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ZU

Kritiſche Briefe .

W. Herrn Immanuel Kant

Profeſſor in Königsberg über feine Kritik

ber

reinen Vernunft.

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Goͤteingen, bey Vandenhoeck und Ruprecht. 1790. h 7 1 3 Fan

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Vorrede.

Fauus iſt es immer das Schickſal der Ppiloſophen geweſen, welche darauf ausgiengen, die Lehrgebaͤude ihrer Vorgänger niederzureiſſen, und auf ihren Truͤmmern ein neues zu er: bauen, daß viele ſich gegen fie erhoben, und andre, welche ihre Rechnung dahen zu finden ſich uͤberredeten, wenn fie ſich für dieß letzte erflärten, ſich zu Vertheidigern deſſelden auf: warfen. So war es bey den Philoſophen der Vorwelt, und fo wird es aus ſehr naturlichen Utſachen auch bey unſern ſpaͤte— ſten Nachkommen bleiben. i

*

Soceates verwarf die Syſteme feiner Vorgaͤnger, wollte uͤberhaupt von keinem etwas wiſſen, und war gewohnt, ſeinen Unterricht auf Moral einzuſchraͤnken. Plato ſein Schüler ers baute auf den Truͤmmern der cingerijjenen Syſteme ein neues

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IV Vorrede.

wieder, und glaubte zuerſt allgemeinguͤltige Principien der Vernunft gefunden zu haben. Sein Schuͤler Ariſtoteles wollte tiefer ſehen, als fein Lehrer, beſtritt das Platoniſche Lehrge⸗ baͤude, und errichtete ein neues, worin er erſt recht die wah⸗ ren Principien der Vernunft entwickelt zu haben ſich uͤberredete. Jeno und Epicur waren der Meynung, daß es ihnen von dem Schickſal vorbehalten wire, die reinen unverfaͤlſchten Vernunft— principien der Welt zu entdecken, und ein jeder von ihnen nahm im Gefolge ſelner Unhänger feinen eignen Weg. Pyrrbo

gieng darauf aus, beynahe wie die neue Kantiſche Philofophie,

alle ältere und neuere Lehrgebaͤude mit einmal und auf immer niederzureiſſen, ſahe fie alle als verungluͤckte Verſuche der ſich taͤuſchenden Vernunft an, und ſeine Vernunft wollte es erkannt haben, daß für uns alles in Dunkel singehüllet, daß alles ungewiß waͤre, daß wir nichts mit Gewißheit erkennen koͤnn— ten. Alle hatten ihre Anhaͤnger, auch ihre Gegner, welche im: mer gegen einander zu Felde lagen. Die Roͤmer errichteten keine neue Lehrgebeude, fondern pflegten fi) nur an dieſe oder jene Griechiſche Schule anzuſchlieſſen, fo wie ein Zufall, oder Erziehung, oder ein befondrer Hang fie dazu vermochte. Sie vertheidigten die Secte, zu welcher ſie traten, und beſtritten die andren Secten, welche der ihrigen enigegen waren. Die Scholaſtiker, dunkle und dabey ſcharfſichtige Köpfe, erhoben das Syſtem des Ariſtoteles auf den Thron, und ſtritten hef— tig darüber, ob die allgemeinen Notionen blos Vorſtellungen der Seele, oder auch auſſer dieſen obiective Beſtimmungen der Gegenſtände waͤren. Jene, die Nominaliſten, fochten gegen dieſe, die Nealiſten, mit ſolcher Heftigkeit, daß fie ſich auch wohl in ihren gelehrten Kämpfen der groͤbſten Thaͤtigkeiten nicht enthalten konnten. Carteſius war auf ſeine neue Einſichten

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Vorrede. V

flolz genug, daß er ſich der Welt als einen Zermalmer der al tern Syſteme ankuͤndigte. Er wollte ein ganz neues erbauen. Nach einem langen Kampf mit ſeinen Gegnern hatte er das Vergnügen zu ſehen, daß die Anzahl feiner Anhaͤnger vornehm— lich unter den Franzoſen ſehr groß ward. Neuten verwarf feine Principien, wodurch er die Begebenheiten in der Natur erfläret hatte. Wo jener eine druckende Schwerkraft fand, wollte dieſer eine anziehende Kraft entdeckt haben. Es iſt merkwuͤrdig, daß beyde Ebbe und Fluth aus ihren Hypotheſen erklaͤrten, daß aber grade da, wo nach Carteſius Ebbe wäre, nach Neuton Fluth ſeyn , daß da, wo der Mond ſich über das groffe Weltmeer hindewegte, nach jenem dieß einer eingedruͤckten Kugelflaͤche, nach dieſem einem ſich erhebenden Kegel gleich ſeyn mußte, deſſen Spitze den Mond im Zenith über ſich hätte und deſſen Grundflaͤche ſich als ein weiter Zir⸗ kel bis an den Horizont rund umher verbreitete. In dieſem Streite hatten fie die Natur befragen muͤſſen. Nur dieſe konnte hier Schiedesrichterinn ſeyn, und nur noch vor wenig Jah⸗ ren wellte Suntich nach langer Beobachtung gefunden bis ben, daß fie für die Nichtigkeit der Carteſianiſchen Hypotheſe den Ausſpruch gethan hätte, Neuton ſchloß aus Grundſaͤtzen, daß die Erde gegen die Pole zu eine abgeglaͤttete Kugel wäre, Die Franzoſen wollten durch Ausmeſſungen und ſichere Verech— nungen, welche ſich auf jene gründeten, es bewieſen haben, daß die Axe der Erde länger als der Diameter ihres Aequators ſeyn muͤßte, und beyde Partheyen ſtritten heftig fo lange file die Richtigkeit ihrer Reſultate gegen einander, bis Ludewig der XV. eine Geſellſchaft von Meßkünſtlern nach Norden, eine andre nach Süden ſchickte, und dieſe durch genauere Aus⸗ meſſungen die Gültigkeit der Neutonianiſchen Schlüffe aus all. Ä | 72 | gu

vi Vorrede.

gemeinen Principien beftättigten. Leibnitz brachte zuerſt die Sutz des zureichenden Grundes und des nicht zu unterſcheidenden als allgemeine Principien in die Philoſophie. Er erſchien als Erfinder der vorherbeſiimmten Harmonie zwiſchen Leib und Seele, weil es Ihm ohne Zweifel nicht bekannt geworden war, daß ſchon drepzig Jahre vorher Arnold Beulinr eben dieſe Hypotbeſe in feinem Buche Irn ceavre oder erhica vorgetragen hatte. Die Platoniſche Pailoſoshie hatte ihm Gelegenheit zu feiner Theorie von den Monaden, und von der beſten Welt gege— ben. Wolf trug die neuen Leibnitziſchen Priuapien in ſein Syſtem der Metaphyſik über. Er wollte aus dem Satz des Widerſpruches den Satz des zureichenden Grun— des beweiſen. Er behauptet, alle Dinge ohne Unter— ſchiad waren in einem fo genauen Zuſan menbang, daß die Welt nicht mehr dieſe ſeyn koͤnnte, wenn auch nur die unbe— deutendſte Begebenheit in ihr ſich anders zutragen ſollte, als ſie fich ereignete. Er machte die Welt zu einer Maſchine, aus deren erſtem Zuſtande alle folgende Begebenheiten durch vbllig determinirende Grande in einer feſtgeſetzten Ordnung herflieſſen. Er vertherdigte es, daß das Vermögen zu denken die einzige Grundkraft der Seele fen, woraus alle ihre Ver: änderungen ihren Urſprung nehmen, und er entwickelte alles in

ſeinem Syſtem nach einer firengen mathematiſchen Methode.

Seine Anhänger riefen voll Bewunderung: ſehet hier ein Ges bände, welches durch nichts erſchuͤttert werden kann! Seht, wie aus den erſten, ungezweifelten Grundfägen alle Wahrhei— ten nach richtigen Regeln der Vernunftlehre hergeleitet, und zweckmeſſig verbunden ſind! Sehet hier das Syſtem aller Sys Kenn, das hoͤchſte, vollkommenſte Meiſterſtäck der menſchli⸗ chen Vernunft! undre, welche nicht zu dieſer Schule gehoͤr⸗

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Vorrede. | vn

ten, dachten in manchen Stuͤcken anders. Sie bewunderten den ſyſtematiſchen Scharfſinn dieſes Philoſophen, ohne ihm in allen beyzupflichten. Sie ſtritten theils mit unverwerflichen Gruͤnden gegen einzelne Saͤtze in dieſem neuen Syſtem. Andre ſahen vielleicht in einem uͤbertriebenen Eifer, und durch die Vorſplegelungen ihrer erhitzten Einbildungskraft getaͤuſcht, nichts als die gefaͤhrlichſten Irrthuͤmer in Ruͤckſicht der Freybeit, der Moral, der Theologie darinn, worauf Wolf nicht gedacht hatte, und welche doch gegen alle feine Erklaͤrungen über dieſe Sache einige ſeiner ſpaͤteren Anhaͤnger wirklich in ſein Syſtem hineintrugen und ſie als Wahrheiten daraus herleiten wollten, Kaͤmpfer traten gegen Kaͤmpfer auf, und der ruhige Denker erkannte es leicht, daß aus einem Streit, welcher mit ſolcher Hitze gefuͤhret wurde, eben fo wenig zum Vortheil als zum Nachtheil des neuen Lehrgebaͤudes mit Gewißheit ſich etwas folgern lieſſe.

Eben fo ſteht es itzt mit der neuen Kantiſchen Philoſophie, welche ſowohl das Leibnitzwolfiſche als jedes andre niederzureiſ— ſen drohet. Von beyden Partheyen treten nach und nach Maͤnner auf, denen man weder Scharfſinn noch Wahrheitsliebe ab: ſprechen kann. Ein jeder von ihnen überredet ſich, daß er blos die Sache der Wahrheit fuͤhre. Die Vertheidiger des neuen Syſtems ſind geneigt, es ihrem Gegner vorzuwerfen, daß das allein Guͤltige der neuen Philoſophie nicht von ihm erkannt werde, weil er von feiner bisherigen Vorſtellungsart deſio le: bendiger uͤberzeugt iſt, je mehr Zeit und Muͤhe ſie ihm gekoſtet, je mehr er ſie durch die Gruͤndlichkeit und den Reichthum ſei⸗ nes Talentes zu unterſtuͤtzen und auszuſchmuͤcken gewuſt hat;.

24 weil

VIII DVorrede.

weil ihm dadurch alle unpartheyiſche Prüfung der neuen Lehre unmoͤglich wird; weil ihm deswegen die Gruͤndlichleit derſel⸗ ben ungereimt vorkoͤmmt; weil er in die Principien derſelben einen fremden Sinn hineintraͤgt; weil er auch mit dem beſten Willen ſeiner langgewohnten, muͤhſam erworbenen Vorſtellungs⸗ art nicht entſagen kann; weil ihm, wenn er gar ein akademi⸗ ſcher Lehrer iſt, fein Syſtem deſto einleuchtender, geläufiger, theurer werden muß, je oͤfterer und beſſer er es maͤndlich vor⸗ getragen hat, je mehr feine Principien in den verſchiedenen Fels

dern der Philoſophie, welche er bearbeitet, ihre Fruchtbarkeit

und Harmonie vor ſeinen Augen rechtfertigen, ſich mit ſeiner geſammten Ideenmaſſe verweben, und in die Natur feiner Vers nunft uͤbergegangen ſind; weil er ſich theils in eine neue Un— terſuchung feines laͤngſt bewehrten vollendeten Syſtems einzu: laſſen fuͤrchtet, theils auch nicht einmal wegen ſeiner uͤberhaͤuf— ten Amtsgeſchaͤfte ſich dazu die Zeit nehmen kann.

Alle dieſe Urſachen, welche die Kantianer mit groffer Ausfuͤhrlichkelt entwickeln, find allerdings Hinderniſſe, welche ſehr oft die unpartheyiſche Prüfung eines neuen Syſtems erſchwerer haben; ſie ſind aber euch ſchon von jedem Erfinder eines neuen Lehrgebaͤudes, welches Gegner fand, fuͤr Hinderniſſe ausgegeben. Ein jeder derſelben hat ſich daruͤber beklagt, daß nur dieſe ihre abgemein gültigen Princlpien nicht allgemein geltend werden laſſen. Ihre Gegner haben ihnen auch wieder dieſe Vorwürfe gemacht, daß fie wegen ihres heftigen Hanges, als Sterne der erfien Gröffe in der gelebrten Welt zu glänzen, und durch eine rieſenfoͤrmige Kraft alle Gebaͤude ihrer Vorgänger nieder—

zuſtürzen, die Principien des Syſtems, welches fie zertrüms i mern

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Vorrede. x

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mern wollen, nicht recht verſtehen koͤnnen, daß fie ihnen einen falſchen Sinn andichten, daß fie ihrem neuen Syſiem durch Abs weichungen von dem Redegebrauch, und durch dunkle ſchola— ſtiſche Terminologien eine Staͤrke zu geben ſich bemuͤhen, welche es ſonſt nicht hat, daß ihre Vertheioiger ſelbſt gegen ſich im Streit ſind, daß ſie ſelbſt nicht wiſſen, was ſie recht wollen, daß dieſe etwa glauben, ſich an einen Erfinder des neuen Ey: ſtems, was Aufſehen macht, anſchlicſſen zu muͤſſen, um als Vertheidiger deſſelben an dem Ruhm Theil zu nehmen, welchen doch gewoͤhnlich Maͤnner erhalten, die ſich als ſolche ankuͤndi— gen, welche der Welt ein Licht anzuͤnden werden, was bis—

her noch keinem menſchlichen Auge geleuchtet hat. Hier find

Anklagen gegen Anklagen, Beſchuldigungen gegen Beſchul— digungen. Man müpte ein Fremdling in der Geſchichte der Weltweisheit ſeyn, wenn man es nicht wiſſen ſollte, daß fie oft gegenſeilig ihre gute Richtigkeit gehabt haben.

Die neue Kantiſche Weltweisheit iſt in der philofophis ſchen Welt eine Erſcheinung, von welcher ihre Anhänger be— haupten, daß ſie ihres gleichen noch nicht gehabt hat. Einer ihrer ſcharfſichtigſten Vertheidiger iſt der Meynung, daß ſie entweder durchgängig angenommen, oder durchgaͤngig vers worfen werden muß, und dieß ſcheint ein ſehr richtiger Aus ſpruch zu ſeyn. Einige wollen in ihr die vollendete, völlig befriedigende Theorie des menſchlichen Erkenntnißvermoͤ— gens, die einzige mogliche Quelle allgemein gültiger Grund— füge und das in der Natur des menſchlichen Geiſtes gegründete Syſtem aller Syſteme gefunden haben. Dieſen einigen, wenn ſie aus wahrer Ueberzeugung ſo denken, wollen wir ſehr gerne zu ihren höheren Einſichten Gluck wuͤnſchen. Allein ſelbſt Aus

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x | vorre d e.

haͤnger dieſes Syſtems ſcheinen es ihnen doch vorzuwerfen, daß dieſe und ähnliche Urtheile, welche fie nicht beweiſen koͤn⸗

nen, von dem groͤßten Theil der Philoſophen als ſtolze Anmaſſun⸗

gen und lächerliche Uebertreibungen aufgenommen werden muͤſ⸗

ſen. Herr Prof. Reinbold erklaͤret ſich hierüber fo: „es fehlte f

nicht an einigen unbärtigen und daͤrtigen Schriftſtellerchen, die theils um etwas neues zu Markte zu bringen, theils um ihren Tiefſinn bewundern zu laſſen, ſich zu Apoſteln des alles zermalmenden Kants aufwarfen, und durch die Art, wie ſie ſich dabey nahmen, den Unwillen und Spott wirklich verdienten, gegen den die denkenden Verehrer des Kantiſchen Verdienſtes, durch alles, was fie zur Beſtaͤtigung ihrer Urs theile vorbringen konnten, kaum geſichert waren.“

Wie richtig iſt es nicht, was dieſer Mann von einigen Kantianern urtheilet? Sind dieß die Waffen, wodurch ſie ein Syſtem aufrecht zu halten denken, welchem ſie einen ſo uͤber⸗ triebenen hohen Werth beylegen, daß fie mit Hohngelaͤchter auf Maͤnner herabſehen, die ſich nicht wie ſie zu der neuen Lehre bekennen; daß ſie dieſe fuͤr Compendienſchmiede, ihre Elnwuͤrfe für nichts als leere Luftſtreiche ſchelten; daß fie vom Gewimmer und Gekraͤchſe der Verzweiflung der fterbens den Leibnitziſchen Philoſophie ſchwatzen; daß ſie ſich die Kunſt beylegen, die Quinteſſenz der Kantiſchen Philoſophie auf eis nige Tropfen zu bringen? Wird Herr Prof. Kant ſich nicht ſol— cher Anhaͤnger, ſolcher Vertheidiger ſchaͤmen muͤſſen? Er,

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S. feinen Verſuch einer neuen Theorie des menſchlichen Vorſtellungsvermoͤgens. d

Vorrede. N x

ein Philoſoph, der auch freylich feiner neuen Lehre einen hohen Werth beyleget, aber weit davon entfernet iſt, mit verachtenden Seitenblicken auf diejenigen herab zu ſehen, welche anders denken, wie er; welcher fich in dieſen belei— digenden Krieg durchaus nicht miſchet, worinn ſo manche Ver⸗ ſechter ſeines Syſtems mit Waffen erſcheinen, deren Ge— brauch ſelbſt die niedrigſte Claſſe der Menſchen noch mehr er— niedrigen wuͤrde; deren ein Weiſer, welcher fuͤr Wahrheit ſtreitet, ſich nie erlauben wird, nicht kann, ohne ſich bis zum Pöbel herabzuwuͤrdigen. Wer wollte ſich mit ſolchen Leuten in einen Streit, für eine Lehre einlaſſen, deren Un— terſuchung durchaus nicht durch aufbraufende Leidenſchaften, ſondern allein durch ruhige Faſſung der Vernunft, durch ge— naue, und woblgepruftt Abwaͤgung der Gruͤnde und Ge— gengruͤnde von einem gluͤcklichen Erfolg feyn kann.

Die Kantiſche Philvfophie hat ihre Dunkelheiten. Sie iſt hie und da“ unverſtaͤndlich. Dieß find die Klagen, welche uͤber die Kritik der Vernunft von fo vielen tiefſehenden Männern in dieſem Fache der Gelehrſamkeit gefuͤhret ſind. Selbſt ihre Vertheidiger, fie mögen wollen oder nicht, muͤſſen dieß Geſtaͤndniß able⸗ gen. Man bedenke nur die viele ſaure Mühe, welche es dem Herrn Prof. Reinhold nach feiner eignen Verſicherung gekoſtet hat, ehe er in die Tiefe dieſer Philoſophie eindrin— gen konnte, man vergleiche nur die Recenſionen, welche Kantianer von den Werken machen, die von Kantianern vers fertiget wurden, um auf die Principien dieſer neuen Lehre Syſteme zu errichten: ſo wird kein Zweifel hieruͤber weiter ſtatt haben koͤnnen.

Xl | Vorrede.

Dieſe Philoſophie will alle uͤbrige Syſteme blos für vers unglädte Verſuche der Vernunft ausgeben. Sie will unferm

Verſtande zuerſt allgemein gültige Principien entdecket haben.

Wenn ſie nun wirklich dasjenige wären: woher kaͤme es denn, daß, wie Herr Kcinbold ſchreibt, unter den zahl- reichen Gegnern derſelben noch keiner aufgeſtanden waͤre, der behauptet hatte, daß er den Sinn davon durchgaͤn⸗ gig gefaßt hatte? Woher kaͤme es, daß die Anhaͤnger derſelben die Widerſpruͤche, welche ihre Gegner ihr vorwer“ fen, in jener Dunkelheit entdeckt zu haben behaupteten, welche ihnen nicht unuͤberwindlich geweſen ſeyn ſoll, ſo ſchwer fie auch ihrem Geſtaͤndniſſe nach zu überwinden war? Warum mußten denn ihre Antworten auf die bisherigen Einwendungen keinen andern Innhalt haben, als daß fie die Gegner über den mißverſtandenen Sinn der Kris tik zurechte wieſen? Wird dadurch nicht der Vorwurf einges ſtanden, daß eine Schrift, welche von fo vielen ſcharfſichti— gen Köpfen und ſonſt fo ganz competenten Richtern mißvers ſtanden wird, dunkel ſeyn muͤſſe? Kann blos dieß die Urs ſache davon ſeyn, daß ſie alle insgeſammt durch ihr altes Syſtem unfähig gemacht find, eine Schrift, welche ihre eis genthuͤmliche Klarheit hat, und uns zuerſt die allgemein guͤl⸗ tigen Principien der Vernunft entwickelt, zu verſtehen, daß ſie Dunkelheiten hineinbringen, welche nicht in ihr liegen? Wahre erſte Principien der Vernunft koͤnnen doch nicht blos für Kantianer allgemein geltend ſeyn? Sie muͤſſen es für jes den denkenden Kopf werden, weil ſie, wenn ſie es wirk— lich ſind, auch fuͤr ihn ihre eigenthuͤmliche Klarheit haben. Sie find die erſten Grundwahrheiter, welche ſelbſt aus der Natur des denkenden Subiects entſpringen, und fuͤr dieſes

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vorred'e. XIII

ihren eigenthuͤmlichen Glanz haben. Fehlet es ihnen an dieſem fo wird keine Kritik der Vernunft es ihnen verſchaffen konnen. Werden ſie als Principien der Vernunft fuͤr allgemein geltend gehalten: ſo muͤſſen ſie unmittelbar in der Natur des denken— den Weſens gegruͤndet ſeyn. Sollten ſie ihm unverſtaͤndlich kleiben: ſo koͤnnte die Urſache davon nirgend anders als etwa in den Ausdrucken liegen, wodurch fie bezeichnet wurden. Werden dieſe beſſer, richtiger, beſtimmter gewaͤhlt: ſo muß ſich die Dunkelheit und Unverſtaͤndlichkeit der Principien verliehren, und ſtatt deren ein Licht aufgehen, deſſen Glanz kein Denker, der eben die Beſchaffenheit der Denkkraft hat, verkennen kann. Und doch ungeachtet aller Erklärungen, welche die Kantianer ges geben haben, bleibt auch für die ſonſt einſichtsvollſten, ſcharf⸗ ſichtigſten Männer dieſe Dunkelheit. Wie ließ ſich dieß erklaͤ⸗ ren, wenn ſie nicht wirklich da waͤre?

Nach der Kantiſchen Philoſophie laſſen ſich die Grund, wahrheiten der Religion, und Moral nicht demonſtriren, und doch ſoll man daraus nicht ſchlieſſen koͤnnen, daß es nach ihr keine allgemeingültige Gründe für fie gebe. Dieß iſt einer von den paraboxen Saͤtzen, welche den Gegnern dieſer Philoſophie ſebr befremdend vorkommen. Es ſoll nach ihr zwar für dieſe Grundwahrheiten allgemeingültige Gruͤnde geben, aber fie ſollen nicht dadurch demonſtrirt werden koͤn—

*

nen. Was heißt denn demonſtriren anders, als fuͤr eine

Wahrheit e Gruͤnde anführen ?

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lv Vorrede.

Raum und Zeit ſind nach dieſer Philoſophie blos Tore men ber Anſchauung, haben auſſer ihr durchaus keine obiec⸗ tire Guͤltigkeit, und wenn man ihnen eine ſolche Realität beylegen wollte: fo würden Ungereimtheiten von der verwerf— lichſten Art daher entſtehen. Dieß dehauptet Herr Rant mehr als einmal mit den deutlichſten Worten, und doch ſagt Herr KJeinbold, wenn man daraus ſchlieſſen wollte, daß Raum „und Zeit nichts als Vorſtellungen (oder ſubiective Formen der Anſchauung) waͤren: ſo wuͤrde man dadurch in die Kan— tiſche Philoſophie einen fremden Sinn hineingetragen haben. Will er alſo hiemit Raum und Zeit (nicht als Formen ſubiectiver Anſchauungen, wovon die Rede hier nicht ſeyn kann) eine obtective Realität beylegen oder nicht? Beylegen? Nun fo widerſpricht er offenbar dem Kantiſchen Syſtem, und maß es ſelbſt nicht recht verſtanden haben. Will er beyden dieſe Realitaͤt adſprechen: fo wuͤrde er denen berpflichten muͤſſen, welche jene Folgerung aus dem Syſtem nicht machen, ſon— dern fie darinn ſelbſt von Herrn Prof. Kent gemacht fin— den. Das Syſtem muß alſo entweder noch ſelbſt fuͤr Herrn Reinhold feine Dunkelheiten haben, oder er entfernet ſich in den Saͤtzen von ihm, welche er zwar darinn findet, aber ‚ihre Gültigkeit nicht anerfennet, ihnen nicht feinen Beyfall giebt.

*

Doch meine Abſicht it es nicht, mich mit den Auhän, gern dieſes Syſtems in einen Streit einzulaſſen. Ich habe mich vielmehr ſelbſt an den Erfinder deſſelben gewandt, und ihm itzt nur die Refultate der Prüfung vorgelegt, welche ich

über feine Transſcendentalaeſthetik angeſtellet habe. Ich hatte meine

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Dorrede xv

meine Urſachen, warum ich die Gruͤnde, womit ich die Principien, welche die Grundlage ſeiner ganzen neuen Philoſophie find, beſtreite, ihm nicht unter dem gefaͤlli⸗ gen Gewonde bloſſer Zweifel entgegenſtellte. Ich bin auſſer dem überzeugt, daß einem Philoſophen, wie Er iſt, Deutſche Freymuͤthigkeit weit beſſer als eine Maske gefallen f muß, welche unzeitige Beſcheidenheit luͤget. Ich geſtehe es, daß ich von der Gültigkeit meiner Gründe eben fo uͤberzeugt bin, wie er es von den ſeinigen ſeyn mag. Seiner ſtreng— ſten Pruͤfung unterwerfe ich die meinige, und rechne im— mer auf Gewinnſt für mich und vielleicht auch für die Wahr heit ſelbſt, meine Gegengruͤnde mögen entweder ſeinen Bey⸗ fall finden, oder von ihm mit belehrenden Widerlegungen verworfen werden. Kein einziges Syſtem unfrer Philoſophen babe ich gegen das ſeinige in Schutz genommen, weil ich keinem im Ganzen beypflichte, ſondern ſchon lange meinen eignen Weg auf dem Gebiete der Weltweisheit gegangen din, ohne die Arbeiten meiner Vorgänger zu verachten. Auch dieß wird aus den Aphorismen einleuchten, welche ich aus der Pſychologle zum Beſchluß hinzugefuͤget habe. Sie ſind nicht itzt erſt von mir entworfen um fie feinem Syſtem entgegen zu ſetzen, fondern ich habe ſie ſchon lange für die meinigen erfläret. Sie ſcheinen hier aber am rechten orte zu ſtehen, weil die Gruͤnde darnach 5 beſſer abge⸗

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N: XV. Voetie de, b wogen werden Können, welche ich gebraucht habe, um bie ſeinigen zu widerlegen. Nich ts wurde mir angenehmer feon, 5 | als wenn ich durch dieſe Bemuͤhung entweder zur mehrern 5

Aufklärung und Berichtigung der Kantiſchen Philoſophie Gele⸗ genheit gegeben hätte, oder wenn auch mein Syſtem ſelbſt

den Bey fall einſichtsvoller Kenner erhlelte. f x K., den 18 Febr. ö 5 1790. i 1 E f * 4 x —————— ̃—ͤ— u # 1 11 1 15 At) a H a j : Bi 713 164 187 } ö N 21 } 15 ai 2 * [we

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Einleitung in die | | ic Krit: . 5 .

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J. Brief. Mein Herr, Freblich leidet es keinen Zweifel, Alle unfre Erkenntniß

nimmt mit Erfahrungen ihren Anfang. Es muͤſſen Gegen— ſtände da ſeyn, welche unſte Sinne rühren, und dadurch

theils von ſelbſt Vorſtellungen bewirken, theils unſte Ver.

ſtandesfaͤhigkeit in Bewegung bringen, daß fie dleſe Gegen— ſtände vergleichet, fie mit einander verknuͤpfet, fie trennet, und ſo den Stof ſinnlicher Elndruͤcke zu einer Erkenntniß der Gegenſtände verarbeltet, welche wir Erfahrung nennen. Hätten wir dleſe nicht, fo würde unſer Erkenntnißvermoͤgen nicht zu Ausübungen erweckt werden konnen. Die iſt bis— her der Ausſoruch aller Weltweiſen geweſen, und Gie ge ben ihnen hierinn vollkommen Benfall. Allein koͤnnen Sle es nun auch in Abrede fern, daß Gegenſtande auſſer uns und den Vorſtellungen, die wir uns don ihnen machen, ihre obiective Realität haben, daß dleſe niht von unſter Vorſtel⸗ lungsart erſt ihre Beſtimmungen erhalten, ſondern daß bie Anſchauungen, welche wir von ihnen haben, von dieſen abs haͤngen, und ihnen gemäß ſeyn müffen, wenn fie anders

nlcht leere Hirngefpinnfte ſeyn ſellen? Wahr iſt es auch, was Sie behaupten. Vor aller Erfahrung kann in Rüde

b ſicht der Zeit keine Erkenntniß in uns ſtatt haben. Dleß iſt eine nothwendige Folge von dem, was alle Weltweiſe ſo elnſtimmig behaupten.

= Sie läugnen es nicht, daß olle unſre Erkenntniß mit

der Erfahrung anhebe, und glauben demohngeachtet, bes baupten zu koͤnnen, daß nicht jede aus der Erfahrung ent ſotinge Erfahrung nennen Sie ſelbſt eine Erkenntniß von Gegenſtaͤnden, welche auf die Sinne wirken. Sie wird ale A a fo

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fo durch dleſe erwecket. Wir haben aͤuſſere Sinnen, wir haben einen Innern. Durch dleſen werden wir uns der Veranderungen In uns bewuſt. Alle Wirkungen alſo, wel⸗ che durch unſere Ktaſt zu denken und zu wollen, in uns her⸗ vorgebracht werden, alle Regeln, welche uns dle Natur elngepflanzet, und wornach die Wirkungen dleſer Kraſt ers folgen, find Gegenſtaͤnde unſers Innern Sinnes, und gehe⸗ ren mit zu dem Gebiete der Erfahrung. Sollten wir alſo wohl nicht berechtlget ſeyn, zu behaupten, daß dle letzte Quelle aller unfrer Erkenntniß doch zuletzt in Erfahrungen müffe geſucht werden? Ich leugne es aber deswegen nicht, daß unſte Erfahrungserfenntniß elne zuſammengeſetzte, theils aus dem, was wir durch Eindrücke empfangen, thells aus

dem ſey, was unſer eigenes Erkenntnißoermoͤgen aus ſich

ſelbſt herglebt. Kelne Vorſtellung von Gegenſtaͤnden, und ſolglich keine Erfahrung fönnte ſtatt haben, wenn wir nicht dle Receptivitàt, oder das Erkenntnißvermoͤgen hatten. Auch ſelbſt jede Erfahrung iſt eine Erkenntulß von individuellen Gegenftänden. Unſte Denkkraft iſt aber ſo beſtimmt, daß wir dle individuellen Eigenſchaſten von Gegenſtaͤnden weg⸗ laßen, und das Allgemelne denken koͤnnen, welches dle un⸗ mittelbaren Gegenſtände unſrer Erſohrung, als einzelne Menſchen, elnzeine Splegel, gemeln haben, daß wir alſo zu höhern Begriffen empor zu dringen, fähig ſind. Diele find nun frelic) keine Erfahrungen mehr, aber die Seele wurde ſich doch dleſe Begriffe nicht machen koͤnnen, wenn keine Erfahrungen, oder Erkenntniße durch unſte Sinne vorher gegangen wͤͤren. In dem Kinde hat dle Vernunft noch keine Fluͤgel, ſo weit empor zu dringen. Es gehoͤren Jahre und lange Uebungen dazu, um allgemeine Begriffe aus der ſinnlichen Erkenntnlß zu zlehn, und ber Vernunſt ein Gebiet zu erdifnen, worauf fie lebet und webet.

Sie werfen die Frage auf: kann es elne Erkennkulß geben, welche von der Erfahrung und ſelbſt ven den Eins drucken

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drüfen der Sinnen unabhaͤngig IN? Dleſe Frage iſt meiner Einſicht nach vlel zu unbeſtimmt, als daß beſtimmt darouf geantwortet werden koͤnnte. Von der Erkenntniß, die Gott hat, kann hier durchaus nicht die Rede ſeyn. Geis fier, welche keinen organiſchen Körper (ſebema pr:rceptio- nis) haben, wenn anders ſolche in dem Gebiete der Schoͤpſung ſind, gehoͤren auch nicht hieher. Wir duͤrfen zugleich nicht den innern Sinn als eine Erfohrungsquelle ausſchlieſſen. Ich mich: te mich auch gerne erſt über dos Unabhaͤngigſeyn mit Ihnen elnverſtehn. Unabhängig kann eine Erkenntniß in Anſehung ihres Urſprunges, unabhängig in Anſehung ihres Innhalts ſeyn. Wir koͤnnen alſo nun diefe beyden Fragen auſwerſen: 1) koͤnnen wir wohl eine Erkenntniß haben, welche ihrem Inn⸗ halte nach, von allen innern und aͤuſſern Erfahrungen unab— bäugig iſt? Ich trage kein Bedenken dleſe Frage zu be jahen. Jede Erkenntniß, welche blos Begriffe und richtige Folgerungen aus ihnen in ſich faßt, iſt eine ſolche. Sie begreift Wahrhelten, die ihre Richtigkelt haben wuͤrden, wenn gleich Feine Gegenſtaͤnde in der Welt wären, worauf fie koͤnnten angewandt werden. Wir finden zur Erläuterung und Beſtaͤttigung dieſer Wahrheit dle glänzendften Bey ſplele in der reinen Mathematik. Ihre Folgerungen aus dem Begriff eines Quadrats wuͤrden ausgemacht wahr ſeyn,

wenn es auch keine Quadrate in der Weit gäbe. Die zwos

te Frage iſt dieſe: ſollten wir wohl eine Erkenntniß haben koͤnnen, welche von innern und aͤuſſern Erfahrungen in An⸗

4 ſehung ihres Urſprungs unabhaͤngig it? Dieſe moͤchte

ich verneinen, und ich gloube aus dem, was ich oben bes bauptet habe, dazu berechti,et zu, ſehn. Ste bejahen dleſe nicht gerade weg, nennen fir aber eine Frage, welche nicht auf den erſlen Anſchein fo gleich abzufertigen iſt. Allein durch dieſen Ihren Ausſpruch wl d in der Sache nichts aus. gemacht. Wir find alſo berechtl et es von Ihnen zu ſodern, daß Sie es beweiſen es gebe e ne Erkenntniß in uns, welche in Anſehung ihres nn jeder Erſahrung rei

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Hänglg fe» Nur dann erſt, wenn Sie dieſes gelelſtet haben, koͤnnen Sie ſich das Recht anmaſſen, darauf die Einthel⸗ lung zu gründen, welche Sle hinzuſetzen. So viel ich weis, find Sie der erſte, welcher eine Erkenntniß a priori diejenige nennt, welche in Unſehung Ihres Urfprunges von jeder Er⸗ ſahrung unebpängig iſt: elne empirlſche diejenige, welche ihre Quelle a poſteriori, nämlich in der Erfahrung hat. Von dieſer Eintheilung koͤnnen Sie aber durchaus keinen Gebrauch machen, moferne Sie nicht vorher bewelſen, daß wir eine ſolche Eckenntniß a priori haben, oder haben fün« nen. Sie haben ſich uͤbrlgens von dem Sprachgebrauch entſernet. Eine Erkenntniß a priori heißt bey den übrigen Ppiloſophen diejenige, welche wir uns durch Hülſe allge meiner Begriffe verſchaffen. Eine Erkenntuiß a poſterioti entſpringet blos aus Erfahrungen. Wir finden von beyden eriauternde Beyſpiele in der emplriſchen, und der intellee⸗ tuellen Pſychologle. In jener bilden wir uns Begriffe aus Beobachtungen, in dieſer verbinden wir die Begriffe, um aus ihnen die Lehre don der Seele wiſſenſchaſtlich zu entwi⸗ ckeln. In jener erwerben wir uns Erkeuntniß a poſteriori, a priori iu dieſer.

Sie geſtehen es, daß jener Ausdruck (vlellelcht meynen

Eile Erkenntniß a priori) noch nicht beſtimmt genug ſey, um den ganzen Sinn, der vorgelegten Frage angemeſſen, zu bezeichnen. Ich glaubte alſo hier von Ihnen mehrere Aufklärung erwarten zu koͤnnen. Allein ich fand ganz etwas anters, als was ich erwartete. Sie bemerken nur, daß auch manche Erkenntniß, welche ous Erſahrungsquellen entipringe, eine Eckenntniß a priori genannt zu werden pflege, well wir fie nicht unmittelbar aus der Erfahrung, ſondern aus elner allgemeinen Regel ableiten welche wir gleichwohl ſelbſt aus der Erfahrung entlehnet haben. Frey⸗ lich hat man jo bisher in den Schulen der Weitweiſen ger ſprochen, und dieß mit Recht nach ihrem Aenne u zwi

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zwiſchen Erkenntniß a priori und a polteriori. Wir wiſ.

fen es a priori, daß, wann jemand das Fundament feines Haufes untergraben wollte, es einftürgen würde, Nur er⸗ innern Sie hiegegen, daß wir es doch nicht gaͤnzlich a pri- cri wiſſen konnten. Allein nach Ihrer Erklärung von der Erkenntniß a priori konnte dieß, was Sie doch hier zum

Theil zugeben, durchaus nicht geſchehen. Denn wir ſollen

nur eine Erkenntniß a priori haben, wenn dieſe von der Erfahrung ganz unabhängig iſt, und dieß iſt doch hler nach Ihrem eignen Geſtaͤndniß der Fall nicht. Denn daß die Körper ſchwer find, und daher, wenn ihnen ihre Stuͤtzen entzegen find, fallen muͤſſen, dieß kann uns doch nur zuvor durch Erfahrung bekannt werden. Schwer nennen wir die Dinge, welche nach einem Naturgeſetze in Verbindung mit unſrer Atmosphaͤre gegen den Mittelpunkt der Erde getries ben werden. Die Schwere kann alſo keine Eigenſchaſt ſeyn, welche den Dingen für ſich betrachtet zukommt, obgleich in ihnen zugleich der Grund mit liegen muß, warum fie in dieſer Verbindung grade nach dem Mittelpunkt der Erde bins zudringen ſich bemuͤhn. Wir koͤnnen alſo dieſen allgemeinen Satz als Regel bilden; alle Körper auf unfrer Erde, wels che ein Beſtreben aͤuſſern, ſich nach dem Mittelpunkt der

Erde hinzubewegen, fallen, wann ihnen das Fundament,

worauf ſie ruhen, entzogen wird. Welche ſind aber dleſe? Dieſe Frage hat man nur durch die Erfahrung vorher beant. werten koͤnnen. Der Satz ſelbſt hat zum Sublect und zum

Pceaͤdikat Begriffe, iſt olſo ein allgemeiner Satz, und erzeu :

get eine Erkenntniß a priori nad) der gewoͤhnlichen und ges gründeren Sprache der Weltweifen, aber noch der Ihrigen durchaus nicht, weil fie in Anſehung ihres Urſprungs nicht von der Erfahrung ganz unabhängig iſt.

Sie wollen in der Folge unter Erkenntniſſen a prio- ni nicht folche verſtehen, die von biefer oder jener, ſondern die ſchlechterdings von aller 3 unabhängig find,

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und doch reden Ste glelch darauf von Erkenntulſſen a pri- ori, welchen nichts empiriſches bepgemiſcht Ift, die es ganz reln ſind, und ven ſolchen, dle nicht für ganz rein ale ſol⸗ che angeſehen werden konnen. Diefe Abthellung ſaſt offene bar nach Ihrer erſten Erklarung einen Widerſpruch in ſich, well nach dleſer beyde Gattungen nlcht denkbar ſind. Sie rechnen zu der letzten Gattung von Erkenntniß a prio- ri den Satz eine jede Veranderung bat ihre Urſache, und doch ſoll der Begriff von Veränderung aus der Erſoh rung gezogen werden. Eben dies hat auch ſtatt in Anſe. bung des Begrlſſes von Urſache. Ste heben alfa Ihren Begriff von einer Erkenntniß a priori wieder auf, wenn Sie dleſen Satz bieher rechnen. Nach Ihrer Erklarung ge hoͤret er ganz zu den Satzen, welche a paſteriori gebildet werden. Mich deucht, diefe meine Bemerkung hat Ihre völlige Richtigkelt, und ich wuͤſte nicht, aus welchen Gruͤn⸗ den Sie dles leuanen koͤnnten. leben Sie wohl!

2. Brief. Mein Herr.

Iſt es denn ſo gewlß, daß wir lm Beſithe gewlſſer Erkennt, niße a priori (Ind, und daß ſelbſt der gemeine Verſtand niemals ohne ſolche angetroffen wird. Sle behaupten dle. ſes, auch wir, aber in ganz verſchledenem Verſtande. Bis⸗ her haben dle Weltweiſen elne jede Erkenntnlß als elne 3 priori angeſehen, welche aus allgemeinen Begriffen ent- fpringee, wenn glelch diefe ihrem Urſprunge nach aus Er- fahrungen erwachſen find. Sle denken ſich dieſe aber als eine ſolche, welche ihrem Urſprunge nach ſchlechterdinggs von oller Erfahrung unabhangig iſt. Dieß IR die Erfenneniß a priori, deren Daſenn Sie bewelſen muͤſſen. Sie wollen alſo Merkmale angeben, woran wir ſicher eine reine Er⸗

tenntniß a priori von elner emplrlſchen unterfcheiden koͤn. a i nen,

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nen, und ich werde fie nach der Erflärung prüfen, welche fie von elner reinen Erkenntniß a prlori gegeben haben. Freylich lehret uns die Erfahrung blos, doß etwas fo und nicht anders beſchaffen ſey, aber nicht, daß es nothwer dig fo ſeyn müffe. Allein fie lehret uns doch, daß ein Ding diefe und keine andere Beſchaffenhelt habe; unfre Vernunft bildet daher Erfohrungsurtheile, und muß nun erſt Gruͤnde auſſuchen, wenn fie die Allgemeinheit dieſer Satze beweiſen will. Die Erſahrungsurtheile haben jederzelt zum Subiect ein Individuum, ein einzelnes durchaus beſtimmtes Ding. Will die Vernunft fie zu allgemeinen Sätzen erheben: fo darf ſie nur das Individuelle weglaſſen, und ſich das Sub— iect fo wohl als das Praͤdicat ohne dieſe Beſtimmung, und ſolglich als etwas allgemeines denken. Unter ſuchet fie nun, ob dieſe Saͤtze allgemein, od fie nothwendig wahr ſind: fo beſchaͤftiget fie ſich mit Saͤtzen, welche aus der Ers fahrung gezogen find, und deren Erfenntniß nlcht von Dies fer ihrem Urſprunge nach als ganz unahhängig gedacht

werden kann Wie konnen Sie alſo behaupten, daß jeder

Satz, welchen unſte Vernunft ſich zugleich mit feiner Noth⸗ wendigkelt denket, ein Urtdeil a priori in dem Verſtande fen, wle Sie die Erkenntniß a priori erklaͤret haben? Denken Sie ſich den Setz: der Menſch iſt ein vernünftiges Thler.

Woher entſtand er zuerſt in Ihrer Vorſſellung? Zogen Sie ihn nicht aus Beobachtungen, welche Sie über den Mens.

ſchen anſtelleten? Denken Sie ſich ihn nun mit feiner Noth. wendigkelt: fo wird dadurch fein erſter Urſprung aus Er— fahrung nicht aufgehoben. Sie find ferner berechtiget, aus ihm den Satz her zuleiten: alle Menſchen muͤſſen einen or⸗ ganiſchen Körper haben, weil dieſt Praͤdicat aus dem Be⸗ gr ff nothwendig folat, welchen Sie als ein nothwendiges Praͤ.

dicat von einem Menſchen angeſehen haben. Sie haben alfo dieſen letzten Satz mit feiner Nothwendigkelt aus dem erſten gezogen, weichen Sie mit feiner Rothwendigkelt ti dachten. Wird er aber deswegen feinem erfien Urfpey uge

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nach von aller Erſahrung ganz unabhaͤngig ſeyn? Er konn alſo nach Ihrer Erklarung von einer Erkenntniß a priori durchaus nicht als ein Sotz angefehen werden, welcher ſchlech. terdings a priori iſt. Wir find fteylich berechtiget, Saͤtze, worlnn Sublect und Praͤdicat als allgemeine Begriffe ges dacht werden, und welche wir mit iheer Nothwendigkelt denken, fo zu nennen. Allein nach ihrem Begrißfe von el. ner Erkenntniß a priori kann die Nothwendlgkeit, womit Sle einen Setz ſich denken, keln ausſchlieſſendes Merkmal davon ſeyn, daß er eln Satz a priori iſt. i

Sie behaupten, doß die Erfahrung niemals den Saͤt⸗ zen, welche aus ihr gezogen weiden, wahre oder ſtrenge, ſondern nur ongenommne und comparative Allgemeinheit

glebt. Ohne Zweifel wollen Sie hiemit fogen: dle Ver. nunſt iſt nicht berechtiget, in Sätzen, welche aus Erfahrung gezogen find, die Sublecte als allgemeine Begriffe anzufes hen, von welchen die Prüdlcate fo geſagt werden konnen, daß fie allen einzelnen Dingen zukommen, welche unter den Sublecten begriſſen werden. Dieß iſt wahr, aber auch ſolſch, es koͤmmt darauf an, wie viel elnzelne Dinge unter dem Subiect liegen. Iſt ihre Anzahl von zu groſſem Ums fange, als daß eine vollkommne Inductlon durch dle Ers ſohrung moͤglich wäre: fo haben Sie Recht. Woſerne aber ihre Anzahl fo eingeſchraͤnkt it, daß wir bey jedem einzel, nen Dinge das Prädicat durch Erfahrung gewahr werden können: fo konnte doch auch durch dleſe die allgemeine Wahn heit des Sotzes durch Erfahrung beſtättlget werden. Den ken Sle ſich eine beſtimmte Anzahl von Menſchen, welche elne Geſellſchaſt ausmachen. Koͤunten wir von jedem bewei⸗ fen, daß er ein Gelehrter wäre: fo wäre unfre Vernunft berechtlget aus Erfahrung durch elne vollſtändlge Inductl⸗ on biefen allgemeinen Satz zu bilden: alle Mitglieder ter Geſellſchaft find Gelehrte, und ich denke unmer, daß Ihre Vernunft gegen die Allgemelnbelt dieſes Satzes nichts ein. zuwen.

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zuwenden habe. Wir konnten nicht blos ſogen, fie find gelehrt, fo viel wir bisder wahrgenommen haben, fontern weil mir es aus Erfahrung wiſſen. Sie würden alſo auch ſchen deswegen nicht behaupten koͤnnen, daß ein Urtheil, in ſtrenger Allgemeinheit gedacht, fo daß gar keine Aus. nahme verſtattet wird, nicht von Erfahrung abgeleitet, forte dern ſchlechterdings a priori gültig fen. Sie ſitzen zwar hinzu keine Ausnohme als moͤglich gedacht dieß kann doch nichts anders heiſſen, als dleſes, bey dem Satze bleibt es auch nicht mehr moglich, ein einzelnes Ding zu ben ken, welches unter dem Subiect begriffen iſt, und doch das Prädicat nicht batte. Auch dleß läßt ſich von dem obi— gen Inductionsſatz behaupten, wenn man ſich es als eine ſeſtſtehende Regel der Geſellſchaft denket, daß nur Gelehe— te aufgenommen werden koͤnnen. Denken wir uns dleſen Satz alle Menſchen haben einen organiſchen Koͤrper: ſo koͤnnen wir feine Allgemeinheit freylids durch keine vollſtaͤn. dige Induction erkennen. Allein wird er dadurch, daß wir ihn in ſtrenger Allgemeinheit uns vorſtellen, fo daß gar keine Ausnahme als moͤglich verſtattet wird, ſeinem erſten Urſprunge nach von aller Erfahrung unabhängig, und alſo nach Ihrer Erklarung ſchlechterdings ein Saß a priori? Allgemeinheit und Nothwendigkeit koͤnnen alſo bey einem Urtheile gedacht werden, und die Erkenntniß, die wir als. dann haben, iſt demohngeachtet nichts wenlger als eine Er⸗ kenntniß a priori nach der Erklarung, die Sie von ihr ges macht haben. Und wie find denn Allaemeinheit und Noth⸗ wendig die ſichere Kennzeichen einer Erkeuntniß a priori, und zwar fo, daß wo diefe nicht iſt, auch keine Erkenntniß a priori ſtatt haben, kann? Wir bilden in der reinen Mathemas tik viele Süße, die nichts wenſger als allgemein wahr find, Nicht alle ſondern nur einige Vierecke find Parallelograms men; nicht alle fondern nur einige Körper find regulalre Korper. Unzaͤhllge Soͤtze von der Art konnte ich Ihnen aus der reinen Mathematik ausheben, in welchen das Pra. 5 N dlcat

dleat weder allgemein noch nothwendig dem Sublect zu ·

koͤmmt. Wohin wollen Sie alſo diefe Saͤtze rechnen? Et wa zu der Erkenntniß a priori? Dann fehlten ihnen die Merkmale, woran Sätze nach ihrer Erklarung als ſolche erkannt werden, die zu dleſer Erkenntniß gehören. Sollen fie zur Erkenntniß a poſteriori gerechnet werden: fo zieht der Geometer fie nicht aus Erfahrungen, ſondern viel. mehr aus Vergleichung allgemeiner Begriffe. Sie ge. bören alſo eigentlich zu keiner von beyden Erkenntnlßarten, welche Sie angenommen haben.

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Eine ſtrenge Allgemeinhelt, welche weſentlich zu elnem i

Uetheile gehöret, ſoll auf eine beſondre Erkenntulfquelle, naͤm⸗ lich auf ein Vermögen der Erkeuntniß a priori hinzeigen. Und welche If denn dieſe Erkenntnißquelle? Keine andre,

als unfre Vernunft, wodurch wir ſaͤhlg werden, zuerft |. durch Hülfe der Erfahrung Begriffe zu bilden, fie in Eät. |

zen zu verbinden, ihre Wahrheit, in wie weit fie blos Er⸗

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ſahrungsſätze find, durch Wahrnehmung anzuerkennen, das Indloiduelle aus den Sätzen wegzuloſſen, fie im allgemel. |; g

nen zu denken, und nun aus Gegeneinanderhaltung mehre- rer DBegr.ffe nach den Pelneipien des Wlderſpruchs und

des zu eichenden Grundes, welche welter keines Lichtes be-

dürfen, Feines groͤßern für uns fähig find, als welches ſie als angebohrne urfprüngliche Principlen unſter Denkkraſt

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haben, es zu unterſuchen, ob das Praͤdleat vom Sublet allgemtin oder nur unter Einſchraͤnkungen gefagt werden

kann, ob es not! wendig oder zufällig Iym zukomme. Al.

eln von dieieın Vermaͤgen der Erkenntniß, von dieſer Et. 5 kenntnißquelle koͤnnen Sie bier nicht reden, Sie müͤſſen ſich

eln Vermögen Ber: Seele denken, vermoͤge deſſen fie ſich,

Erkenntniſſe von Wahrbeiten verſchaſſen kann, welche ih.

h daß wir ein ſolches Eıkenntnißvermägen haben. d,

tem Ursprunge nach ganz unabhängig von aller äuffren und Innern Erfahrung find. Bewleſen haben Sie es noch nicht,

muß

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| müffen es alſs noch erſt erwarten, ob Eie dieß lelſten koͤnnen. a

Doch Sie behaupten gleich darzuf, es fen Ihnen lelcht, zu zeigen, daß es dergleichen noihwendige, und im firengften Sinn allgemeine, mithin reine Urtheile a priori

in der menſchlichen Erkenntnlß gebe. Sie haben dadurch meine Auſmerkſamkeit ſehr geſpannet. Ich werde ſehen, wie Sie dieſe befriedigen. Sie berufen ſich auf alle Saͤt⸗

ze der Mathematik. Diefe koͤnnen unmöglich alle hieher

gehören Die Soͤtze aus der Optik, Hydreſtatik, Aftroe ,

nomie, kurz aus allen Theilen der angewandten Mothema— tik find hier aus geſchleſſen. Doch Sie ſchelnen ſich unbe⸗

* ſtimmter ausgedruckt zu haben, als Sie es wollten. Sie

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wollen nur don Sätzen der reinen Mathematik reden. Ich wünſchte aber, daß Cie nur einen einzigen angeſühret hätten,

von welchem Ste beweiſen konnten, daß er auch dem Urs ſorung feiner Erkenntniß nach in uns von ollet Erfahrung unabhaͤngig fey. Unabhängig find fie alle von ihr in Anſe⸗

bung Ihres Innhaltes, weil dieſe Wiſſenſchaft blos allges

meine Begriffe zu Gegenſtaͤnden ihrer Unterſuchung nimmt. Dieß haben alle Kenner der Mathematik eingeſehen, und dieß iſt allein die Urſache, weewegen fie dieſe eine reine

Mathematik genannt haben.

Sle berufen ſich auf dleſen Satz alle Veraͤnderun—

gen muͤſſen elne Urſache haben. Allein haben Sie dieſen Setz nicht ſelbſt ſchon oben als einen ſolchen angeführt, wel⸗

cher kein relner Setz a ptlori iſt, welcher alſo, ehe et ge bildet werden kann, Erfahrung voraus feger ? Sie find alſo nicht berechtiget ihn als ein Beyſpiel von Erkenntniß

a priori nach Ihrer Erklaͤrung zu gebrauchen. Der Bes griff einer Urſache faßt offenbar den Begriff der Nothwen⸗

diakeit der Verknüpfung mit elner Wirkung in ſich. Dieß lleugne ich nicht, weil Urſache ohne Wirkung nicht gedacht 2 er.

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werden kann. Allein wie erhielten wir zuerft ben Begriff

von Urfache und Wirkung? Haben wir ihn nicht durch Hülfe der Erfahrung gebiinet?. Foiget denn daraus, we l keine Utſache obne Wirkung, und dieſe nicht ohne jene ge. dacht werden kann, daß olle Veränderungen Wu kungen ſeyn muͤſſen, und wenn diefe Folge nicht gegruͤndet waͤre, würden Sie dern bios deswegen, weil der Begriff von Ure ſache nothwendig den Begriff der Wirkung erzeugte, eine ſtrenge Allgemeinheit dieſes Setz's oder dleſer Regel aner⸗ kennen: File Veränderungen müffen eine Urſoche haben. Die Allgemeinheit dieſes Sotz's erkennen wir entweder aus dem Grundeatz von zureichenden Urſachen, oder wir werden nie zur Gewißheit deſſelben geiongen. Hler finden wir elne uns ongebohrne Grundregel, wornach unfre Vernunft ſich die Verknüpfung der Dinge denkt. Dieſe Regel ſelbſt ent. deckt fie dann eiſt, wenn fie über die Art ihrer Wirkſamkelt nachgedacht hat, dieß der Scele angedohrne Geſetz, wor⸗ nach fie denket, deraushebt, und es ſich in einem Safe deutlich darſtellt. Hätte Hume nichts weiter ſagen wollen: “fo würde er doch fo gonz Unrecht nicht haben. Die Bey⸗ fpiete, welche Sie bisher angeſuͤhret haben, um die Wuͤrk⸗ lichkeit relner Grundiäge in unſter Erkenntniß nach Ihrer Ecklaͤrung zu beweifen, find alſo zu Ihrem Zwecke ganz untauglich.

Ste wollen dieſe Ihre Abſicht noch auf einem andern Wege zu erreichen ſucen. Sie glauben die Unentbehrlich⸗ keit folder reinen Erkenntniß zur Möglichkeit der Erfah⸗ rung ſelbſt, mithin a priori darthun zu koͤnnen. Woſerne Sie dieſe Ihre Behauptung ſelbſt deutlich gedacht haben: fo muß di⸗ß doch wohl Ihr Gedanke fenn: Selbſt Erfah rungen find nicht möglih, wenn nicht reine Etkenntniß a priori in der Seele da ware, und jene moͤalich machte. Wäre denn dieß durchaus nothwendig: ſo müßte dle relne Erkenneniß a priori vor aller Erfahrung in der Seele da

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ſeyn. Alleln dleß widerſpricht grade dem von Ihnen bes haupteten Saß: der Zeit nach geht keine Erkenneniß in uns

vor der Erfahrung vorher. Welches iſt nun von beyden wahr?

Doch wohl das letzte, und alſo muß das erſte unwahr ſeyn. Erfahrungen erhalten unſern Benfoll, weil wir durch fie wife fen, welches Prädicat einem individuellen Subiect zukommt, und die Gewißheit des daher entſpringenden Erfahrungsfats zes erzeuget ſich in unfrer Seele nach dem Gtundſaß des Wis derſpruchs, welcher als Regel des Denkens uns angebohren iſt, und als Grundſatz von unfrer Vernunft durch Beob— achtung unfrer innern Wirkſamkeit gebildet wird. Wel. cher Weltwelſe wird aber blos Erfahrungsſaͤtze für erſte Gtundſätze gelten laſſen? Saͤtze, die unmittelbar aus Er— ſahrungen gezogen werden, haben zum Subiect durchaus beſtimmte Dinge (indiuidua) und find alſo in fo weit kel— ne allgemeine Saͤtzt Geundſaͤtze. Will die Vernunft fie dazu erheben: fo muß ſie die lndividuellen Beſtimmungen abſondern, und nun unterſuchen, in wle weit dieſe Saͤtze, welche ihrem Urſprunge nach von Erfahrungen abhängen, als allgemeine Regeln oder Grundſaͤtze ihre Gultigkeit ba» ben. Ich kann es Ihnen alſo durchaus nicht zugeſtehen, daß Sie den reinen Gebrauch unſtes Eckenntnißdermoͤgens, oder daß Sie die Wuͤrklichkeit der reinen Erkenntniß 2 priori, welche ihrem Urſprunge nach von aller Erfahrung in uns unabhängig iſt (denn davon war die Rede) als That⸗ ſache ſammt den Kennzeichen derſelben dargelegt oder ber ſtimmter, bewleſen haben. 5

Sie uͤberreden ſich auch, daß es Begriffe gebe, wel. che in uns a priori d. h. nach Ihrer Erklaͤrung unabhängig von aller Erfahrung entſpringen. Sie fodern es, daß wir aus dem Erfahrungsbegriff von einem Körper olles, mas darinn emplriſch iſt, als Farbe, Härte, und Weiche, Schwere, ſelbſt Undurchdringlichkeit wegwerfen. Was bleibe nun noch übrig? Raum! Gut; aber fo lag doch

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dleſer auch In dem Erfahrungsbegrlff, gehoͤrte mit zu fel, nem empirlſchen, und die Erkenntniß von ihm, oder fein "Begriff entſprang aus Erfadrung, und iſt alſo nicht von dleſer ganz unabhängig. Können Sie die Richtigkeit Dies bleſer Folgerung leugnen? Der Raum bleibt uͤber, wenn der Koͤtper ganz verſchwunden iſt. Wo? Etwa in un⸗ ſter Vorſtellung? Dleß bat bey allen Erfahrungsbegriffen fiatt, wenn unſte Vernunft durch Abſonderungen bis zum

böchſan Geſchlecht (ad, ſuptemum genus) empor ſteigt.

Etwa auſſer unſrer Vorſtellung verſchwindet der Körper, no er war, und Raum bleibt über. Wir wollen dleſen Fall hier annehmen. Was geht dieß unſer Erkenntnlßver⸗ raöcen an, und wle kann dadurch in uns elne reine Er⸗ tenutnlß a priori etwachſen? Sie haben Recht. Wenn wir sun einem Oblecte, welches durch Erfahrung uns be⸗ kannt wird, alles abſondern: fo muͤſſen wir uns dieſes doch zuleßt entweder als Subſtanz oder Beſtimmung elner Sub⸗ ſtanz denken. Wir koͤnnten auf der Leiter der Ideen noch höher empor ſteigen, well bende unter dem Beariff des

zög lichen begelffen find. Durch welche Nothwendigkeit kann ſich lütſer Begriff uns anders aufdringen, als well unfre MVerriunſt es gewahr wird, daß er in dem Erfabrungsbegeiff

mit enthalten iſt, nicht weil er ln unferm Erkenntnißver⸗

mo gen a priori, d. h. feinem Urſprung nach von aller Er⸗ fahrung unabhängig llegt, oder wie Sie ſprechen, ſelnen Sitz bat. Mit aller Achtung, welche ich übrigens für Ih. re Verdienſte habe, muß ich es Ihnen bekennen, daß Sle meine Erwartung nicht befrlediget, und nichts weniger als Beinlefen haben, daß ſich bey uns eine reine Erkenntulß a priori, oder wie Sie dieſe erklaren, elne ſolche finde, wel⸗ che in Auſehung Ihres Urſprungs nicht etwa von dleſer oder jeuer, ſondern ſchlechterdings von aller Erfahrung unabhaͤn⸗ gig iſt. Ich habe dle Ehre zu ſeyn, . ̃˙ Ha

3. Brief.

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* 1 7 3. Brief. Mein Herr,

Die Philoſophle bedarf einer Wiſſenſchaft, welche die Moͤg⸗ lichkeit, die Principlen, und den Umfang aller Eckennt— n!ß a priori beſtimmet. Mit dieſem Satze wird uns von Ihnen angekuͤndiget, was Sie uns itzt lehren wollen. Ich erwartete alſo, daß Sie ſich daruber erflärten, wie Sie Phi— loſophie von Wiſſenſchoſt unterſcheiden, daß Sie es ent— wickelten, worinn dieß Beduͤrſniß der Ppilofepyie beftehe, daß Sie es zeigten, was Moͤglichkeit, was Principlen, was der Umfang der Erkenntniß a priori in Ihrer Sprache, die überall fo viel ungewöhnliches hat, bedeute, und daß Sie nun aus allen dieſen dieß Beduͤrſniß der Philoſophie beweiſen würden. Allein von allen dieſen haben Sie in der folgenden Abhandlung kein Wort geſagt. Sie berufen ſich auf Erkenntniſſe, weiche das Feld aller möglichen Erfah— rungen verlaſſen, und durch Begriffe, denen uͤberall kein entſprechender Gegenſtand in der Erfahrung gegeben werden kann, den Umfang unſter Urthetle über alle Grenzen ders ſelben zu erweitern ſcheinen. Allein welche ſind denn die Eckenntuſſſe, welche das Feld aller Erfahrungen verlaſſen? Sind fie Erkenntniſſe a priori nach Ihrer Erklärung, und alſo auch ihrem Urſprunge nach von aller Erfahrung unab— haͤngig: fo find Sie noch nicht berechtiget, dieſe in unfrer Seele anzunehmen, weil Sie bisher weder ihre Moͤgllchkeit noch Wuͤrklichkeit in uns hinreichend bewleſen haben. it die Vernunft zwar durch Erfahrung auf fie geleitet, kann fie dieje aber nicht durch Erfahrung als allgemeine Säge darthun: fo muß ſie ſrevlich dae Feld der Erfahrung vers loffen, wenn fie doch dieß leiſten, und folglich den Umfang ihrer Uctheile über alle Grenzen der Erfohrung erweitern will. Allein wie muß fie nun Gründe für die Allgemein heit ſolcher Saͤtze ſuchen, 155 dieſe anwenden? Die Fra- an 12 9 ge

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ı8 eee eee eee, ge kann freylich aufgeworfen werden. Sle haben ſich über dieſe noch wicht erflärt, und lch werde auch deswegen dleſe bier noch unetoͤrtert laſſen.

Grade in dleſen letzten Erkenntulſſen ſollen dle Nach⸗ for ſchungen unſter Vernunſt liegen. Alleln dieß thun fie nun elgentlich doch nicht. Das vor zuͤgliche Geſchaſte un. frer Vernunft glelet dahin, Gründe für ſolche Erfenntniffe aufzuſuchen, welche über die Sinnewelt hinaus gehen. Wiels lelcht haben Sie auch nur dleß ſagen wollen. Unfre Wiß .. beglerde relzet uns allerdings, Fragen aufzuwerſen, welche dle Vernunft nicht mehr aus bloßen Erfahrungen beant⸗ worten kann, und die Befriedigung unſrer Wißbegierde iſt für uns ein fo groſſes Beduͤrſulß, daß wir ſo gar, auf dle Geſaht zu lrren, ehr alles wagen, als daß wlr elne fo angelesne Unterſuchung aus irgend einem Grunde der Be⸗ denklichkelt, oder aus Geringſckaͤtzung aufgeben ſollten.

Iſt ein unendliches Weſen da, welches von der Welt unterſchieden iſt, und derſelben ihr Daſeyn gegeben hat? Sit Freyheit ein Elgemhum der Menſchen? Haben wir eis nen unſterblichen Gelſt? Wichtige Fragen für uns. Allein kann unſte Vernunſt dleſe Frogen auſwerſen, wenn ſie ſich kelne Begriffe von Gokt, Unſterblichkelt, Freyhelt gemacht hat? Aus welcher Quelle hat fie denn dleſe ge ſchoͤpfet? Können Sle es in Abrede ſeyn, daß unſte Ver- nunft auf Veränderungen auſſer und in uns, auf dle Art, wie Entſchluſſe in uns entſpringen, auf das Hlnſterben der Tholere vorher aufmerffom ſeyn mußte, um durch NHülfe dieſer Wahrnehmungen ſich elne Vorſtellung von Gott, Freyheit, Unſterblichkeit machen zu koͤnnen? Und nun ward fie erſt fähig, die obigen Fragen aufzuwerſen. Metaphy⸗ fie iſt eine Wiſſenſchaſt, welche ſich mit Beantwortung dies ſer Fragen, oder wie Sie es ausdrücken, mit Aufloͤſung

dieſet Aufgaben beſchaͤftiget, ob ſie gleich auch andre Zwe⸗ a cke

cke zu errelchen ſucht. Warum muß aber dle Verfahrung dieſer Wiſſenſchaſt in Anfang ohne alle vorhergehende Prüs fung des Vermoͤgens oder Unvermoͤgens, welches die Ver— nunft zu einer fo groſſen Unternehmung hat, zuverſicht⸗ lich die Ausführung uͤbernehmen? Wo iſt eln Weltweiſer geweſen, der, wenn er anders diefen Namen mlt Recht vers diente, es ſich erfühnen konnte, die Metapbyſik als elne

Wiſſenſchaſt zu bearbeiten, ohne vorher das Vermoͤgen feis

ner Vernunft zu dieſer wichtigen Unternehmung gepruͤſet zu haben? In der Vernunftlehre haben die Weltwelſen doch immer dieß zum Hauptzweck gehabt. Eine andre Fra» ge iſt es, ob fie dieſe Prüfung vorher vollendet hatten? Dleß koͤnnen Sie unterſuchen, aber auch uns das Recht nicht ſtreitig machen, eben dieſe Frage in Anſehung Ihrer angeſtellten Prüfung aufzuwerſen, und fie wieder zum Ges genſtand unſter Unterſuchung zu machen.

Freylich iſt es ſehr natürlich, daß kein Phlloſoph, welcher biefes Namens wuͤrdig iſt, ein Gebäude errichten wird, ohne vorher die Grunde ſorgkaͤltig gepruͤſt zu haben, worauf er es er⸗ bauen will, oder wle Sie es in einer Ihnen eigenthuͤmlichen Sprache aue drücken, ohne der Grundlegung durch eine forgfältige Unterſuchung verſichert zu ſeyn. Man hat, welches Sie zu leugnen ſcheinen, die Frage vorlängft aufgeworſen, wie denn dle Vernunft zu wiſſenſchaftlichen Kenntuiſſen ges langen kann, welchen Umfang, welche Guͤltigkeit, welchen Wehrt die Saͤtze in Anſehung der Folgerungen haben, dle daraus gezogen wurden. Ohne gegen unſte beſte Philofos phen ungerecht zu ſeyn, kann man ihnen dieß Verdlenſt nicht abſprechen. Ich koͤnute es Ihnen zugeben, daß es uͤbrigens ſehr begreiſlich fey wie eine ſolche Unterſuchung lan⸗ ge unterbleiben kann.

Die mathematiſche Erkenntniß iſt ſchon lange in dem

Beſitz der Zuverlaͤſſigkeit geweſen. Alleln wodurch anders

konnte fie zu diefem Beſize kommen, als well die Vernunft BS die

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die Gründe prüfte, worauf ſich diefe Wiſſenſchaſt ftüget, als well fie den Quellen nachſpüͤbrete, woraus fie diefe Kennt⸗ niſſe ſchoͤpſte. Wenn nun die Vernunft einmal auf die rechte Bahn geſuͤhret iſt: fo entſteht daher die guͤnſtige Er⸗ wartung, nicht, daß fie in den hellen Köpfen der Denker bey ei⸗ ner Wiſſenſchaft die Bahn verlaſſen, ſondern vielmehr auf derſelben fortdringen werde. So ganz ſicher kann ſie doch nicht ſeyn, daß, wenn ſie in ihren Speculatlonen ſich über. dle Erfahrung erhebt, und allgemeine Satze aus ihnen fols gert, ſie nie durch Erfahrung widerlegt werde. Dieß Schicksal hat fie mehrmal erfahren, daß die Allgemelnheit ibrer Saͤtze, wenn ſie zu raſch zur Bildung derſelben ſort— ſchritt, durch elne Inſtanz wieder zertcümmert wurde, und dieß machte ſie vorſichtig, nicht ihre Erdichtungen nur mit mehrer Beputſamkeit zu entwerſen, um ſie gegen klare Wi⸗ deripräche zu ſichern, ſondern ihre Gründe genauer zu pruͤ— ſen, und es zu unterſuchen, In wle weit fie hinreichend find, um die Gültigkeit Ihrer Säge in dem Umfange, welchen fie ihnen gegeben hat, überzeugend zu erkennen. So mach— ten es unſte Leibnitze, unſte Wolfe, und ſo vlele andre deutſche und ausländifhe Philoſophen. Dieß it Wahehelt der Geſchichte, welche durch keinen Machtſpruch in Uns wahtheit umgeſchaſfen werden kann.

Die Mathematik glebt uns die glaͤnzendſten Beyſple⸗ le, wle weit die Vernunft es in der Erkenntniß a priori, nicht in wle weit diefe von aller Erfahrung in Anſehung Ih. res Urſprunges, ſondern ihres Innhaltes unabhängig iſt, bringen kann. Alle Gegenſtaͤnde, womit fie ſich beſchaͤſti. get, konnen wir uns nach Ihrem Ausſoruch in der Anſchcu⸗ ung darſtellen. Ich wiuſchte, daß Sie es genau erklaͤret hätten, was Sie elgentlich dabey denken, wenn ſie behaup⸗ ten, daß wir uns etwas in der Anſchauung darſtellen. Wols len Sie damit fo viel ſagen, die Zeichen, worunter wir uns die Oegenſtaͤnde la der Geometrie denken, ſind en

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Worte, ſondern die Gegenſtaͤnde ſelbſt, wovon dle Ver⸗ nunft Abſtractlonen, oder allgemeine Begriffe bildet: fo hat ſreylich dieſe Wiſſenſchaft dieß vor ollen andern voraus, und die Kenntniſſe, welche wir uns durch fie verſchaffen, er» halten eine glänzende Klarheit für unfre Vernunft, in wel— cher keine Gegenſtaͤnde andrer Wiſſenſchaft uns dargeſtellt werden koͤnnen. Allein die unmittelbaren Gegenſtände dies fer Anſchauungen find ſtets einzelne Dinge, Linien, Figus ren, Körper, welche wir uns durch Abzeichnungen, oder durch Körper ſelbſt, worinn wir dieſe erblicken, gleichſam ſichtbar machen. So bald wir aber von diefen Anfchau« ungen zu den Begriffen ſelbſt empor ſtelgen: fo find wle genoͤthiget, durch Sprachzeichen, welche mit den Gegen: ftänden ſelbſt gar keine Aehnlichkelt mehr haben, fie uns deutlich zu denken. Dieß wären alſo Anſchauungen, wel— che von blos relnen Begriffen wenig unterſchieden ſind. Iſt dieß Ihre Meynung: jo verſtehen wir Sie, Woferne ſie aber dieß nicht ſeyn ſollte: ſo haͤtten Sle ſich beſtimmter er. klaͤren ſollen. Die Schuld liegt in Ihnen, wenn Sie auch nachdenkenden Philoſophen unverſtaͤndlich bleiben.

Der Trieb, unſte Erkenntniß zu erweltern, hat kels ne Grenzen, weil wir es fühlen, daß unſer Vermoͤgen zu denken von dem groͤßten Umfange iſt, und daß wir den Be— ruf haben, fo weit auf der Leiter der Erkeunntniß empor zu dringen, als noch höhere Stuffen da find, welche unſte Ver nunft erſteigen kann. Wenn die Taube Vernunft hätte: fo wurde fie ſich nur dann es vorſtellen können, daß ihr Flug durch einen Luftleeren Raum ihr beſſer gelingen würde, wann fie es nicht wuͤſte, was zum Fliegen nothwendig iſt. Plato verließ die Sinnewelt, d. h. ohne Zweifel die Erſohrungen, weil ſie ihm zu enge Schranken ſetzten. Allein ſind denn alle feine höheren Speculationen fo ganz ohne Grund? Hat er gar kein Feld für die Vernunft gewonnen, wo ſie Blu⸗ men pfluͤcken konnte, welche auch noch in dem Geblete der

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Wohrhelten ſich In der ſchoͤnſten Bluͤthe eigen? Oleß werden Sie doch nicht durchaus leugnen wollen? Er verlor ſich freylich nicht ſelten auf den Flügeln ſelner Ideen oder vielleicht richtiger auf den Schwingen feiner glühenden Imaginatlon in Gegenden, wo unfre Vernunft wegen ihrer Grenzen kelnen feſten Fuß faſſen kann, und dieſe nen» nen Sie leeren Raum des reinen Verſtandes. Ich geſtehe gerne, daß das Bild, welches Sie brauchen, für mich mehr Schatten als Acht hat. Unterdeſſen werden Sie doch nicht in Abrede ſeyn, daß er ſich als ein groſſer philoſophi⸗ (her Kopf dareln verlor, dergleichen die Natur nicht viele bervorbringet. Er brachte feinen Verſtond vielleicht mehr von der Stelle, als er es haͤtte ſollen, oder ohne Bild zu reden, er glaubte mehr Wohrheiten entdeckt, mehr bewieſen zu haben, als es ihm die Schranken erlauben, welche noch unfrer Vernunft geſetzt find.

Eile behaupten, daß es das gewoͤhnliche Schickſal der menſchlichen Vernunft in der Speculation fen, ihr Gebaͤude fo bald aufzufuͤßren als es moͤglich iſt, dann erſt zu unterfu« chen, ob auch der Grund gut dazu gelegt ſey, nachher aller. hand Veſchoͤnlgungen het bey zu ſuchen, und dleß deswegen, daß man ſich wegen der Tüchrigkele troͤſte, oder eine ſpaͤ⸗ te und gefährliche Prüfung lieber abweiſe. So haben es freutich manche Philoſophen gemacht, aber wahre Denker, helle Köpſe unter ihnen hielten zu ſehr auf lhre Ehre, als daß fie fo elenden Beyſpielen nachgeahmet hätten. Nun glauben Sie die wahre Urfache von dieſer Erſchelnung in der philoſophiſchen Welt entdeckt zu haben. Ein groſſer Theil und vlellelcht der groͤßte von dem Geſchaͤffte unſrer Vernunft beſtehet in Zergliederungder Begriffe, die wir ſchon von Gegen. ſtaͤnden haben. Daher eine Menge von Eifenntniffen, wel. che, ob fie gleich nichts weiter als Aufflärungen und Erwel. terungen desjenigen find, was in unfern Begriffen liegt, dech wenlgſtens der Ferm nach neuen Erkenntniſſen gleick ge-

ſchaͤtzet

Te

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fhäger werden, wlewohl fie der Materle oder dem Innhalt nach die Begriffe, die wir haben, nicht erweitern, ſondern nur aus einander ſetzen.

Ob die Vernunft der Phlloſophen dem groͤßten Thelle nach ſich fo befchäfftigee erwelſet, das laß ich dahin geſtellet ſeyn. Die Vernunft eines Wolfs, eines Tetens und an- drer helldenkender Köpfe hat nicht dleſe Bahn betreten. Sie hat den Quellen ihrer Begriffe nachgedacht, nicht bios dies ſe entwickelt, ſondern ſie auch in Saͤtze verbunden, ſie gegen

elnander gehalten, und daher dem Zweck der Wiſſenſchaft, welche fie behandelte, gemäß andre Wahrhelten hergeleitet,

und auf dieſem Pfade ſich wuͤrklich neue Einſichten erworben. Sie hat ſich durch dieſes Verfahren eine ausgebreitete Er. kenntniß a priori, d. h. aus reinen Begriffen nach der ges wohnlichen Sprache der Weltweiſen verſchoffet, welche ei» nen ſichern und nuͤtzlichen Fortgang batte. Nicht durch ſal⸗ ſche Vorſplegelungen hat ſie zu ihren Begriffen ganz ſremde hinzugethan, ohne zu wiffen, wie fie dazu gelangte, und od» ne ſich eine ſolche Frage auch nur in Gedanken kommen zu laſſen. Dieß iſt Thatſache, durch die Geſchichte bewahrt, und ich müßte weniger Achtung gegen Ihre Einſichten ha ben, wenn ich mich überreden konnte, daß Sie fähig waͤren,

das Gegentheil ohne alle Elinſchraͤnkung zu behaupten.

Ich bin

4. Brief.

Mein Herr, Se wollen uns hier gonz neue Ausſichten eraͤffnen. Sle be⸗ Haupten, daß grade deswegen, well dieſe vor den Augen der Weltweiſen bis her in dicke Wolken gehuͤllet waren, ihre Ver⸗

nunft fo wenig ſichre Schritte in dem Gebiete der ſpeculatl⸗ B 4 ven

en = *

2 ven Wiſſenſchaſten habe thun koͤnnen. Dle Abſicht iſt ſehr lobenswürdig. Möchten Sie dleſe in einem hohen Grade

der Vollkommenheit erreicht haben! Wie viel hätten dann die hͤhern W'iſſenſchaften Ihnen zu danken?

Abeln welche find denn nun dleſe neu eröffneten Ausſichten? Vor Ihnen hat man den Unterſchled zwiſchen analytiſchen und ſynthetiſchen Urthellen nicht gekannt. Freylich hat man dieſen nicht gemacht. In der Vernunſtlehre der Einſichts⸗ vollern Weltweiſen hat man wohl zezeiget, wie die Vernunft durch eine Aufliiung (dvzAurmw) hoͤhere Begriffe (genera fuperiora) bilden, wie fie durch einen Zuſatz (one)

Beſtimmungen zu den hoͤhern Begriffen hinzuthun kann, welche nicht der Wüͤͤrklichkeit ſondern nur der Moͤgllchkelt F

nach ihren Grund in jenen haben, um Arten (noliones inferiores, ſpecies) zu bilden, oder wohl gar bis aufein- | zelne Dinge (indiuidu2) herabzuftelaen. Sle haben den Unterſchled zwiſchen Beweiſen entwickelt, werinn man von dem zu bewelſenden Satz bis auf ihre erften Gründe her. abdringe, oder in welchen man ſich von dieſen bis zu dem | Soße empor arbeite, welcher bewieſen werden ſollte. Je— nen nannten fie einen analytlſchen, dieſen einen ſynthetlſchen Beweis. Eie hielten es aber für zweckwidrig, von analy- tiſchen und ſanthetiſchen Urtheilen oder Sätzen zu reden, Wenigſtens haben ſie an dleſe Abtheilung nicht gedacht.

Sie glauben aber hier eine wichtige Entdeckung gef macht zu haben, worauf Sie ſich in der Folge ſehr oſt be. rufen, und vieles erbauen zu koͤnnen, ſich überreden. Oh: ne Zweiſel haben Sie hier vorzüglich auf theoretiſche Saͤtz: Ruͤckſicht genommen, und erklären ſich vornehmlich nur über bejahende Urthetle, weil die Anwendung auf vernelnende ſehr leicht gemacht werden kann. In jedem Urthelle den. ken wir uns das Verhaͤleniß des Praͤdicats zum Subiect. Entweder gehoͤret das Prädicat B zum Suhiect A, als et was, was in dieſem Begriff A (verſteckter Weiſe) enthalten

iſt,

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Ift, oder B liegt ganz auffer dem Begriff A, ob es gleich mit dem: !ben in Verknuͤpfung ſteht. Im erften Fall nere ren Sie das Urtheil anaſptiſch, in dem andern ſunthetiſch.

Cie wollen alſo diefenigen Urthtile, in welchen die Verfnüps,

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fung des Präricats mit dem Subiect durch Identltaͤt ge dacht wird, analytiſche, dlejenigen aber ſynthetiſche nennen, in welchen die Vernunft ſich dieſe Verknupfung ohne Iden⸗ titaͤt denket. Eclauben Sie mir, daß ich einige hieher gehoͤ. rige Begriffe entwickle, um dieſe Ihre Abtheilung vach rich⸗ tigen Gtundſaͤtzen prüfen zu können. Ein jedes Subiect, welchem ein Praͤdicat beygelegt wird, denken wir uns als eine Sache, welche ihr eigenthuͤmliches Weſen hat, und dieß drucken wir in dem Begelff aus, welchen wir uns von ibm macher. Das Weſen ſelbſt kann aus mehrern weſent— lichen Theilen beſtehen. Wit können alſo das ganze We— fen, oder einzelne, oder mehrere weſentliche Theile zum Praͤ. dicat dee Subiectes machen. Im erfien Fall entſpringen vollkemmen identiſche, im andern Foll unvollkommen iden⸗ tiſche Sötze. Ein Beyſpiel von der erſten Art iſt dieſer Satz: ein Triangel it ein Raum, von drey Linien einge— ſchleſſen, ein Beyſpiel von der letzten Art iſt dieſer: eln Triangel iſt eine Fiaur. Alles, was einem Subiect, für ſich betrachtet, aufömt: iſt entweder das Weſen ſeſbſt, oder dasjenige, wis in dem ganzen Weſen, oder in einem, oder mehrern Theilen deſſelben vollkommen gegruͤndet iſt. Es

llegt alſo entweder offenbar, oder verſteckter Weiſe, in dem

Weſen oder in dem Begriff des Eublecte, Von dieſen bey» den Eigen: eine Figur, die von drey Linien elngeſchloſſen iſt, hot auch drey Winkel; die drey Winkel in einem Tris

angel find zwey rechten Winkeln gleich; kann der erſte zur

Erlaͤuterung des erſten, der letzte zur Aufklaͤrung des letzten Falles dienen. Saͤtze von der erſten Art nennet man Grund— ſaͤtze, (Arlomen), weil unfre Vernunft die Wahrheit derſel ben nach einer unſter Denkkraft angedohrnen Grundregel, welche wir in dem Satz des Widerſpruches ausdrucken, am

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erkennen muß. Iſt zwar das Praͤdlcat in dem Sublect

vollkommen gegruͤndet, llegt aber der Grund für unfre Ver. nunſt verſteckt in dem Begriff oder Weſen des Sublects:

fo wird biefes, für ſich betrachtet, dadurch nicht erweitert, fondern nur mehr entwickelt, wenn wie dleß Praͤdlcat hin.

zudenken. Unfre Erkenntniß von ihm wird freylich dadurch erweltert. Wir muͤſſen uns nun nach Bewelſen umſehen, wodurch es uns klar wird, daß dieß Pradicat nicht ganz auffer dem Weſen oder dem Begriff des Sublects, ſondern vlelmehr in Ihm als elne Beſtimmung angetroffen wird, welche in dem Weſen deſſelben hlarelchend gegruͤndet iſt. Satze von der Art, deren Wahrheit wir nicht ohne Bes welſe für guͤltig erkennen koͤnnen, helſſen Lehrſätze (tbeore⸗ mata). Sie find Erwelterungsſaͤtze nicht in Anſehung des Weſens, oder des Begriffs vom Sublect, ſondern blos In Rückſicht der Eckenntulß, welche wir von ihm erhalten.

Wir fönnen aber auch Praͤdleate mit Sublecten ver⸗ binden, welche nicht ihrer Wuͤrklichkelt, ſondern blos ihrer Moͤglichkelt nach ihren hinreichenden Grund in dem Weſen der Sublecte haben. Dieſer Fall wird allemal elntreten, wenn mir höhere Begriffe (gene ra) zum Sublect, und dle ſpeclviſchen Differenzen, oder zufälige Beſtlmmungen zum Praͤdleat machen. Hiedurch wird der Begriff des Sub. lects, für ſich betrachtet, erweitert, und die Satze, die daher entfpringen, wenn bloß der Begriff des Dinges zum Sublect gemacht wird, koͤnnen keine andre als Particular ſaͤtze werden. Z. E. einige Figuren find Quadrate; einige Menſchen find Philoſophen. Nur dleſe allein koͤnnen in Ans ſehung des Subiects Erweiterungsſaͤtze genannt werden, und werden es auch in Ruͤckſicht unfrer Erkenntniß ſeyn. Bey dieſen wird elgentlich Identltaͤt des Praͤdicats mit dem Sublect ausgeſchloſſen.

Allein

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oder ſynt log! Zu |

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Alleln Ihre Eintheilung von analytiſchen und ſynthe— tiſchen Saͤtzen, von Erlaͤuterungs und Erweiterungsurthel⸗

len hat einen ganz andern Grund. Sie nennen blos dies

fe analytiſch, in welchen das Praͤdicat im Sublect iden⸗

tiſch enthalten iſt, oder worinn das Praͤdicat entweder das

ganze Weſen, oder weſentliche Thelle oder Beſtimmungen bezeichnet, welche offenbar in dem Begriff des Sublectes angetroffen werden, weſche Satze ſelbſt alſo Axiomata in der Schule der Weltweiſen genannt werden. Synthetlſche find in Ihrer Sprache ſolche, worinn das Prädicat B ganz aufı fer dem Begriff A lieget, ob es zwar mlt demſelben in Ders

früpfung ſteht. Nach dieſer Erklärung ſollte man glauben,

fie redten von Saͤtzen, in welchen das Praͤdicat eine zufaͤlli⸗ ge Beſtimmung vem Subiect bezeichnet. Es erhellet aber aus dem Gebrauch, welchen Ele von dleſen Sägen machen, daß Sie dadurch ſolche verſtehen, worinn das Praͤdieat zwar ſeinen Grund in dem Weſen des Subleets hat, wir aber dies ſen nicht anders als durch Vergleichung mehrer Begriffe eder nicht ohne Beweis in ihm erblicken koͤnnen. Diefe Ihre ſynthetiſche Säge find alfo grade diejenigen, welche in allen logtken laͤngſtens Lehrſaͤtze, (theoremata) genannt wurden. Zu welcher Claſſe wollen Sie aber nun folgende Eäße rech— nen Einige Koͤrper ſind Pyramiden, einige ſind Kegel, und fo unzählige von der Art? Wollen Sle di:fe mit uns ter Ihre ſynthetlſche begreifen: fo wird Ihre Sprache das durch ſehr ſchwankend. Rechnen Sie dleſe nicht dazu: fo sehören fie zu keiner von beyden Claſſen, fo iſt dleſe Ihre

Abtheilung ſehr unvollkommen, und der Grund, worauf ſie

ſſch ſtützet, hat keinen feſten Boden. Sie haben uns hier clio zwar eine neue Terminologie vorgelegt, aber keine Eln⸗ (heilung der Saͤtze entdeckt, welcht uns dunkle Gegenden in dem Gebiete der Wiſſenſchoften aufhellen koͤnnte, eb fie gleich wohl Verirrungen des Verſtandes in den Schlüffen erzeugen kann, welche er daraus folgert.

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Sie brauchen zur Erläuterung Ihrer analytiſchen Si. 1 tze dleß Benfpiel: alle Körper find ausgedehnt; und dieß Beyſplel beweifet, daß ich Ihre analytiſchen Saͤtze richtig erklaͤret habe. Alle Körper find ſchwer. Durch dieß Ur- N theil wollen Sie Ihren Begilff von ſynthetiſchen Saͤtzen erläutern. Allein ich muß geſtehen, daß Ste mich durch N diefen irre machen, oder daß er auch hieher ncht gehöre || Schwere ift fein Praͤdicat, welches in dem Weſen des Kin! pers ſelbſt gegründet iſt. Wir denken uns darunter den Druck des Körpers nach dem Mittelpunct der Erde. Die.“ fen aͤuſſert er nun nicht vermöge feines bloſſen Weſens, ſon dern nach einem Maturgeſetze vermöge der Verbindung, in] welcher er durch die Atmosphare mit der Erde ſteht. Set.“ ne Schwere treibt ihn auf Puncten der Erde, dle ſich dia metrallter entgegengeſetzet find, grade nach entgegengeſetz,“ ten Richtungen in elner graden Knie, deren Witte ber Mit: telpunct der Erde It. Sie kann alfo nicht in ihm allein Ip} ren hinreichenden Grund haben. Er koͤnnte alſo in elner andern Verbindung, worlun dieß Naturgeſetz ſich nicht wlrkſam beweiſen kann, wohl keine Schwere, Feine drücken de Kraft nach irgend einem beſtimmten Puncte äuffern, un! alſo ohne dieſe feyn. Folalich kann die Vernunft eigens lich eben ſo wenig ſagen, alle Koͤrper ſind ſchwer, als all Flguren find Vierecke. Diefer Satz gehörte alſo zu der Partlcularſätzen, und folglich zu den eigentlichen Et weiten rungsfägen in Anſehung des Sublects, in welchem das Pro dieat nicht der Wuͤrklichkelt, ſondern blos der Moͤglichkel nach qegründer iſt, und welches alſo nicht in dem Begei des Sublects liege. Allein fo denken Ste ſich doch di ſynthetiſchen Säge nicht. Denn ſonſt hätten dieſe nur Partlcularſätze ihre Gültlgfeit. Ich will eln andres Ur theil herſetzen: Ein Dreyeck hat drey Winkel, welche zufanf' mengenommen zwey graden gleich ſind. Wohln rechne Sie dieſen? Ohne Zweifel nicht zu aualytlſchen fondern ſonthetiſchen Satzen. Sie werden in der Golge oft von du

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fen reden. Es iſt aber aͤuſſerſt unangenehm, und macht

die Prüfung beſchwerlich, daß Sie durch Ihre Erklarung

der ſynthetiſchen Satzen uns keinen genau beſtimmten Etands

punct angewleſen haben, woraus wir Ihre Folgerungen

beurtheilen können.

Alle Erfahtungen find nach Ihrer Behauptung durch— aus ſynthetiſch. Warum denn dieſes? Sie ſagen, es märe ungereimt, einen analytiſchen Satz auf Erfahrung zu gründen, weil ich aus meinem Begriff gar nicht hinausge— ben darf, um das Urtheil abzufaffen, und alſo kein Zeuge niß der Erfahrung noͤthig habe. Allein ich koͤnnte dem⸗ ohngeachtet doch wohl fragen, wie kam denn meine DBers nunft zu dleſem anolytiſchen Satze? Ich gehe zu elnem Kuͤnſtler, und frage ihn nach einem feiner Kunſtwerke, was es il, Er antwortet mir eine Uhr. Ich moͤchte auch gerne ihren Zweck kennen, und er befrlediget mir meine Neubegierde. Er zeigt mir den Mechanismus der Uhr, und belehret mich, daß der Zweck derſelben fen, die Minu⸗ ten und Stunden des Tages genau anzuzeigen. Nun bile de ich den Satz. Dieſe Uhr iſt eine Maſchiene, welche durch ihre innre Zuſammenſetzung die Minuten und Stunden des Tages anzeiget. Iſt dieſer nun ſynthetiſch oder analytiſch? Nicht das erſte ſondern das letzte nach Ihrer eignen Erfläs rung, alio ein analytiſcher Erfahrungsſatz. Ich werfe vermoͤge meiner Vernunſt die individuellen Beſtimmungen weg, und denke mir den Satz, eine Uhr iſt eine Maſchl— ne. fi er nicht noch immer analytiſch? Weher entſtand er? Nicht aus Erfahrung? Hot meine Vernunſt nun einmal den analytiſchen Erfahrungsſotz dieſe Uhr iſt eine

Maſchine, wodurch Minuten und Stunden des Tages ane

gezeiget werden ſollen, zu einem allgemeinen erhoben: fo liegt in dem Begriff, welchen ſie ſich durch Erfahrung von der Uhr machte, der Begriff der Maſchine, und ſie darf ſich nicht erſt, um ſich von der Wahrheit dieſes Satzes,

Uhren

Uhren find Maſchlnen, zu überzeugen, auf Erfahrung bes ſt e.

rufen, ſondern dle Vernunft erhält bey Vorausſe zung des

det,

aus Erfahrung gezogenen Begriffs von der Uhr, nach der griff Anwendung ihrer Grundregel, welcher in dem Satz des daß

Wlderſpruches ausgedruckt wird, von der Wahrhelt dieſes Sages elne vollkommne Gewißhelt.

Auf elne ahnliche Art kann ich dleſes von dem Sa⸗ tze, ein Körper iſt ausgedehnt, zeigen. Man entziehe uns free Seele das Vermögen, Erfahrungen zu haben: fo würs de fie auch unfähig ſeyn, ſich den Begriff von einem Koͤr⸗ per zu machen. Hat fie dieſen erft durch Beobachtungea gebildet, und verknuͤpft ihn mit dem Sublect, Körper: fo entſteht der analyılibe Erfahrungsſatz, dieſer Körper iſt ausgedehnt. Dle Nothwendigkelt in dieſer Verbindung des Sublects mit dem Praͤdicat kann durch dle Erfahrung nicht gelehrt werden. Die Vernunft erkennt vielmehr, wenn fie erſt ſich einen Begriff vom Körper durch dle Erfahrung gebildet hat, die nothwendige Verknuͤpſung des Prädlcats mit dem Sublect, well ſie ſonſt, wenn ſie dos Praͤdicat leugnen, und doch das Sudlect ſetzen wollte, in dieſer Den— kungsart elnen Widerſpruch gewahr wird, und ſich nun durch eine Naturnothwendigkeit gezwungen fühle, die Richtigkelt des Satzes, eln Koͤrper iſt ausgedehnt, anzuerkennen. Sie müjfen ſelbſt behaupten, daß wir den Begriff des Körpers durch Erfahrung abgezogen haben. Allein wenn wlr nun dieſen Begriff, oder einen Theil deſſelben als Praͤdicat mit dem Körper in elnem Satz verbinden: entſpringt dann nicht eln analytiſches Urthell, und glebt dleß nicht offenbar elnen

Erfahrungsfaß ?

Setzen wir Schwere als ein Praͤdlcat zu demſelben Sublect: fo erweitern wir nicht blos unfre Erkenntniß, wel⸗ che ſich blos auf den Begriff des Körpers gruͤndet; ſondern auch den Begriff ſelbſt, und zwar durch die Erfahrung. ER

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iſt es alſo, worauf ſich die Moͤglichkelt der Syntheſis grüne

det, wodurch wir das Praͤdicat. Schwere, mit dem Be— griff des Körpers verbinden. Die Erfahrung lehret uns, daß Körper ſchwer ſind, und weil Wuͤrklichkeit ohne Möge

lichkeit einen Widertpruc in ſich ſaßt: jo erhalten wir da⸗

durch eine vollkommne Ueberzeugung, daß Koͤrper ſchwer ſeyn konnen, und doß alſo die ſynthetiſche Verbindung in dieſem Fall auſſer allem Zwelſel gesetzt if. Ueber Ihre ſynthetiſche Verbindung der An ſchauungen erfläre ich mich izt nicht, weil die Eroͤrterung dieſer Sache hier nur am une rechten Orte ſtehen würde.

Bey den ſynthetiſchen Urtheilen a priori ſoll dle Er— ſahrung als ein Hülſsmittel voͤlllg fehlen. Erlauben Sie mir, daß lch Ihnen erſt die Frage vorlege: Reden Sie hier von ſynchetiſchen Sätzen, welche ſonſt in der Logik Lehrſä— be heiſſen, oder von ſoſchen, worinn das Praͤdicat von dem Subiect eine bles zufällige Beſtimmung iſt, oder von bey— den zugleich? Einer von dieſen drey Faͤllen muß doch wohl ſtatt haben. Was denken Sie ſich unter Urtheilen a pri- ori, ſolche, welche von aller Erfahrung auch in Anſehung

ihres Urſprungts, eder ſolche, welche von ihr in Anſehung

ihres Innhaltes unabhängig find? Wuͤrden Sie hier ſich

ene denken: fo muͤßte ich Ihnen dagegen einwenden, daß

Sie, wie ich glaube gezeigt zu haben, weder ihre Moͤßllch⸗ feit noch Ihe Daſeyn in einem Geiſte von der Art, wie der unſrige iſt, dewieſen haben. In Anſehung der erſten

drey Fragen haden Sle ſich zu unbeſtimmt erklaͤrt, als daß

id darauf genau zu antworten wuͤſte. Vielleicht geben uns

Ihre ſerneren Entwicklungen mehr Licht, um etwas ent

(heiden zu koͤnnen. Wenn Sie über den Begriff A hl. aus gehen, um einen andern als damit verbunden zu erken⸗ nen, was iſt das, fragen Sie, worauf lch mlch ſtuͤtze? Waͤ. te hler die Rede von Saͤtzen, worinn ein zufälliges Prä« cat mit dem Eublect verbunden wird: fo würde theils die | Er»

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32 e Erſahrung, thells dle Hypotheſe, unter welcher ich das Sub» lect denke, und wodurch dasjenige, was blos bey ihm mög. dle lich war, würklich wird, mich dieſe Syntheſin, und alſo] kenn auch ihre Moͤglichkeit lebren. Sie ſcheinen mir aber ſich felbe: bier die ſontbetiſchen Sätze fo, wie wir uns die dehrſätze, gel d (cheoremata) zu deaken, weil Sie ſich auf den Satz, #5 ' alles, was geſchieht, hat feine U-fame. berufen. Geſche⸗ darf hen, Urſache, find fteylich Begtiſſe, wovon der erſte nicht ſich den letzten einſchlieſſet, der letzte aber dech nicht ohne den hrer erſten gedacht werden kann; ende haben in Anſehung gel a ihres erſten Urfprungs in unſter Seele die Erfahrung zur che di Quelle. Alleln ihre Verbindung in einem Satze iſt dieſeſo] keael ſehe das Werk unſrer bloſſen Vernunft, daß die Erſah F laͤuſe rung biebey ohne allen Einfluß bieiber? Auch dieß moch] gene te ich nicht beweiſen. Schon (ehr gnug entſchtieſſen wir griff. uns Abſichten zu errelchen, unb ſuchen Mittel auf, um zu verlaͤ jenen zu gelangen. Die Abſichten denken wir uns ls Not Dinge, die geſchehen ſollen, und die Mittel als Urſochen,] ſeine wodurch fie geſchehen. Die Erfahrung lehret uns in tau⸗ ſend Fällen, daß viele Dinge, die ſich ereianen, ihre Uri. chen haben. Hler erwächſt alſo in unirer Seele dieſer Ers | End ſahrungsſatz, manches, was geſchieht, hat feine Urtache. über; Wir werden in tauſend Fällen durch die Erſab:ung von 2 pr! der Richtinkeit dieſes Satzes und ſolglich von der Syn. ſo ho theſis des Praͤdleats mit dem Subdiect belehrct. Hier iſt unſre alſo das unbekannte x, wie Sie es nennen, entdecket, wor⸗ durch auf ſich der Verſtand bey Verknuͤpſung dieſes Prädicats] zu be mit dem Subiecte ſtuͤtzet, und dleß iſt die Erfahrung. Als braut fein nun kann ſich unfce Vernunft über die Erfahrung ers f dieß heben, wenn ſie die Frage aufwirft, iſt es denn durchaus] fäße nothwendig, daß alles, was geſchieht, feine Urſache haben] aus muß? Die Entscheidung dieſer Frage kann nicht mehr von Waß der Erfahrung erwartet werden, ob fie gleich unfrer Vet, welte nunſt Gelegenheit gab, die Verbindung des Prädicats mit gegen dem Subiecte ſich zuerſt zu denken. Sie würds aber auch 9 die Den

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die Allgemeinheit diefes Satzes aus feinen Beariſſen zu ers kennen fähig ſeyn, wenn die Natur, oder der Urheber der, ſelben ihr nicht vorgearbeltet haͤtte. Er hat uns eine Re— gel des Denkens eingepflanzt, welche wir uns in dem Grund, ſotz von zurelchenden Gründen deutlich vorſtellen. Diefe . darf unfre Vernunft nicht leugnen, wenn fie anders nicht ſich ſelbſt zerſtoͤren will. Durch eine innre Nothwendidkeit ihrer Natur wird fie gezwungen, dle Richtigkeit die er Mes gel anzuerkennen. Will unſer Geiſt von den Feſſein, wel— che dieſe feine innre Nothwendiakelt einer angebobrnen Grurds \ regel des Denkens ihm angelegt hat, ſich loßteiſſen, und taͤuſcht er ſich durch einen ſeltſamen Traum, ſich davon j-ey gemacht zu haben: fo findet er weder a priori in den Be- griffen noch a poſteriori in der Erfoprung irgend etwos zus verlaͤſſiges, wodurch er ſich von der Allgemeinheit und Nothwendlakeit dieſes Satzes, alles, was geſchleht, hat feine Urſache, uͤberzeugen Eönnte,

In den ſpeculativen Wiſſenſchaften iſt ſreylich dieß die Endurſache, daß wir uns von Lehrſaͤtzen eine richtige und

‚5 überzeugende Erkenntniß aus allgemeinen Begriffen, oder a ptiori verſchaffen. Nennen Sie dieſe Ermeiterungsfäge: fo habe ich nichts dagegen, in wie weit fie es in Ruͤckſicht unfrer Erkenntniß find. Ich ſehe aber keine Urſache, mo» „durch Sie berechtiget wären, von ſynthetiſchen Grundſaͤtzen zu reden. Bisher haben Sie dieſen Ausdruck nicht ges braucht, vielmeniger erklart. Wollen Sie vielleicht nur dieß dadurch anzelgen, daß die hinreichend bewieſenen Lehr“ ſaͤtze wieder als Principlen angeſehen werden koͤnnen, wot— 1 aus unſre Vernunſt neue Folgerungen machen, oder neue Wahrheiten herleiten, und ihre Kenntniß aus Begriffen er» weitern kann: fo würde ich um deſto weniger ein Wort da⸗ gegen einwenden, je haͤuffiger Philoſophen und Moathemo- tlker mit ſehr gutem Erfolg dieſe Bohn gegangen fird. Denken Sie ſich aber ſparhee lte Geundſaͤtze als Erwelte⸗

| run

rungen unfrer Erfenntniß a priori, welche von allen Er⸗ fahrungen auch in Anſehung ihres Urſprunges durchaus uns

abhängtg iſt: fo würden Sie erft bewelſen muͤſſen, daß der

menſchliche Gelſt derſelben fählg iſt, durch welchen Bes wels Sie ſehr verpflichten würden Ihren ergebeaſten ꝛc.

5. Brief. Mein Herr, Du,

S inte es denn wohl fo ausgemacht ſeyn, doß In allen eheores |

tiſchen Wlſſenſchaſten ſynthetiſche Urtheile a priori als Princi- pien enthalten find? Sie wollen dieſes beweiſen. Allein laſſen Sle uns erſt uns darüber einverſtehen, von welchen ſynthe⸗ tiſchen Sägen hier die Rede if, Nicht Sätze, deren Praͤdicat elne zufällige Beſtimmung des Subiects bezeich- net, kommen hler in Betracht. Dleß iſt mir aus Ihren folgenden elnleuchtend. Sie denken ſich hier unter fonıhea tiſchen Sägen ſolche, worinn das Prädicat zwar dem Sub⸗ lect als eine nothwendige Beſtimmung zukoͤmmt, aber un. ſre Vernunft dieſe Syntheſis nicht allein aus dem Begriff des Subleetes her zuleiten fähig it. Solche Saͤtze find den Phlloſophen längft unter dem Namen der Lehrſaͤtze bekannt geweſen. Wenn ſie richtlg bewleſen find: fo werden fie in allen Wiſſenſchaſten den Grundſätzen glelch geſchaͤtzet, un) man hat fie dazu gebraucht, um aus Ihnen, als vollkom⸗ men bewleſenen Wahrheiten, andre zweckmaͤſſig herzuleiten, und fie alſo in fo welt als Prinelpien angeſehen. Allein von dleſen ſchelnen Sie nlcht zu reden, ſondern von ſolchen, welche bisher der menſchlichen Vernunft entgangen ſind. Sie konnen ſich hier alſo keine ſynthetiſche Saͤtze denken, wel⸗ che ihres Innhaltes wegen von der Erfahrung unabhängig, und deswegen ſynthetiſche Saͤtze a prlori find. Wenn gleich dieſe Tetminologle bisher nicht von Philoſophen gebraucht

iſt:

EEE 33

iii: fo iſt doch dle Sache ſelbſt ihnen laͤnaſtens bekannt ge. weſen, und fie haben von ihr mit dem glüuͤcklichſten Erfolg einen zweckmaͤſſigen Gebrauch gemacht. Sie reden von Inne thetiſchen Saͤtzen a priori, d. h. nach Ihrer Erflärung von ſolchen, welche ſchlechterdings von aller Erfahrung auch in Anſehung ihres Urſprunges unabhängig find. Allein weder das Dafeon noch dle Moͤglichkelt ſolcher ſonthetiſchen Soͤtze in unſter Seele iſt bisher von Ihnen bewleſen. Wollen Sie alfo darthun, daß dleſe in allen tbeoretiſchen Wiſſenſchaf⸗ ten als Principlen vorkommen: fo muͤſſen Sie entweder jenen Bewels erſt führen, oder uns aus den Wiſſenſchaften ſolche Saͤtze herausheben, welche als Principien in ibnen gebraucht ſind, und auf welche die Merkmale angewandt werden koͤnnen, welche Sie zu ſynthetiſchen Saͤtzen a prio— ri erſodern. Wir müffen alſo nachſorſchen, was Sie ge leiſtet haben.

Sie behaupten, daß alle mathematiſche Saͤtze durch aus ſonthetiſch find. Allein durch dieſe Behauptung wird

nichts entſchleden. Welcher Mathematiker wird dle Gul. tigkeit dieſes Ausſpruches anerkennen? Werden fie nicht alle ihre Axiomen, nicht alle ihre Erklaͤrungen von ihren Ge— genſtaͤnden, nicht alle unmittelbare Folgen aus di⸗ſen, nicht alle ihre Particularurtheile, nicht den groͤßten Theil ihrer Saͤ— tze in der angewandten Mathematik Ihnen entgegenſtellen? Werden fie nicht durch alles dieſes berechtiget zu ſeyn glau« ben, Ihren Sog, welchen Sie ohne alle Beſtaͤttiaung fo bingeworfen haben, für ungültig zu erklaren, nicht desmes gen, weil er den Bemerkungen der Zergllederer der Ver. nunft entgangen iſt, ſondern weil er der Erfahrung, wel— che fie in theoretiſchen Wiſſenſchaſten haben, gradezu wider⸗ ſpricht, nicht deswegen, weil er allen ihren Vermuthun— gen entgegengeſetzt iſt, ſondern weil er von den ſichern Kenntniſſen der Wahrheiten verworfen wird. Er kann ale ſo weder unwiberſprichlich . noch in der Folge von Wich.

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tigkeit ſeyn. Denn dieſe ſetzet feine Wahrheit voraus. Eis Fi gentlich finden die Mathematiker es nicht, daß alle ihre

Schluͤſſe nach dem Grundſatze des Widerſpruchs ſortgehen, 5

ſondern daß in ihren directen Beweiſen der Satz von zurel⸗ chenden Gründen Ihnen die größten Dienfte lelſte, und daß

man ihre Folgerungen nicht leugnen koͤnne, wenn man nicht .

die Gultigkeit des erſten Grundſatzes verwerſen will. Sie glauben nickt, daß ihre Ariomen aus dem Satze des Wider

ſpruchs erkennt werden, als nur in fo welt, well das Praͤ.

dicat B beſtimmt in ihnen llegt, und ſolglich das Präbicat, nicht B, ohne Widerſpruch nicht mehr mit dem Eubiect | verbunden werden kann. Sie erkennen nicht aus dem Sag des Widerſpruchs, doß dle vler Winkel in elnem Viereck vier rechten Winkeln gleich find, ſondern nur dleß ſieht die Ver⸗ nunſt ous ihm ein, daß fie das Gegentheil nicht behaupten kann, wenn fie ſich anders nicht gegen elne nothwendige Grundregel des Denkens empoͤren will. Können fie ſich bierinn geirret haben? ie haben es auch laͤugſtens ſehr gut gewuſt, daß aus einem bewleſenen Theorem als aus einem Princlp andre heraeleltet werden koͤnnen, und ſchlleſ⸗ fen noch dem Satz des Widerſpruchs, daß das Gegentheil des Praͤdlcats mlt dem Sublect nicht ohne Irrthum vers bunden wird. Nennen Sie dieſe Theoremen ſynthetiſche Satze a priori nach Ihrer Erklarung: fo koͤnnen Sle die fe dem Mathematiker nicht aufdringen, well Sie es bisher noch nicht bewleſen haben, daß es ſolche in unſter Eee le gebe.

Mlt welchem Grunde Finnen Sie behaupten, daß eie FE gentliche mathematlſche Saͤtze jederzeit Urtheile a priori! find? Sie berufen ſich zwar darauf, daß dieſe Nothwen⸗ digkeit bey fi führen, welche aus Erfahrung nicht abges nommen werden konnen. Sind denn dieſe Saͤtze, einige Trlangel haben gleiche Winkel, einige Vielecke find reguläre Flguren, einige Körper find von ſechs glelchen Quadraten

eins |

24

37

elngeſchloſſen, Peine eigentliche mathematiſche Urthelle? Wo

iſt hier Nothwendigkeit? Nun ſind Sie gezwungen, die All— gemeinheit ihres Satzes, alle mathematiſche Urtheile ſind

ſonthetiſche Saͤtze a priori, wieder aufzuheben? Steht dieß

aber nicht in Widerſpruch mit demjenigen, was Sie vor—

her behauptet haben? Sie wollen Ihren Satz auf vie reine Mathematik einſchraͤnken. Lllein auch in dieſer giebt es unzählige Säge, welchen die Nothwendigkelt fehlt, und dieſe Wiſſenſchaft wird nicht deswegen reine Mathema— tik genannt, weil fie Wahrheiten in ſich faßt, deren Er— kenntniß von aller Erfahrung auch ihrem erſten Urſprunge nach unabhangig iſt, ſondern weil fie aus allgemeinen Be— griffen ihre Saͤtze herleitet, und fie ohne Ruͤckſicht auf Er— fahrung bewelſet. Sie wollen es darthun, daß der Satz 7t5 = ı2 nicht blos eln anatytiſcher Satz ſey. Wir mols len Ihren Beweis prüfen. Hier iſt er. Der Begriff von 2s enthält nichts weiter als die Vereinigung beyder Zah— len in eine einzige, wodurch ganz und gar nicht gedacht wird, welche die einzige Zahl fen, die beyde zuſammenfaßt. Als lein ich werde Ihnen dieß darauf antworten: 75 enthält nicht blos die Vereinigung beyder Zahlen in eine einzige, ſondern in dle einzige, welche die Summe von beyden iſt. Aus dem Soße, welchen Ste doch für einen analytiſchen werden gelten laſſen, die Theile zuſammengenommen ſind dem ganzen gleich, folgt nach dem Satz des Widerſoruchs, daß 8 57 als Theile zuſammengenommen ihrer Summe gleich ſind. Welche iſt dieſe? Dieß zelgt mir nicht der Ausdruck, ſondern die Zahl, die ich durch 12 ausdruͤcke,

und folglich der Begriff von 12, daß. fie es ſelbſt iſt. Folg⸗ lch erkenne ich aus dem Begriff von 12 und von 517, daß ich ohne Widerſpruch nicht anders denken kann, als daß

12 das Ganze und 5 7 feine Theile zuſammengenommen

bezeichne. Nehmen Sie einmal, daß dieſer Satz 5t7 2 ein ſynthetlſcher und folglich ein Satz ſey, der bewleſen were den muß. Selten Sie feine Gültigkeit aus einem andern

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ſynthetiſchen Soße her, der alfo für unſre Vernunft mieber eines Beweiſes bedarf Welcher iſt denn dieſer und woher find Sie von feiner Gͤͤltigkelt als einem Princip überzeugt ? Werden Sie, um hen Satz zu beweiſen, nicht zuletzt zu analytiſchen Urtheilen, oder zu Grundſaͤtzen Ihre Zuflucht nehmen muͤſſen? Warum betreten Sie denn nie eine fole che Bahn, welches doch durchaus noͤthig wäre, um uns zu

zeigen, wie Sie ſynchettiche aus andern ſynthetiſchen Sät⸗

jen auf einem uns bisher unbekannten Wege io herzuleiten wiſſen, daß unfre Vernunft von der Wahrheit derfelben vollfommen übertührer wird?? Ste berufen ſich auf eine Methode, die Segner in feiner Arithmetik gebraucht hat. Wech- iſt denn die te, und wie folgt daraus, daß dleſer Satz st; SD: ein ſynthetiſcher it? Segner will ſelnen Zu« hoͤrern zeigen, wie fie eine Anſchauung von dleſem Satz ers halten koͤnnen.

Er nimmt feine fünf Finger zu Hülfe, läßt fie el⸗ nen nach dem andern als Einheiten zu 7 hinzulaͤhlen, und fo mit deu legten bis zu 12 hlaufſtelig'n. Allein wozu ges braucht er dieß Huͤlſs mittel, deſſen er ſich nicht einmal, oh⸗ ne dusgelacht zu werden, bey feinen Zuhörern bedienen darf, wenn er fie nicht als fehr einfältige Jünglinge voraus⸗ ſetzen kann Will er fie etwa davon belehren, daß fie nicht aus dem Begriff von 12 als einer beſtummten Summe es ſchlieſſen koͤnnen daß ſie aus 57 zuſammengeſetzt it? Nichts weniger als dieſes. Er will ihnen nur eine lebhafte Vor— fiellung von 12 als einer Summe durch dieß ſinnliche Bild machen, Damit fie deſto ?lärer es einſehen, wie der Begriff 12 aus 5 f 7 zuſammengeſetzet iſt. Dieſer Weg, welchen er nimmt, iſt der Weg der Erfahrung. Durch ihn werden unmittelbar von unſter Vernunft Erfahrungsbegriffe ges bildet. Gründer ſich auf dieſe der Satz 12 = 52: ſo iſi er ein Erfahrungs satz, und folglich kann er nach Ihrer Er— flacung von Erkeantaiß a priori durchaus kein ſynthetiicher

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Saß ſeyn. Wir find aber gewohnt, Ihn als einen Satz anzuſehen, welcher durch Anwendung dieſes analytiſchen Grundſatzes, das Ganze iſt fo groß als feine Theile zuſam⸗ mengenommen, nicht ohne Widerſpruch geleugnet werden kann. Geſetzt daß er eln ſynthetiſcher waͤre: wle koͤnnen Sie daraus ſchlieſſen, daß alle arithmetiſche Saͤtze ſonthetiſch ſeyn müffen? Glabt es denn keine andre arithmetiſche Saͤtze, als worlnn das Sublect eine Summe iſt, und das Praͤdi—

cat die Theile anzeigt, worous jene zulammengefr&t wurde?

In jeder geometriſchen Proportion iſt das Factum der mitte

lern Glieder dem Facto der aͤuſſern gleich; in jeder arirhmes ichen Progreſſion iſt die Summe fo groß, als die Summe des erſten und letzten Gliedes, muleiplicire durch die helbe Ans | japı der Glleder. Was find denn dieß für Saͤtze? Auch ſoſche, deren Wahrheit nur durch eine Anſchauung erkannt | werden kann?

So viel mich dle Erfahrung gelehret hat: fo kann ich meine Zuhoͤrer nur davon uͤberzeugen, wenn ich erſt ihnen einen beſtimmten Begriff von elner geomettiſchen Proportion oder arithmetiſchen Progreſſion gemacht habe, und ihnen num zeige, wle aus ihren Begriffen die Wahrheit fo folge, daß fie ohne Wlderſpruch nicht kann geleugnet werden. Wäre Anſchauung der einzige Weg zur Erkenntniß dleſer Wahrheiten: ſo wuͤrde ſie durch Erfahrung erwachſen, ſich auf diefe gründen. Wie förate dieſe denn eine Erkennt a aus den Begriffen ſeyn?

Eben ſo eh werden Sie den Mathematiker davon berzeugen koͤnnen, daß alle Grundfäge der reinen Geome⸗ | rie nicht n fondern ſynthetiſch find, oder Sle moͤch⸗ en ihn denn zu überreden im Stande ſeyn, daß diefe Säge: en Dreyeck hat drey Linien, ein Quadrat iſt eine Figur, wot⸗ nn alle vier Ainlen und . ſich gleich ſind, und a

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lich andre kelne analyelſche find. Dleß ſind ſie ja ſo gar nach dem Begriff, welchen Sle uns ſelbſt von analprifchen Satzen gegeben haben. Ste berufen ſich auf dieſen: die grade Anle iſt zwiſchen zwey Puncten die kuͤrzeſte. Ich koͤnnte es Ihnen zugeben, daß dieß ein ſynthetiſcher Satz iſt, wenn Sie dar⸗

unter nichts anders ſich dachten, als was mir Lehrſaͤtze nennen.

Allein der Grund, welchen Sie für Ihre Behauptung anfuͤh⸗ ren, ſchelnet mir durchaus kein Gewicht zu haben. Es iſt wahr, der Beariff vom Geraden enthält nichts den Groͤſſe, fondern nur eine Qualität. Es kann alio aus dem Begriff der graden Ante durch keine Zergliederung der Begriff des

Kuͤrzeſten gezogen werden. Allein iſt denn in dieſem Satze

grade Linie das ganze Sublect? Sie reden ja von einer gras | den Knie zwiſchen zwey Puneten. Liegt nicht in dem Begriff E

dieſes ganzen Eubircts die Idee von Entfernung, und jolg« lich auch ven Groͤſſe? Kürzrfte iſt ein relativer Begelff, und zeigt alſo, daß die Linie mit ktummen Knien verglichen wird, welche zwiſchen denenſelben Puncten gezogen ſind. Die Anſchauung wird dem Geometer zum Bewels dieſes Sotzes nicht verhelfen koͤnnen. Denn krumme Linien koͤnnen durch unendliche Abſtuffungen ſich fo der graden nähern, daß kel⸗ ne Anſchauung mehr ſtatt haben kann Er muß alſo entwe⸗ weder aus dem Vergleich des ganzen Begriffs vom Sublect

folgt, und alfo in ihm geqruͤndet iſt, oder, wo dieß nicht moͤglich It, fo iſt auch alle ſeine Bemühung umſonſt. Soll—

te, wle Sie es ohne Grund annehmen, die Moͤglichkeit dies F

fer Syntheſis ohne Anſchauung nieht erkannt werden koͤnnen: fo wäre dieſer Satz blos ein Erfahrimgsfag , nicht elnmal eln Theotema nach der gewohnlichen Spreche der Weltweiſen, vielweniger ein ſynthetiſcher Satz a priori nach der Erklaͤ⸗ rung, welche Sle uns von einem ſolchen gegeben haben.

Ich wundre mich, wie Sie doch endlich einmal dazu kemmen, es zuzugeſteten, daß einige wenige Gtundiätze, welche

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welche die Geometer vorausſetzen, würflih analytiſch find, und auf dem Grundſatz des Widerſpruchs beruhen. Allein find dieſe Sätze denn nicht auch geometriſch, und hätten wir In dieſem Fall nicht Ihr eignes Zeugniß gegen den Satz wel— chen Sie kurz vorher behaupteten, naͤmlich daß kein Grundſotz der reinen Mathemctik analytiſch ſey. Sie behaupten, daß ſolche Satze auf dem Satze des Widerſpruchs beruhen. Dieß iſt ſehr unbeſtimmt geſagt, und kann bey denen, welche nicht

genug eingeweihet find, zum Mißverſtande Anlaß geben.

Die analvtiſchen Sätze beruhen nicht in fo weit auf dem Grundſatz des Widerſpruchs, als wir die Syntheſis des Praͤdicats mit dem Subiect für richtig erkennen, ſon— dern nur in fo welt als wir einen Widerſpruch bemerken, wenn wir das entgegenſetzte Praͤdicat mit dem Subiect vers. binden wollten. Ich bin davon überzeugt, daß, wo ein; Quadrat iſt, auch vier rechte Winkel ſeyn muͤſſen, und der., Grundfag des Widerſpruchs kann mir weder zur Bildung

dieſes Satzes noch zur Ueberzeugung von dieſer Wahrheit helfen. Weil ich weis, daß aus dem Begriff eines Qua- drates dieß Pruͤdicat durchaus folger: fo bin ich überzeugt, daß das Gegentheil des Praͤdicats mit dem Subiect nicht,

ohne Wliderſpruch verknuͤpft werden kann, und dieß vers, ſchafft meiner Ueberzeugung eine Staͤrke, die nicht erihüte tert werden kann. Nur in den indirecten Bewelſen erken⸗ ne ich aus dem Satz des Widerſpruchs, daß ein Praͤdicat entweder poſitiv oder negativ einem Sublect beygelegt wer⸗

den muß. In den directen Beweiſen erkenne ich es aus

andern hinreichenden Gründen, daß das Pradicat dem Sub⸗ iect zukommt. Der Satz des Widerſpruchs iſt hiezu ganz unbrauchbar; dazu dlenet er aber meiner Vernunft, daß ſie die Verbindung des Gegentheils vom Praͤdicat mit dem Sudiect verwirft, und für unmoͤglich erkennet.

Sonderbar fcheinet mir auch dieſe Ihte Behauptung,

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Methode und nicht zu Prinelplen dienen. Was nennen Sle Kette der Methode, was Principlen? und warum dlenen analytiſche Satze nur zu jener, nicht zu dleſen? So wlrd jeder Geometer Sle fragen, und nun Ihte Antwort er⸗ worten. Allein es hat Ipnen nicht gefallen, feine Erwar⸗ tung zu befriedigen. Er wird alfo ſelbſt prüfen muͤſſen. Aus der Art, wie er feine Wiſſenſchaſt behandelt, wels er, daß er alle feine lehrſaͤtze, oder, wenn Sie lleber ſynthetl⸗ ſche Sätze dleſe nennen wollen, feine ſonthetiſchen Saͤtze zu⸗ letzt aus Grundſétzen herleitet, daß er dieſe ols Principlen nicht zur Kette, ſondern zu Gliedern in der Kette der Wehr. heiten macht, in welcher das letzte Glied der ſynthetlſche, oder der Lehrſotz iſt, welchen er beweiſen will. Er erblickt alſo in dieſer Kette die onalytiſchen Sätze als Principien, als die

Grundlage, worauf er dae Gchaͤude feiner Wahrheiten er⸗

richtet. Er wird alfo, wenn er anders Ihre Ausdrucke in der gewohnlichen Bedeutung nehmen darf, es nicht begrei— fen fönnen, wie Sie analytiſche Saͤtze zwar für eine Kette der Methode, aber nicht fuͤr Peincipien zu halten im Stande find. Sie berufen ſich zwar auf dieſe Sätze: dae Gan⸗ ze iſt ſich ſelbſt gleich,: ga und das Ganze iſt groͤſſer als ein Thell. Er hoͤret es von Ihnen, daß dleſe nach bloſſen Begriffen gelten. Gut, wird er glauben, fortſchleſſen zu koͤnnen; dleſe Saͤtze werden alfo deswegen tür richtig erkannt, well aus dem Begriff des Subiects das Praͤdicat fo folgt, daß das Sublect wieder aufgehoben würde, wenn ich das Praͤdicot leugnen wollte. Wie koͤnnen Sie alſo behaupten, daß fie in der Mathematik nur Darum zugelaſſen werden, weil fie in der Anſchauung dargeſtellet werden konnen? Was nennen Sie hier in der Anſchauung darſtellen? Nehmen Sie den Sotz 2. Stellen Sie ihn ſich in der Ans ſchauung dar! Wobden haben Sie denn nun eine Anſchau⸗ ung? Etwa von dieſen Zeichen, oder von der Wahrheit

ſelbſt, welche durch dieſe Zeichen ausgedrückt wird? Die

Anſchauung der Zeichen wird Ihnen zu nichts Dies nen.

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nen. Dle Wahrhelt ſelbſt laßt ſich nicht anſchauen, well fie eine allgem ine iſt Wollen Sie dieſe anſchouen: fo werden Sie ſich einen einzelnen Fall denken muͤſſen, etwa den ganzen Körper eines Elephanten und den bloſſen Nopf beſſelben. In dieſer Anſchauund finden Sie die allgemeine Wohrheit durch einen einzelnen Fall beitättiuet, aber nicht bewieſen. Der eweis kann aber auf dieſer Anschauung nicht beruhen, ſondern muß eine ganz andre Quelle haben, woraus die Vernunſt ihn herleitet, weil fie ſonſt dieſen alle gemeinen Satz als einen Erfahrungsſotz anſeßen müßte, defe fen Gültigkeit nur durch eine ſehr unvellkommn - Induction erwiefen werden koͤnnte. Wie kann blos die Zwepdeutig— keit des Ausd uckes uns bisher verleltet haben, zu glauben, daß das Praͤdteat ſolcher apodietiſchen Urtheile ſchon in dem Begriff des Sublects liege, und das Urtheil alfo anolytiſch fin Sie geſtehen es ſelbſt, daß wir in olchen Sätzen zu einem gegebenen Begriff ein gewiſſes Prädicat hinzudenken, deſſen Nothwendigkelt an jenem haftet. Allein wird in eis

nem ſolchen Fall nicht der Begriff des Eubiects wieder aufs

gehoben, wenn wir das Praͤdicat leuanen Dieſes muß als _ ſo in jenem ſeinen hinreichenden Grund haben, und unſte Vernunft erblickt dieren entweder blos in dem Begriff des Sublects, oder ie muß andre Begriffe zu Huͤlſe nehmen, um aus dleſen die Gültigkeit der Wahrheit zu beweiſen. Im eriten Fall hat fie Arxiomen, oder wle Sie ſprechen, analys ilſche Säge, im andern Theoremen oder ſynthetiſche Urrhei« I. Die Anſchauung kann, wie ich oben bewieſen habe, ihr nicht zur Erkenntniß der Allgemeinheit und Nothwendigkeit der theoretiſchen Satze verhelfen.

Sie wollen aus der Naturwiſſenſchaſt ein Paar Saͤtze jum Beyſpiel anführen, um dadurch zu beweifen, daß ſyn⸗ thetiſche Urtheile a priori als Principien in ihr enthalten find. Die angeführten Säge find folgende: 1) in allen Vers änderungen der korpetlichen Welt bleibt die Quantität der

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Materie unverändert, 2) In aller Mitthellung der Bewe. gung find Wirkung und Gegenmirfung jederzelt einander gleich. Bey bepden Saͤtzen denkt ſich die Vernunſt Allges

melnhelt und Notpwendigkeit. Beyde Beſtimmungen kann.

fie nicht aus Erfahrung, auch nicht aus bloſſen Begriffen des Sublects und Praͤdicats herleiten. Sie muß alſo ana dre Gründe auſſuchen, woraus es ihr einleuchtet, daß dies fe Syntheſis in der angenommenen Beſtimmung nicht blos moglich, ſondern auch wuͤrklich iſt. Sie wlrb fie alſo nicht fuͤr Axlomen, ſondern für Theoremen, oder nicht für ana— lytiſche, ſondern für ſynthetiſche Saͤtze, wenn Sie ſich lies ber fo ausdrucken wollen, anſehen koͤnnen. Wenn ſie erſt hinreichend bewieſen find: fo koͤnnen fie auch von der Vers nunſt als ausgemachte Wahrheiten zum Grunde gelegt wer— den, um andre daraus herzulelten, und ſolglich koͤnnen fie alsdann die Stelle der Prineipien einnehmen. So weit ſtimmen alle Philoſophen mit Ihnen überein. Allein Sie reden noch von ſynthetiſchen Satzen a priori. Durch dleſe Redensart bezeichnen Sle entweder blos allgemeine Sätze, oder ſolche, deren Erkenntniß bey uns von allen Erſahrun— gen auch in Anſehung ihres Urſprunges durchaus unabhäne gla iſt. Das erſte leugnet kein Philoſoph. Das letzte, muͤß— ten Sie bewelſen, well es effenbar dem Gong widerſprlcht, welchen unire Vernunft nimmt, um ſich zu der Erkenntniß von der Allgemeinheit und Nothwendigkeit dieſer Saͤtze em— por zu arbeiten. Diefen Beweis bleiben Sie uns noch ſchul⸗ dig, und Ihe bloffer Ausfprud, kann hierinn nichts entſcheiden.

Wie koͤnnen Sie den Ausſpruch thun, daß die Mes taphyſik bisher für nichts weiter als für eine blos verſuchte Wiſſenſchaft gehalten werden darf? Sie nehmen ſreylich die Miene an, als ob Sie dieß hier nur als eine Hypothe— ſe einsweilen hinſetzen wollen. Sie werden ſich aber bald deutlich genung darüber erklaͤren, daß die nicht bey Ihnen für eine Hypotheſe, fondern für eine ausgemachte Wahr—

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belt gelte. Alſo haͤtte noch keiner die Metaphyſik mit gluͤck— lichem Erfolg als eine Wiſſenſchaſt behandelt; weder Grie— che noch Deutſcher, noch Engelländer noch Franzoſe, noch irgend ein Phlloſoph aus allen Nationen der Erde? Beden— ken Sie, wos Ihre Gegner zu dleſem Nusſpruch ſagen wer— den, welchen er notwendig zu gewagt, zu hart vorkom— men muß, als daß er ſich einmal mit Anſtand auf dem Ka— theder, vielmeniger vor den Ohren der Ppiloſophen oͤffentlich ſagen laͤßt. Was für Beweiſe werden ſie von Ihnen ſo— dern? Können Sie es wohl von allen Metapfnfifen der belldenkenden philoſophiſchen Köpfe darthun, daß fie keine theo⸗ retiſche Wiſſenſchaft in elnem gewiſſen Grade der Vollkom⸗ menheit in ihnen geliefert, ſondern bles Verſuche gewagt has ben, welche ihnen fo wenig gelungen find? Nach Ihrem eignen Geſtändniß iſt die Metaphyſik eine Wiſſenſchaft, wel— che durch die Natur der menſchlichen Vernunft unentbehr— ſich gemacht wird. Iſt auch deswegen es wohl wahr— ſcheinlich, daß bis auf den Zeitpunct, wo Sie in der phi— loſophiſchen Welt auftreten, die Vernunft in ſo vlelen hell. denkenden Köpfen zwar immer nach der größten Vorberei— tung dieß Ziel zu erreihen ſuchte, aber noch nie eine Wifs ſenſchaft zu Stande bringen konnte, welche ihr doch ſelbſt durch die Natur fo unentbehrlich gemacht it?

Die Metappyſik foll ſynthetiſche Erkenntuiſſe a prlori enthalten. Allein iſt denn unfre Seele auch ſolcher fähig, wenn wir nach Ihrer Erklaͤrung darunter Erkenntnulſſe denken, welche ihrem Urſprunge nach ſchlechterdings von aller Erſab—

rung unabhaͤngig ſind? Dieſe Frage haben Sie durch oft

wiederhohlte Ausſpruͤche bejahet, aber Ihre Behauptung durch keinen einzigen tuͤchtigen Grund bewleſen. Waͤre un— fre Vernunft nach den Einſchraͤnkungen, welche ihr wenig» ſtens in ihrer itzigen Lage von der Natur geſetzt find, unfähig, ſich dieſe zu verfchaffen, wie es ſich beweiſen ließ, und wuͤr⸗ den dieſe in der Mataphyſik die Hauptgegenſtaͤnde ausma⸗

\ chen:

46 a flect ve.

chen: fo würden wir ſreyllch bloß Verſuche, Pelne Metophyſik

als Wiſſenſchaft haben, und Sie ſelbſt würden uns nichts | feinen | beſſres llefern koͤnnen. Es iſt uns freylich in der Mataphyſik ihrem | nicht blos darum zu thun, uns allgemeine Begriff⸗ von Din⸗ n

gen zu machen, jene blos zu zeralledern, urd ſie dadurch! durch d analpeiſch zu erläutern. Wir wollen unſte Erkenntniß er weltern weitern, und Präricate zu den Subiecten finden, welche

führen:

wir nicht aus den Begriffen der Gubiecte allein herl-iten koͤnnen, fordern in Anſehung deren wir andre Wahrhelten, als Grundſätze iu Hülfe nehmen, um aus dieſer Verbindung es einzuſehn, daß das Prädlcat in dem Beariff oder in dem Weſen des Subieetes gegruͤndet iſt. In ſolchen Theore— men wollen wir nicht den Beariff des Sublectes ſelbſt, fon» dern nut unfre Erfenntniß erweitern. Wir (uͤgen nicht eln Praͤdicat zum Sublect, was nicht vermöae feines We⸗ ſeus ſchon In ihm liegt, ſondern was wir ehne Vergleich mit andern Wahtheiten nicht darinn erblicken koͤnnen. Dleſe Urtheile find deswegen Lehrſaͤtze, nicht ſynth⸗tiſche Saͤtze in dem Verſtande, als wenn das Praͤdicat zu dem Begelff des Sublectes etwas hinzuthaͤte, was gar nicht darinn enthal⸗ ten wäre. Dleß hat nur in den Sätzen flott, mworinn das Praͤdicat eine zufällige Beſtimmung von dem Sublect

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üb, und blos dleſe find fo wohl der Sache als unfrer Ers Ich kenntniß nach ſynthetiſche, oder Erweiterungsſaͤtze in Ruͤckſicht (ehr gere des Sublects. Alleln ſoſche Saͤtze ſind am wenigſten die Haupt Erg 2 al gegenſtaͤnde der Metaphyſik, ob fie gleich auch in ihr ange: dit if n troffen werden muͤſſen. Wlll dle Vernunft beweiſen, daß beypflichee die Welt einen erſten Anfang haben müffe: fo kann dle ich ſie da Erfahrung ihr zwar keinen Beweis von dieſer Wahrhelt tung ge

liefern, ob ſie gleich ohne ihre Beypuͤlſe zu dieſer Unterſu . burch he chung nicht hätte kommen konnen. Sle will hier nicht ein Bye nicht d Prädicat zum Subiect hinzuthun, welches nicht in feinem immer * Begriff enthalten, oder nicht in ihm gegründer wäre: ſon. nicht ſolge dern ſie iſt bemuͤht, ſich eln Licht anzuzuͤnden, wodurch ſie erschlug

es mit Gewißheit erkennet, daß dieß Praͤdicat mit dem Sub⸗ iect

47

fect verbunden werden muß, well es in dem Weſen deſſelben

feinen hinrelchenden Grund hat. Die Metaphyſik beſteht

ihrem Zwecke nach nicht aus lauter ſynthetiſchen Saͤtzen a priori nach Ihrer Erklaͤrung, ſondern aus Theoremen, durch deren gruͤndlichen Beweis fie unfre Erkenntniß er— weitern will. Können Sie mich von dem Gegentheil übers führen: fo verpflichten Sie Ihren ergebenſten c.

| 6. Brief. Mein Herr, Der Gewinnſt iſt in theoretiſchen Speculatlonen ſehr oft

ron groſſem Umfange, wenn man eine Menge von Unterſu. -

chungen unter die Formel einer einzigen Auſgabe bringen (ann. Sie haben Recht, man erleichtert ſich dadurch fein eignes Geſchaͤfte, und jedem andern, der prüfen will, dat Urtheil, ob wir unſerm Vorhaben Gnuͤge geleiſtet haben, eder nicht. Sie glauben, daß die eigentliche Aufgabe der reinen Vernunft in diefer Frage enthalten fen: wie find _Ipntheriicye Ulrtheile a priori möglidy?

Ich geſtehe es gerne, daß Sie meine Neuglerde he gerelzet hoben, und daß ich Ihrer Beantwortung der - Frage alle Aufmerkſamkeit widmen werde. Die Wahr— it iſt mir zu ſchatzbar, als daß ich Ihnen nicht gerne F ppflichten werde, wenn fie auf Ihter Seite iſt. Finde ih fie da nicht: fo wäre es eine übel angebrachte Hochach— | ME gegen einen DVerdienfivollen Mann, wenn ich mich zurch fie abhalten ließ, es ſreymüthig zu geſtehen, daß ich ſe nicht da gefunden habe. Ihre Frage ſcheint mir doch mer noch etwas unbeſtimmt zu ſeyn. Könnte fie wohl icht folgende Aufgaben In ſich ſaſſen: 1) wodurch wird der nſchüche Verſtand ſaͤig, ſolche Urtheile zu bilden 7 20 wie

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48

2) wle kann er auf dleſe geführet werden? 3) wle kann er if. re Wahrhelt bewelſen? Vlelleicht werden Sie olle dleſe Aufgaben auflöfen, vielleicht bleiben Sie blos bey der ers ſten ſtehen. Ich erwarte auch, daß Sie ſich darüber bee ſtimmt erflären, was Sle unter reiner Vernunſt verſte⸗ ben, Der Erfolg wird mich lehren, was Sie gethan haben.

Sie behaupten, daß dle Metaphyſik bisher in elnem

ſehr ſchwankenden Zuftand der Ungewißhelt und Wider⸗ ſorͤͤche geblieben iſt, und Eie wollen die Urſache hievon darinn entdeckt haben, daß kein Phlloſoph ſich dieſe Auf gabe und vielleicht ſo gar den Unterſchled der analytiſchen und ſynthetiſchen Urtheile früher ln Gedanken kommen ließ. Das erſte wird von Ihnen blos ſo hingeworſen, und mwers den nicht alle Metaphyſiker gegen Ele auſſtehen, und Ih. nen das Gegentheil zuruſen? Welche Stimme gilt nun in dieſem Strelt am meiften? Eben dieſe Phlloſophen wer⸗ den Ihren Ausſpruch verwerfen, einmal, weil fie den Uns terſchled zwiſchen Ariomen und Theoremen fehr quf gefannt, und Regeln entwicket haben, wornach man beyde bilden, und dieſe aus jenen herleiten muͤſſe; zweytens, weil ſie dieſe Ausdrücke, analytiſche und ſynthetiſche Urthelle, für unſchicklich halten, und die Einthellung, in wle welt Sie dleſe gemacht haben, entweder für ungegründet, oder doch wenlgſtens für ſchwankend anſehen. Sle werden es ven Ihnen fodern, daß Sie vorher dle Wuͤrklichkeit oder Moͤg⸗ lichkeit ſynthetiſcher Urtheile a priori in unfrer Seele nach Ihrer Erklärung bemeifen, ehe Sle ihnen einen fo groſſen Einfluß zuſchreiben, und daß Sie diefe Aufgabe : wie find ſonthetiſche Urtheile 2 priori moglich? hinreichend auflöfen.

Diefe Foderung, welche fo gerecht feine, wird dadurch uicht beſtlediget, daß Sie gleich darauf behaupten, das Ste⸗ hen und Fallen der Melaphyſik beruhe, und zwar das er⸗ ſte auf der Aufloͤſung dieſer Aufgabe, das letzte auf einem

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gerugthuenden Bewelſe, daß die Moͤglichkeſe, weiche wir kurch dieſe Aufgabe erklart wiſſen wollen, in der That gae nicht ſtatt finde. Wird man Ihnen nicht hier die reine Matdematik entgegen ſetzen, welche ſchon ſo lange als Wiſ. ſenſchaft unerſchuͤttert da ſtand, und in welcher doch feine Shriäge, oder wie Sie lieber ſorechen, keine ſonthetiſche Urtheile angetroffen werden, deren Erkenntniß in A-f hung ihres Urſprunges von aller Erfahtung durchaus unabhängig iſt, ob fie es gleich in Aoſe hung ihres In holtes wird, ob gleich die Vernunft di— Verbindung dieſer Saͤtze theils nach dem Grundſotz des Widerſpruchs, theils der zureichenden Gründe aus Begriffen oder andern Sätzen veranſtaltet, und nun ihre allgemeine Wahrheit auch ohne Ruͤckſicht auf

Erfahrung mit Gewißheit erkennet. Eben dieß hat auch in der Metaphyſik ſtatt. Wozu sollten ihr ſonthetiſche Saͤtze a priori, welche von aller E fahrung nicht blos ihtem Inn⸗ halte, ſondern auch ihrem Urſprunge nach ſchlechterdings un⸗ abbaͤngig find, dienen? Worauf ſollte denn die Vernunſt die Gultigkeit derſelben bauea? Etwa auf analytiſche? Sollte ſie die Verbindung derſelben nach den uns angebohr— nen Regeln der Denffraft machen? Dieß bat fir in der reinen Mathematik, und in der Metophyſik gethan? Sollte ſie dieſe etwa auf andre ſonthetiſche Saͤtze von der Art gruͤn⸗ den? Alsdann wuͤrde eben die Frage wieder aufgeworfen werden muͤſſen, und wir waren in Anſehung der Aufloͤſung richt um ein Haar weiter fortgeruͤcket. Oder ſollen An⸗ ſchauungen hier zum Grunde gelegt werden? Dieſe geben aber blos unmittelbar Erfahrungsſaͤtze. Ober ſollen ſie ſich auf nichts ſtützen; nun fo hatten wir einen Thurm in der kuft, welchen die Phantaſie ſich erbaute, ihn aber auf nichts ſich gründen läßt,

Wenn der Sceptiker David Hume andre überreden

will, daß Sätze a priori, d. h. ſolche, deren Allqemei heit

und Nolhwendigkeit die Vernunft mit Gewißheit erkennet, D

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49

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ganz unmoͤalich find, und doch aus ſolchen feine Schluͤſſe herlel tet: ſo gleicht er elnem Wandrer, welcher immer raſch über einen Hügel binſteigt, und feinen Geſehrten zuruſt: es iſt unmöglich, über dieſen Hügel hinzuſtelgen. Würden diefe ſich durch feine Betheurungen irre machen laſſen? Hume widerlegt ſich durch die allgemeinen Begriff: und Saͤtze, welche er zum Grunde ſeiner Schluͤſſe legt. Wer wird ſich an einen Mann kehren, welcher durch feine Speculo tionen dleſen feinen Machtſpruch ſelbſt immer fuͤr falſch erklaͤrt, wenn nach feinen Schluͤſſen all' s, was wir Metaphyſik nen⸗ nen, auf einen bleſſen Wahn von vermeinter Vernunſtein⸗ ſicht deſſen hinaus aufen wuͤrde, wos in der That blos aus der Erfahrung erborgt, und durch Gewohnheit den Schein der Nothwendigkelt überfommen hat? Denn will er nur fo viel hiemit ſagen, daß unſte Erkenntniß aus Erfahrung ihren Urſprung nimmt: fo iſt die Sache richtig, und feine Schluͤſſe, die er daher zieht, find ohne Grund. Iſt dieß aber feine Meinung, daß unfre höhere Erkenntnlß von ellen Sätzen ſich blos auf Erfahrung zuletzt, nicht auf allgemeine Grunde flüge, aus welchen die Vernunſt die Allgemeinheit und Nothwendigkeit von jenen einſieht: ſo ſind dieß Grillen, welche ihm feine Phantaſie, oder feine Neigung zu zweifeln, nicht aber eine unbefangene Vernunft in den Kopf geſetzes hat. Wie koͤnnen Sie ſich ſchmeicheln, daß der kranke Verſtand eines ſolchen Sceptikers gehetlet worden waͤre, wenn er Ihre Aufgabe in ihrer Allgemeinheit vor Augen gehabt haͤtte? Wie ſollte dieſe feinen guten Verſtand vor ſolchen Behauptungen bewahret haben? Wie wann er die Aufloͤſung derſelben von Ihnen geſodert haͤtte, und Sie ihm dieſe nicht haͤtten ma⸗ chen koͤnnen? Nicht aus einer unmoͤglichen Auflſung Ih- rer allgemeinen Aufgabe, ſondern aus ſeiner Behauptung folget es, daß, wenn fie wahr wäre, es auch keine reine Ma⸗ thematik geben koͤnnte, und es waͤre immer zu vermuthen, daß er, wenn er auf dieſe Folgerung gedacht hätte, lieber

die Moͤglichkeit der reinen Mathematik, als die Richtigkeit ſelner

2 re: 51

feiner Behauptung würde aufgegeben haben. Denn wozu find Köpfe von der Art nicht fähig? Sie koͤnnen wenn der Parorismus ihrer Zweifelſucht fie anwandelt, wohl fo gar leugnen, daß fie Finger haben, mit welchen fie durch Hüuͤlfe der Feder es uns niederſchreiben, daß fie dieſe leugnen, oder wenigſtens an ihrem Daſeyn zweifeln, weil man dieſes nicht a priori beweiſen kann.

Wonn werden Sie aber zu der Aufloͤſung Ihrer Auf⸗ gabe eibſt kommen? Sie fagen uns zwar, daß ın ihr zu⸗ gleich die Möglichkeit des reinen Vernu ıraetrcucs in Grüne dung und Ausführung aller Wiſſenſchoſten, rie eine theo⸗ retiſche Erkenntniß a priori von Gegenſtänden enthalten, mit begriffen iſt. Allein wie iſt dieſe Möglichkeit in der Aufloͤſung gegruͤndet? Dieß möchten wir gerne von Ihnen wiſſen. Sie koͤnnen unſte Neugierde nur dann betrtedie gen, wann Sie vorher Ihre Aufgabe aufoclöſet hoben. Warum loſſen Sie uns nech immer auf dieſe A Rötung vergeblich warten? Die Moͤglichkeit des reiren Vernunft— gebrauchs, wovon Sie redeten, ſoll die Beantwortung der Fragen ſeyn: 1) Wie iſt reine Mathematik moͤglich, 2) wie iſt reine Naturwiſſenſchaft moglich. Vielleicht werden Sie, um dieſe Fragen zu beantworten, uns nun di Auflaͤ— fung Ihrer Aufgabe vorlegen. Allein auch bier wird un«- ſre Hoffnung getäͤuſcht. Wir hören nichts weiter von Ih— nen, als daß von diefen Wiſſenſchaften, da fie wirklich ge— geben find, ſich geziemend fragen läßt: wie fie moͤalich find, weil fie doch moͤglich ſeyn muͤſſen, da wir fie wirklich haben. Sie werfen es allen Philo ephen noch ein mal ver, daß man von keiner einzigen Metaphyſik, weiche fie bisher vorgetragen haben, es ſagen kann, daß fie wirklich vorhan⸗ den ſey, und daß man alſo wegen ihres bisherigen ſchlech⸗ ten Fortganges mit Grund an der Möglichkeit zweifeln koͤnne. Was werden dieſe Herren dazu fagen ? Ohne Zweifel dieſes: wir erwarten = Ihnen die Auflöfung dee

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Aufgabe: wie find ſynthetiſche Urthelle a priori moglich, und Sie, ſtatt uns dieſe zu liefern , reden äufferft verächt. lich von ungern Arbeiten. Heben wir denn nicht nach den Regeln der Vernunſtlehre Begriffe und Axiomen zum Grun⸗ de gelegt, nicht aus dieſen out eine regelmaͤſſige Art Folge⸗ rungen gezogen, und fie zweckmaͤſſig verbunden? Fodert dieß nicht die ſcientiviſche Mecho.e? Haben wir alſo nicht die Metaphpſik zu einer Wiſſeuſchaft erhoben? Dieß iſt Thatſache Ein Machtſpruch dagegen gleicht einer Woge, die ſiq) echebt, um eine Kippe niederzureiſſen. rend) hat unſte Vernunft manche Fraue aufgeworfen, worauf fie wegen Ihrer Grenzen nicht beſtimmt, nicht hinlanglich ant— worten kann. Hier find Dunkelheiten, welche auch Sie durch Ihe Theorie, wenn man fie fo nennen kann, von fpatyeun den Urtheilen a priori eben fo wenig wegſchaffen, eben o wenig aufhellen konnen. Alleln vieles lſt auch in der Mletap pi richtig dewieſen, und dadurch gezeiget, daß auch ohne wn:henja)e Satze a priori nach Ihrer Erflärung die Werruuse Allgemeinheit und Nothwendigkeit ihrer gebile deten Urtheile zu beweisen fähig iſt. In der Logik haben un; Pypꝛ eſophpen ſich damit beſchaͤſtiget, es zu zeigen, wle wir nid) Vorausſetzung der uns angebohrnen Grundregeln des Denkens Begriffe a poſteriori und priori durch dieſe Urtpeile bilden, ihre Allgemeinhelt, wenn fie dieſe ha— ben, aus unwliderleglichen Gründen herleiten koͤnnen, und in der Metaphyſik haben ſie ſich bemuͤht, dieſe Kritik des Verſtandes auf Vernunſtswahrheiten anzuwenden.

Sie leugnen zwar, daß es eine Metaphyſik als Wiſ. ſenſchaft bisher gebe, ob fie gleich als Naturanlage (meta. phyfica naturalis) wirklich ſeyn fol. Naturanlage iſt blos Fahigkeit, nicht Erkenntniß, fo wie etwa Naturanlage, die Regeln der Vernunftlehre aufzufuchen und fie anzuwen.

den, in der Seele eines Menſchen angetroffen wird. Einige haben dieſe zwar logicam innatam nennen wollen. Allein

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fie denken ſich dabey weder Erkenntniß, noch Anwendung derſelben, ſondern bios Anlage, Vermögen zu benden. Sie denken ſich aber, wie ich aus der Folge ſehe, mehr als Nas turanloge, ſchon einige Fortſchritte, zu welchen die Vernunft der Menſchen unaufhaltſam fortgetrieben, und durch einen innern Drang gendrhiget wird, Frogen aufzuwerſen, wel— che durch keinen Erꝛahrungsgebrauch der Vernunft, und daher entlehnte Principien beantwertet werden. Nur in ſo weit ſoll wirklich in allen Menſchen, fo bald Vernunft ſich in ihnen bis zur Speculation erweitert, irgend eine Meta— phyſik zu aller Zeit geweſen ſeyn, und wird auch immer dare inn bleiben. Hier denken Sie ſich die Metaphyſik grade ſo wie die natürliche Logik bey allen Menſchen, welche zum Gebrauch der Vernunft gekommen ſind. Sie bilden ihre Ideen, Begriffe, Schluͤſſe nach Regeln, welche ſie nicht deutlich kennen. Ihre Logik iſt keine Wiſſenſchaft, fondern eine gewiſſe Fertigkeit, regelmaͤſſig zu denken, welche fie ſich durch Erziehung und Uebung erworben haben. Dle Natur hat ihnen vorgearbeitet, und fie folgen der Führung derſel— ben. Dieß iſt die allgemeine Aufloͤſung der Aufgabe: wie iſt die Logik, nichts als bloſſe Naturanlage, ſondern als Fertigkeit in der Seele des Menſchen möglid) ?

Sie werfen die Frage auf: Wie iſt die Metaphyſik nicht als bloſſe Naturanlage, weil ſie dann blos Vermoͤgen der Seele waͤre, ſondern als Naturanlage zur Wiſſenſchaft moͤglich, d. h. wie Sie es erklaͤren, wie entſpringen die Fragen, welche relne Vernunſt ſich aufwirft und die ſie ſo gut als fie kann, zu beantworten, durch ihr eignes Beduͤrfniß getrieben wird, aus der Natur der allgemeinen Menſchen⸗ vernunft? Hier berechtigen Sie uns, es zu erwarten, daß Sie es uns erklaͤren 1) was reine Vernunft ſey, 2) worinn die Natur der allgemeinen Menſchenvernunft beſtehe, 3) wie aus diefer die reine Vernunft dahin gebracht werde, dieſe Fragen aufzuwerfen. Allein wir finden uns in unfrer

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Erwartung getaͤuſchet. Sie denken in der Folge nicht daran, dieſe Aufgaben uns aufzulöfen, ob ich gleich uͤberzeugt bin, daß fie wir llich ſchon ſehr gut von unfern beſten Phlloſophen aufgeloͤſet ſind. Sie ſagen es uns nur, daß bey allen bis⸗ herigen Verſuchen, dieſe natürlichen Fragen zu beantworten, z. B. ob die Welt einen Anfang habe, oder von Ewigkeit her fen, ſich je erzelt unvermeidliche Widerſpruͤche gefunden has ben. Allein ſolgt daraus, daß kein Weltweiſer die Fragen rich: ig beantwortet, und feine Antwort mit beftiedigenden Gründen bewieſen habe? Auch richtige Entſcheidungen mas chen Widerſpruͤche bey andern nicht unmoͤglich, und dleſe als bloſſe Widerſpruͤche koͤnnen nicht die Guͤltigkeit einer richtigen Entſcheldung aufheben.

Die bloſſe Naturanlage zur Metaphyſik erklären Sie uns itzt durch ein reines Vernunſtvermoͤgen, woraus immer eine Metapbyſik, fie fen, welche fie wolle, erwaͤchſt. Vor— ber hieß bey Ihnen die Metophyſik ſelbſt Naturanlage. Sollte hier wohl nicht eine gewiſſe Verwirrung der Begriffe ſtott finden? Bey der Metaphyſik als bloſſer Naturanlage, oder als bloſſem reinem Vernunſtvermoͤgen koͤnnen wir es ſrey ich nicht bewenden laſſen, wenn wir ſolche Fragen richtig auflöſen wollen. Wir muſſen es zu entſchelden ſuchen, wie weit das B rmögen oder Unvermoͤgen unfrer Vernunft in Ans fepung ſolcher Fragen geht. Dieſe Unterſuchungen find bald mit m-hrerm, bald mit wenigerm Gluͤcke von Ariſtoteles an bis auf Reimarus in allen Logiken vermittelſt pſychologiſcher Beobachtungen und Folgerungen aus ihnen angeſtellt. Man hat alfo nicht von der Vernunſt blos einen dogmstifchen Ges brauch ohne Kritik gemacht. Wäre das Gegentheil durch— aus geſchehen: ſo wuͤrde unſte Vernunft blos auf grundloſe Behouptungen geſuͤhrt fern, denen man eben fo ſcheinbare entgegen ſetzen koͤnnte Allein dieß iſt bisher bey den Philos ſophen nicht ſchlechterdings geſchehen. Wenn Sie das Ges gentheil behaupten: fo werden Sie doch unmoͤglich von uns ſodern

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fodern koͤnnen, daß wir Ihrer bloſſen Behauptung auf Ihr Wort glauben, und fie jür eine unwiderſprechliche Entſch ts dung halten ſollen. Wir werden aber von Ib en mit Recht die Aufloͤſung Ibrer Aufgabe ſodern: wie iſt Meta⸗ phyſik als Wiſſenſchaſt moͤglich? Dieſe ſollten Sie uns doch

nicht ſo ganz ſchuldig geblieben ſeyn.

Sie machen einen Verſuch, dem Gebiete der Meta— phyſik feine Grenzen überhaupt anzuweiſen. Allein wornach follen wir es beſtimmen, ob dieſe auch die wahren Grenzen dieſer Wiſſenſchaft fund ? Hätten Sie es uns vorher erflärt, worinn eigentlich die Metaphyſik els Wiſſenſchaſt beſtehe: fo würden wir den Begriff, welchen Sie mit ihr verbinden, gehoͤrig prüfen, und nachher unterſuche koͤnnen, ob dieſe

Wiſſenſchaft wirklich ſo enge Grenzen habe, als Sie ihr feßen. Haͤtte fie es nicht mit den Obiecten der Vernunft, deren Man niafeltigkelt unendlich iſt, ſondern blos mit ſich ſelbſt zu thun, wie Sie behaupten: fo würden dieſe Frogen nicht zu en Gebiete gehoͤren: Iſt die Welt ewig oder nicht? Sat fie im letzten Fall ihr Daſeyn von einem mächtigen verſtaͤndigen Weſen, welches wir Gott nennen, oder war etwa nach dem Sy— ſtem des Epicuts ein under Zufall die Urſache ihres Entſtehens? Sie haben ſelbſt Fragen von der Art, welche unfre Vernunſt, durch ein gewiſſes Beduͤrfniß getrice ben, auſwirft, vorher als Bewelſe angeſehen, daß es eine gewiſſe Naturmetaphyſik zu jeder Zeit gegeben hat. Un— terfuhurgen von der Art muͤſſen alſo nach Ihrem eignen Geſtaͤndniſſe in das Gebiet der Metaphyſik gehoͤren. Allein ſind die Gegenſtaͤnde ſolcher Unterſuchung nicht Obiecte der Vernunft, nicht Dinge, die von ihr unterſchleden ſind? Die Aufgaben, welche aus ihrem Schooſſe entſpringen, be. treffen alſo nicht blos ihre eigne Natur, ſondern auch die Natur andrer Dinge, dle eine von ihr ganz unter ſchiedene Beſchaffenheit en, Die Vernunft muß nicht

blos

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blos ihre Grenzen, ſondern auch die Huͤlſsmittel ſich bes fanrt machen, welche fie hat, um in das Reich der Wahr⸗ heiten einzudringen. Von dleſen letzten muß ſie auch den gehörigen Gebrauch machen, um Fragen, welche fie aufe wirft, zu beantworten, welche nicht durch bloſſe Erſahrun⸗ gen, ſondern vielmehr ourdy allgemeine Principien entſchie⸗ den werden konnen, und weiche alſo eigentlich Gegenftände der Metaphyſik in ſich Affen. Es wird ihr alſo nicht fo ganz icht werden, wie Cie denken, den Umfeng und die Gre zen ipres uber alle Erfahrungsgrenzen verſuchten Ges brauchs vollſtändig und ſicher zu beſtimmen.

Sie ſied auch ſehr hart in ihren Foderungen. Unſte Philoſophen ſollen alle ihre bisher gemachten Verſuche, eine

Metaphyſik zu Stande zu bringen, als ungeſchehen anſehen; weil ſie dieſe durch einen bloſſen dogmatiſchen Gebrauch der Veraunft ohne Kritik ausgearbeltet haben. Dieß letzte wer

den fir leugnen, und zu dem erſten ſich nicht verſtehen wol,“ In ben dieſe in ihren Metaphyſiken blos analytiſche!

Begriff. entwickelt, Feine ſynthetiſche vorgetragen, nicht ges zeit, wie ſie zu dieſen Begriffen a priori gelanget ſind! Haben fie nicht analytiſche Sätze regelmaͤſſig gebraucht, um

Inn hetiſche Saͤtze, Thor emen aus ihnen richtig herzuleiten!

und zu bewelſen? Das wohl werden Sie erwledeen. Al lein ſie verſtanden es nicht, ihre Erkenntniß a priori fon thetiſch zu erweitern, d. h. in Ihrer Sprache, ſie wußten

nicht Begriffe, nicht Sätze zu buden, welche nicht blos ih-

rein Junhelte, ſondern auch ihrem Urſprunge nach von aller Erfaprung unabhängig find. Wiſſen Sie denn dieſe zu büden? Bisher hat Ihnen noch kein Verſuch gluͤcken mol; len. Und warum iſt dieß denn nothwendig, wenn eint gruͤndliche Metaphyſck geſchrieben werden ſoll? Dieſe Nord: weng igkeit iſt noch nirgend von Ihnen bewleſen worden. Alle Metaphyſilen, welche bisher geſchrieben find, ſollen in Anſehung der ſynthetiſchen Säge mit ſich ſelbſt in Wider,

ſpruch

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ſpruch fern. Unſte Philoſophen gleichen alſo dem Ixion in der Fabel, welcher eine Dunſtwolke umarmte, als er glaubte, die Juno zu umfaſſen. Wenn Sie dieß erwleſen hätten: fo foͤnnten Sie mit Recht von dieſen Betrogenen es fodern, daß fie zwar die Naturanlage zur Metaphyſik, die Wurzel ſtehen laſſen aber jeden hervor geſchoſſnen Stamm bis auf die Wurzel abhauen ſollten. Da aber das erſte nicht von Ihnen geleiſtet iſt: fo werden dieſe Philoſophen ſich zu dieſer Operation nicht verpflichtet zu ſeyn glauben. Sie werden es noch ſuͤr unausgemacht halten, ob die Tas tur denn Sie vorzuͤglich dazu gebildet hat, endlich nach fo vielen vergeblichen taͤuſchenden Verſuchen die Naturanlage zur Metapbyſik, dieſe Wurzel, welche bisher nichts als wilde Auswuͤchſe liefern konnte, zu einem gedeylichen und ſruchtbaren Wachsthum zu befördern, und nach Zerſtoͤh— rung aller vorigen Metaphyſiken der Schoͤpfer einer neuen zu ſeyn, welche erſt eine wahre Wiſſenſchaft iſt. Der Era ſolg zeiget, daß Sie durch Ihre Theorie von ſynthetiſchen Urtheilen a priori endlich zu der Erkenntniß gekommen zu ſeyn glauben, es einzuſehen, daß die meiſten bisher in der Metaphyſik bewieſenen Wahrheiten von keiner Meyſchenver⸗ nunft bewieſen werden koͤnnen, und daß der Scepticismus das einzige wahre Syſtem unfrer reinen Vernunft ſey. Dieſer Gewinnſt iſt nun freylich für uns ſehr klein. Hätten Sie die, allgemeinen Aufgaben der Vernunft, wie find forte thetiſche Urtheile a priori, wie iſt Metaphyſik als Nature anlage, wie als Wiſſenſchaft moͤglich, gehörig aufgeloͤſet:

fo würde der Gewinnſt wichtiger geweſen ſeyn für Ibren er⸗

gebenſten ꝛe.

35 7. Brief.

58 7. Brief. Mein Herr, *

Sie wollen uns itzt die Idee und Eintheilung einer beſon⸗ dern Wiffenfchaft vorlegen, welche Sie Kritik der reinen Brnunft nennen. Was iſt denn Vernunft? Sie ant⸗ worten, das Vermoͤgen, welches die Principien der Er. kenptelff a priori an die Hand giebt, und reine Vernunft fol diejenige ſeyn, welche dle Principlen, etwas ſchlechthin a ‚riori zu erkennen, enthält. Ein Vermögen, welches Principlen an dle Hand glebt, ließ ſich noch wohl deaken. Was iſt aber ein Vermoͤgen, welches dieſe enthaͤlt? Prins cipien der Erkenntniß koͤnnen doch nichts anders ſeyn, als 1) die Fähigkeiten der Seele, wodurch dleſe in ihr moͤglich wird. Dieſe find vor jeder Vorſtellung, und alſo in ſo weit a priori in ihr. Allein die Vorſtellung von ihnen wird in der Seele zuerſt durch Beobachtung auf die Wirk⸗ ſamkeit ihrer Denkfraft, und alſo a poſteriori erzeuget. Erkenntniß ohne Vorſtellung iſt ein Unding Folglich wird auch die Erkenntnͤß dieſer Faͤhlakeiten, welche a priori da ſind, nicht von aller Beobachtung oder Erſahrung ſchlech⸗ terdings u abhaͤrgig ſeyn koͤnnen. Sie koͤnnen auch 2) Be⸗ griffe und Urthelle, woraus tie Erkenntniß entſpringt, Prin⸗ cipien derſelben nennen. Ein bloſſes Vermoͤgen der Seele kann dleſe nicht in fich enthalten, ob fie gleich durch dafe ſeibe, wenn der Stele der Stoff dazu gegeben wird, zu B.-ftellungen werden koͤnnen. Der Stoff kann ihr aber mr entweder durch aͤuſſere Gegenſtaͤnde, oder durch innre Wirkſamkelten der Denkkraft gegeben werden. In beyden Fällen entſteht die Vorſtellung oder die Erkenntniß derſel⸗ ben 1) dadurch, daß dieß Vermoͤgen afficirt wird, und 2) durch unfre Aufmerffamfeit auf dus afficirte Vermoͤgen fer ſt. Es iſt alſo dieſe in uns nicht von allet Beobach⸗

tung oder Erfahrung in Ruͤckſicht ihres Urſprunges durchaus unab⸗

unab ſell n Ihre a pr. wee bewie daß

Wir buden wendi nunft lich e dung

haupt lich if inet nützen

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unabhaͤnaig, oder nach Ihrer Erklaͤrung a priori. Was ‘ll man nun von der Vernunft oder reinen Vernunft, nach Ihrem Begriffe denken? Sie ſetzen dabey eine Erkenntniß a priori nd Jyter Erflärung voraus, und haben doch wecet die Moͤguchkeit noch Wuͤrklichkeit einer ſolchen bisher bewiehn Wir können vielmehr im Gegentheil es zeigen, daß u fre Vernunft einer foidyen Erkenntniß nicht fähig In der gewohnlichen Sprache unſrer Philoſophen i Verſtand ein Vermögen, allgemeine Begriffe a priori oder poſteriori zu bilden, und Vernunft ein Vermögen, ven Zuſammenhang der Wahrheiten aus bloſſen Begriffen und allgemeinen Urtheilen, oder auch zugleich mit aus Er— fahrungen zu erkennen. Im erſten Fall koͤnnen wir fie reis ne, im letzten empirische Vernunft nennen, und die Erſah— rung lehrt es uns, daß wir dieß Vermögen haben.

Sie nennen den Innbegriff der Principien, nach de— nen alle reine Erkenntniſſe a priori koͤnnen erworben, und wiklich zu Stande gebracht werden, ein Organon der reinen

Vernunft. Ohne Zweifel reden Sie hier nicht von einem

tloſſen Vermoͤgen, ſondern von den Principien der Erkennt— riß ſeibſt welche die Vernunft aufgeſucht, und entweder

hne Verbindung oder in einer ſoſchen zuſammengeſtellet hat.

Wir muſſen alfo erwarten, was für ein Organon Sie uns biden werden. Wie koͤnnen Sie aber die ausführliche An— wendung eines ſolchen Organons ein Syſtem der reinen Ver— nunfe nennen? Anwendung eines Organons kann unmoͤg— ich ein Syſtem ſeyn. Vielleicht haben Sie nicht Anwen⸗

dung, ſondern Ausfuͤhrung ſchrelben wollen.

Sie laſſen es hier dahin geſtellet ſeyn, ob auch übers haupt eine Erweiterung unſrer Erkenntniß auf die Art möge ih iſt. Ware dieß nun nicht, wozu ſollte uns dann Ihre

Eintheilung in analytiſche und ſynthetiſche Säge a priori nützen, worauf Sie doch an mehrern Stellen einen fo groſ⸗

ſen

60 SE SANT

fen Werth ſetzen? Sie wollen eine Wiſſenſchaſt der bloſſen ur Beurtheilung der reinen Vernunft, ihrer Quellen und Gren. ihr v zen, als die Propäreotif zum Syſtem der reinen Ver n unſtſ behar anſehen, und dieſe ſoll nicht Doctrin, ſondeis nur Krull mit g der reinen Vernunſt helſſen. Alſo giebt es in Ihrer Spra-

che eine Wiſſenſchaft, die nicht Doctrin iſt. Der Nutze

diefer Kretik ſoll nur in Anſehung der Speculation negatit| ' heiffe ſeyn, nicht zur Erweiterung, tondern nur zur Laͤuterurzl mit unſter Vernunft dienen. Allein Beurtheilung der reine a pri Vernunft, ihrer Quellen und ihrer Grenzen iſt ja ſſelbſ Sie Speculation. Was nennen Sie Erweiterung unfrer Ven fen, nunit? Ohne Zweifel Erwelterung ihrer Erkeyntuiſſe vor (dm ihren Grenzen, von ihren Quellen. Wenn fie nun ihif Kost Quellen kennen lernet: fo erweltert fie ihre Erkenntniß offen] ſcheit bar nicht blos negativ, ſondern auch poſitiv Dieſe Krit att g ſoll die Vernunft von Irrthuͤmern fren halten. Allein ef’ von koͤnnte doch wohl ſelbſt irren, wenn ſie den Begriff der ra Sie nen Vernunft, die Quellen, Principien und Grenzen ef ſetzet, un alſo ſelbſt Irrthum verbreitet. Ob dieß de Fall ia Anſehung Ibrer Keitik ſey, oder nicht, davon wil ſich in der Folge erſt etwas genaues beſtimmen laſſen. Zu] Ich

einer Kritik ürer die Vernunft ſchelnt zu gebören, 1) ein fta-ı genaue Entwicklung der ongebohrnen Grun dprincipien] gen! wornach fie ſich in ihrer Wirkſamkeit durchaus richtet, niß der Geſetz :, wornach fie ais Vermoͤgen in uns zur Wal] Bes ſamkeit erhoͤhet wird. 3) der uaſter Denkkraſt eingepflan:f fen ten Regeln, wodurch ſie von Ideen zu Ideen, von Begrif Sie fen zu andern durch eine innre Einrichtung unfrer Mat fie d fortgetrieben wird, welche Regeln leges aflociationis cog] nich tationum genannt werden, 3) der Art, wie fie aus Erfal] wir tungen und aus Bemerkungen der innerg Veranderung ee ein uns ſich überhaupt Vorſtellungen und allgemeine Bea rief eher von Giger ſtänden macht, wie fie dieſe gegen einander här] der un daraus neue Folgerungen hetleltet, 5) eine auf richt die Beobachtung gegründete Unterſuchung, welche Quellen f. a Klon

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EUTTIT —— 61

jut Erweiterung ihrer Erkenntniß hat, und welche Grenzen ihr von auſſen und innen geſetzt find. Wer kann es aber behaupten, daß bisher keln Philoſoph dieſe Kritik und dieß

mit gluͤcklichem Erfolg geliefert habe?

Transſcendentolerkenntniß ſoll nach Ihnen eine folhe

beiſſen, welche ſich nicht fo wohl mit Gegenſtaͤnden, ſondern mit unſter Erkenntnißart von Gegenſtänden, fo ferne dieſe a priori moͤulich ſeyn fol, uberhaupt beſchaͤftiget. Haben

Sie alſo jede Erkenntniß von den Gegenſtaͤnden ausge ſchloſ⸗ ſen, oder nicht? Im letzten Fall würde Ihre Erklärung

ſchwankend, im erſten würde z. B an eine transfcendentale Kosmologie nicht zu denken ſeyn. Es iſt mir mehr als wahre ſcheinlich, daß Sie ſich auf die erſte Art dieſe Erfenntniß- art gedacht haben. Wie wenn nun ober eine Erkenntaißart von Gegeuftänden a priori nach Ihrer Erklarung in unſter Suele ncht ſtatt hätte: fo würde dieſe transſcendentale Er— kenntniß nicht in uns, ſondern in andern Bewohnern der Welt vielleicht gefunden werden, und ich habe wichtige Ur— ſachen, dieß letzte für mehr als wahrſcheinlich anzuſehen. Ich leugne aber nicht, daß unſte Erkenntnißort von Gegen— ſta s den ſehr verſchieden ſey, und daß wir durch Beobachtun⸗ gen desjenigen, was bey uns vorgeht, wenn wir zur Erkennt⸗ niß der Dinge gelangen, uns auch von dieſen Arten richtige Begriffe machen koͤnnen. Ein Syſtem von ſolchen Begtif— fen nennen Sie Transſcendentalphiloſophie. Werber redten Sie von Erkenntnißart, nun von Begriffen. Wovon ſollen fie denn Begriff ſeyn? Nicht von den Grgenftänden, auch nicht von unſern Erkenntniſſen, ſondern von der Art, wie wir erkennen. Allein wie können Sie nun behaupten, daß ein Syſtem ſolcher Begriffe ſowohl die analytiſche als ſyn thetiſche Erkenntniß a priori völlig enthalte, da doch in der Transſcendentalphiloſophie blos von der Erkenntnißart die Rede ſeyn ſoll; daß dieſe Wiſſenſchaft von zu weitem Umfange für Ihre Adfıcht fen, weil Sie nur die Aualyſis ſo weit treiben dürfen, als fie unentbedrlich nothwendig iſt,

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um die Principien der Synthesis a priori, als warum Jh.

nen nut zu thun iſt, in ihrem ganzen Umfange einzuſehen. Wenn Sie uns nur zu dieſer Einſicht verhelfen: ſo wollen wir Ihnen gern das ganze Syſtem ſolcher Begriſſe, oder die Transſcendentalphiloſophie ſchenken. R

Allein was Ift denn nun Transſcendentalkritik? Ste antworten, eine ſolche, welche nicht die Erweiterung der Er. kenntniß ſelbſt, ſondern nur die Berichtigung derſelben zur Abſicht hat, und den Probierſtein des Werthes und Um werthes aller Erkenntniß a priori abgeben fell. Eine ſolche Kritik verſprechen Sie uns zu liefern. Sie wird uns ſehr

willkommen fern, nur muͤſſen wir une dieß vorher ausbit.

ten, daß ſie die Moͤglichkeit oder Wirklichkeit einer ſolchen Erkenntniß, welche nicht blos in Anſehung ihres allgemei— nen Innhaltes, ſondern auch ihres Urſprunges von aller Er— fahrung ſchlechterdings unabhängig iſt, in unfrer Seele be. weiſen. Denn wozu ſollte uns eine Ktitik über einen Ge genftand nutzen, wenn er weder Möglichkeit noch Wirklich. keit haͤtte, ſondern blos ein Hirngeſpinnſt unfrer Phantaſie ware?

Eine ſolche Kritik, welche nicht die Erweiterung ſelbſt, ſondern nur die Berichtigung derſelben zum Grunde hat, ſoll eine Vorbereitung zu einem Organon, oder wenigſtens zu einem Canon dienen, nach welchem derelnſt allenfalls das vollſtaͤndige Syſtem der Transſcendentalphiloſophie der reinen Vernunft, es mag nun in Erweiterung, oder blojfer Begrenzung (Verichtigung) ihrer Erkenntniſſe beſtehen, fo wohl analytiſch als ſynthetiſch dargeſtellet werden koͤnnte. Al lein in dieſem Fall würden Transſcendentalkritik und Trank ſcendentalphiloſophie ſelbſt nach Ihrer Erklärung zum Theil denſelben Innhalt haben. Beyde würden die Berichtigung unfrer Erkenntniſſe in ſich faſſen. Da nun die Berichti⸗ gung unfrer Vernunft ohne Erweiterung unſrer Erlenntniſſe

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63

nicht ſtatt haben kann: ſo wuͤrden auch beyde dieſe zum Zweck ihrer Entwicklung haben. Es wuͤrde alſo Transſcendental⸗ kritik der reinen Vernunft und Transſcendentalphiloſophie zu⸗ ſammenflieſſen, und eine Grenzlinie für beyde nicht koͤnnen gezogen werden. Soll ein wirklicher Unterſchied da ſeyn: fo muß die Krͤik ſich mit den Principien der reinen Ver⸗ nunf beſchaͤ tigen, und die Philoſophi- die regelmaͤſſige An wendung dieſer Pri cipien auf die Gegenſtaͤnde der Vernunft

in ſich ſchlieſen. Jene wäre alſo das, was die Phi'oſo—

pben Logik genannt hoben, dieſe ein Syſtem von Wahrheis ten, welches nad) Regeln der Logik richtig und zweckmaͤſſig trrichtet wurde.

Das Syſtem ſolcher Begriffe, welches Sie Transſcen⸗ dentalphiloſophte nennen, koͤnnte freylich genau nach der Er— klärung, welche Sie davon geliefert haben, von keinem groſſen Umfang ſeyn, weil es ſich nicht mit den Erkenntniſſen ſelbſt, nicht mit der Natur der Dinge, die erkannt werden, ſondern blos mit unfrer Erkenntnißart von Gegenſtaͤnden, folglich mit der Art, wie wir uͤberhaupt zu Vorſtellungen gelangen, wie wir aus dieſen Begriffe herleiten, wie wir fie mit einander verbinden, nach welchen Regeln wir es

thun, um aus der Verbindung Urtheile und durch Hülfe

dleſer Schluͤſſe zu bilden, kurz mit den verſchiedenen Fähig⸗

keiten unfrer Denkkraft, und den Grundregeln beſchaͤſtiget,

nach welchen unſer Vorſtellungsvermoͤgen durch eine innre Einrichtung unfrer Natur unter fo vielen verfchiedenen Ver⸗ anlaffungen zur Wirkſamkeit erhoͤhet wird. Alles diefes duͤrfen wir nicht auſſer uns ſuchen, kann uns, wenn wir die gehörige Aufmerkſamkeit anwenden, nicht leicht verbors gen bleiben, und iſt, wie Sie hinzuſetzen, allem Vermu— then nach klein genug, um vollſtaͤndig aufgenommen, rad) kinem Werth oder Unwerth beurtheilet, und unter richtige 1 che gebracht zu werden.

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Eine Kritik der reinen Vernunft hat es blos mit dem nich reinen Vernunftsvermoͤgen zu thun. Wit konnen alſo in aber der Ihrigen keine Ktitik der Bücher und der Entteme der fonf reinen Vernunft erwarten. Wenn jene richtig ausgefuhrt! 4 P iſt, und zum Grunde liegt: fo hat man einen ſichern Pro. Tra bierſtein, den Gehalt alter und neuer Werke in dieſem Fa. Ver! che richtig zu ſchaͤtzen. Allein Sie fönnen nicht behaupten,] N daß noch keine Philoſophen eine richtige und volſtaͤndige Kri- Erk. tik der Vernunft geliefert haben, daß Sie alſo erſt durch eine ſond günftigere Natur gegen Sie dazu berufen find, mit Ver. gig werfung aller rorigen Arbeiten in dieſem Fache dieß Erke groſſe Werk auszuführen. Uebrigens iſt es lange eine bes von kannte Wahrheit geweſen, daß ohne gründliche Vorerkennt.] zegn niß der Vernunztlehre keiner weder ein fettes Gebaͤude der nicht Philoſophie aufzuführen, noch ein Enftem derſ !ben, wel.“ Sie ches von andern errichtet iſt, gruͤndlich zu prüfen und zu unſre beurtheilen fähig ſeyn kann.

Warum nennen Sie itzt die Transſcendentalphlloſophie rechn dle Idee einer Wiſſenſchaft, warum nicht ſelbſt die Wiſſen - aber ſchaſt, wozu die Kritik der reinen Vernunft den ganzen Zwei Plan architektoniſch (wozu wieder diefe neue Terminologie?) 10 d. i. aus Principien entwerfen ſoll, mit völliger Gewaͤhrlei⸗ 9806 ſtung und Sicherheit aller Stucke, welche dieß Gebäude 12 ausmachen? Sie haben ſich nicht über die Urfache erklaͤrt, 804 und alſo zwar unfre Neubegierde erregt, aber nicht beſcie⸗ . ee diget. Dieſe Kritik nennen Sie ein Syſtem aller Princi— ee pien der reinen Vernunft. Woſerne fie dieß wirklich iſt: jo 19 bat fie nicht blos Berichtigung, ſondern auch Erweiterung 80 unſter Erkenntniß zum Zweck, und doch leugnen Sle dieſes de f vorher von Ihrer Kritik. Ich habe oben ſchon gezeiget, 10 | daß Kritik und Trangjcendentalphilofophie, wie Sie beute F en i. erklaͤren, zuſammenflieſſen, und nun ſcheinen Sie ſelbſt an dieß zu fühlen. Sie behaupten, daß dle Kritif ein Syſtem 11 a

aller Principien der reinen Vernunft ſey. Muß aber denn nicht

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nicht dieß Syſtem ein vollſtaͤndiges ſeyn? Nun fell ſie aber nach Ihnen kein vollſtaͤndiges Syſtem ſeyn, weil ſie ſonſt auch eine ausführliche Analyſis der gonzen Erkenntniß a priori enthalten müßte, und deswegen ſoll ſie nicht die Transſcendentalphiloſophie ſelbſt beiſſen konnen. Allein was nennen Sie ausfuhrliche Aanalyſis aller Erkenntriſſe a priori? Heißt dieß eine genaue Entwicklung aller unſrer Erkenntriſſe, welche richt blos in Rüuͤckſicht ihres Innhaltes, ſondern auch ihres Urſprunges von aller Erfe hrung unabhaͤn. gig ſind: ſo muͤſſen Sle uns erſt beweiſen, daß wir ſolcher Erkenntniſſe fähig ſind. Wollen Sie dadurch Erkennenlſſe von allgemeinen Begriffen der Gegenſtaͤnde, von daher ge⸗ zegnen Urtheilen und Schluͤſſen verſtehen: fo geboren dieſe nicht in Ihre Trans ſcendentaiphiloſopßie, weil dieſe, wie Sie lehren, ſich nicht mit Gegenſtaͤnden, ſondern blos mit unſrer Erkenntnißart der Gegenſtaͤnde befchäftiger.

Illes, was die Transſcendenta philoſophie ausmechet, rechnen Sie zur Kritik der reinen Vernunſt. Was kann aber dasjenige ſeyn, was jene ausmacht? Doch ohne Zweifel nichts anders, els der garze Innßalt deeſelben ? Brperet dieſer zur Kritik der reinen Vernunft: fo muß dieſe die Transſcendentalphiloſophie in ſich feſſen, und das Gebiet von beyden muß ſich gleich weit erſtrecken. Dieß

ſcheinet aber mit demjenigen im Widerſpruch zu ſeyn, was

Sie vorher behauptet haben. Gleich darauf nennen Sie

die Kritik eine vollſtaͤndige Idee det Trans ſcendentalppiloſo. phie. Würde fie dieß ſeyn koͤnnen, wenn fie nicht alles das

enthielte, was die Transſcendentalphiloſophie ausmocht ? Da dieſe nun eine Wiſſenſchaſt iſt: jo muß die Kritik auch dileſe Wiſſenſchaft in ſich faſſen. Sollter wir nicht fo ſchlieſ.

fen konnen: jo müffen Sie Ihte eiſte Beheuprung wie der zuruck nehmen, und uns erklaren, nie eine Sache eine voll. ſtändige Idee einer andern, und doch von ihr unterſchieden

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ſeyn kann.

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In Ihre Trans ſcendentalphltoſophle wollen Sie gar feine Begriffe aufnehmen, die irgend etwas Emplriſches in ſich enthalten: ſondern die Erkenntniß a priori fol völlig rein ſeyn. Wir müffen alſo erwarten, was Sie leiſten were den. Sie halten die oberſten Grundſaͤtze und Grundbegriffe für Erkeantniſſe a priori. Allein wie erhält unſte Vernunſt von beyden Erkenntniſſe? Sind dieſe anders moͤglich, als durch Beobachtungen, die wir uͤber die uns eingepflonzten Grundttlebe und ihre Wirkſamkeit anſtellen? Jene ſind vor aller Erfahrung da, und dieſe muͤſſen wir durch Beob⸗ achtung oder Erſadrung kennen lernen. Die Moralitaͤt uns free Handlungen gründet ſich auf dieſe. Wir wuͤrden aber uns keine Bigtiſfe, und alſo keine Erkenntniß von ihnen erwerben koͤnnen, wenn wir nicht aus dieſem Geſichtspunct dle Wirkſamkeit unfrer Seele beobachteten. Die Erkenntaiß iſt alſo ihrem erſten Urſprunge nach nicht von aller Erfah- rung unabhängig, nicht ſchlechterdings a priori. Auf eine ähnliche Art entſtehen in uns Begriffe von kuſt und Unia, von Besterden und Neigungen, welche insgeſammt empiti⸗ ſchen Urſprunges ſind, und als ſolche nicht in die Abfaſſung des Soſtetns der reinen Sittlichkeit mlt hineingezogen wer. den muͤſſen. Alles praftifche, fo ferne es Triedfedern in ſich ſaͤſſet, bezieht ſich auf Gefühle, welche zu empirifchen Erkenntnißquellen gehoren. Abes dieſes wollen Sie aus der Transſcendentalphiloſophie ausſchiieſſen, weſche deswe⸗ gen ein: Weltwelsheit der reinen, blos ſpeculatlven, Ver, nunft fern ſoll.

Sir erwarten alſo in dieſer eine Erweiterung unſrer Erkenntniſſe, nicht von Vorſtellungsver noͤgen, nicht von bloſſen Fapigkeiten, nicht von angebohrnen Grundregeln des Denkens, welche vor aller Erfahrung in uns ſind, ſondern von Erkenntniſſen ſelbſt, in wie weit wir fie ohne alle Beob⸗ achtung, ohne alle Innre Erfahrungen erhalten. Sie reden

von einer Eintheilung dleſer Wiſſenſchaft aus dem allgemei nen

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nen Geſichtspuncte eines Syſtems uͤberhaupt, welche Sie iht vortragen wollen. Iſt dieſe Wiſſenſchaft nun Trangfcendene talphiloſophie, oder Kritik der reinen Vernunft? Nach dem Zuſammenhang zu urtheilen, denken Sie ſich jene, und nachher machen Sie dieſe Eintheilung 1) Elementarlehre, 3) Methodenlehre der reinen Vernunft zu Theilen Ihrer Kritik. Hier erklaͤren Sie alſo entweder beyde fuͤr eine und dieſelbe Wiſſenſchaft, oder Sie vermengen ſie mit einander, welche doch als verſchieden gedacht werden ſollen. Jeder dieſer Haupteheile hat feine Unterabtheilungen, deren Grüns de, wie ſie mit Recht bemerken, ſich nicht wohl in der

Einleitung vortragen loſſen.

Ihre Bemerkung iſt richtig. Es giebt zwey Staͤmme der menſchlichen Crkenntniß, Slunlichkeit und Verſtand. Vlelleicht entſpringen fie aus einer gemeinſchaftlichen Wur— zel. So ganz unbekannt ſcheint ſie uns doch nicht zu ſeyn. Ohne Zweifel iſt fie dos Vermoͤgen zu denken in elner Seele, die mit einem organiſchen Koͤrper verbunden iſt, und von dieſem Vermoͤgen erhalten wir auf eben dem Wege, wle von Sinnlichkeit und Verſtand eine Erkenntniß. Nicht die

Sinnſichkeit, ols bloſſes Vermoͤgen von auſſen und innen

offieirt zu werden, giebt uns Gegenſtaͤnde, ſondern durch dies ſes werden ſie uns nur dann gegeben, wenn es wirklich af— ficiret iſt, und der Verſtand denket ſich theils dle Gegen»

ſtände, theils das afficirte Vermögen. . Die Sinnlichkeit

kann ‚alto nicht als ein bloſſes Vermoͤgen Vorſtellungen a

priori in ſich enthalten, wie Sie behaupten. Sie iſt zwar vor aller Erfahrung in uns und folglich ſo welt a prioti da;

dle Vorſtellungen ſelbſt werden aber durch die Gegenſtaͤnde

erregt, welche ihm als Oblecte gegeben find. Die finnlichen Vorſtellungen ſelbſt koͤnnen nicht in der Seele a priori ſeyn,

ſondern muͤſſen alle einen em piriſchen Urſprung haben. Sie

koͤnnen alſo als ſolche, nicht die Bedingung ausmachen, un⸗

ter der uns Gegenſtaͤnde gegeden werden. Mit welchem Ea

Rechte

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Rechte koͤnnen Sie behaupten, daß die Sinnlichkelt zur Ttansſcend ntalphiloſophie gehoͤre? Vielleicht als eine Er. keuntnißart, als ein bloſſes Vermoͤgen? In dieſem Fall habe ich nichts dagegen. Allein als ein Virmoͤgen, wels ches Vorſtellangen a priori in ſich erthaͤlt, kann ſie nicht zu dieſer Wiſſenſchaſt gehören, weil ſie dieß weder thut, noch thun kann. Was iſt transſcendentale Sinnenlehre? Dieſe kann doch nichts anders als eine Lehre von den finnli» chen Vorſtellungsarten ſeyn. Nennen Sie nicht die ſinnli⸗ chen Vorſtellungen ſelbſt, ſondern die finnlidhe Erkenatniß. art als Vermoͤgen die Bedingung, worunter dem menſch lichen Verſtande Gegenſtande zu denken und zu erkennen gegeben werden: fo würde ich onen mit eben der Bereltwil. ligkeit beypflichten, mit welcher ich dle Ehre habe zu ſeyn ꝛc.

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Kritik der

en Vernunft

3 Der Transſcendentalen Elementarlehre,

Erſter Theil.

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Die Transſcendentale Aeſthbetik.

8. Bröf. Mein Herr,

Unfre Erkenntniß beſtehet in Vorſtellungen. Bey jeder

Vorſtellung koͤnnen wir 1) auf das Subiect, welches dieſe bat, a) auf das Obiect, welches gedacht wird, 3) auf die Morſtellung ſelbſt ſehen. Dieſe, in wie weit fie auf das Obiect bezogen wird, ſcheinen Sie eine Anſchauung zu nen⸗ nen, es mag übrigens beſchaffen ſeyn, wie es will. Wor⸗ inn kann dieſe anders als in dem gedachten Stoff beſtehen, welchen der Geger ſtand dem Vorſtellungsvermoͤgen gleichſam darreichet? Alles unſer Denken ſoll folglich die Anſchauung zum Zwecke haben. Dieſe findet aber nur ſtatt, in wie ferne der Gegenſtand gegeben wird, und dieſes iſt wenigſtens bey uns Menſchen nur dadurch moͤglich, daß er das Gemuͤth auf eine gewiſſe Art aſficiret. Soll der Gegenſtand dieß koͤnnen: ſo muß er entweder, vor der Anſchauung da ſeyn, oder mit ihr zugleich gegeben werden.

Sie nennen Sinnlichkeit das Vermögen, (Receptivl⸗ tat), Vorſtellungen durch die Art, wie wir von Gegenftäns den aſficirt werden, zu bekommen. Wir koͤnnen aber auf eine doppelte Art afficiree werden, 1) durch auffre Gegen» ſtaͤnde, 2) durch innre Veraͤnderungen in uns, als in den vorſtellenden Subiecten, weil wir uns fo wohl der aͤuſſern Eindruͤcke als der innern Wickſamkeiten beruft werden koͤn⸗ nen. In benden Fällen verhalt unſer Vorſiellungsvermoͤgen in fo weit ſich leidend, als ihm der Steff gegeben wird, und durch feine thaͤtige Kraft, (Spontanitaͤt), erhebet es gleiche ſam dieſen Stoff zur Vorſtellung von dem Gegenſtande. Wenn alſo ein Subiect, oder beſſer ein Geiſt gedacht wird, auf welchen weder äuffre Gegenſtaͤnde wirken konnen, noch welcher innıre Veraͤnderungen haben kann, fo iſt bey ihm Sinnlichkeit nicht denkbar. Iſt es alſo nicht ein offenbarer Widerſpruch, wenn einer Ne Anhänger fa gar grade weg

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behauptet, daß auch bey Gott Sinnlichkeit in weitrer, d. b. in der odigen Bedeutung angetroffen wird? Sinnlichkelt als bleſſes Vorſtellungsvermoͤgen kann uns keine Gegenſtaͤnde geben, fordern fie ertheilen ihr den Stoff, und die thaͤtige Kraft derſelben erhebt dieſen zur Vor. ſtellung, welche in Beziehung auf jene Anſchouung von J- F nen genannt werden. Wellen Ei. nichts mehr ſagen, wenn Sie behaupten, daß uns vermittelſt der Sinnlichkeit Ge genſtaͤnde gegeben werden: fo bin ich mit Ihnen eins. Won der Verſtand ſich die Anſchauungen denket: ſo ſollen Begriffe entſtehen. Hätten Sie hier erſt erklaͤlt, was Sit Beqriſſe nennen? fo muͤrden wir Ihre Folgerungen bejfer beuitheilen koͤnnen. Begriffe fird noch der Sprache urf:rer Philoſephen Vorſtellungen von cllge neinen Gegenſtaͤnden, in weichen die individuellen Beſtim mungen weggeloſſen ſink. Dieſe bildet der Verſtand durch Huͤlſe der Ideen von einzel. nen Dingen (indiuiduis). Auch diefe Vorſtallungen kon nen auf die allgemeinen Gegeuſtaͤnde bezogen werden, und find alſo ouch Anſchauungen nch der Ecklarurg weiche Sie uns von ihnen gegeben haben. Sle find ſois lich eden fo me. nig in Anſehung ihres Urſprunges von aller Erfahrung un abhangig, als die eigentlich ſinnlichen Vorſtellungen, oder, wie Sie dieß ausdruͤcken, fie find nicht a priori in uus. Wollen wir die Verſt llung eines Begriffes in Beziehung auf den allgemeinen Gegenſtand eine Anſchauung nennen:“ fo iſt dieſe doch von den ftanlihen Aaſchauungen ſehr weit! unterſchieden, weil dies“ letzten ſich nur auf einzelne vollſtaͤn, dig beſtimmte Gegenſtaͤnde (indiuidua) beziehen können, und folglich nicht alles, was von dieſen gi't, auch von je ner gelten kann. Hätten wir nicht Verſtand und Vernunft, welche ſinnliche Ideen zu allgemeinen Begriffen erheben kann: fo würde Sinnlichkeit eben jo wenig uns., als einem Affen zur Anſchauung allgemeiner Begriffe verhelfen koͤnnen. Dieſe Bemerkung iſt deswegen hoͤchſt wichtig, weil Sie zwar die Anſchauung fo allgemein etklaͤret haben, daß | wit

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wir jede Vorſtellung, welche auf einen Gegenſtard, er fen, welcher er wolle, bezogen wird, Arſchauung nennen konnen, aber doch nachher unter dieſer nur eine Gattung, namlich die Anſchauung ſolcher Gegerſtaͤnde zu denken ſcheinen, mike che eigentlich unſte Sinne aſficiren koͤgnen. Ware cieß letzte nicht wirklich bier der Fall: fo wuͤrden Sie nicht berechtiget ſeyn, zu behaupten daß alles unſer Denken, es ſry geradezu, oder um U ſchwaf, zuletzt auf Anſchauung, mithin bey uns af Si ſruchker ſich beziehe, weil uns auf andre Weiſe fei Gegen ſtand gegeben werden kann. Nach dleſer Ihrer Behoeup ung iſt alſo jedes Denken und folglich auch jede Er— kant i. unſſer S uele nicht von aller Erfahrung ganz un⸗ ab angig. Sie geſtehen es hier alſo ſebſt, daß ſich bey us eine ſolche Eckenntniß a priori nicht finde, wie Sie dir ſe mehrmal ertlaͤret haben. Tugend, Frankie, Unſterb⸗ lichkeit, Gott, find Gegerftänd:, welche uns doch eigente lich nicht durch Sinnlichkeit gegeben werden. Wir konnen un‘ von ihnen nicht durch Hülfe unfrer Sinnen, ſondern unſers Verſtendes Vorſtellungen machen, und tiefe auf Gegenſtände beziehn. Wir find alſo fähig von ihnen eine Anſchauung zu erhalten, ehne daß dieſe das Werk unſter Sin lichkeit iſt, voch ſeyn kaln.

Um Verwirrungen in der Folge beſſer zu vermeiden, koͤnnen wir, wenn doch einmal die A ſchauung in fo weiter Bedeutung genommen werden ſoll, fir in eine Anſchauung t) der Sinne, 3) des Verſtandes, 3) der Vernunft eintheilen. Die erſte Gattung begreiſt unter ſich, alle Vorſtellur gen von Gegenſtaͤnden, welch unſern aͤuſſern oder innern Sinn affie ciren konnen. Gegenſtaͤnde des aͤuſſern Sinnes find alle diejenigen, welche auſſer uns find, auf unſer bloſſes Vermoͤ— gen, von auſſen afficirt zu werden, Eindrüdfe machen, und es dadurch zur Wirkſamkeit zu erheben ſähig ſind. Das Geblet unſers innern Sinnes erſtrecket ſich ohne Unterſchled auf alle Veraͤnderungen, welche in urs ſelbſt erfolgen, und deren wir uns bewuſt werden koͤnnen, ſolglich auf olle Grund.

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74 Eee 1} geſetze, welche dle Natur ſelbſt uns vorgeſchrieben hat, wor. nach unfre Begierden erregt, wornach unſte Einbildungss kraft gelenket wird, wornach Verftard und Vernunft ſich wirkſam bewelſen, folglich auf alle Faͤhigkeiten zu denken und zu wollen, auf alle Grundregeln, welchen der Menſch felget, ohne daß er ſie kennet, ober doch durch Aufmerkſam⸗ keit auf die Beſchaffenheit ſeiner innern Wirkſamkelt ſich be. kannt machen kann. Die Vorſtellungen des Verſtandes haben allgemeine Ideen oder Begriffe zu Gegenſtaͤnden, und heiſſen Anſchauungen des Verſtandes, in wie weit fie auf jene gezogen werden. Eden ſo haben die Vorſtellungen der reinen Vernunſt den Zuſammenpang blos allgemeiner Wahrheiten, die Vorſtellungen der empiriſchen Vernunft thells den Zuſammenhang der allgemeinen, theils auch ine dlvidueller Vahcheiten in Verbindung zum Gegenſtand, und koͤnnen, in Beziehung auf tiefen, Anſchauung der reis nen ober der empiriihen Vernunft genannt werden. Die Anſchauungen des Verſtandes oder der reinen Vernunft ſetzen freylich Beobachtungen ſinnlicher Eindruͤcke oder Erfahruns gen voraus, und find alſo ihrem Urſprunge nach von Dies ſen nicht ganz unabhaͤngig. Sie ſelbſt erheben ſich aber durch dle Wirkſamkeit des Verſtandes und der Vernunft uͤber das Gebiet der Sinnlichkeit, und ſind alſo von allen bloß ſinnlichen Anſchauungen unterſchieden. Ich werde dieſe Claſſification von den Gattungen der Anſchauung in der Folge als bekannt und ausgemacht zum Grunde legen, und ſtets die Begriffe mit ihnen verbinden, welche ich von ih⸗ nen gemacht habe.

Sie erklaͤren die Empſindung durch die Wirkung eines Gegenſtandes auf die Vorſtellungsfaͤhigkeit, fo ferne wir von demſelben afıtcire werden. Was wollen Sie uns das durch eigentlich lehren? Iſt die Wirkung des Gegenftuns des ſelbſt die Empfindung? Dieß kann ſie durchaus nicht ſeyn. Empfindung iſt eine Folge dleſer Wirkung auf unſer

Vorſtellungsvermoͤgen nach feiner Receptivitaͤt in 5 Der egen«

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Gegenſtand felbft ſowohl als ſelne Wirkung iſt alſo von der

Empfindung ſehr unterſchieden. Auch dieſe iſt nicht immer blos eine Folge des afficırten Vorſtellungsvermoͤgens in uns. Einige äuffere Gegenſtände wirken fo auf unſer Gemuͤth, daß blos urfer Vorſtellungt vermoͤgen afficirt wird, und dann iſt die Folge blos Vorſtellung. Alle Eindruͤcke, wel⸗ che die Gegenſtaͤnde durch Hülfe des Geſichtes oder Gehoͤrs auf uns machen, find von diefer Art. Sie haben, wenn fie blos dieſe find, kein Gefühl in ihrem Gefolge. Wenn aber auf unſte Sinne des Geſchmecks, des Geruchs, des Gefuͤhls von aͤuſſern G:genjtanden gewirkt wird: fo haben wir nicht blos Vorstellungen, ſondern es iſt g- woͤhnlich bald ein angerehmes, bald ein widriges Geſuͤhl, bald Schmerz, dald Wolluſt mit ihnen verbunden, ud wir ſetzen den Ort, wo wir deydes fühlen, nicht willkuͤhr ich, ſondern durch ein Naturgeſetz gezwungen, in den Theil des Körpers, wel⸗ cher unmittelbar afficiret wurde. Daher nennen wir auch beyde koͤrperliche Schmerzen oder Wolluͤſte. Auch von Dies fon Gefühlen erhalten wir Vorſtellungen, deren Gegenſtaͤnde alſo die Gefühle ſelbſt find, und folglich in fo weit von ih⸗ nen ſich unterſcheiden. Nennen wir jede Folge der Wire fung eines Gegenſtondes auf unfre Vorſtellungsfähigkeit Empfindung: fo würden auch die koͤrperlichen Gefuͤhle dies fen Namen führen, und dann müßten wir doch in Ruͤckſicht der Empfindungen den Unterſchied machen, daß wir darun⸗ ter entweder blos Vorftellungen als Folgen des afficirten Vorſtellungsvermoͤgens uns denken, fo wie die Empfindun⸗ gen des Geſichts und Gehoͤrs zu ſeyn pflegen, oder daß wir auch zugleich dle koͤrperlichen darunter begriffen, welche eis gentlich nicht Vorſtellungen, ſondern Gegenſtaͤnde in uns von denſelben find; und fo hätten wir denn einmal Vorſtel⸗ lungsempfindungen, zweytens Empfindungen des koͤrperlichen Gefuͤhles. Es giebt auſſerdem noch in uns Gefühle der

Freude und Traurigkeit, der Hoffnung und Freude, welche

don 3 koͤrperlichen Gefühlen ſehr weit unterſchieden find, welche

76 seele,

welche, wenn fie in uns entſtehen, auf unfern innern Sinn wlrken, und alfo Gegenſtaͤnde von unſter Vorſtellung werden, ohne eigentlich ſelbſt Vorſtellungen zu ſeyn Empfindungen koͤnnen wir ſie nennen, und dieſen Namen haben ſie auch längft bey den Weltwelſen geführt. Wir koͤnnen von allen dleſen Empfindungen elne Anſchauung haben, well unſte Vorſtellung in Beziehung auf den Gegenſtand Anſchauung, und in Ruͤckſicht auf das Sublect, welches fie hat, Emps findung heißt.

So wenig die Wirkung des Gegenſtandes ſelbſt auf die Vorſtellungsfähigkeit Empfindung helſſen kann: eben fo

wenig koͤnnen Sie den unbeſtimmten Gegenſtand einer em⸗

pieifhen Anſchauung mit Grund eine Erſcheinung nennen. Welchen Begriff verbinden Sie mit einem unbeſtimmten Gegenſtand der Anſchauung? Jede Anſchauung muß einen beſtimmten Gegenſtand hoben. Verliehrt ſich dieſer: fo wird auch die Anſchauung ſelbſt ſich verlohren haben. Sollte der unbeſtimmte Gegenſtand etwa allgemeine Begriffe, alle gemeine Uitheile bedeuten: fo waͤren dieſe ihrem Innhalte nach nicht durchaus (omnimode) beſtimmt. Allein in Anſehung der Anſchauung, die wir von ihnen haben, wir den fie die Geſtalt beſtimmter Gegenſtaͤnde annehmen. Er« ſcheinung kann nichts anders helſſen, als entweder der Ges genſtand, welcher uns erſchelnt, weil er auf unſte Sinne wirket, oder dle Anſchauung, dle wir von ihm haben. Die letzte iſt in uns, kann nach den verſchiedenen Lagen, worlinn der Gegenſtand uns erſchelnet, ihm entſprechen, und alſo ihrer Form oder ihrem beſtimmten Innhalte nach mit ihm uͤberelnſtimmen, oder nicht. Im erſten Fall iſt die Erſchel⸗ nung wahr, im andern falſch. Das Ding als Gegenſtand hat ſelne eigenthuͤmliche Form, welche von der Form der Erſcheiming oder der Anſchauung weſentlich unterſchleden iſt, weil fonft der Gegenſtand ſelbſt und die Anſchauung deſſel⸗ ben eins und daſſelbe Ding ſeyn muͤſten. Es muß aber ſreylich von der Art ſeyn, daß es durch dle Form der An⸗

ſchauung,

212 EEE 77

ſchauung, welche dem Gemuͤthe eigenthuͤmlich zukommt, vorgeſtellet werden kann, d. h. daß das Gemuͤth die Re⸗ ceptivität hat, davon afficirt werden zu koͤnnen. Das Ding, welches erfcheiner, kann alſo nicht von feiner Erſchelnung in uns, ſondern dleſe muß von ihm abhangen. Uebrigens mögen unfre Anſchauungen von ihm beſchaffen ſeyn, wie fie wollen, wahr oder falſch: fo bleibt der Gegenſtand an ſich in beyd en Fällen unverändert das, was er feiner Natur nach iſt. N

Sie wollen nun unterſuchen, was Sie in der Erfcheis nung astreſſen. Allein was iſt Erſcheinung. Etwa der Grgenftand einer empiriſchen Auſchauung. Reden Cie alfo von dief m, oder von der Art, wie er Ihnen erſcheinet, von der Anſchauung deſſelben? Das erſte kann wohl nicht gut ſtatt haben, weil alles, was Sie von der Erſcheinung ſa—

gen, ſich nicht auf ihn anwenden läßt. Sie denfen ſich alſo

die empiriſche Anſchauung des Gegenſtandes. Allein dieſe iſt ja ſelbſt Empſindung, in wie weit fie auf das denkende Subiect bezogen wird. Sie nennen die Materie dasjenige, was ihr correfpondiret. Was kann ihr aber correfpondiren ? Entweder muͤßte dieß auſſer der Anſchauung oder auch in Ihr ſelbſt liegen. Auſſer derſelben kann es nichts anders als der Gegenſtand der Anſchauung fern. Wann es in ihr ſelbſt laͤge: fo müßten es die Vorſtellungen von den einzel⸗ nen Zügen der ganzen Anſchauung ſeyn, ober diefe müßte ſelbſt dafür gehalten werden. Das erſte denken Sie ſich doch wohl nicht, und wie Sie dle Vorſtellungen der einzelnen Züge in der ganzen Anſchauung dasjenige nennen koͤnnen, was det Erſcheinung correſpondiret, das begreif ich nicht, well fie doch zuſammengenom men die Anſchauung ſelbſt ausma—

chen. Die Form der Erſchelnung fell in dem Mannlgfalti.

gen derſelben beſtehen, in wie weit dieß in gewiſſe Verhaͤlt⸗ niſſe geordnet wird oder wie Sie ſagen, werden kann. Die ß Mannigfaltige in der Erſchelnung fo geordnet, giebt der ganzen empiriſchen Anſchauung eine Form, wodurch ſie ſich

von

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von jeder andern in Anſehung ihres Innhaltes unterſcheldet. Iſt nun die Frage, wodurch wird dieß Mannlgfaltige ſo geordnet: ſo wird davon nichts anders die Urſache ſeyn koͤn. nen, als 1) der Gegenſtand, welcher ſich durch ſeine Els wir. kung dem Gemuͤthe mittheilet, 2) die Receptivität der Vor⸗ ftellungsfähigfeie, wodurch eine ſolche Anſchauung, oder elne ſolche Form von ihr in ihm moͤglich wird. Dasjenlge, worinn ſich die Empfindung alltin ordnen, und in eine ges wiſſe Form geſtellt werden kann, iſt nicht wieder Empfin⸗ dung. Freylich nicht. Es iſt die Vorſtellungsſählgkelt ſelbſt, vermoͤge deren wir uns die Theile der Gegenſtaͤnde in dem Verhältniß denken. in welchem fie ſich uns darſtellen. Dieſe Fäbiskeit iſt a priori vor oller Erſcheinung ia unſerm Ge. muthe, kaan auch abgeſondert von ollen wirklichen Empfin dungen duech unſern Verſtand gedacht werden. Hieran hat noch nie ein Weltweiſer gezweitelt. Gedacht wird fie aber von keinem anders, els durch Aufmerffamfeit auf die Wirs kungen feiner Vorſtellungsſählgkeit, und durch eine logische Abſoncerung aller Vorſtellungen von dem Vermoͤgen ſelbſt. Uaſce Erkenntriß von ihm wird alſo eben fo wenig als die Materie der Erſcheinung a priori d. h. ohne alle Erfahrung erworben.

Sie nennen alle Vorſtellungen rein, in trans ſcendenta⸗ lem Verſtande, in welchen nichts, wis zur Empfindung ges hört, ar getreffen wird. Geht hier das Transſcendentale auf die Vorſtellung ſelbſt, oder auf dieß, daß ſie als rein ges dacht wid? Das erſte kann nicht ſtatt haben, weil als. dann nicht von Vorſtellungen, ſondern von Vorſtellungsar— ten die R-de ſeyn müßte, Sie moͤchten denn einen andern Begriff mit dem Transſcendentalen verbinden wollen, als Sie ihn uns vorher davon gegeben haben. Giebt es aber auch Verſtellungen, in welchen nichts, was zur Empfin. dung gehört, angetroffen wird? Welche koͤnnten denn dieſe ſeyn? Etwa ſolche, dle in dem Gemuͤthe da find, ob gleich keine Wirkung eines aͤuſſern oder innern Gegenſtandes auf

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die Vorſtellungsfaͤhigkeit fie unmittelbar hervorgebracht hat. Wer wird es leugnen, daß dieſe daſeyn koͤnnen? Wir haben nicht blos Sinne, ſondern auch Verftond und Vers nunft, und dieſe koͤnnen durch ihre thaͤtige Kroft Verſtel— lungen erregen. So koͤnnen wir aus den Eigenſchaften eines Zirkels, und aus andern entwickelten Gründen von der Beſchaffenheit der Triangel, es herleiten, daß der Halbe meſſer ſich mehrmal in der Peripherie herum tragen laſſe. Alsdann haben wir eine Vorſteuung, worinn eigentlich nichts, was zur ſinnlichen Empfindung gehört, angelroffen wird. Allein werden wir dieſe Vorſtellung haben koͤnnen, wenn gar keine ſinnliche Empfindungen vorher gegangen waͤren, woraus unfre Vernunſt durch ihre thaͤtige Kraft ſich zu dieſer Vorſtellung empor arbeitete? Dieſe iſt alſo in An— ſehung ihres Urſprunges nicht durchaus a priori d. h. nicht von aller Erfahrung unabhaͤngig.

Die reine Form der finnlichen Anſchauung überhaupt ſoll im Gemüche a priori angetreffen werden, worinn als les Mannigfaltige der Erſcheinung in gewiſſen Verhaͤltniſſen angeſchauet wird. Was nennen Sie reine Form der finne

lichen Anſchauung? Vielleicht die Beſchaffenheit, welche die Receptivitaͤt unfers Vorſtellungsdermoͤgens hat? Dieſe

iſt von ihm eine eigenthuͤmliche, weſentliche Beſtimmung, und iſt ſe gut in einem Kinde, ehe es noch gebohren wurde, als in den aufgeklaͤrteſten Philoſophen anzutreffen, folglich in fo weit vor aller Erfahrung in unſerm Gemuͤthe. Ges

dacht wird ſie aber erſt von uns, wenn wir auf ſie, oder vielmehr auf ihre Wirkſamkeit aufmerkſam find, und ſolg⸗

lich haben wir von ihr keine andre Erkenntniß als a poſte- riori. Soll aber die reine Form der ſinnlichen Anſchauung

ihren Innhalt bedeuten, wodurch fie überhaupt nur als Ans

ſchauung von uns gedacht, oder wodurch fie eine Anſchau ung von einem beſtimmten Gegenſtand wird: ſo iſt im erſten Fall eigentlich keine Anſchauung im Gemuͤthe, ſondern wir

denken uns nur dieſe unter einem allgemeinen Begriff, > ie:

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dieſer wird dann dle Form derſelben. Im letzten Foll muß ein beſtimmter Stoff unſerm Vorſtellungsvern oͤg en gr «bin ſeyn, welcher, wenn er durch dle Thätigkeit deſſe ben zur Worſtellung erhoben iſt, die Form dieſer beſteme ten An- ſchauung aus macht. Die Form dieſer An ſchauvrq iſt a lo nicht a priori in uns, ſondern wird durch die Cinwirkung der Gegen ſtaͤnde auf unſre Slunen, und durch die Thätigkeit unfes rer Vorſtellungsfahigkeit ſolglich a poſteriori in uns crreget.

Worker redten Sie von der reinen Form finnlicher An. ſchauungen, und nun nennen Sie dleſe reine Form der Ein» lichkeit feibft reine Anſchauung. Sollte hier wohl nicht einige Verwirrung der Idten herrſchen? Karyn denn die rei e Ferm der ſinnlichen Anſchauungen die reine Anschauung ſelbſt ſeyn? Sie machen hier dasjenige, was Sie vorher unterſchieden, zu einer und derſelben Sache. Die Form der Senulichkeit iſt entweder die Beſchaffenheit von der Emp⸗ ſaͤnguchkeit unſers Vorſtellungsvermoͤgens oder ncht. Im erſten Fall iſt fie durchaus keine Auſchauerg, kein Actus, ſondern ein bleſſes Vermögen. Iſt ſie dieſe nicht: fo iſt fie nicht Ferm der Sinnlichktit, ſondern Ferm der Ans ſchauung von eirem Gegenſtand, wodurch fie ſich vo jeder andern Anſchauung unterſcheidek. Dick erhellet auch aus dem Bey piel, welches Sie zur Erläuterung anführen. Wit erhalten eine ſinnliche Anſchauung von einem Körper z. E. einem Thurm; wit bemühen uns durch die Tont'gleit une ſers Verſtandes Subſtanz, Kraft, Theilbarkeit, U durch⸗ dringeichkeit, Haͤrte aus ihr weazuſchaffen, dann bleißt vor dieſer empiriſchen Anſchauung roch Aus dehnung und Geſtalt Über. Alltin ud) dieſe lagen in der ganzen Vorſtellung, waren alſo Theile von der empitiſchen Anſchauung, und wit erhielten auf eben dem Wege, wie von allen übrigen Yes ſtimmungen des Thurms eine Erkenntniß a pofleriori, oder durch Hälfe der Erfahrung. Die Anſchauung von beyden, von Geſtalt und Ausdehnung, wor ein Theil von der ganzen empirifchen Vorſtellung, lag nicht als bloſſe Form der Sinn⸗

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lichkeit, wenn jene blos die Beſchaffenheit der Receptivitaͤt - der letzten bezeichnet, noch als actuclle Anſchauung a priori in dem Gemuͤthe, ſondern der Stoff dazu wurde von auſſen gegeben; und urfre Vorſtellunasfaͤhlgkeit war von der Be— ſchaſſenheit, daß fie dieſen zur Vorſtzllung oder Anſchauung erheben konnte. Dieſe Beſchaffenheit des Vorſtellungs— vermoͤgens iſt a priori oder vor aller Erfahrung in unferm Gemüͤthe, die Vorſtellung ſelbſt oder die ſinnliche Anſchauung wird erſt durch Einwirkung des Körpers auf unfer Vorſtel— lun gevermoͤgen, und alſo a pofteriori erregt. Nun erſt koͤnnea wir durch Huͤlfe unſers Verſtandes Ausdehnung und Geſtalt uns im allgemeinen denken, ohne auf einen wirk— lichen Gegenſtand der Sinne oder der Empfindung zu ſehen, grade fo, wie wir dazu fähig find, von jeder Auſchauung eines beſtimmten Gegenſtandes alle individuelle Beſtimmun— gen abzuſondern, und uns einen allgemeinen Begriff davon zu machen, ohne daß wir weiter auf wirkliche Gegenſtaͤnde der Sinnlichkeit Ruͤckſicht nehmen. Wären dieß ſichre Merk. male von einer bloſſen Form der Sinnlichkeit oder von reiner Anſchauung a priori im Gemuͤthe, wie viele bloſſe Formen der Sinnlichkeit oder reine Anſchauungen a priori wuͤrden wir alsdann haben?

Die Wiſſenſchaft von allen Principien der Sinnlichkeit a priori nennen Sie eine transſcendentale Aeſthetik. Von welchen Principien iſt hier die Rede? Sollen es die For— men der Sinnlichkeit ſowohl nach ihrer Empfänglichkeir als Thaͤtigkeit ſeyn: fo find dleſe freylich vor aller Erfah— rung und in fo weit a priori in unſerm Gemuͤthe. Al. lein lauch dieſe koͤnnen Stoff zu Vorſtellungen von ihnen werden. Gegeben wird er unfrer Vorſtellungssaͤhigkeit, durch ihre elgne innre Wirkſamkeit, und durch die Auf— merkſamkeit, womit wir dieſe betrachten, wird er zur Vor—⸗ ſtellung erhoben; fo wie es bey jeder andern Faͤhiakeit un«

fer Seele, fie fen übrigens, was fie wolle, der Fall iſt.

Die Verſtellungen von 555 koͤnnen alſo keine Vorſtel⸗ lun⸗

82

lungen a priori oder ſolche heiſſen, welche von aller Et, fahrung unabhängig find. Sie find ſolche, welche! durch dle Wirkſamkelt unſers Vorſtellungsvermoͤgens den Stoff erhalten, und uns, wenn wir auf dieſe aufmerf, ſam find, eine Erkenntniß a poſteriori von ſich verſchaſ. fen, obgleich der Gegenſtand ſelbſt von dieſem Stoffe ver] aller Empfindung in uns angetroffen wird. Wollen Sie uns alſo eine Wiſſenſchaft von dieſen Princlplen der Sinn. lichfeiti vorlegen: fo werden Sie auf die Formen oder Beſchaff „heiten, welche die Empfänglichfeit oder The tigkeit Ihres Vorſtellungsvermoͤgens hat, aufmerkſam fern, dadurch richtige Begriffe von ihnen bilden, fie mit eln. ander vergleichen und daraus zweckmaͤſſig richtige Folge rungen herlelten muͤſſen. Die Principien, welche Ei. zum Grunde legen, liegen zwar als Formen oder Be ſchaffenheiten unfrer Sinntihfelt a priori in unferm Gs müthe. Allein die Erkenntniß von ihnen ſelbſt flieſſet aus Beobachtungen, und nun wird es darauf ankommen, ob Sie diefe richtig angeſtellet haben. Fodern wir, daß Sie die R-ſultate Ihrer Beobachtungen uns bemeifen ſollen: fo bleibt Ihnen kein andres Mittel uͤdrig, als daß Se fi zuletzt auf Ihre Beobachtungen berufen, und nun voraus ſetzen, daß wir eben dieſelbe über die Befchaffen helt unſers Vorſtellungsvermoͤgens anſtellen, und dadurch die Richtigkeit Ihrer zum Grunde gelegten Beobachtung anerkennen. Können Sle dieſen Zweck nlcht bey uns en reichen: fo wird die Wiſſenſchaſt, welche Sie uns von den Principlen der Sinnlichkeit vorlegen, weder für uns Gehalt noch Feſtlgkeit haben.

Sle nennen dle Wiſſenſchaſt von den Principien dr Sinnlichkeit a priori ben einen Theil der transſcendentalen Elementarlehre, und dle von den Principien des reinen Den, kens den zweyten Theil derſelben, dle transſcendentale fc gie Wenn es blos auf Terminologien ankaͤme, um fer. Gegner zuruck zu ſcheuchen, und von andern den Beyſcl

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zu erzwingen: fo würden dieſe gewiß ein fehr fuͤrchterſiches Anſehen hoben. Allein wir wollen der Bühne, welche Sie uns eröffnen, näher treten, um genauer beurtheilen zu fönnen, ob die Gegenſtaͤnde, welche Sie uns darſtel⸗ len, auch wirklich das find, woſuͤr fie ausgegeben wer— den. Sie werden dieß jedem unbefangenem Forſcher der Wahrheit um deſto weniger übel nehmen koͤnnen: je un verhohlner Sie es allen Philoſophen ſagen, daß ihre kiss berigen metaphyſiſchen Syſteme nichts anders als morſche Gebäude find, welche eine von Wahn verblendete Ver. nunft errichtete, und je freymuͤthiger Sie allen deutſchen Acſthetikern den Vorwurf der Ueberellung machen, wenn fie etwa geglaubet haben, daß Baumgarten oder irgend ein andrer eine wiſſenſchaftliche Aeſthetik geliefert hat.

In der transſcendentalen Aeſthetik, welche Sie uns als eine wahre Wiſſenſchaſt zu errichten verſprechen, wol. len Sie zuerſt die Sinnlichkeit iſoliren. Nichts als em» piriſche Anſchauung ſoll uͤbrig bleiben. So ſehr wollen Sie alles von der Sinnlichkeit abſondern, was der Ver— ſtand durch ſeine Begriffe dabey denket. Wenn wir nicht blos bey Ihren Worten ſtehen bleiben, ſondern gerne den Kern, welcher unter dieſer Schale verborgen llegt, ges nauer betrachten moͤchten: fo wird jeder Denker hier Dune kelheit finden, welche Sie haͤtten auſhellen ſollen. Blos empiriſche, iſolirte Anſchauung abgeſondert von allen Bes griffen, welche der Verſtand hinzudenkt, wotinn konnte denn tiefe wohl beſtehen? Empiriſche Anſchauung iſt nach Ihrer Erklaͤrung nichts anders als eine empiriſche Vorſtellung, welche auf den Gegenſtand bezogen wird, von welchem unſer Vorſtellungsvermoͤgen afficiret iſt. Beyde, fo allgemein gedacht, find Geſchoͤpſe unſers Vers ſtandes, find Begriffe, welche auf alle empiriſche Ans ſchauungen von beſtimmten Gegenſtaͤnden angewandt wet. den konnen. Nur dieſe zu denken vermögen wir nicht durch iſolirte Sinnlichkeit, 75 5 unſer Ver ſtand 8 ſie

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84 ſchon zu Begriffen erhoben. Wir wünſchten auſſerdem rech

zu wiſſen, wle Slanllichkelt ſelbſt, fo lſolirt, empiriſche

A ſchauung heiſſen koͤnne. Jene iſt blos Vermoͤgen der] Seele, dleſe iſt ſchon Vorſtellung ſelbſt. Von der iſolit. ten Sinnlichkeit wollen Sie noch alles, was zur Empfin, dung achoͤret, abſondern, damit nichts als reine Anſch u.“ ung uͤbrig bleibe. Vorſtellung in Beziehung auf den Ge. ger ſtand iſt Anſchauung in Beziehung auf das vorſte lende Su ecct iſt fie Empfindung Es iſt alſo Anſchauurz und Empfi⸗ dung eine und dleſelbe Vorſtellung, welche nur im erſten Fall auf das Oblect, im zweyten auf das Sub, iect bezogen wird. Soll Empfindung von Anſchauung abqeiord-rt werden: fo wird eine Vorſtellung von ſich ſelbſt abgeſondert, und was kann dann übrig bleiben? Es wa reine A- ſchauung? So märe dieſe entweder nichts, oder Vorſtellung blos auf das Obiect bezogen. Dieſe Vor. ſtellung ſoll blos Form der Erſcheinung d. h. nach Ihrer Er. klaäruna, blos Form des unbeſtimmten Gegenſtandes einer emplriſchen Anſchauung ſeyn. Was ſollen wir uns aber bier der reinen Anſchauung als Form von einem Gegenſtand der em plriſchen Anſchauung denken? Ohne Zweifel haben See mit dieſen Terminologlen elnen beſtimmten Gedanken verbun⸗ den. Härten Sie uns dieſen nicht ohne eine ſolche Huͤlt“ ſagen koͤnnen, welche von mitternaͤchtlicher Flnſterniß um. floſſen lzu ſeyn ſcheinet? Sie wollen beweiſen, daß zu: reine Formen ſinnlicher Anſchauungen als Principien der? Erkenntniß a priori nämlich Zeit und Raum in unferm Ge. muͤthe gefunden werden, und wir werden nach unfern beiten E Einſichten die Gründe prüfen, wodurch Sie Ihre Behaup⸗ tungen unterftügen werden. Die größte Achtung, weldt man einem ſelbſt denkenden Phlloſophen erweiſen kann, ill unpartheyiſche und dabey ſteymuͤthige Prüfung feiner ‚neuen Entwickelungen, und ich glaube mich durch dieſe Ihnen am beften empfehlen zu koͤnnen. geben Sie wohl,

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Der Transſeendentalen Aeſthetik | erſter Abſchnitt von

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9. Brief. Mein Herr,

Wir ſellen iht eine metaphyſiſche Erörferung des Raumes von Ihnen erwarten. Sie nennen ihn hier elnen Begriff. Gewuͤnſcht hätte ich, daß Sie uns den Begriff vom Raum vergelegt haͤtten. In dieſem Fall wuͤrden wir es theils be— fiimmter wiſſen koͤnnen, was Sie ſich unter Raum denken, theils harten Sie uns einen ſeſten Geſichtspunkt angewie— ſen, aus welchem wir Ihre metaphyſiſche Erörterung dieſes Begriffes betrachten muͤßten, um fiz richtig zu beurtheilen. Allein dieß hat Ihnen nicht gefallen. Nun muͤſſen wir durch manche verſchlungene labyrinthiſche Gänge uns durch— orbeiten, und Sie ſcheinen uns, wiewohl ohne Zweifel nicht abſichtlich, den Ariaoniſchen Faden aus den Händen gewun— den zu haben.

Sie reden von elnem innern und aͤuſſern Sinn, ohne uns heyde zu erklaͤren. Wir find alſo berechtiget, es voraus zu— ſezen, daß Sie mit dieſen Ausdrucken die gewoͤhnlichen Ges danken verbinden. Aeuſſter Sinn heißt die Fähigkeit une ſers Vorſtellungsvermoͤgens von aͤuſſern Gegenſtaͤnden, ine nerer, von innern Wirkungen afficirt zu werden. So ver— ſchieden unſte Organe ſind, durch welche gleichſam, wie durch Kanäle die äuffern Gegenftände in unſer Vorſtellungs— vermoͤgen uͤberflieſſen, und ihm den Stoff darbieten: fo vere ſchieden iſt der Stoff ſelbſt, und die R:ceptivieät unſrer Onnlichkeit iſt, wie die Erfahrung es lehret, fo beſtimmt, daß ſie jeden auf eine beſondre Art aufnimmt, und daß ißte Spontanität ihn zur Vorſtellung erhebt, die dieſem ver⸗ ſchledenen Stoff entſpricht. Auch jede innre Wirkung theils der Sinnlichkeit ſelbſt, theils des Verſtandes, theils der Vernunft, theils der urſpruͤnglichen Grundtriebe in ihren derſchledenen Aeuſſerungen 55 ein Gegenſtand werden,

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welcher unſerm innern Sinn einen Stoff darreichet. Die Vorſtellungen, welche dadurch erreget werden, find eben ſo verſchieden, als der dargerelchte Stoff von dieſen Wir⸗ kungen unfrer Fahigkeit. Nennen wir alfo die Form uns free Sinnlichkeit überhaupt diejenige Beſchaffenhelt, welche fo wohl die Empſänglichkeit als Thaͤtigkeit unſers Vorſtel. Iungevermögens hat: fo wird dieſe nach den verſchied enen Organen des äuffern Sinnes, und auch noch Mannigfal⸗ tigkeit unſrer innern Fähigkeiten und ihrer Wirkungen vers ſchie hen ſeyn muͤſſen. Eine andre Receptivltaͤt hat unſer Vorſtellungsvermoͤgen fuͤr Gegenſtaͤnde des Geſichtes, eine andre für diej'nigen, welche durchs Gehoͤr, oder durch den G ſchmack, oder durch den Geruch, oder durch das Gefühl ihm den Stoff zur Vorſt⸗llung darrelchen, und dieß kann eben fo wenig als die Vorſtellungsfaͤhigkeit ſelbſt in Zweifel gezogen werden. Beydes wiſſen wir blos durch ihre Wirk. ſamkeit, und durch die Auſmerkſamkeit, womlt wir dieſe beobachten. Wir gelangen ſolglich auf einem und demſel— ben N ge der Erfahrung zur Erkenntniß von ihnen. Den ken Sie ſich einen Menſchen, deſſen Organ für Töne von seiner Geburt an unbrauchbar geweſen iſt: ſo hat fein Ges müth wehl überhaupt eine Receptivitàt für Vorſtellungen von Tönen; allein dieſe wird nie durch innre Thaͤtigkelt un ſers Vorſteſlungsvermoͤgens einen Stoff erhalten, welchen fie zur Vorſtellung von Toͤnen erheden kann. Derjenige, welcher taub gebohren wurde, iſt ganz unfähig ſich elne Vorſtellung von dieſen zu machen, wenr gleich alle übrige Organe feines aͤuſſern Sinnes noch fo regelmaͤſſig gebaut ſind. Eden dieß gilt von jeder Art der empiriſchen An— ſchauung, wozu die Einwirkung auf die verfchiedenen Or gane unſerm Vorſtellungsvermoͤgen den Stoff darbietet. Nehmen Sie die Organe einem Menſchen: ſo iſt bey ihm auch keine Verſtellung, weder als Anſchauung, noch als Empfindung moͤglich, obgleich fein Gemuͤth, an fid) be trachtet, die 8 ſelbſt beſitzet, durch 1

welche

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welche auf die verſchiedenen Organe wirken, afficirt zu wer⸗ den. Allein ſie kann wegen der Unbrauchbarkeit, oder des völligen Mongels derſelben von ihnen nicht aſficiret werden, keinen Steff zur empiriſchen Vorſtellung und alſo dieſe ſelbſt nicht erhalten.

Vielleicht wird der Idealiſt, vielleicht auch der Leib.

nitzianer dieſes leugnen, jener, weil er in ſich ein» Fahigkeit annimmt, welche durch innre Kraft dem Vorſtallungsver— mögen den Steff zu Vorſtellungen datreichet, dieſer, weil er ſich die Denkkraſt der Seele fo vorfielle, daß in ihr fabit ein hinreichender Grund liegt, die Welt ſich von einer bes ſtimmten Seite zu denken, und folglich Vorſtellurgen fo wohl von äuſſern als innern Gegenſtaͤnden durch determinirende Gründe in einer feſtgeſetzten Folge zu erregen. Entweder muͤſſen wir beyde durch Beobachtungen der Arten, wie tıne fer Vorſtellungsvermoͤgen zur Wirkſamkeit gebracht wird, und ſolglich durch Erfahrungen widerlegen, oder wir wer— den auch keine gültige Gründe gegen fie auſſuchen koͤnnen. Die Urdenkkraſt unſrer Seele kennen wir viel zu wenig, als daß wir daher allyemeingeltende Beweiſe herleiten koͤnn⸗

ten. Behaupten wir gegen ſie, daß uns der Stoff zu em.

piriſchen aͤuſſerlichen Auſchauungen von auffen gegeben wer— den muß, und daß alſo die aͤuſſern Gegenſtaͤnde eben ſo gewiß, als unſte Vorſtellungen von ihnen ihr Daſeyn ha— ben: ſo werden ſie uns die Wahrheit des Vorderſatzes, und olſo auch die Richtigkeit des Nachſatzes leugnen, und wir konnen nirgends Gründe finden, ihre Meynung hinreichend zu beſtreiten, wenn wir nicht richtige Erfahrungen und Fol— gerungen zu Huͤlfe nehmen, weiche wir aus jenen regel⸗ mäſſig gezogen haben.

Der aͤuſſere Sinn wird von Ihnen für eine Eigenſchaſt des Gemuͤthes gehalten, durch welche wir uns 1) Gegen. ftände auffer uns, 2) dieſe 1 in einem Raum vor⸗

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ſtellen. Das erſte iſt wahr, das letzte hat aber nicht feine völlige Richtigkelt. Der äuffre Sinn als Fähigkeit des Gemüthes, durch Eindruͤcke aͤuſſter Gegenftände afficirt zu werden, hat nicht eine einfache, ſondern ſuͤnffache Recepti⸗ vilaͤt nach den fünffachen Organen unſter Sinnlichkeit auf fünf verſchiedene Arten modificirt zu werden. Durch Hürfe der Organe des Geſichts und G-hörs ſetzen wir die Gegen⸗ ftände nach Art eines Inſtinkts, worinn unſer Gemuͤth nichts willkuͤhrllch ändern kann, auffer uns, und unſre Vor. ſtellungen von ihnen find Anſchauungen von Gegenftänden, dle wie uns nicht anders als auffer uns denken koͤnnen, wir maͤgen wollen oder nicht. Reden wir alſo von unſerm aͤuſ⸗ fern Sinn in Beziehung auf Geſicht und Gehör: fo iſt es nach einer allgemeinen Erfahrung ausgemacht, daß wir, fo lange wir noch elnen gefunden Verſtand haben, diefe Ge⸗ genftände auſſer uns ſetzen muͤſſen, und dadurch eine Les berzeugung von ihrem Daſeyn auſſer uns erhalten, welche ſtaͤrker iſt, als alle Sophismen, tie wir ihr entgegen ſtellen. Allein die ſinnliche Vorſtellung von Tönen foffer keine Ans ſchauung vom Raum, oder von Thellen in ſich, die auſſer und neben einander find. Wer hat es ſich einfallen laſſen, es zu behaupten, daß Toͤne nicht anders als in einem Raume oder als Gegenſtaͤde ihrer Natur nach vergeſtellet werden koͤnnen, werinn Thelle auſſer und neben einander zugleich find? Die Vorſtellungen, die wir durchs Geſicht erhalten, find Anſchauungen von Gegen ſtanden, worinn Theile aufe ſer und neben einander angetroffen werden. Allein was iſt die Urſache hievon? Nicht tiefe, weil die Beſchaffenheit des Geſichtsſinnes dieß weſentlich fo mit ſich bringet, fone dern weil in dieſen Gegenſtaͤnden, welche durch das Organ des Geſichtes unſter Sinnlichkeit den Stoff darreichen, die Theile neben und auſſer einander ſind, und alſo einen Raum einſchlitſſen. Wäre dieß blos Folge der ſubiectlven Form, oder der ſubiectiven Beſchaffenheit von dem Geſichtsſinn: fo wurden durchaus alle daher entſpringende Auſchauungen in

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biefer Form erſcheinen. Allein dieß iſt doch der Fall nicht. Wir können durch Huͤlfe ſchicklicher Inſtrumente uns Punkte hinzeichnen, worinn wir ſinnlich keine Theile mehr zu uns terſcheiden fähig find, wenn wir nicht etwa ein Mikroskop zu Huͤlfe nehmen. Wir haben alsdann eine empiriſche Ans ſchauurg von einem Punkte, und in ihr als finnlicher Vor. ſtellung von dieſem Grgenftande liegt nichts von Raum, ſondern er wird vielmehr ausgeſch'oſſen. Würde aber eine

ſolche empiriſche Anſchauung von Pu. fren moͤglich ſeyn, wenn

die ſubiectlve Beſchaffenheit dieſes Sinnes keine andre Vor— ftellung zuließ, als worinn unmittelbar Raum enthalten waͤre ?

Durch dle Organe des Geſchmackes, des Geruchs, des koͤrperlichen Gefuͤhles wird unſte Sinnlichkeit fo afficirer, daß wir die daher entſt henden Empfi e dungen in den Orga— nen oder in den Theilen unſers Körpers, welche afficiret werden, zu bemerken glauben. Auch dieſes haͤnget nicht von Willkuͤhr ab, ſondern es iſt das Werk der Natur ſelbſt. Wir erhalten dadurch Vorſtellungen von unſerm Koͤrper und mit dieſer zugleich eine ſolche Ueberzeugung von ſeinem witklichen Daſeyn, daß wir dieſe ſo lange nicht ausloͤſchen koͤnnen, als uns noch kein Wahnſinn anwandelt, oder wir nicht durch eine Kothederphlloſophie dieſe wegzudemonſtrl⸗ ren uns beſtreben, bey welchem Verſuche wir aber doch immer einen ſolchen innern Widerſpruch fühlen, daß das durch das errichtete Gebäude des Scepticismus ſtets wieder einftürge. Durch diefe drey verſchledenen Organe geben die aͤuſſern Gegenſtaͤnde auf drey ganz verſchiedene Arten Stoff unſerm ſinnlichen Vorſtellungsvermoͤgen, und die Ins ſchauungen, welche wir, von ihnen erhalten, find eben fo weſentlich unterſchieden, als die Organe es ſelbſt ſind. In keiner von dieſen drey Arten der empiriſchen Anſchauung liegt aber unmittelbar eine Vorſtellung vom Naum, ob wir gleich durch das Gefühl fähig werden, fo wie jener Es

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Geometer Saunderſon uns Begriffe von Quadraten, Ku.

geln, und folglich arräumigen G ger ſtaͤnden zu machen. Sie ſehen alſo, wie wnig ich Ihnen brypflichten kann, wenn Sie ohne Einſchraͤnkung beh upten, daß wir vermittelſt unſers äuſſern Sinnes alle Gegenſtaͤnde insgeſammt im Raum darſtellen. Dieß gilt eigentlich nur von unſerm Einn, in wle weit er eine Receptivitaͤt hat, von Gegen⸗ ftänden durch das Organ des Geſichtes afficirt zu werden, und auch dann koͤnnen ſo gar empiriſche Anſchauungen von ihnen, wenn fie ſich ohne alle Ausdehnung dem Auge dar⸗ ſtellen, in uns erreget werden. Sind die Gegenſtaͤnde uns ſrer Anſchauung Koͤrper: fo erſchelnen fie uns in geroiffen Geſtalten von beſtimmter Gtoͤſſe, und vergleichen wir dieſe gegen einander: ſo erhalten wir eine Vorſtellung von den Werhaͤltniſſen, in welchen fie gegen einander ſtehen. Alles dieſes würde nie bey uns zu einer Vorſtellung kommen koͤn⸗ nen, wenn unſer Vorſt llungsvermoͤgen nicht die Recepti—

vltaͤt haͤtte, den Stoff, welchen dleſe Gegenſtaͤnde ihm dar⸗

reihen, zu Vorſtellungen zu erheben, die ihnen entſprechen, und worinn alſo der Raum zugleich mit vorgeſtellet wird, welchen dieſe Gegenſtaͤnde einnehmen.

Nun wollen Sie von dem innern Sinn reden und die Form auſſuchen, unter welcher die Anſchauung ihres ins nern Zuſtandes der Seele allein moͤglich ey fol Durch Huͤlfe dieſes ſchauet das Gemuͤth nach Ihrer Behauptung ſich ſelbſt an, und gleich darauf leugnen Sie, daß es eine Anſchauung von der Seele als einem Oblect gebe, Allein was machen Sie denn zwlſchen unſerm Gemuͤthe und une frer Seele für einen Unterſchied, und wie koͤnnen Sie bes haupten, daß mir zwar von jenem, nicht aber von dieſer eine Anſchauung haben? Entweder iſt hier das G:müth die Seele ſelbſt, oder es bezeichnet ihre Bflimmungen und Faͤhigkciten. Wäre der erfte Fall wahr: ſo' wuͤrden Sie ſich widerſprochen haben; und hätte der letzte feine 157

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tigkeit fo wären biefe Beſtimmungen und Faͤhigkelten Obiecte: der Anſchauung. Wir koͤnnen fie aber nicht anders als in einem Subiecte uns vorſtellen, und folglich würde das Sub— iect ſelbſt, oder die Seele ein Gegenſtand unſter Vorſtel— lung ſeyn, und dieſe, auf fie bezogen, wuͤrde doch nach Ihren eignen Erklaͤrungen, eine Anſchauung von ihr genannt wer— den muͤſſen. Freylich erkennen wir dieſe nur aus ihren Fäs bigkelten und Wirkungen. Ihre ſubſtanzielle Grundkraft bieibt uns nun wohl in unſerm itzigen Raupenſtande verbor— gen. Sie iſt aber die Grundkraft eines endlichen Geiſtes, und wer weis, durch welche Wege wir in einer hoͤhern und vollkommnern Epoche jenſeits des Grabes auch dazu fählg werden. Eine Unmoͤglichkeit kann es nicht ſeyn, daß wir dereinſt zu dieſer Erkeantniß empor dringen, und dann wuͤrden wir von der ſubſtanziellen Grundkraft der Seele als von einem Dbiecte eine Anſchauung erlangen.

Wir haben keine verſchiedene Organe für den innern Sinn, wodurch die Gegenſtaͤnde unſer Vorſtellungsvermoͤ. gen auf ganz verſchiedene Arten aſſiclren, und ihm den Steff zur Vorſtellung darreichen. Allein die Faͤhigkeit une fer Seele zu denken, ihre urſpruͤnglichen Grundtriebe, die Wirkſamkeiten von beyden, Freude, Traurigkeit, Hoffnung, Freu le und alle andre Begierden mit ihren jo mannigfalti— gen Modificationen geben dem innern Sinn auf ſehr ver— ſchiedene Art Stoff zu Vorſtellungen, und ſetzen fuͤr jede be— fondre Wirkung eine befondre Receptiritaͤt unfrer innern Sinnlichkeit voraus, welche alſo eben fo wannlgfaltig ſeyn muß, als die Wirkungen unfers Verſtandes, unſter Ver— nunft und unfrer Grundtriebe verſchieden find. Der innre Sinn verhilft uns zum Bewuſtſeyn unſres innern Zuftan« des, folglich zum Bewuſtſeyn der Vorſtellungen von aufs fern und innern Gegenſtaͤnden. Dadurch unterſcheiden wir theils die äuffern theils die innern Gegenſtaͤnde von unſern

Vorſtellungen derſelben, und beyde von uns ſelbſt. W unte

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Innre Sinn iſt alſo eine Faͤhigkelt des Gemuͤthes, ſich des innern Zuſtandes bewuſt zu werden. Die Form des in nern Sinnes beſtimmt die mannigfaltige Receptivltaͤt nach den Verſchiedenheiten unſers innern Zuſtandes, von ihm Vorſtellungen zu erhalten. Durch ihn gelangen wir un. mittelbar zu Vorſtellungen von dem innern Zuſtande des Gemuͤthes, wie er g⸗genwaͤrtig iſt. Die Folge unſrer in⸗ nern Wirkungen kann er uns nicht unmittelbar lehren, fons dern unſter Faͤhigkeit, das Vergangene mit dem Gegen» waͤrtigen und Zukuͤnftigen in Verbindung zu denken, welche von dem innern Sinn weit unterſchieden iſt, haben wir es allein zu danken, daß wir von dieſer und folglich von der Zeit eine Vorſtellung erhalten. Fehlte uns dieſe Faͤhigkeit: fo wuͤrde unfer innrer Sinn uns alles als gegenwärtig dar⸗ ſtellen, wie es ohne Zweifel faſt immer der Fall bey un⸗ vernünftigen Thleren iſt.

Nicht der innre Sinn, ſondern die Einſchraͤnkung uns free Seele, nach welcher fie nicht mit einmal alles zu emp. finden, nicht mit einmal alles zu denken faͤhlg iſt, was doch von ihr empfunden, was von ihr gedacht werden kann, dt die Grundurſache, warum Empfindungen oder Anſchauun⸗ gen in uns nach einander erfolgen, und dadurch erhaͤlt uns fer lnnter Sinn dieſe Beſtimmung, daß wir nicht anders als nach und nach durch ihn Vorſtellungen erhelten. Dife Ein⸗ ſchraͤnkung iſt auch dle eigentliche Urſache, daß wir vermoͤge unſrer Reminlſcenz alles, was zu unſerm innern Zuſtand ge hoͤret, im Verhaͤltniß der Zeit denken. Kaͤme es hier blos auf die Beſchaffenhelt des innern Sinnes oder auf ſelne Form an, ohne daß unfer Erlnnerungsvermoͤgen wirkſam wäre: fo wuͤr⸗ den wir nicht Folge des innern Zuſtandes, ſondern blos den innern Zuſtand, wle er jedesmal iſt, und ſolglich unter der Form der Gegenwart uns vorſtellen. Vermoͤge unſers innern Sinnes werden wir uns auch unſrer Vorftellung von einer Flache bewuſt, und in dleſer liegen nicht Beſtandthelle

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ker Zeit, nicht Folge nach einander, ſondern wir werden ung elner Anſchauung bewuſt, deren Gegenſtand Theile auſſer und neben einander hat, welche zugleich find. Nur als dann wird jemand dieß leugnen koͤnnen, wann er nicht auf feinen innern Zuſtand, nicht auf die Art der Wirkſamkeit unfers innern Sinnes die gehörige Aufmerffamfeit gerich— tet, und in ihr dasjenlge unterfdieden hat, was doch wirk— lich in Ihr unterſchieden iſt.

Wenn Sie behaupten, daß dle Zelt nicht äufferlich ange» ſchauet werden kann: ſo ſchelnet dieß offenbar die Erfahrung gegen ſich zu haben. Wir hören das Rauſchen elner dahin fiürgenden Waſſerfluth; wir ſehen die Schnelligkeit, mie welcher das Waſſer vor einem feft ſtehenden Daum am Ran⸗ de des Ufers dahin brauſet; wir bemerken am Strande eines Sees die Wogen, welche nach einander ſich auſthuͤrmen, und gleich ſam, eine nach der andern, zum Ufer hingejaget werden; wir werden gewahr, wle dle Sonne ſich nach und nach vom Morgenhorlzont erhebt, und durch einen gruffen Bogen mit langſamem majeſtaͤtiſchem Gange nach dem Abendhorl— zone ſich hinbrwegt. In allen dleſen empiriſchen Anfchau« ungen, welche wir durch unſern aͤuſſern Sinn erhalten, llegt offenbar Folge von Begebenheiten, dle nach und nach wirklich werden, und ſolglich auch von der Zeit. Vielleicht war dleß gra- de der Weg, auf welchem unfre Seele zuerſt eire Vorſtellung von Zeit erhielte. Wenigftens waͤhlen wir gewoͤhnlich diefe Bahn, wann es uns daran gelegen iſt, in der Seele unfers Zohoͤrers einen Begriff von der Zeit zu erregen.

Wit koͤnnen freylſch, wie Sie behaupten, nicht den Raum als etwas anſchauen, welches in unfrer Seele ſelbſt it, wenn wir nicht etwa das Syſtem des Materlaliſten fir das wahre erkennen. Würden wir aber, wie er, in diefer Sache denken: fo ſehe ich davon feinen Grund, warum wit dieſen nicht in der Seele, welche dann geräumig fern müßte, uns vorſtellen, und folglich anſchauen könnten, well 5 doch

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dach dieß letzte nichts anders ift, als in wle welt die Vorftels lumg auf das Dbtecr besogen wird. Es wurde der Gegenſtand ſelbſt uns nicht den Stoff zu dieſer Vorſtellung darreichen; fon. dern die Zaubeckraft der Phantaſie haͤtte ihn gegeden. Die. fe Vorſlellung würde nichts als eine ſalſche Anſchauung, ein Traum ſeyn, woran die verführte Vernunſt ſich ergoͤtzte, well das Syſtem des Materialiſten keinen andern Ursprung hat, welches zu erwelſen hier der Ort nicht ft,

Was find nun Raum und Zelt? Sind es wirkllche Weſen? fragen Ele. Wirkliche Weſen? Das find fie nun wohl nicht, wenn Sie unter wirklichen Weſen Dinge ſich denten, welche keine Beſtimmungen von andern Dingen ſind, oo fie gleich ſeibſt Beſtimmungen haben. Ste fragen welter: find fie zwar nur Beſtimmungen oder auch Verhält⸗ niſſe der Din ge, aber doch ſolche, welche ihnen auch an ſich zukaͤmen, wenn fie gleich nicht angeſchauet würden, oder ſind ſie ſolche, die blos an der Form der Anſchauung haften, und mithin an der ſubiectiden Beſchaffenheit unfres Gemüthes, ohne welche dieſe Prädicate gar keinem Dinge beygeleget wer— den koͤnnen? Hierauf moͤchte ich vorläufig dleſes antworten. Raum und Zelt ſind Beſtimmungen der Dinge ſelbſt, und würs den es bleiben, wenn wir auch gar keine Anſchauung von ihnen hatten. Daß wir aber Zeit und Raum als Prädicate den Subiecten beyle gen koͤnnen, dazu gehoͤret freyuch die Recebptipitaͤt unſers Vorſtellungsvermoͤgens, ſo von den Ge; genſtänden, bey welchen wir Raum und Zeit als Beſtim— mungen antreffen, affielrt zu werden, daß fie uns den Stoff zur SBorflellung von Zeit und Raum geben koͤnnen. Haͤtten wir leine Receptloltaͤt von ſolcher Beſchaffenheit oder Form, daſt Uhr bleſer Stoff zur Anſchauung dargeteicht werden koͤnnte: ſo writden wir auch keine Vorſtellung von Raum uud Zeit haben, folglich dleſe Prädicate keinem Dinge beylegen Fön nen. Allein deswegen blieben fie, was fie ihrem 5

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find, Beſtimmungen der Gegenſtaͤnde, Beſtimmungen ber Dinge, in welchen ſie liegen.

Eie wollen den Begriff des Raums eroͤrtern, d. h. deutlich darſtellen, was zu dieſem Begelffe gehöre. Cie verſprechen uns auch noch eine metaphyſiſche Erörterung, wel— che denn ſtatt haben ſoll, wenn fie dasjenige erhält, was den Begriff als a priori gegeben darſtellt. Allein den Begriff rom Raum ſelbſt haben Sle doch nirgends eigentlich gegeben. Etlauben Sie mir es alſo, daß ich ihn auf dem Wege zu bilden ſuchen, wie wir gewöhnliche Menſchen zu ihm gelan⸗— gen. Ich werfe meine Blicke auf einen Garten, welcher mit dem Schmuck des Frühlings gekleidet vor mit liegt. Hier ſehe ich eine Menge von verſchiedenen Blumen, gruͤne Hecken, Alleen von ſtuchtbaren Baͤumen, Fünfitidhe Waſ— ſercaſcaden und tauſend andre Werke der ſchoͤnen Kuͤnſte. Als les iſt auſſer und neben einander zugleich do. In den Ges genſtaͤnden, z. B. in einer Tullpan, in einer Rdſe, kurz in jes dem einzelnen Werke der Natur oder Kunſt finde ich eben dieß wieder. Ich ſchlieſſe meine Augen, und zuglelch iſt al⸗ les aus meiner Vorſtellung verſchwunden. Kaum kann ich durch Hülfe meiner Einbildungekreft eine Unſchauung von dieſen Gegenſtänden wieder erzwingen, welche mir aber nur mit dem dunkeln Flor einer näcıtliben Dämmerung um— huͤllt erſcheinen, da ich fie vorher im Lichte der Mitragsfon« ne erblickte. Ich eroͤffne meine Augen aufs neue und ich ſehe alles wleder in dem Glanz des Sonnenllchtes, aber eben wie vorher, auſſer und neben einander zugleich vor mir. Ich verſuche es, mich zu uͤberreden, daß hier keine Oegen— Nande zugleich auſſer und neben einander find, daß blos dle Zauberfraft der Phantofie ſie mir fo vormalt. Allein ich muß über dleſen ſeltſamen Verſuch lachen, und die Merkmale, wodurch ich bey geſundem Verſtande die Wirkungen der bloſſen Einbildungskraſt von den Vorſtellungen, die Folgen elner wahren Senfation ſind, von Kindßeit an nach einem

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Inſtinkt, dem ich nicht widerſtehen kann, unterſchleden habe, zeigen ſich mir in elner ſolchen Klarheit, daß jede Vermu. thung von Täuſchungen wegfällt. Sie find mir fo ſehr Bürge von dem Doſeyn dieſer Gegenſtaͤnde in der Form, worlnn ich fie erblicke, daß ich keines andern Bewelſes zur vollkommnen Ueberzeuaung weiter bedarf, keinen ſuche, auch nie elnen ſinden koͤnnte. Dle mannigfaltigen Gegen. ſtaͤnde find mehr oder weniger von einander unterſchleden.“ Durch Hälfe meiner Vernunſt bringe ich fie auf Claſſen, denke mir Gattungen, denke mir Arten, und in jeder E Art, fo ſehr fie ſich ouch von jeder andern unterſchel⸗ det, finde ich doch überall Theile, welche auſſer und! neben einander zugleich find. tun ſteige ich durch Hoͤl. fe meines Verſtandes hoher empor, bleibe blos bey demje— nigen ſtehen, worinn afle Gattungen und Arten mit einan— der übereinkemmen. Ich denke mir alſo nichts meiters ale Theile auſſer und neben einander, und dieß find fie, nicht blos deswegen, well ich ſie mir ſo vorſtelle, ſondern weil ſie fo ſind, und ich es auch fo in meiner empiriſchen Anſchauung angeltoffen habe. Auſ die Art erwaͤchſt alcht a priori, fon. dern a pofteriori in mir der Begriff des Raumes, welder B in der Vorſtellung von den Dingen neben andren Bellim, # mungen zugleich llegt. In wie welt ich den Raum blos als einen Begtiff denke: fe kann er nur in einem denkenden Subleete fein Daſeyn haben. Die Vorſtellung von ihm als Begriff iſt eine Anſchauung, und dieſe mag reine Anſchauung beiſſen, wenn in der Vorſtellung vom Raum nichts mehr } llegt, als das auſſer und neben einander zugleich ſeyn. Woll. te ich behoupten, daß Raum, als bloſſer Begriff, folglich als reine Anſchauung den Dingen auſſer mir ſeloͤſt zukaͤme, und glaubte lch eine neue, wichtlge Entdeckung dadurch! gemacht zu haben: fo würde jeder Phlloſoph mir das erfie | nicht aoleugnen, weil feine Vernunft in einem ſeltſamen Pato. rlsmus ſeyn müßte, wenn er ſich je das Gegenthell Härte in Sinn kommen laſſen. Ueber meine Einblldung, ein Er—

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finder neuer Wahrheiten geworden zu ſeyn wuͤrde er dis Acpſel zucken, und es ſich ſehr verbitten, wenn ich bis auf den Zeitpunkt diefer meiner Entdeckung ihm die Erkenntniß ebiprechen wollte. Würde ich aber behaupten, daß Raum nicht als Begriff, ſondern als Gegenſtand deſſelben, nicht In den Dingen ſelbſt, ſondern blos in der Form meiner Anschauung enthalten wäre: fo würde er es mir vorwerfen, daß ich einen bloſſen Begriff, und die Sache, wovon jener ein Begriff iſt, mitelnander verwechſelt, und daß meine Ver⸗ nunſt ſich verirret haͤtte, wenn ich dasjenige, was von einem kleſſen Begriff des Raumes als Begriff gilt, auf die Sache Übertrüge,

Allein wenn dleß nicht wäre: fo baͤtte ich elne Vor. ſtellung don den Dingen ſelbſt, da dleſe doch nicht vorftell« bar find. Hier würde er mid fragen, warum ich denn dle Dinge für ſich betrachtet für unvorſtellbar halte. Ich wire de antworten: die Form der Dinge ſelbſt ift von der Form ihrer Vorſtellung weſenillch unterſchleden. Jene konnte ale ſo nle dieſe werden. Dieß wuͤrde er nun ſreplich zugeben muͤſſen Allein, wuͤrde er ſagen, davon war die Rede nicht, wenn wir behaupten, daß die Dinge an ſich vorgeſtellet werden koͤnnen. Wir verſtehen dadurch nichts weiter als dieſes, die Vorſtelung, welche wir von dem Dinge und feinen Eigenſchaſten haben, iſt nicht blos Erſchelnung von etwas, welches uns ner fo vorkommt, aber nicht fo ift, ſondern fie iſt eine Vorſtellung von dem Dinge ſelbſt, und von den Eigenſchaften, welche es but, und weill unfre An. ſchauung dieſem entfpricht; fo nennen wir dleß Ding ſelbſt vorſtellbar Wer hat denn je nur das jenige, was die lnnre VBeſchaffenhelt der Vorſiellung ausmacht, vorſtellbar ge nannt? Ich weis wenigſtens dieſem nichts mit allgemeln gel. tenden Oruͤnden entgegen zu feßen. Der Raum foll kein emple riſcher Begriff ſeon, welcher von Erfahrung abgezogen wäre, So ſehr ich auch glaube, das u. ſchon bewleſen zu Am

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ben: fo will Ich doch unpartheylſch die Gründe prüfen, wo⸗ mit Sie jenen Satz beftärtigen wollen. Sie haben einen gedoppelten Grund angefüh:r. a) Wann ich mir den Raum denke: fo muß ich gewiſſe Empfindungen auf etwas auſſer mir oder auf etwas in eintm andern Ort des Raumes, als worlnn ich mich befinde, bestehen. Folglich muß die Vor. fiellung des Raumes ſchon zum Grunde llegen. Allein der Werderſatz iſt nicht nothwendig wahr. Wenn ich äuffere Dinge durch Hülfe meines Geſichtes mir vorfielle: ifo erblicke ich Theile neben und auſſer eirander zugleich. Wo. zu iſt es noͤthig, daß ich, um mir dieſe ſo zu denken, erſt auf mich als das anſchauende Subiett zuruck ſehe, welches von dieſen Dingen auch dem Otte nach unterſchieden ifi? In tauſend Fällen, wie die Erfahrung es lehret, geſchleht dieß von uns nicht, ob wle uns gleich der Theile auſſer und neben einander in einem äuffern Gegenſtande bewußt we den, und ſolglich den Begrlff vom Reum bilden. Gesetzt ich müßte auch zugleich auf mich zurücde ſehen, und mich in el⸗ nem andern Ott denken, als worinn der Gegenſtand ſich befindet: fo würde ich dieſen Ort, worlun ich mich daͤchte, zu Hülfe nehmen, um den Begriff vom Raum empir.id zu bilden. Er llegt alfo nicht in meiner Vorſtellung ver der Abſttaction: ſondern wird erſt durch meinen Ver ſtand von der innern und aͤuſſern Erfahrung abgezogen.

b) Ihr zweyter Grund Ift dleſer. Soll ich mir bie Theile als auſſer und neben einander, mithin nicht blos ver ſcieden, ſondern als in verſchiedenen Orten vor ſtellen koͤn⸗ nen: ſo muß die Vorſtellung des Raums ſchon zum Grun. de liegen. Sie hätten hier die Richtlakeit der Folge bewei⸗ fen moſſen, wenn Sie auf unſern Beyfoll rechnen wollten. Wenn ich mir die Dinge fo vorſtelle, als Sie es ſodern: fo entſteht auch zugleich die Vorſtellung- vom Raum, weil der Begriff defſelben nichts als Thelle auſſer und neben eln⸗

ander and ſelglich in verſchledenen Oertern in ſich foſſet. 3 Die

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Die Vorſtellung des Raums liegt alſo nicht zum Grunde: ſendern wird durch den Anblick des geraͤumigen Gegenſtan— des und durch Abfonderungsfählgkeie des Verſtandes erſt aus der emplriſchen Anſchauung gezogen. Vor dieſer Wirkung des Verſtandes, nachdem der Stoff zur empiriſchen An— ſchauung des Raums von aͤuſſern Gegenſtaͤnden gegeben war,

bitten wir gar keine Vorſtellung von ihm, und alſo auch nicht von dem Raum, welchen fie einnehmen. Wir haben auch nicht einmal von der Moglichkeit, daß Dinge neben und auſſer einander zugleich ſeyn koͤnnen, oder von der Möglichkeit des Raums vor aller empiriſchen Anſchauung deſſelben einen Begriff, ſondern unfre Vernunft ſchlleßt erſt gas der Wirklichkeit auf die Moglichkeit, und jene erken. net fie blos durch Hülfe der Erfahrung. Ich kann nicht einmal ſagen, Raum ſetzet die Möglichkeit voraus, daß Dinge neben und auffer einander zugleich find, oder dieß heißt auch nichts weiter, als wenn Dinge ſo neben einan— der ihr Daſeyn haben ſollen; fo wird dleſe Moͤglichkeit vor- ousgeſetzet. Hier aber iſt nicht mehr reine Anſchauung des Raums, ſondern eine Folgerung, welche von der Vernunſt gemacht wird, wenn ihr durch Erfahrung der Stoff zu die» im Schluſſe gegeben iſt.

Es iſt alſo grade das Gegentheil von demjenigen wahr, was Sie behaupten. Die Vorſtellung des Raums wird zus den Werhältniffen der äufferen Anſchauungen durch Er. ſihtung zuerſt in unſrer Seele erzeugt, oder wle Sie ſich leber ausdrucken, erborget. Die äuffere Erfahrung wird richt durch eine vorher zum Grunde gelegte Vorſtel. ung des Raums möglich), ſondern dieſe wird durch jene bey uns moͤglich und wirklich. Unterdeſſen gebe lch gerne zu, daß dle Receptivitaͤt unſers Vorſtellungsvermoͤgens, welche a priori in unſter Seele iſt, fo beſchaffen ſeyn muß, daß ge— täumige Gegenſtaͤnde von ihnen ihr den Steff zur Anſchau⸗ ung des Raums geben können. Die Receptivitaͤt iſt aber ä G 3 0 bloſſes

bloſſes Vermögen, nicht An ſchauung des Raumes ſelbſt, und dleſe hat einen empirifchen Urſprung. Vielleicht konnte ich! es Ihnen auch zugeben, daß der Begriff des Raumes bey jeder emplriſchen Anſchauung von geraͤumſgen Gegenſtaͤnden zum Geunde liegt, aber nicht als wirkliche Vor ſtellung, ſon⸗ dern als elne höhere Gattung, (genus ſuperius) welche

der Verſtand durch Abſtractlon geblldet bat, und worunter 4 ben alle Arten der Körper (ſpecles) und auch alle Körper ſelbſt als eingelne Dinge (indiuidua) begriffen find. Allein hiedurch! ug gewinnen Sle nichts, well dech elgentlich davon hier nicht des dle Rede ſeyn kaun. teic gen 1) Nach Ihrer zwoten Erörterung fell der Raum e. Na ne nothwendlge Vorſtellung a priori ſeyn, welche allen feit äuffern Anſchauungen zum Grunde llegt. Hler frage Ih (da zuerſt, in wle welt liegt dleſe Vorſtellung, Raum, ihnen das zum Grunde? Viellelcht als bloffer Begriff, welchen dee kei Verſtand aus jeder äuffern Anſchauung bilden, und ſolglich ) MM! in ihr wieder finden kann? Auch dleß leidet in Anfehung wirt der ſinnlichen Organe, die vom Beficht unterſchleden find, ſolch die größte Aus nahme. In den Anſchauungen, welche der! Eeſe her erwachſen, findet der Verſtand in Ruͤckſicht des Geſoͤ ß zu l les nur ſelten, In Betracht der übrigen Organe feinen Stof zur Bildung des Begriffes vom Raum, und folglich be:! ollen dleſen liegt dleſe Vorſtellung ſchlechterdings nicht zun wen Grunde. Die aͤuſſere Anſchauung, welche wir durch Hull 1 des Geſichtes von einem Punct erhalten, in welchem wi er keine Theile weiter unterſcheiden konnen, iſt eben fo wenig eine von der Art, daß Raum in Ihr angetroffen wird. Wal a aber dle gerdumigen Gegenſtaͤnde anbertift, welche wr Gege durch Hütfe des Geſichtsorganes uns vorſtellen: fo findet mebg unſer Verſtand in allen dieſen den Steff wieder, welchen (nz sr Vorſtellung des Beariſfſer vom Raum erheben kant. ſich Allein dieſe Vorſtellung iſt nicht vor den aͤuſſern Anſchor⸗ War

ungen in unfrer Seele, ſondern wird erſt durch unfern Der and aus ihnen gebildet. Ele

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Sie nennen den Raum eine nothwendige Vorſtellung priori. Nothwendig iſt ein Beziehungsbegriff. Wor⸗ auf haben Sie alfo dieſen bezogen? Etwa auf unſer Ges muͤth ſelbſt? Dieß iſt der Erfohrung entgegen. Wie oft find wir nicht in einer Lage, worinn wir an nichts wenl— ger als an Raum denken, und dieß würde nicht ſtatt ha⸗ ben fännen, wenn dle Vorſtellung vom Raum in biefer Ruͤckſicht nothwendig wäre. Etwa auf jede aͤuſſere Anſchau— ung? In dieſem Falle waren keine ſolche ohne Norfellung des Raumes denkbar Alleln das Gegentheil habe ich hin. reichend bewleſen. Etwa auf die Anſchauungen von geräuml« gen Gegenſtaͤnden? Dieſe ſchlieſſen die Vorſtellung des Raumes in ſich. Allein weer kommt dieſe Morhmendig« keit der Vorſtellung? Nicht daher, daß fie vor jenen An ſchauungen in der Seele wirklich da iſt, ſendern daß dieſe dasjenige, was zum Begriff des Raumes gehoͤret, in ſich ſchlieſſen, und der Verſtand diefes von den übrigen Beſtim⸗ mungen der Anſchauung abſondern kann. Allein dadurch mird der Raum nicht eine Vorſtellung a priori, d. h eine ſolche, welche in unſrer Seele da iſt, ohne von irgend elner Erfahrung auch in Rückſicht ihres Urſprunges abhängig zu ſeyn.

Sehe ich auf die Gründe, wodurch Sie die Noth. wendigkeit des Raums als eine Vorſtellung a priori bewei⸗ ſen wollen: fo find dieſe meiner Einſicht nach nichts ments ger als hinreichend. Wir koͤnnen, ſagen Sie, uns nle eine Vorſtellung davon machen, daß kein Raum ſey, ob wir gleichwohl im Stande ſind, es zu denken, daß keine Gegenſtaͤnde darinn angetroffen werden. Alleia hler iſt nicht mehr vom Raum als Vorſtellung, ſondern von ihm als etwas die Rede, welches ſeyn wuͤrde, wenn auch feiner es ſich vorſtellte. Diefer Raum waͤre alſo der leere Raum, das Geſchoͤpf unſrer Imagination, deſſen Daſeyn auſſer der Vorfellung von der Vernunft fo mancher Philoſophen be.

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104 firieten wurde, und wobey wir doch zuletzt nicht mehr eln Ding, das eigenthuͤmliche Beſtimmungen hat, fondern blos dle Mögtichkeit denken, daß Dinge auffee und neben einander ſeyn konnen. Auch dieſe Moͤglich keit liegt auſſer unſter Vorſtellung, und unſer Verſtand ſchlieſſet dieſe da. her, weil wir wlſſen, daß Dinge auſſer und neben einander wirklich ſind. Was hat aber dieſe mit dem Raum als el. ner Vorſtellung unſrer Denkkraſt zu thun, und warum muß dieſe daher eine nothwendige Votſtellung a priori ſeyn? Hier finder ſich kein Mittelglted, welches die Ideen, Raum als Vorſtellung und Nothwendligkelt, a priori, verbinden koͤnnte.

Waͤre kelne Moͤglichkeit auch auſſer allen unſern Vorſtel. lungen, daß Dinge auffer und neden einander zugleich ſeyn koͤnn⸗ ten: ſo wuͤrden auch keine ſolche Hegenſtaͤnde ſeyn, nicht uns den Stoff zur Vorſtellung von ihnen darreſchen. Wir wurden uns alſo auch keinen Begriff vom Raum machen koͤnnen. Die⸗ fe Moͤglichkelt llegt alſo nothwendiger Weiſe auff-ren Er⸗ ſcheinungen oder Anſchauungen von geräumigen Gegenſtän. den zum Grunde, fie darf aber nicht mit Raum als ei, ner Vorſtellung verwirret werden, weil ſi- von dieſem welt unterſchieden iſt. Wie koͤnnen Sie alſo doher ſchlleſſen, da jene Moglichkeit els Raum allen Erſcheinungen don ge raͤumigen Gegenſtaͤnden zum Grunde llegt: jo muß Vorſtel⸗ lung als Raum dieß auch thun? Jener gehoͤtet zu den Beſtimmungen geraͤumiger Dinge, wenn ſie da ſind, und dleſer, wenn der Stoff uns dazu gereicht iſt, wird dadurch in der Secle als ein abſtrocter Begriff von unferm Ver, ſtande gebildet.

Il) Der Raum iſt kein diecurfiver Begriff. Dieß denke ich auch. Bisher hat man dieſen Ausdruck nicht in der Vernunftlehre gebraucht, ob man zwar in ihr elnen Unterſchled zwiſchen intuitiven und discurſiven Uethellen zu

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105

machen ſich berechriger glaubte. Ste erklären Ihien dis. curſiven Begriff durch einen alleemeinen von Verhältniffen der Dinge überhaupt, leugnen es, daß Raum ein folder Begriff fen. Er iſt nach Ihnen blos eine reine Anſchau— ung. Wenn wir uns Raum vorſtellen: ſo denken wir uns nicht überhaupt Verhältniſſe der Dinge, ſondern daß fie euſſet und neben einander zugleich find. Der allgemeine Begriff des Raumes wurde durch unſern Verſtond gebils det, und wenn in unſerer Vorſtellung von Raum nichts weiter liegt, als doß Dinge auſſer und neben einander zu— gleich ſind; ſo iſt dieſe nicht der Raum ſelbſt, ſondern in Bezſehung auf iin eine reine Anſchauung des Raums. Dieſer iſt elgentlich nicht der Begriff, ſondern wir mas chen uns von ihm einen Vegtiff. Er ſeibſt iſt auffer mel. rem Verſtande der Gegenſtand, ven welchem ich mir eine Idee mache, und Ich finde ihn in den Gegenftänden auſſer mir wieder. Sie wollen es daher deweiſen, daß der Raum fein allgemeiner Begriff, fondern eine reine Anſchauung fer, weil wir uns nur elnen einigen Raum votſtellen, und wir bonn, wann wir von vielen Raͤumen reden, nur darunter heile eines und deſſelbigen Raumes verſtehen. Von wel— chem Raum reden Sie hier? Etwa von einem undegrenz— ten? In dleſem Felle wenn auch Raum und Vorſtellung einerley wäre: fo haften Sie keine reine Anſchauung vom Raum mehr, weil dieſe nichts mehr in ſich faßt, als daß Dinge auſſer und neben einander find. Sie würden den hoͤchſten Begriff von Raum ſchon durch den Charakter des Grenzenloſen näher beſtimmt haben. Wo kann ſich aber dieſer undegrenzte Raum finden? Etwa in den Wirfuns gen unfrer Denkkroft? Da märe er aber blos Vorſtellung von Raum, nicht der unbegrenzte Raum ſelber. Etwa in dem ganzen Umfonge aller neden einander zugleich erfiftirens den Dinge? Daan wäre er keine Anſchauung mehr, ſon⸗ dern der Raum in dem ganzen Weltgebaͤude. Sollte er in ihm als unbegrenzt 8 werden: fo müßte jenes ſelbſt

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106 TEEN

feine Schranken ber Ausdehnung haben. Von dleſem Raum iſt aber nie die Rede, wenn wir ihn als eine Vorſtellung denken, und warum ſollte diefe, wenn auch der Raum der Melt keine Schranken haͤtte, deswegen keln allgemeiner Begriff vom Raum ſeyn koͤnnen? Warum konnten mir nicht einen ſolchen Begriff elne reine Anſchauung vom Raum nennen, wenn mie es nur unbeſtimmt gelaſſen hätten, ob er begrenzt oder unbegrenzt waͤre. Ob das letzte moͤglich uud wlcklich If, oder nicht, dieß kann uns keine reine Anſchauung des Raumes lehren, ſondern es iſt eine Auf gabe, woran dle Vernunſt ihre Kräſte verſuchen mag, ob fie durch allgemelnguͤltige Gründe eine richtige poſitlde oder negative Auflöfung finden kann. Der Raum, wovon als. dann dle Rede iſt, wird weder Begrlff noch Anſchauung, ſondern der Gegenſtand von beyden ſelbſt ſeyn.

Denke ich mir den Raum unbegrenzt : fo find alle begrenzte Raͤume Theile deſſelben, und er geht weder vor dleſen, noch fie vor ihm vorher. Er wuͤrde aber ohne ſie ulcht moͤglich ſeyn, koͤnnte alſo nicht anders als eln Ganzes gedacht werden, welches nicht blos durch feine Theile mög. lich, ſondern auch durch ihre Zuſammenſetzung wirklich wäre, grade fo, wie es bey einer jeden Summe in Anfe bung der Thelle ſtatt dat, woraus fie zuſammengeſeht wlrd.

Der unumſchraͤnkte Raum ſoll weſentlich einig feyn, und dieß kann nichts anders heiſſen, als daß nicht mehrere unbegrenzte Räume denkbar find. Iſt dleſer Satz nicht el ne Folgerung, welche unſre Vernunft aus dem Begrif herleitet, welchen der Verſtand von einem unbegrenzten Raum geblldet hat. Sie konnte es bey dieſem Schlußfag noch dahin geſteſlet ſeyn laſſen, ob es auch cinen folden Raum geben koͤnne, eder ob er blos ein Geſchoͤpf der Ver⸗ nunſt ſey, welches fie nach dem Satz des Wlderſpruchs her⸗

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1 107

verbrächte, da wir in allen einzelnen Anſchauungen des Raums, zu welchen die äufferen Gegenſtaͤnde durch Huͤlſe des Geſichtsorganes unſerm Vorſtellungsvermoͤgen den Stoff darbleten, begrenzte Raͤume gewahr werden. Wäre wirk⸗ lich ein unbegrenzter Raum: se wuͤrde freylich das Mannig⸗ ſaltige in ihm lediglich auf Einſchraͤnkungen beruhen, und denn waͤren alle begrenzte Raͤume Theile von ihm. Sie zlehen hieraus die Folgerung, daß auch der allgemeine Be⸗ griff von Räumen lediglich auf Einſchraͤnkungen beruhe. Wie wenn nun dieſer allgemeine Begriff von Räumen und auch vom Raum Überhaupt einer und derſelbe wäre. Ver⸗ ſuchen Sie einmal von beyden den allgemeinen Begriff zu bliven: fo denken Sle ſich Theile auffer und neben einander zugleich; begrenzt oder unbegrenzt, gehoͤret zum reinen alle gemeinen Begriff des Raums uicht. In jeder emplriſchen Anſchauung eines geräumigen Gegenſtandes findet unſte Vernunft Einſchraͤnkungen, und nun wirſt fie die Frage auf: find alle dieſe Raͤume, welche ich in den Gegenſtaͤn⸗ den gewohr werde, Theile von einem Schrankenloſen Rau⸗ me oder nicht? Ste ſühltt aber auch bald dle Schwle⸗

rigkeiten, welche ſich ihr auf der Bahn dieſer Unterſuchung

entgegen ſtellen.

Wie koͤnnen Sie aber daraus ſchlieſſen, daß In Ans ſehung des Raums eine Anſchauung a priori, welche nicht emplriſch iſt, allen Begriffen von demſelben zum Grunde liege? Der Begriff vom Raum iſt entweder der allgemeil⸗ ne oder ein Begriff von eingeſchraͤnkten Raͤumen. Im er⸗ Ren Fall iſt er ein Begriff von Raum, er mag eingeſchraͤnkt, oder grenzenlos ſevn. Im zweyten Fall liegt nicht der Bes griff eines unbegrenzten, ſondern des Raums überhaupt zum Grunde, d. h. dleſer iſt der höhere Begriff, unter welchem die Begriffe von den verſchiedenen beftimmten Raͤumen in den verſchiedenen Arten der Koͤrper liegen. Allein deswe⸗ gen konnte doch der allgemeine Begriff von Raum aus den

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empirlfchen Anſchauungen von begrenzten Räumen durch Huüͤlſe des Verſtondes und alſo a poſteriori gebildet ſeyn, wie er es auch wirklich lſt. Ste berufen ſich auf geome⸗ telſche Orundfäge, zum Beyſpiel, daß in einem Trlangel zwo Selten zuſammen groͤſſer ſeyn, als dle dritte, und be haupten, daß dleſe nie aus allgemeinen Begriffen von Tris angeln und Linien, ſondern aus der Anſchauung und zwar a priori mit apodictiſcher Gewißßpeit abgeleltet werden. Ihre Art in der Geometrie zu beweiſen, hat für mich etz was ſehr befremdendes. So oft ich bisher meinen Zuhoͤ. rern geometriſche Saͤtze bewieſen habe, mußte ich ſteylich Zeichen, welche in dle Augen fallen, zu Huͤlſe nehmen, um ihnen erſt die noͤthigen Begriffe zum Bewelſe durch elne empiriſche Anſchauung klar und deutlich zu machen. Diefe Anſchouung iſt aber nie eine a priori, und macht den Be wels aus Begriffen nicht unnoͤthig, kann keine apodicelſche Gewlßhelt von allgemeinen Wahrheiten erzeugen, ſondern bahnte der Vernunft nur den Weg, um das Gewicht der Vewelſe aus allgemeinen Begriffen gleichſam zu fühlen, und eine apodlctiſche Gewißheit zu erzeugen. Was wollen Sie hier mit Ihrer Anſchauung a priori? Bedeutet dies fe Raum in der hoͤchſten Abſtractlon: fo iſt dleß die An— ſchauung nicht, welche der Geometer gebraucht, um feinen Zuhörern verſtaͤndlich und deutlich zu werden, und auch dieſe wurde ihnen zu keiner Gewißheit von Irgend einer elnzelnen allgemeinen geemetriſchen Wahrheit verhelfen koͤnnen.

IV) Der Raum, wie Sle behaupten, wird als elne unendliche Groͤſſe vorgeſtellt. Von wem? Es iſt mehe ols wahrſcheinllch, daß der größte Theil der Menſchen es nicht gethan hat, noch thun wird. Die em piriſche An. ſchauung des Raums faßt vielmehr ſtets Grenze in ſich, und der Verſtand achtet auf dieſe nicht, wenn er aus ihnen den allgemeinen Tegriff des Raumes bildet. Er laͤßt es

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| in ihm unbeſtimmt, ob er auſſer unſern Vorſtellungen grenzenlos ſeyn kann oder nicht. Denket er ſich ihn ſchran— kenles: fo ſetzet er von zwo entgegengeſetzten Beſtimmungen i die eine zum Raum hinzu, und beſtimmt alſo den allge⸗ meinen Begriff des Raums, wie er es bey jeder andern Gattung macht, wenn er die Arten bilden will, welche am rächften unter ihr liegen. Dieß iſt das gewoͤhnliche Ger ihäfte unſers Verſtandes bey Entwicklungen der Arten, welche unter einer Gattung liegen. Hat er den allgemels ren Begriff des Raumes durch den Zuſatz des Grenzenlo. en mehr beſtlmmt: fo macht die Vernunft die Folgerung © braun, daß, wenn ein ſolcher Raum auſſer unſern Vor— |: (ungen wäre, alle eingeſchraͤnkte Raͤume Theile von dies em ſeyn würden. In allen dieſen Wirkungen des Vers bontes und der Vernunft liegt keine Anſchauung zum Grande, welche von aller Erfahrung in Ruͤckſicht ihres Urferunges unabhängig iſt. Dieß iſt zu einleuchtend, alt daß es einer weitern Entwicklung bedarf.

Sie ſetzen hinzu, wir müffen zwar jeden Begriff uns als eine Vorſtellung denken, welche in einer unendlichen Menge von verſchlederen moglichen Vorſtellungen als ihr eimeinſchaftliches Merkmal enthalten iſt, welche mithin dies unter ſich enthalt. Allein kein Begriff als ein ſolcher inn fo gedacht werden, als ob er eine unendliche Menge ven Vorſtellungen in ſich enthielte. Warum das nicht? denken Sie ſich das ganze Weitgebaͤude, oder denken Sie ſich berhaupt Groͤſſe, unter deren Begriff der Begriff des Raumes is eine Art begriffen iſt. Wenn Sie ſich dieſe unter der Beſtimmung des Grenzenloſen vorſtellen: fo ſind alle eine ne Gtoͤſſen, und auch alle einzelne Raͤume Theile, ja ſelbſt er grenzenloſe Raum iſt ein Theil von ihr. Können Eie deſes leugnen? Und woferne Sie es nicht koͤnnen: muͤſ. en Sie dann nicht die Ungültigkelt dieſes Ihres Satzes

nerkennen, daß auſſer dem Raum kein Begriff als eln 8 fol.

ſolcher gedacht werden kann, als eb er elne unendliche Menge von Vorſtellungen in ſich enthlelte ?

Wiellelche werden Sie dadurch melne Elnwendung ſchwaͤchen wollen, daß Sie erwledern: ſoll der Begriff, Gröffe, eine unendliche Menge von Vorſtellungen in ſich

ſoſſen: fo muß die Geoͤſſe ols grenzenlos gedacht werden. Genz recht. Hat dieß aber auch nicht in Anſehung des!

Raumes flott? Nehmen Ste dieſe Beſtimmung weg: fo |

der reinen Anſchauung deſſelben llegt nichts mehr, als ei.

ne Vorſtellung von Theilen, dle auſſer und neben einander zugleich find. Dieſe Anſchauung als Begelſf iſt eben k

wie jeder allgemeine Begr ff in einer unendlichen Menze von verſchiedenen Vorſſellungen als ihr gemeinſchaſtliches Merkmal enthalten, und folglich begrelſet er, wie alle übri. ge Begriffe dleſe unter ſich. Sie ſehen alſo, wle weriz Sle berechtlget find, aus Ihrer Vorausſetzung, deren Un. grund ich bewieſen zu haben glaube, die Folgerung zu mc. chen, daß al'o dle urprüngliche Vorſtellung vom Raun keln Begriff, fondern eine Anſchauung a priori ſey.

Wenn ich auch Ihnen alles zugeben wollte, was El behauptet haben: ſo wuͤrde doch Igre Folgerung nicht den; Beyſall der nachſorſchenden, unbeſangenen Vernunft erhalten! Finnen. Es ſey der Raum grenzenlos! Wo wäre er e dann? In unſerer Vorſtellung oder auffer derſelben? Jo, letzten Fall iſt unbegrenzter Raum nicht Anſchauung, ſonder Gegenſtand derſelben, und gehoͤret alſo durchaus nicht hieße. Er ſey es alſo In unfrer Vorſtellung! Wie ward er es denn! Den allgemelnen Begriff des Raums hatte unfer Verſtan) aus. den empirlſchen Anſchauungen von einzelnen geräumige? Gegenſtaͤnden a pofteriori qezo jen. Er entfernte aus ih dle Vorſtellung der beſtimmten Geſtalten, der Green? und Grenzen von den Gegenſtaͤnden. Nun warf unte

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Vernunſt die Frage auf: faßt der Begriff von einem gren⸗ jenlofen Raum einen Widerſpruch In ſich „grade fo, wle fie ſraͤgt: iſt der Begriff eines rechtwinkligten und dabed gleichſeltigen Triangels ohne Widerſpruch denkbar oder nicht? Hier llegt keine Anſchaunng a priori, d. h. dle von aller Erfahrung durchaus unabhängig und doch in der Seele da iſt, zum Orunde. Die urſpruͤngliche Vorſtellung vom Raum iſt doch wohl feine andre als dieſe, welche bie Seele zuerſt durch ihren Verſtand bildet. Dieſe Ift gewiß a pofteriori, uud kann alſo keine Anſchauung a priori nach Ihrer Erklaͤrung ſeyn. So wenig ich alſo Ihren Behaup⸗ tungen beypflichten kann: ſo groß wird doch dle Hochachtung ſeyn mit welcher ich ſtets bin dc.

10. Brief. Mein Herr,

Nun wollen Sie eine transſcendentale Erörterung des Bes griffes vom Raum anſtellen. Dieß iſt doch ſehr ſonderbar. Haben Sie es denn ſchon vergeſſen, daß Ste kurz vorher durch Grunde es beweiſen wollten, die Vorſtellung vom Raum fen durchaus kein Begriff, fondern eine Anſchauung a pri- ori? Ich kann mir diefen Widerſpruch nicht erflären. Vorſtellung vom Raum, oder vorgeſtellter Begriff des Raumes iſt doch wohl eine und dieſelbe Sache?

Doch nun zu Ihrer transſcendentalen Erörterung ſelbſt. Diefe ſoll die Erklarung eines Begriffes als Princips ſeyn, woraus die Möglichkeit anderer ſynthetlſcher Erfenntniffe a priori eingefehen werden koͤnne. Zu dleſer Abſicht er⸗ ſodern Sie, 1) daß wirklich dergleichen Erkenntniſſe aus dem gegebenen Begriffe herflieſem, 2) daß dleſe Erfenntniffe nur unter der Vorausſehung elner gegebenen 1

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dieſes Begriffes möglih find, Sie erregen alfo hier die Erwartung bey jedem nachdenkenden Leſer, daß Sle uns eine genaue Erklärung des Begriffes don Raum vorlegen, und dann aus dleſem Begriff als elnem Prineip uns zeigen werden, wle ſolche Erkenntniſſe aus ihm herflieffen, und fie nur uns ter der Vorausſetzung der gegebenen Erflärungsart von dieſem Begriffe moͤglich find. Wlr muͤſſen alſo unterſuchen, was Sie gelelſtet haben.

Sie erklaͤren die Geometrie durch eine Wiſſenſchaft, welche dle Eigenſchaſten des Raumes ſynthetiſch und dech a priori beſtimmt. Allein wozu fell der Geometer dieſe Ihre Erfläs rung gebrauchen? Er hat fie ſich bis her als eine Wiſſenſchaft gedacht, die Groͤſſen in den Ausdehnungen zu finden. Durch dleſen Begriff unterſcheldet er dieſe Wiſſenſchaft von jeder andern, beſtunmt des Ziel, wohln er dringen will, und bie Bahn, die ihn dahin führen ſell. Ihre Grundfäge ſuchet er nicht aus der Anſchauung eines alleinigen unbegrenzten Raums herzuleiten, ſondern ſeine Abſicht etfodert es, daß er mit geometriſchen Puncten als den erſten einfachſten Clemer⸗ ten der Knie den Anfang macht. Er zeigt feinen Zuhoͤrern, wie ınen Jia) duich das Fortflieſſen eines Puncis die Ent ſtehung einer Linie denken, und den allgemeinen Begriff von ihr bilden kann. Durch Zufammenfegung der Linien wird dle Entſtebungsart der Figuren, und durch die Verbindung det letzten die Entſtehungsart der verſchiedenen Körper erklärt. Der Geometer bedienet ſich immer ſolcher Zeichen, welche In die Augen fallen, weil die Gegenflände feiner Wiſſenſchaſt ihm vorzüglich den Gebrauch ſolcher Zeichen möglich machen, welche eine empiriſche Anſchauung von ſich in der Seele er: regen, worinn faſt nichts mehr noch weniger als in den Gegenſtaͤnden enthalten iſt, welche ſich ſein Zuhoͤrer den— ken ſoll. Er ſetzet bey ſeinen Entwicklungen nie den Raum als eine reine nicht empirlſche Anſchauung, und ſolglich nicht als eine bloſſe ſublective Form der Vorſtellungsfaͤhig⸗

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keit voraus, ſondern als etwas, das in den Dingen felbſt jt, welche er als Zeichen für feine Zuhörer brauchet, und welche durch Hülfe der Augen ſich eben fo dieſen als ihm ſelbſt darſtellen. Mit unendlichem oder alles umfaſſendem Raum beſchaͤfftlget er ſich nicht. Seine Linien, Figuren und Körper haben alle ihre begrenzte Ausdehnung. Wäre Raum nichts als Denkform. nichts als ſubiective Vorſtellung: ſo wuͤrde tr feinen Uuterticht fur unnuͤtz halten / und uber ſich ſelbſt lachen möffen, wenn er nun Sinien, Figuren, Körper für feine Zuhörer abbilden, und In ihnen durch dleſe Abbildung da— von eine empiriſche Anſchauung erregen wollte. Er nennt ine Wiſſenſchaſt einen Theil der reinen Mathematik nicht deswegen, als ob er fie obne alle Ruͤckſicht auf aͤuſſere geräumlqte Gegenſtaͤnde zu Stande gebracht haͤtte, ſondern peil er allgemeine Begriffe aus linien, aus Figuren, aus Körpern, welche er ſinnlich vorher feiren Zuhörern darſtellt, gezogen hat, dieſe mit einander vergleichet, und nur daraus weckmaͤſſig nach dem Grundſatz des Widerſpruches, und des Princlps von zureichenden Gruͤnden Folgerungen herleltet. linien, Figuren, Körper, womit er ſich wiſſenſchaſtlich be. ſchaͤtiget, werden nun ben ihm allgemeine Begriffe, dle blos eis ſolche in den Vorſtellungen ihr Daſeyn haben koͤnnen. lein deswegen leugnet er nicht, daß es Linien, Figuren, Korper in der Natur geben koͤnne, wodon jene nur die allgemeinen Begriffe ſind. Wellte er dleß leugnen: fo mürde er die ganze Geometrie für eine Wiſſenſchoft erklaͤren, wovon die menſchliche Vernunft feinen weitern Gebrauch machen koͤnnte. Er haͤlt vielmehr feine Wiſſenſchaft für elne hoͤchſt brauchbare Beſchaͤſtigung des Gelſtes, weil er durch fie onf Regeln geſuͤhrt wird, wornach er Knien, Figuren, und Körper , die auſſer ſeiner Votſtellung in dem Reich der Natur angetroffen werden, genau aus zumeſſen wermds gend wird.

+: = Wenn

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Wenn Sie uns dle Geometrie als eine Wiffenfhaft erkld. ren, weiche die Elgenſchaſt des Raums ſonthetiſch und doch a priori beſtimmt: fo wurden wir fragen: wie? Nur blos ſonthetiſch? Die Erfahrung zeiget das Gegentheil. Wie haben ſehr Diele geometrifche Sätze, die analptiſch find, und 2.03 fo wohl wie jene dle Ligen'chaften des Raumes beſtim. n Heißt a priori beſtimmen, aus allgemeinen :. earıi, BE fe. vieß thun: fo wird kein Geometer dagegen etwas ein.“ wenden. Heißt es aber durch Erkenntniß, welche auch in! Anſehung ihres Urſprungs von aller Erfahrung unabhängig if: | fo kennet der Geometer dieſe nicht, und Sie müßten noch erſt ihre Moͤglichkelt in der Seele eines Menſchen dewe ren. Dieß wird er tür keinen Beweis gelten laffen, wenn Sie ſich dieſe Frage, wie muß dleſe Vorſtellung des Kauns beſchaſſen ſeyn, daß eine ſolche Erkenntniß von ihm moͤglich! fen, fo beantworten: er muß urfprünglich Anſchauung fenn. E Die urſprüngliche Anſchauung von ihm iſt, wie ich fdion 8 bewieſen habe, elne empiriſche. Warum ſollten aus den? Begriffen keine Saͤtze, welche über den Begriff hinaus g ihn, ſich ziehen laſſen? Ste berufen ſich hier auf I hte Einleitung V. Alleln ich habe auch da es gezeiget, doß! Sie dasjenige nicht bewieſen haben, was doch müßte | g⸗ſchehen ſeyn, wenn Sle ſich darauf mit Grund berufen wollten. Wenn Sie anders die geometriſchen Wahrheiten gehoͤtig untetſuchet haben: fo koͤnnen Sie ummoͤglich be. haupten, daß dle geometriſchen Saͤtze insgeſammt apodictiſch! d. 1. mit dem Bewuſtſeyn ihrer Nothwendigkelt verbunden ind. Ich mag hler nicht wieder hohlen, was ich ſchon on! einem andern Orte oben angefuͤhret habe, um die Ungültig, kelt dleſes Ibres Satzes apodicelſch zu widerlegen. Sie beruſen ſich auf dieſe geomettiſche Wahrhelt, der Raum hat | eine dreyſache Ausmeſſung. So wird kein Geometer ſich leicht ausdrucken. In jeder Figur iſt Raum. Wo iſt aber bler eine drepfache Ausmeſſung? Könnte aber der Raum # dieſe haben, wenn er, ſo wie Ste ihn votſtellten, ols un.“

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begrenzt gedacht wuͤrde? Hier waͤre keine Ausmeſſung mehr denkbar. Denkbar iſt fie, und findet auch wirklich ſtatt, wenn nicht von jedem Raum, ſondern vom Körper die Rede iſt, und dann iſt jener Satz urfprünglich ein Erfahrungsſatz, welchen der Geometer zuerſt aus einer empiriſchen Anſchauung ſelne Zuhörer bilden läßt, und fie auſmuntert, durch ihre Vers nunft ihn zu einem allgemeinen zu erheben. Dleß ift der Bang, worauf fie zur Allgemeinheit dieſes Satzes gefüh« ret wird.

Sie werfen die Frage auf: wie kann eine aͤuſſere An— ſchauung dem Gemuͤthe beywohnen, die vor den Obiecten ſelbſt vorher geht, und in welcher der Begriff der letztern a priori beſtimmt werden kann? Ich mochte Ihnen hier« auf folgendes antworten. Die auffere Anſchauung, das belſt doch wohl, die Anſchaung von aͤuſſern geräumigten Gegenſtaͤnden geht nicht vor den Oblecten vorher, ſondern wird durch dieſe vermoͤge des Geſichtes in unſter Seele erregt. Aus dleſer ziehet unfer Vetſtand den Begriff vom

Raum, nlcht a priori, ſondern a poſteriori. Haben mir

dleſen erſt im allgemeinen gebildet: fo koͤnnen mir theils fragen, wie hat die Natur dleſen in ihren verſchledenen ges räumlgten Producten näher beſtimmt, die Beſtimmung em- piriſch aufſuchen und nun unfrer Vernunft die Materiali— en darteſchen, wodurch ſie ſaͤhlg wird, im allgemelnen Gate tungen, Arten und Unterarten in einer legiſchen Tabelle zu ertwickeln. So hat es immer der Geometer gemacht, und es würde kelnem gluͤcken, wenn er auf einem andern Wege die möglichen Beſtimmungen des allgemelnen Begriffes vom Raum aufzuſuchen ſich bemuͤhte.

Sie denken ſich die Sache ganz anders, als es bis. ber der Geometer gefunden dat. Sie wollen uns uͤberre⸗ den, daß die aͤuſſce Anſchauung blos im Subieet als dle formale Beſchaſſenheit 5 don Odlecten affichre zu

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werden, und dadurch unmittelbar Vorſtellungen der ſelben b. i. Anſchauungen zu bekommen, ihren Sitz hat, alſo nur als Form des aͤuſſern Sinnes überhaupt. Was wol. len Ste eigentlich hlemit ſagen? Mancher möchte ſich hiet aber elne Staubwolke beklagen, welche Sle durch Ihre new en Terminologlen vor fern Geſicht auſgetrleben haben. Er fauben Sie, daß ich ihre Saͤtze fo fury ausdrüde als mög. lch iſt. Die äulfre Anſchauung (ohne Zweiſel vom Raum) bat blos Im Subiect als formale Beſchaffenhelt, oder elt Form des aͤuſſern Sinnes, von Oblecten arficirt zu wer den, und dadurch Anſchouung von ihnen zu bekommen, ihren Sitz. "Io behaupten Cie, daß äuſſte Anſchauung elne formale Beſchoſſenhett unſers Vorſtellungsvermoͤgens iſt, Anſchauungen von geräumigen Obiecten zu erlangen. Als lein kann 1) äuffere Apſchauung blos eine Beſchoffenheit oder Ferm des aͤuſſern Sinnes ſeyn. Iſt fie nides welter als das letzte: fo Ajt fie innre Beſtimmung des Sinnes, abet keine Anſchauung, weil jene blos Vermögen, dieſe aber ſchon Wirkung des Vermoͤgens if. Iſt aͤuſſte Anſchau⸗ ung blos fubieetine formale Beſchaſſenheit des Subiects von Obiecten afficitt zu werden, und dadurch, gleich viel, un. mittelbar oder mittelbar Anſchauungen zu bekommen: fo iſt ja nicht ſelbſt Anſchauung, ſondern bloſſes Vermoͤgen der Seele, Anſchauungen von ſolchen Obiecten zu erhalten. Mel⸗ ne formale Beſchaffenheit von Odiecten aſficirt zu werden, kann de-b nichts anders als meine Faͤhlgkelt ſeyn, mir die Dinge, die auf meine Sinne wirken, vorzuſtellen, oder fie ſinalich anzuſchauen. Nennen Sie diefe bloſſe Faͤhigkelt dle Form meines aͤuſſern Sinnes: fo iſt dleſe freyllch vor aller Erfahrung, vor aller eigentlichen Anſchauung und alſo In ſo weit a priori in meiner Seele: fo würde für mich keine ſolche Anschauung moglich ſtyn, wenn ich nicht dleſe Form meines äuffern Sinnes hätte. Alleln fie Ift nicht die An. ſchauung ſelbſt, fie bringt auch nicht ohne alle vorhergehe ade

Einwirkung äufferer Gegenſtaͤnde Anſchauungen von lynen ber.

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hervor. Soll ich elne Anſchauung von einem Colibrit ers halten: fo muß ich entweder ihn in der Natur oder in einer Abbildung geſehen haben. Herr Prof. Reinhold, welcher erit durch groſſen Aufwand von Mühe und Zelt, feinem eignen Geftändniffe nach, den Gelſt Ihres neuen Spſtems genau entdeckt zu haben glaubet, ſuchet dieſe Sache auf elne etwas verſchiedene Art anzugreiſen. Es lehret uns, daß die a priori beſtimmte Form des aͤuſſern Sinnes in der an der Receptivitaͤt beſtimmten Moͤglichkeit des Auf ſerelnanderſeyns des Mannigfaltigen in der Vorſtellung beſtehe 3). Wie dunkel wird auch nicht dieſe Reinholdi⸗ ſche Erklarung wenigſtens durch dle gezwungene unnafür« liche Verbindung der Worte! Doch über fo etwas muß man ſich in dieſer neuen philoſophiſchen Schule wegſetzen. Was heißt denn nun bey dieſem Philoſophen eine Moͤg⸗ lichkeit des Auſſereinanderſeyns des Mannigfaltigen in der Vorſtellung? Was in der an der Receptivltat beſtlmm⸗ ten Moglichkeit? Doch wohlinichts anders als die Receptl⸗ vitaͤt unſerer Vorſtellungsfaͤhigkeit hat die Beſchaffenhelt oder Form, daß dadurch Anſchauungen möglich find, in welchen das Mannigſaltige auſſer und neben einander vors geſtellet wird. So viel ich weis, hat noch fein Phlloſoph it an dleſer Wahrheit gezwelſelt. Allein dieſe Form iſt a priori beſtimmt. Auch dieß kann nichts anders heiſſen, als daß fie nicht erſt durch aͤuſſere Eindruͤcke In uns ber⸗ vorgebracht wird, ſondern daß fie vor aller Einwirkung in uns liege. Wer wird auch dieß ſeugnen? Allein wie If ſie da? Doch nicht als Anſchauung, fondern blos als we⸗ ſentliche Beſchaffenheit oder Form des duffern Sinnes? Dieß ſchelnt Hr. Reinhold zuzugeben. Wenn er aber dieſe Form als dle allgemeine elnzige Form des aͤuſſern Sin⸗ nes anfeht: fo hat dle angeſtrengte Richtung feines Geiſtes nach

1) S. feinen Verſuch einer neuen Theorie bes meuſchlichen

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nach einem Ziele, welches er nach Ihnen erreichen wollte, ihn zu ſchnell fortgetrieben, und ihm keine Zelt gelaſſen, um ſich an die Organe des Geſchmackes, des Geruchs, des Gehoͤrs und an Ihre Eindrͤͤcke auf unſern aͤuſſern Sinn zu erinnern. Sonſt wuͤrde er dle Form deſſelben etwas am ders beſtimmt haben muͤſſen.

Nicht dleſe Form ſelbſt nennet er, ſo wie Sie, eine tigen ih ZE nennen, wie er will. Wenn es blos auf einen Namen an-

Anſchauung a priori, ſondern die unmittelbare Vorſtellung der Form der äuffern Anſchauung, des Raums ſoll elne Anſchauung a priori ſeyn. Er mag nun freyllch ein Ding

kommt: fo kann uns dleß gleichgültig ſeyn. Allein auch die unmittelbare Vorſtellung von dleſer Form kann doch nicht

anders als a poſteriori in uns entſtehen. Diefe Form, welche! a priori in uns iſt, wird uns zuerſt durch ihre Wirkſamkelt be. kannt, und diefe find in elner nicht unbetraͤchtllchen Zeit von un- ſerm leben in jedem Menſchen ſchon da, ehe er ſaͤhig wird, ſich!

elne Vorſtellung von dieſer Form zu machen. Dazu gehoͤret ſchon erhöhte Stärke der Vernunft, genaue Aufmerkſam— kelt auf die Wirkungen unſers aͤuſſern Sinnes, und auch ſelbſt bey aller angewandten Auſmerkfamkelt kann unfre Vot— ſtellung von ihr dennoch nicht ganz wahr ſeyn. Alles dieſes bes weiten die Beinholdiſchen Bemühungen, uns zuerſt eine richtige Vorſtellung von dieſer Form zu verſchaſſen, und

fo beftättiget er es ſelbſt durch feine Befhäftlgfeit auf diefem Ü Felde der Wiſſenſchaft, daß wir von dieſer Form unfersäu |

ſeren Sinnes erſt durch genaue Beobachtungen, und folglich

nicht a priori fondern a poſteriori eine Vorſtellung erha' # ten. Dleſe Widerlegung iſt doch wohl die einleuchtendſte?! Sollten Ele alſo wohl berechtiget ſeyn, aus Ihren Entwick. lungen den Schluß zu machen, daß alſo Ihte Erklärung |

die Moͤglichkeit der Geomettle als einer ſynthetlſchen Erkennt.

ulß a priori begreiflich mache?? Worum zelgen Sie nicht!

wenigſtens in einem Beyſpiel, wie fie dieß thun, wie aus

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tem Begriff des Raumes, wovon Sie uns eine Erflärung geben, als aus einem Princip Erkenntniſſe a priori herflleſſen, und ſie unter Vorausſetzung dieſer gegebenen Erklarungsart möglich find? Ich habe ſtets hierauf meine Auſmerkſam— keit gerichtet, weil Sie ſelbſt zu Anfang dieſes Abſchnittes

mit eine ſolche Entwicklung hoffen lieſſen. Ich habe aber

Immer umſonſt nach dieſer mich umgeſehen, und ich muͤßte mir von Ihrer philoſophiſchen Denkunsgart einen ſehr dürfs igen oder gar vielleicht beleidigenden Begriff machen, wenn ich Bedenken truͤge, Ihnen dieß offenherzig und frepmürhig ju geſtehen. Leben Sie wohl.

11. Brief. Mein Herr,

Edauben Sle mir, daß ich auch itzt die Schluͤſſe prüfe, welche Sie aus Ihrem gegebenen Begtiff vom Raum ge— zogen haben Der erſte iſt dieſer: a) Der Raum ſtellt gar keine Eigenschaft irgend einiger Dinge an ſich, oder fie In iprem Verhältniß auf einander vor d. i. keine Beſtim⸗ mung derſelben, die an Gegenſtaͤnden ſelbſt haſtete, und welche bliebe, wenn man auch von allen ſubiectiven Be. dingungen der Anſchauung abſtrahirte. Dieſe Folgerung iſt wahr und ſalſch. Es wird darauf ankommen, wie wir uns den Raum denken. Wird er blos als eln abſttacter Begriff als eine Anſchauung gedacht: fo iſt er freylich nichts weiter als eine Vorſtellung des denkenden Subiects. Wird er ober als der Gegenſtand angeſehen, wovon ich mir einen allgemeinen Begriff gem icht habe: fo {it er als Raum, nicht als Begriff vom Raum in jedem eins zelnen Dinge, welches zuſammengeſetzt iſt, auch auſſer meiner Votſtellung anzutreffen. Dann iſt er nicht mehr ſubiective Bedingung meiner Anſchauung, nicht mehr blos aͤuſſere Anſchauung, ſondern oblectiv in den aͤuſſern

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120

Dingen ſelbſt, eine Beſtlmmung, dle an Gegenfläuden ſelbſt haftet, und er wuͤrde oblectiv blelben, wie er iſt, wenn auch keiner ihn anſchaute, wenn ich gleich keine Receptlvaͤt der Vorſtellungsſaͤhigkeit hätte, von ſolchen Gegenſtaͤnden afflelrt zu werden, und eine Anſchauung von ihnen zu bekommen. Wenn ich alſo auch von allen ſublectiven Bedingungen abſtrahirte: fo wurde er eine Eigen. ſchaft ber Dinge an ſich bleiben, worlun Theile auffer und neben einander zugleich ſind.

Sle wollen Ihre Behauptung daher beweiſen, doß weder abſolute noch relative Beſtimmungen vor dem Da. ſeyn der Dinge, welchen fie zukommen, mithin nicht a priori angeſchauet werden koͤnnen. Allein wer hat denn behauptet, daß Raun als abfolute und relative Beſtimmung eines Obiectes vor dem Daſeyn deſſelben vorhergehe? Sie entſtehet mit Ibm, und verlleret zugleich mit ihm ihr Da⸗ ſeyn. Reden Sie etwa blos von Vorſtellungen, welche ich mir ven Dingen mache: fo konnen dieſe nicht blos ven wirklichen, ſondern auch von blos noch möglichen Dingen Vorſtellungen ſeyn, und ſind ſie dieſes wirklich: ſe denke ich mir zugleich nicht vorher noch ſpaͤter ihre abſolute und relative Beſtimmung, und fo bold in meiner Vorſtellung dleſe erlöfcher find: fo habe ich auch keine Vorſtellung von den Dingen mehr. Ich kann mir auch geräumige Dinge als moglich vorſtellen, welche alſo noch keinen beſtimmten Raum haben, und mir folglich in ſo welt eine Anſchauung a priori von ihnen verſchaffen. In tauſend Fäden verfähre fo der Kuͤnſtler. Er denket ſich eine Abſicht, welche er durch fein Kunſtwerk ertelchen will, uͤberlegt die Mittel, welche zu biefer führen, beſtimmt die relative Geoͤſſe, wel. che die Theile feiner Maſchine haden muͤſſen, die Raͤume, welche in jedein derſelben ſeyn ſollen, und bearbeitet nun die Materitallen nach der Idee, welche er ſich von feiner Arbeit gewacht dat Hier iſt die abſolute und relative Beſtim—

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mung vor dem Daſeyn des Dinges, welchem ſie zukommen, mithin a prior: in feiner Anſchauung. ud) der Verſtand Gottes hat ſich die Dinge, in welchen Raum iſt, und die ohne ihn nicht wirklich ſeyn koͤnnen, gedacht, oder in hoͤherm Verſtande (ſenſu eminentiori) ongeſchauet, als fie noch nicht waren. Iſt dieß unmoglich?

b) Der Raum ſoll nach Ihrer Behauptung nichts anders als nur die Form aller Etſcheinungen aͤuſſerer Ein« nen, d. i. ſubiective Bedingung der Sinnlichkeit ſeyn, une ter welcher allein uns aͤuſſere Anſchauungen möglid) find, Aller was nennen Sie hier Form aller Erſcheinungen der duſſeren Sinnen? Iſt hier von der Form der Erſchelnungen, oder von der Form der äufferen Sinnen die Rede? Denken Sie ſich die Erſcheinungen, und die Form derfelben: fo find tie Erſcheinungen entweder die aufferen Dinge ſelbſt, oder die Vorſtellungen, welche wir von ihnen haben. Sind ſie das erſte: fo haben fie, wenn fie zuſammengeſetzt find, eine Form, welche dem Raum eine oblectioe Gültigkeit erthei⸗ let. Sollen Erſchelnungen aber dle Vorſtellungen von die. ſen Gegenſtaͤnden ſcyn: fo muß Raum in den Vorſtellun⸗ gen ausgedruckt liegen, wenn ſte anders Anſchauungen von dleſen Gegenſtaͤnden feyn ſollen. Denken Sie ſich aber gRoum als die Form der dufferen Sinne; fo würde es ſo vlel beiſſen, unſte äujferen Sinne haben keine andre Receptlivl⸗ (et als zu Vorſtellungen vom Raum. Hier wäre nun ein Soß, wvelchem die Erfchrung widerſpricht. Wir haben auch eine Re⸗ ceplivitàt unſter äuffiren Sinne für Empfindung durch die Ira gane des Geruchs, des Geſchmacks, des Gehoͤrs, und aus bellen dieſen Vorſtellungen, welche daher entſtehen, wird die Arſcenuna vom Raum ausgeſchloſſen. Die Form unfrer % äuferen Sennen iſt alſo nicht blos eine Beſchaffenheit uns ter Receptivitqc, nach weicher wir feine andre aͤuſſere An ſche uung als vom Raum erhalten koͤnnen; und geſetzt fie ware die einzige Form unſter Sinnlichkeit; fo würde fie doch

1285

nicht der Raum ſelbſt, ſondern elne weſentliche Beſchaffen. heit unſrer ſinnlichen Vorſtellungsſahlgkelt ſeyn, welche vom Raum himmelweit unterſchleden wäre. Raum als Oblect, nicht als vorgeſtellter Begriff vom ihm hat Theile, die auſſer und neben elnander zugleich find. Finden denn dleſe ſich auch In elner weſentlichen Beſchaffenhelt unfrer Sinn. lichkeit? Dleß werden Sie doch nicht behaupten wollen?

Well wir durch Huͤlſe des Geſichtes entweder einzelne Puncte oder zuſammengeſetzte Gegenſtaͤnde uns vorſtellen, jene neben einander, in dleſen Mannigfaltigkeit der Theile auſſer und neben einander erblicken; fo erhalten wir dadurch empirifhe Anſchauurgen von ihnen, und mir find unf& hig, fie uns fo zu denken, daß fie keinen Raum in der Ver. bindung einnehmen, Dleß iſt die Form von dleſer Art der Sinnlichkelt, wovon der hinreichende Grund in der Bildung unfrer Augen, In den Gegenſtaͤnden ſelbſt, und in unfrer Fähigkeit liegt, uns durch Huͤlſe des Geſichtsorganes von äuffern geräumigten Gegenſtänden Vorſtellungen zu machen. Nehmen wir dleſe ſublective Bedingung weg: fo würden wir von dieſen Gegenſtaͤnden und alſo auch vom Raum feb ne äuffere Anſchauung haben koͤnnen. Kine andre Frage iſt es: ob nicht Geiſter von einer andern hoͤhern Claſſe auf einem andern uns unbekannten Wege zur Anſchauung vom Raum gelangen koͤnnen. Der unendliche Geiſt, welcher alles und alſo auch geraͤumigte Dinge mit einem göttlichen Blicke uͤberſchaut, bedarf zu dieſer Vorſtellung keiner Aus gen. Bey uns find blos durch dieſe Faͤhlgkeit, oder wie Sie ſagen, durch dleſe Form der Sinnlichkelt äuffere An. ſchauungen von dleſer Art moglich. Allein die Gegenſtaͤn— de dleſer Anſchauungen bleiben demohngeachtet, was ſie ſind, entweder Puncte, in welchen wir keinen Raum um terſchelden, oder zuſammengeſetzte Dinge, in welchen wir dleſen erblicken.

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Sie haben hlerinn Recht, dle Receptivitaͤt des Sub⸗ lects, von Gegenſtaͤnden afficirt zu werden, gehet in uns nothwendiger Weiſe vor allen Anſchauungen dieſer Oblecte rorber. Sie iſt aber nicht Anſchauung ſelbſt, ſondern blog in uns elne Moglichkeit, diefe Anſchauungen von Gegen» ſtaͤnden zu erhalten, welche lange vor unſter Anſchauung lor Daſeyn als Obiecte haben koͤnnen. Es würde fehr uͤber⸗ fluͤſſig ſeyn, dieß durch Beyſpiele zu erlaͤutern.

Hätten Sie uns doch gezeiget, auf welche Art es fh ous Ihren Proͤmiſſen, in wle weit fie wahr find, verſtehen

hoffe, wie dle Form aller Erſchelnungen vor allen wirkll.

chen Wahrnehmungen, mithin a priori im Gemüthe gege— ben ſeyn koͤnne! Dieſe Form kann doch nicht die Form der Gegenſtaͤnde ſelbſt ſeyn, welche erſcheinen, ſondern iſt

ohne Zweifel die Form der Erſcheinungen, in wle welt dies

ſe Vorſtellungen find. Denken Sie ſich nun die Vorſtellun. gen ſelbſt: ſo ſiad dieſe nicht vor den Wahrnehmungen im Gemüthe gegeben, und ſolglich die Form, die jeder Vorſtel. lung eigen iſt, kann es eben ſo wenig ſeyn. Soll abet doch die Form vor aller Wahrnehmung im Gemuͤthe ſeyn: fo kann unter dieſer nichts anders als die Beſchaffenheit unſter Receptivitaͤt gedacht werden, wodurch es moͤglich wird, daß wir uns Vorſtellungen von ausgedehnten Gegenſtaͤnden machen koͤnnen. Dleſe iſt nun freylich vor aller Wahrneh⸗ mung in unſerm Gemuͤthe, und in ſo welt koͤnnen wir ſie eine Form a priori nennen. Hlegegen wird kein Philo⸗ ſoph was elnzuwenden haben. Vermoͤge dleſer Form koͤn. nen wir noch vleles wahrnehmen, wovon wir noch nie elne Vorſtellung gehabt haben. Folget aber daraus, daß dle⸗ fe Form der Receptlvitaͤt ſelbſt eine reine Anſchauung ſeyn muß, und daß dleſe, in welcher alle Gegenſtaͤnde beſtimmt werden, Prineipien der Verhaͤltniſſe derſelben vor aller Er⸗ ſahrung enthalten koͤnne? Die Form der Receptivltaͤt iſt ihre weſentliche Beſchaffenhelt, aber nicht Anſchauung, ſon⸗ dern

dern Vermögen zu derſelben. Was heißt es: In der reinen

Anſchauung werden alle Gegenſtaͤnde beſtimmt? Wie denn?

als Gegenſtaͤnde, für ſich betrachtet, oder als Vorſtellun. gen, die lch von ihnen habe? In erſten Fall läßt ſich dieß durchaus nicht behaupten. Die Obiecte haben ihre Beſtim, mung nicht durch unſte Anſchauung, ſondern durch Gruͤnde, die auſſer dem Geblete unſrer Vorſtellungen liegen. Sollen hler aber dle Vorſtellungen gedacht werden, welche wir von den Gegenſtaͤnden haben: fo find dieſe ſelbſt die Anſchau⸗ ungen, und unſer Verſtand findet in allen, wenn ſie von geraͤumlgten Gegenſtaͤnden erregt find, das Mannigfaltige der Theile, die auſſer und neben einander zugleich ſich darı ſtellen, folglich die allgemelne Form des Raumes wieder, well dle Meceptivität unſter Sinnlichkelt von der Beſchaf. ſenheit iſt, daß ſie uns dieſe darſtellen kann. Der Raum, er ſey Begriff oder Anſchauung, beſtimmet aber nicht die Segenſtaͤnde auſſer uns, ſondern durch dieſe wird der allge, melne Begriff von ihm mehr beſtimmt, und erhält die For⸗ men, welche den Gegenſtänden entſprechen. Wie kann alſo Raum als Form der Erfcheinung, oder als Anſchau⸗ ung die Principien ven den Verhaͤltniſſen der Gegenſtaͤnde vor aller Erfahrung in ſich enthalten? Was find dleſe Prin, eiplen der Verhaͤltniſſe? Dleſe Fragen hätten Ele uns doch beantworten ſollen. Ich kann es mir nicht erklaͤren, warum Sle daran gar nicht gedacht zu haben ſcheinen, da doch hlerauf alles ankoͤmmt. Sollen fie etwa die allgemel⸗ nen Begriffe vom Raum und feinen verſchledenen Beftims mungen In Anlen, Figuren und Körpern bedeuten? Alle dleſe find aber elgentlich nicht Geſchoͤpfe der Sinnllchkelt, ſondern des Verſtaubes, und woſerne fie nicht als Phanto⸗ men der Elnblldungskraft, als leere Hlengeſpinnſte in ihr Nichts wleder verſck winden ſollen! fo muß unſer Verſtand fie aus der Gegenelnanderhaltung der Oblecte, wovon mir duſſere emplriſche Anſchauungen hatten, mlt der erfoderlis chen Behutſamkelt herleiten, 951 b

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Wir fönnen frenlid nur sus dem Stondpunkt eines Menſchen vom Raum, von ausgedehnten Weſen reden, well uns nur dleſer in der Reyhe der Geiſter angewleſen iſt, und auſſer unſerer Receptivitaͤt für unſte Vernunft Peine Ceblete von Gegenſtaͤnden ſeyn konnen. Sie behaupten, daß, wenn wir von der ſublectiven Bedingung obgehn, uns ter welcher wir allein äuffere Anſchauungen bekommen füne ren, die Vorſtellung vom Raum nichts bedeute. Worinn teſteht aber Diefe ſubiective Bedingung anders, als in der Receptlvitaͤt, von aͤuſſern Einwirkungen der Gegenſtaͤnde affleirt zu werden? Haͤtten wir dieſe nicht: fo bedeutet die

Vorſtellung von Raum nichts? Nein fo haͤtten wie .

gar keine Vorſtellung von ihm, aber deswegen blieb er doch in den Gegenfländen, was er iſt, wenn wir ihn gleich gar nicht dachten. Sie meynen, daß dleß Praͤdicat Raum den Dingen nur in fo weit bengeleget wird, als fie uns erſcheinen, d. i. Gegenſtaͤnde der Sinnlichkeit find. Frey— ich wuͤrden wir ihnen dieß Prädicat nicht beylegen koͤnnen, wenn fie keine Gegenſtaͤnde unfrer Sinnlichkeit wären. Denn In dieſem Fall hätten wir gar keine Vorſtellungen von ih. en, konnten ihnen alſo auch keine Praͤdlcate beylegen. Allein itzt, da fie Gegenſtaͤnde unſter Votſtellungen wer den koͤnnen, und es find, wenn fie unfer finnliches Vor— ſellungsvermoͤgen aſſielten: fo legen wir ihnen dieß Praͤdl⸗ cat nicht blos deswegen bey, weil fie ſich unfrer empirifchen Anſchauung fo darſtellen, ſondern weil Raum von Ihnen eine Beſtimmung iſt, und fie grade dadurch Gegenſtaͤnde unferer Vorſtellungs fahigkeit werden koͤnnen, weil die Form ihrer Receptivitaͤt von der Art iſt, daß Obiecte durch das Organ des Sehens ibr Steff zu Anſchauungen don ihnen darreſchen koͤnnen. Ich begreife es immer nicht, wie eln Mann von ſolchem Scharfſinn, wie Sie find, es fo oft behaupten kann, daß die beſtaͤndige Form der Receptivitaͤt, welche wir Sinnlichkeit nennen, Raum, und daß dleſer eine

dothwendige Bedingung aller Ver haͤltniſſe fep, darinn Gegen⸗ ftände

126

ftänte als auſſer uns angeſchauet werden. Haben Sie denn

nie auf dle Form unſter Sinnlichkeit geachtet, vermoͤge wel. cher wir Empfindungen und alſo auch Vorſtellungen durch! Hülfe der Organs des Geruchs, des Geſchmeckes, und des Gehoͤrs erhalten? Wird aber nicht in der unmittelbaren! Vorſtellung dleſer Empfindung Raum ausgeſchloſſen? Un fre Sinnlichkeſt hat alſo auch Receptlvltät für Vorſtellun. gen, von welchen dle Idee des Raums ganz abgefonder iſt, und ſolgllch iſt nicht Raum dle einzige Bedinqurg un.“ ſter äuffern Sinnlichkeit. Ich will hier nicht anmerken,“ daß es ſehr zweydeutlg iſt, wenn Sie ſagen, daß die be. ſtändlge Form der Receptloitaͤt, welche wir Sinnlichkelt! nennen, elne nothwendlge Bedingung aller Verhältaiſſe fen, | worinn Gegenſtaͤnde als auſſer uns angeſchauet werden. We koͤnnten fragen 1) nennen Sie dle Form der Receptidität,

odre dleſe lezte Sinnlichkeit? doch wohl das letzte 2) Iſt Diele Form eine nothwendige Bedingung aller Vethaͤt⸗ niſſe, worinn dle Gegenſtaͤnde ſelbſt gegen einander ſtehen, ode

det Verhaͤltnaͤſſe, worinn fie ſelbſt nicht ſtehen, worinn wi; fie uns aber als auſſer uns vorſtellen? Das erſte kan! nun wohl nicht ſeyn. Denn wle kann elne beſtändige Forn unſter Receptlvitaͤt davon Urſache ſeyn, daß die Gegenſtän de auſſer uns dieſe und keine andre Verhältniſſe gegen ein, onder haben? Soll fie elne nothweadige Bedlugung de

Verhaͤltnlſſe ſeyn, worinn wir die Gegenſtaͤnde als auſſet

uns vorſtellen: ſo kann dleß doch nichts anders bedeuten, als daß durch dieſe Form der Meceprieität es uns nur wor! lich wird, die Dinge auſſer uns in Verhaͤltniſſen anzuſcheu ;

en. Dieſe Verhaͤltniſſe würden nun wirklich bey den Din gen ſtatt haben, oder nicht. Im erſten Fall wären ſie es,

welche unjrer Receptloitaͤt den Stoff zur Anſchauung von ihnen? dorgerelcht hätten, im andern wäre es eine nothwendlge Form

unſter Sinnlichkeit, daß dleſe durch ihre Wirkſamkelt ode:

Aaſchauung uns taͤuſchte. Wir wären alſo durch elne Nu!

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127

wenn Manes durch ſeinen boͤſen Gott elne Welt erbauen ließ, würden in ihr ſolche bedaurenswürdige einen Platz finden. In der unfrigen, wo Wahrheit, Ordnung, Sym— metrie in allen Werken mit fo ſchoͤnem Glanze ſich zeiget, werden wir dieſen ſchrecklichen Naturzwang nicht zu bee fürhten haben.

Sie denken ſich den Fall, daß dle Vernunft von allen Gegenſtaͤnden, wovon wir eine ſinnliche Vorſtellung durch Hilfe des Geſichtes erlangen, abſtrahirt, und dann fol eine reine Anſchauung übrig blelben, welche den Namen Raum führer. Freylich wenn wir das Allgemeine uns denken, worinn alle Dinge, die auſſer und neben einander find, in Anſehung dleſer Beſtimmung uͤberelnkommen: ſo bilden wir uns elnen allgemeinen Begriff vom Raum, und nennen ihn auch wohl ſelbſt Raum in der hoͤchſten Abſtractlon. Dleſer iſt in ſo weit blos in dem denkenden Sublect, nicht in den Obiecten. Denn in dieſen iſt der Raum nicht eine abſtracte Vorſttllung des Verſtandes, oder wie Sie ſagen, nicht elne reine Anſchauung, ſondern der Gegenſtand ſelbſt von dieſer abſtracten Vorſtellung, oder von der reinen Anſchauung, welcher auch zwar den Na— men Raum führen kann, aber doch nicht elgentlich Raum iſt.

Dir Finnen nicht die beſondern Bedingungen unſrer Sinnlichkelt, zur Bedingung der Sachen, ſondern nur ih— rer Et ſcheinungen machen. Das erſte koͤnnen wir freyllch ohne Irrthum nicht, weil jene unſter Sinnlichkelt, dieſe den Gegenſtaͤnden eigenthuͤmlich zukoͤmm'. Allein wir thun dieß auch nicht, wenn wir den obieciiven Raum als elne Beſtimmung der ausgedehnten Gegenſtände, und folglich als eine Form oder Bedingung anſehen, unter welcher fie nur möglich find. Die Bedingung der Sinnlichkeit, wopon Sie hier reden, iſt nichts anders als die Form un⸗

und

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und olſo durch eln koͤrperliches Organon, vermoͤge der eln. wirkenden Gegenſtaͤnde affielre zu werden. Dleſe Recepti. vltat waͤte für uns ohne ollen Nutzen, bllebe ſtets unwirk⸗ ſames Votſtellungsvermoͤgen, wle bey elnem Biirdgebehr. nen, wenn unſer Geſichtsorgon nicht fo gebaurt wäre, daß äuff-e Gegenſtaͤnde durch dleſes unſter Sinrlichkelt den

Stoff zu Vorſtellungen von ihnen darrelchen könnten. Af.

ficire zu werden, ſetzet nicht blos Neceptivität, ſondern auch äuffere Gegenſtaͤnde voraus, die afficiren, die alſo ſind, verſchleden, fo wie die Mficlrung ihnen entſpricht, ſolg. lich neben und auſſer einander find, und alfe einen Raum elnſchlleſſen, welcher uns nicht erſchelnen mürde, wenn et nicht da wäre, nicht erfcheinen, nicht von uns bemerft werden koͤnnte, wenn wie dle Receptlvltaͤt nicht haͤtten. Wirklichkeit kann ohne Maͤglichkeit nicht gedacht werder. Er wird alſo hier dieſe Moͤglichkelt, daß Dinge neben und ouffer elnander find, zuglelch geſetzt, und dieß gehoͤret mit zu det Moͤglichkelt, daß uns die Dinge fo erſcheinen koͤn⸗ nen. Wir behaupten nicht, daß der Raum alle äuſſer⸗ liche Dinge umſaſſe. Denn ſonſt wurden wir uns durch dle Zauberkroft unſter Phantaſie den Raum als eln leeres Behaͤltniß, woteln alles zuſammengebracht wäre, ſchoffer. Allein dteß ſagen wir, daß alle Dinge, welche Theile ne ben und auſſer einander zugleich haben, einen Raum ein ſchlleſſen. Wo aber ſolche Thelle nicht neben und auffer einander zugleich find, da findet ſich auch keln reeller Raum, und fo denken vole uns Gott, ohne daß er einen Raum

einſchlleſſet.

Wir konnen ven den Anſchauungen andrer denkenden Weſen nicht urthellen. Denn wir wiſſen es nicht, ob ſie an dleſelben Bedingungen gebunden find, welche unſte An ſchauung einſchraͤnken, und für uns allgemein gültig find. Allein Raum werden ſte ſich elle vlellelcht auf unendlich ver»

ſchledene Arten vorſtellen. Denn fie denken ſich entwe. det

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ter die Dinge fo, wie fie in der Welt find, oder nichr. Dieß letzte kann nicht mit irgend einem Grunde ven Wahrſcheinlichkeit angenommen werden, und wenn man ouch ihn ſetzen wollte: fo würden fie entweder einige Vor— ſtellung von der Welt haben, oder nicht. Hätten fie gar keine davon: fo. würden fie auch unmöglich unter denken— den Weſen einen Platz einnehmen. Härten fie aber ei— rige Begriffe von der Welt: fo wuͤrden fie fi) es nicht enders vorſtellen koͤnnen, als daß auſſer ihnen noch andre Dinge neben elnander zugleich waͤren. Folglich wuͤrden fie, wenn fie anders Verſtand genug dazu haͤtten, ſich uberhaupt Dinge auſſer und neben einander vorſtellen. Wie viel mehr wuͤrden dieſe es tbun, welche ſich die Dinge ſo denken, wie ſie in der Welt ſind? Folglich dachten fie ſich Rum. Nennen mögen fie ihn, wie fie wollen. Er bleibt ſeiner Natur nach, was er obiective it, nicht Form unſrer Sinnlichkeit, ſondern Beſtimmung der Dinge ſelbſt, welche auſſer uns ihr Daſeyn haben.

Sie führen uns itzt auf einen Gegenſtand, welcher

in das Gebiet der Vernunftlehre gehoͤret. Auch bier re—

den Sie ganz anders, als man ſonſt gewohnt iſt, ſich auszudrucken. Sie fagen uns, daß ein Urthell unbedingt gilt, wenn wir zum Begriff des Subiects die Einſchraͤn— fung eines Urthelles hinzufuͤſen. Was heißt Einſchrän— kung des Urtheils? Vielleicht haben Sie die Einſchraͤn— kung dadurch bezeichnen wollen, welche zum Subiect hin— jugefuͤgt werden muß, damit das Praͤdicat nothwendig

mit ihm verbunden werden kann. So konnen wir aber jeden Particularſatz zu einem allgemeinen machen. Wir duͤrſen nur den Grund hinzuſetzen, wodurch das, was blos nach dem Begriff des Sublects bey ihm moͤglich war, wirklich wird. Solche Sätze nennet man ſonſt in der ſogik bedingte Säge, 3. B. 0 Menſchen werden, unter

der

130 e Ten der Bedingung, daß fie tugendhaft find, gluͤckſelig. Un. bedingte Saͤtze nennet man dieſe, worlnn das Praͤdicat vom Subiect ohne alle vorhergehende nähere Beſtimmung im Allgemeinen entweder bejahet, oder verneinet wird, 3. E. alle Ppremiten find dem dritten Theil von einem Prisma gleich, welches mit ihnen elne gleich groſſe Grund.“ flache und Höhe hat. Der Grund dieſer Benennung! llegt in der Natur dieſer Saͤtze zu klar vor uns, als daß ich ihn erſt heraus heben duͤrfte.

Dieſen Sprachgebrauch verlaſſen Sie ganz in der Erklaͤrung, welche Sie uns von einem unbedingten Sag geben. Sie bepeup:en, daß dieſer Satz, alle Dinge find neben einander im Raum, nur unter der Einſchränkurg gilt, wenn dieſe Dinge als Gegenſtaͤnde unſrer ſinnlichen Anſchauung genommen werden. Auch ſelbſt dleſer Setz iſt nicht allgemein wahr, wenn nicht vorher noch zum Subiect eine andre Einſchraͤnkung hinzugeſetzt wird. Ez kann bier nicht von allen Dingen, ſondern nur von ſol— chen die Rede ſeyn, worinn Theile auſſer und neben ein ander zugleich find, und folglich dadurch Gegenſtaͤnde un. ſrer aͤuſſerlichen Anſchauung werden koͤnnen. Gott, Gel. ſter und alle andre einfache Subſtanzen koͤnnen ſolche Ge, genſtaͤnde fuͤr uns nicht werden. Wenn denn nun auch, die Einſchraͤnkung, welche daher erwaͤchſt, zum Subiecn hinzugeſetzt wird: fo wuͤrde das Praͤdicat nicht blos un. ter der Einſchraͤnkung ihnen zukommen, wenn ſie als Gegenſtaͤnde unſter ſinnlichen Auſchauung genommen wir. den. Die Dinge wuͤrden in einem Raum ſeyn, wenn wir auch gleich keine ſinnliche Anſchauung von Ihnen he 11 koͤnnten, weil wir gar kelne Receptivitaͤt zu dieſe atten. .

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Alle Dinge als aͤuſſere Erſcheinungen follen unter Hinzufuͤgung dieſer Bedingung zum Subiect neben einan— der im Raum ſeyn. Nur dieß ſoll ein allgemeiner Satz, oder wie Sie hier ſagen, eine Regel ſeyn, weſche llae— mein und ohne Einſchraͤnkung gilt. Allein tiger Setz, wenn er auch fo ausgedruͤcket wird, iſt noch ſehr ſchwan— kend. Nicht alle Dinge koͤnnen ſich unſern aͤuſſern Sin— nen darſtellen, koͤnnen alſo auch für uns keine aͤuſſere Er. ſcheinungen werden. Wahr iſt alfe dieſer Sutz: olle Dinge, in wie weit fie äuffere Er'cheinungen durch Hulfe des Geſichtes werden koͤnnen, find neben einander zus eich in einem Raum. In wie weit find fie aber aͤuſſer Er— ſcheinungen? Die Autwort würde dieſe ſeyn muͤſſen: Sie find es entweder, in wie weit fie eine obiective R alltät hoben, ſolglich Gegenſtaͤnde unſrer Vorſt llung werden können, es werden, wenn fie Eindruͤck: auf das Organ bee Geſichtes machen, und der Receptivitaͤt unſter Vor— ſtellungofaͤhigkeit den Stoff zur Anſchauung von ſich dar— reichen, oder in wie weit die Vorſtellung von ihnen, als ihre Erſcheinung in dem denkenden Subisct gedacht wird. Im erſten Fall erſcheinen ſie uns als Dinge auſſer und neben einander, und alſo in einem Raum, weil ſie es wirklich find. Wahr iſt folglich dieſer Satz: Alle Dinge, die Gegenſtaͤnde unſers Geſichtes werden konnen, find auſſer und neben einander zugleich, ſind in einem Raum, oder ſchlieſſen ihn vielmehr als eine eigenthümliche Be— ſtimmung in ſich. Werden die Dinge aber als Erichel- nungen in uns gedacht: fo iſt nicht mehr von den Oin— gen ſelbſt, ſendern von ihren Erſcheinungen in dem Sub» iect oder von den Vorſtellungen die Rede, die wir uns von ihnen machen, und von dieſen kann nicht geſagt wire den, daß fie neben einander im Raum find, weil das Subiect nicht als geräumige gedacht wird. Wenn ich auf einem Schiffe um mich her ſehe, und es erblicke, daß ſich pie

J 2 Wellen

Welten des Meeres erheben, daß viele Krlegesſchiſſe dieſe dulchſchn-iden: fo werde ich dieſe Dinge fe:bft, fo werde ich in sen Raum gewahr, welcher richt erſt durch meine ärffre A-fhauu a entft.nd ; ſondern ſchon da ſeyn mußte, um mir den Stoff zur Anſchauung von ſich dar. zureihen Richte ich aber meine Aufmerkſamkeit auf die fir he Verſtellung, welche ich von ihm und feiner Form in die ſen Gegenſtaͤnden habe: fo iſt dieſe in mei. ner Se le, icht in einem Raum, weil wir uns dleſe dech als ein einti dies Weſen denken, wenlgſtens denken koͤnnen, welche dann allen Raum ausſchlieſſet.

ohlectie Guͤltigkeit des Raumes zugeſtehen, und zwar in Alchung clles deſſen, was auſſerlich als Gegerſtand uns

vortammen kann. Wir glauben alſo aus dleſem Ihrem Ge. ſta oniſſe berrchtlget zu fenn. die Folgerung zu ziehen, daß

alles, wodon wir (durch Hülfe des Geſichts) Vorſtellungen

ern ten auſſer unfrer Anſchauung im Raum fen; doß alſo!

der Raum ſelbſt auſſer ihr in den Dingen ohne Ruͤckſicht

ner Sinn ichkeit fire obiective Gültigkeit hobe, und ſo ſchiget ſich olſo die Wihrheit gegen Ihre Angriffe, wie gam den Sextus Empiricus zu rächen, welcher alle

Kate feiner V'rnunſt auf ot, um zu beweiſen, daß nichts bi fen werden Fo ne. »Nein, werden Sie ſagen, eine für ohiective Gͤltigkeit ſolget aus meiner Erörterung nicht.

Fb rede nur von ſo cher welche aus dieſer hergeleitet wit. den kann“. Welche iſt denn dieſe? Sie muͤſſen hierauf

antworten. worrne Sie ſich ſelbſt nicht widerſprechen wol. len, fe Gültigkeit iſt nichts anders, als eine Idealitaͤ t! dis N-ums in Anſebung der Dinge ſelbſt, wenn fie durch Ver unſt ohne Ruͤckſicht auf die Beſchaffenheit unfrer Sinn lichkeit erwogen wird. Alſo muͤſſen Sie die obiective Bil #

tigkeit des Raums in Anſehung der Dinge ſelbſt wieder

auf.

Ihre.

auſhe ten 1 prüft dafür

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in we durch ttwoc welch und blickt.

Nur wollen Sie uns endlich einmal die Realltaͤt oder . end

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ftellu ben, weil nehm ſo be rung, Dine Hill mine Sie als“ dieſe ſtellu die % nanı hab⸗ liche!

aufheben, welche Sie uns vorher zuzugeben ſchienen. Hit ten wir Ihre Erörterung des Raums nicht vorher g. prüft, nicht für ungegruͤndet befun gen: fo moͤchten dieſe Ihre, Folgerungen richtig ſeyn. Itzt koͤnnen wir ſie nicht dafür erkeunen. Freylich werde ich die Idealität des Raums in Anſehung der Dinge nicht durch us leugnen, in wie weit nämlich nicht die Dinge, ſondern der Raum durch die Vernunft ohne Ruͤckſicht auf unſte aufere Sinne erwogen wird. Alsdann iſt Raum blos ein Begriff, welchen der Verſtand aus den Geadenſtänden gezogen hat, und welchen wir in unſern Vorſtell ngen von ihnen er— blickten. Dieſer Begriff hat nun blos Idealität, keine obiective Guͤſtigkelt auffr den Vorſtellungen des den— kenden Subiects. Wollen Sie nichts weiter bh upten: fo werden alle Philoſophgen Ihnen bepoflichten. Aliein dieß iſt Ihre Meynung nicht. Der Raum ſoll feine empiriſche Gultigkeit blos durch die Form unterer Vor— ſtellungsfaͤhigkeit, nicht durch die Netur der Ding bar ben, welche wir uns vorſtellen. Dieß erbeller draus, weil Sie eine transſcendentale Idealttaͤt des Raumes are nehmen, d. i. wle Sie ſich erklären, der Raum iſt Nich's, fo bald wir die Bedin ung der Moͤglichkeit aller Erfah— rungen weglaſſen, und ihn als etwas annehmen, was den Dingen an ſich ſelbſt zum Grunde liegt. Wenn ich die Hille aufdecke, worein Sie durch Ihre ungewoͤhaliche Ter⸗ minologie Ihre Gedanken eing-Fleicet huben: fo konnen Sie uas nichts anders als dieſes lehren wollen: der Kaum als Begriff oder reine A ſchauung hat blos Jecalität, und dieſe iſt eine transſcententale, in wie weit wir auf die Vot— ſtellungsart ſehen, welche wir von ihm haben. Dieſe micht die Bedingung der Moͤglichkeit aus, daß wir Erl 9 naͤmlich von ſolch n Gegenständen cur Hulle des G. ſichtes

haben koͤnnen. Wollen wir alſo dieſe wegleſſen, oder deut⸗ licher, ſie uns als eine ſolche denken, weiche dem Sus ect

33 nicht

134

nicht zukommt: ſo iſt auch bey ihm Roum als Anſchauung, oder feine Idealitaͤt nicht denkbar. Dieſe hat als Anſchauung eine Form, welche nicht die eigenthuͤmliche Form der Oblecte ſelbſt fern kann, weil beyde weſentlich unterſchieden find, Der Raum, als reine Auſchauung, iſt folglich Nichts d. i. Erna niche bey einem Subiecte ſtatt haben, wenn es nicht die Bedingung der Moͤglichkeit aller Erfahrungen d. i. nicht die gehoͤrie Receptivität der Vorſtellungsfähigkeit dazu hätte. Wie konnen dieſen Raum alſe nicht als etwas an⸗ nehmen was den Dingen an ſich ſelbſt zum Grunde liegt, oder beflimmter, nicht als fo etwas, ohne welches die ges rou iqt: Dis ae euſſer unſter Vorſt⸗llung nicht ſeyn koͤnn⸗ ten. Alle dieſe Schluͤſſe haben ihre völlige Richtigkeit. Es iſt in ihnen ſtets dem Rium als einem Begriff, oder von reiner Anſchauung die Rede. Welcher Pyiloſoph wird aber vo dirſem Raum es behaupten konnen, daß er cujler dem denkenden Subiect den Dingen an ſich zum Grunde

Vorſtellung nicht eine Beſtimmung von ihnen feibjt ſeyn kann? Nur dagegen werden Weltweiſe ſtreiten, welche nicht zu Ihrer Schule gehören.

Bisher war Raum bey ihnen bald reine Anſchauung, bald die Form aller Erſcheinungen, bald fubiective Form, bald ſudiectivbe Bedingung der Sinnlichkeit. Nun muß bleſet Proteus in einer noch andern Geſtalt auftreten. Er iſt ſubiective Vorstellung. Er wird fo gar eine obiective Vorſtellung a priori. Wenn Sie uns doch erklaͤret hätten, was Sie ſabiectve Vorſtellung nennen! Nur dann erſt würden wir unterſuchen koͤnnen, ob denn auſſer dem Raum keine andre ſudiective und auf etwas aͤuſſers bezogene Vor—

ſtellung ſyn koͤnne. Wir mütfen alſo Ihrem Proteus naher treten, um die Wolke zu zerſtreuen, in welcher er ſich unſern Blicken zu entziehen ſechet. Sie reden vom

Raum

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Kaum als von einer Vorſtellung. Allein warum nennen Sie dieſe elne ſublective? Vielleicht weil Sie den Raum oben zu einer ſubiectiven Bedingung unſrer Sinnlichkeit ges macht haben, unter welcher allein uns aͤuſſere Anſchauung möglich ſeyn ſoll. In dieſer Bedeutung iſt Raum keine Vorſtellung mehr, weil dieſe ſubiective Bedingung die Form unſerd äuſſern Sinnes, ſolglich Beſchaffenheit unfers Vor— ſtellungsvermoͤgens, aber nicht Wirkung deſſelben oder Vor— ſeelung ſelbſt ſeyn kann. In der Vorſtellung koͤnnen wir

richts weiter unterſcheiden, als 1) den Stoff, 2) dieſen

zur Vorſtellung erhoben, 3) die Beziehung derſelben entwe- der auf das Obiect, welches den Stoff darreicht, oder auf das Subhet. Woher ſoll nun Raum als Vorſtellung den Namen einer ſubiectiven erhalten? Nehmen Sie einen Grund der Benennung an, welchen Ste wollen: jo wer— den Sie eben dieſen in Ruͤckſicht jeder andern Vorſtellung

pbleder finden. Was haben Sie alſo für eine Urſache, den

Raum als die eiazige ſubiective Vorſtellung ſich zu denken? Was heißt obiective Vorſtellung? Ich kann mir keinen

andern Grund vorſtellen, als in wie weit die Vorſtellung

dein Obiect von einer andern wird, und dieß kann fie nur werden, in wie weit unfre Vernunft durch unſre Reflections, kraft ſich der Vorſtsklung bewuſt wird, fie von ſich und dem Gegenſtand, der gedacht wird, unterſcheldet. Nun wird fie das Oblect von der Vorſtellung, welche ſich unſer Ges muͤth von ihr durch das Bewuſtſeyn macht. Auf eine aͤhaliche Art kann aber unſte Vernunft jede andre Vorſtel⸗ lung von beſtimmten Obiecten zum Obiect ſich machen, und dann wuͤrde mit eben dem Rechte jede andre, ſo wie der Raum eine obiectiwe Verſtellung genannt werden koͤnnen. Wie kann denn Raum als Vorſtellung die einzige moͤgliche

Vorſtellung von aͤuſſern Dingen heiſſen, welche nicht blos ame ſubiective, ſondern auch obiective iſt!?

4 g Man

136

Man denke ſich den Raum als eine Vorſtellung: ſe wird

dleſe durch emplriſche Anſchauung, und folglich nicht a priori,

ſondern a poſteriori in der Seele zuerſt erzeuget. Sie ö wollen Ihren obigen Satz dadurch beweiſen, daß Sle be.

haupten, man koͤnne von keiner andern Vorſtellung ſynthe. tiſche Säge a priori herleiten, als von der Anſchauung im

Kaum. Dieß kann doch wohl nicht ohne alle Einſchraͤn. kung ſelbſt in Ihrem Syſtem wahr fern, well fie nachher! eben dieſes von der Zeit behaupten werden. Allein es fin E darum, daß Sie dleß ohne einen ſolchen Widerſpruch in E Ihrem Lehrgebaͤude annehmen koͤnnen! Welche ſynthetiſche !

Saͤtze a priori haben Sie denn aus dleſer Vorſtellung vom

Raum hergeleitet? Ich habe noch keinen einzigen auf die Art 4 bergeleitecen ſynthetiſchen Satz a priori gefunden, fo fehrid

mid) auch darnach umgeſehen habe. Es foll Feiner andern

Vorſtellung, welche ſich auf etwas aͤuſſeres bezieht, eine Idealltaͤt zukommen, ob jene gleich mit der Vorſtellung des!

Raums darlnn uͤbereinkoͤmmt, daß fie blos zur fubiectiven

Beſchaffenhelt der Sinnesart gehöre. Alſo kennen Sie!

Vorſtellungen ohne Idealitaͤt. Allein iſt nicht jede Vor

ſtellung, in wie weit wir uns ihrer bewuſt werden, eine! Idee, wenn wir auch nach Herrn Reinhold die Idee eine! Vorſtellung nennen, welche durch das Verbinden des Mu—

nigfaltigen entſteht. Wie kann alſo den übrigen Vorſtellun,

gen auſſer der reinen Anſchauung vom Raum die Ideslität

abgeſprochen werden? Sie muͤſſen entweder einen ganz elg— nen uns unbekannten Begriff mit Idealitaͤt verbunden hu ben, oder Sie koͤnnen dieß auch nicht in Abrede ſeyn.

Es ſollen die übrigen Vorſtellungen, welche ſich auf! etwas aͤuſſeres beziehn, blos zur ſublectiven Beſchaffenheit!

unſter Sinnesart gehören. Dleß kann doch wohl nichts an-

ders heiſſen, als fie find Theile von dieſer ſublectiven Be. ſchaffenheit. Wahr iſt es, daß dieſe Vorſtellungen gruß ö

fo befc fchied: Recep ten, gebra wir d nen | Sie ſie au dieſe ten. dung fie a die 5 fich uns wirf idre uns ande anfe

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ſo beſchaffen find, wie die äuffern Gegenſtaͤnde auf die ver.

ſchledenen Organe unſrer aͤuſſeren Sinne wirken, und der Receptivitaͤt unſrer Vorſtellungsfählgkeit den Stoff darbies ten, welchen ſeine Spontanitaͤt, um Ihre Terminologie zu gebrauchen, zur Vorſtellung erhebt. Von Farben erhalten wir durchs Geſicht, von Warme durchs Gefühl, von Tör nen durchs Gehoͤr Vorſtellungen. Dieſe ſollen aber, wle Sie ſagen, keine Gegenſtaͤnde haben. Allein dann wuͤrden fie aufhören, Vorſtellungen zu ſeyn. Sie wollen, daß mir dieſe blos für Empfindungen, nicht für Anſchauungen hal— ten. Nach Ihrer Sprache find aber Vorſtellungen Empfins dungen, wenn jene auf das Subiect, Anſchauungen, wenn ſie auf die Obiecte bezogen werden. Warum wollen Sie die Koͤrper, welche doch auf irgend eine Art den Grund in ſich faſſen, warum fie in dieſer und keiner andern Farbe uns erſcheinen, warum diejenigen, welche durch ihre Ein— wirkung bey uns die Vorſtellung von Wärme, oder durch ihre zitternde Bewegung, welche ſie der Luft mittheilen, und uns dadurch Stoff zur Vorſtellung von dieſen und keinen andern Tönen darrelchen, nicht als Gegenſtaͤnde von dieſen onfehen ?

Sie wollen durch jene Bemerkung nur verhuͤten, daß man die behauptete Idealitaͤt des Raumes nicht durch bey weitem uazulaͤngliche Beyſpiele zu erläutern ſich einfallen laſſe, da nämlich etwa Farben, Geſchmack u. f. w. mit Recht nicht als Beſchaffenheiten der Dinge, ſondern blos als Veraͤnderungen unſers Subiects, welche fo gar bey vere ſchiedenen Menſchen verſchieden ſeyn koͤnnen, betrachtet were den. Farben, Gefhmaf u. ſ. w. find als Vorſtellungen nichts anders, als Folgen von Einwirkungen der äufferen Gegenſtaͤnde, welche unſerm Gemuͤth den Stoff zu biefen darreichen. Hiezu werden erſodert 1) ſolche oder ahnliche Organe, als die unfrigen find, 2) eine Seele, welche eine

N Receptl⸗

138

Meceptlvltaͤt hat, um von ſolchen affictrt zu werden, 3) Einwirkungen äufferer Gegenſtaͤnde, 4) Empfiadungen im Gemüthe, als Folgen dieſer Einwirkungen. Dieſe Folgen, - voelche wle Vorſtellungen von Farben, Waͤrme, Geſchmack, Geruch, Gehör nennen, haben erſt in allen dieſen vier Bes ſtimmungen einen zureichenden Grund, und koͤnnen in ver⸗ ſchledenen Subiecten bey gleicher Form der Receptivität vers ſchteden ſeyn, wenn etwa die Organe, wodurch unſer Ges müch dle Einwirkung empfängt, verſchieden find. Alleln man fege, daß alle dleſe einzelne Urſachen in verſchiedenen Menſchen oder in einem zu verſchiedenen Zeiten vollkommen dieſelden find: fo werden auch die Folgen oder die Vorſtel— lungen von Farben, Wärme, u. ſ. w. dieſelben fern. Dieß lehret Erfahrung und Vernunft, und alle Menſchen find davon fo fehr überzeugt, daß fie grade bey andern dieſelbe Receptivität, dieſelben Organe vorausſetzen, und nun auf dieſem Wege bey andern von dieſen Gegenſtaͤnden dieſelbe Vorſtellung zu erregen ſuchen, welche ſie von ihnen haben. Ich leugne es nicht, daß eine und dieſeibe Roſe in Anſehung der Farbe verſchiedenen Augen verſchieden erſcheinen kann. Allein dann müſſen die Augen entweder als Organe in Ihe rem innern Bau, in wie welt fie die Lichtſtralen aufneh— men und modificiren, eine Verſchtedenheit haben, oder die Hofe muß in ungleichen Entfernungen, in ungleicher Rich tung gegen das Auge, in ungleicher Helligkeit der Luſt, oder durch ungleiche durchſichtige Koͤrper erblicket werden. Sie bleibt, auch als urſpruͤngliche Erſcheinung in allen Dies fen Fällen dasjenige, was fie iſt, fie muß ihr obiecti— ves Daſeyn haben, um auf unſte Augen wirken zu koͤnnen, oder wir müßten in die traurige Lage des Wahnſinnes ver— ſunken ſeyn, daß wir die Vorſtellungen der Senſation von den bloſſen Wirkunge der Einbildungskraft nicht unterſchei— den koͤnnten. Im Irrhauſe ſehen freylich ungluͤckliche Men ſchen Gegenſtaͤnde, welche nicht da find, hören Töne, wei

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139

che nicht erſchallen, fühlen heiſſe Körper, welche nur in ih⸗ em Gehirne, nicht auſſer ihren Traͤumereyen angetroſſen werden, und richten ſich nach dieſen Geburten ihrer Phan— tofie nicht anders, als wenn fie Folgen einer wahren Sen⸗ fation wären.

Der transſcendentale Begriff der Erſcheinung im Raum ſoll eine kritiſche Erinnerung ſeyn, daß überhaupt nichts, was im Raum angeſchauet wird, eine Sache an ſich, und diß der Raum keine Form der Dinge fen, welche ihnen etwa an ſich ſelbſt eigen wäre. Eine neue Terminologie, welche Sie fo hinwerfen, ohne uns zu erklaren, was Sie eigentlich damit wollen. Wir muͤſſen uns alſo ſelbſt zu keifen ſuchen, um, fo weit es woͤglich iſt, dieſe mitternaͤcht. iche Dunkelheit winigſtens in eine Morgendaͤmmerung ums juſchaffen.

5 Transſcendentaler Begriff der Erſcheinungen im Raum was ſollen wir uns hiebey denken? Doch wohl nicht deine bloſſe Vorſtellungsart, ſondern die Erſcheinungen ges täumigter Gegenſtaͤnde in dem allgemeinen Begriff des Raums? Wir finden in allen Vorſtellungen von der Art tieſen Begriff wieder. Wie kann aber dieſer transſcender⸗ tale Begriff eine kritiſche Erinnerung fena, daß überhaupt nichts, was in elnem Raum angeſch guet wird, eine Sache en ſich ſey? Iſt hier von der Anſchauuna des Raumes ols einer Wirkuyg unſerer Vorſtellungskraft in uns die Rede: fo haben Sie ganz Recht, und wer konnte ſich je⸗ mals, wenn er anders ein wahrer Denker war, das Gegen⸗ theil in Gedanken kommen laſſen? Allein folgt daraus, daß die Dirge ſelbſt, welche den Stoff zu ihrer Vorſtellung unſerm Gemuͤthe darreichen, in welcher ſich der allgemeine Begriff vom Raun unſerm Verſtande aufbringt, an ſich

mit ſind; daß der Raum nicht als Begriff, ſondern als | Gegen⸗

Gegenſtand deſſelben, von ihnen ſelbſt kelne Form oder obiec, tlve Beſtimmung iſt? Waͤre dieſes: fo koͤnnten wir Haͤu⸗ fer, Städte, kaͤnder, Meere, Mond und Sonne mit dem unzähligen Heere der Sterne für keine S chen an ſich hal, ten, fo waͤren fie nicht neben und auſſer einander zugleich, nicht in einem Raum und alfo nirgends, als in unſern Er. ſchelnungen oder in unſern Votſt⸗llungen von ihnen, deren fubiective Form, deren reine Anſchauung, deren der Raum wäre. Erkennen Sie dieſe Folgerungen für richtig: nun fo hätten wir den Idealismus in dem weiteſten Ums fange, welcher ganz nahe an den E, oismus grenzte, oder wovon der Uebergang zu dieſem ſehr leicht ſeyn wuͤrde. Leugnen Sie aber dieſe Folgerung: jo müffen Sie auch die Gultigkeit dieſer Ihrer Satze: nichts, was im Raum am geſchauet wird, iſt ein Ding an ſich, Raum iſt keine Form der Dinge ſelbſt, wilder aufheben. Sie ſcheinen auch den Zwang wider Ihren Willen gefühle zu haben, welchen Ihnen die Vernunft aufl-g’e, dieſes zu tdun. Sie behaupten zwar, daß aͤuſſere Gegenſt inde nichts anders als bloſſe Vorſtellungen unſter Sinnlichkeit find, deren Form der Raum, und deren wahres Correlatum das Ding ay ſich iſt. Aeuſſere Gegenſtaͤnde, welche alſo nach Ihrer eige⸗ nen Erklaͤrung den Stoff zu Vorſtellungen von ſich unſter Sinn. lichkeit darreichen, ſollen nichts als Vorſtellungen ſeyn. Wie widerfpredyend ? Sie ſollen doch zum wahren Correlatum die Dinge an ſich haben. Nun ſo ſiad dieſe auſſer den Vor ſtellungen, haben ihre weſentliche, eigenthuͤmliche Form.

Dieſe iſt, wenn Theile auſſer und neben einander zugleich F

find, Raum, und folglich auch er iſt als Obiect ein Cor relatum von den bloſſen Vorſtellungen der Sinnlichkeit, nicht die Vorſtellung ſelbſt. Ich daͤchte, daß Sie du Richtlakeit dieſer Folgen aus Ihrer eignen Behauptung nicht mit Gtunde beſtreiten koͤnnten?

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Allein diefe Dinge an ſich, als correlata unfrer bloſſen Vorſtellu g der Sinnlichreit, werden dar urch gar richt er— kannt, koͤnnen es auch dad urch nicht werden. Etwa nicht durch den dloſſen Begriff des Raumes, als der Form dle— fer urfree Sin lichktit? Dagegen hatten wir nichts, weil wir bios aus ihm s nicht wiſſen koͤnnen, welche b ſondre Formen der Ar scehnung ſich ben äuffern Gegenſtänden fine den, und durch welche andre Eigenſcheſten fie von elnan⸗ der unterſchi⸗den find it dieß aber Ihre Meynung daß durch Vorſtellungen un rer Sinnlichkeit oder durch Huͤlſe unfrer gefur der Sinne uns die Dinge avſſer uns als Dinge on ſich gar icht bekannt werden koͤnnen: fo wuͤrde ein Schäfer ben feiner natuͤrlichen Einfalt dagegen einwenden: ich kann meinen Hylax von einem Wolfe durch Huͤlfe mel— ner Augen ſehr gut unterſcheiden; durch jenen bewache ich meine Heerde, und gegen tiefen muß ich auf meiner Hut ſeyn, wenn er mir kein Schaaf rauben fol. Könnten Sie bier die Sprache des gefunden Menſchenverſtandes ver⸗ kennen? |

Wollen Sie uns etwa bieß ſagen, daß wir durch bloſſe Vorſtellungen unſrer Sinnlichkeit unfähig find, die wahre Natur einfecher Subſtanzen, ihre darouf ſich grüne dende Art der gegenſeitigen Einwirkungen, die innre Bes ſchaffenheit der Dinge zu erblicken: fo iſt dieß keine neue Blume, welche erſt durch Ihre Hand auf das Feld der Philoſophie verpflanzt wird, ſondern alle Weltweiſe haben dieß längft für eine ausgemachte Wahrheit gehalten. Iſt

1 u unſte Vernunſt unfähig, uns einen Eingang in dleſe innre

Werkſtaͤtte der Natur zu eröffnen: fo find hier ihre Gren⸗ zen, und unfre Sinnlichkeit kenn uns nicht anders als durch die Schwingen der Phantaſie uͤber ſie weg in ein Geblet treiben, wo unſte Vernunft nirgends einen feſten Fuß fegen kann. Was ſie noch dieſſeits der Grenze leiſten koͤnne 15 . die

142 diese dteuteRerg Ed.

dieß gehört zu den Unterſuchungen, welche nie zu behutſam angeſtellt werden. Ob hier etwas zu viel, oder zu weniz das beſſte fen, ob eine ſolche Anle gezogen werden konne, wodurch die Mittelſtraſſe zwiſchen beyden genau beſtimmt wird, darüber werden nun ſowohl die Weltwelſen der Nach.

wilt als der Vorwelt in der Lage der Vernunft, wle wu fie in unſerm Erdenleben haben, ſich nie vollkommen va.

gleichen. Leben Sie wohl.

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145 12. Brief.

Mein Herr,

Nach eben der Methode, welche Sie in Ihren Betrach— tungen über den Raum gebraucht haben, ordnen Sie hier Ire Gedanken von der Zeit, und ich werde in meiner Prüfung derſelben eben die Ordnung beybehalten. Mit ener metaphyſiſchen Erörterung des Begriffes von der Zit machen Sie den Anfang, und folglich behaupten Sie lbſt in der Ueberſchrift dieſes Abſchnittes, daß wir einen Begriff von der Zeit haben. Es ſoll aber die Zelt 1)

kin empiriſcher Begriff ſeyn, der irgend von einer Erfah—

rung abgezogen wäre. Was nennen Sie denn Zeit? In

nie weit iſt Zeit ein Begriff? Was heißt bey Ihnen ein

Begriff, der von der Erfahrung abgezogen iſt? In wie veit behaupten Sie, daß die Zeit kein ſolcher Begriff kn? Alle dieſe Fragen hätten Sie gehörig beſtimmt beantworten muͤſſen, ehe Sie einen Beweis führen Füne nen, deſſen Gultigkeit wir nit Ihrer Abſicht vergleichen und prüfen können. An alles die es haben Sie aber nicht gedacht, ſondern wollen gleich zum Beweis dieſes Satzes ſortſchreiten, daß die Zeit kein empiriſcher, keln von ira gend einer Erfahrung abgezogener Begriff ſey Wir müfe fen alſo Ihren Beweis hören. Er iſt dieſer: das Zu— geichſeyn oder Aufeinanderfolgen würde ſelbſt nicht in die Wahrnehmung kommen, wenn die Vorſtellung der Zeit icht a priori zum Grunde läge. Heißt dieß fo viel, wir denken uns ſchon vorher im Allgemeinen die Zeit, ehe wir zurch Beobachtungen auf unſte innre und aͤuſſere Verän— derungen und die Folgen derſelben aufmerkſam werden, the wir das Allgemeine die er Folgen, und alſo den Ber

ir der Zeit uns vorzuſtellen anfangen: fo iſt dies nicht blos ſchon für ſich ein Widerſpruch, ſondern es hat abe unte Erfahrungen gegen ſich: fo müßten wir angebohrne K Begriſſe

146 PETE Anne

Begriffe haben, und diefe ſcheinen Sie fo gut wle Lock zu leugnen. Wollen Sie dleſe in Ihrem Bew iſe verous, ſehen: fo würden Sie jene Folgerung daraus herlelten fin nen. Wollen Sie ober etwas anders dodurd bezeichnen: fo würden Ihre Folgerungen nicht daher flirffen. Denn

nur im erſten Fall wäre vor aller Wahrnehmung der Ba

griff von Z.it ſchon a priori in unſerm Gemuͤtze.

ihre eige thumliche Form von der Form der Verſtellung us

terſchieden. Jene kann alſo fo wohl in uns als auſſer us lange ihre, obictive Relität gehabt haben, wann wer zue ii anfangen, uns von ihr überhaupt eige Vorſtellung zu mu

der Eu iſt auch eigentlich ais Folge unſter innein Ver.

q erung kein G. genſtand wirer innern Sinnlichkeit, wal Diefe uns nur jedesinal etwas als gegenwärtig darſtellen

kann. Sie iſt dies ein Obiect unſers Verſtandes, wen; dier Stärke genug u erhalten hat, durch Hülfe unſter E.! innerungskraft die Riygen der Veränderungen als Folge! mit einmal zu denken, und nun den Begriff der Zeit qu! büden. Hit alſo nach dem zweyten Fall Zeit eine Ver. ſtellung von ihr, ein Begriff: fo iſt er nicht vor aller Wahr nehmung in u frer Site a priori: ſondern wird erſt dutch!

unſern Verſtand hervorgebracht.

Nut unter der Vorausſetzung, daß die Vorſtellung det; Zeit a priori zum Grunde liegt, ſoll man ſich es vorſtellen!

koͤnnen, daß einig es zu einer und derſelben Zeit zuglcich,

oder in verſchiedenen Zeiten nach einander ſeyn koͤnne. Daß It blos Votausſetzung, für deren Guͤltigkeit Sie keine Gruͤnte @ ange.

ö engefü

fragen

doch uaſre !

dieſer! ner, il

daß u A 19 i - pw Erfabı Wir können die Zeit auf eine gedoppelte Art bitrad, F

ten, 1) ls Folge in den Veränderungen ſelbſt, 6) as“ ſich da

Dort lung von ihr. Im erſten Fall wird fie das Obiet ! Vor. der Vorſtellung, und alſo nicht ſeibſt Vorſtellurg. Auf! di Art taun Die Zeit lange verher in uns ſeyn, ehe ni!

uss (ieſer Felge beſonders bewuſt werden, und dann ist!

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Im V ſie glei derung

ſelben

Folge Felge womit äuffr ihr g aber Rey verga Sie innrer innert eine

dieſen Hülfe rung: der e könn wohl ſam

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147

engefuͤhret haben. Wenn wir die Erfahrung daruͤber bes fragen: fo lehret uns dieſe das Gegentheil, und dieſe kann doch fo wie in tauſend andern Fallen auch hier nur zuletzt unfre Lehrerinn werden. Laſſen Sie uns einmal dem Urſprung dieſer relativen Vorſt lungen von gegenwärtiger, vergange— ner, und zukünftiger Zeit nachforſchen! Alsbann finden wir, daß unſer Verſtand durch Hülfe einer innern und aäͤuſſern Erfahrung theils in uns, theils in aͤuſſeren Gegenſtaͤnden eine ſortgehende Folge von Veranderungen gewehr, und ſich derſelben bewuſt wird. Hier erzeuget er eine allgemeine Vorſtellung von dieſer Folge, abſtrahirt von den indiobiduel— len Veraͤnderungen, in welchen die Folge iſt, und neumet ſie gleich viel Zeit. Unſte Vernunſt vergleicht die Veraͤn— derungen unter einander, und bemerkt, daß vor Eizer Ders ſelben ſchon andre vorher gegangen find, andre ſolgen. Die Folge der erſten in dieſer Reyhe nennet fie vergengene, die Folge der letzten zukuͤiſtige Zeit, und die Vrränderung, womit fie beyde vergl⸗icht, wodurch wir durch in ern oder auſſeren Sinn eine unmittelbare Vorſtellung erhalten, iſt ihr gegenwaͤrtig, und fie nennet dicſe gegenwartige Zeit, aber nur blos, in wie weit fe gleichſam ein Punct in der Repde der Folgen iſt, woran von der einen Seite ſich die vergangene, von der andern die zulünftige Zeit onſchließt. Sie bemerket, daß nicht blos in ihrem Subiect die Reyhe ianrer Veraͤnderungen, welche einc nach der andern unfrem innern Sinn den Stoff zur Vorſtellung von ſich darreichen, eine ſolche Beſtimmung haben, ſondern daß auch auſſer dieſen unendlich viele Gegenſtande find, in welchen fie durch Hilfe der aͤuſſeren Sinnen eben dieſe Folgen von Veraͤnde— rungen gewahr wied, welche unter einander, und auch mit der I phe der Folgen in ihrem Sublect veralſchen werden koͤnnen, in welchen das gegenwärtige zugleich iſt, und fo wohl die ſchon vecgangnen als zulünftigen Folgen gleich- ſam in graden Linien parallel neben einander binloufen, und in Anſehung des Gegenwa tigen ein gleiches Verhaͤtaiß

8 2 haben.

haben. Nun erzeuget ſich in uns als in denkenden Sublecten

durch unſern Worſtand der allgemeine Begriff von vergang.! ner, gegenwaͤrtiger und zukuͤnftiger Zeit. Dleſer Beau lag alſo nicht als Vorſtellung a priori vor aller Wahr, nehmung zum Grunde: ſondern er iſt das Werk nicht un.“ ſrer Sinnlichkeit, ſondern unſers Verſtandes, worauf er, durch Vergleich unfrer innern und äuff-ren Erfahrung und!

folgli a pofteriori gebrecht wurde. Wenn wir uns nun einmal auf dle Art den allgemeinen Begriff der Zeit gebit. det haben: fo koͤnnen wir aus ihr als aus einem allgemiii.

gehörigen Entwicklungen erhellet, immer gemacht, und ich kann es mich nicht überreden, daß Ihre Seele in An ſehung dieſer Sache eine Ausnahme machen ſollte.

in wie weit iſt fie dieſe nothwendige Vorſtellung? Iſt ve

es in Anſehung unſers denkenden Ichs? Dieß kann Ihe! Meynung nicht ſeyn. Waͤre ſie dieſe: ſo muͤßte dieſe Vor. ſtellung uns ſtets vorſchweben, ſtets gegenwärtig; fo muͤßte wohl dd moͤcht. ehne ſchein n entwer

ſie uns angebohren ſeyn. Beydes iſt der Erfahrung und ouch unſrer Vernunft entgegen. Soll fie nur deswegen eine nothwendige Vorſtellung heiſſen, weil fie allen unſern Anſchauungen zum Geunde liegt: ſo iſt dieß letzte eben ſo wenla wahr, wenn wir auf tauſend Anſchauungen, d. h.

auf Vorſtellungen des Verſtandes und der Vernunft fehen, # welche, wenn fie auf die Odiecte bezogen werden, nach Ih⸗

rer eignen Ecklaͤrung Anſchauungen heiſſen. Vielleicht re den Sie von bloſſen ſinnlichen Anſchauungen. Dieſe koͤn— nen als Anſchauungen der Sinnlichkeit nie Folgen der Ver aͤnderungen, ſondern nur jedesmal eine von dieſen als ges

genwattig uns darſteklen. Zelt als Begriff oder allgemeine

Vot⸗

Vor lihfi als n de: ung

erfolc

Die

einen Quat Bolt nen Begriff, d. h. in unſrer Sprache nicht aber in ter © Ihrigen a priori Folgerungen ziehen. So hat es meire,“ fo dle Seele andrer Philoſophen, wie es aus ihren hieber! daß f dieß

ts ab uns

als ei der ſell

uns 0 2) Die Zeit ſoll eine nothwendige Vorſtellung ſeyn, E die allen Auſchauungen zum Grunde liegt. Warum, und |

hieran wendi

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die Z

und i welche

a Vorſt. Sie in s bab Vorſte

Vorſtellung kann eigentlich niemals ein Obiect der Sinne lichkeit werden. Vielleicht fol dieſer S z: die Zelt legt als nothwendige Vo ſtellung allen Anſchauungen zum Grun— de: anzeigen, daß ſie entweder in jeder ſinnlichen Anſchau— ung mit begriffen iſt, oder daß jede derſelben in der Zeit erfolge. Dat erſte würde die Erfahrung gegen ſich haben, Die Vorſtellungen von dem Raum in Obiccten z. B. in einem Saatenfelde, in einem ſtillſtehend en See, in einem Auadrat ſchließt gar keine Folge von Veränderungen und ſoglich auch keine Anſchauungen von Zeit in ſich. Soll ts aber fo viel heiſſen, daft jede unſrer Anſchauungen oey uns in einer Folge von Veränderungen ſtat habe, und daß fie ſelbſt eine Veraͤnderung in dieſer Rephe fen: fo iſt dieß freylich wahr. Allein denn iſt nicht mehr von der Zelt als einer Vorſtellung, ſondern von ihr als einem Obiecte derſelben dle Rede, welche als Zeit ſeyn koͤnnte, wenn wie uns auch dieſe nicht vorſtellten. Wie koͤnnen Sie aber © hieraus die Folgerung machen, daß tie Zeit als eine noth— | 3 wendige Vorſtellung allen unſern Anſchauungen zum Gruns

age!

Man ſoll in Anſehung der Erſcheinungen uͤberhaupt die Zeit ſelbſt nicht aufheben koͤnnen, ob man zwar ganz vehi die Erſchrinungen aus der Zeit wegnehmen kann. Ich mochte doch gerne willen, wie Sie dieß letzte thun koͤnnen, ohne daß die Zeit zugleich weggenommen wird. Die Er— dheinungen koͤnnen hier doch nichts anders bedeuten, als tatweder die Folgen der beſtimmten Veraͤnderungen in uns und in andern aͤuſſern Dingen, oder die Vorſtellungen, welche wir von ihnen als von Obiecten haben, dle von den Vorſtellungen ſelbſt weſentlich unterſchieden ſind. Nehmen ze im erften Fall aus ihrer Vorſtellung dieſe Obiecte weg: fo haben Sie auch von dleſer Zeit als einem Obiccte keine Votſtellung mehr.

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150 8 . r e ER AR

Es kann demohngeachtet die Vorſtellung von Folgen

der Veränderungen, oder der allgemeine Begriff von Zeit in unſern Gedanken übrig bleiben. Nun ſind dieſe Folgen Erſcheinungen in unſter Vorſtellung. Nehmen Sie dieſe aus der Vorſtellung weg: fo iſt auch die Vorſtellung der Zeit, oder der Begriff von ihr in unſter Seele erloſchen, oder weggefallen. Es iſt alſo in jedem Falle nicht denkbar, daß

priori in uns gegeben fer. Dieß iſt fie als Vorſtellunz nicht, ſondern fie wird erſt als ein Begriff von Zeit duich die Erfahrung von unſerm Verſtande und folglich a poſte.

riori gebildet. In der Zeit allein fell alle Wies klichket! der Erſcheinungen moͤzlich ſeyn. Dieß leugne ich nicht,! weil die Erſcheinungen als Vorſtellungen der Gegenſtaͤnde! megen unſrer Endlichkrit in uns nicht anders als in einer!

Folge von Veränderungen, oder in der Zeit, nicht als in einer Vorſtellung, ſondern als in einem Oblecte derſelben

geſchehen kann. Nur in dieſem Verſtande iſt es wahr, was

Sie behaupten. Sie find aber nicht berechtiget, hieraus ji

ſchluſſen, daft alle Erſcheinungen wegfallen koͤnnen, obgleich! die Z ie als allgemeine Bedingung ihrer Moglichkeit nick auf. aufgehoben werden kann. Denn fallen die Erſcheinunge

als Gegenſtaͤnde auſſer uns, in welchen ſich eine Folge du

Veränderungen, oder Zeit findet, weg: fo muß auch die reel:

obiective Zalt wegfallen, und ſtellen die Trſcheinungen ſich

unſcer Seele nicht in ihren Folgen durch einen innern Simm;

dar: fo iſt tie allgemeine Vorſtellung von Zeit, und ſolglic

die Zeit in ihr als Anſchauung verſch wunden.

Sie behaup

tin,

ten, keit!

von

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eirſter N a g i der 7 die Zeit unaufgehoben bleibt, wenn gleich die Erfcheinun E (en k. gen aus der Zelt wegfallen. Auſſer unſter Vorſtellung it keine reelle Zeit, wenn keine Reyhen von wirklichen Veran Fi derungen in den Subſtanzen ober in den Dingen ſelbſt ſtan! findet, und in unſter Vorſtellung verſchwindet die Zeit, wenn wir uns gar keine Folgen von Veränderungen denken. Sie koͤnnen alſo aus einem Satze, deſſen Ungültigfeit ich! bewieſen habe, nicht den Schluß machen, daß die Zelt af

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151

ten, daß die Zeit eine allgemeine Bedingung der Moͤalich⸗ keit ron den Erſcheinungen fig. Hier reden Sie entweder von ber Zeit als einem allgemeinen Begriffe, oder von ihr als einer Folge von Veränderungen in den Dingen. Im efien Fall kann die Zeit nicht die allgemeine Bedingung der Moͤglichkeit von Erſcheinungen ſcyn, weil dieſe Bedingung ter Möglichkeit doch nichts anders als unfre Fahigkeit bedeu, ten kann, Vorſtellungen durch Hülfe der Sinne von Ger en— ſtänden zu erhalten, welche uns erſcheinen. Diele Faͤ— higktit iſt die Bedingung der Moͤglichkeit von Erſchein une gen in uns, aber nicht die Zeit als allgemeiner Vequff. Im letzten Fall iſt die Zeit nicht ein Vegreff, nicht eine Vo ſtellung, ſondern das Obiect von dieſer. Di-te nicht ſubiectlve, ſondern obiective Zei: kann in einem aewiſſen Ver— ſtande die Bedingung von der Moͤglichkeit der Ericheinuns sen in uns genannt werden, weil wir keine Erſcheinung enders als in einer Folge von innern Veraͤnderungen haben foͤnnen. Allein dieß gilt nur von uns, weil wir endeiche Geiſter find, und alſo Veraͤnderlichkeit von uns eine wefeute iche Beſtimmung iſt. Sind Erſcheinungen nichts anders eis Verſt⸗llungen von Dingen, die auf unſre Sinne nach

dem Lauf der Natur wirken: ſo werden auch dieſe Dinge

ſeſb ſt endlich ſcyn, bey welchen Zeit obiective ftert haben kenn. Allein unſer Geiſt kann ſich mit feinen Gedanken über das Gediet der Endlichkeit bis zu dem Unendlichen erhes

ben, und ſich von ihm Voiſtellungen durch feine Vernunft

machen. Hier hört das Gebiet der eigentlichen Erſcheinungen auf. Hier finden ſich keine innre Veränderungen mehr. Wir denken uns zwar in der Zeit dieſen unendlich erhabnen

Gegenſtand unſrer Anbetung. Unſte Vernunft würde ſich

aber von dem Wege der Wahrheit verirret haben, wenn

fie in dieſes goͤttiche Weſen ſelbſt Veranderungen, und folg» ch Zeit übertragen wollte.

& 4 3) Soll⸗

3) Sollte dle Möglichkeit apodierifher Grundſaͤtze von den Virhältniffen der Zeit, oder Axiomen von der Zeit überhaupt ſich auf die Nothwendigkeit der Vorſtellung der Zeit gründen: ſo muͤßte die Zeit ols Vorſtellung in uns eine Nothwendigkeit a priori haben. Od Sie gleich dieß be. haupten: fo habe ich doch ſchon oben bewleſen, daß dieſe F Mothwendigkeit nicht da iſt. Uebrigens kann wohl eine Nothwendigkeit gedacht werden, ſich die Zelt vorzuſtellen.“ Dieſe würde ſich entweder auf das Weſen der Dinge, wel.“ che ſich die Zeit vorſtellen, oder auf die weſentliche Be.“ ſchaffenhelt der Dinge gründen, welche vorgeſtellet werden.“

Nothwendig iſt es für einen Geiſt, welcher vermöge # feiner Endlichkeit nicht anders als In einer Reyhe von innen | Veränderungen Vorſtellungen von Gegenſtaͤnden und alſo auch von der Folge dleſer ſelner Veraͤnderungen machen kann.! Bey dem Unendlichen wird grade das Gegentheil flat haben muͤſſen. Er iſt ſelbſt von allen innern Veränderun.! gen fren, und kann alſo wegen feiner unbegrenzten Vollkom, menheit keine Vorſtellung von einer Reyhe feiner innen! Veränderungen haben, well dieſe feinem Weſen widerfpru ! chen. Es kann ſich aber auch eine ſolſche Nothwendigkeit in Anſehung der Dinge finden, welche vorgeſtellt werden.! Sind dieſe, vermoͤge ihres Weſens, ſo beſtimmt, daß ſie nicht! ohne Folge von innern Veränderungen ſeyn koͤnnen: fo miürs den wir eine unrichtige falſche Vorſtellung von ihnen haben, wenn wir fie als Diage daͤchten, worinn keine Zeit ange“ troffen würde. In ſo weit hat die Vorſtellung der Zeit # auch hier eine Nothwendigkeit. So denket ſich Gott die! Welt mit allen Reyhen Ihrer Veränderungen, ohne feibit } veraͤnderlich zu ſeyn. So denken endliche Geiſter endliche Dinge neben und auſſer ſich. Allein der Gedanke von Gott muß alle Zeit in ihnen ausſchlieſſen, wenn wir uns nicht von ihm eine unrichtige Vorſtellung machen wollen.

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8 153

Nicht die Nothwendigkeit der Zeit als eine Vorſtel— lung liegt a priori zum Grunde, um apodlictiſche Grund— fäge oder Axiemen der Zeit daraus herzuleiten. Aus der Rothwendigkeit dieſer Vorſtellung, wenn fie auch wirklich ſtatt hätte, ſolget auch kein einziges Axiom, ob wir gleich manche von der Art aus dem allgemeinen Begriß der Zeit

herleiten koͤnnen. Sie haben uns einige Sätze als ſolche Axio.

men vorgelegt, und dieſe ſind folgende: 1) die Zeit hat nur Eine Dime ſion, 2) verſchiedene Zelten find nicht zugleich, ſondern nach einander. Der erſte Satz iſt dunkel, der letzte iſt waht und ſalſch, es wird darauf ans kommen, wie wir ihn erklaͤren. Ehe ich beydes zeige, mochte ich Sie fragen, wie denn dieſe Grundſaͤtze aus der Rothwendigkeit der Vorſtellung der Zeit herflieſſen? Sie werden dech dieß nicht als einen Beweis anſehen wollen, wenn Sie hinzuſetzen, daß dieſe Ariomen nicht aus der Erfahrung gezogen werden koͤnnen, weil dieſe weder ſirenge Allgemeinheit noch apodictiſche Gewißheit geben kann. Da— von war aber nicht die Rede, ſondern Sie ſollten es uns beweiſen, daß dieſe apodictiſche Gewißheit ſich auf die Nothwendigkeit der Vorſtellung der Zeit a priori gründe, Sie werden es bey einiger Aufmerkſamkeit ſelbſt leicht eine ſehen, daß Sie uns dadurch Fenen eigentlichen Beweis von Ihrer Behauptung vorgelegt haben. Ich getraue es mir aber zu, das Gegenteil zu beweiſen. Die Zeit hat nur Eine Dimenſion. Dieß iſt in Ihrer Sprache ein ſyn— thetiſcher Satz, weil das Prädicat über den Begriff des Subiects hinausgeht, d. h. weil es nicht in dieſem Begriff analytiſch liegt, oder ſeinen hinreichenden Grund hat. Nun froge ich Sie: woher wiſſen Sie es mit apodictiſcher Ge wißheit, daß dieß Praͤdicat dem Subiect allgemein und nothwendig zukomme? Sie antworten, weil die Zeit eine

nothwendige Vorſtellung iſt, welche allen Anſchauungen zum

Grunde liegt. Allein wie liegt fie hier zum Grunde, daß ich daher eine apodictiſche Gewißheit von dieſem Grundſatz K 5 ethal⸗

1

154

erhalte? Dleß ſollten Sie uns nun zeigen, wenn Site uns Ihren Beweis als einen vollendeten aufdringen woll. ten. Da Sie dieß aber niche gethan haben: ſo entſteht die Frage: liegt dieſe Vorſtellung, Zeit, als eine noth. wendige Vorſtellung a priori oder blos als allgemeiner Be. griff zum Grunde? Wäre das erſte: wie beſtimmt denn die Nothwendigkeit dieſer Vorſtellung es in Abſicht der Zeit als eines Subiects, daß dieß Praͤdicat, Eine Dimen. ſion, ihm nothwendig zukomme? Es kann kein Grund ge— dacht werden, wodurch wir berechtiget wären, aus dieſer Nothwendigkeit auf das Pradicat der Zeit zu ſchlleſſen. Legt aber Zeit als ein allgemeiner Begriff zum Grunde: fo kann es uns gleich viel ſeyn, od dieſer Begriff als Vor. ſtellung eine Nothwendigkeit babe, oder nicht, oder ob er aus Erfahrungen ridyrig gezogen iſt. Als ein allgemeinct Begriff kann die Zeit bey Einer Dimenſion auf eine doppelte Art zum Grunde liegen, 1) als ein Begriff, worin dieß Pra. ticat feinen hinreichenden Grund hat, 2) als höherer Begriſſ (notio fuperior), wovon das Prädicat eine ſpeciviſche Be. ſtimmung if. Im erſten Fall liegt das Prädicat nicht auſſer dem Begriff des Subicets, und das Subiect wird auch nicht eigentlich erweitert, ob gleich unſte Erkenntniß von ihm dadurch erweitert werden kann, wenn wir den hinreichenden Grund auſſuchen, welcher in dem Sublect lleget, und uns, weil wir ihn nun erkennen, eine apodicti— ſche Gewißheit von der Allgemeinheit und Nothwendigkeit dieſes Satzes verſchaffet. Wird aber durch den Zuſatz dies fes Praͤdicaus zum Sublect dieß Uetheil im eigentlichen Vers ſtande ein Erweiterungsſatz: fo kann zwar dle Zelt als ho. herer Begriff zum Grunde liegen, aber nicht davon der Grund werben, daß das Praͤdicat allgemein mit dem Subiect verbunden werden muß, und daß wir davon eine apodictiſche Gewißheit erlangen. In der Anſchauung von einem Quadrate liegt Figur auch als Vorſtellung nothwen— dig zum Grunde. Wer kann aber behaupten, daß deswe⸗—

ger

gen | ſcher ten l. Allei it,

grün priu Gru dieſe woll Gu weil wiß ſie ( glei auf aus DIN) fat ber we der fie S

nu

gen dieſer Satz: eine Figur iſt ein Quadrat mit apodictl⸗ ſcher Gewißheit erkannt werde? In allen Begriffen der Ar. ten liegt der Begriff ihrer Gattung rothwendig zum Grunde. Allein deswegen koͤnnen wir nicht ſchlieſſen, wo die Gattung iſt, muß auch eine beſtimmte Art ſeyn.

Doch Sie ſagen nur, die Moͤglichkeit dieſer Axiomen gründet ſich auf die Zeit, als nothwendige Verſtellung 2 priori. Aiſo blos die Moͤglichkeit, daß ſie apodictiſche Grundſätze werden können. Allein wie gründet ſich denn dieſe darauf? Wodurch werden fie ſolche Sätze? Dieß wellten wir von Ihnen wiſſen. Sie antworten: dieſe Gundſaͤtze konnen nicht aus der Erfahrung gezogen werden, weil dieſe keine ſtrenge Allgemeinheit noch apodictiſche Ge. wißheit geben kann. Dieſe Antwort iſt blos negatio, wenn fie auch ganz ihre Richtigkeit hätte. Sie bezieht ſich zu⸗ gleich nicht auf die Möglichkeit ſolcher Axiomen, ſondern auf ſie als apodictiſche Grundſaͤtze. Sie kann aber durch⸗ aus nicht für einen Beweis Ihrer Behauptung gelten. Wenn gleich blos hier von der Moͤglichkeit ſolcher Grund— fäge die Rede ift: fo ſehe ich keine Urſache, wodurch Sle berecht get find, zu behaupten, daß ſie ſich auf dieſe Noth. wendigkeit a priori erü de. Dieſe Möglichkeit iſt entwe— der eine innre, oder aäuſſere. Sit fie eine innre: jo kann fie nirgends als in dieſen Grundſaͤtzen ſelbſt geſucht werden. Soll fie als eine äuffere gedacht werden: ſo konnen wir fie nirgends anders finden, als 1) in dem Vermoͤgen unſers Verſtandes, ſich durch Hülfe ſinnlicher Erfahrungen den allgemeinen Begriff von Zeit zu bilden, und 2) in der Faͤhig⸗ keit unſrer Vernunft, es zu beſtimmeg, was aus dleſem Begriff nothwendig ſolget, dieß mit ihm als einem Sudiect zu verbinden, und auf die Art nicht mehr aus bloſſen Er fahrungen, ſondern cus dem allgemeinen Begriff der Zeit die apodictiſchen Soͤtze herzuleiten. Die Nothwendigkelt der Vorſtellung von Z-it kommt bey dieſem Geſchaͤfte gar nicht in Betracht. Ihren

156

Ihren fo genannten Grundſatz: verſchledene Zeiten find nicht zugleich, ſondern nach einander : habe lch für wahr und falſch nach der verſchiedenen Art erflärt, wle man ſich ihn denket. Ich muß mich alſo gegen Sie rechtfertigen, Die Zelt iſt ihrem allgemeinen Begriffe nach eine R yhe von auf elnander folgenden Veraͤnderungen. In dieſer koͤn⸗ nen alſo verſchiedene Veraͤnderungen nicht zugleich feyn. Nur eine von ihnen iſt gegenwaͤrtig. Die andern muͤſſen alfo In der Reyhe voran gehn, oder erſt folgen. Die erſten machen die vergangne, die letzten die zukunftige Zeit aus. Dieſe Zeiten find alfo in der Reyhe nie zugleich, ſondern nach einander. In dieſem Verſtande iſt der Satz wahr, fols get aus dem allgemeinen Begriff der Zeit, kann nicht ge— leugnet werden, wenn wir nicht jenen Begriff wieder auf— beben wollen. Der Satz iſt alſo ein Axiom, deſſen Allges melnhelt und Nothwendigkeit wir aus dem Begriff der Zeit mit apodictifcher Gewißhelt erkennen. Wit haben bisher von der Zeit als von einem allgemeinen Begriff geredet. Wir koͤnnen aber auch auf die Reyhen der Veraͤnderungen in den Dingen ſelbſt auſſer unſrer Vorſtellung unſte Aufmerk— ſamkeit richten. Alsdann denken wir dle Zelten oblectiv in den Dingen ſelbſt. Eine jede individuelle Reyhe von auf einander folgenden Veränderungen iſt obiective oder reelle Zelt. Weil jene in unendlich vielen Dingen verſchieden ſeyn kann: ſo glebt es auch oblectiv unendlich viele Zeiten. Der Merkur, die Venus, die Erde, der Mars, Jupiter, Sa— turnus und der von Herſchel entdeckte Uranus bewegen ſich als beſondre Planeten in verſchledenen Zeiten um die Sonne. In jedem derſelben iſt eine beſondte Folge von Weränderuns gen, welche nur ihm allein zukommt, und alſo bey jedem eine Individuelle Zeit if. Wir koͤnnen uns alſo dieſe vers ſchiedenen Zeiten als verſchiedene Knien vorit: len, die parallel neben einander fortlaufen, und aus dirfem Geſichtspuncte läßt es ſich doch behaupten, daß Zelten, die in verſchiedenen Dingen verſchieden ſind, zugleich ſind, nicht nach einander,

ſo

ſondt Zelt ande genn ſeyn in el aͤnde Rey bloſſ Unir und

vo} fo e ara Reg Zeit belel und

von

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Zeit

allge Anfı nich: eine dure daß ung ſen, den der wir tung wird

157

ſondern neben einander fortlaufen, obgleich in jeder einzelnen Zeit oder in jeder Reyhe von Veränderungen, die nach ein. ander erfolgen, nicht mehrere Zeiten, als vergangne, ge— genwaͤrtige, zukuͤnftige zugleich, ſondern nur nach einander ſeyn koͤnnen. Diefe beyden Saͤtze: verſchledene Zeiten find 1) in einer und derſelben Reyhe der auf einander folgenden Were änderungen nicht zugleich, 2) fie find in mehrern verſchiedenen Reyhen zugleich und neben einander: zlehen wir nicht aus bloſſen Erfahrungen, ſondern aus den Begriffen der Zeit. Unſre Vernunft erkennet ihre Richtigkeit aus dieſen, Begriffen, und weil fie unfähig iſt, ſich es als denkbar oder moͤglich vo:zuſtellen, daß etwas zugleich ſeyn und nicht ſeyn kann: fo erhaͤlt fie daher von der Wahrhelt dieſer Säge eine apodictiſche Gewißheit. Sie laͤßt alſo dieſe Gruntfäge als Regeln gelten, womit alle Erfahrungen in Anſehung der Zeit überein ſtimmen. Wir koͤnnen uns auch durch dieſe belehren, wie die Erfahrungen von der Art moͤglich ſind, und erfolgen werden. Dieſe Saͤtze ſelbſt fegen aber Begriffe von der Zeit voraus, und dieſe bildete unſer Verſtand zus erſt durch Beobachtung Innrer und äuffrer Veraͤnderungen, ſolglich nicht a priori, ſondern a poſteriori. 4) Die Zeit ſoll kein discurſiver, odet wie man ihn nennet, kein

allgemeiner Begriff, ſondern eine reine Form der finnlichen

Anſchauung ſeyn. Ich habe es aber ſchon bewieſen, daß ſie, ulcht oblective, ſondern ſubiective gedacht, das erſte iſt. Als tine reine Form der blos ſinnlichen Anſchauung kann ſie durchaus nicht angeſehen werden. Denn es iſt unmoͤglich, daß wir von ihr blos durch Huͤlfe der Sinnen eine Anſchau— ung haben. Eine Anſchauung des Verſtandes kann ſie heiſ⸗ fen, wenn mir uns blos eine Reyhe der auf einander folgen⸗ den Veränderungen denken. Vielleicht auch eine reine Form der Anſchauung, weil in jeder Vorſtellung von Zeit, wie wir fie bey Gegenſtaͤnden wirklich als Folge der Werändes tungen antreffen, fie wieder von unſerm Verſtande erblickt wird. Sie behaupten, daß verſchiedene Zeiten nur Theile

eben

158

eben derſelben Zelt ſind. Von welchen Zeiten iſt Hier bie Rede? Etwa von den Reyhen der auf einander folgenden Veranderungen in den Dingen ſelbſt, oder von ihnen als oloſ. fen Vorſtellungen? Denken Sie ſich die erſten: ſo ſind ſie weder Formen der Anſchauungen, noch Anſchauungen ſelbſt, und dann konnen wir nicht annehmen, daß verschiedene Zeiten nut Theile von einer und derſelben Zelt find, well die Folgen der Veraͤnderungen in dem einen Dinge nicht dieſelben Folgen der Veränderungen in einem andern ſeyn Fönncn. Dle Zelten ſind individuell, alſo ganz unterſchieden, und folglich koͤnnen wir nicht die verſchiedenen Zeiten als Theile eben derſelben Zeit anſehen. Reden Sie von der Folge der Veränderungen in Einem beſtimmten Dinge: fo Edanm wir uns ſreylich die ganze Folge als die ganze Zeit denken. Wir koͤnnen uns auch Cheile ven dieſer ganzen Folge a's Zeiten vorſtellen, und ſie nun Theile von einer und derſel. ben Zeit nengen. Allein dieſe iſt elne reelle Zeit, hat ihre eigenthümliche Form, die von der individuellen Form an— drer Reygen und auch von ber Form unſrer Anſchauung we— ſentlich un 'erſchieden iſt, und alſo dieſe nicht ſeyn kana. Re— den Ei: aber von der Zeit, als einer allgemeinen Vorſtel— lung unfers Verſtandes: fo folgt nur daraus, daß alle ver. ſchiedene Zeiten Theile eben derſelben Z it ſiad, wenn Sie ſich die Zeit als eine grenzenloſe Linie vorſt len. Auf ähnliche Art kann ich mic eben dem Rechte ſogen, alle bes ſtimmte Zahſen ſind Thale einer einzigen unendlich groſſen Zahl; alle Gröſſen find Theite von einer grenzentoſen Gröͤſſe. Allein die reine Anſchauung der Zeit läßt es unbeſtimmt, eb fie grenzenlos, oder nicht, ob von einer blos vergangnen, oder blos zukunftigen, oder ven beyden in Beziehung der gegenmärs tigen Zeit die Rede fin. Wit finden alſo in jeder Anſchau— ung der Zeit eine Folge von Veränderungen wieder, und ſolg⸗ lich bleibt fie auch als reine Anſchauung immer dieſelbe, wird nicht Theile von einer andern Anſchauung der Zeit, es ſey denn, daß wir uns die Zeit als eine ganze Reype von

Jul

Folgen, und aus dleſer Theile denken. Von grenzenloſer Zeit iſt eben fo wenig bey uns eine Anſchauung moglich, ols ſie wirklich auſſer uns wenigſtens von der Seite des Gegenwaͤrtigen, wo die vergangne Zeit ſich an dieſes ſchlieſſet, in Dingen auſſer unſrer Vorſtellung ſtatt haben kann. Wir kön en uns, wenn einmal Veränderung ta und ſolglich eine Riyde denſelden in Dingen da iſt, fie fo denken, daß immer neue folgen, und daß alſo die Rephe ohne Ende fort geht. Allein in unſcer Vorſtellung der Vernunft liegt auch Immer ein Punct, wo ſie angeht, ein andrer, wie weit It: geko nmen iſt, und in fo weit finden wir von bey— den Seiten Orangen. Das Gigenwaͤrtige kann zwar im— mir wieder ein Vergangenes werden. Die Reyhe ſelbſt bleidt aber ſtets von binden Seiten begrenzt, wir mögen mit unſern Gedanken in die Zukunft fo weit fortgehen, als weir wollen. Denkea wir uns die Zeit fo: fo wird tie nicht

mehr als bloſſe Vorſtellung, ſoudern als Folge der Veraͤnde— rungen in den Dingen ſelbſt und alſo obirctiv von uns gedacht. Sublectiv iſt fie nichts anders als die Vorſtellung von einer Reyhe auf einander folgender Veränderungen, d. h. ein allges meiner Begriff von ihr.

Sie behaupten, daß dle Vorſtellung von Zeit eine Anſchauung ſey, weil ſie nur durch einen einzigen Gegen— ftand gegeben werden kaun. Welcher iſt aber dieſer einzige Gegenſtand? ft er ein einzeines Ding, worinn eine ſolche Folge von Veranderungen angetroffen wird: fo giebt es unendlich viele Gegenſtaͤnde, welche unſerm Verſtand den Stoff durch Huͤlfe ver Sinne darbieten koͤnnen. Soll ober die Zeit ſelbſt als Vorſtellung dieſer einzige Gegenſtand ſeyn: fo iſt ſie nicht mehr Gegenſtand der Vorſtellung, fondern dieſe ſelbſt, und ſolglich Anſchauung, weil fie Anfheuung iſt. Wle ſonderbar? a

War⸗

160

Warum ſoll man den Satz, daß verfchledene Zelten nicht zugleich ſeyn koͤnnen, nicht aus einem allgemeinen Begriff der Zeit herzuleiten im Stande ſeyn? Ich habe ihn oben, wle ich glaube, ſchon mit hinreichendem Grunde aus dieſem Begriff hergeleltet, und alſo iſt die Moͤglichkeit elner ſolchen Herleitung bewleſen. Der Satz iſt alſo nicht ſynthetiſch, kann aus Begriffen entſpringen, ob Sie gleich hier das Gegentheil ohne allen weitern Bewels behaupten. Er iſt alſo in der allgemeinen Vorſtellung der Zeit, welche Sie hier Anſchauung nennen, gegruͤndet. Ich behaupte alſo eben dasjenige, was Sie hier als wahr annehmen, aber aus elnem ganz andern Grunde wie Sle. Ich kann mir unter der Zeit als reiner Anſchauung nichts anders als eine allges meine Berftellung, oder den vorgeſtellten Begriff derſelben denken. Faͤllt dieſe Vorſtellung in meiner Seele weg: fo iſt auch die Zeit als reine Anſchauung nicht mehr da, ſon— dern ſie iſt in meinem Gemuͤthe verſchwunden.

5) Durch die Unendlichkeit der Zeit wollen Sie nichts welter anzeigen, als daß alle beſtimmten Groͤſſen der Zeit nur burch Einſchraͤnkung einer einzigen zum Grunde liegen. den Zeit möglid find. Sie halten alſo die Unendlichkeit der Zeit für nichts anders als für dle Moͤglichkeit alle be— ſtimmte Groͤſſen der Zeit durch eine einzige einzuſchraͤnken. Ehe Sie dleſen ſynthetiſchen Saß behaupten koͤnnen, muͤß— ten Sie beweiſen, daß eine unendliche Zeit nicht etwa, fo wle jedes andre leere Hirngeſpinnſt, uͤberhaupt durch Aus druͤ— cke angezeiget werden kann, ſondern daß fie auch auffer unfrer Vorſtellung elne Moͤglichkeit habe. In dem allges meinen Begriff, oder in der reinen Anfhauung der Zeit iſt nichts von Unendlichkeit enthalten. Cie muͤſſen alſo dieſen Beariff vorher willkuͤhrlich welter durch den Charakter der Endlichkeit, oder Unendlichkele beſtimmen, und nun bewei— fen, daß Unendlichkeit eine wahre Beſtimmung der obiectie ven Zelt werden kann. Sagen Sle, ich kann mir dech die

Ziit

Zelt hölyer fdauı welch en? gen v nen ; Veraͤ der v genen in un nicht che vo cher? Reyht Anſan ken. nomie. endlich te: fo els E alle be ten G. une nd urfprü ben w durch Jolge uns de glelch lung f ker G. auf: fi wenn den wi

161

f Zelt fo denken: fo antworte ich, vlelleicht eben fo als eine

belzerne State aus parlſchem Marmor. In unfrer An. ſchauung der Zeit kann keine Unendlichkelt liegen. Denn 8 welcher ı Sterbliche Iſt vermoͤgend, das Unendliche anzuſchau⸗ en? In der reinen Anſchauung der Zelt find Vorſtellun— gen von Veränderungen, und zwar von einer ununterbrody:

ren Folge derſelben. Gegenwart If in dieſer Reyhe die

Veranderung, welche eben itzt erfolge. Hier iſt das Ende

der verfloßnen Zeit. Wäre dleſe Reyhe der Weränderune

gen nicht vorher geweſen: fo wurde auch die verfloßne Zelt in unſter Vorſtellung wegfallen muͤſſen, wenn anders dieſe richt in elnem Widerſpruch mit der Sache ſteben foll, wel. dee vorgeſtellet wird. In meinem Verſtande iſt es ein glei« cher Widerspruch, dle verfloßne Zeit, d h. die verflaßne Reyhe von auf einander folgenden Veränderungen ſich ohne Anfang oder in der Beſtlmmung der Unendlichkeit zu den. ken. Wenigſtens gehoͤret dieſe Unendlichkelt zu den Anti. nomien der reinen Vernunft. Geſetzt aber, daß die Une undlichkeit der Zeit von dieſer Seite gedacht werden koͤnn⸗ le: fo würden zwar alle beſtimmten Oloͤſſen dtefer Zeit nur els Einſchraͤnkungen derſelben angeſehen werden, ſo wie alle beſtimmten Groͤſſen rur Einſchraͤnkun gen elner unbegrenz. ien Bröffe, alle beſtimmte Zahlen nur Einfchränfungen einer unendlich groſſen Zahl ſind. Daher ſolget aber nicht, daß die urſpruͤngliche Vorſtellung der Zeit als uneingeſdhraͤnkt geger den wird. Urſpruͤnglich erhalten wir dieſe Vorſtellung blos durch Aufmetkſamkelt, welche wir auf die ununterbrochne Felge in den Veranderungen richten, und folglich ſind wit uns des Anfanges und des Endes in ihr bemuft, ob wir

gleich elnſehen, doß diefe Reyhe ſich vor unfrer Beobach⸗

lung fo wohl als nach derſelben, ſolglich von beyden Seiten der Gegenwart weiter erfiteden kann. Hoͤrte diefe Reyhe auf: fo würde auch die Zeit in dem Dinge aufhören, und wenn wir fie doch in unſern Gedanken verlaͤngerten: fo wur.

den wir uns etwas denken, Fi blos eine leert Worftel. lung

lung woͤre. Wir find alfo nicht beſtimmt, die Zelt als el. ne Reyhe von Veränderungen uns vorzuſtellen, welche oh⸗ ne Anfang und Ende iſt. Unſte urfprüngliche Vorſtellung ſchließt auf eine gewiſſe Art beydes in ſich. Die abgeleis tete, oder die reine Anſchauung der Zeit begreift nichts mehr als unünttrbrochne Folge von Veränderungen, und es bleibt in ihr unbeſtimmt, ob fie endlich iſt, oder unendlich ſeyn kann.

Sie behaupten, daß Begriffe nur Thellvorſtellungen enthalten. So wenig ich auch dieſem Idtem Setze chne alle Einſchräͤnkung Beyſall geben kann: fo leugne ich doch die Folgerung, daß die Zeit keine Theilvorſtellung fen, und daß fie alſo nicht durch Begriffe gegeben ſeyn koͤnne, fon dern daß ihr elne unmittelbare Anſchauung zum Giunde lies gen möfje. Die Zeit, als reine Anſchauung, iſt eine Norftels lung von einer ununterdrochnen Reyhe der Veränderungen, Denken Sie ſich die Zeit ohne dieſe: fo koͤnnen Sle auch keine Vorſtellung mehr von ihr haben. In dleſer legen die einzelnen Veränderungen als Thelle, und das Gegen wärtige iſt in dieſer Renhe gleichſam das, was der Punct in der Linle iſt. Jede Veränderung war oder wird einmal in ihr gegenwärtig, und ſolglich ein Theil in dieſer Reyhe. Die Zeit iſt alſo eine Groͤſſe, fo wle eine Linie und jede elnelne Veränderung iſt ein einfacher Thell, fo wie eln Punct in der kinle. Es kann alſo dle Zeit, als Vorſtellung kelne andre als Vorſtellung der Thelle ſeyn, welche dle Zeit ausm ichen. So wie wir uns zuſemmengeſetzte Theile der Linie wieder als Anlen denken koͤnnen: eben fo koͤnnen wie uns die Zeit als ein Ganzes vorſtellen, welches in zuſam— mengeſetzte Theile zerlegt werden kann, wovon jede noch elne Reyhe von Veranderungen in ſich ſaßt, und alſo wle— det Zeit iſt, weil die reine Anſchauung, oder der vorge ſtellte Begriff der Zelt nichts mehr in ſich ſaßt, als was in jerer angetreffen wird. Ste haben alfo keinen Grund, es zu behaupten, daß dle ganze Vorſtellung der Zelt fe

Thel

Thell fonde den k ten a Ste ſchau gewa nicht grade ju m des Art

Trla hätt: ehe

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Thellvorſtellung ſey, und daß fie nicht durch einen Begriff, ſondern nur durch eine unmittelbare Anſchauung gegeben wer— den koͤnne, naͤmlich eine ſolche, welche von dem vorgeftelk ten allgemeinen Begriff der Zeit unterſchleden iſt. Setzen Sie zu dieſem Unendlichkeit: fo haben Sle feine reine An— ſchauung der Zeit mehr, ſondern Ihre Vernunſt hat es gewagt, dieſen Begriff durch einen Charakter, welcher nicht in der reinen Anſchauung der Zelt liegt, zu erweitern, grade ſo wle unſte Vernunſt es bey andern hoͤhern Begriffen zu machen pflegt. Ob aber dieſe Beſtimmung in Anſehung des allgemeinen Begriffes von der Zeit nicht von eben der Art fen, als wenn ich zum Begriff eines rechtwinkligten Trlongels den Charakter der Gleichſeitigkelt hinzugefuͤget hätte, dieß würde die Vernunft vorher unterſuchen müffen, ehe fie die Richtigkeit dieſes zuſammengeſetzten Begriffes, unendliche Zeit annehmen kann. Leben Sie wohl.

13. Brief. Mein Herr,

In dieſer Ihrer Transſcendentaleroͤrterung berufen Sie ſich auf Ne. 3., wo Sie dasjenige, was eigentlich transſeenden— tal iſt, unter die Artikel der metaphyſiſchen Erörterung ge. ſetzt haben wollen, und ich beruſe mich auf die Prüfungen, welche ich darüber in meinem letzten Briefe angeſtellet habe. In Ihren metaphyſiſchen Eroͤrterungen wollen Sie es zu Grundſaͤtzen machen, daß die Zeit 1) kein emplriſcher, 2) kein allgemeiner Begriff fen, und nun reden Sie wieder von Zelt, als einem Begriff, und von Zeitbegriff. Allein iſt Zeit ein Begriff: fo muß fie einer von beyden ſeyn. Iſt fie hingegen feiner von beyi.a: fo kann fie auch überhaupt nicht Begelff genannt werden. Wie laßt ſich in Ihrem Syſtem dleſer Wider ſpruch heben?

ta Es

164

Es iſt elne Regel der Vernunſtlehre, in jeder phlloſo. phlſchen Unterſuchung das Oblect, wovon gehandelt wird, zuerſt fo gut als möglich iſt, zu erklaren. Dieſe Regel kun Ihnen als einem Philoſophen, welcher uns in dieſer neue Ausſichten eröffnen will, unmoͤglich unbekannt geblle, ben ſeyn, und doch haben Sie dieſe weder in Ihren meta— phyſiſthen, noch transſeendentaten Eroͤrterungen der Zeit beſolget, mrrauf Sie dech nachher Ihr ganzes neues Ep. ſtem der Ppiloſopdie erbau:n wollen. War vlelleicht dieß die Ursache dieſer Vernachläſſigung, damit Sie nicht durch irs gerd eine Erklärung von Zeit gezwungen würden, die reine Auſchauung von ihr tür einen Begriff zu erkennen, in weicem die Zeit allgemein angeſchavet würde? Haͤtten Sie dewehng achtet einen andern Grund: fo würden Sie den Weilweiſen, welche Ihr Syſtem prüfen wollen, eine greſſe Erleichterung bey Ihrer Arbeit verſchaffen, wenn She ihnen dieſen bekannt machten.

Ich will nun meine Aufmerkſamkelt auf dasjenige tich⸗ ten, was Sie bier noch zu jener metaphyſiſchen Erörterung hinzuſuͤgen. Der Begriff von Veränderung und mit ihm der Begriff der Bewegung als Veränderung des Ortes ſoll nut durch und In der Zeitvorſtellung maͤglich ſeyn. Dleß kann doch nichts anders heiſſen, als dieſes: wir koͤnnen uns feinen Begriff von Veränderung oder Bewegung als Ver änderung des Ortes machen, ohne den Begriff der Zelt zum Gtunde zu legen, oder ohne elne Zeitvorftellung voraus- zuſetzen. Allein jede Veränderung iſt noch nicht Zeit. Sie wird es erſt, wenn fie ein ganzes iſt, welches elne Folge don mehrern auf einander folgenden Veränderungen in ſich faßt Es It alſo ausgemacht, daß nicht der Begriff jeder einzelnen Veraͤnderung, wenn fie für ſich betrachtet wird, nut durch und in der Zeltvorſtellung moͤglich iſt. Wir koͤnnen die Veraͤnderung auch gleichſam als einen Punct in einer Reyhe uns denken, worlnn vor ihr andre Veraͤnderungen

der.

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hergingen, und nach ihr andre folgen werden. Alsdann denken wir uns die Veraͤnderung in Verhältniſſen, wel. che eine entgegengeſetzte Richtung gegen fie haben. Dann erseuget ſich in unſter Vorſtellung des Verſtandes der all. gemeine Begriff der Zeit, weil dieſe uberhaupt nichts an— ders als eine Reyhe mehrerer auf einander folgenden Ver— nderungen iſt. Eben di⸗ſe Reyhe finden wir in der Bas wegung oder in der Veraͤnderung der Derter. Allein alle dieſe Veraͤnderungen feibit in einer ununterbroch nen Reyhe find nicht mehr Zeit als eine Anchauung, fendern als Ge— genſtaod derfeiben auſſer unſern Votſtellungen, werden als Geaenſtand nicht erſt in und durch die Zeitvorſtellung moͤg— ich, ſoadern ihre Moͤglichkeit bar einen ganz andern Grund. Wenn wir fie uns denken: fo koͤnnen wir ſie uns nicht an« ders, woferne unſte Vorſtellung der Sache entſotechen ſoll, als eine Reyhe von Veranderungen auſſet uns vorſtellen. Warum muß aber dieſe Vorſtellung, wie Sie es behaupten, durchaus tine Anſchauung 2 priori ſenn? Soll dieß fo viel heiſſen, dleſe Anſchauung iſt ein vor geſtellter algemeiner egriff der Zelt: ſo koͤnnen wir ihn entweder aus einer individuellen Reyhe von Veränderungen zuerſt ziehen, oder, wenn dieß ſchon geſchehen Iſt, ihn wieder auf Diefe Reyhe anwenden, und in dieſem Falle haͤtte ich nichts dagegen. Allein bieß it Ih- re Meynung nicht. Die Zeit ſoll eine innre Anſchauung 1 priori d. I. auch in Anſehung ihres Ueſprunges von aller Erfahrung unabhängig in unſrer Seele ſeyn. Dieß iſt fie aber nicht, und ich habe es ſchon mehrmal bewieſen, daß fie es in unſerm Gelſte nie werden kann; Sle hingegen find uns den Beweis von dieſer Ihrer Behauptung noch ſchul⸗ dig, und werden ihn auch wohl immer ſchuldig bleiben.

Mit welchem Rechte koͤnnen Sie behonpren!, daß kein Begriff der Zeit, welcher er auch fen, die Maͤglichkeit ei⸗ ner Veraͤnderung d. . einer Verbindurg contradictorlſch entgegengeſetzter Prädicate ee das Sepn an einem Or⸗

3 te

165

te und das Nichtſeyn aben deſſelben Dinges an demſelben Orte) in einem und demſelben Oblecte begreiflich machen l’önne? Wäre dleß wirklich der Fall: fo koͤnnte uns dleſe Moͤglich. kelt durch nichts begreiflich werden, weil Ihre fo genannte Anſchauung a priori blos eine Erdichtung iſt, bey uns ſich nle findet, noch finden kann. Melne Vernunft kann aus dem allgemeinen Begriff dleſe Moͤglichkeit ſehr gut begrel— fen. In der Bewegung eines Obiects iſt eine ununterbroch— ne Folge von Veraͤnderungen der Oerter, welche es nach und nach einnimmt. In jeder einzelnen Veraͤnderung iſt es nut an elnem Orte, und mit jeder andern bat es auch einen andern Ort eingenommen. Was in der Zeit als einer Reyhe von Veränderungen die einzelnen Veraͤnderun— gen find, das iſt in einer Bewegung der Ort, mel. chen das Subiect einnimmt. So wle in jener Veraͤnde⸗ rung auf Veraͤnderung ſolgt: ſo ſolgt in der Bewe— gung ein Ort nach dem andern, in welchen das Odiect nach und nach dringet. So wie dieſes an einen Ort an— kommt: ſo iſt es nicht mehr in einem andern, und wann es einen andern einnimmt: fo iſt es nicht mehr in dem ers ſten. Folglich das Seyn und Nichtſeyn deſſelben Dinges an demſelben Ort folgt eben fo aus dem Begtiff der Bewegung, wie vergangene, gegenwaͤrtige, kuͤnftige Zeit aus dem all. gemeinen Begriff von ihr. Seyn und Nichtſeyn deſſelben Oblectes an demſelben Ort iſt alſo nur in Anſehung des Ausdruckes, nicht in Anſehung der Sache contradictoriſch, weil hier von verſchledenen Zeiten die Rede iſt. Es koͤnnen alſo contradictoriihe Beſtimmungen bey demſelben Oblecte in Ruͤckſicht deſſelben Ortes in verſchledenen Zelten gedacht werden, ohne daß ein wahrer Widerſpruch daraus erfolget. Hleraus iſt alſo die Moͤglichkeit begreiflich, daß ein Obiect an einem und demſelben Ort ſeyn und nicht ſeyn konne, oh⸗ ne daß dadurch der Widetſyruch geſetzt wird, daß daſſelbe Ding zugleich an einem Octe iſt, und nicht iſt Wozu ſoll

uns hier die Zelt als eine reine Anſchauung a priori I 5

EWR 167

In meinem Beweiſe Ift nicht von Zelt als einer Anfchaus ung, oder einem bloſſen Zeitbegriff, ſondern von ihr als einem Obiecte meiner Vorſtellung auſſer derſelben die Rede.

Die Folgerung, welche Sie machen, bat alſo kelne richtige Gründe für ſich. Sie wollen aus Ihren Voraus— ſetzungen ſchlleſſen, daß alſo der Zeitbegriff die Möglichkeit fo vieler ſynthetiſchen Erkenntniſſe a priori erkläre, als die ollgemeine Bewegungslehre, die nicht wenig fruchtbar iſt, darleget. Bedeutete bey Ihnen Zeitbegriff: ſo viel alt der allgemelne Begriff von Zelt: fo wurden wir uns end. ich einmal auf demſelben Wege antreffen. Halten Sie aber die Zelt für welter nichts als für elne reine Anfchau« ung: ſo ließ ſich blos daraus eine Veraͤnderung des Ortes in Vorſtellungen und nicht auſſer denenſelben erklären. Und doch iſt es uns in der allgemelnen Bewegungslehre nicht um eine Bewegung blos in dem Zeitbegriff, ſondern um die wirklichen Bewegungen der Obiecte auſſer unſerer Votſtellung in einer obiectiven Zeit zu thun. Können Sie dieſes in Abrede ſeyn? So ſehr lch hier auf Ihren Bey—

ſall rechne, mit fo vleler Achtung habe ich die Ehre zu | fepn 0.

em

14. Brief. Mein Herr,

9 Es iſ ſehr Teiche voraus zu ſehen, daß ich In Anſehung dier Schläſſe, welche Sie aus Ihren Begriffen ziehen wers den, den Antipoden von Ihnen machen muß. Die Bübs ne iſt nun einmal von mir betreten, und ich werde mich bes

muͤhen, meine Rolle fo weiter fort zu ſplelen, daß ich der Achtung, welche ich Ihnen ſchuldis bin, eben fo wenig als der Wahrhelt vergebe, a. ich wenigſtens or.

*

168

dieſen Prüfungen auf meiner Seite zu haben. Irre ich

mich la dleſem nicht: fe find Sie vielleicht durch ein zu anhaͤnglickes Nachdenken über geometriſche Wahrheiten, bez

welchen immer der reine Begriff des Raumes zum Grunde llegt, in Ihren Speculationen über die Grenzen der phlloſephi⸗

ſchen Wahrhelt hingetrleben, und wer wird Ihnen, als einem

phlloſophiſchen Kopie, dieß zur Unehre anrechnen? Sollte ich 2 mich aber geirrer haben: fo wor es Liebe zur Wahrheit,

welche mich antrieb, und Ich ſchmelchle mir wenigſtens hier,

inn mit dem Verfall des phlloſophiſchen Publleums, daß weis

ich Ihnen zu einiger Berlchtigung und zur weitern Bu

ſtaͤttigung Ihres Syſtems Gelegenhelt gegeben habe. Nun 5

alſe zu Ihren Schluſfen aus den Begriffen der Zeit.

a) Sie behaupten, daß die Zelt nicht etwas fen, wel, 5 ches 1) für ſich ſelbſt beſtehe, oder 2) den Dingen als ob. lective Beſtimmung onhaͤnge. Ihre erſte Behauptung un.“

terſchreibe ich ohne alles Bedenken, und das Clewicht des

Grundes, womlt Sle dleſe beſtättlgen, iſt zu fühlbar für E jede aufgeklaͤrte Vernunſt, als daß ſie einen Augenblick an # ſeiner Guͤltigkelt zweifeln konnte. Eine Zeit, welche für B ſich beſtuͤnde, würde etwas ſeyn, welches ohne wirklichen! Gegenſtand wirklich wäre, und es wäre Unſinn, dleß be

baupten zu wollen.

Allein was den zweyten Satz anbetrifft: fo glaube ich es der Wahrheit ſchuldig zu fern, ihn zu leugnen, und Ihr Beweis tür denſelben ſcheinet mir gar feine Staͤtke! zu haben. Reden Sie hier von der Zeit als elner Au. Ä

ſchauung, als einem Zeitbegriff: fo kann dieſe vermoͤge ih.

rer eigenthuͤmlichen Form nie dle Form der oblectiven Zeit

werden, und ſolglich kann jene nicht den Dingen als obiec tive Beſtimmung anhängen. Hlegegen wird keln Philoſoph ſich aut Ihnen in einen Streit einlaſſen, und wenn Sie nichts weiter jagen wollten: fo konnten Sie auf einen all

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geme gedaı

Vero wor unire dleſer Zelt

auffe:

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TE 169

gemeinen Beyfall rechnen, weil alle Weltwelſe ſtets eben fo gedacht haben.

Allein es giebt auch eine ununterbrochne Folge von Veraͤnderungen in den Dingen ſelbſt. Dieß iſt die Zelt, worüber zwiſchen uns der Streit lſt. Dieſe iſt ein Oblect unfrer Vorſtellung von der Zelt. Die Unmöglichkeit von dieſer muͤſſen Ste beweiſen, wenn Sie bezaupten, doß dle Zeit nicht als eine obiectlve Beſtimmung den Dingen ſelbſt auſſer unſter Vorſtellung zukomme. Ste führen den Bes weis für Ihren Satz auf folgende Art: die Zeit kann nicht als eine den Dingen feibft anhaͤngende Beſtimmung oder Ordnung vor den Gegenſtaͤnden als ihre Bedingung her— gehn, und a priori durch ſynthetiſche Saͤtze erkannt und angeſchauet werden. Sie kann alfo auch keine obiectlve Beſtimmung von ihnen ſeyn. Was den erſten Theil Ih— res Beweiſes anbetriſt: fo gebe ich ihm als einem Satz meinen Beyſall, aber ols Beweis ſcheinet er gar nicht ges braucht werden zu koͤnnen. Eine ununterbrochne Reyhe von wirklichen Veraͤnderungen ſetzet Dinge voraus, in wel. chen fie angetroffen werden kann. Wenn derglelchen Din— ge nicht ſind, worinn dieſe Reyhe ſich findet: ſo ſind guch ihre Beſtimmungen nicht; fo kann auch dle Zeit nicht eis ne Beſtimmung von ihnen ſeyn. Alsdanr würde unſter » Vorſtellung von Zeit kein Odiect entſprechen, und fie mis re nichts als bloſſe Anſchauung von eirer Zeit, welche nur in unſrer Vorſtellung ihr Daſeyn haͤtte. Wenn aber die Dinge find, wenn bey ihnen eine folche Reyhe von Veränderungen ſtatt hat: fo iſt die Zelt eine oblective Be. ſtimmung von ihnen, welche frpn würde, wenn wir auch gar keine Anſchauung von Zelt hätten. Dieß ſcheint der Fall bey allen Vernunſtloſen Thleten zu ſeyn, und hatten wir feine Sinnlichkeit: fo wurden mir auch von unſern ins nern Veranderungen keine Vorſtellung haben. Wären wir nicht mit Verſtand, Vernunft, nicht mit einer Erinne⸗

15 tungt ·

170 ee

rungsfrafe begabt: fo würde eine ſolche Reyhe von innen

Weränderungen, ſolchlich eine obiective Zeit, bey uns flat haben, ohne daß wir ſählg wären, uns eine reine Anſchau,

ung von Zeit zu verſchaffen. Nun konnen wir dieſe ha. ben, und mir wiſſen es aus elner innern Erfahrung, daß

die Zelt von uns ſelbſt eine obiective eſtimmung fen. Sie ſetzen noch hinzu, die Zelt koͤnnte, wenn fie als

priori durch ſynthetiſche Satze erkannt und ange ſchauet wer. den. Hler ſehe ich keinen Zuſammenhang zwiſchen Ihter Vorausſetzung und der Folgerung, dle Sie daraus ziehen, Was heißt dieß: dle Zeit koͤnnte nicht a priori angeſchautt werden? Vtellelcht dieß: wir koͤnnten fie uns nicht in el. nem ollgemeinen Begriff denken? Warum denn das nicht!? Grade well fie eine obiective Beſtimmung von uns und an.

dern Dingen iſt: fo bilder unſer Verſland durch Hülfe finn | licher Vorſtellungen von den innnern und aͤuſſern Veraͤn,

derungen den allgemeinen Begriff derſelben. Wir konnten

fie aber nicht durch ſynthetiſche Satze a priori erkennen,“ 1 Beſcho!

und anfchourn. Wozu wäre denn dieß noͤthig? Die Zelt if überdas kein Satz, ſondern auch fubiectiv gedacht, eine all

gemeine Vorſtellung, eine reine Anſchauung, ein Zelrbe 1

griff; oder wollen Sie viellelcht ſagen, wir koͤnnten in dem geſetzten Fall die Zeit zu feinem Subiect in elnem allgemeis nen Satz machen, und dazu eln Praͤdicat finden. War— um nicht? Z. B. jede Woche beſteht aus ſieben Tagen; die Zeiten verhalten ſich in einer gleichförmigen Bewegung, und bey glelcher Geſchwinbigkelt zu einander, wie die Raͤu— me, welche beſchrleben find. Dieſe Urthelle find nach hr rer Sprache ſynthetlſche Saͤtze, gleich viel a priori, oder pofteriori, deren allgemeine Gultigkeit nicht aus der Zelt als Anſchauung a priori, ſondern aus allgemeinen Begriffen bewleſen werden muß.

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daß fie elne oblective Beſtimmung den Dingen anhinge, nicht 2 tieß ert Sinnes

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Iſt dle Zelt nichts als die ſubtective Bedingung, uns ter der alle Anſchauungen in uns ſtatt finden: ſo kann dieſe orm der reinen Anſchauung vor den Gegenſtaͤnden, mithin a priori von uns vorgeſtellet werden. Auch dieſe Ihre Fol gerung würden Sie erſt beweiſen muͤſſen. Geſetzt daß fie eine ſublective Bedingung unfrer innern Sinnlichkelt waͤ— re: fo wurde ſich dabey doch nichts anders denken laſſen, als daß fie dieſe Votſtellung von innern Veraͤnderungen nach und nach in uns hervor braͤchte, oder wie Herr Reinhold dieß erklaͤtet, daß die a priori beſtimmte Form des innern Sinnes in der an der Receptivitaͤt beſtimmten Moͤglichkeit des Nacheinanderſeyns des Mannigfaltigen in der Vorſtel— lung beſtunde. Nun entſteht die Frage: woher wiſſen wir is denn, daß unfre Receptivitaͤt des innern Sinnes dieſe Bedingung, oder dieſe Form habe? Nicht a priori, fone dern durch Beobachtung desjenigen, was ſich in uns ereig— net, durch die Erinnerung an dasjenige, was ſchon vorher— gegangen Iſt, durch Verbindung der Veränderungen zu einer Reyhe, wodurch unſer Verſtand a poſteriori den Begriff den der Zeit ſich macht, welche Receptlvltaͤt durch dle innre Beſchoffenheit unfrer Natur und alſo a priori in uns an- getroffen wird. Alles dieſes kann wahr ſeyn, und dem—

vhngeachtet kann ſich eine Reyhe von Veränderungen ſolg. lich obiecrive Zeit bey den Dingen auſſer unfrer Vorſtellung finden. Das erſte ſteht mit dem letzten durchaus In kel. ; nem Widerſpruch. Wir können uns auch diefe Form der 8 innern Anſchauung vor den Gegenſtaͤnden mithin a priori denken. Hler heißt dieß nichts anders als ſich dieſe Form

f 1 ehr als die Gegenſtaͤnde vorſtellen. Auch dazu ſind wir

*

in tauſend Fällen fähig, Wie koͤnnen uns den aflgemels i nen Begriff der Zelt denken, ohne auf beſtimmte Gegen⸗

ſtände, und auf die beflimmte Folge der Veränderungen

in ihnen Ruͤckſicht zu nehmen. Dieſe Zeit iſt als eine ſol. che blos Zeitbegriff, nicht die Zeit obiecrive ſelbſt. Allein durch diefe meine Vorſtellung, welche ich überhaupt von Zelt, als

171 eee eee,

ktrochne 9 die Zeit e fepn kaun Rente ve 2 gea nod, woͤgen ſie

b) Die Zeit ſoll nichts anders als die Form des k. in feinen nern Sinnes, d. l. des Anſchauens unſter ſelbſt, und un.!

als elnem Begriff habe, bleibt die Zeit auffer meinen Bar, ſtellungen, was fie iſt, nämlich oblective Beſtimmung, wel che den Dingen ſeibſt anhänger. In meiner Anfchauun iſt fie nichts als Vorſtellung, nicht Beſtimmung der Ge. genftände auſſer Ihr. |

ſers innern Zuftandes ſeyn. Hier verwirten Sie offenber Sie den innern Sinn ſelbſt mit dem Anſchauen unſets innern Ju daß die, ſtandes. Innter Sinn iſt kein Anſchauen, ſondern dle kenne. unſte Fahigkeit, Anſchauung zu erhalter. Uebrigens ent, doch für ſteht die Frage: Wie iſt die Zeit dieſe Form? Sie kanns muͤſſen, doch nur ſeyn entweder als Zeitvorſtellung, oder als Obien et Ihres derſelben, und In beyden Fällen iſt es undenkbar, daß fir Aleln au die Form des innern Sinnes ſeyn ſollte. Die Form den daß Sie innern Sinnes kann richts anders als die Beſchaffenheit dn ellte fie | Receptivität bedeuten, welche der innre Sinn hat, und die.] ben fönnı fe iſt an ſich nicht Wirkung, ſondern bloſſes Vermögen, al, fände fel fo nicht Zeitbegriff, nicht Anſchauung ſelbſt. Der innre Sinn at, in m kann auch nur Vorſtellungen von einer Innern Veraͤnde. ben, folo rung, welche uns gegenwärtig iſt, nicht aber von einer Rid. eigenthür be der Veränderungen, dle aut einander nach und nach u. können. folgen, in uns erregen. Eine Vorſtellung von dieſer iſt] dacht: fi das Werk unſers Verſtandes duch Hülfe unfrer Erlnne. ſchelnuns rungskraſt. Freylich folgen die finnlichen Vorſtellungen dis re ununt innern Sinnes von den innern Veränderungen fo auf elnandet, daß dieſe wie dieſe ſelbſt, und dieſe Folge iſt nicht mehr ſubiectlde rigne Ei ſondern oblectlve Zeit, eine Menge von Succe'ſionen in uns. Blicke u Sie iſt von der Anſchauung der Zeit ihrer elgenthuͤmlichen rungen! Form nach weſentlich unterſchieden. Unmittelbare Vorſtellun. de der ke. gen des innern Sinns find nle an ſich Anſchauungen det Bunter de. Zeit, ſondern Anſchauungen von der Wirkſamkeit unſtet J Gemüth, . Hählgkeiten, unſter angebohrnen Grundregeln des Denkens jerm de und Wollens, und in allen dieſen iſt dle Zeit als eine ununter en dle

brech.

U brechne Reyhe von Veränderungen ausgeſchloſſen. Da nun

I die Zeit als Zeitbegtiff nicht die Form des innern Sinnes dien kann: fo wird fie als Obiect der Zeitvorſtellung, als Niobe von wirklich erfolgenden Veranderungen in den Din.

gta noch weit wentger dafur gehalten werden können. Sie bvaoͤgen fie) alſo die Zeit denken, wie Sie wellen: fo iſt fie 3 in feinem Fall die Form des innern Sinnes.

j Sie ſetzen als einen eweis Ihrer Behauptung hinzu,

a RER

dh die Zeit keine Beſtimmung aͤuſſerer Erſchelnungen ſeyn biene. Wäre dieß auch nicht moglich: fo wurden wir fie tech für eine Beſtimmung unfers innern Zuſtandes halten müſſen, wie ich ſchon gezeiget habe, und dann wurde dies et Ihe Satz als ein Beweis alle feine Stärke verliehten.

nA

Allein auch als Sog hat er keine Güitigfeit, es ſey denn, ef Sie ſich die Zeit bien als Zeitbegriff denken. Warum ute fie ſonſt keine Beſtimmuns aͤuſſeret Erſcheinungen wer⸗ en konnen? Diele bedeuten entweder die äufferen Gegen— a Rande ſelbſt, oder wie Herr Pref. Reinhold ſie erklaͤrt, ſol— 5 4 et, In wie ferne fie unter dem a priori im Gemuͤthe beſtimm⸗ en, ſolglich dem Gemuͤthe, und nicht den Dingen an ſich 0 j eigenthünslihen Formen der Anſchauung vorgeſtellet werden

kennen. Wird eine aͤuſſere Erſcheinung auf die erſte Art ge.

the: fo iſt die Zeit eine obiective Beſtünmmung diefer Er⸗

gelnung, oder dleſes Gegenſtondes, wenn ſich in ihm eis

i re ununterbrochne Reyhe von Veränderungen befindet; und

U do dieſe in den Dingen ſelbſt ſeyn kann, lehret uns unfre

——

diane Erfahrung, wenn wir auf unſern innern Zuſtand dle Blicke unfrer Vernunft hinwerſen. Sollen aͤuſſere Erſchel.

1 kungen nach der Reinholdiſchen Erklarung Gegenſtän. de der empiriſchen Anſchauung ſeyn, in wie ferne ſie nur

unter dem a priori im Gemuͤthe baſtimmten, folglich dem Hemuͤthe, und nicht den Dingen an ſich eigenthümlichen Jerm der Anſchauung vorgeſtellet werden koͤnnen: fo müf

eu dle Gegenſtaͤnde von der Art ſeyn, daß fie durch die en

174 FFF g Gemuͤthe elgenthuͤmliche Form der Anſchauung vorgeſtelle werden konnen, oder das Gemuͤth muß dle Receptivität ha, ben, von ihnen affielrt zu werden. Die Anſchauungen der. ſelben haben nicht elne den Gegenſtaͤnden elgenthuͤmliche Form, well fie ſonſt die Anſchauungen ſelbſt ſeyn mußten, ſendern die Vorſtellungen von ihnen koͤnnen nicht anders beſchaffen ſeyn, als fie nach der Form unſter Receptlvitat möglich find. Wir haben aber eine Receptivitaͤt der Sinn. lichkeic, welcher die Veraͤnderungen eines Gegenſtandes den Stoff zu Votſtellungen von ihnen darreichen koͤnnen. Die Vorſtellungen erfolgen in uns eben fo auf einander, wie die aͤuſſern Veraͤnderungen dazu den Stoff darbieten, und un fer Verſtand kann ſich dle Folgen in den Vorſtellungen folg lich auch in den Veranderungen aͤuſſerer Gegenſtaͤnde, und alſo die Zeit als eine obiective Beſtimmung derſelben den. ken. Verſtehe ich alſo auch durch aͤuſſere Erſcheinungen die Votſtellungen von ihnen nach der Receptioitat oder Form unſter Sinnllchkelt: fo wird dle Zeit als oblect'de Beſtim. mung nicht von ihnen ausgeſchloſſen.

Die Zelt iſt allerdings kelne Gent, feine Lage; kelnt Geſtalt, weil nur geräumige Dinge diefe haben konnen, kel ne Lage, weil dieſe durch die Verhaͤltniſſe beſtimmt wirt, welche die Dinge in Anſehung der Derter gegen einander heben. Die Zeit beſtlmmt aber nicht blos das Verhaͤltniß der Vorſtellungen in unſerm innern Zuſtand, ſondern auch den Zuſtand der Gegenſtande ſelbſt in Betracht der Der änderungen, welche bey ihnen auf einander erfolgen. In unfrer seinen Anſchauung der Zelt, welche Sie eine inner liche nennen, liegt keine Vorſtellung von Geſtalt. Grade deswegen ſollen wir nach Ihrer Meynung, um dieſen Man, gel der Analogie zu erſetzen, dle Zeitfolge durch elne ins unendliche ſortgehende Linie uns vorſtellen, in welcher det Mannlafaltige eine Reyhe ausmacht, welche nur von eine Dlmcuſica If, und aus den Eigenschaften dieſer Linie solle

wi!

mir au fen, de jeder ze. dle wei jo vor der Zei geben.

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vlt auf alle Elgenſchaften der Zeit, auſſer der einigen ſchlleſ⸗ een, daß die Theile der erſten zugleich, die der letzten aber jederzeit nach der andern find. Das erſte thun nun wohl dle wenlaſten Menſchen, und wenn wir uns die Zeit auch

io vorſtellen: fo geſchleht dieß blos, um unſerm Begriff von der Zelt durch Huͤlſe der Im gination eine groͤſſce Klarheit zu geben. Auch ſelbſt in dleſer Erdichtung wird die Zeit nicht als Form der Anſchauung, nicht als Anſchauung ſelbſt, fone dern als eine obiective Linie vorgeſtellt, deren einfache Thelle die einzelnen Neraͤnderungen find. Als eine wahre unend— ſche Ante kann ich mir doch die Zeit nicht denken, keln Menſchenverſtand fähig it, ſich von einer ſolchen Unie ei— ne Anſchauung in machen. Uneedlichkelt elner Anke heiße in der Geomettie nichts anders, als dieſes: an beyde Ens den kann ſtets noch was bhinzugedocht werden, man mag fie fo groß annehmen, wie man will. Wir denken uns ale ſo hier eine unbeſtimmte Anie in Anſehung des Anfanges

und des Endes. Eine ſolche iſt blos ein Begriff, deſſen

Oblect aber ers auſſer ihm gedacht wird. Jede wirkliche nie iſt beſtimmt, hat alfo Anfang und Ende. Und wenn es auch eine unendliche Linie von der Art geben koͤnnte: fo wurde fie eben ſo wenig mehr eine bloſſe Anſchauung ſeyn, als die Zeit es ſeyn koͤnnte, wenn fie dleſe Beſtimmung bätte. Sie wäre dann eine Reyhe von wirklich auf einan— der folgenden Veranderungen, welche vorwaͤrts in Anſehung den verfloßnen Zeit keinen Anfang, aber mit der gegen— waͤrtigen Veränderung immer ihr Ende hätte, obgleich neue Veränderungen der Zukunft fie verlängern koͤnnten. Selbſt

1 diefes Bild von Zeit zerſtoͤret die Vorſtellung von ihr, wie

is aus Ihren elgnen Bemerkungen jedem einleuchten muß. In der Linie find die Thelle zugleich, in dieſer iſt jederzelt nur un Theil da, und das Mannigfaltige foiget nach einander. In beyden erblicken wir Groͤſſen von ganz verſchledener Art. Die Anſchonung der Linie hebt die Anſchauung der Zeit auf, fo wie Raum nicht Zelt, und Zelt nicht Raum fepn ine

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Ich geſtehe es übrigens gerne, daß die Vorſteflung der

Zeit eine Anſchauung ſey, aber nicht deswegen well alle ö

ihre Verhaͤltniſſe an elner aͤuſſern Anſchauung der finde ſich eusdrücen laſſen. Denn dieß iſt nicht der Fall, well dle Anſchauung der Linle dle Anſchauung der Zelt aufhebt. Al fein dieß leugne ich, daß Sie bewleſen haben, dle Zelt fen

in jeder Bedeutung nichts anders als die Form des Innern f

Sinnes.

c) Mlt welchem Grunde nennen Ele itzt dle Zelt es ne ſormale Bedingung a priori aller Erſchelnungen über haupt? Hler laſſen Sle uns die Zeit eben ſo als elnen neuen Proteus, wle vorher den Raum, auftreten. Vald erſchei. net fie uns als eine nothwendige Vorſtellung, welche allen Eeſcheinungen zum Grunde lleget, bald als reine Form der

ſinnlichen Anſchauung, bald als Form des innern Sinnes, 5

und nun als formale Bedingung a priori aller Erſcheinun⸗ gen. Was Sie alles aus der Zeit zu machen wiſſen! Und im Grunde It fie nichts von allen dieſen. Ste iſt weder als Zeitbegriff, noch als oblective Zelt eine formale Bedin⸗ gung a priori von allen Erſchelnungen. Denn was bedeu. tet in Ihrem Enftein dieſe formale Bedingung? So viel ich elnſehe: fo kann dieſe ſormale Bedingung nichts anders als die weſentliche Beſtimmung unſter Sinnlich— keit anzelgen, vermoͤge welcher wer nicht anders als in ei. ner Reyhe von Veränderungen uns die Gegenſtaͤnde, wel. che uns erſchtinen, denken und empitiſche Anſchauungen von ihnen haben koͤnnen. Dieſe Beſtimmung unſrer Sinr⸗ lichkeit iſt aber weder Zeit als Zeitbegrlff, als reine An. ſchuuung der Zelt, noch ſelbſt die ununterbrochre Rehe von Innern oder aͤuſſern Veränderungen, als obiectide Zeit, ob gleich dieſe bey allen unſern Erſchelnungen als Vorſtel. lungen, welche auf einander felgen, votrausgeſetzt wird. Al⸗ lein dieß gilt nur in Anſehung ſolcher Geiſter wie wie ſind, oder ſolcher, welche wegen ihrer weſentlichen Elnſchraͤnkun⸗

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gen nice alles mit elnmal anſchauen innen, ſondern nach und nach Vorſtellungen erhalten, ſo wie innre und äuffere Gegenſtande in einer Zeltfolge den Stoff zu Vor ſtellungen von ihnen der Sinnlichkeit darbieten.

Der Raum iſt nicht blos Ferm aller aͤuſſeren Anfchaue ungen, nicht Bedingung a priori blos auf äuffere Erſchei. nungen eingeſchraͤnkt. Oh Sie gleich hier das Gegentheil wire der behaupten: fo darf ich hier nicht aufs neue dieſen Sotz widerlegen, well Sie ihn durch keine neue Grunde beſtaͤttigen. Alle Vorſtellungen, fie magen aͤuſſere Dinge zum Gegenſtand haben, oder nicht, gehören an ſich ſelbſt als Beſtimmungen unfers Gemuͤthes zu unferm Innern Zu ſtand, und dieſen rechnen Sie zur formalen Bedingung uns ſter innern Anſchauung. Allein die gehoͤret er denn dazu? Doch nicht anders als ſo, daß wir keine innerliche Anſchau— ung haben koͤnnten, wenn dieſer Zuſtand nicht durch une re innre Veraͤnderung, woraus er beſteht, unſter innern Sinnlichkelt den Stoff zu Anſchavungen darteichte. Wenn dieſer unſer innrer Zuſtand eine Reyhe von Veraͤnderun⸗ gen In unſerm Gemuͤthe in ſich faßt: fo findet ſich in ihm Zeit, nicht als Anſchauung, ſondern als obtective Beſtim— mung von uns, als Gegenſtand der Anſchauung von Zeit, und dieſe ſelbſt, wenn ſie in unſerm Gemüthe da iſt, kann

nkht als ein Geſchoͤpf unſers Innern Sinnes ſondern muß

als ein Werk unſers Verftandes angeſehen werden.

Ich verſtehe es nicht, wle Sie a priori ſagen koͤn⸗ nen, alle aͤuſſere Anſchauungen ſind im Raum, und nach dem Verhältniß des Raumes a priori beſtimmt. Die it ein Ausdruck, deſſen Sie ſich noch nie bediener haben, und den ich gar nicht zu erflären weite Aile äuffere Er⸗ ſchelnungen ſollen in einem Raum ſeyn? Wie? Stwa als Dinge an ſich, die uns erſcheinen? So waͤre der Raum eine oblective Beſtimmung der R und wenn Sie wol«

len

178 len auch a priori, d. h. eh“ wir fie uns denken. Sollen

fie etwa als Vorſtellungen von den Gegenſtanden in einem Raum ſeyn? Dieß iſt undenkbar, weil eine geraͤumige

Morftelung, welche ſelbſt Raum In ſich ſchlieſſet, in un. ſerm Gemuͤthe nicht ohne Widerſpruch gedacht werden kann.

In dieſen Vorſtellungen, wozu die äuffern Gegenflänte | unfeer Sinnlichkelt den Stoff darreichten, findet ſich eine empieiſche Anſchauung des Raums. Dieß iſt ausgemacht wahr. Soll fie reine Anſchauung von ihm oder ein allge.

meiner Begriff werden: fo hört das Gebiet der Sinnlich—

keit auf. Unſer Verſtand allein kann uns zu diefer An.!

ſchauung verhelſen.

Eie wollen aus dem Princlp des Innern Sinnes allge. mein agen konnen: alle Erſcheinungen überhaupt, d i. olle Gegenſtaͤnde der Sinne find in der Zelt, und ſtehen rorbwerdiger Welſe in Verhältniffen der Zeit. Dieß kann! aber nicht aus dem Princip des innern Sinnes folgen, 5 weil er als bloſſer Sinn uns kelne Vorſtellung von Zeit

verſchaffen kann. Daraus folget es, weil die Gegenſtaͤnde

durch ihre Veränderungen fo, wle fie folgen, den Steff zu | einer Rephe von empirifchen Anſchauungen unſerm Gemu- #

the darreichen, wir durch Huͤlſe der Remlniſcenz und des Merſlandes bey uns eine Auſchauung von Liefer Reyhe er- regen, und ſolglich dle Zeit denken, welche als Nerbe

von elnander folgenden Veraͤnderungen, und alſo als!

obiective Zelt ſich bey den Gegenſtaͤnden finden wuͤrde,

wenn wir auch gar keine Anſchauung von Ihr haͤtten, oder! baben koͤnnten. Diefe kann alſo auf keine Art blos formale

Bedingung a priori von allen Erſcheinungen ſeyn, dle wit

haben. Sie ſind vielmehr als Gegenſtaͤnde der Sinne fo in ; der Zelt, ſtehen fo in Verhaͤltniſſen der Zeit, daß dle Zeit!

ſelbſt elne oblective Beſtimmung von ihnen iſt, welche

ſeyn wurde, wenn auch kelner fie anſchaute, keiner fie ſich!

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Diefes, was ich aus hinreichenden Grunden behauptet zu haben glaube, ſtehet in einem offenbaren Widerſpruch mit demjenigen, was Sie hinzuſetzen. Wenn wir von un— ſrer Art uns ſelbſt innerlich anzuſchauen, und vermittelſt dieſer Anſchauung auch alle aͤuſſere Anſchauungen in der Vorſtellungskraft zu befaſſen, abſtrahiren, und mithin die Gegenſtaͤnde nehmen, ſo wie ſie an ſich ſelbſt ſeyn moͤgen: fo iſt die Zelt Nichts. Allein in dieſem bedingten Urthei. le ſteht der Nachſatz mit dem Vorderſatze in keiner Caufale verbindung, wenn Sle nicht etwa unter Zeit, blos Zeitbegriff, blos Anſchauung der Zeit denken. Dieſe Zeit kann auſſer dem denkenden Subleet nicht ſeyn, weil fie blos innre Beſtimmung von ihm, nicht aber oblective Beſtimmung von den Gegen— ſtänden ſelbſt iſt, bey welchen eine ununterbrochne Reyhe von Veraͤnderungen, oder eine obiective Zelt ſich findet, eben fo wenig als dieſe Reyhe In den Dingen ein Zeicbegrlff, eine Anſchauung von Zeit ſeyn kann. Wir konnten auch wohl behaupten, daß die obiective Zeit nicht vorſtellbar fen, wie Herr Reinhold die Dinge an ſich für unvorſtellbar erkla. tet. Dieß wuͤrde aber nichts mehr heiſſen, als daß die Dinge an ſich nie Vorſtellungen werden koͤnnen, oder daß ihre eigenthuͤmliche Form ſich weſentlich von der Form jeder Vorſtellung unterſcheide. Hieran hat, fo viel ich weis, noch kein Philoſoph gezweiſelt.

Die Zeit ſoll nur oblective Gültigkeit in Anſehung der Erſchelnungen haben, weil dieſe ſchon Dinge ſind, welche wir als Gegenſtaͤnde unſter Sinne annehmen, aber ſie ſoll nicht mehr obiectiv ſeyn, wenn man von der Sinnlichkeit un. ſter Anfdauung, mithin derjenigen Vorſtellungsart, welche uns eigenthuͤmlich iſt, abſtrahlret, und don den Dingen überhaupt redet. Ich will dieſen Ihren Saß zergliedern, um die Unguͤltigkelt deſſelben vor Augen zu legen. Er faßt folgende Säge in ſich: 1) dle Zeit hat eine obiective Guͤl— tigfeit in Anſehung der Erſcheinungen; 1) Erſcheinungen

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find Dinge, welche wir als Gegenſtaͤnde unfrer Sinne an; nehmen, 3) dle Zeit hat keine oblectide Gultigkeit, wenn wir von der Sinnlichkeit unſeer Anſchauung abſtrahlren, und von den Dingen überhaupt reben. Nun will ich dieſe Saͤt— ze und ihren Zuſammenhang prüfen. Die Zeit hat elne oblective Gultigkeit in Anſehung der Erſcheinungen, als fol. cher Dinge, welche wir als Gegenſtaͤnde unſcer Sinnen ars nehmen. Hier iſt von Dingen die Rede, welche ſelbſt Ges genitände unfter Sianen, ſolglich nlcht ſelbſt unſce Sinnen, nicht ſinuliche Vorſtellungen, ſondern Obiecte derſelben find. Hat die Zeit in Anſehung derſelben eine oblective Gülilg— kett: jo iſt ſie eine eigenthümliche Bestimmung der Dinge ſelbſt, wit mögen von Ihr eine Anſchauung haben oder nicht. Sie würde ihte obiective Gultigkeit behalten, wenn wir auch von aller Sinnlichkeit unfrer Anſchauungen mithin von Ders jenigen Vorſtellungsort abtirafirten, welche uns elgenthüm— lich iſt. Dieß find Folgerungen, welche mit hinreichendem Geunde aus den beyden erfien Gliedern Ihres zuſammenge— ſetzten Satzes gezogen werden koͤnnen. Sie ſind aber gra. de dem letzten Gliede deſſelben entgegengeſetzt, es waͤre denn, daß Sie die Bedeutung der Zeit änderten, und hier dat, unter blos den Zeitbegriff, die reine Anſchauung derſelben dachten. In dleſem Falle koͤnnten wir ber Zeit in Anſehung der Erſcheinungen als Dinge, welche Gegenſtände unjrer Eins ne ſind, eine obiectise Gultigkeit abſprecken, weil in ihnen die Zeit als Zeitbegriff Nichts iſt. Allein dadurch wird nicht geleugnet, daß die Zeit als ſubiective Beſtimmung voa ihnen etwas fen, und daß fie alſo in diefer Bedeutung auch auffer unfern Vortieliungen eine obleetive Gültigkeit bey den

Dingen ſeldſt habe.

Sie konnen alſo bie Zeit nicht lediglich für eine ſub⸗ leetive Bedingung unſter Anſchauung halten. Dleß iſt fie weder als Zeubenriff, noch als obiective Zeit. Ich leug— ae nicht, daß es in Betracht unfrer Anſchauungen, fie mis

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zen von elner Art ſeyn, von welcher fie wollen, mit Recht als eine ſubiectise Bedingung angeſehen werden kann, daß ſie bey uns nicht anders als nach und nach, und alſo in einer Zeitſolge ſtatt haben konnen. Ich ſehe aher hievon keinen Grund, daß jede Anſchauung, welche wir has ben, eine ſinnliche ſeyn muß. Wir hoben auch Anſchau— ungen von Tugend, Werspeit, und andern allgemeinen Dis iecten, und dieſe find doch eigentlich keine Anſchauungen unſter Sinnlichkeit, ſondern unſers Verſtandes, und un- frer Vernunft.

Es wird von Ihnen noch einmal g⸗ſagt, daß in Ans ſehung aller Erſcheinung mithin auch aller Dinge, welche uns in der Erſohrung verkemmen, die Zeit nothwendi— ger Weiſe obtectio fen. Iſt ſie nun dieſes; fo iſt ſte auch tine obiective Beſtimmung von den Dingen ſelbſt. Ob ſie es aber ben allen Dingen fern muß: dieß (ft eine Aufgabe der Vernunft. Die Frage waͤre dieſe: ſindet ſich bey jed m Gegenſtande, welcher unterm äuſſern Stun den Stoff zur Vorſtellung von ſich darreichen kann, eine ununterbrochne ende von Veränderungen? Ulm biste zu beantworten din fen wir uns nicht auf Form unſrer Sinalichteit beruſen. Denn von dieſer kann die Zeit als ebiective Beſtimmung

der Dinge ſelbſt nicht abhängen, ſendern wir muͤſſen uns

ondre Quellen zu eröffnen ſuchen, werass wir Gruͤnde zur Entſcheldung dieſer Frage ſchoͤpfen. Eben deswegen behaup— de ich auch, daß wir nicht ſagen können: alle Dinge find in der Zeit. Sie wollen es nicht betaupten kennen, weil bey dem Begriß der Dinge überhaupt von ober Art der

Anſchauung derſelben adſtrahirt wird. Hier febe ich keinen Grund, warum deswegen die Dinge nicht in der Zeit fenn nnten. Denn wir mögen von der Art unfrer Anſchauung abſtrahlren oder nicht: fo kann dieſt keinen Einfluß auf die Zeit als Reyhe von Veränderungen in den Dingen oder

als obiective Beſtimmung der Dinge haben, worinn fie M 3 ange.

183 ERITREA

angetroffen wird. Nicht die Art der Anſchauung iſt dle eis gentliche Bedingung, unter welcher die Zeit in die Vorſtel. lung der Gegenſtande gehoͤret, ſondern die Reyhe der Ver. änderungen in den Gegenſtaͤnden iſt es, welche den Stoff zu Vorſtellungen von ihnen nach und nach unfern Ein nen Darbieren, Hier finden wir die wahre Bedingung, un ter welcher die Zeit in die Vorſtellung dieſer Gegenſtaͤnde

gehoͤrt.

Alle Dinge als Erſchelnungen (Gegenſtaͤnde ber äuf. ſerlichen Anſchauung) ſollen nach Ihrer Behauptung in der Zeit ſeyn. Wie denken Ste ſich aber dieſe Dinge? Eu wa als Dinge auſſer unſren Vorſtellungen, als Dirge an ſich? So hätte ich dagegen nichts, wenn Sie von ſol. chen Dingen reden, wobey ſich eine Reyhe von Veraͤnde⸗ rungen als obiective Zeit findet. Denken Sie ſich dieſe aber nicht als Dinge für ſich, ſondern als bloſſe Erfcei. nungen, als Vorſtellungen von ihnen: fo geht die oblee— tive Gultigkeit, welche Sie annehmen, nicht mehr auf die Dinge ſelbſt, fondern blos auf unfre Vorſtellungen. Als: dann waͤre die Zeit blos In der Anſchauung, und ihre ob. dectlve Guͤltigkeit würde nichts weiter als eigentlich eine fubtective ſeyn. Site nennen dieß einen Grundſatz, der feis ne gute obiective Richtigkelt und Allgemelnhelt a priori hat, und ich vermiſſe beyde bey ihm, die gute Richtig. keit, well die Zett als oblective Beſtimmung der Dinge an ſich durchaus darinn geleugnet wird, die Allgemein— belt, weil er nur unter der Einſchraͤnkung wahr iſt, wenn in ihm dle Zele bloe Zeltbegriff oder Anſchauung der Zeit bedeutet.

Sie lehren zwar eine emplriſche Realltaͤt der Zeit, In Anſehung der Gegenſtaͤude, die jemals unſern Sinnen ge geben werden koͤnnen, leu znen aber die abſolute Realltät derſelben, daß die Zelt nämlich ohne Ruͤckſcht 15 die

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Form unfrer ſinnlichen Anſchauung den Dingen als Bes dingung, oder oblective Beſtimmung ſelbſt anhänge, und ich glaube es hinreichend bewieſen zu haben, daß dieſe Ihre lezte Behauptung der Wahrheit widerſpricht. Eben fo mes nig kann ich Ihnen ohne Einſchraͤnkung beypflichten, wenn Sie annehmen, daß ſolche Eigenſchaften, welche den Din— gen ſelbſt zukommen, uns durch dle Sinne nicht gegeben werden können. Wollten Sie nur dieß damit ſagen, dei dieſe Eigenſchaften als obiective Beſtimmungen der Dinge Runs nicht in eigentlicher Bedeutung des Wortes durch die Sinne gegeben werden koͤnnen: ſo wuͤrde kein Mann von gerundem Verſtande Ihnen hlerinn widerſprechen. Allein dieß kann Ihre Meynung hier nicht ſeyn. Ste wollen es uns lehren, daß uns die Eigenſchaften, welche den Dins

gen ſelbſt zukommen, nicht durch die Sinne konnen bekannt

werden. Hiegegen zeuget aber die Erfahrung. Wann Sie in einem Naturaliencabinet die ſchoͤnſten Werke der Natur, dle Mannigfaltigkeie der Arten und der einzelnen Producte gewahr werden, ſich die Charaktere vorſtellen, woran Sie dieſe erkennen, und von andern unterſchelden:

ſind denn dieſe nicht Eigenſchaſten der Dinge ſelbſt? und

wodurch erkennet Ihr Verſtand fie anders als durch Huͤlſe des Geſichtsſinnes? In allen dleſen empiriſchen Anſchau—

ungen ſelbſt von den Gegenftänden liegt Nichts von Zeit— vorſtellung. Die Dinge werden Ihnen durch dle Erfah— rung bekannt, und gehören als folche nicht unter die Zeitbedin⸗ gung, obgleich unfre Vorſtellungen von ihnen nach und nach und alſo in einer oblecttven Zeit bey uns erfolgen.

Ihre transſcendentale Idealitat der Zeit kann frenlich auſſer der ſubiectiven Bedingung der finnlichen Anſchau— ung nichts ſeyn. Sie kann den Gegenſtänden an ſich ſelbſt weder Inhäriren, noch fuhfiftiren, weil fie] blos Ihrer Ans ſchauung anhaͤngt. Diefe Ihre Idealitat der Zeit kann aber nicht die Urſache davon werden, daß die Zeit keine

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184

obieerive Realltaͤt In den Dingen ſelbſt hat, worlnn fig eir- Neyhe von Veranderungen findet, wir mögen übri. gens uns dieſe vorſtellen, oder nicht. Wenn Sie uns nur dieſes zugeben, was doch durchaus nicht mit Grund geleugs net werden kann: fo mogen Ele mit Ihrer transſcenden. tolen Idealltat der Zeit machen, was Sle wollen. Tu gegen hat nichts Ihr egebeufler c.

15. Brief. Mein Herr, Ich wundre mich nicht daruber, daß Sle von elnſehenden

Männern fo einſtimmig eiren Einwurf gegen Ihre Theo» rie vernommen haben, in welcher Sie der Zeit emplriſche

Reolltat zudeſtehen, aber ihre abſolute beſtreiten. Dleß

geht ſteylich ſehr natürlich zu. Sie würden Ihnen keinen Einwurf gemocht haben, wenn Sie blos von der Zelt, oder von ihr als Form der innern Anſchauung, oder von Ihr als We ſtellung tedeten. Dieſe iſt blos fublective Beſtim— mung eines denkenden Weſens, und kann auſſer dleſen keine abſolute Realltaͤt haben. Sie wollen aber auſſer di fer keine andre Zeit als elne ununterbrochne Folge von Veränderungen der Dluge an ſich, oder als obieetive Zeit zulaffen. Deren Realität beftreiien Ele, und dagegen ma: chen dle Einſichtsvollen Philoſophen Einwendungen. Dleß iſt aber auch dasjenige, was natürlicher Weiſe Ihrem nach— denkenden Leſer beſtemdend vorkoͤmmt. Den Beweis, wel— chen ſie Ihnen entgegenſetzen, wollen Sie ganz zugeben. Nun fo haben dieſe Männer gegen Sle gewonnen Spiel, Sie mögen übrigens fagen, was Sie wollen. Das Argu⸗ ment wäre dieſes: der Wechſel unſter elgnen Vorſtellun— gen, wenn man gleich alle aͤuſſere Erſchtinungen ſammt de—

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ur ten 185 zen Veraͤnderungen leugnen wollte, bewelſen daß Veraͤnde— rungen, ich würde ſagen, eine ununterbrochne Reyhe von ihnen ſich bey uns finde. Dleſe iſt obiective Zeit, ſolg— lich niche mehr blos Form der innern Anſchauung, ſondern auch auſſer dieſer da, wenn wir auch keine innre Anſchau— ung von ihr hätten. DIE iſt der eigentliche Beweis für die oblective Realität der Zeit, und ich dachte, daß es für Sie nicht blos Schwierigkeit haben werde, hierauf zu ant. worten, ſondern daß Sie auch die Staͤrke des Arguments nicht ſchwächen koͤnnen. Wir wollen alſo Ihre Antwort

been.

Sie ſagen, die Zeit iſt allerdings etwas wirkliches, namlich die wirkliche Form der innern Anſchauung. Die— fe Form kann doch nichts anders bedeuten, als das jeulge, wodurch fie Zettanſchauung wird. Von ditſer Zeit war ober in dem Beweis durchaus die Rede nicht. Sie, (die: fe Zeitanſchauung) hat eine jubiective Realität in Anſehung der innern Erfahrungen, d. h. ich habe die wirkliche Vor— ſtellung von der Zeit und meinen Beſtimmungen in ihr. Allein wodurch habe ich denn diefe? Nice dadurch weil meinem innern Sinn der Steff zur Vorſtellung von meinen innern Veranderungen, fo wie ſie wirklich erfolgten, dar— gereichet wurde, und mein Verſtend ſich die Reyhe denket, in weicher fie wirklich werden. Dieſe Reyhe meiner innern Veranderungen iſt alſo die obiectlye Zeit, und meine Verſſel— lung von ihr wird durch meinen Verſtand erregt —Dleſe Reyhe ſelbſt It nicht die Vorſtellungsart meiner fel"ft als Oblects, ſondeen von mir obiective Beſtimmung cu’er meiner Zeitonſchauung. Weit gefehlt alſo, daß Ihre Ant- wort dle obieetive Realitat der Zeit wirklich beſtritten haͤt. te; fie beſtaͤttiget vielmehr dieſelbe. Sie behaupten ſelbſt die ſubiective Realitaͤt der Zeit in Anſehung unſrer innern Erfahrungen, oder die wirkllche Vorſtellung von der Zelt und unſern Beſtimmungen in ihr. Es ſind alſo dieſe Be⸗

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ſtimmungen auch wirklich in der Zelt oder nicht. Sind ſie es nicht: fo täufche uns die Form unſter innern Anſchauung, durch welche wir genoͤthiget werden, unfre Beſtimmungen als ſolche zu denken, welche in einer Zeit find. Wo llegt nun der Grund dleſer fo allgemeinen Taͤuſchung in der Form unſter reinen Anſchauung? Dieß hätten Sie doch zeigen müffen Tauſcht fie uns aber nicht: fo qiebt es eine Rey. he von Veraͤnderungen In uns, welche nach einander er, folgen, mir mögen fie uns vorſtellen, oder nicht; fo iſt folg« lich die Zeit von uns elne obiective Beſtimmung.

Ele ſeten den Fall, daß mir ſelbſt, oder andre We— fen uns ohne dieſe Bedingung der Sinnlichkeit anſchauen koͤnnten, und ſchlieſſen: wenn dieß der Fall waͤre; fo wuͤr— den eben dieſe Beſtimmungen, welche wir uns itzt als Vers aͤnderungen vorſtellen, eine Erkenntniß geben, in welcher die Vorſtellung der Zeit, mithin auch der Veränderung gar nicht vorfäme. Hler haben wir Baylens Wetter. hahn, welcher immer vom Winde getrieben wird, und ſich einbildet, daß er ſich nach ſreyer Entſchlleſſung bewe⸗ get. Schade nur, dafi ein Wetterhahn von ſolchen Des ſtimmungen eln ſich ſelbſt zernichtendes Geſchoͤpf der Phans taſte iſt. Eben fo wenig ſcheinet mir der Fall in der Natur denkbor zu ſeyn, daß es Weſen gebe, welche Sͤnnlichkeit hätten, wodurch fie ſich Erkenntniſſe verſchaften, worlnn aber die Vorſtellung der Zeit mithin auch der Gerände rung gar nicht vorkaͤme, weil ſie ohne dleſe Bedingung der Sinnlichkeit, als die unſtige iſt, Anſchauungen haben koͤnnten. Hätten fie Sinnlichkeit: fo koͤnnten fie auch nicht ohne Sinne ſeyn, welchen die Gegenſtaͤnde den Stoff zur Vor ſtellung von ſich darrelchten. Es wuͤrden folglich fo, wie dieſe auf die Sinne wirkten, Vorſtellungen in Ihnen erregt, und well dieſe Wirkungen doch nicht mit einmal, ſondern nach und nach erfolgten: fo würde auch eln Wechſel von Vor— ſte lungen in ihnen fern muͤſſen. Nun hätten fie entweder

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dos Vermögen, ſich dleſer Ihrer innern Weränderuns gen bewuſt zu werden, fie mit einander zu vergleichen, und in den Verhaͤltniſſen zu denken, worinn fie wären, oder nicht. Im letzten Fall hatten fie weder Verſtand noch Vernunft, und waͤten hoͤchſtens von der Art der Thiere. Es wurde alſo eine Reyhe von innern Veranderungen und folglich odiec— tive Zeit ſich bey ihnen finden; fie koͤnnten aber weder von ir noch von irgend einer andern Sache eigentlich eine

Erkenntniß haben, folglich auch keine ſolche, worinn Vor—

ſtelung der Zeit vorkaͤme. Fehlte es ihnen aber nicht am Verſtande und an Vernunft: fo muͤſtten fie ſich auch dies

ſer Veränderung bewuſt werden, ſich dieſe im Allgemeinen

vorſtellen und alſo Zeit denken koͤnnen.

Eine andre Frage waͤre es, ob ein denkendes Weſen, worinn ſelbſt keine Veränderungen ſtatt hätten, eine Vor— ſellung oder Anſckhauung von Seit ab- konnte, melde denn nicht durch Empfindung und folglich nicht durch Sin— ne erſt erreget wuͤrde. Warum ſollte dieß nicht moglich ſeyn? Wenn wir ung Zeit denken: fo denken wir uns eine ununter— brochne Reyhe von Veranderungen, und in dieſer das Vergan— gene, das Gegenwaͤrtige, das Zukünftige. Alles dieſes iſt in der Zeitanſchauung zugleich, auſſer unſter Vorſtellung kann es ober in keinem Dinge zugleich ſeyn. In ihren ist eine Rey— be von ſortgebenden Veranderungen, wovon immer eine auf die andre ſolget. Die Vorſtellung der Zeit erſodert aifo nicht durchaus ein denkendes Weſen, welches ſelbſt veränderlich iſt. Denket ſich nun dieſes die Dinge, wie fie find, und iſt ih. re weſentliche Beſchaffenheit von der Art, daß in ihnen Veränderungen erſelgen muͤſſen: fo wird es ſich auch die Folge dieſer Veraͤnderungen und alſo auch die Zeit denken.

Sie dichten folglich einen Fall, welcher ſich nicht fo verhält, und ſchlleſſen daraus, daß dle Zeit zwar ihre empi- tiſche Realitaͤt als Bedingung unfrer Erfahrungen, aber

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keine abſolute Realitaͤt habe, und daß ſie nicht den Dingen ſelbſt, ſondern blos dem Sublecte anhaͤnge, welches fie an. ſchauet. Dieſe Folgerungen ziehen Sie aus einer Voraus, ſetzung, welche keinen Grund hat Ste haden ſelbit es zu. gegeben, daß unfre Vorſtellungen auf einander folgen, Die ſe Folge iſt alfo nicht deswegen da, well wir uns dieſer bes wuſt find, ſondern wir werden uns derſelben bewuſt, mei! fie in uns ſich indet. Ste muß alfo ols Zeit elne ober tive Bestimmung von uns ſeyn. Die Zeit iſt aber deswe en keln Ding an ſich ſelbſt Dieß würde mit Demjentgen im Wi— derſpruch ſtehen, daß wir fie für die obiecttve Beſtimmunz der Dinge erklaͤret haben, welche vermöge ihres Weſen; den Veraͤnderungen unterwerfen find.

Nun wollen Sie uns dle Urfache bekannt machen, mer, wegen dieſer Einwurf ſo elnſtimmig gemacht wird, und zwar von denen, welche gleichwohl gegen dle kehre von der Ideglitaͤt des Raums nichts einleuchtendes einzuwenden wiſſen. Wir wollen alſo dleſe hören. Sle ſagen, bicie Männer holten es nicht dle abſolute Realltät des Raumes bewelſen zu konnen, well ihnen der Idealismus entgegen ſteht, nach welchem die Wirklichkeit aufferer Gegenſtäande keines ſtrengen Beweiſes ſaͤhig it. Der Idealeſt, welcher dein Realiſten nichts weiter entzegenſetzt, hätte in ſo weit Recht, und ſo viel ich wers, hat noch kein Realiſt es de. haupter, daß er die Wirklichkeit icgend eines aͤuſſeren Bes genſtaudes, weicher endlich Ur, ſtrenge bewtiſen koͤngte. Wollte er dieſes: fo müßte er aus allgemelnen Wohrheiten die Nothwenbigkeit von beſſen Daſeyn deweiſen. Nothwen— digkelt des Daſeyns iſt aber durchaus keine Beſtlmmung eines ſolchen Gegenſtandes, kann alſo nicht Lewleſen wer— den. Es giebt aber andre Quellen, woraus gegen den Idealiſten hinreichende Gründe geſchoͤpſt werden koͤnnen, mo. durch dle Witklichkelt aufferer Gegenſtaͤnde auſſer allem Zweifel gefeßt wird. Unſte Natur hat ſelöſt dafur geforget, daß

dan al de il der . jelne \ welche iſt fo daß e ſeiner wollte. anzußt Bey Örge: doch d ſtellur mitte! lde x ao o Wirk fie n. ben, die a! Gege. erſchen die ſes de di ſchet! ernte! unfrei de geo werde obieci Gege dieſe len. ſein

189

sa auch der Idesliſt die Staͤrke derſelben in fo hohem Grat de ſuͤhlet, doß er im Ernſt an der Wirklichkeit feiner Hand, det Feder, womit er ſchreibt, der Perſonen, welche er durch eine Spltzfindigkeiten vrrmirren will, nicht zwelſeln kann, welche er doch in feiner Kathederphiloſophle beſtreitet. Er itfo ſehr von der Unwahrheit ſeines Syſtems überzeugt, taß er ſich vor dem Irrhauſe fürchtet, wenn er ſich auſſer ſeiner grillenhaften Hyporheſe Im Leben noch dieſer richten rollte. Hier iſt aber der Dir nicht, jene Gründe gegen ihn omuführen. Wir wollen den Idealisten itzt blos als Jen Gegner betrachten. Er ohiloſophiret fo: wenn gleich aufjere Gegenſtaͤnde nichts als bloſſer Schein ſeyn ſollten: ſo würde doch die Folge meiner innern Veränderungen, auch meiner Vote ſtellungen von ihnen etwas wirkliches ſeyn, weil fie mir uns mittelbar durchs Bewuſtſeyn klar find. Hier iſt alſo werk. iche Folge auch auffer der Anſchauung, welche ich von ihr habe, elio obiectide Zelt. Sie erwicdern hierauf, daß man die Wirklichkeit von Raum und Zeit nicht beſtreiten darf, weil fie nur zu Erſchelnungen gehören, welche zwo Seiten ha— ben, die eine, da das Obtect an ſich ſelbſt betrachtet wird, die andre, da man auf dle Form der Anſchauung dieſes Gegenſtandes ſieht, welche nur im Subiecte, dem der ſelbe erſcheinet, geſucht werden muß, gleichwohl der Erſcheinung dieſes Gegenſtandes wirklich und nothwendig zukoͤmmt. Ora— de dieß letzte behauptet der Idealiſt, in wie weit die Ers ſcheln ung von der erſten Seite betrachtet wird. Er frägt ferner: warum koͤmmt bieſer Erſchelnung, als einer Form unfrer Anſchauung von dem Gegenſtande dieſe Zeit zu? Nicht deswegen, weil der Gegenſtand ohne dieſe nicht gedacht werden kann? Warum kann er es nicht? Weil er dieſe oblective Beſtimmung hat, und die Anſchauung von dleſem Gegenſtande in uns verſchwinden wuͤrde, wenn ſie nicht mehr dieſe Form hätte, oder wir ihn ohne dleſe Beſtimmung dach. ten, Die legte Seite der Erſcheinung kommt alſo bey dies ſem Steeite nicht in Betracht, und fo iſt Zeit, wovon

. ich

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ich rede, wird der Ideallſt hinzuſetzen, nicht mehr Anfchau, ung, ſondern die Rephe memer innern Veränderungen, folglich obiecetlde Beſtimmung von mir, das Oblect mei. ner Anſchauung, und hat ihre Witklichkelt in mir, wenn ich fie mir auch gar nicht vorſtellte.

Ich leugne es nicht, daß Zelt und Raum zwo Er kenntnißquellen find, aus welchen verſchiedene ſyntheelſcht Erkenntniſſe geſchaͤpft werden konnen. Alleln wle find fie es? Micht als bloſſe Formen unſter Sinnlichkeit, nicht als bloſſe Beſchaffenhelten unfrer Neceptivität, ſondern als rel. ne Anſchauungen, als allgemeine Begriffe. Iſt abet Raum und Zeit auch moglich? Kann dieſe Möglichkeit von uns bewleſen werden? Die erſte Frage faſſet zwo an. dre in ſich, 1) koͤnnen wir eine Anſchauung von benden ha⸗ ben? 2) Iſt Raum und Zeit auch obiective auſſer unfrer Anſchauung moglich? Die Moglichkeit von der erſten Art erkennen wir aus der Wirklichkeit der Anſchauung von Raum und Zeit, deren wir uns bewuſt find. Wollen wir mit die ſem Beweiſe nicht zufrieden ſeyn: fo würden wir keinen an dern finden koͤnnen. Er hat aber zum Gluͤck für unſern Geiſt elne ſolche überzeugende Klarheit, daß wir, weil das. jenige, was wirklich iſt, nicht unmoglich fern kann, feine Starke fühlen, und eine apodictiſche Gewißheit von dieſet Moͤglichkelt erlangen. Die zwere Frage iſt dleſe: haben auch Zelt und Raum auſſer unſrer Anſchauung eine Mey: lichkelt d. h. können Dinge auſſer und neben einander zu: gleich ſeyn, kann in ihnen ſich eine Reyhe von Veraͤnderun— gen finden? Dleſe Moglichkeit, welche in der Geometrie und in andern Wiſſenſchaften zum Grunde gelegt wird, kann an ſich weder von unſern Anſchauungen, noch von der Form unſter Sinnen abyangen, fondern muß in der Natur der Dinge ſelbſt Ihren Grund haben. Die apodlctiſche Gr wlßheit, welche wle von ihr erhalten, gründet ſich dat auf, daß wic ſelbſt nebſt andern Dingen unſer Daſeyn

par

haben ihrer Sinn doß ı genfiä keit d lich kei durch eine . Verſt witrer ſam a ſeln 1 welche belt k Sinn El ker ben u gemel ſtändt und f. einge gene dacht Rauf tive dern und a er es Denk trone re ich che ie eigen

Begt

heben, daß in uns ſelbſt und in andern Dingen vermöge ihrer Endlichkeit Veranderungen erfolgen, daß fie unsrer Sinnlichkeit den Steff zu Votſt lungen von ſich darteichen, doß wir uns dieſer Vorſtellung von uns und andern Ge— genftänden bewuſt werden, und nun aus dieſer Wirklich— keit des Ortes und der Zeit in den Obiecten auf die Moͤg— lichkeit ſchlieſſen. Dieſer Schluß ethaͤlt für unfre Seele durch die Grundſaͤtze der Identitaͤt und des Widerſpruchs elne ſolche Klarheit, daß, ſo lange wir noch einen gefunden Verſtand haben, oder dieſen nicht durch Sophiftereyen vers witren, wir an der vollkommnen Richtigkeit deſſelben, gleiche ſam als durch einen innern Inſtinct gezwungen, zu zwel— ſeln unfaͤhig find. Dieſe Moglichkeit des Raums, von welcher wir blos auf dieſem Wege zur apodictiſchen Gewiß— belt kommen können, ſetzen wir aber nicht die Formen der Sinne als Grundprincip voraus, um uns elne allgemeine Erfennmiß von ihren Wahrheiten zu erwerben. Wir has ben uns eine reine Anſchauung des Raumes, oder einen all— gemeinen Begriff von ihm gebildet, denken uns die Gegen⸗ ftände eigentlich nicht im Raum, ſondern den Raum in ihm, und fragen nun, wie kann dieſer in ihnen begrenzt, oder eingeſchloſſen ſeyn, wenn Linien, Flaͤchen, Körper im All. gemeinen nach ihren verſchledenen Gattungen und Arten ge—

dacht werden ſollen? Nie ſetzet der Geometer voraus, daß Raum blos eine Form des äuſſeren Sinnes, blos ſublee— tive Bedingung deſſelben, und auffer dleſer nichts ſey, ſen⸗ dern ſelbſt bey der Wahl feiner Zeichen, wodurch er ſich und andern ſeine abſtracte Begriffe anſchaulich macht, nimmt er es immer als ausgemacht an, daß auch auſſer unſerer Denkſorm der Raum ebiective in den Dingen felbft ange— troffen werde. So, wird er Ihnen antworten, verfah— re ich, fo denke ich mir den Raum in der Geometrie, weils che ich beswegen elne reine Wiſſenſchaft nenne, weil ich eigentlich nicht aus Erfahrungen, ſondern aus allgemeinen

Begriffen die geometriſchen Säge herleite. So wie ich Zeit und

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und Raum brauche, find ſte reine Anſchauungen, auch wenn Sle wollen, relue Formen der Anſchauungen, jene, weil fie nichts welter als den allgemelnen Begriff zum Gegen ſtand haben, dleſe, weil ihr allgemeiner Begriff auch die Form dieſer Anſchauungen heiſſen kann, in wie weit fie ſich dadurch von andern Anſchauungen unterſcheidet Sie gehen alſo auf Gegenſtände, welche uns erſcheinen koͤnnen. Cie ſtellen als allgemeine Begriffe nicht einzelne Dinge (indiuidua) dar, fie werden aber in ihnen unter andern in. dividuellen Beſtimmungen auch obiective freylich nicht als Anſchauungen, ſondern als Obiecte derſelben liegen. Das Feld der Guͤltigkelt von Raum und Zeit findet ſich alſo nicht blos in melnen Anſchauungen, ſondern gebt welter hinaus, und ich entwickle die verſchledenen Arten des eingeſchloßten Raums in Figuren und Körpern, um einen obicstiven Ge— brauch von ihm machen zu konnen. Wäre Maum aufler meiner Anſchauung Nichts: fo wuͤrde auſſer dieſer keine Ku gel, alſs nicht Sonne, nicht Mond, nicht Erde, keine Ku— geln ſtatt finden, welche durch die Hand dis Kuͤnſt— lers nach der Idee, weiche ich mir von inen mache, gebil— der wären. Allein würderr dleſe nicht ſeyn, wenn ich auch gar keine Anſckauung von ihnen haͤtte? Witd aber auch allet dasjenige, was ich mie in dem allgemelnen Begriff der Kugel denke, vollkommen in ihnen liegen, fo daß Id die Regeln der Ausmeſſung, welche aus jenem gezogen wur ben, auf ſie anwenden kann? Wer kann dieß bemeifen? Wozu wire es auch naͤthig! Es iſt für mich genug, den Begriff der Kugel In ibnen fo genau ausgedrückt zu ſehen, doß die Abweichung mir unmerklich iſt, und ich fie ohne merklichen Jerchun für wahre Kugeln annehmen kann Wels cher Geometer wird in dieſem Fall edenken tragen, den koͤrperllchen Naum dee gegebnen Kugel nach den allgemeis nen Regeln auszuineffen? Nie wird es ihm aber einfallen, cuf eine ſublective Form der Sinnlichkeit dieſe anzuwenden.

Ihre Mealität der Zeit und des Raums, welche bi ſub. ectiv

lectiv

nicht! zelne! Meran Sie von ih ſeyn. aus ni lective men a nothwe das lei ſelbſt werden

D Raum im St daß di den für don de ſen ant ren. ſcher. liche welche alles Y Sie de aufbuͤrt Zeit als uf eine Dingen mungen ſind: fi Sie all

193

lectiv iſt, wuͤrde die Sicherheit der Erfahrungserkentniß nicht unangetaſtet laſſen. Dieſe hat zu Gegen ſtaͤnden cine zelne Dinge neben und auſſer einander, und elne Reyhe von Veranderungen als oblective Bedingungen von ihnen. Da Sie dieſe leugnen: fo würde unſte Erfahrungserfennmiß von ihnen nichts als eln leeres Hirngeſpinr ſt unſrer Phant fie ſeyn. Es iſt all in Anſehung der Erfahrungskenntniß durch—

aus nicht einnerley, ob Raum und Zeit als Fermen und obs

iective Beſtimmungen der Dinge felift, oder blos als For— men angenommen werden, welche der Anſchauung von ihnen nothwendig i Weiſe anhingen. Waͤre das erſte ſalſch und nur das letzte wahr: fo würden unſre Arſchauungen von Dingen ſelbſt auch nicht anders als falſch, als taͤuſchend angeſehen werden koͤnnen.

Diejenigen, welche eine abſolute Realitaͤt der Zelt und des Raums annehmen, ſollen mit den Principien der Erfahrung

im Streit ſeyn; und daraus wollen Sie den Schluß machen, daß dieſe Realitaͤt ohne Widerſpruch nicht behauptet wer—

den koͤnne. Ihre Gründe find folgende. Die Vertheidiger

don der abſoluten Realitaͤt der Zeit und des Raumes muͤſ— ſen annehmen, daß beyde entweder ſubſiſtiren, oder in haͤri—

4 rn. Das erfte thun gemeiniglich mathematiſche Maturfore ſcher. Dieſe muͤſſen aber nun auch zwey ewige und unend—

# liche für ſich beſtehende Undinge (Zeit und Raum) zugeſtehen, delche find, ohne daß doch etwas Wirkliches iſt, nur um

alles Wirkliche in ſich zu befaſſen. Ich zweifle ſehr, daß

Sie den meiſten Naturſorſchern mit Riecht dieſe Meynung aufbuͤrden koͤnnen. Wenigſtes kenne ich keinen, welche die Zeit als ein für ſich beſteh endes Unding angeſchen haͤtte. Sie

iſt eine ununterbrochne Reyhe von Veränderungen in den

Dingen. Wenn alſo keine Dinge ſind, worinn Beſtim.

mungen vermoͤge ihrer Endlichkeit dem Wechſel unterworfen

ſud: ſo iſt auch an keine Zeit als ein Unding zu denken.

Sie alſo als ein für ſich us Unding zu denken, iſt 2 An.

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Unfinn, iſt der ſeltſamſte Widerſpruch. Eine andre Frage it daß dieſe, 1) ob, wenn keine Dinge auſſer und neben einander zu. ten, gleich ſind, noch Raum auch auffer unſern Vorſtellungen übris ſte 5 bliebe, a) und was er dann wäre. Die erſte Frage glau. lich ben gemelniglich die mathematlſchen Naturſorſcher bejahen ſeyn

zu müſſen. Sie denken ſich z. B. unfer Sonnenſyſtem mi

allen Planeten, den Raum, welchen ſie ſelbſt einnehmen,

die Bahn, auf welcher fie ſich um Ihre Lichtquelle in einge] Oln. Elipſe derum bewegen, das ganze Gebiete der Sonne, ne durch welches ſie vermittelſt des Aethers ihre belebend. ana Stralen verbreitet. Und nun werden fie fragen: find Ber Gren nun auſſer unfern Formen der ſinnlichen Vorſtellungen in! Wel einem Raum, oder find fie blos in einem ſolchen, in wie cher weit dieſer nichts anders als Form unſter reinen Anſchau. men! ung iſt? Im letzten Falle muͤßte die Sonne mit allen Pr wolle neten und ihrem ganzen Wirkungskreiſe blos in der Va, Sg ſtellung eines Menſchen ihren Raum elnnehmen. Wie vll. b ſach würde dadurch das Sonnenſyſtem werden? Jide. ind Menſch iſt ein unendlich kleiner Theil von dleſem, und in! ich! dieſem unendlich kleinen Theile wäre wieder das ungeheuer @ 14 © groſſe Ganze enthalten. Was mürden wir ven einem Mer, ER

ſchen denken, welcher durch dergleichen Traͤumerenen feine: be Kopf verwirrte? Wir muͤſſen alſo dieß Sonnenſyſtem für) geg eln ſolches halten, welches fein Daſeyn haben muͤrde, wer, icht. anch kein Erdbewohner davon eine Anſchauung batte und oder auch keine haben koͤnnte. Es iſt alſo da. Aber wo; für Nicht in einem obiectlven Raum? Worinn denn? Geben Nate Sie dieſem Wo einen Namen, welchen Sie wollen: fo fr 0

doch unzählige Dinge in ihm neben und auſſer elnander Mu Er gleich. Wir nennen das Wo deswegen Raum. Wie wo. em len Sie es nennen? Gleichviel! Der Begriff des Raums denke wird ſich uns immer wieder aufbringen, nicht als Anſchau fichte ung, ſondern als Raum auffer derſelden, als ein ſolcher, we, J abſoln cher in den Dingen ſelbſt iſt. Wie wenn aber dieſe Dinge), lieäe | ſeyn aufhoͤrten, würde denn auch der Raum, welchen ſie ei neben nehmen, zu ſeyn auſhoͤten? d. h. wurde denn die Moͤglichken Gegel

di

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daß da Dinge auffer und neben einander zuglelch ſeyn Fönrie ten, ſich auch verlohren haben. Hiegegen ſtreubt ſich uns fre Vernunft, die Frage zu bejahen, weil es da, wo wirk.

ö lich etwas geweſen iſt, auch moglich ſeyn muß, daß etwas

ſeyn kann.

Wo hoͤret aber die Möglichkeit auf, daß mehrere Dinge auſſer und neben einander zugleich ſeyn koͤnnen? In einem Orte, der ſo kleln iſt, daß da nicht mehrere Dinge

angetroffen werden koͤnnen. Wo ſonſt? wo iſt dis letzte Stenze der Moͤglichkeit? Geht fie über den Umfang des Weltgebaͤudes hinaus, oder hat fie gar keine Grenze? Wel— cher unter den Sterblichen darf es wagen, dieß zu beftims

men? Hier iſt die Grenze unſrer Vernunſt, und warum

waollen wir übee di⸗ſe hinbringen? Warum muͤſſen wir es?

Wenn ich mir auch Raum als eine bloſſe Anſchauung daͤchte: fo würde der Fall immer derſelbe ſeyn. Raum als Anſchau— ung iſt bey uns Vorſtellung eines endlichen Geiſtes, fo:g« lich begrenzte Vorſtellung, und alſo der Raum kann auch

als Vorſtellung nicht Grenzenlos ſeyn. Allein wenn denn

nun Raum übrig bliebe, und die Dinge, welche darinn

neben und auſſer einander zugleich wären, als zernichtet dgdedacht würden: 2) was würde er dann ſeyn? Bios Möge Alchhkeit von reellem Raume, oder davon, daß Dinge auffer und neben einander ſeyn konnten? Iſt er alſo nicht ein für ſich beſtehendes Undina? Welche Frage? wurde der

Naturforſcher antworten. Dieß Praͤdicat gilt nur von Din.

1 gen, nicht aber Undingen, nicht von bloſſer Moͤglichkeit. Er wuͤrde es Ihnen alſo nicht zugeſtehen, daß er ſich in bies

ſem Fall den Raum als ein ſuͤr ſich ſubſiſtirendes Meier

y denken muͤßte. Er wird dem Raum als einer bloſſen Möge lichkeit von dem Auſſereinanderſeyn mehrerer Dinge ferne

abſolute Realitaͤt, aber wohl dem Raum eine obiective A

llltaͤt beylegen, in wie weit er von Dingen, die auſſer und

kleben einander zugleich find, eine obiective Beſtimmung im

Gegenſatz des Raumes iſt, welcher als Form unftee Anz N2 ſchauung

196 W

ſchauung oder als bloſſe Vorſtellung von ihm gedacht wird. fen. Wie kann aber dieſer Naturferſcher dadurch, daß er diefrs M anzuf. behauptet, mit den Principien der Erfahrung in Streit ge. Phan tathen? Er wird vielmehr glauben hier eine vollfommn ] Anıd) Harmonie zwiſchen ſich und dieſen Principien zu erblicken. das er baben Noch weit weniger ſteht die zwote Parthey, von wel. Tmoͤcht. cher einige metaphyſiſche Mturlehrer ſeyn ſollen, in elnem wäre Streit mit den Principien der Erfahrung, welche Zeit und kein 6 Raum als inhärirende Beſtimmungen der Dinge anſehen. ſich ve Denn von dieſen iſt hier die Rede. Diefe Zeit und dleſer ! dachten Num, welche beyde bey den Obiecten ſelbſt angetroffen FE Natur werden, gelten ihnen nicht für Verhaͤltniſſe der Erſcheinun. empiri gen, welche von der Erfahrung abſtrahiret, und in der Ab. . ſcaner ſonderung verwotren vorgeſtellet werden, ſondern für obiective [ ſetzen, Beſtinmungen der Dinge ſelbſt, wevon fie durch Hülfe der B fen fu Errabrung eine Erkenntniß erlanget haben. Wie kann ſich . Zubör: bir ein Streit mit den Prircipien der Erfahrung erheben? durch. Die Mänrer denken ſich aber auch die Zeit uͤberhaupt als zu ver! eine ununterbrochne Riyhe der Veraͤnderungen, und den ger ale Raum als die Beſtimmung der Dinge, vermoͤge welcher fie & Geſchaͤ auſſer und neben einander zugleich ſind. Der Geometer | it, au nimmt dieſen allgemeinen, nicht verworrnen, ſondern deut. daß fei lichen Begriff in feine Wiſſenſchaſt auf, und hat von der ftünde | Wahrhelt deſſelben eine apodiktiſche Gewißheit, weil er ein. JT nen, al ſieht, daß dieſe Merkmale des Raums theils fo in der Na. Begriſf tur angetroffen werden, theils in dleſer Verbindung feinen nen Ge Widerſpruch in ſich fallen. Hätte er es ſich eingebildet, daß wenn ı der Raum blos eine Form der Anſchauung und auſſer dieſer ſeyn koͤ in Anſehung der Dinge ſelbſt Nichts wäre: fo würden keine J indiuid wirkliche Dinge auſſer und neben einander ſeyn können, und ten laff er mußte in Anſehung dieſer die Gültigkeit des obiectiven JT wahr ji Raums beſtreiten. Auch der Raum, als eine aͤuſſte Moͤg. einleud fichkelt, daß Dinge auſſer und neben einander ſeyn koͤnnen, 8 ohne Ü würde auſſer feiner Anſchauung entweder ſeyn, oder nicht hältnirie

ſepn,

ion, Im letzten Falle würde er mit feinem Raume nichts anzufangen wiſſen. Er wäre blos ein Hirngeſpinnſt ſeiner Ppantaſie, oder wollen Sie lieber, blos Form der reinen Anſchauung. Wozu follte ihm dieſer nutzen? Wäre ober das erfle wahr: fo wuͤrde er gegen Sie gewon en Spiel haben, und der Raum bliebe, was er an ſich ware, wir möchten eine Anſchauung von ihm haben oder nicht. Es wäre alfo der Kaum grade umgekehrt, wie Sie behaupten, kein Geſchoͤpf der Einbildung, ſondern unſer Vurſtand machte ſich von ihm einen Begriff, welcher ihm entſpräche. Nun dachten wir uns ihn fo, wie er wäre, und befragten die Natur, wie fie dieſen in den Dingen als Obiecten unfrer empiriſchen Anſchauungen beſtimmt und bearenzet hat. In ſaner Wiſſenſchaft demuͤhet ſich der Gecemeter es feſtzu— ſctzen, wie der Raum eingeſchloſſen ſeyn kann, und von die— fen ſeinen logiſchen Beſtimmungen ſucht er ſich und feinen Zuhörern durch Zeichen auf geraͤumigten Dingen, oder durch Körper in der Natur eine klare empiriſche Anſchauung zu verſchaffen, in welcher faſt nichts mehr und nichts wenie ger als der allgemeine Begriff enthalten iſt. Bey dieſem Geſchaͤfte ſetzet er immer voraus, daß dosjenige, was wirklich it, auch moͤglich ſeyn muß. Frey ich wird er es lehren, daß feine Linien, Figuren, Körper, als eigentliche Geger— ſtände feiner Wiſſenſchaft, blos in einer Anſchauung ſeyn koͤn— nen, aber nur deswegen, weil dieſe von ihm als allgemeine Begriffe angeſehen werden, und folglich als ſoſche nur in ſei— nen Gedanken ſtatt finden. Er wuͤrde ſich aber dagegen ſetzen, wenn man daraus ſchlicſſen wollte, daß keine einzelne Dinge ſeyn konnten, welche unter dieſen allgemeinen Begriffen als indiuidva enthalten wären. Er wird es ſich nicht abſtrei⸗ ten laſſen, daß ſeine Theoremen allgemein und nothwendig wahr find, weil er aus Erklaͤrungen, deren Moͤgiichkelt ihm tinleuchtet, aus Grundſaͤtzen, deren Wahrheit feine Vernunft. ohne Widerſpruch nicht leugnen kann, und aus den Ver. haͤltniſſen, worinn er fie Kr fie fo flieſſen ſieht, daß das

3 dur

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burch ben ihm eine apodietlſche Gewißheit von ihnen erzeuget wirr. Was braucht er mehr, um ein regelmaͤſſiges, voll, kommen gegruͤndetes Syſtem zu errichten?

Er wird es Ihnen ableugnen, daß feine Begriffe ver.

worten, daß fie Geſchoͤpfe der Einbildungskraft find, weil Geſchoͤpfe von der Art der Seele nie, als allgemeine Be griffe, ſondern blos als einzelne Dinge (indiuidua), vor- ſchweben konnen. Die Begriffe, und auch die Verhaͤlt.

G biete der Imaginatlon, und find Geſchoͤpſe feines Ver. ftandes und feiner Vernunft. Dieſe kann nun a priori, oder wie er ſagen wurde, aus allgemeinen Grundſaͤtzen und

nut vier Arten von Parallelogrammen geben koͤnne, daß es mädg'id) ſey, einen Raum durch vier gleiche Linien und vler rechte Winkel elnzuſchlieſſen, daß in jedem grat. linigten Trlangel die drey Winkel zuſammen nicht mehr,

nicht weniger, als 190° betragen; und er verläßt ſich darauf, daß wo in der Natur ein Triangel iſt, auch dleſes ſtatt W Sie ar die Winkel nachmeſſen: fo zelget es ſich zu ihrem Vergnügen, |

haben muͤſſe. Macht er Einen und laͤßt er feine Zuhörer

daß ſich dieſes auch in dem elnzelnen Triangel ſo findet, wie es »sch der allgemeinen Theorie ſeyn muß. Er wuͤrde bey dieſem feinen Unterricht über ſich ſelbſt lachen muͤſſen, wenn er voraus ſetzte, daß der Raum auſſer der fubicctis ven Bedingung feiner Sinnlichkeit Nichts wäre.

Diejenigen, welche Zeit und Raum als ſubſiſtirende We ſen annehmen, ſollen nach Ihrer Meynung zwar für dle mathematlſchen Behauptungen ſich das Feld der Erſchei⸗ nungen fren machen, aber ſich durch eben dieſe Bedingung

will. Ohne Zweifel wollen Sie hiemit ſagen, dieſe koͤnnen zwar ſich die Moglichkeit denken, daß ihnen Dinge in Zeit f | und

und 9 ſtaͤnde

permir ſtehend fo wirt für ſich fo mut leiden!

ge eine niſſe derſelben in ſeiner Wiſſenſchaft liegen alſo auſſer den

das

einem! Er da Dinge Beariffen es mit apodiktiſcher Gewißheit erkennen, daß es

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Raum

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welche che gen die Ne was de

koͤnnen oder di

den D verwirren, wenn der Verſtand über dieſes Feld hinaus gehen

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ſtand, chen fi

und Kaum erfcheinen: fo bald fie aber über dleſe Gegen« ſaͤnde hinausgehen; fo wird ihr Verſtand durch den Zwang verwirrt, daß er ſich zwey ewige unendliche, für ſich bes ſtehende Undinge denken muß. Was die Zeit anbetrift: ſo wird kein mathematiſcher Naturſorſcher fie ſich als etwas tür ſich ſelbſt beſtehendes vorſt lien, und wenn er es thaͤte:

pb müßte man mit der Verwirrung feines Verſtandes Mlt⸗

leiden haben. Auch keiner wird den Raum, welchen eini⸗

BE ge einen leeren nennen, für ein Ding oder Unding halten,

das für ſich ſubfiſtirt, weil Subſiſtenz die Eigenſchaft von

aenem Dinge iſt, aber es nicht von einem Unding ſeyn kann. Er denket ſich unter dieſem, die aͤuſſere Moͤglichkelt, daß

Dinge auſſer und neben einander ſeyn koͤnnen, eine Moͤglich.

(keit auſſer der Form unfrer Anſchauung, und iſt unbekuͤm—

= mert darum, ob dieſe Moͤglichkeit auſſer unſrer Vorſtellung Gtenzen hat, oder nicht. Sein Verſtand wird hiebey von

f 1 aller Verwirrung frey bleiben.

Wie werden aber dlejenigen fortfommen, welche den

Raum als etwas anſehen, das den Dingen ſelbſt anhänger ? Sie antworten: dleſe gewinnen darinn, daß Zeit und Raum

ihnen nicht in den Weg kommen, wenn fie von Gegenſtaͤn—

den nicht als Erſcheinungen, ſondern blos im Verhältniß auf den Verſtand urtheilen wollen. Erlauben Sie mir,

daß ich es wage, hier ein Dollmetſcher Ihrer Worte zu ſeyn, welche fo ſonderbar nach einer Ihnen eigenthuͤmlichen Spra⸗ che gewahlt find. Ohne Zweifel wollen Sie dieß ſagen: die Naturforſcher, welche den Rum als etwas betrachten,

was den Dingen ſelbſt auſſer unſern Vorſtellungen inhärirer,

Innen nach ihrer Hypotheſe die Erfcheinungen der Dinge oder die Vorſtellungen, welche wir von ihnen erhalten, von den Dingen ſelbſt als den Gegenſtaͤnden der Erſchelnungen

Aunterſcheiden, und von ihnen im Verhältniß auf den Ver⸗

ſtand, als von wirklichen Gegenſtaͤnden urtheilen, von wel. ben ſie den allgemeinen Begriff des Raumes abſtrahiren. N4 Dieß

900

Dieß It aber auch für fie als Weltwelſe, welche ſich nicht blos mit Ideen ohne Obiecte folglich nicht mit einem Schau ten ohne Körper beichäftiaen moͤchten, eine Sache von der größten Wichtiakeit. Dieſe wiſſen aus der Erfahrung ‚daß Duüge auſſer ihren Vorſtellungen neben einander zugleich find, und daß da, wo fie find, auch Raum als auſſede Moͤglichkeit von dem Nebeneinanderſeyn angetroffen mer. den muß, grade ſo wie jene unter den mathematlſchen Na— tu forſchern, welche den Raum nicht als ein für ſich ſubſiſti rendes Unding, fondern als eine aͤuſſere Moͤglichkeit bettach— in „daß naͤmlich bey Dingen ein reeller Raum ſtatt finden ann.

Wodurch find Sie aber berechtiget, dieſe Naturſorſchet für ſolche zu halten, welche vermoͤge ihrer Behauptung weder von der Moͤglichkeit mathematiſcher Erkenntniß a pri. ori Gund angeben noch die Erfahrungsſätze mit jenen Behaup'ungen in eine nothwendige Einſtimmung bringen koͤnnen? Freylich führen Sie für Ihren Schluß dieß als Grund an, weil ihnen eine wahre und obiectiv gültige Anſchau⸗ ung a prioti ſehlet. Mich deucht aber, daß fie eben durch dieſe ihre Behauptung eine ſolche Anſchauung haben koͤnnen.

Daͤchten fie ſich blos den Raum als eine Form der Anſchau⸗

ung, oder ais eine ſubiecttve Bedirgung ihrer Sinnlich, keit: jo würden fie ihn auſſer ihrer Anſchauung für Nichts h Iren muͤſſen. Er hätte elſo wie Sie auch immer darauf dri gen, keine obiective Reslitaͤt, und wuͤrde nicht eine VBeſtim mung der Dinge an ſich ſevn koͤnnen. Alles, wos wir vom Raume ſagten, goͤlte alſo bles von der Anſchauung des Raums, und da in dieſer doch kein Raum als Raum ſeyn kann: fo wäre er weder in der Vorſtellung noch auffer dere ſelben, und folglich waͤre er Nichts als ein leerer Traum, wovon keine eigentliche Ausmeſſung ſich denken ließ. Es hätten alſo alle analntiſche und ſynthetiſche Edge, welche wir eus Liefer bloſſen Form unſter Anſchauung herleiteter,

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leine obiective Guͤltigkelt. Alle Regeln der Ausmeſſung in der Geometrie würden zu Nichts gebraucht werden konnen, weil kein Raum auſſer unſrer Vorſtellung ſeyn konnte, worauf wir fie als auf cin Obiect anzuwenden faͤhig waͤren. Alsdann koͤnnte unſte Anſchauung keire wahre, obiectiv aultige genannt werden, weil Feine Obiecte auffer ihr wären, worauf fle ſich bezoͤge. Eine wahre brauchbare, obicctiv zuͤltige Erkenntniß von geometriſchen Wahrheiten muß veraus ſetzen, daß Raum als Moͤglichkeit von dem Neben— einanderfenn mehrerer Dinge auſſer der Form unſter An— (hıuung ſtatt habe, und daß, wenn dieſe geleugnet wuͤrde, auch der reelle Raum keine eblcctive Beſtimmung der Dinge on ſich ſeyn koͤnnte, daß alſo jene Moͤg ichk it in einem gewiſſen Verſtande a priori da fen. daß ſie aber dieß nicht wuͤrde ſeyn koͤnnen, wenn fie blos Form der Anſchauurg und auſſer dieſer gar nicht waͤre. Hieraus erkennen wir, daft geräumigte Dinge Gegenſtände unſter Anſchauung wer— den; daß wir aus tiefen, in wie weit fie einen Reum eine nehmen, den allgemeinen Begriff vom Raum abſtrahiren, dieſen weiter beſtiwmen, und aus dieſen Beſter mungen Folgerungen zichen koͤnnen, deren Richtigkeit unſre Verrunſt anerkennet, dieſe nun auf Dinge auſſer unfrer Vorſtellung anwendet, in wie weit fie, als einzelne Dinge (indiuidua) unter den allgemeinen Begriffen ſtehen und ſie alſo mit den Erſahrungsſaͤtzen in eine nothwendige Uebereinſtimmung bringet, wovon die praktiſche Geometrie uns eln glaͤnzen— des Beyſpiel darreichet. Nach Ihrer Theorie iſt aber alles dieſes unmoͤglich.

Was werde ich alſo von Ihrer transſcendentalen Aeſthe⸗ tie halten muͤſſen? Dieſe Frage wird ſich jeder leicht feld beantworten koͤnnen. Ihre Aeſthetik will ſolche Säge zum Grunde legen, welche grade weg dle wahre Aeſthetik aufde- ben. Denn dieſe kann doch eigentlich nichts anders als eine Doctrin ſeyn, worinn gezeiget wud, wie in uns die

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202

Vorſtellungen von ſinnlichen Gegenſtaͤnden entſtehen, wie unſre Denkkraft dieſe bearbeitet, fie verbindet, und zum Grunde legt, um unfrer Vernunft eln Feld zu eröffnen, worauf fie als auf ihrem eignen Boden die Blumen, wel⸗ che fie auf dem Gebiete unſter Sinnlichk tit gepfluͤcket hat, verpflanzet, und ihrer fo wartet, daß fie ſich in der ſchön. ſten Bluͤthe zelgen. N

Ihre Aeſthetik ſoll uns aber lehren, daß Zeit und gtoum blos reine Formen der ſinnlichen Anfhavurg find, daß fie auff.r dieſen keine obiective Beſtimmungen der Din ge ſeyn können, und Sle haben doch im Grunde nichts weiters gezeiget, als daß wir eine Receptivltät der aͤuſſern und innern Sinne haben, welchen äuffere Gegenſtände den Stoff zur empirifhen Anſchauung des Raums, unſre in. nere Veranderungen, nicht den Stoff zur reinen Anſchau— ung von Zeit, ſondern nur von elnzelnen Veränderungen darreichen koͤnnen, daß äuffere Gegenſtaͤnde, welche ſich durch das Organon des Geſichtes unſerm Gemuͤtde dar ſtellen, nur als geraͤumigt erſcheinen, und dieß iſt bis ouf die empitiſche Anſchauung vom Puncte wahr, in wels cher ſich kein Raum findet, weil wir ihn ohne dleſen er. blicken. Nirgends haben Sie uns weder Raum noch Zelt eiktaͤret, und uns dadurch in den Stand geſetzt, daß mir darnach Ihre fo genannten ſynthetlſchen Säge: 1) Raum, 2) Zeit find blos reine Form unfrer ſinnlichen Anſchauungen, genau prüfen koͤnnten.

Hätten wir keine Receptlvitaͤt für ſolche Anſchauungen: fo wuͤrden auch dieſe nicht erfolgen koͤnnen. Sie iſt alſo vor aller Erfahrung und folglid) auch a priori in unferm Gemuͤthe. Allein deswegen haben wir nicht auch die Auſchauungen ſelbſt a priori, wie Sie ſehr oft behauptet, aber nirgends bewieſen haben; ſondern fie wurden zuerſt durch

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den Stoff, welchen die Oblecte dazu unfrer Rereptlvltaͤt darreichen, und folglich a poſteriori erreget.

Herr Prof. Reinhold hat zwar auch in dunkeln, und ſchwerfälligen Terminologlen einen Beweis davon zu

geben geſucht. Allein fein Verſuch ſcheinet ihm nicht ges fungen zu ſeyn, und konnte ihm auch ſchwerlich gellngen,

weil die Sache grade mit den Wirkungen unfrer Denk—

ktaſt im Widerſpruch ſteht, welche er beweiſen wollte. Er behauptet, die Formen des äuſſern und innern Sinnes, d. h. bey ihm, die Beſchaffenheit unfrer Receptivitäͤt, ſinn⸗— liche Vorſtellungen zu erlangen, iſt vor aller Erfahrung

und alſo a priori in unſerm Gemuͤthe. Hiegegen habe ich

nichts. Er ſchließt weiter: die Form des innern und äuffee ten Sinnes iſt als Stoff der Vorſtellung von Raum und Zeit in unſerm Gemuͤthe beſtimmt. Wenn ich ihm dieß ouch ohne Ausnahme der Zeit und folglich ohne Ein— ſchraͤnkung zugeben wollte: fo würde er doch daraus nicht ſchlieſſen koͤnnen, daß die Anſchauung von Zeit und Raum fſelbſt in uns a priori wäre Der Stoff zur Vorſtel— lung von dieſen Formen der Sinnlichkeit wird uns durch Wirkſamkeit unfrer Receptivität, nicht aber durch die Dies ceptivitat als bloſſes Vermoͤgen a priori, gegeben. Wir muͤſſen erſt auf die Art ihrer Wirkſamkelten aufmerkſam ſeyn, dieſe mit einander vergleichen, und uns nun durch Beobachtungen, und alſo a pofteriori eine Anſchauung von dieſer Form verſchaſſen. Dieſe iſt zwar eine Anſchauung von den Formen unſter Süinnlichkeit, welche a priori in unt vor allen Erfahrungen liegen. Allein wegen dieſer Des

ſchaffenheit der Formen koͤnnen wir nicht die Anſchauungen von ihr eine Anſchauung a priori nennen, weil fie erſt Er

fahrung oder Beobachtung unſrer innern Wlirkſamkeiten

voraus ſetzet, und eben ſo wie jede andre Vorſtellung von innern Veränderungen unſrer Kraft zu denken und zu wollen in uns entſteht. Will Herr Reinbold eine Anſchauung

fon Beſtimmungen, welche in uns vermoͤge unfrer Natur

un’

und alfo vor aller Erfahrung da find, Anſchauungen a pri- ori nennen: fo koͤnnen wir ihm dieſes nicht verwaͤhren. Al lein die Folgerungen, die er daher zieht, koͤunen aus dieſer Quelle nicht hergeleitet werden, well fie eine Anſchauung zum Grunde legen, welche ſelbſt in unſerm Gemuͤthe auch in Anſehung ihres Urſprunges von aller Erfahrung un. obhaͤngig, und alſo vor ihr da iſt. Ich habe aber bewieſen, daß wir ſolche Anſchauungen von Zeit und Raum nicht haben. N

Ihre transſcendentale Aeſthetik follen nur dieſe beyden Elemente, Zeit und Raum, enthalten koͤnnen, weil alle andre zur Sinnlichkeit gehörigen Begriffe, und ſelbſt der Begriff der Bewegung, welcher beybe Stufe naͤmlich Zeit und Raum vereinigt, etwas Empiriſches voraus ſetzen. Würden ſie aber wirklich aus dieſem Grunde nicht zu Ihrer Aeſthetik arbören: fo würden Zeit und Raum eben fo wenig Elemente vor ihr ſey! koͤnnen, well ihre Begriſſe als Anſchauungen eben fo wohl etwas Empiriſches zum Grunde legen, wie ich cs bewieſen habe. Sie behaupten, daß im Raum nichts Bewegliches iſt. Dich kann doch in Ihrem Syſtem nichts anders heiſſen, ols daß entweder in der reinen Form der Anſchauung vom Raum nichts iſt, was ſich beweget, oder daß, wenn wir den Raum allgemein uns denken, in dieſer Vot⸗ ſtellung keine Vorſtellung von Bewegung lieget. Reden Sie von dem erfien: fo gebe ich Ihnen vollkommen Recht; Sie wuͤrden aber aus eben dem Grunde es auch mir zuge ſtehen muͤſſen, daß in dem Begriff der Bewegung oder in der Ferm der reinen Anſchauung derſelben nichts bewegliches ſich finde. Haben Sie ſich bey Ihtem Satze das letzte ge dacht: fo wurde ich auch hiegegen nichts einwenden. Sie ſchlieſſen: daher muß das Bewegliche etwas, das im Raum rur durch Erfahrung gefunden wird, mithin ein empiriſches Datum fern. Ganz recht. Das Bewegliche iſt alfo nach Ibrens eignen Ausſpruch auſſer der Form unfrer Anſchauung won

Zeit ı bemei uͤbert! Anſch den k. aujler der & obiecı ben.

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205

Zeit und Raum, iſt der Gegenſtand ſelbſt, welcher ſich beweget, oder nach und nach von einem Ort zum andern uͤbertritt, deſſen Bewegung nicht durch die reine Form der Anſchauung, ſondern durch die Erfahrung uns bekannt wire den kann. Er wuͤrde ſich aber nicht bewegen kaͤnnen, wenn auſſer der Form unſter Anſchauung keine Oerter neben einan— der zugleich wären Es muß alſo der Raum auch eine obiective Realität anſſer der Ferm unſter Anſchauung ha— ben. Hier sift, alfo Ihr eignes Geſtändniß in Rückſicht der Felgen, welche richtig daraus gezogen werden konnen, mit dem Satze, welchen Sie ſo oſt wiederhohlet haben, nämlich daß Raum nichts als eine ſubiective Bedingung

5 unfrer aͤuſſern Sinnlichkeit iſt, und keine obiective Realität

hat, in einem offenbaren Widerſpruch. Können Sie die ſen heben ?,

Eben fo, ſagen Sie ferner, kann auch die transfcen«

dentale Aeſthetik nicht den Begriff der Veraͤnderung unter ihre data a priori zählen, weil nicht die Zeit, ſondern et. was, das in der Zeit iſt, ſich veraͤndert. Auch dieſe Bes hauptung laͤßt ſich nicht anders nach Ihrem Syſtem als fo erklaͤren: die reine Form von Anſchauung der Zeit veräns dert ſich nicht, ſondern etwas, was in ihr iſt. Wahrlich ein ſonthetiſcher Satz, der ein ſeltſames Anſehen hat. Was iſt denn bey Ihnen Zeit? Koͤnnen Sie ſich etwas anders darunter denken, als eine ununterbrochne Reyde von Veraͤn— derungen? Muß alſo nicht der Begriff der Veraͤnderung in dem Begriff oder der reinen Anſchauung der Zeit nothwen— dig liegen? Wenn nun dieſe letzte zu Ihrer Aeſthetik gehoͤ. ret, wie kann denn der Begriff der Veraͤnderung von ihr ausgeſchloſſen ſeyn? So lange die reine Anſchauung der Zeit ſich in unſern Vorſtellungen nicht ändert: fo lange wird ſteylich auch die Zeit als Zeitbegriff unveraͤndert bleiben. Wer wird Ihnen dieß nicht gerne zugeben? Die Zeit alſo

eine Reyhe von wirklichen Veraͤnderunden wird ſich aͤndern

muͤſſen,

206 RE ARE

muͤſſen, fo wle dle Succeſſionen gegen das Gegenwaͤrtlge eln andres Verhaͤltniß erhalten. Um dleſe Veraͤnderung wahr, zunehmen, dazu wird erfobert, daß wir von dem Daſedn der Dinge und den Succeſſlonen ihrer Beſtimmungen üben zeugt werden, und dieſe Ueberzeugung kann nur durch Er. fahrung In uns entſtehen. Wir könnten aber hievon keine Erfahrung haben, wenn nicht auſſer unſrer Form der reinen Anſchauung von Zeit Dinge wären, deren Beſtimmungen auf einander folgten, und unſcer Receptlvltaͤt der Sinnlichkeit zu Vorſtellungen oder emplriſchen Anſchauungen von ihnen den Stoff darteichten. Allein dieſe Riyhe der Succeſſionen iſt nicht ſelbſt unfre Anſchauung von ihr, ſondern äuſſter Gegenſtand derſelben, iſt oblective Zelt, obiective Beſtim. mung der Dinge ſelbſt, in welchen die Veraͤnderungen auf einander erfolgen. Wenn Sie mir alſo dieſes einraͤumen, was eine richtige und nothwendige Folgerung aus Ihrer eignen Behauptung iſt: fo wäre in Anſehung der Zeit wi. ſchen uns der Streit gehoben. deben Sie wohl!

16 Brief. Mein Herr,

Zu Ihrer transſcendentalen Aeſthetik fügen Sie noch allge meine Anmerkungen hinzu. Ihre Hauptabſicht bey dieſen

geht dahin, es uns fo deutlich, als moͤglich iſt, zu erklaren,

was Ihre Meynung in Anſehung der Grundbegriffe der ſinnlichen Erkenntniß überhaupt ſey. Sie halten dieje Er. klaͤrung für noͤthig, um allen Mißdeutungen derſelben vorzu: beugen. Welchen Unterricht werden wir alſo nun mit Recht von Ihnen erwarten? Doch nicht etwa blos Wieder. hohlungen in elner Ihnen eigenthuͤmlichen Kunſtſprache, ſendern nue deutliche Aufklärung über die Art, wie Sie ſich

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überhaupt die Grundbeſchaffenheit der ſinnlichen Erkenntniß denken. Sie werden uns alſo unfre ſinnliche Erkenntniß in einem noch glaͤnzendern Lichte, als Sie bisher gethan haben, vor Augen legen, ihre eigentliche Grunv beſchaffen⸗ heit entwickein, und hinreichend beweiſen müffen, daß Sie die wahre endecket haben. Wir wiſſen es nun doch, aus welchem Geſichtspunct wir Ihre Anmerkungen betrachten und beurtheilen muͤſſen.

a) Die erſte derſelben iſt dieſe: Alle unfre Anſchauun—

gen ſind nichts als Vorſtellungen von Erſcheinungen. Dieß

haben Sie uns nun freplich ſchon oft geſagt, aber Sie haben es eben ſo wenig hier als ſonſt wo genau erklaͤret, was Sie tigentlich dadurch anzeigen wollen, noch dieſen Ihren ſon— thetiſchen Satz bewleſen. Eie unterſcheiden hier unfre Vor— ſtellungen von Erſcheinungen. Was koͤnnen alſo die letzten fern? Nichts anders als die Gegenſtaͤnde ſelbſt, welche uns durch Huͤlfe der Sinne etſcheinen, oder die Vorſtellungen, welche wir von ihnen haben. Im erſten Fall koͤnnen die Erſcheinungen unmoͤglich Anſchauungen genannt werden, und im letzten iſt der Sotz dieſer: Anſchauungen ſind nichts als Vorſtellungen von Vorſtellungen. Was ſollen wir uns nun eigentlich bey dieſem Satze denken? Verſtellungen, auf die Obiecte bezogen, werden ſonſt von Ihnen Anſchau— ungen genannt. Sie haben alfo die Bedeutung dleſes Wor⸗ tes hier geändert. Kann dieß aber ohne einige Verwirrung geſchehen? Wir haben nicht blos sinnliche Anſchauungen, ſondern auch Anſchauungen des Verſtandes und der Ver nunſt. Dleſe find doch feine Vorſtellungen der Etſcheinun⸗ gen?

d) Die Dinge, dle wir anſchauen', ſollen nicht das anßſich ſelbſt ſeyn, wofür wir fie anſchauen, noch ihre Ver: hältniffe eine ſolche Beſchaffenheit an ſich ſelbſt haben, als fie uns erſcheinen. Nun fo wären alle unfre fi .. Er

ennt»

208

kentnniſſe Nichts als Wahn, Nichts als Betrug der Sinnt. Ich habe nid) bisher überredet, daß Holz von Eiſen, daß eine Eiche von einer Reſe, daß der Trlangel, welchen ich vor mir ſehe, von dem vor mir beſchriebenen Quadrat we. ſentlic) unterſchieden wäre. Ich habe durch Hülſe der Er, fehrung mir ihre weſentlich unterſchiedene Beſtimmungen bekannt gemacht. Ich habe einen Triar gel mit einem Pat. allelogramm verglichen, gefunden, daß ſie gleiche Grundli. nien und Höhen haben, und daraus geſchloſſen, daß dieſes einen nochmal fo groffen Flaͤcheninnhalt hat, wle jener. Ih habe leine Linie den drey Linien elnes Triangels g'eich gemacht, und mir nun das Verhaͤltniß der Gleichhelt zwiſchen der eisen und den drey Linien des Trlangels vorgeſtellt. Alles dieſes lag in meiner ſinnlichen Anſchauung von dieſen Ge— genſtänden, und doch ſollen dieſe Dinge dieſe weſentlich unterſchiedenen Beſtimmungen nicht haben; die Verhältniſſe ſollen nicht fo ſeyn, wofür ich fie anſchaue. Anſchauungen find fie frenlicy nicht in den Dingen ſelbſt, ſondern die Gegenſtände von dieſen, welche, wenn ſie auch nicht ange— ſchauet wuͤrden, ihre eigenthuͤmliche Formen hätten. Dich verſteht fi) von ſelbſt. Dleß koͤnnen Sie auch nicht ſagen

wollen, wenn Sie behaupten, daß die Dinge und ihre Ver baͤltniſſe an ſich nicht fo beſchaffen find, als fie uns erſchei⸗ nen. Waͤte dleß ohne Einſchraͤnkung richtig, was würden dann unſte Anſchauungen von ihnen ſeyn? Nichts als Iräaumerenen, durch welche wir nach der ſubiectiven Ferin unſter Sinnlichkeit gezwungen würden, die Dinge uns anders, ihre Verhaͤltniſſe uns anders vorzuſtellen, als fie find. Unſre ſinnliche Erkenntniß wäre alſo in Ruͤckſicht ihrer Obiecte keine wahre, ſondern blos eine Täuſcherinn, welche uns hinterginge. Koͤnnen Sie dieß im Ernſt die Welt bereden wollen?

c) Wenn wlr unſer Subiect, oder auch nur die ſublee⸗ tlve Bedingung unſter Sinnlichkeit auſpeben: fo find, wie | Sie

eis nufle Zeit on fi keine Vor fen 1 So! Anſe nicht ſelbſt Sie unſre hätte den, Bel Rau Bed auch beten zu tl bebä ihr Ant dien daß nicht verse der e

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Sie welch

55 209

Sie binzuſctzen, elle die Beſchaffenhelten, olle die Verpaͤlt.

mſſe der Obitcte in Zeit und Raum, ja ſelbſt Ra m und Zeit verſchwunden, und als Erſcheinungen koͤnnen fe nicht an ſich ſelbſt, ſon dern nur in uns eriftiren. Wie wens wir keine ſubiective Bedingung der Sinnlichkeit köten, um Vorſtellungen von den Gegerſtaͤnden, von ihren Vorhaͤltpiſ⸗ fen in Zeit und Raum, und von beyden ſelbſt zu erholten? So wären fie alle verſchwunden. Wo denn? In unſern Anſchauungen? Ganz recht. Denn dieſe würden wir denn richt haben koͤnnen, weil fie als Erfcheinungen nicht an ſich ſelbſt, ſondern nur in uns ihr Daſcyn haben. Hieraus koͤnnen Sie aber nichts weiter ſchlieſſen, als daß Etcſcheinungen, d. h. unſre Vorſtellungen von den Gegenſtaͤnden nicht welter ſtatt hatten. Könnten Sie aber wohl daraus die Folgerung ma— chen, daß die Gegenſtaͤnde mit allen ihren ciqentpuͤmlichen Beſchaffenheiten, mit allen ihren Verhaltniſſen in Zeit und Raum, welche wir itzt, da wir die dazu nͤthige fubicctive Bedingung der Sinne hoben, aus Erfahrungen kennen, auch verſchwunden ſeyn wuͤrden? Was haben dieſe, an ſich betrachtet, mit unſrer ſubiectiven Belingung der Sinnlichkeit zu thun? Die Feder, womit ich ſchreibe, bleibt, was ſie iſt, behaͤlt die Eigenſchaft, weiche fie hat, die Geſtalt, die ich ihr zu meinem Zwecke gegeben habe, ich mag eine ſinnliche Anſchauung von ihr haben, oder nicht. Wenn Sie uns nur dieß zugeben: fo wollen wir. Ihnen es gerne zugeftehen, daß die Dinge nicht als Dinge, ſondern als Erſcheinungen nice an ſich ſelbſt, ſondern nur in uns eriſtiren, und boß fie verſchwunden ſeyn würden, wenn unfre fubicctive Bedingung der Sinnlichkeit verlohren gegangen wäre.

d) Es bleibt uns ganz'ih unbekannt, mas eg für eine Bewandniß mit den Gegenſtaͤnden an ſich und abgeſondert von aller dieſer Receptivitaͤt unſrer Sinslichkeit hoben woͤge. Sie ſcheinen dieß als einen Zuſatz (corollarium) anzuſehen, welcher unmittelbar aus Ihren 5 Behauptun-

gen

gen folge. Nur Schade, daß dieſe keine Gultigkeit hat, wie ich oben bewieſen habe. Sie wellen, daß wir die Gegen. ſtaͤnde von aller Receptivltat unſrer Sinnlichkeit abſondern; und wenn wir dleß thaͤten: fo würde es uns gaͤnzlich und kannt bleiben, was es für ein Bewandniß mit den Dingen on ſich hätte. Auch dieß wuͤrde ich nicht in Abrede ſcyn, wenn Sle nur damit fo viel ſagen wollten: waren tiefe Gegen, ſtände fo von aller Receptivitat unſter Sinnlichkeit abgeſon, dert, daß ſie auf dieſe gar keinen Einfluß haben koͤnnten: fo wuͤrden wle gar kein Erkenntniß von ihren Beſchaffenheiten und Verhaͤltniſſen haben. Dick letzte würde freylich baz uns nicht moͤglich ſeyn, weil dle Gegenſtaͤnde alsdann un ſrer Sinnlichkeit keinen Steff zu Verſtellungen von ſich, von ihren Eigenſchaften, ron itren Verhaͤltniſſen in An. ſehung des Raumes und der Zeit darreichen konnten, und wir Sterbliche auf keinem andern Wege Eikenntniß von ih, nen zu erhalten, im Stande ſind. Alleln ſo verhaͤlt ſich nun zu unſerm Gluͤcke die Sache nicht. Die innern und äuffern Gegenſtaͤnde ſtehen in keiner ſolchen Abſonderunz von aller Receptivitaͤt unſrer Sinnlichkeit, ſondern fie ma. chen vielmehr Eindrücke auf dieſe, und geben ihr den Stof zu Worſtellungen von ſich, von ihren Eigenſchaſten, von ihren Verhaͤltniſſen in diͤckſicht des Raumes und der Zeit, und ſo weit ſie dieß thun, koͤnnen wir auch eine Erkenntniß von allem dieſen uns verſchaffen. Den Stoff zu Vorſtellungen von ihrer innern erſten Grundkraſt, worin der Grund der Moͤg— lichkeit von allem ihrem Wirken und Leiden enthalten iſt, koͤnnen fie der Receptivitaͤt unſter Sinnlichkeit nicht geben, ſondern unſte Vernunſt muß ihre Kräfte verſuchen, ob fie fähig iſt, aus demjenigen, wes jene gegeben haben, auf die Beſchaffenheit ihrer erſten Grundkräfte ſicher zu ſchlieſſen, und fie wird es auf dieſer Bahn der höhern Unterfuchung zur Demürhisung ihres Stolzes bald genug bemerken, wle wahr in Rüͤckſicht ihrer jetzigen Lage dieſer Ausſpruch eines

unſter biften philoſophiſchen Dichter iſt: ins Innre der Na⸗ tut

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911

tut dringt kein erfchaffner Geiſt. Zu gluͤcklich, dem ſie noch die erſten Schaalen weiſt.

e) Wir kennen nichts, als unfre Art die Gegenſtaͤnde wahrzunehmen, welche uns eigenthuͤmlich iſt, welche auch nicht nothwendig jedem Weſen, ob zwar jedem Menſchen zukommen muß. Allein woher wiſſen Sie denn dieß letzte mit fo apodictiſcher Gewißheit? Doch nicht anders. als durch eine ſehr unvollſtaͤndige Induction, welche ſich auf Ihre Erfahrung gruͤndet? Menſchen gehören ja auch zu den Gegenſtänden unſrer Sinnlichkeit; und wenn Sie ſich denn ſo gewiß davon uͤberzeuget haben, daß wir nicht die Gegenſtaͤnde ſelbſt, ſondern nur unſte Art, fie wahrzuneh— men, kennten, daß wir von jenen ohne Ruͤckſicht auf unſte ſubiective Bedingung der Sinnlichkeit nichts wüßten: ſo koͤnn— te ich es mir nicht erklaͤren, wie Sie von dieſer Eigenſchaft des Menſchen, als einer ausgemachten Sache, fo zu reden fahig wären. Ich muß geſtehen, daß ich mehr von meinen auſſern Wahrnehmungen ſelbſt, als von meiner Art wahrzu— nehmen weis. Jene haben der Möglichkeit nach in der Res ceptivitaͤt und Spontanität meiner ſinnlichen Vorſtellungs⸗ fähigkeit, ihrer Wirklichkeit nach in der Einwirkung äufferer Gegenſtaͤnde auf die Organe meiner Sinne ihren Grund. So lange aͤuſſere Gegenſtaͤnde auf die Organe unter; gleichen Um— ſtaͤnden auf einerley Art wirken: jo ſteht es weder in meiner, noch in der Gewalt irgend eines andern Menſchen, in den ſinn— lichen Wahrnehmungen etwas weſentliches zu ändern. Da, wo ich und andre Menſchen von geſunden Sinnen und Verſtande ein Meer mit brauſenden Wogen gewahr werden, koͤnnen wir durch alle Anſtrengung unfrer Imagination keine Blus menreiche Wieſe Hinzaubern, und unſern Blicken darſtellen. Die ſinnliche Anſchauung bleibt immer unveraͤndert dieſelbe: fo lange der Gegenſtand ſich nicht ändert, und wir unſre Blicke auf ihn werfen. Dieß lehret eine Erfahrung, welcher Sie in Anſehung ſolcher Weſen, wie wir ſind, von ſolchen Sinnen, wie wir haben, eine allgemeine Gültigkeit ohne

O 2 Wl⸗

*

212

Widetrede zugeſt. hen werden. Vielleicht find in der Ci. ſterwelt un zahl ich viele verſchiedene Claſſey, ven, welchen eine jede ihre cigenihümliche Art hat, ſinnlich die Dinge wah' zu, nehmen, welche fo wie von jeder Art der Übrigen auch von der unfrigen ſehr upterſchieden iſt. Unterdeſſen mag dieſe Der ſchiedenheit ſo greß ſeyn, wie ſie wolle; ſo werden Toch alle dieſe denkende Weſen, wenn ſie ſich enders die Dinge p volſtellen, wie ſie find, Raum und Zelt als obiective Ber dingungen von ihnen denken muſſen.

0) Roum und Zeit find dle reinen Formen der Act, die Gegenſtaͤnde wahrzunehmen, Emwpfadung iſt uberhaupt die Materie. Was wollen Sie eigentlich hiemit ſagen! Nach ihrem Syſtem kann dieß ichs anders htiſſen, als in jeder finnlihen Wahrnehmung liegt cine reine Anſchauung von Zeit und Raum zum Grunde, und wir wuͤrden ehne dieſe keine Wahrnehmung haben. Di.B if aber unfrer Er fahrung entgegen. In meinen ſinnlichen Wahrnehmungen liegt nichts von Zeit, wenn ich mir nicht der Zeit als einer Reo— he von Veränderungen in den Dingen, die ich wahrneh;me, ber wuſt bin; auch nichts vom Raum, wenn ich nicht eine ſinnli⸗ che Vorſtellung von Dingen habe, worinn Theile auſſer und neben einander zugleich ſind. Jenes hat ſtatt, wenn ſich mit Gegenſtaͤnde datſtellen, ohne daß ich in ihnen Veränderungen bewerke, und dieſes iſt denn der Fall bey mir, wenn tie Obiecte meinen Augen als einzeine Puncte erſcheinen, in welchen ich nichts mehr untecſcheiden kann. Hieraus erhellet, daß nicht Zeit und Raum durchaus die Formen mei— ner Wahrnehmungen fern muſſen. Sie nennen die Mate— rie Derfelben die Empfindung. In Ibdrer Schule wird aber ſonſt die Vorſtellung auf des denkende Subiect bezogen, Emp— findung genannt, und fo wire dieſe Vorſtellung die Mate— rie der Wahrnehmung. Allein dieß ſcheinet hier Ihte Meynung richt zu ſeyn Ohne Zweifel denken Sie ſich pier unter Matsrie den Inhalt der Vorſtellung, 3. B. einen

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913

vorgeſtellten Tiſch, die vorgeſtellte Sonne, u. ſ. w. Dieſe Materie elner ſinnlichen Wahrnehmung bezieht ſich ſtets auf ihren Gegenſtand, und ſolglich auf ein oder mehrere einzel. ne Dinge (indiuidua).

g) Zeit und Raum konnen wir allein a priori, d. i rer aller wirklichen Wahrnehmung erkennen, und ſie heiſſen darum reine Anſchauungen. Die Materie iſt aber das in unſ— ter Eckenntniß, was da macht, daß fie Erkenntniß a po- ſteriori, d. i. empiriſche Aaſchauung heiſſet. Allein Zeit und Bi: als allgemeine SDegrilfe Fonnen wir nicht zuerſt ane alle wirkliche Wahrnehmungen erkennen, weil ſie alt 0 de in unſter Vorſtellung nicht ehr ſtatt finden koͤnnen, als bis unſer Verſtand ſie aus einzel ien empirifhen Wahre nbmurgen aczogen hat. Sie entfpringen alſo wie andre ollgemeine Begriſſe zuerſt aus Erfahrungen, ſolglich a po— ſtetiori, und nur daun erſt konnen wir durch eine Abſonde— tung aller individuellen Beſti, mungen der Dinge, worinn wir fi: wahr: wonen, ſie zu all Emeanen Begriffen, zu reinen An⸗ ſchzuungen erheben, und nun bemerken, daß wir in den eine zelnen empiriſchen Anſchauungen von ſelchen i die⸗ fe allgemeinen Begriſſe von Zeit und Raum nach ihren Merk— malen wieder 1

h) Zeit 95 Kaum hängen unſcer Sinnlichkeit ſchlecht. bin nethwer dig an, von welcher Art auch unſte Empfinduns gen ſeyn mögen, obgleich dieſe ſehr verſchieden ſeyn koͤnnen. Hiegegen empört ſich wieder meine Erfahrung. In meinen Erfindungen durch Hulſe der Organe vom Gehoͤr, vom Geſchmack, von Geruch findet ji) weder eine Anſchauung von Zeit noch Raum. Soll mein Verſtand beydes in ihnen gewahr werden: ſo muß ich eine empiriſche Anſchauung von Gegenſtänden haben, worinn ſich eine ununterbrodyne Rey be von Succeſſionen, oder werinn ſich Theile auſſer und neben einander zugleich ſinnlich Eger

3 | i) Wenn

214

i) Wenn wir dieſe unfre empiriſchen Anſchauungen auch zum hoͤchſten Grade der Deutlichkeit bringen koͤnnten: ſo würden wir dadurch der Beſchaſſenheit der Gegenſtaͤnde

am ſich ſelbſt nicht näher kommen. Dieß iſt ein ſynthetiſcher

Saß, deſſen Beweis Sie uns wohl auf immer ſchuldig bleis

ben werden. Weder in Ihren vorhergehenden Entwlcklun⸗ gen, noch in dleſen allgemeinen Anmerkungen zu Ihrer

transſcendentalen Aeſthetik, welche im Grunde nichts mehr

als bloſſe Wiederhohlungen ſind, haben Sie ihn beſſaͤttiget.

Das Gegenchell von ihm zu beweiſen wird eben keine Schwie.

rigkeit machen. Brächten wir unfre empiriſche Anſchau—

ung zum hoͤchſten Grad der Deutlich keit: jo würden wir in

den Gegenſtaͤnden derſelben auſſer uns alles unterſcheiden, was

darian unterſchieden iſt, und unfrer Receptivität der Sinn—

lichkeit den Steff zur Vorſtellurg von ſich dargereichet hat.

Wir wurden olles bemerken, was in ihnen enthalten wäre,

nicht blos die Verſchiedenhelt der Theile, die Merkmale, wo—

durch ſie ſich unterſcheiden, ſondern auch die Verhaͤltniſſe,

welche ſie gegen einander haben. Wir wuͤrden alſo die Be—

ſchaffenheit derſelben beſſer kennen, oder wie Sie ſich aus

drucken, ihnen näher kommen. Die Anſchauung eines Kuͤnſt— lers, welche eine theoretiſche Kenntniß von ſeinen Kunſtwer— ken hac, iſt doch von der Anſchauung eben dieſer Werke in einem Kinde Himmeiweit unterſchieden. Ein Mann, mil cher der Structur des menſchlichen Koͤrpers bis auf die kleinſten Fäſerchen nachgeforſcht, den Zweck, welchen jeder Knochen, jede Ader, jede Sehne hat, die erſtaunenswuͤrdige gegenſei— tige Einwirkungen der Theile auf einander, die zweckmaͤſſigen Bewegungen, dle daher erfolgen, ſich bekannt machte, hat doch eine weit richtigere, weit genauere, weit gröffere Er— kenntniß von der Beſchaffenheit unſers Körpers, als ein Un eingeweyhter in dleſer Art der Wiſſenſchaft. Er wird es Ibnen ableugnen, und dieß mit Recht, daß er nur blos feine Art der Anſchauung, blos feine Sinnlichkeit, daß er blos die Structur des Körpers, die zweckmaͤſſige Verbin⸗ dung

dung Zeit

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lichkei Dlag ſich ſe von 5 Bew der d er di: Ee m daß ı ches Zwili dis ı einen wuſt! durch Siu uns gen! zu G ten, auſſe emp!

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dung unter der ihm urſpruͤnglich anhaͤngenden Bedingung von Zeit und Raum erkenne, und daß es ihm durchaus nicht bekannt fen, was fein Gegenſtand für eine Beſchaffenheit ha— be. Je aufgeklaͤrter ſeine Erkenntniß von dieſer iſt: deſto mehr iſt er uͤberzeugt, daß dieſe nicht auf bloſſe Erſcheinun— gen als ſubiectire Vorſtellungen, ſondern vielmehr auf die ebiectiven Eigenſchaſten feines Gegenſtandes ſich ſtuͤtze, von welchen er keine Erkenntniß haben würde, wenn fie ihm nicht den Stoff zu dieſen Vorstellungen dargereicht hätten, welche alſo dieſem entſprechen muͤſſen.

Sie behaupten, daß die Philoſophen unſre ganze Sinne ſichkeit fuͤr nichts anders als für verworrne Vorſtellungen der Dinge ausgeben, welche lediglich das enthaͤlt, was ihnen an ſich ſelbſt zukſmmt, aber nur unter einer Zuſammenhaͤufung von Merkmalen und Theilvorſtellungen, welche wir nicht mit Vewuſtſeyn aus einander ſetzen. So wird kein Weltmeifer, der dieſen Namen verdient, je geredet haben. Wie koͤnnte er die Sinnlichkeit für cine eigentliche Vorſtellung ausgeben? Er müßte in dieſem Fall zu kurzſichtlg fern, um es einzuſehen, daß unſte Sinnlichkeit blos ein Vermoͤgen, und als ein ſol— ches von den Wirkungen der Sinnlichkeit unterſchieden waͤre. Zwlſchen ſinnlicher Erkenntniß, und Erkenntniß des Verſtar— des und der Vernunft haben die Philoſophen freylich laͤngſt einen Unterſchied gemacht. Jene gründet ſich auf das Be— wuſtſeyn unſrer empiriſchen Vorſtellungen, welche entweder durch Einwirkungen der Gegenſtaͤnde auf die Organe unfrer Sinne, oder durch unfre innre Veränderungen, deren wir uns bewuſt werden, in uns entſtehen. Sinnliche Vorftellune gen von der erſten Art haben ſtets einzelne Dinge (indiuidua) zu Gegenſtaͤnden, und von dieſen iſt, wenn wir darauf ach⸗ ten, die Vorſtellung unzertrennlich, daß die Gegenſtaͤnde ſelbſt auſſer uns als denkenden Subiecten angetroffen werden. Die empiriſchen Vorſtellungen von ihnen find immer Tetalanı ſchauungen der Gegenſtaͤnde, 55 ſolglich denken wir uns

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*

den Gegenſtand als ein Ganzes, ohne uns in dleſer Anſchau— ung der Theile beſonders bewuſt zu ſeyn. Wir unterſcheiden alſo in dieſer Vorſtellung die Theile nicht, ſtellen uns fie mit einmal, und ſolalich ohne Abſonderung, ohne Bewuſtſeyn der einzelnen Theile, d. i. verworren (conſule) vor. Wollen wir die Theile unterſcheiden: fo muͤſſen wir auf fie beſonders unfce Aufmerkſemkeit richten, über das Ganze refleetiren, und durch eine Aoſtraction ſie gleichſam unſerm Zweck gemäß zergtied ern. Hier gebt nun des Gebiet des Verſtandes und der Nrnunſt au. Wo iſt hier Verfaͤiſchung des Begriffes von Sinnlichkeit? Wie ſollte dieſe Lehre don ihrer Wirkſam— keit leer und untuͤtz ſeyÿn? Sie iſt auf richtige Beobachtung gebauct, und wir legen in ihr dasjenige zum Grunde, was wir durch genaue Aufmerkſamkeit in unſern empiriſchen äul eren Verſtellungen vornehmlich gewahr wurden. Finden Sie in ihren Anſchauungen, wezu äuſſere Gegenſtaͤnde ihnen den Stoff darboten, es anders: fo muß die Beſchaffenheit Ibrer ſinnlichen Vorſteklungsfählzkeit von einer andern At als die unſrige ſeyn, und dann wäre mit einmal unkt Streit gehoben. Sie redten vor einer Ihnen eigenthüms lichen Form der Sinnlichkeit, und ich redete von der mei. nigen, und von der Form, welche bey den übrigen Men ſchen ſo allgemein ſich ſindet. Folglich koͤnnten wir beyde Recht haben. Den Unterſchied zwiſchen einer deutlichen und undeutlichen Vorſtellung halten Sie blos für einen logiſchen, welcher den Innhalt nicht betriſt. Gerade aber deswegen, weil er logiſch richtig iſt: fo wird er mir wichtig. Denn die— ſes koͤnnte er nicht ſeyn, wenn nicht dadurch eine verschiedene Art der Erkenntnitz bezeichnet würde. Iſt denn die verſchie— dene Art, wie wir uns das Mannigfaltige in den Gegenſtaͤn. den denken, fo ganz gleichgültig, und kann dieß nicht das Merkel werden, wodurch ich die Wirkung der Sinnlichkeit von den Wirkungen des Verſtandes und der Vernunſt unter— ſcheide? Dieſer Unterſchied öetkiſt auch allerdiags den Inn, balt der Vorſtellung. Dieſe iſt blos ſinnlich, wenn wir urs des ganzen Gegenſtandes, fo wie er ſich ben Sinnen dark,

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eber nicht der Theile beſonders bewuſt werden. Deutlich wird die Vorſtellung, wenn wir in derſelben auch auf die einzelnen Theile unſre Aufmerkſamkeit richten, ſie gegen (inander vergleichen, und das Mannigfaltige in derlelben beſonders uns denken, was in der ſinnlichen Verſtellung un— ter einer Zuſammenhaufung der Theile als ein Ganzes lag. Dleß iſt nun (chen eine Fo ge von der Wirkung unſers Ver— ſtindes durch Hülſe der Reflection und Abſtraction. So viel ich weis, hat auch keiner von unſern Einſichtsvollen Ppis leſephen behauptet, daß alles, wovon wir eine verworrne Vorſtellung (idea m confulaın) haben, ein Gegenſtand uns ſrer Sinnlichkeit ſeyn muß. Wie konnen Sie es behaupten, daß der Begriff vom Recht, deſſen ſich der geſunde Ver. fand bedienet, eben daſſeibe enthalte, was die ſubtilſte Speculation aus ihm entwickeln kann. Der gemeine Mann von geſundem, aber nicht aufgeklaͤrtem Verſtande bot eigentlich vom Recht keine Begriffe, wenigſtens ſind ſie im hoͤchſten Grade verworren. Allein nach ſeinem mora— lichen Gefuͤhle, und nach der Erziehung, welche er erhalten hot, weis er in feinem Wirkungskreis faſt jedesmal, was Recht oder Unrecht ſey. Seine Begriffe, wenn fie anders ihm beygelegt werden konnen, find in dieſem Fache, wo nicht dunkel, doch ſehr verworren. Wir koͤnnen freylich des- wegen nicht ſagen, daß fein Oegriff ſinnlich ſey, und eine bloſſe Erſcheinung enthalte, weil das Recht gar nicht erſchei— nen kann, ſondern ſein Begriff im Verſtande liegt, und ei— ne moraliſche Beſchaffenheit der Handlungen vorſtellt, die ihnen an ſich ſeibſt zukoͤmmt. Hierinn wird Ihnen jeder

feinen Beyſall nicht verſagen. Allein unſte Philoſophen Dee

haupten doch auch nicht, daß alles, was wir uns verworren vorſtellen, eine empiriſche Vorſtellung eyn muß, welche durch Hülfe der verſchiedenen Organe von unſern Sinnen die äuſſern Gegenſtaͤnde in uns erreget haben. Wenn jemand weis, daß ein Triangel ein Raum ſey, welcher von drey Linien eingeſchloſſen iſt: fo hat er von dieſem allgemeinen Gegenſtand der Geometrie 175 deutlichen Begriff. Weis

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—— .

——

er aber nicht das Mannigfaltige in den Merkmalen bes Triargels beſonders anzugeben: fo iſt feine Vorſtellung von den Thellen des Trlangels verworren, und, wenn er ſich ihn im Allgemeinen denket, dabey nicht ſinnlich, ſondern eine Vorſtellung des Verſtandes.

Ihre Vorſtellung eines Körpers ſoll in der Anſchauung gar nichts enthalten, was einem Gegenſtande an ſich ſelbſt zukommen koͤnnte. Auch die Meinige iſt in einem gewiſſen Verſtande eben ſo beſchaffen. Was in meiner Anſchauung eines Koͤrpers liegt, iſt blos Vorſtellung in mir, und dleſe kann mit ihrer Form und ihrem ganzen Innhalte, nicht in dem Körper liegen, weil fie blos Beſtimmung meiner fubs lectiven Denkkraſt iſt. Allein eine andre Frage iſt dieſe: liegen die Eigenſchaften, wevon ich mir eine Vorſtellung

der. In meiner Vorſtellung von ihm liegt nichts, was dem Cylinder ſelbſt für ſich betrachtet zukoͤmmt, weil die eigen—

pers ſelbſt ſeyn kann. In meiner Vorſtellung liegt nichts als Vorſtellung, aber fie iſt in mir ein Bild von dem Ge—

genſtande, und das Original davon iſt der Cylinder, wel.

cher vor mir liegt. Die Receptivitaͤt meiner Erkenntnißfaͤ⸗ higkeit, Vorſtellungen von Gegenftänden zu erhalten, wel che auf meine Sinne wirken, heißt Sinnlichkeit. Dleſe Receptivitaͤt iſt blos Vermoͤgen, keine Erkenntniß des Ga genſtandes an ſich, und jene blelbt alſo von dleſer, wenn

man gleich den Gegenſtand, der uns erſcheinet, bis auf

den Grund durchſchauen möchte, hlmmelweit unterſchleden.

Hier ſcheinen wir uns wieder auf einem Wege, aber in ent-

gegengeſetzten Richtungen anzutreffen.

Philoſophie gegen dieſe Ihre Anklage zu vertheidigen, daß ſie allen Unterſuchungen über die Natur und den Urſprung

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Ich habe zwar keinen Beruf dle Leibnitz⸗Wolfiſche

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5 enfrer Erkenntniß einen ganz unrichtigen Geſichtspunct an- gewieſen hat, weil fie den Unterſchied der Sinnlichkeit von dem Intelle ctuellen blos als logiſch betrachtet. Dieß thut ſe aber denn dech meiner Einſicht nach nicht, wenn dieß ſo viel Heiffen ſoll, daß fie Deutlichkeit in den Vorſtellungen ((diſtinctio) als einen ausſchlieſſenden Character des Intellec⸗ tuellen, und Undeutlichkeit in ihnen (contuho) zum einzigen Merkmal der Sinnlichkeit mache. Sie hat es nie geleugnet, daß auch die Verſtandesbegriffe undeutlich (notiones confu— ge) ſeyn koͤnnen. Sie ſchloß vielmehr fo: der Menſch iſt uns = fäpig, alle beſondre Merkmale der einzelnen Dinge ſich vore

zuſtellen. Es wird folglich in feinen Vorſtellungen von ih— nen manches durchaus unausgewickelt, oder durch einander gtmiſcht erſcheinen. In abſtracten Ideen, welche blos die Aehnlichkeit der einzelnen Dinge (indiniduorum) unter ſich begreifen, kann eine vollkommne Deutlichkeit ſtatt finden, und

de dieſe weder in den Vorſtellungen der Senſation noch der

Imaginatlon fo beſchaffen ſeyn kann: fo unterſcheidet ſich von beyden unſer Verſtand, durch das Vermoͤgen, deutlich zu denken. Will ich alſo die Meynung des Leibnitzianers hier nicht unrichtig erklaren: fo ſehe ich, daß nach ihm das In⸗ tellectuale da angeht, wo wir nicht mehr einzelne Dinge, ſondern ihre Aehnlichkeit, ſolglich allgemeine Begriffe uns denken, und uns derſelben beſonders bewuſt werden. Weil nur in Anſehung dieſer eine vollkommne Deutlichkeit ſtatt haben kann: fo erklärte er den Verſtand durch ein Vermoͤgen deute lich zu denken. Hieraus erhellet alſo, daß nach ſeinem Sy—

| ſtem die Sinnlichkeit ſich 1) auf Vorſtellungen von einzelnen

Gegenſtaͤnden, in wie weit fie auf unfre Sinne wirklich Eine druck machen, 2) auf Vorſtellungen, in welchen wir dieſe eins zelne Dinge uns wieder fo vorſtellen, wie fie unſter Recep— tivitaͤt den Stoff zu Anſchauungen von ſich dargereichet hate ten (imaginationes, Einbildungen) erſtrecken. Der Verſtand (intellectus) hat zu unmittelbaren Gegenſtaͤnden die Aehnlich: keiten der einzelnen Dinge, oder die Merkmale, li

Uber⸗

220, eee eee

uͤbereinkommen, folglich allgemeine Begriſſe. In dieſer Phlloſophie it alſo die Sinnlichkeit von dem Intellectuellen thells in Anſehung der Art, wie die Dinge; vorgeſtellet werden, theils in Rüͤckſicht des Innhalts der Vorſtellungen unterſchie. den, und deswegen glaubt fie berechtiget zu ſeyn, einen logie ſchen Unterſchied zwiſchen beyden zu machen, welcher ſich theils auf die verſchiedene Art der Vorſtellungen, theils auf die Verschiedenheit ihres Innhaltes gruͤndet. Hieraus entſpringt der Unterſchied zwiſchen ſiunlicher und intellectueller Erkennt, niß. Jene entficht aus dem Bewuſtſeyn der Vorſtellung von einzelnen Dingen, welche auf uaſre Sinne wirken, oder gewirket haben; dieſe aus dem Vermoͤ zen, das Allgemeine aus den ſinnlichen Vorſtellungen heraus zuheben und es ſich gewoͤhnlich unter ſelbſt gewaͤhrten Symbolen in allgemeinen Begriſſen vorzustellen. Sollte dieß nicht der rechte Geſichts. punct ſeyn, aus welchem wir die Natur und den Urſprung unfrer Erkenntniſſe unterſuchen muͤſſen? Welchen richtigern Geſichtspunct haben Sie uns denn dafuͤr angewieſen? Sie ſagen: 1) der Unterſchied unter beyden iſt transſcendental, ohne zu zeigen, worinn dieß beſteße; 2) er betrift nicht blos die Form der Deutlichkeit und Undeutlichkeit, ſondern den Ucſprung und Innhalt derſelben; 3) durch die erſte, (Sinn— lichkeit) erkennen wir die Beſchaffenheit der Dinge an ſich ſelbſt nicht blos undeutlich, ſondern gar nicht; 4) das ver gestellte Obiect mit den Tigenſchaften, welche ihm die ſinnliche Anſcheuung beylegte, iſt überall nirgends anzutreffen, noch kann irgend wo angetroſſen werden, weil eben dieſe fubiective Beſchaffenheit die Form deſſelben als Erſchein ang beſtimmt. Was den zweyten Punct anbetrift: jo haben die Wolfianer die Deutlichkeit (diſtinctionem idearum) und die Undeut— lichkeit (canfufonem) fo erklärt, daß dabey fo wohl auf den Inn halt, als auf die Art unfrer Erkenntniß Ruͤckſicht genom— nien iſt, wie ich oben gezeiget habe. Ich finde aber hier in bisen Ihren Anmerkungen nichts, woran ich das ntelle

ctucle erkennen, und den Unterſchled zwiſchen dieſem und un- ſter

für und

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heit ihnen anget fläreı Kriti Sie ſind,

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Biſti nicht! welche werde von d liegt. als de nung

empie fo wel Zuber auch

koͤnner

221

rer Sinnlichkeit beſtimmen kann. Was nun den dritten und vierten Punct anbettift: fo kann ich mich nicht de von überreden, daß Sie ſich wirklich von der Wahrhelt derſelben uͤberzeuget haben. Wuͤſten Sie mit Zuverſicht, daß Sie durch Huͤlfe Ihrer Sinne die Beſchaffenheit der Dinge an ſich gar nicht erkenden, und daſt auffer Ibter ſubiectiven Oeſchaffen. heit die vorgeſtellten Obiecte mit den Eigenſchaften, welche ihnen Ihre ſinnliche Anſchauung beylegte, uberall nirgends angetreffen werden kann: fo kann ich es mir gar nicht er— flären, wie Sie den Entſchluß faſſen konnten, für uns eine Kritik der reinen Vernunft zu ſchreiben. Bey dieſem mülfen Sie doch vorausſetzen, daß auſſer Ihnen getaͤumigte Dinge find, auf welche Sie die Buchſtaben hinziehen koͤnnen, wel— che in Ihrer Kritik vorkommen ſollen; daß auſſer Ihnen Augen da find, welche fie nicht in Ihrer ſubiectiven Beſchaffen— heit oder Form der Sinnlichkeit, ſondern auf den Blaͤttern leſen ſollen, worauf Sie ſie geſchrieben haben; daß dieſe ſich ſo den Augen der Leſer darſtellen, wie Sie ſie zeichneten; daß dieſe die Gedanken, wovon fie liche Zeichen find, durch, ihre Form in dem Gemuͤthe Ihrer Leſer erregen; daß dle Eigenſchaften, welche dle fü: an che Anſchauung ihnen binlege, auch ihnen ſelbſt anhaͤngen; und daß ſolglich die ſublective Beſtimmung unſrer Sinnlichkeit fo befcheffen ſey, daß fie nicht blos ſubiective Erſcheinungen von Obiecten hervorbringt, welche auſſer der ſublectiven Befch sfienHeit nirgends angetroffen werden, ſondern daß dieſe in der Secle richtige Abbildungen ven dem find, was in den Obiscten an ſich ſelb ſt betrachtet, liegt. Wollen Sie uns aber vielleicht nichts weiter lehren, als daß unſre Vorſtellung von dem Obicct als eine Eeſchei— nung auſſer unfrer fubicctiven Beſchaffenbeit, auſſer unſter empiriſchen Anſchauung nirgends angetroffen werden konn: fo werden Sie auf eine ganz fonterbare Art die größte Zubereitung gemacht haben, um uns etwas zu ſagen, woren auch der dummſte Menſchenverſtand nie hat zweiſeln

koͤnnen. Frey⸗

re een enge

Freplich umterfcheiben wir wohl unter Erſcheim ngen dasjenige, was der Anſchauung derſelben weſentlich anhängt und für jeden menſchlichen Sinn überhaupt gilt, von dem. jenigen, was derſelben nur zufälliger Weiſe zukommt, indem es nicht auf die Beziehung der Sinnlichkeit überhaupt ſondern nur auf eine beſondre Stellung oder Organiſatlon die ſes oder jenes Sinnes guͤltig iſt. Worinn kann aber Liefer Unterſchled beſtehen? Ich kann mir keinen andern als die ſen denken. Weſentlich muß unſter ſinnlichen Anſchaunag dieß anhaͤngen, daß ſie ſo beſchaffen iſt, wle die Natur dies Sinnes und die Art es mlt ſich bringet, nach welcher die äufferen Gegenſtaͤnde auf ihn wirken. Zufälliger Wei koͤmmt ihr dasjenige zu, daß fie ſich nach dem richtit, wie bey einzelnen Menſchen ihre Organe beſchaſſen find, und wie fie nach dieſer die Eindruͤcke der Gegenſtaͤnde aufnehmen kann. Ein Myops erblickt die Gegenſtände in der Ferne andets als ein Presbytes, einer, der die gelbe Sucht hat, anders, als ein Menſch mit gefunden Augen. Anders erfdyrinet uns eine Milbe unter einem Mikroskop, anders, wenn wir fie ohne dies ſes anſchauen. Man kann die Erkenntniß, welche ſich auf eine Anſchauung gründet, die ſo beſchaffen iſt, wie die Natut des Sinues und die Art der Einwirkung des Gegenſtandes auf diefe es weſentlich mit ſich bringt, eine ſolche, welche den Gegenſtand an ſich ſelbſt vorſtellet, und die zwote eine Er ſcheinung nennen. Was wollen Sie aber eigentlich dadurch fagen, wenn Sie dieſen Unterſchied für blos emplriſch aus geben? Soll es fo viel heiſſen, er gründet ſich auf Erfah rungen: fo habe ich nichts dagegen, und er ſcheinet mir eben deswegen ſehr gegruͤndet zu ſeyn.

Die Folgerung, welche Sie daraus ziehen, hat für mich keine Gültigkeit. Sie behaupten naͤmlich, daß, wenn wit dabey ſtehen blelben, und jene emplriſche Anſchauung nicht wiederum als bloſſe Erſcheinung anſehen, fo daß darinn gar nichts, was irgend elner Sache an ſich ſeibſt anhin ge, anzutreffen ſey, unſer transſcendentaler Unterſchied ver

lohren. B

lohten dentalen unfre en Stoff 3 gen von welche w dentale | luſt den wohl ble meine A. darreid): (dauum: es mir | als ich welche . Verſtan Saaten griff, m individ n durch es ve Wit denke.

iect felb mung n doch ein: blickte © mich nic in dem ſolcher! dleſem i. Eben ſo unter el haupten Gegenfl zu thun

223

(ohren iſt. Was wollen Sie aber mit Ihrem transſcen. dentalen Unterſchied? Wuͤrde er wirklich dadurch, daß wir unſte empiriſche Anſchauungen von Gegenſtaͤnden, welche uns den Stoff zu Vorſtellungen von ſich gegeben haben, als Abbildun— gen von demjenigen anſehen, was in den Obieeten wirklich liegt, welche wir anſchauen, verlohren gehe: fo würde der fransfcen« dentale Unterſchied bloß ein Hirngeſpinnſt ſeyn, an deſſen Ver— luſt den Wlſenſchaften nichts gelegen waͤre. Allein er koͤnnte doch 4 mohl bleiben. Ich ſtelle mir ein Saatenfeld fo vor, wie es auf meine Augen wirket, und mir den Stoff zur Anſchauung von ſich

darreichet. Alsdann habe ich von ihm eine emplriſche An—

ſchauung, und ich habe es nicht mehr in meiner Gewalt, es mir im Ernſte einzubilden, daß es nicht ſo vor mir liegt, als ich es fehe. daß es nicht mit den Aehren geſchmuͤckt iſt, welche ich erblicke. Nun denke ich mir durch Hülfe meines Verſtandes von ihm blos dasjenige, worinn es mit allen Saatenfſeldern uͤbereinkoͤmmt. In dieſem allgemeinen Bes griff, wovon ich eine Vorftellung habe, liegt von allen den individuellen Beſtimmungen des Feldes nichts mehr, als wo— durch es andern aͤhnlich it. Dieſer Begriff iſt blos ſubiectl. ve Wirkung meines Verſtandes und der Art, wie ich es denke. Er kann als eln ſolcher Begriff nicht in dem Ob— ect ſelbſt liegen, weil dieſer nichts als fubiective Beſtim— mung meines Verſtandes iſt. Allein deswegen bleibt er doch eine getreue Abbildung von dem, was dieß von mir er— blickte Saatenfeld mit allen übrigen gemein hat, und ich kann mich nicht taͤuſchen, wenn Ich davon uͤberzeugt bin, daß ich in dem allgemeinen Begriff die allgemeine Beſchaſſenheit ſolcher Felder, und in meiner emplriſchen Anſchauung von dleſem individuellen Oblect dieſes als ein Ding an ſich erkenne. Eben fo gewif bin ich davon überzeugt, daß ich Ihren nur unter einer Einſchraͤnkung es zugeben kann, wenn Sie bes haupten, daß wir es auch bey der tieſſten Erforſchung der Gegenſtaͤnde in der Sinnewelt mit Nichts als Erſcheinungen zu thun haben. Was kann hier die Sinnewelt Auer j nis

224

Entweder die Welt auſſer unfern Vorſtebungen, welcke ſich unſern Einnen darſtelle, oder die Darſtellung der Welt durch Hülfe unſter Sinne In der Anſchauung. Iſt von iht in der letzten Vedeutimg des Wortes die Rede: (MR fie blos elne Erfcheinung, und wenn wir uns mlt jsner beſchaͤftigen: fo haben wir es blos mit dieſer zu thun. Alleln dieſe Erſchel; nungen haben keinen Werth, find nlchts als taͤuſchende Träume unfrer Phantaſie, welche fo wie bey den Scholoſti kern dos Gewand der Vernunſt angeleget hat, wenn fie nlcht Anſchauungen von dem find, wozu die Gegenſtaͤnde in der Welt den Stoff uns hergegeben haben. Reden wir ader von der Sinnewelt auſſer unſern Vorſtellungen: fo muͤſſen Sie dle Wirklichkeit einer ſolchen annehmen, oder nicht. Nicht? Nun ſo waͤre Ihr Syſtem der Ideallsmus; und wenn dieß das Syſtem der unbefangenen Vernunſt fern koͤnnte: fo würden Sle aus dleſem fo zu ſchlieſſen berech, tlget ſeyn. Allein meine Vernunſt würde es verwerſen, und Sie verwerfen es dadurch ſelbſt, daß Ele Ihre Ktitik der reinen Vernunſt geſchrleben haben. Iſt nun dieſe Welt auf fer unſter Vorſtellung wirklich da: fo wird eine tiefe Erfor— ſchung ihrer Gegenſtaͤnde uns zu einer richtlgen Erkenntniß von ihren obiectiven Beſtimmungen verhelfen, und wir he— ben nicht mehr blos mit unſern fubiectiven Erſchelnungen, ſondern mlt obiectiven Beſtimmungen und Beſchaffenbeit der ale an ſich zu thun, welche Theile von dieſer Welt ind.

Den Regenbogen nennen wir bey einem Eonnenregen elne bloffe Erſcheinung, den Regen die Sache ſelbſt; und Biefe Benennung erklaͤren Sie für eine richtige, fo ferne wir den letzten Begelff nur phyſiſch verſtehen. Was ſollen wir uns aber dabey denken, wenn in Ihrer Sprache ein Bequlſf blos phrſiſch verſtanden wird? Es war hier uͤberdas nickt von einem Begriff, fondern von dem Regen, als von einem Dinge auſſer unſter Vorſtellung in der Natur ſelbſt die Re.

de.

be. H. auſſer u wle er fi de herab

S. überhau ſelben m nen Ge. dieſe fir vorſtelle lung auf dleſe Ti runde G ſind nich Grundla tale Obi ten weit gen, da dle Zerg Ibnen v ſche uͤber jedem N ſehe ich k ſtellung ten Geg ſo ſage ic Allgemei ben aus nichts a Fall nent lung auf daß alsd te runde kn, nid)

225

de. Heißt dieß den Regen phyſiſch verſtehen: fo würde er cuſſer unſerer Anſchauung feine obiective Realitaͤt haben, wie er fie wirklich hat, wenn er aus den Wolken auf die Er⸗ de herab fälle.

Sie ſetzen hinzu: nehmen wlr aber dleſes Emplriſche überhaupt, und fragen, ohne uns an dle Einſtimmung deſ— ſelben mit jedem Menſchenſinne zu kehren, ob auch dieß el— nen Gegenſtand an ſich ſelbſt (nicht die Regentropfen, denn dieſe find denn ſchon Erſchelnungen, empirlſche Dbiecte,) vorſtelle: fo IM die Frage von der Beziehung der Vorſtel. lung auf den Gegenſtand transſcendental, und nlcht alleln dleſe Tropfen find blos Erſchelnungen, ſondern ſelbſt ihre runde Geſtalt, ja ſogar der Raunn, in welchem ſie fallen, ſind nichts an ſich ſelbſt, ſondern bloſſe Modificatlonen, oder Grundlagen unjrer ſinnlichen Anſchauung; das transfcendens tale Obiect aber bleibt uns unbekannt. Ich habe dieſen Ih⸗ ren weitſchwelſenden, verwickelten, und faſt möchte ich ſa⸗ gen, dadurch unverſtaͤndlichen Perioden abgeſchrieben, um die Zergliederung und Entzifferung deſſelben deſto deutlicher

I Ihnen vorzulegen. Was heißt es: nehme ich das Empirl⸗

(he überhaupt, ohne mich an dle Einſtimmung deſſelben mit

jedem Menſchenſinn zu kehren? Doch nichts anders, als,

ſehe ich blos auf dasjenige, was in meiner empiriſchen Vor ſtellung des Obieets allgemein lieget. Frage ich nun, ob dieß ten Gegenſtand an ſich ſelbſt, die Regentropfen vorftelle: fm fage ich nein, in wie weit in dieſer Vorſtellung blos das Allgemeine von Regentropfen liegt, das Indiolduelle derſel⸗ ben aus ihr ausgeſchloſſen iſt, und alſo Regentropſen nun nichts anders als bloſſe Ideen ſeyn koͤnnen. In dieſem Fall nennen Sie die Frage von der Bezlehung der Vorſtel. lung auf den Gegenſtand transſcendental und Sie behaupten,

dcß alsdann dieſe Tropfen blos Erſcheinungen, und daß ih. ee tunde Geſtalt, ja ſo gar der Raum, in welchem fie ſal.

kn, nichts an ſich ſelbſt, de bloſſe Modificationen unſ⸗ rer

226

rer ſinnlichen Anſchauungen find. Hier reden Ele offenbar blos von der allgemeinen Vorſtellung, welche Sie von den Tropſen, von ihrer Geſtalt, von dem Raum, in welchem fie fallen, ſich machen. Diefe Tropfen mit den hinzugeſuͤg, ten Beſtimmungen liegen blos in der ſudiectlven Form Ih, rer Vorſtellungen, find alſo Modificationen Ihrer ſianlichen Anſchauung, und auſſer dieſer Nichts. Ich ſage nicht, welcher Phlloſoph, ſondern welcher Mann von geſundem Menſchenverſtande wird je daran zweifeln koͤnnen, daß bie Modificationen Ihrer Anſchauungen auſſer dieſen nirgends find, nirgends ſeyn koͤnnen? Alleln man wlrd ſagen, dieſe Moditicationen oder dieſer Innhalt, dieſe Form Ihrer An— ſchauung find nicht die Regentropfen, welche den Regenbegen durch dle Reſtaction und Reflexion der Sonnenſtralen er. zeugten, find nicht die runde Geſtalt, welche fie haben, nicht der Raum, in welchem ſie ſallen; ſondern alles dleſes hat auſſer Ihrer ſinnkichen Anſchauung feine oblective Realltät, und über dle Gultigkeit dieſer kann blos zwlſchen uns der Streit ſcyn. Geben Ste uns dieſe zu: fo find wir einig, und Sie konnen ſich darauf verlaffen, daß es uns nie einge fallen iſt, Regentropſen, ihre runde Geſtolt, den Raum, in welchem fie fallen, als den Innhalt oder die Wodificatios nen, (nicht Grundlagen) Ihrer finntiihen Anſchauung, weil dleſe nur die Receptivität der Sinnlichkelt in ſich enthalten kann, als Obiecte anzuſehen, welche auſſer der fubiectiven Form Ihrer Votſtellungen eine abſolute Realltaͤt haben, oder haben koͤnnen. So was zu behaupten wäre Unſinn, ware der thoͤtigſte Widerſpruch. Sie behaupten zwar, daß dos trausſcendentale Obiect uus undekannt bleibe. Allem entweder verſtehen wir Sie nicht, und denn liege die Schuld an Ihren dunkeln Terminologien, oder die Regenttopſen ſelbſt, ihre runde Figur, der Raum, wotinn ſie ſallen, find dleß Oblect und dieſes iſt mir allerdings durch die empirifde Anſchauung von ihm bekannt, zu welcher fie der Receptivl⸗ tät unſter Sinnlichkelt den Stoff darteichten. =

Li

D talen &: Hypothe zweifelt kann, n dieß nus dieſe fre ng wah rungen ſel. durh tet zu er ſolel der einen Fa pothefe ı Es follt muͤſſen 5 Sie ert ſagen S Bedingu etſtlich, in große ſer Ihr rer Abſie Bedingu Vorderſe gekehrt! des Vord neldyen \ mittelbar der Ges Gewißhe wahr, if ſieht. 2 heiten fi Begriffe

227

Die zwote wichtige Angelegenheit Ihrer transſcenden⸗ talen Aeſthetik ſoll dieſe ſeyn, daß ſie nicht dlos als ſcheinbare Hypotheſe einige Gunſt erwerbe, ſondern fo gewiß und unge— zwelſelt ſey, als jemals von elner Theor.e gefodert werden kann, welche zum Organon dienen ſell. Fuͤr Sie mag ſie dieß nun freylich ſeyn; für uns iſt fie, erlauben Sie uns dieſe freymuͤthige Erklaͤrung unſter Ueberzeugung, ſo we— nig wahrſcheinlich, daß fie uns eben fo ſehr zu den Verlr— rungen des menſchlichen Verſtandes, ols die Hypotheſe des

I el. durbers zu gehören ſcheinet, wenn er um die Nordlich—

ter zu erklaren, die Hypotheſe annimmt, daß fie ein Gauckel— ſeiel der Gelſter in der Luft wären. Sie wollen uns durch elnen Fall, welchen Sie wählen, die Gewißhelt Ihrer Hy—

beotheſe einleuchtend machen. Ihte Verſprechung iſt groß.

r Es ſoll dadurch die Gültigkeit augenſcheinlich werden. Wir

muͤſſen alſo unterſuchen, ob Sie der Erwartung, welche

Sie erregen, Genuͤge leiſten werden. Erker demnach,

ſagen Sie, daß Raum und Zeit an ſich ſelbſt obiectiv und Bedingung der Moglichkeit an ſich ſelbſt find: fo zeigt ſich

etſtlich, daß von beyden apodicriihe und ſynthetiſche Sätze

4 in großer Zahl vornehmlich vom Raum vorkommen. Dies ſer Ihr Satz ſagt ganz was anders, als was Sie nach Ih— ter Abſicht damit anzeigen wollen. Nach der Natur ſolcher Bedingungsſaͤtze müßte man den Nachſatz als eine Folge des

Vorderſatzes anſehen; und Sie wollen grade, daß man um—

gekehrt von der Wahrheit des Nachſatzes auf dle Falſchheit des Vorderſatzes ſchlleßen ſoll. Dieß erhellet aus dem Zweck, I bvelchen Sie erreichen wollen, auch aus dem, was Sie une mittelbar hinzufügen. Sie ſetzen voraus, daß die Säße in

der Geometrie ſynthetiſch a priori, und mit apodietiſcher

Gewißhelt erkannt werden. Allein dieſe Vorausſetzung iſt ahr, iſt falſch, es koͤmmt darauf an, wie man fie vers ſieht. Der Geometer behauptet auch, daß er die Wahrs

heiten feiner Wlſſenſchaft a priori d. h. aus allgemeinen Begriſſen bewelſet, und daß er grade deswegen auch ſeine P 2 Theo⸗

228 ea. Barren

Theoremen durch Verglelchungen mehrer ausgemachten Wahr» beiten, und durch richtige Folgerungen aus ihnen mit apo. dicelſchet Gewißhelt herleltet. Et kann Ihnen zu gefallen, diefe ſynthetiſche Satze nennen; er wird Ihnen aber nicht zus geben, daß dleſe in Anſehung ihres Urſorungs von aller Er. fahrung durchaus unabhängig find, ob fie gleich in Rüͤckſicht ihres Innhalts kelne bloße Erfahrungsfäße genannt werden kaͤnnen. Denken Sie ſich aber unter Ihren ſynthetiſchen Sätzen a priori blos ſolche, in welchen das Praͤdlcat üder den Begriff des Sublects auf dle Art hinausgeht, daß jenes in dieſem nicht vollkommen gegründet ift: fo wird er zu Dies fen nur feine Particularſätze z. W. elnlge Triangel find glelchſeltig, rechnen, und es Ihnen ſagen, daß er ſich mit diefen grade am wenigſten beſchaͤſtiget. Nennen Cie gar ſynthetiſche, Saͤtze a priori ſolche, welche auch in An— ſehung ihres Urſprungs von aller Erfahrung durchgehend unabhangig find: fo wird er es leugnen muͤſſen, daß die. fe in der Geometrie vorkommen. Fragen Sie ihn, mo her nimmſt du dene Setze, und worcuf ſtüͤtzet ſich dein Verſtand, um zu dergleichen nothwendlgen und allgenıel. nen Wahrheiten zu gelangen: fo wird er Ihnen antwor— ten, durchaus nicht daher, auch nicht darauf, daß Ich mir den Raum blos als reine Form meiner Stlunlichkeit, oder als Anſchauung 2 priori (denn dleſe habe ich nicht) denke. Wozu ſollte mir dieſer nuͤtzen? Ich verlaſſe mich vielmehr darauf, daß die Dinge auſſer meinen Vorſtel— lungen, welche ſich meinen Blicken als geräumigt dar. ſtellen, Theile cuffer und neben einander zugleich haben, mir fo erſcheinen, well fie fo find, und daß ſolglich der Raum, welchen fie einnehmen, auch auſſer meiner Ans ſchauung ſeyn kann, und in Diefen Dingen eine oblective Realitaͤt hat. Raum und das Auſſerelnanderſeyn mehte— rer Dinge erreget bey mir eine und dieſelbe Votſtellung. Es iſt freylich auch für mich kein andrer Weg übrig, zur Erkenntniß geomettiſcher Wahrheiten zu gelangen,

als

als dur ungen

den Ge. wenn Ic (Indiuid gels in

ollelo qr a In einem einzelnen ſondern

koͤnnte | dieſen ( empirlſch worauf

nur fo'c I. Erfah und abi das Ch Freylich doch me mettiſche meinheit, Gattung fehle N unzaͤhlige Sie ber heiten al fe Frey ſätze nich allgemein eine Fig ſchließet. ſind. J betraͤgt. le, und

ols durch Begrlffe oder durch Anfhanıngen. Anſchau— ungen nenne ich aber die empiriſchen Vorſtellungen von

; den Gegenſtaͤnden meiner Wiſſenſchaſt, welche entſtehen,

wenn ich meine Begriffe von ihnen in einzelnen Dingen 4 (indiuiduis), zum ‘Benfpiel, den Begriff eines Trlan- gels in einem vor mir llegenden, den Begriff eines Pars

ollelo gramms in einem einzelnen Parallelogramm, etwa un einem Rhombus mir anſchaulich mache. Von dieſen

einzelnen Beyſpielen kann ich kelne Anfchauung a priori, ſondern nur a poltcriori haben, und auch aus dieſen

lonnte ich mir wohl empiriſch zuerſt einen Begriff von dieſen Gegenſtaͤnden ziehen. Sie behaupten zwar, daß

empirlſche Begriffe, imglelchen empiriſche Anſchauungen, worauf ſich jene gründen, keine ſynthetiſche Saͤtze als nur ſolche geben koͤnnen, welche auch blos empiriſch, d.

I. Erſahrungsſaͤtze find, mithin niemals Nothwendigkeit, und abſolute Allgemeinheit erhalten koͤnnen, welche doch das Charakteriſche aller Saͤtze in der Geometrie iſt.

Freylich ſagen Sie mir hier etwas neues, welches aber

doch meinen Erfahrungen entgegen iſt. Nicht alle geo—

metriſche Säge haben eine Nothwendigkeit, und .Allges meinhelt. Allen Satzen, in welchen das Sublect eine

Gattung und das Prädicat ein ſpecifiſcher Unterſchied iſt,

ſehlt Nothwendigkeit und Allgemeinheit. Es glebt eine unzählige Menge von ſolchen in der Geometrie. Sind Bie berechelget, dieſe aus der Zahl geometriſcher Wahre

beiten auszuſchließen? Welcher Geometer wird Ihnen dies

ſe Freyheit ertheilen? Warum ſollten melne Erfahrungs» fotze nicht zu ſolchen erhoben werden konnen, welche eine allgemeine, nothwendige Gültigkeit haben? Vor mir liegt eine Figur, welche durch ſechs Seiten einen Raum ein«

4 ſchließet. Ich meſſe fie, und finde daß fie ſich gleich

ſind. Ich meſſe die Winkel, und ſehe, daß jeder 120 betraͤgt. Ich theile jeden Winkel in zween gleiche Thel⸗

e, und werde gewahr, daß die Selten alle in einen

P 3 Punct

230 Br eee

Punet zuſammenlauſen, daß ſechs Trlangel in der Fi. gur beſchrleben find, und die Aus meſſung der Seiten leh. ret mich, daß ſie ſich alle gleich ſind. Ich ſetze melnen Zirkel in die gemeinſchaftliche Scheitel oller Triangel, eröffne ihn bis zu der Scheitel eines aͤuſſern Winkels der Flaur, ziehe einen Zirkel, und werde gewahr, daß die Winkel der Figur in der Peripherie liegen, daß der Radius des Zirkels grade ſechsmal in ihm herum getra gen iſt. Nun bilde ich folgende ſonthetiſche Erfahrungs fäße: 1) dieſe Figur hat ſechs gleiche Selten und Win kel; 2) dieß Sechseck iſt elne regulaͤre Figur; 3) es hat in ſich einen Punct, welcher von allen Polygonwinkeln gleich weit entſernt iſt; 4) es iſt in einem Zirkel fo be ſchrieben, daß ſeine Winkel in die Peripherie fallen. Aus dieſen Erſahrungsſätzen ziehe ich Ddiefe Folgerungen: 1) ein Raum von ſechs Linien eingefchloffen, 2) ein regulä— res Sechseck, 3) eine reguläre Figur, 4) eine ſolche Fl, gur, deren Winkel in die Peripherie eines Zirkels fal. len, iſt moͤglich, und nach einer Regel meiner Denkkraſt, welche ich in dem Satz des Widerſpruchs ausdrüde, wird es mir unmoͤglich, an der Richtigkeit dieſer Schluß⸗ ſätze zu zwelfeln. Ich habe vielmehr eine apodictiſche Gewißheit von der Wohrheit dieſer ſynthetiſchen Satze, welche ich aus den Erfahrungsſätzen gezogen habe. Ich gehe weiter, und bilde aus dem Reſultat meiner vorge nommenen Abmeſſungen der Linien in den ſechs Trlangeln dieſen Erfahrungsſatz: die Seiten der Triangel in dem te— gulären Sechseck find alle einzeln den Radiis des Zirkels gleich. Nun wirft meine Vernunft die Frage auf: follten wohl alle reguläre Sechsecke die Beſtimmung haben, doß auf ähnliche Art ein Zirkel um fie gezogen werden koͤnnte, deſſen Radlo jed⸗ Seite gleich iſt? Der Erfahrungsiah bat ihr zu dleſer Frage Gelegenheit gegeben, und fie weis ſehr wohl, daß fie nicht aus dieſem, ſondern aus allge. melnen Begriſſen nur dle allgemeine Gültigkeit dleſes Theo 3 vems

tems er! olefne | Winkel

Trlange gel an nien glei Punct g kels iſt,

gelmaͤſßi⸗ und Ne erkennet. chet ihn Richtigk, durch ſt— deten S ganzen | teine Fe cher auß de ſich 0 jene Ei Sech sec Anſchaus aus einer fondern < gezogen der Anse auf elne hat, um ſeltſame! verſetzt die Quad 32 1 49 welches fahrungs eine apod

231

tems erkennen kann. Nun erinnert fie ſich an dleſe ſchon bes oleſne Wahrheiten, 1) daft in einem gleichſeitigen A jeder Winkel 60°, 2) daß die Summe aller Winkel in einem Triangel 180° beträgt, 3) daß die Winkel in einem Trlan— gel on der Grundllnie ſich bey der Gleichheit der Seitenll— nien gleich ſind, 4) daß das Maaß aller Winkel um einen Punct gleich 360°, gleich der ganzen Peripherie eines Zir— kels iſt, und aus allen dieſen Begriffen leitet fie auf eine res gelmäfiige Art fo dieſen Satz her, daß fie die Allgemeinheit und Nothwendigkeit deſſelben mit apodictifcher Gewißheit

eikennet. Sie geht alſo von dem Erfahrungsſatz aus, mas

chet ihn allgemein, und ſuchet aus den Begriffen, deren Richtigkeit fie ſchon kennet, die Gründe herzuleiten, wo— durch fie die Allgemeinheit und Nothwendigkeit ihres gebils deten Satzes anerkennet. Was fellte es ihr zu dieſem ihren ganzen Geſchaͤſte nutzen, wenn fie den Raum blos als elne reine Form der ſinnlichen Anſchauung annehmen wollte, wel— cher auſſer dieſer keine oblective Gültigkeit hätte? Sie wuͤr—

de ſich alsdann genöthiget ſeben, es zu behaupten, daß fie

jene Erfahrungsſaͤtze nicht hätte machen koͤnnen, weil das Sechseck nicht ſeyn koͤnnte, wenn kein Raum auſſer unſrer Anſchauung märe, und doch weis fie es, daß fie nicht aus einer bloßen ſubiectiven Bedingung unfrer Slnnllchkeit, ſondern aus einem einzelnen geräumigten Obiect ihre Saͤtze gezogen hat; daß fie ihren Maaßſtab nicht auf elne Forme der Anſchauung, ſondern auf einzelne Unien in der Natur, auf einzelne Winkel in dem individuellen Sechseck angewandt hat, um ihre individuelle Groͤſſe auszumeſſen. In welche ſeltſame Lage würde ſie ſich alfo durch eine ſolche Hypotheſe verſetzt ſehen? Pythagoras machte von 3 und 4, und 5 die Quadratzahlen, verglich fie mit einander, und fand, daß 32 f 4 =gtı6= 5?’ —= 25 wären. Dleß Urepeil, welches fein Verſtand daher bildete, war ein ſynthetiſcher Er— ſahrungsſatz, von deſſen Wahrheit er durch die Erfahrung tine apodictiſche Gewiß helt ge Vielleicht war es Zu-

4 foll,

233 De

fol, vlellelcht auch Folge feiner Ueberlegung, daß er zwo Linlen durch einen rechten Winkel mit einander verband, von

welchen die elne ſich zur andern wie drey zu vler verhlelte, die

Hypotenuſe zog, um einen rechtwinkligten Trlangel zu bilden, und nun dle Graͤſſe derſelben durch eben den Maaßſtab zu be.

ſtimmen ſuchte, welchen er zur Ausmeſſung der beyden übrl,

gen gebrauchet hatte. Wie groß war ſelne Freude nicht, als er es durch die Erfahrung entdeckte, daß dieſe Hypotenuſe E

= 5 war. Er ſchloß daraus, daß in dieſem Triangel das

Quadrat der Hypotenuſe der Summe der beyden Quadrate 5

der Katheten gleich ſeyn müßte. Hler entſtand alfo ein Et—

ſahrungeſaß. Der helle Blick dieſes Philoſophen erkannte

leicht, daß vollkommen aͤhnliche Urſachen auch gleiche Wirs kungen hervorbringen mußten, und erhob nun dieſen Erſah— rungsſatz zu dieſem allgemeinen: das Quadrat der Hypotenuſe

iſt in jedem techtwinkligten Trlangel fo groß als die beyden

Quadrate der Katheten, wenn dleſe ſich wle 3 zu 4 verhüel—

ten. Nun warf feine Vernunft die Frage auf: ſollte wohl! nicht in jedem rechtwinkllgten Triangel bey jedem andern Ber. 8 haͤltniß der Katheten gegen einander eben dieſes ſtatt haben? Er ſahe es lelcht ein, was für ein Licht in der Geometrie aufı }

gehen, wie welt dle Strolen deſſelben ſich verbreiten wurden,

wenn er die Allgem inheit und Nothwendligkelt diefes Satzes! beweiſen koͤnnte. Er dachte aber nicht daran, daß Raum blos eine reine Form der ſinnlichen Anſchauung ſey, und aufs i

fer dieſer keine obiective Realität haͤtte. Dleß würde, wenn es wahr wäre, alle feine Bemühungen unnütz gemacht haben. Er nahm vielmehr zu analytiſchen Satzen oder Axiomen, ju bewleſenen ſynthetiſchen Satzen, Theoremen und zu allge

meinen Begriffen feine Zuflucht. In dleſen ſuchte er allge #

meingültige Grunde auf, dieſen Satz, wovon er der Eıfin der war, zu beweiſen. Er ſand gluͤcklich dieſen Beweis, und

fein Vergnügen über dieſe fo wichtige Entdeckung war fo groß, daß er dem Juplter eine Hekatombe daſuͤr ſoll geopfert ba #

ben. Er hatte aljo feinen ſynthetiſchen Satz a pollericri

durch!

durch H tigfele d Dieß if ſchen N men, w daran . lichen X ben ſey.

onſehen, doh ma Theorie

darſtellt. deckung

tiſt die Abtede

tlakelt daß es ariſſe, Erkenn Anſchan baupten kenntni, kann. len alſo Beomei nach J Flgur £ tinien | den, w kel find thetifd): erkenne

therifch

4 235

durch Hülfe der Erfahrung geblldet, und die allgemeine Gul. tigkelt deſſelben aus den Begriffen, oder a priori bewieſen. Dieß Ift der Gang, welchen die erſten Erfinder der geometri- ſchen Wahrheiten durchaus genommen haben, und noch neh» men, wenn fie als Lehrer dleſer Wiſſenſchaſt auftreten, ohne daran zu denken, daß der Raum blos reine Form unfrer finn» lichen Anſchauung, oder blos ſubiective Bedingung derſel— ben fen. Wir koͤnnen es den mehrſten geometriſchen Sätzen onſehen, daß ſie vor den Beweiſen ſchon bekannt waren, und daß man dleſe nachher erſt für fie geſucht hat, wovon die Theorie der Parallellinien uns noch das glaͤnzendſte Beyſplel darſtellt. Gewoͤhnlich find die Sätze zuerſt nach ihrer Ent» deckung blos Erfahrungefäge, wozu die Vernunft nachher et die allgemeinen Beweiſe ſuchet. Können Sie dieſes in Abrede ſe yn?

Sie glauben aus Ihrer Vorausſetzung, deren Guͤl— tiakeit ich gepruͤfet habe, die Folgerung ziehn zu koͤnnen, daß es alſo das einzige Mittel ſeyn wurde, durch bloße Bez ariffe, oder durch Anſchauungen a priori zu dergleichen Erkenntnißen zu gelangen. Um nun zu bemeifen, daß die Anſchauungen a priori bloß die Mittel dazu find, fo bes haupten Ele, daß aus Begriffen gar keine ſynthetiſche Er— kenntniß, ſondern lediglich cine analytiſche erlangt werden kann. Allein dieß letzte müffen Ste bewelſen. Wir wol⸗ len alſo unterſuchen, wie Sie dleſen Beweis führen. Der Geometer würde Ihnen die Frage vorlegen: finb dieſe nicht nach Ihrem Begriff ſynthetiſche Satze 1) eine breyſeltige Flgur hat drey Winkel, 2) ein Winkel entſteht, wenn zwo knien fo zuſammen ſtoſſen, daß fie ſich durchſchnelden würs den, wenn ich fie verlängerte. Dreyſeltige Figue, drey Wine kel find Begriſſe. Beyde verbunden geben den erſten ſyn⸗ thetiſchen Satz, und aus dem Vergleich beyder Begriffe erkennet mein Verſtand die allgemeine Richtigkeit dieſes {nme thetiſchen Urthells. Ich brauche dazu keine reine Form der

P 5 finn

ſinnlichen Anſchauung a priori nach ihrer Erflärung. Denn dieſe habe ich nicht. Durch einen Triangel, welchen ich ver mit gezogen habe, ſuche ich mir in einer empitiſchen An— ſchauung den Satz klar zu machen, ohne dadurch feine All. gemeinheit und Nothwendigkeit zu beweiſen. Dieſe erkann⸗ te ich aus dem Verhältniß, in welchem dle Begriffe gegen elnander ſtehen. Sie ſetzen mir dieſen Satz entgegen; durch zwo grade Linlen läßt ſich kein Raum einſchlieſſen, mithin iſt durch fie keine Figur moͤgllch, und nun fodern Sie mich auf, ihn aus dem Begriff von zwo graden kinien und der Zahl zwey abzuleiten. Freylich würde ich dieß nicht kön nen, weng ich blos auf den Begriff arader nien, und auf die Zahl zwey ſehen wollte. Der Begriff, welchen ich zum Gegenſtand meiner Unterſuchung mache, iſt zwar ge rade Linien. Sollen dleſe einen Raum elnſchlleſſen: fo mul. ſen fie mit ihren beyden Enden zuſammenſtoſſen. Nun blieben fie nicht mehr zwo Knien, ſondern würden als gera— de Linien zwiſchen zwey Puncten liegen, und alſo in dieſer Verbindung nur eine und dieſelbe Linle ausmachen. Dleſe Verbindung wuͤrde alſo das Einſchlieſſen des Raums aufs heben. Wozu brauche ich reine Anſchauung des Raums a priori, und daß dieſer auſſer meiner ſubiectiven Anſchauung feine obiective Guͤltigkelt har? Dieß würde die emplelſche Anſchauung, welche ich von den Linien habe, und In welcher mir dleſer Satz klarer, als in bloſſen Ausdrücken wird, un. maͤglich machen, weil ich in dleſer dle Linien nicht anders als auſſer meinen Vorſtellungen denken kann. Sie ſodern mich ferner auf, daß ich es blos ous Begrlſſen zu bewelſen verſuchen ſoll, daß aus dreyen graden Anlen eine Figur moͤg— lich ſeyp. Dieſen Verſuch wird nun freyllch kein Kenner der Geometrie machen wollen, well er einfieht, daß die Allge— meinhelt dleſes Satzes ſich nicht bewelſen läßt, da fie nicht ſtatt haben kann, und falfd) angenommen würde. Nur dann kann durch drey Anien ein Raum eingeſchloſſen werden, wenn zwo zuſammen genommen groͤſſer, als die an

leß

Dieß Nothw Mein nen E⸗

eine

dritten

fo fünt ten Lin dritten

jufamn Raum, Merbin muß er bunden gr ffe,

lern in um ih. eine e. bey dei len. ein Ra fen, ur re der

nutz, koͤnnen hungen ſchauut auch je meinen ne Zul ne emp vor, i ne emp fie nid)

255

Dieß I der ſynthetiſche Satz, deſſen Allgemeinheit und Notwendigkeit ich aus den Begriffen zu erweiſen unternehme. Mein Beweis iſt folgender: wenn zwo Knien mit ihrem ei— nen Ende auf die dritte Linie geſetzet werden, fo daß die eine auf dem einen, die andre auf dem andern Ende der dritten Aale ſteht, und ſie ſich nun gegen einander neigen: ſo loͤnnen fie mit den benden andern Enden nicht in der drit. ten Linie zuſemmen ſtoſſen, well fie ſonſt nur zuſammen der dritten gleich wären. Ste kommen alſo auſſer derſelben zuſammen, und ſolglich iſt zwiſchen dleſen drey Knien ein Raum, welcher eingeſchloſſen wird. Es iſt alfo durch die Verbindung dieſer drey Linien eine Figur moͤglich, und ſie muß entſtehen, wenn fie auf die oben beſchriedene Art vers bunden werden. Dieſer Beweis ſtüuͤtzet ſich blos auf Bes gr ffe, und ich mache dieſen ſynthetiſchen Satz meinen Echt. lern in einem einzelnen Fall oder Beyſpiel anſcheulich, nicht um ihn dadurch zu beweiſen, ſondern es ihnen nur durch eine empiriſche Anſchauung klar zu machen, was ſie bey den articulirten Zeichen meines Beweiſes deuken ſol. len. Ich und meine Schuͤler ſetzen aber berde voraus, daß ein Raum auſſer unſerer Vorſtellung wirklich in der Natur fen, und alſo elngeſchloſſen werden kann. Denn ſonſt mäs re der ſynthetiſche Satz und fein Beweis zum Gebrauch un— nutz, und der letzte wuͤrde nicht einmal denkbar ſeyn. Wie koͤnnen Sle nun den Machtſpruch thun, daß alle meine Bemuͤ. hungen vergeblich find, und daß ich gensthiget bin, zur An— ſchauung meine Zuflucht zu nehmen, wie es die Geome rie auch jeder zeit thut? Freylich werde ich, wenn ich anders meinen Zuhoͤrern verſtaͤndlich ſeyn will, zur Anſchauung mei. ne Zuflucht nehmen. Allein diefe iſt nie eine andre als eis ne empiriſche. Ich zeichne innen die Figuren und Körper vor, von welchen ich etwas beweiſe, um ihnen durch eis ne emplriſche Anſchauung die Sache klar zu machen, damit ſie nicht blos Worte, ſondern das geometriſche Oblect, was

ſie

23 6 TEEN

fie ſich denken ſollen, und wovon ich etwas bemeifen till, auch wirklich denken. Will ich fie etwa davon belehren, daß alle Radli eines Zirkels gleich find: fo ziehe ich durch Hülfe elnes dazu dlenlichen Werkzeuges aus einem Punct einen Zirkel, und zelge es ihnen vor Augen, daß dle Ent. fernung der Puncte in der Peripherie von dem Mlttelpunct durch elne und dieſelbe grade Linie und alſo durch gleiche A. nien gemeſſen werden. Dadurch bringe ich meinen Erfah⸗ rungsſatz bey ihnen zu einer empiriſchen Anſchauung, und mache fie darauf auſmerkſam, daß ich nicht aus dleſer An. ſchauung des einzelnen Gegenſtandes, ſondern aus allgemel, nen Begriffen das Prädicat jo herleite, daß es allgemeln und nothwendig mit dem Eubiect verbunden iſt. Sie fra⸗ gen mich, von welcher Art dieſe Anſchauung It? Eine reine a priori, oder elne a polteriori? Das erſte war fie nun freyllch nicht, fondern fie iſt eine empirifhe und zwar a poſteriori. Allein fo koͤnnte daraus Fein allgemeinguͤltl⸗ ger und apodlctiſcher Satz hergeleitet werden. Keln apo— dletiſcher? Nun hier kaͤme es noch erſt auf Erklaͤrung an. Keln allgemelner? Ganz recht. Dleß wird auch kein Geometer behaupten, weil die Anſchauung, die er braucht, ſtets ein einzelnes Ding (indiuiduum) zum Gegenſtand hat, auf wel— chen er nie die Allgemeinheit und Nothwendigkelt feiner Theoremen, fondern auf richtigen Beweis aus Begriffen grün. det. Sie fagen mir zwar, daß ich alfo meinen Gegenſtand a priori in der Anſchauung geben muß, um auf dieſen mel— nen ſynthetiſchen Satz zu gründen. Verſtehen Cie durch einen Gegenſtand a priori einen allgemeinen Begriff, etwa von elnem Trlangel, von elnem Rhomboiden, von elnem Kegel: fo gebe ich ihn erſt meinen Zuhörern In der Anfchaus ung, um bey ihnen eine klare Vorſtellung von dem geome— triſchen Gegenſtand zu machen. Ich warne ſie aber, ſich es ja nicht einzubilden, als wenn ich aus dleſen einzelnen Zeichen, oder blos aus der empiriſchen Anſchauung die Fol gerung mache, fondern ich lehre fie, daß ich aus dem all.

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Vermo laſſen, andern gemeine das Ve len, w

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237 gemeinen Begriffe, oder aus dem, worinn alle Gegenflän- de von der Art üvereinfommen, die Allgemeinheit und Morhmendiafeit des Sotts herieite, welchen ich bewelſen will. Wollen Sie aber dieß ſagen, dafi, wenn Raum nicht blos eine ſublective Bedingung meiner Sinnlichkeit, nicht reine Form meiner Anſchauung und auffer dieſer Nichts waͤ. re, ſo koͤnnte ich die Rothwendigkeit und Allgemelnheit der ſynthetiſchen Saͤtze in der Geometrie nicht beweiſen? In diefem Fall muß ich Ihte Behauptung verwerfen, und Ihnen mein Befremden darüber bezeugen, daß Cie auch nicht nur einmal einen Verſuch gemacht haben, uns einen Beweis von der Art vorzulegen, wodurch Sie einen fonthes tiſchen Satz und feine Allgemeinhelt darthun. Sle legen mir dieſe ſonderbare Fragen vor: 1) läge in dir nicht ein Vermögen, a priori anzuſchauen, 2) wäre dieſe fublectie ve Bedingung der Form nach nlcht zugleich die allgemeine Bedingung a priori, unter welcher allein das Obleet dle— fer äuffern Anſchauung moͤglich iſt; 3) wäre der Gegen— ſtand (der Triangel) etwas an ſich ſelbſt, ohne Bezlehung auf dein Subiect: wie koͤnnteſt du ſagen, daß dasjenige, was in deinen ſubiectiven Bedingungen, einen Trlangel zu conſtruiren, liegt, auch dem Triangel an ſich ſelbſt north» wendig zukommen muͤſſe? Hierauf werde ich Ihnen fol— gendes antworten. 1) Lage in mir kein Vermoͤgen, a pri- ori etwas anzuſchauen: fo würde ich frenlidy auch von kei— nem Triangel eine Anſchauung a priori haben konnen. Als

lein was nennen Sie das Vermögen, a priori anzuſchgu—

en? Dieß kann nichts anders heiſſen, als entweder ein Vermoͤgen, aus der empiriſchen Anſchauung alles wegzu⸗ laſſen, was nicht zur Aehnlichkeit eines Gegenſtandes mit andern von derſelben Art gehört, und ſich alfo einen alle gemeinen Begriff von dieſer Art der Dinge zu bilden, oder

das Vermoͤgen, ſich ſinnlich den Gegenſtand fo vorzuftele len, wie er auf Organe der Sinne gewirket hat, oder eln Vermögen Anſchauungen a priori zu haben. In je.

dem

dem Fall, würden wir auch Peine Anſchauung haben, wenn uns dieß Vermögen fehlte, welches vor aller Erſahrung und alſo in fo welt a priori in ung llegt. Wir würden uns olſo auch keine Begriffe von den Gegenſtaͤnden machen, noch Sätze bilden, noch Bewelſe für dieſelben ſuͤhren koͤn. nen. Hätten wir nicht das Vermoͤgen, Anſchauungen a priori zu erhalten: fo würden wir eben fo wenig dazu ei. ne Fahigkeit haben, wenn das a priori haben, ſich auf das Vermoͤgen bezleht. Wollen Cie es aber auf die Ans ſchauungen bezlehen, und ſich darunter ſolche denken, wel. che in uns von aller Erfahrung auch in Ruͤckſicht ihres Urs ſprunges ganz unabhängig ſind: fo habe ich es Ihnen ſchen geleugnet, daß wle ſolche Anſchauung haben, oder haben konnen, und Ele haben das Gegentheil zwar angenommen, aber nirgends bewieſen. Wären ſolche alſo durchaus noͤ— ehia, wenn wir elne Erkenntniß von Gegenſtaͤnden erlangen ſollten: fo wäre es um die unſtige gaͤnzlich geſchehen. Wir würden gar keine, alſo auch kelne von geomerrifhen Wahr— beiten haben konnen. Allein zu unſerm Gluͤcke brauchen wie dergleichen Anſchauung nicht, um unſern Verſtand mit Schätzen richtiger Erkenntniſſe zu berelchern. Wir brau⸗ chen eine ſolche ſublective Bedingung der Form nicht, und fie kann alſo auch nicht die allgemelne Bedingung a prio- ri ſcpn, unter welcher alleln das Obiect der aͤuſſern Anſchau— ung ſelbſt moͤglich iſt. Sie wuͤrde auch, wenn wir ſie haͤt— ten, durchaus nicht dasjenige ſeyn, unter welchem das Ob⸗ iect der Anſchauung moͤglich wäre. Dieß iſt das Ding ſeloſt, welches vorgeſtellt wird, und dasjenige blelben würs de, was es wäre, wenn wir auch gar keine Anſchauung von ihm hätten. Seine elgenthuͤmliche Maͤgllchkeit muß von ganz andern Gründen abhängen. Dieß Ding würde ſreyllch keln Obiect unſter Anſchauung werden koͤnnen, d. h. wir wurden unfähig ſeyn, elne Vorſtellung von ihm zu erhalten, wenn wir nicht das Vermoͤgen von Natur vor aller Erfahrung, oder a priori hätten, davon fo afficirt zu r wer⸗

werden, ihm gere Streit. etwas an koͤnnteſt iectlven dig llegt kommen Hi on ſich mein S fo würde ung wer haben, Wären meiner \ Schluß / Dingung dem Tri fen die griff des aus gem ſo muß

Anſchau

unter de aber be Beding Trlange ſich erſt Beſtim flimmu: vorjtellt

A lch zu ı

239

werden, daß uns dadurch der Stoff zur Vorſtellung von ihm gereichet wird. Hieruͤber habe ich mit Ibnen keinen Streit. Ihre letzte Frage war dieſe: waͤre der Trlangel etwas an ſich ſelbſt ohne Beziehung auf dein Subiect, wle fönnteft du denn ſagen, daß dasjenige, was in deiner fubs iectlven Bedingung, einen Triangel zu conſtrulten, nothwen— dig llegt, auch dem Trlangel an ſich ſelbſt nothwendig zus kommen muͤſſe.

Hierauf werde ich erwiedern: 1) waͤre der Trlangel on ſich ſelbſt zwar da, haͤtte aber keine Beziehung auf mein Subieck, d. i. aſſicirte nicht meine Sinnenorgane: fo würde er auch keln Obiect meiner emplriſchen Anſcheu— ung werden; ſo wuͤrde ich auch keine Vorſtellung von ihm haben, alſo auch nichts von ihm praͤdleiren koͤnnen. 2) Waͤre auſſer meiner ſublectlven Bedingung oder auſſer meiner Anſchauung an ſich nichts: fo wäre es ein ſeltſamer Schluß, daß dasjenige, was in meiner fubiectiven Be— dingung, einen Triangel zu conſtrulren, nothwendlg ift, auch dem Triangel an ſich nothwewdig zukomme. Nur ſo ſchlleſ. fen die Geometer, wenn etwas aus dem allgem⸗inen Bes griff des Trlangels, und aus andern hieher gehoͤrigen (dom ausgemachten geometriſchen Wahrheiten nothwendig folgt, fo muß dleß auch auſſer meiner fubiectiven Bedingung der Anſchauung von den Triangeln allgemein gelten, welche unter dieſem allgemeinen Begriff liegen. Nie werden Sie aber behaupten, daß dasjenige, was In ihren ſubiectlven Bedingungen, einen Triangel zu bilden, liegt, auch dem Triangel an ſich ſelbſt zukomme, oder ihr Verſtand muͤßte ſich erſt fo weit verlrret haben, daß fie die eigenthuͤmlithe Beſtimmung ihrer Denkkraft für eine eigenthuͤmliche Be— ſtimmung des Dinges an ſich ſelbſt hielten, was fie ſich vorſtellten, aber für ſich feine obiective Realltät hätte.

Wie koͤnnen Sie mir das Vermoͤgen abſprechen, daß ich zu meinen Begriffen von drey Linien etwas neues, naͤm⸗

lich

240 RER er

lich dle Flgur hinzuſuͤgen kann, welches darum an dem Ge. genſtande angetroffen werden müßte, da dieſer vor meiner Erkenntulß und nicht durch dleſelbe gegeben if. Von mel. chem Gegenſtande reden Sie? Etwa von einem Trlangel, der da iſt, ehe ich ihn erkenne, und der alſo vor meiner Kennt nlß von ihm und nice durch dleſelbe gegeben iſt? Von dleſem kann ich freylich keine Kenntniß haben, wenn ich dleſe nicht von ihm als einem einzelnen Gegenſtande durch Hülfe einer empirifhen Anſchauung, und alſo a poſteriori mir verſchaffe. Allein nun wels ich auch, daß ihm alles dasjenige nothwendig zukoͤmmt, was aus dem allgemeinen Begriff, unter welchem er lieget, nothwendig folgt. Warı um kann ich nicht zu dem Begelff von drey Linlen etwas neues, elne Figur, hlnzudenken, wenn ich fie mir in der nöchigen Verbindung vorſtelle, daß fie mit ihren Enden zufammenfioffen, alſo einen Raum einſchlieſſen, und in el. ner Flgur verbunden ſind? Dieß neue wird nothwendig in dem Gegenſtande, naͤmllch In den drey Sinlen, angetrofs fen, weil fie nicht nothwendig In dleſer Verbindung ſeyn muͤſſen. In einem Triangel find fie aber fo verelniget, wenn er da lſt, und er iſt vor meiner Erkenntulß nlcht durch dleſelbe gegeben, wenn ich nicht weis, daß er da iſt. Dies fe Exiſtenz erhält er nicht von meiner Erkenntniß, wenn er ober melnem Vorſtellungsvermoͤgen den Stoff zur em plriſchen Anſchauung dartelcht: fo wels ich, daß er auſſer derſelben feine oblective Realität hat. Es Ift nichts als bloſſe Wlederhohlung von dem, was Sie mir ſchon fo oft geſagt haben, wenn Sie ſagen: waͤte nicht der Raum eis ne bloſſe Form deiner Anſchauung, welche Bedingungen 2 priori enthaͤlt, unter denen allein Dinge für dich aͤuſſere Gegenſtaͤnde ſeyn koͤnnen, die ohne dleſe fublective Bedln— gung nichts ſind: fo koͤnnteſt du a priori ganz und gar ulchts über aͤuſſere Dinge ſynthetiſch ausmachen. Ich will Ihnen dasjenige entgegenſetzen, wle ich mir dleß vorſtelle. Hätte ich kein Vermoͤgen a priori, von den aͤuſſern Ge. gen⸗

geuſtaͤnd⸗ ju eich ſolchen . genung 7 ne Vors. ju mache die ſich mn ohne we kann: . genftände nichts o. noch ſyn! eine bio! lectide 2 ſeren Ge ich eine

ſen woll nichts a Schluß als dieſe Dingen

wären a Raum | auch kel Schluͤſſe gen Ges fe lmm

J. ſuͤr wal muͤſſen, free An ſtaͤnden zugleich ne Rey

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—— 241

geuſtaͤnden, in welchen Theile auſſer und neben einander zu leich find, fo aſſicirt zu werden, daß ich von ihnen als ſelchen eine Anſchauung erhielte; hätte ich ncht Verſtand genung dazu, aus dleſen empiriſchen Anſchauungen mir ei— ne Vorſtellung von dem allgemeinen Begriff des Raumes zu machen, welchen ich in ſolchen aͤuſſeren Gegenſtanden, die ſich meinen Augen darſtellen, immer wleder finde, und ohne welchen ich ſie nicht in elner Anſchauung mir denken fann: fo würde ich mie gar keine Begriffe von dieſen OGe⸗

genſtaͤnden machen, nichts von ihnen auseinander ſetzen,

nchts von dleſen aͤuſſeren Gegenſtaͤnden weder analytiſch noch ſynthetiſch ausmachen koͤnnen. Wäre der Raum nicht eine bloſſe Form meiner Anſchauung, nicht blos eine ſub—

iectide Bedingung, und ohne dieſe obiective, d. h. in aufe

ſeren Gegenſtaͤnden an ſich ganz und gar nichts: fo würbe . ich eine falſche Folgerung machen, wenn ich daraus ſchlieſ⸗

ſen wollte, daß ich in dieſem Fall über äuſſere Obeecte nichts ausmachen könnte. Grade umgekehrt würde der

Schluß gelten: waͤre der Raum nichts als die Form, nichts

als dieſe ſubiective Bedingung: fo konate ich von äuffern Dingen weder ſyntbetiſch noch analytiſch etwas wlſſen: fo

wären alle meine Vorſtebungen von äuffern Obiecten im

N Raum ſalſch, well kein Raum obiective wäre, und alſo

auch keine Gegenſtände ihn einnehmen koͤnnten. Diefe,

Schluͤſſe haben für mich und für den Verſtand aller übrie

gen Geometer eine ungezweifelte Guͤltigkelt, und ich den⸗

te immer, daß der Ihrige dieſe auch anerkennen muß.

Ich werde es alſo weder ſuͤr ungezweifelt gewiß, noch für waßrfhelid, ſondern für apodletiſch falſch halten muͤſſen, daß Raum und Zeit ſubiective Bedingungen une ſrer Anſchauungen find, es ſey denn, daß fie von Gegen— fländen reden, in welchen Theile auſſer und neben einander zugleich find, und in welchen von uns eine ununterbroch—

ne Reyhe von Veranderungen durch Hülfe des Verſtandes, Q nicht

nicht der Sinnlichkeit bemerkt wird. Leugnen muß Ich dle Wahrbelt Ihres Schlußſatzes, daß die Gegenſtaͤnde ſelbſt blos Erſchelnungen, und feine für ſich gegebene Dinge ſind, daß wir von ihnen an ſich ſelbſt nichts ſogen koͤn— nen, welches dleſen Erſcheinungen zum Grunde lieget. Wis re es wahr, was fie behaupten; fo wurde der Aſtronom dle Sonnen und Mondfinſterniſſe nicht mit fo puͤnctlicher Ge naulgkelt der Zelt und der Groͤſſe voraus ſagen koͤnnen. Er hat durch genoue Beobachtung den perlediſchen Lauf der Erde um die Sonne, und des Mondes um die Erde ſich bekannt gemacht. Er hat die Groͤſſe des Kegelſckat, ters hinter dleſen Koͤrpern nach Regeln berechnet, welche ſich auf aſtronomiſche Gründe und auf dle Geſetze fügen, welche dle Natur den Lichtſtralen nach ſeiner Beobachtung vorgeſchrleben hat. Nun ſetzet er voraus, daß dle Natur auſſee feiner Vorſtellung nach dleſen Geſetzen fortwirfen werde, and auf diefe Vorausſetzung graͤndet er die Berech— nung, welche r darüber anſtellt. Lachen würde er über feine Bemühung müffen, wenn er den Raum, worlnn dle Himmelsförper ſich beroegen, die Zeit, welche fie da— zu brauchen, fuͤr nichts als für ſubiective Bedingung feiner Slunlichkelt, oder für eine bleſſe Form feiner Anſchauun— gen, und auſſer dieſen für nlchts an ſich ſelbſt halten woll— te. Er verlaͤßt ſich vielmehr darauf, daß beyde ihre obiecs tive Realitaͤt haben würden, wenn auch kein Sterhllcher davon eine Anſchauung haben koͤnnte, und doeß dle Reſul— tate feiner Berechnung, welche ſich darauf gruͤndet, ihre vollkommne Richtigkeie haben, daß die Maturbegebenpeit nicht blos in Anſehung unſter Sonne, unſter Erde, unſers Mondes als individueller Körper, ſondern in Anſehung allet möglichen, wern fie in durchaus glelchen Lagen gegen einander waren, ſich auch nun fo, wle feine Berechnung es mit ſich bringt, in Ruͤckſicht der oblectiven Zeit, und der oblectlven Groͤſſe der Verfinſterung an dem Orte der Er de, wofuͤr ſie berechnet iſt, genau verhalten werde. Hat

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die Erf in feine Anſcho: ſich ſo von dei wohl ff waͤren, geachtet Ihre 2

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die Erfahrung es nicht auch Sie mehrmal gelehret, daß er in feiner Vorausſagung nicht irite, daß auch cuffer Ihrer Anfdiauung in der Natur ſelbſt dieſe obiective Begebenheit ſich fo ereignete, wie fie auch wohl auf Jahrhunderte vorher von den Aſtrenomen berechnet war? Würde alles dieß wohl ſtatt finden koͤnnen, wenn Raum und Zelt blos das mären, wofür Sie fie ausgeben? Könnten Sie demohn⸗ geachtet doch das Gegenthell beweiſen: fo wuͤrden Sie durch Ihre Bemühung, wenn fie Ihnen gelünge, fehr verpflichs ten Ihren ergebenften ꝛc. 8

17. Brief.

Mein Herr,

Was wollen Sie mit Ihrer Theorie von der Idealitaͤt det innern und aͤuſſeren Sinnes anzeigen? Ich kann mir von beyden eine Idee machen. In dleſer ſind nicht die Sinne ſelbſt oblective entholten, ſondern ich habe von ihnen als von Oblecten eine Vorſtellung, welche auſſer derſelben oblective Beſtimmungen von mir find. Wird man es Ihnen al— fo nicht mit Recht vorwerfen, daß Ihr Ausdruck, Idea— lität des aͤuſſern und innern Sinnes, ſehr dunkel fen, und daß Sie dieſe Dunkelheit haͤtten aufflären müffen, wenn wir wilfen follten, was Sie ſich dabey gedacht has ben? Gleich darauf reden Sie von der Idealitaͤt der Ob— iecte der Sinne, als bloßer Erſcheinungen, ſolglich ente weder als ſolcher Dinge, wovon wir eine emplriſche Vor⸗ ſtellung haben, oder als ſolcher, in wle welt ſie den Innhalt unſcer Verſtellung ausmachen, und alſo bloße Erſcheinungen ſind. Im erſten Fall haben dleſe Oblecte keine Idealitaͤt, ſondern find die aͤuſſern Gegenſtaͤnde an

ſich ſelbſt, wovon ich eine Idee habe, oder haben kann; Q 2 im

im zweyten find fie nicht mehr die Dinge an ſich felbft, ſondern ich denke mir darunter die Formen der finnlichen Anſchauungen, welche ich von ihnen habe. Nun ſind die Obieete blos Ideen, und ich kann ihnen alſo eine Idealitaͤt beylegen.

Alles, was in unfrer Erkenntulß zur Anſchauung ge hoͤret, ſoll nichts als bloſſe Verhaͤltniſſe der Oerter in einer Anſchauung, (Ausdehnung), Veraͤnderung der Oerter (Bewegung), und Geſetze, nach welchen dieſe Veraͤnderun— gen beſtimmt werden, (bewegende Kräfte), in ſich enthalten. Gefühle der Luſt und Unluſt, den Willen nehmen Ele aus, well fie gar keine Erkenntniſſe find. Dieß find fie ſteylich eben fo wenig, als irgend ein andrer Gegenſtand, 3. V. Veraͤnderung der Oerter, bewegende Kräfte, wovon wir ei. ne Erkenntniß haben. Wer hat denn je behaupiet, doß die

Gegenſtaͤnde unfrer Erkenntniſſe dle Erkenntniſſe ſelbſt ſeyn koͤnnen? Ich weis gar nicht, warum Sie uns dleß als eint wichtige Wahrhelt erſt bekannt machen. Anſchkauungen koͤnnen wir aber eben fo wohl von Luſt und Untuft vom Willen, und von allen andern innern Beſtimmungen un ſers Gemuͤthes haben, weil doch Anſchauungen nichts am ders als Vorſtellungen find, welche auf ihre Gegenſtände bezogen werden. Nicht blos Verhältnijfe, wle Sle behaup— ten, ſondern auch die Obiccte ſelbſt ſtellen ſich uns zu Anſchauung in dem Verhaͤltniſſe dar, in welchem ſie ge— gen einander ſtehen, und in wie weit ſie uns den Stef zur Vorſtellung von ſich darreichen. Ich fehe etwa zwe Anien, veraleiche fie mit einander und werde gewahr, deß die eine gröffer als die andre iſt. Zuerſt betrachte ic fie als Obiecte für ſich, und ehe ich fie in der Darſtel, lung vergleiche, denke ich mir auch das Verhaͤltniß nicht, in welchem fie ſtehen. Hier kommt mir eine Regel der

Denkkroſt zu Hülfe. Allein ich würde fie nicht anmen | den koͤnnen, nicht richtig anwenden, wenn keine Dbiect |

fi

für fid hätten, erichein: es auf fol mir Etwa meiner, lerdings Anſchan einen \ ſtand a nem u wicht che in ihrer C Erfahr! andre, Hier 6 ſernung und die Gem! Hebels durch n Koͤrper

D ſich er! Wuͤſle wie 7 Beſchaß Dinge Merbält Verpäli ſchauun nen les

. 245

für ſich da waͤren, wenn ſe nicht die obiective Groͤſſe hätten, mit welcher fie mir durch Huͤlſe meiner Augen erſcheinen. Was in dem Orte gegenwaͤrtig, oder was es auſſer der Ortveraͤnderung in den Dingen wirket,

ſoll mie dadurch nicht gegeben werden. Wodurch nicht?

Etwa nicht durch die finnlihe Anſchauung. Dieß iſt aber meiner, ich glaube, auch Ihrer Erfahrung entgegen. Al—

8 lerdings unterſcheide ich durch Huͤlſe meiner empirifhen Anſchauung in einem Garten eine Lille von der Roſe, „einen Baum vom Waſſer, und denke mir jeden Gegen—

5 fand an dem Orte, wo er iſt. Ich bemerke es bey eis nem ungleicharmigten Hebel, daß, um ihn in Gleichge— wicht zu halten, an beyden Enden Körper hängen, wel—

ce in einem umgekehrten Vethaͤltniß der Schweren und

isrer Entfernungen von dem Ruhepunct ſtehen, und bie Erfahrung lehret mich, daß, ſobald ich dieß Verhaͤltniß andre, die eine Selte herabſinkt, die andre emporſtelget. Hier habe ich nicht blos Oerter, ſondern auch ihre Ent— ſernung von einem gemeinſchaſtlichen Ort oder Punct, und die abſolute Schwere der Koͤrper mit ihrer relativen Geſchwindigkeit verglichen, welche ihnen in Anſehung des Hebels zukommt. Ich Habe die gegenſeitigen Wirkungen durch meine empltiſche Anſchauung bemerkt, welche die Körper in dieſer Verbindung gegen einander aͤuſſern.

Blos durch Verhaͤltniſſe wied die Sache nicht an ſich erkannt. Dieß werde ich Ihnen nicht ableugnen. Wuͤſte ich von A und B nichts mehr, als daß fie ſich wie 7 zu 12 verhielten: ſo wuͤrde ich daraus fuͤr die Beſchaffenheit der Dinge nichts ſchlieſſen koͤnnen, weil Dinge von unendlich verſchledenen Beſtimmungen in dieſem Verhaͤltniß gegen einander ſtehen koͤnnen. Allein ſolche Verhaͤltniſſe werden mir auch nie durch emplriſche An⸗ ſchauungen gegeben. Die Verhaͤltniſſe, die ich daher ken⸗ nen lerne, gründen ſich er die Beſchaffenhelt der Dinge,

3 wel⸗

246

welche ich onſchaue; und durch Beobachtung erkenne id "allein die Verhͤltniſſe, in welchen fie ſtehen. Könnte ich mir von ihren Beſtimmungen keine ſinnliche Erkennt. niß verſchaffen: fo mürden mir auch ihre Verhaͤltniſſe un. bekannt bleiben. Wie können Eile alſo ſchlieſſen, daß durch den äufferen Sinn nichts als bloſſe Verhaͤltnißvorſtellungen gegeben werden, und daß daher dieſer auch nur das Vers bältniſt eines Gegenſtandes auf unſer Subiect in feiner Wors ftellung, und nicht das Innte enthalten koͤnne, welches dem Sublect an ſich zukommt? Vorher haden Sie noch Ber: hältniffe der Dinge gegen einander zugegeben, und nun wol. len Sie blos Verbältniffe der Gegenſtände auf das Subiect, d. i. auf uns als denkende Weſen zulaſſen, welche uns nur durch den aͤuſſeren Sinn bekannt werden koͤnnen. Geſetzt, doß dieſes auch nur wäre: fo ließ ſich doch ein ſolches Wer: haͤltaiß nicht denken, wenn nicht die Gegenſtände auſſer unſter Verfiellung wären, und eine ſolche obiective Beſtim— mung haͤtten, daß dadurch uns der Stoff zur Anſchauung dieſer Verhältniffe gegeben wurde, was ſich nicht blos auf dle ſublectide Bedingung unſter Sinnlichkeit, ſondern durch— aus mit auf die Beſchaſſenhelt des Obtectes ſeldſt gründen müßte. Können wir gleich nicht durch die empirifdyen Ans ſchauungen tlef in das Heiligthum der Natur, tief in das Innte ihrer Werke hineindringen, nicht ihre erſte Grund, kräſte erblicken: fo koͤnnen wir doch manche innre Beſtim— mung aus den Wirkungen derſelben herleiten, wovon wir in der Chemie, ſelbſt auch in der Phyſik, und der empirischen Pinchologie die glaͤnzendſten Beyſplele finden,

Sie behaupten, daß es mit der innern Anſchauung, eben fo wle mlt der aͤuſſern bewandt iſt, und ich werde eben dleſen Satz fur den meinigen erkennen, fo ſehr wir auch in den Folgerungen von einander abgehn, welche wir daraus herleiten. In dieſer ſollen dle Vorſtellungen äuffrer Sinne nicht allein den eigentlichen Stoff ausmachen, womit wir unfer Gimuͤth beſetzen. Seln Gemuͤth mit Vorſtellungen

be.

ſtellung

beſetzen, che man ſollen u. in unfe: daß bey

ter De aͤnderun von Auf] Deritan Triebe, nung un ſtellung

wuſt ey. Anſchau ſelben?

ten: ſo

In den ( wuſt we welche de Rea dingung in den grade m halten,

Sie ſag male Q. vor allen Zeit abe oder An obiective Anſchau⸗ anders al male Be eine ober

*

247

beſetzen, dleß ſchelnt mir doch eine Terminologie zu fern, wels che man auſſer Ihrer Schule nicht brauchen würde. Vielleicht ſollen nur Vorſtellungen dadurch angezeiget werden, welche in unſerm Gemuͤthe ſtatt haben. Uebrigens iſt es wahr, daß bey innern Anſchouungen mehr von Wahrnehmung inn— © rer Beſtimmungen, vom Bewuſtſeyn unſter innern Vers änderungen die Rede iſt, wohln nicht blos Vorſtellungen ron aͤuſſeren Gegenſtaͤnden, ſondern auch die Wirfungen des Verſtandes und der Vernunft, alle Auſwallungen unſter Ttiebe, alle Gefühle von Freude und Trautigkeit, von Hoff— nung und Furcht gehoͤren. Die Zeit, in die wir dieſe Vor ſtellung fegen, geht nach Ihrer Behauptung ſelbſt dem Bes wuſtſeyn derſelben in der Erfahrung vorher. Wie denn? Als Anſchauung der Seit, und doch vor dem Bewuſtſeyn der— ſelben? Folglich wenn wir uns auch ihrer nicht bewuſt waͤ— ren: fo würde Zeit doch da ſeyn. Nu ſo muͤſte fie ja wohl in den Gegenſtaͤnden, deren wir uns durch aͤuſſte Sinne be— wuſt werden koͤnnen, oder in der Folge der Veraͤnderungen, welche in uns vorgehen, vor unſerm Bemuflfenn ihre obiecti— ve Realltaͤt haben. Sie iſt alſo nicht blos ſublective Be— dingung der Anſchauung, ſondern ſie kann auch ohne dieſe in den Gegenſtaͤnden ſelbſt ſtatt haben. Dieß wuͤrde nun grade mit Ihrer Hypotheſe, welche Sie für hoͤchſt gültig halten, im vollkommnen Widerſpruch ſtehen. Nein, werden Sie ſagen, die Zelt liegt nicht als Obieet, ſondern als ſor— male Bedingung der Art, wie wir fie im Gemuͤthe haben, ror allem Bewuſtſeyn derſelben zum C. he. Wis kann Zeit aber eine ſormale Bedingung ſeyn? Als Vorſtellung oder Anſchauung iſt ſie ein Geſchoͤpf des Verſtandes, als obiective Zeit iſt fie auſſer der Anſchauung, obgleich in uns Anſchauungen auf Anſchauungen folgen, und ſie alſo nicht anders als nach einander ſeyn Finnen. Wäre dieß die for. male Bedingung, wovon Sie reden: ſo haͤtten wir wieder eine obtective Zelt. Soll dleſe aber blos allgemeine Vor⸗

ſtellung der Zeit ſeyn, er unſer Verſtand gebildet = - 4 0

248 5 eee eee

fo kann fie ja ncht dem Bewuſtſeyn In uns vorhergehen, wel. ches ſich von ihr bey uns finder. Freylich enthält der Be. griff, Zelt, die Verhaͤltniſſe des Nacheinanderſeyns, und deſſen, was mit ihm zugleich It, des Beharrlichen. Die heißt in unferer gewöhnlichen Sprache: wenn ich mir Zei vorſtelle: fo denke ich mir eine ununterbrochne Reyhe von Folgen, in welcher das Zugleichſeyn aus geſchloſſen iſt, aber Diefe Reyhe von Veraͤnderungen in elnem Dinge, von wel, chem fie Beſtimmungen nach und nach find, und dieß Ding iſt das Sublect der Zeit, iſt das Behartliche, welches mit ihr zugleich iſt. Vin ich aber nicht berechtiget, auch daher zu ſcalieſſen, daß dieſe Zeit als Folge der Veraͤnderungen in dem Behartlichen ihre obiective Realitaͤt habe, und daß folglich die Zeit nicht blos eine ſublect'dbe Bedingung meiner A: chauupgen und auſſer dieſen an ſich Nichts fen? In wie weit fie blos Zeitbegelff, blos Anſchauung iſt, kann ſie nicht obetctive Zeit ſeyn, dieß verſteht ſich von ſelbſt, und um dl. ne ſolche ausgemachte Sache zu beweiſen, würden Sie keine transſcendentale Aeſlhetik geſchriehen haben.

Wie kaͤnnen Sie eine Vorſtellung, welche vor aller Handlung irgend etwas zu denken da iſt, eine Anſchauung nennen? Kann es denn auch eine ſolche geben? Vor aller Handlung irgend etwas zu denken, und doch eine Vorſtel— lung iſt Dec) wohl ein Widerſpruch, weil es unmoͤgllch iſt, daß meine Seele ohne alle Wirkſamkelt ihrer Denkkraſt eine Vorſtellung hat. Vor aller Handlung etwas zu denken, denket fie gar nichts, und jede Anſchavung, dieſiehat, ſetzet voraus 1) dle Handlung oder Wirkſamkeit meines Vorſtellungsvet— moͤgens, 2) eln Obiect, worauf die Vorſtellung, als Hand— lung meiner Seele etwas zu denken, bezogen wird. Feh— let beydes: fo hat fo wentg eine Vorſtellung, als eine Ars ſchauung ſtaͤtt. Dleſe Anſchauung fol nichts als Verhält— niſſe in ſich enthalten. Kann ſie aber dieſes, wenn ſie nicht die Verhältniſſe in ſich ſaßt, welche dle Oblecte gegen einander, oder gegen das denkende Sublect haben? a

159

alſo ni es nur Vor le Ihnen (welche haͤltn eff Eie fol! ſtellung Iſt Dei ſtellung wir nid koͤnnen! Diese, ſoferne! 2) nicht durch ei lung, . Elnn | ſchauen nicht in Etwas. ten, od fahrung Soll vi Die S den, w. kelt oder wird, u innre ſelben. ders ale kelt ben ob wir fteriori *

iſt nach

249

alſo nicht in jedem Fall Gegenſtaͤnde vorausgeſetzt, wodurch es nur allein möglich wird, Verhaͤltniſſe anzuſchauen? Ihre Vorſtellung, welche vor aller Handlung des Denkens bey Ihnen vorhergeßbt, ſoll Anſchauung fern, und wenn fie (welche? Anſchauung oder Vorſtellung?) nichts als Ver— haͤltniſſe in ſich enthalt: fo iſt fie die Form der Anſchauung. Sie ſoll aber nichts als dieſe in ſich enthalten. Dleſe Vor— ſtellung iſt alſo Anſchauung und auch Form der Anſchauung. Iſt denn beydes einerlen? Was Sie doch aus einer Vor— ſtellung zu machen wiſſen, weiche wir andre Sterbliche, die wir nicht zu Ihrer Schule gehoͤren, uns gar nicht denken können! Sie wiſſen uns noch mehr von ihr zusagen.

Diefe Form der Anſchauung ſoll 1) nichts vorſtellen, auſſen

ſoſferne im Gemüthe etwas geſetzt wird, und folglich foll fie 2) nichts anders ſeyn koͤnn en, als die Art, wie das Gemürh durch eigne Thaͤtigkeit, naͤmlich dieſes Setzen feiner Vorſtel— fung, mithin durch ſich ſelöſt aſſicitt wird, d. i. ein innrer Einn ſeiner Form nach. Freylich werden wir nichts on» ſchauen, folglich keine Anſchauung haben konnen, wenn nicht im Gemuͤthe etwas geſetzt wird. Welches iſt aber dieß Etwas. Entweder das Vermögen Vorſtellungen zu erhal— ten, oder die Thaͤtigkeit, deſſelben. Jenes iſt vor aller Er— fahrung a priori da, aber nicht die Vorſtellung ſelbſt. Soll dieſe erfelgen: ſo muß das Vermoͤgen thaͤtig werden. Die Seele kann ſich nun dieſer Wirkſamkeit bewuſt wer— den, weil fie einen innern Sinn hat. Allein diefe Thätig. kelt oder dieſe Vorſtellung, wodurch der innere Sinn afficirt wird, und wir uns derſelben bewuſt werden, ift nicht der innre Sinn ſelner Form nach, ſondern der Gegenſtand deſ— ſelben. Der innre Sinn ſeiner Form nach kann nichts an— ders als unfre Fähigkeit ſeyn, uns unſter innern Wirkſam— keit bewuſt zu werden. Dieſe iſt aber nicht eine Vorſtellung, ob wir uns gleich durch Beobachtung, und folglich a po» fteriori von ihr eine Vorſtellung verſchaffen koͤnnen.

Alles, was uns durch einen Sinn vorgeſtellet wird,

iſt nach Ihrer 2 in ſoferne eine Erſchelnung. | 5

In

1

In wie welt Ift es dieſe? Etwa in wle welt ich es mir vor, ſtelle? Dleß iſt nun zwar richtig: es wurde aber nichts mei. ter heiſſen, als jede Vorſtellung durch Hülfe der Sinne iſt jederzeit Vorſtellung. Dieß wäre dann doch blos eine Wirk. famfeit meiner Vorſtellungskraft, ich möchte es mir in ſinn⸗ lichen Anſchauungen, oder in allgemelnen Begriffen denken. Allein nun iſt nicht von den Obieeten, die vorgeſtellet wer⸗ den, ſondern von Anſchauungen dle Rede, welche ich von ihnen habe. Sie ſetzen hinzu: eln innrer Sinn würde alſo gar nicht elngeraͤumet werden muͤſſen, oder das Sublect, welches der Gegenſtand deſſelben iſt, würde nur durch den. ſelben als Erſcheinung vorgeſtellet werden koͤnnen, nicht wie er von ſich ſelbſt urtheilen wuͤrde, wenn ſelne Ans ſchauung blos Selbſtthaͤtigkeit d. i. intellectuell wäre. Der Gegenſtand des innern Sinnes, wovon Sie itzt reden, iſt alſo das denkende Subiect ſelbſt, welches dieſen Sinn hat. Es wird durch Huͤlſe deſſelben ſich feiner innern Modifica— tionen bewuſt. Nur dieſe koͤnnen Gegenſtaͤnde des innern Sinnes werden. Unſer Verſtand denket ſich das Sublect als das Beharrliche, worinn dieſe Wirkſamkeiten als Innre Veränderungen erfolgen. Das Subiect ſelbſt kann aber nie eln Gegenſtand dieſes innern Sinnes, kann alſo nicht eine Erſcheinung deſſelben werden. Allein kann dleß wohl eine Urſache ſeyn, welche uns bewegte, kelnen innern Sinn elnzuräumen? Auch unfre innern Modificationen ſelbſt find keine Erſcheinungen, ſondern obiective Gegenſtaͤnde derſelben. Wenn wir uns auch gleich dieſer als Vorſtellungen bewuſt werden, und alſo eine neue Vorſtellung von jenen erhalten: ſo ſind jene das Obiect von dieſer, aber nicht Vorſtellungen von ſich ſelbſt. Die Vorſtellung, welche ich mir von ihr

mache, koͤnnte vielleicht Erſchelnung genannt werden. Unter denkendes Subiect, ſagen Sie, würde von ſich ſelbſt anders urtheilen, wenn feine Anſchauung blos Selb— ſtaͤndigkeit d. i. intellectueh wäre. Anſchauung und Selbſt— thätigkeit würde doch auch denn nicht elnerley ſeyn koͤnnen, fon.

ſondern

in, U Wirfun: des dent weber ſe nicht. ehärigfei tericheid: Selbſtth Ware e. Es mit Witkun— Obiecten de es do nern M. denkende von dem

a wle ein ſcheinet ſtens zug innern 2 denkende in unferr ein Su auf die ſe Sinn we Wirfung unire C. len, wel Wir mu Veraͤnde wir uns

fern Del

281

a ſondern die erſte würde eine Wirkung der andern ſeyn muͤſ.

fen. Waͤre die Anſchauung auch blos intellectuell, oder Wirkung des Verſtandes, fo würde fie durch die innre Kraft

des denkenden Weſens erregt werden. Dieſes waͤre nun ent— weder fähig, ſich dieſer Thaͤtigkeit bewuſt zu werden oder

0 nicht. Nicht? So müfte es eine Wirkung feiner Selbſt—

thätigkeit nicht von der andern, und auch nicht von ſich uns terſchelden konnen. Ließ ſich dieß bey einer fo erhoͤheten Seelbſtthaͤtigkeit denken, welche die unſtige welt uͤbertraͤſe? Waͤre es aber dozu fähig: fo hatte es einen innern Sinn.

Es wuͤrde freplich von den Gegenſtaͤnden deſſelben als bloſſen

Wirkungen ſeiner Selbſtthaͤtigkeit anders als wir von den

Obiecten unſers innern Sinnes urtheilen. Unterdeſſen wuͤr—

de es doch durch Huͤife feines innern Sinnes von feinen in—

nern Veränderungen und von ſich als dem blos ſelbſtthaͤtig

denkenden Eubiect urtheilen koͤnnen, obgleich dieß Urtheil von dem unſrigen unt erſchleden ſeyn wuͤrde.

Alle Schwlerigkeit fol nur hiebey darauf beruhen,

„„ le ein Subiect ſich innerlich anſchauen kann. Doch diefe

ſcheinet mir nicht ſo groß zu ſeyn, daß wir fie nicht wenig— ſtens zum Theil uͤberwinden koͤnnten. Wir find uns unfrer innern Veränderungen bewuſt, unterſcheiden fie von unſerm denkenden Sublect, und bemerken ſelbſt dieſen Unterſchied in unſern Vorſtellungen. Waͤre alſo die Frage blos, wie ein Sublect ſich innerlich anſchauen kann: fo würden wir auf dieſe folgendes antworten koͤnnen. Durch unfern innern Sinn werden wir uns der innern Veraͤnderungen oder der Wirkungen von allen unſern Fahigkeiten bewuſt, und durch unſre Erinnerungsfraft koͤnnen wir uns dieſe wieder vorftele len, welche in uns rege wurden, aber nicht mehr da ſind. Wir müffen uns alſo als ein Subiect denken, welches innre Veraͤnderungen nach einander haben kann, und ſo werden wir uns ſelbſt als das beharrliche Subieet von ihnen als un» fern Befimmungen unterſcheiden. Fragen wir aber weiter:

wie

wie {ff die Innre Geundkraft unfers Gelſtes beſchaffen, wo. durch es möglich wird, daß ſolche Wahrnehmungen in uns ſtatt haben koͤnnen, wie, daß fie wirklich erfolgen: fo geht das Geblet der Schwierigkeiten an, und Sle würden ung als Freunden der Wahrheit einen ſehe groſſen Dlenſt leiſten, wenn Sie durch die Fackel Ihrer tiefer ſehenden Vernunſt dieſe dunkeln Gegenden aufhellen koͤnnten. Allein bisher haben Sie noch nichts mehr als Ihre Vorgaͤnger geleiſtet, und ich beſorge immer, daß die menſchliche Vernunft, fo ſeht fie auch aufgeklaret ſeyn mag, in der Lage, worinn wir auf der Bahn dieſes Lebens ſortwandeln, nie zu der Starke gelangen wird, dieſe Schwierigkeit mit dem gluͤcklichſten Erfolg zu bekämpfen. Allein auch nur dief, was wir doch in dem Reiche der Wahrhelt entdecken koͤnnen, hat für uns zu viel Reiz, als daß wir es uns durch uͤbertrlebene Specu— lationen moͤchten entziehen laſſen.

Das Bewuſtſeyn ſelger ſelbſt (Apperception) iſt, wie Eile dafür halten, dle einfache Vorſtellung des Ichs. Allein jede Apperceptlon, welche wir haben, iſt doch nicht immer eigentich das Bewuſtſeyn uaſter ſelbſt. Sie hat ollemol bey uns ſtaͤtt, wenn wir uns äuſſerer Gegenſtände, welche auf unire Sinne gewirkt haben, eder unſrer innern Thaͤtlg— keit bewuſt werden, obgleich nicht der Gedanke von unferm Ich hinzu kömmt. Doch Sie ſcheinen nur von der Apper— ception zu reden, in wie weit fie das Bewuſtſeyn unfrer ſelbſt iſt, und dieſe nennen Sie elne einfache Vorſtellung des Ichs. Wenn aber dadurch alles Mannigfaltige im Sublect ſelbſtthaͤtig gegeben wäre, jo würde dieſe Vorſtellung doch ſo einſach nicht mehr ſeyn koͤnnen; ſondern ſie wuͤrde das Mannlafaltige zugleich mit einſchlieſſen. Würde mir durch fie allein alles dieſes in meinem Subiect ſelbſtthaͤtig gegeben: fo müpte ich entweder mit einmal alles deſſen, was nicht blos in jedem Augenblick in meinem Subiect da iſt, ſondern was auch nur durch meine Denkkraft da ſeyn kann, oder 75

na

nach ur freplich Loos n ſchauun haben werden Dinge mal bi: Fählgke chen, fi Unterid ken Sie lect ſe! es nur wuͤrde ſeyn; . ſen ben thaͤtig © ſelbſit ! berelnſ! ken, u: heben und thaͤtigen plriſch, len un bringen 3 uftfenr von ben wird, ı mütbe < Einnlid licyfeit i die Art,

253 nach und nach mir bewuſt werden. Das erſte wird nun ſreylich nie wegen meiner weſentlichen Einſchraͤnkungen mein dos werden können. Cine ſolche innre intellectuelle Ans ſchauung, wenn fie anders hlerinn beſteht, werde ich nie haben koͤnnen. Die Gegenſtaͤnde, deren ich mir bewuſt werden kann, find der Art nach unzaͤhlich, und als einzeine Dinge (indiuidua) für mich unermeßlich. Nicht mit ein» mal bin ich fähig, fie mir vorzuſtellen, und doch liegt die Faͤhlgkeit in meinem Eubiect, mir von ihnen Ideen zu mas chen, fie zu oppercipiren, ſolglich mir derſelben und ihres Unterſchiedes von meinem Subiect bewuſt zu werden. Den— ken Sie ſich alles Mannigſaltige, welches in meinem Sub— lect ſelbſtthaͤtig gegeben wird, in der Einſchraͤnkung, daß es nur das alles anzeiget, was jedesmal gegeben iſt: ſo wuͤrde die Anſchauung doch bey mir nicht blos intellectuell ſeyn; ſondern ich würde durch meinen innern Sinn mir deſ— fen bewuſt werden, was jedesmal in meinem Eubiect ſelbſe— thaͤtig gegeben würde. Mein Verſtand wurde doch erſt dieſe ſelbſtthaͤtigen Wirkungen mit elnander verglelchen, die Ue— berelnſtimmungen und Abweichungen derſelben bemer— ken, und durch Vergleichungen das Allgemeine herause— beben muͤſſen, um dieſe Wirkungen auf Gattungen und Arten zu bringen. Die Anſchauungen meiner ſelbſt— thaͤtigen Wirkungen mären doch immer noch ſinnlich, em» pirifh, und mein Verſtand würde aus dieſen die intellectuel— len Anſchauungen durch feine eigenthuͤmliche Kraft hervor— bringen muͤſſen.

Im Menſchen erſodert, wie Sie ſchreiben, dieß Be wuſtſeyn ſeiner ſelbſt, (Apperception) innre Wahrnehmung von dem Mannigfaltigen, was im Suhiect vorher gegeben wird, und die Art, wle dleſes ohne Spontaneität im Ger muͤthe gegeben wird, muß, um dieſes Unterſcheldes willen, Sinnlichkeit, heiſſen. Hier nehmen Sie das Wort Enns lichkeit in einer andern Bedeutung, wle ſonſt. gt iſt fie die a wie das Mannigfaltige im Gemürhe ohne Epon«

taneitaͤt

254 ee UL eee

taneltaͤt gegeben wird. Dleß Mannlgſaltlge, was in mel. nem Gemuͤthe gegeben Ift, kann nichts anders ſeyn, als 1) entweder die innern Veranderungen meines denkenden Sub, lects, oder die Abdrucke der Gegenſtaͤnde, welche fie In mir durch Elnwirkungen auf meine aͤuſſern Sinnen hervorgebracht haben, 2) dle Vorſtellungen, welche ich von ihnen erhalte, In Anſehung der erſten verhält ſich meln Verftellungsver. moͤgen blos leldend, und die letzten ſind ſelbſt nach Ihtem Syſtem Folgen feiner Spontaneitaͤt. Nun erſt entſteht In mir das Bewuſtſeyn derſelben, und die Apperceptien geht unmittelbar auf die Verſtellungen ſelbſt, mittelbar auf die Receptlvität und Srontaneitaͤt meines Vorſtellungs verm. gens. Auf das Daſeyn dleſer beyden ſchlleßt meine Ber nunft aus dem Bewuſtſeyn der Vorſtellungen als Folgen von ihnen, und unterſcheldet durch dleſes dle Vorſtellung fo wohl von ihren Oblecten als von mir, dem denkenden Eub, iect. Dieſe meine Spontaneltät iſt aber nicht fähig, in dieſen Vorſtellungen von dem Stoff, welcher meinem Ga muͤthe von den Gegenſtaͤnden gegeben wird, etwas zu aͤn— dern, ſo lange dieß Gegebene ſortdauert, und folglich kann ſie ſich in ſo weit nicht anders als leidend verhalten. Ich erblicke in einem Naturaliencablnet dle eln zelnen Gegenſtaͤnde aus dem Reiche der Natur. So lange ich dleſe in gleicher Entfernung unter gleichen Umſtaͤnden betrachte: ſo lange habe ich es nicht in meiner Gewalt, dle emplriſchen Ans ſchauungen zu aͤndern; ſondern ſie bleiben, wie ſie elnmal durch die Gegenſtaͤnde beſtimmt wurden. Iſt der Gegen, ſtand, welchen ich gewahr werde, dle groſſe Bandaſche Kro— nentaube: ſo kann ich, ſo lange ich ſie anſehe, es durch keine Spontaneität erzwingen, daß ich ſtatt dieſer einen buntſaͤrbig— ten Schmetterling erblicke. Meine Vorſtellungen konnten nicht ohne Spontaneltaͤt melnes Vorſtellungs vermoͤgens ent ſtehen, allein dieſe geht nicht auf das Manniafaltige in mei» ner Wahrnehmung, ſondern blos darauf, daß der gege— bene Stoff von ihm in mir zur Vorſtellung erhoben wird,

und

und bie: Stoff z nen Sie nigtalrio lichkeit

keit, 110

meiner gehoͤren. Uebereir Einnlid

Zu Nerlodeı fhmeifi. tinth zu ander fr: arbeiten. machen, tig zu p. wuſt zu (apprehe allein au gen, der liegt, di: ſammen denn ſich thaͤtig ve innen alı es iſt. Wenn d Im Gem! was im muß dle liegt. © angenom

255

und dleſe muß ſich nach dem Obiect richten, welches mir den Steff zue empirüichen Anſchauung von ſich darreichet. Mens nen Sie itzt Sinnlichkeit die Art, wie dieſer Stoff des Man. nigſaltigen ohne Spontaneltaͤr gegeben wird: fo geht Sinn— lichkeit blos auf die Receptivitaͤt meiner Vorſtellungsfaͤhig.

keit, und die empiriſchen Vorſtellungen ſelbſt als Folgen

meiner Spontaneität werden nicht mehr zu ihrem Gebiete gehören. Wohin wollen Sie dieſe alfo rechnen, fo daß eine lleberelnſtimmung mit demjenigen bleibe, was Sie ſonſt zur Sinnlichkelt gezogen haben?

Zum Beſchluß dleſer Abtheilung haben Sie noch einen Perloden niedergeſchrieben, welcher theils durch ſelne Weit— ſchweifigkelt theils durch die befondre Wortfuͤgung ein Laby— tinth zu werden ſcheint, worinn die Wege ſich fo durch eins ander kreuzen, daß es ſchwer wird ſich aus ihm heraus zu arbeiten. Ich will ihn ganz herſetzen, und einen Verſuch machen, ihn zu zergliedern, um den Innhalt deſſelben gehoͤ— tig zu prüfen. Hier iſt er. Wenn das Vermögen ſich bee wuſt zu werden, das, was im Gemuͤthe liegt, aufſuchen (apprehendiren) ſoll: fo muß es daſſelbe afficiren, und kann allein auf ſolche Art eine Anſchauung feiner ſelbſt hervorbrin⸗ gen, deren Form aber, die vorher im Gemuͤthe zum Grunde liegt, die Art, wie das Mannigfaltige im Gemuͤthe zus ſommen iſt, in der Vorſtellung der Zeit beſtimmt; da es denn ſich ſelbſt anſchauet, nicht wie es ſich unmittelbar ſelbſt— thätig vorſtellen wuͤrde, ſondern nach der Art, wie es von innen afficirt wird, folglich wie es ſich erſcheinet, nicht wie es iſt. Der erſte Satz kann einen doppelten Sinn haben. Wenn das Vermoͤgen, ſich bewuſt zu werden, das, was im Gemuͤthe liegt, apprehendiren foll: fo muß 1 dasjenige, was im Gemürhe liegt, das Vermoͤgen afficiren, 2) fo muß dieß Vermoͤgen dasjenige afficiren, was im Gemuͤthe liegt. Ob gleich nach der Wortfügung die letzte Bed utung angenommen werden müßte: fo glaube Ich doch, doß 555

die ſen

256

dieſen Saß nach der erſten Erflärung gedacht haben. Allein J ols eine was liegt denn in meinem Gemüthe zum Grunde, daß das Selbſti! Mermögen mir meiner bewuſt zu werden, aſfieirt wird. mie Vo Nicht die bloſſe Faͤhigkeit, ſinnliche Votſtellungen zu haben. J und inn: Durch dieſe kann jenes Vermoͤgen nicht aſſieltet werden, [ nunfe d ſondern die Vorſtellung ſelbſt, welche ich habe, muß dieſes J durch fei gleichſam beleben, oder rege machen. Wenn ich mir die, ſelten z fer beruft werde: fo unterfcheide ich ſie nicht blos von ihrem lungen, Gegenſtande, fondern auch von mir ſelbſt, und fo wird alſo Faͤhlake eine Anſchauung von mir ſelbſt hervorgebracht. Die Form ſo werde dieſer Anſchauung von mir ſelbſt lag aber nicht in meinem Ge. erſcheine müche zum Grunde; ſondern wurde durch die Wirkſamkelt J ich von meines Vermoͤgens, mir meiner bewuſt zu werden, erreget. ich ſelbſ⸗ Ste beſtimmet ouch nicht die Art, wie das Mannigfaltige J dleſem u im Gemüͤthe zuſcmmen iſt, in der Vorſtellung der Zeit, es Ihren 9 ſey denn, daß dieſe Anſchauung von mir zugleich die Folgen

n. 4 der innern Veraͤnderungen, welche bey mir nicht anders, EN als nad) einander, entſtehen koͤnnen, in ſich ſaßt; und dann iſt fie zuglelch eine Anſchauung van einer ununterbrochnen Reyhe der Veränderungen in mir, ſolglich von der obiecti— ven Zeit, als einer Beſtimmung, ohne welche ich nicht in dem Gebiete endlicher Geiſter eine Stelle einnehmen koͤnnte. Wenn ich mich auf dieſe Art anſchaue: ſo ſoll, wie Sie ſa—

Wenn

gen, dieſe Anſchauung nicht fo ſeyn, wle ich unmittelbar mich ſchauune ſelbſtthaͤtig vorſtellen wurde. Allein was nennen Sie ſich anfhauı ur mittelbar ſelbſtthaͤtig vorſtellen? Ohne Zweifel dieß, deß 11 offick alle meine Vorſtellungen blos durch meine Selbſtthaͤtigkeit daß die‘ erjeuget würden, und daß ich mir deſſen brwuft wäre. Al. geftehen lein Iſt dieß auch bey einem endlichen Geiſte moglich? und elgentlid wenn ich auch nicht von auſſen afficiret würde, ſondern alle Gegenſte Vorſtellungen durch meine elgne Thaͤtigkelt hervorbrächte, fo wie e würden fie demohngeachtet nicht nach und nach in mir erſol. wovon gen; ; mürbe ich mir nicht dieſer Folgen meiner Veränderungen fönnen ı oder Vorſtellungen, und alſo einer ununterbrochnen Reyhe J weder o. derſelben bewuſt werden; wuͤrde ich mir alſo nicht die Zelt gen duffe 8 als

ols elne oblectlve Beſtimmung denken müffen? Doch dieſe Selbſtthaͤtigkeit habe ich nun frehlich nicht. Ich made mir Vorſtellungen von meinem Sublect, wie es von auſſen und innen afficirt wird; wie es durch Verſtand und Ber nunſt die Materlalen, welche ihm die Sinne darreichen, durch feine Selbſtthaͤtlgkelt bearbeiten kann, und auch nicht ſelten zweckmaͤſſig bearbeite. Nennen Sie dieſe Voritela lungen, welche ich durch mein Bewuſtſeyn don meinen Fahigkeiten und ihren Wirkungen habe, eine Erſcheinung: fo werde ich mich anſchauen, wie ich mir erſcheine, und ich eeſcheine mir fo, well ich fo bin. Die Vorſtellung, welche ich von mir habe, mag Erſchelnung heiſſen. Genung, daß ich ſelbſt das reelle Obiect derſelben bin, und daß jene mit dleſem uͤbereinkoͤmmt. Wollen Sie nichts mehr durch diefen Ihren Perloden anzelgen: fo werden wir hletinn übereinftim« men. leben Sie wohl.

18. Brief. Mein Herr,

Wenn Sie ſagen: im Raum und der Zelt fe die Ans

ſchauung fo wohl der äufferen Obiecte als auch die Selbſt—

anſchauung des Gemuͤthes beydes dor, fo wle es unſte Eins ne afficlret, d. i. wie es erſcheinet: fo mill dieß nicht ſagen, daß diefe Gegenſtaͤnde ein bloſſer Schein wären. Ich muß geſtehen, daß es nicht leicht iſt, es zu verſtehen, was Sie elgentlich hiermit anzeigen wollen. Die Anſchauung äuſſeter Gegenſtaͤnde und die Selbſtanſchauung follen beydes vorſtellen, fo wle es dle Sinne affielrt. Welches iſt denn das beyde, wovon Sie reden? Soll es Zelt und Raum fern? Dieſe koͤnnen zwar in den Aaſchauungen auſſerer Gegenſtaͤnde ent, weder als allgemeine Begriffe oder als oblectiv ? Beſtlmmun— gen Bufferer Dinge vorgeſtellet Erler: Allein in det Selbſt⸗

g 8 Alle

258 [een urn) anſchauung meines Gemuͤthes Ift gar kelne Vorflelung vom Raum. Dieſe Selbſtanſchauung kann doch nichts anders als das Bewuſtſeyn von den Wirkungen meiner Fahigkeiten in ſich foſſen. In dleſer Selbſtanſchauung liegt alſo durch. aus keine Vorſtellung vom Raum, auch nicht einmal das Bewuſtſeyn der Zelt; es ſey denn, daß ich etwa auf die Folge der Veränderungen in meinem Gemuͤthe zugleich aufs merfiam bin. Ich denke mir eben itzt die erhabne Würde der Tugend, und werde mir ihrer In meiner Selbſtanſchauung bewuſt. Es iſt in dieſer keine Vorſtellung von Zeit und Raum enthalten. Wollen Sie durch Ihr Beydes etwas anders bezeichnen: fo laſſen Sie Ihren aufmerkſamen Leſet in einer groſſen Ungewißheit darüber, was Sie elgentlich dadurch anzuzeigen Willens find. Soll Beydes etwa dit zuſſern Gegenſtaͤnde und mein Gemuͤth bedeuten, wovon ich eine Anſchauung habe, wle ts doch die Wortfuͤgung in dieſem Setze nicht verſtattet: ſo wuͤſte ich, was Sle ſagen wollten, wenn Ste diefe Gegenſtaͤnde, ob wir fie uns gleich fo vor« ſtellen, wie fie unſte Sinne afficiren, deswegen nicht für bloſſen Schein ausgeben. Allein nun müßten wir doch von Ihnen es hören, in wle welt Sle dleſe nicht für bloſſen Schein halten. Sie führen dleſen Grurd für Ihre Ber hauptung an: Im der Erſchelnung werden jederzelt dle Oblecte, ja ſelbſt die Beſchaſſenheit, die wir ihnen beylegen, alt etwas wirklich gegebenes angeſehen, nur daß fo ferne dleſe Beſchaßfenheit von der Anſchauungsart des Subiects in der Relatlon des gegebenen Gegenſtandes zu ihm abhaͤnget, dleſer Gegenſtand als Erſchelnung von ihm jeiber als Obiect an ſich unterſchleden wird. In der Erſcheinung, das heißt doch, in unſter empirifchen Votſtellung werden die Oblecte, ja ſelbſt die Beſchaffenhelt (alſo nicht blos Verhaͤltniſſe, wle Sie vor⸗ her behaupteten), dle wir ihnen beylegen, als etwas wirklich gegebenes angeſehen. Allein wle find dieſe gegeben? Entwe⸗ der blos in der Anſchauung, oder auch auſſer dieſer. Im erſten

Fall wären fie blos Erſchelnungen Im letzten waͤren die Gegen, ftär

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1 fiänbe an ſich ſelbſt und ihre Beſchaffenhelt in der Natur

oblective gegeben. Welcher der beyden Faͤlle wird nun von

Ihnen angenommen? Etwa blos det erſte: fo leugnen Eis

mit Worten, doß dle Oblecte bloſſer Schein find, und laſſen doch in der That nichts als dieſen über. Oder das letzte!

Nun ſo wären wir mit einander verglichen.

So ferne dleſe Beſchoffenhelt nur von der Anſchauungs⸗ art des Sublects in der Relatlon des gegebenen Gegenſtan.

des zu ihm abhaͤnget, wird (warum nicht, iſt?) dieſer Gegenſtand als Erſcheinung nur von ihm feiber als Obiect

an ſich unterſchleden. Hier herrſchet wieder dunkle ſcholaſti⸗—

i ſche Sprache. Was heiße es, wenn Sie ſagen, daß dle Beſchaffenhelt des Gegenſtandes von der Anſchauungsart des Sublectes in der Relation des Gegenſtandes zu ihm abhaͤn⸗

get? Doch wohl nichts anders, als meine Vorſtellungsark beſtimmet es, wie dieſe Beſchaffenheit in det Relation des Gegenſtandes zu mir erſcheinet? Welches iſt denn nun dat Obiect, welches ſich don dem Gegenſtand als Erſcheinung unterſcheldet? Entweder das Oblect, welches auch ohne dle⸗

ſe Erſchelnung feine oblectlve Realltaͤt, und Beſchaſſenheit & haben würde, ober welches blos feine Beſchaffenhelt durch

meine Anſchauungsart in feiner Relation gegen mich hat.

Waͤre dieß letzte: fo würde es an ſich auffer meiner Anſchau— ung nichts ſeyn, hette nicht für ſich dleſe Beſchaffenhe t,

ſondern nur durch meine Anſchauungsatt. Wollten Sie dieß

letzte fagen: fo wäre das Oblect nicht auſſer meiner Anſchauung don der Beſchaffenhelt, wie ich es mir vorſtelle, und ſolglich wäre hier im Grunde nichts als bloſſer Schein. Hätte aber der erſte Fall ſtatt: fo wuͤrde ich es nicht für einen bloſſen

Schein halten koͤnnen, ſondern ich müßte es als eln Ding

für ſich auſſer meiner Vorſtellung anſehen, welches ſelne eigene thoͤmliche Beſchaffenhelt haͤtte, und behalten würde, ich

möchte diefe oder eine andre ſubiective Anſchauunig haben, oder

1 ts auch gar nicht e Ich erbiide etwa eniblaͤttet⸗

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2660 ) chen S.

te Bäume, und auf den Saatenſeldern nur noch dle Ueber. reſte abgemaͤheter Halmen. In meiner Anſchauung finden wollen e: ſich Abbildungen dieſer Gegenftände, oder Vorſtellungen] dem, we von ihnen Ich unterscheide dieſe fo wohl von den Oblecten machen. als von mir ſelbſt. Ich kann alſo die Oblecte ſelbſt nicht! helfen. © für bloſſe Erſcheinungen in meiner Unſchauung halten; fon. che. WN dern ich bin uͤber zeugt, daß fie nach allen den Belchaffenheis F bloſſen © ten, welche ich an ihnen erblicke, ohne meine Anſchauunge. Sind K art In der Natur ſeyn würden, wenn ich mir auch ihrer gar! de Real nicht bewuſt wäre. Ste find alſo nicht blos in Beziehung] gen gez auf mich von der Erſcheinung, welche ich von ihnen habe, els Din: unterſchleden; fondern fie würden auch ohne dleſe durch ihre! fen wir g elgenthümliche Form, durch ſich ſelbſt es ſeyn. Die Koͤrper] dle Erfa wollen Sie nicht zum bloſſen Schein auffer ſich machen. Sle] die Praͤ gelehen, daß Sie dle Qualltaͤt des Raums und der Zelt als auf uni: Bedingung ihres Daſeyns ſetzen. Hleraus würde aber ſol,] Geruch, gen, daß Raum und Zelt obiective Beſtimmungen von f rung fin ihnen auch aujfer unfrer Vorſtellung ſeyn müffen. Wie könn f Mir in! ten dleſe Oualltäten ſonſt Bedingungen Ihres Daſeyns abgt. werde? ben? Sind fie dieß: fo iſt hier offenbar nicht mehr von] male, w unfrer ſublectiven Anſchauung des Raums und der Zelt dle] gen? S Rede. Haben die Körper zur Bedingung ihres Daſeyns Raum] leln dieſe und Zeit: fo koͤnnen fie ohne beyde nicht ihre wirkliche] weil fie ı Exiſtenz haben. Folglich muͤſſen beyde auch als obiective | Merkma Beſtimmungen In ihnen als Dinge für ſich angetroffen werden.] und der | Und nun behaupten Sie wieder, daß Zeit und Raum blos] wegen be in unfrer Anſchauungsart, nicht in den Oblecten an ſich liegen.] und gras Allein wird dadurch nicht dasjenige wieder aufgehoben, was Merkmal Sie vorher festen? Sind Zelt und Raum Bedingungen von] und mir dem Daſeyn der Körper, und doch blos in unſten Anſchauun, Nur in d. gen, und auſſer diefen nüchts: fo würden auch Peine Koͤrpet] ſenhelt.“ auffer dleſen ſeyn koͤnnen, well fie auſſer dleſen nicht die noth⸗ feibit bios wendlge Bedingung Ihres Daſeyns hätten. Sle find alſo erſten Fe nichts als bloſſer Schein, und doch wollen Sle dleß mwiebe bloſſer S leugnen, Wie ſollen wir uns aus dieſem Irrgarten, in wel Berhälen

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chen Sie uns geſuͤhret haben, wieder heraus finden? Sie wollen es ſich nicht zu Schulden kommen laſſen, daß Sle aus dem, was Sie zur Erſcheinung zaͤhlen ſollten, bloſſen Schein machen. Allein durch diefe Erklaͤrung iſt uns noch wenig ges holfen. Sle reden noch immer eine dunkle unbeſtimmte Spra⸗ che. Was zur Erſchelnung gehört, wollen Ste nicht für bloſſen Schein halten. Hlevon war aber die Rede nicht. Sind Körper, deren Daſeyn nach unfrer Einficht eine obiectl⸗ ve Realität haben, nicht in wle welt fie zu unfern Erſcheinun⸗ gen gezählt werden, und alſo dazu gehören muͤſſen, ſondern hals Dinge für ſich nichts als bloſſer Schein? Darüber moͤch⸗

ten wir gerne Ihre Meynung wiſſen. Sie unterſcheiden hier die Erſchelnung eines Oegenſtandes von ihm ſelbſt, und ſagen, die Praͤdlcate der Erſcheinung koͤnnen ihm im Verhältniß cuf unſern Sinn, z. B der Roſe die rothe Farbe, der Geruch, beygeleget werden. Die Praͤdicate der Ericheis rung ſind doch nichts anders als die Merkmale, deren ich mir in meiner empiriſchen Anſchauung des Obiects bewuſt werde? Nun entſteht die Frage: wie kann ich dieſe Merks male, wovon ich eine Vorſtellung habe, dem Odiect benles gen? Sie antworten: im Verhaͤltniß auf meinen Sinn. Als leln dieſe Antwort iſt für mich noch nicht beſtimmt genug, weil fie noch nicht ohne Zweydeutigkeit iſt. Kann ich dleſe Merkmale dem Obiect blos im Verhaͤltniß auf meine Sinne und der ſubiectiven Form meiner Sinnlichfeit, oder auch des⸗ wegen beylegen, weil dieß Obiect wirklich dieß Pradicat hat, und grade deswegen meine Anſchauung von ihm mir dleſe Merkmale darſtellet, weil es dieſe als ein Ding für fi hat, und mir fo den Stoff zur Anſchauung von ſich darreicher ? Nur in dem letzten Fall würde das Obiect und dieſe Beſchaf⸗ ſenhelt, welche ich ihm als Prädicat beylege, nicht für ſich ſeibſt blos als Schein angeſehen werden koͤnnen. In dem erften Foll ware dleß Obiect als Ding an ſich nichts als bloſſer Schein, und ihm wuͤrden dleſe Praͤdicate blos im Verhaͤltniß auf meinen Sinn N Was denken 55

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ſich denn unter bloſſem Schein? Sie ſogen: der Schein kann niema's als Praͤdicat dein Gegenſtande beygelegt werden, eben darum, weil er, was dleſem nur im Verhaͤltulß auf die Sinne, oder überhaupt aufs Subiect zukommt, dem Obiect für ſich beylegt, z. B. dle zweene Henkel, die man or fänglich dem Saturn beylegte. Hier haͤtten Sie unt er. klären müffen, wle Eie ſich den Unterſchled zwiſchen Schein und Erſcheinung denken. Die Praͤdicate der Erſcheinung kennen nur im Verhaͤltniſſe auf unſre Sinne dem Oblect ſelbſt beygelegt werden, und der Scheln foll ihm auch nur das benlegen, was dieſem (ohne Zweifel Obtect) im Vers bätın ß uf die Sinne zukoͤmmt. Was iſt bier für ein Un, terſchled? In beyden Fallen werden die Prädicate blos im Ve ſbäteniß auf unſte Sinne dem Gegenſtand an ſich beyge— legt. Vielleicht werden Sie hierauf erwledern: nein, erfl find es Praͤdieate der Erſcheinung, nachher Praͤdlcate des Scheines im Ver haͤltniß auf dle Sinne. Allein giebt es denn einen Schein, der nicht auch Erſcheinung waͤre, wenn wir feine Prädlcate einem Obleet beylegen ſollen? Die rotbe Farbe der Roſe, die Henkel des Saturnus find fie nicht beyde als Anſchauungen, der wir uns bewuſt werden, um ſie als Prädicate der Roſe und dem Saturnus beyzulegen, in unferm Gemüthe Erſcheinungen, Vorſtellungen von Ihnen? Freplich find wir es uns zugleich bewuſt, daß unſre Phan tafıe die Schoͤpferinn dieſer Henkel iſt, und daß fie dieſe aus den glänzenden ovalrund erſcheinenden Bogen um dieſen Pla⸗ neten gebildet hat. Wir wiſſen alſo, daß die Henkel nicht weniger bloſſer Schein find, als dle gegeneinander kaͤmpfen⸗ den ſegrigen Kriegesheere, welche der ſtaunende, aberglaͤu— diiche Pabel zur Zeit eines Mordlichts fo oft am Himmel ge. ſeben hot. Allein der lichte Bogen um den Saturn, wel— deu die Aſtronomen wohl wegen einer ſchelnbaren Aehnlich, keit Henkel nennen, iſt keln Geſchoͤpf melner Phantaſie, alſo nicht blos Schein, ſondern ein Dbiect auſſer der An. ſchauung aller Aſtronemen, welches den Grund davon in

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ſich ſaßt, daß er in einer fo weiten Entfernung in dieſer Form von mir erblicket wird. Welches iſt aber dieß Obliect in der Natur, das durch feine Einwirkung auf mein Geſichtsorgan eine ſolche empiriſche Anſchauung von ſich, eine ſolche Er— ſcheinung erregt? Dieſe Frage fo wenig, als noch tauſend ondre, welche ich uͤber dleſen Gegenſtand aufwerſen konnte, kann unſre Vernunſt hinrelchend beantworten. Allein daß es in der Natur etwa:. iſt, welches ſelne oblective Realitaͤt hat, dieß kann fie eben fo wenig bezweifeln, als daß dle Roſe mit ihrer rothen Farbe, mit ihren Blättern, mit Ihrem Stachelrelchen Stengel, mit der beſondern Form ihrer Aus— dehnung an dem Orte fo reizend pranget, wo ich fie, und dle— fe ihre Merkmale erblicke. Wären keine Augen, von welchen die Lichtſtralen, die aus der Roſe ausfahren, fo aufgenom- men wurden, daß daher ihre “Blätter, mit rother Farbe geſchmuͤcket, uns erſcheinen: fo wurde die Roſe für ſich dire fe Farbe nicht haben. Allelr deswegen haͤtte fie doch ob! «tin ein ſolches Gewebe der duͤnnen Haut auf ihrer Oberfläche, welches die ausfahrenden oder zurüͤckprallenden Lichtſtralen fo modlficirte, daß fie ſich ſolchen Organen, wie dle unfri» gen find, in dieſer Farbe darſtellte. Es muß alſo zum Theil in ihr ſelbſt der Grund liegen, daß ſie mir in dleſer und keiner andern Farbe erſchelnet Ich kann freylich nicht die rothe Farbe der Roſe an ſich, nicht den Henkelſoͤrmigen glaͤnzenden Schein dem Saturnus an ſich, oder die beſtimmte Ausdeh⸗ nung äuffern Gegenftänden an ſich beylegen, ohne daß fie in einem gewiſſen Verhaͤltnlſſe auf meine Sinne oder auf mich als das denkende Sublect ſtehen. Allein worlnn beſteht dieß Verhaͤltniß anders, als daß die Gegenſtaͤnde auf melne Sinne wirken, und ich das Vermoͤgen habe, mir dle Dinge fo vor. zuſtellen, wie fie den Stoff von ſich mir zur empirlſchen Anſchauung gegeben haben? Thaͤten fie dieſes nicht, oder fehlte mir das Vermoͤgen, wenn fie gleich auf mich Eindruͤcke machten: fo wuͤſte ich von ihnen nichts; fo koͤnnte ich ih⸗ nen weder dasjenige, was ihnen an ſich betrachtet

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auffer meiner Vorſtellung zufdmme, noch dasjenige beyle⸗ gen, was ihnen blos in Beziehung auf meine Sinne, oder meine Vorſtellungsart zugeſchrieben wird,

Hier nennen Sie dasjenige, was gar nicht am Obleet on ſich ſelbſt, jederzelt aber im Verhaͤltniß deſſelben zum Sublect anzutreffen, und von der Vorſtellung des erſteten unzertrennlich It, eine Erſchelnung. Wo würde denn dieſe ſeyn konnen? Nicht in dem Obleet, welches erſck eint, fon« dern in dem Sublect. Ste wäre alſo nichts als fubiective Beſtimmung von dieſem blos Vorſtellung? Allein wovon? Doch von dem Oblect? Warum waͤre dleß, was Sie Ericheis nung nennen, jederzeit in dem Verhaͤltniß des Obiects zum Subiect anzutreffen, und von der Vorſtellung des Obiects uns zertrennlich? Htevon konnte doch keine andere Urſache gedacht werden, als weil das Obleet in einem ſolchen Verhaͤltniſſe mlt dem Sublect wäre, daß es auf feine Organe wirkte, und grade dieſe und keine andre Form der Vorſtellung erregte, oder weil blos die ſublectiwe Form unfier Sinnlichkeit obne elne ſolche Einwirkung des Dbiects dieſe und Feine andre Form der emolriſchen Vorſtellung erreget. Dieß letzte iſt nicht denkbar, und würde alle äuffre Oblecte unfrer Vor ſtellungen in bloſſen Scheln verwandeln. Dann wuͤrden wir auch die Prädlicate des Raums und der Zeit den Gegen⸗ ftänden der Sinne an ſich nicht beylegen fönnen, und wenn ſie nur als ſolche erſchtenen, von welchen nicht Zeit und Raum als bioſſe Prädicate, ſondern als oblective Beſtimmungen, ſich uns darſtellten: fo wäre es nichts als bloſſer Schein, als Betrug unfrer Phantaſie, wovon wir uns durch einen ins nern unplderſtehllchen Zwang bethoͤren lleſſen. Ich weis nicht, wie Sie grade umgekehrt behaupten koͤnnen, daß, wenn Sie der Roſe an ſich die Rothe, dem Saturn die Hen, kel, oder allen aͤuſſeren Gegenſtoͤnden die Ausdehnung an ſich beylegten, obne auf eln beſtimmtes Vethaͤltulß die tet Gegen fände zum Subiect zu ſehen, und Ihr Urtheil darouf ein

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zuſchraͤnk en, alsdann erft der Schein entfpringen wuͤrde. Doch vielleicht koͤnnten wir Bende in einem gewlſſen Verſtan— de wohl Recht haben. Sie ſetzen voraus, daß diefe Merk— male, welche Sie ſich bey den Dingen in der Erſchelnung eder empiriſchen Anſchauung derſelben denken, keine obiective Realität auſſer Ihrer ſubiectiven Anſchauung haben, und daß es alſo bleſſer Schein, bloſſer Betrug ware, wenn Sie dieſe den Dingen an ſich beylegen wollten. Wäre Ihre Vorausſetzung wahr: fo würde der Schlußſatz, welchen Sie machten, ſeine Richtigkeit haben. Ich hingegen glaube die Unguͤltigkeit derſelben einzuſehn, und bin davon übers jeugt, daß die Dinge einem groſſen Theile nach wirklich ſo ſind, wie wir ſie uns in unſern Anſchauungen darſtellen. Es iſt unleugbar, daß die Merkmale, welche von urfern Vorſtellungen der Gegenflände unzertrennlich, aber bey den Dingen, nicht als Anſchauungen, ſondern als Beſtimmun— gen keine obiective Realltat hätten, nichts als bloſſer Schein, jwar nicht in Ruͤckſicht unſrer Anſchauungen, fondern in Anſehung der Dinge an fid) ſeyn wurden.

Es wird noch einmal von Ihnen verſichert, daß Sle nach Idrem Princip der Idealität aller unſerer ſinnlichen Anſchauungen aus demjenigen, was Sie zur Erſchelnung jählen ſollten, nicht bloſſen Schein machen; ſondern daß vielmehr, wenn man jenen Vorſtellungsſormen obiective Nea- litaͤt beylegte, mon es nicht vermelden koͤnnte, daß nicht alles dadurch in bleſſen Schein verwandelt wurde. Grade fo wird jeder Pyiloſeph denken. Die Centauren, die Hars pylen, alle Goͤtterktiege, und Goͤtterliebeshaͤndel der Dichter find blos ihre Vorſtellungsferinen, und auſſer dieſen Nichte. Wollte man ihnen elne obiective Realltät zuſchreiben: fo wären alle dleſe nichts als bloſſe Phantaſien der Dichter, nichts als leerer Schein. Wären Raum und Zeit nichts ols ſublective Formen unſter Vorſtellung: fo würden ſie auſſer unſrer Anſchauung ne fenn: fo würden ſich weder

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bey den Dingen an ſich Theile auffer und neben einander zuglelch, noch ununterbrochne Reypen von Veränderungen finden; fo wuͤrden folglich alle dieſe Dinge an ſich, in wle welt wir Zelt und Raum als Ihre oblective Beſtimmungen uns daͤchten, nichts als Taͤuſchung unfrer Elablildungen, nichts als bloſſer Scheln, wle etwa Loͤben, Tieger, und Berge, ſeyn koͤnnen, welche dle Kinder om Himmel in den Wolken zu erblicken ſich einbilden. Bloß dleſe Formen unfrer Vorſtellungen wären nicht bloſſer Schein, fondern etwas, welches in unſerm Gemuͤthe wirklich angetroffen wurde. Wer hat es ſich jemals erträumen koͤnnen, daß feine ſubiectlden Vorſtellungsformen als ſolche auffer ihm elne oblective Reolltaͤt haben? Hierinn koͤnnen Sie auf den Beyſall aller Phlloſophen rechnen. Alleln ſie werden auch hieraus ſchlleſſen, daß, wenn gleich dleſe Vorſtellungs. formen nicht bleſſer Schein find, aber auſſer ihnen keine Dinge wären, in welchen Zeit und Raum als obiective Bes ſtlmmungen angetroffen wuͤrden, alle dieſe Dinge, bey wels chen mir beyde als Bedingung ihres Daſeyns wahrzuneh⸗ men uns bereden, an ſich nicht ſo ſind, wle wir ſie uns nach unferm gelunden Menſchenverſtand denken, und daß ſie ſolgllch für nichts als bloſſen Scheln gehalten werden koͤnn— ten. Hlegegen ſtreubt ſich alle ihre Erfahrung, hlegegen ihre Vernunft. Hleruͤber glauben fie mit Ihnen im Streit zu ſeyn, und ſetzen dabey voraus, daß Sie ihnen nicht eine Kurzſichtlakeit zuſchrelben, vermoͤge welcher fie ihren fub» iectiven Vorſtellungsſormen als ſolchen eine oblective Reall⸗ tät beylegen koͤnnen. Dleß wäre Phantaſie eines Traͤumen⸗ den, deten ſich kein Denker ſchuldig machen wird.

Allein Ungereimtheiten, ſagen Sle, wuͤrden daher entſpringen, wenn man Raum und Zelt als Beſchaffenhel— ten anſehen wollte, welche Ihrer Moglichkeit nach bey Cu chen an ſich angetroffen würden. Ungereimtheiten? Welche {ind denn dieſe Ungeheuer? Wir wollen ihnen näher treten,

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um zuzuſehen, ob fie denn wirklich unſrer Vernunft ſo fuͤrch— terlich find, als fie Ihnen erſchelnen. Unſte Vernunft betrachtet Zelt und Raum freylich als Beſchaffenheiten, wel⸗ che nur in den Dingen an ſich auſſer unſern Vorſtellungsfor⸗ men obiectiv moͤglich und wirklich ſind, und gar nicht ſeyn

würden, wenn keine ſolche Dinge wären, welche vermöge

ihres Weſens nicht ohne dieſe exiſtiten koͤnnen. Welche Ungereimtheiten entſpringen denn nun aus dleſer unſrer Be— hauptung, um fie zu zernichten, mie etwa jene bemafnete Krieger, welche aus dem Bauch des Pſerdes in Troja here vorkamen, dieſe Stadt verheerten? Unſre Vernunft, fagen Sie, wuͤrde alsdann gezwungen werden, zwey unendliche Dinge anzunehmen, welche nicht Subſtanzen, Hauch nicht etwas wirkliches den Subſtanzen inhaͤrlrendes, dennoch eris ſtlrendes, ja die nothwendige Bedingung der Eriſtenz aller Dinge fern mäßten, auch übrig blieben, wenn gleich alle eriftirende Dinge aufgehoben würden. Dieſe Ungereimte heiten find in der That groß genug, erſcheinen in elner ſuͤrchterlichen Geſtalt, und würden ohne Zweiſel das ſeyn, was ſie zu ſeyn ſcheinen, wenn wir Zeit und Raum durch tie ſublective Bedingung unfrer Sinnlichkeit als unbegrenzt uns denken müßten. Denn waͤren fie auch nur bloß unfre Vorſtellungsſormen: ſo wuͤrde der Menſchenverſtand in allen übrigen Menſchenkoͤpſen, wle die Erfahrung aller Jahrhun— derte es gelehret hat, fie ſich als etwas auſſer ihren ſublectl— ven Vorſtellunosſormen gedacht haben, und durch einen gewiſſen unwiderſtehlichen innern Zwang ſich ſie nicht anders haben denken koͤnnen. Hier würde alſo dleſes Ungeheuer grade wie die lerneiſche Schlange dadurch mehrkoͤpfigt gewor⸗ den ſeyn, daß Cie, wie dort Hercules, einen Kopf weg— hauen wollten. Ich glaube hingegen, daß es durch unſte Theorie, welche der Ihrigen grade entgegen ſteht, vollkom⸗ men getoͤdtet werden ſoll. Wir behaupten auch, daß Zelt und Raum keine Subſtanzen, ſondern Beſchaffenhelten end. licher Subſtanzen find; daß fie die ſen als ſolchen Dingen

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268 RESET

inhaͤrlren, und In fo weit als oblectlve Beſtimmungen in ihnen exlſttren. Sie find blos Beſchaſſenheiten ſolcher Dinge, welche zuſammengeſetzt find, wo alſo Theile auſſer und neben einander zugleich angetroffen werden, und worin⸗ nen Reyhen von Veränderungen ſtatt haben koͤnnen, welche alſo ſelbſt endlich find. Wir ſchlleſſen hieraus, daß Zelt und Kaum nicht etwa als bloſſe Vorſtellungen unfrer Ima. ginatlon, ſondern als reelle Beſtimmungen der Dinge ſelbſt endllch ſeyn muͤſſen Wir koͤnnen ſie uns als ſolche nicht ohne Verirrung unſter Vernunft unter dem Charakter der Un endlichkelt denken. Sie fin nicht nothwendige Bedingun- gen ber Erlſtenz aller, ſondern nur elngeſchränkter und alſo endlicher Dinge. Wenn dleſe mit einmal zu ſeyn aufhörter: fo würden auch Raum und Zeit als ihre obiective Beſtim⸗ mungen dahln ſeyn, und es waͤre der offenbarſte Wider. ſpruch, wenn wir die Zeit als etwas noch ertitirendes, und den Raum nlcht blos als elne aͤuſſere Moͤg ichkelt uns den— ken wollten, daß da, wo Dinge auſſer und neben einander zuglelch geweſen find, fie auch ſeyn koͤnnen. Hier find mit einmal alle Köpfe des Ungeheuers, welches ſich gegen unire Vernunft erheben ſoll, von ihr weggebrandt, und ich denke, daß es voͤllig zernichtet ſeyn wird.

Der gute Berkley Irret ſich alſo ſehr, ob Sie es ihm gleich nicht verdenken, wenn er jene Ungereimtheiten als nothwendlge Folgen davon anſieht, daß Raum und Zeit ihre oblective Realltaͤt in den Dingen ſelbſt haben ſollen, und wenn er deswegen dle Körper zu bloſſem Schein herab» ſetzte, ja fo gar unfre eigne Exlſtenz, weil fie auf ſolche Art von der für fich ! beſtehenden Realltaͤt eines Undings, wie dle Zelt, abhängen würde, mit dieſer in lauter Schein ver» wandelte. Wir würden alsdann mit dem verſchobnen Ber: land? dleſes Mannes Mitleiden haben muͤſſen. Er wuͤrde ſich eine Ungereimthelt ertraͤumet haben, welche, wie Ele ſelbſt ſagen, bisher noch niemand ſich hat zu Schulden kom,

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ERSTE TERN 269 .

men laſſen, und alfo auch unſte Philoſophen nicht, welche Zeit und Raum nicht blos als unire Vorſtellungsformen, ſondern auch als Beſchaffenhetten ſich gedacht haben, neldye mit endlichen Dingen anfangen, und wenn alle biefe Dinge zernichtet würden, zugleich mit ihnen zu ſeyn auflörten, Haben aber nicht bieher ſaſt alle Philoſophen ſo gedacht?

In der naturlichen Theologle denken wir uns einen Gegenſtand, welcher fur uns gar kein Gegenſtand der Anſchau— ung werden kann. Freylich kann er dleß nicht, wenn hier bios von einer ſinnlichen Anſchauung dle Rede iſt Allein denken

koͤnnen wir uns dieß unendliche Weſen; dieſes Gedankens

von ihm koͤnnen wir uns bewuſt werden, und ihn dadurch als Gegenſtand von uns, und der Vorſtellung, welche wir von ihm haben, unterſcheiden. Es gieht aber auch An— ſchauungen des Verſtandes und der Vernunft, und fo nen— nen Sie ſelbſt unſre Vorſtellungen in Beziehung auf ihren Gegenſtand. Sie ſind alſo nach der Sprache in Ihrem

Syſtem nicht berechtiget, es ohne alle Einſchraͤnkungen zu

leugnen, daß wir von dleſem groſſen Gegenſtande unſrer Ber- ehrung und Anbetung Anſchauung haben koͤnnen. Begrei. fen koͤnnen wir ihn nicht. Dazu iſt keln Geiſt in dem Ges blete der Endlichkeit fähig. Die Anſchauungen, welche wir

durch Huͤlfe unfrer Vernunft von ihm haben koͤnnen, haken

licht genung für unſern Verſtand, ihn von allen andern Dingen zu unterſcheiden, haben Wärme genung für unſer

Herz, um es mit Andacht zu beleben, und mit ihren eigen.

thuͤmlichen Freuden zu entzuͤcken. Gott kann ſich ſelbſt durch⸗ aus keln Gegenſtand der ſinnlichen Anſchauungen ſeyn, weil ſich dieſe nie ohne Grenzen derken loſſen und in ihm Voll. kommenheiten ohne alle Schranken ſind. Er hat alſo von ſich eine höhere Anſchauung. Seine Erkenntniß, fagen Sie, ift nicht Denken, ſondern Anſchauen, weil Denken je— derzeit Schranken bewelſet. Es koͤmmt hier auf eine Er⸗

flärung darüber an, was Eie denken nennen. Sonſt pflegt man

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man ſich fo auszudrucken: Gott denket ſich alle ſelne unend».

liche Vollkommenheiten mlt einmal in einem Achte, wel. ches, fo wie ſeln Verſtand, ohne Grenzen if. Wollen wit Anſchauung uns fo vorſtellen, wie ſie bey uns, wie fie bey jedem endlichen Gelſte it: fo wurde fie auch nicht von Gren. zen beſreyet ſeyn. Dieſe muͤſſen alſo erſt von ihrem Be. griff abgeſondert werden, ehe wir Gott eine Anſchauung ju⸗ ſchreiben koͤnnen. Wir ſind ſorgfaͤltig darauf bedacht, von aller ſelner Anſchauung die Bedingung des Raumes und der Zelt wegzuſchaffen; aber wie? nicht als ob er nicht Dinge auſſer ſich jo anſchoue, wie fie nach ihren me ſentlichen Beſtimmungen ſind, wie Zelt und Raum ſich bey ihnen findet. In ſeiner Anſchauung der endlichen Dinge lieget alles, was in den Dingen iſt, alſo auch Raum und Zelt. Unſte Sorgſalt geht nur dahin, uns ihn als ein Weſen zu denken, in welchem weder mehrere Dinge auſſer und neben einander zuglelch, noch Reyhen von innern Veranderungen ſtatt haben, weil beydes ohne Grenzen nicht denkbar iſt.

Alleln, fragen Sie, mit welchem Rechte kann man dleſes thun, wenn man beyde vorher zu Formen der Dinge an ſich ſelbſt gemacht hat, und zwar ſolchen, die als Bedingungen der Exiſtenz der Dinge, a priori übrig bleiben, wenn man gleich dle Dinge an ſich ſelbſt aufgehoben hätte? Denn als Bedingungen alles Daſeyns überhaupt, müßten fie es auch vom Daſeyn Gottes ſeyn. Wo find aber die Philsſophen, welche Zeit und Raum zu Bedingungen alles Daſeyns über: haupt gemacht haben? Vielleicht in der Schule des Spline za möchte fo etwas zum Theil behauptet werden koͤnnen. Als lein dieſe haben dle meiſten Philoſophen für dasjenige ange. ſehen, was fie Iſt, und ihr Lehrgebaͤude für ein ſolches ge- halten, welches fi) auf einen ſalſch angenommenen Begtiff von der Subſtanz gruͤndet, und durch Sophismen errichtet iſt. Sie haben Raum und Zeit zu Bedingungen der Ext—

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ſtenz bey den endlichen Dingen gemacht, welche ohne dieſe nicht ſeyn koͤnnen, mit welchen dieſe Beſtimmungen Ihre obiective Realltaͤt erholten, und fie mit ihnen wleder ver⸗ liehren würden, wenn dleſe Dinge zu ſeyn aufpörten. Weiter konnten ſie nichts aus Raum und Zelt machen, wenn fie ihnen eine obiective Realitat in den Dingen belegten. Kennen Sle unter unſern ſcharſſinnigſten Ppiloſophen einige, weiche Zeit und Raum zur Bedin— gung, der Exiſtenz aller Dinge, oder auch nur der end» lichen a priori gemacht haben, fo daß fie übrig blieben,

wenn gleich die Dinge ſelbſt aufhoͤrten? Gegen dieſe

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wurden wir eben fo gut, wie Sie, die Waffen ergreifen, welche die Vernunſt uns in dle Haͤnde gegeben hat.

Es ſoll nichts übrig bleiden, wenn man Zeit und Raum nicht zu oblectiven Formen aller Dinge machen will, als daß man fie zu ſubiectiven Fecmen unferer äufferen fo wohl als innern Anſchauungsart macht. Allein dieſer Schluß ſolget nicht aus dem Vorderſotz, in wie welt er wahr iſt. Wir machen fie zu obiectiven Formen der Dinge, aber nicht aller. In dem unendlichen Weſen iſt weder Zeit noch Raum. Von ihm können fie alſo auch keine obiective Form ſeyn. Doch warum nennen Sie denn Zeit und Raum Form der Dinge? Sit find nicht das genze Weſen derſelben, ſondern Beſchof⸗ ſenheiten von den Gegenſtaͤnden, in welchen Theile auſſer und neben einander zugleich find, und Reyhen von Sue ceſſionen angetroffen werden. Wir koͤnnen fie auch For⸗ men unſerer innern und äufferen Anſchauungen nennen, weil wir in den Geg aſtanden, welche wir durch Hüͤͤlſe unters Geſichtes ſehen, bis auf einzelne Puncte Raum erblicken, und weil wit in unſern innern Verändernngen, welche auch bey dieſen Anſchauungen vorgehn, elne Reyhe von Succeſſionen, d. J. Zelt gewahr werden. Sie fügen noch einen Satz hinzu, welcher verſchiedene Erklaͤrung wegen feiner Wortfuͤgung zuläßt. Sie ſagen: diefe Anſchauunge⸗

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art helßt darum ſinnlich, well fie nicht urfprünglid, d. l. elne ſolche iſt, durch die ſelbſt das Daſeyn des Oblects der Anſchauung gegeben wird. Das Wort der Anſchauung kann fo wohl der Darivus als Genitidus ſeyn. In der ers ſten Bedeutung des Wortes hieſſe es ſo vlel: durch unſte Anſchauungsart wird der Anſchauung das Dufenn des Dbs lects nicht gegeben. Dadurch koͤnnen Sie ohne Zweifel nichts anders anzelgen wollen, als daß unfre Anſchauungs. art, als blos beftimmtes Vermoͤgen, die Gegenſtaͤnde an. zuſchauen, uns nicht durch ſich ſelbſt die Anſchauung von den Gegenſtänden verſchaft, oder wie Sie es etwas dunk. let ſagen, daß durch fie der Anſchauung das Daſeyn des Oblects nicht gegeben wird. Im letzten Fall waͤre dieß der Sinn Ihres Satzes: dle Anſchauungsart giebt nlcht dem Obieet der Anſchauung das Daſeyn. Welches iſt nun Ihre Meynung? Ich denke das erſte, weil Sie hlnzuſetzen, daß dieſe Anſchauungsart, fo viel wir elnſehen, nur dem Urwefen zukommen kann, welches alſo nicht erſt ſinnliche Empfindungen haben muß, um ſich die Dinge zu denken, oder wle fie lieber ſagen wollen, fie anzuſchauen. Der le te Fall könnte nur denn Matt haben, wenn die Vorſtellung eines Gegenſtandes zugleich der Gegenſtand obiectlv feibit wäre, fo wie neulich ein Phlloſoph aus Gründen , deren Unguͤltigkelt Sie fo gut, wie ich, einfehen werden, be baupten wollte, daß der Gedanke Gottes von Subſtanzen zuglelch die Subſtanzen ſelbſt wären. Sie kalten unfre Vor⸗ ſtellungsart für eine ſolche, welche von dem Daſeyn des Ob. lects abhaͤngig, mithin nur dadurch, daß die Vorſtellungs, art des Sublects durch dayfelde afficirt wird, moͤglich iſt. Muß aber in dlefen Fall das Obiect nicht nur auſſer unſter Vorſtellung ſeldſt, ſondern auch ſeine Beſchaffenhelt von der Art ſeyn, daß fir zu den empiriſchen Vorſtellungen, welche wir von ihnen erhalten, den Stoff grade zu dleſen und kel. nen andern uns darreichet? Wle koͤnnten fie aber dleß ſeyn,

wenn fie nicht Raum, nicht Zeit oblectiv in ſich enthielten, don

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73

von welchen fie uns den Stoff zu emplriſchen Anſchauungen von binden und von ſich „ben? Wir haben zwar a priori oder von Natur das Virmoͤgen Dinge anzuſchauen. Es muß aber von dem Da eyn der Odiecte und von ihren Ein— wirkungen auf unfre Sinne abhangen, daß wir unter die. fen uno keinen andern Formen von ihnen Anſchauungen has ben. Das Daſeyn der Obiecte ſeloſt beſtimmt unfre Anz ſchouung nicht. Sie muͤſſen auf unfre Organe wirken. Nur dadurch wird unſte Vorſtellungsfaͤhigkeit afficirt, und darnach richten ſich die Vorſtellungen ſelbſt, welche wir von ihnen erhalten.

Die Anfhauungsart in Raum und Zeit wollen Sie dicht auf die Sinrticyfeit der Merfchen einfchräufen , weil vielleicht alle endliche denkende Weſen bierinn mit dem Menſchen nothwen ig uͤbereinkommen. Was heißt hier oder Anſchauungsart in Zt und Raum? was ſie auf Sinnlichkeit der Menſchen einſchraͤnken? Wird Zeit und Num hier odiectiv, oder ſubiectiv genommen? Ooieckiv? Nun fo hieß es: unſre Anſchauungsart iſt ſo beſtim ent, daß die Auſchauungen ſelbſt bey uns nicht anders, als nach und nach, folglich als Succeſſionen in einer Reyhe oder in der Zeit erſolgten. Wuͤrden ſie aber auch ſo im Raum da ſeyn? Des erſte iſt wahr, iſt ohne Zweifel auch ſo bey allen endli— chen Geiſtern und iſt dieß ein Charakter der Sinnlichkeit: jo hat dieſe allen Anſehen nach elne allgemeine Güͤltiakcit in Anſchung aller endlichen Geiſter. Das letzte iſt nicht denkbar, oder wir müßten uns denn das Sublect unſerer Vorſtellungsart als ein geraͤumigtes Weſen vorſtellen. Neh— men Sie Raum und Zeit ſubiectiv: ſo wuͤrden wir es ſo derſtehen muͤſſen: unſte Anſchauungsarten find alle von der Biſcheffendrit, daß Rum und Zeit mit angeſchauet wird.

Dieß iſt aber, wie ich es mehrmal bewleſen, und durch

Biſpiele erläutert habe, unſret Erfahrung und den An-

ſchauungen unſers en und unſrer Vern unſt entge | gen

274 RNIT

gen geſeht. Von wle vielen Gegenftänden haben wir nicht Anſchauungen, worinn mie uns weder der Zelt noch des

Raums bewuſt werden?

Sie iſt, wird von Ihnen hinzugefügt, eine abgeleitete, wicht urfprüngliche Anſchauung. Worauf bezieht ſich dieß Sie? Auf Allgemeinguͤltigkeit, oder auf Sinnllchkelt, oder

Anſchauu gegart in Zeit und Raum, oder auf keines

von allen? Weder auf Allgemeinguͤttigkeit, noch auf Sinn.

lichkeit kann es ſich bezlehen. Denn beyde find keine in-

tuitus, und alſo auch keine intuitus deriuatiui: alſo ohne Zweifel auf Vorſtellungsart? Allein auch dieſe iſt kein

intuitus, oder Sie muͤſſen ſich dadurch unſte Vorſtellun— j gen in den Formen denken, welche fie nach Beſcheſſendeit

ihrer Gegenſtaͤnde haben. Dieſe find freylich keine bloſſe Wir.

kungen unfrer Selbſtthaͤtigkelt, ob es gleich viele Extwick.

lungen den Wahrheiten, und alſo Vorſtellungsarten giebt, in welchen ſich unſer Verſtand und unſte Vernunft ſehr ſelbſtthaͤtig bewieſen, und uns in fo weit intellectuslle An. ſchauungen verſchaft haben. Nennen Sie urſpruͤngliche Anſchauungen (intuitus originarios) folche. welche ohne alle Sinnlichkeit, ohne alle Erfahrung in dem denkenden We—

fen blos durch feine Seltftehätigfeit da find: fo iſt dieß ;

hoͤchſt wahrſchelnllch blos ein Eigenthum des Urweſens,

wenigſtens in wle weit die intellectuellen urſpruͤnglichen An.“ ſchauungen in einem Weſen ohne alle Grenzen find, koͤnnen! fie nur Gott und ſonſt keinem Geiſte zukommen, welcher ſo wohl feinem Diſeyn, als auch feiner Anſchauung nach ab.

bänaig iſt. Intellectuelle Anſchauungen ohne den Charak— ter der Unermaͤßlichkeit koͤnnen auch bey endlichen Geiſtern ſtatt haben, finden ſich auch in den Köpfen unſter tiefcen— kenden Philoſophen, und wir wuͤrden uns auf der Leiter denkender Weſen zu rief herabſetzen, wenn wir uns für fol.

che hielten, welche blos eine ſinnliche und gar keine Intels N

Zum

lectuelle Exkenntniß haben koͤnnten.

haupte ken zu; legt h. moͤgli⸗ nur ei leuchte ken zu von 2 ben Anſch rer ob Weſen ſchauu eignen fre in un: de. ihres lich ſeyn, theilen ſollen dasjen der A. jenem dasjen habe. Geom unben ſchreih Allger kann nuͤtzen

nicht

Zum Beſchluß Ihrer transſcendentalen Aeſthetik bes haupten Sie, daß Sie nun Eins von den erfoderlichen Stüfs ken zur Aufloͤſung der Transſcendentalphiloſophie uns vorge— legt haben, naͤmlich: wie find ſynthetiſche Saͤtze a priori moͤglich? Warum zeigen Sie uns denn wenigſtens nicht nur einmal dieſe Moͤglichkeit in Beyſplelen, woraus es ein— leuchtete, wie Sie denn dieß Eine der erfoderlichen Stuͤk— ken zu dieſer Aufgabe haben? Reine Anſchauungen a priori von Zeit und Raum werden von Ihnen als dieſes angege— ben. Hier moͤchte ich Ihnen die Frage vorlegen: find dieſe Anſchauungen intellectuelle, oder blos ſinnliche? Nach Ih— rer obigen Aeuſſerung ſind die erſten niemals bey einem Weſen anzutreffen, welches feinem Daſeyn, und feinen An— ſchauungen nach abhängig iſt. Folglich find nach Ihrem eignen Syſtem die unſrigen blos ſinnliche, nicht durch une

ſte Selbſtthaͤtigkeit ohne Einwirkungen der Ghegenjtände ia uns entſtanden, wodurch unſte Sinnlichkeit afficiret wur— de. Sie können alſo auch nicht bey uns in Anſehung ihres erſten Urſprunges vor aller Erfahrung und ſolg— lich auch nicht Anſchauungen a priori in dem Verſtande ſeyn, wie fie dieſe erklaͤret haben. Wenn wir in unfern Urs theilen a priori über den Begriff hinausgehen wollen: fo ſollen wir in der reinen Anſchauung von Zeit und Raum dasjenige antreffen, was nicht im Begriſfe, aber wohl in der Anſchauung, welche ihm entſpricht, entdeckt, und mit jenem ſynthetiſch verbunden werden kann. Dieß iſt nun dasjenige, was Sie oft wlederhohlten, und ich widerleget habe. Ich will zum Beſchluß noch ein Beyſpiel aus der Geometrie anführen. Eine grade Linie, welche um den einen unbeweglichen Endpunct rund herum beweget wird, be ſchreibt einen Zirkel. Dicß iſt ein ſynthetiſcher Satz, deſſen Allgemeinheit und Nothwendlakelt ich erkennen will. Wozu kann mir hier die reine Anſchauung von Raum und Zeit nügen ? Ich ſetze ſreylich voraus, daß dieſe Bewegung nicht blos in meiner Anſchauung, ſondern auch auſſer der. Ä S 2 ſelben

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ſelben feinen Miderfpruch ſetzet. Wärr hievon blos in meiner! Gegen Anſch uung Diele Moͤglichkeit: fo würde ich nie einen oblectlven EP oder ri Zirkel beſchreiben koͤnnen. Keſſen Sie uns cuch anrehmen,dog | wovon bios die Moͤzlichkelt lu Ruͤckſicht unſter Arſchauung denkbar Grund waͤre: wie würden wir dadurch die allgemeine Wahrheit die.] Eäse ſes ſy thellſchen Satzes beweiſen konnen? Es würde uns ] etlange nichts übi’g bleiben, als daß wir den Begriff eines Zirkels ] Verſta, zum Grunge legten, und nun zeigten. daß durch dieſe Be. E Geilt ı wequng einer Linie eine Figur zu Stande kaͤme, worauf der BE andrer allgemeine Begriff des Zirtels angewandt werden konnte. ] Erkenn Wir beweiſen die Richtigkeit dieſes Satzes nicht aus einer der M. reinen A ſchauung des Raums, fendern aus dem Begriff Natur; des Zirkels. Von der Mögichkeit, daß Dinge auſſer und JTHunſre ! neben einander zugleich ſern koͤnnen, ſind wir curch die Ec wur ſie fahrung uͤberzeugt, wen eben durch Di.fe zuerſt in uns empie tiſche Arſchrunngen von Rum hervorgebracht wurden, J woraus unſer Varſtand ſelbſithaͤlig den allg meinen Begriſſ, J Freund o er die Ferm der teien As ſchauung von Zett bi'dete. Die ] transſce Richtigkeic diser Begriffe erkennen wir aus dem Grund ſatz, J nicht % dan dasjenige, was wiklich iſt, auch möglich ſeyn muß; fung a. dieſen Grundſatz ſelbſt zu leugnen wird uns aber unmoglich, Schulen weil unſte Vanunſt durchaus unfähig iſt, es ſich zu Den Feſſeln ken, DB etwas zugleich und unter ganz ähnlichen Ligen A Gebiete ſeyn, und auch nicht A ſeyn koͤnnte. habe g= Hand Sie wollen uns überreden, daß unſte ſynthetiſchen ] Cine eis Urtheile nicht weiter als auf Gegenſtaͤnde der Sinne reichen, JT kungen, und nur für Odiecte möglicher Erfahrungen gelten koͤnnen. iſt ſchon Wenn Sie von foden Urtpeilen tedien, deren Sublcct ein ] der reii Gegenſtand iſt, bey welchem Raum und Zeit angetroffen eine Er wird: ſo würde man unter ditſer Elnſchraͤnkung Ihnen die. ] benen fen Satz zugeben. Aber hizraus ſolgt nicht, daß alle unſte chen J. ſonthetiſchen Satze, (Theoreme) blos Odiecte der Sinnen, einander oder Gegenſtände zu Subiecten habeg muͤſſen, worinn wir ligkeit Raum und Zeit ersliden. Es giebt urzaͤhlig viele andre J neues S

Gegen⸗

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Gegenſtaͤnde, welche nicht unter den allgemeinen Begriffen oder reinen Anſchauungen von Zeit und Raum liegen, und wovon wir doch durch Hülfe uzſter Vernunft aus richtigen Grundſaͤtzen und Begriffen Prädicate herleiten, dodurch Sätze bilden, und von ihren elne opodiktiſche Geweßheit erlangen koͤnnen. Nicht blos Sinnlichkeit, ſondern arch Verſtand und Vernunſt find die Faͤhigkelten, womit urfer Geiſt ausgeruͤſtet ward, um unter den urnzaͤhligen Ei. Ten ondrer Geiſter uns vielleicht auf eine eigenthuͤmbche Art Erkenntniſſe von Wahrheiten zu erwerben. Dieſe Würte der Menſchheit iſt ein zu wichtiges Geſchenk der wohlthatlgen Natur; iſt fuͤr uns ein zu ſchaͤtzbares Gut; iſt zu ſehr in unfre übrigen naturlichen Selbſtgefuͤhle verwebt, als daß wir ſie nicht anerkennen muͤſſen, nicht gerne anerkennen.

Ich habe bisher mit aller Freymuͤthigkeit, welche ein Freund der Wahrheit uͤberall beweiſen kann und muß, Ihre transſcendentale Aeſthetik gepruͤfet. Nicht Partheylich keit, nicht Anhänglichkeit an einer Secte hat mich zu tiefer Pruͤ— fung aufgefodert. Von keiner der bekannten philoſophiſchen Schulen bin ich eigentlich ein Anhaͤnger. Frey von den Feſſeln irgend eines Syſtems habe ich ſchon lange in dem Gebiete der Philoſo phie meinen eignen Gang genommen, babe gerne die Blumen aufgeſammlet, welche vor mir die Hand eines weiſen Mannes gepflanzt, urd gewartet batte. Eine eigne ſreye Unterluchung meizer Fähigkeiten, ihrer Wire fungen, ihrer gegenfritigen Ein fluͤſſe, und ihrer Verkettur gen iſt ſchon lange mein Lisblingsgeſchaͤfte geweſen. Ihte Kritik der reinen Vernunft war in dem Gebiete der Welt weisheit eine Er ſcheinung, welche meine Neugierde ſehr erregte. Ich bemuͤhte mich ohne alle Theiln hmung an dem Kriege, wel» chen Ihre Gegner und Vertheidiger bitter gerung gegen einonder führen, und von denen Sie mit vieler Gleichgul⸗ tigkele ein Zuſchauer zu ſeyn, das Anſehen heben, Ihr neues Syſtem in der ruhigſten Ss der Seele genau

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278

zu ſtudlren. Es find Dunkelheiten darinn. Dleß iſt das einſtimmige Geſtaͤndniß von beyden Partheyen, und dle Sorge nimmt grade daher am liebſten ihre Waffen, und wähnet vom Siege, wenn fie ihren Gegnern es nur vor wirft, daß fie Ihre Kritlk der Vernunſt nicht recht ver. ſt inden haben. Ob dieſe Männer alle es felbft recht verſte. ben, darüber ſchelnen fie unter ſich ſelbſt noch nicht vollig uͤbereingekommen zu ſeyn. Die Dunkelheiten in Ihrem Syſtem entſpringen theils aus Ihren neuen Terminologlen, theils ouch aus einer Ihnen eigenthümlichen Schreibart in dieſem Werke. Ich bemühte mich, mir dleſe fo gut auſzu— hellen, als moͤglich war, und nun erſt glaubte ich, als eln unbefangner Freund ter Warhelt mich an eine genaue P.üs fung Ihres neuen Syſtems mit einigem gluͤcklichen Er. folge machen zu können. Ich habe Ihnen hiemit die erften Meſultate derſelben vorgelegt. So ſehr fie auch Ihter Kri— tit e taegen geſetzt find: fo groß iſt doch meine Hoffnung, daß Sie dleſe Ihrer Aufmerkſamkelt nicht ganz unwuͤrdig finden werden: ſo groß iſt aber auch die Hochachtung, mit welcher ich die Ehre habe, ſtets zu ſeyn Ihr ergebenſter ıc.

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Noch Etwas aus der Popularpſychologie | für diejenigen,

welche es prüfen konnen und wollen.

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Bin ich, oder nicht? Nicht? Wie ſeltſam? Auch der ſtrengſte Idraliſt, ja eloſt der Ezeiſt, fo ſehr er ſich gegen den gefunden Menſchenverſtand mpͤret, hat doch in feinen tollſten Traͤumercyen noch nie im Ernſt an ſeinem Daſeyn gezweifelt, und wann er zweifeln wollte: fo hat er den Gedanken ich bin unſchluͤſſig, folglich ich bin, nicht terorengen konnen. Von den Phan taſt en der U gluͤcklichen in Jerhaͤuſern kann hier die Rede nicht fern.

Was bin ih? Geift, oder bloſſer Körper ? Eine einfache Subſtanz, oder eine feine orgsnifirtre Maſchine, ein bewu derne wuͤroiges Kunſtwerk der bildenden Natur? Hier kann ich bej hen, verneinen, zweiſeln, und wieder das erſte oder letzte thun. Die Vernunft fi det hier ein Gebi⸗t, wo fi: Du kelheiten aufhellen, oder dieſe noch finſtrer machen kam, und vielleicht wird ſie immer in den verſchiedenen Köpfen nach einer ihnen eigenthüͤmtichen Stimmung auf Dies fer Rennbahn aus verſchiedenen Schranken nach entgegenges ſezten Zielen hindringen. Sie mag es anfangen, wie fie will: fo muß fie auf unſre Fahigkeiten und Wirkungen aufe meikſam ſeyn, hieraus Folgerungen zi'hen, und ſich nun die Frage aufwerfen: wohin werde ich geſührt? Wie weit kann ich etwas entſcheiden, end fo mein Ziel nur mit Wahre ſcheinlichkeit oder mit apodictiſcher Gewißheit erreichen ?

Ich werfe meinen Blick auf einen aͤuſſeren Gegen⸗ ſtand, und in mir entſteht von ihm eine Vorſtellung. Ich nehme jenen weg, ſetze an ſeine Stelle einen andern, und in mir entſteht eine ganz andre Verſtellung, welche ich nicht in jene unnſchoffen kann, fo lange ich dieſen erblicke. Ich werde mir deſſen b᷑wuſt, und in dieſem Bewuſtſeyn untere ſcheide ich den Gegenſtand von der Vorſtellung, welche ich

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282 ua eee

von ihm habe, und auch von mir ſelbſt. Bey dieſer Vor⸗ ſtellung bleibe ich entweder gleichgültig, oder ich beziehe den Gegenſtand auf mich, und nun entſteht in mir entw der Begierde oder Abſcheu. Auch dieſes innern Gefühles werde ich mir bewuſt, und erkenne zugleich, daß nicht bloſſe Vor. ſtellung die Begierde oder der Abſcheu ſelbſt iſt. Jene kann alſo nicht allein den Grund von der erſten, oder von dem letzten in ſich faſſen, ſondern es muß auch in mir etwas ſeyn, welches von meinem bloſſen Vorſtellungsvermoͤgen un⸗ terſchieden iſt. Wie will ich dieß nennen? Die Philoſo— phen hoben es Begehrungsvermoͤgen genannt, und ich febe keine Urſache, warum ich dieſe Benennung verwerfen ſollte.

Vorſtellungsvdermoͤgen, Begehrungsſaͤhigkelt find alſo Beftiinmungen meines Ichs, haben in der Grundkraſt meines Subiects auf eine verſchiedne Art ihren hinrelchen— den Grund. Allein wie? Dieß iſt die groſſe Aufgabe, welche fo viele Weltweiſen aufloͤſen wollten, aber nicht konn— ten. Hier iſt Dunkelheit, welche noch kein Menſchender— ſtand zu vertreiben vermochte, und auch wohl nie aufklaͤren wird. Hier iſt das innre Heiligthum der Natur, worein kein Sterblicher noch gedrungen iſt.

Beyde Faͤhigkelten liegen vor aller Erfahrung, und folglich a priori in mir. Allein Vorſtellungen von ihnen ſezen ein Bewuſtſeyn voraus, und bewuſt kann ich mir ihr rer nicht anders werden, als wenn ich das Licht nuͤtze, meh ches mir in dieſer dunkeln Gegend von der Erfahrung anges zuͤrdet wird. Ich habe keine angebohrne Ideen, und alſo auch keine ſolche von ihnen. Sie ſind das Werk der Auf— merkfanfeit auf meine innre Veranderungen, und entſprin— gen alſo aus Erfahrung, oder a poſteriori.

Durch einen Innern Drang meiner Wißbegierde, werde ich gereizt, mir dieſe Frage aufzuwerfen: Was iſt in mir Vorſtellungsfahigkeit, was Begehrungsvermoͤgen? 0

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Was iſt alſo Vorſtellungsvermoͤgen? Daß ich dieſes beſitze, davon habe ich eine innre unbezwingliche Ueberzeu— gung, weil ich mir einer unendlichen Mannigfaltigkeit von Vorſtellungen bewuſt bin, welche nach und nach ſich mir aufdrangen. Was ſind aber Vorſtellungen? Der Ausdruck iſt bildlich, fo wie es ſaſt olle Ausdrucke find, wo mit ich die innre Wirkungen meiner Kräfte bezeichne. Ein Gemälde ron einer reizenden Gegend, welches ich vor mir ſehe, iſt nicht ſelbſt der Gegenſtand, iſt eine Vorſtellung von ihm. Ich werfe auf daſſelbe meine Blicke, und erhalte von dies ſem eine neue Abbildung in mir. Dieſe iſt meinem Be— wuſtſeyn nach fo wenig das Gemälde ſelbſt, als die reizende Gegend, welche in jenem abgebildet iſt, ſondern etwas in mir als in dem denkenden Subiect. Sie iſt eine Vorſtellung in mir, erzeuget durch den Anblick des Gemäldes, würde aber nicht erzeuget fern, wenn es nicht durch meine innre Beſchaffenheit moͤglich geweſen wäre. Dieſe Möglichkeit, welche in mir ſchon vor jeder Vorſtellung von Natur oder 2 priori da ſeyn mußte, nenne ich mein Vorſtellungsver— moͤgen.

Wie weit erſtreckt ſich dieſes? Hier muß ich die Erfah⸗ rung befragen. Will ich dieſes nicht: fo kann ich nirgends einen Unterricht davon erwarten. Die innre Grundkraft meines denkenden Subiects kenne ich viel zu wenig, als daß ich dadurch etwas beſtimmen koͤnnte. Was lehret mich denn meine Erfahrung? Ich erhalte Vorſtellungen von äufferen unzähligen Dingen, welche ich nach einem inſtinctmaͤſſigen Naturzwang nicht anders als auſſer mir denken kann. Allein auch andre Vorſtellungen werden in mir rege, deren Gegen ſtaͤnde die innere Wirkungen meiner Denkkraft und Begeh— tungsfaͤhigkeit ſind, folglich erhalte ich auf die Art neue Wore ſtellungen, theils von den Vorſtelungen, welche ich von äufferen Oegenſtaͤnden habe, theils von den innern Wirkun⸗ gen meiner Denkkraft und meines Begehrungsvermoͤgens.

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284 ee eee

Aller dleſer kann ich mir bewuſt werden, wann ſie da ſind. Ich kann fie als innre veränderliche Beſtimmungen von mir ſelbſt, und fie auch unter ſich von elnander unter ſcheiden. Hieraus erkenne ich, daß mein Vorſtellungsvermoͤgen einen groſſen Umfang habe, und ſich auf alle Arten erſtrecke, wie meine Denkkraſt, wie mein Begehrungsvermoͤgen ſichſ wirt, ſam beweiſen.

Es iſt in mir a priori eln bloſſes Vermoͤgen, zu tau. ſend verſchiedenen Vorſtellungen aufgelegt, und kann nicht blos durch feine Gelbjtrhäiigreu eine beſtimmte Vorftellung von den unzählich vielen moͤg'ichen in mir erregen. Soll es alſo in Wirkſemkeit geſetzt werden: ſo muß 1) ein Gegen. ſtand da ſeyn, 2) dleſer auf mein Verniögen fo wicken, daß dadurch nicht uͤberhaupt Vorſtellung, ſondern eine ſolche erre. get wird, welche dem Gegenſtand entſpricht. Vorſtellen ſetzt alſo voraus 1) ein Subiect, welches dieß Vermoͤgen hat, 2) das Vermögen ſelbſt, 3) ein Obiect, das vorgeſtellet wird, 4) feine Wirkung auf das vorſtellende Subiece, 5) das Re⸗ ſultat von allen dieſen, die Vorſtellung felbit. Fehlet eine von den vier erſten Erforderniffen: fo kann auch die letzte nicht entſtehen.

Mein Vorſtellungsvermoͤgen iſt nicht in mir das Sub» ect, welches Vorſtellung erhält, ſondern eine innre Be. ſtimmung von ihm. Ich kann jenes zwar in Gedanken von dieſem unterſcheiden, aber nicht ganz denken, ohne zugleich auf dieſes Ruͤckſicht zu nehmen. In die Definition des Vermoͤzens gehoͤret alſo nicht das Subtect als ein Charakter; unterdeſſen wird doch dieſes allemal als ein Ding vorausge— ſetzt, ohne welches jenes dicht ſeyn kann, und wovon dleß Vermögen eie innre Beſtimmung if. Bin ich fähig, Merkmale anzugeben, woran ich cs erkenne: fo werde ich auch faͤhig Er muͤſſen, einge Erklaͤrung von ihm zu machen. Ein bloßes Vermögen deuke ich mir als eine Anlage in ei⸗

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nem S denken, Habe ie ner G. zu habe Stage k worten.

ſtept, um Die gel die bin un die For und F. centh un Mater genſtan weſent! die Fol Wollte nen, n ges an

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dadurch, Phllo fe;

brauch ſelbſt al.

nem Eubicct, etwas zu erhalten. Ich muß das Eubiect fo denken, daß es durch feine Grundkraſt dazu aufgelegt iſt. Habe ich alſo Vorſtellungen: fo ſteht es nicht mehr in mei. ner Gewalt es zu leugnen, daß auch die Moͤglichkeit, ‚Diele zu haben, in meiner Urkraft liegen muß. Aber wie? Ditſe Frage kann unſte Vernunft freylich nicht befredigend beante worten. Dieß hemmet aber meine Überzeugung von der Moͤglichk it, Vorſtellungen zu haben, nicht, welche in mels ner Denkklaſt ihren hinteichenden Grund haben muß.

In jeder Verſtellung unterſcheide ich den Gegenſtand von dieſem Vermoͤgen, und ouch von ihr ſeldſt: fo wie ich in j.er Sache auch die M terie von der Form zu unter—

ſcheiden pflege. Jene bezeichnet die Theile, woraus fie bee,

ſtert, und dieſe die beſondee Art, wie fie verbunden find, um die Sache hervorzubringen. So find in einem Trian— gel die drey Linten feine Materie, uad die Art ihrer Ver— bin ung, daß dadurch ein Ranm eingeſchloſſen wird, iſt

die Form deffeiben, Jedes Ding hat feine eigne Materie und Ferm, und cs wäre Widerſpruch, wenn ich die ei—

centhümliche Materie und Form des einen Dirges für die Materie und Ferm eines andern auegeben wollte. Der Ge— genſtand und die Vorſtellung, welche ich von ihm habe, ſind weſentlich unterſchieden. Jener iſt das Ding an ſich, diefe

die Folge meiner von ihm erregten Vorſtellungskraft in mir. Wollte ich deswegen ein Ding an ſich unvorſtellbar nen— nen, weil dle eigenthuͤmliche Materle und Form elnes Dine

ges an ſich nicht beydes don meiner Vorſtellung ſeyn kͤnn⸗ ten: ſo wuͤrde ich entweder mit Worten ſpielen, und leicht

dadurch Verwirrung anrichten, welches ſich doch für keinen

Phlloſophen ſchicket, oder ich müßte wider den Sprachge⸗

brauch nur das vorſtellbar nennen, was in der Votſtellung ſelbſt als ſublective Bedingung liegt.

Vor

286

Vorſtellbar If} für mich jeder Gegenſtand, wovon Id elne Vorſtellung erlangen kann. Er bleibt an ſich was er iſt Seine Form iſt nicht die Form meiner Vo ſtellung von ihm. Dieſe iſt in mie, und ſtellet mir gleichſam im Bilde die Form dar, weiche der Gegenftan) eigenthuͤmlich hat. A ich wenn ich mit ihn nicht vorſtelle: fo behalt er unver, andert bie ſeinige; nur ſuͤr mich iſt dieß Ding dann nicht mehr eln G genſtand der Vorſtellung.

Wie entſtehen aber die äufferen Verſtellungen je mit?

Die Dinge auſſer mir wirken auf meine O gane der Senne.

Dirfe Wirkang erregt mein Vorſtellungsver mogen. In ſo weit!

verhaͤt es ſich ſeidend, nimt auf, und ich bin berehriget, ihm deswegen eine Empfaͤnglichkeit (Receptiviraͤt) zuzuſchtel. ben. Was es aufnimt, das nenne ich den Stoff, weil grade

dieſer den Janh ie der Vorſtellung beſtimmt. Mein Ve cmd.

gen muß aber dieſen durch ſelne eigenthuͤmliche Thaͤtigkeit (Spo :tanelzäi) zur Vorſtellung erheben. Von allen tie

fen würde ich nichts wiſſen, wenn meine Vernunft dle Er | ſahrung nicht befraget, und aus ihrem Unterricht dieſe! Folgerung gezogen hatte. Fraget fie aber weiter: wi muß mein Vorſtellungsvermoͤgen beſchafſen ſeyn, um dieſe Emp B ſaͤnglichkeit und Thaͤtigkelt haben zu koͤnnen? Wie wird! eigentlich durch Einwirkung des Gegenſtandes der Stoß! meiner Receptivitaͤt gegeben, wie von ihr aufgenommen? wie iſt er la mir beſchaffen, ehe er zur Verſtellung wird? Wie erhebt meine Vorſtellunagskraft durch ihre Thaͤtigkelt ihn! dazu? fo iſt das ganze Reſultat ihres Nachdenkens daruͤber!

dieß das weis ich alles nicht, nue dieß weis ich, daß es fo iſt. Die Materie meiner Vorſtellung iſt das Manniz⸗

faltige, was in ihr liegt; ihre Form iſt die Verbindung!

de ſſeiben, wodurch ſie dieſe und keine andre Vorſtellung il,

nicht aber dasjenige, woducch der bloſſe Stoff zur Vet. ſtellung wird. Dieß iſt die thaͤtige Kraft meines Verms gens. Denn dleſe kann nicht Form der beſtimmten Vor.

fiel.

ftellung eine ga

sy auf ihr: verſchie Ruͤckſic Beoba: überall lichkeit beyde & Beziel die Ve Art ne Miele n, L kann.

G reichen , oder d. Dos 2 ciren, lichkeit dieſen 2 jenige . zeichnet len, un kommen und Dur mir Bo: den D. ſelbſttha andern

ſtand (.

ſtellung ſeyn, wenn ich anders dem Ausdruck Form nicht eine ganz ungewoͤhnliche Bedeutung unterlegen will.

Meine Vorſtellungen find ſehr verſchieden, ich mag auf ihren Innhalt oder auf die Art ſehen, wie ſie durch verſchiedne Mittel in mir entſteh n. Wie kann ich ſie in Raͤckſicht ihres Innhalts einthrilen ? Eine lange aufmerkſame Beobachtung hat es mich gelchret, daß ich mir entweder überall beftimmte Dinge (indiuidua) oder auch die Aehn— lichkeit und Unaͤhnlichkeit derſelben, allgemeine Dinge, und beyde entweder als bloſſe Doiecte oder auch als Sublecte in Beziehung der Prädicete zu ihnen vorſtelle. Wie will ich die Vorftellengen von der erſten, wie die von der letzten Art nennen? Ich muß wieder die Erfahrung fragen. Vielleicht wird ſich durch dieſe mir Gelegenheit anbie— ten, daß ich eine ſchickliche Benennung für beide finben kann.

Gegenſtaͤnde, die mir den Stoff zur Vorſtellung bar teichen, oder mich afficiren, find entweder äuffere Dinge, oder die innere einzelne Wirkungen meiner Fähigkeiten. Dos Vermoͤgen mir dieſe fo vorzuſtellen, wie fie mich aflle . ciren, iſt ein ſinnliches. Dieß kann ich auch meine Sinn— lichkeit nennen. Ich habe aber auch eine Faͤhigkeit, aus dieſen Vorſtellungen von einzelnen Dingen (indiuiduis) das- jenige wegzulaſſen, was ihre individuellen Beſtimmungen bes zeichnet, und mir im allgemeinen nur dasjenige vorzuſtel— len, worinn fie mit einander mehr oder wenlaer uͤberein— kommen. Hier hoͤrt das Gebiet meiner Sinnlichkeit auf, und durch die Selbſtthaͤtigkelt meiner Denkkraft ſchaſſe ich mir Vorſtellungen, worinn blos ollgemeine Begriffe von den Dingen enthalten ſind. Dieß Vermoͤgen, welches ſich ſelbſtthaͤtig in mir beweiſet, und wodurch ich mich von allen andern Thierarten cuf Erden unterſcheide, iſt meln Vers ſtand (intelledtw). Hier finde ich alſo eine 1 Ur

ache,

283

fache, meine Vorſtellungen in ſinnliche und Intellectuelle nach der Verſchiedenheit ihres Junhalts, und der Art, wie ſie in mir eniſtehen, einzutheilen. Sinnliche ft d nach ih⸗ rem Innhalte Diejenigen, welche einzelne Gegenſtän e, intelleetuelle, welche allgemeine Begriffe in ſich aſſen. Mein Verſtand kann feine Selbſttpäti⸗keit nicht b. welfen, wenn nicht ſinnliche Vorſtellungen vorhergehn. Seine Vorſtellungen find aiſo ihrem Ur prunge ach nicht von al. ler Erfahrung uaabhaͤngig; fir erpeven ſich aber üver dieſe, erhalten dadurch ein hoͤheres Auſchen u d geoen meiner Vers nunft Gelegenheit, ſie in ihr Gebiet aufzu: epmen.

Meine Sianlichkeit hat gleichſam zwo Selten, von welchen fie aſticirt werden kann 1) eine äuffre. 2) eine ii nere. Die auſſere ſteht den Einwirkungen auff rer Gegen. ſtaͤnde, die innre den inner Wirkungen offen, und die Vor. ſtellungen, die daher entpringen, beziehen ſich entweder auf auffere oder iunre Gegenſtaͤnde, von weichen meine Sinnlich— kelt aſficiret wird. In beyden Fallen find fie empitiſche Vorſtellungen, wozu die Gegenftänre meier Eirnlid;fut den Stoff dargereichet haben. Hieraus erbellet alſo. was der innre Clan iſt. Jener iſt das Viermoͤgen meiner Sinn— lichkeit von auſſen, dieſer, von innen afficirt zu werden.

Auf wie viele Art iſt es bey mir moͤalich, daß Gegen ſtaͤnde von auſſen auf meine Sinnlichkeit Eindruͤcke machen? Schon wieder muß ich die Erfahrung zu meiner kehrerinn wählen. Nur durch fie weis ich es, doß die Natur fünf fehr verſchiedene Karaͤle eroͤffnet hat wodurch aͤuſſere Obiecte auf meine Simelichkeit einen Einfluß haben koͤ nen. Sie bat mir fünf Sinnenorgane virinten. So verſchieden dieſe nach ihrem innern Bau find: eben fo verſchieden find die Vorſtelungen. Hat meine Oinnlichkeit nur für tif bee ſondre Gattungen von Organen eine Receptivitaͤt, oder nech für aubrere? So wenig ich fähig bin, mir mehrere Ger.

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tungen von Sinnenorqonen zu denken: eben fo wenig iſt meine Vernunft vermoͤgend, diefe Frage ſicher zu beſtimmen. Dieß braucht fie nun auch nicht Es iſt für mich genug, dB ich weis, di⸗Receptivitaͤt meiner auffıren Sinnlichkeit muß eine fuͤnffache Form oder Beſchaffenheit haben, um jeden Eindruck auf eine eigenthuͤmliche Art aufzunehmen, und den gegebenen Stoff durch ihre Spontaneitaͤt zur Vor— ſtellung zu erheben. Den innern Uaterſchied ſelbſt in der ſuͤnnachen Beſchaffenheit meiner Riceptivität kann ich nicht erſorſchen. Ich muß mich an die Verſchiedenheit der More ſtellungen halten, welche daher entſtehen, weil ich mir ihrer beruft werden, und durch Hülfe dieſes Bewuſtſeyns fie von einander unterſcheiden kann.

In den Vorſtellungen, welche ich durch die Organe meines G⸗ſichtes und Gehoͤrs erhalte, liegt nichts vo; Emp« findung dieſer Organe, ſondern von Gegenſtaͤnden, welche id) auſſer mir denke, von Tönen, deren Urſprung ich auſſer mir ſuche. Dieß iſt nicht das Werk der Erziehung, oder der Vernunft, ſendern der Natur, welche mich ſo dildete, daß ich dadurch ven dem Daſeyn äufferer Gegenſtaͤnde eine unbezwing iche Ucberzeuaung erhalten ſollte. Das Kind greift nach dem Gegenſtand, welcher ſich feinen Blicken darſteillt, und wogegen feine Triebe erreget find. Er richtet ſein Ohr nach dem Ort hin, wo der Schall herkam, und in welcher Richtung er am ſtarkſten auf fein Gehoͤr wirkte. Beydes iſt eine bekannte Erſcheinung, welche ſich nicht et⸗ eignen koͤnnte, wenn das Kind nicht das Obiect des Geſich— tes und des Gehoͤrs auſſer ſich ſuchte, ohne noch Darüber reflectiren zu för en, was es thut. Dieſe Vorſtellungen, wenn fie durch Gegenſtaͤnde erregt werden, welche eben itzt auf unfre Organe wirfen, heiſſen auch Senſationen, und haben eine fo groſſe Klarheit für uns, daß wir an dem Daſeyn dieſer Ösgenftände nicht zweifeln koͤnnen, wenn wir auch wollten.

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Wir haben eln Vermögen, die Genfationen in einem gewiſſen Grade der Klarheit wieder zu erregen, wenn auch ſchon die Gegenſtaͤnde unſre Organe nicht mehr efficiren. Dieß Vermoͤgen nennen wir unſre Einbildungskraft, und die Vorſtellungen, welche daher entſpringen, find Einbil. dungen, Phantaſien. Cie gehören auch zur Sinnlichkcit, weil ſie blos einzelne Dinge zu Gegenſtaͤnden haben.. Die Natur hat zwiſchen ihnen und den wahren Senſationen eine ſolche Grenzlinie gezogen, daß nur die Ungluͤ klichen dieſe nicht mehr ſehen koͤnnen, deren Verſtand verruͤckt iſt, u d deren Einbiidungsfraft eine widernatuͤrliche Stärke erh alten hat. Bir geſunder Vernunſt unterſcheiden wir auf das ſicherſte unſte bleſſe Imaginationen von den Seuſotienen. Dieſe erſcheinen uns im Sonnenlicht, jene unter dem For der Abenddämmerung. Dieſe wohlthaͤtige Einrichtung une ſrer Natur hat für uns die herrliche Folge, daß wir die aͤuſ. ſeren Gegenſtaͤnde, welche auf unter Geſicht wirken, von den Gegenſtänden unſter bloſſen Imagination unteſcheiden, jecen ihr Dafpn auſſer unfren Vorſtellungen durch einen ges wiſſen innern Zwang beylegen muͤſſen, dieſe aber für bloſſe ſubicctive Fotinen unſter Vorſtellungen halten.

Auſchauen iſt in engrer Bedeutung eine Wirkurg unſtes Sinnes dutch Hilfe des Geſichts. Eine Vorſtellung, welche allo durch Tiefen Sinn erregt wird, iſt eigentlich elne An— ſchauurg. Wir koͤnnen die Bedeutung eines Wortes in cle ner wiſſenſchaſclichen Sprache andern, wenn es die Um— ſtaͤnde erfedern. In der kantiſchen Schute heißt eine Vor— fiellurg, in wie weit fie auf das Obiect bezogen wird, eine Anſchouung. Beziehen wir ſie ader auf das denkenbe Subiect: fo wird fie Empfindung genannt. Auch dieß Wort hat hier eine Bedeutung erhalten, welche von der gewöhnlichen ab» geht. Sonſt redet man auch von Vorſtellungen, welche wir von unſern Empfindungen haben, und unterſcheidet alſo

jene von dieſen. Doch hievon werde ich nachher noch einige [2

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29

Bemerkungen hinzuſuͤgen. Nach dieſer kantiſchen Erflärung von A .füauungen und Empfindungen find dieſe nicht blos ſinnlich, ſondern auch die Vorſtellungen des Verſtandes und der Vernunft koͤnnen in verſchiedener B ziehung ent— weder Anſchauungen ocer Empfindungen genannt werden.

Nicht jedes Mannigfaltige iſt Raum, ſondern nur denn kann es fo genaunt werden, wenn mehrere Theile aufe fer und n ben einander in ihm zugleich find. Es giebt auch irre hve Gioͤſſen, und alſo ein Ma nigfaltiges in ihnen. Vor wird dieſes aber in ihnen Raum nennen können? Alle Geger ſtaͤnde, welche ſich unſern Blicken darſtellen, find vo der Beſchaffenheit, daß Theile auſſer und neben dinone der zugleich angetroffen werden. Wollte alſo der Urheber unſter Natur unſer Vorſtellungsvermoͤgen, in wie weit es eine Receptivitàt für Einttücke duich das Gtſichtsorgan das ben ſollte, fo einrichten, daß wir daher wahre, nicht taͤu— ſchende, Vorſtellungen von ihnen erhielten: ſo mußte die Ferm dieſer Receptivitat fo beſchaffen ſeyn, daß fie den Stoff zu Vorſtillungen aufnehmen konnte, dal; in ihnen die Theile auſſer und neben einander, fo wie ig den Gegenſtän⸗ den ſelrſt, als Adbildungen von dieſen ſich uns darſtellten. Allein dieſe Form unfrer Receptivität iſt nicht der Grund von dem Manrigfalticen in ter Vorſt llung, ſondern nur davon, daß ſolche Vorſtellungen in uns möglich find. Die Gegenftär de ſeibſt, welche auf uns wirken, find der Grund davon, daß dieſe Verſtellungen fo und nicht anders das Mann iaſaltige uns darſtellen, weil dieß und die Verbins dung ſeiner Theile in der Vorſtellung ſich aͤndert, fo bald ich den Gegenſtand meiner Arfayauung ändere, ober alles wieder in der Vorſtellung da iſt, wie vorher, wenn ich eben fo wieder den Gegenſtand wie vorher betrachte. Die

Jorſtellung nimmt alſo eine Form an, welche der Form des Gegenſta des entſpricht, aber übrigens von ihr weſent⸗

lich unterſchleden bleibet. Anſchauungen von Gegenſtanden, T 2 worin

worlnn wir nichts mehr unterſcheiden, find nicht blos maͤg. lich, ſondern wir koͤnnen fie uns auch verſchaffen, wenn wir einzelne Puncte fo kleln vor uns hinſtellen, doß wir gar kein Mannigfaltiges in ihnen gewahr werden, und alſo auch dies ſes nicht in der Anſchauung angetroffen wird, welche wir von ihnen haben. In allen übr!zen Anſchauungen des Geſich— tes werden die Theile ſo auſſer und neben einander zugleich vorgeſtellt, wie ſie es in den Gegenſtänden unſers Geſich— tes ſind.

Wir erblicken auſſer uns uͤberall obiectiven Raum. Unser Verſtund kann fi im Alleemeinen Theile auſſer und neben einander zugleich denken, und folglich den reinen es grirj vom Raum bilden. Allein nun hoͤrct dieſe Vorſtellung auf, finnlch zu ſeyn. Site wird eine intellectuelle. Sie iſt eine reine Anſchauung nicht melner Sinnlichkeit, fondern meines Verſtandes von Raum, auch nach der kantiſchen Spre— che, mern fie aui den allgemeinen Gegenſtand bezogen wird. Reine Anſchauung der Sinnlichkeit iſt fie nicht, weil ſinn— Ihe Anſchauungen keine andre Gegenftände als eln zelne Dinge haben koͤnnen. Sie iſt auch keine Anſchauung a priori in dem Verſtande, als ob fie in mir urſpruͤnglich vor aller Erfahrung hergehe, fendern mein Verſtand hat den Bearlff dleſer Anſchauung aue emplriſchen Anſchauun— gen ſolcher Gegenſtaͤnde gebitdet, welche individuell find, in weichen Theile auſſer und neben einander zugleich ange. troffen werden, und welche fo, wie dieſe in ihnen find, mie den Stoff zu Vorſtellungen von ihnen gegeben haben. Ue— brigens kann ich fie eine Anſchauung a priori nennen, in wie weit alle Begelffe meines Verſtandes fo genannt werden, welche er durch feine Selbſtthaͤtigkeit aus empiriſchen Vers ſtellungen gezogen bat,

Die Organe des Geſchmacks, des Geruchs, des Ge

fuͤhles erregen in mir Vorſiellungen, welche eben fo verſchle— den

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293

den ſind, als dle Organe ſich ihrem innern Baue nach ſelbſt von einander unterſcheiden. Wenn durch fir Geoenſtaͤnde ouf unſre Sinnlichkeit wirken: fo entſtehen nicht bleſſe Vers ſtellungen, wie durch das Geſicht und Gehoͤr, ſondern wir werden uns dabey einer koͤrpetlichen Empfindung grade in dem afficirten Organe bewuſt, und ſetzen dieſe ſeloſt dahin, wo die Organe afficitt wurden. Auch von dieſen Empfin— dungen mit allen den angeführten Beſtimmungen erhalte ich Vorſtellungen, und unterſcheide dieſe von jenen. Sie ſind alſo als Vorſtellungen auf mich bezogen Empfindun— gen, und folglich nach der kantiſchen Sprache von jenen Emp— ſindungen als ihren Gegenſtaͤnden unterſchieden. Hler fe ben wit alſo, daß eine Zweydeutigkeit in Anſehung dieſes Ausdruckes entſteht, welche leicht zu unrichtigen Folgerun— gen Gelegenheit geben kann, vor welchen wir uns ſorgſam hen muͤſſen.

Durch einen innern Zwang werden wir genoͤthiget, die koͤrperlichen Empfindungen, welche durch dieſe Organe er»

regt werden, in die Theile zu ſetzen, Die afficirt wurden.

Aber auch dadurch wird es uns unmoglich, im Ernſt an dem Daſeyn unfers Körpers zu zweifeln. So wohlthaͤtig find von unſerm Schöpfer die Organc unfres äuſſeren Sin— nes eingerichtet, daß wir ſowohl von der Exiſtenz aäuſſerer Gegenſtaͤnde, als von dem Daſeyn unfers eignen Körpers eine Ueberzeugung erhalten, welche durch keine Gruͤbeleyen geſchwächt werden kann. Will die Vernunft andre Beweiſt

für das Daſeyn dieſer Gegenſtaͤnde durchaus auſſuchen: ſo muß

fie erſt zur Thoͤtinn werden, welche unmoͤgliche Dinge moͤglich machen will. Aus Begriffen laͤßt ſich die Exiſtenz einzelner end. licher Dinge nicht beweiſen, aber auch nicht mit Vernunft bezweifeln, und es iſt mehr als wahrſcheinlich, daß dle Idealiſten es auch im Ernſt nie gethan haben, als wenn fie etwa von einem gewiſſen Grade des Wahnſinnes befallen

waren. Die Natur ſelbſt hat für dieſe unſte Ueberzeugung 1 auf

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auf elne Art geſorget, daß der Idealiſt ſelbſt, wenn er“

uns von dem Gebentheil durch Reden oder Schreiben überzeugen will, feinen Verſtand verlohren haben muͤßte, wen er das Deſeyn der Dinge leugnen wollte, weiche er als Werkzeuge brauchen muß, um uns feine Geile mitzutheilen. Widerlegen koͤnnen wir ihn aus ellgenei. nen Begriffen nicht. Die Natur hat ihn ſeloſt cuf das vach' ruͤcklichſte widerlegt. Hat er ſich unfähig g macht, eie Staͤtke dieſer Widerlegung zu fühlen: fo iſt er für uns un. heilbar. Dech wer wollte ſich cuch wohl die Muͤhe g ben, einen Sophiſten zu widerlegen, der ſich immer am ſtark. ſten ſelbſt widerlegt, wenn er fein Hirngeſpinſt vertheidi— gen will?

Ich habe auch ein Vermoͤnen, weſches von meinen innern Veränderungen fo aſſicut werden fan, daß ven ih— neu als von Gegenſtänden Vorſtellungen in mir erregt werden. Dieß iſt meine iante Einvlichfeit, un ihre Beſch ffenheit iſt mein innrer Sinn. Sein Gebiet erſtreckt ſich zuf alle Arten meiner innren Wirkungen, in wie weit fie da ſind und alſo affi— ciren. Alle Voerſtellungen von aͤuſſ ren Gegenſtanden, alle Wirkungen meiner Denffraft, der angebohrnen Gru dprluci— pien, wornach fi wirket alle Ausbruͤche meines Begehrungsver— n.carne, meiner unſpruͤng ichen Grundtriede und die Arten, wie ſie erreat, gelenket, und wieder gehemmet werden, ſind die Geo uſtände meines innern Sinnes, in wie weit er von ihnen afficirt wird.

Die Vorſtellungen, welche durch ihn erzeuget werden, ſind ſinnliche. Sie haben nur immer einzelne innre Ver— d derungen zum Gegenſtäͤnde. So bald mein Verſtand aus zen allgemeine Begriffe bildet, und ſich dieſe denket: fo dort das Geſchäfte ineiner Sinnlichkeit auf, und das Ge— ict det intellectucllen Vorſtellungen nimmt feinen Anfang. Mela innrer Sinn kann nur durch einzelne Veraͤnderungen

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295

In mir afficirt werden. Seine Vorſtellungen muͤſſen ſich darnach richten, haben ſtets einzelne Veränderungen, nie eine fortgehende Reyhe derſelben zum Gegenſtand. Durch meine bloſſe Sinnlichkeit kann ich mir alſo nie einer ſolchen Reyhe beruft werden; ſondern meine Erinnerungskraft ſtellt meinem Verſtande ſolche Reyhen theils in mir, theils auf

ſer mir dar, und fo bildet er den allgemeinen Begriff von

einer ununterbrochnen Reyhe der Veraͤnderungen. Welches Definitum will ich nun brauchen, um dieſen Begriff, dieſe Definition, dadurch anzuzeigen? Dieß iſt willkuͤrlich, wie es aus den ſo vielen Benennungen in den verſchiedenen Sptachen erhellet. Ich nenne ſie in der meinigen Zeit. Die Reyhe der Veränderungen in den einzelnen Dingen iſt die obiective Zeit. Auſſer meinen Vorſtellungen kann dieſe nicht anders als individuell, in jedem einzelnen Dinge ein— zeln ſeyn. Der allgemeine Begriff, welchen ich mir von dieſen einzelnen Zeiten mache, iſt als Vorſtellung keine An— ſchauung meiner Sinnlichkeit, fondern meines Verſtandes, keine ſinnliche, ſondern eine intellectuelle Anſchauung. Reine Anſchauung der Zeit kann ich ſie denn nennen, wenn in ihr nichts als der allgemeine Begriff derſelben liegt. Dieſe war aber nicht a priori, d. h. vor aller Erfahrung in meie nem Gemuͤthe. Die Fähigkeit habe ich, durch meine Auf— merffamfeit auf innre und aͤuſſere Veränderungen, durch meine Erinnerungskraſt, und meinen Verſtand den Begriff der Zeit zu bilden. Dieſe iſt als Beſtimmung meiner Denk— kraft vor aller Erfahrung a priori in mir. Allein ſo iſt ſe nicht Anſchauung ſelbſt, ſondern Vermoͤgen, dieſe zu erhalten. Durch meine Aufmerkſamkeit auf die Folgen meiner innern Veraͤnderungen wird mein Verſtand fähig, einen allgemeinen Begriff von der Zeit zu bilden, ſich ihn zu denken, oder ſich die Zeit in einer reinen Anſchauung vor. zuſtellen. Die Zeit als eine ſolche Anſchauung war alfo eben fo wenig in mir vor aller Erfahrung als fie, wie eine ſolche, eine obiective Realität auſſer dieſer meiner ſubiectiven

174 Vor⸗

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Vorſtellung haben kann. Nicht als meine Anſchouung, fon: bern als eine indivituelle Reyhe von Veraͤnderungen der Dinge hat fie in ihnen ihre obiectlve Gultigkeit und daß fie dieſe auch in mir hat, davon belehrt mich das untrüglie che Bewuſtſeyn, welches ich von meinen eignen Veraͤnde⸗ rung -n habe.

Alleln worlnn beſteht denn dleſes? Dleſe Frage iſt fiir mich von Wichtiakeit. Ich wuͤrde fie nie been worten konnen, we A Ih nicht auf die Sage aufmerkſam wäre), worinn meine D-nffraft ſehr oft ben Vorſtellungen iſt, wel⸗ che urch g d erregt wurden die meine Sinne af fi irten. Ich wels ſehr oft, daß ich dieſe Vorſtellungen habe. Ich beziehe ſie auf mich, beziehe ſie auf ihre Ge— genſtände, und unterscheide fie von beyden. So finde ich es bey keinem der uͤbrigen Thiere, welche auſſer den Men⸗ ſchin um mich her Mitbewohner der Erde ſind. Ohne Zobifel iſt bier die Stuffe, wohin dieſe nicht dringen Fön nean; iſt hier die Schei ew ınd zwiſchen meiner Sinnlichkeit u d meint dane Denkkraſt. Dieß Vermögen erhebet mich über Die G ſchoͤpfe, deren Vorſtellungen bles ſinnlich find. Es iſt das Vermögen, mit meiner als eines den. kenden Suviccts, mir der DVorftellungen, als meiner ine nern Beſtimmungen, mir der Gege-flände, wovon ich

Morftellurgen hade, bewaſt zu werden, und mir dieſe drey nicht ais Eine S:dye, ſondern als verſchledene vorzuſtellen.

Nur erft erdffner ſich für mich ein Feld der Erkennt— niß. Die beſteht in dem Bewuſtſeyn, welches ich von meinen Vorſtellu gen, und von den Verhaͤltniſſen habe, worinn dieſe qeqen ihre Gegenſtande ſtehen. Bin ich mir blos der ſinnlichen Vorſtellungen und der indlolduellen Ge genſtaͤnde von ihnen bewuſt: fo iſt meine Erkenntniß eine ſianliche. Ich gebe ihr dieſen Namen nicht deswegen, weil ich blos Sinnlichkeit beſitze, oder weil dieſe die elnzige Quell

der.

derſelb⸗ Stoff mir be.

ſer ben mir un auch! jemals beygele ihre, u ihnen erhalte les fa: wuſt f ſtellun ſcheide:

Thierſt dieß

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277

derſelben iſt, ſondern weil die Obiecte meinen Sinnen den Stoff zu empiriſchen Vorſtellungen datreichten, deren ich mir brwuſt bin. Hatte ich nicht das Vermoͤgen, mir die— fer bewuſt zu werden, und fie in dieſem Bewuſtſeyn von mir und den Gegenſtaͤnden zu unterſcheiden: fo wuͤrde ich

auch keine ſinnliche Erkenntniß haben koͤnnen. Wer hat

jemals einem Adler, oder einem Löwen ſinnliche Erkenntniß beygelegt? Und warum nicht? Sie h ben doch auch ihre, und erhalten durch dieſe ſinnliche Vorſtellungen? Ihre ihnen angebohrne Kunftiriebe werden dadurch erreaet, und erhalten nach ihnen eine zweckmaͤſſige Richtung. Dieß ale les kann ſtatt haben, ohne daß ſie ſich deren beſonders be— wuſt ſind, ohne daß ſie durch dieſes ſich von ihren Vor— ſtellungen, von ihren Trieben und den Gegenſtaͤnden unter— ſcheiden, worauf beyde eine Beziehung haben.

Wann erhebt das Kind ſich zuerſt aus dieſem bloſſen Tdierſtande? Wann fängt es zuerſt an zu denken? denn dieß heißt nichts anders, als Vorſt llungen haben, deren ma ſich bewuſt iſt. Dieſe Frage iſt freylich wichtig genung, um unfre Wisb vierde anzufcurrn. Hier iſt aber der Ort nicht, fie um ſtaͤ dlich zu bea twerten. So viel iſt ausge— macht, d. ß, fo wir ſein Bewuſtſeyn rege wird, und ſich auf mukr r Gegen ſtaͤ de erweitert, auch feine ſinnliche Ere kenntniß ihren A farg nimmt, ſich in eben der Grade weis ter ausbreitet, und ſich der Kleis feines Deukens gleichſam ausdehnet.

Vielleicht hobe ich es dieſem Vermoͤgen zu verdanken, daß ſich bey mir Verſtand und Vernunft entwickelten. Viel. leicht iſt dieſes die Wurzel in meiner Grundktaft, woraus dieſe ſchoͤnen Blumen hervorſchoſſen.

Die Natur hat mir gewiſſe Regeln eingepflanzt, wor⸗ nach ich von Vorſtellungen zu Vorſtellungen ſortgeh'. 88 Diaſe

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Diefe nenne ich die Regeln der Aſſoclation meiner Ideen. Sie find in mir nicht das Werk der Erziehung, nicht des Fleiſſes, ſondern der Natur. Sie werden in mir wirkſam. Ich beſolge fie, ohne daß ich es weis, wie bendes geſchieht, ohne daß ich es vorher wollte, und willkuͤrlich beſtimmte, wie fie erfolgen und angewandt werden ſollten. Dieſe Aſ— ſoclationsregeln ſind mir und jedem Menſchen, auch dem Kinde, wenn ſich feine Denkkroft zu entwickeln angefangen hat, ſo natuͤrlich, daß dieſes ſo gut als der aufgellaͤrteſte Philoſoph ſtutzet, wenn es einen Menſchen hoͤret, welcher nicht nach ihnen feine Gedanken ordnet. Dieſe find die Mies geln, wornach Dichter fo gut als Redner und ſelbſt die Weltweiſen ihr Geſchaͤſte betreiben, und ohne welche fie ei— ner Bildſaͤule gleichen wuͤrden, welche den Fuß erhebt, aber nicht von ihrer Stelle kommen kann. Wohlthaͤtig hat die Natur dafur geſorget, daß wir ihnen folgen, ohne zu wife ſen, wie wir es zu machen haben, um zu ſolgen, grade ſo wie mir unſerm Körper die Richtung, welche wir wollen, geben koͤnnen, und «8 doch nicht verſtehen, wie wir es eigentlich machen muͤſſen, um grade ſo und nicht anders in unſern Körper zu wirken, daß feine Bewegung in der Richtung mit der Schnellkraft und Stärke erfolge, wie wir es wollen. Ohne Zweifel würde für uns alles verloh— ren ſeyn, wenn wir dazu erſt eines beſondern Unterrichts, einer erlernten Kunſt, beduͤrften, da wir nun durch den Unterricht der Natur alles auch fuͤr die Kuͤnſte gewonnen haben, welche eine regelmäſſige Anwendung dleſer Natur— fertigkeiten erfodern.

Ich erblicke einen Gegenſtand, welcher eine Aehnlich— keit mit dem hat, welchen ich ſchon vorher betrachtete. Nun wird die Vorſtellung von dieſem letzten nach einer mir angebehrnen Aſſociationsregel in mir wieder rege. Mein Vermögen, mir der Vorſtellungen bewuſt zu werden, fie

von einander, ſie von ihren Gegenſtaͤnden und von mir zu unter⸗

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299

unterſcheiden, hat es natürlich zur Folge, daß ich fie mir in Brhäleniffen verſtelle, und alſo vergleiche. Ich werde mir ihrer Aehnlichkeit und Unaͤhnlichkeit bewuſt, und indem ich mir jene vorſtelle: ſo erwaͤchſt in mir eine allgemeine Vorſt llun g, aus welcher die individuellen Beſtimmungen der ei zuuen Dinge weggelsſſen find. Auch dieſer werde ich mir bewuſt, und dieß Vermögen nenne ich Verſtand, (intellectum) Hier eröffnet ſich ein neues Gebiet für meine Erkenntniß. Ich werde mir der allgemeinen Vor— fi us gen bewuſt, welche ich durch meinen Verſtand aus den empiriſchen gezogen habe. So wie ich ſie mir itzt denke, find fie nicht mehr empiriſche, ſondern intellectuelle Vorſtellungen, u.d meine Erferntmiß , di⸗ daher entſprin. get, verdienet auch deswegen eine intellectuelle genannt zu werben.

Die Vorſtellungen in disfer find fo wohl ibrem Inn— halte als auch ihrem Urſprunge nach von den Vorſtellungen in der finlihen Erkengtaiß ſehr verſchirden; ihrem (nz dalte nach darinn, daß dieſe letzten ſtets einzelne Gegenſtaͤn— de (indiuidua), gleichviel, aͤuſſre Dinge, oder ienre Ver— in erungen, meinem Bewuſt'eyn darſtellen da ich hinge— gen in jenen die A halichkeit einzelger Gege ſtaͤnde mir denke, ohne mir dieſer Gegenſtaͤnde ſelbſt beſonders bewuſt zu ſeyn. Die Vorſtellungen in meiner ſtanlichen Erkennt— niß entſpringen unmittelbar nur dann, wenn einzelne Ges ge: ſtaͤnde auf meine Sinne wirken. Ich kann in dieſen nichts aͤndern, fo lange fie auf gleiche Art auf mich wirken. Ich muß mich mehr leidend als thaͤtig beweiſen; und wenn ich auch dieß letzte thue: ſo habe ich es doch nicht in meiner Gewalt, mich auf dieſe und keine andre Art thaͤtig zu bes weiſen, und dadurch nach Geſellen in meinen Vorſtellun— gen etwas abzuaͤndern. Bey den Verſtellungen in meiner intellectuellen Erkenntniß verhalte ich mich faſt ganz ſelbſt— thätig. Wenn auch die Aſſociationsregeln mit wirken: fo

werden

300

werden dleſe durch meine innre Kroft erreget. Mein Ver |

ftano bearbeitet durch feine elgenthuͤmliche Faͤhlgkeit die em. pirlſchen Anſchauungen, und erzeuget durch fir aus ihnen die intellectuellen Vorſtellungen. Ich werde mir in dieſer der allgemeinen Begriffe durch mene eigne Kraft bewuſt, welche Geſchoͤpfe meines Verſtandes find, und ich wahle mir willkuͤtlich ſolche Zeichen, wodurch ich dieſe intelleccuelle Vorſtellungen bezeichne. Dieſe erregen zwar unmütelbar eine empitiſche Vorſtellung von ſich ſelbſt, aber mittelbar nach der Wehl, welche ich getroffen habe, werden durch fie die allgemeinen Begriffe ang zeiget, mit weichen ſie doch oft nicht die entſernteſte Aehnlichkeit haben.

Dieſe Wahl war Beduͤrfniſt für meinen Verſtand, well ich die Gegenſtaͤnde ſelbſt nicht mir ſinnlich denken konnte, ohne einzelne Dinge zu Gegenſtänden meiner Vor— ſtellung zu machen. Durch eine Kanſt, welche mich ſelbſt in Erſtaunen ſetzet, weis mein Verſtand feine intellectuelle Vorſtellungen mit ſinnlichen Zeichen zu verbinden, welche mit jenen keine Aehnlichkeit hben, und demohngeachtet kann er ſich jene dadurch deutlich Teufen. Allein wie kam er denn zu einer Entſchlieſſung, welche dem erſten Anblicke nach ganz zweckwidrig zu ſeyn ſcheinet? Ich muß die Na tur befragen, welche mir mein Schoͤpfer verliehen hat. Schon das Kind, ehe es noch den Kam feines Verſtan— des entwickelt hat, weis alle ſeine innern Triebe, wenn ſie lu einem gewiſſen Grade erreget ſind, durch Zeichen in den Geſichtszuͤgen, welche es macht, und in gewiſſen Toͤ. nen zu erkennen zu geben. Dieſe Zeichen find nicht dle erregten Triebe ſelbſt, haben auch keine Aehnlichkeit mit dieſen, ſind aber fuͤr jedes Geſchoͤpf von derſelben Art eine ſo deutliche, vernehmliche Sprache, daß ein jeder ihren Inn— holt vollkommen verſtehet, gleichviel, er gehoͤre zu den auf— geklarteſten Nationen unſter Erde, oder zu ſolchen, welche

noch dem Thylerſtande ſehr nahe find. Auch

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fühlte fi: ſich fein Gegen.

bingetr.

in die Vorſtel modurd Huͤlſe; übern Wahl derfelbe:

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Auch dieſes Naturdranges, meine innern Veraͤnderun— gen durch Zeichen, die geſehen oder gehört werden zu ers kennen zu geben, werde ich mir bewuſt. Mein Verſtand fühlte feine Starke, ward dadurch wagen feiner Beduͤrfniß, ſich feiner Begriffe ohne die individuellen Beſtin mungen der Gegenftände bewuſt zu werden, auf eine ahnliche Bahn hingetrieben, wählte erſt Toͤne, nachher Zeichen, welche in die Augen fallen, zu Ausdruͤcken ſeiner intellectuellen Vorſtellungen, und nun waren tauſend Kanäle geoͤffnet, wodurch dle innern Wirkungen meines Verſtandes durch Huͤlfe verabredeter Zeichen in die Seele andrer Menſchen überflieſſen, und ihnen mitgetheilt werden konnten. Die Wahl ſolcher Zeichen, und eine regelmaͤſſige Anwendung derſelben iſt alfo das Werk meines Verſtandes, iſt ohne ihn nicht denkbar. Die Gegenſtaͤnde, wovon ich empiti— ſche Vorſtellungen erhalte, ſind zwar einzelne Obiecte, koͤn— nen ſich aber in ihren Beſtimmungen mehr oder weniger von einander unterſcheiden, und meine empiriſche Vorſtel— lungen find immer von derfelben Beſchaffenheit. Die Na— tur hat ihre Werke in Claſſen, Gattungen, Arten einge— theilt, und mein Verſtand denket ſich dieſe im Allgemei— nen. Er brauchte alſo Zeichen, um dieſe dadurch anzuzei. gen, und daher entſtanden die unzähligen Namen, für Cloſſen, Ordnungen, Gattungen, Arten und einzelne Dinge.

Daher endlich die ausgebildeten Sprachen. Es iſt ein Ge—

fiß meiner Natur, daß ich getrieben werde, zu ähnlichen Zwecken ähnliche Mittel zu wählen. Daher elne ſolche Res gelmaͤſſigstit in den Sprachen der verſchiedenen Völker,

daß man glauben ſollte, als ob fie die Kunſtwerke der auf—

geklaͤrteſten Philoſophen wären, daß ich dieſe Zeichen zur Erweiterung meiner ſinnlichen und intellectuellen Erkennt— ri gebrauchen kann; daß ich ihren Gebrauch für einen ſoſchen erkenne, welchen nur vernünftige Geſchoͤpfe von ih- nen machen koͤnnen. Mein Werſtand blldet alſo durch ſeine felbfichärige Kraft feine eigne Vorſtellungen, auch we

eigne

*

eigne Anſchauungen, well er jene auf die allgemeinen Dinge bezieht, und ſie von ihnen als von ihren Gegenſtaͤnden un terſcheidet.

Durch Hülfe der mir angebohrnen Aſſoclationsr⸗geln bin ich vermögend, mir der Aehnlichkeiten und Unäh ich- keiten der Dinge und der Begtiffe von ihnen bewuſt zu werden. Ich habe alio auch ein ermd gen, die Dinge gegen einander zu verglichen, ihre Uederei“ ſtimmungen und Abweichungen gewahr zu werden, und mir feig.id) ihre Vrbindung oder ihren Zufammenbang zu deuken. Dip iſt die groſſe Fähigkeit, wodurch ich fo wohl meine ſtunliche als intellectuelle Erkenntniß erweitern, wodurch ich von einer Stuffe derſelben zur andern und immer böper empor dringen kann. Dieſe Faͤhigkeit, iſt meine Ver unſt. Durch ſie kann ich den Zuſammenhang in meiner ſinmichen Erkenntuiß entdecken, mehr beſtimmen, gensuer Ibwagen. Durch fie kann ich auch die Begriffe, welche mein Vers ſtand gebildet hat, gegen ei ander- halten, ihrer U:bereine ſmmung und Abweichung, kurs ihrem Zuſemmenhang nach— hin, und aus ihnen ein G baude von Waherhelten zweck— eng errichten. In beyden Faͤllen iſt es ei.e und dieſelbe ſelbſtchaͤtige Kraft meiner Seele. Nur „ie Gegen ſtaͤnde find verſch'eden, welche fie beurdeitet. Will ich meine Vernunft d raach verſchieden benennen: fo kann fie empirische Der. nunfe heulen, in wie weit fie in meine ſin liche Erkenntniß den Zuſammenhang bringet, reine DUernunft, in wie weit fie blos mit meiner intell ctuellen Erkenntniß, mit den rei. nen Begriffen und ihrem Zuſammenpang, mit allgemeinca Wahrheiten ſich beſchaͤftiget.

So ſelbſtthaͤtig auch ihre Kraft wirket: fo muß doch der Verſtand ihr vorg⸗ arbeitet, fo muͤſſen doch ſinnliche Vorſtellungen durch dieſen ihr die Materialien zu ihrem herrlichen Bau dargereichet kuben. Wäre dieß nicht vor.

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Au! Art vor wiſſe G. ſich wi Wahch zu verid ſich Diele Ich ne: derfprud einnen ein Din Vernun daß, we in wenn davon g. möglich ı möge dei bles aus A en, eroͤffnen. Obiect wenn ich wollte, u darauf, treignen Wider pi ſtatt hab, nem Ob. die Kralt aus in Di unbeſtim.

hergegangen : fo wuͤrde fie in mir ihre Kraft ungeachtet aller ihrer eigenthuͤmlichen Selbſtthaͤtigkeit doch nicht haben anwenden koͤnnen. e Auch die Natur ſelbſt hat ihr noch auf eine andre Art vorgeorbeite't. Sie hat meinem denkenden Weſen ge— wiſſe Grundregeln vorgeſchrleben, wornoch meine Vernunft ſich wirkſam beweiſet, und wodurch fie fähig wird, mir von Wibrheisen eine allgemeinguͤltige, apodiktiſche Gewißheit zu verſchoffen. So viel ich bisher bemerket habe, laſſen ſich dieſe in drey verſchiedenen Grundſätzen ausdrucken. Ich nenne fie den Grundſatz 1) der Identitaͤt, 3) des Wie derſpruch 's, 3) des zureichenden Grundes. Ich bin durch einnen innern Naturzwang genötbiget, es zuzugeben, daß ein Ding das Ding iſt, was es iſt. Dieß giebt meiner Vernunft eine unerſchutterte Feſtigkeit in der Ueber zeugung, daß, wenn fie erſt weis, daß ein Obiect A iſt, es auch, in we weit es dieß iſt, dieß ſeyn muß. Wenn ich einmal davon gewiß bin, daß ein Ding A iſt: fo iſt es mir un— moglich zu denken, daß es nicht A fern ſollte, und zwar vers möge der Grundregel vom Widerſpruch. Freplich kann ich bles aus beyden Regeln es nicht erkennen, daß ein Ding A fer, Zu dieſer Erkenntniß muß ich mir andre Quellen eröffnen. Allein dieß weiß ich aus berden daß, wenn ein Obiect A ft, durchaus falſche Satze entſtehen würden, wenn ich in Gedanken mit dem Obicct A etwas verbinden wollte, wodurch es aufhörte, A zu ſeyn. Ich verlaſſe mich darauf, daß in der ganzen Natur ſich keine Begebenheit treignen koͤnne, welche dieſen Grundſaͤtzen entgegen waͤre. Widerſprüche in der Natur von der Art koͤnnen unmoͤglich ſtatt haben. Widerſprechende Beſtimmungen koͤnnen in eie nem Obiecte angetroffen werden. Der Phyſiker denket fih- die Kraft einer Kugel fo beſtimmt, daß fie vom Mittelpunct aus in der Richtung der radiorum nach der Oberfläche mit unbeſtimmtgroſſer, aber gleicher Schnellkraft hinwirke, und daß

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daß grade daher ihre Trägheit (vis inertlae) komme, well die ſich diametraliter entgegenmi kenden gleichen Bewe— gungstendenzen ſich im Gleichg wicht erhalten, und alfo ſich gegenſeitig in igen Bewegungen ſtoͤren. Wenn dieſe Hypo theſe ihre Richtigkeit hätte: fo waͤren In einer Kugel ſich entgegen kämpfende oder widerſprechende Beſtimmungen. Jede einzelne Beſtimmung waͤre aber deswegen das, was fie iſt, wäre nicht mit ſich ſeibſt im Wlderſpruch. Es hat Tyrannen gegeben, welche grauſam und mitleldig wa— ren. Allein ihre Grauſamkeit iſt nicht ihr Meitleig en. Ele hatten widerſprechende Leidenſchaften, aber keine welche ſich ſelbſt widerſprachen, d. h. keine, die zugleich das waͤ— ren, was ſie waren, und es auch nicht waren. Widerſpruͤ. che in eigentlicher Bedeutung des Wortes, koͤnnen nur in ſubtectiven Vorſtellungen der denkenden Weſen, und nicht auſſer ihnen angetreffen werden. Sobald fie biefe ent decken: ſo ſind ſie auch gezwungen, dasjenige als eine ſalſche Vorſtellung zu verwerfen, wodurch ein Widerſpruch gefetzt wird.

Die dritte uns angebohrne Grundregel des Denkens find wir gewohnt, durch den Grundſatz des zureichenden Grundes auszudrucken. Die allgemeine Wahrheit dieſes Satzes kaͤnnen wie nicht beweiſen, aber auch nicht leugnen; nicht beweiſen, well keine Beweiſe md lid) ſeyn koͤnnten, wenn er ſalſch waͤre, und nicht als ausgemacht voraus geſetzet wuͤrde; nicht leugnen, weil wir entweder mit Grund oder ohne Grund ihn leugnen müßten. Mit Grund: ſo ſetzen wir ſeine Wahrheit voraus, um feine Folichheit. und die Kid) tigkeit unſers Urtheils bewelſen zu koͤnnen. Ohne Grund Nun fo empoͤren wir uns gegen unſte elgne Natur, welche uns von unſrer erſten Kindheit an auch ohne tejondre Be. lehrung von ihm noͤthigte, in allen unſern Urthellen, Schluͤſ. fen, Handlungen uns nach ihm zu richten: fo nehmen wir ‚unfeer Vernunft die Fluͤgel, wodurch fie ſich empor zu heben

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und in das fählg iſt. zelget die Wiſſenſche des geſellſ f legt nicht Gebrauch, Quellen, n uletzt für ı tn: fo w ſchehen fon geforget, t wir uns ja den, daß iſt, deren em eignen

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und in das Gebiet der Wahrheiten hinein zudringen nur afl-in fähig iſt. Mißbrauchen koͤnnen mir diefe Grundregeln. Dieß zelget die Geſchichte der Menſchen, dieß ihr Betragen in den Wiſſenſchaſten, uad ſelbſt in den verſchiedenen Verbindungen des geſellſchaſtlichen gebens. Allein die Schuld dieſes Irrthu ms legt nicht in den Regeln ſelbſt, ſondern in dem unregelmaͤſſizen Gebrauch, welchen fie von ihnen machten. Sie find die Quellen, woraus alle apodictiſche Erkenntniß der Wehrheſten uletzt für uns herflleſſet, und wenn wir dieſe verſtopfen koͤnn. en: fo wurde es um die Gewißheit unſter Erkenntniſſe ge— (heben ſeyn. Allein die Natur ſelbſt hat woplthaͤtig dafuͤr zeſorget, daß, dieß uns nicht möglid) iſt, und daß wir, wenn vir uns ja gegen fie empoͤren wollen, es ſehr lebhaft empfin— den, daß es blos eine widerſinnige ohnmaͤchtige Empoͤrung it, deren Thorheit wir uns ſchaͤmen muͤſſen, weil fie unſ— em eignen Gefühle nach nahe an Wahnſinn grenzen würde. Durch fie bildet meine Vernunft ihre Satze, nach ihnen rüfet fie ihre Richtigkeit. Wenn fie es demerkt, daß fie nem Subieet ein Prävicat beplegt, welches ihm widerſpricht, . i. es aufhebt, oder welches nicht jo in ihm gegründet iſt, ais die Verbindung es nothwendig fodert, worinn fie ſich das Praͤdicat mit dem Subicct denkt: fo wels fie es mit wodictiſcher Gewißheit, daß dleſer Satz ſalſch if. Erken. et fie aber, daß dleſe Grundfäge für ungültig erklaͤret wer- een muͤßten, wenn das Prädicat nicht in der beſtimmten

Berbindung dem Subiect zukommen ſollte: fo wels fie mit podictifher Gewißheit, daß der Satz in dieſer Beſtimmung zuͤrchaus wahr ſeyn muß.

Allein weis ſie auch dieß, daß das Subiect A auſſer rer Vorſtellung fein eigenthuͤmliches Daſeyn haben muͤſſe? Hierauf antworte ich:, waͤre es durchaus eine nothwendize Jolge, daß fie entweder das Daſeyn dieſes Subiectes zuges en, oder auch diefe angebohrne Grundregeln für falſch er» ären müßte: fo wuͤrde fie * eben der apodictiſchen Ge

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306

den, me! meine B beißt es,

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die Wahn Gewißhe in deutli— dieſe: ha und folg erheben,

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wlßhelt von dem Daſcyn dieſes Sublects auch auſſer ihren Vorſtellungen überzeugt ſeyn, als ſie es von der Allgemein. belt und Nothwendigkeit irgend einer allgemeinen Wahrheit ſeyn kann. Wenn aber diefer Fall nicht da iſt, oder nicht von Ihr erkannt wird: fo kann fie wohl aus einem allge. meinen Begriff als einer Art von elnzelnen Dingen manche Praͤdicate bewelſen, und folglich mit Gewißheit ſchlieſſen, daß alle indıwidua diefer Art auch dleß Praͤdlcat haben müſ. ſen. Allein daß es als ein endliches Ding exiſtiret, daß es ein einzelnes Ding von dleſer Art iſt, dieß kann fie freylich nicht durch Huͤlfe ihrer intellectuellen Erker ntniſſe aus allge meinen Wa rheiten folgern. Dieß muß ſie aus andern Ew unden wiſſen So bald fie aber dieß weis: fo hat meine V.rnu ft dle Fahigkeit, das Praͤdicat, was der Art noth. wer dig zukommt unter welche dleß einzelne Ding begriffen iR, auf dieſes anzuwenden, ihr Pradicat zwar nicht zur obiec⸗ tiven Beſtim mung deſſelben zu machen, aber doch richtig zu ſchlieſſen, daß die Beſtimmung in ihm nothwendig liegen muß, welche ſie ſich unter dieſem Praͤdicate in ihrer An ſchauung vorſtellte.

Meine Vernunſt kann aus allgemeinen Begriffen, aus Orundfägen und richtig bewieſenen Theoremen mit apodicti. ſcher Gewißheit erkennen, daß zwey Parallelogrammen ſich geometriſch zu einander verhalten, wie ihre Höhenlinien, wenn ihre Grundlinien ſich gleich ſind. Hat fie auch das Vermoͤ. gen, den Stoff uͤberſtunlicher Vorſtellungen zur materiellen Wahrheit dleſes Schlußſatzes herbey zu ſchaffen, wie ſie es nach der Sprache elniger Kantianer haben muß, wenn ihr Vermögen nicht blos legiſch ſondern auch metapbyſiſch fern ſoll? Dieſe Frage iſt in fey ungewoͤhnlichen dunkeln Ter⸗ minelogien aufgeworfen. Wir vollen alfo zuerſt die Dun. kelhelten, fo gut es möglich iſt, wegzuſchaffen ſuchen. Was heißt Stoff uͤberſinnlicher Vorſtellung herbenfchaffen? Doch nichts anders als allgemeine Wahrheiten als Principlen auffn-

den,

den, welche zur Vorſtellung erhoben werden müffen, ehe meine Vernunft aus ihnen etwas ſchlieſſen kann? Was heißt es, dieſe zur materiellen Wahrheit der Schluͤſſe herben ſchaffen? ohne Zweifel nichts anders als fie fo brauchen, daß die Wahrhelt der Schluͤſſe dadurch von ihr mit apodictiſcher Gewißheit erkannt wird. Es iſt alſo die Frage, wenn ſie in deutlichern gewoͤhnlichen Ausdruͤcken aufgeworſen wird, dieſe: hat die Vernunſt das Vermoͤgen, die allgemeinen und folglich uͤberſinnlichen Wahrheiten zu Vorſtellungen zu erheben, um daraus die Wahrheit ihrer Schlußſaͤtze mit

apodictiſcher Gewißheit zu erkennen? Dieſe werde ich beja—

hen muͤſſen, weil meine Vernunſt in tauſend Faͤllen dieß Vermoͤgen ſattſam zu meiner Belehrung geaͤuſſert hat. Mehr brauche ich nicht zu wiſſen, um einzuſehen, daß mir der Weg zur apodictiſchen Grwißheit intell ctueller Erkennt— niffe durch meine Vernunft geoͤffnet iſt. Wollen dieſe Her ren Kantianer mit ihrer Frage, welche ſo ſonderbar klinget, etwas anders andeuten: fo kann mir dieſes ſehr gleichgültig ſchn. Genug für mich, wenn ich nur das von meiner Vernunft und ihrem Vermoͤgen weis, was ich oben er fannt habe.

Eine andre Frage wuͤrde biefe ſeyn: hat meine Ver— nunft ein metaphyſiſches Vermoͤgen, dieſe uͤberſinnlichen allge— meinen Wahrhelten, welche in ihren Schluͤſſen liegen, auf einzelne Dinge anzuwenden, und ſich in dieſen von der Richtigkeit ihres ſingulaͤren Schlußſatzes zu uͤberzeugen? Auch dieß Vermögen kann ich ihr nicht abſprechen. Sle kann es aber nicht anwenden, wenn ihr nicht eine empiriſche Erkenntniß zu Hülfe kommt. Iſt die Frage dieſe: ob zwo Figuren, ob ſie als Parallelogrammen da ſind, ob ſie gleiche Hoͤhenlinſen haben: fo kann ſie dieſe ſreylich nicht aus ihren allgemeinguͤltigen, uͤberſinnlichen Principien ale lein beantworten. Die Erfahrung muß es ſie lehren, ob ſie da ſind. Nun muß ſie Er Betrachtung diefer Figu⸗

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ren es erſt unterſuchen, ob fie die Beſchoſſenheit der Paral. lelogrammen, ob fie gleiche Höhenlinien haben. Wann fie durch empiriſche Unterſuchungen davon uͤberzeugt iſt, dann hat fie das metaphyſiſche Vermögen, mit apodicti⸗ ſcher Gewißheit die Wahrheit ihres Schlußſotzes zu erken⸗ nen, daß namlich die gebenen Parallelogrammen von gleicher Höhenlinie ſich geometriſch zu elnander verhalten muͤſſen, wie ihre Grundlinlen. Dieß iſt der glanzende Weg, weichen fs b treten muß, wenn fie ihre allgemeine Sahͤͤſſe, die von uͤderſinallchem Innhalt find, auf einzelne Di ge mit dem beſten Erfolg anwenden will. Auf eieſem rerſchaffet fie ſich elne Erkenntniß von individuellen Wahr beiten, ſchaffet aber dieſe Praͤdicate als ihre Vorſtellungen nicht in die eigenthuͤmlichen Beſtimmurgen der Dinge um. Diete llegen in ihnen ſelbſt, und es iſt für unfre Vernunft genug, es mit apodictiſcher Gewißheit zu wiſſen, daß fie in ihnen licgen, und mit eben der Gewißheit die Gültigkeit ihrer letz— ten Schlußſaͤtze zu erkennen, in welchen die Subiecte einzelne nöcrall beſtimmte Dinge, und die P.adicate die Eigen— ſchaſten beztichnen, welche ihnen individuell zukommen muͤſ— ſen, weil dieſe Praͤdicate von den allgemeinen Begriffen oder den Arten, wovon fie indiuidua find, ohne Widerſpruch nicht koͤnnen geleugnet werden. Dieß iſt die ſchoͤne Bahn, we ſche vor uns liegt, und welche unſte Vernunſt betreten muß, um unfre intellsceu: le Erkenutaiß mit der ſinnlichen zu verbin— der, dieſe durch jene zu erweitern, zu berichtigen, zu beſeſtigen.

Habe ich aber auch ein Begehrungsvermoͤgen? Iſt es von meiner Vorſtellungsfaͤhigktit unterſchieden, und worinn? Welches find gleichſam die Beſtandthelle, woraus es be. ſteyt? Woher kommen meine Triebe? Euuſpringen iſie alle aus einem einzigen Grundtriebe, oder giebt es mehre urſprüngliche Grundtriebe, welche zwar alle in einer und derſelben Grundkraſt meines Gemuͤthes gegruͤndet find, aber aus dieſer gleichſam, als aus Einem Stamme in e

Zweige

Zweige tur un‘ auf ver Tugent ben m fähigfe: fungst verder! terſuch, ſen far der K Verb Aphori fenfd)a'

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Zweige ausgehn? Sind fie, wenn fie da waͤren, von Na⸗— tur untergeordnet, oder habe ich es in meiner Gewalt, ſie auf verſchiedene Art ſich unterzuordnen? Wie erwaͤchſt daher Tugend, wie Loſter? Welchen gegenſeitigen Einfluß das ben mein Vorſtellungsvermoͤgen und meine Begehrungs— ſahigkelt auf einander? Können fie gegenfeitig ihren Wire kungskreis erweitern, einſchraͤnken, berichtigen, auch wohl verderben? Fragen, welche es ſehr werth ſind, genau un— terſuchet zu werden, worauf ich mich aber hier nicht einlaſ⸗ fen kann, weil eine ſolche Unterſuchung mit meiner Prüfung der Kantiſchen Transſcendentalaeſthetik in kelner genauen Verbindung ſtehet, und ich nur mehr in Fragmenten Aphorismen aus der Pſychologle, als ein Syſtem dieſer Wife ſenſchaſt liefern wollte.

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Verbeſſerungen.

Selte 23, Zelle 18. ſtatt guug lies gung. S. 34, 3. 13. nach folgenden l. Entwicklungen. S. 53, 3. 21. fl. nichts l. nicht. S. 62, Z. 23. nach ſoll l. als. S. 71, 3. 25. ſt. Epontanität l. Spontaneität. S. 79, 3. 8. ſt. mehrmal l. ſechs mal. S. 92, 3. 25. ft. dieſen l. deſſen. S. 93, 3. 23. ſt. Freude l. Furcht. S. 98, 3. 30. nach ſelbſt l. nicht. S. 115, 3. 3. ft. jedem l. jenem. S. 119, 3. 6. ſt. mir l. mich. S. 127, Z. ar. ſt. welcher l. welche. S. 152, 3. 32. ft. ihnen l. uns. S. 177, 3. 13. ſt. beſtunde l. beſtuͤnde. S. 175, 3.27. ft. den l. der. S. 178, 3.21. ſt. aus l. nach. 3.25. if. von einander l. von nach einander. G. 180, 3.27. ft. ſubiective l. obiective. S. 191, 3. 13. ft. Dieſe l. Bey dies ſer. S. 192, 3. 6. ſtatt unterſcheidet l. unterſcheiden. S. 204, 3. 10. fl. ſollen l. fol. S. 205, 3. 38. ft. alſo I, als. S. 240, 3. 17. ſt. wird l. wird nicht. S. 214 3. 23, fl, welche l. welcher. S. 234, 3. 14. ſt. zwar l. zwey.

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B Kritische Briefe an Herrn 2779 Immanuel Kant uber seine K72 Kritik der reinen Vernunft

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