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Krönung und Huldigung

OSCAR I.

Königs von Schweden und Norwegen,

und.

der Königin

JOSEPHINE

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Krönung und Huldigung

OSCAR I.

Königs von Scbweflen unfl Norwegen,

und

der KOnlgln

JOSEPHINE

M. M.

in Stockholm am 28sten September 1844. Nach amtlichen Natiuicaten und eigener Anschauung

T. VON SILFWERSKJÖLD,

Königlich schwedischem Kammerherrn.

Nebst einem Anhang:

Ursprung, Geschichte und Beschreibung der scli\i^edisclien Ritterorden.

(Gez. von A. U. v. SCIIÜTZERCRAKTZ, Königl. schwedischem nanptmann.)

Im Verlage von F. II. M o r i n.

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Vorwort.

11 achstehende kleine Schrift habe ich zum Theil aus offi- ciellcn Quellen, zum Theil aus geschriebenen Aufsätzen zusammengestellt, und bin ich nur da als selbstständiger Darsteller aufgetreten, wo ich durch eigene Anschauung im Stande war, ein klares Bild in mich aufzunehmen und wiederzugeben. Ich hoffe, dafs diese Blätter ausreichen werden, denjenigen Fremden, welche der Krönung bei- wohnten, die Erinnerung an diese für Schweden bedeut- same Zeit zurückzurufen, allen Uebrigen aber ein Bild jener schönen Tage zu geben, deren glückliche Folgen für Scandinavien in der Zukunft noch werden bemerkbar werden.

Da bei grofsen Ceremonien in Schweden die Ritter der höchsten Königlichen Orden, so wie eine Menge anderer Beamten, in einer eigenen mittelalterlichen Tracht erschei-

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nen, so sind dem Buche die Abbildungen der Vorzüglich- sten beigefügt, um einen möglichst getreuen Begriff die- ser Costüme zu geben. Sie sind von der geschickten Hand des Herrn Hauptmanns v. Schützercrantz gezeichnet.

T. V. Silfwerskjöld.

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Inhalt.

Seite

CjiiileitiinÄ

b 1

II. Geschichtliche Notizen über Krönungen schwedischer Könige 3

III. Adresse der Reichsstände und der Deputirten der Armee; Krönung und Iluldiginig des Königs Oscar I. und der Kö- nigin Josephine Maximiliane Eugenie, 1844 . . 8

Beilage Ä. Namenliste der zur Krönung Sr. Majestät in Stockliolm anwesenden Deputirten der Land- und See- macht {Krigs-Befäl), welche am 26sten September Audienz bei Sr. jMajestät hatten 61

Beilage B. Liste sämmtlicher von Sr. Majestät dem Könige, aus Veranlassung der Krönung, bewilligten Ordensverleihungen 67

Beilage C. Liste der von Sr. Majestät dem Könige, aus Veranlassung der Krönung, ernannten Doctoren der Theologie 71

Ursprung, Geschichte und Beschreibung der schwedischen

Ritterorden.

Seite

1. Der Seraphinenorden 79

2. Der Schwertorden 86

3. Der Nordsternorden 91

4. Der Wasaorden 94

5. Der Orden Carls XllI 98

Verzeiclmils der colorirten Abbildungen 103

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Einleitung.

Uer Thronwechsel in einem Reiche, das sich einen ehrenvol- len Platz in der Reihe der ältesten Monarchien Europa's erwor- ben hat, bringt unter allen Umständen, nicht nm- im Innern des Reichs, sondern auch im Auslande, eine gewisse Spannung bei allen Denjenigen hervor, welche sich für die Geschicke des Völ- kerlebens interessiren. Um so gröfser wird aber diese Span- nung sein, wenn der Monarch, w^elchen der Tod abberief, durch die Wahl eines freien Volkes und von fernem Lande zum Throne berufen, eine lange Reihe von Jahren hindurch, in den schwie- rigsten Verhältnissen, seinen hohen Pflichten treu geblieben und ein Regierungssystem befolgt hat, auf welchem im Innern die Zustände des Staats für die Zukunft gesichert sind.

Von allen Gegenden Europa's hörte man gleiche Theilnahme bei dem Tode des Königs Carl Johann sich aussprechen, in Uebereinstimmung mit der verehrungsvollen Anerkennung der seltenen Eigenschaften des Verstorbenen. Kaum war die gefähr- Hche Wendung, w'elche die Krankheit des Nestors der europäi- schen Könige genommen, bekannt, als Theilnehmendc aller Stände Stockholms sich im Schlosse einfanden, um die Hoffnung oder Furcht verkündende Nachricht von dem Befinden des Königs zu erfahren. Als die Nachrichten trostloser wurden, zeigte sich

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grofse Betrübnifs der vor der Königswohnung harrenden Mas- sen, und als die Entscheidung eingetreten, schien die Hauptstadt wie von einem Schlage getroffen.

In diesen Trauertagen war es aber auch für Alle ein erhe- bend-rührender Anblick, die Pietät des Kronprinzen am Kran- kenlager und dann seinen Schmerz beim Tode des Königs zu sehen. Doch der edle Charakter und die sonstigen trefflichen Eigenschaften des Prinzen hatten sich von seinen Jugendjahren an schon offen vor dem Lande entwickelt. Niemand zweifelte daran, dafs er nicht von dem künftigen Könige Alles zu erwar- ten habe, was ein wahrheitliebendes Gemüth, redlicher Wille, rei- cher Geist, so wie angeborene und angcbildete hohe Gesinnung leisten können. Von einer Besorgnifs für die Zukunft Scandina- viens wurde beim Tode des Königs nichts laut, vielmehr äufsertc sich sogleich die gröfste Liebe und das aufrichtigste Vertrauen zum Sohne, dafs er den Staat zu einer immer glücklicheren Ent- wickelung leiten werde. So war schon die Huldigung der Her- zen für den neuen König geschehen, ehe noch die Zeit zu dem äufserlichen feierlichen Krönungs- und Huldigungsakte herannahte, welcher durch gegenseitiges heihges Gelübde die schon geschlos- senen Bande zwischen König und Volk besiegeln sollte, und wel- cher Akt in diesen Blättern in flüchtigen Umrissen wiederzugeben versucht wird.

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II.

Geschichtliche Notizen über Krönungen schwedischer Könige.

Schon vor der Einführung des Christenthums in Schweden war der Regierungsantritt eines Königs mit besonderen Festlich- keiten verbunden. Man wird sich erinnern, wie schon bei den alten Scandinaviern die Sitte herrschte, dafs der neuerwählte König sich nicht früher auf den erhöhten Sitz (den bekannten Morastein) seines Vorgängers setzen durfte, bis er dem versam- melten Volke {Mora- Thing) ein Gelübde (ü/ora- Schwur) abge- legt hatte. Nach Einführung des Christenthums gab das alte Testament Veranlassung, diese Festlichkeit auf christliche Weise umzuformen, und später machte sich päpstlicher Einflufs bei den Königskrönungen immer mehr und mehr bemerkbar.

Aus der katholischen Zeit finden sich wenige und unsichere Nachrichten über die Krönungsfeierlichkeiten in Schweden. Die Reichs-Insignien, welche schon in der frühsten Zeit gebraucht wurden, waren die Krone, das Scepter, der Reichsapfel und die Krönungskleidung. Die Krone war anfänglich oben offen; die erste geschlossene Krone hatte König Eric XIV. Die Krönungs- kleider bestanden aus der Subtile, einem langen, anliegenden, bis zu den Füfsen reichenden Gewände mit engen Aermeln; der Dalmatica, einem kurzen Rocke mit weiten Aermeln; dem Man- tellum, dem Krönungsmantel, und dem Thorax, wahrscheinlich eine Art feiner Harnisch oder Wamms; dazu kamen silberner Gürtel, Beinkleider und Schuhe.

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Die erste Krönung, welcher die Chroniken Schwedens er- wähnen, ist die des Königs Eric X. Knuts on im Jahre 1210. In dem 1296 erschienenen üplands- Gesetze wurde festgestellt, dafs der neue König, nachdem er seine Rundreise zu Pferde [Ericsgala) im Reiche beendigt, in der Kirche zu Upsala vom Erzbischofe zum Könige geweiht werden solle. Der König Bir- ger, welcher dies Gesetz bestätigte, wurde indessen noch 1302 in Söderköping gekrönt. Das im Jahre 1327 erschienene Sö- dermanland- Gesetz bestimmt ebenfalls eine Krönung, gab aber keinen bestimmten Krönungsort an. Das Reichsgesetz von 1442 hat bis jetzt, was darin über den Krönungsakt vorgeschrieben, bestanden. Seit der Zeit des Königs Eric Knutson sind alle Herrscher Schwedens, mit Ausnahme der Königin Margaretha, gekrönt worden. Die meisten Krönungen haben in Upsala statt- gefunden; die erste in Stockholm war die des Königs Magnus Smek 1336, und die letzte in Upsala die der Königin Ulrica Eleonora 1719. Von dieser Zeit an sind alle Könige Schwe- dens in Stockholm gekrönt worden, ausgenommen Gustav IV. Adolph, welcher diese Ceremonie in Norköping feierte.

Eine der glänzendsten Krönungen, welcher unsere Jahrbücher erwähnen, war die des Königs Eric XIV. Sie geschah in Upsala den 29sten Juni 1561. Die Chronikenschreiber der damaligen Zeit berichten darüber Folgendes: „Den 23sten Juni begab sich das königliche Haus vom Lustschlosse Svartsjö auf einer Menge prächtiger Galeeren nach Upsala, wo es am 28sten sei- nen feierlichen Einzug hielt. Den Tag darauf fand die Krönung in der Domkirche statt. Der König ritt im Zuge zur Kirche auf einem grauen, mit Federn geschmückten Pferde, dessen Zaum und Sattelzeug mit Perlen besetzt war. Er trug ein so mit Per- len und Diamanten übcrsäetes Wamms, dafs man kaum den Stoff desselben erkannte; über diesem einen von Juwelen schimmern- den Mantel, und einen Hut, ebenfalls blitzend von edlen Steinen.

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Die ihn begleitenden Herzöge Johann, Magnus und Carl wa- ren auch in glänzenden Kleidern, sowie die vielen fremden Für- sten und Gesandten. Die Wittwe des Königs Gustav Wasa und ihre Töchter nahmen an der Prozession Theil, welche aus einer grofsen Menge des Adels und der Secretäre (Beamten) bestand, alle in sammetnen, mit Gold- und Silbertressen besetz- ten Kleidern. Die Reichs -Insignien wurden vom Adel getragen. Der Erzbischof und die Bischöfe empfingen den König an der Kirchenthür. Nach der vom Erzbischofe gehaltenen Predigt be- gann die Ceremonie der Salbung, wobei der König den Ober- leib entkleidete, und auf Stirn, Brust, Schultern, Armgelenken und Händen unter ungleichen Gebeten gesalbt wurde. Darauf wurde er mit einem weifsen Rocke bekleidet, der Erzbischof half ihm die Handschuhe anziehen und steckte unter Gebet einen Ring an seinen Finger. Dann wurde dem Könige das Schwert an die Seite gebunden, der Mantel angeheftet und die Krone aufgesetzt. Nun geschah die Begrüfsung, indem Alle Se. Ma- jestät König nannten. Hierauf übergab der Erzbischof das Scepter, den Reichsapfel und das Schwert: alles unter Gebe- ten. Endlich rief der Herold Eric zum Könige aus. Es erfolgte nun mit grofser Feierlichkeit die Verleihung der Grafschaften und Baronien. Als man nach dem Schlosse zurückkam, war grofse Mittagstafel, wobei es stattlich zuging. Am andern Tage waren Alle wieder auf dem Schlosse versammelt, um dem Ritterschlage beizuwohnen, worauf sie mit einem Mahle bewirthet wurden und später sich mit Tanz vergnügten. Am dritten Tage war grofses Turnier, wobei der Gaumen nicht vergessen ward. Am vierten Tage war man eingeladen, einem Kampfe zwischen zwei Bä- ren und acht wüthendcn Hunden zuzusehen, wobei die Hunde den einen Bären so verletzten, dafs er in der folgenden Nacht starb. Dieser Uebung folgte eine stattliche Bewirthung, und dann theilten die Hofdamen Kränze an alle Diejenigen aus, welche

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Tages zuvor sich beim Turnier ausgezeichnet hatten. Die Schwe- ster des Königs, Prinzessin Cäcilie, übergab dem Könige einen Kranz von Goldgeflechte mit Perlen, worin goldene Handschuhe hingen. Am fünften Tage sah man einen Kampf zwischen Hunden und einem Stier und Bären; letztere trieben die Hunde zurück, hatten aber die Schwänze dabei eingebüfst. Am sechs- ten Tage war Feuerwerk und Scheinkrieg. Am siebenten Tage fuhr der König von üpsala nach Stockholm, wo er einen feier- lichen Einzug hielt. Alle Strafsen der Hauptstadt waren mit Gras und Heu bestreut; über den Strafsen hingen Kränze und Kronen von Blumen und Seide; die Wände der Häuser waren theils mit Laub, theils mit Tuch, theils mit flamländischen Gemälden ge- ziert. Als der König an der Schlofsthür vom Pferde stieg, warf der königl. Rentmeister einige tausend Mark und Thaler unter das Volk. Am folgenden Tage war Gottesdienst und grofses Mit- tagsmahl, wobei wiederum Einige zum Ritter geschlagen wur- den; Abends Tanz und Feuerwerk."

Die späteren Krönungen, bis zu der der Königin Chris tina, waren indessen lange nicht so glänzend, wenigstens was die Menge der Bankete betraf; die des Königs Sigismund war sogar äi-mlich zu nennen. Christina's Krönung erregte wiederum die Bewunderung der Ausländer, aber auch das Mifsvergnügen der Schweden über den dabei entwickelten Luxus. Eine alte Auf- zeichnung darüber sagt, dafs, als die ersten der Prozession an der Kirchenthür anlangten, die letzten sich noch in Ulricsdal be- fanden, einem Lustschlosse eine halbe Meile von der Hauptstadt gelegen, von wo die Prozession ausging. Die Beschreibung der dabei stattgehabten Feierlichkeiten, Feste, Schmause würde grofse Bände füllen können.

Später zeichnete sich die Krönung Carls XI. 1675, und vor- züglich die Feier seiner Mündigkeitserklärung, durch besonde- ren Glanz aus. Es giebt hierüber ein eigenes Werk vom Grafen

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Lindsköld, mit 60 Kupfern von dem bekannten Maler Ehren- strahl.

Die Krönungs-Ceremonien der späteren Zeit Hieben in der Hauptsache unverändert. Die allmählig entstehenden neuen Aem- ter und deren veränderte Stellung zu einander übten natürhch einen grofsen Einflufs auf die Anordnung der Prozessionen. Als zur Zeit Gustav Adolphs die fünf grofsen Reichsämter sich gebildet hatten, trugen diese die Reichsinsignien; bei ihrem Ver- schwinden in späteren Zeiten wurden dieselben von den Ersten und Vornehmsten des Landes getragen. Bei der Krönung des Königs Gustav II. Adolph trug noch der Erzbischof das Sal- bungsgefäfs in der Prozession zur Kirche; später nahmen die Erzbischöfe nicht mehr Theil an den Prozessionen, sondern em- pfingen den König an der Kirchenthür.

Bei allen Krönungen hat seit uralter Zeit ein Ritterschlag statt- gefunden, und bei der Gustav II. Adolphs wurden zum ersten Male, zur Aufmunteruns; der Wissenschaften, auch Doctoren der Theologie ernannt. Dieser Gebrauch besteht noch jetzt, und wurde auch bei der Krönung des Königs Oscar beobachtet.

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III.

Adresse der Reichsstäiide und der Deputirten

der Armee; Krönung und Huldigung des

Königs Oscar L, 1844.

Nach den Gesetzen Schwedens müssen nach dem Ableben des Königs die Reichsstände vom Nachfolger zusammenberufen werden. Sobald sie versammelt sind, macht eine Deputation der- selben dem neuen Regenten in feierlicher Audienz die Aufwar- tung, um im Namen Aller den König zu bitten, sich und seine Gemahlin, nach alter Sitte, krönen zu lassen. So war es auch diesmal bei der Thronbesteigung des Königs Oscar I. Se. Ma- jestät beriefen im Juli 1844 die Reichsstände nach Stockholm zum allgemeinen Reichstage, und am löten August hatte eine De- putation derselben, geführt vom Landmarschall Grafen v. P o s s e, die Ehre, dem Könige und der Königin, umgeben vom Kronprin- zen, den schwedischen und norwegischen Äiinistern, den Staats- räthen und Reichsherren, erwähnte unterthänige Bitte in feierli- cher Audienz vorzutragen, wobei die Anrede des Landmarschalls so lautete:

„Grofsmächtigster, Allergnädigster König!

„Als Ew. Königl Majestät den Thron bestiegen, welchen Ew. Königl. Majestät hochseliger Herr Vater, reich an Jahren, noch reicher aber an Ehre, hinterlassen, hatten schon eben so allgemein als mit Recht anerkannte hohe Königliche Eigenschaf- ten und Tugenden die Bande unauflöslich gemacht, welche die

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Herzen des schwedischen Volkes mit Ew. Königl. Majestät und Dero hohen Gemahhn vereinen. Mit den lebhaftesten Gefüh- len tiefster Verehrung und Liebe wagen die Reicbsstände nun Ew. Majestät den einstimmigen W^unsch unterthänigst auszu- drücken, dafs Ew. Majestät und I. Majestät die Königin, wäh- rend des jetzt zusammenberufenen Reichstages, Sich krönen lassen, um dadurch feierlich die Gelübde zu besiegeln, welche König und Volk einander gegeben. Geruhen Ew. Majestät, diese erste unterthänige Bitte, welche die Reichsstände vor- zutragen wagen, wohlwollend aufzunehmen und die Versiche- rung der unterthänigstcn Ehrerbietung und Treue entgegen zu nehmen, in welcher die Reichsstände verharren."

Hierauf erwiederte der König:

„Gute Herren und schwedische Männer! „Mit Rührung und Dankbarkeit nehme Ich das Begehren der Reichsstände, Meine und Meiner Gemahlin Krönungsfeier während dieses Reichstags betreffend, an. In diesem Wun- sche, und dem Gefühle, welches ihn erzeugte, bin Ich erfreut, einen neuen Beweis der Ergebenheit der Reichsstände für Mich und Meine Familie zu erkennen. Je fester König und Volk sich in gegenseitigem Vertrauen und in Achtung an einander schliefsen, je sicherer werden sie die Ruhe und das Glück eines geliebten Vaterlandes befestigen, so wie dessen Ansehn im Auslande aufrecht erhalten. Als ein Handgelöbnifs, ein Insie- gel dieses Verhältnisses, will Ich in Ihrer Gegenwart, gute Her- ren und schwedische Männer, diese feierhche Handlung, welche Sie von Mir begehren, begehen. Mich glücklich schätzend, wenn die göttliche Vorsehung es Mir verstattete, zu den Zier- den der Krone, welche Mein unvergefslicher Vater so ehren- voll getragen, die schönste von allen, die Liebe des Volkes, hinzufügen zu können. Ich verbleibe, gute Herren und schwe-

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dische Männer, Ihnen und jedem Einzelnen mit aller Königli- chen Gnade und Gunst wohlgewogen." Se. Majestät der König bestimmten den 28sten September zu Ihrem Krönungstage, und liefsen zwei Tage vorher, den 26sten, auf übhche Weise, den Reichsherold, Freiherrn v. Nieroth, zu Pferde, in Begleitung einer Escorte der Leibgarde zu Pferde, auf allen öffentlichen Plätzen der Hauptstadt, unter Pauken- und Trom- petenschall, die Kabinetsordre, die Krönung betreffend, vorlesen. Zugleich wurden die Reichsstände durch die Ober -Kammerjun- ker, Grafen v. Stcdingk und E. v. Lewenhaupt, eingeladen, am 28sten Morgens halb 10 ühr sich im Schlosse einzufinden, um 1. 1. Majestäten nach der Nicolaikirche zu begleiten. Der König liefs den Kronprinzen, die Herzoge von Upland und Ostgothland durch den Ob er -Kammerherrn, Grafen M. v. Lewenhaupt, zu dieser Ceremonie einladen. Die Reichsherren und die schwedi- schen und norwegischen Staatsminister mit ihren Gemahlinnen, die Oberhofmeisterin der Königin, die Seraphinenritter mit ihren Gemahlinnen, die schwedischen und norwegischen Staatsräthe und deren Frauen, wurden durch den Ober-Ceremonienmeister, Frei- herrn C. V. Bonde, eingeladen. Der Königl. Obergerichtshof, das Svea- Hofgericht, die Collegien des Reichs, die Mitglieder des norwegischen Unions-Comite und das Oberzollamt, wurden durch die Kammerjunker v. Lejonmark und v. Ehrenheim geladen; alle Commandeure des Schwert-, Wasa- und Carl XIII. -Ordens, vom Kammerjunker v. Po nti n. Die Consistorien und alle gelehrte Gesellschaften lud der Hoijunker, Freiherr v. Rosen, ein. Die übrigen Personen des Hofes und die Beamten, welche an der Prozession selbst Theil nehmen sollten, wurden von den Hoffou- riren geladen, welche ebenfalls alle bei Hofe vorgestellte Damen benachrichtigten, dafs Plätze für dieselben in der Kirche bereitet wälzen. Die fremden Gesandten und Chefs de Mission wurden schriftlich durch den Vice- Ceremonienmeister, Herrn v. Liljen-

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Stolpe, benachrichtigt, dafs Se. Majestät Plätze für sie in der Kirche bestimmt habe.

Die Reichs -Insignien und das Salbungsgefäfs wurden eben- falls am 26sten durch Kammerräthe in Hofwagen aus der Schatz- kammer abgeholt. Erstere lagen auf blausammetnen, mit golde- nen Kronen gestickten Kissen, und wurden bei allen Wachen mit militärischen Honneurs begrüfst. Der Hofmarschall des Kö- nigs, Graf V. Liljencrants, mit dem Hofstaate nahm dieselben im äufseren Zimmer des Königs entgegen und legte sie im Au- dienzzimmer auf bereitstehende Tische, bei welchen der Ober- Kammerherr und ein dienstthuender Kammerherr Wache hielten.

Das Rcichspanier wurde von einem Capitain, einem Premier- Lieutenant und einem Seconde- Lieutenant und der Bedeckung von 100 Mann des Isten (Svea-) Garde -Regiments von der Rit- terholmskirche nach dem Schlosse gebracht, wo es, ebenfalls im Königlichen Audienzzimmer aufgestellt, von zwei Offizieren der Garde -Landwehr bewacht wurde. Das Salbungsgefäfs wurde durch den Ober -Kammerjunker, Grafen E. v. Lewenhaupt, in einem Hofwagen nach der Wohnung des Erzbischofs gebracht.

Da Se. Majestät der König gewünscht, Offiziere aller Waffen- gattungen der Armee bei der Krönung gegenwäi-tig zu sehen, so hatte sich zu diesem Zwecke eine Deputation [Krigs-Befäl] derselben in Stockholm eingefunden, welche am 27sten Septem- ber, angeführt von dem General der Infanterie, Grafen v. Björn- stjerna, eine Audienz beim Könige hatte, wobei der General Se. Majestät mit folgenden Worten anredete:

„Grofsmächtigster, AUergnädigster König I

„Berufen als Zeugen der feierlichen Handlung, welche die geerbte Krone der grofsen Gustave und Carle auf Ew. Ma- jestät Haupt setzen wird, finden wir in dieser Einladung einen neuen Beweis des Vertrauens Ew. Majestät zur Armee, des-

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seil wir durch wahrhaft vaterlandische Gesinnungen und alt- schwedischen Kriegermuth uiis würdig zu zeigen suchen wer- den. Ew. Majestät Heldenvater lebt unvergefslich in unserer Erinnerung. Die Ergebenheit, Dankbarkeit und unerschütter- liche Treue, welche wir ihm weihten, werden wir auch auf den Königlichen Sohn übertragen. Bauen Ew. Majestät auf diese Gesinnungen der Armee bis in den Tod."

Die Gegenrede des Königs war folgende:

„Mit Rührung sehe Ich die Deputirtcn der Armee bei Mei- ner baldigen Krönung um Mich versammelt. Dieser neue Be- weis der Ergebenheit der Armee, nicht unerwartet für Mich, berechtigt Mich zu dem lebhaftesten Danke. Sie kennen, Meine Herren, Meine warme Theilnahme für das schwedische Heer. Beinahe drcifsig Jahre habe Ich unter dem Heldenkönige, der sich Ihrer Angelegenheiten mit so vieler Liebe annahm, in Ihren Reihen gedient. Die Bande der Freundschaft und des Ver- trauens, welche während dieses langen Zeitraums zwischen uns geknüpft wurden, sind nun aufs neue geheiligt, und als Ihr Anführer werde Ich mit Gottes Beistand das Ansehn und die Ehre der schwedischen Armee aufrecht zu erhalten wis- sen. Rechnen Sie auf Mein besonderes Wohlwollen, so wie Ich Meinerseits immer auf Ihre Liebe zum Vaterlande und Ihre Ergebenheit für Mich rechnen werde."

Die Deputirten der Offiziere der Flotte, angeführt vom Admiral Freiherrn v. Nordensköld, hatten an demselben Tage Audienz beim Könige, wobei ebenfalls kurze Reden gewechselt wurden.

Am Krönungstage, den 28sten September, war schon früh Morgens die ganze Stadt in freudiger Bewegung. Ungeachtet des fortwährenden feinen Regens wollten doch alle Stände durch ihre Gegenwart den Majestäten ihre Theilnahme bezeigen. So viele Menschen waren lange, auch beim schönsten Wetter, nicht

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versammelt gewesen, um irgend einem Feste in der Hauptstadt beizuwohnen. Die Prozession nach der Kirche sollte, wenn das Wetter es erlaubt hätte, ihren Weg über den Mynttorget (Münz- markt), Myntgata, Riddarhustorget (Ritterhausmarkt) und der Storkyrkobrinken nehmen, zu welchem Zwecke diese Strafsen und Plätze mit Brettern und blauem Tuche belegt und von einem Spalier der Garnison und Bürgergarde zu Fufs und zu Pferde besetzt waren. Alle Fenster dieser Strafsen waren von Zuschauern eingenommen. Mehrere vorgebaute Fenster gewährten den An- blick hübscher lebender Bilder, wo man im Ballanzuge geklei- dete Damen und Herren pittoreske Gruppen bilden sah. Alle Dächer, Schornsteine und Laternenpfähle waren wie bedeckt mit Zuschauern; selbst die Gallerie des Thurms der Nicolaikirche war mit Zeugen des feierlichen Tages besetzt. Es bedurfte aber auch aller Zufluchtsörter, denn die Bevölkerung war an diesem Tage durch wenigstens 10000 Fremde vermehrt. Bei der soge- nannten Löwentreppe des Schlosses, auf dem Mynttorget und dem Riddarhustorget waren überall grofse, geschmackvoll ver- zierte Tribünen für Zuschauer erbaut. In diesem erwartungs- vollen Gedränge herrschte indessen die gröfste Ordnung und Sitte, da die Gröfse des Moments auch den Geringsten über sich selbst erhoben hatte. Da um 9 Uhr der Regen noch nicht aufhörte und überdies der Himmel sich nicht sobald aufklären zu wollen schien, kam der Befehl, dafs die Prozession sich auf dem nächsten Wege vom Schlosse nach der Kirche begeben sollte; auch erfuhr man, dafs Ihre Majestäten und der Hof sich zu Wagen dahin begeben würden. Der gröfste Theil der Zu- schauer verliefs nun die Estraden und genannten Strafsen, und drängte sich nach dem Schlofshofe und der iS'icolaikirche zu. Zum Eintritt in letztere war eine grofse Anzahl Billets vertheilt worden. Um halb 9 Uhr begann das Glockengeläute aller Kirchen zur Einleitung des Festes, und dauerte eine Viertelstunde. Zum

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zweiten Male wurde um halb 10 Uhr geläutet, auf welches Zei- chen sich Alle, die an der Prozession Theil nahmen, im Schlosse einfanden. Nachdem die Mitglieder des Zuges sich geordnet und dieses vom dienstthuenden Reichsmarschall, Freiherrn v. Stjer- neld, dem Könige angemeldet, gab Se. Majestät gleich nach 10 Uhr den Befehl zum Aufbruche der Prozession. Es mufste wegen der regnigten Witterung, wie schon erwähnt, eine Abän- derung des Ceremoniels getroffen werden, demzufolge Ihre Ma- jestäten und der Hof sich nicht zu Fufse, wie es gebräuchlich, sondern in Galawagen nach der Kirche begaben.

Die Ordnung der Prozession beim Eintritte in die Nicolaikirche war folgende:

1) 25 Trabanten, ähnhch denen Carls XII. gekleidet, jedoch mit gothischen Helmen (Fig. 1.).

2) 10 Pagen (Kadetten) in reicher Pagentracht.

3) 2 Herolde * der Königl. Kanzelei.

4) Der dienstthuende Hofmarschall des Königs, Graf v. Lil- jencrants, mit dem Stabe.

5) Die Extra- Capita des auf dem Reichstage sitzenden Adels, zu Dreien.

6) Der Hofstaat und die Königl. schwedischen und norwegi- schen Kanzeleien, paarweise, die jüngeren zuerst, die äl- teren zuletzt, nach dem Alter ihrer Ernennungen, nämlich:

a. Die norwegische Kanzelei.

b. Die schwedische Kanzelei.

c. Hofjunker und Unter -Stallmeister.

d. Kammerjunker.

e. Der Generalstab der Flotte.

f. Der Generalstab der Landarmee.

1. Diese Herolde sind älinlicb dem Reichs- und den Ordensherolden geklei- det, doch weniger reich, und haben keine gestickten Ordensembleme auf ihrer Tracht.

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g. Die früheren Adjutanten Sr. Königl. Hoheit des Kron- prinzen Oscar.

h. Die früheren Adjutanten Sr. Maj. des hochseligen Kö- nigs Carl XIV. Johann.

i. Die Adjutanten Sr. Maj. des Königs.

k. Kammerherren, Stallmeister, IIolQägermeister.

/. Kabinets- Kammerherren.

in. Der erste Hofjägermeister, der General -Intendant der Königl. Schauspiele, der Schlofshauptmann u. s. w.

7) Der Ober -Kammerjunker und erste Hofstallmeister.

8) 3 Herolde der Königl. Kanzelei.

9) Die norwegischen Mitgheder des Ünions-Comite.

10) Die norwegischen Staatsräthe.

11) Die Reichsstände zu Dreien, nämlich:

a. Der Bauernstand mit seinem Sprecher, Hans Janssen.

b. Der Bürgerstand mit seinem Sprecher, Bürgermeister Holm.

c. Der Priesterstand mit dem Erzbischofe als Sprecher.

d. Die Ritterschaft und der Adel,«angerührt von dem Land- marschall Grafen v. Posse.

12) 2 Herolde der Königl. Kanzelei.

13) Das Ober-Tribunal des Königs, paarweise, die Jüngeren zuerst.

14) 2 Herolde.

15) Die schwedischen Staatsräthe, paarweise, die Jüngeren zuerst.

16) 4 Herolde.

17) Der Reichsherold (Fig. 2.).

18) Der dienstthuende Reichsmarschall, Freiherr v. Stjerneld.

19) Der Königliche Mantel, ^ auf einem mit Goldkronen brodir- ten blauen Sammetkissen hegend, getragen vom Landes- hauptmann, Freiherrn v. Palmstjerna.

1. Von Purpursammet mit goldenen Kronen bestickt, gefüttert und eingefafst mit Hermelin.

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20) Der Schlüssel, * auf einem Kissen liegend, getragen vom Reichsherrn, Grafen v. Björns tjerna.

21) Der Reichsapfel, "^ auf einem Kissen, getragen von Sr. Ex- cellcnz, dem Freiherrn v. Löwensköld.

22) Das Scepter, ^ auf einem Kissen, getragen vom Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Freiherrn v. Ihre.

23) Das Reichsschwert, auf einem Kissen hegend, getragen von dem Reichsherrn, Grafen v. Piper Excellenz.

24) Die Krone, * auf einem Kissen, getragen vom Staatsmini- ster, Freiherrn v. Gyllenhaal.

Jeder Träger der Reichs -Insignien wurde von einem Kam- merherrn assistirt, welcher ihm zur Seite ging.

Die Excellenzen, welche die Reichs -Insignien trugen, waren in Ceremonialtracht ^ gekleidet, nämlich in rothsammetnen, mit Hermelin besetzten Mänteln, burgundischen Untei-klei- dern, rothen, oben mit Hermelin eingefafsten Stiefeln, run- dem Hut mit Panaschen, grofsen Ordensketten.

25) Se. Majestät der König, gekleidet im WafFenrock, Pan- talons und kurzen Ritterstiefeln, von blauem Sammet; mit fürstlicher Krone ''' und Mantel ' geschmückt. Das Ende des

1. Von vergoldetem Silber.

2. Von Gold mit blauem Email verziert. Das Kreuz mit Edelsteinen besetzt. Er soll zuerst bei der Krönung Erics XIV. gebraucht worden sein.

3. Von Gold mit Edelsteinen besetzt, oben in einem Globe endend, dessen Kreuz auch mit Juwelen geziert.

4. Die Königskrone ist von Gold, mit mehreren hundert Diamanten und Ru- binen besetzt^ sie wurde, wie man glaubt, zum ersten Male bei der Krö- nung des Königs Gustav II. Adolph gebraucht.

5. Diese unterscheidet sich nur durch die Zeugstofle von der Seraphinenordens- tracht, hat aber sonst denselben Schnitt. Sie soll zuerst bei der Krönung Carls XI. in Upsala 1G7.5 angelegt worden sein.

6. Diese Krone ist von Gold, reich mit Edelsteinen besetzt und heifst die Kronprinzen -Krone; sie soll zum ersten Male von Carl X. als Erbfiirst getragen worden sein.

7. Der fürstliche Mantel unterscheidet sich von dem königlichen nur allein durch die Farbe ; ersterer ist von blauem, letzterer von purpurfarbenem

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letzteren wurde vorn Ober-Kammerherrn, Grafen M. v. Le- wenhaupt, die Seiten desselben von den Ober-Kammer- junkern, Grafen V. S tedin gk und E. v. Lewenhaupt, ge- balten.

Zur Seite Sr. Majestät ging der norwegische Staatsmi- nister, Herr Due.

Der König war überdies von seiner sogenannten grofsen Wache umgeben, nämlich rechts: der Ober-Hofstallmcister, H. V. Braun erhjelm; der Commandant von Stockholm, General -Lieut., Frhr. v. Lorichs; der Commandeur des Isten (Svea-) Garde -Rgts., Frhr. v. Lo visin; der Com- mandeur des 2ten Garde -Rgts., Oberst v. Naukhoff; der Commandeur des Leib-Grenadier-Rgts., General -Adjutant V. Wetters te dt; links: der Ober-Hofjägermeister, Graf V.Piper; der Commandeur der Marine -Station in Stock- holm, Contre-Admiral v. Fischerström; der Comman- deur der Garde zu Pferde, General -Major Graf v. Puke; der Commandeur des Leib-Dragoner-Rgts., Oberst v. Silf- verstolpe; der Commandeur der Garde-Landwehr, Oberst V. Lilj ensparre. Zur Seite dieser Herren gingen 10 Of- ficiere des Garde-Landwehr-Rgts. (Lif-Beväring) in Ce- remonialtracht ^ gekleidet.

26) Das Reichspanier, getragen vom General -Lieut. v. Heder- stjerna in Ceremonialtracht (Fig. 3.). Derselbe wurde von 2 Obersten assistirt. Die 24 Gouverneure der Pro- vinzen (Landeshauptmänner) umgaben das Panier.

27) Se. Königl. Hoheit der Kronprinz, in fürstlicher Tracht mit

Sammet, überall mit dem schwedischen Wappen, drei goldenen Kronen, be- stickt.

1. Die Officiere dieses Regiments bilden bei gröfseren Cereraonien eine Leib- wache des Königs. Ihre Tracht ist dann die des Reichspaniertrügcrs, doch oime Mantel.

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Krone ' und Mantel, welcher letztere von dem Cavalier, Lieutenant v. K n o r r i n g, gehalten wurde. Hinter Sr. Königl. Hoheit ging dessen Kammerherr, Graf H. v. Hamilton.

28) Sc. Königl. Hoheit, der Herzog v. Upland, in fürstlicher Tracht mit Krone ^ und Mantel; letzterer gehalten vom Kammer- junker V. Lejonmark. Hinter Sr. Königl. Hoheit ging des- sen Cavaher, Lieutenant v. Eketräd.

29) Se. Königl. Hoheit, der Herzog v. Ost-Gothland, in fürstlicher Tracht mit Krone ^ und Mantel; letzterer gehalten vom Kani- merjunker v. Westfält. Hinter Sr. Königl. Hoheit ging des- sen Cavaher, der Marine -Capitain Haffner.

30) Die Reichsherren, welche keine anderen Funktionen in der Prozession hatten.

31) 2 Herolde des Seraphinenordens (Fig. 4.).

32) Das Seraphinenordens -Panier, getragen von dem General- Lieut., Frhrn. v. Palmstjerna, assistirt von 2 Capitainen.

33) Die Seraphinenritter in Ceremonialtracht (Fig. 5. und 6.), paarweise, nach dem Alter ihrer Ernennungen.

34) Die Ober-Officianten der Königl. Orden, Graf v. Saltza und Freiherr v. Bcskow.

35) Die Unter -Officianten der Königl Orden, Freiherr v. Man- derström und Graf Mörner.

36) 2 Herolde des Schwertordens (Fig. 7.).

37) Die Ritter des Grofskreuzes vom Schwertorden (Fig. 8.), paarweise, nach dem Alter ihrer Ernennungen.

38) 2 Herolde des Nordsternordens (Fig. 9.).

1. Die Krone ist von Gold mit Edelsteinen besetzt^ sie wurde im Jahre 1771 zur Krönung fiir den damaligen Herzog v. Südermanland, nachmaligen Kö- nig Carl XIII., verfertigt.

2. Sie ist von Gold, und cheiifalls zu obengenannter Kröninig fiir den dama- ligen Herzog von Ost-Golidand, Adolph Friedrich, verfertigt.

3. Diese Krone ist zu der eben stattgefundenen Krönung verfertigt. Die Prinzen trugen dieselbe Traclit wie der König, doch weniger reich.

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39) Die Ritter des Grofskreuzes vom Nordslernordeii (Fig. 10. u. 11.), paarweise, nach dem Alter ihrer Ernemmngen.

40) 2 Herolde des Wasaordens (Fig. 12.).

41) Die Ritter des Grofskreuzes vomWasaorden (Fig. 13.), paar- weise, nach dem Alter ihrer Ernennungen.

42) Die Ritter des Ordens Carls XIII. (des höchsten Freimau- rerordens) (Fig. 14. u. 15.), paarweise, nach dem Alter ihrer Ernennungen.

Nun begann die Prozession der Königin. Sie wurde eröff- net von

43) 10 Pagen (Kadetten) in reicher Pagenuniform.

44) 2 Herolde der Königl. Kanzelei.

45) Der dienstthuende Hofmarschall I. Majestät, Freiherr v. La- gerfeit, mit dem Stabe.

46) Kammerherren.

47) 2 Herolde der Königl. Kanzelei.

48) Der dienstthuende Obermarschall I. Majestät der Königin, Freiherr v. Ce der ström, mit dem Stabe.

49) Der Königl. Mantel, auf einem Sammetkissen getragen vom Staatsrathe, Freiherrn v. Gyllenhaal. Dieser Mantel ist von Purpursammet, reich mit goldenen Ki-onen gestickt und mit Hermelin gefüttert.

50) Der Reichsapfel, ^ auf einem Kissen, getragen vom Staats- rath, Freiherrn v. Akerhjelm.

51 ) Das Scepter, - auf einem Kissen, getragen vom Reichsherrn, Grafen v. Ugglas.

52) Die Königl. Krone, ^ auf einem Kissen, getragen vom Reichs- herrn, Freiherrn v. Lagerbjelke.

1. Der Reichsapfel ist von Gold, reich mit Juwelen besetzt.

2. Das goldene Scepter, mit Diamanten geziert, hat oben einen Globus, des- sen Kreuz mit edlen Steinen geschmückt ist.

3. Diese Krone mit vielen Hundert Diamanten wurde im Jahre 1751 zur Krö- nung des Königs Adolph Friedrich und der Königin Louisa Ulrica

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Diejenigen Herren, welche die Insignien der Königin trugen, wurden von 4 Kammerjunkern assistirt.

53) I. Majestät die Königin, gekleidet in einem Schlepp- kleide von drop iVargent mit goldenen Kronen bestickt. Das Leibstück der Robe erglänzte von Juwelen. Das Halsband bestand aus 3 Reihen grofser Solitairs. Der fürstliche Man- tel war von blauem Sammet mit goldenen Kronen bestickt und mit Hermelin verbrämt und gefüttert. Die fürstliche Krone, welche I. Majestät trug, war von Gold, reich mit edlen Steinen besetzt, und ist für die Herzogin v. Süder- manland, Gemahlin des nachmaligen Königs CarlXHI., im Jahre 1778 verfertigt worden.

Zu beiden Seiten I. Majestät gingen die Reichsherren, Grafen De Geer und C. v. Löwenhjelm. Hinter den- selben der Ober-Kammerherr, Graf G. v. Oxenstjerna, und die Ober-Hofmeisterin, Gräfin v. Skjöldebrand, so wie die Kammerherren, Graf A. v. Wachtmeister und T. V. Silfwerskjöld.

Der Mantel der Königin wurde von der Hofmeisterin, Gräfin v. Fersen, den Hofdamen, Gräfinnen v. Mörner, V. Lewenhaupt, und den Fräulein v. Skjöldebrand und Sparre getragen.

54) Die Gemahlinnen der Reichsherren und der Excellenzen, jede geführt von einem Herrn des Hofes.

55) Die Staatsdamen der Königin, paarweise.

56) Die Gemahlinnen der Seraphinenritter und der Staatsräthe, paarweise.

57) Die Hofdamen aufser Dienst und der früheren Höfe.

58) Alle bei Hofe präsentirte Damen, welche sich der Prozes- sion anschliefsen wollten.

verfertigt, ist also zuerst von der Schwester Friedrichs des Grofseii c;et ra"en worden.

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59) 2 Herolde der Königl. Kanzelei.

60) Die Deputirten der Land -Armee {Krigs-Befül).

61) Die Deputirten der Flotte.

62) Die Collegien in folgender Ordnung:

a. Das Ober -Tribunal des Königs.

b. Das Kriegshofgericht.

c. Das Kriegs -Collegium.

d. Das See -Departement.

e. Das Kammergericht.

f. Das Staats -Comptoir.

g. Das Bergwerks- Collegium. h. Das Handels -Collegium.

i. Die schwedische Akademie (18 Mitgheder).

k. Das Medicinal- Collegium.

/. Das General- Zollamt.

m. Das Hof-Consistoriura.

n. Das Stadt- Consistorium.

0. Der Magistrat und die 50 Aeltesten der Bürgerschaft.

p. Die Akademie der Wissenschaften.

q. Die Akademie der Geschichte und der Antiquitäten.

r. Die Akademie der Landwirthschaft.

5. Die Akademie der schönen Künste.

t. Die Akademie der Musik.

w. Das Kadetten -Corps.

Die Kirche war einfach und geschmackvoll decorirt. Zu bei- den Seiten des Chores waren amphitheatralische , mit blauem Tuche und dem schwedischen Wappen gezierte Estraden errich- tet. Sie waren theils für die Reichsstände, theils für andere Zu- schauer bestimmt, bi der Mitte des Ganges, dicht vor dem AI- tai-e, zwischen 4 Pfeilern, stand auf einer Erhöhung der Thron-

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Sessel, ' auf welchem I. I. Majestäten gekrönt werden sollten, lieber demselben hing, wie in der Luft schwebend, eine colos- sale vergoldete Krone, von der blau seidene, mit Goldkronen besäete Draperien sich nach den Pfeilern hinzogen, an welchen sie von Trophäen gehalten wurden.

Unweit dieses Thrones standen im mittleren Kirchengange ein- ander gegenüber, unter vergoldeten Baldachins, kleinere erhöht stehende Sessel für 1. 1. Majestäten und die Prinzen; die des Kö- nigs und der Erbfürsten rechts, der der Königin links vom Al- tare. Hinter diesen Sesseln erhoben sich auf der einen Seite die Tribüne für das diplomatische Corps, auf der anderen die für den Herzog von Dalekarlien und die Prinzessin Eugenie, welche wegen ihrer Minderjährigkeit nicht an der Cereraonie Theil nahmen. Alle übrigen Kirchenstühle und Chöre wai*en von den übrigen Zuschauern eingenommen. Beim Eintritt der Prozession in die Kirche ertönte der von dem bekannten Componisten, Herrn Lindbland, zur Feier des Tages componirte Krönungsmarsch, welcher so lange fortfuhr, bis Alle ihre Plätze eingenommen hatten.

Die Trabanten, welche den Zug eröffneten, bildeten gleich zunächst der Kirchenthür ein Spalier. Alle Herolde stellten sich rechts und links auf die untersten Stufen des Throns.

Se. Majestät der König wurden an der Kirchenthür von dem Erzbischofe und allen Bischöfen, gekleidet in glänzende Mefs- gewänder und Bischofsmützen, empfangen, wobei der Erzbischof den König mit folgenden Worten begrüfste: „Gesegnet sei Der, „der da kommt im Namen des Herrn!" Hierauf las der Bi- schof von Linköping nachstehendes Gebet: „0! Gott! himm- „hscher Vater, Du weifst, dafs kein Mensch aus eigener Kraft

1. Dieser colossalc Thronsessel ist von gediegenem Silber und ein Geschenk des bekannten Günstlings, Grafen Magnus Gabriel de la Gardie, an die Köniüfin Christina.

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„vor Dir bestehen kann; gieb Gnade, dafs Dieser Dein Diener, „welchen Du zum Regenten über Dein Volk gesetzet hast, durch „Deine götüiche Hülfe möge gestärkt werden, Allen zum Trost „und zur Freude, durch Deinen Sohn, unseren Herrn, Jesum „Christum."

Der Erzbischof, gefolgt von der einen Hälfte der Bischöfe, begab sich nun nach dem Altare zurück; die andere Hälfte, mit dem Bischöfe von Linköping an der Spitze, bheb beim Eingange der Kirche, um I. Majestät die Königin zu empfangen.

Der Könis; und die Prinzen schritten nun ihren Sesseln zu und nahmen Platz auf denselben. Rechts vom Könige safs der Kronprinz und links die Herzöge von Upland und Ost-Gothland. Hinter ihnen standen die wachthabenden Ober-Kammerjunker, Kammerherren u. s. w. Rechts und links unterhalb der Erhö- hung das Reichspanier, das Seraphinenpanier und die Herren, welche die Reichs -Insignien trugen. Der Reichsmarschall stellte sich rechts vor die Stufe des erhöhten Königl. Sessels.

Sobald I. Majestät die Königin an der Kirchenthür erschien, begrüfste der Bischof von Linköping Höchstdieselbe mit diesen Worten: „Gesegnet sei Die, welche kommt im Namen des Herrn!" Hierauf las der Bischof von Strägnäs folgendes Gebet: „0! Gott! „himmlischer Vater, der Du weifst, dafs kein Mensch aus eige- „ner Kraft vor Dir bestehen kann, gieb Gnade, dafs Diese Deine „Dienerin, welche Du zur Königin über Dein Volk gesetzt, durch „Deine göttliche Hülfe möge gestärkt werden, allen Unterthanen „des Reichs zum Trost und zur Freude, durch Deinen Sohn, „unseren Herrn, Jesum Christum."

Die Königin begab sich hierauf nach ihrem Sessel und nahm Platz auf demselben. Rechts von Höchstderselben, unterhalb der Erhöhung, stellte sich der Ober- Marschall. Der Ober-Kamraer- herr und 2 Kammerherren standen rückwärts zur Seite. Die In- signienträger ebenfalls rechts und links des Sessels.

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Nachdem alle Mitglieder der Prozession in der Kirche ange- kommen waren und ihre Plätze eingenommen hatten, verstummte die Musik und I. I. Majestäten knieten nun auf den vor Ihnen ste- henden Betstühlen zum Gebete nieder. Nachdem dieses verrich- tet, begaben sich alle Herren, welche die Reichs -Insignien tru- gen, mit denselben nach dem Altare, um sie auf denselben zu legen, und kehrten dann zu ihren Sitzen zurück.

Hiernächst begann der Gottesdienst, eingeleitet vom Erzbi- schofe durch den Lobgesang: „Heihg, heihg, heihg, Herr Gott" u. s. w., worauf der Bischof von Westeräs das Glaubensbekenntnifs verlas. Dann wurde der Gesang No. 132. gesungen: „0! heili- ger Geist! Herr komme" u. s. w. Als dieser beendigt, begab sich der Bischof von Skara auf die Kanzel, um über den vom Könise vorgeschriebenen Text aus dem 2ten Buche der Chro- nika 9. Kapitel 8. Vers zu predigen: „Der Herr, Dein Gott, sei ge- „lobet, der Dich heb hat, dafs er Dich auf seinen Stuhl zum Kö- „nige gesetzt hat dem Herrn Deinem Gott. Es macht, dafs Dein „Gott Israel lieb hat, dafs er ihn ewiglich aufrichte, darum hat „er Dich über sie zum Könige gesetzt, dafs Du Recht und Red- „lichkeit handhabest."

Die Predigt wurde in einem acht christlichen Geiste gehalten. Nach derselben wurde die Litanei verlesen und eine feierliche Krönungshymne von den Mitgliedern der harmonischen Gesell- schaft angestimmt.

Nun erhob der König sich von seinem Sessel und schritt un- ter Vortritt des Reichsmarschalls und der Herren, welche die In- signien getragen, so wie gefolgt von dem Reichs- und Seraphi- nenpanier, dem Throne zu, wo Se. Majestät sich links des Thron- sessels stellten. Der Ober-Kammerherr und die beiden Ober- Kammerjunker, welche den fih'stlichen Mantel aufgehalten, nah- men denselben dem Könige ab, und legten ihn auf den Altar. Hierauf nahmen Se. Majestät selbst die fürstliche Krone ab, und

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überreichten sie dem Reichsmarschall, der sie ebenfalls auf den Altar legte.

Während dieser Zeit hatten der Erzbischof und der Staatsrath, Freiherr v. Akerhjelm, den Königsmantel vom Altare geholt, und hingen denselben über die Schultern des Königs.

Nachdem dieses geschehen, kniete der König aufs neue auf den vor dem Thronsessel stehenden Betstuhl nieder, worauf die Bibel lag. Der Erzbischof schlug nun das Iste Kapitel des Evan- geliums Johannis auf und die Musik schwieg. Der Justiz-Staats- minister sprach den Königlichen Eid vor, welcher von Sr. Maje- stät, zwei Finger auf die Bibel legend, geleistet wurde. Hierauf öffnete der König das Bruststück seines Hemdes, und der Erz- bischof salbte Se. Majestät mit dem Salbungsöle * auf der Stirn, der Brust, den Schläfen und Handgelenken, unter nachstehen- dem Gebete: „Der allmächtige, ewige Gott giefse seinen heili- „gen Geist in Eure Seele, Euren Sinn, Euer Vorhaben und Un- „ternehmen, durch welche Gabe Ihr das Reich regieren möget, „zu Gottes Preis und Ehre, zur Stärke des Rechts und der Ge- „rechtigkeit, zum Wohle des Landes und des Volkes."

Der König erhob sich nun von dem Betstuhle und setzte sich auf den Thron. Der Justiz -Staatsminister holte die Königskrone vom Altare, und assistirt vom Erzbischofe setzten beide dieselbe auf das Haupt des Königs, unter folgendem Gebete des Erzbi- schofs: „Gott der Allmächtige, der Herr des Himmels und der „Erden, welcher Euch die Krone des Reichs gegeben hat, be- stärke Euch in allen christlichen und königlichen Tugenden, auf „dafs das Land durch Euer gutes und glückliches Regiment auf- „blühe, und auf dafs Ihr, nach diesem zeiüichen und vergäng-

1. Das Salbungsöl ist ein Gemisch von Meccabalsam, Reseda- und Oran- genöl, Melissenessenz u. s. w.

Das Salbungsgefäfs ist von (rold, in Form eines Ilorns, reich mit Ju- welen besetzt. Es stammt aus der Zeit Erics XIV. her.

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„liehen Reiche, des ewigen und der Krone theilhaflig werdet, „die Gott allen Gerechten aufbewahret hat."

Demnächst holte der Minister der auswärtigen Angelegenhei- ten das Sccpter vom Altare und überlieferte dasselbe dem Kö- nige, assistirt vom Erzbischofe, welcher dabei betete: „Der all- mächtige Gott, welcher Euch zum Herrscher über sein Volk ge- setzet, und befohlen, dafs Ihr mit Gerechtigkeit dies Volk regie- ,,ren und richten sollt, verleihe Euch seine Gnade, dafs Ihr Euch „allezeit nach dem ewigen Könige richten möget, dessen Scepter „ein gerechtes Scepter ist; dafs Ihr immer Gerechtigkeit lie- „ben, ungötthchcs Wesen aber verabscheuen möget, durch un- „sern Herrn, Jesum Christum."

Hierauf überlieferte der Reichsherr, Freiherr v. Löwen sk öl d, assistirt vom Erzbischofe, dem Könige den Reichsapfel, welchen Se. Majestät mit der rechten Hand, das Scepter aber in die linke Hand nahmen. Der Erzbischof betete dabei wie folgt: „Gott, „der Euch zum Könige der Schweden, Gothen und Wenden er- koren, verleihe Euch seine Gnade, dafs Ihr das Reich in Macht „und Wohlstand erhalten möget, Ihm zum Preis und zur Ehre, „Euch zum Ruhm, den Schweden und dem Lande zum Nutzen, ,,zur Freude und zur Einigkeit."

Hierauf nahm der Reichsherr, Graf v. Rjörnstjerna, den Schlüssel vom Altare und überlieferte ihn, assistirt vom Erzbi- schofe, dem Könige, welcher den Reichsapfel dem Freiherrn V. Löwensköld zum Halten übergeben hatte. Der Erzbischof betete während dessen: ,,Gott der Allmächtige, welcher in Seiner „göttlichen Vorsehung Euch zu dieser königlichen Ehre erhöhet „hat, gebe Euch Gnade, dafs Ihr die Schätze der Weisheit Eurem „Volke öffnen, Irrthümer, Laster und Untauglichkeit den Eingang „in Euer Reich verschliefsen, so wie dem Fleifse Wohlbefinden „und Aufblühen, den Leidenden und fietrübten aber Erleichte- ,,rung und Trost bereiten möget."

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Der ReichsheiT, Graf v. Piper, holte nun das entblöfste Reichs- schwert vom Altare und überlieferte es, unterstützt vom Erzbi- schofe, dem Könige, welcher den Schlüssel dem Grafen v. Björn- stjerna übergeben hatte. Der Erzbischof betete dabei: „Gott, „der Euch das Schwert anvertraut hat, zum Schutze der From- „men und Rechtschaßfenen, zur Strafe der Ungerechten, derVer- ächter des Gesetzes, Eurer Person, oder Derer, die das Land „ins Verderben bringen wollen, gebe auch Euch Seine heihge „Gnade, dafs Ihr allezeit getrost und männlich streiten und Euren „Auftrag zur Ehre Gottes, zum Frieden Eures Gewissens und zm" „Wohlfahrt Eurer Unterthanen ausrichten möget, durch Jesum ,, Christum, unsern Herrn."

Demnächst begab der Erzbischof sich wieder zurück zum Altare, und Se. Majestät überheferten das Schwert dem Grafen V. Piper und nahmen nun das Scepter in die rechte, den Reichs- apfel in die hnke Hand.

Nachdem nun so die eigenthche Ceremonie der Krönung des Königs beendigt war, gab der Reichsmarschall dem Reichsherolde ein Zeichen, worauf dieser auf die oberste Stufe des Thrones trat und mit lauter Stimme ausrief: „Nun ist Oscar I. zum Kö- „nige von Schweden, der gothischen Lande und dazugehörigen ,, Provinzen gekrönt. Er und kein Anderer!"

Nach diesem Ausrufe erhoben der Reichsherold und sämmt- liche Herolde ihre Stäbe, worauf Trompeten- und Paukenschall sich hören hefs, und die Versammlung, so wie die aufserhalb der Kirche stehende Volksmasse mit einem „Lebe Könis Oscar L" antwortete. Während dieses enthusiastischen Zurufes hörte man den Donner von 221 Kanonenschüssen, und die Musik stimmte den Chor aus 1. Sam. Kap. 10. V. 24.: „Glück zu dem Könige!" an. Es war ein begeisternder Moment, der alle Herzen überwältigte, denn was die Brust Grofses kennt, Liebe, Glaube, Vertrauen, Hei- ligung, Hoffnung, wurde hierbei in ihrer tiefsten Tiefe bewegt.

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Nach Beendigung des Chores wurde der Iste Vers des Lie- des No. 300.: „Heil dem Könige, glücklich" u. s. w. gesungen, und als dieses geschlossen, hielt der Erzbischof vom AUare fol- gendes Gebet: „0! ewiger, allmächtiger Gott, der Du Gewalt „über die Reiche der Menschen, der Du alle Reiche der Erde „in Deiner Hand hast, Dir sei ewig Lob und Preis, dafs Du uns „einen christlichen und milden König gegeben. Giefse, o barm- „herziger Vater! die Kraft Deines heihgen Geistes über ihn aus; „gieb ihm Weisheit, gieb ihm Stärke. Sende, o Gott! Deinem „Gesalbten Hülfe aus dem Heiligthume und erhöre ihn in Dei- „nem heiligen Himmel, auf dafs er Deinem Volke mit Gnade „helfe, mit Gerechtigkeit regiere und mit Glück und Sieg be- schützen möge. Bewahre Seine Jahre zum Segen des kom- „menden Geschlechts. Lafs, Herr! Seine Krone erblühen, und „befestige Seinen Thron, auf dafs Dein göttlicher Name geprie- „sen und erhöhet. Deine christliche Gemeinde erweitert und be- schirmt werde, und unter Seiner Regierung im Lande Gerech- „tigkeit, Friede und Segen weilen und gedeihen mögen, durch „Deinen Sohn, unsern Herrn, Jesum Christum."

Nach dem Gebete ertheilte der Erzbischof den Segen.

Unter Vortritt des Reichsmarschalls, der Grafen v. Björn- stjerna, den Schlüssel, und v. Piper, das entblöfste Reichs- schwert tragend, begaben sich nun Se. 3Iajestät in vollem Krö- nungsornate, mit Krone, Mantel und Scepter angethan, gefolgt von dem Reichs- und Seraphinenpanier, zurück zu Ihrem Ses- sel. — Sobald der König Platz darauf genommen hatte, erhob sich I. Majestät die Königin, und begab sich unter Vortritt Ihres Ober-Marschalls und Ihrer Insignienträgcr, zu beiden Seiten be- gleitet von den Reichsherren, Grafen De Geer und C. v. Lö- wenhjelm, und gefolgt von Ihren Hofdamen, welche die Schleppe trugen, nach dem Throne. Die wachthabenden Kammerherren bhebcn beim Königl. Sessel zurück. Zu gleicher Zeit hatte der

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Erzbischof den Altar verlassen und sich dem Throne genähert. Sobald die Königin beim Thronsessel angelangt, lösten die Ober -Hofmeisterinnen und die Hofdamen den fdi-stlichen Mantel von den Schultern I. Majestät, welcher vom Ober-Marschall auf den Altar gelegt ward. Hiernächst nahm die Königin die fürstli- che Krone ab, übergab sie dem Ober-Marschall, um sie auf den Altar zu legen, und setzte sich auf den Thronsessel. Die Musik verstummte nun, und der Staatsrath, Freiherr v. Gyllenhaal, assistirt vom Erzbischofe, holte den Königlichen Mantel vom Al- tare und le£:te denselben über die Schultern der Königin, wo er von der Ober-Hofmcistcrin mit Beihülfe der Hofdamen befestigt wurde. I. Majestät knieten jetzt auf den vorstehenden Betstuhl nieder; der Erzbischof nahm das Salbungsgefäfs und salbete Höchstdieselbe auf der Stirn und den Handgelenken unter fol- gendem Gebete: „Der allmächtige, ewige Gott giefse seinen hei- „ligen Geist in Eure Seele, Euren Sinn, Euer Unternehmen; durch „welche Gabe all Euer Vorhaben zu Gottes Ehre und Preis ge- „reichen möge, zur Stärke des Rechts und der Gerechtigkeit, „zum Wohle des Landes und des Volkes."

Die Königin erhob sich nun von dem Betstuhle und setzte sich auf den Thronsessel. Der Rcichsherr, Graf v. Lagcrbjelke, assistirt vom Erzbischofe, holte die Königliche Krone vom Al- tare und setzte sie auf das Haupt der Königin, wobei der Erz- bischof betete: „Der allmächtige Gott, der Herr des Himmels „und der Erde, der Euch die Krone gegeben, stärke Euch in allen „Königlichen und christlichen Tugenden, auf dafs Ihr nach diesem „zeitUchen und vergänglichen Reiche der ewigen Krone dieilhaf- „tig werden möget, die Gott allen Gerechten aufbewahrt hat."

Der Landeshauptmann, Freiherr v. Palms tjerna, holte dem- nächst das Scepter vom Altare und übergab es, assistirt vom Erzbischofe, der Königin, wobei Letzterer sprach: „Derallmäch- „tige Gott, der mit diesem Scepter Euch die Königliche Würde

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„gegeben hat, verleihe Euch Gnade, damit Ihr in dieser höch- „slcn irdischen Hoheit allezeit mit Tugend vorleuchten, Gerech- „tigkeit lieben, das Ungöttliche verabscheuen möget, durch un- „sern Herrn, Jesum Christum."

Der Staatsrath, Herr Poppius, nahm hierauf den Reichsapfel vom Altare und gab ihn, assistirt vom Erzbischofe, der Königin in die rechte Hand, nachdem I. Majestät das Scepter in die Linke genommen. Hierbei sprach der Erzbischof betend: „Gott, der „Euch zur Königin der Schweden, Gothen und Wenden gesetzet „hat, verleihe Euch Seine Gnade, dafs unter Euch das Reich er- blühen möge, Ihm zum Preise und zur Ehre, Euch zum Ruhme, „den Schweden und dem Lande zum Nutzen, zum Frieden und „zur Einigkeit."

Nach dieser Handlung nahmen L Majestät das Scepter in die rechte, die Weltkugel in die hnke Hand.

Auf ein Zeichen des Reichsmarschalls stellte sich der Reichs- herold auf die oberste Stufe des Thrones und rief mit lauter Stimme: „Nun ist die Königin Josephina Maximiliana Eu- „genia zur Königin der Schweden, Gothen und Wenden ge- krönt, Sie und keine Andere!"

Der Rcichsherold und alle Herolde erhoben bei diesem Aus- rufe ihre Stäbe, worauf Trompeten- und Paukenschall und 224 Kanonenschüsse ertönten. Zugleich stimmte das Orchester einen Chor an, dessen Anfangsworte: ,, Glück zu der Königin!" u. s. w. Nach Beendigung dieses wurde das Lied No. 268. : „Die ganze Welt freue sich des Herrn" gesungen. Als die letzten Strophen desselben verhallten, hielt der Erzbischof nachstehendes Schlufs- gebet: „0! barmherziger Vater, der Du Gewalt über die Reiche „der Menschen hast, der Du alle Reiche der Erde in Deiner „Hand hältst. Dir sei ewig Lob und Ehre, dafs Du eine christ- liehe und milde Königin über uns gesetzet. Giefs, o! barm- herziger Vater, die Kraft Deines heiligen Geistes über Sie aus;

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„gieb Ihr Weisheit, gieb Ihr Stärke. Sende Ihr, o! Gott, Hülfe „aus Deinem Heiligthume, und erhöre Sic in Deinem heiligen „Himmel, damit Sie Deinem Volke mit Gnade helfe und mit Ge- „rechtigkcit vorleuchten möge. Bewahre Sie und schenke Ihr „langes Leben. Lafs, Herr, Ihre Krone erblühen und befestige „Ihren Thron zu Deiner Ehre, auf dafs Dein göttlicher Name ge- ,, priesen und erhöhet. Deine heilige christliche Gemeinde erwei- „tert und beschützt werde, auch Gerechtigkeit, Friede und Se- „gen bleiben und sich mehren möge, durch Deinen Sohn, un- „sern Herrn, Jesum Christum. Amen!

Nachdem der Erzbischof hierauf noch den Segen gesprochen, begab sich die Königin, mit den so eben erhaltenen Königlichen Attributen, unter Vortritt der, und gefolgt von den schon früher erwähnten Personen, vom Throne nach Ihrem Sessel zurück, wäh- rend dessen die Musik aufs neue ertönte.

Jetzt besann die Eidesleistuns; der Königlichen Prinzen und die Huldigung der Stände. Zu dem Ende erhoben sich Se. Ma- jestät der König aufs neue von Ihrem Sessel, und begaben sich unter Vortritt der schon genannten Hofchargen nach dem Throne. Der Thronsessel war, gleich nachdem die Königin ihn verlas- sen, von den beiden dienstthuenden Ober -Kammerjunkern um- gewendet worden, so dafs, als Se. Majestät nun denselben ein- nahmen, Höchstdieselben das Gesicht den Zuschauern und den Rücken dem Altare zuwendeten. Die Insignienträger standen wiederum zu beiden Seiten vorwärts, die zwei Paniere hinter- wärts des Königs.

Sobald Se. Majestät sich auf den Thronsessel gesetzt, hörte die Musik auf, der Justiz-Staatsminister, Freiherr v. Gyllenhaal, stellte sich auf die oberste Stufe des Thrones und rief mit lau- ter Stimme: „Hochgeborne Fürsten, Kronprinz und Erbfürsten „des schwedischen Reiches, tretet vor und leistet dem Könige „Euren Eid!" I. I. K. K. Hoheiten, der Kronprinz, die Herzöge

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V. Upland und v. Ost-Gothland bestiegen nun die Thronestrade und stellten sich in eine Reihe unmittelbar dicht vor Sr. Maje- stät auf. Nachdem Dieselben die Kronen abgenommen und den hinter Ihnen stehenden Cavalieren übergeben hatten, legten I. I. Hoheiten, mit zum Himmel erhobener Rechte, den vom Mi- nister vorgesprochenen Eid mit deutlicher Stimme ab. Nach dieser heihgen Handlung umarmten Höchstdieselben den König- lichen Vater. Welchen Eindruck dieser kräftige, weittönende, wie aus Einem Munde gesprochene Eid und die darauf folgende Scene der Umarmung Sr. 3Iajestät auf die Versammlung ausübte, läfst sich nicht beschreiben. Alle Herzen waren überwältigt und manches Auge mit Thränen benetzt.

Nach dieser heiligen Handlung setzten die Prinzen Ihre Kro- nen wieder auf, wobei dem Kronprinzen die vom Könige auf dem Wege zur Kirche getragene Kronprinzen -Krone gereicht ward, und begaben Sich auf Ihre Plätze zurück, nachdem Höchstdie- selben auf diesem Wege I. Majestät die Königin ebenfalls um- armt hatten.

Hierauf wurde vom Reichsmarschall das Zeichen zur Able- gung des Huldigungseides gegeben, worauf säramtliche Reichs- herren, die Minister und Staatsräthe sich nach dem Throne be- gaben und sich dort zu beiden Seiten desselben stellten.

Der Reichsherold, auf die oberste Stufe des Thrones tretend, rief nun mit lauter Stimme: ,,Gute Herren der Ritterschaft und „des Adels, gute Männer des Priesterstandes, gute Männer des „Rürgerstandcs und gute Männer des Bauernstandes, leistet dem „Könige Euren Eid!"

Die Reichsstände, so wie die ganze Versammlung, erhoben sich nun von ihren Stühlen, und schwuren stehend, mit zum Him- mel erhobener Rechten, den vom Staatsminister vorgesproche- nen Eid, nicht allein wie aus Einem Munde, sondern dem Aus- drucke nach wie aus Einem Herzen und aus Einem Sinne.

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Hiernächst begaben sich Se. Majestät der König wiederum vom Throne nach Ihrem Sessel zurück, worauf der Gesang No. 272: „Nun danket alle Gott" u. s. w. angestimmt ward.

Nach Beendigung dieses Liedes, es war halb 2 Uhr, ertönte der vom Kapellmeister Berwald componirte Krönungsmarsch und die Prozession setzte sich in Bewegung, um nach dem Schlosse zurückzukehren. Die Ordnung derselben war die schon früher beschriebene, doch mit der Veränderung, dafs jetzt alle Staatsminister die Person Sr. Majestät umgaben, und dafs dieje- nigen Reichsherren oder höheren Beamten, welche die Insignien getragen, mit denen I. 1. Majestäten nun selbst bekleidet waren, ihre Plätze unter den Reichsständen einnahmen.

Der Regen hatte glücklicherweise aufgehört und der Himmel sich erheitert, so dafs die Prozession daher den längeren Weg über und durch die früher schon erwähnten Plätze und Strafsen nehmen konnte. Als Se. Majestät aus der Kirche traten, er- tönte ein ununterbrochener Jubel des Volkes, der sich beim Er- scheinen der Königin erneuerte und I. I. Majestäten bis zum Schlosse begleitete. Aus allen Fenstern wehten Tücher und wur- den Blumen als freudige und herzliche Glückwünsche den Neu- gekrönten zugeworfen. Alle Glocken läuteten, und feierlich lang- sam, mit öfterem Anhalten, bewegte sich die Prozession ihrem Ziele zu. Wer diesen Zug mit angesehen hat, wird sich seiner nicht ohne die freudigste Rührung erinnern können; es war eine Art Triumphzug, wie kaum die Phantasie ihn reizender zu schil- dern vermag.

Um halb 3 Uhr war die Prozession im Schlosse angelangt und löste sich dann auf Allerhöchsten Befehl auf Um 3 Uhr war grofse Mittagstafel bei Sr. Majestät, wozu 672 Personen eingela- den waren, unter denen, aufser den ersten Hof- und Staatsbeam- ten, alle Bischöfe und 140 Mitglieder der Reichsstände sich befan- den. Die Bewirthung war könighch und in 10 gröfseren Sälen

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und Zimmern eingerichtet. 1. 1. Majestäten und die Prinzen hat- ten gleich nach Ihrer Zurückkunft im Schlosse die königlichen und fürstlichen Attribute abgelegt. Der König und die Prinzen erschienen bei der Tafel in einer neuen Tracht, dem Schnitte nach, der in früheren Zeiten gebräuchlichen Nationaltracht ähn- hch, bestehend aus hellblauem WafFcnrock, Beinkleidern, Stie- feln und mit Hermelin besetzten kurzen Mänteln, alles von Sam- met, rundem schwarzen Hute mit Panaschen und DiamantagrafFe.

Die Königin trug statt der Krone ein kostbares Diadem von

Juwelen; Robe und sonstiger Schmuck waren unverändert.

An der Tafel 1. 1. Majestäten speisten die Sprecher der Reichs- stände, die Reichsherren, Seraphinenritter, Minister und Staats- räthe mit ihren Gemahlinnen, die Ober-Hofmeisterin der Köni- ein und der Gouverneur von Stockholm.

Die Minister der auswärtigen Angelegenheiten und des Krie- ges gaben zu Ehren des Tages glänzende Diners in ihren Hotels; ersterer hatte das diplomatische Corps, letzterer sämmtliche De- putirle der Armee und Flotte zu sich geladen.

Die Garnison und die Armen der Hauptstadt wurden ebenfalls reichlich bedacht. In den Kasernen hatten die Commandeure auf Befehl und Kosten des Königs Festlichkeiten und Bewirthun- gen veranstaltet. Besonders erfuhren jedoch die Armen, dafs mit dem Tode des Hochseligen Königs, der ihre Noth so oft lin- derte, die Theilnahme für sie nicht verschwunden sei. Der Kö- nig hatte nämlich für jeden Armen der Stadt eine Gratification von 32 Schil. Banco ausgesetzt, und befohlen, dafs zwei Drit- theile dieser Summe zu ihrer Bewirthung angewendet, ein Drit- theil aber ihnen baar, zu kleinen Ausgaben, ausgezahlt werde. In Gegenwart ihrer respectiven Directoren wurden nun von diesen Mitteln alle Armen-Anstalten reichlich bewirthet. Aufser- dem aber hatte die Munificenz des Königs 102 Kindern des Frei- maurer-Kinderhauses, 185 des allgemeinen Kinderhauses, der

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Anstalt für verwahrloste Kinder, der Murbeckschen Mädchen- schule und den Irren der Anstalt zu Danviken festhche Speisun- gen bereiten lassen. Die Anordnungen dieser Festessen Avarcn eben so hübsch, wie sie für den Zuschauer rülu-end anzusehen waren. In den Kinderhäusern belustigten sich die Kleinen mit Tanz, und in der Anstalt für sittlich -verwahrloste Kinder hatten die Kinder die schön erleuchteten Säle mit den Namenszüsen I. I. Majestäten, aus Blumen gebildet, so wie auch mit einem Transparente, geschmückt. Nach beendigtem Feste tranken die Kinder auf das Wohl der Gekrönten und sangen die Yolkshymnc.

Den paucres honteux der Hauptstadt hatte der König durch die Gesellschaft „die Freunde der Armen" 1000 Th. Banco über- senden lassen, welche Summe an 400 Personen vertheilt wurde.

Das Kadetten-Corps wurde aus der königlichen Küche bewir- thet, auch das Invaliden-Corps auf Kosten des Königs gespeist.

Ein Privatfest, welches an diesem Tage gefeiert wurde, wird lange noch in der dankbaren Erinnerung der Gäste fortleben; es war beim Musikahenhändler Hedbom, dessen Haus ganz nahe dem Schlosse gelegen ist. Derselbe hatte nämlich die Anstalt sittlich- verwahrloster Kinder zu sich eingeladen, um den Krö- nunsszuc; aus seinen Fenstern vorüberziehen zu sehen. Nach- dem die Prozession vorbeipassirt, bewirthcte Herr Hedbom die Kinder mit einer Mittagsmahlzeit, wobei er eine dem Fassungs- vermögen der kleinen Gäste angemessene herzliche Rede hielt und auf das Wohl 1. 1. Majestäten trank. Er benachrichtigte auch zugleich die Kinder, dafs jedes, zur Erinnerung dieses Tages, den zinnernen Becher, woraus es die Gesundheit des Herrscher- paares getrunken, als Geschenk behalten könne. Den grofsen silbernen Becher, woraus er selbst trank, überlieferte er dem Vorsteher der Anstalt, mit dem Wunsche, dafs jener am 2Ssten September künftigen Jahres als ein Ehrengeschenk demjenigen Knaben überliefert werden möchte, welcher sich durch sittliche

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Führung und Fleifs am meisten ausgezeichnet habe. Die un- gekünstehe Freude der Kinder bei diesem Feste war rührend zu sehen; sie küfsten und herzten ihre hübschen Becher und marschirten dann in der gröfsten Heiterkeit nach Hause.

Am Abend dieses schönen Tages war die Hauptstadt erleuch- tet. Sehr grofsartige Vorkelirungen dazu waren nicht getroffen, da man erfahren, dafs der König sie nicht wünsche, sie aber auch nicht officiell verboten habe. Die Illumination wurde da- her sehr plötzlich von der Bürgerschaft beschlossen, fiel aber dennoch glänzend aus, und mehr als das, da sie eine allgemeine und freiwillige war. Jedermann wufste, dafs wenn er seine Fen- ster auch nicht erleuchte, ihm daraus keine Unannehmhchkeit entstehen würde. Nichtsdestoweniger sah man fast gar keine unerleuchtete, und selbst die der entferntesten Vorstädte und ärmlichsten Holzhäuser waren mit Lichtern und oft auch zierlich mit Blumen geschmückt. Zu den brillantest erleuchteten Par- thien gehörte der Gustav Adolfs -Markt, das Hotel des norwegi- schen Staatsministers, der Blasiiholms-Quai, das Hotel und der Garten des Grafen de Geer, das Ritterhaus, das ständische Haus, die Statuen Gustav Adolphs, Gustavs HI, Carls XHI.

Der König und die Königin fuhren mit Ihren Kindern um 8 ühr durch einen grofsen Theil der Strafsen, und wurden von dem wogenden Volke mit dem herzlichsten Jubel begrüfst. I. I. Ma- jestäten safsen in altmodischen grofsen vergoldeten Staatswagen, begleitet von einer Menge anderer Hofwagen, alle von vielen La- quaien mit leuchtenden Fackeln gefolgt. Die Menschenmasse, welche zu Wagen und zu Fufse die Strafsen füllte, war unbe- schreiblich, jedoch ward dieser denkwürdige Tag durch keinen Unfall getrübt.

Im neuen Theater wurde zur Feier des Tages ein Festspiel mit Liedern und Chören, genannt „der Krönungstag", gegeben, dessen Gemüthlichkeit gerühmt ward und lebhaften Anklang fand.

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Das Theater stellt den Altan der Nicolaikirchc vor, wo sich Per- sonen aller Stände sammeln, um von hier aus den Krönungszug zu sehen. Es entspinnen sich witzige und patriotische Dialoge, man singt, sowohl einzeln als im Chor, und das Ganze verfehlte nicht, das Publikum in eine wahrhaft patriotische Stimmung zu versetzen. Zur Probe führe ich den Gesang eines Matrosen, in freier üebersetzung, daraus an:

Wenn der .Sturm wiithet,

Und die Welle das SchiflF gegen die Wolken schleudert. Wenn die Winde in dem Tauwerke heulen, Auf wen hofft dann die Besatzung? Auf den Steuermann denn ohne ihn, Wie geht's auf stürmischem Meere? Ja, ist kein Steuermann da, Geht das Schiff zu Grunde.

So mufs das Volk seine Hoffnung auf den König setzen Gegen die nahenden Stürme^ Denn will der König Wahrheit und Recht, So führt er wohl sicher das Schiff in den Hafen. Mein Wahlspruch sei daher: Zu Land , wie auf stürmischem Meer, Liehe und Ehre meinem Könige, Ohne jedoch ein Sklave zu sein.

Der Schlufschor in diesem Festspiele war ungefähr folgender:

Herrlicher Tag für Scandinavien,

Theuer für König und Vaterland!

Sende, o Himmel, dein Licht über den Norden!

Schütze diese zarten, diese heiligen Bande!

Laut erschallt die Freude in Pallast und in Hütte,

Laut ist der Jubel von Strand zu Strand.

O Gott! beschütze unsern geliebten König,

Du, der Du Könige und Völker in Deiner Hand.

Der 29ste September ging ohne gröfserc Festhchkeit, aber nicht ohne bedeutsame Feier vorüber. In allen Kirchen der Hauptstadt wurde an diesem Tage, einem alten Gebrauche ge- mäfs, Gottesdienst und Danksagungsgebet für die Krönung abge- halten. 1. 1. Majestäten, umgeben von Ihrer Familie, wohnten dem

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Gottesdienste in der Schlofskapelle bei. Das Schlufs dankgebet lautete folgendermafsen: „Allmächtiger Gott Himmels und der „Erde! Wir preisen Deine Barmherzigkeit, dafs Du uns einen „König gegeben, der das Reich mit Gerechtigkeit und Milde re- gieren will. Von Dir kommt alle gute und vollkommene Gabe. ,,Gieb Du, o König aller Könige! Deinem Diener Weisheit und „Kraft, auf dafs er den hohen Beruf, welchen Du ihm anver- traut, nach Deinem Wohlgefallen ausführen möge. Lafs das „Land unter seinem Scepter aufblühen, Zufriedenheit und Fleifs „Hand in Hand gehen, die Wahrheit ihr Licht verbreiten und „christliche Tugenden das Leben schmücken. Vor Deinem all- sehenden Auge legen wir unsere Angelegenheiten mit erneuer- „ten Gelübden in seine leitenden Hände, und huldigen ihm mit „Treue und Zuversicht. Gieb ihm Deinen Geist, um das Gute „zu befestigen, das Nützhche zu fördern und das Schädliche ab- „zuwehren. Du hast der Obrigkeit Gewalt gegeben, nicht den „Guten zum Schrecken, sondern den Bösen zur Strafe. Unsere „Unterthänigkeit sei nicht aus Furcht vor der Strafe, wohl aber „aus hebevollem Gehorsam. Du bist gut und milde; lehre uns „das Rechte, damit wir unserem Könige Freude machen, und „Friede und Ruhe im Lande wohne. Wir danken Dir, dafs Du „uns zur Ehre und zum Vorbilde ein gerechtes und gehebtes „Königshaus gegeben. Strecke Deine schützende Hand über das- selbe aus bis in das späteste Alter; denn, o Herr! Du segnest „ja die Gerechten. Erhöre unsere Gebete und erfülle Dein Ver- sprechen nach Deinem gnädigen Wohlgefallen. Freudeerfüllt „beglückwünschen wir nun Deinen Gesalbten" u. s. w.

An diesem Tage hatte der König auch den Eleven der Taub- stummen- und Blindenanstalt eine Freude bereiten lassen. Der Saal des Instituts w^ar mit einem Transparente geschmückt, vor- stellend die Namenszüge der Neugekrönten, von einem Eichen- laubkranze umgeben. Darunter gewahrte man die Devise des

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Königs: „Recht und Wahrheit". Aiifser dem Personale der Anstalt nahmen viele Anverwandte und Freunde der Eleven, so wie auch andere Zuschauer, an der Feier Theil, welche bis in die Nacht dauerte. Die blinden Mädchen sangen das Volkslied, und Dilettanten einige für die Gelegenheit componirte Gesänge. Die Freude, welche sich auf den Gesichtern der taubstummen Zöglinge malte, mufste auch den Härtesten zu Thränen rühren.

Den SOsten September, Morgens 6 Uhr, nahm der König, be- gleitet von Sr. Königl. Hoheit dem Kronprinzen, Abschied von den zu der Krönungsfeierlichkeit nach Stockholm commandirt gewe- senen Truppen, welche sich nun wiederum nach ihren Stand- quartieren zurückbegeben sollten. Sie waren in der Gegend des Schlosses in Linie aufgestellt, und nachdem Se. Majestät die Front derselben heruntergeritten, war Vorbeimarsch, worauf der Rück- marsch in die Heimath angetreten wurde.

Um 12 Uhr war grofse Glückwunsch- Cour bei I. I. Majestä- ten im Schlosse, zu welcher sich der Hof, das diplomatische Corps, die höchsten Staatsbeamten und alle Reichsstände ein- gefunden hatten. Der König war in Generalsuniform gekleidet und mit dem Seraphinen- und Carls XIII- Orden geschmückt, aufserdem zierten die Brust Sr. Majestät der preufsische schwarze Adler-, der russische Andreas- und der dänische Elephanten- Orden. Die Königin erschien in einer mit Gold brodirten Robe mit hängenden Aermeln, deren Corset reich mit Juwelen besetzt war; auf dem Haupte schimmerte ein Diadem und um den Hals ein reicher Schmuck von Edelsteinen; auf ihrer Brust glänzten aufserdem der russische Katharinen-, der bayerische Elisabeth- und der bi"asihanische Orden des südlichen Kreuzes, alle in Bril- lanten.

Abends 7 Uhr war die erste grofse Gala- Oper im Königlichen Opernhause, wozu der Hof, die höchsten Staatsbeamten mit ihren

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Gemahlinnen, das diplomatische Corps und viele Mitglieder der Reichsstände eingeladen waren. Der Saal war von zahlreichen Kronleuchtern und Kandelabern tageshell erleuchtet und bot im Verein mit der glänzenden Versammlung einen grofsartigen An- blick dar. Die vordersten Sitze des ersten, zweiten und dritten Ranges waren sämmtlich von Damen eingenommen, deren ge- schmackvolle Toiletten bei der schönen Reieuchtung sich vortreff- lich ausnahmen. Die königliche Loge war durch Fortnehmen der Ralustrade, vermittelst amphitheatralischer Sitze, bis zum Par- quet hinunter ausgedehnt worden, so dafs die Königliche Familie fast in der Mitte des Saales unter dem grofsen Kronleuchter safs, und daher von der ganzen Gesellschaft aufs Reste gesehen wer- den konnte. Hinter Höchstdenselben safsen die Reichsherren, die schwedischen und norwegischen Staatsminister und Staatsräthe, die ausländischen Gesandten, die Landeshauptleute, die Seraphi- nenritter, der Landmarschall, der Erzbischof und die Sprecher des Riirger- und Rauernstandes. Den vorderen Theil des Par- quets, tiefer sitzend, nahmen die Reichsstände ein.

Die Königliche Familie verliefs kurz vor 7 ühr, in zwei ver- goldeten Staatswagen von 6 Pferden gezogen und begleitet von 14 Hofwagen, das Schlofs, um sich in die Oper zu begeben. Die königl. Wagen waren von 4, die anderen von 2 Fackelträ- gern begleitet, so dafs dieser Zug allein schon einen eben so schönen als höchst eigenthiimhchen Anblick in der Dunkelheit gewährte.

Als L L Majestäten in Regleitung Ihrer sämmtlichen Kinder un- ter Vortritt der Hofchargen in den Saal traten, erhoben sich alle Zuschauer von ihren Sitzen und brachten dem geliebten Herr- scherpaare ein Lebehoch unter Trompeten- und Paukenschall, worauf die Volkshymne angestimmt wurde.

Hierauf begann Gluck's Armide, welche durch ihre vortreff- hche Ausführung, und besonders durch Fräulein Jenny Lind's

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herrlichen Gesang, allen Anwesenden einen grofsartigen musika- lischen Genufs gewährte.

Am 2ten October liefs der König in den grofsen Sälen des Stadthofes 300 und in denen der Börse 500 der ausgezeichnet- sten Gesellen aller Gcwerke der Hauptstadt mit einem Mittags- mahle bewirthen. Die Directionen der Bürgerschaft, welchen die Leitung dieser Feste übertragen war, hatten durch gedruckte Kar- ten Einladungen dazu ergehen lassen. Der Saal des Stadthauses war durch die Fürsorge des Fabrikbesitzers, Herrn Lamm, aufs geschmackvollste mit gelben und blauen Draperien geziert. Die Büste des Königs, umgeben von Palmen und Blumen, stand am Ende des Saales auf einer Erhöhung. Alle Tische waren mit blü- henden Gewächsen, von Kunstgärtnern unentgeltlich dazu gelie- fert, besetzt. Nachdem die Eingeladenen sich in den unteren Räumen des Gebäudes versammelt, begaben sie sich in Prozes- sion hinauf in die Speisesäle. Bei ihrem Eintritte daselbst wur- den sie von dem Bürgermeister Holm an der Spitze von 5 an- deren ausersehenen Wirthen empfangen, wobei das Orchester zu- gleich einen Marsch anstimmte. AVährend der Mahlzeit brachte der Bürgermeister Holm die Gesundheit L L Majestäten aus, wor- auf das Volkslied abgesungen ward. Das Musikcorps des 2ten Garde-Regiments musicirte während des Essens unaufhörlich. Zu Ende der Tafel wurden noch Toaste auf das Wohl der Königli- chen Prinzen, der Industrie und des Fabrikwesens von verschie- denen Wirthen vorgeschlagen. Am Schlüsse des Festes begehrte der Uhrmachergeselle Cederskog das Wort und äufserte sich im Namen der Geladenen folgendermafsen : „Meine Herren ! nächst „der unterthänigsten Dankbarkeit, die wir der hohen Person schul- „dig sind, welche durch diese Festlichkeit allen Gesellenvereinen „einen so deutlichen Beweis Ihrer Gnade und Ihres Wohlwollens „gegeben, womit Sie auch diese Klasse der menschlichen Ge-

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„Seilschaft umfafst, dürfte es in der Ordnung sein, auch denje- „nigen Herren, welche als AYirthe dieser Versammlung vorstan- „den, durch einen Toast unsere Dankbarkeit zu bezeigen. „Lassen Sie uns auch diese Gelegenheit benutzen, dieselben zu „bitten, Sr. Majestät dem Könige unsern einstimmigen, aufrich- „tigen und unterthänigsten Dank für die uns zu Theil gewordene „Gnade auszudrücken, Ihm, der es nicht unter Seiner Würde hielt, „dieser Klasse Seiner zukünftigen Bürger so grofses Wohlwollen „zu erzeigen. Ja! meine Herren! wir brauchen nicht zu glau- „ben, dafs Se. Majestät die Absicht gehabt hat, nur allein durch „ein Festessen uns Seines gnädigen Wohlwollens zu versichern: „nein, Se. Majestät hat uns damit auch verstehen lassen wollen, „dafs unsere Klasse ebenfalls eine Bedeutung in der menschli- „chen Gesellschaft hat, so wie, dafs Er nun und ferner Alles thun „wolle, was das Aufblühen der Gewerke und eine bessere Aus- „sicht für deren Arbeiter fördern kann. Den freundlichen Wir- „then ein Lebehoch I" Um 6 Uhr schlofs das Fest, und die Versammlung trennte sich mit den besten Wünschen und dank- baren Herzen für den hohen Geber.

Zu derselben Zeit waren an diesem Tage 500 Gesellen aller Gewerke im unteren Börsensaale zur Mittagstafel vereinigt. An dem einen Ende des Saales, auf einer Estrade, stand die Büste des Königs unter Palmen und Lorbeerbäumen; darunter las man den Wahlspruch: „Recht und Wahrheit", in vergoldeten Buch- staben. Auf der entgegengesetzten Wand war der Namenszug des Königs mit der Krone, aus Blumen und Laubwerk gebildet, angebracht; unter demselben las man nachstehende schwedische anspruchslose Verse:

Af bog och lug, af gammal, ung YonHochumlGering, von Grofs und Klein

Välsignas niu var adle Kiing Gesegnet soll der König sein 5

Ty alla klassar af nationen, Denn alle seines Volkes Glieder

Han hägnar, lika huld, fran thronen. Beschh-mt Er milde, hold und bieder.

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Die Tische waren geschmackvoll mit blühenden Gewächsen, Blu- men und grofsen Torten geziert. Die Gäste hatten sich um 3 Uhr eingefunden, und wurden von 12 vom Magistrate dazu ausersehenen Bürgern als Wirtlien empfangen. Am Ende der Mahlzeit brachte der als Wirth fungirende Alterman Gustafs- son die Gesundheit des Königs aus, welche mit dem lebhafte- sten Enthusiasmus unter Trompeten- und Paukenschall getrun- ken wurde. Hierauf stimmte man das Volkslied an. Nachdem noch Toaste auf das Wohl aller Mitglieder der Königlichen Fa- milie ausgebracht worden, ijab der später eingetroffene Gouver- neur der Hauptstadt das Zeichen zum Liede: „0! Prinz, Du kommst vom Königssaale" u. s. w., welches alle Gäste mit Be- eeisteruuE; sangen.

Diese Feste in der Börse und dem Stadthause, welche der König den Gewerkschaften gab, gewährten einen höchst eigen- thümlichen, erfreulichen Anblick. Man denke sich die grofse An- zahl schwarz gekleideter junger Männer von den ungleichsten Gewerken gemischt neben einander sitzend, die meisten wahr- scheinlich zum ersten Male in ihrem Leben zusammentreffend; Leute, die während der ganzen Woche den Tag über arbeiten müssen, selten, oder Manche vielleicht niemals, einer Festmahlzeit beigewohnt hatten, dabei die gröfste Sitte und das anständigste Benehmen, und man wird sich einen Begriff machen können von dem angenehmen Eindrucke, welchen die Zuschauer dieser Mahl- zeiten empfinden mufsten , denen ein Herz für das Wohl dieser wichtigen Klasse der menschlichen Gesellschaft im Busen schlägt. Anfangs herrschte, wie natürlich, eine gewisse Zurückhaltung unter den Versammelten; doch diese verschwand bald, und er- freut durch die hübschen Anordnungen, die freundliche und splen- dide Bewirthung, die Veranlassung des Festes und den Reben- saft, wurden die jungen Männer bald in eine heitere Stimmung versetzt. Die Gespräche wurden allgemeiner, und als die Ge-

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sundheitcn I. I. Majestäten und der übrigen Mitglieder des Königl. Hauses getrunken ^\TIrden, brach die Gesellschaft in einen wahr- haft begeisterten Jubel aus.

An diesem Tage fand die zweite Gala -Oper statt. Wie bei der ersten, waren ebenfalls an alle hohe Staatsbeamte, den Hof und die fremden Gesandten Einladungen dazu ergangen; dies- mal jedoch waren aufserdem viele Repräsentanten der Industrie und des Handels geladen worden. Die Königl. Familie begab sich wiederum in Staatswagen, von Fackelträgern begleitet und von einer Schwadron Garde -Husaren escortirt, nach dem Opern- hause. Es wurde an diesem Abende Bellini's Nachtwandlerin gegeben, worin Fräulein Jenny Lind durch ihr ausgezeichnetes Talent wiederum die hohe Versammlung entzückte. Nach Been- digung der Oper fühi'te das Corps de ballet, im Verein mit den meisten Mitgliedern der Bühne, Nationaltänze auf. I. I. Majestäten wurden beim Eintritte in den Saal, so wie beim Verlassen des- selben, mit dem Nationalliede begrüfst.

Den 4ten October liefs der König die Anstalt der Waisenmäd- chen, genannt Murbecksche Mädchenschule, sowohl zu Mittag als Abends, bewirthen. Es wurde an diesem Tage die dritte und letzte Gala-Oper, Norma, gegeben, in welcher Fräulein Jenny Lind abermals durch ihren entzückenden Gesang bezauberte. Alle Anordnungen waren wiederum dieselben, wie bei den schon vorhin erwähnten beiden Opern. Diesmal ward die Königliche Famihe von der berittenen Bürgerschaft nach und von dem Opern- hause escortirt. Zu dieser Vorstellung waren auch eine Menge Billets zu den oberen Ranglogen an Handlungsdiener und Buch- drucker-Gehülfen ausgetheilt worden.

Am 5ten October liefs der König im unteren Börsensaale 200 Seeleute mit einem Festessen bewirthen. Der geschmackvoll

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decorirte Saal war mit der Büste Sr. Majestät, umgeben von den Attributen des Handels und der Schifffahrt, geschmückt. Die Gäste, bestehend aus Schiffern, Steuermännern und Matrosen, wurden bei ihrer Ankunft von den ausersehenen Wirthcn empfan- gen. Am Schlüsse der Mahlzeit wurden unter herzlichem Jubel Gesundheiten auf das Wohl I. I. Majestäten und der Königl. Fa- milie getrunken.

Se. Majestät der König hatten an diesem Tage auch mit ge- wöhnlicher Grofsmuth der Irrenanstalt zu Danviken, in der Nähe der Hauptstadt, gedacht. Ueber 180 Personen beiderlei Ge- schlechts wurden hier an 5 Tischen gespeist. Die betdägerigen und diejenigen Kranken, welche nicht mit den anderen zusam- men gelassen werden durften, bekamen Extraspeisungen in ihren Zellen; alle übri2;en aber afsen unter Aufsicht der Aerzte und des dienenden Personals. Bemerkenswerth war die ruhige Hal- tung der Geistesschwachen, nachdem sie mit der Bedeutung der Feier bekannt gemacht worden. In ihre besten Kleider geklei- det, ein Mittel, welches gewöhnhch Sanftmuth bei diesen Kran- ken erweckt, begaben sie sich still in der ihnen angewiesenen Ordnung auf ihre Plätze. Der Prediger der Anstalt hielt ein lau- tes Tischgebet, und während des Mahles herrschte die gröfste Ruhe und Ordnung. Der Oberarzt, Dr. Sonden, hielt eine herz- liche, den Begriffen der Kranken angepafste Rede, wobei er die Gesundheit des Königs ausbrachte; dieselbe wurde von den Kran- ken mit einem Hurrah beantwortet, wobei einer von ihnen in poe- tischer Aufregung die Strophe aus dem bekannten Schauspiele Wallins: „die Vereinigung", recitirte: „Ein König, ein Volk, ein Land, soll unsere Losung sein!" Erheitert durch das Fest begaben sich diese Unglücklichen in ihre Zimmer und zu ihren Beschäftigungen zurück.

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Am 7ten October gab der König ein glänzendes Fest in dem Reichssaale und den angrenzenden Gemächern des königl. Schlos- ses, wozu über 1800 Personen eingeladen worden waren ; unter diesen alle Reichsstände und Viele vom Bürgerstande der Haupt- stadt. — Dieses wahrhaft königliche Fest zeigte den glänzend- sten, grofsartigsten Charakter, dessen Bild in keinem der Gäste sobald erlöschen wird. Nicht leicht dürfte aber auch ein Lokal in einem Schlosse sich besser zu einer Festhchkeit solcher Art eienen, als der Reichssaal des Stockholmer Schlosses. Dieser Saal nimmt die ganze eine Hälfte des südlichen Schlofsflügels ein und geht durch 2 Stockwerke, hu Fond desselben, unge- fähr ein Drittel des Saales ausfüllend, war eine Estrade, zu wel- cher Stufen hinaufführten, errichtet. In der Mitte der Wand, un- ter einem kolossalen blausammetnen, mit goldenen Kronen und dem schwedischen Wappen bestickten, Baldachin standen die Sessel für die Königliche Familie. Rechts und links des Balda- chins erhoben sich die kolossalen Marmorstatuen der Könige Carl XIV. Johann und Gustav II. Adolph, vom Professor By- ström in Italien verfertigt. Die ganze Erhöhung war mit einem prächtigen Gobelinteppich, noch ein Geschenk des Königs Lud- wig XV. von Frankreich an König Friedrich L, bedeckt.

Zu beiden Seiten der Königl. Stühle, längs der langen Wand, standen mehrere Reihen vergoldeter Tabourets für die Sprecher der Reichsstände, die Reichsherren, Seraphinenritter, Staatsräthe, die höheren Hofchargen und das diplomatische Corps und deren Gemahlinnen und Damen.

Die übrigen zwei Drittheile des Saales wurden zum Tanzen benutzt. Längs der Wände dieses Theils des Raumes zieht sich eine auf Colonnen ruhende Gallerie, welche mit blauem Sammet und goldenen Kronen drapirt war. Zu dieser Tribüne waren Zuschauerbillets für 600 nicht bei Hofe präsentirter Damen der gebildeten Klasse, alle im Ballanzuge gekleidet, ausgetheilt.

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3500 Wachskerzen, thcils in 40 Kronleuchtern, theils in 2 Licht- reihen um den Saal i»;ehend, angebracht, so wie unzählige ko- lossale vergoldete Candelaber auf der Estrade mit ihren Kerzen, füllten den Saal wie mit einem Lichtmeer. Dieses, auf die weifsen Wände des mit vielen allegorischen Figuren, Colonnen und Gal- lonen gezierten Raumes seinen Glanz werfend, gewährte einen wahrhaft feenartigen Anbhck. Die angrenzenden Gemächer waren ebenfalls reich und geschmackvoll decorirt. Zwischen 7 und 8 Uhr versammelte sich die Gesellschaft. Alle Damen wa- ren in weifsen Ballkleidern, die Nichttanzenden mit Schleppen. Die Commandeurc der Grofskreuze der Königlichen Orden tru- gen auf ihren Gala-Uniformen die grofsen Ordensketten. Die Uniformen, welche man bei diesem Feste erblickte, waren eben so mannigfaltig als prachtvoll; man bemerkte neben der einfa- chen der schwedischen Flotte das prächtige ungarische Kostüm des Grafen Esterhazy, so wie die poetische und grofse Er- innerungen erweckende Tracht der Bauern aus Dalekarlien. Gleich nach 8 Uhr verkündeten Trompeten- und Paukenschall die Ankunft I. L Majestäten und der Königlichen Familie. Der König war an diesem Abende wiederum, wie bei der Krönung, im blausammetnen Waffenrock geldeidet; über den Schultern Sr. Majestät hing ein kurzer, mit Hermelin besetzter Sammet- mantel, auf welchem der Seraphinenstern in Brillanten glänzte; um den Hals trugen Allerhöchstdieselben die grofsen Ordens- ketten und an der Seite ein antikes Ritterschwert, dessen Griff mit edlen Steinen besetzt war, ein theures Erbtheil des berühm- ten Vaters, der dasselbe bei grofsen Feierlichkeiten auch immer zu tragen pflegte. In der Hand hielt der König einen runden Sammethut mit Panaschen, dessen Band und Agraffe aus Juwe- len bestanden. L Majestät die Königin trugen eine Robe von drap (Vor, deren Leibchen und Schleppe von blauem Sammet; auf dem Haupte funkelte ein kostbares Diadem, um den Hals

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ein reiches Collier von Juwelen, und die Brust zierten wiederum die schon früher erwähnten Ordenssterne in Brillanten und das grofse Band des Katharinenordens. Die Prinzen waren ganz so wie der König, doch weniger reich, was die Edelsteine be- trifft, gekleidet. I. I. Majestäten geruhten den Ball mit einer Polonaise zu eröffnen, welche beinahe eine Stunde dauerte und in welcher Allerhöchstdieselben mit den vornehmsten Damen und Herren der Gesellschaft tanzten. In den darauf folgen- den Tänzen sah man die drei ältesten Königlichen Prinzen als die eifrigsten und leutseligsten Tänzer wiederum wie immer ihre Plätze behaupten.

1. 1. Majestäten der König und die Königin liefsen es Sich, so grofs auch die damit verbundene Beschwerde in dem grofsen Gedränge war, angelegen sein, als freundliche Wirthe Ihre Gäste willkommen zu heifsen und Sich mit einer grofsen Anzahl der Eingeladenen aller Stände, der Bürger und Bauern, auf das leut- seligste zu unterhalten.

Um 12 Uhr verkündeten Trompetenstöfse die Beendigung des Tanzes, und die Gesellschaft begab sich nun zum Souper, wel- ches in 12 Sälen aufs glänzendste servirt war. Zu der Königl. Tafel waren 60 Personen befohlen, worunter, aufser den höch- sten Staats- und Hofbeamten, auch die Sprecher der Reichs- stände, so wie die fremden Gesandten mit ihren Gemahlinnen. Gegen 2 Uhr endete dieses schöne Fest, welches durch seine glänzenden Veranstaltungen, durch frei waltende Freude und die liebenswürdige, ungekünstelte Freundlichkeit der hohen Festgeber gewifs allen Anwesenden stets unvergcfslich sein wird.

Da bei der vorgeschrittenen Jahreszeit, im October, der Nor- den von fremden Reisenden gewöhnlich weniger zahlreich besucht ist, und wegen der beschwerhcheren Rückreise in dieser Zeit von denselben früher verlassen werden mufs, so waren auch im All- gemeinen nur wenige Ausländer bei der Krönung gegenwärtig.

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Das diplomatische Corps und diejenigen Fremden, welche den Festlichkeiten mit beiwohnten, bestanden aus nachstehenden Personen:

Von Ocstcrreicii:

Graf V. Wo y na, General-Major, aufserordenthcher Gesandterund

bevollmächtigter Minister. Graf V. Thürheim, Lieutenant und Adjutant. Graf Valentin Esterhazy, Charge (V affaires.

Vou Euglaud:

Sir T. C artwright, aufserordenthcher Gesandter und bevollmäch- tigter Minister.

Herr Gordon, Legationssecretair.

Herr Herries, Attache.

Sir John Ross, General -Consul.

Herr Gordon, Capitain.

Lady C artwright, geb. Gräfin Sandizell, Gemahlin des Ge- sandten.

Mistress Gordon.

Lady Ross.

Lady Mountjoyc-Martyns.

Miss Gordon.

Miss Rigby.

Miss Ramsay.

Von Rufslaud:

Herr v. Anrep, General-Lieutenant, von Sr. Majestät dem Kai- ser besonders zur Krönung gesandt.

Raron v. Krüdener, aufserordentlicher Gesandter und bevoll- mächtigter Minister.

Herr v. Rodisko, Oberst, Attache.

Herr v. Glinka, Legationssecretair.

Herr Lavonius, General -Consul.

Herr van Rrienen, Staatsrath.

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Baron v. Mannerheim, Kamraerjunker. Herr v. Kudriafskj, Oberst. Frau van Brienen. Frau V. Bodisko. Frau V. Lavonius.

Von P r e u f s e 11 :

Graf V. Galen, aufserordentlicher Gesandter und bevollmächtig- ter Minister.

Baron v. Arnim, Legationssecretair.

Herr v. Voigts-Bhetz, Capitain und Adjutant im Begimente Sr. Majestät des Königs.

Von Dänemark:

Graf V. Moltke, aufserordentlicher Gesandter und bevollmäch- tigter Minister. Graf v. Plessen, Legationssecretair.

Von Frankreich:

Graf V. Mornay, aufserordentlicher Gesandter und bevollmäch- tigter Minister. Herr Lob st ein, Legationssecretair.

Von Holland:

Herr Martini, Minister -Besident. Herr v. Dubois, Attache.

Von Belgien:

Herr v. Jaegher, Charge d' affaires.

Von Portugal:

Herr Da Silva Lourciro, Charge d' affaires. Herr Beyer, General -Consul.

Von Spanien:

Herr de Moreno y Landaburu, Charge d' affaires. Herr Garaycoechea, Legationssecretair. Herr de Moreno, Attache.

Am 9ten October gab der englische Gesandte, Sir T. Cart- wright, zur Feier der Krönung eine grofse Soiree, welche 1. 1. Ma- jestäten und die drei ältesten Prinzen dui'ch Ihre Gegenwart beehr- ten. Das Hotel des Gesandten war glänzend erleuchtet und zeich- nete sich durch ein Transparent, die Namenszüge der Neugekrön- ten vorstellend, welches in der Dunkelheit von grofsem Effekt war, besonders aus.

An demselben Abend hatte der König allen Schauspielern des Königlichen Theaters ein Ballfest mit Souper im Opernhause be- reiten lassen. Nach Beendigung des Theaters, um 10 Uhr, ver- sammelten sich alle Mitglieder der Köni2;l. Bühne in den dazu eingerichteten und geschmackvoll decorirten Zimmern. Der Tanz- saal war mit einem Transparent und der Büste des Königs, um- geben von den schönsten Blumen und Sträuchern, geziert. Der General -Intendant der Königl. Schauspiele, Freiherr v. Hamil- ton, eröffnete den Ball in einer Polonaise mit der geschätzten Sängerin, Frl. J. Lind, welche in einigen Tagen die Hauptstadt verlassen sollte, um ihr Engagement beim Königl. Theater in Ber- lin anzutreten. Beim Souper wurden vom General -Intendan- ten Toaste auf das Wohl I. I. Majestäten, der Königl. Familie und das Gedeihen der Kunst ausgebracht. Erst um 4 Uhr Morgens schlofs dies heitere Tanzfest.

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Vou den verelnlgtcu Staaten Nord-Amerika's:

Herr Lay, Charge d'affaires.

Frau Lay.

Herr Todd, Oberst, Gesandter in St. Petersburg.

Von den italienischen Staaten:

Herr Cartoni, Charge cV affaires.

Von Brasilien:

Herr Carvalho, Charge iV affaires.

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Den 12len Octobcr liefs der König auch das Arbeiterpcrsonal des Königl. Theaters mit einem Abendessen bewirthen. Sol- chergestalt verbreitete sich die Könighche Huld nach allen Seiten und machte die nach der Krönung folgenden Tage auch zu Ta- gen der Freude für die arbeitenden Klassen, für viele Unglück- liche, so wie zu Ehrentagen für das Verdienst.

Noch mehrere andere einzelne Festveranstaltungen waren ge- troffen worden; auch von allen Städten des Reichs gingen Nach- richten über die daselbst stattgefundenen Feste zu Ehren I. I. Ma- jestäten ein. Doch würde es zu weit führen, diese alle hier nä- her schildern, ja nur erwähnen zu wollen. Es mag daher Alles in dem Einen Worte begriffen werden, dafs alle Einwohner Schwe- dens die Zeit der Krönung als eine Festzeit ihres Lebens betrach- teten, und sie in diesem Sinne durch innere oder äufsere Feier bezeichneten.

Den 14ten October liefsen Se. Majestät der König eine grofse Ordensverleihung, so wie veränderte Statuten des Schwert-, Wasa- und Nordsternordens, bekannt machen. (Beilage B.)

Dem Sprecher des Priesterstandes, dem Erzbischofe von Win- gard, verehrten Se. Majestät ein mit Brillanten besetztes Kreuz, dem Sprecher des Bauernstandes, Hans Jansson, eine grofse goldene Medaille mit Allerhöchstdero Brustbild, mit der Erlaub- nifs, diese Zeichen an goldenen Ketten um den Hals tragen zu dürfen.

Am löten October fand das von der Ritterschaft und dem Adel zur Feier der Krönung veranstaltete Fest in dem Brunke- berg-Hötel statt, wozu über 1300 Personen eingeladen waren. Zur vollständigen Schilderung dieses eben so grofsartigen, als in seinen kleinsten Details geschmackvoll angeordneten, Bankets würde allein schon eine kleine Schrift nöthig sein; ich gestatte mir daher nur, bei den engen Grenzen dieser kurzen Darstel-

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lungen, eine flüchtige Conturzeichnung desselben. Das grofse Hötcl war in seiner ganzen Front äufserst reich durch Pech- pfannen, Lampen in Ampelform und Festons erleuchtet. Am Ein- gange war eine durch Lampen gebildete Ehrenpforte mit 5 Ar- kaden errichtet. Auf der Attika derselben las man in Krystall- transparent: DER XXVIII SEPTEMBER MDCCCXXXXIV. Drei Stockwerke des Hauses waren zur Aufnahme der Gäste einge- richtet; das erste war für den Tanz und die Gesellschaft, das zweite und dritte für Servirung des Soupers bestimmt. Fast alle Räume waren mit blühenden Sträuchern und Blumen angefüllt, so wie im Rococostyle möblirt. Die Versammlung bewegte sich in 13 gröfseren Sälen und Zimmern, ohne die Erfrischungszim- mer, Toiletten und Orchesterräume zu rechnen. Der Tanzsaal zeichnete sich durch einfache und geschmackvolle Eleganz aus. Die Wände desselben bestanden gröfstentheils aus Spiegeln , in welchen die Menge der Kronen ihr Licht tagcshell reflectirten. Hinter den Sesseln der Königl. Famihe bildeten Fahnen, Flag- gen und Trophäen ein eben so sinnreiches als schön angeord- netes Dossier.

Die Gesellschaft bestand, aufser dem Adel, aus den ersten Staats- und Hofbeamten, dem diplomatischen Corps, Mitgliedern des Priester-, Bürger- und Bauernstandes, so wie aus allen ge- bildeten Klassen der Hauptstadt. Gleich nach 8 Uhr erschienen L L 3Iajestäten, begleitet von den drei ältesten Prinzen. Diesel- ben wurden am Eingange des Hotels von den 12 Wirthen, an deren Spitze der Graf De Geer, empfangen und in den Ball- saal geführt. Nachdem die Allerhöchsten Herrschaften Ihre Sitze eingenommen, wurde zuerst das Volkslied von der ganzen Versammlung angestimmt. Hierauf sangen die Mitglieder der har- monischen Gesellschaft nachstehende vom Freiherrn v. Beskow gedichtete und vom Musikdirector Lindblad componirte Hymne:

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Din ungdomsdröm, den skönaste pf« jorden: En älskad Konung bland ett lyckligt folk, Besannad är, o Kung, för Dig, för Norden. Och hvarje hjerta är for Dig dess tolk. Ej rubbas folkets tro, ej thronens grunder vaekla, Der Rätt star med sin vSg och Sanning med sin fackla.

Omkring sin Kung sig riddarns sköldborg sluter Pa fddrens vis, som stal kring Irofast bröst. Dig tackar folket for det hopp, det njuter, Var hyllning är ett genljud af Dess röst. Du friden hägna skall^ och friiieten, som Ijuset, Skall glädja odiarns fjäll och bo i Kungahuset.

Yar helsad äfven Du, som miUlt ses throna Vid Oscars sida med behagens kraus. Ditt högsta smycke är ej maktcns krona, Det rikaste är Dina dygders glans,

Skönt skimrar purpurns raakt, demantens strale brinner, Det Godas majestät dock flera segrar vinner.

En framtid, Ijus, som Eder samtid, badar Den Var, som blomstrar Skandiens thron omkring. Med tjusning ocli med sfolthet Svensken skadar En syskonkärleks slutna furste-ring; Der endrägt, brödratro, af furstar kirts at jorden, Var folket alltid sällt och obesegrad Norden.

deren Worte in freier Uebersetzung ungefähr so lauten:

Ein Jugendlraum, so schön er je geworden, Ein werther König und sein Volk beglückt, Erfüllt ward er für Dich, o Herr! im Norden, Und jedes Herz bezeugt es Dir entzückt. Nie wankt des Volkes Treu, nie zittern jene Thronen, Wo Recht die Wage hält, der "Wahrheit Engel wohnen.

Den König schützen seiner Ritter Schilde, Nach Väterart, wie Stahl um treue Brust. Dich grüfst das Volk gleich einem Hoffnungsbilde, Und luis're Iluldgung widerhallt die Lust. Du hegst den Frieden uns, und Freiheiflicht erstrahle So über'm Bauernhaus, als iiber'm Königssaale.

Und Du auch sei begrüfst, auf Oscars Throne Zur Seit' ihm sitzend in der Schönheit Kranz; Dein höchster Schmuck ist nicht die jMachf der Krone, Dein reichster Schmuck ist Deiner Tugend Glanz.

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Schön schimmert Purpurmacht, Demanten brennen prächtig, Des Guten Majestät ist doch noch öfter mächtig.

Und Zukunft, hell wie diese Mitzeit, schmücket Den Lenz, um Skandiens Tiiron so licht erglüht. Mit Stolz und Freude jeder Schwede blicket Auf jenen Fürstenring, der ihn umblüht. Wenn Eintracht, Brüdertreu die Fürsten laut bekennen, Mufs glücklich man das Volk und stark den Norden nennen.

Hierauf begann der Tanz, welchen I. I. Majestäten mit einer Polonaise zu eröffnen geruhten. Die Prinzen nahmen an allen Tänzen Theil und tanzten zuletzt in einem Cotillon die Polka. In mehreren Zimmern waren Musikchöre placirt, welche Stücke aus den behebtesten Opern vor demjenigen Theile der Gesell- schaft vortrugen, welcher wegen des grofsen Gedränges sich nicht in den Tanzsaal hineinbegeben wollte oder konnte. Diese Or- chester konnten gleichzeitig musiciren, ohne einander zu stö- ren, welches einen Begriff von der Weitläufigkeit des Lokals ge- ben kann.

Um 12 Uhr wurde das Souper servirt, welches die Königl. Personen in einem besonders zu diesem Zwecke geschmackvoll decorirten Saale einnahmen. I. I. Majestäten und der Hof ent- fernten sich um 1 Uhr, begleitet bis zum Wagen von den Wir- then. Erst um 4 Uhr Morgens schlofs dieses glänzende und durch die heiterste Freude belebte Fest. Man sah hier Männer der ent- gegengesetzten politischen Ansichten und Meinungen, in freudi- gem Enthusiasmus auf das Wohl I. I. Majestäten und der Königl. Familie trinkend.

Die Festgeber hatten an diesem Tage ebenfalls der Armen gedacht. 2900 Personen der ärmsten Klasse wurden auf Kosten des Adels mit einer Mittag- und Abendmahlzeit, sowie mit Wein bewirthet. Auch hatte die Ritterschaft die Statue Gustav Wa- sa's und das Ritterhaus wiederum glänzend erleuchten lassen.

Dieser Tag brachte die Bekanntmachung der von Sr. Maje-

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stät, der alten Sitte gemäfs, ernannten Doctoren der Theologie. (Beilage C.)

Nach diesem Feste waren mehrere Tage ganz der Ruhe ge- widmet.

Den 23sten October gaben Se. Majestät der König Deputatio- nen der Gcwerks- und Fabrikgesellen, der Schiffer und Steuer- männer Audienzen, welche durch ihre Sprecher persönlich ihren unterthänigsten Dank für die ihnen so gnädig bereiteten Feste ab- stalteten.

Am Abend dieses Tages hatten Se. Majestät auch der sämmt- lichen Hofdienerschaft ein Tanzfest mit Souper bereiten lassen. Der König hatte sogar die Gnade, die Versammlung Seiner Die- ner auf kurze Zeit durch Seine Gegenwart zu beehren, bei wel- cher Gelegenheit das Volkslied gesungen wurde.

Der 26ste October brachte ein neues glänzendes Fest. Es war dies das von der Bürgerschaft Stockholms zu Ehren I. I. Ma- jestäten auf der Börse gegebene, welches sich eben so sehr durch Geschmack als Eleganz auszeichnete. Der grofse und schöne Ballsaal mit den angrenzenden Gemächern gewährte durch reiche Erleuchtung, Spiegel, Draperien, Transparente, Blumen u. s. w. einen imposanten Anblick. Die Sessel der Königl. Familie stan- den auf einer Erhöhung, die mit Trophäen geschmückt war. Auf der weifsen V^'^and, hinter diesen Sesseln, sah man die Namens- züge I. I. Majestäten aus den schönsten Blumen geformt. Der kleine Börsensaal, worin die Königl. Familie das Souper einnahm, war durch die Menge der Gesträuche, Pflanzen und Blumen in den schönsten Wintergarten verwandelt, zu welchem der Grofs- händler Rosenblad den bedeutendsten Theil seiner schönen Oran- gerie geliefert hatte. Als I. I. Majestäten um 9 Uhr mit den drei ältesten Prinzen erschienen, wurden Dieselben unten am Eingange von den Wirthen, an deren Spitze der Bürgermeister Holm, und beim Eintritt in den Festsaal von den Frauen dieser

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Herren empfangen, wobei die Bürgermeisterin Holm die Ehre halte, der Königin einen Blumenstraufs zu überreichen. So wie die König!. Familie ihre Plätze im Saale eingenommen, stimmten die Mitglieder der harmonischen Gesellschaft nachstehende, vom Professor Grafström gedichtete und vom Concertmeister Randel componirte, Hymne an:

Var helsad, Konung! sig en kedja sluter Af trogna hjertan knuten, Dig onikring. Se, glädjen, da vSr blick Diu 5syn njuler, Elektriskt flyger ut frän ring tili ring. Ar dct ej skönt aft älskasJ Hvilka öden En dunkel framlid i sitt skote bär, Var kedjas liinkar bryter ondast döden, Och segermakt i folkets kärlek är.

Du fridens värf p5 rättvis vagsk51 vager: Den vagens tunga fSr alltmer en röst. För menskoväl hvar ädel sanning äger En oppnad frihanin i Ditt Kungabrost. Vi känna det. Ilvart vara kölar gunga, Hvart hafvet bär dem hän tili Qerran Strand; Skall vinden der i Svenska segel sjiniga Om Svenskars kärlek tili sin kung, sitt land.

Var hyllning tag, Du, sora vid Oscars sida Behagens blomkrans om Ilans spira slar. Den glans, o Drottning! Dina dygder sprida Fördunklar den, soni af Din krona gär. Det högsta lof, sora tolkar qvinnans värde, Hvad hon som raaka och soni moder är, Ditt ädla hjerta Nordens döttrar lärde. Haf tack derfor. Den läran frukter bär.

Det A'äxer uti Nordens Kungasalar Af syskontelningar en Fursteslägt: Och hoppet re'n für dar, som stunda, talar Med tjusning om de löftcn, som den väckt. Uppfyllen, unga Furstar! löftcsorden, Tvä Englar an vagen föija Er En Moders bön, en Faders rSd. PS jorden Det bästa ägen I. som lifvet ger.

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Gegrüfst, o König! Eine Kette schliefset, Geknüpft von treuen Herzen, bier Dich ein! AVenn Deinen Anblick unser Aug" geniefset, Fliegt Lust elektrisch durch die dichten Reih'n. Ist es nicht schön, geliebt zu scinJ Es drängen Der Zukunft Mächte dunkel auf uns zu 5 Der Tod kann dieser Kette Glieder sprengen, Dodi siegreich bleibst in Volkes Liebe Du!

Des Friedens Werk wägst Du auf Rechtes Wage, Schon spricht die Zunge dieser Vt'age laut. Was edle Wahrheit fiir die 3Ienschheit sage, Sei offen Deiner Königsbrust vertraut. Wir Wissens, wo auch unsre Kiele schaukeln, Und wo das Meer sie trägt zum fernen Strand, Da soll der "^A'ind in Schwedens Segeln gaukeln Von Scliwedcntreu für Fürst und Vaterland,

L^nd Dir aucli huldgen wir an Oscars Seite, Die Anmuthkiänze um sein Scepter schlingt, Da, mehr als Deiner Krone Glanz, in's Weite, O Kön'gin! der von Deiner Tugend dringt. Du warst es ja, die !Xordens Töchtern lehrte, A^as eine Frau als Weib und 3Iutter thut, Das sei das beste Theil von ihrem Werthe. iSimm unsern Dank, Der Lehre Frucht ist gut.

In Xorden Königssaal sehn wir crspriefsen Des Königsstammes edlen Kinderkreis, Und unsrer frohen Hoffnung Ströme fliefsen Entzückt um ihrer Zukunft Silberweifs. Erfüllet, junge Fürsten, dies A'ersprcclien, Zwei Engel leiten Euch auf Eurem Pfad, Der Erde beste Früchte könnt ihr breclien: Der ölutter Segen und des Vaters Rath.

Hierauf begann sofort der Tanz, welchen I. I. Majestäten und die Prinzen mit einer Polonaise zu eröffnen geruhten, in welcher Sie mit den ersten Damen und Herren der Bürgerschaft tanzten. Um 12 Uhr wurde das Souper servirt, worauf der Tanz aufs neue begann, an welchem die Prinzen wiederum Theil nahmen. Erst um 2 Uhr Morgens verliefsen I. I. M. M. mit Ihren Söhnen die für Ihr Wohl begeisterten Mitglieder dieses e;rofsai"tigen Festes.

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Die Bürgerschaft hatte auch an diesem Tage den Armen der Stadt reichliche Mittags- und Abendmahlzeiten bereiten, und mehrere städtische Gebäude, worunter besonders die Börse sich auszeich- nete, aufs Glänzendste erleuchten lassen.

Die Schlufsfeier der Krönung fand am 4ten November beim norwegischen Staatsminister Due statt, an einem für Scandina- vien bedeutsamen Tage, an welchem vor 30 Jahren die König- reiche Schweden und Norwegen unter Einem Herrscher verei- nigt wurden. Die Anordnung des Bankets war eben so reich, als sinnreich und geschmackvoll. I. I. Majestäten und die Prin- zen beehi-ten das Fest durch Ihre Gegenwart, welches bis in die späte Nachtzeit fortdauerte.

Hiermit waren nun die äufseren Krönungsfeierlichkeiten und Feste beendigt, doch nicht die inneren und höheren, die aus er- steren entspriefsen sollen. Möge denn unter Gottes Schutz Recht und Wahrheit, Gesetz und Freiheit, wahrhaft christliche Gesinnuns und Gesittung immer mehr und mehr in Scandinavien zu einem herrhchen Baume mit den schönsten Früchten emporwachsen!

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Beilage •^,

Namenliste der zur Krönung Sr. Majestät in Stockholm

anwesenden Deputirten der Land- und Seemacht (Krigs-

Befäl) und welche am 2Gsten September Audienz bei

Sr. Majestät hatten.

Sprecher:

General der Infanterie, Graf v. Björnstjerna.

Freiherr v. Cederström, General -Lieutenant.

V. Hederstjerna, desgl.

Graf V. Ridderstolpe, desgl.

Freiherr v. Lovisin, desgl.

Freiherr v. Hjerta, desgl.

Graf V. Gyldenstolpe, General -Major.

V. Möllerhjelm, desgl.

Vom topographischen Corps:

V. Akrell, General -Major. Hazelius, Oberst- Lieutenant.

Vom l.stcu (Svca-) Garde-Regiment;

Freiherr v. Lovisin, General -Major. V. Tornerhjelm, Oberst- Lieutenant.

Von der Garde zu Pferde:

Graf V. Puke, General -Major.

Vom V! ( c n G a r d c - K e g i m c n t :

Freiherr v. Lorichs, General -Lieutenant. V. Castanie, Major.

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Vom L c i li - D r ag o u c r - R e § i lu e u t :

V. Silfverstolpe, Oberst. V. Bergensträle, Major.

Vom Lcib-IIusarcu-Regiineul :

Freiherr v. Essen, General -Adjutant. Freiherr v. Fletwood, Rittmeister.

Voiu Leib- Grenadier-Corps:

af Wette rstedt, General -Adjutant. V. L anner stjerna, Major.

Vom Svea-Artillcrie-Kegimcnt:

Das sau, Oberst. C ollander, Major.

Vom Götha-Artillcrie-Kegiment:

Bildt, Oberst-Lieutenant. Wetterling, Capitain.

Vom Wendes-Artillerie-Regimenl :

V. Ar bin, General -Major. Loven, Capitain.

Vom Ingenieur- Corps :

Meyer, Oberst.

Stäl, Oberst-Lieutenant.

Vom Isteu Lcib-Greuadier-Regimeii(

V. Post, General -Major. Beurling, Major.

Vom 2ten Lcib-Grcuadicr-Regiment :

V. Boy, General-Major. V. Taube, Capitain.

Vom G a r d c - L a n d w e li r - U e g i m c n 1 :

V. Liljensparre, Oberst. Schürer v. Waldheim, Major.

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Vom IIusarcu-Kcgiineut SiunlaiKl:

V. Lagercrantz, Oberst. V. Printzensköld, Major.

Aom Husarcn-Kegiincnt Schonen:

Liedberg, Oberst.

V. Falkenberg, Rittmeister.

Tom Dragoucr-Kcgimcnt Schonen:

Freiherr v. Bennet.

Vom Husaren-Regiment Kronprin/.:

V. Platen, General -Adjutant. V. Silfwerskjöld, Rittmeister.

Vom Reginicut VVestgöiha:

Hall, Oberst.

V. Naukhoff, Capitain.

Voni Grenadier -Bataillon Smalaud;

V. Liljenstolpe, Oberst. V. Lode, Capitain.

Vom Regiment Uplan«!:

V. Willebrand, Oberst. Westberg, Capitain.

Vom Regiment Skarsliorg:

Freiherr v. Knorring, Oberst. V. Wärtfelt, Capitain.

Vom Regiment Södermanlaud:

V. K u y 1 e n s t j e r n a , Ob erst. V. Svinhufvud, Capitain.

Vom Regiment Krouelierg:

Graf V. Sparre, Oberst. V. Boisman, Major.

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Vom Kcginicnt Jünk Ulli ng:

V. Stjerngranat, General- Major. Keij, Capitain.

Y o in K e g i in c n t D a h I :

V. Örn, Oberst.

Graf V. Rosen, Capitain.

Vom Regiment Ilclsinge:

V. Post, General- Major. Thor eil, Capitain.

Vom Regiment Elfsborg:

af Dalström, General-Adjutant. V. Silfyerhjelm, Capitain.

Vom Regiment IVestgöthsi-Dalil :

V. Ehrengranat, Oberst. V. Mentzer, Capitain.

V o m R e g i m c n t B o H s - L ä n :

V. Hejdeman, Oberst. V. Bonde, Capitain.

Vom Regiment West maul and:

V. Tune, Oberst.

V. Naukhoff, Capitain.

Vom Jäger-Corps Wcsterli otten:

V. Troil, Major.

af Donner, Capitain.

Vom Regiment Calmar:

V. Hederstjcrna, General -Adjutant. Freiherr v. Raab, Capitain.

Vom Regiment >erike:

V. M Örn er, General- Major. Aberg, Capitain.

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Vom Kcgiincnt Wermland:

V. Sand eis, Oberst -Lieutenant. V. Hard, Capitain.

Vom F e 1 d J ä g e r - K e g i m c 11 1 J c in 1 1 a n d :

V. Arm feit, Oberst.

V. Adlersparre, Rittmeister.

Vom Regiment Norra-Skanc:

V. Rotlikirch, Oberst- Lieutenant. Bergengreen, Capitain.

Vom Regiment Södra- Skäne:

Ström, Oberst.

V. Stjernsvärd, Capitain.

Vom Jäger-Regiment Wermland:

V. Ulfsparre, Oberst. Lindroth, Capitain.

Vom Landwclir-Regiment Gottland;

Oster man, Major. Enhörning, Capitain.

Sprecher des Seestaats:

Freiherr v. Nordensköld, Vice-Admiral.

Von der .Station in Carlscrona:

Freiherr v. Nordensköld, Contre-Admiral. Annerstedt, Capitain. V. Löwenborg, Capitain 2ter Klasse. Hallström, Premier- Lieutenant. Didron, Seconde -Lieutenant.

Von der Station in .Stockholm:

V. Sydow, Contre-Admiral. Netzel, Capitain 2ter Klasse.

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Von der Statiou in Gothenburg:

Warberg, Commodore. Sahlberg, Capitain 2ter Klasse.

Vom Mechanischen Corps der Flotte:

d'Ailly, Capitain.

Vom .See-Artillerie-Kegiment:

Graf V. Sparre, Oberst. Pettersen, Capitain.

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Beilage ß.

Liste sänimtlicher von Sr. Majestät dem Könige, aus Ver- anlassung der Krönung, bewilligten Ordensverleihungen.

Seraphiuen-Ordeu:

Sr. Majestät dem Könige von Bayern. Sr. Majestät dem Könige der Niederlande. Graf V. Posse, Staatsminister a. D.

GrofskreuK des Schwertordcus:

Graf W. V. Württemberg, General - Maj or.

Coiuiuaudeur des Schwertordeus:

af Dabist röm, General -Adjutant. Graf V. S p a r r e , Oberst.

Comniandeur des IVordsteruordcus :

Freiherr Stael v. Holstein, Staatsrath. Engelhardt, Justizrath. Freiherr v. Krämer, Landeshauptmann. Geyer, Professor in Upsala.

Comiuaudeiir des Wasaordens:

Holm, Bürgermeister von Stockholm.

Ritter des Schn'ertordens:

V. Stjerngranat, Capitain im Generalstabe. Söderling, desgl.

Thulstrup, Capitain im topographischen Corps. Svensson, Capitain der Artillerie. Aschting, desgl.

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Cüster, Rittmeister im Schonschen Husaren-Regiment. V. Löwcnhjelm, Rittmeister im Schonschen Dragoner- Regiment. Wetter mark, Capitain im Regiment Jönköping. Thor eil, Capitain im Regiment Heisinge. V. Mannerfelt, Capitain im Regiment Elfsborg. Ekeroth, Capitain im Regiment Wermland. Fahlsten, Capitain der Landwehr, af Klint, Capitain der Flotte. Freiherr v. Ruth, desgl. V. Ehrenstam, desgl. Engclhardt, desgl.

Ritter des IVordsteruorilens :

Walm, Staatsrath.

Dahl ström, Revisions-Secretair.

H e d b 1 a d , Hofgerichtsrath.

Hasselberg, desgl.

Westberg, Expeditions -Secretair.

Sundin, Lagman.

Ericsson, Oberst-Lieutenant im mechanischen Corps der

Flotte. Ekman, Bürgermeister in Stockholm. Harabräus, Secretair.

Sun de V all, Intendant des zoologischen Museums. Björkman, Propst. Rinnandor, desgl. Nibelius, desgl. Nilsson, Professor in Lund.

Ritter des H'asaordens:

Bergmann, Polizeirath in Stockholm.

Modig, Major des mechanischen Corps der Flotte.

Wahlbeck, desgl.

Westring, Regimentsarzt.

J 0 n s s 0 n , Kämmerier.

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B 1 0 Dl , Landrcntmeister. Westring, Zollinspector. Widmark, Landmesser. Lychon, Bürger -Alterman. Oleen, Minenbesitzer. Letterstedt, General- Consul.

An Ausländer. Grofskreux des Nordsternordens:

Alexander v. Humboldt, Königl. preufs. wirkl. Geh. Bath.

Ritter des IVordsternordens:

Gauss, Professor in Göttingen.

Struve, Staatsrath in St. Petersburg.

Arago, Pair von Frankreich.

Gay-Lussac, desgl.

Leopold V. Buch, Königl. preufs. Kammerherr.

C. Bitter, Professor in Berlin.

J. Grimm, desgl.

Schönlein, Leibarzt Sr. Majestät des Königs von Preufsen.

Mitscherlich, Professor in Berlin.

Wo hl er, Professor in Göttingen.

Koch, Professor in Erlangen.

V. Cousin, Pair von Frankreich.

V. Schelling, Königl. preufs. wirkl. Geh. Ober-Begieruugsrath.

L. Tieck, Geh. Hofrath.

de Lamartine, MitgUed der franz. Deputirtenkammer.

de Tocqueville, desgl.

V. Hugo, Mitghed der franz. Akademie.

In gern an, Professor.

Buneberg, desgl.

V. Cornelius, Geschichtsmaler in Berlin.

H. Vernet, Geschichtsmaler in Paris.

Schwanthaler, Professor in München.

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Schadow, Professor in Berlin.

Thomson, Dircctor des Miinzkabinets in Kopenhagen.

Bitter des Ordeus Carls XIII.;

Freiherr v. Lagerfeit, Hofmarschall. V. Virgin, Oberst.

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Beilage C

Liste der von Sr. Majestät dem Könige, aus Veranlassung der Krönung, ernannten Doctoren der Theologie.

Butsch, Bischof zu Skara. Knös, Professor in Upsala. Sjöstedt, Propst. Segerstedt, desgl. Annerstedt, desgl. Björling, Lector in Gefle. Anjou, Adjunct der Theologie. Norbcck, Docent der Theologie. Moberger, Propst. Park, desgl. B ex eil, desgl. Saeve, Prediger. Agardh, Bischof zu Carlstad. Hallström, Bischof zu Wisby. Nordström, Propst. Lundqvist, Candidat. üdman, Propst. B ö r j c s s 0 n , Hofprediger. Utterström, Propst. Laurenius, Lector. Stenhammar, Propst. Berggreen, desgl. Friman, desgl. Afzelius, desgl.

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Mittag, Propst.

Gravander, desgl.

Lahng, desgl.

Gumälius, desgl.

Svedelius, desgl.

Ekenstam, desgl.

Muncktell, desgl.

Nordin, Prediger.

Hagelberg, Propst.

Meli in, Adjunct der Theologie.

Thestrup, Propst.

Starck, desgl.

Kahl, desgl.

Hallbäck, desgl.

Wiselgreen, desgl.

Rhedin, desgl.

Kamp, desgl.

Sandberg, desgl.

Fryxell, desgl.

Örtenblad, desgl.

Grafström, Prediger und Professor.

Nordlander, Propst.

Risberg, desgl.

Lyth, desgl.

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Ursprung, Geschichte und Beschreibung

der

scbwedlsclieii Ritterorden.

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'as Institut der Ritterorden hat in Schweden manche mittel- alterliche Formen bewahrt, und zeigt sich daher bei gröfseren Feierlichkeiten noch immer in einer gewissen romantischen Aufscn- seite, welche in den meisten europäischen Staaten gröfstentheils verschwunden ist. Es besteht noch fortwährend der Gebrauch, dafs der König die Ernennungen zu Rittern der höchsten Orden in einem eigenen Ordenskapitel vornimmt; auch findet noch der Ritterschlag statt, und bei grofsen Ccremonien, wie bei der Krö- nung, der Eröffnung und dem Schlüsse des Reichstages, so wie im Ordenskapitel des Seraphinenordens selbst, erscheinen die Ritter in einer eigenen mittelalterlichen Ordenstracht.

Die ersten Spuren eines Ritterordens finden sich unter der Regierung des Königs Magnus Laduläs, welcher im Jahre 1285 einen weltlichen Orden stiftete, der wohl nur ein, den geistlichen Ritterorden nachgebildeter, zu bestimmten Zwecken und nach gewissen Regeln gestifteter Verein oder eine Brüderschaft für Fürsten und freigeborne Männer war. Eine alte Chronik berich- tet, dafs der König zuerst seinen Sohn Birger zum Ritter schlug, und dieser wiederum dem damals am Hofe weilenden Herzog von Braunschweig und 40 anderen frcigebornen Männern den Ritterschlag ertheilte. Ob ein Ordenszeichen in damaliger Zeit getragen wurde, ist nicht mit Gewifsheit anzugeben; derVermu- thung nach war das Sinnbild des Ordens ein Scraphimkopf, wcl-

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chen die Ritter vielleicht auf der Brust, ebenso wie die geist- lichen Ritter ihre ungleich geformten Kreuze auf den Mänteln, trugen. Dieser Orden hatte indessen noch keinen besonderen Namen, sondern die Mitglieder desselben hiefsen nur Ritter des Königs. Unter der Regierung Erics XIV. finden sich die er- sten Ordensketten, die, aus Seraphinenköpfen gebildet, um den Hals getragen wurden, wozu der König später noch das Wap- pen seiner Familie, eine Kornvase, hinzufügte; auch kommt die Benennung „Seraphinenorden" um diese Zeit zuerst mit Bestimmt- heit vor. Seit der Regierung dieses Königs wurde die Ernen- nung zu Rittern ein Mittel zu dvnastischen Zwecken und zur Fesselung des Adels an den Thron, und der Ritterschlag fand namentlich bei den Krönungen der Könige, als eine dazu gehö- rige Feierlichkeit, statt. Schon in dieser Zeit findet sich eine eigene Rittertracht, welche hauptsächlich aus einem Mantel, einer um den Hals hängenden Kette und goldenen Sporen bestand. Nach einer Chronik des 16ten Jahrhunderts ist erwiesen, dafs die Hauptfarben der Ordenstracht schon damals schwarz und weifs waren, welche Farben die heutige Seraphinentracht noch beibehalten hat. Dieser Ritterorden bestand bis zum Tode des Königs Gustav II. Adolph unverändert; bei der Krönung der Könige Carl X., Carl XI. und Carl XII. fand indessen kein Ritterschlag mehr statt, so dafs der Orden zur Zeit dieser Kö- nige, wenngleich noch immer bestehend, doch fast als erloschen angesehen ward. Erst König Friedrich I. erneuerte denselben auf den Wunsch der Reichsstände in modernerer Form, indem er im Jahre 1748 dem alten, von Magnus Laduläs gestifteten Orden, unter dem Namen Seraphinenorden, neue Statuten gab, und zugleich den Schwert- und Nordsternorden stif- tete. Zu diesen kamen später der Wasaorden, vom Könige Gustav III. 177:2, und der Orden Carls XIII., vom Könige glei- ches Namens 1811 gestiftet, hinzu, so dafs Schweden jetzt fünf Ritterorden zählt. Die Ordenstrachten der Grofskreuze und Com- mandeure der drei zuerst genannten Ritterorden wurden eben- falls von Friedrich I. bestimmt, die der letztgenannten wur-

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den von ihren Stiftern eingeführt. Mit Ausnahme einiger Verän- derungen unter der Regierung der Könige Gustav III. und Carl XIV. Johann sind diese Costiime in der Hauptsache un- verändert geblieben. Der König Oscar I. befahl bei seiner Krönung einige unwesentliche Veränderungen der Statuten des Schwert-, Nordstern- und Wasaordens.

Der Seraphinenorden und der Orden Carls XIII. haben nur eine Klasse; alle übrigen zerfallen in drei Abstufungen: in Grofs- kreuze, Commandeure und Ritter. Ein Inhaber des Grofskreuzes wird Comraandeur des Grofskreuzes genannt. Alle dem geist- lichen Stande angehörigen Personen, welche das Ritterkreuz eines Ordens tragen, heifsen in Schweden Mitglieder des Ordens, zum Unterschiede von den weltlichen Besitzern, welche Ritter genannt werden. Diejenigen Geistlichen, welche Grofskreuze oder Commandeurkreuze eines Ordens besitzen, er- halten aber ebenfalls den Titel Commandeure.

Se. Majestät der König ist Grofsmeister sämmtlicher Orden, und die Angelegenheiten derselben werden von einem Collegium, dem Ordenskapitel, besorgt, welches aus Ober- und Unter-Ordens- officianten besteht. Zu den ersteren gehören: der Panierträger des Seraphinenordens, der Secretair, der Kanzler, der Schatz- meister, der Ceremonienmeister, der Ordensbischof, der Reichs- herold (Fig. 2.); zu den letzteren der Unter- Ceremonienmeister, der Registratur, der Archivar, der Kämmerier, der Ordenshisto- riograph. Aufserdem sind diesem Collegium beigegeben: 2 Ca- pöUane, 7 Kanzelisten, welche bei grofsen Feierlichkeiten He- roldsdienste verrichten, 2 Herolde des Seraphinenordens (Fig. 4.), 2 Herolde des Schwertordens (Fig. 7.), 2 Herolde des Nordstern- ordens (Fig. 9.), 2 Herolde des Wasaordens (Fig. 12.).

Die Tracht der Ober- und Unterofficianten ' ist gleich der Seraphinenrittertracht. Es sind gewöhnlich höhere Beamte des

1. Die Traclit der Ober- und Unterofficianten ist aus dem Grunde nicht ab- gebildet worden, weil sie der Serapliinenordenstraclit ganz ähnlich, und man nur beabsichtigte, die eigentlichen Ordenscostüme selbst und die am meisten davon abweichenden Trachten des Ordenskapitels zu geben.

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Militair- und Civilstandes. Die Oberofficianten tragen bei der Ordenstracht den kleinen Seraphinenstern an einem blauen Bande um den Hals; auch ist es ihnen gestattet, den grofsen Stern auf dem Mantel, jedoch keine Kette um den Hals, zu tragen.

Die Unterofficianten tragen einen kleinen Seraphinenstern am blauen Bande im Knopfloche oder auf der Brust.

Der Ordensbischof ist immer ein höherer Geistlicher, wel- cher wenigstens Commandeur des Grofskreuzes des Nordstern- ordens ist.

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1. Der Seraphiuenorden.

Dieser alte, vom Könige Magnus Laduläs im Jahre 1285 gestiftete, später jedoch fast erloschene, im Jahre 1748 vom Kö- nige Friedrich I. erneuerte Orden ist der erste und vornehmste des Reiches. Er hat keine Abstufungen. Die Prinzen des Kö- niglichen Hauses erhalten denselben mit ihrer Geburt. Nur Köni- gen und Fürsten, so wie den höchsten Staatsbeamten vom Mi- litair- und Civilstandc des In- und Auslandes wird derselbe er- theilt, welche Beamte, den Statuten gemäfs, wenigstens den Rang eines General-Lieutenants haben müssen.

Die Ritter tragen auf der linken Brust einen grofsen Stern und ein hellblau gewässertes Band über der rechten Schulter nach der linken Seite, woran ein kleineres Ordenszeichen hängt. Der Stern ist achteckig und von Silber; in der Mitte desselben befindet sich das schwedische Wappen, drei Kronen, auf einem blauemaillirten Globus. Zwischen den Kronen stehen die Initial- buchstaben I. H. S. {Jesus hominum salvator), und über dem H, zwischen den beiden oberen Kronen, ein Christuskreuz; unter- halb der unteren Krone sieht man drei Nägel, vorstellend die Nägel des Kreuzes Christi. Der Globus ist von vier vergolde- ten Seraphinenköpfen mit entfalteten Flügeln umgeben.

Die zum Orden gehörige grofse Kette, welche bei gröfseren Feierlichkeiten um den Hals getragen wird, besteht aus 11 ver- goldeten Seraphinenköpfen mit entfalteten Flügeln und 11 blau- emaillirten Patriarchalkrcuzen, welche durch goldene Gelenke verbunden sind. Unten an der Kette hängt das Ordenszeichen, ein emaillirtcr achteckiger Stern, in dessen Mitte das schwedi- sche Wappen, drei goldene Ivi'onen auf blaucmaillirtem Globus.

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Zwischen den Kronen sieht man ebenfalls, wie beim grofsen Stern, die Buchstaben I. II. S. mit dem Christuskreuze, so wie unterhalb die drei Nägel. Auf der andern Seite des Sterns stehen in der Mitte des blauen Globus die goldenen Buchstaben F. R. S. {Fri- dericus Rex Sueciae). Diese an der Kette hängende Decoration, oder das alte Ordenszeichen, ist oben mit der Königl. Krone versehen, und wird vermittelst eines Ringes an der Kette befe- stigt; sie ist dieselbe, welche an dem schon erwähnten blauen Bande über der rechten Schulter getragen wird.

An grofsen Cereraonietagen erscheinen die Seraphinenritter in einer eigenen Ordenstracht (Fig. 5.), deren Hauptfarben schwarz und weifs sind. Bei dieser wird die grofse Kette um den Hals statt des blauen Bandes über der Schulter getragen. Der Stern befindet sich dann sowohl auf der Brust als auf dem Mantel. Ist ein Ritter früher auch Commandeur des Grofskreuzes des Nordsternordens gewesen, so hat er die Erlaubnifs, auch die Kette letztgenannten Ordens bei dieser Tracht zu tragen.

Der Seraphinenorden hat nach den Statuten jährlich zwei Feier- tage, genannt der kleine und der grofse Ordenstag. Ersterer ist der Montag vor dem Advent, der zweite der 28ste April, Ge- burtstag des Erneuerers des Ordens, des Königs Friedrich I. Am sogenannten kleinen Ordenstage werden die Ritter im Or- denskapitel vom Könige ernannt, und am grofsen Ordenstage findet erst der Ritterschlag statt. Die Statuten bestimmen hier- über im §.8., hinsichtlich des kleinen Ordenstages: „Der erste „(kleine) Ordenstag sei immer der Montag vor dem Advent, „zum ehrfurchtsvollen Andenken, dafs die Treue zum Könige „Zions, von dessen Ankunft dann in der Gemeinde gepredigt wird, „der Grund und das rechte Zeichen der Treue zur weltlichen „Obrigkeit ist, welche Gott verordnet hat."

Sobald Jemand zum Ritter ernannt ist, darf er den Stern des Ordens, doch nicht früher das blaue Band oder die Kette des-

selben trafen, bis er den Ritterschlag erhalten hat.

Nach

der Ernennung wird sogleich das Wappen und der Wahlspruch des neuen Ritters auf eine grofse Kupferplatte gemalt, um beim

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grofsen Ordonskapitel, welches gewöhnlich in der Schlofskapelle stattündet, über dem Sitze des Ritters aufgehangen zu werden. Jeder Seraphinenritter mufs zugleich mehrere Verpflichtungen übernehmen, zu welchen vorzüglich die Beaufsichtigung gewis- ser Armen- und Krankenanstalten gehört.

Der Ritterschlag wird mehrentheils in der Kapelle des Königl. Schlosses vorgenommen, wobei folgende Hauptceremonien vor- kommen:

Nachdem sämmtliche ältere und neuernannte Seraphinenritter, so wie die Grofskreuze und Commandeure der anderen Orden, gekleidet in ihren Ordenstrachten, sich in den Zimmern des Kö- nigs versammelt haben, begeben sich Se. Majestät und die Prin- zen, ebenfalls gekleidet in der Seraphinenordenstracht, mit den- selben in feierlicher Prozession nach der Schlofskapelle, um dort den Ritterschlag vorzunehmen. Die Prozession geht in folgender Ordnung:

1) Die Ritter des Ordens Carls XIII.

2) Die Commandeure des Wasaordens.

3) Die Commandeure des Grofskreuzes des Wasaordens.

4) 2 Herolde des Nordsternordens.

5) Die geisthchen Commandeure des Nordsternordens.

6) Die weUlichen Commandeure des Nordsternordens.

7) Die geistlichen Grofskreuze des Nordsternordens.

8) Die weltlichen Grofskreuze des Nordsternordens.

9) 2 Herolde des Schwertordens.

10) Die Commandeure des Schwertordens.

11) Die Commandeure des Grofskreuzes des Schwertordens.

12) 2 Herolde des Seraphinenordens.

13) Die Ordens -Unterofficianten, paarweise.

14) Der Reichsherold.

15) Die Ordens -Obcrofficianten, paarweise.

16) Die älteren Seraphinenritter, paarweise.

17) Die neuernannten Seraphinenritter, jeder begleitet von zwei von ihm gewählten älteren Seraphinenrittern , welche Ge- vattern heifsen.

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18) Der Ordenskanzler mit dem Schwerte.

19) Die Prinzen des Königl. Hauses.

20) Der König, umgeben von seinen grofsen Hofchargen.

So wie der Zug in der Kapelle angekommen, stellen sich die Ordensofficianten vor der Altarbalustrade auf, der Ordenskanzler mit dem Schwerte rechts des beim Altare stehenden Throns. Wenn der König und die Prinzen ihre Plätze eingenommen, über- liefert der Schatzmeister die Ordensketten für die neuen Ritter und der Secretair die Statuten dem Ordensbischofe, welcher mit den Kapellanen im grofsen Ordens-Mefsgewande am Altare steht. Nachdem der Ordensbischof Ketten und Statuten, und der Kanz- ler das Schwert auf den Altar gelegt, beginnt der Gottesdienst mit einem Gesänge.

Demnächst hält der Ordensbiscbof eine kurze Rede von der Kanzel, w^orin er den Rittern ihre Pflichten vorhält, welche treue Unterthanen Gott, dem Könige und Vaterlande schuldig sind, wor- auf wieder ein Gesang angestimmt wird. So wie dieser been- dist, holt der Kanzler das Schwert vom Altare und stellt sich zur Rechten des Thrones, alle übrigen Ordensofficianten stellen sich auf die unterste Stufe desselben. Hierauf wird der neu- ernannte Ritter von zwei älteren, welche er nach Vorschrift der Statuten zu Gevattern gewählt, nach dem Throne geführt, w"0 er auf einem Kissen vor dem Könige niederkniet.

Der Ordenskanzler richtet nun im Namen Sr. Majestät, welche so lange die Statuten des Ordens in der Hand halten, folgende Fragen an den Ritter:

1. Schwedischer und gothischer Ritter N. N., gelobet Ihr vor Gott und dem Könige, die Statuten dieses Ordens zu ehren und zu vertheidigen?

2. Schwedischer und gothischer Ritter N. N. , gelobet Ihr, Le- ben und Rlut zur Ehre Gottes, zur Ehre des Glaubens und des Evangeliums, zum Dienste des Königs und des Vater- landes zu wagen?

3. Schwedischer und gothischer Ritter N. N., gelobet Ihr, wie Eure ruhmwürdigen Vorväter, mit Weisheit, Rath und Rit-

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terlichkeit die Ehre und den Ruhm des altschwedischen Namens aufrecht zu erhalten?

4. Schwedischer und gothischer Ritter N. N., gelobet Ihr, Einig- keit mit Euren Brüdern zu erhalten und zu befördern?

5. Schwedischer und gothischer Ritter N. N., gelobet Ihr, die Ehren und Vorzüge, welche Euch hiermit gegeben, wäh- rend Eurer Lebzeiten aufrecht zu erhalten?

6. Schwedischer und gothischer Ritter N. N., gelobet Ihr, Recht, Gesetz und Ordnung zu erhalten, das Gute zu fördern, das Böse abzuwehren, die Armen, Wittwen und Waisen zu trö- sten und zu beschützen?

Nachdem der Ritter diese Fragen mit Ja beantwortet hat, er- hebt er sich, um den vom Secretair vorgelesenen Ritterbrief ste- hend anzuhören, dessen Anfang folgendermafsen lautet:

„Wir N. N., König der Schweden, Gothen und Wenden u. s. w.,

„thun kund und zu wissen, dafs, nachdem Wir Uns der langen,

„treuen und unermüdeten Dienste, welche der Herr N. N. Uns

„und Unserem Reiche bewiesen und noch fortwährend beweist,

„gnädigst erinnert haben; so haben Wir zur Belohnung für sol-

„che Treue und Ritterlichkeit, so wie zur Aufmunterung, damit

„fortzufahren, aus besonderer Königl. Gunst und Gnade Ihn,

„den Herrn N. N., in den Orden aufgenommen, und erklären in

„Kraft dieses Unseres ofTenen Briefes Ihn zum Ritter Unseres

„uralten und ehrenwerthen Seraphinenordens, in welchem Wir

,, Selbst Mitghed und Ordensmeister sind;" u. s. w. u. s. w.

Demnächst fordert der Reichsherold den Ritter zur Ablegung

des Ordenseides auf, welcher vom Ordenskanzlcr vorgesprochen

wird, und den der Ritter knieend, mit zum Himmel erhobener

Rechten ablegt. Dieser Eid lautet wie folgt:

„Ich N. N. gelobe und schwöre bei Gott und seinem heili- „gen Evangelio, dafs ich mit Leib und Gut die reine evange- „lische Lehre und den Glauben vertheidigen will. Ich will „meinem Könige und seinem Reiche huld und treu sein, alles „Böse von ihm und dem Vaterlande abzuwehren, so wie das „Nützliche zu befördern suchen. Ich will Friede und Recht

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„aufrecht erhalten, dem Unrecht wehren, auch die Waisen, „Wittwen und Armen beschützen und Sorge für die Kranken „haben, sowie Armen- und Krankenhäuser besuchen und un- „tcr meine Obhut nehmen; so wahr mir Gott helfe!" Demnächst hängt der König dem Ritter die vom Schatzmei- ster bereit gehaltene Ordenskette um, nimmt das Krönungsschwert aus den Händen des Kanzlers und berührt mit demselben dreimal die hnke Schulter des Ritters, dabei die Worte sprechend: „Wir N. N., König der Schweden, Gothen und Wenden u. s. w., „nehmen Dich als schwedischer und gothischer Ritter in Un- „seren Seraphinenorden auf." Nach dieser Ceremonie umarmt der König den Ritter, mit den Worten: „Der Herr beschütze Dich!" währenddessen Trompe- ten- und Paukenschall ertönt. Der Ritter küfst hierauf die Hand des Königs, um für die widerfahrene Gnade zu danken. Hier- nächst begiebt sich der Ritter, geführt von seinen beiden Ge- vattern und unter Vortritt des Ordens- Ceremonienmeisters, zu den anderen Rittern, um von diesen den ßruderkufs (Vaccolade) zu empfangen. Von Allen wird er bei der Umarmung mit den Worten begrüfst: „Der Herr beschütze Dich!"

Während der Ritter diesen Rundgang zu den älteren Rittern zurücklegt, ertönt eine von der auf dem Chor sich befindenden Königl. Kapelle ausgeführte feierliche Musik. Schliefslich wird der Ritter von den Gevattern nach seinem Sitze geführt, wo auch diese ihn mit der obenangeführten Begrüfsung umarmen.

Die Ceremonie beschhefst der Gesang: „Die ganze Welt freue sich des Herrn", worauf die Prozession sich wiederum in der früher genannten Ordnung nach den Zimmern des Königs zurück- begiebt.

Sämmtliche Ritter speisen an diesem Tage in ihren Ordens- trachten an der Königlichen Tafel, zu welcher keine anderen Gäste eingeladen werden.

Bei dem Tode eines Seraphinenritters ist es gebräuchlich, dafs mit der grofsen Glocke der Ritterholmskirche eine Stunde geläutet wird, welcher Gebrauch ebenfalls bei dem Tode der

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ausländischen Fürsten und Ritter, welche diesen Orden trugen, stattfindet. Die Begräbnifsceremonie eines in Stockholm ge- storbenen Ritters wird immer mit vielem Gepränge in der Rit- terholmskirche vorgenommen, wenngleich der Ritter auch dort nicht begraben, sondern dessen Leichnam später in eine Fami- liengruft transportirt werden sollte. Gleich nach dem Tode wird das Wappenschild des Ritters, er mag Aus- oder Inländer sein, in dieser Kirche zum ewigen Angedenken in der Nähe des Altars aufgehängt.

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2. Der Schwertorden.

Dieser Orden wurde vom Könige Friedrich I. im Jahre 1748, auf den Wunsch der Reichsstände, für das Mihtairverdienst ge- stiftet, und wird an Officiere aller Grade der Land- und See- macht, sowohl im Kriege als im Frieden, ebenso an Officiere fremder Armeen, vertheilt. Er sollte eine Erneuerung in moder- ner Form des alten Ordens der Schwertbriider oder Schwert- träijer sein, welcher vom Bischöfe Albert im Jahre 1200 ne- stiftet ward, um das Reich des Glaubens und der Kirche unter den Völkern des Nordens zu erweitern und die in Liefland ge- gründete Kirche zu vertheidigen. Der Orden besteht aus drei Ab- stufungen: Commandeur des Grofskreuzes, Commandeur und Rit- ter. Die Prinzen des Königl. Hauses erhalten denselben bei ihrer Geburt. Im Frieden kann man ihn nur nach einer 20jährigen untadelhaften Dienstzeit bekommen; Kriegsjahre hingegen wer- den doppelt gerechnet. Die Commandeure des Grofskreuzes tragen einen Stern auf der linken Brust und ein breites gelb- gewässertes Band (Cordon) mit blauen Rändern über der rech- ten Schulter nach der linken Seite, woran ein kleineres Ordens- zeichen hängt. Der Stern ist ein silbernes gespaltetes Andreas- kreuz, in dessen Mitte auf einem blauemaillirten Globus ein auf- recht stehendes goldenes Schwert zwischen drei Kronen, dem schwedischen Wappen, abgebildet. In den vier Ecken des Kreu- zes, auf dem Globus, liegen goldene Kronen, über welchen klei- nere Sternspitzen hervorragen.

Das kleinere Ordenszeichen am grofsen Bande (Cordon) ist ein weifsemaillirtes Andreaskreuz, in dessen Mittelschilde auf dem Avers, wie beim grofsen Sterne, ein aufrecht stehendes goldenes

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Schwert zwischen drei Kronen sichtbar ist. In den vier Ecken des Kreuzes, auf dem Globus, ruhen ebenfalls goldene Kronen. Die äufsersten Spitzen des Kreuzes sind durch sechs Schwerter verbunden, welche mit goldenen Bändern umschlungen sind.

Auf dem Revers sieht man im Mittelschilde das aufrecht ste- hende Schwert durch einen Lorbeerkranz gesteckt, und über demselben die Umschrift: Pro Patria. Vermittelst einer Krone wird dieses Ordenszeichen an dem Bande befestigt. Die Com- mandeure tragen diese Decoration an einem schmaleren gelb- gewässerten Bande mit blauen Rändern um den Hals {en collier), die Ritter ein kleineres ähnliches Kreuz, bei welchem oben un- ter der Krone sich jedoch nur zwei kreuzende Schwerter be- finden, an einem noch schmaleren gelben Bande im Knopfloche, oder auf der Brust.

Die Commandeure des Grofskreuzes und die Commandeure erscheinen bei grofsen Cercmonien in einer eigenen Ordenstracht (Fig. 8.). Erstere tragen dann den Stern sowohl auf der Brust, als auf dem Mantel; statt des grofsen Bandes (Cordons) haben sie eine Kette um den Hals. Diese besteht aus 11 goldenen, mit goldenen Bändern umschlungenen Schwertern, abwechselnd mit 11 blauemaillirten, auf Schilden hegenden Helmen, welche durch goldene Gelenke verbunden sind; das Ordenszeichen hängt unten an der Kette, und ist dasselbe, welches am grofsen Cor- den getragen wird. Die Commandeure tragen in der Tracht das Commandeurkreuz nur allein um den Hals.

Für den Schwertorden besteht kein besonderer Ordenstag oder feierliches Ordenskapitel, wie beim Seraphinenordcn, son- dern der König ernennt die Ritter entweder im Seraphinenordens- kapitel, oder zu unbestimmten Zeiten in sogenannten Extra- Or- denskapiteln. Der Ritterschlag geschieht für die in der Haupt- stadt anwesenden neuen Ritter vom Könige selbst, für die in den Provinzen ernannten wird ein General oder Stabsofficier damit beauftragt. An dem Tage, an welchem der König den Ritter- schlag befohlen hat, versammeln sich die Ritter in ihren gewöhn- hchen 3Iilitairuniformen in den Zimmern des Königs, wo die Or-

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dcnsofficianten, jedoch ohne in ihre Ordenstrachten gekleidet zu sein, ebenfalls anwesend sind. Nach dem Erscheinen des Kö- nigs beginnt die Ceremonie damit, dafs der Ordenssecretair den Ritterbrief verliest, der ungefähr so lautet:

„Wir N. N., König der Schweden, Gothen, Wenden u. s. w., „thun kund und zu wissen, dafs, da Wir Uns der treuen und „unverdrossenen Dienste, welche N. N. Uns und dem Reiche ,, bewiesen und fortwährend mit unterthänigem Eifer beweist, gnädigst erinnert haben, also haben Wir aus Königlicher Gnade „und Gunst zur Belohnung für diese Treue und Mannhaftigkeit, „sowie zur Aufmunterung, damit fortzufahren, N. N. zum Rit- „ter aufgenommen, und erklären ihn hiermit, in Kraft dieses „Unseres offenen Briefes, zum Commandeur (Ritter) des alten „und ehrenwerthen schwedischen und gothischen Schwertor- dens, von w^elchem Wir Selbst Ordensmeister sind. Wir ver- leihen ihm hiermit, neben diesem Ehrenzeichen, alle die Vor- „theile, Freiheiten und Rechte, welche diesem Orden schon „seit älterer Zeit zukommen, oder hinfiiro noch beigelegt wer- den können. Hiernach haben sich Alle, denen es angeht, zu „richten. Zu mehrerer Gewifsheit haben Wir dieses mit eige- „ner Hand unterschrieben und mit Unserem Seraphinenordens- '-!„ Siegel bekräftigen lassen."

(Datum.) (Name des Königs.)

Hierauf ruft der Ordenskanzler den Ritter zur Ablegung des Eides vor, welcher knieend mit erhobener Rechten vor dem Kö- nige abgelegt und vom Ordenssecretair vorgesprochen wird. Die- ser Eid lautet wie folgt:

„Ich N. N. gelobe und schwöre bei Gott und seinem heili- „gen Evangelio, dafs ich mit Leib und Gut die reine evange- „lische Lehre und deren Glauben vertheidigen will; dafs ich „meinem Könige und seinem Reiche huld und treu sein will: „dafs ich mit tapferem Muthe den Feinden des Reichs entge- gengehen. Recht und Ritterschaft nach meinem besten Wis- „sen und den vorgeschriebenen Statuten ausüben will; so wahr „mir Gott helfe!"

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Demnächst berührt der König mit seinem entblöfsten Degen dreimal die hnke Schulter des Ritters, sagend:

„Wir N. N., König der Schweden, Golhen, Wenden u. s w., „nehmen Dich zum Commandeur (Ritter) Unseres alten und „ehrenwcrthen Schwertordens auf. Sei würdig!"

Der Ordensschatzmeister giebt hierauf dem Könige das Or- denszeichen, welches Se. Majestät dem Commandeur (die Kette oder das Commandcurkreuz) um den Hals hängt, dem Ritter aber das kleine Kreuz einhändigt. Nachdem dieses gesche- hen, küfst der Ritter die Hand des Königs, um für die wider- fahrene Gnade zu danken.

Es besteht beim Schwertorden eine eigene Abtheilung, deren Insignien nur im Kriege ertheilt werden, und die in zwei Klas- sen zerfällt, genannt Ritter des Grofskreuzes vom Schwertorden erster Klasse und Ritter des Grofskreuzes vom Schwertorden zweiter Klasse.

Die Decoration der ersten Klasse wird nur an solche Gene- rale vertheilt, welche als Commandeure eines Armeecorps oder einer Division eine Schlacht gewonnen, oder ein gröfseres Ge- fecht siegreich bestanden haben. Um die zweite Klasse erhal- ten zu können, mufs ein Officier wenigstens den Rang eines Ma- jors und an der Spitze eines Regiments oder Rataillons sich durch besondere Tapferkeit ausgezeichnet haben. Zuweilen wird diese Klasse auch ausgezeichneten Generalstabsofficiercn, welche sich durch Ausführung schwieriger und kühner Aufträge bemerkbar gemacht, ertheilt.

Die Ritter des Grofskreuzes erster Klasse tragen unter dem gi'ofsen Sterne ein aufrecht stehendes, in Silber gesticktes Schwert; die der zweiten Klasse zwei kleinere sich kreuzende Schwerter auf der Rrust.

Sobald ein Ritter des Grofskreuzes erster Klasse Ritter des Seraphinenordens wird, so trägt er das aufrecht stehende Schwert unter dem Seraphinenstern.

Der Ritterschlag dieser Ritter geschieht immer während des Feldzuges, unter freiem Himmel, in Gegenwart des Heeres, und

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wird entweder vom Könige selbst, von einem Prinzen oder ei- nem höheren General, welchen der König dazu bestimmt, vor- genommen.

In Schw^eden findet sich nm- noch ein einziger General, der Ritter des Grofskreuzes erster Klasse ist. Von Ausländern be- sitzen diese Klasse noch Se. Königl. Hoheit, der Prinz Wilhelm von Preufsen, Oheim Sr. Maj. des Königs von Preufsen, der Her- zog V.Wellington und der General, Graf Wallmoden-Gim- born. Das Grofski'euz zweiter Klasse zählt in der schwedischen Armee noch sechs Mitglieder, aber nur einen Ausländer, den englischen Admiral Sir M ort in.

Nach den Statuten der Ki-iegsklasse des Schwertordens dür- fen weder der König noch die Prinzen diese Ordenszeichen tra- gen, wenn sie nicht die obengenannten Bedingungen erfüllt haben.

Die Herolde des Schwertordens, welche Edelleute sein müs- sen, tragen bei ihrer Ordenstracht (Fig. 7.), sowie auch bei ihren gewöhnlichen Dienstuniformen, ein Abzeichen ihres Amtes, bestehend in einer goldenen ovalen Medaille, worauf ein aufrecht stehendes Schwert zwischen drei Kronen geprägt ist; oben hest man die Worte: Pro Patria. Dieses Zeichen wird an einem gel- ben schmalen Bande im Knopfloche oder auf der Brust getragen.

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3. Der Nordsteniordeii.

Der König Friedrich I. stiftete diesen Orden im Jahre 1748 für das Civilverdienst, zugleich mit dem Schwertorden. In der Stiftungsurkunde sagt der König, dafs er den Orden deshalb Nordsternorden benennt, damit Diejenigen, für die er bestimmt, stets bestrebt sein mögen, das früher erworbene Ansehn des schwedischen Namens unerlöschlich aufrecht zu erhalten, ebenso wie der Nordstern (Polarstern) von keinem Untergange wisse und mit unvermindertem Glänze am nördlichen Sternhimmel prange. Der Orden wird an Beamte, Geistliche, Gelehrte und Künstler, auch an Ausländer, vertheilt, und zerfällt in drei Klassen, genannt Commandeur des Grofskreuzes , Commandeur und Ritter. Die Prinzen des Königl. Hauses erhalten denselben bei ihrer Geburt.

Die Commandeure des Grofskreuzes tragen einen Stern auf der Brust, und dabei ein breites schwarzgewässertes Band (Cor- don) über der rechten Schulter nach der linken Seite, woran ein kleineres Ordenszeichen hängt. Der Stern ist ein silbernes gespaltenes Kreuz, in dessen Mitte sich ein kleinerer silberner Nordstern, umgeben von silbernen Nordlichtstrahlen, befindet. Das kleinere Ordenszeichen am Cordon ist ein weifsemaillirtes griechisches gespaltenes Kreuz, auf dessen Mittelschild (einem blauemaillirten Globus) ein weifser Nordstern abgebildet ist, um- ceben von der Devise : Nescit occasum. In den vier Ecken des Kreuzes auf dem Schilde liegen goldene Kronen. Avers und Re- vers des Kreuzes sind ganz gleich. Vermittelst einer Krone wird dasselbe an dem Cordon befestigt.

Die Commandeure tragen letztgenannte Decoration an einem schmäleren schwai'zen Bande um den Hals {en coUier), und die

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Ritter ein kleineres, dem eben beschriebenen ganz ähnliches Kreuz an einem noch schmäleren Bande im Knopfloche oder auf der Brust.

Die Commandeure des Grofskreuzes und die Commandeure erscheinen bei grofsen Ceremonien in Ordenstracht (Fig. 10.). Zum Unterschiede von den weltlichen Rittern haben die geist- lichen eine eigene Ordenskleidung (Fig. 11.).

Die weklichen Commandeure des Grofskreuzes tragen bei der Ordenstracht den grofsen Stern sowohl auf der Brust, als auf dem Mantel; statt des Cordons haben sie dann eine Kette um den Ilals, welche aus 11 doppelten, von einander gewendeten blauemaillirten F (1P), auf denen Kronen Hegen, abwechselnd mit 12 Nordsternen durch goldene Gelenke verbunden, besteht. Unten an der Kette hängt das am grofsen Cordon getragene Or- denszeichen. — Die geistlichen Commandeure des Grofskreuzes tragen bei der Ordenstracht nur den Stern auf dem Mantel, aber nicht auf der Brust; ebenso nicht die grofse Kette, sondern das Commandeurzeichen um den Hals. Die Commandeure haben nur allein das Commandeurkreuz en collier.

Um als Geistlicher Commandeur des Grofskreuzes werden zu können, mufs ein solcher den Rang eines Bischofs haben. Diese tragen dann bei der Ordenstracht neben der Ordensdecoration auch das Bischofskreuz an goldener Kette um den Hals. Alle Geistliche, welche das Ritterkreuz besitzen, heifsen nicht Ritter, sondern Mitglieder des Ordens.

Für diesen Orden besteht kein besonderes Ordenskapitel, son- dern der König ernennt die Ritter zu unbestimmten Zeiten. Der Ritterschlag geschieht indessen für die in der Hauptstadt anwe- senden neuen Ritter, ebenso wie beim Schwertorden, vom Kö- nige selbst in dessen Zimmern im Schlosse ; für die in den Pro- vinzen ernannten von dazu ausersehenen höheren Staatsbeam- ten. Die Hauptceremonien dabei sind folgende : Zuerst Hest der Ordenssecretair den Ritterbrief vor, dann legt der Ritter knieend vor dem Könige mit erhobener Rechten den vom Ordenssecre- tair vorgesprochenen Ordenseid ab. Brief und Eid lauten mit

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unbedeutenden Veränderungen, wie bei den Schwertordensrittern. Hierauf hängt der König den Commandeuren des Grofskreuzes die Kette, den Commandeuren das Commandeurkreuz um, oder übergiebt den Rittern das kleine Kreuz. Iliernäclist berührt der König mit seinem Degen dreimal die linke Schulter des Ritters, sprechend:

„Wir N. N., König der Schweden, Gothen, Wenden u. s. w., „nehmen Dich zum Commandeur (Ritter) Unseres ehrenwer- ,,then IS'ordsternordens auf. Sei würdig." Bei den zu Commandeuren des Grofskreuzes ernannten Geist- lichen übergiebt der König denselben den mit dem Stern ge- schmückten Mantel (bei den Commandeuren ohne Stern), wel- cher vom Ordenskanzler an dem Neuernannten befestigt wird, begleitet mit den Worten:

„Nimm diesen Mantel als ein Ehrenzeichen. Gott gebe Dir „Seine Gnade, dafs Du ihn lange zum Preise Seines Namens „tragen mögest."

Dann hängen Se. Majestät ihm die Kette oder das Comman- deurkreuz um den Hals, sagend:

„Wir N. N., König der Schweden, Gothen, Wenden u. s. w.,

„nehmen Dich zum Commandeur (des Grofskreuzes) Unseres

ehrenwerthen Nordsternordens auf. Sei dem allezeit würdig."

Bei einem Mitgliede legt der König die rechte Hand auf die

linke Schulter desselben, sprechend:

„Nimm dieses Zeichen Unseres ehrenwerthen Nordsternor- „dens, und sei dem allezeit würdig."

Nach Ertheilung der Ordenszeichen küssen die Ritter die Hand des Königs und danken für die widerfahrene Gnade.

Die beiden Herolde des Ordens müssen Edelleute sein. Sie tragen bei ihrer Ordenstracht (Fig. 9.), sowie bei ihren Civil- uniformen, ein Zeichen ihres Amtes, bestehend in einer ovalen goldenen Medaille, auf welcher der Nordstern, umgeben von der Devise : Nescit occasum, geprägt ist, am schmalen schwarzen Bande hängend, im Knopfloche oder auf der Brust.

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4. Der Wasaorden.

Dieser Orden wurde im Jahre 1772 vom Könige Gustav III. für das bürgerliche Verdienst gestiftet, und wird an solche Per- sonen vertheilt, welche sich um den Ackerbau, das Bergwesen, die Künste und den Handel des Staats verdient gemacht haben. Ausländer erhalten denselben ebenfalls. Die Prinzen des König- lichen Hauses erhalten den Orden bei ihrer Geburt.

In der Stiftungsurkunde sagt der König, dafs er den Orden aus dem Grunde Wasaorden benennt, um die Erinnerung an die grofsen Könige des Hauses Wasa zu ehren, welche so viel zum Aufblühen des Ackerbaues und der Gewerbe in Schweden gc- than. Das Wappen der Familie Wasa (eine Kornvase) habe er daher für diesen Orden in doppelter Hinsicht gewählt, als zu- gleich das beste Sinnbild, für welches Verdienst er bestimmt.

Der Orden wird in drei Klassen getheilt: in Commandeure des Grofskreuzes, Commandeure und Ritter.

Die Commandeure des Grofskreuzes tragen einen Stern auf der Brust, und dabei ein breites grüngewässertes Band (Cor- den) über der rechten Schulter nach der linken Seite, woran ein kleineres Ordenszeichen hängt. Der Stern ist von Silber und achteckig; in der Mitte desselben ist das Wappen der Wasa (eine goldene Kornvase) unter einer Krone sichtbar. Zwischen den Sternspitzen sieht man silberne, in drei Theile gespaltene Nes- selblätter, mit in Silber und Roth gespaltenen Schildchen in den Vertiefungen, gegen welche, zwischen den drei Theilen des Nes- selblattes, drei goldene Nägel mit den Spitzen gegen einander

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gekehrt liegen. ^ Das kleinere Ordenszeichen am Cordon ist eine goldene Kornvase, umgeben von einem goldenen Bande, mit der Inschrift: Gustaf den Tredje Insticktare MDCCLXXII (Gu- stav der Dritte Stifter 1772). Avers und Revers der Decoration sind ganz gleich. Die Commandcure tragen dieses Zeichen an einem schmäleren grünen Bande um den Hals {en collier); die Ritter ein kleineres an einem noch schmäleren Bande im Knopf- loche oder auf der Brust.

Bei grofsen Ceremonien erscheinen die Commandeure des Grofskreuzes und die Commandeure in ihrer Ordenstracht (Fig. 13.). Die Commandeure des Grofskreuzes tragen dann den Stern sowohl auf der Brust, als auf dem Mantel. Statt des Cordons haben sie eine Kette um den Hals, zusammengesetzt aus vier goldenen Vasen, abwechselnd mit vier holsteinischen gespaltenen Nesselblättern und acht gekrönten Schilden, worauf das schwe- dische Wappen, umgeben mit den Attributen des Handels, des Ackerbaues und der Künste, und verbunden durch goldene Ge- lenke. Unten an der Kette hängt das am grofsen Cordon getra- gene Ordenszeichen.

Die Commandeure tragen in der Ordenstracht nur das Com- mandeurzeichen am Bande um den Hals.

Ein besonderes Ordenskapitel findet für den Orden nicht statt; der Ritterschlag geschieht indessen für die in der Hauptstadt an- wesenden neuernannten Ritter vom Könige selbst in allcrhöchst- dessen Gemächern des Schlosses. Die dabei beobachteten Ce- remonien sind fast dieselben, wie bei den anderen Orden. Der Ordenssecretair liest zuerst den Ordensbrief vor, ungefähr so lautend:

„Wir N. N., König der Schweden, Gothen, Wenden u. s. w., „thun kund und zu wissen, dafs, da Wir Uns des merklichen „Nutzens und Vortheils erinnert, welchen N. N. durch lobens- „werthen, an den Tag gelegten Kunstfleifs Uns und dem Vater- lande erwiesen, und noch sucht, solche ausgezeichnete Pfiich-

1. Die Nesselblälfcr bezielien sicli auf das Wappen Holsteins, des Hauses des Könid, Stifters.

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„ten eines Mitbürgers zu erfüllen, also haben Wir aus König- lieber Gnade und Gunst, zur Belohnung solcher Verdienste „und zur Aufmunterung mit diesen für das Allgemeine so nütz- liehen Bestrebungen fortzufahren, N. N zum Ritter aufgenom- „raen, und erklären ihn hiermit in Kraft dieses Unseres offe- „nen Briefes zum Commandeur (Ritter) Unseres Wasaordens, „von welchem Wir Selbst Ordensmeister sind.

,,W^ir verleihen ihm hiermit neben diesem Ehrenzeichen alle „die Vortheile, Freiheiten und Rechte, welche diesem Orden „zukommen oder hinfüro noch beigelegt werden können. Hier- „nach haben sich Alle, denen es angeht, zu richten. Zu meh- „rerer Gewifsheit haben Wir dieses mit eigener Hand unter- schrieben und mit Unserem Seraphinenordenssiegel bekräf- „tigen lassen."

(Ort und Datum.) (Name des Königs.)

Nach Vorlesung dieses Briefes ruft der Ordenskanzler den Ritter zur Ablegung des Ordenseides vor, welcher knieend mit erhobener Rechten vor dem Könige abgelegt und vom Ordens- secretair vorgesprochen wird, so lautend:

„Ich N. N. gelobe und schwöre bei Gott und seinem Evan- „gelio, dafs ich die reine evangelische Lehre und den Glau- „ben in Ehren halten, meinem Könige und Seinem Reiche huld ,,und treu sein, Sein Bestes und das des Reichs befördern „will. Ich will auch dem Unrecht widerstehen, und Frieden ,,und Recht aufrecht zu erhalten suchen. Nach meinem be- „sten Wissen und den vorgeschriebenen Statuten will ich Rit- „terschaft üben; so wahr mir Gott helfe!"

Hierauf berührt der König dreimal mit seinem Degen die linke Schulter des Ritters, sprechend:

„Wir N. N., König der Schweden, Gothen, Wenden u. s. w., „nehmen Dich zum Commandeur (Ritter) Unseres ehrenwer- „then Wasaordens auf Sei würdig!"

Demnächst hängen Sc. Majestät den Commandcuren die Kette oder das Commandeurzeichen um den Hals, oder übergeben den

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Rittern das Ritterzeichen, \Yorauf diese die Hand des Königs küs- sen und für die Ernennung danken.

Die beiden Herolde des Ordens tragen in ihrer Ordenstracht (Fig. 12.), sowie in ihren Civihiniformen, das Zeichen ihres Am- tes, eine goldene, ovale Medaille, worauf das Ordenszeichen mit der Devise geprägt, am schmalen grünen Bande auf der Brust.

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5. Der Orden Carls Xffl.

Der König Carl XIII. stiftete am 27sten Mai 1811 diesen Or- den, welcher nur an Freimaurer des höchsten Grades des schwe- dischen Systems ertheilt, aber auch aufser den Logen getragen wird. Die Stiflungsurkunde lautet in den Hauptpunkten, wie folgt: „Wir Carl der Dreizehnte, von Gottes Gnaden König der „Schweden, Gothen und Wenden u. s. w., thun kund und zu ,, wissen: Von den Fürsorgen, welche die Vorsehung Uns mit „der schwedischen Krone gegeben, ist diejenige immer eine „der theuersten für Uns gewesen, das für das allgemeine Wohl „sich aufopfernde Verdienst aufzusuchen und zu belohnen.

„Wenn nun Unsere ruhmwürdigen Väter und Vorgänger in „gleicher Gesinnung durch die Erneuerung alter und Stiftung „neuer Orden, ritterliche Thaten und bürgerliche Verdienste „ermuntert und dem inneren Werthe äufserliche Zeichen bei- gegeben haben, mit welchen es Uns möglich, die Treue, „Tapferkeit, Wissenschaft und Industrie zu belohnen, so ha- „ben Wir Uns auch der Mitbürger aller Stände erinnert, welche „in weniger glänzenden äufseren Stellungen und kleineren Ver- „hältnissen, ohne Anspruch auf Rang, und nur geleitet von dem „Wunsche, ihren Mitmenschen zu helfen, so oft unbekannt „Nothleidenden und Waisen Hülfe spenden, und in den Woh- „nungen dieser ihre Wohlthaten, aber nicht ihre Namen zu- rücklassen.

„Um ebenfalls diese Aor der Welt verborgenen, selten an- erkannten Tugenden zu ehren, so haben Wir Uns gnädigst „der achtungswerthen Brüderschaft erinnert, an deren Spitze „Wir selbst lange gestanden, deren Absichten und Einrichtun-

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„gen zum Wohle der Menschheit Wir Selbst zu befördern ee- „sucht, und deren Mitglieder, nun Unsere Unterthanen, Uns „und Unseren Nachfolgern auf dem schwedischen Throne zu „allen Zeiten Bürge sind für die Aufrechthaltung alles dessen, „was dem Sterblichen das Heiligste ist, als Religion, Gehor- „sam der Gesetze und Wohlthätigkeit.

„Zum Beweise dieser Unserer geneigten Gesinnung für ge- „nannte Brüderschaft wollen Wir, dafs eine bestimmte Anzahl „des ersten Grades derselben hinfüro, auch aufser den Lo- „gen, ein Zeichen Unseres Vertrauens trage, unter dem Na- „men Carl XIII. Orden, von welchem Wir Selbst Ordensmei- „ster sind.

„Und da Wir hiermit bezwecken der Brüderschaft, neben der kräftigen Aufmunterung zu erwähnten christlichen Tugen- „den auch ein Andenken ihrer Ergebenheit für Uns, während „Unseres Regiments, zu geben, auch denen, w^elche Wir so „lange als Mitbrüder begrüfst und beschützt. Unsere König- liehe Gunst zu erweisen, also haben Wir zur Stiftung dieses „Ordens den Tag gewählt, an welchem Unser geliebter Sohn „und Thronfolger, der Hochgeborne Fürst und Herr, Prinz „Carl Johann, nächst Uns den höchsten Grad in Unserer „Brüderschaft einnimmt.

„Wir überliefern hiermit Ihm und seinen Nachfolgern auf „dem schwedischen Throne diese Unsere Stiftung, um sie in ,, Schweden, nach Uns, gemäfs der beifolgenden Statuten, auf- recht zu erhalten, welche Wir eigenhändig unterschrieben und „mit Unserem Königlichen Seraphinenordenssiegel bekräftigen „lassen.

„Stockholm, im Ordenskapitel den 27sten im Monat Mai, „im eintausend achthundert und eilften Jahre nach Christi Ge- „burt, und im zweiten Unserer Regierung.

Carl." C. V. Mörner. Der Orden hat nur eine Klasse, deren Mitglieder Ritter heifsen. Die Prinzen des Königl. Hauses erhalten denselben nicht bei ihrer

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Geburt, sondern erst dann, wenn sie Theil an den Arbeiten des Freimaurerordens nehmen. Den Statuten gemäfs darf er nur 30 Mitglieder zälilen, von denen 27 weltlichen und 3 geistlichen Standes sein sollen, ungerechnet die Königl. Prinzen. Niemand kann denselben erhalten, der nicht das 36ste Jahr zurückgelegt hat. In Hinsicht des Ranges haben die Ritter ihren Platz zu- nächst den Commandeuren und vor den Rittern der übrigen Königl. Orden.

Das Ordenszeichen ist ein rothemaillirtes Kreuz mit goldener Einfassung unter der Königskrone; in der Mitte des Averses sind auf einem weifsen Globus zwei über einander liegende C, welche die Zahl XIII umschliefsen; auf dem Reverse ist der Buchstab B in einem goldenen Dreieck, dem Freimaurersymbol, sichtbar. Diese Decoration wird an einem rothen Bande um den Hals {en Collier) getragen, und daneben ein kleineres Kreuz ohne goldene Krone von rothem Tuche oder Email auf der linken Brust.

Die Ritter erscheinen bei grofsen Ceremonien und im Ordens- kapitel in einer eigenen Ordenstracht (Fig. 14. u. 15.). Die welt- lichen tragen dann, aufser dem Ordenszeichen en collier, das kleinere rothe Kreuz auf der Brust, und gröfserc Kreuze von rothem Tuche auf dem Mantel und auf der über der rechten Schulter nach der linken Seite gehenden weifsen Schärpe. Die geistlichen Ritter haben neben der Decoration um den Ilals nur ein grofses Kreuz von rothem Tuche auf dem Mantel.

Es besteht flu- diesen Orden ein eigenes Ordenskapitel, das immer am 28sten Januar (Carlstag), dem Namenstage des Kö- nigs, abgehalten wird, und in welchem die Ritter ernannt wer- den. Der König und sämmtliche Ritter sind dabei in ihren Or- denstrachten. Nach abgehaltenem Kapitel speisen die Ritter an der Königl. Tafel, zu welcher keine Fremden eingeladen werden- Zwei Monate nach der Ernennung findet der Ritterschlag in den Zimmern des Königs statt, wobei die Ceremonie fast die- selbe ist wie bei den anderen Königl. Orden. Die Eröffnung derselben geschieht mit der Vorlesung des Ritterbriefes vom Or- denssecretair, so lautend:

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„Wir N. N., von Gottes Gnaden König der Schweden, Go- „then, Wenden u. s. w., thun kund und zu wissen, dafs, da „Wir Uns des dem Gemeinwohl geweihten Bestrebens Unseres „gehebten N. N. erinnert haben, also wollen Wir aus Königl. „Gnade und Gunst, zur Belohnung solcher Gesinnungen, und „zur Aufmunterung, damit fortzufahren, kraft dieses Unseres „offenen Briefes, N. N. zum Bhter Unseres Carl XIII. Ordens „aufnehmen, von welchem Wir Selbst Ordensmeister sind. „Wir verleihen ihm daher hiermit, neben diesem Ehrenzeichen, „alle die Yortheile, Freiheiten und Rechte, welche diesem Or- „den schon beigelegt sind oder später noch beigelegt wer- „dcn können. Insonderheit nehmen Wir ihn in Unseren Königl. „Schutz, so dafs, wenn ihm als Ritter irgend eine Widerwär- „tigkeit begegnen sollte, es von Uns mit Ungnade angesehen „werden soll. Hiernach haben sich Alle zu richten, denen es „angeht. Zu mehrerer Gewifsheit haben Wir dieses mit eige- „ner Hand unterschrieben und mit Unserem Seraphinenordens- Siegel bekräftigen lassen."

(Datum.) (Name des Königs.)

Demnächst ruft der Ordenskanzler den Ritter zur Ablesung des Ordenseides vor, welcher von dem Ritter knieend mit er- hobener Rechten vor dem Könige abgelegt und vom Ordens- secrctair vorgesprochen wird. Die Eidesformel ist folgende: „Ich N. N. gelobe und schwöre bei Gott und seinem heili- „gen Evangeho, dafs ich, gemäfs der schon eingegangenen Ver- „pdichtungen, mit Leib und Gut die reine evangelische Lehre „und deren Glauben vertheidigen will. Ich will meinem Könige „und Seinem Reiche treu und huld sein, das Beste Seines Rei- „ches befördern, Unrecht bekämpfen, Frieden und Recht auf- recht erhalten, Nothleidende nach meinen besten Kräften un- „terstützen, Einigkeit und Gehorsam der Gesetze fördern, Rit- „terschaft nach meinem Wissen und den Statuten üben; so „wahr mir Gott helfe an Leib und Seele!" Hierauf berührt der König mit seinem entblöfsten Degen drei- mal die linke Schulter des Ritters, sagend:

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„Wir N. N. , von Gottes Gnaden König der Schweden, Go- „then, Wenden u. s. w., nehmen Dich zum Ritter Unseres ehren- „werthen Carl XIII. Ordens auf. Sei würdig!" Der Ordensschatzmeister übergiebt hiernächst dem Könige das Ordenszeichen, welches Se. Majestät dem Ritter um den Hals hän- gen, worauf letzterer die Hand des Königs kiifst und seinen Dank abstattet.

Ein Paragraph der Statuten dieses Ordens giebt den Rittern die beruhigende Zusicherung, dafs, wenn sie bei ihrem Tode un- mündige Kinder in Dürftigkeit hinterlassen sollten, der König, als erster Rcschützer der Waisen, die Erziehung derselben auf seine Kosten bestreiten lassen will. Herolde hat der Orden nicht.

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Verzeichnifs der colorirten Abbildungen.

Fig. 1. Ivöniglichcr Trabant.

2. Reichsherold.

(Sammethut; das Rothe Saramet; Jas >Veifse Scidenzcup.)

3. Reichspanicrträger,

(Das Gellie Tuch; das Blaue Saminet; Kürafs^ron Stahl: Stiefel von Leder.) "

4. Herold des Seraphinenordens.

(Das >Veifse Seide: das Blaue Sammet: .Stiefel ron .Saniniet.)

5. Ritter des Seraphinenordens.

(Sammethut; das Weifse und Schwarze Seide.)

6. Geistliches Mitglied des Serapliinenordens.

(Rock von Baumwollenzeus; Hut, .Schärpe und Mantel von .Seide.)

7. Herold des Schwertordens.

(Kastorhut; das Blaue .Sammet: Beinkleider von Tuch; Stiefel von Leder.)

8. Comraandeur des Grofskreuzes vom Schwertorden.

(Kasterhut; das Gclhe Tuch: das Blaue .Seide; Aufschläge .Sammet: .Stiefel von Leder.)

9. Herold des Nordsternordens.

(Kastorhut: das Rothe .Sammet.)

- 10. Coramandeur des Grofskreuzes vom Xordsternorden,

(Kastorhut; das Rothe Sammet; das AVeifse Seide.)

- 11. Coinmandeur des Grofskreuzes vom Nordsternorden (geist-

licher).

(Der Rock von BaumwollenzeDfi;; Mantel und .Schärjic von .Seide.)

- 12. Herold des Wasaordens.

( Kastorhut ; das Grüne Sammet.)

- 13. Coniniandeur des Grofskreuzes vom Wasaorden.

(K,xstorhut; das Grüne .Sammet ; d.-is 'Weifse .Seide.)

- 14. Ritter des Ordens Carls XHI. (Freimaurerorden).

(Kastorhut : das Geihe Tuch; das Rothe Sammet: die Kreuze von Tuch.)

- 15. Geistlicher Ritler des Ordens Carls XIII.

(Uock von Banm-.vollcnzeug: Mantel von K.isJniir: SchHrpe von .Sei^le.)

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Gedruckt bei A. >V. Schade, Griinstrafse 18.

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