: d. i. in abfoluter Ecale zu 13,3 angegeben. Die antarctiſche Erpedition von Sir James Noß bat gelehrt, 91 daß dev Unterfchied der beiden Foci in der ſüdlichen Hemiſphäre wahrfcheinlich ſchwächer als in dev nördlichen ift, aber das jeder ber beiden fühlichen Foci die beiden nördlichen an Kraft überwiegt. Die Intenfttät ift in dem ftärferen üblichen Focus (Br. — 64°, Lg. 1350 10° O.) in der relativen Scale wenig— ftens 2,06; in abfoluter Scale 15,60: in dem jchwächeren füdlichen Focus? Br. — 60°, Lg. 127° 20° W. 2), ebenfalls nach Sir James Roß, in relativer Scale 1,96; in abjoluter Scale 14,90. Der größere oder geringere Abſtand dev beiden Foci Derfelben Hemifphäre von einander iſt als ein wichtiges Element ihrer individuellen Stärfe und der ganzen Bertheilung des Magnetismus erfannt worden, „Wenn auch die Foci ber fünlichen Halbfugel eine auffallend jtärfere Intenfttät (in abſo— lutem Maaß 15,60 und 14,90) darbieten als Die Foci Der nördlihen SHalbfugel (14,24 und 13,30), fo wird doch im ganzen die Magnetkraft der einen Halbfugel für nicht größer als die dev anderen erachtet. Ganz anders iſt es aber, wenn man das Erdiphäroid in einen öftlichen und weftlichen Theil nach den Meridianen von 400° und 280% (Greenwicher Länge, von Weft nach Dit gerechnet) Devgeftalt jchneidet: daß die öftliche Hemifphäre (Pie mehr continentale) Südamerika, den atlantifchen Ocean, Europa, Afrika und Aften fait bis zum Baikal; die weftliche (die mehr oceaniſche und infulare) faft ganz Nordamerika, die weite Süd— jee, Neu- Holland und einen Theil von Oſt-Aſien einfchliegt.“ Die bezeichneten Meridiane liegen, der eine ohngefähr 4° weit- lich von Eingapore, der andere 13% weftlich vom Cap Horn, im Meridian felbft von Guayaquil. Alle 4 Foci des Marimums dev Magnetkraft, ja die zwei Magnetpole gehören Der weſt— lichen Hemiſphäre an. ° 92 N Adolf Erman’s wichtiger Beobachtung der Fleinften Inten- fität im atlantifchen Ocean öſtlich von der brafilianiichen Pro— vinz Espiritu Santo Br. — 200, Lg. 370 24 MW.) ward bereits im Naturgemälde * gedacht. Er fand in relativer Scale 0,7062 (in abfoluter 5,35). Dieſe Negion der fchwächiten Sntenfität ift auch auf der antarctifchen Erpedition ? von Sir James Noß zweimal durchfchnitten worden, zwiſchen Br, — 19° und — 21°; eben fo von Lieut, Sulivan und Dunlop auf ihrer Fahrt nach den Falklands-Inſeln.“ Auf der ifodynami- [hen Karte des ganzen atlantiichen Oceans hat Sabine Die Curve der Fleinften Intenfität, welche Roß den Equator of less intensity nennt, von Küfte zu Küfte dargeftellt. Sie ſchneidet das weitzafrifanifche Littoral von Benguela bei der portugier fiichen Eolonie Moſſamedes (Br. — 15%), hat in der Mitte des Oceans ihren concaven Scheitel in Lg. 200 20° W., und er- hebt fich zur braſilianiſchen Küſte bis — 20° Breite, Ob nicht nördlih vom Aequator Br, + 10° bis 12%, etwa 20 Grade öftlich von den Vhilippinen, eine andere Zone ziem— lich ſchwacher Intenfität (0,97 rel. Scale) liegt, werden Fünf tige Unterfuchungen in ein klareres Licht ſetzen. An dem früher von mir gegebenen Verhältnig der ſchwäch— ften Erdkraft zur ftärfiten, die bisher aufgefunden it, glaube ich nad) den jest vorhandenen Materialien wenig ändern zu müſſen. Das Verhältnig fällt zwifchen 1:21, und faft 1:3, der legteren Zahl näher; die Werfchiedenheit dev Angaben ? entfteht daraus, daß man bald die Minima allein, bald Mi: nima und Marima zugleich etwas willführlich verändert, Sabine? Hat das große Verdienft, zuerft auf die Michtigfeit des dynamiſchen Aequators (Curve der fchwächiten Inten— ſität) aufmerkſam gemacht zu haben. „Diefe Curve verbindet 93 die Punkte jedes geographiichen Meridians, in denen die Erd— kraft am geringjten ift. Sie läuft in vielfachen Undulationen um den Erdkreis; zu beiden Seiten derjelben nimmt die Erd— fraft gegen die höheren Breiten jeglicher Hemifphäre zu. Sie bezeichnet dergeftalt die Grenze zwiſchen den beiden magnetischen Halbfugeln auf eine noch entichiennere Weile als der magne- tiſche Aequator, auf welchem die Kichtung der Magnetkraft fenfrecht auf der Nichtung der Schwerkraft fteht. Für bie Theorie des Magnetismus ift alles, was fich unmittelbar auf die Kraft bezieht, von noch größerer MWichtigfeit als, was fich auf bie Richtung der Nadel, auf ihre horizontale oder. jenk vechte Stellung, bezieht. Die Krümmungen des dynamifchen Aequators find mannigfach, da fie von Kräften abhangen, welche vier Bunfte (Foci) der größten Exdfraft, unfymmetriich und unter jich wiederum an Stärfe verfchieden, hervorbringen. Merkwürdig in diefen Inflerionen ift bejonders die große Con— verität gegen den Südpol im atlantifchen Ocean, zwifchen den Küften von Brafilien und dem Borgebirge der guten Hoffnung.* Nimmt die Intenfttät der Erdkraft in uns erreichbaren Höhen bemerkbar ab? im Inneren der Erde bemerkbar zu? Das Problem, welches diefe Fragen zur Löfung vorlegen, ift für Beobachtungen, Die in oder auf der Erde gemacht werden, überaus compliehrt: weil, um die Wirkung beträchtlicher Höhen auf Öebirgsreifen mit einander zu vergleichen, wegen der großen Maſſe der Berge die oberen und unteren Stationen felten ein- ander nahe genug liegen; weil die Natur des Gefteins und Die gangartig einbrechenden, nicht fichtbaren Mineralien, ja die nicht genugfam befannten ftündlichen und zufälligen Verände— rungen der Intenfirät bei nicht ganz gleichzeitigen Beobachtungen die Nejultate modificiven. Es wird fo oft dev Höhe (oder 94 Tiefe) allein zugefchrieben, was beiden feinesweges angehört. Zahlreiche Bergmwerfe, welche ich in Europa, in Beru, Merico und Eibirien zu jehr beträchtlichen Tiefen befucht, haben mir nie Localitäten dargeboten, die irgend ein Vertrauen 9 einflößen fonnten. Dazu follte man bei Angabe der Tiefen die perpen— dieulaven Unterfchiede + und —, vom Meerhorizonte an ge rechnet, (dev eigentlichen mittleren Oberfläche des Erdſphäroids) nicht außer Acht lafien. Die Grubenbaue zu Jvachimsihal in Böhmen haben faft 2000 Fuß abfoluter Tiefe erreicht, und gelangen doch nur zu einer Gefteinfchicht, Die drittehalb = hundert Fuß über dem Meeresipiegel liegt. 9 Ganz andere und gün— jtigere Berhältniffe bieten die Luftfahrten dar, Gay-Luſſac hat fich bis zu 21600 Fuß Höhe über Paris erhoben; aljo tft Die größte relative Tiefe, welche man in Europa mit Bohr- löchern erreicht hat, Faum jener Höhe. Meine eigenen Gebirgs-Beobachtungen zwifchen den Jahren 1799 und 1806 haben mir die Abnahme der Erdfraft mit der Höhe im ganzen wahrfcheinlich gemacht, wenn gleich (aus den oben anges führten Störungs-Urſachen) mehrere Refultate dieſer ver muiheten Abnahme widerfprechen. Ich habe Einzelheiten aus meinen 125 Intenfitäts - Meffungen in der Andesfette, den ſchweizer Alpen, Stalien und Deutfchland ausgewählt und in einer Note 1! zufammengeftellt. Die Beobachtungen gehen von der Meeresfläche bis zu einer Höhe von 14960 Fuß, bis zur Grenze des ewigen Schnees; aber Die größten Höhen haben mir nicht die ficherften Nefultate gegeben. Am befriedigenpften find geweſen der fteile Abfall der Sılla de Caracas, 8105 Fuß, nach der ganz nahen Küſte von La Guayra; das, gleichham über der Stadt Bogota fchwebende Santuario de Ntta Sr2 de Guadalupe, auf einem Abfag gegründet an fteiler Felswand 95 von Kalkſtein, mit einem Höhen-Unterfchied von faſt 2000 Fuß; der Vulkan von Purace, 8200 Fuß hoch uber der Plaza mayor der Stadt Bopayan, Kupfer im Kaufafus “, Forbes in vielen Theilen von Europa, Laugier und Mauvais auf dem Ganigou, Bravais und Martins auf dem Faulhorn und bei ihrem kühnen Aufenthalte ganz nahe dem Gipfel des Moniblanc haben aller dings Die mit der Höhe abnehmende Intenfttät des Miagnetis- mus bemerftz ja die Abnahme fchien nach der allgemeinen Diseuffion von Bravais fogav Schneller in den Pyrenäen als in der Alpenfette, 13 Quetelet's ganz entgegengefeste Nefultate auf einer Reife von Genf nach dem Eol de Balme und dem Großen Bernhard machen, zu einer endlichen und enticheidenden Beantwortung einer jo wichtigen Srage, e8 Doppelt wünfchenswerth, daß man fich von der Erdoberfläche gänzlich entferne und von dem einzigen ficheren, fchon im Sahre 1804 von Gay-Luſſac, erft gemein: haftlih mit Biot (24 Auguft) und dann allein (16 Septem— ber), angewandten Mittel des Aöroſtats, in einer Neihe auf einander folgender Verſuche, Gebrauch mache. Dfeillationen, in Höhen von mehr ald 18000 Fuß gemeflen, Fünnen ung jedoch über Die in der freien Atmoſphäre fortgepflanzte Erdfraft nur Dann mit Sicherheit belehren, wenn vor und nach der Luftfahrt Die Temperatunr-Correstion in den angewandten Nadeln auf Das genauefte ermittelt wird. Die Vernachläffigung einer jolhen Gorrection hatte aus den Verſuchen Gay-Luſſac's das irrige Nefultat ziehen laffen, daß die Erdkraft bis 21600 Fuß Höhe Diefelbe bliebe: 14 während umgekehrt dev VBerfuch eine Abnahme der Kraft erwies, wegen Verkürzung der ofeillivenden Nadel in der oberen Falten Region. d Auch iſt Faraday's glänzende Entdeckung der pyaramagnetifchen Kraft Des Oxygens 96 bei dem Gegenftande, welcher uns hier befchäftigt, keinesweges außer Acht zu laffen. Der große Phyſiker macht felbft darauf aufmerffam, daß in ben Hohen Schichten der Atmofphäre die Abnahme dev Intenfität gar nicht bloß in der Entfenung von der Urquelle der Kraft (dem feften Exdförper) zu fuchen jei; fondern Daß fie eben jo gut von dem fo überaus ver- dünnten Zuftande der Luft herrühren könne, da die Quantität des Oxygens in einem Cubikfuß atmofphärifcher Luft oben und unten verfchieden fei. Mir. fcheint es indeß, daß man zu nicht mehr berechtigt jei ald zu der Annahme: daß die mit der Höhe und Luftverdünnung abnehmende paramagnetifche Eigenfchaft des fauerftoffhaltigen Theils der Amofphäre für eine mitwirfend modificirende Urfach angefehen werden müſſe. DBeränderungen der Temperatur und der Dichtigfeit durch auffteigende Luftſtröme verändern Dann wiederum felbft das Maaß diefer Dütwirfung. 16 Colche Störungen nehmen einen variablen und recht eigentlich localen Charafter an, wirken im Luftfreife wie Die Gebirgsarten auf der Oberfläche der Erbe. Mit jedem Sortichritt, defien wir uns in der Analyfe der ga$- artigen Umhüllung unferes Planeten und ihrer phyfiichen Gigen- ſchaften zu erfreuen Haben, lernen wir gleichzeitig neue Ge— fahren in dem wechfelnden Zufammenwirfen der Kräfte fennen: Gefahren, die zu größerer Vorficht in den Schlußfolgen mahnen. Die Intenfttät der Erdfraft, an beftimmten Bunften der Oberfläche unſres Planeten gemefjen, Hat, wie alle Erſchei— nungen des telluriſchen Magnetismus, ihre ftündlichen und auch ihre fecularen Variationen. Die erfteren wurden auf Parry's dritter Neife von diefem verdienftvollen Seefahrer und vom Lieutenant Fofter (1825) in Port Bowen deutlich erkannt. Die Zunahme der Intenfität vom Morgen zum Abend ift in 97 den mittleren Breiten ein Gegenftand der forgfältigiten Unter juchungen geweſen von Chriſtie!“, Arago, Hanfteen, Gauß und Kupffer. Da horizontale Echwingungen troß der jegigen großen Vollkommenheit der Neigungs- Nadeln den Echwingungen dieſer vorzuziehen find, fo ift die ftündliche Variation der totalen Inten- fität nicht ohne die genaufte Kenntniß von der ftündlichen Varia— tion der Neigung zu erhalten. Die Errichtung von magnetifchen Stationen in der nördlichen und fjüdlichen Hemifphäre hat den großen Vortheil gewährt die allerzahlreichiten und zugleich auch die allerficherften Refultate zu liefern. Es genügt hier zwei Exds punfte 3 auszuwählen, „Die, beide außerhalb der Tropen, dieſſeits und jenſeits des Aequators faft in gleicher Breite liegen: Toronto in Sanada + 430 59°, Hobarton auf Ban Diemen — 42° 53'; bei einem Längen=Unterfchiede von ohngefähr 15 Stunden. Die gleichzeitigen ftündlichen Beobachtungen des Magnetismus gehören in Einer Station den Wintermonaten an, wenn fie in der anderen in die Eommermonate fallen, Was in der einen am Lage gemeſſen wird, gehört in der anderen meijt der Nacht zu. Die Abweichung ift in Toronto weftlih 19 33°, in Ho— barton östlich 9% 57°; Snelination und Intenfttät find einander ähnlich: erſtere in Toronto gegen Norden (75° 15%), in Ho⸗ barton gegen Süden (709 34°) geneigt; lestere (Die ganze Erdkraft) ift in Toronto in abfoluter Scale 13,90; in Hobars ton 13,56. Unter diefen zwei fo wohl ausgewählten Stationen zeigt 9 nach Sabine's Unterfuchung die in Canada für die Intenſität vier, die auf Ban Diemen nur zwei Wendepunfte, Sn Toronto hat nämlich die Variation der Intenfität ein Haupt-Marimum um 6 Uhr und ein Haupt-Minimum um 14 Uhr; ein ſchwächeres, ſecundäres Marimum um 20 Uhr, ein fchwächeres, ferundäres Minimum um 22 Uhr. A. v. Humboldt, Kosmos, I. 7 98 Dagegen bejolgt der Gang der Intenfität in Hobarton bie einfache Brogrefiion von einem Marimum zwifchen 5 und 6 Uhr zu einem Minimum zwiſchen 20 und 21 Uhr, wenn gleich die Snelination Dort wie in Toronto ebenfalls 4 Wende- punfte hat. 2 Durch die Bergleihung der Inclinations— Variationen mit denen der horizontalen Kraft ift ergründet worden, daß in Ganada in den Wintermonaten, wenn bie Sonne in den jüdlichen Zeichen fteht, die ganze Eidkraft ftärfer ift als in den Sommermonaten derfelben Hemiiphäre; eben jo ift auf Ban Diemen's Land die Intenfttät (d. h. bie ganze Exdfraft) ftärfer als dev mittlere Jahresiwverth vom Octo— ber bis Februar im Sommer der füdlichen Hemilphäre, ſchwächer vom April zum Auguſt. Nicht Unterfchiede dev Temperatur, jondern der geringere Abftand des magnetiſchen Son nenförpers von der Erde bewirken nach Sabine ?1 Diefe Berftärtung des telluriichen Wiagnetismus. In Hobarton ift Die Intenftiät im dortigen Sommer in abjoluter Scale 13,574; im dortigen Winter 13,543. Die feculare Veränderung der Intenſität iſt bis jetzt nur auf eine kleine Zahl von Beobach— tungen gegründet. In Toronto ſcheint ſie von 1845 bis 1849 einige Abnahme erlitten zu haben. Die Vergleichung meiner Beobachtungen mit denen von Rudberg in den Jahren 1806 und 1832 giebt für Berlin daſſelbe Reſultat. 22 Snelination. Die Kenntniß der ifoflinifhen Curven (Linien glei cher Snelination), wie Die der fie beftimmenden, jchnelleren oder langfameren, Zunahme der Inelination von dem magne- tiichen Aequator an, wo die Inelination = 0 ift, bis zu dem nördlichen und füdlichen Magnetypole, wo die horizontale Kraft 99 verichwindet, hat befonders in der neueren Zeit an Wichtigfeit noch Dadurch gewonnen, daß Das Clement der totalen mag— netiichen Erdkraft aus der mit überwiegender Schärfe zu meffen- den horizontalen Intensität nicht ohne eine genaue Kunde der Inelination abgeleitet werden fann. Die Kunde von ber geographiichen Lage des einen und des anderen Magnetpoled verdankt man den Beobachtungen und der wiffenfchaftlichen Thätig- feit eines und deſſelben kühnen Seefahrers, Sir James Roß: im dorden während der zweiten Erpedition ?3 feines Onkels Sir Sohn Roß (1829 — 1833), im Süden während der von ihm jelbit befehligten antarciiichen Expedition (1839 — 1843). Der nördlihe Magnetpol (Br. + 70° 5°, 29. 99 I’ W.) iſt fünf Breitengrade entfernter von dem Rotations-Pol der Erde als der jüdliche (Br. — 75° 5°, %g. 151° 48° DJ; au hat der ſüdliche Magnetpol 109% mehr weitliche Länge vom Mes ridian von Baris ald dev nördliche Magnetpol. Letzterer gehört der großen, dem amerikaniſchen Continent jehr genäherten Inſel Bocthia Felix, einem Theile des von Gap. Barıy früher North Somerſet genannten Yandes, an. Er liegt wenig ab von der weftlichen Küfte von Boothia Felix, unfern des Vorgebivges Ade- laide, das in King William's Sea und Victoria Street vortritt. 24 Den ſüdlichen Magnetpol hat man nicht unmittelbar, wie den nördlichen, erreichen konnen. Am 17 Febr. 1841 war der Ere— bus bis Br. — 76% 12° und Lg. 161° 40’ Dit gelangt; die Inelination war aber eıft 88% AU’: man glaubte fich alfo noch an 160 englifche Eeemeilen von dem ſüdlichen Magnetpole ent fernt. ? Viele und genaue Declinations- Beobachtungen (Die Interfection der magnetifchen Meridiane bejtimmend) machen es ſehr wahrfcheinlich, daß dev Elid-Magnetpol im Inneren bes großen antarctifchen Bolarlandes South Vietoria Land gelegen 100 iſt; weftlich von den Prince Albert Mountains. die fich dem Südpol nähern und an den, über 11600 Fuß Hohen, bren- nenden Vulkan Erebus anfchließen. Der Lage und Geftali- Veränderung des magnetifchen Aegquators: der Linie, auf welcher die Neigung null ift, wurde ſchon im Naturgemälde (Kosmos Br. L ©, 190 bis 192 und 431) ausführlich gedacht. Die frühefte Be jtimmung des aftifanischen Knotens (dev Durchfreuzung des geographiichen und magnetifchen Aequators) gejchah von Sa— bine 26 in dem Anfang feiner Bendel-Erpedition 18225 fpäter (1840) hat derjelbe Gelehrte, Die Beobachtungen von Duper- vey, Allen, Dunlop und Sulivan zufammenjtellend, eine Karte des magnetijchen Aequators *" von der afrikanischen Wefthüfte von Biafta an Br + 40%, Lg. 70 10° Hftl), durch das atlantifche Meer und Braftlin Br. — 16°, zwifchen Porto Seguro und Rio Grande) bis zu dem Punkte entworfen, wo ich, der Südſee nahe, auf den Cordilleren die nördliche keigung habe in eine füdliche übergehen jehen. Der afrifa- nifche Knoten, als Durchfchnittspunft beider Aequatoren, lag 1837 in 09 40° öftlicher Länge; 1825 war er gelegen in 4 35’ D, Die ſeculare Bewegung Des Knotens, ſich entfernend von der 7000 Fuß hohen bafaltifchen Infel St. Thomas, war alfo etwas weniger als ein halber Grad im Jahre gegen Heften: wodurch dann an der aftifanifchen Küjte die Linie ohne Neigung fich gegen Norden wendete, während fie an ber brafilianifchen Hüfte gegen Süden herabfanf. Der convere Scheitel der magnetifchen Yequatorial- Curve bleibt gegen den Cüdpol gerichtet, und entfernt fich im atlantischen Dcean im Marimum 16° vom geographifchen Aequator. Im Inneren von Süd— amerifa, in der Terra incognita von Matto Groſſo, zwiſchen 101 ben großen Flüſſen Kingu, Madera und Ucayale, fehlen alle Snelinations= Beobachtungen, bis zu der Andesfette. Auf diefer, 17 geographiiche Meilen öftlich von der Küfte dev Südſee, zwifchen Montan, Micuipampa und Garamarca, habe ich die Lage des gegen NIB anfteigenden magnetifchen Nequators aftronomifch beftimmt 8 (Br. — 72, %. 81! 8 WM). Die vollftändigfte Arbeit, welche wir über die Lage des magnetifchen Aequators befisen, ift die von meinem vieljährt- gen Freunde Duperrey für die Jahre 1833 — 1825. Er hat auf feinen Weltumfeglungen fechsmal den Aequator durch— Schnitten, und faft in einer Länge von 2209 venfelben nad eigenen 29 Beobachtungen darftellen fünnen. Die zwei Kno— ten liegen nach Duperrey's Karte des magnetifchen Ae— quators: der eine in Lg. 30% O. (in dem atlantifchen Deean), der andere in %g. 175° O. (in der Südfee, zwilchen den Meridianen der Viti- und Gilbert-Infeln), Wenn der magnetifche Aequator, wahrfcheinlich zwifchen Punta de la Aguja und Payta, die Wejtfüfte des füdamerifanifchen Con— tinentS verlaffen Hat, fo nähert er fich in Weften immer mehr dem geographiichen Aequator, fo daß er im Meridian der Snfelgruppe von Mendana nur noh um 2° von dieſem ent— fernt ® if. Auch um 10° weitlicher, in dem Meridian, welcher durch den weftlichiten Theil dev Baumotus Infeln (Low Archipelago) geht, in Lg. 151%, fand Cap. Wilfes 1840 die Breiten- Entfernung vom geographifchen Nequator ebenfalls noch zwei volle Grade. 3! Die Interjection (dev Knoten in der Südſee) liegt nicht um 180° von dem atlantifchen Knoten ent fernt, nicht in 17601, weftlicher Länge; fondern erft in dem Meri- dian der Viti-Gruppe, obngefähr in Lg. 175° Dit, d. i. 185° Heft. Wenn man allo von der Weftfüfte Afrifa’s durch 102 Südamerifa gegen Weften fortjchreitet, ſo findet man in Diefer Richtung die Entfernung der Knoten von einander um 801%, zu groß; — ein Beweis, daß die Curve, mit ber wir und hier bejchäftigen, fein größter Kreis iſt. Nach den vorirefflichen und vielumfafjenden Beftimmungen des Gap. Elliot (1846 — 1849), welche zwifchen den Meri— dDianen von Datavia und Geylon mit denen von Jules de Bloſſeville (Kosmos Bd. IV. S. 64) merfwürdig überein— fimmen, geht ver magnetische Aequator durch die Nordipige von Borneo, und fait genau von Oſten nach Weiten in die Nordipige von Eeylon Dr. + 99%). Die Curve vom Minis mum der Totalfraft läuft diefem Theile des magnetiichen Ae— quators faſt parallel, 3? Letzterer tritt in den weſt-afrikaniſchen Continent füdlich vom Vorgebirge Gardafui ein. Diefer wich- tige Punkt des Eintretens iſt Durch Rochet d'Héricourt auf feiner zweiten abyfjinifchen Erpedition (1842 — 1845) und durch die jcharffinnige Discuffton * der magnetifchen DBeob- achtungen dieſes Neifenden mit bejonderer Genauigkeit beftimmt worden. Er liegt füdlich von Gaubade, zwifchen Angolola und Angobar, der Haupttadt des Königreichs Schoa, in Br. + 10° 7 und %. 38% 51’ DO. Der Verlauf des magnetifchen Aequators im Inneren von Afrika, von Angobar bis zum Bufen von Biafra, it eben jo unerforfcht ald der im Inneren von Südamerika öftlich von der Andeskette und ſüdlich von Dem geographifchen Aequator. Beide Eontinental-Näume find fich von D nah W ohngefähr an Größe gleich, zufammen von 80 Längengraden: fo daß faft Y, des Erdkreiſes alle magne— tifchen Beobachtung bis jegt entzogen iſt. Meine eigenen Ins clinations= und Intenfitäts> Beobachtungen im ganzen Inneren von Südamerifa (von Cumana bis zum Rio Negro, wie von 103 Gartagena de Indias bis Quito) haben nur die tropiiche Zone nördlich vom geographifchen Yequator, und von Quito an bis Lima in der füdlichen Hemiſphäre nur die dem weitlichen Littoral nahe Gegend umfapt. Tie Translation des afrifanifchen Knotens gegen Weiten von 1825 bis 1837, die wir fchon oben bezeichnet haben, wird befräftigt an der Oftfüfte von Afrika durch Vergleichung dev Spnclinations- Beobachtungen von Panton im Jahr 1776 mit denen von Nochet d'Héricourt. Diefer fand den magne- tiſchen Aequator viel näher dev Meerenge von Bab-el-Mandeb, nämlich 1° füdlich von der Inſel Socotora, in 8% 40’ nördl. Breite. Es war alfo in der Breite allein eine Verändernng von 19 27° für 49 Jahre; dagegen war die Veränderung in der Länge von Arago und Duperrey in berfelben Zeit als Bewegung der Knoten von Often gegen Weften auf 10° ange fchlagen worden. Die Särular-Bariation der Knoten des mag- netifchen Aequators ift an der öftlichen Küfte von Afrifa gegen das indifche Meer bin der Richtung nach ganz wie an ber weftlichen gewefen. Die Quantität dev Bewegung aber er- heifcht noch genauere Nefultate. Die Beriodicität dev Veränderungen in der magnetifchen Snclination, deren GEriftenz ſchon früher bemerft worden war, ift mit Beſtimmtheit und in ihrem ganzen Umfange erſt feit ohngefähr 12 Jahren, feit Errichtung der britifchen mag— netifchen Stationen in beiden Hemilphären, feftgeftellt worden. Arago, dem die Lehre vom Magnetismus jo viel verdankt, hatte allerdings ſchon im Herbſte 1827 erkannt: „daß die Nei— gung größer ift Morgens um 9 Uhr als den Abend um 6 Uhr; während die Intenfität dev Magnetkvaft, gemefjen durch die Echwingungen einer horizontalen Nabel, ihr 104 Minimum in der erften und ihr Marimum in der zweiten Epoche erreicht." 34 In den britifchen magnetifchen Stationen find dieſer Gegenfag und der periodifche Gang der ftündlichen Neigungs Veränderung durch mehrere taufend regelmäßig fort geführte Beobachtungen und ihre mühevolle Discufjion ſeit 1840 feit begründet worden. Es iſt hier der Ort die erhaltenen Thatſachen, Fundamente einer allgemeinen Theorie des Erd— tagnetismus, neben einander zu ftellen. Vorher muß aber bemerft werden, daß, wenn man die räumlich zu erfen- nenden periodifchen Schwanfungen der drei Glemente des tel- luriſchen Magnetismus im ganzen betrachtet, man mit Sabine in den Wendeftunden, in denen die Marima oder Minima eintreten, (turning hours) zu unterfcheiden hat zwifchen zwei größeren und darum wichtigen Ertremen und anderen, gleich- ſam dazwifchen eingefchalteten, meijtentheils nicht minder vegel- mäßigen, Fleinen Schwankungen. Die wiederfehrenden Bewegungen der Inelinations- und Declinations- Nadel, wie die Veränderung in der Intenfität der Zotalfraft bieten daher dar: Haupt- und fecundäre Marima oder Minima, meift beide Arten zugleich: alfo eine Doppelte Progreſſion, mit 4 MWendeftunden (dev gewöhnliche Fall; und eine ein fache Brogreffion, mit 2 Wendeftunden, d. h. mit einem ein- sigen Marimum und einem einzigen Minimum. Xebteres z. B. ift der Gang der Intenfirät (total force) in Yan Diemen’s Land, neben einer doppelten PBrogrefiion der Inclina— tion: während an einem Orte ber nördlichen Hemiiphäre, welcher der Lage von Hobarton genau entfpricht, zu Toronto in Ganada, beide Glemente, Intenfität und Inelination, eine doppelte Brogreflion befolgen. $_ Auch am Vorgebirge der guten Hoffnung giebt es nur Ein Marimum und Ein Minimum 105 der Inclination. Die ftündlichen periodifchen Variationen der magnetiichen Neigung find: 1. Nördliche Hemifphäre: Greenwich: Mar. 21°, Min. 3" (Airy Observ. in 1845 p-. 21, in 1846 p. 113, in 1847 p. 247); Smel. im zulegt ge: nannten Sahre um 21° im Mittel 65° 59%,3, um 3" aber 63° 58%,6. Sn der monatlichen Variation fallt das Mar. in April — Juni, des Min. ın Sch. — Der. Paris; Mar. 21°, Min. 6". Die Einfachheit der Pro: grefiion von Paris und Greenwich wiederholt fich am VBorgebirge der guten Hoffnung. Petersburg: Mar. 20°, Min. 10%; Variation der Stel. wie in Paris, Greenwich und Peking: in Falten Monaten ge: ringer; Mar. fefter an die Stunde gebunden als Min. Toronto (Canada): Haupt: Mar. 22°, Haupt: Min. Ar, feeund. Mar. 10%, fecund. Min. 18" (Sabine Tor. 1840 — 1812 Vol. I. p. LXI). 1. Südliche Hemifphäre: Hobarton (Anfel Ban Diemen): Haupt: Min. 18%, Haupt: Mar. 23°'/,5 feeund. Min. 5", fecund. Mar. 10% (Sabine Hob. Vol. I. p. LXVil). Die Smelination ift größer im Sommer, wenn die Sonne in den füdlichen Zeichen fteht: 70° 36°,745 Kleiner im Winter, wenn die Sonne in den nördlichen Zeichen verweilt: 70° 34,66; fechsjahriges Mittel des ganzen Jahres: 70° 367,01 (Sabine Hob. Vol. I. p. XLIV). Eben fo ift zu Hobarton die Intenſität der Totalkraft größer von Det. zu Febr. als von April zu Auguſt (p. XLVI). Borgebirge der guten Hoffnung: einfache Progrefion Min. 0% 34, Mar. 8° 34/5 mit überaus kleiner Zwifchenfchwane fung zwiſchen 19% und 21“ (Sabine Cape Obs. 1841 — 1850 p. LIII). Die hier angegebenen Erfcheinungen der Wechſelſtunden des Marimums der Incelinationen, in der Zeit des Orts aus— gedrüct, ftimmen unter fich in dev nördlichen Hemiſphäre zu Toronto, Paris, Greenwich und Petersburg merhvürdig zwifchen 106 20 und 22 Uhr Morgens) überein; auch die Minima der Mechfelftunden fallen, wenn gleich minder genähert (4, 6 und 10 Uhr), doch alle auf den Nachmittag oder Abend. Um jo auffallender ift es, daß in den 5 Jahren fehr genauer Beobachtungen von Greenwich ein Jahr (1845) die Epochen der Mar. und Min. entgegengefegt eintraten. Das Jahres: mittel der Neigung war um 21%: 68° 56',8 und um 3u: 632.58. 4, Wenn man die der geographifchen Lage nach dieffeits und jenfeitS des Aequators fich entfprechenden Etationen Toronto und Hobarton vergleicht, fo bemerkt man für Hobarton große Derichiedenheit in dev Wendeftunde des HauptMin, der Incli— nation (4 Uhr Nachmittags und 6 Uhr Morgens), aber feines: weges in der Wendeftunde des Haupt-Mar. (224 und 23% 1), Auch die Stunde (18%) des Haupt-Min. von Hobarton findet fich wieder in der Etumde des fecrundären Min. von Toronto, Die Marima bleiben an beiden Orten an bdiefelben Stunden (220 — 230%, und 10u0u) in Haupt und ferundären Mar. gebunden. Die vier Wendeftunden der Inelination finden fich demnach faft genau wieder (4 oder 5, 10, 18 und 22 oder 23!) in Toronto wie in Hobarton, nur in anderer Bedeutung, Diefe complicirte Wirkung innerer tellurifcher Kräfte ift fehr beachtenswerth, Vergleicht man dagegen Hobarton und Toronto in Hinficht auf die Folge der Wendeftunden der Intenſitäts— und Inclinations-Beränderungen, fo ergiebt fich: daß am erfteren Orte, in der fünlichen Hemifphäre, das Min. ber Total-Intenſität dem Haupt-Min. der Imelination nur um 2 Stunden nachfolgt, während die Berfpäiung im Mar, 6 Stunden beträgt; daß aber in der nördlichen Hemifphäre, zu Toronto, dad Min. der Intenfität dem Haupt-Mar. ber 107 Suclination um 8 Stunden vorausgeht, während das Mar. dev Intenfität nur um 2 Etunden von dem Min. der Incli— nation verjchieden iſt. ?6 Die Periodicität der Inclination am Worgebirge der guten Hoffnung ſtimmt weder mit Hobarton, das in derfelben He- miſphäre liegt, noch mit einem Punkte dev nördlichen Hemi— ſphäre überein. Das Minimum der Inelination tritt fogar zu einer Stunde ein, in welcher die Nadel in Hobarton faft das Marimum erreicht. Zur Beilimmung der fecularen Variation der In— clination gehört eine fich gleich bleibende Genauigfeit der Beobachtung in einer langen Ziwifchenzeit. Bis zu Cook's Weltumfeglung tft 3. B. nicht mit Gewißheit hinaufzufteigen, da, wenn gleich auf der Dritten Reife die Pole immer ums gefehrt wurden, zwifchen dem großen Ceefahrer und Bayley in dev Süpdfee oft Unterfchiede von 40 bis 54 Minuten bemerkt werden: was wahricheinlic dev damals jo unvollfommenen Conftruction der Nadel und dem Mangel ihrer freien Bewegung zuzufchreiben ift. Für London geht man ungern über Sabine's Beobachtung vom Aug. 1821 hinaus: die, verglichen mit der vortrefflichen Beſtimmung von James Roß, Sabine und For im Mai 1838, eine jährliche Abnahme von 2,73 ergab: wäh vend Lloyd mit eben fo genauen Inftrumenten, aber in kürzerer Zwifchenzeit ſehr Ubereinftimmend 2,38 in Dublin gefunden hatte. 3° In Paris, wo ebenfalls die jährliche Verminderung der Inclination fich im Abnehmen befindet, ift Die Verminderung größer als in London. Die von Coulomb angegebenen, jehr icharfiinnigen Methoden die Neigung zu beftimmen hatten dort freilich den Erfinder zu irrigen Refultaten geführt, Die erfte Beobachtung, welche mit einem vollfommenen Inftrumente von 108 Le Noir auf dem Obfervatorium zu Paris angeftellt wurde, ift von 1798. Ich fand damals nach mehrmaliger Wieder: holung gemeinfchaftlih mit dem Chevalier Borda 690% 51',0; im Sahr 1810 mit Arago 68% 50,2; im Jahr 1826 mit Mathieu 670 56',7. Im Jahre 1841 fand Arago 670% 91,0; im Sahr 1851 fanden Laugier und Mauvais 66° 35°: immer nach gleicher Methode und mit gleichen Inftrumenten. Die ganze Periode, größer als ein halbes Jahrhundert (1798 — 1851), giebt eine mittlere jährliche Verminderung dev Inelination zu Paris von 3,69, Die Zwifchen- Epochen find gewelen: von 1798 — 1810 zu 5°,08 1810— 1826 3,37 1826 — 1841 3.413 1841 — 1851 3,40. Die Abnahme hat fich zwifchen 1810 und 1826 auffallend verlangfamt, doch nur allmälig; denn eine Beobachtung von Gay-Luſſac, die ev 1806 bei feiner Rückreiſe von Berlin, wohin er mich nach unferer italiänifchen Reiſe begleitet hatte, mit vieler Genauigfeit 'anitellte (69% 12), gab noch feit 1798 eine jährliche Qerminderung von 4,87. Je näher der Sinoten des magnetischen Aequators in feiner fecularen Bewegung von O nah W dem Meridian von Paris fommt, dejto mehr fcheint fich die Abnahme zu verlangfamen: in einem halben Sahrhundert von 5,08 bis 3,40. Ich habe furz vor meiner fibirifchen Expedition (April 1829) in einer dev Berliner Aka— demie vorgelegten Abhandlung # vergleihend die Punkte zu- fammengeftellt, an denen ich felbft, wie ich glauben darf, immer mit gleicher Eorgfalt, beobachtet habe. Sabine hat volle 25 Sahre nach mir Inelination und Intenfität in der Havana gemeflen, was für dieſe Tropengegend fchon eine beträchtliche 109 Zwiſchenzeit darbietet, und die Variation von zwei wichtigen Glementen beftimmt. In einer ausgezeichneten, mehr umfaf- jenden Arbeit als die meinige hat Hanfteen (1831) die jähr- liche Variation der Neigung in beiden Hemilphären 9 unterfucht. Während die Beobachtungen von Sir Eduard Belcher im 9. 1838, mit den meinigen vom J. 1803 verglichen (j. oben ©. 72), längs der Meftfüfte von Amerifa zwifchen Lima, Ouayaquil und Acapulco beträchtliche Veränderungen der Inclination andeuten (je länger die Zwifchenzeit tft, deſto größeren Werth haben die Nefultate); ift an anderen Punkten der Südſee die feculare Veränderung der Neigung von der aufs fallendſien Langſamkeit gewefen, In Otaheiti fand 1773 Bayley 29% 43°, Fibroy 1835 noch 30% 14°, Cap. Belcher 1840 wieder 30° 17°; alfo war in 67 Jahren die mittlere jähr— liche Veränderung % faum 0,51. Auch im nördlichen Ajten hat ein fehr forgfältiger Beobachter, Herr Sawelieff, (22 Jahre nach meinem 2lufenthalte in jenen Gegenden) auf einer Reife, die er von Gafan nad den Ufern des cafpiichen Meeres machte, die Inelination, nördlich und ſüdlich vom Parallel von 50°, fehr ungleich verändert gefunden ?!: Humboldt Sawelieff 1829 1851 Colt. ner 080 267 ar Ba Saratom 2 ZU 640, IE a SEN BR Ss u a A en, Mama... 50, 08.84 un Für Das Worgebivge der guten Hoffnung befigt man jet eine lange und, wenn man nicht weiter als von Sir James Roß und du Berit Thouars (1840) bis Vancouver (1791) 110 auffteigt, eine fehr befriedigende, fajt 5Ojährige Reihe von Inelinations = Beobachiungen. 2 Die Löfung der Frage, ob die Erhöhung des Bodens als folche einen mit Sicherheit bemerfbaren Einfluß auf mag- netifche Neigung und Intenfttät 8 ausübt, ift während meiner Gebirgsreifen in der Andesfetie, im Ural und Altai für mich ein Gegenjtand forgfältiger Prüfung gewefen, Ich habe ſchon in dem Abjchnitt von dev Intenfität bemerft, wie leider nur fo wenige Localitäten über diefe Frage einige Gewißheit verbreiten Fünnen: weil die Entfernung der zu vergleichenden Vunfte von einander gering genug fein muß, um den Ver— dacht zu entfernen, der gefundene Unterfchied der Inclination jei nicht Folge der Boden-Erhebung, ſondern Folge der Krim mung in den Hodynamifchen und iſokliniſchen Curven, oder einer großen Heterogeneität dev Gebirgsart. Ich werde mich auf die Angabe von 4 Hauptrefultaien beichränfen, von denen ich bereit5 an Ort und Etelle glaubte, daß fie mit mehr Ent jchiedenheit, ald die Intenfitäts Beobachtungen darbieten, dei vermindernden Einfluß der Höhe des Standorts auf die Neigung der Nadel fenntlich machen: Die Silla de Caracas, welde fi über die Meeresfüfte von Fa Guayra 8100 Fuß fast fenfrecht erbebt, in großer Nahe füdlich von der Küfte, nördlich von der Stadt Caracas: Incl. 41°,90;5 2a Suapyra: Hihe 10 $., Smel. 42°,20; Stadt Cara: cas: Höhe am Ufer des Rio Guayre 2484 F., Incl. 42,95. (Humboldt, Voy. aux Reg. equinox. T. I. p. 612.) Santa Fe de Bogota: Höhe 8196 F., Incl. 279,155 Ca: pelle de Nuestra Seniora de Guadalupe, tiber der Stadt an einer Felswand hangend: Höhe 10123 F., Incl. 26,80. Popayan: Höhe 5466 F., Incl. 23%,255 Gebirgsdorf Purace am Abhange des Bulfans: Höhe 8136 $., nel, 21,805 Gipfel des Vulkans von Purace: Höhe 13650 F., Inel. 20°%,30. 111 Duito: Höhe 8952 F., Incl. 149,855 San Antonio de £ulumbamba, wo der geograpbiiche Aequator das heiße Ihal durchfchneidet: Höhe des Thalbodens 7650 F., Incl. 160,02. — Alle vorgenannte Snelinationen find in Gentefimal- Graden an— gegeben. Sch mochte aus meinen Beobachtungen nicht auch das Gott hard-Hofpiz (6650 8.): Inc. 66% 12°; verglichen mit Airolo (3502 8.): Incl. 66° 54°, und Altorf: Incl 669 55°, anführen; nicht die ſcheinbar widerfprechenden: Lans le Bourg Incl. 66,9, das Hoipiz des Mont Genis (6358 F.) Incl. 66V 22° und Zurin (707 5) Incl, 66° 3/5 oder Neapel, Bortici und den Sraterrand des Veſuvs; oder in Böhmen den Gipfel des Großen Milifchauer Ghonolith!) Incl, 670 53° 5°, Tepliz Incl. 67° 19,5 und Prag Incl. 660 47',6: wegen der Größe der relativen Entfernungen und des Einfluſſes der nahen Ge— birgsarten, 4 Gleichzeitig mit Der Neihe vorirefflicher und im größten Detail publicirter Beobachtungen der horizontalen Intenſität, welche 1844 Bravais in Begleitung von Mau tins und Lepileur vergleichend auf 35 Stationen, unter denen die Gipfel des Montblanc (14809 F.), des Großen Ber hards (7848 5.) und des Faulhorns (8175 5.) waren, ange— ſtellt hat; machten Diefelden Phyftfer auch auf dem Grand Plateau des Montbiane (12097 3.) und in Chamonix (3201 F.) Inclinations- Verſuche. Wenn die Vergleichung Dieter Refultate einen vermindernden Einfluß der Erhebung des Bodens auf die magnetifche Neigung zeigte, Jo gaben Beobachtungen vom Faulhorn und von Brienz (1754 5.) dagegen eine mit der Höhe zunehmende Inclination. Beide Claſſen der Unterfuchung, fin Horizontale Intenfität und Inelination, führten zu feiner befriedigenden Löfung der Probleme. (Bravais, sur Pintensit€e du Magnetisme terrestre enFrance, en 112 Suisse et en Savoie in den Annales de Chimie et de Physique 3°“ Serie T. 18. 1846 p. 225.) In einem Manufeript von Borda Uber feine Erpedition nach den cana— rischen Infeln im Jahr 1776, welches in Paris im Depöt de la Marine aufbewahrt wird und defien Meittheilung ich dem Admiral Nofily verdanfte, habe ich den Beweis aufgefunden, daß Borda den erſten Verſuch gemacht den Einfluß einer großen Höhe auf die Inelination zu unterfuchen. Ex hat auf dem Gipfel des Pics von Teneriffa die Inelination um 1° 15° größer ale im Hafen von Santa Cruz gefunden: gewiß eine Folge localer Attractionen der Laven, wie ich fie fo oft am Veſuv und an amerifanifchen Bulfanen beobachtet Habe, Hum— boldt, Voy. aux Regions equinox. T. I. p. 116, 277 und 288.) Um: zu prüfen, ob wohl, wie die Höhen, fo auch Die tiefen, inneren Räume des Erdkörpers auf die Inelination wirken, habe ich bei einem Aufenthalte in Freiberg im Juli 1828 mit aller Sorgfalt, deren ich fähig bin, und mit jedes- maliger Umfehrung der Bole einen Verfuch in einem Bergwerfe angefiellt, in welchem nach genauer Prüfung das Geftein, der Gneis, feine Wirkung auf die Magnetnadel äußerte, Die Suigerteufe unter dev Oberfläche war 802 Fuß, und der Unter ſchied zwifchen dev unterirdiſchen Inelination und der an einem Bunfte, welcher genau „am Tage“ darüber lag, freilich nur 2,06; aber bei der Umficht, mit der ich verfuhr, laſſen mich bie in der Note 5 angeführten Refultate jeder einzelnen Nadel doch glauben, daß in der Grube (dem Churprinz) die Snelination größer ift als auf der Oberfläche des Gebirges, Möchte ſich doch Gelegenheit finden, da, wo man die Ueber— zeugung erhalten kann, daß das Dueergejtein örtlich unwirkſam 113 ift, meinen Verſuch mit Sorgfalt in Bergwerfen zu wieder holen, welche wie die Walenciana bei Öuanaruato (Merico) 1582 8. , wie engliiche Kohlengruben über 1800 F., und ber jest verſchüttete Gfelsfchacht * bei Kuttenberg in Böhmen 3945 8. fenfrechte Tiefe haben! Nach einem jtarken Erdbeben in Cumana am 4 November 1799 fand ich die Imelination um 90 Gentefimal- Pinuten (faft einen vollen Grad) verringert, Die Umftände, unter denen ich diefes Kejultat erhielt und die ich an einem anderen Orte 37 genau entwidelt habe, bieten feinen befriedigenden Grund zu der Annahme eines Irrthums dar, Kurz nach meiner Lanz dung in Cumana hatte ich die SInelination 430,53 (Eenteſ.) gefunden. Der Zufall, wenige Tage vor dem Erdbeben in einem jonft fchäßbaren fpanifchen Werfe, Mendoza’s Tratado de Navegacion T. H. p. 72, bie irrige Meinung ausge: ſprochen zu finden, daß Die ſtündlichen und monatlichen Ver änderungen der Inelination ftärfer als die der Abweichung wären, hatte mich veranlaßt eine lange Reihe forgfältiger Bes obachtungen im Hafen von Cumana anzuftellen. Die Incli— nation fand fih am 1—2 Nov. in großer Stetigfeit im Mittel 430,65. Das Inftrument blieb unberührt und gehörig nivellixt an bemfelben Orte ftehen. Am 7 Nov., alfo 3 Tage nach den ftarfen Erdftößen, nachdem das Inftrument von neuem nivellivt war, gab e8 420,75. Die Intenfttät der Kraft, durch jenfrechte Schwingungen gemeflen, war nicht verändert, Ich hoffte, daß die Inelination vielleicht allmälig wieder zu ihrem vorigen -Stande zurüdfehren würde; fie blieb aber dieſelbe. Sm Sept, 1800, nad) einer Fluß- und Landreife am Drinoco und Rio Negro von mehr als 500 geographifchen Meilen, gab dafjelbe Initrument von Borda, welches mich überall begleitet Av. Humboldt, Kosmos. IV. 114 hatte, 429,80: alfo diefelbe Neigung als vor der Neife. Da mechanifche Erfchütterungen und electrifche Schläge in weichem Eifen durch Veränderung des Molecular-Zuſtandes Pole erregen, fo fonnte man einen Zufammenhang ahnden zwiſchen den Ein- flüffen der Richtung magnetifcher Strömungen und dev Richtung der Erdſtöße; aber, jehr aufmerffam auf eine Erfcheinung, an deven objeetiver Wirflichfeit ich 1799 feinen Grund hatte zu zweifeln, habe ich dennoch bei der übergroßen Zahl von Erd— ftößen, Die ich fpäter in Südamerifa drei Jahre lang empfunden, nie wieder eine plößliche Veränderung dev Inclination wahr genommen, welche ich Diefen Erdſtößen hätte zufchreiben können: fo verfchieden auch die Richtungen waren, nach denen Die MWellenbewegung der Erdſchichten fich fortpflanzte. Ein ſehr genauer und erfahrener Beobachter, Erman, fand nad) einem Srobeben am Baikal-See (8 März 1828) ebenfalls Feine Störung in der Abweichung und dem Gange ihrer periodifchen Bariation, 8 | Declination. Die gefchichtlichen Thatfachen des allerfrüheften Erfen- nens von Erfcheinungen, welche fich auf das Dritte Clement bes telfuriichen Magnetismus, auf die Declination, be ziehen, find bereits oben berührt worden. Die Chinefen fannten im 12ten Jahrhundert unferer Zeitrechnung nicht bloß die Abweichung einer, an einem Baumwollenfaden hangenden, horizontalen Magnetnadel vom geographiichen Meridian, fie wußten auch die Quantität Diefer Abweichung zu beftimmen. Geitden Durch den Berfehr der Ehinefen mit den Malayen und Indern, und dieſer mit den Mrabern und maurifchen Biloten der Gebrauch des Seecompafjes unter den Genuefern, 115 Majorcanern und Gatalanen in dem Beden des Mittelmeereg, an der Weftfüfte von Afrifa und im hohen Norden gemein geivorden war; erfchienen fchon 1436 auf Seekarten Angaben dev Variation für verfchiedene Theile der Meere 4, Die geographifche Lage einer Linie ohne Abweichung, auf der die Nadel nach dem wahren Norden, nach dem Notationg- Tole, gerichtet war, beftimmte Columbus am 13 September 1492; ja e8 entging ihm nicht, Daß die Kenntnif ber Declis nation zur Beftimmung der geographifchen Länge dienen Fünne, Ich habe an einem anderen Orte aus dem Schiffsjournal des Admirals erwielen, wie derſelbe auf der zweiten Reiſe April 1496), alö er feiner Schiffsrechnung ungewiß war, fich durch Derlinations » Beobachtungen zu orientiren fuchte, 9 Die ſtünd— lichen Veränderungen der Abweichungen wurden bloß als fichere Thatſache von Hellibrand und Pater Tachard zu Louvo in Siam, umftändlih und faſt befriedigend von Graham 1722 beobachtet. Celſius benugte fie zuerft zu verabredeten, gemeinichaftlichen Meſſungen an zwei weit von einander ent- fernten Punkten. 51 Zu den Erſcheinungen felbft übergehend, welche die Ab- weichung der Magnetnadel darbietet, wollen wir Ddiefelbe betrachten: zuerft in ihren Veränderungen nad) Tages- und Nachtitunden, Jahreszeiten und mittleren Jahresftänden; dann nad dem Einfluß, welchen die außerordentlichen und doch periodifchen Etörungen, und die Ortslagen nördlich oder füd- lich vom magnetifchen Aequator auf jene Veränderungen aus— üben; endlich nach den linearen Beziehungen, in denen zu einander die Erdpunfte ftehen, welche eine gleiche oder gar Feine Abweichung zeigen. Diefe linearen Beziehungen find aller: dings in unmittelbarer praftifcher Anwendung der gewonnenen 116 Refultate für die Echiffsrechnung und das gefammte Seewefen am wichtigiten; aber alle fosmifchen Erfcheinungen des Magne— tismus, unter denen Die außerordentlichen, in fo weiter Ferne oft gleichzeitig wirfenden Störungen (die magnetifchen Un— gewitter) zu ben geheimnigvoliten gehören, bangen fo innig mit einander zufammen, daß, um allmälig Die mathematiiche Theorie des Erd-Magnetismus zu vewollitändigen, feine derſelben vernachläffigt werden darf. Auf der ganzen nördlichen magnetifhen Halb- fugel in den mittleren Breiten, die Iheilung des Exrd- ſphäroids durch den magnetiichen Aequator gedacht, fteht das Nord-Ende der Magnetnadel, d. h. das Ende, welches gegen den Nordpol hinweilt, um 84, Morgens (20% Y,) dieſem Pole in der Richtung am nächſten. Die Nadel bewegt fich von 8UY, Morgens bis 14, Nachmittags von Dften nad) Weiten, um dort ihren weſtlichſten Stand zu erreichen. Diefe Bewegung nah Weiten ift allgemein, fie tritt in der— jelben Richtung ein an allen Orten der nördlichen Halb: fügel, fie mögen weftliche Abweichung haben: wie das ganze Europa, Beling, Nertichinff und Toronto in Canada; oder öftliche Abweichung: wie Kafan, Sitfa (im rufjiichen Ame— rifa), Wafhington, Marmato Neu: Granada) und Payta an ber peruanifchen Küfte.? Bon dem eben bezeichneten weft- lichten Etande um 10%, bewegt fi die Diagnetnadel den Nachmittag und einen Theil der Nacht bis 12 oder 13 Uhr wieder zurück nach DOften, indem fie oft einen kleinen Still— ftand gegen 6% macht. In der Nacht ift wieder eine Fleine Bewegung gegen Weiten, bis das Minimum, d. h. der öftlihe Stand von 20%Y,, erreicht wird. Diefe nächtliche Periode, welche ehemals ganz überfehen wurde (dan ein 217 allmäliger und ununterbrochener Rückgang gegen Often von 193%, bis zur Morgenftunde von 20V, behauptet wurde), hat mich ſchon zu Nom bei einer Arbeit mit Gay-Luſſac tiber die ſtündlichen Veränderungen der Abweichung mittelft des Prony'ſchen magnetifhen Fernrohrs lebhaft befchäftigt. Da die Nadel überhaupt unruhiger ift, fo lange die Sonne unter dem Horizont fteht, fo tjt die Feine nächtliche Bewegung gegen Weiten feltener und minder Deutlich hervortretend. Wenn ſie deutlich exfcheint, fo habe ich fie von feiner un: ruhigen Schwanfung der Nadel begleitet gefehen. Gänzlich verjchieden von dem, was ich Umgewitter genannt, geht in der Fleinen weitlichen ‘Beriode Die Nadel ruhig von Theil ftrich zu Theilſtrich: ganz wie in der fo ficheren Tags - Periode von 2041, bis 1u5,. Recht bemerfenswerth ift, daß, wenn die Nadel ihre continuirliche weftliche Bewegung in eine ötliche oder umgefehrt verwandelt, fie nicht eine Zeit lang unverändert ftehen bleibt, fondern (vorzüglich bei Tage um 20UY, und 1 %/,) fich gleichſam plößlich umwendet. Gewöhnlich findet die Fleine Bewegung gegen Welten exit zwifchen Mitternacht und dem frühen Morgen ftatt. Dagegen ijt fie auch in Berlin und in den Freiberger unterirdifchen Beobachtungen, wie in Green— wich, Maferstvoun in Schottland, Waſhington und Toronto ſchon nach 10 oder 14 Uhr Abends bemerkt worden. Die vier Bewegungen der Nadel, die ich 1805 erfannt habe 53, find in der fchönen Sammlung der Beobachtungen von Greenwich aus den Jahren 1845, 1846 und 1847 al Reſultate vieler taufend ftündlicher Beobachtungen in folgenden 4 Mendepunften 59 dargeftellt: erſtes Minimum 204, erites Marimum 2U; zweites Minimum 124 oder 140, zweites Marimum 140 oder 16%. Ich muß mich begnügen hier nur 118 die Mittelzuftände anzugeben, und auf den Umftand aufs merffam zu machen, daß das morgendliche Haupt - Minimum (20%) in unferer nördlichen Zone gar nicht durch den früheren oder fpäteren Aufgang der Sonne verändert wird. Ich habe in 2 Solſtitien und 3 Aequinoctien, in denen ich gemeinfchaft- lid mit Oltmanns, jedesmal 5 bie 6 Tage und eben To viele Nächte die ftündliche Variation verfolgte, den öftlichften Wende: punft im Sommer und in Wintermonaten unverrüdt zwifchen 192%, und 20%, gefunden, und nur fehr unbeträchtlich ® durch den früheren Sonnen-Aufgang verfrüht. In den hohen nördlichen Breiten nahe dem Polarkreiſe, und zwiſchen dieſem und dem Rotations-Pole iſt die Regel— mäßigkeit der ſtündlichen Declination noch wenig erkannt wor— den, ob es gleich nicht an einer Zahl ſehr genauer Beobach— tungen mangelt. Die locale Einwirkung der Gebirgsarten, und die Frequenz in der Nähe oder in der Ferne ſtörender Polarlichter machen Herrn Lottin in der franzöſiſchen wiſſen— ſchaftlichen Expedition der Lilloiſe (1836) faſt ſchüchtern, aus ſeiner eigenen großen und mühevollen Arbeit, wie aus der älteren (1786) des verdienſtvollen Löwenörn beſtimmte Reſultate über die Wendeſtunden zu ziehen. Im ganzen war zu Reikjavik (Island, Br, 640 8%), wie zu Godthaab an ber grönländifchen Küfte, nach Beobachtungen des Miffionars Genge, das Minimum dev weftlichen Abweichung faft wie in mittleren Breiten um 21% oder 22%; aber das Marimum fchien erſt auf 9 bis 10 Uhr Abends zu fallen. $ Nördlicher, in Hammerfeft (Hinmarfen, Br, 700% 40%) fand Sabine den Gang der Nadel ziemlich regelmäßig 9’ wie im füdlichen Nor— wegen und Deutjchland: weftliches Minimum 21%, weitliches Marimum 1% 3 defto verfchiedener fand er ihn auf Spigbergen 119 (Br. 790 50%), wo die eben genannten Wendeſtunden 18% und 72, waren. Für Die aretifche Polar Infelwelt, in Port Bowen an der dftlichen Hüfte von Brince Regent's Inlet (Br. 73° 14'), haben wir aus der dritten Reife von Gap. Parry (1825) eine ſchöne Reihe fünfmonatlicher zufammenhangender Beobachtungen von Lieut, Tofter und James Roß: aber wenn auch die Nadel innerhalb 24 Stunden zweimal durch den Meridian ging, den man für den mittleren magnetijchen des Orts hielt, und in vollen zwei Monaten, April und Mat, gar fein Nordlicht fichtbar war; fo fchwanften doch die Zeiten der Haupt- Elongationen um 4 bis 6 Stunden: ja vom Januar bis Mai waren im Mittel die Marima und Wlinima der weit lichen Abweichung nur um eine Stunde verfchieden! Die Duantität der Declination ftieg an einzelnen Tagen von 101% bis 6 und 7 Grad, während fie unter den Wendefreifen faum fo viele Minuten erreicht. Wie jenfeits des Polarkreiſes, fo ijt auch dem Aequator genähert ſchon in Hindoſtan, z. B. in Bombay (Br. 18% 56°), eine große Komplication in den ftündlichen Berioden der magnetifchen Abweichung. Es zer fallen diefelben dort in zwei Hauptelaffen, welche, von April bis October und vom October bis December, fehr verfchieden find; ja wieder jede in zwei Subperioden zerfallen, Die noch jehr der Beſtimmtheit ermangeln. 59 Bon der Nichtung der Magnetnadel in der füdlichen Halbfugel fonnte den Europäern durch eigene Erfahrung erſt feit der zweiten Hälfte des 1dten Jahrhunderts, durch Die fühnen Seefahrten von Diego Kam mit Martin Behaim, von Bartholomäus Diaz und Vasco de Gama, eine ſchwache Kunde zufommen: aber die Wichtigkeit, welche die Chinefen, Die ſchon feit dem dritten Jahrhundert unferer Zeitrechnung, wie 120 die Einwohner von Korea und der japanifchen Infeln, aud zur See durch den Compaß geleitet wurden, nad) ben Be richten ihrer früheften Echriftfteller auf den Südpol legen; war wohl hauptfächlih auf den Umftand gegründet, daß ihre Ecifffahrt fih gegen Süden und Südweſten richtete. Auf diefen füblichen Fahrten war ihnen die Bemerkung nicht ent— gangen, daß die Spige dev Magnetnadel, nach deren Weifung fie fteuerten, nicht genau nad) dem Südpol gerichtet war. Mir fennen jogar der Duantität 6% nach eine ihrer Beſtim— mungen der Bariation gegen Südoſt aus dem 12ten Sahıhundert. Die Anwendung und weitere Verbreitung jolcher nautifchen Hülfsmittel Hat die fehr alte Verbindung von China #1 und Indien mit Java, und in noch größerem Maaßſtabe Die Schifffahrt und Anfiedlung malayiicher Stämme auf Madagas- car begünftigt. Wenn es auch, nach der jegigen fehr nördlichen Lage des magnetiichen Aequators zu urtheilen, wahrjcheinlic tft, Daß die Stadt Louvo in Siam, als der Miſſionar Guy Tachard dafelbit 1682 die jtündlichen Veränderungen der Abweichung zuerjt bemerkte, dem Ausgang der nördlichen magnetischen Halbkugel fehr genähert war; fo muß man doch erfennen, daß genaue ftündliche Declinations= Beobachtungen in der ſüd— lihen magnetifchen Halbfugel erſt ein volle Jahrhun— dert ſpäter angeftellt wurden. John Macdonald verfolgte den Gang der Nadel in den Jahren 1794 und 1795 im ort Marlborough auf der füdweftlichen Küfte von Sumatra wie auf St. Helena. Die Phyfifer wurden durch die damals erhaltenen Nefultate auf die große Abnahme der Quantität täglicher Bariationdg- Veränderung in den niederen Breiten aufmerfiam gemacht. Die Clongation betrug faum 3 bis 4 121 Minuten. Eine mehr umfaffende und tiefere Kenntniß Des Phänomens wurde durch die wiffenfchaftlichen Expeditionen von Freyeinet und Duperrey erlangt; aber exit die Errichtung magnetifcher Stationen an 3 wichtigen Punkten der üblichen magnetifchen Hemifphäre: zu Hobarton auf Ban Diemen’s Land, zu St. Helena und am Vorgebirge der guten Hoffnung (wo nun fchon 10 Jahre lang von Stunde zu Stunde Beob- achtungen über die Veränderung der 3 Elemente des telluri- hen Magnetismus nad gleichmäßiger Methode angejtelit werden), hat allgemeine exfchöpfende Data geliefert. In den mittleren Breiten der füdlichen magnetifchen Halbfugel hat die Nadel einen ganz entgegengefegten Gang als in der nördlichen: denn da in jener die Spige dev Nadel, welche gegen Süden gerichtet ift, vom Morgen bis Mittag aus Oft nad) Welt geht; To macht dadurch die nach Norden weifende Spige eine Bewegung von Weit nach Oft. Sabine, dem wir die fcharffinnige Discuffion aller dieſer Bariationen verdanfen, hat fünfjährige ftündliche Beobachtungen von Hobarton (Br. 420 55° Sud, Abw, 90 57° Of umd Toronto Br. 430 39 Nord, Abw. 10 33° Weit) fo zuſam⸗ mengejtelt, daß man die Perioden von Detober bis Februar und von April bis Auguft unterfcheiden fann, da bie fehlen- den Zwiſchen-Monate März und September gleichfam Weber: gangs- Phänomene darbieten. In Hobarton zeigt Das gegen Norden gefehrte Ende der Nadel zwei öftliche und zwei weit liche Marima der Clongationen ®, fo daß fie in dem Jahres: Abfchnitt von Detober bi8 Februar von 204 oder 214 big 2. gegen Oft geht, dann von 2U bis 110 ein wenig nad) Weit; von 14 bis 15% wieder nach Oft, von 15U bis 20U zurück nach Welt. In der Jahres: Abtheilung vom April big 122 Auguſt find die öftlichen Wendejtunden bis zu 3U und 16% verfpätet, die weftlichen Wendeftunden zu 22% und 11% ver früht. In der nördlichen magnetijchen Halbfugel ift die Be wegung ber Nabel von 20% bis 1% gegen Weften größer im dortigen Sommer ald im Winter; in der ſüdlichen magneti- fhen Halbfugel, wo zwifchen den genannten Wendeftunden die Richtung der Bewegung eine entgegengefegte ift, wird Die Quantität der Elongation größer gefunden, wenn bie Sonne in den ſüdlichen, als wenn fie in den nördlichen Zeichen ſteht. Die Trage, die ich vor fieben Jahren in dem Natur gemäldes: berührt habe: ob e8 eine Negion dev Erde, viel— leicht zwiſchen dem geographiſchen und magnetiſchen Aequator, gebe, in welcher (ehe der Uebergang des Nord-Endes der Nadel in denſelben Stunden zu einer entgegengeſetzten Rich— tung der Abweichung eintritt) gar keine ſtündliche Abweichung ſtatt findet? ſcheint nach neueren Erfahrungen, beſonders nach Sabine's ſcharfſinnigen Discuſſionen der Beobachtungen in Singapore Br. 1 IT N.), auf St. Helena Br, 15° 56' ©.) und am Vorgebirge der guten Hoffnung (Br. 33% 56’ ©.), verneint werden zu müſſen. Es ift bisher noch Fein Punkt aufgefunden worden, in welchem die Nadel ohne ftünbliche Bewegung wäre; und durch Die Gründung der magnetischen Stationen ift Die wichtige und ſehr unerwartete Thatfache erkannt worden, daß es in der füblichen magnetifchen Halb: fugel Drte giebt, in denen bie ftündlichen Schwanfungen ber Declinations-Nadel an den Erfcheinungen (dem Typus) beider Halbfugeln abwechfelnd Theil nehmen. Die Infel St. Helena liegt ber Linie der ſchwächſten Intenfität der Erdkraft fehr nahe: in einer Weltgegend, wo diefe Linie fich weit von dem geographifchen Aequator und von ber Linie ohne Inelination 123 entfernt. Auf St. Helena ift der ang des Endes der Nadel, das gegen den Nordpol weilt, ganz entgegengejest in den Monaten vom Mai bis September von dem Gange, den daſ— felbe Ende in den analogen Stunden von October bis Yebruar befolgt. Nach fünfjährigen ftündlichen Beobachtungen ift in Dem erjtgenannten Theile des Jahres, im Winter der ſüdlichen Halb- fugel, während Die Sonne in den nördlichen Zeichen fieht, Das tordende der Nadel um 19% am weitejien öſtlich; fie bewegt fich von dieſer Stunde an, wie in den mittleven Breiten von Eu- vopa und Nordamerika, gegen Weſten (bis 221), und erhält fich faft in diefer Richtung bie 2% Dagegen findet in anderen Theilen des Jahres, vom October bis Yebruar, in dem dor tigen Sommer, wenn Die Sonne in den füdlicden Zeichen weilt und der Erde am nächjten ift, um 20% (SU Morgens) eine größte weftliche Clongation der Nadel jtatt, und bis zur Pittagsftunde eine Bewegung von Welten gegen Oſten: ganz nach Dem Typus von Hobarton (Br. 420 53° ©.) und anderer Gegenden der mittleren ſüdlichen Halbfugel. Zur Zeit der Aeguinoetien oder bald nachher, im März und April wie im September und Detober, bezeichnet dev Gang der Nabel Ihwanfend, an einzelnen Tagen, Uebergangs-Perioden von Einem Typus zum anderen, von Dem der nördlichen zu dem der fühlichen Halbkugel. ® Singapore liegt ein wenig nördlich von dem geographiz chen Aequator, zwifchen dieſem und dem magnetifchen Aequator, der nach Elliot faft mit der Curve der ſchwächſten Ins tenfität zufammenfält. Nah den Beobachtungen, welche von 2 zu 2 Stunden in den Jahren 1841 und 1842 zu Eingapore angeftellt worden jind, findet Sabine die für St. Helena bezeichneten entgegengejegten Typen im Gange der 124 Nadel von Mai bis Auguft und von November bis Februar wieder eben fo am Vorgebirge der guten Hoffnung: das doch 34° vom geographiichen, und gewiß noch weit mehr von dem magnetifchen Aequator entfernt ift, eine Inelination von — 53 hat und die Sonne nie im Zenith fieht,% Wir befisen ſchon veröffentlicht fechsjährige ftündliche Beobachtungen vom Cap, nach denen, fat ganz wie auf ©t. Helena, vom Mai bis September die Nadel von ihrem Außerjten öſtlichen Stande (1911) weitlich geht bis 23U1,, vom October bis März aber gegen Dften von 20%, bis Au, und 2. Bei der Ent deckung diefer fo wohl conftatixten, aber noch genetifch in fo tiefes Dunfel gehüllten Erfcheinung hat fich die Wichtigfeit der Jahre lang ununterbrochen von Stunde zu Stunde fortger festen Beobachtungen vorzüglich bewährt. Störungen, die (wie wir gleich entwickeln werden) anhaltend bald nad Oſt, bald nach Weſt die Nadel ablenfen, würden ifolirte Beobachtungen der Neifenden unficher machen, Durch erweiterte Schifffahrt und Anwendung des Comes paſſes bei geodätifchen Aufnahmen ift ſehr früh zu gewiſſen Zeiten eine außerordentliche Störung der Richtung, oft verbunden mit einem Schwanken, Beben und Zittern der an— gewandten Magnetnadel, bemerkt worden. Man gewöhnte ſich dieſe Erſcheinung einem gewiſſen Zuſtande der Nadel ſelbſt zu— zuſchreiben; man nannte fie in ber franzöſiſchen Seeſprache fehr charafteriftifch ein Vernarrt-Sein der Nadel, Taffole- ment de laiguille, und fehrieb vor, eine aiguille affolde von neuem und ftärfer zu magnetifiven. Halley ift allerdings der Erſte gewefen, der das Polarlicht für eine magnetifche Erz ſcheinung exflärte 67, da er von ber kön. Societät zu London aufgefordert wurde das, in ganz England gejehene, große 125 Meteor vom 6 März 1716 zu erflären. Er fagt, „Pas Meteor fei dem analog, welches Gafjendi zuerft 1621 mit dem Namen Aurora borealis belegt hätte“. Ob er gleich auf feinen Seefahrten zur Beſtimmung der Abweichungs- Linie bis zum 52ten Grade füdlicher Breite vorgedrungen war, fo lernt man Doch aus feinem eigenen Geftändniß, daß er bis 1716 nie ein Nord- oder Süd-Polarlicht geſehen: da doch die leß- teren, wie ich beſtimmt weiß, bis in die Mitte der peruani- jhen Tropenzone fichtbar werden. Halley fcheint alfo aus eigener Erfahrung nichts von der Beunruhigung der Nabel, den außerordentlichen Störungen und Echwanfungen berfelben bei gejehenen oder ungeſehenen Nord- und Südlichtern beob- achtet zu Haben. Olav Hiorter und Eeljius zu Upfala find die Erjten, die, im Jahr 1741, noch vor Halley’8 Tode, den, von ihm nur vermutheten Zufammenhang zwifchen einem ge— fehenen Nordlichte und dem geftörten normalen Gange ber Nadel durch eine lange Keihe meſſender Beftimmungen befräf tigten. Dieſes verdienftliche Unternehmen veranlaßte fie Die erften verabredeten gleichzeitigen Beobachtungen mit Graham in London anzuftellen; und die außerordentlicdhen Störungen der Abweichung bei Ericheinung des Nord— lichts wurden durch Wargentin, Canton und Wilfe fperieller erforfcht. Beobachtungen, die ich Gelegenheit hatte in Gemeinfchaft mit Gay-Lufjac (1805) in Rom auf dem Monte Pincio zu machen, bejonders aber eine lange, duch jene Beobach- tungen veranlaßte Arbeit in den Aequinoctien und Solftitien der Sabre 1806 und 1807 in einem großen einfamen Garten zu Berlin (mittelft des magnetifchen Fernrohrs von Prony und eined fernen, Durch Lampenlicht wohl zu erleuchtenden 126 Tafel-Signals) in Gemeinſchaſt mit Oltmanns; lehrten mich bald, daß diefer, zu gewiſſen Epochen mächtig und nicht bloß local wirkende Theil telluriicher Thätigkeit, den man unter dem allgemeinen Namen auperordentliher Störungen begreift, jeiner Gomplication wegen, eine anhaltende Beachtung verdiene. Die Borrichtung des Signals und des Tadenfreuzes in dem an einem, bald feidenen, bald metallenen Faden hangenden Fernrohr, welches ein weiter Glasfaften umfchloß, erlaubte das Ablefen von 8 Sesunden im Bogen. Da bei Nacht zu dieſer Beobachtungs- Methode das Zimmer, in welchem fi) das, von einem Magnetitabe geleitete - Fernrohr befand, fünfter bleiben konnte; fo fiel der Verdacht der Luftitrömung weg, welchen bei den, Übrigens vortrefflichen, mit Mierofcopen verfehenen Declinatorien Die Erleuchtung der Scale veranlafien fann. In der ſchon damals von mir ausgelprochenen Meinung: „daß eine fortlaufende, ununterbrochene, ftündliche und halb» ftündliche Beobachtung (observatio perpetua) von mehreren Tagen und Nächten den vereinzelten Beobachtungen vieler Monate vorzuzuziehen fei”; beobachteten wir in den Aequinoc— tial- und Colititial- Epochen, deren große Wichtigkeit alle neueren Arbeiten bewährt haben, 5, 7 bie i1 Tage und eben fo viele Nächte 8 hindurch. Wir erfannten bald, daß, um den eigentlichen phyfifchen Charakter diefer anomalen Störungen zu fludiven, e8 nicht genüge das Maaß (die Quantität) der veränderten Abweichung zu beftimmen, fondern daß jeder Ber obachtung auch numerifch der Grad der Unruhe der Nadel, durch die gemeffene Elongation der Schwingungen, beis gefügt werden müffe, Bei dem gewöhnlichen ftündlichen Gang ber Nadel fanden wir diefe fo ruhig, daß unter 1500 Refultaten, aus 6000 Beobachtungen Mitte Mai 1806 bis Ende Juni 127 1807) gezogen, die Oſcillation meiſt nur von einem halben TIheilftrich zum anderen ging, alfo nur 41’ 12" betrug; in einzelnen Fällen, und oft bei fehr ftürmifchem Negenweiter, febien die Nadel entweder ganz feft jtehend oder fie ſchwankte nur um 0,2 oder 0,3 Theile, d. i. 24 oder 28°. Wenn aber das magnetifche Ungewitter, deſſen jtärfjter und fpäterer Ausbruch das Polarlicht tft, eintrat, fo waren die Echwanfungen bald nur id, bald 38 Minuten im Bogen: jede in 14, bis 3 Zeitfecunden vollbracht. Djtmals war wegen der Größe und Ungleichheit der Oſeillationen, welche die Theilftriche des Signals nad) Einer Ceite oder nach beiden weit überfchritten, gar Feine Beobachtung möglich. Dies war z. B. der Tal in der Nacht vom 24 Sept. 1806 in langer, ununterbrochener Dauer, erft von 14u 40° bis 154 3% umd dann von 15% 57° bis 17 4. Gemwöhnlih war bei heftigen magnetifchen Ungewittern (unusual or larger Magnetic disturbances, Magnetic Storms) das Mittel der Echwingungs-Bogen nah Einer Eeite hin (gegen D oder W) im Fortichreiten, wenn auch mit um gleichmäßiger Gefchwindigfeit; aber in jeltenen Fällen wurden auch außerordentliche Schwanfungen bemerft, ohne daß Die Abweichung unregelmäßig zu= oder abnahm, ohne daß das Mittel der Schwankungen fi) von dem Theilftriche entfernte, welcher zu dem normalen Gange der Nadel in gegebener Stunde gehörte. Wir fahen nach langer relativer Ruhe plöglih Be wegungen von ſehr ungleicher Stärke eintreten (Bogen be fchreibend von 6— 15 Minuten, alternivend oder regellos unter einander gemifcht), und dann plößlich wieder die Nabel fich beruhigen. Bei Nacht war ein folches Gemiſch von totaler Ruhe und heftiger Schwanfung, ohne Fortichreiten nach einer 128 Seite, bejonders auffallend. 0 Cine eigene Mopdification der Bewegung, die ich noch glaube erwähnen zu müffen, ift eine ſehr felten eintretende verticale: eine Art Kippen, eine Ver— änderung der Inelination des Nord- Endes der Nadel 15 bis 20 Zeitminuten lang, bei jehr mäßigen horizontalen Schwan— fungen oder völliger Abwefenheit derfelben. Bei der fo fleigigen Aufzeichnung aller Kebenverhältnifie in den englifchen Stations— Negiftern finde ich dieſes bloß verticalen Zitterns (constant vertical motion, the needle oscillating verticaliy) nur 3mal auf Ban Diemen’s Infel angegeben, *! Die Epoche des Eintretens der größeren magnetifchen Ungewitter hat mir im Mittel in Berlin die dritte Etunde nah Mitternacht gefchienen, aufhörend auch im Mittel um fünf Uhr des Morgens. Kleine Gewitter beobachteten wir bei Sage in den Nachmittagsjtunden zwifchen 5 und 7 Uhr oft an denfelben Septembers Lagen, wo nad Mitternacht fo ftarfe storms folgten, daß wegen der Größe und Cchnelligfeit der Dfeillationen jedes Ablefen und jede Schätzung des Mittels der Elongation unmöglich waren. Ich wurde gleich anfangs fo überzeugt von den gruppenweile mehrere Nächte Hinter eins ander eintretenden magnetifchen Ungewittern, Daß ich bie Eigenthümlichkeiten Diefer außerordentlichen Störungen der Ber— liner Afadesnie anfündigte, und Freunde, meift nicht vergebeng, einlud, zu vorbeftimmten Stunden mich zu befuchen und ſich der Ericheinung zu erfreuen. ? Auch Kupffer während feiner Reiſe im Baucafus 1829, und fpäter Kreil bei feinen fo fhäßbaren Prager Beobachtungen haben das Wieder- Eintreten der magnetifchen Ungewitter zu denfelben Stunden befräftigt. * Was ich im Jahr 1806 in meinen Aequinoctial= und Eolftitial- Beobachtungen nur im allgemeinen liber Die außer— 129 ordentlichen Störungen der Abweichung erfannte, ift feit ber Errichtung der magnetifchen Stationen in ben großbritannifchen Befigungen (1838 — 1840) durch Anhäufung eines reichen Materiald und durch die talentvolle Bearbeitung des Oberſt Eabine eine der wichtigiten Srrungenfchaften in der Lehre vom telluriichen Magnetismus geworden. In den Refultaten beider Hemiſphären hat dieſer fcharflinnige Gelehrte die Störungen nach Tages- und Nachtſtunden, nach Jahreszeiten, nad) Devia- tionen, gegen Oſten oder Weſten gerichtet, geſondert. Im Zoronto und Hobarton waren Die Störungen ziwiefach häufiger und ſtärker bei Nacht als bei Tage‘; eben fo in den älteften Beobachtungen zu Berlin: ganz im Gegenfa von 2600 big 3000 Störungen am Cap der guten Hoffnung, und befonders auf der Intel St. Helena, nach der gründlichen Unterfuchung des Gapitänd Vounghusband. In Toronto traten im Mittel bie Hauptitörungen in der Epoche von Mitternacht bis 5 Uhr Morgens einz bisweilen nur wurden fie früher, zwifchen 10 Uhr Abends und Mitternacht, beobachtet: alfo in Toronto wie in Hobarton prädominirend bei Nacht. Nach einer fehr mühevollen und fcharfiinnigen Prüfung, welche Sabine mit 3940 Zorontoer und 3470 Hobarttowner Störungen aus dem fechsjährigen Cyclus von 1843 bis 1848 angeftellt (Die geftörten Abweichungen machten den neunten und zehnten Theil der ganzen Maſſe aus), Hat er die Folgerung ziehen fünnen: „daß Die Störungen zu einer eigenen Art periodifch wiederfehrender Bariationen gehören, welche erfennbaren Geſetzen folgen, von der Stellung der Sonne in der Efliptif und ber täglichen Rotation ber Erde um ihre Achſe abhangen, ja ferner nicht mehr unregelmäßige Bewegungen genannt werden follten; man unterfcheide darin, neben einem eigen- A. v. Humboldt, Kosmos. IV. 9 130 thuͤmlichen localen Typus, allgemeine, den ganzen Erbförper affieivende Proceſſe.“ In bdenjelben Jahren, in denen bie Störungen häufiger in Toronto waren, wurden fie es auch und fajt im gleichen Maaße auf der jüdlichen Halbfugel in Hobarton. Im ganzen traten fie am erjteren Orte im Sommer (von April bis September) in doppelter Menge als in den Wintermonaten (von October bi8 März) ein. Die größte Zahl der Störungen gehörte dem Monat September an, ganz wie um die Zeit des Herbſt-Aequinoctiums in meinen Berliner Beobachtungen b von 1806. Sie find jeltener in den Winters monaten jeden Orts, feltener vom November bis Februar in Toronto und vom Mai bis Auguft in Hobarton. Auch auf St. Helena und am Gap der guten Hoffnung find nad Vounghusband die Durchgänge der Sonne durch den Aequator durch Häufigfeit der Störungen in hohem Grade bemerkbar. Das Wichtigfte, auch erſt von Sabine Aufgejundene, in diejer Erſcheinung ift die Negelmäßigfeit, mit der in beiden Halbkugeln die Störungen eine vermehrte öftliche oder weftlihe Abweichung veruriachen. In Toronto, wo die Declination ſchwach gegen Weſten ift (1° 33%), war, der Zahl nach, Das Fortfchreiten gegen Dften im Sommer (Juni — September) dem Fortfchreiten gegen Weiten im Winter (Decem- ber — April) überwiegend, und zwar im Verhältniß von 411:290. Eben fo iſt es auf Van Diemen’s Inſel nach localer Jahreszeit; auch in den dortigen Wintermonaten Mai — Auguft) find die magnetifchen Ungewitter auffallend feltener.” Die Zergliederung von 6 Jahren dev Beobachtung in 2 entgegengefegten Stationen, von Toronto und Hobarton, hatte Sabine zu dem merkwürdigen Ergebnifie geführt: Daß von 1843 bis 1848 in beiden Hemifphären nicht bloß Die 131 - Zahl der Störungen, Sondern auch (wenn man, um das jähr- liche Mittel der täglichen Abweichung in feinem normalen Werth zu erlangen, 3469 storms nicht mit in Rechnung bringt) das Maaß der totalen Abweichung von diefem Mittel in den genannten 5 Jahren allmälig von 7,65 bis 10,58 im Zunehmen gewefen iftz ja daß diefe Zunahme gleichzeitig, wie in der amplitudo der Declination, fo in der Inclination und totalen Erdkraft bemerkbar war, Diefes Ergebnig gewann eine erhöhte Wichtigfeit, als er eine Bekräftigung und Ber allgemeinerung defjelben in Lamont's ausführlicher Arbeit (vom Sept, 1851) „über eine zehnjährige Periode, welde fi) in ber täglichen Bewegung der Diagnetnadel darjtellt“, erfannte, Nach Beobachtungen von Göttingen, Münden und Krems— münfter ® hatte die Mittelgröße der täglichen Declination ihr Minimum erreicht von 1843 zu 1844, ihr Marimum von 1848 zu 1849. Nachdem die Declination jo fünf Jahre zu— genommen, nimmt fie eben fo viele Jahre wiederum ab: wie eine Reihe genauer ftündlicher Beobachtungen erweift, die bie zu einem Marimum von 1786, hinaufführen.* Um eine allgemeine Urfach einer ſolchen Periodicität in allen 3 Elementen des tellurifchen Magnetismus aufsufinden, wird man geneigt, zu einem Fosmifchen Zufammenhange feine Zuflucht zu nehmen. Ein folcyer ift nach Sabine’3° Vermuthung in den Beränderungen zu finden, welche in der Photofphäre der Eonne, db. h. in den leuchtenden gasfornigen Umhüllungen des dunflen Sonnenförpers, vorgehen. Nach Schwabe's langjährigen Unters fuchungen fommt nämlich die Veriode der größten und Fleinften Frequenz ber Sonnenfleden ganz mit der überein, welche man in den magnetifchen Variationen entdedt hat. Auf dieſe Uebereinftimmung hat Sabine zuerft in feiner der fonigl. 132 Eocietät zu London im März 1852 vorgelegten Abhandlung aufmerkfam gemacht. „ES it wohl feinem Zweifel unterworfen“, fagt Schwabe in einem Auffage, mit dem er den aftronomifchen Theil meines Kosmos bereichert hat, „daß wenigitens vom Jahr 1826 bis 1850 in der Erſcheinung der Sonnenflecken eine ‘Beriode von ohngefähr 10 Jahren dermaßen jtatt gefunden hat: daß ihr Marimum in die Jahre 1828, 1837 und 1848; ihr Minimum in die Jahre 1833 und 1843 gefallen ijt,“81 Den mächtigen Einfiuß des Sonnenkörpers als Waffe auf den Erd-Dagnetismus befräftigt aud) Sabine durch die fcharffinnige Demerfung: daß der Zeitpunkt, in welchem in beiden Hemi— Iphären die Intenfität dev Magnetfraft am jtärfiten ift und die Richtung der Nadel fi am meiſten der verticalen nähert, in die Monate October bis Februar fällt: gerade wenn bie Erde der Sonne am naächſten ift und fie ſich in ihrer Bahn am fchnelliten jortbewegt. 8? Bon der Gleichzeitigfeit vieler magnetifcher Ungewitter, wie fich dieſelben auf viele taufend Meilen fortgepflanzt, ja faft um den ganzen Erdball gehen (jo am 25 Sept. 1841 von Canada und von Böhmen bis zum Vorgebirge der guten Hoffnung, Ban Diemen’s Land und Macao), habe ich fchon in dem Naturgemälde® gehandelt; auch Beifpiele von ben Fällen angegeben, wo bie ‘Berturbationen mehr local waren: fih von Sicilien nad Upfala, aber nicht von Upfala weiter nördlich nach Alten und Lapland verbreiteten. Bei den gleich) zeitigen Declinations-Beobachtungen, Die wir, Arago und ich, 1829 in Berlin, Paris, Freiberg, St. Petersburg, Kafan und Nikolajew mit benfelben Gambey'ſchen Inftrumenten ans geftellt, hatten fich einzelne ftarfe Perturbationen von Berlin nicht bis Paris, ja nicht einmal bis in eine Freiberger 133 &rube, wo Reich feine unterirdifchen Magnet» Beobachtungen machte, fortgepflanzt. Oroße Abweichungen und Schwanfungen der Nabel bei Nordlichtern in Toronto riefen wohl in Kergues len-Inſel, aber nicht in Hobarton magnetische Ungewitter hervor. Bei dem Charakter der Alldurchdringlichkeit, welchen die Magnetfraft wie die Gravitations- Kraft aller Materie zeigt, ift e8 allerdings fehwer fich einen Haren Begriff von ben Hinderniffen der Fortpflanzung im Inneren des Erdkörpers zu machen: von Hinderniffen, denen analog, welche fich den Schallwellen oder den Erfchütterungswellen des Erdbebeng, in denen gewiffe einander nahe gelegene Orte nie zufammen beben 4, entgegenfegen. Sollten gewiffe magnetiiche Freuzenbe Linien durch ihre Dazwiſchenkunft der Fortpflanzung entgegens wirken? Mir haben die regelmäßigen und die ſcheinbar unregel- mäßigen Bewegungen, welche horizontal aufgehangene Nadeln darbieten, gefchildert. Hat man in Erforfchung des normalen, in fich wiederfehrenden Ganges der Nabel, durch Mittelzahlen. aus den Ertremen der ftündlichen Veränderungen, Die Richtung des magnetifchen Meridiand ergründen können, in der von Einem Eoljtitium zu dem anderen die Nadel zu beiden Seiten gleich gefchwanft hat; fo führt Die Bergleichung der Winfel, welche auf verfchiedenen Barallelfreifen die magnetifchen Meridiane mit dem geographifchen Meridian machen, zuerſt zur Kenntniß von Variations-Linien auffallend heterogenen Merthes (Andrea Bianco 1436 und der Cosmograph Saifer Carls V, Alonfo de Santa Cruz, verfuchten e8 ſchon dieſe auf Karten zu tragen); fpäter zu der glüdlichen Verallgemei- nerung ifogonifher Curven, Linien gleicher Ab- weichung, welche ber danfbare Sinn englifcher Seefahrer 134 lange durch den hiſtoriſchen Namen Halleyan lines bezeichnet hat. Unter den mannigfach gefrümmten, gruppenweife bie- weilen fait parallelen, felten ganz in fich felbft recurrivenden und dann eiförmig gefchlofiene Syfteme bildenden, iſogoniſchen Euren verdienen in phyfifaliicher Hinficht die größte Auf merffamfeit Diejenigen, auf welchen die Abweichung null wird, und zu deren beiden Eeiten Abweichungen entgegenge- jegter Benennung, mit der Entfernung ungleich zunehmend, gefunden werden.” Ich habe an einem anderen Orte gezeigt, wie des Columbus erite Entdedung einer Linie ohne Ab» weichung im atlantifhen Dcean am 13 September 1492 dem Studium des telluifchen Magnetismus die Anregung gegeben hat, welches drittehalb Jahrhunderte hindurch freilich nur auf Berbefferung dev Schifjsrechnung gerichtet war, So fehr auch in der neueiten Zeit durch die höhere wiflen- ſchaftliche Bildung der Seefahrer, durch die Vervollfommnung der Inftrumente und dev Methoden die Kenntniß einzelner Theile der Linien ohne Variation im nördlichen Alien, im indifchen Wrchipelagus und im atlantijchen Dcean erweitert worden iſt; ſo Darf Doch wohl in diefer Sphäre unferes Wifleng, da, wo das Bedürfniß einer Fosmiichen Ueberſicht ge fühlt wird, über Langfamfeit des Fortichritts und über Mangel von erlangter Allgemeinheit geflagt werden. Es iſt mir nicht unbewußt, Daß eine Unzahl von Beobachtungen bei zufälliger Durchſchneidung der Linien ohne Abweichung in Cchiffsjour- nalen aufgezeichnet worden find; aber es fehlt an der Vers gleihung und Zufammenftellung des Materiald: das für diefen Gegenjtand, wie für Die Dermalige Lage des magnetifchen Aequators erſt an Wichtigfeit gewinnen würde, wenn in den verichiedenen Meeren einzelne Schiffe allein damit beauftragt wären, in ihrem Curſe jenen Linien ununter- brochen zu folgen. Ohne Gleichzeitigkeit der gewonnenen Beobachtung hat der tellurifche Magnetismus für und feine Gefchichte. Ich wiederhole 5 eine Klage, bie ich frei ſchon mehrfach geäußert. Nah dem, was wir bis jet im allgemeinen von ber Lage der Linien ohne Abweichung wiſſen, giebt es ftatt der vier meridianartigen, an die man von Bol zu Bol am Ende des 16ten Sahrhunderts ” glaubte, wahrſcheinlich drei ſehr verfchiedenartig geftaltete Syfteme: wenn man mit dem Namen Spyftem foldde Gruppen von Abweichungs- finien bezeichnet, deren Null-Linie mit Feiner andern Null Linie in directer Verbindung fieht, nicht für die Fortſetzung einer anderen (nad) unferer jegigen Kenntniß) gelten kann. Bon biefen drei Syitemen, die wir bald einzeln befchreiben werden, iſt das mittlere, atlantifche, auf eine einfache, von SED nah ANW gerichtete, zwiichen dem 6öten Grad füdlicher bis zu dem 67ten Grad nördlicher Breite erfannte, Linie ohne Abweichung beichränft. Das zweite, wenn man aus beiden die Durchichnittspunfte der Null»Linie mit dem geographiichen Aequator allein ind Auge faßt, volle 150 Grade vftlicher gelegene Syitem, ganz Alien und Auftra lien füllend, iſt das breitefte und complicirtefte von allen. Es ift wunderfam auf- und abiteigend, mit einem gegen Süden und einem gegen Norden gerichteten Scheitel; ja an feinem nordöftliden Ende dermaßen gefrummt, daß die Null-Linie eliprifch in fich vecurrivende, von außen nach innen in der Abweichung fehnell zunehmende Linien umgiebt. Der weft lichſte und der öftlichfte Theil diefer aftatifchen Curve ohne Abweichung find gleich der atlantifchen Null-Linie von Süden nach Norden, und in dem Raume vom Auch in der fo feltenen Nordlihts-Krone, welche durch Wirfung von linear erjpectivifchen Projectionen in ihrem Höhenpunfte der Mag: net= Inclination des Orts entfpricht, ift die Mitte meift von 144 fehr dunkler Schwärze. Bravais hält diefe und die fchwarzen Strahlen für optifche Gontraft» Täufchungen. Bon den Licht bogen exfcheinen oft mehrere zugleich, in feltenen Fällen 7 — 9, parallel gegen den Zenith fortfchreitend; bisweilen fehlen fie ganz. Die Strahlenbündel und Lichtfäulen nehmen bie vielfältigiten Geftalten an: gefrümmt, guirlandenartig aus— gezadt, hakenförmig, Furzgeflammt oder wallenden Segeltüchern ähnlich. ° In den hohen Breiten „it Die gewöhnlich herrichende Farbe des PVolarlichts die weiße; ja die mildyicht weiße, wenn die Intenfität ſchwach if. So wie der Farbenton lebhafter wird: geht er ind Gelbe über; bie Mitte des breiten Strahls wird hochgelb, und an beiden Rändern entiteht abgejondert Roth und Grün. Geht die Strahlung in ſchmaler Länge vor, fo liegt das Roth oben und das Grün unten. Geht die Be wegung feitwärts von der Linfen zur Nechten oder umgefehrt, fo entfteht immer das Noth nach der Seite hin, wohin ſich der Strahl bewegt, und das Grün bleibt zurück.“ Sehr felten hat man von den grünen oder rothen Strahlen eine der Gomplementar » $arben allein gejehen. Blau fieht man gar nicht; und ein dunkles Roth, wie der Nefler einer Feuers— brunft, ift im Norden jo jelten, daß Siljeſtröm es nur ein einziges Mal wahrgenommen hat. Die erleuctende Stärke des Nordlichts erreicht felbft in Finmarken nie ganz die ded Vollmonde. Der, fchon fo lange von mix behauptete, wahricheinliche Zufanmmenhang des Polarlichts mit der Bildung „der Flehnften und feinften Cirrus-Wölkchen (von den Lundleuten Schäfhen genannt), deren parallele Reihen in gleichen Abftänden von einander meiſt dev Nichtung des magnetifchen 145 . Meridiand folgen“, hat in den neueften Zeiten allerdings viele Verteidiger gefunden; ob aber, wie ber nordifche Keifende ZIhienemann und Admiral Wrangel wollen, die gereihten Schäfchen das Eubftrat des Bolarlichts oder nicht viels mehr, wie Gapitän Franklin, Dr. Richardfon und ich ver muthen, die Wirkung eines das magnetifche Ungewitter be gleitenden, von demfelben erzeugten, meteorologifchen Broceffes feien: bleibt noch unentfchieden, !! Neben der mit der Magnet: Declination zu vergleichenden Nichtung regelmäßig geordneter, feinfter Eirrus- Häufchen (Bandes polaires), hat mich auf dem mericantichen Hochlande (1803) und in dem nördlichen Aften (1829) das Umdrehen der Convergenzpunfte lebhaft beichäf- tigt. Wenn das Phänomen recht vollftändig ift: fo bleiben die beiden fcheinbaren Gonvergenzpunfte nicht feit, der eine in Nord: oft, der andere in Südweſt (in der Richtung der Linie, welche die höchften Bunfte der bei Nacht leuchtenden Bogen des Bolarlichts mit einander verbindet); fondern fte bewegen 1? fich allmälig gegen Oſt und Weft. Eine ganz ähnliche Drehung oder Translation der Linie, welche im wirklichen Nordlicht die Gipfel der Lichtbogen verbindet, indem die Füße der Lichtbogen (Stügpunfte auf dem Horizont) fich im Azimuth verändern und von O—W gegen N—S wandern; it mit vieler Öenauigfeit einige Male in Finmarfen 3 beobachtet worden. Die Echäfchen, zu Bolar ftreifen gereiht, entjprechen nach den hier entwidelten An— fichten der Lage nach den Lichtſäulen oder Strahlenbüns deln, welche im Noxdlicht aus den, meift oftswejtlich gerichteten Bogen gegen den Zenith auffteigen; find alfo nicht mit Diefen Bogen felbft zu verwechteln, von denen Barry einen nach einer Nordlicht Nacht bei hellem Tage erfennbar ftehen bleiben fah. Diefelbe Erfcheinung hat fih am 3 Cept. 1827 in England 4.0. Sumboltt, Kosmos. IV. 10 146 wieberholt. Man erkannte bei Tage fogar aus dem Licht bogen auffchießende Lichtfäulen. 1 Es iſt mehrmald behauptet worden, daß um ben nörd— lichen Magnetpol ein perpetuirlicher Lichtproceß am Himmelögewölbe herrſche. Bravais, welcher 200 Nächte uns unterbrochen beobachtet hat, in denen 152 Nordlichter genau befchrieben werben fonnten, verfichert allerdings, dag Nächte ohne Nordſchein ſehr erceptionell feien; aber er hat bei fehr heiterer Luft und ganz freier Ausficht auf den Horizont bis— weilen nächtlich gax feine Spur des Polarlichts bemerkt, ‚oder das magnetifche Ungewitter erft fehr Spät beginnen jehen. Die größte abfolute Zahl der Nordlichter gehört dem Ausgang des Monats September anz und da der März eine relative Mehrheit im Vergleich mit Februar und April zu zeigen fcheint, fo fann man auch hier, wie bei anderen magnetifchen Erſchei— nungen, einen Zufammenhang mit den Aequinoctien ver muthen. Zu den Beifpielen von den Norbdlichtern, die in Peru, von den Südlichtern, die in Schottland gejehen wur- ben, muß ein farbiges Nordlicht gezählt werden, welches ber Gap. Lafond auf der Candide am 14 Januar 1831 ſüd— lich von Neu-Holland in 45° Breite volle zwei Stunden lang beobachtete. ” Das Geräufch wird von den franzöftfchen Phyſikern und von Siljeſtröm in Boffefop 6 mit eben der Beſtimmtheit ges läugnet ale von Thienemann, Parry, Franklin, NRichardfon, MWrangel und Anjou. Die Höhe des Phänomens hat Bravais auf mwenigftens 100000 Meter (51307 Zoifen, über dreizehn geogr. Meilen) gefehägt: wenn ein fonft fehr verdienftvoller Beobachter, Herr Farquharſon, fie faum zu 4000 Fuß an fhlug. Die Fundamente aller diefer Beftimmungen find jehr 147 unficher, und durch optifche Täufchungen, wie durch Noraus- fegungen über die reelle Identität des gleichzeitig an 2 ent- fernten Orten gefehenen Lichtbogens verunftaltet. Unbezweifelt Dagegen ift ber Einfluß des Nordlichts auf Declination, Ins clination, horizontale und totale Intenfität: alfo auf alle Ele mente des Erd-Magnetismus; doch in verichiedenen Stadien der großen Erfcheinung und bei einzelnen jener Elemente fehr ungleichartig. Die ausführlichften Unterfuchungen darüber find vie lapländifchen von zwei verdienftvollen Beobachtern, Silje— jrom " und Bravais (1838 — 1839); wie die canadifchen von Toronto (1840 — 1841), welche Sabine fo fcharffinnig discutirt hat 8. Bei unferen verabredeten gleichzeitigen Beob— achtungen, die in Berlin (im Mendelsſohn-Bartholdy'ſchen Garten), in Freiberg unter der Erde, in Petersburg, Kafan und Nifolajew angeftellt wurden: wirkte das zu Alford in Aberdeenſhire Br, 57% 15°) gefehene Nordlicht vom 49 und 20 December 1829 an allen diefen Orten auf die Abweichung; ‘an einigen, in denen auch andere Glemente des tellurifchen Magnetismus unterfucht werden fonnten, auf Abweichung, Intenfttät und Inelination zugleich. Während des fchönen Nordlichts, das Prof. Forbes in Edinburg am 24 März 1833 beobachtete, wurde in dem Bergwerf zu Sreiberg Die Incli— nation auffallend Fein, und die Abweichung fo geftört, daß man kaum den Winfel abiefen fonnte. Ein Bhänonien, das einer befonderen Aufmerkſamkeit werth fcheint, ijt eine Abnahıne der totalen Intenfität während der zunehmenden Thätigfeit des Nordlicht- Brocefies. Die Meffungen, welche ich mir Oltmannd in Berlin während eines ſchönen Nordlichts am 20 December 1806 gemacht?" und welce fich in Hanſteen's „Unterfuchungen über den Magnetismus dev Erde” abgedrudt finden, wurden 145 von Sabine und ben franzöfifchen Phyſikern in Zapland 1838 bejtätigt. *1 Wenn in biefer forgfältigen Entwidelung des dermaligen Zuftandes unfrer pofitiven Kenntnifje von den Erfcheinungen bes Erd- Magnetismus ich mich auf eine bloß objective Darftellung da habe befchränfen müflen, wo jelbit eine, nur auf Induction und Analogien gegründete, theoretifche Gedanfen- verbindung noch nicht befriedigend dargeboten werben kann; fo habe ich in meiner Arbeit eben fo abjichtlich Die geognoſtiſchen Wagnifje vermieden, in denen man die Richtung großer Gebirgs- züge und gejchichteter Gebirgsmaſſen in ihrer Abhängigfeit von der Richtung magnetifcher Linien, befonders dev ifoflinifchen und ifo- dynamifchen, betrachtet. Ich bin weit davon entfernt den Einfluß aller kosmiſchen Urfräfte, der dynamifchen und chemifchen, wie magnetifcher und electrifcher Strömungen auf die Bildung kryſtalliniſcher Gebirggarten und Ausfüllung von Oangipalten? zu läugnen; aber bei der fortfchreitenden Bewegung aller magnetifchen Linien und ihrer Geftalt-Veränderung im Forts ichreiten fann ihre dermalige Lage uns wohl nicht über Die Richtungs-Verhältniſſe der in der Urzeit zu ſehr verjchiedenen Epochen gehobenen ©ebirgsfetten, über die Faltung der fich erhärtenden, Wärme ausftrömenden Erdrinde belehren. Anderer Art, nicht den Erd- Magnetismus im allge meinen, fondern nur fehr partielle, örtliche Verhältniſſe ber rührend, find diejenigen geognoftifchen Erſcheinungen, welche man mit dem Namen des Gebirgs-Magnetismus” bezeichnen fann. Cie haben mich auf das lebhaftejte vor meiner amerifanifchen Reife bei Unterfuchungen ber den pola- riſchen Serpentinftein des Haidberges in Franken (1796) beichäfe tigt, und find damals in Deutſchland Veranlaſſung zu vielem, 149 freilich harmlofen, litterariichen Streite geworden. Cie bieten eine Neihe fehr zugänglicher, aber in neuerer Zeit vernachz läfligter, durch Beobachtung und Experiment überaus unvoll fommen gelöfter Probleme dar. Die Stärfe des Geftein- Magnetismus fan in einzelnen adbgeichlagenen Fragmenten von Hornblende- und Ghlorit- Schiefer, Serpentin, Cyenit, Dolerit, Bafalt, Melaphyr und Trachyt durch Abweichung der Nadel und durch Schwingungs-Verſuche zur Beftimmung der SntenfttätS- Zunahme geprüft werden. Man fann auf diefem Mege, durch WVergleichung des fpecifiichen Gewichtes, durch Schlemmung der fein gepulverten Maſſe und Anwendung des Mierofeops, enticheiden, ob die Stärfe der Bolarität nicht mehrfach, jtatt von der Quantität der eingemengten Körner Magneteifens und Eiſen-Oryduls, von der relativen Stel [ung dieſer Körner herrühre. Wichtiger in fosmifcher Hinficht aber ift die, von mir längft wegen des Haidberges angeregte Stage: ob es ganze Gebirgsrüden giebt, in denen nad) ent— gegengefegten Abfällen eine entgegengefegte Polarität?“ gefunden wird? Eine genaue aftronomifche Orientirung der Lage folcher Magnet-Achſen eines Berges wäre dann von großem Interefie, wenn nach beträchtlichen Zeitperioden entweder eine Veränderung der Ilchfenrichtung oder eine, wenigſtens fcheinbare Unabhängig. feit eines folchen fleinen Syſtems magnetifcher Kräfte von den drei variablen Clementen des totalen Erd- Magnetismus erfannt würde. Anmerkungen. ı (©. 14) 8osmogs Bd. IL ©. 107 (vergl. auh Bd. H. S. 464 und 508). r . ? (©. 18.) »La loi de Yattraclion r&ciprogue au carre de la distance est ce!le des emanations qui partent d’un cenire. Elle paratt être la loi de toutes les forces dont l’action se fait apercevoir @ des distances sensibles, comme on l’a reconnu dans les forces électriques et magnetiques. Une des proprictes re- marquables de cette loi est que, si les dimensions de lous les corps de Yunivers, leurs distances mutuelles et leurs vitesses venaient à croitre ou à diminuer proporlionneliement, ıls de- criraient des courbes entierement semblables a celles qu’ils de- erivent: en sorte que Punivers, r@duit ainsi successivement jus- qu’au plus petit espace imaginable, oflrirait toujours les m&mes apparences aux observaleurs. Ces apparences sont par cons£- quent independantes des dimensions de l’univers, comme, en vertu de la loi de la proportionalite de la force a la vitesse, elles sont independantes du mouvement absolu qu’il peut y avoir dans l’espace.« Laplace, Exposition du Syst. du Monde (or=® ed.) ⏑ s (©. 19) Gauß, Beftimmung des Breitenunter: ſchtedes zwifchen den Sternwarten von Göttingen und Altona 18238 ©. 73. (Beide Sternwarten liegen durch ein merf: würdiges Spiel des Zufalls auf weniger als eine Hausbreite in einerlei Meridian.) *(S. 19.) Beffel über den Einfluß der Unregeb mäßigfeiten der Figur der Erde auf geodäfifche Arbeiten und ihre Vergleihung mit aftronomifchen Beſtimmun— gen, n Schumacher's Aſtron. Nachr. Bd. XIV. No. 329 ©. 270; aub Beffel und Baeyer, Gradmeſſung in Di: preußen 1833 ©. 427--442. 151 ’s (©. 20.) Beffel über den Einfluß der Veraͤnde— rungen des Erdkörpers auf die Polhöhen, in Lindenan und Bohnenberger, Seitfohrift für Aftronomie Bd. V. 1818 ©. 29. „Das Gewicht der Erde in Pfunden ausgedrückt = 9933 x 10°, und die ortsverändernde Maſſe 947 x 10 4” (S. 20.) Auf die theoretifchen Arbeiten jener Zeit find gefolgt die von Maclaurin, Clairaut und d’Alembert, von Legendre und Saplace. Der leßreren Epoche ift beizuzählen das (1834) von Jacobi aufgeftellte Thesrem: daß Ellipfoide mit drei ungleichen Axen eben fo gut unter gewiffen Bedingungen Figuren des Gleich: gewichts fein Fünnen als die beiden früher angegebnen Umdrehungg: Ellipfside. (©. den Aufſatz de3 Erfinders, der feinen Freunden und Bewunderern fo früh entriffen wurde, in Poggendorff's Umnalen der Phyſik und Chemie Bd. XXXIII. 1834 ©. 229 — 233.) <©. 21.) Die erfte genaue Vergleihung einer großen Zahl von Gradmeſſungen (der vom Hochlande von Quito; zweier oft: indifcher; der frangöfifchen, engliihen und neuen laplandifchen) wurde im 19ten Sahrhbundert mit vielem Glüde von Walbeck in Abo 1819 unternommen. Er fand den mittleren Werth für die Abplattung zgagz, für den Meridiangrad 57009,753. Leider! ift feine Arbeit (die Xbhandlung De forma et magnitudine tel- luris) nicht vollftäandig erfchienen. Durch eine ehrenvolle Auffor: derung von Gauß angeregt, Hat diefelbe Eduard Schmidt in feinem ausgezeichneten Lehrbuche der mathematifhen Geographie wiederholt und verbeffert, indem er fowohl die höheren Potenzen der Abplattung als die in Swifchenpunften beobachteten Volhöhen berüd- fihtigte, auch die hHannöverfche Gradmeſſung, wie die von Biot und Arago bis Formentera verlängerte hinzufügte. Die Refultate er: fhienen, allmälig vervollkommnet, in drei Formen: in®auß, Be: ffimmung der Breitenunterfhiede von Göttingen und Altona 1833 ©. 82; in Eduard Schmidt's Lehrbuch der mathbem. und phyi. Geographie 1329 Th. 1. ©. 183 und 194—199; und endlich in der Vorrede zu diefem Buche ©. V. Dad legte Nefultat iſt: Meridiangrad 57008,655;5 Abplattung — Der erſten Beſſel'ſchen Arbeit ging (1830) unmittelbar voraus die wichtige Schrift Airy’ss Figure ofthe Earth, in ber 152 Encyelopaedia meiropolitana, Ed. von 1879, p 220 und 239. (Halbe Polar-Achfe 20853810 feet = 3261163,7 Toiſen, halbe Aequatorial-Achſe 20923713 feet = 3272095,2 Toiſen, Meridian: Quadrant 32811980 feet = 5131208,0 Toiſen, Abplattung sa ) Unfer großer Königsberger Aftronom bat fich ununterbrocen in den Jahren 1836 big 1842 mit Berechnungen über die Figur der Erde befhaftigt; und da feine frühere Arbeit von ihm durch jpatere ver= beffert wurde, jo ift die Bermengung der Nefulfate von Unterfuchun: gen aus verſchiednen Zeitepochen in vielen Schriften eine Quelle der Berwirrung geworden. Ber Zahlen, die ihrer Natur nach abhangig von einander find, iſt eine folche Vermengung, überdies noch ver: fhlimmert durch fehlerhafte Neductionen der Maaße (Toiſen, Meter, engl. Fuge, Meilen von 60 und 69 auf den Aequatorial-Grad), um ſo bedauernswürdiger, als dadurch Arbeiten, welche einen großen Aufwand von Anftrengung und Seit gekoftet haben, in dem unvor— theilhafteften Lichte erfcheinen. Zm Sommer 1837 gab Beſſel zwei Abhandlungen heraus: die eine über den Einfluß der Unregelmäßig: feit der Erdgeftalt auf geodatifche Arbeiten und ihre Vergleichung mit den aftronomifchen Beftimmungen, die andre über die den vor: handenen Meffungen von Meridian Bogen am meiften entfprechene den Axen des elliptifchen Notationd- Spharoid8 (Schum. Aſtr. Nachr. Bd. XIV. Ro. 329 S. 269 und No. 333 S. 345). Nefultate der Berechnung waren: halbe große Are 3271953854; halbe Fleine Are 3261072:,900; Xänge eines mittleren Meridiangrades, d. h. des neun: zigſten Theiles des Erd-Quadranten (in der auf dem Aequator fenf: rechten Richtung), 57011%,453. Ein von Puiſſant aufgefundener Fehler von 63 Toifen in der Berechnungsart, welche im Jahr 1808 von einer Commiſſion des National- Fnftituts angewandt worden war, um die Entfernung der Parallelen von Montjoun bei Barcelona und Mola auf Formentera zu bejtimmen, veranlaßte Beffel im Jahr 1841 feine frühere Arbeit über die Dimenfionen des Erdförpers einer neuen Mevifion zu unterwerfen Schum. Aſtr. Nadhr Bd. XIX. No. 4338 ©. 97—116). Es ergab diefelbe für die Lange des Erd: QDuadranten 513117981 (ftatt daß bei der erften Beſtimmung des Meters 5130740 Toiſen angenommen worden waren), und für die mittlere Länge eines Meridiangrades 57013109 (um 01,611 mehr ald der Meridiangrad unter 45° Breite), Die im Tert 155 angeführten Sahlen find die Reſultate diefer legten Beſſel'ſchen Inter: fuhung. Die 5131180 Toiſen Lange des Meridian: Quadranten (mit einem mittleren Fehler von 255,63) find = 10000856 Metern; der ganze Erdumfreis iſt alfo gleich 40003423 Metern (oder 5390,98 geographiihen Meilen). Der Unterfchied von der urfprünglichen Unnahme der Commission des poids et mesures, nach welcher das Meter der vierzigemillionenfte Theil des Erdumfanges fein follte, beträgt alfo für den Erdumfreis 3423” oder 1756,27: faſt eine halbe geogr. Meile (genau 9). Nach der früheften Veftim: nung war die Lange des Meters feflgefeßt zu 0451307405 nach Beſſel's letzter Beſtimmung ſollte daſſelbe gleich 0%,5131180 fein, Der Unterſchied für die Länge des Meters iſt alſo 0,038 Pariſer Linien. Das Meter hätte nach Beſſel, ſtatt zu 443,296 Pariſer Linien, was feine dermalige legale Geltung iſt, zu 443,334 feft: geiegt werden follen. (Vergleiche auch über dieſes fogenannte Na— turmaaß Save, Lecons de Cosmographie 1852 p. 93.) ® (©. 23.) Wiry, Figure of the Earth in der Encycl. metrop. 1849 p. 214—216. ?(&. 23.) Biot, Astr. physique T. U. p. 482 und T. IM. p. 482. Eine ſehr genaue und um fo wichkigere Parallelgrad-Meſ— fung, als fie zur Vergleichung des Niveau’ des mittelländifchen und atlantifhen Meeres geführt bat, tft auf den Parallelfrei: fen der Porenden= Kette von Coraboeuf, Deleros und Peytier ausgeführt worden. 0 (©. 24.) Kosmos Bd. I. ©. 175. »Il est tres remar- quable qu’un Astronome, sans sorlir de son observatoire, en comparant seulement ses obseryations a l’analyse, eüt pu deter- miner exactemeni la grandeur et l’aplatissement de la terre, et sa distance au soleil et a la lune, élémens dont la connaissance a ete le fruit de longs et pe@nibles voyages dans les deux hemi- spheres. Ainsi la lune, par l’observation de ses mouvemens, rend sensible a l’Astronomie perfectionnde lelliptieite de la terre, dont elle fit connaltre la rondeur aux premiers Astro- nomes par ses £clipses.« (Xaplace, Expos. du Syst. du Monde p. 2330.) Wir haben bereits oben (Kosmos Bd. II. S. 498 und 540) eines faft analogen optifchen Vorſchlags von Arago erwähnt, gegründer auf die Bemerfung, daß die Zutenfität 154 des afchfarbenen Lichtes, d. h. des Erdenlichtes, im Monde uns über den mittleren Iuftand der Diaphanität unferer ganzen Atmofpbare belehren könne. Dergl. au Airv in der Encyel. metrop. p. 189 und 236 über Beftim: mung der Erd-Abplattung durch die Bewegungen des Mondes, wie p. 231—235 über Nüdfchlüfe auf die Geftalt der Erde aus Präcefion und Nutation. Nah Bior’d Unterfuchungen würde die letztere Beſtimmung für die Abplattung nur Grenzzahlen geben fonnen (5 und 4)» die fehr weit von einander entfernt liegen (Astron. physique 3° ed. T. 1. 1844 p. 463). 1 (5, 24.) 2aplace, Mecanique celeste Ed. de 1846 T. V. p. 16 und 53. 2 (5, 24) Kosmos Bd. M. ©. 421 Anm. 1. Am früheften it wohl die Anwendung des Sfochronismus der Pendel:-Schwin: gungen in den aftronomifchen Schriften der Araber von Eduard Bernard in England erkannt worden; f. deffen Brief aus Oxford vom April 1683 an Dr. Robert Huntington in Dublin (Philos. Transact. Vol. XII. p. 567). 3 (S. 24) Fréret de l’&tude de la Philosophie an- cienne, in den M&m. de l’Acad. des Inscr. T. XVIII. (1753) p. 100. % (&, 25.) Picard, Mesure de la Terre 1671 art. 4. Es ift kaum wahrfcheinlich, daß die in der Varifer Akademie fchon vor 1671 geäußerte Vermuthung über eine nach Breitengraden fi verändernde Sntenfität der Schwerfraft (Ralande, Astronomie T. IIE. p. 20 $ 2668) dem großen Huygens zugehöre, der allerdings ſchon 1669 der Akademie feinen Discours sur la cause dela gravite vorgelegt hatte. Nicht in diefer Abhandlung, ſondern in den additamentis, von denen eined nach dem Erfcheinen von Newton’d Principien, deren Huygens erwahnt, Calfo nach 1687) muß voll: endet worden fein, fpricht diefer von der Verkürzung des Secunden- Pendels, die Richer in Cayenne vornehmen mußte. Er fagt felbft: »Maxima pars hujus libelli scripta est, cum Lutetiae degerem (bi3 1681), ad eum usque locum, ubi de alteratione, quae pen- dulis accidit e motu Terrae.« Bergl. die Erläuterung, welde ich gegeben im Kosmos Bd. I. ©. 520 Anm. 2. Die von Nicher im Cavenne angejtellten Beobahtungen wurden, wie ih im Texte erwahnt habe, erjt 1679, alfo volle 6 Jahre nach) feiner Rückkunft, veröffentlicht; und, was am auffallendften ift, in den Regiſtern der Academie des Inscriptions gefchieht wahrend dieſer langen Seit von Micher’s wichtiger zwiefacher Beobachtung der Pendeluhr und eines einfachen Secunden-Pendels Feine Erwähnung. Wir wien nicht, wann Newton, deffen frühefte theoretifche Speculationen über die Figur der Erde höher als 1665 hinaufreihen, zuerſt Kenntniß von Nicher’3 Nefultaten erhalten hat. Bon Picard's Gradmefung, die ſchon 1671 veröffentlicht erfchten, Toll Newton erft fehr fpat, 1682, und zwar „zufällig durch Geſpräche in einer Sitzung der Royal Society, ber er beiwohnte”, Kenntniß erlangt haben; eine Kenntniß, welche, wie Sir David Brewfter gezeigt (Life of New- ton p. 152), einen überaus wichtigen Einfluß auf feine Beftim: mung des Erd-Durchmeſſers und des Verhaltniffes des Falls der Körper auf unferem Planeten zu der Kraft, welhe den Mond in feinem Laufe lenfte, ausgeübt bat. Ein abnlicher Einfluß auf Newton's Ideen laßt fih von der Kenntniß der elliptifchen Geſtalt des Jupiter vorausfeßen, welche Caſſini ſchon vor 1666 erfannte, aber erft 1691 in den Memoires de l’Academie des Sciences T. IH. p. 108 beſchrieb. Sollte von einer viel früheren Publication, von welcher Lalande einige Bogen in den Handen Maraldi’s fabe, Newton etwas erfahren haben? (Wergl. £alande, Astr. T. III. p. 335 $ 3345 mit Bremwfter, Life of Newton p. 162 und Kosmos BP. 1. ©. 420 Anm. 99.) Bei ben gleichzeitigen Arbeiten von Newton, Huygens, Picard und Caſſini ift es, wegen der damals gewöhnlichen Zögerung in der Publication und oft durch Zufall verſpäteten Mittheilung, fchwer, auf fihere Spuren des wiffenfchaftlicden Ideenverkehrs zu gelangen. 5 (©, 26.) Delambre, Base du Syst. metriqueT. 11. p. 548. (©. 26.) Kosmo3 Bd. I. ©. 422 Anm. 3; Plana, Ope- rations geodesiques et astronomiques pour la Mesure d’un Arc du Parallele moyen T. IH. p. 847; Carlini in den Effemeridi astronomiche di Milano per l’anno 1342 p- 97. "(&.26.) Vergl. Biot, Astronomie physique T. H. (1844) p. 46% mit Kosmos Bd. 1. ©. 424 Ende der Anmerkung 3 und Bd. IH. ©, 432, wo ich die Schwierigfeiten berühre, welche 156 die Bergleichung der Notationgzeit der Planeten mit ihrer beobach: teten Abplattung darbietet. Auch Schubert Aftron. Th. IH. ©. 316) hat ſchon auf diefe Schwierigkeit aufmerffam gemacht. Beſſel in feiner Abhandlung über Maap und Gewicht fagt aus: drüdlich: „daß die Vorausfeßung des Gleichbleibens der Schwere an einem Meffungsorte durch neuere Erfahrungen über die lang: fame Erhebung großer Theile der Erdoberfläche einigermaßen un— fiher geworden ift.“ is (©. 26.) Airy in feiner vortrefflihen Arbeit on the Fi- gure ofthe Earth zählte (Encyel. metropol. 1819 p. 229) im Sahr 1830 an funfzig verfchiedene Stationen mit firheren Re— fultaten; und vierzehn andere (von Bonguer, Legentil, Lacaille, Maupertuis, La Eroyere), die mit den vorigen an Genauigkeit nicht verglichen werden Fünnen. ” (©. 28.) Biot und Arago, Recueil d’Observ. geo- desiques et astronomiques 1821 p. 5236—540 und Biot, Traite d’Astr. physique T. II. 1844 p. 465—473. > (©. 28.) Ua. D. p. 488. Sabine (Exper. for deter- mining the variation in the length ofthe Pendulum vibrating Seconds 1825 p. 352) findet aus allen den 13 Sta: tionen feiner Pendel-Erpedition, troß ihrer fo großen Zerftreutheit in der nördlichen Erdhälfte, 55; aus dieſen, vermehrt mit allen Pendel: Stationen des British Survey und der franzöfifchen Grad: mefung (von Formentera bis Dünkirchen), im ganzen alfo dur Bergleichung von 25 Beobachtungspunften, wiederum =: Auf⸗ fallender iſt es, wie ſchon der Admiral Lütke bemerkt, daß, von der atlantiſchen Region weit weſtlich entfernt, in den Meridianen von Petropawlowſk und Nowo—-Archangelſk die Pendellängen eine noch * gemein angewandte Theorie des Einfluſſes von der das Pendel um— gebenden Luft zu einem Rechnungsfehler führe und eine, ſchon 1786 vom Chevalier de Buat etwas undeutlich angegebene Correction nothwendig mache (wegen Verſchiedenheit des Gewichts-Verluſtes feſter Körper, wenn ſie in einer Flüſſigkeit in Ruhe oder in ſchwin— gender Bewegung ſind); hat Beſſel mit der ihm eigenen Klarheit analytiſch entwickelt in den Unterſuchungen über die Länge viel ſtärkere Abplattung, die von ‚ geben. Wie die früher all: 157 des einfaben Secundenpendels ©. 32, 63 und 126 — 129. „Bewegte fich ein Körper in einer Flüfigfeit (Luft), fo gehört auch diefe mit zum bewegten Syſteme; und die bewegende Kraft muß nicht bloß auf die Maifentheile des fejten bewegten Körpers, fon: dern auch auf alle bewegten Maſſentheile der Flüffigfeit vertheilt werden.“ Ueber die Verfuhe von Sabine und Baily, zu welchen Beſſel's praftifch wichtige Wendel: Correction (Reduction auf den leeren Naum) Anlaß gegeben hatte, |. Sohn Herſchel im Memoir of Franeis Baily 1845 p. 17—21. 2: (©. 28.) KoSmo8 Bb. LI © 175 und 422 Aım. 2, Vergl. für die Snfel-Phanomene Sabine Pend. Exper. 1825 p- 237 und Lütke Obs. du Pendule invariable, execulees de 1825 — 1829 p. 244. Daſſelbe Werk enthält eine merkwürdige Tabelle über die Natur der Gebirgsarten in 16 Pendel: Stationen (p- 239) von Melville: Sufel (Br. 799 50° N.) bis Valparaifo (Br. 3372’ ©): 2 (5. 29.) Kosmos Bd. L ©, 424 Auım. 5. Eduard Shmidt (mathem. und phyf. Geographie Th. 1. ©. 394) bat unter den vielen Pendel-Beobachtungen, welhe auf den Cor: vetten Descubiertäa und Atrevida unter Malaspina's Oberbefehl angeftellt wurden, die 13 Stationen abgefondert, weiche der füd: lihen Halbfugel angehören, und im Mittel eine Abplattung von _ — gefunden. Mathieu folgerte auch aus Lacaille's Beobach— tungen am Vorgebirge der guten Hoffnung und auf Ile de France, 1 ‚ 3 x mit Paris verglichen, — aber die Meßapparate damaliger Zeit boten nicht die Sicherheit dar, welche die Vorrichtungen von Borda und Kater und die neueren Beobachtungs-Methoden gewähren. — Es iſt hier der Ort, des fchönen, den Scharfſinn des Erfinders fo überaus ebrenden Erperiments von Foneault zu erwähnen, welces den finnlichen Beweis von der Achfendrehung der Erde mittelft des Pendels liefert, indem die Schwingungs-Ebene deffelben fich langſam von Dften mach Weiten drebt (Gomptes rendus de 1’Acad. des Sc., scance du 3 Fevrier 1851, T. XXXII. p. 135). Abwei— chungen gegen DOften in den Kallverfuchen von Benzenberg und Neich auf Kirchthürmen und in Schachten erfordern eine fehr betrat: line Fallhöhe, während Foucault's Apparat fchon bei ſechs Fup Dendellange die Wirkung der Erd-Rotation bemerkbar macht. 158 Erſcheinungen, welche aus der Notation erflärt werden (wie Nicher’d Uhrgang in Cayenne, tägliche Aberration, Ablenkung des Projectilen, Pafatwinde), find wohl nicht mit dem zu verwechfeln, was zu jeder Zeit durch Foncault's Apparat hervorgerufen wird, und wo— von, ohne es weiter zu verfolgen, die Mitglieder der Academia del Cimento fiheinen etwas erkannt zu haben (Antinori in den Comptes rendus T. XXXH. p. 635). 3 (5, 30.) Im griechifcben Altertdume wurden zwei Gegenden der Erde bezeichnet, in denen auf merkwürdige Anfchwellungen der Dberflähe nach den damals herrſchenden Meinungen gefchloffen wurde: der hohe Norden von Alten und das Land unter dem Heguator. „Die hohen und nadten fenthifchen Ebenen”, ſagt Hippocrates (de aöre et aquis f. XIX p. 72 Kittre), „ohne von Bergen gekrönt zu fein, verlängern und erheben ficy big unter den Bären.“ Derfeibe Glaube wurde fchon früher dem Empedocles (Blut. de plac. philos. li, 8) zugefchrieben. Ari- ftoteleg (Meteor. I, 1a !5 p. 66 Sdeler) jagt: daß die älteren Meteorvlogen, welche die Sonne „nicht unter der Erde, fondern um diejelbe herumführten”“, die gegen den Norden hin angefchwols lene Erde als eine Urſach betrachteren von dem Verichwinden der Sonne oder de3 Nachtwerdens. Auch in der Compilation der Probleme (XXVI, 15 pag. 941 Beffer) wird die Kälte des Nordwindes der Höhe des Bodens in diefer Weltgegend zu: gefhrieben. In allen diefen Stellen tft nicht von Gebirgen, fon: dern von Anfchwellung des Bodend in Hochebenen die Rede. Ich habe bereits an einem anderen Orte (Asie centrale T. TI. p. 58) gezeigt, daß Strabo, welcher allein fih des fo charafterijtifchen Wortes dooredıa bedient, für Armenien (XI p. 522 Cafaub.), für das von wilden Eſeln bewohnre Lycaonien (X p. 568) und für Ober-Indien, im Goldiande der Derden (XV p. 706), die Ver: fhiedenheit der Klimate durch geographiſche Breite überall von der unterfcheidet, welche der Höhe uber dem Meere zugefchrieben wer: den muß. „Seibft in füdlihen Erdfirichen“, jagt der Geograph von Amalia, „Lit jeder hohe Boden, wenn er aud) eine Ebene iſt, kalt“ (11 p. 73). — Für die fehr gemäßigte Temperatur unter dem Aequator führen Eratofthenes und Polybius nicht allein den fchnelleren Durchgang der Sonne (Geminus, Elem. Astron. e. 13; Cleom. cycl. theor. I, 6), fondern vorzugsweiſe Die 159 Anſchwellung des Bodens anf. mein Examen crit. della Geogr. T. il. p. 150-152). Beide behaupten nach dem Zeugniß des Strabo (Il p. 97): „daß der dem Gleicher unterliegende Erdftrich der höchite jet; weshalb er auch beregnet werde, da bei dem Eintreten der nach den Sahreszeiten wechfelnden Winde fehr viel nördliche Gewoͤlk an der Höhe anbinge.” Won dieſen beiden Meinungen über die Erhöhung des Bodens im nördlichen Aften (dem ſcy— thiſchen Europa des Herodbot) und in der Aequatorial-Zone hat die erfte, mit der dem Irrthum eigenthümlichen Kraft, faft zwei— tanfend Fahre fich erhalten, und zu der geologifchen Mythe von dem ununterbrochenen tartarifchen Hochlande nördlich vom Himalaya Anlaß gegeben: während daß die andere Meinung nur gerechtfertigt werden konnte für eine in Afien außerhalb der Tro— penzone belegene Gegend: für die coloffale „Hoch: oder Gebirgs: ebene Meru”, welhe in den alteften und edelften Denkmalern indiſcher Poefie gefeiert wird (f. Wilſon's Diet. Sanscrit and English 1832 p. 67%, wo Meru ald Hochebene gedeutet wird). Ich habe geglaubt in diefe umftändliche Entwidelung eingehen zu müſſen, um die Hypotheſe des geiftreichen Freret zu widerlegen, der, ohne Stellen griechifcher Schriftfteller anzuführen, und nur auf eine einzige vom Tropenregen anfpielend, jene Meinungen von Iocalen Aufchwellungen des Bodens auf Abplatrung oder Verlängerung der Vole deutet. »Pour expliquer les p'uyes«, fagt $reret (Alem. de l’Acad. des Inseriptions T. XVIM. 1753 p. 112), »dans les regions Equinoxiales que les conquetes d’Alexandre firent connoitre, on imagina des courans qui pous- soient les nuages des pöles vers l’equateur, oùu, au defaut des monlagnes qui les arreioient, les nuages l’etaient par la hauteur generale de la Terre, dont la surface sous l’equateur se {rouvoit plus eloignee du centre que sous les pöles. Quelques physiciens donnerent au globe la figure d’un spheroide renfie sous l’equateur et aplati vers les pöles. Au contraire dans l’opinion de ceux des anciens qui croyoient la terre alongee aux pöles, le pays voisin des pöles se trouvoit plus eloign& du centre que sous l’equateur.« Ich kann kein Zeugniß des Alterthums auffinden, welches Diefe Behauptungen rechtfertigte. Im dritten Mbichnitt des erften Buches des Strabo (pag. 43 Caſaub.) heißt es ausdrücklich: „Nachdem Eratoſthenes gefagt bat, daß die ganze Erde Fugelförmig 160 fei, doch nicht wie von der Drehbank (ein Ausdrud, dem Herodot IV, 36 entlehnt), und manche Abweichungen babe; führt er viele Umgefteltungen an, welche durch Wafler und Feuer, durch Erdbeben, unterirdifhe Windftöße Celaftifche Dampfed) und andere dergleichen Urfachen erfolgen: aber auch bier die Ordnung nicht beachtend. Denn die Kugelrundung um die ganze Erde erfolgt aus der Anordnung des Öanzen, und folhe Umgeftaltungen ver: ändern das Ganze der Erde gar nicht; das Kleine verfchiwindet im Großen.” Später heißt e3, immer nah Groskurd's fehr ge: Iungener Ueberſetzung: „daß die Erde mit der See Fugelfürmig fet, und eine und diefelbe Oberfläche bilde mit den Meeren. Das Her: vorragende des Landes, welches unbedeutend tft und unbemerkt bieiben kann, verliert fich in folcher Größe: fo daß wir die Kugel: geftalt in folchen Fallen nicht fo beftimmen wie nach der Drehbauf, auch nicht wie der Meßfünftler nach dem Begriffe, fondern nad finnlicher und zwar gröberer Wahrnehmung.“ (Strabo II p. 112.) „Die Welt ift zugleich ein Werk der Natur und der Borfehung; Merk der Natur, indem alles gegen einen Punkt, die Mitte des Ganzen, ſich aufammenneigt, und fih um denfelben runder: dag weniger Dichte (das Waller) das Dichtere (die Erde) enthaltend.” (Strabo XVII p. 809.) Wo bei den Griechen von der Figur der Erde gehandelt wird, heißt es bloß (Cleom. cyel. theor. I, 8 p- 51): daß man fie mit einer flachen oder in der Mitte vertieften Scheibe, mit einem Cylinder Anarimander), mit einem Cubus, einer Pyramide verglichen: und endlich allgemein, troß des langen Streits der Epicurder, welche die Anziehung nach dem Centrum laugneten, für eine Kugel gehalten habe. Die Idee der Abplattung bat fich der Phantafie nicht dargeboten. Die längliche Erde des Demoeritus war nur die in Einer Dimenfion verlängerte Scheibe des Thales. Der Panfenform, ro oyyjua rvuravosades, welche vorzugsweife dem Leucippus zugefchrieben wird (Plut. de plac. philos. IH, 10; Galen. hist. phil. cap. 21; Ariftot. de Goelo li, 13 pag. 293 Bekker), liegt ſchon zum Grunde die Vor: flellung einer Halbfugel mit ebener Bafis, welche vielleicht den Sleicher bezeichnet, wahrend die Krümmung ald die orxovueın gedacht wurde. Eine Stelle des Pliniug IX, 5% über die Perlen erlautert diefe Geftaltung: wogegen Ariftoteles, Meteorol. 1,5 a 10 (Ideler T. 1. p. 563), nur eine Vergleihung von Kugel: 161 fegmenten mit dem Tympan darbietet, wie auch aus dem Commentar bes Olympiodor (Sdeler T. I. p. 301) erhellt. Sch habe abfichts lich in diefer Weberfiht nicht zweier mir wohl befannten Stellen bed Agathemer (de Geographia lib. I cap. 1 p. 2 Hudfon) und des Eufebiugs (Evangel. Praeparat. T. IV. p. 125 ed. Saisford 1843) gedacht: weil fie beweifen, mir welcher Ungenauig: feit oft fpätere Schriftfteller den Alten Meinungen zufchreiben, die denfelben ganz fremd waren. „Eudorus foll nach diefen Anz gaben der Erdfcheibe eine Lange und Breite im WBerhälinig der Dimenfionen wie 1 zu 2 gegeben haben; eben fo Dicdarch, der Schüler des Ariftoteled, welcher doch eigene Beweife für die Kugelgeftalt der Erde (Marcian. Capella lib. VI p. 192) vortrug. Hipparch habe die Erde für rpanssosaudng und Thales für eine Kugel gehalten!“ (©. 30.) „Mir fcheint es vft, als nenne man bisweilen die Abplattung der Erde faft nur deshalb etwas zweifelhaft, weil man zu große Genauigkeit erreichen will. Nimmt man die Abplattungen 1 1 N i . i U 707 500° 007 a5, ſo erhalt man den Unterfchied beider Halbmefler gleich 10554, 10905, 11281 und 11684 Toiſen. Das Schwanfen von 30 Einheiten im Nenner erzeugt nur ein Schwan: fen von 1130 Toiſen in dem Polar-Halbmeſſer: eine Größe, die vergleichungsweife mit den fihtbaren Ungleichheiten der Oberfläche der Erde fo wenig wefentlich erfcheint, daß ich wirklich oft erftaune, wie die Erperimente noch innerhalb folcher Grenzen aufammen- ftimmen. Zerftreute Beobachtungen, auf weiten Flächen vereinzelt, werden ung allerdings: wenig mehr lehren, als wir ſchon wiflen; aber wichtig ware es, wenn man alle Meffungen über die ganze Oberfläche von Europa mit einander verbande und alle aftronomifch beftimmten Punkte in diefe Operation hineinzöge.“ (Beffel in einem Briefe an mich vom Dec. 1828.) Nach diefem Borfchlage würde man aber doch nur die Erdgeftaltung von dem fennen lernen, was man als die gegen Welten vortretende Penin— fular: Gliederung des großen afiatifchen Sontinents, in faum 66'/, Rängegraden, betrachten Fann. — Die Steppen des nördlichen Aſiens, felbjt die mittlere Kirghifen-Steppe, von der ich einen beträchtlichen Theil gefehen, find oft hügelig und in Hinficht der Naumverhältniffe ununterbrocener Söhligfeit im großen feinesweges mit den Pampas von Buenos Aires und den Llanos von Venezuela A. v. Humboldt, Koeınos,. IV. 11 162 zu vergleihen. Diefe legteren, weit von Gebirgsterten entfernt, und in der nächten Erdrinde mit Flözformationen und Tertiär— fhichten von fehr gleicher und geringer Dichtigkeit bededt, würden durch Anomalien in den Ergebniffen der Pendel: Schwingungen ſehr reine und fehr entfchbeidende Nefultate über die örtliche Conſtitu— tion der tiefen inneren Erdfhichten liefern können. Wer: gleiche meine Anfihtender Natur Bd.1. ©. 4, 12 und 47—50. > (©. 31.) Bouguer, welder La Condamine zu dem Erperi: mente über die Ablenfung der Lothlinie durch den Chimborazo aufforderte, erwähnt in der Figure de la Terre p. 364-394 allerdings des Xorjchlages von Newton nicht. Leider! beobachtete der unterrichtetfte der beiden Neifenden nicht an entgegengefeßren Seiten des colofialen Berges, in Dften und Werten; fondern (Dec. 1738) in zwei Stationen an einer und derfelben Seite; einmal in der Michtung Süd 61°%/, Welt (Entfernung vom Centrum der Ge: birgsmaffe 4572 Toiſen), und dann in Süd 16° Wert (Entf. 1753 T.). Die erfte Station lag in einer mir wohl befannten Gegend, wahr: fpeinlih unter der Höhe, wo der Eleine Alpenfee Yana-Cocha fich befindet; die andere in der Bimsftein- Ebene des Arenal. (Xa Eon: Damine, Voyage a l’Equateur p. 68—70.) Die Ablenkung, welche die Sternhöhen angaben, war gegen alle Erwartung nur 7,9: was von den Beobachtern felbft der Schwierigkeit der Beob— achtung (der ewigen Schneegrenze fo nahe), der Ungenauigfeit der Inſtrumente, und vor allem den vermutheten großen Höhlungen des coloſſalen Trachytberges zugefchrieben wurde. Gegen diefe Annahme fehr großer Höhlungen und die deshalb vermuthete fehr geringe Mafle des Trachyt:Domes des Chimborazo habe ich aus gevlogifchen Gründen manchen Zweifel geäußert. Süd-füd:öftlic vom Chimborazo, nahe bei dem indifchen Dorfe Galpi, liegt der Eruptiond: Kegel Pana:Urcu, welchen ich mit Bonpland genau unterfucht und weicher gewiß neueren Urfprungs als die Erhebung des großen glodenfürs migen Trachptberges ift. An dem legteren ift von mir und von Boufingault nichts Eraterartiges aufgefunden worden. ©. die Befteigung des Chimborazo in meinen Kleinen Schriften B0. I. ©. 138. * (©. 31.) Baily, Exper. with the Torsion Rod for determining the mean Density ofthe Earth 1843 p. 65 Sohn Herfhel, Memoir of Francis Baily 1845 p. 24, 163 7 (©. 32.) Neid, nene Verfuhe mit der Drehwage, in den Abhandl. der matbem. phyſiſchen Elaffe der Kön. Sächſiſchen Geſellſchaft der Wiffenfhaften zu Leipzig 1852 Bd. 1. ©. 405 und 418. Die neueften Verfuche meines vor- trefflihen Freundes, des Prof. Neich, nahern fich etwas mehr der fchönen Arbeit von Baily. Sch habe das Mittel (5,5772) gezogen aus den Verſuchs-Reihen: a) mit der Sinnfugel und dem langeren, dickeren Kupferdrathe: 5,5712, bei wahrfcheinlihem Fehler von 0,0113; b) mit der Zinnfugel und dem Fürzeren, dünneren Kupfer: drath, wie mit der Zinnfugel und dem bifilaren Eiſendrath: 5,5832, bei wahrfcheinlichem Fehler von 0,0149. Mit Berüdfichtigung diefer Fehler in a und b ift das Mittel 5,5756. Das Nefultat von Baily (5,660), freilich Durch zahlreichere Verſuche erhalten, koͤnnte doch wohl eine etwas zu große Dichtigfeit geben, da es fcheinbar um fo mehr anwuchs, als die angewandten Kugeln (Glas oder Elfenbein) leichter waren. Neih in Poggendorff’s An— nalen Bd. LXXXV. ©, 190. Bergl. auch Whitehead Hearn in den Philos. Transact. for 1847 p. 217—229.) — Die Be: wegung des Torſions-Balkens wurde von Baily nah dem Bor: gange von Neich mittelft des Bildes beobachtet, welches, wie bei ben magnetifchen Beobachtungen von Gauß, ein an der Mitte des Balkens befeftigter Spiegel von einer Scale reflectirte. Der, fo über: aus wichtige, die Genauigkeit des Ablefens vermehrende Gebrauch eines folchen Spiegels tft von Poggendorff fhon im Jahr 1826 vorgeichlagen worden Annalen der Phyſik Bd. VII ©. 121). 3 (©. 33.) 2Zaplace, Mecanique celeste éd. de 1846 T. V. p. 57. Das mittlere fpecifiihe Gewicht des Granits ift böchitens auf 2,7 anzufchlagen, da der zweiachfige weiße Kali: Glimmer und der grüne etnachfige Magnefia-Glimmer 2,85 bis 3,15 und die übrigen Beftandtheile der Gebirgsart, Quarz und Feldſpath, 2,56 und 2,65 find. Selbſt Dligoflas hat nur 2,68. Wenn auch Hornblende bis 3,17 fteigt, fo bleibt der Spyenit, in welchem Feldſpath ftets vorwaltet, doch tief unter 2,8. Da Thon: fihiefer 2,69— 2,78; unter den Kalffteinen nur reiner Dolomit 2,88 erreicht; Kreide 2,72; Gyps und Steinſalz 2,3: fo halte ich die Dichtigkeit der uns erfennbaren Continental-Rinde der Erde für näher an 2,6 als an 2,4. Laplace bat, in der Vorausſetzung, daß die Dichtigkeit von der Dberfläche nah dem Mittelpunfte im 164 arithmetifcher Progrefion zunehme, und unter der, gewiß irrigen Annahme, daß die Dichtigfeit der oberen Schicht = 3 ift, für die mittlere Dichtigfeit der ganzen Erde 4,7647 gefunden: welches bedeutend von den Nefultaten von eich 5,577 und Baily 5,660 abweicht; weit mehr, als die wahrfcheinlichen Fehler der Beobach— fung geftatten. Durch eine neue Discuſſion der Hypothefe von Rapiace in einer infereffanten Abhandlung, welche bald in Sch u— maher’s Aſtr. Nachrichten erfcheinen wird, if Plana zu dem Defultate gelangt: daß durch eine veränderte Behandlung diefer Hypotheſe fowohl die Reich'ſche mirtlere Dichtigkeit der Erde ald die von mir auf 1,6 gefchäßte Dichfigfeit der trodnen und oceanifchen Oberflähenfchicht, fo wie die Ellipticität, innerhalb der für dieſe leßtere Größe wahrfcheinlichen Grenzen, ſehr ange: nahert dargefiellt werden Fünnen. »Si ja compressibilii& des sub- stances dont la Terre est formee (fagt der Turiner Geometer), a été la cause qui a donne a ses couches des formes regulieres, a peu pres elliptiques, avec une densité croissante depuis la surface jusqu’au centre; il est permis de penser que ces couches, en se consolidani, ont subi des modifications, a la verite fort pelites, mais assez grandes pour nous empecher de pouveir deriver, avec toute lexaclitude que l’on pourrait souhaiter, l’etat de la Terre solide de son éêtat anterieur de lluidite. Cette reflexion m’a fait apprecier davantage la premiere hypoihese, proposee par l’auteur de la Mecanique celeste, ei je me suis decide a la soumettre à une nouvelle discussion.« ? (©. 33.) Vergl. Petit »sur la latitude de l’Observatoire de Toulouse, la densit€ moyenne de la chaine des Pyrences, et la probabilite qu’il existe un vide sous cette chaine«, in den Comptes rendus de l’Acad. des Sc. T. XXIX. 1879 p. 730. (©. 34.) Kosmos Bd. J. ©. 183 und 427 Anm. 10. (©, 34) Hopfins (Physical Geology) im Report of the British Association for 1838 p. 92; Philos. Trans- act. 1839 P. I. p. 381 und 1840 P. 1. p. 193; Henry Henneſſey (Terrestrial Physics) in den Philos. Transact. 1851 P. II. p. 504 und 525. 32 (©, 34.) Kosmos Bd. 1. ©. 249 und 450—452 Anm. 95. (©. 35.) Die von Walferdin mitgetheilten Beobachtungen find von dem Herbft 1847. Sie find fehr wenig abweichend von 165 den Refultaten (Kosmos Bd. J. ©. 181 Anm. 8, Comptes ren- dus T. XI. 1840 p. 707), welche ebenfalls mit dem MWalferdin’fchen Apparate Arago 1840 erhielt in 505” Tiefe, ald der Bohrer eben die Kreide verlaffen batte und in den Gault einzudringen anfing, (©. 36.) Nach handfchriftlihen Nefultaten von dem Berg: bauptmann von Oeynhauſen. Vergl. Kosmos Bd. I. ©, 416 Anm. 94 und ©. 426 Anm. 8; aub Biſchof, Lehr buch der bem. und pbyf. Geologie Bd. I. Abth. 1. ©. 154—163. In abjoluter Ziefe fommt das Bohrloch zu Mondorf im Großherzog: thum Luremburg (2066 Fuß) dem von Neu-Salzwerk am nächften. (©. 36.) Kosmos Bd. J. ©. 426 und Memoires de la Societe d’hist. naturelle de Genève T. VI. 1833 p. 243. Die DVergleichung einer großen Zahl artefifher Brunnen in der Nähe von Kille mit denen von Saint:Duen und Genf Ffönnte auf einen befrachtliheren Einfluß der Leitungsfähigfeit der Erd: und Gefteinfchichten fchließen laflen, wenn die Genauigkeit der numerifchen Angaben gleich ficher wäre Woiffon, Theorie malhe&ematique de la Ghaleur p. 421). »° (©, 37.) In einer Tabelle von 14 Bohrlöchern, die über 100 Meter Tiefe haben, aus den verfchtedenften Theilen von Frank: freich, führt Bravais in feiner lehrreichen encyelopadifchen Schrift Patrıia 1847 p. 145 neun auf, in welchen die einem Grad zuge: hörige Temperatur-Sunahme zwifchen 27 und 39 Meter fallt, von dem im Tert gegebenen Mittel von 32 Metern zu beiden Seiten um 5 bis 6 Meter abweichend. (Vergl. aub Magnus in Pog— gend. Ann Bd. XXII. 1831 ©. 146.) Im ganzen fcheint die Temperatur-Zunahme fchneller in artefifhen Brunnen von fehr geringer Tiefe; doch machen die fehr tiefen Brunnen von Monte Maſſi in Toscana und Neuffen am nordweftlichen Theil der fchwäabifhen Alp davon fonderbare Ausnahmen, 7 (S. 38) Quetelet im Bulletin de l!’Acad. de Bru- xelles 1836 p. 75. (©. 38.) Forbes, Exper. on the temperature of the Earth at different depths in den Transact. of the Royal Soc. of Edinburgh Vol. XVI. 1849 Part 2. p. 189. » (S. 39.) Alle Zahlen die Qemperatur der Caves de l’Observatoire betreffend find aus Poiſſon, Theorie mathe- malique de la Chaleur p. 415 und 462 entlehnt. Dagegen 166 enthält dag Annuaire me&tEorologique de la France von Martins und Haeghens 1849 p. 88 abweichende Eorrectionen des Lavoifierfhen unterirdifchen Chermometers durch Gay-Luſſac. Sm Mittel aus 3 Ablefungen (Junius bis Auguft) gab jenes Ther: mometer 12%,193: wenn Gay-Luſſac die Temperatur zu 11,843 fand; alſo Differenz 0°,350. (©. 39.) Eaffini in den Mem. de i’Acad. des Sci- ences 1786 p. 511. (©, 40.) Bouffingault »sur la profondeur à iaqueile on trouve dans la zone torride la couche de temperature in- variable«, in den Annales de Chimie et de Physique T. LIII. 1833 p. 225—247. Einwendungen gegen die in diefer Ab: handlung empfohlene und in Südamerika durch fo viele genaue Verſuche bewährte Methode find von John Galdecott, dem Aſtro— nomen des Najah von Travancore, und vom Gap. Newbold in Indien gemacht worden. Der Erftere fand zu Trevandrum (Edinb. Transact. Vol. XV. Part 3. p. 379—393) die Boden-Temperatur in 3 Fuß Tiefe und darunter (alfo tiefer, als Boufingault vor: fhreibt) 85° und 86° Fahr., wenn die mittlere Ruft:Temperatur zu 80°,02 Fahr. angegeben wird. Newbold's Verſuche (Philos. Transact. for ihe year 1845 Part 1. p. 133) zu Bellary (Br. 15° 5%) gaben für 1 Fuß Tiefe von Sonnen: Aufgang bis 2 U. nach der Sulmination noch eine Temperatur: Vermehrung von A, aber zu Saffargode (Br. 12° 29) bei bewölftem Himmel von 1'/, Kahrenheit’: fhen Graden, Sollten die Thermometer wohl gehörig bedeckt, vor der Inſolation gefchüßt gewefen fein? Vergl. auh D.Korbeg, Exper. on the temp. of the Earth at different depths in den Edinb. Transact. Vol. XVI. Part 2. p. 189. Oberſt Acoſta, der verdiente Gefchichtsfchreiber von Neu:Granada, hat feit einem Fahre zu Guaduas am füdweftlichen Abfall des Hochlandes von Bogota, wo die mittlere Temperatur des Jahres 23%,8 ift, in 1 Fuß Tiefe, und zwar in einem bedeckten Naume, eine lange Neihe von Beob— achtungen gemacht, welche Boufingault’S Behauptung volllommen befräftigen. 2eßterer meldet: »Les Observations du Colonel Acosta, dont Vous connaissez la grande precision en tout ce qui inte- resse la Meteorologie, prouvent que, dans les conditions d’abri, la Temperature reste constante entre les tropiques à une Lr&s petite profondeur.« | 167 125, 41.) Ueber Gualgayoe (oder Minas de Chota) und Mi: cuipampa f. Humboldt, Recueil d’Observ. astron. Vol. 1. p. 32%. (©. 41.) Essai polit. sur le Roy. de la Nouv. Es- pagne (2%=- &d.) T. III. p. 201. = (S. 43) €. von Baer in Middendorff’g fibirt: ſcher Reiſe Bi: J. ©. VIE ©, 43) Der Kaufmann Fedor Schergin, Verwalter vom Somptoir der rufifch-zamerifanifhen Handlungs-Geſellſchaft, fing im Jahr 1828 an in dem Hofe eines diefer Gefellfchaft gehörigen Haufes einen Brunnen zu graben. Da er bis zu der Tiefe von 90 Fuß, die er 1830 erreichte, nur gefrorenes Erdreich und Fein MWafler fand, fo gab er die Arbeit auf: bis der Admiral Wrangel, der auf feinem Wege nach Sitcha im rufifhen Amerika Sakutff berührte, und einſah, welches große wiflenfchaftliche Intereſſe an die Durchfenfung der unterirdifchen Eisfchicht geknüpft fei, Herrn Schergin aufforderte das Vertiefen des Schachtes fortzufeken. Sp erreichte derfelbe bis 1837 volle 382 englifche Fuß unter der Dberflähe, immer im Eife bleibend. “(5A Middendorff, Neiferinn Siki B.'d, &.125—133. „Schließen wir“, fagt Middendorff, „diejenigen Tiefen aus, welche noch nicht ganz 100 Fuß erreichen, weil fie nach den bisherigen Erfahrungen in Sibirien in den Bereich der jahrlichen Temperatur: Beränderungen gehören; fo bleiben doch noch folche Anomalien in der partiellen Warme-Zunahme, daß Ddiefelben für 1’ NR. von 150 zu 200 $. nur 66, von 250 bis 300 $. Dagegen 217 engl. Fuß betragen. Wir müffen ung alfo bewogen fühlen auszu— fprechen, daß die bisherigen Ergebniffe der Beobachtung im Schergin: Schachte feinesweged genügen, um mit Sicherheit das Maaß der Temperafur:3unahme zu befiimmen; daß jedoch (troß der großen Abweichungen, die in der verfchiedenen Leitungsfähtigfeit der Erd: fhihten, in dem ftörenden Einfluffe der äußeren herabfinfenden Zuft oder der Tagewaſſer gegründet fein Fünnen) die Xemperaturs Zunahme auf 17%. nicht mehr als 100 bis 117 englifche Fuß betrage.” Das Nefultat 117 engl. Fuß ift das Mittel aus den 6 partiellen Temperatur: 3unahmen (von 50 zu 50 Fuß) zwifchen 100 und 382 Fuß Schachttiefe. Vergleiche ich die Luft-Temperatur des Tahres zu Jakutſk (— 80,13 R.) mit der durch Beobachtung 168 gegebenen mittleren Qemperatur bes Eijed (—2%,40 R.) in der größten Tiefe (382 engl. Fuß), fo finde ich 66°, engl. Fuß für 1! R. Hundert Fuß giebt die Vergleihung des ZTiefften mit der Temperatur, welche in 100 Fuß Schachttiefe berrfcht. Aus den fcharffinnigen numerifchen Unterfuhungen von Middendorff und Peters über die Fortpflanzungs:Gejchwindigfeit der atmofpharifchen Temperatur-DBeränderungen, über Kälte: und Warme: Gipfel (Middend ©. 133 — 157 und 168— 175) folgt: daf in den ver: fhiedenen Bohrlöchern, in den geringen oberen Xiefen von 7 bie 20 Fuß, „ein Steigen der Temperatur vom Märs bis Dctober, und ein Sinfen der Temperatur vom November bis April ftatt findet, weil Frühjahr und Herbft die Jahreszeiten find, in welchen die Veränderungen der Xuft= Temperatur am bedeutendften find“ (S. 142 und 145). Selbſt forgfältig verdedte Gruben Fühlen fich in Nord-Sibirien allmälig aus durch vieljährige Berührung der Luft mit den Schahtwänden. Im Scergin=: Schachte hat jedoch in 18 Sahren diefe Berührung kaum '/, Grad Temperatur: Ernie: drigung hervorgebracht. Eine merfwürdige und bisher umerklärte Erſcheinung, die fih auch in dem Schergin-Schachte dargeboten hat, ift die Erwärmung, welche man im Winter bisweilen in den tieferen Schichten allein bemerkt hat, „ohne nachweisbaren Einfluß von außen“ (8. 156 und 178). Noch auffallender fcheint e3 mir, dag im Bohrloch zu Wedenft an der Pafina bei einer Luft: Temperatur von — 280 N. in der fo geringen Tiefe von 5 big 8 Fuß nur —2°,5 gefunden wurden! Die Sfogeothermen, auf deren Richtung Kupffer’s fharfiinnige Unterfuchungen zuerft geleitet haben (Kosmos Bd. J. ©. 445), werden noch lange Zeit ungelöfte Probleme darbieten. Die Löfung ift befonders fehwierig da, wo das voll: ſtändige Durchſinken der Bodeneid:Schicht eine langdanernde Arbeit ift. Als ein bloßes Local-Phänomen, nach des Ober - Hütten: Ver: walters Slobin's Anficht durch die aus Gewäflern niedergefchlagenen Erdfhichten entftanden, darf jeßt das Bodeneig bei Jakutſk nicht mehr betrachtet werden (Midd. ©. 167). (©. 45) Middendorff Bd. I. ©. 160, 164 und 179, In diefen numerifchen Angaben und Vermuthungen über die Dice des Eisbodens wird eine Zunahme der Temperatur nach arithme: tifher Progreflion der Tiefen vorausgeſetzt. Ob in größeren Tiefen eine Berlangfamung der Warme:Zunahme eintrete, ift theoretifch — 169 — — — — ungewiß; und daher von ſpielenden Berechnungen über die Tempe: ratur des Erd: Gentrums in Strömung erregenden geſchmolzenen heterogenen Gebirgsmaflfen abzurathen. (©. 45) Schrenk's Reiſe durd die Zundern der Samojeden 1848 Th. I. ©. 597. (©. 45.) Gufeav Nofe, Neife nah dem Ural Bd.I. ©. 428. 9 (S. 46.) Vergl. meines Freundes G. von „»elmerjen Verſuche über die relative Warme:keitungsfähigfeit der Felsarten (M&em. de l’Acad&mie de St. Petersbourg: Melanges physiques et chimiques 1851 p. 32). s (©. 47.) Middendorff DB. I. ©. 166 verglichen mit ©. 179. „Die Curve des anfangenden Eisbodens fcheint in Nord: Afien zwei gegen Süden convere Scheitel: einen ſchwach gekrümm— ten am Dbi und einen fehr bedeutenden an der Lena, zu haben. Die Grenze des Eisbodens läuft von Berefow am Dbi gegen Turuchanſk am Jeniſei; dann zieht fie fih zwifchen Witimff und Olekminſk auf das rechte Ufer der Lena, und, zum Norden hinan— fteigend, oſtwaärts.“ 52 (©. 49.) Die Hauptitelle von der magnetifchen Kette von Ringen ift im Platonifchen Jon pag. 533 D, E ed. Steph. Später erwahnen diefer Fortpflanzung Ber anziehensen Birkung außer Plinius (XXXIV, 14) und Lucrez (VI, 910) auch Auguſtinus (de eivitaie Dei XX, 4) und Vhilo (de Mundi opificio pag. 32 D ed. 1691). 3 (©. 49.) Kosmos Bd. 1. ©. 194 und 435 Anm. 32, Bd. I. ©. 293—295, 317—322, 468 Anm. 59 und 481—482 Anm. 91—93. »C(S. 50.) Perg. Humboldt, Asie centrale T. I. p. XL-XLIH und Examen crit. de !’hist. de la Geogra- phie T. il. p. 35. Eduard Biot, der die Klaproth’fhen Unter: fuhungen über dag Alter des Gebrauchs der Magnetnadel in China durch mühfame bibliographifche Studien, theilg allein, theils mit Beihülfe meines gelehrten Freundes Stanislas Julien, befraftigt und erweitert hat, führt eine ältere Tradition an, die fich aber erft bei Schriftftellern aus den erften chriftlihen Sahrhunderten findet, nach welcher Magnetwagen fchon unter dem Kaifer Hoangeti gebraucht wurden. Diefer berühmte Monarch foll 2600 Jahre vor unferer Zeitrechnung (d. i. tauſend Jahre vor der Vertreibung der 170 Hykſos aus Aegypten) regiert haben. Ed. Biot sur la direc- tion de Paiguille aimantce en Chine in den Comptes rendus de l’Acad. des Sciences T. XIX. 1844 p. 362. 5 (©, 50.) Kosmos Bd. 1. ©. 194 und 435 Anm. 31. Arifto: teleg felbft (de Anima I, 2) fpricht nur von der Befeelung des Magnetfteing ald einer Meinung des Thales. Diogenes Laertius dehnt aber die Meinung beftimmt auf den Bernftein aus, indem er fagt: „Ariftoreles und Hippias behaupten von der Lehre deg Thales....” Der Sophiſt Hippias aus Elis, der alles zu wiffen wähnte, beichäftigte fich mit Naturkunde, und fo auch mit den alteften Traditionen aus der phyfiologifchen Schule. Der „anziehende Windeshauch“, welcher, nach dem cinefifchen Phyſiker Kuopho, „ven Magnet und den Bernftein durchweht“, erinnert, nach Bufch: mann's mericanifchen Sprachunterfuchungen, au den aztekifchen Namen für den Magnet: tlaihioanani tetl, bedeutend: „der durch den Hauch an fich ziebende Stein” (von ihiotl Hauch, Athem, und ana ziehen). » (©. 51.) Was Klaproth über diefen merkwürdigen Apparat dem Penthſaoyan entnommen, tft umftandlicher indem Mung-khi- pi-than aufgefunden worden; Gomptes rendus T. XIX. p. 365. Warum wird wohl in diefer leßteren Schrift, wie auch in einem chineſiſchen Kräuterbuche gefagt: die Cypreſſe weit nach dem Werten, und allgemeiner: die Magnetnadel weift nah dem Süden? Sf bier eine üppigere Entwidlung der Zweige nach Sonnenitand oder vorherrfchender Windrichtung gemeint? ” (©. 56.) Kosmos Bd. II. ©. 469-472. Zu der Zeit König Edwards IH von England: als, wie Sir Nicholas Harris Nicolas (History of the Royal Navy 1847 Vol. II. p. 180) erwiefen hat, immer nah dem Compaß, damals sailstone dial, sailing needle oder adamante genannt, gefchifft wurde; fiehbt man zur Ausrüftung des »King’s ship the George« im Jahr 1345 im dem Ausgabe-Negifter aufgeführt fechzehn in Flandern gekaufte horologes (hour-glasses); aber diefe Angabe ift Feinesweges ein Beweis für den Gebrauch des Logs. Die Stundengläfer (ampolietas der Spanier) waren, wie aus den Angaben von Eneifo in Cespedes fih deutlichft ergiebt, lange vor Anwendung des Logs, echando punto por fantasia in der corredera de los perezosos, d. h. ohne ein Log auszuwerfen, nothwendig. 171 3 (©. 57.) Bergl. Kosmos Bd. J. ©. 427 Anm. 11 und 429 Anm. 14; Bd. 1. ©. 373, 381, 382, 515 Anm. 70—72 und 517 Anm. 88. Calamitico wegen der Geftalt eines Kaubfrofches der eriten Compaß: Nadeln. > (S. 57.) Bergl. Gilbert, Physiologia nova de Mag- nete Jib. IIE cap. 8 p. 124. Daß Magnetismus dem Eifen lang: dauernd mitgetheilt werden kann, fagt im allgemeinen, Doch ohne des Streichens zu erwähnen, fchon Plinius (Kosmos Bd. J. S. 430 Anm. 19). Merkwürdig ift Gilbert's Beipottung der: »vul- garis opinio de montibus magneticis aut rupe aliqua magnetica, de polo phantastico a polo mundi distante« (l. c. p. 42 und 98). Die Veränderlichkeit und das Fortfchreiten der magnetifchen Linien waren ihm noch ganz unbekannt: »varietas uniuscujusque loci con- stans est«; |. c. p. 42, 98, 152 und 153. (©. 57.) Historia naturalde lasIndiaslib. I cap. 17. (8. 58.) Kosmos B.1. ©. 189. 2 (©. 58.) Ich habe durch Anführung eigener, fehr forgfältiger Snelinations- Beobachtungen, die ich in der Südſee angeftellt, erwiefen, unter welchen Bedingungen die Snelination von wichtigem praftifhen Nußen zu Breiten-Beftimmungen zur Zeit der an der peruanifchen Küjfte berrfchenden, Sonne und Sterne verdunfelnden garua fein fann (Kosmos Bd. J. ©. 185 und 423 Anm. 14). Der Sefuit Cabeus, Verfaffer der Philosophia magnetica (in qua nova quaedam pyxis explicatur, quae poli elevationem ubique demonstrat), hat auch ſchon in der erften Halfte des 17ten Jahr— hunderts die Aufmerkſamkeit auf diefen Gegenftand geleitet. (©. 53) Edmund Halley inden Philos. Transact. for 1683 Vol. Xil. No. 148 p. 216. * (S. 59.) Solche Linien, von ihm tractus chalyboeliticos genannt, hatte auch der Pater Chriſtoph Burrus in Liffabon auf eine Karte getragen, die er dem König von Spanien zur Auffin- dung und Beſtimmung der Seelänge für einen übergroßen Preis anbot: wie Kircher in feinem Magnes ed. 2. p. 443 erzähle. Der allererften Variations-Karte von 1530 ift bereits oben (S. 55) Erwähnung gefcheben. (8. 60.) Noch 20 Fahre ſpäter ald Halle auf St. Helena feinen Catalog füdliher Sterne (leider! Feines unter der Hten Größe) anfertigte, rühmte fih Hevelius im Firmamentum 172 Sobescianum, Fein Fernrohr anzuwenden und duch Spalt: oͤſfnungen zu beobachten. Halley wohnte 1679, als er Danzig befuchte, diefen Beobachtungen, deren Genanigfeit er übrigens übermäßig anrühmte, bei. Kosmos Bd. IM. ©. 60, 106 (Anm. 2 und 3), 154, 317 und 355 (Anm. 13.) (©. 60.) Spuren der täglichen und ftündlichen Veränder: lichkeit der magnetifhen Abweichung hatten bereits in London Hellidrand (1634) und in Siam der Pater Tachard (1682) erkannt. 7 (8. 61.) Vergl. Kosmos Bd.I. ©. 432—435 Anm. 29, Die vortreffliche Sonftruction der, nach Borda’s Angabe zuerft von Lenoir angefertigten Boussole d’Inclinaison, die Möglichkeit freier und langer Schwingungen der Nadel, die fo fehr verminderte Reibung der Zapfen, und die richtige Aufitellung des mit Libellen verfehenen Inſtruments haben die genaue Meffung der Erdfraft unter verfchiedenen Zonen zuerft möglich gemacht. (8. 63.) Die Zaylen, mit welchen die folgende Tafel an: hebt (3. B. 1803—1806), deuten auf die Epoche der Beobachtung; die in Klammern dem Titel der Schriften beigefügten Zahlen aber auf die, oft ſehr verfpätete Veröffentlichung der Beobachtungen. (©. 66.) Malus (1808) und Arago’s (1811) einfarbige und chromatifche Polarifation des Lichtes, f. Kosmos Bd. H. ©. 370. (8. 67.) Kosmos Bd. 1. S. 186 und 429 Anm. 17. ”' (©. 68.) »Before the practice was adopted of determining absolute values, ihe most generaily used scale (and which still continues to be very frequentiy referred to) was founded on the time of vibration observed by Mr. de Humboldt about the commencement of the present century at a station in the Andes of South America, where the direction of the dipping-needle was horizontal, a condition which was for some time erroneously supposed to be an indication of the minimum of magnetic force at the Earth’s surface. From a comparison of the times of vibration of Mr. de Humboldt’s needle in South America and in Paris, the ratio of the magnetic force at Paris to what was supposed to be its minimum, was inferred (1,348); and from the results so obtained, combined with a similar comparison made by myself between Paris and London in 1827 with several mag- nets, the ratio of the force in London to that of Mr. de Hum- boldt’s original station in South America has been inferred to be 1,372 to 1,000. This is the origin of the number 1,372, which has been generally empioyed by British observers. By absolute measurements we are not only enabled to compare numerically with one another the resuits of experimentis made in ihe most distant parts of the globe, with apparatus not pre- viously compared, but we also furnish the means of comparing hereafter Ihe intensity which exists at the present epoch, with that which may be found at future periods.« Sabine im Manual for the use ofthe British Navy i849 p. 17. 2 (©. 70.) Da3 erfie Bedürfnißg verabredeter glei: zeitiger magnetifcher Beobachtung ift von Celſius gefühlt worden. Ohne noch des, eigentlih von feinem Gehülfen Olav Hiorter (Marz 1741) entdedten und gemeſſenen Einfluffes des Polar: licht3 auf die Abweichung zu erwahnen, forderte er Graham (Som: mer 1741) auf mit ihm gemeinschaftlich zu unterfuchen, ob gewiffe außerordentliche Verturbationen, welde der ftündlibe Gang der Nadel von Zeit zu Seit in Upfala erlitt, auch in derfelben Zeit von ihm in London beobachtet würden. Gleichzeitigfeit der Wer: turbationen, fagt er, liefere den Beweis, daß die Urſach der Vertur: bation fich auf große Erdraume erſtrecke und nicht in zufälligen loca: len Einwirkungen gegründet fei. (Celftiug in Sven/[ka Veten- fkaps Academiens Handlingar för 1740 p. 44; Hiorter a. a. D. 1747 p. 27.5, Als Arago erfannt hatte, daß die durch Polarlicht bewirkten magnetifhen Werturbationen fich über Erd: jtrecken verbreiten, wo die Kichterfcheinung des magnetifchen Unge— witters nicht gefehen wird, verabredete er gleichzeitige ftündliche Beobachtungen 1823 mit unferem gemeinfchaftlichen Freunde Kupffer in Kalan, fait 47° öftlich von Paris, Wehnliche gleichzeitige Decli— nations-Beobachtungen find (1825) von mir mit Arago und Neich in Paris, Freiberg und Berlin angeftellt worden; f. Poggend. Yun. Bd. XIX. ©. 337. (©. 75.) Die im Tert genannte Abhandlung von Rudolph Wolf enthält eigene tägliche Beobachtungen von Sonnenfleden (1 Sanuar bis 30 uni 1852), und eine Iufammenftellung der Lamont’fchen periodifchen Deeclinationd: Variationen mit den Reſul— taten von Schwabe über die Frequenz der Sonnenfleden (18395— 1850). Es wurde diefelbe in einer Sißung der naturforfchenden Gefellfchaft zu Bern den 31 Juli 1852 vorgetragen, wahrend die ausführlichere 174 Abhandlung vom Oberft Sabine (Phil. Transact. for 1852 P. 1. p. 116—121) der Eönigl. Societat zu Kondon fchon Anfangs Marz übergeben und Anfangs Mai 1852 verlefen wurde. Nach den neues ten Unterfuchungen der Beobachtungen der Sonnenfleden findet Wolf die Periode im Mittel von 1600 bis 1852 zu 11,11 Fahren. (©. 76.) Kosmos Bd. IH. S. 400 und 419 Anm. 30. Dia: magnetifhe Abſtoßung und äquatoriale, d. i. oſt-weſtliche Stellung in der Nähe eines ſtarken Magnets zeigen Wismuth, Antimon, Silber, Phosphor, Steinſalz, Elfenbein, Holz, Aepfel— fheiben und Leder. Sauerſtoff-Gas (rein oder mit anderen Gas: Arten gemifcht, oder in den Zwifchenräumen der Kohle verdicdt) ift paramagnetifch. Vergl. über Ervftallifirte Körper, was nac) der Tage gewiffer Achfen der fcharffinnige Plüder Poggend Ann. Bd. 73. ©. 178 und Phil. Transact. for 1851 $ 336 — 2842) aufgefunden bat. DieAbftopung durch Wismuth war zuerft von Brugmang (1778) erfannt, dann von Le Baillif (1827) und Seebeck (1828) gründ— licher geprüft. Faraday felbft (5 2429— 2431), Neich und der, fchon feit dem Sahre 1836 für die Kortfchritte des tellurifhen Magne— tismus fo ununterbrochen thätige Wilhelm Weber haben den Zu: fammenhang der diamagnetifchen Erfcheinungen mit denen der Induction dargethban Poggend. Ann. Bd.73. ©.241 und 253). Meber hat fich nachzumeifen beftrebt, daß der Diamagnetismug feine Quelle in den Ampere’fhen Molecular:Strömen habe (Wilh. Weber, Abhandlungen über electro-dynamifce Maaßbeſtimmungen 1852 ©. 545—570). > (©. 77.) Zur Hervorbringung diefer Polaritdt werden durch die actio in distans des Erdförpers die magnetifchen Flüfigkeiten in jedem Sauerftoff-Theilchen in beftimmter Richtung und mit beftimmter Kraft um eine gewiffe Größe getrennt. Jedes Sauerſtoff-Theilchen reprafentirt dadurch einen EFleinen Magnet; und alle diefe Keinen Magnete reagiren auf einander, wie auf den Erdförper, und zuletzt, in Verbindung mit diefem, auf eine irgendwo in oder außerhalb des Luftkreiſes befindlich gedachte Nadel. Die Sauerftoff: Hülle des Erdfreifes ift zu vergleichen einer Armatur von weichen Eifen an einem nafürlichen oder Stahl: Magnet: der Magnet Eugelförmig gedacht gleich Der Erde, und die Armatur als Hohlfugel gleich der atmofphärifchen Sauerſtoff-Hülle. Die Stärke, bis zu der ein jedes Saunerftojf: 175 Theilhen durch die conftante Kraft der Erde magnetifirt werden kann (magnetic power), finft mit der Temperatur und Verdünnung des Sauerftoff:Gafes. Indem eine ſtete Veränderung der Tempe— ratur und Ausdehnung der Sonne von Oſt nah Welt um den Srdförper folgt, muß fie demnach auch die Nefultate der Kräfte der Erde und der SauerftoffzHülle verändern, und dies ift nach Fa: radays Meinung die Quelle eines Theiles der DBariationen in den Elementen des Erd-Magnetismus. Wlüder findet, daß, da die Kraft, mit welcher der Magnet auf das Saquerſtoff-Gas wirkt, der Dichtigkeit ded Gafes proportional ift, der Magnet ein einfaches eudiometrifches Mittel darbietet die Gegenwart des freien Sauerftoff-Gafes in einem Gas-Gemiſch big auf 1 oder 2 Hunderttheilchen zu erkennen. ’* (&, 79.) Kosmos Bd. IV. ©. 10 und 11. 7 (©. 79.) Kepler in Stella Martis p. 32 und 34. Vergl. damit fein Mysterium cosmogr. cap. 20 p. 71. 7° (©. 79.) Kosmos Bd. IH. ©. 416 Anm. 23, wo aber durch einen Drudfehler Basis Astronomiae ftatt Clavis Astro- nomiae jteht. Die Stelle ($ 226), in welcher der Kichtproceß der Sonne ein perpetnirliches Nordlicht genannt wird, ift übrigens nicht in der erften Ausgabe der Clavis Astr. von Horrebow (Havn.' 1730) zu ſuchen; fondern fie fteht allein in der, durch einen zweiten Theil vermehrten, neuen Ausgabe derfelben in Horrebow’8 Operum mathematico-physicorum T. I. Havn. 1740 pag. 317, indem fie diefem hinzugefommenen zweiten Theile der Clavis angehört. — Bergl. mit Horrebow’3 Anficht die ganz ähnlichen von Sir William und Sir Sohn Herfchel, Kosmos Bd. III. ©. 45, 56 (Anm. 22), 256 und 262. ”? (©. 79.) Memoires de Mathem. et de Phys. pre- sentes a l’Acad. Roy. des Sc. T. IX. 1780 p. 262. (©. 80.) »So far as these four stations (Toronto, Hobar- ton, St. Helena and the Cape), so widely separated from each other and so diversely situated, juslify a generalisation, we may arrive to the conclusion, that at the hour of 7to 8A. M. the magnetic declination is everyıhere subject lo a variation of which the period is a year, and which is everywhere similar in character and amount, consisting of a movement of the north end of the magnet from east lo west beiween the northern and the southern 176 solstice, and a return from west io east between Ihe southern and the norihern solstice, the amplitude being about 5 minutes ofarc. The turning periods of the year are not, as many might be disposed to anticipate, those months, in which the temperature at the surface of our planet, or of the subsoil, or of the atmo- . sphere (as far as we possess the means of judging of the tem- perature of the atmosphere) attains its maximum and minimum. Stations so diversely situated would indeed present in these respects thermic conditions of great variety: whereas uniformity in the epoch of the turning periods is a not less conspicuous feature in ihe annual variation than similarity of character and numerical value. Atall the stations the solstices are the turning periods of the annual variation at the hour of which we are treating. — The oniy periods of the year in which the diurnal or horary variation at that hour does actually disappear, are at the equinoxes, when the sun is passing from the one hemisphere to the other, and when the magnetic direction in the course of its annual variation from east io west, or vice versa, coincides with the direction which is ihe mean declination of all the monihs and of all the hours. — The annual variation is ob- viousiy connected with, and dependent on, the earth’s position in its orbit relalively to the sun, around which it revolves; as the diurnal variation is connected with and dependent on the rotation of the earth on its axis, by which each meridian suc- cessively passes through every angle of inclination to the sun in the round of 24 hours.« Sabineon the annualand diurnal variations, in dem noch nicht erfchienenen 2ten Bande der Ob- servations made at ihe magn. and meteorol. Observa- tory at Toronto p. XVIL-XX. Vergl. auch feine Abhandlung on the annual variation of ihe magnetic Declination at different periodsoftheDay in den Philos. Transact. for 1551 P. li. p. 635, und die Einleitung in die Observ. made attheÖbservatoryatHobarton Vol. 1. p. XAXIV—XXXVi. 18.80.) Sabine on the means adopted for deter- miningtheabsolute values, secularchangeandannual variation of ihe terrestrial magnetic Force, in den Phil. Transact. for 1850 P. I. p. 216. Auch in Sabine’d Er- Öffnungsrede der DVerfammlung zu Belfaft (Meeting of the 177 Brit. Assoc. in 1852) heißt es: it is a remarkable fact, which has been established, that the magnetic force is greater in both the northern and southern hemispheres in the months of De- cember, January and February, when the Sun is nearest lo the earth, than in those of May, June and July, when he is most distant from it: whereas, ifthe effects were due to temperature, the two hemispheres should be oppositely instead of similarly affected in each of the two periods referred to. 2 (5. 81.) ZamontinVoggend.AnnalenDBd. 84. ©.579. 3.5.81.) Sabine on periodical laws discoverable in the mean effects of the larger magnetic Distur- bances, in den Phil. Transact. for 1852 P. I. p. 121. (Kos— mo8 Bd. IV. S. 73 Ne. 9.) (5, 81.) Kosmos Bd. III. ©. 402. 235.82.) 9.0.9. ©.:238. s(© 82.) Kreil, Einfluß des Mondes auf die magnetifche Declination 1852 ©. 27, 29 und 46. (©. 83.) Kosmos Bd. J. S. 407 Anm. 55 und, auf die Meteorfteine angewandt, ©. 137; wie Bd. IH. ©. 594. ©. 8.) Vergl. Mary Somerville in ihrer Eurzen, aber lichtvollen, auf Sabine’8 Arbeiten gegründeten Darftellung des Erd: Magnetismug, Physical Geography Vol. IH. p. 102. Sir John Roß, der diefe Eurve fehwächfter Sutenfität auf feiner großen antarctifchen Erpedition Dec. 1839 durchichnitt (lat. 19° füdl. und long. 31° 35° weftl.), und das große Verdienft hat ihre Lage in der füdlihen Hemifphare zuerft beftimmt zu haben, nennt fie den Equator of !ess intensity. ©. deſſen Voy. to the Sou- thern and Antarctic Regions Vol. I. p. 2. (©. 84) »Stations of an intermediate character situated beetwen the northern and southern magnetic hemispheres, par- taking, although in opposite seasons, of those contrary features which separately prevail (in the two hemispheres) throughout the year.« Sabine in den Phil. Transact. for 1847 P. 1. p. 53 und 57. (5. 85.) Der Pole of Intensity ift nicht der Pole of Ver- tieity: Phil. Transact. for 1846 P. ill. p. 255. 1S. 5) Gauß, allgem. Theorie des Erdmag: netismus$ 31. A». Humboldt, Krömos. IV 12 178 »2 (S. 85.) Philos. Transact. Vol. XXXHI. tor 1724, 1725 p. 332 (»to try, if the Dip and Vibralions were constant and regular«). 3 (S. 86.) Novi Comment. Acad. scient. Petropol. T. XIV. pro anno 1769 Pars 2. p. 33. ©. auch Le Monnier, Lois du Magnetisme compare&es aux observations 1776 p- 50. * (©, 87.) Es iſt zu erinnern, daß bei den aſtronomiſchen Ortsbeſtimmungen das Zeichen + vor der Zahl die nördliche, das Zeichen — vor derfelben die füdliche Breite ausdrückt; wie D. und W. nach den Längengraden ſtets den öftlichen oder weftlichen Ab— ftand vom Meridian von Varis, nicht von Greenwich (wenn in einigen Fallen es nicht ausdrücdlich bemerkt ift), andeuten. Wo einzelne Abhandlungen des Dberften Sabine nicht namentlich in den Anmerkungen des Kosmos ceitirt find, ift in dem Abfehnitt vom tellurifhen Magnetismus (©. 74 big 141) durh Anführungszeichen fenntlich gemacht, was den handfchriftlihen Mittheilungen jenes mir befreundeten Gelehrten entnommen wurde. 5 (©, 88.) Fifth Report of the British Association p- 72, seventh Report p. 64 und 68; Contributions to ter- restrial Magnetism No. VII in den Philos. Transact. for 1846 P. 111. p. 254. (©. 89.) Sabine im Seventh Report of the Brit. Assoc. p. 77. » (S. 89) Sir James Roß, Voy. in the Southern and Antarctic Regions Vol. I. p. 322. Der große Seefahrer durchfchnitt zweimal zwifchen Kerguelen und Ban Diemen die Curve größter Intenſität: zuerft in Br. — 46° 44’, Länge 126° 6° Hft, wo die Intenſität bis 2,034 anwuchs, um öftlich gegen Hobarton hin bis 1,824 abzunehmen (Voy. Vol. I. p. 103 und 10%; dann ein Sahr fpäter, vom 1 Januar bis 3 April 1841, wo nach dem Schiffsjvournal des Erebud von Br. — 77° 47° (Rg. 173° 21° 9.) bie Br. — 51° 16° (8a. 134° 30° D.) die Sntenfitäten ununterbrochen über 2,00, felbft 2,07 waren (Philos. Transact. for 1843 P. 1. p. 211— 215). Sabine's Refultat für den einen Focus der füdlichen Halbfugel (Br. — 64°, 2%g. 135° 10° Oft), das ich in dem Tert ger geben, ift aus den Beobachtungen von Sir Games Noß vom 19 bis 27 März 1841 genommen (crossing the southern isodynamic 179 ellipse of 2,00 about midway between the extremities of its prin- eipal axis) zwifhen Br. — 58° und — 64° 26°, Länge 126° 20° und 146° 0° Oſt (Contrib. to terr. Magn. in den Philos. Trans- act. for 1846 P. III. p. 252). (©. 89.) Roß, Voyage Vol. Il. p. 2%. Nach den Neife: Inſtructionen wurden die beiden füdlichen Koci des Maximums der Intenſität vermuther (Vol. I. p. XXXVI) in Br. — 47°, 8g. 140° D. und Br. — 60°, 8g. 235° 9. (Meridian von Greenwich). *9:(&©. 89.) Philos. Transact. for 1850 'P-T pP.’ 201; Admiralty Manual 1849 p. 16; Erman, Magnet. Beob. ©. 437 — 454. too (©. 90.) Auf der Karte der ifodynamifchen Linien von Kordamerifa, die zu Sabine’s Abhandlung: Contributions to terrestrial Magncetism No. VII gehört, ſteht aus Ber: fehen 14,88 ftatt 14,21. Die leßtere, wahre Zahl ift aber im Text dDerfelben Abhandlung p. 252 zu lefen. In dem Zufak zu Note 158 im 1fen Bande der englifchen Ueberfeßung des Kosmos p. 414 ſteht auch durch einen Drudfehler 13,9 ſtatt 14,21. (©. 9.) Ich folge für 15,60 der Angabe in Sabine’s Contrib. No. VII p. 252. Aus dem magnetifchen Sournal des Erebus (Philos. Transact. for 1843 P. Il. p. 169 und 172) er: fiebt man, daß auf dem Eife am 8 Februar 1841 (in Br. — 77° 47’ und Lg. 1750 2°.) vereinzelte Beobachtungen felbft 2,124 gaben. Der Werth der Sntenfität 15,60 in abfoluter Scale feßt die Inten— fitat in Hobarton proviforifch zu 13,51 voraus (magn. and me- teorol. Observations made atHobarton Vol.1.p.LXXV). Es ift aber diefelbe neuerdings (Vol. I. p. XLVI) um etwas ver: größert worden, zu 13,56. Su dem Admiralty Manual p. 17 finde ich den füdlichen ftärferen Focus in 15,8 verwandelt. (©. 91.) Sabine in der englifchen Weberfeßung des Kos— mos Vol. I. p. 44. s (S. 91.) ©. die intereffante Darftellung: Map of the World, divided into Hemispheres by a plane, coinciding with the Meridians of 100 and 280 E. of Greenwich, exhibiting the unequal distribution of the Magnetic Intensity in the two Hemi: spheres, Plate V; in den Proceedings of the Brit. Assoc. at Liverpool 1837 p. 72—74. Die Theilung tft, nah dem Pari— fer Meridian gerechnet, Zange 97° 40’ Oft und 820207 Welt. Faſt 180 ununterbrochen fand Erman die Sntenfität der Erdfraft unter 0,76 (alfo sehr ſchwach) in der füdlichen Zone von Br. — 24° 25° bie Br. — 13° 18°, zwifchen 37° 10° und 35° 4/ weftlicher Zange. (©. 92.) Kosmos Bd. I. ©. 193 und 435 Anm. 30. 5(©. 92) Voyageintthe Southern Seas Vol. I. p. 22 und 27. ©. oben ©. 84 und Anm. 88. ° (©. 92.) ©. das Schiffsjournal von Sulivan und Dunlop in den Philos. Transact. for 1840 P. I. p. 143. Sie fanden als Minimum aber nur 0,800. ? (©. 92.) Man erhält 1: 2,44, wenn man in abfoluter Scale St. Helena 6,4 mit dem ftärferen Focus am Südpol 15,60 vergleicht; 1: 2,47 durch Vergleihung von St. Helena mit dem zu 15,8 vergrößerten füdlihen Marimum (Admir. Manual p. 17); 1 :2,91 durch Vergleihung in relativer Scale von Erman's Beob: Achtung im atlantifhen Ocean (0,706) mit dem füdlichen Focus (2,06); ja felbft 1:2,95, wenn man in abfoluter Scale die fchwächfte Angabe deffelben ausgezeichneten Neifenden (5,35) mit der ftärfiten Angabe für den füdlichen Focus (15,8) zufammenftellt. Eine Mittel: zahl ware 1: 2,69. Bergl. für die Sntenfität von St. Helena (6,4 in abjoluter oder 0,845 in relativer Scale) die früheften Beobach— tungen von Fiß:Noy (0,836) Philos. Transact. for 1847 P. 1. p- 52 und Proceedings of the meeting at Liverpool p. 56. ’(©. 92.) Rergl. die engl. Ueberf. des Kosmos Vol. I. p. 413 und Contrib. to terrestr. Magnetism No. VII p. 256. ? (©. 94.) Welche Art der Täuſchung fann in den Kohlen: bergwerfen von Flenu zu dem Nefultat geführt haben, dag im Sn: neren der Erde in 83 Fuß Tiefe die HorizontaleIntenfität fchon um 0,001 wachſe? Journal de l’Institut 1845 Avril p. 146. Sm einem englifchen tiefen Bergwerfe, 950 Fuß unter dem Meeres: fpiegel, fand Henwood gar feine Zunahme der Kraft (Brewfter, Treatise on Magn. p. 275). (©. 94.) Kosmos DB. 1. ©. 418, Bd. IV. ©. 36. 1 (©. 94.) Eine Verminderung der Magnet-Intenſität mit der Höhe folgt in meinen Beobachtungen aus den Vergleichungen der Silla de Garacas (8105 Fuß über dem Meere; Kraft 1,188) mit dem Hafen la Suayra (Höhe 0 F.; Kraft 1,262) und der Stadt Caracas (Höhe 2434 F.; Kraft 1,209); aus der Vergleichung der Stadt Santa Fe de Bogota (Höhe 8190 F.; Kraft 1,147) mit der Capelle von 181 Nuestra Senora de Guadalupe (Höhe 10128 $.; Kraft 1,127), die in größter Nähe unmittelbar an einer fteilen Kelswand wie ein Schwalbenneft über der Stadt hängt; aus der Vergleichung des Dulfans von Purace (Höhe 13650 F.; Kraft 1,077) mit dem Ge: birgsdörfchen Purace (Höhe 8136 F.; Kraft 1,087) und mit der nahen Stadt Popayan (Höhe 5466 F.; Kraft 1,117); aus der Ber: gleichung der Stadt Quito (Höhe 8952 $.; Kraft 1,067) mit dem Dorfe San Antonio de Lulumbamba (Höhe 7650 F.; Kraft 1,087), in einer nahen Felsfluft liegend, unmittelbar unter dem geogra— phifchen Aequator. Widerfprehend waren die höchften Dfeillations: DBerfuche, die ich je gemacht, in einer Höhe von 14960 Fuß, an dem Abhange des langft erlofchnen Vulkans Antifana, gegenüber dem Chuffulongo. Die Beobahtung mußte in einer weiten Höhle angefiellt werden, und die fo große Vermehrung der Intenſität war gewiß Folge einer magnetifchen Rocal-Attraction der Gebirgsart, des Trachyts: wie Verſuche bezeugen, die ich mit Gay-Luſſac im Krater felbft des Befuvs und an den Kraterrandern gemacht. Die Intenfität fand ich in der Höhle am Antifana bis 1,188 erhöht, wenn fie umher in niederen Hochebenen Faum 1,068 war. Die Sntenfität im Hofpiz des St. Gotthard (1,313) war größer als die von Airolo (1,309), aber Fleiner als die von Altorf (1,322); Airolo dagegen übertraf die Intenfität des Urfern:Loch8 (1,307). Eben fo fanden wir, Gap: Luſſac und ih, im Hofpiz des Mont Cenis die Intenſität 1,344, wenn diefelbe in Lang le Bourg am Fuß des Mont Genis 1,323; in Turin 1,336 war. Die größten Widerfprüche bot ung natürlich, wie fchon oben bemerft, der noch brennende Vefuv dar. Wenn 1805 die Erdfraft in Neapel 1,274 und in Portict 1,288 war, fo ftieg fie in der Einfiedelei von San Salvador zu 1,302, um im Krater des Veſuvs tiefer ald in der ganzen Umgegend, zu 1,193, berabzu- finfen. Gifengehalt der Laven, Nähe magnetifher Pole einzelner Stüde und die, im ganzen wohl fhwäcend wirkende Erhißung des Bodens bringen die entgegengefeßteften LXocal- Störungen hervor. Vergl. mein Voyage aux Regions Equinoxiales T. 1. p. 619— 626 und Mem. de la societe d’Arcueil T. I. 1807 p. 17—19. 2 (&, 95.) Kupffer’s Beobachtungen beziehen ſich nicht auf den Gipfel des Elbruz, fondern auf den Höhen:Unterfchted (4500 Fuß) von 2 Stationen: Brüde von Malva und Bergabhang von 182 Kharbis, die leider in Lange und Breite beträchtlich verfchieden find. Ueber die Zweifel, welche Neder und Forbes in Bezug auf das Kefultat erhoben haben, ſ. Transact. of the Royal Soc. of Edinburgh Vol. XIV. 1840 p. 3— 2. 3 (©. 95.) Vergl. Laugier und Mauvaisinden Gomptes rendus T. XVI. 1843 p. 1175 und Bravais, Observ. de ’intensite du Magne&tisme terresire en France, en Suisse et en Savoie in den Annales de CGhimie et de Phys. 3° Serie T. XVili. 1846 p. 214; Kreil, Einfluß der Alpen auf die Intenſität in den Denffchriften der Wiener Akad. der Wiſſ., mathem. naturwiſſ. El. Bd. I. 1850 ©. 265, 279 und 290. Um fo auffallender iſt es, daß ein ſehr genauer Beobachter, Quetelet, im Jahr 1830 die Horizontal-Inten— fität von Genf (1,080) zum Col de Balme (1,091), ja zum Hofpiz des heil. Bernhard (1,096) mit der Höhe hat zunehmen fehen, Vergl. Sir David Brewfter, Treatise on Magn. p. 275. “(&. 95) Annales de Chimie T. LIl. (1805) p. 86 bis 87. 5 (©. 95.) Arago im Annuaire du Bureau des Lon- gitudes pour 1836 p. 287; Forbes in den Edinb. Transact. Vol. XIV. (1840) p. 2. #* (S. 96.) $araday, Exper. Researches in Electri- city 1851 p. 53 und 77 $ 2881 und 2961. 7 (S. 9.) Shriftie in den Philos. Transact. for 1825 p. #9. (©. 97.) Sabine on periodical laws of the larger magnetic disturbances in den Phil. Tr. for 1851 P. I. p. 126; derfelbe on the annual variation of the magn. Declin. in den Phil. Tr. for 1851 P. Il. p. 696. 3 (©. 97.) Observ. made at the magn. and meteor. Observatory at Toronto Vol. I. (1840 — 1842) p. LXI. 0 (S. 98) Sabine in magn. and meteor. Observa- tions at Hobarton Vol. I. p. LXVIll. »There is also a cor- respondence in the range and turning hours of the diurnal va- riation of the total force at Hobarton and at Toronto, although Ihe progression is a double one at Toronto and a single one at Hobarton.« Die Zeit des Marimums der Intenfität ift in Hobarton zwifchen 8 und 9 Uhr Morgens, und eben fo um 10 Uhr Morgens 183 das ſecundäre oder fchwacere Minimum in Zoronto; alfo folgt nach der Zeit des Drts das Zunehmen und Abnehmen der Inten: fität-denfelben Stunden: nicht den entgegengefeßten, wie bei der Smelination und der Declination. ©. über die Urfachen Ddiefer Erfoheinung p. LXIX. (Vergl. auch Faraday, Atmospheric Magnetism $ 3027 — 3034.) 2! (©. 98.) Philos. Transact. for 1850 P. I. p. 215 big 217; Magnet. Observ. at Hobarton Vol. 1. (1852) p. XLVI. Bergl. oben Kosmos Bd. IV. ©. 27 Anm. Si. Die Iutenfität (totale Kraft) zeigt am Vorgebirge der guten Hoffnung in entgegen: gefeßten Sahreszeiten weniger Unterfchied als die Smelination; Magnet. Observ. made at theGape ofGood Hope Vol. J. (1851) p. LV. 2 (&, 98) ©. den magnetifchen Theil meiner Asie cen- trale T. 111. p. 442. 23 (©, 99.) Sir Sohn Barrow, Arctic Voyages of dis- covery 1846 p. 521 und 529. 21 (©. 99.) Im fibirifchen Continent ift bisher Feine ftärfere Smelination als 82° 16° beobachtet worden, und zwar von Midden: dorf am Fluß Taimyr unter Br. + 74° 17° und Länge 93° 20° dftlich von Paris (Middend. fibir. Reife Th. 1. ©. 194). 25 (©. 99.) Sir James Roß, Voyage to the Antarctic Regions Vol. I. p. 246. »I had so long cherished the ambi- lious hope«, fagt Ddiefer Seefahrer, »to plant the flag of my country on both the magnetic poles of our globe; but the ob- stacies, which presented themselves, being of so insurmoun- table a character was some degree of consolation, as it left us no grounds for self-reproach« (p. 247). 26 (©. 100.) Sabine, Pendul. Exper. 1825 p. 476. 7 (©. 100.) Derfelbe in den Philos. Transact. for 1840 P. 1. p. 137, 139 und 146. Ich folge für die Bewegung des afri- fanifchen Knotens der diefer Abhandlung beigefügten Karte. 2 (©. 101.) Sch gebe hier, wie es immer meine Gewohnheit ift, die Elemente diefer, nicht unwichtigen Beftimmung: Micui— yampa, ein peruanifches Bergftädtchen am Fuß des, durch feinen Silberreihthum berühmten Gerro de Gualgayoe: Br. — 6° 44° 25°, 29. S0° 53° 35 Höhe über der Südfee 11140 Fuß; magne: tifche Smelination 0%,42 gegen Norden (Eentefimal: Theilung des 184 Kreifes). — Caramarca, Stadt in einer 8734 Fuß hohen Ebene: Br. — 7° 8° 38%, 8g. 56.23’ 42°; Juel. 0%,15 gegen Süden. — Montan, ein Meierhof (hacienda), von Kama: Heerden umgeben, mitten im Gebirge: Br. — 6° 33° 9, 89. 5 26° 515 Höhe 8042 Fuß; Incl. 0,70 NR. — Tomependa, an der Mündung des Shincipe in den Amazonenfluß, in der Provinz Jaen de Braca— moros: Br. — 5° 31° 28”, 8a. 80° 57° 305 Höhe 1242 Fuß; nel. 30,55 N. — Trurillo, pernanifhe Stadt an der Südfee-Küfte: Br. — 8% 5° 40%, 8g. 81° 23° 375 Inel 22,15 © Humboldt, Recueil d’Observ. astron. (Nivellement barometrique et géo— desique) Vol. I. p. 316 No. 242, 244—254. Für die Grundlagen der aftronomifchen Beftimmungen durch Sternhöhen und Chronometer j. daffelbe Werk Vol. II. p. 379—391. Das Nefultat meiner Sn: elinationg-Beobachtungen von 1802 (Br. — 7° 2°, %g. 81! 8 W.) ſtimmt, fonderbar zufällig, troß der fecularen Veränderung, nicht fhlecht mit Le Monnier’s, auf theoretifche Rechnung gegründeter Vermuthung. Er jagt: „nördlid von Lima muß 1776 der mag: netifhe Aequator in 7° '/,, höchftens in 6° '/, füdlicher Breite ge— funden werden! (Lois du Magne&tisme comparees aux Ob- servations Partie li. p. 59.) 2 (©, 101.) Saigey, Mem. sur l’equateur magne- tique d’apres les observ. du Capitaine Duperrey, in den An- nales maritimes et coloniales Dec. 1833 T. IV. p. 5. Da: felbft wird fchon bemerkt, daß der magnetifche Aequator nicht eine Curve gleicher Sntenfität ift, fondern daß die Intenſität in ver: fchiedenen Theilen diefes Aequators von 1 zu 0,867 variirt. ” (S. 101.) Diefe Pofition des magnerifchen Aequators ift durch Erman für 1830 beftätigt worden. Auf der Nüdreife von Kamtfchatka nach Europa fand derfelbe die Neigung faft null: im Br. — 1? 30°, 9. 130 57 W.5 in Br. — 19324 89. 1379307 W.; in: Br.)1052, 7%. 1369 HB Br. — 2917,89. 1410 28°, (Erman, magnet. Beob. 1841 ©. 536.) 3 (S. 101.) Wilfes, United States Exploring Ex- pedition Vol. IV. p. 263. 32 (©, 102.) Elliot in den Philos. Transact. for 1851 P. I. p. 237-331. 3 (S. 102.) DuperreyindenComptes rendus T. XXII. 1846 p. 804806. | 185 (©, 104.) Briefvon Arago an mich aus Meß vom 13 Der. 1827: »J’ai parfaitement constate, pendant les aurores bo- reales qui se sont montrées dernierement a Paris, que l’appari- tion de ce phenomene est toujours accompagn&e d’une variation dans la position des aiguilles horizontales et d’inclinaison comme dans Pintensite. Les changemens d’inclinaison ont ete de 7’a 8. Par cela seul Yaiguille horizontale, abstraction faite de tout changement d’intensit&, devait osciller plus ou moins vite sui- vant l’epoque ou se faisait ’observation; mais en corrigeant les resultats par le calcul des effets immediats de l’inclinaison, il m’est encore reste une varialion sensible d’intensite. En repre- nant, par une nouvelle methode, les observations diurnes d’in- clinaison dont tu m’avais vu occupé pendant ton dernier sejour a Paris, j’ai trouve, non par des moyennes, mais chaque jour, une variation reguliere: linclinaison est plus grande le matin a 9° que le soir a 6. Tu sais que lPintensite, mesuree avec une aiguille horizontale, est au contraire a son minimum A la pre- miere epoque, et qu’elle atteint son maximum entre 6° et 7° du soir. La variation totale étant fort petite, on pouvait supposer qu’elle n’etait düe qu'au seul changement d’inclinaison; et en effet la plus grande portion de la variation apparenie d’inten- site depend de Yalteration diurne de la composante horizontale’ mais, toute correction faite, il reste cependant une petile quan- tite comme indice d’une variation reelle d’intensite.« — Aud einem anderen Briefe von Arago, Paris 20 März 1829, kurz vor meiner fibirifchen Reife: »Je ne suis pas étonné que tu re- connais avec peine la variation diurne d’inclinaison dont je vai parle, dans les mois d’hiver; c’est dans les mois chauds seulement que cette variation est assez sensible pour &tre ob- servee avec une loupe. Je persiste toujours a soutenir que les changemens d’inclinaison ne suflisent pas pour expliquer le chan- gement d’intensite deduit de l’observation d’une aiguille hori- zontale. Une augmentation de temperature, toutes les autres circonstances restant ies mêmes, ralentit les oscillations des ai- guilles. Le soir, la temperature de mon aiguille horizontale est toujours superieure a la temperature du matin; donc l’aiguille devrait, par cette cause, faire le soir, en un tems donne, moins d’oscillations que le matin; or elle en fait plus gue le 186 changement d’inelinaison ne le comporte: done du matin au soir, il ya une augmentation reelle d’intensit@ dans le magnetisme terrestre.«e — Spätere und viel zahlreichere Beobachtungen im Greenwich, Berlin, Petersburg, Toronto (Canada) und Hobarton (Ban Diemen) haben Arago’8 Behauptung (1827) der größeren Horizontal: Intenfität am Abend gegen den Morgen beftätigt. Sm Greenwich iſt das Haupt-Marimum der horizontalen Kraft um 6, das Haupt- Minimum um 22° oder 0°; in Schulzendorf bei Berlin max. 38", min. 21"; in Petersburg max. 8", min. 23° 20°; in Toronto max. 4", min. 23°: immer in der Seit jeden Orts. (Airy, Magn. Observ. at Greenwich for 1845 p. 13, for 1846 p. 102, for 1847 p. 241; Nie und Mofer in Poggend. Ann. Bd. XIX. 1830 ©. 1755 Kupffer, Coampte-rendu an- nuel de l’Obs. central magn. de Sı. Petersb. 1852 p. 28 und Sabine, Magn. Obs. at Toronto Vol. I. 1840 — 1842 p. XLII.) Sonderbar abweichend, faft entgegenfeßt, find die Wech— felftunden am Vorgebirge der guten Hoffnung und auf St. Helena, wo am Abend die Horizontalfraft am fchwäachften ift (Sa: bine, Magn. Obs. at the Cape of Good Hope p.XL; at St. Helena p. 40). So ift es aber nicht in der ganzen füdlichen Hemifphäre weiter in Often. »The principal feature in the diurnal change of the horizontal force at Hobarton is the decrease of force in the forenoon and its subsequent increase in the al- ternoon« (Sabine, Magn. Obs. at Hobarton Vol. 1. p. LIV, Vo!. IH. p. XL). 35 (©, 104.) Sabine, Hobarton Vol. I. p. LXVII und LXIX. 3 (©, 107.) Rotal: Sntenfität in Hobarton: max. 5", min. 20°1/,; in Toronto: Haupt-Max. 6", Haupt-Min. 14°; fecund. Mar. 20°, fecund. Min. 22%. Vergl. Sabine, Toronto Vol. I. p. LXI und LXIH mit Hobarton Vol. I. p. LXVIII. 7 (©, 107.) Sabine, Report on the isoclinal and isodynamic Lines in the British Islands 1839 p. 61—63. 38 (©, 108.) Humboldt in Poggend. Annalen Bd. XV. ©. 319— 336, Bd. XIX. ©. 357— 391; und im Voyage aux Regions &quinox. T. Il. p. 616 und 625. (5,109) Hanfteen Über jährliche Veränderung der Inclination in Poggend. Ann. Bd. XXI. S. 403--429. 187 Bergl. auch über den Einfluß der Bewegung der Sinoten des magnetifchen Aequators Sir David Brewfter, Treatise on Magnetism p. 247. Da man durh die Fülle der Stations- Beobachtungen jeßt ein faft ungemeſſenes Feld der fpeciellften Unter: fuhung befißt, fo bemerff man neue und neue Complicationen bei dem Auffuchen des Gefeßlihen. In auf einander folgenden Sahren jieht man 3. B. die Neigung in Einer Wendeftunde, der des Mar., vom Abnehmen in ein Sunehmen übergehen, wahrend in der Wendeftunde des Min. fie im progrefliven jährlichen Abnehmen blieb. Sm Greenwich 3. B. nahm die magnetifche Neigung in der Mar. Stunde (21") ab in den Jahren 1844 und 1845, fie nahm zu in derfelben Stunde in 1845—1846, fuhr aber fort in ver Wendeftunde des Min. (3°) von 1844—1846 abzunehmen. (Airy, Magn. Observ. at Greenwich 1846 p. 113.) “ (S. 109.) Philos. Transact. for 1841 P. I. p. 35. 1 (©. 109.) Vergl. Sawelieff im Bulletin physico- mathematique de Acad. Imp. de St. Petersb. T. X. No. 219 mit Humboldt, Asie centr. T. IH. p. 440. 2 (©. 110.) Sabine, Magn. Observ. at the Cape of Good Hope Vol. I. p. LXV. Darf man den Beobachtungen aus dem Jahre 1751 von La Saille trauen, der zwar jedesmal die Vole umfehrte, aber eine nicht frei genug fich bewegende Nadel hatte; fo ergiebt fih für das Cap eine Vermehrung der Inclination von 30,08 in 89 Sahren! 3 (S. 110.) Arago in dem Annuaire du Bureau des Long. pour 1825 p. 285 — 288. (©. 111.) Ich wiederhole noch, daß alle europäiichen Incli— nations= Beobachtungen, welche auf diefer Seite angeführt werden, in 360thetliger Eintheilung des Kreifes find, und daß nur die von mir vor dem Monat Juni 1804 beobachteten Snclinationen im Neuen Sontinent (Voy. aux Regions Equinox. T. Hi. p. 615 — 623) jih auf eine Sentefimal: Eintheilung des Bogens beziehen. (©. 112.) Grube Churprinz bei Freiberg im fächfifchen Erzgebirge: der unterirdifhe Punkt war auf der Tten Gezeugftrede, auf dem Kudwiger Spathgange: 80 Lachter öftlich vom Treibfchachte, 40 Lachter weſtlich vom Kunftichachte, in 133'/, Lachter Seigerteufe: beobachtet mit Freiesleben und Neih um 2%, Uhr Nachmittags (Temper. der Grube 15%6 Gent.). Incl. Nadel A 67° 37,45 188 tadel B 67° 32°,7; Mittel beider Nadeln in der Grube 67° 35,05. Sm freier Luft cüber Tage), auf einem Punkte der Oberfläche, welcher nach dem Markſcheider-Riſſe genau ſenkrecht über dem Punkte der unterirdifchen Beobachtung liegt, um 11 Uhr Vormittags: Nadel A 67° 33,875 Nadel B 67° 32/,12; Mittel beider Nadeln in der oberen Station 67° 32,99 (Xuft- Temperatur 15°%,3 Cent.). Unterfchied des oberen und unteren Rejultats — 27,06. Die Nadel A, welche als ftärfere mir immer am meiften Vertrauen einflößte, gab ſogar + 3',53: wenn der Einfluß der Tiefe bei alleinigem Ge- brauch der Nadel B faſt unmerflich geblieben ware. (Humboldt, in Poggend. Ann. Bd. XV. ©. 326.) Die gleichförmige Methode, die ich fters angewandt: im Ableien am Azimuthal- Kreife, um den magnetifhen Meridian durch correfpondirende Smelinationen oder durh den perpendicnlaren Stand der Nadel zu finden; wie die Neigung felbft am Vertical Kreife, durh Umdrehung der Nadel in den Pfannen, und durch Ablefen an beiden Spigen vor und nad dem Umdrehen der Pole: habe ich weitläuftig befchrieben und dur Beripiele erläutert in der Asie centrale T. IH. p. 465 — 467. Der Stand der 2 Nadeln ift für jede derielben 16mal abgelefen worden, um ein mittleres Refultat zu gewinnen. Wo von Wahr: fheinlichfeit in Beftimmung fo Eleiner Größen die Rede ift, muß man in das Einzelnfte der Beobachtung eingehen. “S. 112) R0sm08 BD. 1..©, AT. (©. 113.) Humboldt, Voy. aux Regions equinox. TE. 2317 “ (©. 114.) Ertman, Reife um die.Erde BB. IL ©. 180. (©. 115.) Kosmos Bd. IV. ©. 51. Petrus Peregrini meldet einem Freunde, daß er fchon 1269 die Variation in Stalien 5° öft: lih gefunden habe. (©. 115.) Humboldt, Examen crit. de l’hist. de la Geogr. T. lil. p. 29, 36, 38 und 44— 51. Wenn Herrera (Dec. I. p- 23) fagt, Columbus habe bemerkt, die Magnet: Variation fei nicht diefelbe bei Tag und bei Nacht; fo berechtigt diefe Behaup— tung gar nicht, dem großen Entdeder eine Kenntniß der fründlichen Veränderung zuzufchreiben. Das von Navarrete herausgegebene ächte Reifejournal des Admirals vom 17 und 30 September 1492 lehrt, daß Columbus felbft alles auf eine fogenannte „ungleiche 189 Bewegung“ des Polarfternes und der Wächter (Guardas) reducirte. (Examen crit. a. a. D. p. 56—59.) 5 (©, 115.) Kosmos Bd. IV. ©. 60 Anm. 66 und ©. WW Anm. 72. Die älteften gedrudten Londoner Beobachtungen find die von Graham in denPhilos. Transaect. for 1724, 1725, Vol. XXXIII. p- 965—107 (An Account of Observations made of the Horizontal Needle at London, 1722 — 1723; by Mr. George Graham). Die Veränderung der Declination gründet fih: »nei- ther upon heat, nor cold, dry or moist air. The Variation is greatest between 12 and 4 in the afternoon, and the least at 6 or 7 in the evening.« Es find freilich nicht die wahren Wende: jtunden. >? (©, 116.) Beweiſe geben zahlreiche Beobachtungen von Geora Fuß und Kowanfo für das griechifche Klofter-Obfervatorium in Pe: fing, von Anikin für Nertihinft, von Buchanan Niddell für To— ronto in Canada Calle an Orten weftliher Abweichung); von Kupfer und Simonof in Kafan, von Wrangel, troß der vielen tordlicht - Störungen, für Sitka Nordweft: Küfte von Amerika), von Gilliß in Wafhington, von Boufingault für Marmato (Süd: amerifa), von Duperrey für Payta an der peruanifchen Südſee— Küfte (alle an Orten öftlicher Abweichung). Sch erinnere, daß die mittlere Declination war: in Peking (Dec. 1831) 2° 15° 42° weftlih Poggend. Annalen Bd. XXXIV. ©. 54), in Nert— fehinft (Sept. 1832) 4° 7’ 44° weftlih (Poggend. a. a. O. ©. 61), in Toronto (Nov. 1847) 1° 33° weftlich (vergl. Observ. at the magnetical and meteorological Observatory at To- ronto Vol. 1. p. Xl. und Sabine in den Phil. Tr. for 1851 P. 11. p. 636), Kafan (Aug. 1825) 2° 21° öftlich (Kupffer, Simo— nof und Erman, Reife um die Erde Bd. II. ©. 532), Sitfa (Nov. 1829) 25° 16° öftlihb (Erman a. aD. ©. 546), Marmato (Aug. 1825) 6° 33° dftlih (Humboldt in Poggend. Ann. Bd. XV. ©. 331), Yayta Aug. 1823) 8° 56° öſtl ich (Duperrey in der Connaissance des tems pour 1828 p. 252). In Tiflis ift der weftlihe Gang von 19° bis U (Parrot, Reiſe zum Ararat 1834 Th. Hi. ©. 58). > (©. 117.) ©. Auszüge aus einem Briefe von mir an Kar: ftien (Nom, 22 uni 1805) „über vier Bewegungen der Magnet: nadel, gleihfam vier magnetifche Ebben und Fluthen, analog den 190 Barometer-Perioden“; abgedrudt in Hanfteen, Magnetismus der Erde 1819 ©. 459. Ueber die, fo lange vernachläfligten, nächt— lihen Declinationg = Bariationen vergl. Faraday on the night Episode $ 3012 — 3024. 5 (©, 117.) Yiry, Magnet. and Meteor. Observations made atGreenwich 1845 (Results) p. 6, 1846 p. 94, 1847 p. 236. Wie fehr die früheften Angaben der Wendeftunden bei Tage und bei Nacht mit denen übereinfiimmen, welche vier Sahre ſpäter in den fo reichlich ausgeftatteten Magnethäufern von Greenwich und Canada ermittelt wurden, erhellt aus der Unterfuchung von corre- ipondirenden Breslauer und Berliner Beobachtungen meines viel- jährigen Freundes Ende, des verdienftvollen Directors unferer Berliner Sternwarte. Er fchrieb am 11 Det. 1836: „In Bezug auf das nahtlihe Maximum oder die Suflerion der fründlichen Abweichungs-Curve glaube ich nicht, daß im allgemeinen ein Zweifel obwalten kann, wie e8 auch Dove aus Freiberger Beobachtungen 18330 Poggend. Ann. Bd. XIX. ©. 373) geichloflen hat. Gra— phiſche Darftellungen find zur richtigen Weberficht des Phänomens weit vortheilhafter als die Sahlentabellen. Ber den erften fallen große Unregelmäßigfeiten fogleich in das Auge und geftatten Die Ziehung einer Mittellinie: wahrend daß bei den leßteren das Auge haufig ſich täufcht, und eine einzelne fehr auffallende Unregelmäßig— feit als ein wirflihdes Marimum oder Minimum nehmen Fann. Die Perioden zeigen fih durch folgende Wendeftunden beftimmt: größte Öftlihe Declination . .» . . 20 Uhr, 1. Mar. Hft größte weftlihe Declination . . . . 1Uhr, IL Min. Hft zweites öftlihes Eleines Marimum . 10 Uhr, 1. Mar. Oft zweites weftliches Eleines Minimum . 16 Uhr, U. Min. Oft Das zweite Fleine Minimum (die nächtliche Elongation gegen Weften) fallt eigentlich zwifchen 15 und 17 Uhr, bald der einen, bald der anderen Stunde näher.“ Es ift kaum nöthig zu erinnern, daß, was Ende und ich die Minima gegen Dften, ein großes und ein Eleines 16° nennen, in den, 1840 gegründeten, englifchen und amerifanifchen Stationen als Marima gegen Weften aufge: führt wird, und daß demnach auch unfere Marima gegen Dften (20° und 10°) fih in Minima gegen Weften umwandeln. Um alfo den ftündlichen Gang der Nadel in feiner Allgemeinheit und großen Analogie in der nördlichen Halbfugel darzuftellen, wähle ich die 191 von Sabine befolaten Venennungen, die Neihung von der Epoche größter Elongation gegen Weften anfangend, in der mitt: leren Zeit jedes Orts: Freiberg Breslau Greenwih Makerstoun Toronto Wafhington 1829 1336 1846 — 47 1842 —43 1845 —47 1840 — 42 Marimum Kr 1° 2" 0° 40° * Minimum 13 10 12 10 10 10 tarimum 16 16 16 12% 14 14 finimum 2 20 20 19'/, 20 20 Sn den einzelnen Sahreszeiten hat Greenwich einige merfwiürdige VBerfchiedenheiten gezeigt. Im Jahr 1847 war im Winter nur Ein Mar. (2%) und Ein Min. (12%); im Sommer eine doppelte Progreffion, aber dag zweite Min. um 14° ftatt um 16° (p. 236). Die größte weftliche Elongation (erftes Mar.) blieb im Winter wie im Sommer an 2“ geheftet, aber die EFleinfte (dag zweite Min.) war 1846 (p. 94) im Sommer wie gewöhnlih um 20° und im Winter um 12°. Die mittlere winterlihe Sunahme gegen Werften ging ohne Unterbrehung in dem genannten Sahre von Mitternacht bis 2u fort. Vergl. auch 1845 (p. 5). Maferstoun (Morburghfhire in Schottland) ift die Sternwarte, welhe man dem edlen wiſſen— ihaftligden Eifer von Sir Thomas Brisbane verdanft (ſ. John Alan Broun, Obs. in Magnetism and Meteorology, made at Makerstoun in 1843, p. 221 — 227). Weber ftündliche Tages: und Nacht-Beobachtungen von Petersburg |. Kupffer, CGompte rendu me&teor. et magn. a Mr. deBrock en 1851 p- 17. Sabine in feiner fchönen, ſehr ſcharfſinnig combinirten, graphifhen Darftelung der fründlichen Declinationg- Curve von Toronto (Phil. Tr. for 1851 P. I. Plate 27) deutet an, wie vor der Kleinen nachtlihen Welt: Bewegung, welhe um 11% beginnt und bis 15* dauert, eine fonderbare zweiftündige Ruhe (von 9 bis 11 Uhr) eintritt. »We find«, fagt Sabine, »alternate progression and retrogression at Toronto twice in the 24 hours. In 2 of ihe 8 quarters (1841 and 1842) the inferior degree of regularity du- ring the night occasions the occurrence of a triple max. and min.; in the remaining quarters the turning hours are the same as those of the mean of the 2 years.« (Obs. made at the magn. and meteor. Observatory al Torontoin Canada 192 Vol. I. p. XIV, XXIV, 183 —191 und 228; und Unusual magn. Disturbances P. I. p. VI.) $ür die fehr vollftändigen Beobad: tungen von Wafhington f. Gilliß, Magn. and Meteor. Obser- vations made at Washington p. 325 (General Law). Bergl. damit Bache, Observ. atthe magn. and meteor. Obser- vatory, at the Girard College, Philadelphia, made in the years 1840 to 1845 (3 Bände, enthaltend 3212 Seiten Queer- folio), Vol. I. p. 709, Vol. I. p. 1285, Vol. I. p. 2167 und 2702. Troß der Nahe beider Orte (Philadelphia ift nur 1° 4° nördlicher und 0° 7° 33° öftliher als Waſhington) finde ich Verfchiedenheit in den Eleinen Perioden des weftlichen fecrundaren Marimums und fecundaren Minimums. Erfteres ıft in Philadelphia um 1%'/,, leßteres um 2"'/, verfrübet. 5 (©, 113.) Beifpiele folcher Fleinen Verfrühungen finde ich angegeben vom Lieut. Gilliß in feinen Magn. Observ. ol Wa- shington p. 328. Auch im nördlihen Schottland, in Maferstoun (lat. 55° 35°), giebt es Schwanfungen in dem zweiten Minimum: das in den erfien 3 und 4 legten Monaten des Sahres um 2, in den übrigen 5 Monaten April — Auguft) um 19" eintritt; alfo im Gegenfaß mit Berlin und Greenwih Alan Broun, Obs. made at Makerstoun p. 225). Gegen den Antheil der Wärme an den regelmäßigen Aenderungen der fründlichen Declination, deren Min. am Morgen nahe um die Zeit des Min. der Temperatur, wie das Mar. nahe mit dem Mar. der Warme eintritt, fprechen deutlichfi die Bewegungen der Nadel in der Nacht: Periode, dag zweite Min. und das zweite Mar. „Es giebt 2 Marima und 2 Minima der Declination in 24 Stunden, und doch nur Ein Minimum und Ein Marimum der Temperatur.” (Melshuber in Doagend Annalen der Phyſik und Chemie Bd. 55. 1852 ©. 416.) Ueber den normalen Gang der Magnetnadel im nördlichen Deutfchland f. das Nraturgetreuefte in einer Abhandlung von Dove (Voggend. Ann. Bd. XIX. ©, 364— 374). ® (©. 118.) Voy. en Islande et au Gro@nland, execute en 1835 et 1836 sur la Corv. la Recherche; Physique (1838) p. 214—225 und 358 — 367. >” (©, 118.) Sabine, Account of the Pendulum Ex- periments 1825 p. 500. »(S. 119.) ©. Barlow's Bericht über die Beobachtungen 193 von Port Bowen im Edinb. New Philos. Journal Vol. I. 1827 p. 347. > (©. 119.) Prof. Orlebar in Orford, einft Superintendent des auf Koften der oftindifhen Compagnie auf der Inſel Colaba erbauten magnetifchen Obfervatoriums, hat die verwidelten Gefeße der Declinationg- Veränderung in den Subperioden zu erörtern ge— ſucht; Observations made at the magn. and meteor. Observatory at Bombay in 1845, Results p. 2—-7. Merk: würdig foheint mir der mit dem des mittleren Europa's fo über: einfiimmende Gang der Nadel in der erften Periode von April bis Detober (weftl. Min. 19"',, Mar. 0°'/,,; Min. 5"',, Mar. 7°). Der Monat October felbft ift eine Uebergangs-Periode; denn im tovenber und December erreicht die Quantität der täglichen Decli— nation faum 2 Minuten. Troß der noch 8° betragenden Entfernung vom magnetifchen Aeguator, iſt Doch fchon die Negelmäßigfeit von MWendeftunden fehwer zu erfennen. Ueberall in der Natur, wo ver: fchiedenartige Störungs-Urfachen in wiederfehrenden, aber ung der Dauer nach unerfannten Perivden auf ein Phanomen der Be: wegung wirken, bleibt, da die Störungen oft in ihrer Anhäu— fung entgegengefeßt agiren oder fich ungleich verftärfen, Das Ge: fegliche lange verdedt. 89 X6. 120.) ©. die Beweife in meinem Examen crit. de ’hist. de la Geogr. T. Ill. p. 34— 37. Die ältefte Angabe der Abweichung, von Keutſungchy, einem Schriftiteller aus dem An: fang des 12: Sahrhunderts, war Oft’, Süd; Klaproth's Lettre sur l’invention de la Boussole p. 68. 1 (©. 120.) Weber den alten Berfehr der Chinefen mit Java nach Berichten von Fahian im Fo-kue-ki ſ. Wilhelm v. Hu m- boldt über die Kawi-Sprade Bo. I. ©. 16. ° (©. 120.) Phil. Tr. for 1795 p. 340 —349, for 1798 p 397. Das Refultat, welches Macdonald aus feinen Beobachtungen in Fort Marlborough (gelegen über der Stadt Bencoolen, Br. 3° 47’ Süd, in Sumatra) felbft zieht, und nach welchem die öftliche Elongation von 19° bis 5* im Zunehmen begriffen fein fol, feheint mir nicht ganz gerechtfertigt. Seit der Mitfagsftunde tft regelmäßig erft um 3, um 4 oder 5 Uhr beobachtet worden; und einzelne, außer den Kormalftunden gefammelte, zerftreute Beobachtungen machen es wahr: fheinlih, daß auf Sumatra die Wendeftunde der öftlihen Elongation Av. Humboldt, Kosmos. IV. 13 194 zur wejtlichen fhon um 2" eintrat, ganz wie in Hobarton. Wir befißen durh Macdonald Declinations-Beobahtungen aus 23 Mo: naten (vom Juni 1794 bis Juni 1796), und an diefen fehe ich in allen Zahreszeiten die öftlihe Abweichung von 19“',, bis Mittag durch fortgefeßte Bewegung der Nadel von W nah O zunehmen. Von dem Typus der nördlichen Halbfugel (Toronto), welcher zu Singapore von Mai bis Sept. herrichte, ift hier Feine Spur; und doch liegt Fort Marlborough unter faft gleihem Meridian, aber im Süden des geographifchen Aequators, nur 5° 4’ von Singapore entfernt. ® (©. 121.) Sabine, Magn. Obs. made at Hobarton Vol. 1. (1841 and 1842) p. XXXV, 2 und 148; Vol. I. (1843 — 1845) p- HI— AXXV und 172 —344. DVergl. auh Sabine, Obs. made at St. Helena; denjelben in den Phil. Tr. for 1847 P. 1. p. 55 Pl. IV und Phil. Tr. for 1851 P. Il. p. 636 Pl. XXVII. “ (©. 122.) Kosmos WB. I. ©. 190. ® (©. 123.) Sabine, Observationsmadealthbe magn. and meleor. Observatory at St. Helena in 1840 — 1845 Voi. I. p. 30 und denfelben in den Phil. Tr. for 1847 P. 1. p. 51 —56 Pl. II. Die Negelmäßigfeit des Gegenfaßes in den beiden Jahres-Abtheilungen Mai bis September (Typus der mitt- leren Breiten in der nördlichen Halbfugel) und October bis Februar (Typus der mittleren Breiten der füdlichen Halb£ugel) ftellt ſich in ihrer auffallenden Beftimmtheit graphifch dar, wenn man die Form und Snflerionen der Curve ftündlicher Abweichung einzeln in den Tages-Abichnitten von 14° bis 22”, von 22“ bis 4 und von 4 bie 14° mit einander vergleicht. Jeder Beugung über der Linie, welche die mittlere Declination bezeichnet, entipricht eine faft gleiche unter derfelben (Vol. I. Pl. IV: die Curven AA und BB). Gelbft in der nädhtlihen Periode ift der Gegenfaß bemerfbar; und was noch denfwürdiger erfcheint, ift die Bemerkung, daß, indem der Typus von St. Helena und des VBorgebirges der guten Hojjnung der der nördlichen Halbfugel ift, fogar auch in denfelben Monaten an diefen fo füdlich gelegenen Orten diefelbe Verfrühung der Wechfelftunder als in Canada (Toronto) eintritt. Sabine, Observ. at Hobar- ton Vol. I. p. XXXVI. *® (©. 124.) Phil. Tr. for 1847 P. 1. p. 52 und 57 und Sa— bine, Observations made at the magn and meteor. 195 Observatory at the Cape oftood Hope 1841 — 1846 Vol. I. p. XIE— XXI Pl. II. (Vergl. auch Faraday's geiftreiche Anſich— ten über die Urfachen folcher vom Wechſel der Jahreszeiten abhan- gender Phanomene, in feinen Experiments on atmospheric Magnetism $ 3027 — 3068, und über Analogien mit Petersburg $ 3017.) An den füdlichen Küften des Rothen Meeres foll ein fehr fleigiger Beobachter, Herr d'Abbadie, den feltiamen, nah den Sahreszeiten wechlelnden Typus der Magnet-Declination vom Vor: gebirge der guten Hoffnung, von St. Helena und Singapore beob- achtet haben (Airy on Lhe present state of the science of Terrestrial Magnetism 1850 p. 2). „Es fcheint“, bemerkt Sabine, „eine Folge von der jeßigen Lage der 4 foci der ftärfften Sntenfität der Erdfraft zu fein, daß die wichtige Curve der relativ (nicht abfolut) ſchwächſten Intenfität in dem füd-atlantifchen Dcean fich aus der Nabe von St. Helena gegen die Südſpitze von Afrika hinzieht. Die aftronomifch-gevarapbhiiche Lage diefer Südfpiße, wo die Sonne das ganze Jahr hindurch nördlich vom Zenith fteht, giebt einen Hauptgrund gegen de la Nive’s thermale Erklärung (Anna- les de Chimie et de Physique T. XXV. 1849 p. 310) des bier berübrten, auf den erften Blick abnorm fcheinenden und doch fehr gefeglichen, an anderen Punkten fich wiederholenden Phanomeng von St. Helena.“ Sabine in den Proceedings of the Royal Society 1849 p. 821. 7 (©. 124.) Hallen, Account of the late surprizing appea- rance of lights in the air in den Phil. Transact. Vol. XXIX. 1714—1716 No. 347 p. 422—428. Halley’s Erklärung des Nordlichts hangt leider mit der, 25 Jahre früher von ihm entwidelten, phan— taſtiſchen Hypotheſe (Phil. Tr. for 1693 Vol. XVII. No. 195 p. 563) zufammen: nach welder in der hohlen Erdfugel zwifchen der Außeren Schale, auf der wir wohnen, und dem inneren, auch von Menfchen bewohnten, dichten Kerne (zur Erleichterung der Ge: fchafte in diefem unterirdifchen Leben) fih ein leuchtendes Fluidum ‚befindet. »In order to make that inner Globe capable of being inhabited, there might not improbably be contained some lumi- nous Medium between the balls, so as to make a perpetual Day below.« Da nun in der Gegend der Notations- Pole die äußere Schale unferer Erdrinde (wegen der entftandenen Abplattung) weit dünner fein müffe als unter dem Aequator, ſo ſuche fich zu gewiffen 196 Zeiten, befonders in den Nequinoctien, das innere leuchtende Flui— dum, d. i. das magnetifche, in der dünnen Volargegend einen Weg durch die Spalten des Gefteins. Das Ausftrömen dieſes Fluidums ift nach Halley die Erfcheinung des Nordlicts. Verſuche mit Eifen: feilen, auf einen fpharvidifchen Magnet (eine Terrelle) geftreut, dienen dazu die Nichtung der leuchtenden farbigen Strahlen deg kordlichts zu erklären. „So wie jeder feinen eigenen Negenbogen fiebt, fo fteht auch für jeden Beobachter die Corona an einem an- deren Punkte“ (p. 424). Ueber den geognoftifhen Traum eines geiftreichen und in allen feinen magnefifchen und aftronomifchen Arbeiten fo gründlichen Forfchers vergl. Kosmos Bd. I. ©. 178 und 425 Anm. 6. ee (©. 126.) Bei großer Ermüdung in vielen auf einander folgenden Nächten wurden Prof. Oltmanns und ich bisweilen unter: fügt von fehr zuverläfligen Beobachtern: dem Hrn. Bau-Conducteur Mampel, dem Geographen Hrn. Friefen, dem fehr unterrich teten Mechanicus Nathan Mendelsfohn und unferem großen Geognoften, Leopold von Bud. Sch nenne immer gern in diefem Buche, wie in allen meinen früheren Schriften, die, welche meine Arbeiten freundlichft getheilt haben. ® (©. 127.) Der Monat September 1806 war auffallend rei an großen magnetifchen Ungewittern. Sch führe aus mei: sem Sournale beifpielsweiie folgende an; 5 Sept. 1806 von 16" 36° bis 17° 43° 2,00, vom 16%40° big 19° 2 23 TER von 15%.33° bis: 18°-27° — von 15" 4° bis 18° 2° SZ, Z 2 0m von 14"22 bis 16" 30/ = — 66 7 von 13650 bis 178 27° En». ein Fleines Un- gewitter, und dann die ganze Nacht bis Mittag größte Ruhe; 197 m Sept. 1806 um 1020’ big 11° 32° ein Fleines Un— gewitter, dann große Ruhe bis 17" 6/5 30 Sept. 1 Det. gewitter; dann vollfommene Ruhe, und um 16° 30° wieder eben fo großes Ungewitter. 1506 um 14° 46° ein großes, aber kurzes Un— 2 S a A Dem großen storm vom 5 Sept. war ſchon von 78° bis 9" 11’ ein noch ftärferer vorhergegangen. In den folgenden Wintermona- ten war die Zahl der Störungen fehr gering, und nie mit den Herbfti-Aeguinvetial-Störungen zu vergleichen. Sch nenne großes Ungewitter einen Zuftand, in welchem die Nadel Dfeillationen von 20 bis 33 Minuten macht, oder alle Theilftriche des Seamentg überfchreitet, oder wenn gar die Beobachtung unmöglih wird. Im Eleinen Ungewitter find die Schwanfungen unregelmäßig von 5 bis 8 Minuten. (©, 128.) Schwingungen ohne Veränderung in der Abweihung find zu Paris von Arago in zehnjahrigen fleifigen Beobahtungen bis 1829 nicht wahrgenommen worden. »J’ai com- munigue a l’Academie«, fehreibt er in jenem Sahre, »les resul- tats de nos observations simultances. Vai été surpris des oscil- lations qu’&prouve parfois Yaiguille de declinaison à Berlin dans les observations de 1806, 1807, et de 1828 et 1829, lors me&me que la declinaison moyenne n’est pas alteree. Ici (a Paris) nous ne trouvons jamais rien de semblable. Si l’aiguille &prouve de fortes oscillations, c’est seulement en tems d’aurore boreale et lorsque sa direction absolue a ete notablement derangee; et en- core le plus souvent les derangements dans la direction ne sont- ils pas accompagnes du mouvement oscillatoire.« Ganz entgegen: gefeßt den hier gefchilderten Erfcheinungen find aber die in Toronto ans den Fahren 1840 und 1841 in der nördlichen Breite von 43% 39°, Sie ftimmen genau mit denen von Berlin überein. Die Beobachter in Toronto waren fo aufmerffam auf die Art der Bewegung, daß fie strong and slight vibrations, shocks und alle Grade der dis- turbances nach beftimmten Unterabtheilungen der Scale angeben, und eine folche Nomenclatur beftimmt und einförmig befolgen. (Sabine, Days of unusual magn. Disturbances Vol. I. P. 1. p. 46.) Aus den genannten zwei Jahren werden aus Canada 6 Gruppen 198 auf einander folgender Tage (zufammen 146 an der Sahl) aufge: führt, in denen die Dfeillationen oft fehr ftarf waren (with strong shocks), ohne merkliche Veränderung in der fründlichen Declination. Solche Gruppen (f. a. a. D. p. 47, 54, 74, 88, 95 und 101) find bezeichnet durch die Ueberſchrift: »Times of observations ai To- ronto, at which the Magnetometers were disturbed, but ihe mean readings were not materially changed.« Auch die Veränderungen der Abweichung während der haufigen Nordlichter waren zu Toronto faft immer von ftarfen Dfeillationen begleitet: oft fogar von folchen, die alles Ablefen unmöglib machten. Wir erfahren alfo durch diefe, der weiteren Prüfung nicht genug zu empfehlenden Erfcheinungen; daß, wenn auch oft momentane, die Nadel beunrubigende Ab: weichungs - Veränderungen große und definitive Veränderungen in der Variation zur Folge haben Mounghbusband, Unusual Disturbances P. Il p. X), doch im ganzen die Größe der Schwingungs:Bogen Feinesweges der Größe des Maaßes der Decli— nationg = Veränderung entipriht; daß bei ſehr unmerklichen Decli— nationg- Veränderungen die Schwingungen fehr groß, wie ohne alle Schwingung der Fortfchritt der Nadel in der weftlichen oder üft: lichen Abweichung fchnell und beträchtlich fein kann; auch daß diefe Proceſſe magnetifcher Thatigkeit an verfhiedenen Orten einen eigenen und verfhiedenen Charafter annehmen. "U (©. 128.) Unusual Disturb. Vol. I. P. 1. p. 69 und 101. ”: (&. 123.) Dies war Ende Sept. 1806. Veröffentlicht wurde die Thatfahe in Poggendorff’3 Annalen der Phyſik Bd. XV. Olpril 1829) ©. 330. Es heißt dort: „Meine älteren, mit Oltmanns angeftellten, fründlichen Beobachtungen hatten den Vorzug, daß damals (1806 und 1807) Feine ahnliche, weder in Franfreih noch in England, angeftellt wurden. Sie gaben die nächtlichen Marima und Minima; fie lehrten die merkwürdigen magnetifhen Gewitter fennen, welche durch die Stärfe der Dicillattonen oft alle Beobachtung unmöglich machen, mehrere Nächte binter einander zu derfelben Zeit eintreten, ohne daß irgend eine Einwirkung meteorologifher Verhältniſſe dabei bisher hat er: fannt werden können.“ Es ift alfo nicht erft im Jahr 1339, daf eine gewiffe Periodieität der außerordentlihen Störungen erfannt worden ift. (Report of the fifteenth Meeting of the British Association, at Cambridge 1845, P. II. p. 12.) 199 73 (S. 128.) Kupffer, Voyage au Mont Elbruz dans le Caucase 1829 p. 108: »Les deviations irregulieres se repe- tent souvent à la même heure et pendant plusieurs jours con- secutifs.« f 7° (S. 129.) Sabine, Unusual Disturb. Vol. I. P. 1. p. XXI, und Dounghusband on periodical Laws in the larger Magnetic Disturbances in den Phil. Tr. for 1853 P. 1: P!:173, > (&. 129.) Sabine in den Phil. Tr. for 1851 P. 1. p. 125 bis 127: »The diurnal variation observed is in fact constituted by two variations superposed upon each other, having different laws and bearing different proportions to each other in different parts of the globe. At tropical stations the influence of what have been hitherto called the irregular disturbances (magnetic storms ), is comparatively feeble; but it is otherwise at stations situated as are Toronto (Canada) and Hobarton (Van Diemen- Island), where their influence is boih really and proportionally greater, and amounts to a clearly recognizable part of the whole diurnal variation.« Es findet hier in der zufammengefeßten Wir: fung gleichzeitiger, aber verfchtedener Bewegungs:Urfachen daffelbe ftatt, was von Poiffon fo fhön in der Theorie der Wellen ent: widelt ift (Annales de Chimie et de Physique T. VU. 1817 p. 293): »Plusieurs sortes d’ondes peuvent se croiser dans Peau comme dans l’air; les petits mouvements se superposent.« Bergl. Lamont's Vermuthungen über die zufammengefeßte Wirfung einer Polar- und einer Aequatorial-Welle in Poggend. Annalen Bd. 84. ©. 583. 7° (&. 130.) ©. oben ©. 87 Anm. 69. 7 (©. 130.) Sabine in den Phil. Tr. for 1852 P. Il. p. 110. Mounghusband a. a. D. p. 169.) 8 (©. 131.) Nach Lamont und Nelshuber ift die magnetifche Periode 10'/, Sahre: fo daß die Größe des Mirtels der täglichen Bewegung der Nadel 5 Fahre hindurch zu: und 5 Jahre hindurd abnimmt, wobei die winterliche Bewegung (amplitudo der Abwei- hung) immerfort faft doppelt fo fchwach als die der Sommermonate ift. (Vergl. Lamont, Jahresbericht der Sternwarte zu München für 1852 ©. 54—60.) Der Director der Berner Stern: warte, Herr Rudolph Wolf, finder durch eine viel umfaſſendere 200 Arbeit, dab die zufammentreffende Periode der Magnet:Declination und der Freguenz der Sonnenfleden auf 11,1 Sahr zu feßen fei. 73.(©, 131.).8.0.30M08; Bd. 41V. 6,74, 3.Alnn.Y73), 77, 80 und 31. (S, 131.) Sabine in den Phil. Tr. for 1852 P. i. p. 103 und 121. Vergl. außer dem fchon oben angeführten Aufſatz Rud. Wolf's vom Juli 1552 (Kosmos Bd. IV. ©. 75) auch ähnliche, faft zu derfelben Seit veröffentlichte Bermuthungen von Gautier in der Bibliotheque universelle de Geneve T. XX. p. 189. 2.10, 132,) Kosmos 3. III. ©. 401 — 403. ® (©. 132.) Sabine in den Phil. Tr. for 1850 P. I. p. 216. (Faraday, Exper. Researches on Electricity 185i p. 56, 73 und 76; $ 2891, 2949 und 2958.) (©, 132.) Kosmos Bd. 1. ©. 185 und 427 Anm. 135 Doggend Annalen Bd. XV. ©. 334 und 3355 Sabine, Unusual Disturb. Vol. i. P. 1. p. XIV— XVill: wo Zafeln son gleichzeifigen storms in Toronto, Prag und auf Tan Diemen zu finden find. An Zagen, wo in Sanada die magnetifchen Uns gewitter am ftärkften waren (22 März, 10 Mai, 6 Aug. und 25 Sept. 1841), zeigten fich diefelben Erfcheinungen in der füdlichen Hemifphäre, in Auftralien. Bergl. auch Edward Belcher in den phil. Tr. for 1842 p. 139. ”"(&, 153.).20.09103.80. 1.,©, 219 (©, 134.) 4. 0. 2. Bd. 1..©. 188, 189 und 430 (Anm. 20 bis 22); Bd. I. ©. 319 — 321 und 452 (Anm. 93 und 94); Bd. IV. S. 51—60 (Anm. 59) und 82 (Anm. 50). (©. 135.) Zu fehr verfchiedenen Zeitepochen: einmal (1809) in meinem Recueil d’Observ. astron. Vol. 1. p. 368; das andere Mal (1539) in einem Briefe an den Graf Minto, damaligen erften Lord der Admiralität, wenige Tage nach der Abreife von Sir Games Roß zu der Südpol-Erpedition, habe ich die Wichtigkeit meines im Text berührten Vorfchlages naher entwidelt (vergl. Report ofthe Gommitlee of Physics and Meteor. oftheRoyal Soc. relative to the Antarctic Exped. 1840 p. 88-91). »Suivre les traces de l’equateur magnelique ou celles des lignes sans declinaison, c'est gouverner (diriger la route du vaisseau) de maniere a couper les lignes zero dans les intervalles les plus pelits, en changeant de rumb chaque fois que les observalions 201 d’inclinaison ou de declinaison prouvent qu’on a device. Je n’ig- nore pas que d’apres de grandes vues sur les veritables fonde- ments d’une Theorie generale du Magnetisme terrestre, dues a Mr. Gauss, la connaissance approfondie de l’intensite horizontale, le choix des points oü les 3 elements de declinaison, d’inclinai- son el d’intensile totale ont éeté mesures simultanement, suflisent pour trouver la valeur de . (Gauss $ 4 et 27), et que ce sont la les points vitauz des recherches futures; mais la somme des petites attractions locales, les besoins du pilotage, les corrections habituelles du rumb et la securite des routes continuent à don- ner une imporlance speciale à la connaissance de la position et des mouvements de translation periodique des lignes sans decli- naison. Je plaide ici leur cause, qui est liee aux interets de la Geographie physique.« Es werden noch viele Jahre vergehen, ehe Variations- Karten, nad) der Theorie des Erd-Magnetismus con: yeruirt, ven Seefahrer leiten Finnen (Sabine in den Phil. Tr. for 1849 P. 11. p. 20%); und die ganze objective, auf wirkliche Be: obachtung gerichtete Anficht, weiche ich hier vertheidige, würde, wenn fie zu periodifch wiederkehrenden Beftimmungen, alfo zu gleich: zeitig angeftellten See: und Land-Erveditionen, nach einem vorge: ſetzten Zweck, führte, beide Vortheile zugleich gewähren: den einer unmittelbaren praftifchen Anwendung wie einer genauen Kenntniß von der mit den Jahren fortfchreitenden Bewegung der Linien; und den Vortheil, der von Gauß gegründeten Theorie viele neue, der Rechnung unterzulegende Data (Gauß $ 25) zu liefern. Uebrigens ware ed, um die genaue Beftimmung der Bewegung der 2 Linien ohne Neigung und ohne Abweihung zu erleichtern, befon: ders wichtig Kandmarfen da zu veranftalten, wo die Linien in die Continente treten oder fie verlaffen, für die Jahre 1850, 1875, 1900 .... Auf folhen Erpeditionen, den alten Halley’ichen ahnlich, würden überdies, um zu den Null-Linien der Declination und Sn: clination zu gelangen, viele andere ifoflinifche und ifogonifche Linien durchfchnitten, und es Fünnte an den Küften horizontale und totale Intenſität gemeffen werden: fo daß mehrere Zwede zugleich erreicht wurden. Den bier geäußerten Wunfch finde ich unterftüßt durch eine große nautifche Autorität, auf welche ich immer fo gern binweife, 202 auf die Autorität von Sir James Roß (Voyageinthe Southern and Antarctiece Regions Vol. J. p. 105). 7 (©, 135.) Acoſta, Historia de las Indias 1590 lib. I cap. 17. Sch habe ſchon früher, die Frage berührt, ob nicht die Meinung holländifcher Seefahrer von 4 Linien ohne Abweichung durch die Streitigkeiten von Bond mit Beckborrow auf die Halley’- ſche Theorie von 4 Magnetpolen Einfluß gehabt habe? (Kosmog Bd. II. ©. 483.) s(S, 136.) In dem Gnneren von Afrika verdient die iſogo— nifche Linie von 22°), W. als Vermittelungs-Linie fehr verfchiedener Syſteme und als fortlaufend (nad der theoretifchen Conftruction von Gauß) aus dem öſtlichen indifhen Dcean queer durch Afrika bis Neufundland eine befondere Fosmifche Beachtung. Die rühm: line Ausdehnung, welche die großbritannifche Regierung in diefem Sahre der afrifanifchen Erpedition von Michardfon, Barth und Dverwegh gegeben hat, wird vielleicht zu der Loͤſung folcher magne— tifchen Probleme führen. (©, 136.) Sir James Roß durchſchnitt die Curve ohne Ab: weihung in ſüdl. Dr. 61°'/, und Parifer weftlicer Länge 24° 50° (Voyage to the Southern Seas Vol. Il. p. 357). Sn Br. — 70° 43° und weftlicher Länge 199 8° fand Gap. Crozier März 1843 die Abweichung 1° 33°5 er war alfo der Null-Linie fehr nahe. Vergl. Sabine on ihe Magn. Declination in the Atlantic Ocean for 1840 in den Phil. Tr. for 1849 P. II. p. 233. (©. 137.) Sir Games Roß a. a. D. Vol. I. p. 104, 310 und 317. ” (©. 133.) Elliot in den Phil. Tr. for 1851 P. I. p. 331 Plate XIII. Die längliche Eleine Snfel, auf der das Sandelholz (malayifch und javanifch tschendana, jangfr. tschandana, arab. fsandel) gefammelt wird. = (©. 135.) Sp nach Barlow und nach der Karte (Lines of magnetic Deciinations computed according to the Theory of Mr. Gauss) im Report of the Committee for the Antarc- tic Exped. 1840. Nach Barlow tritt die von Auftralien kom— mende Linie ohne Abweichung in den aflatifchen Eontinent bei dem Sambay: Golf ein, wender fich aber gleich wieder nordöftlich über Tibet und China bei Thaiwan (Formofa) hin in das japanifche Meer. Nach Gauf fteigt die auftralifche Linie einfach dur Perſien über Nifhnei-Nowgorod nach Lapland auf. Diefer große Geome: ter halt die Null-Linie des japanifchen und philippinifchen Meeres, wie der gefchloffenen eifürmigen Gruppe im öftlihen Aſien für ganz unzufammenhangend mit der von Auftralien, dem indtichen Meere, dem weftlichen Alten und Lapland. 3 (S. 138.) Sch habe von diejer Fdentität, welche meine eigenen Declinations-Beobachtungen im cafpiichen Meere, in Uralff am Jaik und in der Steppe am Elton-See begründen, an einem anderen Drte (Asıe centrale T. Ill. p. 458 — 461) gehandelt. * (©. 133.) Adolf Erman's Map ofthe MagnelicDecli- nation 1827 — 1830. Daß die auftraliihe Curve ohne Abweichung aber nicht Java vurchfchneidet, lehrt beftimmt Elliot's Karte; e3 läuft diefelbe dem füdlichen Littoral parallel in einer Entfernung von 1'/, Breitengraden. Da nah Erman (mit nah Gauß) die auſtraliſche Null: Linie zwifhen Malacca und Borneo durch das japanifhe Meer zu der gefchlofienen eifürmigen Gruppe von Dft- Aſien an der nördliden Küfte des ochoftfifhen Meerbuiens (Br. 59°Y,) in dem Continent eintritt, und doch wieder durch Malacca herabſteigt; fo würde dort die auffteigende von der ab- fteigenden nur 11° getrennt jein, und nach diefer graphifchen Dar: ftellung ware die Linie ohne Abweichung des weftlichen Aliens (vom cafpifchen Meere bis zum rufftichen Zapland) eine unmittelbare und nachfte Kortfeßung des von Norden nah Süden herabfonmenden Theils. > (©, 139.) Ich habe ſchon aus Documenten, die ſich in den Archiven von Moskau und Hannover befinden, im Sahr 1843 dar: auf aufmerkſam gemacht (Asıie centrale T. Ill. p. 459 — 476), wie Leibniß, der den erften Plan zu einer franzöfiihen Erpedition nach Aegypten eingereicht hatte, auch am früheften ſich bemühte die mit dem Zar Peter dem Großen 1712 in Deutichland angefnüpften Verhaltniffe dahin zu benußen, in dem ruſſiſchen Meiche, deſſen FKlacheninhalt den der von uns gefehbenen Mondfläche übertrifft, „die Lage der Abweichungs: und Snelinations- Linien beftimmen zu lafjen, und anzuordnen, daß dieſe Beftimmungen zu gewiſſen Epochen wiederholt würden“. In einem von Perg aufgefundenen, an den Zar gerichteten Briefe erwähnt Leibnitz eines Eleinen Handglobus (terrella), der noh in Hannover aufbewahrt wird und auf welchem er die Curve, in der die Abweichung null 204 ift (feine linea magnetica primaria), dargeftelt hatte. Er be: hauptet: daß es nur eine einzige Linie ohne Abweichung gebe; fie theile die Erdfugel in zwei faft gleiche Theile, habe 4 puncta flexus contrarii, Sinupfitäten, in denen fie von converen in concave Scheitel übergeht; vom Grünen Borgebirge bewege fie fih nach den öftlichen Küften von Kordamerifa unter 36° Breite, dann richte fie fich durch die Südſee nach Oſt-Aſien und Neu-Holland. Diefe Linie fei in fich ſelbſt gefchloffen; und bei beiden Polen vor: übergehend, bleibe fie dem Südpole naher als dem Nordpole; unter leßterem müſſe die Declination 25° weitlich, unter erfterem nur 5° fein. Die Bewegung diefer wichtigen Curve fei im Anfange des 18ten Sahrhunderts gegen den Nordpol gerichtet. Deftlihe Ab: weichung von 0° bis 15° herrfche in einem großen Theile des at- lantifchen Dceans, in der ganzen Südfee, in Japan, einem Theil von China und Neu-Holland. Da der Leibarzt Donelli geftorben fei, fo ſolle er durch einen anderen erfeßt werden, der recht wenig Me: dicamente, aber vielen wiffenichaftlihen Rath über die magnetiſchen Declinationg- und Snelinationg = Beftimmungen geben Fünne....“ Specielle theoretifche Anfichten leuchten freilih nicht aus Ddiefen, bisher ganz unbeachteten Documenten von Leibniß hervor. (©. 139.) ©. meine magnetifchen Beobachtungen in der Asie centr. T. III. p. 60. ” (©. 139.) Erman, Aftron. und Magnet. Beobad: tungen (Reiſe um die Erde Abth. IH. Bd. 2.) ©. 532. » (©. 139.) Hanfteen in Poggend. Ann. Bd. XXI. Sy » (©. 141.) Sabine, Magn. and Meteor. Observ. at the Cape of Good Hope Vol. I. p. LX. 0 (&, 141.) Bei der Beurthetlung fo naher Epochen des Durch: ganges der Linie ohne Abweichung und der Priorität dieſes Durchganges darf nicht vergeffen werden, wie leicht bei den damals angewandten Snftrumenten und Methoden ein Srrthum von 1° vorfallen Fonnte. '(©. 141.) Kosmos Bd. 1. ©. 430 Anm. 20. 2? (©. 141.) Euler in den Mem. de !’Acad. de Berlin 1757 p. 176. s (©. 141.) Barlow in den Phil. Tr. for 1833 P. Il. p. 671. Ueber die älteren Magnet- Beobachtungen in St. Petersburg aus der erften Hälfte des 181" Jahrhunderts herricht große Unficherheit. 205 Die Abweichung foll von 1726 bis 1772 immer 3° 15° oder 3° 30° gewefen fein! Hanfteen, Magnetismus der Erde © 7 und 143. (©. 142.) Kosmos B. I. ©. 198 — 210 und Dove in Poggend Ann. Bd. XIX. ©. 388, > (©. 143.) Die verdienftvolle Arbeit von Lottin, Bravais, Lilliehödk und Stljeftröm, welche vom 19 Sept. 1535 big 8 April 1839 in Finmarfen zu Boflefop (Br. 69° 585°) und zu Zupvig (Br. 70° 6% die Erfcheinungen des Nordlichts beobachteten, tit er: jchienen in der 4 Abtheilung der Voyages en Scandinavie, en Laponie, au Spitzberg et aux Fero&, sur la Gor- vette la Recherche (Aurores boreales). Es find diefen Beobachtungen beigefügt: die 1837— 1840 von englifchen Berg: beamten in den Kupfergruben zu Kalfivord (Br. 69° 56°) erlangten wichtigen Nefultate, p. 401 — 435. ° (©. 143.) Vergl. über dag Segment obscure de l’Aurore boreale die eben angeführte Schrift p. 437 — 444. (S. 143.) Schweigger’s Jahrbuch der Chemie und Phyſik 1326 Bd. XVI ©. 198 und Bd. XVIH. ©. 364. Das dunkle Segment und das unbeftreitbare Auffteigen fhwarzer Strahlen oder Streifen, in denen (durch Interferenz?) der Licht: proceß vernichtet ift, erinnern an Quet’S Recherches sur l’Electrochimie dans le vide, und an Nubmforf’s feine Verfuhe, bei denen im luftverdünnten Naume die pofitive Metalllugel von rothem, die negative von violettem Kichte ftrablte, aber die ſtark leuchtenden parallelen Strahlenichichten regelmäpig durch ganz dunkele Schichten getrennt waren. »La lumiere repandue entre les boules terminales des deux con- ducteurs electriques se partage en tranches nombreuses et paralleles, separees par des couches obscures alternantes, et regulierement distincetes.e Gomptes rendus de 1’Acad. des Sc. -T. XXXV. 1852.p. 949. ® (©. 143.) Voyages en Scandinavie (Aurores bor.) p- 958. Ueber die Kronen und Zelte der Nordlichter f. die vortreff: fihen Unterfuchungen von Bravais p. 502 — 514. ’ (©. 144). U. a. O. (draperie ondulante, famme d’un navire de guerre deployee horizontalement et agitee par le vent, cro- chets, fragmenis d’arcs ei de guirlandes) p. 35, 37, 45, 67 und 206 481. Cine intereffante Sammlung folder Geftalten hat der aus: gezeichnete Künftler der Erpedition, Herr Bevalet, geliefert. (©. 144.) Bergl. Voy. en Scand. (Aur. bor.) p. 523 bis 528 und 557. 1 (©, 145.) Kosmos Bd. I. ©, 21 und 441 (Anm. 44). Vergl. Franklin, Narrative of a journey to the shores ofihe Polar Sea, in 1819— 1822, p. 597; Kämp, Lehrbud der Meteorologie Bd. III. (1836) ©. 483—4%. Die älteften Vermuthungen über den Verkehr des Nordlichts und der Wolfen: bildung find wohl die von Frobeſius (f. Aurorae borealis Spectacula, Heimst. 1739 p. 139). " (©. 145.) Sch entlehne ein einziges Beifpiel aus meinem handichriftlihen Tagebuche der fibirifchen Neife: „Die ganze Nacht vom 5 zum 6 Auguſt (1829), von meinen Retfebegleitern getrennt, in freier Luft zugebract, in dem Koſaken-Vorpoſten Krasnaja Jarki: dem öftlichften am Irtyſch, langs der Grenze der chinefifhen Dzun— garei, und deshalb von einiger Wichtigkeit für die aftronomifche Orte: beffimmung. Nacht von großer Heiterkeit. Am öftlichen Himmels: gewölbe bildeten fich plögßlid vor Mitternacht Polar-Cirrusftreifen (de pelits moutons egaiement espaces, distribues en bandes pa- ralleies et polaires). Größte Höhe 35%. Der nördliche Convergenz: punkt bewegt fich langfam gegen Dften. Sie verfchwinden, ohne den Zenith zu erreichen; und es bilden fich wenige Minuten darauf ganz ähnliche Polar-Eirrusbanden am nordöftlichen Himmelsgewölbe. Diefe bewegen fi während eines Theile der Nacht faft bis zum Aufgang der Sonne wieder fehr regelmäßig bis N 7099. In der Nacht unge: wöhnlich viele Sternfchnuppen und farbige Ringe um den Mond. Keine Spur von eigentlihem Nordlichte. Etwas Negen bei gefiedertem Ge: wölk; dann am 6 Auguft Vormittags heiterer Himmel mit den auf's neue gebildeten Polarbanden von NND in SSW unbeweglih und das Azimuth nicht verändernd, wie ich in Quito und Merico fo oft gefehen.” (Die Magnet: Abweichung im Altai ift öftlich.) 3 (©. 145.) Bravais, der, gegen meine Erfahrungen, die Cirrus-Haͤufchen in Boſekop faft immer wie Nordlicht-Bogen recht: winflig gegen den magnetifchen Meridian gerichtet fand (Voyages en Scandinavie (Phenome£ne de translation dans les pieds de l’arce des aurores boreales p. 534—537), befchreibt mit ge: wohnter Genauigfeit die Drehungen der wahren Nordlicht: Bogen 207 p. 27, 92, 122 und 487. Auch in der füdlichen Hemiſphäre hat Sir James Roß ſolche progreflive Veränderungen der Nordlicht - Bogen (Fortfchreiten von WNW — DSH in NNI— SSW) in Süd— lichtern beobachtet; Voyageinthe Southern and Antarctic Regions Vol. I. p. 31. Farbenlofigfeit fheint den Süpdlichtern oft eigen zu fenn; Vol. 1. p. 266, Vol. 1. p. 209. Ueber nordlicht- loſe Nächte in Lapland f. Bravais a. a. D. p. 545. “(&, 146.) Kosmos Bd. J. ©. 440 Anm. 43. Die am hellen Tage gefehenen Nordlicht: Bogen erinnern an die Kichtftärfe der Kerne und Schweife der Cometen von 1843 und 1847, welche in Nordamerifa, in Parma und London nahe bei der Sonne erfannt wurden; Kosmos Bd. 1. ©. 390 Anm. 13, Bd. UI. ©. 563. 5 (©. 146.) Comptes rendus de l’Acad. des Sciences T. IV. 1837 p. 589. 16 (&, 146.) Voyages en Scandinavie, enLaponie etc. (Aurores bore&ales) p. 559; und Martins, Trad. de la Meteorol. de Kaemtz p. 460. Ueber die vermuthete Höhe des Nordlichts ſ. Bravals a. a. D. p. 349 und 559. 7 (©, 147.) A. a. 2. p: 462. 8 (©. 147.) Sabine, Unusual Magnet. Disturbances P. I. p. XVII, XXH, 3 und 54. 9 (©. 147.) Dove in VPoggend. Ann. Bd. XX. ©, 333 bis 341. Die ungleihe Wirkung, welde ein Nordlicht auf die Declinationg- Nadel an Erdpunften ausübt, die unter fehr ver: fohiedenen Meridianen liegen, kann in vielen Fallen auf die Orts: beftiimmungen der wirkenden Urfach führen, de der Ausbruch des leuchtenden magnetifchen Ungemwitters Feinesweges immer in dem Magnetpol felbft zu fuchen ift und, wie fchon Argelander behauptet und Bravais befraftigt hat, der Gipfel des Lichtbogens bisweilen mehr als 11° vom magnetifhen Meridian abweicht. (©. 147.) „Am 20 Dec. 1806: Himmel azurblau, ohne Spur von Gewölf. Gegen 10° erfchbien in NNW der röthlich gelbe Licht: bogen, durch den ich im Nacht-Fernrohr Sterne Tt® Größe unter: fheiden fonnte. Durch Wega, die faft unter dem höchften Punft des Bogens ftand, fand ich diefes Punktes Azimuth. Es war daffelbe etwas weftlicher als die Vertical: Ebene durch die magnetifche Ab: weichung gelegt. Das Nordlicht, welches in Nord-Nord-Weſten ftand, ftieß den Nordpol der Nadel ab; denn ftatt nach Weften, wie das 208 Azimuth des Bogens, fortzufchreiten, ging die Nadel nah Oſten zurüd. Die Veränderungen in der Magnet-Declination, welde in diefem Monate Nachts gewöhnlich 2° 27 bis 3° betragen, fliegen wihrend des Nordlichts progreffiv und ohne große Dfeillurionen auf 26° 28 Die Abweichung war am Eleinften, als das Nord— liht um 9° 12° am ftärfften war. Die horizontale Kraft fanden wir während des Nordlichts 17 37,73 für 21 Schwingungen; um 21° 50°, alfo lange nach dem Nordlichte, das um 14" 10° ganz geendigt hatte, 1737,17 bei derfelben Zahl der Schwingungen. Temperatur des Zimmers, wo die Schwingungen der Fleinen Nadel gemeſſen wurden, im erften Falle 3%, 25 im zweiten 2°%,8. Die Sntenfität war alfo während des Nordlihts um ein Weniges vermindert. tond ohne alle farbige Ringe.“ Aus meinem magnetifchen Tagebuche.) Vergl. Hanfteen ©. 459. 1 (©. 148.) Sabine on days of unusual magn. Dis- turbances P. I. p. XVIII. »Mr. Bravais conciut des observa- tions de Laponie que l’intensite horizontale diminue pendant la periode la plus active du phenomene de l’aurore boreale« (Martins p. 461). *? (©, 148.) Deleffe sur l’association des mineraux dans les roches qui ont un pouvoir magnelique eleve, in den Comptes rendus de l’Acad. des Sc. T. XXXI. 1850 p. 806; und An- nales des Mines, 4 Serie T. XV. (1849) p. 130. 3 (©, 148.) Reich über Gebirgs- und Geſteins-Magnetismus in Poggend. Ann. ®. 77. ©. 35. (©. 149.) As ich im Jahr 1796 am fränkischen Fichtel: gebirge, wo ich die Stelle eines DOberbergmeifters bekleidete, den fo merkwürdigen polariichen Serpentinberg (Haidberg) bei Ge: freß auffand, welcher in einzelnen Punkten bis in 22 Fuß Entfer- nung auf die Abweichung der Nadel wirft (Intelligenz: Blatt der allgem. Senaer Litteratur-3eitung Dee. 1796 No. 169 ©. 1447 und März 1797 No. 383 ©. 323— 3265 Gren's Neues Sournalder Phyſik Bd. IV. 1797 ©. 136; Annales de Chi- mie T. XXH. p. 47); wurde diefe Frage befonders angeregt. Sch hatte zu finden geglaubt, -dDaß die Magnet: Achien des Berges gegen die Erdpole gänzlih invertirt liegen; aber nach Unter: fuchungen von Bifchoff und Goldfuß Beſchreibung des Fichtel— gebirges Bd. I. ©. 196) find für 1816 zwar auch magnefifche 209 Achſen, welche den Haidberg durchſetzen und an entgegengefeßten Ab: bangen entgegengefegte Pole darbieten, erkannt worden: doc war die Drientirung der Achſen verfchteden von der, welde ich ange: geben. Der Haidberg felbft befteht aus lauchgranem Serpentin— ftein, der theilweife in Chlorit- und Hornblend- Schiefer übergeht. Bei dem Dorfe Vonfaco in der Andesfette von Pafto haben wir Gefchiebe von Thonporphur, bei der Beſteigung des Chimborazo Gruppen faulenförmigen Trachyts gefunden, welche die Nadel in 3 Fuß Entfernung beunrubigten. Auffallend war es mir, daß ich in den fcehwarzen und rothen Obſidianen des Quinche nördlich von Quito, wie in den grauen des Cerro de las Navajas von Merico große Fragmente mit beftimmten Polen gefunden habe. Sammtliche große Magnetberge des Ural: Gebirges, wie der Blagodat bei Kuſchwa, die Wyßokaja Gora bei Niſhne Tagilſk, der Katfchfanar bei Niſhne Turinſk, ſind aus Augit- oder vielmehr aus Uralit— Porphyr hervorgebrochen. In dem großen Magnetberge Blagodat, welchen ich mit Guſtav Roſe auf der ſibiriſchen Expedition 1829 unter— ſuchte, ſcheint die Geſammtwirkung der einzelnen polariſirenden Theile ſchlechterdings keine beſtimmte, erkennbare Magnet-Achſen hervorgebracht zu haben. Nahe neben einander liegen, unregelmäßig vermengt, entgegengeſetzte Pole. So hatte es auch vor ung ſchon Er— man gefunden (Reiſe um die Erde Bd. J. S. 362). Ueber den Intenſitäts-Grad der polariſchen Stärke im Serpentin, Bafalt und Trachyt-Geſtein, verglichen mit der Quantität der dieſen Ge: ſteinen eingemengten Theile von Magneteiſen und Eiſen-Oxydul, wie über den ſchon von Gmelin und Gibbs behaupteten Einfluß der Luftberührung auf Entwickelung der Polarität f. die zahl: reichen und ſehr beachtenswerthen Verfuche von Zaddach in deſſen Beobahtungen über die magnetifche Polarität des Ba: faltes und der trachytiſchen Gefteine 1851 ©. 56, 65— 78 und 95. Aus Vergleichung vieler Baſalt-Steinbrüche in Hinficht auf die Polarität der lange fchom einzeln ftehenden Säulen, oder folher Säulenwände, die jekt erft in Berührung mit der Atmo- fphäre fommen, aus Entblößung von Erde einzelner Maflen gegen die Tiefe hin glaubt Dr. Zaddach folgern zu können (©. 74 und 80); daß die polarifche Eigenichaft, welche bei freiem Zutritt der Atmo— ſphäre und in einem von offenen Spalten durchfeßten Geftein im: mer am intenfivften erfcheint, „fich von außen nach innen und A. d. Humboldt, Kosmos. IV. 14 210 gewöhnlich von oben nah unten zu verbreitet”. Gmelin fagt von dem großen Magnetberg Ulusutafle-Tau, im Lande der Baſch— firen, nahe am Jaik: „die Seiten, welche dem Tage ausgeſetzt find, haben die ftärkfte magnetifche Kraft; diejenigen aber, welche in der Erde liegen, find viel fhwäcer.” Neife durdh Sibirien 1740 —1743 Bd. IV. ©. 345.) Auch mein großer Lehrer Werner äußerte die Meinung „von dem Einfluß der Luftberührung, welche nicht auf dem Wege einer vermehrten Oxydation die Polarität und die Anziehung verftärkt haben könnte“, wenn er in feinen Vorträgen von fchwedifhen Magneteifen ſprach. Bon der Magneteifen-Grube bei Succaffuny in New-Jerſey behauptet Oberft Gibbs: »the ore raised from the bottom of the mine has no magnetism at first, but acquires it after it has been some time exposed to the in- fluence of the atmosphere.« (On the connexion of Magne- tism and Light, in ©illiman’s American Journal of Science Vol. I. 1819 p. 89.) Eine folche Behauptung follte wohl zu genauen Verſuchen anregen! — Wenn ich oben in dem Terte (S. 149) darauf aufmerffam gemacht habe, daß nicht die Quantität der, einer Gebirgsart eingemengten Eleinen Eifentheile allein, fondern zugleich ihre relative Vertheilung (ihre Stellung) auf die Inten— fitaät der Polarkraft als Nefultante wirkt; fo habe ich die Eleinen Theile als eben fo viele Eleine Magnete betrachtet. Vergleiche neue Anfichten über diefen Gegenftand in einer Abhandlung von Melloni, die diefer große Phyfifer im Januar 1853 in der Fönigl. Akademie zu Neapel verlefen hat (Esperienze intorno alMagnetismo delle Rocche. Mem. Il. sulla polaritäa). — Des, befon- ders im mittelläandifchen Meere fo alt verbreiteten Vorurtheils, daß das Neiben eines Magnetftabes mit Swiebeln, ja fchon die Aus— dänftung der Zwiebel-Efier die Nichtkraft vermindere und den Com: paß im Steuern verwirre; findet man erwähnt in Procli Dia- dochi Paraphrasis Ptolem. libri IV de siderum affec- tionibus 1635 p. 20 (Delambre, Hist. de l’Astronomie ancienne T. Il. p. 545). Es ift fchwer die Veranlaſſung eines vo fonderbaren Bolfsglaubeng zu errathen- 1. Venction des Inneren der Erde gegen die Gberfläche; ſich sffenbarend: a) bloß dynamiſch, durch Erfdütterungsmwellen (Erdbeben); — b) durd) die, den Quellwaffern miigetheilte, erhöhte Semperatur, wie durch die Stoff-Verfchiedenheit der beigemifihten Salze und Gas-Ärten (Chermalguellen); — c) durch den Ausbrud elaftifcher Slüfigkeiten, zu Deiten von Erfheinungen der Selbftentzündung begleitet (Gas- und Schlamm-Pulkane, Waphtha-Ffener, Salfen); — d) durd) die großartigen und mächtigen Wirkungen eigentlidher Bulkane, welche (bei permanenter Verbindung durch Spalten und Krater mit dem Suftkreife) aus dem tiefften Inneren gefhmolzene Erden, theils nur als glühende Schlucken ausfloßen; theils gleichzeitig, wechſelnden Proceſſen kryftallinifcher Gefteinbildung unterworfen, in langen, ſchmalen Strömen ergießen. Um, nach dem Grundplan diefer Echrift, die Verkettung der tellurifchen Sricheinungen, das Zufammenwirfen eines einigen Syſtems treibender Kräfte in dev befchreibenden Dar: ftellung feftzuhalten; müſſen wir bier daran erinnern, wie wir, beginnend von den allgemeinen Gigenfchaften der Materie und den drei Hauptrichtungen ihrer Ihätigfeit Anziehung, licht- und wärmeerzeugende Schwingungen, electro— magnetifche Broceffe), in der erſten Abiheilung die Große, Formbildung und Dichte unferes Planeten, feine innere Wärme-Vertheilung und magnetifche Ladung in ihren, 212 nach beftimmten Gefegen wechlelnden Wirfungen der Intenfttät, Neigung und Abweichung betrachtet haben. Jene eben genannz ten Thätigfeits-Nichtungen der Materie find nahe ver wandte ! Aeußerungen einer und derfelben Urkraft. Am unab— hängigften von aller StoffrVerfchiedenheit treten diefelben in dev Gravitation und Molecular-Anziehung auf. Wir haben unferen Planeten dabei in feiner fosmifchen Beziehung zu dem Gentralförper feines Syſtems dargeſtellt: weil die innere primitive Wärme, wahrfcheinlich durch Die Gondenfation eines rotivenden Nebeltinges erzeugt, durch Sonnen— Einwirfung (Infolation) modificirt wird. In gleicher Hinz ficht ift der periodifchen Einwirkung der Eonnenfleden, d. 5. der Frequenz oder Seltenheit dev Deffnungen in den Sonnen: Umbüllungen, auf den Erd-Magnetismug, nach Maaßgabe der neueften Hypotheſen, gedacht worden. Die zweite Abtheilung Diefes Bandes ift dem Gompler derjenigen telluriſchen Ericheinungen gewidmet, welche der noch fortwährend wirffamen Reaction des Inneren der Erde gegen ihre Oberfläche? zuzufchreiben find. Ich bezeichne diefen Gompler mit dem allgemeinen Namen des Vulcanis— mus oder der Vulcanicität; und halte es für einen Gewinn, nicht zu trennen, was einen urfachlichen Zuſammenhang hat, nur der Stärfe der Kraftäußerung und der Gomplication der phyſiſchen Vorgänge nach verichieden ift. In diefer Allgemeins heit der Anficht erhalten Fleine, unbedeutend fcheinende Phä— nomene eine größere Bedeutung. Wer als ein wiffenichaftlich unvorbereitetev Beobachter zum erften Male an das Beden tritt, welches eine heiße Duelle füllt, und Lichtverlöfchende Gas- Arten darin aufiteigen ſieht; wer zwifchen Reihen ver änderlicher Kegel von Schlamm-Bulfanen wandelt, die 213 faum feine eigene Höhe überragen: ahndet nicht, daß in den friedlichen Räumen, welche die legteren ausfüllen, mehrmals viele taufend Fuß hohe Feuerausbrüce ftatt gefunden haben; daß einerlei innere Kraft colofjale Erhebungs-Krater: ja Die mächtigen, verheerenden, lava-ergießenden Wulfane des Aetna und Pics von Teyde, die fchlacfen-auswerfenden des Eotopari und Tunguragua, erzeugt. Unter den mannigfach fich fteigernden Phänomenen ber Reaction des Inneren gegen die äußere Erdrinde fondere ich zuerit Diejenigen ab, deren wefentlicher Charafter ein bloß dynamischer, der der Bewegung oder der Erſchütterungs— wellen in den feiten Erdichichten, ift: eine vulfanifche Thätig— feit ohne nothwendige Begleitung von chemifcher Stoff— Veränderung, von etwas Stoffartigem, ausgeftoßenen oder neu erzeugten. Bei den anderen Reactions-Phänomenen des Inneren gegen das Aeußere: bei Gas- und Schlamm-Bulfanen, Naphtha-Feuern und Salfen, bei den großen, am früheften, und lange allein Bulfane genannten Feuerbergen; fehlen nie Production von etwas Stoffartigem (elaſtiſch-flüſſigen oder feiten), Proceſſe der Zerfegung und Gas-Entbindung, wie der Gejteinbildung aus fiyitallinifch geordneten Iheilchen. Das find. in der größten Verallgemeinerung Die umnterjcheiden- den Kennzeichen der vulfaniichen Yebensthätigfeit unfered Nlaneten. In fo fern dieſe IThätigfeit im größeren Maaße dev hohen Temperatur der innerften Erdſchichten zugufchreiben ift, wird es wahrfcheinlich, daß alle Meltförper, welche mit Begleitung von ungeheurer Wärme- Entbindung fi geballt haben und aus einem dunftförmigen Zuftande in einen feften übergegangen find, analoge Erſcheinungen darbieten müſſen. Das Wenige, das wir von der Oberflächen» Geftaltung des 21 Mondes wiffen, feheint Darauf hinzudeuten.? Hebung und geftaltende Thätigfeit in fryftallinifcher Gefteinbildung aus einer geichmoßenen Maſſe find auch in einem Weltförper denkbar, den man für luft» und waſſerlos hält. Auf einen genetifchen Zuſammenhang der hier bezeich- neten Claſſen vulfanifcher Erjcheinungen deuten: die viel- fachen Spuren der ©leichzeitigfeit und begleitender Uebergänge der einfacheren und fchwächeren Wirfungen in jtärfere und zufammengefegtere hin. Die Reihung der Mate rien in der von mir gewählten Darftellung wird durch eine folche Betrachtung gerechtfertigt. Die gefteigerte magnetifche Thätigkeit unferes Blaneten, deren Sig wohl aber nicht in bem gefchmolznen Inneren zu juchen ift, wenn gleich (nach Lenz und Rieß) Eiſen in geſchmolzenem Zuftande einen electri- hen oder galvanifchen Strom zu leiten vermag; erzeugt Licht-Entwidelung in den Magnetpolen der Erde oder wenigſtens meift in der Nähe derfelben. Wir beichlofien die exfte Abtheilung des tellurifchen Bandes mit dem Leuchten der Erde Auf dies Phänomen einer lichtergeugenden Schwin— gung des Aethers durch magnetifche Kräfte laffen wir nun zuerft diejenige Glafje der vulfanifchen Thätigkeit folgen, welche, ihrem eigentlichen Weſen nach, ganz wie Die magne tifche, nur dynamiſch wirkt: Bewegung, Schwingungen in ber Feſte erregend, nichts Stoffartiges erzeugend oder verän- dernd. Secundäre, nicht wefentliche Erſcheinungen (aufſtei— gende Flammen während des Erdbebens, Waller Ausbrüche und Gas-Entwiclungen* ihm folgend) erinnern an die Wirfung ber Thermalquellen und Saljen. Flammen-Ausbrüche, viele Meilen weit fichtbar, und Felsblöde, dev Tiefe entriffen und umbergefchleudertd, zeigen die Salfen; und bereiten 215 gleichfam vor zu den großartigen Erfcheinungen der eigentlichen Vulkane, die wiederum zwifchen weit von einander entfern- ten Eruptions-Epochen falfenartig nur Waſſerdampf und Gas— Arten auf Spalten aushauchen. So auffallend und Iehrreich find die Analogien, welche in verfchiedenen Stadien die Ab— ftufungen des Vulcanismus darbieten. a. Erdbebei. (Erweiterung des Naturgemäldes: Kosmos Bd. I. ©. 210— 225.) Seitdem in dem eriten Bande Diefes Werfes (1845) die allgemeine Darftellung der Erdbeben-Phänomene erfchienen ift, hat fih das Dunfel, in welches der Sitz und die Urfachen berjelben gehüllt find, wenig vermindert; aber durch die vor- trefflichen Arbeiten ® von Mallet (1846) und Hopfins (1847) ijt Uber die Natur der Erfchütterung, den Zufammenhang ſcheinbar verjchiedenartiger Wirfungen, und über Die Trennung begleitender oder gleichzeitig eintretender phyſikaliſcher und chemi— Icher Proceſſe einiges Licht verbreitet worden. Mathematifche Gedanfenentwidlung kann, nach Poiſſon's Vorgange, bier, wie überall, wohlthätig wirken. Die Analogien zwifchen den Schwin- gungen fefter Körper und den Schallwellen der Luft, auf welche Thomas Young fhon aufmerffam? gemacht, find in den theo- retiichen Betrachtungen über die Dynamik der Erdbeben be: jonders geeignet zu einfacheren und befriedigenderen Anftchten zu führen, Näumliche Veränderung, Crfhütterung, Hebung und Spalten-Erzeugung bezeichnen den wefentlichen Charak— ter des Phänomens. Es ift zu unterfcheiden die wirkende Kraft, welche ald Impuls die Vibration erregt; und die Beſchaffenheit, Fortpflanzung, Verftärfung oder Verminderung dev Erfchüitterungsivelle. Ich habe in dem Naturgemälbde bejchrieben, was fich zunächit den Sinnen offenbart; was ich Gelegenheit gehabt jo viele Jahre lang felbft zu beobachten auf dem Meere, auf dem Seeboden dev Ebenen (Llanos), auf Höhen von acht: big junfehnztaufend Fuß: am Krater: vande entzindeter Vulkane, und in Negionen von Öranit und Gtimmerfchiefer, dreihundert geographiiche Meilen von allen Seuerausbrüchen entfernt: in Gegenden, wo die Einwohner zu gewiſſen Epochen die Zahl der Erdſtöße nicht mehr als wir in Europa die Zahl der Regenfchauer zählen; wo Bonpland und ich wegen Umuhe der Maulihiere abfteigen mußten, weil in einem Walde der Boden 15 bis 18 Minuten lang ununter brochen erbebte. Dei einer fo langen Gewohnheit, die fpäter Bouflingault in einem noch höheren Grade getheilt hat, iſt man zu ruhiger und forgfältiger Beobachtung geftimmt; wohl auch geeignet, mit fritifcher Sorgfalt abweichende Zeugniſſe an Ort und Stelle zu ſammeln: ja zu prüfen, unter welchen Vers hältniffen Die mächtigen Veränderungen der Erdoberfläche er— folgt find, deren frifche Spuren man erfennt. Wenn gleich jhon fünf Jahre feit dem fchaudervolien Erdbeben von Nio- bamba, welches am 4 Februar 1797 über 30000 Menſchen in wenigen Minuten das Leben foftete*, vergangen waren; fo ſahen wir Doch noch die einſt forifchreitenden, aus der Erde aufgeitiegenen Kegel der Moya’, und die Anwendung dieſer brennbaren Subſtanz zum Kochen in den Hütten der Indianer. Ergebniffe von Bodenveränderungen fonnte ich aus jener Cata— ftrophe beichreiben, die in einem größeren Maaßſtabe ganz denen analog geweſen find, welche das berühmte Erobeben von Galabrien (Febr. 1783) darbot; und die man lange für ungenau und abenteuerlich dargeftellt ausgegeben Hat, weil 217 fie nicht nach Theorien zu erflären waren, welche man fich voreilig gebildet. Indem man, wie wir bereitS oben angedeutet haben, die Betrachtungen tiber das, was den Impuls zur Grfchütterung giebt, forgfältig von denen über das Weſen und die Fort: pflanzung dev Erichütterungswellen trennt; fo unterfcheidet man Dadurch zwei Clafjen der ‘Probleme von fehr ungleicher Zugäng- lichfeit, Die erjtere fann nach dem jegigen Zuftande unferes Wiſſens zu feinen allgemein befriedigenden Nefultaten führen, wie bei jo vielem, in dem wir bis zu den legten Urfachen aufitei- gen wollen. Dennoch iſt e8 von großem cosmiſchen Intereffe, während wir und bejtreben, in dem der wirflichen Beobadh- tung Unterworfenen das Gefegliche zu erforfchen, die verfchie- denen, bisher als wahrfcheinlich aufgejtellten, genetifchen Er— flärungsarten fortdauernd im Auge zu behalten. Der größere Theil derfelben bezieht fich, wie bei aller Wulcanicität, unter mancherlei Miodificationen auf die hohe Temperatur und chemifche Beschaffenheit des geſchmolzenen Inneren der Erde; eine eins zige, und zwar die neuefte Erflärungsart des Erdbebens in trachytifchen Negionen, it das Ergebniß geognoftifcher Ver— muthungen über den Nicht» Zufummenhang vulkaniſch ge hobener Felsmaſſen. Folgende Zufammenftellung bezeichnet näher und in gedrängter Kürze die WVerfchiedenheit der An— jichten tiber die Natur des erften Impulſes zur Erfchütterung: Der Ken der Erde wird als in feurig flüffigem Zur jtande gedacht: als Folge alles planetarifchen Bildungspro- cefjes aus einer gasfürmigen Materie, durch Entbindung der Wärme bei dem Uebergange des Flüffigen zum Dichten. Die Äußeren Echichten haben fich durch Strahlung zuerft abgefühlt und am früheften erhärtet. Gin ungleichartiges 218 Auffteigen elaftifcher Dämpfe, gebildet (an der Grenze zwifchen dem Flüfligen und Seiten) entweder allein aus ber gefhmolzenen Erdmaſſe oder aus eindringendenm Meeres— waſſer; fich plößlicy öffnende Spalten, und das plögliche Auffteigen tiefer entjtandener, und darum heißerer und gez fpannterer Dämpfe in höhere Felsichichten, der Erdoberfläche näher: verunfachen die Crfchütterung. Als Nebenwirkung einer nicht tellurifchen Urfach wird auch wohl die Attraction des Mondes und der Sonne '® auf die flüffige, gefchmolzene Oberfläche des Erdkerns betrachtet, wodurch ein vermehrter Drud entitehen muß: entweder unmittelbar gegen ein feites aufliegendes Felsgewölbe; oder mittelbar, wo in unteriwdiz jhen Becken die feſte Maſſe durch elafiifche Dämpfe von der geichmolzenen, flüſſigen Maſſe getrennt ift. Der Kern unferes Blaneten wird als aus unorydirten Mafien, aus den Metalloiden der Alkalien und Erden be- ftehend gedacht. Durch Zutritt von Wafler und Luft fol die vulkaniſche Thätigfeit in dem Kerne erregt werden. Die Vul— fane ergießen allerdings eine große Menge Waflerdampf in die Atmoſphäre; aber die Annahme des Cindringens des Waffers in den vulfanifchen Heerd hat viele Schwierigfeit, in Ber trachtung des gegenfeitigen Drudes !! der äußeren Waflers faule und inneren Lava; und der Mangel oder wenigftens die große Seltenheit von brennendem Waſſerſtoff-Gas wäh rend der Gruption, welchen die Bildungen von Chlor Waflerftoff-Säure ?, Ammoniak und geichwefeltem Wafferftoff wohl nicht hinlänglich erfegen, hat den berühmten Urheber der Hypothefe fie felbit freimüthig '? aufzugeben vermocht. Nach einer dritten Anficht, dev des fo vielbegabten füdamerifanifchen Reiſenden Bouſſingault, wird ein Mangel 219 an Gohärenz in den trachyt= und doleritartigen Maſſen, welche die erhobenen Vulkane der Andesfette bilden, ale eine Haupturfach vieler und jehr weit wirfender Erderſchüt— terungen betrachtet. Die colofjalen Kegel und domförmigen Gipfel der Eordilleren find nach Diefer Anftcht Feinesweges in einem Zuftande der Weichheit und halben Flüſſigkeit; jondern vollfommen erhärtet, als ungeheure jcharffantige Fragmente, emporgefchoben und aufgethürmt worden. Bei einem folchen Gmporfchieben und Aufthürmen find noth— wendig große Zwifchenräume und Höhlungen entftanden, To daß durch rucweife Senfung und durch das Herabjtürzen zu Schwach unteritügter fefter Maſſen Erfchütterungen er— folgen, ' Mit mehr Klarheit, als die Betrachtungen über Die Na- tur des eriten Impulſes gewähren, den man fich freilich als verichiedenartig denfen fannz find die Wirfungen des Smpulfes, die Erfhütterungswellen, auf einfache mechaniiche Theorien zurückzuführen. Diefer Theil unferes Naturwiſſens bat, wie wir fchon oben bemerkt, in der neue: ften Zeit wefentlich gewonnen. Man Hat die Eröwellen in ihren Sortfchritten, ihrer Verbreitung durch Gebirgsarten von verfchiedener Dichtigfeit und Clafticität ® gejchildert; die Ur: jachen der Fortpflanzungs-Geſchwindigkeit, ihre Abnahme durch Drehung, Nefler und Interferenz der Schwingungen mathematiich erforicht. Die fcheinbar Freifenden (xotatori— hen) Erfchütterungen, von denen die Obelisfen vor dem Kloiter San Bruno in der fleinen Stadt Stephano del Bosco (Calabrien 1783) ein fo viel befvrochenes Beifpiel dargeboten hatten, hat man verjucht auf gervadlinige zu reduciren. 1 Luft, Waller und Erdwellen folgen allerdings räumlich den- 220 felben Gefegen, welche Die Bewegungslehre anerfennt; aber die Grdwellen find in ihrer verheerenden Wirfung von Phä— nomenen begleitet, Die ihrer Natur nach dunfler bleiben und in die Claſſe phyſiſcher Proceſſe gehören, Als folche find aufz zuzählen: Ausftwömungen von gefpannten Dämpfenz; von Gas— Arten; oder, wie in den Fleinen bewegten Moya-Kegeln von Pelileo, grusartiger Gemenge von Pyroxen-Kryſtallen, Kohle und Snfufionsthierchen mit Siefelpanzern. Diefe wandernden Ser gel haben eine große Zahl von Hütten dev Indianer umgeſtürzt. 18 In dem allgemeinen Naturgemälde find viele über die große Gataftrophe von Riobamba (4 Febr. 1797) aus dem Munde der Ueberlebenden an Ort und Stelle mit. dem ernften Beſtreben nach hiſtoriſcher Wahrheit gefammelte That— fachen erzählt. Einige find den Greigniffen bei dem großen Erdbeben von Balabrien aus dem Jahre 1783 analog, andere find neu und durch die minenartige Kraftäußerung von unten nach oben bejonders charafterifirt. Das Erdbeben jelbft war von feinem unterivdifchen Getöfe begleitet, Durch Feines ver— fündigt. in ungeheures Getöfe, noch jest durch den ein— fachen Namen el gran ruido bezeichnet, wurde exit 18 bis 20 Minuten Später, und bloß unter den beiden Städten Quito und Ibarra, fern von Tacunga, Hambato und dem Haupt jchauplaß der Verheerung, vernommen. Es giebt fein anderes Ereigniß in den trüben Verhängniffen des Menfchengefchlehts, durch welches in wenigen Minuten, und dazu in ſparſam bes pölferten Gebirgsländern, fo viele Tauſende auf einmal den Tod finden, als durch die Erzeugung und den Vorübergang weniger Erdwellen, von Spaltungs- Phänomenen begleitet! Bei dem Erdbeben von Riobamba, über welches der berühmte valencianifche Botanifer, Don Joſé Cavanilles, die früheften 221 Nachrichten mitgetheilt hat, verdienen noch folgende Erſchei— nungen eine beiondere Aufmerkjamfeit: Klüfte, die ſich abwech— felnd öffneten und wiederum fchloffen: jo daß Menjchen fich dadurch retteten, daß fie beide Arme ausftredten, um nicht zu verlinken; das Verfchwinden ganzer Züge von Reiten oder belar dener Maulthiere (recuas), deren einige durch, fich plöglich auf thuende Queerflüfte verſchwanden, während andere, zurückfliehend, der Gefahr entgingen; ſo heftige Schwankungen (ungleichzeitige Erhebung und Senkung) naher Theile des Bodens, daß Perſonen, welche auf einem mehr als 12 Fuß hohen Chor in einer Kirche ſtanden, ohne Sturz auf das Straßenpflaſter gelangten; Die Berienfung von mafliven Häufern !?, in denen die Bewohner innere Thüren öffnen fonnten: und zwei Tage lang, ehe fie durch Ausgrabung entfamen, unverfehrt von einem Zimmer in das andere gingen, fich Licht anzündeten, von zufällig ent deciten Vorräthen ſich nährten, und Über den Grad der Wahr: fcheinlichfeit ihrer Rettung mit einander haderten; dag Ver ſchwinden fo großer Maflen von Steinen und Baumaterial. Alt-Riobamba hatte Kirchen und Klöfter, zwilchen Häufern von mehreren Stocdwerfen; und doch habe ich, als ich den Plan der zertörten Stadt aufnahm, in den Ruinen nur Stein« haufen von 8 bis 10 Fuß Höhe gefunden. In dem füdweitlichen Theil von Alt-Niobamba (in dem vormaligen Barrio de Sig- chuguaicu) war deutlich eine minenartige Exploſion, die Mit fung einer Kraft von unten nach oben zu erfennen. Auf dem, einige hundert Fuß hohen Hügel Cerro de la Culca, welcher fich über dem, ihm nördlich liegenden Cerro de Cumbicarca erhebt, liegt Steinfchutt, mit Menfchengerippen vermengt. Trans: latorifche Bewegungen in horizontaler Richtung, durch welche Baumalleen, ohne entwurzelt zu werden, fich verfchieben; oder 222 Culturſtücke jehr verfchiedener Art fich gegenfeitig verdrängen: haben fich in Duito wie in Galabrien mehrfach gezeigt. Eine noch auffallendere und complicirtere Ericheinung ift das Auffin— ben von Geräthichaften eines Haufes in den Ruinen anderer, weit entfernter: ein Auffinden, das zu Procefien Anlaß gegeben hat. Iſt es, wie die Landeinwohner glauben, ein Verſinken, dem ein Auswurf folgt? oder, troß der Entfernung, ein bloßes Ueberſchütten? Da in der Natur unter wieder ein- tretenden Ähnlichen Bedingungen fich alles wiederholt, fo muß man durch Nicht-Verfchweigen auch des noch unvollftändig Ber obachteten die Aufmerffamfeit Fünftiger Beobachter auf ſpe— cielle Phänomene leiten. Es iſt nach meinen Erfahrungen nicht zu vergeſſen, daß bei den meiften Spalten-Erzeugungen, neben der Er: fchütterung feiter Theile als Erdwelle, auch ganz andere und zwar phyftiche Kräfte, Gas- und Dampf-Gmanationen, mit wirfen. Wenn in der Wellenbewegung die Außerfte Grenze ber Elaſticität der bewegten Materie (nach Berfchieden- heit der Gebirgsarten oder der Iofen Erdichichten) überfchritten wird und Trennung entfteht; fo fünnen durch die Spalten geipannte elaftifche Flüffigfeiten ausbrechen, welche verichie- dDenartige Stoffe aus dem Inneren auf die Oberfläche führen und deren Ausbruch wiederum Urach von translatoriichen Be— wegungen wird. Zu diefen, die primitive Erichütterung (das Erobeben) nur begleitenden Erfcheinungen gehört das Em: porheben der unbeftritten wandernden Moyarfegel; wahr fcheinlich auch der Transport von Gegenftänden auf der Ober- fläche der Erde. Wenn in der Bildung mächtiger Spalten fich diefelben nur in den oberen Theilen fchließen, jo kann die Entitehung bleibender unterivdifcher Höhlungen nicht bloß Urach zu neuen Erdbeben werden: indem nach Bouffingault's Bermuthung fich mit der Zeit jchlecht unteritügte Maſſen ab: [öfen und, Erfchütterung erregend, fenfen; ſondern man fann jich auch die Möglichfeit denfen, daß die Erfchütterung& freife dadurch erweitert werden, daß auf den bei den frü— heren Erdbeben geöffneten Spalten in dem neuen Erdbeben elajtifche Slüfjigfeiten da wirken, wohin fie vorher nicht gelangen fonnten. Es ift alfo ein begleitendes Phänomen, nicht Die Stärfe der Erjchütterungswelle, weiche die feſten Theile der Erde einmal durcblaufen tft, was die allmälige, fehr wichtige und zu wenig beachtete, Erweiterung des Erſchütte— rungsfreifes veranlagt. *' Bulfanifche Ihätigfeiten, zu deren niederen Stufen Das Erdbeben gehört, umfaflen fat immer gleichzeitig Phänomene der Bewegung und phyfiicher ftoffartiger Production. Wir haben ſchon mehrfach im Naturgemälde erinnert, wie aus Spal- ten, fern von allen Bulfanen, emporfteigen: Wafjer und heiße Dämpfe, Eoblenfaures Gas und andere Moffetten, jchwarzer Rauch (wie, viele Tage lang, im Felſen von Alvidras beim Erdbeben von Liffabon vom 1 November 1755), Feuer: flammen, Sand, Schlamm, und mit Kohle gemengte Moya. Der Iharfiinnige Geognoft Abich hat den Zuſammenhang nach gewieſen, der im perjiichen Ghilan zwilchen den Thermalquellen von Sarein (5051 Fuß), auf dem Wege von Ardebil nach Zabriz, und den Erdbeben ftatt findet, welche das Hochland oft von zwei zu zwei Jahren heimfuchen. Im October 1848 nöthigte eine undulatorische Bewegung des Bodens, welche eine ganze Stunde dauerte, die Einwohner von Ardebil die Etadt zu verlaffen; und fogleich ftieg die Temperatur dev Quellen, bie zwifchen 440 und 46" Gent. fällt, einen ganzen Monat N N — lang bis zum ſchmerzlichſten Verbrühen.““ Nirgends vielleicht auf der Erde it, nach Abich's Ausfpruch, der „innige Zus fammenhang fpaltenerregender Erdbeben mit den Phänome— nen der Schlamm-Vulkane, der Salfen, der den durchlöcher: ten Boden durchdringenden brennbaren Gaſe, der Petroleum: Duellen bejtimmter angedeutet und Flarer zu erfennen, als in dem füpdöftlichen Ende des Caucaſus zwifchen Schemacha, Baku und Sallian. Es iſt der Theil der großen aralo= cafpiichen Depreflion, in welchen der Boden am häufigften erſchüttert wird.” Mir felbit iſt es im nördlichen Alten auffallend ge- weien, daß der Erfchütterungsfreis, deſſen Mittelpunft die Gegend des Baifal-Sees zu fein ſcheint, fich weitlich nur bis zur öftlichiten Grenze des ruſſiſchen Altai: bis zu den Eilber- gruben von Ridderſk, Dem trachytartigen Gejtein dev Kruglaja Sopka, und den heißen Quellen von Nachmanowfa und Ara— han; nicht aber bis zur Uralfette erjtredt. Weiter nach Süden bin, jenſeits des Parallelkreiſes von 45°, ericheint in der Kette des Thian-ſchan (Himmelsgebirges) eine von Oſten nad Weiten gerichtete Zone von vulfanifcher Thätigfeit jeg- licher Art der Manifeftation. Sie erftredt fich nicht bloß vom Feuer-Diftrict (Ho-tſcheu) in Turfan durch Die fleine Aöferah- Kette bi8 Baku, und von da über den Ararat bis nach Kleinaften; fondern, zwifchen den Breiten von 38% und 40° ofeillivend, glaubt man ſie durch das vulfanifche Beden des Mittelmeeres bis nach Liffabon und den Azoren verfolgen zu fünnen. Ich habe an einem anderen Orte 4 Diefen wichtigen Gegenftand der vulfanifhen Geographie aus— führlich behandelt. Eben fo fcheint in Ortechenland, das mehr als irgend ein anderer Theil von Europa durch Erdbeben ge litten hat (Gurtius, Peloponneſos Bd. I. ©. 42 — 46), eine Unzahl von Thermalquellen, noch fliegende oder fchon verſchwun— bene, unter Erdſtößen ausgebrochen zu fein. Ein folcher ther- mifcher Zufammenhang ift in dem merfwuürdigen Buche des Jo— hannes Lydus über Die Erdbeben (de Ostentis cap. LIV, p- 189 Hafe) fehon angedeutet. Die große Naturbegebenheit des Unterganges von Helice und Bura in Achaja (373 vor Ehr.; Kosmos Bd. IM. ©. 579) gab befonders Veranlaffung zu Hypothefen über den Gaufalzufammenhang vulfanifcher Thätig- feit. Es entjtand bei Ariftoteles die fonderbare Theorie von der Gewalt der in den Schluchten der Erdtiefe fich einfangen- den Winde (Meteor. MH. p. 368). Tie unglüdliche Frequenz der Erderfchlitterungen in Hellas und in Unter-Stalien hat durch den Antheil, den fie an der früheren Zerftörung der Monumente aus der Blüthezeit der Künfte gehabt, den verderblichiten Ein- fluß auf alle Studien ausgeübt, welche auf die Entwicelung griechifcher und römiſcher Cultur nach verfchiedenen Zeit- epochen gerichtet find. Auch Agyptiiche Monumente, z. B. der eine Memnons-Coloß (27 Jahre vor unferer Zeitrechnung), haben von Erdſtößen gelitten, die, wie Letronne erwieſen, im Nilthal gar nicht fo felten gewefen find, als man geglaubt (les Statues vocales de Memnon 1833 p. 23—27 und 255). Nah den Hier angeführten phyfiichen Veränderungen, welche Die Erdbeben durch Erzeugung von Spalten veranlaflen, it e8 um fo auffallender, wie jo viele warme Heilquellen Sahrhunderte lang ihren Stoffgehalt und ihre Temperatur uns verändert erhalten; und alfo aus Spalten hervorquellen müffen, die weder der Tiefe nach, noch gegen die Seiten hin Ver— änderungen erlitten zu haben fcheinen. ingetretene Commu— nicationen mit höheren Erdſchichten würden Verminderung, mit tieferen Vermehrung der Wärme hervorgebracht haben. Av. Humboldt, Kosmos. IV. 15 226 Als der Vulkan von Eonfeguina (im Staat Nicaragua) am 23 Sanuar 1835 feinen großen Ausbruch machte, wurde das unterirdifche Getöfe ?° (los ruidos subterraneos) zugleich gehört auf der Infel Jamaica und auf dem Hochlande von Bogota, 8200 Fuß Uber dem Meere, entfernter als von Algier nach London. Auch Habe ich fchon an einem anderen Drte bemerkt, daß bei den Ausbrüchen des Vulkans auf der Inſel St. Vincent, am 30 April 1812, um 2 Uhr Morgens, das dem SKanonendonner gleiche Getöſe ohne alle fühlbare Erd— erfchütterung auf einem Naume von 10000 geogr. Quadrat: meilen gehört wurde. 2° Eehr merfwürdig ift e8, daß, wenn Erdbeben mit ©etöfe verbunden find, was Feinesweges immer der Fall ift, die Stärfe des leßteren gar nicht mit Der des eriteren wächlt. Das feltenfte und räthfelhaftefte Phänomen unterivdiicher Schallbildung bleibt immer das der bramidos de Guanaxuato vom 9 Januar bis zur Mitte des Februars 1784, über das ich die erften ficheren Nachrichten aus dem Munde noch lebender Zeugen und aus archivariſchen Urkunden habe ſammeln fünnen. (Kosmos Bd. 1. ©, 216 und 444.) Die Fortpflanzungs- Gefchwindigfeit des Erdbebens auf dev Oberfläche der Erde muß ihrer Natur nach durch die fo ver- jchiedenen Dichtigfeiten der feſten Gebirgsfchichten (Granit und Gneiß, Bafalt und Trachyt-Porphyr, Surafalf und Gyps) wie des Schuttlandes, welche die Erichütterungswelle durch— läuft, mannigfach modiftcirt werden. Es wäre aber Doc wünfchenswerth, daß man endlich einmal mit Sicherheit Die Außerften Grenzen fennen lernte, zwifchen denen die efchwindig- feiten fchwanfen. Es ift wahrfcheinlich, daß den heftigeren Er: fchütterungen keinesweges immer Die größte Gefchwindigfeit zu— fommt. Die Meffungen beziehen fich ohnedies nicht immer auf diefelben Wege, welche die Erſchütterungswellen genommen haben. An genauen mathematifchen Beitimmungen fehlt es fehr; und nur ganz neuerlich ift über das rheiniſche Erdbeben vom 29 Juli 1846 mit großer Genauigfeit und Umſicht ein Nefultat von Julius Schmidt, Gehülfen an der Sternwarte zu Bonn, er langt worden. Die Fortpflanzungs- Gefchwindigfeit war in dem eben genannten Erdbeben 3,739 geogr. Meilen in der Minute, d. i. 1376 Barifer Fuß in der Secunde. Diefe Schnelligfeit übertrifft allerdings die der Schallwelle in der Luft; wenn Dagegen Die Fortpflanzung des Echalles im Waſſer nad) Colladon und Sturm 4706 Fuß, in gegoffenen eifernen Röhren nach Biot 10690 Fuß beträgt, fo erfcheint das für das Erdbeben gefundene Reſultat fehr Schwach. Für das Erdbeben von Liffabon am 1 Nov. 1755 fand Schmidt (nach weniger genauen Angaben) zwifchen den portugieftfchen und holſteini— ſchen Küſten eine mehr denn fünfmal größere Gefchwindigfeit ald am Rhein den 29 Juli 1846. Es ergaben ſich nänt- ih für Liſſabon und Glüdftadt (Entfernung 295 gevgr. Meilen) 19,6 Meilen in der Minute oder 7464 Barifer Fuß in 1°: immer noch 3226 Fuß weniger Gefchwindigfeit als im Gußeiſen. 27 Erderfchütterungen und plößliche Feuerausbrüche lang ru— hender Bulfane: fei es, Daß diefe bloß Schladen oder, inter- mittirenden Wafferquellen gleich, flüffige geſchmolzene Erde in Lavaftrömen ergiegen; haben allerdings einen gemeinfchaft- lichen alleinigen Cauſalzuſammenhang in der hohen Temperatur des Inneren unfres Planeten: aber eine diefer Erfcheinungen zeigt fich meift ganz unabhängig von der andren. Heftige Erdbeben erfchüttern 3. B. in der Andeskette in ihrer Linear Verbreitung Gegenden, in denen fich nicht erlofchene, ja noch 228 oftmals thätige Vulkane erheben, ohne daß diefe legteren dadurch auf irgend eine bemerfbare Weife angeregt werden, Bei der großen Gataftrophe von Niobamba haben fich dev nahe Vulkan Tungurabua und der etwas. fernere Vulkan Cotopari ganz ruhig verhalten. Umgekehrt haben Vulkane mächtige, lang- dauernde Ausbrüche dargeboten, ohne Daß weder vorher noch gleichzeitig in der Umgegend Erdbeben gefühlt wurden. Es find gerade die verheerenditen Erderſchütterungen, von denen Die Gefchichte Kunde giebt und die viele taufend Duadratmeilen durchlaufen haben, welche, nach dem an der Oberfläche Be- merfbaren zu urtheilen, in feinem Zufammenhange mit der Thätigfeit von Vulkanen ftehen. Diefe hat man neuerdings plutonische Erdbeben im Gegenſatz Der eigentlichen vulfani- ſchen genannt, die meift auf Fleinere Localitäten eingefchränft find. In Hinficht auf allgemeinere Anfichten über Bulcani- cität ift dieſe Nomenclatur nicht zu billigen. Die bei weiten größere Zahl der Erdbeben auf unferem Planeten müßten plu- tonifche heißen. Was Erpitöße erregen fann, ift überall unter unferen Füßen; und die Betrachtung, Daß falt %, der Erdoberfläche, von dem Meere bededt (einige fporadifche Infeln abgerechnet), ohne alle bleibende Communication ded Inneren mit der At- mofphäre, d. h. ohne thätige Bulfane, find: widerfpricht dem irrigen, aber verbreiteten Glauben, Daß alle Erdbeben der Eruption eines fernen Vulkans zuzufchreiben feien. Erſchütte— rungen der Kontinente pflanzen fich allerdings auf dem Meeres— boden von den Küſten aus fort; und erregen Die furchtbaren Meereswellen, von welchen die Erdbeben von Kiffabon, Callao de Lima und Chili jo denfwürdige Beiſpiele gegeben haben. Wenn dagegen die Erdbeben von dem Meeresboden felbft 229 ausgehen, aus dem Neiche des Erderfchütterers Poſeidon (osı- coiydav, zıvnoigY@v): und nicht von einer infel-erzeugenden Hebung (wie bei der ephemeren Eriftenz der Infel Sabrina oder Julia) begleitet find; fo Fann an Punkten, wo der See— fahrer Feine Stöße fühlen würde, doch ein ungewöhnliches Rollen und Anfchwellen der Wogen bemerkt werden. Auf ein jolhes Bhänomen Haben mich die Bewohner des öden perua- nischen Küftenlandes oftmals aufmerffam gemacht. Ich fah jelbft in dem Hafen von Callao und bei der gegenüberliegen- den Infel San Lorenzo in ganz windftillen Nächten, in diefem fonft fo überaus friedlichen Theile der Südſee, fich plöglich auf wenige Stunden Welle auf Welle zu mehr als 10 bis 14 Fuß Höhe thürmen. Daß ein folches Phänomen Folge eines Stur- mes gewefen jei, welcher in großer Ferne auf offenem Meere gewüthet hätte, war in diefen Breiten feinesweges anzunehmen. Um von denjenigen Erichütterungen zu beginnen, welche auf den Hleinften Raum eingefchränft find, und offenbar der Ihätigfeit eines Bulfans ihren Urfprung verdanfen; fo er innere ich bier zuerft Daran, wie, nächtlih im Krater des Veſuvs am Fuß eines kleinen Auswurfs-Kegels fitend, den Chronometer in der Hand (ed war nad) dem großen Erdbeben von Neapel am 26 Juli 1805 und nach dem Lava- Ausbruch, der 17 Tage darauf erfolgte), ich fehr regelmäßig alle 20 oder 25 Secunden unmittelbar vor jedem Auswurf glühender Schlafen eine Crfehütterung des Kraterbodens fühlte. Die Schlafen, 50—60 Fuß emporgeichleudert, fielen theild in Die Eruptions-Oeffnung zurüd, theils bedeckten fie die Eeiten- wände des Kegels. Die Negelmäßigfeit eines ſolchen Phäno— mens macht die Beobachtung gefahrlos. Das fich wieder holende Heine Exdbeben war keinesweges bemerkbar außerhalb 230 des Kraters: nicht im Atrio del Cavallo, nicht in ver Ein- fiebelei del Salvatore. Die Periodicität der Erſchütterung bes zeugt, daß fie abhängig war von einem bejtimmten Span- nungsgrade, weldhen die Dämpfe erreichen müffen, um in dem Inneren des Schladenfegeld die gefchmolzene Mafle zu durchbrechen. Eben fo ald man in dem eben befchriebenen Falle feine Erfehütterungen am Abfall des Afchenfegeld des Veſuvs fühlte; wurde auch bei einem ganz analogen, aber viel groß— artigeren Phänomen: am Afchenfegel des Bulfans Sangai, der fünöftlich von der Stadt Quito fich dis zu 15984 Fuß erhebt, von einem fehr ausgezeichneten Beobachter, Herrn Wiſſe, als er fich (im December 1849) dem Gipfel und Krater bis auf taufend Fuß näherte, Fein Erzittern des Bodens 3 bemerft; dennoch waren in der Stunde bis 267 Erplofionen (Schladen- Auswürfe) gezahlt worden. Eine zweite, unendlich wichtigere Gattung von Erdbeben ift Die fehr häufige, welche große Ausbrüche von Vulkanen zu begleiten oder ihnen voranzugehen pflegt: fei es, daß die Vulkane, wie unfere europäifchen, Lavaſtröme ergießen; oder, wie Cotopari, Pichincha und Tunguragua der Andesfette, nur verfchladte Maſſen, Afche und Dämpfe ausftoßen. Für dieſe Gattung find vorzugsweife die Bulfane als Sicherheits- Ventile zu betrachten, ſchon nach dem Ausſpruche Strabo’s über die lavazergießende Spalte bei Lelante auf Eubba. Die Erdbeben Hören auf, wenn der große Ausbruch erfolgt ift. Am weiteften 2? verbreitet find aber Die Verheerungen von Erjcehütterungswellen, welche theils ganz untrachytifche, unvul- fanifche Länder; theild trachytifche, vulfanifche, wie die Cor— dilferen von Südamerika und Merico: durchziehen, ohne irgend einen Einfluß auf die nahen Wulfane auszuüben. Das ift eine dritte Gruppe von Erfcheinungen; und die, welche am überzeugendften an die Eriftenz einer allgemeinen Urſach, welche in der thermifchen Befchaffenheit des Inneren unſres Planeten liegt, erinnert. Zu dieſer dritten Gruppe gehört auch der, doch feltene Fall, daß in unvulfanifchen und durch Erd— beben wenig erſchreckten Ländern, auf dem eingefchränfteiten Raume, der Boden Monate lang ununterbrochen zittert, fo dag man eine Hebung, die Bildung eines thätigen Vulkans zu beforgen anfängt. Co war dieß in den piemontejiichen Thälern von Pelis und Cluffon, wie bei Pignerol im April und Mai 1805; fo im Frühjahr 1829 in Murcia, zwifchen Orihuela und der Meeresfüfte, auf einem Raum von kaum einer Duadratmeile, Als im Inneren von Merico, am weft lichen Abfall des Hochlandes von Mechoacan, die cultivixte Fläche von Jorullo 90 Tage lang ununterbrochen erbebte; ftieg der Bulfan mit vielen Taufenden, ihn umgebender, I—7 Buß hoher Kegel (los hornitos) empor, und ergoß einen funzen, aber mächtigen Lavaftrom. In Piemont und in Spanien da gegen hörten die Erderfchütterungen allmälig auf, ohne daB irgend eine Naturbegebenheit erfolgte, Ich hielt es für nützlich Die ganz verfchiedenen Arten ber Manifeftation derfelben vulfanifchen Thätigfeit (dev Reaction des Inneren der Erde gegen die Oberfläche) aufzuzählen, um den Deobachter zu leiten, und ein Material zu fchaffen, Das zu fruchtbaren Refultaten über den Baufaufammenhang der Erſcheinungen führen kann. Bisweilen umfaßt die vulfanifche Thätigkeit auf einmal oder in nahen Perioden einen fo großen Theil des Erdkörpers, daß die erregten Erſchütterungen des Bodens dann mehreren, mit einander verwandten Urfachen gleichzeitig zugefchrieben werden Fünnen. Die Jahre 1796 und 232 4811 bieten befonders denkwürdige Beifpiele 3 von folcher Grup— pirung der Erfcheinungen bar. b. Thermalquellen. (Erweiterung des Naturgemäldes: Kosmos Bd. I. ©. 226 — 232.) Als eine Folge der-Lebensthätigfeit des Inneren unfres Gröförpers, die in unregelmäßig wiederholten, oft furchtbar zerftörenden Erfeheinungen fich offenbart, haben wir das Erd— beben gefchildert. Es waltet in demfelben eine vulkaniſche Macht: freilich ihrem inneren Weſen nach nur bewegend, erſchütternd, dynamiſch wirfend; wenn fie aber zugleich an einzelnen Punkten durch Erfüllung von Nebenbedingungen begünftigt wird, ift fie fähig einiges Stoffartige, zwar nicht, gleich den eigentlichen Vulkanen, zu produciren, aber an Die Dberfläche zu leiten. Wie bei dem Erdbeben bisweilen auf furze Dauer, durch plöglich eröffnete Spalten, Waſſer, Dämpfe, Erdöl, Gemifhe von Gas-Arten, oder breiartige Maſſen Schlamm und Moya) ausgeftoßen werden; fo entquellen durch das allverbreitete Gewebe von communicirenden Spalten teopf- bare und luftartige Flüffigfeiten permanent dem Schooße der Erde. Den kurzen und ungeftümen Auswurfs - Phänomenen ftellen wir hier zur Seite das große, friedlihe Quellen— fyftem der Erdrinde, wohlthätig das organifche Leben ans regend und erhaltend. Es giebt Jahrtaufende lang dem Organismus zurüd, was dem Luftfreife durch Den nieder: fallenden Regen an Feuchtigkeit entzogen worden ift. Analoge Erfcheinungen erläutern fich gegenfeitig in dem ewigen Hauer halte der Natur; und wo nach Verallgemeinerung der Begriffe geftrebt wird, darf die enge Berfettung des als verwandt Er fannten nicht unbeachtet bleiben. 233 Tie, im Sprachgebrauch jo natürlich fcheinende, weit verbreitete Eintheilung der Quellen in falte und warme hat, wenn man fie auf numerifche Temperatur- Angaben reduciren will, nur Sehr unbeftimmte Fundamente. Soll man die Wärme der Quellen vergleichen mit der inneren Wärme des Menfchen (u 369,7 bis 370 nach DBrechet und Berquerel, mit thermo- electrifchen Apparaten gefunden) ; fo ift der Thermometer-Grad, bei dem eine Flüfligfeit Falt, warm oder heiß in Berührung mit Theilen des menjchlichen Körpers genannt wird, nach in- dividuellem Gefühle ſehr verfchieden. Es fann nicht ein abſo— luter Temperatur-Grad feftgefegt werden, Über den hinaus eine Duelle warm genannt werden fol. Der Borichlag, in jeder Fimatifchen Zone eine Quelle Falt zu nennen, wenn ihre mitt- lere Jahres- Zemperatur die mittlere Jahres- Temperatur der Luft in derfelben Zone nicht überfteigt; bietet wenigftens eine wiſſenſchaftliche Genauigkeit, die Vergleichung beftimmter Zah- fen, dar. Sie gewährt den Bortheil, auf Betrachtungen über den verfchiedenen Urfprung der Quellen zu leiten: da Die ergründete Hebereinftimmung ihrer Temperatur mit der Jahres: Temperatur der Luft in unveränderliden Quellen un: mittelbar; in veränderlichen, wie Wahlenberg und Erman der Water gezeigt haben, in den Mitteln der Eommers und der Wintermonate erfannt wird. Aber nach dem hier be: zeichneten Griterium müßte in einer Zone eine Quelle warm genannt werden, die faum den fiebenten oder achten Theil der Temperatur erreicht, welche in einer anderen, dem Aequator nahen Zone eine Falte genannt wird, Ich erinnere an Die Abftände der mittleren Temperaturen von Petersburg (3, 4) und der Ufer des Drinoeo, Die reinften Quellwaſſer, welche ich in der Gegend der Gataracten von Atures 3! und Maypures 234 (272,3), oder in der Waldung des Atabapo getrunfen, hatten eine Temperatur von mehr ald 26%; ja die Temperatur der großen Flüffe im tropifchen Südamerika entfpricht den hohen Wärmegraden folder falten‘? Quellen! Das duch mannigfaltige Urjachen des Drudes und durch den Zufammenhang wafferhaltiger Spalten bewirkte Ausbrechen von Quellen ift ein jo allgemeines Phänomen der Erdober- fläche, daß Wafler an einigen Bunften den am höchiten ge hobenen Sebirgsfchichten, in anderen Dem Meeresboden ent- jirömen. In dem erſten Viertel Diefes Jahrhunderts wurden durch Leopold von Buch, Wahlenberg und mich zahlreiche Re— jultate über die Temperatur der Quellen und die Vertheilung dev Wärme im Inneren der Erde in beiden Hemifphären, und war vom 12ten Grade füdlicher bis zum 7iten Grade nörd— licher Breite, gefammelt.? Es wurden die Quellen, welche eine unveränderliche Temperatur haben, jorgfältig von den mit den Jahreszeiten veränderlichen gefchieden; und Leopold von Buch erfannte den mächtigen Einfluß der Regen-Ber- theilung im Laufe des Jahres: d. i. den Einfluß des Ver— hältniffes zwifchen der relativen Häufigfeit der Winter- und Sommer-Negen auf die Temperatur Der veränderlichen Duellen, welche, der Zahl nach, die allverbreitetiten find. Sehr fcharflinnige Zufammenftellungen von de Gasparin, Schouw und Thurmann haben in neuerer Zeit? diefen Einfluß in geo- graphiicher und hypſometriſcher Hinficht, nach Breite und Höhe, in ein helleres Licht geſetzt. Wahlenberg behauptete, daß in ſehr hohen Breiten die mittlere Temperatur der veränder- lichen Duellen etwas hoher als die mittlere Temperatur der Atmoſphäre ſei; er fuchte die Urfach davon nicht in der Troden- heit einer fehr Falten Luft und in dem, dadurch bewirften, 235 minder häufigen Winter- Regen: fondern in der fehligenden, die Wärme: Strahlung ded Bodens vermindernden Schnee dee. In denjenigen Theilen des nordsaftatiichen Slachlandes, in welchen eine ewige Eisſchicht oder wenigitend ein mit Eisſtücken gemengtes, gefrorenes Schuttland fchon in einer Ziefe von wenigen Fugen? gefunden wird; kann die Quellen- Temperatur nur mit großer Vorficht zu der Erörterung von Kupffer's wichtiger Theorie der Iſogeothermen benust wer- den. Dort entfteht in der oberen Erdichicht eine zwiefache MWärme-Strahlung: eine nach oben gegen den Luftfreis, und eine andere nach unten gegen Die Eisfchicht hin. Eine lange Reihe jchäsbarer Beobachtungen, welche mein Freund und Begleiter, Guſtav Roſe, auf der fibirifchen Erpedition in heißem Sommer (oft in noch mit Eis umgebenen Brunnen) zwifchen dem Irtyſch, Obi und dem cafpifchen Meere angefteltt hat, offenbarten eine große Complication localer Störungen. Diejenigen, welche fih aus ganz anderen Urfachen in der Tro— penzone da zeigen, wo Gebirgsquellen auf mächtigen Hod)- ebenen, acht= bis zehntaufend Fuß über dem Meere (Micui- pampa, Quito, Bogota): oder in fchmalen, iſolirten Berggipfeln, noch viele taufend Fuß Höher, hervorbrechen; umfaffen nicht bloß einen weit größeren Theil der Erdoberfläche, fondern leiten auch auf die Betrachtung analoger thermifcher Verhält- niſſe in den Gebirgsländern der gemäßigten Zone. Bor allem ift e8 bei diefem wichtigen Gegenjtande noth- wendig den Eyclus wirklicher Beobachtungen von den theore- tiichen Schlüffen zu trennen, welche man darauf gegründet, Was wir fuchen, ift, in feiner größten Allgemeinheit aus— gefprochen, dreierlei: Die Bertheilung dev Wärme in der ung zugänglichen Erdrinde, in der Wafferbedefung (dem Dcean) 236 und der Atmofphäre. In den beiden Umhüllungen des Erdkör— vers, der tropfbaren und gasfürmigen, herricht entgegengefegte Veränderung der Temperatur (Abnahme und Zunahme der felben in den auf einander gelagerten Echichten) in der Rich— tung der Berticale. In den feften Theilen des Erdkörpers wächſt die Temperatur mit der Tiefe; die Veränderung ift in demfelben Sinne, wenn gleich in ſehr verfchiedenem Verhältniß, wie im Luftmeere, deſſen Untiefen und Klippen Die Hochebenen und vielgeftalteten Berggipfel bilden. Durch directe Berfuche fennen wir am genaueften die VBertheilung der Wärme im Luftkreife geographifch nach Ortshbeftimmung in Breite und Länge, wie nach hypſometriſchen Verhältniffen nach Maaßgabe der verticalen Höhe über der Meeresfläche: beides Doch faft nur in nahem Contact mit dem feiten und tropfbar flüffigen Theile der Oberfläche unferes Planeten. Wiffenfchaftliche und Ioftematifch angeordnete Unterfuchungen durch aöroftatifche Reifen im freien Luftmeere, außerhalb der zu nahen Einwirfung der Erde, find bisher noch zu ſelten, und daher wenig geeignet gewefen, die fo nothwendigen numerifchen Angaben mittlerer Zuftände darzubieten. Für die Abnahme der Wärme in den Tiefen des Oceans fehlt e8 nicht an Beobachtungen; aber Etrömungen, welche Wafler verfchiedener Breiten, Tiefen und Dichtigfeiten herbeiführen, erfchweren faft noch mehr als Strö- mungen in der Atmoiphäre die Erlangung allgemeiner Re— ſultate. Wir haben die thermifchen Zuitände der beiden Um- hüllungen unferes Planeten, welche weiter unten einzeln behandelt werben, Hier nur vorläufig deshalb berührt, um den Einfluß der verticalen Wärme-Bertheilung in der feiten Erdrinde, das Syftem der Geo-Iſothermen, nicht allzu tolirt, fondern als einen Theil dev alle8 Durchdringenden 237 Wärme-Bewegung, einer ächt kosmiſchen Thätigfeit, zu betrachten. | Sp vielfach belehrend auch die Beobachtungen über Die ungleiche Temperatur Abnahme der nicht mit den Jahreszeiten veränderlichen Quellen bei zunehmender Höhe des Punktes ihres Ausbruchs iſt; To kann das Iocale Geſetz folcher ab; eh: menden Temperatur der Quellen Doch nicht, wie oft gefchteht, unbedingt als ein allgemeines geothermiſches Geſetz betrachtet werden. Wenn man gewiß wäre, daß Waffer auf einer hori- zontalen Schicht in großer Erſtreckung ungemifcht fortliefen, fo würde man allerdings glauben können, Daß fie allmälig Die Temperatur des Feſten angenommen haben; aber in dem großen Spaltengewebe der gehobenen Mafien kann diefer Fall nur jelten vorfommen. Kältere, höhere Waſſer vermifchen fich mit den unteren. Unfer Bergbau, jo geringe Räume er auch der Tiefe nach umfaßt, iſt fehr belehrend in Diefer Hinficht; aber unmittelbar würde man nur dann zur Kenntniß der Geo-Iſo— thermen gelangen, wenn nach Bouflingault's Methode 3% unter halb der Tiefe, in welcher fich noch Die Einflüffe der Temperatur Veränderungen des nahen Luftfreifes äußern, Thermometer in ſehr verichiedenen Höhen über dem Meere eingegraben würden. Vom 45ten Grad der Breite bis zu den dem Aequator nahen Iheilen der Tropengegend nimmt die Tiefe, in der die invariable Erd— Ihicht beginnt, von 60 bis 1V, oder 2 Fuß ab. Das Eingraben der Geotbermometer in geringen Tiefen, um zur Kenntniß der mittleren Exd- Temperatur zu gelangen, ift demnach nur zwilchen den Wendekreiſen oder in der fubtropiichen Zone leicht ausführbar. Das vortreffliche Hülfsmittel der arteftichen Brun- nen, die eine Wärme- Zunahme von 1% des Hunderttheiligen Thermometerö für jede 91 bis 99 Fuß in abfoluten Tiefen von 700 bis 2200 Fuß angezeigt haben, ift bisher dem Phy— fifer nur in Gegenden von nicht viel mehr ald 1500 Fuß Höhe über dem Meeresfpiegel dargeboten worden. 3 Grubenbaue dev Menfchen auf Silbererz habe ich in der Andegfette 6% 45’ füdlich vom Aequator in fat 12400 Fuß Höhe befucht, und die Temperatur der dort aus den Gefteinflüften des Kalffteing andringenden Bergwaſſer zu 119, 3 gefunden. 8 Die Wafler, welche in den Bädern des Inca Zupac Yupanqui gewärmt wurden, auf dem Rüden der Andes (Paso del Assuay), fommen wahrfcheinlih aus Duellen der Ladera de Gadlud: wo ich den Weg, neben welchem auch die alte peruaniiche Kunſtſtraße fortlief, barometrifch zu 14568 Fuß Höhe (faft zu der des Montblanc) gefunden habe. Das find die höchften Punkte, an denen ich in Südamerifa Duellwafler beobachten Fonnte. In Europa haben in den öftlichen Alpen die Gebrüder Schlag intweit auf 8860 Fuß Höhe Stollenwafler in der Goldzeche, und fleine Quellen nahe bei dem Stollen-Mundloche von nur 0%, 8 Wärme gemefjen 2%: fern von allem Schnee und allem Gletfcher-Eife. Die legten Höhengrenzen der Quellen find ſehr verfchieden nach Maaßgabe der geographifchen Breiten, der Höhe der Schneelinie und des Verhältniffes der höchften Gipfel zu den Gebirgsfimmen und Hochebenen. Nähme der Halbmeffer des Planeten um die Höhe des Himalaya im Kintfchindjunga, alfo gleichmäßig in der ganzen Dberfläche um 26436 Fuß (1,16 geogr. Meilen) zu; fo wilde bei diefer geringen Bermehrung von nur Y,, des Erdhalbmeſſers (nach Fourier's analytiſcher Theorie) die Wärme, in der durch Strahlung erkalteten Oberfläche, in der oberen Erdrinde faſt ganz die ſein, welche ſie jetzt iſt. Erheben ſich aber einzelne Theile der Oberfläche in Bergketten und ſchmalen Gipfeln, wie 239 Klippen auf dem Boden des Luftmeeres; fo entiteht in dem Inneren dev gehobenen Exbfehichten von unten nach oben eine Wärme-Abnahme, die modifieirt wird durch den Contact mit Luftfchichten verschiedener Temperatur, durch die Wärme— Capacität und das Wärmes Leitungsvermögen heterogener Gebirgsarten, durch die Infolation (Befonnung) der mit Wald bededten Gipfel und Gehänge; durch die größere und geringere Wärme-Strahlung der Berge nah Maaßgabe ihrer Geftaltung (Heliefform), ihrer Mächtigfeit Cin großen Maflen) oder ihrer coniichen und pyramidalen Schmalheit. Die fpecielle Höhe dei MWolfenregion, die Schnee- und Eisdecken bei verfchiedener Höhe der Schneegrenze, die Frequenz der nach den Tageszeiten längs den fteilen Abhängen herabfommenden erfaltenden Luft ftromungen verändern den Effect der Erdſtrahlung. Je nachdem fich die, gleich Zapfen emporftrebenden Gipfel erfälten, entiteht im Inneren eine nach Gleichgewicht ftrebende, aber daffelbe nie erreichende fchwache Wärme- Strömung yon unten nach oben. Die Erkennung fo vieler auf die verticale Wärme-Bertheilung wirfender Factoren leitet zu wohlbegründeten Vermuthungen über den Zufammenhang verwicdelter Iocaler Erfcheinungen, aber fie leitet nicht zu unmittelbaren numerifchen Beftimmungen. Bei den Gebirgsquellen (und die höheren, für die Gemsjäger wichtig, werden ſorgſam aufgelucht) bleibt fo oft der Zweifel, daß fie mit Waſſern gemifcht find, welche niederfinfend die fältere Temperatur oberer, oder gehoben, auffteigend, bie wärmere Temperatur tieferer Schichten Hinzuführen. Aus 19 Duellen, die Wahlenberg beobachtete, zieht Kämtz den Schluß, daß man fich in den Alpen 900 bis 960 Fuß erheben müffe, um die Duellen» Temperatur um 1° finfen zu jehen. Eine größere Zahl, mit mehr Vorficht ausgewählter Beobachtunger 240 von Hermann und Adolph Schlagintweit in dem öftlichen kärnth— ner und weftlichen fchweizer Alpen am Monte Rofa geben nur 720 Fuß. Nach der großen Arbeitt! diefer vortrefflichen Beobachter ift „die Abnahme der Quellen-Temperatur jeden: falls etwas langfamer als jene der mittleren Sahres-Temperatur der Luft, welche in den Alpen 540 Fuß für 10 beträgt. Die Quellen find dort im allgemeinen in gleichem Niveau wärmer als die mittlere Luft-Temperatur; und der Unterfchied zwifchen Luft und Quellenwärme wächſt mit der Höhe, Die Tempe— ratur des Bodens iſt bei gleicher Höhe nicht diefelbe in dem ganzen Alpenzuge, da die ifothermen Flächen, welche bie Punkte gleicher mittlerer Quellenwärme verbinden, fich um fo mehr über das Niveau des Meeres erheben, abgefehben von dem Einfluß der geographifchen Breite, je bedeutender die mittlere Anfchwellung des umgebenden Bodens ift: alles nach den Gefegen der Bertheilung der Wärme in einem feften Körper von wechfelnder Dicke, mit welchem man das Relief (die Maſſen-Erhebung) der Alpen vergleichen kann.“ In der Andesfette, und gerade in dem vulfanifchen heile derjelben, welcher die größten Erhebungen darbietet, kann in einzelnen Fällen das Eingraben von Thermometern durch den Einfluß localer Berhältniffe zu täufchenden Refultaten führen. Nach der früher von mir gefaßten Meinung, Daß weitgefehene Ihwarze Felsgrate, welche die Schneeregion durchfegen, nicht immer bloß der Configuration und Steilheit ihrer Seitenwände, fondern anderen Ürfachen ihren gänzlichen Mangel von Schnee verbanfen: grub ich am Chimborazo in einer Höhe von 17160 Fuß, alfo 3350 Fuß über der Gipfelhöhe des Mont- blanc, eine Thermometer-Kugel nur drei Zoll in den Eand, der die Kluft in einem Grate füllte. Das Thermometer zeigte 241 anhaltend 50,8, während die Luft nur 29,7 über dem Gefrier— punft war, Das Nefultat diefer Beobachtung hat einige Wich— tigfeit: denn bereits 2400 Fuß tiefer, an der unteren Grenze Des ewigen Schnees der Bulfane von Quito, ijt nach vielen von Bouffingault und mir gefammelten Beobachtungen die mittlere Wärme der Atmofphäre nicht. höher als 10,6. Die Erd-Tem- peratur von 50,8 muß Daher der unterivdiichen Wärme Des Dolerit-Gebirges: ich fage nicht der ganzen Maſſe, fondern den in berfelben aus der Tiefe aufjteigenden Luftftrömen, zugefchrie- ben werden, Am Fuß des Chimborazo, in 8900 Fuß Höhe, gegen das Dörfchen Galpi bin, liegt ohnedies ein Kleiner Aus— bruch» Srater, Dana-UÜreu, der, wie auch fein ſchwarzes, jchladfenartiges Geftein (Augit-Porphyr) bezeugt, in der Mitte des 15ten Jahrhunderts fcheint thätig gewefen zu fein. * Die Dürre der Ebene, aus welcher der Chimborazo auf fteigt, und Der unterivdifche Bach, den man unter dem eben genannten vulfanischen Hügel Yana-Urcu raufchen hört, haben zu fehr verfchiedenen Zeiten Bouffingault und mich zu ber Betrachtung geführt, daß die Wafler, welche die ungeheuren, an ihrer unteren Grenze fchmelzenden Schneemaffen täglich erzeugen, auf den Klüften und Weitungen der gehobenen Vul— fane in die Ziefe verfinfen. Dieſe Waffer bringen perpetuirlich eine Erfaltung in den Schichten hervor, Durch Die fie herab— ftürzen. Ohne fie wurden die ganzen Dolerit- und Trachyt— berge auch in Zeiten, die feinen nahen Ausbruch perfünden, in ihrem Inneren eine noch höhere Temperatur aus Dem ewig wirkenden, vielleicht aber nicht unter allen Breitengraden in gleicher Tiefe liegenden, vulfanifchen Urquell annehmen, So ift im Wechfelfampfe der Erwärmungs- und Erkältungs— Urſachen ein jtetes Sluthen der Wärme aufs und abwärts: Av. Humboldt, Kosmos, IV. 16 242 vorzugsweiſe da anzunehmen, wo zapfenartig fefte Iheile in den Luftfreis auffteigen. Gebirge und hohe Gipfel find aber dem Areal nach, das fie umfaffen, ein ſehr Feines Phänomen in der ReliefGeſtaltung der Kontinente; und dazu find faft 24 der ganzen Erdoberfläche (nach dem jegigen Zuftande geographiicher Entdeckungen in den PBolargegenden beider Hemilphären kann man das Verhältniß von Meer und Land wohl wie 8:3 annehmen) Meeres grund. Diefer ift unmittelbar mit Waflerichichten in Contact: die, ſchwach gefalzen und nad dem Marimum ihrer Dichtigs feiten (bei 39,94) fich lagernd, eine eifige Kälte haben. Genaue Beobachtungen von Lenz und du Betit Thouars haben gezeigt, Daß mitten in den Tropen, wo die Oberfläche des Oceans 260 bis 270 Wärme hat, aus fieben- bis achthundert Saden Tiefe Wafler von 20% Zemperatur haben heraufgezogen werden kön— nen: — Erſcheinungen, welche die Erijtenz von unteren Strö- mungen aus den PBolargegenden offenbaren. Die Folgen dieſer ſuboceaniſchen conftanten Erfaltung Des bei weitem größeren Theils der Exdrinde verdienen eine Aufmerffamfeit, die ihnen bisher nicht genugfam gefchenft worden iſt. Felsklippen und Inſeln von geringem Umfange, welche wie Zapfen aus dem Meeresgrunde über Die Oberfläche des Waflers hervortreten; ſchmale Landengen, wie Banama und Darien, von großen Welt: meeren beipült: müfjen eine andere Wärme-Vertheilung in ihren Gefteinichichten darbieten als Theile von gleichem Umfange und gleicher Maſſe im Inneren der Eontinente. In einer fehr hohen Gebirgsinfel ift, der Verticale nach, der unterfeeifche Theil mit einer Flüffigfeit in Contact, welche von unten nad) oben eine wachſende Temperatur Hat. Wie aber die Erd— (hichten in die Atmofphäre, vom Meere unbenegt, treten, 243 berühren fie unter dem Einfluß ber Beſonnung und freier Ausitrahlung dunkler Wärme eine gasförmige Flüfligkeit, in welcher Die Zemperatur mit der Höhe abnimmt. Aehnliche thermifche Verhältniffe von entgegengejegter Ab- und Zunahme ber Temperatur in der Verticale wiederholen fich zwilchen zwei großen Binnenmeeren, dem cafpifchen und dem Aral-See, in dem fchmalen Uſt-Urt, welcher beide von einander fcheidet, Um fo verwickelte Phänomene einſt aufzuflären, Dürfen aber nur ſolche Mittel angewandt werden, welche, wie Bohrlöcher von großer Ziefe, unmittelbar auf Die Kenntniß der inneren Erd— wärme leiten; nicht etwa bloß Quellen- Beobachtungen oder die Luft Zemperatur in Höhlen, welche eben fo unfichere Re— jultate geben als die Luft in den Stollen und Weitungen der Bergwerke. Das Geſetz der zunehmenden und abnehmenden Wärme, wenn man ein niedriges Flachland mit einem prallig viele tauſend Fuß aufſteigenden Gebirgsrücken oder Gebirgsplateau vergleicht, hängt nicht einfach von dem verticalen Höhenver— hältniß zweier Punkte dev Erdoberfläche (in dem Flachlande und auf dem Gebirgsgipfel) ab. Wenn man nad) der Voraus: fegung eines beftimmten Maaßes dev Temperatur: Veränderung in einer gewifien Zahl von Fugen von der Ebene aufiwärts zum Gipfel oder vom Gipfel abwärts zu der Erdſchicht im Inneren ber Bergmafle rechnen wollte, welche mit dev Oberfläche ber Ebene in demjelben Niveau liegt; jo würde man in dem einen Tal den Gipfel zu falt, in dem andren Die in dem inneren bes Berges bezeichnete Schicht viel zu Heiß finden. Die Bertheilung der Wärme in einem aufjteigenden Gebirge (in einer Undulation der Erdoberfläche) ift abhängig, wie fchon oben bemerkt, von Form, Mafje und Leitungsfähigfeit; von 244 Infolation und Ausftrahlung der Wärme gegen reine oder mit Wolken erfüllte Luftichichten; von Dem Contact und Spiele ber auf und niebderfteigenden Luftftrömungen. Nach ſolchen Bor: ausfegungen müßten bei fehr mäßigen Höhenverfchiedenheiten von vier- bis fünftaufend Fuß Gebirgsquellen fehr häufig fein, deren Temperatur die mittlere Temperatur des Orts um JO bis 50 Grad überftiege; wie würde es vollends fein am Fuß von Gebirgen unter den Tropen, bie bei 14000 Fuß Erhebung noch frei von ewigem Echnee find, und oft feine wulfanifche Gebirgsart, ſondern nur Gneiß und Ölimmerfchiefer zeigen! +4 Der große Mathematifer Hourier, angeregt Durch die Topo— graphie des Ausbruchs vom Jorullo, in einer Ebene, wo viele hundert Quadratmeilen umher Feine ungewöhnliche Erdwärme zu fpüren war, hat, auf meine Bitte, fich noch in dem Jahre vor feinem Tode mit theoretiichen Unterfuchungen über bie Frage befchäftigt: wie bei Berg: Erhebungen und veränderter Oberfläche der Erde die iſothermen Flächen fich mit der neuen Form des Bodens in ©leichgewicht ſetzen. Die Seiten: ftrahlung von Schichten, welche in gleichem Niveau, aber un: gleich bedecit liegen, fpielt Dabei eine wichtigere Rolle als da, wo Schichtung bemerkbar ift, die Aufvichtung (Inclination) ber Abfonderungs: Flächen des Geſteins. ie die heißen Quellen in der Umgegend des alten Gars thago, wahrfcheinlich die Ihermalquellen von Pertuſa (aquae calidae von Hammam el-Enf) den Bifchof Patricius, den März tyrer, auf die richtige Anficht über die Urſach der höheren oder niedrigeren Temperatur der aufiprudelnden Wafjer leiteten; habe ich fehon an einem anderen Orte erwähnt, Als nämlich der Proconſul Julius den angeflagten Biſchof fpöttifch durch bie Frage verwirren wollte: »quo auctore fervens haec aqua 245 tantum ebulliat?« entwicelt Patricius feine Theorie der Gentralwärme: „welche die Feuerausbrüche des Aetna und des Veſuvs veranlaßt, und den Quellen um fo mehr Wärme mittheilt, als fie einen tieferen Urfprung haben.” Platons Pyriphlegethon war dem eruditen Bilchof die Hölle der Sün— bigen; und, als wollte er dabei auch an eine der Falten Höllen der Buddhiften erinnern, wird noch, etwas unphy— fifalifch, für das nunquam finiendum supplicium impiorum, tvoß der Tiefe, eine aqua gelidissima concrescens in glaciem angenommen. Unter den heißen Quellen find die, welche, der Siebhiße des Maflers nahe, eine Temperatur bis 909 erreichen, viel feltener, al8 man nach ungenauen Beſtimmungen gewöhnlich annimmt; am wenigften finden fte fich in der Umgebung nod) thätiger Vulkane. Mir ift es geglüdt, auf meiner amerifa= nifchen Reife zwei der wichtigften diefer Quellen zu unterfuchen, beide zwifchen ben Wendefreifen. In Merico unfern der reichen Eilberbergwerfe von Guanaxuato, in 219 nördlicher Breite, auf einer Höhe von mehr ald 6000 Fuß über der Meeresfläche, bei Chichimequillo 46, entquellen die Aguas de Comangillas einem Baſalt- und Bafaltbreccien-Gebirge, Ich fand fie im September 1803 zu 96,4. Diefe Bafaltmaffe hat einen fäulen- fürmigen Porphyr gangartig durchbrochen, der felbft wieder auf einem weißen, quarzreichen Syenit ruht, Höher, aber nicht fern yon bdiefer, faft fiedenden Duelle, bei [08 Joares, nördlich von Santa Rofa de la Sierra, fallt Schnee vom December big April fchon in 8160 Fuß Höhe; auch bereiten dort die Eins geborenen das ganze Jahr hindurch Eis durch Ausftrahlung in fünftlichen Baflins. Auf dem Wege von Nueva Valencia, in ben Valles de Aragua, nad dem Hafen von Portocabello 245 Cohngefähr in 100%, Breite), am nördlichen Abfall der Küften- fette von Venezuela, ſah ich einem gefchichteten Granit, welcher gar nicht in Gneiß übergeht, Die aguas calientes de las Trin- cheras entquellen. Ich fand 7 die Quelle im Februar. 1800 zu 909,3, während die, dem Gneiß angehörigen Banos de Mariara in den Valles de Aragua 590,3 zeigten. Dreisund-zwanzig Sahre fpäter, wieder im Monat Februar, fanden Bouflingault und Rivero #8 ſehr genau in Mariara 64,0; in las Trincheras de Portocabello, bei geringer Höhe über dem antilfifchen Meere: in Einem Baffin 929,2, in dem anderen 979,0, Die Wärme jener heißen Quellen war alfo in der kurzen Zwiſchenzeit beider Reifen ungleich geftiegen: in Mariara um 4°,7; in las Trin- cheras um 6°,7. Bouflingault bat mit Necht darauf aufs merkſam gemacht, daß eben in der bezeichneten Zwifchenzeit das furchtbare Erdbeben ftatt fand, welches die Stadt Caracas am 26 März 1812 umftürzte. Die Erfchütterung an ber Oberfläche war zwar weniger ſtark in ber Gegend des Sees von Tacarigua (Nueva Valencia); aber fann im Inneren ber Erde, wo elaftifche Dämpfe auf Spalten wirken, eine fich fo weit und gewaltfam fortpflanzende Bewegung nicht leicht dag Spaltengewebe ändern und tiefere Zuführungs-Ganäle öffnen? Die, aus einer Granit-Formation aufiteigenden, heißen Waffer de las Trincheras find fajt rein, da fie nur Spuren von Kiefelfäure, etwas Schwefel-Maflerftoff-Säure und Stieftoff ent halten; fie bilden nach vielen, ſehr malerifchen Gafcaden, von einer Uppigen Vegetation umgeben, einen Sluß: Rio de Aguas calientes, welcher gegen bie Küfte hin voll großer Crocodile ift, denen die, abwärts fchon bedeutend verminderte Wärme ſehr behagt. Im nördlichiten Indien entfpringt ebenfalls aus Granit (Br. 300 52°) die fehr heiße Duelle von Jumnotri, 247 die 90° (194° Fahr.) erreicht und, da fie diefe hohe Temperatur in einev Erhebung von 10180 Fuß offenbart, faft den Siebe punft erreicht, welcher diefem Luftdrud angehört. Unter den intermittivenden heißen Quellen haben die is— ländiſchen Kochbrunnen, und unter diefen befonders ber Große Geyfir und Stroffr, mit Recht die größte Ber rühmtheit erlangt. Nach den vortrefflichen neueften Unter fuchungen von Bunfen, Sartorius von Waltershaufen und Descloifeaur nimmt in ben Waflerftrahlen beider die Tempe— ratur von unten nach oben auf eine merfwürbige Weife ab. Der Geyfir befißt einen, von horizontalen Schichten Kieſel— finters gebildeten, abgeftumpften Kegel von 25 bis 30 Fuß Höhe. Im diefen Kegel verſenkt fich ein flaches Becken von 52 Fuß Durchmeffer, in deſſen Mitte das Rohr des Koch- brunnens, mit einem dreimal Fleineren Durchmefler, von ſenk— rechten Wänden umgeben, 70 Fuß in die Tiefe Hinabgeht. Die Temperatur des Waflers, welches ununterbrochen das Becken füllt, it 829. In Sehr regelmäßigen Zwiſchenräumen von 1 Stunde und 20 bis 30 Minuten verfündigt dev Donner in ber Tiefe den Anfang dev Eruption. Die Wafferftrahlen von 9 Fuß Dide, deren etwa brei große einander folgen, erreichen 100, ja bisweilen 140 Fuß Höhe. Die Temperatur bes in der Nöhre auffteigenden Waflers hat man in 68 Fuß Tiefe: kurz vor dem Ausbruch zu 1270, während beffelben zu 124,2, gleich nachher zu 1220 gefunden; an der Oberfläche bes Bedens nur zu 840—85% Der Stroffr, welcher ebenfalls am Fuß des DBjarnafell liegt, Hat eine geringere Waſſermaſſe als der Geyfir. Der Sinter-Rand feines Bedens it nur wenige Zoll hoch und breit. Die Eruptionen find häufiger al8 beim Geyſir, Fündigen fich aber nicht durch unter- 248 irdifchen Donner an. Im Strokkr tft beim Ausbruch die Tem— peratur in JO Fuß Tiefe 113° — 115°, an ber Oberfläche faft 100% Die Eruptionen der intermittivenden Kochquellen und die Fleinen Veränderungen in dem Typus der Erfcheinungen find von den Gruptionen des Hefla ganz unabhängig, und feinesweges durch diefe in Den Jahren 1845 und 1846 gejtört worden.® Bunfen hat mit dem ihm eigenen Scharffinn in Beobachtung und Discufjion die friiheren Hypothelen ber Die Beriodieität der Geyſir-Eruptionen (unterivdiiche Höhlen, welche als Dampffeffel fih bald mit Dämpfen, bald mit Wafjer erfüllen) widerlegt. Die Ausbrüche entftehen nach ihm Dadurch, dag ein Theil einer Wafferfäule, die an einem tieferen Punkte unter großem Druck angehäufter Dämpfe einen hohen Grad der Temperatur angenommen bat, aufwärts gedrängt wird, und dadurch unter einen Druck gelangt, welcher feiner Tem— peratur nicht entſpricht. So find „die Geyfir natürliche Col— lestoren der Dampfkraf!“. Von ben heißen Quellen find einige wenige Dev abjoluten Reinheit nahe, andere -enihalten zugleich Löjungen von 8 bie 12 feften oder gasartigen Stoffen. Zu den exjteren gehören die Heilguellen von Lurueil, Pfeffers und Gaſtein: deren Art der Wirffamfeit wegen ihrer Neinheitd! fo räthſelhaft fcheinen fann. Da alle Quellen hauptſächlich durch Meteor waffer gefpeift werden, fo enthalten fie Stiditoff: wie Bouf- fingault in der, dem Granit entjtrömenden, ſehr veinen 2 Duelle in las Trincheras de Portocabello, und Bunjen® in ber Cornelius-Quelle zu Aachen und in dem isländischen Geyfir erwiefen haben. Auch die in mehreren Quellen aufgelöjte orgas niiche Materie ift ftiefftoffhaltig, ja bisweilen bituminös. Co lange man noch nicht durch Gay-Luſſac's und meine Verſuche 243 wußte, daß Negen- und Schneewafler (das erftere 10, das zweite wenigftens 8 Procent) mehr Sauerftoff al8 die Atmo— ſphäre enthalten; wurde es fehr auffallend gefunden, aus ben Duellen von Nocera in den Apenninen ein fauerftoffreiches Gas-Gemiſch entwickeln zu können. Die Analyfen, welche Gay-Luſſac während unferes Aufenthalts an diefer Gebirgsquelle gemacht, haben gezeigt, daß fie nur fo viel Sauerftoff enthält, als ihr die Hydrometeoredi Haben geben können. Wenn Die Kiefel- Ablagerungen als Baumaterial in Verwunderung fegen, aus denen die Natur Die, wie aus Kunft gefchaffenen Geyftr- Apparate zufammenfegt; fo ift dabei in Erinnerung zu bringen, daß Kiefelfäure auch in vielen Falten Quellen, welche einen jehr geringen Antheil von Kohlenfäure enthalten, verbreitet iſt. Säuerlinge und Ausftrömungen von Ffohlenfaurem Gas, die man lange Ablagerungen von Steinfohlen und Ligniten zufchrieb,, fcheinen vielmehr ganz den Proceſſen tiefer vulfanifcher Thätigfeit anzugehören: einer Thätigfeit, welche allverbreitet ift, und ſich Daher nicht bloß da Außert, wo vulfanifche Ge: birgsarten das Dafein alter Iocaler Feuerausbrüche bezeugen. Kohlenfäure-Ausftrömungen überdauern allerdings in erlofchenen Vulkanen die plutonifchen Cataftrophen am längften; fie folgen dem Stadium der Solfataren-Thätigkeit: während aber auch überreiche, mit Kohlenfäure gefchwängerte Waffer von der ver— ſchiedenſten Temperatur aus Granit, Gneiß, alten und neuen Flösgebirgen ausbrechen. Säuerlinge ſchwängern fich mit Fohlen- fauren Alfalien, befonders mit kohlenſaurem Natron, liberal, wo mit Kohlenfäure gefchwängerte Waffer auf Gebirgsarten wirken, welche alfaliihe Silteate enthalten.? Im nördlichen Deutichland iſt bei vielen der fohlenlauren Waſſer- und Gas— quellen noch die Dislocation der Schichten, und das Ausbrechen 250 in meift gefchloffenen Ringthälern Pyrmont, Driburg) bes fonders auffallend. Friedrich Hoffmann und Budland haben ſolche Vertiefungen faſt zugleich ſehr charafteriftiih Erhebung $- Thäler (valleys of elevation) genannt, Sn den Quellen, die man mit dem Namen ber Schwefel: waſſer belegt, tritt der Schwefel feinesiweges immer in benz felben Verbindungen auf. In vielen, die Fein kohlenſaures Natron enthalten, it wahrfcbeinlich Schwefel-Waſſerſtoff auf gelöftz in anderen, 3. B. in ben Schwefelwaflern von Aachen (Kaiſer-, Cornelius-, Roſen- und Quirinus- Quelle), tft in den Gafen, welche man durch Ausfochen, bei Luft-Abfchlug, erhält, nach den genauen Verfuchen von Bunſen und Liebig gar fein Schwefel-Wajlerftoff enthalten; ja in den aus ben Quellen von felbit aufjteigenden Gasblaſen enthält allein bie Kaiferquelle in 100 Maaß 0,31 Schwefel-Waſſerſtoff. 56 Gine Therme, die einen ganzen Fluß fchwefelsgefäuerten Waſſers, den Eſſig-Fluß (Rio Vinagre), von den Eingebornen Puſambio genannt, erzeugt, it eine merkwürdige Erfcheinung, Die ich zuerſt bekannt gemacht habe. Der Rio Vinagre entfpringt ohngefähr in 10000 Fuß Höhe am nordweitlichen Abfall des Vulkans von Purace, an dejien Fuß die Stadt Popayan liegt. Er bildet 3 malerifche Gafcaden 7: von denen ich Die eine, welche an. einer jteilen Trachytwand fenfrecht wohl 300 Fuß herabftürzt, abgebildet Habe. Von dem Bunfte an, wo ber fleine Fluß in den Cauca einmündet, nährt biefer große Strom 2 bis 3 Meilen abwärts bis zu ben Einmün— dungen des Pindamon und Palace feine Fifche: ein großes Uebel für die ftreng faftenden Eimvohner von Popayan! Die Waſſer des Puſambio enthalten nach Bouſſingault's fpäterer Analyfe eine große Menge Schwefel-Waſſerſtoff und Kohlen: fäure, auch etwas fchwefelfaures Natron. Nahe an der Duelle fand Bouflingault 720,8 Wärme. Der obere Theil des Puſambio iſt unterivdifch, Im Paramo de Ruiz, am Abhange des Nulfans dejielben Namens, an den Quellen des Rio Guali, in 11400 Fuß Höhe, hat Degenhardt (aus Clausthal am Hayze), ber der Geognoſie durch einen frühen Tod eniriffen wurde, eine heiße Quelle 1846 entdedt, in deren Wafler Bouffingault dreimal fo viel Schwefelfäure als im Rio Vinagre fand. Das Gleichbleiben der Temperatur und der chemilchen Beichaffenbeit der Quellen, jo weit man durch ſichere Beobach— tungen hinaufveichen fann, ift noch um vieles merkwürdiger als die Veränderlichfeit®®, die man hier und da ergründet hat. Die heißen Quellwaſſer, welche, auf ihrem langen und ver widelten Laufe, aus den Gebirgsarten, die fte berühren, fo vielerlei Beftandtheile aufnehmen, und Diefe oft dahin führen, wo fie den Erdſchichten mangeln, aus denen fie aus brechen; Haben auch noch eine ganz andere Wirffamfeit. Cie üben eine umändernde und zugleich eine jchaffende Ihätigfeit aus. In dieſer Hinficht find ſie von großer geognoftifcher Wichtigkeit. Senarmont hat mit bewundernsivärdigem Scharffinn gezeigt, wie Höchit wahrfcheinlich viele Öangfpalten (alte Wege ber Thermalwaſſer) durch Ablagerung der aufgelöften Glemente von unten aus nach oben ausgefüllt worden find, Durh Drud- und Temperatur-Veränderungen, innere electros chemische Proceſſe und fpecifiihe Anziehung der Seitenwände (des Dueergefteins) find in Spalten und Blafenräumen bald lamellave Abfonderungen, bald Concretions-Bildungen entitanden, Gangdrufen und poröfe Mandeljteine fcheinen fich fo theilweife gebildet zu Haben. Wo die Ablagerung dev Gangmafle in parallelen Zonen vorgegangen ift, entfprechen fich dieſe Zonen 252 ihrer Befchaffenheit nach meiſt fymmetrifch, von beiden Saal bändern im Hangenden und Liegenden an gerechnet. Senar— mont's chemifcher Erfindungsgabe ift es gelungen eine beträcht- [ide Zahl von Mineralien auf ganz analogen, fynthetifchen Wegen fünftlich darzuſtellen. 9° Ein mir nahe befreundeter, wiffenfchaftlich begabter Beob— achter wird, wie ich hoffe, in kurzem eine neue, wichtige Arbeit über die Temperatur-Verhältniffe der Quellen ericheinen laffen; und in derfelben, durch Induction aus einer langen Reihe neuer Beobachtungen, das verwidelte Phänomen ber Störungen in großer Allgemeinheit mit Scharffinn behandeln. Eduard Hallmann unterfcheidet in den Temperatur-Mefjungen, welche er während ber Jahre 1845 bis 1853 in Deutfchland (am Rhein) und in Stalien (in der Umgegend von Rom, im AlbanersGebirge und in den Apenninen) angeftellt hat: 1) rein meteorologifche Quellen: deren mittlere Wärme nicht durch Die innere Erdwärme erhöht it; 2) meteorologifch-geolos gifche: Die, unabhängig von dev Negen-Bertheilung und wärmer als die Luft, nur folche Temperatur-Veraͤnderungen erleiden, welche ihnen der Boden mitiheilt, durch den fie ausfließen; 3) abnorm falte Quellen: welche ihre Kälte aus großen Höhen herabbringen, 0 Je mehr man in neuerer Zeit durch glückliche Anwendung der Chemie in die geognoftifche Einficht von Bildung und metamorphiicher Ummwandelung der Gebirgs- arten eingedrungen iftz eine deſto größere Wichtigkeit hat Die Betrachtung der mit Gas- und Salzarten gefchwängerten Quellwaſſer erlangt, die im Inneren dev Erde cireuliven und, wo fie an der Oberfläche als Thermen ausbrechen, fchon den größten Theil ihrer jchaffenden, verändernden oder zerftörenden Thätigkeit vollbracht haben, 253 e. Dampf- und Gasquellen, Salfen, Schlamm: Vulkane, Naphtiha- Feuer. — (Erweiterung des Naturgemäldes: Kosmos Bd. I. ©. 232—- 231, ©. 448 Anm, 80 und ©. 452 Anm. 95.) Sch babe in dem allgemeinen Naturgemälde durch, nicht genug beachtete, aber wohl ergründete Beifpiele gezeigt, wie die Salfen in den verfchiedenen Stadien, bie fie durchlau- fen: von den erften, mit Flammen begleiteten Eruptionen bis zu ben fpäteren Zuftänden friedliher Schlamm-Auswürfe, gleihlam ein Mittelglied bilden zwifchen den heißen Quellen und den eigentlihen Bulfanen: welche gefchmolzene Erden, als unzufammenhangende Schladen, oder als neu— gebildete, oft mehrfach über einander gelagerte Gebirgs— arten, ausftoßen. Wie alle Uebergänge und Zwiſchenglieder in der unorganifchen und organifchen Natur, verdienen Die Salfen und Schlamms»Bulfane eine ernftere Betrachtung, als die älteren Geognofien, aus Mangel einer fpeciellen Kennt— niß der Thatfachen, auf fie gerichtet haben, Die Salfen und Naphtha = Brunnen ftehen theils vereinzelt in engen &ruppen: wie Die Macalubi in Sicilien bei Gir— genti, deren fchon Solinus erwähnt, oder die bei Pietra mala, Parigazzo und am Monte Zibio unfern Saffuolo im nörd- lichen Italien, oder die bei Zurbaco in Südamerifa; theils ericheinen fie, und dies find die lehrreicheren und wichtigeren, wie in fchmalen Zügen an einander gereiht. Längſt fannte $1 man als Außerfte Glieder des Caucafus, in Nordweſt die Schlamm-Vulkane von Taman, in Cüdoft der großen Berg- fette die Naphtha-Quellen und Naphtha-Feuer von Baku und der cafpiichen Halbinfel Apfcheron, Die Größe und den 254 Zuſammenhang diefes Phänomens hat aber exft der tiefe Kenner diefes Theils von Border Afien, Abich, erforfcht. Nach ihm find die Schlamm» Nulfane und Naphtha-Feuer des Caucafus auf eine beftimmt zu erkennende Weile an gewilje Linien ges fnüpft, welche mit den Erhebungs-Aren und Disloca- tions-Nichtungen der ©efteinfchichten in unverfennbavem Verkehr ftehen. Den größten Naum, von faft 240 Duadrat- meilen, füllen die, in genetifchem Zufammenhang ftehenden Schlamm-Bulfane, Naphiha-Cmanationen und Salzbrunnen im füdöftlichen Theile des Caucafus aus: in einem gleich- ſchenkligen Dreieck, deſſen Baſis das Littoral des cafpifchen Meeres bei Balachani (nirdlih von Baku), und eine der Muündungen des Kur (Araxes) nahe bei den heißen Quellen von Sallian iſt. Die Spibe eines jolchen Dreiecks liegt bei dem Schagdagh im Hochthal von Kinalughi. Dort brechen an ber Grenze einer Dolomit- und Schiefer» Hormation in 7834 Fuß Höhe tiber dem cafpifchen Meere, unfern des Dorfes Kinalughi jelbit, die ewigen Feuer des Schagdagh aus, welche niemals durch mieteorologifche Ereigniffe erſtickt worden find. Die mittlere Are dieſes Dreiecks entfpricht derjenigen Nichtung, welche die in Schamacha an dem Ufer des Pyrſagat fo oft erlittenen Erdbeben conftant zu befolgen fcheinen. Wenn man die eben bezeichnete nordiweitliche Richtung weiter verfolgt, fo trifft fie die heißen Schwefelquellen von Afti, und wird dann die Streichungslinie des Hauptfammes des Gaucafus, wo er zum Kasbegk auffteigt und das weitlihe Dagheftan begrenzt. Die Salfen der niederen Gegend, oft regelmäßig an einander gereiht, werden allmälig häufiger gegen das cafpiiche Littoral hin zwifchen Callian, der Mündung des Pyrſagat (nahe bei der Injel Swinoi) und der Halbinfel Apſcheron. Sie zeigen 259 Spuren früherer wiederholter Schlamm-Eruptionen, und tra- gen auf ihrem Gipfel Fleine, den hornitos von Jorullo in Mexico der Geſtalt nach vollig ähnliche Kegel, aus denen ent— zündliches und oft auch von felbft entzündetes Gas ausftrömt, Derrächtlibe Slammenausbrücde find beionders Häufig gewejen zwifchen 1844 und 1849 am Dudplidagh, Nahalath und Turandagh. Dicht bei dev Mündung des Pyrſagat am Schlamm-Vulkan Toprachali findet man (als Beweife einer ausnahmsweile ſehr zugenommenen Intenſität der unterixdiichen Wärme) „ſchwarze Mergelftüde, die man mit dichtem Bafalte und überaus feinförnigem Dolerit-Gefteine auf den erften Anz blick verwechſeln köͤnnte.“ An anderen Bunften auf der Halb- injel Apfcheron hat Lenz jchladenartige Stüde als Auswürf linge gefunden; und bei dem großen Flammenausbruch von Baklihli (7 Febr. 1839) wurden duch die Winde Fleine hohle Kugeln, gleich der fogenannten Aſche der eigentlichen Bulfane, weit fortgeführt, 62 In dem nordweftlichjten Ende gegen den cinimerifchen Bosporus Hin liegen die Schlamm-Vulkane der Halbinfel Zaman, welche mit denen von Aflanifowfa und Senifale bei Stertich Eine Gruppe bilden. Cine der Salfen von Ta man hat am 27 Februar 1793 einen Schlamm» und Gas- Ausbruch gehabt, in dem nach vielem unterivdifchen Getöſe eine in jchwarzen Rauch (Dichten Wafferdampf?) halb gehüllte Feuerſäule von mehreren hundert Fußen Höhe aufftieg. Merk— würdig und für die Natur der Volcancitos de Turbaco lehr-— reich ift Die Erfcheinung, daß das von Friedrich Parrot und Engelhardt 1811 geprüfte Gas von Taman nicht entzünd— lich war: während das an demfelben Drte 23 Jahre fpäter von Göbel aufgefangene Gas aus dev Mündung einer Glas: röhre mit einer bläulichen Flamme wie alle Ausftrömungen der Salfen im jüdöftlichen Gaucafus brannte, aber auch, genau analyfirt, in 100 Zheilen 92,8 Kohlen» Waflerftoff und 5 Theile Kohlen- Diydgas enthielt. & Eine ftoffartig verfchiedene, aber ihrer Entjtehung nach gewiß verwandte Erfcheinung find in der tofcanifchen Mas vemma Die heigen, borjauren Dampf-Eruptionen, befannt unter den Namen ber lagonı, fummarole, soffioni, auch volcani: bei Poſſara, Gaftel novo und Monte Cerboli. Die Dämpfe haben im Mittel eine Temperatur von 960 bis 1000, nach Pella an einigen Punkten bis 1750. Sie ſteigen theils unmittelbar aus Geſteinſpalten, theils aus Pfützen auf, in denen ſie aus flüſſigem Thon kleine Kegel aufwerfen. Man ſieht ſie in weißlichen Wirbeln ſich in der Luft vertheilen. Die Borſäure, welche die Waſſerdämpfe aus dem Schooß der Erde heraufbringen, kann man nicht erhalten, wenn man in ſehr weiten und langen Röhren die Dämpfe der Soffioni ver— dichtet; es zerftreut fich diefelbe wegen ihrer Flüchtigkeit in der Atmofphäre. Die Säure wird nur gewonnen in den fehönen technischen Anftalten des Grafen Larderel, wenn die Mün— dungen der Soflioni unmittelbar von der Flüffigfeit der Baflins bedeckt werden. Nach Bayen’s vortrefflicher Analyfe ents halten die gasfürmigen Ausſtrömungen 0,57 Kohlenfäure, 0,35 Stieftoff, nur 0,07 Sauerftoff und 0,001 Schwefelfäure, Wo die borfauren Dämpfe Die Spalten des Gefteins durch— dringen, feßen fie Schwefel ab. Nah Sir Roderick Murchi— fon’8 Unterfuchungen ift das Geſtein theils freideartig, theils eine nummulitshaltige Eocen- Formation: ein macigno, welchen der in der Umgegend (bei Monte Rotondo) fichtbare und ge— hobene Serpentin® durchbricht. Sollten, fragt Bifchof, hier 257 und im Krater von Bulcano nicht in großer Tiefe heiße Waffer: Dämpfe auf borfaure Mineralien, auf datolith-, arinit- oder turmalin reiche Gebirgsarten 66 zerfegend wirken 2 Das Soffionen- Syftem von Island übertrifft an Piel- und Großartigfeit der Ericheinungen alles, was wir auf dem Gontinente kennen. Wirfliche Schlammquellen brechen in dem Sumarolen- Felde von Krifuvef und Reykjalihh aus einem blaugrauen Thone, aus Fleinen DBeden mit Fraterfürmigen Rändern hewwor. ® Die Duellenfpalten Iaffen ſich auch hier nach beftimmten Richtungen verfolgen. 8 Ueber feinen Theil ber Erde, wo heiße Quellen, Salfen und Gas-Eruption fich finden, befigen wir jet fo vortreffliche und ausführliche che- mijche Unterfuchungen als über Island durch den Scharffinn und die ausdauernden Bemühungen von Bunſen. Nirgends wohl iſt in einer großen Länbderftredfe, und der Oberfläche wahricheinlich fehr nahe, ein folches verfchiedenartiges Spiel chemifcher Zerfegungen, Ummwandlungen und neuer Bildungen zu belaufchen. Bon Island auf den nahen amerifanifchen Continent übergehend, finden wir im Staate Neu-York in der Umgegend von Fredonia, unfern des Grie- Sees, in einem Becken von devonifchen Sandftein-Schichten, eine Unzahl von Brenngas- Quellen (Quellen von gefohltem Waflerftoffgas), auf Erd— Ipalten ausbrechend und zum Theil zur Erleuchtung benugt ; andere Brenngas-Duellen, bei Rufhpille, nehmen die Form von Schlammfegeln an; noch andere: im Ohio-Thale, in Virginien und am Kentudy River, enthalten zugleich Kochjalz und bangen dann mit fehwachen Naphtha- Duellen zufanmen. Jenſeits des antilliichen Meerbufens aber, an der Nordküſte von Südamerifa, 2,, Meile in Süd-Süd-Oſt von dem Hafen A. v Humboldt, Kosmos. IV 17 258 Gartagena de Indias, bietet bei dem anmuthigen Dorfe Tur—⸗ baco eine merfwürdige Gruppe von Salſen oder Schlamm- Bulfanen Erfcheinungen dar, die ich zuerft habe bejchreiben fönnen. In der. Umgegend von Zurbaco, wo man eine herrliche Anficht der colojjalen Schneeberge (Sierras Nevadas) von Santa Marta genießt, erheben fich an einem öden Platze mitten im Urwalde die Volcancitos, 18 bis 20 an der Zahl. Die größten der Kegel, von jchwarzgrauem Letten, haben 18 bis 22 Fuß Höhe, und wohl 80 Fuß Durchmefjer an der Bafis. Auf der Spige jedes Kegels iſt eine zirfelrunde Oeff— nung von 20 bis 28 Zoll Durchmefier, von einer Fleinen Schlamm- Mauer umgeben, Das Gas fteigt empor mit großer Heftigfeit, wie bei Taman; in Blaſen, deren jede, nach meiner Mefiung in graduirten Gefäßen, 10—12 Cubikzoll enthält. Der obere Theil des Trichters ift mit Waſſer gefüllt, das auf einer Dichten Schlammdede ruht. Benachbarte Kegel haben nicht gleichzeitige Auswuürfe, aber in jedem einzelnen war eine gewilfe Negelmäßigfeit in den Epochen dev Auswürfe zu be— merfen, Wir sählten, Bonpland und ich, an den Außeriten Theilen der Gruppe ftehend, ziemlich regelmäßig 5 Ausbrüche in je 2 Minuten. Wenn man fich über die Kleine Krater— Definung hinbeugt, jo vernimmt man meift 20 Secunden vor jedem Ausbruch ein dumpfes Getöfe im Inneren der Erde, tief unter der Grundfläche des Kegel. In dem auf geftiegenen, zweimal mit vieler Vorſicht gefammelten Gas verlofch augenblidlih eine brennende, ſehr dünne MWachsferze, eben fo ein glimmender Holzfpan von Bombax Ceiba. Das Gas war nicht zu entzünden. Kalfwafler wurde durch daffelbe nicht getrübt, es fand feine Abforption ftarr. Durch nitröfes Gas auf Sauerftoff geprüft, zeigte diefes Gas 259 in Einem Verſuch feine Spur des letzteren; in einem andern Verſuche, wo das Gas der Volcaneitos viele Stunden in eine feine Glasglode mit Waſſer geiperrt worden war, zeigte ed etwas Uber ein Hunderttheil Sauerftoff, das fich wahrfcheinlich, aus dem Waſſer entwickelt, zufällig beigemifcht hatte. Nach diefen Ergebniffen der Analyfe erklärte ich damals, und wohl nicht ganz mit Unrecht, das Gas der Volcancitos von Zurbaco fir Stidftoffgas, das mit einer Fleinen Menge von Waſſerſtoffgas gemifcht fein könnte. Sch drückte zugleich im meinem Lagebuche das Bedauern aus, daß man bei dem da- maligen ZJuftande der Chemie (im April 1801) Fein Mittel fenne, in einem Gemenge von Stidftoff- und Wafferftoffgas das Berhältnig der Mifchung numerifch zu beftimmen. Diefes Mittel, bei deſſen Anwendung drei Taufendtheile Wafjerftoffs in einem Luftgemifch erfannt werden fünnen, wurde von Gay: Lufjae und mir erft 4 Jahre ſpäter aufgefunden. In dem halben Jahrhundert, das feit meinem Aufenthalte in Turbaco und meiner aftronomifchen Aufnahme des Magdalenenftromes verflofien ift, hat Fein Reiſender fich wilfenfchaftlich mit den eben befchriebenen Fleinen Schlamm Bulfanen befchäftigt, bis am Ende des Decembers 1850 mein, der neueren Geognofte und Chemie fundiger Freund, Joaquin Acofta?0, die merkwürdige Beobachtung machte: daß gegenwärtig (wovon zu meiner Zeit feine Spur vorhanden war) „die Kegel einen bituminofen Geruch verbreiten ; daß etwas Erdöl auf der Wafjerfläche der fleinen Deffnungen fchwimmt, und daß man auf jedem ber Schlammhügel von Turbaco das ausftrömende Gas entzün- ben fan.“ Deutet dies, fragt Acoſta, auf eine durch innere Proceſſe hHervorgebrachte Veränderung des Phänomens, oder ganz einfach auf einen Irrthum in den früheren Verfuchen ? 260 Sch wurde diefen frei eingeftehn, wenn ich nicht das Blatt des Tagebuchs aufbewahrt hätte, auf welchem die Verfuche an demfelben Morgen, an dem fie angeftellt wurden, umftändlich 7 aufgezeichnet worden find, Ich finde nichts darin, was mich heute zweifelhaft machen könnte; und die fchon oben berührte Erfahrung, daß (nah Parrot's Berichte) „Das Gas der Schlamm-Bulfane der Halbinfel Taman 1811 die Eigenfchaft hatte das Brennen zu verhindern, indem ein glimmender Span in dem Gas erlofch, ja die aufiteigenden, einen Fuß dicken Blaſen im Platzen nicht entzündet werden Ffonnten“: während 1834 Göbel an demfelben Orte das, leicht anzuzündende Gas mit heller bläulicher Flamme brennen ſah; läßt mich glauben, daß im verfchiedenen Stadien die Ausftrömungen chemifche Veränderungen erleiden. Meitfcherlich hat ganz neuer- lich auf meine Bitte die Grenze der Entzündbarkeit Fünftlich bereiteter Mifchungen von Stid- und Wafferftoffgas beftimmt. Es ergab fich, daß Gemenge von 1 Theil Wafjerftoffgas und 3 Theilen Stickſtoffgas ſich nicht bloß durch ein Licht ent- zündeten, ſondern auch fortfuhren zu brennen. Vermehrte man das Stidjtoffgas, jo daß das Gemenge aus 1 Theil MWaflerftoffgas und 3%, Theilen Stidftoffgas beftand: fo eı- folgte zwar noch Entzündung, aber dad Gemenge fuhr nicht fort zu brennen. Nur bei einem Öemenge von 1 Theil Wafferftoffgas und 4 Theilen Stidftoffgas fand gar feine Entzündung mehr ftatt. Die Gas-Aus— ftrömungen, welche man ihrer leichten Entzündbarfeit und ihrer Lichtfarbe wegen Ausftrömungen von reinem und gefohltem Waſſerſtoff zu nennen pflegt, brauchen alſo quantitativ nur dem dritten Theile nach aus einer der zulegt genannten Gas— Arten zu beftehn. Bei den feltener vorfommenden Gemengen 26i von Kohlenfäure und Wafferftoff würde, wegen der Wärme: Gapacität der erfteren, die Grenze der Entzündbarfeit noch anders ausfallen. Acoſta wirft mit Recht die Frage auf: „ob eine unter den Eingeborenen von Turbaco, Abfömmlingen der Indios de Taruaco, fortgepflanzte Tradition, nad) der Die Volcaneitos einft alle brannten, und durch Befprechung und Befprengen mit Weihwafler von einem frommen Mönche”: aus Volcanes de fuego in Volcanes de agua umgewandelt wären; ſich nicht auf einen Zuftand beziehe, der jet wieder- gefehrt iſt.“ Einmalige große Flammen-Eruptionen von, por und nachher fehr friedlichen Schlamm» DQulfanen (Taman 1793; am caſpiſchen Meere bei Jokmali 1827 und bei Baflichli 1839; bei Kufchtfchy 1846, ebenfalls im Caucaſus) bieten analoge Beifpiele dar, Das, fo Fleinlich fcheinende Bhänomen der Salfen von Turbaco hat an geologifchem Intereffe gewonnen durch den mächtigen $lammenausbruch und die Erdumwälzung, welche 1839, über 8 geographiiche Meilen in NNO von Gartagena de Indias, fich zwifchen Ddiefem Hafen und dem von Saba- nilla, unfern der Mündung des großen Magdalenenftromesg, zugetragen haben, Der eigentliche Gentralpunft des Phäno— mens war das 1', bis 2 Meilen lang in das Meer als ſchmale Halbinfel Hervortretende Cap Galera Zamba. Auch die Kenntniß diefes Greigniffes verdanft man dem Artils lerie-Dberft Acoſta: der leider durch einen frühen Tod den Wiſſenſchaften entriffen wurde. In der Mitte der Landzunge ftand ein conifcher Hügel, aus deffen Krater» Deffnung bis— weiten Rauch (Dämpfe) und Gas-Arten mit folcher Heftig- feit ausitrömten, daß Bretter und große Holjftüdfe, die man hineinwarf, weit weggeichleudert wurden. Im Jahr 1839 262 verfchwand der Kegel bei einem beträchtlichen Feuerausbruch, und die ganze Halbinfel Galera Zamba ward zur Infel, durch einen Canal von 30 Fuß Tiefe vom Gontinent getrennt. In diefem friedlichen Zuſtande blieb die Meeresfläche: bis, an der Stelle des früheren Durchbruchs, am 7 October 1848, ohne alle in der Umgegend fühlbare Erderſchütterung, ein zweiter furchtbarer Flammenausbruch 3 erfchien, der mehrere Tage dauerte und in 10 bis 12 Meilen Entfernung fichibar war. Nur Gas-Arten, nicht materielle Theile, warf bie Salfe aus. AS die Flammen verfchwunden waren, fand man den Meeresboden zu einer kleinen Sandinfel gehoben, die aber nach furzer Zeit wiederum verfchwand, Mehr ale 50 Volcancitos (Segel, denen von Turbaco Ahnlich) umgeben jest bis in eine Entfernung von 4 bi8 5 Meilen den unter feeiihen Ga8-Bulfan der Salera Jamba, Man darf ihn in geologifcher Hinficht wohl als den Hauptſitz der vulkaniſchen Thätigfeit betrachten, welche fich in der ganzen Niederung von Turbaco bis über das Delta ded Rio grande de la Magdalena hin mit ber Atmofphäre in Contact zu jegen jtrebt. Die Gleichheit der Erfcheinungen, welche, in ben ver fchiedenen Stadien ihrer Wirkfamfeit, die Salfen, Schlamm- Bulfane und Gas-Duellen auf der italiänifchen Halbinfel, im Gaucafus und in Südamerifa darbieten; offenbart fich in ungeheuren Länderſtrecken im chineſiſchen Reiche. Die Kunft des Menſchen hat feit den älteften Zeiten dort dieſen Schag zu benußen gewußt, ja zu der finnreichen, den Europäern fpät erft befannt gewordenen Erfindung des hinefifchen Seil bohrens geleitet. Mehrere taufend Fuß tiefe Bohrlöcher werden duch die einfachite Anwendung der Menfchenfraft 263 oder vielmehr des Gewichts des Menfchen niedergebracht. Ich habe an einem anderen Orte + von diefer Erfindung umftändlic) gehandelt; wie von den Feuerbrunnen, Ho-tsing, und feurigen Bergen, Ho-schan, des öſtlichen Aſiens. Man bohrt zugleih auf Waffer, auf Salzfole und Brenn— gas: von den füdweftlichen Provinzen Yunznan, Kuang-fi und Szuztichuan an der Grenze von Tibet an bis zur nörd- lihen Provinz Schanzft, Das Brenngas verbreitet bei röth- licher Flamme oft einen bituminöfen Geruch; es wird theils in tragbaren, theild in liegenden Bambusröhren in ent- feınte Orte: zum Salzfieden, zur Erwärmung der Häufer oder zur Straßenerleuchtung, geleiter. In jeltenen Fällen tft der Zufluß von gefohltem Waſſerſtoffgas plöglich erfchöpft oder durch Erdbeben gehemmt worden. So weiß man, Daß ein berühmter Ho-tſing jüdweftlich von der Stadt Khiung—-tſcheu (Br. 50% 27°, Länge 1019 6° Oft), welcher ein mit Geräufch brennender Salzbrunnen war, im 13ten Jahrhundert exlofchen ift, nachdem ex feit dem 2ten Jahrhundert unfrer Zeitrechnung die Umgegend erleuchtet hatte. In der, an Gteinfohlen jehr veichen Provinz Schan-ſi finden fich einige entzündete Stein— kohlen-Flöze. Die feurigen Berge (Ho-schan) find über einen großen Theil von China verbreitet Die Flammen fteigen oft: 3. B. in der Felsmaſſe des Py-kia-ſchan, am Fuß eines mit ewigem Schnee bededten Gebirged (Br. 31% 40N; in großen Höhen aus langen, offenen, unzugänglichen Spalten auf: ein Phänomen, welches an die ewigen Feuer Des Schagdagh- Gebirges im Gaucafus erinnert. Auf der Infel Java giebt e8 in der Provinz Samarang, etwa drei Meilen von der nördlichen Küfte entfernt, Salfen, welche denen von Turbaco und Galera Zamba ähnlich ſind. 264 Sehr veränderliche Hügel von 25 bis 30 Fuß Höhe werfen Schlamm, Salzwaffer, und ein feltenes Gemisch von Waflerftoff- gas und Kohlenfäure aus??: eine Erfcheinung, die nicht mit den großen und verheerenden Schlammſtrömen zu verwechjeln ift, welche bei den feltenen Gruptionen der colofjalen wirklichen Bulfane Savas (Gunung Kelut und Öunung Idjen) fich ergießen. Sehr berühmt find noch auf Java, befonders durch MUebertreibungen in der Darftellung einiger Neifenden, wie durch die, fchon von Sykes und Loudon gerügte Ans fnüpfung an die Mythe vom Giftbaum Upas, einige Stid- grotten oder Quellen von fohlenfauem Gas. Die merk wiürdigfte der 6 von Junghuhn willenfchaftlich beſchriebenen ift das fogenannte Todtenthal der Infel CBafaraman), im Gebirge Dieng, nahe bei Batur, E8 ift ein trichterförmiger Einfturz an einem Berggehänge, eine Vertiefung, in welcher die Schicht der ausftrömenden Kohlenfüure zu verfchiedenen Jahreszeiten eine ſehr verfchiedene Höhe erreicht. Man findet darin oft Sfelette von wilden Schweinen, Zigern und Vö— geln. 6% Der Giftbaum, pohon (befier pühn) üpas der Ma— layen (Antaris toxicaria des Neifenden Lefchenault de la Zour), ift mit feinen unfchädlichen Ausdünftungen jenen tödtlichen Wirkungen ganz fremd." Ich fchliege diefen Abfchnitt von den Salſen, Dampf und Gas-Duellen mit der Bejchreibung eines Ausbruchs von heißen Schwefeldämpfen, die wegen dev Gebirgsart, aus welcher fie fich entwideln, das Intereffe der Geognojften auf fich ziehen können. Bei dem genußreichen, aber etwas anftrengenden MUebergange über die Central Gordillere von Duindiu (ich brauchte 14 bis 15 Tage, zu Fuß, und un- unterbrochen in freier Luft fchlafend, um uber den Gebirge: 265 famm von 10788 Fuß aus dem Thale des Rio Magdalena in das Cauca-Thal zu gelangen) befuchte ich in der Höhe von 6390 Fuß den Azufral weftlich von der Station el Moral. In einem etwas dunkel gefärbten Glimmerfchiefer, der, auf einen granathaltenden Gneiß aufgefest, ſammt diefem die hohe Granitfuppe von la Ceja und la Garita del Paramo umlagert, fah ih in dem engen Thale (Quebrada del Azufral) warme Schwefeldäimpfe aus den Gefteinflüften ausftrömen. Da fie mit Schwefel-Wafferftoffgas und vieler Kohlenfäure gemifcht find, fo fühlt man einen betäubenden Schwindel, wenn man fich niederbeugt, um die Temperatur zu meſſen, und länger in ihrer Nähe verweilt. Die Temperatur der Schwefeldämpfe war 470,6; die der Luft 200,6; die des Schwefel-Bächleins, das vielleicht im oberen Laufe durch die Schneewaſſer des Vulkans von Tolima erkaltet iſt, 290,2, Der Glimmerſchiefer, welcher etwas Schwefelkies enthält, iſt von vielen Schwefeltrümmern durchſetzt. Der zum Verkauf zubereitete Schwefel wird großentheils aus einem mit natürli— chem Schwefel und verwittertem Glimmerſchiefer gemengten, ochergelben Letten gewonnen. Die Arbeiter (Meſtizen) leiden dabei an Augenübeln und an Muskellähmung. Als 30 Jahre nach mir (1831) Bouſſingault den Azufral de Quindiu beſuchte, hatte die Temperatur der Dämpfe, die er chemifch analyfirte °, jo abgenommen, daß fie unter die der freien Luft (229, nämlich auf 190 — 20°, fiel, Derfelbe vortreffliche Beobachter fah in der Quebrada de aguas calientes das Trachyt-Geſtein des nahen Vulkans von Tolima den Glimmerfchiefer durch: brechen : wie ich fehr deutlich, eben fo eruptiv, den ſchwarzen Trachyt des Bulfans Tunguragua bei der Seilbrüde von Penipe einen granathaltenden grünlichen Glimmerfchiefer 266 habe bededen ſehen. Da man bisher in Europa Schwefel nicht in den ehemals jogenannten primitiven Gebirgsarten, fondern nur im Tertiär-Kalk, in Gyps, in Conglomeraten und Acht vulfanifchem Geftein gefunden hatz fo ift das Bor: fommen im Azufral de Quindiu (nördl, Br. 40,) um fo merk würdiger, als es fich ſüdlich vom Aequator zwifchen Duito und Cuenca, am nördlichen Abfall des Paramo del Assuay, wiederholt. In dem Azufral des Cerro Guello (füdl. Breite 20 13%) Habe ich, wiederum im Glimmerfchiefer, in 7488 Fuß Höhe ein mächtiged Quarzlager“ angetroffen, in welchem dev Schwefel nefterweife reichlich eingefprengt it. Zur Zeit meiner Reife waren die Schwefelitüde nur von 6—8 Zul Größe; früher fand man fie bis 3—4 Fuß Durch- meſſer. Selbft eine Naphtha-Quelle entſpringt ſichtbar aus Glimmerſchiefer in dem Meeresboden im Golf von Cariaco bei Cumana. Die Naphtha färbt dort einen Theil ber Oberfläche des Meeres auf mehr ald taufend Fuß Länge gelb, und ihren Geruch fand ich verbreitet bis in das Innere der Halbinfel Araya, & Wenn wir nun einen leßten Blick auf die Art vulfanis ſcher Thätigkeit werfen, welche fich durch Hervordringen vön Dämpfen und Gas- Arten, bald mit, bald ohne Feuer - Erfchei- nungen, offenbart; fo finden wir darin bald große Verwandtfchaft, bald auffallende VBerfchiedenheit der aus den Erdipalten aus— brechenden Stoffe: je nachdem die hohe Temperatur des Inneren, das Spiel der Affinitäten modificirend, auf gleichartige oder fehr zufammengefegte Materien gewirkt hat. Die Stoffe, welche bei diefem geringeren Grade vulfanifher Ihätigfeit an die Ober fläche getrieben werden, find: Wafjerdampf in großem Maaße, Ehlor-Narrium, Schwefel, gefohlter und geichwefelter Waſſerſtoff, 267 Kohlenfäure und Stickſtoff; Naphtha (farblos, gelblich oder als braunes Erdöl; Borſäure und Thonerde der Schlamm: Rulfane. Die große WVerfchiedenheit diefer Stoffe, von denen jedoch einige (Kochſalz, Schwefel: Waflerftoffgas und Erdöl) fich faft immer begleiten, bezeugt das Unpafjende der Benen- nung Salfen: welche aus Italien ftammt, wo Spallanzani das große Verdienft gehabt hat zuerft die Aufmerfjamfeit der Geognoften auf das, lange für fo unwichtig gehaltene Phänomen im Modeneftfchen zu leiten, Der Name Dampf- und Gas: Quellen drüdt mehr das Gemeinfame aus. Wenn viele derfelben als Fumarolen zweifelöohne in Beziehung zu ers lofchenen Vulkanen ftehen, ja beionders ald Quellen von fohlen- ſaurem Gas ein letztes Stadium folcher Bulfane charafteri- firen ; ſo fcheinen dagegen andere, die Naphtha- Quellen, ganz unabhängig von den wirklichen, gefcehmolzene Erden ausjtoßen- den Feuerbergen zu fein. Sie folgen dann, wie fihon Abich am Caucafus gezeigt hat, in weiten Streden bejtimmten Rich— tungen, ausbrechend auf Gebirgsfpalten: ſowohl in der Ebene, jelbjt im tiefen Beden des cafpiichen Meeres, ald in Gebirgs— Höhen von fat 8000 Fuß. ©leich den eigentlichen Vulkanen, vermehren fte bisweilen plöglich ihre fcheinbar ſchlummernde Thätigfeit durch Ausbruh von Feuerfäulen, die weit ums her Schreden verbreiten. In beiden Gontinenten, in weit von einander entfernten Weltgegenden, zeigen ſie biefelben auf einander folgenden Zuſtände; aber feine Erfahrung hat ung bisher berechtigt zu glauben, Daß fie Vorboten ber Entjtehung wirklicher, Lava und Schlafen auswerfender Bulfane find. Ihre Thätigfeit ift anderer Art: vieueicht in minderer Tiefe wurzelnd und durch andere chemifche Proceſſe bedingt. 268 d. Vulkane, nach der Verfchiedenheit ihrer Geftaltung und Thätigfeit, — Wirfung durh Spalten und Maare. — Umwallungen der Erhebungs- Krater, — Vulkaniſche Regel: und Glockenberge, mit geöffnetem oder ungeöffnetem Gipfel. — Verfchiedenheit der Gebirgsarten, durch welche die Vulkane wirken. (Erweiterung des Naturgemäldes: Kosmos Br. I. ©. 235— 258.) Unter den mannigfaltigen Arten der Kraftäußerung in der Reaction des Inneren unferes Planeten gegen feine ober: jten Schichten tft Die mächtigite die, welche die eigentlichen Bulfane darbieten: d. i. folche Deffnungen, durch die neben den Gas- Arten auch fefte, ftoffartig verichiedene Maſſen in feuerflüfligem Zuftande, als Lavaftröme, oder ald Schladen, oder ald Producte der feinften Zerreibung (Aſche), aus unge— mejjener Tiefe an die Oberfläche gedrängt werden. Hält man nach einem alten Sprachgebrauche die Wörter Vulkan und Teuerberg für fynonym, fo knüpft man dadurch, nach einer vorgefaßten, jehr allgemein verbreiteten Meinung, den Begriff von vulfanifhen Erfcheinungen an das Bild von einem iſolirt ſtehenden Kegelberge mit freisrunder oder ovaler Deffnung auf dem Gipfel. Solche Anfichten verlieren aber von ihrer Allgemeinheit, wenn ſich dem Beobachter Gelegenheit Darbietet zufammenhangende vulfanifche Gebiete von mehreren taufend geographifchen Duadratmeilen Flächeninhalts: 3. B. den ganzen mittleren Theil des mericanifchen Hochlandes zwilchen dem Pic von DOrizaba, dem Jorullo und den Küſten der Südſee; vder Central-Amerika; oder die Gordilleren von Neu-Granada und Quito zwifchen dem Bulfan von Puracé bei Bopayan, Dem von Paſto und dem Chimborazo; oder Das Iſthmus-Gebirge des 269 Caucaſus zwifchen dem Kasbegk, Elburuz und Mrarat: zu durchwandern. In dem unteren Italien, zwilchen den phle- gräifchen Feldern des campanifchen Feitlandes, Sicilien, den Liparen und Bonza-Infeln, ift, wie in den griechiichen Infeln, das verbindende Zwifchenland theils nicht mit gehoben, theils vom Meere verfchlungen worden. Es zeigen fich in den vorgenannten großen Gebieten von Amerifa und vom Gaucafus Eruptions-Maffen (wirkliche Tra— chyte, nicht Trachyt-Conglomerate; Obfidian-Ströme ; fteinbruch- artig gewonnene Bimsſtein-Blöcke, nicht durch Waſſer verbrei- tetes und abgejegtes Bimsſtein-Gerölle), welche von den, fich erft in beträchtlicher Ferne erhebenden Bergen ganz unabhängig zu fein ſcheinen. Warum follte bei der fortfchreitenden Abküh— (ung der wärmeftrahlenden oberen Erdſchichten, ehe noch ilolirte Berge oder ganze Bergfetten fich erhoben, die Oberfläche nicht vielfach gefpalten worden fein? warum follten diefe Spalten nicht feuerflüffige, zu Gebirgsarten und Eruptions-Ge— ftein erhärtete Maſſen (Trachyte, Dolerite, Melaphyre, Berl ftein, Obſidian und Bimsftein) ausgeftogen haben? Ein Theil diefer, urjprünglich horizontal gelagerten, in zähflüffigem Zu: ftande, wie aus Erde-Quellen®!, hervorbrechenden Trachyt: oder Dolerit- Schichten ift, bei der fpäteren Erhebung vulfani- her Kegel- und Glodenberge, in eine geftürzte Lage gera- then: in eine folche, welche den neueren, aus Feuerbergen entipringenden Laven keinesweges angehört. So ift, um zuerft an ein europäiſches, ſehr befanntes Beifpiel zu erinnern, in dem Val del Bove am Aetna (einer Aushöhlung, die tief in das Innere des Berges einfchneidet) das Fallen der mit Geröll-Mafien fehr regelmäßig alternirenden Lavafchichten 25 0 bi8 300: während daß nadı Elie de Beaumont's genauen 270 Beitimmungen die Lavaftröme, welche die Oberfläche des Aetna bededen und ihm erft jeit feiner Erhebung als Berges ent- floffen find, in der Mittelzahl von 30 Strömen, nur ein Gefälle von 30 bis 50 zeigen, Diefe Verhältniffe deuten hin auf Das Dafein ſehr alter vulfanifcher Formationen, auf Spalten ausgebrochen, vor der Bildung des Vulkans als eines Feuer— bergs. Kine merfwürdige Erfcheinung der Art bietet uns auch das Altertfum dar: eine Erfcheinung, die fich in einer weiten Ebene, in einem Gebiete zeigte, das von allen thätigen oder erlojchenen Wulfanen entfernt liegt: auf Eubda, dem jesigen Negropont. „Die heftigen Erdſtöße, welche die Infel theilweife erfchütterten, hörten nicht eher auf, bis ein in Der Ebene von Lelantus geöffneter Erdfchlund einen Strom glühen- den Schlammes (Lava) ausſtieß.“ 82 Sind, wie ich längft zu vermuthen geneigt bin, einer erften Spaltung der tief erfchütterten Erdrinde die Alteften, zum heil auch gangausfüllenden Formationen des Eruptiv-Ge- fteins (nach feiner mineralifchen Zufammenfegung den neueren Laven oft vollfommen ähnlich) zuzufchreiben; fo müflen fowohl diefe Spalten, wie die fpäter entitandenen, fcbon minder einfahen Erhebungs- Krater doch nur als vulfanifche Ausbruh-Deffnungen, nicht als Vulkane ſelbſt, be trachtet werden. Der Hauptcharafter von diefen leßteren be— fteht in einer permanenten oder wenigitend von Zeit zu Zeit erneuerten Verbindung des tiefen Heerdes mit der Atmofphäre. Der Bulfan bedarf dazu eines eigenen Gerüftes; denn, wie Seneca ®3 ſehr treffend in einem Briefe an den Lucilius jagt: »ignis in ipso monte non alimentum habet, sed viam«. Die vulfanifche Thätigfeit wirft dann formgebend, geftaltend durch Erhebung des Bodens; nicht, wie man ehemals allgemein 271 und ausichliegend glaubte: aufbauend durch Aufhäufung von Schladen und fich überlagernde neue Lavafchichten. Der MWiderftand, welchen die in allzu großer Menge gegen bie Oberfläche gedrängten feuerflüffigen Maflen in dem Ausbruch- Canal finden, veranlaßt die Vermehrung der hebenden Kraft. Es entiteht eine „blafenformige Auftreibung des Bodens“, wie dies durch die regelmäßige, nach außen gefehrte Abfalls- Richtung der gehobenen Bodenfchichten bezeichnet wird. Eine minenartige Erplofton, Die Sprengung des mittleren und höchften Theils der converen Auftreibung des Bodens, erzeugt bald allein das, was Leopold von Buch einen Erhebungs-Krater 8 genannt hat: d. h. eine fraterförmige, runde oder ovale Eins jenfung, von einem Erhebungs-Gircus, einer ringfürmigen, meiſt ſtellenweiſe eingerifienen Umwallung, begrenzt; bald (wenn die Nelief-Structur eines permanenten Vulfans ver vollftändigt werden fol) in der Mitte des Erhebungs- Kraters zugleich einen Domz= oder fegelfürmigen Berg. Der lestere iſt dann meijt an feinem Gipfel geöffnet; und auf dem Boden Diefer Definung (des Kraters des permanenten Vulkans) erheben fich vergänglihe AUswurfs- und Schladenhügel, Fleine und große Eruptions-Kegel, welche beim Veſuv bisweilen Die Kraterräinder des Erhebungs-Kegels weit lberragen. Nicht immer haben fich aber Die Zeugen des erften Ausbruchs, die alten Gerüfte, wie fie hier gejchildert werden, erhalten. Die hohe Felg- mauer, welche die peripherifche Ummwallung (den Erhebungs- Krater) umgiebt, iſt an vielen der mächtigften und thätigften Vulkane nicht einmal in einzelnen Trümmern zu erfennen. Es iſt ein großes Verdienſt der neueren Zeit, nicht bloß durch forgfältige Vergleichung weit von einander entfernter Bulfane die einzelnen Verhältniſſe ihrer Geftaltung 272 genauer erforicht; fondern auch in die Sprachen beftimmtere Ausdrüde eingeführt zu haben, wodurch das LUngleichartige in den Welieftheilen, wie in den Aeußerungen vulfanifcher ZIhätigfeit getrennt wird, Iſt man nicht entichieden allen Claſſificationen abhold, weil diefelben in dem Beftreben nach Ber- allgemeinerung noch immer nur auf unvollftändigen Inductionen beruhen; jo fann man ſich das Hervorbrechen von feuerflüfligen Maſſen und feiten Stoffen, von Dämpfen und Gas- Arten begleitet, auf viererlei Weile vorſtellen. Don den einfachen zu den zufammengefegten rfcheinungen übergehend, nennen wir zuerft Eruptionen auf Spalten, nicht einzelne Kegel— veihen bildend, fondern in geflofienem und zähem Zuftande über einander gelagerte vulfanifche Gebirgsmafjen erzeugend ; zweitens Ausbrüche duch Aufſchüttungs-Kegel ohne Umwallung, und doch Lavaftröme ergießend: wie fünf Jahre lang bei der Berwüftung der Infel Lancerote, in der erſten Hälfte des verflofienen Jahrhunderts; drittens Erhebungs— Krater mit gehobenen Schichten, ohne Eentralfegel: Lavaſtröme nur an der Außeren Geite der Umwallung, nie aus dem Inneren, das früh fich durch Einfturz verfchließt, ausfendend; vierteng gefchlofiene Glockenberge oder an der Spige geöffnete Erhebungs-Kegel: entweder mit einem, wenigitens theil- weife erhaltenen, Circus umgeben: wie am Pic von Teneriffa, in Fogo und Rocca Monfina; oder ganz ohne Ummwallung und ohne Erhebungs-Krater: wie in Island ®, in den Eordilleren von Duito und dem mittleren Theile von Merico, Die offenen Erhebungs- Kegel diefer vierten Claſſe bewahren eine permanente, in unbeftimmten Zeiträumen mehr oder weniger thätige Verbindung zwifchen dem feurig heißen Exd- Inneren und dem Quftfreife. Der an dem Gipfel verichloffen gebliebenen 273 dom= und glocdenfürmigen Trachyt- und Doleritberge fcheint es nach meinen Beobachtungen mehr als der offenen, noch thätigen oder erlofchenen Kegel, weit mehr als der eigentlichen Zulfane zu geben. Dom- und glodenartige Bergformen: wie ber Chimborazo, Buy de Dome, Sarcouy, Rocca Monfina und Vultur; verleihen der Landichaft einen eigenen Charafter, durch welchen fie mit ben Schiefer-Hörnern oder den zadigen Formen des Kalfgefteind anmuthig contraftiren. Sn der und bei Ovid „in anfchaulicher Darftellung” auf bewahrten Tradition über das große vulfanifche Naturereigniß auf der Halbinjel Methone it die Entitehung einer folchen Glockenform, Die eines uneröffneten Berges mit metho- difcher Deutlichfeit bezeichnet. „Die Gewalt ber in finfteren Erdhöhlen eingeferferten Winde treibt, eine Deffnung verge- bens juchend, den geipannten Erdboden auf (extentam tume- fecit humum), wie wenn man eine Blafe oder einen Schlaud) mit Luft anfüllt. Die hohe Anfchwellung Hat fich durch Tang- fame Erhärtung in ber Geftalt eines Hügels erhalten,“ Sch habe ſchon an einem anderen Orte Daran erinnert, wie ganz verfchieden dieſe römifche Darftellung von der Ariſtoteli— chen Erzählung des wulfanifchen Ereignifjes auf Hiera, einer neu entitandenen Aeoliſchen (liparifchen) Inſel, ift: in welchem „der unterixdifche, mächtig treibende Hauch zwar ebenfalld einen Hügel erhebt, ihn aber fpäter zum Erguß eines feurigen Ajchen- vegens aufbricht”. Die Erhebung wird hier beſtimmt ald dem Tlammenausbruch vorhergehend geihildert (Kosmos Bd. I. ©. 453). Nah Strabo hatte der aufgeftiegene Domförmige Hügel von Methana fich ebenfalls in feuriger Eruption geöffnet, bei deren Ende fih nächtlich ein Wohlgeruch verbreitete, Legterer war, was fehr auffallend ift, unter ganz Ahnlichen A.v. Sumboldt, Kosmos. IV. 18 274 Berhältniffen bei dem vulfanifchen Ausbruch von Santorin im Herbit 1650 bemerkt, und in der bald darauf von einem Mönche gehaltenen und aufgefchriebenen Bußpredigt „ein trö— jtendes Zeichen“ genannt worden, „daß Gott feine Heerde noch nicht verderben wolle“, 8 Sollte diefer Wohlgeruch nicht auf Naphtha deuten? Es wird deffelben ebenfalls von Kogebue in feiner ruſſiſchen Entdeckungsreiſe gedacht, bei Gelegenheit eines Seuerausbruchs (1804) des aus dem Meere aufgeftiegenen neuen Inſel-Vulkans Umnad im aleutifchen Archipel. Bei dem großen Ausbruch des Veſuvs am 12 Auguft 1805, den ich mit Gay—-Luſſac beobachtete, fand Legterer einen bituminöfen Geruch im entzundeten Krater zu Zeiten vorherrichend. Ich ftelle dieſe wenig beachteten Thatſachen zufammen, weil fie beitragen die enge Berfettung aller Aeußerung vulfanifcher Tchätigfeit, Die Derfettung der fchwachen Salſen und Naphtha-Quellen mit den wirklichen Vulkanen, zu bewähren. Umwallungen, denen der Erhebungs- Krater analog, zeigen ſich auch in ©ebirgsarten, Die von Trachyt, Bafalt und Borphyrfchiefer ſehr verfchieden find: 3. B. nad Elie de Beaumont’s jcharffinniger Auffaffung im Granit der franzöſiſchen Alpenfette, Die Bergmaſſe von Difang, zu welcher der höchite ®° Gipfel von Frankreich, der Mont PBelvour bei Briancon (12109 Fuß), gehört, bildet einen Cir— cu8 von acht geogr. Meilen Umfang, in dejien Mitte das fleine Dorf de la Berarde liegt. Die fteiln Wände des Circus fteigen über 9000 Fuß hoch an. Die Umwallung ſelbſt iſt Gneiß, alles Innere iſt Granit, ® In den fchweizer und ſavoyer Alpen zeigt fich in Fleinen Dimenftonen mehrfach diefelbe Geftaltung. Das Grand-Plateau des Montblanc, in welchem Bravais und Martind mehrere Zage campirt haben, ift 275 ein gefchloffener Circus mit faft ebenem Boden in 12020 Fuß Höhe; ein Circus, aus dem fich die colofjale Gipfel» Pyramide erhebt. 9 Diefelben hebenden Kräfte bringen, doch durch die Zufammenfesung der Gebirgsarten modificirt, ähnliche Formen hervor. Auch die von Hoffmann, Buckland, Murchifon und Thurmann befchriebenen Ring- und Keffelthäler (valleys of elevation) im Sediment-Geftein des nördlichen Deutfchlands, in Herefordihire und dem Jura Gebirge von VBorrentruy bangen mit den hier bejchriebenen Erfcheinungen zu— fammen: wie, doch in geringerem Maaße der Analogie, einige, von allen Seiten durch Bergmaflen eingefchloffene Hoc: ebenen der Eordilleren, in denen die Städte Caramarca (8784 $.), Bogota (8190 3.) und Merico (7008 8.) liegen; wie im Himalaya das Keflelthal von Kaſchmir (5460 F.). Minder mit den Erhebungs-Krateren verwandt ale mit der oben gejchilderten einfachiten Form vulfanifcher Thä- tigfeit (dev Wirkung aus bloßen Spalten) find unter den er— loſchenen Vulkanen der Eifel die zahlreihen Maare: Feffel- förmige Einfenfungen in nicht pulfanifchem Geftein (devoniſchem Schiefer) und von wenig erhabenen Rändern umgeben, Die jie jelbft gebildet. „Es find gleichfam Minen-Trichter, Zeugen minenartiger Ausbrüche“, welche an das von mir bejchriebene fonderbare Phänomen der bei dem Erdbeben von Riobamba (4 Febr. 1797) auf den Hügel de Ta Eulca ® gefchleuderten menfchlichen Gebeine erinnern. Wenn einzelne, nicht ſehr hoch liegende Maare: in der Eifel, in der Auvergne, oder auf Java, mit Waller gefüllt find; fo mögen in diefem Zus jtande folche ehemaligen Erplofiond-Kratere mit dem Namen crateres-lacs belegt werden; aber als eine fynonyme Benennung ir Maar follte das Wort, glaube ich, nicht im allgemeinen genommen werden, ba auf den Gipfeln der höchſten Vulkane, auf wahren Erhebungs-Kegeln, in erlofchenen Krateren: 3. B. auf dem mericanifchen Vulkan von Toluca in 11490 Fuß und auf dem caucafifchen Elburuz in 18500 Fuß Höhe, kleine Seen von mir und Abich gefunden worden find. Man muß bei den Eifeler Bulfanen zwei Arten der vwulfanifchen TIhätigfeit, ſehr ungleichen Alters, forgfältig von einander unterfcheiden: die, Lavaftröme entjendenden, eigentlichen Bulfane; und Die jchwächeren Ausbruche-Bhänomene der Maare Zu den erſteren gehören: der bafaltifche, olivinreiche, in aufrecht ftehende Säulen gefpaltene Lavaftrom im Uesbach— Thale bei Bertrich 9; der Vulkan von Gerolftein, welcher in einem, Dolomit enthaltenden, den devonifchen Grauwacken— Schiefern muldenförmig eingelagerten Kalfftein feinen Sitz hat; und der lange Rüden des Mojenberges (1645 Fuß über dem Meere), unweit Bettenfeld, weftlih von Manderfcheid, Der lestaenannte Vulkan hat drei Kratere: Deren erfter und zweiter, die nördlichiten, vollfommen rund und auf dem Boden mit Zorfmooren bededt find; während aus dem dritten, füdlichften 92 Krater ein mächtiger, röthlichbrauner, tiefer gegen das Thal ber Kleinen Kyll Hin ſäulenförmig abgefonderter Lavaftrom herabfließt. Eine merkwürdige, lavagebenden Bulfanen im allgemeinen fvemdartige Erfcheinung tft es, Daß weder am Mofenberge, noch am Gerolftein, noch in anderen eigent- lichen Bulfanen der Eifel die Lava-Ausbrüche an ihrem Ur- fprunge von einer trachytifchen Gebirgsart fichtbar umgeben find; fondern, fo weit fie der Beobachtung zugänglich werden, unmittelbar aus den devonifchen Schichten hervorfommen, Die Oberfläche des Moſenberges bezeugt gar nicht, was in bei Tiefe verborgen ift. Die augithaltigen Schlacken, welche 277 zulammenbangend in Bafaltftröme übergehen, enthalten Feine gebrannte Schieferftürfe, aber feine Spur von eingefchloffenem Trachyt. Die lebteren Einfchlüffe find auch nicht zu finden am Krater Des Nodderberges, dev doch der größten Trachyt— maſſe der Nheingegend, dem Siebengebirge, fo nahe ift. „Die Maare jcheinen”“, wie der Berghauptmann von Dechen fcharffinnig bemerkt, „in ihrer Bildung ziemlich Derfelben Epoche anzugehören als die Ausbrüche der Lavaftröme, Der eigentlichen WBulfane, Beide liegen in der Nähe tief einge jchnittener Thäler, Die lavagebenden Vulkane waren entfchie- den zu einer Zeit thätig, als Die Thäler bereits fehr nahe ihre heutige Form erhalten hatten; auch fieht man die älteften Lavaſtröme dieſes Gebietes in Die Thäler herabftinzen.“ Die Maare find von Fragmenten devonifcher Schiefer und von auf gefchüttetem grauem Sande und Zuffrändern umgeben. Der Laacher See: man mag ihn num als ein großes Maar oder, wie mein vieljähriger Freund, C. von Deynhaufen, (gleich dem Beden von Wehr) ald Theil eines großen Kefjelthales im Thonfchiefer betrachten; zeigt an dem ihn umgebenden Kranze einige vulfanifche Schlacken-Ausbrüche: ſo am Krufter Ofen, am DVeitsfopf und Laacher Kopf. ES ift aber nicht bloß Der gänzliche Mangel von Lavaſtrömen, wie fie an dem Äußeren Rande wirklicher Erhebungs- Krater oder ganz in ihrer Nähe auf den canarifchen Inſeln zu beobachten find; es ift nicht Die unbedeutende Höhe Des Kranzes, der die Maare umgiebt: welche diefelben von den Erhebungs-Krateren unterfcheiden; e8 fehlt den Rändern der Maare eine regelmäßige, als Folge der Hebung ſtets nach außen abfallende Gefteing- ſchichtung. Die in den devoniſchen Schiefer eingefenften Maare erfcheinen, wie fehon oben bemerkt, ala Minen-Trichter, 278 in welche nach der gewaltfamen Grplofion von heißen Gas: Arten und Dämpfen Die ausgeftoßenen lockeren Maffen (Rapilli) größtentheild zurüdgefallen find. Ich nenne hier beifpielsweife nur das Immerather, Das Pulver- und Meerfelder Maar. In der Mitte des exfteren, deſſen trodener Boden, in zwei— hundert Fuß Tiefe, cultivirt wird, liegen die beiden Dörfer Ober- und Unter-Immerath. Hier finden fich in dem vulfanifchen Tuff der Umgebung, ganz wie am Laacher See, Gemenge von Feldſpath und Augit ald Kugeln, in welche Theilchen von ſchwarzem und grünem Glafe eingefprengt find. Aehnliche Kugeln von Glimmer, Hornblende_und Augit, voll von Berglafungen, enthalten auch die Tuffkränze des Bulver- Maares bei Gillenfeld, Das aber gänzlich in einen tiefen See umgewandelt it. Das regelmäßig runde, theils mit Waſſer, theil8 mit Torf bededte, Meerfelder Maar zeichnet ſich geognoftifch Durch Die Nähe der drei Serater des großen Mo— jenbergs aus, deren füblichjter einen Lavaſtrom gegeben hat, Das Maar liegt jedoch 600 Fuß tiefer ald der lange Rücken des Vulkans, und an feinem nördlichen Ende; auch nicht in der Achfe der Krater-Neihe, mehr in Nordweſten. Die mittlere Höhe der Eifeler Maare über dev Meevesfläche füllt zwiſchen 865 F. (Laacher See?) und 1490 3. (Mosbrucher Maar). Da hier befonders der Dit ift darauf aufmerffam zu machen, wie gleichmäßig und übereinftimmend in der jtoffartig producirenden Wirkſamkeit die vulfanifche Ihätigfeit fich bei den verfchiedenften Formen des äußeren Gerüſtes (als Maaren, als umwallten Erhebungs-Kratern oder am Gipfel geöffneten Kegeln) zeigt; fo erwähne ich der auffallenden Neichhaltigfeit von kryſtalliſirten Mineralien, welche die Maare bei ihrer erſten Srplofton ausgeftoßen haben und die jegt zum Theil in ben 279 Tuffen vergraben liegen. In der Umgebung des Laacher Sees ift Diefe Reichhaltigfeit allerdings am größten; aber auch andere Maare, 3. B. das Immerather und das, an Dlivin- Kugeln veiche Meerfelder, enthalten ausgezeichnete Fryftalliniiche Maſſen. Wir nennen hier: Zirfon, Hauyn, Leucit ®, Apatit, Nofean, Dlivin, Augit, Nhyafolith, gemeinen Feldſpath (Drthoflas), glafigen Feldſpath (Sanidin), Glimmer, Sodalit, Granat und Titan-Eiſen. Wenn die Zahl der Ichönen Fryftallifirten Mine- ralien am Veſuv fo vielmal größer ift (Scacchi zählt deren 43 Arten), jo darf man nicht vergeſſen, daß fehr wenige der— jelben vom Veſuv ausgeftoßen werden; und daß die größere Zahl dem Theil der fogenannten Auswürflinge des Veſuvs angehört, Die nad) Leopold8 von Buch Meinung *, „den Veſuv gänzlich fremd, einer, weit über Capua hinaus verbreiteten Tuff-Bedeckung beizuzählen find, welche von dem auffteigenden Kegel des Veſuvs mit emporgehoben wurde und wahrfcheinlich das Erzeugniß einer jubmarinen, tief im Inneren verborgenen, vulkaniſchen Wirfung geweſen iſt.“ Gewiſſe beſtimmte Richtungen der verſchiedenartigen Er— ſcheinungen vulkaniſcher Thätigkeit ſind auch in der Eifel nicht zu verkennen. „Die, Lavaſtröme erzeugenden Ausbrüche der hohen Eifel liegen auf einer Spalte, faſt 7 Meilen lang, von Bertrich bis zum Goldberg bei Ormond, von Südoſt nach Nord— weſt gerichtet; dagegen folgen die Maare, von dem Meerfelder an bis Mosbruch und zum Laacher See hin, einer Richtungslinie von Südweſt gegen Nordoſt. Die beiden angegebenen Haupt— richtungen fchneiden fich in den drei Maaren von Daun, In dev Umgegend des Laacher Sees iſt nirgends Trachyt an der Oberfläche fichtbar. Auf das Vorkommen dieſer Gebirgsart in ber Tiefe weifen nur hin die eigenthüimliche Natur des ganz 280 feldfpathartigen Laacher Bimsſteins, wie Die ausgeworfnen Bomben von Augit und Feldſpath. Sichtbar find aber Eifeler Trachyte, aus Feldſpath und großen Hotnblende- Kiyftallen zufammengefegt, nur zwilchen Bafaltberge vertheilt: fo im Sell- berg (1776 5.) bei Quiddelbach, in der Anhöhe von Struth, bei Kelberg, und in dem wallartigen Bergzuge von Reimerath bei Boos.“ Nächſt den lipariſchen und Ponza-Inſeln haben wohl wenige Theile von Europa eine größere Mafle von Bimsſtein hervorgebracht als diefe Gegend Deutfchlands, welche bei ver: hältnißmäßig geringer Erhebung fo verichiedene Formen vulfa- nifcher Ihätigfeit in Maaren (crateres d’explosion), Bafalt- bergen und Iavasausftogenden Bulfanen darbietet. Die Haupt mafje des Bimsiteines Liegt zwiſchen Niedev-Mendig und Sorge, Andernach und Nübenach; die Hauptmafje des Duckfteins oder Traß (eines duch Waſſer abgefegten, fehr neuen Conglome— rats) liegt im Brohlthale, von feiner Mündung in den Rhein ufwärts bis Burgbrohl, bei Plaidt und Kruft. Die Traß— Formation des Brohlthales enthält, neben Fragmenten von Grauwacken-Schiefer und Holzſtücken, Bimsſtein-Brocken: die ſich durch nichts von dem Bimsſtein unterſcheiden, welcher die oberflächliche Bedeckung der Gegend, ja auch die des Duckſteins ſelbſt ausmacht. Ich habe immer, trotz einiger Analogien, welche die Cordilleren darzubieten ſcheinen, daran gezweifelt, dag man den Traß Schlamm-Ausbrüchen aus lavagebenden Eifler Bulfanen zufchreiben Tonne, Ich vermuthe vielmehr mit H. von Dechen, daß der Bimsftein trocken ausgeworfen wurde und daß der Traß fich nach Art anderer Conglomerate bil- dete. „Der Bimsftein ift dem Siebengebirge fremd; und ber große Bimsftein- Ausbruch der Eifel, deſſen Hauptmaffe 281 noch über dem Löß liegt und in einzelnen Theilen mit dem- jelben abwechfelt, mag, nach der Vermuthung, zu welcher bie Localverhältnifie führen, im Rheinthale oberhalb Neuwied, in dem großen Neuwieder Becken, vielleicht nahe bei Urmits auf der linfen Seite des Rheins ſtatt gefunden Haben. Bei der Zerreiblichfeit des Stoffes mag die Ausbruch-Stelle durch Die ſpätere Einwirkung des Rheinftromes ſpurlos verfchwunden fein. Sn dem ganzen Strich der Eifeler Maare wie in dem der Eifeler Vulkane von Bertrich bis Ormond wird fein Bimsitein gefunden. Der des Laacher Sees iſt auf deſſen NRandgebirge beichränft; und an den übrigen Maaren gehen die fleinen Stücke von Feldſpath-Geſtein, die im vulfanifchen Sande und Tuff liegen, nicht in Bimsſtein über,” Wir haben bereits oben die Altersverhältniffe der Maare und der, von ihnen fo verfchtedenen Ausbrüche der Lavaſtröme zu der Thalbildung berührt. „Der Trachyt des Siebenge— birges fcheint viel älter al3 die Thalbildung, fogar älter als die rheinifhe Braunfohle. Sein Hervortreten iſt der Auf veigung des Rheinthales fremd geweſen, felbjt wenn man dieſes Thal einer Spaltenbildung zufchreiben wollte, Die Thalbildung iſt wefentlich jünger als die rheinifche Braunfohle, junger ale der meifte rheiniſche Baſalt; dagegen Alter als die vulfanifchen Ausbrüche mit Lavaftrömen, Alter ald der große Bimsſtein— Ausbruch und der Traß. Baſ altbildungen reichen beftimmt bis in eine jüngere Zeit hinein als die Trachytbildung, und die Hauptmaffe des Bafaltes ift Daher für jünger als der Trachyt anzufehn. An den jegigen Gehängen des Aheinthals wurden viele Baſaltgruppen (Unkeler Steinbruch, Rolandseck, Godesberg) exit durch die Thal-Eröffnung bloß gelegt, da fie wahrfcheinlich bis dahin im devonifchen Gramvarfen Gebirge eingefchloffen waren.“ 282 Die Infuſorien, deren, Durch Chrenberg erwieſene, fo allgemeine Verbreitung auf den Continenten, in den größten Tiefen des Meeres wie in den hohen Schichten des Luftfreifes zu den glänzenditen Entdeckungen unſres Zeitalters gehört; haben in der vulfanifchen Eifel ihren Hauptfiß in den Ra— pillen, Traßichichten und Bimsſtein-Conglomeraten. Kieſel— ſchalige Organismen füllen das Brohlthal und die Auswürf— linge von Hochſimmern; bisweilen ſind ſie im Traß mit un— verkohlten Zweigen von Coniferen vermengt. Dies ganze kleine Leben iſt nach Ehrenberg ein Süßwaſſer-Gebilde; und nur ausnahmsweiſe zeigen ſich in der oberſten Ablagerung von dem zerreiblichen, gelblichen LOB am Fuß und an den Ab— hängen bes Siebengebirge (auf die brafifche vormalige Küftennatur hindeutend) Bolythalamien ded Meeres. ® Iſt das Phänomen der Maare auf das weftliche Deutfch- land befchränft? Graf Montlofter, der die Eifel durch eigene Beobachtungen von 1819 fannte und den Mofenberg für einen der fchönften Vulkane erfennt, den er je gefehen, zählt (wie Rozet) zu den Maaren oder Exploſions-Krateren ben Gouffre de Tazenat, den Lac Pavin und Lac de la Godivel in der Auvergne. Sie find in fehr verfchiedenartigen Gebirgsarten, in Granit, Bafalt und Domit (Trachyt-Geſtein), eingefchnitten, an den Rändern mit Schlafen und Rapılli umgeben, % Die Gerüfte, welche eine mächtigere Ausbruch - Thätigfeit der Vulkane durch Hebung des Bodens und Lava-Erguß aufbaut, erfcheinen wenigftens in fechsfacher Geftalt, und fehren in ber Verfchiedenheit dieſer Geftaltung in den entfernteften Zonen der Erde wieder, Wer in vulfanifchen Gegenden zwifchen Bafalt- und Trachytbergen geboren ift, fühlt fich oft heimifch da, wo diefelben Geftaiten ihn anlächeln. Bergformen gehören zu 283 den wichtigften bejtimmenden Elementen der Bhyfiognomif der Natur; fie geben der Gegend, je nachdem fie fich mit Vegetation geſchmückt oder in öder Nadtheit erheben, einen fröhlichen, oder einen ernften, großartigen Charakter, Ich habe ganz neuerlich verjucht, in einem befonderen Atlas eine Zahl von Umriſſen der Gordilleren von Quito und Merico, nad) eigenen Zeichnungen entworfen, neben einander zu ſtellen. Wie der Bafalt bald in fegelförmigen, am Gipfel etwas abge- rundeten Kuppen, bald als nahe an einander gereihte Zwillings- berge von ungleicher Höhe, bald als ein langer horizontaler Rüden, von einer höheren Kuppe an jeglichem Ende begrenzt, auftritt; ſo unterfcheidet man vorzugsweile im Trachyt die majejtätiiche Domform (Chimborazo, 20100 Fuß): welche nicht mit dev Form, ebenfalld ungeöffneter, aber fchlanferer Glodenberge zu verwechieln iſt. Die Kegelgeitalt iſt am vollfommenften ® im Gotopari (17712 F.) ausgeprägt; nächit dem im Bopocatepetl 9? (16632 F.), wie er am fchönen Ufer des Sees von Tezcuco oder von dev Höhe der alt mericanifchen Treppen: Pyramide von Cholula gejehen wird; und im Vulkan 100 yon Drizaba (16302 %., nach Ferrer 16776 8.). Eine ftarf abgeftumpfte Kegelform ! zeigt dev Nevado de Cayambe-Urcu (18170 F.), den der Aequator dDurchfchneidet; wie der Bulfan von Zolima (17010 F.): am Fuß des Paramo de Quindiu, bei dem Städtchen Ibague, über dem Urwald ſichtbar.“ Einen langgeſtreckten Rücken bildet zum Erſtaunen des Geognoſten der Vulkan von Pichincha (14910 F.), an deſſen einem, wenig höheren Ende der weite, noch entzündete Krater ? liegt. Durch große Naturbegebenheiten veranlapte Einftürze von Kraterwänden oder Zerreißung derfelben Durch minenartige 284 Erplofion aus dem tiefen Inneren bringen in Kegelbergen jonderbare und contraftivende Formen hervor: fo Die Spaltung in Doppel-Pyramiden von mehr oder minder regelmäßiger Art bei dem Carguairazo (14700 F.), plößlich eingeftürzt 4 in der Nacht vom 19 Juli 1698, und bei den fchöneren Byramiden > von Slinifja (16362 F.); fo eine Crenulirung der oberen Kraterwände, bei welcher zwei, fehr gleichartige, gegen einanz der anftrebende Hörner die primitive, vormalige Form ahnden lafien (Capac-Urcu, Cerro del Altar, jet mu von 16380 Fuß Höhe), Es hat fich unter den Eingeborenen des Hoch landes von Quito, zwifchen Ehambo und Lican, zwifchen den Gebirgen von Condoraſto und Guvillan, allgemein die Sage erhalten, daß der Gipfel des hier zulegt genannten Vulkans 14 Jahre vor dem Einfall von Huayna Gapac, dem Sohne des Inca Tupac Yupangqui, nach Ausbrüchen, die ununter brochen fieben bis acht Jahre dauerten, eingeftürzt fei und Das ganze Plateau, in welchem Neu-Riobamba liegt, mit Bims- jtein und vulfanifcher Afche bedeckt Habe, Der Bulfan, ur jprünglich höher als der Chimborazo, wurde in dev Inca- oder Duichuas Sprache capac, der König oder Fürſt der- Berge (ureu), genannt, weil die Eingeborenen feinen Gipfel fich mehr über Die untere Schneegrenze erheben fahen als bei irgend einem anderen Berge der lmgegend, 6 Der Große Ararat, defien Gipfel (16026 8.) Friedrich Barrot im Jahr 1829, Abih und Chodzfo in den Jahren 1845 und 1850 erreicht haben, bildet, wie der Chimborago, einen ungeöffneten Dom, Seine mächtigen Lavaftrome find tief unterhalb der Schneegrenze ausgebrochen. Ein wichtiger Charakter in der Geftaltung des Ararat ift ein Geitenfchlund, der tiefe Aus— jchnitt des Jacobs-Thales, das man mit dem Val del Bove 285 des Aetna vergleichen fan, In demfelben wird, nach Abich’s Beobachtung, erſt vecht eigentlich die innere Structur von dem Kern des trachytifchen Glodenberges fichtbar, da dieſer Kern und die Grhebung des ganzen Ararats um vieles Alter find als die Lavaſtröme.“ Der Kasbegk und Tſchegem, welche auf demfelben caucafifchen Haupt Bergrüden (OSO — WNW) ausgebrochen find al8 der Elburuz (18500 F.), find ebenfalls Kegel ohne Gipfel- Krater, während der colofjale Elburuz auf feinem Gipfel einen Kraterfee trägt. Da Kegel» und Domformen in allen Weltgegenden bei weitem Die häufigften find, fo ift, wie vereinzelt in Der Gruppe der Vulkane von Duito, um deſto merfwirdiger Dev lange Rüden des Wulfans von Pichincha. Ich habe mich mit feiner Gejtaltung lange und forgfältig befchäftigt, und neben feiner, auf viele Winfelmeffungen gegründeten PBrofil- Anftcht auch eine topographifche Skizze feiner Queerthäler veröffent- licht. 5 Pichincha bildet eine Über zwei gengraphifche Meilen lange Mauer von ſchwarzem Trachyt-Geſtein Gufammengefeßt aus Augit und Dligoflas), auf einer Spalte in der weftlich- ften, der Südſee nahen Cordillere gehoben, ohne daß die Achſe des hohen Bergrüdens mit der der Cordillere, der Richtung nach, zufammentrifft. Auf dem Rücken dev Mauer folgen, cajtellartig aufgefest, von SW gen NO die drei Kuppen: Cuntur⸗-guachana, Guagua-Bichincha- (das Kind des alten Vulkans) und el Picacho de los Ladrillos. Der eigentliche Feuerberg (Vulkan) wird der Vater oder Alte, Rucu-Pi— chincha, genannt. Er ift der einzige Theil des langen Berg- rückens, welcher in die ewige Schneeregion reicht: alſo fich zu einer Höhe erhebt, welche die Kuppe von Guagua-Pichincha, dem Kinde, etwa um 180 Fuß überfteigt. Drei thurmartige 286 Felfen umgeben den ovalen Krater, der etwas fldweftlicher, alfo außerhalb dev Achjenrichtung einer, im Mittel 14706 Fuß hohen Mauer, liegt, Ich bin auf den öftlichften Felsthurm im Frühjahr 1802 allein mit dem Indianer Felipe Aldas ge langt. Wir ftanden dort am äußerſten Kraterrande, ohngefähr 2300 Fuß hoch über dem Boden des entzündeten Schlundes. Sebaftian Wiffe, welchen während feines langen Aufenthaltes in Quito die phyftfaliichen Willenfchaften fo viele intereffante Beobachtungen verdanfen, hat die Kühnheit gehabt im Jahre 1845 mehrere Nächte in einem Theile des Kraters von Rucu— Bichincha zuzubringen, wo Das Thermometer gegen Sonnen- Aufgang 2° unter den Nullpunft fiel, Der Krater ift Durch einen, mit verglaften Schladen bededten Yelsfamım in zwei Theile getheilt. Der öftliche liegt über taufend Fuß tiefer als der weftliche, und iſt jet Der eigentlihe Sitz vulfanifcher Thätigfeit. Dort erhebt fih ein Auswurfs-Kegel von 250 Fuß Höhe. Er wird von mehr ald 70 entzündeten, Schwefeldampf ausftoßenden Fumarolen umgeben, ? Aus diefem Freisrunden, öftlichen Krater, der. jest an den minder warmen Stellen mit Stauden fchilfartiger Gräſer und einer bromelienblättrigen Pourretia bededt ift, find wahrfcheinlich die feurigen Schladen,, Bimsſtein- und Aichen-Auswürfe des Rucu-Pichincha von 1539, 1560, 1566, 1577, 1580 und 1660 erfolgt. Die Stadt Quito war damals oft tagelang ducch die fallenden, ftaubartigen Rapilli in tiefe Finſterniß gehült. Zu der feltneren Geftaltungs-Clafje der Bulfane, welche langgeſtreckte Rüden bilden, gehören in der Alten Welt: der Galungung, mit einem großen Krater, im weftlichen Theile von Java 1%; die Doleritmaffe des Schiwelutſch auf Kamt- Ihatfa, eines Kettengebirges, auf dejien Kamme ſich einzelne Kuppen bis zu Der Höhe von 9540 Fuß erheben !!; der Hekla, von der Nordweit-Seite, in normaler Richtung auf die Haupt: und Längenfpalte, gefehen, über der er hervorgebrochen ift, als ein breiter, mit verfchiedenen Fleinen Hörnern verfehener Gebirgszug. Ceit den legten Eruptionen von 1845 und 1846, die einen Lavaſtrom von 2 geogr. Meilen Länge und an einigen Stellen von Y, Meile Breite, dem Aetna-Strome von 1669 vergleichbar, gegeben haben, liegen auf dem Nüden des Hefla in einer Neihe fünf Fefjelförmige Krater, Da die Hauptipalte Nord 65° Dft gerichtet iſt, jo ericheint der Vulkan, von Selfundsfjäl, d. h. von der Südweſt-Seite, alfo im Dueer: Ichnitt, gefehen, als ein ſpitziger Kegelberg. 12 Wie die Geftalten der Feuerberge jo auffallend verfchieden find (Cotopari und Bichincha), ohne daß die ausgeftoßenen Stoffe und die chemifchen Proceſſe des tiefen Inneren fich ändern; fo it Die velative Stellung der Erhebungs= Kegel bisweilen noch jonderbarer, Auf Luzon, in der Infelgruppe der Bhilippinen, er- hebt jich der noch thätige Vulkan von Taal, deſſen zerjtörendfter Ausbruch der vom Jahr 1754 war, mitten in einem, von Croco— dilen bewohnten, großen See (laguna de Bombon genannt). Der Kegel, der auf der Kotzebue'ſchen Entdeckungsreiſe erftiegen ward, hat einen Kraterfee, aus welchem wiederum ein Ausbruch: Kegel mit einem zweiten Krater auffteigt, 3 Diefe Befchreibung erinnert unwillkührlich an Hanno's Reifejournal, in dem einer Inſel gedacht wird, einen Fleinen See einfchließend, aus deſſen Mitte fich eine zweite Infel erhebt, Das Phänomen ſoll zwei- mal sorfommen : einmal im Golf des Weftlihen Hornes, und dann in der Bai der Gorillas-Affen, an der weit afrifanifchen Küfte, 4 So individuelle Schilderungen möchte man auf wirfliche Naturbeobachtung gegründet glauben! 288 Die Fleinfte und größte Höhe der Punkte, in denen die vulfanifche Ihätigfeit des Inneren der Erde fich an ber Oberfläche permanent wirffam zeigt, iſt eine hypſometriſche Betrachtung, die für die phyſiſche Exdbefchreibung das Intereſſe gewährt, welches allen fich auf die Reaction des flüffigen Inneren der Planeten gegen ihre Oberfläche beziehenden That— jachen eigen ift. Das Maaß der hebenden Kraft 5 offen- bart fich allerdings in der Höhe vulfanifcher Kegelberge; aber über den Einfluß der Höhenverhältniffe auf Frequenz und Stärfe der Ausbrüce ift nur mit vieler Worficht ein Urtheil zu füllen. Einzelne Contrafte gleichartiger Wirkungen in Frequenz und Stärfe bei ſehr hohen oder fehr niedrigen Bulfanen können hier nicht enticheiden; und von den mehreren Hunderten thätiger Vulkane, Die man auf den Gontinenten und den Inſeln vorausfegt, iſt die Kenntniß noch fo überaus unvolfftändig, Daß Die einzig enticheidende Methode, die der Mittelzahlen, noch nicht angewendet werden fan, Auch würden folche Mitteljahlen, wenn fte Das beftimmte Nefultat geben follten, in welcher Höhenclaffe der Exrhebungs- Kegel fich eine fehnellere Wiederfehr der Eruptionen offenbare, noch immer Naum zu dem Zweifel übrig lafien, daß neben ber Höhe, d. h. der Entfernung von dem vulkaniſchen Heerde, die unberechenbaren Zufälligfeiten in dem, fich fchwerer oder leichter verftopfenden Spaltennege wirfen. Das Bhänomen ift alfo in Hinficht auf den Caufalzufammenhang ein unbe ſtimmtes. Vorſichtig bei dem Thatſächlichen verweilend, da, wo die Complication der Naturerſcheinungen und der Mangel der hiſtoriſchen Nachrichten über die Zahl der Ausbrüche im Lauf der Jahrhunderte das Auffinden des Geſetzlichen noch nicht 289 erlaubt haben, begnüge ich mich, für Die vergleichende HDypfometrie der Vulkane fünf Gruppen aufzuftellen, in denen die Höhenclaffen durch eine fleine, aber fichere Zahl von Beilpielen charafterifirt find. Ich habe in diefen 5 Gruppen nur iſolirt fich erhebende, mit noch entzündeten Gipfel Kratern verjehene Kegelberge aufgeführt: alfo eigentliche, jebt noch thätige Vulkane; nicht ungeoffnete Glodenberge, wie Der Chimborazo. Alle Eruptions-Kegel, die von einem nahen Bulfan abhängig find oder, few von Demfelben, wie auf der Infel Lancerote und im Arfo am Epomeo auf Ifchia, feinen permanenten Zuſammenhang des Inneren mit dem Luftfreife bewahrt haben, bleiben bier ausgefchlofien. Nach dem Zeug: niß des eifrigiten Forſchers über Die Vulcanicität des Aetna, Sartorius von Waltershaufen, wird diefer Vulkan von fait 700 größeren und kleineren Ausbruch-Kegeln umgeben. Da die gemeffenen Höhen der Gipfel fich auf Das Niveau des Meeres, der jebigen flüfiigen Oberfläche des Blaneten, beziehen ; fo ift e8 wichtig hier daran zu erinnern, daß Infel-Bulfane, von denen einige nicht taufend Fuß (wie der von Horner und Tilefius befchriebene japaniiche Bulfan Kofima 1% am Eingange der Tfugar-Straße), andere, wie der Pic von Teneriffa 17, mehr als 11500 Fuß über den Meeresfpiegel hervorragen, fih durch vulfanifche Kräfte über einen Meeresgrund erhoben haben, dev oft 20000 Fuß, ja einmal über 43000 Fuß Tiefe unter der jegigen Meeres- Oberfläche gefunden worden ift. Um eine Täufchung in numerifchen Verhältnifien zu vermeiden, iſt auch diefer Erinnerung hinzuzufügen: daß, wenn für Die Vulkane auf den Gontinenten Unterfchiede dev erſten und vierten Claſſe, alſo in Vulkanen von 1000 und 18000 Fuß, ſehr beträchtlich fcheinen, das Verhältniß dieſer Zahlen ganz verändert wird, Av. Humboldt, Kosmos. IV. 19 wenn man (nach Mitſcherlich's Verſuchen über den Schmelz grad des Granit und nach der, nicht ganz wahrfcheinlichen Hypotheie über die mit der Tiefe in arithmetifcher Progreſſion gleichmäßig zunehmende Wärme) die obere Grenze des ge ſchmolznen Juneren der Erde etwa zu 114000 Fuß unter dem jegigen Meeresipiegel annimmt. Bei der durch Berftopfung pulfanifcher Spalten fich jo mächtig vermehrenden Spannung elaftifcher Dämpfe find die Höhen-Unterſchiede der bisher ge- mefjenen Vulkane wohl nicht beträchtlich genug, um als ein Hindernis angejehen zu werden für das Gelangen der Lava und anderer dichter Maſſen zur SKraterhöhe. Hypſometrie der Vulkane. Erfie Gruppe, von 700 bis A000 Pur. Fuß Höhe. Der Bulfan der japanischen Injel Koſima, füdlid von Jezo: 700 F. nach Horner. Der Bulfan der Kiparifchen Infel Bolcano: 1224 F. nad) Fr. Hoff- mann.* Gunung Api (bedeutend Feuerberg in der malayiſchen Sprache), der Vulkan der Inſel Banda: 1828 F. Der, erſt im Jahr 1770 aufgeſtiegene, faſt ununterbrochen ſpeiende Vulkan von Izalco '? im Staate San Salvador (Central-Amerika): 2000 F. nach Squier. Gunung Ringgit, der niedrigfte Bulfan von Java: 2200 F. nad Sunghuhn. 2° Stromboli: 2775 F. nad Fr. Hoffmann. Veſuv, die Rocca del Palo, am höchften nördlichen Kraterrande: das Mittel meiner beiden Barometer -Mefjungen *! von 1805 ımd 1822 giebt 3750 F. Der in der mericanifchen Hochebene?? am 29 Sept, 1759 ausge— brochene Vulkan von Sorullo: 4002 F. 291 Bweite Gruppe, von A000 bis 8000 Par. Fuß Höhe. Mont Pele de la Martinique: 4416 F.? nad Dupuget. Soufriere de la Guadeloupe: 4567 F. nach Charles Deville. Gunung Lamongan im öftlichften Theile von Java: 5010 F. nad Junghuhn. Gunung Tengger, von allen Vulkanen Java's der, welcher den größten Krater 2? hat: Höhe am Eruptions-Kegel Bromo 7080 F. nach Sunghuhn. Bulfan von Dforno (Chili): 7083 F. nach Fitroy. Bulfan der Infel Pico * (Azoren): 7143 F. nad) Cap. Bidal. Der Vulkan von der Infel Bourbon: 7507 F. nad) Berth. Dritte Gruppe, von 8600 bis 12000 Bar. Fuß Höhe. Der Bulfan von Awatſcha (Halbinfel Kamtſchatka), nicht zu ver- wechſeln *° init der etwas nördlicheren Strjelofhnaja Sopfa, melche die englifchen Seefahrer gewöhnlih Den Bulfan von Awatſcha nennen: 8360 F. nad Erman. Vulkan von Antuco 2% oder Antoio (Chili): 8368 F. nad) Domeyko. Vulkan der capwerdiichen Injel?7 Fogo: 8587 %. nach Charles Deville, E Vulkan Schiwelutſch (Kamtfchatka): der nordöftliche Gipfel 9898 F. nach Erman. * Aetna*: nah Smyth 10200 F. Pic von Teneriffa: 11408 F. nach Charles Deville, ° Vulkan Gummg Semeru, der höchfte aller Berge auf der Infel Java: 11480 F. nach Junghuhn's barometrifher Mefjung. Vulkan Erebus, Br. 77° 32°, der nächfte am Südpol ?!: nach Sir James Roß 11605 F. Vulkan Argaus?” in Cappadocien, jetzt Erdſchiſch-Dagh, ſüd-ſüd— öſtlich von Kaiſarieh: nach Peter von Tſchichatſcheff 11823 F. 292 Vierte Gruppe, von 12000 bis 16000 Par. Fuß Höhe. Bulfan von Tugueres?, in dem Hochlande der Provincia de los Pastos: nach Bouffingault 12030 F. Bulfan von Pafto *: nach Bouſſingault 12620 $. Vulkan Mauna Roa?: nad Willes 12909 7. Bulfan von Cumbal’® in der Prov. de los Pastos: 14654 F. nah Boufjingault. Vulkan Klintfhemwft 7 (Kamtſchatka): nad) Erman 14790 5. Bulfan Rucu-Pichincha: nach barometriſchen Mefjungen von Hum- boldt 14940 F. Bulfan Tungurahua: nad) einer trigenometrifchen Mefjung ?8 von Humboldt 15473 %. Bulfan von Burace°? bei Popayan: 15957 F. nad) Joſé Caldas. Fünfte Gruppe, von 16000 bis mehr als 20000 Par. Fuß Höhe. Bullan Sangay, füdweftlih won Duito: 16068 F. nach Bouguer und La Condamine, * Bulfan BPopocatepetl‘!: nach einer trigoenometrifchen Meffung won Humboldt 16632 F. Vulkan von Orizaba ??: nad Ferrer 16776 $. Eliasberg '? (Weftfüfte Nordamerifa’s): nach den Mefjungen von Quadra und Galeano 16750 F. Vulkan von Tolima“: nach einer trigonometriſchen Meſſung von Humboldt 17010 F. Vulkan von Arequipa: nach einer trigonometriſchen Meſſung von Dolley 17714 F.? Vulkan Cotopari“: 17712 F. nach Bouguer. Vulkan Sahama Golivia)“: nach Pentland 20970 F. 293 Der Vulkan, mit welchem die fünfte Gruppe endigt, ift mehr denn zweimal jo hoc) ald der Aetna, fünf und ein halbmal jo hoch als der Veſuv. Die Stufenleiter der Bulfane, Die ich aufgeftellt: von den niedrigen Maaren anhebend (Minen: Trichtern ohne Gerüfte, Die Dlivin-Bomben, von halb: geihmolzenen Schieferftüicken umgeben, ausgeworfen haben) und bis zu dem noch entzundeten, einzund-zwanzig-taufend Fuß hohen Sahama aufiteigend, hat uns gelehrt: daß es feinen noth- ‘ wendigen Zufammenhang zwifchen dem Marimum der Erhebung, dem geringeren Maaße der vulfanifchen Thätigfeit und der Natur der fichtbaren Gebirgsart giebt. Beobachtungen, die auf einzelne Linder bejchränft bleiben, können hier leicht zu irrigen An- nahmen verleiten. In dem Theile von Merico 3. B., welcher in der heißen Zone liegt, find alle mit ewigem Schnee bededten Berge, d. h. die Culminationspunfte des ganzen Landes, allerdings Vulkane; eben fo ift es meiſt in den Cordilleren von Quito, wenn man Die glocdenförmigen, im Gipfel nicht geöffneten Trachytberge (den Chimborazo und Corazon) den Vulkanen beigefelfen will: Dagegen find in der öſtlichen Andeskette von Bolivia die Marima der Gebirgshöhen vollig unvulfanifch, Die Nevados von Sorata (19974 Fuß) und Illimani (19843 Fuß) beftehen aus Grauwacken-Schiefern, Die von Porphyrmaſſen 48 durchbrochen find, und in denen fich (als Zeugen dieſes Durchbruchs) Fragmente von Schiefer ein- geichloffen finden. Auch in der öftlichen Cordillere von Quito, jüdlich vom Parallel von 19 35‘, find die den Trachyten gegenüber liegenden, ebenfalls in Die Region Des ewigen Schneed eintretenden, hohen Gipfel (Condoraſto, Cuvillan und die Collanes) Glimmerfchiefer und Geftellitein. Nach dem, was wir bis jeßt durch Die verdienftvollen Arbeiten von Brian 294 H. Hodgſon, Jacquemont, Joſeph Dalton Hoofer, Thomfon und Hemy Strachey von der mineralogifchen Beichaffenheit der größten Höhen des Himalaya willen, ſcheinen ebenfalls in diefen die ehemals jo genannten uranfänglichen Gebirgs- arten: Granit, Gneiß und Glimmerfchiefer, aber feine Trachyt- Formationen, fichtbar zu werden. Bentland hat in Bolivia Muschel-Berfteinerungen in den ftlurifchen Schiefern am Nevado de Alntacaua, 16400 Fuß über dem Meere, zwifchen La Paz und Botoft, gefunden. Die ungeheure Höhe, zu welcher nach dem Zeugniß der von Abich aus dem Dagheftan, von mir aus den peruanifchen Gordilleren Gwilchen Guambos und Montan) gefammelten Petrefacten die Kreide- Formation ges hoben iſt, erinnert vecht lebhaft Davan, Daß unvulfanijche Sedimentſchichten, voll organifcher Nefte, nicht zu verwechieln mit vulfanifchen Tuffichichten, fich Da zeigen, wo weit umher Melaphyre, Trachyte, Dolerite und anderes Pyroxen-Geſtein, denen man die hebenden, treibenden Kräfte zufchreibt, in Der Tiefe verfteckt bleiben. Im wie unermeplichen Streden ber Gordilleren und ihrer öftlichen Umgebung iſt feine Spur Der ganzen Granit= Formation fichtbar! Da, wie ich ſchon mehrmals bemerkt, die Frequenz ber Ausbrüche eines Vulkans von mehrfachen und jehr verwicelten Urfachen abzuhangen fcheint, fo iſt über Das Verhältnig ber abfoluten Höhe zu der Häufigfeit und dem Maaß ber erneuer- ten Entflammung mit Sicherheit fein allgemeines Geſetz aufs zuftellen. Wenn in einer fleinen Gruppe die Vergleichung vom Stromboli, dem Veſuv und dem Aetna verleiten Fann zu glauben, daß die Anzahl der Eruptionen dev Höhe dev Vulkane umgefehrt proportional ſei; fo ſtehn andere Thatjachen mit dieſem Sabe in geradem Widerfpruche. Sartorius von 238 Waltershaufen, dev fich um die Kenntniß des Aetna jo verdient gemacht hat, bemerkt, daß bei diefem im mittleren Durchfchnitt, welchen Die legten Jahrhunderte geben, von ſechs zu ſechs Jahren ein Ausbruch zu erwarten ift: während daß auf Island, wo eigentlich fein Theil der Inſel gegen Zeritörung durch unter: jeeifche Glut gefichert ift, an dem, 5400 Fuß niedrigeren Hefla die Eruptionen nur alle 70 bis 80 Jahre beobachtet werden. #° Die Gruppe der Vulkane von Duito bietet einen noch viel auffallenderen Gontraft dar, Der 16000 Fuß hohe Vulkan von Sangay ift um vieles thätiger als der Fleine Kegelberg Stromboli 2775 F.); ex ift unter allen befannten Bulfanen der, welcher in jeder Viertelftunde die meiften feurigen, weit leuchtenden Schlacken-Auswürfe zeigt. Statt und in Hypothefen über Gaufalverhältniffe unzugänglicher Ericheinungen zu ver irren, wollen wir lieber hier bei jechs Punkten der Erdfläche veriveilen, welche in der Gefchichte der vulfanischen Thätigfeit vorzugsweiſe wichtig und lehrreich find: bei Stromboli, bei der Chimära in Lycien, dem alten Bulfan von Mafaya, dem fehr neuen von Jzalco, dem Vulkan Fogo auf den capverdifchen Inſeln und dem colojjalen Sangay. Die Chimära in Lycien ımd Stromboli, das alte Strongyle, find Die zwei feurigen Erfcheinungen vulfaniicher Thätigkeit, deren Permanenz, hiſtoriſch erwieſen, auch am weiteſten hinaufreicht. Der coniſche Hügel von Stromboli, ein Dolerit-Geſtein, iſt zweimal höher als ber Feuerberg auf Volcano (Hiera, Thermeſſa), deſſen letzter großer Ausbruch ſich im Jahr 1775 ereignete. Die ununterbrochene Thätigkeit des Stromboli wird von Strabo und Plinius mit der der Inſel Lipari, der alten Meligunis, verglichen; „ſeiner Flamme” aber, d. i. feinen ausgeſtoßenen Schlacken, „bei 296 weniger Hiße eine größere Neinheit und Leuchtkraft” zuge: Ichrieben.® Die Zahl und Geſtalt dev kleinen Feuerfchlünde iſt ſehr wechſelnd. Spallanzani's lange für übertrieben gehal- terre Darftellung des Kraterbodens ift von einem erfahrneren Geognoſten, Friedrich Hoffmann, wie auch noch neuerlichit von einem ſcharfſinnigen Bhyfifer, A. de Duntrefages, vollkommen bejtätigt worden. Einer der rothglühenden Feuerfchlünde hat eine Deffnung von nur 20 Fuß Durchmefjer; e8 gleicht diefelbe dem Schacht eines hohen Dfens, und man fteht in ihr zu jeder Stunde, oben an dem Kraterrande gelagert, das Auf— jteigen und Ueberwallen der flüffigen Lava. Die, - uralten, permanenten Ausbrüche des Stromboli dienen noch jeßt big: weilen zur Orientirung der Schiffenden; und durch Beobachtung dev Nichtung dev Flamme und der aufiteigenden Dampfjäule wie bei den Griechen und Römern, zu umficherer Wetterpro— phezeiung. An Die Mythe von des Aeolus früheitem Auf enthalte auf Strongyſe, und mehr noch an Beobachtungen über Das Damals heftige Feuer auf Volcano (dev „heiligen Inſel des Hephaiftos”), knüpft Bolybius, der eine jonderbar genaue Kenntniß von dem Zuſtand Des Kraters verräth, Die mannigfaltigen Kennzeichen einer nahen Windveränderung. Die Frequenz der Feuer = Erfcheinung hat in der neueften Zeit einige Unregelmäßigfeit gezeigt. Die Thätigfeit ded Stromboli ift, wie die des Aetna nach Sartorius von Waltershaufen, am größten im November und in den Wintermonaten, Cie wird bisweilen Durch einzelne Ruhepunkte unterbrochen ; legtere find aber, wie eine Grfahrung von vielen Jahrhunderten lehrt, von jehr kurzer Dauer, Die Ehimära in Lycien, welche dev Admiral Beaufort fo trefflich befchrieben und deren ich ſchon zweimal erwähnt 297 habe >!, iſt fein Bulfan, Tondern ein perpeiutrlicher Feuer— brunnen, eine Durch die vulfaniiche Thätigkeit des Erd— Inneren immerfort entzündete Gasquelle. Diefelbe Hat vor wenigen Monaten ein talentvoller Künftler, Albert Berg, befucht, um Diefe, in dem hohen Alterthume (feit den Zeiten des Cteſias und Scylax aus Caryanda) fchon berühmte Dertlich- feit malerifch aufzunehmen, und die Gebirgsarten zu ſammeln, aus denen die Chimära ausbricht. Die Befchreibungen von Beaufort, Profeſſor Edward Forbes und Lieutenant Spratt in den Travels in Lycia finden ſich vollfommen beftätigt. Eine Eruptiv-Maſſe von Serpentin-Geſtein durchſetzt den Dichten Kalfftein in einer Schlucht, die von Südoſt in Nordweit an: fteigt. An Dem nordweſtlichen Ende Diefer Schlucht ift der Serpentinſtein Durch einen in einen Bogen gefrimmten Kamm von Salffelfen abgefchnitten oder vielleicht bloß verdedt, Die mitgebrachten Stüde find theils grün und frisch, theils braun und im Zuſtand Dev Verwitterung. In beiden Serpentinen it Diallag deutlich erfennbar. Der Bulfan von Mafaya, deſſen Ruf unter dem Kamen dev Hölle, el Infierno de Masaya, fchon im Anfang des 16ten Jahrhunderts weit verbreitet war und zu Berichten an Kaifer Earl V Anlaß gab, liegt zwijchen den beiden Seen Nicaragua und Managua, füdweitlich von dem veizenden Ins dianer-Dorfe Nindirt. Er bot Jahrhunderte lang daſſelbe jeltene Bhänomen dar, das wir am Bulfan von Stromboli beichrieben haben. Man ſah vom Kraterrande aus, in dem vothglühenden Schlunde, die von Dämpfen bewegten, auf und niederfchlagenden Wellen flüfjiger Lava. Der fpanifche Gejchichtsfchreiber Gonzalez Fernando de Dviedo beftieg den Maſaya zuerſt im Juli 1529, und ftellte Vergleichungen an 298 mit dem Veſuv, welchen er früher (1504) in Begleitung der Königinn von Neapel ald ihr xefe de guardaropa befucht hatte. Der Name Mafaya gehört der Chorotega- Sprache von Nicaragua an und bedeutet brennender Berg, Der Bulfan, von einem weiten Lavafelde (mal-pays) umgeben, das er wahricheinlich felbft erzeugt hat, wurde damals zu der Berggruppe der „neun brennenden Maribios” gezählt. In dem gewöhnlichen Zuftande, fagt Oviedo, fteht die Oberfläche der Lava, auf welcher fchwarze Schlafen fchwimmen, mehrere hundert Fuß unter dem Kraterrande; bisweilen aber ift Die Aufwallung- plöglich fo groß, Daß Die Lava faft den oberen Rand erreicht, Das perpetuirliche Lichtpbänomen wird, wie Dviedo fich beftimmt und ſcharfſinnig ausdrückt, nicht durch eine eigentliche Flamme 3, fondern durch von unten exrleuchteten Dampf verunfacht. Es ſoll von folcher Intenfität gewefen fein, daß auf dem Wege vom Vulkan nach Granada, in mehr als drei leguas Entfernung, Die Erleuchtung der Gegend fait der des Bollmondes glich. Acht Jahre nach Oviedo erftieg den Vulkan der Domini- caner Mönch Fray Blas del Gaftillo, welcher die alberne Mei: nung hegte, daß die flüflige Lava im Krater flüffiges Gold ſei, und fich mit einem eben fo habfüchtigen Franciſcaner-Mönche aus Tlandern, Fray Juan de Gandavo, verband. Beide, Die Leicht: gläubigfeit der fpanifchen Ankömmlinge benutzend, ftifteten eine Artien-Gefellfchaft, um auf gemeinfchaftliche Koften Das Metall zu erbeuten. Sie felbft, Test Oviedo fatiriich Hinzu, erflärten fichb als Geiftliche von allem pecuniären Zufchufie befreit. Der Bericht, welchen über die Ausführung Diefes fühnen Unternehmens Fray Blas del Caftillo (dieſelbe Perſon, die in den Schriften von Gomara, Benzoni und Hervera 299 ray Blas de Ineſta genannt wird) an den Bijchof von Gastilla del Oro, Thomas de Verlenga, exftattete, ift erſt (1840) durch das Auffinden von Dviedo’d Schrift über Nicaragua befannt geworden. Fray Blas, der früher als Matrofe auf einem Schiffe gedient hatte, wollte die Methode nachahmen, mitteljt welcher, an Geilen über dem Meere hangend, bie Einwohner der canarischen Snfeln den Färbeftoff der Orfeille (Lichen Rocceella) an fchroffen Felſen ſammeln. Es wurden Monate lang, oft geänderte Vorrichtungen getroffen, um ver mitteljt eines Drehhafpeld und Krahns einen mehr als 30 Fuß langen Balfen über dem tiefen Abgrumd hervortreten zu laſſen. Der Dominicaner- Mönch, das Haupt mit einem eifernen Helm bedeckt und ein Erucifir in dev Hand, wurde mit drei anderen Mitgliedern der Aſſociation berabgelaffen; fie blieben eine ganze Nacht in Diefem Theil des feften Kraterbodens, von dem aus fie mit irdenen Gefäßen, Die in einem eilernen Keſſel jtanden, vergebliche Verfuche zum Schöpfen des vermeinten flüffigen Goldes machten. Um die Actionäve nicht abzuſchrecken, famen fie tiberein 94 zu jagen, wenn fie herausgezogen würden, fie hätten große Neichthlimer gefunden, und die Hölle (el Infierno) von Maſaya verdiente fünftig el Paraiso de Masaya genannt zu werden, Die Operation wurde ſpäter mehr: mals wiederholt, bis Der Governador der nahen Stadt Gra- nada Verdacht des Betruges oder gar einer Defraudation des Fiſcus ſchöpfte und „ferner ſich an Seilen in den Krater her— abzulaſſen“ verbot. Dies geſchah im Sommer 1538; aber 1551 erhielt dennoch wieder der Decan des Gapitels von Leon, Juan Alvarez, die naive Erlaubniß von Madrid, „den Bulfan zu öffnen und das Gold zu gewinnen, welches er enthalte“, So feft ftand der Volfsglaube im I6ten Jahrhundert! Mußten 300 doch _noch im Jahr 1822 in Neapel Monticelli und Govelli durch chemische Verſuche erweifen, daß Die am 28 October ausgeworfene Afche des Veſuvs fein Gold enthalte! ® Der Vulkan von Falco, welder an der Weitfüfte Gentral- Amerifa’s, 8 Meilen nördlich von San Salvador und öftlih) von dem Hafen von Sonfonate, liegt, ift 11 Jahre jpäter ausgebrochen als der Vulkan von Sorullo, tief im In— neren des mericanifchen Landes. Beide Ausbrüche gefchahen in einer cultivirten Ebene und nach mehrmonatlichen Erdbeben und unterivdilchem Brülfen (bramidos). Es erhob fih im Llano de Izalco ein conifcher Hügel, und mit feiner Erhebung begann aus bejien Gipfel ein Lava-Erguß am 23 Yebruar 1770. Was bei fchnell zunehmender Höhe der Erhebung des Bodens, was der Aufhäufung von ausgeworfenen Schlafen, Aſche und Tuffmaſſen zuzufchreiben fei, bleibt bie jest umentjchiedenz; nur fo viel iſt gewiß, Daß feit dem erſten Ausbruch Dev neue Bulfan, ftatt, wie der Jorullo, bald zu erlöfchen, in umumterbrochener Thätigfeit geblieben ift und oft den Schiffen bei der Landung in der Bai von Acajutla als Leuchtthurm dient. Man zählt in der Stunde vier feurige Eruptionen, und die große Negelmäßigfeit des Phänomens hat die wenigen genauen Beobachter defjelben in Erſtaunen geſetzt. 9 Die Stärfe der Ausbrüche war wechlelnd, nicht aber die Zeit ihres jedesmaligen Eintretens. Die Höhe, welche der Vulkan von Szalco jest nach der legten Eruption von 1825 erlangt hat, wird zu ohngefähr 1500 Fuß gefchäst: faft gleich der Höhe, die der Wulfan von Jorullo über der urſprünglichen eultivirten Ebene erreicht; aber faft viermal höher als Der Erhebungs - Krater (Monte Nuovo) in den phlegräifchen Fel— dern, welchen Scacchi ?? nach genauer Meſſung 405 Fuß giebt. Die permanente Thätigfeit des Vulkans von Izalco, welchen man lange als ein Sicherheits-Ventil für bie Umgegend von San Salvador betrachtete, hat die Stadt doch nicht vor der völligen Zeritörung in der Dfternacht dieſes Jahres (1854) bewahrt. Die capverdifche Infel, welche fich zwifchen ©. Jago und Brava erhebt, hat früh von den Bortugiefen den Namen I!ha do Fogo erhalten, weil fie, wie Stromboli, von 1680 bis 1713 ununterbrochen Feuer gab. Nach langer Ruhe ent- zündete fich der Vulkan Diejer Infel von neuem im Sommer des Jahres 1798, kurz nach dem legten Seiten- Ausbruch des Pics von Teneriffa im Krater von Chahorra, der irrig, ale wäre er ein eigener Berg, der Bulfan von Chahorra ge nannt wird, Der thätigfte von allen Bulfanen Südamerifa’s, ja von allen, die ich hier einzeln aufgeführt habe, ift der Sangay: dev auch Volcan de Macas genannt wird, weil die Reſte diefer alten, in der erften Zeit der Conquista volfreichen Stadt am Rio Upano nur 7 geographifche Meilen füdlicher liegen. Der colofjale Berg, von 16068 Fuß Höhe, Hat fih am öftlichen Abhange der öftlichen Cordillere erhoben: zwifchen zwei Syftemen von Zuflüffen des Amazonenftroms, denen des Paſtaza und des Upano. Das große, umvergleich- bare Feuerphänomen, das er jest Darbietet, fcheint erſt im Jahr 1728 begonnen zu haben. Bei der aftronomifchen Grad- meffung von Bouguer und La Condamine (1738 bis 1740) diente dev Sangay als ein perpetuirliches Yeuerfignal. 8 Sch felbft hörte Monate lang im Jahr 1802, bejonders am frühen Morgen, feinen Donner in Chillo, dem anmuthigen Lands fite des Margues de Selvalegre nahe bei Quito: wie ein 302 halbes Jahrhundert früher Don Jorge Juan die ronquidos del Sangay etwas weiter nordöftlich, bei Bintac, am Fuß des Antifana ®, vernommen hatte. In den Jahren 1842 und 1843, wo die Eruptionen mit dem meilten Getöfe verbunden waren, hörte man daſſelbe deutlichjt nicht bloß im Hafen von Guayaquil, fondern auch weiter ſüdlich längs der Südſee— Kufte, bis Payta und San Buenaventura: in einem Abftande wie Berlin von Bafel, die Pyrenäen von Fontainebleau, oder London von Aberdeen. Wenn feit dem Anfang des jetzigen Sahrhunderts Die Bulfane von Merico, Neu-Granada, Quito, Bolivia und Ehili von einigen Geognoften befucht worden find; ift leider! der Sangay, der den Tungurahua an Höhe übertrifft, wegen feiner einfamen, von allen Communications = Wegen entfernten Lage, völlig vernachläffigt geblieben. Erſt im Der cember 1849 hat ihn ein Fühner und fenntnißvoller Reifender, Sebaftian Wiſſe, nach einem fünfjährigen Aufenthalte in der Andesfette, beftiegenz; und ift faſt bis zum Außerften Gipfel des, mit Schnee bedecdten, fteilen Kegels gelangt. Er hat fowohl die fo wunderbare Frequenz der Auswürfe genau chro- nometrifch beftimmt, als auch die Beichaffenheit des, auf einen fo engen Raum eingefcehränften, den Gneiß durchbrechenden Trachyts unterfucht. Es wurden 6%, wie ſchon oben bemerkt, 267 Eruptionen in 1 Stunde gezählt: jede dauernd im Mittel 13“,4 und, was fehr auffallend ijt, von feiner am Aſchen— fegel bemerfbaren Exfchlitterung begleitet. Das Ausgeworfene, in vielen Rauch von bald grauer, bald orangegelber Farbe gehültt, ift dev größeren Maffe nach ein Gemenge von ſchwarzer Ajche und Rapilli; aber theilweife find es auch Schladen, Die ſenk— recht aufiteigen, in fugliger Form und von einem Durchmeſſer von 15 bis 16 Zoll. In einem der ftärferen Auswürfe zählte Wiffe als gleichzeitig ausgeworfen doch nur 50 bis 60 glü— hende Steine, Sie fallen meift wieder in den Krater zurück; bisweilen bededen fie defien oberen Rand: oder gleiten bei Nacht, fern leuchtend, an einem Theil des Conus herab: was wahrfcheinlich in großer Ferne bei La Condamine zu der irri— gen Meinung von „einem Erguß brennenden Schwefeld und Erdpechs“ Veranlaſſung gab. Die Steine fteigen einzeln nad) einander auf, fo daß Die einen im Herabfallen begriffen find, während andere erft den Krater verlaſſen. Durch genaue Zeit beftimmung wurde der fichtbare Fallraum (alſo bis zum Krater vande gerechnet) im Mittel nur zu 737 Fuß beftimmt. Am Aetna gelangen die ausgeworfenen Steine, zufolge dev Meſ— jungen von Sartorius v. Waltershaufen und dem Aftronomen Dr. Chriftian Peters, bis zu 2500 Fuß Höhe über den Krater: wänden. Gemellaro’8 Schäßungen während der Aetna-Eruption von 1832 gaben fogar eine dreifach größere Höhe! Die Ichwarze ausgeworfene Ajche bildet am Abhange des Sangay umd 3 Meilen im Umfreife dreis bis vierhundert Fuß dicke Schichten. Die Farbe der Afche und der Rapilli giebt dem oberen Theil des Kegeld einen furchtbar erniten Charakter. Es ift hier noch einmal auf die coloffale Größe Diefes Vulkans, welche die des Stromboli jehsmal übertrifft, die Aufmerkfamfeit zu richten: da diefe Betrachtung dem abſoluten Glauben, daß dir niederen Feuerberge immer die häufigiten Ausbrüche haben, fräftig ent- gegentritt. Mehr noch als Die Geftalt und Höhe der Vulkane ift ihre Gruppirung wichtig, weil fte auf das große geologifche Phänomen der Erhebung auf Spalten führt. Diele Gruppen, fie mögen nach Leopold von Buch in Reihen oder um einen Gentral-Bulfan vereinigt aufgeftiegen fein, bezeichnen die 304 Theile der Erdrinde, wo der Ausbruch Des geichmolzenen In— neren, ſei e8 durch Die mindere Dicke dev Gefteinfchichten, fei es Durch ihre Naturbeichaffenheit oder urfprüngliche Zerflüftung, minderen Widerftand gefunden hat. Drei Breitengrade umfaßt der Naum, in dem die wulfanifche Thätigkeit fich furchtbar außert im Aetna, in den Xeolifchen Infeln, im Veſuv, und | dem Brandland (den phlegräifchen Feldern), von Puteoli (Dicäarchia) an bis Cumä und bis zum feuerfpeienden Epopeus auf Iſchia, der tyrrheniſchen Affen-Infel Aenaria. Ein fol- her Zufammenhang analoger Erfcheinungen fonnte den Grie— hen nicht entgehen. Strabo jagt: „Das ganze von Cumä beginnende Meer bis Sicilien ift mit Feuer durchzogen, und hat in der Tiefe gewilje, unter einander und mit dem Seftlande fi in eins verbindende Hohlgänge 9! ES zeigen fich in folcher (entzündlichen) Natur, wie ihn Alle befchreiben, nicht nur der Aetna, fondern auch die Gegenden um Dicäar— chia und Neapolis, um Baja und Pithecuſä“; Daraus entitand die Fabel, daß Typhon unter Sicilien lagere und daß, wenn er fih fehre, Flammen und Gewäfjer hervorbrechen, ja zu: weilen auch Fleine Eilande mit ſiedendem Waller. „Oftmals find zwifchen Strongyle und Lipara (in dieſem weiten Bezirke) auf die Oberfläche des Meeres hervorbrechende Flammen gefehen ‚worden, indem das Feuer aus den Höhlungen in der Ziefe fich einen Durchgang öffnete und mit Gewalt nach außen hervor: drang.” Im Bindar 9% ift der Körper des Typhon von folcher Ausdehnung, daß „Sieilien und die meerumgrenzten Höhen über Cumä (Phlegra, das Brandfeld, genannt) auf ber zottigen Bruft des Unthiers liegen“, So war Typhon (dev tobende Enceladuß) in der griechifchen Bolfsphanrafie die mythiſche Bezeichnung der unbefannten, 305 tief im Inneren der Exde liegenden Urſach vulfanifcher Erſchei— nungen. Durch feine Lage und Naumausfüllung wurden ange deutet Die Begrenzung und das Zuſammenwirken einzelner vulka— nifcher Syſteme. In dem phantaftereichen geolvgifchen Bilde des Erd- Innern, in der großen Weltanfchauung, welche Plato im Phädon aufftellt (pag. 112 — 114), wird dies Zufammen- wirfen noch fühner auf alle vulfanifche Syfteme ausgedehnt, Die Lavaſtröme ſchöpfen ihr Material aus dem Pyriphlegethon, der, „nachdem er ſich oftmals unter der Erde umhergewälzt“, in den Tartarus ſich ergießt. Plato ſagt ausdrücklich: „dag von dem Pyriphlegethon die feuerſpeienden Berge, wo ſich deren auf der Erde finden, kleine Theilchen heraufblaſen (oros Ö82oriv Öv Lmovoudlovoı IIvompleyedovrae, ob zu oi bVRKES ENOINLOULTE EVapVooow, ON Ev TÜyWaı NG y7s)." Diefev Ausdruck (pag. 113 B) des Herausftoßens mit Heftigfeit deutet gewijlermaßen auf die bewegende Kraft Des, vorher eingefchloßnen, dann plößlich Durchbrechenden Windes, auf welche fpäter der Stagirite in der Meteorologie feine ganze Theorie Der Vulcanicität gegründet hat, Nach diefen fo uralten Anfichten find bei der Betrachtung des ganzen Exrdförpers die Reihen-Vulkane noch beftimm- ter charafterifivt al8 Die Sruppirungen um einen Gentral Vulkan. Am auffallenditen it Die Reihung da, wo fie von der Lage und Ausdehnung von Spalten abhängt, welche, meift unter einander parallel, große Landesitreden linear Ceordilleren- artig) Durchfegen. Wir finden fo im Neuen Continent, um bloß die wichtigften Neiben jehr nahe an einander gedrängter Vulkane zu nennen, die von Sentral-Amerifa fammt ihrem Anfchluffe an Merico, von Neu-Öranada ud Duito, von Peru, Bolivia und Chili; im Alten Av. Humboldt, Kosmos. IV. 29 306 Gontinent die Sunda-Inſeln (den füdzindifchen Archipel, befonders Sava), die Halbinfel Kamtſchatka und ihre Fort ſetzung in den Kurilen; die Aleuten, welche das fait geſchloſſene Berings-Meer füdlic begrenzen. Wir werden bei einigen der Hauptgruppen verweilen. Gingelheiten leiten durch ihre Zufammenftellung auf die Gründe der Ericheinungen. Die Reihen-Vulkane von Gentral-Amerifa, nad älteren Benennungen die Bulfane von Coſta Rica, Nicaragua, San Salvador und Guatemala, erjtreden fich von dem Vulkan Turrialva bei Cartago bis zum Vulkan von Soconusco, durch ſechs Breitengrade, zwiſchen 100 9 und 16% 2°: in einer Linie, im ganzen von SO nach NAB gerichtet, und mit Den wenigen Krümmungen, Die fie erleidet, eine Linge von 139 geogra— phiſchen Meilen einnehmend. Diefe Länge ift ohngefähr gleich der Entfernung vom Veſuv bis Brag. Am meijten zufammen- gedrängt, wie auf einer und berfelben, nur 16 Meilen langen Spalte ausgebrochen, find Die 8 Vulkane, welche zwilchen der Laguna de Managua und der Bai von Fonſeca liegen, zwi— chen dem Bulfan von Momotombo und dem von Conſeguina, defien unterirdiſches Getöfe in Jamaica und auf dem Hoch— lande von Bogota im Jahr 1835 wie Gefchigfeuer gehört wurde. In Central-Amerika und in dem ganzen füdlichen Theil des Neuen Continents, ja im allgemeinen von dem Archipel de los Chonos in Ehili bis zu den nörblichiten Bulfanen Edgecombe auf der Heinen Infel bei Sitfa $ und dem Eliasberg am Prinz William's Sund, in einer Länge von 1600 geogr, Meilen, find die vulfanifchen Spalten überall in dem wejtlichen, dem Littoral der Südſee näheren Theile ausgebrochen. Wo Die Reihe der Vulkane von Central» Amerika unter der geographi- hen Breite von 130%, (mördlih vom Golf de Fonſeca) bei 307 dem Bulfan von Conchagua in den Staat von San Salvador eintritt, Ändert fich auf einmal mit der Richtung der Weſtküſte auch die der Vulkane. Die Reihe der legteren ftreicht dann DSD — WNW; ja wo die Feuerberge wieder fo an einander gedrängt find, daß 5, noch mehr oder weniger thätige in ber geringen Länge von 30 Meilen gezählt werden, iſt Die Rich— tung fat gan D—W. Diefer Abweichung entipricht eine große Anſchwellung des Gontinents gegen Often in der Halb: infel Honduras, wo die Küſte ebenfalls plöglic; vom Gap Gracias a Divs bis zum Golf von Amatique 75 Meilen lang genau von Dft gegen Welt ftreicht, nachdem fie vorher in der- jelben Länge von Norden gegen Süden gerichtet war. In der Gruppe der hohen Vulkane von Guatemala (Br. 149 10% nimmt Die Reihung wieder ihr altes Streichen NASIW an, und fest dafielbe fort bis an die mericanifche Grenze gegen Shiapa und den Iſthmus von Huaſacualco. Nordweſtlich vom Vulkan von Soconusco bis zu dem von Zurtla ift nicht ein: mal ein ausgebrannter Lrachytfegel aufgefunden worden; es herrichen Dort quarzreicher Granit und Glimmerfchiefer. Die Vulkane von Eentral- Amerifa krönen nicht Die nahen Gebirgsfeiten, fie erheben fich längs Dem Fuße derfelben meiſt ganz von einander getrennt, An den beiden äußerſten Enden der Neihe liegen die größten Höhen. Gegen Süden, in Coſta Rica, find von dem Gipfel des Iraſu (des Vulkans von Gar tago) beide Meere fichtbar, wozu außer der Höhe (10395 F.) auch die mehr centrale Lage beiträgt. In Südoſt von Gartago ftehen Berge von zehn- bis eilftaufend Fuß: der Chiriqui (10567 F.) und der Pico blanco (11013 F.). Man weiß nichts von ihrer Geſtein-Beſchaffenheit; wahrſcheinlich find es ungeöffnete Trachytfegel,. Weiter nad) SD hin verflachen 303 A a fih die Höhen in DVeragua bis zu ſechs- und fünftaufend Fuß. Dies fcheint auch die mittlere Höhe der Bulfane von Nicaragua und San Salvador zu fein; aber gegen Das nord» weitliche Extrem der ganzen Reihe, unfern der Neuen Stadt Guatemala, erheben fi wiederum zwei QBulfane bis über 12000 Fuß. Die Marima fallen alfo, nach meinem obigen Berfuche Hypfometrifcher Claſſification der Vulkane, in die Dritte Gruppe, gleichfommend dem Aetna und Bic von Teneriffa, während die größere Zahl der Höhen, Die zwifchen beiden Ex— tremien liegen, den Veſuv faum um 2000 Fuß übertreffen. Die Bulfane von Mexico, Neu- Granada und Quito gehören zur fünften Gruppe und erreichen meift über 16000 Fuß. Wenn auch der Gontinent von Gentral-Amerifa vom Iſthmus von Banama an durch Veragua, Cofta Rica und Nica— ragua bis zum Parallelfreife von 110%, an Breite beträchtlich zunimmt; jo veranlagt doch gerade in Diefer Gegend Das große Areal des Sees von Nicaragua und Die geringe Höhe feines Spiegeld (faum 120 Barifer Fuß 6% über beiden Mleeren) eine jolhe Landes-Erniedrigung, Daß aus Derfelben eine oft Den Seefahrern im fogenannten ftillen Meer gefahrbringende Luft Ueberſtrömung vom antillifchen Meere in die Südſee verurfacht wird. Die jo erregien Nordojt- Stürme werden mit Dem Namen ber Papagayos belegt, und wüthen bisweilen ununterbrochen 4 bi8 5 Tage. Sie haben die große Merkwürdigkeit, Daß gewöhnlich der Himmel dabei ganz wolfenlos bleibt. Der ame ilt dem Theil der Weſtküſte von Nicaragua zwifchen Brito oder Cabo Desolado und Punta S. Elena (von 110 22‘ bis 100 509 entlehnt, welcher Golfo del Papagayo heißt und ſüd— ih vom Puerto de San Juan del Sur die fleinen Baien von Calinas und S, Elena einichließt. Ich habe auf der Schiff: fahrt von Guayaquil nach Acapulco über zwei volle Tage I—11 März 1803) die Bapagayos in ihrer ganzen Stärfe und Eigenthümlichfeit, aber ſchon etwas füdlicher, in weniger als 9% 13° Breite, beobachten fünnen. Die Wellen gingen höher, als ich ſie je geſehen; umd Die beftändige Eicht- barfeit der Sonnenſcheibe am heiterften, blauen Himmelsge— woölbe machte e8 mir möglich die Höhe der Wellen Durch Sonnenhöhen, auf dem Rücken der Wellen und in der Tiefe genommen, nad) einer Damals noch nicht verfuchten Methode zu meſſen. Alte fpanifche, englifche 9 und amerifanifche See- fahrer fchreiben dem atlantiichen Nordoſt-Paſſate die hier ber fchriebenen Stürme der Eüdfee zu. In einer neuen Arbeit 66, die ich mit vielem Fleiße, theils nach den bis jegt veröffentlichten Materialien, theils nach handieriftlichen Notizen, über die Reihen» Bulfane von Gen- tral- Amerifa unternommen babe, find 29 QYulfane aufgezählt, deren vormalige oder jetzige Thätigfeit in verfchiedenen Graben mit Sicherheit angegeben werden kann. Die Eingeborenen führen eine um mehr als 1, größere Zahl auf, und bringen Dabei eine Menge von alten Ausbruch-Becken in Anfchlag, welche vielleicht nun Seiten Eruptionen am Abhange eines und deſ— jelben Vulkans waren. Unter den iſolirten Kegel- und Glocken— bergen, die man dort Bulfane nennt, mögen allerdings viele aus Trachyt oder Dolerit beftehen, aber, von je her unges öffnet, feit ihrer Hebung nie eine feurige IThätigfeit gezeigt haben. Als entzündet find jetzt zu betrachten achtzehn: von denen Flammen, Schlafen und Lavaſtröme ausftießen in diefem Jahrhundert (1825, 1835, 1848 und 1850) fieben; und aus dem Ende des vorigen Jahrhunderts (1775 und 1799) zwei, 7° Der Mangel von Lavaſtrömen in den mächtigen 310 Bulfanen der Eordilleren von Quito Hat in neuerer Zeit mehr— mals zu der Behauptung Anlaß gegeben, als fei Diefer Mangel eben fo allgemein in den Vulkanen von Central» Amerika. Aller dings. find, der Mehrzahl nach, Schladen- und Aſchen-Aus— brüche von feinem Erguß von Lava begleitet gewefen, wie 3. B. jest in Dem Vulkan von Izalco; aber die Befchreibungen, welche Zlugenzeugen von den lavasergießenden Ausbrüchen der vier Bulfane Nindiri, el Nuevo, Confeguina und San Miguel de Bofotlan gegeben haben, iprechen Dagegen. 63 Sch habe abfichtlich bei den Einzelheiten der Lage und der Dichten Zulammendrängung der Reihen-Vulkane von Gentral- Amerifa lange verweilt: in der Hoffnung, Daß endlich einmal ein Geognoft, Dev vorher europäilche thätige Vulkane und Die ausgebrannten der Auvergne, oder des Vivarais, oder ber Sifel gründlich beobachtet hat, auch (was von der größten MWichtigfeit it) Die petrographiiche Zufammenjesung der Ge- birgsarten nach Den Erforderniffen des jegigen Zuſtandes unferer mineralogifchen Kenntniffe zu bejchreiben weiß, fich angeregt fühlen möchte Diefe jo nahe und zugängliche Gegend zu be juchen. Vieles ijt hier noch zu thun übrig, wenn der Reiſende ſich ausſchließlich geognoftifchen Unterfuchungen widmet: bejonders der oryetognoftifchen Beltimmung der trachytilchen, doleritiichen und melaphyriſchen Gebirgsarten; der Sonderung des uriprünglich Gehobenen und des Theils der gehobenen Malie, welcher durch fpätere Ausbrüche überfchüttet worden iſt; der Auffuchung und Erkennung von wirklichen, fchmalen, ununterbrochenen Lavaltrömen, die nur zu oft mit Anhäufungen ausgeworfener Schlafen verwechjelt werden. Nie geöffnete Kegelberge, in Dom- und Glodenform auffteigend, wie der Ehimborazo, find dann von vormals oder jest och thätigen, 311 Schlafen und Lavaftröme, wie Veſuv und Metna, oder Schlacken und Aſche allein, wie Bichincha und Gotopari, aus— jtogenden Bulfanen fcharf zu trennen, Sch wüßte nicht, was unferer Kenntniß vulfanifcher Thätigkeit, der es fo fehr noch an Mannigfaltigfeit des Beobachteten auf großen und zufammens hangenden Gontinental- Räumen gebricht, einen glänzenderen Fortſchritt verheißen könnte. Würden dann, als materielle Früchte ſolch einer großen Arbeit, Gebirgsſammlungen von vielen iſolirten wirklichen Vulkanen und ungeöffneten Trachytkegeln, ſammt den unvulkaniſchen Maſſen, welche von beiden durch— brochen worden ſind, heimgebracht; ſo wäre der nachfolgenden chemiſchen Analyſe und den chemiſch-geologiſchen Folgerungen, welche die Analyſe veranlaßt, ein eben ſo weites als fruchtbares Feld geöffnet. Central-Amerika und Java haben vor Merico, Duito und Ehili den unverfennbaren Vorzug, in einem größeren Raume die vielgeftaltetiten und am meilten zufammengedrängten Gerüfte vulfaniicher Thätigfeit aufzuweifen, Da, wo mit dem Vulkan von Soconusco Br. 16° 2% an der Grenze von Chiapa die jo charafteriftifche Reihe der Bulfane von GEentral-Amerifa endet, fängt ein ganz verfchie- denes Syjtem von Bulfanen, das mericanifche, an. Die, für den Handel mit der Südſee-Küſte jo wichtige Landenge von Huafacualco und Tehuantepec ift, wie der nordiweitlicher gelegene Staat von Daraca, ganz ohne Vulfane, vielleicht auch ohne ungeöffnete Trachytfegel, Erſt in 40 Meilen Entfernung vom Vulkan von Soconusco erhebt fich nahe an der Küſte von Alvarado der fleine Bulfan von Tuxtla Br, 18% 28°), Am öftlichen Abfall der Sierra de San Martin gelegen, hat ex einen großen Flammen- und Aichen-Ausbruh am 2 März 1793 gehabt. ine genaue aftronomijche Ortsbeſtimmung 312 der coloſſalen Schneeberge und Vulkane im Inneren von Merico dem alten Anahuac) hat mich erſt nach meiner Rück— fehr nach Europa, beim Eintragen dev Maxima dev Höhen in meine große Karte von Neu-Spanien, zu dem überaus merk würdigen Reſultate geführt: daß es dort, von Meer zu Meer, einen Barallel der Bulfane und größten Höhen giebt, der um wenige Minuten um den Barallel von 19° ofeilirt, Die einzigen Vulkane und zugleich Die einzigen mit ewigem Schnee bededten Berge des Landes, alfo Höhen, welche eilf- bis zwölftaufend Fuß überfteigen: die Bulfane von Drizaba, Popocatepetl, Toluca und Colimaz liegen zwifchen den Breitengraden von 18% 59' und 190 20°, und ber zeichnen gleichfam Die Richtung einer Spalte vulfanifcher Thätigfeit von 90 Meilen Länge, 9 Im derfelben Richtung (Br. 199 9%, zwilchen den QVulfanen von Toluca und Golima, yon beiden 29 und 32 geogr, Meilen entfernt, hat fich in einer weiten Hochebene von 2424 Fuß am 14 September 1759 der neue Vulfan von Sorullo (4002 Fuß) erhoben, Die Dert- lichfeit diefer Erfcheinung im Verhältniß zu der Lage der anderen mericaniichen Vulfane, und der Umftand, daß die vft- weftliche Spalte, welche ich hier bezeichne, fat rechtwinklig die Richtung der großen, von Süd-Süd-Oſt nach Nord: Nord- Weſt ftreichenden Gebirgsfette Durchfchneidet: find geologiſche Gricheinungen von eben fo wichtiger Art, als es find die Entfernung des Ausbruchs des Jorullo von den Meeren; Die Zeugniffe feiner Hebung, welche ich umftändlich graphifch dar geftellt; die zahllofen dampfenden hornitos, die den Qulfan umgeben; die Granitſtücke, welche, in einer weit umher granit- leeren Umgebung, ich dem Lava-Erguß des Hauptvulfans von Sorullo eingebaden gefunden habe. 313 Solgende Tabelle enthält die fpeciellen Drtsbeftimmungen und Höhen der Bulfan-Neihe von Anahuac auf einer Spalte, weldhe von Meer zu Meer die Erhebungsfpalte Des großen Gebirgszuges durchichneidet : — —— — — — — — Höhen | | | | Tolge von O — W geogr. Breite über dem Meere | in Teijen Vulkan von Orizaba 19°727.777 796! | Nevado Iztaccihuatl 19107 3 2456! | Vulkan Popocatepetl ar a Ar Im: Vulkan von Toluca 13.7 „Ei 33% ae 0 | Vulkan von Sorullo 19° 9,0% 667: | Vulkan von Colima | 192 204,0 1877: Die Verlängerung des Parallels vulkaniſcher Thätigkeit in der Tropenzone von Merico führt in 110 Meilen weftlicher Entfernung von ben Südſee-Küſten nach der Inſelgruppe Hevillagigedo, in deren Nähe Collnet bat Bimsftein ſchwim— men fehen; vielleicht noch weiter bin, in 840 Meilen Ent fernung, zu dem großen Vulkan Mauna Roa (19% 289, ohne dazwiſchen irgend eine Erhebung von Inſeln veranlaßt zu haben! Die Gruppe der Reihen-Vulkane von Quito und Neu: Granada begreift eine vulfanifche Zune, welche ſich von 20 füdlicher bis faft 5% nördlicher Breite erſtreckt. Die äußerſten Grenzen des Areals, in welchem jebt ſich die Neaction des Erd-Inneren gegen Die Oberfläche offenbart, find der ununter brochen thätige Sangay, und der Paramo und Yolcan de 314 Ruiz, deſſen neueſte Wiederentzundung vom Jahr 1829 war, und den Carl Degenhardt 1831 von der Mina de Santana in der Provinz Mariquita und 1833 von Marnato aus hat rauchen jehen, Die merfwürdigften Spuren großer Aus— bruch- Phänomene zeigen von Norden gegen Eden nächſt dem Ruiz: der abgeitumpfte Kegel des Wulfans von Tolima (17040 F.), berühmt Durch das Andenken an Die verheerende Eruption vom 12 März 1595; die WVulfane von Burace (15957 8.) und Sotara bei Bopayan; von Bafto (12620 F.) bei der Stadt gleiches Namens, vom Monte de Azufre (12030 8.) bei Zuquerres, von Cumbal (14654 8.) und von Ehiles in der Previncia de los Pastos; dann folgen die hiſtoriſch berühmteren Vulkane des eigentlichen Hochlandes von Quito, füdlich vom Aequator, deven vir: Pichincha, Eotopari, Zungurahua und Sangay, mit Sicherheit als nicht exrlofchene Vulkane betrachtet werden fonnen, Wenn nördlid von Dem DBergfnoten der Nobled, bei Bopayan, wie wir bald näher entwideln werden, in der Dreitheilung der mächtigen Andeskette nur die mittlere Cordillere und nicht die, der Seefüfte nähere, westliche, eine vulfanifche Thätigfeit zeigt; fo find Dagegen fjüblich von jenem Bergfnoten, wo Die Andes nur zwei, von Bouguer und La Condamine in ihren Schriften jo oft erwähnte, parallele Ketten bilden, Feuerberge jo gleichmäßig vertheilt, daß die vier Vulkane der Paſtos, wie Cotocachi, Pichincha, Iliniza, Carguairazo und Yana-Ureu, am Fuß des Chimborazo, auf dev wetlichen, dem Meere näheren: und Imbabura, Cayambe, Antiſana, Gotopari, Zungurahua (dem Chimborago öſtlich gegenüber, doch ber Mitte der fchmalen Hochebene nahe gerüdt), der Altar de los Collanes (Capac-Urcu) und Sangay auf der öftlichen Eordillere 315 ausgebrochen find, Wenn man Die nördlichite Gruppe Der Reihen-Vulkane von Südamerika in einem Blide zufammenfaßt, jo gewinnt allerdings die, in Quito oft ausgefprochene und durch hiftorische Nachrichten einigermaßen begründete Meinung von der Wanderung der vulfaniichen Thätigkeit und Intenſi— täts- Zunahme von Norden nach Süden einen gewiljen rad der Wahrfcheinlichfeit, Freilich finden wir im Süden, und zwar neben dem wie Stromboli wirkenden Coloſſe Sangay, Die Trümmer des „Sürjten der Berge”, Capac-Urcu: welcher den Chimborazo an Höhe übertroffen haben fol, aber in den legten Decennien Des funfzehnten Jahrhunderts (14 Jahre vor der Eroberung von Quito durch den Sohn des Inca Tupac Yupan— qui) einftürzte, verlofch und feitdem nicht wieder entbrannte, Der Naum ber Andeskette, welchen Die Gruppen der Bul- fane nicht bededen, ıjt weit größer, als man gewöhnlich glaubt, In dem nördlichen Theile von Eudamerifa findet fih von dem Volcan de Ruiz und dem Kegelberge Tolima, den beiden nörd— lichiten WVulfanen der Vulkan-Reihe von Neu-Granada und Quito, an bis über den Iſthmus von Panama gegen Coſta Rica hin, wo die Vulkan-Reihe von Gentrabß Amerifa beginnt, ein von Erdftößen oft und mächtig erjchüt- tertes Land, in welchen flammengebende Saljen, aber feine acht vulfanifche Eruptionen befannt find. Die Länge Diefes Landes beträgt 157 geogr. Meilen. Faſt zwiefach jo lang (242 Meilen einnehmend) ift eine vulfanleere Strede vom Sangay, dem jüdlichen Endpunfte dev Gruppe von Neu-Granada und Quito, bis zum Chacani bei Arequipa, dem Anfang der Bulfan-Keihe von Peru und Bolivia So verwidelt und verfchiedenartig muß in derſelben Gebirgsfette das Zu— fammentreffen der Verhältnifie gewefen fein, von welchen die 316 Bildung permanent offen bleibender Spalten und der ungehinderte Verkehr des geſchmolzenen Erd-Inneren mit dem Luftkreiſe ab— hangen. Zwiſchen den Gruppen von trachyt- und doleritartigem Geſtein, durch welche die vulkaniſchen Kräfte thätig werden, liegen etwas kürzere Strecken, in denen herrſchen: Granit, Syenit, Glimmerſchiefer, Thonſchiefer, Quarzporphyre, fiejels artige Conglomerate und ſolche Kalkſteine, von denen ein be— trächtlicher Theil (nach Leopolds von Buch ſcharfſinniger Unterſuchung der von mir und Degenhardt heimgebrachten organiſchen Reſte) zur Kreide-Formation gehört. Das allmälige Häufiger-Werden von labradoriſchen, pyroxen- und oligoklas— reichen Gebirgsarten verkündigt dem aufmerkſamen Reiſenden, wie ich ſchon an einem anderen Orte gezeigt habe, den Ueber— gang einer, bis dahin in ſich abgeſchloſſenen, unvulkaniſchen, und in quarzloſen Porphyren, voll glaſigen Feldſpaths, oft ſehr ſilberreichen Zone in die noch frei mit dem Inneren des Erdkörpers communicirenden vulkaniſchen Regionen. Die genauere Kenntniß von der Lage und den Grenzen der 5 Gruppen von Vulkanen (den Gruppen von Anahuac oder des tropiichen Merico’8, von Gentral-Amerifa, von Neu-Granada und Duito, von Peru und Bolivia, und von Ehili), zu der wir in der neueften Zeit gelangt find, (ehrt uns, daß in dem Theil dev Eordilleren, welcher fich von 199%, nördlicher bis 460 füdlicher Breite erſtreckt: alſo, Die durch eine veränderte Achfenrichtung verurſachten Krümmungen mit eingerechnet, in einer Länge von fat 1300 geographiichen Meilen; unbedeutend mehr % als die Hälfte (bie Nechnung giebt 635 gegen 607 Meilen) mit Bulfanen bededt ift, Betrachtet man die Vertheilung des vulfanleeren Raumes zwi— [hen die 5 QWulfan-Gruppen, fo findet man das Marimum 317 des Abftandes zweier Gruppen von einander bei den Nulfan- reihen von Quito und Peru. ES ift derfelbe volle 240 Meilen, während die am meiften einander genäherten Gruppen die erfte und zweite, Die von Merico und Gentral-Amerifa, find, Die 4 Zwiſchenräume zwifchen den 5 Gruppen entfprechen den Meilenzahlen 75, 157, 240, 135. Der große Abjtand, wel—⸗ chen der ſüdlichſte Vulkan Quito's von dem nördlichiten Peru's Darbietet, ift auf den erſten Anblid um fo auffallender, als man nach altem Gebrauch die Gradmeſſung auf dem Hechlande von Quito die peruanifche zu nennen pflegte. Nur der kleinere ſüdliche Theil der Andesfette von Peru iſt vulkaniſch. Die Zahl der Vulkane iſt zufolge der Liſten, welche ich nach ſorgfältiger Discuſſion der neueſten Materialien angefertigt habe, in allgemeiner Ueberſicht folgende: | Namen der fünf Gruppen Zahl Zahl von Reihen-Vulkanen der Bulfane, |ver Vulkane, des Neuen Gontinents welde jede welche noch von 490 25° nördlicher Gruppe als entzündet bis 460 8° jüplicher umfaßt zu betradten Breite jind mm Bgea EEG ————— Gruppe von Merico ”! 6 4 Gruppe von Sentral-Amerifa”? 29 18 Gruppe von Neu-Granada und Quito 3 18 10 Gruppe von Peru und Bolivia”! 14 3 Nach diefen Angaben ift Die Eumme der Vulkane in den fünf amerifanischen Gruppen 91, von denen 56 dem Gentinent von Südamerifa angehören. Ich zähle als Vulkane auf, außer 318 denen, welche noch gegenwärtig entzündet und thätig find, auch diejenigen vwulfanifchen Gerüfte, deren alte Ausbrüche einer hiftoriichen Zeit angehören, oder beven Bau und Eruptions— Majien (Erhebungs- und Auswurfssfrater, Laven, Schladen, Bimsfteine und Dbfidiane) fie jenfeits aller Tradition als längjt erloſchene Feuerberge charafterifiven. Ungeöffnete Trachyt— fegel und Dome oder ungeöffnete lange Trachytrücken, wie der Chimborazo und Iztaccihuatl, find ausgefchloffen. Diefen Sinn haben auch Leopold von Buch, Charles Darwin und Friedrich Naumann dem Worte Vulkan in ihren geographi- ſchen Aufzählungen gegeben. Noch. entzündete Vulkane nenne ich folche, welche, in großer Nähe gejehen, noch Zeichen ihrer ZThätigfeit in hohem oder geringem Grade darbieten; theil- weije auch in neuerer Zeit große, hiſtoriſch befannte Ausbrüche gezeigt haben, Der Beifag „in großer Nähe geſehen“ ijt jehr wichtig, da vielen Vulkanen die noch beitehende Thätigkeit ab- geſprochen wird, weil, aus der Ebene beobachtet, Die dünnen Dämpfe, welche in bedeutender Höhe aus dem Krater aufiteigen, dem Auge unfichtbar bleiben. Wurde nicht zur Zeit meiner amerifanifchen Reiſe geläugnet, dag Bichincha und Der große Vulkan von Merico (Popocatepetl) entzündet feien! da Doch ein unternehmender Neifender, Sebaftien Wiſſe %, im Krater des Pichincha um den großen thätigen Auswurfskegel noch 70 entzündete Mündungen (Fumarolen) zählte, und ich am Fuß des Bopocatepetl in dem Malpais del Llano de Tetimpa, in welchem ich eine ©rundlinie zu mefjen hatte, Zeuge " eines höchft deutlichen Afchenauswurfs des Bulfans wurde, In der Reihenfolge der Qulfane von Neu-Öranada und Quito, welche in 18 Bulfanen noch 10 entzündete umfaßt und ohngefähr die doppelte Länge der Pyrenäen hat, kann man 319 von Norden nach Süden als vier Heinere Gruppen oder Unter: abtheilungen bezeichnen: den Paramo de Ruiz und den nahen Dulfan von Tolima Br. nad Acoſta 4 IH N.); Burace und Sotara bei Bopavan (Br. 20%),); Die Volcanes de Pasto, Tugquerres und Cumbal (Br. 2% 20° bis 00 50°); die Reihe der Vulkane von Pichincha bei Quito bis zu Dem ununterbrochen thätigen Sangay (Aequator bis 20 füplicher Breite). Diefe lebte Unterabtheilung Der ganzen Gruppe ift unter den Bulfanen der Neuen Welt weder befonders auffallend Durch ihre große Länge, noch durch Die Gedrängtheit ihrer Reifung. Man weiß jebt, daß fie auch nicht die höchften Gipfel einfchließt; denn der Aconcagua in Chili Br. 320 399, yon 21584 %. nach Kellet, von 22434 %. nah Fitz-Roy und Bentland: wie die Nevados von Sahama (20970 8.) Barinacota (20670 8), Gualateiri (20604 F.) und Pomarape (20360 3.), alle vier zwiſchen 18° 7’ und 180 25° jüblicher Breite: werden für höher gehalten al8 dev Chimbo- razo (20100 8). Dennoch genießen die Vulkane von Quito unter allen Bulfanen Des Neuen Continents den am weiteſten verbreiteten Ruf; Denn an jene Derge der Andesfette, an jenes Hocland von Quito ift das Andenfen mühevoller, nach wich— tigen Zwecken ftrebender, aſtronomiſcher, geodätifcher, optifcher, barometriicher Arbeiten gefnüpft: das Andenfen an zwei glänz zende Namen, Bouguer und La Gondaminel Wo geiftige Beziehungen walten, wo eine Fülle von Ideen angeregt wird, welche gleichzeitig zur Erweiterung mehrerer Wiffenfchaften ges führt Haben, bleibt gleichſam örtlich der Ruhm auf lange ger feſſelt. So ift er auch vorzugsweile in den jchweizer Alpen dem Montblanc geblieben: nicht wegen feiner Höhe, welche die des Monte Roſa nur um 523 Fuß übertrifft; nicht wegen der 320 überrvundenen Gefahr feiner Erfteigung: fondern wegen Des Werthes und der Mannigfaltigfeit phyfifalifcher und geologi— fcher Anfichten, welche Sauſſure's Namen und das Feld feiner raftlofen Arbeitfamfeit verherrlichen. Die Natur erfcheint da am größten, wo neben dem finnlichen Eindruck fie ſich auch in der Tiefe des Gedanfens veflectirt, Die Vulkan-Reihe von Beru und Bolivia, noch ganz dev Aequinoctial-Zone angehörig und nach Bentland ext bei 15900 Fuß Höhe mit ewigem Echnee bededt (Darwin, Journal 1845 p. 244), erreicht ohngefähr in der Mitte ihrer Länge, in der Sahama- Gruppe, das Marimum ihrer Erhebung (20970 8.), zwifchen 189 7' und 189 25° füdlicher Breite, Dort erfheint bei Arica eine fonderbare buſenförmige Ein— biegung des Geſtades, welcher eine plötzliche Veränderung in der Achſenrichtung der Andeskette und der ihr weſtlich vor— liegenden Vulkan-Reihe entſpricht. Von da gegen Süden ſtreicht das Littoral, und zugleich die vulkaniſche Spalte, nicht mehr von Südoſt in Nordweſt, ſondern in der Richtung des Meridians: einer Nichtung, die fi bis nahe dem weftlichen Eingange der Magellanifchen Meerenge, auf einer Länge von mehr als fünfhundert geographiichen Meilen, erhält. Ein Blid auf die von mir im Jahr 1831 herausgegebene Karte der Berzweigungen und Bergfnoten der Andesfette bietet noch viele andere ähnliche Uebereinftimmungen zwifchen dem Um— riß des Neuen Gontinents und den nahen oder fernen Cordil— [even dar. So richten fich zwifchen den Vorgebirgen Aguja und Ean Lorenzo (5°, bis 10 füdlicher Breite) beide, das Littoral der Südſee und die Eoxdilleren, von Eid nach Nord, nachdem fte fo lange zwifchen den Parallelen von Arica und Caxamarca von Südoſt nach Nordweſt gerichtet waren; fo laufen 321 Littoral und Gordilleren vom Bergfnoten des Imbaburu bei Quito bis zu dem de los Kobles # bei Popayan gar von Südweſt in Nordoft. Ueber den geologifchen Cauſalzuſam— menhang diefer fich jo vielfach offenbarenden Uebereinftimmung der Contour-Formen der Eontinente mit der Richtung “naher Gebirgsfetten (Südamerifa, Alleghanys, Norwegen, Apenninen) febeint es ſchwer zu enticheiden. Wenn auch gegenwärtig in den Vulkan-Reihen von Bo— livia und Ehili dev, der Südſee nähere, wejtliche Zweig ber Andesfette Die meitten Spuren noch Dauernder vulfaniicher Thä— tigfeit aufweift; fo hat ein ſehr erfahrener Beobachter, Bent land, doch auch am Fuß der dftlichen, von dev Meeresküſte über 45 geogr. Meilen entfernten Kette einen vollig erhaltenen, aber ausgebrannten Krater mit unverfennbaren Lavaſtrömen auf gefunden. 68 liegt Derfelbe auf dem Gipfel eines Kegelberges bei San Pedro de Cacha im Thal von Yucay, in falt 11300 Fuß Höhe (Br. 14% 8°, Länge 730 40%): ſüdöſtlich von Cuzco, wo die öftliche Schneefette von Apvlobamba, Garabaya und Bil canoto ih von SO nah NW hinzieht. Diefer merkwürdige Punkt ' ijt durch Die Ruinen eines berühmten Tempels des Inca Biracocha bezeichnet. Die Meeresferne des alten, lanagebenden Vulkans ift weit größer als die des Sangay, ber ebenfalls einer öftlichen Cordillere zugehört; größer als Die des Drizaba und Jorullo. Eine vulkanleere Strede von 135 Meilen Länge jcheider die Vulkan-Reihe Peru's und Bolivia’ von der von Chili. Das iſt der Abjtand des Ausbruchs in der Wüſte von Ata— cama von dem Vulkan von Coquimbo. Schon 2! 34° ſüd— licher erreicht, wie früher bemerft, im Bulfan Aroncagua (21584 3.) die Gruppe der Vulkane von Chili das Marimum A. v. Humboldt, Kosmos. IV. 21 322 ihrer Höhe, welches nach unfren jegigen Kenntniffen zugleich aud) das Marimum aller Gipfel des Neuen Continents ift. Die mittlere Höhe der Sahama-Gruppe iſt 20650 Fuß, alſo 550 Fuß höher als der Chimborazo, Dann folgen in fchnell abnehmender Höhe: Cotopari, Arequipa (2) und Tolima zwifchen 17712 und 417010 Fuß Höhe. Ich gebe febeinbar in fehr ' genauen Zahlen, unverändert, Nefultate von Meſſungen au, welche ihrer Natur nach leider! aus teigonometrifchen und barometrifchen Beltimmungen zufammengefegt find: weil auf diefe Weiſe am meijten zur Wiederholung der Meſſungen und Eorrection der Nefultate angeregt wird. In ber Reihe der Vulkane Chili's, deren ich 24 aufgeführt habe, find leider jehr wenige und meift nur die füdlichen, niedrigeren, zwilchen den PBarallelen von 37% 20° bis 43% AO, von Antuco big Dantales, Hupfometrifch bejtimmt. Es haben Diefelben Die unbeträchtlichen Höhen von ſechs- bis achttaufend Fuß. Auch in der Tierra del Fuego felbjt erhebt fich der mit ewigen Schnee bededte Gipfel des Sarmiento nach Fitz-Roy nur bie 6400 Fuß. Vom Vulkan von Coquimbo bis zu dem Bulfan San Clemente zählt man 242 Meilen, Ueber die Thätigfeit der Vulfane von Chili haben wir Die wichtigen Zeugniffe von Charles Darwin": der den Dforno, Corcovado und Aconcagua jehr beſtimmt als entzündet aufführt; die Zeugniffe von Meyen, Boppig und Gay: welche ben Maipu, Antuco und Peteroa beitiegen; die von Domeyko, dem Aftronomen Gilig und Major Bhilippt. Man möchte die Zahl der entzündeten Krater auf dreizehn fegen: nur fünf we— niger als in der Gruppe von Gentral=Amerifa. Bon den 5 Gruppen der Reihen-Vulkane des Neuen Continents, welche nad aftronomifchen Ortsbeitimmungen 323 und meijt auch hypſometriſch in Lage und Höhe haben ange: geben werden fünnen, wenden wir uns num zu dem Alten Continent, in dem, ganz im Gegenfat mit dem Neuen, bie größere Zahl zufammengeträngter Vulkane nicht dem fetten Lande, jondern ben Infeln angehört. Es liegen die meilten euro päiſchen Vulkane im mittelländiichen Meere, und zwar (wenn man den großen, mehrfach tbätigen Krater zwifchen Thera, Theraſia und Aſproniſit mitrechnet) in dem tyrrheniſchen und ägäiſchen Theile; es liegen in Aſien die mächtigften Vulkane auf den Großen und Kleinen Sunda-Inſeln, den Moluffen, den Bhilippinen; in den Archipelen von Japan, der Kurilen und der leuten im Süden und Dften des Gontinents. In feiner anderen Region dev Erdoberfläche zeigen fich ſo häufige und fo frifche Spuren des regen Verkehrs zwilchen dem Inneren und dem Aeußeren unſeres Planeten als auf dem engen Raume von faum 800 geographifchen Duradratmeilen zwiichen den Barallelen von 10° füdlicher und 14° nördlicher Breite, wie zwifchen den Meridianen der Güdipige von Ma— lacca und der Weſtſpitze der Papua-Halbinſel von Neu-Guinea. Das Areal dieſer vulkaniſchen Inſelwelt erreicht kaum die Größe der Schweiz, und wird beſpült von der Sunda-, Banda-, Solo— und Mindoro-See. Die einzige Inſel Java enthält noch jetzt eine größere Zahl entzündeter Vulkane als die ganze ſüdliche Hälfte von Amerifa, wenn gleich diefe Infel nur 136 geogra- rhifche Meilen lang tft, D. i. nur I, der Länge von Sübd— amerifa bat. Gin neues, langerwartetes Licht über Die geo— gnoftifche Befchaffenheit von Java tft (mad früheren, febr unvollftändigen, aber verdienftlichen Arbeiten von Horsfield, Sir Thomas Stamford Raffles und Reinwardt) durch einen kenntnißvollen, kühnen und unermüdet thätigen Naturforscher, 324 Franz Junghuhn, neuerdings verbreitet worden. Nach einem mehr als zwölfjährigen Aufenthalte hat ev in einem lehrz reihen Werfe: Java, feine Geftalt und Pflanzendecke und innere Bauart, Die ganze Naturgefchichte Des Lanz des umfaßt. Ueber 400 Höhen wurden barometrifch mit Sorgfalt gemeſſen; Die vulfanifchen Kegel- und Glockenberge, 45 an der Zahl, in Profilen dargeftellt und bis auf dreis! alle von Junghuhn erfiiegen, Ueber die Hälfte, wenigitens 28, wurden als noch entzündet und thätig erfannt; ihre merkwür— Digen und jo verfchiedenen Neliefformen mit ausgezeichneter Klarheit befchrieben, ja in Lie erreichbare Gefchichte ihrer Aus— brüche eingedrungen. Nicht minder wichtig als die vulfanijchen Ericheinungen von Java find die dortigen Sediment-Formationen tertiärer Bildung, Die vor der eben genannten ausführlichen Ave beit uns vollfommen unbefannt waren und Doc) 3/, Des ganzen Areals der Infel, befonders in dem füdlichen Theile, bededen. In vielen Gegenden von Java finden fich als Nejte ehemaliger weitverbreiteter Wälder drei bis fteben Fuß lange Bruchſtücke von verkieſelten Baumſtämmen, die allein den Dicotyledonen angehören. Für ein Land, in welchem jest eine Fülle Balmen und Baumfarren wachſen, ift Dies um fo. merkwürdiger, als im miocenen Lertiär= Gebirge der Braumfohlen- Formation von Europa, da, wo jept baumftänmige Monocotyledonen nicht mehr gedeihen, nicht felten foljile Palmen angetroffen wer— den. 2 Durch das fleifige Sammeln von Blatt» Abdrüden und verfteinerten Hölzern hat Junghuhn Gelegenheit darge— boten, daß die nad) feiner Sammlung von Göppert Icharffinnig bearbeitete vorweltliche Flora von Java als das erſte Beilpiel der fojjilen Flora einer vein tropischen Gegend hat erfcheinen können. 328 Die Vulkane von Java ftehen in Anfehung dev Höhe, welche fie erreichen, denen der drei Gruppen von Chili, Bolivia und Peru, ja felbft der zwei Gruppen von Quito ſammt Neus Granada und vom tropiichen Merico, weit nach. Die Marima, welche Die genannten amerifaniichen Gruppen erreichen, find für Chili, Bolivia und Quito 20000 bis 21600 Fuß; für Merico 17000 Fuß. Das ift fat um zebntaufend Fuß Cum die Höhe des Aetna) mehr als die größte Höhe der Vulkane von Sumatra und Java. Auf der legteren Inſel ift der höchfte und noch entzündete Goloß der Gunung Semeru, die culmini— vende Spige der ganzen javanifchen Vulkan-Reihe. Junghuhn hat diefelbe im September 1844 erſtiegen; das Mittel feiner Barometer-Meftungen gab 11480 Fuß über der Meeresfliche: alfo 1640 Fuß mehr ald der Gipfel des Aetna. Bei Nacht janf das Hunderttheilige Thermometer unter 60,2. Der ältere, Sansfrit- Name des Gunung Semeru war Mahä-Meru (der große Meru): eine Erinnerung an die Zeit, als die Malayen indiſche Cultur aufnahmen; eine Erinnerung an den Welt: berg im Norden, welcher nach dem Mahabharata der mythifche Sitz it von Brahma, Wifchnu und den fieben Devarfchi, 83 Auffallend tft ed, daß, wie Die Eingeborenen der Hochebene von Quito ſchon vor jeglicher Mefiung errathen hatten, daß der Chimborazo alle andere Schneeberge des Landes überrage, fo die Javanen auch wußten, daß der heilige Berg Mahd-Méru, welcher von dem Gunung Ardjuno (10350 8.) wenig entfernt it, das Marimum dev Höhe auf der Infel erreiche; und Doch fonnte bier, in einem fchneefveien Lande, der größere Abjtand des Gipfeld von der Niveau-Linie der ewigen unteren Schnee: grenze eben fo wenig das Urtheil leiten als die Höhe eines temporären, zufälligen Schneefallee. * 326 Der Höhe des Gunung Semeru, welder 11000 Fuß überfteigt, fommen vier andere Bulfane am nächiten, Die hypſo— metriich zu zehn- und eilftaufend Fuß gefunden wurden. Es find? Gunung ® Slamat oder Berg von Tegal (10430 F.), G. Ardjuno (10350 F.), ©. Sumbing (10348 5.) und ©. Lawu (10065 F.). Zwiſchen neun- und zehntaufend Fuß fallen noch fieben Bulfane von Java: ein Refultat, das um fo wich- tiger ift, als man früher feinem Gipfel auf der Infel mehr als jechstaufend Fuß zufchrieb. ° Unter den fünf Gruppen der nord=- und füdamerifanifcben Vulkane ift Die von Guatemala (Gentral- Amerifa) Die einzige, welche in mittlerer Höhe von der Java-Gruppe übertroffen wird. Wenn auch bei Alt-Guate— mala der Volcan de Fuego (nad) der Berechnung und Neduc- fton von Poggendorff) 12300 Fuß, allo 820 Fuß mehr Höhe als der Gunung Semeru, erreicht; jo ſchwankt Doc) Der übrige Theil der Vulkan-Reihe Central» Amerifa’d nur zwilchen fünf und fiebentaufend, nicht, wie auf Java, zwifchen fieben- und zehntaufend Fuß. Der höchite Vulkan Aftens iſt aber nicht in dem aftatifchen Inſelreiche (dem Archipel der Sunda-Inſeln), ſondern auf dem Continent zu ſuchen; denn auf der Halbinſel Kamtſchatka erhebt ſich der Vulkan Kljutichewif bis 14790 Zus, faft zur Höhe des Rucu-Pichincha in den Cordilleren von Quito. Die gedrängte Reihe der Bulfane von Java (über 45 au der Zahl) hat in ihrer Haupt-Are®” die Richtung WNW—DOSO (genau W 120 N): alfo meilt der Vulkan-Reihe des öſt— lichen Theild von Sumatra, aber nicht der Längen-Are ber Inſel Java parallel. Dieje allgemeine Richtung der Vulkan— Kette fchließt Feinesweges die Erfcheinung aus, auf welche man neuerlichft auch in der großen Himalaya-Kette aufmerkſam ges macht hat: daß einzeln 3 bis 4 hohe Gipfel fo zufanımengereiht 4 327 jind, daß Die Fleinen Aren dieſer Bartial-Neihen mit der Hauptz Are der Kette einen fchiefen Winfel machen. Dies Epalten- Phänomen, welches Hodgſon, Joſeph Hoofer und Strachey beobachtet und theilweife dargeftellt haben >, ift von großem In— tereſſe. Die kleinen Aren der Nebenfpalten ſcharen fich an Die große an, bisweilen faft unter einem vechten Winfel, und felbit in vulfanifchen Ketten liegen oft gerade die Marima der Höhen etwas von Der großen Are entfernt. Wie in den meijten Reihen: Vulkanen, bemerkt man auch auf Java Fein beftimmtes Verhält— niß zwifchen dev Höhe und der Größe des Gipfel-Kraters. Die beiden größten Krater gehören dem Gunung Tengger und dem Gunung Raon an. Der erfte von beiden ift ein Berg dritter Clafie, von nur 8165 Fuß Höhe. Sein zirfelrunder Krater hat aber über 20000 Fuß, alfo faft eine geographiiche Dieile, im Durchmeffer, Der ebene Boden des Kraters ift ein Sand» meer, deſſen Fläche 1750 Fuß unter dem höchften Bunfte dev Um— wallung liegt, und in dem hier und da aus dev Schicht zerriebener Rapilli ſchlackige Lavamaſſen hervorragen. Selbſt der ungeheure und Dazu mit glühender Lava angefüllte Krater des Kirauea auf Hawaii erreicht nach der fo genauen trigonometrifchen Aufnahme des Kap. Wilfes und den vortrefflichen Beobachtun- gen Dana’s nicht die Krater- Größe des Gunung Tengger. In der Mitte des Kraters von dem leßteren erheben ſich vier Fleine Auswurfs-Kegel, eigentlich umwallte trichterfürmige Schlünde, von denen jeßt nur einer, Bromo (der mythiiche Name Brahma: ein Wort, welchem in ven Kawi-Wortverzeichniſſen die Bedeutung Feuer beigelegt wird, die das Sanskrit nicht zeigt), unentzündet it. Bromo bietet Das merkwürdige Phä— nomen bar, daß in feinem Trichter fich von 1838 bis 1842 ein See bildete, von welchem Junghuhn erwiefen hat, Daß er 328 feinen Ursprung dem Zuflug atmoſphäriſcher Waller verdanft, Die durch gleichzeitiges Eindringen von Schwefeldämpfen erwärmt und gefäuert wurden. 7 Nach dem Gunung Tengger hat der Gunung Raon den größten Krater, im Durchmefier jedoch um die Hälfte kleiner. Seine Tiefe gewährt einen fchauerpollen Anblid, Sie fiheint über 2250 Fuß zu betragen; und Doch ift der merhwirdige, 9550 Fuß hohe Vulkan, welchen Jung: huhn beftiegen und fo forgfältig befchrieben 9 hat, nicht ein- mal auf der ſo verdienſtvollen Karte von Raffles genannt worden. Die Vulkane von Java bieten, wie meiſt alle Reihen— Vulkane, die wichtige Erſcheinung dar, daß Gleichzeitigkeit großer Eruptionen viel ſeltener bei einander nahe liegenden als bei weit von einander entfernten Kegeln beobachtet wird. Als in der Nacht vom 11ten zum 12ten Auguſt 1772 der Vulkan &. PBepandajan (6600 3.) den verheerenditen Feuerausbruch hatte, der in hiſtoriſchen Zeiten die Infel betroffen hat, ent flammten fich in derſelben Nacht zwei andere Bulfane, der G. Tjerimai und ber ©, Slamat, welche in gerader Linie 46 und 83 geogr. Meilen vom PBepandajan entfernt liegen. ®! Stehen auch die Vulkane einer Neihe alle über Einem Heerde, fo ijt Doch gewiß das Netz dev Spalten, durch welche fie come munieiren, jo zufammengefegt, daß Die VBerftopfung alter Dampf canäle, oder im Lauf dev Jahrhunderte die temporäre Eröffnung neuer den fimultanen Ausbruch auf fehr entfernten Bunften begreiflich machen. Ich erinnere an das plögliche Verſchwin— den der Nauchfäule, die aus dem Vulkan von Paſto aufitieg, als am Morgen des Aten Februars 1797 das furditbare Erd: beben von Niobamba die Hochebene von Quito ziviichen dem Zunguragua und Gotopari erfchütterte, "- 329 — — Den Vulkanen der Inſel Java wird im allgemeinen ein Charakter gerippter Geſtaltung zugeſchrieben, von dem ich auf den canariſchen Inſeln, in Mexico und in den Cordilleren von Quito nichts ähnliches geſehen habe. Der neueſte Reiſende, welchem wir ſo treffliche Beobachtungen über den Bau der Vulkane, die Geographie der Pflanzen und die pſychrometriſchen Feuchtigkeits-Verhältniſſe verdanken, hat die Erſcheinung, deren ich hier erwähne, mit ſo beſtimmter Klarheit beſchrieben, daß ich, um zu neuen Unterſuchungen Anlaß zu geben, nicht ver— ſäumen darf die Aufmerkſamkeit auf jene Regelmäßigkeit der Form zu richten. „Obgleich“, ſagt Herr Junghuhn, „die Ober— fläche eines 10300 Fuß hohen Vulkans, des Gunung Sumbing, aus einiger Entfernung geſehen, wie eine ununterbrochen ebene und geneigte Fläche des Kegelberges erſcheint; ſo findet man doch bei näherer Betrachtung, daß ſie aus lauter einzelnen ſchmalen Länge-Rücken oder Rippen beſteht, die nach unten zu ſich immer mehr ſpalten und breiter werden. Sie ziehen ſich vom Gipfel des Vulkans oder noch häufiger von einer Höhe, die einige hundert Fuß unterhalb des Gipfels liegt, nach allen Seiten, wie die Strahlen eines Regenſchirmes diver— givend, zum Fuße des Berges herab.” Dieſe rippenfürmigen Länge- Rüden haben bisweilen auf kurze Zeit einen gefchlän- gelten Lauf, werden aber alle durch neben einander liegende, gleich gerichtete, auch im Herabjteigen breiter werdende Zwiſchen— flüfte von drei- bis vierhundert Fuß Tiefe gebildet. Es find Ausfurchungen der Oberfläche, „welche an den Seitengehängen aller Bulfane der Inſel Java ſich wiederfinden, aber in der mittleren Tiefe und dem Abjtande ihres oberen Anfanges vom Kraterrande und von einem uneröffneten Gipfel bei den ver: Ihiedenen Kegelbergen bedeutend von einander abweichen. Der 330 G. Sumbing (10348 5.) gehört zu dev Anzahl derjenigen Bulfane, welche die Ichönften und regelmäßigſt gebildeten Rip— pen zeigen, da der Berg von Waldbäumen entblößt und mit Gras bededt iſt.“ Nach den Meffungen, welche Junghuhn % befannt gemacht, nimmt Die Zahl der Rippen durch Verzwei— gung eben jo zu, als der Neigungswinfel abnimmt, Oberhalb der Zone von 9000 Fuß find im G. Sumbing nur etwa 10 folche Rippen, in 8500 5. Höhe 32, in 5500 %. an 72, in 3000 3. Höhe über 95. Der Neigungswinfel nimmt dabei ab von 37° zu 25° und $001,. Faſt eben fo regelmäßig find die Rippen am Bulfan ©. Tengger (8165 F.), während fie am G. Ninggit durch die verwüſtenden Ausbrüche, welche dem Sahre 1586 folgten, bedeckt und zerftört worden find." „Die Entitehung ber jo eigenthümlichen Längen-Rippen und der dazwiſchen liegenden Bergflüfte, deren Zeichnungen gegeben find, wird der Auswaſchung durch Bäche zugefchrieben.“ Allerdings it die Maſſe der Meteorwaſſer in diefer Tro— pengegend im Mittel wohl 3- bis Amal beträchtlicher als in der temperirten Zone, ja die Zuftrömungen find oft wolfenbruch- artig; denn wenn auch im ganzen Die Yeuchtigfeit mit Der Höhe der Luitichichten abnimmt, jo üben Dagegen Die großen Kegelberge eine bejondere Anziehung auf das Gewölk aus, und die vulfanifen Ausbrüche find, wie ich ſchon an anderen Orten bemerft habe, ihrer Natur nach gewittererregend. Die Kluft: und Thalbildungen (Barrancos), welche in den Vulkanen der canarischen Infeln und in den Gordilleren von Südamerifa nach den von Leopold v. Buch ® und von mir vielfältig gege— benen Beichreibungen dem Reiſenden wichtig werden, weil: fie ihm das Imere des Gebirges erfchliegen und ihn felbit big: weilen bis in die Nähe der höchiten Gipfel und an Die 331 Umwallung eines Erhebungs-Kraters leiten, bieten analoge Erz fcheinungen dar; aber wenn diefelben auch zu Zeiten die ſich fammelnden Meteorwaſſer fortführen, fo ijt dieſen doch wohl nicht Die primitive Entitehung Der barrancos *% an dem Abfall der Vulkane zuzuſchreiben. Spaltungen ald Folge der Faltung in der weich gehobenen und fich exit fpäter erhärtenden trachy- tiſchen Maſſe find wahrfcheinlich allen Eroſions-Wirkungen und dem Stoß der Waller vorhergegangen. Wo aber tiefe barran- cos in den von mir bejuchten wulfaniichen Gegenden ſich au dem Abfall oder Gehänge von Gloden- oder Stegelbergen (en las faldas de los Cerros barrancosos) zeigten, war feine Spur von der Regelmäßigfeit oder ftrahlenfürmigen Verzweigung zu entdeden, welcde wir nad Junghuhn's Werfen in den tonderbaren Neliefformen der Bulfane von Java fennen lernen. 97 Die meiſte Analogie mit der hier behandelten Neliefform ge— währt das Phänomen, auf welches Xeopold von Buch und der Iharfiinnige Beobachter der Vulkane, Poulet Serope, ſchon aufmerffam gemacht haben: das Phänomen, daß große Spalten fich fait immer nach der Normal-Richtung der Abhänge, ftrahlen- förmig, Doch unverzweigt, vom Centrum des Berges aus, nicht queer auf denfelben, in rvechtem oder fchiefem Winfel eröffnen, Der Glaube an die völlige Abweienheit von Lavaftrömen auf der Inſel Java, zu dem Leopold von Buch nad) Erfah— vungen des verdienftvollen Neinwardt fich Hinzuneigen fchien, ift durch Die neueren Beobachtungen mehr als erichüttert worden. Junghuhn bemerkt allerdings, „daß der mächtige Vulkan Gu— nung Merapi in dev geichichtlichen Periode feiner Ausbrüche nicht mehr zulammenhangende, compacte Lavaſtröme gebildet, und daß er nur Lavaz Fragmente (Trümmer) oder unzufams menbangende Steinblöde ausgeworfen habe, wenn man auch 332 im Jahre 1837 neun Monate lang an dem Abhange des Aus: wurfs⸗Kegels nächtlich feurige Streifen herabziehen fah.“%9 Aber derfelbe fo aufmerffame Neifende hat umftändlichjt und deutlich drei bafaltartige fhwarze Lavaftröme an drei Vulkanen: Gunung Tengger, ©. Idjen und Slamat !0, befchrieben. An dem leb- teren verlängert jich dev Lavaſtrom, nachdem er Veranlaffung zu einem Wafjerfall gegeben, bis in das Tertiär- Gebirge, I Junghuhn unterfcheidet von folhen wahren Lava-Ergüſſen, Die zufammenhangende Maſſen bilden, fehr genau bei dem Aus: bruch des ©. Lamongan? vom bten Juli 1838, was er einen Steinftrom nennt: aus gereiht ausgeftoßenen, großentheils erfigen, glübenden Trümmern beftehend. „Man hörte das Ge- krach der auffchlagenden Steine, die, feurigen Punkten gleich, in einer Linie oder ordnungslos herabroflten.“ Sch hefte ſehr abjichtlich die Aufmerffamfeit auf Die fehr verfchiedene Art, in der feurige Mafjen an dem Abhange eines Bulfans erfcheinen, weil in dem Streite über das Marimum des Falhvinfels der Zavaftröme bisweilen glühende Steinſtröme (Schlackenmaſſen), in Reihen fich folgend, mit continuirlichen Lavaſtrömen ver wechſelt werben. Dar gerade im neuejter Zeit Das wichtige, Die innere Gon- ftitution der Vulkane betreffende und, ich darf hinzuſetzen, nicht ernſt genug behandelte Problem der Celtenheit oder des völligen Mangels von Lavajirömen in Beziehung auf Java fo oft zur Sprache gefommen it; fo febeint e8 hier der Ort daſſelbe unter einen allgemeineren Gefichtspunft zu ftellen. Wenn auch fehr wahrfcheinlich in einer Vulkan-Gruppe oder Bulfan-Neihe alte Glieder in gewilfen gemeinfamen Berhältniffen zu dem allgemeinen Heerde, dem geichmolzenen Erd- Inneren, jtehen; ſo bietet doch jedes Individuum eigenthümliche phyfifalifche und 333 chemiſche Proceſſe dar in Hinficht auf Stärfe und Frequenz der Ihätigfeit, auf Grad und Form der Fluidität und auf Stoff-Verichiedenheit der Producte: Eigenthümlichkeiten, welche man nicht Durch Bergleichung dev Geftaltung und der Höhe über der jegigen Meeresfläche erklären fann. Der Bergcoloß Sangay ift eben jo ununterbrochen in Eruption al& der niedrige Strom- boli; von zwei einander nahen Vulkanen wirft Dev eine nur Bimsſtein ohne Objidian, dev andere beide zugleich aus; der eine giebt nur loſe Schladen, der andere in fchmalen Strömen fliegende Lava. Diefe charafterifivenden Proceſſe fcheinen dazu bei vielen in verfchiedenen Epochen ihrer Thätigfeit nicht immer die— jelben gewwejen zu fein. Keinem der beiden Gontinente ift vor zugsweife Seltenheit oder gar Abweſenheit von Lavaftrömen zuzu— Ihreiben. Auffallende Unterichiede treten nur in folchen Gruppen hervor, für welche man ſich auf uns nahe liegende, beſtimmte hiftoriiche Perioden bejchränfen muß. Das Nicht: Erkennen von einzelnen Lavaſtrömen hängt von vielerlei Verhältniſſen gleichzeitig ab, Zu Diefen gehören: Die Bedeckung mächtiger Tuff-, Rapilli- und Bimsſtein-Schichten; Die gleich- oder ungleichzeitige Confluenz mehrerer Ströme, welche ein weit ausgedehntes Lava- oder Trümmerfeld bilden; der Umſtand, daß in einer weiten Ebene längſt zerſtört find die kleinen coni— ſchen Ausbruch- Kegel, gleihlam das vulfanifche Geruite, welchem, wie auf Lancerote, die Lava ſtromweiſe entflojfen war, In den mälteften Juftänden unferes ungleich erfaltenden Plane— ten, in den früheften Faltungen feiner Oberfläche, scheint mir jehr wahrfcheinlich ein häufiges zähes Entquellen von trachytis hen und doleritifchen Gebirgsarten, von Bimsſtein-Maſſen oder obfidianhaltigen Perliten aus einem zufammengefegten Spalten: Neße, über dem nie ein Gerüſte fich erhoben 334 oder aufgebaut hat. Das Problem folder einfachen Spalten: Ergütfe verdient die Aufmerfjamfeit dev Geologen. In dev Reihe der mericanifchen Bulfane iſt Das größte und, jeit meiner amerifanifchen Neife, berufenfte Phänomen die Erhebung und der Lava-Erguß des neu erichienenen Jo— vullo. Diefer Bulfan, deſſen auf Mefjungen gegründete Topo— graphie ich zuerſt befannt gemacht habe ?, bietet durch feine Lage zwiichen den beiden Vulkanen von Toluca und Golima, und durch feinen Ausbruch auf der großen Spalte vulkaniſcher Thä— tigfeit ’, welche fih vom atlantiichen Meere bis an die Südſee erjiveeft, eine wichtige und deshalb um fo mehr beftrittene geogno— jtiiche Erfcheinung dar, Dem mächtigen Lavaſtrom folgend, - welchen der neue Vulkan ausgeſtoßen, ift e8 mir gelungen tief in das Innere des Kraters zu gelangen und in Demfelben In- ftrumente aufzuftellen, Dem Ausbruch in einer weiten, lange friedlichen Ebene der ehemaligen Provinz Michuacan in der Nacht vom 28ten zum 29ten September 1759, liber 30 geogra— phiiche Meilen von jedem anderen Vulkane entfernt, ging feit dem 29 Juni dejielben Jahres, alfo zwei volle Monate lang, ein unumterbrochenes umnterivdiiches Getöle voraus. ES war daſſelbe dadurch ſchon von den wunderbaren bramidos von Guanaruato, die ich an einem anderen Drte beſchrieben, verfchieden, DaB es, wie es gewöhnlicher der Hall ift, von Erd— jtögen begleitet war: welche der filberreichen Bergftadt im Januar 1784 gänzlich fehlten. Der Ausbruch des neuen Bulfans um 3 Uhr Morgens verfündigte fi) Tages vorher durch eine Er- ſcheinung, welche bei anderen Eruptionen nicht den Anfang, jondern das Ende zu bezeichnen pflegt. Da, wo gegenwärtig der große Vulkan fteht, war ehemals ein dichtes Gebüſch von der, ihrer wohlichmedenden Früchte wegen bei den Eingeborenen 339 fo beliebten Guayava (Psidium pyriferum). Arbeiter aus ten Zudferrohrz Feldern (canaverales) der Hacienda de San Pedro Jorullo, welche dem veichen, Damals in Merico wohnenden Don Andres Pimentel gehörte, waren auegegangen, um Guayavaz Früchte zu Sammeln, Als fie nach der Meierei (ha- cienda) zurücfehrten, bemerfte man mit Eritaunen, Daß ihre großen Strohhlite mit vulfanifcher Afche bedeeit waren. Es hatten fih demnach fchon in Dem, was man jegt das Mal pais nennt, wahrfcheinlich am Fuß der hohen Baſaltkuppe el Cuiche, Spalten geöffnet, welche dieſe Afche (Rapilli) aus— jtießen, ehe noch in der Ebene fih etwas zu verändern fchien, Aus einem in den bifchöflichen Archiven von Valladolid aufs gefundenen Briefe des Pater Joaquin de Anſogorri, welcher 3 Wochen nach dem Tage des eriten Ausbruchs gefchrieben itt, fcheint zu erhellen, daß dev Pater Iſidro Molina, aus dem Sefuiter- Collegium des nahen Patzcuaro, Hingefandt, „um den von dem unterirdiſchen Getöſe und den Erdbeben aufs Außerfte beunruhigten Bewohnern dev Playas de Jorullo geijtlichen Troſt zu geben“, zuexft Die zunehmende Gefahr erfannte und dadurch die Rettung der ganzen fleinen Bevölferung veranlapte, Sn den erſten Stunden dev Nacht lag die ſchwarze Aſche fchon einen Fuß hoch; alles Floh gegen die Anhöhen von Aguafarco zu, einem Indianer-Dörfchen, das 2260 Fuß höher als die alte Ebene von Jorullo liegt, Von diefen Höhen aus ſah man (fo geht die Tradition) eine große Etrede Landes in furchtbarem Feuerausbruch, und „mitten zwifchen den Flammen (wie fich die ausdrüdten, welche das Berg-Auffteigen er lebt) erfchien, gleich einem fehwarzen Caſtell (castilio negro), ein großer unförmiger Klumpen (bulto grande)“. Bei der ge ringen Bevölkerung dev Gegend (Die Indigo= und Baumwollen— / 336 Cultur wurte damals nur fehr ſchwach betrieben) hat ſelbſt die Stärfe langdauernder Erdbeben fein Vienfchenleben gefoftet, ob— gleich durch diefelben, wie ich aus handfchriftlichen Nachrichten 8 erfehen, bei den Kupfergruben von Inguaran, in dem Städtchen Patzcuaro, in Santiago de Ario, und viele Meilen weiter, doch nicht über ©, Pedro Churumuco hinaus, Häufer unge ftürzt worden waren. In der Hacienda de Jorullo hatte man bei der allgemeinen nächtlichen Flucht einen taubftummen Neger: Iflaven mitzunehmen vergeſſen. Ein Meftize hatte die Menfch- lichkeit umzufehren und ihn, als die Wohnung noch ftand, zu vetten, Man erzählt gen noch heute, daß man ihn fnieend, eine geweihte Kerze in dev Hand, vor dem Bilde de Nuestra Senora de Guadalupe gefunden habe, Nach der weit und übereinftimmend unter den Eingebore— nen verbreiteten Tradition foll in den eriten Tagen der Ausbruch von grogen Felsmaſſen, Schladen, Sand und Aſche immer auch mit einem Erguß von fehlammigem Waller verbunden gewefen fein. In dem vorerwähnten denfwürdigen Berichte vom 19ten October 1759, der einen Mann zum Berfaffer hat, welcher mit genauer Localfenntnig das eben erſt WVorgefallene jildert, heißt es ausdrüdlich: que espele el dicho Volcan arena, ceniza y agua. Alle Augenzeugen erzählen (ich über: jege aus der Befchreibung, welche der Intendant, Oberft Riano, und der beutfche Berg-Commiſſar Franz Fifcher, der in ſpa— nische Dienjte getreten war, über den Zuftand des Vulkans von Sorullo am 10ten März 1789 geliefert haben): „daß, ebe der furchtbare Berg erichien (antes de reventar y aparecerse este terrible Cerro), die Gröftoße und das unterivdiiche Ge— töfe fich Häuften; am Tage des Ausbruchs felbit aber Der flache Boden fich fichtbar jenfrecht erhob (se observö, que el plan 337 de la tierra se levantaba perpendicularmente), und das Ganze fich mehr oder weniger aufblähte, fo daß Blafen (vexigones) erfchienen, Deren größte heute der Wulfan ift (de los que el mayor es hoy el Cerro del Volcan). Diefe aufgetriebenen Blafen, von fehr verfchiedenem Umfang und zum Theil ziem- lich regelmäßiger conifcher Geftalt, platten ſpäter (estas ampol- las, gruesas vegigas 6 conos diferentemente regulares en sus figuras y tamanos, reventäron despues), und ftießen aus ihren Mündungen fochend heißen Erdſchlamm (tierras hervidas y calientes) wie verſchlackte Steinmafjen (piedras cocidas? y fundidas) aus, die man, mit fchwarzen Steinmaflen bededt, noch bis in ungeheure Ferne auffindet.“ Dieſe hiftoriichen Nachrichten, die man freilich ausführlicher wäünfchte, ſtimmen vollfommen mit dem überein, was ich aus dem Munde der Eingeborenen 14 Jahre nach der Befteigung des Antonio de Riaño vernahm. Auf die Fragen, ob man „das Berg-Caſtell“ nah Monaten oder Jahren fich allmälig habe erhöhen jehen, oder ob e8 gleich in den erjten Lagen ſchon als ein Hoher Gipfel erichienen jei? war feine Antwort zu erhalten, Riaño's Behauptung, daß Eruptionen noch in ben erften 16 bis 17 Jahren vorgefallen wären, aljo bis 1776, wurde als unwahr geläugnet. Die Erfcheinungen von Fleinen Waſſer- und Schlamm-Ausbrücen, die in den erften Tagen gleichzeitig mit den glühenden Schladen bemerkt wurden, werden nach der Sage dem Verfiegen zweier Bäche zugeſchrieben, welche, an dem weftlichen Abhange des Gebirges von Santa nes, alfo öftlich vom Cerro de Cuiche, entipringend, Die Zuckerrohr— Felder der ehemaligen Hacienda de San Pedro de Jorullo reichlich bewäfjerten und weit in Weften nach Der Hacienda de la Presentacion fortitrömten. Man zeigt noch nahe bei Av. Humboldt, Kosmos. IV. 22 338 ihrem Urſprunge den Punkt, wo fie in einer Kluft mit ihren einft falten Waflern bei Erhebung des öftlihen Nandes bes Malpais verfchwunden find. Unter den Hornitos weglaufend, erfcheinen fie (das ift die allgemeine Meinung der Landleute) erwärmt als zwei Thermalquellen wieder. Da der gehobene Theil des Malpais dort faft fenfrecht abgeftürzt ift, fo bilden fie die zwei feinen Waflerfälle, die ich gefehen und in meine Zeichnung aufgenommen habe, Jedem derfelben ift der frühere Name, Rio de San Pedro und Rio de Cuitimba, erhalten worden. Ich Habe an diefem Punkte die Temperatur ber dampfenden Wafler 520,7 gefunden. Die Waffer find auf ihrem langen Wege nur erwärmt, aber nicht gefäuert worden. Die Reactiv- Papiere, welche ich die Gewohnheit hatte mit mir zu führen, erlitten feine Veränderung; aber weiter hin, nahe bei der Hacienda de la Presentacion, gegen die Sierra de las Canoas zu, fprudelt eine mit gefchwefeltem Wafleritoffgas ge- fchwängerte Quelle, die ein Beden von 20 Fuß Breite bildet. Um fi von der complicirten Reliefform der Bobden- fläche einen Elaren Begriff zu machen, in melcher fo merfwürdige Erhebungen vorgefallen find, muß man bypfometrifch und mor- phologiſch unterjcheiden: 1) die Lage des Vulkan-Syſtems von Jorullo im Verhältniß zu dem mittleren Niveau der mericani- chen Hochebene; 2) die Gonverität Des Malpais, das von Taufenden von Hornitos bededt ift; 3) die Spalte, auf welcher 6 große vulfanifche Bergmaflen aufgeftiegen find. An dem weftlichen Abfall der von SSD nah NNW ftreichenden Cordillera central de Mexico bildet die Ebene der Playas de Jorullo in nur 2400 Fuß Höhe über dem Niveau ber Südfee eine von ben horizontalen Bergftufen, welche überall in den Gordilleren die Neigungs-Linie des Abfalls unterbrechen 339 und deshalb mehr oder minder die Abnahme der Wärme in den über einander liegenden Luftfchichten verlangfamen. Wenn man von dem Gentral- Plateau von Merico in 7000 Fuß mittlerer Höhe nach den Meizenfeldern von Valladolid de Mi- chuacan, nach dem anmuthigen See von Patzcuaro mit dem bewohnten Infelchen Janicho und in die Wiefen um Santiago de Aug, Die wir (Bonpland und ich) mit den nachmals fo be rühmt gewordenen Georginen (Dahlia, Cav.) gefchmüdt fan- den, herabjteigtz; fo ift man noch nicht neunhundert bis taufend Fuß tiefer gelangt. Um aber von Ario am fteilen Abhange über Aguafarco in das Niveau der alten Ebene von Jorullo zu treten, vermindert man in dieſer fo funzen Strede die abfolute Höhe um 3600 bis 4000 Fuß.‘ Der rumdliche, convere Theil der gehobenen Ebene hat ohngefähr 12000 Fuß im Durchmeffer, alfo ein Areal von mehr ald 1, einer geographiichen Duadrats meile. Der eigentliche Bulfan von Jorullo und die 5 anderen Berge, die fich mit ihm zugleich und auf Einer Spalte erhoben haben, liegen fo, daß nur ein Fleiner Theil des Malpais öftlich von ihnen fällt. Gegen Werften ift Die Zahl der Hornitos daher um vieles größer; und wenn ich am frühen Morgen aus dem Indianer Häuschen der Playas de Jorullo heraustrat ober einen Theil des Cerro del Mirador beftieg, fo fah ich den Schwarzen Vulkan ſehr maleriich über die Unzahl von weißen Rauchjäulen der „Kleinen Defen“ (Hornitos) hervorragen, So— wohl die Käufer der Playas al& der bafaltifche Hügel Mirador liegen auf dem Niveau des alten unvulfanifchen oder, vorfich- tiger zu veden, nicht gehobenen Bodens. Die fchöne Vegetation deifelben, auf dem ein Heer von Salvien unter dem Schatten einer neuen Art der Fächerpalme (Corypha pumos) und einer neuen Eller-Art (Alnus Jorullensis) blühen, contraftirt mit 340 dem öden, pflanzenleeven Anblie des Malpais. Die Verglei- chung der Barometerftände 8 des Punktes, wo die Hebung in den Playas anfängt, mit Dem Punkte unmittelbar am Fuß des Bulfans giebt A444 Fuß relativer jenfrechter Höhe. Das Haus, das wir bewohnten, jtand ohngefähr nur 500 Toifen von dem Rande des Malpais ab. ES fand fich dort ein kleiner ſenk— rechter Abſturz von faum 12 Fuß Höhe, von welchem bie heiß gewordenen Wafler des Baches (Rio de San Pedro) herab» fallen. Was ich dort am Abſturz von dem inneren Bau des Erdreichs unterfuchen fonnte, zeigte ſchwarze, horizontale Let— tenfhichten, mit Sand (Rapılli) gemengt. An anderen Punkten, die ich nicht gefehen, hat Burfart „an der fenfrechten Begrenzung des erhobenen Bodens, wo dieſer fchwer zu exfteigen ift, einen lichtgrauen, wenig Dichten (verwitterten) Bafalt, mit vielen Körnern von Dlivin“ beobachtet. ? Diefer genaue und erfahrene Beobachter hat aber I an Ort und Stelle, ganz wie ich, die Anficht von einer durch elaftifche Dämpfe bewirften, blajenförmigen Hebung der Erdoberfläche gefaßt: entgegengefeßt der Meinung berühmter Geognojten !!, welche die Converität, die ich durch unmittelbare Meffung gefunden, allein dem ftär- feren Lava-Ergus am Fuß des Vulfans zufchreiben. Die vielen Taufende Der Fleinen Auswurfs-Kegel (eigentlich mehr rundlicher oder etwas verlängerter, backofen-artiger Form), welche die gehobene Fläche ziemlich gleichmäßig bededen, find im Mittel von 4 bis 9 Fuß Höhe. Sie find faft allein auf der weftlichen Seite des großen Vulkans emporgeitiegen, Da ohnedies der öſtliche Theil gegen den Cerro de Cuiche hin faum 1, des Areald der ganzen blafenförmigen Hebung ber Playas ausmacht. Jeder der vielen Hornitos ift aus verwit— terten Bafaltfugeln zufammengefegt, mit concentrifch fchalig 341 abgefonderten Stüden; ich fonnte oft 24 bis 28 ſolcher Schalen zählen. Die Kugeln find etwas fphäroidifch abgeplattet, und haben meift 15—18 Zoll im Durchmeſſer; variiren aber auch von 1 bis 3 Fuß. Die fchwarze Balaltmaffe ift von heißen Dimpfen durchdrungen und erdig aufgelöft; doch der Kern ift Dichter: während die Schalen, wenn man fie ablöft, gelbe Flecken orydirten Eifens zeigen. Auch die weiche Lettenmafle, welche die Kugeln verbindet, ift, fonderbar genug, in gekrümmte Lamellen getheilt, die fih durch alle Zwifchenräume der Kugeln durchwinden. Sch habe mich bei dem erften Anblick befragt, ob das Ganze ftatt verwitterter, ſparſam olivinhaltiger Bafalt- fugeln nicht vielleicht in der Ausbildung begriffene, aber gejtörte Mailen darböte. ES Spricht dagegen die Analogie der wirklichen, mit Thon- und Mergelichichten gemengten Kugelbafalt- Hügel, welche oft von Sehr Fleinen Dimenfionen im böhmischen Mit- telgebirge, theils ifolirt, theil® lange Balaltrüden an beiden Extremen frönend, gefunden werden. Einige der Hornitos find jo aufgelöft oder haben fo große innere Höhlungen, dag Maul- thiere, wenn man fie zwingt die Vorderfüße auf die flächeren zu jegen, tief einfinfen: wogegen bei ähnlichen Verfuchen, bie ic machte, Die Hügel, welche die Termiten aufbauen, widerjtanden. In der Bafaltmaffe der Hornitos habe ich feine Schladen oder Fragmente älterer durchbrochener Gebirgsarten, wie in den Laven des großen Jorullo, eingebaden gefunden. Was die Bes nennung Hornos oder Hornitos beſonders rechtfertigt, ift Dex Umftand, Daß in jedem derfelben (ich rede von der Epoche, wo ich Die Playas de Jorullo durchwanderte und mein Journal niederichrieb, 18 Sept. 1803) die Rauchfäulen nicht aus dem Gipfel, fondern feitwärts ausbrechen. Im Jahr 1780 fonnte man noch Eigarren anzünden, wenn man fie, an einen Stab 342 befeftigt, 2 bis 3 Zoll tief eingrub; in einigen Gegenden war damals durch die Nähe der Hornitos die Luft fo erhitzt, daß man Umwege machen mußte, um das Ziel, Das man fich vor gefeßt, zu erreichen. Ich fand troß der Erkaltung, welche nach dem allgemeinen Zeugniß der Indianer die Gegend feit 20 Jah— ren erlitten hatte, in den Spalten der Hornitos meift 93° und 950 Gent; zwanzig Fuß von einigen Hlgeln hatte die umge— bende Luft, da, wo feine Dämpfe mich berührten, noch eine Temperatur von 420,5 und 460,8, wenn Die eigentliche Luft Temperatur der Playas zu derfelben Stunde faum 25° war, Die fchwach fchwefelfauren Dämpfe entfärbten reagirende :Bapier- ftreifen, und erhoben fich einige Stunden nach Sonnen-Auf— gang fichtbar bis 60 Fuß Höhe. An einem frühen, Fühlen Morgen ift der Anblid der Nauchläulen am merkwürdigſten. Gegen Mittag, ja ſchon nach 11 Uhr, find fie ganz erniedrigt und nur in der Nähe fichtbar. Im Inneren von mehreren der Hornitos hörten wir Geräufch wie Sturz von Waſſer. Die fleinen balaltiiben Badöfen find, wie fchon oben bemerft worden ift, leicht zerftörbare Gebäude. Als Burfart, 24 Jahre nach mir, das Malpais befuchte, fand ex feinen der Hornitos mehr vauchend; ihre Temperatur war bei Den meiften die der umgebenden Luft, und viele hatten alle Negelmäßigfeit Der Ge— jtalt durch Negengüffe und meteorifche Einflüffe verloren. Dem Hauptvulfan nahe fand Burkart Feine Kegel, die aus einem braunrothen Bonglomerate von abgerundeten oder edigen Lava- ftücfen zufammengefegt waren und nur oder zufammenhingen. Mitten in dem erhobenen, von Hornitos bededten Areal ſieht man noch ein Ueberbleibfel der alten Erhöhung, an welche die Gebäude der Meierei San Pedro angelehnt waren. Der Hügel, den ich auf meiner Karte angedeutet, bildet einen Rüden, welcher 343 von Oſten nach Weiten gerichtet ift, und feine Erhaltung au dem Fuß des großen Vulkans erregt Erſtaunen. Nur ein Theil ift mit dichtem Sande (gebrannten Rapilli) bededt, Die hervorftehende Bafaltilippe, mit uralten Stämmen von Ficus indica und Psidium bewachlen, ift gewiß, wie Die des Cerro del Mirador und der hohen Gebirgsmajfen, welche die Ebene in Oſten bogenförmig begrenzen, als der Gataftrophe präeriftirend zu betrachten. Es bleibt mir übrig Die mächtige Spalte zu befchreiben, auf der in der allgemeinen Richtung von Süd-Süd-Weſt nad) Nord⸗-⸗Nord-Oſt ſechs an einander gereihte Vulkane fich erhoben haben, Die partielle Richtung der erften Drei, mehr füdlichen und niedrigeren ift SWND; die der folgenden drei faft S—N. Die Gangfpalte ift alfo gefrümmt gewefen, und hat ihr Streichen ein wenig verändert, in der Total-Länge von 1700 Toiſen. Die hier bezeichnete Richtung dev gereihten, aber fich nicht berührenden Berge ift allerdings faft rechtwinklig mit der Linie, auf welcher nach meiner Bemerfung die meri- canischen Wulfane von Meer zu Meer auf einander folgen. Diele Differenz nimmt aber weniger Wunder, wenn man bedenft, daß man ein großes geognoftifches Phänomen (die Beziehung der Hauptmaffen gegen einander queer durch einen Eontinent) nicht mit den Localverhältniffen der Drientation im Inneren einer einzelnen Gruppe verwechleln darf. Der lange Rüden des großen Vulkans von Pichincha hat aud) nicht die Richtung der Vulkan-Reihe von Quito; und in un pulfanischen Ketten, 3. B. im Himalaya, liegen, worauf ich fchon früher aufmerffam gemacht habe, die Culminations— punfte oft fern von der allgemeinen Erhebungs-Linie der Kette. Sie liegen auf partiellen Schneerüden, die felbit 344 faſt einen rechten Winkel mit jener allgemeinen Erhebungs-Linie bilden. Von den ſechs über der genannten Spalte aufgeſtiegenen vulkaniſchen Hügeln ſcheinen Die erſteren drei, bie füdlicheren, zwifchen denen der Weg nad) den Kupfergruben von Inguaran durchgeht, in ihrem jesigen Zuftande die unwichtigiten. Cie find nicht mehr geöffnet, und ganz mit graulich weißem vulfanifchen Sande bededt, der aber nicht aus DBimsftein beiteht; denn von Bimsitein und Obfidian habe ich in dieſer Gegend nichtd geſehen. Auch am Jorullo fcheint, wie nad der Behauptung Leopolds von Buch und Monticelli's am Veſuv, ber legte überdeckende Aichenfall der weiße geweſen zu fein. Der vierte, nördliche Berg ift Dev große und eigentliche Bulfan von Sorullo, deſſen Spitze ich, troß feiner geringen Höhe (667 Toiſen über der Meeresfläche, 180 Toiſen über Dem Malpais am Fuße des Bulfans und 263 Toiſen über dem alten Boden der Playas), nicht ohne Meühfeligfeit am 19 Sep- tember 1803 mit Bonpland und Carlos Montufar erreicht habe. Wir glaubten am ficherften in den, Damals noch mit heißen Schwefeldämpfen gefüllten Krater zu gelangen, wenn wir den fchroffen Nücden des mächtigen Lavaftroms erftiegen, welcher aus dem Gipfel felbft ausgebrochen ift. Der Weg ging über eine fraufe, fchladige, coak- oder vielmehr blumenfohlartig aufgefchwollene, helflingende Lava. Einige Theile haben einen metalliichen Glanz, andere find bafaltartig und voll Fleiner Dlivinförner, Als wir uns fo in 667 Fuß fenfrechter Höhe bis zur oberen Fläche des Lavaftroms erhoben hatten, wendeten wir und zum weißen Afchenfegel, an Dem wegen feiner großen Steilheit man fürchten mußte bei dem häufigen und beichfeunig- ten Herabrutfchen durch den Stoß an die zadige Lava Ichmerzhaft 345 verrvundet zu werden. Der obere Rand des Kraters, an deffen jüdweitlichem Theile wir die Inſtrumente aufftellten, bildet einen Ning von der Breite weniger Fuße. Wir trugen das Baro- meter von dem Nande in den ovalen Krater des abgeftumpften Kegels. An einer offenen Kluft ſtrömt Luft aus von 93 0,7 Gent. Temperatun, Wir ftanden nun 140 Fuß fenfrecht unter dem. Kraterrandez und der tieffte Bunft des Schlundes, welchen wir des dicken Schwefeldampfes wegen zu erreichen aufgeben muß- ten, ſchien auch nur noch einmal fo tief zu fein. Der geogno- ftifche Fund, welcher und am meiften interefjirte, war die Ent- deckung mehrerer in die fchwarz=bafaltifche Lava eingebackener, Iharfbegrenzter weißer, feldipathreicher Stücke einer Gebirgsart von 3 bis 4 Zoll Durchmefjer. Sch bielt diefelben zuerft 2 für Syenit; aber zufolge der genauen Unterfuchung eines von mir mitgebrachten Fragments durch Guſtav Nofe gehören fie wohl eher zu der Granit Formation, welche der Oberbergrath Burkart auch unter dem Syenit des Rio de las Balsas hat zu Tage fommen ſehen. „Der Einfchluß ift ein Gemenge yon Quarz und Feldfpath, Die ſchwarzgrünen Flecken fcheinen, mit etwas Feldfvath zufammengefchmolzener Glimmer, nicht Hornblende, zu fein, Das eingebadene weiße Bruchftüd ift durch vulfanifche Hitze gefpalten, und in dem Riſſe laufen weiße, zahnförmige, geſchmolzene Fäden von einem Rande zum anderen.” Nördlicher als der große Vulkan von Iorullo und der fchladige Lavaberg, den er ausgeipieen in der Richtung Der alten Bafalte des Cerro del Mortero, folgen die beiden legten dev oft genannten 6 Eruptionen. Auch diefe Hügel waren anfangs fehr wirffam, denn das Volf nennt noch jegt den Außerften Afchenberg el Volcancito. Cine nach Weiten ge- öffnete weite Spalte trägt hier die Spuren eines zeuftörten 346 DJ Kraters. Der große Bulfan fcheint, wie der Epomeo auf Iſchia, nur einmal einen mächtigen Lavaſtrom ergofien zu haben. Daß feine lavasergießende Thätigfeit über die Epoche des erften Ausbruchs hinaus gedauert habe, ift nicht Hiftorifch eriviefen ; denn der feltene, glücklich aufgefundene Brief des Pa— ter Joaquin de Anfogorri, faum zwanzig Tage nach dem erften Ausbruch gefchrieben, handelt fait allein von den Mitteln „Bafto- ral- Einrichtungen für die befjere Seelforge der vor der Cata— ftrophe geflohenen und zerftveuten Landleute“ zu treffen: für Die folgenden 30 Jahre bleiben wir ohne alle Nachricht. Wenn die Sage fehr allgemein von Feuern fpricht, Die eine fo große Fläche bededten, fo ift allerdings zu vermuthen, Daß alle 6 Hügel auf der großen Spalte und ein Theil des Malpais felbft, in welchen Die Hornitos erfchienen find, gleichzeitig entzün- det waren, Die Wärmegrade der umgebenden Luft, die ich felbft noch gemefjen, lafien auf Die Hiße jchließen, welche 43 Jahre früher Dort geherrfcht Hatz fie mahnen an den urweltlichen Zuftand unferes Blaneten, in dem die Temperatur feiner Lufthülle und mit diefev Die Bertheilung des organifchen Lebens, bei thermifcher Einwirkung des Inneren mittelft tiefer Klüfte Cunter jeglicher Breite und in langen Jeitperioden), modiftcirt werden Fonnte, Man hat, feitdem ich Die Hornitos, welche den Vulkan von Jorullo umgeben, bejchrieben habe, manche analoge Genüfte in verichiedenen Weltgegenden mit Diefen badofen- ähnlichen feinen Hügeln verglichen. Mir fcheinen die mericanifchen, ihrer inneren Zufammenfegung nad, bisher noch fehr contra- ftivend und ifolivt Dazuftehen. Will man Auswurfs-Kegel alle Erhebungen nennen, weldhe Dämpfe ausftoßen, jo ver: dienen die Hornitos allerdings die Benennung von Fumarolen. Die Benennung Auswurfs-Kegel würde aber zu der irrigen Meinung leiten, als feien Spuren vorhanden, daß die Hornites je Schlafen ausgeworfen oder gar, wie viele Auswurfs- Kegel, Lava eraoffen haben. Ganz verfchieden z.B. find, um an ein größeres Phänomen zu erinnern, in Kleinaften, auf der vor maligen Grenze von Myſien und Bhrygien, in dem alten Brand— lande (SKatafefaumene), „in welchem e8 fich (wegen der Erd— beben) gefahrvoll wohnt“, die drei Schlünde, die Strabo gyVocaı, Blafebälge, nennt, und die der verdienftvolle Nei- fende William Hamilton wieder aufgefunden hat 3%, Auswurfs- Kegel, wie fte Die Infel Lancerote bei Tinguaton, oder Unter: Stalien, oder (von faum zwanzig Fuß Höhe) der Abhang des großen Famtschadalifchen Vulkans Amaticha 1? zeigen, den mein Freund und fibirifcher Reifegefährte, Ernſt Hofmann, im Juli 1824 erſtiegen; beftehen aus Schladen und Aſche, Die einen fleinen Krater, welcher fie ausgeftoßen hat und von ihnen wie: der verfchüittet worden tft, umgeben. An den Hornitos ift nichts fraterzähnliches zu ſehen; und fte beftehn, was ein wichtiger Charafter ift, aus bloßen Bafaltfugeln mit fchalig abgefonder- ten Stüdfen, ohne Einmiſchung loſer ediger Schlafen. Am Fuß des Veſuvs, bei Dem mächtigen Ausbruch von 1794 (wie auch in früheren Epochen), bildeten fich, auf einer Längenfpalte gereiht, 8 verfchiedene kleine Eruptions-Kratere, bocche nuove, die fogenannten parafitifchen Ausbruchs-Kegel, lava⸗ergießend und jchon dadurch den Sorullo-Hornitos gänzlich entfrembdet. „Ihre Hornitos«, fchrieb mir Leopold von Buch, „ſind nicht durch Auswürflinge aufgehäufte Kegel; fte find unmittelbar aus dem Erd-Inneren gehoben.” Die Entitehung des Vulkans von Sorullo felbft wurde von diefem großen Geologen mit der Des Monte nuovo in den phlegräifchen Feldern verglichen. Die- felbe Anficht der Erhebung von 6 vulfanifchen Bergen auf einer 348 Längenfpalte hat jich (f. oben S. 336— 337) dem Oberft Riaño und dem Berg-Commiſſar Fischer 1789, mir bei dem erften Anblick 1803, Herin Burfart 1827 als die wahrfcheinlichere aufgedrängt. Bei beiden neuen Bergen, entitanden 1538 und 1759, wiederholen fich diejelben Fragen. Ueber den ſüd— italifchen find die Zeugniffe von Falconi, Pietro Giacomo Di Toledo, Francefeo del Nero und Porzio umftändlicher, der Zeit ber Gataftrophe nahe und von gebildeteren Beobachtern abge: fast. Eines dieſer Zeugniffe, das gelehrtefte des berühmten Porzio, fagt: »Magnus terrae tractus, qui inter radices mon- tis, quem Barbarum incolae appellant, et mare juxta Aveı- num jacet, sese erigere videbatur et montis subito nascen- tis figuram imitari. Iste terrae cumulus aperto veluti ore magnos ignes evomuit, pumicesque et lapides, eineresque.« « Bon der hier vervollitändigten geognoftichen Beſchreibung bes Bulfans von Sorullo gehen wir zu den öftlicheren Theilen von Mittel-Merico (Anahuac) über. Nicht zu verfennende Lavaftröme, von meiſt bafaltartiger Grundmaſſe, hat der Pic von Orizaba nach den neuejten, intereffanten Forſchungen von Pieſchel (März 1854) 5 und H. de Sauffure ergofjen. Die Gebirgsart des Pic von Drizaba, wie Die des von mit erftiegenen geoßen Vulkans von Zolura 1°, ift aus Hornblende, Dligoflas und etwas Obſidian zufammengefegt: während bie Grundmaffe des Popocatepetl ein Chimborazo-Geſtein iſt, zur jammengefest aus ſehr Fleinen Kryftallen von Dligoflas und Augit. An dem Fuß des öftlichen Abhanges des Popocatepetl, weftlih von der Stadt la Puebla de los Angeles, habe ich in bem Llano de Tetimpa, wo ich die Baſe zu den Hohen- Beftimmungen ber beiden großen, das Thal von Mexico begrenzenden Nevados (Bopocatepetl und Iztaccihuatl) gemeſſen, 349 fiebentaufend Fuß über dem Meere ein weites und räthielhaftes Lavafeld aufgefunden. Es heißt Das Malpais (rauhe Trümmer—⸗ feld) von Atlachayacatl, einer niedrigen Trachytfuppe, an deren Abhange der Rio Atlaco entfpringt; und erftedt fich, 60 bis 80 Fuß über Die angrenzende Ebene prallig erhoben, von Oſten nach Weiten, alſo rechtwinklig den Bulfanen zulaufend. Bon dem in- Dianifchen Dorfe San Nicolas de los Ranchos bis nad San Buenaventura fchäßte ich Die Länge des Malpais über 18000, feine Breite 6000 Fuß. ES find ſchwarze, theilmweife aufgerich- tete Lavafchollen von graufig wilden Anfehen, nur fparfam Hier und da mit Lichenen überzogen: contraftivend mit der gelblich weißen Bimsjtein-Dede, die weit umher alles überzieht. Letztere beiteht hier aus grobfafrigen Sragmenten von 2 bis 3 Zoll Durchmefjer, in denen bisweilen Hornblende- Kryftalle liegen, Diefer gröbere Bimsſtein-Sand ijt von dem jehr feinförnigen verjchieden, welcher an dem Vulkan PBopocatepetl, nahe am Fels el Frayle und an der ewigen Schneegrenze, Das Berg: befteigen fo gefährlich macht, weil, wenn er an fteilen Abhängen fih in Bewegung fest, Die herabrollende Sandmafle alles überfchüttend zu vergraben droht. Ob diefes Lava-Trüm— merfeld (im Spanifchen Malpais, in Sicilien Sciarra viva, in Island Odaada-Hraun) alten, über einander gelagerten Seiten-Ausbrüchen des Popocatepetl angehört oder dem etwas abgerundeten Kegelberg Tetlijolo (Gerro del Gorazon de Piedra), Fann ich nicht enticheiden. Geognoftifch merkwürdig iſt noch, daß öftlicher, auf dem Wege nach der Fleinen Feſtung Perote, dem altzaztefifchen Pinahuizapan, ſich zwifchen Ojo de Agua, Venta de Soto und el Bortachuelo die vulfanifche Formation von grobfaſrigem, weißem, zerbrörfelndem Perlſtein 18 neben einem, wahrfcheinlich tertiäven Kalfjtein (Marmol de la Puebla) erhebt, Diefer Berlftein ift Dem der conifchen Hügel von Zinapecuaro (zwiſchen Merico und Valladolid) fehr ähnlich; und enthält, außer Glimmer-Blättchen und Knollen von eingewachlenem Dbfidian, auch eine glafige, bläulich-graue, zumeilen rothe, japis-artige Streifung. Das weite Berlftein-Gebiet ift hier mit feinförnigem Sande verwitterten Perlſteins bedeckt, welchen man auf den erften Anblick für Granitland halten fünnte und welcher, troß feiner Entftehungs-DBerwandtichaft, doch yon dem eigentlichen, graulich weißen Bimsftein-Sande leicht zu unter- icheiden ift. Lesterer gehört mehr der näheren Umgegend von Perote an, dem ftebentaufend Fuß hohen Blateau zwifchen den‘ zwei vulfanifchen, Nord-Süd ftreichenden Ketten des Popo— catepetl und des Drizaba, Menn man auf dem Wege von Merico nach Veracruz von ben Höhen des quarzlofen, trachytartigen Porphyrs der Vigas gegen Canvas und Jalapa anfängt herabzufteigen, überfchreitet man wieder zweimal Trummerfelder von fchladiger Lava: das erfte Mal zwilchen der Station Parage de Carros und Canoas oder Tochtlacuaya, das zweite Mal zwifchen Canvas und der Station Casas de la Hoya. Der erſte Bunft wird wegen der vielen aufgerichteten, bafaltifchen, olivinreichen Lavafchollen Loma de Tablas; der zweite fchlechthin el Malpais genannt. Ein kleiner Nüden deſſelben trachytartigen Porphyrs, vol glafigen Feldfpaths, welcher bei la Cruz blanca und Rio friv (am weftlichen Abfall der Höhe von las Vigas) dem Arenal (den SBerlftein-Sandfeldern) gegen Dften eine Grenze febt, trennt die eben genannten beiden Zweige des Trümmerfeldes, die Loma de Tablas und das, um vieles breitere Malpais. Die der Gegend Kundigen unter dem Landvoife behaupten, daß der Schladen- Streifen fich gegen Süd-Süd-Weſt, alfo 351 gegen den Cofre de Perote hin, verlängere. Da ich ben Cofre felbft beftiegen und viele Meffungen an ihm vorge nonmen!® habe, fo bin ich wenig geneigt gewefen aus einer, allerdings ſehr wahrfcheinlichen Verlängerung des Lavaftro- mes (als ein folcher it er in meinen Profilen tab. 9 und 11, wie in dem Nivellement barometrique bezeichnet) zu folgern, daß berfelbe jenem, fo fonderbar geftalteten Berge jelbft entfloffen fei. Der Cofre de Perote, zwar an 1300 Fuß höher als der Pic von Teneriffa, aber unbedeutend im Wer: gleich mit den Coloſſen Popocatepetl und Drizaba, bildet wie Bichincha einen langen Felsrüden, auf deſſen ſüdlichem Ende der Fleine Fels-Cubus (la Pen) fteht, deſſen Form zu der alt=aztefifchen Benennung Nauhcampatepetl Anlaß gegeben hat. Der Berg hat mir bei der Belteigung feine Spur von einem eingeftürzten Krater, oder von Ausbruch- Mündungen an feinen Abhängen; feine Schladenmaffen, feine ihm gehörige Obftdiane, Berlitein oder Bimsiteine gezeigt. Das Ihwärzlich-grane Geftein ift fehr einförmig aus vieler Hornblende und einer Feldfpath- Art zufammengefest, welche nicht glafiger Feldſpath (Sanidin), fondern Dligoflas if: was dann die ganze Gebirgsart, welche nicht porös ift, zu einem Dioritzartigen Trachyte ftempeln wurde. Ich ſchildere die Eindrücke, Die ich empfangen. Iſt das graufige, ſchwarze TIrümmerfeld (Malpais), bei dem ich hier abfichtlich verweile, um dev allzu einfeitigen Betrachtung vulfanifcher Kraft- äußerungen aus dem Inneren entgegenzuarbeiten, auch nicht dem Cofre de Perote jelbft an einer Seiten- Deffnung ent- floffen ; ſo kann doch die Erhebung dieſes ifolirten, 12714 Fuß hohen Berges die Veranlaffung zu der Entftehung der Loma de Tablas gewefen fein. Es können bei einer folchen Erhebung 352 weit umher durch Faltung des Bodens Längenfpalten und Spaltengewebe entftanden fein, aus denen unmittelbar geſchmolzene Mafien ohne Bildung eigener Berggerüfte (geöff- neter Kegel oder Erhebungs- Krater) fich bald als dichte Maſ— fen, bald als fchladige Lava ergoffen haben, Sucht man nicht vergebens in den großen Gebirgen von Bafalt und Porphyr— fchiefer nach Gentralpunften (Kraterbergen) oder niedrigeren, umwallten, Freisförmigen Schlünden, Denen man ihre gemein- fame &rfcheinung zufchreiben könnte? Die forgfältigfte Tren- nung defien, was in den Erfcheinungen genetifch verfchieden ift: formbildend in Kegelbergen mit offen gebliebenen Gipfel— Kratern und Geiten- Deffnungen; oder in umwallten Er— hedungs- Kratern und Maaren; oder theild aufgeftiegen als geichlofiene Glockenberge oder geöffnete Kegel, theils ergofjen aus zufammenfcharenden Spalten: ift ein Gewinn für Die Wiſſenſchaft. Sie ift es fchon deshalb, weil die Mannigfal- tigfeit der Anftchten, welche ein erweiterter Horizont der Beobachtung nothwendig hervorruft, die ftreng Fritifche Ver— gleichung des Seienden mit dem, wovon man vorgiebt, daß e8 die einzige Form der Entjtehung fei, am fräftigften zur Unterfuchung anregt. Iſt doch auf europäiſchem Boden felbit, auf der, an heißen Quellen reichen Infel Euböa, zu Hiftori- fhen Zeiten in der großen Ebene von Lelanton (fern von allen Bergen) aus einer —— ein mächtiger Lavaſtrom ergoſſen worden, 20 In der auf Die — gegen Süden zunächſt fol- genden Bulfan-Gruppe von Gentral-Amerifa, wo 18 Kegel- und Glockenberge als jest noch entzündet betrachtet werden fönnen, find 4 (Nindiri, el Nuevo, Conſeguina und San Miguel de Bosotlan) als Lavaſtröme gebend erfannt 333 worden. 4° Die Berge der dritten Vulkan-Gruppe, der von VBopayan und Quito, ftehen bereits ſeit mehr als einem Jahrhundert in dem Rufe feine Lavaftröme, fondern nur une zufammenbangende, aus dem alleinigen Gipfel: rater ausge: ftogene, oft reihenartig herabrollende, glühende Schlackenmaſſen zu geben. Dies war fchon Die Meinung ? von La Condamine, ald er im Frühjahr 1743 das Hochland von Quito und Buenca verließ. Er hatte vierzehn Jahre fpäter, da er von einer Befteigung des Veſuvs (4 Juni 1755) zurückkehrte, bei welcher er die Schweiter Friedrich des Großen, die Mark gräfinn von Baireuth, begleitete, Gelegenheit fich in einer afademifchen Sitzung über den Mangel von eigentlichen Lava— jteömen (laves coulées par torrens de matieres liquefices) aus den Vulkanen von Quito lebhaft zu Außen. Das in der Eitung vom 20 April 1757 .gelefene Journal d’un Voyage en Italie erfchien exft 1762 in den Mémoires der Barifer Akademie, und ift für die Gefchichte der Erfennung alter aus— gebrannter Vulfane in Sranfreich auch darum geogno- ftiich von einiger Wichtigfeit, weil La Gondamine in demfelben Tagebuche mit dem ihm eigenen Scharffinn, ohne von Guet— tard's, allerdings früheren Behauptungen etwas zu wiflen 23, ſich ſehr beſtimmt über die Griftenz alter Kraterfeen und aus— gebrannter Bulfane im mittleren nnd nördlichen Italien wie im ſüdlichen Frankreich ausfpricht. Eben Dieter auffallende Contraſt zwifchen den fo früh er- fannten, jchmalen und unbezweifelten Lavaftrömen der Auvergne und der, oft nur allzu abfolut behaupteten Abwefenheit jedes Lava-Erguffes in den Cordilleren hat mich während der ganzen Dauer meiner Erpedition ernfthaft befchäftigt, Alle meine Tagebücher find voll von Betrachtungen über dieſes Problem, A. v. Humboldt, Kosmos. IV 23 394 deſſen Löfung ich lange in der abfoluten Höhe der Gipfel und in der Mächtigfeit der Umwallung, d. i. der Einfenfung, tra- chytifcher Kegelberge in acht- bis neuntaufend Fuß hohen Bergebenen von großer Breite gefucht habe. Wir wifjen aber jest, daß ein 16000 Fuß hoher, Schladen auswerfen- der Bulfan von Quito, der von Macas, ununterbrochen um vieles thätiger ift als Die niedrigen Vulkane Izalco und Stromboli; wir wiffen, daß die öftlichen Dom- und Kegel berge, Antifana und Sangay, gegen die Ebene des Napo und Paſtaza: die weftlichen, Bichincha, Iliniza und Ghimborazo, gegen die Zuflüffe des ftillen Dceans hin freie Abhänge haben, Auch unumwallt vagt bei vielen der obere Theil noch acht bis neuntaufend Fuß hoch über die Hochebene empor. Dazu find ja alle Diefe Höhen über der Meeresfläche, welche, wenn gleich nicht ganz mit Necht, als die mittlere Höhe der Erd— oberfläche betrachtet wird, unbedeutend in Hinficht auf Die Tiefe, in welcher man den Sitz ber vulfanifchen Thätigkeit und die zur Schmelzung der Gejteinmaffen nöthige Temperatur vermuthen kann. Die einzigen fchmäleren LavasAusbrüchen ähnlichen Er jcheinungen, die ich in den Cordilleras yon Quito aufgefunden, find Diejenigen, welche der Bergeoloß des Antifana, bejien Höhe ich durch eine trigonometrifche Mefiung auf 17952 Fuß (5833” ) beftimmt habe, Darbietet. Da die Geftaltung bier die wichtigften Griterien an die Hand giebt, jo werde ich Die fuftematifche und den Begriff der Entjtehung zu eng befchrän- fende Benennung Lava gleich anfangs vermeiden und mich nur ganz objectiv dev Bezeichnungen von „gelstrümmern“ oder „Schuttwällen“ (traindes de masses volcaniques) bedienen. Das mächtige Gebirge des Antifana bildet in 355 12625 Fuß Höhe eine faft ovalförmige, in langem Durch ineffer über 12500 Toiſen weite Ebene, aus welcher infel- förmig der mit ewigem Schnee bededte Iheil des Vulkans aufiteigt. Der höchite Gipfel iſt abgerundet und domformig. Der Dom ift duch einen furzen, zadigen Rüden mit einen, gegen Norden vorliegenden, abgeftumpften Kegel verbunden. In der, theils öden und fandigen, theils mit Gras bededten Hochebene (dem Aufenthalt einer fehr muthigen Stier-Race, welche wegen des geringen Luftdrudes leicht Blut aus Mund und Nafenlöchern ausjtoßen, wenn fte zu großer Musfel- Anz ftrengung angeregt werden) liegt eine Feine Meierei (Hacienda), ein einzelnes Haus, in welchem wir bei einer Temperatur von 30,7 bis 99 Gent. vier Tage zubrachten. Die große Cbene, feineswegs umwallt, wie in Erhebungs- Kratern, trägt die Spuren eines alten Seebodend. Als Reſt der alten Waſ— ferbedeefung ift weitlidh von den Altos de la Moya die Laguna Mica zu betrachten. Am Rande der ewigen Schneegrenze ent— fpringt der Rio Tinajillas, welcher jpäter unter dem Namen Rio de Duiros ein Zufluß des Maspa, des Napo und Des Amazonenfluffes wird. Zwei Steinwälle: fchmale, mauerfürmige Erhöhungen, welche ich auf dem von mir aufgenommenen Sir tuationsplane vom Antifana als coulées de laves bezeichnet habe, und welche die Eingeborenen Volcan de la Hacienda und Yana Volcan (yana bedeutet ſchwarz oder braun in der Dquechhua- Space) nennen; geben bandförmig aus von dem Fuß des Vulfans am unteren Rande der ewigen Echneegrenge, vom füdweitlichen und nördlichen Abhange, und erfiveden fich, wie es fcheint, mit fehr mäßigem Gefälle, in der Richtung yon NO-—- EM tiber 2000 Toiſen weit in die Cbene hinein, Sie haben bei fehr geringer Dreite wohl eine Höhe von 180 396 bis 200 Fuß über dem Boden der Llanos de la Hacienda, de Santa Lucia und del Cuvillan. Ihre Abbänge find überall fehr ſchroff und fteil, felbit an den Endpunkten. Cie bejtehen in ihrem jesigen Zuftande aus fchaligen, meift fcharffantigen Felstriümmern eines ſchwarzen bafaltifchen Geſteins, ohne Dli- pin und Hornbiende, aber fparfam Feine weiße Feldſpath— Kryſtalle enthaltend. Die Grundmafle hat oft einen pech— fteinartigen Glanz und enthielt Obftdian eingemengt, welcher beionders in ſehr großer Menge und noch deutlicher in der jogenannten Cueva de Antisana zu erfennen war, deren Höhe wir zu 14958 Buß fanden. ES ift feine eigentliche Höhle, fondern ein Schuß, weldyen den bergbefteigenden Viehhirten und alfo auch und gegen einander gefallene und fich wechfel- jeitig unterjtügende Yelöblöde bei einem furchtbaren Hagel jchauer gewährten. Die Cueva liegt eiwas nördlich von dem Volcan de la Hacienda. In den beiden fchmalen Steimvällen, die das Anfehen exfalteter Lavaſtröme haben, zeigen fich die Tafeln und Blöde theild an den Rändern Ichladig, ja ſchwamm— artig aufgetrieben; theils verwittert und mit erdigem Schutt gemengt. Analoge, aber mehr zufammengefegte Erfcheinungen bietet ein anderes, ebenfalls bandartiges Steingerölle dar. Es liegen nämlih an dem öftlihen Abfall des Antifana, wohl um 1200 Fuß fenfrecht tiefer als die Ebene der Hacienda, in der Richtung nah Pinantura und Bintac hin, zwei fleine runde Seen, von denen der nörblichere Anſango, der füdlichere Le cheyasu heißt. Der erfte hat einen Inielfel$ und wird, was jehr enticheidend ijt, von Bimsftein-Gerölle umgeben. Jeder diefev Seen bezeichnet den Anfang eines Thales; beide Thäler vereinigen fich, und ihre erweiterte Fortfegung führt den Namen 397 Volcan de Ansango, weil von dem Rande beider Seen jchmale Feldtriümmer- Züge, ganz den zwei Steinwällen der Hochebene, die wir oben bejchrieben Haben, ähnlich, nicht etwa die Thäler ausfüllen, fondern fih in der Mitte derfelben dammartig bis zu 200 und 250 Fuß Höhe erheben. Ein Blick, auf den Situationsplan geworfen, den ich in dem Atlas geogra- phique et physique meiner amerifanifchen Reife (Pl. 26) veröffentlicht, wird Diefe Verhältniſſe verdeutlichen. Die Blöde find wieder theils Icharffantig, theil® an den Rändern vers ſchlackt, ja coafartig gebrannt. Es ift eine bafaltartige, ſchwarze Grundmafle mit ſparſam eingefprengtem glaftgem Feldſpath; einzelne Fragmente find jcehwarzbraun und von matten Pech— ſtein-Glanze. So bafaltartig auch die Grundmaſſe ericheint, fehlt dech ganz in derfelben der Dlivin, welcher fo häufig am Rio Pisque und bei Guallabamba fich findet, wo ich 68 Fuß hohe und 3 Fuß dicke Bafaltfäulen fah, die gleichzeitig Dlivin und Hornblende eingefprengt enthalten. In dem Stein- wall von Anfango deuten viele Tafeln, durch Verwitterung geipalten, auf Porphyrſchiefer. Alle Blöcke haben eine gelb: graue Verwitterungs-Kruſte. Da man den Zrümmerzug (los derrumbamientos, la reventazon nennen es Die ſpaniſch reden— den Eingebornen) vom Rio del Molino unfern der Meierei von Pintac aufwärts bis zu den von Bimsſtein umgebenen kleinen Kraterieen (mit Wafler gefüllten Schlünden) verfolgen kann, fo ift natürlih die Meinung wie von felbit entitanden, daß die Seen die Deffnungen find, aus welchen die Steinblöde an die Oberfläche famen. Wenige Jahre vor meiner Anfunft in diefer Gegend hatte ohne bemerfbare vorhergegangene Erd: erfchlitterung der Trümmerzug fih auf der geneigten Fläche Wochen lang in Bewegung gelegt, und durch den Drang und 398 Stoß der Steinblöfe waren einige Käufer bei Bintac umge: ftlrgt worden. Der Trümmerzug von Anfango ift noch ohne alle Spur von Vegetation, die man ſchon, wenn gleich fehr Iparfam, auf den zwei, gewiß älteren, mehr verwitterten Aus— brüchen der Hochebene von Antijana findet. Wie foll diefe Art der Aeußerung vulfaniicher Thätig— feit benannt 2? werden, deren Wirfung ich fchildere? Haben wir hier zu thun mit Lavaftrömen? oder nur mit halb ver jchladten und glühenden Mafien, die unzufammenhangend, aber in Zügen, Dicht an einander gedrängt (wie in und fehr nahen Zeiten am Gotopari) ausgeſtoßen werden? Sind Die Steinwälle vom Yana-Vulkan und Anfango vielleicht gar feite fragmentarifche Mafjen gewelen, welche ohne ermeuerte Erhöhung der Temperatur aus dem Inneren eines wulfaniz hen Kegelberges, in dem fie lofe angehäuft und alfo fchlecht unterftügt lagen, von Erdbeben erjchüttert und fleine Iocale Erdbeben erregend, durch Stoß oder Fall getrieben, aus— brachen? Iſt feine der drei angedeuteten, jo verſchiedenar— tigen Aeußerungen der pulfaniichen Thätigfeit bier amwend- bar? und find die linearen Anhäufungen von Felstrümmern auf Spalten an den Orten, wo fie jeßt liegen (am Fuß und in der Nähe eined Wulfans), erhoben worden? Die beiden Trümmerwälle in der fo wenig geneigten Hochebene, Volcan de la Hacienda und Yana Volcan genannt, Die ich einst, doch nur muthmaßlich, als erfaltete Lavaftröme ange Iprochen, ſcheinen mir heute noch, in fo alter Erinnerung, wenig Die legtere Anficht unterftügendes dDarzubieten. Bei dem Volcan de Ansango, defien Trümmerreihe man wie ein Strom: bette bis zu den Bimsſtein-Rändern von zwei Fleinen Seen ohne Unterbrechung verfolgen kann, widerfpricht allerdings das 399 Gefälle, der NiveausUnterfchied von Pinantura (1482 T.) und Lecheyacu (1900 T.) in einem Abftande von etwa 7700 T. keinesweges dem, was wir jegt von den, im Mittelwerthe fo geringen Neigungs- Winfeln der Lavaftröme zu wiſſen glauben. Aus dem Niveau-Unterſchiede von 418 T. folgt eine Neigung von 3° 6% Ein partielles Auffteigen des Bodens in der Mitte der Thalſohle würde nicht einmal ein Hinderniß ſcheinen, weil Rückſtauungen flüſſiger, thalaufwärts getriebener Maſſen z. B. bei der Eruption des Scaptar Jökul auf Island im Jahr 1783 beob- achtet worden find Naumann, Geognofie Bd. J. ©. 160). Das Wort Lava bezeichnet feine bejondere mineralifche Zufammenfegung des Gefteins; und wenn Leopold von Buch jagt, daß alles Lava ift, was im Vulkan fließt und durch feine Slüffigfeit neue Lagerjtätten annimmt: fo füge ich hinzu, daß auch nicht von neuem Flüffig-Gewordenes, aber in dem In— neren eines vulfanifchen Kegels Enthaltenes, feine Lagerfjtätte verändern fanı. Schon in der eriten Be- ſchreibung ? meines Verſuchs den Gipfel des Chimborazo zu erfteigen (veröffentlicht erſt 1837 in Schumacher's aftronomi- fhem Jahrbuche) Habe ich diefe Vermuthung geäußert, indem ich von den merkwürdigen „Stüden von Augit-Porphyr ſprach, welche ih am 23 Junius 1802 in achtzehntaufend Fuß Höhe auf dem fchmalen zum Gipfel führenden Felsfamm in lofen Stüden von zwölf bis vierzehn Zoll Durchmeſſer fammelte, Sie waren Fleinzellig, mit glänzenden Zellen, porös und von other Farbe. Die ſchwärzeſten unter ihnen find bisweilen bimgjteinartig leicht und wie frisch Durch Feuer verändert. Sie find indeß nie in Strömen lavaartig gefloffen, fondern wahr: Icheinlich auf Spalten an dem Abhange des früher empor- gehobenen glocdenförmigen Berges herausgeſchoben.“ Dieſe 360 genetifche Erklärungsweiſe fünnte reichhaltige Unterftügung fin- den durch die Vermuthungen Bouffingault’s, ber die vul- fanifchen Kegel felbit „als einen Haufen ohne alle Ordnung über “einander gethlirmter, in ftarrem Zuſtande gehobener, efiger Trachyt- Trümmer betrachtet. Da nad) der Aufhäufung die zertrümmerten Felsmaſſen einen größeren Raum als vor der Zertrimmerung einnehmen, fo bleiben zwifchen ihnen große Höhlungen, indem durch Drud und Stoß (die Wirfung der pulfanifchen Dampffraft abgerechnet) Bewegung entfteht.“ Ich bin weit entfernt an dem partielfen Vorkommen folcher Bruch— ftüde und Höhlungen, Die fich in den Nevados mit Waſſer füllen, zu zweifeln: wenn auch Die fchönen, vegelmäßigen, meift ganz fenfrechten Trachyt- Säulen vom Pico de los Ladrillos und Tablahuma am Pichincha, und vor allem über dem fleinen Waſſerbecken YUna-Cocha am Chimborazo mir an Dit und Stelle gebildet fcheinen. Mein theurer umd viel: jähriger Freund Boufjingault, deſſen chemiich-geognoftifche und meteorologifche Anfichten ich immer gem theile, hält, was man den Vulkan von Anfango nennt und was mid jeßt eher als ein Trümmer- Ausbruch aus zwei fleinen Seiten-Kratern (am weftlichen Antifana, unterhalb des Chufſulongo) erfcheint, für Hebung von Blöden 26 auf langen Spalten. Er dringt, da er 30 Jahre nach mir felbit Diefe Gegend fcharfiinnig durchforfcht hat, auf Die Analogie, welche ihm Die geognoftifchen Berhältniffe des Ausbruchs von Anz fango zum Antifana und des Yanasürcu, von Dem ich einen befonderen Situationsplan aufgenommen, zum Chin borazo darzubieten fcheinen. Zu dem Glauben an eine Erz hebung auf Spalten unmittelbar unter der ganzen linearen Er— ftrefung des Trümmerzuges von Anfango war ich weniger 361 geneigt, da dieſer Trümmerzug, wie ich fchon mehrmals erinnert, an feiner oberen Grtremität auf die zwei, jeßt mit Waller bedeckten Schlünde hinweiſt. Unfragmentarifche, mauer artige Erhebungen von großer Länge und gleichmäßiger Rich- tung find mir übrigens gar nicht fremd, da ich fie in unferer Hemifphäre, in der chinefiichen Mongolei, in flügartig gelager- ten Oranitbänfen gefehen und befchrieben habe. ?7 Der Antifana hat einen Feuerausbruch * im Jahr 1590 und einen anderen im Anfange bed vorigen Jahrhunderts, wahrfcheinlich 1728, gehabt. Nahe dem Gipfel an der nord- nord= öftlichen Seite bemerft man eine ſchwarze Feldmafle, auf der ſelbſt frifch gefallener Schnee nicht haftet. An dieſem Bunfte fab man im Frühjahr 1801 mehrere Tage lang, zu einer Zeit, wo der Gipfel auf allen Seiten völlig frei von Gewölk war, eine ſchwarze Nauchfäule auffteigen. Wir gelangs ten, Bonpland, Carlos Montufar und ich, am 16 März 1802 auf einer Felsgräte, die mit Bimsftein und ſchwarzen, bafalt« artigen Schlafen bededt war, in der Negion Des ewigen Schnees bis 2837 Toiſen, allo 2213 Fuß höher als der Mont- blanc. Der Schnee war, was unter den Tropen fo felten ift, feft genug, um und an mehreren Punkten neben der Felsgräte zu tragen (Luft Temperatur — 10,8 bis + 19,4 Cent.). An dem wmittägigen Abhange, welchen wir nicht beftiegen, an der Piedra de azufre, wo ſich Gejtein- Schalen bisweilen durch Berwitterung von felbit ablöfen, findet man reine Schwefel, maffen von 10 bis 12 Fuß Länge und 2 Fuß Dicke; Schwefel quellen fehlen in dev Umgegend. Dbgleich in der öſtlichen ordillere der Vulkan Anti— fana und befonders fein weftlicher Abhang (von Anfango und PBinantura gegen das Dörfchen Pedregal hin) durch den 362 ausgebrannten Vulkan Paſſuchoa ° mit feinem weit erfennbaren Krater (la Peila), durch den Nevado Sinchulahua und den niedri- geren Rumiñaui vom Cotopari getrennt find; fo iſt Doch eine gewiffe Aehnlichfeit zwilchen den Gebirgsarten beider Coloſſe. Vom QAuinche an hat bie ganze sftliche Andesfette Obſidian hervorgebracht; und Doch gehören el Duinche, Antilana und Paſſuchoa zu dem Baflin, in welchem die Stadt Quito liegt, während Gotopari ein anderes Baffin begrenzt: das von Lac— tacunga, Hambato und Niobamba. Der fleine Bergfnoten der Altos von Ehifinche trennt nämlich, einem Damme gleich, die beiden Beden; und, was diefer Kleinheit wegen auffallend genug ijt: die Waſſer des nördlichen Abfalles von Chifinche gehen Durch die Rios de San Pedro, de Pita und de Gualla- bamba in die Südſee, wenn Die des fünlichen Abhanges durch den Rio Alaques und de San Felipe dem Amazonenftrom und dem atlantifchen Ocean zufließgen. Die Gliederung der Cor- dilferen Durch Bergfnoten und Bergdämme (bald niedrig, wie die eben genannten Altos; bald an Höhe gleich dem Mont: blane, wie am Wege über den Paso del Assuay) fcheint ein neueres und auch minder wichtiges Phänomen zu fein als die Erhebung der getheilten parallelen Bergzüge felbft. Wie der Cotopaxi, der mächtigite aller Vulfane von Duito, viele Ana— logie in dem Trachyt-Geſtein mit dem Antiſana darbietet, fo findet man auch an den Abhängen des Gotopari und in größerer Zahl die Reihen von Felsblöcden (Trümmerzüge) wieder, welche uns oben lange befchäftigt haben. Es lag den Neifenden befonders daran diefe Reihen bis an ihren Urfprung oder vielmehr bis dahin zu verfolgen, wo fie uns ter der ewigen Echneedede verborgen liegen. Wir ftiegen an dem jünwveftlichen Abhange des Vulkans von Mulalo (Mulahalo) aus, längs dem Rio Alaques, der fi) aus dem Rio de los Banos und dem Rio Barrancas bildet, nad VBanfache (11322 Fuß) aufwärts, wo wir Die geräumige Casa del Paramo in der Grasebene (el Pajonal) bewohnten. Obgleich ſporadiſch bie dahin viel nächtlicher Schnee gefallen war, ſo gelangten wir doch öftlih von dem vielberufenen Inga-Kopf (Cabeza del Inga) eıft in Die Quebrada und Reventazon de las Minas, und Später noch öftlicher über das Alto de Suniguaicu bis zur Schludt des Löwenberges GPuma-Urcu), we das Baro- meter Doch nur erft eine Höhe von 2263 Zoifen oder 13578 Fuß anzeigte. Ein anderer Trümmerzug, den wir aber bloß aus der Entfernung fahen, hat fih vom öſtlichen Theile des mit Schnee bedeckten Ajchenfegeld gegen den Rio Negro (Zufluß des Amazonenftroms) und gegen Valle vicioso hin bewegt. Ob diefe Blöcde ald glühende, nur an den Rändern gejchmolzene Schlackenmaſſen, — bald edig, bald rundlich, von 6 bis 8 Fuß Durchmeſſer; felten fchalig, wie es die des Antifana find —, alle aus dem Gipfel- Krater zu großen Höhen ausgeworfen, an den Abhang des Gotopari herabgefallen und durch den Sturz der geſchmolzenen Schneewafler in ihrer Bewegung bejchleunigt worden find; oder ob fie, ohne durch die Luft zu fommen, aus Seitenfpalten des Vulkans ausgeſtoßen wurden, wie Das Wort reventazon andeuten würde: bleibt ungewiß. Bon Su: niguaicu und der Quebrada del Mestizo bald zurückkehrend, unterfuchten wir den langen und breiten Rücken, welcher, von WB in SO ftreichend, den Gotopari mit dem Nevado de Quelendana verbindet. Hier fehlen Die gereihten Blöde, und das Ganze fcheint eine dammartige Erhebung, auf deren Rüden ber fleine Kegelberg el Morro und, dem hufeiſenförmigen Quelen— dann näher, mehrere Sümpfe, wie auch zwei fleine Seen (Lagunas de Yauricocha und de Verdecocha) liegen. Das Geftein des Morro und der ganzen linearen vulfanifchen Erhebung war grün— lich grauer Porphyrſchiefer, in achtzöllige Schichten abgefondert, die fehr regelmäßig mit 60% nah Dften fielen. Von eigent- lichen Lavaftrömen war nirgends eine Spur. % Wenn auf der bimsiteinreichen Infel Lipari, nördlich von Ganeto, aus dem wohlerhaltenen, ausgebrannten Krater bed Monte di Gampo Bianco ein Lavaſtrom von Bimsjtein und Obfidian fich gegen das Meer hevabzieht, in welchem Die Faſern der erſten Sukftanz merkwürdig genug der Richtung des Stromes parallel laufen ?'; fo bieten Dagegen, nach meiner Unterfuchung der örtlichen Verhältniffe, die ausgedehnten Bims— ftein= Brüche eine Meile von Lactacunga eine Analogie mit jenem Vorkommen auf Lipari dar. Diefe Brüche, in denen der Bimsftein, in horizontale Bänfe getheilt, ganz das An— jehen von einem anjtehenden Gefteine hat, erregten ſchon (1737) das Erftaunen von Bouguer. ?? »On ne trouve«, jagt er, »sur les montagnes volcaniques que de simples fragments de pierre-ponce d’une certaine grosseur; mals à 7 lieues au sud du Cotopaxi, dans un point qui repond à notre dixieme triangle, la pierre-ponce forme des rochers entiers; ce sont des bancs paralleles de 5 a 6 pieds d’epais- seur dans un espace de plus d’une lieue carree. On nen connoit pas la profondeur. Qu’on simagine, quel feu il a fallu pour mettre en fusion cette masse enorme, et dans l’endroit m&me ou elle se trouve aujourd'hui: car on re- connoit aisement quelle n’a pas été derangee et qu’elle s’est refroidie dans l'endroit ou elle a été Iiquifice. On a dans les environs prolit& du voisinage de cette immense carriere: car la petite ville de Lactacunga, avec de tres jolis edifices, 365 est entierement bätie de pierre-ponce depuis le tremble- ment de terre qui la renversa en 1698.« Die Bimsftein-Brüche liegen bei dem Indianer-Dorfe San Felipe, in den Hügeln von Guapulo und Zumbalica, welche 480 Fuß über der Hochebene und 9372 Fuß uber der Meereöfläche erhoben find. Die oberften Bimsftein- Schichten find alfo fünf= bis fechshundert Fuß unter dem Niveau von Mulalo, der einft architectonifch ſchönen, durch häufige Erd— jtöße aber ganz zertrümmerten Billa des Marqued de Maenza (am Fuß des Cotopari), ebenfalls von Bimsſtein-Blöcken er— baut. Die unterivdifchen Brüche find von den beiden thätigen Bulfanen Tungurafua und Gotopari ungleich entfernt: von erfterem 8 geogr. Meilen, dem legteren um die Hälfte näher. Man gelangt zu ihnen durch einen Stollen. Die Arbeiter perfichern, daß man aus den horizontalen, feften Schichten, von denen einige wenige mit lettigem Bimsjtein- Schutt um— geben find, vierfantige, duch Feine jeigere Queerklüfte ges trennte Blöde von 20 Fuß erlangen könnte. Der Bimsftein, theils weiß, theils bläulich grau, iſt ſehr fein= und langfafrig, von feidenartigem Glanze. Die parallelen Faſern haben bie- weilen ein fnotiges Anſehen, und zeigen Dann eine jonderbare Structur. Die Knoten werden durch 1 bis 1'/, Linien breite, rundliche Broden von feinporigem Bimsſtein gebildet, um welche ſich lange Fafern zum Einfchluffe krümmen. Bräunlich ſchwarzer Glimmer in fechsfeitigen Fleinen Tafeln, weiße Oligoklas— Kryftalle und ſchwarze Hornblende find darin fparfam zers ftreut; dagegen fehlt ganz der glafige Feldſpath, welcher font wohl (Gamaldoli bei Neapel) im Bimsftein vorfommt. Der Binsften des Cotopari ift von dem der Zumbalica = Brüche ſehr verfchieden 3: er ift kurzfaſrig; nicht parallel, ſondern 366 verworren gekrümmt. Magneſia-Glimmer ift aber nicht bloß den Bimsfteinen eigen, ſondern auch der Grundmaſſe des Tra— chyts 34 vom Gotopari nicht fremd. Dem füplicher gelegenen Vulkan Tungurahıra feheint der Bimsftein ganz zu fehlen. Von Obſidian ift in der Kühe der Steinbrühe von Zumbalica feine Spur, aber in ehr großen Maſſen habe ich ſchwarzen Obſi— dDian von mufchligem Bruch in bläulich grauen, verwitterten Perlſtein eingewachſen gefunden unter den vom Gotupari aus— geftogenen und bei Mulalo liegenden Blöden. Fragmente da- von werden in der füniglichen Mineralien - ECammlung zu Berlin aufbewahrt. Die hier befchriebenen Bimsftein-Brüche, vier beutfche Meilen vom Fuß des Cotopari entfernt, fcheinen da— her ihrer mineralogifchen Beichaffenheit nach jenem Kegelberge ganz fremd zu fein, und mit demfelben nur in dem Zuſammen— hange zu ftehen, welchen alle Wulfane von Paſto und Quito mit dem, viele hundert Quadratmeilen einnehmenden, vulfas niichen Heerde dev Aequatorial-Cordilleren darbieten. Sind diefe Bimsfteine das Gentrum und Innere eines eigenen Gr- hebungs-Kraters geweſen, defien Außere Umwallung in den vielen Ummwälzungen, welche die Oberfläche der Erde hier er— litten bat, zerftört worden iſt? oder find fie bei den älteſten Faltungen der Erdrinde hier auf Spalten horizontal in ſchein⸗ barer Ruhe abgelagert worden? Denn die Annahme von wäſſri— gen Sediment-Anſchwemmungen, wie ſie ſich bei den vulkani— ſchen, mit Pflanzenreſten und Muſcheln gemengten Tuffmaſſen oft zeigen, iſt mit noch größeren Schwierigkeiten verbunden. Dieſelben Fragen regt die große, von allem intumeſcirten vulkaniſchen Gerüſte entfernte Maſſe von Bimsſtein an, die ich in der Cordillere von Paſto zwiſchen Mamendoy und dem Cerro del Pulpito, neun geographiſche Meilen nördlich vom thätigen 367 Bulfan von Bafto, am Rio Dlayo fand, Leopold von Buch hat auch auf einen Ähnlichen, von Meyen bejchriebenen, ganz iſolirten Ausbruch von Bimsſtein, der ald Gerölle einen 300 Fuß hoben Hügel bildet, in Chili, öſtlich von Valparaifo, bei dem Dorfe Tollo, aufmerkſam gemacht. Der im Auffteigen Surafebichten erhebende Vulkan Maypo ift noch amet volle Zagereifen von Diefem Bimsjtein- Ausbruch entfernt. 5 Auch der preußiiche Gefandte in Wafhington, Friedrich von Gerolt, dem wir Die erſten geognoftifch colorirten Karten von Merico verdanfen, erwähnt „einer unterirdifchen Gewinnung von Bims— ftein zu Bauten“ bei Huichapa, 8 geogr. Meilen füpöftlich von Dueretaro, fen von allen Vulkanen.6 Der geoiogifche Er— foricher des Baucafus, Abich, ift zufolge feiner eigenen Beob- achtungen zu glauben geneigt, daß am nördlichen Abfall der Gentralfette des Elburuz die mächtige Eruption von Bimsſtein bei dem Dorfe Tſchegem, in der fleinen Kabarda, als eine Spaltenwirfung- viel älter fei wie das Auffteigen des, jehr fernen, eben genannten Kegelberges. Wenn demnach die vyulfanifche Thätigfeit des Erdkörpers durch Ausſtrahlung der Wärme gegen den Weltraum bei Ver: minderung feiner urfprünglichen Temperatur und im Zuſammen— ziehen der oberen erfaltenden Schichten Syalten und Fal tungen (fraetures et rides), alfo gleichzeitig Senfung der oberen und Emportreibung der unteren Theile", eyzeugt; fo ift natürlich als Maaß und Zeugen diefer Thätigfeit in den verfchiedenen Negionen dev Erde die Zahl der erfennbar ge bliebenen, aus den Spalten aufgerriebenen, vulfaniicben Ge— rüſte (dev geöffneten Kegel- und domförmigen Glockenberge) betrachtet worden. Man hat mehrfach und oft ſehr unvollkom— men dieſe Zählung verſucht; Auswurfs-Hügel und Solfataren, Die zu einem und demfelben Syfteme gehören, wurden als bejon- dere Vulkane aufgeführt. Die Größe der Erdräume, welche bis— her im Inneren der Continente allen wifjenfchaftlichen Unter ſuchungen verfchloffen bleiben, ift für die Gründlichkeit diefer Arbeit ein nicht jo bedeutendes Hinderniß gewefen, als man gewöhnlich glaubt, da Infeln und den Küften nahe Negionen im ganzen der Hauptfis der Vulkane find. Im einer numerifchen Unterfuchung, welche nach dem jebigen Zuſtande unferer Kennts niffe nicht zum völligen Abſchluß gebracht werden kann, ift jchon viel gewonnen, wenn man zu einem Nefultat gelangt, das als eine untere Grenze zu betrachten ijt; wenn mit großer Wahrſcheinlichkeit beſtimmt werden kann, auf wie vielen Punk— ten das flüſſige Innere der Erde noch in hiſtoriſcher Zeit mit der Atmoſphäre in lebhaftem Verkehr geblieben iſt. Eine ſolche Lebhaftigkeit äußert ſich dann und meiſt gleichzeitig in Aus— brüchen aus vulkaniſchen Gerüſten (Kegelbergen), in der zunehmenden Wärme und Entzündlichkeit der Thermal- und Naphtha-Quellen, in der vermehrten Ausdehnung der Er— ſchütterungskreiſe: Erſcheinungen, welche alle in innigem Zu— ſammenhange und in gegenſeitiger Abhängigkeit von einander ftehen. 8 Leopold von Buch hat auch hier wieder das große Verdienft, in den Nachträgen zu der phyficalifhen Be fhreibung der canarifhen Infeln, zum erſten Male unternommen zu haben die Bulfan-Syfteme Des ganzen Erdförpers, nach gründlicher Unterfheidung von Gentral und Reihen-Bulfanen, unter Einen fosmijchen Geſichts— punft zu fafen. Meine eigene neuefte und ſchon darum wohl voll- ftändigere Aufzählung, nach Grundfägen unternommen, welche ich oben (S. 289 und 309) bezeichnet: alſo ungeöffnete Glockenberge, bloße Ausbruch- Kegel ausſchließend; giebt als 369 wahrjcheinlihe untere Grenzzahl (mombre limite inferieur) ein Nefultat, das von allen früheren beträchtlich abweicht. Sie ftrebt die Vulkane zu bezeichnen, welche thätig in Die hiftorifche Zeit eingetreten find, Es ift mehrfach die Frage angeregt worden, ob in den Theilen der Erdoberfläche, in welchen die meiften Vulkane zur jammengedrängt find und wo die Neaction des Erd Inneren auf die ftarre (feite) Erdkruſte ſich am thätigften zeigt, dev ge— ſchmolzene Theil vielleicht dev Oberfläche näher liege? Welches auch der Weg ift, den man einfchlägt, Die mittlere Dide der fejten Erdfrujte in ihrem Marimum zu bejtimmen: jei es der rein mathematifche, welchen Die theoretifche Aſtrono— mie eröffnen ſoll 3%; oder der einfachere, welcher auf das Geſetz der mit der Ziefe zunehmenden Wärme in dem Schmelzungs- grade der Gebirgsarten gegründet ift 0: fo bietet die Löſung dieſes Problems doch noch eine große Zahl jest unbeftimmbarer Größen dar, Als folche find zu nennen: der Einfluß eines un- geheuren Drudes auf die Schmelzbarfeit; die jo verjchiedene Wärmeleitung heterogener Gebirgsaten; Die fonderbare, von Edward Forbes behandelte Schwächung der Leitungsfähigfeit bei großer Zunahme der Temperatur; die ungleiche Tiefe des oceaniz fchen Beckens; die localen Zufälligfeiten in dem Zufammenhange und der Befchaffenheit der Spalten, welche zu dem flüfligen Inneren binabführen! Soll Die größere Nähe dev oberen Grenz— ſchicht des flüffigen Inneren in einzelnen Erdregionen die Häufig: feit der Vulkane und den mehrfacheren Verkehr zwifchen Der Tiefe und dem Luftfreife erfläven, jo kann allerdings diefe Nähe wiederum abhangen: entweder von dem relativen mittleren Höhen-Unterfchiede des Meeresbodens und der Gontinente; oder von der ungleichen jenfrechten Tiefe, in welcher unter Av. Humboldt Kosmos. IV. 24 370 verfchiedenen geographiſchen Längen und Breiten fich die Ober: fläche der geſchmolzenen, flüffigen Maffe befindet. Wo aber fängt eine folche Oberfläche an? giebt es nicht Mittelgrade zwifchen vollfommener Starrheit und vollfommener Verfchieb- barfeit dev Theile? Uebergänge, die bei den Streitigfeiten über den Zuftand der Zähigkeit einiger plutonifcher und vulfanifcher Gebirgs- Formationen, welche an die Oberfläche erhoben wor— den, fo wie bei der Bewegung dev Gletfcher oft zur Sprache gefommen find? Solche Mittelzuftände entziehen fich einer mathematifchen Betrachtung eben fo fehr wie der Juftand des fogenannten flüffigen Inneren unter einer ungeheuren Com— preſſion. Wenn es fchon an fich nicht ganz wahrfcheinlich ift, daß die Wärme überall fortfahre mit der Tiefe in arithmetifcher Vrogreffion zu wachfen, fo fönnen auch locale Zwiſchen— Störungen eintreten, 3. B. durch unterivdifche Becken (Höh— lungen in der ftarren Mafle), welche von Zeit zu Zeit von unten theilweife mit flüfjiger Lava und Darauf vuhenden Däm— pfen angefullt find. 41 Diefe Höhlungen läßt fehon der unfterb- liche Berfaffer der Brotogäa eine Rolle fpielen in der Theorie dev abnehmenden Gentralwärme: »Postremo credibile est con- trahentem se refrigeratione crustam bullas reliquisse, in- gentes pro rei magnitudine, id est sub vastis fornicibus cavitates.« ? Je unwahrfcheinlicher e8 ift, daß die Dicke der fchon erftarrten Erdfrufte in allen Gegenden diefelbe fei, deſto wichtiger ift Die Betrachtung der Zahl und der geographi- hen Lage der noch in hiftorifchen Zeiten geöffnet gewefenen Nulfane Eine folche Betrachtung der Geographie der Vulkane fann nur duch oft erneuerte Verſuche vervoll- fommnet werden. 371 1. Europa. Aetna Volcano in den Liparen Etromboli Iſchia Veſuv Santorin Lemnos: alle zum großen Becken des mittelländiſchen Meeres, aber zu den europäiſchen Ufern deſſelben, nicht zu den afrikaniſchen, gehörig; alle 7 Vulkane in bekannten hiſtoriſchen Zeiten noch thätig; der brennende Berg Moſychlos auf Lemnos, welchen Homer den Lieblingsſitz des Hephäſtos nennt, erſt nach den Zeiten des großen Macedoniers ſammt der Inſel Chryſe durch Erd— ſtöße zertrümmert und in den Meeresfluthen verſunken (Kos— mos Bd. I. S. 256 und 456 Anm, 95 Ukert, Geogr. der Griehen und Römer Th. IM. Abth. 1. ©. 198). Die große, ſeit faft 1900 Jahren (186 vor Chr. bis 1712 unferer Zeitrechnung) fich mehrmals wiederholende Hebung ber drei Kaimenen in dev Mitte des Golfs von Santorin (theil- weife umfchloffen von Ihera, Theraſia und Afpronift) hat bei dem Entſtehen und Verſchwinden auffallende Aehnlichfeit gehabt mit dem, freilich fehr Fleinen Phänomen der temporären Bil- dung der Inſel, welche man Graham, Julia und Ferdinanden nannte, zwifchen Sciacca und Pantellaria. Auf der Halbinfel Methana, deren wir fchon oft erwähnt (Kosmos Bd. I. ©. 453, Bd. IV. Anm. 86 zu ©. 273), find deutliche Spuren pulfanifcher Ausbrüche im rothbraunen Trachyt, der aus dem 372 Kalfftein auffteigt bei Kaimenochari und Kaimeno (Curtius, Pelop. Br. U. ©. 439). Vor-hiſtoriſche Vulkane mit frifchen Spuren von Lava- Erguß aus Krateren find, von Norden nad Süden aufgezählt: die der Eifel (Moſenberg, ©eroldftein) am nördlichiten; der große Erhebungs- Krater, in welchem Schemnitz liegt; Auver- gne (Chaine des Puys oder dev Monts Dömes, le Cöne du Cantal, les Monts-Dore); Vivarais, in welchem die alten Laven aus Gneiß ausgebrochen find (Coupe d’Aysac und Kegel von Montpezat); Velay: Schladen-Ausbrüche, von Denen feine Laven ausgehen; Die Euganeen;z das Albaner-Ge— birge, Rocca Monfina und Vultur bei Teano und Melfi; die ausgebrannten Vulkane um Olot und Gaftell Follit in Gatalonien #; die Infelgruppe las Columbretes nahe der Küſte von Valencia (Die fichelfürmige guößere Inſel Colubra- rıa der Nömer: auf der Montcolibre, nah Capt. Smyth Br. 390 54°, vol Obfidians und zelligen Trachyts); Die griechifche Inſel Nifyros, eine der karpathiſchen Spovaden: von ganz runder Geftalt, in deven Mitte auf einer Höhe von 2130 F. nad) Roß ein umwallter, tiefer Keſſel mit einer ftarf detonirenden Solfatare liegt, aus welcher einſt ſtrahlförmig, jet fleine Vorgebirge bildende Lavaftröme fich in das Meer er gofjen, vulkaniſche Mühlſteine liefernd noch zu Strabo's Zeit GRoß, Reifen auf den griech, Infeln Bd IH. ©. 69 und 72— 78). Für die britifchen Infeln find hier wegen des Alters der Formationen noch zu erwähnen Die merfwirdigen Einwirkungen unterfeeifher Vulkane auf die Schichten der Unter: Silur- Formation (Landeilo » Bildung), indem pulfanifche zellige Fragmente in dieſe Schichten eingebaden find, und nad) ©ir Roderick Murchiſon's wichtiger Beobachtung ſelbſt eruptive 373 er Trappmaffen in den Corndon-Bergen in unterzftlurifche Schichten eindringen (Shropihire und Montgomeryfhire) 1; die Gange Phänomene der Infel Arran: und die anderen Punkte, in denen das Einfchreiten vulkaniſcher Thätigkeit fichtbar ift, ohne daß Spuren eigener Gerüfte aufgefunden werden. lH. Inſeln des atlantifchen Meeres. Vulkan Eſk auf der Infel Jan Mayen: von dem ver— dienftvollen Scoresby erftiegen und nach feinem Schiffe be= nannt; Höhe faum 1500 F. Ein offner, nicht entzündeter Gipfel= Krater; pyrorenzreicher Baſalt und Traß. Südweſtlich vom Eff, nahe bei dem Nordcap der Eier— Inſel, ein anderer Vulkan, der im April 1818 von 4 zu 4 Monaten hohe Afchen-Ausbrüche zeigte, Der 6448 8. hohe Beerenberg, in dem breiten norböftlihen Iheile von San Mayen (Br. 71° 4%), ift nicht als Bulfan befannt. ® Bulfane von Island: Deräfa, Hefla, Rauda-Kamba ... Bulfan der azorifchen Infel Pico 46: großer Lava- Ausbruch vom 1 Mai bis 5 Juni 1800 Vic von Teneriffa Vulkan von Togo H, einer der capperdifchen Inſeln. Rorhiftorifche vulkaniſche Ihätigfeit: ES iſt Diefelbe auf Ssland weniger beftimmt an gewifie Gentra gebunden. Wenn man mit Sartorius von Waltershaufen die Wulfane der Inſel in zwei Glaffen theilt, von denen die ber einen nur Einen Ausbruch gehabt haben, die der anderen auf derfelben Haupt— fpalte wiederholt Lavaſtröme ergießen: fo find zu der erfteren Rauda-Kamba, Scaptar, Ellidavatan, füdöftlich von Reykjavik 374 ..5 zu der zweiten, welche eine Dauerndere Individualität zeigt, die zwei höchiten Vulkane von Island, Deräfa (über 6000 Fuß) und Snaefiall, Hefla. . . . zu rechnen. Der Snaes fiat ijt feit Menfchengedenfen nicht in Ihätigfeit gewefen, während der Deräfa durch Die furchtbaren Ausbrücde von 1362 und 1727 befannt ift (Sart, von Waltershaufen, phyf. geogr. Skizze von I$land ©. 108 und 112). — Auf Madera 8 fünnen die beiden höchiten Berge: der 5685 Fuß hohe, Fegelföürmige Pico Kuivo und der wenig niedrigere Pico de Torres, mit jchladigen Laven an den fteilen Abhängen bedeckt, nicht ald die central wirfenden Punkte dev vormaligen vulkaniſchen Thätigfeit auf dev ganzen Infel betrachtet werden, da in vielen Theilen derſelben, befonders gegen die Küſten hin, Eruptiong - Deffnungen, ja ein großer Krater, der der Lagoa bei Machico, gefunden werden. Die Laven, durch Zufammen- fluß verdickt, find nicht als einzelne Ströme weit zu verfolgen. Reſte alter Dicotyledonen= und Yarın= Vegetation, von Char: les Bunbury genau unterfucht, finden fich vergraben in ge- hobenen vulfanischen Tuff- und Lettenfchichten, bisweilen von neuerem Bafalte bededt. — Fernando de Noronha, lat. 30 50° ©, und 2° 27° öftlich von Bernambuco: eine Gruppe jehr Feiner Inſeln; hornblende-haltige Phonolith > Felfen; fein Krater: aber Gangklüfte, gefüllt mit Trachyt und bafaltartigem Mandeljtein, weiße Tufflagen durchfegend 9%. — Inſel Afcen- ion, im höchſten Gipfel 2690 Fuß: Bafaltlaven mit mehr eingefprengtem glafigem Feldſpath als Dlivin und wohl be _ grenzten Strömen, bis zu dem Ausbruch- Kegel von Trachyt zu verfolgen. Die legtere Gebirgsart von lichten Farben, oft tuffartig aufgelöft, herrfcht im Inneren und im Südoſten der Snfel. Die von Green ‚Mountain ausgeworfenen Schlacken— 375 maſſen enthalten eingebaden fyenit- und granithaltige, eckige Fragmente, welche an die der Laven von Jorullo erinnern. Weſtlich von Green Mountain findet ſich ein großer offener Krater. Vulkaniſche Bomben, theilweis Hohl, bis 10 Zoll im Durchmeffer, liegen in zahllofer Menge zerftreut umher; auch große Mafjen von Obfidian. — Sanct Helena: die ganze Inſel vulkaniſch; im Inneren mehr feldipathartige Lavafchichten; gegen die Küfte hin Bafaltgeftein, von zahllofen Gängen (dikes) dDurchjegt: wie am Flagstaff-Hill. Zwifchen Diana Peak und Nest-Lodge, in ber GentralsBergreihe, der halbmondartig gekrümmte, feigere Abjturz und Neft eines weiten, zevftörten Kraters, vol Schlafen und zelliger Lava (nthe mere wreck 51 of one great crater is left«). Tie Lavenfchichten nicht begrenzt, und daher nicht als eigentliche Ströme von geringer Breite zu verfolgen. — Triftan da Cunha (Br. 379 3° ſüdl., %. 13° 48° weſtl.), ſchon 1506 von den Portugieſen entdedt; eine zirfelrunde fleine Infel von 1, geographifchen Meilen im Durchmefjer, in deren Gentrum ein Kegelberg liegt, den Cap. Denham ald von ohngefähr 7800 Par. Fuß Höhe und von vulfanischem Geftein zufammengefeßt befchreibt (Dr. Beter- mann's geogr. Mittheilungen 1855 No. I. ©. 84). Südöſtlich, aber im 530 füplicher Breite, liegt die, ebenfalls vulfanifche Thompfons= Infel; zwifchen beiden in gleicher Rich— tung Gough-Inſel, auch Diego Alvarez genannt. Deception- Inſel, ein fchmaler, eng geöffneter Ring (füdl. Br. 62" 55%; und Bridgman's-Inſel, zu Der South Shetlands- Gruppe gehörig: beide vulfanifch, Schichten von Eis, Bimsſtein, ſchwar— zer Aſche und Obſidian; perpetuirlicher Ausbruch heißer Dämpfe (Kendal im Journal ofthe Geogr. Soc. Vol. I. 1831 p. 62). Im Februar 1842 ſah man die Deception - Infel gleichzeitig 376 an 13 Bunften im Ringe Flammen geben (Dana in der U. St. Explor. Exped. Vol. X. p. 548). Auffallend ift es, dag, da fo viele andere Inſeln im atlantifchen Meere vul— fanifch find, weder das ganz flache Infelden St. Baul (Penedo de S. Pedro), einen Grad nördlich vom Aequator (ein wenig blättriger Grünftein- Schiefer, in Serpentin über— gehend 92); noch die Malouinen (mit ihren quarzigen Thon— fchiefern), Süd-Georgien oder das Sandwich-Land vul fanifche8 Geſtein Darzubieten fcheinen. Dagegen wird eine Region des atlantifchen. Meeres, ohngefähr 09 20° fudlich vom Yequator, Ig. 220 weitl., für den Siß eines unterfeeifchen Bulfans gehalten. 3 Krufenftern hat in dieſer Nähe fchwarze Rauchſäulen aus dem Meere aufiteigen ſehen (19 Mai 1806), und der aftatifchen Societät zu Calcutta ift 1836, zweimal an demfelben Punkte (ſüdöſtlich von dem oben genannten Felſen von St. Paul) gefammelte, vulfanifche Afche vorgezeigt worz den. Nach fehr genauen Unterfuchungen von Dauffy, find von 1747 bis zu Kruſenſtern's Weltumfegelung ſchon fünfmal und von 1806 bis 1836 ftebenmal in Diefer Volcanic Region, wie fie auf der neueften fchönen amerifanifchen Karte des Lieut. Samuel Lee (Track of the surveying Brig Dolphin 1854) genannt wird, feltfame Schiffsitöge und Aufvallungen des Meere bemerft worden, welche man dem durch Erdbeben erfchlitterten Meeresboden zufchrieb. Doch ift neuerlichit auf der Erpedition der Brig Delphin «Jan. 1852), welche „wegen Krusenstern’s Volcano“ die Inftruction Hatte, zwifchen dem Aequator und 7° füdl, Breite bei Ig. 18% bis 270 auch durch das Senfblei Nachforfchungen zu machen, wie vorher (1838) bei Wilfe’8 Exploring Expedition, nichts auffallendes bemerft worden. 377 III. Afrika. Der Vulkan Mongo-ma Leba im Camerun-Gebirge (nördl. Br. 40 129, weſtlich von der Mündung des Fluſſes gleiches Namens in die Bucht von Biafra, öſtlich von dem Delta des Kowara (Niger); gab nach Cap. Allan einen Lava— Ausbruch im Jahr 1838. Die lineare Reihenfolge der vier vulkaniſchen hohen Inſeln Anobon, St. Thomas, Prinzen-Inſel und San Fernando Bo, auf einer Spalte ( SESW — NND), weist auf den Camerun Hin, welcher nach den Mefjungen von Cap. Owen umd Lieut, Boteler die große Höhe von ohn- gefähr 12200 Fuß ’* erreicht. Ein Vulfan? etwas weitlich von dem Schneeberge Kignea im öftlichen Afrika, obngefähr 10 20° ſüdl. Br: aufgefunden 1849 von dem Miffionar Krapf, nahe den Duellen des Dana— Aluffes, etwa 80 geogr. Meilen in Nordweit von dem Littoral von Mombas. In einem falt 20 fünlicheren Barallel als der Kignea liegt ein anderer Schneeberg, der Kilimandjaro, welchen 1847 der Miſſionar Nebmann entdeckt hat, vielleicht faum 50 geogr, Meilen von dem eben genannten Yittoral. , Etwas wejtlicher liegt ein Dritter Schneeberg, der von Gap. Short gefehene Doengo Engai. Die Kenntniß von der Eriftenz dieſer Berge ift die Frucht muthiger und gefahrvoller Unternehmungen. Beweife vorshiftorifcher vulfanifcher Tchätigfeit in dem großen, aber zwiichen dem 7Tten nördlichen und 12ten füdlichen Barallelfreife (denen von Adamaua und des waflerfcheidenden Gebirges Lubalo) im Inneren noch jo unerforichten Continente liefern die Umgegend des Tzana-Sees im Königreich Gondar 378 nach Rüppell; wie die Bafaltlaven, Trachyte und Obfidian- Schichten von Schoa nah Rochet d'Héricourt: deſſen mitge- brachte Gebirgsarten, denen des Cantal und Mont Dore ganz analog, von Dufrenoy haben unterſucht werden fönnen (Comptes rendus T. XXII. p. 806 — 810). Wenn auch in Kordofan der Kegelberg Koldghi fich nicht als jest entzündet und vauchend zeigt, jo fol fich doch das Vorkommen jchwarzen, poröfen, ver glaften Gefteins dafelbft beftätigt haben. ® In Adamaua, füdlich vom großen Benue-Fluſſe, ſteigen die iſolirten Bergmaffen Bagele und Alantifa auf, welche den Dr. Barth, auf feiner Reife von Kufa nach Jola, durch ihre fegel- und domförmige Gejtaltung an Zrachytberge mahnten. Der fo früh den Naturiwiljenfchaften entzogene Dverweg fand in der von ihm Durchforfchten Gegend von Gudfcheba, weitlich vom Zjad-See, nach Betermann’d Notizen aus den Tage— büchern, olivinveiche, ſäulenförmig abgetheilte Bafaltfegel, welche bald die Schichten des rothen, thonartigen Sandſteins, bald quarzigen Granit durchbrochen haben. Der große Mangel jest entzindeter Bulfane in dem un— gegliederten Gontinente, deſſen Küftenländer genuglam befannt find, bietet eine fonderbare Ericheinung dar. Sollte eö in dem unbefannten Central-Afrika, befonders ſüdlich vom Aequator, große Waflerbefen geben, analog dem See Uniameft (früher vom Dr. Cooley N'yaſſi genannt), an deren Ufern fich Vul— fane, wie der Demavend nahe dem cafpifchen Meere, erheben? Bisher hat fein Bericht der vielveifenden Cingeborenen ung Davon irgend eine Kunde gebracht! 379 IV. Alien. a) Der weftlihe und centrale Theil. Pulfan von Demavend%: entzündet, aber nach den Berichten von Dlivier, Morier und Taylor Thomſon (1837) nur mäßig und nicht ununterbrochen vauchend Vulkan von Medina (Lava Ausbruch 1276) Vulkan Djebel el-Tir (Tair oder Tehr): ein Infelberg von 840 Fuß zwiſchen Loheia und Maſſaua im rothen Meere Vulkan Peſchan: nördlich von Kutſche in der großen Bergkette des Thian-ſchan oder Himmelsgebirges in Inner— Aſien; Lava-Ausbrüche in ächt hiſtoriſcher Zeit vom Jahr 89 bis in den Anfang des Tten Jahrhunderts unſerer Zeitrechnung Bulfan Hostfcheu, auch bisweilen in der fo umftänd- lichen chineſiſchen Länderbefchreibung Vulkan von Zurfan genannt: 30 geogr. Meilen von der großen Solfatara von Urumtft, nahe dem öftlichen Ende des Thian-ſchan gegen das ſchöne Obftland von Hami hin. Der Vulkan Demavend, welcher fich bis zu mehr «ld 18000 Fuß Höhe erhebt, liegt fat 9 geogr. Meilen von Dem jüdlichen Littoral des cafpifchen Meeres, in Mazenderan; faft in gleicher Entfernung von Reſcht und Afterabad, auf Der gegen Herat und Meichid in Weiten fchnell abfallenden Stette des Hindu-Kho. Ich habe an einem anderen Orte (Asıe cen- trale T. I. p, 124— 129, T. Ill. p. 433 — 435) wahrjchein- lich gemacht, daß dev Hindu-Kho von Chitral und Kaftrijtan sine weftliche Fortfegung des mächtigen, Tibet gegen Nor— den begrenzenden, das Meridianz Gebirge Bolor im Ifungling dDurchfegenden Kuen-lün it. Der Demavend gehört zum 380 perfifchen oder cafpifhen Elburz: Name eines Bergfy ftems, welchen man nicht mit dem gleichlautenden caucaftichen, 70%, nördlicher und 109% weftlicher gelegenen (jest Elburuz genannten) Gipfel verwechleln muß. Das Wort Elburz ift eine Verunftaltung von Albordj, dem Weltberge, welcher mit dev uralten Cosmogonie des Zendvolfes zufanmenhängt. Wenn bei Verallgemeinerung geognoftifcher Anfichten über die Richtung der Gebirgsiyfteme von Inner-Aſien der Vulkan Demavend Die große Kuenlün-Kette nahe an ihrem weitlichen Ende begrenzt; fo verdient eine andere Feuererfcheinung an dem oftlichiten Ende, deren Eriftenz ich zuexft befannt gemacht habe (Asie centrale T. I. p. 427 und 483), eine befondere Aufmerffamfeit. In den wichtigen Unterfuchungen, zu denen ich meinen verehrten Freund und Gollegen im Inftitute, Sta- nislas Julien, aufgefordert, um aus den reichen geographifchen Duellen der alten chinefifchen Litteratur zu fehöpfen, über den Bolor, den Kuen-lün und das Sternenmeerz fand der Icharffinnige Forfcher in dem großen, vom Kaifer Yongtſching im Anfang des 18ten Jahrhunderts edirten Wörterbuche die Beichreibung der „ewigen Flamme“, welche am Abhange des öftlichen Kuen=lün aus einer Höhle in dem Hügel Schinfhieu ausbricht. Die weitleuchtende Erſcheinung, fo tief fte auch ge gründet fein mag, fann wohl nicht ein Vulfan genannt werden. Sie fcheint mir vielmehr Analogie mit der fo früh den Helenen befannten Chimära in Lycien, bei Deliftafch und Yanartafch, darzubieten. Es ift diefe ein Feuerbrunnen, eine duch vul- fanifche Thätigfeit des Erd=- Inneren immerfort entzündete Gas— quelle (Kosmos Bd. IV. ©, 296 und dazu Arm. 51). Arabifche Schriftiteller lehren, meift ohne beftimmte Jahre anzugeben, daß im Mittelalter im ſüdweſtlichen Littoral Arabiens, 381 in der Infelfette dev Zobayr, in der Meerenge Bab = el-Man- deb und Aden (Wellfted, Travels ın Arabıa Vol. II. p- 466— 468), in Hadhramaut, in der Straße von Ormuz und im weftlichen Theile des perſiſchen Golfs noch an einzelnen Punkten Lava-Ausbrüche ftatt gefunden haben: immer auf einem Boden, der ſchon feit vors= hiftorifcher Zeit der Sitz vul— fanifcher Ihätigfeit geiwefen war. Die Epoche des Ausbruchs eines Bulfans um Medina felbit, 120%, nördlich von der teerenge Babzel-Mandeb, hat Burkhardt in Samhudy’s Chronik der berühmten Stadt dieſes Namens im Hedfchaz ges junden. Sie ward gejegt auf den 2 Nov. 1276. Daß aber Dort eine Feuer-Eruption bereits 1254, aljo 22 Jahre früher, geweſen war, lehrt nach Seegen Abulmahafen (vergl. Ko mos Bd. 1. ©. 256). — Der InielsBulfan Dijebel Zair, in welchem ſchon Vincent die „ausgebrannte Inſel“ des Pe- rıplus Maris Erytnraei erfannte, iſt noch thätig und Nauch ausjtogend nach Botta und nach den Nachrichten, Die Ehrenberg und Rußegger GReiſen in Europa, Alien und Afrifa Bd. I Ih. 1. 1843 ©. 54) gefammelt. Ueber Die ganze Umgegend der Meerenge Babsel-Mandeb, mit der Bas ſalt-Inſel Berim; die fraterartige Umwallung, in welcher Die Stadt Aden liegt; die Inſel Seerah mit Obftdian=- Strömen, die mit Bimsftein bedeckt find; ber Die Infelgruppen der Zo— bayı und der Farfan (die Vulcanicität der legteren hat Ehren: berg 1825 entdeckt) |. die fchönen Unterfuchungen von Rit— ter in der Erdfunde von Afien Bd. VI. Abth. 1. ©. 664— 707, 889 — 891 und 1021 — 1034. Der vulfanifche Gebirgszug des Thian-ſchan (Asie cen- trale T. 1. p. 201— 203, T. 1. p. 7—61), ein Berg ſyſtem, welches zwifchen dem Altai und Kuen-lün von Dften 382 nach Weſten Inner-Aften durchzieht, ift zu einer Zeit ber befondere Gegenftand meiner Unterfuchungen gewefen, da ic zu dem Wenigen, was Abel-Remufat aus der japanifchen Encyelopädie gefchöpft hatte, wichtigere, von Klaproth, Neu: mann und Stanislas Julien aufgefundene Bruchftüce habe hinzufügen fünnen (Asie centr. T.1l. p. 39 — 50 und 335 bis 364). Die Länge des Thian-ſchan Übertrifft achtmal die Länge der Pyrenäen: wenn man jenfeitsS dev burchfegten Meridianfette des Kusyurt-Bolor den Asferah hinzurechnet, der fih in Welten bis in den Meridian von Samarfand er: ftrect, und in dem Ibn Haufal und Ihn al-Vardi Feuerbrun- nen und Salmiaf ausftoßende, leuchtende (2) Spalten, wie im Thiansfchan, bejchreiben (j. über den Berg Botom a. a. D. p. 16—20). In der Gejchichte der Dynaftie der Thang wird ausprüdlich gejagt, daß an einem der Abhänge des Befchan, welcher immmerfort Feuer und Rauch ausftößt, die Steine bren- nen, Ichmelzen und mehrere Li weit fließen, als wäre e8 ein „Flüffiges Fett. Die weiche Maſſe erhärtet, fo wie fie erfaltet.“ Charakteriſtiſcher kann wohl nicht ein Lavaftrom bezeichnet werden, Ja in dem Adten Buche der großen Geographie Des chineftfchen Reichs, welche in Peking felbit von 1789 bis 1804 auf Staatsfoften gedruckt worden ift, werden die Feuerberge des Thian-ſchan ald „noch thätig“ befchrieben. Ihre Lage ift jo central, daß fie ohngefähr gleich weit (380 geogr. Mei: len) vom nächiten Littoral Des Eiömeered und von dem Aus— fluß des Indus und Ganges, 255 M. vom Aral-See, 43 und 52 M. von den Salzſeen Iſſikal und Balfafch entfernt find. Bon den Flammen, welche aus dem Berge von Zurfan Hoticheu) auffteigen, gaben aud Kunde die Pilgrime von Mekka, die man in Bombay im Jahr 1835 ovfficiell befvagte 383 (Journal of the Asiatie Soc. of Bengal Vol. IV. 1835 p. 657 — 664). Wann werden endlic) einmal von dem jo leicht erreichbaren Gouldja am Ili aus die Vulkane von Peſchan und Turfan, Barkul und Hami durch einen wilienfchaftlich gebildeten Neifenden befucht werden ? Die jegt mehr aufgeflärte Lage der vulfanifchen Gebirge: fette des TIhianzfchan hat ſehr natürlich auf Die Frage geleitet, ob das Fabelland Gog und Magog, wo auf dem Grunde des Alufies el Macher „ewige Feuer brennen“ follen, nicht mit den Ausbrüchen des Peſchan oder Vulkans von Turfan zufammenhange. Diefe orientalifche Mythe, welche ursprünglich dem Weſten des cafpiichen Meeres, den Pylis Albaniae bei Derbend, angehörte, ift, wie faft alle Mythen, gewwandert, und zwar weit nad) Oſten. Edriſi läßt den Salam el-Terdjeman, Dolmetſcher eines Abbafliden- Chalifen in der erften Hälfte des Iten Jahrhunderts, nach dem Lande der Finfterniß von Bagdad aus abreiſen. Er gelangt durch die Steppe der Bafchfiren nad) dem Schneegebirge Cocaia, welches die große Mauer von Ma- gog Madjoudj) umgiebt. Amédée Jaubert, dem wir wichtige Ergänzungen des nubifchen Geographen verdanfen, hat euwiefen, daß Die Feuer, welche am Abhange des Gocaia brennen, nichts pulfanifches haben (Asie centr. T. I. p. 99). Weiter in Süden fegt Edriſi den See Tehama. Ich glaube wahrfchein« lich gemacht zu haben, daß Tehama der große See Balkaſch it, in welchen der Iſi mündet, der nur 45 Meilen ſüdlicher fiegt. Anderthalb Jahrhunderte nach Edrifi verfegte Marco Polo die Mauer Magog gar in das Gebirge In-ſchan, öft ih von der Hochebene Gobi, gegen den Fluß Hoang= ho und die chinefifche Mauer Hin: von der (jonderbar genug) der ber rühmte venetianifche Neifende eben jo wenig fpricht als vom 384 Gebrauch des Thees. Der Inzfchan, die Grenze des Gebietes des Prieſters Johann, kann als die öftliche Verlängerung des Thian-ſchan angefehen werden (Asie centr. T. 1. p- 92— 104). Mit Unrecht hat man lange Zeit die zwei, einit lava— ergießenden Kegelberge, den Qulfan Peſchan und den Ho— tſcheu von Turfan (ie find ohngefähr in einer Länge von 105 geogr. Meilen durch den mächtigen, mit ewigem Schnee und Eife bedeckten Gebirgsftod Bogdo-Dola von einander getrennt) für eine ifolirte vulfanifche Gruppe gehalten, Ich glaube gezeigt zu haben, daß die vulfanifche Thätigfeit nördlich und ſüdlich von der langen Kette des Thian-ſchan mit den Grenzen der Erfchütterungsfreife, den heißen Quellen, den Sol- fataren, Salmiaf- Spalten und Steinfalz=Lagern, hier wie im Caucaſus, in enger geognoftifcher Verbindung fteht. Da nach meiner, ſchon oft geäußerten Anficht, Der jeßt auch der gründlichſte Kenner des caucafiichen Gebirgsiyftens, Abich, beigetreten ift, der Caucaſus felbft nur die Fortfeßungs- Spalte des vulfanifchen Thian-ſchan und Asferah jenfeits der großen aralo-caſpiſchen Erdfenfung ift?’; fo find hier neben den Erfcheinungen des Thian-ſchan als vor=hiftorijchen Zeiten angehörig anzuführen die vier erlofchenen Vulkane: El buruz von 17352 Barifer Fuß, Ararat von 16056 Fuß, Kas- begf von 15512 Fuß und Eavalan von 14787 Fuß Höhe, ® Shrer Höhe nach fallen dieſe Vulkane zwifchen den Cotopari und Montblanc. Der Große Ararat (Agri-dagh), zuerft am 27 Geptember 1829 von Friedrich von Parrot, mehr: mals 1844 und 1845 von Abich, zuletzt 1850 vom Oberſt Chodzko erftiegen, hat eine Domform wie der Chimborazo, mit zwei überaus Fleinen Erhebungen am Nande des Gipjels; doch 385 aber feinen Gipfel» Krater. Die größten und wahrfcheinlich neueften vor-hiſtoriſchen Lava-Eruptionen des Ararat find alle unterhalb der Schneegrenze ausgebrochen. Die Natur diefer Gruptionen iſt zweierlei Art: es find Diefelben theild trachyt— artig mit glafigem Feldſpath und eingemengtem, leicht verwit- ternden Sc;wefelfiefe; theild doleritzartig meift beftehend As Labrador und Augit, wie Die Laven des Aetna. Die doleritsars tigen hält Abich am Ararat für neuer als die trachytsartigen, Die Ausbruchftellen der Lavaſtröme, alle unterhalb der Grenze des ewigen Schnees, find oftmald G. B. in der großen Gras— Ebene Kip-Ghioll am nordweftlichen Abhange) durch Aus- wurfs-Kegel und von Schladen umringte Feine Krater be- zeichnet. Wenn auch das tiefe Thal des heiligen Jacob (eine Schlucht, welche bis an den Gipfel des Ararat anfteigt und feiner Geftaltung, felbft in weiter Ferne gefehen, einen eigenen Charakter giebt) viel Aehnlichkeit mit dem Thal del Bove am Aetna darbietet und die innerfte Structur des em— porgeftiegenen Domes fichtbar macht; fo ift die Berichiedenheit doch dadurch jehr auffallend, daß in der Jacobs - Schlucht nur maffenhaftes Trachyt-Geſtein und nicht Lavaſtröme, Schladenfchichten und Rapilli aufgefunden worden find, Der Große und der Kleine Ararat, von denen der evftere nach) den vortrefflichen geodätifchen Arbeiten von Waßili Fedorow 3° 4 nördlicher und 6° 42° weftlicher als der zweite liegt, erheben fih an dem ſüdlichen Rande der großen Ebene, welche der Araxes in einem weiten Bogen durchſtrömt. Sie ftehen beide auf einem elliptifchen vulfanifchen Blateau, deſſen große Are von Südoft nad) Nordweft gerichtet ift. Auch der Kasbegf und der Tſchegem haben feinen Gipfel- Krater, wenn gleich der erftere mächtige Ausbrüche gegen Norden (nad) Wladifaufas UL v Humboldt, Kosmos. IV. 25 386 zu) gerichtet hat. Der größte aller diefer erloſchenen Bulkane, dev Trachytfegel des Elburuz, welcher aus dem granitreichen Talk- und Diorit- Schiefergebivge des Backſan-Flußthales auf geftiegen ift, hat einen Kraterſee. Aehnliche Kraterjeen finden fih in dem vauhen Hochlande Kely, aus welchen zwifchen Eruptionssftegeln fi) Lavaftröme ergießen. Uebrigens find hier wie in den Eordilleren von Quito die Bafalte weit von dem Trachyt-Syfteme abgefondert; fie beginnen erſt 6 bis 8 Meilen füdlich von ber Kette des Elburuz und von dem Zichegem am oberen Phaſis- oder Rhion- Thale. 8) Der nordöftlide Theil (Halbinfel Kamtichatfa). Die Halbinfel Kamtichatfa, von dem Gap Lopatfa, nad) Kerufenftern lat. 510 3°, bis nördlich zum Cap Ufinff, gehört mit der Infel Java, mit Chili und Gentral-Amerifa zu den Regionen, wo auf dem Fleinften Raum die meiften, und zwar Die meiften noch entzundeten, Vulkane zufammengedrängt find. Man zählt deren in Kamtfchatfa 14 in einer Länge von 105 geogr. Meilen. Für Central Amerifa finde ich vom Bulfan von Soconusco bi8 Zurrialva in Coſta Rica 29 Vulkane, deren 18 brennen, auf 170 Meilen; für Beru und Bolivia vom Vulkan E has cani bis zum Volcan de San Pedro de Atacama 14 Vulkane, von welchen nur 3 gegenwärtig thätig find, auf 105 Meilen; fir Ehili vom V. de Coquimbo bis zum V. de San Cle- mente 24 Bulfane auf 240 Meilen. Bon diefen 24 find 13 aus Hiftorifchen Zeiten als thätig befannt. Die Kenntniß der famtfchadalifchen Vulkane in Hinfiht auf Form, auf aftrono- mifche Ortsbeftimmung und Höhe ift in neuerer Zeit Durch Krufenftern, Horner, Hofmann, Zen ‚Lütfe, Poſtels, 387 Cap. Beechey, und vor allen durch Adolph Erman rühms lichft erweitert worden. Die Halbinfel wird ihrer Länge nach von zwei Barallelfetten durchſchnitten, in deren öftlicher Die Bulfane angehäuft find. Die höchiten derfelben erreichen 10500 bis 14800 Fuß. ES folgen von Süden nach Norden: der Opalinffifche Vulkan Bir Kofcheleff vom Ad— miral Krufenftern), lat. 510 21°: nach Gap. Chwoſtow faft Die Höhe des Pics von Teneriffa erreichend und am Ende des 18ten Jahrhunderts überaus thätig; die Hodutfa Sopfa (519 35%). Zwiſchen dieſer Sopfa und der vorigen liegt ein unbenannter vulfanifcher Kegel (519 32°), der aber, wie die Hodutfa, nach Poſtels erlofchen feheint. PBoworotnaja Sopfa (52 22%), nad Gap. Beechey 71442 %. bed (Erman’s Neife Bd. IN. ©, 253; Leoy. von Buch, Iles Can. p. 447). Aßatſchinſkaja Eopfa (529 2%); große Afchen- Aus: würfe, bejonders im Jahr 1828. Wiljutſchinſker Bulfan (Br. 52° 52%): nad Gay. Beechey 6918 F., nach Admiral Lütfe 6330 F.; nur 5 geogr. Meilen von PBetropauld- Hafen jenfeit der Bai von Torinff entfernt. Awatichinffaja oder Gorelaja Sopfa Br. 530 179), Höhe nach Erman 8360 F.; zuerſt beftiegen auf dev Expedition von La Beroufe 1787 durch Mongez und Bernizet; fpäter durch meinen theuren Freund und fibirifchen Reifebegleiter, Ernſt Hof mann (Juli 1824, bei der Kogebue’fchen Weltumfeglung); Durch Poſtels und Lenz auf der Erpedition des Admirals Lütfe 1828, durch Erman im Sept. 1829. Diefer machte die wichtige geos gnoftifche Beobachtung, daß der Trachyt bei feiner Erhebung Schiefer und Grauwacke Cein filurifches Gebirge) durchbrochen 388 habe. Der immer vauchende Vulkan hat einen furchtbaren Ausbruh im October 1837, früher einen fchwächen im April 1828 gehabt. Poſtels in Lütfe, Voyage T. IM. p. 67—84; Erman, Reife, hift. Bericht Bd. IN. ©. 494 und 534— 540, Ganz nahe bei dem Awatſcha-Vulkan (Kosmos Bd. IV. ©. 291 Anm. 25) liegt die Koriatſkaja oder Strjeloſch— naja Sopka (Br. 53° 19%), Höhe 10518 F. nach Lütke T. II. p. 84; reich an Obfidian, deſſen die Kumtfchadalen fih noch im vorigen Jahrhundert, wie die Mericaner und im hohen Alterthume die Hellenen, zu Pfeilfpigen bedienten. Supanowa Gopfa: Br. nad Erman’d Beſtimmung Neife Br. 11. ©. 469) 53° 32°, Der ®ipfel ift ziemlich abgeplattet, und der eben genannte Neifende jagt ausdrüdlich: „daß dieſe Eopfa wegen des Rauchs, den fie ausftößt, und wegen Des unterirdiſchen Getofes, welches man vernimmt, von je her mit dem mächtigen Schiwelutfch verglichen und den unzweifelhaften Feuerbergen beigezählt wird.” Seine Höhe ift vom Meere aus durch Lütke gemefjen 8496 F. Kronotſkaja Sopfa, 9954 F.: an dem See gleiches Na- mens, Br. 548°; ein rauchender Krater auf dem Gipfel des, ſehr zugefpigten SKegelberaes Cütke, Voyage T. III. p. 85). Vulkan Schiwelutſch, I Meilen ſüdöſtlich von Jelowka, über den wir eine beträchtliche und ſehr verdienſtliche Arbeit von Erman (Reiſe Bd. III. ©. 261 - 317 und phyſ. Beob. Bd. I. ©. 400— 403) beſitzen, vor deſſen Reiſe der Berg faſt unbekannt war, Nördliche Epige: Br. 56° 40°, Höhe 9894 F.; ſüdliche Spike: Br. 56° 39°, Höhe 8250 F. Als Erman im Sept. 1829 den Schiwelutſch beftieg, fand er ihn ftarf vauchend. Große Eruptionen waren 1739 und zwifchen 1790 und 1810: [egtere nicht von fließend ergoffener Lava, ſondern als Auswürfe 389 ‘von lojem vulfanifchem Gefteine. Nach C. von Dittmar ftürzte der nörblichite Gipfel in der Nacht vom 17 zum 18 Februar 1854 ein, worauf eine von wirklichen Lavaftrömen begleitete, noch dauernde Eruption erfolgte. Tolbatſchinſkaja Sopfa: heftig rauchend, aber in früherer Zeit oft verändernd die Eruptions-Deffnungen ihrer Aſchen-Auswürfe; nah Erman Br. 550 51° und Höhe 7800 F. Ufchinffaja Sopfa: nahe verbunden mit dem Kliu- tſchewſker Vulkan; Br. 56° 0°, Höhe an 11000 F. (Bud, Gan. p. 4525 Landgrebe, Bulfane Br. 1. ©. 375). Kliutichewffaja Sopfa (56° 4’): der höchſte und thä- tigfte aller Bulfane der Halbinfel Kamtfchatfa; von Erman gründ— lich geologifch und Hypfometrifch erforicht. Der Kliutfchewff hat nach dem Berichte von Krafchenifoff große Feuerausbrüche von 1727 bis 1731 wie auch 1767 und 1795 gehabt. Im Jahr 1829 war Erman bei der gefahrvollen Befteigung des Vulkans am 141 September Augenzeuge von dem Ausftoßen glühender Steine, Aſche und Dämpfe aus dem Gipfel, während tief unterhalb beffelben ein mächtiger Lavaftvom fi” am Weſt— Abhange aus einer Spalte ergoß. Auch hier ift die Lava reich an Obſidian. Nah Erman (Beob. Bd. I. ©. 400 — 403 und 419) ift die geogr. Breite des Vulkans 560 4’, und feine Höhe war im Sept. 1829 fehr genau 14790 Fuß. Im Auguft 1828 hatte dagegen Admiral Lütfe durch Höhenwinfel, die zur See in einer Entfernung von AO Seemeilen genommen waren, den Gipfel des Kliutfchewff 15480 F. hoch gefunden (Voyage T. IM. p. 86; Landgrebe, Bulfane Bd. 1. ©. 375 bis 386). Diefe Mefung, und die Vergleihung dei vortreff- lichen Umriß- Zeichnungen des Baron von Kittliz, der bie Lütke'ſche Erpedition auf dem Seniawin begleitete, mit Dem, 390 was Erman felbft im Sept. 1829 beobachtete, führten diefen zu dem Refultate, daß in der engen Epoche diefer 13 Monate große Veränderungen in der Form und Höhe des Gipfels fih zugetvagen haben. „Sch denke“, jagt Erman (Reife Br. IM. ©. 359), „daß man faum merflich ivren fann, wenn man für Auguft 1828 die Höhe der Oberfläche des Gipfels um 250 Fuß größer ald im Sept. 1829 während meines Aufenthalts in der Gegend von Kliutfchi, und mithin für Die frühere Epoche zu 15040 Fuß annimmt." Am Veſuv habe ich, die Sauffure’fche Baromerer-Meffung der Rocca del Palo, bes höchiten nördlichen Kraterrandes, vom Jahre 1773 zum Grunde legend, durch eigene Mejjung gefunden: daß bis 1805, alfo in 32 Jahren, dieſer nördliche Kraterrand fich um 36 Fuß gejenft Hatte; daß er aber von 1773 bis 1822, alſo in 49 Jahren, um 96 Fuß (jcheinbar?) geftiegen fei Alnfichten der Natur 1849 Br. Il. ©, 290) Im Jahr 1822 fan- den Monticelli und Covelli für die Rocca del Palo 624!, ich 629°, Für das damalige wahrfcheinlichite Endrefultat gab ich 625%. Im Frühjahr 1855, alfo 33 Jahre fpäter, gaben die fchönen Barometer-Mefjungen des Olmützer Aftronomen Julius Schmidt wieder 624° (Neue Beſtimm. am Veſuv 1856, ©. 1,16 und 33). Was mag davon der Unvollfommenheit der Meſſung und der BarometersFormel zugehören? Unterfuchungen der Art fönnten in größerem Maaßftabe und mit größerer Sicher heit vervielfältigt werden, wenn man, ftatt oft erneuerter vollitän- diger trigonometrifcher Operationen oder für zugängliche Gipfel mehr anmwendbarer, aber minder befriedigender Barometer Mef- fungen, ſich darauf befchränfte, für die zu vergleichenden Pe— rioden von 25 oder 50 Jahren den einzigen Höhenwinfel des Gipfelrandes aus demfelben und zwar aus einem ficher wieder zufindenden Standpunfte bis auf Fractionen von Secunden zu beftimmen. Des Einflufies der terreftrifchen Refraction wegen würde ich vathen, in jeder der Normal» Epochen das Mittel aus vieljtündlichen Beobachtungen von 3 Tagen zu fuchen. Um nicht bloß das allgemeine Nefultat der Vermehrung oder Ver— minderung des einzigen Höhenwinkels, fondern auch in Fußen die abfolute Quantität der Veränderung zu erhalten, wäre nur eine einmal vorgenommene Beitimmung des Abftandes erfor- derlich. Welche reiche Duelle der Erfahrungen würden und nicht für die vulfanifchen Coloffe der Eordilferen von Quito die vor mehr als einem Jahrhundert beftimmten Höhenwinfel der hinlänglich genauen Arbeiten von Bouguer und La Conda— mine gewähren, wenn dieſe vortrefflihen Männer für gewifie auserlefene Bunfte hätten die Stationen bleibend bezeichnen fonnen, in denen die Höhenwinfel der Gipfel von ihnen ge meſſen wurden! Nah C. von Dittmar hat nach dem Aus- bruch von 1841 der Kliutfcheivff ganz geruht, bis er lavagebend 1853 wieder erwacht. Der Gipfel- Einfturz des Schiwelutfch unterbrach aber die neue Thätigfeit. (Bulletin de la classc physico-mathem. de l’Acad. des Sc. de St.-Peters- bourg T. XIV. 1856 p. 246.) Noch vier andere, theild vom Admiral Lütfe und theils von Mofteld genannte Vulkane: den noch rauchenden Apalſk füdöftlich vom Dorfe Bolfcheretffi, die Shifhapinffaja Sopfa (Br. 550 11%), die Kegel Kreftowff (Br. 56% 4%), nahe an der Gruppe Kliutſchewſk, und Uſchkowſtk; habe ich in ber obigen Reihe nicht aufgeführt wegen Mangels genauerer Be— ftimmung. Das Tamtfchadalifche Mittelgebirge, bejonders in der Baidaren-&bene, Br. 57 20°, öſtlich von Eedanfa, bietet (als wäre fie „der Boden eines uralten Kraterd von 392 etwa vier Werft, d. i. eben fo viele Kilometer, im Durchmeffer“) das geologifch merkwürdige Phänomen von Lava- und Schladen- Ergüffen dar aus einem blafigen, oft ziegelcothen, vulfanifchen Geftein, das felbft wieder aus Erdfpalten ausgebrochen ift, in größter Ferne von allen Gerüfte aufgefliegener Kegelberge (Erman, Reife Bi. I. ©. 221, 228 und 273; Bud, Iles Ganaries p. 454). Auffallend ift hier die Analogie mit dem, was ich oben über dag Malpais, die problematiz ſchen Zrümmerfelder der mericanifchen Hochebene, umftändlich entwidelt habe (Kosmos Bd. IV. ©. 349). V. Oft-afintifche Infeln. Bon der Zorred- Straße, die, unter 10° füdl, Breite, keu- Guinea von Auftralien trennt, und von den rauchenden Bulfanen von Flores bis zu den noxdöftlichiten Aleuten Br, 55%) eritreckt fich eine, größtentheils vulfanifche Infelmelt, welche, unter einem allgemeinen geologijchen Gefichtspunfte betrachtet, wegen ihres genetifchen Zufammenhanges faft fchwer in einzelne Gruppen zu fondern ift, und gegen Süden beträchtlich an Um: fang zunimmt, Um von Norden zu beginnen, fehen wir zus exit die von ber amerifanifchen Halbinfel Alasfa ausgehende, bogenförmig®® gekrümmte Reihe der Aleuten durch die der Kupfer- und der Berings-Infel nahe Infel Attu den Alten und Neuen Gontinent mit einander verbinden, wie im Süden das Meer von Bering fchließen. Bon der Spiße ber Halbinjel Kamtfchatfa (dem Worgebirge Lopatfa) folgen in der Richtung Nord gen Süd, das Saghalinifche oder Dchotffifche, duch La Peroufe berühmt gewordene Meer in Dften begren- zend, Der Archipel der Kurilen; dann SJezo, vielleicht 393 vormals mit der Südſpitze der Infel Kraftos! (Saghalin oder Tſchoka) zufammenhangend; endlich jenfeitS dev engen Tſugar— Straße dad japanifche Drei-Inſelreich Nippon, Sifof und Kiu-Siu: nach der trefflichen Karte von Siebold zwiſchen 41° 32’ und 300 18%), Bon dem Vulkan Kliutfchewif, dem nördlichiten an der öftlichen Küfte der Halbinfel Kamtichatfa, bis zum füdlichften japanischen Infel-Qulfan Iwoga-Sima, in der von Kruſenſtern ducchforfchten Meerenge Van Diemen, ijt die Richtung der ſich in der vielfach gefpaltenen Erdrinde Außern- den feurigen Thätigfeit genau Nordoft in Südweft. 68 erhält fich Diefelbe in fortgefeßter Reihung durch die nel Safuno-Sima, auf der ein Kegelberg fich zu der Höhe von 5478 Fuß (1780 Meter) erhebt, und welche Die beiden Straßen Ban Diemen und Eolnet von einander trennt; durch den Siebold’fchen Linfhoten-Archipel; durch die Schwefel- Inſel des Capitäns Ball Hall (Lung-Huang- Shan); durch die Heinen Gruppen dev Lieu-Khieu md Madjiko— Sima, welche legtere fi dem Oſtrande der großen chinejt- chen Küften-Änfel Formofa (Thay-wan) bis auf 23 geogr. Meilen nähert. Hier bei Formofa (nördl. Breite 250—269) ift der wichtige Punkt, wo ftatt der Erhebungsstinien NO— SW die der nord— füdlihen Richtung beginnen und fait bis zum Parallel von 50 oder 6° füdlicher Breite herrfchend werden. Sie find zu erfennen in Formofa und in den Bhilippinen (Luzon und Mindanao) volle zwanzig Breitengrade hindurch, bald an einer, bald an beiden Seiten die Küften in der Meridian-Nichtung abfchneidend: fo in der Oſtküſte der großen Infel Borneo, welche durch den Solo-Archipel mit Mindanao umd durch Die lange, fchmale Inſel Balawan mit Mindoro zufammenhängt; fo Die 394 weftlichen Theile dev vielgeftalteten Gelebes und Gilolo; fo (was befonders merkwürdig ift) die Meridian- Spalte, auf welcher, 350 geogr, Meilen öftlich von der Gruppe der Phi— lippinen und in gleicher Breite, fich die vulfanifche und Corallen— Inſel-Reihe dev Marianen oder Ladronen erhoben hat. Ihre allgemeine Richtung 6? it N100O. | Wie wir in Dem Parallel der fteinfohlenreichen Infel Formofa den Wendepunft bezeichnet haben, an welchem auf die furilifche Kichtung NO— SW die Richtung N—S folgt; fo beginnt ein neues Spaltenſyſtem füdlich von Celebes und der, ſchon oft- weitlich abgefäjpnittenen Südfüfte von Borneo. Die großen und Fleinen Sunda-Inſeln von Timor-Laut bis Welt: Bali folgen in 18 Längengraden meift dem mittleren Parallel von 8° füdlicher Breite, Im weftlichen Java wendet fich Die mittlere Achſe ſchon etwas mehr gen Norden, fat OSO in WAR; von der Sunda-Straße bis zu der füdlichiten der Nicobaren aber ift Die Richtung SO—NW. Die ganze vulfanifche Erhebungs— Spalte (O—W und SOI-NW) hat demnach ohngefähr eine Erſtreckung von 675 geogr. Meilen Ceilfmal die Länge ver Pyrenaͤen); von dieſen gehören, wenn man Die geringe Abivei- hung Java's gegen Norden nicht achtet, 405 auf die oftweft- liche und 270 auf die füdoftsnordweftliche Achfenrichtung. Allgemeine geologifche Betrachtungen über Form und Reihungs-Gefege führen fo ununterbrochen in der Inſelwelt an den Oſtküſten Aftens (in Dem ungeheuren Raume von 68 Brei- tengraden) von den Aleuten und dem nördlichen Berings-Meere zu den Moluffen und zu den großen und Fleinen Sunda-Inſeln. In der Parallel-Zone von 50 nördlicher und 109 füdlicher Breite hat fich befonders der größte Reichthum von Länderformen ent: widelt. Auf eine merkwürdige Weife wiederholen fich meiſt die Ausbruchs- Richtungen der größeren Theile in einen benachbarten kleineren. So liegt nahe der Südfüfte von Su- matra und ihr parallel eine lange Inſelreihe. Dafjelbe be merken wir in dem Heinen Phänomene der Erzgänge wie in dem größeren der Gebirgszüge ganzer Gontinente. Gleich— ftreichende Nebentrümmer des Hauptganges, beglei— tende Nebenfetten (chaines accompagnantes) liegen oft in beträchtlichen Abſtänden von einander; fie deuten auf gleiche Urſachen und gleiche Nichtungen der formgebenden Thätigfeit in der fich faltenden Erdrinde, Der Conflict der Kräfte bei gleichzeitiger Deffnung von Spalten entgegengefegter Richtungen fcheint bisweilen wunderbare Geftaltungen neben einander zu erzeugen: fo in den Moluffen Celebes und Gilolo, Nachdem wir den inneren geologifchen Zufammenhang des oſt- und füd-afiatifchen Inſelſyſtems entwickelt haben, fegen wir, um von den alt=eingeführten, etwas willführlichen, geo— graphifchen Abtheilungen und Nomenclaturen nicht abzugehen, die füdliche Grenze der oftzafiatifchen Infelreihe (den Wendepunft) bei Formofa, wo die Richtung NO— SW in die R—S übergeht, unter dem 24ten Grad nördlicher Breite, Die Aufzählung gefchieht wieder von Norden nach Süden: von den öftlichften, mehr amerikanischen leuten beginnend. Die vulfanreihen aleutifhen Inſeln begreifen von Diten nach Weiten die Fuchs-Inſeln, unter denen fich Die größten aller: Unimaf, Unalafchfa und Umnaf, befinden; die Andrejanowffifchen: unter denen Atcha, mit drei rauchen» den Vulkanen, und der mächtige, von Sauer fchon abgebildete Bulfan von Tanaga die berufenften find; die Natten-Infeln und Die etwas getrennten Infeln Blynie: unter denen, wie ſchon oben gejagt, Attu den Uebergang zu der, Alten nahen 396 Commandeur-Gruppe (Kupfer und Berings-Infel) macht, Die mehrfach wiederholte Behauptung, als fange auf ber Halbinfel Kamtichatfa die, von AND nah SSW gerichtete Reihe der Eontinental-Vulfane erft da an, wo die vulfanifche Erhebungs-Spalte der Aleuten unterfeeifch Die Halbinfel fchneidet; als biete diefe Aleuten-Spalte wie eine Zuleitung dar: fcheint wenig begründet zu fein. Nach des Admirals Lütfe Karte des Berings-Meeres liegen Die Inſel Attu, das weftliche Extrem der Aleuten-Reihe, Br. 520 46°, die unvulfanifche Kupfer und Berings-Infel Br. 540 30° bis 550 20°; und die Vulkan— Reihe von Kamtfchatfa beginnt fchon unter dem Parallel von 56° 40° mit dem großen Vulkan Schiwelutfh, weftlich vom Cap Stolbowoy. Die Richtung der Eruptiv-Spalten ift auch fehr verfchieden, faft entgegengefegt. Auf Unimaf ift der höchfte der aleutiſchen Bulfane, nach Lütfe 7578 Fuß. Nabe an der Nordipige von Umnak Hat fih im Monat Mai 1796 unter jehr merkwürdigen, in Otto's von Kotzebue Entdeckungs— reife (Bd. I. ©. 106) vortrefflich gefchilderten Umftänden Die faft acht Jahre entzundet gebliebene Inſel Agafchagofh) (oder Sanctus Johannes Theologus) aus dem Meere erhoben, Nach einem von Krufenftern befannt gemachten Berichte hatte fie im Jahr 1819 faft vier geographifche Meilen im Umfang und noch 2100 Fuß Höhe. Auf der Infel Unalafchfa würden bejonders die von dem fcharffinnigen Chamiffo angegebenen Berhältnifie der hornblendezreichen Trachyte des Vulkans Matufchfin (5136 8.) zu dem fchwarzen Borphyr (9) und dem nahen Granite ver- dienen von einem mit dem Zuftande der neueren Geologie vers trauten, die Zufammenfegung der Gebirgsarten oryctognoſtiſch und ficher unterfuchenden Beobachter erforfcht zu werden. Don ben zwei fich nahen Inſeln der Bribytow-Gruppe, welde 397 vereinzelt in Dem Berings-Meer liegen, ift St. Baul ganz vul: fanifch, reich an Lava und Bimsftein, wenn Dagegen die St. Georgs-Inſel nur Granit und Gneiß enthält. - Nach der vollftändigften Aufählung, Die wir bisher be- figen, fcheint die 240 geographifche Meilen lange Reihe der Aleuten über 34, meift in neuen, Hiftorifchen Zeiten thätige Vulkane zu enthalten. So fehen wir hier (unter 54% und 60° Breite und 1620— 1980 weftlicher Länge) einen Streifen des ganzen Meeresgrundes zwiſchen zwei großen ontinenten in fteter, fchaffender und zerftörender Wechfelwirfung. Viele Infeln mögen in der Folge von Sahrtaufenden, wie in der Gruppe der Azoren, dem Erſcheinen uber der Meeresfläche nahe, viele lange erfchienene ganz oder theilweife unbeobachtet verfunfen fein! Zur Völker-Miſchung, zum Uebergange von Volfsftämmen bietet die aleutifche Infelveihe einen Weg dar, welcher 13 bis 14 Grad füdlicher als der der Berings-Straße ift: auf welchem die Tichuftfchen fcheinen von Amerifa nach Aften, und zwar bis jenfeits des Anadyr-Fluſſes, übergegangen zu fein. Die kuriliſche Inſelreihe, von der Endfpige von Kamtfchatfa bis zum Gap Broughton (dem novdöftlichiten Vor— gebivge von Jezo), in einer Länge von 180 geogr, Meilen, erfcheint mit 8 bis 10 meift noch entzündeten Vulkanen. Der nördlichite derfelben, auf der Infel Alaid, befannt Durch große Ausbrüche in den Jahren 1770 und 1793, verdiente wohl endlich genau gemeſſen zu werden, da man feine Höhe bis zu zwölf- und vierzehn-tauſend Fuß ſchätzt. Der weit niedrigere Pic Sarytfchev (4227 F. nach Homer) auf Mataua und die füdlichten japanifchen Kurilen, Urup, Jetorop und Kunaſiri, haben ſich auch als ſehr thätige Vulkane gezeigt. Nun folgen in der Bulfan-Keihe Jezo und die drei großen 398 japanifchen Infeln, über welche der berühmte Neifende, Herr von Siebold, zur Benugung für den Kosmos, mir eine große und wichtige Arbeit wohlwollend mitgetheilt hat, Sie wird das Unvollftändige berichtigen, was ic) in meinen Frag- mens de G£&ologie et de Glimatologie asiatiques (T. 1. p. 217 — 234) und in der Asie centrale (T. Il. p. 540—552) der großen japanifchen Encyelopäbie entlehnte. Die große, in ihrem nördlichen Theile fehr quadratifche Infel Jezo (Br. 41% bis 45°), durch Die Sangar- oder Tfugar- Straße von Nippon, durch die Straße La Peroufe von der Inſel Krafto (Kara-fusto) getrennt, begrenzt durch ihr nordöft- liches Cap den Archipel der Kurilen; aber unfern des nordweſt— lichen Caps Nomanzow auf Iego, das fih 1, Grade mehr nach Norden an die Straße La Peérouſe vorftredt, liegt unter Br. 450 11’ der vulfanifche Pic de Langle (5020 5.) auf der kleinen Infel Riſiri. Auch Jezo felbit fcheint von Broughton’s füdlicher Yulfan-Bai an bis gegen das Nordcap hin von einer Bulfan-Keihe duchfchnitten zu fein: was um jo merkwürdiger ift, als auf dem jchmalen Krafto, das faft eine Fortſetzung vom Jezo ift, die Naturforfcher der Laperoufifchen Expedition in der Baie de Castries rothe poröfe Laven- und Scladen- jelder gefunden haben, Auf Iezo felbit zählt Siebold 17 Kegel- berge, von denen der größere Theil erloſchene Vulkane zu fein fcheint. Der SKiafa, von den Japaneın Uſuga-Take, d. i. Mörferberg, genannt, wegen eines tief eingejunfenen Kraters, und der Kajo-hori follen beide nod) entzündet fein. (Commod. Berry fah zwei Bulfane bei dem Hafen Endermo, lat. 420 17°, von der Vulkan-Bai aus.) Der hohe Manye (Krufenftern’s Kegelberg Ballas) liegt mitten auf der Inſel Jezo, ohngefähr in Br, 449, etwas oft=nord=öftlid von der Bai Strogonow. 399 „Die Gefchichtsblicher von Japan erwähnen vor und ſeit unferer Zeitrechnung nur 6 thätige Bulfane, nämlich zwei auf der Inſel Nippon und vier auf der Infel Kiufiu. Die Qul- fane von Kiuſiu, der Halbinfel Korea am nächften, find, in ihrer geographiichen Lage von Süden nach Norden ge vechnet: 4) der Vulkan Mitafe auf dem Inſelchen Sayura- Sima, in der nad) Süden geöffneten Bai von Kagofima (Pro— vinz Satfuma), Br. 310 33°, Lg. 128° 21°; 2) der Vulkan Kiriſima im Diftriet Nafa Br. 319 45°), Provinz Fiuga; 3) der Bulfan Aſo jama im Diftriet Aſo (Br. 32° 45%), Provinz Figo; A) der Bulfan Wunzen auf der Halbinfel Simabara (Br, 320 44), im Diſtrict Takaku. Seine Höhe beträgt nach einer barometrifchen Mefjung nur 1253 Mieter oder 3856 Pariſer Fuß: er ift alfo kaum Hundert Fuß höher ald der Veſuv (Rocca del Palo). Die gejchichtlich heftigfte Sruption des Vulkans MWunzen war die vom Februar 1793. Wunzen und Aſo jama liegen beide oft-füdsöftlich von Nangaſaki.“ „Die Vulkane der großen Inſel Nippon find, wieder von Süden nach Norden gezählt: 1) Bulfan Fuſi jama, faum 4 geogr, Meilen von dev füdlihen Küfte entfernt, im Dijiriet Fufi Provinz Suruga; Br. 350 18°, Lg. 136° 159). Seine Höhe, gemeflen, wie der vorgenannte Vulkan Wunzen auf Kiuftu, von jungen, durch Siebold ausgebildeten Japanern, erreicht 3793 Meter oder 11675 Bar. Fuß; er ift alſo faft 300 Fuß höher ald der Bic von Teneriffa, mit dem ihn ſchon Kämpfer vergleicht Wilhelm Heine, Reife nah Japan 1856 Bd. I. ©. 4). Die Erhebung dieſes Kegelberges wird im fünften Negierungsjahre des VI. Mifado (286 Jahre vor unferer Zeitrechnung) mit dieſen (geognoftifch merkwürdigen) Worten beichrieben: „in der Landſchaft Omi verfinft eine bedeutende 400 Strecke Landes, ein Binnenfee bildet fich und der Vulfan Fufi fommt zum Borfchein.” Die geichichtlich befanntejten, beftigften Gruptionen aus den chriftlichen Jahrhunderten find gewejen die von 799, 800, 863, 937, 1032, 1083 und 1707; feitdem ruht der Berg 2) Bulfan Afama jama: der centralfte der thätigen Vulkane im Inneren des Landes; 20 geogr. Meilen von der ſüd-ſüd- öſtlichen und 13 Meilen von der nord =nord- weftlichen Küſte entfernt; im Diftriet Safu (Provinz Sinano); Dr. 36% 22°, Lg. 136% 18°: alfo zwifchen den Meridianen der beiden Hauptjtädte Mijafo und Jedo. Bereitd im Jahre 864 hatte, gleichzeitig mit dem Vulkan Fuſi jama, der Ajama jama einen Ausbruch. Befonders verheerend und heftig war der vom Monat Sulius 1783. Seitdem bleibt der Aſama jama in fortdauernder Thätigkeit.“ „Außer diefen Vulkanen wurden von europälfchen See fahren noch zwei Fleine Infeln mit rauchenden Kratern beob- achtet, nämlich: 3) das Infelchen Jwögaftma oder Jwöfima (sima bedeutet Infel und ıwö Schwefel; ga iſt bloß ein Affirum des Nominativs), He du Volcan nad) Krufenftern: im Süden von Kiuftu, in der Straße Ban Diemen, unter 300 AIN. B. und 1270 58° O. L.; nur 54 engliihe Meilen vom oben ge nannten Vulkan Mitafe entfernt; Höhe des Vulkans 2220 8. 715"). Diefes Infelchen erwähnt bereits Linfchoten im Jahr 1596, mit den Worten: „folche8 Eiland hat einen Qulfan, der ein Schwefel» oder feuriger Berg iſt“. Auch findet es fich auf den ältejten holländifchen Seefarten unter dem Namen Vulcanus (Fr. von Siebold, Atlas vom Jap. Weiche, tab. XD. Krufenftern hat die Vulkan-Inſel rauchen gefehn (180%); eben fo Capt. Blake 1838, wie Guérin und de la Roche Poncie 1846. Höhe ded Kegels nach dem letzteren 401 Seefahrer 2218 F. (15°). Das felfige Infelchen, deſſen Landgrebe in der Naturgefhichte Der Vulkane (Bi. I. S. 355) nad) Kämpfer ohnweit Firato (Fivando) als Vulkans erwähnt, ift unftreitig Jwöfima; denn die Gruppe, zu welcher Iwoſima gehört, heißt Kiusiu ku sima, d, i. die neun Inſeln von Kiuftu, und nicht Die 99 Inſeln. Eine folche Gruppe giebt es bei Firato, nördlih von Nagafafi, und überhaupt in Japan nicht, 4) Die Infel Ohoſima (Barneveld’s Eiland, ile de Vries nach Srufenftern); fie wird zur Provinz Idſu auf Nippon gerechnet und liegt vor dev Bucht von Woda- wara, unter 349 IN. B. und 13704 O. L. Brough- ton ſah (4797) Rauch dem Krater entfteigen; vor kurzem hatte ein heftiger Ausbruch des Vulkans ftatt. Von dieſer Inſel zieht fih eine Reihe Fleiner vulfanifcher Eilande in ſüd— licher Richtung bis Fatſi 6 I HN. B.) hin und jegt fich bis nach den Bonin-Inſeln (26° 3! N. B. und 139% 45 O. L.) fort, welche nah A. Poſtels (Lutfe, Voyage autour du monde dans les anndes 1826—29 T. Ill. p. 117) auch vulfanisch und fehr heftigen Erdbeben unterworfen find.” „Dies find alfo die acht gefchichtlich thätigen Vulkane im eigentlichen Japan, in und nahe den Infeln Kiuſiu und Nippon. Außer diefen gefhichtlich befannten acht Vulkanen ift aber noch eine Reihe von Kegelbergen aufzuführen, von denen einige, ducch fehr deutlich, oft tief eingeichnittene Krater ausgezeichnet, als längjt erlofchene Bulfane erfcheinen: fo der Kegelberg Kai— mon, SKrufenften’d Pic Horner, im füpdlichiten Theile der Infel Kiufiu, an der Küfte der Straße Ban Diemen, in der Provinz Satfum Br, 319 9%), faum 6 geogr. Meilen ents fernt in SSW von dem thätigen Vulkan Mitafe; fo auf Sifof der Kofufi oder fleine Fuſi; auf dem Snfelchen Av. Humboldt, Kosmos. IV. 26 402 Kutfunafima (Provinz Jjo), Br. 330 45°, an der öftlichen Küfte der großen Straße Suwo Nada oder van der Gapellen, welche die drei großen Theile des japanifchen Neihs: Kiuſiu, Sifof und Nippon, trennt. Auf dem legten, der Haupt- infel, werden von Südweſt nach Nordoft neun folcher, wahr- Icheinlich trachytifcher Kegelberge gezählt, unter welchen die merfwärdigften find: dev Sira jama (weiße Berg) in der Provinz Kaga, Br. 36° 5°: welcher, wie der Tſjo Faifan in der Provinz Dewa (Br. 390 10%, für höher als der ſüd— liche, über 11600 Fuß hohe Vulkan Fuſi jama geſchätzt wird. Zwifchen beiden liegt in der Provinz SJetfigo der Jaki jama (Slammenberg, in Br, 360 53%. Die zwei nördlichiten Kegel: berge an ber Ifjugar- Straße, im Angeficht der großen Infel Seo, find: 1) der Iwaki jama, welchen Krufenftern, der fich ein unfterbliches VBerdienft um die Geographie von Japan erworben hat, den Pic Zilefius nennt (Br. 40% 42%; und 2) der Safe jama chrennende Berg, Br. 419 20%, in Nambu, auf der nordöftlichiten Endfpige von Nippon, mit Feuer: ausbrüchen feit ältefter Zeit. “ In dem continentalen Theile der nahen Halbinſel Korea oder Korai (fie verbindet fich unter den Barallelen von 349 und 340%, faſt mit Kiuftu durch die Eilande Tſu fima und Sf) find, trog ihrer Geftalt-Aehnlichfeit mit dev Halb- infel Kamtſchatka, bisher Feine Vulkane befannt geworden, Die vulfaniiche Thätigfeit fcheint auf die nahe gelegenen Infeln eingefchränft zu fein. So ftieg im Jahr 1007 ber Inſel— Bulfan Tfinmura, den die Chinefen Tanlo nennen, aus dem Meere hervor. Ein Gelehrter, Tien-kong-tſchi, wurde ausgefandt, um das Phänomen zu befchreiben und ein Bild davon anzufertigen.6? Es ift befonders die Infel Se he fure 403 (Duelpaerts der Holländer), auf welcher die Berge überall eine vulfanifche Kegelform zeigen. Der Eentralberg erreicht nach La Peroufe und Broughton 6000 Fuß Höhe. Wie viel Bulfanifches mag nicht noch in dem weftlichen Archipel zu ent- dedfen fein, wo der König der Koreer in feinem Titel fich König von 10000 Inſeln nennt! Bon dem Pie Horner (Kaimon ga take) an der weft lichen Südfpige von Kiusfiu, im japanifchen Drei-Infel veiche, zieht fich in einem Bogen, der gegen Weften geöffnet ift, eine kleine vulfanifche Infelreihe Hin, und begreift zwifchen den Straßen Dan Diemen und Golnett Safuno fima und Tanega fimaz dann füdlich von der Straße Colnett in der Linichoten-Öruppest von Siebod (Archipel Cecille des Cap. Guerin), welche fich bis zum Parallel von 29% er— jtredit, die Infel Suwafe fima, die Vulkan-Inſel des Cap. Belcher (Br. 29% 39’ und Lg. 127% 21%): in Höhe von 2630 F. (855w) nach de la Roche Poncié; dann Baftl Hals Schwefel-Inſel (Sulphur Island), die Tori fima oder Vogel— Infel der Japaner, Lungshoangrfchan des Pater Gaubil: Br. 270 51°, Lg. 1250 54°, nach der Beftimmung des Gap, de la Roche Ponciés von 1848, Da fie auch Iwö fima ge nannt wird, fo ift fie nicht mit der homonymen nördlicheren Infel in der Straße Ban Diemen zu verwechfeln. Die exftere ift von Baſil Hall vortrefflich befchrieben worden, Zwifchen 26° und 27° Breite folgen Die Gruppe der Lieu-khieu—- oder Lew» Chew-Infeln (von den Bewohnern Zoo Choo genannt), von denen Klaproth bereits 1824 eine Specialfarte geliefert hat; und füdweftlicher der Fleine Archipel von Madfchifo- fima, welcher fich an die große Inſel Formoſa anfchließt und von mir als das Ende der oftzafiatifchen Inſeln 404 betrachtet wird. Nahe bei der öftlichen Küſte von Formofa (lat. 249) ift vom Lieut, Boyle im Detober 1853 ein großer Bulfan-Ausbruch im Meere beobachtet worden (Commod. Berry, Exped. to Japan Vol. I. p. 500). In den Bonin-Inſeln (Buna-Sima der Japaner, lat. 2602 bis 27° * I. 4390 559 hat Peel's Inſel mehrere ſchwefel- und ſchlackenreiche, wie es ſcheint, vor nicht langer Zeit ausgebrannte Krater Berry J. p. 200 und 209). VI Süd—-aſtatiſche Infeln. Wir begreifen unter dieſe Abtheilung Formo ſa (Thay— wan), bie Philippinen, die Sunda-Inſeln und bie Moluffen. Die Bulfane von Formofa Hat und zuerft Klaps voth nach chinefifchen, immer fo ausführlich naturbefchreibenden Duellen fennen gelehrt, Es find ihrer vier: unter denen der Tſchy-kang (Rothberg), mit einem heißen Kraterfee, große Feuerausbrüche gehabt hat, Die Heinen Baſchi-Inſeln und die Babuyanen, welche noch 1831 nah Meyen’s Zeug- niß einen heftigen Feuerausbruch erlitten, verbinden Formoſa mit den Bhilippinen, von denen die zerftücfelten und fleine- ren Infeln die vulfanreichften find. Leopold von Buch zählt auf ihnen 19 hohe ifolixte Kegelberge, im Lande Volcanes genannt, aber wahrfcheinlich theilmweife gefchlofjene trachytifche Dome, Dana glaubt, daß ed im füdlichen Luzon jest nur zwei ent- zündete Bulfane giebt: den Vulkan Taal, der ſich in der Laguna de Bongbong erhebt; mit einem Circus, welcher wiederum eine Lagune einfchließt (Kosmos Bd. IV. ©, 287); und in dem füdlichen Theile der Halbinfel Camarines den Vulkan Albay oder Mayon, welchen die Eingeborenen Iſaroe nennen. 405 Lesterer (3000 F. hoch) hatte große Eruptionen in den Jahren 1800 und 1814, In dem nördlichen Theile von Luzon find Granit und Glimmerfchiefer, ja ſelbſt Sediment - Formationen mit Steinfohlen verbreitet, 66 Die langgedehnte Gruppe der Sulu- (Solo-) Infeln (wohl 100 an der Zahl), verbindend Mindanao und Borneo, ist theils vulfanifch, theils von Corallenriffen durchzogen, Iſo— lirte ungeöffnete, trachytifche, Fegelfürmige Pics werden freilich von den Spaniern oft Volcanes genannt. Wenn man alles, was im Süden vom fünften nördlichen Breitengrade (im Süden von den Bhilippinen) zwifchen den Meridianen der Nicobaren und des Nordweitend von Neu— Guinea liegt: aljo die großen und kleinen Sunda-Inſeln und die Moluffen, ftreng durchmuftert; jo findet man als Refultat der großen Arbeit des Dr. Junghuhn „in einem Kranz von Inſeln, welche das faſt continentale Borneo ums geben, 109 Hohe feuerfpeiende Berge und 10 Schlamm: Vulkane.“ Dies ift nicht eine ohngefähre Schägung, fondern eine wirkliche Aufzählung. Borneo, die Giava maggiore des Marco Bolo 6°, bietet bis jet noch Feine fichere Kunde von einem thätigen Vulkane dar; aber freilich find auch nur ſchmale Streifen des Littorals Can der Nordweit-Seite bis zur kleinen Küften-Infel Labuan und bis zum Gap Balambanganz an der Weitfüfte am Aus- fluß des Pontianak; an der füdöftlichen Spige im Diftrict Banjermas-Sing wegen der Gold», Diamant und Platina- MWäfchen) befannt, Man glaubt auch nicht, daß der höchfte Berg der ganzen Infel, vielleicht der ganzen ſüd-aſiatiſchen Infelwelt, der zweigipflige Kina Bailu an der Nordfpige, nur acht geogr. Meilen von der Piraten-Küſte entfernt, ein 406 Vulkan fei, Gap. Belcher findet ihn 12850 :Barifer Fuß hoch, alfo faft noch 4000 Fuß höher als den Gunung Paſaman Dphiv) von Sumatra.8 Dagegen nennt Rajah Broofe in der Provinz Sarawak einen viel niedrigeren Berg, deſſen Name Gunung Api (Heuerberg im Malayifchen) wie feine umher— liegenden Schlafen auf eine ehemalige vulfanifche Thätigkeit schließen laffen, Große Niederlagen von Goldfand zwifchen quar- zigen Gangſtücken, das viele Wafchzinn der Flüſſe an entgegen: gefegten Ufern, der feldfpathreiche Borphyr®9 von den Sarambo- Bergen deuten auf eine große Verbreitung fogenamnter Urs und Uebergangs-Gebirge. Nach den einzigen ficheren Beftimmungen, welche wir von einem Geologen befigen (von dem Dr. Ludwig Horner, Sohn des verdienftvollen Züricher Aftronomen und MWeltumfeglers), werden im ſüdöſtlichen Theile von Borneo in mehreren ſchwunghaft bearbeiteten Wäfchen vereint, ganz wie am fibirifchen Ural, Gold, Diamanten, Platina, Osmium und Sridium (doch bisher nicht Balladium) gefunden, Forma tionen von Serpentin, Gabbro und Syenit gehören in großer Kühe einer 3200 Fuß Hohen Gebirgsfette, der der Ratuhs— Berge, an. | Bon dem übrigen drei großen Sunda-Inſeln werden nach Junghuhn der noch jegt thätigen Wulfane auf Suma- tra 6 bis 7, auf Java 20 bis 23, auf Gelebes 11; auf Flores 6 gezählt. Bon den Bulfanen dev Infel Java haben wir Schon oben (Kosmos Bd. IV. ©, 324—332) umftänd- lich gehandelt. In dem noch nicht ganz Ducchforfchten Suma- tra find unter 19 Kegelbergen von vulfanifchem Anfehen jeche thätig. U Als folche find erkannt: dev Gunung Indrapura, ohngefähr 11500 F. hoch, nach zur See gemefjenen Höhen: winfeln, und vielleicht von gleicher Höhe als der genauer gemeflene 407 Semeru oder Maha-Meru auf Java; der vom Dr. L. Horner erftiegene Gunung Paſaman, auch Ophir genannt (9010 F.), mit einem faft erlofchenen Krater; der jchwefelveiche Gu— nung Salafi, mit Schladen-Auswürfen in den Jahren 1833 und 1845; Gunung Merapi (8980 F.): ebenfall8 vom Dr. L. Horner, in Begleitung bed Dr. Korthals, im Jahr 1834 erftiegen, ber thätigfte aller Vulkane Sumatra's und nicht mit den zwei gleichnamigen von Java?? zu verwechleln; Gunung Ipu, ein abgeftumpfter, vauchender Segel; Gunung Dempo im Binnenlande von Benfulen, zu zehntaufend Fuß Höhe geſchätzt. So wie vier Inſelchen als Trachytkegel, unter denen der Pic Rekata und Panahitam (Die Prinzen⸗-Inſel) die höchſten find, in der Sunda-Straße aufſteigen und die Vulkan-Reihe von Sumatra mit der gedrängten Neihe von Java verbinden; fo fchließt fich das öftliche Ende Java’8 mit feinem Vulfan Idjen durch die thätigen Bulfane Gunung Batur und Gunung Agung. auf der nahen Infel Bali an die lange Kette der Kleinen Sunda-Infeln an. In diefer folgen dftlich von Bali der rau- chende, nach der trigonometrifchen Meflung des Herrn Mel: ville de Carnbee 11600 F. hohe Vulkan Nindjani auf der Inſel Lombok; der Temboro (5500 F.) auf Sumbawa oder Sambawa: deſſen die Luft verfinfternder Aichen- und Bims— ftein-Ausbruch April 1815) zu den größten gehört, Deren Andenken die Gefchichte aufbewahrt hat;s ſechs zum Theil noch vauchende Kegelberge auf Flores... Die große, vielarmige Infel Celebes enthält ſechs Vul— fane, die noch nicht alle exlofchen find; fie liegen vereinigt auf der nordöftlichen fehmalen Halbinfel Menado, Neben ihnen Iprudeln fiedend heiße Schwefelquellen, in deren eine, nahe dem 408 Wege von Sonder nad Lamovang, ein viel gewanderter und frei beobachtender Neifender, mein piemonteftfcher Freund, der Graf Carlo Bidua, einfanf und an Brandwunden; welche dev Schlamm erzeugte, den Tod fand, Wie in den Moluffen die fleine Infel Banda aus dem, von 1586 bis 1824 thätigen, faum 1700 5. Höhe erreichenden Bulfan Gunung Ayi; fo befteht die größere Inſel Ternate auch nur aus einem einzigen, an 5400 F. hohen Kegelberge, Gunung Gama Lama, deſſen heftige Ausbrüche von 1838 bis 1849 (nad) mehr als anderthalb-hun- dertjähriger gänzlicher Ruhe) zu zehn verfchiedenen Epochen ber jchrieben worden find. Nach Junghuhn ergoß fich bei der Eruption vom 3 Februar 1840 aus einer Spalte nahe bei dem Fort Toluko ein Lavaſtrom, der bis zum Geſtade herabfloß 4: „fei ed, daß die Lava eine zufammenhangende, ganz gejchmolzene Maffe bildete; oder fich in glühenden Bruchftücden ergoß, welche herabroliten und durch den Druc der darauf folgenden Maffen über die Ebene hingefchoben wurden.” Wenn zu den hier einzeln genannten wichtigeren wulfanifchen Kegelbergen die vie- (en fehr Heinen Inſel-Vulkane zugefügt werden, deren hier nicht Erwähnung gefchehen Fonnte; fo fteigt ®, wie fchon oben er— innert worden ift, die Schätzung aller füdlich von dem Parallel des Caps Serangani auf Mindanao, einer der Philippinen, und zwifchen den Meridianen des Nordweſt-Caps von Neu— Guinea in Oſten und der Nicobaren- und Andaman- Gruppe in Weſten gelegenen Feuerberge auf die große Zahl von 109. Diefe Schäbung ift in dem Sinne gemacht, ald „auf Java 45, meift fegelförmige und mit Sratern verfehene Bulfane aufgezählt werden." Won diefen find aber nur 21, von der ganzen Summe der 109 etwa 42 bis 45, als jeßt oder in hiftorifchen Zeiten thätige erkannt. Der mächtige Pic von 409 Timor diente einft den Seefahrern zum Leuchtthurme, wie Stromboli. Auf der Kleinen Infel Bulu Batu (auch P. Komba genannt), etwas nördlich von Flores, fah man 1850 einen Vulkan glühende Lava bis an den Meeresjtrand ergießen; eben fo früher (1812) und ganz neuerlich, im Frühjahr 1856, den Pic auf der größeren Sangir-Inſel zwiſchen Magindanao und Celebes. Ob auf Amboina der berufene Segelberg Wawani oder Ateti mehr als heißen Schlamm 1674 ergofien habe, bezweifelt Junghuhn, und fchreibt gegenwärtig die Infel nur den Solfataren zu. Die große Gruppe der ſüd-aſiatiſchen Inſeln hängt durch die Abtheilung der weftlichen Sunda- Infeln mit den Nieobaren und Andamanen bes inbifchen Oceans, durch die Abtheilung dev Moluffen und Bhilippinen mit den Papuas, Pelew-Inſeln und Garolinen der Südſee zufammen. Wir laffen aber hier zuerft Die minder zahlreichen und zerftreuteren Gruppen des indifchen Oceans folgen. VII. Der imdifche Ocean. Er begreift den Raum zwifchen dev Weftfüfte der Halb- infel Malacca oder der Birmanen bis zur Oftfüfte von Afrifa, alfo in feinem nördlichen Theile den bengalifchen Meerbufen und das arabifche und äthiopiiche Meer einfchließend. Wir fol- gen der vulfanifchen Thätigfeit des indifchen Oceans in der Richtung von Nordoft nah Südweſt. Barren Island ie Wüfte Infeb in dem benga- liichen Meerbufen, etwas öſtlich von der großen Andamang- Inſel Br. 129 15%), wird mit Recht ein thätiger Ausbruch- Kegel genannt, der aus einem Erhebungs-Krater hervorragt. Das Meer dringt durch eine Schmale Deffnung ein und füllt 410 ein inneres Becken. Die Erfcheinung diefer, von Horsburgh 1791 aufgefundenen Infel ift überaus lehrreich für die Bil- dungs-Theorie vulkaniſcher Gerüſte. Man fieht hier vollendet und permanent, was in Santorin und an anderen Punkten der Erde die Natur nur vorübergehend darbietet,% Die Aus- brüche im November 1803 waren, wie Die des Sangay in den Cordilleren von Quito, fehr beftimmt periodifch, mit In— tervallen von 10 Minuten; Leop. von Buch in den Abhandl. der Berl, Afademie aus den J. 1818—1819 ©. 62. Die Infel Narcondam (Br. 130 24%), nördlich von Barren Island, hat auch in früheren Zeiten vulfanifche Thä- tigfeit gezeigt: eben fo wie noch nördlicher und der Küfte von Arracan nahe (100 52°) der Kegelberg der Infel Cheduba (Silliman’8 American Journal Vol. 38. p. 385). Der thätigfte Vulkan, nach der Häufigfeit des Lava-Erguſſes gerechnet, nicht bloß in dem indifchen Ocean, fondern faft in der ganzen Süd-Hemiſphäre zwifchen den Meridianen der Weſt— füfte von Neu-Holland und der DOftfüfte von Amerifa, ift der Bulfan der Infel Bourbon in der Gruppe der Masca- veignesd Der größere, befonderd der weftliche und innere Theil der Infel ift bafaltifch. Neuere olivin-arme Bafaltgänge durchfeßen das ältere, olivinreiche Geſtein; auch Schichten von Ligniten find in Bafalt eingefchlofien. Die Culminationspunfte der Gebirgs- Infel find le Gros Morne und les trois Salazes, deren Höhe la Caille zu 10000 Fuß uberfchägte, Die vulfa- nifche Thätigfeit ift jegt auf den füdöftlichen Theil, le Grand Pays brüle, eingefchränft. Der Gipfel des Bulfans von Bourbon, welcher faft jedes Jahr nach Hubert zwei, oft das Meer erreichende Lavaftröme giebt, hat nach der Meflung von Berth 7507 Fuß Höhe, Er zeigt viele Ausbruch-Kegel, denen 411 man befondere Namen gegeben hat und die abwechfelnd fpeien. Die Ausbrüche am Gipfel find felten., Die Laven enthalten glafigen Feldipath, und find daher mehr trachytifch als bafal- tifch. Der Afchenregen enthält oft Olivin in langen und fei- nen Fäden: ein Phänomen, das fih am Bulfan von Owaihi wiederholt. Ein ftarfer, die ganze Injel Bourbon bededfender Ausbruch folder Glasfäden ereignete fih im Jahr 1821. Bon der nahen und großen Terra incognita, Madagas- car, find nur befannt die weite Verbreitung Des Bimsſteins bei Tintingue, der franzöftfchen Infel Sainte Marie gegen- über; und das Vorkommen des Bafalts ſüdlich von der Bai von Diego Suarez, nahe bei dem nördlichſten Cap d'Ambre, umgeben von Granit und Gneiß. Der jüdliche Central-Rücken der Ambohiftmene-Berge wird (wohl fehr ungewiß) auf 10000 Fuß geſchätzt. Weftlich von Madagascar, im nördlichen Nusgange des Kanals von Mozambique, bat die größte der Comoro-Inſeln einen brennenden Bulfan (Darwin, Coral Reefs p. 122). Die Fleine vulfanifche Infel St. Baul (38% 38%, ſüd— lich von Amfterdam, wird vulfanifch genannt nicht bloß wegen ihrer Geftaltung, welde an Die von Santorin, Barren Island und Deception Island in der Gruppe der New-Shet— land-Inſeln lebhaft erinnert: fondern auch wegen der mehr- fach beobachteten Feuer- und Dampf-Eruptionen in der neueren Zeit, Die fehr charafteriftifche Abbildung, welche Valentyn in feinem Werfe tiber die Banda-Infeln bei Gelegenheit der Er: pedition des Willem de Vlaming (Nov. 1696) giebt, ftimmt vollfommen, wie die Breiten Angabe, mit den Abbildungen im Atlas der Erpedition von Macartney und der Aufnahme von Capt. Bladwood (1842) überein. Die Fraterförmige, faft eine englifche Meile weite, runde Bai ift von nach innen fenfrecht pr 412 abgeftürzten Felſen überall umgeben, mit Ausnahme einer ſchmalen Deffnung, durch welche das Meer bei Fluthzeit ein- tritt. Die die Kraterränder bildenden Felſen fallen nach außen fanft und niedrig ab, 8 Die 50 Minuten nördlicher gelegene Infel Amfterdam (37° 48°) befteht nach Walentyn’s Abbildung aus einem ein- jigen, waldreichen, etwas abgerundeten Berge, auf deſſen höch- ftem Rücken fich ein Feiner cubifcher Fels, faft wie auf dem Cofre de Perote im mericanifchen Hochlande, erhebt. Wäh— vend der Erpedition von D’Entrecafteaur (März 1792) wurde die Infel zwei Tage lang ganz in Flammen und Rauch ge hilft gefehen. Der Geruch des Rauchs fchien auf einen Wald- und Erdbrand zu deuten, man glaubte freilich hier und da auch) Dampffäulen aus dem Boden nahe dem Ufer auffteigen zu ſehen; Doch waren Die Naturforfcher, welche die Erpedition be— gleiteten, fchlieglich der Meinung, daß das räthfelhafte Phäno— men wenigftend nicht dem Ausbruch 7 des hohen Berges, als eines Vulkans, zugufchreiben fei. Als fichrere Zeugen älterer und Acht vulfanifcher Thätigfeit auf der Infel Amfterdam dürfte man wohl eher die Schichten von Bimsſtein (uitgebranden puimsteen) anführen, deren fchon Balentyn nach Vlaming's Schiffsjournal von 1696 erwähnt. Sn Südoft der Endipise von Afrifa liegen Marion’s oder Prinz Eduard’s Inſel (479 2°) und Possession Island (46° 28° Br. und 490 36° 2g.), zur Erozet- Gruppe gehörig. Beide zeigen Spuren ehemaliger vulfanifcher Thätig- feit: Feine conifche Hügel, mit Ausbruch- Deffnungen von füulenförmigem Bafalt umgeben. Deftlich, faft in berfelben Breite, folgt Kerguelen's Inſel (Cook's Island of Desolation), deren erſte geologifche 413 Beichreibung wir ebenfalls der folgereichen, glüdlichen Expe— dition von Sir James Roß verdanken, Bei dem von Goof benannten Christmas Harbour (Br. 48% Al’, 2%g. 66% 42°) umwickeln Bafultlaven, mehrere Fuß die, foflile Holzftämme; Dort bewundert man auch den malerifchen Arched Rock, eine natürliche Durchfahrts-Deffnung in einer fehmalen vortretenden Baſaltmauer. In der Nähe befinden fich: Kegelberge, deren höchfte zu 2500 Fuß anfteigen, mit ausgebrannten Kratern; Grünftein- und Porphyr-Maſſen, von Bafaltgängen durchſetzt; Manpdelftein mit Quarzdrufen bei Cumberland Bay. Am merkwürdigſten find die vielen Kohlenfchichten, von Trappfels (Dolerit wie am heflifchen Meißner?) bededt, im Ausgehenden von der Dicke weniger Zolle bis vier Fuß Mächtigfeit. 81 Wenn man einen allgemeinen Blick auf das Gebiet des indischen Dceans wirft, jo fieht man die in Sumatra nordivelt- lich gefrümmte Extremität der Sunda-Reihe ſich verlän- gern durch De Nicobaren, die großen und Fleinen An- dDamanenz und die Bulfane von Barren Island, Narcon- dam und Eheduba faft parallel der Küfte von Malacca und Tanafferim in den öftlichen Theil ded Meerbufeng von Bengalen eintreten. Längs den Küften von Oriffa und Coromandel ift der weftliche Theil des Bufens infelfrei: denn das große Ceylon hat, wie Madagascar, einen mehr continentalen Charakter. Dem jenfeitigen Littoral der vordersindiichen Halb: infel (der Hochebene von Nil-Gerri, und den Küften von Canara und Malabar) gegenüber fchließt von 14° nördlicher bis 80 füd— licher Breite eine nord-füdlich gerichtete Neihe von drei Archipelen (dev Lakediven, Maldiven und Chago8) fich durch die Bänfe von Sahia de Malha und Cargados Carajod an bie vulfanifche Gruppe der Mascareigned und an Madagascar 414 an: alles, To weit es ſichtbar, Gebäude von Corallen-Polypen, wahre Atolls oder Lagunen-Riffe: nach Darwin's geiftreichen Permuthungen, daß bier ein weiter Raum des Meergrundes nicht eine Erhebungs-, fondern eine Senfungs-Fläche (area of subsidence) bildet, Viil Die Süpfer. Wenn man den Theil der Erdoberfläche, welcher gegen- wärtig von Waſſer bedeckt ift, mit dem Areal des Feften vergleicht Cohngefähr 2 im Verhältniß von 2,7 zu 1), fo er- ftaunt man in geologifcher Hinficht über Die Seltenheit ber heute noch thätig gebliebenen Vulkane in Der oceanifchen Re- gion. Die Südfee, deren Oberfläche beinahe um — größer iſt als die Oberfläche aller Feſten unſeres Planeten; die Südſee, welche in der Aequinoctial-Region von dem Archipel der Galapa— gos bis zu den Pelew-Inſeln eine Breite von nahe an — des ganzen Erdumkreiſes hat: zeigt weniger rauchende Vulkane, weniger Oeffnungen, durch welche das Innere des Planeten noch mit ſeiner Luft-Umhüllung in thätigem Verkehr ſteht, als die einzige Inſel Java. Der Geologe der großen amerikaniſchen Ex- ploring Expedition (1838 -41842) unter dem Befehle von Char— les Wilfes, der geiftreiche James Dana, hat das unverfenn- bare DVerdienft, fich auf feine eigenen Erforſchungen und Die fleißige Zufammenftellung aller ficheren älteren Beobachtungen gründend, zuerft durch Verallgemeinerung der Anfichten über Geftaltung, Vertheilung und Achfenrichtung der Infelgruppen; über Charakter dev Gebirgsarten, Berioden der Senfung und Erhebung großer Streden des Meereöbodend ein neues Licht über die Inſelwelt der Südſee verbreitet zu haben. Wenn 415 ich. aus feinem Werfe und aus den vormefflichen Arbeiten von Charles Darwin, dem Geologen der Expedition des Cap. Fiß- voy (18932 — 1836), fchöpfe, ohne fie jedesmal einzeln zu nennen; jo fann bei der Hohen Achtung, welche ich ihnen feit fo vielen Jahren zolfe, dies hier nicht gemifdeutet werben. Sch vermeide gern die jo willführlichen und nad) ganz verichiedenen Grundſätzen der Vielheit und Größe, oder ber Hautfarbe und Abſtammung der Bewohner gefchaffenen Ab- theilungen: Polynesie, Micronesie, Melanesie und Malaisie 83; und beginne die Außählung der noch thätigen Vulkane der Südfee mit denen, welche nördlich vom Aequator liegen. Ich gehe fpäter in der Richtung von Dften nach Weiten zu den zwifchen dem Aequator und dem Parallel von 30° füdl. Breite liegenden Infeln über, Die vielen Bafalt- und Trachyt— Inſelchen, mit ihren zahllofen, zu ungleicher Zeit einft eruptiven Kratern, Dürfen allerdings nicht ordnungslog zerftreutd? genannt werden. Man erfennt bei der größeren Zahl, daß ihre Erhebung auf weit ausgedehnten Spalten umd unterfeeifchen Gebirgszügen gefchah, Die regions- und gruppen- weife beftimmten Richtungen folgen und, ganz wie wir bei den continentalen Gebirgszügen von Inner-Aſien und vom Cauca- ſus erkennen, zu verfchiedenen Syſtemen gehören; aber Die Raumverhältniffe der Deffnungen, welche zu einer beftimmten Epoche ſich noch gleichzeitig thätig zeigen, hangen bei ihrer fo überaus geringen Zahl wahrfcheinlich von den fehr Iocalen Störungen ab, welche die zuführenden Spalten erleiden. Linien, welche man verfuchen könnte durch Drei, jegt gleichzeitig thätige Bulfane zu legen, deren gegenfeitige Entfernung zwifchen 600 und 750 geographifche Meilen beträgt, ohne eruptive Zwifchenglie- der (ich bezeichne drei gegenwärtig zugleich entzündete Vulkane: 416 Mauna oa mit Kilauen an feinem oftlichen Abhange, den Kegelberg von Tanna in den Neuen Hebriden, und Ajfump- tion in den nördlichen Ladronen); würden uns über nichts belehren Fönnen, was im allgemeinen mit der Genefis der Bulfane im Becken der Sudfee zufammenhängt, Anders ift ed, wenn man fich auf einzelne Infelgeuppen befchränft und fich in die, vielleicht vor=hiftorifchen Epochen verfeßt, wo Die vielen, jebt exlofchenen, an einander gereihten Krater der La- dDronen Marianen), der Neuen Hebriden und der Salomons- Inſeln thätig waren: aber dann gewiß nicht in einer Richtung von Südoft nach Nordweſt oder von Norden nach Süden allmälig erlefchen. Ich nenne hier vulfanifche Infelreihen des hohen Meeres, denen aber auch analog find die Aleuten und andere wahre Küſten-Inſeln. Allgemeine Schlüfje über Die Richtung eines Erkaltungs-Proceſſes find täufchend, weil die freie oder geftörte Zuleitung temporär Darauf einwirft, Mauna Loa* (nad engliiher Schreibart Mouna oa), durch die genaue Mefjung® der amerifanifchen Exploring Expe- dition von Cap. Wilfes 12909 F. hoch befunden, alfo 1500 Fuß höher als der Pic von Teneriffa, ift dev mächtigfte Vulkan der Süpdfee-Injeln und ber einzige jet noch recht thätige in Dem ganz vwulfanifchen Archipelagus dev Hawaii- oder Sandwich- Inſeln. Die Gipfel-Krater, von denen der größere über 12000 $. Durchmeſſer hat, zeigen im gewöhnlichen Zuftande einen feiten, von erfalteter Lava und Schlafen gebildeten Boden, aus wel chem Fleine Dampfende Auswurfs-Kegel auffteigen. Die Gipfel- Deffnungen find im ganzen wenig thätig; Doch Haben fie im Juni 1832 und im Januar 1843 viele Wochen lang dauernde Eruptionen gegeben, ja Lavaftröme von 5 bi8 7 geogr. Meilen Länge, den Fuß des Mauna Kea erreichend. Das Gefälle % (die Inelinarion) des, ganz zufammenhangenden, fliegenden Stroms & war meift 6°, oft 100 — 15°, ja felbft 25%, Sehr merkwürdig ijt Die Gejtaltung des Mauna Loa dadurch, daß der Vulkan feinen Afchenfegel hat, wie der Pic von Tene— tiffa, wie Cotopari und fo viele andere Vulkane; auch daß Bims— jtein faft ganz fehlt": ohmerachtet die Schwärzlich grauen, mehr trachytartigen als bafaltifchen Laven des Gipfels feldipathreich ind. Für Die außerordentliche Flüffigfeit der Laven des Mauna Yoa, fie mögen aus dem Gipfelsfirater (Mokua-weo-weo) oder aus dem Lavafee (am öftlichen Abfall des Wulfans, in nur 3724 F. Höhe über dem Meere) auffteigen, zeugen Die bald glatten, bald gefräufelten Glasfäden, welche der Wind über die ganze Infel verbreitet. Diefes Haarglas, das auch ber Bulfan von Bourbon ausftößt, wird auf Hawaii (Owyhee) nach der Schuggöttinn Des Landes Pele's Haar genanıt, Dana hat fcharffinnig gezeigt, daß Mauna Loa fein Cen— tral-Bulfan für die Sandwich-Infeln und der Lavaſee Kilauea feine Solfatare ift.8 Das Beden von Kilauea hat im lan— gen Durchmefier 15000 Fuß (faſt — einer geogr. Meile), im feinen Durchmefler 7000 Fuß. Die dampfend auffochende und auffprühende Flüffigfeit, der eigentlihe Lavapfuhl, füllt aber im gewöhnlichen Zuſtande nicht Diefe ganze Höhlung, fondern nur einen Raum, der im Längen» Durchmefler 13000, im Breiten-Durchmejjer 4800 Fuß hat. Man fteigt an den Kraterrändern ftufenweife herab. Das große Bhanomen läßt einen wunderbaren Eindrud von Stille und feierlicher Ruhe, Die Nähe eines Ausbruchs verfündigt fich hier nicht durch Erd— beben oder unterivdifches Geräufch, ſondern bloß durch plöß- liche Steigen und Fallen der Oberfläche der Lava, biöweilen mit einem MUnterfchiede von drei- und vierhundert Fuß bis A.v. Humboldt, Kosmos. IV. 27 418 zur Erfüllung des ganzen Beckens. Wenn man geneigt waͤre, nicht achtend die ungeheuren Unterfchiede der Dimenfionen, das Rieſenbecken von Kilaueaga mit den Fleinen, Durch Spallanzani zuerft berühmt gewordenen Seiten-Kratern am Abhange des Stromboli in — Höhe des am Gipfel ungedffneten Berges zu vergleichen: alfo mit Beden auffochender Lava von nur 30 bis 200 Fuß Durchmefjer; jo müßte man vers gefien, daß die Yeuerichlünde am Abhange des Stromboli Schlafen bis zu großer Höhe ausftogen, ja felbft Laven er gießen. Wenn der große Lavafee von Kilauea (dev untere und ferundäre Krater des thätigen Vulkans Mauna Loa) auch bisweilen feine Nänder zur überſtrömen droht, fo erzeugt ex doch nie durch wirklich erreichte Heberftrömung einen eigentlichen Lava— ftrom, Dieſe entftehen Durch Abzug nach unten, durch unter- ivdifche Ganäle, durch Bildung neuer Ausbruchs - Deffnungen in der Entfernung von 4 bis 5 geographiichen Meilen: alſo in noch weit tiefer liegenden Punkten. Nach folchen Ausbrü— chen, welche Dev Drud der ungeheuren Lavamaffe im Becken von SKilauen veranlagt, finft die flüffige Oberfläche in dieſem Becken. 8 Don den zwei anderen hohen Bergen Hawaii's, Mauna Kea und Mamma Hualalai, iſt der erjtere nach Cap. Wils fes 180 Fuß höher ald Mauna Loa: ein Kegelberg, auf defien Gipfel jegt nicht mehr ein Terminal-Krater, fondern nur längſt erlofchene Schladenhügel zu finden find. Mauna Hualalai* hat ohngefähr 9400 Fuß Höhe, und ift noch gegenwärtig ent- zündet. Sm Jahr 1801 war eine Eruption, bei welcher Die Lava weſtwärts das Meer erreichte. Den drei Bergeolofjen Loa, Kea und Hualalai, die aus dem Meeresboden auf- ftiegen, verdanft Die ganze Inſel Hawaii ihre Entftehung. In 419 der Beichreibung der vielen Befteigungen des Mauna Loa, unter denen die dev Expedition von Capt. Wilfes fih auf 28 Tage lange Forſchungen gründete, wird von Schneefall bei einer Kälte von 5 bis 8 Eentefimal-Oraden unter dem Gefrierpunft, auch von einzelnen Schneefleden geredet, welche man ſchon in der Ferne durch Telefcope am Gipfel des Vul— fans unterfcheiden konnte; nie aber von perpetuirlichem Schnee, % Sch habe ſchon früher erinnert, daß nach den Höhenmeffungen, Die man gegenwärtig für Die genauejten halten kann, Der Mauna Loa (12909 F.) und Mauna Kea (13089 5.) noch um 950 und 770 Fuß niedriger find, als ich Die untere Grenze des ewigen Schneed in dem Gontinental-Gebirge von Merico unter 190. Breite gefunden habe. Auf einer Flei- nen Inſel follte wegen geringerer Temperatur der unteren Luft chichten in der heißeften Jahreszeit der Tropenzone und wegen des größeren Waffergehalts der oberen Atmofphäre Die ewige Schneelinie wohl etwas tiefer Liegen. Die Bulfane von Tafoa* und Amargura* in ber Tonga-Gruppe find beide thätig, und der legtere hat einen beträchtlichen Lava-Ausfluß am 9 Juli 1847 gehabt. ®! Webers aus merkwürdig und mit den Erfahrungen übereinſtimmend, daß die Corallenthiere die Küſten jegt oder vor nicht langer Zeit entzündeter Bulfane jcheuen, ift dev Umftand, Daß die an Gorallenriffen reihen TongasInfeln Tafoa und der Segel von Kao davon ganz entblößt find. Es folgen die DBulfane von Tanna* und Ambrym*, legterer weitlich von Mallicollo in dem Archipel der Neuen Hebriden. Der Bulfan von Tanna, zuerſt von Reinhold Forfter beichrieben, wurde ſchon bei Cook's Entdeckung der Infel 1774 in vollem Ausbruch gefunden. Er ift ſeitdem 420 immer thätig geblieben. Da feine Höhe kaum 430 Fuß be: trägt, fo ift er mit dem bald zu nennenden Bulfan von Dien- daña und dem japanischen Vulkan von Koſima einer Der nie drigften feuerfpeienden Kegelberge. Auf Mallicollo findet ſich viel Bimsftein. Mathew’s Rock *: eine jehr fleine rauchende Felsinfel von faum 1110 Fuß Höhe, deren Ausbruch d'Urville im Ja— nuar 1828 beobachtet hat. Sie liegt in Oſten von der Süd— ſpitze Neu-Galedoniend. Bulfan von Tinaforo* in der Baniforo- oder Santar Cruz⸗Gruppe. In demſelben Archipel von S. Cruz, wohl 20 geogr. Mei— len in NNWevon Tinakoro, erhebt ſich aus dem Meere, mit faum 200 Fuß Höhe, der fon von Mendana 1595 ge jehene Vulkan* (Br. 10% 23° ſüdl.). eine Feuerausbrüche find bisweilen perisdifch von 10 zu 10 Minuten gewefen; bie- weilen, wie zur Zeit der Erpedition von d’Entrecaftenur, war der Krater felbit die Dampfläule. Sn der Salomons-Gruppe ift entzündet dev Vulkan der Snfel Sefarga* Nahe dabei, alfo auch nocy am füdsftlichen Ende der langen Infelreihe gegen die Vanikoro- oder Santa: Cruz⸗Gruppe hin, wurde fchon an der Küfte von Ouabdalcanar pulfanifche Ausbruch» Thätigfeit bemerft. In den Ladronen oder Marianen, im nördlichen Theil der Inſelreihe, die auf einer Meridian Spalte ausgebrochen fcheint, follen noch thätig fein Guguan*, Pagon* und der Volcan grande von Ajuncion*. Die Küftemrichtung des fleinen Gontinents von Neu— Holland, befonderd die Veränderung derfelben, welche bie Ditfüfte unter 25° füdlicher Breite (zwifchen Gap Hervey 421 und ber Moreton-Bai) erleidet, ſcheint fich in der Zone nahe gelegener öftlichev Infeln zu reflestiven. Die große füdliche Inſel von Neu-Seeland, und die Kermader- und Tonga-Öruppe ftreichen von Südwest nah Nordoft: wie Dagegen der nörd- liche Iheil dev Nord Infel von Neu Seeland, von der Bay of Plenty bis Gap Dton, Neu-Caledonien und Neu-Guinen, Die Neuen Hebriden, die Salomond- Infeln ?, Neu-Irland und Neus-Britannien von Südoft in Nordweft, meift N480 W, ftreichen, Leopold von Buch’ Hat zuerſt ſehr Icharffinnig auf diefes Berhältniß zwifchen Continental -Maffen und nahen Infeln im griechifchen Arcchipel und dem auftralifchen Gorallenmeere aufmerffam gemacht. Auch auf den Infeln des legteren Meeres fehlen nicht, wie ſchon beide Forfter (Cook's Begleiter) und Ya Billavdiere gelehrt, Granit und Glimmerſchiefer, die quarz- reichen, einft fo genannten uranfänglichen Gcbirgsarten. Dana hat fie ebenfalls auf der Nord-Infel von Neu-Seeland, weftlic) von Tipuna, in der Bay of Islands®+, gefammelt. teu- Holland zeigt nur in feiner Südſpitze (Australia Felix), am Zug und füdlich von dem Örampian= Gebirge, friſche Spuren alter Entzündung; denn nordiweftlich von VPort Phillip findet man nach Dana eine Zahl vulfanifcher Kegel und Lava- fchichten, wie ebenfalls gegen den Murray-Fluß bin (Dana p- 453). Auf Neur-Britannia* liegen an der Oft und Weit: füfte wenigftens 3 Kegel, die in hiftorifchen Zeiten, von Tas— man, Dampier, Garteret und La Billardiere, als entzündet und lavagebend beobachtet wurden. Zwei thätige Bulfane find auf Neu-Guinea*, an der novdöftlichen Küfte, den obfidianveichen Admiralitäts = Infeln und Neu - Britannien gegenüber. 422 Auf Neu-Seeland, von dem wenigftend die Geo— logie der Nord-Inſel dur das wichtige Werk von Ernit Dieffenbach und die fchönen Forfchungen Dana’s auf geklärt worden ift, durchbricht an mehreren Punkten bafaltifches und trachytifches Geftein die allgemeiner verbreiteten pluto— nifchen und fedimentären Gebirgsarten: fo in einem überaus feinen Areal, nahe bei der Bay of Islands (lat. 3502), wo fich die mit erlofchenen Kratern gefrönten Afchenfegel Turoto und Poerun erheben; fo ſüdlicher Gwifchen 3704 und 3904 Breite), wo der vulfanische Boden die ganze Mitte der Nord- Infel durchzieht: von Nordoft nach Südweft in mehr denn 40 geographifchen Meilen Lunge, von der öftlichen Bay of Plenty bis zum weftlicben Gap Egmont. Diefe Zone vulfanifcher Thätigfeit Durchfchneidet hier, wie wir fchon in einem weit größeren Maaßſtabe in Dem mericanifchen Feftlande gefehen haben, als Queerfpalte von Meer zu Meer, von NO in SW das innere, nordsfüdliche Längen-Gebirge, welches der ganzen Infel ihre Form zu geben fcheint. Auf feinem Rücken ftehen, wie an Durchſchnitts— punkten, die hohen Kegel Tongariro* (5816 F.), an deſſen Krater auf der Höhe des Aſchenkegels Bidwill gelangt ift, und etwas füdlicher Ruapahu (8450 F.). Das Nordoft-Ende der Zone bildet in der Bay of Plenty (lat. 380) eine ſtets rau— chende Solfatare, der Inſel-Vulkan Puhia⸗-i-wakati* * (White Island); es folgen in Südweſten am Littoral ſelbſt: der au - gebrannte Vulkan Putawaki (Mount Edgecombe), 9036 F. hoch, alfo wahrfcheinlich Dev höchfte Schneeberg auf Neu-See- land; im Inneren zwifchen dem Edgecombe und dem noch entzindeten Tongariro*, welcher einige Lavaftröme ergofjen hat, eine lange Kette von Seen, zum Theil fiedend heißen Waſſers. Der See Taupo, von ſchön glänzendem Leucit- und 423 Sanidin- Eande wie von Bimsitein= Hügeln umgeben, hat nahe an 6 geographiſche Meilen Länge und Liegt mitten auf dev Nord» Infel von Neu-Seeland, nach Dieffenbach 1255 F. über dem Meeresfpiegel erhoben. Umher find zwei englifche Quadrat: meilen ganz mit Golfataren, Dampfhöhlen und Thermalquellen bedeckt: deren legtere, wie am Geyfir auf Island, mannigfal: tige Silicat-Niederfchläge bilden. % — Im Weiten von Tonga: tiro*, dem Hauptfige der vulfanifchen Thätigfeit, deſſen Krater noch jest Dämpfe und Bimsſtein-Aſche ausftößt, nur 4 Meilen von wejtlichen Littoral entfernt, erhebt fich der Vulfan Tara— nafi (Mount Egmont): 82393 Fuß hoch, welchen Dr. Ernſt Dieffenbach zuerſt im November 1840 erftiegen und gemeſſen hat. Der Gipfel des Kegels, welcher Dem Umriß nach mehr dem Tolima ald dem Cotopari gleicht, endet mit einer Hochebene, aus der ein jehr fteiler Afchenfegel fich erhebt, Spuren jegiger Thätigfeit, wie bei dem Vulkan der Weißen Injel* und bei dem Tongariro *, wurden nicht beobachtet; auch Feine zufummenhangenden Lava— ftröme. Die flingenden, fehr dünnfchaligen Maſſen, welche gratenartig unter Schladen, wie an einer Seite des Pics von Teneriffa, aus dem Ajchenfegel felbjt hervorragten, find dem Porphyrſchiefer GPhonolith) ähnlich. Eine ſchmale, langgedehnte, ununterbrochene Anhäufung von Inſelgruppen, auf nordweſtlichen Spalten: wie Neu-Caledonien und Neu-Guinea, die Neuen Hebriden und Salomons-Inſeln, Pitcairn, Tahiti und die Paumotu-Inſeln; ausgebrochen: durchſchneidet in einer Länge von 1350 geogra— phifchen Meilen in der ſüdlichen Hemifphäre den Großen Ocean zwifchen den Breiten» Parallelen von 12° und 279, vom Mer vidian der Oftfüfte Auftraliens bis zur Dfterinfel und zu dem Felfen Sala y Gomez in weſt-öſtlicher Richtung. Die 424 weftlicheren Theile diefer Infel-Anhäufung Neu-Britannien*, die Neuen Hebriden*, Baniforo* in dem Archipel von Santa Cruz und die Zonga-Öruppe*) zeigen zur gegen: wärtigen Zeit, in der Mitte des A9ten Jahrhunderts, Ent: zündung und feurige Thätigfeit. Neu-Caledonien, von bafaltifchen und anderen vulfanifchen Infeln umgeben, hat aber bloß plutonifches Geſtein“, wie in den Azoren nach Leopold von Buch Santa Maria®®, und nad Graf Bedemar Flores und Graciofa. Diejer Abweſenheit vulfanifcher Thätigfeit in Neu-Caledonien, wo neuerlichht Sediment- Kormationen mit Steinfohlen - Flözen entdedt worden find, wird die dortige große Entwickelung belebter Corallenriffe zugeſchrieben. Der Archipel der Viti- oder Fidſchi-Inſeln iſt baſaltiſch und trachytifch zugleich, doch bloß durch heiße Quellen in der Savu-Bai auf Vanua Lebu ausgezeichnet.” Die Samoa-Gruppe (Navigators Islands), nordöſtlich von dem Viti- und faſt ganz nördlich von dem noch entzündeten Tonga-Archipel iſt ebenfalls baſaltiſch; und dabei charakteriſirt durch eine Unzahl von linear geordneten Aus— bruch-Kratern, die von Tuffſchichten mit eingebackenen Corallen— ſtücken umgeben ſind. Geognoſtiſch am merkwürdigſten iſt der Pic Tafua auf der, zu der Samoa-Gruppe gehörigen Inſel Upolu: nicht zu verwechleln mit dem noch entzundeten Pic Tafoa füd- lich von Amargura in dem Longa-Archipel. Der Pic Tafua (2006 F.), welchen Dana zuerſt 190 bejtiegen und gemefjen, hat einen großen, ganz mit dicker Waldung erfüllten Krater, der einen regelmäßig abgerundeten Afchenfegel krönt. Bon Lavaftrömen ift hier feine Spur; dagegen fanden fich fchladige Zavafelder (Malpais der Spanier) mit fraufer, oft ftrieffür- mig gewundener Dberfläche am Kegelberge von Apia (2417 F.), ebenfalls auf Upolu, wie am Pie Bao, dev 3000 8. 425 erreicht. Die Lavafelder von Apia enthalten ſchmale unterivdi> ſche Höhlen. Tahiti, in dev Mitte dev Societäts = Infeln, weit mehr trachytifch als bafaltifch, zeigt vecht eigentlich nur noch die Trüm— mer feines ehemaligen vwulfanifchen Gerüftes: und aus Diefen mächtigen, walls und zadenartig geſtalteten Trümmern, mit jenfrechten, mehrere taufend Fuß tiefen Abftürzen, it es ſchwer die alte, urſprüngliche Form der Vulkane zu entziffen. Von den beiden größten Gipfeln, Aorai und Drohena, ift jener zuerft von Dana! erftiegen und von Diefem gründlichen Geo— gnoften unterfucht worden, Der Trachytberg, der Orohena, fol die Höhe des Aetna erreichen. Tahiti hat alfo, nächft der thätigen Gruppe der Sandwich-Inſeln, das höchfte Eruptiong- Geftein des ganzen oreanifchen Gebiets zwiſchen den Gontinenten von Amerifa und Alten. Ein feldfpathartiges Geſtein von den, Tahiti nahen, Heinen Infeln Borabora und Maurua, von neueren Neifenden mit dem Namen Syenit, von Ellis in den Polynesian Researches mit dem Namen eines granit- artigen Aggregats von Feldſpath und Quarz bezeichnet; verdient, da poröfer, ſchlackiger Bafalt ganz in der Nähe ausbricht, eine viel genauere oryetognoftifche Unterfuchung. Ausgebrannte Kra- ter und Lavaftröme find auf den Societäts - Infeln jebt nicht zu finden. Man fragt fich: find die Krater auf den Berg- gipfeln zerftört? oder blieben die hohen, alten, jetzt geipaltenen und umgewandelten Gerüſte oben domförmig geſchloſſen; und find Hier, wie wahrfcheinlich an vielen anderen Punkten des gehobenen Meeresbodens, Bafalt und Trachytſchichten unmittel- bar aus Erdſpalten ergoffen worden? Grtreme großer Zähigfeit (Viſcoſität) oder großer Flüfligfeit des Ergoſſenen, fo wie Die verfchiedene Enge und Weite der Spalten, Durch welche ber 426 Erguß geichieht, modificiven die Geſtaltung der fich bildenden vulfanifchen Gebirgsichichten und veranlaffen da, wo Reibung die fogenannte Aſche und fragmentarifche Zerftüdelung hervor: bringt, die Entjtehung Fleiner, meift vergänglicher Auswurfs— Kegel, welche mit den großen TerminalsAfchenfegeln der permanenten Gerüfte nicht zu verwechleln find, Ganz nahe öftlich folgen auf die Societäts-Inſeln Die Niedrigen Infeln oder Paumotu. Sie find bloß Gorallen- Inſeln, mit der merkwürdigen Ausnahme der bafaltischen, feinen Gambier- und Bitcairn- Gruppe, ? Der legteren ähn— lich findet fich vulfanifches Geftein auch in demfelben Barallele (zwiſchen 250 und 270 füdlicher Breite) 315 geogr. Meilen öftlicher in der Ofterinfel Waihu), und wahrfcheinlich noch 60 Meilen weiter in den Klippen Sala y Gomez. Auf Waihu, wo die höchiten kegelförmigen Gipfel faum eintaufend Fuß hoch find, bemerkte Kap. Beechey eine Reihe von Krateren, von denen aber feiner entzündet jchien. Im Außerften Dften gegen den Neuen Continent hin endet Das Gebiet der Südſee-Inſeln mit einer der entzündetiten aller Snfelgruppen, mit dem aus fünf größeren Infeln beftehenden Arcchipel der Galapagos. Faſt nirgends find auf einem fleinen Raume von kaum 30 bis 35 geogr. Meilen Durchmefferd jolh eine Unzahl von Kegelbergen und erlofchenen Kratern (Spuren alter Communication des Inneren der Erde mit dem Luftfreife) fichtbar geblieben. Darwin fchlägt die Zahl dev Krater falt auf zweitaufend an. ALS diefer geiftreiche Sorfcher auf der Erpedition des Beagle unter Capitän Figroy bie Galapagos befuchte, waren zwei Krater zugleich in feuriger Eruption. Auf allen Infeln find Ströme von fehr flüffiger Lava zu fehen, die fich theilen und fich oft bi8 in das Meer 427 ergoffen haben. Faft alle find reih an Augit und Dlivin; einige mehr trachytartige follen Albit3 in großen Kryſtallen enthalten. Es wären wohl bei der jegigen Vervollkommtung des oryetognoftichen Wiſſens Unterfuchungen anzuftellen, ob in diefen porphyrarrigen Trachyten nicht Dligoflas, wie auf Tene- riffa, im Bopovatepetl und Chimborazo; oder Labrador, wie im Netna und Stromboli, enthalten fein. Bimsftein fehlt ganz auf den Galapagos, wie am Veſuv, als von ihm pro- ducirt; auch wird der Hornblende nirgends Erwähnung ge than: alfo hHerrfcht Dort nicht Die Trachyt- Formation von Toluca, Drizaba und einiger Bulfane Java’d, aus Denen Dr. Junghuhn mir, wohl ausgewählte, feite Lavaſtücke zur Unterfuchung für Guſtav NRofe eingefchift hat. Auf der größten und weftlichiten Infel der Galapagos-Gruppe, auf Albemarle, find Die Kegelberge linear, alfo auf Spalten gereiht. Ihre größte Höhe erreicht doch nur 4350 Fuß. Der weftliche Bufen, in welchem der 1825 heftig entzündete Pic Narborough fich infelfürmig erhebt, wird von Leopold von Buch ! als ein Erhebungs- Krater befchrieben und mit Santorin ver glichen. Viele Kraterränder auf den Galapagos find von Tuff: fchichten gebildet, die nach allen Seiten abfallen. Denfwürdig und auf die gleichzeitige Wirfung einer großen Cataftrophe hin- deutend ift es, daß alle Kraterränder gegen Süden ausgebrochen oder gänzlich zerftört find. Ein Theil von dem, was man in den älteren Belchreibungen Tuff nennt, find Balagonit-Schich- ten, ganz denen von Island und Italien gleich: wie. fchon Bunfen von den Tuffen der Injel Chatham Durch genaue Analyfe ergründet hat.5 Diefe, die öftlichfte Infel der ganzen Gruppe und von Beechey aſtronomiſch genau beftimmt, ift, nach meiner Längen-Beftimmung dev Stadt Quito (81% 4‘ 38) 428 und nach Acoſta's Mapa de la Nueva Granada von 1849 von der Punta de S. Francisco noch 134 geographiiche Meilen entfernt. IX. Merico. Die ſechs mericanifchen Bulfane: Zurtla*, Drizaba, Bopocatepetl*, Toluca, JZorullo* und Eolima*; von denen vier in hiftorifchen Zeiten entzündet gewefen find, wurden ſchon früher® aufgezählt und in ihrer geognoftifch merfwürdigen gegenfeitigen Stellung befchrieben. Nach neueren Unterſuchun— gen von Guftav Nofe ift in dem Geftein des Bopocatepetl oder großen Bulfans von Merico die Formation des Chim— borazo wiederholt. Es befteht Dies Geftein ebenfalld aus Dli- goffas und Augit. Selbit in den pechjteinartigen, faft ſchwarzen Trachytſchichten ift noch der Dligoflas in fehr Fleinen, ſchief— winfligen Kryſtallen zu erkennen. Zu eben diefer Chimborazo- und Teneriffa-Formation gehört der Bulfan von Colima, weit im Weiten ftehend, nahe dem Littoral dev Südſee. Ic habe dieſen Vulkan nicht gefehen; aber wir verdanfen Herrn Niefchel? Cjeit dem Frühjahr 1855) die jehr belehrende An— ficht der von ihm geſammelten Gebirgsarten, wie auch interej- fante geologifche Notizen Uber alle Vulkane des ganzen meri- canifchen Hochlandes, Die er ſämmtlich felbit befucht hat. Der Bulfan von Toluca, deſſen ſchmale und Schwer zu erreichende höchfte Kuppe (den Pico del Frayle) ich am 29 Sept. 1803 er— ftiegen und barometrifch 14232 Fuß hoch gefunden habe, hat eine ganz andere mineralogifche Zufammenfegung als der noch thätige Popocatepetl und dev Feuerberg von Colima: welchen man nicht mit einem anderen, höheren Gipfel, dem fogenannten Schnees berg, verwechfefn muß. Der Bulfan von Toluca beitebt, wie 429 dev Pic von Drizaba, Buy de Chaumont in der Auvergne und Aegina, aus einer Afjociation von Dligofla8 und Horn- blende. Nach diefer Furzen Angabe find, was fehr zu beachten ift, in der langen Neihe der Bulfane, welche fich von Meer zu Meer erſtrecken, nicht zwei zunächft auf einander folgende Glieder von gleicher mineralogifcher Zuſammenſetzung. X. Das nordweilihe Amerika (nördlich vom Parallel des Rio Gila). In dem Abjchnitt, welcher von der vulfanifchen Thätigfeit auf den oftsaftatifchen Infeln handelts, ift mit befonderer Wich- tigfeit der bogenartig gekrümmten Richtung der Erhebungs— Spalte gedacht worden, aus der die Aleuten emporgeftiegen find und die einen unmittelbaren Zuſammenhang zwifchen dem afiatifhen und amerifanifchen Gontinent, zwifchen den zwei vulfanifchen Halbinfeln Kamtſchatka und Aliaska, offenbart. Es iſt hier der Ausgang vder vielmehr die nördliche Grenze eined mächtigen Bufens des Stillen Meers, welches von den 150 Längengraden, Die es unter dem Aequator von Diten nach Welten einnimmt, zwifchen den Endfpigen der eben genannten zwei Halbinfeln fich auf 37 Längengrade verengt. Auf dem amerifanifchen Feftlande, dem Littoral nahe, ift eine Zahl mehr oder weniger thätiger Vulkane den Seefahrern exit jeit 70 bis 80 Jahren bekannt geworden; aber diefe Gruppe lag bisher wie ifolirt, unzuſammenhangend mit der Vulkan— Reihe der mericanifchen Tropengegend oder den Bulfanen, welche man auf der Halbinfel von Californien vermuthete. Die Ein- ficht in. diefe wichtige geognoftiiche Verfettung iſt jegt, wenn man eine Neihe ausgebrannter Trachytkegel als Mittelglieder 430 aufzählt, für eine Lücke von mehr ald 28 Breitengraden zwifchen Durango und dem neuen Washington territory, nördlich von MWeft-Dregon, aufgefunden; und Die phyfifche Erdbeſchrei— bung verdanft Diefen wichtigen Fortfchritt den, auch wiſſen— jchaftlih jo wohl geordneten Expeditionen, welche die Re: gierung der Vereinigten Staaten zu Auffuchung ber geeignetiten Wege von den Miflifippi- Ebenen nach den Küſten der Südfee ausgerüftet hat. Alle Theile dev Naturgefchichte haben zugleich dabei Vortheil gezogen. Große Landesitreden find in Dev nun durchforfchten terra incognita dieſes Zwi— jchenraumes jehr nahe den Rocky Mountains an ihrem öft- lichen Abfall, bis in weite Entfernung vom weftlichen Abfall, mit Erzeugniffen ausgebrannter oder noch thätiger Vulkane (wie in dem Caſcaden-Gebirge) bedeckt gefunden worden. Co fehen wir alfo, von Neu-Seeland ausgehend, auf einem langen Wege erft in Nordweiten durch Neu - Guinea, Die Sunda-Infeln, die Bhilippinen und Dft-Aften, bis zu den Alenten auffteigend; dann Hinabfteigend gegen Süden in das nordiwveftliche, mericanifche, mittel- und füdamerifanifche Gebiet bis zur Endipige von Ehili: den gefammten Umfreis des Meerbedens des Stillen Dceang, in einer Erſtreckung von 6600 geogr. Meilen, mit einer Reihe erfennbarer Denf- mäler vulfanifcher Thätigfeit umgeben. Ohne in das Einzelne genauer geographifcher Drientirung und der vervollfommmeten Nomenclatur einzugehen, war eine folche kosmiſche Anficht nicht zu begründen, Es bleibt und von dem hier bezeichneten Umkreiſe des großen Meerbeckens (man follte fagen?, da e8 nur Eine, überall communicirende Waffermaffe auf der Erde giebt: des größten unter den Theilen der einigen Mafle, 431 welche zwilchen Gontinente eindringen) noch Die Länder ftrecfe zu beichreiben übrig, welche von dem Rio Gila bis zu Norton's und Kotzebue's Sunden reicht. Analogien, Die man hevs- genommen aus Europa von den Pyrenäen oder der Alpenfette, aus Südamerifa von den Cordilleren der Andes von Süd— Chili bis zum fünften Grade nördlicher Breite in Neu Granada, haben, durch phantaſtiſche Kartenzeichnungen unterftügt, Die irrige Meinung verbreitet, ald könne das mericanifche Hochge- birge oder fein höchfter Rüden mauerartig unter dem Namen einer Sierra Madre von Südoſt nach Nordweft verfolgt werden. Der gebirgige Theil von Merico aber ift eine breite, mächtige Anfchwellung, welche fich allerdings in der eben angegebenen Richtung zwifchen zwei Meeren in fünf— bis fteben- taufend Fuß Höhe zufammenhangend darbietetz; auf der fich aber, wie am Caucaſus und in Inner-Afien, nach partiel len, fehr verfchiedenartigen Richtungen, höhere vulfas niiche Bergiyfteme bis über 14000 und 16700 Fuß erheben. Die Reihung diefer partiellen Gruppen, auf nicht unter fich parallelen Spalten ausgebrochen, ift in ihrer Orientirung meift unabhängig von der idealen Achje, welche man durch die ganze Anfchwellung des wellenförmig verflachten Rückens legen kann. Diefe fo merfwürdigen Werhältnifie der Bodengeftalt veranlafien eine Täuſchung, welche den malerifchen Eindruck des fchönen Landes erhöht. Die mit ewigem Schnee bededten Bergeoloſſe fcheinen wie aus einer Ebene emporzufteigen. Man verivechfelt räumlich den Rüden der fanften Anfchwellung, die Hochebene, mit ben Ebenen des Tieflandes; und nur das Klima, die Abnahme der Temperatur, erinnert unter Demfelben Breitengrade an das, was man geftiegen ift. Die oft erwähnte Erhebungs-Spalte der Bulfane von Anqhuac (in der oft-weitlichen Richtung zwilchen 432 190 md 1904 Breite) jchneidet faſt rechtwinklig die allge meine Anſchwellungs-Achſe. Die hier bezeichnete Geftaltung eines beträchtlichen Theils der Erdoberfläche, Den man durch jorgfältige Mefjungen erſt feit dem Sahre 1803 zu ergründen begonnen; ift nicht zu verwech- ſeln mit folchen Anfchwelungen, welche man von zwei mauer- artig begrenzenden Gebirgsfetten, wie in Bolivia um den See Titicaca und in Inner-Aſien zwifchen dem Himalayı und Kuen-lün, umſchloſſen findet. Die erftgenannte, ſüd— amerifanijche Anfchwellung, welche gleichfam den Boden (die Sohle) eines Thales bildet, hat nach Pentland im Mittel 12054; die zweite, tibetifche, nach Capt. Henry Strachey, Joſeph Hoofer und Themas Thomſon über 14070 Fuß Höhe über dem Meere. Der Wunſch, den ich vor einem halben Jahrhundert in meiner jehr umftändlichen Analyse de l’Atlas gcographique et physique duroyaume de laNou- velle-Espagne ($ XIV) geäußert habe: daß mein Profil der Hochebene zwiſchen Mexico und Guanaxuato durch Meſ— fingen Uber Durango und Chihuahua bis Santa Fé dei Nuevo Mexico fortgefegt werden möge; ift jeßt vollſtändig erfüllt. Die Länge des Weges beträgt, nur — auf die Krümmungen gerechnet, weit über dreihundert geographijche Meilen; und das Charafteriftifche diefer, fo lange unbeachteten Erdgeftaltung (Das Sanftwellige der Anfchwellung und die Breite der— felben im Queer-Durchſchnitt, bisweilen 60 bis 70 geogr. Meilen erreichend) offenbart ſich durch den Umftand, daß bier ein Barallelen-Unterfchied von vollen 16% 20° (von Merico nad Santa Fé), ohngefähr gleich dem von Stodholm und Flo: venz, auf dem Rücken des Zafellandes, ohne Vorrichtung von Kunftftraßen, auf vierrädrigen Wagen liberichritten wird. “Die 433 Moöglichfeit eines folchen Verkehrs war den Spaniern ſchon am Ende des 16ten Jahrhunderts befannt, als dev Vicekönig, CGonde de Monterey !!, von Zacatecas aus die erſten Anfied- lungen anordnete, Zur Befräftigung deſſen, was über die Höhenverhäitnifie zwifchen dev Hauptſtadt Merico und Santa SE del Nuevo Mexico im allgemeinen gejagt worden it, fchalte ich hier die Haupt- Elemente dev barometriichen Nivellirungen ein, Die von 1803 bis 1847 vollbracht worden find. Sch laffe die Bunfte in der Richtung von Norden nach Süden folgen, Damit die nördlichiten, in dev Reihung obenan gejtellt, der Orienti— zung unferer Karten leichter entfprechen : 1? Santa Fé del Nuevo Mexico (lat. 35041’) Höhe 5614 Bar. Tuß, Ws Albugquerque! (lat. 3508) Höhe 4550 F., Ws Bafo del Norte! am Rio Grande del Norte (lat. 290 48°) Höhe 3557 5, Ws Chihuahua (lat. 280 32°) 4352 F., Ws Coſiquiriachi 5886 F., Ws Mapimiim Bolson de Mapimi (lat. 25 054°) 4487 F., Ws Barras (lat. 250329 4678 %., Ws Saltillo (lat. 25010) 4917 5, Ws Durango (lat. 24025) 6426 F. , nach Oteiza Sresnillo dat. 23010 6797 F., Bit Jacatecas (lat. 22050) 8456 %., Bt San Luis Potoſi (lat, 220 8°) 5714 F., Bt Aguas calientes (lat. 21053) 5875 %., Bi Lagos (lat. 21020) 5983 8, Bi Villa de Leon (lat. 2107) 5755 F. Bt Silao 5546 F., Bit Av. Humboldt, Kosmos. IV 28 434 Guanaxuato (lat. 2100' 15% 6414 F., Hi Salamanca (lat. 20040') 5406 F., Ht Gelaya (lat. 200 38%) 5646 F., Ht Dueretaro (lat. 200 36° 39) 5970 %., Ht San Juan del Rio im Staat Queretaro (lat. 200 30% 6090 F., Ht Zula clat. 19057) 6318 %., Ht Pachuca 7638 F., Ht Moran bei Neal del Monte 7986 F., Ht Huehuetoca, nördliches Ende dev großen bene von Merico (lat. 190 48°), 7068 F., Ht Merico dat. 190 25° 45°) 7008 F., Ht Toluca dat. 190 16% 8280 F., Hi Venta de Ehalco, füdöftliches Ende der Ebene von Merico (lat. 19 016%), 7236 F., Hit San Franciſco Ocotlan, weitliches Ende der großen Ebene von Buebla: 7206 $., Ht | Cholula, am Fuß der alten Treppen-Pyramide (lat.190 29), 6480 %., Ht la Buebla de los Angeles dat. 190 0° 15) 6756. F. Hi (Das Dorf las VBigas bezeichnet das öftliche Ende der Hochebene von Anahuac, lat. 190 37°; die Höhe des Dorfes it 7332 5., DW Während vor dem Anfang des 19ten Jahrhunderts fein einziger Höhenpunft in ganz Neufpanien barometrifch gemeffen war, iſt es jeßt möglich geweſen hier in dev Nichtung von Norden nach Süden, in einer Zone von fait 16; Breitengraden, zwifchen den Städten Santa Fe und der Hauptitadt Merico 32 hypſometriſch und meijt auch aftwonomifch beitimmte Orte 435 aufzustellen. Wir tehen die Bodenfläche der breiten mericanijchen Hochebene im Mittel zwifchen 5590 und 7000 Fuß Höhe wellenföormig fcehwanfen. Der niedrigite Theil des Weges von PBarras bis Albuquerque ift noch 1000 Fuß höher al8 der höchite Theil des Veſuvs. Bon der großen, aber fanften® Anfjchwellung des Bodens, deren culminivenden Theil wir eben betrachtet haben und welche von Süden nach Norden, von dem tropifchen Theile bis zu den Parallelen von 42% und 449, in ofteweitlicher Aus— Dehnung Dermaßen zunimmt, Daß Das Great Basin, weitlich vom großen Salziee der Mormonen, im Durchmeſſer über 85 geographiiche Meilen bei 4000 Fuß mittlerer Höhe hat; find die mauerartig Darauf ftehenden Gebirgsfetten jehr verfchieden. Die Kenntniß dieſer Geftaltung ift eine der Hauptfrüchte von Frémont's großen byplometriichen Unterfuchungen in Den Sahren 1842 und 1844, Die Anfchwellung ift von einer anderen Epoche als das fpäte Auffteigen deſſen, was man Gebirgszüge und Syfteme verfchiedener Nichtung nennt. Wo ohngefähr unter dem 32ten Breitengrade nach den jeßigen Grenzbeftimmungen Die Gebirgsmaffe von Chihuahua in Das weftliche Gebiet dev Vereinigten Staaten (in die von Merico abgeriffenen Brovinzen) eintritt, Führt diefelbe fchon den etwas unbejtimmten Namen der Sierra Madre. Eine beftinnmte Bifur— cation 16 zeigt fich aber erit in der Gegend von Albuquerque. Bei dieſer Bifurcation behält Die weftliche Kette Die allge meine Benennung der Sierra Madre; die öftliche erhält von lat. 36 0 10° an (etwas nordöftlich von Santa Fé) bei ameri- fanifchen und englischen Neifenden den eben nicht glücklich ge- wählten, aber jeßt überall eingeführten Namen des Felsge— bivges, der Rocky Mountains. Beide Ketten bilden ein A36 Yängenthal, in dem Albuquerque, Santa Fé und Taos liegen und welches der Rio Grande del Norte durchftrönt. In lat. 380, wird Das Thal durch eine oftsweftliche, 22 geogr. Meilen lange Kette gefchloffen. Ungetheilt feßen die Rocky Mountains in einer Meridian-Richtung fort bis lat. 41%, In diefem Zwiſchen— vaum erheben fich etwas oftlich Die Spanish Peaks, Pike's Peak (5440 F.), den Fremont ſchön abgebildet hat, James Peak (10728 %.) und die 3 Park Mountains: welche drei hohe Keſſelthäler einschließen, deren Eeitenwände mit dem öftlichen Long’s Peak oder Big Horn bis 8500 und 10500 Fuß emporfteigen, 7° An der öftlichen Grenze zwifchen dem Middle und North Park verändert die Gebirgsfette auf einmal ihre Richtung und wendet fich von lat. 4004 bis 440 in einer Er— ftrefung von ohngefähr 65 geogr. Meilen von Südoſt nach Nord- weit. In dieſem Zwilchenraume liegen der South Pass (7028 3.) und die berühmten, jo wunderbar fpiß gezacten Wind River Mountams, mit Fremont’s Peak (lat. 430 8°), welcher die Höhe von 12730 8. erreicht. Im Parallel von 449, nahe bei den Three Tetons, wo die nordwegtliche Nichtung aufhört, beginnt wieder die Meridian:Nichtung Dev Rocky Mountains. Sie erhält fich bi8 gegen Lewis and Glarke’s Pass, der in lat. 470 2°, Ig. 114 u, liegt. Dort hat die Kette des Felsgebirges noch eine anfehnliche Höhe (5608 F.), aber wegen der vielen tiefen Flußbetten gegen Flathead River (Clarke’s Fork) hin nimmt fie bald an regelmäßiger Einfachheit ab. Clarke’s Fork und Lewis oder Snake River bilden den großen Golumbia= Fluß, der einft einen wichtigen Weg für den Handel bezeichnen wird. (Ex- plorations for a Railroad from the Mississippi river to the Pacifie Ocean, made in 1853 — 1854 Vol. I. p. 107.) 437 Mie in Bolivia die öftliche, von dem Meere entferntere Andesfette, die des Sorata (19974 3.) und Illimani (19843 F.), feine jet noch entzindete Vulkane darbietet; jo ift auch gegen- wärtig in den weitlichiten Theilen der Vereinigten Staaten Die vulfanifche Thätigfeit auf die Küſtenkette von Californien und Dregon befchränft. Die lange Kette der Rocky Mountains, verfchiedentlich 120 und 200 geogr. Meilen vom Littoral der Südſee entfernt, ohne alle Spur noch ausdauernder Entzins dung, zeigt dennoch, gleich der vftlichen Kette von Bolivia im Thal von Yucay!s, an beiden Abfällen vulfanifches Ges jtein, ausgebrannte Krater, ja Obſidian einichliegende Yaven und Schladenfelder. In der hier nach den vortrefflichen Unter: juchungen von Fremont, Emory, Abbot, Wislizenus, Dana und Jules Marcou geographifch beichriebenen Gebirgsfette der Rocky Mountains zählt dev Lebtgenannte, ein ausgezeichneter Geologe, drei Gruppen altvulfanifchen Gejteins an beiden Ab- fällen auf. Die früheiten Beweife von dem Vulcanismus in Diefev Gegend verdanfen wir auch hier dem Beobachtungsgeifte von Frémont feit den Jahren 1842 und 1843 (Report of the Exploring Expedition to the Rocky Mountains in 1842, and to Oregon and North California in 1843—44 p. 164, 184—187 und 193). Am dftlichen Abfall der Rocky Mountains, auf dem jüdweitlichen Wege von Bent’s Hort am Arkanſas-Fluſſe nad) Santa Fé del Nuevo Mexico, liegen zwei ausgebrannte Bulfane, die Raton Mountains !® mit Fishers Peak und (zwiſchen Galifteo und Pena blanca) dev Hügel el Gerrito. Die Laven der eriteren überdecken die ganze Gegend zwiſchen Dem Dberen Arfanfas und dem Canadian River. Der Beperino und Die vulfanifchen Schladen, welche man ſchon in den 438 Prairies zu finden anfängt, je nachdem man fich, von Oſten fommend, den Rocky Mountains mehr nähert, gehören viel- teicht alten Ausbrüchen des Gerrito oder gar der mächtigen Spanish Peaks (37 32°) an. Diefes öftliche vulfanifche Gebiet Dev ifolivten Raton Mountains bildet eine ren von 20 geogr. Meilen Durchmefler; fein Centrum liegt ohngefähr in lat. 36 050°. Am weftlichen Abfall nehmen Die ſprechendſten Zeugen alter vulfanifcher Thätigfeit einen weit größeren Naum ein, welchen die wichtige Expedition Des Lieut. Whipple in feiner ganzen Breite von Dften nach Welten durchzogen hat. Diefes vielgeftaltete Gebiet, Doch nördlich von Dev Sierra de Mogoyon volle 30 geogr. Meilen lang unterbrochen, ift enthalten (immer nad) Marcou's geologifcher Karte) zwilchen lat. 330 48° und 350 40%; es find alfo Füdlichere Ausbrüche als die dev Raton Mountains. Ihr Mittel fallt faft in den Barallel von Albuquerque. Das hier bezeichnete Areal zerfällt in zwei Abtheilungen: Die dem Kamm dev Rocky Mountains nähere des Mount Taylor, weiche bei der Sierra de Zuni ?0 endet; und Die weitlichere Abtheilung, Sierra de San Francisco genannt, Der 11500 Fuß hohe Kegel— berg Mount Taylor ijt ſtrahlförmig umgeben von Lavaſtrömen, Die, al8 Malpais noch jest von aller Vegetation entblößt, mit Schladen und Bimsftein bedeckt, ſich mehrere Meilen weit hinſchlängeln: ganz wie in der Umgebung des Hekla. — Ohngefähr 18 geogr. Meilen in Weiten von Dem jeßigen Pueblo de Zuni erhebt fich das hohe vulfanifche Gebirge von San Franeisco felbft. Es zieht ich, mit einem Gipfel, den man auf mehr als 15000 Fuß Höhe gejchäßt hat, füdlich vom Rio Colorado chiquito hin: wo weiter nach Weiten Bill William Mountain, dev Aztec Pass (5892 8.) und Aquarıus Mountains (8000 8.) folgen. Das vulkaniſche Geftein endet nicht beim Zufammenfluß des Bill William Fork mit dem großen Colorado, nahe bei dem Dorfe der Mohave-Indianer (lat. 340, Ig. 1160 20°); denn noch jenfeits Des Rio Colorado bei dem Soda-See find mehrere ausgebrannte, noch offene Eruptiv-Krater zu erkennen. ?! So jehen wir alfo hier in Dem jegigen Neu-Merico in der vulfaniichen Gruppe von der Sierra de San Francisco bis etwas weitlich vom Rio Colorado grande oder del occidente (in den der Gila fällt), in einer Strecke von 45 geogr. Meilen, das alt-vulkaniſche Gebiet der Auvergne und des Vivarais ſich wiederholen, und der geologischen Forfchung ein neues und weites Feld eröffnen. Ebenfalls am wejtlihen Abfall, aber 135 geogr. Meilen nördlicher, liegt Die Dritte alt=vulfanifche Gruppe dev Rocky Mountains, Die Des Fremont's Peak’8 und der gedoppelten Dreiberge: welche in Kegelgeitalt umd Sinn der Benennung Trois Tetons und Three Buttes?? fich jehr ähnlich find. Die erjteren liegen weſtlicher als die leßteren, Daher der Gebirgsfette ferner, Sie zeigen weit verbreitete, vielfach zerriſſene, fchwarze Lava Bünfe mit verichladter Oberfläche, #3 Der Kette der Rocky Mountains parallel und in dem nördlichen Theile feit lat. 460 12’ noch jest der Sitz vulfani- ſcher Thätigfeit, laufen theils einfach, theils gedoppelt mehrere Küftenfetten hin: zuerft von San Diego bi8 Monterey (3204 bie 3607) die fpeciell fo genannte Coast Range, eine Fortfegung des Landrückens der Halbinfel Alt» oder Unter Galifornien; dann, meiſt 20 geogr. Meilen von dem Littoral der Südſee entfernt, die Sierra Nevada (de Alta California) von 36° bis 40% 7; dann, von den hohen Shasty Mountains in Parallel der Trinidad-Bai (lat. 419 10°) beginnend, Die Gafeaden>Bergfette (Cascade Range), welche die höchſten noch entzundeten Gipfel enthält und in 26 Meilen Entfernung 440 von der Küſte von Süden nach Norden bis weit hinaus über den Parallel der Fuca-Straße ftreicht. Diefer leßteren Kette gleichlaufend (lat. 430 — 469), aber 70 Meilen vom Littoral entfernt, erheben fich, im Mittel ſieben- bis achttaufend Fuß hoch, die Blue Mountains. # — Im mittleren Theile von Alt-Galifornien, etwas mehr nach Norden: nahe der dftlichen Küſte oder dem Meerbufen, in der Gegend der ehemaligen Mifiion de San Ignacio, etwa in 280 N. B., liegen der erlojchene Bulfan oder „die Vulkane“ de las Virgenes, die ich auf meiner Karte von Merico angegeben habe, Dieter Bulfan hatte 1746 feinen legten Ausbruch; Uber ihn und die ganze Gegend fehlt es am ficheren Nachrichten. (©. Venegas, Noticia de la Galifornia 1757 T. 1. p. 27 ınd Duflot de Mofras, exploration de l’Oregon et de la Gali- fornie 1844 T. I. p. 218 und 239.) Schon in der Coast Range nahe bei dem Hafen von Can Francisco, an dem vom Dr. Traff unterfuchten Monte del Diablo (3446 F.), und in dem goldreichen Längenthale des Rio del Sacramento, in einem eingeftürzten Trachyt-Krater, der Sacra- mento Butt genannt wird und den Dana abgebildet; iſt altzvulfanifches Geftein aufgefunden worden. Weiter nördlich enthalten Die Shasty oder Tshashtl Mountains: Bafalt- Laven; Obſidian, deſſen die Gingeborenen fich zu Pfeilſpitzen bedie— nen; und Die talfartigen Serpentine, welche an vielen Bunk ten der Erde als den vulfanifchen Formationen nahe ver- wandt auftreten. Aber der eigentliche Sitz noch jegt beftehen- der Entzündung ift das Caſcaden-Gebirge, in welchem, mit ewigem Schnee bededt, mehrere Pics fich bis 15000 Fuß erheben. Ich laſſe diefe hier von Süden nach Nor- den folgen: Die gegenwärtig entzlindeten, mehr oder weniger 441 thätigen Vulkane find, wie bisher geſchehen (Kosmos Bd. IV. S. 61 Anm. 71), mit einem Sternchen bezeichnet. Die un— bezeichneten hohen Kegelberge ſind wahrſcheinlich theils ausge— brannte Vulkane, theils ungeöffnete trachytiſche Glockenberge: Mount Pitt oder M'Laughlin: lat. 420 30°, etwas wetlich vom See Ilamat; Höhe 8960 F.; Mt Iefferfon oder Bancouver (lat. 44V 35, ein Kegelberg; ME Hood (lat. 450 10%: mit Gewißheit ein ausge⸗ brannter Vulkan, von zelliger Lava bedeckt; nach Dana mit dem, nördlicher in dev Vulkan-Reihe gelegenen Mt Saint Helen’s zwiſchen 14000 und 15000 Fuß hoch, Doc) etwas niedriger 3 als dieſer; Mt Hood ift evftiegen worden im August 1853 von Lafe, Zravaillot und Heller; Mt Swalalahos oder Saddle Hill, in Süd-Süd-Oſt von Alltoria >, mit einem eingeftürzten, ausgebrannten Krater; ME Saint Helen’s*, nördlich vom Columbia-Strome (lat, 460 12): nad Dana nicht unter 14100 Fuß hoch ?; noch entzündet, immer vauchend aus Dem Gipfel-Krater; ein mit ewigen Schnee bededter Bulfan von ſehr fchöner, vegelmäßiger conifcher Geftaltz am 23 Nov, 1842 war ein großer Ausbruch, der nach Frémont alles weit umher mit Ajche und Bimsſtein bededte; Mt Adams (lat. 46" 18%: faſt ganz in Oſten von dem Vulkan St. Helen’s; über 28 geogr. Meilen von der Küfte entfernt, wenn der eben genannte, noch entzündete Berg nur 19 Diefer Meilen abiteht; Mi Neignier*, auch Mt Nainier gefchrieben: lat. 469 48°; oſt-ſüd-öſtlich vom Fort Nisqually, am Pugets— Sund, der mit der Fuca- Straße zufammenbhängt: ein brennender Bulfan, nach Edwin Johnſon's Wegfarte von 1854 hoch 12330 englifche oder 11567 PBarifer Fuß; er hatte heftige Eruptionen 1841 und 1843; Mt Dlympus (lat. 47% 50%), nur 6 geogr. Meilen fidlich von der, in der Gefchichte der Südſee-Entdeckungen lange fo berühmten Straße Can Juan de Fuca; Mt Bafer*: ein mächtiger, im Gebiet von Wafhing- ton (lat. 480 48°) auffteigender, noch jest thätiger Wulfan, von großer (ungemefiener?) Höhe und rein conifcher Form ; M: Brown (15000 8.9 und etwas öftlicher Mi Ho o— fer (15700 F.?) werden als hohe, alt= vulfanifche Trachyts berge in Neu-Caledonien, unter lat. 52° und long. 120 und 122, von Johnſon angegeben: alſo wegen eines Abftandes von mehr als 75 geogr. Meilen von dev Küfte merkwürdig; Mt Edgecombe*: auf der feinen Lazarus Infel nahe bei Sitfa (lat. 57 03°), deſſen heftigen feurigen Ausbruch von 1796 ich fchon an einer früheren Stelle (Kosmos Br. IV. ©. 50 Anm. 63) ewwähnt habe. Gap. Liſiansky, welcher ihn in den erften Jahren des jegigen Jahrhunderts erjtieg, fand den Vulkan damals unentzündet; die Höhe beträgt nach Ernft Hofmann 2852 F., nach Liſiansky 2628 F.; nahe dabei find heiße Quellen, Die aus Granit ausbrechen, wie auf dem Wege von den Valles de Aragua nad) ‘Bortocabello ; M: Fairweather, cerro de Buen Tiempo: nad) Malaſpina 4489 metres oder 13802 Fuß hoch”, in hat. 58 45°; mit Bimsftein bededt; wahricheinlich noch vor kurzem entzündet, wie dev Glias- Berg; Bulfan von Cook’s Inlet (lat. 60% 8%: nach Admiral Wrangel 11320 Fuß hoch; von dieſem gelehrten Seefahrer wie von Vancouver für einen thätigen Vulkan gehalten ?9; 443 Slias- Berg: Tat. 60% 17%, Ig. 138° 30°; nach den Handſchriften Malafpina’s, die ich in den Archiven in Merico fand, 5441 metres oder 16749 Bar, Fuß hoch: nach der Karte von Gap. Denham 1853 bis 1856 iſt die Höhe nur 14044 Bar. Fuß. Was im der nordweftlichen Durchfahrts-Reiſe von M’Elure (lat. 69 57°, long. 129 20°) vftlich vom Ausflug des Mackenzie— Fluſſes, Die Bulfane der Sranflins- Bucht genannt wird, Icheint ein Phänomen fogenannter Erdfeuer oder heißer, Schwefeldämpfe ausftogender Salſen zu fein. Ein Augenzeuge, Dev Miſſionar Miertfching, Dolmetfcher der Expedition auf dem Schiff Investigation, fand 30 bis AO Nauchfäulen, welche aus Erdfpalten oder fleinen, Ffegelförmigen Erhebungen von vielfarbigem Letten aufitiegen. Der Schwefelgeruch war fo ſtark, daß man fich den Rauchſäulen faum auf 12 Schritte nahen konnte. Anſtehendes Geftein oder feite Maſſen waren nicht zu finden. Lichterſcheinungen waren Nachts vom Schiffe aus gefehen worden; feine Schlamm-Auswürfe, aber große Hige des Meeresbodens wurden bemerft: auch fleine Beden ichwefelfauren Waſſers. Die Gegend verdient eine genaue Unter: fuhung, und das Bhänomen fteht als der vulfanifchen Thätig- feit. in dem californiſchen Caſcaden-Gebirge des Cerro de Buen Tiempo oder des Elins- Berges ganz fremd da. M’Elure, Discovery oftheN. W. Passage p. 99; Papers rela- tive to the Arctie Expedition 1854 p. 345 Mier tfhing’s Reiſe-Tagebuch, Gnadau 1855, ©. 46.) Ich Habe bisher in ihrem innigen Zuſammenhange geſchil— dert die vulfanifchen Yebensthätigfeiten unſeres Planeten, gleichlam Die Steigerung des großen und gebeimnißvollen AHA Phänomens einer Reaction des gefchmolzesen Inneren gegen die mit Pflanzen- und Ihier- Organismen bededte Ober: fläche. Auf Die fat bloß dynamiſchen Wirfungen des Erd- bebens (dev Erſchütterungswellen) habe ich die Ther— malquellen und Salfen, d. i. Erſcheinungen folgen Tafjen, welche, mit oder ohne Selbſtentzündung, durch die den Duell waſſern und Gas-Ausftrömungen mitgetheilte, bleibende Tem— peratur- Erhöhung wie durch chemifche Miſchungs— Berfchiedenheit erzeugt werden. Der höchfte und in feinen Aeugerungen complichtefte Grad der Steigerung wird in den Vulfanen dargeboten, da Diefe die großen und fo ver- jchiedenartigen Proceſſe Fryftallinifcher Gefteinbildung auf trodenem Wege hervorrufen, und Deshalb nicht bloß auflöfen und zeritören, fondern auch fchaffend auftreten und die Stoffe zu neuen Berbindungen umgeftalten. Gin beträchtlicher Theil fehr neuer, wo nicht der neuejten Gebirgsfchichten ift das Werk vul- kaniſcher Thätigfeit: fei es, wenn noch jest an vielen Punkten der Erde aus eigenen, fegel- oder Domfürmigen Gerüſten geſchmol— zene Maſſen fich ergiegen; oder daß in Dem Jugendalter unferes Blaneten, ohne Gerüſte, aus einem Nebe offener Spalten neben den Sedementfchichten bafaltifches und trachytifches Ge— jtein unmittelbar entquoll. Die Dertlichfeit dev Bunfte, in welchen ein Verkehr zwiſchen dem flüſſigen Erd-Inneren und der Atmoſphäre ſich lange offen erhalten hat, habe ich ſorgfältigſt in den vor— ſtehenden Blättern zu beſtimmen geſtrebt. Es bleibt jetzt übrig die Zahl dieſer Punkte zu ſummiren, aus der reichen Fülle der in ſehr fernen hiſtoriſchen Zeiten thätigen Vulkane die jetzt noch entzündeten auszuſcheiden, und ſie nach ihrer Vertheilung in continentale und Inſel-Vulkane zu 445 betrachten. Wenn alle, die ich in dev Summirung als untere Grenzzahl (nombre limite, limite inf6rieure) glaube anneh- men zu dürfen, gleichzeitig in Thätigfeit wien: jo würde ihr Einfluß auf die Befchaffenheit des Luftfreifes und feine flimatifchen , befonders electrifchen Berhältnifie gewiß überaus be- merfbar fein; aber die Ungleichzeitigfeit der Eruptionen vermindert den Effect und ſetzt demfelben fehr enge und meift nur locale Schranken. Es entjtehen bei großen Eruptionen um den Krater, als Folge der Berdampfung, vulkaniſche Gewit— ter, welche, von Bli und heftigen Regengüſſen begleitet, vft verheerend wirfen; aber ein folches atmofphärifches Phänomen hat feine allgemeine Folgen. Denn daß die denfwürdige Ver— iinfterung (dev fogenannte Höherauch), welcher viele Monate lang vom Mai bis Auguft des Jahres 1783 einen bedeutenden Theil von Europa und Aften, wie Nord-Afrifa in Erftaunen jeßte (wogegen auf hohen ſchweizer Gebirgen der Himmel vein und ungetrübt gejehen wurde), von großer Thätigfeit des islän- diſchen Vulcanismus und dev Erdbeben von Calabrien verurfacht worden fei: wie man bisweilen noch jet behauptet; tft min wegen der Größe dev Erſcheinung ſehr unwahrfcheinlich: wenn gleich ein gewiljer Einfluß der Erdbeben, wo fie viel Raum um— faffen, auf den ungewöhnlichen Eintritt dev Regenzeit, wie im Hochlande von Quito und Niobamba (Februar 1797) oder im ſüd— öftlichen Europa und Kleinafien (Herbſt 1856), eher anzunehmen fein möchte als der ifolixte Einfluß einer vulfanifchen Eruption, In der hier folgenden Tabelle zeigt die erſte Ziffer Die Anzahl der in den vorigen Blättern aufgeführten Bulfane an; die zweite, in Parentheſen eingefchlojjene Zahl deutet auf den Theil derfelben, welcher noch feit dev neueren Zeit Beweile der fi Entzündung gegeben bat. Dahl der Vulkane auf dem Erdkörper I Europa (Kosmos Bd. 1V.|S. 3U—373). . .! 7 (A) 11 Infeln des atlantifchen | Meeree 60 J60 LI SUR ES IT IT) 3:2) IV Afien, das continentale: — Be | RE a) weftliher Theil und das Innere ©. 310 3808336 b) Halbinfel Kamtſchatka ©. 386—392) .. ....| 14: (9) V oftzaftatifche Infeln .|©. 392—404) . . 69 (654) VI ſüd-aſiatiſche Inſeln. S. 323—332, — (56) 409) | VII indifhber Dcean . . .|©. 409-414, Anm. 3) 79 ©. 585587) | VII Südfee -. - » 2 »..16©. 414-427, YAnm.| 40 (26) 1 83-85 ©. 588— | 589) | IXAmetitasdaszonfinentales) 27. ur. 737: | 115 (53) as oder ne 0), SDilE 2 000. SE, HN, 70 ©. 24.00 550-553) 6) Peru und Bolivia |©. 317—320, Anm.| 14 0) 74 ©. 548—550) y) Duito und Neu-— Granada :ı...17&8. 317, Anm. 737: 118110) 948) b) Gentral:Amerifa . |&. 297, 306—311,| 29 (18) | 317, 1352; "ik. | 66—68, ©. 537— 945) ce) Mexico, füdlich vom rio Gila SIN3MZ3B3, 181 Ed | 334—352 und Anm. |. 6-13©.562—567;, ©. 427—434, Anm. 7—14 ©.591—595) d) Nordweft-Amerifa, nördlih vom Sila . . |©. 435—443) . . .| 24 65) utdlen INIIEUN IE 7 600 899 in Summa | 407 (225) 441 Das Nejultat diefer mühevollen Arbeit, welche mich lange beichäftigt hat, da ich überall zu den Duellen (den geogno- jtifchen und geographiichen Neifeberichten) aufgeftiegen bin, iſt gewelen: daß von 407 aufgeführten Vulkanen noch in ber neueren Zeit fich 225 als entzündet gezeigt haben. Die fri- heren Angaben der Zählung?? thätiger Bulfane find bald um 30, bald um 50 geringer ausgefallen: ſchon Darum, weil fie nach anderen Grundfägen angefertigt wurden. Ich habe mich für diefe Abtheilung auf diejenigen Vulkane beſchränkt, welche noch Dämpfe ausftogen oder hiftorifch gewiſſe Erup- tionen gehabt haben im 19ten oder in der legten Hälfte des 18ten Jahrhunderts. Es giebt allerdings Unterbrechungen von Ausbrüchen, die über vier Jahrhunderte und mehr hinausgehen ; aber folche Exfcheinungen gehören zu den ſeltenſten. Man Fennt die langfame Folge der großen Ausbrüche des Veſuvs in den Jahren 79, 203, 512, 652, 983, 1138 und 1500. Bor der großen Gruption des Epomeo auf Iſchia vom Jahr 1302 fennt man allein die aus den Jahren 36 und 45 vor unferer Zeitrechnung: aljo 55 Jahre vor dem Ausbruch” des Veſuvs. Strabo, der, 90 Jahr alt, unter Ziberius (99 Jahre nach der Belegung des Veſuvs durch Spartacus) ftarb und auf den feine hiltorische Kenntniß eines älteren Ausbruchs ge- kommen war, erflärt doch den Veſuv für einen alten, längft ausgebrannten Vulkan. „Ueber den Orten“ (Herculanum und Pompeji), fagt er, „liegt der Berg Vejuios, von den Ichönften Feldgütern umwohnt, außer dem Gipfel. Dieſer iſt zwar greoßentheild eben, aber unfruchtbar insgefammt, der Anficht nach afchenartig. Er zeigt fpaltige Höhlen von ruß— farbigem Geftein, wie wenn es vom Feuer zerfrejlen wäre: jo daß man vermuthen darf, dieſe Stelle habe ehemals 448 gebrannt und Schlundbecher des Feuers gehabt; ſei aber erloſchen, als der Brennſtoff verzehrt war.“ (Strabo lib. V pag. 247 Gafaub.) Diefe Beichreibung der primitiven Geftaltung des Veſuvs deutet weder auf einen Afchenfegel noch auf eine kraterähnliche Vertiefung? des alten Gipfels, welche, ummwallt, dem Spartacus# und feinen Gladiatoren zur Schuß: wehr dienen fonnte, Auh Divdor von Eicilien (ib. IV cap. 21,5), der unter Cäſar und Auguftus lebte, bezeichnet bei den Zügen des Hercules und deſſen Kampfe mit den Giganten in den phlegräiichen Feldern „den jet fo genannten Veſuvius als einen 26906, welder, dem Aetna in Sicilien vergleichbar, einft viel Feuer ausftieß und (noch) Spuren der alten Ent: zündung aufweift,“ Gr nennt den ganzen Raum zwifchen Cumä und Neapoli die phlegräiichen Felder, wie Bolybius (ib. H cap. 17) den noch größeren Raum zwifchen Gapua und Nola: während Stabo (lib. V pag. 246) die Gegend bei Puteoli (Diedarchia), wo Die große Solfatare liegt, mit fo vieler localer Wahrheit bejchreibt und "Hpeiorov ayood nennt. In fpäterer Zeit ift gemeinhin auf dieſe Gegend der Name za gpheyoaie neöle beichränft, wie noch jeßt Die Geognoſten Die mineralogiiche Zufammenfegung der Laven der phlegräifchen Felder der aus der Umgegend des Veſuvs ent- gegenftellen, Diefelbe Meinung, daß e8 in alten Zeiten unter dem Veſuv gebrannt und daß dieſer Berg alte Ausbrüche ges habt habe, finden wir in dem Lehrbuch der Architeetur des Vitruvius (hb. II cap. 6) auf das bejtimmtefte ausgedrüdt in einer Stelle, die bisher nicht genug beachtet worden ift: Non minus etiam memoratur, antiquitus crevisse ardores et abundavisse sub Vesuvio monte, et inde evommuisse circa 449 agros flammam. Ideoque nunc qui Spongia sive pumesx Pompejanus vocatus, excoctus ex alio genere lapidis, in hanc redactus esse videtur generis qualitatem. Id autem genus spongiae, quod inde eximitur, non in om- nibus locis nascıtur, nisi circum Aetnam et collibus Mysiae, qui a Graecis xaraxexavuevor nominantur. Da nach den Torfchungen von Böckh und Hirt fein Zweifel mehr dar über herrſchen kann, dag Vitruv unter Auguft gelebt hat?, alſo ein volles Jahrhundert vor der Eruption des Veſuvs, bei welcher der ältere Plinius den Tod fand; fo bietet die ange- führte Stelle und der Ausdruck pumex Pompejanus (die Ver: bindung von Bimsftein und Pompeji) noch ein befondres geognoftifches Intereſſe in Hinficht auf Die Streitfrage dar: ob nach der fcharflinnigen Vermuthung Leopolds von Buch % Pompeji nur bededt worden fei Durch die bei der eriten Bil- dung der Somma gehobenen, bimsfteinhaltigen Tuffichichten, welche, von fubmariner Bildung, die ganze Fläche zwifchen dem apenniniichen Gebirge und der weftlichen Küfte von Capua bis Sorrent, von Nola bis über Neapel hinaus, tm fühligen Schich- ten bedecken; oder ob der Veſuv, ganz gegen feine jegige Ge— wohnheit, aus feinem Inneren den Bimsftein ſelbſt aus- geftoßen habe? Carmine Lippi 3” fowohl, der (1816) die Tuff-Bedeckung von Pompeji einer Waſſerbedeckung zufchreibt; als fein fcharfiinniger Gegner, Archangelo Scachi 3, in dem Briefe, welcher an den Gavaliere Franceſco Avellino (1843) gerichtet ift: haben auf Die merkwürdige Erfcheinung aufmerfiam gemacht, daß ein Theil der Bimsfteine von Pompeji und der Somma Fleine Kalkſtücke ein- jchliegen, die ihre Kohlenfäure nicht verloren haben: was, wenn diefelben einem großen Drude in feuriger Bildung ausgeſetzt Av. Humboldt, Kosmos. IV. 29 450 gewefen find, nicht viel Wunder erregen kann. Ich habe felbft Gelegenheit gehabt Proben diefer Bimsfteine in den interefianten geognoftiichen Sammlungen meines gelehrten Freundes und afademifchen Gollegen, des Dr. Ewald, zu fehen. Die Gleich: heit der mineralogifchen Beichaffenheit an zwei entgegengefegten Bunften mußte die Trage veranlafien: ob, was Pompeji bes deckt, wie Leopold von Buch will, bei Dem Ausbruch des Jahrs 79 von den Abhängen dev Somma hevabgeftürzt iftz oder ob der neu geöffnete Krater des Veſuvs, wie Scacchi behauptet, Bimsftein gleichzeitig nach Pompeji und an die Somma gewor- fen habe? Was zu den Zeiten des Bitruvius, unter Auguftus, als pumex Pompejanus befannt war, leitet auf Vor-Plinia— nijche Ausbrüche; und nad) den Erfahrungen, welche wir tiber die Veränderlichfeit der Bildungen in verfchiedenem Alter und bei verfchiedenen Zuftänden vulfanifcher Ihätigfeit haben, ift man wohl eben jo wenig berechtigt abfolut zu läugnen, der Veſuv habe von feiner Entftehung an nie Bimsftein hervor- bringen fünnen; als abjolut anzunehmen, Bimsftein, d. h. der fafrige oder poröfe Zuftand eines pyrogenen Minerals, Fünne fich nur bilden, wo Obftdian oder Zrachyt mit glafigem Feld: ſpath (Sanidin) vorhanden fei. Wenn auch nach den angeführten Beilpielen von der Länge der ‘Berioden, in Denen Die Wiederbelebung eines fchlum- mernden Vulkans erfolgen fann, viel Ungewißheit übrig bleibt; fo ift es Doch von großer Wichtigfeit Die geographiiche Ver— theilung der entzündeten Bulfane für eine beftimmte Zeit zu conftatiren. Bon den 225 Sclünden, Durch welche in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts das geſchmolzene Innere der Erde mit dem Luftfreife in vulfanifchem Verkehr fteht, liegen 70, alfo ein Drittel, auf den Continenten; und 451 155, oder zwei Drittel, auf der Infelwelt. Bon den 70 EontinentalsVulfanen gehören 53 oder 3 zu Amerifa, 15 zu Alien, 1 zu Europa, und 1 oder 2 zu der uns bie: her befannt gewordenen Feſte von Afrika. In den ſüd-aſia— tifchen Infeln (Sunda-Inſeln und Moluffen) wie in den Aleuten und Kurilen, welche zu den ofteaftatifchen Inſeln gehören, liegt auf dem engiten Raume die größte Menge der Inſel-Vulkane. In den Aleuten find vielleicht mehr, in neuen hiftorifchen Zeiten thätige Bulfane enthalten als in dem ganzen Continent von Südamerika. Auf dem gefammten Erdkörper ift der Streifen, welcher fich zwiſchen 750 weitlicher und 1250 öftlicher KYänge von Paris wie von 470 füdlicher bis 660 nörd— licher Breite von Südoſt nach Nordweit in dem mehr weftlichen Theile der Südſee Hinzieht, der vulfanveichfte, Will man den großen Meeresgolf, welcden wir Die Süpdfee zu nennen pflegen, fich fosmifch von dem Parallel der Berings-Straße und dem von Neu-Seeland, der zugleich auch der :Barallel von Süd-Chili und Nord-Patagonien ift, be: grenzt vorjtellen; jo finden wir — und dieſes Nefultat ift fehr merkwürdig — im Inneren des Beckens umd um daffelbe her (in feiner continentalen aftatifchen und amerifanifchen Begren- zung) von den 225 entzündeten Bulfanen der ganzen Erbe 198 oder nahe an Di Die den Polen nächften Vulkane find nach unferer jegigen geographifchen Kenntniß: in der nördlichen Hemilphäre dev Vulkan Ef auf der fleinen Infel San Mayen, lat. 71° 1‘ und long. 9% 51’ weftl. von Paris; in der fd: lichen Hemilphäre der, vöthliche, felbit bei Tage fichtbare Slammen ausftoßende Mount Erebus, welchen im Jahr 1841 Eir James Roß3° auf feiner großen füdlichen Entdeckungsreiſe 11633 Parifer Fuß hoch fand: ohngefähr 225 F. höher als 452 dev Pic von Teneriffa; in lat. 770 33° und long. 164% 38° dftlich von Paris. Die große Frequenz der Vulkane auf den Infeln und in dem Littoral dev Continente hat früh die Geognoften auf die Unterfuchung Der Urfachen dieſer Grfcheinung leiten müſſen. sh habe ſchon an einem anderen Orte (Kosmos Bd. 1. S. 454) dev verwidelten Theorie des Trogus Bompejus unter Auguft gedacht, nach welcher das Meerwaſſer das vulfanifche Feuer anſchürt. Chemifche und mechanifche Urfachen von der Wirkſamkeit der Meeresnähe find angeführt worden bis zu den neueften Zeiten. Die alte Hpypothefe von dem Cindringen des Meerwaſſers in den vulfanifchen Heerd fchien in der Epoche der Entdeckung der Exrdmetalle durch Davy eine feftere Begrün— dung zu erhalten; aber der große Entdeder gab Die Hypothefe, zu welcher felbjt Gay-Luſſac, troß der Seltenheit oder des gänzlichen Mangeld des Hydrogen- Gafes, ſich Hinneigte 0, bald jelbit auf. Mechanifche oder vielmehr dynamifche Urs fachen: feien fie gejucht in der Faltung der oberen Erdrinde und ber Erhebung der Continente, oder in der local minderen Die des ftarren Theils der Erdkruſte; möchten meiner Anficht nach mehr Wahrfcheinlichfeit gewähren. Man kann ſich vor fielen, daß an den Rändern der auffteigenden Gontinente, welche jebt Die über Der Meeresfläche fichtbaren Littorale mit mehr oder minder fchroffen Abhängen bilden, durch Die gleichzeitig veranlaßten Senfungen des nahen Meeresgrundes Spalten verurfacht worden find, durch welche die Communi— cation mit dem gefchmolzenen Innern befördert wird. Auf dem Rüden der Erhebungen, fern von jenen Senfungs-Arealen bes oceanifchen Beckens, ift nicht Diefelbe Veranlaflung zum Entjtehen folcher Zertrümmerung geweſen. Bulfane folgen dem 453 jegigen Meeresufer in einfachen, bisweilen doppelten, wohl auch dreifachen, parallelen Peihen. Kurze Queerjocder verbinden fie, auf Dueerfpalten gehoben und Bergfnoten bildend. Häufig (feinesweges immer) ift die dem Ufer nähere Reihe die thätigite: während Die fernere, mehr innere, erlofchen oder dem Grlöfchen nahe erſcheint. Bisweilen wähnt man nach beftimmter Nichtung in einer und berjelben Neihe von Vulkanen eine Zur oder Abnahme der Eruptions-Häufigfeit zu erfennen, aber die Phänomene der nach langen Perioden wieder erwwachenden Thätigfeit machen Dies Erfennen fehr unficher. Da aus Mangel oder Unbeachtung ficherer Ortsbeſtim— mungen fowohl der Vulkane als der ihnen nächſten Küſten— yunfte viele ungenaue Angaben der Meeresferne vul- fanifcher Thätigfeit verbreitet find, To gebe ich bier fol- gende Zahlen von geographiſchen Meilen (jeder zu 3807 Toifen, alſo 5 =1N an: In den Cordilieren von Quito liegt der umumnterbrochen fpeiende Sangay am vftlichiten ; feine Meeresnähe iſt aber doc noch 28 M. Sehr gebildete Mönche aus den Milfionen der Indios Andaquies am Alto Putumayo haben mir verfichert, Daß fie am Oberen Rio de la Fragua, einem Zufluß des Caqueta, öftlich von der Ceja, einen nicht Sehr hohen Kegelberg haben rauchen ſehen; “ der Küften-Abjtand würde 40 Meilen betragen. Der mericanifche, im Sept. 1759 aufgeftiegene Vulkan von Jorullo hat 21 M nächiten Küften-Abjtandes (Kosmos Bd. IV. ©. 339— 346), der Bulfan Bopocatepetl 33 M; ein ausgebrannter Bulfan in der öftlichen Kordillere von Bolivia, bei ©. Pedro de Gacha, im Thal von Yucay (Kosmos BP. IV. ©, 321), über IM; die Bulfane des Giebengebirges bei Bonn und der Eifel (Kos— mos Bd. IV. ©, 2775— 2832) 33 bis 38 M; Die der Auvergne, 454 des Delay und Vivarais *? nah Abtheilung in 3 abgefonderte Gruppen (Gruppe des Puy de Döme bei Elermont mit den Monts-Dore, Gruppe des Gantal, Gruppe von le Buy und Mezene) 37, 29 und 21 Meilen. Die ausgebrannten Vulkane von Dlot, füdlich von den Pyrenäen, weitlich von Gerona, mit ihren Deutlichen, bisweilen getheilten Lavaſtrömen, liegen nur 7 M von den catalonifchen Küften des Mittelmeers ent- fernt: Dagegen Die umnbezweifelten und allem Anfcheine nach ſehr frifch ausgebrannten Vulkane in der langen Kette der Rocky Mountains im nordweitlichen Amerifa 150 bis 170 M Entfernung von dem Littoral dev Südfee zählen. Ein ſehr abnormes Phänomen in der geographiichen Ver— theilung der Vulkane ift die Eriftenz in hiſtoriſcher Zeit thä— tiger, vielleicht noch theilweife brennender Vulkane in der Gebirgsfette des Thian-fchan (des Himmeldgebirges), zwiſchen den zwei SBarallelfetten des Altai und des Kuen-lün: deren Exiſtenz Abel-Rémuſat und Klaproth zuerft befannt ge macht und welcde ich in meinem Werfe uber Inner-Aſien, auf die fcharfiinnigen und mühevollen finologifchen Forfchungen von Stanislas Julien geftüßt, vollftändiger habe behandeln fonnen. 3 Der Abjtand des Vulkans Pe-ſchan Montblanc) mit feinen Lavaſtrömen und des noch brennenden Feuerberges (Ho- ticheu) von Turfan ift vom Littoral des Eismeeres und des indi- chen Meeres, fait gleich groß, etwa 370 und 380 Meilen. Dagegen ift Die Entfernung, in welcher der Pe-ſchan, defien Lava— Ausbrüche vom Jahr 89 unferer Zeitrechnung bis zum An— fang des Tten Jahrhunderts in chinefiichen Werfen einzeln aufgezeichnet find, fich von dem großen Alpenfee Iſſikul am Abfall des Temurtutagh (eines weltlichen Theils des Thian— ſchan) befindet, nur 43 Meilen; von dem nördlicher gelegenen, 455 37 Meilen langen See Balkaſch beträgt fie 52 Meilen, * Der große Dſaiſang-See, in deſſen Nähe ich jelbjt, in ber chineſiſchen Dſungarei, mich 1829 befand, iſt 90 Meilen von den Vulkanen des Thian-ſchan entfernt. Binnenwafler fehlen alfo nicht: aber freilich doch nicht in folcher Nähe, als dem jest noch thätigen Wulfane, dem Demavend im perfiichen Mazenderan, Das cafpiiche Meer iſt. Wenn aber Wafjerbeden, vceanifche oder Binnenwaſſer, auch gar nicht zur Unterhaltung der vulfaniichen Ihätigfeit erforderlich find; wenn Infeln und Küjten, wie ich zu glauben geneigt bin, nur reicher an Bulfanen find, weil dag Empor fteigen der legteren, Durch innere elaftiiche Kräfte bewirkt, von einer nahen Deprejlion im Meeresbecken 5 begleitet ijt, ſo Daß ein Erhebungs-Gebiet an ein Senfungs- Gebiet grenzt und an Diejer Grenze mächtige, tief eindringende Epal- tungen und Klüfte veranlagt werden: jo darf man vermuthen, daß in der innerzaftatifchen Zone zwilchen den Barallelen von 419 und 489 die große aralo-caſpiſche Deprefliong Mulde, wie die bedeutende Zahl gereihter und ungereihter Seen zwilchen dem Thian-ſchan und dem Altai-Kurtſchum zu Küften- Phänomenen hat Anlaß geben fonnen. Wan weis aus Iradition, daß viele perlartig an einander gereihte Fleine Becken (lacs a chapelet) einftmals ein einziges großes Beden bildeten, Größere Seen fieht man noch durch Mißverhältniß zwiſchen dem Niederichlag und der Verdunftung fich theilen. Ein der Kirghifen-Steppe jehr fundiger Beobachter, General Genz in Drenburg, vermuthete, daß eine hydrauliiche Verbindung zwifchen dem Aral-See, dem Affafal, dem Sary-Kupa und Tichagli vormals erijtirte. Man erfennt eine große Furche, von Süd— weit nach Nordoſt gerichtet, Die man verfolgen kann über 456 Omfk zwiſchen dem Irtyſch und Obi durch die feereiche Bara— binffifche Steppe gegen die Moor-Ebenen der Samojeden, gegen Berefow und das Littoral des Eismeeres. Mit diefer Furche hängt vielleicht zufammen die alte, weit verbreitete Sage von einem Bitteren Meere (auch getrodnetes Meer, Han- hai, genannt): das sich oftlich und ſüdlich von Hami erftredte und in welchem fich ein Theil des Gobi, deſſen ſalz- und Ichilfreiche Mitte der Dr. von Bunge durch genaue Barometer: Mefiung nur 2400 Fuß über der Oberfläche des Oceans er hoben fand, infelfornig emporhob. 6Seehunde, ganz denen ähn— ih, welche in Schaaren das cafpifche Meer und den Baifal bewohnen, finden fich (und dieſe geologiiche Thatlache ift bisher nicht genug beachtet worden) uber 100 geogr. Meilen öftlich vom Baikal in dem Fleinen Eüßwafjer-See Dron von wenigen Meilen Umfangs. Der See hängt zufammen mit dem Witim, einem Zufluß der Lena, in der feine Seehunde leben.“ Die jegige Sfolirtheit diefer Thiere, ihre Entfernung von dem Aus— fluß der Wolga (wolle 900 geogr. Meilen) it eine merkwür— dige, auf einen alten und großen Waſſer-Zuſammenhang bins dDeutende, geologiſche Erfcheinung. Sollten die vielfältigen Senfungen, denen in großer Erſtreckung Diefer mittlere Theil von Alten ausgeſetzt gewefen ift, auf Die Gonverität der Gonti- nental- Anfchwellung ausnahmsweife ähnliche Verhältnife, als an den Littoralen, an den Rändern der Eıhebungs- Spalte hervorgerufen haben? Weithin in Dften, in der nordweftlichen Mantfchurei, in der Umgegend von Mergen (wahrfcheinlich in lat. 480 und long. 1209 öftlich von Paris), Hat man aus ficheren, an den Kaifer Kanghi abgeftatteten Berichten Kenntniß von einem ausgebrannten Vulkane erhalten. Der, Schlafen und Lava 457 gebende Ausbruch des Berges Bo-ſchan oder Ujun: Hol dongi (die neun Hügel, etwa 3 bis 4 Meilen in ſüdweſt— licher Kichtung von Mergen, fand ftatt im Januar 1721. Die aufgeworfenen Schladenhügel hatten nach Ausfage der vom Kaifer Kanghi zur Erforfchung ausgefandten Perſonen ſechs geogr. Meilen im Umfange; e8 wurde auch gemeldet, daß ein Lavaz ſtrom, die Wafler des Fluſſes Udelin ftauend, einen See ge bildet habe. Im Tten Jahrhundert unferer Zeitrechnung foll, nach weniger umftändlichen chinefifchen Berichten, der Borfchan einen früheren feurigen Ausbruch gehabt haben. Die Entferz nung vom Meere ift ohngefähr 105 geographiiche Meilen: alſo mehr dem dreimal größer als Die Meeresnähe des Vulkans von Sorullo; ähnlich der des Himalaya, Wir verdanfen Diele merkwürdigen geognoftifchen Nachrichten aus der Mantjchurei dem Fleiße des Henn W. P. Waßiljew (geograph. Bote 1855 Heft 5 ©. 31) und einem Auffage des Herin Semenow (des gelehrten Ueberfegers von Karl Ritter's großer Erdkunde) im 17ten Bande der Schriften der Faiferlich ruſſiſchen geogra— phiſchen Geſellſchaft. Bei den Unterſuchungen über die geographiſche Vertheilung der Vulkane und ihre größere Häufigkeit auf Inſeln und Lit— toralen, d. i. Erhebungs-Rändern der Continente, iſt auch die zu vermuthende große Ungleichheit der ſchon erlangten Dicke der Erdkruſte vielfach in Betrachtung gezogen wor— den. Man iſt geneigt anzunehmen, daß die Oberfläche der inneren geſchmolzenen Maſſe des Erdkörpers den Punkten näher liege, wo die Vulkane ausgebrochen ſind. Da aber viele mitt— lere Grade der Zähigkeit in der erſtarrenden Maſſe gedacht werden können, ſo iſt der Begriff einer ſolchen Oberfläche des Ge— ſchmolzenen ſchwer mit Klarheit zu faſſen, wenn als Haupturſach 458 aller Berwerfungen, Spaltungen, Grhebungen und mulden- formigen Senfungen eine räumliche Capacitäts-Verän— derung ber äußeren feiten, ſchon erſtarrten Schale gedacht werden fol. Wenn es erlaubt wäre nach den in den artefis ſchen Brunnen gefammelten Erfahrungen wie nach den Schmelz- graden des Granits in arithmetifcher Neihe, alfo bei Annahme gleicher geothermifcher Tiefen-Stufen, die fogenannte Dicke der Erdkruſte zu beftimmen; fo fände man fie zu 5 geogr. Meilen jeder zu 3807 Toiſen) oder z,,- des Polar Durd) meſſers: 50 aber Einwirkungen des Drucks und der Wärme leitung verfchiedener Gebirgsarten laffen vorausfegen, daß die geothermifchen Ziefen-Stufen mit zunehmender Tiefe felbt einen größeren Werth Haben. Trotz der fehr geringen Zahl von Bunften, an denen gez genwärtig das gefchmolzene Innere unfres Planeten mit dem Luftfreife in thätiger Verbindung ftebt, iſt Doch die Frage nicht ohne Wichtigfeit, in welcher Art und in welchem Maaße die vulfanifchen Gas-Erhalationen auf die chemifche Zur fammenfegung der Atmofphäre und durch fie auf das, fich auf der Oberfläche entwicelnde, organifche Leben einwirfen. Zuerft muß man in Betrachtung ziehn, daß es weniger die Gipfel— Krater jelbit ald die Fleinen Auswurfs-Kegel und Die, große Räume ausfüllenden, fo viele Vurlfane umgebenden Fumarolen find, welche Gas-Arten aushauchen; ja Daß ganze Landſtrecken auf Island, im Gaucafus, in dem Hochlande von Armenien, auf Java, den Galapagos, Sandwich-Infeln und NeusSeeland durch Solfataren, Naphtha-Quellen und Salfen ſich ununter- brochen wirkſam zeigen. WBulfanifche Gegenden, welche man gegenwärtig unter Die ausgebrannten zählt, find ebenfalls als Gasquellen zu betrachten; und das ftille Treiben der unters 459 irdischen zevfegenden umd bildenden Kräfte in ihnen it dev Quan— tität nach wahrfcheinlich productiver als die großen, feltneren und geräufchvollen Ausbrüche der Vulkane, wenn gleich deren Lavafelder noch Jahre lang fortfahren fichtbar und unfichtbar zu dampfen. Glaubt man die Wirkungen dieſer kleinen chemi- ſchen Broceffe darum vernachläfligen zu Dürfen, weil das ungeheure Volum des durch Strömungen ewig bewegten Luft freites um fo geringe Bruchtheile Durch einzeln unwichtig ſchei— nended! Zugaben in feiner primitiven Mifchung wenig verändert werden fonne; jo erinnere man fih an den mächtigen Einfluß, welcsen nach den ſchönen Unterfuchungen von Percival, Sauſſure, Bouſſingault und Liebig Drei oder vier Zehntaufend-Theile. von Kohlenfäure unferes Luftfreifes auf Die Eriftenz Des vegetabi- lifchen Organismus haben. Nach Bunfen’s ſchöner Arbeit über die vulfanifchen Gas = Arten geben unter den Fumarolen in ver: ſchiedenen Stadien der Thätigfeit und der Localverhältnifie einige (3. B. am großen Hella) 0,81 bis 0,83 Stieftoff und in den Lavaſtrömen Des Berges 0,78, bei nur Spuren (0,01 bis 0,02) von Kohlenfäure; andere auf Island bei Kriſuvik geben Dagegen 0,86 bis 0,87 Koblenläure mit kaum 0,01 Stidjtoffs.d? Eben fo bietet die wichtige Arbeit tiber Die Gas-Emanationen im füdlichen Italien und auf Sieilien von Charles Sainte-Blaire Deville und Bornemann große Anhäufungen von Stidigas (0,98) in den Erhalationen einer Spalte tief im Krater von Bulcano, aber fchwefellaure Dämpfe mit einem Gemiſch von 74,7 Stidgas und 18,5 Sauerftoffs dar: alfo der Beichaffen- heit der atmolphärifchen Luft ziemlich nahe. Das Gas, welches bei Batania in dem Brunnen Acqua Santa? auffteigt, ift Dagegen reines Stickgas, wie es zur Zeit meiner amerifanifchen Reife das Gas der Volcancitos de Turbaco war, 3! 460 Sollte die große Quantität Stickſtoffs, welde Durch die vulfanifche Thätigfeit verbreitet wird, allein die jein, Die den Bulfanen durch Meteorwafler zugeführt wird? oder giebt es innere, in der Tiefe liegende Quellen des Stiditoffs? Es iſt auch zu erinnern, daß die in dem Regenwaſſer enthaltene Luft nicht, wie unfere, 0,79: fundern, nach meinen eigenen Ver— fucben, nur 0,69 Stickſtoffs enthält. Der leßtere iſt für Die Ammoniafal-Bildung, durch die in Der Zropengegend_ faft täglichen electriſchen Grplofionen, eine Quelle erhöhter Frucht: barfeit.5 Der Einfluß des Stidftoffes auf Die Vegetation ift gleich dem des Gubitrats der atmoſphäriſchen Kohlen: fäure, Bonffingault hat in den Analyfen der Gas- Arten der Vulkane, welche dem Aequator nahe liegen (Zolima, Puracé, Paſto, Tuqueres und Cumbal), mit vielem Waflerdampf, Koh: lenſäure und gejchwefeltes Waſſerſtoff-Gas; aber feine Salz ſäure, feinen Stieftoff und fein freies Hydrogen gefunden. Der Einfluß, den das Innere unfres Planeten noch gegen- wärtig auf Die chemifche Zufammenfegung der Atmofphäre aus- übt, indem er dieſer Stoffe entzieht, um fte unter anderen Formen wiederzugeben ; ift gewiß nur ein umbedeutender Theil von den chemifchen Nevolutionen, welche der Luftfreis in Der Urzeit bei dem Hervorbrechen großer Gebirgsmaſſen auf offenen Spalten muß erlitten haben. Die Vermuthung über den wahr fcheinlich fehr großen Antheil von Kohlenfäure in der alten Luft-Umhüllung wird verftärft Durch Die Vergleichung der Dice der Kohlenlager mit der fo dünnen Schicht von Kohle (fieben Linien Dicke), welche nach Chevandier's Berechnung in Der gemäßigten Zone unſere Ddichteften Waldungen dem Boden in 100 Jahren geben würden, 461 In der Kindheit der Geognofie, vor Dolomieu's ſcharf— finnigen Vermuthungen, wurde die Quelle vulfanifcher Thä— tigfeit nicht unter den älteſten Gebirgs- Formationen, fir Die man damals allgemein den Granit und Gneiß hielt, geſetzt. Auf einige ſchwache Analogien der Entzündbarfeit fußend, glaubte man lange, daß Die Quelle vulfanifcher Ausbrüche und der Gas-Emanationen, welche Diefelben Für viele Jahrhunderte veranlajjen, im den neueren, über-ſiluriſchen, Brennftoff enthaltenden Flözſchichten zu fuchen fei. Allgemeinere Kenntniß der Erdoberfläche, tiefere und richtiger geleitete geognoftifche Forſchungen, und der wohlthätige Einfluß, welchen die großen Sortfchritte der neueren Chemie auf die Geologie ausgeübt; haben gelehrt, daß Die drei großen Gruppen vulfanifchen oder eruptiven Geſteins (Trachyt, Phonolith und Baſalt) unter ſich, wenn man ſie als große Maſſen betrachtet, im Alter ver— ſchieden und meiſt ſehr von einander abgeſondert auftreten; alle drei aber ſpäter als die plutoniſchen Granite, Diorite und Quarzporphyre: als alle ſiluriſche, ſecundäre, tertiäre und quartäre (pleiſtocäne) Bildungen an die Oberfläche getreten ſind; ja oft die lockeren Schichten der Diluvial-Gebilde und Knochen-Breccien durchſetzen. Eine auffallende Mannigfaltig— keitös dieſer Durchſetzungen, auf einen kleinen Raum zuſam— mengedrängt, findet ſich, nach Rozet's wichtiger Bemerkung, in der Auvergne; denn wenn gleich die großen trachytiſchen Ge— birgsmaſſen des Cantal, Mont-Dore und Puy de Döme den Granit ſelbſt durchbrechen, auch theilweiſe (z. B. zwiſchen Vic und Aurillace und am Giou de Mamon) große Fragmente von Gneig® und Kalfitein einfchliegen: jo fieht man doch auc Trachyt und Bafalte den Gneiß, das Steinkohlen-Gebirge der Tertiär- und Diluvial- Schichten gangartig Durchichneiden, 462 Baſalte und Bhonolithe, nahe mit einander verwandt, wie das böhmiſche Mittelgebirge und die Auvergne beweifen, find beide neuerer Formation als die Trachyte, welche oft von Balalten in Gängen Durchjest werden. Die Phonolithe find aber wiederum Alter als die Bafaltez fie bilden wahrfcheinlich nie Gänge in Diefen: da hingegen dikes von Bafalt oft den Bor: phyrichiefer CBhonolith) Durchfchneiden. In der Andesfette von Quito habe ich die Bafalt- Formation räumlich weit von den herrichenden Trachyten getrennt gefunden: fait allein am Rio Pisque und im Thal von Guaillabamba. 6! Da in der vulfanifchen Hochebene von Quito alles mit Trachyt, Trachyt-Conglomeraten und Tuffen bedeckt iſt, fo war es mein eifrigſtes Beſtreben irgend einen Punkt zu ent— decken, an dem man deutlich erkennen könne, auf welcher älte— ren Gebirgsart die mächtigen Kegel- und Glockenberge aufge— ſetzt ſind oder, um beſtimmter zu reden, welche ſie durchbrochen haben. Einen ſolchen Punkt bin ich ſo glücklich geweſen auf— zufinden, als ich im Monat Juni 1802 von Riobamba nuevo aus (8898 Fuß über dem Spiegel der Südſee) eine Erfreigung des Zunguragua auf der Seite der Cuchilla de Guandisava verfuchte. Ich begab mich von dem anmuthigen Dorfe Benipe über Die jchwanfende Seilbrücde (puente de maroma) des Rio Puela nach der ifolivten hacienda de Guansce (7440 Fuß): wo im Südoſt, dem Einfluß des Rio Blanco in den Rio Chambo gegenüber, ſich eine prachtvolle Colonnade von ſchwar— zem, pechiteinartigem Trachyt erhebt, Man glaubt von wei- tem den Bafalt-Steinbruch bei Unfel zu fehen. Am Chimbo— razo, etwas Über dem Waſſerbecken von Yana-Cocha, fab ich eine Ähnliche, höhere, doch minder regelmäßige Säulengruppe von Trachyt. Die Säulen ſüdöſtlich von Penipe find meift 463 fünffeitig, von nur 14 Zoll Durchmeſſers, oft gefrümmt und divergivend. Am Fuß diefer ſchwarzen, pechiteinartigen Trachyte von Penipe (unfern der Mündung des Rio Blanco) fieht man in diefem Theil der Gordillere eine fehr unerwartete Erfibei- nung: grünlich weißen Glimmerfchiefer mit eingefprengten Granaten; und weiter hin, jenfeits des feichten Flüßchens Bas— caguan, bei der Hacienda von Guanſce, nahe dem Ufer des Rio Puela, den Glimmerfchiefer wahrfcheinlich unterteufend: Granit von mittlerem Korn, mit lichtem, vöthlichem Feldiyath, wenig fehwärzlich grünem Glimmer und vielem gräulich weißen Quarz. Hornblende fehlt. Es ift fein Syenit. Die Trachyte des Vulkans von Tungurahua, ihrer mineralogifchen Beſchaf— fenbeit nach denen des Chimborazo gleich, d. i. aus einem Gemenge von Dligoflas und Augit beſtehend, haben alſo hier Granit und Glimmerfchiefer durchbrochen, Weiter gegen Süden, etwas öftlih von dem Wege von Riobamba nuevo nach Gua— mote und Ziefan, fommen in der vom Meeresufer abge— wandten Gordillere die ehemald fo genannten uranfänglichen Gebirgsarten: Glimmerfchiefer und Gneiß, gegen den Fuß der Coloſſe des Altar de los Collanes, des Cuvillan und des Paramo del Hatillo überall zu Tage. Bor der Anfunft der Epanier, ja felbft ehe die Herrfchaft der Incas ftch fo weit nach Norden erftredte, follen die Eingeborenen hier metallfüh— vende Lagerftätten in der Nähe der Wulfane bearbeitet haben, Etwas füdlich von San Luis beobachtet man häufig Quarz— gänge, die einen grünlichen Thonſchiefer durchſetzen. Bei Guamote, an dem Cingange der Grasebene von DTivcara, fanden wir große Maſſen von Geftellitein, fehr glimmerarme Dumzite von ausgezeichneter linearer Barallel-Struetur, vegels mäßig mit 70° gegen Norden einfchiegend. Weiter füdlich A464 bei Ticſan unweit Alauft bietet der Cerro Cuello de Ticsan große Schwefelmaſſen bebaut in einem Quarzlager, Dem nahen Glimmerfchiefer untergeordnet, dar. ine folche Verbreitung des Duarzes in der Nähe von Trachyt-Vulkanen hat auf den eriten Anblid etwas befremdendes. Uber meine Beobachtungen von der Auflagerung oder vielmehr dem Ausbrechen des Trachyts aus Glimmerfchiefer und Granit am Fuß des Tungurahua (ein Phänomen, welches in den Gordilleren fo felten als in dev Auvergne häufig ift) haben 47 Jahre fpäter Die vortreff- lichen Arbeiten des franzöſiſchen Geognoften Herrn Sebaſtian Wiſſe am Sangay beftätigt. Diefer coloffale Vulkan, 1260 Fuß höher als der Montblanc, ohne alle Lavaſtröme, die auch Charles Deville dem eben fo thäti- gen Stromboli abipricht, aber wenigitens feit dem Jahre 1728 in umunterbrochener Zhätigfeit fchwarzer, oft glühend leuchtender Stein-Auswürfe: bildet eine Trachyt-Infelvon faum 2 geogr. Meilen Durchme fjer 6? mitten in Granit: und Gneiß-Schich— ten. Ganz entgegengefegte Lagerungsverhälmiffe zeigt Die vulfa- nifche Eifel, wie ich fchon oben bemerft habe: ſowohl bei der Ihätigfeit, welche fich einft in den, in devoniſche Schiefer einge: jenften Maaren (oder Minen-Trichtern); als der, welche fich in den lavaftromzgebenden Gerüften offenbart: wie am langen Rücken des Miofenberges und Gerolfteins. Die Oberfläche be— zeugt hier nicht, was im Inneren verborgen ift. Die Trachyt: (ofigfeit vor Jahrtaufenden fo thätiger Vulkane ift eine noch auf- fallendere Erſcheinung. Die augithaltigen Echladen des Mofen- berges, welche den bafaltartigen Lavaſtrom theilweife begleiten, enthalten fleine gebrannte Schieferſtücke, nicht Fragmente von Trachyt; in der Umgebung fehlen die Trachyte. Diele Ges birgsart wird in der Eifel nur ganz ifolixt #8 fichbtbar, fern von 465 Maaren und lavagebenden Vulkanen: wie im Gellberg bei Duiddelbach und in dem Bergzuge von Neimerath. Die Ber- ichiedenheit der Kormationen, welche die Vulkane durchbrechen, um in der oberen &rdrinde mächtig zu wirken, ift geognoftiich eben jo wichtig als das Stoffhaltige, das fie hervorbringen. Die Geftaltungs-Berhältniffe der Felsgerüſte, durd) welche die vulkaniſche Thätigfeit fich Außert oder zu Außern ge ftrebt hat, find endlich in neueren Zeiten in ihrer oft ſehr compliz cirten DVerfchiedenartigfeit in den ferneften Erdzonen weit ge- nauer erforicht und Dargeftellt worden als im vorigen Jahr- hundert, wo Die ganze Morphologie der Vulkane fich auf Kegel- und Glodenberge beichränfte. Man fennt jest von vielen Bulfanen den Bau, die Hypfometrie und Die Reibung (das, was der fcharffinnige Carl Friedrich Nau— mann die Geoteftonif 9! nennt) auf Das befriedigendite oft da, wo man noch in der größten Umwifjenheit über die Zuſam— menfesung ihrer Gebirgsart, Über die Aſſociation dev Mineral- Species geblieben ift, welche ihre Trachyte charafterifiren und von der Grundmaſſe abgefondert erfennbar werden. Beide Arten der Kenntnig, Die morphologiſche der Felögerüfte und die oryetognoftifche der Zufammenfegung, find aber zur vollftän- digen Beurtheilung dev vulfaniichen Ihätigfeit gleich nothwen— dig: ja die legtere, auf Kryftallifation und chemifche Analyfe gegründet, wegen des Zufammenhanges mit plutonijchen Ge- birgsarten (Quarzporphyr, Grünſtein, Serpentin) von größerer geognoftifcher Wichtigkeit. Was wir von dem fogenannten Bulcanismus des Mondes zu willen glauben, bezieht fich der Natur diefer Kenntniß nach ebenfalls allein auf Geftaltung. ® Wenn, wie ich hoffe, das, was ich hier uber die Claſſi— fication dev vulfanifchen Gebirgsarten oder, um beitimmter zu A. n. Humboltt, Kogmos. IV. 30 466 reden, über die Eintheilung der Trachyte nach ihrer Zur fammenfegung vortrage, ein beſonderes Intereſſe erregt; fo gehört das DVerdienft diefer Gruppirung ganz meinem viel- jährigen Freunde und fibirifchen Neifegefährten, Guftav Roſe. Eigene Beobachtung in der freien Natur und die glücliche Verbindung chemifcher, Fryftallographifch- mineralogifcher und geognoftifcher Kenntniffe haben ihn befonders geſchickt gemacht neue Anfichten zu verbreiten über den Kreis der Mineralien, deren verfchiebenartige, aber oft wiederfehrende Afjociation das Product vulfanischer Thätigfeit if. Er Hat, zum Theil auf meine Beranlaffung, mit aufopfernder Güte, befonders feit dem Sahre 1834 die Stüde, welche ich von dem Abhange dev Bulfane von Neu-Granada, los Paſtos, Quito und Dem Hoch lande von Merico mitgebracht, wiederholentlich unterfucht und mit dem, was aus anderen MWeltgegenden die reiche Minera- lienfammlung des Berliner Cabinets enthält, verglichen. Leo— pold von Buch hatte, ald meine Sammlungen noch nicht von denen meines DBegleiterd Aimé Bonpland getrennt waren (in Baris 1810—1811, zwifchen feiner Rückkunft aus Norwegen und jeiner Neife nach Teneriffa), fie mit anhaltendem Fleiße microſcopiſch umterjucht; auch fchon früher während Des Aufent- haltes mit Gay-Luſſac in Rom (Sommer 1805) wie fpäter in Sranfreih von dem Kenntniß genommen, was ich in meinen Neifejournalen an Drt und Stelle über einzelne Vulkane und im allgemeinen sur Yaffinite entre les Volcans et certains porphyres depourvus de quarz im Monat Juli 1802 niedergefchrieben hatte.66 Ich bewahre als ein mir überwerthes Andenken einige Blätter mit Bemerfungen über die vulfanifchen Produete der Hocebenen von Quito und Merico, welche der große Geognoft mir vor jegt mehr ald 46 Jahren zu meiner Belehrung 467 mittheilte, Da Reiſende, wie ich ſchon an einem anderen Orte umftändlicher entwidelt, nur immer die Träger des unvollitän- digen Willens ihrer Zeit find, und ihren Beobachtungen viele der leitenden Ideen, d. h. Dev Unterfcheidungs- Merkmale fehlen, welche die Früchte eines fortfchreitenden Wiflens find; fo bleibt dem materiell Gefammelten und geographifch Geordneten faft allein ein langdauernder Werth. Will man, wie mehrfach gefchehen, die Benennung Trachyt (wegen der früheften Anwendung auf das Geftein von Auvergne und des Giebengebirges bei Bonn) auf eine vulfanifche Gebirgsart befchränfen, welche Feldſpath, beionters Werner's glafigen Feldſpath, Nofes und Abich's Sanidin enthalte: fo wird Dadurch Die, zu höheren geognoftifchen Anz fichten führende, innige WVerfettung des vulfaniichen Gefteins unfruchtbar zerrifien. ine folche Befchränfung fonnte den Ausdruck rechtfertigen, „Daß in dem labradorreichen Aetna fein Trachyt vorkomme“; ja meine eigenen Sammlungen beweifen follen, „daß fein einziger der faft zahllofen Vulfane der Andes aus Trachyt beftehe: daß fogar die fie bildende Mafle Albit und deshalb, da man damals (1835) allen Oligoflas irrig für Albir hielt, alles wulfanifche Geftein mit dem allgemeinen Namen Andefit Cbeftehend aus Albit mit wenig Hornblende) zu belegen jeit.8 Mie ich felbit nach den Eindrücken, welche ich von meinen Reifen über das, troß einer mineralogifchen Verſchie— denheit innerer Zufammenfegung, allen Vulkanen Gemeinfame zurüdgebracht: jo hat auch Guftav Nofe, nach dem, was er in dem Schönen Aufſatz über die Feldipath-Gruppe 6 entwidelt hat, in feiner Glafjification der Trachyte Orthoklas, Sanidin, den Anorthit der Somma, Albit, Labrador und Dligoflas verall gemeinernd als den feldfpathartigen Antheil der vulfanifchen 468 Gebirgsarten betrachtet. Kunze Benennungen, welche Definis tionen enthalten jollen, führen in der Gebirgslehre wie in Der Chemie zu mancherlei Unklarheiten. Ich war jelbft eine Zeit (ang geneigt mich dev Ausdrüde: Orthoflass oder Yabra dor- oder Oligoklas-Trachyte zu bedienen, und fo den gla- figen Feldſpath (Sanidin) wegen feiner chemifchen Zuſammen— jegung unter der Gattung Orthoklas (gemeinem Feldfpath) zu begreifen. Die Namen waren allerdings wohlfiingend und ein— fach, aber ihre Ginfachheit felbjt mußte irre führen; denn wenn gleich Labrador-Trachyt zum Aetna und zu Stromboli jührt, jo würde der Dligoflass-Trachyt in feiner wichtigen zwie— jachen Verbindung mit Augit und Hownblende die weit ver— breiteten, fehr verichiedenartigen Sormationen des Chimborazo und des Vulkans von Toluca fälſchlich mit einander verbinden. Es ift Die Afjociation eines feldfpathertigen Elementes mit einem oder zwei anderen, welche hier, wie bei gewifjen Gang- Ausfülungen (Oang-Formationen), charakteriſirend auftritt. Folgendes iſt Die Ueberficht der Abtheilungen, welche feit dem Winter 1852 Guftav Roſe in den Trachyten nad den darin eingeſchloſſenen, abgefondert erkennbaren Kryftallen untericheidet. Die Hauptrefultate dieſer Arbeit, in der feine Berwechslung des Dligoflafes mit dem Albit ftatt findet, wınden 10 Jahre früher erlangt, als mein Freund bei jeinen geognoftifchen Unterfuhungen im Niefengebirge fand, daß dev Dligoflas Dort ein wefentlicher Gemengtheil des Granits jei: und, jo auf die Wichtigfeit des Dligoflas als wefentlichen Gemengtheils der Gebirgsarten aufmerkſam gemacht, ihn auch in anderen Gebirgsarten auffuchte, ® Diele Arbeit führte zu dem wichtigen Reſultate Boggend, Ann. Br. 66. 1845 ©.109), daß der Albit nie dev Gemenstheil einer Gebirgsart fei, 469 Erite Abtheilung. „Die Grundmaſſe enthält nur Kryftalle von glafigen Feldipath, welche tafelartig und in ber Regel groß find. Hornblende und Glimmer treten bavin entweder gar nicht oder Doch nur Außerft ſparſam und ald ganz unmelentliche Gemengtheile hinzu. Hierher gehört der Trachyt der phlegräifchen Felder (Monte Olibano bei Poz zuoli), der von Iſchia und von la Tolfa; auch ein Theil des Mont-Dore (grande Cascade), Augit zeigt fich in Heinen Kryftallen in Trachyten des Mont» Dore, doch fehr felten 71; in den phlegräifchen Feldern neben Hornblende gar nicht; eben fo wenig als Leueit: von welchem legteren aber doch Hoffmann über dem Lago Averno (an der Straße nah Cumä) und ich am Abhange des Monte nuovo ? (im Herbit 1822) einige Stüde gefammelt haben. Leucitophyr in loſen Stüden iſt häufiger in der Infel Procida und dem daneben liegenden Scoglio di S. Martino.“ | Zweite Abtheilung. „Die Grundmaſſe ent: hält einzelne glafige Seldfpath-Kryftalle und eine Menge fleiner, fchneeweißer Dligoflas- Kryftalle. Die legteren find oft regelmäßig mit dem glafigen Feldſpath verwachſen und bil- den eine Hülle um den Feldipath: wie Dies bei ©. Roſe's Granitit (der Hauptmafje des Rieſen- und Iſer-Gebirges; Granite mit rothem Feldſpath, befonders reich an Dligoflas und an Magnefia-Glimmer, aber ohne allen weißen Kali Glimmer) To häufig ift. Hornblende und Glimmer, und in einigen Abänderungen Augit treten zuweilen in geringer Menge hinzu. Hierher gehören die Trachyte vom Drachenfeld und von der Verlenhardt im Siebengebirge 3 bei Bonn, viele Abs änderungen des Mont-Dore und Cantal; auch Trachyte von Kleinafien (welche wir der Thätigfeit des Neifenden Peter von 70 Tichichatfcheff verdanfen), von Afiun Karahiſſar wegen Mohn: Eultur berühmt) und Mehammed-kjöe in Phrygien, von Ka: jadfehyf und Donanlar in Myſien: in denen glafiger Feldiyath mit vielem Dligoflas, etwas Hornblende und braunem Glim— mer gemengt find.“ Dritte Abtheilung. „Die Grundmaſſe diefer dDioritzartigen Trachyte enthält viele Fleine Dligoflas- Kryftalle mit Schwarzer Hornblende und braunem May nefia-Ölimmer. Hierher gehören die Trachyte von Aegina‘4, dem Kozelnifer Thal bei Schemnig”?, von Nagyag in Sieben: bürgen, von Montabaur im Herzogthum Naffau, vom Stenzels berg und von der Wolfenburg im Siebengebirge bei Bonn, vom Puy de Chaumont bei Elermont in Auvergne und von Liorant im Cantal; dev Kasbegk im Caucaſus, Die mericanifchen Vul— fane von Zoluca 5 und Drizabaz dev Vulkan von Burace und, ald Trachyte aber fehr ungewiß, Die prächtigen Säulen von Piſoje 7 bei Bopayan. Auch die Domite Leopolds von Buch gehören zu Diefer Dritten Abtheilung. In dev weißen, feinförnigen Grundmaſſe der Trachyte des Buy de Döme liegen glafige Kryftalle, die man ftets fir Feldipath gehalten hat, Die aber auf der beutlichiten Spaltungsfläche immer gejtreift, und Dligoflad find; Hornblende und etwas Glinimer finden fich daneben, Nach den vulfanifchen Gefteinen, welche die könig— lihe Sammlung Herrn Möllhaufen, dem Zeichner und Topo— graphen der Exploring Expedition des Lieut. Whipple, ver danft, gehören auch zu der Dritten Abtheilung, zu den diorit— artigen Toluca-Trachyten, die des Mount Taylor zwijchen Santa F& del Nuevo Mexico und Albuquerque, wie die von Gieneguilla am weftlichen Abfall dev Rocky Mountains: wo nach den fchönen Beobachtungen von Jules Marcou fehwarze 471 — [ln Lavaſtröme jich über die Jura= Formation ergießen.“ Diefelben Gemenge von Dligoflas und Hornblende, die ich im aztefifchen Hoclande, im eigentlichen Anahuac, aber nicht in den Cordil— [even von Südamerifa gejehen, finden fich auch weit weitlic) von den Rocky Mountains und von Juni: beim Mohave river, einem Zufluß des rio Colorado. (S. Marcou, Resume of a geological reconnaissance from the Arkan- sas to Galifornia, July 1854, p. 46—48; wie aud) in zwei wichtigen franzöftfchen Abhandlungen: Resume expli- catif d’une carte g&ologique des Etats-Unis 1855 p. 113—116 und Esquisse d’une Glassification des Chaines de montagnes de l’Ame&rique du Nord 1855: Sierra de S. Francisco et Mount-Taylor p. 23.) Unter den Trachyten von Java, welche ich der Freundichaft des Dr. Junghuhn verdanfe, haben wir ebenfalls die der Dritten Abtheilung erkannt, in drei vulfanifchen Gegenden: denen von Burung-agung, Tjinas und Gunung Parang (Diftrict Batu— gangi). Vierte Abtheilung: „Die Grundmaffe ente hält Augit mit Oligoflas: der Pic von Teneriffa 8; Die mericanifchen Vulkane Popocatepetl 9 und Colima; die ſüd— amerifanischen Bulfane Zolima (mit dem Paramo de Ruiz), Puracé bei Bopayan, Paſto und Cumbal (nach von Bouffin- gault gefammelten Fragmenten), Rucu-Pichincha, Antifana, Eotopari, Chimborazo 89, Tunguragua; und Trachytfelfen, welche von den Nuinen von Alt NRiobamba bededt find. In dem Zunguragua fommen neben den Augiten auch vereinzelt ſchwärzlich grüne Uralit-Kryſtalle von — bis 5 Linien Länge vor, mit vollfommener Augit-Form und Spaltungsflächen der Hornblende (ſ. Rofe, Reife nach dem Ural Bi. I. 472 ©. 353)." Ich habe von dem Abhange des Zunguragua in der Höhe von 12480 Fuß ein ſolches Stück mit beutlichen Uralit-Kryſtallen mitgebracht. Nach Guſtav Roſe's Meinung iſt es auffallend verſchieden von den ſieben Trachyt-Fragmen— ten deſſelben Vulkans, die in meiner Sammlung liegen; und erinnert an die Formation des grünen Schiefers (ſchiefriger Augit-Porphyre), welche wir jo verbreitet am afiatifchen Abfall des Urals gefunden haben (a. a. O. ©. 544), Fünfte Abtheilumg. „Ein Gemenge von Lar bradort und Augit®, ein Doleritzartiger Trachyt: Aetna, Stromboli; und, nach den vortrefflichen Arbeiten über Die Trachyte dev Antillen von Charles Sainte-Claire Deville: Die Soufriere de la Guadeloupe, wie auf Bourbon die 3 großen Cirques, welche den Pic de Salazu umgeben. * Sechſte Abtheilung. „Eine oft graue Grunde mafje, in der Kuyftalle von Leucit und Augit mit jehr wenig Dlivin liegen: Veſuv und Somma; auch die ausge: brannten Vulkane Vultur, Rocca Monfina, das Albaner Ges bivge und Borghetto. In der älteren Mate (z. B. in dem Gemäuer und den Bflajterjteinen von Pompeji) find Die Xeucitz Kryſtalle von beträchtlicher Größe und häufiger als der Augit. Dagegen find in den jegigen Laven die Augite vorherrichend und im ganzen Leucite ſehr ſelten. Der Lavaſtrom vom 22 April 1845 hat fie jedoch in Menge dargeboten.®® Frag— mente von Trachyten dev eriten Abtheilung, glafigen Feld- ſpath enthaltend, (Leopolds von Bud) eigentlihe Trachyte) finden fich eingebaden in den Zuffen des Monte Somma; auch einzeln unter der Bimsjtein- Schicht, welche Pompeji bes det. Die Leucitophyr-Trachyte der fechiten Abtheilung find forgfältig von den Trachyten der erſten Abtheilung zu trennen, 473 obgleich audy in dem weftlichften Iheile ber phlegräifchen Fel— der und auf der Infel Procida Leucite vorfommen: wie jchon früher erwähnt worden ift.“ Der ſcharfſinnige Urheber der hier eingefchalteten Claſſifi— cation der Vulkane nach Aſſociation der einfachen Mineralien, welche fie und zeigen, vermeint keinesweges Die Gruppirung deſſen erfchöpft zu haben, was die in wiſſenſchaftlich geologi- jhem und chemifchem Sinne im ganzen noch fo überaus un: vollfommen durchforfchte Erdfläche darbieten kann. Verände— rungen in der Benennung der aſſociirten Mineralien, wie Ver— mehrung der Trachyt-Formationen ſelbſt find zu erwar— ten auf zwei Wegen: durch fortſchreitende Ausbildung der Mineralogie ſelbſt (in genauerer ſpecifiſcher Unterſcheidung gleich— zeitig nach Form und chemiſcher Zuſammenſetzung), wie durch Vermehrung des meiſt noch ſo unvollſtändig und ſo unzweck— mäßig Geſammelten. Hier wie überall, wo das Geſetzliche in kosmiſchen Betrachtungen nur durch vielumfaſſenden Vergleich des Einzelnen erkannt werden kann, muß man von dem Grund— ſatz ausgehen: daß alles, was wir nach dem jetzigen Zuſtande der Wiſſenſchaften zu wiſſen glauben, ein ärmlicher Theil von dem iſt, was das nächſtfolgende Jahrhundert bringen wird. Die Mittel dieſen Gewinn früh zu erlangen liegen vervielfältigt da; es fehlt aber noch ſehr in der bisherigen Erforſchung des trachytiſchen Theils der gehobenen, geſenkten oder durch Spal— tung geöffneten, überſeeiſchen Erdfläche an der Anwendung gründlich erſchöpfender Methoden. Aehnlich in Form, in Conſtruction der Gerüſte und geotektoniſchen Verhältniſſen: haben oft ſehr nahe ſtehende Vulkane nach der Zuſammenſetzung und Aſſociation ihrer Mine— ralien-Aggregate einen ſehr verſchiedenen individuellen Charakter. ATA Auf der großen Dueerfpalte, welche von Meer zu Meer fait ganz von Weit nach Oſt eine von Südoſt nach Nordweit ge richtete Gebirgsfette, oder beſſer geſagt ununterbrochene Ge— birge-Anfchwellung durchſchneidet, folgen fich die Vulkane alfo: Golima (11262 Bar. Fuß), Jorullo (4002 Fuß), Toluca (14232 Fuß), Popocatepetl (16632 Fuß) und Drizaba (16776 Fuß). Die einander am nächiten jtehenden find un gleich in der charafterifivenden Zufammenfegung; Gleichartig— feit der Trachyte zeigt fih alternirend. Colima und Bo: pocatepetl bejtehen aus Dligofla8 mit Augit und haben alfo Chimborazo= oder Teneriffa-Trachyt; Toluca und Orizaba be ftehen aus Dligoflas mit Hornblende und haben alſo Aeginas und Kozelnif-Geftein. Der neu entitandene Bulfan von Jorullo, faft nur ein großer Ausbruch = Hügel, befteht beinahe allein aus bafalt= und pechfteinartigen, meiſt fchladigen Laven, und fcheint dem Toluca-Trachyt näher ald dem Trachyt des Colima. In dieſen Betrachtungen über die individuelle Verſchieden— heit der mineralogifchen Gonftitution nahe gelegener Qulfane liegt zugleich dev Tadel des unheilbringenden Verſuchs ausge- jprochen einen Namen für eine Trachyt-Art einzuführen, wel cher von einer über 1800 geographiiche Meilen langen, großen- theils vulfanifchen Gebirgsfette hergenommen ift. Der Name Jura-Kalkſtein, den ich zuerft eingeführt habes“, ift ohne Nachtheil, da er von einer einfachen, ungemengten Gebirgss art entlehnt ift: von einer Gebirgsfette, deren Alter durch Auf lagerung organischer Einfchlüffe charakterifixt ift; es würde auch unfchädlich fein Trachyt-Formationen nach einzelnen Bergen zu benennen: fich der Ausprüde Teneriffa oder Aetna Trachyte für beftimmte Oligoklas- oder Labrador-For— mationen zu bedienen. So lange man geneigt war unter ben 475 ſehr verfchiedenen Feldipath Arten, welche den Trachyten der Andeöfette eigen find, überall Albit zu erfennen; wurde jedes Geftein, in dem man Albit vermuthete, Andeſit genannt. Ich finde den Namen der Gebirgsart, mit der feften Bejtim- mung: „Andefit werde durch vorwaltenden Albit und wenig Hornblende gebildet”, zuerft in der wichtigen Abs handlung meines Freundes Leopold von Buch vom Anfang des Jahres 1835 über Erhebungsceratere und Bulcane.® Diefe Neigung überall Albit zu ſehen hat fich fünf bis jeche Sahre erhalten, bi8 man bei unpartheiiich erneuerten und gründ— licheren Unterfuchungen die trachytifchen Albite als Dligoflafe erfannte. 6° Guftav Nofe ift zu dem Reſultate gelangt über- haupt zu bezweifeln, dag Albit in den Gebirgsarten als ein wirflicher,, wefentlicher Gemengtheil vorfomme; danach würde zus folge der Älteren Anficht vom Andeſit diefer in der Andes— fette ſelbſt fehlen. Die mineralogiſche Beichaffenheit der Trachyte wird auf unvollfommnere Weiſe erkannt, wenn Die porphyrartig einge: wachfenen Kryſtalle aus der Grundmaſſe nicht abgefondert, nicht einzeln unterfucht und gemefien werden fünnen: und man zu den numerischen Verhältnifien der Erdarten, Alfalien und Mes tall-Oxyde, welche das Nejultat der Analyfe ergiebt, wie zu dem ſpecifiſchen Gewichte der zu analyfirenden, ſcheinbar amor— phen Maſſe feine Zuflucht nehmen mug. Auf eine überzeugendere und mehr fichere Weile ergiebt fih das Reſultat, wenn die Grundmaſſe ſowohl ald die Haupt-Elemente des Gemenges ein: zeln, oryetognoftifch und chemiſch, unterfucht werden können. Legteres ift 3. DB. der Fall bei den Trachyten des Pics von Teneriffa und denen des Aetna. Die Vorausſetzung, daß die Grundmafle aus denjelben Fleinen, ununterjcheidbaren Beitand- 476 theilen bejtehe, welche wir in den großen Kryſtallen erkennen, fcheint keinesweges feſt begründet zu fein, weil, wie wir fchon oben gejehen, in Charles Deville's fcharffinniger Arbeit Die amorph fcheinende Grundmaſſe meift mehr Kiefelfüäure darbietet, ald man nach der Gattung des Feldſpaths und der anderen ſichtbaren Gemengtheile erwarten follte. Bei den Leucitophyren zeigt fich, wie Guſtav Roſe bemerkt, felbjt in dem fpecifiichen Unterfchiede dev vorwaltenden Alfalien (der eingewobenen faliz haltigen Yeucite) und der, fat nur natvonhaltigen Grundmaffe ein auffallender Contraſt. 8 Aber neben diefen Afjociationen von Augit mit Dligoflas, Augit niit Labrador, Hornblende mit Dligoflas, welche in der von und angenommenen Claſſification der Trachyte aufgeführt worden find und dieſe befonders charafterijiven, finden fich in jedem Vulkane noch andere, leicht erfennbare, unwefentliche Gemengtheile, Deren Frequenz oder ftete Abwefenheit in ver- ſchiedenen, oft jehr nahen Vulkanen auffallend it. Ein häu— fige8 oder durch lange Zeitepochen getrenntes Auftreten hängt in einer und berjelben Werkſtatt wahrfcheinlich von mannig- faltigen Bedingungen der Tiefe des Uriprungs der Stoffe, der Temperatur, des Druds, der Leicht und Dünnflüffigfeit, des jchnelleven oder langfameren Erfaltens ab. Die ipecififche Aſſo⸗ ciation oder der Mangel gewiſſer Gemengtheile ſteht gewiſſen Theorien, z. B. über die Entſtehung des Bimsfteines aus glaſigem Feldſpath oder aus Objidian, entgegen. Dieſe Be- trachtungen, welche gar nicht ber neueren Zeit allein angehören, fondern fchon am Ende des 18ten Jahrhunderts durch Ver— gleichung der Trachyte von Ungarn und von Teneriffa angeregt waren, haben mich, wie meine Tagebücher bezeugen, in Merico und den Gordilferen der Andes mehrere Jahre lang lebhaft 477 beichäftigt. Bei den neueren, unverfennbaren Kortichritten der Lithologie haben die unvollfommneren Beltimmungen der Mi— neral- Species, Die ich während der Reiſe machte, durch Guſtav Roſe's jahrelang fortgeſetzte oryetognoftiiche Bearbeitung meiner Sammlungen verbejjert und gründlich geftchert werden fünnen. Glimmer. Sehr häufig iſt ſchwarzer oder dunkelgrüner Magneſia— Glimmer in den Trachyten des Cotopaxi, in der Höhe von 2263 Zoijen zwiſchen Suniguaicu und Quelendana, wie auch in den umnterivdiichen Bingfteins-Lagern von Guapulo und Zums balica am Fuß des Gotopari 5, Doch A deutfche Meilen von demjelben entfernt. Auch die Trachyte des Vulkans von Toluca find veih an Magnefia-Ölimmer, der am Chimborazo fehlt 9, In unferem Continent haben fih Glimmer häufig gezeigt: am Befuv G. DB. in den Ausbrücen von 1821 —1823 nad Monticelli und Covelli); in ber Eifel in den altvulfanifchen Boniben des Lacher Sees; im Bafalt von Meronig, des mergelreichen Kauſawer-Berges und vorzüglich der Gamayer Kuppe?! des böhmijchen Mittelgebirges; jeltener im Bhonolith 92, wie im Dolerit des Kaiſerſtuhles bei Freiburg. Merkwürdig iit, daß nicht bloß in den Trachyten und Laven beider ons tinente fein weißer (meiſt zwei⸗-achſiger) Kali-Glimmer, ſondern nur dunkel gefärbter (meiſt ein-achſiger) Magneſia-Glimmer ers zeugt wird; und daß dieſes ausſchließliche Vorkommen des Magneſia-Glimmers ſich auf viele andere Eruptions- und plu— toniſche Geſteine: Baſalt, Phonolithe, Syenit, Syenit-Schiefer, ja ſelbſt auf Granitite erſtreckt: während der eigentliche Granit gleichzeitig weißen Kali-Glimmer und ſchwarzen oder braunen Magneſia-Glimmer enthält. 8 Glaſiger Keldfpath. Diefe Feldipath- Gattung, welche eine fo wichtige Rolle in dev Thätigfeit europäifcher Vulkane fpielt: in den Trachyten erfter und zweiter Abtheilung G. B. auf Iichia, in den phle- gräifchen Feldern oder dem Siebengebirge bei Bonn); fehlt in dem Neuen Gontinent, in den Trachyten thätiger Wulfane, wahricheinlich ganz: was um fo auffallender ift, als Sani— din (glaftger Feldſpath) weientlich den ftlberreichen, quarzlojen mericanifchen Borphyren von Moran, Pachuca, Billalpando und Araguifotla angehört, von denen die erfteren mit den Ob- fidianen vom Jacal zufammenbangen. % Hornblende und Augit. Bei der Charafteriftif von 6 verfchiedenen Abtheilungen der Trachyte ift fchon bemerft worden, wie diejelben Mineral Species, welche (4. B. Hornblende in der Iten Abtheilung oder dem Toluca-Geſtein) ald wefentliche Gemengtheile auf- treten, im anderen Abtheilungen (3. B. in der Aten und ten Abtheilung, im Pichincha- und Aetna-Geftein) vereinzelt oder jporadifch erſcheinen. Hornblende habe ich, wenn auch nicht häufig, in den Zrachyten der Vulkane von Gotopari, Rucu— Pichincha, Tungurahua und Antifana neben Augit und Dligo- Has; aber faft gar nicht neben den beiden eben genannten Mineralien am Abhange des Chimborazo bis über 18000 Fuß Höhe gefunden. Unter den vielen vom Chimborazo mitgebrachten Stüden ift Hornblende nur in zweien und in geringer Menge er: fannt. Bei den Ausbrüchen ded Veſuvs in den Jahren 1822 und 1850 haben fich Augite und Hornblend-Kryſtalle (Diefe bie zu einer Länge von faft 9 Barifer Linien) durch Dampf-Erhala- tionen auf Spalten gleichzeitig gebildet. Am Aetna gehört, 479 wie Sartorius von Waltershaufen bemerft, Die Hownblende vorzugsweife den älteren Laven zu. Da das merfwürdige, im weftlichen Aften und an mehreren Punkten von Europa weit verbreitete Mineral, welches Guſtav Roſe Uralit genannt hat, durch Structur und Kryftallform mit der Hornblende und dem Augit nahe verwandt iftz °% fo mache ich gern hier von neuem auf das erſte Vorkommen von Uralit-Kryftallen im Neuen Gon- tinent aufmerffam; es wurden bdiefelben von Roſe in einem Trachytitüd erfannt, das ih am Abhange des Tungurahua 3000 Barifer Fuß unter dem Gipfel abgejchlagen habe. Leueit. Leucite, welche in Europa dem Veſuv, der Nocca Monfina, dem Albaner Gebirge bei Nom, dem Kaiferftuhl im Breisgau, der Eifel (in der weftlichen Umgebung des Lacher Sees in Blöden, nicht im anftehenden Geftein wie am Burgberge bei Nieden) ausichlieglich angehören, find bisher noch nirgends in vulfani- fchen Gebirgen des Neuen und dem aftatifchen Theile des Alten Eontinents aufgefunden worden. Daß fie fih oft um einen Augit-Kryſtall bilden, hat fchon Leopold von Buch im Jahr 1798 aufgefunden und in einer vortrefflichen Abhandlung * befchrieben. Der Augit-Kryftall, um welchen nad) der Bemer— fung dieſes großen Geologen der Leucit fich bildet, fehlt jelten, fcheint mir aber bisweilen durch einen Heinen Kern oder Broden von Trachyt eriegt zu fein. - Die ungleichen Grade dev Schmelz. barfeit zwifchen den Kernen und der umgebenden Leucit-Maſſe fegen der Erflärung der Bildungsweile in der Umhüllung einige chemiſche Schwierigfeiten entgegen. Leucite waren theils loſe nah Scacchi, theild mit Lava gemengt in neuen Ausbrüchen des Veſuvs von 1822, 1828, 1832, 1845 und 1847 über aus häufig. 480 Olivin. Da Olivin in den alten Laven Des Veſuvs 8(beſonders in den Leucitophyren der Somma); in dem Arfo von Iſchia, dem Ausbruch von 1301, gemengt mit glafigem Feldipath, braunem Glimmer, grünem Augit und Magneteifen; in den Lavaftröme entjendenden Vulkanen der Eifel G. DB. im Mofenberge weits lich von Manderfcheid 9), und im jüdöftlichen Theile von Teneriffa in dem Lava- Anbruch von Guimar im Jahre 1704, ſehr häufig it: fo habe ich in den Trachyten dev Vulkane von Merivo, Neu-Granada und Quito fehr eifrig, aber vergebens danach gefucht. Unſere Berliner Sammlungen enthalten allein von den vier Vulkanen: Tungurahua, Antifana, Chimborazo und Bichincha 68 Trachytſtücke, deren 48 von mir und 20 von Boufjingault mitgebracht find. 'Y In den Bafalt - Formationen der Neuen Welt ift Dlivin neben Augit eben fo häufig als in Europa; aber die Schwarzen, bafaltartigen Trachyte vom Yana— Urcu bei Galpi am Fuß des Chimborazo !, fo wie die väthfelbaften, welche man la reventazon del volcan de Ansango ? nennt, enthalten feinen Olivin. Nur in dem großen, braunfchwarzen Zavaftrom mit fraufer, fehladiger, biumenfohlartig aufgeſchwol— lener Oberfläche, dem folgend, wir in den Krater des Vulkans von Jorullo gelangten, fanden wir Fleine Dlivinförner einge— wachten. 3 Die fo allgemeine Seltenheit des Dlivins in den neueren Laven und dem größten Theil der Trachyte er: fcheint minder auffallend, wenn man fich erinnert, Daß, 10 wefentlich auch Dlivin für die Bafaltmafje zu fein fcheint, Doch mach Krug von Nidda und Sartorius von Waltershaufen) in Island und im deutfchen Nhöngebirge der olivinfreie Balalt nicht von dem olivinreihen zu unterfcheiden ilt. Den erfteren ift man gewohn von alter Zeit her Trapp und Wade, 481 feit neuerer Zeit Anemaftt * zu nennen. Dlivine, bisweilen fopfgroß in den Bafalten von Rentiered in der Auvergne, er: langen auch in den Unfler Steinbrüchen, welche der Gegen: ftand meiner erften Jugendarbeiten gewelen find, bis 6 Zoll Durchmeſſer. Der ſchöne, oft verfchliffene Hyperfthenfels son Elfdalen in Schweden, ein körniges Gemenge von Hhyperithen und Labrador, das Berzelius ald Syenit befchrieben hat, ent- halt auch Dlivin ?, wie (noch feltener) im Cantal der Phono— lith des Pic de Griou®, Wenn nach Stromeyer Nidel ein fehr conftanter Begleiter des Dlivins ift, fo hat Rumler darin Arſenik entdedt ': ein Metall, das in der neueften Zeit weit verbreitet in jo vielen Mineralquellen und felbit im Meerwaſſer gefunden worden ift. Des Borfommens der Olivine in Meteors fteinen 8 und fünftlichen, von Sefftröm unterfuchten Schladen ® habe ich ſchon früher gedacht. : Dbfidian. Schon ald ich mich im Frühjahr und Sommer 1799 in Spanien zu der Neife nach den canarifchen Infeln rüſtete, heirfchte bei den Mineralogen in Madrid: Hergen, Don Joſé Clavijo und anderen, allgemein Die Meinung von der alleinigen Bildung des Bimsfteins aus Obſidian. Das Studium herr licher geognoftifcher Sammlungen von dem Pic von Teneriffa wie die Vergleichung mit den Erfcheinungen, welche Ungarn dDaxbietet, hatten. diefe Meinung begründet: obgleich Die leßteren Damals meift nach den neptuniftiichen Anftchten aus der Frei: berger Schule gedeutet vorgetragen worden waren, Die Zweifel über die große Einfeitigfeit dieſer Bildungs» Theorie, welche jehr früh meine eigenen Beobachtungen auf den canarifchen Infeln, in den Gordilleren von Quito und in der Neihe mericanifcher Nulfane in mir erregten!?, trieben mich an, meine erniteite A.» Humboldt, Kosmog. IV. 31 Aufmerkfamfeit auf zwei Gruppen von Thatfachen zu richten: auf die Werfchiedenartigfeit der Einſchlüſſe der Obfidiane und Bimsfteine im allgemeinen, und auf die Häufigfeit der Afjociation oder gänzliche Trennung derfelben in wohl unters fuchten, thätigen Bulfan-Gerüjten. Meine Tageblicher find mit Angaben über diefen Gegenftand angefüllt; und die fpeciftiche Beitimmung der eingewachſenen Mineralien ift durch die viel- fachiten und neueften Unterfuchungen meines, immer bereitwilligen und wohlwollenden Freundes (Guftav Rofe) gefichert worden. In Obfidian wie in Bimsitein fommen fowohl glafiger Teldipath als Dligoflas, oft beide zugleich vor. Als Beiſpiele find anzuführen die mericanifchen Obftdiane, von dem Cerro de las Navajas am öftlihen Abfall des Jacal von mir ge fanmelt; die von Chico mit vielen Glimmer- Kryitallen; Die von Zimapan im SEW der Hauptftadt Merico, mit deutlichen fleinen Quarzkryſtallen gemengt; die Bimsfteine vom Rio Mayo (auf dem Gebirgsiwege von PBopayan nach Bafto), wie vom aus— gebrannten Qulfan von Sorata bei Popayan. Die unter irdischen Bimsftein- Brüche unfern Llactacunga !! enthalten vielen Glimmer, Dligoflas und, was in Bimsftein und Obſidian fehr felten ift, auch Hornblende; Doch ift die legte auch im Bimsftein des Bulfans von Arequipa gefehen worden. Gemeiner Feld: ſpath (Orthoklas) fommt im Bimsftein nie neben dem Sanidin vor, eben fo fehlen darin die Augite. Die Somma, nicht der Kegel des Veſuvs felbft, enthält Bimsftein, welcher erdige Maſſen fohlenfauren Kalfes einfchließt, Won derfelben merk— würdigen Abänderung eines Falfartigen Bimsfteins ift Pompeji überfchüttet. 2 Obſidiane in wirklichen Iavaartigen Strömen find felten; fie gehören faft allein dem Pic von Teneriffa, Li— pari und Volcano an. 483 Gehen wir nun zu ber Afloriation von Obfidian und Bimsſtein in einem und demjelben Vulkan über, fo ergeben fich folgende Thatjachen: Bichincha hat große Bimsſtein-Feider und feinen Obfidian. Der Chimborazo zeigt, wie der Aetna, deſſen Trachyte Doch eine ganz andere Zufammenfegung haben (fie enthalten Yabrador ftatt Dligoflas), weder Obfidian noch Bimss ttein; eben dieſen Mangel babe ich bei der Befteigung des Zungurahua bemerft, Der Bulfan Puracé bei Popayan hat viel Obftdian in feinen Trachyten eingemengt und nie Bims- jtein hervorgebracht. Ungeheure Flächen, aus denen der Slinifja, Carguairazo und Altar aufiteigen, find mit Bimsftein bedeckt. Die unterirdifchen Bimsften- Brüche bei Llactacunga wie die von Huichapa jüdöftlich von Queretaro, wie die Bimsftein- Anhäufungen am Rio Mayo!3, die bei Tichegem im Cau— cafus 3 und bei Tolle 5 in Chile, fern von thätigen Vulkan— Gerüften: fcheinen mir zu den Ausbruch- Phänomenen in der vielfach gefpaltenen ebenen Exdfläche zu gehören. Auch ein andrer chilenifcher Bulfan, Der von Antuco !6, von welchem Pöppig eine, jo. wifienfchaftlich wichtige als fprachlich anmuthige Befchreibung gegeben hat, bringt wohl, wie der Veſuv, Afche, Flein geriebene Rapilli (Sand) hervor; aber feinen Bimsftein, Fein verglaftes oder obftdianartiges Geftein. Wir fehen ohne Anweſenheit von Obſidian oder glafigem Feldfpath bei ſehr verfchiedenartiger Zufammenfegung der Trachyte Bimsftein entftehen und nicht entitehen. Bimsftein, wie der geiftreiche Darwin bemerkt, fehlt dazu ganz im Archipel der Galapagos. Wir Haben ſchon an einem anderen Orte bemerft, daß dem mächtigen Vulkan Mauna Loa in den Sandwich-Infeln wie den einft Lavaltröme ergießenden Vulkanen der Eifel 17 die Afchenfegel fehlen. Obgleich die Infel Java eine Reihe von mehr als 40 Wulfanen zählt, von denen an 484 23 jetzt thätig ſind, ſo hat Junghuhn doch nur zwei Punkte in dem Vulkan Gunung Guntur, unfern Bandong und dem großen Tengger- Gebirge 8, auffinden können, wo Obſidian-Maſſen ſich gebildet haben. Es jcheinen Diefelben nicht Veranlaffung zur Bims— jtein- Bildung geworden zu fein. Die Sandmeere (Dafar), welche auf 6500 Fuß mittlerer Meereshöhe liegen, find nicht mit Bimsftein, fondern mit einer Rapilli-Schicht bededt, Die als objidianartige,. halb verglajte Baſaltſtücke beichrieben werden. Der, nie Bimsftein ausftoßende Veſuv-Kegel hat vom 24ten bis 28ten October 1822 eine 18 Zoll dicke Schicht fandartiger Aſchen, zerriebener Irachyt-Napilli gegeben, welche nie mit Bimsftein verwechſelt worden ift. Die Höhlungen und Blafenräume des Obfidiand, in denen, wahricheinlih aus Dämpfen niedergefchlagen, ih, z. B. am mericanifchen Cerro del Jacal, Olivin-Kryſtalle gebildet haben, enthalten in beiden Hemilphären bisweilen eine andere Art von Einſchlüſſen, welche auf die Weiſe ihres Urſprungs und ihrer Bildung zu führen fcheinen. Es liegen in den brei- teren Theilen dieſer langgedehnten, meift jehr regelmäßig paral- lelen Höhlungen Broden halb zerfesten, erdigen Trachyts. Ver— engt jet fich Die Leere jchweifartig fort, als hätte fich durch pulfanifche Wärme eine gasartige elaftifche Flüſſigkeit in der noch weichen Mafje entwickelt. Diefe Erfcheinung hatte beſon— bers im Jahr 1805, ald Leopold von Buch, Gay-Luſſac und ih die Thomſon'ſche Mineralienfammlung in Neapel befuchten, des Erjten Aufmerffamfeit auf fich gezogen. Das Aufblähen dev Obftdiane Durch Feuer, welches ſchon im griechifchen Alter- thum der Beobachtung nicht entgangen war?0, hat gewiß eine ähnliche Gas = Entwidelung zur Urach. Obſidiane gehen nach Abich um fo leichter duch Schmelzen in zellige, nicht 485 parallel=fajrige Bimsfteine über, je ärmer fie an SKiefelfäure und je reicher fie an Alfalien find. Ob aber das An- ſchwellen allein der Verflüchtigung von Kali oder Chlor-Waſſer⸗ ftoff- Säure zuzufchreiben fei, bleibt nach Rammelsberg's Ar: beiten?! jehr ungewiß. Scheinbar ähnliche Phänomene des Aufblähens mögen in obfidian- und fanidinzveichen Trachyten, in poröfen DBafalten und Mambdelfteinen, im Bechftein, Tur— malin und dem ſich entfärbenden dunfelbraunen Feuerftein ftoff- artig jehr verſchiedene Urfachen haben; und eine- auf eigene, genaue Verfuche gegründete, fo lange und vergebens erwartete Forſchung ausfchlieglich ber die entweichenden gasartigen Flüf- figfeiten würde zu einer unfchäßbaren Erweiterung der chemifchen Geologie der Wulfane führen, wenn zugleich auf die Einwirfung des Meerwafjers in unterfeeifchen Bildungen und auf die Menge des gefohlten Waſſerſtoffs der beigemengten organifchen Sub- ftanzen Nüdficht genommen würde, Die Thatfachen, welche ich am Ende Diefes Abfchnittes zufammengeftellt habe: die Aufzählung der Vulkane, welche Bimsfteine ohne Obfidian, und bei vielem Obfidian feinen Bims— ftein hervorbringen; die merfwürdige, nicht conftante, aber fehr perfchiedenartige Afjociation des Obfidians und Bimsfteins mit gewiffen anderen Mineralien; haben mich früh fchon, während des Aufenthalts in den Gordilleren von Quito, zu der Neberzeugung geführt, daß die Bimsftein=- Bildung Folge eines chemifchen Pro— cefjes ift, der in Trachyten jehr heterogener Zulammenfeßung, ohne nothwendig vorhergehende Vermittelung des Obfidians (d. h. ohne Präeriftenz defjelben in großen Mafjen), verwirklicht werden fann, Die Bedingungen, unter denen ein folcher Proceß groß— artig gelingt, find (ich wiederhole es hier!) vielleicht minder in der Stoff-Werfchiedenheit des Materiald als in ber 486 Graduation der Wärme, des durch die Tiefe beftimmten Drudes, der Dünnflüffigfeit und der Dauer der Erftarrung gegründet. Die denfwürdigen, wenn gleich feltenen Erfcheinungen, welche die Sfolirtheit viefenhaft großer unterixdifcher Bimsftein- Brüche, fern von allen vulfanifchen Gerüften (Kegel- und Gloden- bergen), darbietet, leiten mich zugleich zu dev Vermuthung ??, daß ein nicht unbeträchtlicher, ja vielleicht dem Wolum nach der größere Theil der vulfanifchen Gebirgsarten nicht aus aufge ftiegenen vulfanifchen Gerüften, fondern aus Spalten-Negen der Erdoberfläche. ausgebrochen ift und oft viele Duadratmeilen fchichtenweife bededt hat. Zu Diefen gehören wohl auch bie alten Trappmaffen der unter=filurifchen Formation des ſüdweſt— lichen Englands, durch deren genaue chronometrifche Beftimmung mein edler Freund, Sir Roderick Murchifon, unfere Kenntniß von der geologifchen Konftruction des Erdkörpers auf eine fo umfafiende Weife erweitert und erhöht hat. Anmerkungen. (©. 212.) Kosmos Bd. III. ©. 4. 2 (©. 212.) DB. I. ©. 208—210. ’ (©. 214.) Bd. I. ©. 48, 431, 503 und 508—510. LISTE) Bi: 1,8220. (©. 214) Bd. I. ©. 2333. Vergl. Bertrand: Seslin sur les roches lancees par le Voican de boue du Monte Zibio pres du bourg de Sassuolo in Humboldt, Voyage aux Regions equinoxiales du Nouveau Gontinent (Relation historique) T. III. p. 566. ° (©. 215.) Nobert Mallet in den Transactions of the Royal Irish Academy Vol. XXI. (1848) p. 51—113; deffelben First Report on the facts of Earthquake Phaenomena im Report ofthe meeting ofthe British Association for the ad- vancement of Science, held in 1850, p. 1—89; derfelbe im Manual of Scientific Enquiry for the use ofthe Bri- tish Navy 1849 p. 196—223; William Hopfing on the geolo- gical theories of Elevation and Earthquakes im Rep. of the British Assoc. for 1847 p. 33—92. Die ftrenge Kritik, welcher Herr Mallet meine frühere Arbeit in feinen fehr fchakbaren Ab: bandlungen (Irish Transact. p. 99—101 und Meeting of the Brit. Assoc. held at Edinb. p. 209) unterworfen hat, ift von mir mehrfach benußt worden. ”(©. 215.) Thomas Doung, Lectures on Natural Philosophy 1807 Vol. I. p. 717. :s (©. 216.) Sch folge der ftatiftifhen Angabe, die mir der Sorregidor von Tacunga 1802 mittheilte. Sie erhob fich zu einem Berluft von 30000 zu 34000 Menfchen, aber einige 20 Jahre fpater wurde die Zahl der unmittelbar getödteten um '/, vermindert. ’ (©. 216.) Kosmos PB. 1. ©. 221. 488 0 (&, 218.) Zweifel über die Wirkung auf das gefnmolzene »subjacent fluid confined into internal lakes« hat Hopfing ge: äußert im Meeting of the British Assoc. in 1847 p. 57; wie über the sublerraneous lava tidal wave, moving Lhe solid crust above it, Mallet im Meeting in 1850 p.20. Auch Poiffon, mit dem ich mehrmals über die Hppothefe der unterirdifchen Ebbe und Fluth durh Mond und Sonne gefprochen, hielt den Impuls, den er nicht läugnete, für unbedeutend, „da im freien Meere die Wirkung ja faum 14 Zoll betrage”, Dagegen fagte Ampere: Ceux qui admettent la liquidit du noyau interieur de la terre, parais- sent ne pas avoir songe assez à l’action qu’exercerait la lune sur cette enorme masse liquide: action d’ou resulteraient des marces analogues a celles de nos mers, mais bien autrement terribles, tant par leur etendue que par la densite du liquide. Il est difficile de concevoir, comment l’enveloppe de la terre pourrait resister, Eetant incessamment batiue par une espece de belier hydraulique (?) de 1400 lieues de longueur. (Ampere, Theorie de la Terre in der Revue des deux Mondes juillet 1833 p. 148.) Sft das Erdinnere flüfig, wie im allge: meinen nicht zu bezweifeln ift, da troß des ungeheuren Druckes die Theilchen doch verfchiebbar bleiben; fo find in dem Erdinneren biefelben Bedingungen enthalten, welche an der Erdoberfläche die Fluth bes Weltmeeres erzeugen: und es wird die fluth=zerregende Kraft in größerer Nähe beim Mittelpunfte immer fchwächer werden, da ber Unterfchied der Entfernungen von je zwei entgegengefeßt lie- genden Punkten, in ihrer Relation zu den anziehenden Geftirnen betrachtet, in größerer Tiefe unter der Oberfläche immer Feiner wird, die Kraft aber allein von dem Unterfchiede der Entfernungen abhangt. Wenn die fefte Erdrinde diefem Beftreben einen Wider: ftand entgegenfeßt, fo wird das Erdinnere an diefen Stellen nur einen Drud gegen die Erdrinde ausüben: es wird (wie mein aftronomifcher Freund Dr. Brünnow fich ausdrüdt) fo wenig Fluth entftehen, als wenn das Weltmeer eine unzerfprengbare Eisdede hatte. Die Die der feften, ungefchmolzenen Erdrinde wird be: rechnet nach dem Schmelzpunkt der Gebirgsarten und dem Gefeße der Wärme-Zunahme von der Dberflähe der Erde in die Tiefe. Sch habe bereits oben (Kosmos Bd. I. ©. 27 und 48) die Ver: imuthung gerechtfertigt, daß etwas über fünf geogr. Meilen Cm 489 unter der Dberfläche eine Granit ſchmelzende Glühhitze herrſche. Faft diefelbe Zahl (45000 Meter = 6 geogr. Meilen, zu 7419”) nannte Glie de Beaumont (Geologie, herausgegeben von Vogt 1846, Br. 1. ©. 32) für die Dicke der ftarren Erdrinde Auch nad den finnreichen, für die Fortfchritte der Geologie fo wichtigen Schmeljverfuhen verfchiedener Mineralien von Bifchof fallt die Die der ungefhmolzenen Erdfchichten zwifchen 115000 und 128000 Fuß, im Mittel zu 5, geogr. Meilen; f. Bifhof, Warmelehre des Innern unfers Erdförpers ©. 256 u. 271. Um fo auf: falfender ift es mir zu finden, daß bei der Annahme einer beftimmten Grenze zwifchen dem Feften und Gefchmolzenen, nicht eines allmali- gen Veberganges, Herr Hopfing, nach Grundfägen feiner fpecula- tiven Geologie, das Mefultat aufftellf: the thickness of the solid shell cannot be less than about one fourth or one fifth (?) of the radius of its external surface (Meeting of the Brit. Assoc. held at Oxford in 1847 p. 51). Cordier's frühefte Annahme war doch nur 14 geogr. Meilen ohne Correction: welche von dem, mit der großen Tiefe zunehmenden Drud der Schichten und der hypfometrifchen Geftalt der Oberfläche abhängig ift. Die Die des ſtarren Theils der Erdrinde ift wahrfcheinlich fehr un: gleich. 1 (©, 218.) Gay-Luſſac, Reflexions sur les Volcans in den Annales de Chimie et de Physique T. XXH. 1823 p. 418 und 426. — Der Verfaffer, welcher mit Leopold von Buch und mir den großen Lava-Ausbruch des Vefuvs im Sept. 1805 beobachtete, hat das Verdienft gehabt die hemifchen Hypothefen einer firengen Kritik zu unterwerfen. Er fuht die Urfach der vulkanifchen Grfcheinungen in einer affinite tres énergique et non encore satisfaite entre les substances, a laquelle un contact fortuit leur permettait d’obeir; er begünftigt im ganzen die aufgegebene Davyfhe und Ampere’fche Hypothefe: em supposant que les ra- dicaux de la silice, de l’alumine, de la chaux et du fer soient unis au chlore dans l’interieur de la terre; auch das Eindringen des Meerwaflers ift ihm nicht unwahrfcheinlich unter gewilfen Ber dingungen: p. 419, 420, 423 und 426. Vergl. über die Schwierig: feit einer Theorie, die fich auf das Eindringen des Waſſers gründet, Hopfins im Meeting of 1847 p. 38. 12 (©, 215.) In den füdamerifanifhen Vulkanen fehlt unter 490 den ausgeftoßenen Dampfen, nach den fhönen Analyfen von Bouffin: gault an 5 Kraterrändern (Tolima, Purace, Pafto, Tuqueras und Cumbal), Chlor-Waſſerſtoff-Säure gänzlich: nicht aber an den italid: nifchen Vulfanen; Annales de Chimie T. Lil. 1833 p. 7 und 23. 3 (©, 218.) Kosmos Bd. 1. ©. 247. Indem Davy auf das beftimmtefte die Meinung aufgab, daß die vulfanifchen Ausbrüche eine Folge der Berührung der metalloidifchen Bafen durch Luft und Waller feienz erklärte er doch, es könne das Dafein von oxydir— baren Metalloiden im Inneren der Erde eine mitwirfende Urfach in den ſchon begonnenen vulfanifchen Proceſſen fein, “ (©. 219.) J’attribue, fagt Bouffingault, la plupart des tremblemens de terre dans la Cordillere des Andes a des ebou lemens qui ont lieu dans Pinterieur de ces montagnes par le tassement qui s’opere et qui est une consequence de leur sou- levement. Le massif qui constitue ces cimes gigantesques, n’a pas été souleve a l’etat päteux; le soulevement n’a eu lieu qu’apres la solidification des roches. J’admets par consequent que le relief des Andes se compose de fragmens de toutes dimen- sions, entasses les uns sur les autres. La consolidation des fragmens n’a pu éêtre tellement stable des le principe qu’il n’y ait des tassemens apres le soulevement, qu'il n’y ait des mouvemens interieurs dans les masses fragmentaires. Bouſ— fingault sur les tremblemens de terre des Andes, {in den Annales de Chimie et de Physique T. LVlli. 1835 p- 84-86. Sn der Befchreibung feiner, denfwürdigen Befteigung des Chimborazo (Ascension au Ghimborazo le 16 dec. 1831, a. a. O. p. 176) heißt es wieder: Comme le Cotopaxi, l’Antisana, le Tunguragua et en general les volcans qui h£rissent les pla- teaux des Andes, la masse du Chimborazo est form&e par Vac- cumulation de debris trachytiques, amonceles sans aucun ordre. Ces fragmens, d’un volume souvent enorme, ont été souleves a l'état solide par des fluides Elastiques qui se sont fait jour sur les points de moindre resistance; leurs angles sont toujours tranchans. Die hier bezeichnete Urfach der Erdbeben ift die, welche Hopkins in feiner „analytifchen Theorie der vulfanifchen Erſcheinun— gen“ a shock produced by the falling of the roof ofa subterranean cavity nennt (Meeting ofthe Brit. Assoc. at Oxford 1847 p. 82). (©. 219.) Mallet, Dynamics of Earthquakes p. 74, 80 und 82; Hopkins (Meet. at Oxford) p. 74—82. Alles, was wir von den Erfehütterungswellen und Schwingungen in feften Kör— pern wiffen, zeigt dus Unhaltbare alterer Theorien über die durd eine Reihung von Höhlen erleichterte Fortpflanzung der Bewegung. Höhlen Fünnen nur auf ſecundäre Weife bei dem Erdbeben wirken, als Räume für Anhanfung von Dampfen und verdichteten Gas: Arten. La terre, vieille de tant de siecles, fagt Gay-Luſſac ſehr fhön (Ann. de Chimie etde Phys. T. XXII. 1823 p. 428), conserve encore une force intestine, qui eleve des montagnes (dans la croüte oxydee , renverse des cites et agite la masse entiere. La pJupart des montagnes, en sortant du sein de la terre, ont dü y laisser de vastes cavites, qui sont restees vides, a moins qu’elles n’aient été remplies par l’eau (et des fluides gazeux). C'est bien a tort que Deluc et beaucoup de Ge£ologues se servent de ces vıdes, qu’ils s’imaginent se prolonger en lon- gues galeries, pour propager au loin les tremblements de terre. Ces phenomenes si grands et si terribles sont de très fortes ondes sonores, excitees dans la masse solide de la terre par une commotion quelconque, qui s’y propage avec la m&me vitesse que le son s’y propagerait. Le mouvement d’une voiture sur le pave ebranle les plus vastes Edifices, et se communique à iravers des masses considerables, comme dans les carrieres pro- fondes au-dessous de Paris. (©. 219.) Ueber Interferenz: Phanomene in den Erd: wellen, denen der Schallwellen analog, f. Kosmos Bd. 1. ©. 211 und Humboldt, Kleinere Schriften Bd. I. ©. 379. "(S. 219.) Moallet on vorticose shocks and cases of twisting, im Meet. of the Brit. Assoc. in 1850 p. 33 und 49, im Admiralty Manual 1849 p. 213. (2ergl. Kosmos Bd. 1. ©. 212.) ie (S. 220.) Die Moya- Kegel find 19 Fahre nah mir noch von Boufingault gefehen worden. »Des eruptions boueuses, sui- tes du tremblement de terre, comme les eruptions de la Moya de Pelileo, qui ont enseveli des villages entiers.« (Ann. de Chim. et de Phys. T. LVIN. p. 81.) ” (©. 221.) Ueber Verfeßung von Gebauden und Pflanzungen kei dem Erdbeben von Galabrien f. &yell, Principles of Geo- logy Vol. I. p. 484-491. Ueber Rettung in Spalten bei dem 492 großen Erdbeben von Niobamba |. meine Relat. bist. T. II. p. 642. Als ein merfwürdiges Beifpiel von der Schliefung einer Spalte ift anzuführen, daß bei dem berühmten Erdbeben (Sommer 1851) in der neapolitanifchen Provinz Baſilicata in Barile bei Melfi eine Henne mit beiden Füßen im GStraßenpflafter eingeflemmt gefunden wurde, nach dem Berichte von Scacchi. “ (©, 222.) Kosmos Bd. 1. ©. 112. Daß die durd Erd beben entftehenden Spalten fehr lehrreih für die Gangbildung und das Phanomen des VBerwerfens find, indem der neuere Gang den älterer Formation verfchiebt, hat Hopkins fehr richtig theoretifch entwidelt. Zange aber vor dem verdienftvollen Phillips hat Werner die Altersverhältniffe des verwerfenden, durchfeßen: den Ganges zu dem verworfenen, durchfeßten, in feiner Theorie der Gänge (1791) gezeigt. Vergl. Report ofthe meeting of the Brit. Assoc. at Oxford 1847 p. 62. *1 (©, 223.) Vergl. über gleichzeitige Erfohütterung des Ter— tiär- Kalkes von Cumana und Maniquarez, feit dem großen Erd: beben von Cumana am 14 December 1796, Humboldt, Rel. hist. T. 1. p. 314, Kosmos Bd. 1. ©, 2205 und Mallet, Meeting of the Brit. Assoc. in 1850 p. 8. > (©. 224.) Abich über Dagheftan, Schagdagh und Ghilan in Woggendorff’s Annalen Bd. 76. 1849 ©. 157. Auch in einem Bohrloche bei Saffendorf in Weftphalen (Megier. Bezirk Arnsberg) nahm, in Folge des fich weit erftredenden Erdbebens vom 29 Suli 1846, defien Erfchütterungs-Gentrum man nach ©t. Goar am Rhein verlegt, die Salzfole, fehr genau geprüft, um 1'/, Procent an Gehalt zu: wahrfcheinlich, weil ſich andere Zu: leitungsflüfte geöffnet hatten (Nöggerath, das Erdbeben im Niheingebiete vom 29 Juli 1846 ©. 14). Bei dem fchweizer Erdbeben vom 25 Auguft 1851 ftieg nach Charpentier’s Bemerkung die Temperatur der Schwefelquelle von Lavey (oberhalb St. Maurice am Rhone-Ufer) von 31° auf 36%3. > (©. 224.) Zu Schemaha (Höhe 2245 Fuß), einer der vielen meteorologifchen Stationen, die unter Abich’S Leitung der Fürft Woronzow im Caucafus hat gründen laffen, wurden 1848 allein 18 Erdbeben von dem Beobachter in dem Sournale verzeichnet. 4 (©. 224) ©. Asie centrale T. I. p. 324—329 und T. I. p- 1085—120; und befonderg meine Carte des Montagnes et Volcans 493 de l’Asie, verglichen mit den gevgnoftifhen Karten de3 Caucaſus und Hochlandes von Armenien von Abich, wie mit der Karte von Kleinafien (Argaus) von Peter Tſchichatſchef, 1853 (NoTe, Neife nah dem Ural, Altai und Eafp. Meere Bd. I. ©. 576 und 597). »Du Tourfan, situ&e sur la pente meridionale du Thianchan, jusqu’a l’Archipel des Azores (heißt es in der Asie centrale) il y a 120° de longitude. C'est vraisemblablement la bande de reactions volcaniques la plus longue et la plus regu- liere, oscillant faiblement entre 38° et 40° de latitude, qui existe sur la terre; elle surpasse de beaucoup en etendue la bande volcanique de la CGordillere des Andes dans PAmérique meri- dionale. J’insiste d’autant plus sur ce singulier alignement d’ar£- tes, de soulevemenits, de crevasses et de propagations de com- motions, qui comprend un tiers de la circonference d’un parallele # Vequateur, que de petits accidents de la surface, V’inegale hauteur et la largeur des rides ou soulevements lineai- res, comme l’interruption causee par les bassins des mers (concavit& Aralo-Caspienne, Mediterranee et Atlantique) tendent a masquer les grands traits de la constitution geologique du globe. (Get apercu hazarde& d’une ligne de commotion reguliere- ment prolongee n’exclut aucunement d’autres lignes selon les- quelles les mouvements peuvent se propager ®galement.)« Da die Stadt Khotan und die Gegend füdlih vom Thian-fhan die berühmteften und alteften Ste des Buddhismus gewefen find, fo hat fich die buddpiftifche Kitteratur auch fchon früh und ernft mit den Urfachen der Erdbeben befchäftigt (. Foe-koue-ki ou Relation des Royaumes Bouddiques, trad. par Mr. Abel Re- musat, p. 217). Es werden von den Anhängern des Saͤkhyamuni 8 diefer Urfachen angegeben: unter welchen ein gedrehtes jtählerneg, mit Reliquien (Sarira; im Sansfrit Xeib bedeutend) behangeneg Rad eine Hauptrolle fpielt; — die mechanifche Erklärung einer dynamifchen Erfcheinung, kaum alberner ald manche unferer fpat veralteten gevlogifchen und magnetifchen Mythen! Geiftliche, be— fonders Bettelmönche (Bhikchous), haben nach einem Zufaße von Klaproth auch die Macht die Erde erzittern zu machen und day unterirdifche Nad in Bewegung zu jehen. Die Neifen des Fabian, des Verfaflers des Foe-koue-ki, find aus dem Anfang des fünften Jahrhunderts. 494 C(S. 226.) Acoſta, Viajes cientificos los Andes ecuatoriales 1849 p. 56. 2° (©. 226.) Kosmos Bd. 1 ©. 214—217 und 4445 Hum: boldt, Rel. hist. T. IV. chap. 1% p. 31—38. Scharffinnige theoretifche Betrachtungen von Mallet über Schallwellendurd die Erde und Schallwellen durch die Luft finden fih im Meeting ofthe British Assoc. in 1850 p. 41—46 und im Admiralty Manual 1849 p. 201 und 217. Die Thiere, welche in der Tropen: gegend nach meiner Erfahrung früber als der Menſch von den leifeften Erderfhütterungen beunruhigt werden, find: Hühner, Schweine, Hunde, Efel und Erocodile (Caymanes), welche leßtere plößlih den Boden der Flüffe verlafien. 27 (©. 227.) Sulius Schmidt in Nöggerath über das Erdbeben vom 29 Zuli 1846 ©. 23—37. Mit der Gefchwindigkeit des Liffaboner Erdbebeng, wie fie im Tert angegeben ift, würde der Aequatorial-Umfang der Erde in ohngefähr 45 Stunden um: gangen werden. Michel (Phil. Transact. Vol. LI. Part Il. p. 572) fand für daffelbe Erdbeben vom 1 Nov. 1755 nur 50 englifche miles in der Minutes d. i., ftatt 7464, nur 4170 Parifer Fuß in der Secunde. Ungenauigfeit der alteren Beobachtungen und Verfchiedenheit der Fortpflanzungswege mögen bier zugleich wirfen. — Ueber den Zu: fammenhang des Neptun mit dem Erdbeben, auf welchen ich im Texte (S. 229) angefpielt habe, wirft eine Stelle des Proclus im Com: mentar zu Plato’s Cratylus ein merfwürdiges Licht. „Der mittlere unter den drei Göttern, Poſeidon, ift für alles, felbft für das Unbewegliche, Urfahe der Bewegung. Als Urheber der Bewegung heißt er Evvosiyauog; und ihm ift unter denen, welde um das Kronifche Neich gelooft, das mittlere Loos, und zwar das leicht bewegliche Meer, zugefallen. (Sreuzer, Symbolik und Mytholo: gie Th. III. 1842 S. 260.) Da die Atlantis des Solon und das ihr nach meiner VBermuthung verwandte Lyctonien geologifhe My— then find, fo werden beide durch Erdbeben zertrümmerte Länder als unter der Herrfchaft des Neptun ftehend betrachtet und den Saturnifhen Eontinenten entgegengefeßt. Neptun war nach Herodot (lib. I c. 43 et 50) eine libyfche Gottheit, und in Aegypten unbefannt. Weber diefe Verhältniffe, das Verſchwinden des libyfchen Triton-Seed durch Erdbeben und die Meinung von der großen Seltenheit der Erderfchütterungen im Nilthal, 495 vergl. mein Examen crit. de la Geographie T. I. p. 171 und 179. 22 (S. 230.) Die Erplofionen des Sangai oder Volcan de Macas erfolgten im Mittel alle 13,45 |. Wiffe in den Comptes- rendus de l’Acaa. des Sciences T. XXXVI. 1853 p. 720. Als Beifpiel von Erfchütterungen, welche auf den Fleinften Raum eingefcehranft find, hatte ich auch noch den Bericht des Grafen Rarderel über die Lagoni in Tofcana anführen können. Die Bor oder Borfaure enthaltenden Dampfe verfündigen ihr Dafein und ihren nahen Ausbruch auf Spalten dadurch, daß fie das Geftein umher erfcbüttern. (8arderel sur les etablissements industriels de la production d’acide boracique en Toscane 1852 p. 15.) + (©, 230.) Sch freue mich, zur VBeftätigung deffen, was id im Terte zu entwideln verfucht habe, eine wichtige Autorität an: führen zu fünnen. »Dans les Andes, l’oscillation du sol, due à une eruption de Volcans, est pour ainsi dire locale, tandis qu’un tremblement de terre, qui en apparence du moins n’est lie & aucune eruption volcanique, se propage a des distances incroya- bles. Dans ce cas on a remarque que les secousses suivaient de preference la direction des chaines de montagnes, ei se sont principalement ressenties dans les terrains alpins. La fre- quence des mouvemens dans le sol des Andes, et le peu de coincidence que l’on remarque entre ces mouvemens et les eruptions volcaniques, doivent necessairement faire presumer qu’ils sont, dans le plus grand nombre de cas, occasionnes par une cause independante des volcans.« Bouffingault, Anna- les de Chimie et de Physique T. LVIII. 1835 p. 83. (©. 232.) Die Folge der großen Naturbegebenheiten 1796 bis 1797, 1811 und 1812 war diefe: 27 Sept. 1796 Ausbruh des Vulkans der Inſel Guadalupe in den Kleinen Antillen, nach vieljahriger Ruhe; Nov. 1796 Der Vulkan auf der Hochebene Pafto zwiſchen den Bleinen Flüffen Ouaytara und Juanambu entzündet fih und fängt an bleibend zu rauchen; 14 Dec. 1796 Erdbeben und Zerftörung der Stadt Cumana; 4 Febr. 1797 Erdbeben und Serftörung von Riobamba. An demfelben Morgen verfhwand plötzlich, ohne wieder zu erfcheinen, 496 im wenigſtens 48 geogr. Meilen Entfernung von Riobamba, bie Nauchfäule des Vulkans von Paſto, um welchen umher feine Erderſchütterung gefühlt wurde. 30 Januar 1811 Erfte Erfcheinung der Infel Sabrina in der Gruppe der Azoren, bei der Inſel San Miguel. Die Hes bung ging, wie bei der ber Kleinen Kameni (Santorin) und der des Vulkans von Jorullo, dem Feuerausbruch voraus. Nach einer 6tägigen Schladen-Eruption ftieg die Inſel bis zu 300 Fuß über den Spiegel des Meeres empor. Es war bag Zte Erfheinen und Wieder-Verſinken der Inſel nach Zwiſchenräumen von 91 und 92 Sahren, nahe an demfelben Punkte. Mat 1811 Ueber 200 Erdftöße auf der Inſel St. Vincent bis April 1812, Dee. 1811 Zahllofe Erdftöße in den Flußthälern des Ohio, Mififippi und Arkanſas bis 1813. Zwiſchen Neu: Madrid, Little Prairie und La Saline nördlih von Cincinnati treten mehrere Monate lang die Erdbeben faft zu jeder Stunde ein. Dec. 1811 Ein einzelner Erdftoß in Caracas, 26 März 1812 Erdbeben und Serftörung der Stadt Caracas. Der Erſchütterungskreis erftreedte fich über Santa Marta, die Stadt Honda und das hohe Plateau von Bogota in 135 Meilen Entfernung von Caracas, Die Bewegung dauerte fort big zur Sitte des Jahres 1813. 30 April 1812 Ausbruch des Vulkans von ©t. Vincent; und beffelben Tages um 2 Uhr Morgens wurde ein furchtbares unter: iedifches Geräufh wie Kanonendonner in gleicher Stärte an den Küften von Caracas, in den Llanos von Calabozo und des Rio Apure, ohne von einer Erderfhütterung begleiter zu fein, zugleich vernommen (f. oben ©. 226). Das unterirdifche Getöfe wurde auch auf der Inſel St. Vincent gehört; aber, was fehr merkwürdig ift, feärfer in einiger Entfernung auf dem Meere. 2: (S. 233.) Humboldt, Voyageaux Regions éqain. T. 11. p. 376. 2 (©, 234.) Um zwifchen den Wendefreifen die Temperatur der Quellen, wo fie unmittelbar aus den Erdfchichten hervorbrechen, 497 mit der Temperatur großer, in offenen Gandlen ſtrömender Flüſſe vergleichen zu Eünnen, ftelle ich hier aus meinen Tagebüchern fol: gende Mittelzahlen zufammen; Ri Apure Bra 2 Femp 270525 Drinoco zwifhen 4° und 8° Breite: 27°,5—29°,6; Duellen im Walde bei der Gataracte von Mappures, aug Granit ausbrechend: 27°,8;5 Caſſiquiare: der Arm des Oberen Drinoco, welcher die Ver: bindung mit dem Amazonenftrom bilder: nur 249,3; Rio Negro oberhalb San Carlos (kaum 153° nördlich vom Yeguator): nur 230,85 | Rio Atabapo: 26°%,2 (Br. 350%); Drinoco nahe bei dem Eintritt des Atabapo: 279,8; Rio grande de laMagdalena (Br. 5° 12° bis 9° 56%): Temp. 26°,6; Amazonenfluß: füdl. Br. 5° 31°, dem Pongo von Rentema gegenüber (Provincia Jaen de Bracamoros), faum 1200 Fuß über der Südfee: nur 22°,5. Die große Waffermafle des Orinoco nahert fich alfo der mittleren Luft-Temperatur der Umgegend. Bei großen Ueberfchwemmungen der Savanen erwarmen fich die gelbbraunen, nach Schwefel-Waffer-: ftoff riechenden Waſſer bis 330,8; fo habe ich die Temperatur in dem mit Grocodilen angefüllten Lagartero öftlih von Guayaquil gefunden. Der Boden erhißt fich dort, wie in feichten Flüffen, durch die im ihm von den einfallenden Sonnenftrahlen erzeugte Warme. Ueber die mannigfaltigen Urfachen der geringeren Tem: peratur des im Kicht:Mefler caffeebraunen Waſſers des Rio kegro, wie der weißen Waſſer des Caſſiquiare (ſtets bededter Himmel, Negenmenge, Ausdünftung der dichten Waldungen, Man: gel heißer Sanditreden an den Ufern) |. meine Fluß - Schifffahrt in der Relat. hist. T. H. p. 463 und 509. Im Rio Guance: bamba oder Chamaya, welcher nahe bei dem Pongo de Ren: tema in den Amazonenfluß fallt, habe ich die Temperatur gar nur 199,8 gefunden, da feine Waſſer mit ungeheurer Schnelligkeit aus dem hohen See Simicocha von der Eordillere herabfommen. Auf meiner 52 Tage langen Flußfahrt aufwarts den Magdalenen: from von Mahates bis Honda habe ich durch mehrfache Beobach— tungen Ddeutlichft erfannt, daß ei Steigen des Wafferfpiegeld An Humboldt, Koemus IV 32 498 Stunden. lang durch eine Erniedrigung der Fluß- Temperatur fi vorherverfündigt. Die Erfältung des Stromes tritt früher ein, als die Falten Dergwaffer aus den der Quelle nahen Paramos herab fommen. Warme und Waffer bewegen fich, fo zu fagen, in ent: gegengefegter Michtung und mit fehr ungleicher Gefchwindigfeit. Als bei Badillas die Waſſer plößlich itiegen, ſank lange vorher die Temperatur von 27° auf 23%,5. Da bei Nacht, wenn man auf einer niedrigen Sandinfel oder am Ufer mit allem Gepäck gelagert it, ein fchnelles Wachfen des Fluffes Gefahr bringen kann, fo ift dag Auffinden eines VBorzeichens des nahen Flußſteigens (der avenrda, von einigem Wichtigfeir. — Sch glaube in diefem Abſchnitte von den Thermalguellen aufs neue daran erinnern zu müfen, daß in diefem MWerfe vom Kosmos, wo nicht das Gegentheil beftimmt ansgedrüct ift, Die Thermometer: Grade immer auf die hundert: theilige Scale zu beziehen find. 3 (©. 234.) Leopold von Buch, phyficalifche Beſchrei— bung der canarifchen Infeln ©. 85 Poggendorff's Annalen Bd. Xil. ©. 4035 Bibliotheque britannique, Sciences et Arts T. XIX. 1802 p. 2635 Wahlenberg de Vegel. eiClim.inilelvetiaseptentrionaliobservatisp. LXXVIII und LXXXIV; derfelbe, Flora Garpathica p. XCIV und in Silbert’s Annalen Bd. XLE ©, 1155 Humboldt in deu Mem. de la Soc. d’Arcueil T. Ill. (1817) p. 59. SIE) De Gasparin in der Bibliotheque univ., Sciences et Arts T. XXXVlil. 1823 p. 5%, 113 und 265%; Mcm. dela Societe centrale d’Agriculture 18% p. 178; Schoum, Tableau du Climat et de la Vegetation de l'Italie Vol. 1. 1839 p. 133—195; Thurmann sur la temperalure des sources de la chaine du Jura, comparee à celle des sources de la plaine suisse, des Alpes et des Vosges, im Annuaire meteorologique de la France pour 1850 p. 258— 268. — De Gasparin theilt Europa in Rückſicht auf die Frequenz der Sommer: und Herbft:Negen in zwei fehr contraftirende Negionen. Ein reihes Material ift enthalten in Sam, Lehrbuch der Meteorologie Bd. J. S.443—506. Nach Dove (in Poggend. Ann. Bd. XXXV. ©. 376) fallen in Stalten „an Orten, denen nördlich eine Sebirgsfette liegt, die Marima der Eurven der monat: lihen Negenmensen auf Marz und November; und da, wo das 499 Gebirge füdlich liegt, auf April und October.“ Die Geſammtheit der Viegen:Verhältniffe der gemäßigten Zone kann unter folgenden allgemeinen Gefichtspunft aufammengefaßt werden; „die Winter: Hiegenzeit in den Grenzen der Tropen tritt, je weiter wir ung von diefen entfernen, immer mehr in zwei, durch fehwächere Nieder: fchläge verbundene Marima aus einander, welche in Deutfchland in einem Sommer : Marimum wieder zufammenfallen; wo alſo temporare Regenloſigkeit volllommen aufhört.“ Vergl. den Abichnitt Geothermif in dem vortrefflichen Lehrbuche der Geognofte von Naumann Bd. I. (1850) ©. 41—73. 5 (©. 235.) Vergl. Kosmos Bd. IV. S. 485. se (©. 237.) Vergl. Kosmos Bd. 1. ©. 182 und 427 (Anm. 9), Bd. IV. ©, 40 und 166 (Anm. 41). 7.6. 238.) Koſsmos WB. WV.: ©. 37. #® (©. 238.) Mina de Guadaiupe, eine der Minas de Chota, KALI ? (8,238) Humboldt, Anfihten der Watur Bo. II. ©. 323. (©. 235.) Bergwerk auf der großen Fleuß im Moll: Thale der Tauern; ſ. Hermann und Adolph Schlasgintweit, Unterfuch über die phyficalifche Geographie der Alpen 1850 ©. 242—273. (©. 240.) Diefelben Berfaffer in ihrer Schrift: Monte Mofa 1853 Cap. VI ©. 212—225. 2 (©, 241.) Humboldt, Kleinere Schriften BD. I. ©. 139 und 147. SZ) RI HISHEIV UND 203 2 (S. 244.) Ich weiche bier von der Meinung eines mir ſehr befreundeten und um die telfurifche Waͤrme-Vertheilung höchſt verdienten Phyſikers ab. ©. über die Urfach der warmen Quel: len von Leu und Warmbrunn Bifchof, Lehrbuch der hemi: fhen und phyfifalifchen Geologie Bd. 1. ©. 127—133. 5 (©. 244.) ©. über diefe, von Dureau de la Malle aufge: fundene Stelle Kosmos Bd. J. S. 2331—232 und 443 (Anm. 79). »Est autem«, fagt der heil. Patricius, »et supra firmamentum caeli, ei sudter terram ignis alque aqua; el quae supra ter- ram est aqua, coacta in unum, appellationem marium: quae vero infra, abyssorum suscepit; ex quibus ad generis humani 200 usus in lerram velut siphones quidam emittuntur et scaturiunt. Ex iis m quoque et thermae exsistunt: quarum quae ab igne absunt longius, provida boni Dei erga nos mente fri idiores; ‚quae vero propius admodum, fervenles fluunt. In quibusdam etiam locis et tepidae aquae reperiuntur, proul majore ab igne intervallo sunt disjunctae.« So lauten die Worte in der Samm— lung: Acta prımorum Martyrum, opera et studio Theodo- rii Ruinart, ed. 2. Amstelaedami 1713 fol. p. 555. Nach einem anderen Berichte (A. S. Mazochii in vetus mar- moreum sanctae Neapolitanae Ecclesiae Kalendarium commentarius Vol. li. Neap. 1744. 4° p. 385) entwidelte der heil. Patricius vor dem Julius Confularis ohngefähr diefelbe Theorie der Erdwärme; aber an dem Ende der Nede ift die Ealte Hölle deutlicher bezeichnet: Nam quae longius ab igne sub- terranco absunt, Dei optimi providentia, frigidiores erumpunt. At quae propiores igni sunt, ab eo fervefactae, intolerabili calore praeditae promuntur foras. Sunt et alicubi tepidae, quippe non parum sed longiuscule ab eo igne remotae. Atqui ille infernus ignis impiarum est anımarum carnificina; non secus ac sub- terraneus irigidissimus gurges, in glaciei glebas concretus, qui Tartarus nuncupatur.« — Der arabiiche Name hammäm ei-enf bedeutet: Naſenbäder; und ift, wie fchon Temple bemerft hat, von der Geftalt eines benachbarten Vorgebirges hergenommen: nicht von einer günftigen Einwirkung, welche diefes Thermalwafler auf Krankheiten der Naſe ausübte. Der arabifhe Name ift von den Berichterfiattern mannigfach gewandelt worden; hammam lV’Enf oder Lif, Emmamelif (Peyſſonel), la Mamelif (Desfontaines). Berg. Gumprecht, die Mineralguellen auf dem Feft: lande von Africa (1851) ©. 140—144. (©. 245.) Humboldt, Essai polit. sur la Nouv. Es- pagne, 2 Ed. T. IH. (1827)-p. 190. (©. 246.) Relat. hist. du Voyage aux Regions eqguinoxiales T. 1. p. 98; Kosmos Bd. J ©. 230. Die beißen Duellen von Carlsbad verdanken ihren Urfprung auch dem Granit; Leop. von Buch in Poggend Ann. Bd. All. ©. 416: ganz wie die von Joſeph Hooker befuchten heißen Quellen von Momay in Tibet, die 15000 Fuß hoch über dem Meere mir 46° Wärme ausbrecen, nahe bei Shangofhang (Himalayan Journals Vol. 11. p. 133). — 201 * (©. 246.) Bouffingault, Considerations sur les eaux thermales des Cordilleres, in den Annales de Chimie et de Physique T. LI. 1833 p. 188—190. (©. 247.) Captein Wenlold on the lemperature of the wells and rivers in India and Egypt (in den Philos. Transact. for 1845 P. I. p. 127). (©. 248.) Sartorius von Waltershauſen, php: fifch-geograpbiiche Skizze von Island, mit befonderer Rückſicht auf vulkaniſche Erfheimungen, 1847 ©. 128-132; Bunfen undDescloifeaurindenCompliesrendusdes séan— ces de l’Acad. desSciences T. XXIII. 1346 p. 935; Bunfen in den Annalen der Chemie und Pharmacie Bd. LXII. 1847 ©. 27—45. Schon Lottin und Robert hatten ergründer, daß die Temperatur des Waflerftrahls im Geyfir von unten nach oben ab- nehme. Unter den 40 Fiefelhaltigen Sprudelquellen, welche dem Großen Geyfir und Stroffr nahe liegen, führt eine den Namen des Kleinen Geyſirs. Ihr Waſſerſtrahl erhebt fih nur zu 20 bis 30 Fuß. Das Wort Kohbrunnen ift dem Worte Geysir nachgebildet, dag mit dem islandifchen giosa (fochen) zufammen- bangen joll. Auch auf dem Hochlande von Tibet findet fih nach dem Bericht von Cſoma de Körös bei dem Alvenfee Mapham ein Genfer, welcher 12 Fuß hoch fpeit. 51 (©, 248.) In 1000 Theilen finder in den Quellen von Saftein Trommsdorf nur 0,3035 Löwig in Pfeffers 0,2915 Longchamp in Luxeuil nur 0,236 fire Beftandtheile: wenn dagegen in 1000 Theilen des gemeinen Brunnenwaffers in Bern 0,4755 im Carlsbader Sprudel 5,4595 in Wiesbaden gar 7,454 gefunden werden. Studer, phyſikal. Seogr. und Geologie, 2te Ausg. 1847, Cap. I. ©. 92. 52 (©. 248.) »Les eaux chaudes qui sourdent du yranite de la Cordillere du littoral (de Venezuela), sont presque pures; elles ne renferment qu’une petiie quanlite de silice en dissolu- tion, et du gaz acide hydrosulfurique mêlé d’un peu de yaz azote. Leur composition est indentique avec celle qui resuile- rait de l’aclion de l’eau sur le sulfure de silieium.« (Annales de Chimie et de Phys. T. Lil. 1833 p. 189.) Weber die große Menge von Stieftoff, die der warmen Quelle von Drenfe (65°) beigemiicht ift, f. Maria Rubio, Tratado de las Fuentes minerales de Espana 1853 p. 331. 902 3(©, 248) Sartorius von Waltershauſen, Sfizze von Island ©, 125. 53 (©, 249.) Der ausgezeichnete Chemifer Morechini zu Nom hatte den Sauerftoff, welcher in der Quelle von Nocera (2100 Fuß über dem Meere liegend) enthalten ift, zu 0,40 angegeben; Gay: Luſſac fand die Sauerſtoff-Menge (26 Sept. 1805) genau nur 0,299. Sn den Meteorwaffern (Regen) hatten wir früher 0,31 Sauerftoff gefunden. — Veral. über das den Säuerlingen von Neris und Bourbon l'Archambault beigemifchte Stieftoffgas die älteren Arbeiten von Anglade und Longchamp (1534), und über Kohlen: fäure-Erhalationen im allgemeinen Biſchof's vortreffliche Unter: fuchungen in feiner bem. Geologie Bd, 1. ©. 243—350. > (©, 249.) Bunfen inVosggendorff’3 Annalen Bd. 83. ©. 2575 Biſcho f, Geologie Bd. 1. ©. 771. 56 (©, 250.) Liebig und Bunfen, Unterfuchung der Aachener Schwefelguellen, in den Annalen der Chemie und Pharme- cie Bd. 79. (1351) ©. 101. In den chemifchen Analyfen von Mineral: quellen, die Schwefel-Natrium enthalten, werden oft Fohlenfaures Natron und Schwefel-Wafferfioff aufgeführt, indem in denfelben Waſſern überfhüfige Kohlenſäure vorhanden tft. ” (S. 250.) Eine diefer Caſcaden ift abgebilder in meinen Vues des CGordilleres Pi. XXX. Leber die Analyfe der Waſſer des Rio Vinagre |. Bouflingault in den Annales de CGhimie et de #hys. 2* Serie T. Lil. 1833 p. 397, und eben dafelbft Dumas, 3e=e Serie T. XVill. 1846 p. 503; über die Quelle im Paramo de Ruiz Joaquin Acoſta, Viajes cientilieos alos Andes ecuatoriales 1849 p. 89. > (©. 251.) Die Beifptele veranderter Temperatur in den Chermen von Mariara und las Trincheras leiten auf die Frage: ob das Styr-Waffer, deſſen fo fchwer zugängliche Quelle in dem wilden arvanifchen Alperigebirge Arfadiens bei Nonakris, ım Stadtgebiete von Pheneos, Liegt, durch Veränderung in den unterirdiichen Zus: leitungs-Spalten feine fchadliche Eigenschaft eingebüßt hat? oder ob die Waſſer der Styr nur bisweilen dem Wanderer durch ihre eifige Kalte fchadlich geweren find? Vielleicht verdanfen fie ihren, noch auf die jeßigen Bewohner Ariadiens übergegangenen, böfen Ruf nur der fchanerlichen Wildheit und Dede der Gegend, wie der Mythe des Urfprungs aus dem Tartarus. Einem jungen Fenntniß- 03 vollen Philologen, Theodor Schwab, iſt vor wenigen Jahren ge: lungen, mit vieler Anftrengung bis an die Felswand vorzudringen, wo die Quelle herabtranfelt: ganz wie Homer, Hefiodus und Herodot fie bezeichnen. Er bat von dem, überaus falten und dem Geſchmack nach fehr reinen, Gebirgswafler getrunfen, ohne irgend eine nachtheilige Wirfung zu verfpüren. (Schwab, Arfadien, feineNatur und Gefhichte, 1852 ©. 15—20.) Im Alterthum wurde behauptet, die Kälte der Styx-Waſſer zerfprenge alle Gefäße, nur den Huf des Efels nicht. Die Styr: Sagen find gewiß uralt, aber die Nachricht von der giftigen Eigenfchaft der. Styr: Quelle ſcheint fich erfk zu den Zeiten des Ariftoteles recht verbreitet zu haben. Dach einem Zeugniß des Antigonus aus Garpftus (Hist. Mirab. $ 174) fol fie befonders umfrandlih ın einem für uns verloren gegangenen Buche des Theophraftus enthalten gewefen fein. Die verläaumderifche Fabel von der Vergiftung Aleranders durch das Styr-MWaffer, welches Ariftoteles dem Gaffander durch Anti- pater habe zufommen lafen, ift von Plurarch und Arrian wider- legt; von Vitruvius, Juſtin und Quintus Curtius, doch ohne den Stagiriten zu nennen, verbreitet worden. Stahr, Ariftotelia Th. I. 1830 ©. 137—140.) Plinius (XXX, 53) fagt etwas wei: deutig: magna Aristotelis infamia excogitatum. ®Vergl. Ernit Curtius, Peloponnefus (18551) DW. I. ©. 194—196 umd 2125; St. Ervir, Examen crit. des anciens historiens d’Alexandre p. 4%. Eine Abbildung des Styr: Falles, aus der Ferne gezeichnet, enthalt Fiedler’s Neife dur Griechenland Th. 1. ©. 400. » (©. 252.) »Des gites metalliferes res importans, les plus nombreux peut-eEtre, paraissent s'éêlre formes par voie de dissolution, et !es filons coneretionnes n'être autre chose que d’immenses canaux plus ou moins obstrues, parcourus aulrefois par des eaux thermales incrustantes. La formation d’un grand nombre de mineraux qu’on rencontre dans ces gites, ne suppose pas toujours des conditions ou des agens très eloignes des causes actuelles. Les deux &lemens principaux des sources thermales les plus repandues, les sulfures et les carbonates alcalins, m’ont sufli pour reproduire artificiellement, par des moyens de syn- these tres simples, 29 especes minerales distinctes, presque toutes cristallisees, appartenant aux melaux natifs (argent, cuivre et 204 arsenic natifs); au quariz, au fer oligiste, au fer, nickel, zine et manganese carbonates; au sulfate de baryte, a la pyrite, ma- lachite, pyrite cuivreuse; au cuivre sulfure, a l’argent rouge, ar- senical et antimonial .... On se rapproche le plus possible des proc&des de la nature, si l’on arrive a reproduire les mineraux dans ieurs conditions d’association possible, au moyen des agens chimigues nalurels les plus repandus, et en imitant les pheno- menes que nous voyons encore se r&aliser dans les foyers oü la creation min£rale a concentre& les restes de cetie activite qu’elle deployait autrefois avec une toule autre Energie.« H. de Se: narmont sur la formation des mincraux par la voie humide, in dei Annales de Chimie et de Physique, 3° Serie T. XXX. 1851 p. 234. (Vergl. auch Elie de Beaumont sur les emanations volcaniques et metalliferes, im Bulletin de la Societe geologique de France, 2% Serie T. XV. p. 129.) 6 (©. 252.) „Um die Abweichungs-Groͤße der mittieren Quellen: Temperatur von dem Luftmittel zu ergründen, hat Herr Dr. Eduard Hallmann an feinem früheren Wohnorte Marienberg bei Bop— yard am Nhein die Luftwärme, die Negenmengen und die Wärme von 7 Quellen 5 Sahre lang, vom 1 December 1845 bis 30 No: vernber 1850, beobachtet, und auf diefe Beobachtungen eine neue Bearbeitung der TZemperatur-Verhältniffe der Quellen gegründet. In diefer Unterfuchung find die Quellen von völlig be: fiandiger Temperatur (die rein geologifchen) ausgeichlofen. Ge— genftand der Unterfuchung find dagegen alle die Quellen gewefen, die eine Veränderung ihrer Temperatur in der Sahresperiode erleiden. „Dteveranderlihen Quellen zerfallen in zwei natürliche Gruppen: 1) rein meteorologifche Quellen: d. h. folche, deren Mit: tel erweislich nicht durch die Erdwärme erhöht ift. Bei Ddiefen Duellen ift die Abweihungs-Größe des Mittels vom Luftmittel ad: hangig von der Vertheilung der Jahres-Megenmenge auf die 12 Mo: nate. Diefe Quellen find im Mittel Falter als die Luft, wenn der Regen-Antheil der vier Falten Monate December bis März mehr als 33'/, Procent beträgt; fie find im Mittel wärmer als die Luft, mern der Negen-Antheil der vier warmen Monate Juli bis October mehr als 33'/, Vrocent beträgt. Die negative oder pofitive Ab- weichung des Quellmittels vom Luftmittel ift defto größer, je größer der Regen-Ueberſchuß des genannten Falten vder warmen Jahres— 305 drittels ift. Diejenigen Quellen, bei welden die Abweichung des Mittels vom Luftmittel die geſetzliche, d. h. die größte, Fraft der Negen-Vertheilung des Jahres mögliche, ift, werden rein me: teorologifche Quellen von unentftelltem Mittel genannt; dies jenigen aber, bei welchen die Abweichungs:Größe des Mittels vom Luftmittel durch ftörende Einwirkung der Luftwärme in dem regen: freien Zeiten verkleinert ift, heißen rein meteorologifhe Quellen von angendbertem Mittel. Die Annäherung des Mittels an das Luftmittel entfteht entweder in Folge der Faſſung: beſonders einer Leitung, an deren unterem Ende die Wärme der Quelle beobachtet wurde; oder fie ift die Folge eines oberflächlichen 2er: laufs und der Magerfeit der Quell-Adern. Sm jedem der einzelnen Sahre ift die Abweichungs: Größe des Mittels vom Luftmittel bei allen rein meteorologifchen Quellen gleichnamig; fie ift aber bei den angenaherten Quellen Eleiner als bei den unentftellten: und swar defto Eleiner, je größer die ftörende Einwirkung der Luft: warme if. Don den Marienberger Quellen gehören 4 der Gruppe der rein meteorologifchen an; von dieſen 4 ifi eine in ihrem Mittel unentftellt, die drei übrigen find in verfchtedenen Graden angenähert. Im erften Beobachtungsiahre herrſchte der Regen-Antheil des Falten Drittels vor, und alle vier Quellen waren in ihrem Mittel Falter als die Luft. In den folgenden vier Beobachtungsjahren herrfchte der Negen-Antheil des warmen Drit: tels vor, und in jedem derfelben waren alle vier Quellen in ihrem Mittel warmer als die Luft; und zwar war die pofitive Abweichung des Quellmittels vom Luftmittel defto größer, je größer in einem der vier Jahre der Regen-Ueberſchuß des warmen Drittels war.“ „Die von Leopold von Buch im Sahre 1825 aufgeftellte An: fiht, daß die Abweichungs-Größe des Quellmittels vom Luftmittel von der Negen-VBertheilung in der Sahresperivde abhangen mülle, ift durch Hallmann wentigftens für feinen Beobachtungsort Marien: berg, im rheinifchen Grauwacken-Gebirge, als vollftändig vichtig er: wiefen worden. Nur die rein meteorologifchen Quellen von unent— ftelltem Mittel haben Werth für die wiffenfchaftliche Glimatologie; diefe Quellen werden überall aufzufuchen, und einerfeits von den rein meteorologifhen mit angenähertem Mittel, andrerfeits von den meteorologifch-geologifchen Quellen zu unterfcheiden fein, 2) Metevrologifch:geologifche Quellen: d. h. folche, deren 906 Mittel erweislih durch die Erdwdrme erhöht ift. Diefe Quellen find Jahr aus Jahr ein, die Negen-Vertheilung mag fein, wie fie wolle, in ihrem Mittel warmer als die Luft (die Wäarme-Verän: derungen, welde fie im Laufe des Jahres zeigen, werden ihnen durch den Boden, durch den fie fließen, mitgetheilt). Die Größe, um welche das Mittel einer meteorologifch-geologifchen Quelle dag Luftmittel übertrifft, hangt von der Tiefe ab, bis zu welcher die Meteorwafler in das beftändig temperirte Erd-Innere hinabgefunfen find, ehe fie als Quelle wieder zum Vorfchein Fommen ; diefe Größe hat folglich gar Fein climatologifches Intereffe. Der Elima: tologe muß aber diefe Quellen kennen, damit er fie nicht fälfchlich für rein meteorologifche nehme. Auch die meteorologifch-geologifchen Duellen Eönnen durch eine Faflung oder Leitung dem Luftmittel angenähert fein. — Die Quellen wurden an beftiimmten, feften Tagen beobachtet, monatlich A= bis 5mal. Die Meereshöhe, fo: wohl des Beobachtungsortes der Kuftwarme, als die der einzelnen Quellen, tft forgfältig berüdfichtigt worden.“ Dr. Hallmanı bat nach Beendigung der Bearbeitung feiner Marienberger Beobachtungen den Winter von 1852 bis 1553 in Stalien zugebraht, und in den Apenninen neben gewöhnlichen Duellen auch abnorm Falte gefunden. So nennt er „diejenigen Duellen, welche erweislich Kalte aus der Höhe herabbringen. Diefe Duellen find für unterirdifche Abflüffe hoch gelegener offener Seen oder untertrdifcher Waſſer-Anſammlungen zu halten, aus denen dag Waſſer in Maffe fehr raſch in Spalten und Klüften berabftürıt, um am Fuße des Berges oder Gebirgszuges als Quelle hervorzu- brechen. Der Begriff der abnorm falten Quellen ift alfo diefer: fie ind für die Höhe, in weicher fie hervorfommen, zu Faltz oder, was das Sachverhaltniß beffer bezeichnet: ſie kommen für ihre niedrige Temperatur an einer zu tiefen Stelle des Gebirges hervor.“ Diefe Anfichten, welche in dem 1er Bande von Hallmann's „Zemperaturver: hältniffen der Quellen“ entwidelt find, hat der Verfaſſer im 2ter Bande S. 181—183 modifteirt: weil in jeder meteorologifehen Quelle, möge fie auch noch fo oberflächlich fein, ein Antheil der Erdwärme enthalten tft. 1S, 253.) Humboldt, Asie centr. T. II. p. 58. Weber die Gründe, welche es mehr als wahrfcheinlih machen, daß der Eaucafus, der zu x feiner Lange zwifchen dem Kasbegk und Elbu: ruz OSO—WNW im mittleren Parallel von 42° 50° ftreicht, 207 die Fortiekung der vulfanifchen Spalte des Asferahb (Aktagh) und Thian-ſchan ſei; ſ. a. a. O. p. 54—61. Beide, Asferah und Thian- fchan, ofeilliren zwifchen den Parallelen von 40%, und 43°, Die große aralo=cafpifhbe Senkung, deren Flacheninhalt durch Struve nach genauen Meffungen das Areal von ganz Franfreich um faft 1650 geographifche Quadratmeilen überfteist (a. a. O. p- 309— 312), halte ich für alter als die Hebungen des Altai und Thian-ſchan. Die Hebungsipalte der leßtgenannten Gebirge: Fette hat fich durch die große Niederung nicht fortgepflangt. Erſt weftlich von dem cafpifhen Meere findet man fie wieder, mit einiger Abänderung in der Nichtung, als Gancafug- Kette: aber mit allen trachytifchen und vulfanifchen Erfcheinungen. Diefer geognoftifche Sufammenhang ift auch von Abich anerfannt und durch wichtige Beobachtungen beftdtigt worden. In einem Auf: faße über den Zufammenhang des Thian=fchan mit dem Gancafus, welchen ich von diefem großen Geognoften befiße, heißt eg aus: druͤcklich: „Die Häufigkeit und das entfcheidende Vorherrfchen eineg über das ganze Gebiet (zwifchen dem Pontus und cafpifchen Meere) verbreiteten Spftems von parallelen Dislocations- und Erhebungs-Linien (nahe von Oft in Weft) führt die mittlere Achfenrichtung der großen latitmdinalen central-aſiatiſchen Maflen- Erhebungen auf das beftimmtefte weftlich vom Kosyurt: und Bolor - Spfteme zum caucafifchen Sfthmus hinüber. Die mitt: lere Streihungs-Nichtung des Caucaſus SO—NW ift in dem centralen Thetle des Gebirges OSO—WNMW, ja bisweilen völlig O—W wieder Thian:fchan. Die Erbebungs-Linien, welce den Ararat mit den trachntifchen Gebirgen Dzerlydagh und Karga: baffar bei Erzerum verbinden, und in deren füdliher Parallele der Argäus, Sepandagh und Sabalan fich an einander reihen; find die entfchtedenften Ausdrüde einer mittleren vulfanifchen Achfenrichtung, d. bh. des durch den Caucaſus weftlih ver- langerten Thian-ſchan. Diele andere Gebirgsrichtungen von Central-Aſien fehren aber auch auf diefem merkwürdigen Naume wieder, und ſtehen, wie überall, in Wechfelwirfung zu einander, fo daß fie mächtige PVergfnoten und Marima der Berg: Anfchwel- lung bilden.” — Plinius (VI, 17) fagt: Persac appellavere Cau- casum monlem Graucasim (var. Graucasum, Groucasim, Groca- sum), hoc est nive candidum; worin Bohlen die Sansfritwörter 308 käs glänzen und gravan Fels zu erfennen glaubte. (Vergl. meine Asie centrale T. 1. p. 109.) Wenn etwa der Name Grauca- fus in Gaucafus verftümmelt wurde, fo Eonnte allerdings, wie Klaufen in feinen Unterfuchungen -über die Wanderungen der Jo fagt (NRheinifhes Mufeum für Philologie Jahrg. Ill. 1845 ©. 298), ein Name, „in welchem jede feiner erften Splben den Griechen den Gedanken des Brennens erregte, einen Brand: berg bezeichnen, an den fich die Gefchichte des Feuerbrennerg (Feuerzünders, zvorasus) leicht poetifh wie von felbit anknüpfte.“ E83 tft nicht zu laugnen, dag Mythen bisweilen durch Namen ver: anlaßt werden; aber die Entftehung eines fo großen und wichtigen Mythos, wie der typhonifchcaucafifche, kann doch wohl nicht aus der zufälligen Klangahnlichfeit in einem mißverftandenen Gebirgs— namen herzuleiten fein. Es giebt beffere Argumente, deren auch Klaufen eines erwahnt. Aus der fachlichen Zufammenftellung von Typhon und Caucaſus, und durch das ausdrüdliche Zeugniß des Pherecydes von Syros (zur Zeit der 58ten Olympiade) erhellt, daß das öſtliche Weltende für ein vulkaniſches Gebirge galt. Wach einer der Scholien zum Apollonius (Scho- lia in Apoll. Rhod. ed. Schaefferi 1813 v. 1210 p. 52%) fagt Pherecydes in der Theogonie: „Daß Typhon, verfolgt, zum Caucaſus floh und daß dort der Berg brannte (oder in Brand ge: rieth); daß Typhon von da nach Italien flüchtete, wo die Inſel Pithe— cufa um ihn herumgeworfen (gleichlam herumgegoffen) wurde.“ Die Inſel Pithecuſa ift aber die Inſel Aenaria (jetzt Iſchia), auf welcher der Epomeus (Epopon) nach Julius Obſequens 95 Jahre vor unſrer Zeitrechnung, dann unter Titus, unter Diocletian und zuletzt, nach der genauen Nachricht des Tolomeo Fiadoni von Lucca, zu derſelben Zeit Priors von Santa Maria Novella, im Jahr 1302 Feuer und Laven auswarf. „Es iſt ſeltſam“, ſchreibt mir der tiefe Kenner des Alterthums, Böckh, „daß Pherechdes den Typhon vom Cau— caſus fliehen läßt, weil er brannte, da er ſelbſt der Urheber der Erdbrände iſt; daß aber ſein Aufenthalt im Caucaſus auf der Vorſtellung vulkaniſcher Eruptionen daſelbſt beruht, ſcheint auch mir unläugbar.“ Apollonius der Rhodier, wo er Apollon. Rhod. Argon. lib. I v. 1212-1217 ed. Beck) von der Geburt des colchiſchen Drachen fpricht, verfeßt ebenfalls in den Caucaſus den Fels des Typhon, an welchem diefer von dem Bliße des 509 Kroniden Zeus getroffen wurde. — Moͤgen immer die Lavaſtröme und Kraterſeen des Hochlandes Kely, die Eruptionen des Ararat und Elburuz, oder die Obſidian- und Bimsſtein-Ströme aus den alten Kratern des Riotandagh in eine vor=hiftorifche Zeit fallen; fo Eönnen doch die vielen hundert Flammen, welche noch heute im Caucaſus auf Bergen von fieben= bis achttaufend Fuß Höhe wie auf weiten Ebenen in Erdfpalten ausbrechen, Grund genug gewefen fein, um das ganze caucafifche Gebirgsland für einen typhonifhen Siß des Feuers zu halten. 22 (©. 255.) Humboldt, Asie centrale T. II. p. 51f und 513. Sch habe fhon darauf aufmerffam gemadt (T. I. p. 201), dag Edrifi der Feuer von Baku nicht erwahnt: da fie doch fehon 200 Sahre früher, im 10ten Sahrhundert, Mafudi Eothbeddin weitläuftig als ein Nefala-Land befchreibt, d. h. reih an bren: nenden NWaphtha- Brunnen. (Vergl. Frähn, Ibn Fozlan p. 245, und über die Etymologie des medifhen Wortes Naphtha Asiat. Journal Vol. XIII. p. 124.) (©. 256.) Vergl. Morig von Engelhardt und Fried. Parrot, Reiſe in die Krym und den Kaufafus 1315 Th. 3. ©. 71 mit Göbel, Neife in die Steppen des fü: liben Rußlands 1838 Th. 1. ©. 249—253, Th. U. ©. 138—144. *(©.256.) Payendel’Acide borique desSuffioni de la Toscane, in den Annales de Ghimie et de Physigue, Zeme Serie T. I. 1841 p. 947 — 35; Bifhof, dem. und phyfif. Geologie Bd. 1. ©. 669—691;5 Etablissements industriels de l’acide boracique en Toscane par le Comie de Larderei pp. 8. 5 (S. 256.) Sir Roderick Impey Murchiſon on the vents ofhot Vapour inTuscany 1850 p. 7. (Vergl. auch die früheren geognoftifhen Beobachtungen von Hoffmann in Karften’s und Dehen’s Archiv für Mineral. Bd. XI. 1839 ©. 19.) Targioni Tozzetti behauptet nach älteren, aber glaubwürdigen Traditionen, daß einige diefer den Ausbruchsort immerdar ver: ändernden Borfäure-Quellen einft bei Nacht feien leuchtend (ent: zündet) gefehen worden. Am das geognoftifche Intereffe für die Betrachtungen von Murchiſon und Pareto über die vulfanifchen Beziehungen der Serpentin:Formation in Stalien zu erhöhen, erinnere ich bier daran, daß die feit mehreren taufend Jahren 310 brennende Flamme der kleinaſiatiſchen Chimära (bei der Stadt Deliktafh, dem alten Phafelis, in Lycien, an der MWeftfüfte des Solfs von Adalin) ebenfalls aus einem Hügel am Abhange des Solimandagh auffteigt, im welchem man anftehenden Serpentin und Blöde von Kalkſtein gefunden hat. Etwas füdlicher, auf der Heinen Snfel Grambuſa, fieht man den Kalkfftein auf dunfel- farbigen Serpentin aufgelagert. ©. die inhaltreiche Schrift des Admiral Beaufort, Survey of the coasts of Karamania 1818 p. 40 und 48: deren Angaben durch die fo eben Mai 1854) von einem fehr begabten Künftler, Albreht Berg, heimgebrachten Gebirgsarten vollfommen beftätigt werden. (Pierre de Tchi- hatcheff, Asie mineure 1853 T. 1. p. 407.) 5: 257 Ber ed. ©. 682. 7 (S. 257.) Sartorius von Waltershaufen, phyfifd: geographifche Skizze von Island 1347 ©. 1235 DBunfen „Uber die Proceffe der vulkanifchen Gefteinsbildungen Islands“ in Poggend. Aunalen Bd. 83. ©. 257. (©. 257.) Waltershauſen a. a. D ©. 118 8 (©. 259.) Humboldt et Gay-Lussac, Mem. sur l’analyse de l’air atmospherique im Journal de Physique, pr LametherieT. LX. an 13 p. 151 (vergl. meine Kleineren Schriften Bd. J. ©. 346). ” (©. 259.) »Ü’est avec emotion que je viens de visiter un lieu que vous avez fail connaltre il y a cinquante ans. L’aspect des petits Volcans de Turbaco est tel que vous l’avez deerit: c’est le meme luxe de la vegetalion, le m&me nombre et la meme forme des cönes d’argile, la meme &jection de matiere liguide et boucuse ; rien n’est change, si ce n’est la nature du gaz qui se degage. J’avais avec moi, d’apres les conseils de notre ami commun, Mr, Boussingault, tout ce qu'il fallait pour l’analyse chimique des @manations gazeuses, m&@me pour faire un melange frigorilique dans le but de condenser la vapeur d’eau, puisqu’on m’avait exprime le doute, qu’avec cette vapeur on avait pu confondre l’azote. Mais cet appareil n’a été au- cunement nécessaire. Des mon arrivee aux Volcancitos V’odeur prononcee de bitume m’a mis sur la voie, et j’ai commence par allumer le gaz sur l’orifice meme de chaque pelit cratere. On apercoit meme aujourd’hui à la surface du liquide qui s’eleve 511 par intermittence, une mince pellicule de pelrole. Le gaz re- cueilli brâte tout entier, sans residu d’azote (?) et sans deposer du sou/re (au contact de Paimosphere). Ainsi la nature du phenomene a completement change depuis votre voyage, da moins d’admetire une erreur dobservation, justifice par l’elat moins avance de la chimie experimentale a cette epoque. Je ne doule plus maintenant que la grande Eruption de Galera Zamba, qui a eclaire Je pays dans un rayon de cent kilometres, ne soit un phenomene de Salses, developpe sur une grande £chelle, puis- qu’il y existe des centaines de pelils cönes, vomissant de l’ar- gile sale, sur une surface de plus de 400 lieues carrees. — Je me propose d’examiner les produils gazeux des cönes de Tu- barà, qui sont les Salses les plus éloignées de vos Volcaucitos de Turbaco. D’apres les manifestations sı puissantes qui ont fait disparaitre une partie de la pEninsule de Galera Zamba, de- venue une ile, et apres Y’apparition d’une nouvelie ile, soulevee du fond de la mer voisine en 1848 et disparue de nouveau, je suis porté à croire que c’est pres de Galera Zamba, à l’ouest du Delta du Rio Magdalena, que se trouve le principal foyer du phenomene des Salses de la Province de Carthagene.« (Aus einem Briefe des Dberften Acoſta an A. v. H., Turbaco d. 21 Dec. 1850.) — Vergl. auch Mosauera, Memoria politica sobre la Nueva Granada 1852 p. 73; und Lionel Gisborne, the IJsthmus of Darien p. 48. ”' (©. 260.) Ich habe auf meiner ganzen amerifanifhen Er: pedition fireng den Rath Vauquelin's befolgt, unter dem ich einige Zeit vor meinen Neifen gearbeitet: das Detail jedes Verfuhs an demfelben Tage niederzufchreiben, und aufzubewahren. Aus meinen Tagebüchern vom 17 und 18 April 1509 fchreibe ich hier folgendeg ab: „Da demnach das Gas nach Verfuchen mir Phosphor und ni: tröfem Gas Faum 0,01 Sauerftoff, mit Kalfwafler nicht 0,02 Kob: lenfäure zeigte; fo frage Ich mich, was die übrigen 97 Hundert: theile find. Ich vermuthete zuerft, Kohlen: und Schwefel: Waffer: ftoff ; aber im Contact mit der Atmoſphäre ſetzt fich an die Eleinen Kraterränder Fein Schwefel ab, auch war Fein Geruch von geſchwe— feltem Wafferftoffgas zu fpüren. Der problematifche Theil Eünnte feheinen reiner Stieftoff zu fein, da, wie oben erwahnt, eine brennende Kerze nichts entzündete; aber ich weiß aus der 912 Zeit meiner Analyſen der Grubenwetter, daß ein von aller Kohlen: fäure freies, leichtes Waſſerſtoffgas, welches bloß an der Firfte eines Stollens ftand, ſich auch nicht entzündete, fondern dad Grubenlicht verlöfchte: wahrend leßteres an tiefen Punkten heil brannte, wo die Luft beträchtlich mit Stiegas gemengt war. Der Rückſtand von dem Gas der Volcancitos ift alfo wohl Stickgas mit einem Antheilvon Waſſerſtoffgas zu nennen: einem Antheil, den wir bis jeßt nicht quantitativ anzugeben willen. Sollte unter den Volcaneitos derfelbe Kohlenfchiefer liegen, den ich weftlicher am Mio Sinu gefeben, oder Mergel und Alaunerde? Sollte atmofpha: rifche Luft in, durch Waſſer gebildete Höhlungen auf engen Klüften eindringen und fich im Gontact mit ſchwarzgrauem Xetten zerfeßen, wie in den Sinfwerfen im Salzthon von Hallein und Derc- tholdsgaden, wo die Weitungen fich mit lichtverlöfchenden Gafen fülfen? oder verhindern die gefpannt, elaftifch ausftrömenden Gas-Arten das Eindringen der atmoſphäriſchen Luft?“ Diefe Fragen fchrieb ich nieder in Turbaco vor 53 Jahren. Nach den neueften Be: obachtungen von Herrn Vauvert de Mean (1854) hat fich die Entzünd: lichkeit der ausftrömenden Ruftart vollfommen erhalten. Der Neifende hat Proben des Waſſers mitgebracht, welches die kleine Krater-Deff- nung der Volcaneitos erfüllt. Sn demfelben hat Bouflingauft Koch: ſalz 63",59 auf ein Litre; Eoblenfaures Natron 0,315 fchwefelfaures katron 0,205 auch Spuren von borfaurem Natron und God gefunden. Sn dem niedergefallenen Schlamme erfannte Ehrenberg in genauer microfeopifcher Unterfuchung Eeine Kalktheile, nichts Verfchladtes; aber Quarzfürner, mit Glimmer:Blättchen gemengt, und viele Eleine Kryſtall-Prismen fchwarzen Augits, wie er oft in vulkaniſchem Tuff vorfommt: Feine Spur von Spongiolitben oder polygaftrifchen Infu— forien, nichts, was die Nahe des Meeres andeutetez dagegen aber viele Nefte von Dicotyledonen, von Grafern und Sporangien der Lichenen, an die DBeftandtheile der Moya von Pelileo erinnernd. Während Ch. Sainte-Claire Deville und Georg Bornemann in ihren fohönen Analyfen der Macalube di Terrapilata in dem ausgeftoßenen Gas 0,99 gefohltes Waflerftoffgag fanden; gab ihnen das Gag, welches in der Agua Santa di Limosina bei Gatanea auffteigt, wie einft Turbaco, 0,98 Stickgas, ohne Spur von Sauerftiof. (Comptes rendus de l’Acad. des Sc. T. 43. 1856 p. 361 und 366.) = (©. 261.) Humboldt, Vues des Cordilieres et 313 Monumens des peuples indigenes de l’Amerique Pl. XLI p. 239. Die fchöne Zeichnung der Volcancitos de Turbaco, nach welcher die Kupfertafel geſtochen wurde, ift von der Hand meines damaligen jungen Neifegefährten, Louis de Nieur. — Ueber das alte Taruaco in der erften Zeit der fpanifchen Conquista f. Herrera, Dee. I. p. 251. 73 (S. 262.) Lettre de Mr. Joaguin Acosta ä Mr. Elie de Beaumont in den Comptes rendus de l’Acad. des Sec. T. XXIX. 1849 p. 530—53%. 7 (©, 263.) Humboldt, Asie centrale T. V. p. 519 big 540: meift nach Auszügen aus cinefifhen Werfen von Klaproth und Stanislas Julien. Das alte hinefifihe Seilbohren, weldeg in den Sahren 1830 bis 1842 mehrfach und bisweilen mit Vortheil in Steinfohlen: Gruben in Belgien und Deutfchland angewandt worden ift, war (wie Jobard aufgefunden) ſchon im 17ten Sahr- hundert in der Relation de ’Ambassadeur hollandais van Hoorn befchrieben worden; aber die genauefte Nachricht von diefer Bohr: Methode der Feuerbrunnen (Ho-tsing) hat der franzöfifche Mifionar Imbert gegeben, der fo viele Sahre in Kia-ting-fu vefidirt hat (f. Annales. de !’Association de la Propa- gation de la Foy 1829 p. 369—381). > (©, 264.) Nach Diard, Asie centr. T. II. p.515. Außer den Schlamm-Vulkanen bei Damat und Surabaya giebt e3 auf anderen Inſeln des indifchen Archipele noch die Schlamm-Vulkane von Pulu: Semao, Pulu-Kambing und Pulu-Roti; ſ.Funghuhn, Java, ſeine Geſtalt und Pflanzendecke, 1352 Abth. LI. ©. 830. "6 (©. 264.) Sunshuhn a. a. 2. Abth. IL. ©. 201, Abth. 4. ©. 854-858. Die ſchwächeren Hundsgrotten auf Java iind Gua-Upas und Gua-Galan (das erftere Wort ift das Sans— fritwort guhä Höhle). Da es wohl feinem Zweifel unterworfen jein kann, daß die Grotta del Cane in der Nahe des Lago di Ag- nano diefelbe ift, welche Plinius (II cap. 93) vor faft 18 Jahr— hunderten »in agro Puteolano« ald »Charonea scrobis mortiferum spiritum exhalans« befchrieben hat; fo muß man allerdings mit Scacchi (Memoriegeol. sullaCampania 1849 p. 48) verwundert fein, Daß in einem von dem Erdbeben fo oft bewegten, loderen Boden ein 10 Eleinliches Phanomen (die Zuleitung einer geringen Menge von Eohlenfaurem Gas) hat unverändert und ungeftört bleiben Fünnen. Av. Humboldt, Kosmos. IV 33 514 7 (S. 264.) Blume, Rumphia sive Commentatio— nes botanicae T. !. (1835) p. 47—59. 7” (©. 265.) Humboldt, Essai geognostique sur le gisement des Roches dans lies deux Hemispheres 1823 p. 76; Bouffingault in den Annales de Chimie et de Physique T. LU. 1833 p. 11. ” (©, 266.) ©. über die Höhe von Alauſi cbei Ticſan) am CGerro Cuello das Nivellement barometr. No. 206 in meinen Ob- serv. astron. Vol. I. p. 311. ® (©, 266.) »L’existence d’une source de naphte, sortant au fond de la mer d’un micaschiste grenatifere, et repandant, selon l’expression d’un historien de la Conguista, Oviedo, une »liqueur resineuse, aromatique ef m£dicinale«; est un fait ex- tremement remarquable. Toutes celles que !’on eonnalt jusqu’ici, appartiennent aux montagnes secondaires; et ce mode de gise- ment semblait favoriser idee que tous les bitumes mineraux (Hatchett dans les Transact. of the Linnaean Society 1798 p. 129) etaient dus à la destruction des matieres vegetales et animales ou a ’embrasement des houilles. Le phenomene du Golfe de Cariaco acquiert une nouvelle imporlance, si l’on se rappelle que le me&me terrain dit primitif renferme des feux souterrains, qu’au bord des crateres enflammes l’odeur de petrole se fail sentir de lems en tems (p. e. dans P’eruption du Vesuve 1805, lorsque le Volcan lancait des scories), et que la plupart des sources tres chaudes de l’Amerique du Sud sortent du granite (las Trincheras pres de Portocabello), du gneis et du schiste micace. — Plus à l’est du meridien de Cumana, en descendant de la Sierra de Meapire, on rencontre d’abord le terrain creux (tierra hueca) qui, pendant les grands tremblemens de terre de 1766 a jeté de l’asphalte enveloppe dans du petrole visqueux; et puis au-dela de ce terrain une infinitleE de sources chaudes hydrosulfureuses.« (Humboldt, Relat. hist. du Voyage aux Regions &quin. T. I. p. 136, 344, 347 und 447.) 1 (©, 269.) Kosmos Bd. 1. ©, 244, 2 (©, 270.) Strabo I pag. 58 Gafaub. Das Beimwort dıazvpog beweift, daß hier nicht von Schlamm-Vulkanen die Rede iſt. Wo auf diefe Plato in feinen gengnoftifhen Phantafien an: fpielt, Mythifches mit Beobachtetem vermifchend, fagt er beftimmt —⸗ —⸗ 515 (im Gegenſatz der Erſcheinung, welche Strabo beſchreibt) vyooo amiod zoranoi. Ueber die Benennungen anlos und praf als vulfanifche Ergießungen habe ich ſchon bei einer früheren Gelegenheit (Kosmos Bd. J. ©. 450—452 Anm. 95) gehandelt; und erinnere bier nur noch an eine andere Stelle des Strabo (VI p. 269), in der die fich erhärtende Lava, zmAog uslas genannt, auf das deutlichfte charafterifirt ift. In der Befchreibung des Aetna heißt es: „Der in Verhärtung ubergehende Glühſtrom (ovaf) verfteinert die Erdoberfläche auf eine betrachtlihe Xiefe, fo daß, wer fie auf: decken will, eine Steinbruch-Arbeit unternehmen muß. Denn da in den Krateren das Geftein gefhmolzen und ſodann emporge— hoben wird, fo ift die dem Gipfel entſtrömende Flüffigfeit eine fehwarze, den Berg herabfließende Kothmaſſe (zni35), welche, nach her verhärtend, zum Mühlftein wird, und diefelbe Farbe behält, die fie früher hatte.“ (6, 270.) Kosmos Bd. 1. ©. 452 (Anm. 98). s (S. 271.) Leop. von Buch über bafaltifhe Inſeln und Erhebungsfrater in den Abhandl. der Kon. Akade— mie der Wiff. zu Berlin auf das J. 1818 und 1819 ©. 51; deffelben pbyficalifhe Befhreibung der canarifchen Sn: feln 1825 ©. 213, 262, 284, 313, 323 und 341. Diefe, für die gründliche Kenntniß vulkanifcher Erfcheinungen Epoche macende Schrift ift die Frucht der Neife nah Madera und Teneriffa von Anfang April bis Ende October 18155 aber Naumann erinnert mit vielem Nechte in feinem Lehrbuch der Geognoſie, daß fchon in den von Leopold von Buch 1802 aus der Auvergne gefchrie= benen Briefen (geognoſtiſcheBeob. auf Reiſen durch Deutſch— land und Italien Bd. II. ©. 282) bei Gelegenheit der Beſchrei— bung des Mont d'Or die Theorie der Erhebungs- Krater und ihr wefentlicher Unterfchied von den eigentlihen Vulkanen ausgefprochen wurde. in lehrreiches Gegenftüd zu den 3 Erhe: bungs=Krateren der canarifchen Infeln (auf Gran Canaria, Te: nerifia und Palma) liefern die Azoren. Die vortrefflihen Karten des Capitän Vidal, deren Bekanntmachung wir der englifchen Ad— miralität verdanken, erläutern die wunderfame geognoftifche Con: firuction diefer Infeln. Auf S. Miguel liegt Die ungeheuer große, im $. 1444 faft unter Cabral's Augen gebildete Caldeira das sete Cidades: ein Erhebungs-Krater, welcher 2 Seen, Die Lagoa grande 916 und die Lagoa azul, in 312 F. Höhe einfchließt. An Umfang if faft gleich groß die Caldeira de Corvo, deren trodner Theil des Bodens 1200 F. Höhe hat. Faſt dreimal höher liegen die Erhe- bungs-Kratere von Fayal und Terceira. Zu derfelben Art der Aus- bruch-Erfcheinungen gehören die zahllofen, aber verganglichen Ge— rüfte, welche 1691 in dem Meere um die Snfel ©. Jorge und 1757 um die Snfel S. Miguel nur auf Tage fichtbar wurden. Das periodifhe Anfchwellen des Meeresgrundes Faum eine geogra- phifhe Meile weftlih von der Caldeira das sete Cidades, eine größere und etwas länger dauernde Inſel (Sabrina) erzeugend, ift bereits früher erwahnt (Kosmos Bd. 1. ©. 252). Weber den Er— hebungssKrater der Aftrunt in den phlegraifchen Feldern und die in feinem Gentrum emporgetriebene Trachytmaſſe als ungeöffneten glodenfürmigen Hügel f. Zeop. von Buch in Poggen— dvorff’s Annalen Pd. XXXVIL ©. 171 und 182, Ein fehöner Grhebungs=- Krater ift Rocca Monfina: gemeflen und abgebildet in Abi, geol. Beob. über die vulfan. Erfohbeinungen in Unter: und Mittel:Stalien 1841 Bd. I. ©. 113 Tafel 11. 5 (©, 272.) Sartoriusvon Waltershanfen, phy fifh-geograpbifche Skizze von Island 1847 ©. 107. 6 (S. 274.) Es tft viel geftritten worden, an welche beftimmte Eocalität der Ebene von Zrözen oder der Halbinsel Methana fich die Beichreibung des römischen Dichters anknüpfen lafe. Mein - $reund, der große, durch viele Reifen begünftiste, griechtfche Alter: thumsforfcher und Chorograph, Ludwig Roß, glaubt, daß Die nächfte Umgegend von Trözen Feine Dertlichfeit darbietet, die man auf den blafenfürmigen Hügel deuten könne, und daß, in poetifcher Freiheit, Dvid das mit Naturwahrheit gefchilderte Phanomen auf die Ebene verlegt habe. „Südwärts von der Halbinfel Methana und oftwarts von der trözenifchen Ebene“, fehreibt Noß, „liegt die Inſel Kalauria, befannt als der Ort, wo Demofihenes, von den Macedoniern gedrangt, im Tempel des Vofeidon das Gift nahm. Ein fchmaler Meeresarın fcheidet das Kalfgebirge Kalauria’s von der Küfte: von welchem Meeresarm (Durchfahrt, 0005) Stadt und Inſel ihren heutigen Namen haben. In der Mitte des Sundes liegt, durch einen niedrigen, vielleicht urfprünglich Fünftlichen Damm mit Kalauria verbunden, ein Eleines conifches Eiland, in feiner Geftalt einem der Länge nach durchgefcehnittenen Ei zu vergleichen. Es ift durchaus vulfanifch, und befteht aus graugelbem und gelbröthlihem Trachyt, mit Lava-Ausbrühen und Schlacken gemengt, faft ganz ohne Vegetation. Auf diefem Eilande fteht die heutige Stadt Poros, an der Stelle der alten Kalauria. Die Bil- dung des Eilandes ift der der jüngeren vulfanifchen Inſeln im Bufen von Thera (Santorin) ganz ahnlich. Ovidius ift in feiner begeifterten Schilderung wahrfcheinlich einem griechifchen Vorbilde oder einer alten Sage gefolgt.“ (Ludw. Roß in einem Briefe an mich vom November 1845.) Virlet hatte als Mitglied der franzöfifchen wiffenfchaftlihen Erpedition die Meinung aufgeftellt, daß jene vulfanifche Erhebung nur ein fpaterer Zuwachs der Tra— chytmaffe der Halbinfel Methana gewefen fei. Diefer Zuwachs finde fich in dem Nordweft-Ende der Halbinfel, wo das fehwarze verbrannte Geftein, Kammeni-petra genannt, den Kammeni bei Santorin ähnlich, einen jüngeren Urfprung. verrathe. Pauſanias theilt die Sage der Einwohner von Methana mit: daß an der Nordküſte, ehe die, noch jet berühmten Schwefel-Thermen aus: brachen, Feuer aus der Erde aufgeftiegen fei. (©. Curtius, Peloponneſos Bd. 1. ©. 42 und 56.) Ueber den „unbefchreiblichen Wohlgeruch“, welcher bei Santorin (Sept. 1650) auf den fiinfenden Schwefelgeruch folgte, I. No$, Reiſen auf den gried. Inſeln des ägäüſchen Meeres Bd. J. ©. 196. Ueber den Naphtha-Geruch in den Dampfen der Lava der 1796 erfchienenen aleutifchen Snfel Um: nack ſ. Koßebues Entdeckungs-Reiſe Bd. I. ©, 106 und Leop. de Buch, Description phys. desIles Ganariesp. 458. 7 (©, 274.) Der höchfte Gipfel der Pyrenden, d. 1. der Pic de Nethou (der öſtliche und höhere Gipfel der Maladetta- oder Malahita - Gruppe), tft zweimal frigonometrifch gemeflen worden; und hat nach Neboul 10737 Fuß (3481 *), nach Corabveuf 10478 Fuß 38404»). Er ift alfo an 1600 $. niedriger als der Mont Pel- vour in den franzöfifchen Alpen bei Briancon. Dem Pic de Nethou jind in den Pyrenäen am nachiten an Höhe der Pic Poſets oder Erift, und aus der Gruppe des Marbore der Montperdu und der Cylindre. 8 (©. 274.) Memoire pour servir ala Description geologique de la France T. il. p. 339. Wergl. über Valleys of elevation und encircling Ridges in der filurifchen Formation die vortrefflihen Schilderungen von Sir Roderick Murchiſon in the Silurian System P. I. p. 427—442. 918 s (S. 275.) Bravals und Martins, Observ. faites au Sommet et au Grand Plateau du Mont-Blanc, im Annuaire me&te£eorol. de la Erance pour 1850 p. 131. (©. 275.) Kosmos Bd. IV. ©. 221. Ich habe die Eifeler Bulfane zweimal, bei fehr verfchledenen Zuftanden der Entwidelung der Geognofie: im Herbite 1794 und im Auguft 1845, befucht: das erfte Mal in der Umgegend des Kaacher Sees und der, Damals dort noch von ©eiftlichen bewohnten Abtei; das zweite Mal in der Um: gegend von Bertrich, dem Mofenberge und den nahen Maaren: immer nur auf wenige Tage. Da Ich bei der letzten Ercurfion das Glück genoß meinen imnigen Freund, den Berghauptmann von Dechen, begleiten zu können; fo habe ich, durch einen vieljährigen Briefwechfel und durch Mittheilung wichtiger handfchriftlicher Auf: faße, die Beobachtungen diefes fcharfiinnigen Geognoſten frei be- nußen dürfen. Oft habe ich, wie es meine Art ift, durch Anfüh— rüngszeichen das unterfchieden, was ich wörtlih dem Mitge- theilten entlehnte. 1 (©. 276.) 9. von Dehen, geogn. Weberfiht der Umgegend von Bad Bertridh 1847 ©. 11— 51. ” (©. 276.) Stengel in Nöggerath, das Gebirge von Nheinland und Weftphalen Bo. 1. ©. 79 Tafel IN. Bergl. auch die vortrefflichen, die Eifel und dag Neuwieder Becken um— faflenden Erläuterungen E. von Oeynhauſen's zu feiner geogn. Karte des Laacher Sees 1847 ©. 34, 39 und 42. Weber die Maare f. Steininger, gevgnoftifhe Befhreibung der Eifel 1853 ©. 113. Seine frühefte verdienftlihe Arbeit, „die erlofhenen Bulfane in der Eifel und am Nieder: Abein“, iſt von 1820. «©. 279.) Der Keueit (gleichartig vom Veſuv, von Mocca di Papa im Albaner Gebirge, von Viterbo, von der Rocca Mon: fina: nach Pilla bisweilen von mehr als 3 Zoll Durchmeſſer, und aus dem Dolerit des Kaiferftuhls im Breisgau) findet fich auch „an: ſtehend al3 Leucit-Geſtein in der Eifel am Burgberge bei Nieden. Der Tuff ſchließt in der Eifel große Blöde von Leucitophyr ein bei Bol und Weibern.” — Sch kann der Verfuhung nicht widerfteben, einem von Mitfcherlich vor wenigen Wochen in der Berliner Afa- demie gehaltenen, chemifch=geognoftifchen Vortrage folgende wich: tige DBemerfung aus einer Handfchrift zu entnehmen: „Nur 919 Waferddmpfe koͤnnen die Auswärfe der Eifel bewirkt haben; fie würden aber den Dlivin und Augit zu den feinften Tropfen zertheilt und zerftäubt haben, wenn fie diefe noch flüfig gefroffen hatten. Der Grundmafe in den Auswärflingen find aufs innigfte, z. B. am Dreifer Weiher, Bruchftüde des zertrümmerten alten Gebirges eingemengt, welche haufig zufammengefintert ind. Die großen Olivin- und die Augitmaflen finden fich fogar in der Regel mit einer dien Krufte dieſes Gemenges umgeben; nie kommt im Dlivin oder Augit ein Bruchftük des alteren Gebirges vor: beide waren alfo ſchon fertig gebildet, ehe fie an die Stelle gelangten, wo die Zertrümmerung ftatt fand, Dlivin und Augit hatten fich alfo aus der flüfligen Bafaltmafle ſchon ausgefondert, ehe diefe eine Wafler-Anfammlung oder eine Quelle traf, die das Herauswerfen bewirkte.“ Vergl. über die Bomben auch einen älteren Auffaß von Leonhard Horner in den Transactions of the Geological Soc. 2 Ser. Vol. IV. Part 2. 1836 p. 467. 4 (G. 279.) Leop. von Buch in Poggendorff's Annalen Bd. XXXVII. ©. 179. Nach Scacchi gehören die Auswürflinge zu dem erften Ausbruch des Vefuvs im Jahr 795 Leonhard’g neues Sahrbud für Mineral. Jahre. 1853 ©. 259. (©. 232.) Ueber Bildungsalter des Nheinthals f. H. von Dechen, geogn. Beſchr. des Siebengebirges in den Ver: handl. des naturhift. Vereins der Preuß. Rheinlande und Weftpyhalens 1852 ©. 556 — 559. — Von den Snfuforien der Eifel handelt Ehrenberg in den Monatsberichten der Akad. der Wiff. zu Berlin 1844 ©. 337, 1545 ©. 133 und 148, 1846 S. 161— 171. Der mit infuforien=haltigen Bimsftein-Broden er- füllte Traß von Brohl bildet Hügel bis zu 800 F. Höhe. (©. 282.) Vergl. Nozet in den M&emoires de la So- ciete geologique, 2°® Serie T. J. p. 119. Auch auf der In— fel Java, diefer wunderbaren Stätte vielfacher vulkanifcher Thaͤ— tigfeit, findet man „Krater ohne Kegel, gleichfam flahe Vulkane“ (Junghuhn, Java, feine Öeftalt und Pflanzendede Lief. VII ©. 640), zwifhen Gunung Salat und Perwafti, „als Erplofions= Kratere” den Maaren analog. Ohne alle Rand: Er: höhung, liegen fie zum Theil in ganz flachen Gegenden der Ge: birge, haben edige Bruchftüde der gefprengten Gefteinfchichten um fich ber zerftreut, und ftoßen jekt nur Dampfe und Gas-Arten aus. 920 (©. 283) Humboldt, Umrifje von Vulkanen der Sordilleren von Quito und Merico, ein Beitrag zur Php: fiognomif der Natur, Zafel IV (Kleinere Schriften Bd. 1. ©. 133 — 205). ©. 253.) Umriffe von Bulfanen Zafel VI. (©. 233.) 4. a. D. Taf. VIII Kleinere Schriften Bd. 1. ©. 463— 467). Ueber die topograpbiiche Lage des Popoca— tepetl (rauchender Berg in aztefifcher Sprace) neben der (liegenden) weißen Frau, Iztaccihuatl, und fein geographifches Berhaltniß zu dem weftlichen See von Tezcuco und der öſtlich gelegenen Pyramide von Cholula f. meinen Atlas geogr. et phys. de la Nouvelle-Espagne Pl. 3. wo (©. 283.) Umriffe von DBulfanen Tafel IX; der Sternberg, in aztekiſcher Sprache GCitlaltepetl: Kleinere Schriften Bd. I. ©. 467—470 und mein Atlas geogr. et phys. de la Nouv. Espagne Pl. 17. 1 (©. 253.) Umriffe von Bulk. Tafel Li. 2 (©. 283.) Humboldt, Vues des Gordilleres et Monumens des peuples indigenes de l’Amerique (fol.) Pl. LXII. (©. 2353.) Umriife von Vulk. Taf. Lund X (Kleinere Schriften BD. 1. ©. 1—9)). (©, 284.) Umrifie von Bulk. Taf. IV. > (©. 234.) N. aD. Taf. Hi und VI. ° (©. 234.) Lange vor der Ankunft von Bouguer und Xa Sondamine (1736) in der Hochebene von Quito, lange vor den Bergmeffungen der Aftronomen wußten dort die Eingeborenien, daß der Chimborazo höher als alle anderen Nevados (Schneeberge) der Gegend fei. Sie hatten zweit, fich faft im ganzen Jahre überall gleich bleibende Niveau-Linien erfannt: die der unteren Grenze des ewigen Schnees; und die Linie der Höhe, bis zu welcher ein ein- zelner, zufälliger Schneefall herabreicht. Da in der Nequatorial- Gegend von Quito, wie ich durch Meffungen an einem anderen Orte (Asie centrale T. 1}. p. 255) erwiefen habe, die Schnee: linie nur um 180 Fuß Höhe an dem Abhange von fechs der höchften Soloffe vartirt; und da diefe Variation, wie noch Eleinere, welche Localverhältniffe erzeugen, in einer großen Entfernung gejehen (die Höhe des Gipfel vom Montblanc ift der Höhe der unteren Aequa— torial: Schneegrenze gleich), Dem bloßen Auge unbemerfbar wird: fo entfteht durch diefen Umftand für die Tropenwelt eine fcheinbar ununterbrochene Regelmäßigkeit der Schneebedeung, d. b. der Form der Schneelinie. Die landfchaftliche Darftellung diefer Horizontalität feßt die Phyfifer in Erftaunen, welche nur an die Unregelmäßigkeit der Schneebededung in der veränderlichen, fogenannten gemä— figten Zone gewöhnt find. Die Gleichheit der Schneehöhe um Quito und die Kenntniß von dem Marimum ihrer Dfeillation bietet ſenk— rechte Bafen von 14800 Fuß über der Meeresfläche, von 6000 Fuß über der Hochebene dar, in welcher die Städte Quito, Ham: bato und Nuevo Nivbamba liegen: Bafen, die, mit fehr genauen Meffungen von Höhenwinfeln verbunden, zu Diftanz-Beftimmungen und mannigfaltigen topographifchen, fehnell auszuführenden Arbeiten benußt werden fünnen. Die zweite der hier bezeichneten Niveau— Linien: die Horizontale, welche den unteren Theil eines einzelnen, zufälligen Schneefalles begrenzt; entfcheidet über die relative Höhe der Bergfuppen, welche in die Negion des ewigen Schnees nicht hineinreichen. Don einer langen Kette folcher Bergkuppen, die man irrigerweife für gleich hoch gehalten hat, bleiben viele unter: halb der temporären Schneelinie; und der Schneefall entfcheidet fo über das relative Höhenverhaltniß. Solche Betrachtungen uber perpetuirliche und zufällige Schneegrenzen. habe ich im dem Hochgebirge von Quito, wo die Sierras nevadas oft einander ge— nähert find ohne Zufammenhang ihrer ewigen Schneededen, aus dem Munde roher Landleute und Hirten vernommen. ine groß: artige Natur ſchärft anregend die Empfänglichkeit bei einzelnen Sndividuen unter den farbigen Eingeborenen felbft da, wo fie auf der tiefften Stufe der Cultur ftehen. (©. 255.) Abi in dem Bulletin de la Societe de Geographie, 4=® Serie T. I. (1851) p. 517, mit einer fehr fehönen Darftellung der Geftalt des alten Vulkans. ° (©. 255.) Humboldt, Vues des Cord. p. 295 Pl. LXI und Atlas de la Relat. hist. du Voyage Pl. 27. ’ (©. 286.) Kleinere Schriften Bd. J. ©. 61, 81, 83 und 88. (©. 256.) Junghuhn, Reife durh Java 1845 ©. 215 Tafel XX. 1X(&. 237.) ©. Adolf Erman’s, auch in geognoftiicher Hin- fiht fo wichtige Neife um die Erde Bd. IH. ©. 271 und 207. 2 (©. 237.) Sartorius von Waltershanfen, phy: ſiſch-geographiſche Skizze von Island 1847 ©. 107; deffelben gevognoftifher Atlas von Island 1553 Tafel XV und XVI (©, 237.) Otto von Koßebue, Entdeckungs-Reiſe in die Südfee und in die Berings:- Straße 1815 — 1818 Bd. I. ©. 685 Neife-Atlas von Choris 1320 Tafel 55 Vicomte d'Archiac, Hist. des Progre&s de la Geologie 1847 T. 1. p- 544; und Buzeta, Diecionario geogr. estad. historico delas islas Filipinas T. 11. (Madr. 1851) p- 436 und 470 -- 471: wo aber der zwiefahben Umzingelung, welche Delamare fo wiflenfchaftlich genau als umftandlih in feinem Briefe an Arago (Nov. 18425 Complies rendus de l'Acad. des Sc. T. XVI. p- 756) erwähnt, eines zweiten Kraters im Kraterfee, nicht gedacht wird. Der große Ausbruch im Dec. 1754 (ein früherer, heftiger geihahb am 24 Sept. 1716) zerftörte das alte, am füdweftlichen Ufer des Sees gelegene Dorf Taal, welches ſpäter weiter vom Vulkan wiedererbaut wurde. Die Eleine Snfel des Sees, auf welcher der Vulkan emporfteigt, heißt Isla del Volcan (Buzeta a. a. O.). Die abfolute Höhe des Vulkans von Taal ift kaum 840 $. Er gehört alfo nebft dem von Kofima zu den allerniedrigften. Zur Zeit der amerifanifchen Erpedition des Cap. Wilfes (1842) war er in voller Thätigkeit; ſ. United States Explor. Ex- ped. Vol. V. p. 317. (©. 237.) Humboldt, Examen crit. de l’hist. de la Geogr. T. IH. p. 135; HannonisPeriplus in Hudfon’g Geogr. Graeci min. T. ]. p. 45. 5 (©, 238.) Kosmos Bd. 1. ©. 238. 6 (S. 289.) Weber die Lage diefes Vulkanes, deffen Kleinheit nur von dem Dulfan von Tanna und von dem des Mendana über: troffen wird, f. die fchöne Karte des Japaniſchen Reichs von 8. von Siebold 1840. 7 (©. 289.) Sch nenne hier neben dem Pic von ZXeneriffa unter den Inſel-Vulkanen nicht den Mauna-roa, deſſen Fegel- förmige Geftalt feinem Namen nicht entipricht. In der Sandwic- Sprache bedeutet namlih mauna Berg, und roa zugleich lang und fehr. Ich nenne auch nicht den Hawaii, über deffen Höhe fo (ange geftritten worden ift und der lange als ein am Gipfel ungeöffneter trachptifcher Dom befchrieben wurde. Der berühmte Krater Kiraneah (ein See gefchmolzener aufwaliender Yava) liegt öſt— lich, nach Wilfes in 3724 F. Höhe, dem Fuße des Mauna=roa nahe; vergl. die vortreffliche Befchreibung in Charles Wilfes, Explo- ring Expedition Vol. IV. p. 165—1%. (SS. 290.) Brief von Fr. Hoffmann an Leop. von Buch über die geognoftifche Conftitution der Lipariſchen In— feln, in BPoggend. Annalen Bd. XXVI. 1832 ©. 59. Vol⸗ cano, nach der neueren Meflung von Ch. Sainte-Claire Deville 1190 Fuß, bat ſtarke Eruptionen von Schladen und Afche gehabt in den Sahren 1444, am Ende des I6ten Jahrhunderts, 1731, 1739 und 1771. Seine Fumarolen enthalten Ammoniak, borarfaures Selen, gefchwefelten Arfenik, Phosphor und nach Bornemann Spur: ren von Jod. Die drei lebten Subjtanzen treten hier zum erften Male unter den vulfanifchen Producten auf. (Comptes rendus de ’Acad. des Sc. T. XLIII. 1856 p. 683.) (©. 290.) Squier in der American Association (tenth annual meeting, at New-Haven 1850). (©.2%0.) ©. Franz Junghuhn's überaus lehrreiches Werf: Java, feine Seftalt und Pflanzendede 1852 Bd. I. ©. 99, Der Ringgit ift jest faft erlofchen, nachdem feine furchtbaren Aus— brüche im Jahr 1586 vielem taufend Menfchen das Leben gefoftet hatten, 21 (©, 29.) Der Gipfel des Veſuvs ift alfo nur 242 Fuß höher als der Broden. 22 (©, 29.) Humboldt, Vues des Cordilleres Pi. XLIII und Atlas geogr. et physique Pl. 29. 3.6, 291.) Sunghuhn a. a. O. Bd. I ©. 68 und 98. (©, 291.) Vergl. meine Relation hist. T. I. p. 93 be: fonders wegen der Entfernung, in welcher der Gipfel des Vulkans der Snfel Pico bisweilen gefehen worden ift. Die ältere Meſſung Ferrer’s gab 7423 Fuß: alfo 285 $. mehr als die, gewiß forgfäl- tigere Aufnahme des Cap. Vidal von 1343. 3(©, 291.) Erman in feiner intereflanten geognoftifchen Beichreibung der Vulkane der Halbinfel Kamtfchatfa giebt der Awatfchinffaja oder Gorelaja Sopfa 3360 F., und der Strieloſch— naja Sopfa, die aud Korjazkaja Sopfa genannt wird, 11090 8, (Reiſe Bd. IM. ©. 494 und 540). Vergl. tiber beide Vulkane, von denen der erfte der tbatigfte tft, L. de Buch, Deser. 924 phys. des Hles Ganaries p. 447—450. Die Erman’ihe Meffung des Vulkans von Awatſcha ffimmt am meiften mit der früheften Meffung von Mongez 1787 auf der Erpedition von La Peroufe (8193 F.) und mir der neueren des Cap. Beechey (8497 $.) überein, Hofmann auf der Koßebue’fchen und Lenz auf der Lütke'ſchen Reife fanden nur 7664 und 7705 Fuß; vergl. Lütke, Voy. autour du Monde T. Ill. p. 67— 84. _ Des Admirals Meffung von der Strielofhnaia Sopka gab 10518 $. 25 (©, 291.) Vergl. Pentland’s Höhentafel in Mary Somer: ville’s Phys. Geogr. Vol. 11. p. 452; Sir Woodbine Parifh, Buenos-Ayres and the Proy. ofthe Rio de laPlata 1852 p. 343; Pöppig, Neife ın Chile und Peru Bd. 1. ©. 411 — 434. 7 (©, 291.) Sollte der Gipfel diefes merkwürdigen Vulfans im Abnehmen der Höhe begriffen fein? Eine barometrifche Meffung von Baldey, Vidal und Mudge im Jahr 1819 gab noch 2975 Meter vder 9:56 Fuß: während ein fehr genauer und geübter Beobachter, welcher der Geognofie der Vulkane fo wichtige Dienfte geleifter bat, Sainte:-Claire Deville (Voyage aux iles Antillesetaä!’lle de Fogo p. 155), im Yahr 1842 nur 2790 Meter oder 8537 Fuß fand. Cap. King hatte kurz vorher die Höhe des Vulkans von Fogo gar nur zu 2686 Metern oder 8267 $. beftimmt. 8 (©, 291.) Erman, NReife-B0% Hi. ©. 271,275 und 297. Der Vulkan Schiwelutfch har, wie der Pichincha, Die bei tharigen Vulkanen jeltene Form eines langen Rückens (chrebet), auf dem fich einzelne Kuppen und Kämme (grebni) erheben. Glocken- und Kegelberge werden in dem vulfanifchen Gebiete der Halbinfel immer durch den Namen sopki bezeichnet. (©, 291.) Wegen der merfwürdigen Nebereinftimmung der trigonometriſchen Meſſung mit der baromerrifchen von Sir John Herichel f. Kosmos Bd. 1. ©. 41 Anm. 2. (©, 291.) Die barometrifhe Meſſung von Sainte: Glaire Deville (Voy. aux Antilles p. 102— 118) im Jahr 1842 gab 3706 Meter oder 11408 Fuß: nahe übereinftimmend mit dem Nefultate (11430 Fuß) der zweiten trigonometrifchen Meflung Borda’s vom Jahre 1776, welche ich aus dem Manuscrit du Depöt de la Marine habe zuerft veröffentlichen Fünnen (Humboldt, Voy. aux Regions &quinox. T. I. p. 116 und 275 — 2837. 925 Borda’s erfte, mit Pingre gemeinfchaftlih unternommene, trigo— nometrifche Meffung vom Jahre 1771 gab, ftatt 11430 Fuß, nur 10452 $. Die Urfah des Irrthums war die falfhe Notirung eines Winfels (33° ftatt 53%): wie mir Borda, defien großem per- fünlichen Wohlwollen ich vor meiner DOrinvco-Neife fo viele müß- liche Rathſchlaͤge verdanfe, felbft erzählte. s1 (©. 291.) Ich folge der Angabe von VPentland, 12367 engl. Fuß: um jo mehr, als in Sir Games Roß, Voy. of discovery inthe anlarctie Regions Vol. 1. p. 216, die Höhe des Vulkans, deffen Rauch und Flammen-Ausbruͤche felbft bei Tage fichtbar waren, im allgemeinen zu 12400 engl. Fußen (11634 Par. Fuß) angegeben wird, ” (©. 291.) Ueber den Argaus, den Hamilton zuerft be: ftiegen und barometrifch gemeflen (zu 11921 Parifer Fuß oder 3905=), f. Peter von Tehihatcheff, Asie mineure (1853) T. 1. p. 4141 —449 und 571. William Hamilton in feinem vortreff- lichen Werfe (Researches in Asia Minor) erhält als Mittel von einer Barometer-Meſſung und einigen Höhenwinkeln 13000 feet (12196 Par. F.); wenn aber nach Ainsworth die Höhe von Kaifarieh 1000 feet (933 Bar. $.) niedriger ift, als er fie annimmt: nur 11255 Par. $. Dergl. Hamilton in den Transact. of the Geolog. Soc. Vol. V. Part 3. 1840 p. 5%. Vom Argaͤus (Erd- ſchiſch Dagh) gegen Südoft, in der großen Ebene von Eregli, erheben fih füdlih von dem Dorfe Karabunar und von der Berggruppe Karadſcha-Dagh viele, fehr kleine Ausbruch- Kegel. Einer der: felben, mit einem Krater verfehen, haft eine wunderbare Schiffsge- ftalt, an dem DVBordertheil wie in einen Schnabel auslaufend. Es liegt diefer Krater in einem Salzfee, an dem Wege von Karabunar nach Gregli, eine ftarfe Meile von dem erftern Orte entfernt. Der Hügel führt denfelben Namen. (Tchihatcheff T. J. p. 455; William Hamilton, Researches in Asia Minor Vol. I. p. 217.) ss (©. 292.) Die angegebene Höhe ift eigentlich die des gras— grünen Bergfees Laguna verde, an deffen Rande fich die, von Bouffingault unterfuchte Solfatare befindet (Acoſta, Viajes cientificos alos Andes ecuatoriales 1849 p. 75). 4 (S. 292.) Boufingault ift bis zum Krater gelangt und hat die Höhe barometrifch gemeſſen; fie frimmt fehr nahe mit der überein, die ich 23 Jahre früher, auf der Reife von Popayan nach Quito, fchakungsweife befannt gemacht. 926 (©, 202.) Die Höhe weniger Vulkane iſt fo überſchaͤtzt worden als die Höhe des Eoloffes der Sandwich-Snfeln. Wir fehen diefelbe nach und nah von 17270 Fuß (einer Angabe aus der dritten Neife von Coof) zu 15465 $. in King’s, zu 15588 $. in Marchand’s Meflung, zu 12909 $. durh Cap. Wilfes, und zu 12693 F. durh Horner auf der Neife von Koßebue herabfinten. Die Grundlagen des lebtgenannten Mefultates hat Leopold von Buch zuerft befannt gemacht in der Descr. phys. des Illes Ganaries p. 379. Vergl. Wilfes, Explor. Exped. Vol.IV. p. 111— 162. Der dftliche Kraterrand hat nur 12609 8. Die An: nahme größerer Höhe bei der behaupteten Schneelofigfeit des Mauna Roa (Br. 19° 28%) würde dazu dem Nefultat wideriprechen, daß nach meinen Meflungen im mericanifchen Gontinent in derfelben Breite die Grenze des ewigen Schnees fchon 13860 Fuß hoch ge: funden worden ift (Humboldt, Voy. aux Regions equinox. T. 1.p. 97, Asie centr. T. Ill. p. 269 und. 359). »6 (S. 292.) Der Bulfan erhebt fich weftlich von dem Dorfe Cumbal, das felbft 9911 Fuß über dem Meere liest Acofta p. 76). 7 (©. 292.) Ich gebe das Nefultat von Erman's mehrfachen Meffungen im Sept. 1829. Die Höhe der Kraterrander foll Ver— anderungen durch haufige Eruptionen ausgefeßt fein; denn es hatten im Aug. 1828 Meflungen, die daflelbe Vertrauen einflößen konnten, eine Höhe von 15040 $. gegeben. Vers. Erman’s phyfifalifhe Beobachtungen auf einer Neife um die Erde Bd. I. ©. 400 und 419 mit dem hiftorifhen Bericht der Neife Bd. II. ©. 358 — 360. (©, 292.) Bouguer und La Condamine geben in der In— fchrift zu Quito für den Tungurahua vor dem großen Ausbrud von 1772 und vor dem Erdbeben von Nivbamba (1797), weldes große Bergſtürze veranlaßte, 15738 F. Ich fand trigonometrifch im Jahr 1802 für den Gipfel des Vulkans nur 15473 F. 3 (S. 292.) Die barometrifche Mefung des höchften Gipfels vom Volcan de Purac& durch Francifco Jofe Caldas, der, wie mein theurer Freund und Reifebegleiter, Carlos Montufar, als ein blu— tiges Opfer feiner Liebe für die Unabhängigfeit und Freiheit des Baterlandes fiel, giebt Acoſta (Viajes cientificos p. 70) zu 5184 Metern (15957 8.) an. Die Höhe des Heinen, Schwefeldampf mit beftigem Geräuſch ausftoßenden Kraters (Azufral del Boqueron) habe 527 ich 13524 F. gefunden; Humboldt, Recueil d’Observ.astro- nomiques et d’operations trigonom. Vol. 1. p. 304. (©. 292.) Der Sangay ift durch feine ununterbrochene Thaͤ— tigfeit und feine Lage überaus merkwürdig: noch efwas öftlich ent- fernt von der öftlichen Gordillere von Quito, füdlich vom Rio Pa- ftaza, in 26 Meilen Abftandes von der nächften Küfte der Südſee: eine Lage, welche (wie die Vulkane des Himmelsgebirges in Alien) eben nicht die Theorie unterftüßt, nach der die öftlichen Cordilleren in Chili wegen Meeresferne frei von vulfanifchen Ausbrüchen fein follen. Der geiftreihe Darwin hat nicht verfehlt diefer alten und weit verbreiteten vulfanifchen Littoral- Theorie in den Geological OÖbservalions on South America 1846 p. 185 umftändlich zu gedenfen. (©. 292.) Sch habe den VPopocatepetl, welcher auch der Vol- can grande de Mexico genannt wird, in der Ebene von Tetimba bei dem Smdianer-Dorfe San Nicolas de los Ranchos gemeſſen. Es fcheint mir noch immer ungewiß, welcher von beiden Vulkanen, der Popocatepetl oder der Pic von Orizaba, der höhere fei. Vergl. Humboldt, Recueil d’Observ. astron. Vol. il. p. 5%. 12 (©, 292.) Der mit ewigem Schnee bededte Pie von Orizaba, deffen geographifche Ortsbeftimmung vor meiner Neife überaus irrig auf allen Karten angegeben war, fo wichtig auch diefer Punkt für die Schifffahrt bei der Landung in Veracruz tft, wurde zuerſt im Jahr 1796 vom Encero aus trigonometrifch durch Ferrer gemeilen. Die Meffung gab 16776 Fuß. Eine ahnliche Operation habe ich in einer Fleinen Ebene bei Zalapa verfucht. Sch fand nur 16302 F.; aber die Höhenwinfel waren fehr Klein und die Grundlinie fehwierig zu nivelliren. Vergl. Humboldt, Essai politique sur la Nouv. Espagne, 2° ed. T. I. 1825 p. 166; meinen Atlas du Mexique (Carte des fausses positions) Pl. X, und Klei— nere Schriften Bd. 1. ©. 468. (©. 292.) Humboldt, Essai sur la Geogr. des Plantes 1807 p. 153. Die Höhe ift unficher, vielleicht mehr als n zu groß. (©. 292.) Ich habe den abgeftumpften Kegel des Bulfans von Zolima, der am nördlihen Ende des Paramo de Quindiu liegt, im Valle del Carvajal bei dem Städtchen Ibague gemeflen im Jahr 1802. Man fieht den Berg ebenfalls, in großer Entfernung, 328 auf der Hochebene von Bogota. In diefer Kerne hat Caldas durch eine etwas verwidelte Combinetion im Jahr 1806 ein ziemlich angenahertes Nefultat (17292 8.) gefunden; Semanario de la Nueva Granada, nueva Edicion, aumentada por J. Acosta 1849, p. 349. | 5 (©. 292.) Die abfolute Höhe des Vulkans von Arequipa ift fo verfchieden angegeben worden, daß es fchwer wird zwifchen bloßen Schäßungen und wirkflihen Meflungen zu unterfcheiden. Der ausgezeichnete Botaniker der Malafpina’fhen Weltumfeglung, Dr. Thaddaus Hanke, gebürtig aus Prag, erftieg den Vulkan von Are- quipa im Jahr 1796, und fand auf dem Gipfel ein Kreuz, welches be- reits 12 Sahre früher aufgerichtet war. Durch eine trigenometrifche Dperation foll Hanke den Vulkan 3180 Toifen (19030 $.) über dem Meere gefunden haben. Diefe, viel zu große Höhen-Angabe ent: ſtand wahrfcheinlich aus einer irrigen Annahme der abfoluter Höhe der Stadt Arequipa, in deren limgebung die Operation vorgenom: men wurde. Wäre damals Hanke mit einem Barometer verfehen gewefen, fo würde wohl, nachdem er auf den Gipfel gelangt war, ein in trigonometrifchen Meffungen ganz ungeübter Botaniker nicht zu einer folchen gefchritten fein. Nach Hanke erftieg den Vulkan zuerft wieder Samuel Curzon aus den Vereinigten Staaten von Nord: amerifa (Boston Philosophical Journal 1823 Roy. p. 168). Sm Gahr 1830 fchäkte Pentland die Höhe zu 5600 Metern (17240 F.), und diefe Zahl (Annuaire du Bureau des Lon- gitudes pour l’an 1830 p. 325) habe ich für meine Carte hyp- sometrique de la Gordillere des Andes 1831 benußt. Mit derfelben ftimmt befriedigend (bis faft 2) die trigonometrifche Meſſung eines franzöftichen See-Dfficiers, Herrn Dolley, überein, die ich 1826 der wohlwollenden Mittheilung des Cap. Alphonfe de Moges in Paris verdankte. Dolley fand trigonometrifch den Gipfel des DBulfans von Arequipa 10343 Fuß, den Gipfel des Charcant 11126 F. über der Hochebene, in welcher die Stadt Arequipa liegt. Sept man nun nach barometrifhen Mefungen von Pentland und Rivero die Stadt Arequipa 7366 F. (Pentland 7352 feet in der Höhen-Xabelle zur Physical Geography von Mary Somer- ville, 3te Aufl. Vol. I. p. 45%; Nivero im Memorial de ciencias nalurales T. Il. Lima 1823 p. 65; Meyen, Reife um die Erde Th. 1. 1835 ©. 5), fd giebt mir Dolley’3 frigono- 929 metrifche Dperation für den Vulkan von Arequipa 17712 Fuß (2952 Toiſen), für den Vulfan Charcani 18492 Fuß (3082 Toiſen). Die oben citirte Höhen- Tabelle von VPentland giebt aber für den Vulkan von Areguipa 20320 engl. Fuß, 6190 Meter (19065 Par. Fuß): d. i. 1825 Par. Fuß mehr als die Beftimmung von 1830, und nur zu identifch mit Hanfe’s trigonometrifcher Meffung des Sahres 1796! Am Widerfpruh mit Diefem Nefultat wird in den Anales de la Universidad de Chile 1852 p. 221 der Vulkan nur zu 5600 Metern oder 17240 Par. Fuß: alſo um 590 Meter niedriger, angegeben! Ein trauriger Zuftand der Hppfometrie! (5, 292.) DBonfingault, begleitet von dem Eenntnißvollen Hbriften Hall, hat faft den Gipfel des Cotopaxi erreicht. Er ge: langte nach barometrifcher Meffung bis zu der Höhe von 5746 Me: tern oder 17698 F. Es fehlte nur ein Feiner Naum bis zum Nande des Kraters, aber die zu große Lockerheit des Schnees verhinderte das Weiterfteigen. Vielleicht ift Bouguer's Höhen: Angabe etwas zu Flein, da feine complieirte trigonometrifche Be— rechnung von der Hppothefe über die Höhe der Stadt Quito abhangt. 7 (©, 292.) Der Sahama, welchen Pentland (Annuaire du Bureau des Long. pour 1830 p. 321) beftimmt einen noch thätigen Vulkan nennt, liegt nach deffen neuer Karte des Thals von Titicaca (1848) öftlich von Arica in der weftlichen Gordillere. Er ift 871 Fuß höher als der Chimborszo, und das Höhen: Ver: haltniß des niedrigften japanifchen Qulfans Kofima zum Sahama ift wie 1 zu 30. Sch habe angeftanden den chilenifchen Aconcagua, der, 1835 von Fißroy zu 21767 Var. Fuß angegeben, nach Pent— land's Correction 22431 Par. Fuß, nach der neueften Meffung (1845) des Capitaͤns Kellet auf der Fregatte Herald 23004 feet vder 21584 Par. Fuß hoch iftz in die fünfte Gruppe zu feßen, weil es nad den einander entgegengefeßten Meinungen von Miers (Voyage to Chili Vol. I. p. 283) und Charles Darwin (Journal of Researches into the Geology and Natural History of the various countries visited by the Beagle, 2 ed. p. 291) etwas zweifelhaft bleibt, ob diefer colofale Berg ein noch entzündeter Qulfan ift. Mary Somerville, Pentland und Gillif (Naval Astr. Exped. Vol. I. p. 126) läugnen auch die Ent- zündung. Darwin fagt: »I was surprised at hearing that the Am. Humboldt, Kosmos. IV. 34 530 Aconcagua was in action the same night (15 Jan. 1835), because this mountain most rarely shows any sign of aclion.« 4 (S. 293.) Diefe durchbrechenden Porphyrmaſſen zeigen fich befonders in großer Mächtigfeit nahe am Illimani in Cenipampa (14962 F.) und Totorapampa (12860 $.); auch bildet ein glimmer: haltiger Quarzporphyr, Granaten, und zugleich edige Frag: mente von Kiefelfchiefer einfchliegend, die obere Kuppe des berühmten filberreichen Cerro de Potosi (YPentland in Handfchriften von 1832). Der Slimani, welchen Pentland erſt zu 7315 und nachher zu 6445 Metern angab, ift feit dem Sahr 1847 auch der Gegenftand einer forgfaltigen Meſſung des Ingenieurs Piſſis geworden, der bei Gele: genheit feiner großen frigonometrifchen Aufnahme der.Llanura de Bolivia den Slimant durch drei Triangel zwifchen Galamarca und La Paz im Mittel 6509. Meter hoch fand: was von der legten Pent- land’fchen Beftimmung nur um 64” abweicht. ©. Investligacio- nes sobre la altitud de los Andes, in der Anales de Chile 1852 p. 217 und 221. (©, 295) Sartorius v. Waltershaufen, gevgn. Sfizze von Island ©. 103 und 107. - (©. 296.) Strabo lib. VI p. 276 Caſaub.; Plin. Hist. nat. 111, 9: »Strongyle, quae a Lipara liquidiore flamma tantum differt; e cujus fumo quinam flaturi sint venti, in triduo praedicere incolae traduntur.« Vergl. auh Urlichs, Vindiciae Plinianae 1853 Fasc. I p. 39. Der, einft fo thätige Vulkan von Lipara (im Nordoſten der Inſel) feheint mir entweder der Monte Campo bianco oder der Monte di Capo Castagno gewefen zu fein. (Vergl. Hoff: mann in Voggendorff’s Annalen Bd. XXVI. ©. 49—54.) »' (©. 297.) Kosmos BD. Il. ©. 231 und 448 Anm. 77), Bd. IV. ©. 24 (Anm. 65). Herr Albert Berg, der früher ein malerifches Werk: Phyſiognomie der Tropifchen Vegeta— tion von Südamerifa, herausgegeben, hat 1853 von Rhodos und der Bucht von Myra Andriace) aus die Chimära in Lycien bei Deliftafch und Yanartaſch befucht. (Das türfifhe Wort täsch bedeutet Stein, wie dägh und tägh Berg; Deliftafch bedeutet: durchlöcherter Stein, vom türf. delik, Loch.) Der Neifende fah das Serpentinftein- Gebirge zuerft bei Adrafan, wahrend Beaufort fhon bei der Inſel Garabufa (nicht Grambufe), füdlich vom Cap Chelidonia, den dunfelfarbigen Serpentin auf Kalfftein angelagert, 531 * vielleicht ihm eingelagert, fand. „Nahe bei den Ueberbleib— ſeln des alten Vulkans-Tempels erheben ſich die Reſte einer chriſt— lichen Kirche im ſpäten byzantiniſchen Style; Reſte des Haupt: ſchiffs und zweier Seiten-Capellen. In einem gegen Oſten gele— genen Vorhofe bricht die Flamme in dem Serpentin-Ge— ſtein aus einer etwa 2 Fuß breiten und 1 Fuß hohen, camin— artigen Oeffnung hervor. Sie ſchlägt 3 bis 4 Fuß in die Höhe, und verbreitet (als Naphtha-Quelle?) einen Wohlgeruch, der ſich bis in die Entfernung von 40 Schritten bemerkbar macht. Neben dieſer großen Flamme und außerhalb der caminartigen Oeffnung erſcheinen auch auf Nebenſpalten mehrere ſehr kleine, immer ent— zuͤndete, zuͤngelnde Flammen. Das Geſtein, von der Flamme be— rührt, iſt ſtark geſchwärzt; und der abgeſetzte Ruß wird geſammelt, zur Linderung der Schmerzen in den Augenliedern und beſonders zur Färbung der Augenbraunen. In drei Schritt Entfernung von der Chimaͤra-Flamme iſt die Warme, die fie verbreitet, ſchwer zu erfragen. Ein Stück dürres Holz entzündet fih, wenn man e3 in die Deffnung halt und der Flamme nahert, ohne fie zu berühren. Da, wo das alte Gemäuer an den Felfen angelehnt ift, dringt auch aus den Zwifchenraumen der Steine des Gemäuers Gas aus, das, wahrfcheinlich von niederer Temperatur oder anders gemengt, fich nicht von felbit entzündet, wohl aber durch ein genahertes Licht. Acht Fuß unter der großen Flamme, im Inneren der Ruine, findet fih eine runde, 6 Fuß tiefe, aber nur 3 Fuß weite Deffnung, welche wahrfcheinlich einft überwölbt war, weil ein Wafferguell dort in der feuchten Sahreszeit ausbricht, neben einer Spalte, über der ein Flaͤmmchen fpielt.“ Aus der Handfchrift des Neifenden.) — Auf einem Situntionsplan zeigt Berg die geographifhen Verhältniſſe der Alluvialfehichten, des (Tertiär-2) Kalkfteins und des Gerpen: tin-Gedirges. (©, 297.) Die ältefte und wichtigfte Notiz über den Vul— Fan von Mafaya ift in einem erft vor 14 Sahren von dem verdienft: vollen hiftorifchen Sammler Ternaux-Compans edirten Manuferipte Oviedo's: Historia de Nicaragua (cap. V bis X) enthalten; f. p. 115— 197. Die franzöfifche Weberfeßung bildet einen Band der Voyages, Relations et M&moires originaux pour servir ä l’histoire et à la decouverte de l’Amerique. Bergl. auch Zope, de Gomara,Historiageneraldelasindias 332 (Zaragoza 1553) fol. CX, b; und unter den neueften Schriften Squier, Nicaragua, its people, scenery and monuments 1853 Vol. I. p. 211 —223 und Vol. I. p. 17. So weit berufen war der unausgefeßt fpeiende Berg, daß fih in der Füniglichen Bibliothek zu Madrid eine eigene Monographie von dem Vulkan Mafaya, unter dem Titel vorfindet: Entrada y descubrimiento del Vol- can de Masaya, que estä en la Proy. de Nicaragua, fecha por Juan Sanchez del Portero. Der Xerfafier war Einer von denen, welche fich in den wunderbaren Erpeditionen des Do: minicaner- Mönche Fran Blas de Jñeſta in den Krater herabließen. (Dviedo, Hist. de Nicaragua p. 141.) 533 (©. 293.) In der von Ternaux-Compans gegebenen fran: zöfifchen Ueberfeßung (das ſpaniſche Driginal tft nicht erfchienen) heißt es p. 123 und 132: »On ne peut cependant dire qu’il sorte precisement une flamme du cratere, mais bien une fumée aussi ardenie que du feu; on ne la voit pas de loin pendant le jour, mais bien de nuit. Le Volcan Eclaire autant que le fait la lune quelques jours avant d’etre dans son plein.« Diefe ſo alte Be: merfung tiber die problematifhe Art der Erleuchtung einegd Siraters und der darüber frehenden Luftfchichten ft nicht ohne Bes deutung, wegen der fo oft in neuefter Zeit angeregten Zweifel über die Entbindung von Wafferftoffgas aus den Srateren der Vul— fane. Wenn auch in dem gewöhnlichen hier bezeichneten Zuftande die Hölle von Mafaya nicht Schladen vder Afche auswarf (Gomara feßt hinzu: cosa que hazen otros volcanes), fo hat fie doch bisweilen wirkliche Lava-Ausbrüche gehabt: und zwar wahr: fheinlich den legten im Sahr 1670. Seitdem ift der Vulkan ganz erlofchen, nachdem ein perperuirliches Leuchten 140 Fahre lang beobachtet worden war. Stepheng, der ihn 1840 beftieg, fand feine bemerfbare Spur der Entzündung. Ueber die Chorotega- Sprache, die Bedeutung des Wortes Mafaya und die Maribios f. Bufc- mann's fcharfiinnige ethnographifche Unterfuchungen über die aztefifhben Ortsnamen ©. 130, 140 und 171. 5 (©, 299.) »Les trois compagnons convinreni de dire qu'ils avaient trouve de grandes richesses; et Fray Blas, que jai connu comme un homme ambilieux, rapporte dans sa rela- tion le serment que lui et les associes firent sur l’evangile, de persister a jamais dans leur opinion que le volcan contient de 533 l'or me&le d’argent en fusion!« Oviedo, Descr. de Nicaragua cap. X p. 186 und 196. Der Cronista de las Indias ift übrigens fehr darüber erzärnt (cap.5), daß Fran Blas erzahlt habe, „Dviedo habe fich die Hölle von Maſaya vom Kaifer zum Wappen er: beten“. Gegen hberaldifche Gewohnheiten der Zeit wäre folche geo- gnoftifche Erinnerung übrigens nicht gewefen; denn der tapfere Diego de Ordaz, der fich rühmte, als Corte, zuerft in das Thal von Merico eindrang, bis an den Krater ded Vopocatepetl gelangt zu fein, erbielt diefen Vulkan, wie Oviedo das Geftirn des füdlichen Kreuzes, und am früheften Columbus (Exam. crit. T. IWW. p. 235—240) ein Fragment von einer Landkarte der Antillen, als einen. heraldiſchen Schmud. > (©, 300.) Humboldt, Anfihten der Natur Bd. 1. ©. 276. 5° (S. 300.) Syuier, Nicaragua, its people and mo- numents Vol. Il. p. 10% (Sohn Bailey, Central America 1850 p. 75). >” (©. 300.) Memorie geologiche sulla Campania 1849 p. 61. Die Höhe des Vulkans von Sorullo habe ich über der Ebene, in welcher er aufgeftiegen, 1578 Fuß, über der Meeresfläche 4002 Fuß gefunden, > (©. 301.) 2a Condamine, Journal du Voyage A l’Equateur p. 163; derfelbe in der Mesure de trois Degrés dela Meridienne de !’Hemisphere austral p. 56. >” (©. 302.) In dem Landhaufe des Marques de Selvalegre, des Vaters meines unglüdlichen Begleiters und Freundes Don Sarlos Montufar, war man oft geneigt die bramidos, welche dem Abfeuern einer fernen Batterie ſchweren Gefchüßes glihen und in ihrer Sntenfität, bei gleichem Winde, gleicher Heiterkeit der Luft und gleicher Temperatur, fo überaus ungleich waren, nicht dem Sangay, fondern dem Guacamayo, einem 10 geographifche Meilen näheren Berge, auzufchreiben, an deſſen Fuße ein Weg von Quito über die Hacienda de Antisana nach den Ebenen von Archidona und des Rio Nayo führt. (S. meine Special: Karte der Provinz Quixos, No. 23 meines Atlas geogr. et phys. de l’Amer. 1814— 1834.) Don Jorge Juan, welcher den Sangay in größerer Nahe als ich hat donnern hören, fagt befiimmt, daß die brami- dos, die er ronquidos del Volcan (Relacion de! Viage A la 234 America meridional Parte I. Tomo 2. p. 569) nennt und in Pintac, wenige Meilen von der Hacienda de Chillo, vernahm, dem Sangay oder Volcan de Macas zugehören, deffen Stimme, wenn ich mich des Ausdruds bedienen darf, ſehr charafteriftifch fei. Dem fpanifchen Aſtronomen fchien diefe Stimme befonders rauh, daher er fie lieber ein Schnarchen (un ronquido) als ein Gebrüll (bramido) nennt. Das fehr unheimliche Geräuſch des Vulkans Pichincha, dag ich mehr: mals ohne darauf erfolgende Erdftöge bei Nacht, in der Stadt Quito, gehört, bat etwas hell Elirrendes, als würde mit Ketten geraffelt uud als frürzten glasartige Maffen auf einander. Am Sangay befchreibt Wiffe das Geräufch bald wie rollenden Donner, bald abgeſetzt und troden, als befande man fich in nahem Peloton- Feuer. Bis Payta und San Buenaventura (im Choco), wo die bramidos des Sangap, d. 1. fein Krachen, gehört wurden, find vom Gipfel des Vulkans in füdweftliher Nichtung 63 und 87 gevgraphifche. Meilen. (Vergl. Carte de la Prov. du Choco und Carte bypsometrique des Cordilieres, No. 23 und 3 von meinem Atlas geogr. et phy- sique.) So find in diefer mächtigen Natur, den Tungurabua und den, Quito naheren Cotopari, deſſen Krachen ich im Februar 1803 (Kleinere Schriften Bd. 1. S. 384) in der Südfee gehört habe, mit eingerechnet, an nahen Punkten die Stimmen von vier Bulfanen vernommen worden. Die Alten erwähnen auch „des Unterfchiedes des Getoͤſes“, welches auf den Aeoliſchen Infeln zu verfchiedenen Zeiten derjelbe Feuerfchlund gebe (Strabo lib. VI p. 276). Bei dem großen Ausbruch (23 Sanuar 1835) des Vulkans von Conſe— guina, welcher an der Südfee- Küfte am Cingange des Golfs von Fonfeca in Central: Amerika liegt, war die unterirdifche Fortpflan- zung des Schalles ſo groß, daß man leßteren auf der Hocebene von Bogota deutlichſt vernahm: eine Entfernung wie die vom Aetna bis Hamburg. (Acoſta in den Viajes cientificos de Mr. Boussingault älos Andes 1849 p. 56.) © (©. 302.) Kosmos Bd. IV. ©. 20. (©. 304.) Xergl. Strabo lib. V p. 243 Caſaub.: zyeı zorAlag rıvas; und lib. VI p. 276. — Leber eine zwiefache Ent: ftehungsart der Inſeln äußert fich der Geograph von Amalia (V] p. 258) mit vielem geologifchen Scharfiinn. Einige Snfeln, fagt er (und er nennt fie), „Ind Bruchftüde des feften Landes; andere find aus dem Meere, wie noch jeßt ſich zuträgt, hervorgegangen. Denn die 330 Hochſee-Inſeln die weit hinaus im Meereliegenden) wurden wahr: fcheinlich aus der Tiefe emporgehoben, hingegen die an Vorgebirgen liegenden und durch eine Meerenge getrennten iſt e8 vernunftgemäßer als vom Feftlande abgeriſſen zu betrachten.“ Nah Verdeutfchung von Grosfurd.) — Die Feine Gruppe der Pithekuſen beftand aus Iſchia, wohl urfprünglich Aenaria genannt, und Procida (Prochyta). Warum man fich diefe Gruppe als einen alten Affenfig dachte, warum die Griechen und die italifchen Tyrrhener, alfo Etruffer, ihn als folchen benannten Affen hießen tyrrhenifch aoıuo., Strabo lib. XIH p. 626); bleibt fehr dunfel, und hangt vielleicht mit dem Mythus zufammen, nach welchem die alten Bewohner von Jupiter in Affen verwandelt wurden. Der Affen: Name aoınoı erinnerte an Arima oder die Arimer des Homer Hi. I, 783 und des Hefiodug, Theog. v. 301. Die Worte ev Aoinorg des Homer werden in einigen Codd. in eins zufammengezogen, und in Ddiefer Sufammenziehung finden wir den Namen bei den römifchen Schriftftelern (Virg. Aen.IX, 716; Ovid. Metam. XIV, 88). Plinius (Hist. nat. III, 5) fagt fogar befiimmt: »Acnaria, Homero Inarime dicta, Graecis Pithecusa .. . .« Das homerifche Land der Arimer, Ty— phons Kagerftätte, hat man im Alterthume felbft gefucht in Gilicien, Myſien, Lydien, in den vulkanifchen Pithekuſen, an dem Crater Puteolanus und in dem phrvgifchen Bramdland, unter welchem Typhon einft lag, ja in der Katafefaumene. Daß in hiftorifchen Zeiten Affen auf Sfchta gelebt haben, fo fern von der afrifanifchen Küfte, ift um fo unmahrfcheinlicher, als, wie ich ſchon an einem anderen Orte bemerkt, felbft am Felſen von Gibraltar das alte Dafein der Affen nicht erwiefen feheint, weil Edrifi (im 12ten Jahrhundert) und andere, die Hercules - Straße fo umftändlich befchreibende, arabifche Geographen ihrer nicht erwähnen. Pi: nius laͤugnet auch die Affen von Aenaria, leitet aber den Namen der Pithefufen auf die unwahrfcheinlichfte Weife von zitos, do- lium (a figlinis doliorum), ber. „Die Hauptfache in Ddiefer Un— terfuchung fcheint mir“, fagt Boͤckh, „daß Inarima ein durd gelehrte Deutung und Fiction entftandener Name der Pithekuſen ift, wie Corcyra auf diefe Weife zu Scheria wurde; und daß Aeneas mit den Pithekuſen (Aeneae insulae) wohl erft durch die Römer in Verbindung gefeßt worden ift, welche überall in diefen Gegenden ihren Stammvater finden. Für den Sufammenhang mit 936 Aeneas foll auch Navius zeugen im erften Buche vom punifchen Kriege.“ 2 (©. 304.) Wind. Pyth. I, 31. Vergl. StraboV p. 245 und 248, Xlli p. 627. Wir haben bereits oben (Kosmos Bd. IV. ©. 253 Anm. 61) bemerft, daß Typhon vom Caucaſus nach Unter: Stalien floh: als deute die Mythe an, daß die vulfanifchen Aus: brüche im leßteren Zande minder alt feien wie die auf dem cauca— ſiſchen Iſthmus. Bon der Geographie der Vulkane wie vontihrer Geſchichte ift die Betrachtung mythifcher Anfichten im Volksglauben nicht zu trennen. Beide erläutern fich oft gegenfeitig. - Was auf der Dberfläche der Erde für die mädtigfte der bewegenden Kräfte gehalten wurde (Ariftot. Meteorol. Il. 8, 3): der Wind, das eingeſchloſſene Pneuma; wurde als die allgemeine Urfach der Vul— canicität (der feuerfpeienden Berge und der Erdbeben) erfannt. Die Naturbetrachtung des Ariftoteles war auf die Wechfelwirkung der Außeren und der inneren, unterirdifchen Luft, auf eine Aus: dünftungs=: Theorie, auf Unterfchiede von warm und Falt, von feucht und troden, gegründet (Ariſtot. Meteor. 11.8, 1. 25. 31. und li. 9, 2). Ge größer die Maſſe des „in unterirdifchen und unterfeeifhen Hohlgängen“ eingefchloffenen Windes ift, je mehr fie gehindert find, in ihrer narürlichen, weſentlichen Eigenichaft, fih weithin und fehnel zu bewegen; defto heftiger werden die Aus: brüdhe. »Vis fera ventorum, caecis inclusa cavernis« (Dvid. Metam. XV, 299). swifchen dem Pneuma und dem Feuer if ein eigener Verfehr. (To zo orav uEeTa FVEVUATog 7, yiveraı pÄos zal ypeosraı tey&og; Artiftof. Meteor. 11.8, 3. — zai yao ro züo olov avevuarog tig pioıg; Theophrait. de igne $ 30 p. 715.) Yuch aus den Wolfen fender das plößlich frei gewordene Pneuma den zündenden und weitleuchtenden Werterftrahl (zonszzo) „IN dem Brandlande, der Katafefaumene von Indien“, fagt Strabo (lib. XII p. 628), „werden noch drei, volle vierzig Stadien von ein- ander entfernte Schlünde gezeigt, welche die Blaſebälge heißen; darüber liegen vauhe Hügel, welche wahrfcheinlich von den emporge: blafenen Glühmaſſen aufgefchichtet wurden.“ Schon früher hatte der Amafier angeführt (ib. 4 p. 57): „daß zwifchen den Syeladen (Thera und Therafia) vier Tage lang Feuerflammen aus dem Meere bervorbrachen, fo daß die ganze See fiedete und brannte; und es wurde wie durch Hebel allmalig emyorgehoben eine aus Glühmaſſen 331 zufammengefeßte Inſel.“ Alte diefe fo wohl befehriebenen Erfehei: nungen werden dem zufammengepreßten Winde beigemeffen, der wie elaftifche Dampfe wirfen foll. Die alte Phyſik kümmert ſich wenig um die einzelnen Wefenheiten des Stoffartigen; fie ift dpynamifch, und hangt an dem Maaße der bewegenden Kraft. Die Anfiht von der mit der Tiefe zunehmenden Wärme des Planeten als Urfach von Vulkanen und Erdbeben finden wir erft gegen das Ende des dritten Jahrhunderis ganz vereinzelt unter Diovcletian von einem 'chriftlichen Bifchof in Afrika ausgefprochen (Kosmos Bd. IV. ©, 244). Der Pyriphlegethon des Plato nährt als Feuerftrom, der im Erd- Inneren Freift, alle lavagebende Vulkane: wie wir fehon oben (©. 305) im Terte erwähnt haben. In den früheften Ahn— dungen der Menfchheit, in einem engen Sdeenfreife, liegen die Keime. von dem, was wir jeßt unter der Form anderer Symbole erklären zu können glauben. % (©. 306.) Mount Edgecombe oder der St. Lazarus: Berg, auf der Fleinen Inſel (Croze’s Island bei Liſiansky), welche weft: lich neben der Nordhälfte der größeren Inſel Sitfa oder Baranow im Norfolk-Sunde liegt; fchon von Cook gefehen: ein Hügel theils von olivinreichem Bafalt, theils aus Feldfpath-Trachyt zufammen- geſetzt; von nur 2600 Fuß Höhe. Seine lebte große Eruption, viel Bimsſtein zu Tage fürdernd, war vom Jahr 1796 (Zutfe, Voyage autour du Monde 1836 T. iil. p. 15). Act Sabre darauf ge: langte Gap. Liſiansky an den Gipfel, der einen Kraterfee enthalt. Er fand damals an dem ganzen Berge feine Spuren der Thatigfeir. 4 (©, 303.) Schon unter der fpanifchen Dberberrfchaft hatte 1751 der ſpaniſche Ingenieur, Don Joſé Galifteo, eine nur 6 Fuß größere Höhe des Spiegeld der Laguna von Nicaragua gefunden als Baily in feinen verfchiedenen Nivellements von 1833 (Hum— boldt, Rel. hist. T. Il. p. 321). 5% (S. 309.) Xergl. Sir Edward Belder, Voyage round the World Vol. I. p. 185. Sch befand mich im Papagano-Sturm nach meiner chronometrifchen Länge 19° 11° weftlih vom Meridian von Guayaquil: alfo 101° 29° weftlich von Paris, 220 geogr. Mei- len weftlich von dem Littoral von Coſta Nica. s(&,309.) Meine frühefte Arbeit über 17 gereihete Bul: fane von Guatemala und Nicaragua ift in der geographiſchen Zeitichrift von Perghaus (Hertha Bd. VI. 1826 ©. 131 — 161) 338 enthalten. Sch Fonnte damals außer dem alten Chronista Fuentes (lib. IX cap. 9) nur benußen die wichtige Schrift von Domingo Suarros: Compendio de la Historia de la ciudad de Guatemala; wie die drei Karten von Salifteo (auf Befehl des mericanifchen Vicekönigs Matias de Galvez 1781 aufgenommen), von Joſé Roffi y Rubi (Alcalde mayor de Guatemala, 1800), und von Joaquin Dfafi und Antonio de la Gerda (Alcalde de Granada): die ich großentheils handichriftlich befaß. Leopold von Buch hat in der franzöfifchen Ueberfeßung feines Werfes über die canarifchen Inſeln meinen erften Entwurf metfterhaft erweitert (Descer. phy- sique des Iles Canaries 1836 p. 500— 514); aber die Unge- wißheit der geographifchen Synonymie und die dadurch veranlaßten Namenverwechfelungen haben viele Sweifel erregt: welche durch die fhöne Karte von Baily und Saunders; durch Molina, Bos- quejo de laRepublica de CostaRica; und durch das große, fehr verdienftliche Werk von Syuier (Nicaragua, its People and Monuments, with Tables of the comparalive Heights of the Mountains in Central America, 1852; f. Vol. I. p. 418 und Vol. li. p. 102) großentheils gelöft worden find. Das wichtige Heifewerk, welches uns fehr bald Dr. Derfted unter dem Titel; Schilderung der Naturverbältniffe von Nicaragua und Coſta Rica zu geben verfpricht, wird neben ausgezeichneten botanischen und zoologifchen Forfchungen, welche der Hauptzweck der Unternehmung waren, auch Licht auf die geognoftifche Be— fchaffenheit von Central-Amerika werfen. Herr Derfted hat von 1846 bis 1848 daſſelbe mannigfach durchftrichen und eine Samm— lung von Gebirgsarten nach Kopenhagen zurüdgebracht. Seinen freundfchaftlichen Mittheilungen verdanfe ich intereffante Berich— tigungen meiner fraamentarifchen Arbeit. Nach den mir befannt gewordenen, mit vieler Sorgfalt verglichenen Materialien, denen auch die fehr fehakbaren des preußifchen General-Conſuls in Gentral- Amerifa, Herrn Heffe, beizuzählen find, fteke ich die Vulkane von Gentral:Amerifa, von Süden gegen Norden fortfchreitend, folgendermaßen zuſammen: Ueber der Gentral: Hochebene von Cartago (4360 $.) in der Republik Eofta Nica (Br. 10° 9% erheben ſich die drei Vulfane Turrialva, Jrafu und Reventado: von denen die erften bei: den noch entzündet find. 939 Volcan de Turrialva* (Höhe ohngefähr 10300 F.); tft nach Derfted vom Srafu nur durch eine tiefe, fchmale Kluft ge: trennt. Sein Gipfel, aus welchem Nauchfäulen auffteigen, ift noch unbeftiegen. Vulkan FSrafu*, auch der Vulkan von Cartago genannt (10412 $.), in Nordoft vom Vulkan Neventado; ift die Haupt- Eſſe der vulfanifhen Thätigfeit auf Coſta Nica: doch fonderbar zugänglich, und gegen Süden dergeftalt in Terraſſen getheilt, daß man den hohen Gipfel, von welchem beide Meere, das der Antillen und die Südfee, gefehen werden, faft ganz zu Pferde erreichen Fann. Der etwa taufend Fuß hohe Afchen= und Napilli= Kegel fteigt aus einer Umweallungsmauer (einem Erhebungs: Krater) auf. In dem flacheren nordöftlichen Theil des Gipfels Liegt der eigentliche Krater, von 7000 Fuß im Umfang, der nie Lavaftröme ausge: fendet hat. Seine Schladen :Auswürfe find oft (1723, 1726, 1821, 1347) von ſtädte-zerſtörenden Erdbeben begleitet gewefen; diefe haben gewirkt von Nicaragua oder Nivas bis Panama. (Derited.) Bei einer neueften Befteigung des Srafu durd Dr. Sarl Hofmann im Anfang Mai 1855 find der Gipfel: Krater und feine Aus— wurfs-Oeffnungen genauer erforfceht worden. Die Höhe des Vul— fans wird nach einer frigenomerrifhen Meffung ven Galindo zu 12000 ſpan. Fuß angegeben oder, die vara cast. — 08,43 angefeßt, zu 10320 Parifer Fuß Bonplandia Sahrgang 1856 No. 3). El Reventado (8900 F.): mit einem tiefen Krater, deflen füdliher Nand eingeftürgt ift und der vormals mit Waffer ge: füllt war. Bulfan Barba (über 7900 $.): nördlich von San Joſé, der Hauptftadt von Cofta Rica; mir einem Strater, der mehrere fleine Seen einfchließt. Zwifchen den Vulkanen Barba und Drofi folgt eine Neihe von Vulkanen, welche die in Eofta Nica und Nicaragua SO-NW ftreichende Hauptkette in fat entgegengefeßter Nichtung, oſt-weſtlich, durchfehneidet. Auf einer folhen Spalte ftehen: am öftlichiten Miravalles und Tenorio (jeder diefer Vulkane ohngefähr 4400 F.); in der Mitte, füdäftlih von DOrofi, der Vulkan Rin— con, auch Rincon de la Vieja* genannt (Squier Vol. II. p. 102), welcher jedes Frühjahr beim Beginn der Regenzeit Eleine Afchen- AYuswürfe zeigt; am weftlihften, bei der Fleinen Stadt Alajuela, 540 der fcehwefelreiche Vulkan Votos* (7050 $.). Dr. Derfted vergleicht dDiefes Phanomen der Richtung vulkanifcher Thätigkeit auf einer Dueerfpalte mit der oftweftlihen Richtung, die ich bei den mericanifchen Vulkanen von Meer zu Meer aufgefunden. Drofi*, noch jetzt entzündet: im füdlichften Theile des Staa- tes von Nicaragua (4900 $.); wahrfcheinlich der Volcan del Papa- gayo auf der Seefarte des Deposito hidrografico. Die zwei Vulkane Mandeira und Dmetepec* (3900 und 4900 $.): auf einer Heinen, von den aztefifhen Bewohnern der Gegend nach diefen zwei Bergen benannten Snfel (ome tepeil be- deutet: zwei Berge; vgl. Bufhmann, aztefifche Ortsna— men ©. 175 und 171) in dem weftlichen Theile der Laguna de Nicaragua. Der Inſel-Vulkan Ometepec, fälfchlihb von Suarros Dmetep genannt (Hist. de Guatem. T. I. p. 51), iſt noch thä— tig. Er findet fich abgebildet bei Syuier Vol. 11. p. 235. Der ausgebrannte Krater der Infel Bapatera, wenig erhaben über dem Seefpiegel. Die Zeit der alten Ausbrüche ift völlig un: befannt. Der Dulfan von Momobacho: am weftlichen Ufer der La- guna de Nicaragua, etwas in Süden von der Stadt Granada. Da diefe Stadt zwifchen den Qulfanen von Momobacho (der Drt wird auch Mombacho genannt; Dviedo, Nicaragua ed. Ternaur p. 245) und Mafaya liegt, fo bezeichnen die Piloten bald den einen, bald den anderen diefer Kegelberge mit dem unbeftinimten Namen des Dulfans von Granada. Vulkan Maſſaya Mafaya), von dem bereits oben (S.297—300) umftandlicher gehandelt worden tft: einft ein Stromboli, aber feit dem großen Kava- Ausbruch von 1670 erlofhben. Nach den interef- fanten Berichten von Dr. Scherzer (Sißungsberichte der pbilof. hift. Elaffe der Akad. der Wiff. zu Wien Bd. XX. ©. 55) wurden im April 1853 aus einem neu eröffneten Krater wieder ftarfe Dampfwolfen ausgeftoßen. Der Vulkan von Maffaya liegt zwifchen den beiden Seen von Nicaragua und Managua, im Weſten der Stadt Granada. Maſſaya ift nicht ſynonym mit dem Nindiri; fondern Maſſaya und Nindiri* bilden, wie Dr. Derfted ſich ausdrüdt, einen Zwillings-Vulkan, mit zwei Gipfeln und zwei verfchledenen Kratern, die beide Lavaftröme ge- geben haben. Der Lavaſtrom des Nindiri von 1775 hat den See 54 von Managua erreicht. Die gleiche Höhe beider jo nahen Vulkane wird nur zu 2300 Fuß angegeben. Volcan de Momotombo* (6600 $.), entzündet, auch oft don— nernd, ohne zu rauchen: in Br. 12° 23°; an dem nördlichen Ende der Laguna de Managua, der Fleinen, fenlpturreichen Infel Mo— motombito gegenüber (f. die Abbildung des Momotombo in Squier vol. I. p. 233 und 302—312). Die Laguna de Managua liegt 26 Fuß höher als die, mehr als doppelt größere Laguna de Nicara- gua, und hat keinen Inſel-Vulkan. Don bier an bis zu dem Golf von Fonfeca oder Conchagua zieht fih, in 5 Meilen Entfernung von der SüdfeerKüfte, von SO nah NW eine Neihe von 6 Vulkanen hin, weldhe dicht an einander gedrängt find und den gemeinfamen Namen los Maribios führen (Squier Vol. I. p. 419, Vol. I. p. 123). El Nuevo*: fälſchlich Volcan de las Pilas genannt, weil der Ausbruch vom 12 April 1850 am Fuß diefes Berges fratt fand; ein ftarfer Lava- Ausbruch faft in der Ebene felbit! (Sauter Vol. II. p. 105—110.) Volcan de Telica*; fchon im 16ten Jahrhundert (gegen 1529) während feiner Thatigkeit von Oviedo befuchtz üftlih von Chinen— daga, nahe bei Leon de Nicaragua: alfo etwas außerhalb der vor: her angegebenen Nichtung. Diefer wichtige Vulkan, welcher viele Schwefeldäimpfe aus einem 300 Fuß tiefen Krater ausftößt, tit vor wenigen Sahren von dem, mir befreundeten, naturwiffen- fchaftlich fehr unterrichteten Prof. Zulius Fröbel beftiegen wor: den. Er fand die Lava aus glafigem Feldipathb und Augit zu: fammengefeßt (Squier Vol. II. p. 115—117). Auf dem Gipfel, in 3300 Fuß Höhe, Liegt ein Krater, in welchem die Dampfe große Maffen Schwefels abjeßen. Am Fuß des Vulkans ift eine Schlamm- quelle (Salſe?). Bulfan el Viejo*: der nördlichte der gedrängten Neihe von ſechs Vulkanen. Er tft vom Capitän Sir Edward Belcher im Jahr 1833 beftiegen und gemeflen worden. Das Nefultat der Meſſung war 5216 $. Eine neuere Meffung von Syuier gab 5630 $. Die: fer, fchon zu Dampier’s Zeiten fehr thatige Vulkan ift noch ent: zündet. Die feurigen Schladen- Auswürfe werden haufig in der Stadt Leon gefehen. Bulfan Guanacaure: etwas nördlich außerhalb der Reihe 342 von el Nuevo zum Viejo, nur 3 Meilen von der Küſte des Golfs von Konfeca entfernt. Bulfan Conſeguina*: auf dem Vorgebirge, welches an dem füdlihen Ende des großen Golfs von Fonfeca vortritt (Br. 129 50%; berühmt durch den furchtbaren, durch Erdbeben verfündigten Aus— bruch vom 23 Januar 1835. Diegroße Verfinfterung bei dem Afchenfall, der ähnlich, welche bisweilen der Vulkan Pichincha verurfacht hat, dauerte 43 Stunden lang. In der Entfernung weniger Fuße waren Fenerbrande nicht zu erkennen. Die Reſpiration war gehindert; und unterirdifches Getöfe, gleich dem Abfeuern fchweren Gefchüßes, wurde nicht nur in Balize auf der Halbinfel Yucatan, fondern auch auf dem Littoralvon Samatca und anfder Hochebene von Bogota, in leßterer auf mehr ala 8000 Fuß Höhe über dem Meere wie in faft hundert und vierzig geographifchen Meilen Entfernung, gehört. (Suan Galindo in Silliman’s American Journal Vol. XXVIII. 1835 p- 332—336; Acofta, ViajesälosAndes 1849p.56, und Squier Vol. I. p. 110—113; Abbildung p. 163 und 165.) Darwin (Jour- nal of researches during the voyage oftthe Beagle 1845 chapt. 14 p. 291) macht auf ein fonderbares Zuſammentreffen von Erfcheinungen aufmerkſam: nach langem Schlummer brachen an Einem Tage (zufälligd) Conſeguina in Gentral:- Amerika, Acon— cagua und Corcovado (füdl. Br. 32°%Y, und 43°',,) in Chili aus. Vulkan von Conchagua oder von Amalapa: an dem nörd- lihen Eingange des Golfs von Fonfeca, dem Vulkan Confeguina gegenüber; bei dem fihönen Puerto de la Union, dem Hafen der nahen Stadt San Miguel. Don dem Staat von Eofta Rica an bis zu dem Vulkan Concha— gun folgt demnach die gedrängte Neihe von 20 Vulkanen der Richtung SON; bei Conchagua aber in den Staat von San Salvador ein: tretend, welcher in der geringen Lange von 40 geogr. Meilen 5 jeßt mehr oder weniger thärige Vulkane zahlt, wendet jich die Reihung, wie die Südfee- Küfte felbit, mehr OSO—WNW, ja faft O—W: wahrend das Land gegen die öftliche, antillifche Küfte (gegen das Vorgebirge Gracias a Dios) hin in Honduras und los Mosquitos plößlich auf- fallend anfchwillt (vergl. oben ©. 307). Erft von den hohen Vulkanen von Alt- Guatemala an in Norden tritt, wie fehon (©. 307) bemerft wurde, gegen die Laguna von Atitlan hin, die Altere, allgemeine Richtung N450W wiederum ein: bis endlich in Chiapa und auf 543 dem Iſthmus von Tehuantepec ſich noch einmal, doch in unvulka— niſchen Gebirgsketten, die abnorme Richtung O—W offenbart. Der Vulkane des Staats San Salvador find außer dem von Con— chagua noch folgende vier: Bulkfan von San Miguel Bofotlan* (Br. 13° 35%), bei der Stadt gleiches Namens: der fchönfte und regelmäßigfte Trachyt— Fegel nächft dem Inſel-Vulkan Ometepec im See von Nicaragua (Squier Vol. II. p. 196). Die vulfanifchen Kräfte find im Bo: fotlan fehr thätig; derfelbe hatte einen großen Lava-Erguß am 20 Suli 1844. Vulkan von San Vicente*: weftlich vom Rio de Lempa, zwi— fohen den Städten Sacatecoluca und Sacatelepe. Gin großer Afchen-Auswurf geichah nach Juarros 1643, und im Januar 1835 war bei vielem zerftörenden Erdbeben eine langdauernde Eruption. Bulfan von San Salvador (Br. 13° 47), nahe bei der Stadt diefes Namens. Der lebte Ausbruch ift der von 1656 ge: weien. Die ganze Umgegend iſt heftigen Erdftößen ausgeſetzt; der vom 16 April 1854, dem fein Getöfe voranging, hat faft alle Ge— baude in San Salvador umgeftürzt. Bulfan von Fzalco *, bei dem Dorfe gleihes Namens; oft Ammoniak erzeugend. Der erfte hiftorifch befannte Ausbruch ge: ſchah am 23 Februar 1770; die legten, weitleuchtenden Aus— brüche waren im April 1795, 1805 bis 1807 und 1825 (f. vben ©. 300, und Thompfon, Official Visit ioGuatemala 1829 p- 512). Volcan de Pacaya* (Br. 14° 23%: ohngefähr 3 Meilen in Südoften von der Stadt Neu: Guatemala, am Eleinen Alpenfee Amatitlanz ein fehr thatiger, oft flammender Vulkan; ein gedehn— ter Rüden mir 3 Kuppen. Man fennt die großen Ausbrüce von 1565, 1651, 1671, 1677 und 1775; der leßte, viel Lava gebende, ift von Juarros als Augenzeugen befchrieben. Es folgen nun die beiden Vulkane von Alt: Guatemala, mit den fonderbaren Benennungen de Agua und de Fuego; in der Breite von 14° 12°, der Küfte nahe: Volcan de Agua: ein Trachytfegel bei Esceuintla, höher als der Pic von Teneriffa; von Obſidian-Maſſen (Zeugen alter Grup: tionen?) umgeben. Der Vulkan, welcher in die ewige Schneeregion reicht, hat feinen Namen davon erhalten, daß ihm im Sept. 1541 544 eine (durch Erdbeben und Schneefchmelgen veranlaßte?) große Ueber: ſchwemmung zugefchrieben wurde, welde die am früheften gegrün- dete Stadt Guatemala zerfrörte und die Erbauung der zweiten, nord-nord= weftlicher gelegenen und jeßt Antigua Guatemala ge— nannten Stadt veranlaßte. Volcan de Fuego*; bei Acatenango, fünf Meilen in WNW vom fogenannten Waſſer-Vulkan. Ueber die gegenfeitige Lage f. die in Guatemala geftochene und mir von da aus gefchenfte, feltene Karte des Alcalde mayor, Don Joſé Roſſi y Nubi: Bosquejo del espacio que media entre los estremos de la Pro- vincia de Suchitepeques y la Capital de Guatemala, 1800. Der Volcan de Fuego ift immer entzündet, doch jeßt viel we— niger als ehemals. Die Alteren großen Eruptionen waren von 1591, 1586, 1623, 1705, 1710, 1717, 1732, 1737 und 17995 aber nicht fowohi diefe Eruptionen, fondeen die zerfiörenden Erdbeben, weiche fie begleiteten, haben in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhun— derrs die fpanifche Negierung bewogen den zweiten Stk der Stadt (wo jeßt Die Ruinen von la Anligua Guatemala ftehen) zu verlaflen, und die Einwohner zu zwingen fih nördlicher, in der neuen Stadt Santiago de Öuatemale, anzufiedeln. Hier, wie bei der Verle: gung von Niobamba und mehrerer anderer den Bulfanen der An: degfette naher Städte, ift dogmatifch und leidenfchaftlich ein Streir geführt worden über die problematifche Auswahl einer Loca— lität, „von der man nach den bisherigen Erfahrungen vermuthen dürfte, daß fie den Einwirkungen naher Vulkane (Kavaftrömen, Schladen - Yuswürfen und GEröbeben!) wenig ausgefeßt wäre”, Der Volcan de Fuego bat 1852 in einem großen Ausbrud einen Lavaftrom gegen das Littoral der Südfee ergoffen. Capitaͤn Bafıl Hal map unter Segel beide Vulkane von Alt-Guatemala, und fand für den Volcan de Fuego 13760, für den Volcan de Agua 13953 Varifer Fuß. Die Fundamente diefer Meffung hat Poggendorff geprüft. Er hart die mittlere Höhe beider Berge geringer gefunden und auf obngefähr 12300 Fuß reducirt. Volcan de Quesaltenango* (Br. 15° 10%), entzündet feit 1521 und rauchend: neden der Stadt gleichen Namens; eben fo follen entzündet fein die drei Kegelberge, welche füdlich den Alpenfee Atitlan (im Gebirgsftod Solola) begrenzen. Der von Juarros benannte Vulkan von Tajamulco kann wohl nicht mit dem 943 Bulfan von Queſaltenango identisch fein, da dieſer von dein Dörfhen Tajamulco, füdlih von Tejutla, 10 geogr. Meilen in NIE entfernt tft. Was find die zwei von Funel genannten Vulkane von Saca: fepegues und Sapotitlan, oder Brue’s Volcan de Amilpas? Der große Bulfan von Soconusco: liegend an der Grenze von Chiapa, 7 Meilen tüdlich von Ciudad Neal, in Br. 16° 2. Sch glaube am Schluß diefer langen Note abermals erinnern zu müfen, daß die hier angegebenen barometrifchen Höhen-Beftim- mungen theils von Espinache herrühren, theils den Schriften und Karten von Baily, Squier und Molina entlehnt, und in Parifer Fußen ausgedrüdt find. (©. 309.) As gegenwärtig mehr oder weniger thätige Vulkane find mit Wahrfcheinlichkeit folgende 18 zu betrachten, alfo faft die Halfte aller von mir aufgeführten, in der Vor: und Jetztzeit thätigen Vulkane: Jraſu und Turrialva bei Gartago, el Rin- con de la Vieja, Votos () und Oroſi; der Inſel-Vulkan Ome— tepec, Nindiri, Momotombo, el Nuevo am Fuß des Trachyt: Gebirges las Pilas, Telica, el Viejo, Confeguina, San Miguel Bofotlan, San Vicente, Falco, Pacaya, Volcan de Fuego (de Guatemala) und Quefaltenango. Die neueften Ausbrüce find gewefen: Die von el Nuevo bei las Pilas 18 April 1850, San Miguel Bofotlan 1848, Confeguina und San Bi: cente 1835, Jzalco 1825, Volcan de Fuego bei Neu-Guate— mala 1799 und 1852, Pacaya 1775. (©. 310.) Vergl. Squier, Nicaragua Vol. H. p. 103 mit p. 106 und 114, wie auch feine frühere Fleine Schrift On the Volcanos ofGentralAmerica 1850 p.7; & deBuch, Iles Canaries p. 506: wo der aus dem Vulkan Nindiri 1775 aus: gebrochene, ganz neuerdings von einem fehr wiffenfchaftlichen Beo— bachter, Dr. Derfted, wieder gefehene Kavaftrom erwähnt ift. 9 (S. 312.) ©. alle Fundamente diefer mexicaniſchen Ortsbe— fimmungen und ihre Vergleichung mit den Beobachtungen von Don Joaquin Ferrer in meinem Recueil d’Observ. astron. Vol. 11. p. 521, 529 und 536—550, und Essai pol. sur la Nou- velle-kEspagne T. I. p. 55—59 und 176, T. MH. p. 173. Ueber die aftronomifche Ortsbeftimmung des Vulkans von Colima, nahe der Südfee-Küfte, habe ich felbft früh Zweifel errest (Essai pol. U v. Humboldt, Kosmos. IV. 35 946 T. 1. p. 68, T. I. p. 180), Nach Höhenwinfeln, die Cap. Bafıl Hall unter Segel genommen, läge der Vulkan in Br. 19° 36°: alfo einen halben Grad nördlicher, als ich feine Lage aus Stinerarien gefchloffen; freilich ohne abfolute Beftimmungen für Selagua und Detatlan, auf die ich mich ftüßte. Die Breite 19° 25°, welche ich im Tert angegeben habe, tft, wie die Höhen-Beftimmung (11266 $.), vom Gap. Beechey (Voyage Part II. p. 587). Die neuefte Karte von Laurie (The Mexican and Central States of America 1853) giebt 19° 20° für die Breite an. Auch kann die Breite vom Sorullo um 2—3 Minuten falfch fein, da ich dort ganz mit geologifchen und topographifchen Arbeiten befchäftigt war, und weder die Sonne noch Sterne zur Breiten = Beftimmung fichtbar wurden. Vergl. Bafıl Hall, Journal written on the Coast of Chili, Peru and Mexico 1824 Vol. Il. p. 379; Beechey, Voyage Part Il. p. 587; und Humboldt, Essai pol. T. 1. p- 68, T. 11. p. 180. Wach den treuen, fo überaus malerifchen An— fihten, welche Mori Nugendas von dem Vulkan von Colima ent: worfen und die in dem Berliner Mufeum aufbewahrt werden, unter: fheidet man zwei einander nahe Berge: den eigentlichen, immer Rauch ausftopenden Vulkan, der fich mit wenig Schnee bedeckt; und die höhere Nevada, welche tief in die Negion des ewigen Schnees auffteigt. ” (©. 316.) Folgendes iſt das Nefultat der Laͤngen- und Höhen: Beftimmung von den fünf Gruppen der Reihen-Vulkane in der Andesiette, wie auch die Angabe der Entfernung der Gruppen von einander: eine Angabe, welche die Verhältniffe des Areals erläutert, das vulfanifch oder unvulfanifc ift: 1. Gruppe der mericanifchen Dulfane. Die Spalte, auf der die Vulkane ausgebrochen find, ift von Oft nach Welt gerich- tet, vom Drizaba bis zum Golima, in einer Erftrefung von 98 geogr. Meilen; zwifchen Br. 19° und 19° 20% Der Bulfan von Zurtla liegt iſolirt 32 Meilen öftlicher als Drizaba, der Küfte des merticanifchen Golfes nahe, und in einem Warallelfreife (18° 28°), der einen halben Grad füdlicher ift. 11. Entfernung der mericanifchen Gruppe von der nachft- folgenden Gruppe Central-Amerika's (Abftand vom Bulfan von Drizaba zum Vulkan von Soconusco in der Richtung OSo — WNW): 75 Meilen. I. Gruppe der Vulkane von Central-Amerika: ihre 947 Kange von SD nah NW, vom Vulkan von Soconusco big Turri— alva in Eofta Nica, über 170 Meilen. IV. Entfernung der Gruppe Gentral-Amerifa’s von der Vulkan-Reihe von Neu-Granada und Quito: 157 Meilen. V. Gruppe der Bulfane von Neu-Granada und Quito; ihre Länge vom Ausbruch in dem Paramo de Ruiz nördlich vom | Volcan de Tolima bis zum Vulkan von Sangay: 118 Meilen. Der Theil der Andesfette zwifchen dem Vulkan von Puracé bei Popayan und dem füdlichen Theile des vulfanifchen Bergknotens von Paſto ift NNO — SSW gerichtet. Weit öftlich von den Vulkanen von Popayan, an den Quellen des Niv Fragua, liegt ein fehr ifolirter Vulkan, welchen ich nach der mir von Miffio: naren von Timana mitgetheilten Angabe auf meine General-Karte der Bergfnoten der füdamerifanifchen Cordilleren eingetragen babe; Entfernung vom Meeresufer 33 Meilen. VI. Entfernung der Bulfan- Gruppe Neu: Granada’s und Quito's von der Gruppe von Peru und Bolivia: 240 Meilen; die größte Ränge einer vulfanfreien Kette. Vil. Gruppe der Vulfan-Reihe von Peru und Bolivia: vom Volcan de Chacanı und Xrequipa bis zum Vulkan von Aracama (16° '/, — 21° '/,) 105 Meilen. vi. Entfernung der Gruppe Peru's und Bolivia’s von der Vulkan-Gruppe Chili's: 135 Meilen. Bon dem Theil der Wüſte von Atacama, an deffen Rand fich der Vulkan von San Pedro erhebt, big weit über Copiapo hinaus, ja bis zum Vulkan von Coquimbo (30° 5%) in der langen Cordillere weftlich von den beiden Provinzen Catamarca und Rioja, ſteht Fein vulfanifcher Kegel. IX. Gruppe von Chili: vom Vulkan von Coquimbo bis zum Vulkan San Elemente 242 Meilen. Diefe Schäßungen der Lange der Eordilleren mit der Krüm: mung, welche aus der Veränderung der Achfenrichtung entfteht, von dem Parallel der mericanifchen Bulfane in 19° Y, nördlicher Breite bis zum Vulkan von San Clemente in Chili (46° 8° füdl. Breite); geben für einen Abftand von 1242 Meilen einen Raum von 635 Meilen, der mir fünf Gruppen gereihter Vulkane (Merico, Een: tral:Amerifa, Neu-Granada mit Quito, Peru mit Bo: livia, und Chili) bededt ift; und einen wahrfcheinlich ganz vul: fanfreien Raum von 607 Meilen. Beide Räume find fich ohngeräahr 348 gleich. Sch habe Fehr beftimmte numeriſche Verhältnife an- gegeben, wie fie forgfältige Discuflion eigener und fremder Karten dargeboten, damit man mehr angeregt werde diefelben zu verbeflern. Der längfte vulkanfreie Theil der Eordilleren ift der zwifchen den Gruppen Neu-Granada-Quito und Peru:Bolivia. Er ift zufällig dem gleich, welchen die Vulkane von Chili bededen. "1 (©. 317.) Die Gruppe der Qulfane von Mexico umfaßt die DVulfane von Drizaba*, Vopocatepetl*, Toluca (oder Cerro de San Miguel de Tutucuitlapilco), Sorullo*, Colima* und Turtla* Die noch entzündeten Vulkane find hier, wie in ähnlichen Kiften, mit einem Sternchen bezeichnet. 72 (©. 317.) Die Vulkan-Reihe von Central: Amerifta ift in den Anmerfungen 66 und 67 aufgezählt. 72 (©. 317.) Die Gruppe von Weu:Granada und Quito umfaßt den Paramo y Volcan de Ruiz*, die Vulkane von Tolima, Purace* und Sotara bei Popayan; den Volcan del Rio Fragua, eines Zufluffes des Caqueta; die Vulkane von Pafto, el Azufral‘, Cumbal*, Tuquerres*, Ehiles, Im— baburu, Eotvcacht, Rucu-Pichincha, Antifana (?), Co: topası*, Zungurahua*, Capac-Urcu oder Altar de los Collanes (?), Sangay*. ” (©. 317.) Die Gruppe des füdlihen Peru und Boli— via’s enthält von Norden nach Süden folgende 14 Vulkane: Vulkan von Chacani (nach Curzon und Meyen auch Char: cami genannt): zur Gruppe von Arequipa gehörig und von dır Stadt aus fichtbarz er liegt am rechten Ufer des Rio Quilca: nach Pentland, dem genaueften geologifchen Korfcher diefer Gegend, in Br. 16° 1175 acht Meilen füdlich von dem Nevado de Chu- quibamba, der über 18000 Fuß Höhe gefchäßt wird. Handſchrift— lihe Nachrichten, die ich befiße, geben dem Vulkan von Chacani 18391 Fuß. Im füdöftlichen Theil des Gipfels ſah Curzon einen großen Krater. Vulkan von Areqguipa*: Br. 16° 20% drei Meilen in NO von der Stadt. Ueber feine Höhe (17714 F.?) vergleiche Kosmos Bd. IV. ©. 292 und Anm. 45. Ihaddaus Hänfe, der Botaniker der Erpedition von Malafpina (1796), Sa: muel Gurzon aus den Vereinigten Staaten von Nordamerika (1811) und Dr. Weddell (1847) haben den Gipfel erftiegen. 249 Meyen fah im Auguft 1831 große Nauchfäulen auffteigen; ein Jahr früher hatte der Vulkan Schladen, aber nie Lavaftröme ausgeftogen (Meyen's Reife um die Erde Th. 11. ©. 33). Volcan de Omato: Br. 16° 50’; er hatte einen heftigen Auswurf im Jahre 1667. Vo:can de Uvillas oder Uvinas: füdlih von Apo; feine legten Ausbrüche waren aus dem 16ten Jahrhundert. Volcan de Pichu-Pichu; vier Meilen in DOften von der Stadt Arequipa (Br. 16° 25%); unfern dem Paffe von Gangallo 9076 F. über dem Meere. | Volean Viejo: Br. i6° 55°; ein ungeheurer Krater mit gavaftrömen und viel Bimsſtein. Die eben genannten 6 Bulfane bilden die Gruppe von Arequipa. Volcan de Tacora oder Chipicani, nach Pentland's ſchoͤner Karte des Sees von Titicaca; Br. 17° 45%, Höhe 18520 Fuß. Volcan de Sahama*: 20970 Fuß Höhe, Br. 18° 7/5 ein abgeftumpfter Kegel von der regelmäßigften Form; vergl. Kos- mos Bd. IV. ©. 276 Anm. 47. Der Vulkan Sahama ift (nad) Dentland) 870 franz. Fuß höher als der Chimborazo, aber 6240 F. niedriger al8 der Mount Everest des Himalaya, welcher jest für den höchften Gipfel Afiens gehalten wird. Nah dem leßten offi— ciellen Berichte des Colonel Waugh vom 1 März 1856 find die vier höchften Berge der Himalaya: Kette: Der Mount Everest (Gauri— fchanfa) in NO von Katmandu 27210 Par. Fuß, der Kuntſchin— jinga nördlich von Darjiling 26417 $., der Dhaulagiri (Dha— valagirir) 25170 F. und Tihumalari (Shamaları) 22468 $. Bulfan Pomarape: 20360 Fuß, Br. 18° 8°; faft ein 3wil- lingsberg mir dem zunächſt folgenden Vulkane. Vulkan Parinacota: 20670 Fuß, Br. 18° 12°. Die Gruppe der vier Trachntfegel Sahama, Pomarape, Parinacota und Gualatieri, welche zwifchen den Parallelfreifen von 18° 7° und 18° 25° liegt, ift nach Pentland's trigonometrifcher Beftimmung höher als der Chimborazo, höher als 20100 Fuß. Bulfan Gualatieri*: 20604 Fuß, Br. 18° 25% in der bolivifchen Provinz Carangas; nach Pentland ſehr entzünder (Hertha Bd. XII. 1829 ©. 21). Unfern der Sahama-Gruppe, 18° 7’ bis 18° 25°, verän: ni 550 dert plöglich die Vulkan-Reihe und die ganze Andeskette, der ſie weſtlich vorliegt, ihr Streichen, und geht von der Richtung Süd— oſt gen Nordweſt in die bis zur Magellaniſchen Meerenge allgemein werdende von Norden nach Süden plötzlich über. Von dieſem wichtigen Wendepunkt, dem Littoral-Einſchnitt bei Arica (18° 289%, welcher eine Analogie an der weftsafrifanifchen Küfte im Golf von Biafra hat, habe ich gehandelt im Bd. 1. des Kosmos ©. 310 und 472 Anm. 17. Vulkan Ssluga: Br. 19° 20° in der Provinz QTarapaca, weftlich von Garangas. Volcan de San Pedro de Atacama: am nordöftlichen Rande des Desierto gleiches Namens, nach der neuen Special-Karte der waflerleeren Sandwüfte (Desierto) von Atacama vom Dr. Philippi in Br. 22° 16%, vier geogr. Meilen nordöftlic von dem Städtchen San Pedro, unweit des großen Nevado de Cho- rolque. Es giebt feinen Vulkan von 21° Y, bis 30°; und nach einer fo langen Unterbrechung, von mehr als 142 Meilen, zeigt fich zuerft wieder die vulfanifche Thatigfeit im Vulkan von Coguimbo. Denn die Griftenz eines Vulkans von Copiapo (Br. 27° 28% wird von Meyen geläugnet, während fie der des Landes fehr Fundige Philippi beftätigt. 73.(8, 17T.) : Die und geologifche Kenntniß der Gruppe von Vulfanen, welche wir unter dem gemeinfamen Namen der gereihten Vulkane von Chili begreifen, verdanft den erften Anftoß zu ihrer Vervolllommnung, ja die Vervollkommnung felbft, den fcharffinnigen Unterfuchungen des Gapitans Fitz-Roy in der denfwürdigen Erpedition der Schiffe Adventure und Beagle, wie den geiftreichen und ausführlicheren Arbeiten von Charles Darwin. Der Kebtere hat mit dem ihm eigenen verallgemeinern: den Blide den Zufammenhang der Erfcheinungen von Erdbeben und Ausbrüchen der Vulkane unter Einen Gefichtspunft zufammenge: faßt. Das große Naturpbänomen, welches am 22 Nov. 1822 die Stadt Copiapo zerftörte, war von der Erhebung einer beträchtlichen Landftrede der Küfte begleitet; und wahrend des ganz gleichen Phano- mens vom 20 Febr. 1835, das der Stadt Eoncepeion fo verderblich wurde, brach nahe dem Kittoral der Inſel Ehilve bei Bacalao Head ein unterfeeifcher QUulfan aus, welcher anderthalb Tage feurig 301 wüthete. Dies alles, von ahnlihen Bedingungen abhängig, iſt auch früher vorgefommen, und befraftigt den Glauben: daß die Reihe von SKelsinfeln, welche füdlich von Valdivia und von dem Fuerte Maullin den Fjörden des Feftlandes gegenüberliegt: und Shiloe, den Archipelder Chonos und Huaytecas, la Peninsula de Tres Montes, und las Islas de la Gampana, de la Madre de Dios, de Santa Lucia und los Lobos von 39953’ bis zum Eingang der Magellani- ſchen Meerenge (52° 16°) begreift; der zerriffene, über dem Meere hervorragende Kamm einer verfunfenen weftlichften Gordillere fei. Al— lerdings gehört Fein geöffneter trachytifcher Kegelberg, Fein Vulkan die: fen fractis ex aequore terris an; aber einzelne unterfeeifche Eruptionen, welche bisweilen den mächtigen Erdftößen gefolgt oder denfelben vor: hergegangen find, feheinen auf das Dafein diefer weftlihen Spalte zu deuten. (Darwin on the connexion of volcanic phaenomena, the formation of mountain chains, and the effect of the same powers, by which continents are elevated: in den Transactions ofthe Geological Society, Second Series Vol. V. Part 3. 1840 p. 606-615 und 629—6315 Humboldt, Essai pol. sur la Nouv. Espagne T. ]. p. 190 und T. IV. p. 287.) Die Reihenfolge der 24 Vulkane, welche die Gruppe von Chili umfaßt, ift folgende, von Norden nach Süden, von dem Parallel von Coquimbo bis zu 46° füdlicher Breite gerechnet: a) Swifchen den Parallelenvon Coquimbo und Val- pyaratfo: Volcan de Coquimbo (Br. 30° 5); Meyen Th. 1. ©. 385 Vulkan Limari Vulkan Chuapri Vulkan Aconcagua*: WNW von Mendoza, Br. 32° 39°; Höhe 21584 Fuß nah Kellet (f. Kosmos. Bd. IV. ©. 292 Anm. AT); aber nach der neueften trigonometrifchen Meflung des Ingenieurs Amado Piffis (1854) nur 22301 englifche oder 20924 Varifer Fuß: alfo etwas niedriger als der Sahama, den Pentland jekt zu 22350 engl. vder 20970 Parifer Fuß annimmt; ®illiß, U. S. Naval Astr. Exp to Chili Vol. TI. p. 13. Die geovätifchen Fundamente feiner Meffung des Aconcagun zu 6797 Metern bat Herr VPiffis, da fie acht Dreiede erforderte, in den Anales de la Universidad de Chile 1852 p. 219 ent: widelt. Der Peak Tupungato wird von Gilliß zu 22450 feet oder 21063 Par. Fuß Höhe und in 33° 22° Breite angegeben; aber auf der Karte der Prov. Santiago von Piſſis (Gilliß p. 45) ſteht 22016 feet oder 20655 Par. Fuß. Die leßtere Zahl ift beibehalten (als 6710 Meter) von Piffis in den Anales de Chile 1850 p. 12. b) 3wifchen den Parallelen von Balyaraifo und Soncepcion: Bulfan Maypu *: nach Gilliß (Vol.I. p.13) Br. 34° 17° (aber auf feiner General: Karte von Chili 33% 47°, gewiß irrthümlich) und Höhe 16572 Var. Fuß; von Meyen beftiegen. Das Trachyt— Geſtein des Gipfels hat obere Surafchichten durchbrochen, in denen Leopold von Bud) Exogyra Couloni, Trigonia costata und Ammo- nites biplex aus Höhen von 9000 Fuß erfannt hat (Description physiquedesIles Ganaries 1836 p. 471). Keine Kavaftröme, aber Flammen- und Schladen - Auswürfe aug dem Krater. Vulkan Peteroa*: öftlich von Talca, Br. 34° 53°; ein Vul— fan, der oft entzündet ift und am 3 Dec. 1762 nach Molina’s Befchreibung eine große Gruption gehabt hat; der vielbeeabte Naturforſcher Gay hat ihn 1831 befucht. Volcan de Chillan: Br. 36° 2/5 eine Gegend, welche der Miſſionar Haveftadt aus Münfter befchrieben ber. In ihrer Nahe liegt Der Nevado Descabezado (35° 1%), welchen Domenfo beftiegen und Molina (irrthümlich) für den höchften Berg von Shili erklärt hat. Von Gillig ift feine Höhe 13100 engl. oder 12290 Par. Fuß gefchägt worden (U. St. Naval Astr. Expe- dition 1855 Vol. I. p. 16 und 371). Vulkan Tucapel: weftlih von der Stadt Concepcion; auch Silla veluda genannt; vielleicht ein ungeöffneter Trachytberg, der mit dem entzündeten Vulkan von Antuco zufammenhängt. c) 3wifhen den Warallelen von Eoncepcion und Naldivia: Bulfan Antuco* Br. 37° 7; von Poͤppig umpftandlich geognoftifch befchrieben: ein bafaltifcher Erhebungs-Krater, aus deffen Innerem der Trachytfegel auffteigt; Lavaftröme, die an dem Fuß des Kegels, feltener aus dem Gipfel-Krater, ausbrechen Pöoppig, Reife in Chile und Veru Bd. 1. ©. 364). Einer diefer Ströme floß noch im Jahr 1828. Der fleifige Do- menfo fand 1345 den Vulkan in voller Thätigfeit, und feine 553 Höhe nur 8368 Fuß (Pentland in Mary Somerville's Phys. Geography Vol. I. p. 186). Gilliß giebt für die Höhe 8672 F. an, und erwähnt neuer Ausbrüche im J. 1853. Zwifchen Antuco und dem Descabezado ift nach einer Nachricht, Die mir der aus: gezeichnete amerifanifche Aftronom, Hr. Gilliß, mitgetheilt, im Inneren der Cordillere am 25 Nov. 1847 ein neuer Bulfan aus der Tiefe erftiegen, zu einem Hügel * von 300 Fuß. Die fchwef: ligen und feurigen Ausbrüche find von Domeyko über ein Sahr lang aefeben worden. Weit öftlich vom Bulfan Antuco, in einer Darallelkette der Andes, giebt Pöppig auch noch zwei thätige Vulkane: Punhamuidda * und Unalavquen *, an. Vulkan Callaqui Volcan de Villarica *:; Br. 39° 14° Bulfan Chinal: Br. 39° 35° Volcan de Panguipulli *: nach Major Philippi Br. 40°-- d) Swifhen den Parallelen von Baldivia und dem jüdlihften Gap der Inſel Chiloe: Vulkan Ranco Vulkan Oſorno oder Llanquihue: Br. 4109, Höhe 6984 F. Volcan de Galbuco *: Br. 41° 12° Bulfan Suanabuca (Guanegue?) Vulkan Minhinmadom: Br. 42° 48°, Höhe 7500 F. Volcan del Corcovado *: Br. 43° 12°, Höhe 7046 F. Vulkan Danteles (Dntales): Br. 43% 29, Höhe 7534 $. Weber die vier legten Höhen f. Cap. Fitz- Roy (Exped. of the Beagle Vol. Ill. p. 275) und ©illiß Vol. I. p. 13. Vulkan San Elemente: der, nach Darwin aus Granit be: ftehbenden Peninsula de tres Montes gegenüber; Br. 46°8. Auf der großen Karte Südamerifa’s von La Cruz ift ein füdlicherer Vulkan de los Gigantes, gegenüber dem Archipel de la Madre de Dios, in Br. 51° 4°, angegeben. Seine Eriftenz tft ſehr zweifelhaft. Die Breiten in der vorftehbenden Tafel der Vulkane find meift der Karte von Piffis, Allan Campbell und Claude Gay in dem vortrefflichen Werfe von Gilliß (1855) entlehnt. 7° (©. 318.) Humboldt, Kleinere Schriften Bd. 1. ©. 90, (©, 318.) Den 24 Januar 1804. ©. mein Essai pol. sur la Nouy. EspagneT. I. p. 166, (S. 321.) Der Glimmerfchiefer -Beryinoten de los Robles 994 (Br. 2° 2%) und ded Paramo de las Papas (Br. 2° 20%) enthält die, nicht 1'/, Meilen von einander getrennten Alpenfeen, Laguna de 8. lago und del Buey, aus deren erfterer die Cauca und zweiter der Magdaienenfluß entipringt, um, bald durch eine Gentral- Gebirgsfette getrennt, fich erft in dem Parallel von 9° 27° in den Ebenen von Mompor und Xenerife mit einander zu verbinden. Für die geologifhe Frage: ob die vulfanreiche Andesfette von Chili, Peru, Bolivia, Quito und Neu-Granada mit der Gebirgsfette des Iſthmus von Panama, und auf diefe Weife mit der von Veragua und den Vulkan-Reihen von Eofta Nica und ganz Gentral-Amerifa, verzweigt ſei? ift der genannte Vergfnoten zwifchen Wopayan, Al— maguer und Timana von großer Wichtigkeit. Auf meinen Karten von 1816, 1827 und 1831, deren Bergfpfteme durch Brue in Joaquin Acofta’s fchöne Karte von Neu-Granada (1847) und andere Karten verbreitet worden find, habe ich gezeigt, wie unter dem nörd- lichen Parallel von 2° 10° die Andesfette eine Dreirheilung erleidet; die weftliche Sordillere läuft zwifchen dem Thal des Rio Cauca und dem Rio Atrato, die mittlere zwifchen dem Cauca und dem Rio Magdalena, die öftliche zwifchen dem Magdalenen-Thale und den Llanos (Ebenen), welche die Zuflüffe des Maranon und Orinoco be: wäfern. Die fpecielle Richtung diefer drei Sordilleren habe ich nach einer großen Anzahl von Punkten bezeichnen fünnen, welche in die Reihe der aftronomifchen Ortsbeftimmungen fallen, von denen ich in Südamerifa allein 152 durch Stern-Gulminationen erlangt habe. Die weftliche Eordillere lauft öftlih vom Rio Dagua, weftlich von Gazeres, Roldanilla, Zoro und Anferma bei Gartago, von SER in AND, bis zum Salto de San Antonio im Rio Cauca (Br. 5° 14%), welcher füdweftlih von der Vega de Supia liegt. Bon da und bis zu dem neuntaufend Fuß hohen Alto del Viento (Cordillera de Abibe over Avidi, Br. 7° 129 nimmt die Kette an Höhe und Umfang beträchtlich zu, und verſchmelzt fich in der Pro- vinz Antioguia mit der mittleren oder Central-Cordillere. Weiter in Norden, gegen die Quellen der Rios Lucio und Guacuba, ver: läuft fich die Kette, in Hügelreihen vertheilt. Die Cordillera occi- dental, welche bei der Mündung des Dagua in die Bahia de San Buenaventura faum 8 Meilen von der Südfee-Küfte entfernt ift (Br. 30 50%), hat die doppelte Entfernung im Yarallel von Quibdo im Choco (Br. 5° 48%). Diefe Bemerkung iſt deshalb von viniger 990 Wichtigkeit, weil mit der weftlichen Andesfette nicht das hochhuͤg— lige Land und die Hügelfette verwechfelt werden muß, welche in diefer, an Wafchgold reichen Provinz fih von Novita und Tado an längs dem rechten Ufer des Rio San Juan und dem linfen Ufer des großen Rio Atrato von Süden nah Norden hinzieht. Diefe unbedeutende Hügelreihe ift es, welde in der Quebrada de la Raspadura von dem, zwei Flüfle (den Rio San Juan oder Noa— nama und den Mio Quibdo, einen Zuftrom des Atrato), und dur diefe zwei Dceane verbindenden Canal des Mönches durchfchnitten wird (Humboldt, Essai pol. T. J. p. 235); fie ift es auch, welche zwifchen der von mir fo lange vergeblich gerühmten Bahia de Cupica (Br. 6° 42°) und den Quellen des Napipi, der in den Atrato fallt, auf der lehrreichen Erpedition des Gap. Kellet gefehen worden ift. (Vergl. a. a. O. T. I. p. 231; und Robert Fitz-Roy, Gonsideralions on the great Isthmus of Central America, im Journal of the Royal Geogr. Soc. Vol. XX. 1851 p. 178, 180 und 186.) Die mittlere Andesfette (Cordillera central), anhaltend die Löchfte, bis in die ewige Schneegrenze reichend, und in ihrer ganzen Erſtreckung wie die weftliche Kette faft von Süden nah Norden gerichtet, beginnt 8 bis 9 Meilen in Nordoft von Popayan mit den Paramos von Guanacos, Huila, Sraca und Chinche. Weiter hin er: heben fih von © gegen N zwifchen Buga und Chaparral der langge: ſtreckte Rücken des Nevado de Baraguan (Br. 4° 11°), la Montana de Quindio, der fehneebededte, abgeftumpfte Kegel von Tolima, der Vul— fan und Paramo de Ruizu ııd die Mesa de Herveo. Diefe hohen und rauhen Berg: Einöden, die man im Spantfchen mit dem Namen Paramos belegt, find durch Ihre Temperatur und einen eigenthümli- chen Vegetations:-Charafter bezeichnet, und liegen in dem Theil der Iropengegend, welchen ich hier befchreibe, nach dem Mittel vieler mieiner Meffungen von 9500 bis 11000 Fuß über dem Meeres: jpiegel, Sn dem Warallel von Mariquita, des Herveo und des Salto de San Antonio des Cauca-Thals beginnt eine maflenhafte Bereinigung der weftlichen und der Gentral-Kette, deren oben Er- wähnung gefchehen tft. Diefe Berfhmelzung wird am auffallendften swifchen jenem Salto und der Angostura und Cascada de Caramanla bei Supia. Dort liegt das Hochland der fchwer zugänglichen Pro- vinz Antioguia, welche nah Manuel Reſtrepo fich von 5°Y, bie 8° 34° erftredt, und in welcher wir in der Richtung von Süden nah Norden nennen als Höhenpunfter Arma, Sonfonz nördlich von den Quellen des Rio Samana: Marinilla, Niv Negro (6420 $.) und Medellin (4545 F.); das Plateau von Santa Roſa (7944 $.) und Valle de Osos. Weiter hin über Gazered und Zaragoza hinaus, gegen den Zuſammenfluß des Cauca und Necht, verfchwindet die eigentliche Gebirgsfette; und der üftliche Abfall der Cerros de San Lucar, welchen ich bei der Belchiffung und Aufnahme des Magdalena-Stromes von Badillas (Br. 8° 1) und Paturia (Br. 7° 36°) aus gefehen, macht fih nur bemerkbar wegen des Contraſtes der weiten Flußebene. Die oͤſtliche Eordillere bietet das geologifche Sntereffe dar, daß fie nicht nur das ganze nördliche Bergfpftem Neu-Granada’s von dem Tieflande abfondert, aus welchem die Waſſer theilg durch den Caguan und Caqueta dem Amazonenfluß, theils durch den Guaviare, Meta und Apure dem Orinoco zufließen; fondern auch deutlichft mit der Küftenfette von Saracas in Verbindung tritt. Es findet namlich dort fratt, was man bei Öangfpftemen ein Anfcharen nennt: eine Verbindung von Gebirgsjüchern, die auf zwei Spalten von fehr ver- fchiedener Richtung und wahrfcheinlih auch zu fehr verfchledenen Zeiten fich erhoben haben. Die öftliche Eordillere entfernt fich weit mehr als die beiden anderen von der Meridian-Richtung, abweichend gegen Nordoften, fo daß fie in den Schneebergen von Merida Br. 8° 10%) ſchon 5 Laͤngengrade öftlicher liegt als bei ihrem Ausgang aus dem DBergfnoten de los Robles unfern der Ceja und Timana, gördlich von dem Paramo de la Suma Paz, öftlich von der Puri- ficacion, an dem weftlichen Abhange des Paramo von Ehingaza, in nur 8220 Fuß Höhe, erhebt fich über einem Eichenwald die fchöne, aber baumlofe und ernfte Hochebene von Bogota (Br. 4° 36%). Sie hat ohngefähr 15 geographifche Quadratmeilen, und ihre Lage bietet eine auffallende Yehnlichkeit mit der des Beckens von Kaſch— mir, das aber am Wuller-See, nach Victor Jacquemont, um 3200 Fuß minder hoch ift und dem füdwertlichen Abhange der Himalaya-Kette angehört. Bon dem Plateau von Bogota und dem Paramo de Chingaza ab folgen in der öftlichen Gordillere der Andes gegen Nordoft die Paramos von Guachaneque über Zunja, von Zoraca über Sogamofo; von Chita (15000 F.?), nahe deu Quellen. des Mio Gafanare, eines Zuflufes des Meta; vom Almorzadero 997 (12060 F.) bei Socorro, von Cocota (10308 F.) bei Pamplona, von Laura und Porquera bei la Grita. Hier zwifchen Pamplona, Salazar und Rofario (zwifchen Br. 7° 8° und 7° 50%) liegt der Fleine Gebirgsfnoten, von dem aus fich ein Kamm von Süden nach Norden gegen Ocaña und Valle de Upar weftlich von der Laguna de Maracaibo vorftreet und mit den Vorbergen der Sierra Nevada de Santa Marta (18000 Fuß?) verbindet. Der höhere und mächtigere Kamm fährt in der urfprünglichen Nichtung nah Nordoften gegen Merida, Trurillo und Barquifimeto fort, um fich dort öftlich von der Laguna de Maracaibo der Granit: Küflenfette von Venezuela, in Weſten von Puerto Gabello, anzufchließen. Von der Grita und dem Paramo de Porquera an erhebt fich die öftliche Eordillere auf einmal wieder zu einer außerordentlihen Höhe. Es folgen zwifchen den Darallelen von 8° 5° und 9° 7’ die Sierra Nevada de Merida (Mucuchies), von Boufingault unterfucht und von Codazzi trigono— metrifch zu 14136 Fuß Höhe beftimmt; und die vier Paramos de Timotes, Niquitao, Boconö und de las Rosas, voll der herrlichiten Alpenpflanzen. (Vergl. Codazzi, Resumen de la Geografia de Venezuela 1841 p. 12 und 495; auch meine Asie centrale über die Höhe des ewigen Schnees in diefer one, T. Ill. p. 258— 262.) Vulkaniſche Thätigfeit fehlt der weftlichen Eordillere ganz; der mitt: leren ift fie eigen bis zum Xolima und Paramo de Ruiz, die aber vom Vulkan von Purace fat um drei DBreitengrade getrennt find. Die öftlihe Gordillere hat nahe an ihrem öftlihen Abfall, an dem Urfprung des Rio Sragua, nordöftlih von Mocoa, füdöftlih von Timana, einen rauchenden Hügel: entfernter vom Kittoral der Südfee ald irgend ein anderer noch thätiger Vulkan im Neuen Sontinent. Eine genaue Kenntniß der drtlihen Verhaltniffe der Bulfane zu der Gliederung der Gebirgszüge it für die Vervoll— fommnung der Geologie der Vulkane von höchfter Wichtigkeit. Alle älteren Karten, das einzige Hochland von Quito abgerechnet, konn— ten nur irre leiten, ? (©. 321.) Pentland in Mary Somerville’s Phys. Geography (1851) Vol. I. p. 185. Der Pic von Vilcanoto (15970 F.), liegend in Br. 14° 28°, ein Theil des mächtigen Ge— birgsftocdes diefes Namens, oftweftlich gerichtet, fchließt das Nord: ende der Hochebene, in welcher der 22 geogr. Meilen lange See von Titicaca, ein Fleines Binnenmeer, liegt. (8. .322.) Vergl. Darwin, Journal of researches into the Natural History and Geelogy during the Voyage of the Beagle 1845 p. 275. 291 und 310. 16. 324) Sunghuhn, JavaB.1. ©. 7%. 2 (©. 324.) 4. a. 2. Bd. I. ©. 155 und Göppert, die Tertidrflora auf der Inſel Java nah den Ent: dekungen von Fr. Junghuhn (1854) ©. 17. Die Abwefen- heit der Monvcotyledonen iſt aber nur eigenthümlich den zerftreut auf der Dberflähe und befonders in den Bächen der Negentfchaf Bantam liegenden verfiefelten Baumſtämmen; in den unter- irdifchen Kohlenfchichten finden fich Dagegen Reſte von Palmenholz, die zwei Gefchlehtern (Flabellaria und Amesoneuron) angehören. S. Göppert ©. 31 und 35. 3 (S. 325.) Ueber die Bedeutung des Wortes Meru und die Bermuthungen, welche mir Burnouf über feinen Sufammenhang mit mira (einem Sangfrit-Worte für Meer) mitgetheilt, f. meine Asie centrale T. I. p. 114—116 und Laſſen's Indiſche Al: terthbumsfunde Bd. 1. ©. 847, der geneigt iſt den Namen für nicht fansfritifchen Urfprungs zu halten. 4 (©. 325) ©. Kosmos Bd. IV. ©. 284 und Anm. 6. (©, 326.) Gunung ift das javanifhe Wort für Berg, im Malayifchen günong, dag merkfwürdigerweife nicht weiter über den ungeheuren Bereich des malayiihen Sprachftammeg verbrei- tet iſt; f. die vergleichende Worttafel in meines Bruders Werfe über die Kawi-Sprache Bd. IM. ©. 249 Wo. 62. Da e3 die Gewohnheit ift dieſes Wort gunung den Namen der Berge auf Java vorzufeßen, fo 1ft es im Texte durch ein einfaches ©. angedestet. ® (S. 326.) Leop. de Buch, Description physigue des Iles Canaries 1836 p. 419. Aber nicht bloß Java (Gung: huhn Th. 1. ©. 61 und Th. HM. ©. 547) hat einen Eoloß, den Semeru von 11480 $., welcher alfo den Pic von Teneriffa um ein Geringes an Höhe überfteigt; dem, ebenfalls noch thätigen, aber, wie es fcheint, minder genau gemefenen Pic von Sndrapura auf Sumatra werden auch 11500 Fuß zugefchrieben (Th. I. ©. 78 und ProfilsKarte No.1). Diefem frehen auf Sumatra am nächften die Kuppe Telaman, welche einer der Gipfel des Ophir (nicht 12980, fondern nur 9010 F. hoch) ift; und der Merapi (mach Dr. Horner 8980 F.), der thätigfte 399 P unter den 13 Qulfanen von Sumatra, der aber (Tb. Il. ©. 294 und Sunghbuhn’s Battalander 1347 Th. 1. ©. 25), bei der Gleichheit des Namens, nicht zu verwechleln ift mit zwei Vulkanen auf Sava: dem berühmten Merapi bei Jogjakerta (8640 $.) und dem Merapi als öftlichem Gipfeltheile des Vulkans Idjen (8065 $.). Man glaubt in dem Merapi wieder den heiligen Namen Meru, mit dem malayifchen und javanifchen Werte api, Feuer, verbunden, zu erfennen. 7 (©. 3%.) Sunshuhn, Java Bd. 1. ©. 8. (©. 327.) Vergl. Sof. Hooker, Sketch-Map ofSi- khim 1850, und in feinen Himalaya Journals Vol. I. 185% Map of part of Bengal; wie auh Stracen, Map of West-Nari in feiner Physical Geography of Western Tibet 1853. 2 (©.328.) Sunghuhn, Gava Bd. IL fig. IX ©. 572, 596 und 601— 604. Bon 1829 bis 1848 hat der Eleine Auswurfs-Krater des Bromo 8 feurige Eruptionen gehabt. Der Kraterfee, welcher 1542 verfhwunden war, hatte fich 1848 wieder gebildet, aber nad den Beobachtungen von B. van Herwerden foll die Anwefenheit des Waſſers im Keflelihlunde gar nicht den Ausbruch glühender, weit gefchleuderter Schlacken gehindert haben. (©. 3238.) Junghuhn Bd. N. ©. 624-641. » (©. 328.) Der ©. Vepandajan ift 1819 von Neinwardt, 1837 von Sunghuhn erftiegen worden. Der Lebtere, welcher die Umgebung des Berges, ein mit vielen edigen ausgeworfenen Lava: blöden bededtes Trümmerfeld, genau unterfucht und mit den früheften Berichten verglichen hat, halt die durch fo viele fchäß- bare Werfe verbreitete Nachricht, daß ein Theil des eingeftürzten Berges und ein Areal von mehreren Quadratmeilen während des Ausbruchs von 1772 verfunfen fei, für fehr übertrieben; Jung— huhn Bd. II. ©. 98 und 100. 2 (©, 3238.) Kosmos Bd. IV. ©. 9, Anm. 30 zu ©. 232; und Voyage aux Regions equinox. T. 1. p. 16. 3 (©. 330.) Junghuhn Bd. U. ©. 241—246. ” (©. 330.) 4. a. 9. ©. 566, 590 und 607—609. 5 (S. 330.) Leop. von Buch, phyſ. Befchr. der canari- fhen Snfeln ©. 206, 218, 248 und 289, %(&. 331.) Barranco und barranca, beide gleichbedeutend und beide genugfam im fpaniichen Amerifa gebraucht, bezeichnen 360 allerdings eigentlich eine Waſſerfurche, einen Wafferriß: la quiebra que hacen en la tierra las corrienles de las aguas; — »una torrente que hace barrancas«; weiter bezeichnen fie auch jegliche Schlucht. Daß aber das Wort barranca mit barro, Thon, weicher, feuchter LXetten, auch Wegfoth, zufammenhange: ift zu bezweifeln. ” (©. 331.) Lyell, Manual of elementary Geology 1855 chapt. XXIX p. 497. Die auffallendfte Analogie mit dem Phänomen regelmäßiger Geripptheit auf Java bietet die Oberfläche des Somma:-Manteld am Veſuv dar, über deffen 70 Faltungen ein fcharfiinniger und genau mefender Beobachter, der Aftronom Julius Schmidt, viel Licht verbreitet hat (die Eruption des Befuvs im Mat 1855 ©. 101— 109). Diefe Thalfurchen find nach Leop. von Buch ihrem primitiven Urfprunge nach nicht Negenriffe (iumare), fundern Folgen der Serfprengtheit (Faltung, etoilement) bei erjter Erhebung der Vulkane. Auch die meift radiale Stellung der Seiten: Ausbrüche gegen die Achfe der Vulkane fcheint damit zuſammenzu— bangen (©. 129). » (©. 331.) »L’obsidienne et par consequent les pierres- ponces sont aussi rares a Java que le trachyte lui-m&me. Un auire fait tres curieux dest l’absence de toute coulee de lave dans cette ile volcanique. Mr. Reinwardt, qui lui-m&me a observe un grand nombre d’eruptions, dit expressement qu'on n’a jamais eu dexemples que l’Eruption la plus violente et la plus devaslatrice ait el& accompagnce de laves.« Leop. de Buch, Description des iles Canariesp. 419. In den vulfanifchen Gebirgsarten von Java, welche das Mineralien:Gabinet zu Berlin dem Dr. Junghuhn verdanft, find Diorit-Trachyte, aus Oligoklas und Hornblende zufammengefeßt, deutlichft zu erfennen zu Burung— agung ©. 255 des Leidner Gatalogs, zu Tiinas ©. 232 und im Gunung Parang, der im Diftriet Batu-gangi liegt. Das ift alſo identifch die Formation von Ddioritifchem Trachyte der Dulfane Drizaba und Toluca von Merico, der Inſel Danaria in den Kiparen und Aegina im ägäiſchen Meer! » (©. 332.) Junghuhn Bd. U. ©. 309 und 314. Die feu: rigen Streifen, weldhe man am Vulkan ©. Merapi fah, waren gebildet durch nahe zufammengedrangte Schladenftröme (traindes de fragmens), durch unzufammenhangende Maſſen, die beim Ausbruch nach derfelben Seite hin herabrollen und bei fehr ver: 361 fchiedenem Gewicht am jahen Abfall auf einander ftoßen. Bei dem Ausbruh des ©. Lamongan am 26 März 1847 hat fich, einige hundert Fuß unterhalb des Drtes ihres Urfprungs, eine folche bewegte Schlafenreihe in zwei Arme getheilt. „Der feurige Streifen“, heißt es ausdrüdlih (Bd. 11. ©. 767), „beitand nicht aus wirklich gefhmolzener Lava, fondern aus dicht hinter einander rollenden Rava- Trümmern.“ Der ©. Lamongan und der ©. Semeru find gerade die beiden Vulkane der Inſel Java, weldhe durch ihre Thätigfeit in langen Perioden dem kaum 2800 Fuß hohen Strom: boli am ahnlichften gefunden werden, da fie, wenn gleich in Höhe fo auffallend verfchieden (der Lamongan 5010 und der GSemeru 11480 Fuß hoch), der erftere nach Pauſen von 15 big 20 Minuten (Eruption vom Juli 1838 und März 1847), der andere von 1'/, bis 3 Stunden (Eruption vom Auguft 1836 und September 1844), Schladen-Auswürfe zeigten (Bd. II. ©. 554 und 765— 769). Auf Stromboli ſelbſt Eommen neben vielen Schladen : Auswürfen auch Fleine, aber feltene Zava-Ergießungen vor, welche, durch Hinder: niſſe aufgehalten, bisweilen am Abhange des Kegeld erftarren. Ich lege eine große Wichtigkeit auf die verfchiedenen Formen der Sontinuität oder Sonderung, unter denen ganz oder halb ge: fhmolzene Materien ausgeftoßen oder ergoffen werden, fei es aus benfelben oder aus verfchtedenen Vulkanen. Analoge Forfchungen, unter verfehiedenen Zonen und nach leitenden Ideen unternommen, find fehr zu wünfchen bei der Armuth und großen Einfeitigfeit der An— fichten, zu welcher die vier thatigen europatfchen Vulkane führen. Die von mir 1802, von meinem Freunde Bonfingault 1831 aufge: worfene Frage: ob in den Gordilleren von Quito der Antifana Lava— frröme gegeben habe? die wir weiter unten berühren, findet vielleicht in den Sdeen der Sonderung des Flüffigen ihre Löſung. Der wefent- liche Charakter eines Lavaſtroms ift der einer gleichmäßigen, zu: fammenhangenden Klüfligfeit, eines bandartigen Stromes, aus wel: hem beim Grfalten und Verhärten fih an der Oberflaͤche Schalen ablöfen. Diefe Schalen, unter denen die, faft homogene Lava lange fortfließt, richten fich theilweife durch Ungleichheit der inneren Be: wegung und Entwidelung heißer Gas-Arten ſchief oder fenfrecht auf; und wenn fo mehrere Lavaftröme zufammenfließend einen Lavafee, wie in Island, bilden, fo entfteht nach der Erfaltung ein Truͤm— merfeld. Die Spanier, befonders in Merico, nennen eine folche, A. v. Humboldt, Kosmos. IV. 36 62 zum Durchftreifen fehr unbequeme Gegend ein malpais. Es erin: nern: folche Zavafelder, die man oft in der Ebene am Fuß eines Vulkans findet, an die gefrorene Dberfläche eines Sees mit auf: gethürmten kurzen Eisfchollen. | 0 (S. 332.) Den Namen ©. Idjen fann man nach Buſch— mann durch das javanifche Wort hidjen: einzeln, allein, befonderg, deuten; eine Ableitung von dem Subſt. hidji oder widji, Korn, Saamenforn, welches mit sa das Zahlwort eins ausdrüdt. Weber die Etumologie von G. Tengger fiehe die inhaltreihe Schrift meines Bruders über die Verbindungen zwifhen Java und Sndien (Kawi-Sprache Bd. 1. ©. 188), wo auf die hiſto— rifche Wichtigkeit des Tengger-Öebirges hingewiefen wird, das von einem Eleinen Volksſtamm bewohnt wird, welcher, feindlich gegen den jeßt allgemeinen Mohammedanismugs auf der Snfel, fei: nen alten indifch-javanifchen Glauben bewahrt hat. Sunghuhn, der fehr fleißig Bergnamen aus der Kawi-Sprache erflärt, fagt (Th. IL ©. 554), tengger bedeute im Kawi Hügel; eine ſolche Deutung erfährt das Wort auch in Gericke's javanifhem Wörterbuch (javaansch-nederduitsch Woordenboek, Amft. 1847). Slamat, der Name des hohen Bulfans von Tegal, ift das be fannte arabifche Wort selamat, welches Wohlfahrt, Gläd und Heil bedeutet. '(©.332.) Sunghuhn Bd. IT: Elamat ©. 153 u. 163, Idjen ©. 698, Tengger ©. 773. 2 (©. 332.) Bd. IL ©, 760-762. 3 (©. 334.) Atlas geographique et physique, der die Rel. hist. begleitet (1814), Pl. 28 und 29. ı (©. 334.) Kosmos Bd. IV. ©. 311—313. > (©. 334.) Kosmos Bd. J. ©. 216 und 444, Bd. IV. ©. 226. 6 (©. 336.) In meinem Essai politique sur la Nou- velle-Espagne habe ich in den. zwei Auflagen von 1811 und 1827 (in der leßteren T. II. p. 165—175), wie es die Natur jenes Werkes erheifchte, nur einen gedrangten Auszug ang meinem Tage: buche gegeben, ohne den topographifhen Plan der Umgegend und die Höhenfarte liefern zu können. Bei der Wichtigkeit, welche man auf eine fo große Erfcheinung aus der Mitte des vorigen Jahr: hunderts gelegt hat, glaubte ich jenen Auszug hier vervollftändigen zu müffen. Einzelheiten über den neuen Vulkan von Sorullo ver: 363 danfe ich einem erft im Jahre 1830 durch einen fehr wiſſenſchaftlich gebildeten mericanifchen Geiftlihen, Don Juan Joſé Paftor Morales, aufgefundenen officielen Document, das drei Wochen nach dem Tage des erjten Ausbruchs verfaßt worden ift; wie auch mündlichen Mitthei- lungen meines Begleiters, des Biscainers Don Namon Espelde, der noch lebende Augenzeugen des erften Ausbruchs hatte vernehmen fönnen, Morales hat in den Archiven des Bifhofs von Michuacan einen Bericht entdedt, welchen Joaquin de Anfogorri, Priefter in dem indiſchen Dorfe la Guacana, am 19 Dcetober 1759 an feinen Bi: fhof richtete. Der Dberbergrath Burkart hat in feiner lehrreichen Schrift (Aufenthalt und Reifen in Merico, 1836) ebenfallg fchon einen Furzen Auszug daraus (Bd. I. ©. 230) gegeben. Don Ramon Espelde bewohnte zur Zeit meiner Neife die Ebene von Sorulo und hat das Verdienft zuerit den Gipfel des Vulkans be- ftiegen zu haben. Er fchloß fich einige Jahre nachher der Erpedition an, welche der Intendente Corregidor Don Juan Antonio de Riaño am 10 März 1789 machte. Zu derfelben Expedition gehörte ein wohl unterrichteter, in fpanifche Dienfte ald Berg: Commiffar getretener Deutfcher, Franz Fifcher. Durch den Letzten ift der Name des Jorullo zuerft nah Deutichland gefommen, da er deffelben in den Schriften der Gefellfhaft der Bergbaufunde Bd. I. ©. 441 in einem Briefe erwähnte. Aber früher fcehon war in Stalien des Ausbruhs des neuen Vulkans gedacht worden: in Glavigero’s Storia antica del Messico (Cesena 1780, T.1. p. 42) und in dem poetifchen Werfe Rusticatio mexicana des Pater Naphael Landivar (ed. altera, Bologna 1782, p. 17). Cla— vigero feßt in feinem fchaßbaren Werfe die Entſtehung des Vul— Fans, den er Juruyo fchreibt, falfchlih in das Jahr 1760, und er: weitert die Befchreibung des Ausbruchs durch Nachrichten über den fich bis Queretaro erftredenden Afchenregen, welche ihm 1766 Don Juan Manuel de Buftamante, Gouverneur der Provinz Valla— dolid de Michuacan, ald Augenzeuge des Phanomens mitgeteilt hatte. Zandivar, der unferer Hebungs- Theorie enthufiaftifch, wie Dvidius, zugethane Dichter, laßt in wohlklingenden Herametern den Coloß big zur vollen Höhe von 3 milliaria auffteigen, und findet (nach Art der Alten) die Thermalquellen bei Tage Falt und bei Nacht warm. Sch ſah aber um Mittag das hunderttheilige Thermometer im Waffer des Rio de Cuitimba bis 52°'/, fteigen. 964 Antonio de Alcedo gab in dein dten Theile feines großen und nüßlihen Diecionario geogräfico-histörico de lasIndias occidentales 6 América, 1789, alfo in demfelden Sahre als des Gouverneurs Riaüo und Berg: Commiffard Franz Fifcher Be: richt in der Gazeta de Mexico erfohien, in dem Artifel Xu: rullo (p. 374—375), die intereffante Notiz: daß, als die Erdbeben in den Playas anfingen (29 Juni 1759), der im Ausbruch be- griffene weftlichite Vulkan von Colima fich plößlich beruhigte: ob er gleich »70 leguas« (wie Alcedo ſagt; nach meiner Karte nur 23 geogr. Meilen!) von den Playas entfernt if. „Man meint“, fest er hinzu, „die Materie fei in den Eingeweiden der Erde dort auf Hindernifle geftogen, um ihrem alten Zaufe zu folgen; und da fie geeignete Höhlungen (in Dften) gefunden habe, ſei fie im Jo— rullo ausgebrochen (para revenlar en Xurullo).” Genaue topogra= phifche Angaben über die Umgegend des Vulkans finden fi auch in des Juan Joſé Martinez de Lejarza geographiſchem Abriß des alten ZTaraffer-Landes: Analisis estadistico delaprovincia de Michuacan, en 1822 (Mexico 1824), p. 125, 129, 130 und 131. Das Zeugniß des zu Valladolid in der Naͤhe des Jorullo wohnenden Berfaflers, daß feit meinem Aufenthalte in Merico Feine Spur einer vermehrten vulfanifchen Thätigfeit fih an dem Berge gezeigt hat, bat am früheften das Gerücht von einem neuen Ausbruche im Sabre 1819 (Xyell, Principles of Geology 1855 p. 430) wideriegt. Da die Pofition des Sorullo in der Breite nicht ohne Wichtigkeit ift, fo bin ich darauf aufmerffam geworden, daß Les jarza, der font immer meinen aftronomifchen Ortsbeftimmungen folgt, auch die Länge des Sorullo ganz wie ich 2° 25° weftlich vom Meridian von Merico (103° 50° weftlih von Paris) nach Zeit: Uebertragung angiebt, in der Breite von mir abweicht. Sollte die von ihm dem Sorullo beigelegte Breite von 18% 53° 30%, welche der des Vulkans Popocatepetl (18% 59° 47) am näcften fommt, fich auf neuere, mir unbefannte Beobachtungen gründen? Sch habe in meinem Recueil d’Observ. astronomiques Vol. II. p. 521 ausdrüdlich gefagt; »latitude supposee 19° 8’; gefchloffen aus guten Sternbeobachtungen zu Valladolid, welche 199 52° 8° gaben, und aus der Wegrichtung.” Die Wichtigkeit der Breite von Jorullo habe ich erft erfannt, als ich fpater die große Karte des Landes Merico in der Hauptftadt zeichnete und die oft:weftliche Vulkan-Reihe eintrug. 69 Da ich in diefen Betrachtungen über den Urfprung des Jorullo mehrfach der Sagen gedacht habe, welche noch heute in der Umgegend herrfchen, fo will ih am Schluß diefer langen Anmerfung noch einer fehr volfsthümlichen Sage Erwähnung thun, welche ich fchon in einem anderen Werfe (Essai pol. sur la Nouv. Espagne T. I. 1827 p. 172) berührt habe: »Selon la crédulité des indige- nes, ces changemens extraordinaires que nous venons de d&crire, sont l’ouvrage des moines, le plus grand peut-£tre qu’ils aient produit dans les deux hemispheres. Aux Playas de Jorulio, dans la chaumiere que nous habilions, notre höte indien nous raconta qu’en 1759 des Capucins en mission precherent à l’habi- tation de San Pedro; mais que, n’ayant pas trouvé un accueil favorable, ils chargerent cette plaine, alors si belle et si fertile, des imprecations les plus horribles et les plus compliquees: ils prophetiserent que d’abord Y’habitation serait engloutie par des flammes qui sortiraient de la terre, et que plus lard l’air am- biant se refroidirait a tel point que les montagnes voisines resteraient eEternellement couvertes de neige et de glace. La premiere de ces maledietions ayant eu des suites si funestes, le bas peuple indien voit deja dans le refroidissement progressif du Volcan le presage d’un hiver perpetuei.« eben dem Dichter, Pater Landivar, tft wohl die erfte gedrudte Erwaͤhrung der Cataftrophe die fehon vorhin genannte in der Gazeta de Mexico de 5 de Mayo 1789 (T. III. Nüm. 30 pag. 293 —297) gewefen; fie führt tie befcheidene Ueberfchrift: Superficial y nada facultativa Descripcion del estado en que se hallaba el Volcan de Jorullo la manana del dia 10 de Marzo de 1789, und wurde veranlagt durch die Erpedition von Riaño, Franz Fifcher und Espelde. Spa: ter (1791) haben auf der nautifch-aftronsmifchen Erpedition von Malafpina die Botanifer Mocino und Don Martin Seffe, ebenfalls von der Südfee-Küfte aus, den Sorullo Defucht. ” (©. 339.) Meine Barometer: Meffungen geben für Merico 1168 Toifen, Qalladolid 1002, Patzcuaro 1130*, Ario 994, Agua: farco 780%, für die alte Ebene der Playas de Jorullo 40%4:; Humb. Observ. astron. Vol. 1. p. 327 (Nivellement barometrique Wo. 367 — 370). ° (©. 340.) Ueber der Oberfläche des Meeres finde ich, wenn die alte Ebene der Playas 404 Toiſen tft, für dad Marimum der 966 Sonverität des Malpaid 487, für den Nüden des großen Lava- firomes 600, für den hoͤchſten Kraterrand 667°; für den tiefften Punkt des Kraters, an welhem wir das Barometer aufftellen Eonnten, 644°. Demnach ergaben fih für die Höhe des Gipfele vom Sorullo über der alten Ebene 263 Toiſen oder 1578 Fuß. ° (©. 340) Burfart, Aufenthalt und Reifen in Merico in den Fahren 1825—1834 Bd. I. (1836) ©. 227. (©. 340.) U.n. 2 Bd. 1 ©. 227 und 230. Ä 4 (©, 340.) Poulet Scrope, Considerations on Vol- canos p. 267; Sir Charles Lyell, Principles of Geology 1853 p. 429, Manual of Geology 1855 p. 580; Daubeny on Volcanos p. 337. ®ergl. auch on the elevation-hypothesis Dana, Geology in der United States Exploring Expedition Vol. X. p. 369. Conftant Prevoft in den Comptes rendus T. 41. (1855) p. 866—876 und 918—923: sur les Eruptions et le drapeau de Yinfaillibilite. — Vergl. auch über den Jorullo Carl Pieſchel's lehrreihe Befchreibung der Vulkane von Merico, mit Erläuterungen von Dr. Gumprecht, in der Zeitfohrift für Allg. Erdkunde der geogr. Gefellfchaft zu Berlin Bd. VI. ©. 490-517; und die eben erfchtenenen pittoreffen Anfichten in Pieſchel's Atlas der Vulkane der Republik Merico 1856 tab. 13, 14 und 15. Das Föniglihe Muſeum zu Berlin befist in der Abtheilung der Kupferjtiche und Handzeichnungen eine herrliche und zahlreiche Samm- lung von Abbildungen der mericanifchen Vulkane (mehr als 40 Blätter), nach der Natur dargeftellt von Moris Nugendas Bon dem weftlichiten aller mertcanifchen Vulkane, dem von Golima, hat diefer große Meifter allein 15 farbige Abbildungen geliefert. 2 (©. 345.) »Nous avons été, Mr. Bonpland et moi, etonnes surlout de trouver enchässes dans les laves basalliques, lithoides et scorifices du Volcan de Jorullo des fragmens anguleux blancs ou blancs-verdätres de Syenite, composes de peu d’amphibole et de beaucoup de feldspath lamelleux. Lä oü ces masses ont été crevassees par la chaleur, le feldspath est devenu filandreux, de sorte que les bords de la fente sont r&eunis dans quelques endroits par des fibres alongees de la masse. Dans les Cordil- lères de ’Amerique du Sud, entre Popayan et Almaguer, au pied du Cerro Broncoso, j’ai trouve de veritables fragmens de gneis enchässes dans un trachyte abondant en pyroxene. Ces 967 phenome£nes prouvent que les formalions trachyliques sont sorlies au-dessous de la croüte granitique du globe. Des phenomenes analogues presentent les trachytes du Siebengebirge sur les bords du Rhin et les couches inferieures du Phonolithe (Porphyr- schiefer) du Biliner Stein en Boh&me.« Humboldt, Essai geognostique sur Je Gisement des Roches 1823 p. 133 und 339. Aub Burfart Aufenthalt und Reifen in Merico Bd. L ©. 230) erkannte in der fchwarzen, olivinreichen Lava des Jorullo umfchloffen: „Blöde eines umgeänderten Syenits. Horn: blende ift nur felten deutlich zu erfennen. Die Syenit-Blöde dürf— ten wohl den unumftößlichen Beweis liefern, daß der Sik des Feuerheerdes des Vulkans von Jorullo fich in oder unter dem Sye: nit befinde, welcher wenige Meilen (leguas) füdlicher auf dem linfen Ufer des der Südfee zufließenden Rio de las Balsas fich in bedeu— tender Ausdehnung zeigt.” Auf Lipari bei Saneto haben Dolomien und 1832 der vortrefflihe Gevgnoft Friedrich Hofmann fogar in derben Obſidian-Maſſen eingefchloffene Fragmente von Granit gefunden, der aus blaßrothem Feldfpath, fchwarzem Glimmer und wenig hellgrauem Quarz gebildet war (Poggendorff’s An: nalen der Phyſik Bd. XXVI. ©. 49). 13 (©. 347.) Strabo lib. XI p. 579 und 638; Hamilton, Researches in Asia minor Vol. Il. chapt. 39. Der weft: lichfte der 3 Kegel, jetzt Kara Devlit genannt, ift 500 Fuß über der Ebene erhaben und hat einen großen Lavaftrom gegen Koula hin ergoffen. Weber 30 Eleine Kegel zählte Hamilton in der Nähe. Die 3 Shlünde (Boden: und yisaı des Strabo) find Krater, welche auf conifchen, aus Schladen und Laven zufammengefeßten Bergen liegen. 4 (©, 347.) Erman, Reife um die Erde BD. 1. ©. 538; Kosmos Bd. IV. ©. 291 und Anm. 25 dazu. Poſtels (Voyage autour du monde par le Cap. Lutke, partie hist. T. II. p. 76) und Xeopold von Buch (Description physique des Iles Canaries p. 448) erwähnen der Wehnlichkeit mit den Hornitos von Jorullo. Erman befchreibt in einem mir gütigft mit: getheilten Manuferipte eine große Zahl abgeftumpfter Schladen: fegel in dem ungeheuren Lavafelde öftlich von den Baidaren-Ber: gen auf der Halbinfel Kamtfchatfa. 5 (©. 348.) Por zio, Opera omnia, med., phil. et 968 mathem., in unum collecta 1736: nah Dufrenoy, Memoires pour servir a une description g&ologique de la France T. IV. p. 274. Sehr vollftäandig und mit lobenswerther Unpar: theilichfeit find alle genetifhen Fragen behandelt in der 9ten Auflage von Sir Charles Xyell’s Principles of Geology 1853 p. 369. Schon Bouguer (Figure de la Terre 1749 p. LXVI) war der Idee der Erhebung des Vulkans von Pichinchea nicht abgeneigt: »il n’est pas impossible que le rocher, qui est brüle et noir, ait été souleve par l’action du feu souterrain«; vergl. auch p. XCH. (©. 348.) Zeitſchrift für Allgemeine Erdfunde Bd. IV. ©. 398. 7«©. 348.) Zu der fiheren Beftimmung der Mineralien, aus welchen die mericanifchen Vulkane zufammengefest find, haben ältere und neuere Sammlungen von mir und Piefchel verglichen werden fönnen. s (©. 349.) Der fchöne Marmor von la Puebla Fommt aus den Brüchen von Tecali, Totomehuacan und Portachuelo: füdlich von dem hohen Zrachyt: Gebirge el Pizarro. Auch nahe bei der Treppen Pyramide von Cholula, an dem Wege nach la Puebla, habe ih Kalfftein zu Tage kommen fehen. # (©. 351.) Der Cofre de Perote fteht, in Südoft des Fuerte oder Castillo de Perote, nahe dem üftlichen Abfall der großen Hoch: ebene von Mexico, faft ifolirt da; feiner großen Maffe nad) ift er aber doch einem wichtigen Höhenzug angehörig, welcher fich, den Nand des Abfalls bildend, fehon von Cruz blanca und Rio frio gegen las Vigas (lat. 19° 37° 37), über den Coffer von Verote (lat. 19° 28° 57°, long. 999 28° 39), weftlih von Xicochimalco und Achildotla, nah dem Die von Drizaba (lat. 19° 2/ 17, long. 99° 35° 15) in der Rich— tung von Norden nah Süden erfiredt: parallel der Kette (Popo— catepetl— Iztaccihuatl), welche das Keffelthal der mericanifchen Seen von der Ebene von la Puebla trennt. (Für die Fundamente diefer Beftimmungen f. mein Recueil d’Observ. astron. Vol. 1. p- 529—532 und 547, fowie Analyse de l’Atlas du Mexi- que oder Essai politique sur la Nouv. Espagne T. I. p- 55—60.) Da der Colre ſich in einem viele Meilen breiten Bims: ftein=$elde fchroff erhoben hat, fo hat eg mir bei der winterlichen Befteigung (das Thermometer fanf auf dem Gipfel, den 7 Febr. 1804, bis 2° unter den Gefrierpunft) überaus intereffant gefchienen, 969 daß Die Bimsſtein-Bedeckung, deren Dicke und Höhe ich an mehreren Punkten barometrifch beim Hinauf: und Herabfteigen maß, fich über 732 Fuß erhebt. Die untere Grenze des Bimsfteins in der Ebene zwifhen Perote und Rio Frio ift 1187 Toiſen über dem Meeresipienel, die obere Grenze am nördlichen Abhange des Cofre 1309 Toiſen; von da an durch den Pinahuaft, dag Alto de los Caxones (1954), wo ich die Breite durch Gulmination der Sonne beftim- men Eonnte, bis zum Gipfel felbft war feine Spur von Bims— ftein zu fehen. Bei Erhebung des Berges ift ein Theil der Bims— ftein= Dede des großen Arenal, das vielleicht durch Waſſer ſchicht— weife geebnet worden ift, mit emporgeriflen worden. "Sch habe an Drt und Stelle in mein Journal (Febr. 1804) eine Zeichnung dieſes Bimsftein-Gürteld eingetragen. Es ift dDiefelbe wichtige Erfcheinung, welche im Sahr 1834 am Vefuv von Xeopold v. Buch befchrieben wurde: wo fühlige Bimsfteintuf-Schichten durch das Auffteigen des Vulkans, freilih zu größerer Höhe, achtzehn: bis neunzehn: hundert Fuß gegen die Einfiedelei ded Salvatore hin gelangten (CPoggendorff's Annalen Bd. 37. ©. 175 bid 179). Die Dberfläche des dioritzartigen Trachyt-Geſteins am Cofre war da, wo ich den höchften Bimsftein fand, nicht durh Schnee der Be: obachtung entzogen. Die Grenze des ewigen Schnees liegt in Mexico unter der Breite von 19° und 19% '/, erft in der mittleren Höhe von 2310; und der Gipfel des Cotre erreicht bis zum Fuß des Fleinen haus=artigen Würfelfelfens, wo ich die Inſtrumente aufftellte, 2098: oder 12588 Fuß über dem Meere. Nach Höhen: winfeln ift der Würfelfels 21: oder 126 Fuß hoch; alfo ift die Total: Höhe, zu der man wegen der fenfrechten Felswand nicht gelangen kann, 12714 Fuß über dem Meere. Ich fand nur einzelne Flecke fporadifch gefallenen Schnees, deren untere Grenze 11400 Fuß war: obngefähr fieben= bis achthundert Fuß früher ald die obere Waldgrenze in fchönen Tannenbdumen: Pinus occidentalis, ge— mengt mit Cupressus sabinoides und Arbutus Madrono. Die Eiche, Quercus xalapensis, hatte ung nur bis 9700 Fuß abfoluter Höhe begleitet. (Humb. Nivellement barometr. des Cor— dilleres No. 414 — 429.) Der Name Nauhbcampatepetl, welchen der Berg in der mericanifhen Sprache führt, ift von feiner eigenthümlichen Geftalt hergenommen, die auch die Spanier veranlaßte ihm den Namen Cofre zu geben. Er. bedeutet: vier: 970 eiger Berg; denn nauhcampa, von dem Zahlwort nahui 4 ge- bildet, heißt zwar als Adv. von vier Seiten, aber als Adi. (obgleich die Wörterbiicher dies nicht angeben) wohl ohne Zweifel vieredig oder vierfeitig, wie diefe Bedeutung der Verbindung nauhcampa ixquich beigelegt wird. Ein des Landes fehr kundiger Beobachter, Herr Piefchel, vermuthet das Dafein einer alten Krater: Deffnung am öftlihen Abhange des Eoffers von Perote Geitſchr. für Allg Erdkunde, herausg. von Gumpredt, Bd. V. ©. 125). Die Anficht des Cofre, welche ich in meinen Vues des Cordill&res auf Pl. XXXIV gegeben, habe ich in der Nähe des Caſtells San Carlos de Perote, in einer Entfernung von ohn— gefähr zwei Meilen, entworfen. — Der altzaztefifhe Name von Perote war Pinahnizapan, und bedeutet (nah Buſchmann): an dem Waffer der (für ein böfes Wahrzeichen gehaltenen und zu aber: gläubifcher Zeihendeutung gebrauchten) Kaferart pinahuiztli (vgl. Sahagun, historia gen. de las cosas de Nueva Espana T. 11. 1829 p. 10-11); ein Name, welcher von pinahua, fich fcha- men, abgeleitet wird. Bon demfelben Verbum ſtammt der obige Drtsname Pinahuaſt (pinahuaztli) aus diefer Gegend; fo wie der Name einer Staude (Mimoſacee?) pinahuihuiztli, von Hernandez herba verecunda überfeßt, deren Blätter bei der Berührung her: abfallen. :° (©. 352.) Strabo lib. Ip. 58, lib. VI p. 269 Gafaub.; Kosmos Bd. I. ©. 451 und Bd. IV. ©. 270, und über die Be- nennung der Lava bei den Griechen Anm. 82 dazu. 2! (©. 353.) Kosmos Bd. IV. ©. 310 und Anm. 68 dazu. ”2 (©. 353.) „Je mai point connu“, fagt 2a Gondamine, „la matiere de la lave en Amerique, quoique nous ayons, Mr. Bouguer et moi, campé des semaines et des mois entiers sur les volcans, et nommement sur ceux de Pichincha, de Cotopaxi et de Chimborazo. Je n’ai vu sur ces montagnes que des ves- liges de calcination sans liquefaction. Cependant l’espece de erystal noirätre appei&e vulgairement au Perou Piedra de Gal- linago (Obsidienne), dont j’ai rapport& plusieurs morceaux et dont on voit une lentille polie de sept a huit pouces de diame£- tre au Cabinet du Jardin du Roi, n’est autre chose qu’un verre forme par les volcans. La matiere du torrent de feu qui de- coule continuellement de celui de Sangai dans la province de 571 Macas, au sud-est de Quito, est sans doute une lave; mais nous n’avons vu cette montagne que de loin, et je n’etois plus à Quito dans le tems des dernieres eruplions du volcan de Coto- paxi, lorsque sur ses flancs il s’ouvrit des especes de soupiraux, d’ou l’on vit sortir à flots des malieres enflammees et liquides qui devoient etre d’une nature semblable a la lave du Vesuve,“ (2a Eondamine, Journal de Voyage en Italie in den Memoires de l’Academie des Sciences, Annee 1757 p. 357; Histoire p.12.) Beide Beifpiele, befonderg das erftere, find nicht glüclih gewählt. Der Sangay ift erft im December des Jahres 1849 von Sebaftian Wiffe wiffenfchaftlich unterfucht worden; was La Condamine in einer Entfernung von 27 geographifchen Meilen für herabfließende leuchtende Kava, ja für „einen Erguß brennenden Schwefels und Erdpech3‘ hielt, find glühende Steine und Echladen- maffen, welche bisweilen, nahe an einander gedrängt, an dem ftei: len Abhange des Aſchenkegels herabgleiten (Kosmos Bd. IV, ©. 303). Am Cotopaxi habe ich nicht mehr als am Tungurahua, Chimborazo, Pichincha, oder an dem Purace und Sotara bei Popayan etwas gefehen, was für fchmale Lavaftröme, diefen DBergcoloffen entfloffen, gelten Eünnte. Die unzufammenhangenden glühenden, oft obfidian-haltigen Meafen von 5—6 Fuß Durchmeffer, welche bei feinen Ausbrüchen der Cotopaxi hervorgefchleudert hat, find, von Fluthen gefchmolzenen Schnees und Eifes geftoßen, big weit in die Ebene gelangt, und bilden dort theilweife ftrahlenfürmig divergi: rende Neihen. Auch fagt La Eondamine an einem anderen Orte (Journal du Voyage à l’Equateur p. 160) fehr wahr: „Ces eclats de rocher, gros comme une chaumiere d’Indien, forment des trainees de rayons qui partent du Volcan comme d’un centre commun.“ 2? (©. 353.) Guettard's Abhandlung Aber die ausgebrannten DBulfane wurde 1752, alfo drei Fahre vor La Condamine's Neife nach Stalten, in der Akademie verlefen; aber erft 1756, alfo wäh: rend der italiänifchen Neife des Aftronomen, gedrudt (f. p. 380). 4 (&. 358.) „Il y a peu de volcans dans la chaine des Andes (fagt Leopold von Buch) qui aient offert des courantis de laves, et jamais on n’en a vu autour des volcans de Quito. L’ Antisana, sur la chaine orientale des Andes, est le seul volcan de Quito, sur lequel Mr. de Humboldt ait vu pres du sommet 072 quelque chose d’analogue à un courant de laves; cette coulée etait tout à fait semblable à de l’Obsidienne.“ Descr. des lles Canaries 1836 p. 468 und 488. 23 (©, 359.) Humboldt, Kleinere Schriften Bd. I. ©. 161. »* (5. 360.) „Nous differons entierement sur la pretendue coul&e d’Antisana vers Pinantura. Je considere cette coulee comme un soulevementi recent analogue à ceux de Calpi (Yana urcu), Pisque et Jorullo. Les fragments trachyliques ont pris une €paisseur plus considerable vers le milieu de la coulee. Leur couche est plus Epaisse vers Pinantura que sur des points plus rapproches d’Antisana. L’etal fragmentaire est un eflet du soulevement local, et souvent dans la Cordillere des Andes les tremblements de terre peuvent être produits par des tasse- ments.“ (Lettre deMr. Boussingault, en Aoüt 1834.) Dergl. Kosmos Bd. IV. ©. 219. In der Befchreibung feiner Befteigung des Chimborazo (December 1831) fast Bouffingault: „Die Maſſe des Berges befteht nach meiner Anficht aus einem Haufwerk ganz ohne alle Ordnung über einander gethürmter Tra— chyt-Trummer. Diefe oft ungeheuren Trachytftüde eines Vulkans find in ftarrem Zuftande gehoben; ihre Nander find feharfz nichts deutet darauf, daß fie in Schmelzung oder nur einmal im Zuftand der Erweichung gewefen waren. Nirgends beobachtet man an irgend einem der Aequatorial-Vulkane etwas, was auf einen Lava firom fchließen laffen könnte. Niemals ift aus diefen Kratern etwas anderes ausgeworfen worden ald Schlamm: Maffen, elaftifche Flüf: figfeiten und glühende, mehr oder weniger verfchladte Trachyt— blöde, welche oft in beträchtliche Entfernungen gefchleudert wurden.“ (Humboldt, Kleinere Schriften Bd. I. ©. 200.) Weber die erfte Entftehung der Meinung von dem Gehoben-fein ftarrer Maflen als aufgehäufter Blöde f. Acofta in den Viajes A los Andes ecuatoriales por Mr. Boussingault 1849 p. 222 und 223. Die durh Erdftiße und andere Urſachen veranlaßte Bewegung der aufgehäuften Bruchftüde und die allmalige Ausfül— lung der Zwifchenraume foll nach des berühmten Neifenden Ber: muthung eine allmälige Senfung vulkanifcher Berggipfel hervor: bringen. 2 (©. 361.) Humb, Asie centrale T. MH. p. 296-301 978 2 (Guſtav Nofe, mineral, geognofiifhe Reiſe nah dem Ural, dem Altai und dem Kafp. Meere Bd. 1. ©. 599). Schmale, langgedehnte Granitmanern Eünnen bei den früheften Faltungen der Erdrinde über Spalten aufgeftiegen fein, den merf- würdigen, noch offen gebliebenen, analog, welche man am Fuß des Vulkans von Pichincha findet: ald Guaycos der Stadt Quito, von 30—40 Fuß Breite (f. meine Kl. Schr. Bd. 1. ©. 24). 2» (©, 361.) 2a Gondamine, Mesure des trois pre- miersDegres duMeridien dans l’H&emisphere austral 1751 p. 56. *> (©. 362.) Paſſuchoa, durch die Meterei el Tambillo vom Ata— cazo getrennt, erreicht fwenig als der legtere die Negion des ewigen Schnees. Der hohe Rand des Kraters, la Peila, ift gegen Weiten ein- geftürzt, tritt aber gegen Oſten amphitheatralifch hervor. Die Sage seht, daß am Ende des fechzehnten Jahrhunderts der vormals thatige Paſſuchoa bei Gelegenheit einer Eruption des Pichincha für immer zu fpeien aufgehört habe: was die Communication zwifchen den Effen der einander gegenuberftehenden üftlichen und weftlichen Eordilleren beftätigt. Das eigentlihe Bafjin von Quito, dammartig ge fchloffen: im Norden durch einen Bergknoten zwifchen Cotocachi und Smbaburo, gegen Süden durch die Altos de Chisinche (zwi: fhen 0° 20° R und 0° 40° ©); tft großentheilg der Lange nach ge: theilt durch den Bergrüden von Schimbio und Poingaſi. Deftlich liegt das Thal von Puembo und Chillo, weftlich die Ebene von Staguito und Turubamba. Sn der öftlichen Gordillere folgen von Norden gegen Süden Imbaburo, die Faldas de Guamani und An- tifana, Sinchulahua und die fenfrechte, mit thurmartigen Zacken gefrönte, fchwarze Mauer von Rumiñaui (Stein: Auge); in der weftlichen Gordillere folgen Cotocachi, Caſitagua, Pichincha, Atacazo, Corazon: auf deffen Abhang die prachtvolle Alpenpflanze, der rothe Ranunculus Gusmani, blüht. Es fehlen mir hier der Drt, von einem für die vulfanifche Geologie fo wichtigen, claf: fifhen Boden mit wenigen Zügen eine, aus eigener Anficht ge: fhöpfte, morpholegifche Darftellung der Neliefform zu geben. > (©. 364.) Befonders auffallend ift es, daß der mächtige Vulkan Cotopari, welcher, freilich meift nur nach langen Perioden, eine ungeheure TIhätigkeit offenbart und befonderd durch die von ibm erzeugten Ueberſchwemmungen verheerend auf die Umgegend 574 wirkt, zwiſchen den periodiſchen Ausbrüchen keine, ſei es in der Hochebene von Lactacunga, ſei es von dem Paramo de Pansache aus, fihtbaren Dämpfe zeigt. Aus feiner Höhe von faft 18000 Fuß und der diefer Höhe entfprechenden großen Dünnigfeit von Luft: und Dampffhichten ift eine folche Erſcheinung, wegen mehrerer Vergleihungen mit anderen Vulkan-Coloſſen, wohl nicht zu er: Elären. Auch zeigt fih Fein anderer Nevado der Neyuatorial: Cor: dilleren fo oft wolfenfrei und in fo großer Schönheit als der abge: ftumpfte Kegel des Cotopaxi: d. h. der Theil, welcher fich über die Grenze des ewigen Schneed erhibt. Die ununterbrocene Regel: mäßigfeit diefes Afchenfegels ift um vieles größer als die des Afchenfegeld des Pics von Teneriffa, an dem eine fehmale hervor: ftehende Dbfidian:Nippe mauerartig herablauft. Nur der obere Theil des Tungurahna foll ehemals durch Negelmäßigfeit der Ge: ftaltung fich faft in gleihem Grade ausgezeichnet haben; aber das furchtbare Erdbeben vom 4 Februar 1797, die Cataſtrophe von Kiobamba genannt, hat durch Spaltungen, Bergftürze und Herab- gleiten losgeriffener bewaldeter Trümmerflächen, wie durch Anhanfung von Schutthalden den Kegelberg des Tungurahua verunftaltet. Am Cotopaxi ift, wie fhon Bouguer bemerft, der Schnee an einzelnen Punkten mit BimsfteineDBroden gemengt, und bildet dann faft eine fefte Maſſe. Cine Eleine Unebenheit in dem Schneemantel wird gegen Nordweften fihtbar, wo zwei Eluftartige Thaler herab: gehen. Zum Gipfel auffteigende fhwarze Felsgrate Sieht man von weitem nirgends, obgleich bei der Eruption vom 24 Juni und 9 December 1742 auf halber Höhe des mit Schnee bededten Afchenkegeld eine Seiten-Deffnung fich zeigte. „Il s’etoit ouvert‘, fagt Bouguer (Figure de la Terre p. LXVIil; vol. auch La Gondamine, Journal du Voy. ä l’Equateur p. 159), „une nouvelle bouche vers le milieu de la partie continuellement neigee, pendant que la flamme sortoit toujours par le haut du cöne tronqué.“ Bloß ganz oben, nahe dem Gipfel, erfennt man einige horizontale, einander parallele, aber unterbrochene, fchwarze Streifen. Durch das Fernrohr bei verfchiedener Beleuchtung be: trachtet, fehienen fie mir Felsgrate zu fein. Diefer ganze obere Theil ift fteiler, und bildet faft nahe an der Abſtumpfung des Kegels einen mauerartigen, doch nicht in großer Ferne mit bloßen Augen fichtbaren Ring von ungleicher Höhe. Meine Beſchreibung 575 diefer, fait fenfrechten, oberften Umwallung hat ſchon lebhaft die Aufmerkfamfeit zweier ausgezeichneten Geologen, Darwin (Volca- nic Islands 1844 p. 83) und Dana (Geology of the U. St. Explor. Exped. 1849 p. 356), auf fich gezogen. Die Vulkane der Galapagos-Infeln, Diana Peak auf St. Helena, Teneriffa und Gotopari zeigen analoge Bildungen. Der höchfte Punkt, deffen Höhenmwinfel ich bei der trigonometrifhen Meffung am Co— topari beftimmte, lag in einer fchwarzen Converität. Vielleicht ift ed die innere Wand des höheren, entfernteren Kraterrandes; oder wird die Schneelofigfeit des hervortretenden Geſteins zugleich Durch Steilheit und Krater- Wärme veranlaßt? Im Herbft des Jahres 1800 ſah man in einer Nacht den ganzen oberen Theil des Aſchen— kegels leuchten, ohne daß eine Eruption oder auch nur ein Aus— ſtoßen von ſichtbaren Daͤmpfen darauf folgten. Dagegen hatte bei dem heftigen Ausbruch des Cotopaxi vom 4ten Januar 1803, wo während meines Aufenthalts an der Südſee-Küſte das Donner— getöfe des Wulfans die Fenfterfcheiben im Hafen von Guayayuil (in 37 geogr. Meilen Entfernung) erfchütterte, der Afchenfegel ganz feinen Schnee verloren, und bot einen Unglück verheißen- den Anblie dar. War folbe Durchwaͤrmung ie vorher bemerft worden? Auch in der neueften Zeit, wie ung die vortreffliche, fühne, erdummwandernde Frau Ida Pfeiffer lehrt (Meine zweite Weltreiſe Bd. II. ©. 170), bat Anfang Aprils 1854 der Coto— pari einen heftigen Ausbruch von dien Nauchfäulen gehabt, „Durch die fich das Feuer gleich bligenden Flammen ſchlängelte“. Sollte das Lichtphänomen Folge des durch Verdampfung erregten vulfa= nifchen Gewitter gewefen fein? Die Ausbrüche find haufig feit 1851. Je regelmäßiger die Figur des fchneebededten, abgeftumpften Kegels felbft ift, defto auffallender ift an der unteren Grenze der ewigen Schneeregion, da, wo die Kegelform beginnt, im Südweften des Gipfeld, die Erfcheinung einer groteffzgadigen, dreis bis vier: fpigigen, Kleinen Gefteinmafle. Der Schnee bleibt wahrfcheinlich we: gen ihrer Steilheit nur fledenmweife auf derfelben liegen. Ein Blick auf meine Abbildung (Atlas pittoresque du Voyage Pl. 10) ftellt das Verhältniß zum Afchenfegel am deutlihften dar. Ich babe mich diefer fchwarzgrauen, wahrfcheinlich bafaltifhen Geftein: maffe am meiften in der Quebrada und Reventazon de Minas gendhert. Dbgleich in der ganzen Provinz feıt Jahrhunderten viefer 976 weit fichtbare Hügel, ſehr fremdartigen Anblicks, allgemein la Cabeza del Inga genannt wird, fo herrfchen doch über feinen Ur— fprung unter den farbigen Eingeborenen (Indios) zwei fehr ver: fehiedene Hppothefen: nach der einen wird bloß behauptet, ohne Angabe der Zeit, in der die Begebenheit vorgefallen fei, daß der Fels der herabgeftürzte Gipfel des, einft in eine Spiße endigenden Vulkans ſei; nach einer anderen Hppothefe wird die Begebenheit in das Fahr (1533) verlegt, in welchem der Inca Atahuallpa in Caramarca erdrofelt wurde: und fo mit dem, in demfelben Jahre erfolgten, von Herrera befchriebenen, furchtbaren Feuerausbrude des Cotopaxi, wie auch mit der dunklen Prophezeiung von Ata— huallpa's Dater, Huayna Gapac, tiber den nahen Untergang ded peruanifchen Reichs in Beziehung gefeßt: Sollte das, was beiden Hppothefen gemeinfam iſt: die Anficht, daß jenes Felfenftüd vor: mals die Endfpige des Kegels bildete, der traditionelle Nachklang oder die dunkle Erinnerung einer wirklichen DBegebenbeit fein? Die Eingeborenen, fagt man, würden bei ihrer Uncultur wohl Thatfachen auffaflen und im Gedachtnig bewahren, aber fih nicht zu geognoftifchen Sombinationen erheben können. Sch bezweifle die Nichtigfeit diefes Einwurfs. Die dee, daB ein abgeftumpfter Kegel „feine Spiße verloren”, fie unzertrümmert weggefchleudert habe, wie bei fpateren Ausbrüchen große Blöcde ausgeworfen wurden: Fann fich auch bei großer Uncultur darbieten. Die Treppen-Pyramide von Cholula, ein Bauwerk der Toltefen, ift abgeftumpft. E3 war den Eingeborenen ein Bedürfniß fih die Pyramide als urfprüng: lich vollendet zu denken. Es wurde die Mythe erfonnen, ein Aëro— lith, vom Himmel gefallen, habe die Spiße zerftört; ja Theile des Aëroliths wurden den fpanifchen Eongutftadoren gezeigt. Wie Fann man dazu den erften Ausbruch des Vulkans Cotopaxi in eine Zeit verfeßen, wo der Afchenfegel (Mefultat einer Neihe von Eruptionen) fehon vorhanden gewefen fein fol? Mir ift es wahrfcheinlich, daß die Cabeza del Inga an der Stelle, welche fie jeßt einnimmt, entftanden iſt; daß fie dort-erhoben wurde: wie am Fuß des Chim— borazo der Dana-Urcu, wie am Gotopari felbft der Morro füdlich von Suniguaicu und nordweftlich von der Fleinen Lagune Yurak— coha (im Qquechhua: weißer See). Ueber den Namen des Eotopari habe ich im 1ten Bande meiner Kleineren Schriften (©. 463) gefayt, dag nur der 977 erfte Theil deffelben fich durch die Qquechhua-Sprache deuten laffe, indem er das Wort ccolto, Haufe, ſei; daß aber pacsi unbekannt fei. La Condamine deutet (p. 53) den ganzen Namen des Berges, indem er fagt: »le nom signifie en langue des Incas masse bril- lante.« Buſchmann bemerft aber, daß dabei an die Stelle von pacsi das, davon gewiß ganz verfchtedene Wort pacsa gefeßt wor: den fei, welches: Glanz, Schein, befonders den fanften des Mon: des, bedeutet; um glanzende Maffe ausjudrüden, müßte dazu nach dem Geifte der Qquechhua-Sprache die Stellung beider Wör— ter die umgefehrte fein: pacsaccotto. 31 (©, 364.) SFriedrih Hoffmann in Poggendorff’s Annalen Bd. XXVI 1832 ©. 28. 32 (©, 364.) Bouguer, Figure de la Terre p. LXVIII. Wie oft ift feit dem Erdbeben vom 19 Juli 1695 das Städtchen Lactacunga zerftört und von Bimsftein-Quadern aus den un— terirdifchen Steinbrüchen von Zumbalica wieder aufgebaut worden! ach biftorifchen Documenten, welche mir bei meiner Anweſen— heit aus alten Abjchriften oder aus neueren, theilweife geretteten Documenten des Stadt: Archives mitgetheilt wurden, traten die Zerftörungen ein: in den Sahren 1703, 1736, 9 December 1742, 30 November 1744, 22 Februar 1757, 10 Februar 1766 und A April 1768: alfo ftebenmal in 65 Sahren! Im Sahr 1802 fand ich noch ; der Stadt in Trümmern, in Folge des großen Erd: bebens von Niobamba am 4 Februar 1797. 33 (S. 365.) Dieſe DVBerfcehtedenheit ift auch fehon von dem iharfiinnigen Abich (über Natur und Zuſammenhang vul- Eanifcher Bildungen 1841 ©. 83) erfannt worden. 31 (S. 366.) Das Geftein des Cotopaxi hat wefentlich die: felbe mineralogifche Zufammenfeßung als die ihm nächiten Vulkane, der Antifana und Tungurahua. Es ift ein Trachyt, aus Dligo- Elas und Augit zufammengefegt, alfo ein Chimborazo-Geſtein: ein Beweis der Identität derfelben vulkfanifchen Gebirgsart in Maffen der einander gegenüberftehenden Sordilleren. Sin den Stüden, welche ih 1802 und Bouffingault 1831 gefammelt, ift die Grundmaſſe theils licht oder grünlich grau, pechfteinartig glanzend, und an den Kan- ten durchfcheinend; theils fchwarz, faft bafaltartig, mit großen und Eleinen Poren, welche glanzende Wandungen haben. Der eingefchlof- fene Dligoflas liegt darin ſcharf begrenzt: bald in ftarf glänzenden, Av Humboldt, Kosmos. IV. 37 978 fehr deutlich auf den Spaltungsflächen geftreiften Kryſtallen; bald ift er Elein und muͤhſam zu erfennen. Die weientlich eingemengten Augite find braunlich und ſchwaͤrzlich-grün, und von fehr verfchie- dener Größe. Selten und wohl nur zufällig eingefprengt find dunfle Slimmer:DBlattchen und fchwarze, metallifh glänzende Körner von Magneteifen. In den Voren einer oligoflasreihen Maſſe lagert etwas gediegener Schwefel, wohl abgefeßt von den alles durchdrin- genden Schwefeldämpfen. 5 (367.) »Le Volcan de Maypo (lat. austr. 34° 15°), qui n’a jamais rejet€ de ponces, est encore eloigne de deux journees de la colline de Tollo, de 300 pieds de hauteur et toute compos&e de ponces qui renferment du feldspath vitreux, des cristaux bruns de mica et de petits fragments d’obsidienne. C’est done une eruption (independente) isoleEe tout au pied des Andes et pres de la plaine.“ Leop. de Buch, Description phys. des lies Ganaries 1836 p. 470. 36 (S. 367.) FedericodeGerolt, Gartas geognosticasde los principales distritos minerales de Mexico 1827 p. 5. 37 (©, 367.) Vergl. über Erſtarrung und Bildung der Erd: frufte Kosmos Bd. 1. ©. 175-180 und Anm. 7 auf ©. 425. Die Verſuche von Bifchof, Charles Deville und Deleffe haben über die Faltung des Erdförpers ein neues Licht verbreitet. Vergl. auch die alteren finnreichen Betrachtungen von Babbage bei Ge: legenheit feiner thermifchen Erklärung des Problems, welches der Serapis- Tempel nördlich von Puzzuoli darbietet, im Quarterly Journal of the Geological Soc. of London Vol. III. 1847 p. 186; Charles Deville sur la diminution de densite dans les roches en passant de l’etat cristallin a l’etat vitreux, in den Comptes rendus de l’Acad. des Sciences T. XX. 1845 p. 1453; Deleffe sur les eflets de la fusion, T. XXV. 1847 p. 545; Louis Frapolli sur le caraciere geologique, im Bulle- tin de la Soc. géol. de France, 2=. Serie T. IV. 1847 p. 627; und vor allem Elie de Beaumont in feinem wichtigen Werke Notice sur les syst&emes de Montagnes 1852 T. 11. Folgende drei Abfchnitte verdienen eine befondere Aufmerkfumfeit der Geologen: Considerations sur les soulevements düs a une di- minution lente et progressive du volume de la terre p. 1330; sur l’ecrasement transversal, nomme refoulement par Saussure, comme une des causes de l’elevation des chalnes de montagnes, p. 1317, 1333 und 1346; sur la contraction que les roches fondues Eprou- vent en cristallisant, tendant des le commencement du refroi- dissement du globe a rendre sa masse interne plus petite que la capacit€ de son enveloppe exterieure, p. 1235. 38 (©, 368.) »Les eaux chaudes de Saragyn à la hauteur de 5260 pieds sont remarquables par le röle que joue le gaz acide carbonique qui les traverse a l’eEpoque des tremblements de terre. Le gaz à cette epoque, comme l’hydrogene carbone de ia presqu’ile d’Apcheron, augmente de volume et s’Eechaufie avant et pendant les tremblements de terre dans la plaine d’Ar- debil. Dans la presqu’ile d’Apcheron la temperature s’eleve de 20° jusqu’a Y’inflammation spontanee au moment et a Pendroit d’une Eruption ignee, pronostiquee toujours par des tremble- ments de terre dans les provinces de Chemakhi et d’Apcheron.« Abich in den Melanges physiques et chimiques T. 1. 1855 p. 36% und 365. (Vergl. Kosmos Bd. IV. ©. 223.) 3 (©, 369.) W. Hopfing, Researches on physical Geology in den Philos. Transact. for 1839 P. II. p. 3i1, for 1840 P. I. p. 193, for 1842 P. I. p. 43; auch über die erfor: derlihen Verhältniſſe der Stabilität der äußeren Erdoberfläche: Theory of Volcanos im Report of the 17% meeting of the British Association 1847 p. 45—#9. «6, 369.) Kosmos Bd. IV. © 35-38 Anm. 3336; Naumann, Geognoſie Bd. 1. ©. 6676; Bifhof, Wärme: lebre ©. 382; &yell, Principles of Geology 1853 p. 536 bis 547 und 562. — In der fehr lehrreichen und angenehmen Schrift Souvenirs d’un Naturaliste par A. de Quatrefages 1854 T. 11. p. 46% wird die obere Grenze der flüfigen gefchmolzenen Schichten bis auf die geringe Tiefe von 20 Kilometern heraufgerüdt: »puisque la plupart des Silicates fondent deja à 666° cent.« „Diefe niedrige Angabe”, bemerkt Guftav Nofe, „beruht auf einem Irrthum. Die Temperatur von 1300°%, welhe Mitfcherlich als Schmelzpunkt des Granits angegeben (Kosmos Bd. I. ©. 48), tft gewiß das Minimum, was man annehmen kann. Sch habe mehr: mals Granit auf die heifeften Stellen des Porzellan-Ofens feßen laffen, und immer fchmolz derfelbe unvollftändig. Nur der Glimmer fchmilzt dann mit dem Feldfpath zu einem blafigen Slafe zufammen; 380 der Quarz wird undurchſichtig, ſchmilzt aber nicht. So ift es mit allen Gebirgsarten, die Quarz enthalten, und man kann fogar diefed Mittel anwenden, um Quarz; in Gebirgsarten zu entdeden, wo feine Menge fo gering ift, daß man ihn mit bloßen Augen nicht erkennen kann: 3. B. bei dem Syenit des Plauenfchen Grundeg, und im Diorit, den wir gemeinfchaftlih 1829 von Alapajewit im Ural gebracht haben. Alle Gefteine, welche feinen Quarz und über: haupt Eeine fo Eiefelfäuresreihen Mineralien enthalten als der Granit: 3. B. der Bafalt, fchmelzen leichter ald Granit im Vor: zellanfeuer zu einem vollfommenen Glaſe; aber nicht über der Spt: ritug-fampe mit Doppeltem Nuftzuge, die doch gewiß eine Tempe— ratur von 666° hervorzubringen im Stande iſt.“ In Biſchof's merk: würdigen Berfuchen, bei dem Gießen einer Bafaltkugel, ſchien felbit der Bafalt nach einigen hypothetifchen VBorausfeßungen eine 1650 R. höhere Temperatur als der Schmelzpunft des Kupfers zu erfordern (Waͤrmelehre des Innern unfers Erdkörpers ©. 473). 4 (©, 370.) Kosmos Bd. IV. ©. 218. Vergl. auch über die ungleiche Verbreitung des Eisbodens und die Tiefe, in der er beginnt, unabhangig von der geographifchen Breite, die merkwürdi— gen Beobachtungen von Gapt. Franklin, Erman, Kupffer und vor: züglih von Middendorff a. a. D. ©. 42, 47 und 167. 2 (©, 370.) LXeibniß in der Protogaea $ 4. (©. 372.) Ueber Vivarais und Velay f. die neueſten, fehr genauen AUnterfuchungen von Girard in feinen geolvgifcen Wanderungen Bd. 1. (1856) ©. 161, 173 und 214. Die alten Vulkane von Dlot find aufgefunden von dem amerifanifchen Geolo- gen Maclure 1808, befucht von Lyell 1830), und fchön befchrieben und abgebildet von demfelben in feinem Manual of Geology 1855 p. 535 —542. “©. 373.) Eir Rod. Murdifon, Siluria p. 20 umd 39—98 (Xyell, Manual] p. 563). (©. 373.) Scoresby, Accountofthearctic regions Vol. I. p. 155—169, tab. V und VI. “ (S. 373.) Leop. von Buch, Descr. des Iles Canaries p. 357—369 und Landgrebe, Naturgefhichte der Vul— fane 1855 Bd. I. ©. 121—136; und über die Ummwallungen der Erhebungs-Krater (Caldeiras) auf den Snfeln San Miguel, Fayal und Xerceira (nach den Karten von Cap. Vidal) Kosmos Bd-1V. 581 Anm. 84 zu S. 271. Die Ausbrüche von Fayal (1672) und S. Jorge (1580 und 1808) ſcheinen von dem Hauptvulkan, dem Vico, abzu— bangen. 7 (©. 373.) Kosmos Bd. IV. ©. 291 (Anm. 27) und 301. (©, 374.) Nefultate der Beobachtungen über Madera von Sir Charles Lyell und Hartung im Manual of Geology 1855 p. 315525. (©. 374) Darwın, Volcanic Islands 1844 p. 3 und Kieut. Zee, Cruise of the U. S. Brig Dolphin 1854 p. 80. > (S. 375.) ©. die vortreffliche Befchreibung von Afcenfion in Darwin, Volcanic Islands p. & und 4. 51 (S. 375.) Darwin p. 84 und 92: über the great hollow space or valley southward of the central eurved ridge, across which the half of the crater must once have extended. It is interesting to trace the steps, by which the structure of a vol- canic district becomes obscured and finally obliterated. (Vergl. auch Seale, Geognosy of the Island of St. Helena p. 28.) 52 (©. 376.) St. Paul’s Rocks. ©. Darwin p: 31—33 und 125. 53 (S. 376.) Dauffy sur llexistence probable d’un volcan sous-marin dansl’Atlantique,indenComptesrendusdel’Acad. des Sciences T. VI. 1838 p. 512; Darwin, Volcanie Is- lands p.92; Zee, Cruise ofthe U. St. Brig Dolphin p.2, 55 und 61. 4 (S. 377.) Gumprecht, die vulfanifhe Thätigkeit aufdem Feftlande von Afrika, in Arabien und auf den Snfeln des rothen Meeres 1849 ©. 18. > (S. 378.) Kosmos Bd. 1. ©. 456 Anm. 7. Ueber die gefammten bisher befannt gewordenen Erfcheinungen in Afrika f. Landgrebe, Naturgefhihte der DBulfane Bd. 1. ©. 195—219. 6 (S. 379.) Die Höhe des Demavend über dem Meere wurde von Ainsworth zu 2298 Toiſen angegeben; aber nach Berichtigung einer, wahrfcheinlich auf einem Schreibfehler beruhenden Barometer: Höhe (Asie centr. T. Ill. p. 327) beträgt fie, zufolge der Tafeln von Oltmanns, volle 2914 Toifen. Eine noch etwas größere Höhe, 3141 *, geben die, gewiß fehr ficheren Höhenwinfel meines Freundes, 382 des fait. ruffifchen Gapitäns Kemm, im Jahre 18395 aber die Ent: fernung ift nicht trigonometrifch begründet, fondern beruht auf der Norausfeßung, daß der Vulkan Demavend 66 Werfte (1 Aequatorial- Grad = 104%/,, Werſt) von Teheran entfernt fe. Es fcheint Demnach, daß der perfifhe, dem südlichen Ufer des cafpifchen Meeres fo nabe, aber von der colchiſchen Küfte des Ihwarzen Meeres an 150 geographifche Meilen entfernte, mit ewigem Schnee bededte Vulkan Demavend den Großen Ararat um 2800 Fuß, den caucaſi— fhen Elburuz um vielleiht 1500 Fuß Höhe übertrifft. Ueber den Vulkan Demavend f. Ritter, Erdfunde von Afien Bo. Vl. Abth. 1. S. 551-571; und über den Zufammenhang des Namens Albordj aus der mythifhen und darum fo unbeftimmten Geogra: phie des Zendvolfes mit den modernen Namen Elburz (Koh Alburz des Kazwini) und Elburuz ©. 43—49, 424, 552 und 555. 5" (S. 382.) Asie centrale T. IH. p. 9 und 54—58, (Kos— mos Bd. IV. ©. 253 Anm. 61.) (&. 382.) Elburuz, Kasbegk und Ararat nah Mitthei: lungen von Struve Asie centr. T. 1. p. 57. Die im Text angegebene Höhe von dem ausgebrannten Vulkan Savalan weftlich von Ardebil (15760 engl. Fuß) iſt auf eine Meſſung von Chanykow gegründet. ©. Abich in den Mélanges phys. et chim. T. II. p. 361. Um bei Anführung der Quellen, aus denen ich gefchöpft, eine ermüdende Wiederholung zu vermeiden, erkläre ich bier, daß alles, was im gevlogifchen Abfchnitt des Kosmos ſich auf den wich tigen caucafifchen Iſthmus bezieht, bandfchriftlichen, mir auf die edelite und freundfchaftlichite Weile zu freier Benußung mitgetheil: ten Auffäßen von Abich aus den Jahren 1852 bis 1855 entlehnt tik. >» (S. 383.) Abich, Notice explicative d’une vue de lAra- rat, im Bulletin de la Soc. de Geographie de France, 4eme Serie T. 1. p. 5%. (©. 392.) Vergl. Dana’s fcharfiinnige Bemerfungen on the Curvatures of Ranges of Islands, deren Convexität in der Südfee faft allgemein gegen Süden oder Südoft gerichtet ift, in der United States’ Explor. Exped. by Wilkes Vol. X. (Geology by James Dana) 1849 p. 419. st (€, 393.) Die Snfel Saghalin, Tichofa oder Tarafai wird von den japanifchen Seeleuten Krafto genannt (gefchrieben Karafuto). Sie liegt der Mündung des Amur (des Schwarzen 383 Fluſſes, Saghalian Ula) gegenüber; iſt von gutmüthigen, dun— felfarbigen, bisweilen etwas behaarten Ainos bewohnt. Der Admi— cal Krufenftern glaubte, wie auch früher die Begleiter von La Pé— voufe (1787) und Broughton (1797), daß Saghalin durch einen fchmalen, fandigen Iſthmus (Br. 52° 5%) mit dem aflatifchen Con: tinent zufammenhange; aber zufolge der wichtigen von Franz von Siebold mitgetheilten japaniichen Nachrichten ift nach einer von Mamia Ninfö, dem Chef einer kaiſerlich japanifchen Commiſſion, im Sahr 1803 aufgenommenen Karte Krafto Feine Halbinfel, fondern ein auf allen Seiten vom Meer umfloffenes Land (Nitter, Erd: funde von Aſien Bd. 11. ©. 485). Das Nefultat des verdienft: lichen Mamia Ninfo ift neuerlichft im Jahre 1855, als die rufifche Flotte in der Baie de Gastries (Br. 51° 29°) bei Alerandrowff, alfo im Süden des vermeintlichen Iſthmus, vor Anfer lag und fich doch in die Amur-Mündung Br. 52° 54°) zurüdziehen fonnte, vollfommen, wie Siebold meldet, beftätigt worden. In der Meerenge, in welcher man ehemals den Iſthmus vermuthete, find bei der Durchfahrt an eini- gen Stellen nur 5 Faden Tiefe gefunden. Die Infel fängt an wegen der Nähe des großen Amur= oder Saghalin-Stromes politifch wich tig zu werden. Ihr Name, ausgeiprohen Karafto oder Krafto, ift die Sufammenziehung von Kara-fu-to, d. i. nach Siebold „die an Kara grenzende Inſel“: da in japanifch: chinefifher Mundart Kara das nördlichfie China (die Tartarei) bezeichnet, und fu nach dem zuleßt genannten feharffinnigen Gelehrten hier „Daneben liegend“ bedeutet. Tſchoka ift eine Verſtümmelung von Tfjofai, und Ta: rafai aus Mißverſtändniß von dem Namen eines einzelnen Dorfes Taraika hergenommen. Nach Klaprotb (Asıa polyglotta p. 301) ift Taraifaioder Tarafat der heimische Aino-Name der ganzen Inſel. Vergl. Leopod Schrenk's und Cap. Bernard Witting- hbam’s Bemerkungen in Petermann’s geogr. Mittbei- lungen 1856 ©. 176 und 184; auch Perry, Exped. to Japan Vol. 1. p. 468. 62 (5, 394.) Dana, Geology of the Pacific Ocean p. 13. In den Meridianftreifen der füdoftsafiatifchen Infelwelt find auch die Küften von Gochinchina feit dem Meerbufen von Tonkin, die von Malacca feit dem Meerbufen von Siam, ja felbft die von Neu: Holland füdlich vom 25“ Parallelgrad meift nord-füdlich ab: haste geſchnitten. 384 = (&, 402.) Vergl. die Veberfeßungen von Stanislas Julien aus der japanifchen Encyelopädie in meiner Asie centr. T. I. p. 551. “+ (&, 403.) Vergl. Kaart van den Zuid- en Zuidwest-Kust van Japan door F. von Siebold 1851. (©, 404.) Vergl. meine Fragmens de Ge£ologie eı de Climatologie asiatiques T. J. p. 82, die gleich nach mei: ner Rückkehr von der fibirtfchen Erpedition erfchienen find; und die Asie centrale: in welcher ich die von Klaproth geäußerte Mei— nung, der ich früher felbit anhing und die den Sufammenhang der Schneeberge ded Himalaya mit der chinefifhen Provinz Yun-nan und als Nanling nordweſtlich von Canton wahrfcheinlich machte, widerlegt habe. Die über 11000 Fuß hohen Gebirge von Formofa gehören, wie der, Fu-kian wetlich begrenzende Ta-ju-ling, zu dem Spitem der Meridian-Spalten am Oberen Affam im Lande der Bir- manen und in der Gruppe der Philippinen. ss (©. 405.) Dana, Geology in der Explor. Exped. Vol. X. p. 540—545; Ernft Hofmann, geogn. Beob. auf der Neife von Dtto v. Koßebue ©. 70; Leop. de Buch, Description physique des Iles Ganaries p. #85 — 439. Vergl. des Piloten Don Antonio Morati große, vortreffliche Karte der Islas Filipinas (Madrid 1852) in zwei Blättern. ” (&. 405.) Marco Polo unterfcheidet (Parte HI cap. 5 und 8) Giava minore (Sumatra), wo er fih 5 Monate aufpielt und den, in Sava fehlenden Elephanten befchreibt (Humboldt, Examen crit. de l’hist. de la Géogr. T. Il. p. 218), von der früher befchriebenen Giava (maggiore), la quale, secondo dicono i ma- rinai, che bene lo sanno, è Fisola piü grande che sia al mondo. Diefe Behauptung ift heute noch wahr. Nach den Umriffen der Karte von Borneo und Gelebes von James Brooke und Cap. Rod— ney Mundy finde ich das Areal von Borneo 12920 geograpbifche Duadratmeilen, nahe gleich dem von der Inſel Neu:Guinen, aber nur —* des Continents von Neu-Holland. Marco Polo's Nach— richt von dem „vielen Golde und den großen Reichthümern, welche die mercanti di Zaiton e del Mangi“ von dort ausführen, beweiſt, daß er (wie auch noch Martin Behaim auf dem Nürnberger Globus von 1492 und Johann Ruyſch in der, für die Entdedungsgefchichte von Amerika fo wichtigen, römıfchen Ausgabe des Ptolemäus von 1503 thun) unter Java major Borneo veritebt. "* (©. 406.) Gap. Mundy's Karte (Coast of Borneo proper 1547) giebt gar 14000 engl. Fuß (13135 Par. $.) an. Zweifel gegen dDiefe Angabe f. in Junghuhn's Java Bd. I. ©. 850. Der Coloß Kina Bailu tft Fein Kegelberg; feiner Geftalt nach gleicht er vielmehr den, unter allen Breiten vorkommenden Bafaltbergen, die einen langen Rüden mit zwei Endfuppen bilden. (&, 406.) Brooke's Borneo and Celebes Vol. 1. p. 352, 384 und 386. ” (S. 406.) Horner in den Verhandelingen van het Bataviaasch Genootschap van kunsten en weten- schappen Deel XVII. (1839) p. 284; Asie centr. T. IM. p. 334— 537. 1 (&, 406.) Sunghuhn, Java Bd. I. ©. 809 (Batta: lander Bd. I. ©. 39). 2 (©, 407.) Kosmos Bd. IV. Anm. 86 zu ©. 326. 3 (©. 407.) Sava Bd. II. ©. 818 — 828, (©. 403.) 4. a. O. ©. 840— 842, 5 (©. 408.) V. a. D. ©. 853. 76 (S. 410.) Leop. von Buch in den Abhandl. der Akad. der Wiſſ. zu Berlin aufdag J. 1818 und 1819 ©. 62; Xyell, Prince. of Geology (1853) p. 447, wo eine fchöne Abbildung und Projec: tion des Vulkans gegeben tft. 7 (©, 410.) Bory de St. Vincent, Voy. aux quatre tles d’Afrique T. II. p. 429. "8 (©, 412.) Balentyn, Beschryving van Oud en Nieuw Oost-Indiän Deel Ill. (1726) p. 70: Het Eyland St. Paulo. (Bergl. Lyell, Prince. p. 446.) 73 (S. 412.) »Nous n’avons pu former«, fagt P’Entre: cafteaur, »aucune conjecture sur la cause de l’incendie de /’Ile d’Amsterdam. L’ile etoit embrasee dans toute son etendue, et nous avons bien distinctement reconnu l’odeur de bois et de terre brüle. Nous n’avons rien senti qui püt faire presumer que V’embrasement füt Veflet d’un volcan« (T. I. p. 45). »Cepen- dant«, heißt es einmal früher (p. 43), »l'on a remarque ie long de la cöte que nous avons suivie, et d’ou la flamme e£toit as- sez eloignee, de petites bouflees de fumee qui sembioient sor- tir de la terre comme par jets; on n’a pu neanmoins distinguer la moindre trace de feu tout aulour, quoique nous fussions tr&s- 588 pres de la terre. Ces jets de fumée se montrant par intervalles ont paru a MM. les naturalistes éêtre des indices presque assures de feux souterrains.« Soll man bier auf Erdbrände; auf Ent: zündung von Ligniten fchließen, deren Echtichten, von DBafalt und Tuff bedeckt, auf vulfanifchen Snieln Bourbon, Kerguelen-Land und Island) fo häufig vorfommen? Der Surtarbrand auf der letztgenann— ten Inſel hat feinen Namen nach fcandinavifchen Mythen von dem, den Weltkrand verurfachenden Feuer-Rieſen Surtr. ber die Erdbrände felbft verurfachen gewöhnlich Feine Flammen. — Da in neuerer Zeit die Namen der Inſeln Amfterdam und St. Paul leider auf Karten oft verwechlelt worden find; fo ift, damit, bei ihrer fehr verfchiedenen Geftaltung, nicht der einen zugefchrieben werde, was auf der anderen beobachtet wird, hier im allgemeinen zu bemerfen, daß von den faft unter einem und demfelben Meridian liegenden 2 Inſeln urfprünglih (ſchon am Ende des 17ten Jahr: hunderts) die füdlihe St. Paul, die nördlihe Amfterdam be: nannt wurde. Der Entdeder Blaming gab der erjteren die Breite von 38° 40°, der zweiten 37? 45° im Süden des Aequators. Diefe Benennung und Ortsbefiimmungen kommen merfwürdig mit dem überein, was ein Jahrhundert fpäter d’Entrecafteaur auf der Er: pedition zur Auffuhung von La Pérouſe gefunden hat (Voyage T.1. p. 8—45): namlich für Amfterdam nach Beautemps-Beaupre 37° 47° 46° (long. 75° 51°), für St. Paul 38° 38%. Eine fo große Vebereinffimmung muß für Zufall gelten, da die Beobachtungsoͤrter gewiß nicht ganz Ddiefelben waren. Dagegen hat Gapt. Blackwood auf feiner Admiralitäts-Karte von 1842 für St. Paul 33° 44° und long. 75° 17°. Auf den Karten, welche der Driginal-Ausgabe der Meifen des unfterblichen Weltumfeglers Cook beigegeben worden find: z. B. der der erjten und zweiten Erpedition (Voyage to the South Pole and round the World, Lond. 1777 p. 1), wie der dritten und leßten Neife (Voyage to the Pacific Ocean, published by the Admiralty, Lond. 1784, in 24 ed. 1785), ja felbft alfet drei Expeditionen (A general Chart, exhibiling the discoveries of Capt. Cook in this 3? and two preceeding voyages, by Lieut. Henry Roberts); tft die Inſel Sr. Paul fehr richtig als die füdlichere angegeben: aber in dem Texte der Reife von dD’Enrtre- cafteaur (T. 1. p. 44) wird tadelnd erwähnt (ob mit Necht, bleibt mir bei vielem Machfuchen der Ausgaben auf den Bibliotheken von 987 Paris, Berlin und Göttingen mehr als zweifelhaft), „daß auf der Specielfarte der letzten Cook'ſchen Erpedition die Inſel Amfterdam füdlicher als St. Paul gefest fei“, Wenn eine eben folche Umkeh— rung der Benennungen im erften Drittel des jeßigen Sahrhundertsg, z. B. auf den älteren verdienftlichen Weltkarten von Arrowimith und Purdy (1833), ganz gegen den urfprünglichen Willen des Ent- deckers, Willem de Vlaming, haufig iſt; fo baben wohl mehr noch als eine Specialfarte von Cook's dritter Neife dazu gewirkt: 1) die Will: führ auf den Karten von Cor und Mortimer; 2) der Umftand, daß in dem Atlas der Neife von Lord Macartney nach China die ſchön und rauchend abgebildete vulkanifche Inſel zwar fehr richtig St. Paul, unter lat. 38° 42°, genannt wird, aber mit dem böſen Beiſatz: »commonly called Amsterdam«; und daß, was noch fehlimmer if, in der Netfebefchreibung felbit Staunton und Dr. Gillan dies »Island still in a state of inllammation« immerfort Amfterdam nennen, ja fogar p. 226 hinzufeßen (nachdem fie p. 219 die wahre Breite gege: ben), »that St. Paul is Iying to the norihward of Amsterdam«; 3) die gleiche DVerwechfelung der Namen durch Barrow (Voyaze to Gochinchina in the years 1792 and 1793 p. 140—157), der die Rauch und Flammen gebende, füdlichere Snfel, welcher er eben: falls die Breite von 33° 42° beilegt, auch Amfterdam nennt. Malte: Brun (Precis de la Geographie universelle T. V. 1817 p. 146) befchuldigt Barrow mit Hecht, aber fehr irrıg Mr. de Nofel und Beautemps-Beaupre. Die leßteren beiden geben der Snfel Am: jterdam, die fie allein abbilden, 37° 47°; der Snfel St. Paul, weil ite 50° jüdlicher liegt, 33° 38° (Voy. de Dentrecaslteaux 1808 T. I. p. 40— 46); und zum Beweife, daß die Abbildung Die wahre Inſel Amfteerdam von Willem de Ulaming vorftellt, fügt Beautemps-Beaupré in feinem Atlas die Copie des viel bewaldeten Amfterdam aus Valentyn hinzu. Weil der berühmte Seefahrer Abel Tasman 1642 neben Middelburg, in der Tonga-Gruppe, die Inſel Tonga tabu Amfterdam genannt hat Burney, chronological history of the Voyages and Discoveries in the South- Sea or Pacific Ocean Part IN. p. 81 und 437), in lat. 21°'/,; fo ift wieder aus Mißverftändniß bisweilen Tasman als Entdeder von Amſterdam und St. Paul im indifchen Dcean aufgeführt wor- den; 1. Leidenfroft, hiſtor. Handwörterbuch Bd. V. ©. 310. 288 (5, 412.) Sir James Roß, Voyage in the southern and antarctic regions Vol. I. p. 46 und 50—56. (©, 413.) 4. a. D. p. 63— 82. 2 (©. 414.) Nefultat der Abwägungen vom Prof. Nigaud zu Drford nach Halley’s altem Borfchlage; f. meine Asie centrale T. I. p. 189. 3 (S. 415.) D’Urville, Voy. de la Corvette l’Astro- labe 1826—1829 Atlas Pl. I: 1) Die Polynesie foll enthalten den öftlihen Theil der Südfee (die Sandwich-Infeln, Tahiti und den Tonga-Archtpel; aber auch Neu-Seeland); 2) Micronesie und Mela- nesie bilden den weftlichen Theil der Südfee; die erftere erftredt fich von Kauat, der weftlichiten Snfel der Sandwich-Gruppe, bis nahe an Sapan und die Philippinen, und reicht füdlich bis an den Aequator: begreifend die Marianen (Ladronen), Carolinen und Pelew-Inſeln; 3) Melanesie (wegen der dunfellodigen Menfchenrace), in Nordweft an die Malaisie grenzend, umfaßt die Eleinen Archipele von Viti oder Fidgi, der Neuen Hebriden und Salomons-Inſeln; ferner die größe: ren Snfeln Neu-Caledonien, Neu-Britannien, Neu-Irland und Neu: Guinea. Die, oft geographifch fo widerfprechend angewandten Na— men Oceanie und Polynesie find von Malte-Brun (1813) und von Leffon (1828) eingeführt. 4 (©. 415.) »The epithet scattered as applied to the islands of the Ocean (in the arrangement of the groups) conveys a very incorrect idea of their positions. There is a system in their ar- rangement as regular as in the mountain heights ofa continent, and ranges of elevations are indicated, as grand and extensive, as any continent presents. Geology by J. Dana, or United States’ Exploring Exped. under the command of Charles Wilkes Vol. X., (1849) p. 12. Dana zählt in der ganzen Süd— fee, Eleine Klippen-Infeln abgerechnet, auf 350 bafaltifche oder trachy— tifhe und 290 Corallen-Inſeln. Er theilt fie in 25 Gruppen, von denen 19 im Mittel die Uchfenrichtung NR 50°— 60° W und 6 die Achfenrichtung N 20°— 30° O haben. Ueberaus auffallend ift, daß diefe Zahl von Inſeln alle, wenige Ausnahmen (wie die Sandwich- Gruppe und Neu-Seeland) abgerechnet, zwifchen 23° 23° nördlicher und füdlicher Breite liegen, und daß ein fo ungeheurer infelleerer Raum öftlich von der Sandwich: und der Nufahiva-Gruppe bis zu den amerifanifchen Küften von Merico und Peru übrig bleibt. Dana 989 fügt zugleich die Betrachtung hinzu, welche mit der fo unbedeutend fleinen Zahl jeßt thatiger Vulkane contraftirt: daß, wenn wahrfchein- licherweife die Gorallen-Eilande da, wo fie zwifchen ganz bafaltifchen Inſeln liegen, ebenfalls ein bafaltifches Fundament haben, die Zahl der unter und überſeeiſchen Bulfan-Deffnungen (ubmariner und fubaertialer) auf mehr denn taufend angefchlagen werden kann (p. 17 und 24). 5 (©. 416.) Vergl. Kosmos Bd. IV. ©. 292 und Anm. 35 dazu. ss (©. 417.) Dana, Geology of the U. St. Explor. Ex- ped. p. 208 und 210. 7 (©. 417.) Dana p. 193 und 201. Die Abwefenhbeit von Aſchenkegeln ift auch fehr merkwürdig in den Lavaftröme ergießenden Bulfanen der Eifel. Daß es aber aus dem Gipfel-Krater des Mauna Loa auch Afchen-Ausbrüche geben kann, beweiſt die fichere Nachricht, welche der Miffionar Dibble aus dem Munde der Augenzeugen geichöpft hat und nach welcher während des Krieges Kamehameha’s gegen die Aufrührer im Sahr 1789 ein mit Erdbeben begleiteter Ausbruch heißer Afche eine nächtliche Finfternig Über die Umgegend verbreitete (p. 183). Ueber die vulkaniſchen Glasfäden (Haar der Göt- tinn Pele: die vor ihrer Heberfiedelung nach Hawaii den jeßt erlofche: nen Vulkan Hale-a-Kala, das Sonnenhaus, der Inſel Maui be- wohnte) f. p. 179 und 199 — 200. ss (©. 417.) Dana p. 205: »The term Solfatara is wholly misapplied. A Solfatara is an area with steaming fissures and escaping sulphur vapours, and without proper lava ejections; while Kilauea is a vast crater wilh extensive lava ejections and no sulphur, except that of the sulphur banks, beyond what neces- sarily accompanies, as at Vesuvius, violent volcanic action.« Das Gerüfte von Kilauen, die Maſſe des großen Lavabedens, befteht auch feinesweges aus Schichten von Afche oder fragmentarifchem Geftein, fondern aus horizontalen Lavaſchichten, gelagert wie Kalkftein. Dana p. 193. (Bol. Stryeledi, phys. deser. of New South Wales 1845 p. 105—111.) 9 (S. 418.) Diefes merkwürdige Sinfen des Lavaſpiegels be- ftätigen die Erfahrungen fo vieler Neifenden, von Ellis, Stewart und Douglas bis zu dem verdienftvollen Grafen Strzeledi, der Er- pedition von Wilkes und dem fo aufmerkſam beobachtenden Miffionar 590 Coan. Bei dem großen Ausbruch im Juni 1840 iſt der Zuſammen— bang der Anſchwellung der Lava im Kilauea mit der plötzlichen Ent: zündung des fo viel fiefer gelegenen Kraters Arare am entfcheidend- ften gewefen. Das Verfehwinden des aus Arare ergoffenen Lava: ftromes, fein abermals unterirdifcher Kauf und endliches Wiederer- feheinen in größerer Mächtigkeit läßt nicht gleich ficher auf Identität fehließen, da fich gleichzeitig am ganzen Abhange des Berges unter: halb des Horizonte des Bodens vom Kilauea-Becken viele lavagebende Laͤngenſpalten geöffnet haben. Sehr bemerfenswerth ift es auch für die innere Conftitution diefes fonderbaren Vulkans von Hawaii, dag im Suni 1832 beide Krater, der des Gipfels und der von Ki- lauen, Kavaftröme ergoffen und veranlaßten, alfo gleichzeitig thatig waren. (Vergl. Dana p. 18%, 188, 193 und 196.) (©. 419.) Wilfesp. 114, 140 und 157; Dana p. 221. We: gen der ewigen WVerwechfelung von r und I wird für Mauna Loa oft M. Nova und für Kilauea: Kirauen gefchrieben. 1 (©. 419.) Dana p. 25 und 138. ? (©. 419.) Dana, Geology of the U. St. Exploring Exped. p. 138 (vergl. Darwin, structure of Coral Reefs p. 60). 3 (5. 421.) Leop. de Buch, Description phys. des Iles Canaries 1836 p. 393 und 403— 703. (©. 421.) © Dana a. a. O. p. 435—446 und über die fri- fhen Spuren alt:vulfanifcher Thatigkeit auf Neu: Holland p. 453 und 457, wie über die vielen Säulen-Baſalte in Neu: Süd: Wales und Dan Diemen’s Land p. 495—510; und E. de Strzelecki, phys. deser. of New South Wales p. 112. (5, 422.) Erneft Dieffenbab, Travels in New Zea- land 1843 Vol. I. p. 337, 355 und 401. Dieffenbach nennt White Island: a smoking solfatara, but still in volcanic activity (p. 358 und 407), auf der Karte: in continual ignition. ”* (©. 423.) Dana p. 445—448; Dieffenbac Vol. I. p. 331, 339—341 und 397. Ueber Mount Egmont f. Vol. 1. p. 131-157. 7 (©. 424.) Darwin, Volcanic Islands p. 135; Dana p. 140. »# (©. 424.) L. de Buch, Descr. des I. Can. p. 365. Auf den hier genannten drei Inſeln finden fich indeß neben plu- tonifchen und Sediment: Schichten auch Phonolithe und bafaltifches 991 Geſtein; aber diefe Gebirgsarten Eünnen ſchon bei der erften vuliant- fchen Erhebung der Infeln aus dem Meeresboden über den Meeres: fpiegel erfchienen fein. Won Feuerausbrücen in hiftorifchen Zeiten vder von ausgebrannten Srateren foll feine Spur gefunden werden. (©. 424) Dana p. 343—350. 0 (5. 424.) Dana p. 312, 318, 320 und 323. ' (©. 425.) &. von Buch p. 333; Darwin, Voice. Isl.p. 25; Darwin, Coral Reefs p. 138; Dana p. 286-305 und 364. ? (©. 426.) Dana p. 137. 3 (©, 427.) Darwin, Vole. Isl. p. 10%, 110-112 und 114. Wenn Darwin fo beftimmt fagt, daß aller Trachyt auf den Gala— pagos fehle; fo ift es doch wohl nur, weil er die Benennung Trachyt auf den eigentlichen gemeinen Feldfpath, d. i. den Orthoflas, oder auf den Orthoklas und Sanidin (glafigen Feldfpath) einfchränft. Die räthfelhaften eingebadenen Stüde in der Lava des Fleinen, ganz ba: faltifhen Kraters von James Island enthalten Feinen Quarz, wenn fie gleich auf einem plutonifchen Gebirge zu ruhen fcheinen. (Vergl. oben Kosmos Bd. IV. ©. 345 und 375.) Mehrere der vulfaniichen Kegelberge auf den Oalapagos : Snfeln haben, an der Mündung, ganz wie ich am Eotopari gefehen, einen fchmalen ceylindrifchen, vingförmigen Auffaß. »In some parts the ridge is surmounted by a wall or parapet perpendicular on both sides.« Darwin. Vole. isl. p. 8. (©. 427.) 8. von Bud p. 376. > (©, 427.) Bunfen inZeonhbard’s Tahrb. für Mine: ralogie 1851 ©. 856, wie auch in Poggend Annalen der Phnfif Bd. 83. ©. 223. (©, 423.) Kosmos Bd. IV. ©. 311—313 und Anm. 70. 7 (©. 428.) ©. Viefchel über die Bulfanevon Merico in der Zeitfohrift für Allg. Erdkunde Bd. VI. 1356 ©. 86 und 489-532. Die Behauptung (©. 86), „Daß nie ein Sterblicher die fteile Spiße des Pico del Fraile“, d. h. den höchſten Gipfel des Vulkans von Toluca, „erftiegen habe“; iſt durch meine auf diefem, freilihb Faum 10 Fuß breiten Gipfel am 29 Sept. 1803 gemachte und fhon 1807 publicirte Barometer-Meffung, und nenerlichft durch Dr. Gumprecht in demfelben Bande der obigen Zeitfchrift (S. 489) widerlegt worden. Der erregte Zweifel war um fo fonderbarer, da ich gerade von diefer, allerdings nicht ohne Anftrengung zu erreichen: 592 den, thurmförmigen Spike des Pico del Fraile, in einer Höhe, welche Faum 600 Fuß geringer ald die des Montblanc ift, die Tra— chytmaſſen abgefchlagen habe, die vom Bliß durchlöchert und im Inneren wie Blitzröhren verglaft find. Ueber die von mir fowohl in der Berliner ald in mehreren Parifer Sammlungen niedergelegten Stücke gab Gilbert fhon 1819 einen Auffaß im LXlten Bande feiner Annalen der Phyfif S. 261 (vergl. auch Annales de Chimie et de Physique T. XIX. 1822 p. 298). Wo der Blitz förmliche cylindriſche Röhren zu 3 Zoll Lange fo durchgefchlagen hat, daß man die obere und untere Deffnung erkennen kann, ift eben: falld das die Deffnungen umgebende Geftein verglaft. Sch habe auch Zrachptftüde in meinen Sammlungen mitgebracht, an denen, wie am Kleinen Ararat oder am Montblanc, ohne röhrenfürmige Durchbohrung die ganze Oberfläche verglaft ift. — Herr Piefchel hat den zweigipfligen Vulkan von Colima im October 1852 zuerft er: ftiegen und ift bis zum Krater gelangt, aus dem er damals nur heiße Schwefel-Wailerftoff-Dampfe wolfenartig auffteigen fahb. Aber Sonnefchmid, der im Febr. 1796 die Errteigung des Colima vergeblich verfuchte, giebt Nachricht von einem mächtigen Aſchen-Auswurf im Sahr 1770. Im Monat März 1795 wurden dagegen bei acht glü— hende Echladen fcheinbar in einer Feuerfäule ausgeftoßen. — „In Nordwerten vom Vulkan von Colima zieht fich langs der Südſee-Küſte eine vulkanifche Zweigfpalte bin. Ausgebrannte Krater und alte Savaftröme erfennt man in den fogenannten Vulkanen von Ahua— catlan (auf dem Wege von Guadalarara nah San Blas) und von Tepic.” Diefhela. a. 2. ©. 529.) s (©, 429.) Kosmos Bd. IV. ©, 392—397. ’ (©. 430.) Der von dem gelehrten und mir befreundeten Geo: graphen, Gontre:Admiral de Fleurieu, dem Verfaſſer der Intro- duction historique au Voyage de Marchand, eingeführte Rame Grand Ocean zur Bezeichnung des Bedens der Südfee ver: taufcht das Ganze mit einem Theile und verleitet daher zur Ver: wechfelung. 0 (&, 432.) Ueber die Achſe der größten Höhen und der Vulkane in der Tropenzone von Merico f. Kosmos Bd. IV. ©. 312 und 343. Vergl. auch Essai pol. sur la Nouv. Esp. T. L. p. 257—%8, T. I. p. 173; Unfihten der Narur Bd. L ©. 344—350. 393 1(&, 433.) Durch Juan de Oñate 1594. Memoir ofa tour to Northern Mexico in 1846 and 1847 by Dr. Wis- lizenus. Weber den Einfluß der Bodengeftaltung (der wunder: baren Größe des Tafellandes) auf den inneren Handel und den Verkehr der Tropenzone mit dem Norden, wenn einft auch bier ein: mal bürgerliche Ordnung, gefegliche Freiheit und Induftrie erwachfen, vergl. Essai pol. T. IV. p. 33 und Dana p. 612. 2 (S. 433.) In diefer Ueberſicht der Höhen des Bodens zwifchen Merico und Santa Fe del Nuevo Mexico, wie in der ähnlichen, aber unvollftändigeren, welche ich in den Anfichten der Natur Bd. 1. ©. 349 gegeben, bedeuten die den Zahlen beigefügten Buch: ftaben Ws, Bt und Ht die Namen der Beobachter: namlich Ws den Dr. Wislizenus, DVerfaffer des fehr lehrreichen, wiflenfchaftlichen Memoir of atour to Northern Mexico, connected with Col. Doniphan’s Expedition, in 1876 and 1847 (Bafbington 1545); Bt den Oberbergratb Burkart und Ht meine eigenen Mei: fungen. Als ich vom Marz 1803 bi! zum Febr. 1804 mit aftrono: mifchen Ortsbeftimmungen in dem troptichen Theile von Neufpanien befchaftigt war, und nach allen Materialien, die ich auffinden und discutiren Eonnte, eine General: Karte von Neufpanien zu entwerfen wagte, von der mein hochverehrter Freund, Thomas Sefferfon, der damalige Prafident der Vereinigten Staaten, wahrend meines Auf: enthalts in Wafhington eine, fpater oft gemißbrauchte Copie anfer: tigen ließ; gab es im Inneren des Landes auf dem Wege nad Santa Fe noch feine Breiten-Beſtimmung nördlich von Durango (lat. 24° 25%). Wach den zwei von mir in den Archiven in Merico aufgefundenen handfchriftlichen Neifejournalen der Ingenieure Rivera Lafora und Mascaro aus den Sahren 1724 und 1765, welche Compaß-Richtungen und gefchaßte partielle Diftanzen enthielten, ergab eine forgfältige Berechnung für die wichtige Station Santa Fe nah Don Pedro de Nivera lat. 36° 12° und long. 108° 13° (f. meinen Atlas geogr. et phys. du Mexique Tab. 6 umd Essai pol. T. I. p. 75, 82). Sch babe vorfihtig in der Analyſe meiner Karte diefes Nefultat als ein ſehr ungewiſſes befannt gemacht, da in den Schäßungen der Diftanzen wie in der Compaß- Richtung ohne Eorrection der magnetifchen Abweichung und bei dem Mangel von DObjecten in baumlofen Ebenen ohne menfcliche Woh- nungen auf eine Erftredung von mehr als 300 geogr. Meilen fich A. v Humboldt, Kosmos. IV. 38 nit alle Fehler compenfiren (T. I. p. 127—131). Durch Zufall ift das eben gegebene Reſultat, mit dem der neueften aftronomifchen Beobachtungen verglichen, in der Breite weit fehlerhafter als in der Länge ausgefallen: in der erjteren um 31, in der zweiten faum um 23 DBogen- Minuten. Eben fo ift es mir duch Kombinationen geglüdt annähernd richtig zu beftimmen die geographifche Lage des See3 Timpanogos, welchen man jeßt gewöhnlich den Great Salt Lake nennt: indem man nur noch den Fluß, welcher in den Fleinen Utah-See, einen Süßwaſſer-See, fällt, ald Timpanogos River bezeichnet. In der Sprache der anwohnenden Utah: Indianer heißt Fluß og- wahbe, durch Verkürzung auch ogo allein; timpan heißt Fels: alfo bedeutet Timpan-ogo Felsfluß (Fremont, Expl. Exped. 1845 p. 273). Bufhmann erflärt das Worf timpa für entftanden aus dem mexi— cantfchen tetl Stein, indem er in pa eine einheimifche Subftantiv: Endung nord: mertcanifcher Sprachen aufgededt hat! ogo giebt er die allgemeine Bedeutung von Waſſer; f. fein Werk: die Spuren der aztefifhen Sprache im nördliden Merico ©. 354—356 und 351. Der Mormonen Great Salt Lake City liegt lat. 40° 46‘, long. 114° 26°. Vergl. Expedition to Ihe Valley of the Great SaltLakeofUtah, bycapt. Howard Stansbury, 1852 p. 300 und Humboldt, Anſichten der Natur B.1. ©. 346. Meine Karte giebt Montagnes de Sel gemme etwas öftlich von der Laguna de Timpanogos: lat. 40° 7’, long. 114° 9°; alfo weicht meine erfte Der: mutbung ab in der Breite 39, in der Lange 17 Minuten. — Die neueften mir bekannt gewordenen Ortsbefiimmungen von Eanta Fe, der Hauptitadt Neu-Merico’3, find a) nach vielen Sternhöhen befiimmt vom Lieut. Emory (1846), lat. 35° 44° 6; b) nah Gregg und Dr. ®Wislizenus (1848), vielleicht in einer anderen Localität, 35° 41° 6°. Die Länge ift für Emory 75 4° 18° in Zeit von Greenwich, alfo im Bogen 108° 50° von Paris; für Wislizenus 108° 22°. (New Mexico and California by Emory, Docum. No. 41 p. 36; Wisl. p. 29.) Der Fehler der meiften Karten ift, in der Gegend von Santa Fe die Orte in der Breite zu nördlich zu feßen. Die Höhe der Stadt Santa Fe über dem Meere ift nach Emory 6422, nach Wislizenus volle 6611 Var. Fuß (Mittel 6516 $-); alfo gleich den Splügen- und Gotthard3:Paflen der ſchweizer Alpen. 3 (5. 433.) Die Breite von Albuguergue iſt genommen aus der fchönen Specialfarte: Map of the Territory of New Mexico by 395 Kern 1851. Die Höhe ift nach Emory (p. 166) 4457 Fuß, nad Wislizenus (p. 122) aber 4559 Fuß. 4 (&, 433.) Für die Breite des Paso del Norte vergl. Wis: lizenus p. 125 Met. Tables 8—12 Aug. 1846. 5 (©. 435.) Vergl. FSremont, Report oftheExploring Exped. in 1842 p. 60; Dana, Geology ofthe U. St. Expl. Exped. p. 641—613; und für Südamerifa Alcide d'Orbigny, Voy. dans ’Amerique me£rid. Atlas Pl. VIII de Geologie speciale, fig. 1. (©. 435.) Ueber diefe Bifurcation und die richtige Benennung der öftlihen und weſtlichen Kette vergl. die große Specialfarte des Territory of New Mexico von Parfe und Kern 1851, Edwin Johnſon's Map of Railroads 1854, Sohn Bartlett's Map of the Boundary Commission 1854, Explorations and Surveys from the Mississippi to the Pacific in 1853 and 1854 Vol. I. p. 15; und vor allem die vielumfaffende, vortreffliche Arbeit von Sules Marcou, Geo:ogist of the southern Pacific R. R. Survey under the Command of Lieut. Whipple: ald Resume expli- catif d’une Carte geologique des Etats Unis et d’un Profil geologique allant de la vall&e du Mississippi auxcötesdel’Ocean Pacifique, p. 113—116; auch im Bulle- tin de la Societe geologique de France, 2e Serie T. XII. p. 813. In dem von der Sierra Madre oder Den Rocky Mountains eingefchloffenen Längenthale lat. 35°— 35° haben die einzelnen Grup: ven, aus welchen die weitliche Kette der Sierra Madre und die üft: liche Kette der Rocky Mountains (Sierra de Sandia) beftehen, be- fondere Namen. Zu der erfteren Kette gehören von Süden nad Norden: die Sierra de las Grullas, die S. de los Mimbres (Wis: lizenus p. 22 und 54), Mount Taylor (lat. 35° 15‘), Sierra de Jemez und S. de San Juan; in der öftlichen Kette unterfcheidet man die Moro Pics, Sierra de la Sangre de Christo mit den öftlichen Spanish Peaks (lat. 37° 32%) und die, fich nordwertlich wendenden, das Längenthal von Taos und ©. FE fchließenden White Mountains. Profeffor Julius Fröbel, deffen Unterfuchung der Vulkane von Gentral:Amerifa ich ſchon oben (Kosmos Bd. IV. ©. 541) erwähnt habe, har mit vielem Scarfjinn die Unbeftimmtheit der geograpbifchen Benennung Sierra Madre auf den älteren Karten ent: wickelt, aber zialeich in einer Abhandlung: remarks contributing 596 to the physical Geography of the North American Con- tinent (9h annual Report of the Smithsonian Insti- tution 1855 p. 272—281) die Behauptung aufgeftellt, der ich nach Discuffion fo vieler jeßt vorhandener Materialien feinesweges bei- pflihten fann: daß die Rocky Mountains gar nicht als eine Fort- feßung des mericanifchen Hochgebirges in der Tropenzone von Ana: huac zu betrachten feien. Ununterbrochene Gebirgsfetten: wie in den Apenninen, dem fchweizer Jura, in den Pyrenden und einem großen Theile unferer Alpenkette, giebt ed allerdings vom 19ten bie zum 4A4ten Breitengrade, vom Popocatepetl in Anahuac bis nördlich von Fremont’s Peak in den Rocky Mountains, in der Richtung von Süd-Suͤd-Oſt gen Nord: Nord: Weft nicht: aber die ungeheure, gegen Nord und Nordweft in der Breite innmer mehr zunehmende An: fehwellung des Bodens tft vom tropiſchen Merico bis Oregon conti- nuirlich; und auf diefer Anfchwellung (Hochebene), welche das geo— greoftifhe Hauptphanomen tft, erheben fich auf fpat und zu fehr ungleicher Zeit entjtandenen Spalten in oft abweichender Nichtung ein zelne Gebirgsgruppen. Dieſe aufgeſetzten DBerggruppen, in den Rocky Mountains aber zu der Ausdehnung von 8 DBreitengraden faft wallartig zufammenhangend und durch meift trachutifche, zehn: bis zmölftaufend Fuß hohe Kegelberge weit fichtbar gemacht, laffen um fo mehr einen tiefen finnlichen Eindrud, ald dem Auge des - Neifenden dag umgebende hohe Plateau fich faufchend wie eine Ebene des Flachlandes darfiellt. Wenn in den Cordilleren von Südamerika, von denen ich einen beträchtlichen Theil aus eigener Anfhauung kenne, feit La Condamine’3 Zeiten von Zwei- und Drei:Neihbung die Rede ift (der fpanifche Ausdrud las Cordille- ras de los Andes bezieht ſich ja auf folhe Neihung und Theilung der Kette); fo darf man nicht vergeffen, daß auch hier die Richtun— gen der einzelnen gereibten DBerggruppen, als lange Rücken oder gereihte Dome, EFeinesweges unter einander oder der Nichtung der ganzen Anfchwellung parallel find. 7 (©. 436.) $remont, Explor. Exped. p. 281-288 Pike’s Peak lat. 38°50°, abgebildet p. 114; Long’s Peak 40° 15°; Erftei: gung von Fremont’s Peak (13570 feet) p. 70. Die Wind River Mountains haben ihren Namen von den Quellen eines Zufluffes des Big Horn River, deſſen Waffer fih mit denen des Yellow Stone River vereinigen, welcher felbft in den Ober: Miffouri (Br. 47° 58°, 397 Kg. 105° 27% fallt. ©. die Abbildungen de3 Alpengebirges, reich an Slimmerfchiefer und Granit, p. 66 und 70. Sch habe überall die englifhen Benennungen der nordamerifanifchen Geographen bei- behalten, weil deren Weberfeßung in eine rein deutfche Nomenclatur oft eine reiche Quelle der Verwirrung geworden ift. Um in Nich: tung und Länge Die, nah meines Freundes und Neifebegleiterg, des DObriften Ernit Hofmann, mühevollen Erforfhungen am Nord: Ende öftlich gekrümmte und vom truchmenifchen Berge Airud:Tagh (48%) bis zum Sablia:Gebirge (65°) volle 255 geogr. Meilen lange Meridianfette des Ural mit den Rocky Mountains vergleichen zu fünnen;z erinnere ich hier daran, daß die leßtere Kette zwifchen den Warallelen von Pike’s Peak und Lewis und Glarke's Paß von 107°— in 114° Länge übergeht. Der Ural, welcher in dem eben genannten Abjtande von 17 Breitengraden wenig von dem Yarifer Meridian von 56° 40° abweicht, verändert ebenfalls feine Nichtung unter dem Parallel von 65°, und erlangt unter lat. 67°— den Me: vidian von 63°, Vergl. Ernft Hofmann, der nördliche Ural und das Küftengebirge Pac-Choi 1856 ©. 191 und 297—305 mit Sumboldf, Asie centrale (18%) T. I.p. 447. (5, 437.) Kosmo3 Dbd. IV. ©, 321. (©. 437.) Der Raton-Paß hat nach der Wegfarte von 1855, welche zu Dem allgemeinen Berichte des Staatsſecretärs Sefferfon Davis gehört, noch eine Höhe von 6737 Fuß über dem Meere. Vergl. auch Marcou, Resume explicatif d’une Carte géA. 1855 p. 113. 20 (©. 438.) Es find zu unterfcheiden von Oſten nach Weſten der Gebirgsrüden von Zuft, wo der Paso de Zuni noch 7454 Fuß erreicht; Zuni viejo: das alte, zerftörte Pueblo, von Möllhaufen auf Whipple's Erpedition abgebildet; und das jest bewohnte Pueblo de Zuni. Zehn geogr. Meilen nördlich von lekterem, bei dem Fort Defiance, ift auch noch ein ſehr Eleines, ifolirtes, vulkanifches Gebiet. Swifhen dem Dorfe Zuñi und dem Abfall nach dem Rio Colorado chiquito (little Colorado) liegt unbedeet der verfteinerte Wald, welchen Möllbaufen 1853 vortrefflich abgebildet und in einer an die geographifche Gefellfchaft zu Berlin eingefandten Ab— handlung befchrieben hat. Unter die verfiefelten Soniferen find nach Marcou (Resume explie. d’une Carte geol. p. 59) foſſile baumartige Karren gemengt. 2: (S. 439.) Alles nach den Profilen von Marcou und der oben citirten Wegfarte von 1859. 22 (S. 439.) Die franzöfifhen Benennungen, von canadifchen Pelziägern eingeführt, find im Lande und auf englifchen Karten all: gemein gebräuchlich. Die relative Ortslage der ausgebrannten Vul— Fane ift nach den neueſten Beftimmungen folgende: Fremont’s Peak Br. 43% 5°, 29. 112°30/; Trois Tetons Br. 43° 38%, 8g. 113° 10%; Three Buttes Br. 43° 20°, 89. 115° 2°; Fort Hall Br. 43° 0%, 8%. 144245”. > (©. 439.) Lieut. Mullan über die vulkanifche Formation, in den Reports of Expior. and Surveys Vol. I. (1855) p. 330 und 348; f. auch Lambert’s und Tinfham’s Berichte über die Three Buttes dafelbft p. 167 und 226—230, und Jules Marcou P...118, 24 (©. 440.) Dana p. 616—621: Blaue Berge, p. 649—651: Sacramento Butt, p. 630—643: Shasty Mountains, p. 614: Cas- cade Range. — Lieber die durch vulkanifched Geftein durchbrochene Monte Diablo Range f. auch Sohn Zraff on the geology of the Coast Mountains and the Sierra Nevada 1854 p. 13—18. 23 (©, 441.) Dans (p. 615 und 640) fehäßte den Bulfan St. Helen’s 15000 Par. Fuß und Mount Hood alfo unter diefer Höhe; dagegen foll nach Anderen Mt Hood die große Höhe von 18316 feet = 17176 Warifer Fuß: alfo 2370 Par. Fuß mehr als der Gipfel des Montblanc und 4438 Fuß mehr ald Fremont’s Reak in den Rocky Mounlains, erreichen. Mt Hood wäre nach diefer Angabe Kandgrebe, Naturgefhichte der Vulkane Bd. I. ©. 497) nur 536 Fuß niedriger ald der Vulkan Gotopari; Dagegen überträfe nach Dana Mt Hood den höchſten Gipfel des Felsgebirgeg höchftens um 2300 Fuß. Ich mache immer gern aufmerffam auf folche variantes lecliones. 28 (©. 441.) Dana, Geol. of the U. St. Expl. Exp. p. 6 und 643—645. 27 (©, 441.) Meltere Varianten der Höhen find nah Wilkes 9550, nach Simpfon 12700 8. 23 (©. 442.) Karften’s Archiv für Mineralogie Bd. J. 1829 ©. 243. » (©. 442.) Humboldt, Essai politique sur la Nouv. Esp. © 19..266, TH. !p. 310: 999 » (5. 442.) Nach einem Manuferipie, das in im Sabre 1803 in den Archiven von Merico habe benußen dürfen, ift in der Erpe: dition von Juan Perez und Eftevan Joſe Martinez im Jahr 1774 die ganze Küfte von Nutka big zu dem fpäter fo genannten Gook’s Inlet befucht worden (a. a. D. p. 296— 298). 3 (©, 446.) In den antillifchen Inſeln tft die vulfanifche Tha- tigkeit auf die fogenannten Kleinen Antillen eingefchränft: da drei oder vier noch thätige Vulkane auf einer etwas bogenfürmigen Spalte von Süden nah Norden, den Qulkan: Spalten Gentral: Amerifa’s ziemlich parallel, ausgebrochen find. Sch habe ſchon bei einer anderen Gelegenheit: Bei den Betrachtungen, welce die Gleichzeitigkeit der Gröbeben in den Flußtbälern des Ohio, Miſſiſippi und Arkanfas mit denen de3 Orinoco und des Kittorald von Venezuela anregt; das Eleine Meer der Antillen in feinem Sufammenhang mit dem Golf von Mertico und der großen Ebene der Luifiana zwi— fchen den Alleghannys und Rocky Mountains, nach geognoſtiſchen Anfichten, als ein einiges altes Beden gefchildert (Voyage aux Regions equinoxiales T.1l.p.5 und 195; Kosmos Bd. IV. S. 10). Diefes Becken wird in feiner Mitte, zwifchen 18° und 22° Breite, durch eine plutonifche Gebirgsreihe vom Gap Catoche der Halbinfel Yucatan an bis Zortola und Virgen gorda durchfchnitten. Cuba, Haiti und Portorico bilden eine weftzöftliche Neihe, welche der Granit: und Gneiß-Kette von Saracas parallel lauft; dagegen verbinden die, meist vulfanifchen, Kleinen Antillen die eben bezeichnete plutonijche Kette (die der Großen Antillen) und die des Kiftorals von Venezuela mit einander; fie Schließen den füdlichen Theil des Beckens In Often. Die jest noch thatigen Vulkane der Kleinen Antillen liegen zwifchen den Parallelen von 13° bis 16°. Es folgen von Süden nah Morden: Der Bulfan der Infel St. Vincent, bald zu 3000, bald zu 4740 Fuß Höhe angegeben. Seit dem Ausbruch von 1718 herrſchte Ruhe, bis ein ungeheurer Lava: Ausbruch am 27 April 1812 erfolgte. Die erften Erfchütterungen, dem Krater nahe, fingen bereits im Mai 1811 an: drei Monate nachdem die Inſel Sabrina in den Azoren aus dem Meere aufgefttegen war. In dem Bergthal von Caracas, 3230 Fuß über dem Meeresfpiegel, begannen fie fchwach fehon im December deffeiben Jahres. Die völlige Zerftörung der großen Stadt war am 26 März 1812. So wie mit Necht das Erdbeben, welches am 14 Dec. 1796 Cumana zerftörte, der Eruption des Vulkans von 600 Guadeloupe (Ende Septembers 1796) zugefchrieben wurde, ſo fcheint der Untergang von Caracas eine Wirkung der Neaction eines füdliche: ren Dulfans der Antillen, des von St. Vincent, gewefen zu fein. Das furdtbare, dem Kanonendonner gleiche, unterirdifche Getöfe, welches eine heftige Eruption des zulegt genannten Vulkans am 30 April 1812 erregte, wurde in den weiten Gras-Ebenen (Llanos) von Salabozo und an den Ufern des Rio AUpure, 48 gevar. Meilen weft: licher als feine Vereinigung mit dem Drinoco, vernommen (Humb. Voy. T. U. p. 1%. Der Vulkan von St. Vincent hatte Feine Lava gegeben feit 17185 am 30 April entfloß ein Lavaſtrom dem Gipfel: Krater und gelangte nach 4 Stunden bis an das Meeresufer. Sehr auffallend ift es gewefen und mir von fehr verftändigen Küftenfahrern beftätigt worden, daß das Getöfe auf offnem Meere fern von der Inſel weit ſtärker war als nahe am Kittoral. Der Vulkan der Infel S. Lucia, gewöhnlich nur eine Solfa: tare genannt, ift faum zwölf: bis achtzehnhundert Fuß hoch. Sm Krater liegen viele Eleine, periodifch mit fiedendem Waſſer gefüllte Beden. Sm Jahr 1766 fol ein Auswurf von Schladen und Afche beobachtet worden fein, was freilich bei einer Solfatare ein unge: wöhnliches Phanomen ift; denn wenn auch (nach den gründlichen Unterfuchungen von James Forbes und Poulett Scrope) an einer Eruption der Solfatare von Pozzuoli im Fahr 1198 wohl nicht zu zweifeln ift, fo könnte man doch geneigt fein Dies Ereigniß als eine Seitenwirfung des nahe gelegenen Hauptvulkans, des Veſuvs, zu betrachten. (S. Forbes im Edinb. Journal of Science Vol. I. p. 128 und Poulett Scrope in den Transact. ofthe Geol. Soc. 24 Ser. Vol. il. p. 346.) Lancerote, Hawaii und die Sunde: Inſeln bieten und analoge Beifpiele von Ausbrüchen dar, welche von den Gipfel:Kratern, dem eigentlichen Siße der Thätigkeit, überaus fern liegen. Freilich hat fich bei großen Vefuv-Eruptionen in den Sahren 1794, 1822, 1850 und 1855 die Solfatara von Pozzuoli nicht geregt (Julius Schmidt über die Eruption des Veſuvs im Mai 1855 ©. 156): wenn gleih Strabo (lib. V pag. 245), lange vor dem Ausbruch des Veſuvs, in dem Brandfelde von Dica: archia bei Kyınmaa und Phlegra auch von Feuer, freilich unbeftimmt, ipricht. (Dicdarchia erhielt zu Hannibal Zeit von den Römern, die es da colonifirten, den Namen Puteoli. „Einige meinen“, fegt Strabo hinzu, „daß wegen des üblen Geruches des Waſſers die 601 zanze dortige Gegend bis Bajd und Kymda jo genannt fei, weil fie voll Schwefels, Feuers und warmer Waſſer ift. Einige glauben, daß deshalb Kymda, Cumanus ager, auch Phlegra genannt werde ..“; und danach erwähnt Strabo noch dort „Ergüffe von Feuer und Wafler, necgoas tod nugos zar zod vdarog“.) Die neue vulfanifche Thätigkeit der Infel Martinique in der Montagne Pelee (nach Dupuget 4416 F. hoch), dem Vauclin und den Pitons du Carbet ift noch zweifelhafter. Der große Dampf: Ausbruh vom 22 Januar 1792, welchen Chisholm befchreibt, und der Afchenregen vom 5 Auguft 1851 verdienen nähere Prüfung. Die Soufriere de la Guadeloupe, nad den Alteren Meffungen von Amic und le Boucher 5100 und 4794 Fuß, aber nach den neueften und fehr genauen von Charles Sainte-Claire Deville nur 4567 Fuß hoch, hat fih am 28 Sept. 1797 Calfo 73 Tage vor dem großen Gröbeben und der Zerftörung der Stadt Cumana) als ein Bimsftein auswerfender Vulkan erwiefen (Rapport fait au General Victor Hugues par Amic et Hapel sur le Volcan de la Bassc-Terre, dans la nuit du 7 au 8 Vendimiaire an 6, pag. 46; Humb. Voyage T. I. p. 316). Der untere Theil des Berges tft dioriti- fches Geftein; der vulfanifche Kegelberg, deffen Gipfel geöffnet ift, labrador:haltiger Trachyt. Lava feheint dem Berge, welchen man wegen feines gewöhnlichen Zuftandes die Soufriere nennt, nie in Strömen entflofen zu fein, weder aus dem Gipfel-Krater noch aus Seitenfpalten; aber die von dem vortrefflichen, fo früh dahingefcie- denen Dufrenoy, mit der ihm eigenen Genauigkeit, unterfuchten Afchen der Eruptionen vom Sept. 1797, Dec. 1836 und Febr. 1537 erwiefen fich ald fein zermalmte Kaven-Fragmente, in denen feld: fpathartige Mineralien (Labrador, Rhyakolith und Sanidin) neben Pproren zu erkennen waren. (S. Lherminier, Daver, Glie de Beaumont und Dufrenoy in den Comptes rendus de l’Acad. des Sc. T. IV. 1837 p. 294, 651 und 743—749.) Auch Eleine Fragmente von Quarz hat neben den Labrador-Kryſtallen Deville in den Trachyten der Soufriere (Gomptes rendus T. XXXil. p. 675) erkannt, wie Guſtav Roſe fogar Hexagon-Dodecaëder von Quarz auch in den Trachyten des Vulkans von Arequipa Meppen, Reife um die Erde Bd. 1. ©. 23) fand, Die hier gefchilderten Erfcheinungen, ein temporares Ausſtoßen fehr verjchiedenartiger mineralifcher Gebilde aus den Spalten: 602 Deffnungen viner Soufriere, erinnern recht leöyaft daran, daß, was man Solfatare, Soufriere oder Fumarole zu nennen pflegt, eigentlich nur gewife Zuftände vulfanifcher Thätigfeit bezeichnet. Vulkane, die einſt Laven ergoffen oder, wenn dieſe gefehlt, unzufammenhangende Schlacken von beträchtlihem Volum, ja endlich diefelben Schladen, aber durch Neibung gepulvert, ausgeftoßen haben; Eommen bei ver: minderter Ihätigfeit in ein Stadium, in dem fie nur Schwefel: Sublimate, ſchweflige Saure und Warferdanıpf liefern. Wenn man fie als folhe Halbvulfane nennt, fo wird man leicht Veranlaffung zu der Meinung geben, fie ſeien eine eigene Elaffe von Qulfanen. Bunfen: dem mit Bouffingault, Senarmont, Charles Deville und Danbree, durch fcharflinnige und glüdlide Anwendung der Che— mie auf Geologie und befonders auf die vulfanifhen Proceffe, unfere Wiffenichaft fo herrliche Fortfchritte verdankt; zeigt, „wie da, wo in Schwefel-Sublimationen, welhe faft alle vulfanifchen Erup: tionen begleiten, die Schwefelmaffen in Dampfgeftalt den glühenden Pyroren:Gefteinen begegnen, die fehweflige Säure ihren Uriprung nimmt durch partielle Zerfeßung des in jenen Gefteinen enthal: tenen Eiſen-Oxydes. Sinkt darauf die vulkanifche Thätigkeit zu niederen Temperaturen herab, fo tritt die chemifche Thätigkeit diefer Zone in eine neue Phaſe. Die daſelbſt erzeugten Schwefel: DBerbindungen des Eiſens und vielleicht der Erd: und Alkali: Metalie beginnen ihre Wirkung auf den Waſſerdampf; und als Nefultat der Wechſelwirkung entftehen Schwefel-Waſſerſtoff und deſſen Zerſetzungs— Producte: freier Waſſerſtoff und Schwefeldampf.“ — Die Schwefel— Fumarolen überdauern die großen vulkaniſchen Ausbrüche Sahrhun: derte lang. Die Salzſäuren-Fumarolen gehören einer anderen und fpäteren Periode an. Sie fünnen nur felten den Charafter per- manenter Erfcheinungen annehmen. Der Urfprung der Salzfäure in den Krater-Gafen ergiebt fich daraus, daß das Kochfalz, welches fo oft als Sublimationg-Product bei Bulfanen, befonders am Vefuv, auftritt, bei höheren Temperaturen unter Mitwirkung von Waſſer— dampf durch Silicate in Salzſäure und Natron zerlegt wird, weldes legtere fih mit den vorhandenen Silicaten verbindet. Salzfäuren: Sumarolen, die bei italiänifhen Vulkanen nicht felten in dem groß— artigſten Maaßſtabe, und dann gewöhnlich von mächtigen Kochfalz: Sublimationen begleitet zu fein pflegen, erfcheinen für Island von fehr geringer Bedeutung. Als die Endglieder in der chronologifcben 603 Reihenfolge aller dieſer Erfcbeinungen treten zuletzt nur die Ema— nationen der Kohlenſaure auf. Der Waſſerſtoff-Gehalt ift bisher in den vulfanifhen Gafen faft ganzlich überſehen worden. Er ift vorhanden in der Dampfquelle der großen Solfatsre von Krifuvik und Reykjalidh auf Island: und zwar an beiden Drten mit Schwefel-:Wafferftoff verbunden. Da fich der legtere im Contact mit fcehwefliger Säure gegenfeitig mit diefer unter Abſchei— dung von Schwefel zerfest, fo Einnen beide niemals zugleich auf: treten. Sie finden fich aber nicht felten auf einem und demjelben Fumarolen:Felde dicht neben einander. War das Schwefel-Waf: ſerſtoffGas in den eben genannten isländifchen Solfataren fo unver: fennbar, jo fehlte e3 Dagegen gänzlich in dem Solfataren-Zuftand, in welchem fich der Krater des Hekla kurz nach der Eruption vom Sahre 1845 befand: alfo in der erften Phafe der vulfanifchen Nach— wirkungen. Es ließ fich dafelbft weder durch den Geruch noch durd Reagentien die geringfte Spur von Schwefel-Wafferftoff nachweifen, während Die reichlihe Schwefel: Sublimation die Gegenwart der jchwefligen Säure fchon in weiter Entfernung durch den Geruch un: zweifelhaft zu erfennen gab. Zwar zeigten fich über den Fumarolen bei Annäherung einer brennenden Cigarre jene dien Nauchwolfen, welhe Melloni und Piria (ComptesrendusT. XI. 1840 p. 352 und Poggendorff's Annalen, Erganzungsband 1842 ©. 511) ald ein Kennzeichen der geringften Spuren von Schwefel-Wajferftoff nachgewiefen haben. Da man fich aber leicht durch DVerfuche über: zeugen kann, daß auch Schwefel für fih, wenn er mit Wafjerdampfen jublimirt wird, daſſelbe Phaͤnomen hervorbringt; jo bleibt es zweifel: haft, vb auch nur eine Spur von Schwefel-Wafferftoff die Krater: Smanationen am Hefla 1845 und am Veſuv 1843 begleitet habe. (Vergl. die treffliche, in geologifcher Hinficht fo wichtige Abhandlung von Robert Bunfen über die Prozeffe der vulkanifchen Gefteinsbil- dungen Islands in Poggend Ann. Bd. 83. 1851 ©. 241, 244, 246, 248, 250, 254 und 256: als Erweiterung und Berichti- gung der Abhandlungen von 1847 in Wöhler’s und Liebig ’s Aunalen der Chemie und Pharmacie Bd. 62. ©. 19.) Daß die Emanationen der Solfatare von Pozzuoli nicht Schwefel-:Waffer: ſtoff ſeien und daß fich nicht aus diefem durch Contact mit der At: mofphäre ein Schwefel abfeße, wie Breislak in feiner Schrift (Essai mineralogique sur la soufriere de Pozzuoli 1792 604 p. 128—130) behauptet hatte; bemerkte schon Gay-Luſſac, als zur Zeit des großen Lava-Ausbruchs im Jahr 1805 ich mit ihm die phle— gräifchen Felder befuchte. Sehr beftimmt läugnet auch der fcharf- finnige WUrcangelo Scachi (Memorie geologiche sulla Campania 1849 p. 49—121) die Eriftenz des Schwefel-Waſſerſtoffs, weil ihm Piria's Prüfungsmittel nur die Anwefenheit des Waller: dampfs zu erweifen ſchienen: Son di avviso che lo solfo emane mescolato a i vapori acquei senza essere in chimica combinazione con altre sostanze. Cine wirkliche und von mir fo lange erwartete Analyfe der Gas:Arten, welche die Solfatare von Pozzuoli ausſtößt, ift erft ganz neuerlich von Charles Sainte-Claire Deville und Le: blanc geliefert worden, und hat die Abwefenheit des Schwefel: Waſſerſtoffs volllommen beftdtigt (Comptes rendus de l’Acad. des Sc. T. XLIII. 1856 p. 746). Dagegen bemerfte Sartorius von Waltershaufen (phyfiichzgeographifhe Skizze von Is— land 1847 ©. 120) an GEruptiong: Kegeln des Aetna 1811 den ftarfen Geruch von Schwefel-Waflerftoff, wo man in anderen Jahren nur fchweflige Säure verfpürte. Ch. Deville hat auch nicht bei Gir— genti und in den Macalube, fondern an dem öſtlichen Abhange des Aetna, in der Quelle von Santa Venerina, einen kleinen An— heil von Schwefel-:Wafferftoff gefunden. Auffallend ift es, daß in der wichtigen Reihe chemifcher Analyfen, welche Boufingault an Gas aushauchenden Vulkanen der Andeskette (von Purace und Zolima bis zu den Hochebenen von los Pastos und Quito) gemacht hat, fo: wohl Salzfäure ald hydrogene sulfureux fehlen. 32 (©. 447.) Die älteren Arbeiten geben für noch entzündete Bulfane folgende Sahlen: bei Werner 193, bei Safar von Leonhard 187, bei Arago 175 (Astronomie populaire T. Il. p. 170): Variationen in Vergleich mit meinem Nefultate alle in minus oſcil— lirend in der unteren Grenze in Unterfchieden von - bis 2 wor: auf Verfchiedenheit der Grundfäße in der Beurtheilung der noch beftehenden Entzündung und Mangelbaftigkeit des eingefammelten Materials gleichmäßig einwirken. Da, wie fchon oben bemerkt ift und hiftorifche Erfahrungen lehren, nach jehr langen Perioden für aus- gebrannt gehaltene Vulkane wieder thatig werden; fo iſt das Neful: tat, welches ich aufftelle, eher für zu niedrig als für zu hoch zu erachten. Leopold von Buch in dem Anhbange zu feiner meifterhaf- ten Beichreibung der canarifchen Anfeln und Landgrebe im reiner 605 Geographie der Vulkane haben Fein allgemeines Zahlen-Nefultat zu geben gewagt. 33 (S. 448.) Diefe Befchreibung ift alfo ganz im Gegenfaß der oft wiederholten Abbildung des VBefuvs nah StraboinPoggen: dorff’S Annalen der Phyſik Bd. XXAVI. ©. 190 Tafel I. Erft ein fehr fpater Schriftfteler, Dio Caffiug, unter Septimius Severus, fpricht nicht (wie oft behauptet worden ift) von Entftehung mehrerer Gipfel, fondern bemüht fich zu erweifen, wie in dem Lauf der Seiten die Gipfelform fih umgeändert hat. Er erinnert daran (alfo ganz zur Beftätigung des Strabo), daß der Berg ehemals einen überall ebenen Gipfel hatte. Seine Worte (lib. LXVI cap. 21, ed. Sturz Vol. IV. 1824 p. 240) lauten alfo: „Denn der Veſuv ift am Meere bei Neapel gelegen und hat rrichliche Feuerquellen. Der ganze Berg war ehemals gleih hoch, und aus feiner Mitte erhob fich das Feuer: denn an diefer Stelle ift er allein in Brand. Das ganze Aeußere deffelben ift aber noch big auf unfere Zeiten feuerlos. Da nun das Aeußere ftets ohne Brand ift, das Mittlere aber aus: getrocknet Cerhißst) und in Aſche verwandelt wird, jo haben die Spigen umher big jeßt die alte Höhe. Der ganze feurige Theil aber, durch die Ränge der Zeit aufgezehrt, ift durch Senkung hohl gewor— den, fo daß der ganze Berg (um Kleines mit Großem zu vergleichen) einem Amphitheater ahnlich it.“ (Vergl. Sturz Vol. VI. Annot. II. p. 568.) Dies ift eine deutliche Befchreibung derjenigen Berg: mafen, welche feir dem Jahre 79 Kraterraͤnder geworden find. Die Deutung auf das Atrio del Cavallo fcheint mir unrichtig. — tach der großen, vortrefflihen, hypſometriſchen Arbeit des fo tha- tigen und ausgezeichneten Olmüßer Aftronomen Julius Schmidt vom Sahr 1855 hat die Punta Nasone der Somma 590 Toifen, das Atrio del Cavallo am Fuß der Punta Nasone 417 , Punta oder Rocca del Palo (der höchfte nördliche Kraterrand des Veſuvs, ©. 112—116) 624. Meine barometrifhen Meffungen von 1822 gaben Anfihten der Natur Bd. I. S. 290—292) für diefelben drei Punkte die Höhen 586, 403 und 629° (Unterfchiede von 24, 84 und 30 Fuß). Der Boden des Atrio del Cavallo hat nach Julius Schmidt (Eruption des Befuvs im Mai 1855 ©. 95) feit dem Aus: bruche im Februar 1850 große Niveau-Veranderungen erlitten. (©. 448.) Vellejus Paterculus, der unter Tiberiug ftarb, nennt (ll, 30) allerdings den Veſuv ald den Berg, welchen 606 Spartacus mit feinen Gladiatoren befeßte: während bei Plutard in der Biographie des Craſſus cap. 14 bloß von einer felfigen Gegend die Rede ift, die einen einzigen fehmalen Zugang hatte. Der Sklaven: frieg de3 Spartacus war im Sahr 681 der Stadt Nom, alſo 152 Fahre vor dem Plinianifchen Ausbruch des Vefuvs (24 Auguft 79 n. Ehr.). Daß Florus, ein Schriftfteller, der unter Trajan lebte und alfo, den eben bezeichneten Ausbruch fennend, wußte, was der Berg in feinem Inneren verbirgt, denfelben cavus nennt; kann, wie fchon von An: deren bemerft worden ift, für die frühere Geftaltung nichts erweifen. ($lorus lib. I cap. 16: Vesuvius mons, Aetnaei ignis imilator; lib. III cap. 20; fauces cavi montis.) 5 (©. 449.) Vitruvius hat auf jeden Fall früher als der ältere Plinius gefchrieben: nicht bloß weil er in dem, von dem eng: lifchen Ueberfeger Newton mit Unrecht angegriffenen, Plinianifchen Quellen-Regiſter dreimal (lib. XVI, XXXV und XXXVI) citirt ift; fondern weil eine Stelle im Buh XXXV cap. 14 $ 170—172, wie Gillig (Vol. V. 1851 p. 277) und Brunn (Diss. de auctorum indicibus Plinianis, Bonnae 1856, p. 55—60) beftimmt er: wiefen haben, aus unferem Vitruvius von Plinius felbft ercer: pirt worden iſt. Vergl. auch Sillig's Ausgabe des Plinius Vo). V. p. 272. Hirt in feiner Schrift über das Pantheon ſetzt die Abfafung der Architectur des Vitruvius zwifchen die Sahre 16 und 14 vor unferer Zeitrechnung. (©. 449.) VPoggendorff’S Annalen Bd. XXXVI. S. 175—180. 7 (©. 449.) Carmine Lippi: Fu il fuoco o l’acqua che sotterrö Pompei ed Ercolano? (1816) p. 10. 38 (©, 449.) Scachi, Osservazioni critiche sulla ma- niera come fu seppellita l’Antica Pompei 1843 p. 8—10. ” (©. 451.) Sir James Rof, Voyage to the Antarctic Regions Vol. I. p. 217, 220 und 364. (©. 452.) Gay-Luſſac, reflexions sur les Volcans, in den Annales de Chimie et de Physique T. XXI. 182 p- 427, Kosmos Bd. IV. ©. 218; Arago, Oeuvres comple£- tes T. IH. p. 47. ı (©. 453.) Auf Timana reducirt, liegt der Volcan de la Fragua ohngefähr lat. bor. 1° 48°, long. 77° 50°. Vergl. in dem großen Atlas meiner Reife die Carte hypsometrique des noeuds 607 de montagnes dans les Cordilleres 1831 Pl. 5 wie auch Pl. 22 und 24. Diefer fo öftlih und ifolirt liegende Berg verdient von einem Geognoften, der aftronomifche Ortsbeftiimmungen zu machen fähig ift, aufgefucht zu werden. 22 (©. 354.) In den drei Gruppen, welche nach alter geogra- phifher Nomenclatur zur Auvergne, zum Vivarais und zum Belay gehören, find in den Angaben des Textes immer die Abftände des nördlichften Theiles jeglicher Gruppe vom mittelländifchen Meere (zwifchen dem Golfe d’Aigues mortes und Cette) genommen. In der erften Gruppe, der des Puy de Döme, wird ald der nördlichfte Punkt angegeben (Rozet in den M&m. dela Soc. géol. deFrance T. J. 18344 p. 119) ein im Granit bei Manzat ausgebrochener Krater, le Gour de Tazena. Noch füdlicher als die Gruppe des Gantal und alfo dem Littoral am nächften, in einer Meer-Entfernung von faum 18 geogr. Meilen, liegt der Eleine vulfanifche Bezirk von la Guiolle bei den Monts d’Aubrac, nordweftlih von Chirac. Vergl. die Carte geologique de France 1841. 13. (©. 454.) . Humboldt, Asie centrale TE pP. 7-61, 216 und 3353645 Kosmos Bd. I. ©. 254. Den Alvenfee Iſſikul am nördlichen Abhange des Thian-ſchan, zu dem erſt vor kurzem rufifche Deifende gelangt find, habe ich fchon auf der berühmten catalanifhen Karte von 1374 aufgefunden, welche unter den Manuferipten der Parifer Bibliothet als ein Kleinod bewahrt wird. Strahlenberg in feinem Werke, betitelt der nördliche und öftlihe Theil von Europa und Afien (Stodholm 1739 ©. 327), hat das Verdienſt den Thian-ſchan als eine eigene un: abhängige Kette zuerfi abgebildet zu haben, ohne die vulfanifche Thätigkeit in derfelben zu Eennen. Er giebt ihm den fehr unbeſtimm— ten Namen Moyfart: der, weil der Bolor mit dem allgemeinen, nichts individualifivenden, nur Schnee andeutenden Namen Muftag belegt wurde, noch ein Jahrhundert lang zu einer irrigen Darftellung und albernen, iprachwidrigen Nomenclatur der Gebirgsreihen nörd- (ih vom Himalaya Anlaß gegeben hat, Meridian: und Parallel: Ketten mit einander verwechfelnd. Moufart ift eine Verſtümm— lung des tatarifhen Wortes Muztag: gleichbedeutend mit unferer Bezeichnung Schneefette, Sierra Nevada der Spanier; Hima— laya in den Gefeßen ded Manu: Wohnſitz (Alaya) des Schnees (hima); der Siue:-fhan der Chinefen. Schon 1100 Jahre vor / 608 Strahlenberg, unter der Dpnaftie der Sui, zu des Frankenkoͤnigs Dagobert’s Zeiten, befaßen die Chinefen, auf Befehl der Regierung conftruirt, Karten der Länder vom Gelben Fluffe bis zum cafpifchen Meere, auf weldhen der Kuenzlün und der Thiansfchan abgebildet waren. Diefe beiden Ketten, befonders die erftere, find es ohnſtrei— fig gewefen, die, wie ich an einem anderen Drte glaube erwiefen zu haben (Asie centr. T. I. p. 118—129, 19%—203 und T. 1. p. 413—425), als der Heerzug des Macedoniers die Hellenen in nähere Bekanntfchaft mit dem Inneren von Afien fegte, die Kennt: niß von einem Berggürtel unter ihren Geographen verbreiteten, welche, den ganzen Gontinent in zwei Halften theilend, fich von Kleinafien bis an das öftlihe Meer, von Indien und Scythien bis Thind, erfirete (Strabo lib. I pag. 68, lib. XI p. 490). Diecdarchug und nah ihm Gratofthenes belegten diefe Kette mit dem Namen des verlängerten Taurus. Die HimalayasKette wird mit unter diefe Benennung begriffen. „Was Sudien gegen Norden begrenzt“, fagt ausdrüdlih Strabo (lib. XV pag. 689), „von Ariane bis zum öftlihen Meere, find die Außerften Theile des Taurus, welche die Eingeborenen einzeln Paropamiſos, Emodon, Imaon und noch an: ders benamen; der Macedonier aber Caucaſus.“ Früher, in der Beſchreibung von Bactriana und Sogdiana (lib. XI pag. 519), heißt es: „des Taurus legter Theil, welcher Imaon genannt wird, be: rührt das indifche Cöftlihed Meer.” Auf eine einig geglaubte, weftzöftliche, d. b. Parallelfette, bezogen fich die Namen dieffeits und jenfeits des Taurus. Diefe Fannte Strabo, indem er fagt: „die Hellenen nennen die gegen Norden neigende Hälfte des Welt: tbeils Aſia dieffeits des Taurus, die gegen Süden jenfeit3“ (lib. HI p. 129). Zu den fpäteren Seiten des Ptolemäus aber, wo der Hundel überhaupt und insbefondere der Seidenhandel Lebhaftigkeit gewann, wurde die Benennung Imaus auf eine Meridianfette, auf den Bolor, übertragen: wie viele Stellen des 6ten Buches bezeugen (Asie centr. T. I. p. 146—162). Die Linie, in welder dem Aequator parallel das Taurus: Gebirge nach hellenifhen Anfichten ben ganzen Welttheil durchfchneidet, wurde zuerft von Dicaͤarchus, dem Schüler des Stagiriten, ein Diaphragma (eine Scheidewand) genannt, weil durch fenfrechte Linien, auf daffelbe gerichtet, die geographifche Breite anderer Punkte gemeffen werden Eonnte. Das Diaphragma war der Varallel von Rhodos, verlängert gegen Werften 609 bis zu den Sdulen des Hercules, gegen Oſten bis zum Littoral von Thind (AUgathemeros in Hudſon's Geogr. gr. min. Vol. 1. p. 4). Der Theiler des Dicaͤarchus, gleich intereffant in geo- anoftifcher als in orographifcher Hinfiht, ging in das Werk des Era— tofthenes über: wo er deffelben im Zten Buche feiner Erdbefchrei- bung, zur Erläuterung feiner Tafel der bewohnten Welt, erwahnt. Strabo legt folhe Wichtigkeit auf diefe Richtungs- und Scheidelinie des Gratofthenes, daß er (lib. I p. 65) „auf ihrer öftlichen Ber: langerung, welche bei Thina Durch das atlantifche Meer gezogen wird, die Lage einer anderen bewohnten Welt, wohl auch meh- rerer Welten“, für möglich halt: doch ohne eigentlich folche zu pro: phezeien. Das Wort atlantifches Meer Fann auffallend fcheinen, ftatt oͤſtliches Meer, wie gewöhnlich die Südfee (das Stille Meer) genannt wird; aber da unfer indifhegs Meer füdlich von Bengalen bei Strabo die atlantiſche Südfee heißt, fo werden im Südoften von Indien beide Meere als zufammenfliegend gedacht, und mehr: mals verwechfelt. Sp heißt es lib. II p. 130: „Indien, das größte und gefegnetfte Land, welches am oͤſtlichen Meer und an der at: lantifhen Südfee endet”; und lib. XV p. 689: „die füdlihe und öftlihe Seite Indiens, welche viel größer als die andere Seite find, laufen ins atlantifche Meer vor“: in welcher Stelle, wie in der oben angeführten von Thind (lib. I p. 65), der Ausdruck öſtliches Meer fogar vermieden ift. Ununterbrochen feit dem Sahre 1792 mit dem Streichen und Fallen der Gebirgsfchichten und ihrer Beziehung auf die Nichtung (Drienfirung) der Gebirgszüge befchaf- tigt, babe ich geglaubt darauf aufmerkſam machen zu müfen, daß im Mittel der Aequatorial-Abſtand des Kuen-lün, in feiner ganzen Erftrefung wie in feiner weftlihen Verlängerung durch den Hindu: Kho, auf das Beden des Mittelmeers und die Straße von Gibraltar binweift (Asie centr. T. I. p. 118—127 und T. Il. p. 115—118); und daß die Senkung des Meeresbodeng in einem großen, vorzüglich am nördlihen Nande vulkanifchen Beten wohl mit jener Erhebung und Faltung zufammenhangen Eünne. Mein theurer, vieljähriger und aller geologiſchen NRichtungs-Verhältniffe fo tief Fun: diger Freund, Elie de Beaumont, ift aus Gründen des Xoro: dromismus diefen Anfichten entgegen (notice sur les Syste&- mes de Montagnes 1852 T. II. p. 667). (©. 455.) Kosmos Bd. IV. ©. 382. A. v. Humboldt, Kosmos. IV. 39 , 610 > (5, 455.) Vergl. Arago sur la cause de la depression d’une grande partie de l’Asie et sur le phenomene que les pen- tes les plus rapides des chalnes de montagnes sont (generalement) tournees vers la mer la plus voisine, in feiner Astronomie populaire T. Ill. p. 1266—1274. (5. 456.) Klaproth, Asia polyglotta p. 232 und Memoires relatifs à l’Asie (nad der auf Befehl des Kaifere Kanghi 1711 publicirten chineſiſchen Encyclopaͤdie) T. II. p. 342; Humboldt, Asie centrale T. II. p. 125 und 135—143. 7 (©.456.) Pallas, Zoographia Rosso-Asiatica 1811 p. 115. (©. 457.) Statt der meernäheren HimalayaKette (einige Theile derfelben zwifchen den Coloſſen Kuntfhindjinga und Schama: lari nähern fich dem Kittoral des bengalifchen Meerbufens bis auf 107 und 94 geogr. Meilen) ift die vulfanifche Thatigkeit erft in der dritten, inneren Parallelkette, dem Thian-fhan, von dem eben genannten Littoral in faft viermal größerer Entfernung ausgebrochen unter fehr fpeciellen Berhaltuiffen, Schichten verwerfenden und Klüfte erregenden nahen Bodenfenfungen. Aus dem, von mir ange: vegten und freundfchaftlih von Herrn Stanislag Julien fortgefeßten Studium gevgraphifcher Werke der Chinefen wiffen wir, daß auch der Kunen-lün, das nördlide Grenzgebirge von Tibet, der Tfi- fhi:fhan der Mongolen, in dem Hügel Schin-fhieu eine ununter- brochen Flammen ausftogende Höhle befißt (Asie centrale T. 1. p. 427—467 und 483). Das Phänomen fcheint ganz analog zu fein der mehrere taufend Jahre fehon brennenden Chimära in Lycien (Kosſsmos Bd. IV. ©. 296 und Anm. 51); es ift Fein DBulkan, fondern ein weithin Wohlgeruch verbreitender (naphtha=haltiger ?) Feuerbrunnen. Der Kuen:lün, weldhen, ganz wie ich in der Asie centrale (T. I. p. 127 und T. UI. p. 431), Dr. Thomas Thomfon, der gelehrte Botaniker des weftlihen Xibets, (Flora Indica 1855 p. 253) für eine Fortfeßung des Hindu-Kho erklärt, an welchen von Südoft her fich die Himalaya-Kette anfchart; nähert fih diefer Kette an ihrer weftlichen Ertremität dermaßen, daß mein vortreffliher Freund, Adolph Schlagintweit, „den Kuen-lün und Himalaya dort an der Weſtſeite des Indus nicht als getrennte Ketten, fondern ald Eine Bergmaffe bezeichnen will“ (Report No. IX of the Magnetic Survey in India by Ad. Schlagintweit 1856 611 p. 61). Uber in der ganzen Erſtreckung nad Oſten bis 90° Sftl. Länge, gegen den Sternen-See hin, bildet der Kuen-lün, wie ſchon im Tten Sahrhundert unferer Zeitrechnung, unter der Dynaftie der Sui entworfene, umftändliche Befchreibungen lehren (Klaproth, Tableaux historiques de l’Asie p. 204), eine vom Hima— laya um 7 Breitengrade Unterfchieds unabhangig fortlaufende, weft öftliche Parallelkette. Den Brüdern Hermann und Robert Schlagint- weit ift zuerft die Kühnheit geglüdt von Ladak aus die Kuen-lün— Kette zu überfchreiten und in das Gebiet von Khotan zu gelangen: in den Monaten Zuli und September 1856. Nach ihren immer fo forgfältigen Beobachtungen ift an der nördlichen Grenze von Tibet die höchfte wafferfcheidende Bergfette die, auf welcher der Karaforum: Paß (17170 Par. Fuß), von SO nah NW fireichend, alfo dem füdlich gegenüberftehenden Theile des Himalaya (im Werten vom Dhawalagiri) parallel, fich befindet. Die Flüffe von Yarkand und Karakafch, welche das große Waſſerſyſtem des Tarim und Seeds Lop theilweiſe bilden, haben ihren Urfprung an dem nordöftlihen Abhange der Karaforum- Kette. Von diefem Quellgebiete gelangten fie über Kiffilforum und die heißen Quellen (49° ©.) an dem Fleinen Alpenfee Kiuk-kiul an die, oftzweftlich ftreichende Kette des Kuenlün. (Report No. VIII, Agra 1857, p. 6.) (©. 458.) Kosmos Bd. I. ©. 27, 438, 181; Bd. IV. ©. 34—47, 164—169 und 369 mit Anm. 39 und 40. > (©. 458.) Arago (Astron. populaire T. III. p. 248) nimmt faft diefelbe Dicke der Erdfrufte: 40000 Meter, ohngefähr 54 Meile, an; Elie de Beaumont (Systèmes de Montagnes T. III. p. 1237) vermehrt die Dicke um. Die älteſte Angabe ift die von Cordier, im mittleren Werth 14 geogr. Meilen: eine Zahl, welche aber in der mathematifchen Theorie der Stabilität von Hop: fins noch 14mal zu vergrößern wäre, und zwifchen 172 und 215 geogr. Meilen fallen würde. Ich ftimme aus geologifchen Gründen ganz den Zweifeln bei, welche Naumann in feinem vortrefflichen Lehrbuche der Geognoſie Bd. I ©. 62—64, 73—76 und 289 gegen diefe ungeheure Entfernung des flüfigen Inneren von den Krateren der thatigen Vulkane erhoben hat. sı (5. 459.) Von der Art, wie in der Natur durch fehr Eleine, allmälige Anhäufung erkennbare Miſchungs-Veraͤnderungen entftehen, giebt die von Malaguti entdedte, durch Field beftäfigte Gegenwart 612 von Silber im Meerwafler ein merfmürdiges Beifpiel. Troß der ungeheuren Größe des Oceans und der fo geringen Oberfläche, welche die den Ocean befahrenden Schiffe darbieten, ift doch in neuefter Zeit die Silberfpur im Seewaſſer an dem Kupferbefchlag der Schiffe bemerkbar geworden. > (©. 459.) Bunfen über die hemifchen Prozeffe der vulfanifchen Gefteinsbildungen in Poggend. Anna: len Bd. 83. ©. 242 und 246. 3 (©. 459.) Comptes rendus de l’Acad. des Sciences T. XLIII. 1856 p. 366 und 689. Die erfte genaue Analyfe von dem Gas, welches mit Geräufh aus der großen Solfatare von Pozzuoli ausbricht und von Herrn Ch. Sainte:Claire Deville mit vieler Schwierigkeit gefammelt wurde, gab an fehwefliger Säure (acide sulfureux) 24,5; an Sauerftoff 14,5 und an Stidftoff 61,4. > (©. 459.) Kosmos Bd. IV. ©. 255—261. > (©. 460.) Bouffingault, Economie rurale (1851) T. IH. p. 724—726: »La permanence des orages dans le sein de ’atmosphere (sous les tropiques) est un fait capital, parce qu'il se ratiache & une des questions les pius importantes de la Physique du Globe, celle de la fixation de l’azote de l’air dans les etres organises. Toutes les fois qu’une serie d’elincelles electriques passe dans Pair humide, il y a production et combinai- son d’acide nitrique et dammoniaque. Le nitrate d’ammoniaque accompagne constamment l’eau des pluies d’orage, et comme fixe par sa nature, il ne saurait se maintenir a l’&tat de vapeur; on sig- nale dans l’air du carbonate ammoniacal, et ’ammoniaque du ni- {rate est amenée sur la terre par la pluie. Ainsi, en definitive, ce serait une action electrigue, la foudre, qui disposerait le gaz azote de l’atmosphere a s’assimiler aux éêtres organises. Dans la zone equinoxiale pendant l’annee entiere, tous lesjours, probablement me&me A tous les instans, il se fait dans l’air une continuite de d£charges eElectriques. Un observateur place à l’equateur, sil etait dou& d’organes assez sensibles, y entendrait continuellement le bruit du tonnerre.« Salmiak wird aber auch fo wie Kochfalz ald Sublimationg-Product der Vulkane von Zeit zu Seit auf den Lavaſtrömen felbft gefunden: am Hekla, Vefuv und Aetna; in ver Vulkan-Kette von Guatemala (Vulkan von Izalco), und vor allem in Alten in der vulfanifchen Kette des Thian-ſchan. Die Bewohner 613 der Gegend zwifchen Kutſche, Turfan und Hami bezahlen in gewiffen Fahren ihren Tribut an den Kaifer von Ehina in Salmiak (chineſiſch: nao-scha, perſiſch nuschaden): welcher ein wichtiger Gegenftand des auswärtigen Handels iſt (Asie centrale T. 1. p. 33, 38, 45 und 428). 5 (S. 460.) Viajes de Boussingault (1849) p. 78. >’ (©, 460.) Kosmos Bd. I. ©. 295 und 469. > (©. 461.) Rozet, Memoire sur les Volcans d’Au- vergne in den Memoires de la Soc. géol. de France, 2eme Serie T. 1. 1844 p. 64 und 120—130: »Les basaltes (comme les trachytes) ont perc& le gneis, le granite, le terrain houiller, le terrain tertiaire et les plus anciens dépôts diluviens. On voit m&me les basaltes recouvrir souvent des masses de caillous roules basaltiques; ils sont sortis par une infinite d’ouvertures dont plusieurs sont encore parlaitement (?) reconnaissables. Beaucoup presentent des cönes de scories plus ou moins considerables, mais on n’y trouve jamais des crateres semblables à ceux qui ont donne des coulees de laves ... .« > (S, 461.) Gleich den granitartigen Stüden, eingehüllt im Trachyt vom Sorulo, Kosmos Bd. IV. ©. 345. so (S. 462.) Auch in der Eifel, nach dem wichtigen Zeugnif des Berghauptmanns von Dechen (Kosmos Bd. IV. ©. 281). 1 (©, 462.) Kosmos Bd. IV. ©. 357. Der Rio de Gunil- (abamba fließt in den Rio de las Esmeraldas. Das Dorf Guail- (abamba, bei welchem ich die ifolirten, vlivinhaltigen Bafalte fand, bat nur 6482 Fuß Meereshöhe. Sm dem Thale herrfcht eine uner: trägliche Hiße, die aber noch größer ift im Valle de Chota, zwifchen Tuſa und der Villa de Ibarra, deffen Sohle bis 4962 Fuß herab: finft und das, mehr eine Kluft als ein Thal, bei faum 9000 Fuß Breite über 4500 Fuß tief if. Humboldt, Rec. d’Observ. astronomiques Vol. I. p. 307.) Der Trümmer-Ausbruc Volcan de Ansango an dem Abfall des Antifana gehört Feinesweges zur Bafalt:Formation, er ift ein bafaltzähnlicher Dligoflas-Trachyt. (Vergl. über räumlichen Abftand, antagonisme des basaltes et des trachy- tes, mein Essai g&ognostique surlegisementdesRoches 1823 p. 348 und 359, und im allgemeinen p. 327—336.) 62 (S, 464.) Sebastiien Wisse, exploration du Volcan de Sangay in den Comptes rendus de l’Acad. des Sciences 614 T. XXXVI. (1853) p. 721; vergl. auh Kosmos Bd. IV. ©. 292 Anm. 40 und ©. 301—303. Nach Bouffingault haben die von Wille mitgebrachten ausgeworfenen Trachytſtücke, am oberen. Abfall des Kegels gefammelt (der Neifende gelangte bis in eine Höhe von 900 Fuß unter dem Gipfel, welcher felbft 456 Fuß Durchmeffer hat), eine ſchwarze, pechfteinartige Grundmafle mit eingewachfenen Kryſtallen von glafigem (?) Feldfpath. Kine fehr merkwürdige, in Vulkan— Auswürfen bisher wohl einzige Erfeheinung ift, daß mit diefen großen, fhwarzen Trachptftüden zugleich Eleine Stüde feharffantigen reinen Duarzes ausgeftoßen werden. Diefe Fragmente haben (nach einem Briefe meines Freundes Boufingault vom Sanuar 1851) nicht mehr als 4 Subik:Gentimeter Volum. In der Trachytmaffe felbft ift Fein eingefprengfer Quarz zu finden. Alle vulkanifchen Trachyte, welche ich in den Eordilleren von Südamerika und Merico unterfucht habe: ia ſelbſt die trachyfartigen Porphyre, im denen die reichen Silber: gange von Neal del Monte, Moran und Negla, nördlich vom Hoch; thal von Merico, auflegen; find völlig quarzfrei. Trotz dieſes fcheinbaren Antagonismus von Quarz und Trachyt in entzündeten Vulkanen, bin ich Feinesweges geneigt den vulfanifchen Urjprung der trachytes et porphyres meulieres (Mühlfteins-Trachyte), auf welche Beudant zuerft recht aufmerkfam gemacht hat, zu läugnen. Die Art aber, wie diefe auf Spalten ausgebrochen find, ift, ihrer Entftehung nach, gewiß ganz verfchieden von der Bildung der Eegel: und dom: artigen Trachyt-Gerüſte. (©. 465.) Kosmos Bd. IV. ©. 276—280. (©. 465.) Das Vollftändigfte, was wir, auf wirflihe Mei: fungen der Höhenverhältniffe, Neigungswinkel und Profil-Anfichten ge: gründet, von irgend einer vulfanifchen Gegend befißen, ift die fchöne Arbeit des Olmüger Aftronomen Julius Schmidt über den Befuv, die Solfatara, Monte nuovo, die Astroni, Rocca Monfina und die alten Vulkane des Kirchenftaats (im Albaner Gebirge, Lago Bracciano und Lago di Bolsena); f. deſſen hypſometriſches Werk: die Erup: tion des Veſuvs im Mai 1855, nebft Atlas Tafel IH, IV und IX. (©. 465.) Bei der fortfchreitenden Vervollkommnung unferer Kenntniffe von der Geftaltung der Dberflähe des Mondes von To— bins Mayer an bis Lohrmann, Mädler und Julius Schmidt ift im ganzen der Glaube an die großen Analogien zwifchen den vulkanifchen 615 Gerüften der Erde und des Mondes eher vermindert als vermehrt worden; nicht fowohl wegen der Dimenfions:Berhältniffe und früh erkannten Anreihung fo vieler Ninggebirgs: Formen ald wegen der Natur der Nillen und der nicht fchattenwerfenden Strahlen: Spfteme (Kicht:Radiationen) von mehr ald hundert Meilen Länge und 4 bis 4 Meilen Breite: wie am Tycho, Copernicus, Kepler und Ariftarch. Auffallend ift es immer, daß ſchon Galilei, in feinem Briefe an den Pater Chriftoph Grienberger sulle Montuositä della Luna, Ninggebirge, deren Durchmeſſer er für größer hielt, als fie find, glaubte mit dem ummallten Böhmen vergleichen zu dürfen; und daß der fharflinnige Robert Hooke in feiner Micrögraphie den auf dem Mond faft überall herrfchenden Typus Freisfürmiger Ge: ftaltung ſchon der Neaction des Inneren des Mondkörpers auf das Aeußere zufchrieb (Kosmos Bd. 11. ©. 508 und Bd. II. S. 508 und 544). Dei den Ninggebirgen des Mondes haben in den neueren Zeiten das Verhältniß der Höhe der Gentralberge zu der Höhe der Ummwallung oder der Kraterränder, wie die Exiſtenz parafitifcher Krater auf der Umwallung ſelbſt mich lebhaft interefirt. Das Er: gebniß aller forgfäaltigen Beobachtungen von Zulius Schmidt, welcher mit der Fortfeßung und Vollendung der Mond: Topographie von Lohr— mann befchäftigt ift, feßt feft: „daß Fein einziger Gentralberg die Mallhöhe feines Kraters erreicht, fondern daß derfelbe mit feinem Gipfel wahrfcheinlich in allen Fallen noch bedeutend unter derjenigen Dberflähe des Mondes liegt, aus welcher der Krater ausgebrochen ift. Während der Schladenfegel um Sirater des Veſuvs, der am 23 Dctober 1822 aufgeftiegen ift, nach Brioſchi's trigonometrifcher Meffung die Punta del Palo, den höchften nördlichen Kraterrand (von 618 Toifen über dem Meere), um 28 Fuß überragt und in Neapel fichtbar war; liegen auf dem Monde viele von Mädler und dem Olmützer Aftrononen gemeffene Gentralberge volle 1000 Toiſen tiefer als der mittlere Ummwallungsrand: ja 100 Toifen unter dem, was man in derfelben Mondgegend für das nähere mittlere Niveau halten kann (Mädler in Schumacher's Jahrbuch für 1841 ©. 272 und 274, und Julius Schmidt: der Mond 1356 ©. 62). Gewöhn: lich find die Gentralberge oder Central-Maſſengebirge des Mondes vielgipflig: wie im Theophilus, Petavius und Bulliald. Im Sopernicus liegen 6 Gentralberge, und einen eigentlichen centralen Pic mit fcharfer Spike zeigt alein der Alphons. Dies Verhältnig 616 erinnert an die Astroni in den phlegräiſchen Feldern, auf deren dom: förmige Gentralmaffen Leopold von Buch mit Necht viel Wichtigkeit legte. „Diefe Maſſen brachen nicht auf (fo wenig ald die im Gen: trum der Mond-Ninggebirge); ed entftand Feine dauernde Berbindung mit dem Inneren, Fein Vulkan: fondern vielmehr gleihfam ein Mo- dell der großen, fo vielfältig über die Erdrinde verbreiteten, trachyti- fhen, nicht geöffneten Dome, des Puy de Dome und ded Chimbo- razo“ Doggendorff’s Annalen Bd. 37. 1836 ©. 183). Die Ummwallung der Astroni hat eine überall gefchloffene elliptifche Form, welche nirgend mehr ald 130 Toifen über dem Meeresfpiegel erreicht. Die Gipfel der centralen Kuppen liegen 103 Toiſen tiefer ald das Marimum des füdweftlihen Kraterwalles. Die Kuppen bilden zwei unter fich varaslele, mit dichtem Gefträuch bekleidete Rüden (Julius Schmidt, Eruption des Veſuvs ©. 147 und der Mond ©. 70 und 105). Zu den merkwürdigften Gegenftänden der ganzen Mondflähe gehört aber das Ninggebirge Petavius, in welchem der ganze innere Kraterboden conver, blafen= oder Euppelfürmig erpan- dirt, und doch mit einem Gentralberge gekrönt ift. Die Converität ift hier eine dauernde Form. In unferen Erd-Vulkanen wird nur bisweilen (temporär) die Bodenfläche des Kraterd durch die Kraft unterer Dampfe faft bis zur Höhe des SKiraterrandes gehoben; aber io wie die Dampfe durchbrechen, finft die Bodenfläche wieder herab. Die größten Durchmeffer der Krater auf der Erde find die Caldeira deFogo, nad Charles Deville zu A100 Toifen (1,08 geogr. Meile); die Caldeira von Palma, nach Leop. von Buch zu 3100 T.: während auf dem Monde Theophilus 50000 T. und Tycho 45000 Toiſen, leg: tere beiden alfo 13 und 11,3 geographifche Meilen, im Durchmeffer haben. Parafitifche Neben-Krater, auf einem Nandwalle des großen Kraterd ausgebrochen, find auf dem Monde fehr haufig. Der Krater: boden diefer Parafiten ift gewöhnlich leer, wie auf dem zerriffenen großen Rande des Maurolyeus; feltener ift ein Feiner Gentralberg, vielleicht ein Auswurfs:Kegel, darin zu fehen: wie in Longomonta- nus. Auf einer fehönen Skizze des Aetna-Krater-Syſtems, welches mir mein Freund, der Aftronom Chriftian Peters (jest in Albany in Nordamerika), aus Flensburg im Auguft 1854 ſchickte, erkennt man deutlich den parafitifhen Rand-Krater (Pozzo di Fuoco ge- nannt), der fih im Januar 1833 an der Oſt-Süd-Oſt-Seite bildete und bis 1843 mehrere ftarfe Lava-Ausbruͤche hatte. (5, 466.) Der wenig charafterifivende, unbeftimmte Name Trachyt Nauhftein), welcher jetzt fo allgemein dem Geftein, in dem die Vulkane ausbrehen, gegeben wird, ift erſt im Sahr 1822 von Hauy in der 2ten Auflage feines Traite de Mineralogie Vol. IV. p. 579 einem Geftein der Auvergne gegeben worden: bloß mit Erwähnung der Ableitung des Namens, und einer Furzen Befchrei- bung, in welcher der älteren Benennungen: Granite chauffe en place von Desmarets, Trapp-Porphyre und Domite, gar nicht Erwähnung gefhah. Nur durch mündlihe Mittheilung, welche die Worlefungen Hauy’d im Jardin des Plantes veranlaßten, ift der Name Trachyt fhon vor 1822, 3. B. in Leopold von Buch im Jahr 1818 evfohie- nener Abhandlung über bafaltifche Infeln und Erhebungserater, durch Daubuiffon’s Traite de Mineralogie von 1819, durch Beudant’s wichtiges Wert, Voyage en Hongrie; verbreitet worden. Aus freundfcehaftlihen Briefen, welche ich ganz neuerlich Herrn Elie de Beaumont verdanfe, geht hervor, daß die Erinnerungen von Herrn Delafoffe, Hauy's früberem Aide Naturaliste, jeßigem Mitgliede des Inftituts, die Benennung von Trachyt zwifchen die Sahre 1813 und 1816 feßen. Die Publication des Namens Domit durch Leo— pold von Buch fcheint nach Ewald in das Jahr 1809 zu fallen. Es wird des Domits zuerft in dem 3ten Briefe an Karften (geogno— ftifhe Beobadhtungen auf Reifen durch Deutſchland und Stalien Bd. Il. 1809 ©. 244) erwähnt. „Der Porphyr des Puy de Dome“, heißt es dort, „tft eine eigene, bis jetzt namenlofe Ge: birgsart, die aus Feldfpath:Kryftallen mit Glasglanz, Horn: blende und fhwarzen Glimmerblättchen befteht. In den Klüf- ten diefer Gebirgsart, die ich vorläufig Domit nenne, finden fich fchöne Drufen, deren Wände mit Kryftallen von Eifenglimmer be- deckt find. In der ganzen Lange des Puy's wechfeln Kegel aus Do: mit mit Schladenfegeln ab.“ Der 2te Band der Neifen, welcer die Briefe aus der Auvergne enthalt, ift 1806 gedrudt, aber erft 1809 ausgegeben worden, fo daß die Publication ded Namens Domit eigentlich in dieſes Jahr gehört. Sonderbar ift es, daß 4 Jahre fpäter in Leopolds von Buch Abhandlung über den Trapp- Porphyr des Domits nicht mehr Erwähnung gefchieht. — Wenn ih im Texte der Zeichnung eines Profils der Cordileren gedente, welche in meinem Neifejournal vom Monat Juli 1802 enthalten ift und vom Aten Grad nördlicher bis 4° füdlicher Breite unter der 618 Auffehrift aflinite entre le feu volcanique et les porphyres ſich findet; fo ift es nur, um zu erinnern, daß diefes Profil, welches die drei Durchbrüche der Vulkan-Gruppen von Popayan, los Paftod und Quito, wie auch den Ausbruch der Zrapp:Porphyre in dem Granit und Glimmerfchiefer des Paramo de Assuay (auf der großen Straße von Cadlud, in 14563 Fuß Höhe) darftellt, Leopold von Buch angeregt hat mir nur zu beftimmt und zu wohlwollend die erfte An: erfenntniß zuzufchreiben: „daß alle Vulkane der Andesfette in einem Porphyr ihren Siß haben, der eine eigenthümliche Gebirgsart ift und den vulkanifchen Formationen wefentlich zugehört“ Ubhand: lungen der Afademie der Wiff. zu Berlin aus den Fahren 1812—1813 ©. 131, 151 und 153). Am allgemeinften mag ich allerdings das Phanomen ausgedrüdt haben; aber fchon 1789 hatte tofe, deffen Verdienfte lange verkannt worden find, in feinen oro: graphbifhen Briefen das vulfanifche Geftein des Eicbengebir: ges „als eine dem Bafalt und Porpbyrfihiefer nahe verwandte, eigene rheinifhe Porphyr= Art“ beſchrieben. Er fagt: diefe For: mation fei durch glafigen Feldfpath, den er Sanidin zu nennen vorfchlägt, befonders charafterifirt und gehöre dem Alter ihrer Bil- dung nach zu den Mittel:Flöggebirgen Miederrheinifhe Reife Th. I. ©. 26, 28 und 47; Th. 1. ©. 428). Daß Nofe, wie Leop. von Buch behauptet, diefe Porphyr-Formation, die er wenig glüdlich Granit:Porphyr nennt, fogar mit den Bafalten auch für jünger als die neueſten Flözgebirge erkannt habe; finde ich nicht begründet. „Nach den glafigen Feldfpathen“, fagt der große, fo früh ung ent: riffene Geognoft, „follte die ganze Gebirgsart benannt fein Calfo Sanidin:Porphyr), hätte fie nicht fehon den Namen Trapp: Porphyr“ (Abh. der Berl. Akad. aus den J. 1812—3 ©. 134). Die Gefhichte der fpftematifhen Nomenclatur einer Wiffenfchaft hat in fo fern einige Wichtigkeit, als die Neihenfolge der berrfchenden Meinungen fich darin abfpiegelt. (8.467) Humboldt, Kleinere Schriften Bd. 1. Vor: rede ©, IIL—V. ®® (©. 467.) Leop. von Buch in Poggendorff’s Anna— len Bd. XXXVII. 1836 ©. 188 und 190. (©. 467.) Guſtav Nofe in Gilbert's Annalen Bd. 73. 1823 ©. 173 und Annales de Chimie et de Physique T. XXIV. 1823 p. 16. Oligoklas wurde zuerft von Breithaupt als 619 neue Mineral: Species aufgeftellt Poggendorff’3 Annalen Bd. VII. 1826 ©. 238). Später zeigte es fich, daß Dligoflas identifch fei mit einem Mineral, welches Berzelius in einem in Gneiß auf: feßenden Granitgange bei Stodholm beobachtet und wegen der Aehn— lichfeit in der chemifchen Zufammenfegung Natron Spodumen ge: nannt hatte Poggendorff’s3 Ann. Bd. IX. 1827 ©. 231). 0 (©, 468.) ©. Guftav Nofe über den Granit des Niefengebirged in Poggendorff’s Annalen Bd. LVI. 1842 ©. 617. Berzelius hatte den Dligoflas, fein Natron Spodumen, nur auf einem Gra— nitgange gefunden; in der eben citirten Abhandlung wurde zuerft das Vorkommen als Gemengtheild des Granitd (der Gebirgsart felbft) ausgefprohen. Guſtav Nofe beftimmte hier den Dligoflas nach feinem fpecififhen Gewichte, feinem in Vergleih mit Albit größeren Kalk-Gehalte, und feiner größeren Schmelzbarfeit. Diefelbe Menge, mit welcher er das fpecififhe Gewicht zu 2,632 gefunden hatte, wurde von Rammelsberg analyfirt Handwörterbud der Mineral. Suppl. 1. ©. 104 und G. Nofe über die zur Granitgruppe gehörenden Gebirgsarten in der Zeitfchr. der Deutfihen geol. Geſellſchaft Bd. 1. 1849 ©. 364). 71 (©, 469.) Rozet sur les Volcans de l’Auvergne in den Mem. de la Soc. geologique de France 2= Serie T. 1. P. 1. 1844 p. 69. 72 (5, 469.) Fragmente von Leucitophyr, von mir am Monte nuovo gefammelt, find von Guftav Nofe befchrieben in Fried. Hoffmann’s geognoftifhen Beobachtungen 1839 ©. 219, Weber die Trachnte des Monte di Procida der Inſel deffelben Namens und der Klippe ©. Martins f. Roth, Monographie des Ve: fuvs 1857 ©. 519-522 Tab. VIII. Der Trachyt der Inſel Iſchia enthalt im Arfo oder Strom von Cremate (1301) glafigen Feldipath, braunen Glimmer, grünen Augit, Magneteifen und Dlivin (©. 528); feinen Leucit. 73 (S. 469.) Die geognoftifchtopographifhen Verhältniffe des Siebengebirges bei Bonn find mit verallgemeinerndem Scharffinne und großer Genauigkeit entwicdelt worden von meinem Freunde, dem Berghauptmann H. von Dechen, im Iren Jahrgange der Verhand— lungen des naturhiftorifchen Vereines der preuß. Rhein: lande und Weftphaleng 1852 ©. 289-567. Alle bisher erfchie: nenen chemifchen Analyfen der Trachnte des Siebengebirges find darin 620 (S. 323—356) zuſammengeſtellt: wobei auch der Trachyte vom Dra— chenfelg und Nöttchen gedacht wird, in denen außer den großen Ca: nidin-Kryſtallen fich viele kleine Eryftallinifche Theile in der Grund: maffe unterfcheiden laffen. „Diefe Theile hat Dr. Bothe in dem Mitfeherlich’fchen Laboratorium durch chemifche Serlegung für Oli— goflas erkannt, ganz mit dem, von Berzelius aufgeführten Oligo- klas von Danvikszoll (bei Stockholm) übereinftimmend“ (Dechen S. 340—346). Die Wolkenburg und der Stenzelberg find ohne gla= figen $eldfpath (S. 357 und 363), und gehören nicht zur zweiten Abtheilung, fondern zur dritten; fie haben ein Toluca:Geftein. Viele nene Anfichten enthalt der Abfchnitt der geognoftifhen Be: fhreibung des GSiebengebirges, welcher von dem relativen Alter der Trachyt- und Bafalt:Conglomerate handelt (S. 405—461). „su den feltneren Trachytgängen in den Trachyt-Conglomeraten, welche beweifen, daß nach der Ablagerung des Conglomerats die Trachytbildung noch fortgedauert hat (©. 413), gefellen fich häufige Dafaltgänge (©. 416). Die Bafaltbildung reicht beftimmt bis in eine jüngere Zeit hinein als die Trachytbildung, und die Hauptmaffe des DBafalts ift hier jünger als der Trachyt. Dagegen ift nur ein Theil diefes Bafalts, nicht aller Bafalt (S. 323), jünger als die große Maffe des Braunfohlen: Gebirges. Die beiden Bildungen: Bafalt und Braunfohlen-Gebirge greifen im Siebengebirge wie an fo vielen anderen Orten in einander, und find in Ihrer Gefammtheit als gleichzeitig zu betrachten.“ Wo fehr Eleine Quarzkrpftalle als Seltenheit in den ZTrachyten des GSiebengebirges, wie (nach Nögge— rath und Bifhof) im Drachenfels und im Nhöndorfer Thale, auf: treten, erfüllen fie Höhlungen und fcheinen fpäterer Bildung (©. 361 und 370): vielleicht durch Verwitterung des Sanidins entftanden. Am Chimborazo habe ich ein einziges Mal ahnliche, aber fehr dünne Quarz Ablagerungen an den Wänden der Höhlungen einiger ziegel- rother, fehr poröfer Trachytmaſſen in etwa 16000 Fuß Höhe gefehen (Humboldt, Gisement des Roches 1823 p. 336). Diefe, in meinem Neifejournal mehrmals erwähnte Stüde liegen nicht in den Berliner Sammlungen. Auch Verwitterung von Dligoflas oder der ganzen Grundmafe des Gefteins kann folche Spuren freier Kiefel: fäure hergeben. Einige Punkte des Siebengebirges verdienen noch neue und anhaltende Unterfuchung. Der höchfte Gipfel, die Loͤwen— burg, ald Bafalt aufgeführt, fcheint nach der Analyfe von Bifchof 621 und Kjerulf ein doleritzartiged Geftein zu fein (9. v. Dechen ©. 383, 386 und 393). Das Geftein der Kleinen Rofenau, das man bisweilen Sanidophpr genannt hat, gehört nah ©. Roſe zur er: ften Abtheilung feiner Trachyte, und fteht manchen Trachyten der Ponza:Infeln fehr nahe. Der Trachyt vom Dracenfeld, mit großen Kryftallen von glafigem Feldipath, foll nach Abich’s, Leider noch nicht veröffentlichten Beobachtungen am ähnlichiten fein dem, 8000 Fuß hohe Dſyndſerly-dagh, welcher, nördlich vom Großen Ararat, aus einer von devonifchen Bildungen unterteuften Nummuliten-Formation auffteigt. (©. 470.) Wegen der großen Nähe des Caps Perdica der Inſel Aegina an die braumrothen, altberühmten Trözen-Trachyte (Kosmos Bd. IV. ©. 273 Anm. 86) der Halbinfel Methana und wegen der Schwefelguellen von Bromolimni ift es wahrfcheinlich, daß die Trachyte von Methana wie die der Inſel Kalauria bei dem Etädt- hen Poros zu derfelben dritten Abtheilung von Guftav Nofe (Oligoklas mit Hornblende und Glimmer) gehören (Curtius, Peloponneſos Bd. 11. ©. 439 und 446 Tab. XIV). (©. 470.) ©. die vortrefflihe geologifche Karte der Gegend von Schemniß von dem DBergrath Johann von Peltfo 1852 und die Abhandlungen der & E geologiſchen Neihsanftalt Bd. II. 1855 Abth 1. ©. 3. | 7 (S. 470.) Kosmos Bd. IV. ©. 427 Anm. 7. "7 (©. 470.) Die bafaltartigen Säulen von Pifoje, deren feld: fpathartigen Gemengtheil Francis zerlegt hat Poggend. Anna: len Bd. Lil. 1841 ©. 471): nahe am Cauca-Ufer, in den Ebenen von Amolanga (unfern der Pueblos de Sta. Barbara und Marmato); beftehen aus etwas verändertem Dligoflas in großen fchönen Kry— ftallen, und Eleinen SKryftallen von Hornblende. Diefem Gemenge find nahe verwandt: der quarzhaltige Diorit-Porphyr von Marmato, den Degenhardt mitbrachte und in dem Abich den feldfpathartigen Beftandtheil Andefin nannte; das quarzfreie Geftein von Cucuru— fape, nahe bei Marmato, aus der Sammlung von Boufingault (Charles Ste. Claire Deville, Etudes de Lithologie p. 9); das Geftein, welches ich 3 geogr. Meilen üftlih vom Chimborazo unter den Trümmern von Alt-Riobamba anftehend fand (Hum- boldt, Kleinere Schriften Bd. J. ©. 161); und endlich das Ge- ftein vom Efterel-Gebirge im Depart. du Var (Elie de Beaumont, Explic. de la Carte geol. de France T. I. pag. 473). 622 (©, 471.) Der $eldipath in den Trachyten von Teneriffa ift juerft 1842 von Charles Deville, der im Herbft jenes Jahres die canarifchen Inſeln befuchte, erkannt worden; f. dieſes ausgezeich: neten Geognoften Voyage geologique aux Antilles et aux tles de Teneriffe et de Fogo 1848 p. 14, 74 und 169, und Analyse du feldspath de Teneriffe in den Comptes rendus de l’Acad. des Sc. T. XIX. 1844 p. 46. »Les travaux de Mrs. Gustave Rose et H. Abich«, fagt er, »n’ont pas peu contribug, sous le double point de vue crystallographique et chimique, à repandre du jour sur les nombreuses varietes de mineraux qui etaient comprises sous la vague denomination de feldspath. J’ai pu soumettre a l’analyse des cristaux ösoles avec soin et dont la densite en divers Echantillons etait tres uniformement 2,593; 2,594 et 2,586. C’est la premiere fois que le feldspath oligo- clase a éeté indique dans les terrains volcaniques, a l’exception peut-Etre de quelques-unes des grandes masses de la Cordillere des Andes. Il n’avait ete signale, au moins d’une mani£re cer- taine, que dans les roches éruptives anciennes (plutoniques, granites, Syenites, Porphyres syEniliques....}; mais dans les trachytes du Pic de Tenerifie il joue un röle analogue à celui du labrador dans les masses doleritiques de l’Etna.« Vergl. auch Rammelsberg in der Zeitfohrift der deutfchen geolo- gifhen Gefellfhaft Bd. V. 1853 ©. 691 und das Ate Suppl. feines Handwörterbuhs der hemifhen Mineralogie ©. 245. (©. 471.) Die erfte Höhen-Beftimmung des großen Vulkans von Mexico, des Popocatepetl, ift, fo viel ich weiß, die oben (Kos: mod Bd. IV. ©. 41 Anm. 42) erwähnte, von mir am 24 Januar 1804 im Llano de Tetimba ausgeführte trigonometrifhe Meffung. Der Gipfel wurde 1536 ZToifen hoch über dem Llano gefunden; und da dies barometrifch 1234 Toiſen über der Küfte von Veracruz liegt, fo ergiebt fie als abfolute Höhe des Vulkans 2770 Toiſen oder 16620 Par. Fuß. Die meiner trigonometrifchen Beftimmung folgen: den barometrifchen Meffungen ließen vermuthen, daß der Vulkan noch höher fei, als ich ihn im Essai sur la Géographie des Plantes 1807 p. 148 und im Essai politique sur la Nouv. Espagne T. I. 1825 p. 185 angegeben. William Glennie, der zuerft am 20 April 1827 an den Rand des Kraters gelangte, fand nach feiner eigenen Berechnung (Gazeta del Sol, publ. en 623 Mexico, No. 1432) 17884 engl. Fuß — 2796; nach) einer Eorrection des um die amerifanifche Hypfometrie fo hoch verdienten Oberbergraths Burfart, mit faft gleichzeitiger Barometer: Höhe in Veracruz ver: glihen, gar 16900 Par. Fuß. Eine barometrifhe Meſſung von Sa— muel Birbed (10 Nov. 1827), nach den Tafeln von Oltmanns berechnet, gab jedoch wiederum nur 16753 Par. Fuß; die Meffung von Alerandre Doignon (Gumprecht, Zeitfchrift für Allg Erdfunde Bd. IV. 1855 ©. 390), fat zu höflich mit der trigonometriſchen Meſſung von Tetimba übereinftimmend, 5403 Meter = 16632 Par. Fuß. Der Eenntnißvolle jeßige preußifche Gefandte in Wafhington, Herr von Gerolt, ift, begleitet vom Baron Gros, (28 Mai 1833) ebenfalls auf dem Gipfel des Popocatepetl gewefen, und hat nad einer genauen barometrifhen Mefung die Roca del Fraile unter: halb des Kraters 15850 Par. Fuß über dem Meere gefunden. Mit den hier in chronologifcher Ordnung angegebenen bypfometrifchen Reſul— taten contraftirt fonderbar eine, wie es fcheint, mit vieler Sorgfalt an: geftellte Barometer-Meffung des Herrn Craveri, welche Petermann in feinen fo gehaltvollen Mittheilungen über wichtige neue Er: forfhungen der Geographie 1856 (Heft X) ©. 358—361 be: fannt gemacht hat. Der Neifende fand im Cept. 1855 die Höhe des höchften, d. i. nordweftlichen Kraterrandes, mit dem verglichen, wag er für die mittlere Höhe des Kuftörudes in Veracruz hielt, nur zu 5230 Metern = 16099 Par. Fuß: alfo 521 Par. Fuß (Z der gan: zen gemeffenen Höhe) weniger als ich bei der trigonometrifchen Meſſung ein halbes Jahrhundert früher. Auch die Höhe der Stadt Merico über dem Meere halt Craveri für 184 Par. Fuß geringer, als Burkart und ich fie zu fehr verfchledenen Zeiten gefunden haben; er ſchätzt fie (ftatt 2277 Meter — 1168 Toiſen) nur zu 2217m, Ich habe mich über diefe Schwankungen in plus und minus um dag Ne: fultat meiner trigonometrifchen Meffung, der leider noch immer Feine zweite gefolgt ift, in der vorbenannten Zeitfchrift des Dr. Petermann S. 479-481 umftändlicher erklärt. Die 453 Höhen-Beftimmungen, welche ich vom Sept. 1799 bis Febr. 1804 in Venezuela, an den waldigen Ufern des Orinoco, Rio de la Magdalena und Amazonen- fluffes; in den Gordilleren von Neu:Granada, Quito und Peru, und in der Tropengegend von Merico gemacht habe: und welche alle, von neuem vom Prof. Oltmanns gleichmäßig nach der Formel von Laplace mit dem Goefficienten von Namond berechnet, in meinem Nivelle- 624 ment barometrique et geologique 1810 publicirt worden find (Re. cueil d’Observ. Astronomiques Vol. I. p. 295 — 334); wurden obne Ausnahme mit Namsden’fhen Gefäß-DBarometern a niveau constant: und feinesweges mit Apparaten, in welche man nach einander mehrere frifeh gefüllte Torricelli'ſche Roͤhren einfegen Fan, noch mit dem von mir felbft angegebenen, in Lametherie’s Journal de Physique T. IV. p. 468 befchriebenen und bloß in den Sahren 1796 und 1797 in Deutfchland und Frankreich bisweilen gebrauchten Inſtrumente, gemacht. Ganz gleich conſtruirter Rams— den’fcher tragbarer Gefäß-Barometer habe ıch mich auch 1805 auf einer Neife durch Stalien und die Schweiz mit Gay-Luſſac zu unfrer beiderfeitigen Befriedigung bedient. Die vortrefflihen Arbeiten des Dlmüger Aftronomen Julius Schmidt an den Kraferrandern des Befuvs (Befchreibung der Erupfion im Mai 1855 ©. 114 bis 116) bieten durch DVergleichung neue Motive zu diefer Befriedi- gung dar. Da ich nie den Gipfel des Popocatepetl beftiegen habe, fondern ihn trigenometrifch maß, fo tft Fein Grund vorhanden zu dem wunderfamen Borwurfe (Eraveri in Petermann’s geogr. Mittheilungen Heft X ©. 359): „die von mir dem Berge zu: gefchriebene Höhe ſei darum ungenügend, weil ich mich, wie ich felbft berichte, der Aufftellung frifch gefüllter Torricelli’fcher Nöhren bedient hatte.” Der Apparat mit mehreren Nöhren iſt gar nicht in freier Luft zu gebrauchen, am wenigften auf dem Gipfel eines Ber: ges. Er gehört zu den Mitteln, die man bei den DBequemlichkeiten, welche Städte darbieten, in langen Zwifchenzeiten anwenden kann, wenn man über den Zuftand feiner Barometer unruhig wird. Sch habe diefes Beruhigungsmittel nur in fehr feltenen Fallen ange: wandt, würde ed aber auch jeßt noch den Neifenden neben der Ver: gleihung mit dem Siedepunkte eben fo warm empfehlen als in mei: nen Observ. Astron. (Vol. I. p. 363—373): »Comme il vaut mieux ne pas observer du tout que de faire de mauvaises ob- servations, on doit moins craindre de briser le barometre que de le voir derange. Comme nous avons, Mr. Bonpland et moı, traverse qualre fois les Cordilleres des Andes, les mesures qui nous interessoient le plus, ont été repetces a differentes repri- ses: on est retourne aux endroits qui paroissoient douteux. On s’est servi de temps en temps de Vappareil de Mutis, dans le- quel on fait l’experience primitive de Torricelli, en appliquant successivement trois ou quatre tubes forteméênt chaufles, remplis de mercure recemment bouilli dans un creuset de gres. Lors- qu’on est sür de ne pas pouvoir remplacer les tubes, il est peut- ätre prudent de ne pas faire bouillir le mercure dans ces tubes memes. Ü’est ainsi que j’ai trouve dans des experiences faites conjointement avec Mr. Lindner, professeur de chimie a l’Ecole des mines du Mexique, la hauteur de la colonne de mercure à Mexico, dans six tubes, de 259,7 lignes (ancien pied de Paris) 259,5 259,9 259,9 260,0 259,9 Les deux derniers tubes seuls avoient été purges d’air au feu, par Mr. Bellardoni, ingenieur d’instrumens à Mexico. Comme V’exactitude de l’experience depend en partie de la propreie in- terieure des tubes vides, si faciles a transporter, il est utile de les fermer hermetiquement a la lampe.« Da in Gebirgsgegenden die Höhenwinfel nicht vom Meeresufer aus unternommen werden können, und die trigonometrifhen Meffungen gemifchter Natur und 1 zu einem beträchtlichen Theile (oft zu — oder der ganzen Höhe) barometrifch find; fo ift die Höhen-Beftimmung der Hochebene, in welcher die Standlinie (base) gemeffen wurde, von großer Wichtig: Feit. Weil correfpondirende Barometer- Beobachtungen am Meere felten oder meift nur in allzu großer Entfernung erlangt werden, fo find Meifende nur zu oft geneigt, was fie aus Beobachtungen we— niger Tage gefchloffen, die zu verfchiedenen Jahreszeiten von ihnen angeftellt wurden, für die mittlere Höhe des Luftdrudes der Hoch ebene und an dem Meeresufer zu halten. »Dans la question de savoir, si une mesure faite au moyen du barometre peut at- teindre V’exactitude des operations trigonometriques, il ne s’agit que d’examiner, si dans un cas donné les deux genres de me- sures ont éêté faites dans des circonstances également favorables, c’est-A-dire en remplissant les conditions que la theorie et une longue experience ont prescrites. Le geomeire redoute le jeu de refraclions terrestres, le physicien doit craindre la distribu- tion si inegale et peu simultanee de la temperature dans la A. v. Sumboldt, Kosmos. IV. 40 626 colonne d’air aux exiremites de laquelie se trouvent places les deux barometres. Il est assez probable que pres de la surface de la terre le decroissement du calorique est plus lent qu'à de plus grandes elevations; et pour connoitre avec precision la den- site moyenne de toule la colonne d’air, il faudroit, en s’elevant dans un ballon, pouvoir examiner la temperature de chaque tranche ou couche d’air superposee. (Humboldt, Recueil d’Observ. Astron. Vol. I. p. 138 und ©. 371 in der Abh. über die Nefraction und die Barometer: Meflungen.) Wenn die barome: trifhe Meffung der Herren Truqui und Graveri dem Gipfel des Popocatepetl nur 16100 Par. Fuß giebt, dagegen Glennie 16780 Fuß; fo ſtimmt dagegen die neu befannt gemachte eines Neifenden, welcher die Umgegend von Merico wie die Randfchaften Yucatan und Chiapa durchforfcht bat, des Gymnaſial-Profeſſors Carl Heller zu Olmüs, bis auf 30-Fuß mit der meinigen überein. (Vergl. meinen Auffas über die Höhe des mericanifhen Vulkans Popocatepetl in Dr. Petermann’s Mittheilungen aus Juſtus Ver: thes geographiſcher Anftalt 1856 ©. 479—481.) ® (©. 471.) Bei dem Chimborazo-Geftein ift es nicht möglich, wie das Aetna-Geſtein es geftatter, die feldfpathartigen Kryftalle aus der Grundmafle, worin fie liegen, mechanifch zu fondern; aber der verhaltnißmaßig hohe Gehalt von Kiefelfäure, verbunden mit dem damit in Zufammenhang ftebenden, geringeren fpecififchen Gewichte des Gefteins, laffen erkennen, daß der feldipathartige Gemengtheil Dligoflas fei. Kiefelfaure- Gehalt und fpecififches Gewicht ſtehen meift in umgefehrtem Verhaͤltniß; der erftere ift bei Dligoflas und Labrador 64 und 53 p. C., wahrend das leßtere 2,66 und 2,71 ift. Anorthit hat bei nur 44 p. C. Kiefelfäure-Gehalts das große fpeci- fiihe Gewicht von 2,76. Dieſes umgekehrte Verhältniß zwifchen Kiefelfäure-Gehalt und fpecififhem Gewichte trifft, wie Guftav Nofe bemerkt, bei den feldfpathartigen Mineralien, die auch ifomorph find, bei verfchiedener Kryftallform, nicht ein. So haben z. B. Feld— fpath und Leucit diefelben Beftandtheile: Kali, Thonerde und Kiefel- fäure; der Feldfpath aber 65 und der Leucit nur 56 p. C. Kiefel- fäure: und erfterer hat doch ein höheres fpecififches Gewicht (nämlich 2,56) als leßterer, deſſen fpecifiiches Gewicht nur 2,48 beträgt. Da ich im Frühjahr 1854 eine neue Analyfe des Trachyts vom Chimborazo erwünfchte, fo hatte Prof. Rammelsberg die Freundfchart 627 fte mit der ihm eigenen Genauigkeit vorzunehmen. Ich laffe hier die Refultate diefer Arbeit folgen, wie fie mir von Guftav Nofe in einem Briefe im Monat Juni 1854 mitgetheilt wurden: „Das Chimborazo: Geftein, das der Prof. Rammelsberg einer forgfältigen Analyfe un: terworfen hat, war aus einem Stüd Shrer Sammlung abgefchlagen, das Sie von dem fchmalen Felsfamm auf der Höhe von 2986 Toifen über dem Meere mitgebracht.“ Analyje vor Rammelsberg (Höhe 17916 Par. Fuß, ſpec. Gewicht 2,806) Sauerftoff Kieſelſafdßee | 30,70 | 2,33 Thonerde . . . . 3, 48 | 6,30% ten -OpnBnl, | 1,61 ) Nalfesde „.. x. — ren| En 1,85 | | Talkerde . a ET p 6,93 RateOR te US URDIERE i 3,46 | 0,89 | Be. Tin SD 0,45 J 197,88 | | | Analyfe von Abid (Höhe 15180 Par. Fuß, fpec. Gewicht 2,685) Sauerftoff Kiefelfäure DE — 2,68 meer SEN I At. 7,27) Eifene Op. VER OT 1 16) EifenAndulb ale. g Selterdensons a. zit AT SEE IT OR Talteree 9h a Nalens. Ai Kae — Kali a Be ee Glüh-Verluft und Shlor 0,41 | | 99,80 | Zur Erflarung diefer Zahlen ift zu bemerken: daß die erſte Neibe die Beftands tbeile in Procenten angiebt, die 2te und 5te deu Sauerftoff- Gehalt derfelben. Die 2te Spalte bezeichnet nur den Saueritoff der ftarferen Oxyde @ie 1 Atom Sauerftoffd enthalten). Sn der 5ten Reihe ift derfelbe zufammengefaßt, um ihn mit dem der Thonerde ie ein fchwaches Oxyd if und der Kieſelſäure vergleichen zu fünnen. Die ste Spalte giebt das Verhältniß des Sauerfioffs der Kiefelfaure zum Gauerftoff der fammtlichen Bafen: diefen = 1 aefegt. Bel dem Trachnt des Shimborazo ift dieſes Verhältniß — 2,55 : 1. 628 „Die Unterfchiede in den Analyfen von Rammelsberg und Abich find allerdings bedeutend. Beide analpfirten Gefteine des Chimborazo aus 17916 und 15180 Parifer Fuß Höhe; fie find von Ihnen abge: fchlagen worden und ſtammen aus Shrer geognoftifchen Sammlung im föniglihen Mineralien: Cabinete zu Berlin her. Das Geftein aus der geringeren Höhe (kaum 375 Fuß höher als der Gipfel des Montblanc), welches Abich analyfirt hat, hat ein geringeres fpecififches Gewiht, und in Webereinftiimmung damit eine größere Menge Kiefelfäure als das Geftein, welches Nammelsberg von einem 2736 Fuß höheren Punkte zerlegt hat. Wimmt man an, daB die Thon: erde allein dem feldfpathartigen Gemengtheile angehört, fo kann man in der NRammelsberg’fchen Analyfe berechnen: Dligoflas 58,66 Augit 34,14 Kiefelfäure 4,08 Da alfo hier bei der Annahme von Dligoflas noch freie Kiefelfäure übrig bleibt, fo wird es wahrfcheinlih, daß der feldfpathartige Ge: mengtheil Dligoflas und nicht Zabrador fei. Diefer fommt mit freier Kiefelfaure nicht vor, und bei der Annahme von Labrador in dem Gejtein würde ja noch mehr Kiefelfäure übrig bleiben.“ Eine forgfältige Vergleichung vieler Analyſen, welche ich der be— lehrenden Freundfchaft des Herrn Charles Sainte-Elaire Deville ver- danke, dem die reichen geognoftiichen Sammlungen unferes gemein: fhaftlihen Freundes Bouffingault zur cemifchen Benugung offen ftanden, beweift, daß der Gehalt an Kiefelfäure in der Grundmaffe des trachptifchen Gefteins meift größer ift als in den Feldfpatben, welche fie enthalten. Die Tabelle, die mir mit großem Wohlwollen von dem Verfaſſer ſelbſt mitgetheilt worden ift (im Monat Juni 1857), enthalt allein fünf der großen Vulkane der Andegkette: 629 | | »® | Namen dr | _ 3 Klefelfaure in der = =: | Bulkane | Structur und Farbe der Maffe ganzen Maffe = = S | En EEE EEE TE ER N ee | halb verglaft, braunlich grau | 65,09 Abich / Chimborazo 3 halb glafig und fchwarz | 63,19 Deville 58,26 | Ernftallinifch dicht grau 62,66 Deville Antiſana —R | 64,26 Abich ee Pe Daher 63,23 Abih — = glafig und braunlich ' 69,28 Abi en. — 63,98 Abich Pichincha | fchwarz, glafig ' 67,07 Abich | Purace faſt bouteillen=grün | 60,80 Deville 99,40 | | —F Guadeloupe heran förnig und zoͤllig 57,95 Deville | 54,25 | Bourbon Erpftallinifch grau, porös 50,90 Deville | 49,06 | »Ces differences, quant ä la richesse en silice entre la päte et le feldspath«, feßt Charles Deville hinzu, »paralttront plus frap- pantes encore, si !’on fait attenlion qu’en analysant une roche en masse, on analyse, avec la päte proprement dite, non seu- lement des fragments de feldspath semblables a ceux que lFon en a extraits, mais encore des mincraux qui, comme l’amphibole, la pyroxene et surtout le peridot, sont moins riches en silice que le feldspath. Cet exces de silice se manifeste quelquefois par des grains isol&s de quarz, comme Mr. Abich les a signa- les dans les trachytes du Drachenfels (Siebengebirge de Bonn), et comme moi-me&me j’ai eu Foccasion de les observer avec quel- que etonnement dans le dolerite trachytique de la Guadeloupe.« „Setzt man”, fagt Suftav Nofe, „der merkwürdigen Tabelle des Kiefelfäure-Gehalt3 des Chimborazo noch dag Nefultat der neueften Analyfe, der von Nammelsberg (Mai 1854), hinzu; fo fteht das Deville’iche Nefultat gerade in der Mitte zwifchen denen von Abich und Nammelsberg. Wir erhalten Chimborazo-Geſtein Kieſelſäure 65,09 Abich (ſpec. Gewicht 2,685) 63,19 Deville 62,66 derſelbe 59,12 Rammelsberg (ſpec. Gew. 2,806)“ 630 In der zu San Franciſco in Ealtfornien erfcheinenden Zeitung ’Echo du Pacifique vom 5 Januar 1857 wird von einem fran— zöfifchen Neifenden, Herrn, Jules Remy, berichtet, daß es ihm in Be: gleitung des Englanders Hrn. Brendlay geglüdt fei am 3 Nov. 1856 den Gipfel des Chimborazo zu erfteigen: „zwar in Nebel gehült und ohne es felbft wahrend der Erfteigung zu merfen (sans nous en douter)“. Er beobachtete namlich den Siedepunkt des Waffers zu 77°,5 Gent. bei + 1,7 Luft-Temperatur; als er hieraus „nach einer auf wiederholten Neifen im Hawaii-Archipel erprobten hypfometri- fchen Negel die von ihm erreichte Höhe berechnete, ward er von dem erhaltenen Nefultate überrafcht. Er fand nämlich, daß er 6543 Meter hoch gewefen wars” alfo in einer Höhe, die nur 40 Fuß abweicht von der Höhe (6530 Meter), welche meine trigonometrifche Mefung bet Riobamba nuevo in der Hochebene von Tapia im Juni 1803 für den Gipfel des Chimborazo ergeben hatte. Diefe Uebereinſtimmung einer trigonometrifchen Meffung des Gipfels mit einer auf den Siedepunkt ges gründeten wäre um fo wunderbarer, ald meine trigonometriſche Meſſung, wie bei allen Bergmeffungen in den Eordilleren, einen barometrifchen Theil involvirt, und durch Mangel correfpondirender Beobachtungen am Meeresufer der Südfee meine barometrifche Beftimmung der Höhe des Llano de Tapia (2891 Meter oder 8399 Var. Fuß) nicht alle erwünfchte Genauigkeit haben kann. (Ueber das Detail meiner trigonometrifchen Meffung f. mein Recueil d’Observ. Astron. Vol. 1. p. LXXII und LXXIV). Profeſſor Poggendorf bat fich freundfchaftlichit der Mühe unterzogen zu prüfen, welches Nefultat unter den wahr: fcheinlichften VBorausfeßungen eine rationellere Berechnungsweife ge- ben würde. Er hat gefunden, daß, unter den beiden Hppothefen berechnet: daß am Meere die Kuft:Temperatur 27°,5 E. oder 26°,5 ©. geberrfcht habe und der Barometerftand 760 "",0 auf den Gefrierpunft reducirt gewefen fer, man nach Regnault's Tafel folgendes Nefultat erhalte: der Siedepunkt 77%,5 C. auf dem Gipfel entfpricht einem Barometerftand von 320 ”",20 bei 0% Temperatur, die Kuft:Tempe: ratur war — 1°%,7 C.: wofür bier 19,5 genommen fein mag. Nach diefen Daten geben Oltmanııs Tafeln für die angeblich erftiegene Höbe, in der erfien Hypotheſe (27,5 ©) = 7328" ,2 und in der zweiten 26°%5 €) = 7314",5; alfo im Mittel 777= vder 2390 Parifer Fuß mehr als meine frigonometrifche Meſſung. Wenn mit diefer der Verſuch des Stedepunfts hatte übereinſtimmen follen, fo hätte 631 man, ware wirklich der Gipfel des Chimborazo erftiegen worden, den Siedepunkt um 2°,25 E. höher finden müfen. Poggendorff’e Annalen Bd. 100. 1857 ©. 479.) 51 (©. 472.) Daß die Trachyt-Geſteine des Aetna Labrador enthalten, davon überzeugte fich und feine Freunde ſchon Guftav Roſe im Jahr 1833, als er die reichen fietlianifchen Sammlungen von Friedrich Hoffmann im Berliner Mineralien-Cabinet aufftellte. In der Abhandlung über die Gebirgsarten, welche mit den Namen Grünſtein und Grünfteinporphyr bezeichnet werden Poggendorff’g Ann. Bd. 34. 1835 ©. 29), erwähnt Guftav Nofe der Laven des Aetna, welche Augit und Labrador enthalten. (Vergl. auch Abich in der ſchönen Abhandlung über die gefammte Feldfpath: Familie vom Jahr 1840 in Poggend. Ann. Bd. 50. ©. 347.) Leopold von Bud nennt das Aetna-Geſtein dem Dolerit der Bafalt-Formation analog (PBoggend. Bd. 37. 1836 ©. 183). 2 (5, 472.) Ein vieljähriger und fleißiger Erforfcher der Aetna— Trachyte, Sartorius von Waltershaufen, macht die wichtige Bemer: fung: „daß die Hornblende dort vorzugsweife den älteren Maffen angehört; den Grünftein-Gangen im Val del Bove, wie den weißen und röthlichen Trachnten, welche das Fundament des Aetna in der Serra Giannicola bilden. Dort werden fehwarze Hornblende und bell-[auchgrüne Augite neben einander gefunden. Die neueren Lava— firöme fchon von 1669 an (befonders von 1757, 1809, 1811, 1819, 1832, 1838 und 1842) zeigen Augite, aber nicht Hornblende. Diefe fcheint unter einer langfameren Abkühlung zu entſtehen.“ Wal: tersbhbaufen über die vulfantfhben Gefteine von Sici— lien und Island 18553 ©. 111— 114.) In den augithaltigen Trachuten der vierten Abtheilung in der Andesfette babe ich, neben den haufigen Augiten, theild3 gar Feine, theils, wie am Gotopari (auf einer Höhe von 13200 Fuß) und am Rucu-Pichincha bei 14360 Fuß, ſparſam, deutliche fchwarze HornblendesKiryftalle gefunden. (5. 472.) Vergl. Pilla in den Gomptes rendus de l’Acad. des Sc. T. XX. 1845 p. 324. In den Leucit:Kryftallen der Rocca Monfina bat Pilla die Oberfläche mit Wurmröhren (Ser- puleae) bedeckt gefunden: was auf eine unterfeeifche vulfanifche Bil: dung deutet. Weber das Leucit-Geftein der Eifel im Trachyt des Burgberges bei Nieden; das von Albano, Lago Bracciano und Vor: abetto nördlich von Nom f. Kosmos Bd. IV. ©. 32 Anm. 93. Im 632 Centrum großer Leucit-Kryſtalle hat Zeop. von Buch meift das Bruchftüc eines Augit-Kryftalls gefunden, um welches fich die Leucit-Kryſtalliſation gebildet hat: „was, wie fihon früher bemerkt, bei der leichten Schmelz: barkeit des Augits und der Unfchmelzbarfeit des Leucits fonderbar ge: mug ift. Häufiger noch find Stüde der Grundmaſſe felbft des Leucit— Porphyrs als Kern eingeſchloſſen.“ Olivin findet fich zugleich in Laven: wie in den Hoͤhlungen der Obfidiane, deren ich aus Merico vom Cerro del Jacal mitgebracht habe (Kosmos Bd. 1. ©. 464 Anm. 60); und doch zugleich auch im Hyperſthen-Fels von Elfdalen Berzelius 6ter Sahresbericht, 1827, ©. 302), den man lange für Syenit gehalten. Einen ähnlichen Contraſt in der Natur der Fundörter bietet der Dligoklas dar, welcher in den Trachyten noch entzündeter Vulkane (Vic von Teneriffa und Cotopaxi), und doch zugleich auch im Gra— nit und Granitit von Schreibersau und Warmbrunn im ſchleſiſchen Niefengebirge vorkommt (Guſtav Roſe über die zur Granitgruppe gehörigen Gebirgsarten in der Zeitſchrift der deutſchen geol. Geſellſch. zu Berlin Bd. 1. ©. 364) 5 nicht fo der Leucit in plus tonifchem Geſteine: denn Die Angabe, daß Leucit im Glimmerfchiefer und Gneiß der Pyrenäen bei Gavarnie eingefprengt gefunden werde (eine Angabe, die felbft Hauy wiederholt hat), ift durch mehrjährige locale Unterfuchungen von Dufrenoy (Traite de Mineralogie T. 11. p. 399) als irrig befunden worden. (5.474) Sch hatte mich auf einer gengnoftifchen Neife, die ich 1795 durch das füdliche Franken, die weitlihe Schweiz und Ober: Stalien machte, davon überzeugt, daß der Jura-Kalkſtein, welchen Werner zu feinem Mufchelfalf rechnete, eine eigne Formation bildete, In meiner Schrift über die unrerirdifchen Gasarten, welche mein Bruder Wilhelm von Humboldt 1799 während meines Aufenthalts in Südamerika herausgab, wird der Formation, die ich vorläufig mit dem Namen Jura=Kalkftein bezeichnete, zuerft (©. 39) gedacht. Diefe Aufftellung der neuen Formation ging fogleich in des Ober: bergraths Karften damals vielgelefene mineralogifhe Tabellen (1800 ©. 64 und Vorrede S. VID) über. Ich nannte Feine von den Berfteinerungen, welche die Jura-Formation charakterifiren und um die Leopold von Buch (1839) fich unvergepliche Verdienfte erworben bat; irrte auch in dem Alter, das ich der Jura-Formation zuſchrieb: da ich wegen der Nähe der Alpen, die man älter als Zechftein glaubte, fie für alter als Muſchelkalk hielt. In den frübeftien Tabellen 633 Buckland's über die Superposition of Strata in theBritish Islands wird Jura Limestone of Humboldt zu Upper Oolite gerechnet. Dergl. mein Essai geogn. sur le Gisement des Roches 1823 p. 281. 5, 475.) Der Name Andefit kommt zuerft gedrudt vor in der am 26 März 1835 in der Berliner Akademie gelefenen Ab: handlung LZeopolds von Buch. Da diefer große Gevgnoft die Benen- nung Trachyt auf den Gehalt von glafigem Feldfpath befchranft, fo fagt er in feiner im März 1835 gelefenen, aber erſt 1836 gedrudten afade- mifchen Abhandlung Poggend. Ann Bd. XXXVII. ©. 183—190); „Die Entdeungen von Guflav Nofe über den Feldfpath haben über die Vulkane und die ganze Geognoſie ein neues Kicht verbreitet, und die Gebirgsarten der Vulkane haben dadurch eine neue, ganz uner: wartete Anficht gewonnen. Nach vielen forgfältigen Unterfuchungen in der Gegend von Catanea und am Aetna haben wir, Elie de Beau: mont und ich, uns überzeugt, daß Feldfpath durchaus gar nicht am Aetna vorfomme, ſomit auch gar fein Trachyt. Alle Lavaſtröme fo wie alle Schichten im Suneren des Derges beftehn aus einem Ge: menge von Augit und Labrador. Ein anderer wichtiger Inter: fihied in der Gebirgsart der Vulkane offenbart fih, wenn die Stelle des Feldfpathbs Albit vertritt, es eritfteht Dann eine neue Gebirgs— art, welche nicht mehr Trachyt genannt werden darf. Nah G. No: ſe's (dermaligen) Unterfuchungen kann man ziemlich beftimmt ver- fichern, daß Eein einziger der fat zahllofen Vulkane der Andes aus Trachyt befteht, fondern daß alle in der fie bildenden Maſſe Albit enthalten. Eine folbe Behauptung feheint fehr kühn; allein fie ver: liert diefen Schein, wenn wir bedenfen, daß wir fchon allein durch die Humboldt'ſche Neife faft die Halfte diefer Vulkane und ihre Producte in den beiden Hemifpharen kennen gelernt haben. Durch Mevyen Eennen wir diefe albitreiche Gebirgsart in Bolivia und dem nördlichen Chili, durch Pöppig bis zu der füdlichften Grenze deffelben Landes, durh Ermar in den Vulkanen von Kamtfchatfa. Ein fo weit verbreitetes und fo ausgezeichnetes Vorkommen fcheint hinreihend den Namen des Andefits zu rechtfertigen, unter welchem diefe, aus vorwaltendem Albit und we: nig Hornblende gemengte Gebirgsart fehon einigemal auf: geführt worden tft.” Faft zu derjelben Zeit, in den Sufagen, mit denen er 1836 die franzöfifche Ausgabe feines Werkes über die 634 canarifchen Inſeln fo anfehnlich bereicherte, geht Leopold von Bud noch mehr in das Einzelne ein. Die Vulkane Pichinha, Cotopari, Zungurabua, Chimborazo follen alle aus Andefit beftehen: dagegen die mericanifchen Vulkane wahre (fanidinhaltige) Trachyte genannt werden! (Description physique des Iles Canaries 1836 p- 486, 487, 490 und 515.) Die oben gegebene lithologifche Claſſi— fication der mericanifchen und Andes-Vulkane zeigt, daß von einer folben Gleichmäßigfeit mineralogifcher Conftitution und der Möglichkeit einer allgemeinen, von einem großen Erdftrich hergenommenen Benen- nung wiffenfchaftlich feine Nede fein Fan. Ein Jahr fpater, als Leop. von Buch zuerft in Voggendorff’3 Annalen des viel Verwirrung er: regenden Namens Andefit Erwähnung that, babe auch ich das Un: recht begangen mich deffelben zweimal zu bedienen: einmal 1836 in der Befchreibung meines Verfuches den Chimborazo zu befteigen in Shumadher’s Jahrbuch für 1837 ©. 204 und 205 (wiederum abgedrudt in meinen Kleineren Schriften Bd. I ©. 160 und 161); das zweite Mal 1837 in der Abhandlung über das Hochland von Quito (in Poggend. Ann. Bd. XL. ©. 165). „Die neuefie Zeit hat gelehrt“, fagte ich, indem ich mich fehon Damals der Behaup- tung meines vieljährigen Freundes von einer gleichartigen Conftitu: tion aller Andes3:-Bulfane ftreng widerfeßte, „daß die verfchiedenen Zonen nicht immer diefelbe (mineralogifche) Sufammenfeßung, Die: felben Gemengtheile darbieten. Es find bald eigentliche Trachyte, welche der glafige Feldſpath charafterifirt, wie am Pic von Teneriffa und im Siebengebirge bei Bonn, wo fich etwas Albit dem Feldfpath beigefellt: Feldſpath-Trachyte, die als thätige Vulkane haufig Obſi— dDian und Bimsftein erzeugen; bald find es Melapbyre und dolerit: artige Gemenge von Labrador und Augit, der Bafalt-Formation naher ftehend: wie am Aetna, Stromboli und Chimborazo; bald ifi Albit mit Hornblende vorherrfchend, wie in den neuerlich fo genann— ten Andefiten von Chili und den prächtigen, als Diorit-Porphyr beichriebenen Saulen von Pifoje bei Pppayan, am Fuß des Vulkans von Puracé oder im mertcanifchen Vulkan von Jorullo; bald find es endlich Leucitophyre, Gemenge von Leucit und Augit: wie in der Somma, der alten Wand des Erhebungs - Kraters des Veſuvs.“ Durch eine zufällige Mißdeutung diefer Stelle, welche viele Spuren von dem damaligen unvollfommenen Zuftande des Willens an fich fragt (hatt Dligoklas wird dem Pic von Teneriffa noch Feld— 639 ſpath, dem Chimborazo noch Kabrador, dem Vulkan von Tolüca noch Albit zugewiefen), hat der geiftreiche Forſcher Abich, Chemiker und Geognoſt zugleih, Poggend. Ann. Bd. LI. 1840 ©. 523) irrigerweife mir felbft die Erfindung des Namens Andefit als einer trachytifchen, weitverbreiteten, albitreichen Gebirgsart zugefchrieben; und einer von ihm zuerſt analyfirten, noc etwas räthielhaften, neuen Feldipath-Art hat er, „mit Berüdfichtigung der Gebirgsart (von Mar: mato bei Popayan), in der fie zuerft erfannt wurde“, Andefin ge: nannte. Der Andefin (Pfeudo-Albit aus dem Andefit) fol zwifchen Labrador und Dligoflas in der Mitte ftehn: bei 15° R. Temperatur it fein ſpecifiſches Gewicht 2,7335 das des Andefits, in welchem der Andefin vorfam, ift 3,593. Guftav Nofe bezweifelt, wie ſpäter Sharles Deville (Etudes de Lithologie p. 30), die Selbftftändigfeit des Andefins, da fie nur auf einer einmaligen Analyſe Abich’s be- ruht, und weil die von Francis Voggend. Bd. LU. 1841 ©. 472) in dem Raboratorium von Heinrich Nofe ausgeführte Analyfe des feld- fpatbartigen Gemengtheils in dem von mir aus Südamerika mitge: braten fchönen Diorit-Porphyr von Pifvje bei Popayan mit dem von Abich analyfirten Andefin von Marmato zwar große Aehnlich- feit andeufet, aber doch anders zuſammengeſetzt ift. Noch viel un: ficherer tft der fogenannte Undefin aus dem Syenit der Vogefen (von dem Ballon de Servance und von Goravillers, den Deleffe zerlegt bat). Vergl. G. Nofe in der fchon oben cifirten Zeit: fhrift der deutfchen geologiſchen Geſellſchaft Bd. 1. für das Jahr 1849 ©. 369. Es tft nicht unwichtig bier darauf aufmerE: fam zu machen, daß der Name Andefin, von Abich als der eines einfachen Minerals aufgeführt, zuerft in deffen reichhaltiger Abhand- lung: Beitrag zur Kenntniß des Feldſpaths erfcheint (in Poggend Ann. Bd. L. ©. 125 und 341, Bd. LI. ©. 519): alfo im Sabre 1840, wenigftens fünf Jahre nach der Benennung der Ge: birgsart Andeſit; und PK umgekehrt alter ift als der der Gebirgsart, wie bisweilen irrig behauptet wird. In den Forma: tionen von Chili, weldhe Darwin fo oft albitreichen andesilic gra- nite und andesitic porphyre nennt (Geological observations on South America 1846 p. 174), mögen auch wohl Dligoflafe enthalten fein. Guſtav Roſe, deffen Abhandlung über die No: menclatur der mit dem Grünfteine und Grunfteinpor: phyr verwandten Gebirgsarten (in Poagendorff’s 036 Annalen Bd. XXXIV. ©. 1—30) in demfelben Jahre 1835 erfchien, in welchem Leopold von Buch den Namen Andefit gebrauchte, bat fich weder in der eben genannten Abhandlung noch je fpäter diefes Namens bedient: deſſen Definition nach der jetzt erfannten Natur der Gemengtheile nicht Albit mit Hornblende, fondern in den Sordilleren von Südamerifa Oligoklas mit Augit beißen müßte. Die nun fehon veraltete Mythe des Andefits, welche ich hier nur zu umpftändlich behandelt habe, lehrt aufs neue, wie viele andere Beifpiele aus der Entwiclungsgefchichte unferes phyſikaliſchen Wiffens, daß trrige oder nicht genugfam begründete Behauptungen (3. B. der Hang Varietäten als Arten aufzuzählen) den befchreiben: den Wiffenfchaften oft Dadurch förderlich werden, daß fie zu genaueren Beobachtungen anregen. (©, 475.) Schon 1840 befchrieb Abih (über die Natur und die Sufammenfekung der Bulfan-Bildungen ©. 46) Dligoklas-Trachpte aus dem Gipfel-Geftein des Kasbegk und einem Theile des Ararats; auch 1835 äußerte Guftav Nofe mit Vorſicht (Poggend. Ann. Bd. 34 ©. 30), „daß er bis dahin bei feinen Beftimmungen nicht auf den Dligoflas und Periklin Nüdficht genom: men habe, die doch wahrfcheinlich ebenfalls als Gemengtheil vor: fommen“. Der ehemals viel verbreitete Glaube, daß ein beftimmtes Vorherrfchen des Augits oder der Hornblende auch auf eine beftimmte Species aus der Feldfpath-Neihes auf glafigen Orthoklas (Sanidin), auf Labrador oder Dligoflas, fchließen laſſe; feheint fehr erfchüttert durch Bergleichung der des Chimborazo- und Toluca-Geſteins, von Tra— chyten der Aten und 3ten Abtheilung. In der Bafalt-Formation fommen oft Hornblende und Augit gleich häufig vor; das iſt keines— weges der Fall bei den Trachyten: aber fehr vereinzelt habe ich Au: git-Kryftalle in Toluca-Geſtein; einige Hornblende-Kryftalle in Thei— len des Chimborazo:, Pichincha-, Purace: und Teneriffa-Gefteins ge: funden. Olivine, die fo überfelten in den DBafalten fehlen, find in Trachyten eben fo eine große Seltenheit, als fie es in den Phono— lithen find; und doch fehen wir bisweilen in einzelnen Lavaftrömen fich Dlivine neben Augiten in Menge bilden. Glimmer ift im gan- zen fehr ungewönnlich im Bafalt: und doch enthalten einzelne Ba: faltfuppen des, von Neuß, Freiesleben und mir zuerft befchriebenen, böhmifchen Mittelgebirges fie in Menge. Die ungewöhnliche Ver: einzelung gewiffer Mineralkörper und die Gründe ihrer geſetzlichen 637 fpeeififchen Gefelligkeit bangen wahrfcheinlich von vielen noch nicht ergründeten Urfachen des Druds, der Temperatur, der Dünnflüfig: feit, der Schnelligkeit der Erfaltung zugleich ab. Die fpecififchen Unterfchiede der Affoctation find aber in den gemengten Gebirge: arten wie in den Gangmaſſen von großer Wichtigkeit; und in geognoftifchen Befchreibungen, welche in der freien Natur, im Ans geficht des Gegenftandes, haben entworfen werden fünnen, muß man nicht verwechfeln: was ein vorherrfchendes oder wenigftens ein fehr jelten feblendes, was ein fich nur fparfam wie zufällig zeigendes Glied der Affociation if. Die Verfchiedenheit, die in den Elementen eines Gemenges, 3. B. in den Trachpten, herrfcht, wieder: holt fih, wie ich bereits oben erinnert habe, auch in den Gebirgsarten felbft. Es giebt in beiden Continenten große Länder, in denen Trachyt- und Bafalt-Forimationen ſich gleichlam abftoßen, wie Ba: falte und Phonolithe; andere Länder, in welchen Trachyte und Ba: falte in beträchtlicher Nahe mit einander abwechfeln. (Vergl. Guftav Jenzſch, Monographie der böhmifhen Phonolithe 1856 ©. 1—7.) 7 (©. 476.) Vergl. Bifhof, hemifhe und phyfikali: ſche Geologie Bd. U. 1851 ©. 2288 verglichen mit 2297; Roth, tonographie des Veſuvs 1857 ©. 305. ss (S. 477.) Kosmos Bd. IV. ©, 365. (5, 477.) Es ift die Erinnerung wohl faft überflüfig, daß der Ausdrud fehlen nur andeutet, daß bei der Durchforfehung eines, freilich nicht unbeträchtlichen Theiles von Vulkanen großen Umfangs eine Mineral-Species vergeblich gefucht worden ift. Sch unterfcheide zwifchen fehlen (nicht gefunden fein), fehr feltener Ein: mengung, und häufiger, aber doch nicht normal charakterifirender. 0 (S. 477.) Sarlvon Oeynhauſen, Erkl. der gevgn. Karte des Lacher Sees 1847 ©. 38. (©. 477.) ©. bergmannifhes Journal von Köhler und Hofmann, Ster Jahrgang Bd. I. (1792) ©. 244, 251 und 265. Glimmerreicher Bafalt, wie an der Gamayer Kuppe im böb: mifchen Mittelgebirge, ift eine Seltenheit. Ich habe diefen Theil des böhmischen Mittelgebirges im Sommer 1792 gemeinfchaftlich mit Sarl Sreiesleben, meinem nachmaligen fehweizer Neifebegleiter, der einen fo wefentlihen Einfluß auf meine geognoftifche und bergman- nifche Ausbildung gehabt hat, befucht. Bifchof bezweifelt jede Entftehung des Glimmers auf pyrogenem Wege, und halt ihn für ein Umwandlungs:Produet auf nafem Wege; f. fein Lehr: buch der dem. und phyfifal. Geologie Bd. I. ©. 1426 und 1439. (© 477.) Senzfch, Beiträge zur Kenntniß der Phonolithe in der Zeitfchrift der Deutfchben geologifchen Sefellfhaft Bd. VIII. 1856 ©. 36. 3 (©. 477.) Guſtav Roſe über die zur Öranitgruppe gehörigen Gebirgsarten in derfelben Seitfehrift Bd. 1. 1849 ©. 359. (©. 478.) Die VPorphyre von Moran, Neal del Monte und Negla Cleßtere berühmt durch den ungeheuren Silberreichthpum ver Veta Biscayna, und die Nabe der DObfidiane und Perlſteine des Cerro del Jacal und Mefferberges, Cerro de las Navajas) find, wie faft alle metallveiche Porphyre von Amerifa, ganz quarzfrei (über dDiefe Erfcheinungen und ganz analoge in Ungarn f. Humboldt, Essai geognostique sur le Gisement des Roches p. 179 -- 188 und 190— 193); aber die Porphyre von Acaguiſotla, auf dem Wege von Acapulco nach Chilpanzingo, wie die von PVillalpando nördlich von Guanaxuato, welche von goldführenden Gängen durchfeßt wer: den, enthalten neben dem Santdin auch Körner von braunlichent Quarze. — Da am Cerro de las Navajas und in dem bafalt: und perljteinreichen Valle de Santiago, das man durchftreiht, um von Valladolid nah dem Vulkan von Jorullo zu gelangen, die Eleinen Einfhlüfe von ObfidianKörnern und glafigem Feldfpath in den vul— fanifchen Gebirgsarten im ganzen felten find; fo war ich um fo mehr verwundert, als ich zwifchen Capula und Pazcuaro, vorzüglich bei Yurifapundaro, alle Ameifenhaufen mit fchön glänzenden Körnern von Obſidian und Sanidin erfüllt fand. Es war im Monat September 1803 (Nivellement barometr. p. 327 No. 366 und Essai geognost. sur le Gisement des Roches p. 356). Sch war verwundert, wie fo Eleine Inſecten folche Mineral-Species aus wei: ter Ferne forttragen Fonnten. Mit lebhafter Freude habe ich ge— jeben, daß ein raftlofer Forfcher, Herr Zules Marcou, etwas ganz ähnliches aufgefunden hat. „Il existe“, fagt diefer, „sur les hauts plateaux des Montagnes Rocheuses, surtout aux environs du fort Defiance (a l’ouest du Mont Taylor), une espece de fourmis qui, au lieu de se servir de fragmens de bois et de debris de 639 vegelaux pour elever son Edifice, n’emploie que de pelites pier- res de la grosseur d’un grain de mais. Son instinct la porte a choisir les fragmens de pierres les plus brillants; aussi la four- miliere est-elle souvent remplie de grenats transparents magni- fiques et de grains de quarz très limpides.“ (Jules Marcon, Resume explicatif d’une Carte geogn. des Etats- Unis 1855 p. 3.) Sn den jeßigen Veſuv-Laven iſt glafiger Fedſpath ſehr felten; nicht fo in den alten Laven, 3. B. in denen des Ausbruchs von 1631, neben Leucit-Kryſtallen. Sehr haufig ift auch Sanidin zu finden im Arſo-Strom von Eremate auf Iſchia vom Jahr 130L, ohne allen Leucit: nicht mit dem älteren, von Strabo befchriebenen (bei Mon: fagnone und Notaro) zu verwecjeln (Kosmos BP. IV. ©. 304 Anm. 61 und ©. 447). Sp wenig glafiger Feldſpath in den Tra— chyten des Cotopaxi oder anderer Vulkane der Eordilleren überhaupt zu finden ift, eben fo wenig erfcheint er in den unterirdifchen Bims— ftein-Brüchen am Fuß des Cotopaxi. Was man darin ehemals als Sanidin befchrieben bat, find Kryftalle von Oligoklas. “ (©. 478.) Noth, Monographie des Vefuvs ©. 267 und 382. (©. 479) ©. oben Anm. 82; Nofe, Reife nah dem Ural Bd. I. ©. 3695 Biſchof, bem. und phyſik. Geologie B. 1. ©. 5285—571. 7 (©. 479.) Gilbert’s Annalen der Phyfik Bd. VI. 1500 ©. 53; Bifchof, Geologie Bd. I. ©. 2265— 2303. » (5. 480.) Die neueren Vefuv-Laven enthalten feinen Olivin, eben fo wenig glafigen Feldfpatb; Notb, Mon. des DBefuvs ©. 139. Der Lavaſtrom des Pic von Teneriffa von 1704, den Viera und Glas befchrieben haben, tft nach Leopold von Buch (Descr. des Iles Canaries p. 207) der einzige, welcher Dlivin enthält. Die Behauptung aber, als fer der Ausbruh von 1704 der erfte, welcher feit der Zeit der Eroberung (Conquista) der canarifchen Snfeln am Ende des 15ten Jahrhunderts featt gefunden babe, ift von mir an einem anderen Orte (Examen critıque de !’his- toire de la G&ographie T. Ill. p. 143—146) als irrig er: wiefen worden. Columbus fah auf feiner erften Entdedungsreife in den Naͤchten vom 21 bis 25 Auguft, als er Doña Beatriz de Bo: badilla auf der Gran Canaria aufluchen wollte, den Feuerausbruc 640 auf Teneriffa. Es heißt im Tagebuche des Admirals unter der Rubrik Jueves 9 de Agosto, welche Nachrichten bis 2 September enthält: Vieron salir gran fuego de la Sierra de la Isla de Tenerife, que es muy alta en gran manera“; Wavarrete, Col. de los Viages de los Espanoles T. J. p.5. Die eben genannte Dame tft nicht zu verwechfeln mit Dona Beatriz Henriquez aus Eordova: der ui: ehelichen Mutter des gelehrten Don Fernando Colon, des Gefchichtg- fohreibers des Vaters, deren Schwangerfchaft im Jahr 1433 fo we: fentlich dazu beitrug den Columbus in Spanien zurüdzubalten, und zu veraniaffen, daß die Treue Welt für Eaftiltien und Leon (und nicht für Portugal, Frankreich oder England) entdeckt wurde. (Dergl. mein Examen critique T. HI. p. 350 und 367.) (5, 480.) Kosmos Bd. IV. ©. 276. | 0 (&, 480.) Ein wichtiger Theil der während meiner amert- fanifchen Expedition gefammelten Gebirgsarten tft an das fpanifche Mineralien:Sabinet, an den König von Hetrurien, nah England und Frankreich gefandt worden. Sch erwäahne nicht der geologifchen und botanifchen Sammlungen, die mein edler Freund und Mitar: beiter Bonpland befißt, mit dem zwiefach geheiligten Nechte des Selbftfammelng und Selbfi-Entdedens. Eine fo weite Verbreitung des Gefammelten, welche durch fehr genaue Angabe der Geburts: örter das Zufammenhalten der Gruppen in geographifcher Beziehung nicht ausfchließt, gewährt den Vortheil, daß fie die vielfeitigfte und ſtrenge Beftimmung der Mineral-Species erleichtert, deren wefent: liche und habituelle Affociation die Gebirgsarten charafterifirt. '(&. 480.) Humboldt, Kleinere Schriften Bd. 1. ©. 139. ? (©. 480.) A. a. O. ©. 202 und Kosmos Bd. IV. ©. 357. 3 (©. 480.) Humboldt, Kl. Schr. Bd. J. ©. 344 Auch im Tezontle (zelliger Lava oder bafaltifhem Mandelftein? — mericantfch tetzontli, d. h. Steinhaar: von tet! Stein und tzontli Haar) des cerro de Axusco in Mexico habe ich viel Dlivin gefunden. (©. 481.) Sartorius von Waltershaufen, ph. fifchzgeographifche Skizze von Island ©. 64. 5 (&.481.) Berzelius 6ter Jahresbericht 1827 ©. 392; Guſtav NRofe in Poggend. Ann. Bd. AXXIV. 1835 ©. 14 (Kosmos Bd. I. ©. 464). 6 (&.481.) Jenzſch, Phonolithe 1855 ©. 37 und Senft in feiner wichtigen Eleffification der Felsarten 1857 ©. 187. Auch in den Kalkblöden der Somma kommt nah Scachi Dlivin neben Glimmer und Augit vor, Ich nenne dieje merkwürdigen Maf: fen ausgeftoßgene Blöde, nicht Laven: welche leßtere die Somma wohl nie jelbjt ergoſſen bat. (©. 481.) Poggend Ann Bd. XÄLIX. 1840 ©. 591 und Bd. LXXXIV. ©. 3025 Daubree in den Annales des Mines 4: Serie T. XIX. 1851 p. 669. ° (©, 481.) Kosmos Bd. J. ©. 136 und Bd. Ill. ©. 615. (©. 481.) 1a. D2 B.1. ©. 465. 10 (&, 481.) Humboldt, Voyage aux Regions equi- nox. T. 1. p. 156—165 (Ed. in 4°). 1 (S. 482.) Vergl. Kosmos Bd. 1V. ©. 365. 2 (©. 482.) Scacdhi, Osservazioni critiche sulla maniera come fu sepelliia l’antica Pompei 1843 p. 10: gegen die von Garmine Kippi aufgeftellte, jpater von Tondi, Tenore, Pilla und Dufrenoy vertheidigte Anficht, daß Pompeji und Hercu: lanum nicht durch die Direct von der Somma ausgeworfenen Napilli und Aſchen, fondern durch Waſſerſtrömungen verdeckt worden feien. Roth, Monogr. des Veſuvs 1857 ©. 458 (Kosmos Bo. IV. ©. 449). 3 (S. 483.) Niveilement barometr. in Humboldt, Observ. Astron. Vol. I. p. 305 No. 149. 4 (©, 483) Kosmos Bd. IV. ©. 367. 15 (S. 483.) Ueber den BimzfteinzHügel von Tollo, der noch zwei Tagereifen vom thätigen Vulkan Maypu entfernt ift, welcher felbft nie einen Broden ſolchen Bimsfteins ausgeworfen hat, ſ. Mepen, Reife um die Erde Th. I. ©. 338 und 358. 6 (S. 453.) Pöppig, Reife in Chile und Peru Bd. 1. ©. 426. 7 (S. 483.) Dergl. Kosmos Bd. IV. ©. 417 und 567 Anm. 47, 18 (S. 484.) Franz Junghuhn, Java Bd. li. ©. 388 und 592. 13 (S. 484.) Leopold von Buch in den Abhandl. der Aka— demie der Wiff. zu Berlin aus den J. 1812—1813 (Berlin 1816) ©. 128. 20 (S. 484.) Theophraftus de lapidibus $ 14 und 15 A. v. Humboldt, Kosmos. IV. 4 642 (opera ed. Schneider T. I. 1818 p. 689, T. Il. p. 426 und T. IV. p. 551) fagt dies vom „liparifchen Stein (Auzapatos)“. 21 (5,45) Rammelsöberg in Poggend. Annalen Bd. 80. 1850 ©. 464 und Ated Suppl. zu feinem hemifhen Hand: wörterbude ©. 1695 vergl. auch Bifhof, Geologie Bd. I. ©. 2224, 2232 und 2280, 22 (©. 486.) Kosmos Bd. IV. ©. 333, 354, 357 — 360, 366—368 und 377. Ueber Einzelheiten in der geographifchen Ver: breitung der Bimsfteine und Obfidiane in der Tropenzone des Neuen Continents vergl. Humboldt, Essai geognostique sur le Gisement des Roches dans les deux hemispheres 1823 p. 340-342 und 344-347. Snbelts:Beberficht des vierten Bandes des Kosmos. Einleitung zu den fpeciellen Ergebniffen der Beobachtung in dem Gebiete telluriſcher Erſchei— nungen ©. I—15. Erfter Abſchnitt S. 16-149 (Anm. ©. 150—210): Größe, Geftalt und Dichte der Erde ©. 16—33 (Anm. S. 150—164) Innere Wärme der Erde S. 34—47 (Anm. ©. 164—169) Magnetifhe Thätigkeit der Erde ©. 48—149 (Anm. ©. 169—210) Hiftorifcher Theil ©. 48-85 (Anm. ©. 169— 177) Sntenfität ©. 85—98 (Anm. ©. 178—183) Snclination ©. 98—114 (Anm. ©. 183—188) Declination ©. 114— 141 (Anm. ©. 188—204) Polarlidt ©. 142—149 (Anm. S. 205—210) Zweiter Abfchnitt ©. 211-456 (Anm. ©. 487—642): Reaction des Inneren der Erde gegen die Oberfläcde: Grobeben, dynamiſche Wirkung, Eridütterungs : Wellen ©. 215—232 (Anm. ©. 487—496) Thermalquellen ©. 232—253 (Anm. ©. 496—509) Gasquellen: Salfen, Shlamm:Bulfane, Naphtha: Quellen ©. 253—267 (Anm. ©. 509—514) Bulfane mit und ohne Gerüfte (Kegel: und Olodenberge) ©. 268-486 (Anm. ©. 514—642): 644 1 Neihe der Vulfane von Norden (19° nördlicher Breite) nad Süden bis 46° füdlicher Breite: mericanifhe Vulkane ©. 313 und 427 (Sorullo ©. 334, 348, 562—565); Cofre de Perote S. 568-570, &otopari ©. 573—577. Unterirdifche Dampf-Aus- brüche ©. 365— 367. Gentral-Amerifa ©. 306— 310, 537—545 ; Neu:-Granada und Duito ©. 313— 317, 548 (NAntifana ©. 355—361, Sangay ©. 464, Tungurahua ©. 462, Gotopari ©. 363, Chimborago ©. 627 — 631); Peru und Bolivia ©. 548—550, Chili ©. 550-553 (Antillen ©. 599—602). Zahl aller thätigen Vulkane in den Cordilleren ©. 317, Ver: hältniß der vulfanleeren zu den vulfanreihen Streden ©. 322, 546— 548; Bulfane im nordweftlihen Amerifa nördlih vom Parallel des Rio Gila ©. 429—443; Meberficht aller Vulkane, die nicht zum Neuen Gontinent gehören, ©. 317—428: Europa S. 371—373 (Anm. ©. 580), Infeln des atlantifchen Dreeans ©. 373 (Anm. ©. 581), Afrifa ©. 377, NAfien: Feltland ©. 379—392 (Anm. ©. 381); Thian-fhan ©. 381, 454, 607— 611 (Halbinfel Kamtſchatka ©. 386 — 392). Oſt— afiatifhe Infeln ©. 393 — 404 (Inſel Saghalin, Tarafai oder Karasfusto ©. 560, Dulfane von Japan ©. 399—404); die ſüd-aſiatiſchen Inſeln ©. 404—409 (Java ©. 325—332). Der indifhe Deean ©. 409—414, die Südfee ©. 414-427. Vermuthlihe Zahl der VBulfane auf den Erdförper, und ihre Vertheilung auf der Feſte und auf den Snfeln ©. 446—452. Meeresferne vulfanifcher Thätigfeit ©. 321, 453—454. Sen- fungs-Gebiete ©. 452, 455, 609; Maare, Minen Trichter ©. 275—277. Berfchiedene Arten, auf welche aus dem Innern der Erde feite Maflen an die Oberfiäche gelangen Fönnen, ohne Er— hebung oder Aufbau von fegel- oder Domförmigen Gerüften, aus SpaltenzNegen in dem fich faltenden Boden; (Bafalte, Phonolithe, wie einige Perlftein- und Bimsftein-Schichten fheinen nicht Gipfel— Krateren, ſondern Spaltenwirfungen ihre Erfcheinung zu verdanken). Selbſt vulfanifchen Gipfeln entfloffen, beftehen bei einigen Lava- jtröme nicht aus einer zufammenhangenden Flüfligfeit, fondern aus unzufammenhangenden Schladen, ja aus Reihen ausgeftoßener Blöcke und Trümmer; es giebt Stein-Auswürfe, die nicht alle glühend geweien find: ©. 333, 354, 357—361, 366—368, 561, 572. Mineralogifche Zufammenjegung des vulfanifchen Gefteins: Ner- allgemeinerung der Benennung Trachyt ©. 467; Claſſification der Trachyte nach der Aſſociation threr wefentlichen Gemengtheile in ſechs Gruppen oder Abtheilungen nah den Beltimmungen von Sufav Roſe, und geographiſche Wertheilung dieſer Gruppen 645 S. 468—473; Benennungen Andefit und Andefin ©. 467, 475 und 633— 636. Neben den charakteriftifchen Gemengtheilen der Trachyt-Formationen giebt es auch unmwefentliche, deren Frequenz oder ftete Abwefenheit in oft fich fehr nahen Vulkanen große Auf: merkfamfeit verdient, ©. 476. Glimmer ©. 477, glafiger Feldfpath ©. 478, Hornblende und Augit ©. 478—479, Leucit ©. 479, Dlivin ©. 480—481, Obfidian fammt dem Streite über die Bimsftein- Bildung ©. 481—484 ; unterirdifche Bimsftein-Brüche, entfernt von Bulfanen, bei Zumbalica in den Cor— dilleren von Quito, bei Huichapa im mericanifchen Hochlande und bei Tichegem im Caucafus ©. 364—367. Derfchiedenheit der Bedin- gungen, unter welchen die chemifchen Proceffe der Bulcanicität bei Bildung der einfachen Mineralien und ihrer Affociation zu Trachy— ten vorgehn, ©. 476, 485—486. * ae — et 4 BA Berichtigungen und Buſätze. S 3272. 1% Gin noch weit größeres Nefultat für die Dichte der Erde, als Baily (1842) und Reich (1847—1850) erhalten haben; ergeben Airy's mit jo mufterhafter Borfiht in ven Bergwerken von Harton angeftellte Pendel: Berfuhe im Sahre 1854. Nach viefen Pendel: Verfuchen ift die Dichte 6,566: mit dem wahrjcheinliden Fehler 0,182 (Airy in ven Philos. Transact. for 1856 p. 342). Eine Heine Modifi— cation diefes numerischen Werthes, vom Profeſſor Siodes hinzugefügt wegen des Effects der Notation und Cllipticität der Erde, verändert die Dichtigleit für Karton, das in 54° 48° nördlicher Breite liegt, in 6,565; für ven Aequator in 6,489. Ss 18-8: 3: Arago hat einen Schab magnetifcher Beobachtungen (über 52600 an Zahl) aus ven Sahren 1818 bis 1835 binterlaffen, weldhe nad) ver mühevollen Redaction von Herrn Fedor Thoman publicirt worden find in ven Oeuvres completes de François Arago (Tome IV. p. 498). In viefen Beobachtungen hat General Sabine (Meteorological Essays, London 1855, p. 350) für bie Sahresfolge von 1821 bis 1830 die vollſtändigſte Bejtätigung der zehnjährigen magnetifchen Declinations- Periode und ihres Zuſammen— hanges mit der gleichen Periode in der Häufigkeit und Seltenheit der Sonnenflecken entvedt, Schon in demſelben Jahre 1850, als Schwabe in Deſſau feine Periode der Sonnenflecken veröffentlichte (Kosmos Bd. II. ©. 402), ja zwei Jahre früher als Sabine zuerft (im März 1852, Phil. Tr. for 1852 P. I. p. 116—121; Kosmo3 Bd. IV. ©. 174) die zehnjährige magnetiſche Declinations-Periode für von den Sonnenfleden abhängig erflärte; hatte Leßterer ſelbſt ſchon das wichtige 648 Reſultat aufgefunden, daß die Sonne duch die ihrer Maſſe eigene magnetifhe Kraft auf den Erd-Magnetismus wirkt. Cr hatte entvedt (Phil. Tr. for 1850 P. I p. 216, Kosmos 2. IV. ©. 132), daß die magnetische Intenſität am größten it und daß die Nadel fich am meijten der verticalen Richtung nähert, wenn die Erde der Sonne am nächjten jteht. Die Kenntniß von einer ſolchen magnetijchen Ein: wirkung des Gentrallörpers unjeres Planetenſyſtems, nicht al3 wärme: erzeugend, ſondern durch feine eigene magnetiſche Kraft, wie durch Deränderungen in der Photofphäre (Größe und Frequenz trichterförmiger Deffnungen), giebt dem Studium des Erd-Magnetismus und dem Nehe magnetiicher Warten, mit denen (Kosmos Br. I. ©. 436, Br. IV. ©. 72) Rußland und Nord: Afien feit ven Beichlüffen von 1829, vie großbritannifhen Golonien jeit 1840 — 1850 bevedt find, ein höheres fosmifches Intereffe. (Sabine in ven Proceedings of the Royal Soc. Vol. VIII. No. 25 p. 400, wie in ven Phil. Tr. for 1856 p. 362.) S. 82 2. 13. Wenn auch die Nähe des Monves im Vergleich mit ver Sonne die Kleinheit feiner Maſſe nit zu compenfiren jcheint, jo regt doh die Schon als ficher ergründete Veränderung der magnetischen Declination im Verlauf eines Mondtages, lunar-diurnal magnetic variation (Sabine im Report to the Brit. Association at Liverpool 1854 p. 11 und für Hobarton in ven Phil. Tr. for 1857 Art. I. p. 6), dazu an die magnetiihen Einflüffe des Erd- Satelliten anhaltend zu erjpähen. Streil hat das große Verdienſt gehabt diefe Beſchäftigung von 1839 bis 1852 mit vieler Sorgfalt fortzufegen (1. deilen Abhandlung über ven Einfluß des Mondes auf die horizontale Gomponente der magnetijhen Erdfraft, in ven Denkſchriften ver Wiener Akademie der Wiſſ., mathem. naturwiſſ. Clafje Bo. V. 1853 ©. 45 und Phil. Tr. for 1856 Art. XXI). Da feine mehrjährigen, zu Mailand und Prag angeftellten Beobachtungen die Behauptung unterftügten, daß beide der Mond mie die Sonnenfleden eine zehnjährige Declinations Periode verurjache, jo veranlakte dieſe wichtige Behauptung den General Sabine zu einer 649 aroßen Arbeit. Er fand, daß der ſchon für Toronto in Canada kei Anwendung einer eigenthümlichen, ſehr genauen Rechnungsform ergrün: dete alleinige Einfluß der Sonne auf eine zehnjährige Periode ſich in allen drei Elementen des Erd-Magnetismus (Phil. Tr. for 1856 p- 361) durch den Reichthum von achtjährigen ſtündlichen Beobachtungen, zu Hobarton vom Januar 1841 bis December 1848 angeftellt, wiedererfennen lafje. Beide Hemifphären gaben fo vafjelbe Reſultat für die Wirkung der Sonne, fo wie zugleich aber auch bie Gewißheit: „that the lunar-diurnal variation corresponding to different years shows no conformity to the inequality mani- fested in those of the solar-diurnal variation. The earth’s inductive action, reflected from the moon, must be of a very little amount.“ (Sabine in ven Phil. Tr. for 1857 Art. 1.p. 7 und in den Proceedings of the Royal Soc. Vol. VII. No. 20 p. 404.) Da ver magnetische Theil dieſes Bandes vor fait drei Jahren gedruckt worden ift, fo ſchien e3 für diefen, mir fo lange befreundeten Gegenſtand beſonders nothwendig ihn durch einige Nachträge zu ergänzen. Brudfehler. S. 8373. 6 lies: Mont Wearmouth ftatt Mont Wearmont. S. 753. 5 lies: Reslhuber ftatt Relshuber. S. 116 3. 13 feße hinzu nach hinweiſt: da, mo die Abweichung weſtlich if. S. 136 3. 6 fies: öſtlicher ſtatt meftlicher. S. 137 3. 6 fies: ſüdweſtlich ftatt ſüdöſtlich. ©. 199 3. 32 lies: Resihuber fett Relshuber. ©. 230 3. 10 fies: 16068 ftatt 1712 Fuß. ©. 231 3. 11 fies: 1808 ftatt 1805. ©. 292 3. 14 fies: ſüd-ſüd-öſt lich ftatt ſüdweſtlich. — — —— J RER I — ei — =; — N * EN * HN By i N DR, e hi — BER f LM N KR N J * ER Y Blei ANY? Aa CHE, rl Kate) MN en —9* AHA: i — { a \ vn RUN % Kuh Seh ‚Ar l iF in I N h 9 Ar I J 90 — Var k —* ——— 26 Dh Nun? A AN N NT 30 RENTE fi N W 2 a x —— B——— —* ni —* 3 » * 4 [2 24 .s F —8 14 * u % hi, 91 * —X 4 * I hg . 4 — —* — .. NE 32: * # i 47 tat ‘ u! * —* 4 4’: ©. nie XX 4” .% 4 * H .* tr “, : !, 3 * = - Fe 2 q'2: 24 > * Deu: PH HU 32} H . u... — m * ! f' — IE! * —A ey - IH * SE FA HE I IE BE Br Fa a —* — ! + ‚A ar - } * J * SEN 4 PIE RS Er EE * at 22 ? * — are nz et ya ESCHE Br 3 at ein rate 4.37 4 —— aa 9 Fa 3X 32 32 IK; ar. 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