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5lultutsef(i^i$te ber Stu^flanjen

2. öälftie

Die Srbe unb Me 5lultut

Die C^obemng unb 9lupatma(|ung ber (Erbe but(^ ben SlRenfc^en

3n Ser^htbung mit ga^gele^tten gemeittoerftdnbl^ bordeftedt oon

Dr. fiubtDtö SRein^orbt

93b. IV in jioei IMat

5lulturöe[($t(^te ber S^ulpflanjen

SDlfind^en 1911 fßttlaq von Stnft Rein^atbt

5luÖur9e[c^i(^te Der 9lu^pflanäen

Dr. £ubtDtg Slein^mbt

»oiüi IV, 2. gUfte

am 3S abiUbungen hn Zeit unb 76 ilun|tbni<tafeln

SPtün^en 1911 SlCTlas oon <£tnft 9tein6atbt

alle 9ted^te wxbtfydttn

tlofcftcr0'f4e Su^t^nidiefcl, Beiptig.

3n|oIt ber 3iDeiten gölfte.

6cUc

19. 3>le 2ruttcrpflanaen 1

20. 3)ie 2fafcrpflan5Ctt 32

21. SHe SBaumiDoUe 9B

22. 2)ie Sfarb- unb Serbftoffpflansen 113

23. 2)er fioutfc^uft unb bte (Suttopet^^a 162

24. 2)ie &atae unb Sadie 186

25. 2>ie buftenbett ^flanaen^arse 210

26. ^te pflansli^en Woffi^txüä^t 239

27. 3)lc tlranclpflonsen . 2Ä3

28. ^k Gefc^t^te bee 3tergatten0 381

29. 2)lc 3tctblumen 425

30. 2)ie 3tetbaume unb 3^tx]ixäu^tt 667

31. 3Hc fTtut^ölaer 652

32. SHe nüt^tic^en SBüflenpflanaen 728

33. IDte Sretnbe bet Sultursewa^^fe 743

387321

^afeloer5ei(^m$ be$ etften Sanbe$.

XoTel 6cUe

1. (Betretbearten 16

2. tutet $flug; 2)ie (Enttoicfilung

be0 Pfluge» 16

3. 2)ref4en tn (SaltlOa .... 16

4. 2)ampfbTef4maf4tne .... 16

5. 2)ampfpflug 32

6. 2)ampfpf(ug 32

7. SHo^ten^irfe; SBu^oeiaen . . 48

a Sletdfelb 48

9. ©tttg^alefen beim pflügen. . 56

10. Sletof elbet ; $f lansen bee 9letf ee 56

11. (Entkernen bed$leife0;2)rer4en

be0 Steife« 56

12. @tngbcileftnnenb.$lei0ftampfen 56

13. 9IlaUr4eune ber 3ulu ... 64

14. mai»müilt ber 3ulu ... 64

15. Sang^fpaliet von SBtmen . . 81

16. fireusfpalter von 83imen . . 81

17. fBlUa^tnbt ^IZanbelbaume;

Xraubenemte 81

18. fionfetoenfabrik Sensbutg . . 81

19. SHaulbeetbaume; uralter Qfei'

genbaum 129

20. tlUet Olbaumbatn tn SCrco . 129

21. Ölbaum in Stntibe« .... 152

22. Olioenbain auf (S^apri; ^otttU

palmen am ^il 152

23. Dattelpalmen in iUlgier; 2>at«

telemte in tllgerien ... 168

24. fiokO0palme in SBeftafrika . 168

25. Olpalme; 3u(kerpalme ... 176

26. Kokospalmen; oerfc^tebene

?^almen 176

27. Vtekanane; Sagopalmen . . 176

28. Vuf Arekapalmen klettembe

3nber 176

29. Salipotpalme 185

30. @e94ellenpalme;iBictoria$legta 185

Sofcl Seite

31. 3fa<terpalme 192

32. Bananenbatn; IBerlabung oon

83ananen . 192

33. Mangobaum 201

34. 83rotfru4tbaum; $Brotfnu|^t . 201

35. 3toeig ber Brotfru^t ... 201

36. 83aobab; fOIalaieniDobnung . 201

37. Kolabaume 208

38. 2>urian; SHangoftane ... 208

39. Xamarinbenallee; tlnanad . 208

40. SHelonenbaum 208

41. Xroptf^e» dtwü^i^f^au» . . 216

42. lirnicbtlaben auf (Pepton;

Srru^tlaben in Sübtnbien . 216

43. fiaftantenbaume;9llteri$eigen'

bäum 232

44. 3obanni0brotbaum; 3itronen'

bain tn &alo 232

45. 3apanif4e Kücbe 289

46. Sapantfc^er (Bemflfebanbler . 289

47. tlrtif (bockenpf lanaung ; SBaf fet'

melonen 337

48. fiürbi0baum 337

49. 3^antf4e S3auertn; 3<M>ani-

f4er a3auer 352

50. SQaniokpflanaung; ^oppri»-

bt(ki(bt 352

51. Sfufuftampf en auf b. (ßolbküfle ;

gamsknollen auf 3amaika 368

52. gamsknollen; Stauen in

Bonaberi 368

53. (S^bcimptgnonkultur bei $ari0 ;

(S^b^mpignonemte .... 392

54. SSerarbeitung oon C^am*

pignone 392

55. Saenerie aue htm Xltwalb;

&(bibutterb&ume .... 416

Safel 6cUe

56. Kamaubopoltne; 9li5tnu0«

pflansung 416

57. SBUDes Sucfierro^ .... 441 5& BucfieTro^retnte; 3utfteno()t«

ernte 441

59. fiibetiakaffee 465

ea £tbetiaiuiffee 465

6L pflücken ber XeebUltter ... 480

62. pflücken bet XeeblAtter ... 480

68. einsbotefinneit See oerlefenb 480

64. Xrocfcnen ber Xeebldttet . . 480

65. Seeflraucb 489

66. «Sateentte 489

67. Sakaofaatbeete 512

68. ßuitge ftobaopflansung ... 512

69. fiaftaoemte 512

70. fiakaob€tum; SkiniUeftrau4 . 512

71. 8anUlepflan}ung 520

72. pefferrebe 520

73. SBilder Rapfen; j^opfengarttn 545 74.gopTenpflilciter;0eb9trter^pfen 545

75. Simtbaum; @4aien be» Sl^mU

To^r» 577

76. SSuBkatnflfTe ; (ßetDÜTanelken^

bAutne 577

Zafel 6cttc

77. $9brauUr4^e Seiter; 9Bobeme

aOeinfafFer 625

78. Sfaune na4 Siuben«; üf^caxiß

pagnerkelterei 625

79. $ul(iue9eiDinnun0;Soka|>ftat^c 640

80. Optumrau4er; Opuntie. . . 640

81. a31ü(enber Sabak 672

82. Einlage einer Sobakpflan«

suna 672

88. Sro(kenf<btune in einer

^flanaung 672

84. Reifer Zabak\ Srodienf^^eune

Qnnere») 672

85. Sortieren ber XobakbUltter . 680

86. SfermentierenberSabakbiatter,

Sigarettenfabrik .... 680

87. Snetmaf^toen 697

88. SHobemer Backraum .... 697

89. 9Bal5tenne ber fidroenbrouerei;

Subt^au0 ber Söroenbrauerei 705

90. (Barkeller ber fidtoenbrauerei;

Sagerkeller ber fiöioen*

brauerei 705

91. |^ofbrftu()au0 (au|en) ... 705

92. j^ofbrAu^m» (innen) .... 705

Xafeloei^eic^nis be$ stoeiten $anbe$.

SaM

6eite

Safcl

6eUe

93. ftünfUicbe 2>üngung . . .

16

104. 83aumn)ollfpinnerin;9l[esika*

94. du^oeibe

16

nif4er @eilbret)er. . . .

96

95. 9aaniIa|)anf;9Canila^anf5um

'

105. Blaut^olabaum ; Rotbola«

2rodinen

56

bäum

128

96. etfolaganen

56

106. SHangrooen

128

97. $tneta; ^apprue ....

74

107. Hevea; (Knf^neiben berf. .

168

98. ftapokbaum

74

108. 9lnaapfen non Sautf^ukbAu'

99. $robukte ber Sokoepalme .

88

men; $iau(bem o. fiautfcbuk

168

100. S3ambU0

88

109. 3nbif4er (Bummibaum . .

176

101. Riefenbambud

88

110. Kizia elastica; GaBtilloa

102. Rotongpalme

88

elastica

176

103. 93aumn>ollpflon5ung . .

96

111. (Summiioarenfabrik. . . .

176

Safel 6ctte Safcl

112. (SuttapeT^afiguten; (ßutta* . 141.

ptx^ab&amt ..... 176 142.

113. noitnpmün; 2>erttUation . 192 148.

114. ^auTific^te; fioptttbAume . . 192 144.

115. Snbtf^er Oretgenbcmm; iopa« 145.

ntfct^e Sadiarbettet ... 206 146.

116. ^mdimalt. ...... 208 147.

117. S^reliBa^tt;SBet^Tau4baum 224 148.

118. Orangenblüten; 3(U(min . . 224 149.

119. Xuberofen; 9lofenemte. . . 248 160.

120. Slofen; SlofenbefüUation . . 248 151.

121. 64tmmel & <S4). ..... 248 152.

122. e^tmmel & do 248 158.

128. Saoenbelöl . 256

124. SaoenbelölbertiUaHon ... 256 154.

125. 83albrian; Stmtca .... 288 155.

126. Sollktrf^e; SUainu» ... 288 156.

127. 6fl&t)ol5; Slbabatber ... 320 157.

128. (Bummi; Vnfc^lagen ... 320

129. (Buaiak^ols; SBotan. (Barten 336 158.

130. fiampfet; @ttnko|antbaum . 886 159.

131. (S^ina Aume 352 160.

132. Ruffo; CE^^^tnabaum .... 352 161.

133. 3apaiiif4et Xempelaarten; 162.

römtfcbct $au0gaTten . . 400 163.

134. Qutrtnal 400 164.

185. SJ^llla b*(Srte 400 165.

136. Stnbetbof 400

137. 9lunbtempe( 416 166.

188. <S;btnertr4et Xurm .... 416 167.

189. aüafferfaUe 416 16a

140. ZtmptlUi^ 416

6ette

SSafferrofe; tRofenftodi . . .464

Xulpenpflonaung; g^osintben 464

@(bn)ertltlien ; (Ebtpf antbemen 488

®l9dine; 3apantr4e sanfte. 438

Or^ibeen 496

83lumenftanb ...... 496

9lu6« unb S^Q^^^ ... 512

intbeitertDobn^(ui0«(BaTten . 512

SBIumengatten 512

9lu6« unb Si^tgarten . . ,512

(Slbena^prefTe ...... 576

9llte (Eibe .576

S^pteffen; £atn oon Stein- eiben ........ 576

$9tamibenpappeln .... 576

3o()anni«beer«fllnpftan}un9 . 648

3ietbattme unb ^ttäud^t . 648 SibiinonfSebem; 9Bammut'

. Wefer 672

Querj^nitt b. SHamntutftiefet 672

fiotket^e 688

SOatbftubie. ...... 688

9labetbol5n)iilbet a. . b. Z\cn . 688

goIiflöBerei ...... 688

SinbenaUee . 721

(SefAUtet SHa^agonibaum. . 721 (Sifenbol5b&ume; junget Xiek'

bäum 721

fiot^lenmeiler; Sotf|ti4 . . 721

@aulenkaktU0 729

^akteenlanbf(|^aft ; SAuIen«

kaktU0 729

XDL

Die (Juttetpflan^en.

Site bie (Sennonen in baB Sid)t ber ®efd)id)te traten, tporen fie no^ kein aitsgefprodien Wkcxbau tteibenbes 93olk, toie bie0 etft feit bem Snittelotter ber ^oü ift, fonbem 3^0b unb 93ie^ju^t toaren i^re :^tiptna^rung6queUen, mben benen ber fijlangenbau eine fe^r be^ fc^eibene 6teUe einnahm, f^erfönlid^e^ ®runbelgentum gab bei i^nen noc^ ni(f)t, ba» Üanb gehörte oielme^r ber ®efamt^eit ber ®au^ genoffen. 3^^ ®ippe erhielt ein &üA baoon auf ein Zoi^x 3ur f&t^ bamnQ ^ugetoiefen, unb biefee VDUxbt nun ton ben Srtauen be^acfit unb mit allerlei 9l&^rfrtt4)ten toie i^afer, ®erfte, (Sinkom unb ettood Srtac^ie^ bepflanzt. Sotoeit SQänner ju fold^er in i^ren Slugen er^ niebrigenben Slrbeit iugejogen tourben, n^aren e$ iSriegegefangene, bie man am Seben lieg, um fie ate eine 9lrt Slrbeit^tiere ju vttwenbtru 2>ie Orteten trieben S3ie^ju4)t, fotoeit ni4)t bie leibenfdjaftlid) gerne getriebene 3^9^ unb ber iSrieg mit ben 9lad)barftömmen, ber mit 93orliebe in grorm mn Slaubjügen ausgeübt tourbe, i^re 3^ ^n Sln^ \pmd) na^m. 3tgenb VDüd)e fc^n^ere Slrbeit taar i^nen gutoiber, unb roenn fie t9 irgenbtoie oermoc^ten, lagen fie gu :gaufe miteinonber plaitbemb auf ben ^Bärenfellen unb überliegen bie Sorge für :^au0, 5erb unb Sanb bm Srtauen unb igörigen, toelc^ lederen naturgemäß olle f4)ix)ere Slrbeit jufieL SHe befdjeibenen i^ütten mit au0 Se^m oer« ftrlc^enem 2rled)tu)erk, bie ju errid)ten ebenfalte ben SBeibem oblag, tDurben häufig getoed^felt, um neue SBeibeplä^e unb fruc^tt^aren, jung- fraulichen SBoben aufgufuc^en. 2)üngung be6 93oben6 n)ar noc^ un^ befuinnt; ba^er mnxbt neuer Soben buxä) Slbbrennen be0 barauf toa^fenben (Se^ölje^ urbar gemacht, fobalb ba» suerft umgebrochene Slckerlonb an (Haftbarkeit nad)lieg.

3>iefer ^albnomabifcfje SBirtfä^aftsbetrieb ber alten (ßermanen toic^ erft bann einer größere Slnfäffigkeit bebingenben 2relbrDirtfd)aft, cd»

R c in t a r ^ t , llultutflef^ict^te btx Kut^pflananu II. 1

2)te Sfutterpflansen.

fid) ber ©trom ber unruhig toanbcrnben ©t&mnte bcrfelbcn an bem mit bem berühmten Wall unb ^ßfo^Iö^oben, bcm limes romanus, umgebenen unb oon römifc^^goUlfc^en Slnfteblem beroo^nten 3)efeu^ matenlanb btad) unb bie nimmer Slaftenben atoong, fefte SBo^nfifee einzunehmen. &xi SludtDeic^en naä) Slorben unb Often gab e0 nic^t me^t; bmn oenDanbte ©tämme fagen fc^on ^ier, unb von tfUkvo&ds^ breiten bie nac^brängenben Slatoen. 2>er 9lot ge^orc^enb xmb nid)t btm eigenen Xrieb mugten bie (Sermanenft&mme i^r SBanberleben au^ geben, um fic^ burd) einen geregelteren SUckerboubetrieb neue unb reichere Duellen jur 93eftiebigung i^rer Sebürfniffe in erf (fliegen; bmn bie 3^^I ^^^ S3olke0 mn^9, bie Z(^Qi^ ^uf bm befd)r&nkten, 3ur S5er« fügung fte^enben (ßebieten tombe toeniger eintröglid), unb 3ur (ße^ tDinnung ber nötigen Sla^rungdmittel mugte eine intenfioere grelb« bebauung, toetc^e me^r unb me^r auc^ bie iSräfte ber freien SQämter in Slnfpruc^ na^m, eingeführt toerben.

SHe Einleitung in rationellerem f^flansenbau unb neue Rviünx^ getDS4)fe erhielten bie an btn limes angrensenben St&mme begreif- lic^erroeife juerft oon btn auf ^ö^erer SBirtfc^aft0ftufe fte^enben Wx^ fieblem be0 2>ektmtatenlanbe6. ^mVi(i)tn bm neuen Slac^bam znU tDi(ftelte pd) balb ein reger S5erke^r, ber fic^ toä^renb einee gtoei:» ^unbertjä^rigen Srtieben^ immer lebhafter geftaltete, bi0 bie SBölker^s toanberung mit i^ren so^llofen getoaltigen iSämpfen längere 3^ ^^^ ^altenbe S3ölkert)erfd)iebungen beroirkte. Site biefe bann auegetobt ^atte, toaren bie einft fo toanberluftigen ©tämme teite aufgerieben, teite Don ben fremben aSölkem, mit benen fie fic^ mifc^ten, abforbiert unb i^rem S3olfi0tum angesagt, teite anä) bnxf^ bie ftarke äBeein^» fluffung bee an Svüm toeit ^ö^er fte^enben Slömertums für eine am f^fftg^r fic^ oorjug0tDeife auf btn Sonbbau ftü%enbe Sebenetoeife gewonnen.

®d)on 5ur 3eit bee römifc^en <Bef(^i4)tf(^reiber$ (ioxnüins Xacitu0 (54—118 n. (t^r.), ber un« bie erfte au5fü^rlid)ere ©(^ilberung von ber Sebenetoeife unb ben Slnfc^auungen ber ®ermanenftämme gab, begann in ©ermanien ba« SSebürfni« nac^ fefter Slnfiebelung fid) in toeiteren ßreifen geltenb ju madjen. S^öe ©ippe befag bamate bereit« einen Slnteil an SBalb, SBiefe unb SUfterlanb cd» ©onbereigentum, tooneben ber gemeinfc^aftlic^e 2rlurbefife ber gemeinen SKark ober Slllmenbe toeiter befte^en blieb. :gofftötte unb SUnrec^t an Sldterlanb unb Slllmenbe tourben jufammen mit bem Slu^bruck :gufe ober !^nb benannt 2>ie bamalige SBetriebdform roar bie Srelbgraeroirtfc^aft, mo^

3>ie Sruttetpflanaen.

bei febes Stflek Sonb nur ein 3^^t bepflanzt iDurbe, um bann mehrere 3a^te ^inbutd) ote 995iefe ober SBeibe bxaä) gu liegen. 2)amal0 n^or bte 9&ef)iuä)t noä) ml mi(i)iiQzt cd» ber älifterbaur ber nod) fe^r primitiv mit bflrftigem Stcftergerät ausgeübt n)urbe.

&ntn entfc^iebenen Srortfc^ritt brachte bie ju beginn bes SHittel« Otters oufkommenbe, tDa^d^einlid) von bm Slömem übernommene 2)retfeIberQ)irtfd)aft, bie fid) bis jur SHitte bes 18! 3a^r^unberts in faft unDerSnberter grorm er^iett. Sie beftonb barin, bag man ein drittel bes Wktüccabz» bxaä) liegen tteg, bamit fid) ber Soben erhole unb bur^ ba» :5btein^a(ken ober ^pflügen bes auf i^m getoac^fenen Unkrautes, fotoeit es nic^t oom S3ie^ abgetoelbet rourbe, gebüngt toerbe. 2)as gtoeite !Drittel tourbe mit SBintergetreibe unb bas le^te 2>rittel mit ®ommerfru(^t bepflanzt 2)iefer SBec^fel Don SBinter* unb ©ommer^ getreibe geftattete bie Treibarbeiten beffer über bo» 3^^^ 2U verteilen. Sefonbere iBerbienfte um bie 93erbre'itung biefer neuen SBetriebstoeife ertoarb fic^ fiarl ber (Sroge, ber in feinen S5erorbnungen über bie f&t^ tmrtfc^a^tung ber königlidjen !Domänen feinen 93eamten genaue ^ot^ fc^ften machte, immer mit bem ^wtösi, feine mufter^aft geleiteten (Süter möd)ten ben böuerlid^en ^Betrieben als iBorbilb jur 9lad)eiferung bienen. Seinem guten SBeifpiel finb nad)^er vor allem bie iftlöfter mit i^en fitugen unb umflc^ttgen Wiönä)tn gefolgt unb ^aben bamit viel 2ur Hebung ber Sanbn)irtfd)aft beigetragen. Sluc^ i^re (ßüter lieferten ben umliegenben Segirken ein nac^a^mensroertes iBeifpieL Sefonbers ober befSrberten bie filöfter ben (Karten^ Obffc: unb SBeinbau, bie tox^ ne^ntlic^ perfönlic^e ©orgfatt lohnten. Selbft bie um bas 10. 3^^^^^ ^unbert einfe^enbe Stäbtegrünbung ^atte einen förbemben (Einflug auf bie fianbrDirtfd)aft; bmn bie hinter SQauem ®(^u^ fuc^enben Bürger blieben, fotoeit fie fic^ nid)t einem befonberen ^anbwetk juroanbten, 93auem, unb i^r auger^alb ber Slingmauem gelegener Sefi^ erfreute |i(^ batb einer ^o^en fiiUtur, bie toieberum l)auptfäd)lic^ bem (Satttn^ unb Dbfibau zugute kam.

2>aburd), bag alle fBxaä)^, SBinter^ unb Sommerfelber auf |e einer Sufommen^öngenben 2rlad)e lagen, bie junäc^ft noc^ (^gentum ber 3Ilatkgenoffenfd)aft blieb unb erft naä) unb nac^ in bm 93efi^ x>on einzelnen O^Ui^ überging, beftanb ein gemiffer Srlurjroang, inbem bie Slriieit von allen (Benoffen, bie ein beftimmtes Stück £anb gur 93ebattung erhalten Ratten, gleichzeitig ausgeführt n^erben mugte. Sbenfo nac^eilig auf bie ®ntn)i(klung ber Sanbn)irtfd)aft rxAz biefer Srlurgtoang toirkten auc^ bie fogialpolitifd^en 93er^altniffe, vox allem

2>te Srutterpflonsen.

bie io^ltelc^en, oUe Guttut ierftötenben unb Keinen teerten 2rortf(^ritt au^ontnten laffenben Stiege unb Ore^ben ber SHac^t^obet untereinmü)er, unter benen bie iBauem in etfter fiinie ju leiben Ratten, unb ber fic^ immer me^r auebUbenbe (Segenfo^ imi\(i)m ^rioat^ unb (Semeinbe« befi^ 2)ur(^ aiuigiebige iBele^nung wn feiten ber Könige filr geleiftete 2)ienfte gelangte einerfeit^ ber Slbel, unb burc^ reiche Schenkungen ber um i^r Seelen^eiT beforgten begüterten bie Sxx(i)t ju auegebe^ntem fianbbefi^, toä^renb bod ^Bauerntum feit ben @taufenliaifem me^r unb me^r verarmte. 2He burc^ biefe ungilnftigen a3er^ältniffe gen&^rte all« gemeine Unjufrieben^eit ber fianbbet)ö(lierung machte [id) beim (Sr« tDac^en ber (Seifter jur Sleformation^seit in bm oerfc^iebenen Säuern::^ aufftänben fiuft; bod) ^alf i^r biefe Slufle^nung, bie t)on ben :&enen auf0 bluttgfte gea^nbet muxb^, nic^t nur nichts, fonbem oerfc^Iimmerte no(^ toefentlic^ i^re Sage. 2)iefe tDurbe im Saufe be^ SOjä^rigen :Krieged gerabeju troftlos. Sticht nur tDurbe bie iBauemfc^aft tun alle ^obt gebracht unb i^r 3^9=^ unb Slufemc^ faft gang oemic^tet, fonbem in ber allgemeinen Unfic^er^eit auc^ bie Steuer nid)t me^r bepftanit, ba Keine ®aat me^r Dor^anben toar ober b(x& 3ugt)ie^ fehlte unb bie enblofen iBeraubungen ben fieuten allen SHut gur Sefteltung i^rer Orelber nahmen. SB05U and) fäen, toenn boc^ nic^t ju ernten toarl @o bebecKte \xd) bie unbebaute Orlur toeit^in mit (ßeftrüpp, bie SBiefen t^erfc^lammten, ^aus^ unb §of u)urben 5erftört ober verfielen, toeil bie f&tmof)ntt getötet ober in völliger 93erarmung t^erjogen toaten. ^a^^ reiche einft betriebfame Drtfc^aften t)erf(^u)anben t)om (Srbboben, iJ^r einftiged 2)afein nur noc^ in geu)iffen Orlurbegeic^nungen jurücKlaffenb. 2)afür Rauften Xaufenbe heimatlos ®eu)orbener in SBalb unb (Einöbe. Unb toer bcm allgemeinen (Elenb ber 3^it trotte unb auf ber elterlichen @(^olle aiui^arrte, ber geu)ö^nte ^id) an elenbe SBo^nung, bttrftige Sla^rung unb fc^lec^te iBe^anblung, t^erlor allen fieben^mut, allen 2)rang gur Slrbeit, bie ja boc^ nic^t lohnte, na^m von ber gügellofen @olbate$Ka, mit ber er oerKe^rte, ro^e (Sitten unb geu)alttcitige0 SBefen an. SHe J^olge toar, bag bie dauern von ben (Srunb^enen immer me^r t^erac^tet unb bebrücKt, ja Dlelfac^ bi$ gur fieibeigenfc^aft ^erab- geu)ürbigt tourben.

3m allgemeinen brachte erft bM 18. S^^^^liunbert bcffcre 3ßtten für bie fianbtDirtfc^aft, inbem i^r eingelne Srürften grögere SlufmerK« famKeit f(^enKten, SlcKerbaugefellfc^aften fic^ bilbeten unb ßommiffionen eingefe^t tourben, um über aSerbefferungen im ^Betrieb gu beraten. 2)ie erfte älnba^nung eine$ grortfc^ritte brachte bie groge frangöfifc^e Sie-

2>ie Srutterpflansen.

i)oIution, iitbem fie eine XDeltge^enbe Anbetung ber UntettSnigfieito:' Der^ältniffe in ollen ßiütutftaaten Wüttlmtopa» herbeiführte unb bie Ferren itoang, caid) ben unterbrü^en iBouern einige 9Qenf(^enre(^te 5U3uerftennen. ^abwcd) ^ob fi(^ langfom ber ganje ®tanb, man gab [\6) me^r SHü^e, bie Sobem)ert)äItniffe burc^ (SntiDäfferung, fou)elt fßtt^ fumpfung votiaQ, ober Seu)öfferung in trockenen üa^m ju oerbeffent, bie düx&Qt ber Orelber burc^ Ginfü^rung von Ortuc^troec^fel unb grögete Sorgfalt in ber Bereitung unb SSertoenbung bee 2)ilnger0 ju fteigem. i^ierin ging ^reugen allen anberen (Staaizn 2)eutf(^(anb$ Doran, unb, tDie fein ^aus^älterif(^er S3ater, mac befonbere 3^ebri(^ ber (Sroge md) ber ^eilfamen ©c^julung, bie er n)d^renb feiner Süftriner ^cu bannungejeit in ber Slbminiftration bes Sanbes burc^gemac^t ^atte, eifrig beforgt, bie (SinUinfte feiner (Sebiete 5U oerme^ren unb ben ail^ gemeinen SSSo^lftanb 5U ^eben. Um bie fc^toac^beDöIkerten fianbesteile mit XDtttooütm 9Qenf(f)enmateriaI gu bzkbm, fuc^te er toie \ä)on fein 93ater mögfxä)\t Diel ^^embe in^ fianb gu gießen unb burc^ (Einführung neuer 3^uftrien unb ^Kulturpflangen fein fianb gu bereichern unb nom S(u$(anbe möglic^ft tmab^ängig gu machen, bantit ba0 (Selb im eigenen Sonbe bleibe. 2)ie 3ugüg(er erhielten mancherlei Sleifeunterftü^ung, &Uf0ge(ber für bm erften SInbau auf gefc^enktem ober mögtic^ft biUig äberlaffenem fianb, b(x& öbe tag, Befreiung non ben ftaatlic^en unb feommunalen fiaften fe nac^bem auf 2—15 3ö^re, toie auc^ ^Befreiung Dom 9Eüitarbienft auf brei (Generationen. Slugerbem genoffen fie, bie me^ac^ toegen religiöfer Sebrücfiung i^re alte :geimat oertaffen Ratten, DöUige Sleligion^frei^eit ^ad) einem behannten Sluefpruc^e bes grogen SHonorc^en foUte ein jeber feiner Untertanen ;,nac^ feiner eigenen 3faffon feßg roerben^,

SHefe meift mit mertooUen Senntniffen ausgeftatteten 3wg^#^« mürben mdft auf 3)omänen, feltener auf Slittergütem angefiebelt Um keine un^eilooUe fiatifunbientoirtfc^aft, mie in ben meiften anberen Sulturftaoten, aufkommen gu laffen, forberte ber einfic^t^noUe ^reugen^ könig eine Slufteilung grögerer, in einer :ganb vereinigter fiänbereien, ja fc^ott grögerer ^Bauerngüter unter mehrere ©ö^ne ober fonftige (Stbm. Z^ kleinere JBefifetümer vttxoanbüt, mugte ba« fianb intenfioer bearbeitet toerben unb lieferte fo meit ^ö^ere (Erträge. Steiferen 3)örfem, beren ^bix fic^ gu toeit erftreckte, ate bag ficf) ber SInbau nocf) rec^t lohnte, tDurben neue gegrünbet, beren Semo^ner fc^on burc^ bie grögere 91S^ i^t fianb beffer ben)irtfc^aften konnten. Z^ noc^ ^ö^erem Snage oto fein SJoter lieg er burc^ Slu^trocknung non Sümpfen unb Urbar«

2>ie Sfutterpflanaen.

mac^ung von fiblänbetelen neue« :KtiIturIanb gexDinnen, baa mit fletgigen Slnfieblem befe^t tourbe. fSitViad) toutbe bet (Semeinbebefl^ an SBiefen unter bte nad)me\»lxä) baiu ^Berechtigten aufgeteilt. Sluc^ er \ud)U burc^^^eine mögltc^ft 'gute JBerujaltung ber 2)omänen üorbüb:* li(^ 5U tDirfeen. 3^^ JBerbinbung mit bem ©treuen von SKergel jur aJerbefferung^be^.JBobemj'ujurbe bie Slnujenbung bes Xiefpfluge«, ber Slnbau von Orutterkröutem, von :&opfen unb namentlich ^Kartoffeln, tDie au(^ bie (Einführung von ^oüti^mt^ unb fBimmiu^t empfohlen. 2He plege bes Dbftbaues mmbt baburc^ geförbert, boJß (Särtner ein:' gefegt mmbtn, bie baa Qanbvolk unentgeltlich in ber Pflege unb fStt^ ebelung ber Dbftbäume gu unterrichten Ratten. (Snblict) bemühte fic^ ber Sönig um bie Slnpftanjung von 2ffttbertDaib, um bm teuren aus* Ictnbifc^en 3^i80 5U erfe^en, um biejenige bee mä^rifc^en Orl^c^f^^ unb befonberö^be« ujeißen SKauIbeerbaum« für bie ^nd)t ber ©eiben* raupe, um bas Slo^material für bie oon ben franjöfifctien (Emigranten im ujeftlic^en (Bebtet feines Sleic^e« eingeführte Örobrifeation von ©eiben* ftoffen 5U geu)innen. Orüt le^teres Unternehmen mugte aUerbings ber [(^lieglic^e (Erfolg ausbleiben, ba bie Slaturbebingungen für boB (Se^ beiden biefes für bie :Kcilte empfinblic^en füblic^en (Seu)ü(^fe0 in ^reugen fehlten-

2)em fortfc^rittlic^en ^reugen gegenüber maim bie axü>txm ^Kultur- ftaoten bes europöif^en Kontinents im Slücfiftanb; einjig (Englanb, baB bxixd) keine Kriege von längerer 2)auer in feiner ßtitturentroic^ng geftört tDurbe, toar im rationellen älusbau feiner fianbxDirtfc^aft etma^ toeiter fortgefc^ritten. iBalb aber tourbe es von ^reugen nic^t nur eingeholt, fonbem fogar überflügelt 2)iefer folgenfc^roere Umfc^roung, ber balb allen beutfc^en fianben unb fc^lieglic^ ber ganjen ßulturroelt jugute Kam, ift in erfter Sinie bem Sluftreten Sllbrec^t X^aers ([prict) tör) ju oerbanfien. 2)iefer überaus DerbienftDoUe SEann tourbe am 14. SEai 1752 in (£elle im preugifc^en Slegierungsbejirfi Süneburg als ©o^n eines Slrjtes geboren, ber ebenfalls bas SEebijinftubium er^ griff unb fi(^ in feiner 93aterftabt als Slrgt nieberlieg, too er balb rei4)li(fj 58ef(f)ciftigung fanb. 3*^ feinen SKugeftunben befc^oftigte er fid) f(f)on frü^ mit naturtoiffenfc^aftlic^en ©tubien unb n)U)mete fic^ bem (Bartenbau, ber mit ber 3rtt ein folc^es ^^^^^^ff^ ^^ i^^ erroe&te, bag er biefe Xätigfieit feiner ürjtlic^en ooriujie^ien begann. 2)iefe feine S3orliebe für bie Statur brockte i^n auc^ in Serü^rung mit ben void)^ tigften Or^agen bt9 Sieberbaues, unb feinem klaren a3erftanbe Konnten bie ©c^üben, an benen bie bamalige Sanbtoirtfc^aft KranKte, ni6)t lange

lS)ie Sfutterpflansen.

vexboxQitn bleif^en. Sein ^^tereffe fflr biefe tou(^0 betört, bag er ein 6Ielne0 fianbgut in ber Slä^e t)on <£^e enoarb, boe ote S3erftu^0gnt bienen follte, mn oUe t^ieorettfc^en Sluffaffungen jener 3^ (tuf i^ren probtifc^en SBert f)in }u prüfen. (Sr bemi|(te femer bie Ianbu)irtf(^aft« ttc^e Siterotur frember Sonber, namentlich biejenige (SngjiQnbs, beffen Slgrttmttur dne ft^nlic^e ßrifto ^atte burc^mac^en mttffen, um feine Senntniffe {U bereichern unb fie bcmn feinem aSoterlanbe 5ur SSerfOgung }u ftetten. SHe^rere Schriften lanbtDirtfc^oftlic^en Z^^^ machten i^n balb u)e{t^in betomtt unb t^iele junge Seute kernten nac^ (S^e, um feilten SBirtfc^aftdbetrieb }u ftubieren unb von i^m ju lemeru 80 tnU llanb von 1802—1804 baa erfte lanbn)irtfc^afttlc^e ^nftitut in CeUe. 6etn Semfl^en, eine grögere 2>omäne in ber ST&^e (Söttingett^ ^u pachten, tmt bort feine fie^irtStigfieit in noc^ ou^gebe^nterem SQage ju entfalten, fc^eiterte am SBiberftanbe ber t^erpac^tenben Se^örbe. 80 folgte benn X^oer einem ehrenvollen Slufe :%önig grtiebric^ 3BU^eInt0 ID. tuu^ ^reugen. (Sr ertoarb bas^ im :%relfe Slieberbamim gelegene Hittergtxt Sßöglin, too er 1806 eine Slftabemie bee Sanbbau0 errichtete, bie 1824 }u einem königlichen ^nftttut erhoben tourbe. 3m 3a^re 1828 ftorb bann ber um bie SUIgemein^eit fo überaus verbiente SHonru

SHe 93erbienfte, bie \iä) SUbrec^t X^aer um bie beutfc^e fianbrnirt» fc^oft eoDorben ^at, finb fe^r nielfeltiger Slrt. 8ein :&auptt)erbienft ift, bag er bie SloturtDiffenfc^aften in ben 2)ienft ber Sanbmirtfc^aft fteUte tmb in Slntoettbung ber cain^ i^nen gesogenen Beeren vor allem bie veraltete 2>reifelbertDirtf(^aft abfc^affte unb an i^re 8teUe bie ^mä)U n)ec^feIiDirtf(^aft fteUte, mit einem SSSec^fel von iooM^ ju Slattfrilc^ten, in0befottbere bm 8c^etterling0b(fltlem, ben SBurget unb knoUen^ getoftc^fen. (St machte auf bie S3ebeutung einer einge^enben iBuc^^ fü^Tung aufmerkfam, führte beffere (Seräte unb SHafc^inen, bie 2)rUU kultur, b. f). büß 9lu0fäen in Slei^en, meift mittete SHafc^inen, btn igacfifnu^tbcm unb eine 93erme^rung bes :KartoffeIbati0 ein. (St fd^affte bie SBrac^e ab, bie von ba an bem SInbcm lo^nenber (Seto&c^fe Pa^ machte. S(uc^ auf bie günftigen SBitkungen ber SHergebxng unb ner:: mehrten Stallmiftbttngung machte er aufmerkfam unb führte bie 8taU:» fOttenmg ein. iBebeutungsnoU ift auc^ feine SEittoirkung bei ber gefe^^ ßc^en Slegeltmg ber gtttd^errlic^en unb bäuerlichen S3er^ältniffe, ber Xeilung ber SlUmenben unb ber 3ufammettlegung t)on (Brunbftücken, bie erft eine 2rrucf)ttDec:^feIn)irtfc^aft ermöglichte. 2>ie SSor^üge biefer legieren gegen« Aber ben anbtttn SSirtfc^aftsfgftemen liegen nor allem barin, bag bie 93obenkräfte bes Sickere burc^ ben ftetigen SBec^fel non iBlatt« unb

8 Die JJutterpflanjen.

§almfru($t, von ^flanjen mit ttef in ben f&obm elnbrinflenben SButjcIn mit fol(^en, beten SButseln flc^ nur-flac^ ausbreiten, beffer atisgenü^t toetben. (S0 flnbet keine elnfeitige (Erfc^öpfung bes Kobens ftatt, XDie bies bet OroU ift, toenn ftets biefelben ^ftanjen auf ein unb bemfelben <Stunbftü(fi aufeinanber folgen.

Sei bet ^telfettiglteit bet anjubauenben ^fUmjen I&gt ]id) ba^et bet 2rtU(^ttDe(^feI bri oUen :^inta^, Soben^ unb SBittfc^aftsDet^ättntffen anu)enben. ^et fe nac^ bet (5töge bet S3ie^^altung gtögete obet getingete Slnbau wn e^ttetpflanjen, namentlich ^ee, machte btn Sanbroitt unabhängig oon SBlefen unb SBelben. 2>ie (Knfü^tung mn Slottpflanien In bie Ornu^tfolge beblngt fetnet, bag bet iBoben ftatk befc^ottet toltb unb bamtt feucht, locfiet unb Det^oltniemäglg tein von Unktout bleibt; babutc^ tottb eine Stacke faft In allen ^aüm übtX'

Püfflg.

SHe Seiten SUbtec^t X^aets unb feinet Sdßitt, bie lebtgli(^ bas Slefultat fotgf altig butc^gefü^ttet ptaktifc^et 93etfu(^e toaten, benen abet bie tDiffenf(^aftli(^e Segtünbung gum Xeil fehlte, Ratten bemitfit, bag tDo^tenb bet etften :galfte bt» 19. ^^t^unbetts eine gtoge Um^ möljung in bex Sltt bes Betriebes bet Sanbmittfc^aft einttai Salb gingen gtögete toie fUeinete Settiebe von btn oetalteten einfachen 3Bittf(^aft0tDeifen gut (^rnic^ttpec^felmittfc^aft obet bo(^ gu einem t>et^ beffetten SBittfc^aftdfgftem ttbet. 2)iefe <EntQ)icklung bet Sanbu)ittf(^aft no^m au(^ in bet gu)eiten :&älfte bes oetgangenen 3^^t^unbett0 i^ten ^ottgang, befonbets ba es gelungen toat, bie butd) ptaktifc^e S3etftu^e etn)otbenen (Stfa^tungen butä) bie 9latuttDtffenf(^aften nrtffenfc^aftlic^ gu begtflnben unb aus bet toeiteten (Snttpicklung bet SBiffenfc^aft neue (Befic^tspunKte im lanbmittf(^aftli(^en betrieb gu Detroetten. Slgtl^: fiultut(^emie unb ^pt)#ii einetfeits, unb piangenp^gfiologie anbettt^ feits tDit&ten untet (]^^tung von SQ&nnetn toie fiiebig, ßnop, SBolng, ®a(^0, :&elltiegel, Sttt)n, Dtt^ unb anbetn in ^o^em Silage beftuc^tenb, unb in bm meiteften Steifen btac^ \id) bie flbetgeugung iBo^n, bag nxit butc^ bas innigfte 3ufammenatbeiten üon 2Biffenf(^aft unb ^ptajis ein toeitetes (Empotblü^en bet Sonbmittfc^aft möglich ifi 2)iefem ^oxt^ f(^titt bleuen in etftet fiinie bie ga^lteic^en, in allen ßultutftaaten elm gerichteten lanbmittf(^aftli(^en Qä)vkn unb SJetfuc^sinftitute, fttt beten tationellen ^Betrieb namentlich 3^tiu^ 311^ n \16) gtoge SJetbienfte et« toatb. 2)iefet SQann ift getabegu bet Schöpfet bes mobetnen lanb« n)ittf(^aftli(^en Uniüetfit&tsftubiumSr fo bag et es too^l oetbient, bag toit ^iet ettDos einge^enbet von i^m teben. liefet am 14. Slptil 1910 im

Ste Sfutterpflansen. 9

85. fiebensja^re geftotbene (Srünber ber IanbtDirtf(^aftti(^en Slnftolt ber Hnioerfitöt :gaUe a @. tourbe am 22. DfUobet 1825 al0 6o^n eine^ fionbxDitto 5U ^Etiteni^ in ber fä(^fif(^en Dberloufi^ geboren. a3on 3u0enb auf max ber lebhafte SBtmfd^ in i^m rege, gleichfalls Sanbroirt 2U toerben, unb \d)on ote fUeiner 3^nge begleitete er feinen S3ater, ber bamote 2Birtf(^aftdinfpeKtor in (So0ba bei Spremberg toar, auf feinen (Sangen burci^ bie 6täUe unb i^tt. SQit einer für einen jungen SonbtDirt feiner 3^tt au^g^eic^neten äJorbUbung trat er 1841 bei einem ber ^eroonagenbften SanbtDirte feiner engeren :geimat, fBlod^^ mann in 2Ba4)au, ate fikonomiele^rOng ein. 95on 1848 an oar er felbftänbig tätig unb befc^äftigte fic^ bamal0 befonber^ mit bem @tu« btum ber 2)üngung unb ber t)erf(^iebenen ^flantenkranii^eiten. 2)ie <Erge6mffe ber le^teren oeröffentlid^te er 1858 unter bem Xitel: „^it iKranb^eiten ber ßulturgemäc^fe, it)re Urfac^en unb i^re äJer^ütung". Z^ 3ö^te 1861 erft^ien bie im 3^^^^ JUüor von ber ©c^Iefifd^en <5e^ feUff^oft für t^aterlSnbifc^e Kultur pretogefirdnte Schrift: ,,2)ie gmecfu mSgigfle (Smä^rung be^ 9linbt)ie^0 t)om n)iffenf(^afttid[)en unb praftti« ff^en @tanbpuntUe'', ein SBerfi, bo» in 12 beutfd^en Sluflagen unb }c^räf^en flberfe^ngen 3^^i?^^nte ^inburc^ bie Orü^rung auf bem (Sebiet ber Umbmirtff^aftUc^en grütterungsle^re behielt 1862 na^m er eine 93erufung an bie an ber Untoerfität :^e neu }u erric^tenbe $Ero« feffur für Sanbmirtfc^aft an, na^btta er kut^ voxf^tt einen gleichen Stuf noc^ Berlin abgelehnt ^atte, „toeil er n)egen bes Umfange ber ®rogftabt unb ber Sage berfelben eine erfprieglic^e SBirkfamfieit für feine SBiffenfc^aft ^ier nic^t ju erhoffen ^aben mürbe''. 3nt erften @emefter ^atte er 3 3u^<^er, im folgenben 20, bann 56 unb bereit» im fünften Semefter überftieg bie 3^^t ber in :&atte ftubierenben Sanb^ loirte bie iBefu(^05iffer ber älteften unb meiftbefud^ten fie^ranftalten 3>eutfc^Ianb0. 1871 mar bie S^^^l ber in :galle ftubierenben Sanbmirte mit 218 gröger ate an allen lanbroirtfc^aftlic^en Se^ranftalten ^reugens tn^gefornt 9la4)bem \i6) unter Sä^M Srü^rung bie (Einglieberung be0 6tubium0 ber fianbmirtf(^aft in bie Unit)erfit&t fo glöntenb bem&^rt ^otte, nmrben in ber gfo^e au(^ an anbetm UniDerfit&ten lanbmirt^ fc^oftlif^e ^nftitute na^) ^allefc^em 95orbUb im Seben gerufen. Xro^* bem na^m, obgtei(^ cmd) an anberen Unioerfitäten bie 3<^l ^^ f^ bierenben Sanbmirte von Z<^^ i^ 3^^ muc^0, ber fBt\vid) ber fianb:» mirtfc^ofttic^en ttnftalt ber UniDerfitöt ^aOe noc^ ftetig bi0 in bie (Begenmort 5U, fo bag bi0 sum Sommer 1909 faft 8000 Sanbmirte bofeibfl ftubiert Rotten. 2>iefer beifpieUofe (Srfolg beruht in erfter Sinie

10 3)te Sruttetpflansctt.

auf ber Sebeutung Sü^xis ote Setter unb Srotfc^er. 2)te äJerbinbung etne0 untfaffenben natuttDiffenfdiaftlic^en SBijJen^ mit einer reichen IanbtDittf(f|c^i(^en (Srfo^tung gab fetner Se^r^ unb Ororf(^ertätiglteit i^re in^oltlii^e iBebeutung unb tDor bie Urfac^e feiner fo ungemein er- folgreichen SBirkfomkeü

Sluger SSü)n ift no(^ ote befonbers erfolgreicher Se^rer ber t)om grogen ^leformotor X^aer begrflnbeten Sanbu)irtfc^aftdtDiffenf(^aft Sllbert Drt^ von ber fianbu)irtf(^aftli(f)en iood)\ä)ult in ^Berlin ju nennen, ber )e^t in feinem 76. fiebeneja^re auf ein 50jä^riged SBirhen ate Ianbu)irtf(^aP(^er 2)05ent unb auf 46 3^^^^ :^oc^f(^uItätigKeit gurflcftblickt (Er tourbe am 15. 3uni 1835 }u Sengefelb bei (iothad) geboren, ftubierte }u ©öttlngen unb JBerlin, toar üon 1860—65 Dber^^ leerer an ber fianbn)irtf(^aft(ic^en Se^ranftalt iBoberbeck, promovierte 1868 ju ©öttingen, tourbe 1870 Sojent in §alle a. ©. unb roirfet fett 1871 ate ^rofeffor an ber bamate „Sanbu)irtf(^afüi(^e0 ^^ftitut'' ge^ nannten fianbroirtfc^aftlic^en §0(^f(f)ule in Berlin. (St ift 4Begrünber be0 Saboratoriumd für iBobenhunbe, publtsierte eine Schrift über „ßalk^ unb SEergelbüngung" unb na^m mtttooüt roiffenfc^aftlidie Sobenunterfuc^ungen bt» Stttberdborfer ßalkbiftrikt^ vor. (&t fc^uf fe(^6 SBanbtafeln filr Sobenfiunbe, bie tgpifc^en SobenprofUe be0 beutfc^en Orlac^Ianbes betreff enb, machte and) mit einem Orcxct)genoffen eine Sobenaufna^me ber ^ontinifc^en ©ümpfe 5mif(^en Slom unb Sleapel, bie erfte i^rer 9lrt Site a3orfte^er bes agronomifc^^pebologt:^ fc^en 3nftitutd ber SanbtDtrtfdiaftlic^en :goc^fc^ule pflegte er Dor:^ ne^mlic^ bie (Srforfc^ung unb bie fie^re von ber Sobenbefc^affen^ett in i^ren 5Be5ie^ungen jum ?Pflan5enleben, ein S5er^ältnte, beffen enorme SBic^tigfieit für ben lanbroirtfc^aftlictien Setrieb auc^ bem Saien o^ne toeitere^ klar fein bürfte. @tubienau0flüge in SanbtDirtf(^aft0gegenben ergänjen ba^ bei i^m gebotene t^ieoretifdie Stubiiun; au(^ bieten bie Sliefelfelber ber Stabt ^Berlin pra(^tt)olle SHobelle für bie iBetDäfferung0:: vxib (SntiD&fferungele^re, SEufter für fe^r bebeutenbe Slptierunge^ unb 2)ranierung0arbeiten. (Ein für ba0 Stubium ^öc^ft toic^tige^ io^^s^- mittel ift ba0 von Drt^ toä^renb ber legten 25 3^^re mit erheblichen eigenen (Selbopfem errichtete SQufeum, ba0 unfc^ö^ares 3(tuftration0« material jum Unterricht beifteuert 2)arin finb unter anberem in einem Sobenfc^rank 60 tgpifc^e, geologifc^ georbnete aSobenprofile be0 ^taU fc^en Slei(^e0 enthalten, femer ba0 SSurgel^erbarium ber roic^tigften lanbtDirtfc^aftlic^en ßulturgeto&c^fe auf bte 4 m ^o^en Xafeln unter (Slca, eine Sammlung, bie in ben Zoi)ttn 1882 unb 1883 von Z)xü)

3)te Ofutterpflanaen. H

im 6anbboben ber ^Berliner Xalebene mit ^ilfe ber Slffiftenten oufge:» nommen tourbe. Aün aSeftu^et fBttlim, ber fic^ fflt biefen toic^tigften Stoeifl ber menfc^Iic^en ©rfeenntnl« intereffiert, foltte unterlaffen, biefe @e^en5tDflrbi0keit ber 3lei(^6^au;rtftabt gu befic^ügen.

3tt neuejfer 3^ ^öt neben bem ©tubium ber c^emifc^en ©es* fc^affen^eit be« Soben^ befonber0 bo^fenige ber iBobenbaKterien unb beren (Sinflug cmf bM gtite (Sebei^en ber ^flangen eine groge ptak^ ttfc^e Sebeutung erlangt 3^^Itei(^e SIrten berfetben, befonber^ bie \\^ in ben SBurgelfmöUc^en ber fieguminofen onfiebelnben unb bafelbft ben 6ti(ftfloff ber fiuft, ber fonft für bie ^flanje unbrauchbar ift, bnxd) SSenoanblung in falpeterfoure unb falpetrtgfaure Solge nu^bar mat^en^^ bm Sl^igobien ober 3Bur2eUeben)efen toerben ^eute im grogen in Steine Kultur gejflc^tet unb gur iBefieblung be0 Sobene an Stelle t)on 2)üngung bei ber :%tiltur ber Seguminofen vtmtnbtt SIuc^ bie frühere ^tad)t f)at im (Srunbe nur auf bem ruhigen ®i(^t)erme^renlaffen folc^er fticb^ poffoerme^renber SBafiterlen ber üerfc^ebenftcn Slrten beruht ©o fanb fc^on ber frangöfifc^e (E^mAktt Sert^elot in feinen grunblegenben S3er« fliegen, bag fic^ in liegengelaffenen bttnen iBIottem bnxd) bie reic^Iic^e (Sntoidüung folc^er ein S^xx>a(i)s^ an 8ti(fiftoff nac^toeifen lieg, unb bog 50 kg Siebererbe auf bemfelben SEEege in fieben 9IZonaten einen 3utDac^6 von 12,7 g ©tt&ftoff erlitten. SUle biefe toingigen, melft elm gelligen $ilge, bie teile fauerftoffbebürftig finb, teite o^ne fol(^en ge^ beiden, finb t)om a3or^anbenfein ko^lenftofft)atttger STa^rung ab^öngig, ba fie bie :Ko^lenfäure ber fiuft nic^t gu affimilieren vermögen. 6ie körnten alfo nur bort gebelfert, wo fic^ ^jlangen finben, bie i^nen biefe Sla^rung liefern.* aSefonbers kommen bafür tDlngige grflne SUgen in SBetrac^t, bie ficfi überall in ben oberften Sobenf(^i(^ten finben, mo^ yin baa für bie ^ttlesmi ber ßo^lenfäure ber fiuft unb bie Stffimi^ lotion bee ßo^lenftoffe nötige Sonnenlicht bringt (Kne \old)e fßtt^ gefellfc^aftung von fücfeftoffaffimilierenben pigen unb ko^lenftoffaffimi« lierenben Sllgen ift eine ^flangengenoffenfc^aft, bie von allen (^emifc^en IBebingungen fo gut nrie unabhängig ift, ba fie fic^ gegenfeitig alled gum fieben Slötige, auger bem aber fonft in ber ^egel retc^lic^ gur aSerfflgung fte^enben SBaffer, liefern. 3^ befonbere inniger Sßergefelt fi^oftung finben fie fic^ fpegiell in ber Orlec^tengenoffenfdiaft, bie bei ber

* ®te^e 9ia^ere0 im 3. iBanbe be«: fßom Slebelfledt aum ^enfc^en betitelt »2)00 Zthtn ber (Sxbe" @. 567 ff. im 13. ^bfc^initt, ber bo^ fieben ber (Srbe be- ^onbelt

12 3)te (Juttetpflanjen.

erften iBefieblung natkUn (Seftelned, um ed noc^ unb naä) gut SBot)nft&tte ^ö^eren pian5enleben6 tjorjuberelten, eine überau« totc^ttge SloHc im :^au0^alte ber 9latut fpidt Srür allen ^ö^eten $fIan2entt)U(^0 ift i^te löttöfeelt unbcbingt erforberlic^, töell ble fttcfeftofffammelnbett ^Bakterien beim 3^tfaU i^rer ßeibet nacfj bem Xobe bvx in leiten aufgefpelc^erten @ti(fiftoff btn ^flaniert ebenfo nu^bor machen, tote ]tbm anbem orga^ nifc^et @ubrtan5 entftammenben @tt(bftoff. Unb ivoax ge^t bie Sln^ fammlung foId)en burd) fie au0 ber fiuft Ronbenfierten 8ii(fiftoff0 cx^ fo^tung^gemög in \d)mtttn fB6bm beffer not fic^ ote in [eid^ten, iDeil ft(^ in leiteten bie nic^t minber aUgegenu)ärtigen benitrifigietenben aSakterien leichter oetme^ren unb burc^ i^r guted (Sebeit)en bem burc^ )ene bemirkten Slitrifiluxtiondproseg en^egenarbeiten. S3on mie groger pxakti\d)zt SBic^ttgkeit eine Orötberung biefer @ti(bftofffammIung be^ iBaben0 ift, geigt bie einfache (Eru)ägung, bag bie beutfc^e fianbmirt^ fc^oft |a^rli(^ über 100 SHiUionen mark für Sticfeftoffbünger au0gibt, bie 5um ollergrögten Xeil für (i^^Uifalpeter auger Sanbe^ ge^en. 9luf biefem Sfelbe laffen \id) nocf) groge prafitlfc^e ©rfolge erzielen, bie ber 2anbu)irt[(fjaft in ber 3ubunft jugute Kommen toerben. JBor allem foU man burc^ xdd)l\6)t fiüftung unb Sefonnung be^ aSoben^, bmd) au0giebige0 unb tiefes Umgraben bie Slnfieblung biefer SBopfiter ber Sßenfc^^eit begflnftigen«

Sluger bem Sticbftoff gehören aud) ^osp^orföure, ßalk unb Sali ju ben tDi(^tigften Slö^rftoffen ber ^Pjlanjen, beren reichliches aJor* ^anbenfrin gerabeju emtebeftimmenb für bie meiften Kulturen miriit 2)ie 5p^O0p^orfäure fpenbet man ben Orclbem in Srorm non Snoc^en* puloer ober neuerbings meift gerftampfter X^omasfc^Iac&e, in toelt^er baa bem (gifen beim X^oma6üerfat)ren entjogene ^JS^osp^or angefam* melt rourbe. 2)en Kalk gibt man, toenn er nic^t genügenb im Soben felbft enthalten ift, in Sfotm üon Salfimergel unb ba« Äali in Ororm ber fogenannten Slbraumfalje, fo genannt, meil man biefe früt)er beim (Kraben nac^ Soc^falg ate unbrauchbaren Slbfall abräumte, bis man bann bie überaus groge JBebeutung berfelben als Sflö^rftoff für bie fianbroirtfc^aft erkannte, unb nun melme^r bie Salifalge ausbeutet unb bie babei entftanbenen ^o^Iräume mit bem Diel meniger mertt)oUen Äoc^fala ausfüllt 3)iefe fialifalglager, bie fic^ in ©c^ic^ten ber 3ec^:= fteinperiobe (3)gas) um ben ^arj ^erum erftrecken unb in 6tagfurt juerft 1857 beim JBo^ren nac^ Äod^falg in groger SHenge gefunben mürben, bilben gang eigentlich bm Diele SQilliarben SHark an SSSert umfaffenben Sleic^tum 2)eutfc^lanbs. Slnbere aSobenfc^ä^e, mie t)or

Sie Srutterpflansen. 13

oUem bie Derfc^iebenen SHetoUe, f)abm otu^ anbete fiönber ou^utoeifen; aber Salifalse befi^t bto fe^t nur 2)eutfc^lanb, maß für feine fianbtDirt« fc^aft einen unenblü^ wtttooüm ©c^a^ bebeutet, um fo nte^ blefe immer me^r jur a3erbefferung ber a3öben unb baburc^ jur (Sr^ö^ung be« <Emteertra(90 jut Slnmenbung gelangen.

(Serabe in unferer ^tit, ba bie augerorbentI{(^ Derbefferten Xran0« portgelegen^etten bie (Einfuhr von billigem (Setreibe qm» bem Slu^Ionb einen ftarfien S^rüdigang ber (Betreibefiultur unb bafilr ein flber^anb« nehmen ber SIlik^tDirtfc^aft al0 beffer rentierenb beurtrkte, fpiett ber Slnbau von Orutterpflanien ffir bie {a^lreic^en, faft attena^mslo^ ®ra0 frefjenben $au0tiere eine fe^r groge SloUe in ber Sanbmirtfc^aft 2)e0« ^alb befi^en bie Orutterpflonien al0 Sulturpflanjen be^ SQenfd^en eine iime^menbe aSebeutung für i^n. Unter i^nen finb Qor allem bie vtt^ fc^iebenen (Sra^arten fc^on fo lange in Sultur, ato ber 9Qenf(^ über^ ^oupt SUfterbau unb S3ie^2U(^t treibt; benn nur bei noUftönbiger Sic^er^eit, ftet0 genügenbe0 grutter mie fOr \i(i) felbft, fo and) \Sk bie i^m unentbehrlichen :&au0tiere jur :ganb }u ^aben, mar ed möglich, bag einigermaßen eng beieinanber mo^enbe SQenfc^en in größerem 9Sage S3ie^5U(^t treiben Konnten.

SBenn toir au(^ nic^t me^r mit 8i4)er^eit bie ölteften Qrutter« pflonBen ber 3ulturmenf(^^eit beftimmen können, fo Kann boc^ Keinerlei Sroetfel barflber ^errfc^en, baß biefe unter ben in 3500 Slrten über bie ganse (Erbe verbreiteten (Sröfem {u fuc^en finb, bie and) bie mic^tigften (Setreibearten lieferten. SBie in groger Slrtenja^I finben fie fic^ in ber größten Sllenge ber ^^^i^i^uen befonbere in ber nörblic^en gemäßig« ten 3one, too fie t^orjugstoeife bie niebrige S3egetation0becKe, btn :5auptbe{ianbteU ber ©teppen, unb in Ororm Don 995iefen aucfi ber Dom SHenfc^en gefc^affenen ^Kutturfteppe bilben. (Segen ben Äquator nimmt }mar bie 3oi)l ber Gra^arten }u, aber bie SUenge ber 3^btt)ibuen ab. (San3 auf bie Xropen befc^r&nKt finb bie gigantifc^en baumartigen Srormen toie bie Sambuffe. 2)ie füblic^e :gaIbKugel ift etma^ toeniger reic^ an (Sräfem ate bie nörblic^e, bie in biefer aje^ie^ung befonber» benoTjugt ift (Segen bie $oIe ju toie auc^ in btn ^ö^eren (Sebirg0« regionen nehmen bie Gröfer an 3^^I <^ unb Derfc^minben allmä^« K^ gana.

Zn ber (Sbtnt unb ben tieferen (Sebirg^lagen treten gemifft (Sräfer miefenbilbenb auf, anbere matten im ©chatten ber SBöIber ben :gaupt« beftanbteU ber niebrigen SSegetation au0, toieber anbere toac^fen nur auf bünem, fanbigem ober fteinigem Soben, auf :&eiben ufm. 2)a bie

14 Sie Sfutterpflansen.

ouf Sonbboben tooc^fenben (Btöfer mit toett^in fitiecfienben, oxusiS&a^tx^ teilen SButielftöcfien vtt\t\)zn finb, toerben fie mit S3otIte6e }ur fßtt* feftigung fanbiger Ufer unb @tragenböf(^ungen, von (Sifenba^nb&mmen, SreftungdtDätten ufto. unb jur iBinbung be^ Or^ugfanbe^ auf hm ^üntn angebaut

Srtü^ \d)on ^at bet ju ^ö^erer :%uttut emporgefttegene SQenfc^ bur(^ 3lobung von SBälbem nic^t nur Slc&erlanb, fonbem auc^ 993iefen }um SBelben feinem S3ie^6 geroonnen. Slber erft fpät tmb nur burc^ biestere iBefieblung ber von it)nt befe^en (Sebiete kam er auc^ bagu, burc^ bad Sc^neiben unb Xrocfmen ber bie SBiefen Dorsug^roelfe be« fiebeinben ©raearten fic^ SJonäte an SJle^futter für ben SBlnter in Ororm von :&eu angulegen. 2)ie älteften Slac^ric^ten, bie tDtr Don ben :KuIturt)öIkem btß äUtertum0 ^aben, ge^en nic^t über bie Sllitte bt» le^en Dorc^riftlic^en ^ct^ttaufenbd jurück. ®o berichtet ber um 50 V. (i1)t. bie et^nograp^if(^ georbnete (5efc^i(^te faft aller bamate be^ fuinnten aSöl&er bi0 60 v. d^x. in 40 aSüc^em fti^reibenbe griec^ifc^e giftoriker 2)ioboro0 au0 @i}Uien, ba^er @iculu0 genannt, bei ber S^\U berung ber perfifc^en (Sefc^ic^te: «,$(10 bie ^^önikier fict) gegen bm per[if(^en ßönig Sirtaierses (SL L, 2U)eiten ®o^n be0 3E:erj;e0, ber Dom 466 425 V. (Si)t. regierte; unter if)m begann ber Verfall bes Sleic^e) empörten, begannen fie bie Oreinbfeligkeiten bamit, ba^ fie im großen Königlichen ^atk, in toelc^em bie perfifc^en Könige i^ren Sluf enthalt }u nehmen pflegten, bie Saume umhieben unb bae :geu verbrannten, tDODon bie (Satrapen ein SEagajin für i^re ßaoaUerie angelegt Ratten." 2)ag nun bie ^erfer bei i^rem.fo audgebe^nten ^oftbienft unb bei ber ja^lreic^en von i^nen unterhaltenen Sleiterei Orouragemagasine be- fagen, bann und ni(^t toeiter munbent Slud) bie (Sriectien unb Stömer ^aben folc^e teite für SHilitör:^, teil0 für gfriebenesmecbe errichtet &eu^ von&te für ben Sllinter anjulegen, mar \ä)on im klaffifc^en SUtertum ein iDic^tiged (Sefc^äft für ben fianbmann, roie und fc^on ber filtere dato (234 149 V. (Si)x.), ber unüerfö^nlic^e 2feinb von Slom« ma^U ooUer Slebenbu^lerin, :Kart^ago, berichtet (Eine atidfü^rlic^e Sc^ilbe^ rung ber Heuernte bei ben alten Slömern gibt uns ber ju (Sabes (bem heutigen ^bi{) in Spanien gebürtige römifc^e Slcfierbaufc^riftfteUer dolnmüLa im 1. ^^^t^^nbert n. d^x. in feinem f8ud)t über ben-Sanb« bau, tDorin er fagt: „2)er Sanbmann bebarf für fein a3ie^ mancherlei Orutter, namentlich aber &eu (foenum, im franjöfifc^en foin nocfi er« galten). 2)a^er mug er auc^ feine SSSiefen, benen bie alten 3lömer bm erften 3lang in ber fianbmirtfc^aft einräumten, gehörig ^egen unb

2>te Srutterpflanaen. 15

pflegetL WaxaiB ^ortiiid (ber eben genannte Ctoto) ^ebt befonber« ^eroot, bag bie SBiefe keinen Schoben bwcd) SBetterfc^log leibet toie bie |jre{b{xfl4)te, bag fie einen fe^r geringen Siufnianb erforbert unb bo6) i&f)xü6) \fycm (Ertrag gibt, unb }toat einen boppelten, inbem fie ebenfopiel frifc^e^ (5ta» al9 Orutter, roie :&eu für bie 6(^euer liefert SBir unterfc^eiben trocfiene SBiefen urü> betoäfferte SBiefen. ZJt ber Soben fruc^ar unb fett, fo bebarf er keiner iBetD&fferung, unb bas barouf geroonnene :&eu gilt für beffer, roenn auf einem von 9latur fruchtbaren Soben getoac^fen unb nidE^t nur burcfi SBaffer ^eroorgelodit ifi ^>a» legiere mug jtbo^ auf magerem Soben gefc^e^en, unb roo 995affer 2U (Sebote fte^t, bann auc^ ber magerfte ate SQ3iefe benu^t toerben. flbrigen$ borf man roeber eine S3ertiefung tDö^ten, in ber fi(^ ba« aOSaffer fammelt, nod) einen fteUen Slb^ang, an toelc^em e0 rafc^ ^erab^» fliegt (ün fanfter Slb^ang bagegen fc^abet nic^ SIm liebften ^at man ober bocfi eine ^l&d)t, bie fic^ ein roenig fenKt, fo bag ber Siegen unb künfflic^ barouf gelettete0 SBaffer gan} allmä^li^l ^inunterficfiem. Sin fumpfigen Stellen mug ba^ SBaffer in ®röben abgeleitet toerben; benn ein flbermag an SBaffer ift ebenfo fc^Iimm für ba» (5ta&, roie ein SQongel baxan.

2>ie fiultur ber SBiefen erforbert me^r Sorgfalt ate Slnftrengung. SrftenB borf man auf it)nen wtbtt Saumftrflnke, no6) ®träu(^er, noc^ 2>ombfifc^e, noc^ aUsuftorfie» (Srae bulben. 2)erglelc^en mug im ^bft ausgerottet roerben, toie 5. S. Srombeerftauben, <Sefträu(^ unb Sinfen, ober im Srtü^ja^, mie (S^ic^orien (intubum). Sc^roeine bürfen auf ber SBiefe nic^t roeiben, toett fie ben SSoben oufmü^len; oüä) barf f(^ere0 SJie^ auf i^nen nur ge^en, roenn ber SSoben trocken ift toeil fonft bie §ufe ju tief einflnken unb bie SBurseln bt» ©rafe^ bcfc^äbigcn. SDogere Slb^änge muffen im Srebruar bei abne^menbem WELonbt mit Saift gebflngt toerben. SlUe Steine unb fonftigen 2)inge, bie ber Sichel im SBege fein könnten (Senfen kannte mon im SUtertum noc^ nicfit), ntflffen obgelefen toerben. Wtt, mit SIIOO0 (muscus) überjogene SBiefen befreit man von biefem, inbem moxx e0 au^kra^ unb bann (ßradfomen au5 ber Scfieuer oufftreut, ober inbem man SHift auffährt; jeboc^ ift ^Cj^e ba^ befte SUittel, um SEoo^ au05urotten.

2)06 (Sefagte bejie^t fic^ auf SBiefen, bie \d)on ate folc^e t^or^: ^nben flnb. Sommt e0 bagegen barauf an, neue anjulegen ober Der« borbene neu in Stonb }u fe^en, fo ift c& oft t^orteil^aft, ben Soben ^ 5U iififlgen; benn eine otte SBiefe gibt, toenn fie umgepPgt ift, oft einen ^o^en (Ertrag. (&» mirb olfo ein fol(^e0 jur SBiefe beftimmte«

16 2)te (Irutterpflansen.

©tücfe Sanb im 6ommer tne^rmote mit bem Pfluge geroenbet, bann im :gerbft mit Slüben (rapum), Stops (napus) ober Saubohnen (f aba) befät uttb im folgenben S^^te mit ©ctreibe. !Stn britten toitb bann forgfam gepflügt unb mit SBicben (vicia), bie mit infamen (semen foeni) gemengt finb, befät :&ierQuf toerben bie Schollen mit :&acfien fileingefc^Iagen unb mit (Sggen geebnet, ouc^ toetben bie kleinen &ügel, bie \iä) ba bilben, xdo man bie (Sgge toenbet, bem Soben gleich ge^ moc^t, bamit gor nid)t» gutücfibleibt, motan bie Sichel bed SDä^er^ (foenlsex) ]id) ftogen könnte. SHe 995icke bleibt fo lange fte^en, bis fie gonj reif ift unb fc^on eine Slnta^l ©amen auf ben Soben ^at fallen laffen. 2)ann toirb fie famt bem (5rafe gemö^t, in Sflnbel ge^ bunben unb meggefc^afft 3[t ber Soben feft, fo kann man i^n nun ujäffem, toenn SBaffer ju ^aben ift 3Ft ^^ ober locker, fo barf man nic^t e^er eine grögere SQenge SBaffer barauf fliegen laffen, ate bi^ er bi(^t mit (Sra^tDurjeln burc^jogen ift, fonft mürbe ba$ SBaffer bie (Srbe mitnehmen unb bie SBurjeln be$ (Srafe^ bloßlegen. Stuc^ ba^ S3ie^ barf nid)t auf bie )unge SBiefe ge^en. So oft bas <Sxm empor^ geroac^fen ift, toirb e0 mit Sicheln (falx) gef(^nitten. (Srft im jroeiten 3^^^ geftattet man nac^ ber ig^^ntte (foenisicium) bem kleinen 93ie^, auf eine folc^e SBiefe ju ge^en, toenn fie trocken unb }ur SSeibe gunftig gelegen ift Z^ britten 3^^t kann auc^ bas groge a3ie^ auf i^r toeiben, toenn fie feft geroorben ift Sloc^ ift barauf 5U fe^en, bag bie magerften unb bie ^öc^ften ©teilen ber SBiefe im Srebruar mit :&eu^ famen unb SKift betoorfen toerben. 3ft bie &5^e gebüngt, fo fü^rt ber Siegen ober bie Seroöfferung bie Slö^rkraft aud^ auf bie tieferliegenben Xeile. Slu$ eben biefem (Srunbe büngt man bie ^ö^en ber dicker ftärker ate bie Xiefen.

2)a0 ^tu toirb am beften {ur 3^t gefc^nitten, ba ed ertoac^fen, aber noc^ nic^t bün ift; man bekommt bann me^r bat)on unb e$ gibt ein too^lfc^meckenbered Srutter für bM SJie^ ab. Seim 2)önen ^at man barauf ju achten, bag es meber gu trocken, noc^ ju frifc^ einge^ fahren toirb. 2)a0 allju trockene ift ftro^artig, bas allju frifc^e ge^t in ber ©ebener (tabulatum) in Oräulnis über, er^i^ fic^ auc^ oft fo, bag Oreuer baraue emporfc^lägt SBirb gefc^nittene^» :geu auf ber SBiefe vom ^la^regen burc^n&gt, fo lägt man es ru^ig liegen, bis e0 oben^^ toeg toieber von ber ©onne getrocknet ift (Srft bann toirb es getoenbet unb, menn es auf beiben ©eiten getrocknet ift, auf ©c^roaben (striga) gebracht unb in Sünbel (manipulus) gebunben. Slun bringt man es fo balb als möglich unter 2)ac^ ober baut, toenn folc^es nic^t mögli^

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©le SJuttcrpflanaen. 17

ift, 6d)o6er (meta, fo t|teg flbrigend auc^ ber ote 3^^^ ober SBenbe:» ptm6t bienenbe kegelförmige Stein in ber Slennbatin) au0 i^m« bie fo fpi^g al0 möglich febt foUen. 60 mixb ba» :&eu am beften por Siegen gef(^fl%t; ouc^ ^oben bie Schober, abgefetien vom 6(^u^ gegen Siegen, boa (Sxittf bag ba» $eu in i^nen f(^n)i^t tmb fo bie no(^ uortianbene Feuchtigkeit uerbirnften lögt. S(uc^ mmn man :geu unter 2)a(:^ bringt, tut man gut boran, e^ iun&äß nur lofe auj^ufc^ic^ten unb ed erft fpfiter, nac^bem ed gefc^roi^t tiat, feftjutreten, ba, roo e^ bleiben foU.''

2>er fruc^tborfte unb bebeutenbfte (gelehrte 9lom0, SHarcu^^ Xeren^ tiu$ SSarro (116—27 v. (£^t) fc^reibt in feinem Suc^e über btn fianb^ bau: „^öxt bo» Grad (herba) ber SBiefen (pratum) auf 5U roac^fen unb beginnt t)or $i^e bürr gu roerben, fo mug e^ mit 6i(^ebt abge^ fc^itten roerben, bann roenbet man e0 mit Gabeln, bi^ e0 bürr ift, binbet e^ in Sünbel unb f&^rt e^ in ba0 2anbf)au» (villa). 9lun kra^t num bie 6toppe(n (stipula) Don ber SBiefe mit :^arken unb legt fie 5um ^euDorrot (foenisicia). Z\i bitß gefc^e^en, fo roerben bie SBiefen nod) gefiedelt, b. i). e0 roirb noc^* bas^ mit bm Siegeln toeggefc^nltten, tDos bie ^etunätier (foenisex) beim erften Schnitt tiaben ftetien taffen, naä) tpefa^em bie SBiefe noc^ gang höckerig atiefie^f ^aUabiu^^ im 4. 3^t^unbert n. (Sift. rat bie als SBeibe bienenben SBiefen (pascuuin) im Sluguft in 93ranb gu ftecken, bamit bie 6träu(^er (frutex) bi^ auf ben 6trunk (stirps) abbrennen unb bie (Sräfer nad^ btm 93ranbe um fo freubiger urteber ouffpriegen. Sluc^ röt er bie Scheuem nic^t bieg trocken unb luftig, fonbem auc^ roeit genug wm fianb^au^ roeg gu bcaxm, bamit le^ere^ im ^oüt eine^ 93ranbe0 nic^t gef darbet roerbe.

3n tpelc^ ^otien (Etiren ber fianbbau bei btn Slömem noc^ in ber fiaifergeit ftanb, bad begeugt um piniü^^ ber SUtere (23—79 n. (S^r.), ber uns in feiner Slaturgefc^ic^te begeugt: „Sluc^ bei bm Slu^Iänbem ^at e0 für eine paffenbe Sefc^öftigung für ^Könige uab Orelbtierm ge^^ gotten, über bm fianbbau gu fc^reiben. 2)a0 ^aben g. 93. bie Könige :&iero, $t|ttometor, Stttahi^ unb Slr(^elao0, bie grelb^erm 3Cenopt|on imb Sllago ber $unier getan. Site bad römifc^e :^eer Sartiiago er^ obert ^otte (146 v. dfyc.), fc^enkte unfer Senat bie bortigen Süc^er^ fammlungen bm kleinen Srürften Slfrika^»; bie 28 kleinen Schriften be0 snago (lebte etma um 520 ry. dffx.) aber ^ielt er in (Stiren unb lieg fie in0 fioteinifc^e überfe^en, obgleich ber ättere (ioto bamate fc^on über ben fianbbau gefc^rieben ^atte. Sluc^ unter bm SBeItn)eifen, ben au0gegeid|neten SHc^tem, bm berühmten @c^riftfteUem finb tüchtige fionbiDirte getoefen. Z^ ^obt beren Slomen in ber (Einleitung gu

VL^in^atht, AnUmgcfCMte Der nimpfUmscti. IL 2

18 ^ie Sfuttetpflanaen.

meinem äSiu^e genannt, enoätine ober gong befonbet0 ben SQatcud a3arro, ber fi(^ noc^ in [einem 81. Seben^jo^r entfc^Iog, iXbtt bie fianb«: Q)trt[(^aft gu [c^reiben."

2)erfelbe ^linitu» ober bemerkt gut Xotfac^e, bag bie römifc^en fianbgüter gu feiner 3^tt nur noc^ burc^ bie infolge ber iaffitdäfta Kriege im flberflug auf bm Skla^^enmorkt gexDorfenen :Krieg0ge' fangenen bearbeitet mürben: „3n alter 3«t bebauten unfere Orelb^erm mit eigener !ocmb i^re Srelber, unb man barf rootil annetimen, bag fic^ bie (Srbe felbft über ben mit fiorbeer bekrängten $flug unb ben burc^ Xriump^e berühmten ?Pflüger gefreut ^abe. 3)em ©erranu« rourben feine ffi^renftellen übertragen, mie er gerabe mit ©äen (serere) be* fc^äftigt roar, unb fo erhielt er jenen 3lamen. Sem Cincinnatu« über^^ bruij^te ber 6taat0bote (458 d. (ti)x.) bie Diktatur, mie er feine trier 3o(^e Sanbed am SSatikan pflügte; fie tieigen noc^ fe^t bie Öintifc^en 993iefen (er ^ieg nömlic^ fiuciud £linctiu0 (£incinnatu0). :^eutgutage mirb has^ fianb von Sklaven bearbeitet, beren Srüge gefeffelt, beren !o&nbt uerbammt unb beren (gefilmter gebranbmarkt finb. 3)a0 kann bie (Srbe boc^ nur mit SBibermilien bulben."

Witbtn btn Gräfem fpielte bie fing er ne (Medicago sativa) fc^on bei ben SutturDöIkem bed äUtertum^ eine nic^t immic^tige SloUe. 2)iefer Schmetterlingsblütler mit bläulichen ober t)ioletten 93lüten in lockeren Xrauben unb fpiralig gufammengeroUten :&ülfen ift vom \üb^ roeftlic^en Sluglanb burc^ Slfien bis gur SHongolei, Xibet unb SSorber^^ inbien tieimifc^, roä^renb bie i^r na^e Dermanbte gelbblü^enbe Slbart, ber @ic^elklee (Medicago falcata), t)on SHittel^ unb @übeuropa bis gum nörblic^en Sibirien unb nac^ 3^ntralafien milbroac^fenb uor:' kommt 3)ie Sugeme ift ein fe^r roertDolles Örutterkraut, ba0 fo gut mie niemals t)erfagt unb fe^r viüt 3^^^^ ^inburc^ einen unoermin« berten (Ertrag gibt, mestialb fie auc^ ate „emiger ^lee'' begeic^net mirb. @ie kann auf gutem Soben bei vxu^ jäl^rlic^ Diermal, in @übeuropa fogar fec^smal gefc^nitten merben. 2)ie kreugung berfelben mit btm eintieimifd^en gelbblü^enben @ic^elklee f)at bie i^rem Urfprung gemäg häufig g^arbenübergänge t)on (Selb nac^ 93iolett geigenbe ©anblugerne ^edlcago media) t|en)orgebrac^t, fo genannt, meil fie noc^ auf magerem Soben mit SSorteil angebaut merben kann.

Zm roffereic^en alten SHebien, ber fianbfc^aft füböftlic^ vom SLau^ kafus, fc^eint bie fiugeme gtmt erftenmal in größerem Umfange cd» perbefutter angepflangt morben gu fein; menigftens gelangte fie von bort gu ben ßulturoölkem ber snittetmeerlänber, gu btn Griechen ate

S)ie Sfutterpflanaen. 19

medikö po& ober einfach medlkö unb von biefen gu ben $ldmem ote medica. SHe, tote DOt^in gefagt, einen augerorbentlic^ aiu^gebetinten Gebrauch vom $fetb fflt bte go^lrelc^e SoDoUerie unb ben ^oftbienft nuulienben Werfer nannten fie aspest, b. i). ^ferbefutter, pflangten fte ebenfalte xnel an unb foUen fie auf i^ren ^eg^gflgen nai^ bem Urteil bta $Itn{u0 nad) (Sriec^enlanb verbreitet f^abttu SSon btn griec^ifc^en 6c^ftftettem ertoä^nt fie guerft ber Somöbienbic^ter Slriftoptiane^ (455—387), unb iwat gleic^falte al0 ^ferbefutter. Slw^ Striftotele^ (384—322) fpric^t nneber^olt von xf^x, urteilt aber in giemlic^ abfälliger äSeife von i^rem 9lu^en: ^@ie ift gtoar bm 93ienen guträglic^, aber i^r erfier 6c^itt taugt nid^td unb fie entgie^t bm Xieren, befonberd bm äBieberkäuem, bie SHild)." SHe Slömer urteilten, nai^bem fie biefe? Orutterkraut von bm (&ried)en kznntn gelernt Ratten, gflnftiger barüber. (£ato (234—149 v. <£^r.) kannte ee offenbar noc^ nic^t, bmn er f4)iK>eigt fi(^ oollftänbig über bie fiugeme atu». 2)er erfte ber fie tt^ miifnt, ber gelehrte SSarro (116—27 v. (U)x.), fagt t)on i^r, bag bie Schafe buxä^ bie Srütterung mit medica, beren Samen beim 6äen roie (Betreibe getoorfen n^erbe, toie au(^ mit bzm baumförmigen Sc^necfien:' 6Iee (cjrtisus) fett n^erben imb t)iel SHilc^ geben. 6e^r eingenommen von t^r ift befonber^ ber römifc^e Slcfierbaufc^ftfteller (Solumella au0 bem 1. 3<^t^unbert n. df^x., ber oon i^r fc^reibt: ,,llnter allen Orutter^ krfiutem ift bo» mebifc^e ftraut (herba medica) von ^öc^ftem SBert, ba CB, einmal gefot, ge^n 3<^^te au^bauert, jä^rlic^ trter^, bido^eilen ouc^ fe(^0mal gefd[)nitten toerben kann, ba» grelb büngt, mageren 95ie^ fett unb kxanktsi gefunb mac^t 93on einem SHorgen Sugeme können brei $!ferbe bo» gange Zoi)x ^inburc^ reic^lic^ genät)rt roerben.'' (Sr gibt uttd eine au0fü^rli(^e 6(^ilberung feinem Slnbaued auf breimal ge^ pflügtem grelb, ba0 guoor gut gebüngt roorben fein mug. 9la(^ ber SbiBfoot bürfe ba0 ftraut nic^t mit (Sifen berührt toerben, bed^alb jäte man e& mit ^ölgemen :^a(fien. @päter k6nm man e0 fo klein fc^nei^ ben ote man mill, nur bflrfe man nic^t btm fßitf) von oom^erein gu Diel boDon geben, ba e0 fonft blät)e; e^ mflffe fic^ guerft baran ge- toö^nen. 6ein S^^offe, ber au« ^ilikien gebürtige griec^ifc^e Slrgt 2)io0fittribe0 fagt von ber fiugeme, feber Sanbmann, ber SSiet) ^ält, pfUmgt fie an, unb Piniu« rü^mt von i^r, bag fie 30 3^^te au0bauere unb fo toid^tig fei, bag ber (Bried)e Slmp^iloc^o« (au0 Sitten) über fie unb ben baumförmigen ©(^neckenklee ein SBerk gefc^rieben ^abe. Sliu!^ $aUabiu0 im 4. Z^^^^^^^ n- <^bt. toeig nur (Sute0 oon i^r gu be^ richten. Um bie SHitte be0 6. 3a^r^unbert0 legte ber faffanibifc^e ^Sönig

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20 S)ie Sftttterpflansen.

(£^O0roed L eine ^o^e Steuer auf i^te flultut, tPOi» bei ber grogen iBebeutung ber ^fetbe^ucbt im fionbe Z^^ fii^ ^^ ^o\k \ti)x brük^ kenb, ober für i^n rec^t einträglich toar. Später ^verbreiteten bann bie Slraber i^re Kultur toeit^in über 9lorbafrifia, unb burc^ bie fiultur^ Dölker (Europas gelangte fie in ber STeugeit über bie gange (Srbe. Unb gtoar erlangte fie überall be^^alb eine groge Sebeutung, nveil fie bie^ fenige Orutterpflange ift, bie in ben Subtropen unb Xropen am befien gebeizt unb bie fic^erften (Erträge gibt 2)abei ^ält fie 4—10 3a^re au0 unb geroä^rt 3—4 :geufc^nitte iäi)iHä). Sieben bem Grünmais ift fie eine ber roertDoUften Orutterpftongen für roärmere (Segenben.

SBie ber Slnbau ber fiugeme um 490 burc^ bte ^erfer nac^ (Sriec^enlanb unb gu^ifc^en 150 unb 50 ry. (lf)x. Don (Sriec^enlanb nac^ Italien gelangte, fo kam er etroa ^unbert Z^^^^ fpäter von bort nac^ Spanien, t)on roo er bann im 16. 3ci^t^unbert nac^ grrankreic^ ein- geführt rourbe. 1565 treffen nvir i^n in ^Belgien- 3)ie ?ProoenjaIen aber erhielten biefe J^erpflange von ber Slioiera, nvo^in fie um^ Z^^ 1550 von Italien ^er gelangt roar, unb nannten fie nac^ htm italieni:" f(^en Drt (£laufeme, nvorau^ bann Sttgeme rourbe. fie^terer Slame ftammt inbeffen erft au» ber SHitte bes 18. 3^^t^unbert0; frül^er rourbe fie burgunbifc^ :^eu ober nvelfc^er ^lee genannt Um 1570 fanb fie burc^ SBallonen in ber Sl^einpfalg (Eingang; bod) machte i^r Slnbau im 17. 3ci^t^unbert kaum Orortfc^ritte. Um 1730 tauchte fie, roa^r^ fc^einlic^ von SHaing o:aB ba^in gelangenb, plö^ic^ in (&t\uxt auf unb verbreitete fic^ t)on ba roeiter über 2)eutf(^Ianb.

Site J^erpflange nic^t minber beliebt cd» bie fittgeme n^ar bei ben alten Griechen unb Slömem ber in btn 3Qittelmeerl&nbem ^eimif4)e, aber bafelbft nic^t allgemein verbreitete, feboc^ um Sm^ima, auf bm ügoifc^en 3nfeln, in (Sriec^enlanb unb Sübitalien roilbtoac^fenbe baum^^ förmige Sc^ecfienklee (Medicago arborea), von bm Griechen k^tisos unb in Slnle^nung baran von ben Slömem cytlsus genannt SBie in <£^ina unb fp&ter auc^ anbertoört^ ber n^eige SHaulbeerbaum für bie 9lat|rung ber Seibenraupe, fo n^urbe in (Sriec^enlanb unb 3tctlien im älltertum biefer ftrauc^förmige fiippenblütler nur feiner Blätter toegen an ben SBegränbem unb cd» (Einfaffung von fitcfiem angepflangt, um biefe cd» beliebtes SSie^futter gu venvenben. Wäan köpfte i^n unb gog i^n niebrig, benu^te alfo vorgugsroeife ben immer erneuten Sto(&:s audfc^lag. Sli^t SHonate im Zoi)t lieferte ber 93aum bm Xieren grünes ^^uütx, bo» xf)nm naä^ bem einftimmigen UrteU ber alten St^rift^s fteller fe^r guträglic^ fein unb i^re SHilc^abfonberung beförbem feilte,

2)le gfuttetpflanseit 21

imb ben Steft be^ 3^^te0 Xrockenfutter. 2)abei toat bie Kultur fe^t bequem unb mühelos, ba fi(^ bie ^fUmge mit bem mogerften SBoben begnügte unb gegen no(^ fo groge Xrocken^eit unempfinblic^ mar. 3^ biefer 20eife btficften fic^ (Zotamtiia unb piniU0 mi0, mobei ber leitete nod) ^iniufügt, bei fohlen grogen aSEotittgen fei ee i,nut ju t)enminbem, bag ber cytisus in Italien nic^t tiäufiger onge;^on}t merbe. SHefer Strouc^ flammt t)on ber 3^f^t Sgt^nos (einer ber ägäifc^en Z^\^i^) unb xmirbe t)on ba gum grogen ®eminne ber iSüfebereitung nac^ ®rie4)enlanb unb von bort naä) Statten t)erpflan5t 3^ Italien ift er ober nod) feiten, obfc^on bca 93ie^ bei keinem axü>mi Orutter me^r unb beffere Wüä) geben foIL Win f&t im Srrü^ja^r bie 6amen ober fte^ im igerbft 6te&linge, am beften eUenlange." @elbft fäugenben ^ouen gebe man eine Slbkoc^tmg pon (Egtifu^blöttem mit Sßein, n^o« buri^ auc^ ba» iSinb geftörkt unb fein äBud)^ beförbert n^erbe. Stu(^ in Spanien mug ber 6trauc^ gur Slömergeit angepflangt n^orben fein; bemt bort toirb er f)tutt uermilbert angetroffen.

flbertiaupt tourbe bei bm Wim aud) üerfc^iebene^ anberes Saub ote SSie^futter üertoenbet 2)a bem feigen, gebirgigen @üben bie bbxmenreic^en SBiefen bes 9lorben0 uerfagt finb, lag e0 na^e, bem a3ie^ nidjit nur bie bei ber 93ef(^neibung Don £)Ibaum unb Siebe abfallenben Stoeige, fonbem au(^ bie Slötter von bm bie SBege unb fitcfier ein^ faffenben SBoumen ate grutter gu geben, mie bM bürre fiaub ate Streu biente. 6c^on ber ältere (Skito (234—149 v. (tf)x.) erteilt in feiner Sdjüft übet ben Sanbbau bie im0 feltfam Klingenbe 93orf(^rlft: „®ib ben Oc^fen fiaub von XUmen, Rappeln, (Sieben unb greigenböumen, fo lange bu bavon ^aft 2)en Schafen gib Saumlaub, fo lange bu folc^e^ ^aff* unb n^ieber^olt fpäter: „^aft bu kein Qm, fo gib bem Dc^fen (Siä^mp unb (Sfeublätter." Slu(^ bei ben fpäteren lanbtoirt:» f4iaftli(^en Sc^riftfteOem mirb biefe Slrt Srütterung fo oft erto&^nt unb oorou^gefe^t, bag fie allgemein üblic^ gemefen fein mug.

Sieben ber Sugeme fpielte bei ben Griechen unb $lömem bts SUtertum0 audf bie von bzn erfteren thSrmos, von bm legieren ba« gegen lupinus genannte Supine eine groge Stolle ate 93ie^futter. SBie Z^eop^aft im 4., fo fagt ber ältere (ioto im 2. 3c^t^unbert v. (if)x. von i^r, bag fie fogar auf magerem, trockenem 93oben gebei^e unb fonbiged (Stbmd} fettem uorgie^e; unb (Solumella rü^mt üon i^r: tfUxttex ben :^fenfrfl(^ten ift bie Supine üorjügtic^ mid^tig, n^eil fie roenig Wüft mac^t, fe^r too^Ifett ift unb ben Slcker, auf bem fie mäc^ft, fe^ t^erbeffert (Sie gibt eine ^enlic^e Süngung, gebeizt felbft

22 SHe Srutterpflanaen.

auf ganj erfc^öpftem fBobm unb lägt fü^ in ber @(^euer faft eurtg gut et^olten. 3^ $unget|a^ren gibt fte aad) ben 3Qenf(^en eine fättigenbe @peife. SQcm fät fie gleich t)on ber Xenne toeg; fie gebeizt ouc^, toenn man fie nur gang fc^lec^t unter bie (Srbe bringt Um ftr&ftig gu toerben, bebarf fie lauen :^erbfttDetter0; ouc^ leibet jfie burc^ Ortoft, toenn er eintritt, beoor fie erftarkt tft 6amen, bie nic^t gur 6aat üerroenbet toerben, foUen trocken auf htm vom Slauc^ burc^gogenen Speicher aufbetoa^rt toerben, bamit fie nic^t von ben 993ürmem axi^ gegriffen toerben.^ ©ein S^Q^noffe Siosfeuribe« imterf (Reibet eine ga^me fiupine, bie bem SUenfc^en gur Speijfe bient unb auc^ argneilic^ Denoenbet toirb, unb eine toilbe, ber ga^men S^nlic^e, aber kleiner ato biefe, obtoo^I biefelben (Sigenfcf)aften befi^enb. Um 200 n. <£^x. urteilt ber griec^if^e (Grammatiker Slt^enaio0 au0 Slaukratid in ^gqpten über fie: ^2)ie fiupine ift eine ©peife für §ungerleiber. 3)er 3)l^ter 2>ipt|ttod nannte fie thermok^amos, unb fo ^elgt fie no(^ je^ ^olemon fagt bag bie fia&ebSmonier fie lysiläis nennen. 2)er ^^ilofop^ 3^on ber ^ittier toar ein flegelhafter, jo^gomiger SHenfc^, pflegte aber ^öflic^ unb fogar görtlicf) gu fein, toenn er eine tüchtige Portion 9i3ein ge:^ trunken ^atte. SBie er nun gefragt tourbe, toie bca möglich fei, ant^ iDortete er: Wix get|t ed toie bm Supinen; fie finb erbärmlid^ bitter, fo lange fie trocken finb, bagegen füg unb liebttc^, jfobalb fie fic^ rec^t fatt getrunken ^aben." (Bnblic^ empfiehlt fie ?Pallabiu0 im 6. 3öÖ^* ^unbert n. (£t|r. gur (Srünbüngung.

$eute no^ finb bie gelbe fiupine (Lupinus luteus) unb bie fc^mol^ blätterige blaue fiupine (Lupinus hirsutus) für unfere fianbu)irtfc^aft fe^r roic^tige Orutterkräuter. Seibe finb urfprünglic^ im SHittelmeergebtet ^eimifc^ unb gebei^en fe^r gut auf magerem ©anbboben, in ben fie i^re ^fa^Itourgel 1 m tief unb barüber ^inabfenken. (Srftere mit grogen, golb:» gelben, too^lriec^enben SUiten in langer ^^re unb runblic^en, toeigs: gefleckten Qamtn kam au0 ©igilien nad) 2)eutfc^lanb unb tmirbe guerft 1840 in ©rogsSBoUerftebt in ber Stltmark angebaut. SSon ba vtt^ breitete fie fic^ balb über bad gange ©anbgebiet $reugen0, ba fie nic^t nur mannigfaltigen 9lu^en gur SBeibe, als ©rünfutter, gur :^eu^ unb iädmergen)innung geniö^rt, fonbem auc^ gur ©rünbüngung von ^öc^ftem SBerte ift SUit ben in i^ren SBurgelknöUc^en angefiebelten 3l^igobien toirkt fie energifc^ ftickftofffammelnb. 91m beften gebeizt fie an freier, fonniger fiage; babei beförbert eine Begäbe üon ©ips bm 93lattrDuc^0.

9Io(^ genügfamer ate bie gelbe ift bie blaue fiupine, bie felbft noc^ auf granbigem, b. ^. aw grobem ©anb unb feinem Sit» befte^enbem

2)lc guttetpflanseti. 23

Soben gebeizt 6ie kam am Spanien 5U um;, unb befi%t etnen nad) oben ftark peräftelten Stengel, kurje, ätirenfömtige Xrouben mit blauen Slfiten unb rötlic^graue, tDeigpunfttierte 6amen von ber (Bröge t^on SBicfienfamen. 2)0$ S5ie^ ftigt bie Siötntt ber blauen Supine lieber ote bie ber gelben, aber bei erfterer bringen bie SBurjeln nü^t fo tief in ben SBoben ein unb bie 9la(^fru(^t, roogu gen^ö^nlid) Sloggen ge^ iDä^tt oirb, fällt trtel fc^lec^tto au0. SHe Supinenfamen bübm ein leic^toerbaulü^ee, bei richtiger a^ertoenbung für 9IIaft}U)e(fie Dortrefflic^ geeignete« SMter- 3)a fie aber bitter finb, muffen fi(^ bie Xiere erft boran geniö^nen; wenn tmd) ^ferbe unb Slinber fie bes^^alb anfänglid) Surttctoeifen, fo nehmen fie fie [c^lieglic^ boc^ an unb kehren flc^ nii^t me^r an bie iBitterfteit berfelben, gu beren SBefeitigung fc^on ga^lreic^e 9Qet^oben angegeben n^urben. 2)ie Samen bienen auc^ ate Slrjnei« mittel unb häufiger ol» man glaubt ate ^ffeefurrogat toie Sic^orie.

95tel meniger t|&ufig als bie beiben vorgenannten mirb bei und bie au0 bem Orient ftammenbe meige fiupine (Lupinus albus) an^ gebaut 6ie biente fd[)on ben alten ®rie(^en unb Slömem ate 3rutter^ pflonje, toie auc^ bie au0 SBeftafien ftammenbe rauhhaarige Supine (Lupinus hirsutus) mit blauen 93lüten, bie bei um ate (gartengier:: pftonje angetroffen mirb. 3He JJrüc^te biefer beiben Supinenarten galten btn alten (Sriec^en unb 3lömem ate fieckerbiffen. ®lei(^ermeife nmrbe von biefen :äulturt)ölliem bt» Slltertums, teite gur 93enu^ung ber Samen für ben SHenfc^en, teite ate 93ie^futter bie von ben (Sriec^en l&thyros, Don bm Slömem bagegen cicercula genannte ©aatplatt* erbfe (Lathyrus sativus), aud) beutfc^e ßic^ererbfe, Sic^erling ober toelge (Sroe genannt, angepflanjt @ie ift ein 30—60 cm ^oc^ merben^: be0 @ommergetD&(^d @übeuropa0 mit unpaarigen Srieberblöttem, in brei Slanfeen auslaufenben Slattftielen, einzeln fte^enben, langgeftielten, rpeigen, roten ober violetten Blüten unb 4 cm langen, gufammen^ gebrückten hülfen, bie 2 3 8temli(^ große, eckige, gelbroeiße, rofc: unb üiolettbräunlii^e 6amen enttialten. Dbfc^on le^tere tima» bitter finb, totrb bie ^flanje gu beren (Senrinnung ate 6peife fttr bie SQenfc^en no<^ in ben gebirgigen Xeilen (Sriec^enlanbd unb 3ttxliem( angebaut @on{i mirb bie ^flanje in ganj 6übeuropa, befonbers in Slumänien, toenig bagegen in SHitteleuropa, fpetiell 3)eutf erlaub ate gute0 93ie^:» futter auf trockenem Soben angepflanjt 93ielfac^ merben beren (5amen tinreif urte (Srbfen gegeffen, finb aber meniger mo^lfc^meckenb.

S5ielfa(^ finbet man auf SEBtefen ate ein S^ic^en üon beren befferer Qualitöt bie au^bauembe 9E5iefenplatterb[e (Lathyrus pratensis)

24 2)le guttcrpflansen.

mtt gelben SBlfltert 995o [xt ober in größeren SHaffen auftritt, fc^obet fie htm <&xa»v3ud)9. @ie nntb auc^ vidfadj cd» Ornttetpflon^e ange- baut, ba fle eine gtoge 9Ilenge guten ^lAtttB liefert SEBegen feiner ^Bitterkeit toirb i^r Saub im grünen Suftanb t)om 93ie^ nic^t gern qt^ freffen, too^l aber als §eu. (Ss ift bann fetir fc^macfi^aft unb kräftig« (Sin feinerem Orntter cd» biefe erzeugt bie @umpfplatterbfe (Lath3nrus palustris), bie ebenfalte au^bauemb ift 'unb rei^e Xxoübzn von blauen SBlflten befi^t @ie toäc^ft auf feuchten, moorigen äBiefen, n^o fonft Der^ältntemSgig toenig Orutterpflangen gebei^en, unb n^irb t)om 93ie^ avui) grün gerne gefreffen, roeil fie nic^t fo unangenehm bitter ift ote bie Dorige. 3)ie Sßalbplatterbfe (Lathyrus silvestris), eine tn 3Qittel« europa an SBalbronbem unb an ^ottkm toac^fenbe @taube mit klettern« bem, äftigem Stengel, langettlic^en blättern, roten Blüten in Zxaubtn unb flachen, rungeligen Samen, eignet fic^ bagegen jum Slnbau ate Orutterkraut auf fteinigem, grobem unb bürrem 93oben. 6ie ift bur(^ ein ftark entmidielte^ SlSurgelfgftem unb eine groge Orö^igkeit bie ®e« fteine gu jerfe^en au^gejeic^net, treibt um 8—14 Xage früher ate bie Sugeme unb ift gegen @pätfröfte unempfinblic^, 0^00 groge 93orteile bebeuten. 2)en ^öct)ften (Ertrag liefert fie nac^ brei 3^^ten, inbem fie 10000 kg :geu pro :&ektar ernten lägt 2)abei kann fie ebenfo gut grün, n^ie getrocknet t)erfüttert n^erben.

äBa^renb ber in @übeuropa ^eimifc^e Sronfügklee (Hedysarum coronarium) in Z^^^^^ ^^^ ^^ SBalearen ate grutterpflanje angebaut nrtrb, fpielt ber ®ebirgdfügklee (Hedysarum obscurum) auf ben bc^ mäfferten SUpenroiefen eine groge SloUe ate fe^r gefc^S^ite 3la^rung be£^ bort fömmemben SSie^s. Seren na^e aSenoanbte finb bie (&\pax^ fette unb bie Serrabelle. 3He (gfparfette (Onobrychis sativa) ift eine in ^ö^eren Sagen be£^ gemägigten (Europa ^eimifc^e, öftlic^ bte gum »aikalfee ge^enbe, kalkftete, 30—60 cm ^o^e ^Pflonje mit lanjettlic^en 93lättem, langgeftielten fiteren üon roten Blüten unb runblic^en 9lfig« d)en, bie auf trockenem, über jerklüftetem ^alkftein ober SHergel fielen« bem Soben ba» befte gruttergeroädid ift unb ßalkgegenben, bie fonft 5U ben unfruc^tbarften gehören, fruchtbar mac^t, bes^alb auc^ in ^mt\^^ lanb überall auf iSalk^ unb Sreibeboben angebaut mirb. Stuf Soben mit kiefigem ober fanbigem Untergrunb gebeizt fie fc^lec^t, meil bie SBurjeln über 1 m tief ge^en, fe^r gut bagegen auf rec^t kalkreic^em, mobei fie 8—6 3^te au^^^ölt, feboc^ meift nur einen Schnitt unb SBeibe gibt 2)en Griechen unb Slömem mar fie burd^aus unbekannt (Erft im Saufe bt» 15. 3cxl|r^unbert0 tritt fie un0 in SHitteleuropa ate

2)ie Sutteipflanaen. 25

:guliitrpf(an}e entgegen. SlUem Slnfc^elne nac^ ^ot t^e Staüat im fflb^ liefen ^caikxdäi i^ten Urfpxung genommen, unb stoat mögltc^ettDeife etft im 15. 3a^t^imbert 3m 16. Z^fixfiunbttt, ju Sebjelten DItoler be @erre0, ber tm^ borüber in feinem Suc^e Thöätre de Tagriculture btüdjttkf voax fle, bie lupinella ber 3toliener, bort bere{t0 eine fe^t Qt^ f(^äfete gfutterpflanje. 3n Italien ^at fic^ i^t 8inbau etft im 18, 3a^t* tiunbect, namentlich in Xodfutna, n^eiter aiu^gebreitet 6c^on um0 3^^t 1660 iDurbe fie t^or ber fittjeme, aber nac^ htm roten SIee in Süb^ beutfc^Umb cd» Orutterpflange angebaut unb verbreitete \xä) von ba toeiter. 6ie ift näc^ft fiujeme unb 995iefenftlee tmfer t^orsflgtic^fte« Srutterkraut befonber^ fftr milc^enbe &ü!l}e, bangt mit i^ren gatitreic^en SBurjelknöIb^en ben fBobm gut tmb liefert in i^ren Königreichen Slflten eine trefflid)e SBienenmeibe.

äBie bie (Sfporfette ber Slee be^ iSalkboben^, fo ift bie auf ber iberifd)en :^albinfel, in @panien unb Portugal, ^eimifc^e ©errabelle (Omithopus sativus) ber ftlee be^ 6anbboben0. @ie befi^t 80—60 cm ^o^e Stengel, melblfitige Söpfc^en üon lilafarbenen SBlüten unb 25 cm loi^e, perlfc^nurartig geglieberte :&fllfen, n^irb mn allen ^erbiooren Sau0tieren gerne gefreffen unb Kommt bem SBiefen^eu an Slä^rmert gldi^- 3)a fie ben »oben vermöge ber fticfiftofffammelnben ftnöia^en»» bakterien bfingt unb i^n bei gutem @tanb ouil^ trefflich befc^attet, i^n bamit in guter ©are hinterläßt, toirb fie jur S5erbefferung frfjlec^ter fiönbereien vermenbet @ie ift eine gute a3orfru<^t, jumal für betreibe, eignet flcf) aber auc^ oor^ttglic^ ate STac^fruc^t, inbem man fie im Srril^^ fo^r in äBintergetreibe fOt unb nac^ ber (Ernte be0felben noc^ einen girten grutterfc^nitt ober im fc^limmften Ofall eine gute SBeibe erhält (Sie umrbe in i^rer geimat mo^l erft gegen bm Sttnfang be« 19, ^ö^t* ^tmbertd in iSultur genommen unb gelangte von bort um bie SUitte besfelben }u ums.

(Eine gute grutterpflanje ift au(^ ber gelbe ober Steinklee (Medi- cago lupullna), eine auf SBiefen unb an SBegrönbem in gang ©uropa mit Sluena^me ber arktifc^en Gebiete, in 9lorbafrika unb SHittelaflen txnlbiDa(^fenbe ^flange mit nieberliegenbem ober auffteigenbem Stengel, eiförmigen Slättcj^en, gelben Blüten in ädrigen Zta^ibm unb nieren^ förmigen, eingerollten igülfen, bie ein« unb gmeifä^rig kultioiert mirb. 3&re ©amen merben faft au^fc^ließlic^ in SEittet unb Slieberfc^lefien g^ogen, mö^renb biefenigen ber fiugeme unb Sanblugeme vorgugs« Doeife in ber Provence unb in Italien vertrieben toerben.

Sluc^ bie verfc^iebenen Slrten von :&onigklee (Melilotus) finben

26 2He Sfuttecp^ansen.

ate OruttetktSutet fßttwmbunq. 60 tourbe bet in 3t(tlien unb (Brie^ (^enlonb ote überall angetroffened Unkraut ^eimifc^e figilifd^e ^onig^^ ftlee (Melilotus messanensis) mit gelben Blüten tion ben SUten ate aSie^futter gepflanjt 9lo(^ ^eute ^eigt er in (Briec^enlanb hömeron triph^Ui, b. f). ia^mer Stee. 93et ben alten Griechen ^eg er melilotos, tpar bem SlpoUon unb btn SKufen getoei^t unb galt oto Qi^mbol ber @(^ön^eit unb oo^Igefe^en Siebe, ^a» too^triec^enbe ftraut oar ju iärängen beliebt unb biente na4) 9likanber um ben Sopf gemunben 5ur fiinberung von Krankheiten aller Slrt. 2)er griec^ifc^e Slr^t 3)io0:» kuribe0 um bie SHitte bt» 1. 3^^^unbert0 n. dffx. fc^reibt in feiner Slr^neiftunbe: „2)er befte Honigklee (melflotos) möcl^ft bei Sitten, S3)iU kos^ unb bei kart^ago, unb gtoar mit fafrangelber Orarbe unb WSof)U Qzmd). <Sr n^öc^ft aud) in :äampanien bei 9loIa, ^at bie (gigenfc^aften bes So(k0^omklee0 (telizon), aber fein (Sttud) ift fc^m&^er. SÖan braucht it|n gegen Sopfmet) unb einige anbere XtbeL''

2)er gelbbltttige igonigklee (Melilotus officinalis), ber burc^ ac^felftänbige, lange, lockere StOtentrauben atiegegeic^net ift unb fetir kur^e, meift einfamige 2rtücf)te seitigt, ift eine ebenfalte ato SJie^futter beliebte, 1—1,25 m ^o^e Staube, bie in allen Xeilen, befonbere ge^^ trocknet, einen ftarken (&emd) nac^ frifc^em, buftigem :^eu n)ie ba0 9lu(^gra0 (Anthoxantum odoratum) tmb anbere tior}flg(i(^e0 Orutter gebenbe ®r&fer au^tiauc^t Sei allen biefen rtt^rt ber 2>uft t)on bem befonbers in ben Xonkabo^nen enthaltenen unb barau0 gemonnenen, aud} bem äBatbmeifter fein köftUc^es Slroma oerlei^enben ^marin, ba0 in ber ^arfttmerie eine groge SloUe fpielt, auc^ }um Slromatifieren üon Schnupftabak bient 2)ie 93IStter unb 93tüten biefen, n)ie auc^ be0 ebenfalte gelbblütigen be^aartfrüc^tigen Honigklees (MelUotus macrorhiza) bienen gu ertoeic^enben Umfd)lagen unb befonbers gur §erftellung be« jerteilenben SHelilotenpflafter«. Sefetere Slrt n^irb nament» lii^ in (Englanb auf fc^lec^tem 93oben für ^ferbe kultioiert, n^ä^renb ber bte 1,95 m ^o^e roeigblfltige igonigklee (Melilotus alba) ate 3Sunber:s ober amerikanifc^er Sliefenklee ate bie befte bie Sujeme er« fe^enbe ^eeart eine ^AÜanQ auf magerem 93oben Diel gepflanzt tourbe. ©ein Qamt mürbe fetir teuer bega^lt; allein nac^ bm gemachten (St^ fatirungen gibt biefer Honigklee gtoar eine gute SBeibe für (Schafe, kann aber ate Xrockenfutter megen feines ftarken (Beruc^s nic^t um oermengt verfüttert merben unb ift im ermac^fenen Bi^ft^n^^ megen feiner langen, ^oljigen Stengel unb fitfte unb bm menigen blättern eine ^arte ^^ange.

SHe Srutterpflan^en. 27

Xlber^oupt fittb alle biefe :5omgfiIeeatten nur im jungen 3uftQnbe gute Srutter krautet, toerben ober be0 bitteren ®ef(^ma(fu^ n^egen, ber t)on i^rem ®e^alte an Cumarin ^errü^rt, unt)ermengt vom a3iet| nic^t gern gefrejjen. 9Beitau6 am ftärKften rieij^t unter atten :^onigkleearten, befonber0 in getrocfmetem S^ftanbe, ber au0 Slorbafrika ftammenbe 93i[am^ontgkIee (Melilotus coerulea) mit blöulic^en ober ^eUila ge« färbten 93Ittten, ber ^ier unb ba in 2)eutfd)lanb unb in ber (Sc^o^eig, fo namentli(^ im ^nton ®laru0, angebaut roirb. 6ein getrocknetem tmb fein gerriebenem iSraut gibt n&mlic^ bem üorgugetDeijfe im Danton <&Utcm in ber 6(^tDeig tiergefteOten iSräuterkäfe ober Sc^abgieger feine grünliche Orctrbe unb feinen eigentümlichen (Senu^ unb (Sefc^mack.

Senfeiben ftarken (Serud) befi^t auc^ ber im Drient unb in (Srie^ (j^enlanb ^eimifd^e 93ock0t|ornklee ober grie(f)if(^e0 :^eu (Trigonella foenum graecum), ba0 ebenfalte gur :5^fteUung von iSrduterkäfe bieni SHefer einfS^rige, 30—50 cm ^o^e Schmetterlingsblütler mit eiförmigen fßl&üttn, bloggelben SBIüten unb 8—12 cm langen, fic^elförmig qz^ krümmten, lüngsgeftreiften hülfen kommt aucf) in gang Slorbafrika bis 3^bten nrilb vox unb mirb bort toie in @übeuropa von alters^er ate aSie^futter gepftangt; auc^ in @übfrankreic^, in X^üringen unb im SSogtlanb roirb er ber Samen megen kultit)iert 2)iefe f(I)mecken ge« koc^t fc^leimig:»bitter, riechen ftark nac^ Honigklee unb ftanben bei ben Sg^tem, ®riec^en unb $lÖmem in ^o^em Slnfe^en als Slrgneimittel. ^ttnium fagt von ber ^flange: ,,2)er 93ock0^omklee ^at ate Slrgnei einen grogen 9luf. (Sr ^eigt bei bm Griechen tölis, bükeras ober aigökeras (b. f). Slinb^:" ober fßo(k»f)OTn, roeil feine (]^(f)t^ülfen toie Qöxnäfm gekrümmt finb), bei ben Slömem aber ^eigt er silicia (b. t|. ^ülfenfrüi^tler).'' 6ein B^genoffe, ber grlec^ifc^e Strgt Stoskutibes fc^eibt von i^m in feiner SlrgneimitteUe^re: „2>ie gu 9Ret|I gerriebenen &oxntn be0 SBocke^omklees (tölis) bienen ate SlrgneL 3Han legt fie oui^ in Dlioenöl unb pregt bie SHifc^ung am." Unb ber römifd^e 3tckerbauf(^riftfteUer (Solumella au0 Spanien berichtet: „^as grlec^ifc^e Qta (foenum graecum), bas bie Sanbleute siliqua (§ülfe) nennen, roirb im September gefät, menn es als ®rünfutter bienen foU, bagegen (Enbe 3anuar, roemt bie Samen geemtet merben foUen. Sommt ber Same me^r als Qierfingerbreit tmter bie Dberflö(f)e, fo ge^t er nic^t Iei(I)t auf."* Selber mürbe geröftet von bzn Wim als Speife benu^i geute noc^ toerben bie Samen im Drient, Dome^mlic^ in Slggpten, mit Slßlc^ gu^s bereitet fe^r gerne gegeffen unb foUen namentlich von ben Qaxtxns^^ bomen gur (Srtongung ber ate 3^^^^^ ^on befonberer Sc^ön^eit getten^»

28 SHe Sutterpflansen.

ben 3So^I6eIei6t^eit gebraucht toerben. 93ei une flnben fle faft nur noc^ in bet SietorgneiKunbe vmb, i^te^ 6(^Ieime5 toegen, atu^ tn ber Suc^fabrUuttion S3eru)enbung. 2)ie jungen Xriebe tperben im Drtent gerne ote too^tfc^medienbed Gemflfe gegeffen. 2)er SBocEte^otnklee, bejjen Slnbau Sotl ber Groge in ben SSerorbnimgen für bie fiatfer:' ttd^en (Bflter vom 3c^te 812 befahl, toirb ouc^ bei uns gelegentltd) ote ®rünfutter unb 5ur :^eugetDinnung angepflanzt, boä^ fc^mecfit er fo ftark, ba% er nur mit anbem Orutterpflongen Dermifc^t vom fßkf) gerne gefreffen toirb. ^o» ®tro^ ber hülfen bient bei btn Slrabem ato ^ferbefutter.

a3on btn eigentlichen Sleeorten mit breigeteUten ^Blättern (ba^er trifolium \d)on von ben alten Slömem genannt) ift ber an feud^ten @teOen SIeinafiene unb (Sriec^enlanbd öugerft häufig wad)\tnbt <Srb« beerftlee (Trifolium fragiferum) mit fleifc^roten Glitten fc^on von btn (Sriec^en tmb $ldmem als lötös besie^ung^toeife lotus ate gefc^&^te^ 95ie^futter angepflanzt roorben. <Sr ift bo» :äraut lötös, bo» bei :5omet bie Gefilbe bebeckt unb von btn gerben ber :^elben gefreffen toirb. 3)er römif(^e Siebter S5ergU (70—19 v. (it)x.) rät in feiner ©eorgifea, ber in :^esametem t^erfagten Slbtianblung über btn Sanbbau, fQr bas 95iet| Diel folc^en SIee (lotos) gu f&en, unb ber griec^tfc^e Slrgt 2)io0^ Kuribe^ um bie 9Ilitte btB 1. 3<^^^unbert0 n. dffx. unterfc^eibet auger bem toUben (Srbbeerklee (lotös), ber auc^ ber libgfc^e ^eige, n^eil et befonbers häufig in Sibgen n^ac^ft, Aber gn^ei (EUen tfoä) toerbe unb 93Iätter n^ie ber getoö^nlic^e SBiefenKIee ^abe, ben in (Sorten toad^fen:' ben ga^men lötös.

2)em (Srbbeerkiee ä^nlic^ ift ber überall auf SBiefen unb Xriften gemeine kriec^enbe ^lee (Trifolium repens) mit toeigen, fettener fleifc^farbenen SBlüten, ber auf ben äBiefen, auf toelc^en er erfc^eint, ftet0 ate ein ^tidftn von beren ®flte gilt; er toirb ^äufig auf minber gutem Soben, namentlich auf 3Qarfc^boben kultiviert tmb kann no(^ ba angebaut toerben, too ber fonft beffere rote ober SBiefenklee toegen mangeinber 2reucf)tigkeit nic^t me^r gebeizt (Sr bient toie alle anbem SIeearten teite gur (Srünfütterung, teite gur SBeibe. (Ebenfo n^erben bie cd» \tf)t gefc^ä^te grutterpflangen auf Sergtoiefen häufigen Slrten, ber Q^eigbltttige Sergklee (Trifolium montanum), ber rotbifitige Sergklee (Tr. alpestre), ber groge rotblfltige 93ergklee (Tr. rubens) unb ber purpurblütige mittlere Sergklee (Tr. medium) auc^ im Xief:»: lanb ^Sufig angebaut 2)er anf&nglic^ n^eiglü^ unb gule^t röttld^ blil^enbe Sickerklee (Tr. arvense) ift auf SQckem gtoar ein Unkraut,

2)te Sfuttetpflan^en. 29

gibt ober bafelbft nac^ ber (Smte htm tpelbenben a3le^ OMter unb eignet P(^ ouc^ auf fc^c^tem 93oben jum Slnbou, fpejiell ote 3Beibe:s furout. wiefyc in fflblic^en ®egenben loitb ber gelbliditDetgblütlge Stofen« klee (Tr. ochroleucum) angepftan}!, toä^renb ber auf feu(!^ten SBiefen imb Xriften SHitteleuropai» tpUbtoadifenbe f(^u)ebifc^e ober 93aftarb^ klee (Tr. hybridum) mit langgeftietten, runblic^en köpfen von toeigen innem unb leicht rofenroten Slonbblüten aud) bei un0 ote ein fetir guteSf ^infid)tli(^ bes 93oben0 toenig anfpruc^^DoUe^ SrutterKraut an^^ gebaut urirb. (E0 gebeizt felbft noc^ auf fo bürftigem (Brunbe, tote it|n fonft Keine anbere 3Ieeart annimmt

%biä) ber ate Sulturpflanje ber fianbroirtfc^aft au0 3tctlien ju uns gekommene, mit fc^ön purpur^» ober jleif erröten Slüten in lönglic^en JKöpfc^en gejierte Slut^ ober Inkarnatklee (Trifolium Incamatum) toirb häufig in 2)eutf(^Ianb angepflanit SHefe etnjätirige Srutterpflange, bie in Slorbfpanien, auf @arbinien unb in Slorbafrika nrilbmac^fenb angetroffen toirb, fc^ebtt in Katalonien ^uerft angepflanzt n^orben ju fein. a3on ba kam fie erft gu beginn be^ 19. 3^t^unbert0 Aber bie ^tirenöen nac^ ber fttbfran^öfifdien ^rooin} Slri^ge, n^o be (S^nboUe i^re Kultur befd)r&n6t fanb. fBOb verbreitete fie ^xd) über ba0 flbrige i^onfireic^, roar um 1830 fc^on bei (Senf in ber Gc^toeig unb brang fpöter oud^ nac^ 2)eutf erlaub üor, too fie toegen i^rer SSorgflge balb giemtic^e SIerbreitung fanb.

Slber ber in Seutfc^Ianb, toie htm übrigen (Suropa unb ber gangen SuttuHDett ate uiüc^gfte grutterpflange ilber^aupt angebaute Klee, ber Klee f(^e<^in, ift ber rote ober SBiefenKlee (Trifolium pratense) mit meift purpurroten SBUiten, ber bei und überall auf SSiefen cd» 9IIerkmaI befonberer (Süte nrtlbmac^fenb angetroffen toirb. (^ toirb allgemein auf ackern, teite für fic^, teite im (Semenge (befonbers mit Ximot^grae, Fhleum pratense) kultit)iert vxib ift auf fc^toerem, tief^ grttnbigem SBoben bca t)orteUt|aftefte J^erkraut in Slorbeuropa, bleibt ober nur einige 3^^e ergiebig tmb barf erft nad) längerer ^aufe auf bemfelben treibe nrteber gepflangt toerben, toeU folc^e Or^er an bm für bm Sitz erforberlic^en Slä^rftoffen erfc^öpft toerben, bie fogenannte Kleemübigkeit geigen.

SHefen äBiefenblee \i(A bos^ SUtertum nic^t angebaut (^toig roar er fc^on gu (Snbe bed 9nittelalter0 in Spanien eine gefc^fi^te grutter:» pfkmge, aber feine Kultur tourbe erft um bie 3Qitte be^ 16. Z^'^'' ^unbert0 burc^ bie ccm Spanien oertriebenen ^roteftanten in 3QitteI^ europa eingeführt Suerft lagt fic^ fein Slnbau gegen bie SHitte bz»

30 IDie Sfutterpflanaen.

16. 3a^^^unberte in grlanbem naditoeifen, von tDO i^n Me (Snglönber im 3ci^te 1633 butd) ben (Sinflug be0 bamoligen Sotbkan^Ierd 993efton, ©taf t)on ?portlanb, erretten. Hm 1566 flnben voit ben roten Äopf^ Klee in ^anktüä) unb 93elgten ote grutterpfUmse angebaut 3^ ^^^ Orolge kam er bann ryox bem toeigen 3Iee, n^ie auc^ ber (Sfparfette unb fiujeme auc^ in Seutfc^lanb auf. Unb gtoar n^ar e0 guerft bie fiurpfalg, Q)o er burc^ unter htm @d^u^e be^ Surfürften angefiebelte fpanifc^e Slefugianten eingefütirt tpurbe. a3on ba au0 eroberte er Jjid) bcib ganj 2)eutfc^Ianb. Später begann man in ben 1760 er Zofyctn 5uerft in @ttbbeutfcf)lanb bie Sleekultur gu uerbeffem unb getoann ba^ mit bebeutenb me^r Srutter, fo bag man ben SSie^ftanb gu Dergrögem t)ermo(^te. Sluc^ führte man jur Schonung ber unnötig vom ^k\) niebergetretenen ^^eeacfier bie StaUfütterung ein, bei toelc^er gleic^^ geitig bie Sluffic^t, roie fie ber SBeibgang erforberte, megfieL 2)ur(^ bie günftigen (Srfolge angeregt, führte ber ©ut^^befi^er 3o^ann <£t|riftian Sc^ubart (1734—1786), ber bca neue Selbfgftem in Sarmftabt kernten gelernt ^atte, mit biefem bie Kultur Don iSopfklee, Stunkelrüben unb Äartoffeln auf feinen ©ütem bei 3ei^ in Slorbbeutfc^lanb ein. ©eit 1781 roirkte er auc^ fc^riftfteUerifc^ für bie roeitere 93erbreitung be0 ^eebaued, mie für bie übrigen Sleuerungen, bie in ber Srolge gtemlic^ raf(^ in X^üringen unb @ac^fen (Eingang fanben. grür feine gtoeifel« l05 grogen SSerbienfte rourbe bann @c^ubart 1784 ate (Sbler Qon Slzt^ felb geabelt 3)ur(f) falfc^e Slntoenbung gelangte feine Se^re Dorüber^^ ge^enb in 3Qigftrebit, bid fic^ SUbrec^t X^aer i^rer annahm. Sluf bie in (Englanb mit biefer neuen iSultur gexDonnenen günftigen (Erfahrungen ^intoeifenb, Dermo^te er in roeiten Greifen ba» erfc^ütterte S3ertrauen in ben ^eebau mieber gu befeftigen. 6o fanb biefer von 1848 an f(f)nett allgemeine 93erbreitung. <Sr betoä^rte fic^ befonber^ in folcf)en ©egenben, in benen bie ßultur ber fiugeme uerfagte. !s>tiüz ift ber :^ee^anbel am ftärkften in 2)eutf(^lanb, unb gtoar in 6d)leften, bann in Steiermark unb Sübfrankreic^; biefe Sünber t)erforgen alle übrigen mit ftleefamen. SBegen ber geringen SBiberftanb«fäi^igkeit feiner Slee^ arten t^ermag Slorbamerika bamit bei um; keinen SQarkt gu geminnen. Sluc^ in Sage unb ©efcf)i(^te fpielt ber ^ee eine gemiffe 3lolle. ©0 t)at man früher merblätterigem Älee allfeitig munberbare ^aubtt^ kraft jugef(^rieben. 3)em 2finber foltte ©lücfc unb geil bringen, noc^ me^r aber bemjenigen, btm unbetougt folc^es^ von femanb gu« gefteckt tmtrbe. 9Iod) ^eute glaubt ba0 SSolk in ©riec^enlanb, bag ein t)ierbtätterige» aieeblatt 6c^ä%e ^eben unb bie gefö^rli(^jlen arank:^

S)ie tJfuttetpflanaen. 81

fetten feilen Könne. 93efonbete SSertfc^ä^ng cd» @penber flbematfit^ fieser ^Stufte genog e^ namentlich au(^ in (Snglanb, noc^ me^t ober bo« Diel feltenete fiebenblätterige ^^eeblott 2)a0 2)reiblatt be0 toeig« blutigen Kriec^enben Slee^ (Trifolium repens), nad) anbttn mo1)l richtiger be0 :^afenlilee0 ober gemeinen 6auetKIee0 (Oxalis acetosella) i{t bet von bm 2)i(^tem englifc^er S^nge oft befimgene shamrock, bo« 9lationQl5ei4)en ber 3tUtnber, ho» fie }ut ^^te i^te0 (Sd)u^eiligen @t ^atrial (Patricius) tragen.

a&nbliä) wirb auc^ ber auf fanbigen fitckem ate Unkraut roac^fenbe Slckerfpörgel (Spergula arvensis) mit Kleinen, toeigen SBtüten, beren (Stiele fi(^ mu^ btm aSerblfi^en ^erabfc^lagen, ate audgejeic^nete^, x^iößd) 9Dil(^ liefembed SBeibeKrout angepflanst 3^ ^^ Kultur ift bie $fUm}e gegenüber ben SEBilblingen gebliebenen 95ertDanbten Diel gröger tmb faftiger unb toirb be^^alb ab @parK (S. maxima) Don jenen unterfc^ieben. 6ie gebeizt noä) xidft gut in 6anbgegenben, roo Klee unb ®ra0 nur Kflmmerli^ fortKommen, tmb gibt für Sommer mib :&erbft trefflid^e^ frifc^ed (Srflnfutter. Sluc^ bient bie ^flan^e jur <&rttnbflngung; bie ^urücKbleibenben SparKmur^eln Derbeffem btn^obtn bebeutenb, fo bag er mit ber 3^U auc^ für onfpruc^^Dollere Srutter» Kröuter uermenbet merben Kann.

9leuerbing0 toerben ccaä^ Derfc^iebene raf(^ tooc^fenbe (Betreibe^ arten 3ur GrflnfOtterung gepflanjt @o liefert uielfoc^ (Brilnroggen unb ®ränbiu!^rDeijen um Stnfang SHai ba» erfte grüne ^tter fOr ba0 99ie^. Sin beren 6telle treten fpöter ®rüngerfte, (Srftnroeijen unb namentlich (bx&nmcA», toelc^ le^terer für märmere (Segenben toeitau^ ba0 oudgiebigfte Orutter ift 2rür trockene tmb gugleic^ toarme (Bebiete [inb oiu^ bie Kleine Solben^irfe ober ber grennic^ (Setaria viridis), befonbere bie 93arietöt tnit orangegelben Körnern in Ungarn mohar genannt unb bie toe^rlofe Srefpe ßromus inermis) wn fe^r groger 93ebeutung.

XX.

Die ga[erpflan3en.

(Sint btt älteften ^anbfertigkeiten be^ SKenfc^en ift ba» ^kd)tm, bem fpäter ba» Spinnen unb SBeben folgte. 2)a3u benu^e er bie t)erfc^{ebenften i^m bekannten unb zugänglichen Srctferftoffe bes ^flanjen:» reid^9, fo por ollem ben gefc^meibigen SBaft mancher SBöume, befonber^ ber fiinbe, unb bie j&^en Stengel bet SBinfen, fpäter cmd) bie in ber nörblic^en ^flanjenregion ^eimifc^e, toafferreic^en Untergrunb liebenbe SorbxDeibe.

Site frü^efte kultiDierte ^ferpflanje tritt und in (Europa ber fc^malblätterige Sein (Linum angustifolium) entgegen, ber in nic^t 3U fexu^ten (Begenben ber SHittelmeerlänber pon ben fianaren b\a Serien unb bem ^ukafu^ ^eimifc^ ift unb auf fterilem SBoben überall XDilb::: roac^fenb angetroffen toirb. 3nt (Segenfo^ ju unferem Sulturlein ift er nic^t einjährig, fonbem ou^bauemb unb treibt ftatt einem mehrere Stengel mit fc^mäleren ^Blättern unb kleineren, an ber Spille kaum gekerbten Samen. Site füblic^e, roärmeliebenbe ^flonje ift er nic^t im:! ftanbe, bie fe^igen SBinter ber öftlic^en Sc^toei}, roo er jur jüngften Steinzeit in Sloben^aufen unb anberen ^fa^lbaunieberlaffungen in jiemlic^er SHenge angepflanjt unb perarbeitet rourbe, ju ertragen. (&9 mug alfo ba» Slima ^ier Por 4000—5000 Zoi)itn ein n^ärmeres ate ^eute gen)efen fein. Stu0 bem Silben gelangte biefe (Befpinftpflanje mit ben fie begleitenben Unkräutern, roie bem kretifc^en Seinkraut (Silene cretica), ba» ^eute noc^ ja^lreic^ in btn fieinf eibern ^tctliend u)uc^ert, ju i^nen unb rourbe Pon i^nen auf i^ren ^a&felbem am gebaut, um baraud (Barn für bie Slnfertigung Pon Schnüren, Srifc^^ mi^n, SHatten unb jum SBeben pon meift groben Stoffen, bie jeben:« falte ate Unterkleibung unter ben für gecoö^nlic^ getragenen ^el^en getragen tpurben, ^erjuftellen. 2)iefe Stoffe, bie fie auf äugerft primi^« tipen ^ängenben SBebftü^len mit (Becoic^ten om gebranntem Xon jum

3)t( ^aittp^amm.

3S

Stengen bei; 3^^ ^eißettten, oet^ben fie beteUs mit oeifc^iebenen

einfot^en geometrifdien tauten gu tieijieten, lot, blau unb gelb tu fäcben unb fogat ft^on mit allerlei primitioen 6ti(bere{en gu ft^mAdten.

SHe nötbltt^fte neolittitft^e Station S)eutf(^ (anbe, mo er gefunben onube, i^ Sitiuffenrieb im fOblldien äßürttembeig. (£0 mi^ ja fein, ba^ bet ^laöfsbau bamal« fc^on etmos veitei not^ Stoxben gu in @fU>beutf(^Ianb Ded)ieitet mar, über nadi 3toibbeiü[c^lanb ober gar bem nörb^ litten (Europa kann ex unmöglich oorgebrungen geroefen fein, ba biefe füblU^e ^^att^t bie SBinter biefer Sänber buid)aue nii^ ausju^oUen oer'^ mödite.

Slus ber Alteren SBronj^eit ftnb no(^ nir» genbs in Suropa Jlrunbe oon tJrla^s gemad)t toorben. (Erft aus ber jüngeren Sronjtejeit Hub in ©änemorfe Kefte eine« feinen fiinnenftoffca jutage getreten, morau» freiließ no(^ nlt^t ge» f4)loffen roeriiett bacf, bog bet (]fla(^s bamal« bereite bort gebaut nmi^e, ba bei ben regen Sanbetobegie^ungen jener 3^ für bas Seinen bie SUfiglic^beit bee Importes oorliegt Sluger« bem niiffen mit, bog alle aus jener 3ett auf uns

gekommenen ©eroeberefte am SBoUe befielen, au» bet oerfertigte Slcüier

bamols im Sftotben ouefi^iegli^ getragen tmirben. SHe erften Se=>

toeife ber tlrlat^kiUtur auf norbbeutfc^em ^ben

pammen aus ber älteren (Elfenjeit SPIan fanb

nOmUi^ in ber Sar^of^ö^le eine ^rt grob^

gefi^rotene«, aus äßeigen unb ^Irfe bereitetes

SBrot, bem, ä^ic^ toie beim Srot ber [t^meige^

tlf(^en 5Pfa^Ibauem, tcUmeifc Seinfomcn au=

gefettt toar. SBelt^er 91tt bet grlai^» angehörte,

lägt fi(^ adetbings in biefem ^aiit nictjt ent'

fdieiben. 3tn flamift^en Surgmall oon ^opp^

f(^ bei t!rteiftabt in Si^lefien ^ot [ic^ eben^

fiüls tlrlot^famen, ber oermutltd) jur Sla^rung

bient^ gefunben, unb jvar fc^eint ^ier nai^ $Bu(d)an, fomett ein Urteil

aus ben Samen aUrin möglid) i^, rine Obetgangsform gmifc^en bem

SUb 68. «efcon^fc- tion bts aufttäfttn

!Pfaf)U>auiDtb^E)l9. ÜSit unten buid] tint 6(Dnut guTammengefial' tenen ^ttttl mnbtn bur^l ^tmU)tt aus gc brannttnt Xon a^tAt. 2>er SlnlAIagf oben otib Dtnntttcip be» SBebef

Robee eingctTogtn.

Silb SS. Qkobn fleinoiftoff au« bem neollt^tfdien ^fa^l« bau von Äobcn^aufen.

84

ÜHe gaferpflanaen.

me^tjä^rlgcn, fc^malbtötterlgen fiein ber ^fa^lbaujett unb bem erft fpöter nac^ (Suropa gekommenen, ^eute noc^ bei un0 ftulttoierten fiein 3U fein.

Knfet Sulturlein (Linum usitatissimum) ^ot feine geimat im meftlic^en ^etfien unb in ©übfamfiafien, mo bie ©tommpftonje auf tro&enen ^üfleln manc^ienorte noc^ roilb angetroffen mirb. Sie ift eine bis 60 cm ^oc^ merbenbe einjährige W^^i^ ^^ tm ©egenfafe

}um f^malblätterigen fiein nur einem Stengel, breiteren ©lättem unb größeren, an ber ©pifee qc^ kerbten 6amen, bie rafc^er reifen (ÜB biejenigen ber fc^malb{ätte^ rigen roilben Slrt unh ben SSor^^ 3ug ^aben, nic^t au^geftreut gu merben rote bort, fonbem in ben ©amenkapfeln geemtet toer^ bm 5U können, bie bei biefer Slrt meift nic^t me^r auffpringen- 2)iefe ©amen bienten ben fiein^ bau treibenben SSöIkem ber SSorjeit ate roUIfiommene fett« reiche STa^rung unb mürbe Don i^nen gerne gegeffen unb ol^ Xotenfpeife auc^ bm aJerftorbenen mitgegeben. 2)er Sulturlein bc^ fi^ fc^öne blaue SUiten, bie nur einen Xag, unb jmar nur pormittage blähen. (Sin folc^

S3Ub 60. 3bol ((ßö^enbilb) au0 gebrann« tem Zon vom neoUt^if^en ^fa^lbau von fiatba^ in ^rain mit einem ^embartigen, mit gemufterten SBierecken Dersierten (St* manb. a SBorber«, b Seitenanfi^t.

blü^enbee fieinfelb bietet einen ^übfc^en Slnblick bar, ber bie fagen^afte ^Begebenheit einigermaßen glaubtofirbig erfc^einen lägt, bie uns ber fränkifc^e (Befc^ic^tfc^reiber ^ulu0 2)iaconu0 in feiner älteren, b. f). ooritalifc^en ®efc^ic^te ber fiangobarben erjäp, monac^ bie von ben fiangobarben befiegten &e« nder auf i^rer Srhic^it ein blü^enbee fieinfelb für einen See gehalten Ratten, in ben fie fic^ ^ineinftürjten, ate ob fle fc^coimmen rooltten. @o feien fie pon ben oerfolgenben Siegern ereitt unb niebergenutc^t roorben. 9lur in Slmerika, roo^in ber grlac^e balb nac^ ber (£nU beckung biefes neuen Sißeltteite gebracht rourbe, jie^t man auger ber blau blü^enben auc^ eine roeig blfl^enbe Slbart Z^^^ ^fel enthalt

3)le gafetpflangen. 35

ie^n längliche, flac^ jufammengebtfldite, hellbrauner glänjenbe Samen, bie in i^ren äugeren S^Uenfc^tc^ten ein im SSSaffet ftatk aufqueUenbe^, fc^Ieim^attiges (Betoebe enthalten, n^ed^olb man fie jerma^len unb ge^ flocht 3U breiigen Umfc^lagen unb i^ren 6c^Ieim auc^ innerti^) ate ein^üUenbe$ SKittel oertDenbet

@c^on fe^r frü^, nämlic^ im 5. 3^^i^^ufenb v. (l\)x. mug ber Sein in IBob^Ionien gepflanst XDorben fein; benn man t)at 6puren von i^m bereite in oltc^alböifc^en (Sräbem ber oorbob^Ionifdien 3^t ent^ becbt Sßie er bei ben Sab^Ioniern ^ieg, ift bid je^ ni(f)t bekannt gen^orben. 6ein 9lame bflrfte ober ä^nlid) u)ie im :^ebräif(f)en pischta gelautet ^oben. 3^ Sanekrit ()ieg er nac^ bem um 500 v. (£^r. tier^ fogten Ayur Veda 6itöruta6 akasa, im SUtaggptifc^en mähi, bei ben (Briei^en linon unb von biejfen entlehnt bei ben Stömem linum. 3^ %9pten tritt er um^ ote Sulturpflanje f(f)on gu (Snbe be$ 4. vou dftV^lxd)tn 3ö^ttaufenb« entgegen. 3" einem S^^Ö^I &^t ©tufem p^omibe von 2)af4)ur, bie bolb na^) 3000 v. Oft. gebaut u)urbe, fanben fic^ Saftfafem unb Samenkapfeln, bie Unger ate pom ein« jö^tigen ^ulturlein ftammenb beftimmte. Slber erft ein Zoi)Ttau\mb [päter, beim JBeginn be« mittleren Sleidie«, jur 3cit ^^^ H- S^naftie (2160—2000 V. (ii)x.\ ^atte feine Sultur in Slggpten eine bebeutenbere (Sntmiddung erlangt unb finbet man infolgebeffen ou^) jiemli^) ^äufig in (Br&bem fieinfamen unter ben Xotenfpeifen. @o fanb SQariette in einem 1881 geöffneten ©robe ber 12. 3)gnaftle (2000—1788 v. (£^r.) in Sieben üortrefflid) erhaltene Sapfeln üon fieinfamen, bie nöttig ber ^ettte noc^ in Slgppten unb Slbeffinien gepflangten Slrt entfpredien.

(Brft im mittleren Sleic^ (2160—1788 v. (£t)r.) begann bie in ber Srolge für bie %^ter fo u)i(f)tige fieinente4)nik in Slufna^me 3U kommen, nadibem ber Sein porfjer lange üorgugdtoeife nur feiner na^r^aften, fetten Samen roegen fcultiüiert toorben roor, roätirenb bie Slenfc^en fid^ nod) in SSSoUenftoff füeibeten. S3on ba an rourbe für ben Stggpter bad limtene Gecoanb ber (Begenftanb feines Stoljed unb ber $tu05ei(^ng bm „Sarbaren" gegenüber. SIber ni(f)t blog bie 2€btxibtn trugen e0, unb jcDar in um fo feinerer Qualität, je oor« ne^mer fle rooren, fonbem auc^ bie Xoten tourben bei ber (Sinbalfamie« nmg in fieincoanbbinben getoi^elt, na4)bem nod) im alten 9lei(^e jur 3ett ber ffirbauer ber großen ?Pi)ramiben von ©ifet), von ber 3. bis 6. 3)gna|lle (2980—2475 v. C^r.) lefeteren, bie überhaupt au^) no^) ni^jt mumif^iert omrben, att^fc^Uegli^) S^obe 993oUengecDänber in bie (Sruft mitgegeben toorben maren. S5om mittleren Sleic^e (2160—1788 v. (0)1.)

38 3)le gfaferpflonscn.

(Elemente einfc^miegen. 2)ie perfc^lebenen bobei 3tit Slncoenbung ge^ langenben Srorben toaren, toie um ptniud berichtet, nlc^t aufgemalt, fonbcm bte 3^0^ tourben in oerfc^icbene Seffel mit Sratbftofflöfungen getaucht unb bcnnoö) fc^Iiepc^ t^erfc^iebenfarbig unb fc^öngemuftert ^erait^gegogen. Z^ einem (Stabe ju ^eni ^^affon fe^en toit ben (Sigen^ tümer bie fiättfle ber fertigen Seintoanb ausmeffen; babei fte^t ein Schreiber, bet bie 3cti)I bet fertig perpaditen SBoUen au^migt

91u0 fieintoanb huma tDurbe vox allem ber über btn igüften mit einem (Sürtel ^ufammenge^oltene, bi^ an bie Snie ober Snöc^el rei- 4)enbe fieibrocfi sten, baneben melfa^) aud) ba^ flberfileib hbos ^er^^ geftelli ^erobot fagt tion ben Stggptem: „9UIe Stggpter tragen eine (Beu)anbung au0 Seinen, bie immer frif^) geroafc^en ift, roa^ i^nen bie grögte 3lngelegent)eit ifi 2)ie Getoanbung ber ^riefter ift nur von Seinen, bie ©anbalen nur von byblos (?papgru0); eine anbere ftleibung unb anbere ©efc^u^ung bürfen fie ni(f)t tragen. JS^i Slnjug finb leinene Slö&e, an bm ©einen mit 2rtan}en befefet darüber tragen fie roeige, tDoUene Dberkleiber. deiner jeboc^ ge^t mit tooUenem Stnsug in ben Xempel, noc^ toirb einer bamit begraben, unb ba» ftimmt mit bem fo^^ genannten arp^gfc^en (einem ög^ptifc^en) unb mit bem pgt^agor&ifc^en ®e^eimbienft ttberein." llnget)euer roar auc^ ber fSktbiauö) an fiein- toanb fUr bie (Sin^üIIung ber SHumten in bie oft Aber 400 m langen Sinben. 2)arüber fagt igerobot: „. . . ^ü&bann ma]d)m fie bie Xoten unb umtpidieln bm ganjen £eib mit Sänbem, bie aus Seinenjeug unb byssos (feinfte fieintoanb) gef(f)nitten finb; fie ftreic^en auö) (ara::: bifc^en) (Summi barunter, beffen fic^ überhaupt bie Sflg^pter ftatt bes fieime« bebienen.''

Sluger geu)ö^nli(^en Stoffen ju Kleibern tourben ouc^ namentlicti für bm (Ssport kunftooU getoirkte, mit (Bolbfäben burc^jogene, bunte ©etoänber in SBeig, Slot, (Selb, ©rün, »lau unb ©c^toarj, oft mit ben f4)önften SHuftem angefertigt Slber aud) ^atetüc^er unb SHäntel, Xeppic^e, 3)e&en, ^anjer, STefee, 3^tte, Xaue unb ©egel tourben au6 Srlat^d ^ergeftelli @o berichtet berfelbe igerobot, ba^ bie Slggpter ju ber getoaltigen Schiffbrücke, bie ber ^ßerferkönig Xerje«, ber feinem Später 2)areiod ^gftafpi^ 485 v. <i\)x. gefolgt toar unb mit einem fianb^ t)eer oon einer SHiUion SKann unb einer 2rlotte oon 1200 Schiffen im 3a^re 482 aufbrach, um (Briec^enlanb ju unterjochen, über ben ^elle^^^ pont bauen ließ, bie Xaue au6 5Bgblo5 (?papgru5) unb 2rlac^« liefern mugten.

S3on ber Srein^eit be^ in Stggpten erjeugten grlac^fe^ toeig auc^

3)le flfaferpflansen. 89

no(^ piniu0 ju bettelten, bet in feinet STaturgefc^ic^te fc^teibt: «2)er grlo^B bet %gptet ^at ^toar bie geringfte 6tötke, bringt i^nen ober einen gtogen (Ben)inn. ®$ gibt bort Pier Sorten: ben tanifc^en, pz^ luftfc^, butifc^en unb tent^ritifc^en; eine jebe fü^rt bm Flamen von ber fionbfc^oft, in ber fie mä^^t"

@(^on 2ur 3^^ be^ Sln^^jug^ ber Z^^ oxis^ Slggpten (um 1280 x>. (£^1.) mug es im STUtal au^gebe^nte Srlcrc^^fmlturen gegeben ^oben, um bm grogen Sebarf an Sinnengecoänbem für ben eigenen SSebarf unb bm bamote fc^on fe^r au^gebe^nten (^port nac^ Serien, ^ein^ a|ten unb bie fiänber am Stgäifc^en Slleere ju beftreiten. 2)e0^alb mug eine Qrlac^dmigemte bomote in Slggpten einen grogen SSerluft in 0oIk0tPtrtfc^aftli(^er Sesie^ung bebeutet ^aben; benn fonft ^Stte man eine foU^e SKigemte nic^ unter bie fieben plagen gerechnet, bie pon 3a^pe, bmx ®ott ber 3ut)en, burc^ 9Qofe Aber bie älggpter per^ängt tpurben, ba ber $^arao fie nic^t au0 feinem fianbe jie^en lieg. „Unb ber i0^xt Heg ^agel regnen Aber Sleggptenlanb, fo graufam roie bes« gleichen bort noc^ nie beobachtet toorben mar, feit fieute barin roo^nen. Unb ber ^agel fc^lug in Sleggptenlanb alle^, roa^ auf bem Srelbe roar, beibes SKenfc^en unb fßkf), unb fcQlug alle^ Sraut auf bem Srelbe unb jerbrac^ alle Söume auf bem Srelbe. 9Ufo roarb gefc^lagen ber Srlac^d unb bie (Serfte; benn bie (Berfte ^atte Schöffe getrieben unb ber Ortoc^d Snoten geroonnen. Slber SBei^en unb Sloggen marb nic^t gefc^tagen; bemt e^ roar fpate^ (Setreibe.'' 2. SHofe 9, 23 u. f.

Zn ^aläftina mürbe bereite grlctc^^ angebaut ato bie Z^^^ ^on bi^fem 2anbt SBefi^ nahmen. SBir erfahren bie0 au6 bem Umftanbe, bag bie Sunbfc^after, roelc^e 3ofua au0fanbte, auf bem 2)ac^e eine^ §aufe0 unter gr^c^^ftengeln perborgen gehalten mürben, bie ^ier offen« bor 3um Slöften an ber Sonne ausgebreitet lagen. 2)ie S3enpenbung be0 Orlctc^f^d nmg bei bm alten 3uben eine rec^t Pielfac^e gemefen fein; fo finben mir i^n ju Schnüren, Saiten, fiampenboc^ten, (Sfirteln, mie 5U bm perfc^iebenartigften Sleibungdftücfien permenbet Sreine linnene ®em&nber maren i^ren ^rieftem, mie benfenigen älg^ptens, bmm fie biefen SBrauc^ entlehnten, bei ber $lu6Übung i^res Slmtes ate Xrac^t porgefc^rieben. (Srobe (Bemönber an» ungeröftetem grlac^s bilbeten hingegen bie SBefileibung ber örmeren SSolfisfilaffen. ^itt fc^einen mie anbermorts befonbere bie grtauen fic^ mit ber ^Bearbeitung bes 2rla(^fe0 abgegeben ju ^aben. Sluc^ in ganj SSorberafien, fpejieU SSab^lonien mug nac^ bem um 25 n. d^x. geftorbenen grie(i[)if(^en (Seograpl^en Strabon feit ben olteften ^ütm eine fe^r rege ^ladf»^

40 2)ie Saf^tpflanjen.

inbuftrie beftonben ffobtn. (Er bejeic^net inebefonbere bie @tabt SBot:' fippa (einft am (Sup^tot gelegener Stabttetl fBob^lonsf) cd» ein groges ^nbuftriesentrum für Seinen, bas^ bort jebenfoUd fabrikmäßig ^er^^ geftellt rourbe. 2)erfelbe Slutor fagt von bm Sabgtoniem, bag fie einen leinenen, b\» ju bm Srflgen ge^enben ^oik, unb barflber einen tDoUenen tragen. Sluc^ pon btn 3nbiem fagt er, fie tragen blumige fieinenfeleiber. ©c^on lange Dor ©trabon tougte §erobot (484—424 p. (Si)t,) Pon ben Stff^rem ju berichten: „2)ie Slffgrier, roel^e ftrom^ abroärtd Sßaren nac^ ^ab^lon bringen, tragen einen leinenen Stock, ber bi£( 3U ben grfl&en reicht," unb an einer anbem ©teile: „2)ie Slffgrier, toelc^e im igeere bes Xttits^ (482 v. (!^^r.) bienten, trugen leinene ^anjer."*

©ol4)e leinene ^anjer muffen in gan} SBeftafien bi$ ®riec^enlanb fc^on lange getragen roorben fein; benn bereits in ber 3^^^^ toerben fie al0 linothörex bei einigen auf feiten ber Xroer ftömpfenben filein^ afiatif4)en Sunbesgenoffen enDo^ni Sluc^ fonft ift ber ^omertfc^en Sßelt Sinnen bekannt, aber gunä^tft roo^l nur ote fremblänbifc^e 3^^ portroare. @o lägt in ber Z^^^^ Sl4)illeu9 feinem i^m nac^ Xrofa bt^ gleitenben (Ersie^er ^^oinif ein toeic^es IBett jurec^t machen, bem cd» 2)ecfie Schaffelle unb jarte Seinmanb bienten, unb in ber Dbgffee be^ reiten bie ^^äaken bem Dbgffeue ein Säger au£^ leinenen 2)ecken. Slber ber (Sebrauc^ Pon linnener (Seroanbung roar bei btn älteften Griechen buxöjaus^ nic^t gebräuchlich- 9Qit biefer äg^ptifc^^orberafia^^ tif4)en ©itte fc^einen fie erft burc^ bie folc^e Sißare auf i^ren ©(Riffen feil^ bietenben p^önikifc^en Saufleute bekannt gemacht toorben ju fein. ^mn bie bei i^nen übliche Sejeu^nung chttön für bca fpäter unter bem eigentlichen bleibe au0 ©c^afmolle getragene leinene ärmellofe Unterkleib entftammt offenkunbig bem p^önikifc^en SBorte Mtonet für Seinn^anb.

SHe älteften Griechen trugen coie alle übrigen arifc^en ©tämme urfprünglic^ nur toollene Gecoanbung, bie bei i^nen bie ältere Srell« kleibung abgelöft ^atte. Suerft tourbe nur bas ^m\b au0 SBoUe an« gefertigt unb barüber trug man noc^ einen Srellübermurf. 2)ann tourbe auc^ legerer burc^ einen Sißollmantel erfe^ ©olc^ermagen toaren auc^ bie Griechen ber älteren 3^it gekleibet, bis fie burc^ bie SSermittlung ber ^\)6^ nikier ein kurges, ärmellofes, leinenes llntergetoanb unter i^rem mollenen Dbergeroanb ju tragen begannen. Suerft Ratten bie 3onier in Slfien ba» lange ^erabfliegenbe Sleib aus Seinroanb Pon i^ren reichen ^a^^ barn in Morien angenommen, unb pon i^nen ging bann biefe Xrac^t

3)lc 8föferpflaii5cn. 41

2U ben blutepenoonbten, frU^ bie morgenlSnbtfc^e S^^Utf^on bet fic^ oufnet^menben Slt^enem über. (Erft gegen bte 3^^ be^ petoponnePfc^en ^tiege$, ber von 421—404 v. dl^i. toS^tte, kam, tote ber jettgenöffifc^e (Befc^U^tfc^teibet Z^nkgbibc» (470—402 v. Q)x.) beri(f)tet, auc^ bei ben Slt^enem ba» ottgriec^ifc^e tooUene Untergetoanb toieber ju (S^ten. <Er fagt: 9Iur unter ben reicheren bürgern Ratten bie älteren, am i^ex^ gebrachten ^öngenben fieute btn t^nen liebgecoorbenen fiu£U0 linnener XInterkletber nic^t aufgeben tooUen. @eitbem trugen nur bie Srrauen noc^ linnene Stoffe, beren feinere @orten ate S^ffo^ au0 bem SHorgen« lonbe eingeführt rourben.

6c^on in bm ^omerifc^en (Spen roerben, permutlic^ noc^ ayx»^ fc^ieglic^ auf btm ^^anbetocoege au0 ^^önikien ober Slggpten eim geführte, linnene (Scw&nbtt erroä^nt. 2)ie othöne roenigftem», ein feinem linnener grrauenkleib pon roeiger Orarbe, roar, roie ber STame unb ber 3ufammen^ang ber Stellen, in benen fie erfc^eint, le^rt, ein (Srjeugni? rDejiafiotifc^er, nic^ griec^ifc^er Sunftfertigkeit SHe auc^ fonft mit femitifc^^p^rggifc^em fiu£U£^ umgebene Königin ^üma, bie eben ein (ßeroonb gecoebt ^at, boppelt unb purpurn, in roelc^em bie kämpfe ber Xroer unb ber Slc^äer ju fc^auen toaren, eilt nac^ bem 2)i(^ter in bie toeige othöne ge^ttUt au0 bem Gemache. Sluf bem runben $runkfc^e bt» Slc^UIeu0 fa^ man tanjenbe 3flng(inge in (S^^itone gekleibet, mö^renb bie ^^^fifi^^u^n ^tt ber garten othöne angetan toaren. Z^ ^^^ 993unberfc^{offe ber $^äaken fi^en bie SHägbe roebenb tmb bie (Spinbd gleich ben im 993inbe becoegten ^{ättem ber S^tt^ poppel bre^enb; auc^ fie finb in bie pon Salböl triefenbe othöne ge« kleibet, bie ate bic^tgeroebt unb mit Srranfen, einer fpejififc^ toeftafiatifc^^s bab^lonifc^en (Srfinbung, oerfe^en ^eroorge^oben roirb. ®benfo ift ba0 bereite ertD&^nte fiager, ba0 bie ^^äaken bem Db^ffeue auf bem Sc^ffe bereiten [unb mit bem fie i^n and fianb tragen, ftatt toie fonft mit ^eljen unb SßoUftoffen mit jartem Sinnen bebeckt Sluc^ bie ate roeig ^eroorge^obenen Segel ber ^omerifc^en Schiffe muffen aus fieintoanb beftanben ^aben; nur ba» Xaucoerk unb bie Stiemen, in btnm bie Sluber fic^ betoegten, roaren aus Slinbd^aut ^ergeftellt 3n ber Dbgffee, bem jüngeren ^omerifc^en ©ebic^t, tolrb ein Sc^iff^feil au0 byblos (^apgrus) ermö^nt, bae toie bie linnenen ®eaiebe auf bem Slkge bes Xoufd^oerke^rd aus älg^pten einge^anbelt rourbe.

Aber ben ^ribau ber fieinpflanje felbft auf griec^ifc^em SBoben Hegen am älterer S^t keine beftimmten S^Ö^iff^ ^^r. 3)er im 8. vox^ (^fUic^en 3<^^unbert lebenbe grie4)if(^e SHc^ter ^efiob ermö^nt

42 2)le gaferpflansen.

nirgenb0 in feinen ®ebic^ten btn ^lat^». 2)agegen ertoä^nt ber um bte SHitte bes 7. porc^rtftlic^en 3^^t^unberte lebenbe griec^ifc^e fi^riker SUkmon au0 Sarbe^ in figbien fieinfamen neben SKo^n^: unb Sefant:« famen ate (SenugmitteL Site folc^es ertoo^nt i^n auc^ ber im 4. vox^ c^riftlic^en 3^t^unbert lebenbe X^eop^taft, ber ^insufOgt, ber grlcxc^d perlange ju feiner Kultur einen guten Soben. 2>ie fpäteren Sc^rift^ fteUer roie aSergU unb (S^Iumella fogen von i^m, er fouge bm SBoben ftark au», fieserer fagt in feiner Schrift Aber bcn fianbbau: „Wßo ber Sein ni4)t reic^Iic^ roäc^ft unb gut besafjlt miib, foUte man i^n nic^t fäen, ba er bw fianb fe^r au£^faugt Z^bm^oÜB perlangt er fe^r fetten, ettoa^ feuchten Soben unb toirb pon Slnfang Oktober bi0 SHitte Sejember gefftt SBill man re(f)t jarte i^&btn erjielen, fo fät man i^n auf rec^t mageren SBoben. ^axi kann bie Slu£^faat auc^ im Srebruar pome^men.'' Z^ bciUQ auf feinen Slnbau in (Briec^enlanb, ber roo^renb ber römifc^en 3^tt allgemein toar, berichtet ber (Briedie $aufania0 in feiner 8U)if4)en 160 unb 180 n. (lf)x. perfaßten Sleifebefc^reibung pon ben fBm>ot)ntm ber fianbfc^aft (EIu;, in ber bae pan^ellenifc^e :&eiligtum Pon Dlgmpia lag, bag fie je nadi ber Sefc^affen^eit bes Sobem» i^^nf ober Sein pflanjten. Z^^^\^^ ^^W ^^ ß^t« 8^ keiner 3^* in ber grtec^ifc^en lBobenn)irtfc^aft bie ^erporragenbe Stellung ein, toie in mand^en ®egenben be0 afiatifc^en kontinente, befonbere in ^erfien unb Sab^lonien, roo fic^ alle SSome^men unb bie ^riefter au0f erlieg« lic^ in Sinnengeroänber kleibeten. Unb ivoax roaren biejenigen ber lederen, gleich benen aller porberafiatlfc^en Suite, toie bie ber äggptifc^en ^riefter roeig ato Symbole ber reinen (Sottei&biener. Slac^ $^ilo p^arf ber igo^epriefter ba» bunte (btwanb ab, fobalb er bae SUler^eiligfte betrat, unb trat im roeigen fiinnen^embe por bie (Sott^eti 2)iefe afiatifc^^Sggptifc^e Sultusfitte, ber aud) bie 3uben ^ulbigten, ging bann fp&ter in dntopa auf bie ö^nlic^e Sai^ungen befolgenben ^^t^agoräer, bie Drp^iker, bie ^riefter be$ 3^^ ^^ bt» SHit^rae jur römifc^en Saifergeit unb auf alle gotteebienftlic^e Orunktionen Slusttbenben über unb erhielt fic^ ate p^eigee (£f)or^emb bi» auf bm heutigen Xag. fßon bem fianbe ber älteften 2rla(f)0kultur, Sabglonien, brang

biefe 3n^4^i^ f^^^ f^ ^^^ i^ ^^n SetPO^nem Pon Solc^is in Xrani&kaukafien por, bie fpöter bei bm Ummof)nttn einen befonberen 9luf fiir i^re audgejeic^neten fieinenftoffe erhielten. 2)iefe muffen auc^ pon befonberer (Süte geroefen fein; bznn i^erobot fagt: «^(Einsig bie Solc^ier kommen bm Slggptem glei^, roie auc^ i^re ganse fieben0p)eife unb bie Sprache Sinnlichkeit mit berjenigen ber letzteren ^at 2)ie

Die gaferpflansen. 43

fiok^ifc^e fieincDonb ttrirb von bm Hellenen fatbonifc^e genannt, bie jebo(^, müöjt von Stggpten kommt, nennt man äggptifc^e." Solc^e^ fatbontfc^e» Seinen tourbe une öggptifc^ed ptel nad) (Stiec^enlanb im« portiert unb ^iet von ben SSome^men, bie fic^ flem in foI(^ feine, teure SBate kleibeten, gekauft Sißie bei ben übrigen Slfiaten toar foI(^e$ Seinen meift bunt gefärbt unb glänjenb burc^u)irkt unb toegen i^rer ^öc^ften grein^eit ^alb burc^fic^tig, u)ie e$ von ben Sleic^en gerabe fo gefc^a^t u)urbe toie an btn oorberafiotifc^en ^öfen. (Sine fpejieUe, in Slfien too^I feit alten Bitten gebräud^Ii4)e Slncoenbung be$ Srlac^fe^ tDor bie ju linnenen ^anjem, burc^ tDeI4)e boB (Befc^og be^ Sreinbe^, iDie bie 3^^^^ ^^ SraUen* ber bekämpften Slaubtiere toenigften^ einigermaßen abgehalten u)urben. SSon btm Dom äggptifc^en Sönig Slmafid n. (570—526 o. (Si)t.) ben ©partanem unb bem Xempel ber Stt^ene ju fiinbo^ auf Sl^oboe gefc^enkten, auf ba» prac^tigfte mit Xierbilbem unb (Bolbfäben burc^u)irkten leinenen ^anjer^emb, einem SReifteriDerk ber aggptifc^en ^nftfertigkeit, toar bereite bie Siebe. @oI4ie fc^önbeftickte ^anser^emben roaren auc^ in ganj SSorberafien gefc^ft^ 6(^mu&ftucke ber SlnfU^rer, roä^renb bie gemeinen Solbaten unbeftickte trugen. @o toaren nad^ ^^erobot bie Stff^rier unb ^erfer oielfac^ mit folc^en linnenen $an3ert)emben bekleibet, unb aud^ bie aSemonnung ber p^önikifc^en unb kleinafiatifc^en Schiffe im Sriegsjug bes Xerje« (482 480 p. (£^r.) trug bie bei i^nen lanbegflblic^en linnenen ^an^er. Xtnopf)on berichtet in feiner Slnabafi?, ber ^eimke^r ber je^n- taufenb SRann griec^ifc^er Xruppen nac^ ber unglücklichen Sc^tac^t t)on Sunasa im 3<^)t^ ^00 v. (£^r., balß \oxdo\)1 bie im armenifc^en :^(^Ianbe ^aufenben (S:t)al9ber, ate auc^ bie SHoff^nöken an ber Süb^ kfifte be0 Sc^toarjen 9Ileere0 bi0 über bie Snie reic^enbe kittetartige linnene ^anjer trugen, bie jum befferen Sc^u^e gegen allfäUtge S3er« letiiungen i^re^ Xragere gepolftert roaren. .

2)urc^ ba0 ganje griec^ifc^e SUtertum toirb öfter ber linnene ^anjer erroo^ni 6o trug in ber 3^^ ni4)t nur ber ^albbarbarifc^e Slfiate 3lmp^O0, @o^n be0 SHerops, einer ber troifd[)en Sunbesgenoffen, fonbem auc^ ein Grieche, Sljaj, ber Srü^ter ber Sogen unb 6(^leui>er flatt ber Speere unb Schübe fü^renben fiokrer, roie bie C^altiber be^ Xenop^on folc^e Sinnenpanjer. Z^ ^^nt tun bie SKitte be^ 7. for^' c^riftlic^en Zofycf^nnbtttB von 2>elp^i ergangenen, fpäter berühmt ge^^^ toorbenen Drakäifpruc^ toerben bie Secoo^ner oon 3lrgO0 mit bem fie c^arokterifierenben Seicoort bie ttnnenbepanjerten belegt. 3^ ^tnem (gebiegt be0 al0 B^itgenoffe ber Sapp^o um 600 v. (lf)x. lebenben

44 ^t< Sraferpflansen.

griec^ifc^en figrikec^ SUftoio^ au0 SQ^tUene auf fie^bo^ mixb unter anbeten Sriegdcoaffen ouc^ ber fiinnenpanjet genannt, unb folc^e ^anjet fa^ ber S3erfaffer be» grlec^ifc^en Saebeker, ^oufanio^, noc^ um bie SKitte be^ 2. c^rift{U^en ^a^t^unbert^ ate fe^r alte äBei^:» gefc^enfte öfter in ben oon i^m befic^tigten Xempeln aufgehängt ^ex^ felbe Slutor berichtet, boJß aud^ in ben au0 @ölbnem fe^r perfc^iebener ^^erftunft befte^enben kart^agifc^en i^^eren ber fiinnenpanjer einen n){c^tigen SBeftanbteit i^rer SBetoaffnung au^mac^te.

konnte nun ni^t festen, ba^ oerfc^iebene au£^ Sinnen befte^^enbe ^anbeteortihel, t)ome$mIic^ Xfl4)er unb !^eiber, burc^ ben regen 6c^iff0t)erke^r ber Griechen frü^jeitig auj^ nac^ Italien ^inttbergebrac^t nmrben. 8Tac^ 2)iogene0 von fiaerte foU jur 3^tr ois^ btt von 6amo0 gebürtige griec^ifc^e ^^ilofop^ ^gt^agora^ nac^ Sroton in Unteritatien überflebelte roar im 3^^^^ 529 p. (£^r. , ba» Xragen be» ionifc^en Sinnenkleibe^ bafelbft noc^ ungebräuchlich geroefen fein, fo bag fi(^ $9t^agora5 toie alle übrigen (Sinroo^ner Jener @tabt in roeige SßoUe kleibete. 2)agegen berichtet un^ ber römifc^e (Sefc^ic^tfc^reiber fiioiu0, bag bie (Etru^ker um SSeji nac^ ber SHitte bes 5. 3^^^$unbert0 t). (Sl)t. \{d) ttnnener ^anjer^emben bebienten, ober ba^ toenigftend i^r ^önig, mmn er ju $ferb in bie @c^lac^t 50g, einen folc^en trug. ^tnn al0 S(. doxnüiw do^x^ ben Sönig Xo{umniu£^ pon fß^ in ber @c^(ac^t tötete, roei^te er beffen thorax llnteus bem Xempel be$ 3^tter feretrius auf bem Sapitol in Slom, roo i^n Saifer Sluguftu^ noc^ fa^ unb bie SBei^infc^rift lae, ato er btn genannten Xempel, ber ju per« fallen bro^te, roieber ^erftellte. Unb pon einer anberen etruiskifc^en 6tabt, Xarquinii, melbet er, bag fie gegen ba0 (Snbe bes jmeiten punifc^en firiege«, ber Pon 218—201 p. (£^r. bauerte, ßeinmanb ju 6egeln an bie bamate neu ju erbauenbe römif(^e 2rtotte beifteuerte. 2)erfelbe fiipiue berichtet pon btn tapferen, ba» ^oc^lanb be^ Stppennin^ beroo^nenben unb kulturell Pon btn (Stru^kem ftark beeinflußten ©amniten, bie in brei Äriegen (343—341, 326—304 unb 298—290 p. (S^t.) gegen bie Slömer kämpften, bi0 fie pon i^nen 290 untenporfen nmrben: „91te bie Samniten btn (Sntf4)lug gefagt Ratten, auf Xob unb Ütbtn gegen bie Slömer ju kämpfen, roarben fie 40000 SUann, um:* jäunten mitten im fiager einen ^la^ pon 200 Schritt 2)urc^meffer, bebeckten i^n mit linnenen Xüc^em unb ein alter ^riefter la0 beim Opfer caiB einem alten linnenen Suc^e por.'' <S$ ^atte alfo bie roeige fieinroanb an fic^ fc^on etroad 6akrale0, unb berfelbe Slutor bemerkt in feiner (Befc^c^te ^om» me^rmato, bag auc^ bei btn Slömem bie

^e Saferpflanaen. 45

filteften Urftunben unb SSerträge auf Seinioanb gefc^rieben feien unb in Sempe{n oufbecDo^rt tofttben.

Site bamt bie StSmer bie (Srbfc^oft bet Samniten unb ber (Med)m übernahmen, tourben auc^ bie orientalifc^en fiinnenkleiber, tDenigften^ bei ben SSome^men, bie fic^ folc^en fiu£U0 leiften konnten, @itte. Stber bte n)eit in bie Saifer^eit hinein matm folc^e nic^t (Ecseugnijfe ber l^eimifc^en 3nbuftrie, fonbem frembe 3^0^^^^r ^^^ u^ fc^n)ere0 <SeIb oom SHorgenlanbe einge^anbelt mttbm mugte. @o fü^rt ber römifc^e Siebner unb ©c^riftfteller Cicero (106—43 x>. C^r.) in einer feiner berfi^ntten Sieben gegen ®a|u0 SSerre^, ber ate Statthalter pon SijUien roä^renb ber 3^te 73—71 nic^t coeniger ate 40 SHiUionen ©efterjien (= 6 Süittionen Sllark) au0 jener ^rooin) erpregt ^atte unb barob im Zoi)it 70 angeklagt rourbe, neben bem ^urpur Pon Xgru^, SBei^oucli, n)o^lrie(!^enben ®ff enjen, feinen SBeinen, gefc^nittenen Steinen unb perlen ouc^ fiinnenkleiber ate (Segenftönbe be^ nerfc^cDenberifc^en Su£U0 feiner 3^tt an, fo roie urtr ettoa fagen roürben: 2)iamanten unb QjAiSfXL Slber nic^t nur fic^ felbfttfdeibeten bie pome^men Slömer in biefe koftbaren (Er^eugniffe ber morgenlanbifc^en 3nbuftrie, fonbem ou^ i^e (Seliebten, jene gefällige grreunbinnen, beren körperliche Sleije biurc^ bie purpurfarbigen unb golbgeftickten, infolge i^rer Srein^eit ft^eierartig burc^fU^tigen linnenen (Sen^dnber pon Xtirud,. S.o» unb Slmorgo0, ben berfl^mteften S^ntren i^rer i^ftellung, me^r perraten ate per^flllt rourben. @elbft bie SHenerfc^aft trug koftbaren Sinnen, fo befonber^ bie jungen Sklaoen, bie bei ben fc^toelgerifc^en ®aft« m&^lem fernierten.

SHe^r unb me^r u)urbe bie frembe fieinnianb jumal im Slom ber fiaiferjeit populär. Um ba0 jufc^auenbe SSolk por ber Sonne ju fc^iii^, liegen reiche Süagiftrate unb Cäfaren Sc^u^bac^er cm» fiein^ toonb Aber bie X^eater unb Slmp^it^eater roie auc^ über bie (Beric^t^^ fUttte, boB Srorum, fpannen. Seim SSec^fel ber Sllobe, Aber bm fc^on frfi^, noc^ 3ur 3tit ber Slepublik, geklagt umrbe, erfc^ienen ftete roieber neue fileiberformen, Xüc^er, SBinben ufco. au0 fieinenftoff, fo beifpiete^» toeife ber supparus. Urfprflnglic^ roar bie^ bie ^ejeic^nung einee kleinen @egete, bann eine^ grrauengerDanbe^; benn, roie in Sitten, bürgerten fi(^ in Slom unb in beffen roeftlic^en unb nörbli(!^en ^ropinsen fecoeilen juerft linnene grrauengemönber Por folc^en für bie SHänner an. 2)ann umrbe pome^me Sitte, ein 6tü& feinem Sinnen ate Sd^vu&tad) in ober an ber ^anb ju tragen, ganj nac^ Slrt fener ir&anbtüc^er" im urfprünglic^en Sinne bes äBorte^, bie auc^ bie vou

46 5)ie Söferpflottsen.

nehmen Griechen ju :^ero&ot$ 3^ tm 5. Dorc^riftlic^en 3^^^^^^^^ getragen Ratten. 2>{e|fed, naö) bem bamtt absutrocfinenben Sc^toeige oto sudarium bezeichnete feine, toeige Sinnentüc^lein tourbe oto manipulum (Don manus !0anb, alfo „:^anbtuc^'') ni4)t nur bie gan^e römifc^e Saiferjeit ^inburc^ ate 3i^be unb Stu^geic^nung be^ üome^men @tanbe9 getragen, fonbem bann auc^ pon ben S^jonttnem über^^ nommen. Stuf allen 2)arfteUungen be^ ^öfifc^en fieben^ jener S^\t, von bmm btejenigen auf hm berühmten SHofaifien ber ^irc^e @an S3itale in StaDenna mit ber 2)arfteaung bed ^aifer$ 3uftinian unb feiner (Bema^Iin X^eobora bie beftannteften finb, tritt un^ bei bm pome^men SHännem be^ ftaiferli4)en (Sefolges biefes Dierecfiige, feine, toeige fiinnentü4)Iein äugen am (Sen)anb angeheftet entgegen« Unb tDö^renb e0 bei un» in bie erft fpäter erfunbenen (Setoanbtafc^en XDanberte, um ate gemeinem Xafc^entuc^ einem prafttifdien S^cAt gu bienen, ^at es in ber ioanb ber 2)orffc^önen befonber^ bei ben @flb^ flatoen ate Si^^ttad) immer nod) ben alten Slbel getoa^rt 2>ie ftonfer:« natiofte aller menfc^lic^en (Sinric^ngen, bie Sirene, ^ot biefee alte „i^anbtud)'', bM manipulum ber fpötrömif(f)en 3^t, ate ein Stücfi ge^ fticfiten S3rokat0 am Strme be^ ftatt)olif(^en Süegpriefter^ erhalten, tDä^renb e0 in ber grie4)ifc^en ^ir(f)e }um Drarion umgebilbet mürbe.

Zn btn lupiriöfen fB&bttn be0 alten Slom bienten bic^tgemebte Seinmanbtüc^er }um Slbtrodmen unb ate Xif4)be&en« Severe maren unter bem Flamen mantelia ober mantela baju beftimmt, ben att0 koftbarem ^olj meift citrum, b. ^. ^arjreic^em, buftenbem §olj oers^ f4)iebener Äoniferenarten, befonbere einer auf bem Sltlasgebirge In Slfrifea mac^fenben 39P^^ff^ befte^enben Xifc^ gegen 5Bef4)äbigungen ber beim @peifen aufgetragenen Sc^üffeln ju f^ü^en. Solche nahmen bie germanifc^en Sarbaren bei i^ren räuberifc^en (Einfällen in römifc^e^ (Bebiet an fic^ unb benu^ten fie ate roillKommene Umfc^lagtüc^er, beren lateinif4)e Segeic^nung gum beutfc^en SKantel mürbe.

Sluc^ bie in Xfjeater unb Slmp^itt)eater au0gefpannten grogen Xüc^er gum 6penben Don Schatten maren cnis^ Seinen verfertigt ^lU niu« (23—78 n. d^x.) ergä^It un« barüber: „3)er erfte, ber folc^e Xüd^er aus fieinmanb ausfpgnnte, mar fientulu0 6pintt)er bei ben Slpollini:" fc^en Spielen im X^eater. 2)ann fpamtte ber 2>ifitator (i&]ax über ba^ gange Sforum, femer über bie ^eilige Strage von feinem §aufe bw an ba» Sapitol eine fieinmanbbecfie au0. Sluc^ SUarcellud, Sc^mefterfo^n be0 Sluguftud, ^at ba^ Srorum mit einer fieinmanbbecfie flbergogen. 9leulic^ ^aben fogar himmelblaue, mit 6temen ttberföte leinene 6eget

Die gaferpftanaen. 47

tuc^er im Stmp^tt^eater bed 9lero gegangen; bie über ben i^öfen feinem Kaufes r^b rot" 6p&ter tmirbe nod^ toeit grögeret ^runft mit biefen ate vela bejeic^neten Sonnentüc^em getrieben.

Xro^ oUem Srortfc^reiten bes fiuftu^, ber groge W[lmQtn von fieitt^ toanb beburfte, ^ot aber !StQlita fübttc^ von 9lom unb biefer Seil ber §albinfel toar ja in ben erften Sitten ber römifc^en SBelt^errfdjaft gerabe ber junäc^ft Qtbtnbt unb empfangenbe, berjenige, auf bm gleic^^ fam bad ®efic^t ber igauptftabt gerichtet tbar unb über ben ber SBeg in bie roic^gften ^roüinjen be^ römifc^en Slei4)e9 führte auc^ in fpäterer Seit nur üer^ättni^mägig fe^r roenig Srlac^d angebaut 2)er 149 v. (if)x. geftorbene ältere dato, ber unnerfö^nlidie (Begner bee nac^ bttn sroeiten punifc^en Kriege (218—201 v. (£^r.) toieber aufbtü^enben Sarttiago, enod^nt in feinem IBuc^e über bie fianbn)irtf4)aft nic^t einmal btn ^lQd)B. Stuc^ (£olumeIIa, ber römifc^e Sl&erbaufc^riftfteller bc» 1. 3^^^"" ^nbertd n. (Si)x., legt biefer Sultur keinen Sißert bei ®r errod^nt jtDor ben Orlac^d, aber er i&fjlt i^n mit SBo^nen, fiinfen, (Srbfen unb anbttm Slrten t)on legumina, alfo (Semüfen, jur (SetDinmmg oon 2ein:= famen ju Speifejtoecfeen auf. (Srft ber im 3ö^te 79 n. (ttjr. beim S3efunau0brud^e umgekommene ältere $Iiniu0 lenftt bie fStiikc feiner fionb^leute auf bie Stfien unb SQg^pten feit langem bereidiembe Sein:" ftuttur, für bie fic^ auc^ 3tcilien eignen toürbe. Stber in biefem fianbe gab fic^ nur ber ehemalig etrurifc^e unb fteltifdje nörblic^e Xeil ein^ gel)enber mit biefer Äultur ab. ©o fagt ?pliniu0 in feiner Slatur^ gefd^i(^te: „2)ie Slntoenbung bee fiein^ erftredit fic^ über atte fiänber unb Sneere; bmn mit $Ufe leinener 6eget f4)iffen roir von ber fiji=s ttfc^en SKeerenge in 6—9 Xagen nac^ SUejanbrlen, von ©abe« {dabij^ in 6panlen) in 7 Xagen nad) Dftia (an ber Xibermünbung), au0 Slfrilia ba^in in 2 Xagen. 2)ie fieinpflanse mäc^ft au0 einem gan} unbebeu^^ tenbem ©amen unb mug, toenn fie bem SUenfc^en bienen foU, erft bl5 2ur Sfein^eit ber 993oUe tierarbeitet toerben. 2)amit mibm bie SRggpter, (Boüier unb ©ermanen leinene SegeL^

93erü^mt burc^ feinen Orladjdbau roar fc^on im 1. 3^^r^unbert n. (Si)x. Spanien, qxlb bem überau0 feinem Sinnen befonber^ nad^ 9lom oudgefü^rt tDurbe. :^ier mug biefe 3uttur f(f)on alt getoefen fein; benn ber ©efdjic^tfc^reiber ßiuiu« berichtet, bag bie 36erer in ber S^(i)t bei ^^nae (216 v. (Si^x.), jenem glänjenben Siege i^annibate, in beffen ©efolgfc^aft fie gegen bie Slömer kämpften, nad) fianbe^fitte farbig gefäumte fiinnenröcke trugen. Sla^) ©trabon trieben befonber^ bie Gmporiten eine ausgebe^nte fieinu)anbinbuftrie, unb trugen bie

48 3)le Sfaferpflanjen.

tptlben, töuberifc^en fiufttanier im heutigen Portugal fiinnen^amifc^e. Ptniu0 rfl^mt bie feinen 6iebe au0 ^la^s^&btn ote urfprünglu^ fpanif4)e (Srfinbung unb nenxd bie ferne 6tabt 3oeIae am 6tranbe bed Sttlantifc^en Djean^ im fianbe ber ro^en Slfturer ate ^lad)» bauenb. Sefonber^ berühmt für i^r feinem Seinen toar Saetobis unb Xarraco (bie heutigen 6täbte Xaäva unb Xanagona), too boe ^robufit bie p^önikif4)e Sejeic^nung carbasus trug, bie i^rerfeite toieberum mit htm inbifc^en Flamen karpasi fflr SaumtooUe jufammen^ängi

3)er altere pinius^ (23—79 d. (J^r.) gibt xiw eine außfü^rlic^e Sc^Uberung ber fieinkultur bei bm alten Slömem: „^ex Sein (linum) roirb t^orgugdtoeife auf fanbiges, einmal gepflügtem fianb gefät unb toac^ft ungemein fc^neU. 3^ Srrü^ja^r gefät roirb er fc^on im Sommer gerauft 2)a0 Sleifen berfelben erkennt man am Sc^coeUen be0 Samens unb am (Selbtoerben ber plange. 9lun roirb er au£^geriffen, in Sünbel gebtmben, bie man mit ber iganb umfpannen bann. SHefe Sünbel merben 6 Xage lang an bie Sonne gegongt, roobei ber Samen au^:' fällt SHefer f)at ^^eilkräfte, rourbe au^) fonft jenfeitm bts $abu0 ($o) in eine länblic^e füge Speife getan; }e^ roirb er nic^t me^r gegeffen, mo^I aber bei Dpfem. 9la(^ ber SBeigenemte roerben bie Qrlac^eftengel in SBaffer gelegt, ba0 pon ber Sonne bur4)roärmt ift, unb burc^ ein ®eroic^t unter bie Dberfläc^e gebrückt Db fie gefjörig gerottet (ma- cerari) finb, fie^t man baran, ba^ fic^ ber Saft (membrana) leicht ab^ löfen lägt ^ann roerben fie an ber Sonne getro&net unb ^ernai^ auf einem Stein mit einem befonberen ^ölgemen igammer geklopft 2)ie ber Slinbe am nädiften liegenben Sc^ic^ten finb oon geringem a95ert unb roerben befonberm ju fiic^tboc^ten perroenbet (Skid)mof)l merben auö) fie burc^ bie eifemen i0akzn gekämmt (ge^ec^elt), bim fie gang entrinbet finb. 2)a$ innere SKark (medulla) roirb noc^ me^rfa^ nad) ®lan5, SBeige unb SBeic^^eit unterfc^ieben. 2)en Qrlac^m ju ^ectieln unb gu fortieren ift eine Sunft; benn au0 50 ^funb 2rla4)i&bünbeln muffen 15 $funb reiner 2rla4)9fäben gemacht roerben. Slu(^ bas^ Qt^ fponnene (Sarn unb ba» fertige (Beroebe roirb noc^ burc^ (^ntauc^en in SBaffer unb Stopfen perebelt 2)a0 kumanif4)e (Savn au0 !Aam^ panien eignet fic^ trefflich ju 2rifc^' unb Vogelfang, ja jum gongen ber äBilbfc^toeine in Sieben. 2)ie Gräben ber ®bergame finb au0 150 einfachen fieinf äben gufammengefe^ (Begupfte Seintoanb, porgüglic^ am Segeln ber Schiffe, roirb oielfac^ in ber ^eilkunft gebraucht 9Ilan färbt auc^ fieinroanb. 2)ie6 foU gu äUejranberd (be$ (Brogen) 3eit guerft gefc^el^en fein. Seine grtotte fu^r (326 v. dl^x.) mit farbigen

2>ie Srcifetpflanaen. 49

SrCctfigen ben 3^^^ fjinob. Z^ ^^ ©c^lac^t bei tlcttum (31 v. (Sfyc.) tniQ baa Slbmirotefc^tff, auf toelc^em ftc^ ^eopatra unb Stntoniu0 be^ fonben, purpurfarbige Segel"

(Scati C&allien bi0 jum äugerften Slorben toirb von $(iniu0 oto Srlac^d bauenb tmb Seintoanb toebenb gefc^Ubert 2>ie Slnfönge ber flamifci^en fieineninbuftrie reichen menigfteitd bi^ jum 1. 3^^^^iinbert tu iSijit. iuxüA, unb bag ouc^ bie ®egenb um $leim0 feine fieintoanb ergei^, ba» ie^rt uns bie itolienifc^e Sprache in bem SBorte renso für eine von bort besogene befonbers gute Qualität @elbft b\5 ju bm (Bermanen jenfeits bes Sl^ein^, f&^rt $Iiniu0 fort, ift biefe Simftfertig^ keit gebrungen. „2)a$ germonifc^e SBeib kennt kein fd^Sneres iäleib 0(0 ba» linnene; bort fi%en fie in unterirbifc^en Slöumen (Gruben« n^o^nungen) unb fpinnen unb nieben." Ungefähr ba^felbe fagt ber (Sef^ic^c^reiber Xadtud (64—117 n. d^x.) in feiner Germania: ,,2>ie trauen kleiben fic^ nrte bie SHänner, nur bag fie fic^ häufiger oUy biefe in linnene Zucker ^fiUen, bie fie mit roter ^axbt vctiittm." 2)ie SnSnner trugen alfo noc^ bie SBoUUeibimg, felbft grelle, n^o^renb bie Srrouen auf i^ren :ga(kfelbem ^Uui)s jogen imb fic^ mit barau0 ^er$ gefleUten Sinnenkleibem fc^mückten.

SUI biefer ^laä)s wat ber ein)&^rige, Don linum usitatissimum, ber im (Begenfa% irnn mlnber roertoollen mehrjährigen ber ^fa^lbauem erft fe^ fpät au0 SBeftafien nac^ SSittdeuropa gelangte. 2)ur(^ feine einfäi^rige S^egetotionebouer eignete er fic^ auc^ niel beffer fflr bie raupen (Segenben <Sermanien0. Unb ivoax rourbe biefe fiulturpflange niie im Griec^fc^en linon, fo im fiateinifc^en linum unb x)on ba bei alten 9lorbx)SIkem Sein bejeic^net Slur in SBeftgermanien kam bie mit bem Segriff griec^ten jufammen^ängenbe SQeic^ntmg ^lojä^s für i^ auf.

Sei btn Selten unb Germanen f^at fi^ bomt bie vom @flben ^er burc^ bie Slömer x)ermittelte ©itte ber linnenen :äleibtmg fe^r rafc^ eingebürgert; ja, biefe 95ölkerfc^aften beeinflugten fogar i^re x)ormaUgen fie^rmeifter in ber SBeife, bag fie i^nen neue 95enx)enbungen bt» Sinnens le^en. @o ^aben bie (Sallier juerft mit $ferbe^aaren ober 95ogeI« bannen gefiopfte fieinroaubfäcke ate ^olfter mb fiiffen nenoenbet unb fte in ber Oroige auc^ in 3tolten populär gemacht, roo man fic^ jum 6i^ unb Siegen bid ba^in bloger Sagen x)on decken unb niei^en 6toffen bebient ^atte. Sie maren es ebenfalte, bie burc^ alle Sc^c^ten ber äSeoSIkerung juerft bas^ !s^xttb au0 Seinen trugen, toofftr fie ben Suerft beim fettigen :&ieron9mu0 x)orkommenben 9Iamen camisia auf^

50 ^e Sraferpflansen.

brauten, tDoroue [pöier bca franjörtf^e chemise für Qemb tmitbe. 93ior i^nen Ratten nut Ortauen t)ome^men @tanbe0 fieintDcmb um mittelbat am Körper getragen, unb vom tömifc^en fiaifer SUe£anber @et)eru0, ber x)on 222 an regierte unb im 3^te 235 untoeit SHainj t)on aufrü^rerifc^en @oIbaten ermorbet mürbe, fc^reibt fein iBtograp^ fiampribiu0, bag er toeiges Sinnen ote Unterkleib liebte, toeU e0 nichts 3lau^e0 (xDie bie fonft getragene SBotte) ^obe. (Einige IDegennien fpöter fc^enfite fioifer Sturelian feinem 95olke toeige, mit fOlrmeln x)erfe^ene Xuniben, bie in Derf^iebenen ^roDinjen angefertigt toaren, barunter auc^ ungefärbte linnene au0 Slg^pten unb Slfrifut

3m Saufe ber SJöIkenoanberung ^at fic^ ba» linnene :äleib bei allen ®ermanenftämmen ate getoö^nli^e SJolkdtrac^t eingebürgert SHe SBeftgoten trugen über bm Seinen^emben, bie un0 vom ä3eri(^terftatter @iboniu0 81pollinari0, ber mit ben SUteften berfelben im Slamen be0 b^jantintfc^en Saifere x)er^anbelte, ate fe^r fc^mu^jig begeic^net toerben, ^elje, unb bie Srtanken ntbm ben lebemen auc^ linnene igofen. S3on bm (Germanen ftam bann ber Srl^c^ebau mit bem btm Sateinif^en entnommenen Slamen ju bm Slamen. SBie bie beutf^e Hausfrau bis in bie Sleujeit felbft gefponnenee Seinenjeug ate i^ren mertoollften @c^a% auffpeic^erte, fo bilbete Seinroanb in ben ^renjgebteten ber (Sermanen unb Slaroen ba$ gemS^nlic^e Xaufc^mitteL Site folc^es tDirb fie aber auc^ in altnorbif^en (ßefe^en genannt; in SkanbinaDien bilbete fie neben bem ein^eimifc^en SBoUftoff eine fe^r gerne in Xaufc^ genommene SBertfac^e. (Enblic^ fanb beim SBeiterrücben ber Sultur ber Seinbau cm ber Oftfee unb in SUiglanb eine neue :geimflötte, roo fie bis auf ben heutigen Xag june^menbe iBebeutung erlangte.

(S$ ftann nic^t unfere Qaä)t fein, bie ^beutung bes Srlttc^fes burc^ büß SSittelalter, wo febermann roenigftens am Xage nac^t^ lag man nackt im Sett Seinen^emben trug, bi0 jur Z^^^ i^ illuftrieren. (S6 genüge nur baran }u erimtem, toelc^e groge Se« beutung Seinengeug, jumal bie Srabanter unb SSenegianer @pi|(en, im 17. imb teilmeife no^ im 18. 3^t^unbert genog, bi^ f^lieglic^ aad) hierin ber öltere Sein bur^ bie jüngere Saumroolle, bie i^ren @iege02ug bur^ bie gonje SBelt antrat, Derbrängt nmrbe.

2)er Sein gebeizt am beften in feuchtem, kühlem föima; bei Xrocken« ^eit bleibt er kurj im Stengel 2)ie befte £lualit&t to&c^ft auf ^u^ mofem Se^mboben tmter btm (Einflug be0 Seeklimas, fo in bm Oftfee^ protrtngen SUiglanbe, in Belgien, :^ollanb unb vor allem 3tlanb. (be^ pflanjt tDirb er gemö^nlic^ nac^ frif^ umgebrochenem Slotklee ober

Sie JJafetpflanam. 51

tuu^ (betreibe, äßett er bem f&obtn Diel Slä^rfalje entjie^t, x)erfagt er nac^ ft^ felber. (St tDtrb mögßc^ft frü^jettig gefät unb braucht }ur aSoUenbung feinem SBac^stum^ 90—120 Xage. @obcdb bo^ untere 2>rittel ber Stengel gelblich geroor ben ift roirb er gerauft, auf bem Orelbe getro&net, bamt bie @amenkapfeln an einem etfemen &mtm obgeriffeli 3^^ ^etxmtnung be$ Sto^fhu^fee roerben bie Stengel jur 3erftörung be0 ^flanjenleims, ber ben SBaft, ba$ eigentli^e Srafer^^ moteriol Derbinbet, gerottet, b. f). in toeic^em, mögUc^ft koütfreiem SSaffer einer gdinben 2räulni6 untenoorfen, bis fic^ ber Saft leicht t)om inneren :gol2 abftreifen lägt, tDa$ in 10—14 Xagen ber iüoil ift 2>ann toerben bie fortierten Stengel mit ber 93rafie gebrochen, um bzn ^olgigen Sem bes Orlcu^^ftengete in kleine Stückchen gu jerlegen, bie bann burc^ @c^nrtngen mit :gilfe einee ^Sljemen SSeffers entfernt n^erben. 3ule^ roerben noc^ bie banbartig jufammen^&ngenben Orafem ge^ec^elt, b. ^. bur^ (Eifenkämme gebogen, roelc^e alle Unreinli^keiten, fotDie bie kursen imb Denoirrten Sr^fem jurflck^alten. SHefe feigen äßerg ober :gebe (alt^ imb mittel^od(|beutfc^ tiste) unb bienen gum ^olftem ober ccad) jur :gerftellimg grober ®efpinfte unb (ßeroebe. 2>ie glatten, gleichmäßigen Strähne aber liefern bm eigentlichen lülad)», ber früher in viüm :&aufem 3U fieinengam gefponnen tourbe, eine SUani^ pulation, bie gegenroortig faft au^f^lie^iti^ bwcd) Snafc^inen beforgt roirb. SHe Spinnmafc^ine, roelc^e in i^ren (ßrunbsügen x)on Stares konftruiert rourbe, ift neben bem Dom (Engl&nber (Skirttorig^t im 3^^^^ 1787 kongruierten me^anifc^en SBebftu^l eine ber roimberbarften unb nfi^ic^ften (Erfinbimgen be0 menf4)li(^en ®eifte$. Sie jie^t nic^t nur ben Oroben au0, fonbem bre^t unb roickelt i^n jugleic^ auf bie Spule. 2)er ausgehechelte lilad)» Ifot Srafem von 30—60, ^ö^ftens 70 cm Sänge, bie burc^ ben Sleft bt» ^flangenleims jufammenge^alten roerben. Sie befte^en au0 feften, faft fA» ium 93ierf^nrtnben bes igo^lraume oerbickten fogenannten Saftjellen. 2)er befte ^lad)s mit ben längften 2rafem ift lic^tblonb ober filbergrau mit Seibenglan}. 2)ie (ßefamt^ probuktion (Suxopos witb auf 700 SHillionen kg gef4)ä%t; baoon tnU fallen 500 Süillionen kg auf Stuglanb unb ettDa 100 SHillionen kg auf 2>eutfc^lanb unb fifterrei^). Sluc^ $!tggpten unb Slorbamerlka er:^ Seugen groge SKengen besfelben. SHe Srobrikationsbiftrikte für leinene (Setoebe finb für 2>eutfc^bmb befonbere in Sc^lefien unb SBeftfalen (um SBielefelb) gelegen. Seit langem ift befonbere ba& iBrabanter Seinen in Srorm x)on Sattift roegen feines überaus feinen (ßeroebes berühmt Sliu^ Z^icmb liefert fe^r gute Seinen, ebenfo bas nörblic^e fB8\)xnm.

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52 2>ie Saretpflcmsm.

®e^r vid fpäter ate ber Sein ift ber iganf (Cannabis sativa)^ ein na^er ^enDonbter be0 :&opfen0, in bie Sänber am SHittelmeet unb xuxd) (Suropa gelangt 2)ie alten Sab^Ionier, Slgtiptet, 3^^ ^^ $^önikier ^oben t^n noc^ nic^t gekannt Suerft toitb er in 3^^^^^ iXDi\d)m 800 unb 900 t). (£^r. ate angebaute Slu^flanae unter btm Slamen bhanga ermähnt, bann in bem um 500 v. C^r. x)erfagten ^tneftf4)en iBu4)e @4)ti:s=king. @eine :geimat ift 3entralafien, roo er in Xurkeftan bi0 jum Saikalfee, aber auc^ fübUc^ x)om iSafpifc^en SHeer unb in Sübruglanb fteUenn)eife noc^ ate SBUbling gefunben n^irb. 2)ort trgenbmo mug er von einem un0 unbekannten S3olk0ftamme ju^ erft ate Slä^rpflanse jur (Erlangung ber ölrei^en ©amen, bann ato ^enugpfhmje jur ^ecoinnung bes ^]d)i\d) unb jule^ erft ato (&e« fpinftpflanje gesogen niorben fein unb \id) langfam ate SutturpfUmje aUfeitig ausgebreitet ^aben. 3u ben mit i^ren ja^Ireic^en igerben nomabifierenben Skgti^en in ©flbruglanb harn er ato (ßenugmittel, inbem biefe fic^ xuxd) bem Seric^te bee Spätere ber ®efc^ic^te, §erobot (484—424 V. dfft.), in ber SBeife beraufc^ten, bag fie in gef^loffenen, kleinen SrUsselten C3urten) :&anffamen auf ^eig gemachte Steine toarfen unb bie fi4) babei entn)t&elnben betöubenben 2)ämpfe einatmeten, bis fie, in (Skftafe geratenb, „vox Srreube brüUenb'' barau0 ^erausrannten. S3on ben X^rakern berietet berfelbe Slutor, bag fie aus ben Qrafem biefer ^flanje Leiber roebten. ^amal», im 5. x)or(^rift(ic^en 3^^"" ^unbert roar biefe ^fbtnje ben (Kriechen noc^ mibctiaxmt (Srft fpfiter erhielten fie biefelbe aas bem iBalkan unter bem Slamen k&n- nabiSy ber bann unueränbert von ben ^imttn übernommen rourbe. Unb bie iBalkanftämme, bie i^n ben ^riec^en t)ermittelten, gaben i^n bann auc^ norbroärts in bie ^onaugegenben unb nad) Germanien ob. 3n SUbanien ato kanep, bei ben Xfc^ec^en unb Qlaxotn ato konop beseic^net, gelangte er ato hanaf )u ben (Sermanenftämmen. Stu0 biefem alt^o^beutfc^em SBorte ift bann mittel^oc^beutf^ hanef unb neu^oc^beutfc^ :ganf geworben. Slac^ einer fe^r anfprec^enben SSer^^ mutung Sc^rabers liegt bie einfa4)fte Ororm bes Slamene im tfc^ere^ miffifc^en (einer Sprache bes iSaukafus) kene :ganf Dor, m&^renb ber anleite iBeftanbteil bis ober pis in ber f^rjönifc^en unb rootjakif^en (fibirif4)en @tömmen) Benennung ber Steffel piS feine (Sntfpre^ung finben rofirbe, fo bag alfo cannabis eigentlich ir&anfneffel'' bebeuten mürbe.

S3on (ßrie^enlanb roanberte bie iSenntnis unb ber tlnbau bes ij^anfes erft in ner^ältnismägig fpäter 3^t nac^ ®i}ilien unb Untere

Sie gfaferpflansen. 53

ttolien unb von ba na^l WitizU unb Slorbitolien. 2)er ume 3^r 200 n. dtyc. in SUe£anbtien unb 3lom lebenbe (Stiege Slt^enaioe, ber un0 in feinen auf une gekommenen 15 Sü^em Deipnosophistai tnic^tige Sloci^ti^ten über fieben unb fieiftungen bec atten (Stielten ^interlieg, beriefet x)on Sönig igieron n. von ©gtokud (regierte t)on 269—215 t). dtjit.), er ^abe ein unge^eure^ ^ra^tfc^iff bauen laffen, ju bem er t)on ollen i^m bekannten fionbem je ba$ 95or)ügIi4)fte in feiner %lrt kommen lieg. $ec^ unb §anf ^abe er vom St^oneflug in (ßattien be^^ sogen. 2)ort mug alfo ju feiner 3^ ber i^^nf befonbers gut gebieten fein. 3u ben fietten, bie fl(^ feiner ©amen, toie roir au» anberer £lueUe toiffen, and) ato Clfpenber unb SetSubungsmittel bebienten, mod bei btn (Kriechen unb ben üon biefen bamit befc^enkten $lömem burci^aud ni^t übli^ toar, roirb er febenfalte ni^t burc^ grie(^if4)e SSermittlung über bie ^Kolonie SHaffoIia, bem heutigen SHarfeiUe, fon^ bem birekt t)on Often ^er au» ber 2)onaugegenb gekommen fein.

5)er ottere dato (234—149 v. (Si)x.) nennt in feiner ©c^rift über btn fianbbau meber Ortoc^s no^ i&anf. 2)er erfte römifc^e @^rift^ fteUer, ber ben igonf enoä^nt, inbem er von einem hänfenen ©trick fpric^t, ift ber um0 3^r 100 v. (if)x. lebenbe ©atiriker fiuciliu0. Sla^) i^m enoo^nt i^n ber gelehrte JBarro (116—27 v. <£^r.) in feiner ©c^rift über ben fianbbau. (Sr f4)reibt barin: n^oxi^, Sein, ©imfen (juncus) unb ©|)artgra6 (spartum) toerben auf Srelbem gejogen, um au0 i^nen Stricke unb ©eile anjufertigen." 2)a0 feit bem jroeiten punifc^en Kriege (218—201 v. dt^t.) von ©panien ^er bei ben Slömem ate JBaft* pffonje aufgekommene ©partgra» (auc^ Esparto, üon Stipa tenacissima), ba0 bid auf ben heutigen Xag Diel von ©übfpanien unb bem rDeft:s lici^en Slorbafrika exportiert roirb, fc^r&nkte ben Stnbau be0 i^ctnfee in Statten fe^r ein. i>od) rourbe er in ber 3^it ber römif^en fiaifer ftellenroeife angepflanjt unb gebie^ x)ortrefflic^; btnn ber 79 n. Qi)x. beim 95efut)au0bruc^ ate Sefe^te^aber ber bei SQifenum ftationierten :geimatflotte umgekommene öltere piniud berichtet in feiner Slatur^ gefci^i^te, bag in bem burc^ feine Sichtbarkeit berühmten fianbftric^ um $leate im ©abinerlanb ber :ganf baum^oc^ toerbe. ©ein SInbau fcmb bamate toie ^eute befonbers in ben Slieberung^biftrikten Z^olkxu^ tmb ©ijilien» ftatL

9Iac^ bem nSrbHc^en (Suropa verbreitete fic^ bie iganfkultur jiem^^ ttc^ fpöt unb nur ftric^n)eife, fotoeit ba» 9lima milbe unb ber Soben ^umu^reic^ unb feu^t ift 2>ie ^flanse roäc^ft in grögeren toeibttc^en unb kleineren männlichen S^^^^^^^n. SQerkmürbigenDeifg aber be^

54 3>ie Qfaferpflaitaen.

jei^net ber 2)eutf^e bie lederen ote 2rtotme( ober ^miill (vom loteU nif^en femeUa SBeib^en) unb bie etfteren ote SHäfc^el (x)om lotete nifc^en masculus SHännc^en), tDO^I üon ber SSorftellung ou^ge^enb, bag ba0 iRürjere unb Qii)m&d)ttt toeiblic^ unb ba$ ®rdgere, Stärkere m&nxdid) fein muffe. 2)er i^^^nf liebt roärmeree :älima oto ber Orlti^^ unb ift gegen Satte unb @pötfröfte fe^r empfinbli^). 2)a er ober nur eine 93egetatlon0bauer von 90—105 Xagen ^ot, fo lägt er fi^) in (htropa noä) in ben Süftenlänbem ber Oftfee fiutttoieren. Stm beften gebeizt er auf tiefgrflnbigem $umu0boben. SQan fät i^n, toenn keine Srröfte me^r )u befürchten finb, jie^t bie kärgeren männlichen :&anf:' pflangen aas, fobalb beren Slötter gelb mzibm, ebenfo nac^ nieiteren 4—6 SBoc^en bie ^d^eren meibtt^en, roenn biefe gelb )u roerben be^» ginnen. 2)ie ^eminnung ber )um 93ierfptnnen oberjurSeilfabrikattonufro. beftimmten Srafem erfolgt im allgemeinen in ber beim Srlcic^^ angegeben mn SBeife bur^ Stotten, Sred)en, @c^n)ingen unb :g>ec^eln. SHe 1 bis 2 m langen :g>anffafem finb n)eiglic^ ober grau unb roeit gröber als bie Srlac^dfafem; bie barin enthaltenen eingelnen Saftgellen finb 1,5 bie 2,5 cm btng unb fe^r ^ggrofkopifc^. 2)ie :ganfprobuktion (Suropae unb Slorbamerikae begiffert fit^ auf ettoa 500 SJIillionen kg. 2)at)on entfallen auf Sluglanb 150, ü^olitn 50, £)fterrei4)^Ilngam 87, Srrankreic||, 3)eutf(^Ianb unb bereinigte Staaten je 70 SHillionen kg. 3n «uglanb, roo ber iganf roie in ^tolien füblic^ t)om unteren $o gum Xeil im fianbe felbft gu Stricken, Xauen unb Segeltuch x)erarbeitet roirb, gen)innt man ate ein :&auptprobukt ber iganfkultur bae au6 bem Qamm gepregte :ganföl, ba0 allgemein befonbere toä^renb ber langen unb ftrengen griec^ifc^en Gräften ate Speifefett bieni Slatürlic^ roirb folc^ee gu geQ)innen in Italien Derfc^mö^t, ba es an feinem Olioenöl ein befferee Speifefett befifet.

fßon au0lanbifc^en Srctf^tftoffen, bie ä^nli^ roie iganf Dertoenbet roerben, ift gunSc^ft ber bengalifc^e §anf gu nennen, ber von einer bi0 2 m ^o^en, von 93orberinbien bie Sluftralien verbreiteten fiegumi« nofe mit langettförmigen, feiben^aarigen Sl&ttem unb fc^önen, grogen, gett)en Slüten (Crotalaria juncea) Qtmonnm roirb. Slu0 beren Stengeln bereitet man auf btefelbe Strt roie bei unferem iganf eine blaggelblic^e, feibenglöngenbe Saftfafer. Sie niirb bee^alb feit atter 3eit faft überall in Sübafien, befonbere in 3«bien, auf 3öoa unb Someo kultiviert

2)er gleic^falte gur :&erftellung von Xauen unb Stricken imb anberen (ßefle^ten vermenbete 9Qanilaf)anf ftammt von ber auf ben $^ilippineit ^eimifc^en ^rctferbanane (Musa textilis), bie in groger

3)ie SK^r^Tpflmtaen. 55

SOenge in ben x)uIkQnifc^en (Segenben biefet ^^^felgtuppe bulttoiert niirb. 2He n)t(bn)a^fenben ^flongen liefern atoat cmc^, aber nur fe^r tnenig Qraferftoff. 9Ilan ^ot biefe nfl^id^e Qraferpflanae ouc^ in anberen iropifc^en (Segenben anjubauen Derftu^t, ober nur mit geringem dt^ folg. ©0 flammt biefe Saftfafer, bie nac^ bem (Sjrport^afen SHanila fo ^eigti faft au0f4ittegli(^ aua ben $^Uippinen. 2)ie graferbanane ^at im britten Z^^^ ^^ &&^^ ^on 6 m unb einen Stammbur^meffer tion 18 cm erreicht mtb mirb bann x)or ber SIttte geemtei !^ie ge^ föUten Stämme lägt man einige Xage liegen, um fie faftärmer }u machen unb f^neibet bann bie Srafem nac^ kurjer SlSftung ber ©c^ofte burc^ :ganbarbeit ^erau0, inbem man fie bur^ (^fenfi&mme ^inburd^^ iit^t ^obnxd) toerben bie 1—2 m langen x)er^ol2ten Qrafent, bie au0 fuiQen, feinen iBaftsellen befte^en, rein gemonnen. @ie kommen in bräunlichen bi0 gelbli^meigen Strängen t)on feibenartigem ^lan} in ben §anbel unb bienen jur tlnfertigung x)on ©eUenoaren unb ju x)ielen SujnisartUieln, bie befonbers gef^ä^ finb, vomn bie Or^fer mit ©eibe mnoebt rourbe, toa0 bei ben 9n[anilataf4)entü(^em it bgL ber ^üoil ift SBegen i^er Seic^tigfieit unb :galtbarkeit im SBaf[er n>erben au0 i^nen ouc^ ©(i^iffstaue ^ergeftellt, boc^ finb fie fc^merer ju x)erarbeiten ato ber :ganf. 2)a ber SHanila^anf fe^r billig ift, toirb er üon ben ©Ziffern meift nur ote Sallaft verloben. SHe 3nfel SQanila allein foll jä^rli^ Aber 31 SEillionen kg baoon au0ftt^ren. Ungefähr 14 SHillionen kg ge^en naci^ ben S3ereinigten ©taaten, befonber^ nac^ 9lem §}ork, etn)a 6 Snillionen kg nad) (Englanb unb gegen 2,5 SQillionen kg merben in 9Rantla felbft ju ©d^iff^tauen x)on 1—15 cm Umfang unb bie 200 m Sänge x)erarbeitet (gröbere unb gugleic^ geringere ©orten ftammen non anberen SHufaarten, befonbers t)on ber überall in bm Xropen axt^ gebauten geroS^nli^en Sanane, bem $ifang.

2>er 9Ilauritiu0f)anf ftammt t)on einer mächtigen, ^o^en ©taube au0 ber Sramilie ber Slmargllibeen (Fourcroya gigantea), bie im tro^ pif^en ^Dittelamerika ^eimifd^ ift unb feit 1750 auf ber 3nfel SHauritiue, in neuefter S^t au^ in Oftinbien 3ur Srafergeminnung kultiviert nrtrb. SHe bi0 2,5 m langen Slötter merben üom britten Z^^^ ^^ geemtet unb toerben mit ber ^anb ober mit SHaf^inen verarbeitet

2>er Sramilie ber Siliengemäi^fe gehört ber neufeelänbifc^e 2rla4)0 (Phormium tenax) an, eine ausbauembe $flan)e, au0 beren kurzem, bicfiem SBur^elftock 1—2 m lange, 2 4 cm breite, graugrüne, leber^ orfige Blätter ^ervorfpriegen. ©ie roä^ft auf 3leufeelanb, ber Z^\^ Slorfolb unb in verfc^iebenen Xeilen Stuftralien^ milb, mirb aber ^ier

56 3)te gfafetpftanjctt.

toegen i^rer Srafem ouc^ fai(tix)iett @eit alter 3^ bienen Me ^^afem ber Blätter ju Seilen, gröberen Sekletbungsfioffen unb fonftigen ®e^ flechten, roä^renb ber bittere SBurjelftocfe mit bie @arfaparitte gegen @firofulofe unb @9p^ili0 Denoenbet tx)irb. (Srft bur^ ben englifc^en (Entbecfiungereifenben (S4)o6 rourbe biefe Sraferpflanje noc^ 1769 be^» fiannt SHe burc^ 95erfctulenlaffen ber Blätter gen)onnene Slo^fafer ift ettna 1 m lang, gelbli^, ftellenroeife tneiglic^ unb n)irb erft in (Europa, unb 5tDar faft ou^f^lieglic^ in (Snglanb, gereinigt unb gu Sr^c^tereien roie Xouen unb gröberen SBebereien, nomentli^ Segeltuch, x)erarbeitet 2)iefe finb biegfamer unb letzter ate biejenigen aas gexDö^nli^em iganf unb toerben felbft bei langem Siegen in SBaffer kaum Deränbert

(Sbenfo Der^ält ed fic^ mit bem @anfet)eria^anf, .ber au0 bm langen, bicftfleif ewigen, graugrünen, mit bunkleren Sänbem quer qt^ fireiften blättern einer in mehreren Strten im tropif^en Slfrifea ^ei» mifc^en Silie ber (Sattung @anfeDeria geroonnen toirb. Stm ^äufigften roirb in SBeftafrifia Sanseveria guineensis, in Oftajxifta bagegen S. cylindrica unb ehrenbergi ausgebeutet 3^ i^rer :&eimat toac^fen fie in grogen Seftönben roilb, meift auf fteinigen (Steppen im Statten Don (ßebüfc^; um )ebo4) bie (ßeminnung ju erläutern, toerben fie an t)er|'(^iebenen Orten ber Xropen ftultit)iert 2)abei finb fie ^öc^ft an^ fpru(^0lod, roerben auger bur^ @amen meift bur^ SBurjelfc^öglinge, bie in groger ^al^l um bie ^flanje ^erum auffc^iegen, x)erme^rt unb erreichen ein ^o^es SUter, fo bag eine Einlage erft nac^ üielen 3^^^ erneuert ju toerben braucht 2)ie Slufbereitung ber Srafer gef4)ie^t in mü^famer SBeife tote bei ben vorgenannten SIrten von :&anb, könnte aber, toenn ^flangungen in grögerem SQagftabe angelegt toürben, toeit einfacher bur^) SÖafc^inenbetrieb getoomten roerben. SHe Kultur im grogen toürbe fi^ fe^r lohnen, ba bie ®anfet)eria^Saftfafem von f)tt^ x)orragenber (ßüte liefern« fßon 2)eutf4):«Oftafrika n)urben bis je^t ba^ von nur 154000 kg exportiert

3n SWejiko, befonber« auf ber §albinfel gjucatan, wirb bie in SQittelamerika ^eimif^e @ifalagat)e (Agave rigida) gebaut, fo genannt nac^ ber :&afenftabt @ifal in g)ucatan, bie lange 3^tt ber :&auptau0:' fu^rort für bm @ifal^anf wax. 2)erfelbe roirb von btn bis über 1 m langen, bicken, fleifc^igen blättern ber trockene ©tanborte roie i^re aJertoanbten liebenben Stgave gen)onnen. 2)iefe gehört gu bm Slmartillisgemäc^fen unb enttoickelt am (Enbe i^rer S^egetationsgeit einen ^lolgigen ©c^aft von 3—5 m fiänge mit rifpenförmigen Slüten- saad) bem Sleifen ber (Jrrüc^te ftirbt bie ^flange ab. 2)ie Sifalagave

älnpftaniung oon Snontla^anf (Musa textilis) in ^tnbanao auf ben $[)t[tpplnen.

3um Sro&nen aufge^Angttr Snanilo^anf auf SanlRamon auf bcr 3nr<t Winbanao.

^ibt na* rinn In ba ©ammlung bes batan. Jnftttute ber Hniuerfitüt SBien

beftnblidjen ^J&otogr. nun Dr. öane &Qllier,)

3 »3

SS

t.l

SHe Sfafetpflonam. 57

XD&dß am beflen in tropif^en unb fubtroptfc^en (Sebieten mit nic^t ju grogei Sr^c^tigfieit unb tx)itb no^ mit gutem (Srfolg auf Soben an^ gepftanst, ber für anbete SuliutgexDäc^fe gu f^Ie4)t ifi 2>ort gebeizt fie o^ne Pflege, nur mug anfänglich, folange bie ^flanjen filein finb, ba» Unfurout nieberge^alten roerben. SHe Srortpflanjung gefc^e^t ent« tDeber burc^ SBurjelfc^ögttnge, bie vom btttten 3^^^^ ^ ^^ Xriebe be0 SBurgelftockd tei(^li^ au0 bem Soben ^ert)orbre(^en unb nur ab^ gegraben unb oerpflangt )u n>erben brausen, ober bur^ jtDiebeU förmige Srutfmofpen, bie fic^ ebenfalte in groger ^a^l, bis ju 3000, an ber ^flange bttben, tun absufaUen unb i^re meift f^on x)or^er ge^ bilbeten SBurjeln in bie (Srbe gu oerfenken. 3ft ^^^ ^flanje fünf üßfyct alt, fo köxmm bis gu i^rem 16.— 20. Z^^^^^ V^^ bis vittmal jSfycli^ bie ausgemac^fenen Blätter abgef^nitten nierben. Sin biefen n^erben bann x)ermittetft einer 9naf4)ine bie Srafem t)on bm 2rl^f^« teilen be$ Slatte^ abgetrennt, gereinigt, getrocfmet unb gebleicht, um ote ©ifal^anf in ben :&anbel 5u gelangen. 2)iefer ift leicht, gelblic^:' roeig, glftnjenb, ft&rker unb elaftif^er ate i^cmf, härter mib roeniger biegfom ate SQanila^anf, roiberfte^t ber STäffe, braucht alfo nic^t Qt^ teert gu nierben, unb erlangt unter SBaffer fogar eine er^ö^te abfolute greftigkeit (St bient gur :gerftellung von Xauen, @egeltu^, ^a&tüc^em, Seppic^en, Rapier unb ato 3^tafafer )um ^olftem. SHesUio fd^rt boDon )&^rlic^ 600000 SSallen im SBerte üon 40 SHUlionen SHark au0. Seine fiultur ift neuerbinge aad) in bm beutf^en Kolonien, befonbere Dflafrika, aber au^ Sleuguinea eingeführt roorben. !Diefe führten fc^on 1907 für 2,2 SHiUionen 3Rark au0. ©eitbem ^at fic^ bie ^robuktion noc^ n^efentli^ gehoben. 3^ 3^^^^ 1^08 rourben in Dftafrifut allein bie üor^anbenen Sifalpflangungen auf 10365 :g>efttar mit 24 SHillionen ^^gen gef^ä^t unb kämm faft 3 SHillionen kg @ifal^anf im SBerte Don über 2 SHillionen WOatk gur tlu^fu^r.

S5on einer DertDonbten SIgat)e, ber in 9Ilej;ifio ^eimif^en Agave heteracanfha, bie bort x)om 95olke lechuguilla genannt roirb, ftammt bie im fianbe felbft ato ixfli, bei une aber nac^ bem :&aiq:)tau0fu^r« ^ofen Xampico meift ate Xampicofafer begeic^nete, groar grobe unb kurge, aber äugerft faltbare ünb ftarke Or^fer. @ie toirb burc^ Slb« fd^aben ber fleif^igen Blätter, fobmge biefe noc^ grün unb faftig finb, geiDonnen. SHe Qraferbünbel merben bann au^ge^oben, getoaf^en, an ber ©onne getrocknet, mit einem igolgkamme roie gh^auen^aar gekämmt, in x)erf(!^ebenen £ängen gu Strähnen gebunben unb in ^Ballen Der« packt SHe älu0fu^r beträgt über 3 SHillionen kg fä^rlic^.

58 3He JJafetpflanaen.

3m (Begenfo^ gu i^r fte^ bte faft ctudfc^ttepc^ in S^tmlamerika von üerf4liebenen Sromeliaseen au0 ber engften 95enD(mbtfc^aft ber Slnana0, befonbere x)on Bromelia karata getDonnene ^itafafer ober ba0 :&onbuta0gra0. 3lu0 btefem fe^t feinen unb feften Qraferftoff \)at man früher bm fogenannten Slnana^bottift ^ergeftellt, toä^renb man fi^ ^eute bamit begnügt, i^n gu gröbetem Orlet^tmetk ju vcxw^xibtn. 2)ie i^n liefembe toalbbemo^nenbe Qraferpflanje toirb nitgenbe eigen!« lic^ fuittix)iett 3^ 9Re£iko, xdo fie ouc^ Dorkommt, befielt bie gonje Pflege batin, bag im SBoIbe bod Unter^ol} abgebrannt roirb, tmt ben S^Sglingen $Ia^ ju machen, bie nac^ i^rer Slnpflanjung fic^ felbft flberlaffen bleiben. 2)ie Sefi^er [teilen fic^ nur jur Slu^beutung ein unb Ud)ttn melleic^t bei biefer Gelegenheit ben Seftanb au0, wmn er burc^ bM (Smporfc^iegen von @c^öglingen ju bic^t getoorben ifi Stu^ auf ber igalbinfel SQalakfia unb ben ^^ilippinen roirb eine milbe Slnana0, vok anbenoörtd bie ate Dbft kultivierte egbare Stnanod jur ®en)innung von Srafermaterial benu^t.

(&n uralter, ]d)on bm alten Stömem ato spartum bekannter unb von i^nen x)ielfa(i^ 3u allerlei 2rle^tn)erk t)enDenbeter Qraferftoff rü^rt vom fe^r j&^en Pfriemengras (Stipa tenacissima) ^er, bas in btn bürren, beinahe SBüftenc^arakter aufmeif enben, augerorbentlic^ regen^^ armen unb lufttrockenen Steppen SUgeriens, SHarokkod unb Süb^^ fpaniens ^eimifc^ ift unb t)on hm bortigen (Eingeborenen feit Urgeiten 2U allerlei Srlec^tmerk benu^t toirb. @o toerben ^eute noc^ roie im SUtertum t)on ber armen SeDölkenmg barau0 bie ate eingigee föei« bung0ftü(ft bienenben Sc^ürgen, roie auc^ bie ©anbalen, Xragtaf4)en unb Striche angefertigt, bie üon einer gerabeju unDermüftlic^en 2)auer« ^aftigkeit finb. 2)ie Stömer lernten biefes augerorbentli^) fefte Srlec^t« material von ben Sart^agem kennen, bie es ausgiebig ju mancherlei 2rle4)ttDerk, auc^ gur :g>erftellung von ©c^iffstauen fttr i^re ja^lrei^en :ganbels« unb grieg0f4)iffe, Dermenbeten. ®eit bmx 2. punif4)en ^Kriege (218 201 V. (l\)x.) machten fie fi^ bie im 1. punif^en Kriege bei bzn Sart^agem gemalten (Erfahrungen mit biefen faft tmserftörbaren Zaum unb Sieben junu^e. @o berietet ber römif^e (St\d)id)U f Treiber Sirius aus $abua (59 d. bis 17 n. (£f)r.) folgenbe (Epifobe aus bem smeiten punif4)en firieg, als Scipio gegen i^nnibals iBruber :&asbrubal kämpfte, 210 v. (Si)i. 9leu«Sart^ago unb 206 bas ganje von bm ^art^agem innegehabte @äboftfpanien eroberte: „SBä^renb bie Stömer in Italien gegen i&annibal kömpften, fanbten fie eine Kriegsflotte na^ Spanien; biefe x)enDüftete bie Gegenb imt 9leu«

3He gfaferpflanactt. 59

SjcctiffOQo unb fanb nic^t toeit von ba )u fionguntica eine getDOttige SQenge von getrocknetem Pfriemengras (spartum), bos :ga$brubal bort für ben ^eborf feiner @(^ffe angehäuft ^otte. SHe Slömer normen Don biefer SSeute, fomel fle brauchen konnten, unb verbrannten ba^ übrige." !Der ältere dato, ber unuerfö^nlic^e (Segner be0 nac^ bem atoeiten punifc^en firiege nrteber aufblfl^enben Sort^ago (234—149 V. C^r.) fagt in feinem Suc^e über fionbnrirtf^aft, ber fianbmann muffe aus spartum geflochtene Seile unb fiörbe ^aben, unb ber Gelehrte aSorro (116—27 v. <£^r.) meint: ,,3)er Sanbmirt muß §anf, Sein, Sinfen unb spartum pflanjen, um baraus @^nflre, Stricke unb Seile }u bre^en." 2)er au0 Spanien gebürtige rSmifc^e Sl&erbaufc^riftfteller dotmnüia um bie SHitte bes 1. ^afftl^uabtttsi n. Oft. fc^reibt: „993enn bie ^Stauen eines Dc^fen an (Sutjünbung leiben, fo fc^ü^ man fie burc^ einen aus spartum geflochtenen Sc^u^ (solea spartea)'', femer: „fSÄ ber OQoenemte braucht man auger üielen anbem !I>ingen Seile von i^onf unb x)on spartum.''

2)as von bm Spaniern esparto, x)on ben mu^ammebanifc^en Slorbafrikanem halfa genannte Pfriemengras mit fe^r faferrei^en, jä^en Slöttem gebeizt auf trockenem, kalkhaltigem Soben am beften; auf fe^r fanbigem Soben liefert es eine noc^ kräftigere, aber kürjere Safer. (Ss ergebt fic^ nic^t über lOÖO m, treibt im Sinnenlanbe längere unb toeigere, aber bünnere unb f^roäc^ere Qrc^fem als an ber Sfljie, u>ä<^ft in Süfc^eln unb pflanst fic^ fo leicht fort, ba^ auf bem Soben, von bem es einmal Sefi^ ergriffen ^at, enblofe (Smten einge^« ^eimft u>erben können. ^a& Ift bie Urfa^e, mes^alb biefe (ßrasart tro% i^rer grogen SBic^tigkeit als Sr^ferpflanje nirgenbs kultit)iert toirb. Wan überlägt i^r einfa^ bas (ßelänbe, auf bem fie fic^ ange^« ftebelt ^at, unb benkt ni^t baran, i^r irgenb toel^e Pflege angebei^en }u laffen. SHe ^Blätter merben )ur 3eit ber Sleife im SHai unb 3uni meift noc^ burc^ Slusreigen mit ben j^änben, inbem man fie gum fefleren einpacken um einen Stock roickelt, geemtet, getrocknet unb, in Sünbel gebunben, in ben :ganbel gebracht 2>ie toic^tigfte SBegugsciuelle ift SUgerien, bas aus bem über 400 km bmgen unb 170 km breiten, in ben Departements Dran unb Sllgier gelegenen fogenannten i0ai\a^ meer fä^rlici^ über 100 SHillionen kg im SBerte Don 10 SUillionen anark besiegt 9Ta^ t^m kommt Spanien mit etma 48 SHillionen kg imb ^emac^ Xunis unb Xripolis mit immer june^menben SQaffen. SHe :&auptmenge gelangt jur $apierfabrikation noJd) (Snglanb, ein groger Xeil nrtrb na^ grrankreic^, ^auptfäc^lic^ 9Karfeille, t)erfc^ifftr:

60 S)ie Scifetpflaitaen.

um 2U grobem $ktc6tu^, SHotten, Sorben unb Setterartifieln aSenoen^ btmg 2U finbett SBie in STorbafrika, fo gelangt biefe^ Sto^moterial ouc^ in Spanien au einet fe^r x)iel|'eitigen SSerarbeitung. Unter bm Ifitt barau0 x)erfertigten ®egenft&nben finb namentlich bie bünnen aber ftarken, in bm Sergroerken x)enDenbeten @eile, foniie bie fe^r bouer« haften @anbalen ju nennen, bie nic^t blog im eigenen Sanbe flberaU von ber ärmeren aSeoSIfierung getragen, fonbem auc^ in SHenge e{:« portiert roerben.

3ein eigentHc^ee ®ra0, fonbem ein grasartiges 9li£enfiraut (9la^ fabajee) ift bas in nienig tiefem SBaffer an ben Sflften r>on (Europa, föeinafien, Dftafien unb Slorbamerika in bieten Seftonben, n^iefenartig meite Sr^äc^m bebe&enb, toac^fenbe ©eegras (Zostera marina); Slac^ heftigen ©türmen roerben oft fe^r groge SHaffen wn i^m, aum Xeil mit bm SBurjeln, ansgeriffen, bei abftiUenber ®ee ans Sanb ge^ fc^coemmt unb ^ier )u ganjen :^ufen aufgetürmt ober ju Sugeln ge« formt SBie fo man^e anbere 9neergexDä4)fe ^at es lange fabenförmige $oUen (Slütenftaub), bie im SHeere um^ertreiben, bis fie von ben Starben angejogen unb feftge^alten toerben. (ßetrocftnet bient es an ©teile ber teuren ^ferbe^aare 3um ©topfen unb ^olftern von SHatra^en, ^Betten, snöbeln ufu)., baneben niirb es auc^ Derbrannt unb jur (ßeminnung von ©oba benu^t

SUs Degetabilifc^es Slog^aar, Saum^aar, dkiragate ober ZiU lanbfiafafern fiommen bie burc^ Slotten im SSSaffer i^rer :&autgen>ebe entfileibeten filbermeigen, fabenförmigen, 0,6—1 m langen Suftn^urjeln ber als ®reifenbart begei^neten Sromeliasee Tillandsia usneoides in ^otm von fc^toarjbraunen, bem Slog^aar ö^nli^en Srafem von 1 mm 2>i(6e in bm iganbel, um ebenfalls an ©teile von Slog^aar jum ©topfen Don SQatra^en unb ^olftem von SRöbeln, mie au^ jum aSerpa&en von (ßlasmaren benu^ ju merben. 2)iefes als Xtberpflanje auf Säumen lebenbe SlnanasgerD&4)s kommt im ganjen marmen SImerika Don Strgentinien bis (Carolina in bm 95ereinigten ©taaten vor unb bebeckt in ben SBälbem oft in ungeheuren SHengen meit^in bie Saumöfte, inbem es feine bunkeln, rog^aarä^nlic^en 3u>eige mie ^Bartflechten um fie fpinnt tmb bie bie Sla^rung unb bas SBaffer aus ber fiuft an fic^ reigenben fiuftmurjeln tief herabhängen lägt Se^tere toerben neuerbings in SQenge gefammelt unb kommen befonbers aus ben ©übftaaten Slorbamerikas als Suifianamoos in bm ^nbeL

3u SBefilnbien tmb Srafilien mirb von bem unferem ©eibelbafte \naf)z Dermanbten ©trauere Funifera utilis, ber t)ielfa^ }ur i^a^tt^^

S)ie Sfafetpflansen. 61

getmnmmg ongepflangt w\xb, ber einem Spi^engetoebe S^nltc^e ro^nu TDeige, ote ®|ri|(enrtnbe bejel^nete Saft }um 3rte4)ten x)on Srtauen^itten, Kragen unb anbeten (ßegenftönben vecmtxtbzt, toä^renb betfenige be0 in Ofttnbien auf trockenen, f elfigen §ügeln toa^f enben ®trau(^e$ Marsdenia tenacissima au0 ber Srcnnilie ber StsfUepiabajeen ober 6eibenpflan3engen)a^fe ate 3^1 ober Slafma^al^anf vid gebraucht iDirb. (Er ift nic^t fo kräftig xxAc unfer :^anf, übertrifft i^n aber an Slaftijität bebeutenb. Seine ^öufigfte aSertoenbung ift bie )u grifc^'' ne^, benn biefer Qraferftoff befi^ eine fe^r groge SBiberftanbsf&^igfieit gegen Sreu^tigkeit

(Sin anberer, grober tlrctferftoff ift ber cd» 2>un(^i bezeichnete Saft eines fübafiatifc^en, fA» 2,4 m ^o^en Straußes Sesbania aculeata om ber ^omilie ber fieguminofen, ber in ^nbien unb (£^ina auf naffem 93oben unb o^ne Sorgfalt, bie er au^ nic^t beanfpruc^t, fmitixrtert toirb. aSisroeilen Kommt er auc^ unter bem in ^Bengalen flbli^en Flamen 3^^tnti in bm iganbeL

2)er Saft bt» auf Xa^iti roa genannten ftrauc^artigen Steffel^ gecDoc^fed Urtica argentea liefert bie blenbenb roeigen, glänsenben, 5U 6eUerartifiebt unb fiucudgegenftänben verarbeiteten Stoaf afern, roä^^ renb bie ebenfalte überall in Ditanim anjutreffenben Sc^raubenpalmen Pandanus utilis (urfprünglic^ in SQabagasfuir gu :gaufe) unb odora- tissimus (beren nio^triec^enbe, fc^on in ben älteften inbifc^en Sanskrit:» gebüßten imter bem Slamen kekata enoä^nten Slüten mit £>l ausge« sogen ein in Z^^^^^ f^^^ gefc^ä^tes ^arfflm liefern) bie fe^r }ä^en, Vit SInfertigung von 9Ilatten unb ©eilen x)enDenbeten ^anbanus^ fafern liefert

:&&ufig TDirb in x)erfc^iebenen (ßegenben Oftinbiens bie bafelbft ^eimifc^e einjährige :&anfrofe Hibiscus cannabinus angepflanzt SHefe bis 2,4 m ^o^e ftrau^artige (Eibifc^art mit ftac^eligem Stengel liefert in bm tief gelappten, fäuerli^, etmas ^erb tmb fc^leimig fc^me&enben Slottem ein von bm Eingeborenen häufig gegeffenes ®emüfe, aus ben Samen nrirb Srenn* imb Speifeöl gepreßt, roä^renb ber braune, rou^e Saft ber Stengel, ber fc^on in ber Sanskritliteratur als nalika enoo^nt niirb, als gefc^ä^es Spinn« unb Srle^tmaterial bient (Ss ift bies ber als inbifc^er ober (ßambo^anf, ber auc^ als 3^^ ^on Wabxas^ in allerbings mangelhafter Subereitung in bm iganbel ge^ langt (Sr ift roeic^ unb gefc^meibig, roeig mit einem Stic^ ins (ßrau^ getbe, unb befte^ mis^ toenig glänjenben, feinen unb grobem, 10 bis 90 cm langen, aber nic^t fe^r feften Srafern. Dbfc^on me^r bem

62 SHe ^a\txp\Umitn.

Srloc^d unb bm befferen $anff orten ate ber 3ute ä^nlk^, toitb er auü^ ^tarbftite genannt unb bistoeilen ber 3ute beigemengt Obgleich bie :ganfrofe bo» gan}e 3<^^^ ^tnburc^ toäc^fl, mirb |te bod) nur in ber kühlen ^a^resjeit gefeit 2)rei SKonote boncu^ fte^t fie in Slüte unb mug bann jur ®en)innung bt» Saftes gefc^nitten n)erben.

3^nt fe^r ä^nlic^ unb nic^t feiten unter feinem 9lamen ge^enb ift ber Don einer na^e vtcwavbtm (Eibifc^art, Hibiscus sabdariffa, Qt^ momtene Slofeüa^anf, beffen $auptprobu6tiom^ebiet bie ^rfifibent^ fc^oft Snabras in Sübinbien ift 2)eren Blatter bienen ate 6alat, tDä^renb bie fleifc^en Blutenkelche von angenehm fäuerlü^em Ge« fc^mack in Oftinbien jur Bereitung von ®elee unb Xorten, in SBeft^ inbien, mofjin bie Slu^flante neuerbings gebracht n)urbe unb ebenfalte jiemlic^ häufig angepfktnit mirb, auc^ ate Beftanbteil Don ftfl^Ienben (Sttt&xiben benu^ mirb.

®ine nod) fe^r Diel n^ic^tigere ^flan^enfafer Oftinbiens ate bie ebengenannten ift bie 3ute, bie i^ren Slamen von bem fc^on im @an0krit ate djuta ermähnten inbifd^en djut b. ^. Sr^^fer erhielt 3^^ erft tmirbe biefer in 3^^^^ f^ ^^ otteften 3^^ uermenbete Sr<^fer:' ftoff burc^ btn (Snglänber Dr. Slo^burg^ bekannt ber im 3^^re 1795 an bie SHrektion ber oftinbtfc^en ^anbetegefeUfc^aft in Sonbon einen Ballen Sraferftoff fanbte, ben er ate „Z^tt" ber (angeborenen bejeic^- nete. SIber erft im juieiten Biertel bes 19. Z^^^¥^^^^ f^^^ ^M^ neue grlec^tmaterial in (Snglanb Beachtung, nac^bem man um 1830 in 2)unbee begonnen ^atte, es in ber Xec^nik 2U vttwtnbtn. SHe 3ute wiib t)on einer mit unfern Sinben Derroanbten einjährigen ^flanje (Corchorus capsularis) getoonnen, bie im few^ttoarmen ^ima Ben^^ galens ^eimifc^ ift unb bort in groger SQenge jur Baftgetoinnung an^ gepfkmjt toirb. grür Bengalen unb teilmeife aad) bca benachbarte Slffam fpiett biefe (Sefpinftpflanje faft biefelbe 9loUe mie bie Baum:» moUe in btn Sflbftaoten ber norbamerihanifc^en Union. 2)ie 3ute^ pflanje roirb 1,5—4,6 m ^oc^ unb gelangt in jmei Spielarten mit hellgrünen ober rötlichen Stengeln unb Blattrippen jum Slnbau. Sin ben 2 1 cm bicken Stengeln ft^en gejä^nelte Blätter unb meipc^:« gelbe Blflten in Xrauben georbnet, bie runjelige, kirfc^engroge, kugelige bte 29linbrifc^e :^feln liefern. Wan geminnt bie fe^r feften Srafem Don btn trier SKonate nac^ ber im SQor} ftattfinbenben Saat gefc^nit« tenen Stengeln, inbem man fie Don btn Seitentrieben, Blättern unb Stengeln befreit unb in langfam fließenbem SBaffer einer leichten Sräulnte untenoirft Sc^on naci[| einigen Xagen kann bann ber Baft

2He SaTerpftansen. 63

Don bem Irii^t biec^enben golg unti bei übrigen Stinbe bcfieit toerben.

2)ie bepen Sorten {Inb tpciglU^gelb bis |Ubeigtau, uon feibenä^nli^em

«Slon}, beim Slnfü^len glatt unb veid). 2)ie [(bleckten Sorten finb

braunlid), b<irt unb ^oiiiQ. S)ie 3u^fci^ metben borni uermitteip

^brmilifdKC Steffen in Sollen oon 180 kg jufammengepcegt, tion

benen S«igalen allein jö^tlii^

5,6 mUlionen 6tüc&e ouefO^rt.

Obei iSombo^ gingen 1890

1500 snuilonen kg beifelben

im äSette oon 160 aHUlionen

SHork ^auptfä(^(f) ncub <Eng=<

lonb, vm fp^ieU in ü>UTtbee

ju gröberen Stoffen roie 3)e&en,

Sortieren, Sofoüberjügen, ober

oiu^ ^emben oerorbeitet ju

toeiben.

Sot menig me^ als einem 3a^r^unbert trug bie ärmere fBenölkerung Sengolene no(^ ousfi^glii^ aus felbft iieitDeb= ten i^i^afem ^ergeftelUe Siel: bet, bie ober als etmos grob mit btt (EinfObrung billiget euiopäif(^ec SoimnooUivaten m^r imb mebc an !Beltd>tbeit einbüßten. 2)afür ftieg ^re 9Bertf(^ä^g in (Europa. ^ nun infotgebeffen bei Zi^f^^o-^ biet bnmet mebr ßeigt imb bie ^utepxobubtion iBengalens tio^t tsitt, 62.

i^rer beftänbigen Steigerung 2>ic 3utq>f(anat (Corchorue capsuiaris). ni<^ genügt, fo man bemübt

bie SuUui bei Jutepflanze oud) onbenoätts, fo in 2)eutf(b«0rtafiika, einzuführen, mo bas oon ber fßflanje oedan^, gleid)mägig marme, feubte Süma oor^anben ift unb bei rationellerem Slnbou, als ei in Stocbinbien gebräudilitb ift, fet)i gute ^fultate ju enuaiten m&ien.

Setp: nabe oermanbt mit biefer Jutep^onse bie in Sübdiina ober ginteilnbien b^in^Uf^e Corchorus olitorius, ebenfalls dne ebt^ jO^iige, 1,5—3 m bo^e ^fUm^e mit gelben ^Blüten, bie fi^ frübseitig

64 2iit Qrafcrpflansnt.

als Gemüfepflanae in ^nbien oerbtettete. Sie bont bann fpätec bun^ bie Reifer nad) SJocberafien unb bun^ bie Sliaber etioa gu beginn bex (^liftlü^en S^et^nung nat^ @i)rien unb Stggptm unb toicb je||t no(^ im ö^tt^m Sllittelmeeigefnet, vm au(^ in ben Xropen bei ganzen SBelt oI» (Semüfepflanje gebaut, mä^renb bie 3ultux biefei Slit ato Srofetpflarqe auf Bengalen be\d)zixniit blieb.

(Ein ebenfalls fef)ü niii^tiger fübafiatifdKi t^iferftoff tft bie Slamie,

im maloiifc^cn Slcrfjipel fo genannt Unter bicfem Slomcn lernten |ie

bie gollänbei in ^o^a, too

fie [(^on lange in jiemlidier

SHenge probugiert roiib, hen:

nen unb nermittelten fie ben

übrigen SSöIItent (Europas.

3n 3nbien Reifet ber Üfafetftoff

rhea unb in C^ina tschu-ma.

2>ie feibenglänjenben, ge^

|(f)meibigen,auffaUenbftar&en

(Jätern nmrbcn fi^on [eit un»

benttlidien 3citen in 3nbien,

@iam, äambobfi^a, (Sot^tm

d)ina, 6üb(^ina, Zopon unb

ber gonjen fübafiatifc^en

^nfeluielt ju allerlei Setoeben,

t)om groben Segeltuch unb

t)rif(^ne^ bis 5um eleganten,

feinen als Santonfeibe ober

ma es. Seerfiufaer in ben gonbel ge«

SHe Kamicpfiaiiic (Boehmeiia teoacissima). langenben Xut^, nerorbeüet

2)er erfte iBallen baoon kam

1810 nai^ (Englanb. (Er uiirb non einer 1,9—2,3 m ^o^en, ausbauernben,

ni(^ bcennenben Sleffel O^fiens (Boetimerla tenacissima) gewonnen.

(Sin aUuritelßodi ber tßflanje treibt bis gu 15 Stengel axm mit siemlit^

fpärlic^en, molligen SBlättera !S)ie (Ernte erfolgt, fobalb bie Dber^aut

ber Stengel bunkelbraun gemorben i% SHe tlhirtpflanjung gefi^ie^t

bun^ äBurjelausläufer ober Stei&linge; bie piege ber in Steigen ges

[teilten ^flangen befdiränkt fic^ auf £o(faerung unb ^einf)altung bes

Sobens non Unkraut Sie roirb ^auptfäc^lir^ in C^ina, Zopo^ ben

$^ilippinen, 3nbien unb im Süben ber SSereinigten Staaten angebaut

!S)as Slo^material für bie befonbers in Siankrdif), bann au(^ in

IDte Sfaferpflan^en. 66

2)eutf(^Ianb ((Emmenbingen) unb in ber Sc^tDeij etablierten europötfc^en Stomiefpinnereien toirb QU0fcf|Iieglic^ aus C^ina bejogen.

Slic^t minber ^ftufig toirb bM t)on ber na^e Denoanbten Boeh- meria nivea getoonnene C^inagra^ in ganj Oftafien, 3nbien unb bm 6unbatnfeln angepflanzt 2>ie burc^fdinittlic^ 1,5 m ^o^e ^flanje ift ebenfalte au^bauemb unb toirb burd) SEBurjelftöcke oerme^rt; fie befi%t auf ber Unterfeite roeiglic^ gefärbte Blätter. Unter günfttqren Sebin^ gungen in bta Xropen finb bie in SEe^r^a^l aus einem fflSurjelftocb ^etoorge^enben Stengel in 3—4 SEonaten fc^nittreif unb können ba^er Stoei^ b\» breimal im 3^^^ geemtet roerben. 6ie liefern einen gelb^^ liefen 93aft, ber gleic^enoeife einer leichten 93enDefung untenDorfen roirb, beoor man i^n nac^ (Englanb, roo^in er Dor^ugstoeife gelangt, SU ^Gro^leinen" verarbeitet, aus toelc^em man augerorbentlic^ bauer^^ ^ofte gröbere unb feinere (ßetoebe ^erftellt Chinas Slusfu^r bavon betragt burc^fc^nittlic^ 11 SUillionen kg jä^rlid), xx)ox>on 2)eutf(f|lanb ettoa 600 000 kg im SBert von über 400 000 SKark einführt

Stile Steffeln enthalten fe^r fefte JBaftjellen in i^ren ©tengeln, tDed^atb man fie früher, bevor man bie befferen auslänbifc^en Srafer« ftoffe einführte, aud^ bei uns cd» (Befpinftpflanjen fc^ö^te imb fogenanntes irSlef f eltud)" baraus ^erftellte. ®iner ber grögten (Belehrten bes SKittet alters, SUbertus Sllagnus (eigentlirf) <5raf von SBoUftäbt, 1193—1280), ift ber erfte, ber bie gemeine SBrenneffel (Urtica urens) als ©efpinft» pflanze envä^nt Sr nennt fie mit ^^lac^s unb !oan\ jufammen, fügt ober ^inju, bag Sleffelgetoebe auf ber j^aut Z^^^ venirfac^e, roas floc^fenes unb hänfenes nic^t tue. SIeuerbings ift es nun einer SBiener Srirma gelungen, auf einfache, billige SBeife bie Srenneffel ju einer vorjflglic^en S95eberfafer ju verarbeiten. Slus 100 kg 9Ie{jeln tverben 13 kg Srafem von fe^r guter Qualität im SBerte von 9 fronen ge« Tvonnen. 2>a fie bie Oreftigkeit ber Saftfafem tmb bie (Sefc^meibigkeit ber aSoumtoolle befi^en, kann biefes billige inlänbifc^e SSaterial, bas aus bem an fonft für fiulturpflapjen unbenü^baren Orten toac^fenben Unkraut getoonnen roirb, ganj gut mit ber auslänbifc^en Slamie kon^» hurrieren.

®leic^enveife routbe einft aus bem 1—1,25 m ^o^en Stengel ber tDilbn)acf|fenben Snalve (Malva officinalls) ober roeigen Rappel (mittel:^ ^oc^beutfc^ papele) eine (ßefpinftfafer gea)onnen, bie nac^ bem ^cuq^ niffe von ^ßapias unb 3fibor, bem SBifc^of von Sevilla (geftorben 636), auc^ 5ur :^erftellung von Selbem venvenbet rourbe. 2)eren Slüten geben eine toeinrote Srarbe, unb roenn ba^er ber um 800 v. C^r.

Srte Sfofetpflanjen.

lebenbe franke Slngil&ert oon tiet Zocktet Satte bee Srogen (fitfala berii^tet, fie ^abe In einem moloenen äleibe gepianjgt, fo kann bamit [omoltl bei ©totf, ote bie fforbe gemeint fein. 3nw>ct^ln i[t ce mabi* fd)rinlld|, bog ber Stoff be» (Semanbee au» SQaloenfafem beftonb.

Zn oorgefi$td)tlld)er 3eit unb im frühen Slltertum tnig man ouc^ bet un» in (Europa aus SBaumbaft oerfertigte Sletber. €o bvAäfitt bei ums Zo^^ 60 n. C^i. tebenbe römifi^e (Seogiop^ $ompontus CTeln, bei uns eine ®ibbe[<^ietbung ^inteilieg, ba'^ bie Germanen teite SBoUmäntel, teils [ol^e aus fBoumbaft trugen. Unb menn biefe @itte aiuf) nii^t me^r aus fpäterei 3^ bezeugt ift, ]o ^at bo(^ bie 6pratf|e toentgrtens unoer|tanbene (Erinnenmgen an bm alten Sraud) bema^rL 2)er Saß mürbe oome^mlid) von ber fiinbe genommen, mte bie nod)

iSilb 64. Stfldi ctnei am tBinfen gc' Stib 66. (Stfltdit au« (finalen SItienun

floditcnni 9IIotte au« bem neolit^tft^en i>on iSaumbaFt aus bent neotit^ifiljcn

$fai)(bau DOR SBangen am 1ßoim\tt. $fa()Uiau oon SBangen am fBobrafee.

(^/s natflit. ®iB!t(.) (>/B natfliL (Srage.)

fpät ootkommenbe Sioppelbebeutung bes SBortes Unt ote Sinbenbaum unb Saß jufileti^ le^rt; unb loenn altnorbifd) Und ber ®ttrtel be= beutet, fo tft btefei eben in ben älteften Seiten aus Cinbenbaft ^et' gefteUt gemefen, mie glric^ertDclfe eine not^ fpäte (Sloffe (<^klärung rines bunfceln, nerolteten äDortesj limbus bast auf alte S3etroenbimg biefes Stoffes 5U Sleibetbefafi unb ein Seitmort basten, b, b- ft^nflren, näb^n, flldten, auf bie ^menbung oon ^Ba^aben in bet SSorjeit beutet SToc^ fieute ift biefes Sßort als bafteln für forgfältiges fßtt' ticf)ten oon itgenbmeli^et fetner ^anbfertigkeit bei uns gebr&ut^lid). 3ubem toeifen auf bie alte Xed)ntft bes Saftflet^tens, bie uns ft^on bei ben neolitbifi^en $fa^lbauem bei 6d|mei3 In f^o^ex fSoUenbung unb in ben manniafaltigften ^lobutiten tote SDänteln, Süatten, Söt» ben ufm. entgegentritt, joiel SBöttei ^in, bie fpätet gletdibebeutenb mit toeben touiben, aber uifprünglit^ nur bas enge Sufammenfügen unb S3etf (fingen bet groben Saftftränge gemeint ^aben bbnnen, nömlii^

SHe Sfarerppansen. 67

diiQgen fttr boB 2)re^en unt> fefte einlegen be0 Srlec^tmotetioto, toie noc^ meutere alte SSelege Derrotenr fpöter im 6{nne jtDtfc^en Srlec^ten, SSttken unb fOStbm fc^tocmkenb, unb briden für S^äxuitn, Sufammen:« faffen, ba0 im SUittel^oc^beutfc^en aber fotoo^l für ba» Sle^flec^ten, ote füt bos Sortenmirken unb @toffn)eben gebraucht tourbe.

2)en Saumbaft ote Srl^c^tmateciol ^at fpäter bie Seinfafer, unb tiefe bann 3um größten XeU bie SaumtooUe Derbtöngt, toelc^e ^eute bQ0 can meiften benu^e (Befpinftmaterial ift unb bee^alb toegen i^rer ungeheuren Sebeutung für bie heutige SKenfc^^eit in einem befonberen Slbfc^nitt gemürbigt merben folL Sie ift aber burc^aus^ nic^t bie einjige tecl^nifc^ t)enDenbete ^flanjenrooUe. &nt folc^e liefern un0 vtt^ fc^iebene SSoUbäume, bie in bm tropifc^en 993albem ber gangen (Erbe nKU^fen; fie iiann aber toegen i^rer Spröbigbeit unb ber geringen Sänge i^rer Sr^^fem kaum oerfponnen mttbtn unb roirb be^^atb feit langem x>on bm betreffenben (Eingeborenen cd» ^olftermaterial oermenbet

SHe gebröuc^Uc^fte ^flangentooUe auger ber SaumtooIIe ift bie SeibenbaumtDoUe, im @uban Kapok genannt Sie ftammt Dom SeibenrooUbaum (Ceiba pentandra), ber nic^t nur in Slfrika überall xoQdß, fonbem auc^ in Srafilien, bcmn in gang Sübafien unb 3nbo:» n^m, t)orhommi $ier pf langen i^n bie (Eingeborenen nic^t, ba fie i^^ten SBebarf an SeibentooUe Don ben roilben Sejtänben becken können. Wogegen nrtrb ber Sapokboum auger in Oftafrika in befonber^^ cax»^ gebe^ntem äHage in Slieberlänbifc^^^^^bien, fpegiell Z^^^f ^^ neuer:» bing^ avuS^ auf Sleuguinea ate Siebenkultur auf &tffee« unb Zet^ pkmtogen, ote @tü%baum für Pfeffer unb S3anille ober cd» Sc^atten^ boum gur (Einfaffung Don ©tragen an S95egrönbem in ettoa 5 m ^tanb Don ben (Europäern angepflangi (Er ift ein faft im gangen Xropengflrtel verbreiteter groger ^um am b^ Sr^^milie ber fBoxn^ bogeen mit ftorkem, gerabem Stamme tmb breiten, oberirbifc^en Srett' nmrgebt, aber fe^r toeic^em, Don btn (Eingeborenen gu R&^nm aM»^ ge^ö^ttem golg, beffen Slinbe bei jtmgen ^Bäumen mit ftarken Stacheln befe^ ifl, ^anbförmig geteilten blättern unb in asüfc^eln angeorbneten, giemli4) grogen, n)eigen Släten. SHe Srruc^t ift eine 15 cm lange unb 6 cm bifke, länglic^runbe, gurkenä^nlü^e, ^o^ige, fünffäc^erige, bxaum ^apfel, mehi^e in fünf Slapptn auffpringt 2>arin finb bie (Samm in kugelige Söufc^e Don roeigen, feibenglängenben ^^afem eingebettet, toelc^e [u!^ beim Offnen ber Srnxc^t ausbreiten unb gu beren SSerbrei^ tung burc^ btn S95inb beitragen. Unb gmar ge^t biefe feibige 993olle nidjit mie bie ber SoumtooUe tion btn Samen, fonbem tion ber

68 SHe SorerpflanaetL

inneren Srnu^onb qmb, fie ift alfo keine @amenu)oUe, fonbem ein (ßetoebe ber grnu^tkapfeL

2)a ber Sapokbctum keinerlei Pflege beanfprudit unb in febem SBoben, im Xieflanbe, roie in i^ö^enlagen bid 1000 m gebeizt, fo ift feine Kultur eine fe^r einfache. Sr uertragt reic^ttc^e 9lieberfc^läge unb enhDickelt fic^, n)o i^m folc^e geboten roerben, befonbere flppig; aber er nimmt and) mit fpörlic^erem SlegenfoU t)orIieb unb flberfte^t aud) löngere Xrocfcenjeiten Der^öUnie^mägig gut (Er kann leicht bur^ Stecklinge, roie auc^ btirc^ @amen Derme^rt merben unb roöc^ft fe^r ^of^- 3nt 4. 3^^^^ ^i^^ ^ 9uerft tragbar, bringt aber feiten Dor bem 6. fieben0ja^re größere (Erträgniffe. (Ein groger :^okbaum bringt jä^rlidj 1000—1500 SBoUkapfeln jur Sleife, bie 1—1,5 kg reine ^flanjenrooUe ergeben. 993enn bie 993oUkapfeln fic^ ju öffnen be^ ginnen, mttbtn fie geemtet, inbem fie mit langen aSambudftangen, an bmtn fic^ oben ein :^(ikcf|en befinbet, gepflückt roerben. 9Ilan lögt fie bann auf einer reinen Unterlage in ber Sonne nachreifen, fo bag fie ficf) ganj öffnen. 2)ann roirb bie @eibenbaummoUe jugleic^ mit ben 6amen burc^ Sri^auen unb Sinber am ber grtuc^tkapfel ^erau^^» genommen. Slacfibem biefe im S3erlauf einee ober einiger Xage an ber Sonne DöUig aufgetrocknet ift, toirb fie entkernt, roas früher von i^anb gefc^a^, neuerbing^ aber burc^ SEafc^inen, roie fie jur (Ent= kemung tion SaumtooUe bienen, beforgt roirb. ^a» roic^tigfte (Si^ jeugung^gebiet für Sapok ift 9lieberlänbifc^^3nbien, unb jroar fpejieU 3cu)a, ba& jö^rlic^ ettoa 5 SKUIionen kg in ben i^anbel bringt 2)er i^auptmarkt (Europas bafür ift Slmfterbam, too ba& Silogramm nic^t unter 1 SKark ju ^aben ift

2)em Sapok äl^nlic^, nur braun ftatt n)eig, ift bie S95oUe ber uer^^ toanbten Ochroma Is^gopus, ebenfalte eine^^ grogen Saumes mit ge« läppten ^lottern unb an btn (Enben ber 3^^^ fte^enben grogen iBIüten. 2>ie ganj analog gebauten ^|rrüc||te finb 20 cm lang unb 5 cm bick. 2)ie 993oUe biefer beiben Sombajeenarten eignet fic^ toegen i^rer (Blatte unb Sürge nic^t jum Qpinmn, gibt aber ein audgejeic^^ nete0 $olftermaterial für SHöbel, SHatra^en, Riffen u. bergt, toirb aber auc^, ba äugerft leicht, jur jg^ft^Uung von Sc^mimmgürteln unb Slet» tungeringen berfu^. (Sepregter :^ok trögt nömlic^ bas 36fac^e feinem (Seroic^tee. Sleuerbinge finbet er auc^ in ber (£^irurgie ftott SBaumrooIIe SSerroenbUng.

2>ie Samen vieler ^flanjen, 5. S. bee allbekannten fiöroenja^ne, finb mit einem ^aarfc^opf uerfe^en, lun Dom SBinbe möglic^ft mett toeg^

Sie Srctfetpflansen. 69

getragen ju toerben. snond^e blefer §aarfd)öpfe befielen au0 langen, feibigen:&aaren, bie btotoeilen ate $f lanjenf elbe in ben:5^nbel kommen. 3n SSeftinbien unb @flbamerika toirb \old)t @eibe Don Asclepias cu- rassavica getDomten. (Sine Strop^antusart Senegate liefert eine röt« lic^gelbe, feine @eibe. SHe befte ^flangenfeibe aber, bie merktDflrb{ger:s tDeife am toenigften gur 93em)enbung gelangt, xxAib in ^^bien au0 bm (Somen^aoren Don Beaumontia grandiflora getoonnen. Sie ift nid)t mir rein u)eig unb prächtig glöngenb, fonbem auc^ beinahe fo feft tote SaumtDoUe, toä^renb fic^ fonft bie ^flanjenfeibe gerabe burc^ i^re aSrüc^igkeit in SHigkrebit fe^ 2>ie efnjelnen Samen^aare finb bt0 5 cm lang unb laffen ftc^ leicht Dom @amen abtrennen.

S93a^renb biefe Seibenpflanje ungerec^tfertigterroeife fo toenig be« achtet roirb, ift eine anbere Seibenpflanje, bie aas Slorbamerika ftam^ menbe Asclepias syriaca, eine unglflcklic^e fiiebe aller ^robtijenten, an bie immer roieber fru^tlofe ®pinnt>erfucf|e Derroenbet toerben, ob« gleii^ bie Unbrauc^barkeit ber grafer gu Xej^ljroecken fcfion löngft n^ toiefen tft 2)ie unfelige ^flanje, bie aud) ate 3^tq>^anit in unferen (S&rten ro&dift, t)at roo^l jiemlic^ lange, fc^ön glönjenbe Samen^aare in i^ren Salgkapfeln, aber beren SSrüc^igkeit ift fo grog, bog bie grafer für ftc^ überhaupt nic^t Derfponnen toerben kcmxi SUit Saumtoolle jufammen oerfponnen, föttt bie trügerifc^e @eibe beim erften SSafdien aud bem (Setoebe ^erau0. 9licf|t einmal gur :5^ftcllung oon Sc^ieg« baumtDolle ift fie geeignet, ba fie ntc^t fc^nell genug abbrennt unb gu« btm noc^ mel ju Diel Slfd^e enthält.

(groben ^flangenbaft, bm man für bie i^erftellung Don Sefen, ^tnfeln, Surften u. bgl. me^r t^ertoenbet, liefern eine gange Slnga^l Don ^almen in ber $iaffat)efafer. (S» ift bie0 ein cai» bem fpanifd^en pia^aba Der&nberte^ 993ort für bie Srafem ber fübamerikanifd^en $iaffat)e« palme (Attalea funifera), bie guerft in bm ioonbü kamen; bod) erhält man ^eute folc^e paffat)e auc^ t^on onberen ^menarten, toie Don ber toeftafrikanifdien SBeinpalme (Raphia vinifera), Don ber ^olmgxa^ unb ber Situlpalme auf (S^lon (Borassus flabellifer unb Caryota urens) unb Don ber mabagaffifc^en $alme Dictyospenna fibrosum. ®ie befte^t au5 bm oft me^r ato 1 m langen, feften, bi0 binbfaben« birken, rotbraunen ober bunkelfarbigen Strängen, toeldie in groger 3a^ am Stamme biefer Halmen entfpringen unb enttoeber aufgerichtet finb ober mit i^ren <&nbm herabhängen, toobei fie bm betreffenben ^pkibnftämmen ein überaus (^arakteriftifc^e^ Sludfe^en oerlei^en. SHefe ^öc^ft eigenartigen (Sebilbe finb nickte anbere^, ate bie äugerft miber«

70 3He graferpflanactt.

ftoitbdfä^igen fieitbflnbel (»lottabem) ber Slottfc^eiben unb Slattfttele, toeld^e and) nad) bem Slbfterben unb ber SSettaefung ber Blätter am ©tamme ermatten bleiben.

SHe fübomerikantfc^e ^affatiepalme tolrb nirgenb^ kuitliriert, fon* bem bie Orctfer roirb au0fd)tteP(^ tion toitbtoac^fenben 93&umen ge^ erntet Sie toöc^ft in gongen Rainen Dorgug^n^eife auf fanbigem Soben, ift ftammloi^, mit grogen, bicbftengeligen SSIättem, an beren 93afto bie von btn abgefallenen blättern fte^en gebliebenen, gerfc^Ii^ten, feften fieitbünbel eine j^flUe tion groben Sorften bilben. Slad^i bem Slblöfen roirb bie SSaffe guerft einige Xage in Sßaffer aufgetoeic^^ bie^ boe nod) baran ^ängenbe roei^e ®eroebe abgefault ift; barauf roerben bie Srafem getrocknet, gereinigt, ge^ec^elt, in beftlmmte fiänge gefc^nitten unb nac^ ber Oualität fortiert. 3>ie ?piaffat)epalmenbüfc^e liefern Je 5—10 kg Srafem j&^rlic^ unb bleiben bei fc^onenber Se^anblung bi» 30 3<^te long ertragsfä^ig. SHe ^iaffaoe bient gur §erftellung von %efen, Surften unb ©eUerroaren. S^x 3^ ^^ ölten ßolonial^errfdjaft bt^ trieb bie portugiefifc^e Slegierung bie ^erftellung biefes (Srgeugniffe^ be0 Sanbe0 SrafUien ate SKonopol, bas^ für fie fe^r einträglich roar. ^mn auger ber Paffat)e ergeugt bie $a(me eine groge Slnga^I nug:s artiger grrüc^te, bie bic^t über bem (Erbboben erfd^einen unb bie (Sröge eine0 Xrut^u^neb? erreichen. 2)iefe fogenannte CoquU^onüffe flnben gur 3rabriliation oon ßnöpfen, Slofenkrangperlen, Sifl^^^^^ifplfe^ ^fa>- SSenoenbung. Slugerbem geroinnt man Don i^nen ein roertooUe^ Schmieröl, bM befonbers für Xi^ren unb ö^nlic^e feine Snec^ani^men geeignet ift §aupte£port^afen ber (Ergeugniffe ber Paffaoepalme ift JBa^ia n6tbl\d) von «io be Janeiro, ba^ jä^rlic^ etma 140000 kg gafem unb 60000 kg Slüffe ejportiert

2>en befonber0 t)on ben (Särtnem ato gefc^meibige^ unb bennoc^ fe^r ftarfee« Sllaterial gum JBinben i^rer W^flß^Ö^ ö^ ©tüfeen Der^ roenbete Slap^iabaft geroinnt man von ber an ber oftafrifianifc^en Xropenftfifte unb auf SHabagoekar roac^fenben Raphia ruffia. (S0 ift ble0 eine ^o^e ?palme mit 10—15 m langen ©lottern, beren 2rlebem oft 2 m lang merben. ©ie finb von mächtigen, mit btn (SSpibermis* gellen eng Denoac^fenen Saftrippen burc^gogen, bie fic^ mit ber (&pU bermis (Oberhaut) in ©treifen abgießen lajfen. Sllan fc^neibet bie jüngeren JBlotter ob, toenn fie im Segriffe fte^en fi<^ gu entfalten, entfernt bie SKittelrippen ber Oriebem unb gie^t bie (gpibermi« gu* erft Don ber Unterfeite, bann Don ber Dberfeite ab. 2)ie erhaltenen 7—9 mm breiten unb 1—2 m langen fanbfarbenen Streifen roerben

SHe gaferpflanactt. 71

Ott der Sonne getrocbnet ®o erholt man einen ^eUgelben, jä^en unb gefc^eibigen Saft von ^öc^ft bebeutenber S^tteigungefeftigkett, ber ju aUerlei Srtec^ttDerii unb in ber (S&rtnerei ate Snoteriol gum Sinben unb OfiuUeren benu^ nrttb. Singig gegen Sreud^tigkeit ift er empfinb« Ii4 2>en beften Stop^iobaft liefert Snabago^bar. (Sr u)irb in foh^er Snenge von biefer 3nf^ ou^gefü^rt, bag man fic^ genötigt fo^, bie Shisfu^r burc^ ein ®efe^ gu befd^rftnken, um einer Slus^rottung ber ^{abne oorjubeugen. SHe n)eftafrUianif(^en Slap^iaarten liefern ivoax ouc^ Slop^iobaftr boc^ gerfafert biefer leidster ate ber oftofrifumifc^e.

Xec^nifc^ nott) roic^tiger ate bie tbtn genannten Sraferftoffe ift bie Im^anbel ate (S^olr bejeic^nete SoRoi^nugfafer, bie ou0 ben ftugerft gS^en unb unuerrDüftlic^en fieitbflnbeln befte^t, roelc^e in einer tttva iwA Srbtger bicften Qdfidft bie fe^r ^artfc^alige eigentliche Aokosmi^ mit brei Söc^em an ber @pi%e umgiebt. 3Ilan getoinnt fie in allen fifinbem, meiere ^lio^palmen gießen, fo nor allem an ben Sflften 3nbien0 unb ber inbonefifc^en ^^f^^Delt, ate SlebenprobuRt bei ber (BetDimrung ber ate Sopra bezeichneten getrockneten, fetthaltigen Seme, inbem tnon nad) bem Offnen ber Slflffe bie 2raferfd)i(^t abfc^&tt nnb fte 5^ 3foHerung ber Ort^fem im SBaffer einer leicfiten graulnis atu^ fe^ ein ^rojegr ber gtoift^en^inein gur SBeförberung ber Slblöfung ber^ feü[)en burc^ topfen mit ^öljemen io&tnmzm unterbrochen roirb. SUerk^ Qritrbigenoeife erhält man bei Slntoenbung oon fliegenbem SBaffer ein fc^öneres unb ^eUere^ SQaterial ato in fte^enbem S95affer. Sluc^ ber Soljge^ott be^felben ^at einen Sinfhig, inbem bie Sofern bei ju« nef^menbem Salgge^att bunfUer rot roerben. Xaufenb iKofio0nüffe er^ geben bi0 60 kg feine, gu ©trieften unb Xauen unb gur jgerftellung oon SQotten, Sftufem, Xeppic^en ufto. Denoenbbare unb bi^ 12 kg bicke, kürgere Srafem, caxB btntn man norgug^toeife dürften unb ^nfel Derfertigt 2>iefer (S^olr ift entfc^ieben bie für gröbere (Befleckte toic^tigfte $f(an}enfafer, von ber bie Z^\^ (S^lon allein ettoa 70 SUillionen kg jo^lic^ au0f(l$rt Obfc^on augerorbentlic^ feft, ifi er bennocf) fe^r leicht unb gegen S95affer ftugerft roiberftanbefä^ig. 2)arau0 oerfertigte Xaue unb ©triefte fe^en gtoar nic^t fo fc^ön caxB toie hänfene, nehmen cmc^ keinen Seer an, aber fie fc^toimmen cmf bem SSaffer unb finb faft un^ oertoflftlic^, mes^alb fie fic^ namentlicf) gu Slnftertauen fe^r eignen. 2rür feinere (Seflec^ roirb ber dolt an ber Sonne ober burc^ fcf^toefelige @äure gebleii^i

!3>ie ^arte @teinfc^ale ber Softomug, bie nic^t nur oon btn (Sin« gdiorenen gu allerlei (SefSgen unb Schöpflöffeln, fonbem toegen i^rer

72 SHe 5afetpflatta«i,

Srcfttgliett unb Dauerhaftigkeit in ber ganjen Sultunoelt eine au5ge« be^nte 9SetQ)enbung für 2>re(^fler^ unb ä^nlidie Sltbeiten gefunben ^ot, Derfpric^t in ber Sukunft ben (S^olr noc^ an Sebeutung ju flbertreffen. Sluf ber @u($e nac^ einem @toffr ber beffer unb nachhaltiger ate 993affer, ba6 feine rabioaktioen (Eigenfc^aften augerorbentlic^ fc^nell verliert, jur Sluffpeic^erung ber Slabiumemanation für ärjtlic^e S^ecfce bienen kann, ^at Dor giDei Z^W^ ^^ amerikanifc^er Gelehrter, Slut^erforb, q^ funben, bag bie au0 ber Sokosnug ^ergeftellte So^Ie bie gasförmige Sludftra^lung be0 Slabiums, X^oriunu» ober Slktiniums ausgiebig auf:« jufc^Iucken unb burc^ löngere 3^t feftsu^atten vermag. Sluf biefem (Ergebnis ^at Dr. ®^ober in ^^ilabelp^ia n)eitere Srorfc^ungen aufge^* baut, bie ergaben, baJ^ Sokosnugko^le brei^unbertmal fo rabioaktit) ift als bas SBaffer unb biefe (Eigenfc^aft toenigftens jtoei SSoc^en hmg gan} beibehält 2>ie :5^fteUung ber Slabiumkokosko^Ie ift fe^r einfach unb toenig koftfpielig, ba bei beren Seftra^Iung nichts tion bm ko\U baren Slabiumpräparaten tierloren ge^t Sie ift ein DoIIkommen neu^ traler Stoff, ber bei ber innerlichen !^arreic^ung abfolut ^armlos unb bennoc^ ffir manche Srank^eitsjuftänbe fe^r iDirkfam ift, fo bag biefer Umftanb, nunmehr auf einfache tmb billige 993eife Slabiumpräparate ^erjuftellen, bie Slntoenbung berfelben in ber SKebijin ganj augerorbent« lic^ erleichtert

Sluger biefen enoä^nten Saftarten bienen bie getrockneten unb jerfc^HÖten SBIätter ber tjerfc^iebenften ^almen=^ unb ^anbanusarten ben (Eingeborenen ju bm mannigfaltigften 2rlecf|tereien in grorm von SUatten, i^örben ufro. 3^ 9^5 @übafien, SUabagaskar unb ber ^^fels^ roelt bes Stillen Ogeans finben roir befonbers Pandanusodoratissi- mus teils vMb, teils angebaut 2)iefer palmenartige Strauch, beffen 3—5,5 m ^o^er Stamm ftelsenartlg auf ja^lreic^en fiuftumrjeln ru^t ^at feine 1 m langen, ftarren, fctiroertförmigen SBlätter in fc^öner Scfiraubenlinie geftellt unb trägt ^ängenbe, japfenartige Slütenftänbe, bie i^res S95o^lgeruc^es n)egen in bm 3I5ot)nungen aufgehängt mtxbm. 2)ie mit einem Stein iDeictigeklopften Orrüc^te geben einen aromatifc^en Saft unb liefern auf Dielen 3^f^l^» gebacken, ein roürjiges SSolks^ na^rungsmittel, bas aber meift nur gegeffen roirb, roenn SKangel an Srotfruc^t ^enfc^t 2>ie Slütenknofpen unb ber untere Xeil ber iBlätter roerben als (ßemüfe Derfpeift unb aus bm grafern ber Blätter mttbtn SKatten, Segel, S^ttrjen, körbe u. bgL me^r geflochten. (Sleic^enoeife roirb Pandanus utilis auf bie mannigfaltigfte SBeife ausgenu^t; auc^ beffen manbelartige Srnx^tkeme n^erben gegeffen.

3)ie gafetpflanjcn. 73

SBti^tiger ote fie tft für un0 (Surop&er bie fübamerUuinifc^e ftrouc^« artige ^anamapalme (Carludovica palmata), cm^ beten nod) ftingen, jufammengefalteten blättern bie nic^ nur auf bem gonjen omerifia* nifi^en Sreftlanbe unb in S95eftinbien, fonbem neuerbings ouc^ bei uns fo beliebten ^onama^flte geflochten iDerben. (Sb ift bied eine blog 2 3 m f)0(i) toerbenbe ^alme, bie in Kolumbien, (Skuabor unb $eru toUb TD&dirt unb nicf|t kultiviert miib. Um ein möglic^ft n)eige0 SEaterial 2U erjielen, toerben bie in ben 993älbem gefommetten, unentfalteten 93Iätter gunädift kur; in feiges SSaffer getaucht, i>^^ ber Saft einiger Bitronen beigemifc^t tourbe, bann roerben fie, nadibem fie aller Slippen unb gröberen Srafem beraubt finb, junöc^ft im Schatten unb bann in ber Sonne getrocknet unb mit bem Slagel be0 rechten 2)aumen0 in gong fc^male Streifen gerfc^Ii^t, um ju Sorbeten, Stgotrentafc^en ufro., befonbers aber gu i^üten geflochten merben. 2>er überaus ^o^e $rei0 biefer fogenonnten ^anama^flte ergiebt fic^ nic^t \omo^l oüb ber Sc^toierigkeit, ate au6 ber fiangmierigkeit i^rer :5^ft^ung. Sei täg^ lic^ fec^dftOnbiger Slrbeitejeit braucht ein Slrbeiter gum grlec^ten eines getDö^nlic^en 4 SEark^i^utes 6—7 Xage. (Sin ^ut im SBert Don 5 b\& 12 Snark beonfprucfit bereits 14 Xage, ein feiner, etroa 100 SHark koftenber fogar 6 SBoc^en Slrbeitsgeit Slm feinften, leic^teften unb fc^önften gearbeitet finb biefenigen t^on SHontecnrifti, bie auc^ uon allen bie berO^mteften finb. SHe gemö^nttc^en berfelben koften 10—16, bie ^albfeinen 20—30 unb bie feinen 40—200 SEark, Ja noc^ me^r. SSon gleid^alte fe^r guter Qualität finb bie ^fite von Santa (Slena, bie gtoar nic^t fo fein, aber burc^ regelmäßiges, feftes Srl^ttoerk, fein ge^^ fc^lungenen ^anb unb rein toeiges SUaterial in ^o^em Silage ausge^» geic^net finb. 2)a fie über Manama exportiert merben, nennt man fie fo, obfc^on fie nic^t bort ^ergeftellt roerben.

SBeiter kommen fQr uns noc^ bie Srcxferftoffe in Setrac^t, bie ber ^kipierfabrikation bienen. SSie bie SKe^kaner bei ber (Eroberung i^res £onbes burc^ Or^manbo (Sorteg im Z^^^^ ^^^^ aa^tt SSaumroolle bie Srafem ber Slgaoe als SHaterial ffir Sleibungsftoffe, Rapier, Sinbfaben unb Stricken benu^ten, fo bebienten fic^ bie jginbtis gum Scfireiben i^rer ^eiligen Sucher ber ^almblatter unb teilmeife auc^ eines aus ^trkenrinbe verfertigten ^apieres, roä^renb bas uralte Kulturvolk ber (i^^inefen anfänglich Xafeln aus Sambusro^r, fpäter Seibe unb Rapier aus ber Slinbe bes ^apiermaulbeerbaums unb gule^t atis Saummoll:» lumpen angefertigtes ^Büttenpapier gum Schreiben gebrauchten. 2>er in dffina ^eimifc^e, burc^ fc^öne, groge Blätter atisgegeic^nefe ^apier^

74 3)le SrÄferpflansett.

maulbeetbaum (Broussonetia papyrifera) wirb gegentD&tttg m grögtem SKagftobe aad) in 3<^>^r (i^^ina unb auf Dielen 3nfeln bed grogen O2ecm0 nac^ SIrt ber SBeiben fitUtitriert, toett bie ^^^^ttrinbe ber jtoeij&^rigen 3^^8^ ^^ SEoterial gu ben ougerotbenflic^ fc^önen, feften unb faltbaren c^inefifd^en unb |cq)anif(^en ^ßopieren geoO^rt, beten Sreftigkeit geftottet, fie ttrte getoebte 3^9^ 2^ Slegenfc^irmen, BintmertDänben, XafdientiU^em ufto., |a, mit £)I getrönkt, fogat ju tDafferbic^ten fileibung^ftücften unb ftatt Srenftergloe gu Denoenben. (E0 ift bie^ ein SKilc^faft ftt^tenber Saum t)on 9—12,5 m ^ö^e mit füglic^ fc^me&enben, f (elf ewigen 93eeren, bie ttbetall in Oftafien gern gegeffen mttbtn.

2)ie alten Stg^pter aber bebienten fi^l gur :5er{teUung i^res ^apiere^ ber ©tengel ber ^apgru^ftaube (Cypenis papyrus), bie biefem ^xo^^ bukt überhaupt btn Slamen gab. ®0 ift bie0 eine urfprünglit^ im tropifc^en Slfrika ^efanifc^e Sumpfpflange, beren breikantige, fingerbidie i^alme 5 m f^otti roerben unb an \i)xtt ®pi^e eine Sugel Don ^unberten, ftra^lenförmig ou^einanberfc^iegenben, bünnen S^i^eigen mit bm ^Blättern unb S(fltenrifpd)en tragen. 6ie n)äc^ft in allen Orlüffen be^ tropifc^en Slfrifia in ungeheuren Sllengen unb beteiligt fic^ on ber Silbung ber ^flangenbarren, mehi^e ben fiauf ber größeren Ströme guroeilen r>tt^ ftopfen unb bie fo unburc^bringlic^ finb, bag Sleifenbe auf 2>ampf« fc^iffen, bie t)on i^nen eingefc^loffen tourben, kaum me^r lo^fiommen konnten unb ber (Sefa^r be$ SSer^ungems au^gefe^t roaren.

(Einft tDud)0 ber ^apgrue im alten Stggpten in Sllenge roilb unb iDurbe bei btm june^menben SBebarfe feiner Stengel and) angebaut, befonber^ in ben ja^lreic^en Kanälen, bie bca fonft bürre, meil regen« arme fianb burc^gogen. QtvAz ift er caxB biefem fianbe gänglic^ per^^ fc^iDunben unb ift erft roieber in Slubien am Oberlaufe be^ WIb unb feiner S^flüffe gu treffen, roo er mit bem Slmbatfd) (Hermlniera elaphroxylon), einem bis 7 m ^o^en ^^ülfenfrüc^tler mit munberDollen asiüteur beffen :5olg ungemein leicht unb ft^toammig ift, fo bag bie (Eingeborenen i^re flogartigen Sra^rgeuge baraud t^erferttgen, unb ber ^iftie (Pistia stratiotes), einer SBafferlinfe von riefigen Slu&meffungen, jene ermähnten unburc^bringlic^en ^flangenbarren bilbei

2>ie alten Stggpter bauten am ben Stengeln be^ ^apgrus tbtn^ falte flogartige (^a^rgeuge. 3^ ^tnem folc^en fu^r nac^ ber altoggpti« fc^en Sage bie (Söttin Z^ ^^ ^^^ fioto^blumen, toe^^alb aud) bie i^roKobile einem jeben ^apgrusnac^en mit ^eiliger Sd^eu au^meic^en foUten. SBenn nun ber Jüblfc^e ^rop^et Z^Hob, ber feit 740 o. C^r.

!Sti $ineta genannte $tnienn>alb bei Slaoenna.

Sin $apqnisbldiid)t am t^luffe Stnapo bei Sqrabue auf Sigtlten.

(9tail| V^Dt. Don 3D. SuHt in .flnilttit u. G^tnil, CteclalioniblDici".) Stn Sapotibaum in 3!ogo. %Iuf ber üBttfe tunge Olpolmen.

SHe Saferpftanaen. 75

in 3^^^nt wtikttf ebt „W^t" übet ba» Siotk, ha» in Sra^tjeugen von $ap9tu0f(Pf f&^tt, aufruft, fo ifi bQ0 ein Setoeto, bag biefe att^» &gqfitif(^e Sitte ben aJdlkem be^ SUtectum« too^I bekannt toor. 9Ut(^ 6tcUfie unb Xoue toutben bamtt ^etgefteOt 60 toirb fc^on in ber Obgffee an Xau au» $apgcu0baft (b^blos) eno&^nt, unb ber griec^fc^e (6ef4lfi(^c^ei6er i^obot melbet un0, bag, ote ber perfifc^e SL6xüq Xtxst», ber feinem Später !Dareio0 485 d. C^r. nachfolgte unb Diec 3a^te botauf mit einem :&eer von einer SQUIion 9Ilann imb einer flotte von 1200 Schiffen jur Unterjoc^tmg (Briec^enlonbe oufbra^ unb 2ur flberfiebelung feine« geeree noc^ (Suropa eine Sc^iffbrflcke Aber ben geUe0pont fc^Iagen lieg, }utn Sefeftigen ber 6(^iffe fiänen^ unb $ap9ru0taue oertaenbet tmirben. S(uc^ fiörbe, SQatten, Segel unb onbere (Seßec^e rourben in lOggpten au0 $apgru0 angefertigt, ebenfo Sanbolen, bie ju bentt^en bm äggptifc^en ^rieftem oudfc^lieg« lic^ erlaubt toar. 3^ ^ntm Sorbe au0 $apgru6 fe^te jene 3^^^ noc^ bem Serid)te im SQten Xeftament i^r erftgeborene^ Sinb, bas 91lofe0knfiblein, in einem $apgru0bi(ki(^t am SSle au0, roo er Don ber äg9ptif(^en ^rinjeffin aufgefunben unb an 6o^ne0 6tatt ange^^ nommen umrbe. 3^ ^^^ geilkunbe brauchte man ben $apgru0baft jum einlegen oon Sanbagen unb jum Xrocknen imb (Ertoeitem Don Krifteln.

9lu0 bem 3nark ber ^flanje fteUte man Sampenboc^te ^er. ÜHe Slfc^e biefer ^flonje galt mit äSein eingenommen ate Schlafmittel unb fottte, in SBaffer aufgemeic^t, S^roielen feilen. S)ie fleifc^gen (Brunb:: ac^fen bes ^apgru0 bilbeten, toie toir frfl^er fa^en, ein roi^tiges a3olftdna^rung0mitteL Sllit ben pinfelartigen Slütenbolben fc^mflckte man bie Xempel ber (Bötter unb flod^t firSnse fflr beren ^eilige Silb^ ffiulen, vAt fflr bie ju e^renben Könige. Putarc^ erj&^lt, bag, ote ber fiönig SlgefUao0 oon Sparta, einer ber berfl^mteften |]relb^erm be0 SUtertum^, nac^ Derfc^iebenen Siegen über bie Werfer unb X^ebaner 361 einen 3^8 ^^^ Stggpten unternahm, er fic^ Aber einen i^m ote 3ei(i^en befonberer SÜere^rung überreizten ^apgru^kranj fo gefreut ^obe, bal^ er fic^ beim Slbfcf^eb Dom Könige Slgt)pten0 einen stoelten fohlen erbat S)er um 200 n. (Si^x. in SUe^anbreia lebenbe (Briefe Stt^enaio0 au0 9laukratl0 in tfliggpten üerfpottete allerbing^ bie)enigen, bie Stofen in einen firanj üon $apgru0 einf leckten; er fanb bies ebenfo löc^erlic^, ato toenn jemanb 9lofen ju einem Stanzt von finoblauc^ üermenben o^oUte.

So so^Ireic^ ouc^ bie SÜermenbung ber ^apqrueftaube im alten flg^pten mox, fo befbinb bod) fpäter^in i^re gauptbebeutung barin,

76

S)ie J^Qfetpflansen.

bag au0 i^r ba» allgemein QtbtScai^lit^t Sc^teidmotertol getoonnen tDurbe. i^eute noc^ lebt t^c Slome in unferet SBejeic^nung baffir: ?Papier fort 3>lefe» ©(fjrelbmaterial, beffen fic^ fc^on bte ?Prlefter bet ätteften &s}i)pü\d)m 3)gnaftten jum Sluffc^relben i^rer SnttteUungen unb (Sebete in ^eiligen Sc^riftgeic^en, ben ^ieroglgp^en, bebienten, totirbe in folgenber SBeife bereitet: 2>ie fc^toammigen, breikantigen Stengel tDurben in meterlange Stücke gefc^nitten, ber Sänge nac^ gefpalten unb bie einzelnen ^autartigen @(i|i(i|ten wn innen, wo bie feinften |]rafem lagen, nad) äugen üermittelft einer Slabel in bflnnen Streifen abgezogen, bie juerft au0gerDaf(i)en unb bann mit IBelgabe üon ttmoB SIebftoff meift Sieber auf' SSretter ausgebreitet tourben, imb jn^ar fc^i(i|tenrDeife juerft neben^ unb bann flbereinanber. hierauf tDurbe bie Sllaffe burci) @(i)lagen mit Lämmern gepregt, getrocknet unb f^lieg^ lic^ mit einer 3nufd)el ober einem größeren Xierja^n geglättet Selbfl

aSilb 66. ißap^ruiBemte im alten ^tiä^. !SatfteUung aus bem (Stabe bts ^taf) ^otep (5. ID^naftie, 2760'-2625 o. dt^t.)

(^a4 2)ümi4en.)

ber befte, burc^ fBrntl^m unb Sluebreiten an ber Sonne geblei^te $apt)rud toar gelblich unb gerippt, nic^t glatt Sllan erkannte an i^m beutlic^ bie quer übereinanber gelegten eifern. (Setoö^nlic^ tourbe mit ber au0 ßlrug mit SBaffer unb arabif(f)em ©ummi ^ergeftellten Xinte nur auf einer Seite gefd^rieben, ba bie garbe burdifc^lug. Um bm 3erbre(^li(i|en Stoff nic^t ju knicken, tourbe er gerollt unb in einer fieimoonb^ülle aujibetoa^rt, bie roo^l auc^ mit $ec^ überjogen toar, um ben Z^^^ ^or Sreud)tigkeit ju f(i|ü^en.

3)ie ^apierfabrikation ift in Slggpten eine uralte Sunft, bie bereits im alten ^ei(i)e ju ^o^er SBlüte gelangt toar. 3^ ®rabe bes ^af) ^otep au0 ber 3eit ber 5. 2)gnaftie (2750—2625 o. C^r.) finben toir eine intereffante 2)arftellung ber 5papgrusemte. 81m Wl, beffen Ufer mit einem prächtigen |]rlor oon fiotosblüten mit Snofpen unb SBlättem eingefagt ift, burc^ ben fici) träge ein iSrokobil beroegt, fe^en toir roie bie $apgru0ftauben gef^nitten unb in bicken SBünbeln auf bm Glücken oon Snännem jur ^Bearbeitung fortgetragen toerben. Slber erft aus

3He SafetpflanÄen. 77

römifc^et 3^ ^oben urir eine mi0ffl^rlic^e aSefc^rettmng bet ^opier^ bereitung haxaa» burc^ hm älteren pinliu^ (23—79 n. d^t.), btt vtt^ fc^iebene Sotten ^ßapier (Charta) befc^reibt „2)00 febtfte Rapier oxu» bm ümerften 6c^ic^ten ber $apt)ru0ftengel'', fagt er, i^^ieg in alter Seit boa ^ieratif^e iinb tourbe nur ju ^eiligen 6c^riften gebraucht Sbi0 Schmeichelei nannte man e0 fpoter Sluguftu0papier. (Sine jo^eite, etTDOd n^eniger feine 6orte ^eigt nac^ be0 Sluguftue (Sema^ttn fiioia bo» lioionif^e Rapier unb erft bie britte ^eigt ba» ^ierotifciie Rapier. SHe näc^ftfolgenbe, am noc^ roeiter ougen befinblic^en @(i)ic^ten ber ^op^nidflengel bereitete Sorte ^eigt bie amp^it^eatrifc^e. Slu0 biefer fteUt 2ranniu0 in 9lom ein \o üortrefflic^ed ^ßopier ^er, baJ^ ba» (Er^ }eugni0 feiner Srobrik fürftlic^ee Rapier ^eigt (Sine geringere Elualit&t 0110 noc^ toeiter äugen befinblic^en 6(i)i^ten ber $apgru0ftenge[ ^eigt bie faitifc^e noc^ ber Stabt 6ai0 (in Unteröggpten), mo eine fc^leciite ^ßopiinu^forte ^verarbeitet roirb. ^a» toniotifc^e Rapier kommt üon ben 6(^ic^ten, bie ber 9linbe noc^ nä^er liegen, ^at feinen Slomen x>on einer Stobt unb roirb nic^t noc^ ber (Sflte, fonbem no^ bem (Seroi^te Derfumft 2)00 emporetifc^e Rapier taugt nic^t jum Schreiben, fonbem blog gtmt (Einroicfieln be0 guten Rapiere unb onberer 995aren. SHe Brette ber ^opierbogen (plagula) ift fe^r oerfc^ieben. 2>ie beften finb 13 Sringer breit, bie ^ierotifc^en 11, bie fonnionif^en 10, bie omp^i^ t^eotrifc^en 9, bie faitif(i)en finb no^ fc^möler. 2)00 emporetift^e 2ßa(Aex (^iockpopier) ift nic^t über 6 gringer breit Slugerbem kommt beim Rapier bie Srein^eit, 2)i(l)tigkeit, äBeige uxtb (Slätte in Slnfc^Iog. Stoon^ig ^opierbogen feigen im i^onbel ein scapus. 2>O0 ougufteifc^e ^ßopier toiberftonb, mk e0 anfang0 jubereitet ovurbe, roegen feiner oU^ugrogen Srein^eit bem S(i)reibro^r nid)t genügenb, lieg ou(^ bie Sc^ft bur(i|f(!^einen, fo bog fie auf ber SUlckfeite on Seeborkeit litt; e0 XDor ouci) fo bur^fic^tig, bog e0 nic^t gut au0fa^. 2>iefen Sre^lem ^ot Golfer Qaxänu» (So^n be0 S)rufu0, Stieffo^n be0 3luguftu0, 9 V. <Si)x. in 2r)on geboren, toorb 41 n. d^^r. noc^ (!4xligula0 (Srmorbung üon ben ^rfttorionem jum ^ifer au0gerufen, überlieg ^6) gonj ber fieitung feiner fc^limmen döcmoißa SHeffolino unb ber Örreigelaffenen $01100 unb 9lordffu0, roor fc^ovelgerifcii unb trüge, boci) grreunb ber äBiffenfc^often, errichtete groge 93auten, tourbe 54 burc^ feine jtDeite (Semo^in Stgrippino mit einem ^iljgeri^^t vergiftet) boburcii obge^olfen, bog er bie erfte Soge ouf bem IBrette ou0 S(^idE|ten jtoeiter (Sitte legen lieg unb biefe mit quergelegten Sc^ic^ten erfter (Süte becken lieg. (Er uergrögerte ouc^ bie aSreite ber SBogen." Sluger ber fe^r feinen, toeigen

76

5)lc iJöfetpflattien.

bag au» \i)x 500 allgemein gebräuchliche Schreibmaterial getoomten tDurbe. geute nod) lebt i^r Slame in uttferer aSejeic^nung bafür: ^Papier fort Slefe« ©cfjrelbmaterial, beffen ficf) fc^on bie ^ßriefter ber ätteften äggptifcfjen 3)gnaftien jum Sluffc^relben i^rer SHitteilungen unb ©ebete in ^eiligen ©c^riftjeidien, ben gieroglgp^en, bebienten, umrbe in folgenber SBeife bereitet: SHe f(i)tDammigen, breikantigen Stengel iDurben in meterlange Stücfie gefc^nitten, ber Sänge nac^ gefpalten unb bie einjelnen ^autartigen Sd^tc^ten üon innen, roo bie feinften |]rafem lagen, nad) äugen Dermittelft einer Slabel in bflnnen Streifen abgegogen, bie juerft au0getDafd)en unb bann mit ^Beigabe oon ttma» SIebftoff meift Äleber auf* SSretter ausgebreitet tourben, imb jroar fd)i(i|tentDeife juerft ntbm^ unb bann fibereinanber. hierauf tourbe bie SHaffe burc^ 6(i|Iagen mit i^ämmem gepregt, getro&net unb f^lieg« lief) mit einer Sllufdiel ober einem größeren Xier5a^n geglättet ©elbft

a3Ub 66. ißap^ruiBemte im alten $tei4). 2)atfteUung aas bem (Stabe bts $(ta^ ^otep (5. ID^nortie, 2760—2625 d. dt^x,)

(^a4 2)ümi4en.)

ber befte, burci) SBene^en unb Sludbreiten an ber @onne gebleichte $apt)ru0 toar gelblich unb gerippt, nic^t glatt SHan erkannte an i^m beutlid) bie quer übereinanber gelegten eifern. (Betoö^nlici) tourbe mit ber au0 £)lrug mit S93af[er unb arabif(i)em (Sunnni ^ergeftellten Xinte nur auf einer Seite gefd^rieben, ba bie Srarbe bur^fc^lug. Um ben 5erbrec^li(i|en Stoff nic^t ju knicken, tourbe er gerollt unb in einer fieintoanb^aile aufbetoa^rt, bie roo^l auci) mit $e(i| überwogen roar, um bm 3n^ölt oor 3feud)tigkeit ju fc^üfeen.

3)ie ^apierfabrikation i[t in Slggpten eine uralte Sunft, bie bereits im alten 9lei(i|e ju ^of^er IBlüte gelangt roar. 3^ ®rabe bes $ta^ ^otep aus ber 3eit ber 5. 2)r)naftie (2750—2625 v. C^r.) finben toir eine intereffante 2)arftellung ber ^Papgrusemte. 8lm Slil, beffen Ufer mit einem prächtigen Srlor üon fiotosblüten mit Snofpen unb SBlättem eingefaßt ift, burd) ben fid) träge ein Ärokobil beujegt, fe^en toir toie bie ^apgrusftauben gefc^nitten unb in bicken IBünbeln auf ben Slflcken üon Snännem jur ^Bearbeitung fortgetragen merben. Stber erft aus

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3He Sfafetpflangen. 77

römifc^er Seit ^oben totr eine au0fü^rli(^e aSefc^reifmng 5er Rapier« beceitung daraus burc^ bm älteren pinitu^ (23—79 n. (Sfyc.\ ber üer« fc^ene Sorten $ktpter (Charta) befc^reibt „^qb feinfte Rapier am bm tnnerften Sc^tc^ten ber ^op^ru^ftengel'', fogt er, „^ieg in alter 3eit boa ^terotifc^e iinb tourbe nur ju ^eiligen 6c^riften gebraucht Sbi0 Schmeichelei nannte man e0 fpäter Sluguftuapopier. (Sine jn^eite, etmo^ toeniger feine 6orte ^eigt nac^ be0 Slugujtue (Semo^Un fiioia ba» toionifc^e Rapier unb erft bie britte ^eigt bca ^ieratif(i)e Rapier. 2)ie näc^ftfolgenbe, am noc^ roeiter ougen befinblic^en ®(i|i(^ten ber ^apgrudftengel bereitete Sorte ^eigt bie ampbit^eotrifc^e. Slu0 biefer ftellt Sranniue in 9lom ein fo t)ortreffli(i)e0 Rapier ^er, bag bca (£t^ geugni? feiner Srobrik fürftlic^ee Rapier ^eigt <^ne geringere Qualität au0 noc^ toelter äugen befinbli^en Sc^i^ten ber $a}n)ru0ftengel ^eigt bie faitifc^e nac^ ber Stabt ®ai0 (in Ilnterägt)pten), too eine fc^Iec^te pq)t)ru&forte verarbeitet roirb. S)a0 taniotif(i)e Rapier kommt t)on bm Sc^ic^ten, bie ber Slinbe noc^ nä^er liegen, ^at feinen Flamen von einer Stabt xaib roirb nic^t nac^ ber Cßäte, fonbem nac^ bem (Setoiciite verkauft !Da0 emporetifc^e Rapier taugt nic^t jum Schreiben, fonbem blog gum (Sinnmkeln be0 guten $apier0 unb anberer äBaren. SHe aSreite ber $apierbogen (plagula) ift fe^r oerfc^ieben. !Die beften finb 13 Sringer breit, bie ^ieratifc^en 11, bie fannianifc^en 10, bie amp^i^» t^eatrifc^en 9, bie faitifc^en finb noci) fc^mäler. S)a0 emporetifd^e Rapier (^iackpapier) ift ni^t Aber 6 gringer breit Slugerbem kommt beim Rapier bie Of^in^eit, 2)i(l)tigkeit, äBeige unb (Slätte in Slnf(i|Iag. Broan^ig ^apierbogen feigen im ^anbel ein scapus. 2)a0 augufteifc^e pipier toiberftanb, roie e0 anfange gubereitet tourbe, toegen feiner olljugrogen Orein^eit bem Sc^reibro^r ni(i|t genttgenb, lieg au^ bie Schrift burc^fc^einen, fo bag fie auf ber SUlckfeite an fieebarkeit litt; e0 toar aad) fo burc^fic^tig, bag e0 nic^t gut au0fa^. S)iefen Sre^lem ^at fiaifer (Haubiue (®o^n bee S)rufuj(, Stleffo^n bes Sluguftue, 9 D. C^r. in figon geboren, roarb 41 tu d^r. mu^ (Skxligulae (Srmorbtmg von bm $!rätorianem jum ßaifer au£^gerufen, überlieg fi(^ ganj ber fieitung feiner fc^limmen (Semo^lin SHeffalina unb ber grreigelaffenen $01(00 imb Slordffue, toor fc^n)elgerifc^ unb träge, bod) grreunb ber aSiffenfc^often, errichtete groge 93auten, tourbe 54 burc^ feine groeite (Semo^lin Slgrippino mit einem $il}geri4)t vergiftet) boburc^ abgeholfen, bog er bie erfte Soge auf bem SBrette au» @c^i<j^ten jiDeiter (Süte legen lieg unb biefe mit quergelegten Sc^c^ten erfter (Süte becken lieg. (Sr uergrögerte ouc^ bie 93reite ber SBogen." Sluger ber fe^r feinen, toeigen

78 ^e SK^ferpflanien.

Charta Claudia unb ber fi^nlic^en noc^ glatteren Charta fannia imter« fc^ieb man fpöter noc^ bie Charta salutatrix ate Diel begehrte» aSrief^ papter, bcam bie Charta macrocolla mit ^Blättern in Qotm langer 6treifen unb bie Charta nigra, ein fc^marje^ kopier, auf roefa^e^ bie 6(^rift farbig aufgetragen niurbe.

@o nerforgte ^^pten im SUtertum ba» ganje au0gebe^nte Slömer^ rei(i| mit feinem Rapier, bas felbft ben SBeg nac^ (Pallien unb IBritan^ nien fanb. !Da nun ober ber $apgru0 ni^t alle 3^^^ 8^^^ 8^ gebie^, gab e0 öfter er^eblic^e ^reidfc^mankungen unb bismeilen fogor ^apierteuerungen. @o fc^reibt berfelbe piniu«: „(£» gibt Zofyct, in benzn ber ^op^ru^ migröt Unter Xiberiu^ (geb. 42 r>. C^r., @tieffo^n be0 äluguftu0, burc^ Beirat ber ßaiferstoc^ter 3ulia im 3^te 12 n. (Sfyc @c^u)iegerfo^n bee Sluguftui», tourbe 4 n. (lf)x. wn Sluguftu^ aboptiert unb regierte, nac^bem er im 3^te 14 nad^ be0 S(uguftu0 Xob Dom ©enot ate ßaifer anerkannt morben wax, bi^ 37, ba er am 16. 3Sar} auf feinem @(^log auf fiapri bereite im Xobe0kampf burc^ SEacro mit Riffen erftidtt rourbe) trat fo groger SEangel an ^(5apier ein, bog eigene Beamte nom @enat mit ber SSerteilung be0felben beauftragt tourben, meil fonft bie gange SJenoaltung in S^ermirrung gekommen roäre.''

3Bel(^e SHmenfionen ber ^ribau unb 93erbrau(i| ber ^apgruß^» ftaube unb bie ^apierfabrikation im alten SSggpten angenommen ffobm mug, kann man au$ bem riefigen Slac^laffe Don ^ßapytü»^ rollen unb au0 ben S^ugniffen ber 6(^riftfteller bed SUtertum^ ent^: nehmen. !Der (Befc^ic^tfc^reiber !Diobor beri(i|tet un0, bag f(i)on $Uunfe0 n. ber 19. 3)gnaftie (1292—1225 n. C^r.) in Zf^ebcn eine fe^r umfang* rei(i|e Sleic^0bibliot^ek tvAä)tm lieg. SSerü^mt toar im SUtertum bie von $tolemaio0 $^ilabelp^o0 (regierte 285—247 n. C^.) auger bem SKujfeion in SUe^anbrien errichtete IBibliot^ek, bie auf bie erftaun* lic^e 3^^^ ^on 400000 ^ap^rudroUen braute imb erft non bm Strabem t)erbrannt niurbe. SKit biefer alesanbrinifc^en rioalifierte unter (Sume« ne0 n. (regierte 197—159 o. (S^t.) unb Slttalo0 IL (folgte feinem SSruber 159 unb ftarb ate a3erbünbeter Slom^ 138 o. (it)x.) biejenige oon $!er:» gamon in :^einafien mit bamate f(i|on 200000 IBänben. SMee erregte bie (Siferfuc^t be0 äg^ptifc^en Könige Polemaio0 VL ^^ilometor (ber Don 181—145 v. C^r. regierte) bermagen, bag er ein ®efe|( gegen bie Slu0fu^r be0 Rapiere au0 feinem fianbe erlieg. 2)ied nötigte bann (Sumenee, baa nötige Schreibmaterial am befonber^ präparierten unb mit einer iftreibefc^ic^t ttbergogenen Schaffellen ^erftellen 5u loffen.

S)ie S^fetpflonsen. 79

2>tefe0 gelangte ote Charta pergamena, b. ^. petgamentf(^e0 Rapier in ben ;^anbel, unb borctu^ n^urbe bann fpäter bie SSegeic^ntmg ^erga« ment SHefer äugerft bouer^afte $a|nererfa1$ fpielte befonber^ im SQitteU alter eine fe^t toic^tige SloUe unb f)at fif^ jum Slufbruck von fDobtot:» biplomen bis auf bm heutigen Xag im (ötbxtmd) erhalten.

SHe äggptifc^en ^oinerfabrUien, bie unter Xiberiu« ^0(^ befteuert iDurben, n^aren fe^r gut eingerichtet mtb arbeiteten fc^on nac^ btm ^Erinjip ber Slrbeite^teilimg. 9Ilan unterfc^ieb ba glutinatores {von gluteum ^ber), b. f). fieimer, malleatores (üon malleum ^ammer)^ b. t). i^&mmerer ufxo. SSä^renb bie ^ap^rudpflange bei ben alten OgQptem natit ^ieg, nannten fie bie (Briec^en roo^rfc^einlic^ nac^ b^m ag^tifc^en Sßort papuro, b. f). königlich, p&pyros. ^r btn S3aft ber ^ßaqp^ruspflanse biente bie f(i|on bei isomer unb bann bei gerobot Dorfiommenbe iBejeic^ntmg byblos, toorau^ bann b^blon für Schrift:« rotte iDurbe. Slu0 biefer griec^ifc^en Se5ei(^nung machten bie Slömer, bie bie 6(i)riftroUen au0 Stggpten burc^ griec^ifc^e a3ermitttung er^: ^ietten, i^r biblium im @inne t>on SBuc^, im $Iura(i0 biblia lautenb, unb au0 ber Sluffc^rift biblia sacra, b. t). ^eilige Sucher, entftanb bann unfer SBort iBibeL 3)ie ein^efanifc^e alte Sejeic^nung ber Slömer fflr ba0 Sc^riftftflck mar Über, b. ff. f8a% meil [it ate öltefte^ Schreib:: moteriol „ben SBaft einiger aSäume'', mie fic^ piniu« au^brückt, bt^ mieten, fp&ter aber ouci) jum ^riüotgebrauc^ auf fieinmanb imb auf Waifß [^rieben. Sto bem lateinifc^en über im Sinne von Schrift» fUUfc ging boxm bie franjöflfc^e Sejeic^nung livre fflr fßuö) ^eroor, m&^renb bie beutfc^e SBejeic^nung bafflr von aSuc^e ^errfl^rt, au0 beren :^I} bie Stäbe genommen maren, in meiere bie alten <Set^ manen bie Shmen einfc^nitten, bie man ju aUerlei ^aubex tmb jur (Srfotfc^ung ber S^^^ft benu^te. !Die Suc^enftäbe mit ben vtt^ \(ijHü>tnm Sinnen mürben bann gemifc^t imb ein einzelner, ber gelten fottte, barau0 ^en^orgejogen. 2>a0 mar bann ber entfc^eibenbe Stu^en^ ftab, nac^ fpfiterer Slebemeife: ber Suc^ftabe, unb bie ®efam^eit ber^^ felben boB fSuä^.

SMe blfi^enbe ^apierinbuftrie Stggptend mürbe nun nic^t^ mie bie0 gemö^nlic^ behauptet mirb, infolge ber (Eroberung burc^ bie Slraber Demic^, fonbem biefe festen fie jun&^ft fort unb brad^ten bie oon i^en au0 Stggpten nad) @grien oerpflanjte $apgrudftaube am (Snbe be0 9. yäfxfjßxnbtü» nac^ Si^Uien, mo fie biefelbe in bem banac^ ^opiteto benannten Srlügc^en bei Palermo anfiebelten, um fie ebenfatt^ sur ^[ktpiecfabrikatlon ju oermenben. !Dort muc^0 fie xüößd) bx» 5um

80 3)le gaferpflanacn.

Zoi)tt 1591, in toelc^em auf a3eranlaffimg bt» bomoligen S^i^ekötiigd Me ganje ®egenb toegen htB vom ^opireto ausgebenden WBedfiiU fiebere trocken gelegt tDurbe unb bamit auc^ ber ^apprus^ain vtt^ fc^roanb. Sloc^ je^ ^eigt jene £)rtlic^keit piano del papireto, b. ^. (Sbene bee $a;n)ru$^aim». ^eute finbet fic^ ber ^apgrus in größeren 93eftänben nur noci) am |]rlügc^en älnopo bei @9raku0 tinb im ©üben unb Dften jener 3^fel roilb, ^äuftg jeboc^ ate ^ittp^Umic in bm Garten ber 9leid)en fmItiDiert !Die (Exemplare in bm europoifciien (&en)ä(^0^äufem fd)einen alle au0 Sijilien ju flammen, mo bie Stengel bes $apgru0 nur nod) jum kalfatern ber @d)iffe bienen.

!I>ie ^opgrudinbuftrie erlofd) üon felbft, al0 im 3^ttalter ber Sreu^^^ 5äge burd) bie 93ermittlung ber älraber bas^ d)inefifd)e ^Büttenpapier nac^ (Europa kam unb man es ^ier felbft barguftellen üermo^te. 3n (L^ina bebiente man fi(i| nämlid) fd)on längere 3^ ^nes anberen ^apieree ate in Stgt)pten, inbem fc^on im 3<^^i^^ 123 t). (!^^r. ber älckerbaimtinifter Xfai^lün att0 bem SSaft bee ^apiermaulbeerbaums, au0 d)inefifd)em (&xa» unb fogar aus ben grafem be0 aSambu^ro^ree Rapier ju bereiten lehrte. Ums 3ct^t 610 n. C^r. kam biefe ßunft nad) ßorea unb 3^cin. Unter bcn d)inefifd)en Sriegitgefangenen, bie im 3^^^ 751 XU (Si)x. nad) bem bamate mu^ammebanifdien @amar^ kanb kamen, befanben fid) aud) fold^e, bie fid) auf bie $apierfabrikation t)erftanben. i^ier rourben fie jur Sludilbung i^rer ^unft angehalten unb fabrijierten Rapier aus bem i^nen baju jur 93erfügung geftellten SlZateriaL gier ^aben bie Slraber jum erftenmal leinene \mb bäum« xDoUene fiumpen, fogenannte :&abem, jur ^apierfabrikation benu^t, inbem fie biefelben nad) einer Snajeratlon in äiSaffer in älZörfem itu ftampften unb ju ^ßapier pregten. Später u)urben bann an Stelle Don 3Henfd)enf)änben mm fliegenben S93affer getriebene maf(i|inelle (Elnri(i|tungen ate fogenannte ^apierftampfen von i^nen ju :&ilfe ge« nommen vmb in ber Srolge ju eigentlid)en $!apiermfl^len ausgebaut

93on Samarkanb toanberte biefer üon ben Slrabem aufgegriffene neue Sr^brtkation03n)eig über S3ud)ara unb $erfien toeftroärts nac^ Sagbab, too 794 ebenfalte bie ^apierbereitung eingeführt rourbe. 2)ie Sagbaber Papierfabriken Derforgten balb ba» ganje SHorgenlanb mit i^ren (Erjeugniffen. 2)er Slefibenjftabt eiferte balb !S>amadku0 nac^, bas im 10. 3A^^^unbert mit anberen kunftgemerblic^en (Segenftänben, roie namentli^ ben nad) jener Stabt benannten 2)amaftgen)eben, feinften Brokaten, Sinnen« unb Seibenftoffen, bann bm u)eltberü^mten 2)ama03ener Sta^lroaren, oorjüglic^ee $!apier auf ben älZarkt brachte

2Hc Sraferpflanjcn. 81

unb in SQenge fogar nai!^ bent Stbenblanbe vertrieb. Unter biefem kopier gab e0 bie oerfc^iebenften Sorten üon Schreibpapier, ftarke^ unb \(!^waä)t», glattem unb geripptem, roeigee unb farbigem, bantbm Seiben^» unb ^ac&papier. Sieben biefem ungleii!^ billigeren Sc^reibftoff ber aSorbebingung für bie SSerbreitung von IBilbung, fiiteratur unb SBiffenfc^aft mugten natürlich ^apj)xm unb Pergament DöUig jurflcktreten. fie^tere^ erhielt fic^ nur in ®egenben, roo^in bie treffe liefen arobifc^en Rapiere nic^t fo leicht gelangen konnten, noc^ langer im Slnfe^en. Über %9pten verbreitete fic^ bie orabifc^e Papierfabrik kotion au0 fiumpen ber norbafrikanifc^en kflfte entlang nad) htm von bm SKauren be^enfc^ten Spanien, roo fie im Z^fix^ 1154 in 3^^^ SÜalencia i^ren erften @i^ in (Europa auffc^Iug. äBa^rfc^einlic^ Don 3tolien ^er, ba^^ ba» arabifc^e Rapier nac^ bm fiönbem nörblic^ ber SUpen oer^anbelte unb ee mit ber 3^ f^ft 5U fabrijieren lernte, kam bie ^apiermac^erkunft ju (Snbe be$^ 13. Z^x\)nnbttta nad) 2)eutf(i)Ianb, wo fid) 1290 in Slaoendburg, 1312 in ^ufbeuren, 1319 in Slttmberg, 1320 in Slugeburg unb 1380 in IBafel bie erften ^apier^ müßten in Mtteleuropa na(i)tDeifen laffen. (^ne augerorbentlid^e !Be« günftigung erfuhr bie ^apiermac^erei buxd) bie (Erfinbung ber fSu^^ bruckerkunft burc^ ben SÜainjer 3o^ann (Sendfleifc^ jum (Butenberg unb bie burc^ btn äBittenberger Sluguftinermöni!^ 9Ilartin fiut^er be- grflnbete iSirc^enreformation in 93erbinbung mit bem bur(!^ bie 9le^ noiffance aufgekommenen allgemeinen geiftigen Sluffc^roung. !I>a roar e0 kein äBunber, bag bas^ fc^öne, gef(!(|meibige unb glatte Seinen:" papier ben brüchigen, ratt^en ^apgnu» unb felbft bae äugerft bauer:« ^afte Pergament, bad fic^ a(0 6(i)reibmateria( noc^ lönger ate jene^ er^elt, balb ganj gum Sc^toinben brachte. Unb mit i^nen üerfc^roanb caid) bca bi^ ba^in mit btm ^apgrud au0 Stg^pten ate @(^reibfeber in iBünbeln in bm ^anbtl gebrachte äggptifd)e Slo^r, ba» ate kälamos bei ben (Briec^en unb burc^ beren a3ermitttung cd» calamus bei btn $lömem 3^^t^unberte ^inburd) im (Bebrauc^ toar. 2)iefe0 @c^eib:s ro^r tourbe au0 ber grögten (Bra^art ber äEittelmeerUbtber, btm ^feit ro^r (Arundo donax), ba» bi0 3,6 m i^ö^e unb 2,5 cm 2>i(ke erreid)t unb im SUtertum befonber^ ju $!feilen benu^t rourbe, in ber SBeife tiergefteUt, bag man bie knotigen i^alme jufdinitt unb an ber @pi^e fpattete. 2>iefe0 Slo^r roar ba& einft bei allen Sulturoölkem am SÜittelmeer allein gebrau(i)li($e ®d)reibgerät unb tpurbe ^auptfad)li(^ im 2)elta Stggptend, augerbem auc^ in @umpfgegenben fileinafien^ ge« roonnen. (Erft in ber römifdjen Saiferjeit kam baneben auc^ eine au0

82 3>le gaFerpflanjett.

getolltem Kupferblech ^ergeftellte Slac^o^mung btefe0 (Säj[teü>xof)X9 auf, von btm man je ein (Exemplar in gerkulaneum, Sllaln} unb Ungarn fonb. 2)0^ n^ar bie0 jebenfall^ me^r eine Kuriofität, bie gegenüber bem leichten unb tDelc^er f(i)reibenben Sto^r nic^t aufkommen konnte, (grft um bie älZitte be0 7. ^ct^^^unbert«^ tourbe bei ben c^ftlic^en ßulturoölkem bie bi^ ba^in allgemein üblicii gen)efene Sc^fro^rfeber burc^ bie bebeutenb elaftifc^ere unb be^^olb eine Iei(i|tere unb befon^ fonber0 aud) zierlichere unb kunftoollere Schrift erlatxbenbe (S&nfefeber erfe^i SHefe er^iett fi(^ im (Stbxaad) b\» ju Stnfang bee vorigen 3a^rf)unbert0, ote bie oon htm Präger Sllog0 Senefelber 1796 au$ einem @tü(k gehärtetem @ta^l, nämlii^ einer U^rfeber, jum SSefciireiben feiner lit^ograp^ifciien Steine erfunbene Sta^lfeber wn bm (Englonbem fabrikmäßig ^ergeftellt tourbe. @o entftanb 1820 in Sirmig^am bie erfte @ta^lfeberfabrik, unb feit 1826 ftellte ber 3n^aber berfelben, 3ofia^ snafon, befonbere Spegialmafc^inen in bm 2>ienFt ber neuen 3nbuftrie. Sei ben mtt^ammebanifc^en a3ölkem bee Drient0 aber ift bie altäggptif^e Slo^rfeber, ber calamus ber Slömer ate keläm (ara^ bif^) bi0 auf bm heutigen Xag ate au0f(!^liegli(^e$^ Schreibgerät in (Sf)ttn geblieben.

93el bem im Sauf be0 19. 3^^i^^unbert0 ins Ungeheure an^^ gen)a(^fenen $apiert)erbrau(^, ber bei toeitem nic^t mef^r aus fiumpen gebeckt ju toerben vermochte, fa^ man fic^ gen^ungen, ju ben üer^ fc^ebenartigften (Srfa^ftoffen ju greifen, beren ^auptfä<^lic^fte ber golj« ftoff bes goljes, befonbers bes roeic^en Slabel^ol^es, bann Don <&e« treibeftro^, gülfenfrüc^ten, §eu, »infen, JBrenneffeln, SHfteln, ©infter unb ber üerfcfjiebenften ^almenblätter unb (Srasarten bilben, ber in bem um bie SHitte bes 18. ^ct^r^unberts an Stelle ber ^apierftampfen aufgekommenen ,r§ollänber^ mit Su^ilfena^me ^emifc^er SKittel gelöft toirb. (g« ift bie« eine urfprünglict) beutfc^e (Brflnbung, bie in goUanb guerft in Slufna^me kam unb ficf) von ba aus ou6) in 2>eutfc^lanb (Eingang üerfc^affte.

Sluf bie i^erftellung üon Rapier aus gol^ ^aben bie Sßefpen, bie baraus i^re leichten unb bennoc^ foliben Slefter bauen, bm SHenfc^en geführt. W^ ein (Snglänber, Dr. §ill, bie ?Papierfabrikanten barüber jammern ^örte, bafe fie SKü^e ^aben, genügenb ßumpen jufammen? anbringen, unb bes^alb bas^ Rapier fo teuer fei, jeigte er einem folc^en ein SBefpenneft unb meinte: „SBarum folgen Sie nic^t bmx JBelfpiel ber SBefpen, bie bei ber (Errichtung i^res Sleftbaus golj jerfafem unb baraus einen IBrei machen, ben fie in bflnnen Sagen mit Speichel gu

SHe Safetpflanaen. 88

$apier leimen unb trocknen laffen?"* 2)00 fO^rte jur (Sntbecfumg i)e0 ^olspcqrter«. S(m melften toirb boju, toell am leic^teften 3U befc^affen, ba0 ^lobel^ols oetmenbet, bod toett fibet bie i^filfte bet j&^rlic^ er« jeugten 800 SniUionen kg Rapier liefert <S0 roirb ^auptf&(f)Ii(^ ju bem billigen S^hmg^papitt verarbeitet, inbem ber jum ^ttjtixm ber Stgnite unb garje mit Snlfitlouge gefiociite ^oljftoffbrei in ber gegen ba» (Enbe bee 18. 3^^^unbert0 erfunbenen 39lin^^i^<^f<^^ }u fort^^ loufenbem, fogenonntem enblofem Rapier au^gemaljt roirb. !Die 3^"" tungen (Suropo^ unb Slorbamerikos t)erbrau(!^en jfi^rlii!^ ganje SBälber oon 2ri^ten:s unb Xonnen^ol}. S)a nun eine (Sinf^r&nfumg bee 3^^^ tungdtDefend unmöglich ift unb anbererfeite bie Slabel^olso^albungen nic^t entfprec^enb i^rer te^inifc^en a3erarbettung ju Rapier unb onberen (Sr^eugniffen mac^fen; fo nermenbet man neuerbingd ob (Erfa^ bafflr bie ])erf(^iebenften 6tto^arten, bie leicht ju be^anbetn unb }u bleichen finb tmb burc^fc^nittlic^ 46—46 ^rojent, 9leidftro^ fogar 60 ^rojent golsfioff en^atten. 9lun reicht (eiber au^ bie j&^rlic^ erjeugte @tro^^ menge bei toeitem nic^t au£^, um einen er^eblid^en Xeit be0 goljed in ber ^opierfabrikation 3U tt^d^m, um fo me^r, ba @tro^ noc^ ju onberen 3^^^^^^ ol» SÜie^futter, 6treu, SÜerpackungdmaterioI ufu). in größeren 9IIengen tierbrouc^t roirb. 9lur ^aben biefe Surrogate be0 älteren gabempapier^ leiber bie (Sigenf(i)aft, unter bem (Sinflug wn fiuft unb fiic^t rafc^ }u vergilben unb brflc^ig ju roerben; inbeffen ge^ lang e0 ber Xec^ik, burc^ befonbere iBe^anblung mit atterlei (SX^tmU kaum au0 gol}« ober Stro^fc^ttff biefenigen Stoffe, roelc^e ba» (Süb^ unb Srflt^igmerben bef(i|(eunigen, }u entfernen, o^ine bamit bie grafem 2U jerftören.

SÜon onberen ^^ftopeferonten, bie ote ^opierro^ftoffe neuere bing0 dne june^menbe Sebeutung erlangt ^aben, finb ba^ im roeft- liefen SEittelmeergebiet auf trockenen, fal}freien Steppen maffen^aft toac^fenbe Pfriemen:» ober 6partgra0 (Stipa tenacissima) ju nennen, baB befonbere von englifc^en Papierfabriken jur i^erftellung belferer Rapiere verroenbet toirb. SHefe bereite von uns getoürbigte ®ra0art mit äugerft jä^en unb biegfamen, 40—70 cm langen, grau« grttnen, nac^ ber Sreitfeite jufammengerollten Slöttem, ^at i^re heutige fpanifc^e Sejeic^nung esparto auj^ bem latelnif^en spartum, tD&^renb ber anbere bafür gebr&u{)li(^e arabifc^e Stusbruck alfa ober halla ber ivoi\dftn btn beiben Letten bee Sltla0 eingefc^loffenen Steppen« region im mittleren SUgerien ben Slamen gab. i^ier roerben über 200 9Klllionen kg Pfriemengras geemtet, oon benen 76 ^llillionen kg

6^

84 2>ie Srüferpflansen.

nacf) (Snglanb cm08efü^rt toerben. (Sbenbott^in ge^t auc^ bie ^xo^ butttlon von Spanien tmb Xripolto üon jufammen Aber 80 9EU^ lionen kg, t)on benen 100 kg burc^fc^nittlici) 10 9Ilark mttt finb.

(Sin n^ic^tigee Slo^materiol ber inbifc^en unb c^inefifc^en ^apiet^^ fabrikation bilben bie bi^ ju 55 ^rojent §oI}ftoff ent^ottenben fBombus^ fafem, bie aber fllr bie europäifc^en imb amerikanifc^en ^Papierfabriken ebenfotDenig in Vitttaä)t kommen können, roie ber SSaft be^ Rapier« maulbeerbaume. (Sin ^apierftoff aber, ber t)ieUei(^t in einiger 3^ fllr bie amerikanifd)e $apierinbuftrie grögere IBebeuiung erlangen bürfte, flnb bie ate SBagaffe bejeiii^neten aiu^gepregten Stengel be^ 3u(kerro^r0, bie fe^r xtiä) an ^oljftoff finb unb beim au0gebe^nten Slnbau t)on 3uckerro^r in grogen Süengen bei ber 3u(kergen)innung abfallen unb nur jum Xeil ate geijmaterial SJertoenbung finben. 6o toirb bereite in mehreren amerikanif(!^en ^obükm jurjett SBagaffe^^ papier ^ergefteUt

9Jon ben Xropenpflanjen, unter benen man \ä)on i^re0 [(^netten, üppigen S93a($$tum$ tDegen ben (Srfa^ für bas^ gol} ate ^apierro^ftoff in erfter fiinie tDirb fuc^en muffen, kommen eine 9lei^e oon C^a^arten roie bas^ S^abur^, SHunj« unb ^gongra^ unb fold^e Stauben unb 6träud)er in Setra#, bie freute fc^on i^re Srafem jur i^erftellung üon Seilen, SHatten uftt). liefern, toie bie üor^in befproc^enen üerfc^iebenen fBancoitn unb Stgaüen, ber SHajaguaftrauc^ u. a. nt 9lu0 ben tieften ber Seilfabrikate unb au0 bm Slbf&Uen bei ber ganfbereitung roerben ^eute fc^on grögere älZengen fe^r faltbarer Rapiere ^ergefteUt, bie ale äHanttapapiere in ben i^anbel gelangen.

Sluc^ bie Xorffafern ^at man }ur ^apierfabrikation ^eran^ gejogen unb fteUt barau^, befonber^ in älmerika, ein gute0 unb biUigee Packpapier ^er, bca toenig empfinbUi!^ gegen 2reu(!^tigkeit ift 3ur Fabrikation von S)ruckpapier jeboc^ eignen fic^ bie Xorffafern nic^t, ba es bis |e^ nic^t ^at gelingen tooKen, geeignete SBIeic^oerfa^ren für fie ju finben. Xrofebem erfc^eint bei ber grogen SKenge bts verfügbaren Xorfes fe^r too^I möglid), bag biefer mit ber 3^tt ^^ grögeren Xeil bes i^oljes ate ^apierro^ftoff erfe^en bürfte, um fo me^r, ba in btn legten 3^^^^ bxz äludbeutung ber Xorflager, nic^t jule^t ber beutfc^en, im SJorbergrunbe bee 3^tereffe0 fte^i

Site neuefter ^apierro^ftoff finb bie äBeinreben ju nmntn, mit btmn man jur 3^t in btn franjöfifii^en S93einbaugebieten SSerfuc^e ma^t, bie bte^er jufriebenftellenbe Slefultate fon)of)l ^infic^tlic^ ber Slu0beute ate auc^ in bejug auf bas^ iBleic^en ergaben. (Sine foh^e

2He S^fetpflansen. 85

93enDertung ber bi^^er fojufagen toertlofen kleben m&cz bm noU letbenben frottiöfifc^en äBeinbauem mof)l ju gönnen; groge Sllengen gol} tDürbe man aber babutc^ nic^t fporen. Unb ba jur 3^ ^te ^apierinbuftrie noci) nic^t SHiene ma(i)t, \iä) be0 einen ober be0 an« beren ber oben angeführten Slo^ftoffe tn mirklii!^ au^gebe^ntem Silage ju bebienen unb baburc^ bm ^ols^erbrau^ ein^ufc^ränhen, fo toirb fie noc^ auf eine Slei^e üon Z^^^^^ ^inau0 bie 93JöIber x>ttwü\tm, bi0 bie golgpreife unerf(^n)ingli(^ gen)orben finb imb man bann freiließ niel 3U fpöt eingefe^en ^at, bag unfer ^apierbebarf auc^ o^ne bie 93erarbeltung be^ ju anberen 3^^^ fo nottoenbigen 9lu^^ol}e0 ge^ beeilt roerben koxm.

2)a0 tmter bem Slamen ,rC^inefifc^e$ Seibenpapier " in (lt)ma felbft oiel gebrauchte, aaä) in !Deutfc^[anb jum Slbbruck Don golsfc^nitten, fitt^ograp^ien imb berglelc^en benü^te feine Rapier, ba0 burc^ feinen ©eibenglana, feine geringe 2>i(ke unb 3Bei(!^^eit ausgeseic^net ift, toirb au0 ben Srafem ber jüngeren Xriebe be0 Sambu$ (meift t)om ge« meinen Sambue, Bambusa arundinacea) geo^onnen, beren gelbe, knotige, einer inneren i^ö^Iung ermangeinbe SBurgelaueläufer une a(0 Spa^ier^^ ftöcfie bienen. (S0 gibt 42 Strten biefer audbauember ^oljiger (Sräfer, bie fic^ befonbere im tcopi\(S)tn Slfien, namentlich im malaiifc^en ®e« biete, finben unb ^ier förmli^e äBalbungen bilben. (Einige Slrten fteigen im :^imala|a bi0 3800 m 9lleere0^ö^e empor. 3^ ^merifia gebei^en betr&litlic^ tDeniger SBambu^rten, wn benen eine, bie Chusquea aiistata, in btn Slnben $eru6 bis 4700 m, b. ^. an ber Sc^neegrenje ])orkommt Sluc^ in Slfien ge^en einjelne Slrten toeit Aber bie äBenbe:» breife ^inau0, toie }. S. bie au^ bei un0 ate Sitq>\lanit im Orteien au0s ^altenbe Fhyllostachys bambusoides.

S3on befonber0 mertooUen SJertretem biefer ^ftanjengattung feien Bambusa arundinacea unb B. tulda genannt, bie in Oftinbien unb ij^erinbien roefentlic^ an ber Silbimg ber 2)f(!^ungelbi(ki(^te teil« n€^mm imb megen i^rer ^en)orragenben 9lü^i(^keit für bvx 3llenf(^en tmdf meit Aber i^r SJaterlanb ^inau0 in ben Xropen beiber gemi« fp^&ren kultiviert roerben. 3^^^ Stengel roerben bi^ ju 26 m ^0(!^ unb can Cmtnbe 20—30 cm bick. Bambusa brandini erreicht eine !^6^t von 38 m unb Dendrocalamus giganteus fogor 40 m bei einem Stammumfang non 80 cm. 9tu0 einem oielfac^ neraftelten, mächtigen äBiu^elftock mac^fen fie ftogtoeife ^emor, roobei an einem iBombue« ^olm cai brei oufeinanber folgenben Xagen 3utoa(^0l&ngen non 57, 3 unb 48 cm gemeffen tmxrben. 93ei fol(!^em rafc^en Slku^etum kamt

86 2)ie Saferpftansen.

ein Sprog von 20 m gö^e in toenigen äBo^en au0gen)a(^fen fein. SHe jungen Xtiebe mäditiger iBambufen burc^brec^en bie ^be ate teilxoelfe me^r ote ormbicke, mit fc^eibenortigen SBIottem bic^tbebecbte SegeL 3^bem fie Sßaffer 2tx)if(^en i^ren IBIottfc^eiben ^eroorpreffen, befeuchten unb enoeic^en fie bamit bm Soben, mos boB tafele :^in^ burc^ftogen erlei^lterL

2)ie lBantbu0ftengeI bilben ftarre, tragkroftige unb iugleic^ biegunge* fefte go^Ii^Iinber, beten i^ol} äugen ^erum xüdßö) mit iftief elf Sure imprägniert ift unb in bmm bie Triftigkeit noc^ burc^ (Sinfc^oltung me^r ober toeniger enggefteUter knoten gefteigert ift i^ier ^at otfo bie Slatur eine Srorm be^ Xrägere gemä^tt, bie bie geringfte SnoteriaU aufn)enbtmg mit ber grögten fieiftung^fä^igkeit in fic^ Dereinigt, gana fo roie fie ber 3Henf(!^, burc^ t^eoretifc^e (Snoögungen geleitet, bei kflnftlic^ Don i^m ^ergeftellten @tü^, }. fB. bei eifemen goprögem, in $lnn)enbung bringt (Srft in einer getoiffen gö^e tDad)fen tm» ben oUmä^Iic^ üer^oljenben galmen über ben knoten Seitenjo^eige ^eroor, bie fid^ abermate quirlig t)er5tDeigen unb bie im a3er^&Itni0 ju i^rer Sänge jiemlic^ breiten, beutlic^ geftielten (Srodblötter tragen. 2)ie fc^toankenben (Snbm ber Seitenixoeige unb ber fic^ nac^ oben vtt^ jibtgenben i^ouptaciife tragen fc^mer an ber SKenge i^rer Slötter unb neigen fic^, in iei^tem aSogen über^ängenb, ^erab, fo bag ba0 einzelne lBambU0gebflf^ einer üielftra^Iigen ^üont&m gleich unb Arten Sugerft Sierttc^en Slnbttck gemährt flbrigens gibt auc^ einige fc^Iaffe, klettembe Srormen, bie \id) ^o^er Säume ote StO^e bebienen.

9Ilerkn)ürbig finb bie IBliitenüer^ältniffe biefer Sliefengräfer. Sei einigen Slrten erf feinen bie Slüten alljährlich, roä^renb bei onberen nac^ einer 2un)eUen jahrzehntelangen oegetattoen ^eriobe fo ^at man in Sorberinbien beim gemeinen Sambue eine 32jä^rige $eriobe beobachtet ein mit allgemeinem fiaubfall üerbunbene^ einmaligem Stufen erfolgt, toobei bie 3^toibuen nac^ ber Srnic^treife abfterben. ^ann aber blä^t biefelbe Slrt meift auf toeite Strecken jugleic^. !Die maffen^afte ^robuktion ber me^Ireic^en Samen, bie gekocht äne im (Befd)mack an bm Sleim erinnembe, fe^r gefc^ä^te Sla^rung für ben SKenfc^en bUben, f)Qt bann ^äufig eine augerorbentlic^ ftarke 93erme^« nmg ber SHäufe unb blatten jur Srolge, bie fpäter, nacf) Slufje^rung ber !Bambu0frü(^te über bie benachbarten ^üübet Verfallen unb biefe plünbem. Sei foli^en Sambumarten nerge^en bann eine Slei^e oon 3ct^ten, bim aum bm Seimpftansen roieber ftattlic^e Seftänbe ^erom gemac^fen finb. Sloc^ anbere Sambumarten jeigen ^infi(^tlic6 i^em

3)lc gfafcrpflanjen. 87

Sm^ettd ebt mMttes ajer^olten, inbem jö^rlic^ elnaelne ioabnc be^ Stocke« i^ fiaub abtoetfen, jur Slüte gelangen unb naä) ber Srtuc^t^ bilbung obfterben.

2)ie Slufeborkelt ber Sombufen ift eine fo grofee, baß fle nur mit betjenigen ber Kokospalme vttgfid^tn toerben kann. D^ne fie könnte man fic^ bte Kultur ber SHalaien unb anberer in btn Xropen lebenber aSolksfiömme gar nic^t Dorftetlen. Slic^t nur bienen bie @amen ab iDittkommene Spetfe, bie auc^ ju Srot verbacken toirb roieber^olt ift fo 1812, burc^ bos Blühen ber »ambufe eine gungerenot in 3n* bien abgeroe^rt toorben , aucf) bie jungen, nocf) roeicfien ©c^ößlinge werben gekocht ober in (Sffig eingemaciit gegeffen. @ie kommen ate Achia in ben Qanbü. aSome^mlic^ bie C^inefen üercoenben fie }ur Bereitung eines beliebten Konfektes, bas oft btm 3ngtper jugefe^t xDirb. 3wnge Blätter bienen ate SJie^futter. 8lus bm bei aller garte unb S^^igkeit bemtoc^ leichten galmen merben i^dufer errietet, toeldje tpegen ii^rer fiuftigkeit im Sommer auc^ von bm (Europöem beoorjugt toerben. S)ie ^foften, S)ielen, Sparren, Xflren, Srenfter unb bie S)a(^:s bebeckung befte^en aus runben ober gefpaltenen unb flaci) ausge^^ breiteten Bambusftämmen, bie mit Stücken bes alsbalb ju befpreciiem bta gefc^meibigen, fe^r jä^en Slotangs üerbunben roerben. Brücken, 2fWffe, 3öune, ^alifaben, fieitem, SBafferleitungen, 2)ac^rinnen, Sttaften für Schiffe unb vieles anbere roerben aus bm Stämmen gemalt ^a\t bie ganje igauptftabt von Siam, Bangkok, fc^roimmt auf Bambus« flöffen unb aus Bambus finb beren i^äufer errichtet Slus bemfelben 9Ilaterial befielen bie Betten, Stühle unb Xifc^e, bie <S%^ unb Xrink« gerate, c^irurgifc^en ^^ftrumente, i^aarkämme unb roas fonft an Hausrat Dortianben ifi Sluct) mancherlei S93affen finb aus i^m verfertigt, roie Blasrohre, Sanken, SBurffpeere unb Pfeile, bie groge fieic^tigkeit mit unverglei(^li(i|er gärte verbinben. S^Qltii!^ bamit trug einft ber ^ine^ fif^e Solbat einen mit einem £tber5ug von gefimigten Snatxibeerpapier verfe^enen Sonnenfcf)irm aus Bambus. Bremer roerben bie ^o^len Stengelteile bts Bambus }u SKufikinftrumenten ber verfct)iebenften Slrt verarbeitet, liefern felbft Slefonansböben unb Saiten. SKit garj gefüllt bienen fie als Kerjen, beren gülle jugleic^ mit ber SrüQung in Summen aufgebt !Die einjelnen (Slieber btB Slo^res roerben ju SBaffereimem tmb verf(i)iebenen Behältern, ja fogar }u Ko(i|töpfen ver« arbeitet 3^ folc^en, bie jtoar verkohlen, aber vermöge i^rer ftarken Imprägnation mit Kiefelfäure nic^t verbrennen, koc^t ber 3cn)aner an einem von trockenem Bambus genährten Breuer bie i^m jur 9la^^

88 3>t« gfaferpflanacn.

tung bienenben fporgelattlgen, nur trtel btcfieren iimgen 93ambii£(triebe. Shtö bflmten, fc^molen 93ambu£^ftreifen fli(f)t er Xoue unb Sttic&e, fßox^ ^ängc, snotten, Sörbc, Xragkörbc, §ütc, Slcufen jum 2flfc^fcma fertiflt er Äraufen unb ©(f)mucfe oller Slrt 3^^Wopfter SBambusfpttnt liefert if)m ^ittfel, ®ef(^abfel bes Slo^re^ bient gum ^olftem ber SHöbel unb SMotra^en; ein ©pan von kegelförmigem üuerfc^nitt, beffen fcfiarfe ^Kernte Don ber fiiefelfäurereicfien unb infolgebeffen ungemein garten äugeren Sc^ic^f gebilbet toirb, gibt ein fe^r fc^arfes SHeffer. 2)iefeU)e öugere @(f|i(f|t bient ote äBe^ftein für eifeme äBerkgeuge. 3BeU bie gange Dberfla(f)e bed Stammes Derkiefelt ift, toiberfte^t er allen augeren Singriffen unb erhält fic^ fe^r lange nic^t bloß an ber ßuft, fonbem au(f) im 93oben. 2>e6^alb ift ber 93ambu0 ein fo gutes unb bouer:» ^aftes iBaumoteriaL (Sinen merktDürbigen (Sinbruck madit es, toenn ein fol(f)es aus iBambus errichtetes 2)orf in 93ranb gerat 2)abei er« ^i^t fi(^ nömlic^ bie fiuft in btn abgefc^Ioffenen i^o^Iräumen im 3unem ber Stengel unb fprengt biefelben mit getoaltigem Sxtoil auseinanber. Wan glaubt aus ber Sr^tne ftarken ^Sanonenbonner gu ^ören, aus toeh^em bie (Eingeborenen ber SRoIukken beutlldi ben 9luf „bambu, bambu^ ^ören.

2)ag ein fo überaus tDertooUes ^robukt ber Sropen audi für uns allerlei nttpc^e ®egenftSnbe liefert, kann uns nlc^t Dertounbem. SSlr (Sutop&tt fdiä^en bie leichten ®arten« unb Salkonmöbel aus f&am^ bus. Sluf 3^^<^tka tolrb ber iBambus nur gur (^eugung Don %o^« materlal für bie norbamerlkanlfc^en ^Papierfabriken angepflongt 3)le fcfllanken bünnen Sluten bleuen als ^Pfefferro^r gu Pfeifenrohren, gu Singelruten, ©tü^en, um ^Pflangen baran angublnben, gu ©pagler*: ftöcken unb Slegenfc^lrmftlelen; melft tofi^It man bagu folc^e (Berten aus, an bmm nodi ein knopfförmlges ©tück ber (Srunbac^fe als (Srlff gelaffen Ift

iBel man6)m Slrten enthalten bie ^ö^Iungen ber jüngeren, bei anberen ber älteren ©tengelglleber ein klares, tetttoelfe füges SBaffer, bas btm Slelfenben einen angenehmen Xrunk liefert Sin bm Snoim älterer §alme mancher Slrten, tole belfplelstoelfe bes gemeinen JBambus, flnben fldi baneben eigentümliche Slusfc^tDl^ungen einer fc^mu^lgu)elgen bis braunen, ja f(^märgll(f)en SHaffe, bie an ber fiuft t)er^&rtet ©le ^at einen guckerartigen (ßef^mack, toes^alb man fle auc^ als SSambus:" giuker begelcf)net ©le befielt gu 86 ^rogent aus ißlefelfäure unb Der« roanbelt flc^ beim (ßlü^en, tDobel bie organlfc^e SHaffe gerftört rolrb. In reine klefelerbe In Sform eines c^algebonä^nllc^en Körpers, ber balb

M|

(V^lDl. Slnctnll, Txirt«falani.) (Sne tBambuegiuppe in 3)eutfifi'Dftafrtka.

Sin Stieftnbambue auf StQlon mit jungen Spiolfen.

^1

3>ie Ofaferpflanjcn. 89

H)etg unb unburdific^tig, bolb bläulich toeig, burc^fc^einenb unb färben:^ f(f|Ulentb aitdfle^t

Sei ber überaus grogen STfl^ic^keit bed 93ambii0 lag ee für ben Sloturmenfc^en auf bzt §anb, btefer ge^eimntoDoUen SlusfditDi^ung be^ fotxbere :5^t^^ gugufc^reiben. Seit unbenkli(f)en 3^tten Dertoenben jie bie Slftoten ote koftbare Süebigin unb übermittelten fie ate folc^e oud) i^ren Slac^battt @o fiam fie gu bm Werfern, bie fie in t^ter Sprache ote tovakschira, b. f}. Slinbenmildi begei^neten. 2>ataud bilbeten bie Slrabet, bie fie auti) fdion fe^t frü^ von jenen erhielten, bo» SBott Xabaf(f)ir, ote tDel(f)ed ed ^eute nodi im . gangen Dtient einen gefuc^ten ^onbel^ortikel bilbet @(f|on bie Slrgte ber römifc^en fioifergeit roanbten biefe oud bem Drient mit bem Slimbiu^ tDunber^^ barer in i^r fc^lummember ^^kxo^t gu i^nen gelangenbe 2)roge, bie ja an ^d) gerobe fo unlöelidi toie reiner ißiefelfanb ift, geftü^t auf orientalifc^e Xrabitionen, Diel an. (Einen SSeltruf getoann ber %dba^ fc^ ober erft burc^ bie arabif(f)en SQrgte im 10. unb 11. 3<x^t^unbert, fo bog fein Slu^m felbft nac^ (Europa brang. Z^ SHorgenlanbe ^at er bte gur (ßegenn^art feine 995ertf(f|ä^ung ate ^eroorragenbeie^ Slrgnei^ mittel gu ma'^xtn getougt 3lu£^ bm toertooUen Unterfuc^ungen bts (Seograp^en Slitter unb be$ ^Botanikers Sr^binanb !^o^n f(f)eint nun mit 6id[)er^eit ^eroorguge^en, bag biejentge Subftang, meiere bie alten (Sriec^en mit säkcharon unb nadi i^nen bie ^ömer mit sacchamm begeic^neten, nic^t Slo^rgucker, fonbem Xabafdiir mar. Slac^ 93opp be« beutet bas^ Sanskrit^Stammmort sarkara nicfit fotoo^I ettoae @üge0, ate etmas Sr^ftes, S^bx&öxbaxzB. 3^ ^^ 3nt)ien mürbe boB Zaba^ fc^ir ate sakkar mambu, b. f). fttger Sambusftein begeic^net unb erft bie Straber ^aben bann bie Segeic^nung sakkar ate sukkar auf bm fpfiter erfunbenen, bem Xabafc^ir ^nlidien, kriftaUinifc^en Slo^rgucker fibertragen.

3it ber 93ambu0 nadi bem ^ringipe mögUc^fter 93iegungdfeftigkeit gebaut, fo reprafentiert ber Slotang baejenige maximaler S^Sf^ftig'' keü 93ei i^m bilbet, gang im (ßegenfa^ gu bm biegungefeften &on^ firuktionen, bad medgianifc^ leiftungefä^igfte SHaterial bie Slc^fe unb :^o^I^eit ift oollkommen ausgefc^Ioffen. (Es finb natfirlic^e Xaue Don 150—200 m Sänge, in benen auc^ innerlich bie eingelnen me(^anif(f)en (Elemente nic^t parattel nebeneinanber ^erlaufen, fonbem burc^einanber gefl0(f|ten finb, moburtf) bie Sugfeftigkeit bebeutenb er^ö^t mirb. 2)ie (&ebraud)6mögtt(^keiten bts^ Slotangs merben roie beim Bambus bur(^ faß unbegrengte Spaltbarkeit nodi augerorbentlic^ Derme^ri @o ift

90 3)ie gafcrpflansen.

er in feiner geimot ebenfofe^r n^ie ber fBoxnbm mit ben fieben6« gen)o^n^eiten ber 93et)ölkerung berarttg vttwa6)\m, bag fie i^n in ber Zat ^enfotoenig toie jenen rofirbe entbehren können.

3)er Slotang richtiger rotan ju fc^reiben, mit bog molaiifc^e 993ort lautet ^ot n^ie ber f&ambuB feine :&eimat in Sflbafien unb 3nbonefien, ^ouptfädiUc^ im 93erbreitungdgebiet ber SHolaien. fßon bm 200 Cuüamudarten bed inbifc^en Srlorengebiet^ finben fic^ bie meiften auf ber ^olbinfel SUalahka unb btn Sunbainfeln bis Sleu^ guinea. Sie kommm nod) in Slorbauftralien vox, aber nur eine Slrt in Slfrika. 3n ber SKeuen SPSett fehlen fie ßcmj. Slm ©übfug be« Himalaja fteigt eine Slrt (Calamus montanus) bis ju 2000 m i^ö^e. Sie ftellen klettembe ^olmen bar, bie aber i^re tAs 150 m unb me^r langen, glatten, gl&njenben, bünnen Stämme nic^t um i^re Stufen ^erumminben, roie es bie Stauen tun, fonbem mit eigentümlidien :&aft^ apparaten in bie iQü^t ftreben. :&&ufig finb i^re SIattf(^eiben fo ftac^elig, bag fie f(f)on an ben Stufen Rängen bleiben; in anberen (JröUen finb bie Slattenben mit ben oberen Sri^bem gu beftac^elten, peitfc^enförmigen Sln^ongen oerl&ngert, bie fic^ überall, mo^in fie ge« langen, feftkrallen. 3^öe0 ^ö^ere JBlatt greift mit feiner leic^tbemeg«: liefen, Dom 993inbe ^in unb ^ergef (gaukelten, mit miber^akig ge^^ krümmten Stacheln t)erfe^enen (Seigel an ^ö^ere Saumgmeige unb auf biefe SBeife klettert ber bünnt Slotangftamm bis in bie ^öc^ften iBaum« roipfel, über benen bie häufig augerorbentlidi gierlic^en Blätter mit i^ren Srctngfpi^en, bie keine neuen Stufen me^r erf äffen können, gragiöe im SSinbe ^in unb ^er fc^manken. 2>a nun ber im SBoben ^inkrie(f)enbe SSurgelftock ber $lotangpalmen ga^lreic^e @(f|öglinge treibt unb augerbem jeber berfelben reic^lidi ^afelnuggroge, umgekehrten Xannenjopfen gleic^enbe (^Mic^te t)on brauner, roter ober gelber ^atbt hervorbringt, Don benen ein groger Seil in näc^fter Wii)z ber SKutter^ pflanze keimt, fo bilbet ber Slotang überall, too er auftritt, unburc^^ bringlic^e 2)i(ki(^te von ungerretgbaren Xauen, ftarrenb Don Stacheln unb SBiber^aken, bie jeben (Sinbringling an ber Sleibung unb can ^Körper unbarmherzig oernmnben. 3ntmer ift es ein fe^r unange^ ne^mee^, fc^merg^aftee SBagnis, in ein Stotangbickic^t gu bringen, barin gu jagen ober gu fammeln.

3n feiner Heimat bient er bm SBemo^nem ate bca ^auptf&dilic^fte 93inbe:» unb Srlec^tmateriaL D|ine roeitere Bearbeitung liefert er vou güglic^e Xaue, bie beim i^ousbau bas au0f(^liegli(^e aSinbemittel für olle iBalken, ^foften unb Spanen aus fBcmbw ober §olg bilben.

!Die SfoferpPanaen. 91

infolge b^ fBt^t» biefes ootifiglic^en SBlnbemotetiato ftellen bie 9IIa^ loten feoum je Stric&e aus geflochtenen ^{lansenfafem ^er; ^öc^ften^ etoa aus ben gefc^meibigeren Slattfc^eibenfafem ber Suc&erpolme (Ärenga sacchaiifera), bie nod^ unoertDüftltc^er ote felbft ber Slotang ftnb. SSit Stotangtauen n^etben bie auf Sambudfl5gen errichteten :^äufer unb asabeplö^e an ben Sriugufem befeftigt, bie :|^&ngebrfl(&en unb beren ®elänber errichtet, bie ^alifaben befeftigi ^S>uxd) SSerflec^ten me^erer bünner Slotangftftmme roerben (Surten, fiörbe unb gange S93änbe geftoditen; häufiger Denoenbet man nur bie kiefelfäurereic^en, glongenben äugeren 6c^i(^ten ate Srtec^tro^r, roö^renb man bta votU eueren inneren Sem, bos ^bbig« ober ^rfiro^r, anbermeitig vtt^ toenbet ober toegroirft 2>arau0 [teilen befonbers bie C^inefen Qüb^ oftaflen0 bie Derfc^iebenften SHöbel unb Geräte ^er, mit benen [iz einen fd^nmng^aften :gianbel treiben. SHe jungen Sproffe Dieler Strten roer« ben ro^ ober gefto^^t gegeffen, bas^ fouerlic^e gh^d^tfleifc^ einiger Slrten urie Samarinbenmu0 Derje^rt

2>er Stotong toirb niemote angebaut; ba er in ben fumpfigen SSälbem feiner Heimat iit 9Ilenge toilb ma^\t, vermag man baraus }ur Genüge feinen 93ebarf ju bec&en. 2rür bttt (Ssport roerben bie 9— 10 jährigen, alfo nöUig atiegereiften Stämme, bie fic^ burc^ einen fdiorfen 6(^Ieim fUebrig anfüllen, abgefc^nitten unb jur (Entfernung ber fta^eligen iBIStter jurifcfien enggefteOten, gefc^ärften 93rettem ober ^fUcfien ^inburc^gesogen. ^ann fc^neibet man fie in 6—8 m lange 6tfl^, Don bmtn 50—100 ein Sflnbel bilben, bo» in ber SHitte noc^ einmal jufommengebogen toirb. 2>er i^ouptesport^ofen bafflr ift Si^ga^ pur, boxitbta 93atat)ia unb SUaluiffar. <Sr kommt ju uns ato ,rfpctni^ f4>e0 »o^r^ ober „©tu^bo^r*, fo genannt, meil befonber» Slo^rftü^Ie au0 i^m angefertigt merben. grrü^er benu^en bie fiorbmac^er unb Stu^Iflec^ nur bie äugeren Sc^ic^ten jum Srtec^ten unb n^arfen ba» ^ebbigro^r roeg; neuerbings mirb aber ouc^ le^teree inbuftriell ner^ roertet Z^ t)en Orobriken rotrb ba» 2rI^ti)tro^r auf mafc^ineUem 993ege Dom ^ebbigro^r abgetrennt unb augerbem auf cfiemifc^em 993ege bie Ororbe bes Sto^rs oerbeffert SSegen i^rer größeren (Slaftigität unb 2>auer^aftigfteit ^oben bie früher Dermorfenen glanglofen ^ebbigftreifen fßjan guten Xett bie fiorbmeibe Derbrängt, bie nur noc^ ba» SUaterial 3U groben Srtec^troerken liefert 9Ilan benu^t fie gum xiberflecfiten Don (Befägen, ju Sieben, Rixbttx, SKatten, SHobeUbüften für Sc^neiber unb @($neiberinnen unb fiu£U0artifteIn aller Slri 2>a0 Srlec^tro^r bient üorjugdiDelfe gum Hbergie^en Don ©i|(en unb StücUe^nen ber fog.

92 S>ie gaferpflanaen.

3oncmö6eI, unb bte beim Glätten bee ^ltd)tto^x9 unb ber ^ebbig« ftreifen fidi ergebenben SlbföUe btenen in bet ^u^mac^etei unb ate ^olfter^ unb Sc^euermoteriaL 2)00 Snolokkaro^r t)on Calamus scipio- num, eine befonbetd ftarke SSare, bte in 1 3 m langen Stäben in ben §anbel kommt, mixb ^ouptfäc^Hc^ gu Spa^ierftöcken oetatbeitet, toä^:» tenb bos @aran)akro^t t)on Calamus adspersus Dome^mlidi ^eitfdien^ ftöcke liefert Calamus draco gibt bte ureigen unb braunen SHanila^ bracfienro^re, unb au« bzn jur ^tü ber Steife mit einem roten $arj bebeckten pflaumengrogen ^rtüc^ten getoinnt man bca bunkelrote, ge» ruc^^ unb gefc^ma^ofe 2)ra(^enb(ut, bas nibm bem fc^on imSUter^:' tume im Drient unb in bzn SQIittelmeerlänbem bekannten 2)rad^enblut bed 2)ra(f|enbaume0 von ber 3^f^l Sokotra am 5ftlic^en 3ipf^ t>on Slfrika auc^ bei une früher ate Slrgnetmittel benu^t muxbt, je^t aber, in SUko^ol ober ät^erifc^em ober fettem £)( gelöft, nur not^ gur li&t^ bung ber Sifc^lerpolitur unb von totem Srimid unb fiack bient 2)te befte Sorte geminnt man baburc^, bog bie ^tM)tt in Säcken fo lange gefc^üttelt n^erben, bis bM ^arg abfpringt, eine geringere bagegen burd[) 3lu0koc^en ber Srtüc^te mit SSaffer, toobei fic^ ba^ ^arj an ber Dberfläc^e fammelt. (Erfteree mixb bann gu Stangen imb le^teres^ ju Äuc^en geformt unb In Äiften Don 50—60 kg Don ©ingapur am, ba» ]oi)xli(i) etma 30000 kg au^fO^rt, in btn ^anbü gebra(^t

XXL

Dte ©aumiDone.

2>te SaumtDotte tft ntc^t nur Me toic^tigfte oUer fpinnboren ^a\tm, fonbem eine ber toic^tigften SBaren b^ SBelt^anbete flber^aupt, me»^ t|alb bie (Sngl&nber für fte bie 93e5ei(^nung king cotton, b. ^. ißdnig IBaumtDoUe, aufgebracht f)abzxL 993enn auc^ bie toic^tigen 9la^rung0^ fpenber be0 SQenfc^en, SDSeigen, 3tei0 unb Sllai^, in ber SSeltoirtfcfiaft eine nod) grögere StoUe fpielen nimmt bod) allein bie SDSeigenkuItur ber 993elt eine ettoa fünfmal fo groge ^l&d)c ate biejenige ber f&anm^ tDoUftoube ein, unb übertrifft auc^ ber SBert bee auf ber (Srbe probu^ jierten SBeijen« benjenigen ber SBoumujoUe xun ba» öierfac^e , fo ift bo(^ bie :Suttur biefer Sefpinftpflange, in beren grruc^tfafem fic^ etma Ve ber SHenfc^^eit, b. ^. etn)a 1200 SUillionen, fdeiben, von ganj augerorbentli^^er iBebeutung. 2)ie je^ige jä^rlic^e äBeltprobufition an 93aumrDoUe entfpric^t nac^ O. SSarburg in Berlin einem SBert von roenigften^ 4Va SHiUiorben SQarfi, rDOju noc^ für bie Saat minbeften^ eine ^albe SUillion SHark ^injukommt Hber 15 SHittionen SHenfc^en finb mit ber (ßrjeugung von JBaumtDoUe befc^aftlgt 2)er Xraneport von 12 snuiionen fallen von ben pantagen über bas SUeer unb von btn ^afenplöfeen in bie ©pinnereien kommt toenigften« auf 360 W\l^ Honen SHork unb entfpric^t 2400 2)ampffc^ifftranie(porten gu je 5000 93atten. Stec^net man noc^ bie fianbtran0porte ber übrigen 8 SEiUionen JBaUen ^inju, [o ergibt fic^, bag fc^on ber Xran«port ber SaumtDoUe einem SSert t)on toenigftene einer falben SHiUiarbe SHark jä^rlic^ entfpric^t 3^^ öen bie SBaumujoUe t)erarbeitenben ©pinnereien unb siSebereien, fon)ie ben Siebenbetrieben ftec&en über 10 snuiionen SHark, bie tjerjinft toerben muffen; babei finben me^r ote 4 SniUionen SUenfc^en Sef(f)öftigung, beren Slrbeitelo^n über 3 SEiUiarben SHarfe jo^rlic^ beträgt Slec^nen toir nun bie ©etoinne aU biefer SrobrUtanlagen unb ber babei beteiligten SEenfc^en, fon)ie

94 ^te iBaumtooUe.

Me (Srtrfige ber ^Bleichereien, 2)ru(&ereien, ^äthtidm, bann ber Se^ triebe jur SSeiterDerorbettung ber fertigen Stoffe, femer ber Sc^neiber unb :Sonfe&tion0arbelter beiberlei ®efc^le(^t0, roie ouc^ ber Grog« unb Slein^&nbler, bie alle t)on ber fßamnmoüt leben unb burc^ i^re Slrbeit ben Wttt berfelben er^ö^en, ^inju, fo gelangen roir jum Schlug, ba^ bie von ber fBamimoüt jä^rlid^ gefc^affenen SSerte 10 SEilliarben ^SUak n)eit flberfteigen.

SHefe fttr bie SBeltnrtrifc^oft fo ungemein roic^tige ^lu^flonje, Don ber rei(f)li(f) 25 SHillionen SlZenfcfien in i^rer ganjen (Stiften} abhängen, ift ein ju ben 9nalt)engen)&c^fen ge^örenber Strouc^, ber in manchen $lrten fogar baumartig auftritt unb bann eine i^ö^e bis gu 5 m er^ reicht Unter btn fiugerft mannigfaltigen Srormen, in benen biefe ^flanje gejogen roirb, unterf (Reibet man fünf fc^&rfer c^araUeriflerte Slrten, von benen brei ber 9Ieuen unb jiDei ber Wim SBelt ange^ ^ören.

a3ei 2n)eien berfelben, n&mlic^ ber iBaumn)oUftaube oon $eru eigentlitf) ift fte aber in SrafUien ^eimifc^ unb tourbe oon bm Stfim^^ mcn ber 3ttfea6 oon bort^er in Äutturpflege erhalten (Gossypium penivianum) unb SBarbabo« ber befeannten 3nfel ber fileinen Sin* tillen (Gossypium barbadense) lägt ficfi bie meift ate 6tapel be^^ 5ei(f)nete SBaumtDoUe leicht Don ben 6amen, benen fie bie von ber ^flanae angeftrebte Srlugf&^igkeit erteilen foll, ablöfen unb ift bei i^en ein Hbergug oon kurjen paaren nic^t oor^anben. 2>abei Pnb bie Samen ber erfteren nierenförmig unb Rängen bic^ unb feft jufammen, m&f)xcnb fie bei ber le^teren, bie ^auptfäc^lic^ in ben fiüftengegenben gebeizt, bimförmig geftaltet finb unb lofe nebeneinonber liegen. 2)a^er roirb erftere Don ben (Sngl&nbem al0 Kidney, b. t). SlierenbaumtDOlIe unb letztere ate Sea Island, b. ^. SHeerinfelbaumn^olle, begeic^net.

3n bie gtoeite (Sruppe mit fc^toierig fic^ oon bm 6amen ablöfen* ber SairniTDoUe, bie gubem einen Xtbergug oon kurzen paaren trfigt, gehört ato britte, ebenfalls in roärmeren Gebieten Slmerika^ ^eimifc^e Slrt bie grogblotterige, in ^ö^eren Sagen gebaute unb bes^alb englifc^ ate Uplonb bejeic^nete rau^e 93aumtDOlle (Gossypium hirsutum). fie^* tere, bie Uplanb, bUi^t reintoeig, roö^renb bie anbem vot^in Qt^ nannten gelb blfl^en. Slber auc^ fie geigt am Slac^mittage gelbe Streifen, ift am nfic^ften SHorgen fleifd^farben geu)orben, Dermelfit bann unb föllt nachmittags ab. (Ebenfalto gelbe 931flten roie bie brei erft* genannten befi^t bie in 3nbien ^elmifc^e kleinbldtterige krautige 93aumu)olle (Gossypium herbaceum), bie burdi bie Slraber nac^

SHe iBaumtooUe. 95

SgQpten kam unb ^eute in oUen SBcmmtDoUe Itefemben Sänbem ge« baut tDirb. SlotbUl^enb bagegen ift bie in Slfrika ^etmifc^e unb trtel^ fai^ no(^ im 3nnem biefee kontinente toilbtoac^fenb gefunbene, aber oud^ in 9lf!en unb Slmertfui kultitrtette baumartige iBaumn^oUe (Gos- sypium arboreum), beren toie bei bm anbem Slrten gelappte iBIötter in bm iBuc^ten Stoifc^eniipfel tragen. SSit i^r na^e oertoanbt ifi jene Slbart, toeh^e eingig in ber Gattung gelbe SBoUe hervorbringt, bie fo« genannte STangkingbaummoUftaube, bie in C^ina gu i^ufe ift unb bort Diel gebaut roirb. Sie trägt i^ren Flamen Gossypium religiosum mit Unret^; benn bie in 3^bien in ber 91&^e ber bra^manifc^en Sempel gesogene unb eis heilig geltenbe JUrt, au0 beren SBoUe bie ^eilige iBra^manenfcfinur oerfertigt roirb, ift ni(^t biefe, fonbem bie au0 Slfrifui ftammenbe baumartige Slrt (G. arboreum) mit purpurnen ober gelben SBIfiten, roelc^e von Oberguinea bis Dberäggpten unb Slbeffinien roUbmac^fenb angetroffen roirb.

SlUe biefe SaumtooUarten, Don benen 6ir (Seorge 993att in feiner im Z<^^^ 1907 erfc^enenen SRonograp^ie mit ben roiditigeren fiuttur^ oarietfiten nic^t roeniger ate 42 grormen unterfc^eibet, finb im Saufe ber 3^ ^f ba0 mannigfaltigfte gekreuzt roorben, fo bag e0 flberaud fd^erig ift, nachträglich an bm eingelnen Strien gu beftimmen, roelc^en @tamme0 i^re verfc^iebenen Sinnen getoefen fein mögen. SUIe $lrten finb urfprflngttc^ au^bauembe (5cm&d)\^, auä) bie krautartige (G. her- baceum), bie allein auger^alb bee Xropengflrteto meift gu einer ein^ jo^rigen ^flanje mirb. Sie geigen einen ausgebreiteten SSuc^e, inbem ber behaarte Stamm reic^ Deröftelt ift 2)aran fi^en bie langgeftielten breiten, meift gelappten 93(ätter mit fpi^en iBIattgipfeln unb grogen, an ebenfalte langen Stielen in bm Steffeln ber 93latter entfte^ienben 93lüten, bie blag^ bte bunkelgelb, oft am ®runbe rotgef&rbt ober mit purpurn nmx Sßal oerfe^en, einzig bei ber baumförmigen Slrt bunkelrot unb bei ber Uplanb roeig finb. 2)ie fe^r ga^lreic^en Staubfäben finb gu einer Slö^re oerroac^fen, meiere äugen bie kleinen herdförmigen Staub:' beutet tr&gt 2)er Don bm Staubgefägen faft gang eingefc^loffene Griffel ift an ber Spi^e keulig oerbickt unb trögt ebenfo Diele Starben ote bie :Sapfel Sräc^er aufmeifi 2)ie 2rru(f)t mäc^ft gu einer malnug:' grogen ^pfel ^eran, bie fic^ bei ber Slelfe in brei bte fünf Siappzn öffnet, um bie ^eroorquellenben, Don i^rer SBolle umfüllten fc^roärg« ttd^en Samen bzm SBinbe pretegugeben, ber fie gur SSerbreitung ber Strt Derfc^leppen folL SHe toilben iBaumroollarten ^aben meift eine gelbe bte bräunlic^rote SSolle, toä^renb bie ißulturforten buxä^ Sluslefe

96 "SAt SäaumwolU.

twn feiten bes snenff^en get»a^nli(^ eine blenbenb tneige SSoUe be= fiism. SJon tiefen jdgen ober rnom^e ©orten SMidif(^Iäflc ins 9lflt= lidie, fo befonbeis tie baumartige, in ben Zempelgärten ^nbiens ge» jogene.

ain ©rgicblgfecü bei SaumtDoUtafcm ift bic loeftlnbifc^e (Gossy- plum barbadense) in gotm bcr 6ea ^slanb roeitau» bte befte unb foUte, 0)0 immer angängig, angepflonst neiben. Sie bringt um ein

fBlIb 67. (Stne blfificnbe tSaumiooIIpIlanie (Qossfplum barbadense).

fOieitel bid ein 2)tittel mebr tmb langfta;>eligere SBolle ^enjot als bie Itiautige inbifctje. STäi^ft biefer büifte bie Uplanbfpielait för ben 91n= bau an jnieiter Stelle in i^iage kommen, ^ui in bü^leten ®egenben Ift bie inbif(f)e krautartige ^aummoüe bie gegebene, nieti fie klima^ härter als bie uieftinblfdie ift 3^ ^^^ ben Sorten liefern 500 bis 800 ilrru(f)tftapfcln etroa 1 kg Jafetn, bie aus faft reinem SeUftoff tSeüulofc) befte(|en unb nur in ber innem ©Ö^Iung einen ft^roadjen SßtUtQ einer eingetrockneten (Eimeigfubfianü als bem einftigen ^laema ber 3cU« aufroeifen. 5cbe gafer entfptUtit einer langgeftreckten $eüc,

3apanifd|e ffiaumtooUfpinntrin.

(Gipytlghl by UodtiwDod S Uodeiwood.) Wtiikantt, nue bm ^o.\tm bn Snogutqprianje (Ugaoe) Seile bicdtiib.

3)te 93aumtooUe. 97

bie bei bet krautigen aSaumiDoUe 2,0—2,8 cm, bei ber petuanifc^en 3,4—3,6 cm, bei ber wn »arbabo» (Sea 3«Iönb) in Sttggpten 3,8 bis 4,0, auf bem ameribanifc^en Oreftlanbe in ffloriba 4,0—4,6, auf ben htm grefüanbe Dorgelaßerten 3nfeln, 5. 35. (Bafoefton, bi« 5,2 cm fiänge beft^ 2)a bie Orafer an ben legieren Orten gleichseitig einen feiben^ artigen (Slan} geroinnt, fo ift erfii^tUi^, boJß bca &lima, insbefonbere bie fiuftfeui^tigkeit, in ^ert)orragenber SBeife jur (^eugung einer guten aSountiDottfafer ntaggebenb ift Z^ l&nger unb feiner fie ift, um fo leichter lägt fie fic^ Derfpinnen unb um fo roertooUer ift fie für bie SJerorbeitung.

Z^ gan) 6flbafien foroie in C^ina ift bie iSuttur ber SBaumrooU^ ftaube eine uralte. 2)adfelbe gilt teilroeife auc^ t)on Ütg^pten; boc^ tmirbe früher bafelbft nur bie baumförmige ober eine a3arietöt ber^ felben kultioiert (Erft feit bem Stnbau ber SSarbabodbaumtooUe (®ea 3i»IanbX ber feit einigen 2)e}ennien bort eingeführt rourbe, ^at bie agpptifci^e aSaumrooUe einen ^erDorragenben $>(a^ im SBelt^anbel ge« TDonnen, obroo^l fie ja, roie roir oben fa^en, bie in ^orbamerifia felbft gesogene an (Sfite nic^t erreicht. SIuc^ in $>eru ftanb bereite bei ber (Sntbecfiung unb Eroberung biefee fianbes» burc^ bie Spanier im 3^^^^ 1532 bie a3aumrooUkuItur auf einer ^o^en ®tufe. SHefe ^u^flanje xDurbe Don ben ^^bianern im ftaatlic^ roo^Iorganifierten Sleic^e ber 3nka^:Setfc|)ua in grogem Silage angepftanjt unb jur ^erfteUung von buntgeforbten, mit ja^Ireic^en ecfiig ftUifierten S^nungen unb SHuftem, roie imdi ©ticfiereien unb $>affementerien oerfe^enen aSaumrooUftoffen tmb anbttm (Sr}eugniffen, namentlich auc^ Hängematten, Dertoenbet

93on ber aSaummoUemte ber ganjen SBelt, bie fic^ auf 3300 WU Konen kg im SBerte von etma 2700 MUionen SHarfe beläuft, liefern bie ©flbftaaten ^orbamerikad nicf)t roeniger ate 62,5 ^rojent Z^^^^ folgen Dftinbien mit 15 ^rojent, C^ina mit faft 8 ^rojent unb Ägypten mit 7,3 ^Projent Stuc^ in a5u(f)ara, ^erfien, SBrafUien unb 3öpan Q^irb }iemtic^ Diel aSaumrooUe gemonnen. Slfrika auger Stgt)pten liefert nur 2,1 ^rojent ber SBeltemte, unb sroar finb baran bie beutfc^en aolonien, befonber» 3>eutf(f)*Dftafrifea unb Xogo, mit blog 3007 »allen }u 250 kg im SZkrte von 700 000 3Ilark beteiligt 2)ad ift aUerbingd ein faft oerfc^toinbenber JBru(f)teiI ber ©efamtfumme Don ettoa 400 SHit Honen SHark, bie 2)eutfcf)lanb jä^rlii^ für a3aumrooUe au£»gibt f&t^ benfit man aber, bag bie SaumrooOprobtiktion ber beutfi^en Kolonien Slfrika« in bm It^zn fünf 3<^ten eine Dierjigfactie Steigerung erfuhr, fo fte^t ju enoarten, bag fict) 2)eutf(f)Ianb hierin aümä^lict) t)om ame*

d8 ^ie IdaumiDoUe.

rifiaitlfi^en SHotfite emanjipieren unb ben eigenen SSebatf (tue feinen Kolonien becken könne. (Europa, boa einft im SHittelalter, [o n)eit bie arabifc^e :gerrfc^aft teic^e, fSaummoüz knltiDiette, pjlan}t folc^e in Qt^ tingem Silage nocf) in Oftrumelien auf ber aSalkan^albinfel unb in (Sriei^enlanb, niö^renb Sübitolien unb ©übfpanien ben Slnbau bet^^ felben faft gan} aufgegeben ^aben.

2)ie n)eitau0 etfte Stelle in ber a3aumn)oUinbuftrie nimmt (Sng^ lanb ein, ba0 etn^a 20 kg SSaummoUe auf bm Hopf ber aSeoöIfierung tierbraud^t, bamt folgt Slorbamerika mit ca. 14 kg unb an britter @teUe 2)eutf(^Ianb mit etroa 8 kg auf bm :Sopf. fie^tered befi^t jur Seit mit 9Va Snuiionen bie grö&te 3a^l Don »aummoUfpinbeln auf bem europftifc^en ^Kontinent unb verarbeitet jä^rlii^ etroa 1800000 fallen = 800 Snuiionen kg im SBerte oon 400 SHiUionen SHarfe. 3)ie mic^== tigften aSaumroolI^öfen (Europa« finb fiioerpool mit SVa SHUlionen »allen, bann JBremen mit 2 SniUionen, §aore mit 820000, SHant^efter mit 500000, (ßenua mit 465000, Barcelona mit 282000, bann erft ;&amburg mit 205000 JBaUen )ä^rac^er (Einfuhr. Slfan fie^t baraus, bo!ß \id) ber europ&ifcf)e kontinent in be^ug auf bm SBaumrooU^anbel faft gang von (Englanb befreit ^at. (Englanb begießt je^t beinahe nur fo mel, al0 e$ für bm eigenen S3erbrauc^ unb benfenigen feiner Ho^ lonien bebarf; bafür f^at SSremen einen grogen Xeil bes feftlänbift^en :ganbel0 an ficf) gu gießen t)ermocf)t

Snan kann SBaumtooUe in allen (Segenben gtoifc^en bem 36 ^^ nörb^ li(f)er unb 86^ füblii^er breite gießen, in benen eine oer^&ltni^mägig ^o^e Sommertemperatur ^enf(f)t unb keine heftigen :&erbftregen ein^ treten; benn bie (Ernte ber SBolte roirb burc^ bie legieren nit^t blog gefcf)abigt, fonbem gerabegu t)emicf)tet (Es ift bie0 eine Xatfai^e, bie fofort einleuchtet, roenn man btbmkt, baJ^ bie Sapfeln in aufgefprun^^ genem Suftanbe geemtet roerben muffen. 9tm beften gebeizt bie ^aum^» rooUe in Slieberungen ober im ^rlcui^lanbe mit gleicf)mägig roarmem, ni(^t gu trockenem ^ima. SSiel Sonne am Xag unb reichlicher Xau« fall XDä^renb ber 9lacf)t fagen ber SBaumroollftaube am beften gu. fiange an^altenber Siegen, namentlicf) bei kühler Xemperatur, ifl i^r in }ebem Stabium ber (Enttoicklung ft^äblicf); t)or ber a3lüte XDirkt eine an^altenbe 3)flrre ebenfalls fcf)äblic^. 2)a0 mit i^r gu bepflangenbe Srelb foll eine wt SBinben geficf^erte, fonnige Sage ^aben. SBas bie SBefc^affen^eit bes SBobens anbelangt, fo barf er nicf)t gu fcf^roer, fon^ bem mug bur(f)laffig unb fanbig fein ; alfo finb fie^mboben foroie eine bicke :^umui9f(^tcf)t i^r na(f)teilig. 2)agegen verlangt fie einen möglii^ft

2)ie SBaumtDoUe. . 99

^o^en ®e^att ah HiefelfSure unb mug regelmägig mit 6taUmtft unb bec Slft^e bet Detbrannten Statiben ober aBcmmtooUfamenme^l gebüngt

XDttbttL

3)ie Orortpftansung ber mclft me^riä^tlgcn Sorten, bie 3—5 Z^W ^inburi^ tragen, gefc^ie^t burc^ ©amen. 2)er Slnbau gef(f)iei)t in bem uns näc^ften iBoumtDoUanbe, %9pten, xdo burc^ ^reujung ber ux^ fprünglic^ allein Dor^anbenen @ubanbaumrooUe r>on 2)ongoIa mit ber langfaferigen, feinen 6ea ^^lanb^^SSaumtooUe von Slorbamerika unb ftetige Slu0lefe ber beften Sorten ebenfalte eine fe^r gute Qualitöt in ben le^en 100 3^^^en ge}ü(f)tet mürbe, in folgenber SBeife. 2)ie bort bie 93aummoU6ultur betreibenben Orelladien ober a3auem pflügen su^^ nSc^ft bie Orelber mit i^rem t)on gmei 0(f)fen gejogenen altmobifdien :&akenpflug unb bem&ffem fie ausgiebig. 6o vorbereitet merben in fie im snärj mit einem fpi^en ^flansftocfi in ätbftänben von einem falben SQeter 5—7 cm tiefe Söt^er gemadjt, in bie je 7—10 6amen ber su pflanjenben SSaumrooUart gu liegen kommen, roelc^e bann mit ber l^b locfter mit (^be bebecfd: merben. ^EBian legt nur bes^alb fo uiel Samen in ein £o(^, bamit burc^ bie vereinte ^raft ber ga^lreii^en Sämlinge bie burd) bie Sonnen^i^e ra[(^ ver^ärtenbe Prüfte bes ^o^ bens leichter burcf)bro<^en roerben könne.

9lac^ anbert^alb SBoc^en mirb bie ihm keimenbe Saat lei(f)t über^ flutet unb f)cma^ entfernt man bie überflüffigen ^flänsc^en bis auf bie gmei kr&ftigften in jebem fiod^e. fßon ba an merben bie Saum^ moUfelber alle 2—3 SBoc^en beriefelt, in ber S^tfc^^^seit mirb ber Soben mit ber :^a(ke gelocfiert unb vom Unkraut befreit, fpäter aucf) mit kttnftlii^en ^Düngemitteln verfemen. 3)abei mirb nad) SHöglidikeit auf bie Staupen jmeier ber SaummoUkultur befonbers fi^öblic^er Sleinfc^metterlinge, bie ftreckenmeife bismeilen bie ganje (Srnte ver:^ n\ä)tm, ZoQb gemacf)t, auc^ bie übrigen S(f)äblinge tierifd^er unb pflanglit^er :|^erkunft nad) SHöglii^keit gu vemi(f)ten gefuc^t

100—120 Xage nac^ ber Slusfaat beginnt bie aSlütegeit ber Stau:^ ben, mä^renb melt^er bie SSaummoUfelber einen fe^r ^übfdien Einblick gemS^ren. S^^^ttt^cilb bis brei 3Ilonate banadt) reifen bie :Sapfeln. 3)ie (&ttdt finbet (Snbe September ober Slnfang Oktober, alfo fünf Wdo- nate na^ ber Slusfaat, ftatt, mobei alt unb fung mithilft. Sllit groger ®efc^minbigkeit mirb, o^ne bag babei bie ^flange bef(f)abigt merben bocf, bie aus bm aufgepla^ten Srnid)tkapfeln ^erausfcf)auenbe SaummoUe mit Ste^enlajffen ber ^olgigen :Sapfelmänbe herausgenommen; unb in bm vorne fa&artig aufgerafften ^embartigen Stock gelegt

100 2)te 93aumtooUe.

©etoö^nllc^ fielen 10—15 ^Pflü&er unter einem Sluffe^er unb tx^ polten )e 5tx)et Sielten SBoumtDoUftauben {um Stblefen ber SBotte ju^ genitefen. @{nb i^re Xafc^en bolb voü, fo eilen fie auf ein gegebenes Hommanbo }u bem an ber Sufa^ttfttage gelegenen ©antmelpla^r um i^re ®üttel gu löfen unb bie SSaumnioUe in auf bie (^be auegebteitete ®ä(fie gu fc^ütten. 993!ä^renb fie bann gum SBeiterpflücken nrteberum bem treibe guftreben, fuc^en SH&nner bie fcf)Ie(^te ^aummolk \omit alle 93erunreinigungen aus bem ;&aufen getane unb füUen gule^ bie gute SSaummoUe in groge Säcke, wo fie t)on einem in biefe hinein« geftiegenen SHanne mit ben nacfiten [l^gen gufammengepregt mirb. 6t^ttegli(^ XDerben bie Q&tkt gugenä^t unb auf SBagen ins Sager^aue gefc^afft

2)te Stauben lägt man bann t)om SHe^ abtreiben unb benu^t bie flbtigbleibenben Strünke in bem an Oreuerungsmaterial fo armen fianbe cd» Or^erungsmaterial für bie ga^Ireii^en 2)ampfpumpen. Z^ ^olgreic^en fiänbem bag^gen roerben fie fpäter in btn f&obm gepflügt ober auc^ Derbrannt unb fo ato 3)flnger Dertoenbet ^ur ausna^ms^ roeife u)erben in Ägypten bie Stauben bis auf eine :&d^e t)on etn^a 60 cm über bem (Erbboben gurflcfigefcf)nitten, um wn i^nen no(^ im näcf)ften Z^W ^^^ ettoas kleinere (Smte gu erhalten.

®ang ä^nlic^ mie im ^lUtol tft aucf) in bm Sübftaaten 9[orb^ amerikas unb überall anbermärts bie aSaumrooUkuItur. ^ur bie SSaumrooUemte roirb ^ier in anberer SBeife vorgenommen« ®0 ^at nämlicf) jeber Strbeiter einen Sack mit einem Xragbanb um bie Schulter gelängt 2)iefer reicf)t bis gur (Erbe, bamit i^n ber SIrbeiter nic^t gu tragen, fonbem nur gu ^eben brandet, toenn er gur nöc^ften Staube u)UL 993enn ber Sack t)oU ift, roirb er auf bm näcf)ften SBeg gefteOt, roo it|n ber bie Slunbe mai^enbe SBagen, ber auc^ bie leeren Säcke verteilt, aufnimmt S3efcf)mu^e, befc^äbigte ober fehlerhafte aSaumrooKe mixb in eine befonbere Xafc^e getan. Z^ 933irtf(f)aft£»gebäube mug bie SaumrooUe auf einem ^älgemeh Xrockenboben getrocknet toerben. 2)ann roerben gunäc^ft bie groei 2)rittel bes (StxDiä)t» aus^mac^enben Samen burci) befonbere 8Xlafci)inen von bm ffafem getrennt egre^* niert, u)ie ber tec^nifc^e Sluisbruck lautet SSon ber Sorgfalt, mit ber biefes (Egrenieren vorgenommen roirb, ^ängt ja bie Slein^eit ber SSaum^ rooUe ab. 2)ied gefc^ie^t in einfac^fter 933eife burc^ 8Iu£»gupfen mit ber !0anb. 3)oc^ ^aben felbft bie Sieger eine SSorric^tung erfunben, pemittelft ber bca (Entfernen ber Samen rafc^er von ftatten ge^t Z^ europäifd^ien Setrieben gefc^ie^t boB (Entkernen mit ben (Entkemung^^

2)ie SBaumtDoUe. 101

ober (Sinmafc^nen, bie an bm SUittelpunfiten ber SaunttDoUergettgung, bm (Sinftotlonen, aufgeftellt finb. ^ozmatS) mixb bie fßaammoüt butc^ ^braultfcf)e $>re{|en in 450 kg fcf)tDere halten gepregt, bie bann in @äcke von :^anf ober 3^e eingenäht unb mit SBanbeifen Derfc^nflrt in ben :ganbel kommen. 2)er toeitaue grögte Xeil berfelben nrtrb bann in Orctbrifien {u btn t)erf(f)iebenften (Samen unb Stoffen verarbeitet unb nur ein Meiner Xeit bient, entfettet, }ur ^erfteUung t)on SBerbanb^ rootte, ®(^iegbaumn)oUe, :SoUobium unb (S^^arbonnetfelbe, nielc^ le^tere gu einem neuen oudfic^t^reic^en ^^buftriegnieig^^eranlaffung ge^ geben ^ot

60 lange bie SBaumnioUe lebiglic^ burc^ :5^bbetrieb }u (Samen unb (Seioebm verarbeitet rourbe, tvie bie0 in ^nbien unb im Orient, bann avui) im Slbenblanbe gegm bM (Snbz bt» 18. Z^^^^^^^^ btt groU tDor, roaren bie barau0 ^ergeftellten ^iber unb anberen (&t^ brau(^0gegenft&nbe naturgemäß teuer unb konnten nicf)t in allgemeinen (ßebrouc^ gelangen. (Srft ate in C^Ianb in ber gtoeiten l^älfte be^ 18. Zoiixifmibtü» bie Spinnmafc^inen unb t]tec^anifc^en SBebftü^Ie in (Sebrouc^ kamen, rourbe ba» Srabrikat billiger, fo bag SBaummoUftoffe ouc^ in minber bemittelten Greifen in allgeVneinen (Sebroucf) kommen konnten, ^ur fogmannte ^angktnfabrikate {von Gossypium religio- sum) kommm noc^ au0 Oftinbien gu .und. x @onft toirb ber gange S3e« borf in (Europa felbft ergeugt, unb gmar erfe^m bie 45 SllUUonen ©pinbeln (Englanb£» bie :ganbarbeit von 230 siliUionen SUenfcfien unb fpinnm gufammen fä^rlicf) einm Kraben, ber ISOmal bie (Entfernung ber 6onne von ber (Erbe bucc^fpannen roürbe.

(E^e bie SBerarbeitung ber SBaumrooUe gu (Sam beginnt, roirb fie gunSc^ft mit größeren SUengen berfelbm 6orte gut gemifc^t, um (SatM von mdglicf)ft gleicf)mägiger ®üte gu ergielen, bann bei 30^ C. getrocknet, in einer 993!oIf genannten SHafc^ine gelockert, grünblic^ ge^ reinigt unb, nacf)bem fie von ber Schlag« ober 993!attenmafcf)ine in breite, gufammm^&ngmbe, flacf)e Streifen ^atte) gebracht roorbm, von ber :Sra^maf(^ine in garte, lockere Sänber.vertoanbelt :5i^rauf mttbtn biefe burc^ bie Streckmalge geftreckt unb geglättet, bann in ber 93or^ [pimtmafi^ine verfeinert unb erft gu bxAtn, lockeren unb buri^ roeitere^ aSerfpinnm gu feinerm ^Sibzn gebre^L (Enblicf) roerben fie auf ber 6pinnmafcf)ine gu (Som verfpomten, bas^ fo fein fein kann, bag Va ^S berfelben 1672 km lang ift, b. ^. von Seipgig bia ^Sonftantinopel reichen nrilrbe. Wiaä) ber S^n^eit bee venvenbetm (Sarn^ unter:s fc^eibet man Kattun (nac^ ber arabifc^en Segeii^nung fttr SaumrooUe),

102 2)te iBourniDoUe.

3nbienne ([o genannt, toeil urfprünglic^ cm^ Oftinbien fiommenb mit allerlei 6ebtucfd:en Srifiuten), Salikoe (ebenfalte ein bebrtubter Saum» tooUftoff, fo genannt, toeil er }tterft au0 Salikut belogen wmbt\ Slangfting (ein gelblid^es» ober rötlii^ee Sauntn)oUen2eug, nac^ bem frütieren aSegug^ort in (S^^ina fo genannt), $>erkal (bicf)te0, leinroanb^ artigem %aunnDoUgen)ebe, bie gröberen gleid^en bm :SaIiko0, bie feinften bagegen finb bic^ter ate SHuffelin), Snujffelin (feinften, bur^ft^einenbe« SaumtDoUgetpebe glatt, geftreift, burc^brod^en ufm. am toenig gebre^tem ®am unb bee^alb mit gortem Srtoum, nac^ ber 6tabt ^Hoffiil am Xtgri0 fo genannt, bocf) tft ber oftinbifc^e nodE) immer be^ fonbers fein unb gart), 3<^onett (frangöfift^e^, glattes Sßuffelin, nac^ einem frangöftfc^en Srabriftanten fo ge^eigen), ®ingan (bae urfprflng:» li(^ oftinbifc^e, glatte ober geftreifte (Setoebe in SSaumtoolle mit SSaft, oud) in reiner SSaumtoolle ober Seinen nac^a^mt, oom jaoanif(!^en ginggan uerge^enb, uerbleicf)enb), Xüll (neuartiges 3^^^^ ttai^ bem erften Orctbrikationsort besfelben, ber frangöfifc^en 6tabt Xulle, fo genannt), SBarc^ent (geköpertes SBaumtoollgetoebe, urfprünglic^ mit lei^: nener ^ette, auf einer Seite rau^ unb roollig), $>iliee (t)om frangöfifd^en piqu6 gefteppt, mit boppelter Seite gemebtes aBaumroollgetoebe mit er^ ^ö^tem SRufter), Süanc^efter (nai^ bem erften Srabrikationsort fo be« gei^neter Saumroollenfamt) ufro.

Orrfl^er roarf man bie beim (Egrenieren gurfltftgebliebenen Qamtn ber SBaumtoollpf lange, fomeit man fte nic^t als Saatgut Derroenbete, als nu^os roeg. SBalb aber fanb man, bag fie gu 20^30 $>rogent ein fe^r roertoolles £>l enthalten, bas man xtan forgf&ltig aus i^nen pregt Z^ i^^n roürbe ^eute bie $flange lebiglii^ als filpflange kvU tioieren, roenn fie nic^t aut^ noä) bie roertoolle 2r<^fer lieferte. 2>er nocf) bie :gölfte bes ®eroicf)tes (Siroeig ent^altenbe $>regrü(kftanb bient als u)ertt)olles S3ie^futter.

Xlber bie Stnfönge ber 93aumtDollkultur ift u)enig Sicheres be^^ kanni Z^ ber SUten SBelt ^at fie augenfi^einlit^ in ^nbien i^ren Urfprung genommen, roo guerft bie niebrige krautige SSaummolle Dom SHenfdien in ^ege genommen tourbe. 3u i^r kam bann fpäter ibtn^ falls in 3n^t^n bie baumförmige Slrt ^ingu, von ber in ber Srolge bie ^eilige breiteilige %ra^manenf(!^nur, bas 6innbilb ber göttlichen 2)rei^eit, angefertigt rourbe. SHe inbifcf)e Saumtoolle, im 6anskrit kärpäsi genannt, roirb guerft in bm gtpifcf)eTt«600 unb 500 v. <^r. entftanbenen jüngften tiebifc^en Schriften, ben @utras, unb gioar \äfon in aSierbinbung mit (Semänbem enoä^nt ©it^er rourbe fie ft^on ba:^

2)ie SBaumtDode. 103

mal0 in 3^^^ ^ betrachteten SHengen }u (Setoeben Deratbeitet S3on bott au0 ^ot fic^ i^re Guttut über ^ginterinbien nacf) (Si)ina vtt^ breitet, roo {uerjt ber fioifer i!Bu4i um 600 v. (Si)x. \id) in toertnoUe, jebenfolto aas ben Hulturlänbem im 6üben importierte SourntDoU:: Ueiber ^fiUte. 3^ ber Orolge rourbe nac^ ®infü^rung ber SSaumtooU:« ftoube bie SBoummoUe im Sleic^e ber SSitte bas am meifien benu^te Seugmoteriol, toenngleicf) auc^ noc^ Diel :5^nf unb befonbere 3tamie ober (^inefifc^e Steffel }ur :gerfteUung von (ßeroeben oertoenbet roirb. 3nbeffen lägt fic^ eine eigentliche :SuItur ber fBaummoüt in d^^ina nidjit von bem 11. 3^^r^unbert n. (S^^r. n(u^n)eifen, unb mam^e ®e^ lehrte nehmen an, bog fie fogar erft im 13. 3^i^^unbert bmd) bie bod Stei(^ erobemben Xatoren eingeführt tourbe.

2)ie erfte Hunbe Don ber in 3>ibien ali^ Sroferftoff jur ;&erfteltung üon leichten ®etDänbem bentt^ten SSaumtoolle oerbanfien toir htm fBottx ber (Sefc^ic^tfc^reibtmg, bem (Sriei^en ^robot (484—424 v. <St)i.\ ber Don 460—456 Stg^pten, Serien unb Sob^lonien bereifte unb in feinem in ionifi^em SHalekte Derfagten SBerke über bie (l^fc^c^te bee Oriente unb ®riec^enlanb0 nai^ ber auf feiner afiatifcf)en ^fe in (^tt^ fa^rung gebrachten Htmbe beri(f)tet: „Z^ 3nbien gibt es milbe SBSume, wüäft ate Srnic^t eine SBolle (eirion) tragen, bie an 6cf)ön^eit unb (Büte bie @cf)afcDolle übertrifft. 2)ie Z^^^ machen au0 biefer SBoUe i^e Leiber. "^ Sbu^ bemfelben Slutor roar bca inbifi^e ^gilfskorps bee Xttit» bei feinem S^ge {ur (Eroberung (Sriet^enlanbd im Zofyct 492 in ]oUi) baumrooUene ^Sleiber gefüllt Sluc^ ber (Sriei^e :8tefia$ aus Ilnibo0, ber Don 416—399 Slrjt am perfifcfjen ;&of in ©ufa roar unb eine toertDoUe, leiber nur in Slusgügen erhaltene perfifi^e ®efc^i(^te fc^rieb, toeig von ber Saummolle als einer Gefpinftpflange ^ttbiens ju berichten. SHe ^»flange felbft unb i^r ^robukt lernten aber erft bie Segleiter SUe^anbers bes ®rogen auf i^rem 3uge nacf) 3ttbien kennen. 2He Seute am 3^bu6 trugen nSmliä) baummoUene (Ekroebe, tmb bie SoumtDolle trat bm Sllakeboniem bafelbft fo häufig entgegen, bag fie biefelbe }um Sluisftopfen von Sopfkiffen unb ^ferbefötteln bentt^ten. 2)iefe Begleiter SUesanbers auf feinem 3uge nac^ 3^^^^ brachen ein:: ge^enbere SSitteilungen barüber in bie SHittelmeerlänber, roo biefe (5t^ fpinftpflonje bis ba^in DöUig tmbekannt geblieben roar; benn bie alten Sob^lonier, Stg^pter tmb (Kriechen Ratten bis ba^in auger ber tieri« fc^en SEBolle ftets nur bifg|3ein }ur :&erftellung von Stoffen tienoenbet !5>zx Slriftotelesfcf)üler X^eop^raft ermahnt in ber sroeiten :&älfte bes 4. norc^fttU^en 3^^^unberts, bag in 3n^ten eine Gefpinf^flanje

104 S)ie QaumtDoUe.

kärpasos gebei^e, aa» bet ^ergeftellte 6toffe bie ^Begleiter SUesanbere von bort mitbtaditen. SHefer Segrünber ber Botanik fcf)reibt in fetner $>flan}engefcf)icf)te: ^Sluf ber ^^fel Xglod int Strobifc^en SUeerbufen (^eute S3acf)raint am (Eingang bee $erfifcf)en Golfes) foUen tiiele moüt* tragenbe Saume (d^ndra eriöphora) fielen, beren Blätter roie SBein^ blätter, nur kleiner finb. ®tatt ber Orrü(f)te bringen fie gefi^loffene SBe^ölter t)on Slpfelgröge ^erDor. SBerben biefe reif, fo nimmt man bie barin befinbli(f)e SBolle unb toebt auB V)x foroo^I geringe ate ccad) fe^r koftbare GeiD&nber. 6olc^e Säume madifen and) in Z^^^^ unb Slrabien." 3)iefen $»affu0 fc^rieb ber ältere ^liniu0 um bie SEitte bes erften c^rlftlic^en ^ct^t^unberts faft roörtlii^ ab mit ber aSemer^^ kungr hali ^^^f^ Säume gossypini ((^}a^l gossypinus) feigen rooraus bann bie Botaniker fpäter bie u)iffenfcf)aftlicf)e Se^eicfinung gossypium fc^ufen. Wicu^ i^m foU roie in Z^^^ ^^ Slrabien auc^ in bem an SÜg^pten angrenjenben Slegerlanbe rooUetragenbe Säume geben, ,, beren Hapfeln etroa fo grog roie Granatäpfel finb". Sluc^ ber römifcf)e 3Hc^er Sergil, ber Serfaffer ber berühmten, Sluguftus unb feinem (!^fcf)lecf)te geroibmeten älneis (70—15 v. (Si^x.) fagt in feinem (Seorgica benannten Se^rgebicf)t über btn fianbbau: „Z^ ^eger^» lanbe gibt es Säume, bie roei^e, meige 993olle tragen." 3)er griec^ifc^e ®cf)riftfteUer 2rtot)iu6 Slrrianue (geb. um 100 n. df^x. ju Sltcomebia in Sit^^nien, roarb 136 unter l^abrian $>räfekt mn ^appabokien unb ftarb unter SHarciw 81ureliu5 um« 3ö^r 176) f(f)reibt in feiner inbi^ fc^en (Sef(i^icf)te: „2)ie :^eibung ber 3nbier roirb, roie ^earcf)O0 (ber (]rlottenfüt|rer Slle^anbers bes Grogen, ber nac^ beffen 2relb}ug nac^ 3nbien im S^^te 325 v. Q^x. bie 2rtotte üom 3nbu« au« burc^ ba» ®r9t^räifcf)e SHeer in bzn ^erfifc^en SQeerbufen führte unb roie er in feinem „^araplus" genannten $teifebericf)t barüber melbet, auf biefer Ora^rt bie Sllünbungen be« (^tirat unb Xigri« fanb) fogt, aus bem Sein gefertigt, ber auf Säumen roäc^ft 3)iefer Sein ift enttoeber reiner roeig als jeber anbere Sein ober fcf)eint roenigftens toeiger, roeil bie 3nbier, bie i^n tragen, fc^ioarj finb."

2)ur(^ bie $erfer^errfcf)aft tourbe ber SInbau unb bie Sertoenbung von SaummoUe als Gefpinftmaterial in Sorberafien allgemeiner. Son $erfien, befonbers aber aus 3nbien filterte man in ber ^elleniftifc^en tmb me^r nocf) }ur römifc^en Kaiferjeit über bie :^afenftäbte am $toten SHeer unb SUe^anbrien giemlic^e Süengen fertiger SaummoUftoffe in bie reichen ®täbte am Süittelmeer, }umal bem üppigen Slom, aus, roie uns ber ^u ®nbe bt» 2. 3^^r^unberts n. df^x. in legerer Stobt

2)te SBoumtooUe. 105

leöenbe @op^ift i^lax)bxs $»^Uoftrato0 ber SUtere berichtet äluger in $^rften, Serien unb ^^pten tourbe nac^ ber ©c^ilberung be$ grieii^U fc^en ®ef^cf)tf(^reU)er£» unb Geographen $>aufania0 in feiner gniifdien 160 unb 180 n, (Si)x. gefciiriebenen ^erlegefl^ ober Sleifebef(f)relbunfl t)on (Sriec^enlanb, ^einafien, Serien, Slg^pten unb Stalten einzig in Qüs, im toeftlic^en $eloponne£», SSaummoUe gepflanzt „®Ieia ift bw einjige griec^ifd^e fianb, in ber bie aSaumrooIIe (b^ssos) gebeizt 3)ie eleifcl^e ^Bountn^otte ift ebeufo jart toie bie ^ebr&ifi^e, ober nic^t fo gelb.^ Unb piniu« (23—79 n- C^r.) [agt in feiner Sloturgefciiic^te: 1,2)00 boumnioUene 3^9 (b^ssinon), roelc^ee in ber Umgegenb t)on (Süa unb in ^d)a\a genionnen toirb, ift bei btn 2)anten fo beliebt, bag e0 früher bem (Sen)icf)t nacf) mit ®olb in gleichem SBerte ftanb." 2)ocf) ^ot fic^ bomoto bie SSaumtDoUkuItur nicf)t meiter im römifi^en 3leicf)e Derbreitet, tmb ba0 gonje SUtertum ^inburc^ kam tDeitau0 bas meifte coi fertigen SaumrooUftoffen ote koftbare l^anbetoroare au0 bem Orient, befonber0 au0 3^^^^^^ ^^^ (Europa. 2)ie0 blieb auc^ fo noc^ bem Untergange ber römifc^en SBelt^errfcf)aft, ate bie eleifd^e SaumrooU^ inbuflrie }ugrunbe gegangen roar.

Zn ber Srolge be^nten bie SIraber mit ber Slu0be^nung i^rer :gerrfc^aft ba0 a3erbreitung0gebiet ber SaumrooUe weiter au0. ®ie brachten bie Kultur (ßefer ©taube mit berfenigen be0 3^^^^^^^^ ^tn 8. !SQiit1i\mbttt nati) Slorbafrika, im 9. nacf) SigUien unb im 10. nacf) Sübfpanien. Z^ Slnbalufien beförberte befonber0 ber Kalif ^burr^a^ man n. (912—961) bzn Slnbau biefer Gefpinftpflanje. Obfc^on bie Slraber felbft tHel, aUerbing0 geroö^nlicf)e iBaumtooUftoffe ^erftellten, belogen fie bie feinften SaumrooUfto^e immer noc^ au0 ^nbien« 3ti'ei älraber, bie im 9. 3ö^^^unbert Z^^^^^ bereiften, erjö^len, bafe bort faft völlig buri^fic^tige Kleiber ^ergeftellt roürben, fo fein, bag ein ganjer ^tock burcf) einen Sringerring ^inburc^gejogen roerben Mnnz. Xaüemier beriefet, bag türkif(f)e Xurbane cca» 16 m feinftem, inbifc^em SEuffelin gufammengemunben feien, boc^ nur t)ier Ungen (= 120 g) tDögen. 2)ie feinften biefer (Seroebe, ju (Santipuru unb 2)atta in 3nbien gefertigt, fe^e man niii^t, toenn fie, auf eine SBiefe ausgebreitet, Dom Xou befeuchtet finb. 2)ie 3nber nennen fie „geroebten Wßinb."

®o gebrSu^lii^ im frühen Sllittelalter SaumrooUftoffe bei bm 9IIu^cmmtebanem toaren, fo überaus feiten roaren fie bei bm Slbenb^ länbem anzutreffen. Z^ M^^ ®efcf)ic^te ber Srtanken ^ebt ber ®e^ fc^lc^tft^reiber ©regor uon Xours ^enjor, es fei im 3ö^re 580 ein ^ember ju Xours erfcf)ienen, ber über einem ärmellofen Slock einen

106 ^e SBaumiooUe.

SHantel au0 iBaumtDoUe trug; unb im üßf^xz 807 erregten Qtiit, bie ber fialif von fBoQbab ^oatwx cd 3tafc^tb (b. ^. :^. ber (gerechte) SLaxl bem ®rogen gefdienftt ^atte, groge SetDuitberung bei ben grranfien, ni(^t nur i^rer (Sröge unb Sunt^eit toegen, fonbem t)or ollem toeil fie am iBaumnioUenseug ^ergeftellt roaren. 933elc^en SBert man bi0 tief it\B Snutelatter ber fBavanmoUt gab, ben)eift ber Umftanb, bag man i^r im SSitteUotein ben ^amen ber @eibe ober eine Siebenform be^^ felben, nämlii^ bombix ober bombax gab. (Srft im 12. 3(i^t^unbert kam im SBoIke ber beutfii^e Slame SBaumtooUe auf, fo bog barauiS^ ge^^ fc^Ioffen toerben barf, bag bamate roeitere Kreife mit i^r rechneten. 6o roirb im Gebiegt „(SreC* be0 :^artmann uon 3(ue (lebte 1170 bid 1215, na^m an bm Hreu}3ttgen Don 1189 unb 1197 teil unb lernte roo^I bie SaummoOpflanse in $aläftina ober Serien kennen) ein ©attel&iffen linbe fam ein boumtool, b. ^. toeic^ roie SBaumootte be:' }eic^net, unb im 13. 3(i^tt|unbert berichtet ein Slutor lateinifc^ „von ber bombasmoUe, u)elcf)e je^t beim SBoIke boummoUe ^eigf*. (Sine }u Slnfang bee 14. 3^^^^unbertd Dorkommenbe, aber nur tiereinjelte fBt^ Seic^nung cottfln im SHarienleben be0 SBalt^er von Sl^einau, in toel^ c^er foli^er mb^n „flacf)d, tooUe unb [tben" gef&rbt ate (Begenftanb be0 SBeben0 aufgejä^It roirb, ge^t auf bad italienifcf)e cotone für SaumtDoUe (unb sugleic^ SaumrooUftaube) gurM, ba» aber felbft au0 bem arabifc^en kutn ^r jene (Sefpinftpftanse unb beren $>robuht ftammt (Sbenba^er rühren and) ba0 frangöfifc^e unb englifc^e coton unb boB fpanifi^e algodon (mit btm arabif(f)en Slrtikel al 5. 93. and) in SUko^oI, SUc^emie ufro. }u erftennen bavoi). (Srft im 17. Z^^^^^^ ^^^^ j^^ arabifc^e SBort ate :Sattun mit ber S3>er« arbeitung ber SSaumrooUe gu Getoeben aud) in 3)eutf(^lanb häufiger. ®in eigenartiges, au0 Seinen unb SaumtooUe gemift^tes 3^ug roirb mit einem urfprfingttc^ SBoUftoff be}eicf)nenben fremben SBort barchät» fpäter barchant belegt; aui? biefem rourbe bann unfer Sarc^ent für geköperte« SaumrooUgemebe mit oft leinener Kette.

SHe ®infü^rung ber SaumrooUe ate ®e[pinftfafer neben btm ait^ gebrätu^lii^en Sein ^at bann in (Europa roie in (Si)ina bie Sunft ber SBeberei beträchtlich gefteigert (E0 konnten nun Diel mannigfaltigere Stoffe ^ergefteltt toerben, roie 3^Ui(^ unb 2)rilicf) (ate Umbeutfc^ung bes lateinifc^en bilix unb trilix, rooraud fpäter unfere Segeic^mmgen Qwüd) unb 2)rib$ entftanben) für groei^ ober breifäbig geroebtee 3^ug, bann fett bem 14. ^ö^^^unbert damasch für gemufterte ©toffe au0 @eibe, SBaumtooUe ober Seinen nai^ ber ®tabt 2)amadku0, u>o

2)ie SaumtDoUe. 107

foli^e iuerft wn ben Slrobem ^ergefteUt iDurben. Wt btt ^gerfteUimg be$ 2)ama{le0 bfiigette fic^ auc^ in (Suropa jene Sttt von iSBeberei ein, Q>eb^e oerfte^t oud) in geblei(f)ted (Sarn allerlei Süufter ju loeben, fo baj^ {te ni(^t fotoo^I burc^ Srarbe, ato blog burt^ tierfc^iebene Ofoben^ läge seU^erlfc^ ^eroorftei^en.

9loc^ büB gonje SHittelatter ^nburc^ kamen arabifi^e unb inbifc^e 93aumtDoUgen)ebe Aber Slenebig unb ®enua, von tDO fle burcf) @äumer über bie SUpenpäffe nai^ Sorben gebracht nnirben, nac^ Slugsburg unb Wm, 0)0 bebeutenbe Stopelplä^e bafür toaren. Später fuc^te man bie Sto^baumrooUe nac^ (Suropa gu bringen unb ^ier }u oer^^ arbeiten. Unb groar mar ee bas filr bie ;&erfteUung aller (Betoebe oon btn moUenen Xuc^ftoffen bis 5um Seinengeniebe ^eroorragenb tücf)tige (Irlanbem, bad biefen neuen 3nbuftrie5U)eig }uerft einführte. 60 ent:' ftanben am (Snbe be0 16. 3<^^^unbertd in (Sent unb SBrflgge bie erßen tion (StyA\Un ^ergeftellten (Seioebe mit faft reiner fSavanmollz, bie an ®üte bm arobifc^en unb inbifi^en balb gleichgekommen fein foUen.

SHefe iSattune in Ororm oon buntbebnukten iBaumtDoUengenieben kamen bann gu Slnfang ber felbftänbigen Slegierung fiubtx)ig0 XIV., bie 1661 nac^ SKagarim» Xobe begann, in Srrankreic^ in SQobe. 3^"" erjt tourben [iz von btn ®c^iffen ber Compagnie des Indes non ber Itoromanbelküfte, roo ^rtonkreic^ ^Kolonien befag, nac^ Srrankreii^ im^ portiert, voo bie ^eiteren Srarben, bie groge bekoratine SBirkung unb ber esotifc^e Stempel biefer leichten @toffe fie überall fe^r beliebt nuu^te. SHan kleibete \iä) Dielfad) bamit, lieg SQorgenröcke unb SnSbelflbersfige baxaa& verfertigen, fo bolß bie äSare tro^ i^ree ^o^en ^reifes reigenben Slbfa^ fanb. 2)a biefe @toffe feiten roaren, kamen ein^eimift^e :^anbu)erker auf btn (Stbankm, au0 bem Orient eingeführte toeige SBaumroollengeQ^ebe in ber Slrt ber inbifc^en Kattune gu bt^ brücken unb macf^ten bamit fe^r gute (Sefc^&fte, ba bie Beliebtheit bee fiattune immer me^r ftieg unb gmifc^en 1670 unb 1680 unter ber vornehmen SBelt gerabegu eine ^attunmanie ^errfc^te. 2)ie i^obrikantm onberer Stoffe unb ein Xeil ber :5^nbmerker füllten fiel) barob fo be^ unru^t, bag fie fi(^ an bm Süinifter (Tolbert manbten, ber fic^ itirer annahm unb im Z^^^ 1681 ^^^ Srabrikation unb ben SSerkauf biefer gef&rbten Xfli^er ftrengften« verbot 2)ie Srolge baoon roar bie (Snt» pe^ung groger iSattunfabriken in (Snglanb unb ber ©c^toeig. Slui^ en^tanb ein toa^er Sampf ivs)i\^tn ben frangöfifc^en SSe^örben unb ber kattunfüc^gen ^rtauenmelt, bie fic^ an bas^ SSerbot nic^t ^ielt.

108 S)te 93aumtooUe.

Jöon 1681—1716 x)erfu(f)ten me^r cd» 30 (Brlaffe ble ^parlfcrlnnen aur Slemunft }u bringen; boti) frut^tete alles nickte. 3^ QegenteU, hos SBerbotene teijte, unb tro^ oller %efcf)Iagna^me tourbe SLatiun naü) Srrankrelcf) eingeführt 2)abei toaren bie Seomtenfrcmen bie erften, bie bie tierbotenen Stoffe trugen. 2)ie feit 1748 ote Geliebte fiubnrtgs XV. am :^ofe lebenbe SÜabame Z^o.nm Slntoinette ^oiffon, bie jur SQar:: quife von ^ompabour erhoben XDurbe unb bis in i^rem Xobe 1764 in SBerfaiUed einen grogen (Einflug auf bie $tegierungdgefc^äfte au^:: übte, ftattete in i^rem @c^Iog SeUetme eine gan^e 3tntmerflucf)t mit biefem @toffe aw. Salb berieten felbft bie SQinifter über i^re SHag« nahmen gegen btn :Sattun in ^täumen, bie mit Kattun au0gefcf)lagen roaren! 2)a gab am 9. Slooember 1759 bie Slegierung enbliii^ nac^: bie :gerfteUung unb ber S3erkauf bee Kattuns n)urbe in ^rtonkrei^ geftattet 2)erfelbe behauptete Don nun an nod) längere 3^ f^ine §errf(f)aft Sloci) ber fonft fortf(f)rittIi(f) gefinnte Äaifer 3o[ef DL wn 3)eutf(f)lanb, ber x)on 1765—1790 regierte, verbot ba» Iragen von Sattun in feinen fiänbem u)egen beffen tio^en ^reifes. @eine Untere tanen follten ficf) an bie altgeroo^nte fiinnenkleibung galten.

Zn (Bnglanb, roo man juerft unter ^einrici) VIIL (regierte von 1509—1547) in Sancaf^re unb unter beffen Qof)n ©buarb VL (1547 bi0 1553) aucf) in SHancfiefter unb (S^tief^ire Saumniolle ju oerarbeiten begann, uerftanb man fetir lange keine feften Letten aus SaummoUe 5U mad^en, fonbem Derroanbte baju fieinengame. (Srft 1772 brachte man biefes Sunftftück juftanbe unb t)ermo(f)te t)on nun an reine Saumniollengame anjufertigen. Site bann ber 6cf)otte Zoxnz» SBatt 1769 bie 2)ampfmafc^ine tierbeffert ^atte, unb gleicf)5eitig bie Spinn^^ mafi^ine unb ber me(f)anifcf)e siSebftu^l erfunben roorben mattn, bz^ gann bem Derme^rten aSebarf an SaumnioUe entfprecf)enb eine grögere 3ufut|r bes $to^materiate nacf) (Snglanb, bos^ fc^on 1782 me^r ote 33000 SBallen aus Serien, Süakebonien unb (Skx^enne einführte. 2)ie £änber, tDel(f)e ^eute für Saumtoollausfu^r in erfter fiinie in Setrac^t kommen, probujierten bamate nur für i^ren eigenen Sebarf. Z^ Slg^pten konfumierte felbft fo Diel, bag es nocf) SaumnioUe aus Cu^pem unb Hleinafien kaufen mugte. Slur bie Sübftaaten Slorbamerikas, in ©eichen bie 5Baumu)ollliultur ums 3^^^ 1770 eingeführt niurbe, er* geugten bamals fc^on in junetimenbem Silage Sauma)oIle, fo im Z<^^^ 1800 bereits 9 SQillionen kg. @(f)on nacf) Seenbigung ber napoleoni* fcf)en Kriege beaog C^glanb 85 $ro}ent feines SBaumniollbebaites aus Slorbamerika. 3)ie ^robuktion na^m bort immer me^r ju, fo bag

3)ie fBavmtwoiU, 109

jene0 £cmb 1860 4824000 fßailtn 3U 450 kg au0fa^rte. 2)a btac^ 1861 ber bis 1865 bouembe un^eitxioUe aSiitgerktieg au0, ber bie fiuttur biefer ^lu^fton^e ^oc^grabig be^inberte, fo bag bolb in ber SaumtDoUinbuftrie, bie von bort att0 i^r 3to^ntatetial ^auptfac^Hc^ be^og, ein förmlicher ^aScmmnioU^unger'' cmebrac^. 2)ie Srolge toar, b€^ fe^r ^o^e $>reife für bm Slo^ftoff beja^It rourben. SHes beroog bie tierfc^iebenften tropifc^en unb fubtropifc^en fiänber, biefe toertooUe Slu^pponge in Hnltur ju nehmen. 3nbien, boB vor bem norbameri^^ bonifc^en Bürgerkriege nur 9—26 ^rogent ber in C^glanb Derorbei« teten iBourntDoUe lieferte, lieferte nun roä^renb beefelben 50 ^rojent btB aSeborfee, toö^renb Slorbamerifux von 46 84 ^rogent ber ®infu^r auf 7 $>ro}ent fank. Slber nac^ btm ^Kriege eroberten bie SSereinigten Staaten nii^t blog i^re alte ^ofition gurflcft, fonbem übertrafen notS) i^re früheren Seiftungen bebeutenb. SB&^renb bie bortige (Smte im 2)e3ennium vor bem ^ege 1300 SKUlionen kg j&^rlii^ betrug, ftieg |te im 2)e}ennixun nad) bem ^Kriege auf 20000 Sllillionen kg.

SHefer ungeheure 93aummoUt)erbraucf) roar erft möglit^, ate bie Spinn:' unb 9Bebemafcf)inen eingeführt Q)aren. 2)en Slnftog bagu gab im 3^^^^ 1767 i>w englifct)e Stnxmermann §argrat)e0 burc^ feine nac^ feiner Xoi^ter Z^^V be}eid[)nete ©pinnmaft^ine, auf ber uiel me^r unb befferes ®am ate mit ber Qanb ^ergeftellt ju merben oermoc^te. 1796 erfonb bann ber (Snglänber 9trkmrigi)t feine SBafferfpinnmafc^ine, fo genannt, roeil fle }uerft burc^ SBaffer getrieben rourbe. Selbe S^fteme Dereinigte bann (S^rampton in feiner 9n§Iemafcf)ine. Unb fo kam ein Sfortfc^ritt nac^ bem anbttn, bis befonbers in (Englanb bie heutige SBaummoUfpinnerei unb «roeberei ausgebilbet rourbe. :^eute noc^ fte^t biefee fianb mit 45 SKillionen ©pinbeln an ber 6pi^e ber gefamten Saumroollinbuftrie ber SBelt, i^m folgen bie S3ereinigten Staaten von Slorbamerika mit 16 SHillionen Spinbein, bann kommen ber Slei^e nad) 3)eutfc^lanb, 2frankrei(^, «ufetonb, Dftinbien, öfterreic^, Italien. S&uerbing« mac^t 3öpan, roie allen 3nbuftrien, fo auct) hierin ben :8ulturftaaten ftorke Honkurrena. (Srft im 3^^te 1875 rourbe bie Saumroollfpinnmafi^ne bort ^eimifi^, unb fcf)on 1894 arbeiteten 780000 ©pinbeln in jenem Sanbe-

^ad) (E:^ina kam bie aSaummollftaube im 10. 3a^r^nbert, roar aber noc^ im 11. 3^^t^unbert (Sartengemäcf)0. (Erft t)om 13. Z^^"" ^nbert an rourbe fie im freien Orelbe angepflanzt, bod) nie in ber Slusbe^nung, bag man auf bie (Einfuhr von ^^bien ober a3urma ^atte Dergii^ten können. (Segen boB dnbt bee 18. 3a^r^unbertd bracf)

110 ^ie 93aumtooae.

eine groge toutiQttmot in Sttbc^ina 0110; ba perorbnete ber Soifer, bag ber grögte Xeil bt» gum Slnbau oon ^ourtmolk uenoenbeten Sanbe0 bem (Betrelbebou jurücfigegeben loerben foUe.

9Bie bie ^ottugiefen bei ben :Saffem unb SHungo ^cak bei ben Siegern in @enegambien unb Guinea, fo fanben :SoItnnbu0, (ioxtt^ $i}arro unb SUmagro ben (Sebrauc^ ber fBaummolit fl&erott in Slmeriba gebräuchlich.

SBä^renb in ber Sitten SBelt bie Orlac^^Huttur, bie roir auger bei ben neolit^ifc^n ^fa^lbauem guerft in S3orberafien, ff^ejiell Sab^Ionien unb bann Qg^pten antreffen, bann oui^ bie ft^on frü^ au0 3i^bien na4) ^fien gebrachte :&anfftuttur, foroie in dlfbxa bie 6eiben3u4)t ntbm ber SBoIlDeruiertung bem Saumn)oUbau lange ooranging, fc^eint fic^ in Slnterifux bie SBebeftunft unb Orätberei birekt an ber (Sefptnft^ fafer ber roeftinbifc^en SSaumrooIIpflange entroickelt ju ^aben. Sliti^t nur finben roir bie oerfc^iebenften (Seroebe unb [Fabrikate am SBoum^ tDoUe ate Grabbeigaben in bm (Br&bem ber atten anterikonift^en ^Sutturuölker wn $eru bi» WOej^o, fonbem bie Serielle ber Spanier 3ur 3eit ber C^ntbecfiung Slmerika^ begeugen, bag mit auf ben SIntiUen, fo auc^ in gang SHitteU unb btm roarmen @übamerifta bie ftultur unb aSerarbeitung ber fBaammoüt überall eingeführt toor. 60 be^ nu^ten bie Slgteken, bie SBeroo^ner 9Qe{iko0 gur Seit ber (Conqutfta, auger ber fßaumwoüz aud) bie Srctfer ber iitgaoe ate Gefpinftmaterial, roä^renb fie ben ^Uxii)B nur gur (Beroinnung feiner fetten ®anten an^^ bauten. SBie fie pflangten auc^ bie übrigen amerikanifc^en fiultur:« Dölfier, bie SHa^a^ in ^ucatan, bie (imbd)a» in Kolumbien unb bie :Setfc^ua0 im alten $eru bie fBamtmoüt, um barau0 Geroebe an« gufertigen, bie ate gefuc^te :&anbeteartikel roeit^in transportiert tmirben. Um fie gu färben unb auf i^nen bie giertt(f)ften SHufter gu malen, bt^ ntt|(ten fie bereits ben 3ttbigo, bie (S4)cf)eniUe unb bas Sraftt^olg. SaumrooUgeuge bienten überatt in SImerika an @teUe bes C^Ibes als beliebteftes Xaufcfimittel; fogar fc^on Rapier, fa felbft ^anger^emben rourben baraus verfertigt (Sbenfo maxtn bie ®egel i^rer aus mehreren n)algenförmtgen, an bzn (5tx\bzn gugefpi^ten Stnfenbünbeln ^ergefteUten flogartigen Sra^rgeuge aus Saumrootte geroebt. SHit biefen fogenannten balsas roagten fie fic^ ^anbeltreibenb ber Hüfte entlang bis ^nauf gur Süünbung bes $tio ®an Z"^^^ ^^ 4- ®t^^ nörblii^er SBreite. SBunber« bare (Ergeugniffe fpegieU ber altperuanifi^en SBebekunft finb uns in ben Gräbern bes Xotenfelbes wn SIncon bei Sima erhalten geblieben. 3n i^nen roaren bie Xoten in :^o(fifteUung, t)on 2)ecfien unb Xüc^em

2He iBaumtDoUe. 111

um^fiUt unb mit einem reichen 3^^^^^^ ^^^ ^Beigaben jum Seben im <Belftenei(^ cm^geftattet, in brunnenartigen SSertiefungen mit Seiten:^ nifc^en beftattet Stuger pr&c^tig gemufterten unb gefärbten (&zmibtn am SamamoUe, SaummoUe ober $f(mt}enfafer, fmtben fic^ auc^ mannig« faltige SIeibungdftflcfie, bei benen an bm querlaufenben ^&bm bunte 2reberc|)en in ^fc^en SSuftem geknflpft roaren, nebft bm SBebegeräten, Dermtttelft toelc^er fle ^ergefteUt toaren.

Seiber ^at \iä) biefe ^oi^fte^enbe Kultur nic^t roeiter enttoicfteln können, fonbem fie ging unter ben ro^en ^&tü)m ber golbgierigen c^rifUicI^en ^Sonquiftoboren bis auf kflmmerlii^e tiefte unter. 9[ur an QQXii nereinjelten SteUen ^at fic^ in abgelegenen Slnbentälem bie alte, ^eimifcl^e goudinbuftrie in ber Verarbeitung ber SBaummoUe {u bunt« gemufterten Stoffen erhalten. 2)iefe neumeltlic^e SaummoQlmItur fte^t natarttt^ auger attem Sufammen^ang mit ber altu)eltlicf)en Stuebilbung berfelben. Seibe ^aben fic^ Dielme^r ganj felbftSnbig au» ben i^nen gu Gebote fte^enben, eine natürliche 933oUe ate (^a^ ber filteren Xier« tDoUe barbietenben ^fUmjen entn)i(!kelt

Sßfi^renb bie Dorberafiatifc^en (Sebiete unferen SBorfa^ren im SHittel« Otter \dion bie auf0 fiunftreic^fte ^ergeftellten, ^oc^gefi^ä^en Saum« tDoUftoffe lieferten, bie nielfai^ na(f) ber 6tabt Snofful am Xigri0 ate SDuffeline beaeicfinet rourben, maren biefe Aber bie :gerkunft biefer 6toffe noc^ in DoUftänbiger Unfienntni0 befangen, ^oc^ bi0 im 17. Zaf^tfpinbttt bericf)ten un£» bie abenblonbifi^en (Belehrten in i^ren (S^^roniken, bog ber SaummoUftoff ba^ ^robukt ber SBotte bee tata« rift^en ober f^rifc^en ^flangenft^af», SBarome^ genannt, fei, beffen 2rrfl(^te Don ber fc^önften roeigen 933oUe bebeckte fifimmer enthalten, irllnb baxan mud)»", fc^reibt Sir Zo^n SKanbeniUe, ein engttfc^er Slitter, ber niele fianber bereifte, um beren (Bebrfiui^e unb SBunber kmntn }u lernen, „eine Slrt Srrüc^te, ate ob ^ttrbiffe u)firen; unb loenn fie reif finb, kann man fie effen, imb man finbet barinnen ein kleinem Xier mit Orleifcf), Sein unb Slut, ate mie ein kleines Samm, äugen mit SBotte bebeckt; unb man igt beibes», 2rrucf)t unb Xier, unb ba» ift ein groges» SBunber. Unb aucf) ic^ ^abe mn biefer Srruc^t ge« geffen; aber obgleich es rounberbar ift, fo meig it^ boc^, bog (Bott nodi rotmberbarer ift in feinen SBerken."

Slnbere mieber berichteten, biefer Sarome^ fei ein fiamm, ba» mit [einem ^label auf bem Stamm ber betreffenben piange befeftigt fei unb fit^ oon ben ringsum roai^fenben (Sräfem emö^re; roenn aber ba» Orutter aufgege^rt fei, fo oermelke ber Stamm unb fterbe ba» Xier.

112 3)te »aumtooUe.

60 unglaublicf) f(f)ien unferen in grögter UniDiffen^eit über olle^, ma» jenfeit0 bet von i^nen b6mof)nttn fiänbet gefcfja^, bo^inlebenben ^ox^ fahren im Sllittelalter bte Sllöglic^keit be« SSorkommen0 pflanjlii^er SBoUe, bag fie eben foI(f)e SHörc^en fic^ aufbinben liegen. Unb biefe^ SQäti^en t)om 6(^af, ba$ in Ortüc^ten auf IBöumen wad)]tf mar noc^ lange nic^t ba» SBunbetbarfte, ba$ unfere bieberen W^nm bamale glaubten unb ate verbürgte SBa^r^eit in i^ren G^^roniken auj^eicffneten.

xxn.

Die garb- unb (5crb[toffpfIan3cn.

2>ie ftunft ber SrSrberel ^at ficf) im Slnfc^Iug an bie :%drpet^ bemolung unb Xätomierung entoickett, bie and) ber t)orgef(^i(^tli(f)e (Suxopäet Dor 3^^^^^^^^ oon 3^^ten atidttbte. 9lebft Slmulett» fc^nuufi finb ftnotten von burcf) (Sifengei^Qtt rotem Ocker, ber mit Xier^^ fett oermifc^t jum Semolen bed fiörper^ biente, bie filteften nacffmeis^ boren kodmetifc^en (Begenftänbe bes^ SKenfc^en. 2>abei toar ee }a na^e^« liegenb, bie @cf)muckfarbe von ber menfc^Iic^en l^aut auf bie geglättete 3nnenfeite ber jum äBärmefc^u^ umgehängten Xierfelle unb fpäter auc^ an bie Shigenfeite ber au0 fieinfafem gemebten olteften ^Kleibung^:' ftoffe 2U fibertragen. @o ^aben fc^on bie neolit^ifc^en ^fa^lbauem, tmb noc^ in er^ö^tem Silage biejenigen ber IBronsejeit, i^re ntbm ben Pfeilen ber erlegten Seutetiere getragenen fieineniUeiber, toie mir au0 ber SIEerjierung i^rer glei(f)ermeife bekleibeten 3t>oIe au0 gebranntem Xon [(Riegen bfirfen, mit einfachen linearen Ornamenten au9 (Srb^ unb ^flonjenfarben bebetfti Sieben Slug unb Sloteifenftein bienten i^nen, nac^ btn in i^ren fiultuneften gefunbenen 6amen ju [(^liegen, bie Seeren be0 Sltti(^0, einer l^olunberart (Sambucus ebulus), ju einem gellen Slau, ba0 ftraut be£( 3Bau (Reseda luteola) ju (Selb unb oermutlic^ bie SBur^eln ber gemeinen Srärberröte (Rubia tinctonim) )u einem fc^ön leuc^tenben Slot SBa^rfc^einlid) benu^ten fie auc^ bie au0 ben jerquetfc^ten Slättem bt» äBaibe (Isatis tinctoria) getoonnene bunkelblaue bid fc^marigrflne Srarbe, mit ber fic^ nac^ bem Seri(f)te 3uliu0 <£äfar£( bie i^m bei feiner fianbung in (Snglanb im 3^^te 55 V. C^r. entgegentretenben Sritannier an (Sefi(f)t unb Selb abfc^reckenb bemalt Ratten. IBei allen SlaturDölkem toerben biefelben Srcirbftoffe, bie 2ur :&autbemalung bienen, trocken ober mit äBajfer, fettener O^tt ober £)l verrieben, auf i^re ^tiU ober S^ugkleibung übertragen.

114 ^te ^atb' unb C^erbrtotfpftansm.

3)le d^tnefctt, ^itbet, ^erfcr, JBobglontcr, ©grer unb Slggptet feannten unb übten bte gfSrbcrei feit uratter Seit 2Bte überall fonft bleuten gefärbte Kleiber auc^ bei l^nen ote gefu(f)te unb bed^olb koft^ bare (Segenftänbe bee Sc^muckee unb ber perfönttc^en Slusjelc^ntutg. Sc^on In ber (Senefto tmrb erga^It, bal^ 3N^I feinem ülel jüngeren Sruber 3ofep^ einen „bunten Äocfe" machte, um l^n ju erfreuen, Z^ ben IBüc^em SUofe« toerben blau, purpurn unb fcfjarhu^rot gefärbte 3Ielber ote befonbere koftbar ermahnt SSor^ugemelfe tourbe von ben ^^önlklem In Xgru0 bte Srärberel unb ber l^anbel mit gefärbten Stoffen betrieben, unb ber au0 bem @afte ber jerquetfc^ten, Im Snittel:" Iänblf(f)en Slleere lebenben ^urpurfc^necken (Murex brandaris unb M. tnmculus) gewonnene, Dom Sonnenlichte nl^t abfc^legenbe, fonbem Immer leuc^tkräftlger u)erbenbe, bunkeblolettrote Purpur, ber al0 @t)mboI prlefterllc^er unb fürftllc^er SBürbe galt, fott In jener p^önl^ felf(f)en Stabt erfunben toorben fein- IBereto ble älteften %gpter vtt^ ftanben l^re fielnenklelber, tole auc^ ble au0 bemfelben SQaterlal vtx^ fertigten Slnben, mit benen fle l^re mumlfljlerten loten elntoltfeelten, kunftrelc^ gu färben unb unterf(f)leben l^re l^auptgötter an ben vet^ fc^lebenen grarben l^rer ^eiligen (Semänber. 2>er römlfc^e 9taturforf(^et Plnlu0 ber lOUtere, um ble Sllltte bt» 1. c^rlftllc^en 3^^t^unbert0, be^ richtet üoU IBerounberung von bem eigentümlichen SSerfat^ren ber ^oc^^ enttDlckelten äggptlfc^en Srärberel, toonacf) ba0 3^9 tn ble ^elge grarb^^ brüt)e getaucht unb einfarbig t^erau^gegogen, fpäter aber mit noc^ anberen Srctrben gefcf)mücfit tourbe. (E0 fc^elnt, ate ob ^ler fcf)on t)on Srärberel mit SBac^ebeckung In SSerblnbung mit nac^folgenber S^ug^^ bruckerel ble Siebe feL 2)le ^robufite bed ägt)ptlfd^en ^unftflelge^ tourben toelt üerfü^rt, unb toerben fomo^I von füblfc^en, als von grlec^lfc^en Sc^rlftftellem ^öuflg ertoä^nt 2>er 61^ ber ägt)ptlfc^en filnnenmanufaktur unb ^färberel toar ble alte l^auptftabt SHemp^ld in Unterägt)pten, toofelbft ble bebeutenbften t^rlfc^en ^elber^ unb Stoffe ^änbler befonbere Srobtorelen unb grärberelen befagen. Sluc^ ble von \i)nm In Xt)ru0 felbft ju färbenben S^uge, (ßemönber unb Xepplc^e begogen fle gum grogen Xell aud %9pten, tole im ^lagelleb be« Im 3a^re 598 v. (L\)x. mit bem Äönlg 3ojac^ln oon 3uba von ben Slffg« rlem nac^ Süefopotamlen abgeführten ^rop^eten l^efefilel über ble 3^- ftörung von Zr)Vü& gu lefen Ift

2)le alten (Srlec^en ft^etnen auf ftunftooU gefärbte iSlelber toenlger geljalten gu ^aben; btnn fle trugen, Im (ßegenfafe gu bm prunke: llebenben Orientalen, melft ungefärbte (ßemänber. 2>le0 toar toenlgftens

Sic Sfatb- unb (ßerbfloffpflanaen. 115

in ber klaffifc^en 3^ ber SrciU; aber noc^ im 7. unb teiltoeife no(^ im 6. Dotc^riftlic^en 3ct^t^unbert Rotten oucf) fie, t)om p^önikifc^en ^anbete:: Import beeinflußt, üielfac^ buntfarbige ^eoiänber getragen, mit benen fte in fp&terer 3^U nur noc^ bie Statuen i^rer (ßötter bekleibeten unb bie i^re @(^aufpieler ate Slbgeic^en ber atten 3^tt trugen, tpemt fie in ben ate gottesbienftUc^e l^anblungen aufgefaßten öffentU(f)en Sc^au^' fpielen bie in langftuergangener 3^ lebenben l^eroen barftellten, ate ob fie nod) unter ben Sterblichen toanbelten. 3^ bemfelben Sinne bra(f)ten auc^ bie attifc^en Jungfrauen ber Stabtgöttin $aUa0 Stt^ene an bem i^r geroei^ten Sr^fte ber ^anat^enöen ein kunfboU farbig üer^^ jierted Obergemanb, ba0 pSplon, }u einer 3^^ bar, ba fonft niemanb me^r in Sttt^en folc^ orientalifc^ bunte fileiber trug. Sei ben Slömem tDor eine rote SSerbr&mung bt» toeigen, ate Xoga begeic^neten Ober^^ geroanbed bie Sludgeicfjnung ber noc^ nic^t mannbaren Knaben unb ber Stanbeeperfonen- 2>le bitter trugen ben rotgeftreiften SUantel, bie trabea. Sei Xrauer tourbe bie Xoga fc^marg gefärbt Sei ben Spielen im 3te6ud unterfc^ieben ficf) bie t)erfd)tebenen Parteien burd) bie Örarbe i^rer Stngfige tmb ptniud [priest oon (Srün, Orangerot, (Srau unb SSSeig. Site Srarbmaterial benu^te man im SUtertum nac^ bem ^fkmgen:' t)ergei(f)niig( b^» 2)io0kuribe0 unb anberer Sltitoren Safran, SBaib, gr&rberginfter, ^rapp, SUftanna, (Sallöpfel, bie Samen be« (Sranat^ apfete unb einer oggptifc^en Slkagie, oerfc^ebene SMlc^te unb ate $^ko$ begeicfjnete [^rbf leckten. 2)a man augerbem äUaun, (Sifen^ tmb Supferoitriol anmanbte, mug bae Seigen fc^on bekannt getoefen fein. Son allen biefen Srarbpflangen muxbz aber auger Safran, ber me^r ate (BemOrg biente, 9Bau, 9Baib unb ^rapp keine eingige t)on ben Slömem angebaut

ä(u(f) bei ben Gelten unb (ßermanen ber friU)gef(^i(^tIic^en 3^ TDor bie ftunft bee Orörbene giemlic^ auegebiibet So berid^tet ber römif(f)e <Befd)ic^tf(^reiber Iacitu0 (74—118 n. <if)x.) von ben beutfc^en 3rrauen, bog fie ^re ßleibung mit Slot gu oergieren pflegen. Slu5 (Sallien fü^rt er purpunot f&rbenbe^ ftraut an, momü, er febenfalte bie gu Jener 3^ ctuc^ in (ßermanien bekannte unb angeroanbte ge^^ meine grStbenöte ober :%rapppflange meinte. 2)ie fiultur biefer piange tDurbe bann, toie mir balb fetten merben, im fpäteren SKittelalter in geroiffen fianbfc^aften SUitteleuropae fe^r intenfio betrieben. (Ebenfo gef(f)(i%t mar bei ben frü^gef(^i(f)tli(^en 9nitte(europ&em ber gum Slau^ f&rben benu^e SBaib, ber unter biefem 9lamen für SSeftgermanien be^ geugt ift unb im 6. ^(^i^^unbert bei bm (Soten unter bem Slamen

8*

116 ^te Qaxb' unb (Berbrtoffpflanaen.

wizdila gebräuchlich mar. $luc^ Me gelbfärbenbe grätberbiftel mwcbt auf SBiefen unb an feuchten Orten, too fie toUb m&^]t, gefamntett unb von ben Srtauen jum grärben benu^

2){e (Sntoi&Iung ber grarberei tourbe in (Europa im 5. 3^^^"" ^unbert burc^ bie SBirren ber ^Ät ber SSdlkermanberung erfticfit, blfl^te aber im Orient toeiter, beffen bimte Xe^tilftoffe von ber tgrifc^en asiütejeit ab im ganjen Stbenblanb ^oc^geac^tet maren. IBefonberen Sluf für i^re ^»robulite erlangten in i^m bie ^erfer unb Sgrer, bie gleich ben 3^^^^ ^^ KunftooUften äBebereien unb Stickereien in ben bunteften (jrarbenjufammenftellungen, mie fie nur bie glangoolle IBe- leuc^tung unter bem füblicf)en l^immel eingab, fc^ufen. 3^ SKorgen« lanbe übertrug ficf) auc^ bie feit alter 2^t beobachtete @tanbe£(unter^ fc^etbung burc^ Orcirben ber (ßemänber auf bie SQu^ammebaner, bei benen (ßrün bie Slusgetc^nung ber Sr^milie be» ^rop^eten, ber grüne Xurban aber ba0 ^ennjeic^en bc» l^abfc^i, b. \). beefenigen ift, ber bie Dom ^rop^eten t)orgef(f)riebene ^Ugeneife nac^ SKelifea abfotoiert ^at Üt^nlid^ u)ie in 3ni>t^n ^^ute no^ ben eingelnen haften, mie auc^ ben üerfc^iebenen ^angftufen innerhalb berfelben genau Dorgefc^rieben ift, meiere Orcirben unb in roelc^er S^f^^^^ft^uttg fie biefelben tragen bürfen. SHe europäif(f)en ^rabrikanten kennen biefe (ßefe^e ganj genau unb 1)Qbm eigene SUufterbüc^er bafür.

3n Z^^^ ftc^t. bie Äunft ber 2rörberei auf berfelben ^o^en Stufe xvk vor taufenb Zoi)xm. §ier gibt man ben 3^gen an bm Stellen ber S^tfyiunQ, bie anber0 gefärbt toerben fotten, einen flberjug von SHaftis, ben meber kalte, noc^ maxme Ortxrbftoffldfung auf^ulöfen Der:« ntag. 3fi i>^ (Seroebe in ber betreffenben Srarblöfung gefärbt, fo braucht man nur ben SHaftis in Spiritus aufjulöf en, unter beffen l^üUe bann ber (Srunb be^ 3^9^^ tn feiner urfprüngli(f)en Orä^bung ivxn 93orfc^ein kommt SHe Süalaien 3nbonefien5 oerfa^ren in ä^nlic^er SBeife beim grärben i^rer Sarongs ober fienbentüd)er, i^rem oft ein^^ {igen, jebenfalte aber toic^tigften iSIeibung^ftück, bem fie bie jierttc^ften SQufter ju geben miffen. Sluf einem ^o^Ienfeuer u)lrb eine beftimmte 9Ba(^0mifc^ung fiflffig gemacht, in einen pfeif enkopfä^nlic^en aSe^älter oben an einer bünnen ftupferrö^re gegoffen unb ^iegt Don ba butc^ bie ^ö^re ab, burcf) u)elc^e ee üermittelft gringerbnuk auf ba» 3^ug geleitet toirb. l^ier beckt ee alle }ene Stellen, müd)t nid)t in ber be^^ treffenben 2farbe koloriert toerben foUen- Slatürlid^ muß bie 3^^^= nung von belben Stellen gleichmäßig mit ber SBac^elöfung bebeckt merben, bamit bie Srarbe nic^t oon einer Seite einbringen kinnt.

^e SfttTb- unb iSerbfloffpflcmsen. 117

9lac^ bem ^rötben in kalter (Jr(n:6Iöfung mixb ba» WSa^ burc^ Socken in feigem SDkiffer entfernt unb biefetbe ^rojebur fflr oUe folgenben gfarben vorgenommen, fomel folc^er jur Slnn)enbung gelangen, mit biefer fogenonnten Sattikffirberei vermögen bie SHalaien befonbers be$ dftlic^en 3^^ t)ie tounberbarfien (Sffefite ju erjielen unb farbige mufier von ftaunen^toerter (Brajie ju erzeugen.

Slu(^ bie Sen)o^ner ber polgnefifc^en 3nfdn förbten, e^e fie bie europfiifc^en Saumtoollftoffe kennen lernten, i^re mit l^oI}kIöppeIn breit gefd^Iagenen fienbentüc^er aus toeic^em Saumbaft mit btti vtt* fc^ebenften einfachen Slluftem. Unfere SHufeen bergen teiln)eife be^^ merfiendn)erte groben biefer versierten polgnefifc^en Xopo. Stod^ fe^r viel kunftvotter verftanben bie alten Peruaner unb SHesikaner vor ber Serftörung i^rer ^ot)en Kultur burc^ bie golbgierigen Spanier i^re Somo^ unb Saumn)oUgen)ebe, n)ie aud) fieberarbeiten mit Srarbmufiem 3U bemalen« groben mesifumifc^er (Setoebe, bie Sremanbo dotiei an Aoxl V. nac^ (Europa fanbte, erregten burcf) i^re @c^ön^eit nic^t ge» ringen Sluffe^en. Unb mer )e ba0 berliner SSöIkermufeum befuc^te, Qrtrb von ben ja^ttofen t)flbf(f)en SKuftem flberrafc^t fein, toeU^e in ben Hm^fiUungen unb aSeigaben ber SQumien von Slncon unb anberer (Sräberfdber in $eru au0 ber 3^t ber 3ttka0 jutage geförbert tourben. @ie gefielen btn mobemen (SuropSem in fo ^o^em Snage, bag biefe fc^emotiflerten SQufter auf ja^Uofen (Erseugniffen ber heutigen XestU« inbuftrie kopiert tourben unb un0 ^üufig, befonbere oat Xifc^betken, entgegentreten« Slud) bie ^^^t^tanerinnen 9lorbamerika9 taugten einft Srafem unb Schnüre ju färben, mit bcnm fie bie :^eiber unb SIIo^ kaffbtd, b. ff. QdfUfit om toeic^em gegerbten fieber, toie auc^ bie 3^ becken aus Sü|fe(t)aut fc^mflckten. I^eute noc^ üben bie von ber Kultur notSi nic^t jugrunbe gerichteten 3^^tanerft&mme 3Ua0ka0, roie befonber0 bie X^linkiten unb SeUa^kuIa, i^re ^oc^enttoickelte ^&xbt^ kunft auf fieber unb l^ol} jur Srteube ber et^nograp^if(f)en @amm^ lungen am. Site 2r&rbemitte( gebrauchen bie verfc^iebenen ^nbioner^^ ft&mme S^nobererbe, Süffelbeeren, Slaubeeren, (^elb^olj, üuercritron, (SoUfipfel ufm.

Syurc^ bie SSermitttung ber Kreuiiüge, bie ba» Slbenblanb in nähere SSerbinbung mit bem SEorgenlanbe brachten, gelangte bie 6c^ön^ f&diekunft im 12. unb 13. Z<^^^^^i>^ toieberum nac^ (Europa, ab^ gefe^en von Spanien, bos^ in btn Süauren treffliche Orärbekflnftler be^ fag. 3unä(^ft rourbe biefe fflr ba« flbrige (Europa neue fiunft in Statten geübt, ba« ja burc^ feine 6(f)iffa^rt in regfter SJerbinbung mit

118 3Hc 8f«b« unb (Bcrbpcffpflangen.

bem Oriente ftanb. S^^F^ ^^^ ^^ Srtoren} unb bann SSenebig, beten grötbereien balb ben ^öc^ften Slut^m im ^enblanbe erlangten. (Ein (EintDo^ner ber erftgenannten @tabt ^atte im 13. 3ci^c^unbert ba0 <Be^ ^eimnid ber 2)arfteUung ber blaufärbenben OrfeiUe aud einer grtec^te in :ftleinafien ermorben unb brachte bur4) bie (Sinffl^rung berfelben in bie ^raji« feiner JBaterftabt unermeßliche JBorteile. 5n SSenebig er* f(^ien 1548 ba0 erfte SBerk über ^rörberei von (ßioDanni SSentura $lo* fetti, ba0 groged Sluffe^en enegte unb nic^t toenig baju beitrug, ba0 3ntereffe an ber ^rärberei in gang (Europa gu enoecken. Slörblic^ ber SUpen gemann fie guerft größere aSebeutung in Orlcinbem, bef[en Zud)^ unb fieinentoeberei in ^o^er ^Iflte ftanb. fBon f)m aua verbreitete fi(^ bie ^unft ber 6c^önfärberei allmä^lic^ über bie anberen fianber (Europas. 3^ 2>eutf(^Ianb toar e^ ber mächtige IBunb ber l^anfa, ber auc^ biefem (Enoerbegmeig große Slufmerkfamkeit [(Renkte. (Er lieg guerft au0 ^toli^^r bann au0 grlanbem gefc^icfite gr&rber ate Se^r^ meifter ber ein^eimifc^en kommen. 2)iefe bilbeten bamate fc^on ftott* ttc^e Sänfte, fo in Slug^burg 1390 unb balb barauf auc^ in anberen fc^toSbifcfien 6täbten. 9lac^ fionbon Heß ftönig (Ebtmrb in. von (SnQ^ lanb um0 Zoiit 1373 Or^rber au0 grlanbem kommen, bie ba0 ein^eU mifc^e (Semerbe in bie l^ö^e brachten, fo baß bie S^nft ber grärber 100 3<^^^ \pSitzi in fionbon fo ftark vertreten roar, baß fie eine eigene Kompagnie ber ftabtifc^en SQUig bilbete.

SSon großem (Einfluß auf bie (Entmi&lung ber Srärberei roar bie (Entbeckung von Slmerika, inbem baburc^ nic^t allein alle SSerke^tB^ ver^ältniffe von (ßrunb aus veränbert tourben, fonbem auc^ eine SHenge toic^tlger neuer Orarbftoffe mie Slot:» unb Slau^olg, (Eoc^enllle, Orlean unb Ouerdtron in ben ^anbel kamen. Sticht minber bemirkte bie Sluffinbung bes Seemegs nac^ Oftinbien einen vermehrten unb guglelc^ billigeren Segug bes bis ba^in fe^r koftbaren 3n^^80- SBeil fi(^ aber burc^ beffen (Einfuhr bie SBaibbauem beeinträchtigt füllten, fo t)atte ber eble inbifc^e Srarbftoff in (Europa mit ben größten Schmierig:: keiten gu kömpfen. äluf älnftiften ber ein^eimifc^en SBaibergeuger ver^ bot i^n ein (Ebikt ber Königin (Elifabet^ in gang (Englanb; guglelc^ mürben bie im fianbe befinblic^en SSonöte gerftöri 2)ie SSenvenbung von 3^^tgo mürbe fogar mit Xobesftrafe bebro^t; erft im 3<^te 1661 unter ftarl IL mürbe feine (Einfuhr unb Slnmenbung mieber geftattet

3u Slnfang bes 16. 3<^t|t^unbert0 kam ber ^rappbau aus bem Orient nac^ ©c^lefien unb l^ollanb unb 100 3^^te fp&ter auc^ nac^ ®übfrankrei(^. !Die ^urpurfärberel mit ber feit 1526 getrocknet als

2)te garb- unb (ßetbftoffpflansm. 119

aoä)ttMt von SHeilko in ben l^anbel fiommenben 6(^UbIau0 be£( 9lopalfcafitu0 not^m einen unenoatteten äluffc^toung, ate im Z^^^^ 1650 bet :^oUanber C[:omeIiU0 2)rebbel ba£( S^nnfalj ote (Srfa^ be0 SUound einführte imb auf (ßrunb feiner (Erfinbung eine grogattige (jforberet befonber^» für ^ot bei fionbon errichtete. (Sin fianbemann von i^m, SIbrian Srouer, u)ar ee, ber 1667 bie äBoUförberei in (SnQ^ lanb einführte. Slac^bem man in ber SHitte bee 16. 3a^r()utibertd 3nbigo unb ^lau^olg in (^glanb eingeführt ^otte, eignete fic^ ba» ßanb erft mit ®nbe be« 18. 3ö^t^unbert0 bie Färberei mit Cluercitron unb Sflrfiifc^rot, üor^ugs^tDeife auf Sankroft0 Setreiben t)ln, an, beffen 1790 erfc^ienenes S93erk Aber Srärberei bie (ßrunblage ber neueren fiunft bübete. Ztt 3rtantoeic^ begann \\d) bie Färberei erft unter fiubu)ig XIV. gu ^tbm, ate ber feit 1660 als (Seneralkontrotteur ber Orinangen an ber @pi^e ber aSenoaltung fte^enbe Staatsmann Cu)Ibert burc^ b'SUbo eine tüchtige Srärberorbnung auffteUen lieg, bie 1669 in $ari9 veröffentlicht unb von ben fegensreic^ften Srolgen toar. Unb ate fpäter bie ftangöfifc^e Slkabemie biefem ^mtiat be£( ^unftgemerbes^ i^re Slufmerfefamfeeit jutoanbte, unb 1762 Joanne« SUt^jen, ein Slrmenier, bca (ße^eimnid ber Xflrfiifc^rotfärberei guerft nac^ i^ankreic^ gebracht ^otte, enttDickelte ficf) bie Orärbekunft in biefem fianbe fo getoaltig, bag e6 barin balb an ber @pi^e aller übrigen fiänber gu ftet^en kam.

Um 1700 entbeckte man in IBerlin ba& Serlinerblau, unb 1740 erfanb Sart^ bie Säc^fifc^blaufarberei mit ^nbigofulfoföuren. !Die neuefte 3^t ^at bie Ororberei burc^ ba» Stubium bes SSer^altem^ ber ©eigen gegen bie görbftoffe fe^r geförbert; augerbem Rauften fic^ bie (Entbe&ungen au0 bem stlineralreic^, unb in neuen S3erbinbungen ber organifc^en G^^emie lernte man bie toertDoUften Sto^materialien für glangenbe Srarben kennen. (Enegte in biefer IBegie^ung fc^on bas SKuresib aud :^amföure groge« Sluffe^en, fo tourben alle biet^erigen (Srfolge feit 1859 burc^ bie (Sntbeckung ber Xeerfarben, unb gmar gu^ nac^ft bee Sruc^fins, nod) toeit übertroffen. 2)iefe be^enfc^en }e^t doIU ftonbig bie Sr&rberei unb geben Orcirben in allen 9lüancen von einer fieuc^tkraft unb Dielfacf) aucf) (Sc^t^eit, toie fie üor^er gang unbekannt toaren. 3^^^^ tourben allerlei SSerfat^ren gefunben, um einige ber n)i(^tigften ^flangenfarbftoffe toie äUigarin unb Z^^^ÜO künfUic^ ^er« gufteUen, fo bag ber Ärappbau gang unb bie S^bigopflangungen 5n:* bien$ roenigftens gum grögten Xeile eingeftellt rourben.

SBenben roir uns nun nac^ biefem kurgen Überblick über bie (5^ f($icf)te ber grärberei gu ben eingelnen grarbpflangen, unb gmar fei mit

120 3)l< Qcctb' unb (Berbpoffpflattaett.

einer ber otteften unb uHc^tigft^ begonnen, toeh^e bie bem naiven (Sxtqp^nbm bcB primitiven SHenfc^en om ftärkften in bie Slugen ftec^enbe unb be^^olb am meiften jufogenbe SK^rbe, n&w&d) bie rote, in groger fieuc^tkroft liefert (E0 ift bit» ber firapp, ober bie ^&x^ b erröte (Rubia tinctonim), eine 60—90 cm ^o^e ©taube mit bomig fc^arfen Stengeln unb ^Blättern, gelben asifiten unb [c^toargen Srrflc^ten. 3^re tec^nifc^e Sebeutung oerbonkt fie btm kurzen, knorrigen WucitU ftock t)on 20—30 cm fiänge unb 5—12 mm 3)icke, ber außen von einer rotbraunen ^inbe bebetkt, innen aber gelbrot ift 2>ie ^flonje gebeizt om beften auf ^mu^reic^em aSoben unb toirb burc^ ä(u6läufer üerme^rt, bie man im SUärg fej^ 3^ l^erbft ttrirb ba» Axaut, ba» ein gute0 SSie^futter bilbet, gemäht, toonac^ man bie Stöcke gum ®(^u^ gegen bie SBinterköIte mit (Sxbe bebeckt 2>ie (Ernte ber äBurjeln gefc^ie^t erft im Spot^erbft bee britten, im SQorgenlanb fogor erft be^ funken unb fec^ften yüjxe^. 9lac^ ber (Entfernung ber toenig toert^ DoUen Obert)aut toerben bie äBurgeln gunöc^ft getrocknet unb kommen bann gerfc^nitten, meift aber gemahlen, ate firapp in ben :^nbe(. (Er bilbet ein grobem, fafranforbige« ^uloer üon eigentflmlic^em (ßerud^ unb föuerlic^fflgem ^efc^mack, ba» begierig Oreuc^tigkeit au6 ber fiu^ an fi(^ gie^t unb infolgebeffen leicht gufammenbackt 2)e0^alb mt^ CB forgfoltig t)or fiuft unb fiic^t gefc^fl^t toerben« 2>ur(^ mehrjährige älufberoa^rung verbeffert ber ftrapp feine Qualitöt, ge^t aber nad) bem 5. bid 6. 3^^^^ gurück. Sluger ben gemö^nlic^en ^fhmgenbeftanbteilen enthält er ein farblofes (SIt)kofib, Stuber^t^rin, bo» \id) unter bem (Einflug eigentflmlic^er grermente longfam in Becker unb einen roten Srarbftoff, ba» SUigarin, gerfe^t 2)a()er kommt e^, bag ber firopp beim Stufberoa^ren an Axa\t bes Sr&tbeoermögem^ getoinnt

Seine l^eimat ^at ber ^rapp im SHittelmeergebiet tAa Serien unb ^erfien, too gunäc^ft bie 9Burge(n ber toilben $f(ange Dom SEenfc^en gefammett unb gum grärben benu^ tourben; boc^ tourbe er im Orient unb in (Sriec^enlanb fc^ön frü^ angebaut, ebenfo von btn Stömem, bie i^n ben SSöIkem nörblic^ ber SUpen üermittelten. 2)er griec^ifc^e Slrgt 2>iodkuribed berichtet um bie SUitte be0 1. c^riftlic^en ^cx^r^^ ^unberts, bog ba$ auc^ ate Slrgneimittel gebrauchte erythrödanon on^ gepfkmgt toerbe unb tottb vorkomme; feine äBurgeln vermenbe man aber ^auptföc^Iic^ gum Srötben. (Er fagt: „2>er firapp (erythrödanon) au(^ töuthrion, dräkanos unb Immäbaris, bei ben Slömem rubia Passiva, bei ben (Etrudkem lappa minor, bei bm Ütggptem aber so- phobi genannt, ^ot eine rote S93urgel, bie gum gr&tben bient (E0 gibt

SMe 9arb' unb <ßerb|!offpflattsen. 121

eine urtlbtoac^fenbe unb eine fmitiüierte Sorte, toelc^e (entere bei« rptel0tDelfe in SloDenna ongepflonjt toirb. Z^ Marien fSt man ben Stopp jtxrtfc^en filböumen. Sein Slnbou bringt grogen (Seminn. SHe SButiel tft bttnn, lang, rot, bient auc^ ate SlrsneL" @ein 3^ genoffe piniu0 fc^reibt in feiner 9Iaturgef(f)i(^te: „2>er firapp (rubia, Bon rubus rot) ift jum Orötben ber SBoIle unb bee fiebere unentbe^r^ lU^ unb fein Slnbou bringt Diel iStwinn. Srttr Dor^üglic^ gilt ber bei ftom gegogene, boc^ nrirb er in foft ollen ^romngen kuttitrtert SHon fät i^n tDie bie Sic^erplotterbfe (ervillaX bo(^ toöc^ft er ouc^ nrilb. (Sx bient oui^ ote SlrjneL" 2)er unter (S^for unb Sluguftu0 lebenbe Sriege^ ingenieur SSitnuHud fagt in feinem Suc^e de architectura Aber i^n: „Hm fflr SDanbgem&lbe eine Purpurfarbe ju bekommen, färbt man fireibe mit Sropp (rubia) unb Serme^beeren (hysginum) oon ber Rtc^ meseic^e rot SHon bereitet ouc^ onbere graben ou0 SlAtenpflangen. Um ein Ockergelb gu geminnen, roirft man getrocknete Süeilc^en (viola) in ein (ßeffig, giegt SBoffer bogu unb lägt bie 9nifc^ng kochen. 3ft fie XDieber abgekühlt, fo fc^flttet man fie in ein leinenem Xuc^, brflckt fte OU0 unb tut ba» tion SSeilc^en gefärbte SBoffer in einen Sllörfer tmb reibt mit eretrifc^er fireibe ((Sretrio, Stobt ouf ber Sttbroeft« kfifie pon (Suböo in (Sriec^enlonb, mürbe 490 v. (Zift. burc^ bie ^erfer Serftört, ober roieber oufgebout) gufommen. SHon moc^t ouc^ eine fc^öne ^urpurforbe ou0 l^eibelbeeren (vaccinium), inbem man fie ebenfo be^onbelt unb Sllilc^ ^ingufügt (Ein fc^öne^ (ßrün bekommt mon, wtan man etmoe asictugefarbte^ mit ber gelben ^atbe be^ 9Bou (luteiim, b. ^. gelben, Don Reseda lüteola) tränkt ^tfß es an Z^^ bigo (color Indiens, b. ^. inbtfc^er SNttbe), fo menbet mon SBoib (vi- trum, non Isatis tinctoria) on, einen Sr^bftoff, btti bie (Kriechen hyalon nennen."

3n htm SSergeic^nis ber ^flongen, bie fiorl ber (Broge ouf feinen (Bfitem ongepficmgt traben moUte, roirb bie Srärberröte unter bem fränkifc^en Sflomen warentia ongefft^rt, boc^ verbreitete fic^ bie firopp^ kultur erft einige 3<^t^unberte fpäter in Orronkreic^, roo fie in mittele olterlic^en Slkten öfter ertoä^nt toirb. Sie erlofc^ bann mieber, fo bog fte gegen bo0 ^be be0 16. 3^^^^unbert0 foft nur noc^ in l^ollonb betrieben nntrbe. 3m ^ct^re 1760 lieg ber frongdfifc^e SHinifter aSerttn Somen be^ morgenlänbifc^en trappe, ber non Rubia peregrina ob^ ftommt tmb ^eute noc^ ber forbftoffreicf)fte unb infolgebeffen gefc^ä^efte ift, noc^ e!rtcmkreic^ kommen uttb uttter bie Sonbleute nerteilen. 3tt ber (ßroffc^oft Slnignon führte ber bereite erroä^nte Slrmenier 3oanne0

122 ^ie }iaxb' unb (Serbrtoffpflattsen.

SUt^en 1766 ben bto baf)m bort uttbekannten Sxcvppbau ein, bet \id) toenig fpöter auc^ im (Elfag üerbreitete. 3^ 2)eutfc^lanb tourbe mof)l juerft in @(^Iefien ^rapp gebaut; tDenigftend batiert eine fBxzsAamx Äöteorbnung von 1574. 3tt Söhnten, too im 16. unb 17. Sa^r^» ^unbett ber ^roppbau ebenfalte blühte , tmirbe er burc^ bm 2)reigig« jährigen ^rieg jugrunbe gerichtet; auc^ in Sac^fen, Sägern unb IBaben ging er ganj 5urück. Z^ ^^^ $f^5 batiert er [eit 1763. Z^ i>^ 1830 er 3^^^^ noJ)m er aber roieber einen grogen äluff(f)Qiung unb tDurbe befonber£( in 6übfrankrei(^ um Sloignon, bann in l^oUanb unb im (Slfag betrieben, bis im 3^^te 1860 bie beutfc^en (Si)mi\ktt (Stobt unb fiiebermann ben firappfarbftoff, ba$ äUigarin, künftticf) au0 ^xi:^ t^racen, einem XeerprobuKt, barfteUten. 2>abur(^ xxmtbt ber ^ropp^ bau an feiner äBur^el angegriffen unb ging begreifli(^enx)eife ftark iut&A, obfc^on Sftapoleon m. jum Sc^u^e bzs^ fübfranjöfifcfjen ^rapp^ baud bie l^ofen unb teiltoeife auc^ bie Sllü^en be0 franjöfifc^en ^\IU t&xs^ mit bem ^rappfarbftoff rot färben lieg. 3^^ ^trb ^auptfäc^Iic^ in ^inafien, älggpten unb Oftinbien, teilmeife auc^ in 9lorbamerika unb äluftralien ftrapp gebaut 3^ Oftinbien wixb bie ein^eimifc^e Rubia muiyista gepflangt, too^er ber aud jenem fianbe ftammenbe ^rapp ate 9Ilun|it begeic^net mirb. 3^ SBeftinbien unb @übamerifia toerben ebenfalte befonbere älrten t)on Stubia kulttoiert, beren äBurjeln gum grörben bienen. I^eute toirb ber ^rapp meift nur noc^ in tec^« nif(^ üeratteten Orötbereien benu^t 2>ur(^ älnmenbung tierfc^iebener IBeigen können mit i^m, begie^ung^meife bem künftlic^ ^ergeftellten äUigarin, alle Slüancen von Slot unb S3ioIett unb teilmeife aud) von JBraun erjielt toerben. (ßr bient mit bem ©amen ber fgrifc^en Staute (Peganum hannala) gur Xürkifc^rotfärberei unb gum Stotfärben von Xinte unb fia(&

(Sinen ebenfalte fc^on fe^r lange gum Orätben benu^ten bunkel^ roten Or^rbftoff liefert bie äBurgel ber eckten SllKanna ober Stlt^enna, bee k^ros ber Wim von Lawsonia inennis, einem in Oftafrika, SlrabieUr Oftinbien, btn @unbainfeln unb 9lorbauftralien roa^fenben fe^r äftigen, roUb meift bebomten, in ber ^ulturpflege aber melfac^ bomenl09 geworbenen Strand) von 2—4 m :|^ö^e mit 1 1,5 cm langen blättern unb gelblic^meigen bte giegelroten IBiüten. Seit ur^? alter 3^ ^^^^ ^ tm Orient unb in 9lorbafrika, neuerbing^ auc^ in Oftafrika kulttmert unb finbet fic^ je^t oftmörtd bte Sflbc^ina unb Q)efttDärte bte SRarokko unb Senegambien angebaut 2>ie bratmrote, etu)a0 gufammengie^enb fc^meckenbe SBurgel kam früher naä) Sübeuropa

2)ie i^tb- unb (Serbftoffpflansen. 123

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in beit gonbcl irnb tft ^eute nod) in ?per[lett unb ^^^Wen ote §eifc mittel unb jum grörben im (ßebrauc^. ®ie toirb, wk ouc^ bie Stengel, mit SBaffer gekocht unb gibt eine gelblic^rötlic^e Orlfiffig^eit, u)e((^e auf ujeiteren Sufofe t)on SUlioIien inten[loer rot wirb, bi» eine faft fearmln* rote fiöfung entfte^t SHe SHtten finb n)egen i^re^ äBo^Igeruc^e fe^r gefc^äl^t unb fpielen bei ben religiöfen Slkten ber lBubbt)iften eine groge StoUe, bie flotter ober m^xbm, mit bie SQumienfunbe qu0 bem atten Jttggpten beu)eifen, feit [e^r langer Seit im SlUtal jum ©elbrotförben ber Slägel ber 3ringer unb Se^en, ber (JingerfpitjeUr ber §anbfläc^en unb Srugfo^len üermenbet, toomit bie Srtauen i^re Sc^ön^eit ju er:» ^d^en glauben. SHe ^fianje ^eigt im äUtäg^iptifc^en puker, woxqxxb burc^ Hmftellung ba0 koptifc^e kuper, ba0 ^ebräifd^e kopher unb bM grier^fc^e kypros entftanb. Z^ einigen attäggptifi^en ^arfttmerie^ rejepten unb ate ^eftonbteil bes^ t^eiligen Stäuc^erpuloers^ kyphi witb kuper al0 Seftonbtetl angeführt Unb mit bie Srtouen im otten Og^pteUr fo bebienen fic^ bie heutigen a3en)o^nerinnen bt» 9liltate Q)ie überhaupt bie älraberinnen be£^ von i^nm fagu ober fagia genannt ten 6trau(^e0 in ber oben genannten kos^metifc^en S93eife. 3^ biefem 3n)e(ke wttbm bie IBIotter, bie getrocknet unb gepult^ert unter bem Slamen :^enna in ben :^anbel kommen, mit ftalkmilc^ tierrieben unb attfgetragen. SUtembe Srrauen förben [ogar i^re Q)eig nierbenben l^aare, SS&nner i^ren ^art unb bie SHät^ne i^rer $ferbe bamit orangerot 2)tefe unferem (ßefc^mack uienig jufagenbe SSerf^önerung it)re0 älugeren Ratten bie Orientalinnen fär ebenfo notmenbig, ate ba0 aSemalen ber Slugenlibränber unb Stimmitte mit ©trieben bee fc^margen kühl, einer au» Slug ober jerftogenem @c^n)efeIantimon ^ergeftellten $afte, bie be^ reit0 bie e!rtauen im atten %t)pten benu^ten, uiie mix aus bm (ßräber^ funben unb atten Slejepten auf ^apgri uiiffen. 3^ 3nbien bient bie l^enna jum @(^n)ar2färben t)on fieber.

2)enfelben prac^tooUen roten Srtirbftoff SUkannin uiie bie ec^te birgt bie uned)te SUkanna, bie SBurjel ber in ber Xfirkei, in Sleiu::: afien unb befonbere in Ungarn angepflangten unb in Satten von etma 100 kg 5u une in ben :^nbel gelangenben Orätberoc^fenjunge (Anchusa tinctoria), bie gum Stotfärben t)on l^aarölen, $omaben, $ottturen ufm. bient, augerbem gum Orörben von fieber unb in figon 2um Srärben üon 6eibe benu^t toirb. @c^on bie atten Griechen unb Slömer bebienten [id) i^rer gum ^otfärben unb Schminken, toie auc^ ob SlrgneL @o fc^reibt X^eop^raft im 4. üorc^riftttc^en 3^^^unbert: ir2)ie Srätberoc^fenjunge (anchüsa) ^at eine rote SBurgel toie ber ^rapp,

124 ^e 9arb- unb C5erbrtoffpfIanaen.

unb förbt rot" iot\x)iij^o^ f(f)rdbt: ^Sid) an(f)ufteren (anchusizesthai) t)eigt: bie SBongen mit anchusa fc^minken," unb ber Slr^t 2)to6kuribe0 fagt, bie SBurjel fei flngerbidi, faft blutrot unb toerbe ote Slrsnei be^ nu^ unb in Salben getan. Sein 3^9^offe $Iiniu0 fc^reibt: i,2>ie fingerbicke SBurjel ber anchusa färbt bie Sringer blutrot unb bereitet bie S93oUe für koftbare Orcitben t)or. Sluc^ toirb fie ate Slr^nei ge^ braucht" ^ei ber Sefprec^ung ber Salben ertoä^nt er bie anchusa ntbtn bem uon bem 2)ra(^enbaume (Dracaena draco) auf ber oft^ afrikanifc^en 3^fe( Sokotra ftammenben 2)ra(^enblut (cinnabaris, b. ff. 3innober) ate 3rarbftoff (color). Sluc^ im SHittelalter unb In bie 8leu* geit hinein toar biefer S^rbftoff gebräuchlich, bis er burcf) beffere Der^ bröngt muxbt.

(Sin ä^nlic^e£( Slot rote bie Or&tberoc^fengunge liefert ber Srätber::^ kroton ober bie Xournefolpflanje (Cbrozophora tinctoria), eine einjährige SBoIfs^mUc^art uon ben fanbigen :%üften be0 SQittelmeer::: gebiete unb au0 Slrabien mit langgeftielten , behaarten Slättem unb ^ängenben grruc^tkopfeln. Sie biente bei ben SUten gum SSertreiben ber SBflrmer unb gum äBegä^en ber äBargen; je^ roirb fie gur :&er=^ ftellung ber IBegetten ober Sc^minkläppc^en benu^t (£» finb bies fieintoanbIäppcf)en, bie in Silbfrankreic^ mit btm Safte ber Slflten unb Srrflc^te bed e^^ärberkrotond, fe^t aber meift mit bem (Extrakte be0 ^emambuk^olges fo ftark getränkt taerben, bag fie leicht Orarbftoff ab- geben. Won oertoenbet bie ^egetten gum Schminken, gum Srärben non Sacktoerken, fiikdren, (ßelees unb namentlich in l^oUanb gum 2rärben ber 2—10 kg fc^ujeren runben Süfemilc^käfe, We nac^ ber Stabt (Sbam benannt u^erben, aber t^orgug^toeife in ber (Begenb tion §oom unb SUkmaar in 9lorb^oUanb ^ergefteUt toerben. 2>er Srärber^ kroton u)irb ^ier unb ba, fo ncmtentUc^ bei SllontpeUier, angepf langt

SaSeniger toic^tig ift ber rote 2rctrbftoff ber fgrifc^en Staute (Pega- num harmala), eines audbauemben (Semäc^fee mit 30—40 cm langem Stengel unb giemlic^ grogen, toeigen IBIflten, ba0 gefeUtg in ben Steppen Spaniern^, Slorbafrikae unb von Sflbruglanb bis gur 2)fun^ gorei unb Xibet xD&6)\t 2>ie Samen bienen in ber Xürkei ate fc^n^eig:^ treibenbes, SBilrmer nertreibenbes unb beraufc^enbes SUittel, auc^ als (ßemfirg, befonbers aber in SSerbinbung mit ber putoerifierten ftrapp« murgel gur tflrkifc^en Stotfärberei. Slus i^nen roirb ba» auc^ fonft viü^ fad) gum Orärben benu^te :|^armalin ober ^armalarot gemonnen.

SSon anberen roten Orcnrben finben roir in ber Sitten SBett ben un^ fc^äblic^en Srarbftoff ber ^Kermesbeeren ober Sc^arlac^körner in

Sie Sarb« unb (Betbftoffpflanaen. 125

2rotm von braunroten, erbfenöroßen, mit rotem Softe angefüllten l^flUen ber ^ermeefc^Ubloud (früher Ck>ccu8, je^ Lecanium ilicis), bie {t4f an ber in Sflbeuropa mac^fenben ftrauc^artigen ftermeeeic^e (Quercus coccifera) finben« @{e mttbm von armen Beuten, befonbers^ Wirten unb ftinbem, bie fic^ ju biefem ^m^tkz bie Slägel lang ma^]m laffen, oon ben 3<D^i8^ abgekra^ unb kommen befonbers^ oon 9laupUa in (Sriec^enlanb au0 in ben :^anbel, um fpesielh nac^ SHarokko, Xunid unb SUej-anbrien oerfc^ifft 5U toerben, too biefelben in ^o^em greife flehen, taeil bie SHu^ammebaner i^re SBolltflc^er, namentlich aber i^re oon uns nact) ber Stabt Srej in SHarokko ate Orej bejeic^neten ftopf^ bcbetkanQ^n rot färben. Sei uns bleuten fie früher aa Stelle ber teueren dod^milt in ber grätberei, namentlich jur l^erftellung eines fc^Iec^ten ^Karmins, bes ftermesbeeren^ ober fiarminlacfis, unb in ber Slpot^eke jur Bereitung bes ^ermes^Sirups unb bes SUkermee^fion^ fekts, Präparaten, mit benen bie arabifc^en filrgte im Sllittelalter ba» Slbenblanb bekannt machten. AI ift ber arabifc^e Slrtikel unb kermes ober kermas ^eigt arabifc^^^perfifc^ tourmergeugt (oon kirm, S93urm). S3on biefem ftermee rü^rt bas arabifc^^perfifc^e kinnasi fflr karminrot ^er, ein Slusbruck, ber als ^armoifin (fp&ter in Karmin abgekürgt) ins 2)eutf(^e überging. 2>er ^armoifinlack tourbe befonbers in ^erfien gur ^erftellung ber berühmten roten fiackmaren benu^t unb kam ebenfalte burc^ bie SSermittlung ber Slraber gttr iSenntnte ber SSölker bes Slbenb:' lanbes. 2>iefe ftermesbeeren mürben fc^on bei bm alten (Sriec^en gum Srfirben oertoenbet imb telegen bei i^nen kökkos. 60 ]d)xAbt 2)ios:s kurtbes: „2>ie ^ermeseic^e (kökkos baphikö) ift ein kleiner, äftiger Stxaad), aa toelc^em Körner (kökkos) mie fiinfen (phakos) Rängen, voüd)t gefammelt unb aufberoai^rt toerben. 2>ie beften kommen aus ®alatien unb Slrmenien, geringere aus Stfien {btm norbmeftlic^en :Slein^ afien, bas bei bm Stömem bie ^rot^ing Stfia bilbete) tmb ^ilikien, bie geringften aus Spanien. Sluger gum Orätben gebraucht man fie in ber :&eilkunbe, mit (Effig verrieben, öugerlic^ ate gufammengie^enbes SEitteL" SBie toir oon SSitruo im legten 3<^^^unbert 0. (Si)x. erfahren, ^eg bas ^Kermesbeerenrot bei ben Römern hysginum unb mürbe oiel gum Orärben unb Schminken, auc^ gum Stotmalen oon äBonben unb Sßanbgemälben benu^L 9lo(^ ^eute finb In (Srie4)enlanb ausgebe^nte fianbftrecken, namentlich Sergab^änge unb für anberroeitige Kultur unbraiu^bare aSerge bic^t mit bem (ßeftrüpp ber ^ermeseic^en befe^ bie gur ^ermesgeminnung ausgebeutet merben.

(Ein Surrogat biefer eckten ftermesbeeren ber ^ermeseic^e bilben

126 3)le gotb* unb (Berbftoffpflanjett.

bie \d)XDQXim beeren ber oud Slotbomerilia bei un» eingeführten unb in Sübeuropa mnoUberten gemeinen fietme^beere (Phytolacca decandra), eine6 cm^bouemben ^rautee mit längttc^etförmigen, gan3:s ranbigen Slättem. SHit htm roten 6afte ber Seeren färbt man in Orrankreicf) unb Portugal bie SBeine unb in ganj (Suropa bie S^Att^ maxm, befonbers @irup rot; boc^ ift biefer Sr^trbftoff toeit u)eniger faltbar ate berjenige $er eckten ^ermesbeeren ber kermes^eic^e. S3on Sorbeoujr tierbreitete fic^ ber Slnbau biefer ^flanse feit 1770 nac^ ®übbeutf(^lanb unb Slorbitalien. 2)ie jungen Blätter unb @c^öglinge roerben gekocht ate ©emüfe gegeffen. 3^^ "^^^ SSertoaubter, ber Äermeöbeerenfpinat (Phytolacca esculenta) u)irb in feiner §eimat @übamerifia roegen feinest uiürjigen S93o^Igefc^ma(fu^ ate Spinatpflanse kultioiertr tierträgt ober unfer 3Iima fc^Iec^t, fo bag er kaum je bei uns eingebürgert toerben bürfte-

SBeitere, noö) toertDoUere rote görbftoffe Ijat un« bie Sleue 2BeIt in ber G^oc^eniUe unb bem IBrafil^oIj gefd^enkt (Srftere befte()t au0 ben getrockneten SBeibc^en ber in gang SHittelamerika ^eimifc^en, aber tiorgugdtoeife in SHejriko auf Opuntien (Slopalkaktuffen) gejüc^teten (Toc^eniUefc^Ublauö (Coccus cacti), bie ben mobemen Äarmin ^^er nacf) ben ^ermeefc^ilblaudkömem ber SKittelmeerlönber au0 bem ara^ bift^en kirmasi Äarmoifin genannt liefern. Wßa» bie fterme^kömer ber ^ermeeeic^e ben ^ultumölkem ber 3Uten SSelt, ba£^ mar benjenigen ber 9leuen S93elt, jumal ben Slgteken in SHe^iko, bie G^oc^eniUe, bie i^nen tiorgugdtueife gum Stotforben biente. Site bie Spanier biefen prächtigen 2rctrbftoff kennen lernten, maren fie fo fe^r tion i^m ent- Juckt, baß fie i^n fofort in i^rer §eimat einführten- Um biefen 2rarb:» ftoff felbft gu probugieren, tuurbe bie (Skic^enUIekultur mit bem 9lopat kaktu0 im 18. 3c^tt)unbert üon Süesiko aud nac^ Sflbfpanien unb 1853, al0 bie SBeinkultur burc^ bie Xroubenkrank^eit faft gang ruiniert tDor, auc^ nac^ ben ^anarifc^en ^^feln, befonber^ Xeneriffa, oerpflangt, tDO fie balb gum :^auptergeugnto be0 fianbe^ tuurbe. Si»on 1853 bie 57 mürben tion leneriffa über 2 SnUIionen kg unb 1857 aUein Va SHifc ttonen kg exportiert 9lo(^ früher tuurbe biefe @c^ilblau0 mit i^rer Slö^rpf lange nac^ S^tia tierbrac^t, tion too 1853 über 45000 kg (S^oc^enUIe gemonnen tuurben. (Srft feitbem bie auf künftlic^em SBege au9 Xeerabkömmlingen ^ergefteOten echteren unb intenfioer färbenben Slnüinfarben, befonbers ba» Sruc^sfin, in ber göröerei aufkamen, mürbe bie (Skic^eniUeguc^t tiöUig gurückgebröngt

©n anberer amerikonifc^er roter Orarbftoff ift ba« ^ßernambuk:*

2)ie ^axb' unb (Berbftoffpflanaen. 127

ober tä)tt 93rafiI^ol5, bca von einem baumartigen igülfenfrüc^tler (Caesalpinia echinata) mit kurjftac^eligen Elften, unpaarig gefieberten SSIättem, foirsgeftielten, gelb unb rot gefletftten, nio^triec^enben Slflten in fafl rifpiger Xraube unb bomigen igülfen ftammt Seine inbionifc^e Sejeic^nung brasil foU htm fionbe aSrafilien bm Flamen gegeben ^aben. fieltteres nnrb n&mlic^ erft feit 1680 fo genannt, nia^renb man ba» a3rafU^ol5 unter biefem Slamen fc^on feit 1494 kannte. Srttt^er ^ieg es ouc^ irSönigin^oI}'', meU feine SSermertung ja^r^unbertelang ein SEonopoI ber portugiefif4)en Srone mar. 2>er in i^m enthaltene ^xb^ fioff, ber [\ä) auc^ im fiima^olg aus $eru unb dffüz, im ®t Sllart^ ^olj aus 3^^^^^^^^ unb im ^^maika^ol} Don ben älntitten finbet, ^ei^ SrafUin. 2>as ec^te aSrafil^olg kommt in armbidien, äugen rot^^ braunen bis fc^m&rjlic^en, innen gelbroten knüppeln meift Aber ^emam:: buco ba^er ber 9lame in ben :^nbeL Sluger als (^arb^olg nrirb es and) in ber äunfttifc^Ierei imb 2>re(^flerei benu^

®in anberer fc^öner roter 2r<nrbftoff fübamerikanifd^en Urfprungs ift bas C^icarot ober Caracuru, bas^ aus ben asiättem ber an ben Ufern bes Drinoko, ^ffiquiare unb anberer Srtüffe @flbamerikas roac^fenben Bignonia chica getoonnen mirb. (Ss ift bies ein @trau(^ mit boppelt gefieberten asiottem, bie beim Xrodmen rot merben, unb Dioletten, ^ängenben asiflten. SBerben bie aSlStter abgekocht, fo fd^eibet y\d} in ber erkalteten fiöfung ber zinnoberrote, beim bleiben golbgrün metallifc^ glänaenbe Srctrbftoff ab, ber unlöslich in SBaffer, f4)mer losließ in SUko^ol, aber leicht losließ in £)Ien unb SUkatten ift (Sr mirb von bm 3nbianem, bie an bm obengenannten glüffen Raufen, jum fBt^ malen ber Qavd, in Slorbamerika aber gum (Selb^ unb Stotfärben t)on 995olle unb ®eibe benu^L

Sla^e Denoanbt mit bmx aSrafil^oljbaum ift ber Campec^e^ ober Slau^ol2baum(Haematoxylon campechianum), ein 10—12 m ^o^er Saum mit meift krummem ©tamm, runjeliger, fc^toar^brauner Stinbe, tHelfac^ ^im imb ^ergebogenen Elften, paarig gefieberten aSlöttem, kleinen ^oc^gelben aSlüten in einzelnen Xrauben unb langettlid^en, meift einfamigen hülfen. (Sr ift urfprünglic^ in Sllesiko unb Sllittelamerika ^eimifc^, Don mo ba» igol} t)on meift tDilbma4)fenben 93äumen oor^^ gflglid^ aus ber ^mpec^ebai ba^er ber Slame imb igonburas in ben :^nbel gelangt a3alb nac^ ber (Entbediung Slmerikas gelangte fein Don ben mittelamerikanif4)en äulturoölkem jum grärben benu^tes gol} aus bm me^ikanifcf^en i^äfen burc^ bie ©panier naö) (Europa. 3m 3a^re 1570, jur 3^ ^er Königin (Elifabet^, mürbe es in <Eng^

128 SHe Sfatb- unb (Berbftoffpfiansen.

loitb eingefü^tt; ba man ober nic^t td)t bamxt 5U förben vtt^tcaib, vttbot ein ^arlomentebefd^Iug oom Zaffxz 1581 ftreng feine (Einfuhr unb Süenoenbung. SHefes Süetbot ber SBertDenbung bts ate logwood, b. ff. Stamm^olg, besetc^neten Slau^olje« jum Orätben tourbe über ein 3a^t^unbert ^inburd) aufrechterhalten, obgjLAd) es trtelfad) baburd) um^ gangen tourbe, bag man e^ unter bem neuen Slamen blackwood, b. ^. Sdimaqfyoli, einfc^muggette. a3on Sllittelamerika kam ber e0 liefembe a3aum im 3^^te 1715 burc^ Sar^am na^) SBeftinbien, bann auc^ noc^ btm nörblic^en Sübamerilia. 9leuerbing0 n)irb er auc^ in bm nieber^ lönbifc^en Kolonien in 995eftinbien gepfhtnjt. 2>a0 au^toenbig blau^ fc^tDarje, innen rotbraune, fc^ioere, ^arte igol} nimmt eine gute Politur an unb bient ba^er auger jum (Sorben in ber äunfttif4)lerei 3ur ^Qtt^ ftelltmg toertooller SIlöbeL (Sd ent^ölt einen blauen Sfarbftoff, bad ^ämatosglin, ba0 fic^ in Sllkalien mit violetter ^rctrbe löft, aiu^ jimt Sc^tDarjfarben unb in ber miftrofkopifc^en Xec^nik ate oorjüglic^ed :Kemfärbung0mitteI oerroenbet toirb.

Zn ber SUten SBelt ift ba» oltefte Slaufarbemittel ber SBaib (Isatis tinctoria), ein jroeijä^riger, 0,5—1 m ^oc^ toerbenber ^Kreu}:' blütler mit gelben, in Xrauben georbneten S3Iüten, ber im mittleren unb [üblichen (Europa fon)ie im Orient auf fonnigen $Iö^en toUb tDäc^ft SHe a3I&tter geben 3ttbigblau unb toaren fc^on ben Sttten ald Ororbematerial bekannt, toed^alb bie fie liefembe ^flange teiln^eife auc^ angebaut tourbe. 2)er SBaib beoorjugt le^m^altigen S3oben, auf bem er meift nur eine igö^e oon 40—60 cm erlangt 2>ie Slätter tDurben, fo lange man bei un0 bcn 995aib anpflanjte, atDei:» bi0 brei^^ mal im 3^^te abgebrochen unb in ben SBaibmü^len jerftampft 2>er fo entfte^enbe a3rei mutbt, meift von ^Kinbern, 5u kleinen ^geln Qt^ formt unb getrodmet Später u)urben bie S3allen in S3ottic^e getan unb mit 995affer übergoffen, mobutd) fie balb in (Särung gerieten unb eine Temperatur oon 15 20^ C. geigten. a3on ben aSottic^en }og man bie ^lüffigkeit ab unb fe^te i^r :Kalfiu)affer ju, worauf ber nun^ me^r gelbe grarbftoff fic^ gu a3oben fe^te. 2)urc^ ^in^ufügen oon Salaföure erhielt er erft bie blaue Srctrbe, bie bann unter ftarker ^i^e getrodmet unb in ben iganbel gebracht u)urbe. Urfprünglic^ lieg man aber ba» in ber fiöfung befinblic^e 3ttbo£gl burc^ löngere^ Stehen« laffen fic^ imter 2rrein)erben Don 3nbigo jerfe^en. 2>ed^alb ftampfte man bie nic^t nur jerquetfc^te, fonbem oöllig verfallene SBaibmaffe in Sräffer ein, in benen fie burc^ [^ermenttoirkung nac^ unb nac^ immer reit^er an 3nbigo wuxbe.

SHe Sarb« unb (SeTbrtoffpflaitaen. 129

@(^on bie alten Selten, (Bermonen unb Slotoen bebienten fic^ be0 9Balbe0 jiun Sloufärben. Süon ben Selten Sritannlen0 berichtet um» 3nliu0 (Eöfar in feiner Sefc^reibung Qon ber (^ebition nac^ (Englanb in feinem SBerke über bie Unterwerfung (BoUiens unter bie römifc^e Dber^o^eit, fie feien i^m mit SBaib (vitnim) bkm gefäitt entgegen^ getreten unb f&^en boburc^ in ber Sd^laäjtt überaus milb am. äluc^ bie (Sriec^en unb Slömer bebienten fic^ bes 995aibe0, ben erftere is&tis nannten. ®o fpric^t 2>ioie^6uribe0 wn bem SSaib (is&tisX ,rbeffen fic^ bie Sr&tber bebienen", er roerbe me^r ote eUen^oc^ unb feine Slätter mürben auf (Befc^mfllfte, (Befc^mfire unb SBunben gelegt SHe Stömer nannten i^n, mie une piniii0 berichtet, nad) feiner Sejefa^nung im (BaUifc^en glastum. 9Ia^ ber une erhaltenen 93erorbnung Sorte bes ®rogen über bie SJermaltung ber kaiferlic^en 2>om&nen aas^ htm 3a^re 812 mugte er, mie ber Srapp, ate Slbgabe beftimmter 2)örfer in bie königlichen SBeiber^äufer gu io&^^T^ ^^ boxt mit Spinnen, Sieben unb (färben ber ffir ben königlichen igof^olt beftimmten (Be^ mänber befc^Sftigten Sftauen geliefert merben. 2)er geringfte Xeil b^^ felben mirb oon milbmac^fenben ^ftangen gefommelt morben fein; ba er bereits angebaut nmrbe, mirb ba» meifte Don kuttit^ierten SBaib^ pflanzen abgeftammt ^aben. 2)iefe ^ieg bamate bei ben gftanken wisdila, ewaisda ober waisdo. 3^ SHittelalter mürbe er allgemein in Mtteleuropa angebaut unb bilbete ^ier bas^ mic^tigfte asiaufärbe:» mittet 2)ie erften Slac^ric^ten Aber ben älnbau bes SEBaibes in Schoben ftammen au0 btm 3^te 1276. Sloc^ früher aber fc^eint er in Sac^fen gepflanst morben ju fein; bemt bie ®tabt (Erfurt mar f(^on im Zofyct 1290 megen i^re« SBaibbaues berühmt SHe (Erfurter SBaib^ftnbler bilbeten bie Slriftokratie ber ®tabt unb maren fo reic^, bag fie im 3a^re 1392 bie SHittel gur (Brflnbung unb fpäter and) für (Erhaltung ber einft meit^in berühmten, erft 1816 eingegangenen Uni« oerfität (Erfurt aufbringen konnten, bie alfo gemiffermagen aus ben (Erträgniffen ber SBaibkultur unb bt» 995alb^anbete errichtet unb unter« galten nmrbe. Kotaus kann man fcf^on erfe^en, mie augerorbentlic^ mic||tig bie (Ergeugung unb ber i^anbü mit biefem Srctrbftoff e im Sllittel« alter mar. ©pfiter ermarben neben (Erfurt auc^ noc^ (Bofi^a, Slmftabt, fiangenfalga unb Xemtftäbt ba» Stecht 995aib gu bauen, unb gu Sin« fang bes 17. 3^t^ttbert0 befc^&ftigten fic^ baxiüt miger ben (Ein« modern biefer StSbte nocf) biefenigen non me^r ate 300 t^ringifc^en 2>örfem. (Erft in ber SIeugeit ^at bie groge äBo^Ifeil^eit bes am 3nbien eingeführten 3nbigO0 bm Sßaib tro^ aller gu feinem Sc^u^e

130 ^te 2farb- unb (Serbfloffpftons^n-

unternommener amtlu^er aSerfflgimgen fo siemli^) auger Slnmenbung ithxadft Umfonft oerfuc^te if)n auc^ ber ebelbenkenbe tmb tmt feine Untertanen beforgte 3atfer 3of^ IL im 2>eutf(^en Stekke mieber in Siufna^me gu bringen. 9lur Dorfiberge^enb, toa^renb ber oer^ongnU^:: DoUen ^ontinentolfperre, legte man fic^ in Sllitteleuropa witbtt eifriger auf feinen älnbau, ba bamals auc^ ber t)on ben (Snglanbem au$ 3nbien. gebrachte 3>t^tgo gefperrt roar. Slopoleon L fe^te fogar einen $rei0 von einer falben SRiUion grtanken auf bie lukrotioe (Seminnung Don 3^^tgo au0 995aib; boc^ ^ot i^n bi0 auf ben heutigen Xog noä) niemanb geroonnen, bemt auc^ bei ber rationellften Süerarbeitung liefert 1 3^tner SlSaib kaum 130 g 3^iäa, roo^renb bie gleich ju befprec^enbe 3ttbigopf(an2e 30mal me^r baoon liefert 3it^^^in tDirb ber älnbau von SBoib, ber am beften auf trodienem fie^mboben gebeizt, gegemnartig noc^ in befc^ranktem SRage in X^üringen, Sö^men, unb ^ankreic^ betrieben. @eine @amen tiefem gepregt ein bem fieinöl an Wttt gleic^kommenbes fettem £)L

2>enfelben blauen Srarbftoff, roie i^n ber SZkiib liefert, geminnt man, mie gefagt, in toeit ausgiebigerer 995eife aue^ ben 3nbigoarten, Don benen bie oftinbifc^e Indigofera tinctoria bie tDt4)tigfte ift (S0 ift bie0 eine bis 1,5 m ^o^e Staube aus ber (^anritte ber Schmetterlings- blütler mit jerftreut fte^enben, gefieberten a3I&ttem, kurzen Xrauben, fei)r kleinen, bunkelrofenroten unb roeigen Slüten unb ftielrunben, i^erabgebogenen :5ülfenfrü4)ten. 3t)^ grögtes Slnbaugebiet ift aSengolen, neben btm bie anbern toenig bebeuten. aSor allem oerlangt fie ein feuchtes, feiges Klima. 3^ gut gebüngtem unb gepflügtem Soben mirb ber Samt in Steigen x>on 30—60 cm Slbftanb gefät unb mit (Srbe leicht bebecki Slac^ brei Sllonaten toerben bie ^flansen kur5 t)or bem aSeginn ber a31üte etma 12 cm über bem SSoben gefc^nitten unb nac^ ber ^raktorei gebracht, too ^eute noc^ mefentlic^ nar^ ber- felben SKet^obe toie einft im SUtertum ber Sarbftoff aus i^nen ge^ tDonnen toirb. a3eim SSinben unb (ginfa^ren ber <£mte, beren mcai in guten Sagen brei, manchmal fogar oier im 3a^te erhält, ift barauf ju achten, bog bie ^ßflanjen nit^t ju fet)r gepregt merben. ©tücke jerft^nitten merben fie in grogen gemauerten Sufen mit SBaffer über:^ goffen; barin bleiben fie liegen, bis ber ©aft in kurjer 3eit in ©örung gerät unb eine grünlichgelbe 3rarbe annimmt i^i^f^^ als nila be- aeic^neten fiöfung bilbet fic^ alsbalb eine ®4)aumf(^i4)t unb ammo- niakalifc^er ®eru(^ mac^t \\(i) geltenb. 2>abei beginnt fic^ ber ^rojeg }u Dolljiie^en, ber ba» in ber ^flanje enthaltene farblofe (Bl^kofib 3n^

2)tc garb' unb (ScTbftoffpflangen. 131

bikon in j^adsitt unb ^^dii'^ß [poltet unb bur^) Ojcgbotion bee le^en bo« 3nt)iablau, eben ben grorbftoff 3>t^t80, entfielen lägt SHe in Slmmoniak gelöfte, 3nbi8n)eig ent^oltenbe grlüffigkeit nnrb nun in onbere Se^öltet abgezogen, woxin fie burc^ an^oltenbes Schlagen unb Slfi^ren mit Schaufeln in innigfte Serü^tung mit bem Souerftoff ber Qtmofp^örifc^en fiuft gebracht mitb. 2>abei färbt ]id) ber gelbttc^^ grüne Saft blau, inbem ba0 3ttbign)eig burc^ ©auerftoffaufna^me ju 3nbigblau ojrribiert wirb, fie^tere^ ift unlö^Iic^, [treibet \id) cm» unb fe^t fic^ bei ruhigem Stehen ate fc^lamnriger Slieberfc^Iag ab. 9la(^ bem Slblaufenlaffen ber klar geiDorbenen (^Ulffigfieit wich ber Slieber^ fc^Iag an ber Sonne getrodmet unb im ^albtrockenen Buftanbe in badifteinartige Orormen gepregt; biefe roerben t)öUig getrodmet unb finb batm Derfanbfertig. 250 kg ro^e 3iiM8opf(an2en ergeben 1 kg feften Srorbftoff. 2)ie (Sefamtprobuktion baron betrug im 3^te 1903 3,4 SEUIionen kg, baoon fielen 2,7 SHiUionen kg auf 3nbien, 0,5 Sllit Honen kg auf i&oaönbif(!^^3nbien unb 0,2 SIliUionen kg auf Sllittek amerifia. 2>er 2)urd)f(!^nitt0n)ert per kg beträgt 10 Sllark, roä^renb er nocfi Dor iwA 3^^3^^nten ba» 2>oppeIte baoon unb me^r betrug. 2)er $rei0 ift fo ftark gefunden infolge ber vom beutf(!^en (l^emiker SL Don aSaeger erfunbenen künftttc^en :§erfteUung bt» ^arbftoffd, fo bog \xä) bie 3nbigokuItur niu: noc^ fe^r fd)Ie(^t lo^nt unb felbft in Bengalen me^r tmb me^r gurüdige^i

2>er 3^tgo ift einer ber toic^gften Srorbftoffe, ber auf SBoUe, Seinen, SaumtooUe unb ®eibe bca ec^tefte Slau gibt imb infolgebeffen fc^on im ^o^en äUtertum ato Sedifarbe jum Sllalen unb gum ^rärben ber t)erf(!^iebenften Stoffe benu^ mmbt. ^nzj^t n)urbe er in feiner Heimat 3nbien gewonnen unb t)on ba auf btm ^anbelstoege in bie toeftlii^ baoon gelegenen fiänber gebracht 3^ Wim Xeftament toirb er einigemal genannt 3^^nf<^ Denoanbten i^n bie 3^^^ fo gut n)ie bie Sab^Ionier unb Slggpter, bie biefen gefd)ä^en grarbftoff jum Slaufärben fd^on in früher Süorgeit burc^ ben Xaufc^^anbel au0 3nbien bejogen. Süon bort ^er erretten ii^n aud) bie (Sried)en imb Slömer, bie i^m ben 9lamen indikön beiie^ungstoeife indicum, bm inbifcfien (nömlic^ Srcirbftoff) gaben, toorauß unfere aSejeii^^nung 3nbigo ^eroor^ ging. piniu0 fc^reibt in feiner 9laturgef(^id)te barüber: „Site ^axb^ ftoff fte^t ba» indicum in i)o^em Slnfe^en; e0 kommt au0 3nbien tmb befte^t au0 einer erbigen Sllaffe. 995irb e^ gerieben, fo ift e^ fc^toar}; toirb e0 ober in 99Sa||er aufgelöft, fo gibt e0 eine pt&äßQZ Sllifc^ung oon Purpur imb a3Iau. 2>ad ec^te erkennt man baxan, bag es auf

132 3)le gatb» irnb ©erbpoffpflonsen.

brennenbe ^Ko^len geftreut eine ^errlic^ purpurrote flammt unb einen noc^ SHeenoalTer riec^enben Slouc^ gibt (Xotfäc^ttc^ enttotckelt 3nbigo bei rafc^er (Sr^i^ung einen purpurroten 2>ampf, verbrennt unb ^inter^ lägt nur wtniQ Slfc^e.) ^m $funb indicum koftet 20 2>enare (= 12 mxtky SHefer Sarbftoff tourbe toie bie übrigen ^robukte 3nbien0 über ba» Slote Slleer unb SUe^onbrien nad) bem Slömerreic^e gebracht Site biefe« iu^ammtnbxaä), Der^anbelten bie Slrober bm aSöIkem be0 Slbenb(anbe0 biefen grarbftoff unter ber inbif(!^en a3e« nennung nfla ober anil, wm blau bebeutet 2>aoon i^eigt er f^eutt noc^ in Spanien anil unb bezeichnete bie 3Biffenfd)aft ber Chemie ba0 bei ber SeftiUation bee 3nbigo0 mit :KaIi entfte^enbe ^robukt ate älnilin. (Srft bie Slraber ^aben bann im Sllittelalter biefe grorbftoff:» pftanje, bie fie auf i^ren iganbetefa^rten nad) 3nbien in fenem fianbe kennen (ernten, in SBeftafien angubauen unb barau0 ben 3tibigo felbft ^er^ufteUen unternommen. ®o tourbe nod) im Zofy^^ ^320 3nbigo bei 3^4)0 angepflanit; bo(!^ fd)eint biefer Slnbau ate imrentabel balb aufgegeben toorben ju fein. Ztbm^aüs max e^ biefer an ein feuc^t^ roarmed ftlima gemö^nten pianje ^ier ju trodien unb ju toenig toarm.

fiange tougte man im Slbenbtanbe nx(i)t, toorau^ biefer inbtfc^e (^orbftoff getDonnen toerbe. ®o red)nete i^n eine igalberftöbter Serg« toerkdorbnimg au0 bem 3^^te 1705 }u bm fc^ürfbaren SSineralien; er ^ieg be^^olb auc^ in SBerbinbung mit feiner 995ürfelgeftalt ,,inbif(^er Stein". Unb boc^ ^atte ber bi0 nad) C^ina gereifte Süenegianer SSarco $oIo nac^ feiner Stüdike^r in bie SBaterftabt im 3a^re 1295 bie (Be^ toinnung beefelben nac^ eigener 3lnfd)auung befd)rieben. 2)ie 3toli^^r bie i^n von ben Slrabem erholten Rotten, roaren ouc^ bie erften Slbenblänber, bie i^n antoanbten. (Srft nac^ ber (Entbediung bes See^^ tDege^ nac^ Dftinbien burd) Süa^co ba (Bama kamen von 1516 an grögere Sllengen Don 3nbigo nad) (Suropa, unb stoar na^m Portugal biefen ig^nbel an fic^, bi0 fic^ in ber SHitte be^ 16. 3^i^W^^^ ^i^ igoUänber feiner bemächtigten. 3^ Zo^it^ 1631 brachten fieben ^oOän^^ bifc^e Schiffe 290 173 kg 3nbigo im SBerte t)on über fünf Sonnen (Bolb au0 fBat(xoia nad) älmfterbam. (Srft ungefähr ums Z^^^ 1600 begann man in 2)eutfc^Ianb bm äBaibküpen ettoae Z^^^QO 3U}ufe^n, um beren (^ärbkraft für a3Iau ju er^ö^en unb ju beleben. SHefer kleine 3ufa^ Dergrögerte ]i(i) mit ber aSerbiUigung bt» 3n^tgo0 fortroö^renb, bi0 fc^Iieglic^ ber SBaib gänalic^ megfieL 2)oc^ fpiette fic^ biefer ^xo^ jeg keinesroegd glatt ab; benn loie bei ber (Sinfü^rung Dieler anberer

3)le Satb' unb (Berbftoftpflansctt. 133

fcember Stoffe ftemmte ftd) oud) ^iet ba» JBoturteU unb ber (Elgennu% ber äBoibbouem gegen bie ou^Iönbifc^e ^Xeufetefarbe". 60 tDurbe nämSc^ ber 3nbigo im erften i^n ftreng Derbietenben Srtcmkfuttet Sleic^epottjeterlag t)on 1577 betitelt 2)00 SSetbot, i^n ju Denoenben, tDttrbe toieber^olt in (Erinnerung gebracht, fo nod) 1664 unter grerbi- nanb m. 3^ @ad)fen roar Don 1650—1653 fogar bie Xobesftrafe auf feine SüeriDenbung gefegt, unb in 9lümberg mugten bie Orätber alt jo^rlic^ einen feierlichen (Sib fd^toören, kein ^Xeufeteouge" fo ^ieg bort ber ^^bigo ju benu^en. 3u biefer Süerfolgung be0 ^^^S^^ mag tum Xeil bie Unkenntnis ber (Färber beigetragen ^aben, bie i^n in Sc^roefelfäure gelöft anmanbten unb nac^^er nic^t genügenb neutra:» lifterten, fo bag mand)e0 €tüdi 3^9 infolge baoon oerbarb. (Srft 1740 gab ber 2>eutf(^e Sarti) ju (Brogen^ain in Sac^fen ein gutes 93erfa^ren für beffen Slntoenbung an, tooburd) SUigerfoIge ausgefc^Ioffen blieben.

Slu^l in Srtankreic^ unb (Englanb mar aus Stfidific^t für ben ein^ ^eimifc^en SBaibbau bie (Einfuhr unb SSermenbung von 3nbigo ftreng oerboten, bis er in le^terem fianbe 1661 unb in erfterem 1669 unter <Sk>lbert toieber freigegeben mürbe. Unbefc^änkte Stnmenbung genog er ober in Ortctnkreic^ erft Dom Z<^^^ 1737 an, als ben gr&rbem er^ loubt mürbe, jebes beliebige (Färbemittel }u oermenben. Seit 1783 mürbe ber Slnbau bes 3nbigos burc^ bie (Englänber in Dftinbien in Singriff genommen unb balb }u groger asiflte gebracht, mofflr fie in (Europa miliige Slbne^mer fanben, ba man bort biefen Qorjfiglic^en Sforbftoff immer me^r fc^ö^en lernte. Sloc^ t)or einem aJiertelfa^r^s ^imbert betrug bie für bm älnbau bes 3nbigos in Slnfpruc^ genom:= mene ^\jM)t in aSengalen allein 390000 Hektar Sanbes. Sluc^ auf ber äoromanbelküfte, auf (S^^lon unb 3^^ nmrbe er im grogen an» gepflanit, ebenfo in Slggpten, mo i^n Slle^emeb Wi in ben 1820 er 3a^ren einführte. (Enblid^ bemühte fid) auc^ 3tuglanb, i^n in Xrans« kaukafien ^eimifd) ju machen.

SIeuerbings ^at aber ber älnbau biefes roid^tigften unb eintrög^^ lic^ften älusfu^rartikels 3nbiens, bas 3^^^unberte ^inburd) ben Sßelt^ markt be^errfd^te unb an bem vox allem (Englanb fic^ uttge^euer be« reicherte, jum grogen Seibmefen aller 3nbigopflan5er einen gemaltigen 6tog erlitten unb ift nid)t me^r konkurrensfS^ig gegenüber btm kttnftlic^en 3nbigo, bm roir bem ®d)arffinne beutfc^er Chemiker Derbanken. SHe erfte 3nbigof9nt^efe gelang 1870 (Engler unb (Emmer^ ling; 1880 x>mno(i)tt f&att)tt \fyx auf oerfc^iebene Slrt am 3imtfäure

134 3)lc Sfarb* unb (Berbfloffpflanjen.

^erjufteUen unb 1890 qab igeumann fein SBerfo^ren tm, ba» in je^m jähriger Slrbeit t)on ber babif(!^en Slntlin^ imb Sobafobrik in Subttrig^:» ^afen bei SHann^eim gu proktifdiet fBx(md)baxMt ou^gebilbet tourbe, fo bag er ^eute ben SllarfU DoUftanbig be^errfc^t unb toegen feiner größeren aSiUigkeit in SBerbinbung mit anbem guten (Sigenfc^aften, bie erlauben, bie mannigfoltigften neuen grctrbenüarietäten, roie rote, gelbe unb grüne in ben tounberbarften Sluancen ^erguftellen, ben natürlichen 3nbigo immer me^r uerbrängt ©o fank feit beffen Slufkommen in btn le^en je^n 3ö^ren bie Sluefu^r be« natürlid)en 3iibigo0 im SBerte Don 75 SHillionen auf ungefähr 10 Sllillionen Sllark. (&leid)aeitig ftieg bie Slu0fu^r be0 künftlic^en 3nbigo$ au0 2)eutfd)lanb von 7,5 SSil^: lionen SKark im 3at)re 1898 auf 38,6 SHillionen SUark im 3a^re 1908. 2>amit trat 2)eutfd)lanb ba» (Sibt 3nbien$ an unb ^eimft ftatt jened fianbe^ Sleic^tum ein. !!)er befte Slbne^mer für fein oorjüglidied ftunftprobukt ift 3apan, bas 1908 für 10,7 Sfllillionen SHark baoon einführte. ZW folgen (S^ina mit 7,3 Sllilttonen imb bie a3ereinigten ©taoten mit 3,1 SHillionen Sllark. ©elbft (Srogbritannien, ba» alle Slnftrengungen mad)te, feinen 3n^tgobau gu fd)ü^en, führte im 3<^^^ 1908 für 2,7 SHillionen SUark beutfcfjen ^nbiijo ein. 2)ie Ginfu^r bts meift au$ 3^i^n begogenen natürlUfien 3ttbigO0, von bem 2)eutf(^lanb nod) 1895 für 21 SHillionen SUark bejog, fank fd)on 1903 auf 1,8 unb 1908 gar auf 0,9 Sllillionen. @o ^at beutfc^e anteiligen} unb Zat^ kraft ftatt einer 3tii0gabe Don 20 SHillionen eine (Einnahme Don 40 Snuiionen Waik jä^rlid) beroirkt 2)iefe Xatfac^e kennjeid^net bie überaus groge roirtfdiaftlic^e aSebeutung be^ künftlid)en 3^^tgo$ für ben beutfd)en i^^^nbel imb bie beutfd)e a3olk0uiirtf(!^aft.

^n(i) bie alten Slgteken in Slle^iko, bie 3tt^^ t^ $^nt unb bie übrigen ju ^ö^erer ^Kultur gelangten 3>t^i^n^ftämme älmerika« Der» roanbten bereite vor ber Einkunft ber (Europäer eine 31rt Z^^^i^ gum aSlaufärben. 2)0(^ rourben nac^ ber (Entbediung biefe^ SBeltteils frü^:= jeitig oftinbifc^e ^^bigopflangen nad) Slmerika eingeführt, unb jroar gunöc^ft nac^ ben Slntillen, t)on roo ber englifd)e (Soupemeur fiuka^ 1699 @amen an feine Xod)ter in Gxirolina fanbte, bie eine ^flanjen^^ lieb^aberin toar unb ber e0 nad} mehreren fe^lgefc^lagenen 95erfu(^en gelang, bas^ (Szmää)» jur a3lüte unb gur Sleife ju bringen. Z^^ a3ater fanbte fpöter einen gelernten 3^bigoarbeiter, ber bie (Semimumg be$ ($arbfto^0 unternahm unb babei fo gute (Sefd)äfte machte, bag balb jebermann Snbigo bauen toollte. toenigen 3ö^ten rourben nic^t roeniger ato 100000 kg nad} (Snglanb gefanbt, unb oor bem Kriege

3)te gfatb- unb (Berbftoffpflangen. 135

im 3tt^te 1775, her am 4. 3utt 1776 jur fioslöfung bct 13 norbameris 6anif(^en :Solonien vom SHtxttetlanbe führte, betrug bie Slu^^fu^r 550 000 kg. 3e%t Ift, toic ß^fögt, ber 3«Mgobau auf ber ganjcn (grbe bebeutenb aurückgegangen, feitbem bie babifc^e Slnilinfabrift in Subtoig^^ ^afen bei 3]Iann^eim guerft ben eutopäifd)en Sllarkt mit kfinftlic^em 3nbigo 8U t)erfe^en begann. Senfeiben JJatbftoff geioinnt man feit unbenblic^er 3^ ttt C^ina au0 btm bort ^eimifd)en Orärberknöterid) (Polygonum tinctoriumX einer bem Sut^^roei^en Derroanbten einjährigen ^flanae, bie 1835 in grankreid) unb 1838 in Seutfc^tonb eingeführt tDurbe. Obf(!^on gai^Ireidie a3erfu(^e 5ur möglid)ft rationellen (Sewin^ nung be$ ($arbftoff0 bamit gemacht rourben, Dermoc^te er bem ed)ten 3nbigo keinerlei ftonkurrenj ju macfien, ba 1000 kg feiner grünen Slötter nur etroa 7,5 kg 3nbigo geben.

2)em 3ttbigo fe^r naJ^t Derroanbt ift ber von ben im SUittelmeer lebenben kleinen $urpurf(!^necken ber (Sattungen Sllure; unb Purpura geiDonnene ^ßurpurfarbftoff, ber in t^emifc^ reiner JJorm bem3nbigo äugerlicfi jum aSerroedifeln ä^nlic^e, kupferglängenbe, violette :KriftaUe bilbet. äürjlic^ ^at ^rofeffor Orrieblänber in S93ien 1,5 g bauon auB bem farblofen, am ®onnenIid)t erft bunketoiolett toerbenben Saft einer beftimmten 2)rüfe von 12000 $urpurfd)necken geiDonnen. 2)ie d)emif(^e älnaigfe ergab, bag er feiner 3ufammenfe^ung nad) 2)ibrominbigo ift, b. ^. 3>tbigo, in roelc^em {toei SBafferftoffatome burd) jtDei Sromatome erfe^ finb. Slun oermöc^te man aud) biefen im SUtertum fo überaus gefertigten, toeil augerorbentlii^ teuem ^rarbftoff f^nti^etifd) barjuftellen unb fo billig im grogen gu Denoenben. ^oä) gibt biefer Purpur auf ber ®eu)ebefafer ein jiemlid) unreines, rotftid)ige$ a3ioIett, bas an Sc^ön^eit mit unfern mobemen Orarbftoffen keinesioegs in SSSettbetoerb treten kann unb auc^ in bejug auf bie (Sc^ti^eit feiner Srärbungen ben eckten Xeerfarben burd^aus nid)t überlegen ift. SBenn roir nun bt^ benken, toie im ganjen SUtertum nur bie Könige unb SSome^mften pc^ foU^e tro^ allen Slü^ens übrigens red)t unfc^einbar bunkle, faft fi^iDarje, beim feitlii^en IDarüberblidien einen rotoioletten Schimmer auftoeifenbe ^purpurgeroonber leiften konnten koftete bod) ju %xo^ kletians 3^tt i^ S^^te 301 bas 5Pfunb ber beften ?PurpurtDoüe noi^ 950 aUark unferes (Selbes fo ge^t baraus mit aller 2)eutlid)keit ^eroor, rote überaus gering bie SInfprüd)e ber äUten an bie fieiftungen i^rer 3rftrber geroefen fein muffen unb toie fe^r toir mobeme SKenft^en burc^ bie (Erfolge ber ^eute fo ^oc^ enttDickelten Srctrbenc^emie vti^ tDö^nt finb.

136 ^te Sfarb« unb (Setbftoffpflanaen.

a3on ben jum (Selbförben SBenoenbimg finbenben ^flansen ftnb oto fflr (Suropa ältefte ber äBau ober ba» (Silbktaut (Reseda luteola), bo« fc^on bie neoItt^fd)en Po^Ibouem benu^ten unb fpäter bie Stömer unter ber aSegeic^nung luteum, b. f). bas^ (Selbe, jur Ororb^ ftoffgetmnnung anpflcmsten, bann ber grärberginfter (Genista tinc- toria) unb bie ($ärberfd)arte (Serratula tinctoria) 5u nennen, bie in grogen Xeilen (Europas u)ilb roac^fen, aber auc^ in Dielen ^egenben 2>eutf(^Ianb0, (Englonb^ unb Ortanftrei(^0 kuttioiert mwcbm, bi» fie burc^ bie (SinfO^rung ber Quercitronrinbe unb bt» (Selb^olaes au0 SImerika uerbrängt rourben. (Srftere ift bie Slinbe ber in mehreren Süarietaten ouftretenben imb in btn mittleren ^Bereinigten Staaten groge 995albungen bilbenben ^rärbereic^e (Quercus tinctoria^ bie, t)on ber Oberi^aut befreit unb ju ^titoer jerma^Ien, ate Quercitron in bta iganbel gelangt unb einen ber fc^önften gelben Orarbftoffe liefert, ber in allen Sf^tiQtn ber grorberei Süenoenbung finbet @eit 1818 ^at man bzn a3aum in Srtankreic^ imb balb ^emac^ auä) in a3agem angep^jL !!)a0 Srörbeoermögen feiner Slinbe entbeckte aSancroft im Z^^^^ l^S^r unb 5uiei 3^^^^ barauf erhielt er auf eine (Eingabe ^in vom englift^en Parlament ein SHonopoI für (Einfuhr unb (gebrauch biefes neuen ^öxbt^ mittete auf eine Steige von 3^^^^tt. 2>er i^arbftoff bt» Quercitrom^, ba0 üuercitrin, finbet fic^ auc^ im ungarifc^en (Belb^ol} ober Srifet, ber Dom grärberfuma^) ober ^erfldienbaum (Kbus cotinus) ^er« rtt^rt, tmb bm (f|inefifd)en (Setbkörnern, ben unentiDidietten Stflten^ knofpen ber Sophora japonica, bie beibe.noc^ ^eute in ber (^örberei S3eruienbimg fbtben. ^a» amerikanifc^e (Selb^olg bagegen ftammt t)on btm auf ben SlntiUen tmb in SrafUien ^eimifc^en grärbermauU beerbaum (Maclura tinctoria), beren förbenber SeftanbteU, ba0 SSorin, in ber 995oUfärberei ju (Srfln unb a3raun, in ber SBaumiDoU^ unb Seibenfärberei aber }u ®elb unb (Srün benu%t mirb.

(Eine fe^r gefc^ö^te gelbe ober rote ^oxbz liefert ba^ (Summi^ gutt, ber eingetrodmete Sllilcf^faft mehrerer ^o^er a3öume au0 ber Sramttie ber (Suttiferen, bie in btn feuchten SBoIbem 6flbafien0 roac^fen, 3n ^Kambobfc^a, ®iam unb btm füblic^en Gx>ä)\nd)ina ift e^ bie bis 16 m ^o^e Garcinia hanburyi unb in Sübinbien unb auf (Legion bie bi0 18 m ^o^e Garcinia morella, bie beibe 10—12 cm lange, kux^^ geftielte, elliptifc^e asiätter, kleine asiflten imb kirfc^engroge Seeren tragen. @inb bie a3äume 20—30 3^te alt getoorben, fo mac^t man vox (Eintritt ber Stegenjeit, b. ff. von grebruar biß Slpril, fpiralig vtt^ laufenbe (Einfc^nitte in bzn Stamm, burc^ meh^e bie filgönge ber

SHe Sfarb« unb (^etbfloffpflctttsen. 137

Sttnbe angefc^nttten toerben« 2>er babet oudtretenbe gelbe Sllib^faft iDitb in unterhalb aufgeftellten Sambii0tö^ren aufgefangen, von btnm ein SBaum im Saufe von 3—4 äBoc^en bi0 3 aSambii^rö^ren Qon 50 cm Sänge unb 6—7 cm SHdie ooU @aft liefert 2)00 balb ein^ gebicUe ißoxi witb fc^lieglic^ in ben 3tö^ren buxd) (Snoärmen am Sreuer erhörtet, fo ba!Q man e^ in 6tangenform aii0 ben $o^ Sglinbem ^etau^fc^ieben ober bie ioMt von i^m ablöfen fuimt ^t erftgenannte 9ttt liefert me^r (ßunrntigutt ato bie jn^eite. (g0 ift eine ougen grüngelbe, innen aber rotgelbe, fe^r biegte SQaffe, bie jerfiogen ein gefättigt gelbe0 $utoer bilbet SHtt jn^ei Xeilen SZkiffer oerrieben, liefert e0 eine gelbe (^ulfion, in S^enben SUfmlien bagegen löft fk^ mit roter grarbe. (S0 fd^medit brennenb fc^arf unb flbt eine äugerft ^e^ge, abfO^renbe 995irfmng am, wtsffoib e0 arjneilic^ oertoenbet mirb, fo in ben berüchtigten SEorrifonpillen, bie fc^on bebenfelic^e, ^aufitf&^lic^ auf bm (Behalt an (Summigutt 5urüd^ufü^renbe 95er« giftungen herbeigeführt ^aben unb be^^alb ate gef&^rlid) gemieben roerben follten. SU0 folc^e mebi^inifc^e 2)roge turnt biefer eingetrodmete ffibafiatifc^e SSib^faft überhaupt im 3a^re 1603 juerft nac^ (Suropa, unb nmrbe 1606 in grtaniifurt am Sllain für einen (Bulben (im 995erte Don gegen stoei SHark) bas^ Quentchen, b. ^. 1,66 g verkauft; ba es aber an (Giftigkeit unb ftark reigenber 995irktmg bem firotonöle vtt^ gßi^en tDerben kann, fo tDirb ald Slbfü^rmittel kaum me^r Der« roenbei 2>agegen toirb e0 ate SBafferfarbe 5um (Belbmolen unb iixat Srorben von SDeingeiftfimiffen triel gebrandet SHe i^^uptmenge be0 (Bummigutt uHrb in fiambobfc^a geroonnen imb gelangt über Sangkok, Saigon unb Singapur in btn ^anbeL Severe 6tabt allein fü^rt ]Sfytii^ etwa 30000 kg im 9Berte non 160000 SHark au0. SSon Siamt^ bobfc^a auB fc^eint auc^ feine Süerioenbung ausgegangen 5U fein. (Ein (E^t\z, ber biefes 2onb von 1295—1297 bereifte, erroä^nt biefe oon i^m kiang-hwang genannte 2)roge ald ^robukt besfelben.

93on tDeiteren ^flanjen }um (Belbf&rben, benen aber geringere Se« beutung ate bm vorgenannten zukommt, ift bie (£;urcuma ober (Selb« rourj (Curcuma longa) ju nennen, eine fonft meift ah (Betoür; ge« brauchte inbifc^e SJermanbte bes ^^gmers, beren Srorbftoff Curcumin bei ims Dom^mlic^ 2um (Belbfärben oon S^Attmcck, Sikören unb Spietoaren, aber nur feiten in ber ^tn^&tbttei 93eru)enbung finbet, ba es fi^ auf bie 2)auer nic^t ^Sli SHit SUkalien gibt es braunrote @al3e, n)es^alb mit einer loäfferigen Söfung besfelben getränkte ^apier^^ ftreifen jum 9la(^n)eifen berfelben bienen. 3n ben (Belbbeeren, ben

138 3)ie garb* unb ©cTbftoffpflanaen.

Ortüc^ten mei^rerer SSBegbomarten €übeuropa0 (i^aixptfäc^ttc^ von Rham- nus infectoria unb Rh. amygdalina), flnbct \ld) ber garbftoff Sl^omntn, bei feilte noc^ in ber ^rärberei giemlic^ au^gebe^nte SBertDenbung finbet !!)ie (^ineftfd)en (&tlb\(i)oUn ober, bie at0 wong-schi bezeichneten Ornlc^te einiger (Sarbeniaarten, Dorgug^ioeife von Gardenia grandiflora, toerben in i^rem ^eimatlanbe Oftafien, mit in £^ina, fo auc^ in 3^<^nr 8um (Belbförben von ^zuq, befonber« Seibe, benu^t, [inb aber für btn europäif(!^en §anbel belanglos. 3^^ gelber 2rctrbftoff ift mit bemjenigcn be0 ®Qfran0, bem Crodn, ibentifc^.

Srür bie alten SulturDölfter be$ Orients unb ber (Begenben am Mttelmeer toar einft ber Safran (Crocus sativus) ber gefc^ö^tefte Srarbftoff jum (Selbfarben oon (SetDänbem, Schleiern unb Sc^u^en. 2>ie gried)ifd)e Sejeii^^nung krökos für Safran rü^rt Dom femitifd^en karköm für (Selb ^er, ba0 feinerfeit$ mit bem inbif(!^en kurkum beifpiel0U)eife auc^ in ber Don uns gebraud)ten Sejeidinung dux:: cuma für bie inbifd)e (SelbcDurg enthalten jufammen^üngt Wiad) bm a3erid)ten ber grie(^ifd)en unb römifc^en Sc^riftfteller roaren gelbe &xoku»^ tote $urpurgen)änber bie fiuft ber Orientalen unb :^ein^ afiaten« SHit fold)en fc^mücfiten fid) naä) btm römifd)en IDic^ter 95ergil bie ^^rgger; nebft fafrangelben 6d)u^en unb ber Xiara gehörten fie 5ur kenngeid^nenben Zxa(i)t ber ^erferkönige. 2)en Slbglang ber ge^^ l)eUigten gelben Safranfarbe jeigen noc^ bie älteftenr t)om Orient be^ einflugten mgt^ifc^en 93orftellungen ber Griechen, toonai!^ bie aus bem SUorgenlanbe ju il)nen gekommenen (Sötter, roie 2)iongfos:^a3ac(^us, unb (Göttinnen mk bie orientalifd)en ^Könige unb ^Königinnen bas gelbe Safrankleib trugen. !!)er in Strgos anfäf[ige grie($tfd)e 2)i(^ter pnbar (522—442 V. (i\)x) lägt aud) bcn Slrgonauten S^fon mit einem fafran^ farbigen ®emanbe befileibet fein, bas^ er abtDorf, als er ]i(i) anf(!^idtte, in ^ol(i)x» mit ben feuerfpeienben Stieren gu pfl%^n- Srokosfarbene (Semänber trugen beffen ®attin SHebeia, 3P^t9^n^i^ bei i^rer Opfe^« rung in Slulis nac^ ^\(fy)loB, bie Sönigstod)ter Slntigone in btn ^^önikierinnen bes (^ripibes, bie oxi ben Srels gefc^miebete Slnbro^^ meba bei 31riftop^anes. Slac^ 95ergils ^neis ^atte Slgamemnons (Sattin :5elena t)on i^rer Sllutter fieba eine golbgefticftte palla, b. f). OrrauenübertDurf unb einen mit Srokos umfüumten Schleier gum (Se^ f4)enk erhalten unb mit nac^ SHtjkenö gebracht

2)ie Sekanntfc^aft mit ber Safranfarbe ge^t bei btn (&ried)en bis in bie 3^ ^^ Slusbilbung bt» igeroenm^tt^us gurüdu Sie lernten fie von btn aJorberafiaten kennen, bie i^rerfeits nac^ ber cor^in mit*

2)tc garb* unb (ßcrbftoffpf langen. 139

geteilten (Sefc^te ber a3erbreitung be6 äBotte$ fttr (Selb ibentifc^ mit 6afran bie SBenoenbung biefe« götbftoff« üermutlic^ t)on ben 3nbem Kennen lernten. 25on ben (5tied)en lernten bie Körner unb SBgjan^^ ttner unb na4) i^nen bie Slraber bm intenfit) gelbfärbenben görbftoff bes Safran« jum färben üenoenben. i^eute ift er cd» garbftoff ju teuer, eignet fic^ aber als DöUig unfc^öblid) jum Srötben oon S^Aex^ werfe, ftut^en unb fiifeören. ?leld)e Slraberinnen färben fi(§ bamit bie Slugenliber, 2ringerfpl%en unb 3^^^-

2>a$ btm inbifc^en kurkum entftammenbe orientoltfc^e karköm für ©elb unb jugleic^ ben Spenber ber gelben garbe, bm ©afran, ^at ouc^ ber (^örberbiftel ben tateintfd^en Slamen Carthamus tinctorius uerlie^en. 3)ie[e0 au(!^ al0 ©aflor bejeidinete ein:» lästige, 1—1,3 m ^o^e, fea^Ie :Kraut au0 ber Sramttie ber ^ompoflten befi|(t länglich eiförmige, ftac^elig gesa^nte Slätter unb von grünen igflUblättem umgebene 5uerft gelbe, bann orangerote asiüten. Seine :&eimat ift too^l bad Dorberafiatifc^e Steppengebiet; boc^ lägt fic^ bie« nic^t me^r bestimmen, ba bie ^flange nirgenb« mei^r roilb gefunben iDirb. 3^^^f<^ ift fie eine ber älteften :KuIturpf langen, bie bem 3Eenfc^en }um ^oU unb (Selbfärben btente. Sd^on bie ftleiber öggp^^ tifc^er SSumien au« bem britten t)or(^rift(id)en 3<^^^^ufenb finb bamit gefärbt, toä^renb (S^^ina bie ^flange erft im 2. 3^^t^unbert v. (lf)i. erhielt 2)a« fprid)t too^I \(i)on für i^re toeftafiatifc^e :^erfeunfL Seit^ ^er ^at fie eine fe^r mtxtt SBerbreitung gefunben unb toirb ^eute, außer in Bengalen, ^erfien unb Slggpten, in (it)ina, 3öpan, Sleufüb:^ iDoIe«, Snittelamerifea unb Kolumbien, in geringem Umfang auc^ in Spanien, grranfereic^, 3ta(ien, Ungarn unb in einigen (Segenben *S)t\i^^^ lanb« feultioiert !!)a$ tDid)tigfte ^robufetionelanb ift 3n^i^r ^^^ 5tDar Bengalen, too bie 30—60 cm ^o^e ^flange jur (Setoinnung be« Srarbftoff« im grogen angebaut toirb. 2>ie au« bem Slütenfeörbc^en im 3wft unb Sluguft bei trorfienem SBetter geaixpften, in einem Dfen unter leichter ^reffung getro&neten unb jule^t in &uä)m gepregten asifiten, bie ato Saflor in ben iganbel gelangen, liefern einen Ieud)ten:= ben gelben unb roten grarbftoff, ber neben bem 3nbigo bm tDid)tigften ^flanjenforbftoff barftellt iS^nttc^ bem Safrangelb Crocin ift ba« in SBaffer lö«li(j^e Saflorgelb, bem in geringer 3llenge ein i^arjartiger, nur in alfealifc^er ^rlüffigfeeit Iö«U($er roter (^arbftoff, ba« Saflonot ober £art^amin beigemengt ift fie^tere« toirb au« bmx mit Soba t)erfe|(ten toäfferigen 9tu«2Ug burc^ (fällen mit (Sffigfäure getoonnen unb ift ein bunfeelbraunroter, in SUfeo^oI leicht, in 995affer katmt unb

140 ^te }iaxb' unb (ßerbftoffpflanaen.

in snt^er xA^t i6ssiiä)zt 2r<xrbftoff, ber leibet nic^ befonbere bouer^oft, ober ougerorbenttic^ fc^ön unb von folc^er Srärbektoft ift, bag eine gan5 geringe 3Kenge baoon ^inreic^t, um eine gcoge grläcJ^e bamit ju bedien« 9Ilan kann bamit in Derfc^iebenen Sluancen oon 3tofa bid 2>unkettot färben; er gibt ouc^ bie feinfte rote Schminke, toelc^e ate fpanifd^es 3tot bekannt ift unb auf flachen ^or^eUanteUerc^en ober auf blättern ausgebreitet in ben i&anbel kommt 2>ie Saftorkw^en ^aben ^eUe Srieifc^farbe unb riechen tabakartig. Site befte Sorten gelten ber bengalifd)e unb ber perfifc^e @afIor. ^aä) i^nen kommt ber &g;qip^ tifc^e, ber ebenfalls von Dorjfiglic^er Qualitöt unb grögtem Steic^tum an Srarbftoff ift unb bes^alb am meiften ju uns gelangt; man kann annehmen, ba^ )&^r(i(^ etroa 1,6 sniUionen kg baoon in Ororm Don gepregten Scheiben in btn ^anbel gelangen. 2)a ber grarbftoff aber ni^t fe^r lic^tbeftonbig ift, nrirb er me^r unb me^r von bm Xeer^ färben oerbröngt 3^ 17. 3^^^^unbert baute man im (Slfag unb in X^firingen fo triel ®aflor, bai dm beträchtliche Sliisfu^r befonbers nac^ (Snglanb ftattfanb. 3^ ^8. 3<^^t^unbert kam ber Saflorbau burc^ bm billigen unb farbftoffreic^eren lenantifc^en ®af(or in SüerfoU, jumol bie beutfcf^e SBare burc^ trielfac^e 95erfälfc^ungen in a3erruf ge^» kommen toar. Slus btn bitteren Samen gen)innt man in 3nbien, SlgQpten unb SUgerien ein fettes £)l, bas fic^ fe^r gut als Srennöl, roeniger bagegen als @peifeö( eignet 9lac^ igerobot gemannen f(^on bie alten Slg^ter £)1 aus feinen Samen, bie man gen)ö^nlic^ als „^apageienkömer^ bejeic^net Sie, loie au(^ bie alten Sab^Ionier, Syrier unb igebräer benu^ten btn 6afIor gum i^ben. 3^ 3o^ann aSau^ins berühmtem (Barten }u SoU in SBürttemberg tDuc^s ber 6afIor im Z^^ffxt 1495 als inbif(^e Si^ftonje. 3wi ßaufe bes 16. Z<^^ ^unberts btQcatn fein Slnbau in Sllitteleuropa, ber aber ^eute infolge bes Slufkommens ber billigeren unb fcf^öneren Xeerfdrbftoffe Qöttig auger (Stbxaaä) gekommen ift

(Sinen gelbroten Srorbftoff fteUt ber Orlean bar, ber in Qüb^ amerika unb äBeftinbien aus ber roten, fleifc^igen Oberhaut ber Samen bes Drleanbaumes (Bixa orellana) getoonnen roirb. SMefer Srctrbfloff unb bie i^n (iefembe $flan}e toirb Don ben Xupiinbianem urucni, Don btn SIruakinbianem bagegen bicha ge^eigen, moraus ber 9lame fßiia entftanb, toä^renb er von ben aSrafUianem orelhana genannt iDirb, nad} feinem ^auptfäc^ttc^ften Srunbort, bem gteicf^ermeife benannten SHaran^onflug. !Ser im tropifc^en Sübamerika ^eimifc^e, 5—10 m ^o^e fSavxn mit grogen, herdförmigen, geja^nten, immergrünen Slättem

!3>ie ^xb* unb (SerbTtoffpfl^^nsen. 141

imb enbftjtnbigen Slifpen von anfe^nttc^en, lebhaft blau gefärbten Slflten ift fc^on fett langer 3^ in ollen Xropenl&nbem bto nac^ ^olqnefien tmb SQabagodftar t)\n Derbrettet tDorben unb trielfac^ Der« nrilbert Seine jum (färben bienenben 2rru4)tf(^alen ^ot maxi rmfyc^ fac^ in peruanifc^en (grobem gefunben, unb noc^ ^eute bemalen bie fübamerikanifd^en 3nbianer mtt bem burc^ 95ermengung be0 fleifc^igen, roten Samenfiberjuges mtt S^ronenfaft unb (Bummt ober 9li}tnu0öl erhaltenen grarbftoff i^re fieU^er ato Sterbe unb jugleic^ ®c^u|( gegen bie blutfaugenben 9Ilo0kito0. aSIotter, Samen unb SBurjeln toerben in Sttbamerika unb Stfien al0 S3oIk$^eUmittel Dermenbet. 3ur <St^ tDinnung be0 2rarbftoff0 lögt man bie jerriebenen Srruc^tfc^alen in SBaffer gären, giegt bie Sllaffe burc^ @iebe unb entfernt bM 995affer Dom Slieberfc^lag, bm man über Breuer ober im Sd^atten trocknen lägt (Sr bilbet bann enten gleichförmigen, roten, Deilc^enortig riechen« bm, bittet fc^medienben Xeig, ber, um DöUige^ älu0tro(knen gu Der- ^inbem unb i^m jugleic^ einen lebhafteren (^arbenton 5U Derlei^en, Dielfac^ mtt iocaa befeuchtet toirb. SBaffer entgie^t bem iDrIean gelb:» braunes, aw^ in SUfco^ol, nic^t aber in Stt^er lösliches Drellin, bw mtt SUaun gebeiste ©toffe gelb färbt 3m StfidiFtanb blett)t ber rxAä)^ tigere grorbfloff Sisin, ber bun&elrote firiftaOblöttc^en bUbet unb fat SUko^ol unb Slt^er leic^ losließ ift unb orangerot, in SUkoIien unb ät^erifc^en ölen bunkelgelb färbt äoc^t man £)rlean mtt Sobalöfxmg unb fe^ bann ^Ulaim ober ein S^tnfala ju, fo er^ött man einen orangegelben 2aA. !!)er Driean uHrb in (Ec^enne, (Suiana unb fBxo^ filien bctrgefteUt unb bient auger in ber Sattunbru&erei ^auptföc^ttc^ in ber Seibenfärberei, in (Snglanb bann aUerbings o^ne ioam^ 5ufa% auc^ 5um grörben bes C^efterftöfes unb ber 93utter.

Um Seibe unb anbere (Semebe ec^t grfln }u färben, Denoenbet man ba» Lo-kao ober (^inefif(!^e (Srfln, ba» man bnxd) möfferigen SUisjug aus ber Slinbe ^toeier ^reujbomarten, Rhamnus cblorophorus unb Rhamnus utilis, gembmt SHefe beiben toerben ato Hom-bi unb Pa-bi im ganzen mittleren unb nörblic^en C^ina jur SrarbftoffgerDin« nung kuttiDiert 2>er am i^nen getoounene Sr^rbftoff kommt in flacf)en, blöulic^grfinen Sc^eibc^en in ben iganbeL 9tu0 ben reifen Seeren eines anbem fireu^boms (Rhamnus catharücus) [teilt man bas^ Saft^» grfln ^er, bas^ mtt :Satk ober ^ottafc^e einen grttnen Slieberfc^Iag gtt)t, ber DoUkommen ungiftig ift unb befonbers ate äBafferfarbe be^ nu^ toirb.

<Sin auffaUenber Orcn:bftoff, ber in faurer Söfung fc^ön rot, in

142 3)lc garb- unb (Sctbftoffpflanscn.

olkolifc^er bagegen intenfto blau ift, wxb ba^er in ber (£^emte ate fo^ genannter fiacfemu^ ate 9leagen0 ober Slac^roetfeftoff für Säuren unb äUkalten oertoenbet mixb, ftammt von oerfc^iebenen Srled^ten mit ftrouc^^^ förmigem X^oUud, bie oorjugsu^eife an felfigen SSeeredküften toac^fen. 3^re 93ent)enbung jum Srötben mar fc^on im SUtertume bekannt; fo benu^en fie bie Slömer unter ber allgemeinen Se^eic^nung fucus tDa0 eigentlich Seetang bebeutet jur 2)arftettung bee unechten $urpur0. 2)ie ^enntnid i^rer tec^nifc^en 93em)enbung ging aber in ben Stürmen ber SJölkertoanberungsseit im Slbenblanbe verloren, er^^ ^ielt \i(i) aber im SHorgenlanbe, mo fie ein in Orlorenj anfäffiger 3)eutf(^er namens 3feberigo (Orriebric^) im 13. 3^^^unbert kennen lernte. S3on einer :^anbel0reife in bie fieoante brachte er ^axbex^ flechten mit unb lehrte baraus oermittelft !oam eine f(^öne rote Orcirbe barfteUen. 2)amit begrünbete er feinen grogen eigenen Sleic^tum ate Stammvater bes fpäter mit bm SHebici rtoalifierenben florentinifc^en Slbetegefc^lec^tes ber Slucellai, fo genannt nac^ ber für fie fo be- beutungsooUen Orärberflec^te nicella, bie ^eute im 3t^i^nif(^en oriceUo t)eigt, morau5 bas and) im 2)eutf(^en gebrauchte fran^öfifc^e SBort orseille ^ertiorging. SBie bie SSebid, beren Stammvater Slrst gen)efen n)ar unb von i^m ^er ben Flamen unb bie brei fiugeln eigentlich spulen im SBoppen führten, fo I)ietten bie Slucellai mit ber Orärberf teerte, bie fie ju Sleic^tum unb (S^ren gebracht ^atte. 2)ieFer von i^rem St^n^erm eingeführten neuen 3n^uftrie verbankte aber nx(i)t blog biefee (Sefc^lec^t, fonbere viele Stäbte ZtaHmn^, bie bzn ge^ famten :^anbel mit Orärberfled^ten aus ber fievante unb btm griec^ifc^en Slrcffipel an \i(i) geriffen Ratten, i^ren Sleicf^tum, bis im 3^^^ 1^02 ber Slormanne S6tt)encourt bie ^Sanarifc^en 3nfeln entbeckte unb auf i^nen gleichfalls bzn koftbaren Stoff fanb. Später entbeckte man i^n auc^ auf btn äljoren, auf Sarbinien unb :Korfika, in bzn ^grenäen, ber Sluvergne ufo.

3)ie Drfeille ift in 3form von fc^mac^en organifc^en Söuren in einer ganjen Slei^e von Orlec^ten vor^anben, tmter nielc^en bie Roc- cella tinctoria bie gefu(^tefte ift Sie liefert bie levantif(^e unb ka« narifc^e Drfeille, von ber auf ben :Kanarifc^en 3nfeln allein jö^rlic^ etma 130000 kg gefammelt merben unb in bzn ^anbel gelangen; boc^ wixb fie ouc^ an bzn felfigen fiüften Sübamerikas, bes Siapn^ ber Guten :&offnung, Senegambiens unb Oftinbiens gefammelt 3^ (Segens fa^ 3U biefer SHeerorfeille wixb bie von ber Variolaria orcina unb V. dealbata in (Suropa Qzwonnznz Drfeille als £anborfeille bejeU^net

3)ic Sfarb* unb ©erbfloffpflanacn. 143

(Sitte anbete ebettfalte fe^r fatbftoffteic^e Orlec^te ifi Roccella montagnei, Me att ber ofictfrilianifc^ett fiflfie itt bett ittftuartett auf SHattgrooe« bäutnen toäc^ft 8lu0 ber 2rle(^te Lecanora tartarea, bie auf bett 3nfe(tt ttörbttc^ von ®(^ottlattb, bett Orkttet)d tmb :&ebttbett, ^eittttfc^ ift, trtrb ber rote S^blgo ober ^Perftfeo getöottttett, ber ttti 3^^^^ 1765 5uerft DOtt (Sutfßttt bargefteUt tourbe. 2)urc^ aSetiattbluttg tttit SUfeatteti früher §arti, jefet Slttimoniali tolrb ber ololettrote Orarbftoff, ba$ Orcettt, frei, tttit bettt tttatt äBoUe uttb ®eibe rot ober triolett färbt 2)a er aber für \x(i) aUeitt ttic^t e(^t gettug färbt, fo roettbet tttatt it)tt ttteift tttit anberett Srarbftoffett ^auptf&c^Uc^ jur $er« fteihmg Dott brauttett Sluancett att.

&n fc^ott ittt t)ot)ett SUtertuttt itti Oriettt gebräuchlicher Orctrbftoff ift boB 2)racf)ettblut, eitt Dott bett attt äugerftett roeftlic^ett uttb öft^ lic^ett 3M^1 ätfrikad, auf bett ^Sattarett uttb ber 3nfel Sokotra bi0 itt bie (Segettroart attt fiebett gebliebettett 2)ra(^ettbäutttett (Dracaena draco tu a) aus ber SrcttttUie ber fiUiettblütigett geroottttettes ^^arj. <£» \mb bie0 16—18 m ^o^e aSäuttte, bie toie bie ÜHkoiglebottett bauerttb itt bie !Di(ke toac^fett unb gu äugerft auf bm gabelig oer^ Sroeigten Slften tmb auf betn (Sipfel bee @tatnme0 büfc^elig ge^ Raufte, Aber 1 m lange, fc^toertförmige Blatter tragen. Sie kSnntn ein augerorbentlic^ ^o^es SUter erreichen unb laffen von felbft ober buxd) (Sinfc^nitte ba0 buttkelrotbraune, fpröbe, geruc^^^ unb gefd^tnack^^ lofe, an ber fiuft er^örtenbe ^ar^ ausfliegen, bas geputoert blutrot ift tmb fijC^ in ät^erifc^en unb fetten £)len urie and) in Sllkalien gu einer roten JJarbe auflöft (80 kommt enttoeber in Oform von in ©c^ilf^ blättern eittgeroickelten ^Kugeln ober in ebenfalte in blättern eitt:» geroickelten Stangen in bm :^anbeL 2)a0 kanarifc^e !Dracf)enblut machte früher einen bebeutenben :&anbel0artikel von SHabeira aus^ unb finbet fic^ auc^ in bzn (Arabern ber (ßuanc^en genannten Ureinroo^ner ber fianaren, toelc^e basfelbe toa^rfc^einlic^ 3ur (Sitibalfamierung i^rer Seichen benu^ten. 3^t ^t^^ ^^ f^^^^ Sufammenjie^enben SBirkung toegen t^orjugeiDeife ju 3<^^npttlt)er unb 3^^^tinkturen, jumal bei leicht bltitenbem 3^nfleifc^ benu^t, foroie ju Xif(^lerpolitur unb oer^ ]6fitbtntn Sacken. ä5on Sokotra erhielten es bie alten ®rie(^en unter ber JBeseic^nuttg inbifcfjer 3ittnober. 2)er im 2. ^ö^t^wnbert n. <^f)x. in Sleinafien lebenbe griec^ifc^e Sc^riftfteller SrlaoiiB Slrrianud fd)reibt in feinem SSeric^t Aber bie Umfdiiffung bes Sloten Slleere^: „!Der fo« getuinttte inbifdie 3tnnober (kinnäbari) urfrb auf ber 3^[^l ^^^ 2)io0- kuribe« (Sokotra) tjon Säumen, atu> benen er tröpfelt, gefammett."

144 S)ie Sfarb- unb (Berbftoffpflansen.

3n berfelben äSeife, tote biefee 2>ra(^enblut, mbcb ccaäi bei» ebenfo ge» genannte ^at}, bQ0 auf bm ^^Uipplnen oon ben grtüc^ien ber ^xad)tn^ totangpainte (Calamus draco) getDonnen xDirb, oertDenbet

$Iuger btn bisher genannten ^flanjen finb noc^ einige anbete ju enoS^nen, bie toegen i^tee (Se^oltes an fiatec^in ober (ßerbftoffen jum Sc^toax^fätben unb jum (Serben t)em)enbet u^erben. Unter btm Slamen gatec^u kommen bie Derfc^ebenften gerbftoff^altlgen Süaffen in bm iSfoabü, bie teite aud btn ^l^c^ten ber Slreftopolme (Areca catechu), teite au0 bm S^oeigen unb bem fiem^ol5e einer ätkajie (Acacia ca- techu), teite aus bzn blättern ber (Sombirpflanie (Uncaria gambir) burc^ 9tu0ko(^en mit SSaffer getoonnen toerben. S>emnac^ tmter^ [(Reibet man ^almen^^ ober Streka^Sotec^u, bunkten ätka^iem ober ^egu^Satec^u unb gelben ober (Sambir^fiatec^it

SHe in bm Zxopm häufig angebaute, urfprflnglic^ in Sflbafien ^eimifc^e Slrefutpalme ift ein äugerft jierlicffer ^aum von etn)a 15 m :^ö^e mit fe^r gerabem, bünnem, meigem Stamm unb ttfx>a» kraufer Srone oon bunkelgrfinen Srieberblottem. Seine eiförmigen, ettoa 4 cm langen grrüc^te enthalten ein siemtic^ ^artee^, marmoriertes Slä^r^ getoebe, bca, in Duerfc^eiben gefc^nitten, mit :KalkmiIc^ in ein fc^arf Jdfxntikmbc» asiatt biß 93etelpfeffer0 gemickelt, in ganj Sübafien unb 3nbonefien jum fogenannten Setelkauen oenoenbet witb. S)ur(^ Socken in 993affer roirb aus btn Slrekanttffen ber Slreka^fiatec^u ge^ tDonnen.

(Ebenfalte im fflblic^en Slfien ^eimifc^ ift bie in gan} SSorber:» unb :&interinbien, auf (iet)lon unb im tropifc^en Slfrika oon Slbeffinien bi0 5um Sambefi verbreitete fiatec^u^^Stkaaie, ein 4—8 m ^o^er Saum aus ber 3famUie ber gülfenfrüc^tler mit brauner, riffiger Slinbe, fe^r oers= Smeigter, {c^irmförmiger firone, toeiglic^ behaarten, bomigen B^oeigen, aerftreut ft^enben, paariggefieberten blättern unb gelben asiflten. 3n ber Iro&enjelt fällt fein fiaub ab. 2)a0 in möglic^ft kleine 6päne ge:= ^auene, oom hellgelben Splint befreite fiem^ol} cptrb ettoa 12 Stunben lang in mit SBaffer angefüllten irbenen löpfen ausgekocht unb ber bunkelbraune Slusaug bann in Schalen eingebi(kt, mn jule^ in 3formen DoUftftnbig ju erhärten- (Br kommt in Ätumpen in ben :^bel, bie t)or btm (Sebrauc^ burc^ (S^emikaUen vxtb feiges SBaffer xDieber aufgelöft toerben. SBie ber Slreka^fiatec^u mirb er maffen^aft .in ber gr&rberei gebraucht, fomo^l ate Seiae, ate auc^ jur (Erzeugung t>on fe^r bauer^aften fc^toarjen, braunen unb grünen Sratbenfc^attie:: rungen vcnb atmt (Serben oon toeii^em, gefc^meibigem fieber.

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^angrooenbldtii^t mit gatilieti^en GteljoiuTgeln am SameiunfluEt in SBepafribo.

SHe }iarh' unb (Serbftoffpf langen. 145

Si0 fe^t finb nur bie Sotec^ttbeft&nbe in 3nbien ou^genu^ toorben, unb imax in bem Silage, ba^ bie (Seroinnung in ben legten 3^^ten fe^r iurflckging unb nur für etoa 6 SSiUionen Sllark esportiert n)urbe. infolge baoon ^ot bie englifdie Slegierung bie fiatec^ugeoinnung au0 ben tDUbn)ac^fenben ^eftonben geregelt unb bm Stnbau bee SSaumee ongeorbnet !Dagegen finb bie grogen :Kate(^ubeft&nbe bcB tropif(^en Slfrika noc^ DoUftänbig unbenu^t geblieben. aSefonber^ im Steppen^ xDoIbe 2)eutf(^::OftajtUia0 kommt ber aSaum maffent)aft t)or unb bfirfte mit ber 3^ h^^ (Seminnung von iSotec^u, ber rec^t gute greife er^^ sielt, reiben.

3n ben Spalten bee Stammen ber f^att(i)U^Wiaiit finbet man nic^t feiten kriftallinifc^e Slblagerungen von iSatediin ober iSatec^u« föure, nac^ ber Sotec^ugerbföure bem toic^tigften Seftanbteil bes !^a^ tec^u, bie unter bem Flamen khersal in 3nbien ate ftopfenbe^ Slrgnei^ mittel bei SHarr^oe SSermenbung finben. 2)er oon biefer ^flange gemonnene Satec^u mürbe juerft 1614 von SSarbofa ate ^anbeteartikel SübafieuB ermähnt (Rnt a3ef(^reibung ber Stammpflanje unb ber 2)arftellung bee iSotec^u gab aber erft 6affetti im Zo^^^ 1^86 r u^^ bolb barauf gelangte i^atec^u aud) nad) (Suropa Um bie SSitte be» 17. 3<^^r^unbert0 erfc^eint er ate eine fe^r teuere !Droge in beutfc^en Slpot^ekerta^en, unb 1680 f(^ilberte (Klarer ben imge^euren 93erbrauc^ besfelben in Oftafien ^auptfäc^li(^ 3um aSetelkauen, bem bort fogu^ fagen jebermann ^ulbigi Sieben bem in 93orberinbien gemonnenen ^ombca):^&att^n ift ber am ^interinbien ftammenbe $egu^:^e($u ber im :&anbel geroö^nlicfffte unb für p^armageutifc^e SJermenbungen neben bem (Sambir allein jul&ffige. (&t bilbet unregelm&gige bunkelbraun« rote ißtu^en, mie ber t)or^erget)enb befpro(^ene Slreka:«]Kate(^u, unb kommt in SHatten ober :Kiften verpackt in ben :^anbeL

3n mittelgroßen, graubraunen, poröfen, leitet jerreiblic^en, fe^r leieren unb ba^er auf äBaffer [(^mtmmenben 993flrfeln kommt ber gelbe ober (Sambir^^iSatec^u in ben :&anbel. (Er bilbet ein burc^ vkU ftflnbtge0 iSoc^en in SBaffer unb na(^t)erige0 (Sinbicken gemonnenen (Sjtrakt aui0 ben jungen Xrieben t)on Uncaria gambir, einem klettern^ ben Sttaud) :&interinbien0 unb ber Sunbainfeln au0 ber Orctmilie ber Stubia^en ober 3rappgemö(^fe, bie befonbere auf ber :|^albinfel SHa« lokka, aber auc^ auf 3^^<^ ^^^ Sumatra angebaut mirb unb über Singapur in bm ^anbel gelangt 2)rei- bi$ viermal im 3<^^t^ merben bie jungen 3^^g^ ^^ asiätter bee (Sambirftrau4l£^ jur (Seminnung be0 fe^r reic^lic^ Satec^in (n€bm ißatec^ugerbf&ure) ent^altenben (Sam^

146 2)le garb- unb (Bcrbftoffpflanaen-

bir0 obgefc^nitten, jerUeinett, but(^ :Koc^en in Wa\\tt e|tra^iert unb, auf Sirupkonfiftena eingebickt, an ber 2uft noc^ oöllig getrocknet. 2)er (Bambir Ift faft gcruc^Io«, fc^me&t bitter, Ift in kaltem SBaffer fc^toer, leicht baQtQzn in feigem SOSaffer lö0li(^, färbt fic^ mit (^fen^ oj^bfalgen grttn unb bann auf S^\a^ oon SUkali pur^mm. (Er tourbe in (Suropa gegen bad (Snbe be0 18. 3ct^tt)unbert0 bekannt, ^ot aber erft feit btn 1830 er 3^^^^« eine ungemein große JBebeutung in ber Orärberei unb gum (Serben [(^oeren fiebere, wit aad) gum Z^xtpx&Q^ nieren oon Stoffen, bie beim (Sebrauc^ ber 9Iöffe ausgefegt finb, tote Orift^eme^e, S^ftoffe unb fiofferübersflge, erlangt Slucf) gegen ben :Keffelftein in 2)ampfmafc^inen finbet er ^äufig aSenoenbung. 2)ie ätud^^ fu^r t)on Singapur, mo faft bie gefamte ^robuktion gufammenkommt, beziffert \\a) auf i&ixlid) etroa 40 SSiUionen kg im SBerte oon 19 9ait^ lionen 9Kark. 2)at)on empfängt fionbon allein gegen 16 SSiUionen kg, mä^renb 2)eutf(^Ianb nur etma 7 SSUIionen kg oerbrauc^t

(Ebenfalte xAd) an (Serbftoff ift ber in bunkelbraunroten bi0 f(^tDär}li(^en, in bflnnen Splittern rubinrot burc^fc^einenben Stücken in bm Qaabd gelangenbe :Kino, ber \i(i) in SBeingeift mit bunkelblut^ roter Srctrbe (oft unb n)ie iSated^u unb (ßambir teiltoeife in ber SHe« bigin ate abftringierenbee SKittel, befonbere aber tec^nifd^ jum Srärben unb (Serben Slntoenbung finbet Slleift kommt er cd» Sllalabar« ober Stmboina^iSino gu uns^ unb bilbet bm nad) (Sinfc^nitten in ben Stamm be0 aSaumee Pterocarpus marsupium, eine0 Sc^metterlingsblfitlers, au£(gefloffenen unb bann eingetrockneten, rötlichen, gerbfäure^attigen Saft, mä^renb ber gleic^falte gu un0 gelangenbe auftralifci^e Sino aus bem in gleicher 993eife gemonnenen Saft Derfc^iebener (Eukalgptu^arten befte^t i^oum aSebeutung für uns t)at ber bengalifc^e iSino, ber aus bttn eingebickten Saft ber Slinbe von Butea frondosa befte^t, ebenfo ber toeftinbifc^e, ber aus^ bei 3linbe von Coccoloba uvifera gemonnen mirb, traubentragenb niegen feiner Ortfic^te genannt, bie angenehm fauer fc^medien unb in 993eftinbien unb Sttbamerika, too ber Saum kultiviert toirb, gerne mit 3ucker gegeffen merben; auc^ bereitet man au0 i^nen erfrifdienbe (Setränke. 2)a0 fc^mere, geaberte $0(5 biefes mit mo^Iriec^enben meigen Slüten in Srauben oerfe^enen ^umes xvixb 3ur :^erftellung feiner SHöbel benu^t, unb aus i^m burc^ d)t^ mifc^e Umfefeung eine rote unb oiolette 3farbe getoonnen- 3)ie tDäffe* rige rötlic^braune fiöfung bee i^ino färbt fic^ nämlicf» mit SUkalien t^erfe^ rotoiolett unb gibt mit (Eifenc^Iorib einen bunkelgrftnen Slieber^» f(i|Iag, ber mit SUkalien purpurn toirb. 2>er meftinbifc^e Sino ift feit

5)te 3farb- unb (Berbftoffpflanjen. 147

1757 gebiüuc^ltc^, tDö^renb ber Walobat^Sino erft feit 1811 bei uns eingeffl^xt ifi 2)er am frü^eften in (Europa gebrauchte Sino toor fibrigend ber ajtUiamfc^e, von Pterocarpus erinacea geu)onnen, ber feit 1733 ate ^ufammensie^enbe^ ^Htttel im Strjneifc^a^e geflirrt urtrb.

Site SSgrobalanen kommen feit htm frühen SHittelalter, ba um» bie Straber i^re Senntnid vermittelten, bie 6 cm langen unb 2,6 cm biifien, länglich bimförmigen, grünlich gelben ober gelbbraunen grrüc^te mehrerer oftinbifc^er Säume ju und, bie megen i^res (ße^alte^ oon 32 46 $ro« seni (ßerbftoff ebenfalte jum ®($mar}färben unb (Serben Dermenbet roerben. 2>ie meiften ber in bm foanbzl kommenben ftommen oon oerfc^iebenen S3ertretem ber (Sattung Serminalia, bie in bm regen« grflnen SBälbem von gang SSorberinbien, (Seiten, iginterinbien unb bem inbifc^en Slrc^ipel mac^fen, oon beren einer Slrt, Terminalia ca- tappa, bie manbelä^nlic^en Samen gegeffen unb aud) jur filgeminnung benu^t merben, m&^renb bie Stinbe jum (Serben bient ^^rrfl^er mürben no(^ ote fc^marje ober graue SH^robalanen bie getrockneten Srtüc^te eine0 ebenfalte in Oftinbien mac^fenben Strauc^e^, Phyllanthus em- blica, mtes^ SBolfemilc^gemäc^fee, in bm :ganbel gebracht; je^t aber merben meift bie guerft genannten nac^ (Suropa, unb jmar Dorjugd« meife nac^ (Englanb importiert. 3^ Slltertum oerftanb man unter Sll^robalanen bie grrflc^te ber in %9pten milbmadifenben Balanites aegyptiaca, bie gum Salben benu^ mürben. 3^ SKittelalter über:» trug mcm bann bm Flamen guerft auf bie in Serien macf^fenben gelben Pflaumen, unfere fe^igen SSirabellen, unb bann erft auf bie gelben Srrflc^te, beren gerbftoff^altige ougere braune Sc^ic^t gemö^nlic^ pul:» Derifiert in ben :|^anbel gelangt

!Demfelben 3^^^^^ bzs^ (Sttbm» unb Sc^margfSrbend bienen bie gerbftoffreic^en :^ülfenfrttc^te einee in SBeftinbien, Sne^iko unb bmx nörbtic^en Sflbamerika, befonber^ in Kolumbien unb SJenejuela, ^eimi« mifc^en, 6—8 m ^o^en Sc^metterling^bltttlere, ber Caesalpinia co- riaria, bie ate 2)ioibit)i in ben iganbel gelangen. Sie finb gegen 8 cm long unb 2—3 cm breit unb enthalten 20—30 ^rojent (Serbftoff. SHefe oon bm 3nbtanem fc^on löngft ate (Serbmittel oermenbeten (Serbfc^oten mürben juerft im 3^^^^ 1768 ^on bm Spaniern nac^ (Suropa gebracht, kommen aber erft feit Slnfang be0 19. 3cx^t^unberto in größeren SQengen ba^in. Kolumbien fü^rt bavon jafycüd) 4,2 unb SSeneguela 3,4 SSillionen kg aus, von bmm 2)eutfc^lanb über ^om^ bürg etma 5 SSilUonen kg im SBerte von 1 SSillion einführt 93on einer anberen (S^iefalpinias^Slrt ftammen bie ate falfc^e 2>it)ibioi be«

10*

148 3Me garb' unb Äerbftoffpftanjen.

jeic^neten (SeIbf(^oten, toä^renb Caesalpinia ünctoria bie in (£^Ue unb $eru jum (Selbes unb Sditoarjfärben gebrauchte 2)it)ibit)i t)on Sogot& in Ororm t)on grogen, fhu^en :gülfen mit toter ober ^tiU brauner igaut hervorbringt (Sbenfo reic^ an Or^^rbftoff finb bie Kursen, breiten ^iUfen t)on Caesalpinia digyna, bie ato Xari^ülfen au0 93orber^ inbien importiert toerben.

SBeiter finben jum Sc^toargfärben unb (Serben bie ate Sablac^ in ben :^anbel fiommenben unreif gesammelten :|^ülfenfrüc^te t^erfc^ie« bener Slkajienarten SJerroenbung. 2)ie oftinbifdie Sorte ftammt x>on Acacia arabica var. indica in 3form oon 6—8 cm langen, flachen, bur\ktU ober hellbraunen ©c^oten, bie 14—20 ^rojent ©erbftoff ent* galten, bie äggptifc^e bagegen rü^rt von Acacia nilotlca ^er in Ororm Don grünbraunen ^dlfen mit ä^nlic^em (Serbftoffge^alt ®ie bienen 5um (ßelb^, Sraun^^ unb Scf^roargförben, jur ^Bereitung t)on Sinte unb 5um (Serben von leichterem Seber.

Sl^nlic^e 93ermenbung finbet ber @umac^ ober <S(i)maA, ber au$ bm getrockneten ^Blättern Derfc^iebener Sl^ue^: Strien unb von Coriaria myrtiflora gemonnen mirb. 3)ie btjte ©orte liefert ber (Berber^^ fumac^ (Rhus coriaria), beffen Slätter fc^on bie SUten ate (Serbmaterial benu^ten, toie fie aud) feine SSeeren ate (Setoflrj mie SUgrtenbeeren ober Pfeffer gebrauditen, um bie ©peifen fc^macfe^after ju macf^en. 3uerft nennt i^n ber at^enifc^e (Sefe^geber ©olon gu Slnfang bt» 6. oorc^riftlidien 3o^tI)unberte. ©eit ber 3^tt ber arabifc^en §err[c^aft mirb ber trocftene, fteinige ©tanborte bevorjugenbe ©trauc^ in Unter^^ italien unb ©isilien in grogem SHagftabe kultiviert Slu0 bem ara^ bifc^en sommäq ging ber italienifc^e 9lame sommaco ^eroor, morau0 bie betxtfc^e Segeic^nung ©umad) ober ©cf^macfe hervorging. 2)er (ßerberfumac^ ift auegetoac^fen ein 6—6 m ^o^er ©trauc^, bem man fä^rlid) bie beblötterten ©d^öglinge abfdineibet, fo ba^ er nur etma 1,6 m ^od) mirb. 3^ ©umac^geminnung lögt man bann bie ab^ geschnittenen 3^^i8^ ^^t ktilttoierten ^flange an ber ©onne trocknen, ftreift bie bürren asiötter ab unb mat)lt fie. 2)abur(f) erhält man ein grttnlic^ed Pulver von jufammenjie^enbem (Sefdimack unb eigentüm^ licf^em (Seruc^, von btm ©ijilien allein für me^r ate 16 SSillionen SQark fä^rlid) ausführt. (S0 mirb jum ©(f^marj« unb 2)unkelrot^ färben unb jum (Serben feiner, leid)ter ßeberforten vertvenbet, toö^renb bie Srrüc^te be0 (Serberfumac^6, ber bei une auc^ ate S^zi\tt(m^ kulti^ viert mirb, im Orient noc^ f^eatt ate (Semürj an ©peifen unb jum ©auermadien von (Sffig bienen.

2)ie Srarb« unb (Serbrtoffpflans^n- 149

Std 3U 10 ^rogent (Serbftoff in ber äBiffenfc^aft ato (ßerbfäute ober Sonnin begeidinet enthält bie oon oerfc^iebenen (Eichen (be^ fonbets Quercus pedunculata unb Q. sessiliflora) abgefc^älte Slinbe, bie an fic^ geruc^lo^ ifi, aber gerkleinert, mit SBaffer unb tietifc^er ^mt in ^erü^tung gebrockt, bm bekannten fio^geruc^ entnrtcfeelt 2>ie befte (Sic^enrinbe toirb r>on jungen, ^öc^ften^ 25 Z^^^^ oä^^ könnten geiDonnen, bie in einer befonberen Slrt von Sliebertoolb* betrieb gebogen nierben. 2)agu gehört ein milbed Silma innerhalb ber (Srenge be0 Slebbous^. 3^ ^^ (Sic^enfc^ältDätbem 2)eutf(i|Ianb0 toerben nur Stiele unb Xtaubeneicf^en genügt, unb iwax gibt man te^en btn 93or5ug. Stuf 4500 :^ektar geminnt man nur 2,5 3 SSUIionen kg. 2)eut[(^lanb oerbrauc^t botion jä^rlic^ ettoa 500 SHiUionen kg, von btmn 80—100 snuitonen kg im äBerte oon 11 SSiUionen SHork au0 btm Slu0lanbe, befonber^ au0 £)[terrei(^ unb OrtankreU^, begogen loerben. 3^^^ ^erftellung guten So^ebere gibt e0 kein befferee Wcuf teriol oto biefe^^.

Zn Stmerika bient bie Slinbe ber bi0 30 m ^o^en iSaftanien^ eic^e (Quercus prinus), bie in bm mittleren unb fübttc^en SSereinigten Staaten mäc^ft, gu bemfelben S^tA^. Sllan geminnt fie von alten, tmlbgeroac^fenen Stämmen. Sie ift meift 2—3 cm bitk unb enthält bi$ 16 ^rojent (Serbf&ure. 9Qan bereitet barau0 einen (S;trakt, ber bis über 30 ^rogent berfelben enthält 3n berfelben SBeife Dermenbet man bie burdifc^nittlic^ nur 10 ^rogent (ßerbftoff ent^altenbe, aber al0 bittiged SRoterial gleid^mo^I angemanbte, rotbraune Slinbe ber ba* nabifc^en :|^emlo(ktanne (Tsuga canadensis), eine« 25—30 m ^o^en Saumes bes kälteren Slorbamerika, ber bem (ßren^gebiet ber fiaub« unb Xannenmalbregion angehört unb felbft in naffen, kalten Sümpfen gebeizt snan beutet in bm 93ereinigten Staaten etma 4 Mllionen :^ektar Don ibm beftanbenen 993albe0 jur (Seminnung ber Slinbe aus. 2)ie :^emlo(ktanne kam im 3^^^^ 1736 ^urd) (i^llinfon nac^ (Europa unb mirb in unferen (ßartenanlagen al0 eine ber f(^önften Koniferen in mehreren SSarietäten angepflanjt

Site teiltoeifer (Er[a^ ber Derfc^iebenen Strien t)on (Sic^enrinbe toirb neuerbinge in immer fteigenben 3Qengen bie fe^r gerbftoffrei(^e Slinbe ber SHangroDenbäume au0 bm tropifd^en fiüftengebieten in bzn iganbel gebracht, oon ber !Deut[c^^Oftafrika beifpietemeife jä^rlic^ für 40000 anark aus^fü^rt !Diefe SHangrooem ober Sllangleb&ume (Rhi- zophora mangle, Rh. mucronata u. a.) umgürien in biegten ^ft&nben bie meiften flachen häuften unb Srlugmünbungen ber Xropen. finb

150 5>le 5tttb- uttb <ßerb|toffpflanaen.

Jbi0 16 m ^o^e Säume, bereu Stamme unb 0fie ja^lteicffe, t^ielfac^ bogenförmig gekrümmte Suftonirjeln entrotcfieln, mit benen fie fic^ gleic^fam im lockeren Uferfc^Iamm oerankem, wca fe^r nötig ift, mmn man b^mtd, bag bei ber fteigenben Orlut fic^ bie äBeUen oft ftflrmifc^ QXi bie oon i^nen eingenommenen Stanborte ^eranbröngen unb i^ren 6c^aum f)od) über bie im äBinbe gebogenen SBipfel auffpri^en laffen. 3^r :|^ol2 ift augerorbentlid) jä^e unb ^art unb finbet bes^olb ote SIu^ol} in Derfdiiebenfter SBeife SJertoenbung. 2)ie immergrünen, bicken, leberartigen Slätter finb butd) ftarke SSerbickung ber Oberhaut in mirkfamer SBeife gegen flbermögigen SBafferoerluft gef(^ü^t 2)a0 fc^eint auf bm erften aSttck unnötig, ba bie ^f langen bod^ im SBaffer fte^en; bzbtvktn mir aber, boSß biefe^ äBaffer falgtialtig ift unb bag fioc^fal} für ailz (Semäc^fe, menn e0 in unbefc^ränkter Sllenge in ben iSörper berfelben eingeführt roirb, ein fe^r ftark mirkenbes (Sift ift, fo begreifen mir biefe Sc^u^einric^tung DoUkommen.

(Sine anbere, bttrc^ i^ren Stanbort im SBaffer bebingte (Eigene tümlic^keit ber Süangrooen finb bie $neumatopt)oren ober 9ltmung0^ rourjeln, bie von einem mächtigen SlSrend^^mmantel umfüllt finb unb burc^ Sentillen genannte Spalten xtidßd) iSo^lenfäure ati^fc^eiben unb Sauerftoff einatmen, um fo btn (Sa0ftofftDe(^fel ber unter SDSaffer befinblic^en Organe ju ermöglichen. Slu0 ben paarmeife geftellten meigen Slüten ge^en längliche, einfamige, nidit auffpringenbe J^^rüc^te mit leberartiger Schale f^ttüoi, bie auc^ mieberum bie ^öc^ft gtoeck:' m&gige (Einrichtung aufcoeifen, bereite am aSaume ju keimen. 2>er iSeimblattftamm verlängert fic^ babei monatlich um etma 4 cm unb m&c^ft burc^ bie Ortuc^t ^erau0, fo baj^ ber Keimling nad) neun SSo:« naten gegen 0,5 m, unter Umftanben fogar 1 m fiänge erreicht. (Sr ift unten am bickften unb etma 80 g fc^mer. 2)iefe langen, fditoeren, aua btn Srrüc^ten ^eraus^öngenben iSeimblattftöcke penbeln nun bei fiuftftrömung ^in unb ^er, enblic^ reigen bie (Sefägbünbel, burc^ meiere nocf) immer bie S3erbinbung mit bem röhrenförmigen Seile bes :Keimblatt0 erhalten mar, ber Keimling füllt in bie Siefe unb bo^rt fic^ butd) bie SBuc^t bee Sturges mit feinem unteren, jur Sludbilbung ber SBurjel beftimmten (Enbe tief in ben Schlamm ein. Sogar eine 0,6 m ^o^e äBafferfdiidit mirb von i^m mit folc^er (Semalt burc^^ fahren, bag er in bem barunter befinblic^en Schlamme aufre(f)t fte^enb ftedien bleibt :g>ier entmidieln fic^ im Saufe meniger Stunben SBur« geln, bie btn Keimling enbgültig im 93oben befeftigen. SHirc^ biefe ingeniöfe (Einrichtung ift bafür geforgt, bag bie Slac^kommenfc^aft im

SHe SorlN unb <Serbfloffpflanden. 151

Sf^kmtmgebiet fetbft äStiQeC fogt, too fie bie gOnftigflett (Esiften^bebin:« gioigen finbet, unb rnc^t in ber ^xu^t oon ben äSogen ans Ufer ge^ fc^toemmt mirb an Orte, bie für bie SBeiterentroicUimg ^öc^ft ungflnftig fein könnten. (Befc^ie^t e$ namlic^, bag bei ^o^er grlut ber Keimling bie ^^e SBafferfc^id^t nic^t mit genfigenber Kraft bim^f&^rt, um fid) in bm Schlamm einzubohren, fo ffl^ren i^n bie äBogen u^eiter, um i^n an« Sonb iu u^erfen, mo i^m gleic^mo^l oft noc^ gelingt grug 8U f offen-

Stbgefe^ oon i^er cd» (Berbmaterial für Seber ^öc^ft u^ertooOen gerbftoffreii!^ Slinbe finb bie aOongrooenbicfeic^te, u^eUf^e nur baburc^ einigermaßen jugönglic^ finb, balk ^^ ne^förmig ausgebreiteten Stti%^ nmrzeln ber ^äume über bm SSafferfpiegdL ^eroonagen unb auf biefe SSeife einen Stü^punU jum überklettern bieten, oon ^o^er SBic^tig^ kett. ote lanberobembe SSegetationsformen, bie immer u^eiter ins SUeer hinaus oorfc^reiten imb nac^ unb nac^ b^zutmbt Gebiete an ben Sfifien in Sanb oermanbebt 2>ie bogenförmig ausgefprei^ten Qtd^ nntrjeln fammeln nömtlc^ rote Sleufen alles ^inelngeratene ^flanjen:» materiol mib f&mtlic^en Slusnmrf bes SKeeres an, galten es feft unb oerbic^ten bm Untergrunb bes 6imtpfn)atbes ft^Ueglic^ fo toeit, ba^ er feft unb gangbar toirb. 2>iefe für bie feierten Küften ber Sropen fo c^araliteriftifc^en SKangrooenmälber finb burc^aus an bas 6al}maffer bes SUeeres gebunben unb fteigen an ben SEünbungen i)er Srlüffe nur fo meit herauf, als boB SSaffer noc^ braifiig ift. 3^ Sereid^e bes reinen Sügmaffers oerfc^n^inben fie vollkommen, fieiber finb biefe 9Qangrot)enbe}irke burc^ boB trtele fte^enbe SlSaffer gefflri^tete Srut» plä^ ber SKoskitos, oon benen bie Slnop^elesarten bie Hbertr&ge:» rinnen ber SKalaria finb.

ajon u^eiteren gerbftoff^attigen 2>rogen, bie tec^nifc^ auger ber (Serberei befonbers für bie Sr&tberei in ^etra4lt kommen, finb bie (Sallftpfel 5U nennen, bie bekamttlicf) burc^ ben ®tic^ beftimmter (Ballmefpenn^eibc^en auf btn Slöttem uxü> Knofpen oerfc^iebener (Sic^en^^ arten entfielen, inbem btirc^ bm Sleig ber aus bem (Ei ^eroorge^ gangenen 3nfektenlaroe äBuc^erungen ber betroffenen Stellen bes Slottgeu^ebes in iJrorm oon blafigen Sluftreibungen bemirkt merben. Unfere eln^eimifc^en (Sieben (Quercus pedunculata unb Q. sessiliflora) merben oon einer Slnga^l (Sallmefpen befallen, beren jebe eine (ßalle von beftimmter grorm ^eroorbringt ®o erjeugt Cynips scutellaris bie kirfc^grogen, meieren, ausn^enbig grün bis rot geförbten kugeligen (fallen, bie man fo ^Sufig an ber Unterfeite ber (Eic^enblötter finbet.

HB

162 3)le gtttb- unb (BerbfloffpflonsetL

Sleic^er cm (Serbftoff cHs un[ete ein^eimifc^en finb bie grogen unga^ rtfc^en, bie von Cynips hungarica an ber Untetfeite ber Sl&tter von bet Stieleiche (Quercus pedunculata), unb bie Kleinen ungatifc^en <SalU apfel, bie von Cynips kollari glei(^fall0 an ben Slattem ber ®tieU tid)z etjeugt u^etben. 993ät)renb biefe 25 30 ^rojent (ßerbftoff ent^ galten, fteigt ber Xanninge^alt bei ben Kleinafiatifcf^en, von Cynips gallae tinctoriae auf ber Unterfeite ber SSlätter von Quercus infectoria erjeugten auf 60 ^rogent unb met)r. 93on biefen in gang 93orber:s afien gefunbenen (Sollen finb bie ndrbli(^ von SUeppo in Slorbfgrien gefammelten bie ge^altreid^ften an (Serbf&ure. Slu0 bem u^eftlic^en (Se^^ biet kommen fie über Sllejcanbrette nac^ (Suropa, aus htm öftlic^en bcu gegen ge^en fie über Sllofful nac^ Sombag unb gelangen ate inbifc^e (Saiten in bm :ganbel, um auger gum Orörben jur Sintenbereitung unb 3ur (ßeroinnung von (Serbfäure unb 3ur :|^erftellung von (Sall^ äpfeltinfitur gu bienen.

^einafiatifc^e unb griediifc^e (SallSpfel mürben fdion jur 3^ be» :gippokrate0, bt9 berü^mteften Slrjte^ be0 SUtertume (460—364 v. df^x.), mebijinifd) unb tec^nifd) oermertet Slu(^ X^eop^raft (390—286 v. df^x.) ermähnt fie, unb ber ältere pinius um bie SUitte bes 1. c^riftlic^en 3a^r^unbert6 berichtet, bag man mit (Salläpfelfaft getränktem Seinen 3ur Prüfung bem ^Supferoitriote auf feinen (Se^alt an (^fenoitriol be^ nu^e. Stuc^ fpöter blieben bie (Sallöpfel befonberm in mebisinifc^em (Sebrauc^, bim nad) ben fireuggügen foldie aum Serien nnb ^einafien einen regelmägigen Slumfu^rartifiel jener Sänber bilbeten. 3^ guten 3a^ren kommen allein oon SUeppo 8—9000 ©ä&e im SBerte oon |c 140—160 SKark in ben §anbeL

!Die ]Knoppemei(f)e (Quercus vallonea), bie in gleinafien unb im kilikifc^en Xaurum vorkommt, liefert in i^ren Orruc^tbed^em bie 20 bim 36 ^rosent (Serbfäure ent^altenben kleinafiatifc^en ober Smr^xna^ oalonen, roä^renb bie Snoppern burd) btn Süd) einer (Sallmefpe (Cynips calycis) in bie jungen 2rrü(^te oorjugmroeife ber ©tieleidje (Quercus pedunculata), feltener ber Sraubeneidie (Quercus sessiliflora) ^eroorgebrac^te, auf ber Oberfläche mit flügelartigen :gö(kem befe^e (Ballen mit 24—35 ^projent (Berbftoff finb, bie in ber gfärberei unb, befonberm in £)fterreid^, aud) noc^ jum (Serben bes^ So^Ueberm bienen. Sie kommen alm leoantinifcf^e Snoppem in bm :ganbeL 3^ ^^ oft mit Snannajucker bcbtdAzn beften Sorte von Qxngxna beträgt ber (Berbftoffge^alt 30—35 ^rojent. Xrofe i^rem gerben (5efd)ma&em bienten bie ^(^te ber finoppemeic^e fc^on ber armen SSeoölkerung bei bm

3)ie garb* unb (Berbftoffpflanacn. 153

alten (Stielten ote Slo^rungetnittel, unb ccüä) |e^t noc^ mttbm fie in i^rer :&eimat ro^ ober geröftet oerfpeifi, toä^tenb unfere ein^eimifc^en (Eicheln Reifte nur nod) ate gefcf^ä^es Sc^tDeinefutter bienen. 3^ Sriec^enlanb allein toerben jö^rlid) 6000—7400 Sonnen geemtet, bie ote Dorjflg« lic^ed (Serbmoterial befonber^ für So^Ueber, ober ouc^ jum Sc^toar}:» färben, j. f8. loon Seiben^üten, bienen.

S)et (&erbpro5eg, bei u^elc^em bie (Serbfäure Slnioenbung flnbet, ift nebenbei bemerkt ein in feinen (Sinjel^eiten nod) nic^t t)öUi^ aufge« klörter 93organg, ber mit ber Or&^berei einige SSenoanbtfc^oft befi^t. 2)abei Deruianbelt ber (ßerbftoff unter Slufna^me oon Sauerftoff mx» ber Suft bie von ber ^aartragenben Dber^aut unb ber fettburcf^:' xDoc^fenen Unterbaut befreite Seber^out, bie ber (Serber au($ mof)l ote (S^rium beseic^net, ju einem t)or feglic^er OKhünid beioa^rten (ßebilbe, bem Seber. ®o n)ic^tig ber Sauerftoff auc^ für bm (Serbprojeg ift, fo beurtrkt er an fic^ nod) keine fieberbilbung bt» Soriums« Segt man ein 6ttt(k ber lederen, bie au» einem feften (Sefflge oietfoc^ oer^ fc^ungener ^roferbünbel befte^t, in feuchtem S^ftanbe in eine 6auer$ ftoffotmofp^äre ober flbergiegt fie in einem Sec^erglafe mit reic^lic^ @auerftoff abgebenben SBafferftofffuperosgb, fo toirb noc^ kein Seber barous^; bies gefc^ie^t erft bei (Segenroort einer (Serbftofftöfung.

2)ie ältefte SUet^obe ber fieberfabrikotion ^aben mit in ber @&nii\d^^ ober filgerberei nor uns. 2)ie ^^ger:» unb Slomabenftämme unferer Sage, wüd)t, u)ie bie 3^^ ^^ Urgeit, bas OreU be0 erlegten SBUbes auf ber Srettfeite mit bem Steine bearbeiten, um i^m feine (ßefc^metbig' keit aud) nad^ bem (Eintrodinen gu erhalten, ftellen bamit eine primitine ätrt f&mifcf) gegerbtem fieber ^er. (Stma0 noUkommener ift ba0 (Sexb^ oerfa^ren, ba^ beifpieten^eife bie Ortauen ber norbamerikanifc^en 3^ bianer anuianbten, um bie Xier^aut in fieber gu oertoanbeln, b. ^. in fotc^er 993eife gu oeränbem, bag fie toeber in Sröulnie übergebt, noc^ aufgetrocknet ^art nnrb. 3u biefem 3^^^^ fpannten fie bie obge« iogene :^ut einest oon bm Sllännem erbeuteten aSüffete ober fonft eine0 SBUbe^ guiifc^en :^ol5pfld(ke auf bem aSoben au0 unb fcf^abten mit einem gefcf^ärften Stein bad an^aftenbe Srett unb ^lei](i), toie au^l bie igaare ab. !Dann rieben fie bie :&aut mit btm (Se^im unb Srett be0 Xiere0 ein unb bearbeiteten fie tüchtig längere 3^it mit bem Schaber ober einem anbem Stein, bid fie mü^ wuxbz n)ie \ami\d) ge« gerbten Seber. ^^nlid) toie fie nerfa^ren anbere primitine S3ölker ber (Begemoort, bie jum (anreiben ber ro^en Srette auger (Se^im oxui) Srett ober £)l nenoenben. 9Ioc^ ^eutgutage wttbtn bie in ^eienbeijen

154 S)ie Sr<^rb- unb (Serbftoffpflansen.

ongefc^tDcUten ^asiögen'', tote Me in fiebet ju DertDan&etnbe WidiU fc^ic^t ber ^aut oon ben (Serbem genannt toirb, mehrere Sllale mit Xtan eingerieben; 2U)ifc^enburc^ ^ängt man fie einige 3^ on ber fiuft auf unb lägt [ie iule^t in 993ärmekammem angören. !Dabei nehmen bie Ofette ©auerftoff au0 ber fiuft auf, entfte^en fauerftoffrei(f)e g^tfc* fäuren, Sogenannte Oj^fettfäuren, bie fic^ mit bem gefc^toellten Cu^rium fo feft Derbinben, bag fie felbft burc^ 993afc^en mit ®oba unb Seife nic^t me^r entfernt nierben können.

(Sin anbered, in ber SUten unb bleuen 993elt gebr&uc^lic^e^, gan} rationellem SSerfa^ren, um ba» Srell oor gräulniß 3U beroa^ren, ift bie ätmoenbung bee Slauc^es. !Die mobeme Xec^nifi ma(f)t au'c^ ^ierDon menigftene infouieit d&tbxaud), cd» ein groger Xeil ber aua Stmerika ju un0 bommenben ro^en Slinbm^äute ber vorläufigen &t)altung falber ettoam geröuc^ert xxAxb onbere falst man ein , unb bag man Srette imb aSälge für Sammlungen mit iSreofot, alfo mit bemfenigen aSeftanbteile be$ Slaudiem präpariert, ber bie Sierfafer gegen (J^&ulnis miberftanbdfä^ig mac^t Slud) bie Stnmenbung oon SUaun, bie (ßrunb* läge ber SBeiggerberei, mug fc^on lange bekannt fein, ba fc^on bie Slömer neben bem lottgegerbten feften fieber, von i^nen corium ge« nannt, ein meic^em unb gefc^meibigem, mit SUaun bearbeitetem fieber unter bem tarnen aluta kannten.

bleuen 2)atumm ift bie (£^romgerberei, bie ein fe^r miberftanbm^ fähigem fieber liefert, mä^renb bie altgeübte fio^gerberei ein oUerbinge noc^ befferem ^robukt erzeugt Sie mürbe fc^on im frü^eften SUtertum geübt imb bagu in (Suropa oorjugsmeife bie bim 16 ^rojent (Serbftoff aufmeifenbe (Sic^enrinbe alm bie tanninreic^fte von allen Slinben unferer SBalbbäume Derroenbei 3^ Sluglanb, mo bie (Sieben fehlen, gerbt man von alterm t)er mit ben Stinben ber aSirken, SBeiben unb (Srlen, mie in 9lorbamerika mit ber Slinbe ber :^emlo(ktanne. !Dam auf biefe SBeife in Slorbamerika er}ielte rote So^lleber mürbe juerft im 3^^^^ 1844 nad) (Snglanb unb balb über ben gangen europäifc^en kontinent eingeführt, bod) ermiem fid) biefem ^^emlockleber tro^ feiner SSilligkeit nidit ate bem ein^eimifc^en lo^gegerbten fieber glei(^mertlg.

Sc^on bie Slg^pter bem oierten oorc^riftlic^en 3^^ttaufenbm übten bie (Serberei mit gerbftoff^altigen SBrü^en, bie fie aum ben Slinben ber ein^eimifc^en ^flangen ^erftellten. $luf ben älteften SBanbbilbem ber (Sräber bes alten 3leic^em gu beginn ben^ brüten oorc^riftlic^en Zat)x^ taufenbm fe^en mir bamfelbe (ßerboerfa^ren angemanbt, bam man ^eute noc^ betreibt. Z^ frühen SUtertum toaren bie perfifc^en unb bob^«

S)te gatb* unb (Bcrbfloffpftansen. 155

lomfc^eit Seber berfl^mt; man fertigte bort ni^t blog gröbere, foitbem mu^ fe^r feine unb fc^ön geförbte SBare an. 3Rit Safran getb gefärbte pantoffelartige @d)u^e roaren bas^ Sennjeic^en ber aSome^men. SHefe oltafiatifc^e 3nbuftrie arbeitete felbft für (Europa, mo^in bie f^iffa^rt:^ 6unbigen ^^önikier biefe beliebte i^anbeten^are brad^ten tinb gegen ein^eimifc^e ^robnkte umtaufc^ten. Gegen bzn Slnfang ber c^riftlic^en 3eitrec^nimg Ratten bie 3^^ f^ft au^fc^Iieglic^ ben Seber^anbel Qr)^ riens in :^önben unb oerforgten mit biefer 993are Stom unb bie übrigen bebeutenberen Stobte bee römif^en Sleic^e^. 3^^ 3^it ber arabifc^en $errf(^aft liam im roeftlic^en Slfrika unb in Spanien eine Susu0gerberei jur Slflte, für beren aiu^gejei^nete ^robuftte bie 93ölker SHitteleuropae lange 3^ S^^ ^Käufer maren, tA» man ^ier, guerft in Orrankreic^, ba» (Se^eimnid ber grabrifiation biefer befferen SSare au0gekunbf(^aftet ^e unb bann in ber Sleugeit felbft ju fabrijieren anfing. 2)ie (&t^ imtenmg an biefe SJer^filtniffe ift in bm Sejeic^nungen ber Derfc^^^ bmm Seberforten bid in bie (Begentoart erhalten geblieben. @o ^aben nnr bem Flamen nac^ nod) ^eute Seber au0 snaroliko ate SHaroquin, au0 ber Stabt @afi in 3Raro&ko au0gefü^rted Seber ate Saffian imb fieber oud (Eorboi^a in Sübfpanien ate (ioxbuan 93on jener fflbmeft« l&nbifc^en Stmftgerberei aber ^at man allen (ßrunb anjune^men, bag bie Slraber fie auf i^ren (Eroberungejügen in Slfien kennen lernten imb fie nachträglich bi0 an bie (ßeftabe be^ 3ltlantifd)en Ditoxts^ vtu pfUtnjten. 2)ag $lfien, tpie überhaupt bie SBiege ber Kultur, fo aud) bie einer 3^^^ftri^ ^^^ ^^ feineren Gerberei gemefen fein mirb, lägt fi(^ iDO^I fidier annehmen, imb bafür fprid)t aud), bai^ eben in bm öfUic^en (ßegenben (Suropa^, bei ben Sluffen, Bulgaren, Ungarn, Xfirfien ufm., bie Seberbereitung frü^geitig in au^gejeidineter SBeife bz^ trieben rourbe. SBir lefen bereite bei $Uniu0, baj^ bas inbogerma:» nifc^e S3olk ber Selten fein fieber oermittelft Sirkenteer bereitete; barau0 ergibt fid), bag bie 3ud)tengerberei nickte 31ationalruffifd)e0 ift, fonbem fc^on t)on bm Urinbogermanen geübt rourbe, t)on bmm fie manche 3^eige fpäter mizbtt aufgaben.

Sluger bm bereite genannten (ßerbftopeferanten merben für bie fio^gerberei bed fiebere nod) Derf^iebene anbere Dertoenbet, von bmm vm bie roi^tigften kurj aufgärten moUen. 2)a^in gehört bie Slinbe ber Slleppokiefer (Pinus haleppensis), einee 10—16 m ^o^en t^oxi^ reichen Saumes bee SHittelmeergebiete, ber in ber Siegion tm Ölbaume im SKeereefanb roie auf oerioittertem greteboben gebeizt Seit ber 3^^^ X^eop^raft0 im 4. oord^riftlic^en Zoi)xfiMnbext bi0 ^eute mirb fie jum

156 3)ie Sffttb- unb (Betbftoffpf lausen.

(ßetben benu^ unb tDeit^tn exportiert 3^ Sluftralien unb Zasrntankn voiib }u biefem 3^)^^^ bte Slinbe eine^ bafelbft ^eimif^en, 12 m ^o^en ®(^metterlingdblüt(er0, Acacia penninervis, benu^ Sloc^ me^r, näm^ U^ über 30 ^rojent (ßerbftoff, enthält bie \d)wttz, f^xDorjDtoIette Slinbe ber in ®üb^ unb Oftauftrolien ^öufig Dorkommenben beften (Berber:» obajie, ber Acacia decurrens, bie bort in Sc^ältp&lbem mit einer Um^ triebejeit von nur ad)t 3^^^^^^ gen)onnen toirb. (Sin au^getoac^fener Saum Don je^n 3^^ten liefert etroa einen 3^tner Slinbe von 44 $ro^ gent Xonninge^alt, bie neuerbingd aud) gemahlen ate SHimofartnbe nac^ (Suropa au^gefü^rt roirb. @o bringt Sluftralien allein Don Acacia decurrens fö^rttd) etroa 15 SHiUionen kg im 993ert Don 1,85 SKittionen Wiaxfi in btn :&anbeL SBie ber iBaum neuerbing« auf Slnregung ber Slegierung in feiner auftralifd)en :^eimat in Kultur genommen toirb, fo wixb er fe^t auc^ in 2)eutf^:'Dftafrika in größerem 3Rage onge« pflanzt 2)ie Säume braud)en 5—8 3<^^te, bie fie bie erften (Srtröge liefern. 2)dnn aber fiann bas 3lbfd)älen einee Xettee ber Slinbe in bestimmten ^ft&nben eine Steige Don 3^^^ ^inburc^ toieber^olt toerben.

SBie äluftralien in feinen uerfc^iebenen Serberakajien, fo befi^t Wita^ feelanb in ber Slinbe ber 20—23 m ^o^en, fellerieblötterigen Xanefta^as^ fid)te (Phyllocladus trichomanoides), einer toeitloufigen Serroanbten ber (Kbe, ein SKaterial mit 28—39 ^rojent einee augerorbentUd) toert» DoUen (ßerbftoffd, bad neuerbinge in er^ö^tem SKage exportiert toirb, um gum (Serben feiner, toeii^er Seberforten gu bienen. 2)a^er jie^t (Brenoble, biefer berühmte @i^ ber ®Iac6^anbf(^u^fabrikation, btn grögten Xeil ber Sluefu^r beefelben an fid). Sübamerifta bagegen ^at einen fe^r roic^tigen (Serbftofflieferanten in bem garten, fleifd)roten gol) einee in btn SBoIbem Slrgentiniem^ unb ^araguage häufig roac^fents btn f)of)tn Saumed, bee £luebrad)o fpric^ kebrotfc^o (Schi- nopsis lorentzii). 2)a0felbe enthält bie 20 ^rojent (ßerbfäure unb toirb 5ur (Extraktion berfelben, ba fe^r ^art ift, mit kröftigen 9Ka^ fd)inen verkleinert SHe Slinbe biefee SBaumee mit bUtulid)grünen SBlättem unb gelben SBlüten roirb mebijinifd) uenoenbet Sie gelangte 1878 5um erftenmal na^ (Suropa unb rourbe ate (Srfa^ ber (SÜj^Op rinbe gegen (lieber empfohlen. Sie toirb befonbere gegen Slft^ma oxt^ getoanbt

fitugerft tDic^tige oftafiatifd)e (ßerbftopeferanten finb auc^ bie ^ineftfd)en (Ballöpfel, bie feit bem Z^i)^^ 1846 aue (Sl^ixta unb feit 1860 aue 3^<^^ <^uf ^^^ europcttf(f)en SKarkt gelangen. ®ie

3)le garb- unb (Berbftoffpftonsen. 157

tDerben bnxd^ ben @tid) einer f&laiüam (Aphis chinensis) an ben Slottem unb iBlattftielen be$ geflügelten @uma^0 (Khus semialata) ^etDorgebroc^t unb fteUen urfprüngli^ grüne, fpöter graubraune, bünn^^ toanbige JBIafen mtt 59—77 ^Projent ©erbfioffge^att bar- Sie flnb 3—10 cm lang unb 1,5—4 cm bicb unb bergen im frlfc^en S^\t(mbt tm 3nnem ja^Irei^e junge SBIattlöufe. Um biefe abgutöten, toerben iAt (Ballen in n^eitgefloc^tenen SBeibenkörben feigen SBafferbömpfen ausgefegt 91Ian bebient fi^ i^rer jum ©(^toarg^ Sraun^ unb (Sxoüp färben tion (Setoeben unb Seber unb jur ^Bereitung f^toarger Xinte.

Unfer 993ort Xinte kommt t)om romanifc^en, fpegiell italienifc^en tinta 2rarbe, bos feinerfeite au^e^ bem Iatelnifd)en tincta geförbtee (näm^ Ii(^ aqua SSaffer) ^ert^orging. ®(f)on im ^o^en SUtertum fd)rieb man mit f^toarger Xinte, bie au0 Slug, arabif^em (Summi unb SSkiffer be^ reitet rourbe, febenfalte aber im gangen fe^r n^enig faltbar n)ar. 8lu0 ber römifc^en :Saifergeit finb um^ oerf^iebene Slegepte gur ^Bereitung folc^er Xinte erhalten geblieben, fo von piniu0: „@d)tDarge Xtnte unb Srorbe (atramentum) toirb au0 Stug von tierbranntem :^arg unb $ec^ gemalt, unb man ^at gu biefem S^^A^ aud) gefc^loffene Sammem, in benen fic^ ber Slug fammelt !Die befte fc^tparge Xinte kommt von tiefem. Sie n)irb übrigens mit bem Slug aud £)fen unb fB&btcn Derfälf^t Sllan mac^t au^ n)eld)e au0 geglühter SBein^efe. SHe be^ rühmten SHaler tion $lt^en $o(t)gnotu0 unb Silikon machten i^re f^ioarge Or^rbe auc^ au$ SBeintreftem. Slpettee erfanb bie f^toarge Srorbe au0 oerko^Item (Elfenbein, unb man nennt foId)e elephantinoiL (S0 n>irbi au(^ fd)tDarge Orarbe au0 3n^ten gebraut, beren S^fammen^ fe^ung mir aber unbekannt ift (2)amit meint ^liniu0 jebenfalte bie über 3«Wen gu ben Slömem gelangenbe ^inefif^e Xufc^e,) (g« roirb oxid) tDeI(^e au0 feinem Stug gema(f)t, ber fic^ an ehernen Seffeln an^^ fefet, ober am Äiefemko^Ie, bie man in einem SKörfer gerftöfet. SUIe fc^toarge Srarbe mixb an ber Sonne fertiggema(f)t, bie Sc^eibtinte mit 3ufa% von (Bummi, bie SHalerfarbe mit 3ufa^ von Seint 3Ran mac^t fie mit (Sffig flü[fig, bamit fie fi^ nid)t leicht toieber au^toafc^en lögt, unb mifd)t eine Slbkoc^ung von SBermut barunter, bamit bie SHöufe ni(^ an fie ge^en.*

Sluger ber fd)tDargen roaren au^ farbige, befonber^ rote, allerbinge ebenfo leicht fc^immelnbe hinten im (ßebrau^, bie alle in gleicher SBeife mit bem gugefpi^en unb an ber Spi^e gefpaltenen @d)reibro^r cala- mus auf bie ®(f)reibroUen aud $apgru0 ober Pergament aufgetragen n>urben. Unfere iBegeic^nung Slubrik kommt ja au0 bem lateinifc^en

158 ^SAt Sfatb« unb iSerbfloffpflaitsen.

rubrum bM Slote, von ber burjen, feit ber oltag^ptifc^en unb T6nA^ fc^en bto faft in unfere 3^ rotgefc^riebenen l^^tütsmiffibt oto Sltif^ fc^ft bei ^enfificfien unb can (Eingang uon amtlich S3erfügungen. ®(^on im 3. 3^^^unbert n. (£^t. begann man bie Xinte in ber ^eute nod^ gebräuchlichen 9Beife anjufertigen, inbem man eine ftorb gei^ ftoff^altige (BaUäpfelabboc^ung mit (Sifenuitriol Derfe^te. 2)aburc^ ent^ ftanb ein feiner 9lieberfcf)Iag Don gerbfaurem (KfenojcQbuI, ber burc^ fc^Ieimige SSerbicbung^mittel, mie arabif^er ®ummi, fpäter audf ^tjdttin, in @u0penfion erhalten nmrbe. (Erft feit einem falben !ißfixf)imbtTt kennt unb bttm^ man klare, filtrierbare (Sallu^tinten, in benen boB (Sifen in gelöfter gerbfaurer unb gallu^faurer S3erbinbung enthalten ift unb fi(^ erft na^ bem Scheiben in unlöslicher 2rorm auf bem ^ßapier nieberfc^lägt !Die erfte berartig jubereitete Xinte, bie ^eute no^ ate aSorbilb ber meiften im :^anbel befinblic^en ®atlu0tinten gelten kann, mar bie im Z^^^^ l^^^ ^on Seon^arbi in !Dre0ben erfunbene Slli:= garintinte, fo genannt, meil fie auger 3nbigo au^l no^ Srapp ju:' gefegt erhielt !Da man aber fpöter erkannte, bag bie 3ttbigobeigabe an fic^ genügt, um ber Xinte gehörige Sc^m&rge ju Derlei^en, lieg man bm Srapp3ufa^ ato überflflffig toeg. Sleuerbings erfe|(t man bie 3nbigolöfung in june^menbem Silage burc^ anbere fauer reagierenbe fiöfungen Don Or^bftoffen, befonbers Stnilinforben.

!Die SB lau^ Olgtinten merben aus iBlau^olgestrakt unter Slnmem bung von boppelt^romfaurem Kali, (Sfycomalaun unb Derfc^iebenen in ber Orörberei ab Seijen gebrauchten Saljen unb @äuren borgeftellt. (Segenfiber bm Gallustinten ^aben fie ben 9la(f)teil, bag bie Sc^riftjfige leichter Dom Rapier entfernt merben können; bagegen kommt i^nen ber aSorteil einer t^orjitglicfien Sopierfä^igkeit gu. 3^^^ 93illigkeit megen benu^ man fie, g. fB. in 2rorm ber Saifertinte, ^öufig ffir Scfiulgmecke. !Die Slnilintinten finb ^alb^^ bis einprojentige fiöfungen ber entfprecf)enben, auf c^emif^em SBege bargeftellten Orarben in SBaffer unter S^tf^fe von Djalfäure unb 3^*^- b^UQ auf (gcf)t^eit unb iBeftönbigkeit fielen fie ben (Sallus^ unb SBlau^olgtinten bei meitem nad), befi^en aber groge Sopierfä^igkeit, bie fic^ mit ber SHenge bc9 barin gelöften Sratbftoffs fteigert fßox ber Slnmenbung ber Slnitim färben ftellte man bie rote Xinte meift aus ^emambuk^ol) ober aus ber 3ocf)enille gemonnenem Karmin, bie blaue bagegen aus 3nbigokarmin ober Serlinerblau ^er.

SSie bie Xinte ber Sibenbianber im SUtertum unb SQittelalter aus 9lug, ber burc^ S3erbrennen von £)l ober golg Dorjugsmeife von ^or}^

Die Sratb« tmb <g«btloffpBanacn. 159

tdc^tn fioiiifetcii geiDOiutfii iDutbCy nriib ctiu!^ bk Xuf cQc bct (E^tncftn uitb !S0panttf mit her fte oentiitteI|t eines feinen gootpinfete auf ^pkqriet meift Dont ^pkqrtetnuntlbeetbount fc^tetben, 0110 9lu6 gemonnen, unb imax tMmte^mlic^ aus bem Sluge bes eefomöles, ber mit bem bei allen Oßoftoten fo beliebten $atfc^uli poifflmiert mirb, mas i^ ben tgpifc^ eckten (Senu^ gibt SHefes $arffim, bas aui^ jmn ^^^ fOmieten bet inbiff^en Schale unb anbetet <Et20igmffe Oftbibiens bient, tfi ber ^oltbotfle unter oUen ^fhmjenbflflen unb mfarb au0 ben burc^ einen reiften ®e^alt an ä^erifc^em SA toopriec^enben Slfittem bes fflbinbifc^en ^golbfirauc^es Pogostemon patsclnili in Sengolen ge« Toomten, too et aui^, mie auf (EeQlon imb OTalahha, imitioiett unb patscliapat ober patschull ge^eigen nnrb. Gd^on im SUtertum ge« langte bie (^inefifc^e Xufc^e burd^ inbifc^e SSetmitflung na6) bm Wittum meeri&nbem, mo fie bei ben (Brtec^en indikön m61an unb bei ben 9ldmem indicum nignim, b. ^. fc^tDotje« 3nbigo (eigentlich [(^mar^e inbifc^e ^Kncbe) ^eg. 93ittutmi0 be^eic^et es cd» bo^Ifc^mat), aad^ $liniu0 etmo^t es in feiner 9Iaturgef(^i(^te an ber Dor^in Don uns etmä^ten @tette, unb ber meitgeretfle (Sriec^e ttrrion im 2. 3^^« ^unbert n. (Sfyc. fagt in feinem Setic^t Aber bie Umfc^iffung bes ^ten 9Keeres, bog es nebft feibenen Saugen unb feibenen ^äimt von ber @tabt SOinnagara an ber ^^^t^^t^^fl^^ung über 8Uej;anbrien in bta i^bü gelange.

S3Sie atte orientolifc^en fß6lktt bie Sßo^Igetflc^e Aber alles lieben unb fid^ unb i^e SBoren nac^ SHöglic^keit parfümieren, fo ftnb fie auc^ befonbere Srteunbe btmter Orarben, bie fie in ber Reibung unb gangen fiebensffl^rung jur Geltung ftommen laffen. SBeniger angenehm für tmferen (Sefc^mack ift i^re mit biefem gefteigetten Srorbenbebflrfniffe jufammen^Sngenbe Srteube am Schminken. SSie bie Drientalinnen in i^ren Sh^auengem&d)em, ^aben auc^ bie oome^men Srtauen in ganj aSorberafien unb Slg^pten fic^ fc^on im ^öc^ften SUtertume gefc^minkt unb i^re :&aare, i^anb^&dfm unb Sringetnögel gefärbt Z^ ^^ (ötab^ kammetn ber alten Stggpter ^at fic^ uns ein reiches ^n^^^tar oon tDO^Iriec^enben Salben unb @d)minken mit allem flbrigen Xoiletten« gttbe^ör oome^mer 3)amen gefmtben, bas uns oon ber grogen Se« beutung biefer SlrtUiel &unbe gibt iBei bm Slgtjpterinnen mar ber Smerg^ofte, untetmac^fene unb bucUige SBefa, ein bur^aus nic^t ein« ^eimifd^er, fonbem aus bem afiatifc^en Orient mit ber gangen ^ö^eren Xoilettentonft eingeführter Gott, ber XoUettengott bm mir fe^r ^fiufig auf @(^minkbü(^fen unb anberen XoUettegegenftänben abgebilbet finben.

160 3He Sfötb' unb (Betbftoffpflanscn.

aSon i^nen nnb ben t)orne^men Slfiatinnen Qxflien», ^^dnikiene unb ^einafien^ nahmen bann nctturgemög bie tDO^I^obenben Griechinnen, unb von biefen n)ieberum bie Slömerinnen ber fpäteren 3^ ^W ^on un0 cd» Unfitte empfunbene (Sen)o^n^eit bee Srätben« unb ®d)minften0 ^atq^tfäc^lid) bed (Sefic^te^ an. älu0 Dielen Stellen gtie^ifc^et Schrift:' fteller ge^t ^etDOt, bag ee bei ben gtie(f)if(^en 3)amen ganj allgemeitt @itte mat, bca (Sefid)t ju fd)ntinfien. 3)ie baju t^enoonbte n)eige grorbe n^or SIehx)eig, n^ö^renb bo^ Stot t)on ber Orärberoc^fengunge (Anchusa tinctoriaX von ber ^flanje paid^ros, von SHauIbeeren unb von ph:^kos (einem Xang, jn^eifellod ber Sackmu0fIe^te) gen^onnen n)urbe. @o fü^rt SU^enaio0 eine Stelle be0 2)i(^ter0 <SubuIo$ in einem Stttcfi, bo^ 2)ie SrangDerkouferinnen ^eigt cm, in ber e0 t)etgt: i,SBie bie blonben Slugenbrauen mit Stug ober Slntimonfolbe, fo merben bie SBangen mit 93lein)eig unb SHaulbeerfoft bef(f)miert; unb ge^t nun bie 2>ame im Sommer au0, fo fliegen t)on bm Slugen ^er jmei fditDar^e Xintenböc^e auf bie SBangen, von btn SBangen aber rote Streifen auf bm ^ooü», unb bie §aare ber Stime reiben fic^ am SBIeitpeig 0»^-" ©leic^er^^ n)eife fpred)en römifc^e S^riftfteller Dom S^minften ber römifc^en 2>amen, bei btntn befonber^ roter Sackmu0 jum Or&tben ber 993angen benu^ nnirbe. Slber alle« (Eifern bagegen toor umfonft, bie Sitte blieb befte^en. Sd)on ber Slt^ener 3£enop^on, ber Schüler be« Sokrotee (440—355 V. <SI)x.) fagt: ^993enn id) eine !Dame fe^e, bie fid) bick mit SBletoeig angeftri^en ^at, um roeiger gu erf(f)einen ote fle mtrlilld) ift, unb fid) au^ bick mit Or&rberodifengunge angepinfelt ^at, um röter 5U erfd)einen al0 fie tDlrkllc^ ift, unb bie Sd)u^e mit t)o^en Slbf&^en trägt, um gröger gu erfd)etnen ald fie n)irUld) tft, bann mug l^ boc^ bemerken, bag bergleic^en betrug mot)l mitunter grtembe täufc^en Kann, aber biejenigen getpig nic^t, toel^e bie 2>ame nä^er gu beobad)ten Gelegenheit ^aben. 2)enn fie fie^t frü^ morgens, beoor fie fic^ ge^ fc^mü&t t)at, gang anber^ au0, ate menn fie Xoilette gemalt ^at; unb ift fle angeplnfelt, fo verrät bod) feber Sd)melgtropfen, febe Xr&ne, jeber SBaffertropfen bzn pnfeL^

3u ollen 3^*^ W öcr SHann „bie §errin bee ßlebrelje«, ber anmut unb ber ßiebe'', „bie ^palme ber Siebe unb Slnmut für l^ren (5atten^ „welche gefc^üfet roarb t)on l^rem SKanne^, unb role fonft bie SBenbungen jur Senngdc^nung ber Orrau In bm altäggptifc^en (Srabbenkm&lem lattten, geroö^ren laffen, toenn fle aud) Don l^rem Xrlebe nad) ^u^j auf falfd)e JBa^nen geleitet mürbe. 3)enn role tior 5000 3c^lten gelten noc^ ^eute bie SBorte bee ^ringen unb (Saufürften

3)ie JJtttb- unb (ßerbTtoffpflanseii. l6l

^tat^f)otq>, ber im alten Sleic^ unter bem ^Söntg Xet^kara ber 5. 2)^^ naftte (2750—2625 d. <£:^r.) lebte unb beffen tm ^Paptjru« griffe, bem SIteften SEotalbuc^e ber SBelt, un0 erhaltenen Slnftanb^:», Sitten« unb SBeiß^eitdle^ren 3^^<iufenbe ^inburc^ ate Sli^tfc^nur unb Slorm im $^araonenIanbe bienten. Sie lattten: ,,993enn bu toeife bift, forge für bein io(^us^f li^^^ beine Srtau in S^^ten, nä^re fie, kleibe fie unb löfxn&Ae fie, ba^ ift bie Suft i^rer ^lieber. C^ib i^r äBo^Igerflc^e, er« freue fie, fo lange bu lebft; benn fie ift ein ®ut, ba» feinem a3efi%er0 tDfirbig fein foIL Sei kein X^rann. 2h^eunblid)e0 SBefen eneidit me^r al0 (SetDoIt SHunter ift ali^bann i^r %ltem unb munter it)r Stuge, bM fie im Spiegel fi^attt (Sem mag fie n^o^nen in beinem goufe unb mit Suft unb Siebe barin arbeiten."

tlcinfiarbt, ftiüturgeritid^te ber nu^flansfii. ü. 11

xxm.

Der 5lout[^uf unb bte (öuttoper^a.

SSenn man bm Stengel einer SBoIfemilc^^ ober einer anbem SRUc^faftpflanje abbricht fo erf(f)eint an ben Sruc^fläc^en ein Xropfen biegten, tDeigen SRUc^fafte, ber ja^Ireic^e Stoffe rote (ßuntmi, S^ikzt, (Sitoetg, (Berbftoffe, t^erf^iebene Sal^e unb SUkaloibe, femer ^oufig ^arge unb Sautfd)uk in Oromt kleiner Sömc^en unb manchmal ouc^ eigenartig geftaltete Stärfteftömer enthält <Sr befinbet fi^ in einem Stiftern bünntoanbiger Sld^ren unb bient teite ate SleferoenS^rlöfung, teite aber als u)ic^tiged Sc^u^mittel für bie ^flanje. SBirb eine folc^e nömlid) Derle^t, fo tritt ber unter ftarftem 2)ruck im 3nbit)ibuum ge» ^altene 9Rild)faft rafc^ in grogen SRengen au$ unb bebedit, an ber Suft fd)neU ert)ärtenb, bie SBunbfläc^e mit feftem SSerfc^hig, fo bag keine ^Sranft^eit^eneger in fie hineinbringen können.

Segreiflic^enoeife ^at biefe (Kgenfc^aft frtt^jeitig bie Slufmerkfam::^ keit be0 9Ilenf(^en erregt, ber ja 5unöd)ft alle (Erjeugniffe ber ®d)öp^ fung nur nad) i^rem (Sebraud^emert für fein eigenem 3)afein ju be» urteilen pflegt @o ^aben bie 3^^totterftämme SrafiUens f^on fett langer B^t bm rafd) Dertrocknenben, bicken S]Zil(f)faft einee ftattli^ett iBaumed au0 ber Sramilie ber (Sup^orbiageen ober SBolf0mild)gerDäd^fe ber Don i^nen ben)o^nten 993&lber tec^nifc^ jur i^erftellung Don toeic^en unb gugleic^ elaftifc^en 0rl<2fd)en unb anbem (SegmftSnbm benu^ in? btm fie einen Slumpen fie^m am (Enbe eines Stockes in bie bick- flüffig geroorbene Süil^faftmaffe tauchten, bie fie nad) btm Slnf(f)neibett ber betreffenben Söume mit Steinbeilm bur^ eine SUmte aus Schilf« ro^r in bamntergeftellte Salabaffm, b. t). ausgehöhlte Orlafc^enkürbiffe, geleitet Ratten. SBar ber febembe ^argübergug erftarrt, fo rourbe ber trockene Se^m ausgeklopft unb gurüdi blieb eine als SBaffergefög b^ nu^are 2rlafcf)e mit engem :&als, bie fe^r elaftif^ unb ungerbrec^lic^ roar. Um nun ben ganjm ^rojeg ju befc^leunigen, xombt bie fo ge«-

l&er Sautf4^uk unb bie (ßuttoper^a. 163

iDoimene Srotm über einem greuer getrocknet, beffen Slauc^ ber ur^^ fptfinglic^ ^eUbtounen Soutfc^ukflafc^e eine bunkle Srctrbe Dedie^. Solche kamen früher ote „Slegerböpfe" in ben ^nbel unb n^erben oon $arä an ber SHünbung bes Slmajonenftrome i)cutc noc^ in biefer Srorm ctu^geffi^rt Sluc^ @(^u^e, in benen es fe^r angenehm ju mar:» [edieren toor tmb bie' bie Srüge trocken hielten, toos in bttt moraftlgen SBoIbem Don nic^t ju imterfc^fi^ber iBebeutung mat, SpielbäUe unb Srückebt tmttben aus biefem toegen feiner greberkroft im 2>eutf(^en iu^ noc^ft Sr^ber^arj genannten Stoff t)erfertigt 2He 3^^t^ner be5eicf)neten i^n ate kautschu ober kahutschu, toelc^ frembortiger Slame fic^ bann bolb einbürgerte, unb 5n>ar jun&^fi bei bm Orranjofen ate caoutchouc (mit un^örbarem c am (Snbi^

(Ss mar nämlic^ ber franjdfifc^e (Belehrte (E^arlee SQarie be (a (Eonbamine (in $ari0 1701 geboren unb 1774 ebenbort oerftorben), ber (Suropa mit biefem neuartigen Stoffe bekannt machte, nac^bem i^n oUerbings fc^on ber Spanier (Bonjalo Srmtanbe} b'Ooiebo t) SSalbes in feiner 1536 erfc^enenen „SUIgemeinen (ßefc^ic^te ^^^tens" (b. ff. 9Imerika£^, boB man guerft fflr 3nbten anfa^) ertoä^nt ^atte bei (&e^ legen^eit ber aSefc^eibung bt» SaUfpieto ber ^nbianer. <Sr fagt von le^terem, merbe onbere gefpielt unb au^ ber fßaä fei aus einer anbetn SQaffe ^ergefleUt ato berfenige, beffen fic^ bie (S^riften bebienen. 3lad) i^ befc^rieb ber Z^^^ (£^arleooi£ ben ,,batos^ genannten Sali ber 3nbianer ato eine Sugel aus einer feften, cmgerorbentli^ elaftifc^en Sllaffe. „(Sr fpringt ^ö^er als unfere SBftUe, fSUt auf ben fBobm unb fpringt üiel t)ö^er mieber auf, als bie :^b i^n nacf) unten marf; er föUt nieber unb fpringt t)on neuem, obgleich biefes Wal meniger ^oc^, unb fo nimmt bie &ö^e ber Sprünge allm&^Iic^ ab." 2)iefen eigene artigen Stoff bejeic^net ber fpanifc^e (Sefc^ic^tf^reiber Slntonio be :^er^ rera XorbefiOas jum erftenmal als (ßummi; aber i^n na^ feinem Ux^ fprunge bekanntgemac^t ju ^aben gebührt burc^aus bem Ortangofen to Ö^onbamine. 3)iefer (Belehrte ^ielt fic^ uon 1736—1744 in Süb* omerika auf, juerft als XeUne^mer an ber t)on ber franjöfifc^en ätko« bemie ber aBiffenfcf)aften organifierten (ßrabmeffung in ^eru, nac^ meh^er er baxm SBrapen bereifte, mobei er biefen Slo^ftoff bei bm ^nbionem kennen lernte. <Sr bra(f)te groben baoon mit nac^ ber :&eimat unb reichte 1751 barflber eine 3)enkf(^rift bei ber Slkabemie ber 995iffenf(^aften ju ^aüa ein. 3>o^ fanben feine SHittettungen Aber bie merkn^firbigen (Sigenfc^aften bes elaftifcf)en SBaum^orges aus Sra^ fitten ebenfomenig Seac^tung urte bie etmas fp&teren Don Srtesneou

164 ^tt 9autf4mH unb bie (Suttoper^a.

unb Slublet bu ^etit^X^ouat. 3Ean betrachtete ben Satttfc^uk ate eine ^utlofit&t, mit ber man nickte anjufangen tougte, unb glaubte enblic^ feinen gonjen Slu^mert erfd)öpft ju ^aben, ote man bie Oro^igfeeit bt»^ felben entbeckte, Sleiftiftftrid^e burc^ Steiben bamit t)om Rapier ju ent^^ fernen. 3^ biefem 3^^^^^^ i^<^tb er längere 3^^ ^inburd^ in geringen SRengen eingeführt; boc^ mar er noc^ fo teuer, ba^ ein mürfelfömrigee Stück Don 12 mm @eitenlönge mcf)t meniger ate 3 SQarfi koftete. Z^ (Snglanb erhielt er bauon ben Slamen „india nibber^, ber i^ bis beute vexbütb, mö^renb er in 3)eutf erlaub bie lateinifc^e Segeicfinung „Gummi elasticum", aucf) fc^ttc^tmeg nur ®ummi bekam. 3)o^ nannte man i^n ^ier in Slnle^nung an boB franjöfif^e caoutchouc om^ Sautfc^uk, mobei bM k am ®^(uffe betont mürbe.

3n bm 3a^ren 1761 unb 1768 t)eröffentli^te ber franjöfif^e (E^emiker 9Racc|uer feine c^emifc^en Unterfu^ungen über ben ^Sautf^uk, ber bei gemö^nlic^er Xemperatur einen ^öc^ft elaftifc^en Stoff barftelli Sei 0^ Derliert er febo^ biefe (Eigenf^aft faft ganj, o^ne inbeffen brüchig ju merben. 2)ie gemö^nlic^en Söfungdmittel mirken auf i^n gar nic^t ein unb felbft gegen ftarke cf)emif(^e älgengien uer^SIt er fU^ fe^r inbifferent; nur kongentrierte S^mefet unb Salpeterfäure jerfe^ i^n. iBei Temperaturerhöhung änbem flc^ feine cf)emif(^en unb p^tjfi- kalifc^en (Eigenfc^aften. iBei 50^ mirb er etmas meicf)er, bei 100^ fängt er an ftark ju kleben, bei 120 <> fcf)miljt er unb ge^t bei 200^ in eine braunf^marje, fc^mierige Sllaffe über, meiere burc^ ^Ibkü^len nic^t mieber in i^ren früheren 3^fi<^^^ zurückkehrt 9loc^ meiter er« ^i^t, Derbrennt er an ber fiuft mit rötlicher, ftark rugenber Sriamme. 3m 3a^re 1791 ftellte (ßraffart in $ariB Std^ren au0 ^utfc^uk ^er, inbem er Streifen besfetben um (Blasrohren mickelte unb bie Stänber burc^ (Srmörmen verklebte. 3)o^ mürben foIcf)e anf&nglicf) kaum ttd)^ nifcf). benu^t 9loc^ im 3<^^te 1820 kannte man kaum eine anbere aSermenbung bes Sautfc^uks ate gum Slusmifc^en wn Sleiftiftftric^en, roie folc^es nac^ bem S3orfcf)lage bes (S^^emikers ^rieftle^ feit bem 3a^re 1770 geübt mürbe, bann ju S5erfcf)Iüffen unb Slö^renüerbln« bungen an c^emif^en Slpparaten, ju elaftifc^en S3erbänben, luftbic^ten Sritniffen unb jum SBafferbic^tmac^en Don fieber unb (Stootbm nac^ bem aSorgange bes (Sngl&nbers Samuel $eal feit 1791. Um 1820 mürben in ^wA» bie erften Sougies unb ^t^eter aus 3autfcf)uk verfertigt Zn jenem Zoi)t^ na^m ber (Sngl&nber i^ancock ein patent auf elaftlfc^e (Semebe mit ^autfc^ukftreifen; gleichzeitig gelang es 1820 Stabler in SBien, bm ^Sautfc^uk in Oräben su sieben unb biefe, überfponnen, ju

l&er Soutf^k unb bie (ßuttopet^a. 166

elafttfc^en (Setoeben ju Derbinben, eine ^^^^f^^ ^^^ ^<^i^ namentlU^

üon Sleit^afer in SBien erfolgreid^ toeiter ento^icfielt tourbe. SHmtoto

begann mu^ SOocintof^ in (Bloegon) feine erften 93erfu(^e jut Slnferti^

gung tDafferbic^tet Stoffe bur^ Sluftrogen t)on &tutf(^uktöfung auf

<SeQ)ebe. <Sr na^m 1823 ein patent botouf, boc^ Derfc^toanben bie

Xlbergeu)önbet au0 feinem n^afferbic^ten 3^ug bolb triebet, mM fie in

t>er fiotte ^ott unb unelaftifc^ nmtben, in ber SBftnne bagegen leic^

sufammenklebten. 3^ Z^^^ 1^830 machte Zf^oma» :&ancock bie erften

aSerfuc^e mit ber gerfteUung Don Xtberfc^u^en au» fiautfc^uk, ben \o^

genannten (Summif^n^en. 2)oc^ oermoc^te biefe ^nb^F^^ ^ ^^^

1836 an einen Slnffc^nmng ju nehmen, ato ed (S^^affee in 9lo£burg^

(Slorbamerika) unb Slicfieto in (SngUmb gelang, SQafc^inen ju erfinben,

toeh^e bm Sautfc^uk burc^ blogee kneten bei mägiger SSärme in

einen ertoeic^ten, faft unetaftifc^en Körper umtoanbeln, ber mit Seic^tig^

fteit jebe geniflnf^te (Seftalt annimmt

Xro^ allen biefen <grrungenf(t)aften blieb ber 3autfd)ufi ein Stoff Don nur untergeorbneter inbuftrieller a3ebeutung, tA» ber Slmerikaner iltfaxU» (Boob^ear ju Slen^^auen im Staate (i^nnecticut 1839 ba^ SJuIfianifieren be^felben erfanb bur^ 3^^<^S^t^^ ntit Sc^mefel unb (Sr^i^en. 2)abur^ mürben i^m bie Slac^teile bes unangenehmen (5t^ ruc^ unb ber SSeranberung burc^ bie Temperatur genommen unb ^atte man e0 in ber :^anb, burd) geringen S^f^ ^on gefc^moljenem Sf^mefel, mit btm fic^ ber Sautfc^uk ju einer eigenen SQaffe üerbinbet, unb kur3em ftarken (Er^i^en bei allen Xemperaturen toeicf) bleibenben (Bummi, burc^ flärkeren 3^f^ ^on Sc^mefel in SJerbinbung mit lang^ bauembem (Sr^i^en bagegen ate (Ebonit bejeic^neten :^artgummi Don kornartiger iBefc^affen^eit gu erzeugen. 2)iefe (Erfinbung erft ermög^ ttc^ eine unbefc^ränkte Slnmenbung be^ ftautfc^uto unb nerf^affte biefem ^flanjenprobukt eine ungeheure SBebeutung, bie ^eute noc^ immer junimmt. 2>en hinflog ju biefem Stuff^mung gab bie (SnU becftung be0 Dr. Sflber^borff in SBerlin, bag bem burc^ Xerpentinöl aufgeiDeic^ten ißautfc^ufi bie nac^ htm Xrodtnen gurücfibleibenbe ^ebrig^^^ keit genommen roirb, wma man i^m Sc^mefel beimifc^t Sluf biefe Beobachtung baute (Boobijear feine (Erfinbung auf, bie er fofort nac^ ameriftanifc^er Slrt im grogen tec^nifc^ oermertete, inbem er alle mög:' liefen <Bebrau4l0artikel barau0 anfertigte. 3^ Zoi)xt 1842 kamen bie erften tmlkanifierten ^Sautf^ukartikel au0 feiner Orabrik nad) (Swcopa, aber erft bie SBeltau^ftellung Dom 3^^^^ 1851 im ftriftaUpalafi in Sanbon utü) noc^ me^ biefenige t)on 1856 ju $ari0 t)erf(f)afften feinen

166 ^tt Aaui\dfVik unb Me (Suttapttd^a.

öugerft mannigfaltigen (Srjeugniffen allgemeine Stnerkennung tmb Wiaö)^ a^mtmg in btt ganzen &xiüüxmüt

993eld)en ^luffc^mung bie Sautfc^ukinbuftrie feit^er genommen ^ot, beffen finb mit alle S^ug^n. Zat\&(fßä) gibt ed ^eute fumm einen 3u)eig ber 5"i>wftrie, ber nic^t in itgenb einer gorm fiaut[cf)iife vtt^ menbet, fo bag man o^ne Übertreibung fagen fiann, biefer Stoff be« gleite htn SQenfc^en von ber 993iege bi0 jum (ßrabe. Sc^on ber Säugling fangt bie i^m ato (Srfa^ ober n>enigftend als (Srg&njung ber SQuttermilc^ t)erabrei^te Xiermil^ mit bem (Summifauger unb ftrecfit fid) be^aglid) auf feiner roeic^en (Gummiunterlage au0. 2)ann fpielt er mit feiner (Summiptq^pe ober greift jum (ßummiball. Sllit einem ®(^mamm au0 meinem ®ummi roirb er geioafc^en unb mit einem :Samm au0 hartem ®ummi mitb er gekämmt, unb fo ge^t e0 ba» gange fieben ^inburc^ fort ®0 ift gang unmöglid), alle (Bebrauc^e^ Sporte unb Su£U0gegenftänbe au0 Sautfc^uk, bie ber :Sulturmenfc|i ber (Begentoart im täglid)en Seben t^enoenbet, au^ nur aufgugä^len. <S0 fei ^ier beifpietemeife nur an bie Pneumatik ber Sra^rräber unb Slutomobile erinnert, bann an bie man(f)erlei SSerioenbung, bie biefer Stoff in ber (E^irurgie, Ort^opäbie, dl^tmiz, (Elefitrotec^nifi, SHeteorologie, Suftfd)iffa^rt ufto. finbet (S0 ift im Saufe eine^ 9Renf(^enalter0 fo meit gekommen, bag mir un^ bie mobeme ^Kultur o^ne Sautfd)uk unb feine 2)erinate überhaupt nic^t me^r Dorfteilen können. ®nt^ fprec^enb bem in6 ungeahnte gefteigerten Sebarif ift aud) bie (ßemin^ nung be$ fo koftbaren Stoffe mit Sliefenfc^ritten normärtegegangen. SBä^renb ber Z^^^^^^bxauä) an ^Sautfd^uk im Z^^^^ ^^^^ ^^^ kaum 400000 kg betrug, ift er 1909 auf über 68 SKillionen kg im SBerte üon etma 500 SKUlionen SHarb geftiegen. Sanon lieferte Süb:: amerika 42,8 SHillionen kg, Slfrifia 23,4 SHillionen kg unb Slfien unb ^ol^inefien 1,8 SQillionen kg. 2)eutf(^lanb0 ®infut)r an Sautfd)uk be« trägt runb 163 SRillionen Waxk.

2)er Sautf^uk ift eine Subftanj, bie fic^ in Ororm mikroffiopif^ kleiner Sügeldgien in geringem 9Rage bei btn mil(f)enben ^flangen aud) 9Ritteleuropa0 roie 3Ro^n, 3^(^orle ober SBolfemild) finbet, mä^^ renb er in ben 3Rild)fäften ga^lreic^er Xropenpflangen einen über« toiegenben SBeftanbteil bilbet, ber fid) beim Stehen be0 Saftes t)ielfac^ von felbft abf^eibet <Sr finbet fid) im SHilc^faft ber betreffenben ^flangen in ä^nlid) feiner 93erteilung mie bie SButter in ber Wl^ unb fammelt fid^ beim Stehen bedfelben roie jene an ber Oberfläd)e in Sronn einee Stammend an. 2)a$ 3^\axnxmxtbQilzn ber ^utfd^Uk:^

l&er ^aut\dfuk unb bie <Buttaper4cL 167

Uigeh^en erfolgt, Utbem bo^ (ßonje butc^ ben $Um4l geuriffer Slüffe unb :^i%e ober burc^ bm 3^\ol^ tion SUkalien, S&uren ober Solien 2ur (Sermmmg gebracht rotrb. :^ierbei gerinnen ober bie Sixoeigftoffe be0 9nU(^fafte0, ni(^t ber &ttttfd)uk, unb babei kleben bie kleinen fiautfc^tiktröfüfc^en {ufammen, n)ie im SBIute ber gerinnenbe Srctferftoff, bae^ ^rin, bie SBIiitkörperc^en jufammenboUt 3^foIgebeffen ift ber ^Soutfc^uk ftete ausgiebig mit (Eixoeigftoffen burc^fe^t unb boburc^ leicht geneigt, in Sroutnis überjuge^en ober einen üblen (ßeruc^ an^ june^men. 2>urd) S^tnfugieren fumn er allein rein unb geruchlos erholten werben. (S^^emifc^ befielt er im toefentlic^en au0 einem gu bm ^ol^terpenen (CioHie) ge^örenben So^lenipafferftoff, gemengt mit !0aTi, n)enig ät^erifc^em 6l, SBa^d, (Eixoeig unb Orett Seine ^emifdje iBefc^affen^eit n^e^felt aber bei bm Derfc^iebenen ^^flanjenfamilien, wo» \ö)on au0 ber ooneinanber abtoeidienben Sefc^offen^eit ber Der« f^riebenen ^anbetoforten gefolgert n^erben fumn. 2)iefe So^leniDa||er« ftoffe fte^en burc^ i^re Sufammenfe^ung ben ät^erifc^en £>lm, burc^ i^e Slic^tflfiffigkeit, i^r S3er^alten gegen Söfungemittel unb i^re S^i^ f^ung^probukte bm ^^orgen na^e.

2>er ättefte tec^nifc^ jur Slnioenbung gelangte 3autfd)uk ftammt Dom brafilianif^en ^^autfc^ukbaum (Hevea brasUiensis), ber am Slmogonenftrom unb an beffen grogen SuflAff^tt, befonber^ in ben ou^gebe^nten SSölbem an ber rechten Seite be^ Stromes, am Wa^ beira, Xapajoj unb ^urus m&ä)\t 2)iefe grlüffe mttbm allein ber Sautf^ukgetDinnung xoegen auf meite Strecken t)inauf mit !Dampfem befahren. 2)er ^o^e, [(flanke SBaum erreid)t eine freie Stamm^ö^e bi0 2U 15 m unb trägt bann eine lockere, luftige kröne t)on lang^^ gefeiten, breijä^ligen SBlättem, kleinen, unf(f)einbaren, rifpig angeorb« neten, leite m&nnli^en, teils n^eibli^en SBIilten unb breifäc^erigen Sapfeln, beren Oräc^er mit gioei !^appm auffpringen unb je einen grogen, längli(f)en, gefcf)eckten Samen enthalten, fieserer enthält ein bttn fieinöl a^nlic^es fettes £)l unb mie bie SBlotter Slceton unb SBlau^^ fäure. Seim Sluffpringen ber Sapfeln mirb ber Samen eine Strecke meit fortgefc^leubert unb fo burcf) bm Urioalb verbreitet SHit biefem Dertoanbte :^eoeaarten n)acf)fen in (Buiana unb xoeiter fübltc^ bis ivaa Slio Slegro, ber fic() bei ber Stabt SHanaos in ben Slmajonem ftrom ergiegt, bann in SSenejuela am Drinoko unb feinen S^flüffen bis 2U bm Slnben oon $eru unb 93olit)ia. Sie bilben keine kompakten SEBälber, fonbem roacfifen gerftreut imx\d)zn anberen SBäumen, fo bag man nur feiten gioei ober brei geoeabäume nebeneinanber finbet Sie

168 ^tt ftautf4^uk unb bie (Suttapen^cL

finb auf bie Sliebetungen befc^r&nkt, in benen ein ^eige0, feuchtes ^ima ^errfc^t imb eine ausgeprägte ^legen^eit fic^ einfteUt, infolge beren i^r Sefiebelungsgebiet regelmögig oUe Zoiftt einmal flbet^ f^ioemmt toirb.

infolge unausgefe^, tüdifi(f)t0lofer Shtdbeutung finb bie &auU fc^ukboume in bm gugängli^eren Partien ber Orlug^^f^ Dielfac^ au0:' gerottet toorben; boö) ift ba» Gebiet, in bent fie toac^fen, fo grog, bag glei^QDO^l no(^ keine (Stfc^öpfung ber ^robuktion eingetreten ift, ob:» fc^on boa Slmagona^^gebiet allein fä^rtt^ bis 30 SHiaionen kg ^(kttä^ fiautfc^uK, fo genannt, toeil er über ^ßatk ausgeführt roirb, probujiert 3nmter^in ift es auffaUenb, bag tro^ ber enormen SBebeutung bes gatitfd)uk0 für bas Shnajonasgebiet ber Saum in feiner geimot ftaimt irgenbtpo fuittioiert xoirb. 2>ie toilbtoadifenben SBäume roerben oon bm nadi bm flafc^enortigen, als seringas, b. ^. ®pri^en, bejefa^neten 9lo^formen bes kautf^ufis seringeros genannten ißatitfc^ukfammlem in ber SBetfe angejapft, ba^ mit einem kleinen Seile Vförmige (Ein« fc^nitte in bie Slinbe gefc^lagen toerben, imter beren 95erbinbungsftette kleine SBlec^bec^er angebracht tperben, beren Seiten mit Xon oerfc^miert finb, bamit nichts oon bem reidjlid) aus bm SBunben ^emorquellenben SKilc^faft baneben fliege unb fo verloren ge^e. 3^^ (Einfc^nitt liefert innerhalb 1—3 @tunben burc^fc^nittlic^ 30 ccm SHilc^faft 3)ie Schnitte, bie nur ganj oberfläc^lid) geführt fein bürfen, bamit ber ^got^ftörper nic^t Derle^t tperbe, ba fic^ fonft leicht So^rk&fer in bie betreffenben SBunben einniften, loerben oon unten nac^ oben fortfc^reitenb in $ori^ jontalrei^en angebracht 2)abei erträgt ein Saum Don 1,25—2,5 m Stammumfang fe^r gut 10—20 <Sinfd)nitte alle 2 ober 3 Xage, bis er enblic^ erf(f)öpft ift unb eine toeitere 9nild)faftabfonberung unterbleibt

^ie ber Su^milc^ ä^nli^e, trinkbare, nur etmas nod^ ^Immoniak rie^enbe Srlüffigkeit mirb bann aus bzn Slec^bec^em in ein größeres (Befäg gegoffen unb jur Sefc^leunigung ber Gerinnung geräuchert SKan bringt ju biefem Swtösiz bie ftein^arten 3rrü(f)te ber fogenannten S^eoonpalme (Attalea excelsa) ober ^aränüffe, ober folc^e Don Maxi- miliana regia unb Euterpe edulis jum (ßlflj^en, toas einen ftarken, ölhaltigen Stauc^ erjeugt !Diefer le^tere toirb baburd) jufammen^ gehalten, ba)ß man ein krugartiges, irbenes Gefäg mit enger SQünbung barüber aufftellt 3)er 6eringero giegt nun mit einer Sürbisfc^ale ettoas oom bicklic^en SHilc^faft über ein got} mit fpatenä^nlic^ Der« breitertem (Enbe, lägt bzn Xtberfc^ug besfelben in bie barunter geftellte groge Sle(f)f(^ale abtropfen uab ^ölt bann ben hängengebliebenen Xeil

I

IS

Sae aingapFcn oon 3aut[d|uttböumen (Hevea brasiliensis) Dttmlttelft SpitalFdjnitt auf einet Plantage Geqlans.

2>ae ?{au(^tin bte nom Sauiri^ubbaum getuonntnm Sautldiutie.

2)eT Sautfc^uti unb bie (Suttapen^a. 169

in bm toeigen Qualm, toobei er ben Stock in fortoä^renber ^zffmiQ erhält 2>iit(^ bie SB&rme be^ Sr^uer^ unb bie bei ber 93erbrennung entfle^enben toeofotattigen aSeftanbteile bes Slouc^e^ nimmt bie WUi in fumm 16 Sllinuten eine gelbe grarbe an unb toirb feft hierauf loirb bo^feibe 93etfa^ren mieber^olt uub eine Sc^ic^t legt fic^ Aber bie anbete, bi0 man einen Klumpen Don ber (Sröge einer Segelkugel er^ langt ^at, ber etma 15 kg toiegt SHefer toirb bann, nac^bem er eine Stacht ^inburc^ getrodmet ^at, aufgefc^nitten unb Dom j^olge ^erunter^: geftreift, bas^ 5u beffen leichteren Söfung Dörfer mit einer bflmten Xon« [c^t beftric^en ttnirbe, unb kommt ate seringa in ben ^anbeL (St ieigt auf bem Cluerfc^nitt eine beutlic^e Sc^ic^tung, ift äugen braun bi0 brounfc^toar}, aber fc^on in einer Xiefe Don 1 cm bemfteingelb. Slu£» bem Slefte be^ SEilc^fafte^, ber in ben (Sefögen haften bleibt unb bes^alb nic^t }u Kugeln verarbeitet toerben kann, ftellt man kleine, formlofe Stücke ^er, bie unter bem 9Iamen barrocha ober semamby de seringa in btn ganbel kommen, aber nur stoei 2)rittel oom greife bes 8ugelfeingummi0 erzielen. SHefer fogenannte ©peckgummi, cot bem man noä) an ber oerfc^iebenen grarbe bie einjelnen ©c^ic^ten er^^ kennen kann, ift ougerft elaftifc^ unb feft unb übertrifft alle onberen Sorten bt» Kautfc^uks bei roeitem an Güte.

®ine geringere Sorte ift ber caucho (fpric^ kautfc^o), ber in ber SBeife gen)onnen roirb, bag man bie Säume fallt unb i^nen burc^ an^ gebräche (Sinfc^nitte btn SIQlc^faft entjie^t, bm man in einem tior^er fertiggeftellten ®rbloc^ ober in einem au^ge^ö^lten j^ol}klo^ fammelt. hierauf löft man in einer S31ec^fct)üffel ein Stü& Seife auf, mifc^t ba» Seifenroaffer mit bem 2e|[tampften Kraut ber Betilla nigra, einer bort überall Dorkommenben $lflan}e, unb t^ermengt biefe SOifc^ung mit ber Kautfc^ukmilc^, bie fe^r balb feft toirb. So entfte^t eine Slrt Slotk, ben man mehrere SQonote liegen lägt, bi0 bas^ barin befinblic^e Sßaffer }um grögten Xeil t^erbunftet ift 2)ie j^erftellung Don caucho auf bie befc^riebene SBeife toirb toeniger in aSrafilien ate in $eru betrieben. Seine $lu0fu^r ge^t meift über bie Slnben nac^ aSolima, too^in neuer:» bingß axut) ber feinere ^arägummi be0 ^o^en Slu0gang0}olle0 toegen, tDomit i^n aSrapen belaftet, tiielfact) transportiert toitb, um i^n aus btn :gafenpla^en bet SBeftküfte Sübametikas ju exportieren.

SBegen ber grogen Sebeutung bes von i^nen getoonnenen Kaut» fc^uks ^at man bie j^eoeabäume, beten ^öc^fte (Ertragsfä^igkeit, neben^ bei bemerkt, erft mit bem 24. 3^^ beginnt, auc^ anberto&rts in ben Xropen angepflanzt, fo befonbers auf Segion, SOalakka unb Z(xx>a in

170 ^et 9autf4ufi unb bie (Suttopercta.

Über iz^n SQUlionen (Ssemplaren. ®0 gelang ouc^, fte bort t^oU^ kommen ein}ttbflrgem, aber überall ba, too ber Soben nic^t rec^ xux^ gehalten toerben konnte, toor ber (Ertrag an 9Qtt(^faft ein fo über« rafc^enb geringer, bag bie mit grogen Hoffnungen auf reichen (Seminn unternommenen Ktüturen toieber aufgegeben XDurben; bie SBäume tDurben gefällt vmb an i^rer Stelle pflanzte man anbere 9Iu^flan5en an. 2)a man auc^ in @übamerika nur im flberfc^xDemmungegebiet be0 Slma3onenftrom0 reic^lic^ guten Sautfc^uk geminnt unb fic^ mit ber toeiteren (Entfernung Don biefem nic^t nur bie SHenge, fonbent auc^ bie (Süte be^felben t^erringert, obgleich bie Söume felbft oorgüg« lic^ gebei^en, fo ^ätte btefer Umftanb fc^on einen Oringerjeig bafür geben f ollen, bag bie ^eoeaarten eine ganj befonbere (Empfinblic^keit gegen ©tanbort unb Klima aufmeifen, alfo nur ba mit (Erfolg an^^ gefiebelt toerben können, too regelmögige flberfc^memmungen btn Soben fe^r ftark burc^tr&nken. 93on ben beutfc^en Kolonien mürbe ba^er befonbere boe Küftengebiet von Kamerun mit feinen fielen Srlugarmen unb feuchten 9Iieberungen einige Sludfic^t auf erfolgreiche Kautf(t)ukkultur mit j^eoeaarten barbieten.

9lun ^at man glücklic^ermeife auger biefen auc^ toeniger an« fpruc^0oolle Kautfc^ukpflansen kennen gelernt, unter roelc^en an erfter Stelle bie ebenfalte 9Iorboftbrafilien ange^örenbe (Eup^orbiojee Manihot glaziovü, ein 8 16 m ^o^er SBaum mit rötlic^grauer Slinbe, t^on ber \id) filbermeige Querftreifen in berfelben SBeife mie bei ber SBirke ablöfen, langgeftielten, fingerförmig geteilten blättern unb unanfe^nlic^en, gelb« roten Blüten, wn benen mönnlic^e unb toeiblic^e an benfelben iBlüten« ftänben fifeen, ju nmnen ift 3)ie Sfruc^t ift jjine 2—3 cm groge, faft kugelige breifa(t)erige Kopfel, bie mit brei Säng^fc^li^en auffpringt unb in jebem gra^ einen gefd^eckten, fe^r ^artfc^aligen 6amen befiel 2)ie ^flanje enthält in faft allen Seilen, btn 9nU(t)faft aufgenommen, SBlou« fäure. Sie ift in ber $rooin} (Seara ^eimifd^ unb toirb be^^alb auc^ (Seara^Kautfc^ukbaum genannt Sie bilbet einen mic^tigen Se« ftanbteil ber (£^rtaoflora von 9lorboftbrafilien, einer bzn Stein^^ unb Sanbfteppen ä^nlic^en grormation, unb toirb ebenfalte neuer bing^ gu kultivieren begonnen. Sie lögt fic^ fe^r lei(t)t aus^ Samen unb Steck« lingen ergießen unb möc^ft augerorbentlic^ rafc^. 2)iefe guten (Eigen« fc^aften zeigten fic^ auc^ bei i^rer Überführung nac^ ben Xropenlänbem ber SUten SBelt Überall too man ben iBaum anpflanzte, auf deglon, in S5orber* unb ginterinbien, auf 3öoa, in Oft* unb SBeftafrika, ge« bie^ er au(^ auf gan) geringroertigem Soben t^ortrefflic^ bte 5u einer

Set ftautfc^uti unb bie (Buttopercta. 171

SSeered^ö^e t^ott 1000 m, gab ober eine fo geringe unb minbenoertige 8tii0beute cm ftoutfc^uft, bag man an allen Dtten mit feuchtem tro^ irifc^en ^ima feinen Slnbou Bliebet aufgab. 9Iur in (Segenben mit einet ^olbjft^gen Xrockenseit liefert er einigermagen SQih^faft }ur :Sautfc^uhgetDinnung. @(^on nac^ Pier 3<2^ren kann er angejapft tDerben unb liefert bann, toenn bie0 be^utfam, o^ne grobe SSerle^ung be0 :&ol}e0 gef^ie^t, eine Slei^e pon 3^^^^ ^inburc^ ba» Süaterial jum fogenannten (Searafiautfc^uk, beffen Süarktprei^ 6,50—7 SKarb pro kg beträgt 9Ioc^ beffer ift e0 aber, mit bem Slnjapfen ju toarten, bl0 ber aSaum 6—7 Zoi)xt alt getoorben ift, ba er bann me^r au«* t)äit Site 8— 9jö^rig liefert er bann bei in^gefamt 24 Sln^apfungen im 3^^^ ^öc^ftene 6 kg ftautfc^k, ber aber geringmertiger ate ber et^te ^aräkautfc^ ift 2)ie (Serinnung feine« SllUc^fafte« toirb burc^ ^tt^ugiegen oon SUaunlöfung, neuerbing« auc^ mit BUronenfaft ober einer billigeren @äure bemirtit (Segentoärtig toirb biefer ftautf4)ufu boum im trockenen, fteinigen (Sel&nbe pon 2)eutf(^*Dftafritia im grogen angebaut boc^ finb bie meiften ber iBöume bort nod^ nic^t alt genug, um ertrag0fö^ig ju fein.

(^enfalte in 9Iorboftbrafilien ^eimifc^ unb fe^r anfpruc^^lo« oxi aSoben unb i^ima ift ber 6—7 m ^o^e SKangabeirabaum (Han- comia speciosa) au0 ber gramilie ber Slpocgnageen mit fc^laff ^erab* ^ftngenben Slften, jiemlic^ grogen iBlflten unb einer pflaumengrogen, gelben, rotgeftreiften, beerenartigen grruc^t @ie ift in i^rer i&eimat ate manguba allgemein bekannt unb wiib t)0(^ gefc^ö^, ba ber Srruc^t:» brei, in toelc^em bie @amtn liegen, fe^r angenehm füg^f&uerlid) fc^metfct unb bes^alb gerne gegeffen roirb. 2)er iBaum to&c^ft in btn trockenen ®egenben aSrafilien« pon Slio be 3^^^o bi« $lemambuco, befonber« in bm Campos cerrados ben $ropin}en iBa^ia unb ^emambuco, ge^t füblic^ bi« @. $aulo unb n)efttDärt$ burc^ Sllatto (Sroffo bi« ju bm (Srenjen $eru0. 2)ie gelernten ftautfc^kfammler japfen jtpar nur emtereic^e SBaume fac^gemäg an, bie ^erumjie^enben Sammler aber ^aben arg gekauft unb bie SBeftönbe ftark gelichtet 2)er Staat (3. $aulo ^at ba^er )um @c^u^ unb }ur Slufmunterung ber Slm pflanjung biefer ^äume ein ®efe^ erlaffen, ba« toeitefte iBeac^tung perbient Seine (Senügfamkeit in SSerbinbung mit früher (Ergiebigkeit unb per^oltnismägig ^o^er (Srnte laffen i^n für bie trockenen (Sebiete pon 2)eutf4i*Dftafrika unb be« ^interlanbe« pon SBeftafrika geeignet erf^einen; jebenfall« bürfte er beffere Slefultate geben al« bie anbtttn bi«^er genannten i^utfc^uklieferanten.

172 lS>er Hautfcfeuti unb bte iSuttapeteba.

(Efn aSounttiefe btB mittet unb fübomerifianifc^en UttDolbe^ tft bie ben SHoulbeer:» unb greigenböurnen vttwaxtbtt Castilloa elastica. (Rru^ seine (g;eniplare bed SBaume^ foUen bto 50 m ^oc^ merbeUr febte buic^^ fc^nittlic^e :&d^e tft ober 20—30 m. 2)ie langltd^ ^e^fötmigen, tfOU grfinen asicitter toerben bid 30 cm lang unb 18 cm breit SHe ac^feU ft&nbigen iBIütenftönbe toeifen einjelne toeiblic^e unb gehäufte mSnnlicI^e iBUiten auf, aud loelc^ erfteren 3—5 cm breite, flache grrüc^te mit ioifU reichen (Sinjelfrttc^ten ^erporge^en. (Eigentümlich ift, bag ber Saum irnei Sitten von S^^m befi^t, von benen bie einen, in ber 3^9^^ gebilbeten, fpSter abgeworfen merben. 2)er SBaum möc^ft oom fflb^ liefen SEe^iko bi0 (Scuabor unb bem nörblic^en $eru, meift in SBöI^ bttn, aber auct) auf bm (Sradfläc^en. 2)a nun bie roUben aSeftönbe burc^ btn rück[id)tdlofen Slaubbau, ber beim Stbjapfen be0 SQUc^faftes meift getrieben roirb, fid) fc^on bebenklic^ oerminbert ^aben, pflanzte meai bm iBaum juerft in SBeftlnbien unb Stnttcdaxmüba, bann cmä) an ja^lreic^en anberen Orten ber Xropen plantagenmägig an. <Sr ift n&mlid) eine ber fic^erften unb ergiebigften ßautfc^uftpf(an}en unb lagt fic^ überall ba kultivieren, too ber Slnbau von Rokao mit (Erfolg bz^ trieben toerben kann. 2)a er babei in betreff be^ aSoben^ nic^t 5u toä^lerifc^ ift wxb eine 3— 4monatlic^e Xro(fien}eit oertrögt, fo finb 3tu0fic^ten auf erfolgreiche Kultur in fielen Xropenlänbem oor^anben. 3lllerbing0 fielen angepflanite Saume in besug auf bie Sllenge unb iBefd)affen^eit be^ 9nUd)fafte0 iDilbcoac^fenben nac^, boc^ roirb root^l biefem Xtbelftanbe bei me^r (Erfahrung in ber Pflege einigermaßen ob^ geholfen toerben können. Slud) finb bte S3erfu(^e, btn Saum als ©c^attenbaum für ßakao unb ßaffee }u oerroenben, beac^n^uiert 3n bzn beut[d)en Kolonien fc^eint er in bem feud)trDarmen ftüftenklima oon ^merun, @amoa unb 9Ieuguinea fortzukommen. 3^ Kamerun ^aben allerbings bie :äulturen unter einem So^rköfer ftark ju leiben; auf Sleugutnea lieferten bagegen bie erften Stnjapfungen red)t befrie^ bigenbe (Ergebnif[e. 2He (Serinnung bei» 3llilct)fafte0 roirb in ber Heimat biefem ftaut[c^ukbaume0 meift burc^ ^insufügen pon @aft ber let^ quetfd)ten Ipomaea bona nox, eined fe^r häufigen Unkrautes oü» ber Sramilie ber Mnbengemäc^fe, hervorgerufen. 2)ie von btn geroiffen« lofen ftautf(t)ukfammlem vielfach geübte, roeil bequemfte Strt ber Siaut^ fd)ukgen)innung befielt auc^ ^ier barin, bag bie Säume kurz über ber Sßurzel gefällt toerben. 2)abei geminnt ber Sammler eine fünfmal fo groge SEenge ®aft ate burc^ bae fc^onenbe 9ln)apfen, bas ben Saum erhält unb eine fpätere regelmäßige 993ieber$olung be0 Slnfc^neibens möglid) nuu^t

3)CT SoutTifettk unb bie (Buttoper^a. t73

2>er 0c5gte Xeil bes au0 Kolumbien kommenben Soutfc^iikd tDirb mit einem anbem ^o^en 993albbaum mi0 bec Sromilie bet Sup^or^ btojeen ober SBoIf^mUc^gernftc^fe mit geftielten lanjettlic^en SBIättetn, einfügen Slütenä^en imb von Srtuc^tfleifc^ umgebenen kugeligen (Samen, Sapium verum, gemonnen, bet t^ome^mlic^ in ^6ffm von 2—3000 m w&äß. Shu^ anbete Sitten betfelben (Sattung, bie in nie^^ beten Stegionen ^eimifc^ finb, geben guten Koutfc^ufe, toö^tenb t9 jmeifel^oft ift, ob Sapium biglandulosum in Süittel« unb 6flbamerika, Don bet mccn juetft bie iottkav^ bes kolumbifc^en ftautfc^uke ableiten moltte, flbet^aupt ein btaud)bate0 $tobukt ttefeti

Wi&i^\t 6fibametika ift Slftika ba» an iSoutfc^ukpfian^en teic^fte fianb, beffen Sautfc^uket^eugtmg in ben legten 3^^ten, 5ufammen mit bet mittf^oftlic^en (Stfd)(ie|(ung be0 (Etbteito übtt^aupt, einen bebeu^^ tenben Sli^c^nmng genommen ^at. Untet biefen finb bie t^etfc^iebenen fianboIp^ia^SItten bie toeitaue mic^tigften. (E0 finb bies 6c^IinggetD&(^fe au0 bet Sramilie bet Slpoc^najeen obet ^unbsgiftgeto&c^fe mit ^oljigem 6tengel, bie fic^ t^etmittete Stanken an btnad)bQxtt QttSaxd)tt obet Säume klammem unb an biefen bis in bie ^öc^ften aSaumtoipfel empot^ klettetn. ®ie ^aben 10 unb me^t cm lange, eifötmige ^Blattet, gto^, bi6 3,5 cm lange ttic^tetfötmige SBIüten mit auftec^en S^f^^n in biegten Slfltenftänben unb kleinen Dtangen gleic^enbe, gelbe obet tote SBeetenftüc^te, in beten gelbem, ffiuetlic^em grtuc^lfleifc^ bie gtogen trieU eckigen 6amen eingebettet finb. 2)iefe Srtfic^te bilben eine Sieblinge^ fpeife bet Slffen, toetben abet auc^ Dom SHenfc^en getne gegeffen. SKefe fionboIp^ia^Sltten, Don benen fe^t 14 ab gute Kautfc^ukliefetonten bekannt gemotben finb, kommen ^auptfäc^lic^ in bm Utmölbetn SBeft^ unb 9IIittehiftika0 fe^t petbteitet t)ot tmb bilben butc^ btn oüb i^nen gemonnenen Soutfc^ bm Sldc^tum, abet auc^, nrte man t& butä^ bie Süigmittfc^aft im Songoftaat genugfam etfa^ten ^at, }uglei(^, toie ftfi^et ba0 toeige unb fc^tootje (Slfenbein, bm ^bid^ bt» Sanbe«. SDancl^e Sitten finb abet fc^on fo toeit t^etminbett, ]a faft ausgetottet motben, bag man fi(^ neuetbings baju bequemen mugte, fie auc^ axt^ jubauen, wca alletbing^ feine Sc^toierigkeiten ^at

3)et fiautfc^ mitb in bet Sßeife au0 i^nen getoonnen, ba^ man bie bicketen Xtiebe bet Sianen anfc^neibet, motauf bet Saft ausfliegt unb mituntet fc^on an bet Suft gerinnt 3^ ^^ einzelnen (Segens ben bebient man fi<^ t^etf^iiebenet SOittel, um i^n 5um (Serinnen 5U bringen; meift abet mitb bet faute Saft bet 2rtfic!^te betfelben 6c^Iing^ fttfiu^et baju mtmenbet @4lliegli(^ fotmt man au0 i^m kopfgtoge Stumpen, bie bomt cd» folc^e in bm ^anbel gelangen. SSei bet (Be^

174 ^er Sautf^uk unb bte <Sutt(q>er4(t

toinming be0 SLcaü^djiukB Derfa^ren Me Sieger fe^t imoemflnftig, inbem fie ft(^ ttid)t bie 9Ilü^e nehmen, bie Siane ottiufc^nelben, fonbent fie ^ouen fte ehtfad) kutj über bem (Srbboben ab unb fangen ben aua^ loufenben @aft auf. SHe^ ift natarlid) bie bequemjte 9Irt ber (Se^ urtnnung be^felben, bte au(^ eine einmalige grögere $Iu0beute ate ba0 Slnjapfen liefert; aber babei ge^t bie ^flanje )ugrunbe, unb bei ber grogen Slac^fcage unb ben ^o^en greifen be^ Sautfc^ufid liegt bie ®e^ fa^r rtcii)t, bag burc^ biefen Staubbau bie gan}en SBeftönbe cai Saut^ fc^ufUianen pemic^et toerben. 2)ie Solonialregierungen fuc^en be^^atb burd) SBele^rung ber Sc^toarien unb (ßefe^e biefen oer^ängnidoolle Slaubfgftem möglic^ft einjufc^rönfien unb bie (Eingeborenen 5U einer pemfln^gen iBe^onblung ber fo toertoollen Sautfd)ufdianen anjuleiten.

2)en Sanbolp^ien na^e t^enuanbt finb bie dlitanbra^^Slrten, eben^^ faU0 in btn UnDöIbem ber afrikanifd^en Xropen toac^fenbe iSletter^ gen)ad)fe, bie man bis )e^t am ^äufigften im ftongobedien unb in Kamerun angetroffen \)at (Erft in füngfter ^t\t ^at man i^ren ^o^en SBert fttr bie Kautfd)ukgen)innung ertiannt, unb fie nehmen ^eute fc^on in biefer 3nbuftrie eine bebeutenbe Stettung ein. 2)er SllUc^faft ift bei i^nen augerorbentlic^ xAäßö) t^or^anben, unb itoar in berfelben (Sitte roie bei bm befferen SanboQ^^ia^Slrten, toirb aud) in berfelben SBeife roie bei jenen gen)onnen. Z^ ^ogo unb Kamerun toerben perfuc^£^ toeife neben ben fianbolp^ia« auc^ Qitanbra^Slrten auf einigen euro:» p&x\^m $flan5ungen angebaut 93on nieberen, ftrau(^artigen Slpoc^::: najeen berfelben Gattung unb von mehreren (i^obinu^^älrten, bie an me^r trockenen Stellen SBeftafrifias gefunben roerben, gemimtt man bm in btn fingerbicken, roeit^in t^eräftelten St^ijomen in t^er^filtnidmögig groger Sllenge abgelagerten Kautfd)uk, ber ate äBurjelkautfc^uk aus bem nörblid)en Kongogebiet unb Slngola in bm ganbel kommt 3^^ ®^ toinnung berfelben roerben bie SBurjelftö&e ber krautigen, f4imaU blätterigen, etioa meter^o^en ^flan^en serfc^nitten, einige Zage bec Sonne au59gefe^ bann gegen ittyx Xage in SBaffer gelegt, hierauf mit j^olslatten gefd)lagen unb fc^lieglic^ gekocht 2)a0 babei gen)onnene ^robukt, bem x>on ben (Eingeborenen gen)ö^nli(^ SBflrfelform gegeben nrtrb, ift fe^r minbermertig unb enthält o^ bie 2ur j^älfte bee (Se» widft» Slinben^ unb :gol2ftfl(ke. 3n Dftafrika unb SKabagaskar liefert eine anbere Slpoc^najee, Mascarenhasia elastica, bie pielf ad) an fumpfigen SBac^ufem toäc^ft, einen Kautfc^uk mittelmögiger £lualität, ber meift mit fionbolp^iakautfc^uk permifc^t in ben j^anbel kommt

Site roeit befferer Kautfc^uklieferant ab biefe genannten afrika«

2)er Sautfctuk unb bte iSuttoperc^a. 175

nifc^en Sitten toftc^ft in benfelben (Segettben aBeftoftifuts Dott ber ®oIb^ ftüfte bte 2um ftongo ein ebenfalte in bie grcmtUie bet Stpoc^nogeen ge^ötenber 30 m ^o^er fßomn, Kickxia elastica, mit grauer SUnbe, lonjettlic^en, lang }ugefpt^ten, leberartigen, bunkelgrttnen SBIättem iinb gelblichen SBIfiten in bü^en Xrugbolben. $lud i^nen ge^en bie au0 3XDei fiopfeln befte^enben, 2a^Ireict)e Samen ent^altenben, 16—20 cm langen ^jxOäitz ^emor. 2)iefer iBaum ift erft in neuerer 3^ ^ ^o^ fc^uMieferont entbecfet toorben. 3^ Z(^W 1^^^ brachten eingeborene ^onbler qu9 bem Sagodgebiet eine bi0 ba^in tmbeftamtte iSautfc^uk^ forte 5um 95erfiauf an bie :KflftenpIa^e. iBei nö^erer Unterfuc^tmg er^^ nrie0 fi(f) ba» neue ^robufit ate fe^r roertooU; e0 nmrbe gern gekauft, gut bejo^It tmb infolgebeffen balb in grogen SOengen t^on btn (Eim geborenen auf bm SKarkt gebrad)t fiange fuinnte man bie ^flanje nic^t, bie biefen ^utfc^uk lieferte, bi0 im 3a^re 1898 ber 2)eutf(^e Dr. ^aul $reug am SKungoflug in Kamerun bie Wanje entbeckte unb Kickxia elastica bmanntt. 95on ben Srraniofen unb (Snglänbem mirb fte aber nad) einem auf ber (Solbfiflfte ein^eimifd)en 9Iamen gemö^nlic^ Funtumia elastica genannt 2)er iBaum ift fe^r reic^ an ftarfi kaut::: ft^^altigem 3Ilil4lfaft, ber in ^toeierlei SBeife gemonnen roirb. iBei ber erften klettert ber (Eingeborene auf ben SBaum unb fd)neibet t^on ber firone bid faft auf ben (Erbboben eine SUnne in bie Slinbe be0 Saume», in toeki^e in beftimmten Slbftänben fc^rägkmfenbe Seiten« rinnen einmflnben. 2)er au0rinnenbe 3Ilild)faft roirb in einem Xopf am fBobm aufgefangen unb nac^ bem (ßerinnen ju aSallen geformt 999irb biefed Slnjapfen Dorfic^tig gemacht, o^ne bag man burc^ bie Slinbe ^inburc^ in ben :&o^körper einfc^neibet, fo tooc^ft ber iBaum toeiter tmb kann im folgenben 3^^^^ toieber angesapft roerben. SBei ber ^meiten, allerbing» bequemeren SKet^obe toirb ber SBaum geföUt unb ber au» i^m ^erau^laufenbe @aft geroonnen. 2)a burc^ biefen tion btn ®d)tDar2en mit 95orliebe geübten Slaubbau fc^on groge Sitkj^a^ beft&nbe t)emic^tet rourben, fo bag ein erheblicher Stückgang ber Saut« fclfukgeminnung in ben näc^ften 3^^^^^ i^ befürchten ift, ^at man axiäi biefen SBaum neuerbingis in ^kmtagenkultur genommen. @o finben fid) ^eute in iSamerun unb auf 9Ieuguinea groge, in Xogo unb Dftofrika kleine Slnpftanjtmgen be» Sickj^baume», beffen ^ßautfc^uk an 993ert bem eckten ^aräkautfc^uk nur toenig nac^fte^t 2)a bie Slad^age nac^ i^m fteigt, roirb er neuerbings in grögerem SKage aiu^ im kongoftoat angepflanjt, toeil er bebeutenb fc^neller roäc^ft unb er« tragefö^ig mirb ate bie ftautfc^uklianen, roelc^ le^tere burc^ bie ge«

176 lS>er Sautfc^ufi unb bie (Buttaperc^o.

iDiffenlofe 3laubiDtrtf(t)aft ber bie Sieger baju migbrauc^enben ^Beamten fc^on bebenfüic^ bejimiert finb. SB&^tenb bte erften Slnsq^fungen bet Kickxia elastica bereite nac^ 6—7 3<4^m o^ne irgenb mtldfvx nennendtoerten 6(^aben für bie SBeiterentoidilung bee SBoumee Dor:« genommen toierben körnten, tritt eine SSertoertungdmöglic^heit ber Sianen erft nad) 20 Üeifyctn ein. Wart kommt ba^er t^om Slnbau ber Sianen me^r unb me^r jurfldi unb pflanjt fie nur noc^ bort, too bie Kickxia elastica nic^t fortkommen roilL 2)er SOUc^foft ber Kickxia africana bagegen, auf ben man toieber^olt pon (Snglanb cws aufmerke fam gemacht ^at, ift nac^ einge^enben Unterfuc^ungen pon Dr. Xraun, einer Slutorität in ber Soutfc^ukinbuftrie, ein fOr bie Xec^nik pöUig unbrauchbarer Slo^ftoff, ber, gutem Sautfc^uk beigemifc^t, benfelben nur entmertet (S0 mug bal^er por feiner 93ermenbung fe^r gen^amt toerben.

(Ein in ganj SBeftafrika pon @enegambien bie an ben Songo vox^ kommenber Sautfc^ukbaum ift auc^ Ficus vogelii aus ber gfamilie ber SOora^een ober 9naulbeerbaumgen)&:^fe. ®r befi^ auf ftattlict)em Stamm eine breit auelabenbe Krone pon bunkelgrflnen, ftark gl&n:» 5enben, grogen SBIottem, beretmegen er pon ben Eingeborenen gern ate toiUkommener Sc^attenfpenber auf 2)orfpIä^en angepflanst toirb. Seine ^afelnuggrogen, runben, grflnen ^c^te bilben eine gefuc^te @peife ber 93ögel unb Riffen. 2)er burc^ (Einfc^nitte aus i^m gemonnene WiU^^ faft liefert einen nic^t gerabe ^eroorragenben, aber boc^ gut perkäuf:« liefen kautfc^, ber befonbere gern mit befferen Sorten gemifc!^t in ben $anbel gebraut roirb. 2>e0^alb ^at man neuerbinge in Kamerun begonnen, ben fßoxati in fitütur ju nehmen.

(Srögere aSebeutung ate er ^atte bie je^ fein fflboftafiatifc^er fßex^ n^anbter, bie auc^ bei une ate 3^eq>\kmit gehaltene unb unter bem Flamen ®tmtmibaum allgemein bekannte Ficus elastica, bie in i^rer :&eimat ale bie bort befte Kautfc^ukpflanje kultipiert nrtrb. Sie ift ein riefiger, bie 60 m ^o^er SBaum, ber in ber 3^9^^^ i^^f^ ^ Slbtt^ pftanje auf anberen SBäumen toäc^ft, n^o^in feine Samen burc^ bie S3ögel unb Slffen perbrac^t toerben. Später wirb er ein SBoumn^flrger unb fc^ieglic^ erft ein felbftänbiger iBaum mit ftark jerklüftetem Stamm, ber Pon ^a^Ireic^en ftammartigen Suftmurjeln geftfl^ xDixh. 2>iefe Suftmurjeln erreit^en oft bie Sänge pon 25 m bei 1,6 m Umfang. 2)ie Broeigenben finb mit tütenförmig eingerollten, fc^ön roten ober toeigen 9Iebenblättem bebeckt, bie nad) bem Slbfallen eine Slingnarbe ^inter^ laffen. SHe SBIätter finb an ben Säumen bebeutenb kleiner ale bei

&n btt Sautfi^itgemlnnunQ bitnenbei inbifdicT (Gummibaum (Ficus elastica) mit sa^lretdjen Suftmurjeln auf Sumatra.

I3

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I

i^QftrcI|cn aus to^er (Suttaperdia, nie \U non ben iSingeborenen oon fBiafilien Ütknctttmtcbtn.

(Eine ^fliiniung Don ®uitapeT(^ab&umen (Isonandra gutta) auf Sana.

2)er fiautMuk unb ble (Suttapercfea. 177

ben ote Stmmerpflanien gegoltenen (Ssemploren. Sn&nnlic^e, nieiblic^e unb (SoUenbUlten bebecfeen bie 3nnenfeite bec greigen, bie gereift gelb^ grfln unb ^iemlic^ M4lig toerben. 2)er SBaum n)Q(^{l Dom öftltc^en :gimalajQ, pon @ikkim über Slfforn burd) bad gan^e vot\üiö)t gebirgige :&intecinbien, Aber Sllalakka unb Sumatra bi0 Z^o. unb SBomeo. (Er beDorsi^t ben unteren aSergtoalbr fteigt aber im ]&imala}a bi0 1600 m t^od). ^irgenb0 bilbet er SB&Iber; er finbet fid) trielme^r jerftreut im llnoolb, unb in ben fiautfc^ufireid)eren 993ölbem toac^fen auf 1 Hektar nic^t me^r ate 1—2 (Summibftume. Seit einigen ^^tjej^ttten ^at man in Slffam, auf Zox>(^ Sumatra unb 95omeo, in neuerer 3^^* w^tt befiem (Srfolg aud) auf Sleuguinea, in Xogo, Kamerun unb Dftafrika ^flanjimgen be0 Saumes angelegt, ba infolge bes Slaubbaues bie ^robufUion bt» Sautf(^u60 au0 toUbmac^fenben aSöumen ftetig ab^ nimmt unb tro^ ben 93emü^ungen ber SrorftDertoaltungen ein @d)u^ ber aSäume fc^toer burc^ftt^rbar ift (Ein ungünftiger Umftanb fttr bie Stentabttität folc^er $flan}ungen ift bie beträchtliche Stnja^l oon Zofyctn, bie Derge^en muffen, e^e man ben snUc^faft in genügenber SKenge Qt^ mimten kann. SHe S(n}apfung ber aSöume gefc^ie^t mie bei ben anberen Slrten, inbem man mit ftarken SEeffern ober fitsten (Einfcf)nitte in bie Stinbe ma^t, aus benen bann meift ber geronnene 31Iilcf)faft heraus« gekraut mirb. (Ein groger SBaum mit einer Saubkrone Don 45—50 m liefert bei einem einmaligen Slnjapfen me^r als 2 kg Kautfc^uk, unb biefe SQenge permag er 40 unb me^r 3^^^^ ^inburc^ jö^rlicf) 3u geben. 2)a0 ^robukt ift infolge pon 95erunreinigung ^äufig fc^morj unb klebrig unb ^at im 95erglei(^ jum $ar&kautfcf)uk einen geringen 993ert, ift aber boc^ für mancherlei (Erjeugniffe ju gebrauchen. 2>ie S3erme^« rung bes Saumes erfolgt faft ftets burc^ etma 1 m lange Stecklinge, bie, in bie (Erbe geftetkt, ficf) fe^r fc^nell betDurjeln unb rafcf) iu }ungen ^flanjen ^eramoa^fen, boc^ muffen fie ungefähr 15 m auseinanber gepftonjt roerben, roeil fie fpöter möc^tige Kronen entmickeln unb i^re toeitouslabenben filfte mit Suftrourjeln ftfl^n.

SDSeiter finb noc^ Willoughbya coriacea unb anbere Slrten ber Gattung 2U nennen, bie als gro^e, relatip bidiftämmige fiianen bes Knoolbes ^interinbien unb ben malaiifct)en Slrc^ipel bemo^nen unb jur (Seminnung pon Kautfc^uk angesapft toerben. Sie ^aben. tbm^ falls lanjettlic^e, leberartige Slätter, bagegen ac^felftönbige Slüten mit flacher Slumenkrone in Stifpen, aus benen groge, innen faftige, kugelige aSeeren mit harter Schale unb fc^mack^aftem Srnu^tfleifc^ ^eroorge^en. Sie minben fic^ permittelft langer, fabenförmiger Stanken an Säumen

Scintarbt, ftultusgcWc^te bet Wutpftatiaciu n. 12

1?8 2)er doutf^uk unb bte (Suttaperc^o.

empor, finb ober ttiemote in Sllafje an einem Drte 5U finben, tocts bie älu^beutung er[c^n)ert 2)er grögte Xeil be0 von SBomeo aufgeführten 8atitf(^u&0 ftommt von biefen Sionen. Stuf 9Ieuguinea gennnnen bte eingeborenen au0 Ficus rigo, einem 15 m ^o^en SBaum, einen guten Soutfc^uk. 2)a aber ber a3aum fic^ nur auf einem bef(t)ränftten ®e« biet finbet unb pon ben (Eingeborenen fe^r unvernünftig be^onbelt toirb, fo bürfte er balb ausgerottet fein, toenn man i^n nid)t t)or^er in Sultur nimmt 9Ia(t) feinen C^genfc^aften oerbient er emfte fßt^ ad)tung für Kaifer:'993U^etm6-Sanb.

(Snblic^ finb in neuefter 3^ ^^^ V^^ :äautfc^ufq)robu2enten in Suttur genommen toorben, bie es perbienen fiur; genannt }u merben. 2)er eine ift bie in äJenejuela unb (Suiona ^eimifd)e ßautfd)ufimiftel, ein 6c^maro^ergen)ä(^$ gleid) unferer SEiftel, bie imter anberem aiu^ auf bem Saffeebaum gebeizt unb fic^ ba^er bt^u eignet, folc^e ^Kaffee» plantagen, bie aus irgenb einem ®runbe nid)t me^r rec^t ertragsfö^ig finb, toieber ertragsfä^ig ju machen. 2)er 8autfd)ufi roirb aus bm alljährlich ergeugten [^c^ten getoonnen. 2)ie anbere ift eine bm (Suagulekautfc^uk (iefembe Kompofite SQesikos, bie fic^ 5um Sbtbou in trocfienen (Sebieten eignet Sie bilbet niebrige :&albfträud)er, bie ab^^ gefc^nitten toerben muffen, um einen (Ertrag ju liefern. 2)od) ift i^r Slnbau bis je^t, fo lange man anbere ergiebigere ftoutfc^uklieferonten befi^ ein fe^r befc^ränkter.

3m allgemeinen ^at bie Kautfc^uftprobuMon in neuefter 3^ nic^t in bem SKage jugenommen, toie es beim immer fteigenben f&t^ barfe für bie 3^i^ftrie tDünfd)enstDert gen)efen roäre; Slfien nimmt barin im 2)urd)f(^nitt e^er ab als 511, Slfrika erhält fic^ fmapp auf ber erreid)ten :^ö^e unb felbft ba» Slmajonengebiet fc^eint ben ^ö^epimU überfd[iritten ju ^aben. 9Iun barf man allerbings bamit rechnen, bag noc^ manche toic^tige Kautfd)ufipflanien entbetfct toerben, bag bie 5um Xeil rec^t ro^e Slrt ber (Beroinnung oerbeffert roirb, bag es gelingen bürfte, bie (Ergiebigkeit ju fteigem unb aud) aus bisher roenig bt^ ad)teten ^flanjen guten Sautfc^uft ju geminnen. Slm meiften ift aber von ber Slttsbilbung ber iSulturen in grogem Sllagftab ju ertoarten« (Es muffen für bie einzelnen Sönber unb Stanborte bie geeignetften 3autfd)ufipflan}en ausfinbig gemacht toerben, beren SEilc^faft n^enn immer möglich mit 3u^Uf^^^^^ ^on mafc^inellen (Einrichtungen ju verarbeiten toäre, was bie Qualität bes Slo^probufttes bebeutenb vtt^ beffem toürbe.

Sltts einem im Slpril 1910 in ber Ximes erfc^ienenen %luffa%:

2)er Saut[4uk unb bie (Buttoper^o. 179

Rubber developments in 1910 entnehmen w\x, bag bie SSereinigten Staaten bttt grögten Xeil be^ au0 ®übamettfia auf ben SKarftt ge« brachten fiautf(^uli0 konfiunieren. 3^ Z^^^ 1^9 t'dtef ftc^ bie $ro:s buktion an tDilbgetoac^fenem ^utf4)uk auf 64 SQiUionen kg; baoon entfielen auf SSrafilien 38 SHUIionen kg. Sllan könnte annehmen, bag bie fotttp&^tenbe unb enonne ^tei^fteigerung biefes» ^anbeteattikete caxd) eine ftetige $tobuktion beefelben ^erbeifü^ten mflgte. Slber fBxa^ fUien bfirfte am <Sx\i>t feiner fieiftungefä^igkeit angelangt fein. SQan voitb kaum allsufe^t fe^l ge^en, toenn man bie (Srjeugung oon Ux^ n)albkautf4)uk in bm nöc^ften Zoi)xm auf 66—72 älliUionen kg be^ rechnet; 5öi^It man no(^ 27 SQiUionen kg au0 Plantagen ^inju, fo gelangt man 5U einer (Sefamtprobuktion non cmnäiftcnb 100 SQU« lionen kg. SSorl&ufig ift fie allerbinge no(^ voof^l imftanbe, bie 9la4)^ frage 3U becken; ba aber biefe toett rafc^er m&d)\t ate bas Slngebot, fo toerben \i(i) beibe binntn kurzem bie SBage galten. S)e0^alb be« ginnen bie grogen Sautf4)ukprobu3enten i^r Shigenmerk barauf 3U richten, toie bie Kontinuität ber (Sr3eugung erhalten ober gar eine SJer^ me^rung herbeigeführt toerben könne. (Se ift bies eine fttr bie WüU Q)irtf4)aft fe^r xDic^tige Srrage, bie aber nic^t in Slfrika, fonbem ber ^auptfac^e nad) in ber bleuen SBelt gelöft toerben mug. 9li(^t nur ift ber afrikanif4)e Sautf4)uk qualitativ burc^aus^ minbenoertig, fonbem er ift buxd) bie ja^rge^ntelang geübte Slaubn)irtf4)aft immer fettener geiDorben. a3on bm 70 SHillionen kg Sautfc^uk bee Z^^^ ^^^ lieferte Slfrika nur 14 SHiUionen kg unb biefer (Ertrag f^at [eitler md)t m errpö^nen^xDerter SBeife sugenommen, wttm aad) in jüngfter 3^ englifc^e (^feUf4)aften auf beut[4)em Solonialgebiet grögere fianb^^ enoerbimgen 3um audgefpro4)enen 3^^^ ^^ Sautfc^ukgeroinnung machten. <&9 ift gerabe5U ein Zroft, 3U neme^men, bag nor attem ba» fiongobecken, in toelc^em bie imglü(kli4)e ^eoölkerung unter bem 3toang be0 nom ^art^er^igen fieopolb IL eingeführten Sgftems ber (Sunrntierjeugung beinahe sugrunbe gerichtet xDurbe, \d)on }e^ faft nid)t xntf)x mitkonkurrieren kann, ^tan toenn bie Sautfc^tikgeroin:' nung am Songo auf bie S)auer nxd)t me^r rentiert unb prei0gegeben merben mug, fo könnte nod) berjenige Zeil ber \d)maxim SBeoölkenmg, ber bm SInforberungen ber grogen iSautfctiukprobuktionsgefettfc^aften nod) nic^t erlag, gerettet roerben.

Sttu^ in Srafttien forbert ba» ungefunbe ^ima ber Unoälber am Slma^onenftromr in bmm ber toic^tigfte unb ertragrei4)fte Sautfc^uk:» lieferant, bie Hevea brasiliensis, bie ^eute no^i 60 ^rojent ber (5^

12»

180 2)er Saut[d)uft unb bie C^uttaper^a.

famtptobuktion liefert, xoäc^ftr 5a^Itei4)e Dpfet, fo bag baburc^ ber SBert ber toUbtoac^fenben Seftänbe t)on fiatttfc^ukbäumen beeinträchtigt nrirb. S)e0^aUi beruht bie 3^^^?^ ^^ Sautfc^ukinbuftrie burc^cms auf ben Slnpflanjungen biefes aSctumes, ber fct)on im 6. 3^^^ angesopft toerben kann, tDO^renb bie Castilloa elastica bies erft im 7. b\» 9. 3^te )u tun geftattet unb 5ubem einen geringeren (Ertrag liefert S)iefe ^aben befonbers in ällalakka, auf Z^^<^t Sumatra unb Segion bereits eine groge SluBbe^nung erlangt unb finb rec^t einträglich, ba ber Pantagenkautfc^uk 5ur5eit beffer ate ber wtibt brafilianifc^e be^ ja^It uHrb. SBenn er auc^ reiner unb fauberer ate biefer ift, kann fic^ gleic^iDO^l biefes von nic^t ausgeroac^fenen SSäumen ftammenbe ^robukt an innerem SBert nic^t mit htm t)on bm roilben, oft bte )u 30 Z^^^ ^^ brafilianifc^en (Gummibäumen geroonnenen (Srgeugnis meffen. Sluc^ u)eift bie in bm afiatifc^en pantagen gejüc^tete ^eoea bereits eine gefährliche Srank^eit auf, beren Urfac^e man noc^ nic^t rec^t auf bie Spur gekommen ift. Sllan ift geneigt ansune^men, bag bas fttbamerikanifc^e (Setoäc^s bem Dulkanifc^en SSoben von Z^^<^ unb Sumatra fic^ nic^t an3upaffen oermag. Sllit grogen Dpfem fuc^en bie $flan3er nad^ einem Heilmittel bafür; benn i^re ganse (^ften) ^ängt bavon ab. 3^^^^^ ^^^ ^^^ inbifc^e Stegierung vom 3uni 1910 an alle Slrbeitsoerträge ber ja^llofen aus ^^bien ftammenben Suite, bie ate $lantagenarbeiter auf Sautfc^ukpflan3ungen bes malaUfc^en Slrc^ipete oerbingt finb, aufgehoben, fo bag bei ber Sc^toierigkeit, aus ber ein^eimifct)en malaiifc^en Bevölkerung bie nötigen Slrbeitekräfte ju erhalten, neue ^eneaplantagen kaum angelegt roerben können. Sluc^ in Srafilien unb $eru, wo neuerbings eine englifc^^fran3öfifc^e Srinan}^ gruppe an btn Oftab^ängen ber Slnben in (Gebieten, bie für bie 3^^'' tung bes ®uttaperc^abaumes gerabeju ibeale 93orbebingungen auf^ toeifen, groge ^eoeakulturen angelegt ^aben, bilbet bie SSefc^affung ber nötigen Slrbeitekräfte einen (Segenftanb ber SSeforgnte, ba auf bie trägen unb forglofen (angeborenen nic^t 3U rechnen ift 9lun ^at bie fapanifc^e Slegierung bie flberffl^rung fapanifc^er Slrbeiter, bie fic^ buri^ Srleig unb ®enflgfamkeit ausgeii^nen, nac^ biefen fflbamerikanifc^en Soutfc^ukplantagen in grogen SQaffen geftattet, fo bag baburc^ bie fttr olle Plantagen fo u)ic^tige Slrbeiterfrage aufs befte gelöft 3u fein fc^eint fUBenn fic^ bann nur keine Slaffenfrage mit ber 3^^ barous enttoickett. Sc^on in roenigen 3^^ten können aus biefen ^eneakut turen allfällige Slusfätle in ber (Ernte bes brafilianifc^en toilben Sout^ fc^uks gebeckt toerben. 3^^^^f<^ beru^ bie (Enttoicklung unb 3u^

2)et Sautf^uft unb bie (Buttoper^a. 181

6unft bet mobemen ^atüfc^ti&inbuftrie in erftet Sinie in ber fe^r }ti6unft0rei(^en fübamerikanifc^en ^utfi^ukprobufition (m» ber Hevea brasiliensis.

2)em ^utfc^ttft fe^r na^e Denoaribt ift bie Guttapercha ati0 bem SKalaitfc^en getah-pertcha, b. ^. SQUc^faft t)on Sumatra, ent» ftanben bie im malaiifi^en Slri^ipel au0 bem 3IlU4)faft einiger }ur Sramttie ber Sapota^een ge^örenber SSSume getDonnen uHrb. SOerfi^ tDürbigenoeife toar ber Gebrauch biefes $flan}enprobu6te0 }u allen tec^nifc^en So>^(km bei btn (Eingeborenen WMahka» unb 3^onefien0 lange nic^t fo Derbreitet, tpie berjenige bee ^utfc^li0 unter ben bra« rtlianifc^en ^^^^ftömmen. 2>ie Sekanntf(^a{t ber &vitaitüüt mit bemfetben ift no(^ jiemlic^ jungen 2>atum0. 3^ar maxtn fc^on im 3a^re 1830 SQufter biefee ^arje« aas Singapur an bie Slfiatifc^e (St^ feUfc^aft nac^ Sonbon gefanbt roorben, fie fanben jeboc^ nic^t bie ge« ringfte SSeac^tung. 2)ie[e tourbe erft erregt, ate im Z<^^^ 1843 ber (Sngl&nber SOontgommerg bem Sonboner (Sen)erbenerein SUitteitungen Aber biefen ©toff machte, bm er als ®tiel einer oon (Eingeborenen be^ nu^en Sl£t, ber [ic^ im tparmen SBaffer enoeic^en tmb biegen lieg, kmnm lernte, fiurje 3^ barauf legte ber Spanier ^oge b'SUmeiba ber Slfiatifc^en ®efettf4)aft in fionbon eine $robe ber (Guttapercha oor; barauf^in gelangten 100 kg biefes SHateriate Derftu^eroeife aus @in^ gapur nadi fionbon. 2>ie audgejeic^eten (Eigenfc^aften besfelben riefen aber fe^ fc^eU eine bebeutenbe Sflac^frage nac^ ii^m ^eroor, fo bag fc^on 1846 11000 kg xiat^ (Englanb gebracht xDurben. SHe fo fc^nell ^eroorgerufene 9la4)frage ^atte gur Srolge, ha^ bie (ßeroinnung ber (Buttaperc^a, bie junäc^ft nur in ben Sttmpfen von 2>f(^o^or auf ber 3nfel Singapur au0 bem (ßuttaperc^abaum (Palaquium gutta) von SHalaien unb S^inefen gefammelt tpurbe, balb getoattige 2)tmenfionen annahm. Slber burc^ bie babei geübte rttc&fic^tslofe Slaubn)irtf(^aft, ber ganje SSälber bes fo roertDoUen Saumee burc^ Umbauen 5um £>pfer fielen, rourbe biefer ®uttaper(^alieferant auc^ in ber roeiteren Umgebung von Singapur gang ausgerottet. 2)a fa^ fic^ bie englifc^e ®uttaper(^a^anbetegefeUf(^aft gegroimgen, einen rationellen Setrieb ein« iufü^ren unb nur no^l i^(is^ Slngapfen ber Säume xDie beim ^utfc^uk gu butben. Sin Stelle bes ingroifc^en g&nglic^ ausgerotteten Palaquium gutta, eines bis 20 m ^o^en bitkftdmmigen Saumes mit glängenben, leberartigen Slättern, gelben Slüten unb Seerenfrüc^iten, von bem in bm erften oier Z^^^^ ^^ (&uttaperct)agetoinnung über 300000 (gsem« plare gefallt mürben, traten anbere Slrten oon palaquium, fomie

182 2>et ftautfcfmk unb bie (Buttapetcfta.

Payena leeri, wüii) leitete ober einen leicht faferig toerbenben ©toff, ber ouc^ toeniger elaftlfi^ ift, liefert 3^r SllU^lfcift ift aud) toeiget ote becfenige ber ^oiaqvivatiMvtm. Um ®eta^ ju fammeln, jie^en bie (Eingeborenen ©umotro« in ©ruppen ron 3 4 ^erfonen in ben Waib, meift in Segleitung eines SSannes, ber es rerfte^t, bie (Seifter ber 5U fättenben a3äume ju befi^toören. ^oben fie folct)e gefunben, fo xDerben fie gefoltt, bie Stämme ^orijontol gelegt unb Dermittete eines breiten Slleffers in (Entfernungen von 30—50 cm auf ber oberen ^älfte mit 2 cm breiten, um ein 2)rittel bes Umfange ^erumloufenben (Einfc^nitten Derfe^en. 2)er hierbei ^erausfUegenbe ®aft toirb nic^t eingefammett, ba er für minbenoertig gilt Sie breiten (Einf (Quitte füllen \id) aber balb mit einem blckeren SnUc^faft, ber atebalb mit einem hakenförmigen SBerkgeug fo QxQnbüd) als möglich aus bm Sllnnen ^erausgekra^t xDirb, roo er mit Sllnbentetten unb ^oljfpUttem rermlfc^t ju Slumpen gerinnt 9la($ ^aufe jurüc&geke^rt toerfen bie (Beta^f ammler bie Slumpen In löpfe mit 70 ^ C. ^elfeem SBaffer imb kneten bie f4)neU ertoelc^enbe SHaffe fo lange mit bm :^önben burc^, bis alle Sllnben^ unb ^^oljftücke entfernt flnb, wob aber feiten tioU« ft&nblg gelingt ^ann formt man bie ällaffe gu kugeligen ober rec^t: eckigen ©tücken unb bringt fie gur Slusfui^r. 9la(^ a3ur(k liefert ein aSaum Don 40 cm ©tammumfang bur4)f(^nittll(^ 160 g (Seta^. 3^ aSomeo roerben nad) bemfelben ©eroä^rsmanne fä^rllc^ gegen 26 W\U lionen Säume gefältt, um ben ftets toai^fenben Sebarf an (Suttapert^a )u b^tn. (Es xDäre bles aber nlct)t nötig, toenn man btn Wld)\a^ in ä^nlic^er SBelfe getoänne xDle ben Sautfc^uk. Ses^alb Ift es tx^ bl&did), ba^ bie ^oUänblfct)e Sleglerung l^re Slufmerkfamkelt blefem SSemlc^tungstoerke gugetoanbt ^at, unb ba es flc^ unburc^fü^rbar er^: toles, bas^ (ElnfammlungsDerfa^ren ber (Eingeborenen gu rerbeffem, fo begann fie bamlt, an oerjc^lebenen Orten Kulturen von ©uttoperc^o^ bäumen angulegen, bie rec^t gut gebd^en unb für fpöter (Erfolg Der« fprec^en. Sie burc^ (Elnf4)nltte erhaltene ro^e (Guttapercha, von ben 9HaIalen getah-muntah genannt, tolrb, beoor fie nac^ (Europa ge« fc^lckt iDlrb, mit SBaffer unb etroas Sttronenfaft ober Sokosnugöl gekocht, von Verunreinigungen befreit unb in formen von 10—20 kg gegoffen-

2>le Guttapercha bes ^anbels Ift In btn beften ©orten faft toeig, fonft rötllct), oft glemlii^ bunkel unb marmoriert, auf bem ©c^nltt geller; fie füp flc^ fettig an unb ift im (ßegenfa^ gum Soutfc^uk bei getoö^nlic^er Xemperatur nur blegfam unb toenlg be^nbar, aber nit^t

2)et Sautfc^uti unb bie (^nttopttd^a. 183

daßifc^. Sie tDtrb ober bei 46 <> C. teigig, bei 65^ tDeid) unb knetbar, 1&^ ii^l ^^^n }u bflnnen SSIättem ou^tDoIsen unb in formen preffen, beten feinfte 2>etaite fie nac^^er betDO^rt. SSei 100^ n)irb fie klebrig unb bei 160^ ft^ntilst fie bei teihoeifer ^tt^tlgimQ. Sie toiberfte^t btn meiften Söfung^mitteln unb befte^t aas 78—82 $ro5ent (ßutta (CioHi6)ii unb brei Dsgbationdprobukten biefe^ So^IentDafferftoffes: SrIuooU, SUbon unb bem fe^r unbeftänbigen Öuttan. Slugerbem ent« ^ält fie (Serbftoffe, Scä^t unb guckero^nlic^e Stoffe. Sin ber fiuft unb am fiic^t n)irb fie burc^ Sauerftoffaufna^me fo Derönbert, bag fie, bie normet ein 9li(|rtleiter ber (Slektrijität voax, ein guter Seiler berfelben nrtrb. 9nan btwcifyA fie be^^alb am beften in ®ruben auf, bie mit SBaffer gefüllt unb t)om fiic^t abgef4)toffen finb. Slui^ im (Srbboben ^ält fie \id) fe^r gut ®o toaren unterirbifc^ gelegte Xelegrap^enkabel no^l me^r cd» 26 Z^l^^^ ^^^ völlig unoerönbert, ebenfo Seekabel, bie in btn Sorten 1860—69 gelegt toorben toaren. ®egen ©4)rDefel ner^&It fit^ Guttapercha ä^nlic^ mie Sautfc^uk, nur lägt fie \id) Jd)mit^ riger milkanifieren. (Ein (Stenge von 1 Xeil ®uttaperct)a unb 2 Xeilen Simx^djiuk fte^t in begug auf feine (Sigenfc^aften in ber Sllitte imx\d)tn beiben Subftangen. Guttapercha toirb tect)nifc^ ju btn Derfc^iebenften (Begenftonben Dertoenbet, bei btntn e^ auf Unburc^bringlic^keit gegen SBaffer, SBiberftanb gegen SUko^ol, Saugen unb ®öuren ankommt unb keine ^ö^ere Xemperotur mittoirkt ^m meiften finbet fie in ber (Elektrizität jur 3foUerung ber Seitungebrö^te in Säbeln ufro. SSer^^ toenbung, Sei oberirbifc^en elektrifc^en Seitungen roerben bie 2>ra^te einfach mit bem bflmt au0gen)al3ten Guttaperc^apapier ummickelt, biefe burc^ bie ®piritu£^flamme jum Sc^melgen gebracht unb bie Z\o^ lation ift fertig. Unerfe^lic^ ift bie (Guttapercha unb barin liegt i^r i^ouptmert bei ber ^^erftellung unterfeeifi^er fiabel; toö^renb n&mlic^ alle anberen 3folatoren oom Seetoaffer angegriffen unb enblic^ jerftört roerben, ift fie ber eingige Stoff, ber fic^ nic^t nur ^ält, fonbem mit ber 3^ ^^^ Rätter unb unburct)bringli^er roirb. Vi\» je^t finb fo- XDO^l für btn ^autfc^ttk, ate für bie (Guttapercha nur fi^lec^te Surro:» gate bekannt, fo bag e^ für bie 3^buftrie fe^r toic^tig ift, bag biefe beiben Stoffe roeiter^in in guter Qualität befc^afft roerben können. ^ouptftapelpla^ aller Sorten ron Slo^gtittaperd^ia ift Singapur. 3^^ S)rittel oon beffen Slujfu^r, bie t)on 1885—96 32 SHillionen kg im SBerte ron 100 Süillionen SHark betrug, ge^en nac^ Sonbon unb Sioerpool; btn ^ft nehmen bie SHärkte t)on ^^amburg, Slotterbam unb SRarfeille auf.

Zn biefelbe S^milie ber Sapotageen roie ber Guttaperc^abaum ge^

184 ^er Saut[d)uti unb bie (Buttapet^o.

^ött ouc^ ber axMükaxA\d)t S^potill^ ober fBalatabanm (Achras ballota), etn Saum ®uicma0 unb fämtlic^er SlntlUen, beffen beim ^u»^ f4)neiben ^erau0fliegenbet SQUc^faft gu einer ber Guttapercha fi^nlic^en, leberartig gö^en, fi^neibbaren unb fe^r elaftlfi^en SHaffe toirb, bie gegenroärtig unter bem ein^eimifc^en Flamen IBalota j&^rlid^ in 9Hengen ton gegen 100000 kg namentlich von Serbice, bem öftlic^en 2>iftrifit von Sritif(^-(Suiana, aud in ben europäifc^en ^anbel gelangt, um ote Surrogat ber Guttapercha namenttic^ gu Zreibriemen, Sc^u^fo^Ien unb «Slbfö^en, fotoie gu c^irurgifc^en 3^^^^^^ gebraucht gu toerben. 2>er Stamm bient in feinem 95aterlanbe ate Sau^olg unb kommt auc^ ato 9lu^^olg unter ber Segeict)nung bully tree wood ober Balata rouge in btn ^anbel.

®e^r na^e Denoanbt mtt i^m finb ber 3^P0ta^ ober ^xeU apfelbaum (Achras sapota) unb bie SHammei^Sapote (Lucuma mammosa), bie in SBefttnbien unb im nörblic^en Sflbamerika ^eimifc^ finb. S)er SHUc^faft beiber finbet tec^nifc^e Sertoenbung unb beibe liefern gugleic^ egbare Srtüc^te. Sie 9Ilammei^®apote liefert eine Slrt ®utta^ perc^a, bie aber bi^^er roenig SSenoenbung fanb. (Brögere Sebeutung kommt bem S^ota^^ ober Sreiapfelbatun gu, beffen guttaperc^aä^n^» lic^ee $robukt gur Orabrikation bes bei bm Sttrgem ber Sereinigtett Staaten fo überaus beliebten Kaugummis Dermenbet toirb. <S6 ift biee ber (S^iclegummi, ber burc^ SIngapfen bt» S^otabaumes ge^ toonnen toirb. S)ie aus btn (Knfc^nitten ber Slinbe biefes Saumes ^erDortretenbe milc^toeige OrUlffigkeit toirb über Oreuer eingebickt unb foU fc^lieglic^ eine hellgraue O^rbe annehmen« grür ben (Sspoxt gibt man bem d^iclegummi eine brottaibä^nlic^e (ßeftalt (Sin (SummU fammler ober „d^ickto" kann tägttc^ bis gu 7,6 kg (Si^iclt getoinneit unb er^ätt für bas Äüogramm 20—30 Cents (= 85—135 Pfennige). Um einen Xeit bes (SingangsgoUs nac^ ben SSereinigten Staaten gu fparen, ber gurgett 20 &nts pro Kilogramm beträgt, lägt man btn (Stiele guerft in Sanaba reinigen unb trocknen, u)oburc^ er etioa bie ^älfte feines urfprünglic^en (Setoic^tes Derliert ^ei ber 3Beiterr)erarbei:s tung toirb ber ®ummi noc^ mit allerlei Bataten toie Sucker. SSaniUe unb ^fefferminge cerfe^en. 3^fl^ö toelc^e mebiginifc^ loirkfame ©toffe finb in bem reinen (t^iclegummi nic^t Dor^anben, gleic^too^ toirkt er fc^on auf mect)anif(^em SBege konfemierenb auf bie S^ne. !Die SQenge bes nac^ bm SSereinigten Staaten eingeführten (Stiele belief fic^ im 3a^re 1908/09 auf 2 725019 kg im SBerte von 1 987 112 2)oaar, xDä^renb bie (Knfu^r im 3a$re 1885 erft 464979 kg betrug. 3)er

2)er ftaut[4uk unb bie (Buttapet^o. 186

$rcte be» ©ummte, ber t)or bcm 3^^^^ 1888 nur 14—16 (totte pro Kilogramm betrug, ift ^eute auf 96 dente geftiegen. 2>ie Z<^^^^V^o^ bub&on ber amertkanifc^en gröbrUien toirb auf 3 SQiUiarben Stack ißougummi angegeben. ®i(^erli(^ ift nic^t fotoo^l ba» Sauen, ate Dielme^r bae bamit Derbunbene Spucken, in toelc^er grertigkeit bie S)ankee0 gerabeju eine Derblflffenbe 95irtuof{tät erlangt ^aben, eine fUr Ortembe toenig angenehme ©eroo^n^eit biefes SSoIke^.

2>er btn (S^^idegummi liefembe S^otaboum, ber teito roUb toäc^ft, teite angepflan5t nnrb, liefert bantbm, wit gefagt, auc^ eine fe^r ge^^ fc^o^ Srruc^t, bm SSreiapfeL Bremer toirb fein ^^olj, bas fe^r fc^toer unb ^art unb bem SHa^agoni a^nlic^ ift, gerne )ur SQöbelfabrikation oeriDenbet Z^ bm alten mej^onifc^en Sluinen finbet man au0:> geteic^net erhaltene Xürra^men unb SSalken, toie auc^ SBanbfc^ni^e^ teien cais 3<ipota^ol5 cd» aSetoei^ bofür, uHe augerorbentlic^ bauer^aft MefesifL

XXIV.

Die §aräe unb ßade.

SSie änUc^faft, ®ummi unb ät^erlfc^e £)(e, fo finb IBolf ante, (Summi^^ ^arge unb ^^atge fe^r häufig in ^{Xangen entgolten unb können auf Derfc^tebene SBeife batau0 getoonnen wttbzxu Sie SQUc^fäfte unb bie baroud ^etDorge^enben Sreber^arje wk !äaat\^vk unb Guttapercha u)urben im vorigen Slbft^nitte befproct)en, m&f)xtt\b bie SBalfante unb Gumnti^atge in ben folgenben Slbft^nitten be^anbelt toetben foQen. Sie finb mit grögeten ober kleineren 9Hengen von öt^erif4)en £)len oermengte Schleime unb ^arge, bie nac^ bem Slusfliegen burc^ SSer^^: bunften ber erfteren me^r ober roeniger rafc^ erhörten. 2)ie ät^e^ rifc^en £)le, bie i^nen meift einen ftarken (Smid) oerlei^en, können burc^ SeftiUation mit SBaffer aus i^nen ausgesogen toerben, mobA ®(^leim unb ^^arg gurttckbleiben. (Ss finb ®4)u^ftoffe ber ^flange gum 93erf4)liegen von SBunben unb baburc^ gur Slb^altung bes (Sin^ bringend oon irgenb müdfzn Krankheitserregern beftlmmt Sßeift toerben fie Durc^ künftlic^ beigebrachte SSerle^ungen getoonnen. 3^ ben SBalfamen gehören Snekkar^, $eru^, Xolu^, Sopaioa^ Stgras- unb Sonababalfam, gu ben (Summi^argen Stgra;, SengoS, Slmmoniakum, Asa foetida ober Stinkafant, (Euphorbium, ®albanum, (Summigutti, Sagapenum, Sügrr^e unb SBei^raud^, bie alle meift mebiginifi^ S3er^ toenbung finben.

3n ber ^ftange finb auc^ bie :^arge mit flüchtigen ät^erifc^en £)Ien Dermengt, als beren Cj^bationsprobtikte fie über^atipt entfte^en. Sie unterfc^eiben fic^ von i^nen burc^ Sauerftoffge^alt unb Slic^t^ fltti^tigkeit Sie finben fic^ befonbers in tropifc^en $flangen unb bei uns in ben Slabel^ölgem; unb gmar kommen fie in atten ^flangen:" teilen oor, finb aber am reic^lic^ften in ben Slinben, aus benen fie burc^ (Sinfc^nitte gemonnen toerben. Sie finb meift gelb ober braun, burc^fc^einenb, anfänglich toeic^, Der^ärten aber buri^ SSerbunftung ber

SHe :&aT}e unb Skicbe. 187

in \fyxm enthaltenen St^erifc^en £)le. Site folc^e nennt mcm fie ^ott^ l)Qi}e, tneil fie bei getDö^nlic^er Xemperotur fpröbe unb feft fbtb. @le brennen mit rugenber ^laxtmt unb geben bei trockener 2>eftiUation brennbare (Bafe unb £)Ie ob. Z^ ^^^ p^gfibolifc^en (gigenfc^aften fielen fie ben Bretten nobe, bot^ befi^en fie eine roUftönbig von jenen obtaeic^enbe c^enüfc^e Sonftitution. Sein i&ar} ift ein 4)emif(^e0 ZniA^ trtbiium, fonbem ein C^emif^i von Stefinen, Slefenen, :^r2fäuren ufro. SHe ät^erifc^en file, au0 bmm bie :&ar}e burc^ ®auerftoffaufna^me unb onbere SSerfinberungen ^eroorge^en, finb meift fouerftofffrei, nur au0 fioblenftoff unb SlSafferftoff jufanmtengefe^ bo^er Idc^ brennbar. 2>ad toid^fte berfelben ift bo» Xerpentinöl, ba» au0 bem Xerpentin, einem burc^ (Knf^nitte in ben Stamm von STabel^öIjem getDonnenen balfamartigen ^arjflug burc^ SeftiUation oermittelft SlSafferbfimpfen gewonnen wbcb. Z^ 2>eutf(^Ianb bienen jur Xerpentingeroimtung vex* fc^ebene tiefem unb Orienten, fo befonbers Pinus silvestris unb Picea excelsa; boB fflbfranjöfifd^ie Xerpentin bagegen, ba» roeniger Xerpentinöl ofe bo» beutfc^e befi^t, totrb von ber Stranbkiefer (Pinus maritima) gecDonnen. 2>a0 Stragburger Xerpentin roirb von ber SBeigtanne (Abies pectinataX baa t)ene)ianif4)e in ®übtiro( uon ber fi&rc^e (Larix decidua) gemonnen. 3^ ^^ ^Bereinigten Staaten von Sbnerika, bie toeitous ba» meifte Xerpentin erzeugen, mirb e0 auger t)on oerfc^ebenen ^inudarten namentlich oon ber :&emlo(k0tanne (Tsuga), einem im öfU liefen Slorbamerika fe^r verbreiteten, bi0 40 m ^o^em SSaum uon 1,3 m Shirt^meffer, vom f&ou ber Slottanne, getoonnen, toä^renb ber Denoanbte ^nababalfam ein in ^naba unb bm 9la(f)barlänbem au0 ber IBalfamtanne (Abies balsamei unb fraseri) erjietter Xerpentin ift SlUe biefe toerben uorgugetoeife im Srrfibja^r burc^ (Eröffnen ber ioaxi^ gonge ber Slinbe burc^ Schnitte ober Slnbo^rungen gemonnen tmb in barunter gefteUten (Sef&gen gefammelt 2>ie SQenge mec^felt jmifc^en 2 unb 3,6 kg pro SSaum tmb ®mte, kann aber bei alleinfte^enben, ftorken Sric^ten,^ auf beren (Sr^attung es roeiter nic^t ankommt, bis auf 40 kg getrieben merben, toonac^ allerbinge ein fo mig^anbelter Saum Qttoö\)nüd) eingebt SHefes gelblic^meige, ^onigbicke, ftarkklebenbe, bolfamifc^e i^ati reagiert fauer, ift löelic^ in SUkoboI, Sltber unb St^e« rlfc^en £)Ien, enthält 15—20 ^rojent Xerpentinöl, ^arg, ^argfäuren, menig Slmäfen^» unb Semfteinfaure. Shiri^ Seftillation bes Xerpentins mit 993affer toirb barau0 bas klare, farblofe, ftark lic^tbrec^enbe Xer:s pentinöl gemomten, ba» an ber fiuft ®auerftoff attfnimmt unb i^n teil^ toeife in Dgon Dermanbelt, tooburc^ es blAd)mb mirkt, bickfUifftg mirb

188 2>te :&atse unb fiaike.

imb ju einer butc^fic^tigen, garten Qo^\dj^^t eintrocknet (E0 löft :&ar2e, fiautfi^uk, ©(^toefel, grette unb bient jum :|^fteUen oon Sacken unb 3rlmlffen, 5um JBerbünnen t)on Ölfarben, jum (Entfernen t)on JJfett^ unb Or^^rbenflecken aud Leibern, 3um IBleic^en t)on allerlei (Seroeben unb (Slfenbein, al0 Slrgneimtttel, ate ®c^u^ gegen ^^oep^orDergiftung in Sünb^öljc^enfabriken unb jum 93erfölfc^en öt^erifd^er file. 2>er bei ber (SeiDinnung bes Xerpentinöte au0 bem Serpentin jurückbleibenbe entroafferte Slücfiftanb ift bas Kolophonium ober (ßeigen^ars, bas bei 130—135^ fd^imilit unb, auger gum Seftreic^en ber (Geigenbogen, 5ur ^erftellung oon Siegellack, ^gargfeifen, ^ar}öl, grimig, Sitt, jum fiöten, iMcn Seimen bes Rapiers, gu Sli^iUoer ufro. bient SHe $ro^ buktion ber 93ereinigten Staaten allein an Xerpentinöl beträgt fä^rlic^ 70 Sllillionen kg im SBert von 32 SHillionen Sllarli, unb gtoar toirb über bie :^älfte bat)on non (Sax>anna1) im Staate (Georgia exportiert, baa ber erfte SBeltmarkt für Xerpentin ift SHe bebeutenbften euro^ päifc^en SQär&te finb fionbon, Hamburg, Slnttoerpen, Sorbeau;. CUiali^:: tatio ift bie frangöfifc^e ©orte bie befte; fie toirb in ber Xec^nik Diel« fac^ ber amerilianifct)en oorgegogen. Sin britter Stelle kommt bie ^robuklion Sluglanbe, bie gum grögten Xeil im fianbe felbft a3er« tpenbung finbet

®(^on im Slltertum kannte unb Denoenbete man folc^e^ Xerpentin. ®o fc^reibt ber um bie SSS^itte be^ 1. Z<^^^^^^^ n. dfyc. lebenbe griec^ifi^e Slrgt Sio^kuribe^ in feiner Slrgneimittelle^re: „3lu0 ber Pnie (pitys) unb Siefer (peüke) kommt ein flüffige^ i^arg, ba0 au0 (Pallien unb (Strurien in bm ^anbel kommt, früher auc^ au0 Solo« p^on ber ionifc^en ®tabt an ber fiüfte figbiend gebracht nmrbe imb besroegen kolophönia genannt tpirb. (Sb kommt auc^ vom Oruge ber SUpen 00m a3aume, ben bie fieute bort larix (fiäri^e) nennen. Sin Srarbe ift es Derfc^ieben; benn e^ gibt reintoeigee, ölfarbige^, ^onig« farbigem, toie ba0 oom fiöri^enbaum. Sluct) bie S^P^^ff^ gibt ein flüffige« §arg. XrQckene« §arg kommt von ber Slioe, ber SBeig* tarnte, ber Sc^margkiefer, ber pnie. a3on allen roä^lt man bas, n^os am beften riecht, burct)fid^tig, toeber gu trocken, noc^ gu nag ift, fon« bem toie SBac^^ ift unb fic^ gerreiben lägt ^Hm beften ift ba0 non Pnien tmb SBeigtannen, ba5 gut, faft roie SBei^rauc^ riecht a3or« iüQÜd) fc^ö^t man bM von ber 3nfel ^itriufa (b. ^. ^nieninfel, je^t Z^iioi wüd)t bei Spanien liegt (S0 toirb mit unb o^ne SBaffer über einem So^lenfeuer gekocht unb gu roo^lriei^enben, erroeic^enben $flaftem benu^t Slusgeglü^tes :^arg mirb auct) gu ^flaftem, gu ftärkenben

SHe 6aT5e unb Sacke. 189

Slt^neien unb )um Srotben ber Salben gebrauch 2)ur(^ aSerbrennen be0 &at3e0 gen)innt man Slug, xoie am bem SBei^rauc^ <Sr bient ootsugemeife gum Srorben ber Slngenliber, one auc^ ium feilen ron beten firank^etten. Shid SUtg nrirb au^) bie fc^tDarje Xinte (to mölan, eigentlich: bca Qd^mat^t) bereitet, mit ber mir [(^reiben."

Unter Serpentin nerflanb man im SUtertum ba» i^arj ber oon ben ®ried)en theröbinthos genannten Xerpentinpifta^ie (Pistacia there- binthus), einee fflbeuropftifc^en, bem 9lugbaume ö^nltc^en Saumes, ber feilte befonbere auf S^ioe unb ben benachbarten 3nfetn, bann auf $l^obo0 unb dyptm jur (ßeminnung bes nac^ bem Slnfc^neiben ^eraus:' fliegenben Xerpentln$ kultiviert mirb. SBir erhalten i^n ^aup^Sc^Hc^ Don ben fi^Uaben, unb smar S^ios, boc^ meift mit Denejianifc^em Xerpentin t)om fi&rc^enboume ober mit @tragburger Xerpentin non ber SSSeigtanne oerfolfc^t Slugerbem liefert bie Xerpentinpifiasie runb- lic^e, burc^ Stiege ber $ifta5ienblattlau0 (Aphis pistaciae) ^eroor:' gerufene, oft innen mit gelben gar^tropfen gefüllte, ^iftajien^ ober Xerpentingallapfel genannte (Saum, bie, roie auc^ bie SBlötter bes Saumes, ^m (Serben unb Slotfärben bienen. SHefen Saum imb feine $robuItte befc^reibt fc^on ber pflanjenkunbige Grieche X^eop^raft (390 bi0 286 V. d^t.) in feiner ^flansengefc^c^te: „Sie Xerebint^e (t^nninihos) mäc^ft am Z^a unb in SKakebonien klein unb ftrauc^artig; bei 2>a^ moskitö in Serien ift pe aber grog unb fc^ön. (Ee foU bort ein Serg fein, ber gan5 mit Xerebint^en beftanben ift 2>a0 ^olg ift gä^, bie SBuraetn finb ftark unb ge^en tief. 2)ie SBIflte ift berfenigen bes £)l^ bäumen ä^nlic^, aber rot Sluger ber Srtuc^t trägt ber Saum auc^ C^ollen, morin kleine Xierc^en roo^nen. 3^ biefen fteckt eine ^argige i^lfiffigkeit, bie man aber nit^t fammelt 2>a0 ^arg getoinnt man au0 bem ^golge; bie grnu^t gibt nic^t iriel i^arg.'' 93on le^terem fagt ber üor^ genannte Slrgt SHoekuribee, ee merbe aus bem fteinigen Slra^^ bien gebracht, aber auc^ in 3^ä^f Serien, fiibgen, auf S^gpern imb ben S^klaben geroonnen. (Ss fei bos befte aller ^arge; nac^ i^m folge an (ßfite bae SKaftij^arg, barm basjenige t)on Pnie unb Xanne. «,(E0 toirb innerlich imb in $flaftem oiel angemanbt . Sllan gibt bem burc^fic^tigen, farblofen, febod^ etroas bläulichen, mo^lriec^enben bm SSotgug, auc^ mug es ben eckten Xerpentingeruc^ baben."*

SHe Serroenbung bes i^arges ber Xerpentinpiftagie ift in ben SOittelmeerlänbem unb im SHorgenlonbe uralt Sie alten Slggpter nannten es sunter unb begogen es teils aus ©grien unb (Supern, teils aus bem fianbe $tmt (Sflborabien). Sloc^ häufiger gebrauchten

190 2>ie ^QXit unb fia&e.

[ie bod :&ar5 ber i^r na^e DertDanbten SQaftispiftQjie (Pistacia lentis- cusX ba0 fle fatü nannten, iDö^renb ber 93aum fetbft bei i^nen schub ^teg. 2)iefe0 9Haftt£^ar3, von bem man brei Sorten, nomlit^ ein fct)Q)at5e0, rote0 unb tDeiges» unterfc^ieb, biente in Slgtipten feit ben ölteften 3^^ 3^ SUhu^erungen in bm Zempeln unb ate ^eilmitteL <S0 toar ein xDic^tiger Seftanbteil ber kyphi genannten unb gu ^eiligen $läu(^erungen oenoenbeten ^^rgmifc^ung unb xDirb fc^on in 3nf^^ften au0 ber 3^ $epi5 L (um 2600 t). d^^r.) ertoö^nt; auc^ biente e^ jum (Sinbalfamieren ber Seichen. :^eute fbtbet es im ganjen Orient feine ^atiptoenDenbung ate Saumittel, um bas 3^^nfleif(^ feft unb bm Sltem n)O^Irie(^enb 3U machen. 2>iefe befonbere bei ben Srrauen im ^arem 5ur SurjtDeU geübte Sitte mug ebenfalto fc^on uralt fein; bemt nad) üjit nannten bie ®rie(^en biefes ^ar) mastiche {von mast&zein kauen, mästax 9Hunb, IBiffen). ®o fc^reibt Sioekuribes in feiner SlrjneimitteUe^re: „2)a0 ^^arg, ba» aus bem Sllaftisbaum (schinos) ge^ xDonnen mixb, ^eigt mastfche unb mac^t gekaut ben Sttem angenehm unb gie^t ba0 3^^nfleif(^ gufammen. (Es nnrb auc^ }u ^cä^xvpuiocm benu^t unb ate Slrgnei gebraucht, toirb aud) in bie :^aut bes (Befic^tes gerieben, um i^r (Slang gu Derlei^en. 2>as befte unb meifte liefert bie 3nfe( (S^ioe; folc^ee ift gl&ngenb, ^at bie Örarbe bes trirr^enift^en SBac^fes, ift gerreiblic^, xDO^lriec^enb. S)a5 grftne ift fc^et^ter. 2>ie S3erfalf(^ung gefc^ie^t mit SBei^rauc^ unb ^ov^^^^^" ®^tt 3^"" genoffe pinius fagt in feiner 9laturgef(^i(^te: „ds gibt Derfc^iebene Sorten von SHaftij (mastiche); am ^öc^ften mixb ber n)eige oon S^ios gefc^ö^L S3on i^m koftet bas $funb 20 2>enare (12 Waxk\ toä^renb ber bunkelf arbige nur 12 gilt 2)er SQaftqc von S^ios foU toie ein (Bummi aus ber SKaftispiftagie (lentiscus) herausfliegen unb erhärten. (Er, xDie auc^ bie SBlätter bes Saumes finb Dielfai^ in argneilic^em (gebraut^. @o n)eig i(^, bag ber Slrgt 2>emokrates ber (Sonfibiar Xoc^ter bes SonfiUaren SQarcus ®en)ilius, geraten ^at, Sßih^ von ä^tQtn gu trinken, bie mit lentiscus gefüttert wuxbm, unb bag ber (Erfolg ein günftiger voax."

Und) im SHittelalter mox ber 3Ilafti£ ein tDi4)tiges SlrgneimitteL 3n SBefteuropa mox er im 9. ^^t^unbert tu €f)x. eine groge Seltenheit, boc^ fanb er balb barauf burc^ S3ermittlung ber arabifc^en Slrgte im Slrgneifc^a^e bes Slbenblanbes Eingang. 3^ ^6- ZoJfxffmtjbtct voutbt er regelmügig in bm Slpot^eken geführt ^eute noc^ toitb er ^aupt« \&äßd) auf ber 3nfel (Si)i09, banibm in geringerer SEenge auf Samos unb (S^r)ptxn geroonnen. 3^ ^^^ 3^^cke roirb ber ftrau(^artige SQaftis«

2>ie $aT}e unb Sadie. 191

boum in grogen Seftonben imitioiert unb au0 i^m bod Solfam^or}, baa [idj in befonberen Se^ältem in ber Stinbe befinbet, bwcd) (Sin^ \d)nütt in Stamm unb 3^^6^ geQ)onnen. SHefe toerben t)on SQitte 3um an 5tDei SEonate ^inburc^ oon ber f8a\\B btB ®tamme0 bi0 hinauf in bie iSftt in Srorm von geroben ober gekreuzten Schnitten gemad^t, au0 bmtn ba» ^ocoi in Xropfen ^erauetritt, um enttaeber btrekt am ^um, ober, wcxm es ^erabtropft, auf untergelegten Slöttem ober Steinplatten gu erwarten, ma» nac^ 2-3 SBoc^en ber SKül ifi ^cam Wieb es forgföttig in mit Rapier ober SSaummoUengeug ou»^ gdegte Sorbeten gefammelt (Sin Säunu^en liefert 4 5 kg. 93on btn in bm Qcmbü gelangenben etroa 300000 kg Süafti; im SBerte oon einer falben SHillion SEark liefert bie oon ben Xttrken Sakis ada, b. ^. 9Ilafti;infel genannte Z^\^ <£^i06 ben grögten Xeil, unb }mar ift bie befte Sorte bie an ben S^^g^^ ^on felbft ausgefc^mi^, bie kleine, burc^fic^tige, anfänglich grünliche, fpöter gelbliche Stücke bilbet 2)ie 9Ha|Te mirb bei langsamem Raum im SQunbe ertoeic^t, fc^mil^t bei 108^ unb entwickelt babei einen balfamifc^en (Sttujd). Shiger als fiaumittel bient fie im Orient ate Seigabe ju Sonfitfiren tmb 5ur 2>arftellung bes fe^r beliebten, feinen fiikörs $Utki ober SKaftic^, bm man mit SBaffer oermifc^t trinkt, bei uns gu 3lauc^er^ unb 3<^^ult)em, fiitt unb befonbers Sritnis.

Zn ä^nlic^er SBeife onrb bca n^o^lriec^enbe (Elemi^arg oer^ toenbet, ba» X^eop^raft als (Bummi bes ofi^iopifc^en £)lbaums er^ to&^nt Sc^on im 16. Zoi)t1^lunbttt fanb es als Resina elemnia als Staucher:» unb SBunb^eilmtttel, toie auc^ ju Salben bei uns jiemlic^ häufige SSenoenbung. <Ss ift bies ein Sammelname für mehrere ^arje, bie aus Cftinbien 5U uns kamen, ^as am meiften gebrauchte ift bca offiginelle SEanilaelemi, bas oon bem auf bm $^ilippinen, befonbers ber 3nfel Su^on, aber auc^ auf bem aftatifc^en greftlanb kultioierten Canarium luzonicum Qtwonnm xxAtb, unb gtoar burc^ gtoeimal fö^r« lic^ nHeber^oltes Slnfc^neiben bes SSaimtes. Um einen rafc^eren <Sr^ gug bes :&ar}es gu erzielen, ooirb in ber Slo^e bes Saumes ein Breuer angegfinbet 3n frifc^em Suftanbe ftellt es eine klare, ooenig gefärbte Sluflöfimg oon ^ar^en in ot^erifc^em £)l bar, aus ber ftc^ bas ^arj Sum Xeil in fefter Ororm ausfc^eibet, fo ba^ es unburc^fic^tig ift (Es riecht balfamifd^ unb fc^meckt getofirg^aft bitter. 2>ie befte Sorte ift gelblich bis grttnlic^toeig, gö^ffig, klebrig unb erhärtet beim längeren Stufberoa^rto^erben. Sin Stelle biefer fc^er in (Suropa gu befc^affen^ bm 2>roge führte man nact) ber (Sntbeckung Slmerikas oerfc^iebene

192 2)ie ^axit unb Sacke.

ä^nlic^e xDO^lriec^enbe Qatit ebenfalto unter bemfelben Flamen (Slemi in (Suropa ein, fo bo^ grünlii^gelbe, fpöter burt^ Slu0f(^eibunQ oon feftent iooxi lireibig ousfe^enbe ^^orj ber in Dtiftoton unb Wtj^o toac^fenben Amyris plumieri, einer fe^r ncä^m SSenoanbten bes 3Bei^^ rouc^baume^, boxm bodfenige von daxana^ unb $rotiumarten in WtJU inbien, SSenejuela unb 9lorbbrafttien. @pater ^oben aut^ DJU unb SBeftofrika von a3o6tDeUiaarten (SIemi geliefert ^od) roirb neuerbing$ iDieber am ^äuflgften ber SQanilaelemi vtmtnbct, ben ber 3^fuit (Sxi^ melius 1701 5uerft ertoä^nt

2>em (Slemi ä^nlic^ ift ba& ®ommart^ar5, bas auf ällartinique unb ®uabeloupe von Bursera gummifera getDonnen toirb. (Es ift äugen loeiglic^, innen grünlich ober gelblich, gefc^ic^tet, riecht terpentin:: artig unb toirb 5u Sritniffen benu^t, ebenfo 5U lit^ograp^ifc^en TSm^ bruc&farben, ium @teifmad^en ber $üte unb ju @aI6en unb ^flaftertt 3n berfelben SBeife bient ber (Sxxgennetoeitirauc^ ron Icica heptaphylla unb ba» ^arg von Dccumä t)om ®abunflug in SBeftafrika.

S3ie( toic^tiger ate biefe ift bas 2)ammar^ar2. Sammar ift ein malaiifc^es SBort, bM ^^argtr&ne, ^ar; bebeutet 2>as in ben ^anbel gelangenbe S)ammar^ar2 ift bas freiroiUig in grogen 9Hengen aua- tretenbe unb balb an ber fiuft er^artenbe iooxi von Shorea wiesneri unb anberen Syipterocarpajeen, ^o^en, SBälber bilbenben Söumen aSorber::^ unb ^interinbiens unb ber fllbafiatif4)en unfein. (Ss fteUt gelblic^roeige, burc^fic^tige^ äugen beftöubte Sömer ober unförmliche SKaffen Derfc^iebener ®röge bar, ift im IBruc^e glasglänjenb, mufc^eltg, etroas klebenb, leicht jeneibttc^, riecht angenehm balfamif^) unb löft \vi) DoUftftnbig in SUko^ol, Stt^er, (S^^loroform, SSenjoI unb ®4)n>efel^ fio^Ienftoff. (Es bient gu tec^nifd^en unb Seleuc^tungssroetken, 5ur :&erfteUung non i^eftpflafter unb liefert einen Orimis, ber imax nid)t fo bauer^aft uHe ber aSemftein« ober Sopalfimis ift, aber, toeil billig, farblos, fdor unb glänjenb, fic^ fe^r gut jum flbergie^en von C>U gemälben eignet S)ie erfte Slufjeic^nung über bas 2)ammar^ar2 finbet fi(^ um 1670 bei Slump^ius, einem 1627 geborenen 2)eutf4)en, ber als ^oUänbifc^er SonfuI auf SImboina roirlite. (Es gelangt feit 1827 ^aupt^ fä(f)li(^ von Sumatra in ben i^anbeL Sie td)tt 2)roge ift bas dammar putih ober toeige ^^arg ber SUalaien, loö^renb bas dammar batu ober Stein^arg, eine Slrt SHanilakopal, ber früher für bca Sammar bes europäifc^en ^^anbels gehalten rourbe, von ber mit bem Sammar^ batmt Denoanbten Sipterocarpagee Vateria indica ftammt ^a& dam- mar item ober fc^roarge $arg ril^rt oom oftinbifi^en Canarium stric-

(ßnoinnung ooit Vlo^teipcntin in ben Sii^tcniDSIbeiit Don Slorblutiolina.

ScfHUatlon bt» nincn Scipentine tn ben SBSlbcm von 9Torbkaco[ina.

(Sdbt BObtt: Copyriihl by Undcrwood & Underwood.)

S)ie ntu[eeianbi[d]e Sauiifii^lt (Agathis austraiis).

fiopalbäume (Trachylobium verrucosum) tu Seutfi^'Oftcifriha. (QTq* ,ficit[ten u. ©djenA, SBegetationBbtlbet".)

Sic $aT}c unb fiadie. 193

tum unb C. rostratum ber SKolukken ^er. 2)00 dammar mekong ober gelbe $at} unb ba0 dammar mata kuljing ober So^enougen^arj flammt von ^opeaaxttn ber ^c^M^t SHaloftka, tofi^renb ber dam- mar dagieng ober Slofenbommar oon Resinodendron rassak, ber dammar selo oom inbifc^en ^o^^^^n (Artocarpus integrifolia) be^ fonberd auf SKoIakka unb ba» Saul^arj oon Shorea robusta auf Sumatra tmb 3^^^ gen^onnen toirb.

Cfoft feit bem SIßttelalter ift in (Europa boB norbafrtkanifc^e Sanbarak^ar; b^hanni, ba» man von SBac^oIberarten abftammenb xDfi^nte unb bee^alb auc^ SBac^otber^arj ^ieg, bie ber Slaturforfc^er unb airjt »roulfonet (1761—1807) oon aEontpeUler, ber löngere Seit auf btn Sanarifc^en Z^l^i^ t^bte unb bort ^flanjen fammelte, ^u (Snbt be0 18. 3^^^unbert0 bie in ben (Gebirgen be0 norbmeftlic^en Slfrika, befonbere im 9(tla0 unb feinen SSorbergen, ^elmifc^e 39Pteffen^ art Callitris quadrivalvis ald btn toirfeltc^en (Erjeuger bed oon ben Slrabem @anbarak genannten iBaum^arje^ entbecbte. Site fotc^ee kam ee erft burc^ bie arabifc^en Strjte in (Europa ate innerlichem unb äuger^ lid^ed :^eUmitteI, ba» auc^ ju Slfiuc^erungen unb gur ^erftellung von ^flaftem unb Salben biente, auf. Unter sandarache t)erftanb man im äUtertum bas von uns Stealgar genannte Sc^mefetarfen, möi)imb ba» von und Sanbarak ge^eigene :5^t2 ben $Uten nic^t befiannt max. Wof)l konnten biefe fe^r mof)l bie i^n erjeugenbe 39P^^ff^n^ ^i^ ^te (5md)m ködros unb bie Slömer nad) i^nen citrus nannten unb beren 5ol2 fie auger gu Sc^iffdbauten befonberd in ber fiu£U9tif(^terei ju koftbaren SEöbeln unb mottenfic^eren Sleiberkiften benu^ten, aber bag ein !oaxi von i^r gen^onnen u)erbe, wixb von keinem Sc^riftfteller berfeiben ertoö^ni 3^ ^^ arabifc^en toie auc^ in ber perfifd^en fiite^ ratur bed SHittelalterm toirb em ate sindarüs ober sandarüs me^rfac^ eriD&^nt unb babei feine Sl^nlii^keit mit bem iBemftein ^eroorge^oben.

Zn (Europa ^ieg bae garj im SHitteloIter vemix ober bemix xDie übrigen« motjiL au(^ ber JBemftein —, ma» auf feine aJertoen« bung iu grimiffen fc^liegen I&gt; btnn ba» beutfc^e SBort Sflmim ift urie aud) bM frangöfifc^e vemis unb bas^ englifc^e vamish au£^ vemix hervorgegangen, ^eute noc^ bient e6 auger in ber ätr^neikunbe be« fonber« gur ^erftellung von Srimiffen, Äitten unb ßa&en. 3)ie ©an^ barakggpreffe ift ein in SItgerien forftlic^ gepflegter, meift 6 m ^o^er, fparrigöftiger Saum ober Strauch, ber teite freimiUig, teite aber burc^ (Einfi^nitte in Stamm unb Slfte burc^ le^tere gemö^nlic^ geübte SHon^uIation roirb eine t)iel grögere Slu^beute ermatten ben in ber

9lciii(a?bt, ftuttutacf((t4tc bet tlii|p|(aiiien. IL 13

194 ^e ioat^t unb fiacfie.

Slugenrinbe enthaltenen ^atifaft ^etatt^fliegen lägt (Bettocftnet bilbet e6 fpröbe, blaggelbttc^e bi0 faft bräunliche, burc^ftc^tige Sömer, bie beim Sauen nic^t erioeic^en; e^ fc^me&t balfamifc^^^arjig, ettDa0 bitter, riecht beim (Ern)ärmen balfamifc^ unb ttma» terpentinartig- (Sd toirb mit Snaftij, Äolop^onium, 2fl(^ten* unb 3)ammar^ar8 oerfälft^t Sluger biefenl ^auptfäc^ am SHaroftbo ju und gelangenben eckten Sanborak mirb neuerbing^ in groger SHenge ein i^m fe^r fi^nlii^ed, nur in SBeingeift reichlicher lödtic^e^ ^^ar} von t)erfc^iebenen (Sallitri^arten als auftralifc^er ober tasmanifc^er Sanbaraft aue btn Süftengebieten Sluftra- ttene unb Xasmaniens ju uns gebracht.

iBei biefer Gelegenheit mirb es am Pa^e fein, einige SBorte Aber ben Sfirnie ju fagen, beffen iBejeti^nung, roie gefagt, au0 ber mittel« atterlic^en Benennung bes Sanbarakd feinen Urfprung na^m. 9Ilan t)erfte^t barunter an ber Suft fc^neU trocbnenbe unb eine glänsenbe, meift buri^fic^tige !De(6e auf bm bamit aberzogenen (Segenftänben bilbenbe Srlüffigkeit 2>abei unterfc^eibet man aus tro&nenben fiten bereitete fette Sritniffe, bann bnxd) fiöfung t)on !0QXim in biefen £)ten ^ergeftellte Ba&ötfirniffe ober fette Sacke unb enblic^ burc^ fiöfung üon ^ai^en in Xerpentinöl ober SUko^oI ^ergeftellte Xerpen- tinöU unb alko^olifc^e gritniffe. Sluc^ Slt^er, Kampferöl, Qoli^ geift unb äiceton merben ale fiöfung^mittd angetoenbet Unter i^nen flnb bie fetten Srimiffe meitatu^ am bauer^afteften, toiberfle^en ber SBärme unb Qfeuc^tigkeit am beften, trocknen ciber am langfamften. @ie befte^en aus trocknenben Öten, befonbers fieim unb SSo^nöI, beren Qrä^igkeit an ber fiuft unter äiufna^me üon Sauerftoff ju trocknen burc^ iBe^anblung mit fauerftoffabgebenben Stoffen u)ie 93tei« glötte, iBraunftein ober iBteijucker er^ö^t mttbtn kann. @o mitb bei^ fpietetoeife fieinölfimis in ber SBeife ^ergefteltt, bag man geltes, kalt gepregtes fieinöl unter Umrühren etroa 2 @tunben koc^t, bann nac^ Ölnjufügen t)on 3 ^rojent JBteiglätte abermate 3 ©tunben koc^t ^ier:« auf lägt man bie Öflüffigkeit mehrere SHonate lagern, bteic^t fie auc^ in einem mit einer (ßtasptatte bebeckten iBIeikaflen in 10 cm ^o^er Sc^ic^t burc^ Sonnenlicht 2>er meitaus feinfte Srintis aber ift ber SopaUack, mie auc^ ber Sernfteintack.

Unter bem Sammelnamen kopat üerfte^t man fe^r üerfc^iebene, fc^mer fi^meljbare, bernfteinä^nlictie Saum^ar^e, bie nac^ btn Der« fc^iebenen S5erfc^iffung0pläfeen unterfc^ieben merben unb teils rejcnt, 5um grögten Xeil aber foffil finb, b. f). t)on t^ormeltlic^en garjbäumen getropft flnb unb in kleineren ober grögeren Slumpen aus ber Crbe

Sic ^arae unb Sacke. 195

gegraben loerben. Sefonber0 Slfritta ift teic^ aa Kopulen, pon benen xtum t^caipt\adßd) ben oftofrikonifi^en ober Sonfibor« unb SHofombik^ kopol unb btn u)eflafrikQnif(^en ober &tmerunkopaI unterfc^eibet

2)er oftofrikontfc^e 6anfibar:: unb SHofambikkopal uHrb melft an ber fiflfle jn^ifc^en 5 bi0 15^ fflblfa^er iBrette gegraben unb ftommt non ber Seguminofe Trachylobium vemicosum. ift bie0 ein bis 40 m ^o^r Saum mit müc^tigem Stamm unb n^eit ausgebreiteten Slften, (eberförmigen ^Blättern, jiemlic^ grogen, roten Sc^metterlihge^ baten in Slifpen unb lönglic^en, roarjigen, nic^t auffpringenben j^iUfen^ friUfiten. (St ift ein t^pifc^er iKüftenbaum, ber nur im SBereic^ ber @een)inbe gebeizt, aud^ an bm Sttften Sllabagasfuirs ro&^ft unb neuerbings jur garsgeminnung auf (S^Ion unb 3^^^ angepflanjt mixb. Stamm unb Slfte finb nielfac^ mit einem Maren :&ai2fiber3ug reic^li^l bebedtt SHefes ^^arg mirb nom 93aume abgelöß unb kommt als Saumkopal in bm ^ccabtl SBeitaus ber meifte Siopai mixb aber in einem 150—300 km breiten Äüftenftreifen, u)0 ber ©aum einft un* toeit bes SHeeres gebie^ unb in ber Qfolge fpurlos bis auf bas von i^m ausgefc^nH^e unDermesIic^e ^ar} t)erf(^manb, aus ber (Srbe ge^ graben. SHefer ift im ro^en 3uftanbe üon einer mit Saab üermengten unburc^fic^gen SSermitterungskrufte bebeckt, im 3nnem feboc^ x>o1U ftänbig klar tmb burc^fic^tig, von blaggelber bis blaurötlicher Qfctrbe. Um biefe @anb^ unb 93era)itterungskrufte ju entfernen, roirb er mit Soba ober ^ottafc^enlauge gemafc^en unb jeigt bann eine facettierte Oberfläche, roeli^e man allgemein als (Sänfe^aut bejeic^neL (St ber ^firtefte oller Sopale unb kommt barin btm Sernftein faft gleic^. (St bient jur ^^ftellung ber beften Sacke unb Srimiffe, bie imftanbe finb, SBinb imb SBetter lange Seit erfolgreich ju u)iberfte^en. !Die größten, fc^önften unb burc^fii^tigften Stücke mttbm u)ie Semftein ^u ^ttt^^ unb Sc^nt^arbeiten t)ermenbet Xtbrigens unterfc^eibet man üon biefem foffilen fiopal 3U)ei Sorten: eine, bie (S^^akasji genannt roirb, nur eine fc^nmc^e 93ermitterungskrufte befi^t unb eine geringe :&ärte aufmeift, als Setoeis bafttr, bag fie erft ner^ältnism&gig kurje 3eit im iBoben gelegen ^abtn bann. Sie finbet fic^ Aber bem Soben ober ganj ober^ fldc^lic^ im Soben cm Stellen, wo ber Saimt noc^ vorkommt, jumeift aber im Slückgang begriffen ift. 3)er eigentliche, reife Äopal aber liegt tiefer im Soben, von Sanb unb (Stbt überlagert, an Stellen, roo roeit unb breit keine Sopalb&ume me^r ju fe^en finb, roeil fic^ bas SEeer injroifc^en u)eit jurückgejogen ^at unb infolgebeffen bie Sebensbebim gungen für biefelben aufhörten günftige ju fein. (Es ift fc^on löngft

196 2)ie iocitht unb Sacke.

avLäi. auB anbem Zatfac^en feftgefteUt tootben, bog bte Dftküfte Slfrifm^ in Langfamem SSorrü&en begriffen ifl unb ha» SDeer einft fene fteppen:» artigen, oben (Segenben befpttite, in benen je^t ber &opal gegraben mixb. Wmn bie auf bm Slorboftmonfun folgenben Siegen bie (Erbe aufgelockert ^aben, beginnen bie (^geborenen mit kleinen :&acken nac^ biefem fopen ^^rje ju graben, von bmt je^t fc^on fä^rlic^ für über eine SnÜtton SHark über Sanfibar atu^gefü^rt toirb. iBei georbnetem iBetAeb könnte no4) t)iel me^r bccoon gen)onnen n^erben, wca eine u)i(|tige (Einnahmequelle für bai^ S)eutf(^e $lei(^ bebeuten n^ürbe, ba faft bie ganje :SopaIgegenb jur beutfc^en ^Kolonie gehört

9(u(^ bie Süfte t^on SBeftafrika u)eift Don Sierra fieone bi0 nac^ Senguela ^in an ga^Ireic^en Drten fopen Aopoi auf. (Er mixb in Sllergel, @anb ober fie^m in Xiefen bie gu 3 m gefunben unb kommt neuerbings in t)iel größeren SHengen ate ber oftafrikanifc^e in btn :5anbel, ift aber üon geringerer Dualität unb mirb nur mit 2 SQarlt per kg beja^lt, too^renb fener beinahe ba» 2>reifa(^e baoon gilt SBö^renb ber Sopal von Slngola eine bemjenigen von Sanfibar ä^n» tic^e, nur grögere Dberflüc^enfacettierung geigt, auc^ in größeren, bis 2 kg fc^meren ^Slumpen ausgegraben roirb, ift bei^enige von (Sabun ober ^engueta t)on eigenartigen, tiefen @prunglinien burc^gogen, an benen er leicht erkannt merben kann. 2>iefe finb baburi^ entftanben, ba^ fi(^ bas ^ati im Saufe ber 3^ ^^ ^^ ^erip^erie ftörker gu« fammengie^t ate im ^^nern; mmn bies nur in geringem Silage ge::: fc^ie^t, fo bilbet fic^ bie für bm @anflbarkopaI c^arakteriftifc^e facet^ tierte Dberflöc^e t)on kleinen, polygonalen SBfirgc^en. 6eit einigen 3a^ren kommt auc^ an» ^Kamerun Sopal in btn :5cinbel, ber für biefe Kolonie von iBebeutung gu fein fc^eint (Er mirb in fauft« bis kinbs- kopfgrogen, graugelben Stücken gefunben unb ift meift t)on einer ftarken, gelblic^toeigen a3eru)itterungdkrufte bebeckt SHes unb feine augerorbentlic^e gärte bemeifen, bag toir es ebenfalte mit einem fof^ filen Saum^arge gu tun f)abtxu Streut Dom Saume getoonnenes garg ift bort nic^t bekannt; boct) finbet fi(^ in ^Kamerun ein Sopal:» bäum, aber kein Zrac^globium, fonbem eine anbere, (Eopaifera ge= nannte Seguminofe. Sin eingelnen Stellen Slorbkameruns finbet fic^ biefes garg in möc^tigen Sägern im iBoben unb kann leicht gegraben toerben. Sin Stellen, an benen es vttmvttt mixb, legt man $robe= fc^ürfungen an unb beutet bann ba» (Sefunbene au0. 2>oc^ toirb ^ier toie überall fonft in Slfrika bie Sopalgetoinnung bis fe^t rec^t na^^ läffig betrieben. Z^ Z^^^f ^^ ^^^ 2relbfrüct)te gut geraten unb ber

ÜHc ioant unb Sadic. 197

9leget gentig 3U effen ^ot, xxAxb er nie boran brnkttit Sopol ju graben; berni folc^es oerurfac^t SHtt^e, unb jebe Slnftrengung fuc^t er xuxd) SHögtt^kett 3U üermeiben. 9Ilerku)firbig ift, ba^ ffltt fo toenig oto in ber oftafrUumlfc^en iKotonie fic^ bod beittfc^e Kapital bi0 je^ um bie Sludbeutung biefer Sloturfc^ä^e beftflmmerte.

3ft nun SlfrUia rec^t eigentlich ba^ Sanb ber Sopole ju nennen, fo finbet fi(| biefer Sloturprobukt auc^ anbenoärte, fo ote SrafUkopoI cax ber Dfttiüfte Sübomeriftad, ate SHanilokopol auf btn ^^ilippinen, (5unbainfeln unb SKoIukken unb ate Souriftopal auf ber Slorbinfel von Sleufeelanb. 2>er Srafilkopal ift bie roeic^fte kopalort, finbet \vd) niemals fop, fonbem ftammt burc^ge^enb^^ oon je^t noc^ leben« bm iBäumen. Slm ^äuftgften kommt ba» von Hymenae courbaril ftammenbe ^gorj in grorm oon knolligen, gelben bi0 bunkelgrflnen (Stücken mit einem gan; bfinnen, kreibigen Überzug in bm ^anbeL Slki^rfc^einlic^ liefern auc^ noc^ anbere Slrten tion Hymenae in @fib« amerika ftopaL 2>er SEanilakopal fliegt in SUaffen aud bem Stamm einer ftattlid^en Qidftt, Agathis dammara, ^eroor, vereinigt fic^ an bm SBur^eln in jSlumpen, mirb häufig 00m fliegenben SBaffer fortge« fc^memmt unb fammelt fic^ nic^t feiten am Ufer ber Srlttffe in grogen SBlöcken an. (St kommt in bis gu 40 kg fc^meren Stücken in ben :ganbeL 2>ie Dberfläc^e berfelben ift meift ettoae bunkler gefärbt old ba» Z^^^^f ^od) fe^lt eine eigentliche SSerxoitterungdkrufte. SHe Qfarbe ift getDö^nlic^ bemfteingelb, feltener braun, ber (Seruc^ ift angenehm balfamifc^, ä^nlic^ bemjenigen bt& Saurikopate. 2>iefer ^aurikopal ftammt oon ber neufeelänbifc^en Saurific^te (Agathis australls), bie cmf ben nörblic^ften 2:eil ber Slorbinfel befd^ränkt i|t unb ^ier nur an i^r befonber«^ gufagenben Stellen vorkommt 2)00 ift um fo bebauer^» lieber, ba fie nic^t nur ein fe^r fc^öner, ftattlic^er, bei einem 6tamm^ burc^meffer oon bi0 ju 7 m 50 m Q6f)t eneic^enber Saum mit jo^t reichen Slften unb bunkeln ^Blättern ift, fonbem auct) trefflichem 9lu^« ^ol5 unb groge SEengen j^c^Q liefert !i)iefed le^e fliegt freimillig caxs bem Stamm unb fammelt fic^ in grogen ^ältunpen an bm SBurgeln, finbet fi^l aber auc^ am unb im iBoben an Stellen, roo e^emate iKauri« toSlber ftanben, maffen^aft, oft in mehreren Sagen übereinanber, oor, fo bag ba0 gumeift üon bort angefiebelten Ofterreic^em ausgeübte ®e^ toerbe bem iKopalgrabenm ein fe^r lo^nenbem ift 2>iefe ftopalgröber, fafl audfcf)lieglicf) 2>almatiner, too^nen meift in Slucklanb unb gießen mit einem bümten Sta^lfpeer unb einer getoö^nlic^en Scf)aufet aumge« ruftet auf bie Suc^e nac^ bem SaurikopaL 3unöc^ft urtrb ber Speer

198 ^ie l^arae unb Sacfic.

in bie (Stbe geflogen. OrflP nun ber (5xSbex, ba^ er auf einen ftaurU kopalklumpen geflogen tft, fo beginnt et ju groben. 9fleuerbing0 roerben auä) u)eite Stre&en umgegraben, o^ne bag erft ber 6ta^Ifpeer Sln^ n^enbung finbet 2>ie iKIumpen fc^ioanken tion Wiu^ bto Sinbeftopf^ gröge, boc^ t^at man gelegentlich auc^ bi0 46 kg fc^mere SHaffen ge^ funben. iUte ^üd^m, bag fie fc^on fe^r lange im Soben gelegen ^aben, finb fie meift mit einer ftarken aSenpitterung^lirufie überjogen. 3m (Segenfa^ jur n^eiglic^en ^axbt be0 frifc^ au0 bem Sauribaume gefloffenen, aud) t)iel roeic^eren Sopate ift biejenige bt» härteren fop« len, feiner (Sntfte^ungsjeit nac^ meift in» Xertiör jurüdtreic^enben iKopate hellgelb bi0 bunkelbraun; boc^ finb le^tere 6tü(fte, bie mdft am fumpfigen Stellen gegraben merben, u)eniger beliebt 2>ie SUaffe ift ^art, riecht intenfit) balfamifc^ unb fc^meckt gen)ür2^aft Site ber neufeelänbifc^e Saurtkopol gegen ba» ®nbe ber 1840 er Z^^^^ 3^^t aufgefunben unb nac^ fionbon gefct)i(kt mürbe, ^atte man junädift keine SSertoenbung bafür. 93on btn Slmerikanem lernten bann bie (Snglönber feine trepi^en (Sigenfc^aften kennen unb fc^ö^en. 6o be^^ nu^ten fie i^n bolb auger jur :gerftellung üon Sacken unb grimiffen 2um iBefc^toeren ber @eibe, bei ber fiinoleumfabrikation ufm. infolge ber t)erme^rten Slac^frage rourbe feine (Seminnung immer eifriger bt^ trieben. SBä^renb fein (^ort noc^ im Z^^^^ 1^60 nur menig über 100000 kg im SBerte von 890000 Sllark betrug, mar er 1899 auf über 11 9nillionen kg im SBerte Don 13 aUillionen SHark geftiegen. 3n le%ter 3^ g^^g ^t^ ^robuktion be^felben etmo? jurück; boc^ finb fe^t no(^ über 7000 ^erfonen mit feiner ®eminnung befc^äftigt &n ganj ä^nlic^ed, ebenfalte üon einer Slgat^te ftammenbe$ fope^ :&ar8 mirb übrigens caiä) in Sleu^^Solebonien gegraben unb kommt ebenfalls ate Saurikopal in ben ^anbeL

3ur :^erftellung t)on Sacken unb Srimiffen mirb ber Sopal, um i^n losließ 5U machen, gefc^moljen. 3ft ^ mieber erftarrt, fo mirb er gepulvert unb längere 3^ ^^^ ^uft ausgefegt 3^^ Bereitung von fettem iKopalfimte mifc^t man btn gefc^molgenen Sopal fofort mit tx^ ^i^tem Seinölfimte, koc^t, mmn ber Sack meic^ merben foU, einige 3^it, fe^t bann bas ebenfalls er^i^te Xerpentinöl ^inju unb filtriert nac^ bem (Srkalten burc^ graues SÖfctipapier. (Elaftifc^en Sopalfimis erhält man aus 3 Xeilen Sopal, 1,5 Xeilen Seinölfimte unb 9 Seilen 2:erpentinöL 2>oc^ mirb le^teres erft jugefe^t, nac^bem ber Seinölfimte mit bem Sopal 2—3 @tunben gekocht ^at. (Sttva» me^r Seinöl mac^t btn Sack noc^ elaftifc^er; nimmt man aber nur 1,25 Seil Seinölfimte

^ic $arsc unb Sacke. 199

imb ko(f)t nic^t, fo trodtnet ber Orltnis fc^nelL 3^ (S^^loroform ober Senjol geloftet iKopoI toirb ate Salttack in ber ^^otograp^ie benu^t Srftr bie Sutturgefc^ic^te (Europas von ougerorbentlic^er Sebeutung ift ber Sernftein, von ben Qrranjofen unb (Snglänbem ate gelbe Slmbra bejetc^net ein ^robukt, über ba0 aUe«( SHögttc^e gefabelt tDurbe (bie ec^te graue Slmbra, beutfd) urfprüngtic^ Slmber, nac^ bem Qtabifc^en anbar, ba bie arabifc^en iQrjte guerft btefen @totf bem Stbenbtonbe flbermtttelten, genannt, finbet fic^ in Stücken t)on bi0 ju 90 kg (SetDic^t, 1^ m fi&nge unb über 0,5 m 2>i(ke bei SHabaga^kar, !5ffvat Z^^^f Surinam, Srafttien im SEeere fc^ioimmenb, bi0 feine :|^erkunft ate ätu^tDurf^ftoff bed bi0 25 m Sänge erreic^enben ^ottn^ole baburt^ erkannt tourbe, bag man i^n auc^ in bzn (Sebärmen fened S^^^it^^ xDoIed fanb. 3)er Slmber ift eine graubraune, leichte, rpac^sartige, in ber !0cmb enoeii^enbe Sllaffe t)on fe^r t)erfc^iebener, meift graubrauner Srftrbung unb ^öctift angenehmem (Seruc^, löft fic^ in SUko^ol unb <tt^er, lägt fi(^ in koc^enbem SBaffer in eine ölige grlüffigkeit um^ loonbeln unb bei groger gi^e t)erflü(^tigen. (Sr n)urbe früher ate Slp^obifiacum, bann ate Slrgneimittel t)em)enbet, bient ^eute nur noc^ ate $arfüm in Släuc^ermitteln unb roo^lriec^enben £)Ien unb Seifen). 2>er beutfc^e 9(u0bru(k iBemftein, ber noc^ im 16. unb 17. 3^^t^unbert Sömftein (im angelfäc^fifc^en bum brennen ebenfalte enthalten) ^ieg, bebeutet Srennftein, n>ett biefer an ber füblic^en Dftfeeküfte in Dft:^ pteugen t^om ftürmifc^en SHeere meift in fogenanntem Semfteinkraut (Zangen, befonber^ Fucus vesiculosus unb fastigiatus) eingefüllt an0 llfer geniorfene zitronengelbe bte toeige ober rotbraune, me^r ober xoentger burc^fic^tige Stein ine Breuer geroorfen mit rugenber grlamme unb Slu0ftrömenlaffen eined aromatifc^en ®eru(^e$ verbrennt Seine ge^eimnteDoUe :5^^unft auf ben SBogen be^ SEeere« in SSerbinbung mit ber für einen Stein ^öc^ft merkn)ürbigen (Sigenfc^aft, brennbar ju fein, machte i^n fc^on in fe^r früher tjorgefi^ic^tlii^er 3eit 5uerft in feiner Qdmat unb bann roeit barüber ^inaud ju einem ^öctift mertooU geachteten Slmulette tmb jugteic^, bank feiner fc^önen Qfarbe unb präd)« ttgen ^oliturfä^igkeit, auc^ Sc^muckftein. SSon ber jüngften neolit^i:^ fc^en Seit an u)urbe er befonber« 5ur fBxoni^ unb erften (Sifenjeit burc^ Xaufcti^anbel immer roeiter nad) Süben gu btn reictien aSöIkem cm sntttelmeer, btn (Etru^kem, Sn^kenäem, Syrern unb Stggptem verbreitet, in beren (Sräbem toir i^n in ^erlenform jum Xragen an einem f&anbt um bm gate finben. Sein anbere6 Slaturprobukt ^at bie Suttur 2>eutfc^Ianb«( in ber jüngeren Dorgefc^ic^tUc^en 3eit fo

200 SHe ^at^t unb Sac&c.

mächtig beeinflußt ote ber Semftein, ber bolb auf jtDei burc^ jo^Ireic^e 2>epotfunbe t)on bagegen elngetaufc^ten Slttikdn, befonbers Sronge^ u)Qffen, bamt oud) butc^ Seeinfluffung i^rer Dmamentik unb i^rer Xöpfereiprobukte beutttc^ ate folc^e d)arakterirterten :|^anbetoiDegen nac^ Silben transportiert n^urbe. 3)er eine fahrte ber SBefer entlang, burc^d Xal ber SMba naö^ bem ^dntal unb von ba über einige SUpenpälfe nac^ !Stdüm unb gleichzeitig im ^onetal, ber anbere führte bie Dber aufn)art0 burc^ ba» Xal ber SUarc^ ins ®ebiet ber 2)onau. 2>ie (Meeren nannten ben Semftein ölektron ein Stusbrucft, au» wtU öjcm bekanntlich unfere Sejeic^nung (Elektriiität ^eroorging, roeil man am (Elefitron, mtnn er gerieben mmbz, guerft bie fpäter ate elektrifc^ erkannten (Elgenfc^aften entbecfite. SBie bie t)ome^men Sllgkenäer Semfteinfc^mucb trugen, bm mit in jiemttctier SDenge unter ben Xotenbeigaben i^rer rei^ mit kunftooU au0 ®oIb unb SUber unb einer roegen ber Qfarbe ebenfalte ate ölektron bejeic^neten 9Eif(f)ung beiber (EbdmetaUe ^ergefteUten @c^ä^en ausgeftatteten ®räber finben, fo trugen auc^ bie Snänner unb Ortctuen ber ^omerifc^en 3^ Sem^ fteinfctimudu 9lac^ bm ölteften auf uns gekommenen Slac^ric^ten ber Griechen foUen bie biefen toertoollen Sc^mucbftein ju i^nen bringen bm p^öniftifctien iBemftein^änbler erj&p ^aben, bag im Slorbroeften ber (Srbfc^eibe fic^ ber C^banod (ate mgt^otogifc^er Slame fpäter auf ben $0 begogen) in bm Dkeanod (bae bie (Srbfc^eibe umgebenb qz^ backte Sneer) ergiege, an beffen SEünbung gemiffe Säume üon ber bort natit uorbeifa^renben @onne Semftein attsfc^n^i^en. Slus biefer @age gel)t ^eraor, bag fct)on bie atten ^^önikier unb bie t^on i^nen meitge^enb beeinflußten (Kriechen bm Semftein ri(f)tig ate Saum^arg erkannten. 3)ie$ toar auc^ bei bm Slömem ber groll, bie i^n such^I- num nannten, roeil er am bem 6aft (succus) beftimmter Säume, bie Piniu« gerabeju ate eine Slrt pnien bejeiclinet, entftanben fei

eelbftoerftänblic^ ^at es fct)on bie Sulturoölker bes SUtertums auf« ^ö(f)fte intereffiert, gu erfahren, was für eine JBemanbtni« mit bem au« unbekanntem Slorben gu i^nen gelangenben Semftein auf fic^ ^abe. !Der erfte, üon bem roir mtffen, bag er um bie Säulen be« ^^erkule« (bie SHeerenge oon Gibraltar) ^erum eine (Sntbeckungsreife nac^ bem Slorben unternahm, um bie :^eimat be« Semftein« toie au(!^ be« 3tnne« unb köftlic^er grelle gu erkunben, mar ber Grieche ^gt^ea« au0 Snaffalia (SKarfeille) gur 3^tt SUesanber« be« (trogen um 330 V. (if)x. Xlber feine Sleife nac^ ^Britannien, ber 3nfel X^ule (too^l eine ber @^etlanbirifeln) unb bem Semfteinlanb (ma^rfc^einlic^ an ber Slorb^

SHe gorje unb Boike. 201

feefsflfte Sc^estnigd) fc^rieb er bann noc^ feiner 9äAktfyc in bie aSoter« ftobt einen ^ßeripüis, b. ^. Umfahrt, benannten, uns in einjelnen Srrog« menten erhaltenen SBeric^ toorin er erj&t^It, bdk ^ Semflein (Elek- tron) auf ber 3nf^ Stbalo0 im Dkeano0 gegenüber bem germanifc^en 93oIke ber ®uttonen Don ben SßeQen angetrieben sterbe. 3^b^<^ ift er nu^t in bie Dftfee, gefc^ioeige benn ins Samlanb gelangt, fon^ htm nrirb ben Don i^m mttgeteitten Sefc^eib t)on btn Seoo^nem Slorbfrieelanbd (m ber SBeftgitfle <5c^Ie0tDig0, ju bmtn er gelangte unb bei benen er btn ^mftein eintaufc^ er^en ffabett 3^tnfalte ift aud) fpoter^ noc^ 93emftein von ber friefifc^en Slorbfeekflfte ^er 3U ben 93ölkem be0 SSittelmeere^ gebracht n^orben, ba ber um 79 n. (Sfyc üerftorbene Slömer pinius bie t)on i^ (Bleffarien ober <EIek« triben genannten Sernfteininfeln ind germanif^e 9Ileer gegenüber Sru« tannien t^erlegt

2)ie erfte fiebere Slnbeutung ber famlänbifc^en ^fte im je^en Dft^nreugen ato fieimat bts Sem{lein0 gibt uns ber feit 30 a (Sfyc 22 3^^^ bt Slom ate Se^rer ber ^etorift lebenbe tmb fic^ bambtn mit bem Stubium ber römifc^en (Befc^ic^te bef(f)äftigenbe Grieche SHo^ ngfio0 t^on :5oIifuxmag fflblic^ üon SEttet an ber 993eft6üfte 8Ieinafien0. 2>er römifc^e (Sefc^ic^tfc^reiber (iomübxB Zaötm (54—117 n. (Si^xi ber und bie erfte et^nograp^ifc^e 6c^berung be» alten (Sermaniens tmb feiner SetDo^ner gab, u)ugte, bag bie iQftQer ((Eft^en) üon ber rechten softe be0 fueDif(f)en SKeered (Oftfee) btn Semftein glesum (mo^l fpSter auf ba» 6i)xdi^ burc^fic^tige unb glänjenbe (SIü» übertragen) nannten, bag fie i^n ate ätu^murf be0 SDeere^ fammelten unb (m bie Slömer vtt^^ Baubeiten. Um mit ben Semo^nem ber 93emfteinküfte birekt in fßtx^ binbtmg ju treten, fanbte bann ber tion 54—68 regierenbe iSaifer 9lero eine römif(f)e (^ebition unter Slnfü^rung eine« römifi^en Flitters an bie Oftfeefiüfte nac^ Slorben, von vdo fie mit biefem koftbaren <&tituQ^ ni0 bt» Somkmbe» reic^ belaben ^eimke^rte.

3m SEittelatter fanb ein audgebe^nter Semftein^onbel befonber0 nac^ bem Oriente ^in ftatt, too er ^eute nod) ate Slmulett 3um 6(^u^e t)or (Erkrankung unb ate @(^mu(kftein fe^r gefc^ä^ miib. Z^ ^^ olteften 3^ten mar ba» Sluflefen be0 Sernftein^ jebermamt erlaubt (Erft bie mittelalterlichen Sifdiöfe erkannten in bem lapis ardeus üulgo Sömftrtn ein geeignetem Steuerobjekt, ba» i^nen grogen (Seminn brachte. 2>ie erfte Urkunbe barüber batiert au0 btm 3^^^ 1264. 9Iac^ i^nen beuteten bie 2)eutf(^en Slitter ba» Semfteinregal in grögtem aUagftabe au0 unb t)erkauften btn Semftein an bie Semfteininnungen,

202 ^ie :|5ac5e unb Sacke.

Me fU^ um 1300 in fifibecfi unb Brflgge, 1460 in Stolp, ftotberg unb 2>an3ig unb 1640 in 9önig0betg bilbeten. &6ln, Srronkfurt cm SOain, Slümberg unb 93enebig maxzn bomoto bie ^^upt^onbetoplä^ für Semflein. Spöter n)urben mit groger Strenge rooltenbe SSernftein^ geriefte eingefe^t, unb bie Stranbben^o^ner mugten bm Semfteineib f(^n)ören, in nielc^em fie gelobten, oUen gefunbenen SSernftein an bie Se^örbe abjuliefem, bie fic^ ba» alteinige Siecht am SSernftein on^ magte. Unb biefenigen, bie bca anftrengenbe unb gefö^rlic^e SImt Ratten, ben Semftein am btm SHeere mit Sfle^en 3U fifd^en, erhielten al0 einzige (Sntf(f)äbigung bas für i^r 2rifc^ereigen)erbe nötige Sali. 2Hefe unnotUrttd^en aSer^&ltniffe führten 3ur SSerpac^tung ber Sem« fteinnu^ng an 3)an3iger ^ufleute, bie otebolb btn ^onbel bi0 3ttbien unb ^fien au0be^ten unb in t)ielen 6täbten Qfciktoreien einrichteten. 2)te guten (Sefc^öfte, bie fie bobei machten, oeronlagte bie Slegierung, bie Sac^e roieber felbft in bie :|^anb 3U nehmen, ^od) roec^felten in ber Srolge noc^ Didfad^ SSerpac^tung unb SetbftoenDoItung miteinonber ob. (Srft 5u (Snbe be0 18. 3^^^^^^^^ n^urbe ber ^mfteineib ab^ gefc^afft, feit 1811 muxbt ba» Siecht ber iBernfteingeroinnung in <6eneralpa(i^t gegeben unb feit 1837 an btn sneiftbietenben nerkauft

!Der Semftein ber preugifc^en Oftfeeftflfte niurbe fpöter auc^ oub btm sneere gebaggert unb urtrb feit 200 3^^ten am Sanbe in grogem Snagftabe gegraben. (Er finbet fic^ in ber fogenannten Slauen (Skbz, einer burc^ (Slaukonitkönu^en blöulic^ gefärbten, fanbig4onigen 93it bung Don 1,25—6 m SHäc^tigkeit, jufammen mit :^ol5reften, ^aififc^:' Jahnen, SHeere^mufc^dn ufro. !Diefe iBIaue (Srbe ift unterottgoj&nen SUtere, bod) finbet fic^ ber Semftein in i^r auf fefuinb&rer Sagerftotte; er mug alfo älter fein unb wuxbt von einem bamate burd) ba» SHeer 5erftörten, gegen Skanbinaoien ju gelegenen fianb ^ier eingefc^roemmt SEit toelc^er (Stmalt ^eute noc^ befonber^ Slorbn^eftftürme iBemftein t)om SHeeresgrunbe lo^löfen, um i^n, meift in Xange eingetoicftelt, mit ben SBellen am Qanb ju treiben, ba» ben)eift, bag in einer einzigen ^erbftnac^t 1862 in ber (Begenb üon ^almni&en unb Slobem^ nic^t u)eniger al6 gegen 2000 kg Semftein angefc^toemmt u)urben. Slleifi finb e0 nur kleine Stücke, unb folc^e üon 500 g kommen barunter nur fetten üor. 2>a0 grögte bid je^t bekannt getoorbene Stflck fBtxttp ftein tDog 6750 g unb befinbet fic^ im königlichen SIttneralienkabinett in JBerlin.

SBie fc^on ber groge Slriftotele» (384—322 v. C^r.) richtig üer^^ mutete, ift ber Semftein ein Don einem Saume gefloffened Qaxi. SHefe

Die &atsc unb fiaAc. 203

(Srkenntitto einiger (Belehrter be? Slttettuntd ging im SSittelalter toieber vtüoxm unb an i^te Stelle traten bie nagften SSermutungen, bi0 erft tDieber 93o(| 1796 i^n für ein fopes ^flansen^arj erfOarte unb 6truoe t^n 1811 von einem Slabel^otje ableitete, donom^ m\tB bann nad), bog ber Semftein be^ Somlanbes t)on einer Oriente, Hcea succinifera, abflammt, beren ^l^^ unb Sltnbenrefte ^öufig im Semftein einge« fc^Ioffen wrkommen. 993ie bei bm heutigen Siefem unb Orienten fo« genannte ^gar^gaUen mitten im :|^ol3 entfte^en, fo bilbeten \id) foh^e bei ber Semfteinfic^te auc^ im ^mbiunt 3^ i^rem $ar3rei(f)timt kamt le^tere mit ber t)or^in befproc^enen neufeelänbif(f)en Agathis australis t)ergli(^en merben, beren Stamm unb Stfte bermagen Don ^r} triefen, ba^ fie trielfac^ baoon roie mit ®i0 in Sruften unb Sopfen bebecfit finb. 3)a5 ^axi ber Semfteinfic^te nmrbe in folc^en SQaffen au0gef(^eben, bag e$ ben Stamm ^erablief unb fic^ um bie äSurjeln fammelte, ober von bm 3toeigen tropfte unb auf allerlei am Soben liegenbe Slötter fiel, beren Qform es im Slbbrucb betoa^rte. 2)abei nmrben 3a^Irei(f)e 3^?^^^ ^^ anbere Xiere t)om jä^en ^arj umfloffen tmb in ganj ibealer SBeife burc^ bie ^^i^^Iionen bi0 auf unfere 3^ iionfert)iert 2>ie ja^lreic^en pflanilic^en (Sinfc^Iüffe bemeifen, ba^ ber Sernfteinroalb, ber fpäteften0 eoj&nen Slttere ifl unb tion manchen felbft in bie oberfte Sreibe t)ertegt nHrb, auger Xannen unb Orienten Sebem^bäume (Thuja), (Sieben, Halmen, Sorbeergemfic^fe, (Srika^ 5een, Srctme, grlec^ten unb SOoofe enthielt Ungeheure S^ttr&ume ^in^ burcl {lanben biefe SBälber unb fammelte fic^ in i^nen ber Semftein an. 2He Säume felbft, bie i^n au0gefct)U)i^t ^aben, finb mit allen anbem Seberoefen fc^on längft gugrunbe gegangen unb nur ba» un^ vcctDtsüd)t ^aii berfelben f^at fic^ burc^ bie ungeheuren 3^itr&ume, bie und oon jener ^eriobe trennen, erhalten.

2)er Semftein ift meift klar unb gleic^mägig honiggelb, feltener gelbttt^toeig bi0 braun geförbt; nur au^na^m^toeife ift er mit fiuft:s blafen erfüllt unb fc^aumig. (Er entu)ickelt beim bleiben einen eigene» tfimlii^en (Seruc^, toirb babei negatio elefitrifc^, fc^miljt bei 287 <>, brennt mit rugenber grtomme, roobei er einen angenehmen (Seruc^ ent- tDüfcelt, roirb beim (Sr^i^en in £)1 müd) unb biegfam unb l&gt fic^ bann in grormen preffen, babei roirb milchiger Semftein burc^fic^tig. Orrfi^er tourbe er ^auptfä^lic^ ju Slmulettfc^muck t)erarbeitet, roie ^eute noc^ au0 i^m befte^enbe ^erlen^ateb&nber mit SSorliebe ja^nenben Sinbem 2um nermeintlic^en (Srleic^tem be» 3^nen0 um ben ^ate Qt^ ^ängt toerben. (Segenroörtig roirb er meift ju 3t0arren:' unb ^feifen^

204 SHe ^arge unb fiadie.

fpt^en Deratbettet, tofi^renb ber SlbfoU unb bie kleinen Stücke jur :^erfteUung eine« trefflichen Sritniffe^ benu^t toetben. grcü^er gicmbte man bei un0 mk ^eute noc^ in Sluglanb, bag er alle Sranfi^etten angieße unb fo feinen Xräger bcmor befct)ü^e, n^ed^olb Semftein^ate« bänber fe^r beliebt unb gefc^ä^t toaren. 2>e£^gleic^en foUten aus SBem^ ftein verfertigte @ct)alen unb @ct)üffeln febe SSergiftung ber aaa i^nen genoffenen @peifen unb Getränke t)erunmdglic^en unb cmf ^eben, was^ befonberd im alten 3lom ber (Eöfaren für fe^r roertooll gelten mugt^ ba bort fotc^e in geu^iffen Greifen an ber Xagedorbnung moxtn. (Segen^» tD&rtig ift ^emftein namentlich in S^ina unb Z^^^ ^ gefc^ä^tee Slmulett gegen ^Krankheiten, in SHarokko gegen bie (gefahren be0 Srieged t)iel im (Sebraud). 3nt gangen roirb in 2)eutfct)tanb jä^rlic^ für 2165000 SHark »emftein für Sigarren* unb ^ßfeifenmunbfpifeen, für 145000 SKark für gateperlen unb für 190000 SHark für 2rimi0 unb Sack mtbxaaä)t pinitu^ ergä^lt in feiner Slaturgefc^ii^te, bag er gu feiner ^z\t befonberd Don bm igelten ber ^onieberung unb ber @übab^änge ber ättpen ate @cf|u^mittel gegen bta Kropf getragen mürbe. @c^on in bm Dorgefc^ic^tlic^en Slieberlaffungen Oberitalien^ finbet er fic^ ^äufig, ift aber ^ier nic^t ber oftpreugifc^e gelbe, fonbem ein in ber miog&nen SHolaffe be6 Qanbts felbft, fpegiell ber (Smttia, ge« funbener rötlictier ober brauner iBernftein, ber aber nur in erbfeu:» bis nuggrogen Stücken vorkommt Sei ber überaus grogen SBertfc^ö^ung, bie aller JBemftein feit ber jüngeren Steingeit bei fämtlic^en euros» päifc^en älölkem genog, ift ee nict)t gu Dermunbem, bag folc^er bereits in t)orgefc^ict)ttict)er 3^it auc^ aus bem $otaI nac^ bm banad) lüftemen Sönbern im öftlicfien SHittelmeergebiet gelangte, fonft Ratten nic^t, toie mir Dor^in fa^en, bie p^önikifctien ftaufleute bm ätteften Griechen on^ gegeben, bag ber Semftein Don ben Ufern bts^ Sribanos (= $o) komme, mo er burct) bie ftarke :5i^e ber bort in ber Slä^e t)orbei^ fa^renben Sonne aus gemiffen Säumen am^gefi^mi^t merbe. Xlbrigens gibt es in ben meiften Sönbern Europas unb anbermärts Derfc^ie^ benerlei, meift tertiären Sanbbemftein, ber eine me^r ober meniger ftarke Sermitterungskrufte befi^t, moburc^ er fic^ oom Seebemftein ber Dftfeeküfte unterf (Reibet; bod) ift er nirgenbs in foIcl)er SKaffen* ^aftigkeit mie in ber Slauen (Erbe ber oftpreugifc^en Süfte voxf)anbzn, mirb gubem meift nur in kleinen, gemö^nlict) bunkel gefärbten Stücken gefunben unb ^at infolgebeffen auc^ keinerlei Sebeutung als :|^anbels:i artikel erlangt

Sremer finbet gur Bereitung Don Orimis bos^ Sack^arg Dielfeitige

2)te ioax^t unb Sacke. 205

SSenoenbung. ®6 ift bie« ein in me^r ober toeniger bidten Stuften, feltener auc^ Xropfen von Sioeigen inbifdjer unb ^intetinbifc^et Sträuc^er unb Saume xxAt Aleurites lactif era, Schleichera tqjuga, Butea f rondosa, befonbete ober greigenatten n)ie Ficus religiosa unb indica obge^^ lefenes ^arg, ba» burcfi bie SBeibdjen bet fiackfdiilblaud (Coccus lacca) ^erootgebrac^t nrtrb. 2)iefe fammeln fic^ an ben betreffenben 3tx>eigen fo maffen^aft an, baSß fene üon i^nen gerabeju rot beftäubt erfc^einen. 9lac^ i^tet S3ejtuct)tung ftec^en fie i^re lebenbe Unterlage an unb fcfieiben burc^ Umn^anblung be0 von i^nen aufgefaugten @afte6 in i^rem Körper bie ^^ntaffe ate (Ejkret au0, bie bie Xierc^en t^öttig um^üUt unb oft auf bie barunter befinblid^en 3tx>eige ^erabtropft. Unter biefer fct)ü^enben Umhüllung, in mzld)tt ber aufgebrandete n^eib^ lu^e Drgani0mu0 gugrunbe ge^t unb ber Slai^kommenfc^aft ate SBiege bient, entroidteln \iä) bie jungen Sc^ttbläufe, bi6 fie, reif getoorben, biefelbe burc^bo^ren unb au0f(^lüpfen. 2>er Sack toirb nun famt btn Sn^etgen non ben iBäumen abgebrodjen unb von fenen abgelöft, unb iwat meift erft nac^ bzm Sludfc^Ifipfen ber 6(f|ilbläüfe, um bie ^ro^^ buktion nic^t ^erab^ufe^n. gh^^er rourbe ber unburc^bo^rte Sack, ber no(4 bie fungen Sc^Ubläufe unb bamit trtel roten Orarbftoff ent^ ^ölt, ^ö^er gefc^ä^t ate fe^t unb fpejiell in 3ttbien jur <6en)innung eine0 fc^orlacfiroten, btm Karmin ber (S^oi^eniUe an Seuc^tkraft fe^r na^e kommenben, ^ur Qfärbung non fBaumwoüe unb @eibe nenpen^ beten Qfarbftoffs benu^, ber bafelbft ^eute noct) ate Sadttack in ben ^anbel kommt (Entjie^t man ber ^affe bm roten karminartigen Sforbftoff mit fc^toac^er @obaIöfung, fo entfte^t ber gelblic^braune SSrnerlack, au» btm man buxd) Sctimelgen unb ätuffangen ber bei 140^ gefcfimolgenen Sllaffe auf iBananenblättem bm Schellack in gorm von glfinsenben, braunroten, bilnnen, flachen ©tücken mit mufc^e^* Hgem iBruc^ geminnt 2)er ScfieUack fc^miljt Ieict)t, löft fic^ grögtem teite in SBeingeift unb Slt^er, in SUkalien unb geföttigter iBorajcIöfung; er kamt auc^ burc^ (S:^Ior gebleid)t roerben, moburc^ er für bie :|^er^ flellimg von farblofen Sritniffen befonberd geeignet mirb. Sllan ge^ braucht i^n namentlich jur ^Bereitung ber SBeingeiftfimiffe, ber Zifd)ter^ potitur, bed @iegeUack6, nerfc^iebener Sitte unb in ber 2feuertDerk£^kunft, oud) bilbet er bie :5<^tmaffe be« Sllarineleim^ unb ber (Slektrop^or^ kucken. 3n JBoraj aufgelöft bient er ate aBafferfimi« jum ©teifen unb aBafferbic^tmacl)en ber OrUä^üte, jum Srlmiffen Don ^ßapier unb, mit feinem 9lug nerfe^t, ate unauelöfc^Iic^e Xinte.

Zn atjüna unb Z^<xn bagegen roirb ber Sack burc^ (Sinfctinitte

206 ^ie gar^e unb Sacke.

in 6tQmm titib Slfte bee 3U 5en Xerekint^en ober ^fomgetD&c^fen ge^ötenben gritnidfumac^^ (Rhus vemicifera) getoonnen. (S0 ifi bfes ein bafelbft ^eimifc^er, gut fiackgetoinnung t^idfac^ oud) angepflangtec öugerfi giftiget Saum, beffen 9(u0bflnftimgen fc^on fc^äbli^) j^nb unb beffen flbelriec^enber Soft, auf bie Qout gebracht, ftarke (tni^üxtburtQ berfelben mit Silbung von fc^merj^aften (Sefc^tofiren ^etootruft (St erreicht eine ^if^t t^on 8 10 m unb ^at geftielte, eiförmige, sugefpi^, unten mit feinen :&aaren bebecfite iBIfitter, bie ni4)t giftig finb. 3^ bem burc^ (Einfc^nitte in bie Slinbe auefliegenben roeigen SSUc^faft ift ba» Safikol entgolten, bca bmd) ein fiokkafe genanntem grerment an ber fiuft in ben glclnjenb fc^margen Sack umgemanbelt mirb. Slu0 biefem ^robufit [teilen bie Oftafiaten, befonbere bie 3^on^r ^^^(^ SHifc^en mit bem £)Ie ber Bignonia tomentosa, einee fi(etterftrau(^e$ mit grogen trompetenartigen Slüten, ober ber Perilla ocymoides, mit 3ufa^ uon Stnnober, menn bie garbe eine rote fein foU, fonft o^nc fold^en, i^ren berühmten fiacbfimid ^er. @d)on im SEittelatter max bei i^nen biefer prächtige, faft unt)enDüftli(^e grimi^ im (gebrauch, um mit i^ faft alle ^oljgegenft&nbe be^ töglic^en (Sebrauc^s, (S^ unb Xrink^» gefcfiin, mie auc^ kleine unb groge SEöbel, fetbft gange Xempet gu übet::: gießen. 6c^on aus ber 3^* ^^^ 12.— 15. 3^^^^wnberfc5 finb uns Flamen beril^mter fiackkünftler überliefert, unb um 1700 ^atte bie Sackkunft befonbers burc^ ben Sllaler Ogaia &oün i^ren !0^^q>unkt erreicht 2>ie erften fapanifc^en fiackroaren gelangten in ber gtoeiten :5älfte be6 16. unb gu Seginn bes 17. ^^^^^unberts burc^ bie feit 1657 auf ber 3nfel Sllacao an ber SHttnbung bt& ^erlfluffes 133 km füböftlicfi von Danton niebergelaffenen ^ortugiefen tmb bann aus SHanila, ber 5<iuptftabt ber burc^ bie fett 1569 von btn Spaniern be^ festen ^^Uippinen, nac^ (Europa. SBar boc^ ba» burc^ bie Sleifebe^:: fc^reibung bes SSenegianers Sllarco $olo au0 bem 13. Z^^^^^^^^ <^ 3ipctngu im Slbenblanbe bekannte Z<^>(^^ ^^^3 non btn ^ortugiefen entbeckt unb üon i^nen ber erfte ^anbü&vttktf)x mit ]tnem kun\U finnigen älolke angebahnt u)orben. @ie brachten bann bie 3^futt^ tns £anb, ate beren berü^mtefter SHiffionar ber ^eilige Qrrang Xavex gu nennen ift Slber t)on 1617—1637 gab es bann Sleibereien gmifc^en btn SSertretem beiber Stationen, bie bamit enbigten, bog bie gc^U reichen unter btn 3ctpcmem gemonnenen (S^^riften mieber ausgerottet unb bie ^ortugiefen vertrieben mürben. !Da^r erhielten bie ^oU&nber, bie feit 1609 freien ^utütt unb (Erlaubnis gum ^caibün erlangt Ratten, eine aUerbings rec^t befc^r&nkte SSöglic^keit ber ätusfu^r japanifc^er

^e garse unb Sacke. 207

äunftgegenftSiibe, unter benen miget $OT}eUan^ unb SUetoUgegen^ ftfinben ^auptf&^Iic^ ficukaitlkel eine nric^tlge 9toUe fpietten. 2>a biefe letzteren bei ben S3ome^men (Europas grogen SeifoU fanben unb Diel bege^ tmirben, ftu^ten bie :5oUanber fie bolb aud) nac^^uo^men, 1000 i^nen inbeffen nic^t gelang. (Eine gonje Sammlung fapanifc^er 2aA^ arbeiten befag im 18. 3^i^^unbert bie unglflifUic^e Königin Filarie Slntoinette; biefe ift je^t im fiouore }u fe^en.

geute toirb ber 3^<^k>^A tn folgenber SBeife gewonnen unb be« mi%t 3^^ ^trb ber SKih^faft bee im 3^<ntifc^en urushi-no-ki ge- nannten fiadtbaum« in ber SBeife gemonnen, bag man bie Sfiume einff^neibet, btn }mif(^en bm Sc^nittß&c^en fU^ onfammetnben, rafc^ troifmenben, jö^en fc^mu^igmeigen, an ber @onne erft braun unb bann fc^mar} merbenben 6aft aitökra^ unb fammelt 2>er befte Sack nritb im Sluguft gemonnen, unb }mar aus bem Stamm; ber t)on ben 9flen ^errfl^renbe ift ^Srter tmb jö^er. (St enthält 60—80 ^rojent fiacfu: ober Uruf^nfäure (Cu His O9), 3—6 ^rojent (Bummi, 1—3 $ro« jent (Simeig, 10—30 ^rojent SBaffer unb eine geringe SlZenge giftiger, flüchtiger Sfiure. infolge be0 leideren ift ha» Sammeln be0 fiack^ ^orje^ eine gefährliche Sefc^&ftigung tmb mirb nur von ber firmften 93olfe0filaffe geflbt 2)a0 fiackieren felbft ift triel meniger gef&^rlic^ unb e$ befc^&ftigen fic^ bamit ^a^treic^e ^erfonen. SHe (SefO^rlic^keit biefer Krbeit mirb burc^ ben Umftanb Derminbert, bag biefenigen, bie eine heftigere SSergiftung bamit burc^mac^ten, eine folc^e nic^t mei^r ju be^ fflrc^en ^oben.

2He fapanifc^e ^nbuftrie hütete bid nor kurjem forgf&ltig ba» (St^ ^eimnid i^ree Scuke$ vor ben Slugen ber (Surop&er, unb obfc^on bie ^oUänber mit grogem (Sifer beftrebt maren, basfelbe ju erfahren, konnten fie boc^ bie Qualitöt be0 japanifc^en 2a6ie» nic^t eneic^en, ber erft neuerbings ate ^im^^ ober 3^c^nlack auf ben europSifc^en anarkt gelangt Z^ 3^^ ift f^ne aSerroenbung eine fe^r allgemeine. 2>a biefe Dulkanifc^e 3nfel kein fo t)or}üglic^e0 Kaolin unb foldien fie^ mie ba^ meift au0 alten Sebimentformationen aufgebaute be^ nac^borte C^ina befi^, kamen feine aSetoo^ner \ä)on ftOi) boju, i^re (Sefäge ftatt au0 gebranntem Xon unb $or}ellan mie bie d^inefen au0 ^1} ^erjuftellen unb biefee burc^ einen :&ar}über2ug maffer^, feuer:» unb fäurebicf^t }u machen. 2>cqu mürbe auger bem :&ar3 Bon (Eup^or^ bien unb Slnacarbiaseen nor allem bad i^ar} bes fiackbaume^ benu%L 2>ie alten Sacker^eugniffe, unter meieren 600— 700ja^rige Strbeiten vox^ kommen, finb bie beften unb miberftanbef&^igften. (Sc^te fiackgefäge

208 ^te f>ax^t unb fiadie.

toerben mic^ Don fiebenbem äBaffer nic^t bef(f)äbigt; and) Säuren unb anbete Ül^Pffigkeiten können i^nen nicf^te antoben. 9lut im freuet get|t ber fiocft gugrunbe, toenn ha» feinen (Btunbftoff bilbenbe i^ol} }u Aof)le gebrannt ift 2)00 bamit gu flbergie^enbe ^olg toirb }uerft geglättet, jebe gruge mit Rapier ober SBerg aufgefüllt unb bann mit bünnem Saft ober §anf überfUebt, toorauf bte am Ocker unb ^appe befte^enbe @(f)i(^t kommt Sluf biefe (Brunbierung toerben je nac^ Slrt bee Ob- jektes unb ber Srein^eit bee geo^ünfc^ten flberguge^ 3—30 bünne Sack^ fc^ic^ten aufgetragen. 3^ ^te obere Sc^tc^t kommen bie Or^bftoffe, befonbers S^^nobtt unb (Bolbftaub, unb fd^Iieglic^ ber (Blangftric^. 2>te ^auptfac^e babei ift, bag bie eingelnen fiackfd)i(^ten gut trocknen, mos nl(i)t in trockener, fonbem in ettoas feuchter fiuft gefc^e^en mug, toes^ ^alb auii) ber ec^te japanifc^e Sack in alter St\t in feuchten (Sruben ober in ber 9lä^e oon SBdffem auf fc^toimmenben Sännen getrocknet unb poliert tourbe.

2)ie ^oc^entroickelte jopanifc^e fiackinbuftrie ^at nic^t nur bie Slbenblonber gur Slac^a^mung gereigt, fonbem au(^ beren ein^eimifc^e 2rimi0oertDenbung in toeitge^enbem SUage beeinflußt SBeniger toar biee bei ber inbifc^en unb perfifc^en fiackfabrikation ber Srall, bie fic^ feit bem SUtertum felbftänbig enttoickelte. 2)ie ^robukte berfelben fte^en nic^t auf ber ^Öf)e ber japanifc^en fiackarbeiten unb f)abtn ein für unferen (Befc^mack gu buntee Slu^fe^en. Sotoo^l SHufter ate Srarben fmb gtoeifello^ Don i^r ber ein^eimifc^en Sc^alfabrikation ent^ le^nt, bie in biefen S&nbem eine uralte ein^eimifc^e ^^buftrie ift, beren ^robukte früher auc^ Don btn Samen bes Slbenblanbes, befonbers um bie SQitte bee legten ^^^t^unberts oiel me^r ate ^eute gefc^ä^t iDurben.

SBie bie buntgemufterten Schale unb fiackarbeiten ift ber au0 bem inbifc^en fiacke ^ergeftellte rote Siegellack ebenfalte eine (Srfinbung unb ein ffirjeugnte Oftinbien«, bas aus jenem fianbe unw Z^^^ 1560 burc^ bie ^ortugiefen nac^ (Suropa gebracf)t tourbe unb ^ier ate „fpanifc^es SBac^e" balb toeitere SSerbreitung fanb. 93or^er ^atte man ^ier allgemein auf SBac^« bie SBabglonier mit i^ren f)üb\ä) aus ^albebelfteinen gefc^nittenen Siegelg^linbem auc^ auf toeic^em, fpäter gebranntem Xon gefiegelt, unb gtoar burften bis gur Slufna^me bes roten inbifc^en Siegellacks nur Saifer unb Könige in rotem Wad)9 fiegeln« Später tourbe bei uns ber rote inbifi^e Siegellack auf mancherlei SBeife nac^gea^mt

SBä^renb ber Sack in 3nbien auger gu Siegellack befonbers gur

Glitte be» ttautrdiultliefeniben inblfdien Seigenbaumee (Ficus elastica) Im Sota'

itiFifttn <&aiten Don $erabtniqa auf <£ei)Ion. Sie BSumt ffnb mit r4n>alm>

l)o^nt SBuTjclftügen, [ogenannten Safe Emu ijeln, jum Sttiutst gegen bae Um-

gemoifenmeiben buiff) Othanc ausgeftattet.

3apanlf4e iBtongf unD Sadtaibeitei.

«UttftineflFAe J!ftu(^t[*oI( In flefdiniBter Sa*aibeit (3Jehinfl'2a*). 9Iu6 „iSeri^te bte h. etljnograpI)if*en «Hufeume in SIlündKn 1909".

£uT<4mtn<[ 4K cm b«l It cm 6il((. Sic bünnt SoIjiDanbung l|l na4 nuisltl^una oUti Uiubcn^lltn unb Itti- binbunpina^le but* ttfn« SDerg unb Spopltr mit Sajc übfraoatn: borüb« IkB* «i™ Sil)14l am (inti SRlIcftunp DDn St^micgcl' dEkt SanMtcInpulMt unb einem baijlafn obti lititldKR Sinbtmflttl, bit Tia4 boiniinblsd Imf' nung mit <lntm Vollcittcln feiiifAltlg gcglillct i|l. auf b<(|c UnteiEaB«, ble nn flefnrn 9m4flt1Itn nac^atprilFt mtibtn fann. \\nb bctl l>aind)lifilcn ourflctiagfn. Mi nom Rllnillti tinjeln btaibtlltl uiutbcn. Den Smnb bilbct t\nt [rbt[gr[br Sd)id)t, b<r eine btaungrüne Sagt folgt, unb Übtt bclbi Ift eine jlnnnberrolc X/tdt gtltgt. de hi bie[( btti fiadfifiiiten tfnaeWnittcn« DmamtnlitninB jelol ein In iftlnri. Run|t a'mDSnbelMmSiW slebcT' le^cenb», aud) oon btn ^annn abcmDmnunei XitlDTallonsmollD. nAmlld) ben Slawen alt Iqnibcillnnttn Sllft in einti ftlEilletlen negenniDlIc,

!S)ie $ar3e unb fiadie. 20d

(Beurtttnung bt» roten Orcnrbftoffe benu^t toitb, Dertoenben totr i^n ju bm oerfc^iebenften fc^fi^enben Äbergfigen namentlich auf (Segenftänben von :5ol5 ober ^appe (papier mäch^). 2>er meifte fiacfi kommt au0 bm Songeelänbem, @iam unb Slnnom ju une, tmb ^toor tft ber i^auptoui^fu^r^afen bofür Kalkutta.

93on nidjt au0 fol^iem inbifc^en Sack ^ergeftellten grimteüber^ jügen, bie tec^nifc^ in (Suropa unb allen Sulturlänbem t)on Sebeutung finb, ift ber toic^tigfte ber au0 B^^luloib, b. f). nitrierter, mit einer aIko^olif(f)en fidfung von Kämpfer unb je nac^ ^ebarf auc^ Orcxrbftoffen unb 3li}btU0dI Derfe^er SaummoUe ober Seibenpapier ^ergefteUte Saponlack, btn man Denoenbet, um blanke metaUifc^e ^lad)m, bie keiner erheblichen SBörme unb keinen ftarken mec^onifc^en Singriffen ausgefegt finb, vox ber (Eintoirkung Don fiuftgafen ober Säuren gu fc^en. Sluger ber (Elektrotechnik ^aben fic^ auc^ anbere ^^^uf^^n bie ajorteile bedfelben junu^e gemad^i So ift }. fB. ^eute faft alle^ Silber jum Scfru^e gegen D^ribierung in 3^^^^^^^ getaucht SBenn man häufig gebrauchte filbeme (Berate einige S^t nac^bem man fie gekou^ ^at befielt, bemerkt man, bag getoiffe gelbliche Stellen be0 Sacken abgeblättert finb. 2)a0 ift tbm ber infolge bee ftarken (&t^ brauche abgegriffene S^onlack.

ttcln^acbt, AutticcgcfcMte bex tlii(pf(antcti. II. 14

XXV.

Die buftenben ^flotiäen^OQe-

3Bie ^d) ber SHenfc^ gerne 5U fefUic^en Slnläffen mit woffiütd)tn^ bem £)Ie folbt unb bie Sletbung^ftflcfie mit pocfilmiertem äZktffer be^ fprengt, fo Benoenbet er feit Urzeiten gerne ju gotteBbienftttc^en ^onb:» hingen Slöuc^erungen von buftenben ^dlsem unb Jörgen, ote beren t)ome^mfte0 ber SlSei^rouc^ fic^ bis auf unfere aufgeklärte 3^ ermatten ^at 6(^on im merten uxü) fünften oorc^riftlic^en 3^rt^f^^ ^aben bie alten iKuIturoöIker bes SHorgenlonbee i^ren (Söttem teite in 93er:« binbung mit blutigen ober unblutigen Opfern, teils mit (Sebet uK\i> (Sefang SBei^rauc^, SHgrr^en unb (Salbanum geopfert, um fie buri^ btn babei ousftrdmenben SBo^Igeruc^ }u erfreuen. Wiad) ber SKittei^ lung bes SSoters ber (Sefc^ic^tsforfc^ung ^erobot, Derbrannten bie (Sifcd^ böer beim Srefte bes Sei in Sab^Ion aUfä^rlic^ für taufenb Salente, b. ^. 4 710000 Snark SBei^rauc^, unb nad) Putarc^ brachten bie Sggpter morgens, mittags unb abmbs^ ber Sonne ein SBei^rouc^opfer bar. ähu^ bei btn 3uben tourben morgens unb obenbs auf bem oor bem 93or^ange bes älUer^eiligften in ber Stifts^fltte unb fpäter im Xempel fte^enben, mit (5oIb überjogenen Slöuc^eraltar allerlei too^I^ riec^enbe Spejereien, Dor allem auc^ SBei^rauc^, Derbranni Sei bm (Sriec^en kam ber (Sebrauc^ bes SBei^rauc^s gtun Opfer burcf) Ser^ mittlung ber ^^önikier ettoa im 7. Dorc^riftlic^en Z^^^^^^ ^fr ^^ btn Slömem er^ebli^i fpöter, in Serbinbung mit SBeinfpenben, toä^renb oor^er 9Qet ober SUilc^ ber :^erbentiere boiu gebient ^atte. 2>ie (S^^riften betrachteten anfänglich folc^e Stauc^opfer als ^eibnifc^e (foeud; aber bereits im Serlaufe bes 4. 3^^t^unberts brangen fie auc^ in bm diriftlic^en Sultus ein, nur oerbot man, biefe (Sott unb btn ^eiligen allein jukommenbe (Ehrung nac^ römifc^er Sitte auc^ ben futiferli(^en Silbfäulen gukommen gu laffen.

SHc duftrnbeii VfUm^i^Knic. 211

2)er SBd^xoiu^ unb bte anbeten beim SSecbtennen bußenben ^flanien^OQe nmxben im ffütnoJldfm wit im fflbifc^ tmb juletit im (^tißlic^en StUit in afletallgeffigen Mxbrannt, bie an fietten gettogen unb ^ unb ^ gefc^nnmgen onitben, um bie Zempeirfiume mit Wo^ecOdftn ju erffiUen. 6oh^e btonsene Slmu^eipfannen (lateinifc^ turibula inoensoria) onitben me^tfac^ in ^[kmtpeji gefunben tmb finb fc^on in attäg^fififc^ ZempelboifteUungen obgebilbet Ha mdfi» ifi ja bec 9Bm\d) fo bonfemotiD als im fiult Uab bomit ber <Sott^ bacgebtoc^ SUnu^pfer laff en fic^ bis in bas ftfilKfte Wttttma juxilcb^ oecfolgen. Slue bec biblifc^ (Befc^ic^ kennen mir fe^r mo^ bat Wect, ber auf fok^e näu^^er^arje gelegt mürbe, unb w^m au0 ber 9Bei^na(^t0gef(^ü^ mie bie 99Seifen au0 bem SBorgenlanbe, bie bem 6teme noc^egangen nxtren, bis |ie ba» 3^u0fdnblein in Set^Ie^em fanben, anbetenb oor i^m nieberfielen unb i^ Sd^cdgit auftaten unb i^m (Solb, SSei^ram^ unb Sn^n^ ote bas fioftborfte, vs)Q3 es ba^ mals gab, fc^enkten.

SBeim altifraetttifc^ (Bottesbienft nnirbe neben 9Sei^rau4i unb SK^rr^ auc^ chelbenah, vs>Q3 (erhärtete) SHik^ bebeutet, lateinifc^ gal- banum, geopfert, eine Sxoge, bie ber berühmte griec^fc^e Slrjt ^ippo^ furates, ber groge Slriftotetesfc^er X^eop^raftos tmb anbere als chal- b&ne ermähnen. (Es ift bies ber am (Stengel tmb an ber aSafis bes perftfd^en Solbengem&^fes Ferula galbaniflua freimUlig austretenbe erhärtete SHib^faft, ber in Srorm oon me^r ober meniger oedüebten, at^en grflnlii^braunen Sdmem, bie oft ju einer gleichartigen SQaffe oereinigt finb, in bm fysmbd gelangt <Sr in ber Sälte fpröbe, jnnfc^ ben Sfingem fmetbor, riecht jiark aromatifc^, fc^mecftt etmas bitter, terpentinartig tmb biente frfl^er atu^ als Slr^neimittel, inbem mcoi \fym eine gemiffe (Etnmirfetmg auf bas Uterinf^ftem jufc^rieb. ^etite mirb er bei tms nur noc^ otigertic^ als lei(f)t ^autrei^enbes $^fter tmter ber aSejeic^mmg SKutter^arj Bermenbet 9loc^ im SDitteU alter mar er eine nic^ tmmii^tlge 3>roge, bie als ein :&anbelsartlkel aSenebigs me^rfac^ ermähnt mirb tmb \v^ atu^ unter ben (Effekten bes im !Safyct 1360 . in (Englonb gefangenen Honigs 3<>^<<i^ tion Stankt reic^ befanb.

Süic^er mar ben alten fitilturDÖlkem bes SHorgenlanbes bie Otts Slrabien fiammenbe SH^rr^e, ein in tmregelmägigen Hörnern ober Htmllen von Slttg^^ bis Srouf^öge in ben ^anbel gelangenbes, gelbliches bis braunes, burc^fc^einenbes (Bummi^ar} t)erfc^ebener in äflorboftafrifaa tmb 6fibarabien ^eimifc^er Zerebintig^enarten, oon benen

14*

212 3)ic buftcnben ^^iartitnl^ax^t.

ber td^tt SQgtr^enbaunti Commiphora (b. ^. (Summterseuger) myrrha, ber toic^ttgfte ift SSon bem nur etoa 6—8 m ^o^en Saum fliegt bas Sn^rr^en^atj Don felbft nac^ audttocftnenben SBinben, bie bie Slinbe 2um Werften bringen, nac^bem \id) ba0 i^olg burc^ vorausgegangene Siegen mit SBaffer gefüllt ^at, aus in Srorm eines milchig trüben, gelb^^ liefen Saftes unb erftarrt, allmä^lic^ bunkler toerbenb, gu einer eigen::' tümlic^ balfamifc^ riec^enben unb gecoürj^aft bitter fc^meckenben Sllaffe, bie ^d) beim (Sr^i^en aufbläht unb einen angenehmen ®eruc^ x>tt^ breitet 2)ie SH^rr^e enthält oerfc^iebene ät^erifc^e £)le, (Summi unb ioaxi unb ^at i^ren Slamen aus bem arabifc^en murr, mas bitter be^ beutet Seit bcn älteften B^ten bilbete fie ntbtn bem SBei^rauc^ einen roic^tigen Seftanbteil ber Stauc^erungsmittel unb too^lriec^enben Salben, bie im Orient bei allen gottesbienftlic^en ^anblungen gur Slncoeubung gelangten. 2)er griec^ifc^e (Sefc^ic^tfc^reiber ^utari^ berichtet uns, ba^ bie $riefter im Xempel ber 3f^^ täglich breimal räucherten, unb gcoar bes SKorgens mit Salfam, gegen SUittag mit SH^rr^en (bal) unb am Slbenb mit kyphi, einer SUifc^img von 16 unb me^r Derfc^iebenen ^ngrebiengen, bei beren Slnfertigung auf bie igeiligfeeit ber 3^^^ t)ier Slückfic^t genommen toerben mugte.

2)as S^p^i ift ein in ben ^ieroglgp^ifc^en 3nf(^riften ungemein häufig ermähntes ^eiliges Släuc^ermitteL 2)as altäggptifc^e Xotenbuc^ nennt Derfc^iebene Seftanbteile besfelben; augerbem ^aben uns griec^i« fc^e Sc^riftfteller fo ausfüf)rlic^e SUitteilungen barüber ^interlaffen, bag toir bie toic^tigften Seftanbteile besfelben kennen, SUlerbings ftieg bie 3ci^l ber Sngrebiengen, bie anfänglich nur toenige betrugen, im fiauf ber 3^^^^unberie auf mehrere 2)u^enb. 2)eren SUifc^ung tourbe in ben Xempeln felbft vorgenommen, unb nad) Putarc^ las man bm Salbenreibem unb Släuc^ermittelmifc^em mä^renb i^rer Slrbeit aus ^eiligen Schriften oor, bamit i^re ®eban&en babei auf bas Göttliche gerichtet feien. Slus bm 3nfc^riften an btn Xempelmänben unb bem Xe£te ber ^ap^ri erfahren toir oon ber ^argigen Slusfc^mi^ung eines nic^t nä^er befinierbaren arabifc^en Saumes aus ber Or^tnilie ber Sn^rr^enbäume, aus toeli^er bie Salbenreiber ber äggptifc^en Xempel in befonberen fiaboratorien (asit) ein Släuc^ermittel ^erftellten. 2)ann iDirb bas ^robufit bes ebenfalls arabifc^en Xefepbaumes (Dermutlic^ aucf) einer (S^ommip^ora^^Slri) häufig in bm S^^iregepten ertoä^nt; auc^ fanb beffen (Bimtmi^arg toie bie SU^rr^e beim (Sinbalfamieren ber fiei(f)en Serroenbung. 2)ie toic^tigften Seftanbteile b^ S^^i ober maxm oerfc^iebene SBei^rauc^« unb SUgn^enarien; baneben gelangte

!3>ie buftenben ^flansen^arse. 213

oiu^ SKajüi^aT} }ur Slnioenbung, oon bem man jur 3^ i^^ $^<^^ raonen fc^on brei Sorten, nämlic^ ^t^wax^t», toeige« unb rote0 unter:» fc^ieb.

SBei ben otten Slg^tem bienten Sü^rr^en aud) ote Slr^nei, jum SlS&rsen t)on 995ein unb jum ^erfteUen oon too^Iriec^enben Salben, mit benen bei feftUc^en SInläffen oor allem ba0 ^aupt^aor gefalbt tDUtbe. Sluf le^tere nimmt bas ältefte uns aas ber oltäg^ptifc^en 2U teratur erhaltene (Bebtest aus bem mittleren Sleic^ (2160—1788 d. (Oft.) 93e5ug, nömlic^ bad i,fiieb be0 igarfner^'', ber ben ®d)maufenben in ben Käufern ber Sleicf^en mo^renb be0 SUa^Ie^ Dorfong unb fie fot genbermagen jum fieben^genuffe oufforberte:

irSroIge beinem SBunfc^, biemeil bu lebft, Sege SE^n^en auf bein ^aupt, fileibe bi(^ in feines Sinnen (Setränfit mit köftlic^en SBo^Igerflc^en, 2>en eckten Singen ber ®5tter. SSerme^re beine SBonne noc^ me^r, Sag bein ^er} nic^t mübt fein, Srolge beinem SBunfcf) unb beinem 93ergniigen Unb f(f)affe bir ein Sc^ickfal auf (Srben Slac^ ben SBfinfc^en beines :5^^nd, Sid jener Sag ber Xrauer }u bir kommt; 2)enn O|iri0 erhört i^r Schreien nic^t, . 2Inb keinen Süenfc^en ruft bie Sotenfüage aus bem Grabe surflck. freiere ben froren Xag m\b ru^e nic^t an i^m! 2>enn fie^e, niemanb nimmt feine ®üter mit fic^, Jinb no(^ keiner kehrte }urü^ ber bort^in gegangen ift"

Sluc^ bei bm 3uben im SUten Xeftamente ift üiel oon Sü^rr^en 3U gottesbienftUc^en Släuc^erungen unb ate profanes 2)uftmittel bei feftlic^en Stnlöffen bie Siebe. SZkxs alles an folc^en SBo^lgerüc^en ba^ mals bekannt toar, ^Säß uns ber um 800 v. (Si)x. lebenbe Siebter bes i^o^en Siebes auf, xütnn er in Sap. 4, 13 oon ber (Beliebten fagt, i^r Körper bufte „toie 3r)vttn mit Starben, Starben mit Safran, Kalmus unb Sinnamom (3imt), mit allerlei Säumen bes SBei^rouc^s, SÜQrr^en unb Stloe (bem ju SUhu^erungen oermanbten mo^lriec^enben SUoej^ol}), mit allen beften SBllrsen". Unb in &ap. 5, 5: „SKeine ^o&nbt troffen oon Sngrr^en(^falbe) unb Sllgrr^en liefen über meine JJlnger,^

214 ^te buftenben ^Pflansen^ar^e.

SLap. 3, 10 fpric^t er jur Geliebten: i,2>er <Senu^ bebtet Selben flbet:« trifft otte ©etDürje-*

93on btn Sg^ptem wxb 93orberafiaten gelangte ber (Sebrmuf) ber 9n^^e ote gotte$b{enftl{(f)e0 Slauc^ertDerk \mb Parfüm bei feftlic^en SInl&ffen gu ben (Kriechen unb Stdmem, bie fie in ä^nlic^er SBeife tme bie Slg^pter ontoanbten. Site gefc^ö^te^ :^eUmitteI empfehlen fie bie römifc^en Ittrgte ®cribontu0 fiargud unb SUe^anber XroUianiid (int 6. 3Q^t^unbert n. (£^r.). dornüius^ <id\\i» fprii^t non einer ]d)xoatitti, bei Sltigen&ranfi^eiten angen)anbten Sü^rr^e. SIuc^ im 2>i0penfatorium bee SSoleriitö doibuB rxAxb bie Sn^n^e angeführt 2)ie ^eilige ioribt^ garb nennt im 12. ^^^t^unbert mirrha unb empfiehlt fie gegen allerlei (Erkrankungen. So ^ot fic^ bie SU^rr^e ate gef^fi^tes Heilmittel, toenn auc^ nic^t ate ^&ud)ttwttixf b\» auf unfere Xage auc^ im Slbenblanbe im ®ebrau(^ ermatten.

Sfiod) Diel tDi(^tiger ate bie Sllgrr^e toar ate Stäuc^ermittel bei atten gotte^bienftlic^en ^anbtungen ber Orientalen ber SBei^rauc^, von toelc^em bie SUten, toie auc^ Don ber SH^rr^e, t)erfdE)iebene, grögtenteite nac^ btn Orten ber Herkunft benannte SIrten unter^^ fc^ieben. 3^te (Srjeuger flnb t)erf(^iebene So^toettia^Slrten, Don benen Boswellla carteri, ber ec^te SBei^rauc^baum, t)on btn SUt&ggptem anti genannt, ber roic^tigfte toar. 2)ie äBeif)rau(^b&ume flnb, toie bie Sn^rr^enb&ume, in STorboftafrika na^e bem SLap (Suarbafui unb auf einem befc^r&nkten Saum ber mittleren, ate :|^abramaut bezeichneten Süboftküfte SIrabien$ ^eimifc^. 3^ beren Stämme toerben 5U (Enbe Srebnmr ober Slnfang SQörj unb bann noc^ 5U)eimal }eu)eUen inner« ^alb 9nonat0frift Don ben (Eingeborenen tiefe (Sinfc^nitte gemacht, aus bmtn ein milc^toeiger Saft reii^Iic^ atisfliegt; nac^ einiger 3^ erftarrt er gu gelben hörnern, bie bann von bm Stämmen abgdöft ober am aSoben aufgelefen toerben. Sie fc^mecken aromatifc^, etma$ bitter, er« toeic^en im Wunb unb geben, auf glü^enbe Sohlen geftreut, einen an« genehmen balfamifcf^en (Stmd) von fic^. SBie biefer (Sttud) bm SKenfc^en angenehm toar, fo backte man fic^, toerbe er auc^ bie (Götter erfreuen. So tierbrannte man fc^on im ätteften Sggpten }u (E^ren ber ^imm« lifc^en btn SBei^rauc^ (anti), bm man al5 eine ber grdgten Softbar« keiten mit ber SH^rr^e unb bm (Setoürgen 3^bien6 aus bem füblic^en Slrabien begog. SBegen biefer auf$ ^öc^fte gefc^ä^ten ^robukte tourbe }ened fianb von allen roeiter toefttoärte too^nenben SSdlkem, bmm e^ biefelben übermittelte, ftark beneibet unb gUlddicf) gepriefen. 2>a0 Sanb 3^nten in ber Silbuieftecke Slrabien« toar i^nen bas^ „(Slflcklit^e

2)ie buftenben ^flanjen^arse. 215

älrobien''. igtet beftanb in frü^eft nac^toetoborer 3^ f^on in btt erften i&älfte be^ jmeiten Dotc^tiftlic^en ^^^^uf^^^^ ^^ ^^4 ^on SKoc^m, ba£( bann fpSter von bemjenigen von 6aba oemic^tet unb obgelöft nmrbe. SSon ben Sab&etn beri(f)tet bet griec^ifc^e (Sz](i)i(f)U \dft6btt 2)ioboro0 au0 StgUien, ba^er Siculits genannt, ber gut Seit <£äfar0 unb Sluguftud' in 40 Sflc^em bie bis gum 3a^re 60 V. (£^r. reic^enbe (Sefc^tc^te faft atter bamal£( be&annten 93dlker fc^rieb: i,2He Sabäer too^nen im (Slflcfiltc^en Slrabien, ^aben ga^me^ ^te^ in unenneglic^er SHenge unb fo triel Salfom, Maffia, 3^^^ Salmu^, SBei^^ rouc^, Sn^n^en, ^almen unb anbete loo^Iriec^enbe (6eu)ä(^fe, ba^ bM gonge Sanb von einem toa^r^aft göttlichen SBo^Igeruc^ burc^gogen ift, ben felbft bie Seefahrer aus betröc^tticf^er (Entfernung toa^me^men; ift i^nen bann gumute, ate röchen fie bte fabelhafte Slmbrofia.''

2)er um 25 n. (£^r. geftorbene griec^ifc^e Geograph Strabon be^ richtet auf (5runb eigener Slnfc^auung auf Steifen unb bes Stubiums fitterer Geographen in feiner 17 Sucher umfaffenben (Seograp^ika: „3^ ^^bt ber Sabäer, bem gefegnetften Slrabiens, to&c^ft SH^rr^e, SBei^rouc^, 3tmt unb Salfant 6ie ^olen auc^ (BetDflrge aus bem SIegerlanbe, too^in fie mit lebemen Mf^ntn fahren. 3^^ Slonat an bergleic^en :gentic^keiten ift fo grog, bog fie 3\^t Maffia unb ber^» gleichen toie Srenn^olg tierbrennen unb bie reii^ften von i^nett, bie (Berr^öer, alle Geräte im igaufe toie Stu^ebetten, Sreifflge, 9nilct)t5pfe, Seiler ufto. Don ®olb unb Silber, unb auc^ bie Xflren, SB&nbe, decken mit (Elfenbein, (bolb, Silber unb (Ebelfteinen gegiert ^aben.''

2)er griec^ifc^e $^ilofop^ X^eop^raft, Schüler bes Slriftoteles, fc^elbt in feiner $flangengef(^i(^te fd^on im 4. 3^^i^^unbert o. df^x.: «,SBei^rau(^ (libanos), SH^rr^e (sm^e) unb SSalfam (bälsamon) kommen aus Slrabien unb toerben burc^ (Einfd)nitte gecoonnen ober quellen Don felbft aus btn Säumen ^eroor, bie teils auf bem (Sebirge milb toac^fen, teils auf eigenen Sr^lbem am Srug ber (Gebirge kulti« niert merben. 2)er SBeii^rauc^baiun foll nur etroa fünf (Ellen f)od) unb fe^r äftig fein. Seine Slfitter follen benfenigen bes Simbaums äl)n« l\^, nur trtel kleiner unb fe^r grün fein; bie Slinbe foll glatt toie beim fiorbeer fein. 2>er 9Ili)n^enbaum ift noc^ kleiner, ftrauc^artiger, ber Stamm foll ^art, an ber (Erbe ^in unb ^er gebogen unb bicker als ein Urtterfc^enkel fein. Slnbere befc^reiben biefe Säume anbers. See« fairer, toelc^e ba» (Bebirge gefe^en ^aben, berichten, bie Säume feien bort burc^ (Einfc^nitte tiermunbet, bie Sropfen fielen teils ^erab, teils blieben fie am Saume kleben. Sllan breite aus Saumblättem ge^

216 ^le buftenben ^flanaen^ar^e.

floc^tene Sllatten barunter, ober ftotnpfe btn Soben fefi 2>er von ben Snatten ftammenbe SBei^rauc^ unb bie SUgn^e feien fdar unb burc^« fc^etnenb, bie t)om (Erbboben oufgelef enen nieniger, unb bie von ben Säumen gefc^obten feien burc^ Stinbenftücke Derunreinigt.

. Sluf btm (Sebirge ber Soböer fanben bie Seefahrer keine SBäc^ter, toeil bort kein (EintDO^ner bem onbem ftie^It liefen S^f^anb be^ nu^ten bie Srremben, famntelten groge Süaffen biefer Stoffe unb fuhren bamit toeg. flbrigen^ hörten fie, bag bie Sobäer i^ren SBei^rau^ unb i^re Sn^rr^e in btn Sonnentempel bringen, ber von bemaffneten SBäc^tem befc^ü^t mixb. 2)ort tut ein jeber feine SBare auf einen ;^aufen unb legt auf biefen ein Säfelc^en, toorauf ber $reie^ angegeben ift kommen nun bie Saufleute, fo fe^en fie nur nac^ btn Xäf eichen, billigen fie ben ^reie, fo nehmen fie bie SBare unb legen bas (Selb ^in. 2)ie Stücke SBei^rauc^, bie in ben ^anbel kommen, finb fe^r vcx^ f (Rieben unb mand)e ido^I fo grog, boSß fie bie ^axü> füllen können. aSon ber SUgrr^e ^at man eine Sorte oon natürlichen Xropfen, eine anbere in künftlic^ geftalteten Stücken.'' 2)er griec^ifc^e Sd^riftfteller 2rlaoiu0 Slrrianu^ (um 100 n. (Si^x. gu Slikomebia in Sit^^nien Qt^ boren, n)arb 136 unter ^abrian ^räfekt t)on iKoppabokien unb ftarb unter SUarotö Slureliue) berichtet in ber (Befc^ic^te ber 2relb}üge SUe^an^ ber$ bed (Brogen nac^ btn beften Quellen: „alte SUe^anber in bie SBüfte ber (Sebrofier (fe^t SHekrän in äSeUtbfc^iftan) kam, ftanben bort Diele ungeu)ö^nlic^ groge Sn^rr^enbäume, bie noc^ niemanb auegebeutet ^atte. 2)ie p^önikifc^en Saufleute, bie bem :&eere folgten, führten gan^e ßabungen üon SKgrr^e n)eg.^ Mnb piniu« enblic^ fagt in feiner Slaturgefc^ic^te über biefee ^flangenprobukt: „2)ie Slllgrr^e (myrrha) n)äc^ft an mef)reren Stellen ^rabiene, namentlich ba, voo ber SBei^^ rauc^ n)ac^ft Sluc^ kommt eine gefc^ä^te Sorte non 3nf^^ ^^^ ^^^ Sabäer ^olen fogar Sn^rr^en }enfeit£( bee SHeeree bei ben Xroglobgten. 2)ie Säume finb bomig, mad)\tn teite n)ilb, teite abfic^tlic^ gepftanjt; au0 i^nen fc^toi^t bie Wx)xxt)t, kommt in Seutel gepackt gu um, unb bie Salben^änbler fortieren fie bann nac^ btm (5eruc^ unb ber grettig«' keit Slud) 3"^^^ K^f^ ^^ SKgrr^enforte, aber eine fdjlec^te."

®nblic^ fc^reibt ber gried)if(^:^äggptifc^e (Srogkaufmann Aosmas 3nbikopleufte0 (b. t). ber 3^^bienfa^rer), ein Seitgenoffe bee oftrömifc^en aaifer» 3uftinian L (483—565 n. (T^r.), ber mit feinem 2freunbe unb ÄoUegen silena« von SUejanbrien beibe gingen im ^ö^eren Sllter IM Älofter eine Sleife nac^ Dftafrika unb 3«öien machte: „2)a« Sanb, tDel(^e0 btn SBei^rauc^ hervorbringt, ift an ber Sübgrenge oon

2)ie buftenben ^flansen^arse. 217

fRttliopien gelegen, int 3^^^^^ ^^^ Kontinente; aber ber O&eonoe reid^t noc^ batüber ^inaits. 2)a^er gießen bie benachbarten SBemo^ner Sorbariad nac^ bem ^oc^Ianb, unb im ^onbeteoerke^r führen fie von bort bie metften Spegereien ans: SBei^rauc^, Maffia, Kalmus unb Dielen onbere, unb fie fc^affen es auf bem Seetoege na^ Stbule (bem heutigen 3eUa in SHaffaua) unb (5iadai(^:'3lrabien, nac^ 3nbien unb ^erfien. @d)on im SUtertum pflegte bas 5u gefc^e^en; btnn bie Königin non SabOf meiere C^rlftus bie Königin von Slßttag nennt, brachte SBo^I^ gerüc^e unb Koftbarkeiten gu Solomo, toelc^e auf ber afribanifc^en Oßküfte ^eimifd^ finb, ferner (Sben^olg, Slffen unb ®oIb au0 Slt^iopien, ba fie Slt^iopien benachbart fenfeite bes Stoten SEeeres too^nte.'' §ier ertoeift fid^ allerbings ber biebere Sleligiofe (benn er fc^rieb feinen Sleifeberic^t erft ate Sllönc^) nic^t ate DöUig bibelfeft, ba er bie (öt^ fc^enke ber Königin von @aba mit bzn ^robukten gufammemoirft, bie Salomo auf feinen toieber^oU atisgefü^rten (Sspebitionen nac^ Op^r (im je^igen Sl^obefia) ^olen lieg. Später ^aben bann erft toieber oxabifc^e Geographen t)om 3Bei^raud)Ianbe aus eigener Slnfc^auung 3u^ Derlä|ifige0 5U berieten gemugt

@e^r grog toar ber 93erbrauc^ bes SBei^raui^d }U gotte^bienft^^ liefen Slouc^erungen fc^on im alten Slggpten. 2)abei u)urben bafelbft toie bei ber SQgrr^e t)erf4liebene Sorten unterf4)ieben, bie je nad) ber Gottheit, ber bie S{öud)erung galt, oerf trieben getoä^It tourben. @o ffi^rt eine 3nfc^rift bes XempeUaboratoriums in (Sbfu aus^ ber 3eit ber ^tolemäer 14 Sorten Slnti^öarj (SBei^rauci)) nzbm 8 Sorten W>^^ati (eine Slbart ber Sn^rrtje) auf. 93on btn 14 ätnti^^argforten bilbeten 11 bie erfte unb 3 bie gleite Qualität SUle Ratten befonbere Slamen unb foUten aus btn Stugen ber betreffenben Gottheit, ber fie geu)ei^t toaren, herausfliegen. Sin bm Sreften ber Gottheit, ber fie entfprungen fein foUten unb ber fie bes^alb getoei^t waxm, mwcbt nur bie be^ treffenbe Sorte, unb stoar in geioaltigen 3Ilengen Derbrauc^t So fte^t im Dflristempel in 3)enbera gefc^rieben, man foUe am Dfirisfefte im 31Ionat Q^oxak befonbers mit ber jmeiten Sorte ber erften Qualität bie 3läud)erbecken füllen; benn es ^eigt: „(Ss entfte^t aus bem Sluge bes Dfiris ein Slnti^^^^^rj in SBa^r^ett, ^erauskommenb aus bem linken Sluge; feine Ofarbe ift rötlic^.^

Zn Slac^a^mung biefer äggptifc^en Sitte benu^ten auc^ bie alten 3nben nai^ i^rem Slusguge aus Slg^pten btn SBei^rauc^ }u i^ren gottesbienftlic^en Släuc^erungen; toie f^on im 2. Bud) Sllofe 30, 34 u. f. 3U lefen ift: „Unb ber iQtn (3^^^e) fprac^ ju Sllofe (am Sinai

218 ^te buftenben ^flanaen^arje.

um 1280 D. (Si)t.): WAxtm 5U bir Sptittd, aSoIforn, SbeUium, (Sol^ banum unb reinen SBei^rouc^, t)on einem fo Biel ate Dom anbem, unb mac^e Släiu^ermerk boroud, nac^ ber Slpot^eketkunft gemengt, bag e0 rein unb ^eilig feL Unb foUft be^felben tun oor bas S^ugnis (nämlic^ bie Sunbe^Iabe) in ber 6tiftd^fitte, tx)o ic^ mic^ bir offene boren toerbe. 2)00 foU euc^ bo0 SUIer^eiligfte fein. Unb be$glei<i^en Släuc^ennerk foUt i^r euc^ nic^t mad)m, fonbem ee foU bir ^etlig fein bem ^erm. siSer ein folc^ee motten toirb, bog er bomit r&uc^ere, ber foU ouegerottet toerben Don feinem fßotke."

3^0^^ f^n^ flberotid grogen SBertfc^&^ung unb noOkommenen Unentbe^rlic^keit bei ben gottesbienfUic^en (Auktionen nic^t nur bei btn filggptern, fonbem ouc^ bei bm Sulturodlkem Slorberofien^ unb om Snittdmeer mar ber ^onbel mit SBei^rouc^ noc^ vld me^r ote ber« jenige mit Sügrr^e ein fe^r mic^tiger Traktor unb brockte ben 93ölkem, bie fic^ mit feiner (Srjeugung unb feinem Xron^port obgoben, reichen <Be« minn« 3^r ^^^ ^^^ f^g^n, bog koum ein onbered ^flon^enerseugni» im SUtertum einen berortigen (Sinflug ouf bo$ SBirtfc^oft^Ieben unb bie gonje Kutturentmicklung ber beteiligten SSöIker ausgeübt ^ot, tote bie mo^Iriec^enben (Summi^orse SBei^rouc^ unb SU^rr^e. SBeti^en Sleic^tum er btn a3ö(kem (6Ifl(kli(^::ätrobien0 brockte, ^oben mir bt^ reitd gefe^en. älUerbings ift bie SHenge t)on (&olb, bie |!e befogen, im fionbe felbft gemonnen morben. 2)onn ober brockte i^nen ber SxxA\d)m^ t)onbeI mit bzn inbifc^en unb oftofrikonifc^en SBoren reichen (Seminn. SBie uns griecf^ifc^e unb römifc^e Sc^riftfteller berichten, mug einft im füblic^en Xeil bes Sloten SUeeres ein groger a3erke^r oon ^onbel^:' fc^iffen beftonben ^oben, bie SBoren ou0 3nb{en unb Oftofriko polten. 6o fogt un9 Slrrions Seric^t über bie Umfc^iffung be^ Sloten SSeere^ (Periplus maris erythraei) ou» bem 2. 3cil)t^unbert n- C^r., bog bie (EintDO^ner (Slücklic^^^Slrobiend ou0 SHokroIus on ber Sflfte Oftofrikos SBei^rouc^, Sngrr^e, Sonkomon (ein ber SKgrr^e ä^nlic^e« ©ummt* ^orj) unb onbere« Släudjermerk, üon onberen §ofen berfelben Äüfte ober (Slfenbein, :^ömer bee ^ca^oms, Sc^UbpIott unb SkUtotn bt^ sogen, ou6 3nbien ober ert)ietten fie 9lei0, ©efomöl, 3ucker („sac- chari"), ^Pfeffer, ©oummoUgeiDebe, ©elbenftoffe, 3nbigo, bo« ingmer* ortige ©emürj unb geilmittel (S;oftu0, S^w^tkoffio, Slorbe unb Slorben* folbe, bo$ tDO^Iriec^enbe, ebenfolte 3U Släuc^erungen bienenbe (Svmmu ^orj SBbellium, Dngj unb onbere (ßbelftelne/ murr^tnift^e ©efäge unb Sto^IiDoren.

93on Sflborobien au0 mürben biefe ^robukte ouf bem Sonbmege

3)ie buftenben ^fian^tn^ax^t, 219

toeiter espebiert SHe ^auptkaratDonenftrage bafür, bie beiil^mte SBei^« rau(f)firage bt» ^Utettum«, ffl^rte simäc^ft noc^ SrjiAm, tx)o fie fic^ teilte, um euterfeits norbofttx)&rt0 nadf Sab^lonien unb fübtoefttDört» tiad) %9))ten obsustDeigen. 6te oeröbete erft ato gu Segtnn ber r5mi^ tnifd^en Saifer^errfcf^aft bie unteme^menben äggptifc^eh Saufleute regele m&gig mit i^ten Schiffen in ben fflbatabifc^en ^äfen erft^ienen unb bie oerfc^iebenen ftork begehrten ^anbeteattiket an SDtt unb Stelle kauften. SHe grolge baoon war, bag bie am SatatDanen^anbel be^ teUigten Stfimme, t^re0 fcfl^eren teic^en SSerbienfte^ beraubt, teiltoeife nac^ Slotbatabten au^toanberten unb fic^ bort frud)tbarere neue Slieber^ laffungen erkämpften, ober al$ SSIbner in bie 2)ienfte ber ^art^er unb Slömer traten. 2)iefe femitifc^en Stämme au6 Sübarabien toerben im $Uten Xeftament ate 3f^^^tten bejeidjnet, b.l).QlB Slai^kommen 3fmael6, be0 So^ne» Slbra^antd unb feiner Slebenfrau ^agar, bie fpäter non i^rem SKanne famt btm So^ne oerftogen unb in bie äBüfte ge^» fc^ckt ttmrbe. (Ee fei beifpietemeife nur an ben Btdd)t in 1. SHofe 37, 26 erinnert, in toelc^em bie Sö^ne 3^ob0 hinter bem Glücken be0 aSatere i^ren jüngften Sruber 3ofep^ an eine nac^ Stggpten }ie^enbe fiorotoane verkauften: „Unb fa^en einen igaufen 3f^^^Hten kommen au0 (SUeab (btm Oftjorbanlanb) mit i^ren Kamelen, bie trugen SBarje, Salfam unb SH^rr^e unb gogen ^inab nac^ Slg^pten.'' SHefer :^anbel0t)erke^r ber Sabäer unb SHinäer, toie bie Slnge^ porigen bt» älteren Steid)e0 Don Wadfln von btn griec^ifc^^römifc^en Si^riftfteUem bejeic^net toerben, reid)t in fe^r ^o^e$ SUtertum gurflik. So belogen fc^on bie Stggpter ber älteften Sgnaftien SBei^rauc^, Sn^n^e unb bie übrigen fflr if)re ®otte$bienfte gebrauchten Släuc^er^^ ^orge 0on i^nen. Slugerbem aber f)aben }e unb }e mächtige ^errfc^er bcs ^^araonenlanbee eigene (S^pebitionen ju Schiff nac^ Sttbarabien au0gefanbt, um Mefe koftbaren unb mic^tigen ^robukte in größeren Snengen }u ^olen. 2)a0 fianb, bca biefe f^eiligen (Bummi^arje fieroor:' brache, ^ieg bei ben alten Slggptem taneter, b. f), (Sotteelanb. <&b galt i^nen ate bie Heimat i^rer (Sötter, bie nad^ allgemeinem (Stauben einft bort too^nten unb oon bort ^er nac^ btm Sliltal gelangt fein foUten« SHe in bm 3nf(^tiften gebräuchliche geograp^ifc^e Segeic^nung f&r biefes fianb ift Punt (eigentlich Pun, ba bas t am Sc^luffe nur ber meiblic^e Slrtikel ift; ba aber biefer Slame einmal eingeführt ift, fo behalten mir i^n bei). <&& umfagte auger Sübarabien bie gegen^ flberliegenbe :Sfifte oon Slfrika unb mürbe fd)on fe^r frü^ Don btn Qggptem felbft aufgefüllt Sc^on oor btm 3^^te 3000 v. (£^r., gur

220

SHc tmftntbcn Vflanscnfxntc.

3eit öct aönlge bec 1. imb 2. Dgnopie, blc fit^ oI» ©tobflätten ^pgra* miben aus an bct 6onne ß^oÄneten ßc^maiegeln errit^tcten, [onbtm bie mac^tooUen^ercfc^et bee aiütols, bie in ailemp^ in UnteräSQpten ce[ibieitcn, i^te ®(f)iffe, toie nai^ Serien, um 0(0 toertvoUes ^u^olj füi bas ^ol^oime flanb 3cbem[tämmc oon ben Mb= gongen bee Sibonon unb anbete (Sttter ^u ^oien, fo na(^ bem Sanbe $unt, um bie mo^lriet^enben gatge, bie man }um 3läu(f)etn unb ju ben im Seben bes Orientalen [o mit^tigen Salben unb 6(^minken braui^te, auf biie^tem SOege 3U befd^affen. Genauere 9la(^rld)ten über [olc^ ffij' pebitionen erhalten toir bun^ bie Sentimöler er[t aus bet 3eit bes Sönigs Salute ber 6. 2)9naftie, bei oon 2743 bis 2731 V. €\)x. ^enfd)te, unb bie [ic^ bereits unter fiönig Snofru (2930—2906) gu enttnicbeln b^innenbe ältefte ög^tifdie 6eemac^ möt^tig förbeite. äBtr erfat)^ ren non i^m, bag er eigene ©c^ffe nac^ fpunt [onbt^ bie 80000 anag SBet^touc^ (anti), 6000 (Semii^te (Elek^ tron(eine Segiening ausSolb unb @Uber) unb 2600 6täbe einer koftbaren &oljart, nielleit^t (Eben^ol^, nat^ ber gauptftabt Sttem^ p^is brachten. SlflrjUd) entbedtte 9leH^s aus feinem ^gramibentempd |(^ilbem bie :&eimlte^[ btefec trotte unb bie)enige einet anbeten, bie

fBilb 68. marrtellung etnt« 9Bet^iaud)baum0 fm (Stabtemptl btx Söntgln gatfdiepfut In S>ei et

iBaört. (Stai^ Slümidjen.) 2)ie3nf(f|ctft lautet: .(Sritnenbc SSet^iaut^tiftumt 31 StüA, fterbelflefü^rt unter ben Softbarheiten be9 Sanbea $unt füi bie SnaleitSt bes (Sottee Simon, be» &erm bet Irblfi^en Spione, aite- mol» tft A^nlidiea gefe^en moiben [dt (£t[it)af' fung bee äBeltalle."

2)te buftenben ^flanaen^orse. 221

QU0 ^^önikien mit femitifc^en (gefangenen unb ein^eimifc^en SQatrofen anlangte. (S» tft bie0 Me öltefte 2>arfteUun8 feetüc^tlger Sro^tjeuge unb fprifc^er Semiten, bie mix befi^en.

Wäifxmb ber 6. 2>9naftie (2626—2476 t). <S^x.) maxm bie (Bau^ ffltften von (Elep^antine bie (Erfotfc^et ber füblic^ unb öftlic^ von Ägypten gelegenen fiänber unb fahren in i^ten (Stabinfc^riften bm Xitel i,3arau)anenfü^ter, ber feinem :&erm bie (Erseugniffe ber Srtemb:» lanber überbringt". (Siner berfelben, namens^ ^ctrc^uf, brachte bem Sönig $^iop0 IL einen 3^^8 <tU0 bem Sanbe $unt mit, tDoffir er von Jenem einen Slnerfeennungdbrief erhielt, auf bm er fo ftol5 roar, bag er i^n auf ber a3»orberfeite feine0 Grabest bei Slffuan einmeigeln lieg ate ein 2üd)m ber grogen (Sunft, bie er beim Könige genog. a3»on einer größeren (^ebition nac^ bem fianbe $unt erfa^en roir erft mieber roö^renb ber 18. 2)9naftie. Süeranlagt mürbe fie von ber ener:s gifc^en Xod^ter unb (Erbin X^utmofis L, :&atfc^epfut, bie mit i^rem igolbbruber X^utmofid IL Der^eiratet roar unb na^ beffen Xobe Don 1616—1481 V. (if)x. felbftdnblg regierte. Um bie oberfte ber brei Xerraffen i^re0 (Srabtempete in 2>er el iBa^ri roefUic^ Don Zt)thm mit ben 93äumen, bie bzn äßei^rauc^, bas^ ^eilige anti, ^eroorbrac^ten, ju fc^mücfien, entfanbte fie eine (Espebition nac^ bem (Sotteslanbe ^unt, beren (Sinsel^eiten fie in 3nf(^rtften unb fiugerft lebenbigen fsenifc^en 2)arfteUungen an ben SBönben eben jener Xempel^alle fcpbem lieg. 3m neunten 3^^^^^ ^^^^ 8legierung lief bie au« fünf grogen See* fc^iffen befte^enbe ^rtotte burc^ einen fianal im öftlic^en 2>elta ins^ $lote SKeer au0 unb fu^r fübmärt« nac^ bem fianbe $uni 2>ort an^ gekommen, rourbe ber ägt)ptif(^e Slbmiral Dom Surften ^ari^u, feiner Srrou 9Itl, sroei Söhnen unb einer Xoc^ter aufs^ freunblic^fte auf:' genommen. Wiad) bem Sluetaufc^ ber üblichen (Sef^enfee unb ber Slu^ ftellung ber mitgebrachten Statuen ber Königin unb ber beiben :&aupt^ götter flg^pten«, Simon unb Sta, xourben bie gemünfc^ten ^robukte be0 fianbe« $unt gegen bie t^on }u :&aufe mitgebrachten SBaren qt^ taufest (Sine 2>arfteUung mit ber erkl&renben 3nf(^ft ir93elaften ber Xran^portfc^e'' aeigt un« ba« (Sinlaben ber SBaren mit aUen 2>etaU5. äBir fe^en barauf, mie äg^ptifc^e SSatrofen bemüht finb, brei in dübeln gepflonate, blattlos ge}ei(^nete, ftarkftämmige, knorrige SSäume, bie au0brücfüic^ ate anti, b. ^. SBei^rauc^bäume, bejeic^net roerben,* bie

* Wtnn neuerbing» bei norbametikanir^e gfotfcber SBreafteb in feiner eben beutf4 iin SQ^erlag von (S)arl (SurtiU0 in ^Berlin W erf^tenenen, fonft fe^r lefene« tperten i»<Sef4ic^te flg^ptene" an biefer unb an aUen anbeten Stellen ba0 SBort

222 2)ie buftenben ^flanaen^arse.

Sonbungsbrfldie hinauf auf ba6 S3»etbe(ft bes Schiffe« }u trogen, too bereite fttnf onbere fold^e SBei^rouc^bäume ixxA\d)ta ben oufgeftopelten @(^ä^en fic^tbar finb.

2)ie fec^saeilige, ^ierogtgp^ifc^e 3nfc^^ft erklöxt ben Süorgang in folgenber SBeife: „i>ca aSelaften ber Xrcmdportfc^iffe mit einer grogen 9Qenge von ^errttc^en ^robukten Slrobiem^, mit oUen fioftbaren ^^dljem be0 ^eiligen £anbe0, mit :&aufen von SBei^rouc^^ar}, mit grünenben SBei^rouc^bfiumen, mit (Sben^olj, mit reinem (Elfenbein, mit (Solb \ja\b @Uber au0 bem fianbe Slmu, mit bem tDO^Iriec^enben Xefep^olje, mit ^Saffiarinbe (Simtkaffia), mit Sl^ammei^roud^ (Dom SBoIfambaum), mit SSeftemfc^minfie, mit Slnauoffen (Cynocephalus hamadryas), Sop^offen (Cynocephalus babuinus) unb Xefemtieren, mit grellen von Seoparben bes @üben$, mit ^Irrauen unb i^ren Sinbent Sliemate ift gemacht tDorben ein Xransport gleich biefem von irgenb einer Königin feit <Sk^ fc^affung be$ SBeltoIte."

SBie merben bie (Sinmo^ner Zi^^btna geftount ^oben, ote biefe feltfamen 2)inge oUe Dom äg^ptifc^en SSefe^te^ober ,r3^rer SQojeftät'' überbrac^t tDurbenl 2)ie SBei^rouc^baume aber lieg fie, 31 an ber 3a^lr ctuf ber oberften Xerraffe i^res^ fc^önen Xotentempete bem ^tte Simon 5U (E^ren aufftellen unb rfl^mt ]iä) in ber 3nf(^tift: „Z^ ^^^ i^m ein $unt gemacht in feinem Garten, mie er mir befohlen ^otte . ., es^ ift grog genug für i^n, um fic^ barin ju ergeben. "^ 9leuerbing0 })Qt man hinter biefem i^rem Xotentempel, in toelc^em i^r unb i^rem Spater ber übliche Xotenbienft abgehalten rourbe, i^r unb nic^t loeit bat)on i^res^ SSaters^ ®rab gefunben.

2>ie aSejie^ungen 5um Sanbe $unt blieben au(^ unter i^ren 9Iac^^ folgern ber 18. unb 19. 2>gnaftie erhalten unb öfter melben und bie 3nf(^riften an ben Xempeho&nben oon (Sspebitionen ba^in. @o lieferte ber :&anbel mit $unt X^utmofis m, ber 64 Z^^^t ^xnb {mar toie aftronomifc^ beftimmt mürbe, Dom 3. SHai 1501 bis 5um 17. SEär) 1447 V. (S^r. regierte, regelmäßige unb reiche (Einkünfte. Sluc^ i^em^eb, ber Don 1360—1315 über Slg^pten ^errfc^enbe SSegrünber ber 19. ^^ naftie, entfanbte nac^ einer urfiunblic^en ^^f^^f^ ^^ ^^ WSxtbm feiner ®rabkammer eine erfolgreiche (Espebition nad) $unt 2)ie0 roieber^olten feine grogen Slac^folger, oor allen @et^O0 L (1313—1292)

anti mit Sllpn^e, ftatt toie [dtnUic^e übrigen Qor^^tx mit SBei^tou^^ übetfe%t, fo ift er barin ooUkommen im 3trtum, toie mir ber befte Kenner ber Waterie, $rof. <^. @4meinfurtb in SBerlin-Sc^önebergp auf eine perfönlic^e ttnfrage bin eingebenb 5U begrünben bie Ofreunblic^iieit b^tte.

SHe buftcnben ^flatisen^arit.

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224 S)ie buftenben ^flanaen^arae.

uttb Slamfe» IL (1292—1225 o. <Si)x.). JBcfonber» unter lefetercm mufe ein reger Sc^ffs^Derke^r nic^t nur im öftlic^en Sllittelmeer, fonbem aud) burc^ ben @ügrDaf[erkanaI ber fianbenge Dön Suej nac^ bm lüften bes Sloten 9IIeere0 ftattgefunben ^aben. älber nic^t nur Jene mac^tooUen Könige, fonbem aud) bie reichen ^riefterfc^aften ber grogen Xempel bes^ Simon, 9la unb ^taS) befonbers in ber Sleic^s^auptftabt Z\)^hm befagen i^re eigenen Sr^otten auf bem 9QitteImeer unb im Sloten 9Qeere, roelc^e, roie ble 3«fcÖrift^n melben, ^bie (grjeugniffe von ^^önikien, ®t)rien unb $unt in bie Strafkammern bes (Sottes lieferten''. (S$ mug alfo bamote bie ®c^iffa^rt in Slggpten in gröjserem 9Qagftab al0 )e 5uoor betrieben roorben fein.

Später ^at bann ber britte Sönig von 3frael, ©alomo (993—953), unter bem bie fübifc^e Sönigsmac^t i^ren ^öc^ften äugeren (Slanj} er^^ reichte, roo^t in Slac^a^mung ber ägt)ptifc^en :^errfc^er, ebenfalte eine :&anbel0ej;pebition nac^ $unt unb barüber ^inaud nac^ bem ^olblanbe Dp^ir, ba6 roir neueften Srefiftellungen 5ufolge in Sl^obefia }u fuc^en ^aben, entfanbt. 2>ie von i^m in (S5eon^®eber im Sanbe ber (Sbo^ miter am Ufer be0 Sc^Ufmeeres erbattten Schiffe bemannte er mit ber @c^iffa^rt fiunbigen Snec^ten be0 p^önikifc^en Königs :&iram Don Xgru0, feines IBunbedgenoffen. Z^^^ (Sjpebition brachte bem @aIomo 420 3^tner (Solb, unb ba fie fic^ fo flberaue rentabel eriDie^, lieg er fie me^rfac^ roieber^olen. @o ^eigt es in 1. Könige 26—28, wo au6^ ftt^rlic^ barflber berichtet roirb: ,,2>ie Schiffe @alomo0 aber kamen in breien 3^^^^ einmal unb brachten ©olb, ©ilber, (Elfenbein, Slffen unb Pfauen" ledere von inbifc^en Saufleuten eingetaufc^t Stuc^ bie Sönigin von ©aba „au0 bem 2anbe Sleit^-Slrabien'' roa^rft^einlic^ bie Königin a3ilki0 ber fabatäifc^en ^nfc^riften kam, n>it in 1. Sönige 10, 2 5u lefen ift, „gen Z^<^^^ wtt f^^t viü SJolk mit Kamelen, bie ©pegerei trugen tmb t^iel <Solbe» unb (Ebelgeftein''. (Es finb bie0 biefelben 2>inge, bie bis ba^in bie 9Qinäer au6 bem fionbe $unt nad) %gpten unb Sgrien Der^anbelt Ratten. Später lieg bann aud) ber ogpptifc^e Sönig Slekau ber 26. 2>gnaftie ber $^arao Slet^o ber JBibel (612—596 v. (Si)x.) , beffen ©(^iffe im SEittelmeere unb im Sloten SHeere fuhren, unb ber ben Sanal oon iBubafti^ na^l @ue} rooltte erneuern laffen, Don i^m bienftbaren p^önikifc^en ®(^iff$^ leuten gang Slfrika umfahren. Z^^^^oli» finb )ene bamal0 auc^ in bca innere, nac^ Sl^obefia, gelangt, roo man in ben Stuinen t^on Qiwbcibmt allerlei p^önikifc^e unb äg^ptifc^e SUtertümer fanb. 2>a0 roar bie le^te Umfeglung Slfrika^, Don ber tDir roiffen, Dor berfenigen

Sliift iurnZtrca^mUmptl bciSOnlgingatTdicprutttt bti<&r3twTTti]bt2>»([^t)ri meftlicb oon Xijtbtn. in mtUtitm Die tm Xt;! abgebtlCttc unb btl^ittbene Gspebition nad) btm fianbe $unt )ur (Sriangung von 9Betl)rau4baumtn bargtrtellt tlt.

®ln aStt^raui^baum (Boswellia carteri) auf bm Salkbtigen oon gattab in

©fibarobien. (Slaif) ein« in ©ammlung bt» SSot SnfHtul« b«t Bninerfltöt

SBlm befinblii^en qH)ologi. oon ?Prof. Dr. O. ©imonp.)

Smte Don DTangenblütcn auf b«t Selbem btx !|Jarfameitt !B. (£ourt in ®iaffe.

Saeminemte btt $atf Urnen efabnft JB. (toutt in (Stoffe.

*5>\t buftenben 9flan)en^ar5^. 226

Ukaco ba <Saxna» im 3^te 1497; bemt bie um 460 o. (S^r. untere nommene Slfcikafa^tt bes katt^agifc^^spunifc^en Slbmirate i^anno bie SBeftfülfie S(frilux0 entlang, n)obei er bie etften ®oriUa0 ju (Sefic^t be^ kam, enbete wt ber Umfd^iffung bee fiaps ber (Sitten :&offnung.

SBos ben @(^iff0oerke^r ber %^ter nac^ @übarabien, bem fianbe bt» 9Bei^rouc^0, anbetrifft, fo max er roieber befonbers lebhaft }ur ^tolemöerjeü Slber oüdi bamate tat er ben :&anbel0be3ie^un8en ber Sobfter 5um Slorben keinen bebeutenben (Eintrag. Slac^ XDie vor blieben biefe lederen, mit un$ eine 3nf(^^ cm6 ber ^tolemäerjett betpeift, bie 993ei^raud^Iieferanten otter grogen Xempel Slgtiptem^. 2>er Sleic^tum ber Sabäer toar immer noc^ roettbertti^mt unb i^re Un^ bejtDingbarfiett bero&^rte fic^ felbft gegenüber bem ^relb^erm be0 römifc^en fiaifers Sluguftud, ber nac^ anfänglichen (Erfolgen Don bem uneinnehmbaren Sllarlb abjie^en mugte. Wioä) ^eute seugen bie ge^ roaltigen Stuinen, bie 20 Stockroerfee ^o^e aSurg (Somban in @anaa, ber Xempel von Waüb, beffen 9,5 m ^o^e SHauem ellipfenförmig um eine natürtic^e iBobener^ö^ng leerlaufen unb bie groge Xalfpene von SHorib, beren 93erften bie Slrober mit bem Untergange ber @abäer^ mac^t in 3^fammen^ang brachten, von ber einftigen ^o^en Kultur jene« Sleic^ee, bca auger burd^ feine eigenen ^robuftte, teor allem 3Mlfta\xd) unb SQ^rr^e, burc^ feine Sage auf bem SBege von 3nbien nac^ Slg^pten unb ben Säubern am SHtttetmeer 5um ^ganbeteftaate präbeftiniert toar. ®ein ailac^tbereic^ erftreckte fic^ bis nac^ (Sa^a am SnitteHänbifc^en 9Qeere unb flberatl bem :&anbel0rDege entlang befag e0 befeftlgte Slieberlaffungen ate älblagen fttr ben :&anbeteoerke^r unb etfl^unkte feiner SHac^i Slu0 fpätfabälfd^er 3ett finb (Solb^ Silber^ unb ftupfermün}en ber i0ttt\d)tt, bie sugleic^ oberfte ^riefter i^ree S3olke0 roaren, auf uns^ gekommen. ®ie bekunben eine ftarke Slb« Bangigkeit Don griec^ift^en, fpäter t)on römifc^en Sorbilbem unb selgen un« bie Sönige juerft in altarabift^er ^aartrat^t mit frei ^erabs» ^ängenbem, langem :&aar, fpäter in geringelten, langen Strähnen unb jule^t im kurjen :&aar ber römifc^en ^^^^^toren.

9Bie bei ben Slggptem mar auc^ bei bm Süorberaf taten, nament^ lic^ bm aSabgloniern, ber SBei^rauc^ etn bei ben (Sottedbienften 5U Stäuc^erungen Diel gebrauchter :^anbeteartikeL :&erobot berichtet im0 im 5. ^a^r^unbert v. <Si)x., bag bie Slraber alljährlich bem ^Perfer:^ könige 2)areio0 (um 500 v. (Si)x) einen Xribut oon taufenb Xalenten (= 26200 kg) SBei^rauc^ abli^em mugten. 3)erfelbe Slutor fagt, bag bie SBei^rauc^bäume in Slrabien t^on üielen kleinen, geflügelten Schlangen

(Ernte oon Oiangtnblilten auf den iüelbem bet 3JatfÜnwrU fS. <Eourt in CStafTe,

3aemineTnte btr ^aifitmcdefatirik S. Court tn '&za\\t.

2)ie buftenben ^flansen^ats«. 226

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aSo^co ba (Santax im 3^^^ 1^97; berm bie um 460 d. (S^r. unter:» noxmitnt Slfrikofo^rt bes katt^ogifc^^punifc^en Slbmirote :&anno Me SßeftMfie S(frifia0 entlang, n)obei er bie erften (SoriUod 5U (Befielt be^ kam, enbete tior ber Umfd^iffung bes 3ap5 ber (Suten :&offnung.

9Ba0 ben ®(^iff0Derke^r ber iSg^pter nac^ Sübarabien, bem 2ccnbc be0 9Bei^rau(^0, anbetrifft, fo toar er roieber befonber$ lebhaft jur ^tolemSerjeit. Slber auc^ bamate tat er ben ^^anbetebegie^ungen ber Sob&er 5um Slorben keinen bebeutenben (Eintrag. Slat^ roie oor blieben biefe lederen, XDie uns eine 3nfc^^ft o^^ ber polemäergeit beweift, bie SBei^raud^tieferonten aUer grogen Xempel Slgt)pten6. 2)er Sleic^tum ber SabSer roor immer noc^ toeltberüi^mt urtb i^re Un^ be^xDingbarkeit bero&^rte fi(^ felbft gegenüber bem grelb^erm bes römifc^en fiaifers Sluguftue, ber nad) anfänglichen (Erfolgen Don bem uneinnehmbaren 9Qarib abgießen mugte. Wiod) ^eute geugen bie qt^ ipaltigen Stuinen, bie 20 ©to&merke ^o^e iBurg Somban in 6anaa, ber Xempel Don SHarib, beffen 9,5 m ^o^e SHauem ellipfenförmig um eine natürliche iBobener^ö^ung verlaufen unb bie groge Xalfpene Don SHorib, beren iBerften bie Slraber mit bem Untergänge ber Sabäer« mac^t in 3ufammen^ang brachten, non ber einftlgen ^o^en Kultur jenes Sleic^es, ba» auger bur^ feine eigenen ^robukte, t^or allem aBei^rauc^ unb Sllprr^e, burc^ feine Sage auf bem SBege von 3nbien nac^ SQggpten unb ben fi&nbem am SHittelmeer gum :&anbeteftaate prSbeftiniert roar. Sein 9Qac^tbereic^ erftreckte [ic^ bis nac^ (Saga am aUittellSnbifc^en SHeere unb flberall bem :&anbelsmege entlang befag es befefllgte Slieberlaffungen als älblagen für bzn :&anbelsoerke^r unb 6tfl^unkte feiner ailac^i Slus fpätfabäifd^er Seit finb (Solb^ 6ilber^ unb Supfermüngen ber :&errfc^er, bie gitgleic^ oberfte ^riefter i^res Süolkes roaren, auf uxib gekommen. @ie bekunben eine ftarke 91b^ Bangigkeit non griec^ifc^en, fpäter non römlfc^en Süorbilbem unb seigen uns bie Könige auerft in altarablfc^er ^aartrac^t mit frei ^erab^ ^ängenbem, langem :&aar, fpäter in geringelten, langen Str&^nen unb }ule^t im kurzen :&aar ber römifc^en 3^eratoren.

SBie bei btn Slggptem mar auc^ bei bzn Sorberafiaten, nament* lic^ bm aSabgloniem, ber SBei^rauc^ ein bei ben (Sottesbienften 5U ^löuc^erungen niel gebrauchter :^anbeIsartikeL :&erobot berichtet uns im 5. ^a^r^unbert n. (Si)x., bag bie Slraber alljährlich bem ?Perfer* könige 2>areios (um 500 n. Oft) einen Xribut oon taufenb Talenten (= 26200 kg) aBei^rauc^ abli^em mugten. 3)erfelbe Slutor fagt, bag bie SBei^rauc^bäume in Arabien von vielen kleinen, geflügelten Schlangen

tUtn^atbt, tttttuxgefc^ittc ber «tu^pflotiicn. n. 15

226 ^^ buftenben ^flansen^arse.

betDQc^t XDerben. SBoUen nun bie Seute ben SSSei^rouc^ ^olen, fo muffen fie erft ©tgraj (gtiet^. st:^ax, ber cm» ©tomm unb Slftcn bt& in ©grien unb SJlrabten ujat^fenben ©tgrojbaume«, Styrax officlnalis, getDonnene, sö^fUiffige, graubraune, aromatifc^ riec^enbe SSalfam) am brennen, um bie Qc\Sii)xlidizn 2iere burt^ ben 3)am^ 5U vertreiben-

SBelc^e $loUe biefe» Släuc^ermittel auc^ bei ben 3^^^ fpielte, ift uns au0 bem SUten Xeftament genugfam bekannt 2>en ^rop^eten bes Sitten a3unbe$ ift ba» um feiner koftbaren, roo^Iriec^enben i^arje megen Diel beneibete ®(ü(6li(^:s3lrabien, ba» fianb ber ©abäer, ber Z^"" begriff be« Sleit^tum«. ©o begreifen mir, bafe 3^fötö0r öer fett 740 0. <£^r. in S^nifolem rDirfete, ba er feinem SSolfee alle §errli(^ketten ber (Erbe Derfpradj, roenn es 3ö^oe bie 2reue ^atte unb i^m allein biene, i^m (in Aap. 60, SSer« 6) oer^ieß: ,,3)ann roirb bie SHadjt ber :&eiben 5U bir kommen unb bie SRenge ber Kamele roirb bi^ be^ be&en; fie werben au$ ©aba alle kommen unb ®olb unb SBei^rauc^ bringen unb be0 S^tttn fiob Derkünbigen." Unb im Sleuen Xeftament ^at bie finnige, bie (Seburt bes :&eUanbe0 mtt bzn oerfc^iebenften augergen)ö^nli(^en iBegeben^etten aue^fc^mtt&enbe ©age cd» aSeroels ber befonberen Süere^rung bes 3^f^^tnblein$ bie uns allen Don 3ugenb auf bekannte (Sefc^ic^te Don bm SBeifen (eigentlich 9Qagiem) au0 bem SRorgenlanbe erbic^tet, bie bem ©teme nad) iBet^Ie^em folgten, um bM fiinb ansubeten. Unb ba& fioftbarfte, was )ene 3^tt fic^ er:' benken konnte, brachten fie bemiSinblein bar; fo ^eigt e$9natt^äu0 2, 16: „unb fie taten i^re ©c^ä^e auf unb fc^enkten i^m ®olb, äBei^rauc|) unb SHgrr^en''.

S3»on ben feefa^renben ^^önikiem lernten bie Griechen ben äBei^:^ rauc^ unb feine gottesbienfttt^ie unb profane Süermenbung als ^öud)tt^ mittel namentlich bei Segröbniffen unb als älrsneimittel kennen. 2)a0 bemetft fc^on bie Ilbema^me ber femittfc^en iBeseic^nung besfelben lebonah, b. ^. roeig, in bie griec^ifd^e ©prac^e ate libanos, rooraus bann fpäter bie Slömer, ate fie biefe 2>roge Don ben fübitalifc^en (Kriechen kennen lernten, olibanum machten, ©pöter benu^ien bie Griechen aud) bie aus bem gried)ifc^en th^ein opfern gebilbete fBt^ jeic^nung thyos, xDoraus bd& lateinifc^e thus für SBei^rauc^ rourbe. älud^ ben Griechen roar, toie ben Slggptem unb SSorberafiaten, ber SBei^rauc^ fo fe^r ber 3«6^öriff alles §errlic^en, baß ber 3)id)ter Pnbar (522—442 0. (Lljr.), ber er^iabenfte Sgriker feines JBolkes, In einer ^err^* liefen Dbz bie ©eelen ber Slbgefd)iebenen auf ben (Sefilben ber ©eligen unter SBei^rauc^bäumen roanbeln lögt, roö^renb fie noc^ bei isomer,

3)te buftenben $f(ansen^ai5e. 227

ber btefe 2)ro8e überhaupt nod) nic^t gefiannt ju ^aben fc^eint, in bec Utttenoelt auf Slfp^obelo^cDiefen (Asphodelus ramosus, einer in ben äQittelmeerlänbem in SQenge toac^fenben SUienatt mit ureigen fBliütn^ trouben, beten fc^atfe SBurgelknoUen ate Litanei unb i^ted Steic^tum^ an Qtöxktmt^l u)egen auc^ ote Slo^rung gegeffen n^urben, fo cnu^, nrie ^orp^griud uns zti&ffit, vom ^^Uofop^en $t)t^agora0, ber fie fe^r liebte) n^anbelten unb \\d) ^ier Dome^mlic^ mit @pie( unb Z^Q>^ bie Seit uerttieben. 3)er grie(^if(^e Strjt SHoöburibes (im 1. 3^^^^ ^unbert n. (Si)x.) fagt in feiner Slrjneimittelle^re: ^2)er SBei^rauc^ Oibanos) XD&d)^t in bemjenigen Xeile Slrabiens, ben man ote ba0 iDei^roucpcagenbe beaeic^net 2)er befte ift ber fogenannte männliche, aui^ stagoniäs genannt, t)on Statut in n^olaigen Stücken. (Er ift u)eig, iniDenbig fettig unb brennt, an bie ^rlamme gebtac^t, fc^neU. 9IIan roenbet bm SBei^tauc^ unb bm ans Detbtanntem SBei^tauc^ getponnenen Slug ate SJltjnel an.* 3^ betfelben SBeife toutben übtigene auc^ nac^ bemfetben Slutot bie Wj)n^z unb bet ant)tt^entug benu^t

2)et gtiec^ifc^e (Sefc^ic^tfc^teiber unb (Seogtop^ Slttianus (ums 3a^r 110 n. (S^^t. in Slihomebien geboten unb untet Waxcm Slutelius geftotben), ber einzige @c^riftftetter bes SUtertums, ber eine genaue Slenntnis ber arabifc^en Süfte befag, fc^reibt in feinem aSuc^e über bie Umfc^iffung bes Stoten SHeeres: „Wx ber @übküfte Slrabiens liegt ber i^anbetepla^ fiane in ber roei^rauc^tragenben (Segenb. Sanbeinroürts Don ftone liegt bie :&auptftabt bes Sanbes, Sabbat^a, in ber ber Sönig too^nt 9Ia(^ Sane loirb ber SBei^rauc^, ber im fianbe ge^ iDonnen toirb, toie in ein gemeinfc^aftlic^es 9Qaga5in gebracht, roas teite auf Kamelen, teite auf ^rellbooten, teits auf eigentlichen Schiffen gefc^ie^t S3»on Sane aus roirb ber SBei^rauc^ roeiter Der^anbelt 2>as SBei^rauc^lanb erftreckt fic^ Don Sane roeiter oftmSrts an ber SSilitt ^in bis aum SSorgebirge @gagros unb ber fac^alitifc^en iganbels- ftabt 9Qofc^a, ift bergig, fe^r fc^n^er 3ugönglic^, ^at eine bicke, neblige Suft 2>ie SBeii^rauc^bäume finb nic^t grog. 2)er SBei^rauc^ quillt in Iropfen ^eroor unb erftarrt an ber 8linbe, roie bei uns in Stgppten büß (Summi (kömmi). (Er witb von ben ®klaoen bes Königs unb ijerurteltten SSerbrec^em gefammelt 3)ie (5egenb ift ungeheuer un^^ gefunb, felbft für ßeute, bie nur oorbeifc^iffen. 3)ie äBei^raui^fammler finb bttmtaä) einem fieberen Xobe gemeint; biefer roirb oft noc^ burc^ 9la^rungsmangel beschleunigt Sluc^ auf bem S3»orgebirge Spagros ift eine SBurg mit einem SBei^rauc^magasin unb einem :&afen. ßftßd^

15*

228 2)ie buftenben ^flonsen^arae.

t)om a3»otgebitge Spagros Hegt an ber Sfibfdlfte Slrobiens im fcu^oli^ tifc^en (Sebtete bie ^ofenftobt SHofc^Q, tDO^in bet foc^olitlfc^e SBei^« tau(^ gebracht toitb, toelc^er oon königttc^en ^Beamten Der^onbelt wvcb. 2)er SBei^tauc^ Hegt ^tet auf einem grogen :&aufen, ber gar nici^t be« moc^ mirb, inbem bie (Sötter felbft bm Drt fc^fl^en. 2)enn nimmt ein Schiffer o|ine (Erlaubnis ber königlichen SSeamten auc^ nur ein Sömc^en ^eimlic^ ober offen, fo ift bo^ @(^iff, burc^ (Söttemuu^t ge^ bannt, nic^t imftanbe, bm :&afen 5U nertaffen."

Strrian berichtet auc^ in feinem aSuc^e Aber 3nbien, bag bie Seute SUej;anber5 {bt» (Srogen) an ber SHünbung bed (Sup^rai büß 2>orf 2)iriboti0 fanben, tpo^in fiaufleute flMfycaud) unb anbere« Sl&uc^er- roerfe au0 Slrobien brcu^ten, unb $Iiniu0 fagt in feiner Slaturgefc^ic^te: i^äBei^rouc^ unb SUgrr^e (thus et myrrha) finb (^eugniffe Slrabien0, bo(^ roäc^ft bie 9Qt)rr^e auc^ im fianbe ber Xroglobgten, ber Wüf)^ rau(^ aber fonft nirgenb0, unb ntc^t einmal in gan} Slrabien, fonbem nur in ber Sanbfc^aft @aba. roo in einer gebirgigen (Segenb bie SBei^^ rauc^toälber fte^en. 2>er SBei^rauc^ roirb Don 6aba aue^ auf einer fc^malen ©trage, roelc^e burc^ bas Sanb ber 9Qinöer ge^t, nerfü^rt 2)en iBaum felbft kennen tt)ir nic^t, obgleich bie römifc^en SBaffen tief nac^ Strabien hinein Dorgebrungen finb. 2>ie griec^tfc^en aSefc^relbungen meieren fe^r noneinanber ab. %lte 9Uej;anber (ber (Sroge) no(^ ein fiinb ipar unb groge ^Haffen SBei^rauc^ auf bie SUtäre roorf, ^otte i^m fein (Srjie^er Seonibe^ gefagt, er möge erft bann foniel baoon nertun, roenn er bie 993ei^rau(^Iänber erobert ^abe. SBie nun SUe^anber fpöter Slrabien erobert ^atte, flickte er bem Seonibe0 eine gan}e 6(^iff0^ (abung SBei^rauc^, bamit er tüc^ttg räuchern Mnm. Z^ ^om koftet je^ ba0 $funb bed beften 993ei^rauc^0 6 2>enare (= 3 9Qark), ba0 ber jmeiten ©orte 5 3)enare (= 2,50 SWarfe) unb ba» ber britten Sorte 3 3)enare (= 1,50 SHarfe). 3ä^rli(^ wirb jefet eine ungeheure SHenge von 993ei^rau(^ bei fieic^enbegängniffen Derbrannt, toS^renb man in alten S^ten ben ©öttem nur etwa« SHe^I unb ©alj opferte, unb g!idd)XDof)i roaren [ie bamals gn&biger ate fie je|(t finb." 2>erfelbe Slutor berichtet roeiter^in, bag Saifer Slero beim Seic^enbegängnid feiner Sroeiten (Sema^Iin, ^oppaea ©abina, bie er nad) SSerftogung ber ac^t« baren DfitaDia burd^ f^nöben Srceunbfc^aftebruc^ in feinen aSefi^ ge^:^ bratet ^atte, aber, i^rer überbrüffig, fie im 3a^re 65 buxd) SEig* ^anblung in ^oc^fc^mangerem Suftanbe tötete, ate Opfer für bie (Söttet me^r SBei^rauc^ Derbremten lieg, ate nac^ ber SBered^nung Qaä)^ kunbiger ganj Slrabien in einem 3a^re ^erooraubringen vermöge-

^ 3)lc buftcnben Wanacn^arsc. 229

3tUerbin00 traten bie (Eigenliebe unb bie (SefoUfuc^t biefer Srtou fe^r gtog* Dbfc^on fle nic^t me^r jung toar, lebte fie nur ber Pflege i^ter ^^rperfc^ön^eit, trug 5ur (Erhaltung i^res sarten Xeint^ eine Waskz, bie fie t)or bem Sonnenbronbe fc^ü^en foUte, unb führte auf i^ren Steifen unb roä^renb bt» @ommeraufent^alte0 ftets 500 (Sfettnnen mit fi^l, um täglich in beren 9Qttc^ baben unb fo, roie fie glaubte, bie SBeige i^rer :&aut erhalten 5U können. tJremer berichtete Statine, bag, ate ber reiche Slbaecontiue feine (Sattin ^riecUIa beftatten lie^, im langen Seic^enjuge, ate }ur S3»erbrennung beftimmt, alle SBlumen, bie Slrabiend unb Silifeiem^ Srrfl^ling ergeugt, auc^ bie ^Blumen bes Qa^ bSerlanbee, bie (Semttrge 3^^i^t^^r SBei^rauc^ unb aSalfam au0 ^aUU ftina getragen rourben.

Sluger (da StSuc^ermerfe fpielte ber SBei^rauc^ bei ben (Kriechen unb Slömem auc^ mebisinifc^ eine roic^tige Slolle. ®(^on bie i^ippo^ kratiker bebienten fic^ feiner bei Slft^ma, Uterueleiben unb fiugerlic^ ju Derfc^iebenen Salben. 2>iefe SSermenbung blieb ba» Sllittelalter ^inburd^, tpie auc^ bie c^riftlic^e fiirc^e von bzn antiken Suiten ba& 93>erbrennen Don SBei^rauc^ in befonberen Stäuc^ergefägen, bie nielfac^ mit groger Sunft ^ergeftellt mürben, übernahm unb in ben römifc^r^ unb griec^ifc^^kat^olifc^en Slbjmeigungen bis auf ben heutigen Zan beibehielt Sluc^ bie kat^olifierenbe englifc^e !0od)kixd)z unb bie @ekte ber 3^togianer bebient fic^ noc^ biefes uralten $lau(^opfer0 bei i^ren (Sottesbienften. 93om lateinifc^en incensum, b. f). bca, wo» (bei ben (Bottesbienften) t^erbrannt mirb, ^at ber SBei^rauc^ bie SBejeic^nung encens im 2rran}ö{if(^en unb incense im (Snglifc^en. Sluc^ ^ier bt^ roa^r^eitet fic^ bie immer roieberke^renbe Xatfac^e, bag ber SHenfc^ in nid^te fo konfernotit) ift, ate in S(xd)m ber Steligion.

aSebeutenbe Sllengen von SBei^rauc^ verbrauchen anc^ bie (S^^inefen 3U Dpfem unb bei Seic^enbegängniffen. Sie erhielten i^n feit bem 10. 3ö^^^unbert x)on bm Slrabem. Sluc^ in 3nbien roirb feit bem frfl^eften SUtertum non ein^eimifc^en (S^mmip^oraarten SBei^rauc^ ge^» monnen unb bei bm (Sottesbienften ate Sranbopfer Derbrannt ®o uHrb er fc^on um 500 v. (S^r. im Ayur veda (Suerutas ermähnt SHefer inbifc^e ä93ei^rauc^, ber fc^on im SUtertum ntbm bem arabifc^en unb ^eute noc^ von ben 9Qu^ammebanem mit Süorliebe Derbrauc^t mirb, ftammt Don Boswellia thurifera, einer nom (Sangesgebiet bis 3ur Soromanbelküfte roac^fenben, btm e^ten SBei^rauc^baum fe^r nat)z mrtDanbten SBurferasee, bie (S^lebrooke 1809 in Oftinbien entbedite. SHefen Saum ^aben ma^rfc^einlic^ fc^on bie (Kriechen auf bem SUe^anber^

230 ^ie buftenben Vflangeti^arse.

5itge im ^anbfc^ab kennen gelernt 3^^^f^(^ iDutbe mu^ Mefer SBei^tauc^ fpäier neben bem arobifc^en Denoenbet 2>io0kuribe0 bt^ 5ei(^net i^n ote syagrium; er fei bröuntic^ unb roerbe mit ber 3^ gelbttc^. (Er roerbe abfic^tUc^ }u roolsigen 6tüdien geformt Sluger i^m gebe es noc^ eine geringe bunkler gefärbte unb eine geringe toeige Sorte. S3erfälf(^t roerbe biefer roie aud) ber arobifc^e SBei^rouc^ mit ^inien^org unb (Summi; bo(^ fei ber betrug leicht 5U merken, roeU ber (Summi nic^t brennt, bca pnien^ars fic^ in ^fUmd) Denoanbelt, ber SBei^rouc^ aber klar brennt ^ud) ber (Senu^ gebe ein fid)ere$ SHerkmol, um ben Unterfc^ieb feftjuftellen.

3n berfelben SBeife biente auc^ ba^ burikübtaanz bi» grünliche ®ummi^ar5 ber im norbroeftlic^en 3^^^^^ ^^^ ^^ iBelutfc^iftan ein^^ ^eimifc^en Commiphora roxburghi unb bas me^r gelbrote oftafrikanifc^e t)on Commiphora africana. 93eibe rourben befonbers^ gu Slouc^opfem roie au(^ argneUic^ oiel Dermenbet unb kamen ate Sbellium in ben :&anbeL 2>iefes^ iBbellium^arg rourbe fd)on von ben alten Slggptem für \id) allein ober mit Sllgrr^en, SBei^rauc^ unb Sllafti; (bem ^axi Don Pistacia lentiscus) in (^orm einer 3t)p^imif(^ung )tmt Stauc^^^ Opfer ober 5ur :&erftellung Don Slr2neien Dermenbet Sluc^ bie Z^^^^f bie e0 ^ebräifc^ bdolah nannten, benu^en es roie SR^n^e, ebenfo bie ®rie(^en, bie biefes :&ar2 ^^^ ^^^ übrigen SBei^rouc^^arje burc^ S3»er« mittlung ber ^^önikier kennen lernten. 2>ur(^ bie (Kriechen rourben bann bie $lömer bamit bekannt gemacht pinius erroä^nt e$, unb fein 3^8^offe, ber griec^ifc^e Slrjt 2>io5kuribe0, fagt von U)m: „2)a6 bd^llion tröpfelt au0 einem arabifc^en iBaume. 2>a0 befte ift bitter, burc^fc^einenb, roie Seim ausuferen, fett, in ber SHitte leicht enoeic^enb, o^ne iBeimifc^ung von :&ol5teilen unb anbem Süerunreinigungen. äluf gltt^enbe Sorten geftreut gibt es einen angenehmen (Smid). (Sine 5roeite @orte ift fc^mu^ig unb fc^roarg, bilbet größere klumpen unb kommt aus 3nbien. (Ss kommt aud) eine Sorte von $etra (ber alten :&auptftabt ber Slabataer in Slorbroeftarabien bei ber Sinai^alb:^ infel); fie ift trodien, ^arjig, blöulic^ unb ift Don }roeiter (Süte. SQan Derfälfc^t ba0 aSbellium mit (arabifc^em) (Summi; bann ift e^ aber nic^t me^r fo bitter unb ried)t beim Slouc^em nic^t fo angenehm. <£b roirb innerlich unb augerlic^ angeroenbef Sluger Slrrian, beffen 93e« ric^t Aber feine Umfc^iffung be$ Stoten 9IIeere0 roir Dor^in erroo^nten, nennt es auc^ 93egetiu0 ate ein ^robukt bes fernen Sllorgenlanbes.

SBie Don SBei^rauc^ unb SH^rr^e ^at man in einigen altäg^pti:' fc^en Grobem aud) Qbenefte oon Sllekka^ ober (Sileabbalfam ge^

3)le buftenbcn ^Pflansen^arse. 231

funben, Me alle bm Xoten ote Dpfergabe mitgegeben xDurben. @ein OEtjeuger ift bei arabifc^e SBoIfambaum (Commiphora opobalsamum), ein 6—6 m ^oI)er SBaum mit poplerbünner, lebergelber ?ltnbe unb tutenförmigen Slften, bie nur nac^ btn SBinterregen belaubt finb. SBte fein na^er äJertDanbter, ber ec^te SBei^rouc^baum, ift er im 6omaI^ lanb in Slorboftafri&a unb im fübttc^en Slrabien ^eimifc^ unb tpurbe fe^on im SUtertum nic^t nur in Slrabien, fonbem auc^ in 6grien jur <&ecDinnung eine^ ^öd)ft tDO^Iried)enben fiflffigen ®ummi^ar5e0 ange» pflanjt SHefes ift ber SBalfam ber alten Sd^riftfteller, ber jmar auä) 5u gottedbienftli(f)en 9löud)erungen, befonbers aber ^eute no(f) als ^o(^^ gefd)a^te Slrjnei a3ern)enbung finbet SHe befte, von felbft ausfUegenbe ober burd) Sitten be^ Stammen unb ber Slfte getoonnene Sorte ift bunnftüffig, blaggelb, rted)t bem 3iti^onenöl ä^nlicf) unb kommt nid)t in btn :§anbel, ba fie von ben votntt)vxtn Orientalen ausfc^lieglid) für fid) ate :§eUmitteI unb ju feinen ^arfüm^ unb Salben tiermenbet mxb. (Sf)tt ift ber toeniger u)o^Iried)enbe, gelbrötli(f)e, trübe, biA^ flüffige SBalfam im Orient ju kaufen, ber bori feit bem SUtertum ju rituellen 3^^*^ wnb ate Slrjnei fe^r begehrt ift

Sc^on bie alten ätg^pter bebienten fid) häufig feiner unb nannten i^n aham. Sluc^ bie Z^^^ benu^ten es gern ju gotteebienftlic^en unb profanen S^tAm cd» Slrsneimittel unb jur ^erftellung n^o^l^ riec^enber Salben, (gbenfo kannten i^n bie Sc^riftfteller bzB Wttt=^ tunu^ fe^r tpo^l ate :§anbel0artikel Slrabiens. S>er gried)if(^e Geograph Strabon (tun 25 n. (lf)x. geftorben) fc^reibt, ber SBalfam (bälsamon) toerbe an ber :Küfte bcs Sabaerlanbes gen^onnen, tDöt)renb i^n ber römifc^e ®ef(^id)tfd)reiber Xadtu« (54—117 n. (if)x.) nur in 3ubäa Don mögig grogen Säumen geminnen lögt Slud) X^eop^raft unb 5piiniu0 fagen, er ge^e nur aus festerem ßanbe ^eroor. (grfterer ft^reibt in feiner gried)if d)en ^flanjengefdjidjte: ;,3)er SBalfam toirb im fgrifc^en Xieflanbe geroonnen, aber, mie man fagt nur aiw groei großen ®örten. 3)er Saum foU bie ®r6ge eine^ ®ranatbaumd unb fe^r t)iele Slfte ^aben. ^a» f&laü fott ö^nlic^ ber flaute, nur me^r toeig unb babei immergrün fein. 2)ie 2rtu(^t foU an ©röge, ©eftalt unb Jarbe berjenigen ber Xerebint^e gleid)en. Z^x ®eruc^ foU ganj ^errttc^ unb lieblicher fein ate ber ®eruc^ ber ausfliegenben Xropfen. Um le^tere ju geroinnen, foU man jur 3rit ber grögten §ifee mit eifemen Slögeln btn Saumftamm unb bie ätfte ri^en. ^ann toirb ber SBalfam bis jum SBinter gefammelt 3)er (grtrag ift aber gering; benn ein WBLann fammett bm Xag über nur eine SHufdiel doIL 2)er ®eru(^ ift ganj

232 3)ie buftenben ^ftan^en^otse.

au0gejei(^net unb fo ftarfi, bal^ tDenig SBalfam für einen grogen Slaum genügt Xtbrigene toitb fiein reiner aSolfctm, fonbem nur mit fremb^^ artigen S^f^m gemif(f)ter in ben :^anbel gebracht Slud) bie S^oeige ried)en fe^r gut unb loerben teuer be^a^It, tDe^txiegen man ben SBaum oft befc^neibet SBUber SBalfam foU nirgenb^ vorkommen. Slu0 bem größeren SBoIfamgarten foU man 36 $funb, aus bem kleineren 6 $funb getDinnen." Unb 350 Za!^xt fpSter fd)rieb piniud in feiner Slotur:» gefd)id)te: ^Sitten onbem SBo^lgerttd)en toirb ber Salfam (balsamum) t^orgejogen, tpelt^en nur Z^&^ erzeugt !Dort fanb er fic^ nur in jtxiei fiönigli(f)en (S&rten. !Die jtDei 93efpafiane (93efpafian unb fein ©o^n Situ«, bie ben mit ber S^ftörung Spätem» unb ber Semic^* tung be0 jübifc^en aSoIke^ als Station im 3^^re 70 n. (l^r. enbigen^ ben Srieg in Z^^^ führten) f)Qbtn biefes a3äumd)en auc^ ber Stabt ^om gejeigt !Dad Sanb, in u)eld)em e0 iDöc^ft, gehört }e^t un0; e0 ift aber ganj anbere bef(f)affen, ate ts römifc^e unb au6länbifd)e ©d)riftfteUer befd)rieben ^aben. 8U6 bie Äömer 3ubaa eroberten, tDoUten bie Z^^^ ^^^ SBalfambaum ausrotten; allein bie Slömer Der« teibigten i^n, unb fo entftanb ein :^mpf um einen @trauc^. Z^^ roirb er auf Staats^koften angepflanzt unb ift itii)lxtld)tt unb ^ö^er ate je. (Seine l^ö^e erreid)t nid)t ganj jn)ei (Sllen. ^SUin ixnterfc^eibet brei Sorten biefe^ (3ttavid)cs. 3)er frifd) au0 gemad)ten ^i^en fliegenbe @aft ^eigt @aftbalfam (opobalsamum) unb fein (Stmö) ift ungemein lieblU^. SHe jarten Xröpfd)en merben in :§ömer gefammelt unb bann in neue irbene ®ef&ge gegoffen. S>er Salfam gleicht axi^ fangd einem bicken £)l unb ift farbloe, fpäter mirb er rötlich unb ^art 3eber Strand) n^irb je^t im Sommer breimal geriet unb fpöter abge^ fc^nitten. Sluc^ bie Xeile be^ abgefc^nittenen 6traud)e0 kommen in ben l^anbel unb l^obm naä) ber (Eroberung 3ub&ad in toeniger ate fünf 3a^ren einen «rtrag Don 80 Sltillionen Seftertien {etwa 12 W\U lionen Sllark) gegeben. S>er Salfam, ben man aus ben abgefc^nittenen Stücken be$ 6trauc^e0 koc^t^ ^eigt :§ol5balfam (xylobalsamum) unb roirb unter Salben gekocht 3)ie SSerfälfc^ung be« reinen SBalfam« toirb red)t grob unb großartig betrieben, fo baß ein ©efaß reinen Saftes, toelc^ed t)om kaiferlid)en Sd)a^amte für 300 3)enare (etma 15 SHark) gekauft mirb, bann burd) aSerfälfd)ung Derme^rt für 1000 2)enare (50 SHark) verkauft roirb.*' 2)er römifc^e ©efc^ic^tfc^reiber Slliu0 £ampribiu0 melbet un^ t)om fd)U)elgerif(^en :§eliogabalu0, ber im 3ö$te 218 17jö^rig burc^ bie SSemü^ungen feiner e^rgeijlgen (Srogmutter 3ulia Sllaefa, ber Sc^n)&gerin bes :Kaifer0 Septimiud Se^

2)ie buftenben ^fian^nl^axit. 238

Derud, t)on ben Segionen in Serien jum Scdfet aufgerufen nmtbe unb bi0 ju feiner (grmorbung burc^ bie ^rStorianer im Z^^ 222 regierte, ote Sludbrucft ^öc^fter aSerf4)tDenbung, er ^abe fogar ben Koftbaren SBoIfom in Sampen gebrannt

3m SEittelotter betrieben bie Slraber bie :Kuttur be^ arabifc^en Solfambauntd. Sloc^ ber SJenejioner ^rofper SUpino, ber 1617 64}&|)rig ote ^rofeffor ber aSotanUi in $abua ftorb, fo^, als er Slg^pten um 1590 befuc^te, im Sultansgarten t)on snotorie, toenige ^Kilometer norböftlic^ wn Soiro, btn eckten SBoIfamboum angepflanjt (Sr be^ ric^ und barflber in einem 1592 veröffentlichten eigenen !DiaIog. @dt^er tDurbe er erft roieber im legten ^^^^^^mbert oon (Europäern gefe^en. (Sinft befag biefer SBoIfom, ben u)ir neben SUgrr^e unb aSür^e oUer Slrt als Sabung ber von (Stteab im Dftjorbanlonb na^) SRgppten jie^enben ^Sararoane ber 3fmaeliter enoä^nt finben, an bie 3akob0 ©ö^ne i^ren fpäter ju fo ^o^er @tettung in Stg^ipten gelangten 93ruber 3ofep^ verkauften, eine groge Sebeutung ote :&anbetoarttfiel ouc^ be0 Slbenblonbe^. SBor er boc^ urfprflnglic^ ba0 ^eilige Salböl ber (^riftli4)en :Kirc^e, bas jum fogenannten (n^iAsma be^^alb bei uns ouc^ d^rifam genannt benu^t tnurbe, u)ie i^n bie morgeniän:: bifd)en :^ulte bereite in gleid)er SHeife t)ern)enbeten. (Srft als bas ben SBalfam er^eugenbe £anb Slrabien unb Serien in bie :§änbe ber Wu^ ^ammeboner fiel unb biefer :§anbeteartikel infolge ber gefpannten fSt^ jie^ungen mit ben (E^riften immer feltener tDurbe unb f(f)lieglid) faft gar ni(^ me^r ju ^aben toar, ift bann naä) (Entbecftung ber 9leuen 993ett burc^ eine päpftli4)e SBulle im 16. 3^^^^unbert ber au0 bem nörblic^en (Sübamerika bejogene ^erubalfam jum ^eiligen ©olböl be^ förbert toorben, als loelc^ed ts feit^er au0f(^lieglid[f bient. Xtbrigen^ roerben auc^ bie nad) SJerle^ung ber $linbe au^gefc^iDi^ten (Summis^ ^arje einiger anberer amerikanifd)er SBalfomböume als bes ^erubalfam» bäume, fo befonbere baejenige bts in SBeftinbien unb bem nörblid)en @ilbamerUia ^eimifc^en roeftinbifc^en (Slemibaumee (Commiphora plu- mieri fo genannt nac^ bem 1646 ju SHarfeille geborenen Ortanji^^s fuiner dl^axks Pumier, ben fiubn)ig XIV. breimal nad) Slmerika f (pickte, um befonbere von (Suiana au0 :§eilpflan2en nad) Srrankreid) 5U bringen; er ftarb, als er eine vierte Sleife antreten n)ollte, im Isafen von @ta Sllaria bei (iabii), au^ aus ber Ortimilie ber SBurferajeen ober Salfombäume mit bie (Srjeuger ber vorhin genannten roo^lriec^enben (Summi^arje. Steffen audgefc^n^i^ter SBalfam^ar; voixb als tveftinbi:' f(^e0 (Elemi be^eic^net, im ®egenfa^ jum viel langer bekannten oft»»

234 ^ie buftenben ^Iftangen^arse.

inbtf d)en (Elemi, ba^ in ^i^bien ebenfalte feit Htseiten ju gottes^ bienftUil^en 9läud)etungen, ote Sltjneimittel unb 5Ut :§erfteUung oon TDO^Irie^enben Salben bient (Sin bem txieftinbifd)en (Stemi fe^r ö^n^ Ii(^e0 n)0^Irie(^enbe6 ®ummi^at5 liefert oud) ber im nötblic^en Qüb^ amerika ^eimifd)e brafilifc^e (SIemibaum (Commiphora ambrosiaca), beffen nac^ aSerle^ungen ans ber Slinbe au^fliegenber SBalfam, an ber fiuft erwartet unb in grogen, unförmlichen, jufammengebackenen, Jblag:» gelblichen ^Klumpen in ben l^anbel gelangt (£9 riecht eigentümtict) aromatifc^ unb bient auger ju Släucf)erungen auc^ jur ^b^tftellung t)on Salben unb ^flaftem. Z^ gleicher SBeife mirb bas CS^aranna:» ober SUarara^arj Don ber cmt Drinoko roac^fenben Amyris caraima, ba$ bie (Eingeborenen (Suianad Don alters ^er bei Quetfc^ungen unb SHunben gebrauchen, unb bas wn bem ebenfalte in (Suiana mac^fen^ ben SBaume Amyris heptaphylla gen)onnene (S^onima^arj tierroenbet Se^eres [teilt eine Slrt &opcd bar unb mirb auc^ ate folc^ee jur:^er:: ftellung t)on gritniffen unb Sacken benu^t

Slucf) Derfc^iebene folc^e tDO^Iriecf)enbe (Summi^arge bergenbe ^ölger TDerben ju gottedbienftIicf)en unb mebijinifc^en $läuc^erungen benu^t fo ba» ^olg bes orientaIifcf)en SBalfambaume (Commiphora opobalsa- mum) unb boB ebenfalte balfamifcf) riecf)enbe (Safa^olj von Commi- phora erythraea auf ben S>a^lakin[eln an ber :Küfte ber italienifc^en ^Kolonie (Ergt^räa am @übufer be^ Sloten Süeeres. fie^tere0 mirb be^ fonberd in ber mu^ammebanifc^en SBelt ju Slauc^erungen in ben 9Ilof(^een unb jum ä3eräucf)em ber SBaffergefc^ine benu^t

Site @unogat ber teuren orientalifci^en SU^rr^e biente bm (Srie^ ct)en, mit mir t)on S>io0kuribe0 erfahren, ju SlSuc^erungen unb ote Heilmittel bie kleingefc^nittene SBursel ber ^ferbefellerie (hipposö- linon), einer befonbere in SBöotien milbmacf)fenb gefunbenen ^Jflanje (Smymium olusatrum), bie getrocknet ate böotifc^e SH^n^e in ben :Hanbel gelangte. Slm brauc^barften fei fie, meint jener Slrjt, mznn fie bm angenehmen (Senu^ ber eckten SE^rr^e t^abt.

(Sin toertDoUeree Släuc^ermittel, ba» aud) jur :Herftellung von Slrjneien eine jiemlic^e SBebeutung befag, mar btn (Sried^en mie btn t)orberafiatifc^en äJölkem, t)on benen fte feine SSermenbung kennen lernten, ber @t;ira£, ein mo^lriec^enbee (Summi^arg, ba» bereite in ben ^ierogltip^ifd^en Xejcten ate minaki ermahnt mirb. SBei bm regen :Hanbetet)erbinbungen mit Serien unb SBab^lonien kann es nns^ nic^t munbern, bag biefee mo^lrie^enbe SBoIfam^arj au6 Serien, mo ee im älltertum in jiemlic^er SEenge gemonnen mürbe, fc^on frü^e nac^ bem

3>te buftenben Wanjen^arje. 235

SflUtoI gelangte, um fo me^t bie SOg^ipter einen fo ungemein grogen Sebatf cai folc^en 9löu(f)ermitteln unb txio^Iriec^enben !Drogen jur ^erfteUung t)on gottedbienftIid)en Slftuc^erungen unb Salben unb Slrj^ neien Ratten. !Dur4) ^te ^^önikier tDutbe biefe0 (Summt^arj nacf) ®cie(^enlanb gebracht, 1000 nac^ :§etobot0 Shtöfage nod) ju feiner 3eii im 5. oori^tiftlu^en 3^^^^unbert, ber ^dü wox. !Die l^ippofocatiher bebienten fic^ feiner t)ielfad) ote :§eilmittel, befonbers bei bzn grrauen 5ur SBeförberung ber SEenftruatlon. !Der um 25 n. (lt)x. Derftorbene grie(^if(ie Geograph ©trobon au0 Slmafia am Sflbranbe bee @c^n)arjen SEeeree gibt ate 93aterlanb be^ biefe^ Salfam^arg liefemben Saumee Strobien tmb ba» Xouru^gebirge in Slorbf^irien an. (Sr fagt barflber: n^od^ auf bem Glücken bes Xaurudgebirge^, bei ber (Stabt @e(ge, Q)S(^ft ber Stgrajrboum (st:^ax) in groger SEenge. 93on i^m kommen bie 6tgraslanjenf(^äfte, iDeIct)e benen von ber :KomeIkirfc^e ö^nlii^ finb. Z^ ben (Stämmen biefer SBäume too^nt eine Slrt :g»oIju)flrmer. 2)iefe bohren fic^ ®&nge buri^ bie Slinbe unb au0 i^nen fällt bann ba0 S95urmme^I, ba0 fii^ unten um ben Stamm fammeli !Danad) tropft au(^ eine grUlffigkeit ^eroue, roeli^e mie (ßummi leicht jufammen^ badtt @ie Dermifc^ fic^ am 93oben mit bem SHurmme^l unb mit (Srbe; ein Xeil aber bleibt am ©tomme kleben unb ift rein. Sluc^ ber am SBoben ttegenbe unreine ©t^rajr roirb gefammett; er ried)t beffer ote ber reine, ift aber in anberer f^infic^ fi^madier mirkenb. <gr roirb befonbere jum Släui^em gebraucht"

Um bie SEitte be^ 1. 3^^^^^^^^^ ^- <^^^- f^S^ ber au0 EUikien ftommenbe griec^ifd)e Slrjt SHoekuribes tion i^m: „!Der St^ra; (styrax) tröpfelt au0 einem SBaume, ber bem Quittenbaum ä^nlic^ ift 2rür bm beften gilt ber gelbe, fette, ^arsige, ber roeiglic^e Slümpc^fen ent^ ^ölt, rec^t lange tD0^1rie4)enb bleibt unb beim (Snoeic^en eine ^onig:» artige grlüffigkeit au0f(^u)i^t 60 ift ber fgrif4)e au0 (Sabale, femer ber au0 pfibien unb :^ilikien befc^affen. !^er bunkelfarbige, jerreib^s lid)e, kleienartige taugt nic^t^. Selten ift ber burc^fic^tige, gummi^ unb mgn^enartige St^ra;. SEan t)erfälf(j^t btn Stgra; mit bem au0 bem SBaume kommenben SBurmme^l, bem man l^onig, pultierifierte Sc^mertliliennmrgel unb fonft allerlei beimifd)t (S0 gibt ouc^ Seute, toelc^e SBad)0 unb Xalg mit (Semttrjen unb St^raj an ber feigen Sonne kneten, bann burd) ein toeite^ Sieb in kalte0 SHaffer treiben, mobmd) iDurmartige Stücke entfte^en, bie ate SSSurmft^rajr verkauft roerben unb bei Unerfahrenen für eckten Sttira; gelten. !Der St^ra; ^ilft gegen mancherlei Xlbel, man Derbrennt i^n aud) fo, baJß man t)iel

236 2)ie buftenben ^ftanaen^atse.

SUig getDinnt, ben man ebenfalls bxccadft (namentlich für fi^varje Xinte jum Schreiben). 9Jon 6;|tien mixb aud) bie ©ttirasfolbe in ben :&anbel gebta^it" Sl^nlic^ brflcfct fic^ fein S^^olJe piniud ow. <gr fagt nämlic^: „Serien erzeugt in ber oberhalb ^^önikien^ gelegenen ®egenb ben Stt)xajc (styrax); aud) mirb ber t)on Pfibien, 6ibon, €r)ptm unb SUikien gerühmt, nic^t ober ber t)on :Kreta. 2)er befte ift ber braunrote, fettigsä^e oue bem fgrifc^en Slmanu^. SJerfälfc^t nritb ber ©t^rojc mit S^bem^arg unb (Summi, audf mit :§onig unb bittem SHanbeln. SJom beften Koftet ba0 $funb 17 !Denare (etn)a 10 Waxk). 3)er Gt^ras u)irb innerlich unb öugerlic^ gebraucht" 2)iefe0 ©t^ra; ift ba» ber SBengoe t)era)anbte balfamifd[f riei^enbe (Summi^ar} bee St^raibaumed (Styrax officinale), einee 4—7 m ^o^en, ftrouc^:» bi^ baumartigen (SetoSc^fee mit kurjgeftietten, eiförmigen, unterfeit0 n)eig« fUjigen ^lottern, enbftänbigen Xrauben n)o^Iriec^enber asiüten unb fUgigen, grflnen Steinfrüchten. <gr tDöc^ft in Sübeuropa, SIeinaflen, 6grien, d^pem unb :Kreta*

Sin bie ©teile biefed feften ©t^ras, ^^ ^^ ^^ Sultumölkem allein bthamtt max, ift feit bem 17. ^^^t^unbert ber f lüf fige Stpras getreten, ber au0 bem unter ber $linbe liegenben Splint bes in S^kien unb iSarien n)ad)fenben Slmberbaum^ (Liquidambar orientalis) burc^ :Koc^en mit 993affer unb Slbpreffen geroonnen mixb. 2)ad n)ieberum getrocknete :§olj bient mit gepregter Sorfie in ber griec^ifi^en Sirene ate d^rift^olj mbm SBei^rouc^ ju rituellen $läucf)erungen tmb fiam früher ate SHei^rauc^rinbe in bm :&anbeL

Sluger bem f^olj be£^ Slmberbaum^ mürben im Slltertum toie ^eute noc^ im Orient, befonber^ ober bei ben Derfc^iebenen fübafiatifc^en aSÖlkem, anbere n)o^lriecf)enbe l^öljer ju Sultjmedten, beim (Sotte0^ bienft unb bei feierlichen Dpfem Derbrannt Unter ii^nen finb ba» Sanbel^olj unb ba0 Slloe^olg n)eitati0 bie roic^tigften. (Srfteres ift bas^ ^öc^ft aromatifc^, rofenartig riec^enbe, gelbe :Kern^ol2 ober :^olj Don ölteren Stömmen bee an ber SEolabarküfte ^eimif^en, aber in ganj S^orber» unb f^interinbien, befonber^ auf bm ©unbainfeln, ange^» pflanjten ©anbelbaumes (Santalum album meig genannt, meil ba» gerucf)lofe Splint^olj roeig ift). SHe ^tnbud, snalaien unb d^inefen benu^en ba0 mo^lriec^enbe iooli ju mancherlei Koftbaren (Ber&tfc^aften unb gu (Sd^enbilbem. 2)ie aSubb^iften fc^ni^en fiel) mit SSorliebe Slofenkränje barau0 unb bie (E^inefen bebienen fic^ bee :&ol2ed jugleic^ mit SHei^raucf) ato Stäuc^ermittel in ben Xempeln unb bei Seichen:» beg&ngniffen. Sluc^ bie roo^l^abenben 3nber unb Slraber räuchern in

^ie buftenben ^flanaen^arse. 237

i^ren :§äufem mit bemfelben txnb (äffen flcf) batou^ Pfeifenrohre fdt^neiben. Se^eree bagegen, bod ote SUoe gerühmte Släui^enDerfi be^ SUten Xeftamente, ift ein bunkelbrounes, fe^r ^arte^ unb fpröbes l^ol}, bos^ t)on Aquilaria agallocha, einem Saume ^interinbiend ftammi <S0 enthalt nur n^enig n}o^Irie4)enbe6 f^orj; man fd)neibet beider bie ^arjfreien Xeile toeg ober gräbt bie ®t&mme in bie (Srbe, mobei bann bod ganje $)0l} gleii^mögig bamit burc^tränkt mirb. SHe :Kulturoölker be0 SUtertum0 fc^S^ten ts ^oi^ unb bejo^Iten ts fe^ teuer. 3)er um bie SUitte bee 1. 3^t^wbert0 n. <it)x. lebenbe grie4)ifc^e Slrjt 2>io0^ fiuribe0 nennt in feiner SlrsneimitteUe^re agällochon unb fagt, e^ fei ein punfitierte^, mo^lriec^enbee :§ol5, bod au0 ^^bien unb Slrobien gebracht loerbe unb jum Sauen biene, um bem SUunbe SHo^Igeruc^ 5U tiedei^en, au^) sum Släui^em ftatt SHei^rauc^, unb augerbem in mani^en ^äütn ate Slrjnei benu^t merbe. 9lad) bem Untergänge be0 3lömerret4)e6 mürbe e^ nur no^) im üppigen Sgjonj Derroenbet unb kam erft mieber, ate bas^ Slbenblanb jur 3^ ber Sreusjttge mit bem SHorgenlanbe in Sejie^ungen trat, burc^ bie Slraber nac^ (Europa. <g0 galt im SEittelalter ate befonbers heilkräftig, mö^renb e0 je^t noc^ in Dftafien in ber ^arfümerie unb ju :§ei(5tDe(ken äJenoenbung finbet 3n feiner f^eimat :^interinbien mirb e0 regelmäßig in ben Xempeln Derbrannt Sflapoleon L benu^te e$ in feinen ^aläften mit aSorliebe ju Släui^erungen ate ^arffim.

(Snbü^ finb nocf) jmei nid)t in bm europäifc^en :§anbel gelangenbe ^robukte ju nennen, bie bei bm oftafiatifc^en :Ku(tun)öIkem eine groge SloUe fpielen. (Srftem» ber Sumatra^ ob^: a3orneokampfer, ein bem gemö^nlic^en Saurineenkampfer ä^nlic^ee, jugleic^ aber etroa^ nac^ ^atfc^uli riec^enbe^ fefte^ ät^erifc^es CA von meiger Srctrbe unb kriftaUinifd)em Slu^fe^en, baa in ben Stämmen be^ ^o^en, auf @u^ matra unb SBorneo mad)fenben Kampferbaums oft in grogen, mehrere $[funb fc^meren Sttt&en audgefc^ieben roirb, fonft ba» ganje Sern^olj gur Sonferoierung unb jum Sti^u^e t)or ^^f^k^nfrag unb ^Ujinoafion burc^tränkt SBeoor ber ed)te ober fiaurineenkampfer aufkam, mar er mle ^eute noc^ in C^ina unb 3^^^ ^^^ ^^^ ^ Släuc^ermittel bei gotte0bienft(i(^en unb anbem feierlichen §anblungen tiermenbete, ber bort auc^ 5um (Sinbalfamieren ber Seid)en SJome^mer bient (Sr ift fe^r teuer unb kam gu aSeginn bee SEittelatter^ ate mertoolle älrsnei unb koftbares 3täu(f)ermittel nac^ Serien, mo i^n ber griei^ifc^e Slrjt Sletio6 au0 Slmiba im 6. 3^^t^unbert ate kaphura juerft ermähnt. 3n0 Slbenblanb kam er burd) bie SJermittlung ber fic^ feiner häufig

238 3>ie buftenben ^ffanjen^arse.

beMenenben arabifc^en Strgte unb wixb um 1070 in Italien vom ]üi>U f4)en Slrjt (Simon 6et^ unb um 1160 von bei gelehrten :§ilbegarb, Stbtiffin be0 Hlofter^ Sluperteberg bei SBingen, ertD&^nt <Srft ju SBe« ginn be0 17. 3o^t^unbert0 n)urbe er bur^) ben toeit billigeren oft« afiatifi^en Saurineenkampfer erfe^t 3^^^^$ ber in (S^i^tnc^ino, 3ctt)a unb Slmboina au0 ber Sompofite Blumea balsamifera getDonnene f&lumta^ ober SlgaiKampfer, ber feiner Softborkeit tnegen in feiner :§eimat unb in C^ina nic^t me^r ju 9läud)erungen, n^o^l ober oto Slrjneimittel unb in legerem 2anbz ouö) 3um parfümieren ber feinen ©i^reibtufc^e oertoenbet mirb.

XXVL

Die pflanjUiJ^en 2Bo^Igerü(3^e.

2He :§erootf)tingung von 2)uftftoffen ift eine ungemein verbreitete (Srfi^einung in ber ^flanjentneli 93on ben nieberen tilgen bi0 hinauf gu btn ^öc^ften 93Ifitenpflangen toirb biefer SBeg mit SJorliebe einge« fc^Iagenr txm bie verfi^iebenen ^t^fekten jtxr SJerfi^leppung ber ®poren ober gur a3efrud)tung ber SSlüten burd) Xtbertragung be0 Slütenftaub» ^erbeigulocften. Slud) bei btn Xieren fte^t bie Slu^bilbung t)on !DufU ftoffen in engfter SBegie^ung gur Srortpflangung, unb imax toenben {ie ^ier bie 9Ilännd)en gur Slnlocftung unb gef4)led)tli4)en (Erregung ber S3Seibc^en an. SHon btnkt auger Dielen onberen nur an btn SHiftftoff ber ©c^metterlinge, be^ SBiber^, bes Snofd)U0tiere0 unb ber SU'etko^e, toelc^ beibe le^teren bem SHenfcfien bie ftörkften überhaupt ej;iftierenben Parfüme lieferten. !Dag SBo^Igerüc^e aui^ auf ben SOenfc^en anregenb unb belebenb nrirken, ift eine löngft feftgeftellte Xatfoc^e, bie neuer:» bing^ au(^ buri^ n)iffenf4)aftlic^e äJerfuc^e belegt n)urbe. 60 konnte man beifpieteroeife feftftellen, bag ein SEann, ber unter gen)ö^nlii^en ^bingungen am (Srgograp^en 1 kg mit bem S>aumen ^oi^gu^eben Dermoi^te, unter bem SBanne bee ®erud)e0 von Xuberofen 1 kg unb 100 g tjodfyob. Z^ ö^nlic^er SBeife bie ^f;i(^e anregenb unb baburc^ bie 9Qu0keIkraft unb bie fiörperttd)e Seiftung^fa^igkeit überhaupt fteigemb roirken anbere 9Ho^Igerfld)e. 9Jor allem rotrb aber bie geiftige XätigKeit, befonbers» bie ^^ontafie burd) geroiffe 2)üfte angeregt, bie bei ben t)erfc^iebenen snenfc^en gang verfc^ieben bevorgugt merben. 60 liebte ber große 3)i(f)ter 2rriebrid) ©c^iUer beim ©eruc^e foulenber SOpfel, bie er fid) ftetd in ber 6d)ublabe feines @(^reibtif(ie0 ^ielt, aSiktor ^ugo bagegen bei bemjenigen ber roilben SHinbe gu biegten. Starke SXlfte toie snofc^ud regen auf, unb unangenehme ©erttc^e können empfinbfame SEenfc^en gerabegu krank machen. @o rourbe ber groge äUbred^t von :^aUer burc^ ben ®eruc^ von :Käfe, ber ^ergog

240 ^te pflanaUc^en SBo^lgerü^e.

Don dp^mco) butc^ benfenigen be0 ^afen gerobeju o^nm&d)ttg; ftnob^ Iaud)getuc^ entkräftete ^etnric^ IIL t)on SrtonKteld), fpornte bagegen :§eintt(^ IV. 5U bm toUften @treid)en an.

3n befonbere na^en aSejie^ungen fte^en SHo^Igerüc^e jur SQtiftik tmb 3iun (&ef(^led)t0leben. 3^ t)otigen älbfi^nitt ^aben n)ir gefe^en, tDte baa aSerbrennen tDO^Iriec^enber ^arje ixnb folc^e ent^oltenber l^öljer f4)on fe^t frü^ in btn (Sotte^blenft ber otientQlif4)en Suliut^ oölker eingeführt muxbt, um burc^ bie ®erud)dorgane bie @inne 3ur leichteren fuggeftitien Slufna^me überfinnli(f)er (Einbrflcke in bw für folc^e 3)inge empfängliche ©emflt tjorjubereiten tmb ee fo in (gfeftafe ju Derfe^en. SSon ben morgenlänbifc^en Sleligionen ging biefer (St^ broucf) cmf bie obenblönbifc^en über tmb fpielt ^eute noc^ eine be^ beutenbe SloUe im Stute. 9Jom aSerbrennen folcf) n)o^Iriecf)enber 2)rogen m\t 9Heit)r(mcf), SEgrr^en tmb bei ben alten (Europäern namentlich von iooli unb getrockneten Seeren bee SBacf)olber6, rfl^rt aui^ ber in bm beutfc^en Sprachgebrauch übergegangene franjöfifc^e Slu^bnuk Parfüm ^er, ber au0 bem Sateinifi^en per fumum abjuleiten ift, wob „burc^ ben Slaucf)", b. ^. burc^ bie äJerbrennung gerDiffer Subftanjen er^ jeugter SBo^lgerui^ bebeutet

SUles beutet barauf ^in, boJß fi(f) ba0 SBeib guerft ber 9Ho^t gerflc^e ate fe^uellen Slei^mittete bebiente .unb erft meit fpäter biefelben jur 93>erbe&ung eigener übler (Serüc^e ttenoenbete. (S0 ift burc^au0 kein 3uf^ ^^6 ^^ ^^^ aSerfü^rungdfsenen im Sitten Xeftament ^or^^ füntd enoä^nt n^erben. @o roeit roir in ber ®efc^ic^te jurückstige^en oermögen, finben toir tDO^lriecf)enbe Salben unb £)le im 3nt)entar vox^ ne^mer [^auen unb :§etärenr unb groar roar fcf)on im atten $leicf)e in %;ipten bie aSerroenbung ber SHo^lgerüc^e fo fpejialifiert, bag für alle ^Körperteile befonbere ^arfüm^ jur Slnroenbung gelangten. aSon btn Orientalen, bie bid auf ben heutigen Xag groge Sieb^aber non SBo^l^ gerüc^en finb, fo baJ^ fie fogar ba0 ^Konfekt nac^ unferm (Smpfinben übermögig parfümieren, übernahmen bie (Kriechen unb Slömer biefe aSorliebe für SHo^lgerüdie. Site bie SEakebonier im Gefolge SUesam ber0 be6 (Srogen nacf) ber Slieberlage bee !Dareio0 bei (Saugamela am 1. Oktober 331 v. d^x. bie lu^uriöfen 3^^^ ^^^ perfifcf)en ®rogkönig0 !DareiO0 plünberten, roaren fie nicf)t nur über bie mancherlei barin be^ finblic^en Softbarkeiten, fonbem x>ox allem auc^ über btn unermeg^ liefen Sleicf)tum an u)o^lriecf)enben Salben unb köftlicf)en (Stwütitn erftaunt. !^oc^ balb lernten fie an biefen ^robukten einer verfeinerten Stiltur felbft groge Srteube ^abtxtf unb fo toar balb aucf) in bm reichen

2)ie pflan5li(!^en 2Bo^lderü(()e. 241

®tie(^enfiäbten ber £uj;it0 an ^atffimen ein getDoItiger, fo bag fid) [(^lieglic!^ bie ®efe^gebet genötigt fa^en, bagegen einsufc^teiten. S>q0 t)on ben SUten toegen ber in biefer @tabt ^errfc^enben SSotliebe fttr biefe rDO^Irie(^enbe Slume ote „tieUc^enbuftenb'' bejeic^nete Sitten trieb in ben btei legten Dotc^riftlic^en 3^^^^^^^^^ ^te ^ox^moet^ fc^xDenbung fo loeit, bag fOi bie üerfc^iebenen Xeile be^ ftörper0 be^ jonbere Salben im ®ebrau(f) toaren. !Dott rieben bie üppigen Srrouen bie :&aare mit einem ^arfflm aus SHajoran ein, Sinn unb Slacfeen ba^ gegen mit einem foId)en aiid X^gmian unb bie Slrme mit einem au» SKinje, Z^ i>^wt tjerroeidiHc^ten 9lom ber ÖSfaren u)urbe bie SJer^ fc^n^enbimg. mit SBo^Igerüc^en auf bie Spi^e getrieben. 2)amate max bo^ unter bem :KonfuIat bes fiiciniu0 Craffu0 aufgebrad)te ®efe^, bo^ in Italien bm aSerkauf au0l&nbifd)er ^arfümerien verbot fc^on I&ngft ote unt)altbar aufgegeben, unb t)on toeit^er bejog man bie koftbarften (Effensen, ben SSeilc^enbuft wn Sitten, Slofenöl au0 Sirene, Starben« falbe au0 Slffgrien, &ennablfltenej;trafit aus Stg^pten ufu). 2)ie äJer^^ tDenbung ber Parfüms ftanb ganj im 3)ienfte ber Siebesgöttin aSenus, unb ber f^anbel mit btn SBo^Igerttc^en tDurbe meift von iSurtifanen, iSixppIerinnen unb Sorbettroirten ausgeübt

9Ilan mac^t fid) keinen rechten ^Begriff von ben Unfummen, bie bamate in 9lom für 9Ho^lgerüd)e unb koftbore @alben ausgegeben rourben. 3^Uos finb bie von ben alten grie(f)if(^en vixib römifc^en 64)riftfteUem genannten 2)rogen, bie jur ^Bereitung ber töglid) nac^ bem fSobt jur (Sefc^meibigmac^ung bes Körpers angeroanbten ©alben vzttvtnbet iDurben. SHe ^auptfäc^üc^ften finb bas Slofen«, fiilien^, 93eil4ien:', Slarjiffen*, SHprten^:, SKajoram, X^gmiam, Sltinjen^, f&a\ÜU fium^, Z^^t starben^, Salmus^, ^rbamom^, SBalfam^oI}::, 3iiniU, Saffian, SQalabat^ron^ (üon ber oftafiatifc^en ftaffienart Cinnamomum dulce), Safran«, SHei^rauc^«, SQgrr^en« unb (SalbanumöL

Zn feiner Slaturgefc^ic^te berichtet uns ber beim SSefuDausbruc^, ber Pompeji unb gerkulanum Derfi^üttete, 79 n. (Si)x. umgekommene &(tere pinius, bag mo^I bie Werfer bie (Srfinber ber Salben feien; „benn biefe firmieren fic^ bis jum Xriefen bamit ein. 3)as erfte Salbenkaftc^en ^at, fo mel mir bekannt, SUe^anber nad) ber SBefiegung bes S>arius unter bm Sachen üorgefunben, bie biefer :König mit fic^ führte. Später ^at fi^) ber (gebrauch ber Salben auc^ bei uns vtt^ breitet SKan f(^ä^t fie ^oc^, man glaubt, fie gehören ju ben Slnne^m« lic^keiten bes 2tbms, }a man ge^t fo n)eit, bag man bie fieute noc^ einfalbt, roenn fie tot finb.

242 (Sie pflatialitften Wof^JQtiü&^t.

SHe Flamen ber ©alben finb teU0 t)on intern Urfprung, teite von t^ten iBeftanbteUenr teite au» anbetet SSetanlaffung ^etgenommen. aSoIb f)(d man bet einen, balb bet anbetn btn $teto juet&annt; balb ^at man bie einjelnen Salben am liebften aus bem einen, batb au0 bem anbetn 2(mbz belogen. Sie befielen aus einem mit einem 9Hed)^ ftoff imptögnietten £)I unb finb üotjugemeife mit 2)tac^enblut (bem bltittoten ^at3 be» 3)ta(^enblutbaume0 üon Sokotta, bet bekannten 3nfel Dftaftifea«) obet Sätbetoc^fenjunge gefätbt 3)abei bemitfet eine Beimengung von i^axi obet ®ummi, bag fic^ bet Sliec^ftoff nic^t fo fernen t)etflüd)ti8t aSetfälfc^t toetben bie Salben auf Dieletlei Sltt

(S6 gibt Seute, meldte bie Salben liebet bickflflffig als bflnnflflffig ^aben, bie fic^ alfo mit i^nen liebet befc^mieten ate begießen laffen. Snatcus Dt^o ^at fogat bm ftoifet 9leto ba^in gebtac^t, bag et fic^ bie Srugfo^len falben lieg, mas bo6) wot)l batet Unfinn ift SEan ^ötte auc^ von einem einfachen SBütget, bet bie SB&nbe feinet Sabet falben lieg. S>et &xifet (Za^u» (C^igula) lieg bie Sabefep falben, unb fpätet machte fi(^ auc^ ein Sklave bes SIeto biefes kaifetlic^e SSet^ gnügen. S>ie fiieb^abetei füt Salben ^at fic^ fogat in bie tömifc^en Srelblaget eingefc^lic^en, unb an feftlid)en Xagen metben bie älblet bet fiegionen unb anbete beftäubte, t)on fianjenfpi^en umftattte Srclb^efa^en gefalbt

9Hann bet ®ebtau(^ bet Salben fid) untet btn Slömetn oetbteitet f)Qbt, mage ic^ n\d)t gu fagen. 3^^^f<^ ift ^^ (^btt gemig, bag im 3a^te bet Stabt 565 (188 v. C^t.), nad) SBefiegung bes Slntioc^u« (im 3a^te 190) unb Slfiens, bie 3^foten Dublins fiicinius (Etaffus unb Sucius Julius (ia]ax ba» ®efe^ gaben, bag niemanb auslänbifc^e Salben oetkaufen bütfe. 3^* ^^^ tft es längft fo toett gekommen, bag gat mandje fie fogat in bie ©ettönke tun unb fic^ fo and) in^ menbig patfümieten- (gs ift auc^ eine latfac^e, bag ßucius ^lotius, aStubet bes ftonful» unb Senfots Sucius ^lancus, als et Don btn Itiumoitn geächtet mat unb fic^ im Saletmitanifc^en üetbotgen ^ielt, butc^ feinen Salbengetuc^ oettaten mutbe. SBitb ein fol(f)et SHenfc^ totgefd)lagen, fo etleibet bie SBelt eben keinen gtogen SSetluft- «piinius kann ficf) alfo mit biefem übetmögigen ^atfümgebtauc^, bet butr^ gtiec^ifc^en ©nflug aufkam, nicfjt tec^t befteunben. Slnbett^alb 3a^t:= ^unbette fpätet meig uns bet in Slauktatis in Ölggpten gebotene unb im lujutiöfen SUejanbteia lebenbe ®tied)e Slt^enaios manc^ intet:» effanten 3ug uon bet Salbenmanie bet üppigen ©riechen jenet teic^en Öanbelsftabt ju etjö^len- So fagt et, bag es bei ben «eichen Sitte

3)te pflanalicben Woffi^trüd^t. 243

fei, naö) ber SEo^Igeit (Salben in golbenen (Sef&gen herumzugeben unb man fid^ ben @pag mac^e, einem f4)Iafenben (Safte bad ®efi(^t tüd)tig bamit ein^ufc^mieren.

Xbn 3U ieigen tote fic^ ein e(f)ter griec^{f(^er Sturer falbt, fü^rt biefer fe^t belefene ®tammatifier äJ[t^enaio0 eine @teUe au0 ber iü^ keftid be0 SHc^tere Slntip^aned an, mo e^ ^eigt: „SBenn er fid) ge^ babet, lögt er \id) au» einem golbenen Secften ^änbe unb Srüge mit äg9ptif4)er 6albe einreiben, mit p^dniliifct)er Salbe bagegen SBangen imb Sruft, mit SEinsenfalbe bie Slrme, mit 9na}oranfalbe bie Slugen:' brauen unb bo^ gaupt^aar, mit X^gmianfalbe ftnie unb i^ate." !Dann fü^rt er eine ©teile au0 bem (gebleute ^rokrie an, wo t)orgefd)rieben mirb, toie bem ©c^og^unb ber ^rofirid abgen)artet toerben foll: A. „SEac^ bem !0ünbdftn ein tpei(^e0 Sager au0 mileftfc^er SBolle jurec^t unb lege eine ^übf(^e ^urpurbecke barüber.^ B.: „^n lieber ®ott!* A.: „^od) \i)m SBeijengraupen mit (Sänfemilc^ (tpo^l mit l^onig qc^ mlfdjte 8Hilc^, u)orin fiebern eingemei(f)t finb)!-* B.: ,,^ofe taufenb!* A.: ,,©albe i^m bie Ofüge mit megallifdjer 6albe!*

2>erfelbe Slutor berii^tet: ,,Söntg Slntioi^od (Spip^ane^ (SL IV., f^rifc^er :König au0 bem Stamm ber SeleuKtben, regierte 175—163 r>. (Lf^x., reijte burc^ graufame X^irannei bie Z^^ S^nt Slufftanb unter bm SKakkaböem unb madite einen erfolglofen Slngri^ auf Ägypten) pflegte fic^ in öffentlichen Säbem unter ber snenge be^ babenben SSolkes mit ju baben unb lieg jebe^mal ganje, mit ben koft^ borften ©olben gefüllte gragc^en mitbringen. Sei biefer Gelegenheit fagte einmal jemanb ju i^m: ,3^r ^Könige feib bod) re(f)t glücklich, bag i^r fo ^errli(f)e Salben fü^rt unb einen fo angenehmen Wo^U genu^ Derbreitetl^ 3)er ftönig gab keine Slntroort, kam aber am anberen Xage mieber, brachte ein geroaltigee (Sefög mit, ba^ mit ber koftbaren SU^rr^enfalbe, meiere st&kt^ ^eigt, gefüllt mar, unb lieg e^ über bem Sopfe beffen, ber i^n glücklich gepriefen ^otte, au^giegen. Sobolb biee gefc^e^en roar, fprangen alle, bie fid) im 93abe^aufe be^ fanben, fc^arenioeife auf, rannten ^erbei, um auc^ etma^ von ber Salbe 3u ertotfc^en unb fic^ bamit einjufd)mieren. Sluc^ ber ftönig rannte in berfelben Slrt ^erbei, unb roie nun ber SBoben fd)lüpfrig mar unb einer über ben anbem Verfiel, fo gab e^ ein laut fc^allenbe^ (Seläditer." Späterhin fc^reibt er: „SBei einem grogen, feierlii^en Stufjuge, btn btt^ felbe Sönig bei (Belegen^eit ber S>ap^nifc^en Spiele abhielt, befanben ftc!^ auc^ 300 SBeiber, meiere au0 golbenen Urnen Salben um^er^ fpri^ten«"

16*

244 2)ie pflanaU^en SBo^lderüc^e.

äluc^ bei öffentlichen Sc^oufteUungen ttebte man im üppigen Slom ber Saifetieit, baa ^Eublikum mit SBo^Igerflc^en ju befpri^en; fo fd)reibt ber römif4)e ^^Uofop^ tmb Xragöbienbic^ter fiuriu0 Slnnaens Seneca (2—65 XL d^x.), beffet ate (St^k^tt unb Seiter be« jugenblic^en Slero bekannt, in einer feiner (Spifteln: i^^^eut^utage ^at man fogar bie (Sx^ finbung gemacht in verborgenen ?lö^ren SBaffer, bas mit ©afran ges= mifc^t ift bis ju einer ungeheuren ^ö^e emporjupumpen, um bie ßeute im X^eater bamit ju befpri^en unb ju parfümieren. SEan ^at bie Äunft erfunben, bas X^eater plö^ic^ mit SBaffer ju füllen unb fo in einen Xeid) ju vermanbeln, unb roieber troc&en ju legen; ebenfo ^ot man bie Sunft erfunben, bei 6d)maufereien bem @peifefaal bei jebem (Bericht eine neue Stecke ju geben."

S5on ftoifer §abrian, ber von 117—138 regierte, fc^reibt ber ©e^^ fc^ic^tfc^reiber HHim ©partianu«: ,,Saifer §abrian teilte su (g^ren feiner 6c^nriegermutter (Beroürje (aroma) unter ba^ SSolk aus unb lieg gu &)xm (feines SSorgängers) Xra|an über bie Stufen bes X^eotere (wo\)U riec^enben Sltebba*) SBalfam unb (jur ^arfümierung in SaSein gelöften) Safran fliegen." 3^1 Neffen 3«t tourben auc^ bie Statuen in bm X^eatem mit buftenben (Sffenjen aller älrt, befonbers auc^ bem fe^r beliebten Safran gefalbt, von tpelc^em nad) bem griec^ifdien Slrjte 3)io6kuribe0 X^effalos behauptete, er fei ba» einzige mirklic^ gut rle(f)enbe 2)ing. (Ss gab bamate auc^ ^o^le SBUbfaulen aus (&ci, bie mit feinen $oren bebecfct roaren, aus roelc^en man tDo^lriec^enbe (Sffengen ^erausjupreffen t)ermoc^te, fo boJß bie Suft ringsum mit SBo^lgerüc^en erfüllt mar. Sluc^ bei ®aftmä^lem ber aSome^men roar bie (Einrichtung getroffen, bag aus ben :Kuc^en unb bem Dbft bei ber geringften Serü^rung roo^lriec^enbe Parfüms, mit äJorliebe in SBein gelöfter Safran ^erausfloffen. Unb von iäaifer l^eliogabalus (eigent:: lic^ S3alerius Sluitus SBaffianus, rourbe als Dberpriefter bes fgrifc^en ®ottes (Slogabalus, beffen 9lamen er felbft annahm, auf Slnftiften feiner ®rogmutter 3ulia SEöfa, ber Sc^roögerin bes iäaifers Septimius Seuerus, 218 17jfi^rig Don bm fgrif(f)en fiegionen jum fiaifer ausge* ntfen, 50g 219 in Slom ein, roo^in er ben orgiaftifc^en 2)ienft feines (Sottes Derpf langte unb ein fd)melgerif(^es, roollüftiges fieben führte, bis er f4)on 222 von ber fieibgarbe, ben ^rötorianem, ermorbet mürbe) berichtet fein SBiogrop^ SUius fiampribius: „Eaifer igelio» gabelus lieg bie ^olfter, auf bcmn er mit feinen ®äften bei Xif4)e lag, ober bie Setten, auf benen er ru^te, mit Slofenblöttem füllen, lieg bie Säulenhallen mit Slofenblöttern beftreuen unb ging auf biefen fpo«

2)ie pflanjUc^en Sßo^lgetüc^e. 246

jieten, ober er gebroui^te ftott ber Slofen allerlei SBIumen toie SUien, 9JeU(^en, io^aiintl)m unb Slarjtffett (Sr bobete nur in Xeiti^en, beren SBoffer mit eblen (Sffenjen ober mit Safran gemifc^t toar. 2){e ^olfter, auf benen er getoö^nlic^ bei ber SOa^^eit lagr maren mit :§afen^aar ober Sleb^^nfebem au^geftopft (Sinft lub :§e(iogabaIu5 bie üor^ ne^mften :§erren ju ®aft unb miee i^nen ate 6i^ ®ofa0 an, bie mit ©ofran gepolftert maren." Slud) anbere antike Sc^riftfteUer melben otterlei von foli^em, erft bur^) orientalifc^e (Sinflüffe in ba» Slom ber Caforen gekommenen q^aoagonten fiusu0.

Wiaö) htm Untergange ber römifd)en SBelt^errfti^aft befc^r&nkte fi(^ bie Slnmenbung ber feineren ^arfümerien mefentlid) auf ba0 an fiultur ^ö^er fte^enbe SQorgenlanb unb bie äJome^men von fBr)ioni, loä^renb ba0 bie SBeltfluc^t prebigenbe (S^riftentum be0 W>mblani>t9 ]ohi)tm Suj^ nic^t geroogen mar. Unter bm Slrabem, bie, mie alle Oriem taten, 9Ho^tgerttd)e fe^r lieben, mürbe mit ben Parfümen befonber« von Slofen ein groger fitqrud menigftens unter ben SSome^men, bie fid) folc^ed leiften konnten, getrieben. Unb biefe fiieb^aberei verbreiteten fie überall in Slorbafrika, Spanien unb ®ijilien, mo fie grug fagten. ^ier mar im ®egenfa^ jum a6fietif4)en (E^riftentum überall eine Stätte froren fiebenegenuffes. SBie in SBagbab fo mürben ccad) in Slnbalufien Blumengärten angelegt unb ^eitere Srefte gefeiert 3^^ 3^t ber Slbbo^ biten^errfc^aft ^atte Sevilla beifpietemeife 400000 (Sinmo^ner unb mar gan} Slnbolufien burd) bie SrüUe feiner reid)bemäfferten Sulturen ein ^orabiee, von beffen l^enttc^keiten fic^ ate le^te 3^^^ t)ie auf SEanbelbäume gepfropften Slofen erhielten. Site SBetfpiel be0 ^ier im Srürften^aufe ^errfdienben fitqrud fei ermö^nt, bag, ate einmal ber £iebling0gattin bes ate S>id)ter ^eroonagenb begabten Slbbabitenfttrften 9n[u4)tamib bie Suft ankam, ts bm SBeibern aus bem SJolke nac^^ 3tmta(^en, bie fie mit blogen trügen fie^m treten fa^, biefer buftenbe Spesereien verreiben unb auf bm f&obtn bee Saales ausftreuen lieg, fo bag fie i^n ganj bebeckten. Sltebamt marb Slofenmaffer barauf ge^ goffen, unb mit Vergnügen mateten bie vornehmen Samen in ber fc^lammartigen Sllaffe von SE^rr^en, SBei^raud), 3^^f Sbnbra unb anofc^us. (Srft burd^ ben (Einzug ber iSreusjüge unb ber arabifc^en älr}te kam aud) im Slbenblanbe bie Slnmenbung von SBo^lgerflc^en bei ben 9Ho^lf|abenben auf unb brang mö^renb ber Slenaiffance in breitere 9Jolkdfd)ii^ten junäc^ft in bm reichen Stäbten Z^^^^t fP^^ auc^ SUitteleuropas ein. Slus i^rer Heimat Srlorenj verpflanzte &a^ t^arina von SUebici 1533 bei i^rer äJermä^lung mit Ortanj L So^n,

246 3He pflanaU^en Süo^Igerflc^e.

bem nachmaligen Äönig öelnric^ IL, ben übermäßigen ©ebrauc^ t)on ^Parfümen an bm franjöfifi^en gofr ber bann unter Suburfg XIV. imb XV. ble aSertoenbung wn SBo^Ißerüi^en beinahe fo xoelt trieb, ate ble SSome^men Im fial[erU(^en Slom getan Ratten, SBle ber Ädfer 9lero feine ®emö(^er ftet^ mit Slofeneffenjen parfümiert ^aben moUte, liebte fiubujlg XIV. In einer ftarfi nat^ Drangenblüten buftenben Sttmo^ fp^öre ju leben. 2)er aUmöi^tlge SKlnlfter Sllt^elleu, ber feit 1624 unter fiubrolg Xin. ble ©efi^lcfte 2franfirel(^0 leitete, üerileß nur feiten fein fdjarfparfümlerte« 8lrbelt0}lmmer. 3u feiner 3«t xoar ber (ßeru(^ faulenber Äpfel fe^r beliebt unb man rieb beren jerfefete«, mit ©exDürj» nelfien unb 3lmt gefpl&te« ^kx\d) mit Srett jufammen, um \i^ mit ber fo erhaltenen SKaffe ble §aare }u parfümleren. (80 Ift ble« ble ?pomabe, ble Don bm faulen ^feln pommes l^ren Slamen erf)lelt unb bee^olb elgentlli^ mle Im Srranjöflfdjen ?pommabe gefi^rieben xoerben foUte. 60 üppig aad) ber franjöflft^e §of toar, fo mar er In bejug auf Sleln* Hinfielt kein SKufter, unb ^ler tourben ble ^Parfüme jirni großen Xell gum aSerbedien ber eigenen üblen ®erüd)e Dertoenbet. Z^ ®egenfa^ jur aSabfreunblli^fielt bes Snittelalters mar jene S^t fe^r mafferfi^eu; bto gum i^önlg hinauf mleb man ate Slad^tolrkung ber mlttelolter:' liä)m Sl0fiefe mä) 3nögll(^fielt felbft bas tägll(^e SBaf(^en oon (Befl(^t unb !o&nbm mit SBaffer, befeuchtete olelme^r nur blefe ßörperielle bei ber XoUette mit ^Parfümen, unb toar bantbtn öußcrft fparfam mit bem 99Se(^feIn ber fielbmäf(^e, ble Diele SBo(^en anbehalten mürbe, bis man fl(^ mbliä) gum SBe^^feln berfelben entf(^log. 93efonber0 unter btm lleberll(^en Submlg XV. mürbe ble SJerfdjmenbung In ber 8lnmenbung uon ^Parfümen eine ^eUIofe, fo baß beffen eine Sltätreffe, ble ?Pompa:= bour, )&\)xliä) bafür me^r ate eine ^albe Slllttlon Stanken ausgab. Unb imax maren bama\s ble ftörkften 2>üfte ble bellebteften, fo außer ^eau b'(Sfpagne befonberd SHofd^ud, S^btt, Slmbra unb fogar Asa foetida (Xeufelöbrecft). 3^ btn Släumen, In bmtn \iä) ber fiönlg auffielt, mußte jeben Xag mit ben Parfümen geme^^felt merben. 8lod) ble Äalferin 3ofep^lne überfüUte l^r 6(^Iaf8lmmer mit SHofi^us* buft, mä^renb ber Salfer Slapoleon I. \ii mit Äölnlfi^em SBaffer über:» f(^tDemmte.

§eute oermenben felbft ble SJome^men nl(^t me^r fold) über^ triebene ?Parfümlerung, ble nur ein ^d^tn ftumpfer ©enu^sneroen unb unfeiner Slrt Ift 8lm melften ?parfümlujus treiben no(^ ble ele* gant fein moUenben Orrauen, beren ®erud^dorgan, mle bmö) elnge^enbe mlffenf(^aftll(^e SSerfud^e feftgeftellt mürbe, überhaupt menlger fein

2)te pfiatifMd^en SBo^Igetücbe. 247

empfinbet ate badjenige ber Sllänner, fo bag i^en ein ^arfilm no(^ angenehm ift, t>M leiteten vizl^aä) fd)on unangenehm ftark erf(^eint Stber toenn ou^ f)eute bebeutenb n)eniger ausgiebig n)te früher par^ furniert tüitb, fo ift bennot^ ber SSerbraud) an ^Parfümen fe^r uiel gröger ate je in ber parfamQ)ätigften 93ergangen^eit, toeil berfelbe fi(^ nic^t me^r auf bie ^ö(^ften i^reife, bie ]id) biefen fiujrud erlauben konnten, bz\ä)x&nkt, fonbem fic^ auf alle SJoIkefireife glei(^mägig aus* gebe^nt ^at, fo baJß bie :5^fteUung berfelben einen bebeutenben ^nbuftrie^ gtoeig barfteUt. Unb gtoar nrtrb ^eute im ®egenfa^ jum Slltertum nic^t fomo^I ber i^örper, ate bie getragene fieibn)af(^e unb bie Schränke unb Se^älter, in benen fie aufbetoa^rt Q)irb, parfümiert, toobei febee 3ttbit)ibuum am beften fein eigene«, feiner ^erfönlii^feeit entfpret^en- bee ^arfüm toä^lt unb bann üm^ beibehält, ^mn ed ift entfd)ieben als ein greller gu bejei^^nen, ba^ man bie SBo^Igerü(^e alle Xage toec^felt, nrie e$ gn^ar au(^ mand)e Sllobeliöniginnen tun, bie immer bas^ ^arfüm gebrau(^en, ba9 naä) i^rem (St\ä)maöi gur Orarbe i^rer jetoeiligen XoUette gu gehören f(^eint (Ss ift ein ^d(i)m niel ^ö^erer i^ultur unb feinerer 6itte, toenn S)amen unter allen Umftänben ben von i^nen ate ft)mpat^if(^ empfunbenen imb bes^alb getoä^Iten SBo^t geruc^ immer, ate ungertrennli^^ non i^rer Strt unb ^erfon toä^len, glei(^ ber Slofe, fiilie ober 9lelke, bie ouä) ftete nur i^ren fpejififd^en, gan5 5u i^nen ge^örenben unb mit gur Sennjeic^nung i^re« S99!efend bienenben !Duft aufmeifen. 9tm raffiniertesten toirb ber ^arfümgebrau(^ in Srtankrei(^ getrieben, roo bie eleganten 2>amen in bie 6äimte i^rer Slödie unb in bie Sl(^felfeiten ber Xaillen f(^male Streifen getrodmeten Parfüm« in ^ulnerform einnäf)en laffen, ber bei jeber 93eQ)egung be0 Slodifaumee unb ber (Beftalt fein berauf(^enb emporQ)irbeIi 2>abei nrirb bas^ !o(^ax niemals parfümiert, ba es bei jeber $erfon feinen eigenen 9Bof)lQtmä) ^at, ber \iä) nur bei ber allergrößten, peinlidjften 2leinli(^:= keit bei 8lnmenbung üielfat^er 2Baf(^ung geigt, unb um fo me^r ^eroor^ tritt, je me^r bas ^aax gereinigt unb gepflegt mirb. @o foU, um nur gmei Seifpiele angufü^ren, naä) Slba Don (Sersborff, bas nun toeig toerbenbe 93lonb^aar ber beutfd^en Saiferin Slugufte SSifttoria einen feinen, an 93eil(^enbuft erinnemben ®erud) aufcoeifen, roä^renb bas einft bunkle, nun ebenfalte grau toerbenbe ^aax ber SönigintDitxoe SHargarita non Italien einen garten Slmbrabuft au0^aud)en folL 93eibe Srürftinnen parfümieren es niemals.

(Suropa nerbraud)t j&^rli(^ etma 1 Sllillion kg flüffiges Parfüm, 800000 kg ^omaben unb (Sff engen, augerbem aber ungeheure SHengen

248 ^ic pf(an3(i((en SBo|)tgetü4e.

parfümierter Seifen, $uber, Släuc^erkerjen , 99Saf(^tDäffer ufto. 2)ie meiften ^arfOrn^ liefert Srrcmkrei^ ba» ]&t)xliö) für über 12 Snuiionen Srrctnken baoon in6 Stu^lanb oerfenbet, to&^renb S)eutf(^lanb in bzm^ felben 3eitraum für gegen 2 SIHUionen Waxk eln=* unb für 6V2 SHiUionen Sllark au6fü^rt. (Erft neuerbings ift and) (Snglanb in ben SBettbeQ)erb mit jenen beiben fiänbem getreten- 3^ 2franfirei(^ ift bie ©übftüfte an ber Slioiera ber $robiiktion$ort ber meiften SBo^Igerüc^e, unb 5tDar ift ban^ S^ntrum biefer ^^buftrie ba» 6t&btd)en ®raffe, toenige @tunben toeftlic^ oon 9li}5a, bann au6) (Sinnes unb Slij^a felbft, mo geQ)aItige Kulturen mo^lrie(^enber Slumen angelegt finb, um bem fBe^ barfe ber ^arfümfabriken 5U genügen. 2>lefe verarbeiten }ä^rli(^ cbm^ falte über 1 SlliUion kg ber oerf(^iebenften tDO^(ried)enben Blumen unb i^röuter unb 6ef(^Sftigen babei etma 15000 Sllenfc^en. 2>ie ßunft ber ^arfümgeminnung aas 93Iumen ift ^ier erft in ber 9leu5eit aufge^ kommen. Unb jtDar finb bie jur ^arfümgeminnung oermanbten ©toffe bt9 $flan5enrei(^0 faft ftetd ät^erif(^e £)le, bie au6 bzn Slüten, fSlät^ tem, (lirru(^tf(^alen ober anberen Xeilen ber betreff enben ^flanje bmä) älu^preffeur bur(^ 2>eftiUation mit SBafferbampf ober bur(^ ^vlioxtimm^ bringen mit JJ^tten, bie fie aufnehmen, gemonnen roerben. SHe SeftUIa*: tion mit SBafferbampf toirb ba angeroenbet, tDO ber 2>uftftoff, roie 5. fB. in ben Slüten ber Slofe, quantitativ ein für allemal audgebilbet ift 2>aburd) toürbe man nun bei anberen Slüten, mie ^^^^^r Xuberofe unb berglei(^en, bie roa^renb i^rer Slütejeit immer nur ganj geringe Snengen ^arfüm auf einmal bilben, ba fie bur(^ bm 99Safferbampf ge^ tötet toerben, blog minimale SHengen be^ 2>uftftoffe0 geminnen. ^itt toenbet man bas S^f^^^^ni'i^ngen mit einem bai^ ^arfüm gierig auf« faugenben Sörper mie 8rett an. Sei biefem ^Proaeß, bm bie JJranjofen (gnfleurage bejeic^nen, kommen bie betreffenben too^lrie^^enben Slüten auf ^öljemen ®efteUen jmifc^en gtoei t^ettf(^i(^ten gu liegen, an bie fie if)ren Sliec^ftoff abgeben, inbem ba0 ^arfüm ber vom Qrett buxd) (Saje getrennten Slüten burify barüber geleitete fiuft auf biefee SEebium übertragen mirb. 2)a0 2f^ früher reine« Xierfett, Jefet bevorjugt man bae geru(^lofe SSafelin toirb bann buxä) (S^traktion mit Slt^er von bem eingebrungenen ät^erifd)en £)l befreit ober kommt birekt ate ^omabe in ben :^anbel. SIu(^ naä) ber (^traktion ift meift no(^ fo viel 2>uftftoff im grett enthalten, bag biefer Slückftanb ate :5aarpomabe verkauft merben kann. Slu« 1000 kg 3ö«minblüten laffen \iä) buxdi 2>eftillation 200 g &tf)tü\ä)tB £)l ent2ief)en; bei ber (gnf leurage aber qz^ xoinnt man au0 bemfelben Quantum ettoa 1800 g ät^erifc^ee £)1 unb

Sin Selb oon gui ^aTfOmgtni Innung anQepf(an|lcn Xubeiolen in Sübfraniireitl).

ftolencintt auf btn tjtlbtui btx ^aifümette EB. Court tn SiaH' (Sübfrankieit^).

3)a0 Sailieien bet Sto[en 3Ut (Seolnnung oon KafenOI. PPaifflmerle ffl. Court in «Sraffe.)

Sae (EEtroljieten btx äll)cnf(^en Ole im 2Bo[[(rbnb. (^PQrfümtrie SB. Court in (ßro((«.)

!!He pflansüc^en aBo^Igera^e. 249

il6erbie0 noc^ bie üotgenannte 9Ilenge bei ber [(^(iepc^en ISeftUIotion. Sic« mat^t olfo jufommen 2 kg 3)u|tftoff.

3e mc^r 2fötbe unb ©erbftoff eine SSlüte cruÄbttbeti um fo toeniger Sliec^ftoff enttDidielt fie. SBeige 93lüten bilben, befonber$ toenn fie auf bie Sefrud)tung bmä) in ber 2>ämmerung fliegenbe uralter angetoiefen [inb, fe^t ftatke SBo^Igeni^^e au$, bann kommen bie me^r auf ben fBt\uä) von Xaginfekten eingerichteten gelben unb roten unb erft jule^t bie blauen Slflten. (Srüne Blüten finb ftet« geru(^(od, toä^renb bräun« Itd)e unb fc^mu^igrote, faulenbem 2rleif(^ ä^ntt^l geförbte, jur Sin« lockung ber bie Befruchtung bei i^nen ooUjie^enben Sta^fliegen fenen angenehme, für und aber unangenehme inboloibe 2>üfte entmickeln. (Eine flberfOUe üon Qiä)t er^ö^t mof)l bie SHenge bes ^arfümd, t)er« minbert aber beffen Orein^eit; bes^alb finb üiele im 9lorben gejogene 2>uftftoffe an Qualität oiel feiner ate im ©üben gen^onnene. @o über« trifft beutfc^e« Slofenöl an Srein^eit bas bvdqaü\d)t, ba» übrigen« au(^ mit toeniger Sorgfalt getoonnen toirb, unb @übenglanb bringt ba« Q)o^trie(^enbfte fiaoenbet unb ^feffermingöl ^eroor.

2)ie meiften ^flangen üerbanken i^ren (Seru^i einem fiomp(i5ierten ®emtfc^ t)erf^iebener 93erbinbungen, unb gerabe bie 4iarakteriftif4lften barunter finben fi^l oft in äugerft geringer Sllenge, fo boSß bie natur« getreue künftU(^e Tlac^a^mung berfelben ju ben fd)tDierigften Sluf gaben ber ä)znA\d)tn Xec^nik gehört Seltener ift ein einjelner Stoff ber alleinige ober roefentUc^e (Seru(^0träger, mie bM 3ton ber Z^^ ober 6(^n)ertI{IienQ)ur3el, bas^ ibentif(^ ift mit bem 3onon in ber 93ettc^en« blflte be^^alb mitb erftere im 93otti«munb auä) 93eU(^enQ)ur2eI ge« nannt , boa 93anUlin in ber 93aniUef4lote, ba« Sumarin in ber Xonkabo^nei im Sßalbmeifter unb Sluc^grae, ba« (Sugenol im Slelkenöl, ber 3iwitalbe^gb im Saffia« ober SinttöL ®ine 8lnalgfe be« ©lumen« bufte« ift bee^alb meift audne^menb f(^Q)iertg, toeil felbft Stoffe, bie quantitativ nur in Spuren üor^anben finb, oft bie gen)id^tigften ($ak« toren im 8on5ert ber t)erf(^iebenen (Senu^skomponenten bilben. So finb :gauptbeftanbteUe be« ^öc^ft aromatif(^ ried^enben 9lelkenöte bie \(i)on longft bekannten beiben 2>uftftoffe (Augenöl unb !^xr)opf)rßca. SEifc^t man nun auä) biefe beiben Körper im richtigen SSer^öltni«, toie fie in ben ®eQ)ür3nelken enthalten finb, fo ^at biefe ^ompofition burc^au« no(^ nid)t bm (Stmd) be« Slelkenöte. 2>a rourbe im fiabo« ratorium ber grögten beutfd)en ^arfümfabrik, von S(^immel & do. in Snutl^ bei fieipiig, bie Seobad)tung gemacht, bag bas aUererfte ISeftittat be0 öt^erifd)en £)te gans geringe SHengen eine« öugerft intenfto unb

250 2)ie pflanstic^en Süo^lgerfiAe.

gang anbete rie^^enben i^örpetd enthielt @e^ man nur toentge Xropfen von biefem bzm (SugenoUSaniop^gllengemifc^ ju, fo erjiette man bann erft ben 4iara6teriftif4ien (Seru^l be0 natürlichen Sflelfienöto. (Eine fold^e @ubftang ift 5. S. ber Sinter antlfäuremet^glefter, ber bem Drangenblfltenöl feinen 2)uft Derlei^!; mit feiner :5Ufe kann man eine gange Slei^e nod[| anberer feiner Slimtenbüfte fgnt^etifc^ erzeugen. SlUerbingd finb bo» aUe0 me^r ober toeniger glückliche Slac^a^mungen be$ Slaturprobukte. 3^ dntm künftlicf)en Stufbau einee natürlichen ^rfüm0 gelangt man meift nur bann, toenn ber ®eruc^$trager ein einheitlicher Stoff ift (Sine folcf)e ©gnt^efe gelang beim SSanillin oub (Sugenol unb beim aSeilc^enbuft ^onon (ibentifc^ mit bem 3^on ber ©c^mertlilienmurgel) aue (ßeraniol, bem mit bem Sl^obinol ber Slofe ibentifc^en ät^erifc^en £)l be$ (ßeraniums unb too^lriec^enber (&ta»^ arten. (Sin Surrogat bagegen ift ber künftlic^e SHofc^ue, gu beffen :^erftellung ein Sufall geführt ^at Site 93auer nomlic^ bas fBuigU toluol (ba0 Xoluol toirb burc^ S)eftittation bee Steinfto^lenteers ge^^ roonnen) mit 6alpeterfäure be^anbelte unb babei in fenee brei Slitro^ gruppen einführte biefelben Gruppen, bie beifpietemeife au0 bem (Blgjerin bm gefürc^teten ©prengftoff Slitroglggerin ^eroorge^en laffen erhielt er eine 6ubftan}, bie bem natürlict)en, faft unerfct)tDinglic^ teuren, ber fe^uellen Stnreigung bee SBeibc^ene bienenben Sekret bee männ^ lict)en 9nofc^u0tiere0 täufc^enb ä^nlic^ buftet

2>ie 2>uftftoffe gef)ören ben oerfc^iebenften Sörperklaffen an. 2)ie ät^erifc^en ßle finb SBerbinbungen t)on So^lentDafferftoffen unb tnU galten teiltoeife au(^ fauerftoff^altige Körper. SSiele fci)eiben beim (^^ kalten einen ©tearopten genannten feften Sörper oon anberer 3^^ fammenfe^ung al0 ba£^ flüffig bleibenbe (Släopten au$. Xeiltoeife finb bie 2>uftftoffe Stlko^ole, mit boB ®eraniol (ibentifcf) mit Sl^obinol), ba» riec^enbe $ringip bed koftbaren Slofenöto, ober ba& aue bem billigen Xerpentinöl geQ)onnene Xerpineol, bos bem Orlieberparfüm feinen ct)arak^ teriftif(f)en 2>uft oerlei^i 2>er Sengrilalko^ol erfe^t gufammen mit fSmmU acetat ben SBo^lgeruc^ bee ^^ntins, ber 3t^talko^ol buftet naä) ^x^a^ jint^en, bo& SHent^ol auc^ ein Sllko^ol gibt ber ^Pfefferminge i^r mttrgigee, erfrifc^enbee Slroma. a3on SUbe^gben ift b(xs^ (SXuci ber Xräger bee 3ttronengeruct)d, Stniealbe^rib be^enige bt» blü^enben SBeigboms; auc^ b(\& SSaniUin ber SJanille unb b(\& Piperonal bee :5eliotropd finb 9Ube^r|be. S>a0 Slitrobengol ift b(\B fgnt^etifc^e bitter« manbelöL i^flnftlic^ geminnt man aiu^ ba& Sleroliöl genannte £)l ber Orangenblüten, einen roefentli(t)en Seftanbteil bee Sölnifc^en SBaffere.

2)te pflanali^en SBo^Igerüffee. 251

(Sine tDtc^ge (Stuppe bUben auä) bie (Sfter, aSerbtnbungen qu0 orgo^ nifc^en ©Suren unb SUko^oIen, metl |te nt(^t nur <Seru(^0«, fonbem auc^ (&ef(^mack9träger finb, unb 5tDar vermitteln fie gemö^nltd) (Se^» f(^ma(k unb (Seruc^ oon Obftforten, n)ie 93ime, Stpfel, Slnano^ u\m. Qdjon im 3^^^^ 1850 erf^lienen fie ole bie erften künftlic^ jufammen« gefe^en ^oxfflmd im :&anbel, unb imax guerft auf bem englifc^en Wcabt ote apple-oil unb pear-oiL ^tiitz Dertoenbet man fie meift für SimonabeUr Srnu^tbonbon^ unb berglei(^en me^r. ®erud) unb (^ f(^mack fte^en ]a in engem Sufammen^ang, unb erft bie ^Kombination non (Serud^^s: unb (Sef(^ma(fi0finn oermittett bie (Bef^^mactoabftufungen. 2>er leic^tefte ®d)nupfen ^ebt ja ni^t nur bie (Stmä)»^, fonbem aud) bie (Bef(^ma(fi0empfinbung me^r ober Q)eniger auf.

9nan(^e 2>uftftoffe riechen üerbünnt unb unverbünnt ganj glei^), fo }. 93. ber SHofc^u^; anbere mizbtt buften nur in (^emifc^er Slein^eit fe^ angenehm, u}ä^renb bie geringfte a3erunreinigung einen m\btt^ toSrtigen SEiggeruc^ btmixtit Slnbere mieber, toie ba» ^^t^on, SJo» nillin m\b i^umarin, riechen in fionjentrterter grorm unangenehm f(^arf unb kampferartig unb erft in fe^r groger a3erbünnung tteblic^. 2)ie (Segentoart man(^er !Duftftoffe lägt anbere felbft in bm fileinften S)ofen ftark ^emortreten, fo beifpietemeife ber ^Kämpfer bie im ©c^meig ent^ ^altenen 2>uftftoffe. S)a^er kommt e^, bag, toenn femanb ein kürglic^ erft au6 bem kämpf er^altigen Se^Slter ge^oltee Sleib an^at, er fc^on beim lei(^teften ©(^toi^en einen unangenehm ftarken 6(^Q)eiggeru(^ tierbreitet SBie fi^i einerfeit^ ba0 (Seru(^0organ gegen beftimmte 2>ufte abftumpfen kann, fo bag man fie norüberge^enb ober bauemb nic^t me^r riecht, fo kann ba^felbe anbererfeit£( au^l bm^ flbung fe^r verfeinert merben, vom un^ bie Xee*, §opfen== unb S^Öötren* ^ftnbler betoeifen, bie 2Interf(^iebe ber von i^nen gu beurteilenben 9Bare ^erau0rie(^en, bie ein Ungeübter gar nid)t ^erau65ufinben vermag.

9IIan foUte meinen, ba0 93ermögen, bie SBo^lgerüc^e sum Xeil ge^^ nau 5U kopieren unb auf künftli(^em SBege vielfad) in grögerer SSott^: kommen^eit barsuftellen, ^abe bie betreffenben Slaturprobukte langfam verbrängen muffen. SHe^ ift aber burd)au0 nic^t ber ^oä, fonbem ber SSerbrauc^ ber 2>rogen felbft fteigt vielmehr unb beibe, Statur:» unb i^unftprobukt, be^errfc^en nebeneinanber ben SEarkt, toie biee beifpiete^ toeife bei ber aSanille ber ^aü ift 2)a viele fiaien unbegreifli^^errbeife eine unbe3U}ingli4ie @(^eu vor allen (^emif(^en i^unftprobttkten emp^ finben, mxtb au^i tro^ allen Xriump^en ber (E^emie in S^kunft ftet«

262 2)te pflansUc^en SQiotlfierflc^e.

ba» Sloturprobubt neben dem Sunftprobukt in G^ren gehalten toerben unb feine alte Stellung behaupten«

2)00 altefte bur^l 2>eftiUQtion geQ)onnene öt^erifd)e £)I ift bos Slofenöl, ba0 im 9. 3^t^unbert n. (S^^r. 5uerft in ^erjien burc^ Sttjte QU0 ben ^errli^i buftenben <£^ntifoIien be^ Sanbe^ geQ)onnen tmitbe. 3^^ folgten bie 2>eftiUate von anbeten mo^Irie^^enben ^flanjentetten, befonber$ Orangenblüten, fiet)ko)en, 9nof4lU0Q)eibe, ^feffenninje unb anbttttL ^Ib mar biefer neue ^nbuftriesmeig an feinem älteften gerb, in @(^ira$ in ^erfien, fo oerbreitet, boJß ber @taat von bm 2)arftettem fol(^er ät^erif(^er Cle, unter benen ba^ Slofenöl an Sebeutung meit t)orau0ftanbr eine ©teuer er^ob. S)ie i^unft ber 2)eftiUation fiam bann im 10. ^ct^^^unbert bur^l bie Straber nac^ SpcaAm unb brang non ba über Qrrankreid) aUmä^Ii(^ naä) 2>eutf4|lanb Dor, mo fie auc^ jum (^a^ieren ber t)erfd)iebenften &t^erif(^en £)Ie benu^t mürbe. Z^ Snitteleuropa mar bie Slofe 5U feiten, ate bag e0 fid) lohnte, au0 i^r bM Slofenöl baraufteUen. 2>a}u benu^te man bie i^t ber mo^U riec^enben orientaIif(^en Slofen. 3^ Sttbeuropa ift eine gaupter^eugungd:: ftatte be$ Slofenöte Safanlik am ®übabf)ange be» Salkan^ in Sul^ garien, mo bie rote 2>ama0}enerrofe in 7olc^en Süengen an Recken gegogen mirb, bag tro^ ber ^öd)ft primitiven, unjurei^^enben 2)eftiUation ber Slofenblötter in kupfernen Sietorten über birektem :5ol5feuer oQ:' jä^rlid) an 3000 kg Slofenöl gemonnen merben. Sebenkt man nun, baß 5000—6000 kg »lumenblätter ber «ofe nötig finb, um 1 kg Slofenöl 5u liefern, fo kann man fi(^ oorfteUen, um mos für SHengen non Slofen e^ \id) babei ^anbelt, bie alle innerhalb eines SEonats ge:' pflückt unb bearbeitet merben muffen. 2)ie oufbrec^enbeft SBlüten merben in bzn erften SHorgenftunben, mö^renb melc^er ber £)lge^alt am grögten ift, geppückt unb follen no(^ an bemfelben Xage beftilliert merben. Sin fd)önen, fonnigen Xagen, mznn ber Slofenflor in über« reicher SHenge fid) entfaltet, kommt man mit biefer Slrbeit kaum nac^, fo ba^ bann oiele Slüten unbenu^t fte^en bleiben unb Derblöttem. Sßeld) ^errlic^en Stnblick biefe blü^enben Slofen^ecken im SEai unb 3uni gema^ren, kann man \iä) lzid)t Dorftellen. SBei ber ungeheuren SHenge an SBlüten, bie erforberli(^ finb, imt grögere Sllengen bc» Slofenöte ju erzeugen, ift es kein SBunber, bag 1 kg baoon im (Srog« ^anbel gegen 800 SHark koftet 2>iefed von bm Xürken Slt^ar, b. ^. Ät^er genannte Slofenöl ift hellgelb, von fe^r intenfivem Slofengeruc^ unb erftarrt bei 15— 22^ C. 3nfoIge feiner Äoftbarkeit ift kaum je unt)erfölfd)t ju ^aben. Slm meiften bient baju ba0 benfelben 9xtdi^

2)ie pflandli^en SBo^lgetüdye. 253

ftoff in rei(^em SHage ent^altenbe unb bes^alb fe^r S^nlic^ buftenbe öt^erifc^e (&eraniumöl, ba» in äUmeria in Spanien, bann in äUgerien unb fett 1887 befonbere auf ber ^^fel Sl6union au0 bm blättern bes ^oc^rote Slilten auftoeifenben, bi^ 1,6 m gd^e errei(^enben Slofen^^ geraniuntd (Pelargonium roseum) getoonnen nrirb. 2>ief e^ mirb mieberum mit bent inbifc^en fiemongtaeöl t)erfälf(^t, bas aus bem in Sflbinbien t^eimifc^en blöuli(^gtauen fiemongra^ (Andropogon schoenanthus) ge^ toonnen mitb. SBie mit biefen beiben ät^erif(^en £)Ien mitb ba^ $tofenöI ccüd) mit bem überall^ mo^lrie^^enben, balfamattigen fit^e- rifc^en £)le Detfolf^^t, bas aiid bem :5ol5 bt» in Slrgentinien unb ^ora^ guog n)ac^fenben, 18 m ^o^en ®uajakbaume$ (Bulnesia sannienti) ge:' tDonnen nnrb unb eine Slu^beute von 5,4 ^rojent liefert

Sneift mitb oon bm bulgarif(^en Slofenölfabrtkanten bos billige oftinbif(^e, ote ^almarofaöl beseid^nete fiemongrasöl jum SSetföIfc^en benu%t, von bem |ä^rli(^ an 1000 kg bort eingeführt merben. 2)em- nad) ift alfo nic^t meniger ate ein 2>rittel be^ bulgarifc^en „Slofenöte"*, von bem 1 kg im (ßrog^anbel, mie gefagt, gegen 800 WBiaxk koftet, oftinbifc^es fiemongras^ ober ^almarofaöl, von bem 1 kg im (Srog^ ^anbel auf 23 SHark }u fielen kommt 2>abei toiffen bie \ä)Umzn aBulgaren mit ber grögten 3taffiniert^ett bie Kontrolle bee Staate« 5u umgeben unb bie beauffi(^tigenben Beamten gu Überliften. Sie miffen bem fiemongrasöl burc^ längeres Ste^enlaffen an ber Sonne feine Schärfe }u nehmen unb i^m einen bem Slofenöl ä^nlict)eren (Serud^ ju Derlei^en unb befprengen bann mit biefem £)l bie frifc^gepflückten Slofenblüten fc^on auf bem grelbe, fo bag ber im 2>eftillierraum bie $lrflfung nome^menbe SSeamte nie anbere ate folc^e mit fiemongrasöl befpri^te Slofenblumenblätter ju Gefielt bekommt SBer nun aad) immer für f^roeree (Selb ttmotbtnz kleine, längliche ®la0fläf(^4ien mit einigen Xropfen Z^^<^ <iu5 ber Xürkei mit na^l &aufe bringt, kann ftc^er fein, kein reines Slofenöl gekauft ju \)abm; oft ^at er nur (Seraniunt« ober bas no^l billigere Semongrasöl einge^anbelt

Wtt)i Garantie für reine SSare bieten bie fübfranjöfifc^en 2>eftil:^ lerien ^auptföc^lic^ in (Sraffe, ein tabellofes ^robttkt bagegen liefert bie beutf(^e 2ritma Schimmel & do. (Jn^aber ©ebrüber Orrifefdje) in Snuti^ bei fieipgig, bie mit 5ielbeQ)ugter (Snergie bie SlofenölgeQ)innung in bie ganb genommen ^at Sc^on vox }e^n Zoi)tm ^atte biefe Oritma 35 Hektare mit ber roten, auc^ in i^afanlik angepflangten 2>ama0}ener:' rofe angebaut, bie über 260000 kg Blüten lieferten. Sie bringt ]S!^x^ Ud) ttma 100 kg Stofenöl in btn j^anbel, melc^es an Slein^eit unb in«

254 S)te pflanali^en SBo^lgerüdye.

folgebeffen an Hualitat ba» bulgoriff^e ^robukt tDeit fibertrifft unb be0^alb im (Srog^anbel boe kg auf 1500 SUark 5U fte^en kommt 2>o(i liefert biefe gritma ouc^ ein kfinftlir^es Slofenöl ju 280 SQark ato (gngrodpreid. 2>ie Don i^r benu^ten aSakuumbeftUIationMpporate, bie bi0 2U 45000 fiiter ju f äffen vermögen, entfprec^en felbftoerft&nblic^ ben ^ö^lften älnforberungen ber (Segentoart, unb bie ^o^e teii^nifc^e aSeroottkommnung bebingt bei glei(^em 2>eftiUation0prin2ip eine Diel rationellere Studnu^ung bes Slo^materiald unb bie (Setoinnung eines in feber Sesie^ung audge}ei(^neten $robukte$. 2)00 Slofenöl felbft befielt au0 einem buftlofen, toac^dartigen, feften unb einem fififfigen Körper, müöi legerer ber eigentliche SHiftträger ift unb Sl^obinol ge« nannt mürbe. Später ftellte e0 ]xä) ^erau0, bag e^ mit bem im (Seraniumöl unb fiemongrasöl enthaltenen (Beraniol ibentifc^ ift, bie aSulgaren alfo für i^re SSerfolfc^ung auf ein ät^erifc^es £)l geftogen finb, beffen tDi(||tigfter Seftanbteil genau berfelbe ift toie beim eckten Slofenöl. 2>ie groge SSerfc^ieben^eit bes 2>ufte$ ift auf geringfügige Beimengungen 2urflck5uffl^ren, bie tro^ i^rer gurflcktretenben Qualität bm (E^arakter be$ 2>ufte$ beftimmen.

S)a nun bem SUtertum bie Sunft ber 2>eftillation fe^e, bie, mie gefagt, erft im 9. S^^t^unbert n- (£^x. von perfif^ien Jttrjten erfunben mürbe, ift bas, mas bie Sitten unter Slofenöl Derftanben, etmas gan} anberes, als ma» mir barunter üerfte^en. Z^^ Slofenöl mar eine Slrt Salbe (griec^ifc^ m^on), bie mefentli(^ am mit Slofenbuft impräg« niertem, fettem öl, unb jmar Dlit)enöl beftanb. f^"^^ Slrjneimittel* le^re teilt uns ber um bie SHitte bt» 1. Z^^^^^^ ^ ^^^' lebenbe grie(^ifc^e Slrjt 2>io6kuribe0 i^re Subereitung in folgenben SESorten mit: „^ofenöl (rödinon 61aion) toirb fo bereitet: (Ss merben 5 ^funb unb 8 Unjen (lateinif^i unda, im (Semi(^t non Via Snebijinalpfunb ober runb 30 g) schoinos (fiemongras ober mo^lriec^enbes Bartgras, Andropogon schoenanthus, von bem SHodkuribee an einer anberen Stelle fagt, bag ee in Slrabien, unb 5mar bie befte im fianbe ber Slabatöer mac^fe, frifc^, mit ber :5<^nb gerieben, einen Slofengeruc^ vtt^ breite, gekoftet auf ber S^n^t heftig brenne unb nielfad) als Slrjnei angemenbet merbe) klein gef(^nitten, in SBaffer gemeid)t, in 20 ^funb unb 5 Un^tn Olivenöl gekoci^t unb }umeilen umgerührt !oittau^ mirb bas £)l bur^lgefei^t unb es merben i^m bie Blimtenblätter (pötalon) von 1000 Slofen jugefefet; biefe bürfen nic^t nag fein, merben aber Dörfer mit mo^lriec^enbem :5onig gefalbt unb im £)le einen Xag lang SU mieber^otten 3Ilalen mit bm :5änben gebrückt unb umgerührt |^at

2){e pflanaUAen SBo^lgerü^e. 255

[l(^ nun etocw ^cfearttgeö ju SBoben ßefcfet, [o kommt bie SHalfe in einen mit gonig au0geftrtd)enen afnifc^krug. SHe Slofenblätter merben au6 bem £)Ie genommen, au^gebtückt, in ein anbeten (Sefög getan, mit 8 ?Pfunb 3 Mnjen eingebi&ten ßles übergojTen unb mitbtmm am^ brückt 2)06 ledere SSerfa^ten gibt bie geringere 6orte SlofenöL 9Ilan kann ba0 93erfa^ren nod) gtoeimal toieber^olen, roobur^l ntan eine britte unb merte 6orte £)l bekommt Z^^^^^^ ^^^ ^^ ^^^ ®efä6 erft mit §onig auögeftrii^en. 2BiU man alle biefe Slofenölforten rec^t ftark mad)en, fo toirft man in ba» juerft getoonnene £)I mizbtt ebenf ooiel frifc^e Slofenblumenblätter, rü^rt fie mit ^&nbtn, bie mit &onig gefalbt finb, um, brückt fie aus unb fe^t biefelben bcam aud) noc^ ebenfo 5ur }U)eiten, britten unb t)ierten ©orte. ®o kamt man fiebenmal neue %ofen iw £)l bringen, bann aber mug man aufhören. Uudi bie treffe mirb übrigens mit ^onig beftric^en, unb enblic^ roirb bos £)I forgföltig Don bem 6afte ber Slofenblötter getrennt; benn bleibt üon biefem nur baa ©eringfte barin, fo uerbirbt bas ÖL SEanc^e ßeutc jerftampfen bie Slofen, fteUen bie SltalTe an bie ©onne, roerfen fie bann in 6l unb fteUen biefem an bie @onne. Sllanc^e bicken vox^ litt bo» £)( mit einem 3ufa^ t)on i^almu^ unb langbomigem ®infter ein; anbere tun, um i^m eine fc^öne (rote) Orarbe gu üerlei^en, Orcteber^ oc^fenjunge (anchüsa) ^inju, ober, um bie :5^I^^^^t gu beförbem, Salj. 2)a0 Slofenöl roirb innerlich unb öugerlicf) vitVlaö) Qt^ biaxxäft"

6eit ber (Setoinnung be^ ecf)ten Slofenöte im 9. 3ci^t^unbert bilbet e0 al0 perfif(^e0 Slt^ar einen fe^r n)i(^tigen j^anbeteartikel im ganjen Orient unb gelangte üon ^erfien au0 bis naä) Z^^^ ^^^ C^ina, tDO e0 ebenfalte fe^r gef(^ö^ rourbe. Seit ber Sllitte bed 15. 3^^r:= ^unberte treten un^ bestimmte eingaben über ben Gebrauch biefed ^ofenöte auc^ in (Europa entgegen. ®eit bem 17. ^c^^^^^ttbert Der^ breitete fic^ bie Stofenölinbuftrie üon ^erfien au$ roeiter unb gelangte bamate auc^ nac^ Bulgarien, mo fie aber erft im 19. ^^^^^unbert bie )e^ige groge Sebeutung erlangte. SHe franjöfif^^e Slofenölinbuftrie be^ gann um bie 3Ilitte be$ 19. ^a^r^unbert^, bie beutf(^e erft 1883.

SBie auf (Legion unb Süalakka ba» in Slrabien unb Oftinbien toilbroac^fenbe, fe^r gemürj^aft rie(^enbe unb buftenbe 93artgra0 (Andro- pogon schoenanthus) als fiemongras jur (Seroinnung be$ too^lriec^en^ btn (Sra0öle0 im grogen angebaut mirb, fo ift bies in noc^ u}eit größerem Umfange mit bem in trockeneren (Segenben ©übaflens Der^^ breiteten (£itronellölgra0 (Andropogon citratus) ber grall, bas fic^ oon

256 ^ie pflansli^en SBo^Igerflc^e.

jenem burd) feine rote Se^aatung, bie fdimolen SBUHter unb bie fuitjen SUUenö^ren unterfc^eibet 3)00 2 2,5 m ^o^e <Sxa» xxnxb aus @amen Sejogen unb gerobe x>ox bem Slü^en gefc^nitten. SBei forgfoltiger ^Sultur gibt e0 jn^ei bi^ brei (Ernten im Z^^ii- Z^ ©übinbien toirb befonber0 au^ bca au6 bm SBurjelftöcken von Andropogon muri- catus gemomtene i^UBkoB^ ober, mie bie Xamilen fagen, SSotioeröI Diel benii^, ober in ni(^t fe^r grogen SHengen nad) (Suropa mx6gefa^rt 2)ort uHrb mic^ ulel Sonbel^olgöl au$ bem in fileine 6päne ge^ac&ten, rofenortig riec^enben i^em^ol} bes fileinen ©anbelbaumee (Santalum album) beftiUiert, ba» in oUerbingd toeniger ertragreicher Hualitfit au^ auf btn kleinen @unbainfeln getoonnen unb exportiert mirb. Z^ ^^^ Snebijin bient jur Se^anblung ber (ßonon^oe an Stelle be0 älteren (i4)pait)abalfam0. 2)a0 mo^lriec^enbe golj bient gum Oroumieren von SHöbeln, gur ^erftellung üon allerlei kleinen (Seröten, (Sö^enbilbern unb 9lofenkrön5en« Stm meiften bient bei bm (if)xnt\m jugleic^ mit SBei^rau^l ate Slöu(^ermittel in Xempeln imb bei Segräbniffen; auc^ bie mo^l^abenben älraber räuchern mit bemfelben unb laffen fic^ barau0 mo^lriec^enbe Pfeifenrohre fd^ni^en.

(gbenfalte bei btn C^inefen ate Parfüm unb SOebiain fe^r beliebt ift bie mo^lrie(^enbe SBurjel ber inbifd)en ßompofite Saussurea lappa, bie Don Sxi\ö)xnix au» in bzbtvitnbm SEengen über ^Kalkutta tmb fBombco) bort^ exportiert mirb. 6o importiert allein ber gofen gankau jä^rlid^ für über 100000 SUark biefer 2>roge, bie ba0 ganae 9nittelalter ^inbur(^ als (S^oftusmurjel aud) in (Suropa 5U btn ftark begehrten ganbeteartikeln au0 bem Oriente gehörte. Sluc^ im Snorgen^^ lanbe tourbe fle Diel gebraust äBö^renb biefe aromatifc^e SBurjel ^eute in ber abenbl&nbif(^en SEebijin keine Slolle me^r fpielt, ift bies nod) bei bem aus btn gemürj^aft riec^enben blättern gmeier na^e Dertoanbter auftralifc^er Säume beftillierten Sx^aputöl (Dom malaiifc^en ciyu puti, b. t). meiger Saum, Melaleuca leucadendron) unb beim (Sucatt)ptu0öl (Don bem bis 130 m j^ö^e errei^enben, äugerft xa]ä) toac^fenben unb ba^er gur (gntfumpfung fiebeneic^er (Segenben be^ nu^ten Eucalyptus globulus) ber ^a\L 9lud btn Sl&ttem einer QXtbtxtn 3nt)rta3eer Amomis caryophyllacea, toirb in ben kleinen Sln^ tillen, unb smar bis je^t faft ausfc^lieglic^ Don toilbmac^fenben Säumen, boB Sagöl gemonnen, mä^renb oüb btn Srrüc^ten bes ^auptfä(^li^ auf 3aittaika kultiDierten ^imentbaumee bas ^imentöl ^ergeftellt mirb. (Sleic^ermeife beftilliert man aus btn Derf(^iebenen (Semürjen nrie 3tmt, i^affia, (Semttr}nelken, SEuskatnug, Cf^arbamomeUi 3<^8^^r &obna»,

^ie pftanaUc^en SBo^lgerüc^ye. 25*/

Slnte, ®temani0, Srenc^el, Sotianber uftD. bie betreffenben at^exifc^en £)Ie, bie mancherlei äJettoenbung finbett !!)ad gleiche ift mit btn tDO^Iriec^enben fiippenbifltlem ber grctU, toie ^fefferminje, Srenc^el, SKeliffe, (SitroneU, Staufeminje, Sto^morin, fiaoenbel, X^^mion, SSafi^ ttcum unb ©olbei, ju bmtn ote eine^ ber tDic^tigften tropifc^en fit^e^ rif(!^en £)le bo^jenige eines i&albftrau(^0 oon 3nbien, (Teflon unb Wa^ labiia, Pogostemon patschuli, ^insukommt, ba^ nad) ber bengolifri^en Benennung ^atfc^uU ^eigi 2)iefe alle toetben butc^ !S)eftiUation au0 bm asiättem unb übrigen krautigen ^flanjenteilen getoonnen. SHit bem burc^bringenb riec^enben ^atfc^uli parfümieren bie inbifri^en Qrrauen i^re 3opf^aare, bie 3aufleute bie teuren ©c^ale unb ben Xabak, bie C^inefen i^re Xufc^e. SIuc^ in (Europa toirb biefe (Sffenj häufig 5U ^arfümerien t)ertaenbet, ba ber 2)uft berfelben ber ^altbarfte unter allen ^{lanjengerüc^en ift

9Ilit bem ^atfc^ulibuft tDurben übrigens bie (SuropSer burc^ bie bamit parfümierten inbifc^en Schale bttLonnt, bie früher ju gang enormen greifen verkauft tmirben. (Knige franjöfifc^e Sfabrikanten aber ahmten fie in fo ausgezeichneter SDeife nac^, ba^ bie Saufleute ba» inbifc^e Srobrikat nur burc^ fein eigentümliches Parfüm ju unterfc^eiben wt^ mocl^en. 9latürlic^ boten bie fransöfifc^en Srabrikanten alles auf, um }u bemfelben Parfüm }u gelangen, bamit kein 9Ilenfc^ me^r i^r Sfabrikat com inbifc^en unterfc^eiben könne unb fie bafflr biefelben ^o^en greife toie für imt9^ erhielten, fiängere ^t\t blieben i^re aSe^ mü^tmgen erfolglos, bis es enblic^ gelang, bas Geheimnis 5U lüften. 2)as getrocknete ^atfc^ulikraut kam nac^ (Europa unb ber fransöfifc^e @c^al toar fortan aud^ burc^ bie 9lafe nic^t me^r t)om ec^t inbifc^en, burc^ i^anbarbeit ^ergeftellten, ju unterfc^elben.

'SXis in ber ^flanje enthaltene ^citfc^uliöl ift ein aSeifpiel bafür, toie ber Slaturprojeg, burc^ ben ber 2)u^ftoff entfte^t, erft künftlic^ eingeleitet toerben mug. 2)le frifc^ gepflückten SSlätter enthalten näm^ lic^ bas £)l noc^ nb^t; fie toerben ^albtrocken in ben Schiffsraum t)erpa(kt unb machen nun auf ber Steife nac^ (Europa eine Slrt (Särung burc^, bei toelc^er erft ber 2)uftftoff entfte^t (Sana ä^nli(!^ ift es mit ber (Entroickelung von anberen 2)uftftoffen, 5. 93. bei btn 93anillefc^oten, bie in frifc^em S^ftonbe keine @pur S3anillin enthalten. (Erft burc^ einen künftlic^ eingeleiteten (Sörungsprojeg kommt es jur SUbung biefes tDo^lriec^enben Stoffes, ber bann in feinen, toeigen Sriftollen bie burc^ bie (Mrung fc^marj getoorbenen Schoten bebeckt (Ebenfo enttoickelt fic^ bas gleiii^ ju befprec^enbe Sumarin ber Xonkabo^ne,

258 "SAt pfiaxiifltl^tn SBo^tgerüi^e.

be0 SDalbmeifter0 unb Detfc^iebener (Sro^arten erft nadi bem ZxoAnm oto :geu, tDoburc^ erft jene ©ubftanjen ben bekannten, i^nen eigem tümlic^en betäubenben 2)uft et^ctlten.

(Sine0 bet feinften unb koftbarften ber flttc^tigen £)le, bem in 6flb^ afien fogat ber oUererfte Slang eingeräumt mirb, ift ba0 Klangt Sitangöl, bas au0 ben grünlichen aSlüten be0 ttxoa 20 m ^o^en, auf bzn fübafiattfc^en 3nf^tn ^eimifc^en, mn bm SHalaien ate Sananga beseic^neten äsaumes Cananga odorata, au0 ber Srctmilie ber Slnonajeen, getDonnen toirb. (S0 kommt faft ousfc^Iieglic^ au0 ben ^^Uippinen über SHanila in ben i^anbel unb toirb aud btn SSIfiten von Kultivierten aSäumen, beren 2)uft fe^r Diel feiner ate berfenige ber tDilbtoac^fenben ift, ^ergeftellt; baB t>l ber legieren, bas ate Sanangaöi bejeic^net txrtrb, koftet bee^alb auc^ faft jtoanjigmal toeniger, nömlic^ blog 25 SDork ba0 kg, n)&^renb bas ec^te ^lang^KIangöl ton kultioierten aSäumen 480 SHark bas^ kg im Grog^anbel koftet (S0 ift ttc^tgelb, ettoas leichter ate SDaffer unb von grogem SDo^lgeruc^. 2)urc^ bie groge 3lac^frage unb bie fe^r ^o^en bafür bejahen greife oeranlagt, tDurbe e0 feit älnfang ber 1860 er 3^^te juerft auf Sujon, bann auc^ auf 3at)a bargeftellt. ®eit oier ^ct^ten finb mit ber Sultur be^ Sanango« bäumen aud^ auf ber franjöfifd^en 3nfel StSunion bebeutenbe (Erfolge ersielt toorben, beträgt boc^ bie 3^^^ ^^ bltttentragenben aSaume bort bereite etma 200000. 2)er aSaum nimmt jmar mit jebem aSoben t)or« lieb, gibt aber btn meiften (Ertrag an aSlüten auf gutem Soben. Mud) muffen bie ^ftanjungen Dor bem SBinbe gefc^ü^t toerben, ba bie 3n)eige fic^ fonft burc^ Slneinanberreiben befc^äbigen. 9lur bie aSäume, bie in gefc^ü^ten S3ertiefungen unb auf kr&ftigem, feuchtem Soben ge^ pflanzt tDurben, \)abtn fic^ ate u)iberftanb$fä^ig unb nu^ringenb er^ iDiefen. Sei guter ^Pflege trägt bie W^nje fc^on nac^ IV2 3ö^ten bie erften Slüten, bie aber noc^ arm an bem tDo^lriec^enben £)I finb. 3)ie erfte üoUe S3Iüte pflegt com oierten 3ö^te an einjutreten, fteigert fi(^ bi0 5um je^nten Z^^^ ^^^ ^t^^t bann eine ganje Slei^e non 3a^ren auf bemfelben (Ertrag. 10 kg asiüten oon einem Saum ent^^ fprec^en einer SHittelemte, boc^ kann ein folc^er au^na^mstDeife 50 bte 60 kg liefern. 2)urc^f(^nittlic^ kann man pro i^ektar 2000 kg aSIflten rechnen, bie 20 kg ^öc^ftroerttgen §)Iang:^^(angdle0 im SDerte non 9600 SHark, ober 40 kg mlnbenoertigen Utong^^tJtangöIe« liefern; ift bie0 alfo eine mit Stückfic^t auf bie geringen (Erjeugungskoften fe^r rentable Sultur, bie auc^ für bie beutf(^en Kolonien fe^r empfe^len«^ toert tDore.

^ie pflanslt(()en SBo^lgerflc^e. 259

3n 6übaften loetben fc^on lange bie loo^Iriec^enben @amenkörnet einer ftrauc^ortigen SHoIoe (Hibiscus abelmoschus) ate ^arfflm bt^ nii%t, }. S. jtoifc^en bie SBSfc^e gelegt ®ie riechen S^nlic^ mk Wo^dfu» unb fiommen be^^alb ate SHofc^udKörnet in ben :ganbeL fßon 3nbien aus ^ot fic^ bet Strauch, beffen unreife grrüc^te ate beliebtes ®^^f^ gegeffen toerben, über bie ganjen Xropen unb Subtropen oer« breitet unb miib befonbers in SBeftinbien, TpejieU SHartinique, im grogen kultiviert Z^ ^^ beiben le^en ^^tje^nten ^at fic^ ber fßetbxixaä) bes aus bm SQofc^usfamen getoonnenen üt^erifc^en £)(e0 ougerorbentltc^ gefteigert. 3W im Gerüche S^nlic^ ift bas^ am ber bitteroromatifd^ien SBursel ber in ber jentralafiatifc^en ©teppe ^eimi^ f(^en Sumbu^flanse, eines ^Dotbengem&c^fes (Ferula sumbul), ge^ XDonnene anbere SDofc^usöI, bas ebenfalls ein Sunogat bes eckten SHofc^usöles bilbet

Ser ec^te SDofc^us ftammt bekanntlich von bem jtoifc^en 9label unb (Sefc^lec^tsteilen liegenben, 30—50 g fc^toeren SSeutel bes re^^ S^nlhfjen, auf ben Gebirgen i^interafiens, befonbers in Xibet unb ber Sltongolei lebenben, 1,15 m langen SHofc^ustieres (Moschus moschl- ferus), ber mit einer bräunlichen, fc^mierigen ®ubftan5 von fe^r burc^^ bringenbem C^ruc^ gefOllt ift !S)iefe bient jur Slnlocftung unb ge^ fc^ec^tlic^en (Erregung bes SBeibc^ens. 2)er befte SHofc^us kommt Don ber ^roDinj ^ttn^'nan im fübmeftlic^en (St)ina in kleinen, verlöte« ten Sleikäften ju 20—30 Stück in ben i^anbel unb koftet bis ju 3500 SOork bas kg. 3n ä^nlic^er SBeife toirb auä) bas ^^btt ber männlichen S^btttLo^t unb bas Bibergeil bes Sibermännc^ens ver:' toenbet ®ie finb nebft ber $lmbra bes ^ottmales, bie meift in größeren Knollen freifc^toimmenb auf bem 9IIeere angetroffen unb ge« fifc^t toirb, bie einjigen aus bem Xierreicf^e gemonnenen 2)uftftoffe, benen in ber ^arfümerie eine groge aSebeutung jukommt Dbfc^on mir ^ier nur bie pflan5lic^en 2)uftftoffe ju befprec^en ^aben, muffen mir {ie bennocf) ermähnen, ba fie }ur ®eltenbmac^ung ber pflanjlid^ien 2>uftftoffe fe^r mic^tig finb. Qo unangenehm fie konjentriert auf unfer <&erucf)sorgan mirken, fo angenehm finb fie ftark in SUko^ol verbünnt SDas fie für bie ^orfümerie fo mic^tig mac^t, ift nic^t fomo^l i^r eigenes $lroma, als tHelme^r i^re Srä^igkeit, bie Geruc^sentmicklung ber i^nen beigemifc^ten pf[an5lic^en ^ngrebienjen ju förbem unb anbererfeits mieber }u fisieren, b. ^. eine etmas }u rafc^e äJerflüc^ti^s gung 5u ver^inbem. :gierin toerben fie am mirkungsDOllften von bm kflnftlic^en 9liec^ftoffen unterftü^, bem jtoeiten grogen SNtktor in ber

260 ^ie pflansUd^en SBo^tderüd^e.

^arfflmeriefabribatton, btn mix im toefentlic^en bet beutfc^en Stiec^ftoff:: dgiemie ju oetbanken ^oben. 93on i^nen tx)ar bereite bie Siebe, fo bog toit ^ier nic^t nä^et batauf einsutteten brauchen.

SDie ba» \n bm Drc^ibeenblflten nlc^t feltette äJanilUnr ba» )e^ ouc^ künfütc^ ^etgeftellt tDirb, fic^ in konsentrierter Orotm in bm ge- gorenen (Schoten ber 93anillepflan5e oorfinbet, fo ift boB in ber ^flanjen^ toelt ate i^uftftoff tDeitoerbreitete Cumarin, ba», mit gefagt, bem SBalbmeifter, bem Sluc^gras unb bem i^eu bm c^arafateriftifc^en (Seruc^ Derlei^t, in ber fübamerikanifc^en Xonkabo^ne in befonbers ^o^em Silage angekauft. 2)ie fie ^eroorbringenben Xonhab&ume (Dipterix odorata) finb 20—27 m ^o^e Schmetterlingsblütler, bie in ben W&U bem ®uiana0, SJenejuelod unb Slorbbrafiliens ^eimifc^ finb. a3on bort kommen bie über manbelgrogen, glönjenb fc^toarjen, runseligen .@amen in ben :ganbel, bie fic^ nad) Dorüberge^enbem (Einlegen in Stum mit farblofen Sumarinkriftällc^en bebecften. SBö^renb fie toie bie aSaniUefc^oten unb ba$ Sraut Don SDalbmeifter unb Stuc^gras frifc^ faft geruchlos finb, buften fie je%t ftark nad) ^m, inbem fic^ toa^r^ fc^einlic^ bod Cumarin, toie bas SJanillin unb ä^nli(!^e !S)uftftoffe, aus einer anbem leicht gerfe^Iic^en Subftanj erft bilbet (Ss bient oielfac^ 5ur ^arfümerie, als too^Iriec^enbe SSeigabe jum Schnupftabak, 5ur aSereitung Don SHaitrankeffeng unb 5ur 3^ptägnierung von getoö^m liefen, geruc^Iofen Sirfc^baumtrieben, bie bann ate SBeic^felro^ jur gerftellung Don ^Pfeifenrohren, ©pagierftöcfeen ufto. bienen. 3^ ^^ SHebijin mirb bamit ber penetrante (Seruc^ bes njoboforms gemilbert

Sleic^lic^e SJertoenbung finben auc^ bie in ben asiflten unb ^rrttc^ten ber Stgrumen, toie auc^ in ben tDO^Iriec^enben Slüten ber oerfc^iebenen (Sartenpf langen, toie 93eil(^en, Slefeba, SHaiglöckc^en, :&eIiotrop, ^ia? 5int^en, Xuberofen, 3ctsmin, Slkajien ufto. enthaltenen ät^erifc^en £)Ie. 2)ie Stabt ®raffe in Sflbfrankreic^ ift bas S^^trum von beren Sultur unb (SetDinnung. 2)abei merben bie gepflückten fSlütm mit gefc^mot itnmi Sfett übergoffen unb umgerührt, erftarrt 24 ©tunben liegen ge* laffen. 2)ann toirb bas Sr^tt toieber gefc^molsen unb biefer ^rojeg toieber^olt, bis bas Srett mit bem Stiec^ftoff gefättigt ift. 3^^ (Erreichung btefes Stefultates finb von manchen aSlüten bis 6 kg auf 1 kg ^fett erforberUrib. Srür bie feinften (Serüc^e Derfä^rt man in ber SDeife, ba^ man groge, ftarke (Slastafeln 0,5 cm ^od^ mit ebenfolc^em reinem Sfett früher ©c^roeinefc^malä unb Slinbstalg, Jefet meift JBafettn belegt unb in biefe bie astüten, beren !S)uft man auffangen toiU, mit bem SLüd) nad) oben fteckt Sluf bie (Slastafel toirb eine 5Q)eite, in berfelben Slrt gugeric^tete gelegt, toelc^e, als 2)eckel bienenb, bm (Sttad)

2)ie pflanl^rt SBo^lfletüc^e. 261

nic^t entoeic^en lägt; darauf tx)itb eine btitte tx)iebenim mit astüten beftec6t, ®la0feite auf Öta^Jeite gelegt, bie man ebenfatte mit einet 2)e(ft^ platte oetfie^t, unb fo fort Slac^ 25—30 Xagen ift ba» ffett mit bem SHifte ber täglich getoed^felten aSUlten geföttigt 2)iefe ate ^omaben be^ 5ei(^neten parfümierten Sr^tte bilben bie (Srunblage ber meiften $ar^ fflmartifieL SIu5 i^nen kann man burc^ (Extraktion mit SBeingeift bzn Stiec^ftoff ate (Sffenj erhalten unb in einseinen ^oikn i^n au^ ate ät^erifc^e0 £)l für fic^ abfc^eiben. !!)er ®prit gibt bem ^arfüm bie Orrifd)e, unb fein Geruch ^at ettoa« Selebenbe$. Um nun bie oerfc^ie:» benen, Dielfa^ mit ^^antafienamen belegten ^arfümtofiffer gu erhalten, toerben bie (Effensen in mannigfaltiger, ate Srabrikge^eimni^ gemeint' gegoltener SDeife gemift^t unb jur gegenfeitigen 2)ur(^bringung ber 2)uftftoffe oft löngere 3cit in golafäffem gelagert

SDe^r Don ^iftorifc^em ^ntereffe ift bas^ un^ allen au0 ber bibli:: fc^en ®ef(^ic^te bekannte 9larbenöl, mit bem auc^ bie Srüge bes ^d^ lanbd Don ber (Ehebrecherin gefalbt rourben unb ba^ im Slltertum ate koftbare0 ^arfüm eine groge Stolle fpielte. (E0 mürbe bei ben Wtzn oüß mehreren mo^lriec^enben ^flanjen, befonber^ au0 ber Sramilie ber Salbriangemäc^fe, gemonnen. 2)ie ec^te koftbare 9larbenfalbe bee 3lltertum$ tourbe au0 ber im mittleren i^imalaja mac^fenben eckten inbifc^en 9larbe (Nardostachys jatamansi) bereitet Z^xt SDursel fc^medit bitter gemürj^aft unb mar mbm bem Dpium ein mic^tiger IBeftanbteil be0 au$ etma 60 oerfc^iebenen pianjenftoffen mit aSeigabe ber toiberfinnigften tierifc^en ©ubftangen, mie 5. 93. be0 Srl^fc^es von (Siftf (^langen, ^ergeftellten X^eriakf^, eine^ Dom griec^ifc^en Seibarste be0 i^iferd 91er 0, Slnbroma^o0, erfunbenen berühmten (Segenmittete gegen bm SBig giftiger ©erlangen unb alle tierifc^en (Sifte überhaupt, ba6 biefer einft mit einem in SSerfen abgefaßten Slejept baju jenem Saifer }u trügen legte, ©eitler mürbe jene^ SHittel bie ine vergangene 3a^r^unbert, roie bae ebenfalte in ber römifc^en Saiferjeit von einem anbem grie(^ifd)en ätrgte, SRenekratee, erfunbene 2)ia(^glonpflafter, ein burd) Socken von asieiojgb in £)l mit ^UQobt von (Bummi^arjen unb igarjen bereitetee S^SPft^^ft^i ^^ ^^ ^eute in fe^r ^o^em Slnfe^en beim 93olke blieb, ftete feierlid) in aller £)ffentli(^keit unter bem ®d)all oon trompeten unb Irommeln ^ergeftellt Sloc^ im 3ö^re 1787 fc^metterten bie pauken unb trompeten bei ber gemic^tigen iDarftellung biefee X^eriake, 5U beffen :gerftellung bie 93ipem in 9leapel nod) unter btn Sourbonen unter ftaatlic^er Sluffic^t gefangen mürben. 2)ad bei btn Domef^men alten Stömem befonbere jum QoJbm bee Sörpere naö) bem ^ai>c fe^r beliebte mo^lriec^enbe inbifc^e 9larbenöl ift ^eute

262 2)te pflansUct^en SBo^lderüc^e.

nod) In [einer geimat 3nblen ein gefc^ä^te« Suft*: unb geilrntttel, toe«*: tfcäb bie Slarbenpflanje bort ju biefem Sto^e t)on altere ^er onge« baut tDirb.

!S)a0 aud einer anberen Salbrianart, Nardostachys grandiflora, in 9lepal getoonnene £)( riecht toeniger angenehm, aber ft&rKer ab bas au0 ber eckten inbifc^en 9larbe getoonnene. SHe arabifc^e 9larbe tDurbe toa^rfc^einttc^ am bem tDO^lriec^enben Slarbenbartgrae (Andropogon nardus) ^ergefteUt, ba« tDO^I ber grlec^lfc^e ©(^riftfteOer fftootiB Sir«: rianu5 (um 100 n. C^r. ju 9liKomebia in SSit^gnien geboren, tDorb 136 unter :&abrian ^röfefit ton Sappabokien, ftarb unter SHarc Slurel) in feiner 2)arfteUung t)on SUe^anbere be$ ®rogen Srelbjug nac^ Slfien im ©inne ^atte, ate er fc^rieb: ,,91te SUe^anber burc^ eineSBüfte gegen ba0 Sanb ber ®ebrofier (eine iranifd)e Sanbfc^aft, etnia bem heutigen aSelubfc^iftan entfprec^enb) mnüösdz, fonb er Diele too^lriec^enbe ^axbm^ tDurgeln, toelc^e Don ben ^^öniKiem gefammelt, t)om i^eere aber in folc^er SRenge sertreten tDurben, bag bie ganje ®egenb banac^ roc^.'' 2)ie italienifc^e 9larbe bagegen tourbe au0 b^m fiaoenbel, bie kretifd^e Slarbe au0 Valeriana Italica unb V. tuberosa unb bie gallifc^e ober keltifc^e 9larbe au6 Valeriana celtica unb V. saliunca getoonnen, beren SBurseln noc^ je^t Don Xrieft au0 nac^ bem Drient auegeffl^rt tDerben, too man fie jur i^erftellung einer nac^ bem aSabe jum ©alben bed Sörpers beliebten 6albe benu^t fie^tere SSalbrianart ^at i^ren Flamen nac^ einer alten, fc^on wm grie(^ifd)en Strjte !S)io0kuribe0 im 1. 3o^t^unbert n. Q)t. ertoä^nten ligurifc^en SSeseic^nung erhalten. 2)iefer älutor fc^reibt nömlic^ in feiner ätrjneimittelle^re: ,,2)ie keltifcf^e 9larbe tDäc^ft auf btn ligurifc^en aSergen, too fie saliunka genannt tDirb. <S0 ift bie0 ein kleiner ©trauc^, ber famt btn SBurjeln gefam^» melt unb in aSünbelc^en gebunben toirb. 2)ie asiätter finb länglich, gelblich, bie SlOten quittengelb. 9lur bie @t&mm(^en unb SBurjeln finb too^lriec^enb unb im (Sebrauc^." Slugerbem unterf (Reibet er eine inbifc^e unb fgrifc^e Slarbe. »rS^fetere*, ffi^rt er fort, „^at i^ren Sflamen nic^t baDon, bag fie toirfilic^ in Serien tDäc^ft, fonbem nur beemegen, n^eil bie Seite bee ®ebirge0, auf toelc^em fie tDäc^ft, nac^ ©grien ^u liegt, tDö^renb bie entgegengefe^te Seite fic^ nai^ nj^bien hinneigt Sediere ift am beften frifc^, leicht, gelb, von ftarkem SBo^lgeruc^. 2)ie inbifc^e 9larbe bagegen, bie nac^ bem Srluffe (Sangen gangltls ^eigt, ift kraftlofer, ba fie auf naffen Stellen to&^ft Slu0 biefen roirb bie 9larbenfalbe (n&rdinon m^on) auf Derfc^iebene SBeife mit allerlei 3^"" fäfeen bereitet"

xxvn.

Die ^trsnetpflanjen,

®o lange es SHenfc^en gibt, ^obett fie allerlei a3et(e%ungen unb Sranb^eiten ju erleiben gehabt, gegen bie fie fiinberung^^ unb i^eil^ mittet anjtuoenben fuc^ten. SHefe entnahmen fie 5tmteift ber fie unt:: gebenben ^flanjentoelt, ber fie S^uberkrftfte mancherlei $lrt 5ufd)rieben, bie fie fic^ ju 9ltt^en machten. ®o entroic^ette fiel) in engftem 3^ fammen^ong mit ber Slttsfibung Don ^avbtcti bie ältefte SHebijin ber Sloturoöttier, beren Spuren fic^ no(^ ja^reic^ in unferem 93olk$tume noc^meifen laffen. Unb tDö^renb fttrforglic^e Srrauen unb mitleibige ©tammeegenoffen bie erfte imb in leichteren Sröllen einsige i^anb^» reic^ng taten, n)urben in fc^tDierigeren SröUen bie erfahrenen Sitten ber 6ippe jur flbema^me ber aSe^anblung sugejogen. Sluf folc^e SBeife erhoben ficf) bie (Erfa^renften bee @tamme$, benen bie Sippen:» genoffen voüt» Vertrauen entgegenbrachten, ju S^^^^ieftem unb Straten in einer ^erfon. SHancffe unter i^nen genoffen nic^t nur izxU leben0 bas^ grögte Slnfe^en, fonbem tourben nac^ i^rem Xobe ate mac^toolle ®eifter göttlich oere^rt

(Ein folc^er oergöttli^ter SBeifer unb Slrjt feines SSolKes toar bem uralten Äutturoolfie ber Jttggpter S^^em^^otep (,,ber in Srrieben kommt''), meift gelUlrjt 3^otep gencmnt, ber uns cd» ber fittefte mit Stamen befuxnnte Slrjt ber SBett entgegentritt unb fpäter jiun ®ott ber i^eil:» kunbe erhoben tourbe. alte folc^er toar er ber gute Slrjt ber oergött^ liefen SHenfc^engeifter unb ber lebenben SHenfc^en, bem man in Stankt ^eit0fällen Dpfer unb ®elttbbe barbracf)te, bamit er bie Srank^eit jum Guten toenbe unb :&eilung eintreten laffe. 2)enn Don je^er ttmrbe ber Aber bie Slntoenbimg eines :&eilkrautes gefprocf)ene :geilfegen für mxi!^^ tiger unb toirkimgsooUer ge^atten ate feine guten (Sigenfc^aften als fol(f)e, unb über allem ftanb ba» burc^ Dpfer erlangte SBo^tooUen folc^er im ©elfteneic^e mattenber geilgetoaltiger. 3)a6 nun biefer geil*

264 SHe ttrsnetpflonaen.

Qott bet alten Slgtiptet eine mitt(Xid)t, im S3oItobetDugtfein burc^ bie 3a^ttaufenbe lebenbig gebliebene ^erfönlic^keit mar, barübet kann burc^an^ kein 3^^f^ befte^en. Unb tatföc^Iic^ ^oben bie neueften Srotfc^ungen bet alt&g^ptifdfen fiitetatutbenkmälet etgeben, bag bet (Segenftanb folc^ nac^^oltiget SJete^tung, beffen 9lame ote bet eine^ toeifen $tieftet0 unb ntöc^tigen ^avibcitx», einee gef (pickten Sltjte^ unb gtogen a3aumeiftet0 butc^ bie ganje äg^ptifc^e Gefc^ic^te ^inburc^ unoetgeffen blieb, ein 3^Ö^offe be« Sönig« 3ofet toat, mit bem SHanet^o, ein öggptifc^er ^tieftet au0 ©ebenngtoe, bet untet pole« mäu0 L (305—285 v. Q)x.) lebte unb in gtiec^ifc^et ®ptad)e eine leibet bl5 auf bie ton 3uliud Slfticanu^ unb (Sufebiu0 um müQZ^ teilten SBtuc^ftücke unb ben kutjen 9lu05ug bei 3ofep^u0 oetloten ge:' gangene (Sefc^ic^te feinem fianbes fc^tieb, bie btitte 2)gnaftie beginnen lägt 2)iefet 3önig 3ofet ^ettfc^te vor ben (Stbauetn bet grogen $gta« miben bei ®ife von ettoa 2980 v. d^x. an unb begtfinbete bie ^ox^ ^enfc^aft bet untetSggptifc^en @tabt SHemp^i^, bie et ju feinet Slefi« benj et||ob. Seinet Stegierung^jeit geböten bie etften gtögeten Stein« bauten be^ Mtate an, unb untet i^m begannen bie in }unö(^ft ftaffelfötmigen ^gtamiben ettic^teten Sönig^gtäbet, ftatt au0 unge« btannten, nut an bet Sonne gettockneten fie^mjiegeln toie iuoox, au0 Steinqixabetn gebaut ju toetben. Untet i^m ^at nun ate einflugteic^er aSeamtet feinem i^ofe« unb fein i^aupttatgebet 3^otep gelebt, bet ^d) fc^on im 2ebtn folc^en Slnfe^en^ bei feinem Slönige etfteute, ba^ er fein ®tab btc^t n€bm bem (Stabe feinem Sönig^ in bet Stufenpgtamibe Don Sakkata bei SQemp^i^ et^ielt 9la(^ einet alten Xtabition ^atte et ben e^tenben aSeinamen „^txx bet (Se^eimle^te unb bet 3^^len''. 2)ie ®ele^tteften feines SJolkee, bie Sc^teibet, Ratten i^n ju ^tem Sc^u^ettn ertDö^li Unb toet untet i^nen ftomm roat, roei^te i^m tegelmägig eine Spenbe aus bem SBaffetbe^ältet feines Sc^teibseugs, e^e et feine Sltbeit begann. 9lo(^ nac^ 3o^t^unbetten kannte bas 93olk bie i^m }tigef(^tiebenen Sptic^roöttet, unb 2500 Z(^^xt nad) feinem Xobe toat et jum (Sott bet i^eilkunbe gerootben, in roelc^em bie (&tied)en, bie i^n ^ntut^es nannten, i^ten eigenen :&eUgott Slsklepios 5U etkennen glaubten. äUs (Sott mutbe et auf einem Seffel fi^enb abgebilbet, mit einem einfachen Senbentud)e unb i^ate« unb Sltmbän« betn toie feine ootne^men SJolksgenoffen angetan, in bet Steckten ben 3aubetftab mit btni Sopf bes Schakals, alfo bes Xietes, bas^ als SBäc^tet bes (Zugangs in bie Untetmelt gebac^t mat, an bet Spi^e unb in bet Sinken bm 9lilfd)lttffel, ba» Symbol bes Sebens, ^altenb.

3)le ttrsnetpflanaen. 265

2)ie utfprttngltc^e unb angefe^enfte Stjflic^e (Sott^cit bet alten Slg^pter tDOt aber bie ®ötttn 3f^r ^^ ^^^ n^^t ^^^ ^^^ (^fte^ung ja^U reid)er Stank^eiten, fonbem aud) bie SHac^t 5ufd)rteb, fie loieber ju feilen. 3^te göttliche SBtmber^ unb :&eUktaft betx)te0 fie baburd), bag fie i^ren Don Qüf) (bet perfonifisierten Surre) erfc^lagenen 6o^n :&oru0 (bie am :&immel auffteigenbe junge ®onne) toieber }um fieben enoecUe. ®ie lehrte bann bie SHenfc^en bie 3ranfi^eiten erkennen unb feilen. SHe (Erfinbung Dieler Slrsneimittet tourbe auf fie iutüA^ geffi^rt SDegen ber grogen (Erfahrung, roelc^e fie in ber Slrjneikunbe befag, brachte mm Sronke mit 93orliebe in i^ren Xempel, bamit fie toä^renb be^ ®(^lafe0 burc^ einen von i^r eingegebenen Xraum er:= führen, rx>üd)t9 SUittel fie 5U i^rer :&eilung antoenben foUten.

Site britte mebijinifc^e Gottheit galt ben alten Stggptem ber ®ott X^ot (von ben Griechen mit i^rem :&erme0 ibentifijiert). S3on i^m ^eigt e0 fan firstlic^en ^apgrue (Ebere, fo genannt, toeil i^n ber be^ kannte ©c^riftfteller $rof. (Seorg (Ebers toa^renb feines Slufent^altes in X^eben^ßujor im SBlnter 1872/73 oon einem bortigen Sopten er^^ toarb er befinbet fic^ je^t auf ber fieipjiger UniDerfitötsbibliot^ek unb ift, trofebem er jur Seit ber 18. 3)gnaftie (1580—1350 d. C^r.) gefd)rieben rourbe, noc^ fo gut erhalten, ate ob ber Schreiber, ber i^n befc^rieb, erft fein ®d)reibro^r beifeite gelegt ^abe , er fei berjenige, ,,ber ba bie fBü^tt mad)t, bie <Srleud)tung fd)enkt ben Sc^riftgete^rten unb Strjten, bie fic^ in feiner Slac^folge befinben, um (bie SHenfc^en Don i^rer Srank^eit) ju erlöfen.'' (Er ^ieg eigentli^ Xe^uti unb tDurbe f(f)on 5ur 3^t ber erften 2)gnaftie bes Steic^s um 3400 v. (£^r. als Urheber unb aSefc^ü^er bes ®d)rifttums bejeit^net, ate ,r6c^reiber ber SBo^r^eit'', „§err ber göttlichen SBorte'', „Saneic^er ber 6d)riften^ ufo). Seim Slburtetten ber ©eelen in ber Ünterroelt burt^ bie (Sötter fahrte er aSuc^ über bie SBögung ber i^erjen. (Er tourbe ibteköpfig bargeftellt, mit bem i^enkelkreuj ate bem S^d)m bes fiebens in feiner S{e(f)ten unb einer ^apgrusroUe in ber fiinken. 2)er SHittelpunkt feiner 93ere^rung roar bie i^o^e ®(!^ule von ©efennu (bem :germopolte ber (Sriec^en), too Dome^mlic^ bie ®d)reiber unb Strjte ausgebilbet XDurben. !S)er um 180 n. (S^r. lebenbe griec^ifc^e Sop^ift (Haubius saiianus leitet in feinen 14 a3üd)ern „S5ermifc^te (Erjä^Umg^ bm Slamen biefes (Sottes irrtümlid)ertaeife von thouod ®&ule ^er, roeil er ate (Erfinber aller Sänfte unb SBiffenfc^aften feine SBete^eit in fteineme Säulen grub. SIus biefen ^ieroglgp^ifc^en 3nf(^riften fc^öpften bie $riefter in btn älteften S^ten i^r SBiffen, merkten fid) bie bort vtu

266 ^ie ttranetpflansen.

jeic^neten Stegein ber Sltjneiftunbe unb trugen {ie na^ (Srfbtbung be^ ^opletd in bie 42 Stollen bes X^ot {von bm (ßriec^en entfprec^enb ber 3bentifi3ierung be0 X^ot mit i^rem i^ermed ^ermetif c^e Sttc^er genannt) ein. !S)a bie Sranft^eit bei ben alten Slg^ptem toie bei allen fßölktm huxii) bzn 3om ber Götter herbeigeführt fein foUte unb eine 93erfö^:» nung mit benfelben natii ber fpäter aufgekommenen Se^re nur burd) bie SHener berfelben bemerkftettigt toerben konnte, fo übten bie ^riefter 5uglei(^ bie Strjneikunbe au0. ®ie tDurben in hm oerfc^iebenen Xempelfc^ulen be^ Sanbes toie in bm fettigen Schriften, fo au(f) in ber Strjneikunbe unterrichtet unb gingen bann 5um Stbfd)Iug i^rer 6tubien nac^ i^eliopolls, ber berü^mteften mebijinifc^en i^oc^fc^e t)on Stg^pten, mo fie fic^ ju ©pejialörjten für bie oerfc^iebenen Krankheiten be^ SHenfc^en ausbilbeten. ©c^on bamate max bie :&ei(kunbe toett:' ge^enb fpejialifiert, unb e0 gab Slugen&rgte, bie toegen bem fc^on ba« mate t)erbreiteten Xrac^om fe^r oiel ju tun Ratten unb, nad^ einer ®teUe im ^apgrus <Sber0, bie von ber i,£)ffnung bts <Befi(f)t0 in bm Pupillen hinter ben Slugen'' ^anbelt, offenbar fc^on ©taroperationen au0fü^rten, bann Sopfärjte, D^renörjte, S^^^^Ste, bie, tx)ie man ort ben liefern mancher SHumien fanb, bereite künftlic^e 3^^^^ einjufe^en Derftanben, Sauc^&rgte, ®lieber&r5te ufto. ^^lxüä)z auf bzn 2)enk^ mölem abgebilbete unb in bm Grobem gefunbene ^irurgifc^e ^^ftru^ mente, toie ©eueren, fianjetten, SHeffer, Slafiermeffer, ^injetten, ©onben, SHetaUftöbc^en jum ®lü^en, u)ie auc^ boa 3ube^dr einer reichhaltigen Steifeapot^eke betoeifen, bog man fc^on im 3. 3^^rtaufenb v. df^t. anä) eine reiche c^irurgifc^e Tätigkeit entfaltete. Bremer fprec^en Dorsüglic^ geseilte iSnoc^enbrüc^e an SHumien für eine groge praktif(f)e (Erfahrung im (Einrichten von folc^en unb von 93enenkungen, toie auc^ für bie SBunbbe^anblung im allgemeinen, ©jenen, tx)e(c^e une bo» Stniegen Don 93erbänben an biefem ober jenem ®lieb von äJermunbeten imb tranken, bca 2)anei(^en von Slrgneien, ba$ einlegen von Sc^röpf^ köpfen, bie 93oma^me oerfc^iebener Operationen, toie ^Imputation unb Saftration, oeranf emaillieren, finben fic^ auf Derfc^iebenen ^mii^ mälern. 3^^ burc^g&ngig an ben Snaben geübten aSefc^neibtmg, bie tx)ir beifpietomeife auf einer 2)arftellung am Xempel bes (I^^onfu in Sar« nak an ben Äinbem Slamfc«' IL ber 19. Sgnaftie (1292—1225 v. (0)1.) bargeftellt finben, bienten tx)ie }u anbem c^irurgifc^en (Singriffen bee Suiten SHeffer au0 Sr^erftein. Solche mürben aur!^ in ben Sliten iat^U reicher anberer 93ölker no^ lange nadf (Knfü^rung ber SHetalle ate S93erki> jeugmaterial menigftene bei gotteebienftlic^en l^anbhingen beibehalten.

3)le «Iraneipflansen. 267

SHe altöggptifc^en ^ttjte flbten keinerlei $rit)atptaj^$ au0, fonbem ftanben im ®oü)e be0 Staates. ®ie too^nten tDie bie fibtigen ^tieftet mit i^ren Sramttien in eigenen :&äuTem, bilbeten aber unter fic^ eine bnrcf) ftrenge QcdsuxtQm georbnete Korporation, bie auc^ in ber S(u5:= Übung i^rer Sunft fic^ getoiffen^aft an bie Dorgefc^riebenen mebigini^ [c^en Siegeln bes X^ot iu galten ^atte. befolgten fie biefelben unb ftarb ber Sranke, fo tDoren fie aller 93eranttDortung enthoben, hielten fie ftc^ aber nic^t an bie oorgefc^riebene 9lorm unb gingen fie eigene SBege in ber SHet^obik ber SSe^anblung, fo tourben fie mit bem Xobe beftraft, unb jtDar auc^ bann, toenn ber älusgang ber Sranfi^eit ein gttnftiger toar. Z^^^ Sranke rourbe umfonft auf Staatskoften be^» ^anbelt, mugte aber bei feiner (Erkrankung nic^t in ba$ Qau& bes Slrgtes, fonbem in ben Xempel fc^cken, um ärjtlic^e i^ilfe ju erbitten. iDabei ^atte ber aSote genau anjugeben, an melc^em Abel ber f&^^ treffenbe erkrankt fei, toorauf ber Strgt bes i^eiligtums naä) irgenb einem ber ©pegialiften bes SoUegiums fanbte unb i^n in ba$ ^aus be0 betreffenben Patienten beorberte. SBenn auc^ bie ärjtlic^e aSe^anb^ limg DoUftönbig umfonft mox, ba ja bie ^riefter t)om Staate befolbet tourben unb ju i^rem Unterhalt befonbere fionbeteien unb fonftige (Einkünfte erhielten, fo roar e0 bod) @itte, bal^ bie Patienten nac^ i^rer (Seneftmg bemjenigen :&eUigtum, ba$ i^nen bttt SIrgt gefanbt ^atte, je na6) 93ermögen einfache ober anfe^nlic^ere (Sefc^enke barbrac^ten ober 5um Unterhalt ber in bcn Xempel^öfen gehaltenen ^eiligen Xiere beitrugen.

Sei allen SSölkem bes Slltertum^^ roaren bie ög^ptifc^en Strgte van i^rer grogen (Erfahrung unb (Sefc^düic^keit in ber Se^anblung ber Derfd)iebenen Krankheiten toillen berühmt Unb obfd)on bei bm Slömem 5U (Enbe ber Slepublik unb ju aSeginn ber Saifergeit bie fe^r angefe^enen griec^ifc^en ^rjte eine überaus erfoIgreid)e Tätigkeit ent:» falteten, lieg man beifpietetoeife, roie uns pinius berichtet, unter ber ?legierung bes Soifers Xiberius (öaubius (41—54 n. d^x.) beim Slus^^ bruc^ einer fc^redüic^en unb furchtbar oer^eerenb roirkenben Seuche öggptifc^e Slrgte nac^ 3tctlien kommen, bie mit i^ren Suren Diel (Selb oerbienten.

2)ie als ^trjte bie :&eilkunbe ausübenben ^riefter bilbeten ben nieberften ®tanb ber ^riefterfc^aft SBeit ^ö^er ftanben im ätnfe^en bes SJolkes bie cü& ^rop^eten beseic^neten SHitglieber bes $riefter:s kollegiums, bie nic^t burc^ äugere SHittel, fonbem burc^ SSefc^tDörungen unb S^tubermittel, mie auc^ burc^ Slmulette allein mit :gilfe ber 2)&^ monen bie Krankheiten ju bannm oerftanben. ®o rourbe aud) bei

268 2)ie Slraneipflonsen.

biefem fSolkz, cd» e6 bereite fe^t ^oc^ in feiner Suttur geftiegen max, ber beim Slntoenben einee SHittete gefproc^ene ^aiü)tx\zQim als nod) Diel tDirkfamer ote bie älr^nei felbft betrachtet 3^ ^i^f^ ^rtefterkafte ber ^rop^eten gehörten auc^ oUe bie SBeifen, SBa^rfager unb Qoxibcttt, tDetc^e in bm Suchern SHofee, befonbers im IL Sap. 7 unb 8, ah mächtige S^vbcxci mit i^ren Sefc^toörungen SBunbertoten t)or bem ^^arao verrichteten, aber von SQofe, bem 3^^oe beiftanb, befiegt mürben. 3^ ^^n Derfc^iebenen auf un0 gekommenen örjtlic^en ^op^ri mtrb jemeilen nic^t nur bie bei bm oerfc^iebenen Krankheiten an^ }umenbenben :&eUmitte( in genauer Sleseptierung, fonbem aucf) bie bei beren Slnmenbimg au^sufprec^enbe S^uber^^ unb Sefc^mönmgeformel ote ba0 Mermic^tigfte babei forgfältig angegeben. @cf)on bei i^rer :&erfteUung in btn ate asit beseic^neten, in befonberen Xempelräumen eingericf)teten Saboratorien, an beren SBanben bie ^eiligen 93orfcf)riften 5ur ^Bereitung ber Strsneien angegeben maren, mugten gemiffe S^^nto^^ nien beobachtet unb beftimmte ®egen 5U beren SBirkfammac^ung ge^^ fproc^en toerben. ^and^z Kombinationen von :geUmitteIn führte man birekt auf alte berühmte l^eilkünftler ober gar ®ötter jurück. 2)ie 5a^lreicf)en auf un0 gekommenen Slesepte finb rec^t kurg gehalten unb befte^en Dielfacf) nur in ^nbeutungen, roeil bas^ eingelne ate alt^er^ gebracf)t unb alfo allgemein bekannt Dorauegefe^t rourbe. 3ur i^er^ ftellung ber auf ben mebijinifc^en ^ap^ri genannten (Knreibungen, ©alben, Umfc^läge, ^flafter, tränke, $Ibkocf)ungen, ©peifemifc^ungen, Kliftiere ufm., auf benen genau angegeben roar, roann imb roie fie ju applizieren ober einzunehmen maren, mürben allerlei pflanzliche unb tterifcf)e ^robukte, mie auc^ SHineralbeftanbteile guerft forgfältig mit ber 993age gemogen unb bann gemifcf)t. Sluger 3latron, aSrec^toein- ftein, Slntimon unb (Elfen bilbeten ja^lreic^e pflanjlic^e ^robukte nebft SBaffer, SBein, ^palmenmein, (gffig, §onig, SKenfc^en:* unb Derfc^iebene Xiermilc^, SBlut, ©alle, Sfett unb (gjkremente ber oerfc^iebenften Xiere, auc^ aHänner^: unb gi^aucnurin ufm. eine mic^tige Äolle. 3)ie SKittel mürben für 4, 8, 9 ober 10 Sage Derorbnet Sie ja^lreic^en Slesepte 5U SDitteln gegen :&autkrank^eiten laffen bar auf f erliegen, bag btefee Xlbel tro% aller Kleinlichkeit bamate im ^^araonenreic^e fe^r ^öufig mar. $lte SBeifpiele laffen mir brei Stesepte folgen:

ir2)e0gleic^en ein SHittel ju bemirken bas^ l^amen: Öonig

puloerifierte 3o^cmnl5brotfcf)alen putoerifierte Keufc^baumfamen

je 1 XeiL 2)arau0 eine Kugel 5u machen.

^ie ^(rsneipflanaen. 269

Sltjnel für ficibe^öffnunfl:

WXid) Vs Um

nequant^^uloet Vi 2)ra(^me §ont8 Vi 3)ta(^me

5U kochen, umjufc^fittetn, }u effen. Srür trter Sage.

SBei^touc^ (anti) i je 1 Seil ®egen ben 2)utft, 600 Stogen, bo^

Shtt t)on ber (Sibec^fe > Stechen im Sluge. Slupfe bie i^aate au0, Slut Don ber SDcmje J formiere e^ barattf, um gefunb ju machen.''

SBie mix burc^ Slriftotelee erfahren, galt für jeben äggptifc^en Strjt bie gefej^ic^e Slorm: bie (Sntoidüung ber SranK^eit einige Xage 5U beobad)ten unb erft am vierten Sage mit einem entfprec^enben ^U mittel tDirkfam einjtigreifen. SHe Suren fc^einen aatt) Dielfac^ gelungen 3U fein, fo bag fic^ ber Sluf ber äggptifc^en Strjte toeit^in über bie Snittelmeerl&nber nerbreitete. @c^on in i^omer^ Db^ffe ^eigt e0 ja Don Stg^ten unb feinen Seo^o^nem:

^. . . 2)ort bringt bie frud)tbare (Erbe SUanc^erlei Säfte ^eroor, ju guter unb fd)äbli(^er SHifri^ung, 2)ort ift jeber ein Slrst unb übertrifft an (Erfahrung Sllle Snenfd)en . . ."

2)iefer Slusfpruc^ ^at infofem feine Berechtigung, ate jeber Slggpter, um bM (SefamtTDO^l bee äJolKee ju förbem, \id) auger ber täglichen äugerlic^en Steinigung alle SHonate einmal brei Sage ^inburc^ burc^ fBxzd)^ imb Slbfü^rmittel, äBafd)ungen unb iäliftiere aud^ innerlich 5U reinigen unb gen)iffe biätetifc^e 93orfc^riften 5U beobachten ^atte, ba nad) althergebrachter Slnna^me bie meiften Krankheiten au0 Unreinig^ keiten bes SHageni^, ber (Bingemeibe unb ber i^aut entfielen follten. ^(Sbzn biefer 3)iftt tocgen*, fagt i^erobot im 5. Dorc^riftli^en Z<^^t- ^unbert, „[inb bie $tgt)pter neben bm Sibgem ba$ gefunbefte 93olfi ber (Stb^." 2)a$ fSolk lebte fe^r einfach unb babete täglich, um alle älnfte(kung$ftoffe, namentlich ben gefürc^teten Slusfa^, t)om Körper femsu^alten. $lu0 benfelben Grünben trug man auc^ nic^t mollene, fonbem leinene Kleiber unb mieb getoiffe ©peifen, toie Sc^roeinefleifc^, 6eefifc^e unb Oaubof^nm. @elbft bzn Königen toar für ben täglichen 93erbrauc^ ein beftimmte^ üuantum ron @peifen unb (betränken Dor^: gefd^rieben, ba0 nic^t überfc^ritten u^erben burfte.

2)a bie altäg^ptifc^en $tr5te aud religiöfer 6c^eu t)or bem 2zitt)^ nam i^n nic^t fejierten unb bie (Sinbalfamierer eine befonbere S^^fi

270 3)ic 5lr5neipflonacn.

bilbeten, bie augerfialb be0 ^rieftetkoUegtumd ftcmb unb fic^ im alt gemeinen too^l Keinem befonbere guten Stufen erfreute, ba man i^nen fdjdne Srtauenleit^en erft am britten ober vierten Xage nad) bem Xobe überlieg, fo ^errfc^ten bei btn SSlrjten f)öc^ft abenteuerliche 93orftellungen über bm anatomifdien fßou be0 menfdjli^en Sörpere, auf bie tpir ^ier allerbing^ nic^t eintreten Können. 9Iur bas eine fei ermähnt, ba^ man glaubte, bos^ igerj nef)me bie» gum 60. Z^^^ i&1)xlid) um sroel Quentchen gu, um x>on ba an jä^rlit^ um ebenfoDiel abjune^men, fo bag notgebrungen ber Xob tior bem Dollenbeten ^unbertften Seben^^ ja^re erfolgen mußte.

"Diefelbe Stellung toie ber geilgott 3^^otep bei ben %t|ptem na^m bei bm alten (Sriec^en ber göttliche äleklepioe ein, ber ettoa im 13. Dordiriftlic^en 3^r^unbert in X^effalien gelebt ^aben folL 2>ie audfc^mücfeenbe Sage ^at if)n gu einem So^ne bee Sic^tgotte^ ^ollon unb ber Sönigdtoc^ter ^oronid gemadjt, ber gu Xrikka in X^effalien, ber SBiege feiner SJere^rung, geboren unb nac^ bem frühen Xobe feiner SUutter t)om coeifen Kentauren (Si)Aton ergogen tpurbe, ber i^n befonber« in ber geilfeunft unterrid)tete. 3)a er fogar SJerftorbene n^ toeckte, erft^lug i^n bann nac^ ber @age ^txi» mit bem fBi% in ber ^Befürchtung, bie SHenfc^en möchten burt^ it)n ganj bem Xobe ent^ sogen coerben; nac^ anberer Überlieferung gefc^af) bies auf bie iBe^ fc^cperbe bee (Sottee ber Untermelt ^in. Sei isomer unb pnbar ift äl$klepio0 noc^ ate einfacher SUenf^ gebac^t, beffen SJergöttlic^ung zbm begann. Seine @öf)ne $obaleirio0 unb SQac^aon erfc^einen in ber 3Wa0 ate Slrjte im §eere ber ©riedien. ©ie unb i^re Slat^Kommen, bie äldklepiaben, Ratten fic^ burc^ einen feierlichen (Sib verpflichten muffen, i^re Sunft nur ben bagu berechtigten unb unter ben ^er^ Kömmlic^en Sebingungen gu lehren. 93ei i^rer Se^anblung fpielte bie Inkubation (griec^ifc^ enkoimSsis genannt) bie grögte Stolle. Sie be« ftanb barin, bog ber Sranke an getoei^ter Stätte tbtn im Xempel be« öeilgotte« auf bem 2felle be» von i^m geopferten Xiere« fc^lief, um im Xraume tiom igeilgotte eine Offenbarung über ba» angucoenbenbe SKittel gu erlangen. SKeift leiteten bie ^riefter, bie gugleic^ Slrgte toaren, bie ^^kui'^on ein unb legten bie Xr&ume ber ^Kranken aus, ober träumten cpof)l auc^ felbft für biefe. 2)a0 übliche Opfer ber (Senefenen toar ein :&a^n, ben aud) Sokratee nac^ feinem Xobe (399 r>. Q^x.) brnä) ba0 i^m auferlegte Xrinken be0 ®(^ierling$»bec^er0 bem :|^eil^ gotte bargubringen befahl Unb gum 2)anke an bm (E^ott fingen bie ®e^eilten SJotititafeln mit bem Seric^t über bie von i^nen angetoanbte

3)ic ^tsneipf(oti5cn. 271

&XLt im Xempel auf. (Stne gtögere Singo^l berfelben ^aben bie neueften älti^grobungen 2u (Spibauro0 am äginetlfc^en Slleerbufen in ber Slrgolb, tDO in (Sriec^enlanb ber :&auptft^ feiner SJere^rung toar, jutage ge^ förbert 93on biefem Drte au0 verbreitete fic^ ber SteklepiosKitlt Aber gon} ®rie(^enlanb, bie ägöifc^e ^^fetoett unb bie ^üfte von Slein^ afien, wo befonbers in 9x>9, ^nibos, Xrikka, ^ergomon unb Sitten fic^ einft oielbefuc^te :|^eUigtümer von i^m befanben. 2)iefe toaren ftets in gefunber Sage auf $In^öf)en in ^eiligen :|^ainen, in ber Sl&^e von Quellen unb ^geilcpaffem errichtet, unb auc^ bie von bm :|^eilprieftem ben tranken befohlene Xempelfiur beftonb in oud) nac^ unferen Diel toeiter geförberten älnfc^auungen ret^t gtoecfimägigen ^^gienif^en S5er^ orbnungen. ®o kann e0 une nidjt tpunbem, bag ber Stefüepioebienft fic^ mit ber griec^ifc^en ftolonifation toeit^in in ben fi&nbem am Snitteimeer verbreitete. 2)00 Symbol be^ (Spottes, ber von btn 93Ub^ dauern bartig, im (Sefic^tdausbrucfe htm 3^U0 ä^nlic^, nur mttber unb jugenblic^er, bargeftellt tourbe, toar bie ©(Klange, unb jtDar bie gelb^ li($e Slatter (Coluber aesculapi), bie in feinen Xempein gehalten unb bei ber (Srttnbung neuer ^ultftätten in biefe flbergefü^rt tourbe. ®o gelangte bie SlsKuIapfc^Iange mit bem 2)ienft be0 in Italien H^kvdap genannten äteklepios aus (Spibauroe nac^ Stom, ate bort fein Sult im 3a^re 293 v. dffx. bei einer $eft auf SSefe^I ber fib^Uinifc^en Sttdier eingeführt tourbe. 3^ ^^^f^^ ®tabt ftanb ber Xempel be^ igeUgottes auf ber XiberinfeL SKit btn Stömem kam bann biefe Schlangenart, bie fi(^ in Sübeuropa voTmf)xtüid) auf felfigem, fp&rlic^ mit aSufc^merfi beftanbenem aSoben aufhält unb ^ier eine Sänge von 1,6 m erreicht, an alle natürlichen X^ermen nörblic^ ber Sllpen, too Sranke (Senefung fuc^ten. 2)e0^alb toirb biefee in feber SBejie^ung anmutige Xier ^eute nod^ überall, too einft Slömerbäber ftanben, 5. fß. in Sc^langenbab, Saben bei 993ien. ufto., gefunben.

Sei btn alten ©ermanen tourbe tiefn befonberer §eilgott oere^rt. SBie bei allen SJölkem auf primitiver ^ulturftufe toar bei i^nen bie :|^eil&unft Kein Privileg einer befonberen Safte, fonbem tourbe oon fämtlic^en öfteren unb burc^ (Erfahrung belehrten SJolfu^genoffen, be^ fonbere toeifen Sfrauen, benen man befonbere S^uberKräfte jufc^rieb, ausgeübt alte :|^eUmittel tourben auger mineralifc^en unb tierifc^en ^robukten bie Säfte ber oerfc^iebenften ^flanjen oertoenbet, toie bie0 ^eute noc^ bei allen SJölkem ber C^be gefd)ief)t. :|^at man boc^ au0^ gerechnet, baj^ bei biefen gegentoärtig noc^ ettoa 40000 ^flanaen in or^nellid^em (gebrauche fielen. S>ie anfällige (Sntbecfeung einer ^eit

272 2)ie 9(rgneipflangen.

famen (Eigenfdiaft enoeckte begreiflic^ettDeife bie Segierbe na6) todteren folc^en JDffenborungen ber Slatur, unb toenn biefe atiebUeben, fo be^ möd^tlgte fic^ bie ^^antafie be^ SBunfdie^ unb betete melen (Sz^ tD&c^fen :|^eUktäfte an, bie biefe gar nic^t befagen. ®o tourbe an» geringem SBiffen ein ^offenbe0 (Glauben unb au» biefem ein üppiger Slberglaube. SKon glaubte, bag alle burc^ (Seftalt, Srttrbe unb (Snt^ tDicfelungetpeife auegejelc^neten ^flansen befonbere Gräfte ^aben mttgten, fo beifpieldcpelfe ba» SrcimKraut, ba» fieine Slüten ouftoie^ unb bei bem man auc^ Keine Sämlinge fanb. 2)lefe0 graut foUte in ber an 3auber reichen 3o^anni5nad)t feinen Samm fallen laffen, ber fofort tief In btn fBobm Derfc^tolnbe unb flc^ bes^alb bem menfc^llc^en Sluge entjletie. S)a0 In bm ^albbunkeln Klüften golblgfc^lmmembe fieuc^t^ moo$ tDurbe ate ba» (Solb ber Sobolbe gebeutet, ba^ cole bte melften :5dlfäfte aud Sräutem nur burt^ Sauber gesponnen toerben k^tiM. SQan glaubte, ba^ flc^ bie geheimen Inneren Gräfte ber ^flanjen tilet fac^ fc^on an befonberen SKerkmalen ber augeren (^rfci^elnung er^ kennen laffen. 2)a0 leberartig geftaltete Slatt be^ Seberblümc^end (Hepaüca triloba) follte t)eilfam fein bei SeberKrank^elten, ba£^ o^r« förmige S8latt ber igafelcourg (Asarum europaeum) follte gut fein gegen (Se^örlelben, bie am Stengel entlang laufenben asi&tter be0 S8elntDell0 (Symphytum officinale) follten Snodienbrttc^e gellen, tole bie um ben Stengel ^erum Dertoac^fenen asiätter bt» gafeno^r^ (Bupleurum rotundifolium) SBunben jufammenfc^llegen follten.

(Segen alle möglid)en Selben courbe ba0 @d)ellkraut (Chelidonium majus) DertDenbet, ba» feinen Flamen t)om S5ermögen SBarjen abju^ löfen unb bie igaut bei Krankheiten berfelben abjufc^älen wm aü^ ^oc^beutfc^en sceljan fd)&len erhielt. 3^ Sluglanb tolrb ee gegen Krebs gegeben unb tourbe von bort^er erft kür5lld) auc^ bei uns als Srebe^ellmlttel empfohlen. Sein bunkelgelber SKilc^faft follte (Selb« fuc^t gellen unb courbe von bm äUc^emlften bes SUlttelalters votiUQ^^ toelfe 3um (5olbmaä)m oertoenbet, bat)er bie ^flanje aud) (Solbmurj ^elgt aCegen blefer fetner Sra^lgkelt, bie juglelc^ ba» 93ermdgen ber :^erftellung bes ,,Stelne0 ber SBrifen" In ftd) fd)log, ber nac^ bem ba^ mate allgemein verbreiteten (Blauben feinem aSeflfeer etolge S^genb unb unermegllc^e 9{eld)tümer brachte, ba er alle vier (Elemente: ^cntx, fiuft, SBaffer unb C^be enthalten follte, ^leg ba£^ Sc^ellkraut bei bm SU^emlften „coeli donum^, b. f). ^blmmetegabe. 2)er botanlfc^e (5aU tungsname Chelidonium Ift aber nld)t ettoa baraus hervorgegangen, tole man vermuten könnte, fonbem au0 bem grlec^lf d)en chelidön

SHe IMraneipflattaen. 273

@c^tDQl6e. 2)ie ^flonje ^atte nömlic^ fc^on im S5oUi0glauben bee Stttertum0 mancherlei a3e}ie^ungen au biefem SufifogeL @ie blü^t bei ber älnfetmft ber Sc^toolben unb toelkt nac^ beten SBesjug. Slrifto^ teles, ber Später ber 9laturgefd)ict|te unb SKetop^^fik (384—322 t). dt^x.), ber btti (gelehrten bt» SKittelotter^ ate abfohlte Slutorttät galt, fagt von i^r: bie Sc^toalben Rotten i^ren erblinbeten jungen burc^ beren SnUc^faft bie Sehkraft toieber t)erfd)afft; baburc^ feien überhaupt bie SEenf^en auf bie :&eUtoirtiun8 ber ^Jflanje aufmerKfam getoorben. 3>er 1590 ald ßeibarjt be« ^faljgrafen 3o^ann fiafimir in :&eibelberg geftorbene berühmte älrjt Xabemaemontanu0 {nad) feinem (Seburteorte Sergjabem fo genannt) gibt in feinem fträuterbuc^, an bem er neben^ bei bemerkt 36 Seilte gearbeitet ^at, ettoa 30 Slejepte an, In btnm ba» @(^eUfiraut einen toefentUc^en S8eftanbteil bUbet; in einem ber^« felben mirb ber S8Iütenfaft mit i^onig 2u Sirup gefotten. Site Slmulett foUte bie SBurjel ftets bei fic^ tragen, toer bei feinen SKitmenfc^en }u ^o^em älnfe^en gelangen toUL Unb toer über bm äluegang einer fc^toeren Srank^eit S8ef(^eib ^aben möchte, ber braudjt bie ^flanae bem tranken nur auf ben ftopf ju legen; toeint ber kranke babei, fo roirb er genefen, fingt er aber laut unb ^ell, fo mug er fterben.

Sluc^ bie Slaute (Ruta graveolens) foUte mancherlei S^tuber^ unb :|^eilkröfte in \id) bergen, toes^alb fie fc^on bei bcn Stömem in ^o^em Slnfe^en ftanb. älu0 i^r ^ergefteUte Xr&nke foUten gegen bie t)er^ fc^ebenften Krankheiten, befonber^ aber gegen Solikfc^merjen ^eilfam fein; gegen biefe follte fc^on ein Aber ben Seffelbalken bee :|^erbe0 auf« ge^ängtee Stengelbünbel ber Staute Reifen. Stücke ber ^flanje um bzn ioai» gelängt foUten asiattemkranken bie Sehkraft ermatten; toer fi(^ Dor Schlangengift fc^fl^en tooltte, ber brauchte nur bie grüge ba^ mit einzureiben. S)er unu( Zoi)^ ^80 n. C^r. lebenbe griec^ifc^e ®opf)ift C(aubiU0 ättianu0 erao^It in feinen Xiergefc^ic^ten: ba0 SBiefel kcnm biefe SBirkung fe^r too^L ®obaIb ^ bm Sampf mit ®iftfd)Iangen ju unternehmen beabfic^tige, freffe e^ Slautenblätter unb bann könnten i^m biefe mit i^rem ®ifte ni^td ant)Qbzn. Sefonbere Sebeutung er^^ langte bie Slaute burc^ ba^ C^riftentunt (S0 foUte bie böfen (Seifter imb ba0 Ungejiefer vertreiben unb, kreugcoeife im Sitnmer aufgehängt, gegen Stlpbrücfcen fc^flfeen. 8tu0 Slautenöl tourbe ber „Siebeeffig'' ^ergefteUt, ber atte Slnfteckung^ftoffe unfc^äbHc^ machen konnte unb bi0 t)or kurjem ein in Slpot^eken er^&ltlid)e0 2)e$infektion0mitte( bilbete. Seinen Slamen erhielt biefer Stoff ton bem Umftanbe, bag i^n S)iebe getoö^nlic^ brauchten, um }u ^eftjeiten ungef&^rbet bie

274 2)ie Ulrsneipflaitsen.

SBof)nungen ber ßranKen unb Xoten plünbem }u bötmett Sie toutbe unb tpirb noc^ |e^ viü in SBauemgatten angepflcm}t unb fo mancher Sauer im öftlid^en S)eutf(^(Qnb geniegt in jebem 2rtü^}a^r ein mit Slaute beftreutes fBxot, um ben SKogen ju reinigen, boe 3^^ ^^^ guten Sippetit gu ^aben tmb tion ^ronfi^eiten oerfc^ont ju bleiben.

9Io(^ me^r Sauber tourbe mit btm ^o^anniekraut (Hypericum perforatum) getrieben, beffen S8Iätter burc^ bas S5or^anbenfem von Clbrüfen burc^fic^tig punktiert erfc^einen unb beffen Slütenknofpen einen an ber Suft fic^ rot fSrbenben ®aft enthalten, toe^^alb aud) S8lutKraut genannt tourbe. Wiad^ ber beutfd^en Sage toar e0 jur Sommerfonnentoenbe au0 bem S8lute bes t)on einem (Sber geri^en (Lottes Obin ^eroorgefprogen, toä^renb bie c^riftlic^e ^irc^e bae ^ratit au0 bem Slute 3of)anne0 bee Xäufer^ ^en^orge^en lieg. %x ber 3o^anni0feier tourben gaufer unb Sirenen bamit gefc^mü&t, bamtt Seib, Seele unb Sefi^tum vor Schaben bema^rt blieben. SQan trug bae S8lutKraut immer bei \id), um t)or SSermunbung unb 93er^e;ung gefc^ü^ 3U fein; gefolterte :|^esen erhielten einen aus i^m unb ^^tü^ famen gekochten Xranfi „Olebanum^, bamit ber Xeufel au^fa^re unb fie bzkmnzn foUten. 2>e0^alb toar ber Xeufel gegen bos kraut fe^r erboft unb toollte ee Demic^ten. 3u biefem 3^^^^ ^^^g ^ f^ ^^^ Slabeln machen unb jerftac^ bamit bie Slfitter; boc^ tierborrte ba£^ ^raut nit^t, aber feine Slätter jeigen bie 9labelfti(^e noc^ f)eute. SBUl man erkennen, ob ein igesenmeifter zugegen fei, fo legt man unter bae Xifc^tuc^ Don ber SBurjel bes 3o^ctnni0Kraut6, o^ne bag femanb merkt; fi^t nun ein S^^^tkunbiger mit ju Xifc^, fo toirb ee i^m fo« fort übel tmb er mug hinausgehen, ^as Sxaut bient auc^ 2U Siebes« jauber, coenn man es fic^ an bie S8ruft fteckt unb ber betreff enben ^erfon, beren Siebe man fic^ }u erringen fut^t, begegnen kamt. (Ss iiann aber auc^ Siebe vertreiben, toenn man es ber betreffenben $^rfon in bie Sc^u^e ober in ein föeib hineinpraktiziert

3)ie ©pringtDurj (Euphorbia lathyris) ift eine aus bem SHittet meergebiet ftammenbe ^flanje, beren (Jrrflc^te bei ber Steife mit ftarkem ®eräufc^ auffpringen, toobei bie Samen heftig ^eratisgefc^letibert unb fo verbreitet toerben. 2)arin glaubte man bie 3raft ju erkennen, too« nac^ bie ^flanje bie Srä^igkeit befi^e, alles (Sefc^loffene ober ^refte aufjufprengen unb Sl&gel, pflöcke ufto. ausjujie^en. Sc^on Salomo foU ben „Sc^amir'' als fdfenfpaltenbes Sllittel beim aSau feines Xempels in 3^nifalem benu^t ^aben. (St ^atte ficti if)n baburc^ verfc^afft, bag er bas 3fleft unb bie SBrut eines „Ur^o^ns^ mit einem „Sriftall^ be«

3)tc 5lranelpflan5en. 275

decken lieg; 5er SSogel ^olte nun bm Sc^amir ^erbei unb tooUte ba^ mit bm Stein tDegfprengen, ba Hefen bie fieute bes Sönigs mit grogem (Sefc^tei ^erbei, unb ber Ur^a^n Heg t)or Sc^recfi bie 993ut5e( fctUen, bie man bem Könige brachte. 3^ 2)eutfc^(anb' tDud)0 biefe Spring- tDtur} nic^t, man konnte fie ]id) nur in ber SBeife befc^affen, bag man ba» Sleft eine^ Sc^toargfpec^td mit einem ^flocfi oerft^Iog, bann ^otte ber aJogel bie SpringtDurg ^erbei unb ^ielt fie an ben ^fiocft, toie ber ältere piniu0 nad) 2)emofirit unb X^eop^raft erg&^Ien; in biefem snoment mugte man unter bem 9left einen roten SHantel auebreiten unb ein lauten (Sefc^rel ergeben, bann erfc^rah ber SSogel unb Heg bie ®prin0tDur5 ju iBoben faUen. S)er gelehrte Sonrab tion SQegenberg (um 1309 auf bem ©c^Ioffe Sßegenberg in JJtanfeen, beffen SSogt fein 95ater toar, geboren unb 1374 ate Sanonikue am 2>om ju Siegend:^ bürg geftorben), ber SSerfaffer ber erften 3flaturgefc^ic^te in beutfc^er Sprache, bemerkt baju, ee fei nic^t gut, coenn biefee Mittel aUgemein belumnt toürbe, benn bann toäre feein ©d)tog me^r fieser. 3)iefe SCirfeung bee Srautee galt ate fe^r toeitge^enb, inbem bei 93erü^rung mit bemfelben btm ®efeffelten bie Letten unb Sanbe, toie bem S^^^^"" kxanktn bie ^o^Ien 3&^ne ausfallen foUten, bae $ferb feine :|^ufeifen oerHere ufm. Sluger bem ®ped^ kennen auc^ (Elfter, Stabe, SBiebe^ t|opf unb @(^tDaIbe biefe (Eigenfd)aft bee Krautes. 2>er Specht mit feiner SpringtDur} tpar im römifc^en SUtertum ba» Symbol bes aSH^ee; tDie biefer aUes fpatten unb öffnen kann, fo ber Specht bejie^unge^ meife bie ©pringtour}. äluc^ in ber germanifc^en ®dtterfage fpiett fie eine getoiffe StoHe. Site fic^ n&mlic^ (Serba n)eigerte, Stoe SBeib ju toerben, unb felbft bie fiockung burc^ bie golbenen Slpfel nichts nu^en, fo bro^te man i^r mit ber SpringtDurg, bie fie fc^on gtoingen merbe. S)ed^alb nmrbe (e^ere aud) 3äf)me}rDeig genannt @onft bienten bie Samen ate ^urgierkömer unb ber ®aft ate Slutreinigungsmittel bei Srlec^ten imb axü>ttzn :|^autau0f(^(ägen. 2)a^er empfahl ^rl ber ®roge ben älnbau bes „^iUenkrautee".

9Ilit bem jauberkunbigen fflbifd)en Könige Salomo ^ängt aud^ ber Salomonefiegel (Polygonatum anceps unb P. multiflorum) gu^ fammen; biefer foU bie ©iegeleinbrücfcen gleic^enben Starben ber oor* jährigen @proffe am toagrec^t im aSoben kried^enben SBurjelftock tier^ urfac^t f^abtn, um angi^eigen, bag ber ^flange befonbere Gräfte inne^» iDO^nen. (&t foU fie auc^ ate Sprengmittel beim Xempelbau Denoenbet f^tn.

(Einen ö(;)nHc^en unterirbifc^en SBurgelftock befi^t ber 3Burmfarn

18*

276 2)ie 9(rsneipf(aitaen.

(Polystichum filix mas), bcr nur in ber an 3öuber reichen Zof)ccnn\s^^ nad)i mit golbenem Cic^terglanj btSÜ)t (S0 finb bie$ bie Sporen, bie ober nur mit :5Ufe bee Xeufete erlangt toerben können, bie t)on groger Sroft gegen SJer^e^uttg, Z^^Q^^^ ^^^ (Erkrankung im allgemeinen fein unb immermä^renbe 3^^^r ®UUk, Stelc^tum unb bie (Erfüllung atter 3Bünfd)e Derlei^en foUten. 3Birb ber „SCanfc^elfame" in bzn 6d)u^en getragen, fo foUte er unfiditbar machen.

S)ie ®iegtDur5 ober ber älllermannd^arnifc^ Der^Uft 2u Sieg unb fc^fl^ gegen 3<^^^^ ^^^ Srank^eit, bie bmi Snenfc^en auf niebriger ^ulturftufe auc^ nur Srolge von SSerf)e£ung ift Unb stoar unterft^ieb bae 93o(k gtoeierlei älrt: bie tDeiblic^e Siegcourj toar Gladiolus (non gladius Sc^toert) communis. ®(^on bie fd^toert^ förmigen i8l&tter foUten bie Sc^u^mirkung angeigen, unb bie ryon neigen Srafem, ben Steften ber S8(attgefögbttnbe(, bekleibete runblic^e SnoUe erft^ien toie ein ^anjer^emb ober :gamifd). 2)ie mönnlic^e SiegtDurg bagegen toar Allium vlctorialis. ZW I&ngttc^e 3^^^^ ^at ebenfalte eine ne^faferige :|^flUe; bem fie Xragenben foUen fieben :^&mmer nic^t0 angaben können, ba^er toirb fie aud) „Sieben^&mmer^ (ein" genannt Um für alle ^Mt bie gecpünfd)te Sc^u^mirkung au befi^en, tourben bie beiben SBurjeln ate SKann unb grtau }ufammen^ getan. 9loc^ bid in unfere 3^^ nerlangten bie aSauem in Slorbbeutfc^^^ lanb in ben ^otf)eken „iot un Se", b. t). (Er unb Sie, unb nagelten fie 5um Sc^u^e gegen S^^vbetü unb Xeufetefpuk an if)re Xflren. 9Iuc^ in ber ©c^n^ei} ^ängt man Allium vlctorialis gegen Untoetter unb :|^e£erei in ber SBo^nung auf; auf0 aSett gelegt toirke es gegen W>^ brücken unb in ein Xu($ eingebunben ^eile e0 3<^nfc^^^^^n ^^ ftopfme^. 2)er Dor^in angefüf)rte Slrjt Xabemaemontanud fagt in feinem fträuterbud), bag bie aSergknappen fie mit fic^ führen, um ba« mit bie (Sefpenfter unb böfen ®eifter gu vertreiben, von bmm fie an- gefochten toerben. SSefonbers aber coarb fie von btn Sanb^knec^ten ^oc^ge^alten, bie fie ate Slmulett ftetd bei fic^ trugen, um ^ieb^ ftic^:' unb fc^ugfeft ju fein-

S)a0 burc^ }tpei ^obenförmige, ate Stefemefloffbe^älter bienenbe SnoUen auegegeic^nete Knabenkraut (Orchis maculata) biente }u Siebesjauber unb toar ate „:|^eirat0tDur}'' gefuc^t SCirb bie $f(an}e am 3o^anni0tage ausgeriffen, fo bleibt fie monatelang grün unb ^filt alle foank^eit tion btn SSen^o^nem fem. 3Birb fie in bie Kleiber ge^» n&^t, fo erroirbt fie bem Xräger berfelben bie S^^SM^Ü ^^ SKenfc^en. SHe ^anbförmig geteitten Knotten be^ breitblätterigen Knabenkrautes

3)le «Irjncipflanicn. 277

aber Menten oto „Xeufete^anb" ote Xolieman gegen ben böfen iBIicft, 93er^e£ung unb ^rank^ett, bte natürlich toie alle^ Unttbi&did)t auä) auf Säuberet jurücfigeffl^rt toutbe. 993er fie bei ftc^ trägt, ^at (Slücfe im Spiel unb immer ®elb im iBeutel; nur barf man fie nid)t im ioau\t aufbetoa^ren, ba fonft ben Sü^en bie Wld) fc^toinbet. Sie ift aber nur bann eine ©(ttdie^anb, toenn fie am 3o^anni6tage mittags ober na^t» 12 U^r ausgegraben tourbe.

S8efonber0 ftarb befc^&ftigte bie S5oUi0p^antafie bie fo ge^eimnis« DoU nie auf bem aSoben, fonbem ftets nur auf S&umen toac^fenbe SMiftel (Viscum album), bie im SBinter, tDö^renb fonft aUe« abftirbt, coeitergrünt; beefialb Dermoc^te fie attein btn Sonnengott S8alber ju töten, ate ber tä(feifd)e Soki bm blinben :|^öbur bemog, einen aue 9nifteI^o(5 gefc^ni^ten $feU gegen i^n abjufc^iegen. S8efonber0 jauber:« kräftig mar bie atterbings äugerft feiten auf einer (Sic^e mac^fenb ge« funbene SQiftel, bie bie aUerfc^Hmmften Krankheiten feilte, alle (Si\U mirkung aufhob unb allem grtuc^tbarkeit oerlie^. Sc^on bei bm Kelten genog fie ba£^ grögte Slnfe^en. SBar eine folc^e SlaritOt mU beckt, fo polten fie bie 2>ruiben in feierlichem Slufguge am fec^ften Xage nac^ bem SIeumonb. S^^^ft tmirben unter bem aSaum allerlei Opfer bargebrac^t, bann fd)nitt ber meiggekleibete Oberpriefter bie sauber:^ kräftige ^flanje mit golbener Sichel ab unb tierbdrg fie in feinem Snantel. Site Stt^ne fttr bm Srreoel mürben bixnn gmei toeige Stiere geopfert unb bei bem barauf folgenben Opferfc^imaufe befonbere Stiten beobactitet SHe SKiftel ^eigt no($ ^eute in ber SUtmark „:|^eU allen Schaben", älm mirkfamften ift eine mit bem $feil oom SBaume ge- fc^offene SKiftel, bie man, e^e fie gu S8oben fällt, mit ber linken :|^anb auffängt; bagu mug aber bie Sonne im 3^^^ ^^ Sc^ü^en fte^en unb ber SHonb im abne^menben Sic^t fein. 2>a bie ^wAqz ber SKiftel immer gabelig finb, fo erblickte man barin eine SBünfc^elrute, meiere Xflren 2u verborgenen Sc^ä^en öffnen unb S)iebe bannm follte. Sie ^tlft gegen Sllbbrücken unb verleibt grruc^tbarkeit So rourbe fie ate fegenfpenbenbes Symbol am 3ulf^ft in ber :galle aufgehängt unb banb man S^^iqc r>on i^r in ber C^riftnac^t an bie Obftbäume, bamit fie im kommenben 3<2^te rec^t reii^lic^ 2rnxcf)t tragen möchten.

(Se^eimnteoolle Kräfte barg nac^ altgermanifc^em (Stauben auc^ ber bem 2>onnar ^eilige ^gafelftrauc^ (Corylus avellana). SBurben SUinen in einen :|^afelftock gefc^nitten unb bas richtige 3ctuberlieb baju gefimgen, fo mar ba£^ für bie tierfc^iebenften 2>inge gut: es machte unoermunbbar, ber fliegenbe peil mürbe baburc^ im Srtuge gehemmt,

278 3>le «Itsneipflonactt.

tDimbe ®lieber tpurben geseilt, Sreuer, Sturm unb WHim gebompft, bcr ©ieg errungen, ftrettenbe SUSnner oerfö^nt, ©efangene gelöft unb bie Sninne ber grtauen errungen. 2)iefe SQac^t tft too^I bem frühen SBlü^en ber §afel, uor allen anberen ^Pflonjen unferer 3one, juju* fc^reiben. 2)a^er roar fie aud) ein Sinnbttb be^ fiebens unb feiner 9leuerfte^ung nad) bem SBinter, ba$ Srtud)tbarKeit uerlie^. ^fel- unb ^golbergtoeig gufammengebunben, fc^ü^ten x>ox bem toUben is>^et, vtt^ f(^eud)ten bie 3tr(i(^ter, beroa^rten oor S)iebfta^I unb SJer^e^ung, bannten ®iftf(^Iangen unb entzauberten oer^e^te (^genft&nbe. Unter bem ^a\^U \ttaudi, ber eine SQiftel trogt, too^nt ber ^g^f^tourm ober ©c^Iangeu:^ könig, eine toeige, gekrönte Schlange ton fabelhafter Stärke, bie burc^ btn bickften ®id)baum toie nic^td ^inbur($fuf)r. Um i^n einjufangen, mugte man btn betreffenben :|^afelftrauc^ im Flamen ®otted begrfigen, i^n aui&graben, btn barunteriiegenben SBurm burc^ :|^erfagen einee ge^ tDiffen 3^uberfpruc^e0 „befprec^en" unb mit Seifug beftreuen; basi na^m i^m feine Sraft 3^ Sefi^e be^ :|^afelcpurme6 kannte man edle geheimen Gräfte ber ^flanjen, toar gegen alle böfen ®eifter tmb alle 3auberei übeltPoUenber SKenfdien gefiebert, fanb alle verborgenen @c^ä^e, konnte burc^ alle Xüren brechen, toar untierrDunbbar unb unficlitbar. Sogar ber Söfe mugte einem }u SBUIen fein. Slber tn feber 9lad)t jrpifdien 11 unb 12 Uf)x mugte ber ^gafelcourm mit einem (Si unb Staute gefüttert toerben.

%hid) ber SCat^olberftrauc^ (Juniperus communis) galt ben alten 2>eutf(^en ate mit tpunberbaren 3<^uber:: unb :|^eilkräften begabt unb fpielte ate folc^er in Sitte unb Sage eine groge SloUe. Wiod) ^eute ^olt boB fßolk groge Stücke auf ben SranarDitt:» ober SHac^anbel^ bäum, beffen ^Beeren unb au6 bem :|^o(5 gen^onnenee £)( feit btm SUtertum ate 93olk0f)eUmitteI viü gebraucht toerben. 993ac^olberretfig Derroenbeten bie alten ©ermanen ju i^ren Dpfem unb beim a3er=s btcnntn ber Xoten. 9lac^ attem 93olk0g(auben f^ü^t ber ^and) vct^ brannter ^wtxQt voi älnfteckung unb oertreibt böfe ®etfter unb Schlangen.

(Sine 3lttenoelt02auberpflan}e wat femer ber ällraun ober ba» (£tb^, (Solb:' ober (Salgenmännlein, fo genannt, toeil er unter bem ®algen au0 bem Samen einee unfc^ulbig gehängten jungen Siebes ^emorgef)en foUte. S)o(^ ift bie (Srlongung be$felben mit allerlei (&z^ fahren tierbunben. 2)er in ber SBurgel ^aufenb gebac^te (Seift fc^rie beim :^rau0graben fo entfe^ic^, bag man vox (Entfe^en ftarb; bc^er benu^te man bei beren Seminnung einen fc^n^argen ^gunb, ber aber

3)lc Wrancipflottgen. 279

bei biefem ®e[4Kift bas fiebert einbflgte. 2>te 993ur3el mugte an einem Srteitag t)ot Sonnenaufgang ausgegraben toerben, unb jtDat legte man [le juetft ringsherum frei, ft^g brei Äreuje, fprad) einen 3öuberfpru(f), bonb einen SMA hatan unb lieg fie burd^ ben fc^tpargen :|^unb, an bem kein toeiges ^gaar fein burfte, t)ermitte(ft bes Sc^tpanged f)ttam^ i\zf)tn, nac^bem man [ic^ oor^er bie O^ren forgfältig mit SCac^s ner:^ ftopft ^otte. <Sbm biefe (Setoinnungsart, bie ftetd gleich gefc^Ubert roirb, erg&^Ite eine alte ^au in (Hattingen Dr. dxomt. 2)as babei im 3a^te 1820 unter bem igoc^geric^t auf bem Seineberge bei jener ®tabt gen)onnene i^SUruneben'' ^abe bm Wann, ber es fic^ mit gttfe bes Xeufete üerfc^affte, fe^r reic^ gemacht Solche SUraune Derfc^afften nic^t blog Sleic^tum, fonbem fdjfi^ten wx allem 3^viber, machten i^ren iBefi^er unfic^ar, öffneten bie t)erf($loffenen Xüren, bema^rten tior Sli^fc^Iag, gaben (Slütk gu jebem Xun, (Sefunb^eit unb Kinberlofen Srtauen Srnxc^tbarkeü @ie mugten fe^r ^eimlid) gehalten, am beften in einem igoljfi&ftc^en nerma^rt toerben unb tourben blog beim Sc^ö^e^ f)^tn, äBa^rfagen unb fonftiger von if)nen verlangter älrbeit ^eroor:: geholt Snan fe^te i^nen bei |eber Sna^ljeit etxoas gu effen unb gu trinfien tior, touft^ fie alle Srteitage ober @onnabenbe mit äBein ober SBaffer, gog i^nen an 9leimtonben frifc^e Kleiber aus toeiger ober roter ®eibe an. ®tarb i^r iBefi^er, fo nmrbe ber äUraim auf bm füngfien 6o^n vererbt; ftarb biefer aber vor bem SSater, fo erhielt i^n ber oltefte S8ruber. (Sr toar ber befte Xalisman gegen C^KranKung, unb ba er fonft no^ alle möglichen guten (Sigenfc^aften aufroies, fo mürbe er gerabegu mit (Solb aufgemogen unb ein fd[|tDung^after :|^anbel mit i^m getrieben.

Sc^on bas frü^efte SUtertum ^at i^n gekaimt unb verehrt (Er nmrbe urfprflnglic^ aus ber fleifc^igen ^fa^ltourgel einer im gangen SKittelmeergebiet ^eimifd)en Slac^tfc^attenart ber Mandragora officinalis mit grünlichgelben SBlüten unb gelben JBeeren non 1,5 cm SHirc^meffer, gemonnen. S)iefe foUte ber menfc^lic^en ®eftalt ö^nlic^ fein, mas fc^on $9t^agoras begeugt, unb tourbe best)alb als ein mit 3ctuberkraft mie alle ©eifter SJerftorbener ausgeftattetes (^rbmännlein ober C^bmeiblein bmn man unterfc^ieb auc^ ^ier gtoeierlei ©efc^lec^ter angefe^en- Slber gang abgefe^en non i^rer 3öuberferaft, barg bie SBurgel be«* täubenbe Stoffe, mes^alb man fie im SUtertum gur Sc^merglinberung nor (^irurgifc^en Operationen gab. Sloc^ im Sllittelalter mürbe i^r @aft mit bemfenigen non Silfenkraut unb SQo^n als Setäubmtgs^ mittel verabreich. 3m Slbenblanbe, too bie ec^te SHanbragora nic^t

280 SHe 9(raneipflan5en.

me^r gebellt, erfe^te man fie trtelfac^ burc^ bie rttbenförmige SBur}e( bet S^unxübt (Bryonia dioica), bie an 3^^^^ ^^ ^ecfeen toOc^ft 3^r @aft bient feit otter Seit ate Stbfü^rmtttel unb fie felbfi als SUraun, ber ju monnigfattiget 3<^^^f namenttic^ aber ju Siebes:' sauber benu^t tourbe. 9Io(^ ^eute ift auf bem fianbe ber (Slaube oer« breitet, bag, toenn ein W^bd^tn auf bem ®ange jur Sirmeg ein @tfl(fid^en SBurgel ber 3^^^^^^ tn bie @(^u^e lege, i^r alle iBurfc^en gufliegen toerben. S>er ältere pinius berichtet, bag fie vor SUmbtieren f(^ü%e unb ^noc^enfpQtter au6 SBunben jie^e, ben (Ertrag ber W\Uii t)ermef)re unb ba$ 93erberben berfelben Der^inbere. 2>ie 3^^fi^w ^on Orleam» foU einen SUraun befeffen ^aben, ba^er i^re (Srfolge. S)er in ber aSibel me^rfat^ eno&^nte dudaim, wn fintier mit ,,SUien'' über« fe^, tDirb trtelfac^ ate SUraun gebeutet, ift aber toa^rfc^einlic^er bie au($ ^eute nod) im Orient trtelfac^ ju Siebesjauber benu^ Srruc^t von Cucumis dudaim.

(S0 urilrbe uns ju toeit führen, ^ier alle bie ja^Uofen ^fUmjen anjufü^ren, bie bei unferen SSorfa^ren ate Slrjnei unb 3<^^i^tt^^ gebrandet tourben, unb toie bei i^nen toar es bei bm anberen SJöIkent 2>a0 cxkmnm toir beutlic^ an ber :|^erfiunft bee grie(^ifc^en SBortes ph&rmakon, bos^ unferer SBegeic^nung ^^armajie jugrunbe liegt unb focpo^l ^aubtt^ ate :|^eibnitte( ^eigi $^armaki0 bebeutet bie 3^uberin, unb biefe toar bei ben alten Griechen gugleic^ Strjtin, bie mit eigener :5anb bie mancherlei i^r ate f)eilkröftig bekannten Kräuter fammelte unb barau0 bie Derfc^iebenen ^geiltränke bereitete. C^ft fe^r fpät toanbten fic^ bie SQänner berufsmäßig bem Soxmndn unb 93erkaufen ber pflanzlichen Slo^ftoffe au. SHe (Sriec^en nannten fie ^i}Otomen ober SBurjelfc^neiber, unb erft ate fie nac^ unb nac^ aud) bie S^^ reitung unb bm 93erkauf ber von bm SSlrjten angeroanbten älr^neien übernahmen, tourben fie pharmakopöles, b. f). älrjneitierkäufer, ge« nannt Slus i^nen tourben bann bie ^^armajeuten im Sinne von Slraneibereitem, bie fpäter auc^ Slpot^eber Riegen nac^ ber griec^ifc^en ^ejeic^nung apothöke Slufbecoa^rungsort (für Kräuter nämlic^). S)iefer von bm Stömem als apotheca übernommene Shxsbrucfe bebeutete fpäter überhaupt bas Säger ber älrsneipflanjen, toes^alb es im SSittet alter als Sraut^ausj oerbeutfc^t tourbe. 3^ ^^ mittetalterlic^en i^ofier^ tDirtfc^aft tDurbe unter bem SBort ^ot^efie ber SUmm für bie :|^eil:« Kräuter tierftanben, ber im 13. 3^^^^^^^ ^^^ <^uf ftäbtifc^e Kräuter:» laben, in benen meift getrocknete Heilpflanzen feilgehalten rourben, überging. 9lun Derftanben begreifUc^enoeife bie barin toaltenben Vtpo^

3)te «Irsttelpflanaen. 281

t^eker gUfe fuc^enben Srcmfien au(^ uerurtcfiettere älrjneien, bie gu :^ufe nic^t fo leicht bereitet toerben konnten, ^ergufteUen, vom gerne benu^ n)urbe. ®o n)urben fie oUrnafilic^ von geilfträuteroerbäufem 3U bereitem von am bm :|^eUkräutem ^ergefteUten älrjneien. S8ei ber Slr5nelbereitung toar boe SUift^en ber tierfc^iebenen Stoffe ba» SBic^tigfte; ber bofür im mittellateinifc^en gebrauchte Shu^brucfi con- ücere mengen führte baju, boe ^robukt ote confectum ju bejetc^nen. 2>a nun bie meiften äirsneiftoffe be6 befferen (Sinne^men^ roegen in :|^onig unb fpäter in 3udier eingebettet tourben, fo bekam bann boB Wort Sonfekt mit ber 3eit btn @inn einer kflnfttic^ bereiteten @ag:^ tDare überhaupt, toobei ber urfprünglic^e aSe^ug auf :|^eUkraft me^r unb me^r t^erfc^toanb, fo bag ^eute biefer Slu^bruck nur Suckerjeug bebeutet

9la(^ bem Untergang ber antiken 3Be(t toaren e^ in erfter Sinie bie älraber gen)efen, bie von bm ^utturDölkem bes SUtertum^ bie Slrjneikunbe unb Senntni0 ber babei angen^anbten :|^ettmittel ttber^: nahmen, um fie jur 3^ ^^ ^reu^jüge bm Slbenblänbem ju vtt^ mittein. 2)abei lehrten fie biefe auc^ allerlei neue Slr3neiformen toie beifpietotoeife bie Sirupe bereiten, bie burc^aue ein ®ef(^enk arabifc^er igeilkunft fbtb. älue btm arabifc^en scharäb Xrank tourbe ba» fpa^ nifc^e scharope, ba» italienifc^e sciroppo, siropo, bae frangöfifc^e sirop unb fc^Iieglic^ im 12. ober 13. 3^i^^unbert bas beutfc^e Sirup. (£9 wax bie0 ein bickflüffiger Xrank, ber forgfältig au0 allerlei Kräutern unb (StmOxim mit i^Ufe von :|^onig unb fpöter 3u(ker bereitet mürbe, j^öufig mürbe er nad) arabifc^em Sllufter mit Stofen« ober SSeilc^en^ maffer parfümiert 6onft maren bie mic^tigften Strjneiformen be« 9Qitte(aIter0 bie (Elektuarien, im 2)eutf(^en gu latweri unb gule^t latwerg umgebilbet (S0 maren bied burc^ Socken eingebickte Säfte Derfc^ebener geit unb SBflrjkröuter, bie nac^ bem SBortlaute ber ur« fprttt^Ii^) griect|if(^en aSegeic^nung ekleiktön jerleckt merben foUten. @ie mürben entmeber mie Salben in fBüii)\m, ober in SBUrfel ge^ f<^nitten ate 3^Iteltn, ober in Stangenform gegoffen, mie ^eute noc^ ber eingebickte Sakri^enfaft, aufbema^rt. i^6^\t feiten gelangten ^ultier unb gar nie Rillen gur älnmenbung, melc^ letztere erft in ber STeugeit in Slufna^me kamen.

Slbgefe^en von ber arabifc^en :|^oc^f(^ule von dotbova, in ber neben anberen äBiffenfc^aften auc^ bie Snebijin unb SUc^emie reiche Pflege fanben, mar Salemo in Unteritalien bie ältefte ^flegeftötte ber miffenfc^apc^ betriebenen SSebigin in (Europa. 3m 12. ^a^r^unbert

282 3>ie Strsneipflanaen.

erlicB aönlg Slogcr pon Sleapcl blc erftc Snebijinatoerfaffung, ble bann ber feiner 3^ toeit Dormideilenbe ^aifer Srriebric^ n. ausbaute unb }u ber et ble erfte Slrjneltaje ^Injufügte. (Brft fe^t mel [pöter ©urbe bann in SKttteleuropa bie ftaatli^e Hbertoac^ung Aber S^btttttaxiQ unb S5erkauf ber SIrjnetmittel eingeführt, nac^bem t)om beginne bes 12. 3o^t^unbert£» an ftc^ in Srrankreic^, 2>eutfd)(anb ufcp. bie $^ar^ magie von ber SUebijin getrennt ^atte unb reguläre Slpot^efien ein^^ geridjtet coorben tparen. ©c^on im 14. 3ot)r^unbert erblfl^te eine freiließ ber :|^auptfa(^e nad) alc^emiftifc^e Siteratur über bie Derfc^iebenen ^röporate unb Sto^ftoffe bee Slrgneifc^a^es, al$ beren uome^rnfte Xräger Slaimunbus fiuUu£^, S8afUiu0 93alentiu$, SUbertus SQagnus unb Sloger Saco 5u nennen finb. C^ft gang aUm&f)lic^ unb befonbers burc^ bie immer bebeutenbere ^rörberung von feiten ber Chemie konnte bie Slrgneimittelle^re eine einigermagen rationelle (Seftaltung annehmen tmb flc^ Don btm ungeheuren SBuft unb S8allaft befreien, ben trtele 3ct^r^unberte In i^r aufge^öuft Ratten. 3^^^^ ^^^^ courbe bie elnft gang unglaublich ga^lrelc^e SQenge ber In bzn Slpot^eken gehaltenen älrgneiftoffe eingefc^r&nkt, fo ba^ ^eute tpeitaus ble SSe^rja^l ber elnft argneillc^en ^flangen nur burc^i bas^ Sln^ängfel „officinalis^ hinter i^rem Flamen ate folc^e geKennjelc^net Ift, feboc^ Keinerlei SSermen« bung mef)r Im älrgnelfc^a^e finbet Zm folgenben follen nun :|^erkunft unb ajenoenbung nur ber tolc^tigften pflanzlichen älrjnelmlttel In ^ür}e befproc^en toerben.

S)a0 SBort droga bebeutete urfprttngllc^ einen toertDoUen älrgnel« ro^ftoff ponotegenb aus ber Gruppe ber aromaüfc^en Stoffe; boc^ fc^elnt man bereits Im 16. 3<^^^^unbert btn ^Begriff bes (Getrockneten bamlt Derbunben gu ^aben. ®onft nannten ble Satelner bes SKlttet alters ble argnelllcfien Sto^ftoffe simplicia Im (Gegenfa^ 5U bm gu^ fammengefe^ten Slrgnelmltteln, ble man als composita bezeichnete. 9lac^ Xfcf)lrc^ Ift ^eute noc^ In bzn ^oUanblfc^en Slpot^eken ber Slus« brück simplicia für S)rogen In Slnmenbung, unb auc^ In Srrankrelc^ nennt man fle m6dicaments simples.

Solche 2>rogen toaren um fo gefc^&^ter unb teurer, je fc^mlerlger fle }u befcf)affen toaren. 2)abel fptelte melfad) fc^on ble Slrt ber (Se^ tplnnung eine tDlcf)tige Stolle, asis in ble STeujett ^Ineln maren n&m^ Hell nlc^t nur t)om 93olke, fonbem auc^ non ben Slrgten genau einju^ ^altene SJorfc^rlften bei ber ^g^ftellung von folc^en geforbert SBle bei ben Snenfctjen auf nleberer Sulturftufe ble bei ber (Hnna^me einer Slr^nel gefproc^ene 3^uberformel viel iplc^tlger als blefe felbft Ift, fa

3)lc «trsnelpflanaen. 283

achtete man aud) bei uns^ bis t)ot noc^ nic^t fe^t langer 3cit genau auf bie irSegen", bie bei ber ©etoinnung getDiffer 2)ro8en unb bann orieberum bei ber :|^etFteUung ber einzelnen barau^ bereiteten SKebika^ mente gefproc^en toerben ntugten, toenn fie oiirkfam fein foUten. ®o finb nic^t nur in bm mittelalterlichen Sräuterbüc^em, fonbem aud) in b^n bis ins 19. 3^^t^unbert hinein von Slrgten, SIpot^eKem, aber aud) allen befferen Sr^nnUien, befonbers bes Slbete geführten älr5nei^ büc^Iein, in benen bie tierfc^iebenften, von (Sefc^lec^t gu (&ef(^Ied)t oer:: erbten Stejepte jur aSereitung von Slrgneien forgfam gu allgemeinem 9lu%en gefammelt tourben, letoeilen auc^ gerpiffen^aft bie bei ber S8e^ reitung unb älncoenbimg ber betreffenben :|^eiltränke ju fprec^enben ^Segen'' notiert Sieg man biefe auger ac^t, fo glaubte man, tperbe auc^ bie Slrjnei tro^ forgfältigfter aSereitung nic^t bie getoünfc^te äBir- bung ausüben.

SBie für fiörperlic^e Krankheiten tourben igeiltränke aber aud) für Siebes« unb anbem 3^uber von ben fiaien fo gut als t)on btn Slrgten unb Slpot^ekern bereitet. SQit SJorliebe rourbe bas ^eilige Salböl unb bie :|^oftle, bie ^eute noc^ t)om SSolke kraft ber SBei^ung burc^ ben ^riefter als mit befonberen SBunberkräften ausgeftattet angefe^en toerben, 2U folc^em Siebesjauber, toie auc^ gu Srank^eitsgauber aller Slrt benu^ ®d)on Kaifer ^rl ber (Sroge perbot in einer SJerorb:: nung im Z^^^^ 813 ben ^rieftem bei fc^toerer ©träfe, folc^es unter keinem 93ortoanb gu iotiU ober Sctuberjtoecken irgenb toeld)er älrt f)tt^ gugeben. Unb brei 3^^^^^^^^^ \pättt befd)tDor Sruber iBert^olb nomentlit^ bie Säuern, toeber mit bem <if)üs^ma, nod) gar mit ber :5oftie 3^uberei gu treiben.

^ud) o^ne ^Beimengung von planjenestrakten galt ber SBein an ^d) \d)on cd» :|^eiltrank; er biente innerlich gum Kr&ftigen unb äBieberbeleben ber Körperfunktionen, unb äugerlii^ jum SBafc^en ber SBunben, bet)or fie mit £)l getränkt tourben, toie bies fd fc^on im SUtertum ber ^oü toar. (Ss fei ^ier nur an bie bekannte ®ef(^i(^te Dom barm^erjigen Samariter erinnert SQit äBein tpurbe unter an« berm bie im Snittelalter fe^r oft genannte potio Paulina, ber Xrank bes ^eiligen $aulus bereitet, too^l fo genannt mit Slnfpielung barauf, bag ber Stpoftel Paulus bem X^imot^eus 3Bein gegen fc^mac^en Silagen tmb aller^anb Krank^eitsbefc^toerben empfiehlt ÜHefe potio Paulina tDar eine älrt Uninerfalmittel, bie alle Krankheiten bes Kopfes, bes SQagens, ber SSruft, ©c^lagflug, Sö^mung unb $eft feilen unb bm Wtn\d) vttiüxiQtn unb oerfcliönen follte; nur mugte fie häufig genoffen

284 SHe ^(raneipflanaen.

toetben, tooe fic^ ober nic^t |ebermann leiften Konnte. SHe lebete 93otf(^rift ^at nad^ bem S8ert(^te be0 (S:f)tontften X^ietmot von SQerfe^ bürg (geboten 976 ote 6o^n be6 trafen Siegfrieb von SSoIbecfe, feit 1009 asifc^of Don Snerfeburg, geftorben 1019) bet SHatfegtaf ßiut^at 5U Q)dttli(^ befolgt; boburc^ 50g er fic^ butc^ bm patilimfc^en Xrank einen fc^toeren Slouft^ ju unb ftatb bobei plö^lic^. flbrigens ift btefe potio Paulina nid^td anbeten ote ber au0 bem SUtertum überkommene, flbercmd gefc^ö^te SUanttoein, bet au» ber SBurjel be^ Sllantfitcmtee (Inula helenium) mit S^f^^ ^on i^onig burc^ ein imtftänblic^ee 93er^ faxten getoonnen toutbe. 2>ie SUantpflange ift eine ^o^e Staube mit gtogen, raupen asiöttetn unb umfangteic^en gelben, mit gtogen Stta^len^ bluten Detfe^enen ftöpf^en, bie in ganj ©übeutopa bi0 ^etfien ^eimifc^ ifi Sie tDUtbe fc^on bei ben Griechen unb Slömem Kultioiett dohi^ mella um bie Sllitte be0 1. c^tiftlic^en 3^^tf)unbert0 gibt une ou^fü^t^ lidie älntoeifungen übet beten älnbait 9lac^ i^m foU fie auf gut ge^ büngtem, tief gegtabenem aSoben btei grug toeit aueeinanbetgefät unb möglic^ft toenig cerfe^t toetben, bamit fie beffet toac^fe. ©ein 3^ genoffe, bet ältete piniu0 (geftotben 79 n. dt^x. beim ä3efuDau6btuc^, bet Pompeji unb :|^etfiulanum tietfc^üttete), fagt in feinet 9latut« gefc^ic^te, bet 9Uant fei an fic^ bem Silagen nad)teUig, coetbe abet butd^ 3ufa^ von ©ügem fe^t ^eilfam. „9Ilan ttocfenet bie 9UanttDut}eI, ftögt fie 2u ^vdvtt, tut bann eine ©ügigKeit ^inju, obet man Koc^t fie mit einet SSifc^ung oon (Sffig unb SBaffet unb gibt baju noc^ ein« gekochten SBeinmoft, gonig, Slofinen unb faftige S)atteln. SKan ge« niegt fie auc^ mit Quitten, @pietling$ftü(^ten (einet Sltt SQe^lbeeten), ^Pflaumen, tDoju man auc§ mo^l $feffet unb Xtigmian ^injufe^t 3n biefet SBeife bient bie SUanttDutjel ale Sllagenftätkung, unb e^ ift be« Kannt, bai 3wltor bie Xoc^tet be« Äalfet« Stuguftus, fie in biefet SBeife täglich ag.'' 2)tefe SBettfc^&^ung blieb bet äUanttourjel bae ganje Snittelaltet ^inbutc^ et^alten. WLod) in bem 1604 gebtucfeten :|^au0bu(^ be0 beutfc^en Sltgte^ (S^letitd toitb bem SUanttoein, beffen 3ubeteitung au6fü^tlic^ gefc^Ubett toitb, gan) biefelben (Eigenfc^aften gugefc^tieben, bie im 91littelaltet von bet potio Paulina getürmt toutben; et foUte mibet alle ©ifte bienen, aStuft unb ßunge föubetn, ba» §et5 ftötfeen unb etfteuen, bm petfd^leimten SHagen telnigen, bie SSetftopfung bet fiebet unb SIKlg befeitigen, fotoie alle kalte, p^legmatifc^e Sreuc^tigkeit megne^men, bm SBeibetn bie monatliche Steinigung fötbetn, gegen bm ^u\tm bienen, bet von bet C^kältung bet S8tuft kommt, bm ®tie0 unb Stein au^tteiben, bie (Sebätmuttet ftätken, bie natfltUt^e $i^

^ie Vranetpflanaen. 285

unb Axa^ erholten, frö^tti^ unb luftig machen unb no(^ manc^ed anbete. Helena ^obe in iQgQpten ben SUantmein machen lernen ote einen ben)&^rten Zxank für oUee (Sift, fieib unb Xrouent S^on Piniu0 berichtet, bag bie ^flanje helenium genannt mztbt, n)ett fie au0 ben Xtänen bei [i^önen (Sottin bee Stgamemnon, ^^elena, ^etDor« gegangen fein foIL ®eit alter 3^ ttitrb fie ate fe^r heilkräftig au(^ in 2>eutf4llanb feultioiert unb finbet fi^l namentltcii um (Sebirgdbörfer ^erum DenoUbert 3^^ ^^^ 993ur3eIfto(ft tft no^l ^eute offiaineQ, roes^alb bie Staube ctaä) an einjelnen Orten auf ^tibtm ge« baut mirb.

®eit bzm ^o^en SUtertum mttbea bie iBlotter unb SlSurjeln ber 1—1,25 m ^o^en <Stbtf4lftaube (Althaea officinalis) gegen :&uften unb ate f4ileimige ^Beimengung gu fiatmergen unb Ritten oermenbet iBei ben alten (Sriecfien unb Stömem ^teg fie althaea, bei ®criboniu0 fiargttd ebiscus unb hibiscum, gur 3^ ^^oxl» be$ (Srogen mismalva ober ibischa, melc^ teuerer 9lame fi^l bei ber ^eiligen gUbegarb im 12. n;^t^unbert allein Dorfinbet unb jum fflbbeutf(^en 3i^fcf|e, toie au(^ 2um norbbeutfc^en (Sibtfc^ vouxbt. 6te m&ä)Jt auf feuchtem, am Itebften faljtgem iBoben in ®flb^r aber au4l SHitteleuropa bi^ jur Oft:» fee, im gemäßigten SBeftt^ unb Slorbafien, in Slorbamerika unb Sluftralien. SHe 1—1,25 m ^o^e ®taube befi^t filjige Stengel unb asiätter, groge fleifd)farbene asifiten unb roirb gur (Beuiinnung be0 ftarken St^i^om^ befonber0 bei ^Bamberg, Slümberg unb Sc^meinfurt im grogen kultioiert 2>iefe mixb im :&erbft t)on ber 2n)eQä^rigen ^flanje gefammelt unb frifc^ gef4lält, ift n)eiggelbli4i, rietet fügUc^, fcfimeckt fabe fc^leimig unb enthält 35 ^rojent Schleim, 37 ^rojent ®tärke, 10 ^rojent S^Atx unb 2 ^rojent Slfparagin. Sie bient nibtn bm fc^leimig f4ime(fienben ^Blättern jur ^Bereitung von SSrufttee. 2>er mit 3u(ker gekochte n)äfferige Sludgug ber SBurjel mixb gu Sirup tmb gummöfer $afte, o^ne 3u(fter bagegen bei ber Slppretur unb fonft trielfac^ Denoenbet

Uralt ift aad) bie SSenoenbung bee aSalbriane (Valeriana offi- cinalis), ber bekannten Staube mit kurzem, aufrechtem, b\» 1 cm bicftem, oft Slu0läufer unb ga^lreic^e bflnne, ftielrunbe Slebenmur^eln treibenbem $l^om, 30—150 cm ^o^em, oben neräfteltem Stengel unb rifpigen 2>olben Don fleif4iroten, mo^lriec^enben asiflten. SHefe in gan} 9lorbeuropa, Slorbafien unb 3^<^n niac^fenbe ^flanje liefert in i^rer SBur^el ein fe^r n)i(f|tige0 SlrsneimitteL 2>iefe ^at eine braune Slugen^ rinbe, riecht nac^ bem Xro&nen eigentümlich kampferartig unangenehm

286 ^ie ^raneipflanaen.

boä) lieben beäanntltd) bie Sa%en ben d&tmä) fe^t unb fc^meiftt Setofltj^oft bitter. Sie enthalt 0,6—1 ^roaent ot^ertfc^ed a3albrianöl, ba& bei ber kisso genannten jopanifcfien Stbart mit fi^mfileren SSIättem bis 6, ja 8 ^rojent fteigt iBei bm alten (Kriechen unb Stömem max fie unter bmt Slamen phu bikannt, ber ficf) bie^ gum 15. ^ct^^^unbert in ber fiiterotur erhielt !Daneben kam feit bzm 11. Z^^^^"^^ ^^ 9Iame Valeriana auf, ber na^l £inn6 non ber beutfc^en, auc^ im ®(^n)ebif(^en gebr&u^IU^en aSeseicfinung iBalbrian, b. f). iBoIbre (be^ Sic^tgottee, ber ate ®o^n Obine unb iSxtt)ca ald ber reinfte ber Stfen galt) Sraut abguleiten ift, t)ieUeid)t aber nac^ bem römifc^en Slr^te Pinittd 93alerianud fo genannt muxbt, ober nur mit bem Iateinif4ien valere gefunb fein jufammen^ängt. SHefer ^ludbnuft ift aber Dorjug«:: tpelfe nur von ben iQrjten gebraucht morben. %eim beutf4ien fianb^ Volk mar fie im SHittelalter unter btm Slamen !Denemar(^a, no4l früher Xenemarg bekannt, ein S(u0bru(k, ber fi^l in einem Xeil ber Qd^w^i bis ^eute erhielt IDas 3nfud ber SBurgel bient gegen Ax&m^t unb :&#erie, mie auc^ ate Gleitmittel bei fc^mac^en SIemen.

(Sin fe^r oltee beutfc^es SJolksmittel ift bie a3ergmo^toerlei^ ober Snuttertpurg genannte Amica montana, eine auf Sergmiefen ®üb^ tmb Snitteleuropas, in Slorbbeutfc^Ianb bagegen in ber (Sbene mac^^ fenbe :ßompofite mit 30—60 cm ^o^em, brüfig^^kurj^aarigem Stengel unb grogen, golbgelben, aromatifd^ riecfienben asiflten, bie ntbtn bem in ber ganjen ^flanje enthaltenen Stmijin ein kamillenortig riechen« be0 ät^erif4ie0 £)I enthalten. Z^ f4ima(^ aromatifc^ rie4ienben unb f4iarf gemürg^aft, etmod bitter fc^meckenben SBurgelftock ift ntbtn älmijin, 3nulin, (Berbftoff unb (Summi ju 1 ^rojent boB in größeren !Dofen a3re4ien erregenbe ^mikaöl enthalten. Z^ gepulnertem Suftanb erregt bie SBurjel Sliefen. Seit alter 3^ ^^nte bie gepulverte SBurjel, in Sier getrunken, gegen Stutungen, 2>ur(f|faII, Srieber, fi&^mung unb (BpUepfie, bie im Zuni unb 3uli gefammetten JBlüten aber, mit aBein== geift audgejogen, ate nieigerfl^mtes jerteilenbes unb SBunbmitteL 2>ie f(^on 3u (Enbe bes 16. 3^i^^itnbert0 von ^oel in (Sreifdtoalb tntp^ fo^Iene geilpflanje mürbe erft feit 1712 von btn Strgten häufiger ner:=: menbet 1777 ftellte CoUin bie Stmikabiflten ate Sriebermittet bm S^inarinben gleid). 2>a bie ^eilige :&ilbegarb bie ^flange im 12. Z^^^ ^unbert ate wolfisgelegena beseid^net, mug ber Slame Wof^U Derlei^ auf wolfsgele (SBoIfsgelb) jurückgefü^rt merben, ber fic^ flbri« gen« f4ion nom 10. 3^^t^unbert an nad^meifen lägt 2>a0 jüngere, von btn gelehrten SSotanikem erfunbene Sü^rt Stmika ift vom griec^i«

3)te ^ranclpflanaen. 287

fdjen am&kis fiammpel) toegen ber brüftgen, toeic^^aarigen Slttten^ ^üUe abjuletten. ©cfjon bcr gelehrte SBoÄlcr SBotantfier Safpar a3au^in (1560—1624) bemer&t, bag ber gemeine Sllann bie ^anje SBo^toerlei^, ber Strjt ober [ie Slmica nenne.

Site (Siftpflanse toar bie igerbftjeittofe (Colchicum autumnale, na(^ ber ®tabt Sol(^i0 in ^einajten, too bie W^^i^ n<^^ 2>todkuribed ^ftufig vorkam, fo ge^eigen) f(f|on im SQtertum unb SHittelalter be^ fumitt ®ie tDurbe au^l (Sp^emeron genannt, toeil man glaubte, ba^ berfenige, ber eine S^^i^bet berfelben effe, nod) an bemfelben Xage fterben muffe. (Srft in ber SIeujeit fanb fie ate (Bicfitmittel arjneilic^e JBermenbung. 3^"^ erftenmal finben toir fie 1618 in ber engUf4(en ^^armokopoe eriDä^nt; in !Deutfc^lanb aber kam fie erft 1763 bur^l ©tördi in Slnmenbung. Seitlofe ^eißt fie, toeil fie fl(^ ah feeine Seit tDie bie übrigen SUitenpflanjen ^ält, im ^erbft blfl^t unb bie Samen mit ben JBlättem erft im barauffo^enben Srrü^ja^r treibt SBeil fie aber juerft im Z^^^^ öie 2fruc^t unb erft im gerbfte bie SBIüte jeltlgt, nannten fie bie ällten au^l filius ante patrem, b. f). 6o^n t)or bzm fßcAtv. (Statt ber 5uerft angeroanbten, frifd) roibrig rettigartig riedien*« bm Sxioüm roerben feit ber (Smpfe^tung uon Dr. 3BUliam0 in Zp^tD^ im 3tt^te 1820 bie roeit faltbareren, im frifc^en S^^^^öe roeiglictjen, aber beim Xrocfenen bunfeelrotbraun toerbenben @amen gur (Benen- nung bed <£oId)icind angeroanbt.

Sieben ber igerbftjeitlofe ffabtn mit in ber i^amitte ber (Biftittien bm auf bm (Sebirgsroiefen (Suxopas unb Slorbafiend verbreiteten ©ermer (Veratrum album), aud) fälfd)lic^ roeige Sliegtourj genannt, 2U ermähnen. SHe eigentlidje toeige 9Iie£^n)ur5 (Hellebonis albus) ift eine ber fogenannten (E^riftrofe uermaubte :&a^nenfugart; beiber SBurjelftDcft enthält bai^ f4iarf giftige iBeratrin unb rourbe unter bem gemeinfd)aftU(^en Flamen hellöberos, roa^ eine ^flanje, beren (ßenug töbli^l XDirfet, bebeutet, ate eine0 ber berü^mteften Slrjneimittel be0 91Uertum0 uon bzn (Sriecfien unb burc^ bie SSermittlung biefer auc^ bei ben ?lömem oermenbct Sediere gebraud)ten bafür bm ein^eimi^ fd)en Slamen veratrum, ba« uon verare roa^rfprec^en ba« Sliefen beutete ja nac^ i^rer SHeinung bie SBeftätigung ber SBa^r^eit an abzuleiten ift @^on ber groge @c^fller be0 ^riftotele^, X^eop^raft, unterfc^ieb erftere ate toeige unb le^tere ate fc^tparse hellöboros. (Srftere fei feiten, unb bie befte Slrt berfelben roacfife auf bem Ceta, letztere bagegen n)ad)fe allenthalben in (Srtec^enlanb. 9Iac^ !Dio0feuribe$ muffen bie SBurjeln jur 3^* ^^t SBeisenemte auagegraben roerben.

288 2He Slraneipftanaen.

unb iVDOx \)ci man bobei nad) ^tmittd folgenbe 9Eagregeln ju be^ obac^ten: ,,<Srft fc^neibet man um fie ^erum mit bem Qdfwttt einen Axü», bann bliebt man nad) Cften, ße^t gu ben (Söttem, boi^ f^^ gütigft bie (Srlanbnis erteilen, fie ju nehmen, unb beobachtet babei ben Srlug be0 Slbler0. (Sin folcfier befinbet fic^ in ber %egel in ber 9l&^e; fliegt er nä^er ^eran, fo ift bies ein 2A(i)en, bag berfenige, ber bie SBurjel gefc^nitten ffotf nod^ in bemfelben 3^^^^ [Serben mug."* a3eibe SBurjelarten tourben gegen bie Derfcfiiebenften Krankheiten gegeben unb foUten au(f| 99Sa^n[inn unb (gpUepfie feilen, geute merben bie fc^arfen in i^nen enthaltenen ®toffe meift nur noc^ öugerlic^ bei $l^eumatt0mu0 angemanbt

2>en SUten nic^t bekannt toar ber Stechapfel patura stram- monium), ber U)a^rf4ieinli4l cca» ^erfien ftammt unb bur^l SSermitt^ tung ber au0 Slorbinbien ftammenben Sig^ner erft im 16. 3^^t^unbert na4l 2)eutf(^tanb gelangte, roo er )et^ überall an SBegen unb auf @(^utt^aufen in ber Slä^e von !Dörfem unb Stäbten, mo dnft bie 93ertreter jenes 993anben)olfie0 rafteten, oenoUbert angetroffen roirb. (St rourbe von btn 3iS^unem roie bie roeigblütige Datura metel in Cftinbien unb Slrabien jur gerftetlung t)on a3eraufd)ung£^mittetn mit :&anf, Dpium, (Bemfirgen ufro. nermenbet (Sbenfo bereiteten bie alten ^enumer oub bzn Samen ber ftratu^artigen Datura sanguinea mit grogen, ^ängenben, ^alb roten, ^alb gelben a3Iftten einen tonga ge^ nannten berauf4ienben Xrank, ben einft bie $riefter be0 Sonnen^^ tempete gu Sogamoffa, bem peruanif4ien Draketfi^, tranken, um fid) mit ben (Seiftem ber 93erftorbenen in 93erbinbung gu fe%en; bee^alb toirb fie ^eute noc^ in jenem fianbe yerba de huaca, b. f). (Bröber^ pflanze genannt Site Strgneimittel gegen iSrämpfe, Stft^ma unb $l^eu^ mati0mti0 mttbtn bie a3Iätter unb @amen tmfere^ Stechapfel« erft feit 1762, ba fie Störcfi in SBien empfahl, angen)enbet

(Sbenfalte irgenbn)o ati0 SBeftafien jtpifc^en bem :^fpif(^en SQeer unb Slfg^aniftan fc^eint bas^ SBilfenkraut (Hyoscyamus niger) mu^ (Europa eingeführt n)orben ju fein, unb jroar ]d)on im SUtertum. !Der au« kuikien gebürttge griec^ifc^e Strgt !Dio0kuribed befc^reibt oier Wirten be0 SBUfenkraute«, bie alle in ®rie(^enlanb roac^fen. Unter i^nen roar bie roeige Slbart (HL albus) bie gebräuc^ttc^fte unb rourbe fi^on von btn gippokratikem angeroanbt Site bem Slpollon geroei^tes ^eilige« :ßraut n)urbe es alljährlich t)on :ßreta nacf) $lom gebracht unb ftanb als £iebe0trank ntbm ber SOanbragora in ^o^em Slnfe^en. !Dag es SBa^nfinn oeranlaffen könnt, tougte fc^on Sokrate0. SSon ber Se«

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^ie tttanelpflanaen. 289

oboc^tung, bog Scfitoeine naö) bem (ßenuffe be0 Sxaut^ in ^Stampfe DetfoUen, foll nac^ ^üiaxm» ber Slame hyosk:^anios, b. f). Sc^tpeine^ bo^ne, ^emit)ren, tDo^tenb SUfenktout boe iSrout bes keltif4ien Sonnengottee Seal bebeutet (Srft feit bem 3^^^ ^762, ba einge^enbe (Etfa^rungen Aber bte SBirkung be0 SUfenliraute0 bekanntgegeben n)urben, fanb bei ben XDlffenfc^oftlic^ gebilbeten Slrsten ote Seru^i^ gungd^ tmb Schlafmittel Slnn)enbtmg.

(Sine britte SIac^tfd)attenart ift bie in fiaubm&lbem ber (Bebirgd^ gegenben (Sutopa^ toa^lfenbe Xollfiirfc^e (Atropa belladonna), bie 3uerft non beutfdjen Botanikern unb Slrgten ate Giftpflanje ensä^nt roirb. (Srft im 16. ^^^t^unbert nntrbe fie in bm ^rjneifc^a^ einger^ fü^rt tmb finbet fic^ 1771 in ber SBürttemberger ^^armakopoe ange^ fü^rt !Die aSejeic^nung SSellabonna kam im 16. 3^t^unbert in 3tolien auf, ate bie grrauen fid) i^rer als ko0metif4iem SOittel 3ur (Sx^ Weiterung ber Pupillen bebienten, toä^renb i^r von fiinn6 gem&^lter Slrtname von ber tmerbittli4ien ^arje Sltropo0, b. ^. ber Unabroenb« baren ^errü^rt !Da0 au0 i^r getoonnene äUkaloib SUropin, bad in ber Slugen^eilkunbe unb als krampfftillenbes SHittel eine groge Stolle fpielt, mürbe 1831 von allein ^uerft ifoliert &ntn &^nlid)en ®toff ftellten 1833 Geiger unb geffe aud bem Stechapfel bar, beffen 3bentität mit Sltropin bann panta nac^mie^. 3ur 93erarbeitung gelangen bie in ber Slütejeit im 3uni unb 3uli gefammelten JBlätter 2— 4iä^riger ^flanjen, bie bei 30^ C. rafd) getrocknet roerben, aber nic^t über ein 3a^r aufbema^rt merben bfirfen. !Die iBlötter roilber ^fton^en ent» polten etmad me^r SUkaloib als biejenigen kultitrierter ^flanjen.

Stucii bie (Bef(f)ic^te be0 neuerbingd qIb au^geseic^neted gerjmittel 8u fo grogem ^nfe^en gelangten rotblü^enben Sringer^utee (Digitalis purpurea) lögt fic^ ate innerlich angemanbte IDroge nur bis ium 16. 3^t^unbert verfolgen; äugerlic^ mürbe biefe ^flanje teitmeife fc^on im 10. 3cK^r^unbert in ^orm non Umfcfilägen ober ate a3lätter:s bebokt gegen (Bef^müre oermenbet Gegen SBafferfucf^t brauchte fie juerft ber englifc^e Slrjt SBit^ering (1741—1799) in JBirming^am, unb 1783 mürbe fie in bie (Sbinburger ^^armakopoe aufgenommen. 2)a0 aBort !Digitali0, bas juerft ber ate ^rofeffor ber a3otanik in lübingen Derftorbene Sager fieon^arb Sruc^s (1501—1566) 1542 aufbrachte, ift Dom lateinifc^en digitabulum Sringer^ut abjuleiten. ^uä) t)om i^nger^ tfut merben bie forgföltig im Schatten getrockneten, am beften gu Se^s girat ber Slflteieit gefammelten Blätter milbmac^fenber ^flanjen vtt^ toenbet.

Rctn^arbt, Autturgcf^U^tc bn Vu^fUmKit. U. 19

290 ^te ttrsneipflansen.

Seit bem frfl^eften SUtettum toat ber (Sifen^ut (Aconitum na- pellus) ben iBölkem gebirgiger (ßegenben, in betten er mit SJorliebe tDöc^ft, Qte augerft ftarkes (Sift bekannt ®o bienten bie knoUig aa!(^ getriebenen SBurjeln, nac^ beazn bie ^flange btn IBeinamen napellus, b. ff. $lflbd)en ^ot, bm alten 2>eut[4ien al6 SBolfstDur} unb ben alten (Sriet^en ate lyköktonon^ b. ^. SBoIftöter gum 95ergiften rottber $laub:' tiere, befonber^ be0 bie :^erben umfd)Iei4ienben 9BoIfe$, toie biejenigen ber nod) giftigeren Slrt, Aconitum ferox, bee ^^imalafa von bm boxH^ gen SBetDO^nem jum a3ergiften ber Pfeile benu%t tpirb. 9Ia(^ bem grie(f)if4ien Sn^t^os foU fc^on bie gaitberkunbige SQebeia, Xoc^ter be0 :Sönig0 SIeted von &oliiji», ein (Sift baroud bereitet ^oben, toomit [ie nad) ber a3erftogung burd) i^ren (Satten 3^fon i^re iSinber tötete. Slu4l foU man na^l einigen eingaben oud bem SUtertum SSerbret^er banrit Eingerichtet ^oben; ebenfo biente fie nod) im 16. Zo^itlfunbtA ben SUplem gur a3ereitung von ^eilgift Site Str^nebnittel gegen Aop\wtfi unb 9Be4lfeIfteber xDurbe fie feit bem 17. 3^tEunbert in bm Slpot^eken geführt, Kam aber erft burc^ bie C^mpfe^Iung bee SBiener Slrjted ^ ®tör(ft feit 1762 aUgemeiner in (Bebraut^. n;n ben :&anbel gelangen bie gu (Enbe ber a3lflteieit im 3^^ u^t^ ^uguft Don roUb« macfifenben ^flanjen gefammetten unb rafc^ an ber fiuft getrocfmeten iSnoUen. Sie enthalten bid 0,8 ^rogent bes 1833 von (Beiger unb :&effe entbecfiten SUkaloib» Slfionitin, bos gur gerabfe^ng t)on Xem^^ peratur unb $uto im Srieber, toie aad) gur :&erabminberung Don Sc^merjen peripherer 9len)en bient

Slugerft beliebt ate SJoIks^eilmittel gegen alle möglichen ^fd^toer« bm ift bie ^Samitle (Matricaria chamomilla) feit bem SUtertum, ba fie :&ippolirated ate euänthemos, b. \). gute ^bimt, SHodkuribe» ate anthemis unb anth^llis unb ®aleno0 ate anthemis unb chamaimölon, b. E. am Soben tpad^fenber Slpfel, empfe^Ienb ermähnen. ^U5 teuerer iBeseic^nung ging bann ber 9Iame d^amemilla ^en^or, ber un^ bei Xill fiantd 5U (Enbe bes 17. ^ct^i^^unbert^ juerft entgegentritt

SU0 beliebtem SBittermittel ift feit bem SUtertum bie SBurjel be^ auf SBergmiefen madifenben (Enjiane (Gentiana lutea u. a.) gebrauch« tt(^, oon ber meiften? ein mSfferiger (^akt jur SInmenbtmg gelangte. a3on ben beiben S^g^noffen !i)iodkuribe0 unb Piniti0 urtrb ber 9Iame gentiana auf ben 167 v. (i\)x. Derftorbenen iSönig (Sent^ius Don ^^ Igrien jurttckgeftt^rt ber fte ate 9Eittet gegen bie $eft empfo^ten ^aben foIL (Baleno0 unb (E(etiu0 S(ba0cantu0 benu%ten fie gegen bie S(ud^ Se^rung, Crigines gegen a3Iutfpeien unb dodim Slurelianud gegen

3)le ^trgncipflonjen. 291

@puItDfltmer. Slac^ £elfti0 unb @criboniu0 fiargud u)ar bie SBurgel au(^ ote Slnttbot im (Sebtouc^ unb bto gut (Sinfü^rung ber fiaminatia:» ftifte ttmrbe fie von ben S^irurgen ouc^ ote Quellftift benu^i ®dt bem SRitteloIter tofarb aiu^ ein gegen Aolik bienlic^er @(^ncip0 au0 i^r gebrannt, ber befonber^ bei bzn SUpIem trtel benu%t tnirb.

SHe im mitteleuropäifc^en (^irge unb im nörbttc^en (Suropa bi£» Sibirien ^eimif4ie (Sngelmurg (Angelica officinalis) bient in i^rer :^mat ate beliebtem (ßemüfe unb fanb t)on alter^^er fo ^aben toir bie^beiilglic^e iBeri4lte au0 bem 10. 3(^^t^unbert ote oppetitbe^ förbembe0 unb krampfftittenbed Süittel SSermenbung. 3^ 2)eutf4llanb n)urbe fie im 14. unb 15. 3^t^unbert ate (Semürjpflanje eingeführt imb galt balb ate ein gauptmittel gegen bie ^eft, biente aud) gur a3e^ reitung bes Stngelikafi^napfed, beffen !DarfteUung im 3^^^ 1^0 von S3runf(^mig befi^rieben umrbe. 3^ 16. n;(^^^unbert finben toir bie ^flonge bed öfteren ermähnt unb bereite an oielen Orten kulttoiert; befonberen Stuf Ratten gu jener 3^ ^^ Slngelikarourjeln ati0 ben Härten ber SKönc^dklöfter Don grreiburg im SSrei^gau. Obfc^on bie ^flanje in ben ^ittelmeerlflnbem nic^t t^orfcommt unb ba^er btn Wim unbefiannt toar, glaubten bie alten beutfc^en iQrgte unb 930^ tanifier in i^r bas Panas heracleum, ba0 Smgmion, ja felbft ba0 @ilp^ium ber alten (Kriechen vox fic^ ju ^aben, toad natürlich DöSig irrig toar. !I>a0 beftUIierte £)I ber graubraunen, fd^arf gemürj^aft tmb etioas bitter fc^me&enben SBursel rourbe erft in ber gmeiten ^älitt be$ 16. 3^t^itbert0 getDonnen unb toirb 3um erftenmal 1682 in ber Slrgneitoje ber 6tabt Srranttfurt unb 1589 im Dispensatorium noricum oufgeffi^rt

SHe murmabtreibenbe SBirfmng ber ^rarntpurjel (oon Aspidium filix mas) mar fc^on bem a3egrfinber ber ^Botanik X^eop^raftoe unb ben fpOteren grie(^if4ien iQrjten bekannt. 3^ ^^ ganjen römifc^en i^ferjeit unb im SSittelotter blieb bie SBurjet be0 SBurmfams ge^ bräuc^Iii^, finbet \iä) aber nur ^ier unb ba in btn mebijinifi^en Schriften ermähnt (Srfl ju (Snbt bes 18. Z^^^^^^^ ^^ fte mieber me^r iu Slnfe^en tmb tmt 1775 bilbete fie bm :&auptbeftanbteU eine$ (Be^ ^dmmittete, ba» von ber franjöfifc^en Slegierung ber SBitme bee Sirjted 9luffer in SRurten abgefuxuft rourbe, mie au(^ be^jenigen SKittete, bad Srriebric^ ber (Sroge von bem au0 Sleuc^ätel ftammenben Slpotl^eker 2)aniel SKott^ieu in ^Berlin ermarb. 3^ 3^^^ 1825 führte ber (Benfer 8(pot^eker 3* $^f4lier ba0 Slt^erestrakt bat)on ein, ba0 neuerbing^ von ber S^moron genannten toirkfamen Subftons abgelöft mturbe.

292 3>ie tttsnetpflanaen.

Zn Werften, Xurkefton unb Siu^ara, fpejiell ber iSirgifenfteppe, tDcU^ft bie Sotnpofite Artemisia cina, eine bem SBetmut unb (Sftragon fe^t na^e t^enoanbte Seifugart, ber 99Surmbeifug, beffen in ber jtoeiten ^Sl\tt be0 3uli unb im Stuguft unmittelbar oor bem Slufblü^en gefammelten eigenartig aromatifc^ riec^enben SBIüten, bm Sitroer^ ober 995urm[amen tiefem, beffen n)urmabtreibenbe SBirfeung fc^on im SUter:' tum bekannt, mar. 9la(i^ (Europa fcfieint bie !Droge erft burc^ bie ^eu25flge eingeführt roorben gu fein. !Der fpäter übti^e ^ame semen santonici roirb auf eine Süitteilung bes grie4iif4ien Slrjtes 2>io0kuribed gurttcbgefü^rt, ber Qon einer beim keltifc^en Stamme ber Santonen im füblic^en ®aUien (Slquitanien) road^fenben Strtemifiaart, htm SBermut (Artemisia absinthium), berichtet 2)ana(^ rourbe ba» mirfifame ^rinsip be$ SBurmfamens, ba0 ^eute faft nur nod) nermenbet tpirb, Santonin genannt 3^ ber beften 993are ift e0 gu 2,5 ^rogent enthalten unb roirb t)on an Ort unb 6teUe erricfiteten Fabriken in Xafd)kent unb Xfc^imkent gemonnen. Z^ niffifc^ Xurkeftan roerben burc^ bie Sirgifen teile Don milbmac^fenben, neuerbings aber au4l in june^menbem Silage non kultinierten ^flanjen etroa 2,6 snuiionen kg jä^rlic^ geemtet unb gum grögten Xeil jur (^a^ierung bee ©antonine oermenbet

2>ie Pfefferminze (Mentha piperita) ift eine ber Slteften aue <£^ina na^ SSorberafien unb bann na^l (Europa gelangten Slrgnei:« pflanzen, beren aromatif4ie, roä^renb ber a3tfite gefammette a3Iätter gekocht al0 krampfftiUenbed SHittel gebraucht roerben. Z^ iQggpten finbet fie fi^l fc^on ums Z<^^ l^&O v. <Si)x. in bem ^apgrue (Ebere ermähnt unb rourbe Don ®4ltoeinfurt^ auc^ in einem (Srabe in Stbb^el^ Quuma^ aa» ber 3^ ^on 1200—600 v. C^r. unter ben Xotenbei^ gaben nac^gemiefen. Slucf) bie alten (Brie4ien unb $lömer gebrauchten bie ^flanse, bie erftere mintha, ledere bagegen menta nannten unb im ®egenfa% gur roUben SBafferminje bie ga^me Riegen. Z^ SQitteU alter fehlte fie in keinem Slrjneigärtc^en. Um bie SKitte bes 18. Zoift^ ^unberte mürbe fie wn bm Sonbem (Europas guerft in (Englanb jur ®etoinnung bee ät^erifc^en ^efferminjölee im (Srogen kultiviert, bann in 2rrankrei4i, !Dettff(f|Ianb, Sluglanb unb feit 1816 befonbere in bm 93ereinigten Staaten oon Slorbamerika. 2>ie roeitaue olteften ^feffer^ minikulturen, bie fc^on Dor bem ^Beginn ber c^riftlii^en S^itrec^ntmg begonnen mürben, befi^en Giiina unb Zovon, roo ber kriftallifierbare SKent^oIkampfer feit ebenfo lange gemonnen unb ate :&eUmittet im (Se« brauche gemefen fein foIL !Dae bittere unb bee^alb faft audf4lliegli(^ 2ur (^innung von 9Eent^oI bienenbe japanifc^e ^fefferminsöl foU

^ie Strandpflanzen. 293

von Mentha arvensis ftommen. 2>ie 3^^^^P^otmktlon be0 6Ie9 be<s trägt in Slmcrlfea 90000 kg, in 3apan 70000 kg, in (Bngtonb 9000 kg, in 2franfirci(^ 3000 kg, in 3)eut[4Ianb 800 kg unb in Italien 600 kg iSfydi^. 93ielfac^ urttb t9 mit Stijinudöl, SlSeingeift tmb Petroleum t)etfmfc^t 2)00 englifi^e £)I enthält 58—66 ^tojent Snent^oL

(Sbenfcdto ote Stauungen t^ertreibenb n)erben [eit bem SUtetum bie aSlätter ber SEeliffe (Melissa officinalis) bei :ßoIik unb 2>iatr^oe Der^» toenbet, neuerbinge ^attptfä(^tt4l in Srotm be0 £)k». Sie, bie i^ren Slomen Dom griec^ifc^en melissa a3iene ^at, u)eU ber 2>uft bee Srautes bie dienen anlo&t, ift bie kalaminthe unb bod melissoph^Uon ber ®rie(^en unb ba& aplastrum (oon apis SBiene) ber Stömer. 3^ SEittet meergebiet ^eimifc^, ift fie um0 3^^ ^60 x>on bm Slrobem in Spanien kulttoiert roorben unb kam \tüi) in bie Slr^neigärten 9EitteIeuropa0. ®lei4ienDeife oer^SIt ee \iä) mit ber i^r na^e Dertocmbten 6albei (Salvia officinalis), bie ebenfalte im SHittelmeergebiet ^eimifc^ ift unb feit alter 3^t ate eine ber oorjttgtic^ften ^^eilpfUmjen für bie Der:: f4liebenften 3^^^^ gebrauefit mlrb. 6(^on ^Karl ber (Broge gebot biefe0 kraut salvia, ba0 x>on salvare feilen benannt ift, in feinen (Barten gu pflanjen, unb bie ^eilige :&Ubegarb im 12. n;a^r^unbert rü^mt bie :&eilkraft ber t)on i^r ate selba beseic^neten Salbei

2>enfelben ^mzAm biente feit bem SUtertum ber $lodmarin (Rosmarinus officinalis), ein 1—2 m ^o^er immergrüner Straiu^ mit ftark aromatifi^en ^Blättern, bie früher auc^ ate SBttrje unb beim aSrauen bt» fßlettB bienten. (^olumella rü^mt bm ^losmarin auc^ ate gutes aSienenfutter, unb :&ora2 berichtet in einer feiner Oben, bag mit i^m unb SR^rten bie kleinen ®ötterbUber ber Renaten beferön}! rourben. 9la(^ OtHb bekrängte man fi^i aui!^ bei Sreften mit $lo0marin ober 93eU(^en ober Slofen. äluc^ üuenbel (Tbymus serpyllum) unb X^gmian (Thymus vulgaris) finb feit uralter 3^ benu^te geil:: unb ®en)ür5kr&iter, bie beibe gleichförmig von btn alten griec^ifc^en unb römifc^en Slrjten jum 93ertreiben oon SBIS^ungen oermenbet xDurben. 2>er griec^ifc^e ^flansenkenner X^eop^raft, ber Schüler be0 Striftoteles, bericfitet, bag ber von i^m ate h6rpyllos begeic^nete üuenbel ober Srelbt^gmian attent^alben auf ben a3ergen unb :&flgeln roadife, befonberd in X^rafeien gemein fei unb eine treffliche Sienenfpeife liefere. 3^m vox allem oerbankte ber gonig bes a3erge6 ggmettos fttböfttic^ Don Sitten feinen 9Bo^Igef(^ma&, ber i^n bes^alb n)eit^in beräumt mahlte. $Iu^ ber bort gefammelte üuenbel mürbe vox anberem ge^» fc^ö^ 995ie X^eop^raft unterf (Reiben au(^ 2>io0kuribe0, piniti0 unb

294 SHe 91raneipf(an8en.

dolvmziia neben bem oHlben bm wn i^nen ote th^os, b. ^. Hraft, snut begeic^neten ®artent^gmtan, ber bann burc^ bte Slöfter in SKtttel« europa Derbreitet mmbt. SBtVL ber X^gmion aud 3^^^ ^<^ !Deutf(^^ lanb fuxm, rourbe er ate tnelfc^er ober römifc^er Ouenbel bejei^inet 3m 16. 3<^^^^unbert nmrbe er ^ier allgemein angebaut unb in btti Slpot^eken geflirrt 2>a0 au0 i^m getoonnene gelbrote ät^erifc^e £)I finbet fic^ 1589 im Dispensatorium noricum enoä^nt, tmb 1719 fanb ^fpar 9leumann bas^ X^gmol, bae innerlich ote fäulnie^^ unb g&rungd:» U)ibrige0 SRittel gegen lieber unb (Singen)eibea)ürmer, toie auc^ al0 befoborierenbe^ SÜittel ate (Srfa% ber äü^mbtri unb giftigen iSarbotf&ure Denoenbet nrtrb.

Seit alter 3^ tf^ in S^ina bM SSutterkorn (Seeale comutum, b. ff. gehörnter Stoggen) fransöfifc^ ergot , bas^ Slderotium ober IDauemtQcetium bes ^il}e0 Claviceps purpurea in bm von i^m balb gana aufgekehrten Srru4ltfinoten nerfc^iebener ®ra0arten, befonberd be0 3toggen0, ate Slrgneimittel gegen ^Blutungen fpegiell ber Gebärmutter im ®ebrau(^. 93on griec^ifc^en Slrjten bannten 2>iodfiuribe0 unb (6a^ Ieno0 bie 2)roge, b^ren mebi}inif(^e a3em)enbung bei un0 erft ati0 bem <Enbe be0 16. ^c^^t^unberte batiert 1588 Dertoenbete SBenbelin X^al^ liu0 bca Snutterfcom, ba0 gemutertes, b. ^. t^eränbertes Aom bebeutetr ate blutftiUenbe^ Snittel; aber erft ju (Snbe bee 17. Z<^^^^^^^^ führte e9 SL 3* (S^merariud in Zflbingen in ber ®eburtd^Ufe ate bie glatten SQudkelfafem ber (Bebärmutter jum Sufammenjie^en bringen^ be0 SQittel ein. 2>ie genaue :ßenntnid feiner 993irkung oerbanken roir 1820 ben Stmerikanem ^re^cott unb Stearns. 1858 erkannte Xulasne guerft ben (SntmicftUmgdgang be0 ^iljed, 1863 DerooUft&nbigte Svii^n benfelben unb toies nad), bag bie in langen ®(^I&iu^en erzeugten unb bee^alb ate Stokofporen bejeic^neten @poren auf ber SSIflte bts $loggen0 roieber SSutterkom erjeugen. !Da0 ^auptfäc^lid[) in Stuglanb, bas^ btn grögten Xeil ber :&anbetou)are liefert, bann in (Salijien, toeniger in Spanien, Portugal unb in no(^ geringerem Silage bei un0 au6f4ltteg« üä) t)om Stoggen, unb ivoax kurg wx beffen 2rru4ltreife gefammette SOutterkom enthält al0 u)i(^tigfte aJeftanbteUe bie SUkaloibe <!k)mutin, (Srgotinin unb (Srgotosin. Unter (Srgotin Derfte^t man SSutterkom« estrakte nerfc^iebener :&erfteUung0U)eife, von benen ba0 erfte berartige 1842 Don 3- 93on}ean in (E^ambörg (Saoogen) bargefteOt rourbe. !Die im SEutterkom enthaltene 6p^ace(infäure (oom griec^ifc^en sph&kelos iBranb) nrtrkt gangränbilbenb unb ift oor2ug0a)eife bie Urfad^e be0 9nutterkombranbe0, bie feuc^enartig ate :ßriebelkrank^eit ober SLom^^

lS)ie 9(rsnelpf(an)en. 295

flaupe befonbetd in :&unger}a^ten auftrat, mmn feuchte SBitterung bie (SnttDicftlung bes SKutterkome^ begfinftigte unb bamit verunreinigte« SQe^I, 2U iBrot DerbacfteUr bie Hauptnahrung be» fßolkt» bilbete. ÜHe erfte fiebere 9lac^ri4lt über biefe ißranft^eit finbet fic^ ati0 htm Z^^^ 857 in btn Slnnalen bts :ßlofter0 3Eanten. ^oxin trat fie befonbere 922, 994, 1008, 1129 unb in neuerer 3eit 1596, 1649 im SJogtlanb unb 1736 in ^annovtt auf. SriebelKranfi^eit ^ieg fie, tpeil fi(^ ^uerft bur^l 3^\ammmikliunQ ja^Ireic^er iBIutgefäge ber (^emitäten ein &üfbün barin geigte unb biefe erft ^ernac^ gefflt)Uo0 rourben unb ab^ ftarben.

$lte SatepknoIIen ober (Beiltpur} umrben t)on je^er bie ote Hoben intponierenben IDoppeUinoUen nerfc^iebener Orc^arten ate 9la^« tungdmittel unb ote bie ®ef4lle(^t»t&tigfieit anregenbe« SDittel vtt* toenbet; bmn bas^ SUtertum unb ba0 SHittelatter fa^en in ber Hoben:« geftolt eine „Signatur", b. f). ein Htoroei« barauf, bag fie oor^üglic^ auf bie ®ef(^le(^t0organe einurtrken. SSei 2Ho0fturibe0 unb ®alen ^eigt ber Salep örchis ^obtn, roo^er bie ^flangengattung ber Orc^ibeen überhaupt i^en Slomen erhielt 2)ad SBort Salep ift ati0 bem ora« bif4ien chusjata ssalab b. ^. Orui^dboben oerftümmeli Z^ 2>eutf(^^ lanb roirb ber ou» bzm Orient angeführte Salep juerft um 1480 ate radiz satyri in bem 2)rogent)er2ei(^nid oon 9lörblingen erroä^nt 95om 16. 3^t^unbert an finb in ben Sräuterbüd^em Slbbilbungen ber be^ treffenben ^flangen anzutreffen. 2>ie H<^uptmaffe ber bei un0 ^aupt« f&^Iic^ gur a3ereitung von Schleim t)eru)enbeten H<^nbel0n)are kommt über Sm^ma, teUn)eife auö^ über Sonftantinopel au0 ^einafien; fo espebiert Smgma jä^rlic^ etma 642500 kg ber jur SBIüteseit im 3uni ober fmrs bana^l gegrabenen, nad) ber Steinigung oon anbangenber (Srbe gmecb« Stbtötung juerft in fiebenbem SBaffer gebrühten unb bann an ber Suft getrockneten Orc^i^knoUen. Slnfe^nlii^e Slfengen roerben übrigen« au(^ bei un« gefammelt Z^ ^^ Xürkei unb in (Sütö^m^ lanb bient Salepfc^Ieim mit Honig nermifc^t ate tägliche« SQorgen« getrSnk unb mirb im SBtnter in befonberen SSuben atiegefc^enkt ober aaö) in SBIec^büc^fen auf ben Stragen ate Salepfc^teim aufgerufen unb no(^ marm verkauft Sluc^ mit J^leifc^brü^e ober S4lokoIabe ge^ koc^t gibt Salep eine treffliche, leic^tüerbaulic^e unb bes^alb befonber« für ißranke angetpanbte Speife, mit ber fi^i Domebme H<^^^tn0frauen bie im SEorgenlanbe ate befonbere Sc^ön^eit angefe^ene Körperfülle 5u enoerben fuc^en.

Seit Urgeiten ift ate appetitanregenbe« SEagenmittel ber auger

296 3)le ^Tattcipflanjcn.

ät^erifi^em £)I oon gtfinet Srorbe ben glgkofibifd^en SBitterftoff W)^ fint^ttn enthaltende SBerntut (Artemisia absinfhlum) benu^ toorben. <S0 ift Med eine gut i^amUie ber a3eifuge ge^ötenbe &ompo\üt mit u)eiggrauen [eiben^aarigen SBIottem unb gelben SBlüten, bie, nrie bttm 95erQ)anbte, namentltd) ber baumartige SBeifug (Artemisia arborea), f(f|on im ^ßap\)im (Sber^ (um 1600 v. (i^^r.) ermähnt mirb; auc^ bie igippokratifeer toanbten biefe, nrie aad) ben nermanbten (Sberretg (Artemisia abrotanum) ate magenftärkenbe^ unb bie ®elb[iu^t ^eilen^^ bt» SHittel an. 9Bie ba» apsinthion ber alten (Briet^en unb Slömer ift ba0 alt^oc^beutfi^e wermuota ate ein Sittertrank 4iarakteri{iert, ba0 QUO) ate Wurmmittel befonbere beim SSie^ im Gebrauch roor. Z^ bm Slteften mebisinifc^en unb botanifc^en ®d)riften 2)eutf(f|Ianbd roirb ber STOermut meift an ^eroorragenber ©teile angeführt Zm 12, 3^^^* ^unbert finben toir i^n im S^xd^tt ^Irjneibuc^, unb im 13. 3^^^ ^unbert mürbe bos Axavd bis na^l 3^1<^nb unb 9lormegen Qtbxadjt 2)a0 ät^erifc^e £)I mar ^orta um 1570 bekannt; es bient ate (Sx^ regung0mitte( für bie Sleroen unb ift ber ^^auptbeftanbteil b^ befon^ bersf in Srranfcreic^ [e^r beliebten fiikör0 Extrait d'absintha 9Ieuer^ binge ift btefer giftige Xrank in ber @4imei5 verboten morben, fo bag bie SBermutpflanjer be0 93al be XraDers im iSanton Sleuc^ätel fic^ künftighin eine anbere ^ange gu i^ren Kulturen aueerfe^en muffen. (Sin in ö^nli4ier SBeife bie SSerbauung anregenbes Sittermittel ift bae Xaufenbgulbenkraut (Erythraea centaurium), eine auf iBerg^ nriefen mac^fenbe (Enjianart, bie na^l bem in ber Sräuterkunbe fe^r erfahrenen fie^rer bed gerakle^, ^kvlap, Zo\on unb anberer ^^eroen, bem Sentauren S^eiron, f4lon von ben alten (Sriecfien ate kentaürion bejeic^net umrbe. n;^er foU bur^l biefes Sraut eine SBunbe an feinem Sruge geseilt ^aben, mie Sld)iUeud, ein meiterer 6(f|üler be^ (S^^eiron, bamit nac^ ber 3^^ ^^^ SBunbe bes (&axt)pt)le» feilte. (S0 mirb mie bie (Snjianmurjel oermenbet, ift aber gegenmärtig faft auger ®ebrau(^ gekommen, mie au(^ ba0 einft Melbenu^te :Sarbobenebiktenkraut (Cnicus benedictus). !Diefe in ben SEittelmeerlSnbem ^eimifcfie Staube Don biftelförmigem äluefe^en mürbe \d)on bei ben ^Iten unter bem Flamen hetöra kn^kos arjneilic^ t^ermenbet, kam bamt bur^i bie snöni^e nac^ Süitteleuropa unb mürbe bafelbft burc^ bie Softer Der« breitet ^^ier erhielt fie au(^ bie SBejeic^nung Carduus benedictus, ^- ^' gefegnete !i)iftet, meil man barin bie von X^eop^raft ate be^ . fonberd mirkfam gepriefene akäma besie^ungemeife bie aträktylis be^ !Diodkuribe0 oermutete, beren iBIätter unb Samzn gegen ©korpionftic^

SHe tttsnetpflanaen. 297

bienten. 9Ba^r[d)einIi(f| [inb ober biefe mit Carthamus lanatus iben^ tifd). 2)00 i^rbobenebiktenkraut, boe nod) Dietfacf) in (Barten gebogen unb 11. 0. bei Sölteba im ®rogen fiuItiDiert tnirb, bient immer no(^ ote aSoIkd^eilmittel unb ift ein a3eftanbteU ber :SöIner ^ofterpiUen.

Uralte aSolftd^eUmittel finb bie Schafgarbe (Achillea millefolium), bie fc^on von ^liniud cds SBunbpflanse genannt mirb, ber fßoQtU knöterii^ (Polygonum aviculare), ber cds sanguinaria bei ben Stömem in ^o^em Stnfe^en ftanb unb neuerbing^ feit 30 3^ten mit ber Sln^ gäbe, ein in Sibirien neuentbecftted :&eUmitteI ju fein, unter bmi Slamen j^omeriana, SBeibemanns ruffifc^er &nöteri(f|tee ufm. ate unfehlbare« SKittel gegen <Sö)mirtb\ud)t mit groger $leiUame vertrieben toirb, ber 2>often (Origanum vulgare), ben bereit« X^eop^raft unb IDioskuribes bei fiungem unb fieberleiben oermanbten unb ber jur Seit fiui^er« ate ber SJfop ber Sibel galt, bos auf ben femitifc^en Sonnengott älbonai, b. ff. ^tn gurücfigefü^rte Slbonierödc^en (Adonis vemalls), bas Coib aaa bem Slute be0 fagen^aften 3ttttglingd älbonis, be« (Beliebten ber älp^robite, ^ert^orge^en lägt ^^eute no(^ roirb mit iBorteil bei SBafferfu4lt oermenbet, ba es bas mertDoUe ^erjgift Slbonibin, einen (Srfa% fUr SHgitali«, ent^ölt Bremer bad fiöffelkraut (Cochlearia offidnalis), ba0 feit ber (Smpfe^Iung be0 brabantifc^en Slrjte« Zofi- SBier im 3^^^ 1^67 gegen Skorbut gebrandet unrD, ber go^Ija^n (Galeopsis ochroleuca), ber feit bem SITtttelalter einen $luf ate iocü^ mittel gegen Sc^minbfuc^t befi%t, ba0 ^amtreibenbe Sru^l kraut (Hemiaria glabra) unb ba0 gteid^ermeife toirkenbe, f4lon oon ben alten grie4lifd)en Slrjten oermenbete, neuerbing« mieber burc^ Pfarrer Sneipp populär gemorbene S^^nkraut ober ber Sc^ac^tel^alm (Equisetum arvense), ba0 Sraut bt9 Snaiglö(k4ien0 ((üonvallaria majalis), ba» von alters^er nom ruffifd^en SSotke gegen SBafferfiu^t unb gerjleiben angemanbt tourbe unb, feit SUarmö bie ber !Digitali0 o^nlid^e SBirkung be« non SBalj 1838 guerft ifotterten (Blgkofibe <!k)noaI(aniarin im Z^^^^ 186? erkannte, in Ororm bes toöfferigen (S^^ trakted ate toertDoUed ^^rjmittel au^l bei un0 oft an Stette Don !Digitatid gegeben mirb, ba es im (Begenfa^ ju jenem keine kumulative SBirkung befi%L Sluger biefen roären nod) viele anbere ein^eimifc^e Sx&vttt gu ntnntn, auf bie roir ^ier nic^t nä^er eintreten können. Selbft ber ate :&inrid)tungdmittel beliebte giftige Schierling (Conium maculatum), bas köneion ber alten Griechen, beffen Saft unter an« beren au^l Sokrate« trinken mugte, ate er im Z^^^ 3^9 ^- ^^^' ^ S3erS(^ter ber ®ötter tmb 93erfü^rer ber 3^8^^ 3^^ ^^^^ verurteilt

298 ^ie ^Irsneipflanaen.

tourbe, mal bei ben gippokrotifiem als innerlichem unb äugerlic^ed krampfftiUenbem unb betäubenbee Sllittel fe^r beliebt, xxAe früher bei und gegen ^cäin^dfXMXi eine Slbkoc^ung ber fc^atfen, bie @pei(^e(? abfonberung beförbemben SBertramtDurjel (Anacyclus officinalis) gebrctuc^t mmbt.

S3on einft Diel getil^mten SBurgelbrogen finb nod) ju nmntn bie SButgeln bem auf fonnigen gügeln n^ac^fenben 93iberneU (Pimpinella gaxifraga unb P. magna), ber fic^ fc^on in einem beutfc^en 3nanuftu:ipt bt» 8. 3^t^unberte ate aSeftanbtett eine^ Unioerfalmitteto finbet Sei ben alten (ßriec^en unb $lömem ^ieg bie ^ange kaükalls unb biente ate 3<i^^^ttel, gegen Orieber unb Steinbefc^toerben. Slu0 bem beutfc^en bibemella, ba» um^ bei ber fettigen ^ilbegorb im 12. 3<i^t^unbert entgegentritt, ging bann bie Dottidtümlic^e SBegeic^nung pimpinella ^er:' Dor, bie bm botanifc^en Flamen lieferte. 2>ie altbetitfc^en Sftrgte gaben ber P. magna btn S^orjug, coelc^e befonberm ab Sllittel gegen bie $eft ^o^en $luf erlangte. Sluc^ bie äSSurgel be^ Söu^enga^nm (Taraxacum offlcinale) mox fc^on bei ben SUten im (gebrauch ate leic^te^ Slbfü^r^» mittel bei Snagen^^ unb Seberleiben. 2>ur(^ bie arobifc^en ^rgte tmtrbe i^re Slnu^enbung im Stbenblanbe populär, mo fie nod) ^eute ab Slut:« reinigung^mittel ju btn fogenannten grrfl^ja^rmkuren mit anberen ab^ fil^renben ^flanjenprobukten bient.

(Sin uraltem norbifc^e^ Heilmittel gegen SSlafem unb Slierenleiben, bas^ fc^on im 13. 3^^^^^^^^^ ercoä^nt, feit ber erften ^ölfte bem 18. 3^^^^^^^^^ ^0^ frangöfifc^en, italienif^en unb fpanifc^en Straten benu^t miib unb feit Slnfang bem 19. 3^^^^unbertm in !^etitf(^lanb offiginell ift, finb bie von Slpril bim Z^^^ ^on n^ilbcoac^fenben ^flangen gefammelten unb getrockneten kleinen, leberigen, glatten SSlötter ber immergrünen Bärentraube (Arctostaphylos uva ursi), bie 3,5 ^rojent b^ mit bem 93acciniin ber ^eibelbeeren ibentifc^en gl^kofibifc^en SSitter:' ftoffem Slrbutin enthalten. Slugerbem enthalten fie auc^ reic^lic^ ®erb« ftoff, toem^alb fie auc^ gum Orätben unb (Serben bts @affianleberm ge^» braucht toerben. 2>er bie glöngenben SSlötter ergeugenbe @trau(^ ift xtxä) Derju^eigt, ergebt ftc^ aber nur n^enig über bm fßobm. (St tDöd^ft mit 93orliebe auf Reiben unb an Orelfen unb ergeugt rötliche asiüten unb rote Srtüc^te, aum beren etroam mehligem grtuc^tfleifc^ man im 9Iorben 93rot backen folL

SBeiter ^at uns^ ber arktifc^e Slorben bie Slenntierflec^te ober bas^ imlänbifc^e Slloom (Cetraria islandica) befc^eert, bie nic^t blog bie tDic^tigfte Sla^rung ber Sienntiere bilbet, fonbem au^ t>on bm

!Die ^Irsneipflanaen 299

Snenfc^en ate (Semttfe oerje^rt unb ju 93rot x>ttbaAta xoixb. @ie enthält 70 ^rojent burc^ 3ob nic^t gebläute Orlec^tenftärfie Sic^enin, 11 ^roient burc^ Z^b ithl&atzs^ 2>q^oIi(^enin, bie beibe n&^renb unb reismUbemb tDirftetti unb 2—3 ^rojent bee asitterftoffe« (S^trorin, ber }tiKtr oppetitonregenb XDitbt, aber mx bem (Senuffe burc^ ben Sllenfc^en burc^ 3na}eration mit ^äfwad) ollialifc^em SBaffer DöUig entfernt toerben mug. 1542 finbet fic^ bei 93aleriu6 doibu» eine Slngobe, n^elc^e auf biefe S^roge [(^liegen I&gt, boc^ wvxbt fie mit @i(^er^eit erft feit 1666 burc^ aSartottn bekannt; 1671 empfahl fie SSorric^ als Slbffl^rmittel unb 1683 $|äme gegen Sungenleiben. Site Sllittel fflr Sungenkranfie fanb fie erft burc^ bie (Empfehlung t>on Stnn6 unb ©copoli allgemeinere mebiginifc^e $lnu)enbung; auc^ ato blutbilbenbe« SQittel mitb fie mit (Erfolg angetoanbt ba bie 3^^^ ^^ ^oten unb ureigen asiutftörperc^en burc^ beren (ßenug oerme^rt n^irb. @ie n^irb in größeren SQengen au0 SMxtbinamtn, ben SUpen, btn ^grenften, bem ^arj tmb bem Sric^telgebirge, nic^t aber au0 Z^^^^ eingeführt

Site uratte0, reiimilbembe« unb ftopf enbes» SQittel n^ar mo\)l ju^ erft in SBeftafien ber ate Opium bejeic^nete, burc^ (Einri^en ber un^ reifen Orruc^tkapfeln be« ©c^lafmo^n^ (Papaver somniferum) ge« n^onnene unb burc^ (Eintrocknen an ber Suft burc^ Sauerftoffaufna^me eingebic&te SQUc^faft in (ßebrauc^. SBon bzn Slnu^o^nem ber Uein^« afiatifc^en Sflfte lernten barm bie alten C^riec^en bm mn i^nen m6kon genannten Sc^Iafmo^n unb feine bet&ubenben (Eigenfc^aften kznmxu 93ieUei(^t mai er \^on in ^omerifc^er ^tlt befumnt WRäft nur n^irb in ber 3Kci0 bie ^flange mökon ercoö^nt, fonbem in ber Obgffee and) ein nepönthes genannter, bie ^nnerung au^löfc^enber S^ubertrank genannt, ber möglic^ertDeife au0 SQo^nfaft, DieUeic^t in 93erbinbung mit ^anfeitrafit, bereitet muibt. SHefe betäubenbe SBirkung be« Sno^n^: fafted mug fe^r frfi^ auc^ ärjtlic^ benu^ n^orben fein, obfc^on keine bie^besfiglic^en 3nitteUungen auf um^ gekommen finb. 2>en anfänglich mekönion unb erft niel fpäter nac^ ber griec^ifc^en SBejeic^nung opös für SQic^faft ate öpion bejeic^nete eingebic&te SQo^nfaft, bM Opium, ^at ber grögte griec^ifc^e Slrjt :|^ippokrate0 (460—364 d. (Sfyc.) nic^t gekannt ober boc^ nic^t benu^t, obfc^on er bm SQttc^faft ber 93Iätter imb 2rru(!^tkapfeln, mie bie Srnu^tkopfeln felbft leer ober mit bm Samen ate :|^eUmittel anmanbte. SBie bie ^ippokratiker, n^enbet auc^ ber pflanjenkunbige Schiller be« 8(riftotele0, X^eop^raft (390—286 V. (E^r.), bie SBegeic^nung mekönion auf ben betäubenben SQttcl^faft einer SBoIf^milc^art (Euphorbia peplus) an. (Erft bie griecl^ifc^en Str^te

800 2He tlrsneipflanaen.

SHoklee t>on Sor^ftod unb :|^eraiUeibe0 von Zoxmt fotten im 3. Dot:' (!^riftli(^en 3^i^^unbert ben ringebic&ten SHo^nfoft ote SQebikament benu^t f^äbm, unb Slifianber von iSoIop^on in 3onien lieferte um 200 t). (C^r. eine SBefc^reibung ber gefäigirlic^en SSirfiung be^felben. 2>er um bie Sllitte be^ 1. 3^^^i^^beri0 n. (£^r. in 3lom lebenbe, au0 iSttiftien ftammenbe griec^ifc^e Slrjt 2>io0kuribe0 kennt biefe 2>roge ge« nau tmb berichtet bereits auc^ t)on beren SSerfoIfc^ung. Zn bem t)on i^m auf uns gefiommenen Slrjneibtu^ ^eigt es: i,2>ie Slbkoc^ung ber 93l&tter unb iSöpfe bee SQo^m^ (mökon) mac^t f(^l&frig, toos au(^ bei ber Slotfc^rofe (rhoiä) ber Or^U ift Se^tere f)at i^ren Flamen rhoiä baoon, ba^ Sllttc^faft (opös) aus i^r fliegt (rhei). 2>er 99ltt(^faft ber Sllo^narten, in ber C^röge einer (Stoz (örobos) ^ etroa einem Meinen ßinfenkom entfpret^enb eingenommen, beft^mir^tigt ©t^merjen, bringt ©c^Iaf unb förbert bie SSerbauung. 3^ größerer <Sabt ift er gefä^rlic^, ba er ©c^laffuc^t unb Xob betoirfien kann. 2)er befte, bttrc^ (Sinfc^nitte mit htm SQeffer in bie unreifen SQo^nköpfe nac!^ btm Xrocknen bes Xaues getoonnene SKo^nfaft (opös) ift bick, riecht ftark, mac^t fc^on burc^ ben (ßeruc^ fc^Iäfrig, fc^meckt bitter, löft fld^ leicht in SBaffer auf, ift glatt, toeig, toeber rau^ no(!^ krfimlig, fc^miljt an ber Sonne, brennt ^ell, toenn er t^on ber Orlamme berührt toirb unb be^ölt feinen (Seruc^, auc^ n^enn man i^n gelöfc^t ^at SEan Derfälfc^t i^n mit glaucium bem Saft bes grogbliitigen Qd^öü^ krauts (Chelidonium glaucium), bas in Italien vmb (Sriec^enlanb toilb mät^ft , mit (Bummi unb jmar arabift^em (Bummi unb bem ®aft bes nrtlben Salats (thridax). 3ft ^ tnit glaucium tierf&lfc^t, fo gibt er, mit Sßaffer vermengt, eine gelbe Or^rbe; enthalt er Saft t^om toilben Salat, fo ift ber (Smid) fc^mac^ unb rauher; (Bummi bagegen mac^t i^n fc^mac^ unb burc^fc^einenb. SHanc^e treiben bzn Unfinn fo meit, bag fie i^n fogar mit Orett t^erf&lfc^en.''

8(u(^ ^linius berichtet atisfü^rlic^ über (Beminnung unb (Sigen^ fc^aften bes von i^m opion genannten Dpiums, ba» bamals fc^on nac^ i^m ^auptfäc^lic^ in ßleinafien gemonnen mürbe. (Sr fagt femer, bag nac^ SInbreas, bem Seibarjt bes polemaeus ^^ilopator (221 bis 205 V. (E^r.), bas Dpium in Sllejanbrien Derfälfr^t mürbe. 3^^ 6- 3^^^^*^ ^unbert mirb Opium thebalcum (aus Oberäg^pten) Don SUesanber Xralliantis unb im 7. 3a^r^unbert t^on ^aulus Sletius genannt 2>as öggptifc^e Dpium rü^mt ber um 200 n- C^r, oerftorbene griet^ifc^e Slrit (Balenos als bas befte unb kräftigfte, au^ fpric^t er von lib^fc^em unb felbft fpanifc^em Opium. 2>er arabifc^e Slr^t SltHcenna (eigentlich

SHe Slrsneipflanam. 301

!Sbn fhta, 980—1037) fpric^t ebenfcdto von äggptifc^em Option. 2)ur(^ Slraber foU bereite im 7. 3^^^unbert Opium nac^ ^erfien, im 8. na^ Z^^^^ ^^^ ^^ S^^ ^^ 1^0. nac^ (C^ina gekommen fein, iDO e0 973 in einem Slrjneibuc^ enDo^nt toitb. 2)ie erften 9Iac^ri(^ten über in 3^^^ f^f^ geu^onnenee Opium oerbanken mir Oboorbo aSarbofa, ber folc^e^ 1516 auf bem Sllarkte t>on ^ftolikut nebft ftleim afiotifc^em antraf. 2>erfeU>e ^ortugiefe, ber nac^ ber (Sntbecftung bee Seeroege« um0 Rap ber (guten :!^offnung nac^ Oftinbien fu^r, gibt un0 au(^ bie frfi^eften Slac^ric^ten über 93erfenbung inbifc^en Opiums nac^ (Zf)itia, mo oUerbings ber @(^Iafmo^n fc^on feit bem 11. Z^^^"" ^unbert jur (ßenrinnung t>on Opium ongepflangt taurbe. 2)o(^ mürbe er and) ^ier junäc^ft nur ab SQebijin benu^t unb gelangte erft im 17. 3^t^unbert in grogem Umfange oto C&enugmittel jum Stauchen 3ur Slnmenbung. 2)iefer (Sebrauc^ foU au0 grormofa nac^ (£^ina ge^ langt fein, unb Orormofa foU fein Opium au0 Zox>^ bejogen ^oben. 3n einem imifc^en 1562 unb 1578 oerfagten c^inefifc^en iSräuterbuc^ rtrtrb bie (Seminnung bes Opiums unb feine SSerroenbung, ober nur in ber Sllebijin, befc^rieben.

SHe europfiifc^en Strste bes SQittelalters hielten bos Opium fflr fe^r gefö^rlic^ unb mmbctm es bes^alb nur fetten an, fo bag fein (Sftbxaud) gegenüber btm SUtertum ftark abnahm. SQeift mürben nur bie SKo^nfrüc^te oerorbnet, beren fc^lafbringenbe SBirfuing man fe^r moffi kannte. 3^ 2)eutf(^lanb foU bos aus bem Orient eingeführte Opium erft burc^ ben meitgereiften @ä)xx>mtt Slrjt ^aracelfus (1493 bis 1541) unter ber SBeseic^nung laudanum eingeführt morben fein. 3n bem in regem ^anbelst^erke^r mit bem SQorgenlanbe fte^enben Italien mar es fc^on Diel früher im (ßebrauc^; fo ermähnt es 1290 Simon 3^^^fi^' ^^ Seibargt bes ^apftes 9likoIatis IV. SUs ^t^ ftanbteil bts^ bereite ermähnten X^eriaks mürbe es in ber Orolge Diel gebraucht 2>ie miffenfc^aftlic^e (ßrunblage für bie 93ermenbtmg bes Opiums in ber SQebigin legte ber englifc^e Slrjt ©gben^am (1624 bis 1689). Slac^bem fc^on 1688 Submig unb md) biefem SBebelius, $of^ mann unb anbere bie narkotifc^en Sßirkungen bes Opiums 5um C^egenftanb einge^enber Unterfuc^ungen gemacht Ratten, gelang es erft 1803 2>erosne aus bem Opium eine kriftallifierbare Subftang, bas Slarkotin, ^erjufteUen. 1804 fteUte bann ber ^aberborner Slpot^eker Sertürner bie Sllekonföure unb 1806 bas t>on ü)m Sllorp^in genannte irfc^Iafmac^enbe ^rinjip" bar. 1832 entbeckte 3lobiquet bas (!k)bein unb faft }u berfelben 3^ Sublanc bas ^Qekonin, eine inbifferente

302 ÜHe 9lt3netpflan5en.

SSerbinbung. ^eute fiennen mix etoa 20 oerfc^iebene SUfioIoibe ote aSeftanbteile be« ^auptfäc^lic^ 5ur Slncoenbung gelangenben klein:» afiatlf(!^en Dphintd, unter benen bod SHorp^in, bod barin ju 10 bi^ 12 ^rojent entgolten ift, bie erfte SloUe fpielt Slcu^ i^m kommen an SBiciitigfieit ba^ barin ju 0,2—0,8 ^rojent enthaltene (!k)beln, boB ju 4—10 ^projent enthaltene STarkotln, bo» ju 0,2—0,3 ^rojent enthaltene X^ebain, bod ju 0,1—0,4 ^rojent enthaltene Slarcein ufu). unb \(i)lit^^ üd) 4 ^rojent SQefionf&ure.

Sd^on im SUtertum benu^te man bm SHo^nfaft ate (Segengift, unb ba» Dpium n^ar eine^ ber toic^tigften 93eftanbteUe be^ X^eriaks, eine« Satniergee, boB 9lero0 fieibarjt Slnbromac^oe gegen ben Sig giftiger Schlangen erfunben ^aben fott unb bo^ nac^ btm Slrjte (£Iaubio0 (&aleno0 (133—200 n. dfyc.) au» 70 ^ngrebiengen beftanb. 2>em Flamen theriakön antidoton (t)on t6r Xier unb aköomai ab^ toe^ren), b. ^. Xierbig ^eilenbe« (Segenmittel, entfprec^enb mar ber X^eriak eigentlich ein au0 giftigen Xieren bereitetes» (Segengift gegen Xiergift, bem (Srunbfa^e ber alten :|^eilkunbe gemäg, balß bas, ma» fc^&bigt, aud) feilen mug. 2>a5U kamen fpäter auc^ ja^lreic^e ^flanjen:» gifte unb bie ^eterogenften Stoffe ^inju unb bamit konnte ee ebenfo^^ gut gegen ^flanjen^^ unb mineralifc^e (Sifte genommen merben. Seit bem 12. 3(^^t^unbert finben mir ba^ Sllittel imter ber t)olk£»tümli(!^en iBejeic^nung Titak ober Titakel auc^ in 2>eutf(^lanb t^erbreitet 2>er 93erfaffer ber erften in beutfc^er Sprache gefc^riebenen 9laturgef(!^i(^te, iSonrab von Sllegenberg (um 1309 auf bem Schlöffe SQegenberg bei ©(^meinfurt in grranken ate ber ®o^n be^ ©c^logoogte^ geboren unb 1374 ab iSanontku0 am 2>om ju Siegendburg geftorben), lAgt i^n au» bem Orleifc^ ber Schlange ürus unb am anbexm ä^nlic^en SHngen bereitet toerben unb gegen feglic^ee (Sift mirkfam fein, mit Slusna^me be^fenigen, ba0 mn jener Schlange felbft kommt ©c^on vor bem 16. 3<^^t^unbert gab oerfc^lebene Slrten Don X^eriak, ma^ barau0 ^erDorge^t, bag bamate bie „grosz tiriaca'' ate bie allein ec^te, na6} altbecDo^rtem Slejept aufgeführte, bm geringcoertigen ©unogaten ent^» gegengeftellt courbe, bie x>on ^erumsie^enben Duackfalbem ato Unioerfal^ mebijin ebenfalls unter ber reklame^aften aSejeic^nung X^eriok Der« kauft mürben. Sediere enthielten eine me^r ober meniger groge S(^m heilkräftiger Stoffe in :&onig gemifc^t 2>er ^gauptfabrikationsort fOr ben eckten X^eriak mar 93enebig, mo er unter grogem $omp beim ©c^alle Don Xrompeten unb pauken öffentlich ^ergeftellt mürbe. !S)a« nibm bereitete man au(^ mehren in ben ^eimifc^en Slpot^eken unter

2)ie 9lr)neipr(ansen. 303

Slufflc^t von Sftrgten au0 ben erlefenften baju gehörigen Sachen. Seine Slntaenbung gefc^a^ nic^t nur innerlich, fonbem aud) äugerlic^; fo galt er in bie 9Iafe geftric^en ote bo^ befte ®(!^u%mittel gegen ^eftUeng.

9Sie ba0 Opium jum Stopfen bei SHcnr^oe unb feine Qal^t jur :|^erabfe^ung t)on guftenreij unb Sc^mergen oller Slrt bienen, fo fte^t feit bem SQitteloIter bie graulbaumrinbe (üon Rhamnus frangula) ote Slbftt^rmittel in (Sebrauc^. ÜHefe f)(d vor bem (M)xaud) mtnbe^ ften0 ein 3^^^ 3^ lagern, ba frifc^e 3linbe brec^enerregenb toirkt Sie enthält ate nrtrfifamed ^ringip ba» Q^Igfiofib grrangulin, ba^ in frifd^en Slinben fe^It, bagegen reic^Iic^ in älteren t^or^onben ift 2)00 Srrangulin fpaltet fic^ in Sl^omnobuldt unb (]rtangulinf&ure. (Srft feit bem 3<^^te 1848 toirb bie Orciulbaumrinbe in Setitfc^Ionb mebi^ jinifc^ Denoenbet

2>emfeU)en ^mtAt bient auc^ bie al0 Cascara sagrada be^^ jeic^nete norbamerifumifc^e Orctulbaumrinbe (Don Rhamnus purshianaX bie in i^rer igeimot fc^on längere 3^ oiB milbee Slbfü^rmittel im (Bebrouc^e fte^t unb 1878 üon Dr. 3. $. SSunb^ in (iQin\a (iSalifomien) gegen gecoo^n^eit^mägige SSerftopfung empfohlen tourbe. 9la(^ (Suropa kam juerft ba^ Orlutbejrtrabt unb feit 1883 au(!^ bie 3linbe, bie infolge ber tmfinnigen Slu^beutung be« im n)eftli(^en 9Iorbamerifui (iSalifornien, Oregon, SBaf^ngton unb Sritif^^SoIumbien) ^eimifc^en C^ecoä^fee in le^er 3^ f^^t feiten unb be^^alb auc^ fe^r teuer gemorben ift

Site mUbed SlbfU^rmittel bient fonft bei un0 ba^ fe^r trtel biUigere Slijinudöl, ba0 üon bm Samen einer im tropifc^en Slfrifia ^eimifc^en unb Don ba Aber bie gan^e Sßelt verbreiteten 935oIf0mU(^art (Ricinus communis) gewonnen tairb. 2>iefe0 einj&^tge, fe^r rafc^ ga gecoaltiger :|^ö^e auffd)iegenbe unb be^^alb bei uns, mo es in mehreren SSarietäten, meift mit Canna Indica jufammen, ate 3^^fl^^3^ ^ Olafen fiultiniert mitb, aud) ate i^SSunberbaum" beseic^nete iSraut mit fe^r grogen, Qt^ läppten blättern unb anfe^nlic^en, getrennt gefc^Iec^tlic^en SBUiten ift fiberau0 anpaffungdfä^ig unb lägt fogor noc^ in (T^riftiania feine Samen reifen. 3^ ^^^^^r ^0 ee fc^on im frühen Slltertum ate £)U pflonje eingeführt n^urbe, bienen feine Slätter ber bengalifc^en Seibem raupe (vom (Sria^^Seibenfpinner, Satumia cynthi) ate Srutt^r ^^^ ^^ Italien n^irb ate palma Christi gefc^ä^. 2>ie von Sut^er mit ftttrbte flberfe^e, au0 einem kleinen Samenfiom jur fc^attenfpenbenben Staube ^erangeu)a(^fene ^flanje kikajon vor be« ^rop^eten Zonoß (im 8. norc^riftlic^en 3<^^Wttbert) :|^fltte, in beren Schatten er bei Slinioe ru^te unb bie bann ein SSurm ftac^, fo bag fie oerborrte,

304 3)ie ^Irsneipflanaen.

kamt nickte anbeten al0 eine Slisinu^pflanse getoefen fem, Me in ber Xot gegen 93erle%ungen fe^r empfinblic^ ift

3^ter eiförmigen, marmorierten, ölreic^en ©amen n^egen nrtrb bie Sli^inuepflanje fc^on feit fe^r langer 3^^ t^ Stggpten unb 93orberafien angepftanjt ®o fanb man folc^e ato Xotenbeigaben fd)on in äggp^ tlfc^en (grobem au0 ber 3eit um 4000 v. (St)x. ^ier ^ieg bie ^flange dekam unb beren ©amen kiki, unb bas^ au0 ben legieren gepreg^e £)l tDurbe nac^ ben {Berichten t^on :&erobot (484^427 d. (if)x.) unb ©trabon (63 oor bie 20 n. (Zf^x.) auefc^Iieglic^ ab SBrennöl unb jum ©alben Denoenbet 8(u(^ in (ßriec^enlanb n^urbe bie fEftonge, tpie übrigens nod) je^t, unter bem Flamen Mki angepflanst Sßeil bie ©amen einer gehörig mit a3lut DoUgefogenen gunbejecfee (Acanis ricinus) t&ufc^enb ä^nlic^ fe^en, tourbe bie $iflan}e nac^ biefen im SUtgriec^ifc^en autb kröton genannt, mie une 2>io0kuribe0 um bie Sllitte be0 1. 3^^^unbert0 n. d^x. berichtet 2>iefer Slutor fc^reibt in feinem Slrsneibuc^e: „^as^ ^liginueöl (kikinon 61aion) mirb folgenber:: magen geiDonnen: Wan nimmt bie reifen ©amen (kröton) uxÄ trocknet fie in ber ©omte, b\» i^re ©c^ale abf&Ut 2)ann n^irft man fie, non ber ©(^ale befreit, in einen ^Dörfer, ftögt fie forgfältig, tut fie in einen mit SBaffer gefüllten, nerjinnten fteffel unb koc^t fie; fo geben fie i^r Cl non fic^, e0 fc^taimmt auf bem Sßaffer unb toirb abgefc^öpft 2>ie SlgQpter, bie belJen me^r gebrauchen ate mir, nerfa^ren anbere. ©ie reinigen bie Qamm Qvt, mahlen fie bann in einer SSZü^Ie unb preffen ba0 £)I au0. SHefee CI taugt nic^t jur ©peife, too^l aber fflr Sampen unb ^flafter." 2>agegen manbte biefer griec^ifc^e Slrgt bie jerftogenen 3{i3inu0famen ate ilbffl^rmittel an.

2>ur(^ bie ftreuisttge gelangte bie ^lijinueftaube ab S^tcp^axiit in bie (Sorten SQitteleuropae, too fie noc^ im 16. Z^^^^^^^ 8^^ legentlic^ anzutreffen mar, boc^ geriet fie in ber Srolge bei tme in ^tt^ geffen^eit (Erft um bie SQitte bee 18. Z^i)^^^^^^^ taurbe ba» ^\iU nu0öl non 99?eftinbien oüb, mo es reic^lic^ erjeugt taurbe, in (Suropa ato Slbffl^rmittel eingeführt unb fanb ^ier balb in ^r^tekreifen Sin:» erkennung. Surc^ eine 1764 neröffentlic^te Stffertation non Dr. (Siauoane taurbe e0 in meiteren iSreifen bekannt 1788 fanb Slufna^me in ber Sonboner ^^armakopoe. Site offiiinelle iganbetetaare ift in bm Slpot^eken ^eute nur bas^ au» btn gefc^olten reifen Qamzn kalt ge^ pregte unb mit Sßaffer aufgekochte Cl juläffig, bos^ eine Sluebeute non 40—45 flroient liefert (£b ent^ölt im mefentlic^en ba0 Xriri:» dnolein, bae Xrigl^cerib ber la^ierenb tatrkenben Slicinolf&ure, banibm

3)le Mrstteipflartaett. 306

Xitpotmitln unb geringe 3Qengen von Xriftearin. 3n ben Samen, ben ^tegtflckftänben unb im tottebten £)le finbet ftc^ bca auger^ otbentlic^ gtft^e Slicbt, wü^^ buxä) iSoc^en be0 frifc^ gepregten Clee mit SEkiffer au^gefi^ieben toirb. $rof. (S^tlii^ in Srtankfiöt cl 991 be:« rechnete, bag 1 g Slidn genüge, um 1 Va SlliUion Slleerfc^einc^ S^ töten. 2>iefe enorme (Giftigkeit fiberfteigt bei toeitem biefentge be0 39anfuilium0 unb &tct)djiniM. 2>urc^ (Sinfprifping t)on immer größeren, nic^t töblic^ 2>ofen von Sticin gelang (S^rlic^, in btn betreffenben Xieren bxxtd) SSilbung einee Gegengiftes eine fo n)eitge^enbe (Siffc> feftigkeit ju erzeugen, baJ^ bie taufenb^^, |a je^ntaufenbfac^e 2>ofi0 un^ befc^obet ertragen nmrbe. SHefee im ^bitfenmt ber mit Slicin vox^ be^anbelten Xiere kreifenbe Slnttto£in vermag bie roten SBlutfiörperi^en normalen asiute^^ fe^r rafc^ in eine gaUertartig^^^filumpige SHaffe ju vct^ manbeln, ganj analog bem bakteriellen Slntitosin, bas bie aSaftterien feiner fpejietten Slrt fofort jufammenballt, jur Stggtutination bringt, m&^renb normales 93tutferum biefe (Eigenfc^aft nic^t befi^. 2)a0 un« reine Sli^inusöl bient enblic^ ids SBrennöI unb jur Seifenfabrikation. 93ielfa(^ kommt S3erfälf(^ung besfelben mit gebleichtem @efamdl oor. (Eine feit uralter 3^ in (Si)ina als Slbfü^rmittel gebrauchte ^flanjen^ nmrjel ift ber ec^te Sl^abarber (Rheum otficinale), ber als «»groge gelbe SBuxiü" [c^on in einem angeblich von Saifer S^en^ntmg um 2800 V. (T^r. Derfagten fträuterbuc^e enoö^nt mirb. Um bie Wßtabt ber ä)npi^m S^^ttung fc^eint biefe 2)roge in ben SQittelmeer« USnbem bekannt gemorben 3U fein. Site erfter ermähnt ber griec^ifc^e Slr^t SHoskuribes um bie 9Ilitte bes 1. 3^^t^unbett0 n. (Sfyc. bie aSurjel rha, nac^ bem Orluffe $l^a, ber SZJolga, au» meU^er (Segenb fie belogen mürbe, fo genannt ©ein S^^offe pinhis fprii^t oon einer rhacoma, bie mo^l auc^ als 9l^abarber }u beuten ifi Sei ben fpfiteren Slutoren merben jmeierlei Sl^amurjeln naä) i^rer :&erkunft unterfi^ieben, nibnlic!^ ein rha pontieum, b. ^. eine pontifc^e SBurtel, nac^ i^rem S^ejug aus ber (Segenb bes ©c^marjen SHeeres fo Qt^ feigen, unb ein rha barbarum, bos non ber 3n^i^^g^ ttt)er bM Slote Sneer imb btn alten :|^afenort SBarbarike junäc^ft nac^ Sllesanbrten eingeführt nmrbe. %Iu0 biefer legieren SBeseic^nimg, bie allgemein im ©inne non i,frembe, auslänbifc^e SBurjet" gebräuchlich mürbe, entftanb bann unfer SBort Sl^abarber, roft^enb bie lateinifc^e Seseic^nung Rheum aus bem rh^on bes (Balenos ^eroorging. 3^ 6. Z^^^i^^^ Derorbnete ber Slrjt SUejanber Xrallianus bas eine SQal Rheum, bas anbere Wal Rheum barbarum unb ponücum. 2>arunter mürben, mie

806 ^ie tlraneipftansen.

\6}on 6crif)onixtd Sargu0 ux\b ^fu0 vom Rha barbarum unb vom Rha ponticum bttid)tm, t)erf(^{ebene W^oboxbtqn&paxcdt vtt\tcmben, obfc^on biefe SUiBbrMe urfprOnglic^ ein unb boefelbe bezeichneten. 3nt 11. 3^^^^u^^^ tDugten bie arobifc^en Strjte fc^on, ba^ ber Sl^a^ barber 000 (£^ina fiomme. 2)er erfte (Suropäer, ber in bie Sl^abatber^ flegenb geltngte, mar ber SSenejianer SDorco ^lo, ber nac^ feiner Stttcfike^r au0 (S^ina im 3^te 1295 in feiner 3leifebefi^reibung Aber Sl^obarberftutturen in £angut berichtet. a3)0n bort unb au0 btm (bt^ birge um bm See ^ftukumor rourben bie getrotfmeten Sl^oborber^ murjeln an bie (T^inefen t)erfiauft, meiere fie nac^ @i»ning am iomanz^ffo, b. ^. bem (Selben Orluffe, brachten, ba0 von fe^er ber :&auptftapelt)la% biefer 2>roge geu^efen ju fein fc^eint

Zm snittelolter mar ber Sl^obarber fe^r koftbar unb fetten unb tmxrbe bee^alb nur roenig gebraucht (Erft burc^ bie (Entbeckung be^ 6een)ege0 nac^ Dftinbien unb baburc^, ba^ bie Stuffen mit bta difu nefen :&anbetet3erbinbungen anknüpften, rourbe er n)o^Ifeiler unb Qt^ langte au0 biefem (ßrunbe auc^ me^r jur Slnmenbung. 931^ jum (£übt be0 17. Z<^^^^^^^^^ mürbe 3l^abarber Aber Danton unb SKacao nerfc^ifft, teilmeife aber auc^ auf bem Sanbmege in bie fi&nber im Sßeften gebracht ^ann fuc^ten bie Stuffen ben^anbel bamit in i^re :&änbe gu bekommen. 3ni Z^W 1704 gelang es i^nen, benfelben burc^ 93ertröge mit ber c^inefifc^en Slegierung ju monopolifieren. Aber bie (Srenjftabt ^ftiac^ta, mo bie getrotkneten SBurjeln @tü(k für Stttck geprüft unb bie üerborbenen unb unanfe^nli(!^en Stücke verbrannt mürben, gelangten fie in einer 6c^Iittenkaramane einmal fft^rttc!^ über 3rkut0k nac^ sno^^kau. :&ier tmxrben fie nochmals reüibiert unb bie für brauchbar erkannten Stücke bem ^anbü übergeben. 2>iefer vou jüglic^e ^^moBkomitif^e" ober „iSronr^abarber" mar bi0 1842 ber einjige bzi^ ^cmbete. 3^ jenem Z^^^ öffneten nämlic^ bie (£^inefen auger ^Kanton unb SHacao meitere :|^äfen bem tlrrembent)erke^r, moburc^ ben (^inefifc^en Sl^abarber^önblem (Gelegenheit gegeben mürbe, fic^ ber ftrengen kontrolle ber Sluffen in ^ftiac^ta ju entjie^en unb 0}id) fc^lec^tere Sorten ju verkaufen, igierburc^ unb burc^ bm Soiping« cmfftcmb t)on 1852—1858, ber bie iKaramanen an ber fibirifc^en (Srenje fe^r gefä^rbete, t^erringerte fic^ bie S^f^^ ^^ ftia^ta immer me^r unb ^örte 1860 gang auf; 1863 nmrbe ber 3l^abarber^of bafelbft gan} aufgehoben. Seither gibt es keinen mo^komitifc^en ober ^ronr^aborber me^r im :|^anbeL Wca fo bejeic^net mirb, ift nox^ 8lrt baefelbe, b. ^ eine kantig befc^nittene unb burc^bo^rte, bunkelgef&rbte, rotbrttc^ge

sie lÄtaneipflanjen. 307

Sorte, xoSifttnb ber getoö^nltc^e (l^inefifc^e Wfobaxbcx toeniger ftark befc^nitten unb in ber QtioUtät Diel gemifd^ter ift

2>te Stommptlanje be0 Sl^oborber« blieb bem Slbenblanbe trnbe^ kannt, b\» im Z^\)xt 1758 buri^ bie äüermittlung eine0 tortorifc^en 9l^abarber^änbler0 Samen einer Sl^eumort ote bie ber eckten W^a^ borbetpflanie von Siiad)ta nad) ®t Petersburg kamen. C^rl t)on fiinn6 befc^rieb 1762 bie hieraus geiogenen ^flanjen ote lUieum palmatum. 1867 fonbte ber franjöfifc^e &on\ni in ^oan^hcca am SHittellauf be0 93tauen Srhtff^ @)ang:^tfe«kiang), Dr. 2>abr9 be X^ierfant, lebenbe SaSur^» 5eln, bie er burc!^ 93ermittltmg eines SQiffionars in Qit^iHdiman aus bem öftlic^en Xibet erhalten ^atte, mit ber Stngabe nai^ ^aris, bag {ie t)on ber eckten, ber Sl^obarbergeo^innung bienenben ^flanje ftamm« ten. Slbkdmmlinge aus biefen Sßurjeln mürben bann t)on Sattion als Rheum officinale, eine neue Strt, befc^rieben, meiere aber ber vorigen no^e fte^i @ie ift mit bem t)om ruffifc^en 3leifenben $r}eQ)aIski auf feinen «elfen in ber meftlic^en SHongolei unb in Äamfu 1871—1873 in ber (Segenb x>on ^ftufuunor tmb in ber aSerglanbfc^aft Zangut, bem Sentrum ber 93erbreitung ber beften Sl^abarberpflanjen, gefunbenen Rheum palmatum tanguticum ber Sieferant bes eckten Sl^obarbers. ^OB igauptoerbreltungsgebiet ber 1,5—2,5 m ^o^en, breite, ^anb^ förmige, bunkelgriine Blätter unb meige 93lüten aufmeifenben offiai^ neUen Sl^abarberpflanje ift ba» Hochplateau t)on Dfttibet unb bas meftc^nefifc^e (Sebirgslanb ^mifc^en bem flauen unb (Selben Sriug, bas 2U bm ^roDinjen Sje^tfc^man unb &an^]u gehört SHe ^aupU maffe bes Sl^abarbers kommt üon Rheum officmale aus Ofttibet imb ber c^efifc^en ^rot^inj S^e^tf ^man, nur ein geringer XeU nörblU!^ baoon aus ber ^rooinj ^äan^^fu von Rh. pahnatum tanguticum; unb 5mar mirb bie befte ©orte uon milbmac^fenben ^flanjen gemonnen. 2)er ma^rfc^einlic^ nur in geringen Sllengen angebaute Sl^abarber gUt als minbermertig. Vioä) fe^r Diel geringer an toirkfamer Subftanj ift natMU!^ ber in (Europa gepftanjte ec^te Sl^abarber, mas leicht bt^ greiflic^ ift, toenn man bebenkt, bal^ er in feiner gelmat In 3 4000 m ^6f)t gebellt unb bis 6300 m i^i^z ftelgi 3ur (Seminnung ber offl^ Slnellen 3)roge benufet man mlnbeftens 8—10 3a^re alte fiflonjen, beren SBurjelftöcke kurj uor ber S31fite}elt unb urteber uor ber Qamm^ reife gegraben, uom oberen Xett unb ber «Inbe befreit. In kleinere @tacke gefpalten, burc^bo^rt unb an Sc^nfire aufgesogen }lemll(!^ ober^« ^dßöi, teUs an ber Su^ teUs am Ofen getrocknet merben. Sonn geUmgen fle an bie grogen j^fer, bie fle vollkommen pu^en, fortleren

20*

308 2>lc VTjnttpflanien.

vmb noi^ belT« trotfutöt 3)ie Wmz kommt bann in gro^m, ougen mit geltiem ober totem ^o^Hei übergogenen vxib mit (^ine[iT(^en Streift: jeU^en [Iflnietten, Innen mit 3tnbblec§ ausgefdjU^enen Sijtm ou» bet ?Ptooii^ ©<^en=n bem (Selben ^luß entlang nad) lienstfin unb 5pfr> fting, au9 bei ^looinj Q^iJjdfman mit bem ^auptftopdph^ Stnon» fu0n bem Stauen ^luEt entlang mu^ ®d)angst)ai unb aue Xibet unb ^ün'nan jum Zeil aud) bem ßlblidiecen ^Qietlflug entlang nad) Santon in ben ganbel. Sie befte, oxangegelbe 6oite flammt au« Sc^ensfi unb i{t auc^ meitous bie teueifte; bie anbem, billigecen Sot* ten finb oAergelb unb toeiben ^awpt^äöHUti non bet grogen gon^ bdsftobt gan'^kau am SOUtellauf be« flauen ^luHee aus ousge« ftUftt, oon mo bet mei|le$l^abatbet Qbet@4angst|ai in ben SI!ettf)anbe( gelangt

2)et Sl^abai^et enthält als

pttmäte Silbungen bet ^flon^e

jnwi «Stuppen oon Sl^Koflben,

nfimlii^ bie abffiE)tenb mitttenben

ttnttttoglgkofibe unb beten SpaU

tungsptobu^, untet benen bie

O^tgfop^anfäuie, bo» (Emobin imb

bas 9l^ein bie tnit^tig^ finbi unb

bie nii^t obfil^ienb, mo^l abet iw=

J8iii>7i. »er »lüKnponb bet offiitneUen [antmenaie^enb roitSenben Sanno=

««abatberpflanje (Rheum offlclnale). gtg&ofibe unb beten 6paltung«=:

ptobukte. 2)a^et kommt ee, bog

kleine 2)ofen Sl^abatbet ftopfenb bui(^ lefttete unb etft gtögete ab»

ffl^enb but<^ et^ete mitken, inbem bie (Slgkofibe im 1S>axm langfom

gefpalten toetben. Skibei mitb glei^5ettig bie SlbfotUierung bet (Solle

angetegt

(Eine bem c^inefifd^en Wfabaxbti ä^nli(^e SBurgel liefett bet in Sftbtuglanb unb Sibirien ^eimifc^e pontif(^e Sl^abatbet (Rheum

!^ie Ktgneipflanaen. 809

rhapontlcum)^ ben man, ote er burc^ ben Sotanikprofeffor ^rofper SUpitio in $Qbua befumnt tmirbe, lange 3^ \0x ben töjitm W)abcabtx tfiOt SBo^tfc^einlic^ tcrirb ber grögte Xett be0 rha ponticum bet Sitten tm» Vfm beftanben t)abtxL SBenn ouii^ ^^m&d^tt ote ber ä)iat> {ifc^e Sl^abarber toirkenb, urtrb er ni^t nur in feiner ^j^ntot unb im SDorgenlcmbe, befonber0 Werften, fonbem auä} feit ber SEitte be0 18. Zofytfimtbtct» in (EngUmb, ^avkxAdi, 2)eutf(!^lanb, Cfterreic^ unb Ungarn im grogen ongeppan^t unb in btn ^nbü gebrac^ (Er niirb nomentttc^ in ber Xierorsneifombe feiner größeren Sittigfiett roegen viü Denoenbet 3^ (Englanb begann um 1800 ber Slpot^efier !s>at^ wcab in :&anbur9 bei Dsforb feine Suttur in größerem Stile, bie bamt feit 1845 einen btbtuttttbm Sluffc^tmg no^nt SHe gouptkutturen Srranfirei(^0 flnb in ben 2>epartement0 SEorbi^an, 2>oub0 unb 3f^re. (Ein Xeil ber roirkfamen Seftanbteile ber eckten Sl^obarberrouisel \tfß in bm von biefer tlrt gewonnenen 99?ur}etn, bie ouc^ bfinner finb.

Slac^ ber (Entbecfetmg ttmerifcas ^ieUen befumirtttt!^ bie Spanier biefee Sanb suerft fflr bm öftlic^en Xeil Stfien« unb bemühen fic^, auger bem C^olb, bo^ fie in bem Dom 93)ene}ianer SEorco $loIo ote fe^r golbreic^ befc^riebenen Sanbe 3^ang;a (Z<^^ 3^ flnben hofften, ixa^ bie roicl^tigften afiotifc^en (Benrilrje unb Str}neibrogen ^u be« kommen, vm fic^ an bem bomit ju treibenben igonbel ^u bereichern. Unter ben 2)rogen, bie Solumbu0 in feinen erften Briefen in bie ^^ mot ermähnt, be^nbet fic^, fo fpesiell in ben SSriefen oom 4. unb 14. Sn&r} 1493, ouc^ Sl^abarber. 2>iefer amerifuinifc^e Sl^abarber ^at fi(!^ ate bie knottenförm^ angefc^moUenen, abftt^renb mirkenben SBur^ 5eln oerf(!^iebener SBinbengemäc^fe ermiefen, unter benen bie fc^on lange t)or ber Einkunft ber Spanier in 90esiko ate StbfO^rmittet vtt^ toenbete ^^tapenmurjel feit SInfang be« 17. 3^^^unbert0 audf in bm Sb^neifc^a^ (Europas eingeführt nmrbe. SHefe feit 1636 beuflU^er erkannte SBurjel, bie ber Spanier SHonarbe^ ^uerft in ber f^rotrtn^ 9Ile(!^oacan in SHesiko kennen lernte imb ate Sl^abarber t)on W^oa^ can in jenem Zaijite bef(!^rieb, figurierte in ben europäifc^en !^gen^ 9er}ei(^ffen bt» 17. unb 18. Zaf^xf)unbtct» ate SSec^^oacannatmirsel, b\» fie iu SSeginn be0 19. 3<^^r^unbert0 mu^ bmx mesikanifc^en Se« 5ug0orte 3^^<^ ^on ben SQarfeiUem ben Slamen 3<^^^UQ^ ^- ^iett. 2>ie SQutterpflanse aber lernte man erft 1829 bun^ doi in ^fjlüabüp^a kennen. Sie kam bann 1830 juerft na^ (Europa buri^ Sd^be, ber i^r bm Slamen Convolvulua jalapa gab. :|^eute toirb fie aber meift nad^ :&agne ato Ipomaea purga bejeic^net !S>ie 3<^^^

310 ^ie ^lisneipflanien.

tohtbe tfi eine am 6\äiä)m 8U)^ang ber mti^kcmi\ä)m (£orbiUere in :&ö^en Don 1200—2400 m toilbtoacl^fenbe cmdbouembe Sc^lingpfbrnse, bie au^ cai manchen Drten ber Ztopm tote auf 3<unaika, in @üb« amerifto, auf d^ton unb in Oftinbien totititrtert toirb. 2He toabiug^ b\» fauftgcogen :^oUen toetben ba0 ganse Z^fy^ ^inbutc^, befonbec» aber am (Enbe ber Slegenjeit im SQai gefammett, an ber @onne, in feiger $lf(!^e ober, in einem 8le^ aufgehängt/ über freiem Breuer ge^ trocfmet Z^ le^em SraUe erhalten fie ein berugtes Slu^fe^en unb etmad igar} tritt au0. Um ben Slu^trocfmung^proseg }u befd^Ietmigen, toerben bie größeren SnoUen burc^fc^nitten; nur bleine lägt man gon}. Sie finb ^art, feft unb fc^n^er, erfci^einen äugen btmkelbraun, runielig« innen toeiglic^grau, faferig, riechen eigenartig unb f(^me(ften anfange fflglU!^, ekelhaft, bann fc^arf, im Slac^en lange ^aftenb. :|^aupt^anbeld^ pla% ber nur üon xDilbmac^fenben ^flanjen gefammetten ecl^ten mq^ fumifc^en 3<^^^ ^f^ ^^^ mesitumifc^e ^afenort 93era (Sxai, Don mo bie 2)roge in SBallen von 50 kg (Setoic^t efportiert roirb. Site midi^ tigften SSeftanbteil ent^ölt fie ba^ juerft 1634 burc^ Slusiie^en ber SBurjelknolle mit SBeingeift gen)onnene, bte ju über 20, meift aber ju 10—13 ^rojent barin enthaltene 3<^^^^f ^^ ^^^ 95 ^rojent eine^ in Slt^er unlS^lic^en harzartigen (ßl^kofibs (!k)nt)Oloulin unb ju 6 ^rojent be^ in Stt^er lö^^lic^en ^oaxie» Z^^^^ befte^t Slu0 erfte^ rem merben im 2>arm bie (!k)nt)otoulin^ unb ^urginfäure gefpalten. Zn ber SBirbung fte^t btefee ilbffl^rmittel in ber 99litte itoifc^en W^a^ barber unb Stloe, inbem e0 nic^t fo M^t oerftopft, mie erfterer, unb aadi ni(^t fo ftark bie (Beb&rme retgt, mie le^tere.

Site braftifc^ed Abführmittel mirb ba0 (Summi^arj einer altmelt« liefen 99?inbenart (Convolvulus scammonia) ate @cammonium Der* n^enbet SHefed f)Qt feinen Flamen t^om griec^ifc^en skämma, ba0 (Begrabene, unb taurbe fc^on im äUtertum gebrauc^it, aber nac^ 2>i066u* ribe0 fc^on ebenfo Derf&lfc^t taie ^eute. 93on ber im oftlti^en SQittelmeer« gebiet bte jum fiaufiafue ^eimifc^en, in ^Kleinafien unb Serien ftellen^ taeife häufigen atisbauemben ^fange roirb ber eingetrocknet bräunlich« gelbe bid bunftelbraune SQilc^faft au0 ber bloggelegten SBurjel Dermtttelft (Sinfc^nitte^ geo^onnen. (Er \^mtösd kra^enb, bitter unb riecht htm 3alapen^ar5 cl^nlic^, befielt au0 10 ^rojent ^arg, unb gmar gtmt grogen Xeil au0 Z^^^^9 i^^^n ^^^ Becker, (Summi tmb (Serbftoff. Zm SQittelalter tourbe er öfter unter ber SBegeic^nung 2>iagrgbixan argneilic^ Denoenbet, kommt aber ^eute nur gang au0na^m0n)eife gur 3lnn)enbung.

2)ie Slrsneiirflanaen. 311

igftufiger vsAxb ba» ^obop^gUin angenianbt, ba0 t)on einer an fc^otttgetti feueren Stellen bet Soubtaälber bes otlontifc^en Slotbamerika toac^fenben ftctubigen 93er6eribee mit 5— 9Iappigen fßl&ätttt, grogen, toeigen, nidienben Blüten iinb eiförmigen, gelblichen, etn)a einer Ueinen 3itrone o^nlic^en, trtelfomigen Srrüc^ten mit [äuerlic^em, egbarem ^mä^U fleifc^ gewonnen toirb, inbem ber toeige, iiriec^enbe SBurjelftocfe mit SUko^ol mi0ge2Ogen imb biefer fpirituöfe Slu^^ug mit SZJajffer gefällt rotob. 2)00 fo gewonnene ^obop^glttn fteUt ein jitronengelbe« bis orangebroune« omorp^e^, bittere» ^utoer bor, ba» 12 flrojent igor} mit ben obfü^renben (Btgkofiben ^obop^^Ootosin unb ^iikxopobo^ p^^Uin enthält SIuc^ äugerlic^ urirb bie 2>roge oto ^outrei^enbe» SKittel ongemanbt 2)er SaSurselftocfi biefer ^flan^e mürbe x>on alter» ^er t)on ben 3^t<^^nt }um Sanieren oermenbet 3^ 3<4^^ 1^820 mürbe bo» barau» gemonnene ^or} in bie ^^armokopoe ber 93er:» einigten Staaten, 1864 in biefenige (Englanbs, fpäter an^ in bca beutfc^e, öfteneic^fc^e unb ft^meijerifc^e Slrjneibuc^ aufgenommen. 2)em SBurjelftocfe biefe» norbamerikanifc^en Podophyllum peltatum ift berfenige be» Podophyllum emodi au0 iKafc^mit unb bem Sübab^ang be» :|^imalafa auc^ in ber SaSirkung fe^r ä^nlic^. Shu^ er mirb x>on ben eingeboren in berfelben Sßeife gebraucht

Uralt ift bei bm kulturt^ölkem 93orberafiemf unb be» SHittelmeer^ gebiet» bie Slnmenbung ber Slloe ato Slbfü^r^« unb SBunb^eilmitteL ®(^on 2—3 3<^^ttaufenbe v. dfyc. mar fie in flg^pten unb SSabglonien im C^ebrauc^ unb mürbe unter ber femitifc^en 93e}ei(^mmg halaJ, mo» bitter bebeutet, au» ben fiüftenlänbem Oftafrifta» eingeführt SHe (Sriecl^en unb Slömer lernten fie fpäter unter bem Flamen aloe fiennen. sn^nlic^ toie ber ältere ^liniu» fagt fein S^znoWt !^o»kuribe» t>on ifyc: i,!S>ie meifte SUoe mäc^ft in 3^bien unb Don bort kommt auc^ Ujit Soft in bm iganbel; meiere mäc^ft auc^ in Slrabien unb föein^ afien, mie auc^ auf einigen Z^\^ i* ^* Slnbro», boc^ mirb i^r ®aft an le^tgenamtten Orten nic^t gefammelt, aber xmxi legt bie 3er« quetfc^ten 931ätter auf SBunben. 99Xan imterfc^eibet ^mei Slrten von SUoe, eine fanbige unb eine leberfarbige. Seibe merben mit (ßummi nerfälfc^t, mca fic^ jeboc^ burc^ btn (ßefc^mack, bm SQangel an fßüttt^ Mt unb buri^ ben (Beruc^ oenät, aud^ lägt fic^ ber Derfälfc^te nic^t 3tDif(^en ben ^ringem 3U feinem Staube jerreiben. 3nnerU(^ mirb er oielfai^ al» Slrjnei gebraucht, äugerlic^ aber in f^utoerform auf Sßun^ bta geftreut" Z^ mittleren unb nörblic^en (Suropa mar bie SUoe feit bem 10. 3<^^t^unbert im (Bebrouc^ unb mirb 5U biefer 3^it in

312 2)ie 9(t3neipflan}en.

angelfä(!^fif(^en Strsneibflc^em angeftt^tt 2>eutf(^Ianb ^ot befott:^ ber0 btt gelehrte 2)ominUumer Wbexta» 9na0nu0, ^raf x>on SoUftftbt (1193—1280), ütel 5U i^rer (Sinffl^rung beigetragen.

SHe Shroge ift ber eingekochte SQUc^faft cm0 ben SSIättem oer^ fc^iebener SUoearten qu0 bem tropifc^en unb fubtropifc^en älfrUut, be^ jonbere bem iSopIanb. 2He offiaineUe fiop-SUoe toirb faft ousfc^Iieglic^ Don Aloe ferox getaonnen, toeh^e im [üblichen tmb füböftttc^en Sop» lonb öftere biegte »eftänbe bilbet ®0 ift bte0 eine SUioaee mtt 1 bis^ 1,76 m ^o^em, meift einmal gegabeltem Stamm, blöulic^grünen, untei> feitd meiggeflecftten, nic^t nur am Sianbe, fonbem meift aiu^ an ber Ober:: unb Unterfeite ftac^eligen Sl&ttem unb einer grogen Xraube non purpurroten, an ber ®pi^e grünlichen SBUiten. 2He befte Sorte Don SUoe mtrb baburc^, unb jmar meift t>on ben (Eingeborenen, ge« tDonnen, bag man bie abgefc^nittenen fleifc^gen Slätter mit ber Schnitt:» flä(!^e nac^ innen unten ring0 um eine über eine flache SobenDerties^ fung ausgebreitete gegerbte Slinbi^^aut berart oufftapelt, bc^ ein fiuppelartiger SBau t^on etma 1 m $ö^e entfte^t 9la(^ einigen Stun^^ bta merben bie Slätter einfach beifeite geftogen tmb ber von felbft au0 t^nen gefloffene 6aft in ein (Sefög gefammett unb abenbe über freiem Breuer eingekocht, roobei fleigig gerührt merben mug, von bos einbrennen besf elben ju oer^inbent 9loc^ beffer ift es, i^n langfam an ber 6onne eintrocknen ju laffen. 3n le^em OraUe fc^eibet ffa^ ba» SUoin bee Saftes kriftaUinif(J^ aus unb es entfte^t bie, roie nrtr Dot^in erfuhren, fd^on von SHoskuribes unb ben anbem Strjten bes SUtertums unterfc^iebene matte, leberfarbene SUoe, mä^renb bie einge^» kochte, burc^fic^tig, glönjenb unb ftatt rot bis hellbraun mie bie vorige infolge Don Ilber^i^ung fc^marj gemorben ift <^e geringere ©orte toirb butc^ Sluspreffen, unb bie fc^Iec^tefte burc^ Sluskoc^en ber SSIStter geo^onnen. ®ie rie^t eigentümlich unb fc^meckt miberlic^ bitter burc^ btn in i^r enthaltenen SBitterftoff SUoin, ber in SBaffer löslic!^ ift unb ftark abfü^renb nrtrkt Bremer finb barin 30—40 ^ro^ent SUoe^arj, 0,2 ^rojent 3lloe^(Emobin unb ©puren öt^erifc^en Cles enthalten. SHe burc^ Sluskoc^en ber 93l&tter gemomtene geringfte ©orte toirb t^rer SBo^lfeil^eit megen nur von Xierärjten bentt^i Z^ 1^6- 3^i^^unbert gelangte bie fiultur ber Aloe vulgaris nac^ ©übeuropa unb btirc!^ bie ©panier na6) SaSeftinbien. ©eit 1693 ift bie SBarbabos^Slloe im engli^ fc^en :&attbel, toä^renb bie iSap^s^Uoe erft feit i^rer (SetDinntmg bttrc^ btn aSuren $eter be SBett aufkam. Sltis ber Sarbabos^^SUoe ftellte bcom btt (Sbinburger Slpot^eker X^omas ©mit^ 1850 als erfter bca SUoin

2»t «ijnetpflanien. 313

box. 3>ie ^eute meiß oon Suro^ao ftommenbe SBaibaboiMiot miib in Kalabaffen iinti biefe batm in Raffet onpatbt, w&fycmb bie gebiäud)» Ui^ete ^ofMSUoe jtan XcU in Uffen^äute, de bem bUligften fSerpaikimQ»* matettal, oemä^ in Stften in bm l^onbel gelangt unb fo cmf ben fionbonei unb ^ombucget Sluktionm oecbauft loirb.

I6UI> 72. a)l( orrifttmUc Sap'Vlot (Aloe lerox).

SSon einem itnft^einbaren gfilfenfrüi^tler, ber Cassia angusüfolla, einem im mittleren stugebiet oon Slffuan bmäf SJongola bis fioibofcm ^eimifttien, 30—60 cm ^o^en Gtnmd) mit poariggefiebeiten SBiättem, Itammen bie com SSoUte als SU)f(U)rmittel fe^i belid>ten ®enne«s blattet, bie oom 3uni bis ^tjfmbet gefummelt loertien unb ge« trodmet meip Ober <£nglanb in ben ^onbel koounen. Sie finb 1 bis

I

314 ^e ttrsnetpflansen.

3 cm long, eiförmigr leberig, mattgtfin tmb enthalten auger 6enncu St^onmettn, Senno^CS^rgfop^anfäure unb (Eiot^ortinf&ure ote eigent^^ liefen obfO^renben Stoff ba» 5U 0,8 ^rojent barin enthaltene @enna^ (Smobin. SHe alten (^ec^en unb 3lömer bannten biefe 2>roge noc^ nic^t Sie n^urbe erft feit bem 9. ^^^t^unbert bnrc^ arabifc^e Slr^te unter ber SBejeit^nung sannä in (Suropa bekannt, bo(^ n^urben im frühen 91littelalter bie Orruc^t^ülfen, unb nic^t bie SBIätter ber ^flanse üon ben arabifc^en Slrjten üeriDenbet; le^tere kamen erft feit bem !!• 3ct^^^unbert immer me^r in (Sebrauc^, mä^renb man in neuerer 3eit mieberum bm J^ülfen me^r Slufmerkfambeit iummbtt fßom 3a^te 1808—1828 mar ber :^anbe( mit Senne^blottem in Stg^pten unter 9Eu^ammeb SUi monopoUfiert tmb Derpa(f|tet Site baburc^ bie greife ber IDroge fe^r in bie J^ö^e ftiegen, Derpflanjten bie (Englonber ben älnbau be^ @enne6ftrau(^e0 naiii ©übinbien tmb (S^eglon, Don mo ^eute bie grögte SEenge unter ber SBejeidinung XinneüeUg^^Senna üon Xuticorin au£^ über (Englanb in ben :^anbel kommt, mä^renb 5ur 3eit be0 &ggptif(f|en 9Eonopoto Xrieft ber j^aiqitftapelpla^ bafär mar.

alte gelinbe^ Slbfü^rmittel mirb ba0 fäuerlic^e 3rnuf|tmu0 einer anberen Seguminofe, ber inbifd)en Xamarinbe (Tamarindus indicaX gebraucht 2>iefer im tropif(f|en Slfrika von Slbeffinien unb bem oberen 9lUgebiet fübmeftUd) bi^ jum S^unbefi ^eimifc^e @(f|metterling0blfltler, ber ^eute überall in ben Xropen meift ate SUleebaum kultiviert mirb, ftellt einen 26 m ^o^en, bi^ 8 m @tammumfang aufmeifenben fc^at« tigen 93aum bar mit paariggefieberten SBIättem, gelblichen, piurpum geäberten SBlttten tmb geftielten 16 cm langen unb 2,6 cm breiten Srttu^t^ülfen, bie in 2erbred)Ii(f|er, gelbbratmer, rati^er Schale ein braunfcfimarje^ 9Ett0, unb in biefem runbttd)e, viereckige, glanjenb rot:» braune @amen aufmeifen. ijüi bie trockenen, vegetation^armen Sinnen« l&nber Slfrika^^ finb bie ate beliebtem Dbft unb jur J^erfteUtmg von erfrif(f|enbem 9Ett0 unb burftlöfc^enben Getränken bemi^ten Srtüc^te von ber größten SBebeutung. Sluc^ ba» gelbliche, oft rot geftreifte, ^arte, fe^r bauer^afte unb von keinerlei Infekten, felbft nic^t ben Xer« miten, angegangene Stamm^ol} ift ate SBerk:: unb 2)re(f|fler^o(3 ^oc^« gefc^fi^ 2>ie alten Slggpter kannten ben SBaum ate nutem, b. ff. 6^otenbaum, unb manbten bas angenehm f&uerlufie SEtt^ feiner Srrüc^te ate abfü^renbe Slrjnei an. 2)ie übrigen fitilturoölker be? äUtertums ermähnen bie 3rnicf)t noc^ xüd)t, fonbem erft bie arabifc^en Schrift« fteUer bes SEittelatters unter ber SBejeic^nung tamar hindi, b. ^. in« bifclie 2>atteln, morau0 bann unfere ^Benennung Xamarinbe ^ervor«

2He 91r5netf)flan5en. 316

ging. SHtrc^ 95ermitt(ung bet arabifd)en Sttste totirben Me Xomattnben« f(f|oten tmb bo^ baxam ^ergeftellte WBLu» tn bie europ&ifc^en Slpot^ekm eingeführt 2)ec erfte europäif(f|e Slrjt, ber fol(f|e0 enoä^nt unb von beffen Slnn^enbung ate fifl^lenbem Slbffl^nnittel bei (SoUenftronfi^eiten fptic^i, ift 3o^^nne0 Slctuortud im 13. 3^^^unbett SBei ben alten beutfc^en 9t}ten finbet fic^ bafflt bie SBe3eid)nung siliqua arabica, b. ^. axabi\ä)t 6(f|ote. @eit bem 15. 3ct^t^unbert fügten bie beutf(f|en $(pot^efien bie Xmnarinbe, bie ober niemote befonbere (Geltung erhielt (Erft in neuerer 3eit ift bo^ in SBonbonfdrm gebra(f|te Xamarinben^ mu0 von Srtonfireid) au0 oto tamar Indien gu SIbffl^r2n)e(fien me^r unb me^r eingeführt vooxbm. 3^^e SQürbung n^irb buxä) ben (Se^olt oon 8 ^rogent SBeinftein unb 15 ^rogent äBeinfäure bebingt (Sin au0gen)ac|lfener fßavm liefert 180—200 kg iS^xüd)U, beim 3nu0 überall in ben Xropen gern ate Kompott Derfpeift roirb. Vin» ben fiänbem am oberen Wl fiam ber ^rnu^tbaum \ä)on fe^r frü^ nac^ ^^^en, roo er im Sl^ur aSeba @u0ruta0 ate ambika angeführt n^irb. SBereits 1670 traf i^n i^emanbeg in Wtpko, unb 1648 SEarkgraf in SBrafUien angepflongt (SIeUfigeitig mit ber Xamarinbe rourben bie von orabifc^en unb perflf(f|en Strgten guerft erroä^nten getrockneten Srtü(f|te bt» urfprüng« lic^ ebenfatte im oberen SliLgebiet ^eimifd)en tmb von ba über bie Xropen beiber i^emifp^Sren Derbreiteten, bis 18 m ^o^en unb \ä)6nt SB&tme bilbenben 6(^metterlingdblfltler0 Cassia fistula unter bem Flamen 3lö^renkaffie in bie europ&if(f|en Slpot^eken eingeführt Slctuariti0 im 13. 3ct^^^unbert befc^rieb fie ate Cassia nigra unb erft SHefue fü^rt fie ate Cassia fistula an. 2>a0 ^onigartig riec^enbe, füg^ ftfjmerfienbe, braune SKu0, bas am ben 30—60 cm langen, 1,5—3 cm bic&en, fc^u)argen ober f(f|tDargbraunen, gt)linbrif(f|en, kurggeftielten, meift etmo^ gekrümmten J^iUfenfrüc^ten mit glatter, ^olgiger Schale gemonnen rotrb, enthält auger (Summi unb ^ektinftoffen über bie Hälfte be0 <ße^ wi(i)U» 3u(ker unb ttrirb als milbes Slbfü^rmittel für fic^ ober ate Seftonbteil von (SIektuarien benutzt 2)ie fügefte SBare kommt, ttrte ba» meifte Xamarinbenmus, au0 Dftinbien in g^linbrifdien, au0 berben Sto^rfp&nen gef(o(f|tenen Hörben in ben ^axibtl; bambm ift amerika^ nif(^e unb afrikamftfje Slö^renkaffie auf btm SHarkt 3nbien be* nu^ man bie jungen, unreifen Srrüc^te, mit S^cker eingema(f|t, ate Slb^ fü^rmitteL 3>ie fe^r gemürg^aft riecf)enbe Äinbe be» JBaume», bie ber ?PPange bie fonft nur für eine Slbart bes Simtbaums, bie Bimtkaffie, gebräuchliche ^Benennung Cassia oerfcfiaffte, ift fe^r reicf) an (Serbftoff unb ttrtrb bes^^alb melfacf) gum Gerben benu^t

316 ^e tltsneipflanaen.

Site btaftif(^e0 Slbftt^nnittel bet äSaffetfuc^t biente früher noi^ me^t oto ^eute bet eingebic&te [(fileimige, gelbe 6aft ebte? in 6üb^ unb J^ittterinbien tixufifenben 16 m ^o^ SBoume^, Oaicinia hanbuiy, bei ate (Sumntigutti in ben iganbel konunt fßon ben (Singeborenen tDurbe er f(f|on I&ngft atjnetltc^ unb tec^nifcf) Denoenbet, ate i^n bie (Sutopäet kennen lernten. 3^tt\t enoS^nt i^n ein (f|inefif<^er ^fen^ ber, ber von 1295—97 ftambobfc^a befu(f|te, tinter btm 9lamen Mang- hwang. ÜAe erfte $robe baDon btaä)tt ber ^ottänbif(f|e Slbmirol 3- t)an 9le(k nodE) (Europa; von ifjim erhielt (Hufiud 1603 boDon unter ber mQlatif(f|en SBegeic^nung gutah jemon, b. f). heilkräftigem <&uwmU ^or}. 1611 nuufite ein 'SBomberget Slrgt, 9Ei(f|ael Sleuben, ben erften mebi2inif(f|en (Sebrau(f| bcmon. 1661 na^m :^orftiu0 bca SEittel tu feine Pharmacopoea catholica auf, unb 1761 erkannte 9leumann bie 9latur ber 2)roge ate ein (ßummi^arg. a3on 20—30 !iaiftt alten SB&umen toirb ber gelbe SHttc^faft bmä) fpiralig um ben Stamm vtt^ laufenbe @(f|nitte Dor (Eintritt ber Slegengeit, b. f). von Srebruar bis $(prU Qtmonntn, in 50 cm langen unb 6—7 cm bfaken SBambumro^ren bmä) Srrpftrmen am Breuer erhärtet unb bann bie ftangenförmige rot:' gelbe SKaffe ate Sld^rengutti in ben :^anbel gebracht (Er ent^&tt bur(f|f(f|nittli(f| 77 ^rogent J^ar}, etroam in äUko^ol lömUc^m (SumxtA^ guttigett) unb 12 ^rojent (Sunrntl SHe braftif(f|e SBirkung ber be^ rfl(f|tigten 9EorifonpiUen ift mefent(i(f| auf i^ren (^e^alt an (Summiguttl gurückguffl^ren, ber in ftörkeren 2>ofen leicht SSergiftungen ^eroorruft

(Ein anberem, f(f|on in fe^r kleinen Snengen augerorbentUc^ heftig abfü^tenbes unb, in bie :^aut eingerieben, in kurzer 3^ ^ne ftarke :gautent3flnbung mit ^uftelbilbung ^erüorrufenbes SEittel ift bam ftrotonöl, bas au£^ ben gerftogenen, gefc^älten, reifen 6amen einer 6 m ^o^en, fe^r na^e mit ber Sliginumftaube üermanbten Sßolf^milc^^ pflange, Croton tiglium, bei gelinber SBärme aumgepregt n^irb unb ein bi(ke0, braungelbes, etmas unangenehm rie(f|enbe0, 5unöc|ift milbe, aber fe^r balb f(f|arf brennenb fc^meckenbes £)I barfteUi 3^nerli(^ bringt fd)on Va Xropfen mit ^uöitt t^errieben mu^ einer falben 6tunbe eine 9b(0leerung ^eroor, loä^renb 1 Xropfen übrigens bie grögte (Babe, mtl(i)t innerlich ate i^eilmittel t)erabrei(f|t roerben barf fc^on Aber ein 2>u^nb Slusleerungen mit ftarkem 2>rang ^emorruft. 2)a0 mixk^ fame ^ringip ift bas krotonolfaure Xrigl^cerib unb bas ftroton^arg, auf müdf legerem bie blafenjie^enbe (Eigenf(f|aft bes files beruht 6o bient es auc^ ate SBanbrourmmittel unb ftugerlic^ gu ableitenben 6alben bei Sl^eumattemus unb Sleuralgien. 2>ie SB^kanntfc^aft mit biefem

Sie Slrjneipflanaen. 317

£)Ie oerbanftt ba» SIbenblanb ben orobifc^en Slt}teTU Um0 3<^^r 960 trat e0 6ecQpion bem SUteten, unb 60 3^^e fpfiter Sbtcetma (eigent« UcE) 3tm ©tna, bem Setbor^te mehrerer Sultane, geftorben 1037 in ^gomobon) bebonni 1678 lieferte 2>'Slcofta eine genauere Sefc^reibung td^t nur be0 £>lt», fonbem au(f| ber in Oftinbien ^eimifc^en Stamnu pflanze, bie auger ^ier unb in (feglon auf 3<^ar ben ^^Uippinen unb in (E^ina lutttitriert toirb.

(Sin uraltem $lbfa^rmittel finb enbttc^ bie fauftgrogeui runben, gelben Srrflc^te ber in groger 9Eenge bie SBüften 9lorbafrika0 unb SBeftafien« bemo^enben SBittergurfie (Citrullus colocynihls), bie einft, ficax^&äßä) ben Strängen ato Sla^rung bienten unb ate Holoquinten arjneitic^e SÜenoenbung fonben. Sie finben fic^ bereite im SUten Xefto« ment ersoä^nt, unb nrie fd^on J^ippokrate^, vmxmibtt {ie oxid) 2>io0^ foiribei» unter ber SJejeUfinung kolokynthis, b. f). (EingetDeibebemeger, oto SlrsneL SBefonbers von ben arobifc^en Strjten nmrbe biefe von ifyxtn handal genannte !I>roge oiel vtttvanbt unb be^^alb bie Solo^ quinte fc^on im 10. 3tt^^nbert auf (Supern unb in Spanien ange^ pflonjt. Site Slrsneimittel roerben bie Srrfii^e in angelfa(^fif(f|en Slrjnei« büdftcn be0 11. Z^^^^^^^ angeführt (Segen ^albfettiges Ropfwt^ tfl^mte fie fc^on SUq^anber Xrallianu^ im 6. Z^fy^^^^^^ ^^ 8^ trockneten, gef(f|ä(ten 2rrü4)te kommen au0 Spanien, 9Qarokko, Serien unb neuerbings in komprimierter Srorm au0 ^erfien unb Oftinbien in bm ^^onbel unb enthalten befonbere im 2rtu(^tfleif(f| einen glgkofibi^ f^en Sitterftoff, ba» (£k)(ocgnt^n, 5U 0,6—2 ^rojeni Sie geröfteten Samen ber ^loquinte roerben übrigens t^on ber ärmeren SBeoölkerung ber Sa^ra ate toiUkommene Speife gegeffen.

(Sine fd^on im SUtertum fär ben Slrjneifc^a^ roid^tige ^fimt^t bttbete ba» Sflg^olj. (S0 ift bie0 bie ungefcf)älte SEBurael ber in Sflbeuropa unb im fübiDeftli(f|en Slfien bi0 ^Mlen ^eimifd^en, bid 2 m ^o^en, ou^bauemben fieguminofe, Glycyrrhiza glabra, mit bid 20 cm langen grieberbUtttem tmb violetten SBIüten in Xrauben. Z^ ben ^pokratifcf)en Schriften toirb fie gtoar nur einmal ermähnt, aber bie fpftteren grie(^if(f|en iQrste benutzten fie cd» glykyrrhiza, b. ^. Silg^ murret, häufig ate f(f|leimlöfenbei9 9Eittel bei lauften. SBei ben römifd^en Slrsten figurierte fie al0 radix dulcis, voa» ebenfalte füge SBurjel be^^ beutet 9lod) ällecanber Xrallianu0 im 6. 3a^^unbert benu^e fie trtel. gegen aSruftbefc^roerben. Hnter ben non fiorl bem (ßrogen in feinem capitulare de villis 00m 3(^^ 812 5um Slnbau empfohlenen Slu^pflanjen flnbet fie fic^ nid^t, boc^ toirb fie Don ber ^eiligen igilbe«

318 S)te ^Iraneipflanaen.

fiorb, Ütbtiffin be0 öfters SUippertoberg bei Sinken (1098— 1297X ate liquiricium oufgefO^rt, tooroiu^ bann bo^ beutf(f|e Sakri} unb bo^ fron« 2öfif(f|e röglisse ^emorging, otte? ncüXxlid) Slblettungen be0 grlec^ifc^en glyki^hiza, boB um f(f|on bei bem Schüler bt& Sltifiotele^, Z^eo^ p^raft (390—286 x>. (E^r.), entgegentritt 2>ie bid 2 cm bicke, gelbe Süg^olamutjel enthält ato iDefentIi(f|ften SBeftanbtett ba» ote Süg^ol}:« surftet be3ei(f|nete (Slgcgn^isinr ein an Sicäk gebunbene^ (Sl^kofib, ba0 5U 6—8 ^rosent batin entgolten ift Z^ 15. 3fl^t^unbert würbe oon ben aSenebifitinem in ^Bamberg bie fiultur be0 6ttg^ol2e0 in 2>eutfd)^ lanb eingeführt unb meift t)on ba au» bie beutfd^en Stpot^eken mit biefer 2)roge Derforgt Seit bem 13. 3^t^unbert mirb es in !S^\m, oorjugstDeife in fiolabrien tmb 6i}ttien, befonber^ aber in 6panien fiulttoiert, von roo e0, im SBinter au£^gegraben unb in aSfinbel t^on 30—35 kg (Kerntest Derpodü, in ben :^anbel kommt Vud) au0 SUb^ frankreUf), SES^ren unb Serien, roo bie ^lonse im grogen kultiüiert roirb, unb au0 ber Umgebung oon Sm^ma, mo man \it von tottb^ iDoc^fenben (S|emp(aren fammelt, toirb fie teite ate foldtie, tirito auf Sakrisenfaft verarbeitet, exportiert 2>er eingekochte Sakrigenfaft mar \(i)on bem 2>io0kuribe6 unb $Iiniu0 bekannt; in 2>eutfc|)(anb ermähnt i^n 5uerft ftonrab üon 9Segenberg, ber 1374 63}&^rig ato Sanoniktt0 am 2>om gu Slegensburg oerftorbene SSerfaffer ber erften in beutfd^er 6pra(f|e gefc^riebenen 9laturgef(^i(f|te. 1460 treffen mir i^n in ber Slrgneilifte ber 6tabt ^ankfurt a. SHaitt (Sr toirb bmd) Vxuskod^tn ber 5erquetf(f|ten minbermertigen SBurgeln in Sßaffer mit nac^^erigem (Sinbampfen gemonnen unb bient auger ote (Befc^mackskorrigen^ für Slrgneien auc^ in ber ^Bierbrauerei Sluger bem jübeuropftifc^en unb afiotifc^en 6flg^o(5 kommt eine gef(f|ä(te, fogenannte ruffif(f|e Ubart von ber SktrietSt Olycyrrhlza glandulifera in grogen, bmä) eifeme SBSnber gufammenge^altenen SBaUen von 80—100 kg in ben j^anbeL 6ie roirb befonbere bei 6arepta unb ben Z^\^ ^^ SBoIgamflnbungen im grogen angebaut unb ii^re SBurgeln merben ro^ Aber Slftroc^an naä) SKo0kau tmb @t Petersburg, mo fie erft gefc^fitt merben, au6^ geführt (Sin anberer, meift t^on roUbmacfifenben ^flanjen an ben Ufern be0 Ural gefammelter Xeil kommt t)on 9lif^ni}:«9Iomgorob au0 auf ben 9Earkt SHefe eigenartig fttg fc^me&enbe 2>roge gilt ate bas befte ©flg^ol}; auä) bei i^m ift bie J^erbftemte reicher an (Sli^cgnffiibx ote bie 6ommeremte. Sr^ft ebenfogut in ber QuaUtät ift ba» in grogen aUengen in 6ibirien, Xurkeftan unb ber SlZongoIei gefammelte unb eine befonbere ^^anbetemarke bilbenbe djint\i\ä)z @flg^oI} oon Olycyr-

2)ie 9(ranfipflanaen. 819

rhiza uralensis, bQ0 p^aima&ognoftifcl) toefentlic^e Untetfc^ebe t)om tuffifc^en unb fpanifd^en jeigt

S3on einigen bem Dotigen fe^r no^e t^erxDonbten Sc^ntetterlings^s bUttlem mi0 ber (Sattung Astragalus tnirb in ^einafien, Serien unb ^erfien ber oto SBinbemittel in ber Xec^nik unb Slrsneikunbe triel Qt^ brauchte Xragantgummi gen)onnen. <Er tritt ote bei gutem SBetter innerhalb 8 1 Xogen er^ärtenber Schleim , bei feu(f|ter 993itterung burc^ entfpre(f|enbe aSotumsuno^me freiniiUtg, bejie^ung^rDetfe burc^ {uföllige SSerle^ngen ber 3linbe burd^ Z^\^^^ ober loeibenbe Ziere, in ber Siegel ober burc^ künftlic^ ongebradtite (Sinf(f|nitte aus Stamm unb Elften jener bomigen SBttfdie unb nrirb in farblofen, gelbtt(f|iDeigen bi0 br&unlic^en SBl&ttem ober Römern gefammeli 2>ie Sortierung in bie nerfc^tebenen i^anbeteforten gefc^e^t meift in Sm^ma ober SLon^ ftontinopel, Don roo }&^rtt(f| etioa Va 9EiUion kg in bm jganbel ge« langen. SBefonber« grog ift ber Sebarf in ber fiattunbruckerei ate SSerbicfiungsmittel für gr^rben, in ber Slppretur t>on Seibenroaren tmb 5um <ßlön2enbma(f|en von So^eber. ®r quillt in 993affer ftark auf, gibt geputoert mit 20 Xeilen Sßaffer einen berben, vit^ati) caxd) gu filiftieren benu^en Schleim unb enthält auger einem in SBaffer Iö0^ liefen Gummi f)(mpt\ä(tß^ ba» in SBaffer queUenbe, unlösliche SSafforin, ein ^olgfacc^arU). 2)er Xragant roar fd)on ben alten (Mtd^tn unb Slömem ate tragacantha bekannt unb tourbe t)on i^nen te(f|nifcf) tmb mebi3inif(f| benu^ X^eop^raft nennt Sreta, ben ^eloponnes unb SKebien, b. ^. ba& Gebirge im Slorbtoeften bes heutigen ^erflen ato bie :^eimat ber i^n liefemben ^flanjen, unb ÜHoskuribes fagt, ber befte fei bur(f|fic^tig, glatt, faft fflg. (Sr toirke toie (arabif(f|er) Gummi, roerbe in älugen^eilmittel getan tmb gegen SSruftleiben eingenommen. @ein 3^9^offe ptttius ber SOItere nennt SEebien unb Sl(f|aja ate i^uptbejugegegenben ber 2)roge unb fügt bei, bag ein ^Pfanb bax>on 5U feiner 3^ ^^ 2>renare (etioa 90 Pfennige) koftete. SHtrc^ bie arabifc^en Strjte lourbe bann ba» Stbenblanb mit bem Xragantgtmtmi bekannt 3um erften 9EaIe flnbet fi(^ bie 2>roge in 2>eutf(^Ianb im 12. 3a^r^unbert erm&^ni Um 1340 berichtet ber ^taUener ^egototti Aber draganti ate Slusfu^rartikel von @atalia (älbalia im ffiblid^en fileinafien) nAm bem Xragant ati0 Slomania, bem heutigen Griechen« lonb. 9leuerbing0 roirb ate Surrogat be0 Xragant^ ber fiutera^ gummi non ber 6 m ^o^en fieguminofe Maximilianea gossypium, mit grogen, geftielten asiättem unb gelben SSIiiten, in aSorberinbien ge^ tDomten. Sluger in feiner ig^imat toirb er in (£k)d)in(f|ina, 6enegambien

320 S)te tti^neipflansen.

unb auf ber 3nfel SHauritiu« ongep^st unb liefert ben bem Ztogont^ gummi o^nlir^enr in SOkiffer auc^ nur teUttietfe löelU^en Suteragummt, ber in berfelben Sßeife nrte ber Xragant vtttomhtt uiirb.

(Sin feit bem frü^eften SUtertum fe^r gefc|)&6ter (Sspoxtcaükü SlfriftOB ift ber arabifc^e ober Slfiasiengummii ber ^(uq)tfä4^ au6 6tamm unb Stften ber im STorboften Slfrifuts, befonbers im oberen 9lttgebiet roac^fenben, bi^ 6 m ^od) toerbenben (Summlafui}ie (Acacia Senegal) von bm (Eingeborenen gefammelt wbäi, um nic^t nur an bie grtemben nerfiauft gu toerbeUr fonbem in erfter Stnie i^en felbft ate roic^tlged Sla^rung^mittel gu bienen. 2>iefe (Summiakagie bilbet in Senegambien unb fiorbofan, im Stromgebiet bei» 933eigen 8ltt unb be0 Sttbora auegebe^nte SZÜftlber tmb befte^t am ftoc^^en Str&uc^em ober bid 6 m ^o^en as&umen mit fc^irmartiger Krone, fe^r Mortem J^olg, grauer, riffiger Stinbe unb bicken Sagen gelben bi0 purpurroten SBaftee, kleinen, boppelgefieberten asi&ttem, fc^imrgen Stacheln, langen, gelben SBlflten&^ren imb linealifc^en Ornu^t^fen mit bimkeln Samm. Wenn im 3i^i, Sluguft unb September in bem fonfi regenarmen Sanbe au0giä)ige Slegengttffe ftattfinben unb barauf^ ^in ^eige SBitterung eintritt, fo berftet bmä) bie auetro&nenben OfU iDinbe bie 3linbe ber bann tbm blattlofen unb fic^ mit ben fc^önen, gelben SBtfltenö^ren bebe&enben (^mmiafiagien, unb aus ber albnfi^« lid) ber „SJergummung'' an^eimfollenben 3nnenrinbe fliegt in oft größerer SKenge ber farblofe (^mmifc^leim au6, ber atebalb am aSaume erhärtet 9Eit bem Slu0bre(f|en ber SBlOtter ^ört bann bie (ßummibilbung auf. 3^ l&nger nun g. 93. am Senegal ber ax^ trocknenbe SBüften^^Dftminb n^e^t, um fo reir^ltd^er ifi bie (Ernte. 9lac^ aSuffe foll aber biefer (Summiflug nic^t freiroillig ftcdtfinben, toie .man bi0 fe^t allgemein glaubte, fonbem fein (Entfte^en lebiglic^ ber a3er^ let$ung burd) bie 3tinbe (unb ha» i^olg) anbo^renbe Z^\tktcn, befon« ber0 Slmeifen, oerbanken. 3^ber (Summifdumpen entfpräc^e bemnac^ einer kleinen Sßunbe, unb gmar färbt fid) ber auetretenbe (ßummi um fo me^r rotbraun, }e tiefer bie SBunbe ift unb }e me^r fi(f| infolge^ beffen gerbftoffartige Stoffe beimifc^en. Smit^ enblic^ ffl^rt ba» ^m^ fliegen üon (^ummi auf bie Xötigkeit eines t^on i^m ato Bacterium acaciae begeic^neten loingigen $ilge0 gurfldi, ber ftets auf benfelben aSfiumen unb an ben Stellen, xdo fi(f| (^nrnti bilbet, aufgefunben roirb. 9lad) fiouDel beginnt bie (Summiabfonberung, fobalb bie ^flonge 7—8 3a^re alt ift, fie erreid^t im 30. i^ren J^ö^epunkt unb bauert b\» gum 40. axu 9lur feiten voteb bie (^mmiakagie t^om 9Ilenfd)en

Vnpflanjung oon Sflgbolj (Olycyirhiza) an bei Bavt bei iBoenalinib tnSosnicn.

(9Ia4 cincT im iScfiti bc» iSotan. ^nrtllutcs gu äOtcn beflnbltdien ^botoQiopbte

Don fi. Slbomontc.)

3ti <£uropa mtlb wa<^\tnt)ti ^fjabatbtx (Rheum undulatum).

11 ff

fr

SHe Sttrsncipflanacn. 321

angefclinitten, um i^r toertootted ^robukt gu erholten. Slm rei(^Ii(f|fien fliegt bet ®ummi in ben Sllonaten grebtuar unb SKöt} bi0 SHitte älprU, unb iwat ift bie Slbfonberung besfelben in obnonn feigen 3a^ten can ftärkften. grtü^er ti(f|teten gelegentlich (Siefanten gtoge 93enDüftungen in bm (BummitDoIbetn cat, fo bag ber (Ertrag ge^ f (^malert niurbe. 2>ie befte Sorte fiontmt au6 korbofan in bm j^anbel; eine fe^r gute Qualität liefert au(f| @übnubien unb Stbeffinien. SBeniger gefc^ft^ bagegen ift ber von anberen Stkajienarten in Z)JU unb ®üb^ afrlka, loie aad) in Sßarokko unb ber SBerberei gefommelte, me^r braune (BummL fie^terer löft \iä) nid)t Dollftänbig mit ber ec^te, ^elle otabifc^e (Summi im boppelten (5ttxAä)t SBaffer gu einem felebenben, aber ni(f|t fabengie^enben, gerui^Iofen, gelbli(f|en @(f|leim auf.

93elm (Sinfammeln bes (Summid ift t)or allem barauf gu acfiten, bag nur immer ein unb biefelbe 9lrt gefammelt mirb, ober aber bie Sorten Derfd)iebener Slrten gleich an Dxt unb Stelle au^einanber ge^» galten XDerben. 2)ie0 ift bes^alb von groger SBic^tlgkett, toeil fic^ bie Qerfc^iebenen (Summiforten in gang t)erfd)iebenem Silage in SBaffer löfen unb es fo leicht vorkommen kamt, bag (Summiforten gemif(f|t toerben, Don benen bie eine gang, bie anbere nur gu einem geroiffen Xeil lö0licl| ift (Eine folc^e SHifc^forte mürbe baburc^ faft Dottftanbig entmertet !^erartlge minbertoertige gemif(f|te Sorten kommen meift fein gepulvert in bm iganbel, finben aber nur fc^roer Slbfa^, toeil ein fold^er au(f| ftark verunreinigt gu fein pflegt (S0 empfiehlt fi(f|, nur ntöglic^ft ^elle unb gleii^mägig gefärbte Stüike berfelben Slkagienart gu fammeln unb bie Sorten ftreng aiu^einanber gu galten. 2)er befte (ßummi ift farblos bis hellgelb, giemlic^ burd)fi(f|tig unb bilbet runbe ober lönglic^e Äörper mit glatter, teilmeife riffiger Dberfläcf)e. 3>ie §ärte entfpri(f)t ungefähr berjenigen bes Steinfalges. 3)er §auptbeftanbteil besfelben ift Slrabin, eine JBerbinbung ber Slrabinfäure mit fialk unb kleinen SKengen Sali unb Sßagnefia, femer toenig JBafforin unb Spuren t>on 3u&er, (ßerb^^ unb garbftoffen. Sie SJermenbung bes (Bummis ift eine öugerft mannigfaltige. 3n ber SHebigin bient er als reig* milbembes, ftfjleimiges, ein^üUenbes Slrgneimlttel, befonbers bei Silagen^ unb 2)armentg{inbung unb bei SSergiftungen, bann als fionftituens bei (Bmulflonen, fiatmergen, ^ßaften, ?Paftillen, ^JJiUen ufm., als Streupuloer bei SBunben, fpegiell JBranbmunben, gu filiftieren, im grogen aber in Färbereien, 3)ru(kereien, Jlppreturanftalten für Seibenmaren unb feine Spifeen, bann Xinten* unb Sünb^olgfabriken ufm. als SlebemitteL SUlein 2)eutf(^lanb bebarf feiner im SBerte von etma 16 SEillionen Sßark

S2^ 2)ie ittrsneipflattsen.

}ä^rtt(f|. Srtankreir^ importiert jö^rlic^ oub htm Senegal gtDifc^en 2 unb 5 SniUionen kg nac^ SBorbeous; ber grögte Xett be^felben XDirb im Sanbe felbft verarbeitet

@(^on bie alten Stggpter bebienten fic^ be^ arabtfd)en <^mmt$ in ber 9EaIerei, roie auä) in ber Slppretur unb beim grätben von fiinnenftoffen. Sluf ben &g9ptif(f|en 2>enkm&lem au0 ben Z(^^^ ^"t 1600 X). dfft., bie und am (Srobtempel ber Königin :gatf(f|epfut in S)er el aSa^ri an ber SSeftfeite ber einftigen Slefibenjftabt Z^tbm ermatten finb, iDirb ber (Bummi ate kamt en punt, b. f). (Summi au0 bem fianbe $unt (ber @übfpi^e Slrabien^ unb ber gegenflberliegenben ®o^ malifoifte) be^eir^net unb neben Sßei^rouc^ ato eine begehrte !I>roge jenes £anbe$ angeführt 2>er Sggptifc^e kami fiam ate kömmi ju ben (Srie(f|en. 2>er groge ^flonjenkenner X^eop^raft fagt über i^n in feiner $flan2engef(^i(f|te: i,2>ie Slfiajie (akäntha) in ätggpten liefert ben (Summi (kömmi); er fliegt t)on felbft au0, ober au0 SBunben, bie man abfic^tlic^ mac^"* 2>io0kuribe0 nennt ben &gt)ptifd)en Gummibaum akaMa (rooraus unfer Slkajie entftanb) unb fagt, ba^ ber Gummi trtet« fa(f| al0 Slrjnei Derroenbet roerbe. 2>a0felbe fagt ^iniU0 von ber 2>roge, bie er gmnmi nennt 2>er Sggptifc^e Gummi fei mettaud bie befte Sorte, ^abe eine bunUe grttrbe unb komme in tourmförmig ge^ breiten Stüifien in ben J^anbeL Sd)on ber groge :^ippofirate0 be« nu^e ben kömmi ate Slrgneimittel, tmb ber roeitgereifte J^erobot kannte i^n al0 aSeftanbteil ber Xinte. Slac^ bem um 25 n. df^x. geftorbenen grie(^if(f|en Geographen @trabon aud SImafia am $ontO0 kam ber Gummi befonbere aud ber Umgegenb ber äg^ptifcf^en @tabt Slkant^o0, bes^alb treffe man in btn alten @d)riften, g. 93. bei domüias^ (i^elfud, bie aSegeic^nung gummi acanthinum; bod) feien atu^ bie ^Benennungen gummi thebaicimi unb g. alexandrinum gebrfiud)tt(^. 2)er 9lame ,,arabif(^er Gummi" ba^er ftammenb, toeil er über arabifc^e gäfen au0gefü^rt unb buri^ bie Slraber verbreitet rourbe tritt und 5uerft beim jübifi^en Slrjte 36« Serapion im 11. 3ö^t$unbert entgegen. Z^ SHittelalter tourbe er im Slbenblanbe nur fe^r roenig angeroenbet unb kam aud) in fe^r geringen SHengen nofi) Guropa. 2>er Senegal« gummi kam erft im 14. ^a^r^unbert burtfj bie ^ortugiefen nac^ Guropa, im 17. 3a^r^unbert begann feine Serroenbung in 2rrankrei(f), aber erft vom 3a^re 1832 an begann er }un&(f|ft in 3rrankrei(f| ben arabif(f|en Gummi 5U oerbröngen. Site buri^ ben Sna^biftenaupanb ber @uban für ben Gummiesport gefperrt tourbe unb infolge baoon bie 9liIgummiforten fe^r fetten tourben, eroberte fi(f| ber ®enegalgummi ben äßeltmarkt unb toirb }e^ überall ba angeroenbet, mo ba0 Diel

2)ie nrsnei|if(an5en. 323

biUtgete 2)e£ttin, i>et burc^ SSerftleifterung von Störfeeme^l ec^oliene Stärfiegummi, ttic^t genommen toetben kann.

Surrogate bes arabifc^en ober Slfiasiengummto finb ber inbifc^e ober Sferoniagummi, ber au0 bem Denmmbeten Stamm bei» (Sle> fantenapfelbaum0 (Feronia elephantumX eine? grogen ^\xmt» in Oft:» inbien bto (Sjtglon mit onieartig buftenben, unpaarigen Srieberblöttem, rötUc^grflnen SBIflten unb tiielfamigen, apfelä^nlic^en Srrüc^ten mit harter Slinbe uxib genießbarem ^IA\6), tr&tfett unb in grogen, gelben bid brau« nen, burc^ficf)ttgen, in SBaffer leii^ (ö^Iid^en Stumpen erftarrt (Sr Uebt ftark, toirb roie arabifc^er (Summi benu%t unb ift biefem fflr SBaffer« färben i)or}U}ie^en. Oremer ber in SSeftinbienr befonber^ auf ^Bäax^ tinique unb (Suabeloupe, tmb SBrafttien gefammelte (Ea^^atoagummi, ber au0 SBunben bes bafelbft ^eimifd)en, }e^ überall in ben Xropen kultivierten 9lka)oubaume0 (Anacardium occidentale), eine^ flkt^ monbten be0 SHo^agoni, fliegt <S0 ift bie? einer ber fc^önften fiultur« bäume, ber fid) bur(f| ^o^en, bicken Stamm unb mächtige fiaubkrone au05ei(i£|net SMe Stiele ber 2rtflct)te finb 5U ^fl^nereigrogen, bimfdrmi' gen, gelben, fttglic^fauren S(f|einfrü(^ten getoorben, bie ein fe^r be« Uebte0 Dbft abgeben, m&^renb bie ate Sln^Ongfel barauffi^enben kleinen, merenförmigen eigentli(f|en Srtüc^te ato mefünbifcf^e (Siefanten« I&ufe bejeldinete Steinfrüchte bilben, bie auc^ egbar finb unb au0 benen ein in ber SKebisin unb Xe(f|nik Dermenbete? £)l gepregt roirb.

(Sin angenehm ftgrasartig rie(f|enbe0 J^arj toirb ate fiabanum OU0 perfc^ebenen Slrten von (S^ftrofen auf (Supern, &eta, Wx^ob unb in Spanien getoonnen. Sä)on von ben alten grie(^ifd)en Slrsten nmrbe e0 ate ertD&rmenbe0 unb jufammengie^enbed SHittel, innerlich bei (i)xo^ nifc^em Satarr^ tmb äugerlic^ auf SBunben unb <ßef(f|mttre, oenoenbet 91041 je^t ift e0 im Orient fe^r gef(f|&^ unb gilt bort ate Sc^u^ndttel gegen bie ^eft, m&ffttnb e0 bei und nur etroa 5U 3t&u(f|erungen unb ato ^arfttm bient (Sbenfalte blog nod) äugerlic^e S3eru)enbung finbet bei un0 ha» (Slemi^arg, ba0 bur(f| $lnf(f|neiben Derfr^iebener auf hm ^^iUppinen ^eimifr^er Sanariumarten, in 3nbien, Oftafrika, SSenejuela unb aSrafilien Don anberen SBurferajeen geroonnen toirb. 3^ frif(f|em 3ufianbe ftellt e0 eine klare, menig gefärbte SluPfung Don igarjen in ot^erifc^en filen bar, au0 ber fi(f| ba0 j^ar} burd) SSerbunften biefer le^en au0f(f|eibet 2>er (Seru(^ ift balfamifc^, ber (ßefc^mack gemür}« ^aft, bitter. (£0 bient bei und ate :^eilmittel auf SBunben, iD&^renb bie (Eingeborenen e0 auc^ innerlich, namentlich gegen Sopffc^merj, unb 3u Släuc^erungen oertoenben.

3u fc^arfen (Einreibungen unb ate 3ufa^ 5U blafenjie^enben

21*

324 2)ie Slrsneipftonsen.

$f(aftem Ment bw (Euphorbium, ein au0 ber gerieten Sltnbe einer norbafrikanifc^en, bis 2 m ^o^en, fleifc^igen, blatttofen SBoIf0mU(f|art (Euphorbia resiiiifera) audßiegenber unb an ber ^flanje felbfi er^^ prtenber 9EU(f|fQft, ber ^eUgelblir^er jeneiblic^e 6tfl&e bilbet, bie beim (Stw&cmm \(i)mad) mei^rcmc^artig rie(f|en unb mif ber 3u^8^ \^^ brennen. 2>ie <Sinfd)nitte in ben Stamm unb bie Dierfiantigen ^wdQZ toerben 5ur Srrui^t^eit gema(f|L SHefe^ (Summi^orj mirb au0f(f|lie|(lic^ im marokkanifc^en Slttod gefammelt unb kommt ttber Snogabor in btn i^anbeL 6^on im SUtertum mar es bekannt unb mürbe ate f(f|arfe0 Slbfü^rmittel mn btn griec^f(f|en Strjten Derorbnet 3^^ ^f ber 6o^n Zvä>a» L t)on Slumibien, ber fic^ nac^ ber 91ieberlage ber $ompe}aner bei X^opfiu» im 3^^^^ ^^ ^' ^^t- ^^ 2^m na^m, ein naä) bem 6tur5e feines SSaters nati) Slom gebrachter unb bort erjoge^^ ner, miffenf(f|afttid) gebttbeter SEonUr bem fpäter äluguftus mieber einen Xeil feines Däterttc^en Slei(f|es Derlie^, fd)rieb über biefe ^flanje feiner i^eimot, bie er nati) feinem Seibarjte (Sup^orbos benannt f^dbm foU, eine kleine @(f|rift 6p&ter ging bie ^Kenntnis ber Stammpflanje Der« loren, bis SBerg im 3^^^^ 1863 aus im (Euphorbium ent^ottenen Sru(^ftfl(ken bie \ä)on 1804 üon 3^<^fon erroä^nte ^ßange beftimmte. SHe erften (Eiemplare ber ^ßanje kamen 1870 in ben grogen botani»» f(fien (harten oon SLttü bei Sonbon. 1868 ifolierte griückiger bas neben Derf(f|iebenen J^ar^en barin gu 34 ^rogent ent^attene (Eup^orbon.

(Ein anbereSr ebenfalls kaum me^r innerlich, fonbem als SBeftanb« teil reigenber unb gerteilenber Salben unb ^flafter nur noä) fiugerlic^ gebrau(f|tes (Summi^arg ift bas Slmmoniacum, ber gur 3^ ^^ 2rru(f|treife buxti) @ti(f|e t^on 3nf^U^n ausfliegenbe unb an ber fiuft gu innen meiglic^en, äugen bräunli(f|en, eigentttmli(f| unangenehm rie(f|enben unb fc^arf bitter fd)me(kenben erbfen^ bis malnuggrogen Römern er^örtenbe 9Ilü(^faft einer ausbauemben, bis 2,5 m ^o^en Hmbettifere ber mittleren unb öftlic^en (Segenben ^erfiens unb ber SBüften um bett Slralfee, Dorema ammoniacum. (Er ermeic|)t in ber iganb, gibt mit SBaffer eine (Emulfion, ift in SUko^ol nic^t DoUft&nbig IösU(^ unb enthält f(f|mefelfreie i^^rg^ unb (Summi 2)as t)on btn griec^ifc^en Strgten bes Slltertums gegen man(f|erlei Krankheiten Qt^ gebene hammoniacum mar noä) nUfit biefes perfifc^e, fonbem ein von ber norbafrikanifc^en Ferula tingitana aus SKarokko gemonnenes ^robukt ^aä) pinius, ber es hammoniaci lacrima, b. f). Slmmoniak« tr&tte, nennt, mftc^ft es in btn unterhalb bes 9legerlanbes gelegenen 6anbrDüften Slfrikas. i,(Es kommt von einem SBaume, ber beim

ÜHe ttrsneipflanaen. 325

Orafiel be^ ^^'ttet ^canmon Dorbommt, ^eigt auc^ metopion unb quillt tote anbeten iooxi ober (Summt in Xropfen ^en^or. (S0 gibt ivotl @ortm be^fetben; bie befte ift gerbrecfiltr^, bie anbttz fett unb Morgig unb ^eigt coid) ph^rama. 2)q0 ^funb be0 beften koftet 40.^ (ettDa 1 Sßatfi unb 60 Pfennige). (E0 ermärmt, gerteUt, löft auf unb bient gegen otterlel Seiben. " 2>en Slamen ^at bie 2)roge natflt(i(f| von bet Oafe bed ^^'iter Slmmon, von ber fie einft begogen nmrbe, unb bürfte 2>on unrecht ^aben, ber fie, ba fie von btn otten Slutoren b\s^^ tDeilen auc^ armoniacum gef(f|rieben tofarb, nur oto tierbre^te« arme- niacum cmfgefagt miffen möd)te. Qdfon im 2. 3^^^^unbert n. (E^r. tDurbe fie attmä^Ii(f| burc^ hM perfifc^e (Summi^arg DerbrSngt, ba» im 9. 3^^t^unbert t)on perfifc^en, im 10. unb 11. 3^^^^uttbert auti) von arobifc^en Strgten genannt voixb, ober erft im 14. 3^t^unbert in 2)eutfc^Ianb befumnt n^urbe. SHe Stammpftange nmrbe 1829 von 2)on bef(f|rieben unb benannt

aSon einem anbem 2>olbenbIflt{er 3^^n0, Ferula persica, mirb ba» knobIau(f|artig riec^enbe @agapenum gemonneUr ba0 im Orient unb in 3n^ten ate (SeiDürg unb i^eilmittel ^eute nod) 95eru)enbung fbtbet SHefes (Summi^arg nmrbe fc^on in ber römif(f|en Saifergeit von bm grie(f|if(f|en Strgten Dertoenbet 2)io0kuribe0 bef(f|reibt es in folgenber SBeife: „^a» sagäpenon ift ber @aft einer unferer greruta ö^nlid)en ^flange unb kommt au» 9Eebien. 2)a0 befte ift bniii)^ fc^einenb, äugen Qübliä), innen toeig; ber (Serur^ ^ält bie 9Ilitte gtDif(f|en bem silphion (Xeufetebreck) unb g&lbanon. 2)er (6ef(f|ma(fi ift fctjarf.-

(Sin ber Slmmoniafipf(ange ä^nlic^er 2>olbenbIfltIer (Sriec^enlanb^ unb :^einafien0, Ferula opopanax ober Opopanax cheironium, eine fc^on von X^eop^raft nai^ bem ferSuterkunbigen Kentauren (E^eiron in X^effolien ate pänakes cheirönion begei(f|nete i^eilpflange, liefert bnxä) (Sinfc^nttte in bie fleifc^ige SBurgel ba» ^eute toenigftem^ bei nn» nid)t me^r gebr&u(^li(f|e (Summi^arg Dpopana; (gu beutfc^: 6aft ber $ana£pf(ange, b. ^. ber aiä)^tnbzn firaftmurgeQ. 3m SUtertum tourbe e0 orgneilic^ Diel Dermenbet 2)io0kuribe0, ber bie ^flange oermutlicf) na^ bem bamoligen J^auptbegugsorte ber barau0 geroonnenen 2>roge, ber :^erakle0ftabt in SBit^qnien am 6(^tDargen SEeer, Herakleia pon- tica, einer bis gu btn mit^ribatlfc^en Äriegen (ber lefete britte berfelben bauerte pon 74—63 v. d^x.) fe^r -blü^enben §afenftabt Slein- aflens, pänakes herakleion nennt, fagt in feiner Slrgneikunbe t)on i^r: „^a» pänakes herakleion, an» n)e(d)em ein 6aft gemonnen mcb, bm

326 2)ie ^raneipflonaen.

man opopänax nennt unb gegen i^iele Xtbel gebraucht, vo&äß i)or}üg^ tt(^ in Söotien unb bem atfiabift^en ^»fop^te, xxAxb aber auc^, ba bet 6aft mit ®en)inn tierkauft toerben bann, in Sorten gesogen, flbrigens iD&c^ft bie ^fUtnse oud) in SKakebonien unb htm libgfc^en Sirene." 3nt ®egenfa% 5u biefem ^at fic^ aut^ bei un$ bi0 auf ben ^eutU gen Xag ein anbere^ ®ummi^ar5 ate toid^tige« Slr^neimittel unb teik roeife auc^ fe^r beliebtem (Seioür) im (Stbxaaä) erhalten, nünUic^ bie Asa foetida, im 2)eutfc^en toegen i^re^ abfc^eulic^en knoblauc^artl' gen (Smxd)s^ ate XeufeUbrecfi beseic^net 2)ie i^n liefembe ^ftonse mar f(^on bem :gippofirate0 ate mebif(^e$ (im ®egenfa^ }um kr)xmU fc^en) Silp^ion btkannt Spftter fagt 2)io0kuribe0 von i^m: „^tt t)om mebif^en unb fgrifc^en silphion fiommenbe feftgemorbene ®aft ^at einen burt^bringenben (Setad) unb mirb gegen fe^r Diele fieiben angemonbt'' SHefer eingetrocfmete SQUc^faft, bm pinius au0 ^erfien, Slrmenien unb SQebien kommen lögt, laser nennt unb bem eingebickten Safte be0 silphium von SLyxmt gleic^enb beseic^net, i|l hca (Summu f^cai be0 ©tinkafanted (Ferula asa foetida), einer bi0 2,5 m ^o^en Staube au0 ber Sramilie ber Umbelliferen, bie in ^ßerfien, Slfg^aniftan, bem oberen 3nbu0gebiet, befonber$ in htn ausgebe^nten ©teppen mth 993flften }tDifc^en btm perfifd^en SKeerbufen unb bem Stralfee ^eimifc^ ift unb bei :^erat unb anberdroo aut^ kultiviert mirb. Sei ber ge« ringften SJerle^ung tritt ber tmUc^faft au0 ber SUnbe ber SBurjel au0. (Sr mirb in ber 995eife gemonnen, bog bie betreff enben ©ammler, ge« mö^nlit^ :girten, 5ur 3^r ^^ ^i^ 93latter 5u toelken beginnen, etma SQitte Slpril, btn oberen Xeil ber SBursel bloßlegen, ring^ um fie bie abgeft^nittenen Slötter, Stengel unb anbere ^flansen ato ©c^u^ ber SBurjel t)or 995inb unb ©onne anhäufen, von htm mit einem biegten ©tropfe von Slattreften nerfe^enen SBurjelbeginne eine bünne ©treibe abfc^neiben unb bie auf ber 3Bunbfl&^ angefammelte bfinne SQilc^ abkra^en. 2)iefe ^^rojebur roirb nac^ jebe$maliger Stu^epaufe von einigen Xagen not^ }meimal mieber^ott. Slac^bem bie SSursel nun mieber 8—10 Xage unberührt geblieben, liefert [ie 2—3 SEonate ^in- burc^ einen bidten SEilc^fa^, ber bie gute Asa foetida bilbet S3!on einer SBurjel roirb bi$ gu 1 kg berfelben gemonnen. 2)er frifc^ roeige <Summi^ar5faft roirb äugen ^erum burc^ bie (Sinmirkung ber fiuft bolb rot, i)iolett unb fc^lieglit^ gelbbraun unb kommt in lofen ober i^er^^ klebten !^6mttn unb Pumpen in ben :ganbeL (Sr ift bei gemö^nlit^er Xemperatur mie äBac^0 fc^neibbar, erroeic^t bei geringer (Srro&rmung }u einer klebenben Sllaffe, riecht ^öc^ft unangenehm knoblaut^artig,

Die ^r^neipflanaen. 327

fc^medd uHberUc^ fc^oif (rittet vaib otomottfc^, gibt mtt btei Xetlen SBoffer verrieben eine toetpc^e (Emulfion unb befte^ }u 61 ^rogent am bem tnOt^ löt^Iid^en greculaefter be0 Stfarefinotatmote, 0110 30 $ro^ aent (Bummi, 7 fJrojent fit^erifc^em öl, 1,5 ^rojent freier gferutoföure tmb Spuxtn von äJkmUlin. aSei uw btent er ate Seru^igungsmittel bei ftramf)fkoIift, :&9fterie unb Sleroofit&t, ate Stopfmittel gegen 2>ian^öen beim ^erb unb fonfl Dielfac^ In ber Xierarjnelkunbe. 3n 3nbten, ^pierfien unb bem gonsen SDorgenlanbe ift er }ubem ein febr bettebtes Spelfegemfir}, bo» bte vox niä)t fe^r langer 3elt aaä) In ber feineren fiiU^e (Suropoe fe^r beliebt mat. Wax bo(^ in gftanforeic^, tDO er nocb unter bem ancien regime in tmobe gekommen roor, jebem (Saftma^ ber aSome^men Sitte, ble Suppenteller i^or^er mit einem Stücfi Sttnfiafant obsureiben, um bie Suppe boburc^ mof)U fc^mecfienber }u machen, flberoll im Orient gilt er ote bie aSerbouung beförbemb; befonbert^ mirb ftet» ba0 gebratene igommelfleifc^ bamtt be{hi<^en, um i^m ben beliebten burc^bringenben ftnoblauc^genu^ gu Herleiten. 3^ Orient fc^on lange im (Sebraut^, mürbe er burc^ bie arobifc^en flrjte bmt Slbenblanbe bekannt SHe wn ber arablft^en Slr^neltolfTenft^aft mettge^enb beelnflugte SQeblainfc^e Don Salemo in Unterltolien bebiente ]iä) feiner ft^on Im 11. 3^tbunberL Slu^^ nac^ 2)eutf(^lanb kam bie 2)roge febr frü^. 93om 12. ^^^^txnbert an bllbete fle einen (Slnfu^rarttkel be0 itolienifcben :ganbel0. :&eute kommt bie befte Sorte burt^ Saramanen von ^rfien nat^ Sombag unb non bort gu Sc^ff nac^ (Suropo.

(Einft auc^ in ber SIrgnelkunbe befonber^ be0 Orients Dlelge^ brauchte ®ummt^ar}e finb ber SBei^rauc^ unb bie Sügrrbe. (Srfterer toirb Im fflböftttc^en Slrabien, in ^lorboftafrika unb 3^^^ <nx0 nerfc^ebenen SBosmellia^Strten burc^ im grrü^Ja^r ou^geffl^rte tiefe (Sinfc^nitte in ben Stamm ber mägig ^o^en SBäume In grorm emes relc^lU^ aiidfliegenben mUc^meigen Saftes gemonnen unb erftarrt nacb einiger 3^t 5U gelben Slbvnttn, ble i)on ben St&mmen abgelöft ober am Soben aufgelegen merben. Seit bem frühen äUtertum mar er ntc^t nur ju rituellen Sl&utberungen, fonbem auä) als 9Ilebi}ln ^oc^ gefc^ä^^ 2)le :gtppokratlker beblenten fl(^ feiner bei Slft^ma, (Seb&rmutterleiben unb SugerlU^ jur :&erftellung von Salben.

Sraft ebenfo alt tft ber mebi}inifc^e ®ebrau(^ ber SQ^rr^e, bie ebenfalte fc^on im ^pytw (Ebers ermähnt mirb imb nat^ :^erobot im alten Slg^pten Dorjugsroelfe 5tmt (Slnbalfamleren ber Seichen unb als SUhu^ermittel im Suite i^ermenbet rourbe. 3^^ le^terem ^rvzöxt

328 3He ^Tanelpflaitien.

tDurbe fie^bann bei ben gottesbienfUic^en :ganblungen oUer Dom SEorgen^ lanbe beeinflußter SteUgionen in berfelben SBeife toie ber iflSei^tauc^ benu^ ®d^on im Sitten Xeftoment toitb fie ote koftbated (^eugnid be0 „glflckli^en" im ®tnne von frut^tbaten ©übarabien enoä^ntr bo» uxt» fpoter ber griec^ifc^e ®eograp^ Slgot^arc^ibod in feiner ®(^rtft Aber hca Slote SEeer in folgenber äBetfe fd^Ubert: ^SHe ©obfier finb bod grögte unb in jeber ginfic^t glttcklit^fte fßolk $lrabien0. 3^r fianb bringt olled ^eroor, was jur Slnne^mli^fieit be0 fiebern» gehört SHe :&erben finb 50^1100; bct^ ganse fionb buftet Don bem ^enlic^en, un^ Dergleic^lic^en Senicor ben bort bie in SHenge roac^fenben (Stwüxit xxAt aSalfam, Maffia, SK^rr^e, SBei^rouc^, Sintt, Solmud unb ^olmen aus^ ^cmc^en. 2)er SDo^lgeruc^, ber au0 ben SBälbem kommt, l&gt fic^ mit SBorten nic^t bef (^reiben."

2)ie SEgrr^e ftammt von t)erf (^ebenen (!)ommip^ora«Slrten, unb imox bie befte von Commiphora abessinica, einem 6—8 m ^o^en aSäumc^en ber aSerge von Stbeffinien, (Srgt^raea unb ©übarabien. 2)er entmeber freiroillig au0 Kliffen ber W,nbt ober hutd) (Sinfc^nitte au9^ tretenbe @aft ift anfange milchig trübe, gelblich, trocfmet ober bolb an ber fiuft ein, roobei er fic^ bimkler färbt <£t kommt in grorm t)on nug:' bi0 fauftgrogen unregelmögigen ^Knollen ober löcherigen Stumpen in btn ^anbeL Stm ^äufigften ift bie von bm ©omalis gefommelte Sßgrr^e oon CJommiphora playfairi, bie in Siften oon 50—100 kg Don Slben au0 birekt, ober Ober aSombog, q)0 bie SBare fortiert toirb, nac^ (Europa gelangt SBie bie atten Slggpter benu^ten auc^ bie ^ippokrattker bie 2)roge äugerlic^ unb innerlich. 3^ feiner $lr}nei:« mittelle^re fc^reibt 2)io0kuribe0 Aber fie: i,2)ie SK^rr^e befte^t au0 Kröpfen, bie Don felbft ober au0 obfic^tlic^ gemachten SDunben eine^ arabifc^en aSaumed fliegen. <S$ gibt oerfc^iebene, mit oerfc^iebenen Slamen b^eic^nete ©orten. Stu0 bm fettigen pregt man ba^ roo^l:" riec^enbe SU^rr^enöL 2)ie befte tm^rr^e kommt au0 bem fianbe ber Xroglobgten, ift burc^fc^einenb, grflnlic^, fc^meckt beigenb. 2)ie SE^rr^e mirb oft oerfälfc^t, namentlich burc^ ®ummi. 2)ie ec^te, frifc^e ift itt^ reiblic^, leicht, überall gleichfarbig, boc^ }erbroc^en intoenbig toeig ge« fleckt; fie befte^t au0 kleinen Stücken, ift bitter, riecht gut, fc^meckt fc^arf. Sie enoärmt, mac^t f(^löfrig, binbet, trocknet, gie^t }ufammen, tDirb innerlich imb üugerlic^ gebraucht" (£omeliu0 (£elfu0 fpric^t von einer fc^rDar}en, bei Stugenkrank^eiten angetoenbeten SH^rr^e. Z^ Slr^neifc^a^ Don 6criboniu0 fiargud, Süaleriu^ (£orbuj$ unb SUesanber Xrallianu0 ax^ bem 6. Z^^^^^^^ fptett biefe^ (Summi^ar} eine nic^t

ÜHe Slraneipflatt^en. 329

imtDic^tige SloUe; aiu^ bie Reuige ^übegarb im 12. ^c^^t^unbert emp« fle^tt bie Winf)€u 3nnerlic^ roirb fie ate oudtrocfinenbed SHittel, ^äiu figer ober äugerlic^ ate ätntifeptiftum in Srorm x>on SKunbtD&ffem, Salben unb plaftem Denoenbet ®ie befielt ccü» St^etift^en Ölen, Qaxitn unb ®ummL ^gäufig toirb i^r Sbellium beigemifc^t, ein 6i)n^ li(^ riet^enbe^r bitter fc^mecfienbed, ebenfalte beim Sauen enoeic^enbe^, bunke(braune0 bis grflnlit^e« Summi^at}, ba0 im norbtDeftlit^en Z^'' bien unb in Selubfc^iftan Don Commiphora roxburghi gen}onnen unb in 3^^i^n atsneUic^ Denoenbet n)irb. 2)a$ oftafrifianifc^e Sbellium von Ck)inmiphora africana ift me^r gelbrot unb finbet fic^ unter bem Senegolgumml <S0 n^ar fc^on im alten Slggpten gebröuc^lic^, miib von piniu^r $lrrianu0, SSegetiue imb anberen genannt unb biente, WM im Orient ^eute noc^ ber grctll ift, 5u Salben, ^flaftem unb ^öuc^enoerk.

(Eine bi&Pffige, ftarfiriec^enbe SQifc^ung Don :&ar5en mit ät^e^^ rift^en Ölen fiellen bie 93alfame bar, bie ebenfalto freitoillig ober nac^ 99»enDunbungen au0 Stamm unb Elften mehrerer ^flan^enarten au0:> fliegen, ober burc^ Stu£^Koc^en unb Slui^preffen aromatift^er ^flonsem teile geroomten merben. Sie riechen ftarfi aromatifc^, verlieren an ber £uft ben grögten Xeil i^re0 (Se^alte^ an aromatifc^en, ät^erifc^en £)len, trocknen ein unb Der^arjen. aSei ber 2)eftillation mit SBaffer geben fte bie ät^erifc^en £)le ab unb ^interlaffen ^ac^. Urfprflnglii^ i^erftanb man unter aSalfam ausfc^lieglic^ hm t)on Commiphora opobalsamum, bem Salfambaum ber Sitten, gemonnenen Sllekka^ ober Sileabbalfam, übertrug aber ben Slamen fp&ter auf i^erfc^ebene onbere bicfiflüffige $flan}enföfte non aromatifc^em (Seruc^.

2)er eigentliche, freitoillig ober bur(^ (Sinfc^nitte in ben Stamm be0 5—6 m ^o^en, in Sflorboftafrifia unb bem fübroeftlic^en Slrabien toac^fenben iBolfambäumc^en^ (Commiphora opobalsamum) aii£^fliegenbe, trflbe, blaggelbe, mo^lriet^enbe , ctromatifc^ ermärmenb fc^mecfienbe SQefifiabalfam kommt flber||aupt nic^t in ben europäifc^en :ganbel, fonbem nur ber burc^ 91u0koc^en ber 3^^8^ ^tt SBaffer gemonnene bicftflüffige, gelbliche, etma^ trübe, aber meniger angenehm riec^enbe unb bitterlich fc^meckenbe 93alfam, ber allmä^lic^ Der^arjt, 10 ^rojent fit^erift^e £)le enthält, ä^nlic^ roie ber SopaiDabalfam mirkt, aber om^ fc^lieglic^ in ber ^arfümerie benutzt roirb. Ortü^er mürbe er, roie auc^ bie kleinen, meift rötlichen, geruc^^» unb gefc^macklofen eiförmigen Steinfrüchte be^ aSalfambäumc^en^ i^iel arjneilic^ benu^t 2)er griec^ifc^e ®efc^ic^tfd^reiber 2)ioboru0 Sicului^ fc^reibt um 60 o. Oft.: »Z^t einem

330 SHe tttanetpflaitaen.

Xole ®9tien0 toäc^ft ber 93alfam unb liefert bebeutenben (ßerainn, xoeU er auger bort nirgenb^ tn ber gansen 995elt gefunben toirb unb boc^ von ben ffllriten fe^r gefuc^t ifi" Unb ber 25 n. (E^r. Derftorbene tDeitgeretfte griec^ifc^e Geograph @trabon fagt: «r^uger an ber ftfifte be0 ®abäerlanbe0 toirb in ber 9lö^e Don Z^^o, in einer gut be« tD&fferten (Segenb, ber aSalfam au0 einem Strauche geQ)onnen, in bef[en ätinbe man (Elnfc^nitte mat^t 2)en audfliegenben ft^Ieimigen @aft f&ngt man in Sefägen auf. <Sr ^eUt ftopfft^merjen tounberbar ft^nell, tut ben Slugen roo^l unb i|l um fo teurer, roeil er ^ier allein, unb groar in (S&rten, geroonnen toirb." piniu0 berichtet uns, bag er u)egen feinem ^o^en ^reifes oiel Derf&Ift^t toerbe, unb bag auger bem feinen, tDO^Iriec^enben, burc^ breimolige« Stilen im Saufe be^ Sommers au0« fliegenben Saftbalfam (opobalsamum) ber geringere, btuct^ Slusfioc^en Don abgefc^nittenen ©tflcfien be$ Strauches in SBaffer geroonnene :gol5« balfam (xylobaLsamum) in ben iganbel fromme; le^terer toerbe f^aapU föc^Hc^ unter Salben gefux^t SUu^ 2)io0fiuribe0 unb Xacitus be« ridjten auefO^rlit^er Aber i^n.

^n Stelle biefes fe||r fdtenen unb teuren Salfams, ber feit ber Seit, ba bae SKorgenlanb in bie i^Snbe ber SKu^ammebaner gefallen mar, nur fc^roierig 5u ^aben toar, nmrbe nacb ber (Entbecfiung ber bleuen äBelt ber ft^on x>ox ber fpanift^en ^n^afion Don ben ^ttbianem benu^te ^erubalfam im 16. ^c^^^unbert burc^ eine pöpftlit^e fßtt* orbnung 5um offiziellen (!)^ri0ma ber bat^olifc^en Sirene erhoben. Sei ber (Eroberung S^^^ctlamerikad burt^ bie Spanier im 3<^^^^ l^SO iDurbe biefer Salfam bort ato SBunb^eilmittel im (Stbtaud) Dorgefunben. (Er kam bann mit anberen SBaren burc^ bm peruanift^en :&afenpla^ daHao nadi Spanien unb erhielt fo ben Slamen balsamum penivianum, obfc^on er niemate in $eru, fonbem toeiter nörblitf) in Sflbamerika bis SEesiko gemonnen mirb. Z^ 300—700 m über bem SQeer Qt^ legenen Sergtofilbem eines als Qx){ta bei 93aIfamo, b. ^. aSalfamtiflfte benannten fc^malen ftüftenftrit^es ber jentralamerifianifc^en Slepublifi San Satoabor roäc^ft bie Stammpflan^e, Myroxylon pereirae, in grorm eines bis 20 m ^o^en immergrünen aSaumes aus ber Sramilie ber Schmetterlingsblütler mit fiurjem, fic^ ft^on 2—3 m über ber (Erbe in roenige aufftrebenbe 9fte teilenbem Stamm, unpaariggefieberten Slftttem, locfieren Slütentratiben unb bis 10 cm langen, 3 cm breiten hülfen, in benen bie anfe^nlic^en Samen }mif(^en }mei mit bickflüfflgem, fc^mac^gelblic^em Salfam gefüllten :go^lräumen liegt Slus lederen mlrb ber roeige ^erubalfam gepregt, ber nic^t in ben :^bel gelangt.

tDie Strsnetpflonatn. 331

orotnotifc^ nac^ aSoniUe riecht unb bitter aromotifc^ fc^ecbi 2)er buitfielbraune, Uate, in bflnnet Sc^ic^t rubinrot bnrc^fc^einenbe, bicfi^ P&ffise, xAdjlt faben^ie^enbe, offi^inelle ^erubolfam toirb au» bm gtoifc^en Sttnbe unb :boI} gelegenen Solfambe^ältem burc^ fteUenmeife CMt^ rinbung ber Safid bes Stammen gu (Enbe ber Slegensett in ber 995eife geiDonnen, bag bie entrinbeten Stellen guerfl mSfycvxb 4—5 SKinuten burc^ 2>aran^alten von gracfieln geft^toett merben. 2)ann legt man auf bie entblögte :&oI}fIö(^e, an ber ber 93alfam oto anföngttt^ ^elt gelber, bicfier @aft ^erau^ficfiert, S^ugloppen, au0 benen, mmn pe bandt getrSnf(t finb, ber aSoIforn burc^ treffen unb Sludboc^en mit SBaffer gewonnen nrirb. (Eine geringere, bicfiflüffigere Sorte toirb burc^ %Iu0fioc^en ber lo^gdöften Slinbe geroonnen. S>iefe0 SSerfa^ren toirb me^rmote wäfyctnb nier SBot^en mieber^olt, fo bag ein 93aum i)om 10. 3a^re an 30 3a^re ^inburc^ j&^rlic^ eto^a 2,5 kg aSoIfam liefert SHe 93äume befi^en eine erftounlu^e fiebeneftroft unb ge^en felbft bei übertriebener Slnjapfung kaum }e ein, oenn nur bie 999unben burc^ flberftreic^en mit fie^m gegen bos (Einbringen von $U}en unb 3n« festen gef^ü^ merben. S>er n)i(^tigrte Sejtanbteil bee $eruba(fam0 ift ba0 d^intuimein ober ^ßerubalfamöl, bod gu 62—64 ^rojent nebft freier B^nttfäure unb SüanUIin, ouc^ ^eruDioI, einem ^onigartig riec^en^ ben Wko^ol, barin entgolten ift (Er mtrb in ber tniebiain fingerlid^ unb innerlich in ber Derfc^iebenjten SBeife i^enoenbet unb fpiett avu^ in ber ^orfflmerie eine fe^r mit^tige Stotte. 1565 befc^rieb i^n guerft Sllonarbe0 (1493—1578) unb 1576 erhielt $^ttipp IL einen genauen 93eri(^t fiber beffen (Senrtnnung burc^ S>on 2)iego. Stnfange fiofteten 30 g ^nbert Subaten. (Erft }u (Enbe btB 16. 3^t^unbert$, fo bei:« fpietenieife 1582 in ber Slr^neitajre non 995orm0, finbet er fic^ unter feinem fe^igen 9lamen in btn beutfc^en Slpot^eken. 3^ 3^^te 1861 nmrbe ber ^plerubalfambaum, ber, roie Qx)rte2 1522 an fioifer ftart V. berichtete, fc^on im alten SKqrifio in bcn berühmten fiöniglici^en (Särten von :&oa£tepec bei ber gcmptftabt SHejctko nebft anberen Strsneipftan^en luiltioiert nmrbe, au(^ in btn Xropen ber SUten Wut, n&mlic^ auf (Siebten unb 3^Da, eingeffl^rt

a3on einem bem norigen fe^r nat^t Derroanbten Saum @flb« amerifta^, ber befonber^ im unteren Stromgebiet bes SOagbalena in Kolumbien, auc^ unQ)eit ber Stabt Xolu in a3ene}uela unb meftlic^ non biefen (Segenben in ben SBöIbem }mifc^en ben dauca unb bem Sinu ^eimifc^ ift, Myroxylon toluifera, mirb ber Xolubalfam ge^ Urämien, inbem ber Stamm an sa^reic^en Stellen V-förmig einge«

332 3)te Slrsnclpflanaen.

fc^nitten, an bet SSafte be0 <Sinf(^nitte0 angebo^tt imb ber ^erau0^ ficfiembe 93alfam in iileinen, t)ot ber Öffnung befeftigten (ßefägen aufgefangen n)irb. (St tDirb bann, in Sc^louc^e von to^en Routen ge^ [ammett, an bie Süftenptä^e gef(j^afft unb ^lec in 93Ie(^bttc^fen ein^ gefüllt 3m frifc^en Suftanbe ift et btaungelb, bi&flüffig, in bünnm S^ic^ten butt^fit^tig. ®pötet et^ättet et 5U einet braunroten, in ber iganb ertoeic^enben SHaffe, roelc^e ertDörmt einen DaniUe»: unb btnio&^ artigen SBo^Igeruc^ auisftrömt unb einen aromatifc^en, fäuerlic^en, nur roenig fc^arfen (Sefc^macfi befiel (St befte^t au0 80 $ro}ent eines ^ar}artigen (Efters von S^mt^ unb SSenjoSf&ure nebft biefen Säuren in freiem Suftanbe unb roirb al0 Slrjnei innerlich unb öugerlic^, befonbere aber in ber ^arfümerie angeioanbt SHonarbes ertoö^nt feine 1^^- kunft au0 ber ^romns Xolu sroifc^en daxta^ma unb Sflomen 2)ei; 1581 brachte i^n (Sin\iu» von fionbon mit nac^ SBien. (Sr fiom mit bem ^erubalfam burd^ bie Spanier nac^ (Suropa unb roar fc^on im 17- 3ö^r^unbert in (Snglanb unb 3)eutfc^lanb verbreitet

(Ebenfalls von einer ftottlic^en, bis 30 m unb me^r ^o^en fiegu^ minofe ©ilbamerifias mit paariggefieberten, leberigen, burc^fc^einenb punktierten 931öttem ftammt ber SopaiDabalfam, ber [eit alter 3^ Don ben 3^^i^^nt als SBunbbalfam angeroanbt würbe, bis i^n im 3a^re 1600 ein portugiefifc^er Wönä) in Srafilien entbeckte. ®eit btm erften 2)rittel bes 17. 3<^^t^unberts fte^t er in (Suropa im (Sebrauc^; 1636 ift et als Balsamum copaeyvae in bet Stmfterbamer ^^arma^» kopoe angeführt (St kommt in grogen tmengen aus bem gansen nörblic^en Sübamerika in btn ganbeL 2>ie ©tammpflanse ift meift Copaiba officinalis; beren igoljkörper ift Don bis 5u 2 cm mächtigen Kanälen burc^sogen, bie befonbers in i^rem unteren (Snbe fo ftark mit bem Pffigen öarjfafte erfüllt finb, bafe ber ©tamm oft mit lautem Anaü berftet unb lange Sprünge entfielen, aus btntn bann ber 93alfam austritt (Ss mürbe feftgefteUt, bag biefe burt^ eine nachträgliche $luf^ löfung Don S^Ugemebe entftanbenen :&ar}gönge bis ju 50 kg ^arsfaft enthalten können. 2>ie ^garjfammler oerlaffen fic^ aber nit^t auf biefen freimiUigen (Srgug bes ^garjes, fonbem [erlagen etroa 60 cm über bem (Srbboben mit ber St^t tiefe Söc^er bis ins Sem^ol}, mo fic^ bie aSalfamgänge befinben. 2>arauf mirb eine $linne in bas fiot^ gefteckt unb ber klare, jiemlic^ bicke, gelbbr&unlic^e, eigentümlich aromatifc^ rlec^enbe JBalfam fliegt in bi&en Xropfen aus. JBismeilen paufiert ber (Srgug einige 3eit; nac^ einiget 3^tt roitb bann ein gUrgdiibes (St^ räufc^ ^örbar unb alsbalb finbet mieber ein lebhafter 93al[ametgug

3>lc ^rjneipflansen. 333

ftott Site 6efte 6orte tx)irb ber bidie 9Ilaracaibo^93aIfam betrachtet, ber 60 $to5ent fit^erlft^e^ Ol unb ben Steft ^axi\ömm enthält (Sr befötbert bte Slbfonberung ber Schleimhäute unb bient auger bei d^ronifc^ent fiungenkatarr^ befonber^ bei gonorr^oifc^er igamrö^ren^ unb ^lafenentjünbung.

2)emfelben S^tAz biente Diel früher ber Subebenpfeffer, ein alted inbifc^e^ unb arobift^es Setoür}, ba^ au» hm Dor ber i^oUftän^ bigen $leife gefammelten unb burc^ Trocknen gefc^rumpften, balfamifc^ rlec^enben, aromatifc^ fc^arf bitter, aber nit^t brennenb fc^medienben Srtflc^ten Don Rper cubeba befte^t, einer im malaiift^en ätrc^ipel ^ei^ mifc^en, bi0 6 m ^o^en ^etterpflanje, bie aud) auf 3^^<^r Sumatra, SEBeftinbien unb ©terra fieone, meift an ben ©c^attenbaumen ber Soffeeplantagen emporranfienb, kultiviert n)irb. @ie enthalten auger (Soibebin unb iKubeben^arsfäure ein ^auptfäc^lit^ Subebenfeampfer ent^ ^oltenbe^ ät^erifc^e^ 6l Z^^^ ^amtreibenbe SBirkung VDiib fc^on Dom arabift^en ^trjte Z^^ ®i^^ (Stoicenna) um 1006 angegeben. 93om 12. unb 13. 3^^t^unbert an rourben fie burc^ Süermittlung ber orabift^en Slrste auc^ in (Suropa angecoanbt, gerieten aber fp&ter xDieber in SJergeffen^eit, bi6 1818 ein englifc^er Slrjt, ber i^re Süer^ roenbung gegen Gonorrhoe bei ben SHalaien kennen lernte, fie roieber empfahl Sie ^aben i^ren Flamen au0 bem arabifc^en kababeh unb rourben fc^on mn SHarco $olo befc^rieben, ber fie auf feinen Steifen auf Sumatra unb 3^t)a kennen lernte. SBiffenft^aftlic^ beftimmt rourbe bie ^flanje erft burc^ Sari t)on fiinn60 So^n im Z^k^^ 17^1. Subebenöl roor 1582 auf ber gftankfurter SHeffe 5U ^aben, unb bie ftubeben ftnb 1609 im 3^^^tar ber 9lat0apot^eke in Sratmfc^roeig angeführt 2)a0 (Eubebin tourbe 1839 von Soubeiron unb (S^apitaine guerft bargefteltt.

(Sans neuen 2)atumd ift bie Süertoenbung bed gegen blefelben Slffektionen gegebenen Sanbel^oljöU, ba0 au0 bem Sem^ol5 be0 In ben trockenen Seilen JBorberinbiens in 600—1000 m §ö^e im (Be^* birge toac^fenben, 6—10 m ^o^en, bic^tbelaubten, immergrünen (SanbtU bäumen (Santalum album) gea)onnen roirb. 2)er S3aum, ber je^t außer in faft ganj Z^^^^ befonber« auf bm Sanbel^olg^^^nfeln be» inbift^en Strc^ipete (Sumba, Simor, tJrlore^, Sumbaoa, fiombok, Sali ufu).) kultiviert wirb, gibt, menn er au^getoat^fen im äUter von 20—40 3ct^ten gefällt toirb, burc^ langfame 2)eftillation be^ ver^^ kleinerten l^oljee mit SBafferbampf bo» 80 ^rogent ©antalol ent^» ^altenbe bicke, farblofe ober blaggelblic^e ©anbelöl, bos (I^^apoteaut juerft unterfuc^te.

334 2)ie Slraneipflonaen.

SDö^tenb bos SUtertum nur bm i)om 4 7 m ^o^en Stgro;::' bäume in ^etnafien unb ©grien gewonnenen feften Stgras bannte unb i)telfa(^ ote SHebigin Denoanbte, n)trb feit bem 6. Zoffttfiinbtct boneben aud) ber ^eute auefc^Iieglic^ oenoenbete flftffige ©tgros ober Stgrasbalfam au0 bem ®plint be$ in figfiien unb ^Sarien in @c^&I^ roälbem Kitltix)ierten Stmberbaumed (Liquidambar Orientalis) burc^ Slu0fio(^en ber Stinbe mit SBaffer unb Slbpreffen Qtmonnm. 2)er bid }u 20 m, meift aber nur 10—14 m ^o^e, platanenartige Saum ^at ein fe^r engbegren^te^ 93erbreitung6gebiet unb liefert oxls^ bem SJilc^et Slibin, n)0 ber Ort SHug^Ia ben SEittelpunfit ber ©tgrasgenrinnung biibet, jö^rlic^ etma 40000 kg (au0 einem (Sebiet non 600 qkm). (Er bilbet eine graue, unburc^fic^tige, so^flüffige, eigenartig na^ SBenjoe unb ^erubalfam riet^enbe, aromatifc^ unb etmae bitter fc^mecfienbe SQaffe, meiere auger 36 ^rojent ^oxi ^imt\auttzlittc, 6tgcacin, (Sinxm^ mein unb aSensoSfoure enthält 2)er Stgra^balfam mirb auger ote billigerer (Erfa^ be$ teuren ^rubalfam^ }u innerlichem unb äuger^^ liebem Gebrauche in ber Snebijin, befonber$ in ber ^arfflmerie ge^ braucht.

2)er aii£^f(^liegU(^ im amerikanifc^en ganbel befinblic^e Qtgxajc^ balfam ber bleuen SBett roirb au0 bem 9—12 m ^o^en, in SÜitteU amerika unb ato (!)^araKterbaum im gansen atlantift^en ^orbamerifta mac^fenben amerikanifc^en Stmberbaum (Liquidambar styracfflua) mit tief gelappten 931öttem burt^ Sludkot^en be^ ^olits^ alter Stämme ge« n)onnen. 9leuerbing0 mirb biefer Saum i^ielfac^ au(^ bei uns ote Sierbaum angepflan}t unb ertrögt fe^r gut unfere SBinter, toenn er einmal eine beftimmte ^ö^e erreicht t^at

Site ebenfolc^es ftrank^iaftes ^robukt mie ber Stgrajrbalfam fliegt aus bem @tamme oermunbeter SenjoSbäume (Styrax benzoin) in ®iam unb auf Sumatra bas anfangs milchige, an ber fiuft gu einer rötli(^gelben, aromatifc^en Wa^t er^ärtenbe Senjoe^ar} aus, bas einen balfamifc^en, reisenben (St\d)maA f)at unb beim ^ftauen an ben 3&^nen haftet Unb jmar geben filtere Säume eine bunfUere Sen^oe als Jüngere. S>ie befte Sorte kommt aus bem augerften ^lorboften ber S^anftaaten am linken Ufer bes Sllekong. 2)ort in @iam mirb bie ätinbe bts^ mittellosen Saumes bur(^ fiängsfc^nitte unb fios^eben ber $linbe fo bearbeitet, bag \i(i) bas gar} roä^renb }meier SKonate junft^en gol} unb ätinbe erglegt unb fic^ ^ier anfammett. Sluf Sumatra fc^neibet man viermal im 3^te bie Stinbe jüngerer S&ume burc^ Qt^ rabe ober fc^röge fiöngsfc^nitte an unb fammelt ben ^eraustretenben

SHe tltsndpflanaen. 335

tDeigen, otebolb er^ärtenben SDUt^foft tuu^ einiger 3^r tun i^n in Srcmn non größeren , Bumeilen Derfdebten Römern von nmfc^eligem aStuc^e in hm ^onbel gu bringen. (Sr enthält bis fiber 20 ^rosent freie SSensoefäure unb 70—80 $ro5ent Sensoö^or} unb bient ate fc^imlöfenbed SQütel bei c^ronifc^en Sotorr^en, ote gelinb reisenbee SKittel bei torpiben Gefc^nriiren, 5u Släuc^erungen, S^^nrD&ffem unb befonber» reic^Iic^ in ber Aosmtük. SHe erfte 0110 Sumatra ftammenbe %en}oe tourbe 1461 unter anberen Softbarfceiten bem Sogen x>on SJenebig vom Sultan i)on Stggpten ate ®ef(^enfi gefonbt S>ie arobi^: fc^en flrjte mochten beren aSenoenbung juerft im Slbenblanbe beftamtt 1521 nrtrb fie unter ben in Süenebig verkauften 2>rogen aufgeführt imb 1571 ab Asa dulcis in ber (Eglinger Slr}neita;e eno&^ni ^t ®iam^a3en}oe kommt erft feit 1853 nat^ (Suropa.

Seit alter 3^ ^trb in ganj Oftafien ber eingebickte n}&fferige <^akt oerfc^iebener gerbftoffreic^er göl^er ate Satec^u beim aSetet kauen unb ate Slrjnei Denoenbei S>er Stuebruck bebeutet im 3nMf^^ 93aumfaft unb niirb von ben (Eingeborenen meift nur ate ^Sat be^ jeic^net SHefe 2>roge lögt fi(^ erft feit 1514 als ftac^o in ber euro:» pöifc^en fiiteratur nac^meifen unb roirb feit ber SDitte be$ 17. 3^^"" ^unbert0 in beutfc^en Slpot^eken gehalten. 2)amal0, ate fie aufkam, toar fie einer ber teuerften Stoffe ber Slrjneitajre unb nmrbe, mie fc^on ber ^Rcant terra japonica fagt, fttr eine SKineroIftibftan} ge^en. (Srft feit 1827 erf(^eint [it in bebeutenberen SKengen auf bem euro^» poifc^en SHorkt, unb gmar cd» ^egu^ftatec^u, ber befonbers au« ber Tronin} $egu in aSritift^^aSirma fiber Slangun in btn i^anbü gelangt (Erft fp&ter kam ber ®ambir:»^Satec^u auf, ber Aber Singapur nac^ fionbon unb :^mburg oerfc^ifft mirb. S>ie erften beftimmten ^cAtn fiber biefe 2)roge ftammen au0 bem 3^te 1780. 2)er ^egu^Satec^u XDXxb von ber ftatec^U:'91ka5ie (Acacia catechu), einem 4— 8 m ^o^en Saum Süorber^ unb :ginterinbien0, n)ie axi^ be^ tropift^en Slfrika in ber SBeife geroomten, bog boß in kleine Stficke ger^ackte Sem^ol} berfelben etöoa 12 Stunben lang mit 933affer in irbenen Xöpfen aud^ gekocht mirb. 2)er bimkelbraune Slu05ug roirb bann in Sci^alen fo oeit eingebampft, bag er nat^ bem äluegiegen in ber Srorm erftant 3e nac^läfflger ba» (Sinbampfen unb Trocknen betrieben roirb, um fo bunkler nrtrb er. (Sr ft^meckt gufammenjie^enb bitter unb enthält bis 64 $ro5ent Satec^ugerbfäure imb 17 ^»rojent fiatec^in ober Satet^u^ föure. 2)er gelbe ®ambir«Satec^ bagegen toirb aus ben jungen Xrieben unb asiättem oon Uncaria gambir, einem klettemben Strauch

836 2)te ^Tsnetpflan^en.

^intettnbiend unb ber Sunbainfeln oud ber Srctmilie ber Sttibioseen ober StoppgetDäc^fe, ber an ben lüften ber :galbinfel von WoldkkOf auf Sumatra, Zova unb neuerbing^ auc^ auf (S^Ion totttoiert toirb, ebenfalte buxä) Studkoc^en in Sßaffer, aber meift in gugeifemen Pfannen geiDonnen unb nat^ bem (Sinbampfen gleic^enoeife in (Irormen, meift fhu^en ^ol5fiäften, getro&net (St ift gelb bi0 ^eUbraun, mirb ^aupt^ \&(i)liä) Don bm (Eingeborenen 5um ^Sauen mit gelöfc^tem Äcäk, einem @tfick(^en Slrefianug unb einem astott be$ Setelpfeffers benu^ unb enthält bis 47 ^rojent Sotet^ugerbfoure unb 20 ^rosent fiatec^in, ba^ neben toeniger llmfe^ungeprobuhte bee lederen ate ber ^egu^Satec^u. 93eibe bienen ate 5ufammen5ie^enbe, ftopfenbe SRittel, baneben befon^ ber$ ber (Sambir^^Satec^u in ber Xet^nik 5um (Serben unb Srarben.

ffll^nttt^ bem Satet^u, aber roeniger in ber SKebijin, bafür befon« berd in ber ®erberei unb grärberei Dermanbt, ift ber Sino, eine bunfielrotbraune bte fc^ro&rslic^e, in bfimten Splittern rubinrot burt^^^ fc^einenbe SHaffe Don ftark sufammenjie^enbem (Sefc^macfc unb ben Speichel rot färbenb, bie burt^ (Einfc^nitte in bie Stinbe Derfc^iebener tropifd^er 93&ume gemonnen nrtrb. Unter biefem Sflamen kam juerft um 1733 ber eingetrocknete rote ®aft bed toeftafrikanift^en 93aume0 Pterocarpus erinaceus, eine0 @(^metterling0blütler0 qms @enegambien, über fionbon in b^n ^anbeL 3^ 3^^^ 1811 nmrbe biefer 9lame auf ben @aft be0 na^e mit biefem t^enoanbten inbifc^en Pterocarpus marsupium übertragen, ber an ber SEalabarkflfte roäc^ft unb bort von ben (Eingeborenen in ber SBeife angesapft roirb, bag etmod Aber bem Soben rinnenförmige (Einfc^nitte in bie Stinbe gemacht n^erben, au0 benen ein jä^er, roter ®aft ausfliegt, ber aufgefangen ober, am Stamme erwartet, gefammelt unb an ber Sonne t)ollenb0 getrocknet toirb. bemfelben 3ö^re 1811 tourbe unter bemfelben Slamen ber bem Dorigen fe^r ä^nlic^e ®aft Derfc^iebener (Eukal^ptu^arten Sluftra^ lien0 in (Englanb eingeführt, ebenfo neuerbing^ au0 iginterinbien ber Don Pterocarpus indicus unb wallichii, au0 ^Bengalen ber non Butea frondosa unb au0 995eftinbien ber von C!occoloba uvifera. S>er SHalabarkino enthalt auger Sinoin unb Sinorot bte 85 $ro}ent Aino^ gerbfäure.

3^m ä^nlic^, nur leichter gerbrec^lic^ unb fc^neller in SBaffer auf:« lö0bar ift ber (Extrakt ber peruanifc^en Statan^iamursel, bie auger Slatan^iarot bte über 40 ^rojent Statan^iagerbfäure enthält unb gleic^ermeife ate ätbftringens in ber SHebisin, toie auc^ gum (Serben nertoenbet roirb. Statan^ia nannten bie 3nbianer be0 altperuanifc^en

<6lid| non V)- Qiallo na^ Sol). StiiilHinui.) 2)aiftcUuns bti mtbijlnif(l)en Slniocnbung bes (Suajab^oljee gegen bit als Scnniofcnbianb^eit begeit^nete S^p^llts.

Der ^atanifdie ©orten ju ßeiben. (9Ta4 einem in ber gtop^ifc^en Sammlung ga ^ünt^en befinbli^tn Stii^e.)

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3>ie Äraneipflaitaen. 337

£Utttf(^pamme$ Me xüaüo groge SButjel eines in $eru toie in bem angren^enben 93ra{Uien mib 93oIioien auf fanbigen Slb^ängen bet &ox^ bitteren in 1000—2500 m gö^e toat^fenben öalbftrmu^s am ber iu ben fiegumlnofen ge^örenben Srctmttie ber (i^oefc^inieen, bie fie feit langer 3^ ote Heilmittel i^enoanbten. 6ie benu^ten fie out^ oto ein bos (Sebig fionferoierenbes snittel jum Sieinigen ber 3&||ne, toie otte 9IaturoöIker SBurjeln ober 3^^8^ beflimmter :gol2arten }um meift fleif(ig t)on i^nen geflbten 3<^^npu^en in älnmenbung bringen. Site folc^es 3^^npu|tmittel lernte ber fpanifc^e 93otaniker Sluig bie Slatan^ia^^ tm»5el bei ben Srranen von l^uanuco unb £ima kmnm unb brockte fie noc^ Spanien, wn wo \id} i^re Slnroenbung balb Aber Srranfireit^, <Snglanb unb 2)eutf(^Ianb verbreitete. Obft^on bereits 1805 SBUbenon) in S>eutf(^Ianb bie Stufmerkfomkeit ber Slrste auf biefe neue 2)roge lenbte, tDurbe fie boc^ erft um 1818 burt^ bie (Empfehlungen von 3ob{l, von SIein unb anberen bei uns aUgemeiner. SUs befte SDare tiommt t)on ^agta unb Cattao in $eru aus bie von railbmat^fenben ^flanjen gegrabene imb getrocfmete SBursel in bis 60 cm langen unb bis 1,5 cm bicfcen ©tücfien, neuerbings auc^ ber in ber Heimat ber ^flanse felbft aus ber frifc^en 995ur}el burc^ Stuskot^en in SBaffer ge^^ monnene (Sitrafit in unförmlichen braimroten, äugen matten, innen ober glänjenben StüAtn in btn ^anbel, um innerlich bei 2)iarr^oen, 91ierenblutungen, äugerlic^ gu SKunb^ unb (Surgelmäffem gu bienen.

9Jon Qüb^, aber auc^ SHittelamerika harn im 16. ^^^t^unbert ebenfaUs bie Sarfaparillmursel von oerfc^iebenen Smilasarten aus ber Sramilie ber fiiliengemäc^fe als fe^r gefc^ä^tes Igeilmittel nac^ (Europa, um ^ier als Sllittel gegen bie Don ben fpanifc^en ©olbaten Don Slmerifta ^er etngefc^Ieppte unb balb ganj ougerorbentlic^e fßtt^ breitung finbenbe ©gp^Uis ba» bis ba||tn liauptfät^Iic^ gebrauchte (Sua|afi^oI} }u i^erbrängen. S>as SBort ftammt Dom fpaniMen zarza parlUa, b. ^. ftac^elige 6(^Ungrebe, galt urfprflnglic^ ber in @flbeuropa ^eimifd^en Smilax aspera unb nmrbe fp&ter auf bie amerikanifc^e ^flanje übertragen, beren SBur^el suerft ber Spanier $ebro be ditia be fieon, ber von 1535—1550 in ©übameriiia meilte unb fie in ber $roDin} (Suojafiil in (Sktmbor ktnntn lernte, als igeilmittel empfahl »alb barauf ift auc^ fein ßanbsmann SKonarbes (1493—1578) in SQestko mit i^r bekannt gemorben unb lernte etmas fpäter eine beffere Sorte aits :&onburas kennen, bie ^eute bie allein offi}inette bei uns i|i (Er xDugte fc^on an^ufO^ren, bag bie SSurjeln ber Sarfaparitte fe^r roeit in bie (Erbe ge^en unb bag man oft mannstief graben mug.

338 2)ie Uraneipflan^en.

um fie gu erlangen. @ie toerben faft audft^HePc^ Don voUbvoa^^etu^ bm $flan}en gefammett, tmb sroar ^ouptfät^Iic^ im l^i^terlanb ber SBeftküfte x>on (Suatemolo. S>ie ^flat^e be^orjugt feuc^tet^, flac^e^, etQ)a0 fumpfige$, hm 2Iberf(^n}emmungen ber Srlüffe cuisgefe^ed SBoIb« hmb unb lägt i^re ftac^eligen, i^enoorren burc^einanber xoac^fenben ©tengel cm hen 93&umen emporfUettem. Z^ ^^ trockenen 3Qi)xt»iM 3cmuctr bte WOcA toerben bie äBtirjeln ausgegraben, gut getDafc^en tmb an ber ®onne getrocfmet 6ie ge^en r>on m&c^tigen St^i^omen au0, [inb bet einer S)icfie von 7—8 mm bis 2 m lang, gelbbraun, längdfaltig unb setgen auf bem Querfc^nitt eine mächtig entmicfcelter mie bas gentrale Sllark meift meige, feltener blagrötlic^e Stinbe unb einen gelblichen ^oljring. Sie finb faft geruchlos, fc^me&en }uerft ft^leimig, bann kra^enb unb enthalten brei @apoto{ine: ^riUin, ©milafaponin unb ©arfafaponin, melc^ le^teres am ftärkften cib^ fü^renb unb ate folc^es angeblich blutrelnigenb roirki Slu0 biefer S>roge mürbe bas einft meltberü^mte S^tmonnfc^e 2)ekokt gegen ®gp^Ui0 bereitet, hos aber ^eute fiaxmi me^r jur 93ermenbung gelangt, ba mir in ben QuecfifUberpräparaten unb neuerbings in einem Slrfen« beriDat Diel mirkfamere unb angenehmer einjune^menbe SEittel ^aben. 93eoor biefe 2)roge aufkam, galt 5U Slnfang be0 16. 3^t^unbert0 au(^ in (Suropa mie in Stmerika, mo fie ](i)on längft t)on hm 3nbianem in biefem Sinne gebraucht mürbe, hca ^arjburc^tränkte (Suafak^ol} ate beftes Sllittel gegen bie ®9p||Ui0. (Ss ftammt ^auptföc^lic^ i)on ber S^gop^QUa^ee Guajacmn officinale, einem bis 12 m ||o^en aSaum be0 nörblit^en ©übamerika unb ber Stntillen mit intenfio blauen JBlflten unb kommt in gorm Don oft mehrere 3^^^^^^^ fc^meren, Dom gelblic^meigen Splint befreiten Stücken von bunkelgrünlit^braunem ftem||ol5 in ben i^anbeL Sluger Derfc^iebenen ^ar^en, ®ua|ak^ unb ®ua}akonfäure enthält e$ Saponinfäure unb Saponin, wdd) le^teres bie ^auptföc^lic^ mirkfame Subftans ift, aber noc^ reichlicher al0 im Sern^ol5 im Splint unb am allerreic^lic^ften in ber SUnbe Dor^anben ift, fo bag eigentlich le^tere vor erfterem meit ben Süorjug Derbiente. ®uajak ift bie ^ifpanifierte inbianift^e SSejeic^nung ber ^flanse, bie gremanbej be Ot)iebo 1526 5uerft beft^rieb unb von ber er angab, ha^ 1508 bie erfte Senbung be0 goljes nac^ Spanien gelangte, um gegen bie bort ^errfc^enbe S^p^ilis 5U bienen. 93alb breitete fic^ i^r Slu^m über gan5 (Suropa aus. St^on 1517 rühmte fic^ in ^mX\ii)^ lanb ber kaiferlic^e fieibarjt fieopolb $oll, 3000 SEenfc^en mit bem ®ua}ak^oI}e von biefer bamate öugerft bösartig auftretenben ftrank^

2He ttraneipflansen. 889

^eit, bie alle aSoIksfc^u^ten erfagt ^otte, geseilt 5u f^abtn. Sluc^ ber 1523 auf bcr ^^fel Ufcnau im 3^4« ®^^ ^n bcn 3roIöen blefer onfteciienben Stank^eit uerftorbene lUrtc^ von Qxütm machte t)iet Z5(i^te wx feinem Sobe angeblich mit (Stfolg eine (Buajakktir in Stug«:« bürg btirc^, Aber bie er in feiner ©c^rift „De Guajaci medicina et morbo gallico über unus^ SHitteilung mac^t 1525 befc^affte ber Stat ber @tabt ©tragburg 107 kg be^ :&ol5e0 fttr eine energifd^ie aSe^anb^ lung ber an ber fiuftfeuc^e erkrankten 93ürger. Z^ f^ner seitgenöffifc^en <£^ronik berichtet ber gh^anjofe (Buiffreg wn feinem ^Könige 2rran5 L, bag biefer felbft mehrere Z(^^^^ nac^einanber unter 2r&^rung eine^ iu^ Derlftffig^ ^Sapitön^ eine (Ballion e^ roaren bie^ bie grögten @eget f(!^iffe be0 9llittelalter0, bie befonber^ jur Sriegffl^rung bienten unb park armiert roaren, im (Segenfa^ 5u ben kleinen :Sarat)eUen, mit bmm beifpieteroeife :Solumbu0 t)om fpanifc^en @ee^afen $alo0 au0^ fu^r, um nac^ 3^i^n ju fegein, roobei er, o^ne e0 ju roiffen, Slmerika entbeckte nac^ 93rafUien fanbte, um jecoeilen eine fiabung (Bnajak» ^ol} 5ur Se^anblung feiner eigenen unb feiner :&ofIeute ®9p^ili0 5U ^olen. 9lur einmal, im Zai)xt 1543, ^abe er bei einem Slufent|)alt in Sa Stoc^elle von normannifc^en iSorfaren eine von i^nen erbeutete ©c^iffelabung gekauft, in ber fic^ unter anberem auc^ „du gayet ou palme sainte^ gefunben ^abe.

3^ Z^^^^ 1^^ befc^rieb 93rafat)ela in feiner in a3enebig er^« fc^ienenen 3)rogenkunbe bereite brei ©orten be^ ^goljed, roorunter ouc^ bo» von ber roeftlnbifc^en Z^\^ ®on 3uan, bem heutigen Querto Stico, ftammenbe Palo santo ober Lignum sanctum, b. ^. ^eilige^ :&ol5 von Guajacum sanctum, ba0 ^eute von bm Sa^amainfeln unb au0 Srioriba in ben europoifc^en :&anbel gelangt, um t)ome^mIic^ jur Xifc^Ierei unb 3)re(^flerei ju bienen. Z^ ^^ 2roIge rourbe le^e @orte, fo fc^on 1582 auf ber 9lleffe in grrankfurt am SQain, ato Guajacum parvuin, b. 1). kleiner (Buajak von bem von G. officinale ftammenben Guajacum magnum, btm grogen (Buajak, unterfc^ieben. 1573 fanb ber ^ugdburger Strjt Seon^arb Stauroolf auf bem 93afar ber fijrifc^en @tabt SUeppo (Buajak^ols ntbtn (S^inaroursel ato :&eU^ mittel gegen ©gp^ili« feilgeboten. !Die Slrjneitaie von a93ittenberg brachte 1599 Lignum unb Cortex Guajacis (golj unb Slinbe). (Ein 3a^^unbert ^ielt ber Sluf biefer !3>roge ato :&eilmittel gegen bie @9P^ilid an, um bann, roie gefagt, von ber ©arfaparillrourjel uer^ brftngt 2u roerben. Site man ato :&auptbeftanbteil be0 :|^ol}e0 ba» barin enthaltene :^ar5 erkannte, benutzte man von ber SQitte be«

340 S)ie ttrsneipftansen.

17. Z^^^^^^xis an vkl^aä) an beffen @teUe baa (Svuj^aVfyaxi, ba& feltener freitDÜIig ausfliegt, fonbem meift burc^ (Sinfc^irnitte in ben Stamm mit nac^^erigem ©c^toelen getoonnen toicb. Site \ohi)ts kommt 60 in ^afelnug^ bi$ molnuggrogen, bunkelrotbraunen, ougen fc^mu^ig grünlich beft&ubten Sömem in ben ioanbü, toä^renb bos butc^ Sliiskoc^en bee serkleinetten Sem^olse^ |)etgefteUte ^topatot in unregetmägigen, me^t fc^tDatjgrflnen Sßaffen Detkauft tmtb. Se^ete$ fc^meckt unangenehmer unb länger an^ottenb kra^enb ote bo^ vorige unb bient ^eute nur no6) ate Sieagen^ für Orermente unb von Slut

(Sbenfalte gegen Si^pfjUÜ» mürbe eine S^UIcing bod mittelomerika- nifc^e Quaffia^ols Dermenbet, ba0 fc^on ju aSeginn be^ 18. yxfyc- ^unbert0 von btn am Slfrika importierten Slegerfklooen unter bem 9lamen quasci in Surinam gegen bie bösartigen epibemifc^en Silber bes fianbes gebraucht mürbe, ^ad) Orermins eingaben foUen bereits» 1714 bie grogen fc^arlac^roten Slüten bee aSaumes noc^ vox bem :&ol3 ato gefc^ä^tes SKagenmittel Don btn (Eingeborenen beni^ roorben fein. 9la(^ SUbrec^t von :&aUer0 S^gais befag ber 3)rogift @eba in Slmfter:' bam fc^on 1730 ba$ üuaffia^olj, tmb 1742 fott bereite ein gan^ gemeines SQebikament gemefen fein« ^a& gelblic^meige, biegte, ge^ ruc^Iofe £luaffien^ol5 ftammt von einem kleinen, auf ben SlntiUen unb im nörblic^en Sflbamerika |)eimifc^en aSaum au0 ber iJramilie ber @imaruba5een mit gefteberten asiättem unb lönglic^en, fc^marjen Stein- früchten, bem Sari von fiinn6 1763 nac^ ber aSitterkeit feines ij^ol^es btn roiffenfc^aftlic^en Flamen Quassia amara gab. <Sx roirb auger in feiner :^eimat auc^ in einigen Xropenl&nbem ber Sitten äBett kultioiert unb liefert bas ec^te ober furinamfc^e CUiaffia^ol}, roä^renb ba» leichtere, meniger bid^te ^c^t^^^^^^'^^^^^ffi^^ol} uon ber Dermanbten, viü ^ö^eren unb ftattttc^eren, in SBeftinbien, befonbers ^c^maika, ^eimifc^en Picrasma excelsa ftammt Seibe fc^mecken ftark bitter, unb jmar erfteres burc^ btn (Se^att bes von SBinkler 1834 5uerft bargefteUten a3itterftoff0 Quapn, le^teres bagegen burc^ bas ä^nlic^e pcrasmin; ber i^n ent^attenbe möfferige Slussug bient, roie in feiner ^^eimat, fo and) bei uns als appetitanregenbes SHitteL (Sr befi^t fc^mac^ narko^ tifc^e (Sigenfc^aften unb biente früher als a3ittermittel in ber Sier^ brauerei, ebenfo als Orttegengift

Zn gleicher SBeife früher als :&eilmittel gegen ©gp^ilis, roä^renb ^eute ^auptfä(|(lic^ noc^ als a3lutreinigtmgsmittel Derroenbet, rourben bie im :|^bft ausgegrabenen, bis 20 cm bicken, öftigen, ^oljigen Sßurseln ber im öftlic^en 9lorbamerlka, befonbers in Srloribo, a3irginien.

2)ie Strsnetpflanaen. 341

Satoüna unb ^ennfijtoanien ^eimifc^en Sorbeerart Sassafras officinalis. SU0 bie ©panier 1512 unter ^uon $once be fieon (}rtoriba entbecftten, boa fie, rote fc^on Solum6u0 bie [üblicher booon gelegenen fiänber, nic^t für eine neue SBelt, fonbem fftr einen Xett bee afiatifc^en (BetDürglonbe^ 3nbien hielten, xx>ts^f)a\b biefe (Bebiete and) ben 9lamen 3^^ erhielten, ber erft fpäter jur Unterfc^eibung t>om eigentlichen ^nbien in fBk\U inbien prc^ifiert mürbe, hielten fie bie bi0 30 m ^o^en biö}ifc^en ©affafrcu^bäume anfang0 für ben von i^nen fo fe|)nli(^jl ercDünfc^ten 3imt 2Inb ber fie begleitenbe SQönc^ SHonorbe^, ber fpöter biefe (Sttt^ bediimgereife befc^rieb, fagt, bag ba0 :&ol3 auc^ roirfilic^ xiad) Sinti gerochen ^obe, mos burd^au^ nid^t ber i^aü ifi 99300 man ju finben ^offt, bod bilbet man fic^ fc^lieglid) ein gefunben 5u ^abenl 9lo(f| in festerer S^^ bejeidineten bie $ortugiefen bie Saffafra^rinbe in O^rt« fe^ung i^ree ^olben SBa^ne^, mit ber Sinttrinbe, bie übrigens von einer na^t uermanbten fiorbeerart ftammt, 5u tun 5U ^aben, ato canela. !3>ie ^\lanit, beren :&ol5 fd)on von ben ^^bianem Orloriba^ ato Srieber^ mittel benu^t tDurbe, erhielt bann fpöter, cd» fie einfa^en, ba^ fie nid^t bie Bt^ipP^nj^ f^^f t'on ben Spaniern bie Segeidinung ©affafrae t)om fpanifi^en salsafras = @a£ifraga, toeil man i^r biefelbe SBirfumg, SBlafenfteine gu gerkleinem, gufc^rieb, mie bem @teinbred). ^ad) bem fenc^elortigen (Beruc^ unb füglic^ aromatifc^en ®efc^macii erhielt bie bereite um bie SHitte be^ 16. ^c^^^^unberte von Spanien au0 über ganj (Europa ausgebreitete ^olgige SlSurgel be0 ©affafras in !3>eutf(f|« lanb bie 93e5ei(^nung Srendie^olg. Sei ben 3^^^^^^^ Srloribas ^ieg bos i0oli pavanne, bes^alb roirb ee in beutfdien Slpot^eken, 5. fB. 1582 in Srrankfurt cu SIL unb 1587 in :&amburg, ato Lignum Pavanum seu Floridum ober Lignum Sassafras aufgeführt, ©c^on 1598 kannte man einen Spiritus llgni Sassafras. !3>er :^o(5teil unb me^r noc^ bie Slinbe ber SlSurjel enthalten bis 9 ^rogent eines frifc^ beftilliert färb« lofen, fpöter aber burc^ Stufna|)me Don ©ouerftoff aus ber Suft gelb bis braun roerbenben öt^erifc^en des, bas 80 ^rogent ©afrol, 10 $ro^ gent ^^ellanbren, 6,8 ^rogent Stec^tskampfer, roeiter (Sugenol, ({Sabinen uftD. ent^öU. 3^ ^^^ 99>ereinigten ©taaten oon 9Iorbamerika toirb aus bem a93urgel^olg mit ber Slinbe ein bort oiel t^ercoenbetes grluib^ ejrtrakt ^ergeftellt, toö^renb bas baraus beftillierte öt^erifd^e £)l fe^r beliebt gum Stromatifieren von ©eifen, ®etrönken unb Sabak ifi

©e^r viü tDid)tiger für bie Slrgneikunbe unb namentlich bie Ztd)^ nik als biefe norbamerikanifc^e Sorbeerart ift bie gleichfalls bem Sinti fe^r na^e vttwanbtt oftafiatifc^e Slrt, ber ^Kampferbaum (Cinnamomum

342 ^te Qttgneipflansen.

camphora), beffen $robu6t, bet ^Kämpfer, ein eilten c^ineflfc^ed §eiU mittel ift Stbet ni^t biefe^ oftafiotlfi^e, fonbem ein ö^nlic^ee fflb« afiatif(^e$ ^tobufit, ber Sumatra^ ober ^omeokompfer, ber in ben @tömmen eine^ ^o|)en aSourne^ Sumatras tmb aSomeod ctu0 ber SrcmtUie ber 2>ipterocarpa5een (Dryobalanops camphora), ber ouc^ ber oftinbifc^e Aopolbaum (Vateria indica) angehört, in eigenen Se^altem in oft mtf)ttttn $funb fc^nieren ©tilciien abgefegt mirb, toar fd^on im SUtertum in gan} Sübafien oto :&eilmittel Derbreitet unb beliebt !3>iefer fttbafiotifc^e ^Kämpfer roar oto roertDoUe Strjnei aud) in (Si)\na unb ytpon bekannt, roo er |)eute faft au^fc^lieglid) oerbrouc^t unb r>id ^ö^er gefc^ä^ roirb al0 ber bei un» von bort ^er in ben :&anbel kommenbe Saurineenkampfer. Unter ber Sandkritbejeidinung kapura, b. f). roeig, gebrauefiten i^n bie alten ^ttber. 9la(f| ber ^dt ber fßiVktt^ manberung mar er wn ^nbien au0 nad) SBeftafien gelangt, mo i^n ber griec^ifc^e Str}t äietiod au0 Stmiba in SQefopotamien im 6. Zoi)t^ ^unbert unter bem Flamen kaphura ato fioftbare^ Slrjneimittel ermahnt äluc^ ben älrabem 5ur 3^t 9llu^ammeb0 mar er bekannt; btnn er mirb im ftoran cd» ein iStt^lungemittel ber (Betränke ber Seligen im ^arabiefe ermähnt Sllit ber Don i^nen kamfur genannten 2>roge machten bann bie arabifd^en Slrgte ba^ Slbenblanb bekannt, mo ber 2>ipterocarpa3eenfiampfer im 11. 3<^^^^unbert in 3i(^i^ ^^^ un 12. 3<^^r|)unbert in 2>eutf(^lanb atoSHittel gegen (Bid^t unb Sl^eumo^ ti0mu0 Dermenbet mürbe. ®o erm&^nen i^n um 1070 ber jübifc^e älrjt @imon @et^ unb um 1150 bie gelehrte ätbtlffin igilbegarb im Softer Slupertdberg bei Singen. 1293 lernte ber Denegianifc^e Sauf« mann SHorco $olo auf feiner mit a3ater unb Dnkel unternommenen Stückreife Don (Elfina auf aSomeo unb Sumatra ben bort ^eimifd^en Kampferbaum felbft kennen, mie er in feinem Steif eberic^t er^o^lt 3ur 3^ b^ $aracelfu0 (1493—1541) mar ber baDon gemonnene Kampfer in !3>eutf(^lanb allgemein ato Slrjneimittel im (Bebraud).

(^ft 5U aSeginn be^ 17. Zo^^^^^^^^ ^^^ tn (Suropa ber oft« afiatifc^e Kampfer an Stelle be$ teueren Sumatra« unb aSomeohampfers auf, inbem insmifc^en bie (S^^inefen, von ber ®eminnung jenes burc^ prallen, Spalten unb Sluelefen ber 2>rt)obalanop0bäume veranlagt, bie« felbe !Droge Don einem ein^eimifc^en a3aume, eben bem eckten Kampfer« baam, ju geminnen trachteten, voas^ benn auc^ gelang. SMefer ec^te Kampferbaum ift ein an ber c^inefifc^en Küfte von (iod)ind)ina bis 5ur SKünbung bes 3^ngstfe«&iang unb btn oorgelagerten ^wf^I« b\» Süb« Japan mac^fenber, 8—10 m ^o^er, linben&^nlic^er a3aum mit brauner.

2)ie ^rsneipflanaen. 343

niniliger Slinbe unb fmonigen Slftett (Sr ^ot immergrüne, eirunbe, glonsenbe 93Iätter, kleine, roeige, in Slifpen fte^enbe Slfiten imb bunkel^ rote, erbfengroge Seeren mit pfefferä^nlic^em ©amen. SUIe Xeile bee 93aume0, befonber^ aber bie SBurjeln, riechen unb fd^meciien ftark feampferortig. (St verlangt ein roarme^ ^ima unb möglid)ft feud^te finft 93efonber0 auf ^Jrormofa unb in ganj ©übjapan mirb er 5ur (Seminnung uon Dampfer benu^ unb be»f)Qib in au^gebe^nten Wci^ bungen gejogen. 3unge Säume finb für bie Sampferau^beutung xDertlod. Z^ cUter fie aber toerben unb )e bic^ter i^r ^o\% toirb, um fo ^ö^er fteigt in i^nen ber iSampferge^alt, b\B er etma im 100. Z^^ ein SKosimum erreid^t ^at @c^on 40— 50jä^rige Säume toerbert jur Sompfergeminnung gefällt 3)abei mürbe ba0 :gol5, befonbers bee Stammes, gefpalten tmb urfprünglic^ roie beim Sumatra- tmb fBomto^ fumtpferboum ba0 in Spalten unb lüften ausgefc^bene fefte ät^e:» tifc^e £)1 ausgekragt. Salb aber ging man baju Aber, bas in kleine (Späne gefc^nittene unb 5ubem burd) topfen faferig gemachte :&ol5 einer 2>eftUIatlon mit SBafferbämpfen ju untertoerfen, um ben Kämpfer 5U gemimten. 2>a biefes fefte ät^erifd^e £)l am reid)Ii(^ften in ben SBurjeln unb unteren Xeilen bes Stammes enti^alten ift, merben lebig« lic^ biefe Seile, auger bm SlSurjeln noc^ ber Stamm bis etma in 3 m :^ö^e, ber meift auf fe^r primittt^e SlSeife ausgeführten 2>eftiaation tmtermorfen, mobei ber Slo^kampfer in (Beftatt blagrötlic^er, kömiger SQaffen mit 20 ^rojent Pffigem Kampferöl gemonnen mirb. ätls folc^er kommt er von Srormofa in mit Sleiblec^ ausgefc^Iagenen giften von 50—60 kg ®emid)t tierpackt, tjon 3^ön bagegen in Sambus:» röhren ober Subbs genannten :&ol3bottid)en oon 80 kg in bzn ioanbü unb roirb in (Suropa unb Slmerika, neuerbings auc^ fd)on in Z^<^^ unb ij^ongkong, in eigenen Sampferraffinerien burd) toeitere Subtima:s tion gereinigt.

2>er iSampfer, feiner c^emifc^en Sefc^affen^eit nac^ ein &zton von ber iJormel CioH^^O, bilbet fic^ im lebenben fiampferbaum aus einem urfprünglic^ im &0I5 t)or^anbenen flüchtigen, farblofen öl, bem Sampfer:» öl, bas in frü^jeitig in allen Xeilen bes Saumes angelegten Alsellen gebilbet toirb unb fiel) fpäter burd) Sauerftoffaufna^me oft erft jahrelang nac^ (Bntfte^ung bes Sekretes in Äampfer ummanbelt, ber bann oorsugstoeife in ben Spalten unb :&ö^lungen bes unteren Seiles bes Stammes jur Slusfc^eibung gelangt 2>as t)om ro^en Äampfer t)or bem Slaffinieren ausgepregte unb burc^ ^tntü^g^tten entfernte flüffige, früher als mertlos befeitigte :Sampferöl toirb neuer«

344 ^ie ttranripflon^en.

blttgs auf 6ofrol verarbeitet 3)er raffinierte ftampf er, ber in 1—5 kg fc^toeren, konoes^^konkaoen, in ber SHitte burc^Iöc^erten iSuc^en in btn ^anbel gelangt, ftellt eine toeige, burc^fc^einenbe, kriftaUinif(^:»ftömtge, fettig anjufa^tenbe, bei gecDö^ntid^er Xemperatur aUmä^Iid) o^ne Wltk^ ftanb fic^ Derflflc^tigenbe Sllaffe von burc^bringenbem (Benu^ unb brennenb fc^arfem, ^inter^er kfl^tenbem (Befc^macii bor, ba0 in ber Snebijin äugerlic^ ato bie :&aut reisenbe^, ableitenbe^, fc^merilinbem^ be$ Mttel bei r^eumatifdien Seiben, innertid) in Meinen 2)ofen }ur aSeru^igung, in größeren jur Slnregung mtb 93elebung be0 Sleroen« fgfteme, ber Sttmung unb asiutjirkulation, befonbere aber in ber Ztd)^ nifi ato Sllottengift unb in fe^r grogem Silage jur ^gerftellung von 3eI(uIoib unb raud)f(f|CDad)em $uIoer Dertoenbet toirb. 3^^^ ^^^ Srormofa führen jä^rltc^ über 4 SHillionen kg Sampfer au0, von benen ettoa 32 ^rosent nac^ !Deutf(^Ianb, 31 $rogent nac^ Stmerika, 22 ^xo^ jent nac^ Orrankreic^, 13 ^rosent nac^ (Englanb unb 2 ^rojent nac^ 3nbien ge^en. 3um eigenen iSampferöI begießt Z^^^ ^^^ ^^^ ^on Srormofa, um i^n bei ber Sa^ereitung gu Denoenben. Sei ber grogen SBü^tigkeit, bie bem iSfxmpfer jufcommt, toerben }ur}eit au^gebe^nte Slnpflanjungen Don Kampferbäumen von feiten ber japanifc^en unb (f|inefifd)en Stegierungen gemacht ®c^on je^ liefert bie fflbc^inefifc^e ^rooing ^oMen ttber 120000 kg Ampfer j&^tUti). Shu^ toerben fpäter 9nabaga0kar, (i€t)lon, !Deutf(f|::Dftafrika, %9pten, SUgerien unb ber Qübm ber SJeretnigten Staaten von Sflorbameri&a [vä) an ber ^robuktion beteiligen, toenn bie bort angelegten, fe^r gut fortkommen« btn Kulturen be0 Kampferbaumes jur Stusbeutung reif fein roerben. 2)ie neuerbing0 gehegte Hoffnung, btn Kampfer auc^ aus btn asiottem bes Saumes geminnen ju können, ift bis je^t ntir roenig erffillt tDorben.

äluger bzn bereits ertoä^nten ^at bie 9leue SBelt noc^ eine ganje Snenge toiditiger 2>rogen aus bem ^flanjenreic^e geliefert, fo bie 3^^- cacuan^a:» ober 93red)tDurgel, bie ^eute nod) in reichlichem Silage Sertoenbung finbet Sie befte^t aus ber unterirbifd) krled)enben Slc^fe eines nieberen :&albftraud)s aus ber gfamilie ber Slubiajeen ober Krappe getoäc^fe (CephaSlis Ipecacuanha) mit nur 10—30 cm f)od) auffteigen« ben Stengeln, länglic^ooalen 931ättern, toeigen Slflten unb erbfengrogen, blauen 93eeren. Sie roäc^ft in ben feuchten, fc^attenreic^en SBolbem Sübbrafiliens toilb unb roirb neuerbings auc^ auf ber :&albinfel Wa^ lakka im Sd)atten einzelner 93Sume kultiDieri um über Singapur in btn :ganbel ^u gelangen. S)ie beliebtefte Sorte roirb mit älusna^me

3)le ^ranelppanaen. 345

btt Slegenseit bas^ ganse Hüaffi ^inburc^ in btt fübbrafUiantfcfien ^ro^» rin} SQotto (Sroffo gefammelt, iitbem man ben }iemU(f| oberfläc^Iid) ^ot^ontal unter ber (Srbe t)erlQufenben, ^öc^ften0 5 mm biciien, finottgen (Stamm au0^ebt, aber bie an bm Snoten entfpringenben, grögtenteite 5U 6tftrkeme^( auffpeic^emben Steferoeftoffbe^ältem getoorbenen SBur^eln obfc^nelbet, um fie im 93oben 5U belaffen ober, falte {ie mit |)erau0« tiaimn, roieber einsupflonjen. @ie bilben bann Stboentit^ftnofpen, au0 bmm nad) 3—4 Zoi)xtn ein neuer SBeftanb au^beutungdfä^iger ^flan^en ^eroorge^t SMe in Stbftänben t)on 1 mm von ungleichen, runblidien SBfllften, ben Starben ber einft ^ier entsprungenen }a^Irei^en Seitenmurgeln, Derfe^enen unterirbifd^en 6tammftficiie merben fo rafc^ ate möglich getrocknet, am Xage ber ®onne ausgefe^ unb nacf^t^ t)urcf| aSebeciien oor bem Sau befcf^tt^t, unb finb nad) 2—3 Xagen Dcrfanbfä^ig. fogenannten ©eronnen wn 40—42 kg (Semic^t toerben fie t)on ben (Eingeborenen oft Xagereifen roeit auf ben köpfen au5 btm Z^^^^^ ^n ^i^ ^Aft^ getragen unb gelangen über Stio be Janeiro nac^ Sonbon jum 95erftauf. 3^ 15 cm langen Stflciien, noc^ ^fiufiger aber fein gefc^nitten kommen |ie in bie Stpot^eken, mn ^ier meift 2ur :&er{teUung ber bekannten !Sptcacvumf)aMu'(gfli\{c uermenbet 5U merben. 2>a0 mirkfame ^rinjip ift ba» 1817 von pelletier unb aOagenbie gefunbene (Smetin ntbtn (Tep^aSIin unb ^f^cf^rotin. (g$ ift 5U 4 ^rogent faft nur in ber graubraunen Slinbe unb nur in Spuren im :&ol5ftörper Dor^anben. 2>a0 offijineUe ^P^^acuan^ar^^^utoer fott 2 ^rogent biefer Sttkaloibe ent^atten.

2)iefe brec^enerregenbe unb ejpefitorierenb toirfienbe 2>roge ^at eine fe^r intereffante (^efc^ic^te, bie es too^l t)erbient, ^ier in Sttrge ntitgeteitt 5U roerben. 2>er 9Iame 3P^<^^<^^n^(^f bm uns bie ^ortu^ giefen t)ermittelten, ftammt aus ber Xupifprad)e unb ift aus i (fileinX pe (am 993ege), ca& (ftraut), guöne (brec^enerregenb) sufammengefe^, bebeutet alfo ^kleines Srout, ba» am SBege mäd)ft unb aSrecf^en er^ regt". SHe Xupi« unb anbem 3n^i(^n^ Srafiliens Dertoanbten fie ate aSrec^mitteL !^a fie aber auger \i)x nod) anbere 993ur}eln ate folc^es benu%ten unb mit bem a93orte „pe-ca&-gu6ne'' jufammengejogen in pecacuöm bezeichneten, erhielt fie }ur Unterfcf^eibung Don bm größeren bie 93enennung i (klein), alfo I-pe-caä-gu6ne. 2)er portu^^ giefifi^e 95oIksname ber !3>roge ift aber nid)t 3p^cacuan^a, fonbem ^003)0. S^xm erftenmal toirb fie 1590 t)om portugiefifi^en 9llönc^ Widiaü Xriftram, ber von 1570—1600 in JBrafüien lebte, unter bem Slomen Zeptcaga ober Pgaija erroä^nt; aber erft 1648 tourbe fie

346 ^te Hraneipflanaen.

bmd) bm ^oU&nt)if(^en Slrjt 993U^etm $ifo in (Suropa genauer be^ kannt Sluf einer von 1636—1641 unter grü^rung bee (Brafen 9llort% t)on 9laffau^®iegen unternommenen 3rorfd)ung6retfe burd) 93rafUien lernte er fie kmnm unb gab bann nad) feiner ^eimke^r bie erfte ^t^ fc^reibung tmb Slbbilbung ber ^flanje, bie er 3P^cacuan^a nennt ®Iei(f|mo^I mar man über bie botanifc^e Stellung ber pianje noc^ lange im untdaren. Sl6ju0 ^ielt fie für eine älrt (Einbeere (Paris), SQoriceau für eine Slrt (Beigblatt (Lonicera) unb ber groge fiarl oon fiinnö für eine älrt SSeilc^en, me^^alb er fie Viola Ipecacuanha nannte, (^ft ber portugiefifc^e SHarinearjt Dr. 93emarbino Slntonio (Bomej gab 1801 bie nötige Berichtigung ttber bie Don i^m in aSraftlien kennen gelernte ©tammpflanse. 1804 befcbrieb 993Ubenom bie ^flan^e ato CephaSlis ipecacuanha; fpoter 50g ber Slargauer SQüUer bas (Benu0 Cephaeiis ju Psychotria.

®rögere Shifmerkfamfteit erregte bie IDroge erft ju (Snbe be6 17. 3^t^unbert0. 1672 brad^te fie ber älrjt fie ®rad nac^ einem breimaligen Slufent^alte in SrafUien Don bort mit; non i^m erhielt fte ber Slpot^eker (^aquenelle, ebenfo fiemert). 2>ann brachte ber Slr^t Salioeau au5 SHontpeUier, ber bie ^flanse in 93rafilien gefe^en unb bort au4l i^re SJertoenbung k^nazn gelernt ^atte, Slad^ric^ten über [xt mit nac^ (Buropa. 1680 bekam Dr. Slfforti von bem am »rafilien su^: rückgeke^rten unb nac^ fc^merer (Erkrankung oon i^m geseilten &au\^ mann (Bamier 5um 2>ank eine Portion 3pccaciuin^a unter bem 9lamen ber brafilifc^en Stu^rtourjeL älfforti beachtete biefelbe nic^t, gab aber baDon bem Stubenten Zof)- älbrian :getoetiu0, bet bamit nac^ feiner (Etablierung in Sleim^ 1684 fe^r gute iSuren bei Slu^r mad^te. (Er erregte bamit meit^in in grrankreid) äluffe^en, fo ba^ i^m fiubmig XIV. fein ato (Be^eimni« be^anbeltes Süittel um 1000 fioui^bor abkaufte unb i^m ba5u nod) ein $rioi(egium be^ SUleinoerkauf« erteilte. Z^ 2)eutf(^lanb lenkte befonbers fieibni^ bie älufmerkfamkeit auf ba$ neue SQittel, Aber bas er in ben S3er^anblungen ber fieopolbinifd)en Sojietöt ber Slaturforfc^er im Z^^^^ 1696 ^ne Slb^anblung: De novo anti- dysenterico americano t)eröffentlid)te. ^wü Z^^^^ fpöter na^m fic^ a3alentini ber 2>roge im befonberen an, boc^ ging e$ noc^ längere 3^t, bi0 fie allgemeinere aSenoenbung fanb. a3i0 meit in bie stoeite :&&lfte btB 18. 3ct^r^unbert0 mar fie in ben Slpot^eken nod) red)t feiten unb bementfprec^enb teuer. ®o koftete ba$ $funb nac|i a3alentini 1704 30 (Bulben unb ba» fiot (10 g) in Sllül^aufen 8 Pennige. 1887 kamen bann bie erften groben aus bm feit 1866, anfange allerbinge o^ne

3HC SJrjnelpflanaen. 347

Erfolg in 3^i^ 6efonber0 um Kalkutta, angelegten Suituten auf ben fionboner Wiaxht unb enoiefen fic^ ato ber brafUtanifd)en 2)toge eben« büttig. a3on ber mn :&oofcer au0 bem botanifd)en ®arten von Seto bei Sonbon gefanbten ®tammpf(an}e maren 1872 nur nod) 12 pianjen ato 9la(^kommen t)or^anben. (Sine SJerme^rung burd) ©tecfilinge ^atte größeren (Srfolg; fo erjielte man auf biefe 993eife von 300 in bm 3o^ten 1871 imb 1872 in ©ififiim nor^anbenen (gjemplaren bereit« 1873 6000 Qt&A. 2)o(f| ^atte bie Sultur ber 3pecacuan^a auc^ ^ier erfl rechten (Srfolg, ato man begann, ben Sebflrfniffen ber ^flanje nac^ greuc^tigfieit unb Schatten Sted^nung ju tragen.

Sei ber (Sefuc^ti^eit ber 2>roge kann un$ nid)t rounbem, bag He ]tf)x oft mit falfd^er n;p^cacuan^a Dermifd^t unb fo gef&Ifd)t toirb. S9!on folc^er kommt bie in Kolumbien toac^fenbe CephaSlis acuminata ber eci^ten oxn näd^ften. Z^^ unterirbifc^ kriec^enber @tamm ift rötlic^« braun tmb bi0 8 mm bicfu Sßan bejeic^net biefe Sorte ate (Eortagena« 3pecacuan^a, roeil fie Dom gleichnamigen :&afen in Kolumbien espor^» tiert roirb. (Sr^eblic^ fc^roöc^er roirkenb ift bie au5 bem nörblid)en Sübomerika ftammenbe bünnere, hellgraue bie graubraune ,,me^Iige 3pecaciuin|)a^, fo genannt, roeil bie mit nur fc^toac^en (Einkerbungen Derfe^ene fe^r biciie Slinbe im !3>urc^f(^nitt mehlig meig ift 6ie ftammt oon Richardsonia scabra. (Sröger unb ftorker ate bie ed)te Sliomare, aber fe^r arm oxi (Smetin, ift bie bi» 8 mm biciie, äugen graubraun bi$ graufc^marje ^^fc^marje ^P^^^^^^^^^^^^r bie Don ber in SSenejuela, $eru tmb Kolumbien (bem t^ormaligen Sleu^lSranaba) roac^fenben Psychotria emeüca ^errfl^rt ®an5 emetinfrei ift bie ftark Deräftelte unb mit fpärlic^en (Einfd)nürungen t^erfe^ene grautoeige ober hellbraun« gelbe MftDeige ^P^cacuan^a'', bie oon ber brafilifc^en a3eilc^enart Jonidium ipecacuanha ftammt, ebenfo bie von Viola itoubou, von Polygala violacea m SSenejuela, oon Chamaelitium luteum unb Heteropteris pauciflora in aSrafttien unb anbem. (öani fc^toac^ emetin^altig ift bagegen bie mit fe^r bflnner Stinbe unb o^ne (^nfcf^nürungen Derfe^ene

Xrinibab«3P^<^o<^^>i^^ ^on CephaSlis tomentosa.

(Sbenfalte burc^ bie ^ortugiefen suerft in (Europa befumntgemorben ift bie auger ato appetitanregenbe« SKittel aud) roie bie 3P^<^^cuan^a gegen Slu^r Derroenbete (Eotombotoursel, bie von ber in ben Wöl^ bem ber oftafrikanifc^en Süftenlanber ^eimifd)en Jatrorrhiza palmata ftammt :&eute toirb fie auger in SKojambique, roo fie bie ^ortugiefen bei i|)rer Sliebertaffung von ben (Eingeborenen ate ftopfenbe älrgnei kennen lernten, in 2>eutfc^^Dftafrika, auf SHabagaskar, ben ^UoBka^

348 ^te ^ttaneipflansen.

renen, Se^d^eUen unb (iet)lon ktütioiett. 2>ie htm fuirjen SBurjelftocb entfpringenben tttbenförmig t)erbi(ftten, bto 30 cm langen unb bte 8 cm bicfien, fleischigen SBurgeln ber }u ben 9neni$perma}een ge^örenben ausbauemben, ftrauc^attigen ^flanse toerben im SQät} gegraben, qz^ mafc^en, in 2 cm bicfie Sd^eiben gefc^nitten, auf @(^nüte ge}ogen vmb im Schatten getrocftnet. Z^ ^on Sllatten um^fiUten Sollen von etma 50 kg ®emic^t kommen {ie aus SHojambique, 6anfibar ober SSomboti nad) :&amburg unb fionbon in bm :ganbeL @ie finb im 2>ur(^fc^nüt gelb unb enthalten auger reid)ti(^ Stärkemehl unb (Summi, bie bem barau0 ^ergefteltten 2>ekokt eine fc^Ieimige Sonfiftenj geben, brei 9il^ kaloibe unb jmei Sitterftoffe. 2>er 9lame dolonibo \)at Keinerlei fßt^ gie^ung 5ur gleichnamigen @tabt auf ^glon, fonbem rü^rt oon ber 93e5ei(^nung kalumb ^er, bie i^r bie :Saffem gaben. B^erft empfahl ber todfianifcfie älrjt ^ancts^co Stebi 1675 bie (Eolumba ote gifttDibri^s ges ÜRitteL alle folc^es f)at fie fic^ nun nic^t betoä^rt, roo^l aber als tonif(^e0 93ittermittel unb 5um Stopfen bei 2)urd)föllen. 3^re Stbftam^ mung unb :&eimat tourbe geheim gehalten, bis $^Uipp (!4)mmerfon 1770 bie fie liefembe pianje im ©arten be« ©ouüemeur« ^oiDre auf Z^lt be Shcance ({e^ 9nauritiu0 genannt) fiuttimert fanb. (grfl feit fie ber Slrjt ©aubiu» in Seiben im 3a^re 1771 angelegentlich empfahl, roirb fie ^öufiger mebijinifcf) oermenbet !3>ie fogenannte amerifutnifc^e Colombomurjel von ber (Bentianee Frasera carolinensis au5 D^io, (Skxrolina unb ^ennfgtoanien enthält nur ®erbfaure unb ift minber» mertig. Slm meiften toirb bie 2>roge burd) bie mit Dcfter gelb ge^ färbte 993urgel ber Sctunrflbe (Bryoniä alba unb dioica) Derfölfc^t

93on einem im atlantif(^en 9lorbamerika, namentlich SSürginien, Srloriba unb SUabama ^eimifcf^en immergrünen fUimmenben Strauch (Gelsemium sempervirens) au0 ber gramilie ber ßoganiajeen, bie fe^r ftarfe giftige Vertreter, toie ben bas etrtjc^nin liefemben SBrecfjnufe^ bäum, ben Curarebaum, au0 bem bie ^nbianer in ©uiana unb SBe* nesuela i^r berfic^tigtes Peilgift, ben fc^lingenben Upasftraucfi, am beffen SBurjelrinbe bie SHaloien ^aoas i^r nic^t minber gefährliche« Peilgift Upas ^erftellen, unb ben üom ^efuiten (Skxmelli 1699 nac^ bem ©tifter be» 3«fwitenorben6, 3gnatiu5 fiogola, ^gnatiuöjlrauc^ be^ nannten ©c^lingftraucl) ber ^^ilippinen, ber bie äufeerft giftigen ^gna^* tiu0bo^nen liefert, aufmeift, ftammt bie ©elfemiummurjeL ©elfemium ift ber ältere STame bes ^asminum hergeleitet oom arabifc^en Jasmin , ber biefer planje toegen i^rer Sinnlichkeit mit biefem oriem taltfct)en ©trauct)e gegeben tourbe. 3)a« Sl^igom kommt meifl in kleine

3He 9(tsneipflan}en. 349

6tü(fte jerfc^nitten in bm :ganbel unb enthält t)ier SUkaloibe, bie ote fc^merjbetftubenbed SQittel bei 9leuralgien, S^^f^nt^ St^eumati0mu0 mtb Sruftfellfc^merjen bienett 2)ie 3^tanec btoiu^ten fie }tun S9!er« giften ber Srifc^e. !3>iefe bei un0 toeniger ongenianbte 2>roge bient in äflorbamerifia feit langet 3^ cd» a3olk0mittel gegen Srieber tinb 9leu^ tolgien. 2)ie SBirbimg befte^t in Sc^ioäc^ung ber SQotitttat mtb i^exab^ fe%ung ber Senfibilität; in gcö|eren Gaben Detucfac^t bie 2)toge Sc^oiinbel, ettoettette ^upilten unb 2)oppeItfe^en, allgemeine SKu^ftel^ fc^toOi^e unb fc^IiegUc^ Xob buxd) Sttnuingelo^mung.

2)er gettodmete ^ur^elftocii btt kanabifc^en (bübwwci (Hydrasüs canadensis) liefert bie neuerbing^ auc^ bei un0 niie in i^rer :&eimat trielgebrauc^te ^ggbrafti^, bie fc^on lange t)or Einkunft ber (Europäer Don bm notbamerUumifcfien 3nbianem teito ju mebi}inif(^en ^mtikm, befonber^ bei (Sn^iinbungen ber Stugen, be^ 9Ilunbe$ unb be0 :^fe0, teite }um Srärben bt» (Befid^tee unb ber Sleibungeftficte benu^t mürbe. 3n berfelben 993eife mürbe bM St^}om noc^ ja|)r^unbertelang nad) ber (Sntbedumg Slmerikod ate golden seal, b. ^. golbene Siegelmurj, ato Slufgug ober XinUur meiter gebraucht, bi» e$ 1860 in bie $^arma^ kopoe ber 93eretnigten Staaten aufgenommen mürbe, nac^bem e$ fc^on feit 1833 allgemeiner ato Slrjnei t)ermenbet unb feit 1847 in größeren SQengen in bm ^anbd gebracht morben mar. 2He aSertoenbung in (Suropa batiert erft feit 1883. 1851 entbecbte 2)uranb ba» miditigfte ber barin enthaltenen SUkaloibe, ba$ ^gbraftin, ba^ b\» in 4,8 ^ixo^ }ent barin enthalten ift vmb fic^ im Körper in ij^^braftinin unb D^Aan^ fäure fpaltet :&9braftid mirkt gef&gnerengenb unb barum asiutungen ftUlenb. Sefonber0 gegen (Sebärmutterblutungen mtrb e0 t)iel t)er^ toenbet, augerbem auc^ bei c^ronifc^em SKagenkatan^ unb öugerlid) bei Slugenentjflnbungen. 2He fie liefembe ^flonse ift eine in ben feud^ SBölbem :ftanaba$ tmb befonber^ ber norböftlic^en 93ereinigten Staaten ^eimifc^e aüsbaatxxü>t ©c^attenpflanje oub ber gramilie ber Slanuncula5een mit 2—3 ^anbförmig gelappten ^Blättern unb grfinli^)'' meigen Slflten, bie megen be^ er^ö^ten a3erbrauc^$ im milben ^u^ ftanbe faft nic^ me^r ryoxkommt tmb jurseit in ben Staaten füblid) oon 9lem SJorfi an fc^attigen :&ilgeln tmb in SBalblic^ngen in größerer 91Ienge angepflanjt mirb. 2)ie SBurjelftöcfte foUen ntir von ber brei» jährigen ^flanje im :&erbft nac^ ber @amenreife gefammelt, gereinigt unb, auf groge Xflc^er ausgebreitet, an ber Suft getrocknet merben. 3n 93allen ober Q&At oerpacftt fionrnten fie meift über (Sinctnnati jum SSerfanb. SSielfac^ merben fie mit bm SBurselftöcken ber in bm borti^

350 ^e 9tT5neipf(anden.

gen WaiimnQm ^eimifc^en Aristolochia serpentarla unb onbetec ctus^ bauember Stautet uetfolfc^t

(Sbenfalte in 9lotbametlfut |)einnf(^ ift bie nad) bem Stamme bet @enäui^3nb{anet obet 3^ofiefen benannte Senegatoutjel, bie von einet nötbli(^ t)om Xenneffeefluffe t)om Slttantifc^en Ditan bi» jum Srelfengebitge Dotkommenben au^bouetnben Steu}blumenatt (Polygala senega) getoonnen toitb. @d)on von ben 3^t^^tn mtabe fie ate SQittel gegen btn 93ig bet ^appetfc^lange Dettoenbet. 1736 toutbe fie bed^alb von bem in SSütginien anfäffigen fc^ottifc^en Sltjte Zof)n Ztn^ nent ate Senega ratüe snake root (©.^Slappetfc^Iangenn^utgel) in ben Sltgneifc^a^ eingefü^ti Qd)on 1734 gab bet 9lfltnbetget ältjt Z^ob Xteu eine StbbUbung bet ©tammpflanje. Wiod) im Z^^^^ 177^ ^^^ nac^ 9lluttag bie 2)toge in Seiüfc^Ianb nut in menigen Slpot^eben nonätig. 1804 ftellte bann (Bellen ba^ b\» in 5 ^tojent botin ent^ ^altene, bem 6aponin &f)nlxd)z, in kaltem SSSaffet unlödlic^e SUkoloib @enegin bat, ba$ ntbtn bem fauten (Blgkofib, bet ^olggalaf&ute tmb jtDei neuttalen (Blgkofiben batin ootkommt 2>ie a93itktmg bet 2>toge ift eine fi^teimlöfenbe, fc^n^eigtteibenbe unb leicht abffi^tenbe. a93ie bie folgenbe toitb fie and) ato SBafc^mittel benu^

2)enfelben S^^c^^^ bi^ ^te gleic^ettoeife meift ate Slbkoc^ung Detotbnete Quillaia^ obet Seifentinbe, bie von bem immetgtflnen, in dfßtf $etu unb aSoIinien ^eimifc^en Seifenbäume (Quillaia sapo- naria) getoonnen toitb. 2)en in feinet :&eintat gebt&uc^Iic^en Slamen £UiiUa ^at et t)om fpanifd^en SBotte quilläi, ba0 ^toafc^en" bebeutet; btnn feine 9iinbe toutbe feit langet 3^tt im fianbe jtmt 993af(^en be^ nu^ Site Wa\d)^ obet ^anamatinbe kam fie juetft von ^ianoxtia ccü» 2U älnfang bet 1850 et Z<^^^ ^^ (Snglanb unb Ortantoeic^, einige 3a^te fpStet auc^ nac^ Seutfc^lanb. ®eit biefet Seit ^ot fie, ba fie bie Orcttben nic^t angteift, ted^nifi^ ftatt @eife in ben W&\ä)t^ teien eine gtoge 93ebeutung etlangt ®ie ift äugen gtob läng^geftteiflr oft riffigr n)eiglic^ obet |)eUbtaun, innen glatt unb btäunlic^, ^at einen kta^enb bitteten, fc^Ieimigen (Bef^macii unb enthält äuget bi0 10 $to^ }ent ©oponin bie bet ^olggalafäute fe^t na^efte^enbe OuiUaiafäute, ©apotojin unb Sactofin. 6ie toitb ato (Stfa^ bet ©enega bei c^toni^ fc^em fiungenkatani) in Srotm einet beim ©(Rütteln ftatk fc^äumenben Stbkoc^tmg gegeben; auc^ kommt ein ate ©aponin be}eic^nete6 (S^ttafit betfelben in ben ij^nbeL 2)ie 9iinbe felbft toitb fet^ bitekt von dfßt unb $etu nac^ :gambutg unb ij^aote gebtac^t, bie bie :gauptftapelplä^e bafflt finb. 3ä^tlid) kommen baoon übet 3 ÜRiKionen kg im 9Z3>erte

SHe SlrBttclpflanscn. 851

von einet falben ünuiion $efo0 (faft edenfooiel Waxk) allein ctU0 <i;^Ue in ben ij^anbeL Sluc^ bos mittelharte &0I5 ift bort gefc^ö^ unb roirb 5u feineren (Beraten, befonbere 5U bm \m Sanbe gebräuchlichen fc^u^^ artigen, ^ölsemen Steigbügeln, bie mit rei(f)gemufterten Dmammttn in Serbfc^nittmanier Dersiert finb, Dermenbet 2>er OuiUäi ift eine bi0 10 m §ö^e errei(f)enbe Stofajee, beren bi0 gegen 2 m biciier @tamm, unbefc^abet be» SBo^Ibefinben« ber ?Pflan5e, öfter im 3nnem üermorfc^t. <St ift nic^t befonber^ bic^t Dergn^eigt unb feine Stfte ge^en ftark au0:' einanber. (Er ^at eUiptifd[|e, glänsenbe, leber^arte, ^eUgrflne 93tätter unb 5U Meinen Xrauben Dereinigte roeige SBIüten. (&c fteigt Aber 2000 m in0 (Sebirge ^auf, bod) roirb i^m leiber oon bm Stinbenfammlem (casc^arilleros), benen man mit i^ren fc^toarjbrounen Saften oft bt^ gegnet, arg ju fieibe gegangen. Ortflf)er entrinbeten [it bie as&ume meift nur fo roeit, ate fie reichen konnten, mö^renb fte |e^ mit &Ufe t)on Seitem bie (Sntrinbung b\B roeit in ba$ Slftroerb hinein vox^ nehmen.

(Sbenfalte au0 @flbamerifia ftammt bie erft feit 1871 burtfi (Barcia SQorena, ben bamaligen $r&fibenten von (Sfiuabor, nad) (Europa ge^» fanbte unb ^ier balb ato angeblichem :&eUmittel gegen Süagenkrebm fe^r flberfc^fi^te unb fe^r teuer b^af)\tz (Eonburangorinbe, b. f). (SAtt^ rinbe. @(^on lange fte^t fie in i^rer :&eimat gegen Scf^Iangenbig unb toebmartige iSranfi^eiten bei ben 3^^^^ int (Bebrauc^. 3^^^ Stammpflanje ift eine an bm a93eftab^ängen ber SorbiUeren sroifc^en (gfumbor unb ^eru in 1500 m unb me^r :&ö|)e mac^fenben fiiane (Marsdenia condurango) au0 ber Sr^milie ber SlefUepiabaseen mit gegenftänbigen, breiten, famtartig behaarten asiättem, paarigen Siifpen Ueiner asiüten unb bieben, glatten Orruc^tkapfeln. 3^re Slinbe ift graubraun, fd)me(ftt bitterlich, fc^roac^ fera^enb, riecf^t aromatifc^ unb ent^ölt al0 mic^tigften 93eftanbteU ein ato (S^onburangin beseic^netem (Bemifc^ von fünf (Slgfeofiben, bas appetitanregenb roirbt 2>e0^alb XDtrb bie 3linbe aad) ^eute noc^ gerne ato ©tomoc^itmm gegeben.

6e^r Diel mic^tiger ato fie ift eine anbere fflbamerifumifcfie, tbtn^ falto au0 bem Slnbengebiet ftammenbe Stinbe, bie d^^inarinbe, bie meitoum bie mic^tigfte 2>roge ift, bie unm ber neue 993eltteil gefc^enfit ^at; ja fie kann gerabeju ato ba$ roicfitigfte :&eilmittel au0 bem ^f(angenreid)e bejeidinet roerben, ba fie bejie^ungdtoeife ba$ au0 i^r gen)onnene d^^inin allein imftanbe ift, bie meitaum Derbreitetfte unb bö0artigfte aller Krankheiten, befonbere ber roarmen fiänber, bie 9IIa^ latia, an ber bto^er trtele :gunberttaufenbe Don SQenfc^en f&^rlic^ 5U«

352 3He Ursnetpflan^.

grunbe gingen, ju feilen, unb babutc^ bet aSSeiteroerbtettung biefer fc^redilic^en iSronk^eit butc^ bie Slnöp^ele^-Stec^mflciien ju mehren. 3n Serücftfic^tigung bet tmge|)euren 93ebeutun0, bie biefem Slx^nei« mittel 5ur Sludrottung ber bie fc^önften unb fruc!J[»tbarften (Bebiete bet Xtopen füt a93eige bieget faft unbenio^nbot mac^enben 3^^^on0^ ktanfi^ett jukommt, toollen toit etocu^ ebige^enbet auf bie (Sefc^ic^te biefet 2>t08e eingeben.

Sunä^ft ift feftsufieUen, bag bie Sejeic^nung (S^ina butd^oud nichts mit bem oftafiattfc^en ^leid^e bet SHitte 5u tun f)at, fonbetn bet alten 3nMP^^4^ ^etU0 ange^ött, in bet es ato quina (fptic^ kina) Slinbe bebeutet Knb smot bejeic^neten bie (Singebotenen bamit eine beftimmte, t)on ftattlic^ S&umen hex Dftab^änge be0 nötbttc^en Seiles wn $etu unb füblic^en (Bebietes von (Skuabot in übet 1000 m 9)Ieete0^d^e gemonnene, ftifc^ blaggdbe, butc^ Xtocfmen unb Sägern abet btaun toetbenbe Slinbe, bie fie gegen triebet Dettpenbeten. 3^ (Begenfa^ ju anbeten Stinben, bie fie als ^geilmittel oetnianbten, be^ jeic^neten fie bie (S^inotinbe butc^ SJetboppelung be0 Woitts quina al0 quinaquina im ®inne von etuoa gutet Stinbe. Site bann bie Det^ jagten ftemben (Sinbtinglinge, bie Spaniet, bie fo gtaufam gegen bos ;&ettf(f|et^au0 bet Z^iia» oetfu^ten, ba$ Sanb befe^ten, mutbe i^nen junSc^ft ba0 (Se^eimnis, ba» fibtigens nut in einem befc^tänkten (5e^ biet bet engeten :^eimat bes griebettinbenbaumes, nömlic^ in bet (Begenb von £o£a im fttbttc^ften Xeil von (Skuabox, bekannt toat, nic||t vex^ taten. (Stft 1630 mutbe bie C^inatinbe butc^ bie 83etmittlung eines 3efuiten, bet ftc^ but(^ feine fieutfeligkeit ba^ äJetttauen unb bie Siebe bet (Singebotenen ju ettoetben tougte, ben ©panietn im 3nnetn von $etu bekannt 2)et etfte Sßeige, btx bamit t)om a93e(^felfiebet foU ge« ^eilt tDotben fein, toat bet (i^onegibot obet Dbettid^tet eine Sltt Dom Sönig eingefettet SSettoaltet bet @tabt Sojra, 2)on 3uan Sopej be (Sanigates. 2He cascara (Slinbe) de quinaquina de Uritusingu empfahl et bei feinen aSekannten u)eitet unb but(^ feine SSetmittlung mutbe im 3<^t^ 1638 bie (Bema^Iin bes SSigekönigs oon $etu, (Btafin Stnna be (Si)inä)on (fpti(^ Xfc^intfc^on), bamit non einem ^attn&ckigen aiSec^felfiebet geseilt 3^^ 2^ (S^ten vombt bann 1742 bet giebet^ tinbenbaum butc^ iSatl oon Sinn6 dinäfona eigentlich foUte es <Si)in6)ona feigen genannt ^ad) i^tet (Benefung Heg bie (ßtöfin gtögete aOengen bet fo Dotttepc^ bas triebet bib&mp^tnbtn Slinbe aus Soja kommen unb netteilte fie bei ben i^t bekannten SQatatia:: ktanken bet ®tabt Sima @o kam biefes neue :&eUmittel als ^®täfinnen^

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3f

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3)ie Wrancipflanaen. 353

pitloer'' polvo de la condesa simm^ft in ^eru0 gouptftobt in (Se^ biouc^. 1640 brachte 3uan be äJego, btt fieibor^t be0 (trafen (S^^itu^on, bo» etfle ^funb bet 3t{nbe nad) Sto\üa in Spanien.

3n ber golße tooren befonber» bie S^futten, bie fl($ be« ein* träglic^en ^Qx\bü» mit ber (E:^inarinbe bemö^tigten, toe^^olb pe in Spanien ote 3^fuitenpuIoet, polvo de los jesuitos, bekannt nmtbe, a5i0 jum 3a^re 1811 max ]a ber gonje ganbel mit btn fponifc^en Kolonien buxd) ba» SSuiterlanb monopoliflert 3n Sevilla befonb fic^ bie berühmte, 1603 gegritnbete casa de contractacion de Indlas, eine Suglelc^ Dermoltenbe unb richterliche Orun^onen ou^flbenbe Se^örbe, bie bem 1511 eingefe^en 3late t)on 3^m unterfteUt toor unb bie oberfie Sluffic^t^be^örbe fOr btn amerikonifc^en gonbel bttbete. Sein @(^iff burfte nadf Slmerika obfegeln ober, von bort^er kommenb, in (Suropa lonben, o^ne von btn SSeamten ber casa befi4)tigt unb mit ber erforberlic^en C^rtaubni« Derfe^en morben )u fein. 3^^ fpanif4)e ^ftapitSn, er mochte auslaufen mo er tooUte, burfte feine SUUbfai^rt au0 älmerifca nur über 6et)iUa nehmen. 3^ 3^te 1529 erhielten aud) vtt^djUbtnt anbere @täbte bie (SüaUbxAs, Schiffe nac^ btn Kolonien 2u fenben, aber ben 3tü(fin)eg mugten alle über ®et)UIa nehmen, um bie Sleoiflon burc^ bie Beamten ber casa )u befte^en. SHefe« un:* geheure, aber für ben ganbel fiugerft ^emmenbe äJorrec^t befag @eüiUa bi« 2um 3^^^ 1720, in toelc^em dabiic an feine @teUe trat, meil im Saufe ber 3^ ^^ (SuabalquiDir buxd) äJerfanbung fo oerflac^ toar, ba^ i^n grögere @4)iffe nic^t me^r befahren konnten.

^ux6) bie SDonopoIifierung unb ben ^o^en (Singang^jott boxn bie putoerlfiert eingeführte (E^^inarinbe, bie flc^ in Spanien balb groger SBeliebti^eit ate Heilmittel gegen bie SHaiaria }u erfreuen ^atte, fe^r $oc^ }u fte^en, fo bdj^ fit^ nur bie Steteren i^rer bebienen konnten, fioftete boc^ nod) lange na^ 1650 bo» ^funb berfelben nic^t toeniger ato 400 SQark. Q6)on 1642 empfahl fie fBoxbOf ^rofeffor ber Süebijin in äJaUabolib. 25 Zafjxt fpäter toar fie in btn größeren ©t&bten (Europa« bekannt unb gef4)&^t 3u biefer rafc^en S^erbreitung ber quinaquina trug namentlich bie rührige XStigkeit be« (Seneralprokura« tor« be« Drben« 3^fUr be« fiarbinal« be fiugo, Diel bei, ber in 3tom btn erften @tapelpla^ be« au«. @flbamerika neu eingeführten geil* mittel« errichtete. Stuf feiner 2)ur(^reife empfahl er ba» SDittel in ^ßari« bem ^öc^ft einflugreic^en ^rbinal SOajarin gegen bie SQalaria, an ber Subcoig XIV. litt Unb al« biefer bavon geseilt tourbe, moUte balb )ebermann, beffen (Selbbeutel fic^ biefen fiusu« leiften konnte, von

tlciii^arbt» ftiitt«8tf4U^ htt Vii|9fla»Bcii. IL 28

354 S){e ttranetpflaitsett

ber fo tDunberbar f4)nett t)om griebei befretenben ptitoerifierten Wnht (Sebrau^) mac^eit 1663 mat fie in Slntoerpen, 1656 in fionbon, 1663 in fiönig^berg, 1669 in Seipjig unb Srtankfurt am SQoin }u kaufen, bo4) koftete ein CUtentc^en = 1,66 g 50 ßteuser, b. ^. btn sroSIffac^en $tei0 be0 Dptum0 unb bm fanfunbstoansigfac^en be^ Ampfers. Site (Se^eimmittel konnte fie no(^ 1679 ber englifd^e Slrgt Stöbert Xolbot au«nufeen, ber in fenem 3^^^ biefe« 3Heber oertrelbenbe Slrcanum fiubiDig XIV. für 2000 Soutebor unb eine fietbrente t^erkaufte.

2)ie erfte ro^e a3ef(^reibung unb eine aUerbing^ fe^r mtoolU kommene Slbbilbung ber ^flanse gab SSIegng. Genauere Slngaben Aber bie Herkunft unb <Sen)innung ber 2)roge t)erbanken roir bzm Orranaofen fia (Sjonbamint, ber tjon 1736—1744 qjeru bereifte, 1737 bei fio£a bie Cinchona officinalis fammette unb 1740 eine au^fü^rlic^e a3ef(^reibung nebft Slbbilbung ber ^arifer Slkabemie ber SlBiffenfc^aften vorlegen liefe. 1739 fanb bann 3- ^^ 3^ffteu ebenfalte bei 2oia bie fpäter ate Cinchona pubescens beseic^nete Slrt 1760 rourbe ber So^ taniker SQutte unb 1777 Stui} unb $anon nom fpanifc^en SHinifterium mit ber genaueren (Srforfct)ung bes (E^^inabaums beauftragt (Srfterer beobachtete um bie peruanifc^e @tabt SBogota ^erum 4 nerfc^iebene (E^in4)onaarten unb le^e, bie nad) einge^enbem @tubium t)on $eru unb <H)\k erft 1788 nad) Spanien }urfl(kke^rten, befc^rieben 1793 beren nic^it roeniger ate 11 Slrten. 1810 ftellte ber Slpot^eker (ßome} in Siffabon eine amorphe Sllaffe oüb ber df^inannbt bar, in toelc^er 1827 bie beiben Orranjofen filetier unb (Eanentou bie }Q)ei SUkaloibe (E^^inin unb (E^im^onin nact)rpiefen. @eit biefer 3^ rourben au0 ben (E^^inarinben noc^ eine Slnsa^I anberer SUkaloibe neben @öuren, einem bittem (Sl^kofib (E^^inonin unb bem (E^^inarot bargeftellt

2)ie d^inarinbe wlib von nerfc^iebenen na^e miteinanber x>et^ n>anbten pröc^tigen immergrünen a3&umen ber ju ben Stubiajeen ober firappgen)ä4)fen ge^Srenben (Sattung (iind)ona geroonnen. 2>ie ur^: fprüngltc^ allein t)em)enbete gelbe (E^^inarinbe non fio^a ftammt von ber ^auptföc^Iic^ in Skuabor roac^fenben Cinchona officinalis , beren in a3oIinia ^eimifct)e SSarietät C. ledgeriana ^eute befonber^ auf ZmOr (Legion unb in 93ritifct) 3nbien ktütiniert roirb. @onft toirb jur <Se« u)innung non (Si)\xün jurseit namentlich aad) bie in $eru unb Solinia ^eimifc^e C. calisaya gepflanst, bie bie gelbe fiönig^rinbe fo ge« nannt n)ett fie ate bie befte erkannte Slrt früher für ben fpanifc^en gof in SQabrib beftimmt wax in ftarken platten ober Stö^ren mit bunkler, tiefriffiger Sorke liefert Slugerbem ift bie von Stui} unb

S)te Slrsneipftonaen. 355

^pktDon bef4)tiebene, in Slotbperu wxb bem füblic^en (Ekuabot toac^fenbe C. succirubra (b. ^. rotfaftige (S^inc^ona) mit rötlicher Slinbe fe^r be^ liebt, ebenfo bie Don benfelben Slutoren gefc^Uberte C. micrantha (b. ^. Ueinbtfltige (ünc^ona), beten fc^5n gelbe Slinbe ote guanacorinbe in ben i^bel gelangt

2)ie bei toeitem oUialoibreic^Fte (E^^inarinbe liefert bie in ben bolioianifc^en ^roDinsen (SnquifiDi, ^unqa», fiotecoja unb CLaupoIican unb in ber fflbperuanif4)en ^ro^in} (Eotoba^a {tDifc^en 1500 unb 1800 m @ee^ö^e toac^fenbe G. ledgeriana, fo genannt, toeil juerft am Slio Snamote in $Bolit)ia mit gilfe btB 3^^^^^^ SHanuel 3uera SUamoni burc^ ben dngßnbtt (Si^atleB fiebger 1865 gefammelte ®amen von SBoUoia bet englifc^en unb ^ottänbifc^en Slegierung gefonbt n>ur^ bttt, müd) ledere fie auf 3^t)a onpflansen lieg, tD&^tenb erftere bamit Kulturen in dttfion unb 3n^i^n befc^icbte. SHefer bi&ftSmmige, ^o^e (S^inaboum mit au^gebteiteter, reic^belaubter ^rone ^at fc^malellip^ tifc^e, unterfeit» rote, faft leberartige, fca^le SSlätter, kleine, gelbliche, nidienbe SSUiten in Stifpen unb kreidförmige, braune [Jrruc^tkapfeln, bie }a^lrei4)e kleine, geflttgelte @amen enthalten. (Sbenfolto bi» über 25 m ^od), bei einem @tammbur4)meffer Don faft einem Slleter an feinem (Srunbe, mirb ber (Erzeuger ber gelben fiönigsrinbe C. calisaya mit 8—15 cm langen, eiförmigen asiättem mit rötlichen SSlattftielen unb SQittelrippen unb beinahe bolbentraubigen IBlfltenrifpen wn flelfc^roten, meic^^aarigen, tDO^lried)enben asiflten. (Sroge, faftiggrüne, kurg be« paarte, breitelliptifi^e 93lätter unb groge Stifpen 2 cm langer, innen kurj behaarter, rofenroter, ö^nli^) bm Geringen buftenben 93lflten mit fünf^ipfliger 93ktmenkrone befi^t ber rotfoftige S^inabaum, C. succirobra. Seim Sluetritt aud ber ßnofpe finb bie Jungen SSlötter purpurrot ge^^ f&rbt, unb an biefer grarbe gibt fic^ ber bie übrigen SBolbb&ume meift fiberragenbe dtfixiabaum oft toeit^in ju erkennen.

SHe Slinben ber Dorjug^meife bie Oftab^önge ber Slnben be0 nörblic^en @flbamerika jcDifc^en 10 ^^ nörblic^er unb 19^ fflblic^er SSreite (bie beften Strien gebei^en t)on ?<> nSrbli^er bi0 15<> fflbli^er 93reite) in 1000—8400 m gö^e bemo^nenben C^^inaarten mürben von befon^ beren, (Sa^corillero» genannten Sammlern au» bm SBälbem geholt. Unter einem SKajorbomo sogen fie in bie (E^^inagebiete unb f&uberten ixm&dß an btn von i^nen entbeckten SB&umen mit einem fäbelartigen SHeffer, bem machete, bie Stämme t)on allen fiionen unb flberpflanjen. 2)ann entfernten fie bie mertlofe SSorke unb fc^nitten fiäng»« unb Querriffe in bie Slinbe, um biefe in grogen Stfltken abaulöfen. 3ule%t

23*

356 S){e tlraneipflanaen.

mvabt ber SBoum gefällt, um auc^ Me bUfieren Stfte unb bflnneren 3H)ei8e von bzt Slinbe ju befreien, bie mbqlldß raf^ an Ort unb @teUe nteift Aber einem gelinben Breuer getrodmet mürbe. 3^ biefem Smedie mürben leichte gfltten errichtet, auf beren SBoben ein mögttc^ft rau(^lofe0 Sr^er au0 tro&enem gol} unter Würben von ^pkilmblott« ftielen, auf btnm bie häufig }u menbenben Slinben aufgefc^ic^tet maren, entsflnbet mürbe. 2)abei mugte ju ftarke^ Breuer Dermieben merben, mett buxd) eine ^o^e Temperatur bie mirkfomen Seftanbtette ber Slinbe jerfe^ merben. Wiad) fpäteften^ t)ier SBoc^en maren auc^ bie bidieren Stinbenftü&e genügenb getro&net, um ate faltbare SBare in ben ganbel }u gelangen.

Obfc^on in fpäterer 3^ ^^ (EascariUeros t)orgef4)rieben mar, bort, mo fie einen (E^^inabaum gefällt Ratten, einige ©tecfütnge ber ^flanse in bm Soben ju ftedien, fo na^m bo6) mit ber 3^^ ber SBe^» trag ber j&^rli^en (Ernte bermagen ab, bag man mit Sorgen ber 3^ kunft entgegenfa^; benn bei bem nic^t eigentlich maffen^aften Stuftreten ber (S^inc^onen unb i^rer rü&fic^telofen 9lu0beutung ermuc^^ bie bt^ rec^tigte Befürchtung ber gänjlic^en 9lu0rottung biefer koftboren Säume. 3uerft machte ber 2)eutfc|)e SBebeU bie Sulturmenfc^^eit auf bm Sd)Qbm be0 fortgefe^ten Slaubbatte^^ aufmerkfam, unb ber @tragburger SBo^» taniker 2r6e mied balb barauf auf bie SBic^tigkeit ber fiultur ber (£^inabäume, um jur mirkfamen Bekämpfung ber SQalaria ba^ au0 i^rer Slinbe gemonnene <lf)lnxn ju einem mögli^ft billigen greife in bm i^nbel bringen ju können. S^^]^^ 1^30 unb 1849 befc^äf:« tigten fic^ ^oUänbifc^e SSotaniker mieber^olt mit bem (Sebonken ber fiultur ber O^^inabäume in ben goc^tälem ber fflbamerikanifc^en Slnben. 2>iefer Slnregung ift e^ jmeifeUo^ jt^uf (^reiben, bag 3^futten in ber peruanifc^en @tabt (S^ujko, ber einftigen Stefibenj ber 3nka£(, 1849 junge (S^inapflansen nac^ 3toeignieberIaffungen i^re0 Drben^ in Sllgier fanbten. gier aber gebieten bie fiinber be^ goc^gebirgee nic^t, unb auc^ 1860 unb no6)mai» 1866 bemerkftelligte Sflac^fenbungen au6 ^eru blieben erfolglos.

9la4)bem oud) 2a (!k)nbamine0 Bemühungen, lebenbe <lind)onen nadj Europa ju bringen, miggiflckt maren, gelang ee bem Dor^in ge^ nannten SBebell, menigftem» @amen ^erbei^ufc^affen, bie in ^arie keimten. 2)amit auf ber Z^\^^ Sl^union t)orgenommene Slkklimati- fation^Derfuc^e brachten aber keinen nennen^merten (Srfolg. (Slückli^er bei ber £tbertragung ber fo mic^tigen Slrjueipflanje maren bie ^oU länber, bie bo» (Seiingen be^ für bie SDenfc^^eit fo überaus mieten

Sie ^raneipflanaen. 357

$roblem0 ber SInflebelung t)on S^inobäumen in i^ren inbifc|)en Ao^ lonien in erfter fiinie btn unabläffigen SBemfl^ungen be$ ^oUQnbtfc|)en SIRtttfiete ^o^ixb, namentlich Don ber 3^ txn, ba et (5eneraIgout)et^ neur von 3<n>a oiurbe, ju Derbanken ^oben. Sluf as^ercmlaffung be0 beutf4)en Sotaniket^ SOiquelr be0 Srubet^ be0 einfügen pteugifc^en Qrinan}minifter0| rxmtbt 1852 ber 2)eutf(^e 3* ^ ^agkarl 5ur (Senrtm nung bt» erforberlic^en ^ulturmateriote nac^ ^eru gefanbt Dftmote wm Xobe bebro^t, gelang es i^m nac^ Xtbertoinbung groger (gefahren unb sa^Uofer ®4)nrterigfieiten 1854 in 21 SBarbfc^en fititturk&ften eine SHenge t)on jungen S^fatopflanjen nad) Z<^^(^ einsufc^iffen. ^ud) in (Suropa tpurben mittlera)eile in ben botanifc^en (S&rten von ^atia unb Setben (E^^tnapflanjen au0 @amen gejüc^teti bie ebenfolto i^ren SBeg na(^ Zccoa nahmen. 2)ort führte von 1855 an ber in ^oUänbifc^en SHenften fte^enbe 2)eutf<^e 2fran5 JHJü^elm 3ung^u^n (1819—1864) bie SBepflanjung mit (E^^inabäumen in grogem Silage burd^, fo hdß er ben Seftanb t)on 149 ^ftansen auf Aber 1 SHiUion er^ö^te. 3^ Z^W 1876 befagen bie goU&nber auf 3aüa bereits Aber 2 SHiUionen <Sin^ c^onen unb feit^er ^aben bie (E^^inaanpflansungen auf jener 3nfel eine foU^e S(u0be^nimg gemonnen, bag fie ^eute ettoa 80 ^rojent ber ge^^ famten SBettprobu&tion von Aber 10 SQUIionen kg (E^^inarinbe liefern, (grft in n)eltem Slbftanb folgt auf 3ctt)a Dftinbien mit einer jä^r« liefen ^robufition von nl6)t ganj IV2 SHiUionen kg (S^inarinbei an toelc^em 93etrage (E^Ion blog mit einem Szößü beteiligt ifi 2>ie Stnregung ju biefem Unternehmen gab 3tot)Ie ber englifc^^^oftinbifc^en ganbetogefellfc|)aft, toobei er bie Sflilagiris ober SBIauen Serge an ber SHalabarkflfte ate befonbers geeignet fftr bie fiultur biefes fflbamerika^ nifc^en (Sebirgsbaumes empfahl 2)ie erften SS^erfuc^e %amit Ratten einen toenig befriebigenben (^olg. (Erft ate ber mit btn SSer^ältniffen in ^pieru unb SoIit)ia t)ertraute SHark^am bur^fe^te, bag man btn in (Ekuabor fammeinben Botaniker @pruce mit ber (Setoinnung bee Samens ber rotfaftigen S(rt beauftragte , blfl^te bie (E^^inakultur in 3nbten feit 1859, befonbers bur^) ©pruces ^Begleiter, bm ©ärtner <i^rog, gejfSrbert, fe^r fc^nell auf. ^k i^auptplantagen rourben nun in Utakamunb auf bm Stauen Sergen unb feit 1861 auf (Stglon jum Seil in einer :gö^e von 2600 m angelegt i^ier fotoo^t, n)ie in Z<xva, Dermoc^te man nac^ unb nac^ beffere Serme^rungsarten ausfinbig ju nuu^en unb befonbers ^ininrei^e Slrten ^eran5U5flc|)ten. 1867 komm bie erften in 3^bien getoa^fenen Slinben auf btn fionboner SQarkt unb 1870 bie erften jat)anif(^en Stinben na(^ mmfterbam. 2)er inbi(c^(

368 2He Sttanetpflansen.

(^ort ftleg bann bermagen, bag im 3^^^^ ^886 (Ceylon allein gegen 7 SDUIionen kg nac^ fionbon lieferte. i>a aber fonk ber ^rei0 be0 S^inin^ fo fe^r, bag bie (E^^inaplantagenbefi^er (S^tilon» es Dorgogen, bie (^inabäume, beten im 3a^re 1882 nod) 90 SHiUionen foUen ge^ ftanben ^aben, abfc^tagen ju laffen unb bas betreffenbe fianb )ur Xee^ Kultur 5U DertDenben. 9lo(^ im SHal 1870 koftete baa Kilogramm fc^tpefelfaure^ (Siflnin 646 9Ilarfi, bann fank ber ^reid, 5un)eUen roieber ettoa^ anfteigenb, im 3uni 1889 auf 31 SHark. 9ln biefem ftorken ^reisabfc^Iag toar nic^t foroo^t bie groge ^robuktion wn (E^^inarinbe fc^ulb, ate Dor allem bie butc^ bie Sluffinbung 5a^Ireicf)er, ba£{ Srieber ^erabfe^enber d)mA]6)zx @toffe, toie Slntipqrin, Slntifebrin u\w., be« tpirkte (Erfe^ung be0 S^inin^ burcf) Surrogate. (Sinnig ato Spegifikum gegen Sllalaria unb teiltoeife ato :geUmitteI gegen fieuc^^uften ift ba» (Si)inin ^eute noc^ allein in Ortage kommenb unb be^^alb von um geheurem 995erte fftr bie SHenfc^^eit, fo bag bie fiultur bee dffina^ rinbenboume^ na^ toie oor oon ber grögten SBic^tigkeit für bie äßelt^ toittfc^aft ift @o ^at man bm (£^inatinbenbaum feit 1866 erfolgreich auf Slöunion, SHauritiu«, SQabaga^kar, Xeneriffe unb feit 1900 unb 1902 oon 3^f^ <^^ ^^ ^^ Kamerun angepflongt 2>er anfänglich (1868) gute Slefultate auftoeifenbe Slnbau auf @t Helena ging infolge 9Jema4)läffigung jugrunbe. 3^ 2)arbfc^iling in @ikkim, oio ber (£^inabaum 1862 eingefüt)rt tourbe, toie auc|) in 9leufeelanb unb äluftralien, too^in ber Slnbau besfelben 1862 begie^ung^toeife 1866 ge^^ langte, ^at bie O^in^onenkultur keinerlei 93ebeutung erlangt 2He SBäume lieben ein toec^feloolle^^, feuc^te^ ^ima unb eine mittlere Temperatur oon 12— 20« C. 2)iefe klimatif(^en SSer^ättniffe flnben fie in bm Iropen befonber» in einer §ö§e von 1600—2400 m. 2)ort toac^fen fie, bmi <£:^arakter jener (Sebiete entfprec^enb, meift jerftreut, ^öc^ften^ ba unb bort ju kleinen (Sruppen vereinigt

aS^eranlagt buxä) bie groge ßonkurrenj ber fflbafiatlfc^en Kulturen finb neuerbingd au^ im :&eimatlanbe ber <lind)onm, von Columbia bi0 nac^ SBolioia, <£:^inaanpflan5ungen angelegt toorben unb toirb ber rationellen (Setoinnung ber Slinbe er^ö^te Slufmerkfamkeit gefc^enkt 3n allen pantagen nu^t mcat bie ßulturbäume oiel planm&giger au0 ato früher bie toilbtoac^fenben Söume. 2)abei beobachtet man ein boppelte^ aS^erfa^ren. (^ttoeber richtet man btn Sliebertoalbbetrieb ein, inbem man bie 93clume 6—8 3^^^ ^t toerben lägt unb fie bann ettoa 16 cm Aber bem SBoben abfc^lä^t hierauf entfte^t ein kräftiger @tO(fiaui5fc^lag, mit bem man naö) 6—8 3^^^^^ in gleicher SBeife vtt^

SHe 9(raneipflanaen. 359

f&^tt Ober man jie^t bm lebenben SBSumen ettoa 4 cm breite SUnbenftrelfen ber Sänge nac^ ob. SHe StBunben toerben bann forg:s fällig mit einem ©c^u^mittel meift SQoos ober fie^m bebec&t, imter toelc^em eine merktoUrbigeriDeife noc^ aUialoibreu^ere Stinbe er:^ jeugt tDirb. (Sine toeitere äirt ber (SetDinnung befielt im Slbfc^ölen ber Stinbe m\t fc^orfen @4)abeifen bid auf ba5 ßambiumi ba» bann neue 3tinbe erjeugt 2)eutf(^lanb mit feinen oier fe^r bebeutenben <£:^ininfabriken besiegt bie gouptmaffe ber (£^inarinbe aud 3^^^ Aber Slmfterbam unb nur einen kleinen Xett Aber fionbon unb au0 ^eru bireUr um oud i^r (£^inin ^u gecoinnen. 2>o4) tnirb neuerbing? ba0 meifle (S^inin auf Z(^^ ^^ in 3nbien in inmitten ber ^flonjungen gelegenen (Fabriken getDonnen, fo bag bie (Einfuhr ber Stinbe nac^ (Suropa immer me^r jurMge^it unb keinen SSagftab me^r fdr btn Sonfum abgibt 2)eutfc^lanb0 (Einfuhr betrug im^a^re 1906 3678000 kg im SBert wn 4781000 SQark.

Oltere Stinben toeifen einen ^ö^eren SUkoIoibge^oIt auf ai0 fttngere, @tammrinben me^r ate S^^S^nben, unb stoar bei kultioierten ^flanjen in roeit ^ö^erem Silage ato bei milbgeroac^fenen. 3^ Jungen Organen finb bie SUkaloibe im SeUfaft gelöft, in älteren in feftem, amorphem Suftanb in ber ^dk, oft in gerbfaurer SSerbinbung, abgelagert Ofal« fauren :KaIk fü^renbe 3^Uen enthalten niemate SUkaioibe. Z^ parenc^^^» motifc^en (Setoebe ber 3QitteIrinbe finbet man bei btn in i^rer :geimat u)iIbgeQ)a(^fenen ^flansen nur etma 2 ^rojent SUkaloibe, roä^renb ts bie kultioierten Säume ^ö^^oö auf 10—17 ^rosent baran bringen* 3n europäif4)en (5eD)äc^6^äufem, alfo unter ungflnftigen SBebingungen erjeugte Stinben enthalten bagegen gor kein C^^inin, ba5 fonft bid ju 13 ^rosent barin entgolten fein kann. 2)aneben finb in bm alkaloib:» reic^ften Stinben bi^ 4 ^rojent (E:^inibin, bid 8 ^roaent (Sinc^fonibin, b\a 8 ^roaent (Si)vna\&mt, 2—3 ^rojent (S^inagerbfäure unb 2 ^ro^ }ent be» bittem (Slt)kofib0 Q^inoxm enthalten. 2)a0 tDi(t)tigfte SUka^ loib, ba» atilnin, befi^t antipqretifi^e unb anttfeptifc^te SBirkung unb ift ein fpe^ififc^e^ (Sift fttr bie im SSIute ber SQalariakranken kreifen^ btn ungef(^(ec^tli(|fen ^lasmobien befonber^ ber tertiana unb Ouar^^ tana, toeniger greift e0 bie (Erreger be0 bösartigen tropifc^en Oriebers an tmb ift nur gegen bie (Sefc^tec^teformen ber le^teren ganj un^ toirkfom.

Solange früher bie offiaineUen (S^inarinben in @flbamerika non roUbrooc^fenben ^flansen gemonnen tourben, watm meift burc^ roert^: lof e Sltnben oenoanbter (Sattungen vorgenommene S3erf älfc^ungen ^äufig.

360 2)ie ^ranetpflansen.

3e^ kommen folc|e mtr no^ feiten x>ox, ba blog Stinben feuttiuietter ^ftonjen @ttbafien0 wn btn Slrjneloerorbnungen jugelaffen mtthm. 3m allgemeinen kommt ba» Chinin allein bm (E^^inob&umen ju. (Sinjig bie btn (Sind)ontn t^enoanbte, in SS^ene^uela unb Columbia toa4)fenbe Rem^ia purdieana ent^ölt auc^ Chinin, tmb imat b\» ju 2 ^rojent

(Ebenfolto ate griebermittel unb @toma4)icum toie bie <£^inarinbe toirb bie von einer bid 6 m ^o^en, in SBeftinbien, befonber^ bm Sa^amainfeln unb Suba, ^eimifc^en SBolfemil^art, Croton eluteria, gewonnene (S^a^carillrinbe oenoenbet (Eascartlla ^eigt im Spa^ nifc^en kleine 3tinbe. Slnfängli^) (1640) ^ielt man biefe f4)on bamato gegen 9tu^r unb {^eber angemanbte Slinbe für eine Kleine ^^orm ber (E^^inatinbe; ba^er jener 9lame. 3^ ^^^ t)e0 17. 3^^t^unbert0 tourbe fie in 2>eutf^lanb ate China nova ober Cortex eluterii bekannt @ie kommt in röhrenförmigen Sru^ftücken non graugelber fAa brauner Srarbe, eigenartig aromatif4)em (Seruc^ unb unangenehm bitterem (5t* f4)md(k in btn ganbel unb enthält auger btm Sitterftoff <£a0carillin 15 ^rosent garg, (Serbftoff unb ät^erifc^e^ £)L

9lo4) tDeniger n)ic|)tig ate fie ifi bie einft ate 3tu^rmittel benu^te @imarubarinbe, bie non Simaruba officinalis, einem fiattlic^en, in {Jrtansöfifc^^'CSuiana unb 9lorbbrafilien ^eimif4)en Saum gen)onnen toirb. :geute kaum me^r gebraust, kam bie Slinbe 1713 ate 91Iittel gegen blutige 2)ian^oen aud CLagenne nac^ $arid; 1718 xüuxbt fie bafelbft gegen bie bamato epibemif^) ^errf4)enbe Slu^r angetoanbt 1723 brachte Sarr^re eine grögere SQenge ber 2)roge nad) (Suropa unb gab 1741 eine genauere Sefc^reibung ber @tammpflan3e. ^e frtt^efte 9lac^ri4)t ftber le^tere \d)Ant oon 2>e0mar(^ai0 au0 btm Zoiftt 1728 ju ftammen, mobel er f^on non Simaraba ober bois amer fprfa^t. 1775 gab bann ber Slpot^eker Slublet eine n)eitere eim ge^enbe Sef^reibung ber ^flanje unter btm Slamen Simaraba amara. 2)er famaikanifc^e SBaum mürbe 1772 oon StBrig^t entbeckt unb ein 3a^t fpSter von ifyn ate Quassia simaraba befc^rieben. 2)ie gelb^ braune, geru^llofe, ftark bitter unb etma$ fc^Ieimig fc^medienbe Stinbe ber bidien SBurjeln, bie meift über <£:iubab Solioar am Drinoko, ber normate Slngoftura (roeil an einem (Sngpag gelegen) genannten gaupt^ ftabt non SSenejuela, in btn ^oanbü gelangt, enthält ein ben}o6artig rie(^enbe0 £)1, garj, (Serbftoff unb einen kriftalltfierbaren 93itterftoff.

(Ebenfo mie biefe ^eute auger (Stbxaui^ gekommen ift bie na^ bemfelben as^erf^iffunigdort ato Slngofturarinbe be^eic^inete ftark bittere

3)le Mraneipflonsen. 361

SBurselrinbe be^ im n6xblid)tn @übamerika ^elmifc^en, 20—25 m ^o^en, immecgtflnen SBcmmes Galipea officinalis {nad) bent 3^&i<^nerftamnte bet (ßoltponen fo genannt) au0 ber gramilie ber Xerebint^ineen ober 93Qlfamgen}ä4)fe, bte früher ote Heilmittel gegen SBec^felfieber berühmt max. 3^ (Segenfa^ 5U biefer eckten bezeichnete man bie Stinbe be^ in Sflbafien ^eimifc^en Sre4)nugbaume0 (Strychnos nux vomica) oto falf4)e Slngofturarinbe. @ie ift \if)m&cilid^ afc^grau, [(^mecU fe^r bitter unb rourbe }u (Snbe be0 18. unb ju SSegimt be0 19. 3a^r« ^bert0 ber auger ate griebermittel auc^ ote :geUmittel gegen Stu^r ongecpanbten eckten Slngofturarinbe beigemif4)i

geute roerben von bem in ganj 3nbien, ©iam, &od)in^ina unb 9lorbauftralien ^eimifc^en nieberen SBaum mit orangeä^nlict)eni ettoa 4—5 cm langen, graugelben grüc^ten nur bie in einem fe^r tro&enen, gallertartig toeic^en Ornic^tfleif^) eingebetteten fc^eibenförmigen, am Slonbe Derbicbten, 2,5 cm breiten unb 0,5 cm bidien, grougrünlic^en, mtt feibenglänjenben, in rabiater musftra^Iung angebrttcUen paaren bi(^t befe^en ®amen ato firä^enaugen ober aSrec^nflffe mebijinifc^ DerxDenbet @ie ent^atten bi^ ju 5 ^rojent ber fe^r giftigen SUftaloibe Sta)d)xAn unb Srudn, beibe ann&^emb 3U gleichen Seilen, boc^ ift has^ @ta)d)rAn meift in etroa^ geringerer SDenge Dor^anben. @{e finb in ber ^flanje an bie 39^fur^ ober @trgc|)no0föure gebunben. 993ettere aSeftanbteile finb (Eitoeig, 3^^^^ Srett, (Serbffiure unb in geringen SQengen ein fioganin genanntem (SIgftofib. 993enn auc^ bie giftigen (Sl^kofibe im dornigen 9Iä^rgetoebe ber @amen in grögter Sllenge Dor^anben finb, fo ift boc^ bie ganje pflanze bamtt getränkt; glei^)^ tDO^I foU ber Z^W^ ^^ ^ixBid)tt von SSögeln unbefc^abet genoffen toerben. 2He Gifttoirfiung beruht Dorjug^toeife auf bem ®trgct)nin, ba0 tetanif4)e Sr&mpfe beroirkt unb juerft bie Sltmung^mudkeln, bann auc^ bie übrigen, mtt t)orrpiegenber ^Beteiligung ber Stre&er, in Starr:« ^ett tjerfefet, fo bag ta\d) ber lob burc^ (ßrfttcfiung eintritt 3n kleinen 2>ofen er^ö^t e0 btn Xonue ber SQuiskeln unb 9leroen; be0« ^alb roirb e^ mtt gutem (Srfolg bei fia^m^ett ber WmMn, nomtnifi Ii(^ ber 2>armmu0kulatur, gegeben.

2)ie reifen, von toUbroa^fenben 93äumen gefammetten unb qt^ trockneten ©amen kommen meift au6 Z^^^^ ttac^ fionbon auf bm Snarkt S(u0 i^nen fteUt man auger dsttaidtn unb Xinkturen baa ©trgc^n bar, mtt bem man bie fc^äblic^en 3taubttere t)ermittelfi fiöber t)ergtftet Z^ ©flbafien toar bie (Siftroirkung ber SBrec^nüffe fc^on längft bttMoini; aud) tourben fie bort in früherer 3^ 2^ &^^

362 2)ie ^raneipflansen.

ftettung eUte^ $feUgifte0, boneben ouc^ oto SBetoubungsmiitel benu%L @o fotten fie nac^ Slogte im Ayur veda <£;^arQka0 ote 9larkotikiim be0 inbifc^en Sltjneifc^a^ed enoö^nt toerbett 3^ Europa tpurben fie butc^ asietmittlung ber Sltaber gegen (Enbe be^ 15. 3^^t^unbert0 in bm Sltsneifc^a^ eingeführt; oto folc^e fü^rt fie Stunfete 1631 unter bem Slamen nux vomica an. S^erft finben roir fie um 1500 ate Kraen Eugeln im ^^o^^tar ber Stpot^eke 5U 3^^^^^ angeführt 1520 unb 1521 tperben fie ote nux vomica neben nux indica (ßoko$^ xmlß) in ber Slrsneita^e von Slnnaberg erniä^ni 1561 gab SDaleriud <£orbu6 eine fe^r gute Sefc^reibung ber Samen, bie er irrtümlich für 2rrüc|)te ^ielt SUu^ Saii^in unb (Seiner berichten von i^nen; boc^ moxm fie nodj im 17. 3ct^i^^unbert roenig üerbreitet unb kaum je ato Slrjnei gebraucht Site fold^e ^cmbtn fie erft von 1770 an 93ern)enbimg. 2>a5 in i^nen unb in anberen ©tr^c^no^arten enthaltene ©trgc^nin iDurbe nic^it suerft in i^nen, fonbem 1819 unb 1824 von CLaoentou in ben etnft ebenfalte offtsinellen 30n^tiu0bo^nen nact)geiDiefen« 2>ie« felben ftammen von einem ebenfalte 5ur ^^amilie ber Soganiajeen ge« ^örenben @c^Iingftrau(^ ber ^^ilippinen (Strychnos ignatii), btn ber 3efuit CLamelli 1699 ate erfter (Europäer kennen lernte unb nac^ bem Stifter \ünts Orben^, ^fi^^i^ Sonata, 39n<^ti^f^<^4 nannte, unb enthalten faft biefelben SBeftanbteile roie bie SBrec^nüffe. ^tOJ^tt mürben fie befonber^ gegen SBec^felfteber unb Spilepfie gebraucht (Ein na^er aS^ertoonbter be^felben ift ber fic^ an ben ^ot^tn 993albböumen ber 3nfel 3ctoa emporfct)(ingenbe, 25—32 m lange Upa^ftrauc^ (Strychnos tieutö), au£^ beffen SBurjelrinbe bie (Eingeborenen burc^ Sluekoc^en mit 995affer unb nac^^erigem ^nbicken ju ©irupkonfiftens i^r überaus ge« fürci)tete0 ^feilgift ^erftellen, ba» ebenfalte ®trgc|)nin ate i^ouptbeftonb^ teil enthält unb fe^r raf4) bm Xob be» bamit getroffenen Xiere0 herbeiführt

(Sleic^ermeife bereiten bie 3^^^^^^ 93ene3uela0 aud ber Stinbe be0 fic^ um anbere Urmalbböume fc^Iingenben (£urareftrau4)ed (Strychnos crevauxü, nac^ bem 1882 ate grorfc^ung^reifenber in @üb« amerika ermorbeten fransöfifc^en Slrjte (E^reoau£ fo genannt) i^r nic^ minber roirkfame^ ^feilgift, ba^ bie (Enben ber motorifc^fen Sleroen lä^mt, bie Xiere fo bei erhaltenem SBemugtfein lä^mt unb burc^ Sö^« mung ber Sttmung^mu^ketn rafc^ ben Zob herbeiführt !De0^alb toirb e0 Dielfac^ bei p^qfiologifc^en Unterfuc^ungen benu^t, roobei man bie Xiere, mmn nötig, burc^ künftlic^e Sltmung am 2tbm erhält; bo(^ ift bie0 bei kleineren !3>ofen buxä)auB ni^t nötig.

S)te Uraneipflanaen. 363

3m (Segenfol} ju biefem <£utann, ba0 Me motorifc^en SQu^keln lö^mt, fie^t bcu» Strophantin, ba» bie Sufammensie^batfidt ber WusAdn, bt\onbtts bes ^ersmudfteto fteigett, unb bes^olb bei @4)tD&c^e« 2uftänben bes getjern^ Dielfac^ ate (Srfa^ ber langfamer toirkenben unb bie äJerbauungeorgane me^r angreifenben 2)igitali0 gegeben roirb. $U0 eine^ ber ftärkften ^erjgifte, bie e0 gibt, toirb e0 in feiner geimot, SDeftofrifut, Dielfac^ auc^ ato ^feilgift benu^L 6ein (Si^euger ift ein ^ol^iger sietterftrauc^ Oberguineos au0 ber Sramilie ber Slpocgnajeen ober gunb^giftgecp&c^fe ju bmtn u. et ou^) unfer DIeanber gehört (Strophantus hispidus), ber fic^ aii ben ^öc^ften Säumen be0 Utwaibs^ emporarinbet unb kreu^gegenftänbige, breiteUtptif4)e, rauhhaarige Slätter, gelbe SBIüten mit lang ^erab^&ngenben 93Iumenblattfpi^en unb 30 cm lange, an beiben (Snben jugefpi^ten ^ürbiffen mit tiejf gefurchter Ober« fl&c^e ä^nttc^e grruc^tkapfeln meift jiDei nebeneinanber beft^ bie bid 200 @amen enthalten« Sediere finb bi^ 15 mm lang tmb 3,5 mm breit, braun unb ttwa» fUjig behaart unb bienen ben (Sin^ geborenen Dorjugstoeife jur (Setoinnung t)on ^feilgift, roä^renb eine Slbfux^g ber Wunün unb ber 3tinbe imterli^ gegen SQalaria unb 2>9fenterie unb öugerlic^ jur Se^anblung von (Sefc^tottren aller Slrt, aadj bt» (Suinean)unm^, bient

993ie Strophantus hispidus x>on ©enegambien bi0 Oberguinea voixb in 9lieberguinea unb im ganjen fiongogebiet ber gleic^enoeife fdettembe Strophantus gratus bei allen 9legerbörfem in :^albftultur angetroffen. @eine Salgfrflc^te roerben fturj t)or ber Steifejeit ge« fammelt unb bilben ein nic^t unroic^tige^ ganbetoprobuftt im SSerfte^r ber (Singeborenenftämme, inbem biefe au0 bm leuc^tenb gelben, uns» behaarten, augerorbentli^) \tatb bitter fc^mecfienben Samen ein fe^r Q)irftfame0 Peilgift ^erfteUen. Z^ gleicher 993eife toerben in Oftafrika bie graugrflnen, n)eigfeibig behaarten ©amen t)on Strophantus kombe benu^, bie ^eute in bm beutfc^en älpot^eken au^fc^liegUc^ offi^ineU finb. 2>ie fie er5eugenbe Siane n)ä4)ft ^auptfäc^lic^ am ©ambefi unb TDirb ebenfalte pielfa^) t)on bm (Eingeborenen in golbfiultur um i^re 2)drfer gesotten, ©c^on 2)aDib fiit)ingftone machte auf feinen 2rorf(^ung0:> reifen von 1858—1864 auf ba0 oftafrikanifc^fe ^feilgift kombe unb auf bie ben gersfc^lag Derlangfamenbe 993irkung bes^felben aufmerkfant 1861 ermittelte bann ber englifc^e ftonful in 3<i«5ibör, 3o^n ftirk, bag biefem fiombegift aus ©trop^antu0famen bereitet roirb« Srctgge tmb ©teoen^, fpSter grrafer, unterfuc^ten biefem t)om ©ambefi erhaltene fiombegift unb le^terer fteUte 1872 ba$ ©trop^antin bar, beffen p^gf^^"*

364 3He ^It^ncipflaitjen.

Io0if4)e SBirfeung er auc^ fdorlegte. Bug^^c^ erkannte er bie 3^^^ttitöt biefe^ (Sifte0 mit bem 1864 t)on $6(ikan unterfuc^ten toeftafrifumif4)en ^feilglft in^e ober onage (pon ben Samen von Strophantus gratus) oüB (Sabun. 1867 roaren bie @amen ate neue^ ^ersgift auf ber ^arifer SBeltaudfieUung auegefteltt. @d)on 1802 bef(^rieb 9L be (£am boUe ben Strophantus hispidus au0 @iena fieone.

fSon mtittim Slpocgnajeen, bie ate toic^tige (Siftpflanjen bei ben (Eingeborenen eine groge SloUe fpleleni ift ber Dballam unb bie Xang^inpftanse 5U enoö^nen. Sin bm fiüften bee ^nbifd^en Djeans bid 9leuguinea tD&cf)ft erfterer (Cerbera odallam) ate häufige ©tranb^^ pflanje. Seine bicfien, fleifc^igen $lfte tragen 5iemlid[) groge, breit:« lanjettlic^e Blätter unb enbigen in einer 3tifpe ftark buftenber, roeiger JBIüten. 2)ie grrü4)te finb fauftgroge, bunlielgrün gefärbte ©teinfrü(j()te, in beren fleifc^iger @(^ale ein öugerft i&t)ts^ 9le^ eingebettet ift, ba$ mit feinem (Befleckt ba^^ (Einbringen von SQeertDaffer ju btn Samen oer^inbem foU; benn bie ^^rü^te finb für ben Xran^port mit ben SQeeredftrömungen eingericf)tet Sluf biefe 993eife toirb bie ^flanje über alle fiüften bee 3nt^tfc^^n Dseane tierbreitet

SHoüi Diel giftiger ate er ift bie berüchtigte Xang^inpflanje (Tang- hinia venenifera) von SUabaga^fiar, beren 2rrüct)te bei ben (Sottt»^ urteilen bee bort lebenben SHalaienftammes ber :got)a 93enDenbung finben. 2)er|enige, ber im a3erbact)t fte^t, ein SSerbrec^en begangen ju ^aben, mug von ber Srruc^t geniegen. 3ft ^ fc^ulbig, fo ge||t er baran 5ugrunbe; ift er aber unfc^ulbig, fo erbricht er fie unb kommt mit bem Qtbtn bat)on. Slatürlic^ ift babei bie ^anb ber 3<^uberpriefter im Spiele, bie folc^en, bie fie retten rooUen, sugleic^ ein ^Brechmittel vtt^ abreic^en.

3n ber europ&ifc^en SHebisin ^aben biefe beiben 2)rogen noc^ keine 93ertDenbung gefunben, too^I aber eine anbere, bie bei btn (Sotteeurteilen ber Sieger SBeftafrika0 eine nic^t untoic^tige 3toUe fpielt, nämli^) bie ßalabarbo^ne. 3^r (Erjeuger ift bie Dom Sap Palmas bi0 i^merun ^eimifc^e, neuerbing^ auc^ in 3^^ten unb SrafUien ein- geführte, me^r ate 16 m emporfteigenbe Seguminofe Physostigma venenosum mit ^oljigem Stamm von 4 cm 2)icke, gefieberten Slöttem, ac^felftönbigen, ^ängenben Trauben von grogen, purpurroten SBIüten unb etma 14 cm langen, leicht jufammengebrücfcten hülfen, bie 1—3 nierenförmige, fc^okolabenbraune, glatte Samen mit einer tiefen, von erhabenen Slönbem umgebenen Slinne enthalten. 2)iefe finb fe^r giftig, toenn axid) beinahe geruc^^ unb gefc^macklo^. SBer Don bzn (Etnge^

2)ie ^tsneipflanaen. 365

borenen ber 3<^uberei befc^ulbigt toirb, mug baoon geniegett Stirbt er barem, fo ift er fc^ttlbig, bricht er e^ aud, fo ift er unfc^ttlbig. fiejstere^ ^ängt natürlich auc^ toieber baoon ab, ob if)m bte aämad)^ ttgen ^^etifc^priefter loo^ItDoUen ober n\d)t 3ft erftere^ ber graU, fo bekommt er im geheimen ein ^Brechmittel mit feiner 2)ofid (Sift einge^^ ffl^rt, ba$ balb feine SBirkung tut unb ben @ct)fi^lin0 bes Sretifc^e^^ rettet 2>ie ^flanae tourbe 1840 bur^) 2)aniea bekannt, 1869 befc^rieb fie SBalfour, unb mmxQt 3^^^ fP&ter entbeckte Ortafer i^re eigentüm^ lic^e arjneiliclie SBirftung. 2>iefe beruht auf bem (Se^ott an bem SUfuiloib ^^^foftigmin = Sferin, ba» ^oxb^, geru(^^ unb gefc^madUofe firiftaUe bilbet imb birekt lö^menb auf ba$ S^ntralneroenfgftem, juerft ba0 (Se^im unb bann bM Stückenmark, n)irkt 2)a fc^on in minimalen 2)ofen eine ftorke Sufammenjie^ung ber ^upiUen beroirkt, benu^en e6 bie Slugenörgte, um bte nac^ Sltropineinträufelung entftanbene $upiUeneru)eiterung ju befeitigen, auc^ ate :geUmitteI bei Slugenkrank^ Reiten. 2>aneben roirb e0 bei (Srfc^laffung bes 2)arme0 mit fiotftou^ ung unb gafiger Sluftreibung bee Selbem, bei Starrkrampf, 9leuralgien, (gpUepfie ufiD. gegeben. Witbttt ^^^foftigmin ift in bm 3aIabarbo^nen noc^ baa bmi Strgc^nin ö^nlic^ mirkenbe SUkaioib (Üolabrin unb ein inbifferente0 ^^gfofterin ent|ialten.

aS^on einer na^en aSertoanbten biefer ftammt bie ate (Srfa^ ber S^tnarinbe gegen Srieber 1878 nac^ (Europa eingeführte Stinbe be0 in Slrgentinien ^einüfc^en Quebrac^o (fpri^ kebratf4)o) (Aspidosperma quebracho). (S^ ift bie0 ein Saum ober Strauß) au0 ber ^^amilie ber meift jiemlic^ giftige SSertreter aufmeifenben SUpocgnajeen ober gunb^^ giftgemöc^fe mit fe^r hartem :gol5, bünnen, ^ängenben Stoeigen, kleinen, ftac^li4l }ugefpi^ten, br&unlic^grünen asiättem, gelben SBUlten unb grogen, ^oljigen, runbti^en grnic^tkapfeln. 2)ie Quebrac^orinbe ent« ^ält fed[)0 t)erfc^iebene SUkaloibe, bie ber Sufammenfe^ung na^ einigen (E^^inarinbenalkaloiben ähneln, geute roirb fie nur noc^ gegen Slft^ma gebraucht

häufigere SSermenbung in ber Slrjneikunbe finben bie Slätter ber fübamerikanifc|)en Slutajee Filocarpus pinnatifolius unb anberer Der« manbter Slrten. SHefe Slautengetoäc^fe aud ber SSertoanbtfc^aft ber Sitronen«, Drangen:^ unb Quaffiab&ume ift ein in SBrafilien ^eimifc^er, etma 3 m ^o^er @trauc^ mit bi^t rotgelb behaarten Stt'eigen, leberigen, kurjgeftielten, unpaariggefieberten, grogen, unterfeit^ kurj^aarigen ^Blättern, biegten Xrauben mit kleinen grünen SBIüten unb einfomigen Äapfeln. SHe JBIätter biefer Slrt, toie auc^ t)on Pilocarpus jaborandi

366 3)ie Slraneipflansen.

in SlorbbrafUien, Don P. selloanus unb P. trachylophus in SflbbtafU Uta unb t)erf4)iebener anbetet Sitten oiutben von ben 3^&tanetn jum ®(^a)elgtteiben bei Stank^eitenr toie au^) ate (Segengift bei Schlangen« biffen untet bem 9lamen 3^^otQnbi t^ettoenbet 2>ie etfte fiunbe übet biefe 2>toge flnbet fic^ in bet 1648 etf4)ienenen Historia naturalis Brasiliae von ^i]o unb SHatcgtaf; bod) mac^ite fie etft bet btafilianifc^e Sltat ®. Contin^o in ^etnambuco 1873 bekannt (Et bebiente [i6) betfelben ate f4)tDeigtteibenbem Süittel unb fanbte in jenem Z^^^^ ^toben bet SBIättet jut ^tttfung nad) ^atte. 2>iefe tiec^en beim 3^^ teiben atomatifc^, f^mecben fc^atf unb entgolten al9 ^ouptföc^tt^) tDitftfame Subftdn} ba» 1876 gleichseitig von gatb^ unb (Settatb ifo* Kette ^Uocatpin, bas bie gefteigette Slbfonbetung von ©c^toeig«, SpddftU unb fonftigen 2)tüfen bexDit&ti neben ^ilocatpibin, 3f<>pUo:^ catpin, bem attopinattig toitkenben 3^ottn unb (Setbftoff. ^aa 3abotln bts :&anbeto ift ein (ßemifc^ biefet leiteten mit einet @put ^Uocatpin. 2>et (Se^att an jteien SUkaloiben bettögt in ben Z<^o^ tanbiblöttetn butc^yc|)nitttt(^ 0,76 ^tojent 9Iut infolge SSeimengung minbenoettiget Sotten toitb et getinget. Site @uttogat tDetben vtt^ fc^iebene anbete 93Iättet von ö^nll^et SBitkung Dettoenbet, auf bie toit ^iet nic^t eintteten tooUen.

SBeit gtdgete Sebeutung ^aben in bet mobetnen SDebisin bie gleic^falte in @flbamettka ^eimif4)en ßokabl&ttet etUmgt, au0 bmm ba» 5ut Sc^metjbetöubung unb jut Slntegung bet feelifc^en unb xnoto^ tifc^en Sitten bet (Stog^itntlnbe in fo teic^em Silage bienenbe (Eocain getDonnen mitb. @eit Utsetten tDetben fle von bm 3nbianetn bet 993eftkttfte 6übametika0 ate koka, b. ^. ^flanse (alfo ^flan^e i)ar ex- cellence) tjon btn ©panietn coca gefc^tleben ate Slntegungs^ mittel unb jut äJetttetbung bet Snflbigkett toö^tenb bet Slu^epoufen jufammen mit etrna^^ ungelöf4)tem ^Ik obet bet Slfc^e von Chenopo- dium quinoa, einet bott Diel angepflansten 9l&^tftu4)t au0 bet Ör^ milie bet SUelben, gekaut 2>abutc^ tottb eine td^lic^e Slbfonbetung gtttnen ©peic^ete betDitki, baneben abet ein (Seffl^I bet fieic^tigkeit, eine lebhafte, fteubige Stuftegung ben)itkt, bie e0 etmögtic^t, o^ne fpflt« bäte (gtmübung fc^toetbeloben bie anfttengenbften 9D&tf4)e ttbet bie ^öc^ften ^öffe bet Stnben }u bexDältigen. snägig genoffen ^aben bie Sokablättet keine fc|)&blic^e SEBitkung, nut in gtögeten SHengen unb ge^ tDO^n^eit£^m&g{g gebtouc^t toitken fie l&^menb unb tufen einen ate Soka^ kac^epe bejeic^neten Suftanb ^etDot, bet fic^ bmd) Slbmagetung, äJetfaU bet ßötpetktäfte unb getabfe^ung allet geiftigen Xätigkeit bekunbet

!IHe lUTsnelprianaen. 367

3)ag nun bie Peruaner fi^on fe^r lange vor ber (Entbecfiung i^re^ fionbes buti^ bie (Europäer eine für fie fo mic^tige ^flonse fttr fettig gelten unb fie um i^re SInfieblungen ^erum kultivierten, ficmn un0 ni(^t nmnbem. 3^^^ Slätter moren im ganzen fianbe fe^r begehrt unb galten ate beliebteftee Zaufi^mittel oxt Stelle be0 ®elbe0. Sei ber (Eroberung ^Peru6 unter Srranci^co p^arro 1632—1633 lernten bie Spanier biefe0 ®enugmittel kennen, manbttn e0 aber felbft nfa^t an; vielmehr tierboten fie auf aSeranlaffung ber (^riftlii^en $!riefter bie &uitüx ber ^flanje. 9lad) nienigen Z^fftm aber geftatteten fie biefelbe tnieber; benn ber Stnbau biefer ^flanje mox feit ben ftiteften Sitten eine ber :gauptarbeiten ber (Eingeborenen. @o kommt e0, bag bie ur^ fprflnglid) roUbe Ororm berfelben im fianbe faft nii^t me^r gefunben toirb. 2>er 1,6 m ^o(^ n)erbenbe fiokaftraud) mit bi0 8 cm langen mtb t^alb fo breiten, oben oliDen:» unb unten graugrünen, eiförmigen, leberartigen, kahlen ^Blättern mirb auger in $!eru unb (Ekuabor vox^ iugsmeife in Columbia an ben öftlii^en Slb^&ngen ber Stnben in einer ^ö^e Don 1000—2000 m in auegebe^nten, cocales genannten $Ian^ tagen angepflangt 9UIe 2—3 SUonate merben bie reifen Slätter, bie einen Gtic^ ine Gelbliche jeigen, bei trockenem SBetter gefommelt unb fofort getrocknet, um bann feft in SBoUfacke eingepreßt Derfanbt ^u merben. 2>a fie aber bwcd) löngeren Xransport bis 2ur Hälfte i^res (Bemaltes an toirkfamer Gubftan} einbüßen, toerben fie vielfach fc^on an Ort unb Stelle tierarbeitet, toobei 1 kg trockene Blätter 2 g Q^ocain geben. @o nannte 9liemann 1860 ba» ^öi^ftens bis 2u 1 ^ro^ent in ben fiokablättem entgoltene mirkfame SUkaloib, ba» (ßäbicke 1866 ^uerft entbeckt unb (Ergt^ro^Iin genannt ^atte. 1884 erft führten Srteunb unb iSoUer ba» docaxn als bie bamit bepinfelten ®(3^Ieim^öute un« empflnblii^ nuu^enbes SUittel in bie l^eilkunbe ein. ^alb tourbe es aud^ innedii^ als Slnäft^etikum ber SÜagenfcf^Ieim^aut unb bie feelifc^en uttb motorifd)en Srunktionen bes (ße^ims anregenbes SUittel gegeben unb führte and) xxnt bas SUorp^in Dielfacf) gu SUigbraucf).

SQit bem beginnenben ftarken fßttbtand) ber 2)roge in ber ganzen fiulturmelt tourbe ber in ben öftlii^en Stnbengebieten $erus unb Soli^ nias in ben nie tiom Ortoft ^eimgefu(f)ten toarmen !ood)tältm bis bo» ^in ausfi^lieglii^ non ben 3nbianem kultivierte fiokaftrauc^ (Erjrthro- xylon coca) nac^ SBeftinbien, Dftinbien, (Eeglon, 3^oa, Sluftratten, 3anfibar unb Kamerun gebracht unb bort im grogen angepflanzt SHefe fifinber oerforgen tmn auc^ bm SBeltmarkt mit i^ren ^robukten. Slm fippigften gebeizt ber Strauch in feuchten Sagen; bod) geminnen

368 2)te Ursneipflanaen.

feine Slötter in trocfienen Sogen an (6flte, beß^olb toerben nur folc^e 2unt Slnbou au^QemafjUt Gc^on nad) 2V2 3^ten geben fle oiet (Smten im 3^^ unb bleiben bi0 jum 40. 3^^ ertrag0fa^. 2He erften Sloc^ric^ten von biefer ^flan^e botieren von 1499. 3nt 3^^^ 1570 mad^te bann ber fpanifd)e 91r}t 9licolau0 SKonorbe^ noc^ feiner ^ücfeke^r au0 Sübamerifia bie SBirKung be0 Sauend ber fiokoblätter, bie von übet ad)t SUiUionen SKenfc^en im Slnbengebiet täglich gefibt mitb, in @ei3iUa bekannt, unb 3ofep^ be Z^\^^ fonbte 1750 bie erfte fiokopflange awi^ $eru naä) (Europa, voo fie im Jardin des plantes Slufna^me fanb.

(Ein narfiotif(^e0, krampfftittenbee :&ar3 ^M^ ^^ inbifc^e l^anf (Cannabis indica). (E0 ift bie0 eine 93ariet&t be0 in SEDeftafien ^eimi« fc^en getDö^nlic^en $anfe0 (Cannabis sativa), bie nur im mannen Oft« inbien biefee ioaii reic^Iic^ erseugt unb ^ier in erfter fiinie ^ur (&t^ minnung beefelben gepflanzt mirb. (Erft in gebirgigen, kälteren 2)iftrift^ ten, urte }. 93. im :&imalaja, too bie ^flange i^r narkotifc^es ^i nid)t me^r probujiert, toirb fie, toie bei une, 2ur (ßeminnung i^er $afer angebatit 2>ad fc^on unter 50^ C. fi^melgenbe l^ar) toirb befonbere Don ben meiblid)en 93Ifltenftönben ber bi0 2 m f^od) merbenben ^Iflanje au0gef(^mi^t unb bur(^ eingeborene SIrbeiter in ber SBeife gemonnen, bo^ fie, in ber Siegel nackt unb nur au^no^mdmeife mit einem fieber^^ an2Uge befileibet, bmä) bie :&anfpflan3ungen ^inburd)ge^en, mobei fic^ ba0 l^ar} cot i^nen feftfe^t 3^ ^erfien bagegen roirb e$ meift ba? burc^ erhalten, bag man bie in Slüte fte^enben Spieen unb bie Slötter ber ^flanje ftunbenlang kräftig auf raupen, groben, tooUenen Zeppic^en reibt, fo bag fic^ bas l^arj auf ber Dberfläc^e be0 Zeppk^e ablagert, non mo es mit einem 9neffer abgefd)abt unb 2U fiud)en ge^ formt mirb. SHe @tfl(ke, toie fle auf ben SKärkten 3f^tcaia\im9 vzt^ kauft merben, ftellen bicke Xafeln oon äugen bunkelbrauner, innen grünlicher bis bräunlicher ^axbt unb fefter fionfiftenj bar. SHes ift ber ^afc^tfc^, ein perfifc^es SBort, bas firaut bebeutet, toeil frfl^er an feiner Stelle bie ^ar^reid^en Slütenteile felbft, fei es }um Slcnu^en, fei es als innerlicf) genommenes SHebikament, ^ur Stntoenbtmg gelangten. 2>er lDafc()tfc() enthält bis 87 ^ro^ent l^arj unb ät^erifc^es AI, baneben 8,8 ^rogent (Siannabinol (ein giftiges rotes £1 aus ber Slei^e ber $[^e^ nole), bas bie ^auptfäc^lic^ toirkfame Subftang barftelli 2>ie 2)roge mug fe^r Dorfld^tig aufbema^rt toerben unb verliert mit bem SUter bebeutenb an SBirkfamkeit 3n Sflbafien toar bie narkotifc()e 995irkung bes ganf^arges fc^on im 8. 3<^i^^tmbert v. düjit. bekannt; bie fyxxA^\s^

2)te ttrandpjlanaen. 369

namen laffen ]\d) alle auf 3n^ten iurücbffl^ten. Site Serauf(f)un80^ mittel ift es in SSorbetafien erft burd) Me SSu^ammebanet einjgebflrgert tDOtben. 3^ 2)eutfd)lanb kam bie 2)roge erft im 17. 3^^t^unbert 2ur mebiiinifd^en SSertoenbung, unb miffenfd^aftlid^e SSerfuc^e über bie SBirfumg bedfelben tourben in ber 9nitte be0 19. 3^t^unbert0 auf 95eranlaffung von O^S^aug^neff^ in Sal&utta angeftellt

<5e^r na^e mtt bem :ganf oertoanbt ift ber :^opfen (Humulus lupulusi beffen 2rru(^t}apfen auger !oati unb einem ot^erifi^en £)!, ein Don (Sriedma^er 5uerft £upulin, fpöter aber, um a3erme^flungen 2U oermeiben, :&umulin genanntes SUlialoib von narkotifi^er, krampf« ftillenber äSirkung enthalten. 2)e0^alb bienen fie auger in ber Sier« brouerei aud) in ber ^ebisin, feitbem fie 1813 ber fran^öfifd^e Sipo« t^eker $land)e ate :&eUmittel empfahl 1821 beftUlierten bann ^kigen unb (^^eüalier ^uerft ba» ät^erifd^e ^opfenöL (Später kam bann t)on Slmerika ^er bie SSejeic^nung Supulin für bie 2rrud)t5apfen ber allein kultioierten meiblid^en ^flonje auf. 2>ie 2>roge mirb nur von in &vU tax fte^enben ^flan^en gefammelt unb gut getrocknet, por £i<^t unb fiuft gefi^ü^ aufbema^rt, ^ott fic^ aber auc^ fo ni<^t über ein 3^r in DoUer SBirkung.

SHit bem Dleanber tmb btm n)eftafrikanifd)en ®trop^antu5 2U ben SlpocQnajeen ober :&unb0giftgetDä(^fen gehörig ift ber kanabifi^e :ganf (Apocynum caimabinum), beffen SBurjel fett langer 3^it Don btn Z^ianttn ate SKebikament tiermenbet mürbe. SSon i^nen lernten bie SZkigen in 9lorbamerika fie kennen. 2>a0 neuerbings au0 ben SSereinigten Staaten in größerer SKenge befonbers nad) Sluglanb im« portierte, baraus ^ergeftellte Orluibestrakt enthält ba0 nat^ Slrt ber 2>igitali0 auf ba» ^erj mirkenbe (ßlgkofib Slpocgnin. 2>a0 SUittel oer« bient au6) bei uns öfter jur SInmenbung 5U gelangen, ba i^m eine fe^r gute SBirkung auf ba» erkrankte 5er} nachgerühmt mirb.

(Sbenfalte fd)on lange von ben 3^^^^^^ 9lorbamerika0 mebi^i« nifc^, befonbers ate SBunbmittel, benu^ mürbe bie nac^ i^rer fil^nlic^« kett mit unferer gafelnug Don ben SBeigen ate S^uber^afel be^eid^nete l^amamelis Don SJirginien (Hamamelis virginiana). 2>iefer bte 7 m ^o^e 6trauc^ ift ein i^uptbeftanbteil ber äZKUber ber atlantifc^en Staaten ber norbamerikanif(^en Union, ber befonbers oiel ^ur bunten ^erbftlic^en SSerfärbung ber äBölber beitrögt 6eine ^ol}ige ^feln borftellenben grri^ite öffnen fic^ mit folc^er (Bemalt, bag bie Samen bi0 4 m meit fortgefi^leubert merben. 2)a0 alko^olifc^e Srhübestrakt au0 ber Slinbe enthält neben einem glgkofibifc^en (Berbftoff unb grett

Kein^arbt, Iltatutacf4it(^ bct Vlv^pflamißtu IL 24

370 2)ie ttrsneipflanaen.

etoa 8 ^rojent :|^amamelitannin und voixb als toni]ä)tB unb abftrin^ gierenbe£^ 9Uittel gegen 2)iarr^öen unb Blutungen angemanbt Shic^ äugerttc^ toirb biefee ij^oieline genannte Präparat ote blutftUIenbed SUtttel tinb gegen :gämon;^oiben gegeben, bantbtn bca ati0 ber :^« momelis getoonnene ^eit in ber ^öc^ft angenehmen &a2elmecr§me Deracbeitet

Site Xonifium unb Sebatioutn be0 Uterus bei habituellem Slbort ift auc^ bei un» feit ettoa 40 3<^^^ ^^ ^^ Sflorbameritui einge» führte 2rluibe£trafit ber Slinbe be0 amerüianifc^en @d)neeballen:» baums (Vibumum pnmifolium) im (ßebraud). <E6 ift biee ein in bm öftlii^en unb mittleren füblic^en Staaten ber Union biß ^um SHiffiffippi, aber auc^ in iSanaba, wmn aud) bort kleiner an SBuc^d, ^eimifc^er 3—5 m ^o^er 6trauc^ ober Saum, ber neuerbingß aud) bei uns ate 3ierftrau(^ gepflanzt mirb. 2)a0 flüffige <^atit ber SBurjet, Stamme uxtb 3n)eigrtnben enthalt ncbm Derfc^iebenen ^flanjenfäuren unb (Sctb^ fimre ein bitterfi^medienbe^, gelbbraunes ^^arj, toeh^ le^teres in ber^ felben SBefc^affen^eit auc^ in unferem ein^eimifd)en (Sd^neeball (Vibur- num opulus) enthalten ift, mcstioib beffen Slinbe in berfelben äSeife arjneilic^ oencenbet toirb.

&n im füblic^en Xeile ber brafilianifc^en ^rooin} 93a^ia häufiger a3aum mit tiioletten Slflten aus ber grctmilie ber Schmetterlingsblütler ift ber Slrarobabaum (Andira araroba), ber in kleineren unb gröge« ren :go^lräumen bes l 2 m bicken Stammes eine jerreiblid^e, faft erbige, gelbbräunlid)e, ftark abfärbenbe SKaffe ausf (Reibet, beren Sbts mmbuxiQ als Heilmittel bie in 93rafilien eingemanberten ^ortugiefen Don bm 3nbianem kennen lernten, fßon bort brachten fie bie 2>roge nad) i^rer oftlnbifc^en 93efi^ng ®oa, roo fie ^auptfacblic^ gegen para^^ fitäre :^autkrank^eiten Slntoenbung fanb. 2>ort lernte fiemp im tü^fy^^ 1864 ba» SUittel kennen unb mad^te in ber grolge bie europöifi^en Strste barauf aufmerkfam. 2>a ftellte 6itoa Sima 1876 feft, ba^ bie araroba ber brafilianifc^en (Eingeborenen, bie, toeil Don SBa^ia aus t^erfc^ifft, als Polvo de Bahia in ben ^^anbel gelangte, mit bem Polvo de Goa aus Dftinbien ibentifc^ fei, unb faft gleic^aeittg tmes Slttfielb (!:^rgfop^anfäure in berfelben nac^. 1878 erkannten £iebermann imb Seibier als ^auptbeftanbteil ber 2)roge (nämlic^ 90 ^^roaent) bas (Si)vt)]atob\xi, bas fic^ bei Gegenmart oon Suft unb SUkalien ju dfyn^^ fop^anfäure o^biert; baneben finb noc^ 10 ^^rojent in aSen^ol lösliche ^ar^artige Subftan}en barin enthalten. 1879 befc^rieb Slguiar bie Stammpflanje (üa Andira araroba, 2>as gelbbraune Slrarobaputoer

2)ie Ittraneipflansen. 371

mixb aus i^r in ber SBeife getoonnen, bag man bie Säume fällt i^ten ^liMtpcx m Blöcke jerfägt [poltet unb bie mit bet gefachten SIIafTe gefüllten ;^o^Iräume auskragt 2He ro^e SBore gelangt feit 1876 au0 Scafttien bitekt, ftatt mit früher aus ^a^ia übet (&oa, in btn tnxo^ päifc^en l^anbel unb toirb in (Sutopa von ben barin enthaltenen is>oli^ fplittem unb Stinbenteilen gereinigt 93efonber0 jur Se^anblung ber ^otiafis genannten @(^uppenfle(^te ^at fid) bas baxaoB getoonnene S^r^farobin ate augerorbentlid) nülßd) ermiefen.

9leuerbing0 kommen aus Snittelc^lle bie Orrüi^te be£^ Sölbo (Bol- doa fragrans) ate befonbers gegen fiebere: unb ®aUenfteinleiben emp^ fo^lened 9Qittel nad) (Suropa. (Ss ift bie0 ein immergrüner, ftark buftenber, bii^t belaubter kleiner Saum ober (Stcoud), ber siemlid) ^äufig milb angetroffen unb nic^t kultiviert mirb.

3n mannigfalttgfter SBeife toirb innerlich unb äugerlic^ in ber SHebisin bas Xerpentinöl Dermenbet, ba» von Derfc^iebenen 2ricf)tem arten getoonnen toirb. Seim Sertounben ber Stämme berfelben fliegt eine gelbli(^n)eige, ^onigbicke, klebenbe, Xerpentin genannte balfam« artige SKaffe au0, aus ber bann bntd) 2>eftiUation mittete SBaffer^ bämpfen bas neben toenig :^at3en unb ^flanjenfäuten ^auptfäc^Iti^ $inen, SMpenten unb pol^mete Xetpene ent^altenbe ät^etifd)e Xet^^ pentinöl getoonnen toitb. 93on Sebeutung füt ben :^anbel finb nut bie notbametikanifi^en, aus Pinus australis (teilmeife abet aud) au0 bet l^emIo(kfi(^te, Tsuga canadensis) gemonnenen, ettoas naä) fiolo« p^onium tiecf^enben Xerpenttnöle unb bas noc^ beffere, Don ber 6tranb^ fid^te Pinus pinaster gemonnene, nad) SBac^oIber ried)enbe franjöfifc^e Xerpentinöl 91n britter Stelle kommt bie ^robuktion ^u^anbs, bie, rote bie fran^öfifc^e, gum grögten Xett im fianbe felbft Sermenbung finbet 2)ie ^robuktion ber bereinigten Staaten Sflorbamerikas be« trägt )ä^rli(^ nii^t meniger als 470000 gräffer ju 60 (Ballonen (etma 160 kg) = 70 snillionen kg £1 im SBerte von 32 SUillionen anark, bie me^r als jur l^älfte über Saoanna^, ben bebeutenbften :^anbel0^ pla^ C^orgias exportiert toerben. 2>ie bebeutenbften europäifd)en SHärkte bafür finb fionbon, l^amburg unb Slntmerpen.

@(f)on im klaffifc^en SUtertum roar au0 bem :^ar5 t)erf(^iebener 2fi(^ten gemonnene« ät^erifc^e« Ol meift unter bem Slamen 3^öemöl in tec^nifi^em unb argneilic^em Gebrauch, toä^renb man unter Xer^ pentinöl (terebinthinon 61aion), toie uns ber um bie SUitte bes 1. 3a^t^unbert0 n. Q^t. lebenbe gried)if(^e Slr^t 2>io0kuribe9 berichtet, ba0 au0 ben ^rtüc^ten bet in ben SHittelmeetlänbetn ^eimifi^en Xete^

24*

372 2He mraneipPanaen.

bint^e ober Xetpentinplftojie (Pistacia therebinthus) griec|^fc^ teröbinthos gepregte, fpäter and) buxd) (Sitifd^nitte in bm Stamm be0 betreffenben SBaimie0 gecoonnene ät^erifc^e £1 oerftanb. 9luc^ in (Ebina mtb Z<^Cf^ ^^ ^ <6tunb ber frühen unb ^o^en (Entamfüung ber fiackinbuftrie bie (ßeminnung befttUierter fioniferenöle fc^on in früher 3^ ftattgefunben. Slber mit ber olttoelttic^en ^at fid) bie notb« omeritumifi^e Xerpentindttnbuftrie erft feit bem Slnfang bt» 18. Z<^^^ ^unbertd entmicfeelL

^ 3Bie boB Terpentinöl finbet aad) ber buti^ trocbene 3)eftittation aud btm gölte ber @tämme unb So>^^ von Koniferen, Dome^mlic^ Pinus silvestris, gemonnene gol^teer in ber Slrsneitiunbe innerlich (ÜB fekretionsbefc^rfinbenbee SUittel unb öugerlic^ bei ij^outkrank^eiten viü^aä) aSermenbung. (St bilbet eine bickftflfftge, brmmfc^toarte SDaffe Don etgentflmlii^em brenjlic^em (Berud)e unb miberUd) bitterem, bren^ nenbem ®ef(^mac&e unb enthält auger inbifferenten £)len unb ^iflanjen^ föuren Paraffin, fireofot, S3ren5ftate(^n, (SinajokoU $^enol ober darbot fäure, Srefol, asenaol, Xotuol, Slap^t^alin unb anbere mertnoUe Stoffe, bie teilmeife barau^ ifoliert merben, um ato folc^e gegeben merben 5U können. !I>er meifte :gol}teer mirb im malbreii^en 9lorbeuropa enfc» meber in befonberen Xeerfd)tDelereien ober ob Slebenprobufit ber gol)^ ko^lenbereitung unb ber :gol2effigfabribation gemonnen. @c^on im SUtertum kannte man biefe0 $!robubt, ba^ bie ^mer pix liquida nannten. $Uniud befd^reibt au^ffl^rlic^ beffen (ßeminnung unb SSer:' menbung.

Strmer an ^arjarttgen Stoffen, baffir aber xtidfet an brenslic^en £)len al0 ber Soniferenteer ift ber au» bem :gol3 ber Slotbuc^e (Fagus sUvaüca) beftiUierte Suc^enteer, au0 tDeId)em ba» b\B 2U 25 ^^rojent in i^m ent^attene dreofot gemonnen toirb, unb ber ^auptfäc^Iic^ in SUiglanb unb $oIen au0 bem :&ol2 Don nerfc^iebenen 93irkenarten, bt^ fonber0 Betula verrucosa, pubescens unb alba, beftiUierte SBirkenteer oon an ^^^tenleber (ba» aud) bamit be^anbelt mirb) erinnembem (Seruc^. (gigentümlii^ nap^t^alinartig riecht bagegen ber burc^ trockene 2)eftiUation ber Steinkohlen bei ber Seu(^tga0fabrikation erf^altene Steinkoblenteer, ber aUerbing« im Gegenfa^ 2U ben norigen kaum in ber aOebisin S3ermenbung finbet, aber ba» Sto^probukt fe^r ja^Ireiil^er aud i^m gemonnener c^emifc^er Stoffe bilbet unb ba^er für bie <^e^ mifc^e 3^ufttie Don ber grögten Sebeutung ift

93on $flan}enftoffen, bie jur S3ertreibung Don SBanbmflrmem bienen, ift teilmeife \d)on im SUtertum nü>tn ber aUerbing^ gebräuc^:»

ÜHe ttrsneipftanaen. 373

tieferen SBur^el bta Sßurmfantd (Aspidium filix mas), bie tirtt bereits befptac^en, ber Saft ber (Sranatäpfet gebtäud^lic^ getoefen. Scroti ber filtete dato (234—149 v. (Sift.) empfiehlt i^n bagejgen. 3lu(^ bie fonft ixan (Serben bienenben 3rru(f)tf(^Qlen bes (Sranatbaumes (Pimica granatum) toaren im 9Bittelalter offiitnelL 2)ie Slinbe non Stamm unb SBur^el beefelben ^at erft fBuä)anan 1807 ate Sanbnmrmmittel empfohlen, noc^bem er biefe aSertoeitbung bei ben $inbti0 in 3nbien kennen gelernt ^atte. 1878 entbecfite bann ber fran^Sfifi^e Slpot^efter Zonaet bie SUkaloibe ber Slinbe, imter bmet ba» ^^elletierin bca nric^tigfie tft Stugerbem enthält fie 22—28 ^xoitnt (BerbfSure, btent ba^er tec^nifd) ^um (Serben be0 SHorofifioIebers (fransöflfi^ marrocain genannt). SHe meifte (Sranatrinbe fiommt au0 SUgier unb Sttbfranlt» rei(^ in ben beutfc^en :^anbel unb toirb in ber Siegel nur von hm ate Ob^Sume ntc^ me^r nercoenbbaren (Exemplaren geemtet @ie urtrb (ÜB ^uloer, 2>efiofit ober (Estraftt nercoenbet

(Ein feit uralter 3^ ^ ttbeffinien, mo infolge bes befianbigen (Effens oon ro^em Srl^ifc^i befonbers Slinbfleifc^, faft )ebermann an 93anbQ)flrmem leibet unb regelmäßig non 3^ i^ 3^ ^^ SSittel eim nimmt, gebräuc^lii^es Stnt^elmtntifium finb bie getrockneten, abge^ blatten n)eibli(^en iBlfitenftönbe bes fiuff o genannten Saumes (Hagenia abessinica). (&0 ift bies ein in ben gebirgigen Zeilen ttbeffintens, am fiUimanbfi^aro unb im Ufambaragebirge in 2>eutfd)«Dftafrifia mad)fen^ ber, biB 20 m ^o^er Saum mit ^ottig behaarten 3^eigen, gefieberten asiöttem, grogen Slifpen reic^ mit 2>tflfen befe^ter meiger asiflten unb eiförmigen 9lflgd)en. 2>ie bis 30 cm langen, bereits abgeblühten meibttd)en Stifpen, bei benen bie ausgetoac^fenen fielc^blfitter bunkel« purpurrot geroorben finb, bilben bas offijinelle Suffo ober Sofo, bas in Sfinbeln von etroa 60 cm fiönge Derpacfit, mit gefpaltenen l^almen be0 geglieberten 39P^8^^f^^ umtoickelt, über bie an Sliffen reiche Sneerenge Don äSab^el^manbeb, b. t). megen ber Dielen bort gefi^eiterten ®d)iffe ..Xor ber Xränen'' genannt, nac^ Slben gebracht urtrb, um bann oon bort aus in Säcken non 15 kg nac^ Zrieft, fiiDomo unb Sombaq in hm i^nbel 2U gelangen. 2)er fir&ftige, d^orabteriftifc^e, unange»» ne^me (ßeruc^ unb bie oer^oltnismägig Id^^aftrote ^r^be finb S^ä^m für bie (ßflte ber 2)roge, mö^renb alte, unmirfifame SBare braun unb fd)mad)ried)enb ift 2>er C^fc^mack ift anfangs f (^leimig, bamt un^» angenehm bitter unb jufammenjie^enb. SHe 93tfiten enthalten neben 24 $ro2ent (Serbftoff tils ^auptfäd)lic^ mirfifamen Stoff bas ftofotosin, augerbem Sofibin, fiofoin unb ^rotokofin. S)er erfte (Europöer, ber

374 2>ie UT3neipf(an5en.

ben Saum auf feiner (httbecfcungetetfe nadf bm SflUquellen 1769 bis 1771 in Slbeffinien beobachtete unb ben Gebrauch ber SBIüten von feiten ber (Eingeborenen gegen <Singetoeiben)urmer fa^, toor ber C^g« länber Zamte Sruce. <Sr befc^rieb i^n unter bem Slamen Bankesia abessinica. Getrocknete 3^^^ init Sl&ttem unb Slüten bes Saumed brachte 1822 ber franjöfifc^e Slrjt äSraqer nac^ $arid. ^anaä) tourbe bie ^flan^e Don ftnut^, ber bie ältere 93rucef(^e 93e5ei(^nung nii^t kannte, Brayera anthelminthica genannt 1834 tourbe bie 2>roge üt 2)eutf(^lanb eingeführt, gelangte aber erft feit 1862 in größeren SQengen bur(^ 3^t)0t 2U fe^r teuren $ireifen in ben ;^anbeL grrifc^e fiuffobifiten beförbem ebenfo xa\ä) ate ba» <^akt ber SBurmfamtDurjel unb ber (Branatrinbe bie brei i)aupt]ä(i)üd) in Setrac^t kommenben X&nien-Slrten am bem 2)arm, in toelc^em fie fc^maro^en.

3n Dftinbien unb 3^oW^ toerben trielfac^ bie gepulverten gerbftoffreii^en Slrekanflffe, t)on Areca catechu, bie fonft von itbtt^ mann mit einem iBIatte bes äSetelpfeffers unb ettoas gelSfi^tem ftalk al0 (Senugmittel gekaut roerben, mit fiaffee ober feiger Wid) Dermifc^t 2um Slbtreiben von SBflrmem Dermenbet 9lod) beliebter, mM t)iel toirkfamer, ift bort ber t)on ben etroa 1 cm grogen ^^ä)Un be0 kleinen, immergrünen fiamälabaume^ (Mallotus philippinensis) abge« riebene brüfig^aarige Xtberjug, ber ate ein leichtes, feinem, toeic^ee, un« gleichförmigem, nic^t klebenbes braunrotem $uIoer o^ne ®eruc^ unb (ßefc^mack in ben l^anbel kommt 2>er ju btn (Eup^orbiaaeen ober 3SoIf6miIc^gemäcf)fen ge^örenbe kleine Satmt ober 6traucf) mit ab^^ Q)ec^fe(nben, geftielten, ODalen, }ugefpi%ten, unterfeitm filgtg behaarten unb mit roten 2)rüfen befe^en SBIöttem, innen rotbrüfigen SBlüten in ac^felftönbigen SSIütenftanben unb mit fc^arlac^roten 2)rüfen bid)t be^ festen kirfc^grogen Sapfeln mac^ft in mehreren 93arietäten in ganj @übafien, ber molaifc^en Z^]^^^t 9leuguinea unb Sflorbauftratten unb liefert in bm gh^c^ten ein jum brennen unb ate Slbfü^rmittel benu^tem fettem OL 2>er ate fiam&la in ben :ganbel gelangenbe brüfige flberjug ber 2rrüc^te bient in Z^bkn auger ate JBanbtourm* mittel auc^ feit alter 3eit jum garben t)on Selbe unb gibt ein fct)öne» Drangebraun, ©iebenbem SBaffer mirb non i^m nur fc^toac^ gelb ge* färbt; ©feni^lorib färbt biefen Slumjug braun, SUkalien bagegen färben i^n bunkelrot 5)ie u)irkfame ©ubftanj im Samäla ift auger 80 ^ro^^ jent garj bam von Slnberfon in gelben Slabeln ifolierte «ottlerin unb ein gelber, kriftallifierbarer garbftoff. Z^ hortus malabaricus ^at Sl^eebe 1678 ben fiam&labaum juerft abgebilbet 2)ie ant^elmint^ifc^e

3>le Wtgneipflanscn. 375

SBirliung t>C0 Srüfenübcrjußeö [einer Srtüc^te töurbe erft 1841 von 3toine in ^Ikittta empfohlen. 1864 tourbe e0 in bie englifd^e $^ar« makopoe, 1871 aiu^ in bie beutfi^e aufgenommen. ^tUan fammelt bie ^gonbetetDore in 3nbien faft au0fd)IiegH(^ von urtlbtoad^fenben aSSumen. Won pflü&t bie 2rtüc^te im mSxi, [(Rüttelt fie in Sieben unb reibt bcn Äeft ber 2)rüfen voümbs ab. 3u einer Sanbiourmftur Qtnüqtn 6—10 g baüon- aSor bem Äuffo ^at ben SSorjUjB, toenißer leicht Slbelkeit unb <Sr6red)en gu enegen unb jugleid) abfü^renb gu n)irfien« SIuc^ gegen :&auttiranfi^eiten txrirb e0 benu^t

3n 6übarabien unb ben gegenflberliegenben afrifianifd^en Sftnbem tDirb feit alter S^t ein ote S9Surru0 begeii^nete^, bem ftamäla ä^m lic^e« ^röparat cd» Sanbiourmmittel benu^ (£» flnb bie füeinen 2>rflfen ber jungen ;^fllfen eine^ @d)metterling$bUltIer0 (Crotalaria ery- throcaipaX ^t^ ^^nt fiamäla analoge Subftangen entgolten unb 6eibe golbgelb färben, unb jcaar no(^ intenfiDer ote fiamäla.

Site aSolb^mittel gegen Sanbtourm finb enblid) noc^ bie Samen be0 cm» Slmerifia bei un0 eingeführten Sliefenfiürbis (Cucurbita maxima) ju ertoä^nen, bie ju 60—80 Stflcfe, jerftoßen unb mit SBaffer verrieben, ate (^ulfion getrunken mttbtn.

3m ^iftier gegen (Eingetoeibemflrmer, befonbere aber Sugertii^ in Ororm tion $ult)er ober Tinktur gegen fiäufe mttbtn bie au0 SUittek amerika ftammenben Sababillfamen ober fiöufekömer benu^t @ie toerben von einem ftattlic^en, bi0 2 m ^o^en ^witbüQem&df» aus ber gromilie ber fiUiageen (Sabadilla ofricinarum) ^en)orgebrad)t, ba^ in gong Snittelamerika unb a3ene2uela ^eimifc^ ift unb an ben fittften be0 (I^olfe0 von Snesiko auä) kultiviert toirb. 2)ie l^anbeletDoxe mirb Dor:* gugdtoeife in SSeneguela meift oon toilbtoac^fenben $[flangen gefammelt unb kommt Aber doxacas begie^ung^toeife 2a (Suagra, bem :5afen von (Sxxxaca9, an erfter @teUe nac^ Homburg. 6ie finb bi0 8 mm bick, I&nglic^, unregelmögig kantig unb t)on einer bünnen, glängenb bratm« fd)tDargen @amenf(^ale umgeben. Sie enthalten ettoa 4 $rogent SUka^ loibe, bie bad offiginelle, käuflid)e SSeratrin bilbett 2Hefe0 ift kein ein:» ^eitlic^er Körper, fonbem ein inniges (Semenge mehrerer Sllkoloibe, nämlic^ oormiegenb S^abin unb aSeratrin, augerbem devabiUin, @a« babin, btm gum Xeil an (S^abinfäure unb SSeratrumfäure gebunbenen Sababinin unb a3eratramarin. 2)ie roic^tigfte Slnmenbung ber Saba^ billfomen ift bie ®eminnung bee aSerotrins, bas bei Sfleurolgien, W^m» mati0mu0 unb fiö^mungen ate 3^^^^ ^^ft to Salbenform einge^ rieben toirb.

878 SHe tlrgneipflattsen.

SHe ©panier lernten vm 1570 ote erfle (Europäer ben QababüU fomen oto SDittel gegen fifiufe bei ben Sl^tefien 9IIesi6o9 kennen. 1572 erhielt bereite ber Strjt Slibolau^ SKonorbes in (Seoilla ein SHufter booon }iigefc^(6i SMefer unb ber fpäter lebenbe gemonbe), ber eine SlbbUbung ber ^^n^e 1661 neröffentlic^te, tiergttc^en bie ^ftonge i^res äSliitenftanbes toegen mit ber (Serfte, fpanifc^ cebada, vmb nannten {ie im (Segenfa^ ^u fener mit bem SHminutit) cebadilla, tooraud bann fpäter sabadilla n)urbe. fiemer^ bejeic^net bie ^ftanse birebt ate eine S(rt (Serfte. 3m 3a^re 1726 bilbete ber SababiUfamen einen mic^tigen Seftanbteil be0 fran^öftfc^en „fiapusinerpuloere" tmb bam in ber Qrolg^ ^^ unnermifc^t ^ur S3ertilgung tion Hngejiefer in cdU gemeinen d^ebrauc^. Srüt ben vom S(pot^e6er SBil^ebn Slleigner in gotte 1818 in bm fiäufefamen oufgefunbenen bafifi^en Körper @a6a^ billin gebrauchte ber (Entbecker 1821 }um erftenmal ben Slu^brucfe „Sllfuilotb'', ber bann 2ur Segeid^nung aller ^flangenbafen in 8Iuf^ na^me fiant 3)ie beiben franjöfifi^en Slpot^eker pelletier unb üa^ oentou {teilten 1819 gum erftenmal bm von i^nen 93eratrin genannten Stoff bar. SHe ©tammpflanje tourbe nämlid) ^u biefer Seit mit ber miffenfc^aftlid^en SBejeic^nung Veratrum officinale belegt

&ä)on im SUtertum u)urbe ber @enf focoo^I ato (Semfirj, ate and) ate Slrjneimiltel innerlich unb öugerlii^ gebraucht 2>ie Griechen nannten i^n sinepi ober näpy, eine Segeii^nung« bie bann bie 9lömer mit ber ^flonje oon i^nen fibemo^men. SBa^rfc^einlid) tourbe im Slltertum oorgug^meife ber fi^morge ®enf (Brassica nigra) angebaut, ber ^eute noc^ in @flbeuropa beoorjugt toirb. Sßenigftend oerlangt ber um bie SUitte bed 1. 3^^^^^^^^ ^ <^^^- lebenbe griec^ifi^e Slrgt 2)io$futribe0 ate SUerkmal eine0 guten Senfee, bag er geftogen grfln au0fe^e, toomit nur ber fc^morje 6enf gemeint fein fumn. Viud) $at labiu0 im 4. ^^^t^^^bert xu (Sifr. \pnä)t fic^ in bemfelben @inne au0. 2)ie :^ippofiratiker toanbten i^n befonbere bei SBruftfiranfi^eiten ^ur SBeförbenmg be0 Stuemurfd an. 2>io0kuribe$ fagt oon i^m, er er^ märme unb jie^e, menn er gegeffen toirb, ben (Schleim an \iä). (St^ puloert gefi^nupft errege er Stiegen. (Er toerbe auger innerlid^ aud) äugerlid) al« Steijmittel oermenbet 3^ SBaffer enoeic^te, bann }er^ riebene unb mit Dlioenöl gemifi^te Senffamen reibe man in fd^mergenbe Stellen ein. @criboniu0 fiargu0 unb SUesonber Zrallianue (im 6. Z^^^ ^unbert) empfehlen ben Senf ate ijgeilmitteL flnä) im SSittelatter n^urbe er ate folc^es oertoenbet 1607 n^irb Senfme^l in ber 9tpo^ t^ekerta^e ber Stabt Sc^ioelnfurt angeführt 1608 melbet ber 3t^ener

3>te tlrjneipflaiijett. 377

$orta, ba^ bae aite ben Samen 8q:>regte fette £1 flAfliger unb fc^örfer ermatten toerbe, toenn bie Samen Dotier in Sßaffer ercoeic^t mürben. 2>ie Slotmenbigkeit bes SBaffer^ 2ur Senfölbilbunjg mies juetft ®Iafer 1825 nac^, unb 1840 fanben Soutron unb Srt^m^, ba^ babei ein Sretment mitfie. l^eute miffen mir, bag in ben Senffamen auger ©tnapin unb Slnapinfäure bw aus mgronfaurem fialium befte^enbe ®lQkoftb Sinigrin entt)alten ift, bas unter bem (Slnflug bes ebenfalte barin enthaltenen grermentes Sügrofin bei Gegenmart Don SBaffer (unter Slufna^e eines 9RoIefiete besfelben) SlUglfenföl, Zrauben^ucber unb Salium^pbrofulfat unb ate Slebenprobufite SlUgtcQanib, Sc^mefelKo^Ien« [toff unb freien Si^mefel liefert 9Seift mirb bas Senfme^I ate Senf« teig unb Senfpapier jur SIbleitung t)on allerlei Sc^mersen unb (Snt» günbungen innerer Organe öugerlic^ angemenbet, mobei eine ^aupt^ föc^lic^ buxd) bas StUglfenföl ^eroorgerufene Stötung ber l^aut eintritt

Slu(^ bie 6 $ro5ent Schleim ent^altenben fieinfamen mürben fc^on im Slltertum innerlich ate rdsmilbembes, ein^üllenbes SHittel bei 3)armkatan^ mit 2>iarr^de unb Slafenentjünbung unb öugerlic^ ju iSataplasmen Dermenbet Site folc^es benu^ten fle fomo^l bie $ippo« kratlfter ate bie filrste ber römifd)en ftaiferseit 3nt 12. 3^^t^unbert empfahl fie bie ^eilige l^ilbegarb Don Slupertsberg bei Singen ju Umfc^lögen. 3^ le^teren ift bas entölte fieinfamenme^l beffer ate bas ölhaltige, ba es me^r SBaffer ate fenes binbet

2)ie 22 ^ro^ent Schleim ent^altenben Quitt enkerne mürben erft von btn Slrabem mebi^inifdi benu^t; t)on btefen lernten bie europöi« fc^en fitr^te beren 93ermenbung ate ein^üUenbes 9RitteI unb ^Beigabe 2U Slugenm&ffem. :^eute merben fie nur no(^ feiten bafflr gebrandet

%Us reiamilbernbes, ein^Ollenbes SHittel bei lauften mirb feit 1837 in 2)eutfc^lanb ber buxd) (Braefe nac^ Berlin gelangte kraufe SLnotptU tang (Chondrus crispus) oermenbet 2)iefer mäct)ft überall an ber felfigen ftüfte bes ndrblict)en Sltlanttfct)en Djeans unb bient ben armen fififtenbemo^nem ^^tonbs ate Sfla^rungsmittel unb a3olks^eilmitteL aJon ber irifd^en Sejeicf)nung (Earraigeen, b. ^. gelfenmoos, rü^rt bie bei uns bafür gebräuchliche 93e3eid)nung G^arrageen ^er. Z^ 2)ublin mürbe es 1831 ate Grfa^ bes teuren arabifc^en ®ummte angemanbt Sluger bem Slorben unb 8florbmeften 3ttanbs liefert bie fiüfte oon SHaffac^ufetts in ben SSereinigten Staaten bie grögte SUenge ber 2>roge in Srorm ber getrockneten, ^öct)ftens ^anbgrogen, gelappten aSegetations^ tiSrper biefer SUeeresalge teilmeife mit Gigartina mamillosa t)ermif(^t Slnbere SHeeresalgen bürfen nur in fe^r geringer SHenge barin oor*

378 3He ^rjneipflonaen.

^cmben fettt 2>{e im frifc^en S^ftcittbe [(^toaritot Diolettrot bto gtflnrot gefärbten SUgen toerben in 2rä|T^^ ^^ Sügtoaffer auegetoafc^en, an ber 6onne gebleicht unb getrocknet 2)er rote, ^^gcoergt^rin ge^ nannte Srctrbftoff jerfe^t ]iä) in ben toten ^flanjen unb tagt fid) mit äSaffer aitsjie^en. 2>ie getrocfmete 2)roge ift bräunlii^« biB meiggelb, fteif knorpelig, buri^fc^einenb unb entwickelt, mit kaltem SBaffer auf:» gequollen, ben c^arakteriftifc^en SUeere^genK^. Sie fc^meckt fdE)Ieimig« fabe unb enthält nzbm 6,8 (Siroeigftoffen 80 ^ro^ent darrageenfc^leim, ber in ber lebenben ^flanje ben S^tdai. f^at, fie n)ä^renb ber (Ebbe burd) 3u^^^^tten von reii^lic^ SBaffer Dor bem Slu0tro(knen ^u be» toa^ren. äluger in ber SUebisin unb ato Iei(^tt)erbauli(^e0 Sla^rungs« mittel finben bie (Slarrageen aud) in ber Zec^nik ato Slär« unb Siebe» mittel, (üs Sinbemittel bei SBafferfarben ufro. oiel 93ertDenbung. S)ie 18 ^rojent Slfc^e, bie fie beim aSerbrennen iurücklaffen, ent^ölt xAä)^ li^l (S^^loribe unb Sulfate, toeniger 3obibe unb Sromibe. Sediere finb reict)lict)er in ber 91fd)e anberer SÜeere^algen enthalten, fo t)or allem im 93lafentang (Fucus vesiculosus) unb feinen aSertoanbten, bie al0 fielp ober SSarek an ben fiüften ber Bretagne unb 3^^^^^ 9^ fammelt unb getrocknet toerben, um nad) i^rer SSerbrennung baraus burd)^ 2)eftillation mit Sraunftein unb 6d)n)efelfäure ba^^ im Wdwc^ toaffer nur in Spuren Dor^anbene 3ob ju gen)innen.

3u berfelben SBeife toie bie (Sianageen bient eine im S'^^Vd^en unb Stillen Djean toeitoerbreitete Stotalge (Eucheuma spinosum) be« fonber0 an ben Süften (S^^inae unb Z<^^^^ ^^ aSolkdna^rungemitteL Sie enthält als :^aiq:)tbeftanbteil eine pektinarttge (ßelofe unb kam im 3abte 1840 unter bem Flamen Slgar^agar ate :^eilmittel na(^ (Suropa. Sie bient in ber Slppretur, fionbitorei unb &fid)e. grüt bie ^^ettkunbe ift fie infofem fef)r toid|tig, toeil au0 i^r bie (Ballerte Qtwonnm, bie 5ur :^erfteUung t)on feften fiulturböben jur Sleinjui^t Don ^Bakterien in ber Bakteriologie eine fo groge Sebeutung erlangt ^at, toeil fie im Srutfc^rank bei Diel ^ö^erer Temperatur als bie getoö^nlic^e (ßelatine tierifd)en Urfprungs noc^ in feftem 3uftanbe Der^arrt 2)e6^alb ift fie 5ur fiultur aller nur bei Sluttemperatur gebei^enber Bakterien um umgänglid) nötig. SBie fie enttjält aud) bie an benfelben SUeeredküften toad)fenbe Gracilaria lichenoides nid)t unbebeutenbe Süengen oon 9Iä^rftoffen unb toirb ba^er ebenfalls fotoo^l birekt al0 Speife ge« noffen ate ju Slgar^^agar nerarbeitet

Zn etwas ^ö^eren SBafferfc^ic^ten ate bie Stottange fiebeln fid) an ben 9lleere$küften bie Srauntange an, bie bie fieitpflanjen ber oberen,

3>lc tlcaneipflanaen. 379

5CDifc^en (Ebbe« unb Srlutgrense gelegenen fiitotalsone borftellten. 93er« möge i^rer butc^ bm braunen ^r^bftoff ^^gcop^äin, ber bae (S^^Ioro« p^pU ober ^Blattgrün t^erbeckt, ^eroorgerufenen 93raunfärbung vermögen fte fogar birekte SBefonnung ju ertragen, o^ne Schaben 3U leiben. Slugerbem enturtdieln fte 2um Sc^u^e i^re^ X^aUu0 ober 93egetation0« körper0 allerlei :^aarbilbungen, bie i^n „roie eine SOSoIke'' umgeben. 3u i^nen gefeUen fic^ nod) einige Stottange, bie aber ^ier jum 6d)tt%e gegen ba» grelle Sonnenlicht meift bräunlid) ober fd)tDör}li(f) gefärbt finb. Soldat Srauntange ber Ufersone finb bie £aminaria«Slrten, Don benen bie in bzn ^olarmeeren verbreitete Laminaria digitata var. cloustoni, ber gelappte Sringertang, bie offijinellen Stipites laminariae liefert Slu0 bem ftammartigen Zeile be^ X^allu^ roerben bie in ber (Si)ixutQk unb Sr^auen^eilkunbe früher mef)r als ^eute gebrauchten fiaminariaftifte ^ergeftellt, bie jum (Srmeitem von fianolen, befon« ber0 be£^ Uterus^alfes, bienen. 93eim (gintrocknen ber 9Uge finb fie ftark 2ufammengefc^rumpft unb bünn, quellen aber infolge i^res^ grogen @(f)letmge^alte0 bei fpäterem greuc^tigkeit^stitritt ftark auf unb f(f)affen fo eine ausgiebige (Sra)eiterung ber fianole, in bie fie eingelegt roerben« 9lur toeil fie fic^ nic^t fieser fterilifieren laffen, finb fie neuerbings me^r unb me^r auger C^rauc^ gekommen.

(Bleic^ertoeife verhält es \xä) mit bm blutftillenben Spreu^aaren von ben Stengeln verfct)iebener meift baumartiger i^amt aus ber ®at« tung (Sibotlum, bie in i^rer §eimat Sübafien von alters ^er jur JBlut« ftUlung auf SOSunben gelegt tourben. @ie bilben fe^r roeic^e, f eibig« roollige, golbgelbe ober gelbbraune, faft metallifc^ f^immembe SHaffen unb kommen als $engf)atDar«2)jambi (nac^ ber ^rovinj 2)jambi auf Sumatra fo genannt) in ben §anbel. 3^ (Europa würben fie erft gegen bie SUttte bes vorigen 3^^t^unberts bekannt Sie enthalten auger if)rer auf bie Kapillarität jurü&^ufü^renben l^auptroirkung ©erbftoff, öarj, SBac^s unb §umusföure. 3"fölge ber (Bnbosmofe füllen fic^ bie :^o^lräume 2tDifct)en ben einjelnen l^ärct)en augenblicklich mit bem austretenben 93lut unb bemirken fo eine Gerinnung besfelben. J^^er mürben fie befonbers gegen 9Iafenbluten viel vermenbet. 2)ies ift in gan} Sübafien f)eute nocf) ber grctU; augerbem bienen fie vielfacf) 2ur Slusfüllung von Kiffen unb Sllatra^en, ba fie ein fe^r roeic^es qjolfter liefern.

(Snbltc^ })abtn mir noc^ ber Särlappfamen 2U gebenken, bie als austrocknenbes Streupulver bei SBunben (basfelbe ballt fic^ nidft ju« fammen unb roirb vom SBunbfaft fo roenig als vom SBaffer bene^t),

380 2>ie 9(r)neipflan5etL

2um Seflteuen ber pllen, bantit fie nii^t sufontmenUeben, ^u greuer^ txierfi unb ote SBH^ulDer rddie aSertoenbung fittben. (Es fbtb bies bie auf ungefc^Iei^tlii^em SBege in befottberen (Belaufen ber fruc^tenben ^Blattet von äBafferfamen ber (Gattung Lycopodium entftanbenen Sporen, bie einft ote (Srbfc^tDefetr ^tubm^ ober :^esenme^l ju allerlei abergloubifi^en Suren SJenDenbung fanben; aud) tourben fie famt bem fie er^eugenben Srout ate ^amtreibenbes Snittel bei Slafenteiben be^ nu^t (Begenfiber ber SSannigfoItigbett unb (Sröge ber SSärlappge^ tDöc^fe ber poläo^oifi^en 3^t, bie befonber^ in ber Sarbonperiobe in ben Sigittarien unb ßepibobenbren Riefen oon 30—40 m ;&ö^e ^eroor^» btad)Un, finb bie ^eute no(^ lebenben 93ertreter toinjige firöuttein, bie ^auptfäc^lid) in ben Xropengebieten ber ®rbe tierbreitet ftnb; bod) kommen mehrere SIrten aud) bei um vor unb finb befonbere im (bt^ birge fteUenmeife fe^r ^öufig. 2)er gemö^nlii^e fiieferant be^ S&rlopp:» famen0 ift Lycopodium clavatum, ber «, genagelte'' S&rlapp, nac^ ben langen, nageiförmigen JBIättem fo genannt 3m 3>eutf(^en »eid), in ber Sc^toei} unb bem für un0 ate :gauptprobufition0lanb mit in Se« trac^t liommenben Äußlanb toerben bie enbftänbigen, bai^jiegelortig \iä) be&enben Srntd)tbl&tter mit hm an beren 3nnenfelte beftnblid)en nierenförmigen, jtoeiWappig auffpringenben ©porangien im Z^i unb Sluguft kvLTi wx ber ©porenreifc gefc^nitten, an ber ©omte getrodmet, aufgeklopft unb 2um Slu0fc^eiben von SSerunreinigungen gefiebt Z^ manchen Xeilen (Suropa? ftnben auc^ L. aimotinum unb complanatum, feltener auc^ L. alpinum unb innundatum 93em)enbung 2ur (Seminnung ber @poren, bie blaggelb, fe^r bemeglii^ unb leicht finb tmb fic^ fettig anfüllen. 2>ie Derfc^iebenen figcopobiumarten maren ben alten 93o^ tanikem ate ^(grbmoö'' bekannt. 1587 führte 2)obonäu6 für L. clava- tum bie Sejeic^nung pes lupi (= griec^ifd) lykopodion) SBoIfsfug megen ber toeii^^aarigen 3a)eigfplfeen ein. Sock bilbete bie ^Jflanje unter bem 8flomen ^SBeerlapp", b. ff. Sürenfufe na(^ ber 2form ber S^exgüpxlim ab. 1649 flnben tolr Lycopodium ate $uber 2um Seftreuen von SBunben mebi}inif(^ Dermenbet, unb feit 1664 mirb e0 ate Lycopodium in ben Slpot^ekertafen angeführt

xxvm.

Die (5ef(^t(^te bcs 3^^i9<^^^^^i5.

3)te erften (Botten ber 9Uenfc^^eit maren begreiflic^enDeife to^e, QU0fc^ttegli(^ für bk Süc^e berechnete Slu^gotten, au0 hmtn \i(i) erft auf einer beträchtlichen :^6^e ber Kultur eigentliche 3t^S^^ ^^ tDicbeln konnten, bie nicf)t me^r nur probtifc^en ^mtAen, fonbem mü^ me^r 2ur Sefriebigung äft^etifc^en Seben^genuffes bienten. @oIc^e finb mofjl 2n)eifeUo0 an hm Urftätten menfc^lic^er ißultur in ^txdtQia\itn Suerft gefc^affen woibtxL Seim hur^tiöpfigen, uralaltaifc^en SSolke oon @umer unb Slkkab, ba^ bzn (Srunb jur altbab^Ionifc^en fiultur in Snefopotamien legte, toerben fie t)or 6000 unb me^r 3^t^n ebenfogut oor^onben gecoefen fein, mie bei ben älteften (S^^inefen, bei benen ftd) fc^on 8000 Z^^^ ^or unferer 3^^<^nung ^kxQ&cUn um bie könig« li^e Slefiben) unb um bie fianb^äufer ber 93ome^men vermuten laffen. (ßemög ben verfeinerten fiebensgemo^n^eiten biefe0 uralten, au0 S^ntral^ afien fiammenben fiulturoolke^ fc^ufen \id) beffen igerrfc^er unb Srütften in i^ren geräumigen (Barten ibeale fianbfd^aften, bie in bunter Slb^ mec^flung allerlei Sjenerien in verkleinertem Süagftabe vorführten. S)ie ältefte Sefc^retbung [olc^er c^inefifd^er S^ergärten verbanden mir btm (Snglänber äSUliam (S^^ambers, ber in (t\)ina gen)efen toar unb in bm yüfttn 1757 unb 1772 ixx>d aSflc^er über ä)ine\^d)t (ßebäube unb c^inefifc^e (Barten ^eratisgab, bie feinerjeit in (Europa auger^ orbentlic^ed Sluffe^en enegten unb ^ier 2ur Sflacf^a^mung toenigftend ber lederen reiften, rooraus bann ber neue englifc^e fianbfc^aft^garten hervorging. SIoc^ feiner Sefc^reibung gab e0 in biefen c^nefifcf^en (Barten balb fanft gerunbete, balb felfige 93erge von n)enigen SQetem :&ö^e, von benen fic^ SBafferläufe in f(f)äumenben &i0fuiben ^erab:» ftüQten, um fic^ burd^ liebliche, boumbeftanbene unb grafige (Ebenen iu nrinben unb in mit äSafferpflanien unb (Betier aller Slrt belebten @een 2U fommebt ^Brücken in allen möglichen (formen, gefc^meift

882 2>ie <Sef4t(4te be^ Siergartens.

unb eben, gerabe ober im 3^<^3^<^f führten Don einem Ufer jum anbem ober auf blumenbebeckte, kleine grtlfeninfeln. Sin bea Ufern ber Xeic^e, in ben (Sbcnm jniifc^en SBIumenpflQn5ungen unb im Schatten ryon majeftatifc^en SBaumgmppen, auf bm Gipfeln ber SBerge unb Sr^fen ftanben bie monnigfoltigften, bunt bemalten unb lackierten fiuft^äudc^en, beren 2)ac^ecken mit jierlic^en (ßlöckc^en bct^anglt moxen. 2>er ganje (harten n^ar mit fieben erfüllt; im (ßebüfc^ erfc^oU ber lieb^« lic^e (Sefang ber 9tac^tigallen unb anberer Sänger aud ber SSogelmelt, ba$ (Sirren ber Surteltauben, ba0 Stufen ber Pfauen, (Solb^ unb @ilberfafanen, ^ü^ner t)erf(^iebenfter Slrt, SBac^teln u\m., n^o^renb xyon ben Seiten ba» (Sefc^natter ber (Enten unb (ßänfe erklang.

(Ebenfo lieblich mie biefe n^aren bie ^arkgärten 3^^i^r ^i^ t^ Slac^a^mung ber (^inefifc^en, ber SBet)ölkerung$bic^te unb btm bomit jufammen^ängenben Slaummangel bee fianbe^ entfprec^enb, in SSer« binbung mit einer f)oä) ausgebilbeten Siebe unb Senntnis ber Slatur eine gletc^fam poten5ierte Sludbilbung be^ (^inefifc^en (Sartenftite auf« n^iefen unb ^eute nod) aufu)eifen. Silier im fapanifc^en Garten ift nod) n^eiter in^ ^eine unb 2r^ne rebu5iert unb, um auf bem be« [(^ränkteften Slaum einen $ark mit allem Sube^ör errichten ju können, lernte man bie fonft grog n^erbenben SBäume in S^^^i^dformen jie^en, fo bag e0 möglich muxbt, f elbft * ^unbertjä^rige (Exemplare in Xöpfen 3U galten.

2)a0 fianb, Don beffen (&&rten mir bie filteften gefc^ic^üic^en Uc^ kunben unb au0fü^rli(^e bilblic^e 2)arftellungen an ben SBonben ber (Srabkammem ber S3ome^men befi^en, ift %;ipten. Um bie Käufer, bie, mie überall im Sßorgenlanbe, aud einem rechteckigen, Don (&t^ mäc^em umgebenen $ofe beftanben, jogen fic^ Steigen fc^attenfpenbenber Säume. 9lac^ einer Stic^ttmg verlängerten fie fic^ unb umfc^loffen ein rechteckige» SBaff erbecken, ba& fiotosblumen unb Xeic^rofen borg unb 3a^lrei(^en grift^en unb mannigfaltigen SBafferoögeln jum Sluf::» enthalte biente. S3ielfac^ mar e0 fo ausgebe^nt, bag e0 mit bunt« gefd^mückten (Sonbeln befahren merben konnte. 2)er Siegenmangel be^ fianbes erzeugte ha» SBebürfnis, biefe Dome^mlic^ aus @gkomoren, Sattelpalmen, 39P^^ff^ ^^ ^kutanen beftet)enben Saumgärten aus« giebig ju bemäffem, inbem man baß SBaffer ber aus btm Slil ge« fpeiften Kanäle burc^ biefelben ^inburc^ in bie Saffin^ leitete. Sunt« bemalte fiuftt)äufer luben jur Slaft ein, imb im Schatten ber Sieblauben, Sreigenbäume unb anberer Dbftbaumforten luftmanbelte ber reiche Stg^pter, ber \\d) folc^en Su£U0 leiften konnte, in feinen SHugeftunben mit feiner

2)ie (^efc^i^te be5 Biergartene. 388

gramtlie unb feinen Srteunben. :&ier fag er beim Srettfpiel ober t)örte auf bie SUufUc ber :&arfen, Sriöten unb Sauten unb fa^ bem langfamen, feierlichen Sanje ber Srtauen ju, toä^renb feine Sinber unter btti Säumen mit i^ren aSoUen unb puppen fpielten. (Sine Sßenge Don 2)ienem unb @klapen martete ber Sefe^Ie bes ioexm in :^aud unb (Barten. (Sin SSern^alter führte bie Sluffid^t über :^au0 unb (ßrunbftüc^ iDo^renb ein Obergärtner bie @klapen in ber Pflege be^ (Wartens an^ leitete.

(Sin foU^er Don fc^attenfpenbenben ^Bäumen beftanbener (Barten galt bm alten %;iptem ate ber ^^i^^Ö^ff ^^^ 9lei(^tum0 unb be^ag^» liefen fieben0. 3^ einem in SSuIak aufben^a^rten ^apgrus fpric^t ber alte Schreiber ju einem begüterten S3ome^men: „i>\i ^aft bir ein be^ tDäfferte^ (BrunbftüA angelegt, bu ^aft bein (Bartenlanb mit :&ecken umgeben, Sgkomoren t)aft bu in Slei^en gepflanst, n^o^l fie orbnenb auf btta ganzen (Bebiete bei beinem :^aufe. 2>u füUft beine ^anb mit allen iBIumen, meiere bein Sluge erfc^aut . . ." Uxü> bm SBIumen:» gärten mürbe Don bm Stg^ptem ttrte btn (Bemüfe^ unb Obftgärten groge Slufmerkfamkeit gefc^enkt @o fe^en mir einen folc^en in einem Sönig$grabe in X^eben bargeftellt SlUe Blumenbeete finb barin ^alb^» monbförmig angelegt unb bie Sbimen barin in bem aSeetranbe parallel gefc^meiften Steigen gepflanzt Z^bt» Seet trägt anbere iBlumen, bie mir jeboc^ nic^t rec^t 5u beftimmen uermögen.

Sluf einem (Bemälbe be0 (Brabe0 Slmen^otep^ IIL au0 ber 18. ^^ naftie (1411—1875) in Sieben fe^en mir eine SSUla be^ $^arao mit. Xürmen, Obelisken unb einem tempelartigen SBau. 2>aPor erftreckt fi4l ein prächtiger Blumen^ unb Obftgarten, in ber Sßitte t)on einem fianal bur(^5ogen unb Don einem Xeic^ bemäffert Z^ ^^^ mac^fen fiotu0 unb $ap9ru0, unb um i^n ragen ueräftelte @;ikomoren. 2)ie t>on i^ren 2)ienerinnen umgebene io^^^ ^^^ i^aufes empfängt ^ier zbm 2)amenbeftu^ unb reicht einer ber (Belabenen einen fi^ön qc^ bunbenen SBlumenftraug in ®eftalt eines Srüll^oms bar. Sluf einem anbem SBanbgemälbe in X^eben bli&en mir in ^au» unb Garten eines reichen Stg^pters. 2)a bemerfien mir unter anberem eine Srtau, meiere fic^ einen Äljmeig gepflückt t)at unb unter (5xax\at^ unb Sr^gen^» bäumen bat)inmanbelt; eine anbere tritt cbm jur Pforte ein. @ie fü^rt cot i^rer igaxü) ^mei fiinber, bie \iä) mit Siebenranken gefc^mückt ^aben. (Eine 2)ienerin trägt i^nen bas @piel5eug unb ein $tebmeffer nac^, t>ermutli(^ um Xrauben, bie in brülle am Spaliere prangen, gum leckeren Waifit gu fc^neiben.

384 2)ie (Be|4i4te bes S^ctgarten«.

2)amit ble 6eele, ber ka, be0 93erftotbenen fic^ im kühlen Schotten loubreic^er SSaume ergeben unb an ^axbz unb 2)uft ber Slumen erfreuen könne, legte man Dor bzn (Grobem kleine (5ärten mit SBafferbaffins an, bie ait0 benachbarten Kanälen gefpeift tDurben. Dft lieft man auf <Brab« ftelen be^ neuen Sleic^e^ (1580—1205 a C^r.) bie grormel: „SHöge ic^ tDanbeln am Ufer meinem Xeic^e^ Sag für Xag en)tglic^; möge meine @eele fi^en auf ben S^tiQta ber Saume in meinem (Srabgarten, ben ic^ mir bereitet ^abe; möge ic^ mic^ erfrifc^en tagtäglich unter meiner Sgkomore." <&nt blefer (Spo^e ange^örenbe @tele au0 X^eben, bie fic^ nun im SSufeum von f&uiak befinbet, bringt eine 3Uuftration 5U biefen äBorten. Sluf ber annä^emb perfpektimfc^ gehaltenen 2)arftel« lung be^ (&rabgarten0 bemerken tDir link0, am Sruge einer Sergkette gelegen, brel Xotentempelc^en. @eitn)&rtd kniet mit in Slnbetung tt^ ^obenen :&anben ber @elige, ber au0 feiner (Brabkammer ^erau0:« gegangen ift, um im Garten 3U luftmanbeln. Z^ bemfelben ftelen mbzn einer S^komore jmei fe^r naturgetreu ge5eic^nete Sattelpalmen mit fc^toeren grnu^tge^ängen, unter roelc^en auf einem Dpfertifc^ Srote ate Xotenfpeife liegen. 2)er (ßrabgarten bes 3ur 3^ ^^ 18. l^gnaftie (1580—1530 0. (£^r.) lebenben oorne^men Slnna in ber Xotenftabt oon %f)ibtn enthielt nac^ bem auf un^ gekommenen SJerjeic^ni^ 90 S^ko« moren, 170 2)attelbäume, 3 3Qimofen, 5 (Branatbäume, 2 Se^ennug« bäume ufro. unb 12 Sieben. Slac^ biefer bebeutenben ^affi. r>on Säumen mug er alfo 5iemlic^ grog gen)efen fein.

3u ben oorne^mften (Sefc^enken ber äggptifc^en i^önige an i^re Gottheiten, benen fie i^ren 2)ank für Siege unb fonftiges SBo^lerge^en abflatten toollten, gehörten auger bm prächtigen Xempeln, beren SBänbe allfeitig mit buntfarbigen 2)arftellungen aus bem Seben be» Spenbera gefc^mü&t toaren, cmc^ bementfprec^enbe (Bartenanlagen, bie ba0 igeilig« tum umgaben. @o ^eigt in ber @c^enkung0urkunbe bee fiönig» Slamfe^ m. (20. 2)gnaftie, 1198—1167 n. C^r.) x)on ben Gaben an ben Sonnengott in igeliopolis: „3c^ machte bir groge Gärten, tierfe^en mit i^ren Säumen, mit Sieben unb Ölbäumen. 34 t)erfa^ fie mit Gärtnern, ja^lreic^en Seuten, um reine0, befte» £)I ju beretten unb bamit bie Sampen in beinem prächtigen Xempel anjugünben. Z^ machte bir Saumplä^e unb Ge^ölje mit Säumen, ^Dattelpalmen, auc^ SBei^er, tierfe^en mit fiotU£^blumen, Sinfen, Gräfem unb Seeten mit fflgen, too^lriec^enben Slumen }ebe0 Sanbe« für bein fc^önes Slntli^ . . •''

Sefonber^ grog unb prunkooll mit ^übfc^en Einlagen unb SUleen von @ci[)attenbäumen gefc^mflckt toaren gur 3^ ^^ neuen Sleic^e^

S)ie (Sef^tc^te bee S^tr^axitni^. 386

(1680—1206 D. (!^^t.) bie (B&rten um ben Slelc^dtempü, ben gtogen 8{nton0iempel in ber :&aiiptftabt Sieben. S9>on bem fnrai^oUen SSor^ be^felben in fiusot, bet alten [üblichen aSotftobt von X^eben, ben bie SBoumeifter Slmen^otep^ HL (1411—1376 9. (Si^x.) mit um et^dtter Sfi^n^eit am jn^ei Steigen m&c^tiget, n^o^Iproportionietter Säulen mit Sa|rttetten in grotm von aufbrec^enben ^op^ruelmofpen angelegt Rotten, erftrecbten fie fic^ bi0 jum gl&njenben ^gton, btn ber« felbe ftönig Dot bem Ztntpü Don Somafi errietet ^atte. Sßitten burc^ fie ^linbutc^ ffl^e eine 2)oppeIrei^e von fteinemen SBtbbem, fbrnUett von 2>attelpalmen, 9on einem Xempel jum anbent 2)ie Ge« famttDitfuing jener ^errlic^en Schöpfung mug augerorbentlic^ impofant gemefen fein. 2>ie leuc^tenben Srctrben ber bunt btmciftm Slrc^efitur mit ben nergolbeten Säulen unb Xoren unb btn mit ©Übet am^ gelegten gfugböben, barüber bie an i^rer @pl^e mit rot leuc^tenbem Tupfer oerUeibeten Obett^ften^ ^oc^ fic^ er^ebenb über bie nic&enben SBipfel ber grttnen ^almen unb be0 f^aib tropifc^en SSlättertoerft«, ba0 tDie ein Stammen ba0 (Sonje einfalle unb auf ber Oberfläche be0 Xempelfee0 flc^ fpiegelte oUe^ bie^ mug einen präc^gen (Sinbrucft gemo^ ^en, Don bem bie bttftem Sluinen ^eute kaum eine Sl^nung mttyc geben.

SHefe pruntooUe Slnlage f^at meit über ein 3<i^ttaufenb beftanben unb mürbe non fpäteren ^^araonen Dergrögert @o erfahren mir, bag no(^ Slamfed m. ber 20. 2>9naftier ber Don 1198—1167 o. (S.f)x. regierte, in feiner Sleflbensftabt X^eben einen meiteren prächtigen Segirk unb (Sorten fflr ben Gott ttmon errieten lieg, ber nac^ einer un^ er« ^altenen fc^riftUc^en Urkunbe na^eau 8000 Sbkcozn gu feiner SBebie« nung er^ieü 6c^on biefe groge 3<^I ^on StngefteUten lägt auf bie Gröge ber Sbüage fc^ttegen. flbrigen^ Ratten oUe grögeren Xempel« anlagen ttg^ptend mie i^en Xeic^ gum SBaben, fo auc^ i^en (Karten 5um Shtftmanbeln für btn betreffenben (Sott unb feine 2)iener. SpegieU non 9tamfe0 lEL toirb un0 auc^ burc^ 3nf(^rtftM befuinbet, bag er ni^ nur in feiner Stefibeng« unb gauptftabt X^eben, fonbem au(^ im gangen Sleic^e ga^trei4)e Säume pflangen lieg, bie in einem fianbe, bem bie natflrttc^en SBätber fehlten, erqjuickenben Schatten boten.

Siel meniger ate Don biefen (Särten ber Ägypter miffen roir Don ben|enigen ber alten Sab^lonier, bie tmter ä^ic^en filimatifc^en Se« bingungen Slu^eplä^e unter fc^attenfpenbenben Säumen in t>on 3Baffer burc^ämten (Barten liebten. 6e^ ftarli von biefen gemö^nlic^en Suftgärten Sab^toniens mic^ eine befonber^ auffaltenbe Einlage ab,

L

886 SHe d^dfiä^tt be« Si^tgarteni».

von ber un0 etma» einge^enber von einigen 6c^^fteUem be^ SUtet:: tum0 berichtet wizb. (E0 finb bie0 bie ote elne^ bet SBeltonrnbet cuu^ geftounten «r^ängenben (Satten'', bte elnft am Ufer bt» (Sup^rat bei bet @tabt aSab^Ion errichtet tDutben, vsAt bie 6age etjo^It, von bet aff^tifc^en Königin 6emitamto, bie ja^Iteic^e 3%^ bet bab^Ionifc^en Siebe0göttin 3fc^tat ttägt, abet gleic^mo^l eine ^iftotifc^ gteifbate ^etfönlic^fteit barfteUt, namlic^ bie auf ben königlichen 3nf(^tiftfteinen von Slffut @c^a^annnU'tamat genannte „^an be0 ^alaftes 6amfU ababd, bed fiönig« bet SBelt, ftönig0 von ^ff^^ien, SKnttet (beü( um 800 V. (Sl)t. tegietenben) Slbab^nitati, be0 ^önig0 btt Wut, Sönig$ Don Slff^tien''. @ie toat eine Sab^lonietin imb mug ate totftt&ftige :&ettfc^ettn in ben Si&mf^tn bet Slff^tet gegen baa Sleic^ Utattu, ba0 bie @tabt a3an in feinem SKittelpunU ^atte unb fic^ bto jimt Utmia^ fee etftte(6te, eine bebetttenbe SloUe gefpielt ^obm. Sltu^ fc^eint auf i^te SHittoitkung ^in im 3<^te 787 imtet i^tem 6o^ne Slbab^nitati bet (Bott SIebo von Sab^lonien nac^ Slff^tien eingeftt^tt, b. f). belbe Sleic^e ftaatstec^tlic^ Deteinigt tDotben ju fein. 3^t C^el toutbe baxm Untetfiönig Don SBab^Ion. 2>ag bann fpätet bie SKebet, bie fic^ um 600 V. (S:^t. be0 DueUgebiet^ be0 (Sup^tat unb Xigti0 bemächtigten, fie ate Stdc^^gtflnbetin Don Slffgtien bettac^teten, baa boc^ ju i^tet 3eit fc^on 800 3<^te beftanb, unb i^t ja^Iteic^e 3^8^ bet Siebet:' unb ^tieg0göttin 3fc^t^t anbic^teten, ben)eift, ba% bie (Etinnetung an fie in Sltmenien noc^ lange 3^ ^^ \i)itm Xobe lebenbig blieb. aSoUenbd fagen^aft mutbe fie fpätet bei ben ^etfent 2)a0 etfa^ten toit au0 bem aSetic^r ben Stefia^, bet gtlec^ifc^e Seibat^t be0 petfifc^en iSxoJ^ fiönig0 Sltta^etse« TL, van 400 v. (if)t. in feinet (St^S^tung Don bet ftSnigin Semitamid Don i^tem Seben gab. 3^benfaU0 ^at [ie butc^^s au0 nic^t0 mit ben fpotet fo eng an i^ten 9Iamen gebnflpften «r^&ngenben (SScdtn" äSab^Ions gu tun.

2>et tatfSc^Iic^e (Stbauet biefe^ SBimbettDetkes mat einet jenet gen)attigen, mit unet^öttet SOac^tfOUe au0geftatteten :&ettf(^et be0 Sanbed, nac^ bem Setic^te be0 Setofus, bet gu beginn be0 3. vou c^tiftlic^en 3^i^^unbettd SBelptieftet in Sab^lon toat unb in gtiec^ifc^et Sptac^e ein Su(^, betitelt: «^aSabglonifc^e^ unb (S:^albaifc^e0'', fd^tieb, Slebufiabnegat, bet von 604—561 ate SKe^tet bt9 Sleic^d unb a3et^ fc^önetet feinet igauptftabt äSab^lon ^ettfc^te unb getoaltige ftanal:' bauten anlegen lieg. 2)et gtiec^ifc^e (Sefc^c^^c^teibet SHobotoa betteltet in feinet aut 3eit ^fat0 unb Sluguftu«' gefc^tiebenen ,,^i{iotifc^en aSibliot^ek'', bag biefet mac^toolle Stffgtetkdnig, bet feine gettfc^aft

Sie fiefc^i^te be« Sierfiatteni». 387

M0 an Me Gtenjen Stg^tens au0be^nte unb im 3^te 586 3^^em jerftötte, biefe f)öxiqtxü>en (Barten für fdne Gemahlin Slmgitto errichtet fiobt, bie, im SSetglanbe Sßebien geboren, in ber (Sup^rotebene fic^ nac^ ben SBergen unb SBälbem i^rer igeimot feinte. Sie beftanben au0 einer 60 m nttb mtf)t ^o^en, bid 400 m breiten ^^ramibe mit mehreren flbereinanber getürmten Zerraffen, bie auf bic&en, in geringen Slbftftnben errichteten Sac&fteinmauem ruhten. 6ie niaren mit einer ^o^en (Srbfc^ic^t bebe&t, in bie nic^t blog Slumen imb Si^^träuc^er, fonbem groge Säume gepflanst n^aren, bie mächtig emponouc^fen unb ber ganzen Slnlage baa Slu^fe^en eine^ ben^albeten Serge0 gaben* ^umpn^erke führten au0 bem (Sup^rat SBaffer auf bie oberfte ber Xerraffen, um Don ^ier in Slö^ren unb Slinnen burc^ bie gan^e (Sartenonlage ju beren 93emäfferung ju ftrömen tmb aat^ nodf bie Säber ju fpeifen, bie mit aller^anb oxtbttm Gemächern unb (Bretten in bie 6eitenn)änbe ber Xerraffen eingebaut n^oren. SHe SBurjeln ber Säume mögen fc^Iieglic^ ba0 SKauertDerfi ^erfprengt unb bta (Sinfturj bed ganzen n)unberbaren Saue^ herbeigeführt ^aben, beffen Sluinen man ^ettte noc^ am (Eupt)rat erkennen ju können glaubt

Aber bie Xerraffengärten ber SKeber unb ^erfer finb und Don ben (ßriec^en allerlei Seric^te erhalten. @ie niaren an fteilen Sergab^ängen angelegt, mo fi(^ bie :&erft^ung folc^er Don SQauem geftü^er ebener (Barten in Xerraffen t>on felbft ergab. Sie niaren mit Xreppen Der^^ bunben unb wn SBafferläufen burc^jogen, bie ftellenmeife anmutige Srälle bilbeten unb mit SBafferpflanjen erfüllte Secken, bie auc^ Spring^ brunnen befagen, fpeiften. S^^ifc^en Slei^en Don fc^attenfpenbenben Säumen, bie Don 6ingt>ögeln aller 9lrt bemo^nt n^aren, muffen Seete von märchenhafter ^rac^t ber $tofen, fiilien, Safran unb anberer Slumen geftanben ^aben. Z^ 9Kittelptmkt ber älnlage ftanben fc^logartige Käufer mit Säulenhallen, nac^ benen alle SBege führten. Sluger folc^en (Barten befagen bie Könige unb (Brogen bes Sleic^e« au0gebe^nte 3cigbgebiete in (Beftalt Don eingelegten parken, bie t>on ja^lreic^em SBilb belebt maxtn. Som perfifc^en bafür gebrauchten SBorte pardes, ba0 $ark bebetitet, ftammt bie griec^fc^e Sejeic^nung parädeisos unb ba0 beutfc^e ^arabie^ für ben in ä^nlic^ nmnberbarer SBeife mit Säumen bc\ianbmm unb Don ber mannigfaltigften Xiermelt belebten (Barten (Eben, in wdd)mi nadf ber fübifc^en Sc^öpfungefage (Bott bie erften SHenfc^en au0 (Srbe gefc^affen ^aben folL 9lac^ bm Schübe:» rungen ber (Briei^en muffen bie ^arabiefe ber ^erferkönige 2>areiod unb Sjjito» vollkommen parkartig au^gefe^en ^aben. Sie lagen btn

388 2)ie (BeWicbte bee ^itt^atim».

gut unterhaltenen ^oftftragen be^ ^teic^es entlang, auf benen ein reget mäglger königlicher ^oftbienft mit allen erfi fpäter unter ben Stdmem unb bann erft toieber in ber Sleujeit eingeführten SBequemttc^fietten ein^ gerichtet toar, unb beherbergten n^otinlic^ eingerid^tete ZaQb^&a\et, Scheunen unb Stauungen für ben Sönig unb fein ja^lrdc^e^ (^o(ge famt beren ^ferben. 3n feiner SBiograp^ie bes SlUtibiabes (um 450 in Sitten geboren, veranlagte feine SSaterftabt 416 jum Der^ftngnid« DoUen 3^9 ^^ Qj^xakü», ber über 8000 Stt^enem ba0 fieben koftete, unb nmrbe nac^ betoegtem fieben 404 in einem Sc^log in ^^r^gien ermorbet) fagt un^ ^lutarc^: „2)er perfifc^e Satrap Siffap^eme^, gu n^elc^em SUfiibiabed (im 3o|lte 412) geflogen, e^rte biefen fo fe^r, bag er fogar feinem fc^önften $arke, ber mit Springbrunnen, anmutigen SBiefen unb mit königlicher ^rac^t au0gef(^mückten Einlagen gegiert tDar, ben 9lamen 3lkibiabe$ gab, btn ber ^ark feitbem behalten ^at" SHe von ben Griechen ate für fie ztwa» ganj Sleue^» mib Utitt:^ ^örte^ angeftaunte ^rad^t biefer orientalifc^en (S&rten fte^t Döttig im anklang mit ber todc^Iic^en (Senugfuc^t i^rer (Erbauer, bie i^r fieben inmitten i^re0 $arem0 in üppigen haften unb (Sftrten t^erträumten. 2)emgegenüber ift e0 begeic^nenb, bag xxAt b\» in bie 3^ SUqranber^ be^ exogen, ber im 3uni 823 unermartet in feinem 34. fieben0ja^r in Sabt)Ion ftarb, nichts von (SSrten ber (Sriec^en erfahren. 3^ i^ren kleinen ftäbtifc^en (Semeintoefen na^m bie Settna^me am öffentlichen fieben, an ber Politik unb an ben nationalen SSJettkSmpfen i^r ganzes 3ntereffe in Stnfpruc^. 3^te Zage verlebten fie meift auger^alb bee igaufes, auf bem SKarktpIct^ too e0 immer üwob Sleue^ ju ver^anbeln gab, unb nur fotoeit i^r (Beu^erbe fie bort feft^ielt, toaren fie in i^rer fc^mucklod einfach eingerichteten SBo^nung anzutreffen. Srür bie träge Slu^e be0 (Sartengenuffe0 ber SUorgenl&nber Ratten fie toeber 3^ noc^ aSerftSnbnid. Wa& un» ber Sttnber altgriec^ifc^en fieben^, :&omer, Dom Garten gu erjä^Ien toeig, lägt nur auf Obft^ unb (Semüfegorten fc^Iiegen, von beren kunftmogiger Stniage keine Siebe ift äBo^l lagen bie Xempel ber olgmpifc^en (ßötter in (Sorten, aber e^ toaren bies keine 3t^d^itten, fonbem bes Schattens toegen angelegte ^eilige gaine, in bznm vielfach SBUbfäuIen unb anbere SSotiogegenftönbe aufgeftellt mürben, ^tu^ bie S&ulen^atten ber (S^imnafien, in btnm bie ^Snaben vinb 3flttglinge vor allem in ber körperlichen Slu^bilbung erlogen vnxrben unb fpäter auc^ bie ^^ilofop^en i^re Schüler ju regebnägigen aSortrSgen verfammelten, fc^einen nm von SBaumalleen umgeben ge» voefen 5U fein. SBa^ ber (Briec^e an iBlumen gur Slu^fc^mücskung ber

2)ie <Sefd^(4te be0 Siergarten«. 389

Xofel 6ei Gaftmä^lem beburfte, tourbe in Sflti^gärten gesogen tmb auf bem SSorlite jum Sauf feilgeboten. (Sinnig stoei Gatten n)erben trn^ im Wi)m bet klaffifc^en 3^ genannt, bie ate öffentliche aSerfomm^ Iung0« unb (Sr^olungdorte für ba0 S3olfe bienten unb in n^elc^en ben Snönnem, bie fic^ um btn Staat tierbient genuu^ Ratten, 2)enkmälet errichtet nmrben. 2>er eine befanb fic^ in näc^fter 9lä^e ber Slkabemie, bem fie^torte ^latom, unb mar in ber sroeiten ^ölfte be^ 6. Dotc^rift^ Uc^en 3o^^^unbert0 unter bem @taat0mann fiimon angelegt noorben. 2>er anbere lag am Sgfieion, mo Slriftoteles lehrte. aSeibe maren burc^ gerabe 993ege tmb SUIeen regelm&gig eingeteilt, enthielten auger bm $l&^en für bie körperlichen flbungen fc^attige SUIeen unb ^aine von Platanen, Xerebint^en, lUmen, Ölbäumen ufu). jnrifc^en grünen Stafen^^ planen unb toaren mit SUt&ren unb Statuen gefc^mücki

a3iel fpöter berichtet un^ ber griec^ifc^e (ßefc^ic^tfc^reiber unb Geograph ^aufania^, ber ^mifc^en 160 unb 180 n. C^r. in feiner $eriegefi0 eine mertooUe Sc^ilberung ber Don i^m bereiften fiftnber gab: „S^ Sitten ^atte Slpollon einen munberfc^önen $ain, ber au6 aSchtmen, bie man in (Härten gu gießen pflegt, imb aa» allen möglichen ^flanjen beftanb, meiere auc^, o^ne Qrnid^t ju tragen, angenehm buften unb lieblich angufe^en finb." (&n anberer (Sriec^e, mit bem romani« fierten Slamen fiot^us, fc^ilbert un^ feinen, allerbings me^r prafttifc^en Sroecken bienenben (Sarten folgenbermagen: „Z^ ^obt einen (harten, ben ic^ mit eigener $anb beforge, unb ber ju jeber Z<^^^^i^ \dntn (Srtrag liefert: im Srtü^ling Slofen, fiilien, ^^ajint^en unb beiberlei aSeilc^en (nömlic^ SSlaut^eilc^en unb SBeigt^eilc^en ober fieoftojen), im Sommer Sllo^n, bm toeibenblottrigen Birnbaum unb alle Stpfelarten."

SBeniger befc^eiben ate in Griec^enlanb mögen bie (Sorten in btn reichen :&anbeteftäbten Sleinafien0 gemefen fein, too ber orientalifc^e (Sinflug btn fc^on iuoot Dor^anbenen einfachen :&au0garten in ben le^en 3<^^i^^unberten ber uorc^rifUic^en S^^^^ung immer gröger unb üppiger, mit ga^lreic^em ^Blumenflor unb fc^attigen Stu^eplo^en au0geftaltete. 2)iefer pon hünftlerifc^em Stanbpunkt, toie alle«, roae bie (!bmd)tn unternahmen, eingerichtete (Sorten trug mancherlei t)om Orient übernommene Blumen unb Sterpflangen, mar aber im übrigen ret^t einfach. 6o lernten i^n bie Slömer in Hnteritalien ktnntn unb ahmten i^n balb nac^. 3^ t>em Snage al0 ba^ Bürgertum $lom0 tao^l^abenber mürbe, toarb ba^ Dorbem Dom Slauc^ be$ :gerbfeuer0 gef(^mär2te Sltrium ju einem ate (Smpfang^raum benu^ten toeiten SJor:« räum umgetoanbelt, ber in feiner SKitte unter ber Sic^töffnung ein

890 SHe <Sef4t4te bee Sicrgatten«.

Meined 995affet&anut 3ur Slufno^me be$ Dom ^ad) jufommengelaufeneit SlegentDaffer» auftoiedr 3^ Hinteren :&au0tett gtuppletten fb^ bte <&e« mächet um einen offenen, meift von Säulenhallen umgebenen :&of, bo^ ^ertftgl, bo^, mie toir au0 ben grunben Don Pompeji tDiffen, häufig fe^r groge Slbmeffungen ^atte unb mit ber 3^ i^^i tn einen (Sotten DenDonbelt n^urbe. Stegelmägig geftoltete Slafenfläc^en unb Slumen^ beete gerlejgten i^n in mehrere 3le(^te&e, bte von niebrig gegoltenen 93u(^0^e(&en eingef&umt n^oten unb ouger Slofenftöcken eingelne @träu« d)tt Don fiotbeer unb Sß^tte trugen. Z^ ^^ :&ofmitte befonb fic^ Qt^ toö^nlU^ ein SBoff erbecken, unb jtDifc^en ben @fiulen ber ringsum loufenben $oUe liebte mon in ber fpöteren fioiferjeit ou0 bem SKorgen:» lonbe eingefO^rte 3^i^^3ttronen in grogen Xonkübebt oufjufteUen, toie 3ur 3^ Subtoigd XIV. in :&ol2kflbeln gepflonjte unb in befonberen Orongerien flbertointerte ^omeronjenbäume bie SlUeen ber ^runfu^ gärten einfogten. 2>ie SZÜönbe be0 ^eriftgte trugen meift bunte SKoIe^ reien, bie bem (Bonjen ein Dome^me$ (Gepräge Derlie^en, tmb oud bem (Brün ber SSegetotion leuchteten forbige @totuetten ^eroor. $lot^ fc^embe Springbrunnen verbreiteten im Sommer ongene^me ^ü^Iung unb im (Begtoeig ber in SlUeen geftellten SSoume trieben aSögel i^r muntere? Spiel

Sefonber0 in Serien vertoenbete mon noc^ pinius mel Srleig ouf bie Gärten, gumol bie Gemüfegärten, fo bog ein griec^ifc^e^ Spric^^ mort fogt: ,,2)ie Sgrer ^oben vielerlei Siof)l'' Sluc^ i^re Obft« unb 3iergärten muffen fe^r forgfältig gepflegt morben fein. 2)og fpäter bie Slömer mit SSorliebe f^irifc^e Skloven, bie in ber ^5^eren (Gärtnerei, im SSerebeln, pfropfen, S3erme^ren unb gmeckmägigen Sefc^neiben ber Dbftbäume einen befonberen 9luf im SUtertum genoffen unb in oller (Bortentec^nik SKeifter moren, gum Seforgen i^rer eigenen (Barten unb Obftkulturen benu^ten, bovon mor bereite bei ber Sefprec^ung ber Srruc^tbäume bie $tebe. <£in ungenonnter (Briec^e ber ^elleniftifc^en 3eit gibt und in bm (Beoponikä, einer mo^rfc^einlic^ ume 3<^t 912 n. Qfx. veronftolteten Sommlung von Sluejflgen ou6 guten ölten grie^ c^ifc^en Schriften Aber fionb unb (Bortenmirtfc^oft, folgenbe Slot:» fd[)lä^e 3ur Slnlegung eine« S^txQaxttns^: „^tt (Borten (parädeisos) mug fo liegen, bog mon i^n von ber S3illo ous fe^en, \id) an feinem älnblick loben unb bie burc^ btn Slumenbuft getoürite unb boburc^ gefflnbere Suft otmen konn. (Br mug von einer SQouer ober onberen Umzäunung eingefogt fein. 2>ie ^flonjen felbft bflrfen nic^t unorbent^ lic^ gemlfc^t gepflonjt merben, ote roemt gerobe bie a3erfc^ieben^eit

ÜHe 0ef4i4te bt» Siergatten^. 391

angenehm im^ 9Utge fiele, fonbem fie muffen naä) ben Derfc^iebenen Sitten getrennt fte^en, bomtt rd^t bie kleinen von bm grogen sebt&ngt ober bet Slo^rung beraubt toerben. SHe Stfiume jiDifc^en ben fBoü^ mtn mUffen mit Slofen ober fiilien ober aSeilc^en ober Safran au0ge« fOllt fein. SHefe getoS^ren einen lieblichen SlnblUk, SBo^lgenu^, finb cciii^ fonft 2u brauchen, oerme^ren auä) bie (Sinidinfte imb Qibtfx ben dienen Sla^nmg. 2He 93äume mUffen Don Säumen flammen, bie in voller Sraft fte^en; boc^ mug man im wrau^ miffen, bag bie au0 Qcantn gezogenen in ber Siegel. f4llec^ter finb ate bie Don Slblegem ^tammtnbtn. Wiod) beffer ate biefe finb ober bie Derebelten, nic^t blog in betreff ber Sc^ön^eit ber Srtüc^te, fonbem auä) an grnu^arkeit unb balbigem (Srtrag.''

Site bie Stömer fic^ ben i^nen bekannten (Srbkreid unterjochten, kamen fie in i^ren öftlidE^en ^roDingen mit ber ^elleniftifc^en unb afia^ tifc^en fiultur in enge SSerü^rung. SHe Srolge baoon roar, ba^ bie SSome^men biefe« einft rcm^en, Sickerbau treibenben imb Srieg ffi^ren^ btn fßolkt» ed in ber lujuriöfen Seben^ffi^ng t^ren afiatifc^en SSor^ bilbem gleich gu tun ftrebten. SKit bem Stei(^tum imb ben SianJU fc^a^en, bie fie am btn eroberten 6ftli(^en ^rotrtngen heimbrachten, überführten fie atu^ mit ber Semttni^ orientalifc^er Sitten bie bort altgen)o^nte ^nft, ba0 fieben fem Dom ermitbenbm Xreibm ber @tabt in gartenmSgig Derfc^önter Slatur ju gmiegen. @o füllte fic^ kurg wx unb mS^renb ber ^^fergeit nic^t nur bie nähere Umgebung Slom^, fonbem gang 3tcklien mit ;n:äc^tigm (Sftrtm nac^ bm aSorbilbem be^ Oftend. 3^ i^n^ bilbete bie SSilla, ba0 groge fianb^au0, bm Sßittet pimkt, Don bem bie Slnlagm be0 (Sarten0 gleic^fam au0ftra^tten. 3^ ®egenfa^ gimt @tabt^au0, ba» auf engem Stemm ftet0 in ber ^erge^ brac^tm SBeife mit Sltrium unb ^erift^l erri^et mürbe, pflegte man in ber 93illa btn befonberm fiieb^abereien be0 (Srbauer^ Slec^nung gu tragm imb ate Srortfe^ung ber SBo^nung in bie Slatur ^inau0 au6:> gebe^nte (Sartenanlagm mit Srmc^t^ unb S^erbäumen gu errieten.

®tner ber erftm Dome^men Stömer, ber orientalifc^en (Sartenlusu0 in Stom trieb, mar fiuciu0 fiiciniu^ fiucuUu^, ber SSefieger ber Sönige SHit^ribatee Don ^ontud unb Xigrane0 Don Slrmenien, ber nac^ feiner Slbbemfung au0 kleinafien im 3^^^^ 64 v. C^r., ben Staat^gefc^&ftm fem, feinen Sieb^abereien lebte. SBie er au0 Serafo0 im ^ontu^gebiet ben kirfc^baum nac^ !S^olitn brachte, mar er einer ber erftm, ber in ber SBoumguc^t unb Slummkultur gemanbte orimtalifc^e (Särtner nac^ ber l^eimat überführte, um ^ier folc^ fc^öne (S&rten, mie er fie in btn

392 ^ie C5ef4i4te be« S^txQoxUna.

Sultursetttren be0 Ofteruf gefe^en ^atte, für fic^ etfte^en au loffen* !Der gtiec^ifc^e 6(^riftfteaer ^Maxä) (50—120 tu <^t.) netmt bie einft von £ucidlu0 eingertd^^teten <^rten, wn benen ber bebeutenbfte auf bem heutigen äOonte pncio fic^ befonb, gembeju mötc^en^aft S^oi^ fc^en Utteen wn Obftbfiumen lagen blii^enbe SBIumenbeete. fßon ^t^m Derfteckt befanben fic^ bartn SQöftereien für feines Geftflgel unb Xeic^e mit feinen Speifefifc^en. 2>af( biefer Stömer ben i^euben ber Safel ^tübigte, ift )a bekannt genug, fo ba!^ bie SBejeic^nimg lucuUifc^e SKa^Iseiten balb in Slom bo» 9lonplu0ultra t)on Sppigfieit bejeic^nete, n)a0 getDig ju jener 3^it be0 aufkommenben Sujus etQ)a0 befogen roollte.

2He üppige fiebens^altung biefes SucuUus lägt mm bereits ben unerhörten Su£U5 mancher 9lei(^er in ber ^aiferseit o^nen. Putarc^ kennseic^net uns fein Xreiben mit folgenben SBorten: i,9lac^bem Su^ cuUus ein berühmter Staatsmann unb Srelb^err geroorben imb unge^^ ^eure $teic^tämer gemonnen ^atte, Denoenbete er biefe auf fiuftbar:> keiten, ©c^maufereien, SOaskerabeUr Srcufieltönje, prunkenbe (Seb&ube, prac^tooUe Stlleen unb 93aber, auf Cbttnäibt, SilbfSulen unb anbere folc^e 2>inge, namentlich aber auf feine G&rten, fo bag noc^ 5U imferer 3eit (2 SHenfc^enalter nac^ bes SucuUus Xob), too bo(^ bie ^raci^t unb aSerfd^toenbung aufs ^öc^fte geftiegen ift, bie lucullifc^en (ßärten unter bm kaiferlic^en für bie allerpräc^tigften gelten. <St lieg auc^ am sneere imb bei Sleapel geroaltige aSauten aufführen, bie grögten aSerge burc^ftec^en, iSanäle unb @een, in bie boB SKeeresmaffer geleitet tourbe, rings um feine :&&ufer graben, lieg auf bem SfSeere felbft ^aläfte bäum, fo bag i^n ber Stoiker Xubero btn römifc^en 3£erj;es nannte. Sei Xusculum ^atte er eine SKenge SSillen; fie Ratten ^o^e SBarten mit toeit in bie Sreme reic^enber Slusftc^t unb ja^lreic^e fc^öne Stlleen unb ^anillons. 2)abei ^atte er bie (Einrichtung getroffen, bag er, mit er felbft imgerte, gleich einem iSranic^ ober Storche ju jeber 3^tes2eit eine anbere SBo^nung be^ie^en konnte."

@c^on 3U bes fiucullus Seit, 3U (Stibt ber römif(^en Slepublik, umfpannte ein reicher Sxani ber fc^önften aSillen mit ausgebe^nten (SSrten bie Umgebung Stoms. 9lic^t blog bie Slb^&nge bes Sabiner^ gebirges, fonbem auc^ bie Cuxmpagna bi Stoma befag ausgebe^nte aSüllen, tDie biejenigen bes Cicero, Quintilius, ^ompejus, ber aSalerier, SSoconier tmb Claubier. Sie toaren meift nac!^ bem SKufter eines Solbotenlagers angelegt tmb baa ^auptgebäube ^ieg auc^ Praetorium, b. t). Srelb^erm^aus. 3^r $tei(^tum an Xeic^en, Srontanen, ^flanjen, feltenen Xieren, Suj;usgegenftänben aller Slrt unb arc^itektonifc^en

2He (&tWd^tt bw Siecgarten». 393

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aTcu^a^ntimgen griec^tfci^er unb oi:ientalif4ier a3or6ttber mug gerobeju etftmmlic^ geroefen fein. (Sbtselne SSillen ber (£ampagna Ratten fo groge hörten, bag biefe wn }tDet bto brei ber öffentlichen :&eerftragen bm^\ifyMtn tmtrben. 2>er &iisit0 ftieg noc^ im Saufe bet ^iferaeit, tD&^renb toel^er ein ptuntooUet Gatten mit f(^6nen (Sebäuben, Sem« peln unb SSilbfäuIen [xd) an ben anbem reifte.

(Einen guten Segriff bet Slnlage folci^er a3iUen geben un£^ sroei a3efci^reibimgen am Briefen bt» jüngeren ^Iiniu0, be^ Sc^n^efter:» unb Slbopttofo^ne? bt» im Zaific 79 n. (Si)x. beim SBefuoau^btuc^ umge« bommenen ätteten biefe« Slamens, ber von 62—114 lebte unb 103 $rofionfuI in aSit^^nien unb $ontu0 n^or, Qon tDO auf» er bem i^m befreunbeten fiaifer Xrafan SBitteilung von ber bi« ba^in kaum Qt^ tumnttn Qtbit ber (S^^riften machte. (St befci^elbt feine beiben eigenen aSiUen, von benen bie eine bei Oftia an ber Xibermitnbung am Sßeere lag unb nac^ ber SrüUe von Sorbeergebüfci^ Laurentinum ^ieg, voS!^^ renb bie anbere fic^ in bm SSergen Xo0fuma0, alfo im Sanbe ber £u0fier bt^anb, be^^alb Tuscum ^ieg unb i^rer kühlen <Sebirg$Iage megen im @ommer betoo^nt mürbe. 2>ie erftere befc^reibt er in einem Briefe an feinen Orreunb (SaUu0 folgenbermagen: ^Sßeine laurentifc^e aSiUa, mein lieber <ßallu0, mac^t mir fe^r Diel Orreube. a3on btm einen @peifefaal ^at man meit^n bie Slu^fic^t auf« Sßeer, auf ba» Ufer unb bie reigenbften SSillen. (Sin anberer 6peifefaal liegt bagegen fo, bag man in i^m Dom SHeere nichts fie^t unb felbft bei tofenbem Sturm ba» aSraufen ber SBogen Kaum ^ört 2)iefer 6aal ^at aber bie Slus^ fic^t auf ben (Sarten unb bm ifjtn umgebenben SBeg fflr SBagen unb Sänften. 2)erfelbe ift mit Stu^0 unb ftellenmeife mit 8to£»marin ein^ gefagt ^mn ber Suc^0 gebei^it nur ba üppig, wo er von :&äufem gefc^ü%t mirb; mo er bagegen freifte^t vatb Dom SBinbe getroffen roirb, Derborrt er. Sin ber einen Seite be^ äßege^ gie^t fic^ eine fc^attige Stebenpflangung ^in, in ber man auc^ mit blogen trügen toei^t ^ttb bequem ge^en fumn. 2)er (harten ift bic^t mit SHaulbeer:' unb greigen^» böumen bepflangt, btnm biefer Soben gang befonberf» jufagt, mö^renb anbere aSäume nic^t fonberli(^ gebei^en. Sßitten im (harten fte^t ein @peifefaal, 9on bem man tanbeinmärt^ eine ^errlic^e Sluefic^t f^at 9Ilan fie^ auc^ Don ^ier na4l ber Scilla unb einem äßirtfc^aftdgarten. äln baB (Sebäube flögt ein bebecfater (Sang, ber an beiben Seiten Srenfter ^at, meiere bei Weiterem, ruhigem 993etter olle geöffnet merben, bei totnbigem aber nur auf ber Seite, too es mlnbftUl ift. SSor bem (Sänge ift eine Qon SSeilc^en buftenbe Xerraffe.''

394 SHe ^t^dfiä^U bes Stergatten«.

Sediere bagegen fc^bert er in einem anbem Sriefe folgenber« ntagen. i,9Kein tusftif^es fianbgut, lieber SlpoUinori^, liegt in einer fe^r gefunben Sage am gfug be0 SIpennind. 3^ äßinter ift jtDor bie fiuft fo rau^ unb kalt, bag SB^rten, Ölbäume unb anbere (BemSc^fe, bie eine an^altenbe ^ärme verlangen, abfterben; bod) gebeizt ber fiorbeer ganj Dortrefflic^ tmb leibet jun^eilen Dom Orroft, jeboc^ nici^t me^r ate bei Slom« 2)er @ommer ift bagegen fe^r milb unb bie fiuft faft immer von fanften SBinben beniegt SHe ganje (Segenb ift ^öc^jt rei5enb. Stelle bir ein unge^eure^ Slmp^it^eater nor, uHe nur bie 9latur e0 fc^affen kamt (Sine fic^ meit^in be^nenbe (Sbmt ttrirb von Sergen umringt; bie 93erge tragen auf i^rem SUicfien ^o^e, alte W5U ber, in bmtn bie 3^b reiche Seute gero&^rt Slm (Sebirg^^ang ent^ lang gie^t fic^ ein @c^lagtpalb unb graifc^en biefem ergeben fic^ :&ügel mit gutem, urbarem ^oben. 2>er S93anb entlang erftredit fic^ eine un^ unterbrochene Slei^e Don äZüeinbergen, bie unten Don Sufc^merfi eim gefagt finb; bann kommen äSiefen unb tiefgrflnbige grelber. 2)ie SBiefen finb bic^t mit iBtumen nrie mit lauter (Ebelfteinen ilberfät. 2>er filee unb bie übrigen Sröuter finb ftet0 faftig; benn ba0 Gange mirb burc^ nie Derfiegenbe fS&d)t bemäffert Gleic^roo^l ift ts^ nirgenb^ fumpfig. SHitten burc^ bie grluren fliegt ber Siber unb fO^rt auf Schiffen bie (Srgeugniffe be^ SBobens gur 6tabt

SKeine Scilla liegt am gruge eine^ fanft anfteigenben igügeto. SSor ber l^auptfront berfelben gie^t fi(^ eine Säulenhalle ^in unb Dor biefer eine Xerraffe mit Dielen, Don ^uc^0 eingefagten iBeeten. SBeiter unten kommt eine grögere Slabatte unb auf beiben Seiten berfelben fte^en a3u(^0bäume, bie fo gefc^nitten finb, bag fie (Seftalten Don Derfc^iebenen Sieren Dorfteilen. SIoc^ tiefer, ba, too ber aSoben eben ift, mftc^ft voA^ ä)tx, garter 9lkant^u0. Sling^ ^erum gie^t fic^ ein :&ediengang mit niebrigem unb mannigfach gefc^nittenem Öebflfd^. ®lei(^ batan ftögt eine Stllee in (Seftalt eine^ S^rkus mit niebrig gehaltenem unb in vtt^ fc^iebene (Beftalten gefc^nittenem SBuc^e. 2>a0 Gange ift Don einer SKauer umgeben, bie treppenförmig gegogener f&ud)s^ bem Sluge ent:" gie^t 3^ einiger (Entfernung liegt ein SBiefenplon, Don 9latur ebenfo:s f(^ön toie bie €bm befc^riebenen Sunftanlagen; meiter^in erftrecken fic^ Srelber unb Diele anbere äBiefen unb (Se^ölge.

S3on btm Speifefaal gm überfielt man bie Serraffe, bie äBiefe, bas^ Srelb unb ben SBalb. (E0 ift eine Slennba^n, ein Säulengang unb tDeiter rücktDdrtd ein Sommerhaus Dor^anben, ba^ einen kleinen, Don Dier Platanen befc^atteten $la^ einf(^liegt Sluf i^m fpringt aus einem

Sie (Be(4i4te be0 Stetgattens. 396

SQarmot&edien ein SBrunnen, bet bie Platanen imb ben unter i^nen befinblic^en (BrQ0|iIa^ bef|n:engt unb etfrifc^t äBeiter unten im Gatten fprubelt eine kleine QueUe ^eroor, müd)^ in ein Sec&en fliegt unb Ixibliii) murmelt (E0 ift ouc^ ein Zdd) im (Borten,^ beffen SBaffer fic^ in ein SUormorbec&en ftttr^t unb fic^ bobei in lauter @c^aum auflöft.

SHe Stennba^n, n^elc^e ju ber aSiUa gehört, be^nt fi(^ toeit^in aus, ift Don Platanen umgeben, in ber SHitte aber gong frei 2)ie Platanen finb von (Sp^eu umranfit, alfo unten wn frembem fiaub grün, oben von eigenem. 2)er (Sp^eu ttrinbet fic^ girlanbenartig Don einer ^latane jur anbem. Unten fte^t Suc^0 gmifc^en ben ^latonen; er ift na(^ äugen von fiorbeer eingefagt beffen Statten mit bem ber Platanen gufammenfüUt 2)ie Stennba^n läuft eine Strecke grabau^, bricht am (Snbe im ^albfireid ab, ift bort Don 39P^^ff^ eingefagt, bur^ beren biesteren Schatten kfl^I unb finfter. 3^ hm innem Greifen imb (Sängen bagegen mec^felt kühler Schatten mit Sonnen^ fc^ein, unb bort fte^t auc^ bca Slofengebflfc^. %bx» biefen fic^ mannig^ faltig krümmenben (Sängen kommt man roieber auf gerobe SBege, beren mehrere, Qon Suc^0 eingefagt, nebeneinanber laufen. 2)ort finbet fic^ auc^ ein kleiner (Sra^pla^, bort in taufenb (Seftalten gefc^nittener fBnä)s^ unb ^ier unb ba ift er felbft fo gefc^nitten, bag er Suc^ftaben bilbet, toeU^e ben Slamen be^ ^erm imb bm bt» (Särtner^ barftellen. 2>a2U)ifc^en fielen kleine, ju ^^ramiben gefc^nittene Dbftbäume. 2)iefer fc^öne ^la^ ift auä) mit niebrig get)altenen Platanen gefc^mUckt; hinter i^m fte^t glatter, fic^ ringelnber Slkant^u^ (b. t). kultitrterter Acanthus mollis im (Segenfa^ gum milbtoac^fenben A. spinosus, bem ftac^ligen SL) unb auf biefen folgen mieber oerfi^iebene ®eftalten unb Flamen.

9tm (Snbe be^ (Sangen fte^t eine halbkreisförmige ^ca\k von meigem SKarmor, befc^attet oon SBeinreben, bie fic^ um vltt @äulen au0 kar^ftifc^em 9Ilarmor fc^lingen. 3^ ^^ aSank finb Slö^ren an^ gebracht, unb aas biefen fliegt SBaffer; basfelbe ftrömt in ein nieblic^e^» SKarmorbaffin, boB immer doU bleibt, o^ne überzufliegen. SBUl man auf ber fBaxih fpeifen, fo merben bie Sc^üffeln unb fc^toeren (Seric^te auf ben breiten Stanb bes SBediens geftellt 2)ie leichteren fc^toimmen auf @c^iff(^en ober künftlic^ gebauten @c^mimmDögeln unb können fo 3U febem (Safte gelangen. 2)em SSarmorbaffin gegenüber fte^t ein Springbrunnen, beffen SBaffer in bie :&ö^e getrieben, bann aber in $tö^ren aufgefangen unb tneitergeleitet roirb.

Sticht meit Don ber Sank fte^t ein ^anillon, um ben fic^ bie aufe

396 SHe (Beliebte bt» StergottenB.

2)a(^ hinauf Sieben fceunbttc^ emportonfiett 3Ilan ru^t ^ier tote im SCoIbe, ift ober in DoUer @ic^er^eit vox Siegen. Sluc^ ^ ift ein Springbrunnen, beffen SBaffer glei^ n^eiter ßiegt j^ier unb ba finbet man SDormorbänfier meiere bm SQllben ju fanfter Slu^e einlaben. Sin jebem Slu^epla^ ift ein füeiner SBrunnen, unb bie (Einrichtung Aber:» ^aupt fo getroffen, bag ber gan^e (Sarten beto&ffert noerben ftann."

Zn ben (Sorten ber Dome^men Slömer forgte man Dor allem für reichlichen 3^u& ^on SBaffer, um allenthalben ftü^lung ju fpenben, roufc^enbe Stur^bäc^e ju bilben, groge, mit buntbemalten SÖarmor:» figuren gefc^müc6te Saffbi^ ju füllen tmb Springbrunnen unb anbere SSrunnen }u fpeifen. ^ier lieg eine Sl^mp^e SBaffer auü^ einer Urne in ein SSec&en laufen, bort entquoll ti^ bem Schnabel einer wn einem finaben gebonbigten (Son^ ate Springbrunnen. 3^ f^^^ berühmten Villa tiburtina, bie fic^ Saifer :&abrian bei Xibur im ©abinergebirge erbaut ^atte, toar fogar ein groger fiflnftlic^er See mit fmnftooll ge« jimmerten SKiniaturfc^iffen, coif bem fic^ ber fiaifer Seefc^lac^ten wu fil^ren lieg. So jo^lreic^ unb ftomplijiert toaren in vmndim biefer (Barten bie SBafferfiünfte, bag auger ben ja^lreic^en (Gärtnern ein eigener SBafferte^niker, ber aquarius, für i^re 3^ftcmb^altung ange:» ftellt toerben mugie. Oft toar auc^ ein Xiergarten bamit Derbunben, inbem in eingelegten Sl&umen allerlei ga^me Xiere, befonber^^ 3^^"" Dögel, unb in marmornen SSecken Srifc^e ber ^erfc^iebenften Slrt gehalten tourben. 2)urc^ Sacitus fiennen tnir btn ^ork am „Cbolbtntn :gKiufe'' be0 ^ifer£^ Slero, ber Don beifpiellofer ^rac^t mar, nic^t blog in be^ 3ug auf ben arc^itektonifc^en unb ben plaftif(^en Schmuck, fonbem auc^ mca bie zauberhaften SSlumengSrten unb mannigfaltigften SBaffer^ kflnfte betrifft

SBie a5efpafian0 üppiger So^n 2)omitian, ber nac^ feinem älteren aSruber^ Xitu0 Xobe am 13. September 81 ben S^ron ber ^faren beftieg, um am 18. September 96 unter bm Sc^mertftreic^en be0 $ro^ kurator0 Step^anus, be^ (Sarbeoffigier^ (Sk)meliu0 imb mehrerer (Sla^ biatoren au0 fieben SBunben blutenb fein burc^ gräuliche Sc^anbtaten unb flbermägige (Braufamkeit oertoirkte« Seben ousju^auc^en, bie prunktiollfte unb au^gebe^ntefte aller Saiferbauten auf bem ^alotin mit Sliefenfälen in einem SBcübe von Säulen au0 ben koftbarften Stein^^ arten erbauen lieg, fo lieg er fic^ ein an $ra(^t mit feinem Schlöffe metteifembed Suftfc^log auf bem Sllbanergebirge errichten. (E^ er^ob fi(^ in oier Serraffen, bie gange (Ebene um Slom be^errfc^enb, unb um^ fc^log in feinen au^gebe^nten (Härten auc^ ein X^eoter unb ein Slmp^i^

2)ie (Sefc^i^te bes dietgarten«. 397

t^eoter, in mtld)m ja^Uofe grefte, befonbers^ ju (E^ren aainetDos, ge^^ fcUtt tmttbtn.

%ln Shisbe^nung imb SOannigfoItigfieit ber Sauten tDutbe biefe aSUIenonlage 2)omitian0 noc^ tDdt burc^ bie getDoItiger einen Umfang Don 12 römifc^en 9KeUen auftoeifenbe S3iUa §abrian0 in Xibur über^ boten, beten groger ftfinftlic^er 6ee Dor^ eno&^t tDurbe. Z^ feinem Sanbf!%er an bem er t)om 3^te 118 bie^ ju feinem Xobe 188 bauen lieg, fuc^ er bie (foinnerungen feinem raftlofen SBanberleben« burc^ bie ^errlic^en Schöpfungen ber griec^ifc^en SBelt feft^u^alten. 3^tf(^^ pr&c^en (Sartenonlagen erhoben fi(^ über ba» tlreal jerftreut jnHfc^en SBergen unb Xölem mit SBöIbem, SBafferfällen unb (trotten ein &^o^ brom unb ein X^eater, eine griec^ifc^e unb eine lateinifc^e SSibliot^eb. (Srogartige ^runfifäle für feftlic^e (Empfänge toec^felten mit einfacheren SBauten be^ t&glic^en 2tbtM, burc^ ben erfreuenben StuBblidi in mannigfache (Barten belebt 3^ :&intergnmbe fc^einen bie beiben be« rü^en Stätten attifc^er ^^ofop^ie, ba0 S^keion unb bie Slkabemie gelegen ju ifcibttif fc^attige :&aine mit Slu^epl&^en, ber . (Erinnerung an bie grogen 9Qeifter gemeint SJon i^nen gelangte man ju einem ^r^taneion, einem kleinen Suppetbau, baa Solom^ alten 93au auf btm SKarkte in Sitten mieber^olte. Z^ 8^^^ fplelenbem Sinne ^ieg ein SBau bie ^VkUt mit bad at^enifc^e Slorbilb, ba» naä^ bm farbt^ gen SBanbgemälben bie ,,a3unte'' ^ieg unb oermuttic^ eine (Stxti&ibt^ fammtung barg. 3^f4^n itinen lag bie (SanopuB genannte Slnlage, wo ^ ber Saifer in btn grro^finn be0 namentlich t)on bm leben^^» luftigen (Sriec^en au0 SUesanbreia befui^ten äg^ptifd^en SBabeorte^ ^^ rflftoerfetsen fionnte bei bem älnbM eine^ mit äggptifc^en 2>enkm&lem gefc^mflditen äBafferlouf». Sin einer cmbttn Stelle mar baa bm SQufen geroei^te ib^Uifc^e Xempetal eine Slac^a^mung be0 t^rakifc^en, Slot» bUbe0 r bamt ber fettere &ain be^ (gl^fium^ neben bem bflftem ber Hntermelt ju fe^en. 2>a3nrtf(^en fprangen munberDotte äBaffermerke, bie xHm Srlugtäufen cms bem ncä)ta Sabinergebirge gefpeift mürben unb bm SUd\zi, bm Segner ber griec^fc^en SBelt, ber mit beifpieUofer Srreigebigkeil bm (ßriec^enftäbten SBafferteitungen unb SBafjfertDerfie munberborfter Strt erbaut ^atte, an feine Sotigfeeit ato fiulturbringer im Dften bt» Sleic^e^ erinnern foUten.

(Sinen fc^mac^en Slbglan} biefer altrömif^en Saifer^errlic^fieiten beroa^rte ba0 bie Slnfprflc^e bt» 3>nperium0 an \id) reigenbe fBtg^ca^ bi0 ouc^ biefe0 in greifen^after (Entartung ba^ii^umelken begann. WUiäf btm enblic^en Xbitergange ber SBelt^enfc^oft 8lom0 oerfc^onb

398 ^e 9tWd)it be0 3tetgatten0.

in\bm Witttn unb ber Slot btt 3^ oUmä^Hc^ oUe biefe bto ba^in beifpieUofe ^rac^t im Slbenblanber tno bie burc^ bie 93öIftettDcmberuns mobil getDorbenen Sarbarenftömme bie Sc^öpfungett ber Slömer tno^I anftounten, ober fiein 93erftänbnie( für fie Ratten, gefc^tneige bemt fie mit @a(^t)erftänbni0 übernehmen unb toeiterbUben konnten. 2>ie polis« tifc^en unb jugldc^ auc^ geiftigen (Erben ber Slömer n^oren junäc^ft bie Slrober, benm im Saufe be» frühen SUittelalter^ ber grögte Seil be0 römifc^en SBeltreic^e^r n&mlic^ SlorberafieUr Stfrika, 6übfpanien unb SijUien, jufieL älu0 btn einfügen um^erfc^n^eifenben ^irten^^ ftämmen n^aren feg^afte Stobtbemo^ner gestorben , bie in bm wn i^nen eroberten alten SuIturUinbem bie feinere Sebenefü^rung ber unterjochten asölfier Derftänbni^ooU übttnaf)mm unb i^ren perfönlic^en SBebürfniffen anpagten. @o mttrben bie 95iIIen unb (ßSrten i^rer 93or^ gängerr bie fie überall auf i^rem Siege^juge Dorfanben, für fie aSor^^ bilber, nac^ bzntn fie i^re Stäbte mit einem Sranje üppiger (ßSrten umgaben, mie fie ^eute noä) beifpietetoeife bie Stabt 2>ama0&U0 auf^ meift, eingefc^loffen Don ^o^e]t SKauerUr ^^ ^^ bie Stbgefc^loffen^eit be0 ^äudlic^en Sebens^ i^rer Semo^ner t)erlangte. (£0 maren regele mägtge Slnlagen, mit breiten, geraben :&auptn)egen unb rechteckigen Srelbem, auf benen im bunten SBec^fel ein reicher ^Blumenflor mit laufc^igen $lö^en Don Sc^attenböumen unb farbigen Stocken fic^ fanben. äluf abfc^üffigem Soben fenkte fic^ ber (Borten in Xerraffen, bie mit Xreppengängen oerbunben n^aren. SUit raffiniertem (Sefd^ick mar bie Semäfferung, namentlich in maff erarmen (ßegenben, burc^ge^» fü^rt Offene Sanäle unb unterirbifc^ geführte Xon^ ober Supfenö^ren burc^jogen bm fBobm, jeben ber fB&ame be0 (Barten^ befonber^ fpei^ fenb. Unter biefen fpielte naturgemäg bie 2>attelpalme au0 alter %ln^ ^änglic^fieU bie grögte SloUe.

3m (Barten be0 mcmrifc^en Sommerpalafte^ Don (Beneralife (ara« bifc^ dschenat al arif, b. ^. Charten be0 Saumeifter^) in ber Slä^e ber Stl^ambra (arabifc^ kelät al hamrab, b. f). bie rote SBurg) bei (ßranaba au0 btm 13. 3^t^unbert fü^rt ein in SHarmor gefagter :Sanal ba» SBaffer am meiter (Entfernung Dom (ßebirge in btn ^oc^ gelegenen (Barten. 3^ ununterbrochenen Sa^kaben ftürjt in i^m ^inab, um fc^lieglic^ in ein Secften mit einem ^o^en Springbrunnen ju fliegen, von mo e0 bem (Barten in kleinen Slinnfalen jur Xränkung ber ^iumitn suftrömt Xtberau^ grog mar ber Slumenreic^tum biefer (Barten. (Eine arabifc^e 3nfc^rift an einem ber iierlic^en Stocke biefe» (Barten« Don (Beneralife fagt: „2)ein (Barten ift geaiert mit Slumen, bie

SHe (Sefc^ic^te be0 Stetgarten«. 399

von itiren Stengeln bie fflgeften 2)flfte ott^^ou^en. fftifc^e fiuft burc^^ ftteh^t ben 3tttonen6aum unb Verbreitet btn WoffiQtaxd) feiner Stuten tneit um^er. Slunb um ntic^ ^er oerbreiteft bu l^rmonier Slumen tinb (Sx&n." Segrelfltc^ertDeife toar ber <&\x\bmöx, ben bie obenb:» länbifc^en Sreujfa^rer von fohlen orobifc^en (ßSrten bt» SHorgen« Icmbe0 erhielten, ein fe^r ftarker unb nachhaltiger, „^ünnt ftunb nutnig ieberboum mit egten laube» ric^e" ^eigt e^ von einem fora^^ jenlf^en (Borten in einem (ßebic^t bes SHinnefSngerd :&einri(^ oon fßü^ beke au0 bem 3a^te 1180, unb man em;>finbet bie groge 93emunbe« rung ber Sefc^auer, wenn in fohlen Springbrunnen von «^grünem mermelftein" unb bie ba» bo^u nötige SBaffer ^erbeiftt^renben 2d^ tungen „mit fünfzig ^oen fm^bogen" befc^rieben toerben.

(g0 ift immerhin toenig, ma» vAx von bm orabifc^en (Barten be0 9Kitte(aIter0 tDiffen. 6(^Iöffer t)on m&rc^en^after ^rac^t mit ben prunfe« Dottften (Barten muffen nac^ btn Sc^Uberungen ber orabifc^en Sc^riffc^ fteUer au0 jener 3^it bie SoUfen au0 bem (Befc^tec^te ber Slbbafiben in SBogbob, ber bamala grögten unb in bejug auf 3^uFtri^ ^^^ SBiffen^: fc^oft bebeutenbften aller arabifc^en St&bte, befeffen ^aben. 93on bem bamoto ^ier getriebenen fiu{U0 melbet un0 ein (ßefonbter be0 griec^i^ fc^en 8aifer0 in fBr^ioni, ber im 3<^t^ ^17 ^tt einer 93otf(^aft an bm Srürfien ber (Staubigen von SHofut au0 btn Xigri0 hinunterfuhr. 2)ie Xruppen bilbeten Dom Stobttor an im ^arabeanjug Spatier unb fagen auf fitbemen unb gotbenen Söttetn. 2)a0 ®(^tog mimmette von ij^tmberten t)on Sammer^erm nebft Xaufenben toeiger unb fc^toar^er 2>iener. 88000 ber koftbarften Xeppic^e maren flberatt aufgehängt unb 22000 toaren jum 93ef trauen au0geftettt 3^ ftoftbaren, mit tlrfeaben am SKarmor gefc^mfitbten Statt ftonben taufenb ^ferbe, von btnm }ebe0 von einem koftbor gekteibeten ^Bereiter am 3^^ ge^atten nmrbe. 3m Xiergarten fa^ ber (ßefanbte unter anberem der prächtig aufge^ säumte (Stefanien unb ^unbert Sdmen. 2)ann führte man i^n ju einem imifd^en jtDei SBötbc^en gebauten $at)itton. 2>arin mar ein mit 3inn betegter Xeic^, 30 (Stten tang unb 20 (Stten breit, ber mie Sitber gtänjte. 2)arauf ruhten der teic^te, oergotbete unb mit ge^ ftitbter Seinmanb au0gef(^lagene Sä^ne. Um btn Zdd) ^erum ftanben 400 ^pEatmen, bm unanfe^ntic^en Stamm mit feoftbarem inbifc^en XieK^oI} bebteibet, boB von oergotbeten Sleifen jufammenge^atten mürbe. $Im beften aber gefiet bmi (Befanbten ba» „93aum^au0''; barin ftanb ein am Sitber unb (ßotb verfertigter a3aum, beffen Stätter im SBinbe jitterten. 3n ben Smeigen fagen fUlnfttic^e Sldget, met^e

400 SHe <Sef4i4te be0 Sietflatten«.

fonsen tinb gitrten. 3^ ^^tl^ Xetten be0 auf ba» fcoftbarfle au0ge^ ftatteten 6c^loffe0 boten SHenet imb 6Mat)en in @<^nee gefül^d SBaffetr 2rnu^&fte unb Sletobiet ^erunt 3^^t^ 6<^>n man wt bm Salifenr ber to \ä)Xüanm, goIbgeftUftten ^elbent auf einem fc^tDot^en Zfycon t)on (Bben^ola fag, auf btm ij^aupte bie ebelfteing^c^mflcftte SKttra. S3or i^m ftanben fünf Sö^ne, btei jur Siechten unb jmel {ur Sinken. 2He ttubien} na^m ben üblichen SSerlauf. Slac^^er fc^icfite man bem (Befanbten 60 Seutel mit }e 4000 SOaxfi in fein tlbfteige^ qimrtier. 3>er (E^tenabfutant erhielt (E^renftleiber, ba nod) keine Orben Qiob.

2>en von ptwKkooütn (Bäcten umgebenen 6(^Iöffem lUbtt man fc^öne Flamen ju geben, mie i,ba0 Siebe0gefiim''r irbie SBraut", ,,bet Äönig^, ^ble Srone^, „ber Slebenbe^, „ber <Beliebte^ Mugen er* f^ienen fie iimlid) einfach, toaren aber innen um fo Iu£uriöfer ein« gerichtet 93on ben flpyigen Sitten ber ^ier SBo^nenben jeugt bie eine Satfac^e, boSß, ato bem. Statthalter (E^iumamfe oom Slrjte SRaffage Derorbnet tourbe, er, um bem 2>aumen be0 9Ilaffeur0 5U entgegen, ben Zdd) feinem (Barten^ mit £lue(fifUber fällen tmb eine feibene, oxt golbenen Solaen ftraffgefpannte SKatte barau^egen lieg. 2>arauf tourbe er bie ganse Sloc^t ^inburc^ gefc^aukelt unb fo auf ba0 ^oxUJtt maffiert

Aber bie ^riocdtgSrten au6 a3agbab0 93Ifite}eit fagt un0 ber Orien:« talift %L Wti, bem roir auc^ obige Stngaben t)erbanken: „(Sinen grogen Garten am :|^aufe Itönnten fic^ nur bie SlUerreic^ften leiften, bie Wßo^U ^abenben Ratten i^n braugen t)or ben Xoren. 2)a e^ keinen Stafen gab unb ber ^pktlmfiamm ate ^&gli(^ empfunben tourbe, fo mugte man mit ber SHifc^ng von Slumen unb SBaffer au0kommen; bajtoifc^en ftanb (d0 ®artenbaum bie köftlic^e, emfte 391^e{fe. Stumenkönigin tDor auc^ ^ier bie Stofe, bonac^ kam bie 9lar)iffe. (Bern n^urbe ba0 ^eUe Slot ber Slofen mit bem bunkeln ber SInemonen 5ufammengefteQt

„Slofen fte^en um Slnemonen ^erum in beinem ^enlic^en (Barten, 9lte ob 9Ilenf(^engefi(^ter ringsum in eine Sreuer^brunft ftarrten."

(6anaubari in S^abu\dft\» ftlofterbuc^, j^onbfc^rift BeiUn, SroUo 96 b.)

^nn ba0 Sleilc^ „im Xrauerkleibe", 3<^min, toeiger SHo^n, ®ra« naten, Süinje, Slelken, Sitten, Surrten unb ein paar orientolifc^e Spejiatttäten: (E^urram, Saufam unb iBe^är. Sluf bem Xeic^e log „mie groge (ßolbfUcke" ber Soto0. SUfo kein S3er^(^ mit ber oft« afiatifc^en unb amerikmfifc^en $(ra^t, über toelc^e ber heutige Stumen« freunb Derfügt; fogar bie Xulpe f^tte. Z^ biefe bunte SBelt tmnrbe

(Sin japanift^ei Ztmptlqaxttn tn Sqoto.

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S)ie 9tW^t be« Siergattenis. 401

eine Soggia ober ein ^aoiUon mit Suppet^ut ^ineingebaut; bort^in lub man bie Srteimbe ein, og unb trank, labte ba» Sluge an Q^öxtke unb Q^lmkin, am Xanj t)on Snaben unb SnSbc^en, bo^ Dtyc am Singen ber 93ögel, an fiunftceic^em Saitenfpiel unb <5efang. Sllan freute fi(^ ber tluefic^t, toenn nait^t0 ber S3oUmonb am :^ori5ont lag i^mie (Solb auf blauen g^ajint^en", ober btetc^ unb bflnn ber junge SKonb „wie, wa» man fi(^ oom Slagel abfc^neibet", tnenn bie 39P^^fIen ato ^od^gefc^flrste junge Süäbc^en im SBinbedtoe^en fpielten. :^ier 5e^te man gerne na^t» beim Sd^aü t)on 3tt^emlaute, Sriöte unb ^ßoufie. 2)00 (Stmad) toor mit Slumen beftreut 2He Setter trugen äSIumenkrönse auf htm ^aupt unb n»arfen fi(^ Slumengrttge }u. 6ie enoarteten oom SlSein utü> ber Süufifi, bog „i^re 6eele flog"; bann i^tansten" fie, Rupften auf einem Sein, feufjten ober rannten mit bem fiopf g^en bie 9Qauer, le^tere Itbung fa^ man auc^ an ber Z^^^ brunft ber Srtommen gem."

2>erfelbe tlutor fc^Ubert un» einen t)ome^men fig^ptifc^en (Karten be0 9KitteIatter0 nac^ ber Sefc^reibung eine^ 3eitgenoffen: „3^ (Karten ftanb ein ^aoiUon auf oier SKarmorfäuIen an einem Xeic^, brum ^erum Sttronenböume, benen man bie i}rrü(^te Heg, bi^ fie abfielen. S3ier pumpen füOten bm Zzi^, beffen SBaffer oft geroec^fett rourbe. S>arauf lag ein &a^n au0 iifettertem (Sr}. Singoögel, Xauben unb $(fauen tummelten jic^ ^erum. SHe SBege maren mit feinen, bunim SHotten belegt, ate Xore bienten ^Ketten au0 (Eifen. 2>er Slofengarten lag befonber». 2>ort mürbe beim Slofenfeft aue (Birlanben ein Slofen« fc^log erbaut, in bem gegeffen unb gefungen mürbe, ^uä) ^arfte oon grogen SBäumen ^atte man, aber o^ne Stafen. Unb nirgenb^ SBalb! 2>abur(^ finb btm tlraber fünf Sec^ftet unferer Slomantik abgef^nitten unb auc^ ber romanifc^en; benn felbft %lrioft0 Slbenteuer fpielen in anSalbluft 2>a0 romantifc^e Sanb ber anu^Iim^ ift bie SBflfte."

3nt ganzen geigen bie mu^ammebanif(!|)en ^uegärten eine nic^t roeiter flbenafc^enbe Sl^nlic^lieit mit benjenigen ber Stömer, benen fie nac^gebilbet maren. 3^t>em ber Orientale fein :&au0 in Slac^a^mung be0 römifc^en, in toelc^em fic^ ba» ^äudttc^e Seben ebenfalte oon ber Slugenmelt abge&e^rt abfpielte, um innere Don Säulen umgebene :&öfe aufbaute, tourben biefe bie (ßrunblage be0 gau^garten^, in melc^em bie Sramilie ^ an ber frifc^en Suft erging. 3^ ^er SUitte befanb fi(^ mie beim römlfc^en :&au0garten ein Srunnenbecften mit meift fpringem bem SBafferftrolil, ring^^erum regelm&gige SlafenflSc^en mit iBlumen:» beeten unb Bierftrbu^em, bie SlSege mit SOarmorplatten belegt Solche

402 2)te (Sefc^lc^te be» S^tx^axitttg.

$öfe geigt um ^eute noc^ ba» im 13. 3^^t^ttbett erbaute mourifc^e 8öni0dfd)Iog ber SU^ombra bei ®ranaba, oUetbing^ o^ne bie ur« fprünglidie Sepflangung. 2)a0 burc^ feine augerft gierlic^e unb ge^^ fc^ntacftooUe ^rd)itektur unb Semolung .attögejeic^nete, in Slbbilbungen oUgemein bekannte ®(^tog befte^t au0 einer gangen Steige folc^er rec^t= eckiger (ßarten^öfe, beren grögter ber §of ber SUberca, auc^ Patio de los arrayanesy b. ^. SH^rten^ot genannt ifi 3^ t^^ befinbet fic^ eine ber brei im 16. 3<^^i^^unbert im 3nnem ber SU^antbra gefunbenen be^ rühmten SSafen oüb emaillierter ^gence. 2)er Sänge nac^ burc^« fc^neibet i^n ein fc^male^r marmornem 993afferbec&enr bM gn)ei Spring:^ brunnen miteinanber Derbinbet Oftlid) baoon befinbet fü^ ber be^ rft^mtefte biefer :&öfe, ber Söroen^of, fo genannt, n)eU in feiner SUitte eine von gtoölf rec^t mangelhaft geratenen fteinemen Sötoen getragene 2)oppelfc^aIe au0 Sttabafter fic^ finbet, bie oon einem Springbrunnen gekrönt n^irb. 2)ad non biefem abfttegenbe SBaffer ergiegt fic^ burc^ bie Sötoenmöuler in ein unterem Saffin, um Don ba toeitergeleitet gu n^erben.

9Bie bie mittelalterliche Sirene bz» Slbenbtanbe^ bie getreue ^ad)^ folgerin ber d)riftli(^^römifd)en toar, fo fahrten bie i^öfter bes SUittel:» altera bo^ au0 ber Slömergeit übernommene (Srbe in befc^eibener SBeife fort Slu(^ i^nen bot ba^ römifc^e :&aud ein toilUiommened S3orbiIb gu einer nac^ äugen abgefd)Ioffenen SBo^nung. 2)em ^erifl^Ie be«^ felben entfprac^ ber Sreuggang, unb ber oon biefem eingefc^toffene :&of ^atte anfSnglid) eine gang ä^nlic^e Xeilimg mie ber Sdmen^of ber SU^ambra, roie ber gu Slnfang bz» 9. 3ci^^^unbert6 gegeic^nete i^lan für einen Sleubau bz» ßlofter^ ®t. (Ballen beutlic^ erkennen ISgi 2)ie fpäteren Slöfter fd)mü(kten biefe i^öfe oft mit gierlic^en offenen Srumten^ ^öufem unb legten biefe unmittelbar an ben ^reuggang, fo bag man oom Stefektorium ober Speifefaal am einen reignoUen 2)ur(^blick burc^ bM Srunnen^öu0c^en auf bie Süfd)e unb Blüten bzs^ i^ofe^ genog.

Slbgefe^en Don biefem ^ofter^ofgarten fc^eint nichts von ber römi^ fc^en (ßartenkunft auf bie norbifd)en 95ölker im SUittelalter überge^ gangen gu fein, obvDof)l bie Stömer auc^ in i^ren norbifc^en ^roüingen, in (ßallien, (ßermanien unb ^Britannien, ebenfo mie in bta übrigen Xeilen be0 9teld)6, i^re SJiUen unb 95iUengärten befagen, bie ate SJor^« bilber Rotten bienen können. 2>ie äBirren ber aSöIkerroanberung liegen fol(^e0 nid)t gu, unb auä) ate ruhigere 3^^ kamen, oer^inberten bie politifd)en unb fogialen 3uftänbe bie 31u0bilbung einer (ßartenkunft, tco^ be6 lebenbigen Gefügte für bie Sc^ön^eit ber Blumen, ba» in

2>ie (Bef<ftl4te bc« Sleröarten». 403

ben 2){(^tun8en be0 fpäteren 91littelalter0 jum ^uebnufte fiontntt 2>er Sütger fag in ben unruhigen, oon i^riegdlStm bur^toften 3^it^tt in ber i^m Sic^er^eit bes Seben0 unb (Eigentums getoö^irenben eng um^ mauerten ®tabt, ber Slbelige auf ^o^entr eingefc^änktem SBurgfi^ :|^inter bm Sllauem ber Sefefügungen ^otte ber eine fo tpenig tDie ber onbere Stoum für ein ®artenlebenr tDie es bie Dome^men Stömer ge^» ftt^rt Rotten, gan} obgefe^en von bem Sre^Ien einer Sultur, bie bod Sebflr^ie nac^ einem folc^en 2tbtn ^eroorgebrac^t ^ätte. 2>a0 (Eingige, ma0 von römifc^er (Sartenfiultur in biefen SSnbem jurttcfebliebr toaren ber SBeinftocft, bie t)erf(^iebenen Dbftb&ume, (ßemfife unb Slumen, bie von ben einfügen :&enen au$ Z^olim mitgebracht tDorben tooren.

^aä) unb nac^ ermac^ten bie (ßeifter ccm ber bumpfen (Snge ber geiftigen iBefc^r&n&t^eitr in ber fie bo^ ganje Süittelalter ^inburc^ vtx^ f)Qxtt Ratten. Songfom enoac^te bie Srteube an bem bie ba^in für [Anblicke Srleifc^eeluft gegoltenen Slaturgenug, ba» äft^^f^^ 95ergnügen an fc^önen Sanbfc^aftebilbem, an 5ierlid)en ^flanjen, an ber Srorm unb ^atbt i^rer Stuten. 9Iu0 bem praktifc^e 3n)eclte oerfolgenben ttrjneigarten mürbe am Sauem^aufe ba» rein ibealen 3^^^^ ^^ Srreube an fc^dnen Srctrben unb Srormen bienenbe SBlumengSrtc^en. ®Iei(^ermeife fanb biefer $ro5eg in bm (Karten {tDifc^en btn ij^öfen ber Sürger^&ufer unb oor bm Stabtmouem, mie bei bm Slbeligen an ber 93urgmauer ftatt (gleichseitig ermatte bie grreube an fc^önen ^Bäumen; namentlich bie Sinbe [tanb neben ber (Eic^e unb ber (Eber^ efc^e in ^o^em Slnfe^en, mie im Orient bie ^latant ate Sc^attenbaum bet)or}ugt mttrbe. Hm bie Sinbe maren fB&nkt errichtet, bie jum Sinken eintuben, unb ber umgebenbe Slafen mar mit „gefc^ac^jabetten unb gezierten", b. f). in fc^ac^brettartig, mit SHerecften gemufterten Stumen^ beeten ausgeftattet, bie bem äluge grreube gemährten. 2>a2mif4)en fanben fic^ allerlei (Semflfe imb Slrjneifiräuter. SBar ber SBefi^er reic^, fo f(^mü(6te ein SSogel^aue bm (Barten unb mürben feltene Xiere in Söfigen gehalten. SRanc^mal mar in einer laufc^igen (Ecke no^ eine bic^e (ßeigblattlaube Dor^anben, in bie Siebenbe fic^ mit S3orliebe 2urfl&2ogenr tun i^rem fungen (ßlücfte ju leben.

9nit ber Befestigung ber politifc^en 3urtSnbe unb bem allmä^lic^ burc^ ben regen &anbel mit bmx SHorgenlanbe beförberten SBo^lftanb, ber bie Slorbebingung einer bie (ßartenfiunft übenben Dome^men £eben0^altung bilbet, ermac^te in bm leitenben iftreifen ber ®tabt« republiken unb X^rannenftaaten Z^lim», burc^ bie noc^ von bzn (ße« lehrten unb ben aSertretem ber i^irc^e gefproc^ene lateinifc^e Sprache

26*

404 SHe <l>ef<^t<^te be« Siergarten«.

unb bie SKenge ber noc^ Dor^anbenen (Erinnerungen unb 2>enfmtöler begünftlgt, in b(r Stenolflance bie SBiebergeburt antiken 2>enken0 unb £eben0. SlSar fc^on am Slti^gange bee 9QitteIa(ter0 namentlich in ben 2)i(^tungen ber SUinnef&nger ba0 SlaturgefO^l toieber fo toeit 5um 2)ur(^bru(^e gekommen, bag bie etnfac^ften (Srf4)einungen in ber Slotur, mie ba0 (Srroac^en be0 (M^ling^, ba^ Snofpen unb S(fi^en ber aSäumer ba» too^Ituenbe ®rün be^ (ßrafe0 unb ber 93t&tter in SBoIb unb Srelb, ber liebliche (Sefang ber S3dgel, toieber ato ettoo^ 6(^öne0 empfunben tmirbeUr fo entftanb in ben Italienern mit ber Slenoiffance 2um erftenmol in ber SQenfc^^eitegefc^ic^te bie felbft bm (ßebilbetften be0 StItertum0 oerfagte Sr&^igfeeit, bie (ßeftalt ber Sanbfc^oft ote (Bansen in i^rer me^r ober meniger au^gefproc^enen Sieblic^fieit ober i&tanblo^ fität 3U erfaffen. Sie fiommt in ber 9Qalerei Dom 15. 3^^^unbert bereite {um Slu0bru(ft, inbem bie Sanbfc^oft nic^t me^r nur mit bem iBeftreben, einen Schein ber SBirUic^keit ^erooriubringen, fonbem fc^on mit ber Stbfic^t, i^r einen befonberen poetifc^en (Behalt unterzulegen, bargeftellt toirb. SHefe^ mobem empfinbenbe Slaturgefu^l kommt ouc^ in ber italienifc^en Siteratur biefer 3^ jum Stu0bru(^. @o geniegt ber 1405 5u ^ienja in £o0kana geborene 8lnea0 ®9toiu0 be pcco« lomini, ber von 1458—1464 (üb Pu0 IL auf bem päpftlic^en X^rone fag, mit (Entsflcften ba0 Panorama, ba0 fi(^ i^m Dom ^öc^ften (Bipfei be0 SUbanergebirge0, Dom 9Qonte (£aüo au0, barbot, ober bie 6(^ön^ ^eit be0 :&ügellanbe0 um Siena mit feinen aSttlen unb :^öftem auf bta gö^en.

%lu0 bem toac^fenben S3erft&nbniffe für bie lanbfc^aftlic^e Qd^ön^ ^eit ertDuc^0 bem gebilbeten 3toliener eine S3orßebe für ba0 fianbleben, bie um fo ftfirker jum Slu0bruclt fumt, je grögere politifc^e unb polijei^ lic^e 6i(i^er^eit bie einseinen 6t&bte unb 6taaten getofi^rten. 2>abei tDaren wn Sizilien unb Hnteritalien au0ge^enbe (Einflttffe, bie auf arobifc^en (Sinflug jurflckiufü^ren finb, nic^t 5U verkennen. 9Bie bie STormamten manche grein^eiten ber arabifc^en 6itten angenommen unb an i^re Slac^bam, bie 3^1^^^ t)e0 Srertlanbe0 toeitergegeben Ratten, verbreitete fic^ bie grteube an ^flbfc^ eingerichteten (ßSrten langfam Aber bie italienifc^e gatbinfeL Unb fo füllte \ld) benn balb mieber bie Umgegenb gemiffer Stäbte, ^auptf&c^lic^ {l^loren}, fpöter au(^ Stom, mit ben fianb^&ufem ber burd) :&anbel unb 3n^u[trie xdd) gemorbenen St&bter. 2>amit toar bie SBieberanfenfipfung an bie noc^ tDor^anbenen Stefte einer ber köftlic^ften Schöpfungen be0 alten 9tömertum0 gegeben, um fo me^r, ate injtoifc^en aut^ bie tlrc^ektur

^SAt iSef4i4te bcs ^ittutaUns.

405

bet bm 2a^Icei(^en flbeibletbfeln bei ottrömifi^ett SBoukunft in bte €i^ule gegangen vai unb etnen neuen Soufttl ^eroorgebcadit Ejotte, eben ben bet Uoltenifiiien StenaiHattce. Senn bei itaUeni[(^e (Saiten

SBüb 73. Unlage eines itallenif(t)en StenaiFfancegartens mit Slri^tteftlur. <9Iai^ 3. !6. ^eiraril ,De flonim cultura" 1683.)

bei ^enalffance, bei nun entftanb, mai eine 6(f)9pfung bei Sli(^i== tetitui, tote ts tDo^ift^einßd) bei altrömlfä)« (Satten au(^ gemefen tooi. 'SAt i^n fi^fen, maien äXic^iteftten, jene Sünftlei bei Stenaiffance, bie nld)t blog Saumetfter, fonbem UnloetfolEianrtlei maien, ble alle bü'

406 ^ie (Sefc^ic^te be0 Siergatten«.

bttibm i^ünfte be^errfc^ten unb bobutc^ allen if)xm Soufc^öpfungen ben Stempel oöUig einheitlicher iftunfhoerke aufprägten. 60 6am es, bag ber (Karten in ber itolienifc^en Slenaifjonce nic^t eine fiunft^ gattung für fU^ barfteUte, fonbem ftet^ Xeil eines ^nftmerlid toar, inbem 95iUa unb (Barten ate ein einheitliches (SoxtitB aufgefaßt tDurben. SUit ber Slufgabe, einen $alaft, eine fßVüa ju bauen , übernahm ber Slrc^itebt sugleic^ bie Slufgabe, auc^ ben baju ge^örenben (Karten ju fc^affen. Unb ba in biefer 95erbinbung Don ^ccm unb (Karten für bie fiünftterifc^e Söfung ber tlufgobe boB gaus mit feiner Sage unb ber ^norbnung feiner Xeile notmenbigenoeife bie Slic^tfc^nur dbQob, fo ^atte fic^ bie (Einteilung bes (Kartend ber bes :&aufe6 unterjuorbnen. 2>a0 i^aa& aber tDurbe t)on biefen Strc^itefiten in ber Slnorbnung ber Sl&ume, mit im ganjen Slufbau ftrenger Symmetrie untertoorfen; bie Srolge baoon toar, ba^ biefe (Kefe^e auc^ auf ben (Karten übertragen tDurben.

2)a nun 3tctlien burcf)tDeg ein gebirgiges &anb ift, unb für bie Sage ber 95iUen in erfter Sinie bie Sc^ön^eit ber 9lusficj[)t beftimmenb tnar, fie alfo meiftens an bm älb^ängen errichtet tDurben, fo mugte ber (Karten terraffiert toerben, wob an fic^ f(f)on tnefentlic^ baju bei^ trug, it)n ju einem ard)itefitomfc^en iKunftmerfi ju geftalten. 2>ie Stm läge folc^er Xerraffen aber erforberte bas Sluffü^ren t)on SUauem unb aSrüftungen, unb untereinanber mugten bie Xerraffen burc^ Xreppen^^ anlagen oerbunben toerben. 60 n^urben bie Xerraffenanlagen mit i^ren Srüftungsgel&nbem unb i^ren grreitreppen ju btm ^aupU elemente bei ber arc^itektonifc^en (Keftaltung, ba» ben (Si^axaktex biefer italienifc^en (Karten beftimmte. 2>er regelmäßigen tlnlage bes (Kanjen entfprec^enb, tDobei bie SQittelac^fe bes (Keb&ubes flc^ in ben (Karten fortfe^ traten auc^ bie fc^mücftenben ^flanjengruppen unb ^bmim^ beete in arc^itektonifc^en {formen auf unb mugte fic^ ber ^^flanjen« tDuc^s ber Schere beugen. 2>te Slumen n^uc^fen in geometrifcf) ge« formten SBeeten, unb bajiDifc^en ftellte man bie ja^lreic^en n^ieber ausgegrabenen, ber Srctrbe beraubten, antiken Statuen ober 9lac^:« a^mungen berfelben jum Sc^muciie als tnillkommene Slbn^ec^flung für ba» Sluge auf. SlSenn immer möglich, burfte jur SSelebung bes (Kanjen aucf) baa ftrömenbe äBaffer nid)t fehlen. 3^ raufc^enben Haskaben ftrömte es Don oben ^erab, um, unten angelangt, in Spring« brunnen toieber auf}ufteigen unb fic^ fc^liepc^ in n^eiten, gemauerten Saffins 2U fammeln. (Kine ber ölteften folc^er Einlagen tpar bi^enige ber aSiUa Slucelloi in Srlorenj, bie bie burc^ bie (Einfü^irung ber Drfeille:»

!3)ie (St]d)\6^it bt9 ^itiQatttm. 407

flechte oüß bem Drient in bie ^cabttä bee S(benblanbe£^ reU^ ge^^ XDOtbenen Slac^fiomnten be0 im 13. 3a^^^^^bert in ber aufftrebenben Stobt onfäffig getpotbenen 2>eutf(^en Srebetlgo, b. ^. grtiebric^, fic^ bauten. Zn Üft maxcn jur Staffage ja^Uofe antlfie Xtümmer auf^ gefielltr an betten ber junge SQU^elangelo 6tubten ato 3^c^ner unb iBUb^ouer machte.

Site fpöter in ber Slrc^tte6tur ein onberer (ßefc^maclt aufkam unb bie noä) magooUe goc^renolffance in bie toeniger ruhigen Srormen be0 SBarocft fiberging, nahmen bie SBafferanlagen in bm (Sorten berart flber^anb, bag fie in Dielen ^äüttt burc^au0 bzn (Sinbrucft be^errfc^ten. 2>a konnte man balb ber SBafferkfinfte nic^t genug bekommen. S(^W lofe Springbrunnen in ganjen SlUeen in ber SBiUa b'CBfte in Xiooli bei 2lom j. 35. jSpe man beren an 1000 [d)Ieuberten i^re SBaffer in bie fo^f)t, unb bie reiche, in SHarmorfiguren tDieber auflebenbe SBelt ber ^eibnifc^en (ßötter unb :&albgötter, bie ato plaftifc^er Sc^muA fic^ nic^t nur auf bm Xerraffen, bm Xreppen unb i^ren iBaluftraben tt^ 1)ob, fonbem aud) bie Springbrunnen unb äBafferbecften belebte, fpie ebenfalte in oft rec^t gefc^macftlofer SBeife äBaffer. Brunnen ent« fprangen bm Xreppen,, fprubelten au0 bm SB&nben ber Xerraffen ^er^^ Dor unb felbft bie :Ka0fiaben, bie fogenannten SBaffertreppen, tourben Don i^nen unterbrochen. 2>ie Sergtoänbe tourben ausge^ö^It unb bie (trotten, bie man ^ier bilbete, ffiUte man mit allerlei SBaffereffekten. Sc^lieglic^ tirteten bie äBafferUinfte in Spielereien au0. 9Ran lieg in bzn ©rotten Sßaffer in ^o^le Slö^ren fallen unb trieb baburc^ bie £uft ^inau0 in eine pfeife, bie tönte. Slu0 einer Slnga^l folc^er pfeifen ftellte man gange äBafferorgeln ^er. SBerft^mt toar in biefer SBe^» jie^ung ber (Barten ber Dom Sleapolitarier $ierro Sigorio ffir bzn ^arbinal ij^ippolgto Don (gfte erbauten SJilla b'(gfte in Xiooli, in tDetc^em gtolfd^en bm arc^itefdonifc^en ^rofpe&ten nid)t blog Slote^ Warfen, fonbem auä) Dom äBaffer getriebene SHufifttoerke ffir bm ikarbinal unb feine Sr^eunbe itire SHelobien erfd)allen liegen. 2>er 93ogelbrunnen in baumbefc^atteter (ßrotte a^mte allerlei SSogelftimmen nac^, bte ba0 plö^id)e (^fc^einen einer grogen, kfinftlid)en Sule bzn kleinen 95dgeln Sc^toeigen gebot ^ugerbem tourbe ba0 2Baffer in aller^anb fc^lec^ten Schergen gegen uneingetoei^te Sefuc^er benu^t, bie unvermutet befpri^ tourben, toemt fie in bm (ßrotten ober auf bzn beim ^erumfpagieren begangenen SBegen auf beftimmte Stellen bz» Srugboben^ traten. SBetrfigerifc^e Sitje tooren angebracht; fe%te man fi(^ auf fie nieber, fo fprifete ein SBafferftra^l unter bzn JJfigen bz»

408 3He (Bef^i^te be0 3tet0atten0.

@t^enben ^etoor. Z^ mand^tn (Srotten ftonben 93UbföuIen, bie fic^ bei Betastung einer beftimmten Stelle umbre^ten unb ben ^otmlofen 3ufc^auer mit SBaffer begoffett, unb anbete bergleit^en ®päge me^t.

(Eine toeitere, noc^ bebenftlic^ere Stn^ctrtung betraf ben ^ftonjen^ tDuc^0. 2>ie meiften Sc^muckböume be0 italienifc^en (Kartend, wx aUem bie Pnie unb S^vxtWt, müdi ledere in i^rer aufftrebenben, fc^arf umriffenen Srorm ettoa« burc^au0 arc^itefttonifc^e« ^ot, ba0 fieiner 9la(i^^Ufe beburfte, bann bie immergrüne (Rä^t, ber Orangen« bäum, ber Sorbeer, femer bie (SeftrSuc^er, toie SK^rten, 9l}aleen, W^o* bobenbren unb anbere, ^aben von tiom^erein fo bestimmte, fefte Um« ripnien, bag bie 93erfu^ung, i^re fronen ju befd^neiben, burc^aud fem lag. Slnber« toar e0 fc^on mit btn i^ecfien, mit bmen bie 9er« fc^iebmen Xette bt» (ßarten0 umfc^toffm toaren. 3^ ^^^ ölteren (gärten toaren bie ^l&d^m }tDif(^m ben ^auptric^tungelinien, bie burc^ bie %Ui)\m ber UMa beftimmt tDurben, meift in quabratifc^e ober boc^ tomigftend rechteckige Treiber aufgeteilt, mobei bie Sreu^ungepunfite ber äBege burd^ 93aumgruppm, Springbmnnm ober Saubm ge}iert u)aren, toö^renb $UIeen 9on S^xt^zn, bm mic^tigflen 93&umm be« italienifc^en C^artend, bie i^aupttoege begleiteten. 2>ie ein}elnen Oretber biefe0 parterre«, beren 93egren}ung mit ber 3^ tion ber einfachen, gerablinigen Sinienffl^rung }u getounbenen, felbft tierfc^nörketten SK^r« mm flberging, marm in i^rem 3nnem mit faftig grünem SUxfm, mit blü^enben (Seftr&uc^em unb 93(umm aller ^rt erfüOt. 2>a begann man ftatt ber natürlich getoac^fmen Srormm allerlei au0 a3u(^0 unb (Sibe gefc^nittme Sriguren, toie fie fc^on bie Slömer ber Saifer^eit ge« liebt Ratten, 5ur Stu0f(^mückung ju tienoenben. SHanc^e ber Treiber tDurben aud^ ate fogenannte £abt)rint^e au^gebilbet, b. ^. }n)if(^m mit ber Schere }u grünen SlSänben befc^nittenen $ecftm fü^rtm tier« fc^bmgme SlSege 5U einem $la^e im SKittelpunkt bes Sab^nt^0, bm man auffinbm mugte, toobei man in aller^anb Sacbgaffm geriet SUle biefe 93uc^d« unb (Siben^eckm rei^tm begreiflic^enoeife baju, auger ben gerablinig befc^nittmen auc^ anbere Srormen ^er^uftellm, }. 93. bie (Snbpunkte ber gecfien burc^ i^atbftugeln ober kugeln au0}U}eic^nm ober bm i^ecfienränbem ftatt einer gerabm eine gefc^mungme obere 93egren}ung 5U geben. Solche (S&rten au0 btm 16. 3^t^unbert finben mir noc^ anbeutungemeife im heutigen 3t^t^i }. iB. in ber be« rühmten, )et$t leiber ftarfi tierfallenen aSilla SUbobranbini in Sfra^cati bei 9lom, in ben (Siarbini (Siufti in aSerona unb 93oboli hinter bem ^ala^ao ptti in Srlorena. Z^ ^^^^ ftnb allerbing» bie einft in

2He (Bef^i^te be0 Stergarten«. 409

ftrengen Srotmen gegoltenen (Setoäc^fe ber 6c^ere enttoac^fen unb ^oben ttefige 2>imenfionen angenommen, bie ba» einfüge 9(u0fe^en nic^t me^r urtebergeben, ^eute aber nad^ unferem (Sefc^mack grog^ artiger unb fc^öner toirfien.

Italien galt bamate fftr tonangebenb in (Sefc^macfi unb Sitten ber grogen äBelL @o fionnte ee nic^t fehlen, baj^ bie fran}öfif(^en Sönige mit bie beutf(^en Sirc^enfürften feinen (Bartenbau nac^a^mten- CHaube SKoUet'ber ©ärtner geinric^« IV. von 8rranlirei(^, errichtete in biefer äBeife bie (Bartenanlagen ber Sc^Iöffer oon 93toi9, <^ontaineb(eau unb ®t (Bermain en Sage. S^tfc^^ ^^ gerablinigen SlUeen toaren fiunftooUe ate parterres en broderie beseic^nete ^Blumenbeete errichtet, 5U)if(^en btxwx bie Satialiere unb 2>amen bes i^ofed lufttoanbelten. Slu9 tierfc^iebenfarbigen ^flänjc^en mü^fam ^ergefteOte Suc^ftaben unb Sinnfprflc^e erfreuten bie 93efu(^er. Stu0 i^ainbuc^en imb 9Beig:> born fc^nitt man Xiergeftalten, Sllenfc^en unb Schiffe, }tDif(^en toelc^en toeige SEarmorftatuen eine u)o^(tuenbe Slbtoec^fbing boten. Unb toä^:: renb bie (Barten ber Stenaiffance fic^ auf bie nö^ere Umgebung ber fle fc^mflckenben $aläfte befc^rönftt Ratten, ging man me^r unb me^r }u bem toeiten, au^gebe^nten (Barten be0 folgenben iBarocfi über.

2>ie (Barten ber iBarock^eit, tDie fie un« in Italien in ber SJitta 93org^efe unb in ber fßUla $amp^i(i 2>oria in 9lom, leiber ftarfi tier:' baU^omiflert, entgegentreten, }eigen alle me^r ober toeniger entu)i(ftelt fc^on 93orboten be0 freien Sanbfc^aftftite in (Beftalt tion in rein natura lid^en Orormen gehaltenen SlSalbpartien, bie auf begrenjtem ^aum mögltc^ft tiiel Slaturfc^ön^eit ftttnftlic^ tiereinigen. Slac^ biefem Sllufter entftanb in Qrtanbreic^ aUmft^Iic^ ber nac^ btm Strc^iteftten unb harten:» ftflnftler £e 9lötre benannte regelmögige (Bartenftil }ur Seit Subtoige XIV., ber tiorbilblic^ für ganj (Suropa mürbe. Se Slötre mar 1613 ate 6o^n bee $ataft« unb (Bartenintenbanten ber Xutterien geboren unb mag fU^ fc^on frfl^ mit (Bartenangelegen^eiten befc^äftigt ^aben. . 2>oc^ mürbe er sun&c^ft Sllaler unb ging ate foU^er nac^ 3tctlien, mo er be^ fonber0 in 9lom bie bortigen (Borten fiennen lernte. 2>ie (Einbrttcke, bie er ^ier tiom 3ufammenmirken tion ^aaa unb (Barten ote ein^eit« liebem Sunftmerk unb tion ber 995irkung unb Derfc^iebenen SSermen:« bung bed aiSofferB erhielt, finb jmeifellod beftimmenb für fein fpätered Schaffen gemefen. Site Submig XIV. an Stelle bes tion geinric^ IV. angelegten unb tion Submig XKL ermeiterten 3<^0t)fc^Io|fe0 im äBoIbe von 9JerfaiUe0 mit einem Stufmonb tion in^gefomt me^r ote einer 9KiUiarbe alter Ranken eine üppig ou^geftoltete neue Slefibens baute,

410 SHt <BeTd)i4tc bes Singortms.

berief ei Sit Slötre jut älnlage bes gemaltigen, bos @(^tog umgeben« ben Fastens unb fanb in i^m ben geeigneten Sllann jur fßtxmbtki' li(f)ung feinet gcogattigen ^Häne. ^is an boe (Enbe feine« langen Seben» ei ftad) STJO^rig im 3a^ie 1700 blieb et tm 2)ien|te bes SÖntg«, bec i^ ftets feine ooUe (&unft juroonbte, unb f(^f bie (Bütten bei übrigen ßSnigefc^ldffet bet fnxn5ö|if(^en Sione um. <Et fytt bas gtoEte SSei^tenf^ aus bem bis ba^ln nut r^elmägigen ftonsö:

f6l\b .74. .ISagier (Brui^itg ncltbeca^mten kfll. SuPsoitnie gu CeifalUt».' (Slai^ einem Stid) von 90. ^it\tL)

fif(^en (Sotten einen at(f)iteUonif(^en geft^affen m ^aben. 9tii^t, bog et boiu etroos bleues ^ätte eipnben muffen, et monbelte oielme^t nut um, mos f(^on noitjanben toat, untet bem Ginbtudte be|fen, toas et in 3talien flefeljen fiattc (Et oetbanb ©ou» unb ©atten ju einem fiünftlertfc^n (Sangen unb tat bos in einet 3Beife, bie bem nat^ t^ea= ttalifd)en (SffeUen oetlangenben Seifte feinet ^t buic^aus an» gemeffen mar.

3Ioi il)m ^atte fid) bie (Sortenbunft (Sutopos nÖri)Iid) bet SUpen unbetü^tt von beifenigen bet Slenaiffance entmidielt giet toot man noi^ iHel atmet als bott unb füllte ftc^ auger^alb bet ummauetten

2){e (Bef^icf^te bes SittQaxttn». 411

6t&bte unb 93urgen nic^t fielet genug, um ben Dor^anbenen kleinen 3lergarten ^inau0 in bie Sonbfc^oft ju tierlegen. Unb ote ouc^ bie u)ittfc^aftti(^en unb politifc^en S^ftönbe fic^ ^iet fo mdt gebeffert Ratten, baJ^ man an ein Sanbt)(m0teben urte in Italien benken fionnte, fo blieb bie (Sortenanlage mit fle im gKittelalter gemefen max, eine irgef(^a(^5abelte unb geoierte", b. ^. eine fc^ac^brettartig regelmögig ouf:^ geteilte, ebene Stniage. 60 fe^en urtr biefe (Satten, mn benen fiaum etn^of^ erhalten ift, nod) in btn Supferftic^metften bee 17. 3at)r^unbett0 ate eintönige, regelmäßige Einlagen, beren meift gleich groge quabra^ tifc^e Treiber mit gefc^nittenen gedken umgeben maren. 2>ie SBege moren oft mit Saubengängen au0 (Sittenoerfe überbackt, bie ju jier^ liefen ^DiUond ftt^rten. Sluc^ Springbrunnen unb @ku^turen fe^tten ni4)ti ebenfo maxm mit aSorliebe Derroickelte (Sänge in Srorm non 3U fenluret^ten SBönben gefc^nittenen iBuc^d:« unb (Eiben^ecken ote Sabt):« rint^e nor^anben, bie bm iBefuc^er nac^ langer 3^^^^ enblic^ 3U einem $Io^e im SKittelpunfit ber Slnlage führte; bo(^ mar bei i^nen non einer einheitlichen fiunftmirfiung, jufammen mit bem gaufe, feeine Siebe, mie fie im itolienifc^en (harten fo einbrucksDoU burc^geftt^rt mar, gan} abgefet)en banon, baJß biefe kleinen Einlagen fic^ in ber (Ebene bt^anbm vaib fc^on be^^alb fftr einen arc^itektonifc^en Slufbou, mie im itolienifc^en (Karten, keine Seime in fic^ trugen.

®c^on }u (Snbe bee 16. 3^^^unbert0 begann unter italienifc^em (Einfluffe ein neuer grogjügiger C^ft in bie (Sartenanlagen ber franjö^^ fifc^en Sönigdfc^Iöffer 5U kommen. Wm brachte mie in statten bie Sinien bt» gauptgebäubes, be0 6c^Ioffe0, mit bem (Karten in SSerbin^ bung unb fc^uf bamit einen meiten 2>ur^blick, eine ^erfpektioe; auc^ legte man um ba0 Sc^log einen freien $la^, um baburc^ ba0 (Kebäube ate ben SKittelptmkt ber ganjen Einlage ^eroorsu^eben. 2>urc^ biefe Sleue:: rungen, bie (Haube SnoUet, ber (Partner Submig^ XIIL, an bea könig^ liefen (Karten non grontainebleau in aSerbinbung mit ber Einlage groger aSafferbecken mit Springbrunnen juerft in Sfrankreic^ einführte, erl)ielt ber (Karten einen 3ug ins (Krogartige unb begann fic^ bamit bem (Klonje ber franjöfifc^en Sultur anjupaffen, bie im 17. Zo^^^^^^^ biefenige ber Slac^barlänber, namentlich 2)eutf(^lanb0, ba^ mä^renbbem unter bm 6(^re(kniffen bed 2>reigig}ä^rigen Srieged 3U leiben ^atte, meit überragte. 3^ten gö^epunkt erreichte biefe 3eit unter ber Slegie^^ rung bt» ©omtenkönig«, ßubmig^ XIV., unb bie (Karten, bie in ber imeiten gälfte be« 17. ^ci^r^unbert» für i^n unb bie (Erften be« üanbt» angelegt tmtrben, fpiegebt beuttic^ bie (Eigentümlichkeiten bt» \tani6^

412 Sie <Be[4t4ite be« 3ierdatten0.

fifc^en goflebend biefer ^eriobe toiebet mit ber (Semeffen^eit tmb ®tei^ ^eit feinem ^ttzmonliü» unb feiner t^eotrollfc^en (Sranbesja, bie i^ren bejelc^nenben 9lu0btuck In bm fc^toülftigen SUIongeperMen unb bm bie (Seftalt et^ö^enben Stöckelfc^u^en fanb.

9lu0 bem (Seifte biefer t)om^m tuenben 3^ ^eroue btlbete Slnbrö fie Slötre ben regelmägigen fran}öfifc^en (Sarten }um orc^itektonifc^en um* 2>ad gaud, ba0 ®(^(og, roar ber Brennpunkt feine0 (harten« unb foUte mögttd^ft oon oUen Hauptpunkten ber au^gebe^nten älnlage ftc^tbar fein; onbererfeit^ foUte nom 6c^tog am ber Qaitit (garten überblickt merben können. Um bie0 leidster 3U ermöglichen, tmtrbe e0 au(^ in ber (Sbene auf eine er^ö^te Xerraffe von getDaltigen 2>imen^ fionen gebaut, moburc^ e0 frei au0 bem (harten herausgehoben muxbt. 2)a0felbe 3t^ verfolgte bie ^er^or^ebung ber SHittelperfpektioe auf boj^ @(^tog unb Dom @c^toffe am. 2>ie non ber Sllitte bes @c^toffe0 atuf« ge^enbe gauptallee burc^fc^nitt ben (harten feiner ganjen Sönge nac^ unb mat mit ^ot)en gefc^nittenen S3aumu)änben eingefagt Sönglic^e SBafferbe(ken in berfelben Slic^tung unterbrachen fie. Z^ bk\tt ^er^ fpektine fc^meifte nun ber 93ttck Aber eine grüUe Don a95afferbe(ken mit Springbrunnen in bie Sreme, unb umgekehrt bot fic^ Dom (Snbe bt» (hortend, |a non meit^er gefe^en, ba^ Sc^Iog auf feiner Xerraffe ein« bruckdooU bar. Sluger biefer SlIittelperfpektiDe mürben überall, kreu} imb quer burc^ bm (Karten, anbere 2)ur(^bli(ke angelegt unb bamit ba» eintönige Schema ber fc^ac^brettartigen Slufteilung ber Orl&c^^ burc^broc^en. Um möglic^ft Slbmec^flung ju bringen, mürbe jebe biefer Slebenperfpektioen, beren meift mehrere ftra^lenförmig non einem funkte ausgingen, mit einem point de vue, einer grontöne, einer Statue, einem kleinen (Sarten^äu^c^en ober etma^ St^nlic^em ousge« ftattet SHe abgelegenen (Sartenpartien mürben non ^o^en $e(kem mänbtn, meift gefc^nittenen Hainbuchen, umgeben unb i^r 3^nere0 mit Saummuc^0 erfüllt, ma» bea (Sinbruck ^eroorrief, ate feien alle bzn (Sorten burc^c(uerenben ^erfpektioen mit ^o^en grünen Suliffen um« ftellt Stoifc^en biefen ftilifierten Einlagen maren, bamit nibm ber ftrengen Srorm auc^ bie fpielenbe ^^antafie i^r Siecht bema^re, allerlei Sab^rint^e unb Z^Q^i^t (trotten, Slaturt^eater unb nerfc^ieben au»^ geftattete po^e mit Suft^öufem au0 (Sittermönben ober @pringbnmnen unb plaftifc^en (Gruppen jeber Slrt gerftreut 2)er ganje (harten mar nac^ italienifc^em SKufter mit Statuen ber antiken (Sötter« unb Halb« göttermelt belebt, bie frei ober in nifc^enartigen SSertiefungen ber Hecken« mänbe aufgeftellt maren unb mit i^rem SBeig ba» eintönige (Srün be0

2)ie <Be[4l(()te be« 3ierdatten6. 413

:&intetgrunbe0 unterbrachen. 9loc^ me^t ote Im itolienifc^en (ßotten iDor bcu^ 995affet gut SKtttottfiung ^etangejogen. 993at e6 bort bo^ lebenbige, in SQ0fiaben ^etabtaufc^enbe unb in Srontänen auffprubelnbe SBaffer gemefen, fo maxtn ee ^ier an^gebe^nte Sßafferbec&en, bie an fic^ fc^on burc^ bie Sllaffe tmrfeten, gleic^falto belebt von Springs btunnen, meiere au0 plaftifc^en (Gruppen ^en^orfc^offen, nnb ^inteteim anberfte^enben SBafferftütjen.

Site ein :&auptftücfi bee (Satten^ breitete fic^ unmittelbar Dor bem Schlöffe ba0 iBIumenparterre in (Seftalt wn iBIumenteppic^en au0, toie e0 fc^on ber öUere fran^öfifc^e (garten, gleich bem|enigen ber itolieni^^ fc^en ^enaiffance, befag. Um i^re 3^<^nung gehörig jur Geltung }u bringen, befd^r&nbte man fic^ ebenfo mit in Italien nic^t auf SStumen, bie nic^t auerefa^ten, ate bie Süufter feiner unb jierlic^er rourben, fonbem man t)ern)enbete ba}u ^afen unb gefc^nittenen SBuc^e unb fflltte bie Zwi\(titnt&atM jurtfc^en hm einjelnen Sriguren mit gefärbtem @anb, mit 3t^0elme^l ober :Ko^lenftaub. Z^ ^^ SHitte ber SSIumen^ beete maren bie ^o^en StergemSc^fe, mie Sonnenblumen unb SKaloen, gruppiert unb mürben t)on immer niebrigeren eingefagt. Srflt btn Srtü^ling mürben Xulpen, i^^ajint^en unb Slarjiffen in fc^ac^brett» förmiger Slnorbnung auf bie 93eete gepflanjt, um naäf bem SSerblfl^en burc^ anberen ^Blumenflor abgelöft gu merben. Selten fel)Ite auc^ bie Drangerie, bie melft ein befonberes parterre an gefc^ü^er Stelle bilbete, an meiere fic^ bie jum flbermintem nötigen ßalt^äufer an^ f(^loffen. gier ftanben in Steigen füblic^e ©eioäc^fe in Sübeln, mie £)rangen, S^tronen, Sllgrten unb florbeer. Slber i^re JBermenbung toar burc^aue nic^t auf bie Drangerie befc^rönftt, fie begleiteten xHelme^r aud) bie flinien be0 Parterres unb umgaben bie SSSafferbecken. 3^ biefen grogartigen Einlagen, bie burc^aue keine bürgerlichen $au0görten maren, fonbem bm SBebflrfniffen non Königen unb genen mit groger i^of^altung entfprac^en, bleuten ato Sc^auplö^e gl&njenber grefte, i^re a3o0fiet0 unb cabinets de verdure maren ber Drt für bie arkabifc^en Sc^öferfpiele ber gofgefellfc^aft 3^^^ Äoften maren berart, bag fie nur entfte^en konnten, mo ben flaunen eine0 abfoluten germ unbe^ fc^rcbtkte SKittel 5ur aSerfügung ftanben, bie bur^ rückfic^t^Iofe 93e^ fteuerung ber Untertanen befc^afft mürben.

9löc^ft S5erfaille0 mar einer ber fc^önften non fle Slötre angelegten (Barten berjenige non WLaxU), von beffen munber^ollen SBaffermerken un0 alte Supferftic^e ein gutee 93ilb geben. 2)er (garten von (grog« Xrianon mar kleiner unb einfacher. Sluc^ ben (garten t)on St (£toub

414 3){e (Befc^icf^te bt9 Z^tx^acttn»,

baute fie Slötre um unb legte an ber jiemlic^ fteilen Sahoonb ber 6eine bte berühmten fEßa^tcrnttht an. 2)et (Sorten von (E^antiU^ fiam an Slu^be^nung bemlenigen von SSetfoiUee gleich; er t)atte einen &anal von 3 km Sänge, ber 80 m breit tDor, n)ä^renb bei^enige von aSerfaiUe^ bei 1600 m fiönge nur 60 m ^Breite befag. äluc^ bte (Sorten non @i (Sermoin, SKeubon unb Srontolnebleou boute er um unb mochte bie $Iöne 3U go^Ireic^en ou0n)örtigen (S&rten; benn wie ba» SeremonieU unb bie Sitten ber aSerfoUIer :&of^oltung überoU in (Suropo Sloc^o^mung fonben, fo Q)or ouc^ ber 93erfoiUer (Sorten bo0 nielbe^ Q)unberte SQufter fftr bie übrigen ^öfe, bie ee in oUem bem Sonnen:» könige'' gleichtun moüten. (Sorten biefer Slrt fc^offen fojufogen toie ^Uje OU0 bem 93oben ^eroor. SBir lernen fie tote bie fronjöfifc^en om beften burc^ bie Supferftic^e kmntn, in benen bie berüiimteften (Särten ber bomoligen 3^ obgebUbet unb befc^rieben n)urben. 2>o ift 5. 93. in (Englonb ber (Sorten von gomptoncourt, in Sluglonb berjenige non ^eter^of, in 6c^u)eben ber)enige non 2)rottning^oIm bei Stocb^obn. 2>ie meiften Sloc^o^mer fonb ober ber fron}öfifc^e (Sorten, mit onbere fronsöfifc^e SHnge ouc^, in 2>eutf(^Ionb, too oUe bie jo^Uofen größeren unb kleineren, bi^ 3U btn fileinften ^öfen, bie fu^, fo gut ober fo fc^Iec^t ed ging, noc^ fronjöfifc^em SKufter einguric^ten fuc^ten, eine Sloc^o^mung bed SSerfoUIer (Sorten^ gur (Er^ö^ung i^re0 (Slonjed fflr unbebingt nottoenbig hielten, fßon btn nielen beutfc^en Stniogen biefer Slrt finb nor oUem bie (Särten Don Sc^önbrunn bei 993ien, 9lt)mp^en^ bürg unb Sc^Ieig^eim bei SlKlnc^en, Sc^n^e^ingen bei geibelberg, 3BU^eIm0^5^e bei Toffel, beffen So^kobenontoge oOerbinge eine ^ati)^ o^mung bei^enigen ber fßüLa SUbobronbini in Qrtodcoti bei ${om ift, bonn in gonnoner, S^orlottenburg u\m. 5U nennen. Stuc^ bie geift^^ liefen Srfltften vooUten nic^t hinter bm meltlic^en gurücfibleiben; bo^ non sengen bie (Särten ber grürftbifc^öfe non Solgburg (i^ellbrunn unb SKirobellgorten), Dlmflt( ju :gremfier, SBfiriburg unb SKoing. (Siner ber fpäteften fronjöfifc^en (Sorten max auä) bie |et$t gong neronberte 6c^öp^ fung 2rriebri(^« bed (Srofeen in 6on«fouci, bie begeu^nenb für bie SJor* liebe bed grogen Sönig^ für oUe0 grxongöfifc^e ifL

Se Slötree Sloc^folger fuc^ten bm Süongel groger aSer^&Itniffe in i^ren Slnlogen burc^ bie S3ereid^erung ber (Eingel^eiten gu erfe^en. SHe ote Srortfej^ung ber $loume be0 goufe« geboc^ten, Don glott gefc^nit^» tenen, t)o^en Soubn^onben umfc^Ioffenen (Sortenröume be^ klofjifc^en fie Slötref^en Stite erfc^ienen i^nen longn^eilig, imb fo goben fie btn longen geckeno^Snben bie bemegten grormen ber Steinorc^itektur, wob fe^r unnotürlic^ ou0fo^. Sllon nerfo^ fie mit Säulen, Pfeilern unb

2)ie iSt\d^\6)tt be0 3lcTd<^tten0. 415

®ef{mfen, man fc^nttt Xür^ unb Srenfteröffnungen in fie hinein, bekrönte fie mit ^Kugeln unb Dbeltoken, alled cms^ htm lebenbigen (Srün ge^ fc^nttten. 2)ie fiaubengange bilbete man in grorm non :greu5geQ)dIben ober gab i^nen aus Saubtoetk gefc^nittene 2)ä(^er. 2)amit nic^t genug, a^mte man fc^tte^Itc^ gange (Bebäube, |a felbft Sluinen au0 ge&en^ mttk xtadi. Wt btefer Unnatur ^ielt bie künftlic^e S3e^anblung ber aSuc^d^ unb Sibenpftongungen Schritt, inbem man r>on ber 995ieber:» gäbe einfacher ftereometrifc^er ^Körper ju berfenigen r>on Xier^ unb Snenfc^enflguren, ja 3u ganzen au0 folc^en OHguren gebilbeten be^ Q)egten Simm überging. 3^ kleiner ber (Sarten roar, um fo me^r ging er in folc^en Sünfteleien auf unb um fo unnatürlicher erfc^ien er.

2>ie unausbleibliche Sleaktion gegen biefe Slusartung einer in i^ren Slnfängen grog unb emft angelegten ^Kunfttoeife ging von (Sng^ lanb au0. 3^ biefem Sanbe, bas burc^ feine 3nf^^^ ^or ben kriegerifc^en (EinföUen ber ^ad^batn gef(^ü|(t roar unb fic^ fc^on feit bem 14. 3ö^tl)unbert georbneter fojialer 3uftänbe erfreute, ^atte bie fiulturenttoicfilung keine Unterbrechung erfahren, unb ber june^menbe @ee^anbel brachte bauemben SBo^lftanb unb teilroeife fogar bebeuten^ bzn Äeic^tum meiter ßrelfe. ^n einer 3^ i>ö auf bem mitteleuropfti^ fc^en Sreftlanbe Stbel imb Bürger noc^ hinter i^ren Sllauem fagen, konnte ber englifc^e Sorb fc^on feine S3urg, ben keep, nerlaffen unb ^ ein bequemes ^aus inmitten feines (^utsbejirkes bauen. Slament^ lic^ in bem glücklichen Seitalter ber Königin (Slifabet^ Don 1558 bis 1603 füllte fic^ b(x& 2anb, bw feit ber (Eroberung burc^ bie 9lor^ mannen im 11. 3^^^^unbert bas Äbergeroic^t über bie Stäbte erlangt ^atte, mit prächtigen Sanbfi^en, beren ®ärten fic^ allerbings im grogen unb ganzen nic^t alljufe^r non btn gleic^geitigen in Srtankreic^ unb 2>eutfc^lanb unterfc^eben. 2)ie (Einteilung in rechteckige Sr^er, bie fiaubengange unb 3^6^^ r ^^^ 3Bafferbe(ken unb Springbrunnen roaren urte biejenigen ber mitteleuropäifc^en (hörten. 2>agegen fpielte bei i^m bie tenaffenförmige Slnlage eine grögere SloUe, nielleic^t als eine Srolge ber ^%eligen englifc^en Sanbfc^aft, xHelleic^t aber aud^ auf italienifc^e (Einflüffe jurückjufü^ren. Bremer ^atte ber englifc^e (Barten eine ausgeprägte äiüorliebe für befc^nittene iBuc^s^ unb (Eibenpflangungen, bie roo^l burc^ bie Kenntnis bes hierin gleic^gearteten ^ollönbifc^en (Bartens Derftärkt rourbe, gumal jur S^\t ber Königin (Elifabet^ eine ftarke ^ollönbifc^e C^nroanberung ftattfanb. 2)iefer (Einflug rourbe naturgemäß mit bem (Erfc^einen 995il^elms non iDranien in (Englanb unb roä^renb feiner Slegierung Derftärkt

2>er ^ollänbifc^e (Barten roar rec^t eigentlich, nermöge ber 9latur

416 2He 9tW^tt be0 3iergarten0.

bed Sonbed, ein (Sorten ber (Ebene mit f(^a(^btettartiger (Einteilung bet wn gerabegefc^nittenen Recken umgebenen ^^er. 2>a nun bie kleinen Sanbfi^e, bie fie aufn)iefen, fic^ meift an bm bie ^oUSnbifc^en ^rooinjen in groget 3<^I burc^fc^neibenben fionölen ^injogen, tooren fie x>on bort^et reic^ mit geroblinigen SBafferobem burc^gogen, o^ne So^fiaben tmb ^o^e Srontänen auf}UQ)eifen. 6e(bft füt bie u)enigen imb fpötftc^ fliegenben Springbrunnen mox man auf SKafc^nen on^ gemiefen, bie burc^ SZHnb^ ober ^ferbekraft in SSemegung gefegt mttbtn mugten. ®c^on burc^ bie meift geringe (Sröge ber (gärten begfinftigt, tDoren oUe feine Xeile in kleinem SKagftabe gegolten, tooburc^ timoB ^einli(^e0, £angn)ettiged, Jeben grogen 3uge0r urte er }. 93. burc^ Xerraffenanlagen in bie (Sorten ^fttte hineingelegt toerben können, 93ared in fie hineingelangte. SHe peinliche Drbnung unb Sauberkeit feiner äBo^nung flbertrug ber :&oUanber in feinen (Sarten, beffen 93aum^ unb ®trau(^u)erk ftet0 unter ber Schere gehalten, ja mit SJorliebe }um Sltuffc^neiben kttnftlic^er OHguren benu^t tourbe. SQanc^mal nmrben fogar bie iBaumftömme n)eig angeftric^en, um fie fc^öner unb fauberer erfc^einen }u laffen. 2>ie häufige SJenoenbung non künftlic^ ge}ogenen 3u)ergobftböumen in fiflbeln unb Xöpfen, toie bie SluffteUung von SKufc^eln, :KoraUenfttt&en, ^orjeUanfiguren unb anbtttn folc^en SHngen, bie ber lebhafte :^nbel be0 aufblfl^enben Sanbe0 in 9Senge au0 frem^ btn £&nbem ^erbeibrac^te, mar ein Sludflug berfelben Steigung. Was aber ben ^oUSnbifc^en (harten t)or allem aud}ei(^nete, ba0 toar fein reicher ^Blumenflor. (E0 toar too^l ibtn jener ^ng }um ^Kleinen unb 3ierli(^en, ber fic^ in ber Srteube be0 ^oll&nberd an ber Sc^ön^eit unb Sfarbenprac^t ber eingelnen 931ume öugerte, namentlich ber Xulpen unb ^^ajint^en, bie in immer neuen Orctrbenoariotionen unb grormen 5U sieben ber bie (Sartenkunft t)öUig be^enfc^enbe (E^rgeij ber QoU länber tourbe.

Xro^ feiner Slbfonberlic^keiten ttbte ber ^oUänbifc^e (harten im 16. unb 17. 3^^t^unbert einen nic^t geringen (Einflug auf bie (Sorten:» kunft ber übrigen Sönber SKitteleuropod, nomentlid^ ouc^ auf (Englonb unb 2)etttfc^lonb au0. (&b mag ba0 mo^l mit boron gelegen ^oben, bog ^ollänbifc^e (Särtner einen guten Sluf genoffen, ben fie fic^ in ber ^aum^ unb 93lumen5uc^t i^rer i^eimot ermorben Rotten. SBir merken biefen (Einflug ^eute noc^ in manchen obfonberlic^en 3i^<^ten kleiner (Sorten, an ber SJerroenbung non Sllufc^eln unb ä^nli(^en SHngen }um (Sinf offen non S3eeten, an glän}enben (Slodkugeln unb befc^nittenen assumen unb 6trSu(^em. Site bann ber fronjöfifc^e (Sorten £e ^ötre0

SHe <St\d^id)tt bt9 SiergattetiB. 417

fic^ bem ^oUänbifc^en unb englifc^en (Sefc^mack untertparf, ba begegnete blefe SJorttebe feinem befc^ntttenen aSufc^toerti, unb bolb rourben barin toaste Drgien gefeiert, aa» ben Säumen unb @tr&uc^em bie bisarrften grormen 5U fc^neiben, nic^t b(og Slac^bilbungen von Xier- unb Sllenfc^en^ geftolten, fonbem auc^ bie mannigfoltigften frei erfunbenen p^antafti:« fc^en (Sebttbe. @(^on }u 93eginn be6 17. 3^^t^unbert0 ^atte ber ge^ niole Sleformator auf bem (Gebiete ber SBiffenfc^aften imb gugleic^ ©taat»mann gfrancte JBacon (1561—1626) feit 1619 fiorbkanaler unb aSaron x>on SSeruIam in einer @(^rift „Essay on the gardens'' flc^ gegen bie gefc^macfilofen, au0 SBuc^» unb (Sibe gefc^nittenen liu guren auegefproc^en, bie nur für Sinber pagten, unb t)atte (Srunbfä^e aufgefteUt, nac^ benen ber (harten anguorbnen fei 2)erfelbe foUe au0 brei Xeilen befielen, non benen bie beiben erften nic^t roefentlicti Don htm bamote Xtblic^en abmieten, mdfycmb ber britte Xeil eine SBUbnid fein foUte. (Sd toor bies olfo fc^on ein beutlic^ier Stnklang an ben fpäteren fianbfc^aftdgarten. Zn ber grolge erhoben fic^ immer me^r (Stimmen gegen bm ^errfc^enben (Bartengefc^macfu @ie trafen }u« fammen mit ben 93orboten jener fentimental romantifc^en ®po^e, bie auf ba» Derfc^nörkelte, im S^^ntoniell erftarrte 3^^^^^ Submige XIV. folgte. 3^ (Englanb leitete SSUton mit feinem ,,t)erlorenen ^arabiee" ^uerft gebruckt 1667), in Ortanfereic^ ^louffeau mit feinem ^^CSmile" (1761X in 2>eutf(^Ianb äUbrec^t non Malier, SIeift unb (Gegner mit i^ren ^oturbic^tungen biefe $eriobe ein, alle prebigten bie Slilckke^r jur Slotur. S5on biefem @tanbpunkte au0 ging man bem t)ta\d)mbm frangöfifc^en (harten ju Seibe, in müä)mi man in feinem bamaligen englifctien Suftanbe aUerbinge ein SHufter non Unnatur erblicken konnte. 2)er engUfc^e Siebter ?Pope (1688—1744) nerfpottete feine Saum^ unb SBafferkünfteleien; er unb ber engttfc^e ^^ilofopt) Slbbifon (1672—1719) maxm unter ben ©rften, bie in ber ^rajiß DöUig mtt bem ^errfc^enben (Sartengefc^mack brachen. Se^erer legte feinen eigenen (Barten nac^ bem ppofop^ifc^ x>on i^m begrttnbeten ®runbfa|(e: „^ad)^ o^mung ber Sflatur^ an. Slac^ feiner eigenen Sefc^reibung foUte fein (Barten ben (Binbrutk einer non felbft entftanbenen SBilbni» machen. fitt(^engen)ä(^fe unb SSlumen ftanben burc^einanber Q)ie toilbraac^fenb auf btn (Bartenplo^en; grelb« unb (Bartengeu)ä(^fe, Dbft^ unb anbere 93&ume ttmc^fen gemifc^t unb eine Quelle Q)ar ate SSac^ in nielen SBinbungen unb SSerjtDeigungen burc^ ben (Barten geleitet

a3ei biefer abfonberlic^en älrt ber Slatumac^a^mung kam nic^t0 aSemünftige« ^>erau0. 3)en erften ©c^ritt ju einer neuen (Bartenkunft

418 ^te iSt\6)\d^tt btB 3^^tgatten0.

tot im 3tDeiten aSiettel bee 18. 3a^r^unbette SBiaiam Sent, ber cd» fianbfc^aftemdcr fein Slugc für btc bcfonbcrcn Sldje bet cngttfc^ctt Statut Qz\(i)&t\t ^attc. Slcfe Slaturfc^ön^eitcn im ©arten barjufteUen, olfo . ein aflnftlerifc^ fdfönee fianbfc^aftdbilb mit bem SBec^fel grüner, vom SBaffer belebter SlSiefenfläc^en mit Saumgruppen unb (Se^öljen }u [(Raffen, toar fein 3*^ Saburc^ mußte Jebe gerabe fiinie auö bem (Barten nerft^minben, unb um i^n mit ber Umgebung ju t)erbinben unb in (Sinklang ju bringen, fielen auc^ bie umgrengenben SHouem unb mürben burd) (Gräben erfe^t 6o foUte unter allen Umftänben bie Xöufcf)ung aufrecf)tert|alten toerben, bag man fic^ nic^t in einem (Bebilbe non SOenfcffen^anb, fonbem in ber freien Slatur beflnbe. 2)iefe an \id) gefunbe Slicf)tung artete nun balb jur tDiberlic^ien 9Sanier au0, als ber p^antafielofe unb nicf)t bM geringfte SSerftänbnis für malerifc^e 9laturfd)ön^eit befi^enbe (Bärtner bee Sönigs in i^amptoncourt, SBroton, fie in feiner Slrt in bie ^taps umfe^te. SUd gefuct)ter fianbfc^ofte:» gärtner geftaltete er um bie Sllitte bes 18. Z^^^^^^^^ ^^ feinen Schülern bie alten (Bartenanlagen (Snglanbd ber Slei^e nac^i um, burc^ feine armfelige, ^anbmerksmägige SHanier jene oermüftenb unb i^ren teigDollen alten Saummuc^d gerftörenb. Spott unb Strger über biefes Xreiben konnten nidft ausbleiben. 2)er nielgereifte Slrc^itekt SBilliam (£^amber0 klagte, mie bie Sl^t oft an einem Xage bas 3Bact)9tum eines 3o^^^unberts nernic^te, mie taufenbe e^rmürbiger iBäume, ja gan3e SBälber meggefctflagen toürben, um fc^lec^tem (Brafe unb einigen amerikanifc^en Kräutern pa^ ju mact)en. (Er befc^reibt fe^r anfc^au^ lic^ bie neuen Einlagen : toenn man fie betreten ^abe, erblicke man ein meites grünes ^r^lb, morauf in geringen Stbftanben Säume toac^fen, umgeben mit einer Dermonenen (Sinfaffung non (Beftrauc^en unb Säumen. (Sin in regelmäßiger S-Srorm gefc^längelter Srußroeg toinbe ficti groifc^en (Sinfaffungen non (5tbü\ii} ^inburc^. Sluf ber anbem @eite bes (Wartens erblicke man genau basfelbe, toas man nor^er ge«* fe^en ^abe. Slirgenbs biete fiel) @ci)atten, unb toenn ber SBanberer ermübet unb aus SHangel an (Srquickung ftc^i entfcf)liege , nict)ts me^r 3U fe^en, fo bleibe i^m boc^ nur bie SBa^l, btn 3Beg toeitet bis jum Slusgange gu oetfolgen obet umguke^ten unb ben langtoeiligen 3Beg noc^ einmal ju machen.

SBiiliam (£^ambers toat in (5uf)ina gemefen unb feine in ben 3cx^ten 1757 unb 1772 ^etausgegebenen jmei Sücf)et übet c^tnefifc^e (Sebäube unb (Satten ettegten nic^t nut in (Snglanb, fonbem auc^ in Srtankteic^ unb 2)eutf erlaub, too fie in Xtbetfe^ungen etfc^ienen, unge^

2)ie (Befc^i^te be^ Siergarteiu^. 419

^euted äluffe^en. 0^net)in fanben bamate, unter ber iozn^djaft bee Slokoko, Cgrjeugniffe unb Jl^ormen be^ c^inefifdien SunftgetDerbes in (Eutopa tDette 93erbreitung. (gegenüber ber (Eintönigkeit be0 bamaligen fianbfdiaftdgartend konnten bie Sc^ilberungen, bie (S^amber^ in feinen iBüc^em Dom c^inefifc^en (harten gab, i^ren (Sinbruck nic^t oerfe^Ien. 2>iefer le^tere mox im (ßegenfa^ ^um neuen englifdien ®arten fe^r ab« tDec^flungsreicfi unb bilbete eine ^Bereinigung oUer möglichen lanb« fd)aftlid)en Sjenerien, toie gu (Eingang gefc^ilbert n)urbe« 9lac^ feinem aSorbilbe errid)tete man 93erge, türmte Reifen auf, über bie ba» SBaffer in raufdienben (}räUen ^erabftürjte, bilbete Z^^^^f ^i^ ^^^ i^tt SSrflcken Derbanb, baute gried)ifc^e Xempel, c^inefifc^e ^agoben, ög^ptifdie $^ra« miben, türkifd)e Sllofc^een mit SUinaretd. Um alles red)t natürlich gu machen, koftümierte man bie 2>ienetfd)aft fo, mit ber 6tU ber ein« jelnen ©ebäube ©erlangte. 3)a bie fü^renben (ßeifter ber ^dt, mit Slouffeau, bie ^ückkel)r gum einfadiften fieben, gum Urguftanbe ber SHenfdi^eit prebigten, fo errichtete man auc^ l&nblidie (Sebäube unb Dor ollem mit SSaumrinbe bekleibete (Einfiebeleien, bie (Eremitagen, bie ben rechten ^intergrunb für bie Sc^öferfptele ^ergeben foUten, mit benen man in feibenen 5trt^g^ti>änbem unb mit bebänberten io^xttn^ ftöben bem Slufe nac^ Slotürlic^keit (^olge gu leiften glaubte.

2)a0 Gange fanb reic^lidie 9Ial)rung an einem befonberen S^ge ber 3^t, an ber (Empfinbfamkett, an bem 93erlangen nac^ ^ü^rung, an ber @uc^t, groge (Sefü^le gu ^aben, tDOoon bie gange bamaltge Seit erfüllt roar. Sllan benke nur an SBert^erö fieiben oon (ßoet^e. Sluc^ ber ®arten foUte beftimmte (Empfinbungen Q)ecken, follte nac^ bem ^ringip ber ^bmec^flung mit feinen eingelnen XeUen oerfdiieben auf bie menfd)licf|e 6eele mirken. 3^ 2)eutfc^lanb mürbe bas alle« mit bekannter ®rünblicf|keit in ein Softem gebracht. 2)er Sieler ^^ilofop^ girfdifelb gab in ben 3a^ren 1777—1782 ein fünfbänbige« SBerk: Z^eorie ber (Sartenkunft ^erau0. (Er bad)te fid) ben ®arten ate eine Slnftalt, aSemegungen ber Seele gu enegen mie 93ergnügen, äBonne, ©c^mermut (Erftaunen, Slnbadjt, (E^rfurc^t, Slu^e, 3rrieben, unb bem^^^ gemäg unterfc^ieb er in i^m Xeile, bie folc^e feelifd)e Smpfinbungen audtöfen feilten. 2)em Slnmutigen unb ^^itern follte ba5 (Erhabene ober 9nelan(f)0lifcf|e, bem fiieblic^en unb Sanften bca SBilbe ober Slo« mantifd^e folgen. (Eine Xlbenafc^ung follte bie anbere ablöfen unb ba« burc^ ben (Einbruck ber Sgenerien fteigem. 2>agu ^atte man aud) noc^ anbere SHittet, bie gur Slnmenbung gelangten. SUan erbaute Xempel, bie ber 2rreunbfc^aft, ber fiiebe, ber (Einfamkelt, ber Xugenb

27*

420 S>te iSefc^i^te be0 Biergartene.

getDtbmet toaren. Um menfc^Iic^e (Stogtoten auf fu^ etntDirken }u laffen, ercfa^tete man berühmten SEännem, igelben, 2>i(^m, ®ele^rten, $i^Uofop^en tm (Satten SHonumente. 2>ie Schauer bet SEBe^mut, btnen man fi^ nur aUjugem Eingab, mecftte man an einfamen Stellen be0 (Satten0 burd) (Brabbenkmäler, burc^ ben Genius be0 Xobes mit ge^ fenfiter Srtukel, burd) ep^eubemac^fene Sarkophage unb von Xrauer^» melben befd^attete Urnen. 2>a man gleidimo^I bas ®efü^I ^atte, bag alles bies nicf|t ausreiche, um ben gen)ünfcf|ten (Effekt }u erjielen, fuc^te man bie nötige Stimmung burc^ 3nf<^i^ft^ i^ erzeugen. Itberatl wattn gereimte ober ungereimte Sprüche, meift S^ate aus lateinifc^en unb ein^eimifc^en 2>ic^tungen, angebra^ft, in benen bie Slatur mit be^ ftimmten feelifc^en (Erregungen in (Sinklang gebracht mürbe.

2>en filaffi^ismus löfte bie $ieriobe ber Slomantik ab, unb neue (Brunbf&^e mürben für ben fBaa ber (B&rten aufgefteltt. Sefonbers brachte ber englifc^e ®&rtner Slepton von 1794 an ben (Gartenbau auf einen befferen 995eg, inbem er bie Ororberung auffteltte, ba^ ber SBoben, auf bem ber (Sarten angelegt merben foU, nac^ feiner natflr« liefen 93efc^affen^eit gu benähen fei, momit er bie kflnftlic^en 93erge, Seen unb bergleic^en Derroarf. Slud) trennte er bie näc^fte Umgebung bes i0aa\ts^, ben pleasureground, t)on ber meiteren Umgebung, bem $iark, unb forberte für erfteren eine ard^itektonifc^e Sluebilbung imter SBiebereinffl^rung ber blumengefc^mückten Xerraffe. SSit Pepton f (fliegt bie (Sntmicklung bes englifdien fianbfc^aftsgartens ab; er fanb keine größeren Slac^folger, unb feine (Srunbfä^ blieben mft^renb bes gansen 19. 3^^^^unberts ^errfc^enb. SBer ^eute biefes fianb bereift, toirb in mand^en (Segenben, mo bie fianbmirtfc^aft faft DöUig burc^ bie grogen fianbfi^e gurückgebröngt ift, btn (Einbruck bekommen, als ob bas gange fianb ein groger $ark fei, fo bi(^ reiben fic^ bie ein« gelnen Einlagen aneinanber. 3^mer ift es basfelbe Silb: Sßlefen, SBalbftücke, 93aumgruppen unb (Eingelbäume, bagmifdien bie fanftge« umnbenen Säc^e unb Orlüffe. ÜHefe in t)erfd|önertem 93ilbe fic^ geigenbe tgpifc^e englifdie fianbfc^aft fud|te man feit bem SSeginne bes 19. Z<^^^ ^unberts auf bem kontinente nac^gua^men, auc^ ba, mo ber (S^arakter ber (Segenb ein gang anberer mar, alfo bei Befolgung ber englifc^en ®runbf&^e ein burc^aus anberes a3Ub fid) ^ätte ergeben muffen. (Ein fianbfc^aftsgarten in ber fittneburger ^tibt g. 93. mürbe einen gang anbem (S^arakter geigen muffen, als ein fianbfc^aftsgarten im j^arg. Zn biefen Sre^ler verfielen aud) bie erften Slac^a^mer bes Sleptonfd^n (Bortens in 2)eutf(^lanb gu aSeginn bes 19. n;ci^t^unberts, fo oon Sckell,

^t fficft^i^tc bes Sittgatten«.

beffen feauptoerk englildje (Barten in SllüniJjen ift (Erft gütfi non $fl(Wct (1785—1871) bettat in aicutfi^lonb ben rlditlgen aBeg. Uttlet btm (Einbtuife bet ßcofeen englifi^cn Sinlagen, bie er felbft ftus biett ^e, f(^uf et in bcn 3a^cn 1816—1845 bcn ^r& bei i^m ge= ^fitenben €tanbe«^eiTf(^aft SUiufcou in ©(^(eften um unb gab 1834 eine 6(^tift Aber fianbft^aftegättneiei heraus, roocin ei feine Un« f(^auung begrünbete. (£c untetfc^eibet ooi allem fi^rf jtDijt^en bem

89ill> 76. $lan ein« ensIifi^Kn (Baitmanlast. (9Ia4 einem @tt4 oon 1802.)

tSarten, btx nat^ 35eife bn älteren ®artenkunfl eine Sortfe^ung bes &aufe& fein foUte, unb bem $arfi in bet n>eiteien Umgebung bes goufe«, ber ftets bem C^atafttec be« fionbes unb bes Slimas ange;)agt fein muffe. SHadi biefen (Btunbfä^ f(^uf er aus Snuskau eine mufter^ gültige älnlage, einen ^atk, bet aus mirklic^en, natürlichen SSälbem, SBiefen, ©emäffem, ^flgeln unb Xälem befielt Unter feiner SnU= nrir&ung entftonben in bet Sfolge eine gtofee anja^jl fütfUii^et (Barten, bie ^eute ju unfetn [(^önften Slnlagen 3&^len, fo 5. S. biejenigen non Sobelsberg unb ^otsbam.

422 2)ie (Befi^ü^te be0 3teTdarten0.

Sraft gleidisettig mtt i^m tDor ote ousäbenber (ßartenkänfüer bet fpStere (Senerolbirektor ber königlich preugifc^en ®ärten ^ßttex 3ofep^ ficmtS tätig. öctt 3öÖ^«tt oon 1816—1866 fdjuf er Qpxii In bem Dom grflrften ^flckler geforberten 6inne um $ot6bam ^erum bie 6cf|Iog:s garten von Sabeteberg, ^etn^GIienicfee unb 6and[oucL n;^mitten biefer retc^ Derfc^önerten Sanbfc^aft ober legte er 1825 im 93ereine mit bem grogen Slrc^itekten Sc^inkel ben ®arten ber lieblichen 93iUa (S^arlotten^of an, bie bem bamaligen fironprinsen, bem nachmaligen Könige Orriebricf) SBU^elm IV., gehörte. 6c^infiel ^atte bas ^ocms nac^ Slrt einer oltrömifcfien 93iUa entroorfen, unb bem mugte fic^ ber harten onpaffen. 6o entftanb benn ^ier ein überaus reijDoUer (garten mit ^erraffen, regelmäßig georbneten ^Blumenbeeten, ßaubengöngen, 3ron« tönen unb Xeic^en. 9lac^ ber aSefc^reibung be6 jüngeren pinius, bie mix 5U (Eingang gaben, tourbe fogar ein römif4)er :gippobrom ange^ legt 2)ie f4)on bei fienn6 ^eroortretenbe Steigung 5um regelmäßigen ar4)itektonifc^en (Barten entroicfeelten feine Slac{)foIger ujeiter, mie j. 95. ber regelmäßige Äönigsplafe am liergarten in JBerlin betoeift. Sie ttwad)tt aber aucf) an anbem Orten 2>eutfc^lanb6, fo in SQünc^en, tDO im Z^^^^ 1862 t)on (gffner bas^ ausgebe^nte parterre im franjöfi* fc^en (Sarten be$ ®ct)leiß^eimer ®4)lo[fe0 im Sluftrage fiubQ)ig0 I. mieber ^erftellte. Z^ (Sarten bes 6c^loffe0 fiinber^of in ben bagri« fc^en 93oralpen fc^uf bann fiubtoig n. eine SInlage gans italienif4)en d^a^ rakters mit Xenaffen, bie fic^ vom Schlöffe gu einem großen, in Sllar« mor gefaßten SBafferbecken fenken, beffen SBaffer in Soskaben unb (]rontänen, begleitet von Süarmortreppen, hinter bem Schlöffe von ber SBergle^ne ^erabftrömt

3u einem Slbfctjluß unb jur t^eoretifcfien 95egrünbung be« neuen (Bartenbauftite, bem ^eute me^r ober Q)eniger alle (ßartenkünftler folgen, brachte es erft ber frühere königliche ^^ofgärtner in Sansfouci unb fpätere ftäbtifc^e (ßartenbaubirektor t)on Berlin, (Buftao SHeger, beffen berü^mtefte Schöpfungen ber SHarlggarten bei ber 2friebri(^5* kirc^e in ^otebam, ber Orriebric^d:: unb ber i^umbolbts^ain bei aSerlin, ber IBremer Stabtparb ufm. finb. SBie ber §au«garten jum ?JJrit)at:s park, fo Der^ält fic^ jum Stabtpark ber öffentlictie gartenmäßig ge^« fc^mückte ^lafe im 3nnem ber Stabt Slucf) er, ber ganj uon Käufern umgeben ift, t)at fiel) nac^ ber neueren künftlerifc^en Slnfc^auung ben ®efe^en ber 3lrcf)itektur ju untermerfen; boc^ kommen ^ier vox ollem bie SSerke^rsrückfic^ten in JBetract)t, benen fic^ bie Slnlage anjupaffen f)at 3^« fc^mückcn oor allem Icppict)bccte imb (Bruppen oon ^xex^ pflanaen, beren bie mobeme (Bartenkunft eine SDenge befiftt

ÜHe (Befi^i^te be0 SitxQaxttng. 423

2)aburc^, bag man erkannt ^ot, müdi groge Sebeutung fon^o^I in et^ifc^er, ol^ fanitarifdier Segie^ung ber (ßartenkunft gukommt, ^ot man oor attem bie burij^ bie Sefeitigung ber SoUmerke um ble 6täbte gur IBepflongung freigemorbenen $lö^e gur ^erftellung t)on ®arten« anlagen benu^, bie bm (Erholung fuc^enben 6täbtem einen ange« nehmen Slufent^alt barbteten. Z^ ^^n neueren Stabtteilen fuc^t man Don Dom^erein fc^atttge SUIeen unb burc^ bie (Sörtnerkunft gefc^mflckte Einlagen gu fc^affen, bie mit i^rem frif4)en (Srün unb bm bvmttn Srarben ber in i^nen gepflangten Blumen bem Sluge eine too^Ituenbe Slbmec^flung im (Einerlei ber ^äufermaffen Derfc^affen. Unb n^ie im öffentlichen fieben, fo ift aud) in bie ^gäuslic^keit ber minber Semittelten bie Sh^eube aa ^langengrün unb Slütenfdimuck immer me^r einge« brungen, befonbere fettbem ber ^^genb in ber 6c^ule bie Siebe unb bas^ 93erftcinbni0 gur ^flange gugleic^ mit einer Einleitung gu beren Pflege unb Slufgu4)t vermittelt n^irb. Um aber auc^ einen SBettftrei unter ben (Srroac^fenen ^ert)orgurufen, burc^coanbem in Dielen 6töbten bie 9Qitglieber getoiffer Sommiffionen bie ©tragen, um ben am fc^önften gefc^mückten SBalkonen unb (^enftem greife unb Belobungen gu er^^ teilen.

Zn ben (Brogftabten fucf|t man immer me^r auf bie 2)&cf|er ber Käufer ein Stückchen Statur gu bringen, inbem man Blumen auf i^nen onfiebelt unb gange ®&rten barauf fc^afft 6c^on in ben grogen Stäbten be0 Slltertums ^aben fic^ bie ärmeren fieute, bmm kein Stuckeren Sanb gum Bepflangen guteil gemorben toar, mit folc^en !Dacf|g&rten be^olfen, toie uns bie alten @c^riftfteller berichten. Be« fonberd liebte man Sieblauben, pergulae genannt, angulegen, toelc^e bie Xerraffe ober ben (Sarten an ber SBo^nung anmutig befc^atteten. @elbft grögere Böume mürben in grogen Xonkflbeln in folc^er SHenge gegogen, bag bei manchen älutoren von förmlichen Suft^ainen auf bm !Döct)em ber grogen 6tabte be6 Sllterlums bie Siebe ift 2)urc^ pumpen ^inaufgeleitete0 SBaffer fprang au» bem marmornen Becken einee Springbrunnens, flog bann oielfac^ in geröumige 2rir<4be^älter unb biente, runb um bas §au0 geleitet, gur Sicherung beefelben bei 2reuer0:s gefa^r. Unb mer gu arm für [olc^en Slufmanb mar, bem mugten toie bei un0 einige in ben Sfenftem feiner SBo^nung in irbencn löpfen ge^^ gogene Blütenpf langen genügen. Ser farkafttfctje, unter Slero au« SBilbili0 in Spanien nac^ Slom gekommene unb ums S^^r 102 oer* [torbene römi[ct)e (Bpigrammbic^ter SHartialiö lieg in einem un» er^aU tenen ©ebic^te einen feiner (Bonner miffen: „2)er (Barten, lieber Supus, ben bu mir unter ber ©tabt gefctjenkt ^(aft, ift fe^r klein, faft kleiner

424 ^^ (BeW^te bt» Sietgattetu».

(ÜB 506 ®&ttc^en in meinem Srenftet.'' Unb ba^ biefer 6(^meu!^et unb (Bünftling Derfc^iebener Saifer lange 3^ fiStglic^ genug lebte, bt^ jeugt eine 6teUe au0 einem anbeten feinet ^eme, tootin et fagt: ^SHein Stttbc^en, gutet grteunb, ift im äBintet eifig kalt unb f^at n\^ einmal einen ganzen Orenftetlaben; felbft a3otea$^ (bet Slotbnrtnb) müxbz fic^ füt eine folc^e SBo^nung bebanken. 93effet ato ic^ finb beine Obftkultuten batan; biefe fte^en ^intet Scheiben von 9IIatiengIa0 (Glimmet), unb fteunblic^ fc^eint Don ^übtn bie Sonne hinein.''

3Bie einft bie ptac^tliebenben Xgtannen bet teid)en gtiec^ifc^en iganbeteftabt 6i5Uien0 Sgtakus, tooUten auc^ bie ptunkfüc^tigen fiaifet be$ n^eltbe^enfc^enben alten Stom (S&tten fogat auf i^ten gtogen Suft^ f4)iffen ^aben. ®o lieg fc^on bet fp&tete 93unbedgenoffe bet $lömet, ^gieton IL, bet t)on 269—216 v. <£^t. übet @gtakud ^ettfc^te, auf feinem ^tac^tfc^iff einen gansen fd)n)immenben ®atten mit fiuft^äufetn, ^etgolen, 93lumentabatten, 64)nrimmbaffin5 unb Stingpla^ anlegen. S)iefen fiusu6 fuditen bie tömifc^en ^ifet no4) 5U übetttumpfen. 6o berichtet un^ bet ®e^eimfc^teibet bee kaifetd igabtian, Suetonius (70 b\ß 146 n. <l\)x.\ von bem nac^ ben 6olbatenftiefetc^en, bie et ato Sinb im Saget ttug, (S^Ugula genannten btitten tdmifc^en &iifet, (Sajttd (S^fat, @o^n be0 (5etmaniku0 unb bet Stgtippina, bet von 37 41 n. (Si)t. ^ettfc^te, bag et fi4) Schiffe mit ge^n ^ei^en Don Slubetb&nken flbeteinanbet bauen lieg. 2>iefelben mattn auf bM Söftlic^fte einge^ ticktet unb mit Sunftgegenftänben au0 (Solb unb (Ebelfteinen teic^ qc^ f4)mückt. 2)ie @egel maten buntfatbig, unb gtoge Säbet au0 Süatmot, 6ftulen^allen unb ptunkDoUe Speifefäle toaten ootl^anben. SBeinftöcke unb Obftbäume allet Sltt ftanben in SHenge auf bem SSetbeck. Untet biefen lagette fic^ bet Kaifet mit feinem (befolge unb fu^t untet fc^al^ lenbet snuftk ben Käften 3ampanien0 entlang, bekanntlich finb neuet^» bing^ ptac^tige Xlbenefte gtoeiet folc^et luj;utiö0 eingeti^tetet alt^ tdmifd)et Saifetf4)iffe oon 76 bejie^ungdmeife 64 m fionge, bie ben ptunkDoUen greften biefee Saifete unb Dielleic^t ouc^ fc^on feine0 Süot« gangete Xibetiu^ cHb i^tntetgtunb bienten, au0 bem SIemifee nötblU^ Don $lom gefif4)t n)otben. 6cf|on fie geben une einen Segtiff Don bet koftbaten (Einrichtung biefet Stiefenfd)iffe, ju beten ^zbunQ man eine ^eitmeilige Xtockenlegung be5 Seee plant, ba man ja^lteic^e mtü^ DOlle Sunftgegenftanbe in i^nen ju finben ^offt

XXDC

Die 3twblumen.

@c^on auf niebeter :StiItur|tufe mug fic^ ber SKettfc^ an ben bunten ^axhtn unb am SBo^Igerud^e ber 93Iumen mancherlei SIrt er^ freut ^aben, bie i^m fe unb je auf feinen SBanberungen entgegentraten. äBenn fie i^m auc^ nic^t Sinken 8en)&^ren konnten, ee fei bma ato Strjnei, fo befriebigten fie n)enigften0 fein enoadienbed ftft^etifc^es (Smp^ finben. 2>e0^alb pflflcftte er fie gelegentlich, um fic^ bamit ju f^^mflcfien. @o bekränjen fiii^ bie leichtlebigen Semo^ner ber Samoainfeln nic^t bieg 2U feftlic^en $(nl&ffen, fonbem tagtäglU^ ;&aupt unb 93ruft mit <ßirlanben roo^lriec^enber 93Iumen, was einen fe^r ^übfc^en SInbttck gem&^rt akgreiflid^ertoeife mugten fol^e Stämme fe^r balb borauf Derfalten, folc^e Slfltenpflansen in ber Slo^e i^rer SBo^nungen }u sieben, bamit fie feberjeit ben begehrten @c^mu(ft jur 93erffigung Ratten.

93on ben älteften Blumengärten ber SKenfc^t^eit toiffen vsAx nic^ ; bemt, gan} abgefe^en baoon, bag bamato bie Schrift noc^ nic^ er$ funben max, ^ätte niemanb ber SSfl^e toert erachtet, und baDon Sunbt }u geben. 2)a0 erfte Süolk, t)on bem mit Sunbe ^aben, bag e0 fic^ getoiffer Slumen erfreute unb biefe teilmeife aucf) anpflanjte, um fie in genflgenber SHenge jur iganb ju ^aben, mar ba» uralte Sivltwc^ Dolk ber Stggpter, ba0 ber meigen tmb blauen Seerofe be0 Slite (Nymphaea lotus unb coerulea) ein befonbere0 3^ereffe, ]a ato Ainber be0 lebenfpenbenben, ^eiligen @trome0 gerabeju 93ere^rung entgegenbrachte. 91U unb meige @eerofe Don bm alten Stggptem suschin, von bta Griechen feboc^ lötös ge^eigen gehörten nac^ feinem (Empfinben jufammen mie Süutter unb fiinb, eine0 o^e ba0 onbere unbenkbar. SBenn ber ^eilige Strom nac^ ben flarken %egen tn feinem äquatorialen QueUgebiet anjufc^tDeUen begann, erroac^te ber im Schlamme be0felben murjelnbe fioto0 )u neuem 2cbm; toenn ber

426 2)ie Sterblumen.

6trom ba0 fianb tDeit^in mit [einem 2rtu4)tbarkeit fpenbenben 9lag überf4)tDemmte, ftanb bie ^flanje in voütt 93Iäte, unb toenn er lang- [am iu finken begann, fo reiften i^re 2rtücf|te ^eran, beren 6amen ber 93eoölkerung eine n^iUkommene @peife barboten unb 0(0 Sla^runge^ mittel eine roiditige Slolle fpielten. 60 berichtet uns ber 93ater ber grie4)if4)en (5e[cf|id)tfc^reibung, igerobot aus ^gctlitiamag an ber klein:' afiatifd^en fiüfte (484—424 v. (i\)x.), ber Slggpten felbft bereifte, von ber toei&en ©eerofe: „3"^ ^U u)ac^fen, wenn er bie ^^Iber über* fc^ujemmt, oiele fiilien (krinon), roelc^e bie Slggpter lötös tjeißen- 3)eren mo^nbapfelartigen 8frild)te fammeln bie fieute, börren fie an ber ©onne, jerma^Ien bann beren Samen unb ba&en mit §ilfe bes Sreuers 93rot baraud. 3lu4) bie SBurjel ift egbar unb fc^me(&t nic^t übel; fie ift runblid) unb oon ber (gröge einer SIluitte. Sluger biefem fiotoe ^aben bie Slggpter noc^ anbere im SBaffer mac^fenbe fiilien, beren ^4)t einer SBefpenmabe gleid)t, toorin Samen, fo grog mte OliDenkeme, in SHenge fifeen; man igt fie frifc^ unb gebörrt" Sllit biefen lederen meint §erobot bie erft feurj por feiner 3^^ Slggpten eingeführte rofenrote inbif4)e Seerofe (Nelumbium speciosum), beren 93lüten roenigften« ein S)rittel größer ate biejenigen unferer roeigen ©eerofe finb unb einen angenehmen Slnidbuft atie^auc^en. Sie ift in 3nbien ^eimif4), too fie ate padma in Sage unb Äult ber ^^^ber biefelbe SloUe, mie ber ^eilige fiotod bei bzn Slggptem fpielt Sluf i^r, bie ber jmeite (Bott ber Inbifc^en ©öttertria^ (Irimurti), SBifc^nu, ate er auf ber 9IlUd)ftrage bad Unioerfum burc^fdiroamm, um bie SBelt ju er« fc^affen, als Sgmbol ber entfte^enben (Erbe am feinem Slabel ^eroor* get)en lieg, ift beffen (ßema^lin Sakfc^mi, bie Göttin ber Siebe, bie loc^ter be« SBeltmeers unb ber Stacht, fdiroimmenb gebockt ^^^ tbm erfc^loffenen 931üte fi^t fie in i^rem unoergleic^lic^en fiiebreij, mit fpäter ber jum ®ott erhobene Sönigdfo^n Sibb^arta atis bem (Se« fc^lec^t ber Sakja^^ba^er auc^ Sakjamuni, b. f). C^mfiebler ber Sakja genannt, beffer aber unter bem (g^rennamen JBubb^a „ber (Erleuchtete* beliannt (623—543 t). C^r.) in i^r finnenb ate ber SBete^eit 2rülle t)on feinen jablreic^en Sln^ängern, bm JBubb^iften, bargeftellt mürbe. 2)e9^alb rufen i^n feine Sln^änger tagtäglich unter ber fte^enben Jormel: om mani padme hum, b. ^. „bu 3wmel in ber fiotosblume** an, ein (Bebet, baB in ga^llofen Xempeln, toie auf ben (ßebetsmü^len ber libeter gefctjrieben fte^it unb in bem fic^ bie Sieligion ber ge*« bankenlofen SUenge niebergefcblagen ffat Sluf einem fct^roimmenben 93latte ber padma ift auc^ Sra^ma, ber erfte (Bott ber inbifc^en

5)lc 3terblumen. 427

(Sötterbrel^eit, ber Urfprung aller SBefen, gu bem fle aadf surü&ke^ren, In ber für bie 3"^^ 4)atabteriftt[c^en SBeife mit gekreusten Seinen fl^enb gebac^t 2)lefe ^eilige ^flanje Ift bem 3nber bos Symbol be0 \iä) ftete emeuemben fiebens, ba5 [Ic^tbare 3^td)en ber ungefc^mäc^ten 6d^öpfungdkraft ber (Sötter, ber 3^^8nff alle^ Schönen unb fileb^ liefen; mit t^ren 93Iättem unb 93Iüten fc^mücfit er ^eute no4) role Dor 3a^ttaufenben ble Xempel unb SUtore fetner (ßott^etten.

2)teier ^eilige Inblfc^e fiotoe, beren ber SSraufe einer (Siegkanne ä^nllc^e (^c^te In l^ren na4) oben gu offenen ^äd^em Dom 93oIke grün ober getrocknet gerne Derfpelfte 6amen oon ber (Sröge Don DItoenkernen entgolten, gelangte In ber erften igölfte be^ legten Dor^^ 4)rlftllcf|en 3o^r^unbert0 au? bem (Seblet be0 (Sangee unb 3nbud nad) ^erflen unb eroberte fld) erft ums 3^^^ 600 d. (£^r. ba0 i^etmafc^ rec^t In bm (ßen^affem Slg^pten^. igler tourbe er In ber ^ellenlftlfc^« römtfc^en 3rft ate 3i^* wi^ Slu^flanje Im ganjen 2anbt xAü an^ gebaut, toar aber fc^on Im 10. n;<^^r^unbert n. (lf)x. mizbti au0 bem fianbe Derfc^tounben. (Sx mai alfo bem alten %9pten fremb, unb ble n)elge eln^elmtfc^e 6eerofe (Nymphaea lotos), ble ^eute noc^ mit ber ^mmelblauen S3ermanbten In ben SBäffem bee SlUtate roäc^ft unb 2ur 3ett ber SlUüberfc^n^emmung l^re ^übfc^^^ 93iaten entfaltet, nad) beren 3a^l ber Jdlac^e ben kommenben ^ötjre^fegen abfdjäfet, ujar ble ^eilige ^flange ber %t)pter, bad 6gmbol bes Sitte felbft unb guglelc^ bas^ ^lerogl9P^lfd)e äZtortbllb für ba0 ganse fianb Seml, b. ^. Slggpten. 3^re ©lüte galt ate ©Innbtlb ber fiebensfüUe unb be« flberfluffe«, loar bca 3el(^en ber 3at)1 1000, mit loelc^er ber fflggpter bm JBegrlff ber SHenge unb bee 6egeni9 perbanb. 6le toar ben Gottheiten Dflris, 3fte# beren So^n §orus, tole auc^ §at^or, ber Don bm ©riechen mit i^rer Slp^roblte Ibentlfljlerten ©öttln ber filebe unb bes fieben^genuffe«, ^elllg unb mürbe von blefen ate 2)labem getragen- Dflrte, ber äggp^: tlfd)e (ßott ber fc^affenben Sraft be^ üiöji» unb ber gldc^ermelfe ßeben fpenbenben incnd)üglküt, ba» atoere^rte ^rinslp be« (ßuten unb Schönen, ber oon feinem JBruber 6et^, bem Sömon bcs 3)ürre unb anifemac^« erjeugenben (Bluttoinbes ber SBüfte, getötet ujurbe, um bann in ber Untermelt über ble (Belfter ber SJerftorbenen ju ^enfc^en, mar auf einem ßoto^blatt t^ronenb gebac^t (£t mle feine (Bema^lln 3fi«r bas^ melbllc^e, empfangenbe unb gebärenbe ^rinjlp, maren mit fiotos^^ bkimen gefd^mückt fiefetere tolrb mit SJorllebe, ben SKlfc^lüffel, ba« 3eld)en ber crfdjloffenen 2rtu(^tbarkeit, In ber «eckten, In einem 5Pap9ru0na(^en über ble prangenben äBIütenkelc^e ber ^eiligen ^ßflanje

428 SHe 3ieTb(umen.

gleitenb borgeftellt, tDä^renb i^t @o^n $oru0 (äg^pttfd) Qat), ber bie bem Seben feinblic^e 2)unliel^eit tmb 2)ürre flbertDinbenbe fiic^tgott, ber Stächet feines Süatere Ofirte an beffen SHörber 6et|ii ftc^ beim Sd)mmbm ber Slac^t in einer halbgeöffneten fiotoeblüte ote bod Symbol ber neu Qufooc^enben Sonne aus ben griuten bes SBeltmeers ergebt SBie er, feine (Eltern unb feine Slmme :gat^or, bie Göttin bes <E^e« fegen0 unb Qrreunbin ber Kinbertoelt, maxm ouc^ bie ög^ptifc^en Königinnen mit bm 93Ifiten ber ^eiligen Sotospflanse ate i^rer fc^önften 3i^ gefc^mückt

Keine anbere ^flante, felbft nic^t ber in feiner SUurielfmoUe eben falte eine angenehme Speife barbietenbe $iapgru0, ou^l ein (Sefc^enk bes Slild unb in ber ^xtxogfj)pi)\k ba» ^^d^zn bt» Slorbens, vdo er in bta 6ämpfen bes 2>elta0 in SUenge n)uc^0, fpielte im täglichen Seben be0 Stggptere als 3^^"" ^^^ Opferblume eine fo roic^tige StoUe unb ^at feine ganse Kunft, bie Slrc^itektur, Skulptur unb SHoIerei fo mtü^ ge^enb beeinflußt, ^ie ber ^eilige fioto5. Stuf aUen 2)arfteUungen aus bem Ztbttt ber alten %;)pter begegnen toir i^m, n)0 auc^ immer fü^ jemanb auf ober am SBaffer bef4)äftigt, mo Opfertifc^e gebecftt finb, VDO (ßefellfd^aften gegeben roerben. SBemt reic^gefdimflckte Dome^me 2>amen beifammenfigen unb Sängern ober Sautenfpielem ju^ören ober X&ngerinnen }ufe^en, fte^en 93Iument)afen mit Sotosblfiten auf ben Xifdien unb galten fie fiotosblüten in ben :&&nben. SSon pc^tigen 6fii3}en bis aufs greinfte ausgeführte 2)arfteUungen mec^feln bie fiotos« bilber burc^ bie me^rtaufenbjö^rige ®efc^ic^te SUtäggptens. Hnb {mar mar bis gum alten Sleid^ ums 3<^^^ 3000 n. (E^r. fpejiell bie roeige Sotosblume bie ^eilige, bie auc^ jur S3er}ierung ber Xempel bei ^reften, mie auc^ 2um Sdimflcfeen ber Sarkophage in (Sirlanben benu^ tourbe. S3on ba an gemann ber blaue fiotos non bm Stggptem saipat ge^ nannt bie flber^anb Aber bm toeigen unb mar im mittleren unb neuen Sleic^e bie faft ausfc^Iieglic^ benu^te, bis erft mieber jur $itoIe^ m&er:» unb Kaiferjeit (333 vor bis 362 n. (S^r.) bie meige Sotosbhmte einigermaßen ju (E^ren kam. SBie bei uns feit alter Seit bie Slofe, fo mar bie 93Iüte bes fiotos im alten Stggpten bie Königin ber 93Iumen, bie man überall antraf, bie auf allen SHörkten 5U kaufen mar unb an beren 3farbe unb simtartigem 3)uft man fic^ in froren Xagen er* freute. Sie mar auc^ ba» be^orjugte (Sefc^enk ber fiiebenben unb mürbe als Slmulett aus öolj ober gebranntem Xon auf ber Sruft ge* tragen. SSie eintretenben ®&ften als S^d)tn bes SBillkomms eine elnjelne SJUtte ober ein Strauß berfelben Don ^mttn ober 2)tenerinnen

ÜHe Bi^^Iumen.

429

überreicht rourbe, fo prangte fi^ im fc^tDor^en $aar ber forgfölttg frlperten Same. Z^ neuen Sleic^e (1580—1205 x>. (S^r.) war ee In feinen Greifen Sitte, ju (Saftmä^lem (Selabenen einen ^ranj au» fiotoie^blflten um bm ^cüb gu ff&aQm unb i^r ^aupt mit iBIumen^ geminben }u sieren, au0 btntn eine ^olberfc^Ioffene Soto^e^bläte über bie 6time ^rab^ing.

a3ei keinem Opfer fehlte bie ^eilige W^^nse, bM Slttribut ber ^öc^ften (Bott^eiten. äBeiseno^ren ober fiotoeblüten in ben igänben fe^en tDir bie mächtigen ^g^trfc^er ftc^ ben ®ötterbUbem opfemb naffm unb bie (Sötter fic^ gegenfeitig befd^enlien. Unb einft felbft eine i,reinei in ben Strahlen ber Sonne letu^tenbe, ^eittge Sotoeblume im (Barten

SBUb 76—78. 91lt&09ptif4e 2)arfteUun0en Don fioto0blumen.

Stnft0 ein 2)ienet mit abgefcbnittenen SBlütenflengeln, in bei SDitte unb re4t0

fßa\tn mit fioto^btüten. (9la4 Sepfiu0 unb SBoenig.)

be0 Sonnengottes Sta'' 2U merben, mac, mit in bm Xotengebeten fte^t, ber fe^nlic^fte SBunfd) eines feben Stggpters. SHe^rere ber in ber Xotenftabt n^eftlic^ oon Z^ebtn aufgefunbenen fiönigsmumien fanben fic^ noc^ mit kranjreften gefc^mückt in benen fie oor^errfdit So mar bie nod) im Xobe (E^rfurdit gebietenbe SUumie bes grogen Slamfes n. ber 19. 2)gnaftie (1292—1225 v. (SXft.) mit ®eminben aus asiättem bes Don alters ^er ber 3f^ geheiligten Saumes Mimusops schimperi, bes ^fiebensbaumes'' mit in grorm unb gr^^rbe bm :5<^gebutten nic^t un:' d^nlid^en grtüc^ten mit bünnem Aberjug t)on met)ligem, mo^lfdimecfien« bem Sh^c^tfleifd^, abmec^felnb mit ben blauen Blumenblättern bes fiotos verflochten. Hnb gtoar mürben biefe Slumengetoinbe bem beigegebenen Xotenbuc^e sufolge bei einer 2ur Seit ber 21. ober 22. 2)gnaftie (1090

430 3)le 3t«blumen.

bid 745 0. (Si)x,) Dotgenommenen pruntooUen neuen 93eftattung um bie SKumie bee grogen Xoten gefd)Iungen.

S3on anbeten altäggptifdien (Sartenblumen finb uns nur fp&tltc^e Slefte erbalten geblieben. 6o fanben [id} in einem bie 93ruft ber SHumie be« Sönigs Slmen^otep IL aus ber 18. 2)gnaftie (1580—1547 t). (Si)t.) bebeckenben SSIumengeroinbe Slefte bee arabtfc^en 3<idmtn5, ber feigenblötterigen SHaloe unb einer blauen Slitterfpornart, bie in SBeft* afien t^eimifcb finb unb im 9liltal in ®ärten gejogen morben fein muffen. 3o:>if4^ i^^^" b^ns^tt gelbe JBIütentrauben ber tm Sanbe felbft tDacbfenben SlUakagie unb eines anbem Scbmetterlingsblfitlers (Sesbania aegyptiaca) mit rotgelben SBlüten. Z^ i>^ SBeibenloub« geminben ber ^ringeffin ^\u(l\)on\vL, ber Xod^ter bes Xont:>bont:=buti ber 22. 3)gnaftie (945—745 v. (Ebt.) fanben ficb neben JBIüten ber afia* tifc^en ftomblume bicjenigen einer in Ägypten nur im 8lpril blüben* ben Sompofite, eines SSitterkrautes, bie uns fogar von ber Z^^^^^i^^^ ^^ 6c^mücfiung biefer fietcbe genaue iSunbe geben. 3^ einem (biobc ber 20. 2)gnaftie (1200—1090 v. Cbr.) lagen bie »lüten unb oollftänbig gefcbmärjten SBlätter ber ^fefferminje. SfHebrfad) \)abtn ficb aud) bei SHumien biefer unb fpäterer ^erioben flberrefte ber bocbgelben SBlute einer Äompofite, ber bretifcben 2Bud)erbIume, neben benjenigen be« toU blü^enben Scbotenmeibericbs gefunben.

Sieben ©irlanben finb oud) ©lumenfträuße in grö&erer 3^^t tn ben fiatabomben ber Xotenftabt non Zi^tbcn gefunben morben. Sie lagen in ben Sarkopbagen auf bm SHumien, jmifcben biefe unb bie innere Sargmanb eingcjrDängt. 2)iefe Sträuße, aus 2felb:= unb ©arten« blumen, SBebeln ber 2)attelpalme (altaggptifc^ utu genannt) unb oer« f(f)tebenartigen fiaubblättem gefertigt, finb länglicb, ä^ren^^ ober japfen« förmig unb fiurj ober lang geftielt Sie mürben in ber SBeife ^er^: geftellt, ba^ man bie Slumen unb 93lätter um einen fiürjeren ober längeren Stab mit SSaftftreifen ummicfeelte. Sluc^ bie l^oljftiele ber Stränge maren b^^fiS kunftooU mit Saft umflochten. 9locb lituixQm^ tags merben bie 93Iumenfträuge in Stggpten, mie im gangen Orient, auf biefe äBeife gebunben.

SBle aierlic^ geflocbtene öalss: unb ©rufthränje trugen bie alten Sttggpter, toie toir aus jablreic^en 2)arftellungen oon ^'^ften unb (Be* lagen befonbers auf ben ftöpfen ber Sängerinnen unb länjerinnen bemerken, auc^ manrfjerlei Stirnkränje. 3^ ^^" Sfeften unb (Belagen geborten im alten Slggpten nid)t nur eine Slusfcbmückung ber be* treffenben Slöume mit blumengegierten ©irlanben tmb auf ben Xifc^en

3>ie 3ierblumen. 431

oufgeftellten IBIumen in sietlic^en SUabafterDofen ober firflgen Don Qt^ branntem Xon mit einem bis brei engen ^cUfen, in benen auf ben bUbUct)en 2>arfteQungen nod) bie ^inetngeftecfeten Slumen gu erkennen finb, fonbem oor allem anöj SBlumengetoinbe um Qaupt, ^q1& unb JBruft, mit benen ber (ßaftgeber feine (ßöfte fdjmücbte. (Eine Sorribor:: infdirift am grogen Xempel ber :gat^or in 2)enbera^, meiere bie au0« gelaffene Xe(f)ufeier gu (E^ren ber (Söttin jum (Segenftanb \)at, lautet: i,3)ie (Erbe ift in g^eube. Sie CBinmo^ner von 2)enberat) finb trunlien von SBein, ein firans oon 93lumen ift auf i^ren i^äuptern-^ Überhaupt finb bie alten 8tg^pter nic^t bie büftem, oom (Sebanken an ben Xob bel)enfc^ten SHenfc^en gemefeh, ate bie mir fie megen ber meitge^enben Orürforge für ba^ fieben nad) bem Xobe gu betrachten gemot^nt finb. Sie toaren Dielme^r ein rec^t lebensluftiges 93olk, ate melc^es fie un» bereite igerobot, ber ältefte gried^ifc^e (ßefct)tct)tfcf)reiber (484—424 o. <lf)x.), au0 eigener Slnfd)auung fd)ilbert grefte mürben triel gefeiert, imb an i^nen ging cb fe^r f)od) t)tt. 2>er SBebarf an Sränjen mar bemnac^ ein groger unb bae Sransminben galt im fianbe ate geachtete :äunft, bie gut lohnte. 2)er römifrfje ©c^rlftfteller ^liniuö (23—79 n. (E^r.) er:: mä^nt unter ben oon ben ög^ptifct)en Srangminbern mit 93orliebe be^ nu^ten SBlumen bm brennenb roten alejcanbrintfc^en Amarant, beffen ^a^nenkammartig ausgebreitete 93lumen&^re jebenfalte eine prächtige 3ierbe für franse abgab.

(Einge^enbere 9lac^ricf|ten über bie SSebeutung ber :är5n5e im Slltertum ^aben uns Derfc^iebene griect)ifd)e Sc^riftfteller überliefert 6o beri(f)tet ber um 200 n. (E^r. in Sllejanbreia unb Slom lebenbe grie^^ 4)ifct)e Grammatiker Slt^enaiod au0 Slaukratis in 8lgi)pten in feiner @ct)rift 2)eipnofop^iftai: „(£» ift eine alte Sitte, ben ®äften Dor bem 9lac^tifc^ gränje unb 6alben ^erumsugeben. :gellaniko0 erjä^lt, bag Slmafid, melc^er urfprünglid[) ein Sllenfc^ aus gemeinem 6tanbe mar (er ftürjte ben Äönig öop^ra, regierte oon 570—526 v. (Si^x., be^ günftigte ben 93erfie^r mit bm (&rted)en, benen er bie 6tabt Slauhratis überlieg, unb mar ein Orteunb bes Xgrannen ^olgkrates t)on 6amod), burc^ einen Sran} Sönig t)on Slg^pten gemorben fei (Er ^atte nöm^ lic^ ben Sran} aus ben präc^tigften ^^rrü^lingsblumen geflochten unb bem bamaligen ^Könige Slg^ptens, ^atarmis, gefanbt, als biefer feinen (Beburtstag feierte. 3)iefer freute fic^ fe^r über ben ^errlic^en ftranj, lub ben Slmafis gur Xafel, be^anbelte i^n feitbem als Ori^eunb unb fonbte i^n einftmals mit einem :geer gegen rebellifc^e Xruppen. 2)iefe mö^lten aber ben Slmafis als Sönig.''

432 2)ie 3{erblumen.

ÜHefer Slutot befprb^t elnge^enb bie Derfc^iebenen Sitten wn Sxänim, bie man ju fetner 3^ trug, au9 SotMktee, nrte i^ fc^on ber fontfc^e fi^riber Slnakreon (560--478 t>. (S^r.) fc^Ubert, om 2)tU, tDie i^n bie gttec^tfc^e 2)ic^terin @app^o aus SK^tilene auf fie0bo0 (um 600 t). C^r.) befc^reibt, au0 anbem too^Iriec^enben fir&utem, toie SQaforan, X^gmian, 6albei, Seifenkraut, bann aud fiorbeer, SH^rte unb Derfc^tebenen mo^lried^enben Slumen. ^Z^ fc^önen SUesanbreta gibt ts aud) Sixönit, bie man (}u (S^ren be^ fc^önen Sieblinge be0 :Saifer0 gabrian, SIntinood au0 Sit^nien, ber fic^ im 3a^re 130 ate Opfer für btn SLax\tx unmeit SSefa in ben 91U ftttrjte unb ertrank, tDorauf ber :Saifer fein Slnbenfien trtelfad^ feierte unb auc^ ein @iem« bilb in ber 3nU(^ftrage bic^t beim Slbler nac^ i^m benannte) Slntinoelo0 nttwt; fie merben au0 ber äggptifc^en 6eerofe ^ötös) angefertigt 2)iefe asiume u)ä(^ft in 6flmpfen unb seigt fic^ in ber SKitte be0 Sommere. 6ie kommt in {toei Srorben oor, entmeber rofa, unb bann nennt man ben SLtaxii eigentlich Anünoöios stöphanos, ober himmelblau, unb bann ^eigt ber SLiaxti lötinos stöphanos. (Ein ftggptifc^er 2)ic^ter namens ^ankrotes ^atte ben (Einfall, bem römifc^en fiaifer gabrian (76—138 n. (Sift.), ato er in SUesanbreia mar, bie rofenfarbene Seerofe }u geigen, fie für ein SBunber ausgugeben unb gu fogen, fie fei aus bem Slute bes maurufifc^en fiömen entfproffen, ben :|^abrian in iäbtgm, nic^t fe^r roeit von ällesanbreia, auf einer 3^^ ^^ eigener ganb er^^ legt ^atte. 2)iefer fiöme roar ein ungeheures Xier unb ^atte lange fo arg in fiib^en gekauft, bag ein Xeil bes fianbes oon bm Setoo^nem ^atte Derlaffen toerben mflffen. ^abrian fanb feinen @pag an ber üt^ finbung bes ^nkrates unb befahl, t>a^ er auf Staatskoften im SKu^ feion leben folle. 3n htm wn ^ankrates bem igabrian flbergebenen (Sebic^t kam auc^ folgenbe Stelle von „(E^e bie Slume bes Slntinoos (ber Soto0) von ber (Erbe erzeugt mar, bienten behaarter grdbt^gmian, meige Sitte, purpurrote ggagint^e unb Slfttter bes meigen Sc^toalbem krauts nebft Slofen, bie \id) beim 3^^t bes ^xSU^üngß öffnen, ju drängen.''

Slt^enaio0 fügt htm ^ingu, bag es auc^ Sitte fei, bie Xüren ber« fenigen, bie man liebt, mit drängen gu fc^mücken. ;gomer ^abe bm (Stbtanä) von drangen noc^ nic^t ermähnt, er muffe bei bm (Srie(^en erft fpäteren Hrfprungs fein. Spater fei er fe^r ^äufig getragen mor:« ben. Slnakreon fprec^e t)on SKgrtenkrftngen, bie mit %ofen burc^gogen maren, unb X^eopompo0 ergä^tt im britten Suc^ feiner igellenika, bie %9Pter Rotten bem Slgefilao0, al0 er in i^r Sanb kam, unter anbem

2)le 3terblumen« 433

<ßef(^en6en auc^ $apgro0 2u Riänitn gefc^icbt. ÜHe Spbatiten fteltten oft öffentliche @c^maufereien an unb ehrten btefenigen, bte bie grögten 93eitröge boju lieferten, mit golbenen fransen; fa fie bekränzten aiu^ biejenigen !Md)t, bie bie @peife am belikoteften zubereiteten. ^SSei bem grogen grefte, ba» polemaioe $^UabeIpt)O0 (ber (Brilnber bt» äHufeione unb ber a3ibIiot^ek in SUe^anbreia, regierte 285—247 v. (Sfyc) 3U SUesanbreia in ber SHitte be0 SBinter^ gab, wac fein ^irac^tjelt Bon fiorbeer, Surrte unb anbem Söumen umfc^ottet unb ber gonje Soben mit Slumen aller SIrt beftreuL Stggpten bringt nömlic^ fon)o^I burc^ fein milbe0 Slima, oto burc^ bie Sunft feiner Gärtner ju )eber 3a^te05eit astumen im Xlberpug f)ttüOT, fo bag man }. SB. Stofen, fieoliofen ufn). gu jeber 3^ ^^ beliebiger SKenge f^abta kann. SBei biefer Gelegenheit n>ar in einer 3^^te02eit, ba in einer anbem @tabt boum 2U einem ^Sronse 931umen anzutreiben gen^efen mätm, bei btefem Srefte in äUesanbreia Xlberflug an SBlumenfurönjen für bie uxu^ get)eure SKenge ber Oreftgftfte, unb ber 93oben mox fo bidt mit SBlumen beftreut, bag er n)trfüi(^ einer göttlichen SBiefe gli(j^. SBei bem feier« licfien Um5Ug, ber bei biefer Gelegenheit abgehalten n)urbe, kam auc^ aUe0 }ur @c^au, n>ad fic^ auf bie Gefcfiic^te ber einzelnen Gottheiten b^OQ. Z^ Gefolge be0 93acc^O0 erfc^ienen 40 Saturn, um beren fiampen oon Golb ftra^lenbe Gfeubl&tter gen)unben maxtxL 93tktorien^ bilber trugen Släuc^erpfannen t)on 6 GUen fiönge, bie mit Gfeu« ranken Unb golbenen 3^^8^ umgeben maren. Gin äUtar Don 6 GUen folgte, gefc^miickt mit golbenem Gfeulaub unb einem iSran^e Don golbenem SBeinlaub. 2)em SUtare folgten 120 :Snaben, in Purpur gekleibet unb SBei^raucf), Wx)ttf)t unb Safran in golbenen Gef&gen tragenb. Slac^ i^nen kamen 40 6atgrn, bie mit golbenen Gfeu^ krausen gefc^mfickt maxm unb einen grogen, au0 golbenen Sleb^ unb Gfeuronken befte^enben SLtarti trugen. 3^^^ folgte ein audgejeic^net groge0 unb ftattlic^e0, reic^ mit Golb gefd^mü(kte0 SBeib, ba0 in ber einen iganb einen kran) au0 SU^sa, in ber anbem einen Stab cai» 2>attelpalmen^ol2 tmg. i^inter i^r gingen n)ieber 93iktorien mit Slöuc^erpfannen, bie mit golbenm Gfeugirlanben gefc^mOckt n>aren, unb Saturn mit golbenen Gfeukränaen einher. 3^>ten folgte ein von 180 SKenfcfien gezogener SBagen, ber bie SBUbf&ule be0 $Baccf|O0 tmg; biefe gog au0 einem golbenen SBec^er SBein unb ^atte neben fic^ ein groge0 SBeingefäg unb eine Sl&uc^erpfanne mit gmei Schalen, bie mit S^^^^^ff^ ^^^ Safran gefüllt n>aren. Aber bem SBac(^O0 toölbte ft(^ eine fiaube, bie au0 Gfeu, SBeinrebe unb allerlei SBätunen

Vciit^arbt. fltilhirgcf <^i<^t e ber nutPfUitucit. II . 28

434 2)ie Sietblumen.

gebUbet tDat- 3ling0 fingen auc^ Stänse, 93anber unb mit (Efeu unb $teblaub umrounbene Stäbe, ^gtnter biefem SCogen gingen fBoc^ (^antinnen einher mit fliegenbem !o(^ax, mit Schlangen ober (Eichenlaub, 9itbm^ unb (Sfeu^tDeigen bekrönst 2)ann fo^te ein t)on 300 SHonn gezogener 993agen, 20 (EUen lang unb 16 breit; auf i^m ftanb eine mit Xrauben gefOUte iäelter, bie 24 (Ellen lang unb 14 (EUen breit mar. 60 @atgm traten bie Xrauben unb fangen unter Srlötenfpiel ein iäelterlieb; babei flog ber Slloft auf bta gansen S9Seg ^in. 2)er nad)foIgenbe t)on 60 SHann gesogene SCagen toar 25 (Ellen lang imb 14 (Ellen breit, unb trug einen ungeheuren, au0 ^ant^erfellen genähten Sdilaad), au0 toelcf^em auf ben ganzen S9Seg allma^lic^ ou^laufenber SBeln flog ufm. ufto-*'

2)a0 Xragen Don golbenen ^äränjen galt im SUtertum ate befon^ ber0 feierlid) unb toirb un^ jiemlic^ ^Sufig angegeben. @o erjä^It Slt^enaio0 an einer anbem Stelle: „^ei einem feierlicf^en Umzüge, ben ber iäönig von ©grien, Slntiocf^o^ ber XoUe (im 2. 3<t^^^unbert V. Q)x.) ^ielt, befanben fic^ 3000 leicljt bemaffnete, in ^Purpur ge* Meibete, mit golbenen Srönjen gefcljmüciite Silifeier, 2000 ?leiter in $iurpurkleibem, von bmtn bie meiften golbene Srönje trugen, unb hinter bm ©olbaten folgten 800 3finglinge mit golbenen firönjen.*

3m getoö^nlicfien 2a)tn waxm &t&nit von allerlei bunten unb too^lriec^enben Slumen bie gebr&uc^lid)ften. 2)abei fagt un6 ba» Onomaftikon be^ $ollu£: „2)ie Slumen, u)elcf)e man ju ^ärönjen vtt^ xvtnbtt, finb Slofen, SSeilc^en, fiilien, Süinje, Slnemonen, Srelbt^gmian, Safran, :&9a3int^en, gelbe 6tro^blumen, rotgelbe Xaglilie, grauer X^gmian, iäönigskerse, Slabelkerbel, Slar^iffen, Steinklee, ^gunbdkamille, iäamille unb anbere 931umen, bie entmeber fc^ön ober u)o^lried)enb finb.** 6o fagt ein nid)t genannter 2)id)ter: „§ier fd)i(ke ic^ bir einen ;äran3, bm id) mit eigenen :gänben au0 fc^önen 93lumen getounben ^abe, au0 fiilien, Slofen, Slnemonen, Slarsiffen unb blauen SSeib^en.'' (Ein anberer fingt: „Z^ ^oMl fieoRojen, a^rte SUgrten, Slarilffen unb leuc^tenbe fiilien n>inben, iti) müL fügbuftenben 6afran, purpunote :&t|a3int^en unb liebliche 9lofen n>inben, unb bamit boB lockige :&aar ber !0tl\oboxa bekrönten.''

SHe Sitte, fic^ bei Sreften 3U bekränsen, übernahmen bann bie Slömer von ben <Sütd)m. 3)er altere $liniu0 (23—79 n- (Styc.) fc^reibt baräber in feiner 9laturgefd)ic^te: „anfange kannte ba» römifc^e SSolk nur :ärän5e, bie burd) iäriegstaten eriDorben tourben; fe^t aber ^at me^r Slrten von firönien ate alle anbem SSölker jufammen. Unb

!XHe 3ietblumen. 435

iWQX roerben 3umeift Slumen bo^u Denoenbet, bie Die 9latur nur für Sage erfc^uf. (Einft ^at bo^ tömifc^e SSolli nur einen ©cipio, ber ben Seinamen Seropio führte, mit Slumen geehrt (Sr ftarb ate Xribun unb n>ar beim fßolkt fe^r beliebt 2)a er kein SSermögen ^interliegp fo beforgte ba» fßolk auf eigene iäoften ba6 Segr&bni0, inbem feber ba0 <5einige baju beitrug, unb toarf if)m flberott, wo ber fieicf^ensug Dorbeiging, Slumen ju. SBö^renb in Sitten ^^ngttnge nod) t)or ber SHittag^ftunbe bie SSerfammlungen toelfer SHänner mit einem Stanzt auf bem Sopfe befuc^ten, ^errfcf^te in folc^en SHngen bei ben Stömem ftet0 groge Strenge. @o tourbe beifpietetoeife im jtoeiten punifc^en Kriege (218—201 v. Q)x.) ber (Selbtoeii^fler fiuciu^ 3rult)iu0 kraft eine^ @enatdbef(^luffe0 in6 ®ef&ngni0 geführt unb erft am (Snbe bes Kriegen tDieber in grrei^elt gefe^, ate er fii!^ unterfing, bei ^eUem Xage ou« feiner Sube mit einem Stofenkron^e auf btm Sopfe auf ba0 Srorum ^inau05ufe^en. Sluc^ ben ^ubliue» SHimatiud Hegen bie Sriumoim feffeln unb in^ (Sefängnbe^ abführen, ate er von ber SttbfSuIe bt» 9Qarft)a0 einen SSIumenkran} na^m unb fic^ auffege. (Sr bat jmar bie Sribunen, i^m beisufte^en; bod) taten biefe keinen (Sinfpruc^. Unter otten Sxänim au0 Slumen ^aben biejenigen au5 Stofen ben grögten 9Sor5ug, unb jtoar legt man bmtn ben ^öc^ften 993ert bei, bie nur oud jufammenge^efteten Stofenblottem befte^en. :5^ute aber nimmt man bm Stoff 5U ^ärän^en au0 3^^^^^ ober oüb fiänbem, bie jenfeit^ von 3ubien Hegen, grür bie ^errlic^ften getten bie au0 Slarbenblättem, ober bie mit bunten, von too^Iriec^enben Salben triefenben Selben^» ftoffen burc^floc^tenen. So toeit ge^t }e^ bie SSerfd^toenbung ber aPSeiber!-*

„3u Sict)on toetteiferte bie iäransflec^terin (Blgcera buri!^ immer fc^önere natürliche Sränje mit bem Sllaler $aufia0, ber i^re Sränje malte, fo bag Slatur unb :äunft fic^ gegenfeitig ju übertreffen fucf^ten. Stuf bem berühmten (Bemälbe, ba^ !^e ;äran5flec^terin (stephanoplocos) ^eigt, unb noc^ heutigentags Dor^anben ift, ^at er bie (Blgcera gemalt 2He0 gefd)a^ na^ ber ^unbertften Dlgmpiabe (um 380 v. (Si^t.). 3Bie man nun einmal angefangen ^atte, Slumen in bie Axöxnt 3U fled)ten, tourben anti) bie SBinterkrönje Sllobe, beren Slumen, toeil bann bie 3^te63eit keine natürHcf^en liefert, au0 künftlid) gefärbten ^ornfpänen befte^en. 3n Stom fc^lic^ fic^ aucf) aUmä^lid) für bie Srünje, u)egen i^ree garten SCefene, ber 3lame coroUa, unb bamt ber 9lame coroUarium für iäranje aus Dergolbetem ober oerfUbertem Supferblecf) ein. S^erft Heg fid) ber reiche Craffus (ber toegen feines

28*

486 SHe Stetblumen.

ungeheuren 9leicf)tum0 von 30 SlliUionen Waxk bm ^Beinamen dives „btt Sleic^e'' führende Xtiummr, geboren 116 v. (S>^x., befiegte oto ^rätor 72 bm 6tUat)enaufftanb unter ®partacu0, tnarb 70 mit ^m« peju0 iäonfui, fc^log fic^ bann an (ia\ax an unb bttbete 60 mit biefem unb $ompe|u0 boe 1. Xriurnuirot, XDOxb 66 3um sroeitenmol fionful, ging ate ^rokonful nac^ @t)rien unb tnarb 63 noc^ ber 9liebertage bei dait^at gegen bie $iart^er ^interliftig getötet) bie Slätter au0 <SoIb na^bilben unb oerfc^enbte bie barau0 tierfertigten Sxöxtit bei ben Qpiüm, bie er gab. (£0 kämm bann noc^ }ur (Sr^ö^g ber 6i!^ön^eit ber SLt&nit Sonber ^insu; an ben etruskifc^en burften nur golbene Sänber angebrad)t wttben. fionge 3^t ^inburd) maren fie einfach; erft ^ubliud Qaubiud $ul4ier lieg fie in getriebener Slrbeit barfteUen unb brockte fogar am SBafte, u)omit bie SLx&nit gemunben maren, (5olbbIötti!^en an.''

h2^A gried)ifc^e JÜrste, SUnefit^eo^ unb Sottinuu^o^, ^aben eigens Aber bie SLx&nit gefd)rieben, bie bem Siop^t unb fomit ber ®efunb^eit fc^oben. Sei SQSein unb gh^ö^licf^keit kann ber ^umenbuft fc^aben, o^ne bag man baran benbt 2)ag aber auc^ abfic^tlic^ burc^ bie i^ön^e, bie man bei Gaftmä^Iem ju tragen pflegt, Unheil geftiftet merben kann, erfie^t man au0 folgenbem Setfpiel: SSor ber Sc^lac^t bei Slctium (@tabt unb SSorgebirge Slktion an ber SQSeftküfte Griec^en^ lanbs, füblic^ Dom (Eingang be0 Slmbrakifc^en (Bolfes, mo Dctauianus ber fpfitere Sluguftus am 2. September 31 d. (Siix. burc^ feinen 6eefieg über $lntoniu0 unb fileopatra bie SUlein^errfc^aft gemann) be« gann Slntonius ben SSerboc^t 3U f äffen, iftleopatra m5i!^te einmal bm SSerfuc^ machen, i^n burd) ®ift axia bem SBege ju räumen, unb ge« nog nid)t0 me^r, beoor es t)on anbem gekoftet toor. SMes merkte nun bie Königin. Sei einer luftigen 9IIa^l3eit fe^e fie fid) einen ftron) auf, beffen Slumen fie mit ®tft beftrü^en ^atte, unb tat im Saufe bes muntern Gefpräc^s bm SSorfd^Iag, bie 93lumen bes Sxanie» ju itx» pfUUken unb mitzutrinken. Sintonius a^nte nid^ts SBöfes, lieg bie SBIumen in feinen aSec^er merfen, fe^te an unb moUte trinken. 2>a ^ielt Cleopatra fc^nell bie ^anb vox unb fagte: „6ie^, $lntoniu5, bu benkft bid^ baburc^ 3U fc^ü^en, bag bu alle beine <5peifen unb (St^ tränke erft koften läffeft; aber ba» mürbe bir olles nic^t Reifen, vjmn idi nic^t tDügte, bag id) o^ne bid) nic^ leben kann.'' Sie lieg nun, van 3U betoeifen, mie fie über Xob unb fieben gebiete, einen 9Qenf(^en aus bem Gefängnis kommen unb befa^ i^m, aus bem SBei!^er ju trinken. (Er tafs unb fank auf ber Stelle nieber.''

2)ie 3i»^Iumen. 437

2>erfelbe Piniu0 fogt, bag in alten 3^^ ^^ (ßöttem iftränse gegeben toorben feien; fpäter foUen auc^ bie Opfemben 3U (E^ten bec Götter SLx&xiit auf i^r :5^upt gefe|(t unb jugleii!^ bie Dpfertiete be^ krönst ^aben. 2>ann feien fie auc^ bei bm ^eiligen Santpffpielen in Gebrauch gekommen, tourben aber eigentlich nicf)t bem ©ieger, fonbem beffen SSaterlanb jugefproc^en. 6oId)e Siegeskränje pflege man ate 9Bei^gefi!^enke in ben £empe(n aufju^ängen. 2)er um0 3^^^ 1000 XL (£^r. lebenbe 6uiba0 gibt bem (Smpfinben ber antiken SBelt $1110:^ brück, mtnn er fagt: ,,2>en Zoten gab man einen firan}, toeil fie ben iftampf be0 fiebend beftanben Ratten.'' 3^ biefem 6inne eri&^It SSalerin« 9IIa£imu9 t)om kart^agifc^en grelb^erm i^^^tbal, er ^obe bm x6mu fc^en Sr^Ib^erm 9IIarcu0 9IIarceUii0, ate er im fianbe ber Sruttier k&mpfenb gefaUen toari mit einem fiorbeerkranje fc^mücken imb ftanbesM gemäg begraben laffen. $lu(^ ber Scheiterhaufen, auf bem bie fieic^e verbrannt tourbe, pflegte mit 931umen, SBei^rauc^ unb anberem koft barem Stäuc^enoerk unb n>o^lrie(^enben (Effenjen beftreut 3U n>erben. 3Bar ber fieicf^nam Derbrannt, fo löfd)te man bie glimmenbe Slfc^e mit SBein, füllte fie in eine Urne imb ftellte fie in einem Grabmal an ber j^eerftrage auf.

3n ber Siograp^ie bes Srclb^erm be0 Slc^&ifd)en Sunbe^, ^^ilo^ pömen, ber 183 0. (Si)x^ ate er Don ben Süeffeniem gefangen genommen nmrbe, bm Giftbecher trinken mugte, fagt ^bitarc^, bag bei beffen SBeerbigung ber 6o^n bts ac^öifc^en ^rclbberm, ^ol^bio^, bie Slfc^en« umt trug, bie aber oor ber ^enge ber Sänber unb Sranje kaum 3U fe^en xüax. 3^ ^^ Grabfc^riften ber Heroen bt» um 309 in fBnibU gala (Sorbeauj;) geborenen unb nac^ 393 oerftorbenen römifd)en SHc^:» ter« Slufoniu0, ber (£^rift unb (Srjie^er be« iftaifer^ Gratian mar, mirb ber SBefucf^er aufgeforbert: „93efprenge bie Gebeine mit SEBein unb lieb^ lic^ buftenbem 9larben51, füge purpurfarbige Stofen unb Salfam ^iu;» ju.* 2)er Siebter ^roperj (45—22 t). (E^r.) fingt in einer feiner Gle* gien: ,,9Bäre id) geftorben unb legte femanb meine Gebeine in jarte Slofenblätter, fo tofirbe mir bie dxbt leicf^t fein."* 6ein S^ttgenoffe XibuU (43 Dor b\» 20 n. (£^r.) aber meint: „3n fc^toarjem £rauer« gemanbe mögen fie meine Gebeine fammeln, fie mit SBein unb bann mit Wüd) abmafc^en, fie mit Züdftm toieber abtrocknen, in ein 9Ilarmorgef&g tun unb bie 3^V<^^^^^^ ^tt morgenl&nbifcf^en Ge^ tDflrjen füllen.'' Gerabe biefe le^tere @itte mug bei ben aSome^men 3lom0 3U Seginn ber Saiferjeit fe^r beliebt geroefen fein. 60 befd)rDört ber probuktiDfte unb p^antaftereic^fte aller römifd)en SHc^ter, Ooib,

438 ^ie Bierblumen.

ber im Zoi)tt 7 n. (Si^x. 50}ä^rig von Sluguftud roegen einer ©fumbot afföre mit beffen Xoc^ier 3^1x0 nacf) Xomi am Sc^TDorsen Slleer vtt^ bannt mürbe mtb 17 bafelbft ftarb, feinen beflen Srreimb mit btn SBorten: „fBin i^ tot, fo lege meine Gebeine mit 93(ättem unb $iuIoer von amomum (ben aii5 3^^^^^^ belogenen Sarbamomen) in eine kleine Urne unb beftatte fie in ber SSorftobt Stom^,"

Slud) bie (Sröber mürben in ber SIntike mit SSorliebe buri!^ SBIumen gefcfjmü&t- ©(fjon ©op^ofele« (497—406 v. C^r.) lägt in feiner (glefctra fagen: „^Us i^ an ba» alte ®rab be^ SSater^ liam, fa^ id), ba^ auf bie SHitte frifc^e Wüö) gegoffen unb ber Stanb ring^ mit Slumen alter Slrt belegt mar.« Zn ber Jttneij SSergite (70—19 v. C^r.) lägt ber 2>i(^ter bm Stnea^, ate er bae (5rab feines SSaters Slnc^ifes mieber befuc^te, jmei Sec^er SBein, bann jmei mit frifcf^er Wüd) unb jmei mit ^eiligem Slute ausgießen unb purpurfarbige Slumen barauf ftreuen; unb an einer anbem ©teile fenes (£pod, bas ben Slt)n^erm be6 }ttlifd)en Gefc^Iec^td Der^errlic^en follte, ^eigt es: „©treut mit DoUen ^önben fiUien unb purpurne 93läten auf ba» (Sxabl" XibuU fagt in einer feiner (Plegien: „Sift bu gut gemefen, fo merben £ränen bei beiner Seftattung fliegen unb merben beine alten Orreunbe fä^rlic^ beinen (Srabes^ügel mit Slumengirlanben fc^mücfien unb fagen: ©c^lummre fanft bm Xobesfc^lummer!'' ©elbft von bem ©d^eufal 9lero meig fein SBiograp^ ©uetoniue ju melben, bag es boä) fieute gab, bie noti) Diele 3^^te lang fein (Stab mit Slumen fd)mü(kten.

Bei biefem jmeifellos grogen 93ebarf an Blumen, ber uns nacf) bm Berichten ber ©tJ^riftfteUer bes SUtertums im ganzen jBereii!^ ber ^eUenif(^:'römifd)en iftultur entgegentritt, ift es fe^r merftmflrbig, bag fo überaus feiten t)on Blumengärten, bie boc^ überall in ber 9lö^e ber ©tobte Dor^anben gemefen fein muffen, bie 9lebe ift 9tur ber pro^ faifd)e <Sxdo (234—149 v. (0)1.) röt in feiner ©c^rift über bm fianbbau: „9Ber einen (Barten bei ber ©tabt ^at, ber jie^e Sransblumen aller Slrf ©cf)on ber Bater ber griec^ifc^en Botanik, ber ©c^fller bes grogen %lriftoteIes, X^eop^raft (390—286 v. C^r.), }og in feinem buri!^ bie Srreigebigkeit feines i^ollegen 2>emetrios $^alereus, ber von 318 bis 307 mt)m Dermaltete unb für kurje Seit beffen Blüte ^erftellte, unterhaltenen (Barten in Sitten auc^ allerlei Blumen, mie Beilegen, Sielken unb ^ftlebnelken, Don benen er fagt, bag fie 3ur Slusfc^mückung Don Sxanizn Dermenbet merben. Unb ber ältere pinius meig uns ju melben: „Um bie plannen kennen ju lernen, bin id) bei Slntonius (Skiftor in bie fie^re gegangen, ber 3U unferer 3^ in biefer SBiffen^

IDte Sterblumen. 439

fc^aft ba0 größte Slnfe^en genog. Z^ befucf^te i^n fe^r oft in feinem (S6xtd)m, in toelc^em er bie meiften planjen 309. 2)a6ei toor er fc^on Aber ^unbert 3^^i^^ ^1 ^^^ ^t^ ^ine iäranfi^eit gehabt unb burc^ fein ^obe0 SUter toeber an feinem GebScf^tniffe, noi!^ an feiner körper« liefen SHunterkeit eine Slbno^me erfahren.

993ie XDir au0 einigen literarifcf^en Slngoben unb S)arfteUun0en auf. aSafen toiffen, pflegten bie ®riei!^en ber klaffifd)en 3^ tnit (Srbe gefOUte, meift mit :b^nke(n oerfe^ene irbene Söpfe mit allerlei rafd) auffpriegenben $flän5d)en 3U befüen. SBenn fie bann grfln betoacfifen toaren, trug man fie am Slboni^fefte im feierlichen 3uge ba^er. 9Ilit biefen rafi!^ ba^intoettienben i,%lbonidgärtlein'' tDoUte man ben frühen Xob be0 3flngling9 anbeuten, ber ein @innbUb be^ füblic^en Sommern bor^ ftellte, in toelc^em aUe« (5rün unter ber ®lut ber erbormungslofen Sonne aU5ufi!^neU ba^inftirbt S)iefer 8(boni0 toar eigentlid) ein f^ri^ fc^er Slaturgott, ein Slbbttb ber nad) fuirser SBUtte immer toieber er« fterbenben SSegetation. 9la(^ gried)ifcf)em Wntt)tf)09 toar er ber ®o^n be0 ft^prier^ Sin^rod unb beffen Xoc^ter SUgrr^a unb tourbe att0 einem SUgrr^enbaum geboren, in toelc^en (entere Derioanbelt XDorben toar- <Sr ttwud)» 3U einem tounberfc^önen 3AngIing, in ben Stp^ro^ bite, bie fiiebe^göttin, unb $!erfep^one, bie Be^enfcf^erin ber Untermett, bie mit SBemiUigung i^res SSater^ 3^U0 3mei 2>rittel bee Z<^^^^ ^^ i^rer SEutter 2>emeter, ber Grbgöttin, auf ber Obermelt jubringen burfte, fi(^ gleic^eru)eife Derttebten. Site er bann auf ber 3^g^ ^on einem (Eber getötet tourbe, ftritten beibe Göttinnen um feinen Befi^ 2)a entfc^ieb Später 3^^f ^^B ^ abtx)ed)fdnb bei ber erfteren auf ber Obertoelt unb bei ber (enteren in ber UntertDett leben follte.

SBie fc^on bei btn ülteften {Sg^ptem unb Sab^oniem XDurben aui!^ bei btn Griechen unb Slömem allerlei fremblänbifd)e, gegen bie tUimatifil^en SSer^öltniffe empfinblic^e ^flansen in Xöpfen gejogen, bie man über bie holtefte 3^ 8^^ Gc^u^e in bie io&^\^ ftellen konnte. ®o fc^reibt X^eop^raft in feiner $iflan5engef(^id)te: i,2>ie Gtabrour} (abrötonon) mirb öftere in Blumentöpfe (östrakon) gepflanst nrie bie 9tboni0g&rten im Sommer."* 3n fpäterer ^z\t baute man jum S^ttbt bes Xlbemrinterm^ gegen Kälte empfinblid)er $!flan5en eigentlicf^ei mit Glimmerplatten ftatt toie bei um mit (SIqb gebecftte Xreib^äufer. ®o berid)tet uns ber tDit(ige (gptgrammenbicf|ter SQarttal, 40—102 n. Q)x., bag man hinter Scheiben von ,,burcf|fi(^tigem (Ebelftein'' feinere Dbft« forten por ber SQSinterkälte ]d)iUit; er bagegen l^abt in feinem StBib^ d)tn nid^t einmal einen ganzen (^enfterlaben unb mflffe bcain beim

440 3)ic Sletblumen.

eifigen Sflorbroinb ntc^t Abel frieren. Unb in ber toa^rfc^einttc^ vom Zatjft 912 n. (Styi. Deranftolteteni (Seoponifta genannten Sammlung Don Slu05ügen guter atter griec^ifc^er Schriften über bie Sanb« unb (SartentDlrtfc^aft fte^t ju lefen: ,r2h^^5eitige 9lofen nennt man bie»^ fenigen, bie in iäörben ober Xöpfen gebogen unb n>te &ürbtf[e ober (Surften be^anbelt toerben (b. i). im 993tnter bei kaltem S93etter in fonnigeUi mit Glimmer gebeerten 9läumen gefc^ü^t, bei milbem aber in» Srtele getragen merben). 3^ i^ttltn fte^enbe treibt man, toenn man miU, baburd), bag man 3tx)ei :5änt)e breit um fie ^erum einen (Kraben jie^t unb t&glic^ sroeimal SQSaffer in biefen giegf*

Site in bm SBirren ber aSöIkermanberung bie antike ^Kultur 3U (Srunbe gegangen mar unb nur nod) in iBt)5an5 eine länger bauembe, bm $lrabem, nic^t aber ben (i^^riften be» Slbenblanbe» jugute Kommenbe Slac^blüte erlebte, ging auc^ bie liünftlic^e 3u(^t unb bo» Xreiben wn Blumen in (Europa verloren. (Erft mit bem (Ertoac^en ber Geifter in ber Sleujeit kam fie, pom Süorgenlanbe beetnflugt, bei uriB in Srlor. 2>er erfte, ber bie Treiberei von Blumen in größerem Sllagftabe in SEitteleuropa ausübte unb 3ur SHobefac^e bei ben Bor« nehmen er^ob, mar ber berühmte (B&rtner fiubmigs XIV., £a Quinti« nie, ber bafür forgte, bag fein fo^tt unb (Sebieter, ber ein groger Blumenfreunb toar, ftete in ben Släumen feines Sc^Ioffes irgenb meiere Blfltenpflansen, befonbers Slofen, Xulpen, ^r)aimtl)m, Slarjijfen unb Slnemonen befag. 3^ ^^^ 2roIge ift biefer Swüq ber g&rtnerifc^en Tätigkeit in ^o^em Silage gepflegt unb mit allem Raffinement ausge» bilbet toorben.

Sllit biefer gftrtnerifc^en ^nftfertigkeit ^&ngt auc^ bie (Einführung neuer Blumenarten unb bie 3A<^tung neuer Sorten aus benfelben unb btn fc^on Dor^anbenen sufammen. SKefe S^^t neuer S^ttbbivxm ift im toefentlic^en eine (Errungenfcf^aft ber smeiten i^fte bes 19. Z^^^ ^imberts. 6ie ift ber %lusflug bes Strebens ber ^g^nbelsgörtner, immer neue grormen ^eroorjubringen, um bamit bei bem banat^ lüfiemen Publikum ein gutes (Sefc^&ft machen 3U körnten. Qrür gemiffe feltene Srotmen unb Sleu^eiten toerben von ben reichen Blumenfreunben tat^ f&d)li(^ Unfummen bega^lt, unb ber groge Geminn treibt bie ^idfltt iu fortgefe^en Slnftrengungen an, etmas Seltenes ober noc^ nie ^^ gemefenes auf bm SQarkt 3U bringen. 2>as ^^(tuptmittel babei bilbet bas SBarm^aus, bas bie ^Kultur non Blumen unb Si^tgeroäc^fen t)on ber örtlichen Sage unabhängig nuu^t unb bie Bereinigung oller mög^ liefen ^flonsen geftattet, mit benen boxin e£perimentiert mirb.

IDie S^txhiumtn. 44 1

S(m ^&uftgften tritt in btt Smüux, sunäc^ft fc^on burc^ bie beffete (Em&^tung bebingt, eine aSergrögerung ber Slüte ein. Solche Sliejen:» formen kehren aber bei ber SPSeiterfeuItur, toenn fie nic&t fe^r hröftiQ ernährt toerben, leicht jur 6tammform jurttcft. Sticht feiten finb Snbe:' Hingen ber Srctrbe, bod) bef4)ran&en fie fic^ gen^ö^nlic^ auf einen bt^ ftimmten garbenferei«. 60 mriiert ©lau (burc^ ^injutreten einer 6öure 2U bem betreffenben Srarbftoff) in SSiolett ober 9lofa unb fc^liepcf) äBeiJ3, Blutrot in Stofa ober 993eig, S^^noberrot in Orange unb (Selb, SSiolett in »lau mb äBeig, feltener in Stofa, ®elb faft nur in SBeig, SBeig nteift gor nic^t ober aUenfalte in S^trofa ober 3<irtblau. Sieben ben Srorbennariationen treten gefüUte Srormen auf, inbem fic^ Staub:» blätter in Blumenblätter Dertoanbeln. 2>iefe beiben SSeränberungen ber Srarbe unb bie Srüllung ober $!etaIobie (Don p^talon fBlmtim^ blaut) ber Blumen Rängen nun ebenfalte Dielfacf) mit (Ernft^rungsur« fad)en jufammen. 60 fuUen fic^ beifpietetoeife Dielfac^ bie Blüten ber Seoftofen, menn man bie betreffenben pianjen eine S^^^Q Uimmer^ lic^ ernährt Z^ ^^^ toeitaue meiften SKUlen aber laffen fic^ fold)e Berönberungen nid)t ersroingen, fonbem treten fpontan, o^ne für und erkennbare Urfac^e auf. 2>er SHenfc^ mug fie abmattzn unb entbecken; bann aber Kann er grogen (Setoinn barau5 jie^en. S)a folc^e neue Barietfiten i^re befonberen neuen (Eigentümlichkeiten auf i^re ^ad)^ Kommen vererben, ^at ber SEenfc^ nichts anberee 3U tun, ate biefe, toenn er fie sufüllig fanb, meiter ju juchten. 2)iefe$ merkroürbige, für um^ DÖUig unerklärliche Stuftreten neuer, bi0 ba^in nic^t e^iftierenber lärmen beseic^net man ate SHutationen ober @prungt)ariationen. 2)00 ältefte, ^iftorifc^ bieglaubigte Beifpiel einer fold^en Sprungoariation ift boB fc^li^blättrige 6(^illkraut, Da6 fe^t fc^on über 300 3a^re be^ könnt ift (Sine ber jüngften bogegen ift bie (Srbbeere o^ne %lu0l&ufer. Bibnorin fonb fie in einem einzigen (S^emplor unter einer Sludfoot ber gemö^nlic^en (Srbbeere. @old)e neue Srormen finb fe unb je oufge« treten, nur no^m man boDon keine Slottj, bte in ber (Begentoort bie 9Biffenfd)aft bie allgemeine Slufmerkfomkeit auf biefe Xotfoc^e lenkte. 3n biefer Bejie^ung moren bie 93eobad)tungen bes ^ollänbifd)en fBo^ tonikers :&ugo be Bries bo^nbrec^enb, bie er an folc^en neuen Sprung« t)arietäten einer ou« Slorbomertka bei un5 eingeführten gelbblü^enben Sfloc^tkerjenart (Oenothera lamarckiana) mochte. Aber biefe unb ahbere bto^er an SHutotionen feftgeftellten Beobachtungen unb bie bor^ aus 3U 3ie^enben Sc^lüffe ^obe id) einge^enb auf @. 464 471 bis jtDeiten Banbe0 meiner gemeinperftünblic^en (Entcoicklung^gefc^ic^te bes

442 IHe Sietblumeit.

Slaturgattjeni betitelt ^Uiom Slebelfleck sunt SQenfc^en"*, betiil^tet, fo bag ic^ 3t^t^^ff^nten barauf percoeife.

Solche Sprungparietöten unb feltene, neue, toUbe Sitten nun ^oi bet ^flanjensücf^ter unter Seobacf^tung gexDiffer aSorfic^t^magregeln }u Kultioieren, bb er eine für bm S3erfiauf genflgenbe Sßenge Samen, SBurjelknoUen ober Sortebeln befi%L SHefes 3ie( ift bann meift in 4—5 3ö^ten erreicht ^^ ^^ü ift aber feine Slufgabe burd^au« nid)t fo einfach. (Er mug in Dielen SröUen erft ungflnftige (Sigenfc^aften ber neuen Slrten au^mer^en unb burcf) anbere, beffere erfe^en. 3^ anberen gräUen ift e0 überhaupt nur eine einjige (Kgenfc^aft, burc^ bie fi(^ bie neue $lrt au03eid)net; bann gilt es, biefe auf bie fc^on be^ kannten alten 6orten ju übertragen. 2)ie0 gefcf)ie^t burc^ iäreujung ober :&t)bribifation, toie ber tec^nifc^e Slu^bruck lautet 2)ad (Ergebe» nid ift eine 9lad)kommenfd)aft von Saftarb en ober foi^bxibtn, bie toie bie iäinber t)erfd)ieben gearteter (Eltern bie 91Xifd)ung ber mütter^ Iid)en unb väterlichen (Eigenfc^aften in Derfcf^iebenem (5rabe jeigen. 3n ber erften (Generation finb fie nocf) einförmig. 2>er ganse Sleic^:» tum ber Srormenfülle bricht erft bei toeiteren Sreu5ungen ^eroor. 2)er 3ücf)ter fe^t bie :äreu3ung fo lange fort, bid bie von i^m gen)ünfi!^te Kombination von (Eigenfcf^aften erreicht ift 3ft ^i^^ gefcf^e^en, fo fud)t man fie famenbeftanbtg ju mad)en. 2>ie0 gelingt oft burc^ toieber^olte 3n8U(bt 3^ länger bie 3n5uc^t fortgefefet toirb, um fo größer mirb bie Samenbeftänbigfceit S)iefer S93eg mug bei btn ^iflansen, bie nur einmal blühen unb grtuc^t tragen unb bann abfterben, in bm meiften Italien eingefd)lagen toerben. Sei allen $!flan5en, bie erft nac^ me^re^ ren 3^^^^^ 8ur Slüte gelangen, alfo fe^r Dielen 6tauben unb :&ola^ gerDäd)fen, toätilt man bie Degetatioe Serme^rung. 3^^^ ^^ einem Steckling ober (Ebelreid ber neuen Ororm ertoac^fene $!flan}e jeigt genau biefelben (Eigenfcf^aften mie bie SEutterpflanse, Don ber fie ftammt ^gierauf beruht bie SSerme^rung unferer meiften Obftarten, ber Siax^ toffeln, (Georginen, (ianna-, (£oleu6arten ufto. 91Xancf)e $!flan5en, toie Slattbegonien, (Slojinien, $!eperonien u. bergt, laffen fic^ auc^ gan} einfach burc^ abgefc^nittene Slätter vermehren, bie im Soben atebalb SBursel faffen.

3lodE) Diel me^r ate ber ^öc^ft sufälligen unb feiten eintretenben

* S3anb n, .^a0 fieben bet <£tbe" be^anbelnb, mit 380 9(bbUbungen im Xest unb 21 SBoUbilbem, 1908, im fßzxiaQ Don <£tnft Stein^atbt, ^ßfincten, et« Mienen.

SHe Sierblumeit 443

SHutation oerbanlien toir ee ber planmägigen :59f>tibifation, bag iDir I)eute über eine folc^ ungeahnte SHenge von Si^blumen, bie noti) nie in ber SSocjeit esiftiert ^oben, fonbein erft in unferer S^t oxiB oft fe^t unfc^einbaren, ein^eimifc^en ober otidlönbifcf^en Stammformen ^eroor^ gejanbert tourben, befi^en. 99Sir toerben im folgenben fetien, toie überaus befc^eiben unb begrenzt ber Sefi^ an 2itq>^nim bei ben iSuIturpölkem be^ SUtertum^ n^ar, unb tole unermeglic^ bagegen bie 931umenfüUe ift, über bie n>ir ^eute verfügen. SlUe SBelttelle f^obm i^ren Xribut geliefert, um unfere Gärten unb (BetDöc^s^äufer bamit 3U fflUen unb unfer Sluge mit beren Srarben^ unb Orormenreic^tum, toie unfere Slafe mit it)ren teiliDeife ^ennd)en 2>üften 5U erfreuen.

beginnen toir mm mit ber Betrachtung unb kulturgefcf)id)tlid)en SBürbigung ber toic^tigften S^txp^lanim bes SKenfc^en, unter benen fc^on im SUtertum bie Slofe ate bie Dornc^mfte galt SBie mir bie^ ^eute nocf) tun, betrachteten bie alten Sulturoölker aSorberafien», mie and) bie ®ried)en unb Slömer, bie Stofe ate bie ^Königin ber Blumen. 2>iefer Slnfcf^auung gibt SldiiUes Xatiu0 berebten Sludbruck, XDtnn er fagt: „Sßenn ^tUB ber SSIumenmett eine ^Königin ^atte geben moUen, \o t)&tte er bie Stofe baju gemac^; bmn fie ift bie 3^^^^ ^^ ^^^t ber Stol} ber $!flan5enmelt, bie Srone ber Blumen, ber Purpur ber äBiefen, ber Slbglan} be0 Schönen. @ie ift ber £iebe voü unb ftet)t im !!>ienfte ber Slp^robite; fie prangt mit buftenben Blitten unb miegt fic^ auf berDeglid)em £aube, bae fid) bes fad)elnben 3^^9^^ erfreut "^ @ie mar aber nid)t blo» ba^ Symbol ber fiiebee^göttin unb i^r ge^» mei^t, fonbem foll nac^ alter gried)if(f)er Sage birekt t)on beren Blut bie rote Or^rbe erhalten ^aben. So fagt uns ein ungenannter griec^i^^ fd)er SKc^ter in ben Geoponika: v2>ie Slofe, fo erjä^It man, mar nx^ fprünglic^ meig unb geruchlos. (Einft ri^te $lp^robite i^ren Srug an einem Stofenftac^el unb von bem tjeroorquellenben Blute ber (Böttin na^m bie Slofe i^re rote Srarbe unb ben 99Sot)lgerucf) an."*

2)iefe alfo von ber fiiebesgöttin felbft gefärbte Blumenkönigin kam mit ber meigen Silie erft nad) bem erften Biertel bes legten Dorc^rift» liefen 3<2^rt^uf^ni^^ ^on SBeftafien t)er nac^ ®ried)enlanb. S)ie grie^ (^ifd)en Bejeidjnungen vrödon unb lelrion bafür finb (gntle^nungen ber Sprache 3^^^^* ^^^ ^i^ ^i^ Slamen, fo ftammen auc^ bie $flan^ im felbft au0 bem :5o(f)Ianbe von $erfien, mo auj^ einer na^e fßtx^ manbten ber in Sübeuropa mac^fenben tD0^1ried)enben $!rot)ence^ rofe (Rosa gaUica) mit fünf roeigen bis rojentoten Blumenblöttetn burc^ Ummanblung faft aller Staubblötter in Blumenblötter bie als

444 SHe 3i<tbhimciu

(£enä\ol\tt b. ^. ^gunbertblumenblättrige, bejeu^nete gefüllte Srotm 1)ex^ vorging. SBeil biefe gruUung auf ^Soften ber SSöglic^keit Samen tragen 3U können gefd)a^, fo können biefe (Ebelrofen nic^t gefot roerben, fonbem muffen auf uegetatioem SCege Derme^rt unb fortgepftanjt nierben. 2>ied gefc^ie^t metft butc^ Okulieren, b. ^. (Sinfe^ einer iänofpe dringe'') ber ebeln ^flanje auf einen 993ilbling. Site fyyäf^ ftommige SBUblinge bienen in erfter fiinie bie ein:: ober stoeijS^rigen @t&mmd)en ber ein^eimifc^en ^gunbsrofe (Rosa canina), bie felbft jur 3üc^tung Don (Ebelrofen nid)t Dertoenbet nrirb.

3ebenfaU0 toaren aber bie (Zentifolien ber SUten noc^ lange nic^t in bem SQage gefüllt, mit fie es ^eute finb. (Sleicf^iDO^l ^aben fie biefelben in ^o^em SQage entgttikt 3n bm ^omerifcf^en (Spen erfc^einen fie mit ber fiilie ate ber 3^begriff bes SBunberbaren unb (göttlichen. SHe ^flanjen felbft fc^eint ber 2)ic^ter berfelben überhaupt noc^ nic^t ge« kannt ju ^aben; er nennt fie, ober beffer gefagt, geroiffe (gigenfc^aften non i^nen, toenn er etnias unbeftimmt :5^trli(^e$ au^brücken n^ilL @o bejefc^net er bie Sllorgenröte als rofenfingerig, unb Slp^robite falbt ben fieic^nam bes i^r fgmpat^ifc^en :5^^tor mit rofenbuftenbem, b. f). be« fonber^ ^errlic^ buftenbem e>l Slfa{ foll eine liliensarte i^^ut befi^en, bie :5^tor mit feinem Speer burc^bo^ren n)ilL Sluc^ bei bem im 8. t)or(^riftlid)en Z^^^^^^^^^ ^^ iBöotien kbtnbm griei!^if(^en SHc^ter :5efiob mar t9 nic^t anber^. 3^ f^^^ S^eogonie fpric^t er t)on stoei rofenarmigen Zöc^tem bes Süeergottes 3lereu0 unb bejei^net bie @tim$ men ber SHufen unb SUuiben ate fiilienftimmen, aber toa0 Stofen unb fiUien tatfäc^Iid) finb, ift i^m DöUig bunkel geblieben. S33ie ^ätte er auc^ biefe Blumen kennen foUen, menn noc^ in einem von ber Sror« fd)ung in bie SEitte bes 7. Por4)riftlid)en 3ci^t^unbert0 gefegten ^g^ntnu^ be0 alteleufinifc^en 2>emeterbienfted erjäp mirb, mie ^erfep^one, bie Xo4)ter be0 3^U0 unb ber (Srbgöttin 2>emeter, auf ber SQSiefe mit i^ren (Sefpielinnen gefpielt tmb auger SSeilc^en, Sroko0, fo^aiintf^tn unb @(^mertlilten auc^ Slofen (nic^t t)om Strand) gebrochen unb nic^t mit Stacheln beme^rt, mie mirklid)e Stofen, fonbem $!bantafierofen) ge» pflückt i)Qbt unb bie SQSunberblume 3larkiffo0 „— ein SQSunber 3U fe^en für SEenfc^en unb (ßötter bie fic^ mit ^unbert ^g^uptem au0 ber SOSurjel ergebt, beren 2>uft :&immel, Slleer \mt> (Srbe erfreut'' (alfo tben^ falte nic^t bie mirklic^e, fonbem eine ^^antafienarjiffe, bie, roie ber Slame bezeugt, ber mit bem S9Sort Slarkofe 3ufammm^öngt, eine ^0^ tifd)e asiume mit beraufc^enbem 2)ufte bejetc^^nen follte). Sin einer f^eren Stelle besfelbm fow^^^ ers&^It ^erfep^one i^ret SQutter, toie

SHe Stetblumen. 446

fte auf einer reijenben 3Biefe gefpiett unb „Siü6)e btt Slofen unb Sitten ~ ein SQSunber 3U fc^ouen" gepflfldit ^obe. 2)iefer 3ufa^ bt9 SaSiinbetbaten ergebt }a an \id) fc^on biefe Slumen \x\» ^abüi)a\tt, Um gloubttc^e, noc^ nie Gefd)cmte.

Zn einem Srrogment be» um ein SHenfc^ehotter otteren griec^ifc^en 529nkec0 Sltc^Uo(^o0 t)on $aro0 (um 700 v. (Si)x.), ber aber toeiter in ber SBett ^erumgeliommen 5U fein fc^eint (Ü0 ber SSerfaffer jener eleu« finifc^en Zempelpoefie imb auger bm Stgäifc^en 3nfe(n ouc^ Zf)XQk\tn unb Sgbien konnte, tritt un« erft unverkennbar bie iäenntnie bee 3lofenftraiu^e0 entgegen, beffen fc^öne SBUtte (rodös te kalön anthös) ber 2Hi!^ter neben bem SH^rtenstoeig ate ©c^muck be» Süabc^end, o^ne 3tDeifel feiner Geliebten, ber Sfleobule, ermähnt ^gunbert Z^^^ fpöter toar bie Slofe ein fiiebttng ber 2)i(^terin ©app^o aus SHit^lene auf ber 3nfel 2tsbo9 (um 600 n. C^r.), t)on ber fie ^öufig gepriefen unb ate ®Ieicf)ni0 fc^öner Wäb(i)m ^erangejogen tourbe. Sflac^ i^r J)(d ber lebensfrohe fi^riker Slnakreon aus Xeos in 3onien (650—478 v. Q)t.\ ber in Samos unb Sitten lebte, fie trtelfac^ in feinen Gebic^ten Der« t)errlid)t (Sr fagt t)on biefer Slume: „Wlt fd)önbia^enben Slofen be« kränjt n)oUen n>ir trinken. 2>ie Slofe ift bie ^enlid)fte Blume; fie ift bei ben Göttern beliebt; mit i^r bekränzt fid^ ber 6o^n ift^t^erens (ber fiiebesgott (Sros bei bm Stömem $lmor genannt), menn er mit btn Graiien tan3t 60 mill auc^ ic^ mit 9lofen bekrönet tanjen.''

fßon ba an finben mir bie $tofe neben ber £ilie als beliebten SBlumen« fc^muck eingebürgert unb bei keinem griec^ifc^en Srefte fe^lenb. 3^^^os toar fie aus ber fianbfd)aft $!^rggien im mittleren i^einafien über S^rakien unb SHakebonien nad) (Briec^enlanb eingemanbert. 2>as n^feifc^e Gefilbe, auf bem $erfept)one nac^ bem ^omerifc^en !or)mnn9 3lofen unb fiilien pflückt, ift nac^ btn eingaben in ber ZUa» in X^ra« kien 3U benken, unb ber 9lame einer i^rer (Sefpielinnen, St^obope, ift 3ugleic^ berjenige bes t^rakifc^en Gebirges, in melc^es jene 3lt)mp^e t)ermanbelt fein follte. llnb :&erobot aus ber borifd)en 6tabt :&alikar« naffos an ber kldnafiatifcf^en Süfte füblic^ t)on SHilet (484— 424 v. (£^r.) fagt: „Z^ ^^^^ fianbfc^aft SUakeboniens liegen bie fogenannten Garten bes SDibas, bes Sohnes bes Gorbios (eines p^ri)gif4)en ^Königs unb ber Sigbüt, bem SMon^fos bm 99Sunfc^ gemährte, bag alles, ma» er berühre, fic^ in Golb Dertoanble, Don toelc^er läftigen SSSo^ltat er fiel) bann burc^ ein 93ab im grluffe $!aktolos befreite, ber feitbem Golb fü^rt). 3n biefem Garten mad^fen bie 9lofen milb, jebe ^at 60 Blätter, unb fie riechen beffer als anbere Stofen."* Gleic^ermeife brückt fii!^ ber

446 SHe ^ittbiurnzn.

bei Slt^enoioß ertoa^nte ale£anbrintfcf)e 2>id)tet Wkanbtt im ^tDeiten Suc^e feiner Georgtka ait0, mmn er fagt: ,,3ll[iba0 t)on Dbonten (einer fianbfcfjaft in S^rcfeien) erjog, nac^bem er ble gerrfc^aft von Slfi« (In Äleinafien) oerlaffen, juerft in bm ©arten Don (gmat^ia (einer ßanb^ fd)Qft in SHakebonien) bie Slofen, bie mit 60 Slumenblöttem umföumt finb." @cf)on biefe bei i^m unb ^g^robot t)eroorge^obene attbob^Io^ nifd)e 3a^I 60 toeift auf bie :&erkunft biefes 91Xgt^06 otis Slfien, too^er mit bem 2>ienft ber Slp^robite unb bes ®otted be^ Sflaturfegen^ 2>ion9fo0 au(^ bie it)nen getoel^te asiume ju ben ©riedien Kant

9lod) ber pflanjenliunbige @d)üler bes grogen ^riftotele^, X^eo^ p^raft (390—286 t). (£^r.), fc^reibt in feiner ^flanjengefd^ic^te, bag bie meiften reictjgefüUten Äofen, ble er bereit« hekatonphylla, b. ^. ^unbect:s blätterig ibentifd) mit bem römifctjen centifolia nennt, in ber (Segenb von $!^Uippt in Snakebonien toac^fen. Sin ber biedbejüglicfien Stelle teilt er uns fein ganje« SBiffen über biefe ^flan^e mit: „(S» gibt Derfc^iebene %lrten von 9lofen (rödon); fie ^oben me^r ober toeniger ^Blumenblätter (phtUon), finb me^r ober n>eniger rou^ ober glatt, an Srarbe unb SCo^lgerucf) Derfc^ieben. 2>ie meiften finb fflnfblätterig; es gibt aber aud) im'6^* bis jmansigblätterige, }a bie 3^^^ ^^ asiumen^ blätter foll bie auf ^unbert fteigen, unb fold)e nennt man hekaton- phylla. 2>ie meiften :5^&atonp^gllen mac^fen um ^^ilippi, mo^in man fie Dom (benachbarten) ^angaiodgebirge, toofelbft fie in SUenge vou kommen, oerpflanjt ^at 3wi allgemeinen richtet fic^ bei bm Slofen bie 6d)ön^eit ber Srarben unb ber Sßo^lgeruc^ nac^ bem Stanbort; jeboc^ kann auf bemfelben Soben ber (Seruc^ Derfc^leben fein. S)en beften (Seruc^ ^aben bie Stofen von Ar)xtM (in Slorbafrika }iDifi!^en Xrtpoli0 unb Stggpten); ba^er mirb bort bie Koftbarfte Slofenfalbe (m^n) gemacht SHan kann ben Slofenftrauc^ (rodöniä) auc^ burc^ Samen oerme^ren; biefer liegt unter ber Slflte in ber Orrucf^t (mölön, eigentlich Slpfel) unb ift mit 3Bolle umgeben. 2)a aber bas Sßac^stum au0 ben 6amen fe^r langfam t)or fid) ge^t, fo pflegt man bie Slofen buid) Stecklinge 3U oerme^ren. Xlbrigene trägt ber Slofenftrauc^ fd)önere Blumen, toenn man i^n abgebrannt ober abgefc^nitten ^at; bagegen treibt er toilbe Sc^öglinge, menn man it|n nad) ^Belieben toac^fen lägt Sluc^ burc^ oftmaliges SSerpflanjen toerben feine iBlumen fd)öner. Sie milben (ägrios) Slofen ^aben rauhere S^^Q^ ^^ Slätter, menlger ftark gefärbte unb kleinere JBlüten.^

2>ie älteften Sabt^lonier ^aben fo toenig toie bie übrigen porber^ afiatifd)en SSölker unb bie Ägypter ber älteren 3eit bie Slofe gekannt

3>le Sterblumen. 447

(Srft bei ben lungeren Slffgtiem tritt fie un0 ate Diel gebrauchtem Dma^ ment, nämlicf) fülifiert ote 9lofette, entgegen, unb bei btn jungem aSobgloniem, toie fie un6 ber griec^ifdie ®efcf)id)tfcf)reiber :&erobot au6 eigener $lnfc^auung um bie SHitte bem 6. Dorc^riftlicf^en 3^^t^i^bert0 fc^ilbert, ^atte fie au(^ erft buxd) aSermitUung i^rer perfifcf^^^mebifc^en Hbertoinber (Zugang gefunben« 60 fc^reibt er im erften Sucf^e feinem Gef(^icf^0tDerkm: ^Z^btt Sabt^lonier trägt auf feinem Stock ba» 93ilb entu)eber einem Slpfelm ober einer Slofe ober einer fiilie ober einem Slblerm ober irgenb einem onbem ®egenftanbem.'' Sluc^ bie alten i^t» bräer 'jur 3^ ©alomom (993—953 v. d^x.), ber in feinen u)o^lge* pflegten Gärten eine SEenge aum bem Slumlanbe eingeführter neuer kulturpflansen sieben lieg unb fi(^ an feinem prunk^aften :&of e gern mit einer fo fcf^önen Slume gefcf^mückt ^ätte, toenn er em ^fitte tun können, kannten bie Slofe, biefem ^enlic^e ®efd)enk 3^^^» ^^c^ nic^t 99Senn Butler, ber Slumlegung ber Slabbinen folgenb, ba» ^ebräifcf^e susan mit 3lofe fiberfe|(t, fo ift biem ein ^'eute DoUftänbig klargelegter 3trtum; em bebeutet Dielme^r fiilie, unb imax nic^t fotoo^l bie meige, fonbem bie farbige SreuerlUie ober noc^ tDabrfd)einIic^er eine überall in ^al&ftina XDilbtoadifenbe, ebenfattm glockenförmige SBlüten befi^enbe Saiferkrone. ^atj^n finb bie Stellen ju bericf)tigen, mie }. fB. bei bem (im 8. Z^^^^ ^unbert d. (£^r. lebenben) ^ofea, mo em in ben bim^er gebräuchlichen SBibelüberfe^ungen ^eigt: „34 ^U^ Z\^<^^^ ^^^ ^^ ^^u fein, ba^ er foll blühen toie eine Stofe", ober an mehreren Stellen bt& nic^t lange nac^ ber Salomonifc^en 3^ gebid)teten !oof)m fiiebem, toie: „3d) bin eine Blume 5U Saron unb eine Slofe im Zal'', ober: „toie eine 9lofe unter ben 3)omen, fo ift meine 2freunbin unter ben löcljtem'' ufro. (Srft ben 93erfaffem ber fd)on in bie griec^ifd)e 3^^ fallenben älpo« kr^p^en toar bie 9lofe bekannt 3lac^ ollem fdieint biefe 3terpflan5e Don bem im 3^^^^ ^36 aum bem (Ej;il in Babylon, too^in fie Slebu« kobuejar nac^ ber 3^tftörung 3^(^^nim 586 gefütirt ^atte, auf (Srunb ber Dom ^erferkönige Sj)X09 erteilten Grlaubnim nac^ ^aläftina zurück:» gekehrten, ettoa 42000 3uben nac^ 6T)rien gebracht morben 5U fein. 2)emgemäg mirb fie suerft in b^n nac^ biefer 3^^ t^erfagten Suchern ber SBeim^eit unb 3^f^ Sirad) eriDä^nt

Slucf) nirgenbm in ben altägT)ptifc^en 3nf4tiften unb ^apgri toirb bie Stofe angeführt $lud) :5^obot, ber Sgtjpten aum eigener Sin« fc^auung kannte, ertoä^nt too^l bie fiotombbime, bie er alm fiilie bt» 9lilm be^eicf^net, aber nic^t bie Slofe alm S^ttp^Umit {Sgtjptenm. (Srft etma umm 3^^^ 600 v. (£^r. kam bie Stofe ma^rfc^einlU^ Don ®T)rien

448 S)ie Siecblumen.

^er unb triebt butcf) (Sriec^en, bte oUerbings ber :gQnbel fcf^on bamate 3U ben 9lttmiinbungen führte, u>o i^nen bann iäönig $lmart0 H (570 bi0 526 t). (£^r.), ber gh^eunb bts $!olt)krate0 t)on @amo0, bie @tabt 9laukratt0 fibertteg, nacf) bcm SlUtoI, n>o fie in bet Srolge befonbers in ber fianbfcf^aft ^rfinoe, bem heutigen Srajum, Diel ongepflanit tourbe. 3ur Seit ber gerrfc^aft ber polemäer (323—30 p. (si)x.) unb ber $tdmer toar biefe Sanbfi!^Qft bei allen SSölkem be« Sllittelmeerbecfiend toegen i^rer SQSein^ unb $tofeng&rten berühmt 6d)on X^eop^raft be« richtet, bag bie Stofen unb SSeilc^en Stggpten«, bte n>ie alle Siumen be0 Sanbe0, auger ber Surrte, gerud)(o0 fein foUteUi um stoel 9IIonate früher blühen ate in (Briec^enlanb. 2>iefen Umftanb benu^n bie üppigen (SintDO^ner Storni 3ur ^Kaiferjett, um \id) 3u einer S^itr ba es nod) heine bld^enben Slofen im eigenen fianbe gab, n^elc^e uon bort kommen ju laffen. 6o fagt Sdlartiat (40—102 n. (Si^t.), ber unter 9lero au0 feinem SSaterlanbe Spanien nad) 9lom ham, in einem feiner (gpigramme: „Z^ SBinter f(fjt(ftt ber Sftl Slofen naclj Slom, aber me^r unb fd)önere fenbet ^aeftum (bie gried)ifd)e planjftabt ^ofeibonia in Unterltalien, beffen Der^ältniemägig nod) gut erhaltener ^ofeibontempel au0 Slbbilbungen genugfam bekannt ift).'' 2)iefen Zatfacf^en entfprec^enb ^at man erft in btn ber griecf^ifcf) römifc^en ^ertobe ange^örenben Gräbern ber Sle&ropole von :&amara im ^ajum fiberrefte ber Stofe gefunben, für bie e0 auc^ keine ein^eimifd)e öggptifc^e SSejeic^nung gab. 3^ bemotifc^en Xe^ten finbet fic^ bafür ber 9lame uartu, ber femitifd)er :&erkunft ju fein fc^eint, ba er fic^ cd» uard im Slrabifc^en iDieberfinbet. S)le0 iDürbe für einen 3mport ber Slofe burc^ femltifi!^e unb nic^t griediifc^e 93ermittlung fprec^en. Bekanntlid^ t)at ber %gpt0:' löge (5eorg (Sberd biefe Sejeic^nung ber Stofe ate Slame ber :&elbtn feines Slomanes Uarba benu^t

Slac^ Unteritalien kam bie orientalifc^e (Sartenrofe fcf^on frü^ mit ben i^re ^Kolonien bafelbft grünbenben Griechen. 3n i^rer (Sefellfc^aft be^anb fid) febenfalto auc^ bie morgenlänbifc^e meige fiUie, beren gried)tfc^er Slame leirion in bae lateinifc^e lilium, unb ber grie(^ifi!^e ^luraliö röda in rosa oerujanbelt tourbe. Z^ fpäteren 3tölien ^at biefe ^eilige Slume ber Slp^robite^SSenus bei btn Sreften ber SSor^^ nehmen eine fe^r bebeutenbe SloUe gefpielt. @c^on ber $tebner (£icero (106—43 0. C^r.) nennt bie Äofe ba, mo er ein ßeben ooU flpplgkeit bejeic^nen milL Unb e6 mar in ber Xat orientalifc^e Slusfc^meifung, toenn, mie Slt^enaiod (um 200 n. <St)x.) une berid)tet, :ftleopatra in ftUtkien, mo^in fie bem Wiaicm Slntonius, um i^n für fic^ }u ge«

2)te 3t<tblumen. 449

tDinncn, cntöegcttöejogen töat, blefen in ©peifejtmmem beiolrtete, beten Soben eine ®Ue l)o6i mit Slofen bebecfct toat. 2)amtt man fic^ nic^t in i^nen mit ben grügen verfing, wat über yiz ein feinee Sle^ gebogen. SHe Soften für biefe kleine flberrafc^ung betrugen ein Xolent, b. l). 4500 ^Ilark. 2)erfelbe Slt^enaioe berichtet von bm im 4. ^o^r^un:« bert x>. (lt)t. über Ggraku« ^errft^enben graufamen Xgrannen i>xontj^ fio0, bag er bie Srugböben feinem ^olaftee mit Orelbt^^mion unb %ofen bebecken Heg unb fi(^ bann barauf ^erumioölste, um in 993ot|lgerü(^en 5U fi^ioelgen. ®0 toor eine Sla^o^mung ber üppigen Sitten bit^^:« nifi^er Srürften, roenn fic^ ber römifc^e ^Beamte ®a}ud S3erre0, ber von 73—71 D. C^r. Statthalter Don ©ijülen roor unb mö^renb feiner bortigen Slmtsfü^rung nit^t toeniger ate 40 SlliUionen ©efterjien, b. f). 6 Snuiionen Sllark erpregte, roe^megen er im 3^^^e 70 angeklagt tDurbe, tDobei (Cicero eis Stntoalt ber SSemo^ner (Sijttiens feine b^^ rühmten SBerrinifi^en Sieben ^ielt, bm für bie JBegriffe ber Slömer ber bamaligen 3^ g^^i unerhörten fiu£Ud leiftete, mit 9tofen bekränzt in feiner 6änfte auf Slofenkiffen ju ru^en unb babei ein mit Stofen ge« füUtes Sle^c^en an bie 9lafe ju galten. 2)ie bieebejüglic^e @teUe in ber Siebe (£icero0 gegen SJerree lautet toörtlic^: ,,Slte unfer Orelb^err fßtms feine Slefibenj in Sgrakus aufgeft^lagen ^atte, lieg er fic^, fo* balb es Slofen gab, in einer @anfte herumtragen, in melc^er ba» ^elfter mit Slofen ausgeftopft roar; babei ^atte er einen Sranj von Slofen auf bem Sopfe unb einen anbem fotc^en um ben ^ate, unb t)or bie Slafe ^ielt er \id) ein au6 gan} garten £einfäben geftricktee, engmafc^tge^, mit «Ofen gefüüte« Slefei^en.«

@ol(^e SSerft^toenbung rourbe noc^ bei meitem von bm an (Srögen^ tDa^n leibenben (Eäfaren Slontd übertrumpft SSertc^tet boc^ @par« tianud von bem römifc^en Soifer Sleliu^ SSerud, bem StboptiDfo^n bee SIntoninud $iu0, ber 161 von SKark Sturel jum SKitregenten erhoben tmirbe unb 169 ju SUtinum in SS^etien ftarb, er ficib^ auf einem SSett gefc^Iafen, bae mit Slofenblättem gefüllt toor, benen bca SBeige, alfo ber Slagel, genommen morben mar. „@eine 2)ecke beftanb aus fiilien unb fein Körper roar mit perfifc^en Salben parfümiert SS»on ebenfo gereinigten Slofenblottem unb von fiilien lieg er oft bie ^olfter machen, morauf beim S^maufe bie (ßSfte lagen, beegleii^en auc^ bie Xifc^e felbft" ®0 ^anbelt fic^ alfo ^ier um mit Slofenr^ unb fiUienblöttem gefüllte Riffen, bie gelegentlit^ auc^ Don anberen üppigen Eifern be« nit^t mürben, menn e0 fic^ um befonberen $omp bei feftlic^en Stn^ läffen ^anbelte. @o berichtet uns ber (5ef(^i(^tf(^reiber Sleliu^ fiampri^

450 2)te Sierblumen.

biu0 in feiner IBtograp^ie bee Scdfere ^eliogobalu^ (ber auf Slnftiften feiner (Srogmutter 3ulia SKaefai ber ©c^tDägerin be0 kaifer^ @eptimiii0 @er)eru0, 218 17|a^rig ote Oberpriefter bes (Sotten (Slagobol, beffen Stomen er annahm er ^ieg eigentli^ $loltU5 Saffianixs in (Bmefa in Serien von btn fgrifi^en £egionen jum Satfer ausgerufen tourbe, 219 in Slom einjog, too^in er bm orgiaftifdien 2)ienft feines fgrifc^en (Sottee t^erpflan^te unb too er fci^iDelgerifc^ unb tDoUüftig lebte, bis er 222 von bcn $r&torianem ermorbet rourbe): ^Saifer :geliogabaIu6 fpeifte öfter auf Äiffen, bie mit Slofen(blättem) gefüllt töaren, ^atte mit 3lofen(bI&ttem) ausgeftopfte SSetten unb fpajierte in Säulenhallen, beren aSoben mit 3lofen bebe&t roar. <£t tDed[)felte au4 mit ber SSIume unb gebrauchte ftatt ber %ofen fiilien, SSeilc^en, gga^int^en ober Slariiffen. (£t füllte au(^ IBaffins mit Slofen« ober SBermutmein, babete fic^ barin, trank fi(^ babei an bem SBein, morin er fag, t)oU unb lub jugleic^ bos SSolk ein mitzutrinken.''

S3on Saifer (Ballienus (253 aHitregent feines SSaters S3alerianus, Don 260 an SttUein^enfdier, bis er 268 in Süailanb ermorbet rourbe) berit^tet uns Xrebellius ^oUio: „Saifer (Sallienus baute öfter im Srrü^'' fa^r ganje S3tUen Don %ofen unb IBurgen aus Obft, bemal^rte Zrauben brei 3^0« lang auf, traktierte feine 3rteunbe mit SHdonen imb fefete i^nen in SKonaten, in roeldien eigentlich keine ju traben toaren, frifd)e geigen unb anbere Dbftarten dox."

6i(^ mit Slofen ju umgeben galt bei ben ^Ila^t^abem bei^ SUter« tums als ein 3^<^^tt fürftlidien Trunkes. @o berid[)tet Sftorus t)on bem fgrif^en Könige Slntioc^os m., bem (ßrogen, ber feine :gerrf(^aft über i^einafien ausjube^nen fuc^te unb infolge baDon 192 mit btn Slömem in Srieg geriet unb nacib jmei unglücklich verlaufenen Sc^lac^ten 190 gan} Sleinafien biesfeits bes Zaums an jene abtreten mugte: „^Us^ Slntio^us, ftönig Don Serien, gegen bie Slömer Ärieg führte, ^atte er fic^ 5ur SBintersjeit auf (ßuboea gelagert; feine 3^tte beftanben aus <5oIb unb ©eibe, Don allen Seiten maren Slofen ^erbeigefc^afft unb Orlötenfpieler forgten für gute Unterhaltung.'' Zn biefem JBerit^t unb in anberen ä^nlicfien 3n^alts befte^t bas fiu£uriöfe gerabe barin, im SBinter Slofen ^aben ju roollen, roenn fonft niemanb roelc^e ^atte. 2)a5U mürben fie entmeber in mit Süarienglas gebeckten S&ften ge« trieben, mie uns bies SKartlal in einem ffiplgramm für Slofen unb Sitten mitteilt unb aucf) ^allabius im 4. ^a^r^unbert n. (Si)t. nod) tt^ iDö^nt ober aus roärmeren (Segenben, befonbers Slorbafrikct, belogen. Stud) Sübitalien, roo, mle in ^aeftum na(^ ber Slngabe bes SKc^ters

2)ie Si^tblumen. 461

aSergU in fetner (ßeorgica bie Slofen jtDeimal IBlüten trugen, lieferte folc^en fieuten, bie fic^ nac^ ber aSeseidinung be^ Seneca, be0 (Sr:' 5ie^er0 unb Settern be0 fugenblit^en 9lero (2—65 n. (l^r.), in einer fetner (Epifteln „bntd) naturmibrige Slltttel im Sßinter Slofen ju t)er^ f(^affen fuc^en", bo^ (SetDünfdite. :&ier umrben bie %ofen nad) ber Slngobe be« pinius (23—79 n. d^t.) in ber SBeife Dorjeitig ium asifl^en gebracht, bag man ,, einen ^g Don ber SBurjel be^ ®to(fte0 entfernt einen (Sroben 30g unb in biefen roarmee SBaffer gog". 2)a0:> felbe empfiehlt aud) brei 3^^t^unberte fpSter ^EoUabius, ber rät, jtDei^ mal t&gfidi toarmee äSaffer ^ineingugiegen. $luf folc^e SBetfe toar e0 ben Ferren ber Sßelt möglich, roie ber jüngere (S^Iaubius Sllamertinus in feinem Panegyricus Julian!, b. ^. ber fiobfdirift über hm Soifer 3ulianu0 5lpoftata (361—363), fagt, an htn lafeln bei l^ren <5aft* m&^Iem „rounberbore S5ögel unb grifcfie aus fernen SKeeren, Obft« forten, bie 5U ganj anberer 3^t reifen, Qd^ntt im ©ommer, %ofen im SISinter beim Sdimaufe ju t^erbrouc^en''. 2)ag folc^e (g^auaganjen ni(^t billig ju ftel^en hamm, ift fe^r mo^I begreiflich. 2)o(^ in %om, ba0 fo piele anbere SSölker ausgeraubt ^atte, gab es genug fet)r reiche Seute, bie fi(^ biefe S3ergnügungen leiften konnten. @o berid[)tet ber römif^e (5ef(^i(^tf(^reiber Suetonlu» (70—140 n. (E^r.), ber einftige <Se^eimf(^reiber bes Saifere :gabrian, bag bei einer Oreftlii^keit, bie ein Srreunb bee fiaifers Slero (geboren 37, regierte oon 64—68 n. (Zfyc.) mitten im SSSinter gab, bie iBefdiaffung ber 3lofen allein bie ^Kleinig^^ kett von 4 3ntllionen Sefterjien = 600000 3nark boftete.

2)iefe nun einmal jum Sebensgenug ge^örenbe ft^öne SSlume Sierte auc^' bie £iebenben, um fo metir, roeil fie bca 6tnnbilb ber fiiebesgöttin felbft mar. 9Bie bie 3lei(^en beim 6(^maufe in 3lofen lagen, fc^enfite ber fiiebenbe feiner (Seliebten bie SBlume Slp^robites. ®(^on beim römifc^en 8omöbienbi(^ter ^lautus (254—184 v. (S^r.) treffen tDtr als liebkofenbe Stnrebe ben Sluebrudi rosa, mea rosa, meine Slofe. 993ie bas ^aupt ber ZSnjerin, ber grlötenfpielerin unb bes meinfd^enkenben Snobm x>on einem Slofenkranje ummunben roar, bekränzte ber Zrinkenbe fid) felbft unb feinen iBec^er mit ber 2)iongfo0 felbft geheiligten IBlumenjier. S3on Slnakreon im 6. t)orc^riftlt(!^en Z^^"" ^bert an tönt uns bei ben Sgrikem immer toieber als Slusbrudi ausgelaffener Sebensfreube bie Slufforberung entgegen: Sagt uns mit f(^önblü^enben 3lofen bekränjen unb trinken I fßom (Sriec^en lernte ber Slömer, fo bag balb auc^ bei i^m Sinnentaumel unb %ofen ^i^ fammenge^örten. 60 fingt snartial: „SOenn ber ©orgenlöfer raft,

29*

452 ^t 3t<tblumen.

mmn blc Slofc ^crrfc^t, töcnn ble §aare feucht [mb t)om Xmimd, bann . . ." Unb iDic 3)lon9[o6, ber ®ott bC0 Sloturfcßen«, juglcid) auc^ ber gü^rer unb §crrfd)cr ber 8lbge[cf)iebenen toar, [o [c^mücfete maxi axid) bte Xoten unb beren ©rober mit Slofen. äBie ber fiorbeer %u^m, fo bebeutete bte Slofe Siebe unb SSere^rung, unb beibee tDoOten bte (SintDo^ner Don dxtmona bem Saifer S3ttelliu0 bejeugen, ote er, nadibem fein öeer bei jener ©tabt im §erbft 69 von btn fiegionen S3efpafian0 gefc^lagen roorben toar, bas @c^lQ(^tfelb befli^tigte. „^S>a''f fo fagt uns ber (Befc^ic^tfc^reiber lacituö. ^beftreuten bie Cremonenfer feinen SBeg mit fiorbeer unb SRofen, errichteten l^m SUtäre unb bradjten l^m Opfer bar.**

Jttuc^ 5U iDO^Iriec^enben (gffenjen unb Salben fanb bie Slofe mefc fac^ SSermenbung. @o finbet ^ttniue, bag kein fianb fo paffenb fei 3ur ^Bereitung too^Iriec^enber @alben, ate Sülggpten unb bann dam^ panien toegen feinem Xtberfluffes an Slofen. 2>erfelbe Slutor gibt axt, bag aus 3lofen bas Slofenöl (oleum rhodinum) bereitet toerbe, roorunter aber nic^t ba0 t)on un^ üerftanbene ^robukt ju t^erfte^en ift; benn bie Sunft ber 2>eftiUatiot\ roar bem Rittertum noc^ unbekannt ^oU labius im 4. 3ct^i^^unbert n. (S^^r. fagt un^, mie fol^e^ bereitet mürbe: „Um Slofenöl (oleum roseum) }u bekommen, brauci^t man auf 1 $funb Düüenöl 1 Unje gereinigte Slofenblätter unb ^ängt bie SHifc^ung 7 Xage lang in 6onnen^ unb Sllonbenfc^ein.'' @e^r beliebt mar aud) ber Slofen^onig unb ber Äofenmein, beren §erftcUung uns berfelbe Slutor in folgenber SBeife fc^ilbert: „Äofen^onig (rhodomeli) entfte^t menn man Slofenfaft mit :gonig mifc^t unb bie Sllaffe 40 Xage an bie @onne ^dngt 2)er Slofenmetn (vinum rosatum) ift ein SBein, in wtlditm 30 Xage lang Slofenblötter gelegen ^aben unb ber atebann einen S^fa^ oon ^onig erhält" $liniud aber rät ben Slofenmein in ber SBeife ju bereiten, „bag man jerftogene Slofenblätter in einem fieinmanbfäckc^en brei SHonate in SHoft liegen lägt ^BBUin pregt au(^ bie ^Blumenblätter entmeber für fic!^ famt btn 9lögeln (unguis, b. ^. ben farblofen IBlumenbIattftielen)i ober man legt fie, nac^bem man bie Slägel abgefc^nitten ^at, in £)l ober SBein, lägt fit fo an ber Sonne fte^en unb fonbert fie bann burc^ ^reffen t)on ber grlüffigkeit (Einige fügen auc^ Salj bei Sllan nimmt aud^ rec^t gut riec^enben IBlumen« blättern bie Slägel, jerreibt fie, pregt fie in bic^ter fieinmanb aus unb koc^t ben Saft bei gelinbem Breuer bis }ur :&onigbicke ein."* Sluc^ ^ofenplä^c^en (rodisX bie un^ ber griec^if^e Slr3t 2>io0kuribe0 um bie SKitte bee 1. 3ct^t^unbert0 n. (£l)i. ermähnt, roaren beliebt, unb fein

2>ie 3i<tb(umen. 453

150 3a^re fpSter in htm üppigen SUq^anbreia lebenber SJolk^genoffe $(t^enai09 empfiehlt ote fie&erbiffen: ^(Es gibt eine ^errlic^ buftenbe ®peife, tDeId)e rodoniä ^eigt Um fie 3U bereiten, mifc^t man 9lo]m^ Matter, bie im SHörfer jerrieben finb, (Be^im x>on öü^nem unb ©(^toeinen, (Bibotter, Dlit^enöl, 3rif<^fül5e, ?Jfeffer, SBein, reibt alle« gut burd)einanber unb kodit bei gelinbem Sreuet;''

Piniu0 f^reibt ber 3lofe ^ufammen^ie^enbe unb kfl^lenbe (Sigen^ fc^aften ju- Cr fagt von it)x in [einer Slaturge[cf)icf)te: ,,a5on bm ^Blumen unferer (Sorten toerben faft nur Slofen unb SSeilc^en ju Sx&nim Dertoenbet Stber no(^ me^r %ofen ate ju :Srön3en toerben 5U anberen S^cAtn gebraucht: 9nan legt fie in £)l, ma» f(^on jur Seit XrojoB gefc^e^en ift; man Derbrauc^t fie ju Salben; aud) toerben fie 3U ^flaftem unb Slugenmitteln üermenbet; fie toürjen bie Speifen unb fofaf^e SBürje fc^abet ni(^t Unfere (Särtner geben bm Stofen au0 ^raenefte (in fiotium) unb au0 (Sktmpanien bm SJorjug; anbere rühmen bie milefifdien (von Sllilet an bet kleinaflotifdien Sflfte), meiere bie gltt^enbfte Sfctrbe, aber nit^t Aber 12 SSlumenbl&tter ^aben. Aber« ^aupt unterfc^eibet man bie Slofen nad) ber 9nenge ber iBlumenblötter, nac^ Orcirbe unb (ßeruc^ unb banac^, bag fie me^r rau^ ober glatt finb. SHe felrtnfte 3a^l ber SSlumenblötter ift 5; gibt ober auc^ tDelc^e mit me^r, unb felbft eine mit 100 ^Blumenblättern (centifolia), fie iD&c^ft in (Kompanien unb bei ^l^ilippi (in SKajebonien), jeic^net fi(^ aber ni(^t burc^ 9Bo^lgeru(^ au0. (£aepio, ber unter Saifer Xiberiu« f(^rieb, bo!ß man bie (Zentifolie nic^t ju :Srän5en Denoenbe, fie ^öc^ften« an ben (Snben folc^er anbringe, ba fie fic^ meber burc^ i^ren (&eru(^, nodi burc^ @(^dn^eit empfehle. SHe in ber arftmcAka (imifdien Xripoli« unb Stggpten) tieimifc^en %ofen riechen am beften unb geben ba^er bie befte Salbe. 2)ie Slofen 3U :Sart^ago unb in Spanien blühen btn ganjen SOinter ^inburc^. 9lur eine Slofenart roirb gepfropft, nämlic^ bie blaffe, ftac^elige mit 5 ^Blumenblättern." Unb ^killabiud empfiehlt: „Um Slofenknofpen lange frifc^ ju ertialten, mac^t man in ein grüne«, fte^enbe« ^feilro^r (canna = Arundo donax) t)on ber Seite einen Spalt, f(^ebt bie Snofpe hinein unb lägt baa 3lo^r fid) roieber fc^liegen. 3ur 3^t» bci man bie Snofpe toieber ^aben mill, fd^neibet man ba« Slo^r burc^. 9Qanc^e tun auc^ Slofen in einen mtbzt au«gepi(!^ten, nodi glafierten Xopf, fc^liegen il^n gut unb vergraben i^n unter freiem §immeL"

JBei folc^em grogen JBebarf an «ofen ift begreiflich, bag bie %ofen fe^r häufig ntbm cmbmn SBtumen in bm (Barten ber (Briec^en

464 SHe 3t^^(umen.

unb Slömer gebogen tourben unb t^ielfac^ von ftotionören trnb tDoit:^ bemben iBbimen^änblem feilgeboten tourbett 6(^on SSarro empfiehlt in ber republikanifi^en 3ett ^om^ ato Dotteil^aft für foI(^e, bie in ber STo^e ber @tabt ein (Stunbftflck befi^en, SSettc^en^ tmb ^ofengörten (violaria ac rosaria) anjtUegen. SBte foI(^e ju be^anbeln feien, er« U&rt ^allobiu^: „3nt Sr^bruar toerben bie Slofenbeete (rosarium) an« gelegt, unb jmar burc^ @te(ftlinge (virgultum) ober burc^ 6amen« 9It(f|t bie gelben SSIiltenteile (olfo bie Staubbeutel) mitten in ber Stofe finb bie Samen, biefe ftecken t^ielme^r in bm bimförmigen Seeren, beren Sleife man baron erkennt, ba% fie braun unb toeic^ toerben. SUte ^ofenbeete roerben im Sf^bruar be^a&t unb alle bürren S^oeige an bm @tröu(^em toerben bann abgefc^nitten. Sin leere Stellen pflanjt man aus Stecklingen gejogene funge Stödie. äln roarmen Stellen kann man bie Slofenbeete aud) im 9lor)ember anlegen, got man nidit Sleifer genug, um Stecklinge ju machen, fo fc^neibet man 3meige ab, legt fie roie Slbleger (propago) in bie (Erbe unb ^ilft mit 2)ttnger unb SBaffer nac^." Unb in ben (Beoponika rät ein griec^ifc^er älutor: „SBiU man 3lofen ^aben, bie frtt^ blühen, fo fe^t man fie in ^Blumentöpfe, ftellt biefe in ber kalten 3o^^^^2^ bei :Sälte in ein fonntges 3^mmtt, bei Sonnenfc^ein unb toarmem SBetter aber ins Srteie, roie man es mit bm Sürbiffen unb (Burken mac^t galt maxi Slofen, bie fic^ eben öffnen, in Sc^toefelbampf, fo merben fie ougen« blicklic^ meig.''

9Bie bie Slofe bM Sinnbilb ber bltt^enben 3^^nb, ber Siebe imb 2rrucf|tbarkeit mar, fo galt fie ben Slömem aucf), roeil bie jablreic^en Blumenblätter ba» Z^^^^ üer^üllen, ate S^d^tn ber SJerfc^toiegen^eit unb iDurbe bes^alb in bzn Speifefälen über ber Xafel aufgehängt unb bei Xrinkgelagen in ^Sränjen um bie S3ec^er genmnben, um vot pauber^aftigkeit in ber SOeinfeligkeit ju mamen. (Sine 9lacf|a^mung biefes altrömifc^en IBrauc^es mar es, roenn ber mönc^ifc^ ftrenge $apft :&abrian VL (1522—1523), ber auf bie SlbfteUung ber kircblicben Snigbräuc^e unb S^rückfü^rung bes römifcfien gofs auf apoftolifc^e (^nfac^^eit bebac^t mar, als Symbol ber S3erfc^miegen^eit %ofen an ben Beic^tftfl^len anbringen lieg. 2>er bekannte Slusbrudi: sub rosa (unter ber %ofe, b. l). im S3ertrauen) ^at hierin ben (Brunb feiner <SnU fte^ung.

Bei ber (S^^riftianifierung bes \\äi 3erfe^enben %ömerrei(!^es }og mit bem (Einbringen ber neuen Sieligion bie fogenannte ^Irkanbifjiplin, b. l). (Be^eimle^re, melt^e bie Don ben ^eibnifc^en SUpfterien ^erilber«

2>ie Sinblumen. 455

genommene froste, Xaufe, Slbenbma^I, Salbung, (Slaubensbekenntnto unb :5^trengebet Dor ben 9li(^tgetauften geheim ju galten gebot oud) bie %ofe in i^ren fgmbolifierenben Sxzxs, inbem fie ba» rote SSIut C^rifti unb rote Slofen in SOec^felbejie^ung juetnanber treten lieg, toie t)erf(i)iebene :SatafiombenbiIber anbeuten. Slofen unb Slofenkränje tDurben 5U Symbolen be$ äUartgriumd unb bienten ben bie (ßebenk« tage [olc^er g^ernben jum Slusfc^müdien ber äUartgrergrober. 2>a mit ber (Erklärung bes (S^^riftentums ate 6taat0religion burcb ^on^ ftantin im 3^^^^ 323 bie ^eibnifdien Suite unter diriftlic^em (ßetoanbe toeiterbeftanben, fo ging bie $lofe von bem SHenfte ber 3fi^ nttt bem gorusknaben auf bem älrm in benjenigen ber gleicbermeifer bor« geftellten unb Dere^rten Sllaria mit bem ^^fu^knoben auf bem Strm über. Site :gimmetekönigin mürbe SKaria burc^ bie 3lofe fgmbolifiert (rosa mystica) imb biefe JBlume einft ber 8lp^robite«3fte b^ftö tDurbe bie 9Harienblume par excellence, mit ber man bie SKarien« bttber im Snarienmonat, bem 9Qai, uorgugsmeife fc^mü&te unb über bie fic^ bie 2)icbter bed SHittelalters in überfc^tDenglic^en SUlegorien tt^ gingen. 3^ Dielen fiegenben mirb fie gefeiert unb bient öfter ate fßet^ anlaffung jur (Brünbung einer Sirene ober Sapelle. 9Qan benke nur an bie berühmte Sage, bie fic^ an btn uralten Stofenftodi t)on ^^Ube^« ^eim knüpft 3^ anberen fällen mirb fie ate £iebe93ei(^en ber gimmeto« königin t)om ^^immel auf bie (Erbe gefanbt, unb biefer ju (Ebi^en mirb auc^ bie bei SBubb^iften unb 9Qut)ammebanem gebräuciblic^e (Sebet^ fcbnur, (ÜB beren SSorgänger fic^ c^rtftlic^e SKöndie unb (Einfiebler jum Slbjablen i^rer (ßebete unb $falmen lofer kleiner @tein(^en bebienten, 9lofenkran5 genannt

3m SKittelalter, roo fo tiele Kulturen jttgrunbe gingen, blieben boc^ Slofe unb Silie ate befonber^ ber :gimmel0mutter gemeinte unb mit i^r in S^fammen^ang gebrachte IBlumen, bie jubem t)er^ältni0« mägig teicbt ju jie^en maren, in ben (gärten SlUtteleuropa« gemö^n:» lid^. 2)ie 2>ic^ter biefer 3^t, benen keine groge Slusma^l folc^er Slumen für i^re 6(^Uberungen ju Gebote ftanben, fprec^en öfter oon biefen beiben (Ebelblumen, bie bie tiimmlifc^e Slnmut unb Slein^eit ber ^eiligen 3unsf^^u barftellen foUten. Unb toie gotifc^e Sirenen fic^ mit jieinemen mgflifc^en Stofen fc^mückten, fo pflegte Huf ben SBilbem ber 95erkünbigung ber (Erzengel (Gabriel ben fc^lanken Silienftengel 5U tragen, beren meige SSlüten aber c^arakteriftifcbermeife nur ^Blumenkelche o^ne 6taubfäben jur S3erfinnbilblid)tmg ber unbefleckten (Empfängnis aufroetfen.

456 SHe S^tthlnmtn,

Stuc^ in Me 993appenfpra(^e jener infolge bee ftarRen a3or^errfd)end ber Stnotp^obeten bilblic^ benkenben 3^ gingen beibe iBIumen über. SBie brei Sitten, bie ongebttc^ aii0 Sanjenfpi^en ^eroorgegangen fein foUten, feit 1150 ba0 königtti^e Wßappta unb bos @innbUb be$ legi^ timen Sdnigtums grtankreic^ toaren, bie auc^ ber 3^anne b'SIrc, ber Jungfrau von Orleans, bei i^rer ®rt|ebtmg in bm Slbelftonb bitrc^ Äarl VIL om 17. 3uli 1492 DerUe^en umrben, fo bilbete im 15. 3a^r^ ^imbert bie rote unb bie roeige 3lofe ba» Slbjeic^en ber $!arteiganger ber :gaufer fiancafter unb §)ork in bttt SBirren, bie bei ber Sd^mSc^e be0 Sönigtuntd in (Snglanb toüteten.

Stuc^ auf SQflnjen erfc^eint bie 3lofe ni(^t feiten; femer geroonn fie ote ge^eimni0t)oUe0 ©gmbol ber mittelotterUc^en Sau^fltten eine groge IBebeutung, bie fic^ bei bm Srreimourem bie auf bttt heutigen Xog erhielt 3n bcn Kelchblättern ber ^ofenknofpe ift n&mlic^ beut^ lii!^ ba» Pentagramm ober ber 2)rubenfug, ba» mafft\d)Axüid) von bm atten Stgtiptem übernommene geheime (Srkennungejeic^en ber $gt^a^ goräer, ba» oud) bei bm :SeIten ate 2)ruibenfug ein ^eiligee S^d)m mar unb auf alten gallifc^en SQflnjen ni(^t feiten abgebilbet ift, in ber fpiraligen Slufeinanberfolge ber einjelnen SBIätter ju erkennen. 3>ie geometrifd)en Proportionen beefelben bezeichneten bie jünger ber Sau^ kunft feit btm ^o^en SUtertum ate göttliche Proportionen ober golbe^ nm Schnitt, meil alle fift^etifc^ fc^öne SSaukunft von bm alt&g^ptifc^en Xempeln bie gu bm gotifc^en !^omen bee Sllittelaltere bemugt ober unbemugt in beren (Sefe^en murgett Slm ^öufigften finb fie im (Srunbrig bee ^auptfc^iffee unb in ber Orctffabengtteberung gu er:^ kennen.

SBie bei bm Sulturoölkem bee SUtertume umrben cmd) bei bm 2)eutf(^en unb bm anberen europoifc^en SSölkem bee SKitteloItere ate 2rrfll^ttng0feier Slofenfefte in fogenannten Slofeng&rten gefeiert; ee moren biee Don Slofen^ecken umgebene $Iä^e, in bmm bie Sfeftfeiemben mit Slofen gefc^mflckt gufammenkamen. Solche Slofengörten gab ee bei allen grögeren 6täbten, in SBorme fogor gmeL Unb ba fpSter ftatt rosa met|rfa(^ bie iBegeii^nung flos campi benu^t mirb, fo lägt ft(^ baraue f (fliegen, bog fic^ bie Slofengärten allgemein ate mit iBlumen eingefagte pä^e gttr Slb^altung Don aSolkefeften umft^reiben laffen. @(^on ber altbeutfd)e 6änger fagt: „!S>in röfe ift btu f^oenfte unber aller blflete", ba^er ift auc^ jener ^ödift anfpruc^elofen 3^ ^^^ Slofen^ garten ber fc^önfte unter allen (Sorten, mit bem bie ^errlic^ften SMnge vetQlidim merben. SBei biefer grogen ^Beliebtheit unb a3olk0tttmlid)keit

3)ie 3ietb(umm. 457

ber Slofengätten ift kein SBunbet, ba^ fie bann auc^ in ©oge unb SHc^tung eine nit^t untDic^tige 3loUe fpietten. (E0 fei ^iec nur an bm 3U ®nbe be0 13. 3^^^^^^^^^ ^^^ einem ritterlichen Gänger ge« Motteten i,:Sleinen Slofengarten", ber bie kämpfe 2)ietri(^9 Don iBem (bee Oftgotenkönigs Xl^eoberic^ bt9 (Srogen, ber 489 Dbooker bei aserona befiegte unb bee^alb in ber 6age ate 2)ietri(^ von fBem roeiterlebt) mit bem S^^^gkönig Saurin unb be[fen 3<^ubergarten fc^U^ bert, unb an ben von bemfelben JBerfaffer ftommenben „Äofengarten von Sßormd" erinnert, wüd) le^terer, ber neben Slofen au(^ anbere f(^öne asiumen trug, Dom Sflibeltmgen^elben @iegfrieb mit elf anberen :&elben für bie von ü)m in fiiebe umtoorbene :Sriem^ttb, ber Xoditer be$ Königs (Siebid) von Sßorm^, betoac^t rourbe. äluc^ bei btn feft^ liclien a3eranfta(tungen ber Slitterjeit, befonbere be^ 14. 3^t^unbert0, fpielte bie Slofe mit anberen SSlumen eine groge ^oUe. 3n biefem kriegerifc^en 3^^^ tourben mit S3orttebe, toie toir auc^ auf geit^ genöffifdien Sllalereien unb (Elfenbeinfc^ni^ereien fe^en, von feftlic^ ge^» f(^mfl(fiten 2)amen eine für biefen befonbem S^tA erbaute fogenannte Sntnneburg Derteibigt, bie bann von bm :genen eingenommen roerben mugte. Site SBurfgefi^offe bienten allerlei Blumen, befonbere %ofen, bann kleine 2rtü(f|te, Suchen unb anbere Seckereien, ftatt fiebenben 9Saffer$ rourben ^arfüm^ ^erabgegoffen, bi£^ enblic^ bie Slitter unter einem Sbimenregen bie SSurg erftürmten unb bie 2)amen gefangen nahmen.

2)ie bei bm SRömem noc^ in fpätefter 3^1* gefeierten Slofenfefte, rosaria ober rosalia genannt, bei roelc^en man an Derfc^iebenen Zagen be0 SKai unb 3^^^ ^te Gräber mit Slofen ft^mflckte unb gemeinfome SQa^lgeiten abhielt, bei benen btn Xeilne^mem %ofen ate bie (babt ber 3^^te92eit Derabreit^t rourben, erhielten fi(^ in !S^'t)iden unb auf ber 2>onau^albinfel ate rusalia toeiter, unb au0 biefem mit $!fingften in S^\ammmf)anQ gebrachten Ortü^ling^feft entn)ickelte fi(^ bei bm ©erben, Slotoenen, SOeig:» unb ^einruffen, in ätinlicfier Sßeife auc^ bei bm SBalac^en unb SUbanefen bas^ frö^lic^e Sfloturfeft msallja. iBei biefem rourbe bann in Snigoerftetiung be^ urfprünglic^en Sinnen be^ von rosa ^er genannten Sreftee bie Sage von Sluffalkg ge^eigenen flberirbifc^en roeiblit^en S93efen abgeleitet, bie um biefe 3^^ ($elb unb SBalb beleben unb Orrui^tbarkeit fpenben follen.

9Qit biefem römifc^en Slofenfefte ^ängt au^ bie im grrü^ling, am oierten Sfaftenfonntage, bmx Sonntage fiätare, t)om $iapft in feier« liebem roeigem Getoanbe in ®egenn>art bee KarbinolkoUegiuntd in

468 ^t ^itxhhimttx.

einer mit Stofen gefd^mücfiten KopeUe am SUtore getoel^te golbene ^ofe, bie ^emad) cd» fegenbringenb an ^rürften unb grütftinnen, aud} SLixd)m unb Stobte oerfc^enfit tDurbe. <£t tauchte fie juerft in 93alfam, beftreute fte bann mit SBei^rouc^, befprengte fie mit SBei^maffec unb betete inbeffen ju (Si)ü\tii» ate bei SBIume be0 ^tlhtB unb ju SQaria ate ber Silie be$ Xales. Site befonbere Slusgeic^nung erhielt unter anberen auc^ ^rfürft Orriebrii^ ber SBeife Don Sadifen kurj vor ber (^nfü^rung ber Sieformation, ebenfo in jüngfter 3^t bie roa^nfinnige Kaiferin (S^arlotte von Süe^iko unb bie bei aller fiafter^aftigkeit ^öc^ft bigotte Königin 3f^t>^U^ ^ ^^^ Spanien bie golbene Slofe. 9lad^^ richten Aber biefen (Sebraud), ber auf altrömifc^e a3orfteltungen Don ber iBebeutung ber Slofe ate 6t)mbol bee Seben« unb ber SSergäng:: lic^keit juriUbge^t ge^en bid in« 11. 3^4^^unbert, in bie ^eä Seo$ XL, jurflcfu ^ann merben in ber tiat^olifc^en Sirene cd» roeiterer Xlberrefl ber altrömifc^en rosalia bis auf ben heutigen Xag am ^fingftfonntage, ben pascha rosata (italienifc^ domenica de rosa), Stofen von ber &ö^e ber Sirene auf ben S3oben ^erabgelaffen.

iBei folc^ groger SBebeutung, bie ber Stofe in SSoIksfitte unb Sle^ ligion jukam, kann ee un0 nic^t munbem, ba^ i^re Don bm Slömem burc^ Sl^ermittlung ber ^fter flbemommene Sultur auc^ in ben trüben Seiten bes Sllittelalterd in (Suropa erhalten blieb unb mancherorts fo^^ gar bie Sunft bes Xreibens berfelben geübt mürbe. 60 berichtet tms ber (S^ronift 3o^ann x>on iBeka Don einem am 6. 3^nuar 1249 t)om gelehrten 2)ominikaner SUbertud, megen feiner ausgebe^nten (Sele^r^ famkeit SQagnus, ber ®roge, gubenannt (1193—1280), in Köln SBU^elm Don :5oUanb gegebenen grogen iBankett an melc^em „bur(^ ma^r^aft magifc^e Sunft" mie fic^ ber erftaunte SBeric^terftatter ausbrücbt blü^enbe Stofen 5U fe^en maren. SBenn biefe iBlume auc^ fpäter^in bei allen a3ölkem (Europas bie mo^loerbiente SBertfc^ä^ung genog, fo fpielt fie bod) im fieben bes an bunten Or^^rben unb SBo^lgerüc^en fi(^ gan} befonbers erfreuenben Orientalen eine noc^ rAü roiclitigere Stolle. Speziell in i^rer alten Heimat ^erflen blü^t fie beinatie ba» ganje 3^^^ ^inburc^ in köftlic^er grülle unb in ^errlic^ buftenben ge»> füllten Sorten, bie bei bm au(^ bort noc^ feit alter 3^t gefeierten Srrü^lingsfeften eine mic^tige Stolle fpielen. 995te ^aben bie perfifc^en SHc^ter feit bem grirbüfi, b. f). ber :gimmlif(^e, genannten Slbul ^fim SEan^Ür (940—1020) bis ^eute bie Slofe als Sönigin ber JBlumen immer mieber gefeiert unb bie Siebe jiDifc^en i^r unb ber Slac^tigall (einer S3ülbül genannten ^Rurjfugbroffel aus ber (Gattung Pycnonotus

2)te Sietblumen. 459

unb nic^t unfere ein^etmifc^e Sflat^tigoO) befungen. SBelc^e SBiditigkeit kommt i^r nl(^t jur ^eiftellung bes bort allgemein beliebten Slofen« }udienDetkd unb ber köftlic^en Slofeneffenj ju, tDel(^ leitete perfifc^e StiSte im 9. 3^^r^unbett juerft beftillierten. (St\tttt&, bas wie im ganjen Orient, fo mtc^ in ber Xürkei unb in (Sried^enlanb bur(^ (Sin^ legen ber motilriec^enben Slofenblätter in 3^^^ gemonnen roirb, ift ber t)olk6tümli4)fte fieckerbiffen, n)ä^renb mit ^onig gekodite Stofen^^ blätter in Simonaben ba» beliebtefte äJolksgetrank ber mu^ammebani^ fc^en SBelt bilben.

2>er <5e[anbte bee beutfdien Soifere Or^tbinanb IL am türkifc^en gofe in Sonftantinopel, (S^idlenius 93udbequiu0, erjö^It im erften, 1554 gefdirtebenen ^Briefe au0 jener @tabt, bie Xürken bulben ni(^t, ba^ ein Slofenblatt auf ber (Erbe liege, bmn fie glauben, bie Slofe fei au0 btn @(j^n)eigtropfen hervorgegangen , bie SHu^ammeb auf feiner nä(f)tlic^en Himmelfahrt nergog alfo bie alte, nur islamifierte unb ine ^rofaifdie übertragene Slbonidfage! äluf bem angeblichen (Srabe bee non ben fc^iitifc^en Werfern oere^rten 4. Kalifen Stil btn Slbu Xaleb, bem treueften (Befä^rten SQu^ammebs unb Gemahl feiner Xoc^ter i^me, ber 656 nac^ Dt^mane (Srmorbung jum SBe^errfc^er ber (6läv^ bigen erhoben, aber 661 in :Sufa ermorbet rourbe, bei SHeffar in ber 9lä^e bes heutigen SBelc^ früher SBactra fa^ ber Sleifenbe Vam^ b6xt) bie rounbermirkenben roten, angeblich au0 beffen iBlut ^eroor^ gefproffenen %ofen (gQli surch), bie i^m in ber Xot an (Sttndi unb Srarbe alle anbem ju übertreffen fc^ienen unb bie, meil fie nac^ ber ielamitifdien fiokalfage nirgenbs anberstoo gebei^en f ollen, auc^ nir^» genbe angepflanzt merben.

2>iefe au0 Werften ftammenbe unb im SUtertum über bie 9Qittel« meerlanber verbreitete (S^entifolie, non ber bieder ausfc^lieglic^ bie Siebe roar, ift biejentge Unterart ber in Sübeuropa unb SBeftafien ^etmifc^en $!roDencerofe (Rosa gallica), bie t|ier im Slltertum unb SKittelalter au0:« fc^liepc^ bekannt mar. 9tun rourbe in ber grolge bie (Zentifolie viü^ iad) mit ber ^rovencerofe gekreuzt unb ergab bie älteften 3lofen:s ^gbriben ber S^ttQ&xtta bee Sllenfc^en. (Rm uralte (Bartenrofe ging aad) bmd) Sreugung ber (Zentifolie mit ber :gunb$rofe tieroor; es ift biee bie 2)amascenerrofe, bie um roo^l fc^on im Stitertum qIb Smeimal blü^enb gerühmte %ofe non ^aeftum entgegentritt S93ie bie (Zentifolie 1332 am ^erfien junädift nad) @übeuropa gelangte, fo brachte ber franjöfifc^e Slitter Slobert von ©rie fdion vorder, jur 3rit ber ^reu^üge, bie 3>amadcenerrofe nac^ feinem @c^log ^rovin« in

460 ^^ S^exhlumm.

ber (Si)ampaQW, wo fie kuItiDiett unb butd) Stbleger toetter verbreitet tDtirbe.

SlUe biefe Slofen ber älteren (Sorten empfel^len fid) burc^ 999töer:^ ftanbskraft unb grroft^örte von felbft, bittren aber nur einmal im 3^^te. 2)iefem flbelftanb tourbe erft in ber Sleu^eit abgeholfen burc^ ba5 Sluf^ Kommen ber „Slemontonf-Slofen, bie auf verfc^iebene, fe^r lange 3^ bltt^enbe oftafiatift^e Slrten jurflckjufä^ren finb. 2)urc^ bie (StnfQ^« rung biefer ^oc^kuItiDierten prächtigen oftafiatifdien Slofenorten no^m erft bie Slofenfeultur btn grogen Sluffc^toung, ber biefe ^flonje ^eute no(^ me^r cd» früher jum beDorjugten Siebling ja^Ireid^er iBIumen« freunbe madite. Unb gmar ift bie inbifi^e 3lofe (Rosa indica) bie Urfprungsform ber präditigen oftafiatifc^en Slofen, bie befonbers in <if)ina unb 3^^^ f^ f^^^ ^Uer 3^t ftultit)iert toerben, frfl^e nac^ 3nbien kamen unb um 1698 au0 (Si)ina auä) in unfere Gärten ge« langten. 3^ if)mn gehören bie Sengalrofen, bie Xeerofen unb bie Snonat^rofen. £e^tere merben meift niebrig gehalten unb finb 3ur (Einfaffung von Slabatten, roie auc^ in Xöpfen gebogen ate Stuben« pflanjen beliebt unb befi^en me^r flatterige, toeniger gefüllte, ^ellrofa Glitten. IBemerkenetDerte Orormen unter i^nen finb bie :germofa unb bie S^ttg;t6Bd)m. (Eine ed|te (Ebelrofe ift bie von Rosa cUnensis abftammenbe Zeerofe, beren Sreujung mit ber $roDencerofe bie SBours^ bonenrofe, bie Gloire de D^on unb Malmaison (na(^ ber Seft^ung ber rofenfreunblic^en (Battin Slapoleons L, 3ofep^ine, fo genannt^ toie ouc^ bie La France, bie beDorjttgte Slofe ber beutfc^en Saiferin, ^er^^ vorgehen lieg. £e^tere, bie erft 1868 in bm ^anbel gelangte, tpill, toie fo manche anbere, nur burc^ Slbleger auf ungefi^le^tlic^em SBege fi(^ fortpflanjenbe Ororm, fc^on |e^ nic^t metir rec^t gebei^en. Stile biefe prächtigen Slofen, ju benen auc^ bie angenehm buftenbe, gelb« blü^enbe 9narf(^all Sliel gehört, befi^en bie nor^üglic^e (Eigenfc^oft, ju „remontieren", b. ^. nic^t bie ^eriobe be$ iBlü^en^ auf eine futrse 3eit 3U befc^ränken, fonbem i^re prächtigen IBlflten SBoc^en unb Silo« nate ^inburc^ unausgefe^t ju entfalten. @ie nerbanken biefe (Eigen« fdiaft ber (Einmirkung ber inbifdien Slofe, meiere überhaupt keiner Sßinterru^e bebarf unb bee^alb aud) jur :Kultur in btn Xropen emp« fohlen roerben kann. 2>a aber bie ©tammart ein Sinb ber Xropen ift, fo muffen biefe gegen Sälte empfinblidien Slofenforten im SBinter forgfältig nor bem ©rfrieren gefd)ü^t merben.

Sc^on in (Englanb, aber nod^ niel häufiger in Sübeuropa, befon« ber$ ber Slioiera, begegnet um^ bie in 6flbiDeft(^ina (^fln«nan) ^eimifc^e

SHe S^nhiamoL 461

blettembe, ftac^ellofe SSankerofe (Rosa banksiae) mit halbgefüllten hellgelben ober tDeiJsen SSIfiten unb kleinen Srrüc^ten. Z^ unfern (Be^ tDoc^d^mifem ift e0 nic^t möglich, fie in fo prächtiger (Entfaltung tote beifpietetDeife cax ber Sltmera 3U erhalten. Sluc^ bie eigentlichen Kletterrofen mit kleinen roeigen ober rofenroten SBIfiten in Süfc^eln finb in C^ina imb Z<Vp(^ tieimifc^. 3^ Vfnta gehört Dor oUem bie joponifc^e SBüfc^elrofe (Rosa multiflora), bie mit i^ren pgramibem förmigen, reic^blfi^enben Sltfpen in melen Srorben unb Srormen unfere fiouben unb ^ousmänbe jieren. 2)ie in bunkelroten, kleinblütigen Sflfc^eln blfi^enbe Crimson Rambler bagegen ftammt t)on ber ^rorie:» rofe be0 öftltc^en 9lorbamerika. 6ie bauert aud) in unferem Klima gut au0 ux\i> ift eine fe^r onfpruc^slofe, reic^blfl^enbe ^flanje, bie bt»^ ^olb fe^r häufig bei vaiB angetroffen mirb. S3on Slbeffinien bi0 Kfin^ nan in 6übmeftc^ina ^eimifc^ ift bie in ben 9Qittelmeerlanbem Der^ milberte SBifamrofe (Rosa moscbata) mit toeigen, cmgene^m nac^ SDofc^ud buftenben, kleinen S3Iüten in grogen (Snbrifpen. @ie roirb neuerbing0 aucb bei ims kultiviert, mug aber gegen Kälte gefc^ü^ toerben. Sl^nlic^ mie bie fc^marje 3o^anni0beere leicht nac^ SBonjen riechen bagegen bie bottergelben Blüten ber oon Kleinafien bi0 Slfg^a^ niftan ^eimifc^en, ebenfoUd im SQittelmeergebiet häufig üerroUberten gelben %ofe (Rosa lutea), bie mit bm oftafiatifc^en Xeerofen in keinerlei Derroanbtfc^aftlic^er IBejietiung fte^t (Sine ä^nlic^e Biättn^ fülle unb benfelben 2>uft entroiAelt bie ma^rfc^einlic^ nur cd» eine älbart biefer aufiufaffenbe jmeifarbige Kapujinerrofe (Rosa bicolor), beren ^Blumenblätter äugen gelb, innen aber fc^arlaci^rot gefärbt finb. 2)ie 3tintrofe (Rosa cinnamomea) mit rofa bis karminroten iBlfiten unb braimroten 3u)eigen ift auf btn (Bebtrgen SQittet: unb @flbeuropa0 ^eimifc^, toä^renb bie auc^ bei uns ate (Jrnu^tftrauc^ kultioierte „Kai^ ferin b^ Slorbens" mit runblic^platten, grogen, roten ^h^ten in 9lorbafien 3u gaufe ift (Es ift bies ein Slbkömmling ber burc^ i^re grroft^ärte ausgegeic^neten c^inefifc^en Slungelrofe (Rosa rugosa), bie fic^ burc^ kräftiges, etmas runzliges Saubtoerk ausjeic^net, von bem fic^ bie grogen bunkelpurpurroten iBIfiten ebenfo prächtig Qbt)Aen, mie im :&erbfte bie ^oci^roten, kleinen Stpfeln na^ekommenben ^rüc^te, beren Kelchblätter ni(^t einf einimpfen, fonbem frifc^ unb grün fielen bleiben. Z^^on eigentümlich ift bie d^^amäleonrofe, fo genannt, toeil fie i^re ^oxbt mec^felt Z^ Schatten ift fie toeig, im Sichte ba^ gegen rot iBei 9Iac^t nimmt fie eine roac^sartlg toeige grurbe an. 2>ies gefc^ie^t nic^t auf einmal, fonbem bie ^Blüten mec^feln burcf)

462 2He 3^tthiamtn,

einen bUmm Xon fd)neU jum blaffen Slofa, um f(^lieP(^ tDac^^toeig 3U toerben. bringt man bie Slofe bann toteber an bo^ ^eUe Sonnen:^ lic^t, fo nimmt fie fe^r rafc^ toteber i^re Qd^axlad)^ ober ^öonlenfarbe an. 2>ie rei^enbe SQooerofe aber ift ein Slbkömmling ber (Eentifotter tDie bie franjöfifdie ober (Sffigrofe mit gefüUten unb halbgefüllten, n)o^Irie(^enben, roten IBIfiten, bie man 3ur :gerfteUung Don Slofen^ bonbon0 unb ^ofenlikör Denoenbet, ein foli^er ber ^Eroriencerofe ift Sßie man bei un0 gelegentlich bie SKarfc^all SlietSlofe roegen i^ree feinen 2)ufte0 jur :gerftellung Don Viomlt benu^t, fo roirb bie ^errlic^ buftenbe morgenlanbifc^e d^tifolie jur ^erftellung be0 kil^Ienben @(^erbet0, b. l). arobifi^ Xrank, roorion ba» italienifdie sorbetto ftommt, Dertoenbet 3^^ gehören auc^ bie £)lrofen oon Safanlik an, au0 btnm ba» Slofenöl bargeftellt roirb. Stu0 jerftampften Stofenblöttem fertigt man in ber Xttrkei mit S^f^^ ^on (ßummi f^marje perlen an, unb f(^ma(^ eingefaljene Slofenblätter flnben in ber 6(^nuf)ftabakfabrikation aSermenbung.

3m SBinter tjerforgt une bie Slioiera mit Slofen, toie mit anbem IBlumen. ®o fü^rt 2>eutf(^lanb von bort fä^rlic^ für 3 SQilUonen Snark ein, fOtirt aber anbererfeits für 15 shillionen 3Kark t^erebelte Slofenpftongen au0. Oberhaupt l)Qt bie Slofenjui^t für bie (ßartnerei eine fetir groge IBebeutung. 2)ie 3lofen variieren ungemein leidit unb bi0 1850 ^at man Sleutieiten unter benfelben faft nur burc^ Sammeln unb SSerme^ren ber fpontan entftanbenen 6prungt)arietäten gemonnen. (Eine fol(^e ift beifpietomeife bie au0 ber (Zentifolie hervorgegangene Snoosrofe unb bie IBourbonrofe. iBei allen ^flangen entftetien folc^e ntat Srormen unvermittelt unb juföllig. 2)er SHenfc^ kann fie ni(^t erjeugen, nur entbecken. (Sr kann bann allerbings naditräglic^ bur^ Sreujung mit einer venoaubten ^rt, bie gemiffe, ber 6prungDarietät abge^enbe SSorjüge befi^t, biefe feinen Sßünfi^en entfpre^enb gu Der« DoUkommnen fuc^en. 2)ie Sreugung fe^t er fo lange fort, b\» bie ge« münfc^te Kombination von (Sigenfc^aften bei feinen ^ifleglingen einge« treten ift äluf folc^e SBeife finb bie meiften Sleu^eiten geft^affen mor:» bm, beren bie Slofenjüc^ter in i^ren Katalogen in^gefamt ttma 4000 aufg&^len.

Slod) ber 1560 in IBafel geborene unb von 1588 bi5 gu feinem Xobe 1624 ate ^rofeffor ber IBotanik unb SQebijin bafelbft mirkenbe gelehrte ^flangenkenner unb Schöpfer ber binären 9lomenklatur, ^fpar »ai^in, unterfc^ieb außer 19 milben blog 17 ja^me Slofenarten, Z^ folc^ ungeahnter grülle ^at fid) alfo feit^er unfer SBefi^m an Kultur*

2>te Sterblumen. 463

tofen, befonbete feit ber (^nfO^tung ber oftaftotifc^en ^oc^gegüi^teten Sorten, Derme^rt Unb jtoar kam guerft 1780 bie SSengolrofe von niebttgein Sßuc^^ au» Danton gu un0, batm 1807 bie Sanksrofe ccü» Zcvon unb (Si)ina unb erft 1825 bie ^oi^ftämmige Xeerofe ebenfalls von bort^et. 3)ie neue 3«tt t^erme^rte biefe» aitaterial burd) ©nfü^* tung töeiterer neuer ©orten unb buri^ f^ftematifi^e Äreujung. Z^ Orronkrelc^ eneidite bie Slofenkultur burc^ 3aiferin 3ofep^tne in ben (Särten i^re^ Sc^loffe^ SOolmaifon unb bm tDiffenfc^oftlid^^en ^Begleiter SUejranberd Don :gumbolbt auf feiner berfl^mten fflbamerikanlfdien Sletfe, ben ^Botaniker IBonplanb, feit 1800 i^re ^öc^fte (Entn)i(ftlung. Zn (Snglonb gefc^a^ biee burd) Derfdiiebene ^riDotperfonen, befonbere in ber (Braffc^aft :gertforb. Z^ 2)eutf(^lanb toor bie ^ofenfonunlung be0 kurfflrftlid[)en Gartens in Saffel berühmt; auc^ bie Slofenau bei fiobutg unb bie Poueninfel bei ^otsbom toiefen bebeutenbe Slofen« Kulturen auf. 2>ie bebeutenbfte Stofenfammlung finbet fit^ jurjeit im @(^Ioggarten ju 2rriebri(^0t|of bei :Sronberg im Xaunus, in benfenigen btB ©c^Ioffes 9nonrepo0 bei (ßeifentieim am %^ein unb be$ ©(^loffee fiönigftein untoeit Don :gomburg vox ber ^ö^e.

2>ie S3erme^rung ber (Sbelrofen gefc^ie^t in ber SBeife, ba^ man ein Shige auf einen SBUbling ber ^unberofe (Rosa canina) fiberträgt, unb jtDor am SBurgeltiate, toenn man SSufdirofen jietien toUI, fonft aber auf einem niebrigen, mittel^otien ober ^o^en Stamm. Sluc^ burd^ Slbleger, SBurjelfc^nittlinge, Ausläufer unb Stecklinge toerben bie %ofen Derme^rt Sie können unter Umftänben ein fieben von mehreren ^unbert Z^^^^ erreichen. So galt ber mit feinen «luölSufem 6,5 m ^o^e unb 7,5 m breite Stofenftraut^ auf bem (Jrrieb^of an ber Slugen^» mauer ber SIpfie bee 2)ome9 Don ^Ubes^eim fc^on im 17. 3ckl^r^unbert ote uralt 9lac^ SUe^anber rion ^umbolbts „Slnfiditen ber Slatur" Q)irb biefe0 Stofenftocks Dermutlid) fdion im 11. 3^^t^unbert (SstwäHf^ ntmg getan, unb jmar burd) bie ^gaus^altungeregifter be0 2>om0, in benen Slusgaben für bie Pflege eines Slofenftodis üerseic^net ftnb. (£t ift Aber ber (Srbe 50 cm bidL Z^ Garten ber SnarineDermaltung Don Xoulon fte^t ein von IBonpIanb eingefanbter, 1813 gepflanjter aSankerofenftodi, ber ^eute Aber bem IBoben 90 cm Umfang ^ot tmb mit feinen 3tDeigen eine 25 m breite unb 6-8 m ^o^e SKauer bt^ betfct unb mö^renb feiner »Iflte^eit im Stpril unb Sltai oft 25000 »Ifl* ten 2U gleicher 3^ aufmeift 2)er grögte Slofenftodi (Suropas befinbet fl(^ aber im SBe^rlefc^en ©arten in 3rreiburg im Sreisgau. Siefer, ein SBUbftamm, rourbe Don feinem ©efifeer im Z^^^ 1881 mit einer

464 ^< 3^^^^^^^^*

Xeetofe okuliert 3)iefe aSereblung machte Qldd) gute 2fortf4ritte unb trug im folgenben 3a^re bereite 27 Slüteit JBor einem Z<^m^nt f)aftt ber JBaum einen glöc^enraum von 88 qm erreicht unb trug 7400 »lüten. ©n 3a^r fpöter entnncbette er 8000 SBIflten; iwti 3a^re fpöter na^m er fc^on einen glöc^enraum uon 89 qm ein unb be[a6 über 10000 »lüten. §eute rolrb blefe 3a^I noc^ toett über^ fc^rltten. 3)er 1,10 m ^o^e Stamm bepfet einen Umfang Don 84 cm. 2)06 an 2)ra^t gezogene 3^elgtDerb bllbet eine groge fiaube.

ätuc^ In (S^^lna, bos um fo ^errllc^e Sulturrofen lieferte, mürbe ble Slofe feit bem ^o^en ätitertum au0 ben eln^elmlfc^en S93UbIlngen ote beoor^ugte (Sartenblume gebogen. 2>le (S^^lnefen exportieren groge SHengen Slofenmaffer, machen auc^ Sllec^klffen unb Slofenbutter. Z^ ben Garten be0 c^lneflfc^en fialfer^ merben Slofen In folc^er SKenge gebogen, bag ble baraud gemonnene (Sffen} fä^rllc^ gegen 100000 SHark einträgt Slber nur ble kalferllc^e Sramllle unb ble SOonbarlnen bflrfen fl(^ btefe6 ^arfflntd beblenen.

9lä(^ft ber Slofe Ift ble melge 2Ule (Lilium candidum) eine ber Dome^mften unb gefc^ä^teften Sx^tp^^anittx. 2)lefe auf 1 m ^o^em Stengel 5—20 relnmelge Blüten mit 5 langgeftlelten, In groge gelbe Slntberen enblgenbe Staubfäben tragenbe ^flan^e mäc^ft Im öftllc^en Snittelmeergeblet bte ^erflen unb jum nörbllc^en fiaukafus mllb, i^er^ mllbert auc^ fe^r leitet unb mürbe ebenfalte In S93eftaflen juerft oom SHenfc^en In ben Gärten kultlolert 6te mlrb fc^on In ben fitteften auf un« gekommenen (Befangen ber ^erfer unb Sgrler $o(^ gefeiert unb galt megen ber fc^neemelgen Srctrbe l^rer Blüten ote bas @lnm bttb ber Unfc^ulb unb Sleln^elt S93lr fa^en bereite, bag ble Im Sitten Seftament ate schuschan bezeichnete asifltenpflanje nlc^t ble Slofe, fonbem eine filllenort, unb jmar ntc^t fomo^l ble melge, ate eine farbige Sttle, ma^rfc^elnllc^ ble ebenfalte glockige Slüten aufmelfenbe ^Iferkrone bebeutet SHlt blefer Segelc^nung einer auf bem grelbe mllbmac^fenben fiUle ^ängt auc^ ber Slame ber perflfc^en :&auptftabt @ufa jufammen; unb jmar bebeutete blefee perflfc^e susan ^ac^ftma^rfc^elnllc^ ble melge fiUle, nac^ ber ble @tabt genannt mürbe. 6prtc^t bo^ noc^ ber grle^ d)i\d)t Sirjt 3)loskurlbe0 Im 1. 3a^r^unbert n. (£^r. uon einer fiUlen* falbe (chrisma leirlnon), „ble auc^ ble oon @ufa ftammenbe (süsinon) genannt mlrb", unb meint bamlt beftlmmt eine aus ber melgen fiUle ^erge« fteltte mo^Irlec^enbe Salbe. SBenn nun In ber Slbelflberfe^ung Sut^er^ fte^t bag ble Saumelfter ben Säulen unb beren fiaplt&Ien ble (Beftatt von fiUlenftengeln mit beren Släten gaben, fo Ift ble^ ba^ln ju bertc^^

Sine Zulpmanpflangung in giltcgom (^ollanb).

<£ine &ga3iiitl)enanpflaniung in gilleQom (^oKanb).

2)ie Sterblumen. 465

tigen, ba% bomit bie caiä) x>on bm (Stiec^en ob fiUie (leirion) bejelc^« nete iDeige fioto^blutne, bie ^eilige asiume be0 Slito, Derftonben toatr bie bie p^önikifc^en aSoumeifter in 9la(^a^mung ber äggptifc^en SJot« bilber an bm 6tfl^en be0 tei(^ mit Gebälk am Sebem^ol} vom SÜbonon au0geftatteten Xempeto ^o^e« in ^erufolem botfteUten«

aSei ben alten Griechen enoo^nt fc^on isomer bie toeige SUie ate leirion mit bem f(^mfl(kenben a3eimort th&uma idöstbaii b. f). ein SSunbei 5u fe^en, unb nennt bie ate befonbete \d)6n meig ju bejefa^« nenbe :&aut be0 i^elben Slfa; ote lefrios, b. ^. meig miz bie Silie. 9Bie bie orientolifc^e gefüllte tote Slofe ber fiiebe^göttin Stp^robite^aJenuB, fo mar bie ^e^re meige SUie bei ben (&rie(^en unb bm fpäter von fenen lioc^grabig beeinflugten Slömem ber :gera»3tmo, ber (Sattin be0 ^öc^^ ßen ber (Sötter, 3^u0«3upiter, heilig. (Sin in ben (Beoponika un0 fibertteferter griec^ifc^ 9St|t^O0 tut un0 kunb, bog biefe a3Iume au0 ber Sßib^ ber ^gimmetofürftin ^eroorgegongen feL (£» ^eigt bort nftm« U(^: ,,SU0 SUkmene (bie Soc^ter bt» König« (Stektr^on t)on SK^kene unb (Sema^lin bee Slmp^itrgon, (Snketo bee $erfeu0 unb @o^ne0 bt» SUkaio«, ^önig0 t)on %ixt)nB) bm l^akle« bm fie von 3^U0 empfing geboren ^otte, melc^er eigentlich fterblic^ mar, moUte i^m 3^U0 (fein 93ater) bie Unfterblic^keit Herleiten unb legte i^n ju biefem Smecke ^eimlic^ an bie iBruft ber f(^Iafenben :&era« 2)er knabe ttcaik fic^ ba tü(i)tig fatt, aber roie er abtteg, flog noc^ Wüd) in Strömen au0, imb ma» bavon an ben i&immel kam, bilbete bort bie SKUc^ftrage, mae aber auf bie (Srbe lief, ba0 bxaä)tt bie SUie ^eroor, bie bemnac^ bie milc^meige grorbe trögt"

3m alten (Briec^enlanb mürbe im (ßegenfa^ sur ein$elmif(^en milben SUie, bie krfnon ^ieg, bie au0 bem Orient ba^in gelangte meige fittie ate leirion bejeic^net 2)er grie^^fc^e fiomöbienbi(^ter Slrifto« p^ane« (455—387 v. (if)x.) ermähnt au» erfterer ^ergefteUte Sx&ait, le^tere bagegen befc^reibt S^eop^raft in feiner $flan5engef(^i(^te. fßon ben (Kriechen Unteritaliem^ lernten bamt bie 9lömer bie meige (Saxtm^ litte be« Orient« kennen, mobei fie ba» grieil^ifc^e leirion fic^ ate lilium mtmbgerec^t mai^ten. Z^ ^^ ^^ (Sklogen aJirgito (70—19 V. (£^r.) trogt ber altitalif(^e 3Balb^ unb grelbgott 6ilnanu0 einen firan} von (nermutli(^ bimten milben) Sitten, unb an einer 6tette ber Slenei« fummen bie dienen um meige Sitten (candidum lilimn). a3ei dobu meUa merben meige Sitten fttr bie dienen in (Sorten gebogen, unb in einer (Siegle lögt ^ropers (45—22 v. (Sift) ba» äBo^lmoUen ber W^xn^ p^m buxä) meige Sitten geminnen. piniu« fc^reibt Aber fie: „i^^ft

466 ^s 3terblumtn.

fo ebd tote bie Slofe ift bie fiiiie, bie ebenfo jut ^gerfteOung von Salbe unb ül benu^t unrb; ledere ^eigt lirinoiL SHe Sitte beginnt in ber 3eit 5U blühen, ba bie Slofen in ooUer Slfite fielen, unb gemährt bann, 2U)if(^en i^nen fte^enb, einen ^ertttc^en älnbUA. 2)er Stengel, auf bem bie Slume fte^t, ^at oft brei (SUen ^6l)t, bie a3Iume felbft obet ftet^t auf einem fd^toac^en Stiele, ber nic^t imftanbe ift, fie aujxec^t ju tragen. Sie ift blenbenb toeig, auduienbig geftreift, am (Srunbe fc^mal, nac^ äugen allma^ttc^ becherförmig erweitert, mit jurücftgebogenen Sl&nbem. 2)er Stempel (pilum) ift bünn, bie Staubgefäße (stamina) t)obm bie Srarbe be6 Safram^ (crocus). 2>er (Beruc^ be0 fielc^ee (calyx) ift non bemfenigen ber Staubgefäße etma« i^erfc^ieben: bei ^Bereitung ber Salbe tmb be0 üle^ roerben aber auc^ bie a31ätter nic^t Derac^tet"

S93ie bie Sitte nac^ griec^ifc^em 93orbilb ber 3uno ^eittg tDor, galt fie ben Slömem aud^ ate Sinnbilb ber ^^offnung unb in ber Soifer« seit ate (Smblem be0 S^ronfolgerd. Shif einigen römifc^en SKunjen, bie folc^en X^ronfolgem galten, finbet fic^ auf ber Slflckfeite eine Sitte abgebilbet mit ber Umfc^rift: spes populi romani (:&offnung bt» xötm^ fc^en fßoikz»). 2)ie ältere antike Sluffaffimg, bie in biefer reimioeißen Slume ein St^mbol ber Steinzeit unb Unfc^ulb fa^, übernahm bann bie (^riftttc^e &ixd)z, bie bie fi^öne, feierttc^e Slume ber :g^immel0köni« gin SQaria ate Sinnbilb i^rer reinen, unbefleckten (Empfängnis in bie ^cmb gab. Später bemächtigte fic^ ber Slberglcmbe biefer 93Iimie unb tteg fie au0 ben Gräbern unfc^ulbig ^gingeric^teter ^erüormac^fen. WU gemein ^errfc^te im SSittelalter ber (Blaube, bag ber SHönc^, ber eine Sitte in feinem (S^^orftu^le fanb, brei Xage ^ernac^ fterben milffe. (Ein hochbegabter Slbt ber Senebiktinerabtei (Soroe^ an ber Sßefer mürbe, toie eine (S^^ronik melbet, burc^ einen folc^en Srunb in fo gemaltigen Schrecken Derfe^t^ bog er ben %ob baoontrug. Sein Slac^folger be^ kannte fic^ in feiner legten Seichte fc^ulbig, bie Sitte felbft Eingelegt 8U ^aben, rnn fic^ bie angefe^ene SteUung feines Opfers ju oerfc^affen.

S93ie in ber (^fc^ic^te (EngUmbs bie rote unb toeige Slofe, fo fpieUe in grtcmkreic^s (Sefc^ic^te bie Sitte eine bebeutenbe Slotte. 9la(^ ber Segenbe überreichte ein (Engel btm grtankenkönig (St^lobvoiQ aus bem (Sefc^Iec^te ber SKero^inger, ber 16jä^rig feinem S3ater (E^Uberic^ als iftönig ber fattfc^en grtanken im heutigen ^Belgien folgte, 486 burc^ bm Sieg bei Soiffons Aber ben römifc^en Statt^attier S^agrius bas Seinem gebiet eroberte unb 496 bie SUamannen fc^lug, als er barauf mit 8000 3rtanken in Sleims sum (E^riftentume übertrat, einen Sitten^» ftengeL Später maren feit 1160 nac^meisbar permutttc^ aus

®le 3letblumen. 467

fi<^i^nfpi^en ju ftUifierten a3Iumen umgetDanbelte SUien ba» königliche SBoppen Srtankreic^d, baa Don ba an burc^ bie ganje (Sefc^ic^te ^rtank:» tei(^0 ote 6t|mboI bt» legitimen Söntgiunid eine n)i(^tige Slolle fpielte, unb iwat waxm feit ftarl VL (1380—1422) beren in ber Siegel brei, tD&^tenb Dotier i^te 3ci^l unbeftimmt gemefen wax. 9li(^t nur in Sßoppen unb 6iegel, auc^ auf @3epter, fitonenreifen, in Stidiereien auf btn (SetDönbem ber Könige unb auf Sßappenröcken ber :geroIbe erfc^ienen bie berühmten fleurs de lis. Unb nac^ bem äluBfterben ber &ipetinger mit Rad IV. im 3a^re 1328 ^ielt bie Seitenlinie ber SSaloi? bto 3ur Einrichtung Subtoig^ XIV. unb bann von 1815—1830 bie iBourbonen bie brei fiilien ate königliches älb}eic^en bei

2)ag eine folc^e fc^on in i^rem ftoljen SluBfe^en roa^r^aft könig^ Hc^e SItune auc^ fonft o^ne finnbilblic^e 93ebeutung bekoratix) eine groge SloUe fpielte imb auf allerlei ®eu)eben, befonbers Xapeten, nac^^ gebilbet tourbe, ift felbftoerft&nblic^. älugerbem mürben Don mehreren Siegenten auc^ fitlienorben geftiftet, fo 5. S. um 1413 Don grerbinanb, ftönig von älrragonien, 1546 Dom Zapfte $aul nL (SUejanber ^amt\t, geb. 1468, regierte Don 1534—1549, betätigte bm 3^fuitenorben, orb^^ nete 1542 eine allgemeine 3nquifition jur Unterbrüdumg bes ^roteftan«: tidmu0 cm, eröffnete 1445 bas bis 1563 bauembe fionjil von Xrient, tDor ein Gönner ber iftflnftler imb fiiteraten), unb jule^t 1814 von btm nad) bem ©turje STapoleons I. jum Könige erhobenen Submig XVIIL 2>ie Sln^&nger ber mit i^m jur ^errfc^aft gelangenben iBourbonen trugen bie fiilien (üb ^roteft gegen boa SSeilc^en, momit fic^ bie (Be« treuen bes geftür^ten ^rfen kenntlich machten.

SBie im SUtertum mar auc^ im SSittelalter bie fiilie ntbm ber Slofe ber @tol} ber europäifc^en (Sorten; toä^renb aber ledere in ber aieujeit feit ber (Einführung ber eblen oftafiatifc^en @c^meftem burc^ fireu^ung unb SJariotion eine groge Orülle i^erfc^iebener Sorten bilbete, ^at fic^ bie fiilie unoeränbert in i^rem alten Slbel erhalten unb bilbet btn Dome^mften Slepräfentanten ber 3i^Iumen bes lonblic^en Gartens, mä^renb |ie in ben @t&bten e^er zurücktrat unb erft neuerbings roieber ntbm i^ren feit^er eingeführten farbenprächtigen oftafiatifc^en ©c^meftem einige aSebeutung erlangte. @(^on im Stitertum ^ören roir einige Stimmen, bie von bunten fiilien reben. 60 fagt 2>io0kuribes im 1. 3<^r^unbert n, (£^r.: „WOcax^t behaupten, gebe auc^ purpur* farbige fiilien,'' bamit foU roo^l eine Slbart ber toeigen fiilie Derftanben fein, bie er felbft noc^ nie fa^. 2Bie eine folc^e erjeugt merben könne, jagen uns bie (^oponika, in bmen es ^eigt: i,2rlorentinus behauptet,

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468 ®tc S^tthlumttL

man könne bie SUien tot färben, iDenn man imi\d)m bie @(^pen ber 3tDiebeI bie Srarbe ftreue, n)el(^e cinnabari ^eigt (bamtt ift bod Stachen« blut genannte bunkelrote :&ar2 bes 2)ra(^enbaum0 ber 3nfel @oiiotra gemeint). SSit anberen Srctrben kann man bie Sitte anber« fftrben.'' (Ein anbered Slegept basu gibt ein anberer griec^iff!^er @(^riftftetter in biefem @ammelu)erke: „993iU man Sitten oon tßurpnrforbe ^oben, fo reigt man 10 ober 12 bUl^enbe fiittenftengel aus unb ^gt fie in Slaiu^. 8lti0 i^nen toac^fen kleine , 5U)iebeIförmige äBur^eln ^eroor. 3rt bann bie 3^ ^^ ^fümjend ba, fo legt man bm @tengel in i^ von rotem SBein, bis fie burc^ unb burc^ rot finb. 9Iun pfUmst man fie in (Erbe unb begiegt fie gehörig mit ^^t. 2>ie aus folc^en Stengeln toac^fenben Sitten blühen rot" 2)iefed p^antaftifc^e SJerfa^ren gibt bann pinius als ermiefene Satfac^e mieber. $aUabius (um 380 x>. di^x.) fc^reibt: „Z^ Srebruar bringt man bie Sittenjniiebeln in bie (Srbe, ober behackt fie, mtnn fie fc^on barin finb, mit groger Sorgfatt, bamü bie jungen 3t^^^tn nic^t oerle^ merben. 2)tefe kann man fpSter x>on ber snutterjmiebel ablöfen, nerpflansen unb auf fotc^e SBeife neue Sittenbeete (liUetum) ersielen."* ^ad) SHoskuribes tourben Sittenblötter auf Sc^Iangenbig^ unb Sranbmunben unb mit (Sfflg auf Quetfc^ nmnben gelegt unb bie gebratene unb mit aUerlei anberen Stoffen Dermifc^te SlSurjel ju !geil3U)e(ken Derfc^iebener 9lrt benu|(t; ban^m mar bas Sittenöl als Slr^nei berühmt unb er^iett fic^ bis in bie (Begen^ mart beim S3olke in Stnfe^en. (Ein Slejept baju gibt uns pillabius: „Um Sittenöl (oleum liliaceum) ju bereiten, giegt man 1 $funb Dttoenöl auf 10 Sittenblflten, bie fic^ in einem (Slafe beflnben, unb ftettt biefes 40 Sage an bie Sonne.'' (Ein fionferoierungsmittel fttr Sitten teilt uns ein (Briec^e in ber (Beoponika mit: ^Um SUien bas ganse !Saf)t ^nburc^ frifc^ gu ermatten, nerfä^rt man folgenbermagen: 9San pflückt bie SUlten, e^e fie fic^ öffnen, famt bm asuitenftielen unb legt fie in neue, irbene, nic^t ausgepi^te Xöpfe, beckt biefe ju, unb fo bleiben bie SUlten bas gan^e Z<^^ f^fc^. So oft man meiere brauchen mitt, nimmt man fie heraus, fe^ fie ber Sonne aus, unb fie öffnen fi(^, fo* balb fie mann roerben.''

3m frühen SHittelatter rourbe bie Sitte, roie au(^ bie Slofe, me^r als Slr^neipflanse gur mebijinifc^en SSermenbung, bemt als Sx^^^^^f^^^^ in bm (B&rten SHitteleuropas angepflanst. ^a» befonbere Sob ber Sc^ön^eit, bas i^r ber 849 Derftorbene fr&nkifc^e SDönc^ SOkxIal^frib Strabo fpenbet, als er fie im Sloftergarten mac^fen fa^, bemeift aber, bag neben ber Sifi^ic^kett auc^ bie Srteube an beren Sc^ön^eit für bie

S)ie Sierblutneit 469

fiuttut Mefet ^flanse nrnggebenb mat. Z^ fpöteren SOtttelatter be^ Meitten fk^ bie Sltttec gerne ber (Bügen ober 3^en, tote bamal0 bie Sitten im beutfc^en @pra(^gebiet genannt tcmrben, ote 3^^^f ^^tb mu^ beim SSk^Ike maten fie beliebt, bii^ im Saufe bei Sleugeit nac^ imb nac^ bod 3ntereffe cot i^nen abnahm unb fie infolgebeffen nur noc^ feiten angepflanzt n^urben. (Erft in unferer 3^t ift roieberum eine er^ö^te 9Bertf^ä|ung biefer prächtigen S^^f^i^ t)ie nic^t blog hm fc^lic^ten aSauemgärten, fonbem auc^ ben fc^önen Parkanlagen ber SJorne^men fe^r tDO^I anfte^t, eingetreten. 2>a}u trug ganj toefentlic^ bie (Ein« fO^rung ber nic^t minber fc^önen oftafiatif(^en Sitten bei (Sine erfte Stu0tDa^I foIf!^er brachte ber 1796 in SBür}burg geborene unb 1866 in SOanc^en geftorbene Slr}t $^Uipp grrans oon @iebolb, ber 1822 ate 6anität0offi2ier in ^oUänbifc^en 2)ienften na^ fßataom ging unb von 1823—1830 unb abermate t)on 1859—1862 fic^ in 3apan auffielt, aud legerem Sanbe na^ (Europa« Unter biefen ift oor cäkm bie auc^ ate :^nigin atter Sitten be^eifl^nete fapanifc^e ®olblilie (Lilium aura- tum) 2U nennen, bie toie bie roeige toeftafiatifc^e Sitte 1 m ^oc^ toirb unb bi0 26 cm groge, perltoeige, u)o^lriec^enbe a31iiten mit rotbraun bi0 purpurn punktierten unb bmt Sßittelnen) entlang, golbgelb ge« bfinberten ^Blumenblättern befi^ Sluc^ fie n^irb ^eute roie bie toeige Silie in mehreren SSarietSten bei un0 kultitHert (Ebenfo bie prächtige Silie (Lilium spedosum) au0 Z^pcat mit 0,6 1 m ^o^em Stengel, eirunben 931&ttem unb fe^r grogen, flber^&ngenben, mit jurücfiges fc^lagenen rofenroten Blumenblättern gezierten, nac^ S3aniUe rieil^enben aStttten unb bie getigerte Silie (Lilium tigrinum) au0 (£^ina unb 3apan, bie an ber @pi^e bes 2 m ^o^en @tengel0 ja^Ireic^e feuenote, fc^morspunktierte a31üten in pgramibenförmiger Slifpe trägt 93on ben fmc^en Sergmälbem bt» :^imala|a in 2000—3000 m :gö^e flammt bie Slief enlilie (Lilium giganteum) mit 2—3,6 m ^o^em Stengel, ge« ftietten, ^ersförmigen Slättem unb u^eiglic^grflnen, innen \^ma^ purpurgeflammten, ^öc^ft roo^lriec^enben Slflten, u^ä^renb bie bem ein^eimifd^en Sürkenbunb fe^r na^e fte^enbe Lilium superbum mit 2 m ^o^em Stengel unb fc^arlac^roten Glitten au0 STorbamerika ju um» kam. SJon Sibirien er^ietten mir bie ^rac^tlilie (Lilium pom- ponium feitbem tßliniu0 eine gemiffe Simenforte nac^ einem getmffen $omponiu0 benannte, pflegte man überhaupt fc^öne ^tixd)te unb auc^ aSlumen potnponifc^ ju nennen) mit einfarbigen, mennig^» bi0 fcbarlac^:» roten Bläten. 3^t in bejug auf Geflutt unb grurbe ber Sttite fe^r St^n^ ttc^ ift bie im Orient unb in i^einafien ^eimif(^e S(^arla(^lilie (Lilium

470 SHe S^eibluinett.

chalcedonicumX bie grtanfe^Seunto für bie eigetttik^e krinon X^eop^ps unb bie hemerokallis be» ^SAoskaiabt» tßit Z^m^aUs fc^eintn bie alten Griec^ fie gekonnt unb gelegentlich ouc^ in i^ren (Söxtm cmgepfkmst 5U ^ben. Sieben allen biefen loerben ober ouc^ befc^etbenete fitliem arten bei uns angepflanzt, fo bie au0 bem $iemont }u vaiB gekom^ mene Sreuetlilie (Lilium croceum) unb bet in Soubmälbem 9Qtttet eutopa0 n^ac^fenbe Xürfcenbunb (Lflium martagon) fo genannt n^eil feine asifite mit btn junufigefc^tagenen Slumenblattjtpfeln oxi einen tfirkifc^en Xutban erinnert SUIe biefe oerfc^enen S^^lUien toerben bei une befonber» in Sübfranbrelc^ unb bm englifc^en 6dUq« infein im fitrmelbanal, in STorbameriba ^auptf&c^lic^ in Sübbaroltna unb auf btn Sermubo^infeln im großen kultiviert, um oon bort aas bie Stxriebeln in ben ^anbel }u bringen. 9lo(^ oiel me^r als ^ier n^erben aber bie fc^önen farbigen 3terlilien in Z^^^ angepflanzt, pon mo au0 fö^rlic^ Aber 5 SHillionen SiKrtebeUi berfelben audgefü^rt merben.

(Eine ber fc^önften 3ierpflan}en Oftinbiene, fpeziett SUalabar^, ifl bie au(^ bei un» in Gem&^e^äufem gezogene rankenbe ^rac^tlilie (Gloriosa superba), roä^renb bie au0 ©ilbruglanb unb ber Sartorei eingeführte 3(t^nlilie (Erythronium dens canis) fo genannt, meil bie 3a3iebeln in 3- 4 3ö^ne gefpalten finb auc^ bei un« eine nic^ feiten angetroffene ®arten}ierpflan}e ift SHe 3rDiebeIn ber letzteren SIrt bienen btn Xartaren ate Sla^rung^mittel unb Apbrodisiacum, merben in Stuglanb auc^ ate SHittel gegen (Eingemeibemürmer unb OroUfuc^t oerroenbet

3n Werften, älfg^anifton unb Safc^mir ^eimifc^ ift bie ^ftufig in unferen (Barten angetroffene Saif er kröne (Fritillaria imperialis, erftere^ SBort ftammt von fritillus, Knobelbecher, au9 btm bie SBürfel gecoorfen merben), bie gu SInfang be0 16. 3ct^^^unbert0 t)on ^erfien nac^ &on^ ftantinopel unb 1570 burc^ SSermittlung bt» beutfc^en (Befanbten am tttrkifc^en :gofe (Bieleniud Su6bequiu6 in bie kaiferlic^en (B&rten zu Sßien eingeführt mürbe, Don mo au0 fie fic^ balb in faft allen (Barten 9KitteIeuropa6 einbürgerte. @ie mirb bid 1,2 m ^oc^ unb trägt unter einem 6c||opfe grüner Slotter ^ängenbe gelblic^^« bis bräunlic^rote Slüten in Süfc^eln. 6ie mirb in Dielen SSarietäten mit gelben, orange« farbenen bi0 feuerroten Slüten kultitrieri unb blü^t im erften Srril^^ ling, menn noc^ menig anbere Slüten ju finben finb. 2)ie ^witbün merben alle brei Z^ifi^ oerpflanjt Sie finb ftärkeme^Ireic^, riechen ^öc^ft unangenehm, finb fe^r fc^arf, felbft giftig, unb mürben früher auä) arsneilic^ benu^t (5ie finb nac^ bem Socken geniegbar, inbem

SHe 3l«blMwett. 471

babutc^ btt fc^atfe @toff [xdi perflflc^tigt 6dt einiger Seit toirb fie befonbeT0 in ^^rtantireic^ jut StätbegeiDtnnung kuItiDlert S3on 1 :g^ebtar foU man 6800 kg Stärkemehl erhalten. 2)er reic^lu^ pon ben 931flten 5ur Slnlocfiung ber bie Befruchtung beforgenben 3nfekten ou^gefc^e» bene ^onigfaft foU brec^enerregenb roirken. 2>ie i^r nai) DenDonbte ft^toarje fiilte (Fritillaria kamtschatcensis) mit fc^toarspurpumen a31fiten m&dfit in Oftftbirien, Samtfc^otka, 3Qpan unb bem roeftlic^en Slorbameriko. grür bie Semo^ner Oftfibirien^ unb SLami^d^cAkaa finb i^re Hinblicken I ftärfceme^lreic^en 3^^^^^^^ ein toic^tige« 9la^rung0^ mittel 3u bem S^tAc roerben fie ben Sommer über mfi^fcmt cmf ben (SroBfluren eingefammelt, toeil bie ^flanje nie gefellig mäc^ft; feboc^ gemährt i^nen babei bie Xötigkeit ber Samtfc^otbarotten ober @ammelmaufe (Hjnpudaeus oeconomus) groge (Erleichterung, roeil fie in i^ren SSorrat^bammem oorjüglic^ biefe 3tDiebeln al0 SBinterpronicmt cm^aufen, bie bann ber SHenfc^ für fic^ in älnfpruc^ nimmt

Site le%te SSermanbte ift noc^ bie Srettfpiel^ ober Sd)aä)^ blume, in 9lorbbeutfc^lanb fiibi^ei genannt (Fritillaria meleagris legeres SBort ^eigt ^erl^u^n, toegen ber ä^nlic^ gefc^eckten ^Aii^ nung ber Slfite), gu nennen, bie in SHitteleuropa bi0 Slorroegen unb Sübruglanb fe^r gerftreut auf feuchten S93iefen roäc^ft 2)ie 30—40 cm ^odi) toerbenbe ^flanje treibt 1 2 ^ongenbe Slüten mit roten tmb toeiglic^en trtereckigen grlecken unb toirb in oerfc^iebenen 93arietöten: roeig, gelb, gefleckt, rot, purpurrot fc^marj, braungefleckt unb afc^grau ob 3i^f^n3^ SQogen. Sc^on fiafpar Sau^in (1560— 1624X ber oon feiner 2)oktorpromotion im 3^^^ ^^^^ ^^ ^ Botaniker in feiner aSoterftabt Bafel mirkte unb oon 1614 an att Stelle be^ i^erftorbenen ^üii glatter al6 Stabtarjt unb ^rofeffor ber Slnatomie unb Botanik bafelbft amtete, kannte frfx^« unb fpätblü^enbe Spielarten ber Sc^ac^« blume. 2)iefe mug alfo fi^on rec^t frü^ in bie (Sorten übergefiebdt unb in fiulturpflege genommen roorben fein.

3n biefelbe Sramilie ber fiiliageen gehören auc^ bie Xulpen, bie i^ren Slamen t)om türkifc^en tulbend, b. ^. Xurban, erhielten. So nannten bie Xürken bie (Bartentulpe, bie mir non i^nen bekamen. Bon bm etma 60 Wirten, bie von Sllittel^ unb Sflbeuropa b\a Z^^^ am ja^lreic^ften milbmac^fenb angetroffen toerben, ift bei um» bie 25 bi0 50 cm ^o^e gelbe Xulpe (Tulipa silvestris) ^eimifc^, bie früher auf SBalbmiefen ^äufig mar unb je^t trtelfac^ in Dbftgftrten unb Sßein« bergen in 9Ilenge angetroffen mirb. Sie ^at ate ^ulturpflanje keinerlei Bebeutung erlangt, mo^l aber bie (Bartentulpe, bie ein bmä) Kultur

472 S)le St^^tunten.

Derebdtet Slbkömmttng bet in ben Steppen am Safpifc^en SHeer, im Gebiet be0 3>on imb in ber fitim ^eimiff!^en Tulipa suaveolens mit fe^r iiur}em @tengel unb roten, mn oberen (Si^t gelben, too^riec^en« ben a3lfiten ifL Unfere (ßortentulpe (Tulipa gesnerianai fo genannt n^eil fie t)om 3^^^^^ Slaturforfc^er ^onrab Gegner 1559 juerft bt^ fc^rieben nmrbe) ift ober keine einheitliche 9lrt, fonbem ein Sommel' begriff für ja^Irei^e in ben (Barten bultixrterte Xtttpenforten ber vex^ fc^iebenften, jum größten Seil unbekannten :&erfmnft 2)em oox^in bei ber (Einführung ber &tiferkrone in bie (S&rten SDitteteuropod erroö^nten (Sislttüu» aSu^bequiud, bem (Sefanbten iRaifer Orerbinanbe L am türkis f(^en $ofe in fionftantinopel, nerbanken roir bie (Einführung ber türkis fc^en (Bartentulpe roo^l ber Tulipa suaveolens im Slbenblonbe. 3m Srtü^fa^r 1654 fa^ er auf einem Slitte ^miffl^en Stbrianopel unb fionftantinopel bie oon ben Xflrken in mehreren Strien in (Bfirten kultitrierte rotgelbe Xutpe ^ufammen mit 9Iar}iffen unb ^g^a^int^en blühen. Sie gefiel i^m fo gut, bag er fic^ atebalb ©amen oon i^r ^u oerfc^affen fuc^te. 2)ie0 gelang i^m aaä) nadf einiger SDü^e, unb biefen fanbte er nun an einen Srteunb in 2)eutf(^tanb, beffen WUant ux\» vtxi^ bekannt ift $lu(^ beffen äBo^nort kmntn mir nid[)t; roir roiffen nur, boJß ber 3fl^^ 9laturforf(^er unb Slrst fionrab (Beener (1616—1565) bie bamate neu in (Europa eingeführte S^tq>flanit m Slpril 1559 in Slugeburg blühen fa^ unb fie ate erfter Slbenblftnber befc^rieb. Z^ 3a^re 1578 erhielt fie ber ^Botaniker Slufiu0 ((E^arle^ be r(Eclufe, geb. 1626 in 91na0, 1673—1587 :gofbotaniker in äBien, oon 1593 bis ju feinem Xobe 1609 ^rofeffor in fieiben) unb kultioierte fie ate groge $larit&t in bm kaiferlic^en (B&rten äBiens. Sluc^ oon fieiben au0 roar er für bie a3^breitung biefer f(^dnen neuen Slumenart fe^r tätig. SHefe mar aber f(^on lange oor i^m nac^ bm Slieberlanben gekom^« men; benn mir roiffen, ba^ fie fc^on ums 3^^r 1570 in Wt^üa blühte unb bamate bei bm !goIIänbem freubige Semunberung gefunben ^atte. 1577 kam fie nac^ (Englanb unb eroberte fic^ im Saufe ber n&4)ften 3^Q^^nt^ 8^^9 SKittek unb SBefteuropa.

a3eoor xxAc uns meiter mit bem Xriutnp^juge ber (Bartentulpe bur(^ bas Slbenblanb bef(^äftlgen, ift es am ^la^e, ^ier einige Sßorte über bie Xürken, bie fie uns mit ber fiaiferkrone unb ben ig^ajint^en oerf (Rafften, unb i^re Srreube an Blumen ju fagen. @(^on ber fran:» {öfifciie Sleifenbe Selon fpric^t mit Semunberung oon ben (B&rten, bie er 1568 in ber Xürkei fa^. (Er fagt barüber: „(Es gibt kein SJolk, ba» me^r bie Slumen als ^ittbt liebt unb fie ^ö^er f(^ö^, als bie

SHe Sierblutnen. 473

Zürnen; bobei tDütbigen fie tDeniget beten <ßenu^, ote befonbet^ beten iJrotmen unb grcttben. (Sie ttagen me^tete Sitten betfelben in ben [Tratten i^te0 Xutbam^ mit fic^, ]a, bie ^gcmbtoetket f)abm bei bet Sttbeit iBIumen von Detfc^iebenen 2rtu:ben in SBaffetgefägen vor \iä) fielen. 2>q0 ®attemDe[en ift bei i^nen fo gut ote bei un^ in gtogem Slnfe^en tmb fie [ebenen keine iftoften, ftc^ ftembe S&ume unb ^flonjen SU oetf(^affen, befonbetd foI4)e, bie fc^öne a3Iüten befi^." Sfl^nlit^ btfickt fic^ <Si0leniu0 93u0bequiu£^ am, bet t)on 1550 an ote beutff!^et ®efanbtet in Sonftontinopel toettte, unb fügt bem ^inju, bag bie Xfitken ^ftufig Blumen oetfc^enken unb, oboo^t geijig in onbetn SHngen, triel ®elb bofflt ausgeben. Stuget 9lofen, grüebet, S3eil(^en, Anemonen, Sitten unb igtiajint^en gögen fie mit 93otttebe Xulpen. Z^ izbzm ^jxfüiiQfyct feietten fie ein Xulpen^ obet fiampenfeft, inbem fie ben Xulpen^ot obenbd mit oetfc^eben gefätbten fiampione büza^tt^ ten. (Sinmol ^obe ein (Btog^egiet btn (Einfalt gehabt, lebenbe Säfilb^ fctöten 2U Xtägetn feinet Sompen ju Denoenben; biefe n^anbelnben Seuc^tet jnrtfc^en ben blü^enben Xulpen^ unb $t|a}int^enbeeten milffen oUetbings bem Sr^fte einen eigenottigen Slei} netlie^en ^aben.

2)00 tütkifc^e (Stbe bet Xulpen^ unb ^gtiajint^enDete^nrng ttaten bie igottänbet an, bie ouget bet grteube am Kleinen, 3tetli(^en befonbete bie Srotbenptac^t bet einzelnen Slflten fc^o^ten. Unb bos a3eftteben, biefe in immet neuen Sr^tben unb grotmen ju juchten, be^ettfc^te bei i^nen DoUftänbig bie (Sottenkunft 2)iefe fonft fo nüd^tetnen unb tu^ig ab^ tDögenben fieute mutben bolb von einet getabeju Ieibenf(^aftli(^en Se^^ geiftetung füt biefe fc^önen tätkifc^en ^ittQtw&ä)]t etgtiffen. @(^on lange Dot^et maten fie fa gtoge Slimtenfteunbe getoefen. 2)et ftam Söflfc^e Sotaniket fiobel nac^ toelc^em bie fc^önen Sobelien ben Flamen et^ielten betont in bet SÖottebe feinet 1576 etfc^enenen Histoire des plantes bie fiieb^abetei bet S3Iämen füt bie a31tmten f(f|on tDö^tenb bet Ktetissflge unb gut 3^ bet teic^en, ptunkliebenben butgunbifc^en ^etjöge. Site bann bie ^goU&nbet beten (Etbe anttaten, bxa^ttn fie oon i^ten ausgebe^nten ^anbeteteifen am bet Sekante tmb beiben 3^^ten netfc^iebene Slumenfotten mit nac^ :gaufe tmb sogen [\t mit (Stfolg in i^ten (Setoäc^s^öufetn. Sobel utteilt, bag fie beffet ote itgenb eine anbete Station bie esotifc^en ^flan^en ju be« ^anbeln toügten, fo ba^ man in i^ten (Sötten me^t feltene ®etD&(^fe ^be al0 im ganzen flbtigen (Sutopa. Seibet feien bann btitc^ bie a3ütgetktiege unb ben Kampf bet ptoteftantifc^ getootbenen a3etD0^net gegen bas fie bebtflckenbe kat^olif(^e $att0 ^absbutg Diele bet

474 SHe St^t^lumtn.

f(^dn|ien (Satten jetftört unb bie iBIumenkuItur oielfac^ Demac^Ififfigt

tDOtbCIt.

SoTbilblic^ tDirble fp&ter in igoUanb bei 1577 angelegte botanifc^e (Barten bei Untoerfitäteftabt Selben, in tnelc^em als erftem in ituxopa 1699 ein (Ben>äc^0^au9 für auslonbifc^e ^flan^en angelegt nnirbe. 3nt 3a^re 1633 enthielt ba» ^flanjenDerjetc^nis be» bortigen botonifc^en (Satten^ bereite 1104 Sitten. Samato befc^aftigten fic^ 9Eagifttat9« petfonen, (Selebtte unb too^lbabenbe a3fitget bet oetfc^ebenften Se^ tuf05a)eige mit SSotliebe bamit, but(^ (Knfü^tung neuet ^fkuijen bie Botanik unb befonbet^ bie Sltunenjud^t gu fötbetn. Sein fiouffo^ttei^ fc^iff petlieg, toie ein bamoUget Gele^ttet bemetkt, einen ^ollönbifc^en igafen, bef[en ^optt&n nic^t baju verpflichtet mutbe, non ollen Otten, an benen et lanbete, @amen, SButjelbnoUen unb, toenn möglich, ouc^ lebenbe ^flanjen mit nac^ :gollanb ju bringen. 2)ie angefe^enften Sütget :5oUanb0 jeic^neten fic^ befonbet» butc^ oft tec^t kofifpielige Sepflonjung i^tet (Bätten mit ouslänbifc^en (&tm&djl\m ou0, unb e0 tDot i^nen eine grteube. Slbleget booon bem botonifc^en (Motten in Selben }u fc^enfcen. SKefet (Botten enthielt, ote bet betfl^mte Qtcmaxm a3oett|ODe (igeb. 1668 in SSoot^out bei Selben, feit 1709 ^tofeffot bet Snebtgin unb Sotanih, fpfitet ouc^ bet Qftm\t in Seiben bi0 ju feinem 1738 etfolgten Xobe) bort als Sehtet n^itkte unb alle0 tat, um i^n 5U meßten, beteit^ 6000 ^flongenatten. 3>iefet (Bele^tte gab ^tietft bm Srenftetn bet Xteib^äufet eine fc^iefe Soge, inbem fo, toie et fagte, bie gtögte SKenge oon @onnenftta^len (Einlag finben konnte. Z^ biefem füt ganj (Sutopa ate 93otbilb bienenben (Satten toutben übxU gen0 juetft ju äinfang be» 18. ^^^^^unbetts ^elotgonien ((Setanien) oom Aap bet (Suten :&offnung unb anbete au^lönbifc^e S^tq>^ani^ bie balb bie (Sunft auc^ bet Saien etlongten, eingefühlt unb ju 3^^"" pflangen mit gtögeten Slflten gegüc^tet

Sll0 5U ätnfang be0 17. ^^^^^unbetts in !goUanb juetft au6 ben orientalifc^en (Sattentulpen gefüllte gejogen mutben, btac^ eine neue fitta in bet niebetlänbifc^en Slumenjuc^t an. 3m 3^^te 1629 jaulte bet (Englänbet ^atkinfon beteite» 140 Spielarien von Sulpen auf, bie bori kultioieri toutben. Salb btoc^ in :&oUanb eine eigentliche Xulpo« manie au0, beten :&auptfi^ ba^ biefe ^itq^^lanie vox allem jüc^tenbe gatlem toat unb ^et in ben 3(J^ten 1634—1640 ibten (Sipfel et« triefte. 2)iefe Xulpenlieb^obetfuc^t, bie auf einmal in SulpenjtDiebeln ba0 ^öc^fte, koftbatfte (Sut bet (Btbe-fa^, etgriff !0od) unb Sliebrig, 91tm unb 9lei(^. grobel^afte Steife nnitben füt neu auftauc^enbe

SHe 3i^^l«w»«i. 475

Spielarten beja^It, fo bog ein toastet Xoumel bie fonft fo koltblfltigen ^oUanbet ergriff, 3^bermann fpekulierte in Xulpen unb gange a3er:s . mögen roec^feUen i^re Sefi^er. 2)urc^ bie Xulpe fBan (Sn)dx mürbe ein blutarmer ^ganbetege^ilfe jimt me^rfac^en SlliUionär. ®ine eingige blfi^bare S^tebel ber Sorte Semper Augustus brachte bem glücklichen SBeft^er 13000 unb eine folc^e von Slbmiral (Srckbuijen 6000 Jioü&n^ bift^e (Sulben ein, u)ä^renb eine folc^e non Slbmiral fiietkens bii^ 5000 Bulben eintrug, (gine S^icbel ber Sllarke Vive le roi rourbe gegen 2 Saften SQSetgen, 4 Saften Sloggen, 4 fette Dc^fen, 8 grerkel, 12 ©c^afe, 2 Ojt^oft (= 450 fitter) äBein, 4 lonnen Slc^tgulbenbier, 2 Xonnen Sutter, 1000 $funb Safe, 1 Sünbel Leiber unb einen golbenen Sec^er eingetaufc^t 3^ 3<^^^^ ^637 tourben nac^ :girfc^felb lernt vorgelegtem Sleglfter in ber kleinen 6tabt äUkmar iugunften bt» SBaifenftift0 120 Xulpen mit i^ren SrutknoUen für 9000 (&uU)en vtt^ kauft unb ein eingiged (Sjremplor ber Sorte «83i2ekönig'' trug 4203 Bulben ein. 3^ Slnbetrac^t be» bamaligen (Selbmertee finb ba0 ungeheure Summen; benn }u jener 3^ S^t ^tt (Sulben in :g^0llanb fo triel, bag man bamit 1 Suf^el (= 36 fiiter) SBeijen kaufen konnte. (Sanje SSermögen mürben in Xulpen angelegt, fo ba^ manche Sleic^e in i^ren Xulpenbeeten me^r ate 500 klaffifigierte SJarietäten befagen. (^ft als bie SBe^örbe 1637 ein (Sefe^ gegen ba0 fc^mtnbel^afte Ge« betreu trieler Xulpen^önbler erlieg, oerlor fic^ nac^ unb nac^ biefe^ Xulpenfieber unb mürbe bie 3u<^t biefer S^^blume, oon ber man fpäter über 1000 Spielarten unterfc^ieb, in normale, gefunbe Sahnen gelenkt

Unfere (Bartentulpen entflammen alfo mehreren Sreujung^probukten, bie allerbingd nic^t nS^er bekannt finb. 2>er mic^tigfte (Brunbftamm berfelben bilbet febenfalto bie vorgenannte, in ben Steppen Sübrug^ lanbd unb SBeftafien^ ^eimifc^e Tulipa suaveolens, von ber auc^ birekt mehrere SSarietfiten, 5um Xeil mit gefüllten Slüten gejüc^tet mürben. (Eine ber beliebteften Orormen berfelben ift bie bekannte Duc van TolL Slnbere, im Orient milbmac^fenbe älrten gelangten burc^ ^äauffa^rer nac^ 3t<dt^ un^ Sflbfrankreic^, mo fie fic^ teilmeife einbürgerten unb oermilberten, unter i^nen vor allem Tulipa clusiana, bie 1606 von Sonftantinopel nac^ Srloren} kam unb von ^ier nac^ Sübfrankreic^ meitergegeben mürbe. fSon ibr unb von ber au0 ber Xürkei einge« führten Tulipa turclca, mie aucb von ber in Sübfrankreic^, 3t<üien unb Sleinafien gebei^enben Tulipa praecox 30g man bie verfc^ieben^ ften JBarietöten. SJon Tulipa turcica fpejiell ftammen bie monftröfen

476 2He Sletblumett

^enoquetten ober tßapogeitulpen mit fe^t grogm Slumen non fc^önet gelber unb roter grarbe mit meit abfte^enben, jerriffenen imb gefranfteit Blumenblättern, äluc^ bie Tulipa greigi au» Surkefton mit bräunttc^ geflediten Blättern imb purpur« ober f(^arla(^roten, am (Brunbe fc^morjen Blumenblättern ift me^rfac^ jur fireu^ung ^erbeigejogen toorben. S)ur(^ ig^bribifotion biefer SDSilblinge mit bm bereits oor^^ ^onbenen Slrten oon (Sortentulpen unb ber le^teren toieber unter ficf) finb feit 1800 bie oerfc^iebenen, in ber grärbung t)on Biolett» h\» Bhit^ rot burc^ oUe 6(^attierung oon (Selb im SBeige fpielenben, ein« ober mehrfarbigen bi? gefleckten lySTeutuIpen" entftonben. Unter biefen unterfc^eibet man gegenroärtig ate ^gauptoarietäten grtfl^« unb Spät' forten. (Srftere, bie (Jrrü^tulpen, mit bttrjerem Stengel, blfl^en an einem toarmen Stanborte fc^on im Stprtt ober noc^ früher unb laffen fic^ gut treiben. Unter ben 6pät:s ober fianbtulpen fo genannt, roeil i^re S^^^^^ tioam je in Xöpfe, fonbem birekt ins (Sartenkmb gepflanzt merben tmterfc^eibet man einfarbige ober SKuttertulpen (Couleurs), buntfarbige ober gebrochene (parangons), unb unter biefen roieberum Bi^arben mit gelbem unb grlcmtanbed mit roeigem Blüten« grunb. Biolette grUmtanbes feigen mit einem ^oQänbifc^en Flamen bijbloemen, rote bagegen nac^ ben Srtanjofen roses. 2)ie gefüllt bül^enben Barietäten toerben von bzn Blumiften ben einfachen Sorten nac^gefe^t unb meift ju Seppic^beeten unb (Bruppen bmvislL 2He Kultur ber Sulpen fttmmt im mefentlic^en mit berfenigen ber igt^a« jint^en, bie alsbalb befproc^en merben foU, flberein. 2)ie jur <Sr« langung neuer Spielarten au$ Samen gejogenen Xulpen blühen meift erft im 7. 3^^^^ roä^renb bie au0 S^tebeln gejogenen bies im 3., |a teiltoeife fc^on im 2. 3^^te tun.

Sübeuropäifc^e Gartenjierpflansen finb bie gelbe Xaglilie (Hae- merocallis flava) mit reingelber Blumenkrone, mie auc^ beren Slbarten, bie ä fulva mit rotgelben unb H. alba mit toeigen Blüten. S(^on X^eop^raft unb 2>io0kuribe0 nennen fie unter ber Bejeic^nung hömero- callis imb fagen, bag namentlich i^re 3toi^^el arsneilic^ gebraucht merbe. 9Ioc^ Diel me^r mar bies im Stttertum mit ber SHeersmiebel (Scilla maritima) ber grall, bie nac^ biefen beiben Slutoren ro^ unb noä) ^läufiger, in Xeig ober 2e^m gefüllt, auf glü^enben Sohlen ge« braten ober in äBaffer ober :&onig gekocht ate 9Ilebi5in gegeffen mürbe, älugerbem biente fie gur Sc^ärfung be0 (Sffigs. piniud befc^reibt in feiner Slaturgefc^id^te ausfü^rlid^ bie !gerftellung bes sneerjmiebelefftgd, ber auc^ ate Slrjnei genoffen tourbe. <St fa^ von i^m: „<St ma^t

3He 3^txhiamttL 477

bie Slugen ^eU, ift bei ailagenfc^mer} unb ©eitenftec^en ^eilfam, wem man oUe stoel Xage boDon einnimmt, flbrigen^ ift er fo ftorfc, bag man tion i^m auf Eurje 3^ ^<^ o^nmSc^tig toerben kann, mmn man bax>an trinkt SHefe^ an bm lüften bes SQittellänbifc^en toie auc^ be0 Sltlantifi^en SHeere^ toac^fenbe 3^t^beIgetD&c^0 tourbe fc^on Don bm alten Stggptem arsneilic^ oenoenbet unb ^ieg bei i^nen asklli, iDorau0 fpäter bas^ atabifc^e askil ^etDorging, toö^renb bie (ßtiec^en e0 skilla unb bie SlSmer nac^ i^nen scilla nannten. Z^ SUtertum l^flanste man biefe S^itbclaxt auf Gräber unb ^ing fie ate Slmtdett Dor bie Xüre, um tior 3^^^ ^^tb namentlich SSergiftung gefc^ü^ ju fein. Zn Slrkabien pflegten bie fianbleute bie SBttber be0 Wcäb^ unb 9Beibegotte0 ^ßaxt bei beffen i^ften mit Slleerjmiebel ju bemerfen. 3tt tDelc^ ^o^em Slnfe^en biefe ^flanse im SUtertume ato Slrjneimittel ftanb, beroeift aucb bie ©teile bes piniu^, morin gefagt uHrb: „Unter bm 3n)iebe(n (bulbus) fie^t bie SHeerjuriebel (scilla), obgleich fie nur oto :g^eUmitteI unb jur @^Stfung bes (Sffigd bient, in ^öc^ftem Sln^ fe^en. @ie jeic^net fic^ burc^ (Sröge unb fc^arfen (Sefc^mack au0 unb iDftc^ft tiorjugdmeife auf bm balearifc^en ^i^f^i^r ciuf (Sbufu« (ber 3nfel Z^^io) unb in Spanien. 2)er ^^Uofop^ ^^t^agorae ^at ein 93u(^ über biefe ^flanje gefc^rieben, in roeli^em er itire ^geilkräfte ju« fammenftellt'' Später mürbe fie befonber^ burc^ bie Softer Derbreitet; ouc^ fiarl ber (Broge ^ieg fie in feinen (Sorten anpflansen. ^aa ganje SHittelalter ^inburc^ bis in bie (Segenmart rourbe fie bei un0 in Xöpfen gebogen, um ato gefc^ä^ted :&eUmitteI ju bienen. (S0 gibt mo^I kaum ein befferee SBauem^au^, in melc^em fie nic^t ju flnben toSre. i^ier friftet fie mit i^ren fauft» bi» kinbskopfgrogen 3miebeln ivoi\^m bm blü^enben Geranien unb 91elken auf bm (Sefimfen Dor bm Srenftem ein befc^aulic^eB 2)afein. 2)ur(^ i^re ^amtreibenbe 993ir« bimg finbet fie befonberd bei ber 93e^anbbing von Sßafferfu# fßet^ toenbung, mä^renb bie jerquetfc^ten unb bann f4)Ieimigen 93lätter auf SBunben gelegt merben. S?on i^ren nO^eren SSenoanbten f)at einsig bie an betoalbeten Drten @fibbeutf(^lanbs ^öufige, in 9Iorbbeutf(^lanb bagegen feltene Scilla blfolia megen itirer fd^önen blauen b\» moletten 93lflten befonber^ }ur (Sinfaffung x>on ^Blumenbeeten in unfern Gärten Gingang gefunben.

Gine meit grögere SloUe ate biefe befc^eibene Srtfi^lingdbotin fpielt in ber mobemen JBlumensuc^t bie Garten^gajint^e (Hyacinthus Orientalis), bie roie bie Sulpe wn bm Zütkm am ben Gärten von fBaQbab unb SUeppo nac^ fionftantinopel gebracht mtirbe unb von ba

478 3He Slerblumen.

um bie Sllttte bes 16. 3<^)t^unberte naä) SHitteleuropa gelangte. 5At Stammform berfelben ift in btn Steppen SBeftafiene ^eimifc^ unb ge« langte fc^on im SUtertum nac^ ^einafien unb (Sriec^enlanb, too fie t)ent)Uberte. fBei bzn alten Griechen bebeutete fie bie SBIume ber Xrauer, bie i^ren Slamen nac^ ber Sage von einem fc^önen fpartoni« fc^en 3ünglinge, bem So^ne be^ Honigs Slm^klos t)on fiokonien, einem Sieblinge SlpoUons, erhielt, ber fic^ mit i^m gerne in SBetfcs kämpfe einlieg. 2zpf)X)iOB (ber 993eftn)inb) gönnte bem jungen SKanne nic^t bie (Sunft bee Gottes, bie er Dielme^r gerne befeffen ^ötte, unb beim 2>i6kustDerfen lenkte er bie fc^toere Scheibe aus Cn:} fo, bag \it btn Hopf bes ^gakint^os traf unb i^n tötete. 2)arfiber roar SIpoUon fe^r betrübt SBo^I t^erftanb er fic^ auf bie :&eUkunft, aber über ben Xob roar i^m keine SHac^t gegeben, ilm roenigftens boa Slnbenken an feinen fiiebling ber Slac^roelt ju erhalten, lieg er aus beffen Slut bie n^ürsig buftenbe ^g^ajint^e erfte^en, beren bunkelblaue ^rarbe Xrauer bebeutet Später n^ar bie hyäkinthos auc^ ber 2>emeter ein 3ei(^en ber HIage unb ber Xrauer um i^re oom (Sötte ber KntenDelt geraubte Xoc^ter ^roferpina. 2>oc^ toirb fie bei btn alten Sc^rift^ ftellem kaum je genannt 2>er Grieche $olIu£ enoä^nt fie einmal in feinem Dnomaftikon als eine ju Hränjen t^enoenbete S31ume, mit ber fic^ t)ome^mli(^ )unge SQobc^en als Sädjtn ber Xrauer beim S3erlufte i^rer (Sefpielin bei beren :go^5eit fc^mückten. Tlxib ber $lömer ^lu^ mella nennt bie hyacinthus als bie Slaue, in ber ^rbe bes :&immels £euc^tenbe, t)on ber er auc^ eine roeige Slbart als bie fc^neeige (niveus) enDä^nt 3^^nfalls rourbe fie im SUtertum nur ausna^msroeife als (Sartenpflanse, ^öc^ftens ettoa auf (Sr&bem toegen bes i^r an^aftenben ^eigefc^macks ber Xrauer, ktiltioiert 2>em SHorgenlanbe tierbanken roir i^re Suc^t- ^on btn Slrabern erhielten fie bie Xürken, bie fie gerne in i^ren (Sorten anpflansten. 21m bie Sllitte bes 16. 3^^^un^ berts gelangte fie aus Honftantinopel nac^ bem ^tnblanbt, wo fie noc^ toeiter t^erebelt n^urbe unb bie t^iolenblaue liatbz ber Slumen^ blätter in ^urpur, Harmin, Slofa, 2>unkelblau bis faft Sc^roar}, femer in 993eig, (Selb unb felbft Drange Denoanbelte. Z^ :^llanb, roo fie befonbere Pflege gefunben ^atte, tierbrängte fie fogar mit ber 3^ ^^ Sc^toefter, bie t)ormals fo vergötterte Xulpe. Sefonbers in :^arlem n^urbe fie im grogen gegogen unb aus i^r burc^ immer roeitergefü^rte Hreujung neue Spielarten gefc^affen, bie für teures (Selb i^ren IBefi^er roec^felten. Sluger einfachen erjielte man auc^ iw^ unb breifac^ ge^ füllte ^^a^int^en von grogartiger ^rac^t Sie galten für roenigflens

5)ie 3t«bluinen. 479

fo xoertDoIl al0 bie fc^önen unb feltenen Xulpenfotten, unb toenn eine neu auftauc^enbe SSaxietöt t^ren Slamen erhalten foUte, gab e0 ein feierliches Xauffeft, 5U bem auger ben aSenoaubten unb Slac^bam auc^ bie SetDo^ner ber Ümgegenb eingelaben xDurben unb bei htm es ^oc^ ^erging. Wian konnte Fic^ folc^es leiften; benn tro^ ber ^o^en @pefen tDor ba» C&efc^äft infolge ber fe^r ^o^en fflr neue Slrten bejoi^^lten greife fe^r eintröglic^.

2>ie erfte Sonkurren; enouc^e ber ^ollänbifc^en :59^iitt^^i^ultur in SBerttn, beffen @anbboben biefe S^ii)t in ^o^em Silage begflnftigte. 2)er Qus^ Srtonkreic^ eingetoanberte Sunftgärtner 2>aDib oeranftoltete ^ter 1740 bie erfte bebeutenbere XuI|)enaudfteUung unb brachte ba^^ burc^ biefe Slume in ber :g^auptftabt ^reugens in SHobe. 2>ie in ber napoleonifc^en 3^ ^^ SHttteleuropa ^ereinbrec^enben kriegerifc^en unb politifi^en (Sreigniffe lenkten aber bie Slufmerkfamkeit be0 $ubli^ kum0 tDieber bawn ab, bod) enoac^te fie nac^ ben Srtei^eitskriegen von neuent 2>ie 9lac^kommen 2>at)ib0, feine @d^ne $eter unb 2)aiHb, unterhielten in ber fionunonbantenftrage in Berlin präd^tige i^^asint^en^ kulturen, bie ju bm meiftbefuc^ten Se^enstDürbigkeiten SBerlins ge» hörten. 2>en :&ö^epunkt eneic^te ^ier bie :^9a3int^en3uc^t im 3^^^^ 1830. S3or bem S^lefifc^en Xor breitete fic^ ein 24 SHorgen umfaffem be0 Stumenparabie0 am, in roelc^em unter anberen 3n)tebelgeto&(J^fen 4V2 9IlUIionen fy^aiintiitn gebogen rourben. Ungejä^lte Scharen 9Ieu« gieriger kamen jur 3^ ^^ 93Iflte ^erbei, um biefe« toirklic^ fe^em^^ uferte Sr^bentounber ju beftaimen.

a3id 2um 3^te 1860 roar fonft bie Kultur ber für bm i^anbel gezogenen Xulpen^ unb ^g^ajint^ensiDiebebt faft gan} auf baa (Sebiet pon :&arlem in :^Uanb konjentriert :&ier roac^fen biefe fc^önen, ge« nfigfamen Sinber ber toeftafiatifc^en @teppe Dorjflglic^ im ©anbboben unmittelbar hinter ben SHlnen. Z^et (Sörtner fpejialifiert fi(^ begreife lic^ermeife fflr eine getoiffe 3^^1 von ZTipm, tooburc^ eine groge Siegel« magigkeit in ber ^robuktion ber ^mi^bün getoä^rleiftet toirb. Jixibc^ ftritten roerben Dor allem bie i^^ajint^en au0 :&arlem belogen, roo man Aber 300 Spielarten berfelben attc^tei 3IIan so^lt gegentoärtig in :&ollanb me^r ato 2000 931umen2tDiebel}flc^ter imb etma 160 <£{« port^äufer, bie biefe ate SBinterflor in Xöpfen ober oto erfte SBepflan« 3ung ber (Gartenbeete fe^r gefc^ä^e :ganbel0rDare nac^ allen SBeltteilen Derfenben. 3^be0 grrfl^ja^r gibt e0 öffentliche S3erfteigerungen in bm :g9a3int^en:s unb Xulpenfelbem felbft SUigerbem roirb roöc^entlic^ ein« mal eine 6peaialbörfe bafflr in garlem abgehalten. SHe asiumenamiebet

480 S)ie Sierbiumen.

futituxen nehmen eine Dbeiflac^e Don etma 3500 :&e6tttten ein unb ber S93ert ber tx^ö^renb btt Saifon exportierten Slumensttriebeln erreich 16 SQttlionen SOark, mca einem aSruttoertrag Don beinahe 4800 Sllorfe pro :&ektttr ber Kultur entfpric^i 40 ^rosent bes $robukt0 tDonbem nadi (Englanb; 2)eutf(^Ianb unb £)fterrei(^ nehmen 25 ^rosent, bie a3ereinigten Staaten 18, bie 9IorbIönber, wt attem 2)änemarfi, ©c^toeben unb Slonoegen 9, Srtankreic^ unb bie übrigen latinifc^en SSnber boum 5 ^rojent banon.

2>ie aSerme^rung ber ^oU&nbif(^en äSbimenstDiebebtr olfo ber ^^a^ jtnt^en unb Xulpen, erfolgt auf ungefc^Iei^tlic^em Sßege burc^ ^flansen ber Srutjnnebeln, tion benen erftere mehrere, (entere bagegen meift nur eine probu^ieren. 2)ie SSerme^rung burt^ @amen erfolgt, Q)eil fe^r langfam tior fi(^ ge^enb, nur, um bie alten 93ariet&ten ju regene^^ rieren ober neue ju erjtelen. Sßä^renb eine unoerle^e Qr^oiintiitt^ jn^iebel nur eine kleine 2af)l Srutjroiebeln jtDifc^en 1—6 ober ff6d)* ften0 8, oft aber auc^ gar keine bilbet, liefert eine tierle^te um bie aSerle^gsftellen ^erum beren ja^Ireic^e. 2>e0^alb mac^t man jur SSer^ me^rung ber SBlumenjtiriebeln geiDö^nlic^ mer Schnitte burc^ ben un^ tem Seil berfelben ober ^5^lt i^n au0. fie^teres SSerfa^ren ttefert nämlic^ roeitaue am meiften SBru^roiebeln, to&^renb man t)ermittel|t be0 fireu2f(^nitte0 burc^ btn 3^i^betboben meniger, bafflr aber, meil fei beffer emS^rt toerben, grögere erholt, bie fic^ rafc^er entmicbeln unb fd[)neUer jum 93Iü^en gelangen, nämlic^ meift fc^on ein 3^t nac^ ber S3erle^ung ber SKutterjmiebeL 2)iefe Operation urirb meift im 3uni vorgenommen, menn bie ^wid^üa, bie im Srtfl^Kng blühten, au0 htm SBoben herausgenommen roerben, um erft toieber im :&erbft oub* gepflanzt ju roerben. ^it&\)tt trocknete man fie einfach an ber ©omte; }e^ aber fe^t man fie nac^ bem Sinfc^neiben i^res Sobens ber fiuft au0, nac^bem man fie mit Slfc^e ober kalk beftöubt ^at, rooburc^ bie Sßunben atebalb fetten. @ie n^erben an einem luftigen Orte oufbe« ma^rt unb bUben an bvx @(^nittfteUen bis ju 40 ^rutgmiebeln. 3^ Oktober ober Slooember pfUmst man bie 3^^^^^^ ^tt ben aSrut^ jitriebeln ttrie bie gecoö^nlic^en :&t|a2int^en3toiebeln in <Srbe, bie baa 3a^r tior^er mit ^^mift gebüngt mürbe. IBiele biefer Srutgmiebeln bilben im folgenben Z^^^ SBIätter. 3^1 3uni merben fie mit ben SSutterjmiebeln bem fBobm entnommen, tion lederen abgelSft unb tion ber an^aftenben (Erbe gereinigt, getrocknet unb an einem luftigen Orte aufbema^ri 3^ Oktober roerben fie mieber roie geroö^nlic^e Smiebeln gepfkmgt (Sr^t na^ bem britten ^ftan^en erreichen fie eine

3)ie 3terblumett. 481

genflgenbe (SrSge, um int folgenben 3^^^ blühen ju können. $(to folc^e kommen fie bann jum SJerkauf.

SJon ben SJeoDanbten ber (Sorten^qa^int^e toetben aud) bie auf fiulturbobcn xoie Stckem unb 993einbergen bei uns toUbtoac^fenben perlblütige unb Stauben^^Sifam^gasint^e (Muscari botryoides unb r{icemosum) mit nad) Sllofc^ud be5ie^ung$iJDeife ^floumenbuft tiec^enben, einfachen blauen Staubenblüten gelegentlich ote St^cpflansen in bm (Satten kultioiett SToc^ beliebtet ote biefe, tx^eil fc^Snet blü^enb, ift bie au0 (£^ina ftammenbe eibl&ttetige Orunkie (Funkia ovata), mit geftielten, bteiteifötmigen JBlättetn unb ^elltofentoten JBlflten. 3^^ no^e fte^t bie au0 @übafien, befonbet0 (Legion unb 3^^)^ ftammenbe Xubetofe (Polyanthes tuberosa) Xubetofe, b. ^. bie iSnoUentautjelige {von tubera SnoUen) genannt , beten 10—20 in langgeftieltet, enb* ftänbiget Staube fte^enben too^ltiec^enben, toeigen Blüten befonbet0 in @flbftanktei(^, toie übtigen0 auc^ bie :gt|a2int^en, ^ut ^atfüm^ getoinnung gepflanjt toetben. Z^ Slmetika, tao^in fie ftü^ gelangte, ift fie 5um £tebling befonbttce bet SBetoo^net $etu0 getDOtben, bie mit i^t D0t5ug6tDeife bie SUtäte in ben iSitc^en fc^mttcken, toä^tenb bie Tanten fic^ mit @ttäugen Don i^t Detfe^en, um mSgttc^ft oft batan riechen ^u können.

3U0 Xopfsietpflanje ift bei uns auc^ bie bet Dotigen ä^nlii^e bolbenblfltige @cf)mu(klilie obet blaue fiiebe^blume (Agapan- thus umbellatus) oon agäpö fiiebe unb änthos SSlume mit teiltet 2>olbe oon blauen Slflten auf 0,6 bi$ 1 m ^o^em Schafte t)om iSap bet (guten Hoffnung beliebt, toä^tenb ba^ too^ltiec^enbe SHaiglöckc^en (Convallaria majalis) mit feinet gietlic^en Staube iUbet^ängenbet, toeiget 93Iüten ju unfeten beliebteften grtü^lingdgattenpflansen ge^ött SUs fe^t fttt^blü^enbe ^flange toitb fie befonbetß in Setiin n^ie bet Orliebet getrieben imb bie blü^baten iSeime übetall^in in bie SSlumengefc^äfte Detfanbi 3^^^ gettockneten Blüten bilben bm :&auptbeftanbteil bee 9liegputoet0 unb geben mit bm geputoetten Samen bet Slogkaftanie ben bzkannUn „Si^neebetget" @4inupftabak, fo genannt, tx^eil et 5U @(^neebetg im iSönigteicf) Sac^fen suetft beteitet toutbe.

Slu(^ bet in Sübeutopa ^eimifi^e öftige Slep^obill (Asphodelus ramosus) n^itb toie fein SJettoanbtet, btt gelbe Sl^p^obill (A. luteus) in manchen (Satten gesogen. (Etftetet, bet an bet iSüfte übetall auf S93iefen üppig toäc^ft, toutbe al$ Sinnbilb bet Stauet t)on ben alten (Stied)en auf bie (Stäbet gefegt unb feine 993ut5elknollen, bie na^l ^ot- p^^riu^ auc^ bet ^^ilofop^ $;)t^agota6 getne gegeffen ^aben foll, füt

ftclti^arbt, SuUurgcfcbWe bcr tlut^pflansen. n. 31

482 2)ie S^txhinmtn,

bie beoorstigte Spetfe ber ®eifter ber Slbgefc^iebenen gegolten. Sloc^ Derfc^iebenen Stellen in ber Dbtiffee toanbeln nac^ ^omerifc^er %bx^ f4)QUung bie ®eifter ber S3erftorbenen in ber Untenoelt auf Stop^obtU« roiefen (asphodelös leimön), auf benen t)on i^nen au(^ groll 3^^^ abgehalten toerben follen. ptnius fagt von i^m: „2>er asphodelus fott ein Dorgüglic^e^ SQtttel gegen S3ergiftung0t)erfu(^e fein, roemn man i^n Dor bem Xore ber S3iUa pflanst SQan igt btn Samen unb bie WButizl, nac^bem man fie geröftet ^at, mas^ bei ber lederen in ber älfcf)e gefcf)ie^t, toorauf man Salj unb £)I ^injufügt unb fie ouc^ nod) mit Sreigen sufammenftampft; e0 ift bte^ ein Gericht, ba^ :^efiobud (ber im 8. 3a^r^unbert v. (if)x. in 93öotien lebenbe griec^ifc^e 2>i(^ter) für voiiUgfid^ n^o^Ifc^me&enb ^ölt Seine SBurjel gleid^t einer mittele grogen So^lrflbe (napus), unb keine ^flanse ^at me^r i^nolten (bulbus), benn e0 finb beren oft 80 ju gleicher 3^tt Dor^anben. (S0 ift eine (Srfa^rungdtatfac^e, bag mit (Serftengrü^e gekochte Step^obeludfmoUen abgege^rten unb fc^toinbffli^tigen fieuten fe^r gut bekommen imb bag fie, mit SUe^I 5uf ammengeknetet, ein fe^r.gefunbes IBrot geben. 9li^ kanber braucht Stengel, Samen unb knoUen gegen bm SBig von Schlangen unb Skorpionen, legt fie auc^ ate Sc^u^mittel gegen bie genannten Xiere unter bae Sopfkiffen. 3^ ftampanien ge^en bie Sd)necken bem Stengel biefer- ^flanje eifrig nac^ unb fangen i^n aus. SHan ^eilt übrigens mit asphodelus eine SHenge Krankheiten, verjagt unb tötet auc^ bie SHöufe bamit, inbem man mit i^m beren fiöi^er oer^ ftopft" 9la4) ^efiob bleuten bie äDurjelknollen bes Step^obill tro^ i^res fc^arfen Sefi^mackes bm alten ^elaegem ate Speife unb lieferten in SSerbinbung mit SKatoen ein ;,köftlic^es ©eric^t^ (roörtUc^ eine königliche Speife), toä^renb X^eop^raft (im 4. 3a^r^unbert v. <Si)x.) fagt, bag fie nur oon Slrmen gegeffen toerben. 2>er Step^obill biente im SUtertum auc^ als Sc^u^mittel gegen S^uberei unb rourbe bei ben mittelalterlichen Slrgten 5U einem ber fieben ^Kräuter ber paneten er« lioben, auf roelc^e befonbers Saturn einen (Sinflug ausüben unb i^m bie (Eigenf^iaft erteilen follte, jtbtn, ber ein Stück ber $flan}e bei fic^ trage, oor böfen ©elftem 5U fc^ü^en. 8floc^ §eute bienen bie SBurjeln 5ur Bereitung eines na^r^aften SSe^les, bas aus bzm Drient, too bie ^flanse fe^r gemein ift, in btn Qanbü gebracht mirb. S93egen bts reichen ©e^altes an einer fi^leimigen, klebenben Subftanj t^enoenben bie JBuc^binber, Sc^ufter unb Sattler Xoskanas unb anberer ©egenben Italiens bie gepulverten SBurjeln als ßleifter. SHe golbgelbe, bes^alb auc^ ©olbiDurs genannte SBurselknolle bes gelben Slsp^obills biente

3)le 3letblumen. 483

früher Sugerlic^ ah Slmulett unb innerlich als ^amtteibenbes Wxttü, iDo^tenb fie neuerbing$ befonber$ in SUgerien 5ur S^fktr^abükaixon unb 6c^nQ|)6bereituns bieni Sluf ben :&ö^en bee fiibanon^ bagegen xDäc^ft ber Asphodelus kotschyi (noc^ bem öfterreic^tfc^en, 1866 in SBien t^erftorbenen 93otantker X^eobot iSotfc^q, ber Qx)xxm bereifte unb pe juerft befc^rleb, fo genannt), beffen ft&rfeeme^U unb gummi* reichen äDurgeln ate nurtoak im Orient an Stelle von @alep (Orc^ibeen^ iDurjelknoUen) häufig ajerioenbung finben. 2>er beutfc^e Sleifenbe @tre« lack ernährte fid) unb [eine Segleiter auf ber gtoeiten Sleife burc^ (Sx)nm vitt Xage lang bomit unb brachte 1863 gegen 11000 kg berfelben mit nac^ 2)eutf(^Ianb, um ba» batam^ geo^onnene SHe^I ate neue0, billigem 9la^rung$mittel in bm :ganbel ju bringen.

Site 2>efioration0pflan5e für Xreppenoufgdnge, Säulenhallen unb in 93Iumenbeeten bient bie ^ladjs^lilit, ber neufeelönbif^e ^lad)s (Phormium tenax), fo genannt, toeil i^re JBIätter jur ©etoinnung einer äugerft i&^m Orafer geroonnen toerben. @ie tourbe von Solanber unb 3. a3anli0, ben Begleitern Don Z^^^^ Ö^ofi auf beffen erfter Steife um bie SBett (1768—1771), in STeufeelanb entbe&t, wo fie roelte ©tre&en bebeckt 3^^^ S93ur5eIknoUe ift toegen bee (Se^altee an einem fe^r bittem Stoff nic^t egbar unb bient bm SHaorimüttern basu, i^re Sruftn)ar3en bamit einjureiben, toenn fie i^re Hinber entmö^nen tDoUen.

93eliebte Xreib^au^sierpflansen finb bagegen bie roegen itirer jtDifc^en Halmen unb fiUien in ber SHitte fte^enben Xracf)t ate $a(m^ lilien beseic^neten ^uccae, bie fämtlicf) amerikanifcf)en Urfprungs finb. Sflamentlic^ roirb bie 1—1,8 m ^o^e, fc^öne Palmlilie (Yucca gloriosa) au0 $eru in t)erfcf)iebenen ^rormen mit oft bunten Blättern in grogen 3:öpfen gebogen. @ie treibt umfangreii^e, rifptge Sl^ren von präi^tigen, ^ängenben, toeigen Blüten. Z^^^ äDur^elknoUen toerben oon bm 3^=» bianem ju Slle^l jerrieben unb 5U Brot vttbaAm; bie Blätter ba^ gegen liefern einen Ofaferftoff. 2Bicf)tlger ift berjenige ber in Birginien ^eimifc^en fabigen Palmlilie (Yucca filamentosa). 3)eren Blatt:» fäben toerben in i^rer :&eimat jur :gerftellung von ®etoeben unb 6tri(ken benu^t (SIei(^em)eife t)ertoenbet man bie ber in SBefttnbien unb SHejciko ^eimifc^en aloeblätterigen $racf)tlilie (Yucca aloifolia), beren Blüten ate (Semüfe t^erje^rt toerben unb beren Blätter in SHe^iko 2ur :gerftellung von Rapier bienen, toä^renb aus ber Blattober^aut künftli(^e Blumen t)erferttgt toerben. SUle ^uccaarten toerben burcf) beftimmte kleine, meift meiglic^ gefärbte SHotten in ber SBeife befruc^tei^

81

484 2)ie Bierblunten.

bog jte btn Rollen in bie au^ge^ö^Ite Slarbe bet SBlfite [topfen, bamit bie au» bm Dataufgelegten (Eiern fic^ entiDi&elnben Slftupc^en bie jur (St^oltung ber älrt nötige Sla^rung finben. SBenn fie oiu^ fpöter einen Seil ber [i(^ entiDi&elnben Samen oer^e^ren, fo ^ot biee nk^t^ 2U bebeuten, ba bie Panse auc^ fo Aber genflgenb 6ömlinge Derfflgt, fo bag ber 2>ienft biefee Xierc^en^, o^ne btn fie audfterben mflgte, nic^t gu teuer belohnt ift SBeil biefe kleinen SHotten in (Europa fehlen, tragen bie bei un0 gejogenen ^uccaarten, au^l toenn fie noc^ fo fc^ön blühen, niemate Samen.

3m SUtertum fpielte auc^ bie rau^e Stec^toinbe (Smilax aspera) rau^, toegen ber Stacheln an Stengeln unb blättern genannt al$ älrgnei^ unb S^ztp^lariit eine gemiffe SlöUe, toö^renb eine amerifuu nifcf)e aSertoanbte bie offisineUe SarfapariUmur^el liefert 2>iefe füb^^^ europ&ifc^e @cf)Iingpf[an5e, meiere in 3tctlien unb ®rie(^enlanb bie 16 m t)0(i), namentlich an bm patanen hinaufklettert, beft^t mof^U riec^enbe, toeige SSIüten, bie bei btn alten (Sriec^en mit (Sfeu ju- fainmen bei btn 2>ton9fodfeften 5U firänjen geo^unben tourben. ^adf alter Sage foUte baa Setoäc^d burc^ SJenoanblung ber Sltimp^e Smilojr entftanben fein, toelc^e aus unermiberter Siebe ju bem Z^^Qf-^Q SrokO0 ftarb. S^eop^raft befc^reibt fie ausfO^rli^l ate smilax, 2)io6kuribe0 fagt: „2>er rau^e Smila; (smilax tracheia) toirb ate ein mic^tiges Sßittel gegen (Bifte gebraui^t,^ unb piniu« fc^reibt über fie: „5>er smilax ftammt urfprttngli^l au0 iSitikien, ift in (Sriec^enlanb ^äufig, ^at kleine, nii^t au^gefc^nittene, übrigens benen be0 (Efeu ä^nlic^e »lätter. 2)ie »lüten finb meig unb riechen mie fiüien. (Er ift bei allen Dpfem unb fransen ein Unglfldidiei^ien, meil er Xrauer be^ beuten foU, inbem ein unglfi&ttc^ee Süäbc^en namens Smila; in biefen Strauch Dermanbelt mürbe. 2>er grogen SHaffe bee 95olke0 ift biefer Umftanb nic^t bekannt; entheiligt ba^er feine Or^fte oft baburc^, bag e0 i^n ftatt bes (Efeus Dermenbet, miemo^l bo(^ eigentlich jeber^ mann miffen follte, bog bie 2>ic^ter bem S3ater fBacd)us unb bem Silenu0 (nac^ griec^ifc^er Sage So^n be$ ^otxmtn^ ober ^an, (Ergie^er unb (^efä^rte bt» Sakcf)O0, toirb in ber Sunft ate bUkbSuc^iger SUter mit (Sla^kopf, Stumpfnafe unb 3^tQtxioi)xtn mit einem SBeinf^auc^ bargeftellt) (Efeukränge guf^irieben. Slud bem ^golge bt» smilax mac^t man auc^ Scf)reibt&f eichen; biefes ^at bie (Eigentümlichkeit, bag t&, ans Dl)x gehalten, einen leifen Xon t)on fic^ gibt'' Sin einer anbem Stelle fagt biefer Slutor: „SBerben 93l&tter ju iSrängen oermenbet, fo finb es Dorgugsmeife biejenigen bes smilax unb bes (Efeus.'' 9lo(^

3)ie 3letblumen. 485

}e%t ftnb tx^eit me^r ate bie 93Iflten bie kugeligen, roten grrüc^te biefer Stec^toinbe in (Sriec^enlanb eine S^^tbe foft oller Slumenftr&tge unb bienen ben jungen 2>amen, in bie :&aare gefloi^ten, ote fc^öner Sopfpu^

Site Slrjnei bagegen biente bei bm alten ®riei^en unb Slömem ber ftec^enbe SHäufeborn (Ruscus aculeatus), ein 30—60 cm ^o^er, immergrüner (Sttau^ mit blattförmigen, in einen Stachel auelaufenben grünen Swjeigen, auf beren SHitte bie 3—5 grünlichen JBlüten fte^en. S93a^renb aus biefer ^flanse in 3tctlien ^öufig SSefen gemacht tjoerben, tDirb fie bei um» nic^t feiten ate ^ictp^Uiniz in (Sorten gepflansi Srrü^er tx^ar fie ate ^amtreibenbes Süittel gebr&uc^lic^. X^eop^raft enoä^nt fie ate alesanbrinifcf)er fiorbeer unb 2>io0liuribe0, toegen i^rer St^nli^kett mit bem SH^rtenftrauc^, als toilbe Sütirte (myrslnö agria). (Sx fagt Don i^r: „@ie bient ate Slr^nei, au^i Derfpeift man bie jungen ©proffen ate (Semüfe; fie fc^me&en etroa^ bitter." $liniu0 aber fc^reibt 9on i^r: ,,2>er alesanbrinifc^e fiorbeer roöc^ft in grögter SUenge am 3ba imb bei ^eraklea am ^oxtta», aber nur auf bem ®ebirge. (St bient ber fiunftgortnerei unb jum Hraniflec^ten; bie SBurjel bient ate ÖellmitteL«

S(u(^ ber in btn SHittelmeerlänbem toilbmac^fenbe gemeine Xamu0 (Tamus communis) mit fotgeligen, roten ^xüd)tzn voat bei bm ällten offisinelL 2)io0kuribe0 bejeii^net i^n ate «^roilbe Siebe" unb fagt von i^m: irSQSurjel unb ^tüäjtt bienen ate Slrjnei, bie jungen @proffen ate Speife." @omeit bie fiiliaseen.

Unter ben älmargllibeen finb bas Schneeglöckchen (Galanthus nivalis), ba0 auf SBergtoiefen @übbeutf4llanb0 milb mäc^ft unb bi0« loeilen Dermilbert auc^ in Dbftgörten angetroffen mirb, unb bie ^xüt)^ Ung0knotenblume (Leucojum vemum, erftere0 Sßort kommt ccoB bem (Sriec^ifc^en leukön ion, b. 1). rDeige0 SJeilc^en), bie in fc^at^ tigen Saubmälbem Qüb^ unb SUittelbeutfc^lanbe, fe^r feiten in Slorb« beutfc^lanb angetroffen mirb, beliebte Ortü^Iing0garten3ierpflan2en. 3^te 3n)iebeln finb brec^enerregenb unb giftig, mä^renb bie Diel giftigeren ber na^e Denoanbten fübafrikanifc^en Buphone toxicaria btn SBufc^^ männem einen Seftanbteil i^re0 gefüri^teten Peilgifte0 liefern.

Sa3a0 bie Sitten für bie Sllte SBelt bebeuten, ba0 finb gemiffer^» magen bie älmar9lli0 arten ber Sleuen. SHefe ^flanjenfamilie ^at i^ren Slamen non ber com römifc^en Siebter S5ergil (70—19 v. (£^r.) in feinen :&irtengebi4iten befungenen i^irtin ober Sltimp^e Slmargllte, einer griec^ifc^en IBejei^inung, bie bie (Slonsenbe, fieuc^tenbe bebeutei SHefe amerikanifc^en Sitten Derbienen benn aud^ in ber Xat megen

486 SHe Sie^^tumen.

i^rer fc^önen Blüten biefen fie oui^seic^nenben Flamen. Unter i^nen ift befonbere Amaryllis formosissima 5U nennen, bie in intern 95Qiei> lonbe Sttbamerifm oft ganse (Ebenen bebeckt unb tut 3^ ber asiflte einen n)unben)oUen abliefe geiDö^rt SBegen t^rer gtogen, getbroten, ober buftIo[en 93lüten toirb fie nebft ben übrigen Slrten unb jo^Ireic^en, fe^r Derfc^ieben geförbten Saftarben ^äufig bei um» in XSpfen kuttU Diert. 2>urcf) mannigfache fireu5ungen ber 993Ub(inge n^urben t)on eng^ lifc^en, beutfi^en, ^oUönbifi^en unb amerikanifc^en (Partnern roa^re SBunberblumen gejücfitet 2>ie ^auptfac^lic^fte Stammutter ber mober^ mn, im §erbfte blü^enben ©orten ift bie fc^on im S^^re 1777 von btn Ufern ber IBotafcgoboi nac^ (Suropa eingeführten Amaryllis reti- culata, toä^renb bie im SBinter unb grrü^Iing blü^enben Sorten x>on onberen Slrten abftommen. 2>ie aus 3Beftinbien ftammenbe Amaryllis belladomia mit fe^r giftiger 3^^^^^ ^^ 2)olben Don 5art rofofarbigen Slüten, XDä^renb bie gerabe ju 993ei^na(^ten blü^enbe Amaryllis tet- taui feuerrote Blüten befi^t 2>ie übrigen, 5U äluegang bes SEBinters unb im Or^^Ung blü^enben ({rormen toec^feln t)om sarteften $lofa bis 5um bunfielften Slot äDeige Srormen finb fe^r feiten unb roerben, ob« fc^on fie no^i unooUkommen in ber Ororm finb, beinahe mit (Solb auf« geroogen. 3^ ^^n fi^önften ^xDicbtlQtw&(i)]m am ber Gattung ber älmar^Uibeen gehören auc^ bie (Suc^arbarten, von bznm Eucharis amazonica unb Candida bei un0 Dielfac^ gebogen toerben.

häufig gegogene (gartengierpflansen finb femer bie Slarjiff en, t^on benen bie gelbe ober gemeine Slarsiffe (Narcissus pseudonarcissus) mit langer, glo&iger, am ^Hanbt melliger, golbgelber ßrone an ber blaggetben S3Iüte bie jonquille ber Srransofen auf Sergroiefen roUb tDäc^ft unb manchenorts t)ermilbert ift Sluf 93ergrDiefen (Sriec^en« lanbe, Slorbitaliem» unb ber @4irDei3 5. f&. am Slorbufer bt» (Senfer« fees bei 2t» Sloants toäc^ft bagegen bie ec^te Slarsiffe (Narcissus poeticus) mit toeiger S3lüte unb fe^r kurjer, f c^üffelf örmiger ftrone mit fein« gekerbtem, fc^arlac^rotem Slanbe in SHenge toilb, roä^renb bie ebenfolto ^öc^ft tDo^lriec^enbe Xajette (Narcissus tazetta) in ®riec^enlanb, an ber Slioiera unb in @übfpanien in feuchten STieberungen unb bie fpäte Slarjiffe (Narcissus serotinus) in mittleren Sagen Sübeuropas ^ei« mifc^ ift Seibe le^enannte Slrten tragen mehrere 93Iüten auf einem Stengel, finb meig unb ^5c^ft too^Iriec^enb; Untere unterfc^eibet fic^ Don ber erfteren toefentlicf) baburc^, ba^ fie regelmäßig im ^erbfte blü^t Xagetta ift bas^ 93erkIeinerung$mort bes italienifc^en tazza für Xaffe, Schale unb tourbe biefer Slarsiffenart roegen ber Sinnlichkeit

5)le 3lerbluincn. 487

i^er f&Mt mit einem Xägi^en gegeben. @ie tmitbe bur^i (nufiu0 (1526—1609) 1565 am gruge bes Sergen t)on (Gibraltar unb bie 3on^ quUIe mit gelben fßlütm unb langer, gelber iSrone ebenfalte t)on t^m auf ben S93iefen bei dabi^ unb SeoUla gefunben unb bamt in unfere (Särten eingeführt 3^ @übfranfirei(^ bereitet man aus bm mof)U tiec^enben IBlüten ber Slarsiffen unb Xajetten feine ^arfünu^.

Unter Slargiffe Derftanben bie alten ®rie4ien unb SlSmer bie ec^te imb bie fpäte ^largiffe. Närkissos ^ieg nac^ ber griec^ifc^en, un0 in ben (Seoponika unb burc^ Doib0 Süetamorp^ofen erhaltenen Sage ein fcf)öner Jüngling, ber fi^l burftenb an einer Quelle lagerte, babei im S93afferfpiegel fein 93ilb fa^, von beffen @cf)ön^eit besaubert er es um^ armen toollte, babei in^ 993affer fiel unb ertrank. 2>ie mitleibigen (Sötter foUen i^n bafttr in jene fc^öne Slume oenoanbelt ^aben. S^eo:» p^raft meint offenbar bie fpäte Srargiffe, toenn er fc^reibt: „3)er när- kissos toirb von Dielen auc^ leirion (Silie) genannt (Er trägt toie bie fiilie eine toeige Slume auf bem Stengel unb erzeugt in einer häutigen :&tUle eine groge, fc^marje, längliche Srruc^t Srällt biefe ab, fo toäc^ft au0 i^r eine neue ^flanje; man fammelt fie aber au^l abfic^tlic^ jum :SuItit)ieren ober pflanst bie SBurseL 2>iefe ift fleifc^ig, runb unb grog. SHe Slflte erfi^eint erft fpät, nac^ bem Slufgang bes Slrkturos unb 5ur 3^ ^^ gerbfb^Sflac^^leic^e.^ Sluc^ JBergil fprit^t oon i^r, roenn er in feiner (Seorgica fagt: „®em möchte ic^ bie flppig prangenben ®ärten befingen, bie jtoeimal im Z^^^^ blü^enben Slofenbeete (rosarium) in ?Paeftum, bie betoäfferten (fotbioien (intybum), ben am Ufer grünen:« ben Sellerie (apium), bie fic^ im (Srafe ba^infi^längelnbe (Surke (cucu- mis) mit i^ren f^ltoellenben Srtüi^ten, bie fpät in reichlicher brülle blü^enbe Slarjiffe, bie gebogenen Slcant^m^blätter, ben bleichen (Sfeu, bie ben ©tranb liebenben SHgrten.^

2)io6kuribe6 bagegen meint mit feiner Sefc^reibung offenbar bie ec^te Slarjiffe, t)on ber er fagt, bag fie am fc^önften auf btn (Sebirgen toac^fe unb too^lriec^enb fei 2)ie gekocf)te gtoiebelartige SSBurjel bt^ wixkz (Erbrecf)en, toerbe aber mit :^onig sufammengerieben auf Sranb^ voivaibm gelegt unb fonft ate Slrjnei gebraucht 2>as au0 i^r für bzn arjneilicfien (Sebrauc^ mit Salmud, Wx)nf)t unb too^lriec^enbem SBein ^ergeftellte Slarsiffenöl merbe 5U argneilic^em (gebrauche bereitet, Der:* urfac^e aber Sopfroe^. SBegen be« roten ©aunw ber JBlütenkrone CDurbe biefe Slarjiffe von S3ergil ate purpureus narcissus unb von $liniu£( ate purpureum lilium bejeic^net fie^terer fc^reibt in feiner 9laturgef4iic^te: „(Ss gibt auc^ purpurfarbige fiilien, beren Stengel ju«

488 ^te Sierblumen.

toeilen boppelt, beren SBuisel eine etnstge groge S^kbü ifl; man nennt fie nardssus. 2He eine Sltt ^at eine n)äge Slflte mit putpur^ fotlrigem Se^er (calyx). 6ie tmtetfc^eibet fic^ baburc^ von ben eigent^ Ifa^en SiUen, bag fie nur an ber SBursel 931atter ^oi Sie beften Wvc^ jiffen madi\m auf ben Gebirgen fi^bien^. Sei einer britten Strt ift atte0 ebenfo, nur ber Seiner ift krautartig. (?) $UIe blfl^en fpot nSm:' li(^ nac^ bem Aufgang bed Slrkturu« unb voafyctnb ber i&erbft^Slac^t^ gleiche." Severe aSe^auptung ^ot er kurjtoeg bem X^eop^raft nac^^ gefc^riebeur ber bies nur von ber fpöten Slarjiffe au0fagt (&n (Sriec!^e bemerkt in bm (Beoponifto, ba^ bie Slarjiffe aud ber 3^^^^ gebogen merbe.

Unter bm Z^i^^^^ ober Sc^tDertliliengemftc^fen finb not allem bie Sc^tDertlilien fetbft ju nennen. Unter i^nen ^aben tDtt bie überall in fie^enben (Semäffem (Europas n)Ubmac^fenbe, 0,6—1 m ^o^e gelbe ©c^tDertlilie (bis pseudacorus, b. ^. falfc^er Slcorud, n^ett fie oor ber aSIfitejeit mit bem !Mmm St^nlic^keit ffaty @ie ^ot groge, gelbe Blüten unb einen kursen, innen rötlichen, OMsbantwbta S93tir3el|tock mit fc^arfem ©aft, ber früher ato falfc^er :^mu0 ober (Silgenmursel (®ilge ift bie im SHittelalter gebräuchliche Sejeic^nung für Silie) benu^ rourbe. ^ann bie bie^ 1 m ^o^e blaue ober beutfc^e Sc^mertlilie (Iris germanica) mit bunkelblauen IBlflten. @ie ^at i^re :5eimat im SQittelmeergebiet unb mürbe jebenfalte fc^on non ben ^5mem ttber bie SUpen gebracht, rouc^^ Dermtitlld^ auc^ in btn (Särtlein ber mittel^ alterlic^en SSurgen, unb ift nic^t nur an Drten, mo folc^e ftanben, fom btcn auc^ fonft an fonnigen Stb^ängen unb felfigen £)rtlic^keiten, an benen e0 i^r marm genug ift nöllig oenoilbert Sie i&^lt non altera ^er 5U ben beliebteften (Sartenpflansen, ift bei aller Slnfpruc^0lofigEeit äugerft bankbar unb ||at fic^ infolgebeffen überall leU^t eingebürgert Sluc^ in (Englanb mürbe fie Dor bem 3<^l)te 1697 angepflanzt Sie f)(d mit ber 3^ ja^lreic^e Spielarten mit bunkeloioletten, bläulic^:« meigen, hellgelben unb anbem Blumenblättern ^emorge^en laffen unb finbet oielfac^ jur Slu^fc^mückung non Söfc^ungen S3ermenbung.

(Sbenfalte in Sübeuropa toie auc^ im Drient ^eimifc^ ift bie bleiche Sc^mertlilie (Ms pallida) mit blagnioletten, roo^lriec^enben aSlüten unb bie florentinifc^e Sc^mertlilie (Iris florentina) mit roeigen, an ber ^a\i» braun geaberten, roo^lriec^enben Blüten. 2>er knollige SEBurjelftock biefer brei Slrten kommt ate angenehm buftenbe „Beilc^entourgel'' in bm :&anbeL 3^ ^^ff^ (Seminnung merben be« \onbct9 bie blaue unb bleiche Sc^mertlilie in 3tolt^r fpe}iell in Zo9^

S3ect oeifdiiebenfaTtitQei St^mertlllicn in einem japanifi^en t&OTten bd XoMo.

<£tne G!)ii)[ant^emum-%luettellung tm fiaiterl- ^alaft in XoEiio.

Untet elntr tilflt)enben joponlfttien <&Iqctne.

*niit SBEumeit gtrd]mO(&t€ fapnnifdic Sänfte.

S)ie Si^^Iumen. 489

katia um Ortorenj ^etum, auf :gügeln ober an IBetgob^&ngen jurifc^en SBeinbergen kultiviert. 9la4) brei 3^^^^^^ ^^i^^ ^^t fleifc^ige SSBurjet ftock gefc^nttten, gefc^olt, gereinigt unb an ber @onne getrocknet 2>a« burc^ bekommt ber frif^ toiberlic^ rtecbenbe unb fc^arf bitter fc^meckenbe SSurjelftock einen angenehmen oeiU^enartigen (Seruc^ tutb milben ®e« fc^matfL Sein riec^enbe^ ^rinji)) 3^on ift ibentifc^ mit bem 3onon ber S3eil(^enblüten. (S$ ift alfo ber Slame SSeilc^enmurjel fe^r roo^I angebrac^ @ie biente früher ate Slmulett gegen bie $eft, toö^renb man je^t oüs i^r Slofenkränje unb kleine @4imu(kfac^en fc^ni^t, Stöberen jum 2)araufbeigen für iQi)nttü>z fiinber fc^neibet unb fie jur :&erfteUung Don 3<^^npultier, aSrufttee, ^utoer 5um Seftreuen von ^tUen unb Slromatifieren von :gaarptibem oermenbet 3^ Drient bient ber gepulverte SBurgelftoik jum Schminken, inbem bie barin entgoltenen fpi^igen iSriftallnabeln von kleefaurem fialk beim bleiben bie :&aut für kurje Seit ent^ünblic^ röten. %m ben Slbfätten ber SBurjel beftUUert man ein ät^erifc^e^ £)L

Sd)on bei bm alten (Kriechen unb Slömem fanb bie fßtüd^tn^ tDurjel arjneilic^e äJerroenbung. Xt)eop^raft fagt von i^r: „(Ss gibt eine roo^lriec^enbe iris, bie in 3U9rien beffer ift ate in SHakebonien; in X^rakien unb kätteren fiänbem ^at fie gar keinen (Seruc^. 2>ie ^geilpflonsenverkäufer unb Sßurjelgräber geben bie Sßorfc^rift, man foUe beim Slu^graben ber tvilben 3^^ ^^ ^^ SHe^I von Sommenveisen unb :&onig gebackenen Suchen ber (Srbe jur IBelo^nung geben; man foUe femer brei Greife mit einem 5n>eifc^neibigen Sc^toerte befc^reiben, ba0 3uerft abgefc^nittene Stück ber äDur^el in bie ^ilft Ratten unb bann erft ba» übrige ausgraben.'' 2>io0kuribe0 teilt mit, bag bie ^flanje btn fonft bem perfonifiiierten Siegenbogen sukommenben Slamen Z^ ^on ber IBielfarbigkeit i^rer astflten erhielt, „bie ent« rveber roeig ober blaggelb ober quittengelb ober purpurfarbig ober blau finb. 2)ie mo^Iriec^enben SSBurjeln toerben jerfc^nitten, im Schatten getrocknet unb, an groben aufgereiht, oufbemo^rt SHe befte 3^^ nDurjel kommt aus 3U9rien unb SKokebonien, unb von biefer finb bie^ jenigen bie beften, bie bic^t, 5&^, bloggelb, fe^r roo^Iriec^enb unb von brennenbem ®efc^mack finb, ouc^ muffen fie, roä^renb fie geftompft vottben, fliegen enegen. SHe lib^fc^e ift kroftlofer, roeig, von bitterem ®ef(^mack. SlUe toerben, tvenn fie altem, von 993ürmem burc^freffen, rieben ober bann noc^ beffer; man gebraucht fie gegen vielerlei Seiben." 9bid) pinius befpric^t bie 3ti^ tn feiner Sloturgefc^ic^te ausführlich unb fogt, bie befte !Sti»muiiü mad)\t in 3U9tien, ni^t an ber iSüfte,

490 3)le SitthiumtXL

fonbem im 3nnem; i^t na^e komme bie mokebonifc^e uab ^itle^ komme bie afrikonifc^e, bie bie gtögte ift unb am bitterften fc^metkt „Slu(^ bie pifibif($e ift brauchbar. Seute, toelc^e 3^^^ut}eln fammeln, begießen fie btei 9nonate normet mit :&onigtDaner, um butc^ biefe Dpfer bie ®rbe ju uerfö^nen. Sann gießen [ie um bie 3^^^ mit ber ®pi^e eines Sc^tDertes einen breifac^en Sreis unb, ^oben fie biefelbe ^etauf^genommen, fo f)tbtn fie fie fogIei($ jum :&immel empot. ®ie ift von Slatut ^i^ig unb erjeugt beim SInfaffen eine Sltt iBtanbflecken. (Jtü^er tDUtbe bo« befte 3risöl (irinum) auf ber 3nfel Seuko« imb in dÜB bereitet, too man bie 3^^^ feit langer 3rit ju biefem Strecke aru^ pflanji 3^^t bekommt man aud) t)ortreP(^e$ aus ^amp^glien, SHU kien unb aus bem Slorben. Snan binbet ben fiinbem jum S(^ufe gegen firank^eit eine 3ri«tt)ur8el um, oorjüglic^, roenn fie Sö^ne be* kommen ober am guften leiben; auc^ kaut man bie Sßurgel, um bta <5ttu(^ be$ SUems ju t)erbeffem, braucht fie femer gegen Diele XtbeL iBeim Sammeln roirb bie SJorfc^rift beobaci^tet, ba^ man fie mit ber linken !0anb ausreißt unb babei fagt, roeld^en SHenfr^en unb toek^e Sxanbi)t\t man bamit feilen toilL 2)ie Sröuterfammler t)erfa^ren übri« gens beim Sammeln ber 3tis unb einiger anberer ^flanjen, 3. fB. bes äSegeric^s (plantago), ganj ^eimtückifc^. Sie behalten näxtüld) einen Xeil ber ^flanje juräck unb graben i^n toieber am grunborte ein, roemt fie fr^Iec^t btiaf)lt roerben, gemig, um fo bie firank^eit, roelc^e burc^ bie ^flanje geseilt tourbe, toieber jum Slusbru($ ju bringen.'' (Snbli^ rnxxb in ben ®eoponika gefagt: „2)ie iUgrifr^e Z^ ^trb vom 3anuar bis jum Stpril in Gärten gejogen, inbem man Sßurjelfproffen Don alten Stämmen trennt unb einpflanjt"

Sieben biefen toerben no($ Diele anbere Strten von Sc^roertlilien in unferen (Barten gejogen, fo bie ebenfalls aus ben SUittelmeerlänbem ju uns gekommene bunte Sr^roertUlie (Iris variegata) mit gelben, bunketoiolett geaberten Blüten, bie englifc^e Sr^toertlilie (Ms anglica) mit roo^lriec^enben, roeigen Blüten, an beren (Srunbe fi(^ blaue ober purpurrote grlammen tmb grlecken befinben, bie ö^nlic^ ge» jeic^nete, nur nod) farbenreidjere fpanifc^e Sc^mertlilie (Iris hispa- nica), bie S^^^Sf^^^^^tlilie (Iris pumila) mit niebrigem Stengel unb bunkelDioletten Blüten, bie in ja^lreic^en 93arietäten befonbers 5ur (Einfaffung von ^Blumenbeeten Derroenbet roerben. Bremer bie fibirif(^e Sc^roertlilie (Iris sibirica) mit frontalen blättern unb hellblauen, violett geaberten iBlflten, bie auc^ in mehreren SJarietäten befonbers in feuchtem Soben kultiviert toirb. ®leid[^alls viü SBaffer vtüangjt

2)le Slerblumen. 491

öle prächtige, grogc asiütcn befitjcnbe Ms laevigata au» ©Ibitien unb Sopan unb ble Iris kämpfen aus 3öpan, btc eine befonbere ai)nllc^- kett mit unferet gelben ©c^iDertlüte aufmelft aSelbe toutben in oer* [(^ebenen SBarietöten bei uns eingeführt unb können, bo [ie ouc^ bei un« tDinter^art [inb, jur ©infaffung oon Zeichen unb SBafferläufen [e^r empfohlen toerben. 3m 3a^re 1830 kam au» ?Perfien bie büftere, faft fr^iDatjblfl^enbe Ms susiana unb fpäter aus bem Soukafus bie Ms iberica ju uns. Stile biefe ©(^iDertlüienarten lieben bie ©onne, bie für i^r reichliches »Ul^en unerläßlich ift Sieben bzn bunteren ©(^roeftem behauptet immer noc^ bie mit cmi reic^ften blü^enbe, in i^ren atnfprüc^en äußerft befc^eibene beutfc^e Schwertlilie eine roic^tige Stellung unter bem Sc^rDertlüienflor. 3^ b^^ olten Sorten jiert fie bie prunkooUen :&enfcf)aftsgärten fo gut toie bie befc^eibenen aSauem^* Qoct^zn, in benen fie mbm 2lo[e unb roeißer 2üie jum althergebrachten eifemen Seftanbe gehört aSefonbers fc^ön mac^t [ie [ic^ in einer größeren ©ruppe im grünen Slafen ober am ©ebüfc^ranbe.

atn bie 3ri»ctrten [erließen \i(i) als beren näc^fte aSertoanbte bie ©labiolen an, t)on bmm bie meiften Strien in Sübafrika ^eimif^j finb. 3^t n)ici)tigfter fübeuropäifc^er SSertreter ift bie Siegtourj (Gladiolus communis), bie 1 m t)0(i) rolrb mit purpurroten, toeißen ober fleifc^farbigen Slüten. Siegtourj ^eißt fie, xoeil i^r füßlic^er, fr^toad^ t)eilc^enartig riec^enber 3tK>i^belknollen unter bem Slamen Sieg^ tDurg ober SÜlermanns^amifc^ jum :&eilen t)on SBunben unb befonbers als Stmulett gegen äJerrounbung befonbers t)on ben Solbaten getragen tDurbe. SHe roic^tigften, ber abgefc^nitten ju iBucketts unb als ©injel« pflanjen in SJafen ^öc^ft beliebten mobemen bunten Spielarten ftam^« mm von Gladiolus cardinalis mit fc^arlac^roten Blüten unb Gladiolus psittacinus mit fc^arlac^roten unb gelben Blüten. Seibe ftammen aus Sübafrika unb ergaben burc^ Sreujung eine große 3^^^ ^on :&gbriben. ©ine fol($e, befonbers reir^blü^enbe unb farbenprächtige SJarietöt finb bie von 9Jan Routen in ©ent gejücfiteten ©enter ©labiolen, bie ju- nö(f)ft, als von roormeliebenben ©Item ftammenb, no($ nic^t bei uns rointer^art roaren, bis fie es burc^ Sreujung mit einer von SBilliam iBull 1870 eingeführten rointer^arten JBarietöt aus Slatal tourben. Sie roaren ober gleic^roo^l roegen t)erfc^iebener Schönheitsfehler no(^ minber^ roertig unb konnten btBf)aib nic^t birekt als S^ttp^lanizn nenoenbet toerben. 2)ies roar erft möglich, als fiemoine in Wiano) bwcd) Sreugung biefer :&t|briben mit ber [c^önen fübafrikanifc^en Gladiolus sandersi, bie nic^t nur lointer^arten, fonbem aad) buntgefarbten Slancger (&la^

492 3)te Stcrblutnen.

biolen mit auffattenb gtogen, punktierten ^Blumenblättern jüc^tete. ®te Können nun im freien Sonbe kultiviert roerben, o^ne ha^ i^re SnoUen herausgenommen unb roie noc^ biefenigen ber (Senter (BIo^ biolen in froftfreiem Staume übertointert toerben muffen.

2)er egbare Sc^roertel (Gladiolus edulis) in @übafrifut ^ot eine faft jufammengefe^te SlutenS^re mit fc^önen Blüten unb egbaren SroiebelknoUen. 2)ie S^^ebeln be$ ate grelbunkrout imter (Setreibe in ®übeuropQ ^aufig anjutreffenben Gladiolus segetum mit 4 cm langen purpurroten, rac^enförmigen Slüten bem Xiphion ber alten (Sriec^en unb bem gladiolus ber alten Stdmer, beibee ^Sc^roertc^en'' toegen ber fc^mertförmigen ©eftalt ber aufrec^tfte^enben JBlotter bebeutenb biente im SUtertum ate Strjnei unb rourbe ju X^eop^rafte 3^ ^tt 9ne^l wxbaAm gege[fen. pinius fagt t)on ii)r: ,,9nan gräbt fie vor ber (Smte aus unb trocfmet fie jum Slrjneigebrauc^ im Schatten. "

SBegen i^ren bunten grarben ate (Sartenjierpflanjen f^r beliebte Srrü^lingeblumen finb bie in Aber 30 Spielarten gejogenen Srocu0^ arten, bie jumeift Slbtiömmlinge bes auf iBergtoiefen Sübeuropas toUb:: toar^fenben Ortü^Iingsfafrans (Crocus vemus) finb. (Sc^on bei :^omer roirb ber Srocus em^S^nt, inbem e$ in ber 3K^ W^' ir^Us 3eu0 fic^ auf bem JBerge Z^<^ lagerte, liefe bie ®rbe unter i^m frifc^es ®ra0, betauten lotos:»^ee, krökos unb hyäkinthos bic^t xmb mdd) emporrDac^fen." S3ano fc^reibt: „Z^ :&erbfte pflanzt man im (Sarten ßilien unb Ärocu«", unb SSergil in feiner ©eorgilia: „Slbenbs kehren bie arbeitsfamen iBienen jum ®to(fie jurücfi; i^re iBeine finb belaftet mit Rollen t)om X^timian, auc^ fuc^en fie Sla^rung am (Srbbeerbaum (arbutus) an bta grauen SBeiben (salix), an casia (u)a^rf(^einli(^ einer 2)ap^ne<@eibelbaft::]3trt), rötlichem dxomß, fetten Sinben (tilia), roft« braunen :&ga3int^en.'' (Eolumella fc^reibt in feinem SBuc^e Aber Sianb^ bau: „Z^ ^^^ (Sorten \uä)m bie SBienen Sla^rung an u)ei6en Sitten, aadi pflanzt man für fie S^itbOänoütn wn tior^liifc^em unb fijitt« fc^em C^rocus (Safran).'' Stuf ber SBalfian^albinfel, too meift Oocus sativusy ber ®afran, jur (SeQ)innung ber SBIütennarben kultit)iert mirb, roerben feine SnoUen ro^ unb geröftet gegeffen, toie in btn Qttppta Sßeftafiens biejenigen ber bort roUbroar^fenben roeigen Sitte, ©olc^e egbare ^rxAzbün f)abtn and) Ixia bulbifera unb L crocata, \d)ön^ btü^enbe SSenoaubte bes (£rocu6, wn benen bei uns über 20 ttrten, meift t)om Sap ber (Suten &offnimg, in ben mannigfar^ften ^Ktrben kulttoiert roerben, bann ber bermubifc^e Sc^toein^rüffel (Sisyrin- chium bennudianum)^ eine beliebte (Gartenpflanze Don btn Sermuba«^

Sie Stetblumen. 493

infein mit Diolettblauen, im 6(^Iunbe gelben iBIüten unb Haemodonun panniculatiim Sluftroltenö, beffen blutrote, [c^atfe ^mtbün uon ben (Eingebotenen geröftet gerne t)erfpeift toerben. (Snblic^ ift no($ ate le^te ber SlmorgUibeen bie rote Xigerlilie ^zjAko» ju nennen, bie nac^ bem gelehrten 3e[uiten ©loo. SBottifto fferrari (1584—1653), ber cmc^ me^rere^ über Botanik fi^rieb, Ferraria tigrina genannt tourbe. SBegen i^rer prac^tooUen, innen fc^arlac^roten, [(^toar^rot getigerten ober marmorierten asiiiten roirb fie n\ä)t feiten in (Seroäc^e^äufem ge^ sogen.

Unter ben Sttiajeen finb noc^ bie in 16 Slrten im Soplanb, in Oft^ ofrilia unb in Snobagaskar ^eimifc^en Xritomaarten ju nennen, Don benen mehrere toegen i^ren fc^önen Slütenö^ren bei un0 ate 3^^^"" pflanjen kultioiert roerben, jum Xeil auc^ im freien Sanbe aushalten. Sefonber^ bie über 1 m ^o^e Tritoma uvaria mit 30 cm langer SD^re fc^arlac^roter, jule^ gelber Slfiten roirb in triefen SSorietöten fitiltitriert (Sbenfo fc^öne Gattenjierpflanjen f^obm bie Xrabe^^ cantien geliefert (&» finb bie^ auf Slmerika befc^ränäte krautartige ^flanjen mit oft rifpig ^ufammengeftellten Slüten in kurjen Xrug« bolben, Don benen befonbere häufig bie Tradescantia virginica aui^ ben füblic^en 93ereinigten Staaten unb au» 9nq;iho mit niolettblauen SBtfiten, toeil tointer^art, in unferen (Sorten angetroffen toirb. SSiel empfinblic^er ift Tr. discolor au$ SrafUien mit roeigen Slflten, bie al0 Xopfpflan^e im Sommer gejogen roirb. Site SImpelpflanien bienen ba^ gegen T. guianensis mit langen, ^ängenben 3^^8^n unb feiten er^ f(^einenben toeigen SBIiiten unb bie i^r ä^nlic^e, nur etn)a0 empfinb:s lid^ere T. zebrina mit braunen, filberigroetg geftreiften SBIättem.

(Sbenfalte aud bem tropifc^en unb fubtropifc^en SImerifia kamen bie Derfc^iebenen Sannaarten ate beliebte Slattbefiorationdpflanjen, bie in Xöpfen im Salt^aufe flbertointem unb im (]rtü^|a^r 3U (Sruppen in0 freie fianb gefegt roerben, ju un0. 2)ie ältefte, f(^on im 3^te 1570 in (Suropa eingeführte unb am meiften gepflanjte Slrt ift bie 1,5 2,5 m ^o^e Canna indica mit roten Slüten, beren erbfengroße, fd[)roar}e, ^arte Samen ju Slofenbrönjen unb Qal^bSatbtm benu^ roerben. 3u i^r kamen erft im 19. 3ö^x^^unbert au(^ gelbe unb bunt« gefärbte Slrten, von btrnn ber iBlumenjüd^ter dxoix) in fipon (2)epart $9äre0) bie roic^tigften feit bem 3^^^^ 1^75 einführte. SHefe tourben untereinanber gekreuzt, fo ba^ eine 9nenge Don Spielarten Dor^anben finb. SHe Sßurgelftöcke muffen froftfrei überrointert roerben. 3^ (Sarten gebei^en fle befonber^ in fe^r na^r^after, lockerer (Erbe auf einer

494 3)te Btetblutnen.

tnetet^ot)eti Unterlage von ^ferbemlft bei reic^Iidjer SeiDäfferung. Slu« bem SButäelftock bcr mcfttnbifdien, in ^eru Slbeira genannten Canna edulis, ble tm nörbltdien 6übamertha, befonbet^ StafUten, aber and) [onft in btn Iropen fenltiotert toirb, berettet man bM tDeftinblfc^c Slrrotoroot Slud) von anberen Slrten roirb ber 2BurjeIftock cH» (Sc^ ntüfe gegeffen. Sntt ben oerfditebenen (Sannaarten roirb ntclft btc SWjinuöftaube unb roerben einige kleine ^Bananen, toie bie fett 1829 au6 @üb(^ina in unfere (ßetoac^d^äufer eingeführte Musa cavendishi (fo genannt nac^ bem fionboner (S^^enriker iQtntt) (iavmbi\t), 1731 bis 1810, ber 1777 ba0 SBafferftoffga« entbeAte) in ©nippen angepflanst 9lur n)enig über 1 m ^oc^ toirb bie. t)on 6übafrifut in unfere SBarm^ Käufer eingeführte Strelitzia reginae mtt eigentümlich t)oge(artigen, blaugelben Blüten.

2)ann mtibm von ben brei am 3ap ber (Suten :&offnung ^eind^ f(^en Strten ber Slmargllibeengattung Clivia, 3tt>iebeIgerDöc^fen mtt langen, rinnenförmigen SSlöttem unb glockem ober röhrenförmigen asiüten, in 3)oIben auf ftarfeen Schäften, Clivia miniata mtt mennlg:» roten SSIüten unb C. nobilis mtt fc^arlad^roten SSlüten, beibe in me^^* reren SSarietäten Im ®eit)ad)6^au0 toie im 3iwinter feuttioiert

Site toeitaus ariftoKratifc^fte SKttglieber finb mbüd) unter ben SHonokottilen bie Ordgiibeen gu nennen, bie in bejug auf SUannig^ faltigkett unb abfonberlic^e (ßeftaltung unb ^^örbung ber Blüten im ^flanjenreic^ gang einjigartig bafte^en. Sie erhielten i^ren Slamen t^om griec^ifc^en örchis, toa^ :&oben bebeutet, toeil bie bamit junäc^ft bejeic^neten (Srbordiibeen ber ©attung Orchis an biefes Drgan er* innembe boppelte SBurjelknoUen befi^en, von benen bie eine jeroeilen für ba$ näc^ftfolgenbe Zoi)t angelegt rotrb. ©c^on im SUtertum tourben biefe finollen t^om 2Kenf(^en gefammett unb gegeffen. SBegen i^rer ^obenartigen ©eftatt glaubte man, bag i^r ©enug bie fe^uelle ^otenj beeinfluffe. ©o fc^reibt fc^on X^eop^raft im 4. t)orc^riftli(^en 3^$^* ^unbert: „3)ie örchis ^at jroei SBuräelknollen, einen großen unb einen kleinen; ber große foll fejuell kräftig machen, roenn man l^n in SHilc^ von einer auf ben Sergen meibenben 3i^9^ ^0(^t, ber kleine foll aber bie Sraft minbem.'' Sioskuribes im 1. 3ö^^^^nbert n. (lf)x. f(^reibt: „2)ie örchis ^at i^re SBlätter an ber ©rbe um btn ©tengel; biefer toirb eine Spanne ^0(^ unb tragt purpurrote 93lüten. 2>ie Sßurgel ift knollig, länglich), boppett, olioenförmig; bie eine fte^t ^ö^er, bie anbere tiefer. 2)iefe ift ooll, jene mti^ imb runglig. Sie toerben jum SSerfpeifen ge^* ko(^t 2)ie ^ilanit toöc^ft in fteinigem unb fanbigem SBoben." Slot^

3)le Sletblumen. 495

feilte toetbett bie ^noUen t)on nerfc^iebenen Orc^t^arten gefammelt unb gettoiftnet, um cHb Salep ober (Seiltoutj tn ben Qanbü ju kommen. 2)00 SBort 6alep ift aus ber atabif($en iBejelc^nung für btefe 2)oppeI^ fmoUen chusjata sslalab, b. f). Orui^e^oben nerftümmdi Sei allen poltigamen £)rientalen fte^t biefe 6peife ate angeblich bie fesuellen Srunktionen beförbembe^ SKittel in ^o^em Slnfe^en unb toirb t)on t^ielen berfelben mit :&onig gekocht regelmäßig jum Srrü^ftück gegeffen.

93on (Srbori^ibeen finben mit am ^äufigften t)erf(^iebene ber in [(^attigen iBergtoälbem 91fien$, Guropa^ unb Slorbomerika^ auf kolk^ reichem §umuöboben mad^fenben grauenfc^u^arten in ©arten ange^^ pflanjt ©0 jumeift ben europäifc^en 2rtauenf^u^ (Cypripedium cal- ceolus), ber biB nad) Dftfibirlen vorkommt unb in Seutfc^Ianb befon^* ber0 in Sudienroalbem auf Salkboben t)orkommt 9Jon anberen, no($ prächtigeren Slrten, bie ate bankbar blü^enbe unb leicht ju er^attenbe Sierpflanjen im 3tinmer kultiviert toerben, finb ju nennen Cypripedium venustum au« Sleapel mit ^ellgefleckten SSlättem, fc^önen rötlic^grünen, purpurrötlic^en unb blagbraun gejeic^neten 93läten unb C. barbatum in ©ilbinbien unb auf 3^^ci mit fc^tDärjUr^grün, neuartig gegeic^neten ^Blättern unb fc^önen, violett unb roeiggefärbten asiflten.

®lei(^ ben (Srborc^ibeen legen aud) bie als flberpflanjen ((Spip^gten) auf ^Bäumen ber biegten, feuchten SBolber ber Xropen lebenben fBaum^ orc^ibeen, bie i^re STa^rung unb bie jum SBac^stum nötige ^tad^üq^ keit vermittelt me^r ober roeniger langer, roeißer Sufttourjeln au« ber umgebenben ßuft ftfeöpfen, foldje Keferveftope^älter an. 2Bie fie burc^ i^ren buntfarbigen asiütenfi^muck in ©efellfc^aft mit ben leurfitenben asiüten ber Sc^lingpflanjen bmt Urtoalb ber feigen Sanbftridie i^ren befonberen Sleij verleiben, f)Qbm fie fic^ bux^ i^re aparte 6(^ön^eit bie ßiebe vieler vornehmer SSlumenfreunbe erroorben unb finb befonber« beim (Seburt«:: unb (ßelbabel (Snglanb« ju eigentlichen Snobepflanjen getDorben, für beren Sultur befonbere ©eroäc^ö^äufer erftellt roerben. ätuc^ roerben einjelne feltene Strien um ein SJielfac^e« i^re« ©etvic^te« mit ©olb aufgetvogen. Um biefe verfü^rerifc^e Slumenkönigin ber von Sltolaria burc^feuc^ten, von reifeenben Xieren unb feinbli(^ gefinnten SHenfc^en bevölkerten Saumroilbni« ber Xropen ju erlangen, finb ]d)on unjfi^lige. von ben grogen Orr^ibeenimporteuren au«gefanbte (Europäer in ben Xob gegangen. 2)0« gefä^rlidje ©efc^oft be« Orc^ibeenfammeln« im Unvalb ^at für bie kühnen Snenfc^en, bie fic^ bamit abgeben, einen befonberen Keij, fonft toürben fie nic^t i^r 2tbm roagen; auger:* btm ift eine fe^r lo^nenbe Slrbeit unb ein ^öc^ft einträglid^e« ©e^

496 Sie 3ieib(umcn.

fc^Sft 2)a ein folc^er mann feinen Slufttaggeber no^eju 60000 SHorfe |äi^rli($ Koftet, unb bamit beffen Sltbeit no(^ nic^t einmal beja^It ifl, fumn e0 un0 nic^t n)unbetn, bag ee nur o^enige Orc^ibeenimporteure gibt 2){e tiier bebeutenbften betfelben leben in ®t SUband in (Eng^^ lanb, in 9IetD §|erfe9 in bm SJereinigten Staaten, in $art0 unb in aSerlin. 2)ie englifc^e Srttma befi^t ungefähr 16 Sammler in ben bafflr eintrögliAften (Sebieten, n&mlic^ in Sne^iko, SJenesuela, (Guatemala, gonbura^, Slicaragua, (Eolumbio, Srafilien, SBolioia, $eru, Sleuguineo, Öollfinbifc^^3^bten, befonber» 3^»^ ^^ Sumatra, bann SBomeo, SBirmo, Slffam unb in btn (Segenben am gru&e be^ :&imala|a.

Wenn oüd) bie Orc^ibeen über bie ganje (Erbe t)erbreitet finb, fo nimmt i^re 3^1 nac^ bem JQquator ^in bebeutenb ^u, unb ber feigen 3one gehören alle Saumorr^ibeen mit ben mamtigfaltigften, grögten unb f(^önften SBIflten axu fBis in bie Sleu^eit bannten bie (Surop&er nur bie (Erborc^ibeen mit roeniger auffallenben asiäten. (S6)on bie SJäter ber Botanik bef($&ftigten \i6) einge^enb mit i^nen, unb manche Xierä^nlic^lieit ber fc^on unter i^nen auftretenben bijarren Slüten ryeu fahrte 5u bem rounberlic^ften Aberglauben. 9nit ber (Entbetftung 3^^ biens unb ber Sfleuen 993elt traten erft bie tropifc^en Orr^ibeen in btn (Se|>i(^t0krei0 ber biefe Sönber ju :&anbete5me(ken auffuc^enben (Suro^ pöer. 2>a biefe ^flanjen Keinen praktifi^en Sinken geroä^rten, nahmen bie Srieger unb ^Saufleute, bie bie Xropenlänber juerft betraten, keinerlei STotij Don i^nen. Site erfter ertpö^nte ber groge franjöfifc^e Slrjt unb Botaniker (Elufiu^ ((£^arle$ be r(gclufe, 1526 in Slnas in Slorbfrank:' reid) geboren unb 1609 ate iBotanikprofeffor in 2tibtn in btn Slieber^s lanben geftorben) bie Srnid)t ber SJanille, ate bem einjigen bem 9Een:« fc^en Slu^en gemö^renben $robu6t ber Orc^ibeen im 3o^te 1605. (Erft am Ausgange bes 17. Zaf)xf)unbtxta kamen Sefc^reibungen unb Slbbilbungen tropifc^er SBaumord^ibeen nac^ (Suropa. Sari Don Sinn6, ber SBegrttnber ber mobemen SSotanife (1707—1778), kannte 1764 nur insgefamt 102, meift ber gemögigten 3one ange^örenbe Orc^ibeen^ arten unb nur 30 iBaumorr^ibeen. 2)er ^Berliner Botaniker Sari £ub« n)ig SBillbenoBD (1765—1812), ber bebeutenbfte ©gftematiker feiner Seit, befc^rieb 1805 391 Slrten mit 140 (Bplp^pten. 3n feinem 1830—1840 erfc^ienenen :&auptQ)erli befr^rieb ber C^nglönber Slnbleg bereits gegen 2000 Slrten, unter benen ]id) faft 1000 aSaumorc^ibeen befanben, unb 1880 fc^öfete be ^ugbt bie 3ai^l aller bekannten Drc^ibeen auf 6000! So fe^r ^at fic^ unfer (Sefic^tskreis in biefem ®ebiet erweitert 2>enno($ kennen roir noc^ lange nic^t alle flber^atq^t auf ber SBelt e^iftierenben

1 aStWuQlleninarW in TOüni^eii.

3)le Stexblumett. 497

Drd){beenarten, Don benen pc^ t)iele ganj ^o($ im Slftmetk ber Zxopttip böutne t)erfte(fien, fo bog man fte erft erlangt, tpenn man auf$ (Serote« tDO^I fB&umt föUt unb fte von btn ^ö($ften JQften jener ablöft

flBa» bie Sultur ber tropifd)en Orc^been betrifft, fo gelang erft am Slu0gange be^ 18. 3^t^unbert0 einige (Spibenbronarten in einem europäif($en Xreib^oufe ju ^ie^en. Z^ 3o^te 1813 fetiltioierte xtian in bem toeltberfl^mten botanifc^en (Sarten von Rem bei Sonbon ni($t me^r ate 40 Orr^ibeenarten. Z^ 1830er 3^1^^^ befanben fic^ Orc^ibeen in ^rioatgärten :&amburg0 unb 2)re0ben0, tmb 1851 Iiultioierte man im harten bee (Srafen X^un ]d)on gegen 500 tropifr^e SIrten berfelben. Salb rpttrben an btn oerfc^iebenften Orten eigene Orc^ibeen^äufer ge^ baut, unb Dor etroa 40 3^^^ besonn bas ^opulormerben biefer 3uc^ bei btn 93ome^men befonber^ (Snglanb^. (ßegenm&rtig fd)&^ man bie 3<^t ^^ Iiultitiierten Orr^ibeenarten auf etma 2000. 2>abei ^at bie Sieb^aberei für biefe eigenartig jierlir^en SBIfitenpflansen eine er{iaunli(^e ^ö^e eneic^t unb toerben einjelne berfelben mit 3^^n^ taufenben von WBUvA beja^IL

Unglaublich mannigfaltig ift nrte bie gan^e grorm, fo aud) bie (St^ ftalt unb grarbe ber nerf^iiebenen Ord)ibeenblüten. SRanc^e ber le^teren fe^en au£^ toie geroiffe Z^\^^^ Sraken, SBögel, befonber^ Pnguine, bann Ueine ®nomen ufro.

3n anittelamerika tDäd)ft bie San (Efpiriboorr^ibee, bie i^ren Slamen unb eine \id) baxan anf($(iegenbe faft abgöttifc^e 93ere^rung bei ben bigotten Spaniern in i^rer 5^mat baoon erhielt, bag i^re jierlic^e SBIfite an eine ^erabfr^roebenbe toeige Xaube erinnert, in (^ ftalt toel^er ber ^eilige ®eift fi(^ auf S^riftu0 bei feiner Xaufe im 3orban ^erabgefenkt ^aben foIL SSon btn toinaigften, 3U lang ^erab^» ^öngenben Xrauben oereintgten Slüten gibt ee alle flberg&nge ju fo(($en, bie fo grog finb roie jmei jufammengelegte 9R&nner^änbe, von meigen, einfachen bi0 ju ben in ben leui^tenbften, bunteften grarben ge^» färbten, oon buftlofen bis ju fok^en, bie roeit^in einen faft betöuben^» ben SBo^Igeru(^ au^^aur^en. 2)abei finb bie Orr^ibeenblfiten noc^ me^r ate biejenigen ber anberen SlfltenpfUm^en bem SBefuc^e ganj fpeiietter 3^1^^^ angepagt; unb bag fold^^e SBefuc^er fie ccn i^ren oft fe^r Derfteckten Stanborten finben imb bie SBefnu^tung ber SBlflten oome^men können, finb fie mit einer im übrigen ^flanjenreic^ meift beifpieUofen 2)auer^aftiglieit ber Dielfad) fe^r bicken, mit roac^dglön^en« ber Oberfläche oerfe^enen SBIfiten begabt, fo bag fie unter Umftänben Diele 995o^en toarten kdnnen, bis enblic^ ba0 jur SSoma^me ber fßt^

498 ^( Btetblumen.

fnu^tung eru)artete 3^1*^^ erfr^eittt tmb biefelbe Domimnti (Serabe biefe 2>Quer^aftigkdt i^ter uiunberbaten Blüten mac^t fie 3U befonbe« xtn Sieblingen oller iBlumenfreunbe, bie fi^ bm fiu£Ud einer folc^en Kultur leiften ftönnett

2>er ^o^e $rei£» ber fflr Diele biefer Orc^ibeen beja^lt roirb, finbet fe^r leicht feine (Srklörung in ber oft äugerft fc^roierigen unb mit fieben^gefo^r nerbunbenen iBefc^offung berfelben; btnn koum eine onbere 93ef($oftigung bringt fo Diel Snfl^en unb Slbenteuer mit fic^ OI0 biejenige eine^ Orc^ibeenfommler^. 9iur gefunbe, intelligente, 6fl^ne unb bobei im 93erlie^r mit ben (Eingeborenen ^ö($ft biplomotif^ ^on^ belnbe, fprac^^ unb leben^gemanbte SHänner eignen fic^ ju biefem fc^meren, ober fc^önen unb gutbejo^lten Seruf. SHe beften unter i^nen finb bie 2)eutfc^en, bie olle nad) einem geonffen, bemö^rten Softem orbeiten vx\b an Ort unb Stelle ^o^lreic^e (Eingeborene in i^ren 2)ienft nehmen, o^ne bie fie nur menig onerierten mürben. (&» ift eine über^ oud f^mierige ©od^e, btn ®tonbort feltener Dn^ibeen, bie fic^ fo ^oc^ in ben SBipfeln ongefiebelt ^oben, bog mon fie t)om SBoben ou0 über^^ ^otq}t nic^t ju fe^en oermog, ouejuliunbfcroften. Unb ift biee enblic^ geümgen, fo beginnt erft bie Wäift bee Sommlere; benn, um fie 3U erlongen, vxu^ er oft mächtige Urmolbftämme mit ber Sl^t um^ouen loffen, bi£^ er enblic^ jum ^eigerftrebten 3^^lc gelongi

60 mürbe feftgeftellt, bog fOr brei (Esemplore bee fc^önen, burc^^ au0 nic^t feltenen Odontoglossum minbeftene ein folc^er iBoum ntSÜ)^ fom gefällt merben mug. SBiedel Urmolbriefen ^oben fr^on i^r Seben loffen muffen, um bie ao^lreic^en Orr^ibeenforten Don oft fe^r be::: fc^ränkter 93erbreitung in unfere Orc^ibeen^oufer ju liefern I Unb finb enblic^ bie Orc^ibeen glflcblir^ erlongt, fo ^eigt ee, fie burr^ kun\U Qtttdjtt», Dorfi^tigee Trocknen flber^oupt t)erfonbf&^ig morgen. SHefe ^rojebur nimmt oft Diele äSor^en in Slnfprud^^. SBenn baburc^ olle oudtreibbore Sreur^tigkeit ou0 t^nen entmir^en ift, merben fie in luftburc^läffige iBe^älter gepocfit unb muffen ouf btn ^Köpfen Don SKenfr^en oft xAüt Xogereifen meit über reigenbe Ströme unb boben^ lofe Sümpfe, burc^ gefährliche 2)fc^ungeln unb fc^mer paffierbore (5e^ birge mü^fom transportiert merben, bi£^ fie auf bie (Eifenbo^n gebracht imb bann in Schiffe verloben merben, unb fo bie Steife na^ i^rem SBeftinu^ mungeorte antreten könntn. äSie vox greut^tigbeit müfjen fie gleicher:» meife ouc^ t)or ju groger :&i^e unb t)or 2id)t gefc^ü^ merben. Unb f^at man aiu^ olle biefe iBebingungen forgfom erfüllt, fo ift es gleic^^ mo^l möglich, bog fc^liep^ bie meiften ober gar olle (Esemplare untere

SHe SUrblumen. 499

mtgß Qd)abzn gelitten ^obett unb augtunbe gegangen finb, fo bag alle SItbett unb alle Slnelagen umfonft waxexL Orfir folc^e 93ertufte futnn ber Sammler natarttc^ ntc^t t)erantn)ottl{(^ gemalt toerben; fie ge^^ ^ören eben jum felbftoerft&nbltc^en (Se\(i)Q\tsn\\ko, ber oft mele Xaufenbe t)on SUatli beträgt unb bes^alb biefe tounberbaren (STseugntfle ber Xropen fo teuer mar^t

SBie manche burc^ i^re (Sröge oudgeseic^nete 2){amanten, f)(ü>m geroiffe Orc^ibeen t^re eigene, Dielfa^ ^ö($ft intereffante (Sefc^ic^te auf- 5UU)eifen, bie über ganje Sn[enf($enfd)ickfale entfc^ieb unb nic^t feiten ben Sfl^nen, bie fie für bie Serounberung ber Sultureuropäer in er« Obern fuc^ten, ben Xob brachte. SKanc^e berfelben finb an ganj bt* ftimmte ®tanborte unb :gö^enlagen, anbere toieber an kleinere fBtiitkt be0 93orIiommen5 gebunben, fterben leicht t^oUftänbig aud unb oer« fc^roinben t)om ®c^aupla^, unb an i^rer Stelle erfc^einen bann plö^ li^ 5um (^taunen ber Slumenfreimbe neue, bi0 ba^in gönilic^ un« betutnnte Drc^ibeenarten.

(Sin Senner, Olioer Sartlett, \d)xabt in bejug auf bie (Seroinnung \old)tt feltener Drc^ibeenarten: „SJor einigen 3^^^^^ ööt eine Srlrma in ®t. SUband i^rem 93ertreter in Kalkutta bie Summe von 1000 $funb (alfo 20000 9IlarK) für bie iBefc^affung eines bUl^enben (Sj^emplars von Cypripedium fairianum^ Don toelr^em ein Srorfc^er eine einjelne Slrt zufällig entbecfit ^atte. SHefen ^atte ein roilber S3»olkdftamm auf bttn abgefc^loffenen (Sebiet von SB^utan ergriffen unb gejrDungen, an i^ren kämpfen teilzunehmen, bei btnm er fc^lieglic^ ben Xob fanb. 9loc^ tragifclier ift ba0 (S^bt bes berühmten franjöfifc^en Orc^ibeenfammler$ Seon :&umbIoi (Sr ging vor einigen Z^fy^^ ntit feinem SBruber unb fe($$ frangdfifc^en Sanb^leuten nac^ Süabaga^kar. Sie alle toaren engagiert, um 3^f^&t^ oü^ Slrt, Schmetterlinge, S3ögel unb Drc^i^» btcn iu fammeln« :&umblot, ber eine völlig unbekannte Gegenb bur(^forfc^te, ^atte boB Unglück, eine fiabung SSogelfc^rot in ein (Sö^enbilb ber (gingeborenen ju fc^iegen, roorauf bie erjümten ^riefter be0 Stammen i^n mit £)l begoffen, anjünbeten unb lebenbig Der« brannten.

(Sine u)eniger tragifc^e (5c\ä)idjtt roeift bie berühmte Cattleya scinneri auf, bie eine ^emorragenb ]d)6m, fleckenlofe 93lüte aufmeift 3^re §eimat ift (Toftarlca, roo fie urfprünglic^ tion S^fuitenpatres ent« beckt u)urbe, bie fie fc^leunigft auf bie 2)äc^er i^rer Sirenen Der« pflanjten; biefe bebeckt fie nun jur 3^ ^^^ ^tüte mit i^ren reijenben, f^eeigen SBIfiten.

32*

BOO St« Sterblumen.

Sbu^ bie Catüeya labiata ^ot i^re (Befc^ic^te. ®ie uiar Me ecfle i^rer SItt, bie, tote man vermutete, au0 bem brafUionif^en Organa gebirge bei 9lio be 3^n^o ftammenb, in (Suropa eingefüf^rt itnitbe. $lö^i(^ ging bie iSenntnis ii^res 6tanborte0 oerloten, tmb ba keine neuen (Ssemplare eingeführt mttbm konnten, mutbe {ie, felbft unter ber gefc^ickteften Pflege, ganj augerorbentli^ fetten. S5erf(^iebene kofl^ fpielige (S^pebitionen mmbtn na($ SBrafUien xmb btn ongren^enben fi&nbem gefanbt, botS) tourben nur anbere toertoolle (Eattlegod, nic^t aber fie entbeckt @o fanben }. 93. Stmolb bie Cattleya gaskelliana im f^mer jugöngli^en <£arribogebirge tmb Se^bl bie ^errlic^e Catt- leya laurenüana. Zaf)tt banac^ fanbte ber Srorf^er Sungerot^ eine ^flanje in bie geimat, bie er ate eine neue Slbart mit bem Slomen Cattleya warroqueana bejeir^nete, unb bie fi(^ bann fc^Iieglic^ ate bie langgefuc^te Cattleya labiata erroies.

<&in beutf($er Orr^ibeenfammter, ber bem Ufer be^ geroattigen ^^ fluffed in Sleuguinea entlang ging, ftieg plö^id^ auf eine papüaxA\d)t a3egräbni6ftötte, auf müd)tx bie gemattige, ^or^rotbUl^enbe Or^ibee mit bem flbemamen „(Elefantenmotte" in üppiger OrüUe smifc^en SLnodim unb ®($&beln touc^erte. Site er fic^ baton machte, einige berfeU)en au0« jugraben, nriberfe^en fic^ bie i^n beglettenben (Eingeborenen auf^ ener^» gif^fte gegen fol^es nad^^ i^rem (Stauben frenel^afte^ unb gefS^r(i4)e0 SJor^aben. (Srft nac^ langen Unter^anblungen unb burc^ (Befc^enke an 93aummoUftoff, ^Supferbra^t tmb perlen üermoc^te er bie obergUhtbi^ f^en (Eingeborenen ba^u ju bringen, i^n ungeftört geroä^ren ju laffen. Site biefe Orr^tbeen in Sonbon jur 93erfteigerung kamen, toar ein iS^em^ plar berfett^en am meiften begehrt, boB mit feinen prächtigen SUtten ati6 ber Stttgen^ö^Ie eines mm\dßd)tn @<^öbete ^erausnmc^s. SMefe Drr^ibee tourbe für 120 $funb (= 2400 SOork) üerkaufL

2>en SBert neu eingetroffener Dr^been kann auc^ ber befte Senner nic^t genau beurteilen. @o bturr^ftreifte eines Zages ein getoiffer :&err garoe^, ein begltterter Slbt)okat aus Sioerpool, bie Xreib^öufer Don germ Srreberick 6anber, ate er piö^Iic^ auf ein (Ej^emplar ber Laelia anceps ftieg, toelc^e bas SKerk^ei^en auf ber finoUe xM ^d^er trug, ate bies fonft fibttd^ ift 2)a gerr ^^toe^ f(^on üiel Don ben «^fiaunen" ber Or^ibeen gefe^en unb gehört ^atte, kaufte er bie $flan}e fofort für 48 Schilling (ebenfooiel äOork), unb in einer ber fp&teren ®aifons verkaufte er fie mieberum an iocttn Sanber um ben $rete t)on 200 $funb Sterling (= 4000 Waik). Sie ^atte SBUtten getrieben, Me ein}ig in i^rer 91rt loaren.

2He Sierblumen. 601

(Sin anberes SQoI erhielt ^err Sonber eine gtoge Slnjo^I t)on Cypripedium insigne unb bemerbte unter bm ^flanjen eine, bie ftatt ber tQpif^en braunen SBIfltenftengel fob^e Don hellgelber grarbe ou^ tDie0. (St {teilte bie ^fbrnje befonber^, unb ote fie jum SBlü^en haxn, trieb fie SBIumen t)on einem ^errlir^en (Solbgelb es n)ar eine neue Spielart einer fe^r boftbaren Sorte.

SBenn eine folc^e Slbart einzig in i^rer Slrt unb oto bas ^robufat einer oon ber Slatur felbft herbeigeführten iSreujung bafte^t, fo nrtrb fie niemals ergiebig fein; btxm bie SBlflten können ni($t, mie bie0 fonft üblich {ft, mit htm Slfitenftaub anberer Slfiten befruchtet merben, unb ba9 ein}ige SUittel, fie ^u nerme^ren, befte^t barin, baa Original }u teilen.

2rür eine einjige Or^ibee finb \d)on 2080 englif^e ^nb (glei^ 41 600 SOark) angeboten unb abgelehnt toorben, unb 100 ^funb (glei(^ 2000 SKarb) finb für einen miliroffioptf($ kleinen ^Utk Slfltenftaub 5um Saftarbieren beja^lt morben. Z^ ^rioatgefc^&ften mürben Don mo^l^abenben SImateuren 1200 $funb Sterling (24000 9Ilarb) für ein (^emplar einer befonberen Gattung unb 700$funb Sterling (14000 SQorK) für ein 2)uplikat ober eine geteilte ^an^e bega^lL

3n ben grogen Xreib^äufem bemüht man fi^ fooiel mie möglid) bie SBebingungen ju erfüllen, bie 3um (Sebei^en ber einzelnen Spiele arten unerläßlich finb. So mug man beifpietemeife ein (Bemä(^0^au0, in mel4iem Orc^ibeen aus btm feigen 93omeo bultiDiert merben, faft no(^ einmal fo marm galten ate ein anberer, in melr^em Orc^tbeen aud ben goc^tälem SUesiko^ unb bm luftigen ^b^öngen ber Sorbil» leren Sübameriba» untergebracht finb. Zn einem brüten Ireib^au« mug bie fiuft mit Xababrauc^ erfüllt fein. (Ein groger europ&ifc^er l^änbler empfangt jü^rlt($ 2 SHillionen ^flanjen; babei ift man fo un^: fi^er in besug auf i^r grortkommen, bag fie auf ber aSerfteigerung meift o^ne (Garantie verkauft merben." Selbftoerftänbli($ finb fo boft« bare pianjen auf bie mannigfaltigfte SBeife miteinanber gekreist morben unb ^aben fe^r mertoolle SBlenblinge ergeben. 9Ilan ^at f($on iBaftarbe Don i^nen erjielt, in meieren brei oerfcfiiebene (Battungen oertreten finb. 2)arin ^at fic^ ber bereite ermähnte beutfc^e (Sürtner grriebri^ Sanber, ber in St Sllban^ bei Sonbon unb in SBrügge in ^Belgien gürtnerifc^e 9liefenbetriebe befi^t unb feiner reichen Orc^ibeengef($&fte megen in (gnglanb allgemein ato Orc^ibeenKöntg befutnnt ift, ^emorgetan. So ^at er u. a. jmei buxä) feinen Sammler (Sobfeff in SIeuguinea unb 9Ieufialebonien gefammelte ttcalgp^aarten miteinanber gekreuzt unb

502 S>te Slctblumen.

bomtt tDunberbor \6)6m i0r)bxibm erjielt, beten erfte fc^on im SlptU 1898 auf ber gtogett intentottonalen (BartenbouauBftellung 3U ®ent in fßeU gien oUgemeine^ Sluffe^en enegte. 2)ie SBIflten ffobtn bid 50 cm lange Sc^tDönje, finb juerft grflnlic^tDeig unb ge^en bann in Slofa tmb Drangerot, bei manchen aud) in (Selb über. 6ie {tnb, toie übrigens Diele anbere Ordiibeen, befonber$ auä) baburr^ wtttüoü, bag i^re fBlSitt^ jeit fe^r lange m&t)xt

fßon ben 3lanunIieIgerD&d)fen finb von ben bei un^ ein^eimifc^en nur toenige al9 Sitq>^anim in unfere (Sfirten aufgenommen toorben. Unter i^nen ift bie auf SBiefen aud) in 2)eutfc^Ianb roar^fenbe ZxolU blume (Trollius europaeus) mit grogen, gefc^loffenen, gelben SBIttten 3U nennen, bie toie i^re norbafiatifc^e SSertoanbte (T. asiaticus) unb anbere Slrten ate Sterpflanjen in (Sorten Kultioiert toirb. 2>ie mettaus fc^önfte ber altmeltlic^en Slanunkeln ift bie in 6ilbeuropa ^eimifc^e ^fingftrofe (Paeonia officinalis) mit unterirbifc^em, knollig t)erbicfitem SBurjelftocfe, 30—60 cm ^o^em ©tengel unb 5 cm im 2)urc^meffer ^altenben karminroten 93lflten. ®ie toirb in ja^lreic^en SJarietftten non Purpur bi« SBeiß meift in gefüllten Srormen in (Barten kultiniert SBuräel unb ©amen mürben früher arjneilic^ benufet 2)ie ©lumen^* blötter oertoenbet man toegen i^tet ^axbc ju Släuc^etungen, 3nt SUtettum galt fie al$ ©c^u^mittel gegen bie Slecketeien bet braune, b. ^. bet ate ,,993o^ltooUenben'' bejeir^neten guten (Seiftet ber grluren unb Srelber, bie nac^ bem S3oIksglauben namentlich htm S3ie^ 2rni($tbar^ keit unb (Sd)u^ gegen bie SBöIfe nerlie^en. ®ie tourbe von btn alten (Briec^en paiönla unb von ben Slömem, bie fie burc^ jene kennen lernten, paeonia genannt 9loc^ me^r ate i^re nmrben aber non i^nen bie SBurjeln ber in ben SHittelmeerlänbem ^elmifdien koraUenfamigen ^fingftrofe (Paeonia corallina) arjneilic^ befonber« gegen (Bic^t ge^s braucht, mes^alb bie rofenrot blü^enbe ^flanje auc^ (Bic^trofe genannt toirb. Sei beren (Betoinnung mußten getoiffe Sitten geübt toetben. (Begen bie gebtöuc^lic^fte, bas atusgtaben bei Stacht, menbet \x6) fc^on bet pflanjenkunbige (Brier^e I^eop^taft im 4. 3a^t^unbett v. (£^t. in* btm et fagt: „(B0 toitb abet too^l o^ne (Btunb notgef (^rieben, man foUe bie Päonie (palonia), toelc^e auc^ glykyside ^eigt, bei SUu^t aus« gtaben; benn toenn man bei Xage banat^ gtübe unb babei von einem Specht gefe^en toütbe, fo etlitte man Unglück.* 3^1^^ toten ©amen tourben ate Slmulett getragen unb foUten, auf 2Kiben gereift unb um bm gate befeftigt, Sinbem bas^ Soi)ntn erleichtern, mes^alb fie beim JDolke 3a^nkorallen feigen. Sieben ber offijinellen ^fingftrofe ©üb^

3)ic Stwblumcn. 503

europQ0 toerben au6) bie fci^malblättrtge ^fingftrofe (Paeonia tenuif olia) au0 @übtug(Qnb mit ttefroten Slflten unb bie toeigblil^enbe ^fingft« ro[e (P. albUlora) au0 @übrtbirien, htm ^imolafa unb Zopcai, toie auc!^ bie 1—2 m ^o^e batunattige $fingftro[e (P. moutan le^tere^ ift i^r c^nefifd^er Slome) mit 5— lOblötterißet SUmtenferone in ja^lreie^en, mi(!^ gefüllten SSarietSten bei uns al9 Sf^^^oxtim ktiltitrtert Severe, bie in (E^ina unb 3^^^ i)o6)Qtiüä)ttt xxmxbt, eignet \iä) befonbers lu (Singelpflangungen in Olafen, verlangt aber SBinterf(!^u%. 3^^^ ^ttä)mb aromotifc^e SBur^elrinbe toirb in Zopon ar}neUi(!^ Diel gebrctuci^t

©c^Qtf giftig ift ber blaue ober eci^te (Eifen^ut ober @turm^ut (Aconitum napellus), [o genannt nac^ ber ^elmartigen Srorm feiner ^übfc^en asiüten. Slnbersroo ^eigt er Snönci^dboppe, in Slonoegen Xor^« ober X^r^iolm, b. 1). igelm ber ftrieg^gdtter Xor ober Zx)x. Aköniton, b. 1). auf felfigem Soben (im (Sebirge) toac^fenbe ^flange, nannten fie bie (Sried^en, unb nad) bm Süetamorp^ofen bee rdmifci^en 2)i(^ter0 Doib (43 D. bi0 7 n* C^r.) foU fie au0 bem (Seifer be0 ^dUen^unbe^ det^ beru0 entftanben fein, al0 biefer Don Herkules au0 ber Untenoett ^er« aufgefc^Ieppt tourbe. 3^^^ giftige SBurjel tourbe fc^on im SUtertum }um 93ertilgen von Slaubtieren, bmm fie im ftöber gegeben tourbe, benu^t, baneben auc^ ate älrsneimittel gegen (Sic^t, 9l^eumati0mu0 unb Sungenfiraufi^eiten gegeben. Site offiginelle ^flange bam fie bamt im SEittelalter in bie Sauemg&rten unb ^at fi(^ ^ier ba» aSürgerrec^t er^ xDOxbm. (Ebenfo Der^SIt ee fic!^ mit bem Slitterfporn, beffen füb:« euiop&ifc^e, blau ober toeigblü^enbe Slbart (Delphinium staphisagria), bie staphis agria ber Griechen, ebenfalte arjneilic^e SSenoenbung fanb. 3^e f(^arff(^me(ftenben, f(!^n)ar}gelbli(^en @amen bienten gepulvert unb mit Dliüenöl oermifc^, uHe un0 ber griec^ifc^e Slrjt 2>io0fiuribe0 be^ riditet, gum 93ertUgen von SSufen unb ^rä^e. 2>e0^alb tourben fie Don bm Stömem pedicularia (t)on pediculus Sau0) unb bei uns S&ufe« ritterfpom genannt Slleift wttbtn in unferen (SSrten ber in bm ®e« birgen Süitteleuropa^ toac^fenbe ^o^e Slitterfpom (Delphinium inter- medium), bann ber au? bem Drient ftammenbe (Sartenritterfpom (D. ajads, nac^ bem ^omerifc^en igelben Slfa; fo genannt, toeil bie ^flange au0 beffen fßlut ^emorgecoaci^fen fein foU, nac^bem er fic!^ au0 Unmut, im Streite mit Dbgffeu« befiegt toorben ju fein, felbft bm Zob gab) unb ber au? Slorbamerifia gu un0 gebrachte breiflngerige Stitterfpom (D. exaltatum) ftultioieri

aSeliebte (Sartengierpftangen finb auc^ bie ein^eimifc^e gemeine Slkelei mit blauen unb bie kanabifc^e Stkelei mit fci^arlac^roten

504 2)ie Sierblumen.

Slflten (Aquflegia vulgaris uitb canadensis). Sediere ftammt aud bm öftlic^en 93ereinigten Staaten uitb Sianaba. Selbe toerben aadf \n qt^ fttUten Spielarten gejogen. 3^^^ni Softe too^nen betäubenbe (^m^ fc^aften inne; boc^ toerben fie nic^ mebijinifc^ oertDenbeL 2>ie9 ift jeboc^ beim S6)waxikümmtl (Nigella sativa) ber ^^ ber au0 (Süb^ eutopa al0 ij^eilpflange gu un0 kcan unb nac^ bm 93erorbnungen SiaüB be0 (Srogen in ben (Barten feiner SEeier^öfe angebaut roerben foUte. SSie bamal0 nnirben fc^on im SUtertum feine roo^Ifc^medienben Samen in0 Srot gefmetet 2>ie $flan}e ^ieg bei bm Griechen meUntbion unb bei bzn Slömem git unb nnirbe gegen mancherlei Abel gebraucht (Bleic^ermeife ftammt oud bm 9EittetmeerI&nbem bie i^r nalit vtt^ roanbte Jungfer im (Brünen ober (Bretel im SBufc^ (Nigella da- mascena), bie ^äufig in Sauemgärten gefunben nrtrbi roie au(^ bie Derf^fiebenen Slbonisröec^en (Adonis flammea u. o.). Oft auc|) finben fic^ in Stabtg&rten gur (Einfaffung ber ^Blumenbeete ober an Sreteportien bie blauen, fetten roten ober roeigen Seberblflmc^en (Hepatica trfloba), bie ben 93orgug ^aben, gu unfern erften 2rrfi^Iing0^ boten gu gehören. SSegen i^rer leberförmigen SBUttter tourbe bie ^flange früher ato ij^eibnittel gegen Seberleiben Dermenbet

93on bm eigentlichen Slnemonen ift vox allem bie (Barten« anemone (Anemone coronaria), }u nennen, bie in Sübeuropa unb im Drient ^eimifc^ ift unb groge, bunkelrote ober toeige SBlflten befi^t Sc^on ber griec^ifc^e Slrgt 2Ho0kuribe0 unterfc^ieb bie roilbe anemöne Don ber ga^men, in (B&rten gepflangten unb fagt, ledere ^abe fc^or« lac^rote SBlflteni mä^renb bie roilbe n)eige ober purpurrote Slüten be« fi%e. «Selbe bienen ate SlrgneL'' 2>em fflgt fein S^genoffe Piniu0 bei, bag bie Slnemonen (anemone) augerbem gu drängen bienen, toie auc^ bie Slbonisrö^c^en (adonion, non Adonis autumnalis). 3n ber (Begenroart roerben bie (Bartenanemonen in ga^lreic^en Varietäten mit grogen bunkelroten, blauen ober roeigen Slüten, namentlich in ^ollanb al0 ^ittf^laxiim kultiniert 3^t SSurgelftocfi roirb nac^ bem S3erblfl^en au0 ber (Srbe genommen unb bi0 gum Orcfl^f(^^t troc&en aufbema^rt (Sbenfalte al0 Sterpflangen gefc^ö^t finb: bie Stemanemone (Anemone hortensis) au0 3P^en unb 3t<^t^' ^^^ Anemone fulgens mit fc^ar« lac^roten Slflten au0 bem Snittelmeergebiet, bie ^fauenanemone au0 Sübfrankreic^ mit grogen, au0 10—12 langettförmigen, fpi^en, fc^malen, feurig karminroten Blumenblättern befte^enben SBlüten, bann non ous^^ länbifc^en bie fopanifc^e Slnemone mit rofa unb roetgen Slüten, bereu bekanntefter Slbkömmling bie pröc^tige i^onorine 3oubert ift, unb be«

SHe 3ierblumen. 605

fonbere bie grogbifltigen, in fotten 2rarben von Slot bto 93ioIett unb SBeig prangenben :|^imalQ|aanemoneni bie bie 3^^^^ unferer (S&rten bilben unb leicht ju jie^en finb.

äln bie Slanunkeln [erliegen fi(^ bie 3no^nblfltlgen cot, unttt benen neben ftlatfc^rofe unb Sc^Iafmo^n in ben numnigfottigften Srcnrben unb mit gefüllten SBIüten befonber^ bet morgenlänbifc^e 9Eo^n (Papaver Orientale) oIb S^^P^i^ unferer (Sorten kultiirtert toirb. Seigerer trägt auf bem bi0 1 m ^o^etv borftigen Stengel nur eine bid 13 cm im 2>ur(^meffer ^attenbe fc^arUu^rote, oft im (ßrunbe mit f(^n)ar3blauem Sreu^e bezeichnete asiüte. SBefc^eibener ola fie flnb bie ebenfalls ote S^^tpflanjen 6ulttt)ierten Slac^tniolen, bie eigentliche 9Iac^toiole (Hesperis tristis) mit fc^mu^iggelben, purpurrot geaberten SBlfiten, bie abrnba^ ^enlic^ buften fie nrtrb in Sflbeuropa n^egen ber al0 treffliches S3ie^futter bienenben asiätter unb dlreic^en @cmien cmgebcmt unb bie (Sartennac^toiole ober SEotronole (H. matronalis)

Don ben (Bärtnem cnu^ Viola matronalis, b. ^. grtouenneilc^en, genannt , beren rote, lila ober roelge, n^o^lrlec^enbe Slflten häufig gefüllt flnb. 93ielfac^ ift fie am bm Gärten entu)ic^en unb nennilbert

SHefen no^e nertDonbt finb bie Seofiofen, bie i^ren 9Iamen nom griec^ifc^en leuköion, b. f). SBeigneilc^en (leukös roeig unb ion 93eilc^en)b ableiten. Unter biefer Segeic^nimg nerftanben bie alten Griechen bie cax ben SEittelmeerkflften toilb roac^fenbe SBinterlenkofe (Matthiola

nac^ bem 1500 in @iena geborenen unb 1577 in Xrient geftorbenen ftaiferlic^en fieibarjt in SBien $eter Slnbreas 9Eatt^iolu0 fo genannt incana, b. ^. bie roeiglic^graueX bie roegen i^rer roo^lriec^enben Slüten gefc^ötjt n^urbe. X^eop^raft im 4. 3a^i^i)unbert n. dfyc. fagt non i^r: «2>ie Seukofe (leuköion) erfc^eint non bm fc^öneren Slumen juerft, unb iwox fd^on im SSinter, wtnn bie Suft milb ift Sie bauert ge^ n^ö^nlic^ brei Z^ift^t niirb im SUter kleiner unb bringt bann roeigere JBlumen ^eroor.^ JBergil (70—19 n. (E^r.) bejeii^net fie in einer feiner (Eclogen (üb paliens vlola, b. f). bleiche 93iole, unb SHoskuribes im 1. 3<i^t^unbert tu (l\)x. fagt non i^: ,,2>ie Senkofe ift allgemein be^ bannt, fie ^at nerfc^ieben gefärbte, roeige, gelbe, blaue unb purpurrote SBlüten. Sie gelbblütige ift ate Slr}nei im (Sebraui^." (Sbenfo mannig:: faltig gefärbt finb bie Slflten ber etmas größeren, gleichfalls in 6üb^ europa ^eimifc^en Sommerlenbofe (Matthiola annua), bie einjährig ift unb megen i^rer fc^önen, roo^lrieci^enben aSlüten eine ber beliebteften Xopfpflanjen bilbet Sluger Sommer::» unb SBinterlenbofen in mehreren Stoffen unterfc^eibet man auc^ me^ä^rige Senkofen, non bmtn manche

506 SHe BierblumetL

6orten me^r ote gtoel yxf)u bctuem unb ftrouc^ortig toerben, babei jtbodi ccn @(^dn^eit Dertteren. Sllan jie^t fie be^^olb febes 3^^ t^^ ^eran unb be^anbett fie tote 3tDei}ä^rige. 2He SetikojenfiuttuT ift ein toic^tiger ^voda ber ^anbetegortnerei unb toitb befonbers in (Erfurt ftark betrieben.

2He gelbe 93iote (viola) ber Sitten, von ber bie antiken SHc^er, fo befonbers Dtrib unb SSergil, häufig fprec^en, bie in befonberen ^tibcm (Violaria) buttiDiert rourbe unb }u drangen gecDunben auf ben SQorkt tutm, ift unfer (Bolbladi (Cheiranthus cheiri le^tere« SBort, bo» aud) in ber erften ^älfte bee (Gattungsnamens ent^atten ift, ift bie oxaiA\d)t Segeic^nung ber ^flange, bie ,,ftraut mit roo^Iriec^enben Slflten'' bebeutet). 2>ie Stammpflanje finbet man an fteinigen @teUen ber Süften (Srleci^enhinbs häufig roilb. Sie rourbe megen i^rer n^o^I^ riec^enben Glitten fe^r frtt^e in bie> (Sorten ^erübergenommen unb bilbet bis auf bm heutigen Xag eine beim gemeinen 93oIke fe^r bt^ liebte S^ttp^lanit. Urfprünglic^ nur mit braunen unb nioletten Blüten begabt, ^at man aus i^r fe^r oerfci^ieben gefärbte 93arietaten, aud) mit gefflUten Slüten, ergiett. Sllit ben Seokojen rourbe fie auf eine fe^r ^o^e Stufe blumiftif(!^er SSoUkommen^eit gebracht unb nimmt unter allen Sommerblumen eine fe^r toic^tige Stellung ein. 3lu(^ fie toirb befonbers in (Erfurt angepflangt

3um Unterfc^ieb t)om roeigen 93eil(^en, ber Seokofe, nannten bie alten (Sriec^en bas roo^Iriec^enbe SSeilc^en (Viola odorata) fc^roarges a3eil(!^en (mölan ion). 3^ ^^ (Seoponika fagt ein griec^ifd^er Slutor« „^M aSeilc^en (ton) ^at feinen Slamen Zon ba^er bekommen, bag bie (Brbe es gu (B^ren ber oon 3^u« geliebten 3wngfrau Zo erfc^uf.* Sei ben i^ellenen mar es bas Symbol ber f&^rlic^ mieber auflebenben (Erbe unb ber jungen Orreunbfc^aft "Slad) ber Sage mürbe bie Xoc^ter bes ältlas, als fie fic^ vot SlpoUon Derbarg, in ein SSeib^en Dertoanbett. SHtt aSeilt^en tmb Slosmarin tourben im Sllai bie Silbniffe ber igaus^ götter gefc^müdtt unb Dergierten bie aSacc^antimten i^re X^grfosftöbe. Unter allen (Sriec^en Ratten bie Stt^ener eine befonbere SSorliebe für biefe Slume. Sllit SSeilc^en bekröngten fie ]id) unb mtt SSeilc^entDaffer parfümierten fie fi(^; bes^alb ^ieg bie Stabt bei ben Sitten „bas Deil« c^enbuftenbe Sitten''. Um bem grogen Sebarf gu genügen, rourben fß^ü6)tn in ber Umgebung Slt^ens im grogen kultioieri X^eop^raft (im 4. 3a^r^unbert d. (Si)t.) fagt: „3>as SSeilc^en btti^t, roenn es gut gepflegt roirb, bas gange Z(^^ ^inbure^.* 3>er Äomöbienbic^ter Slriftop^anes (455—387 v. (Si)x.) fagt an einer Stelle feiner Slc^amer:

3)ie 3t«t>luincn. 507

„^xäiitt nanntt man bie Stt^enet DcUc^enbektönjt (iostöphanos).'' Slufeer aJarro (116—27 o. (£^r.) fprli^t aJerßtl (70—19 v. d^t.) von a3ett(!^enbeeten (violariiun), unb lederet fagt, fie mflffen nag gegolten tDctbctt. (Solumelto im 1. 3ö^t^unbert n. (Sifx. [c^relbt: „SSeilt^en (viola) toerben auf QMt gebüngtem unb gegrabenem Soben gejogett SHan fe%t ^fUmjen t)om vorigen 3^te in fugtoeite (Stuben vox Stnfang 3när}. Xtbtigen^ fät man bm SSeilc^enfamen entioeber im 2rcfl^}<4t ober im öerbff ©ein S^tgenoffe piniu« fagt in feiner Slatur* gefc^ic^te: ,,2>a0 purpurne 93eU(^en (viola purpurea) mäci^ft an fonnigen unb magern Stellen roilb, roirb aber auä) in (Sorten au0 ^flan^en ge^ jogen. 9Ean fe^t SSeild^enfir&nse gegen Slaufc^ unb Sc^toere bee &op\t» auf." SBie in ben reichen (Sriec^enftöbten, tourbe auc^ im Slom ber (Sftfaren gelegentlich ein groger Susu0 toie mit anberen, fo auc^ mit biefen Slumen getrieben. @o berichtet SfUius Sampribiu^ in feiner aSiograp^ie be0 ^eliogabalu^ (geb. 201, regierte 218—222): ^^aifer geliogabalu^ lieg manchmal jum Spa^ über ®&fte, bie bei i^m fc^mauften, 93eil(^en (viola) unb anbere SBlumen in folc^er Sllenge fc^ütten, bag mehrere fic^ au0 ber SRaffe nic^t herausarbeiten konnten vmb er^ ftt&ten.«

3m snittelalter rourbe ba» befc^eibene SSeilc^en gtoar gelegentlich Don SHc^tem enoä^nt, boc^ fpielte es ate (Sartenpflanje eine fe^r um bebeutenbe SloUe. Z^ ^^ äleugeit ^at befonbers Slapoleons L erfte (Battin 3of^^t<^^ ^^ ^ ^9^^ Sieblingsblume unb i^ren beoorgugten Sc^mudi 2u (E^ren gejogen. SBei i^rer igoc^^eit im Za^tt 1796 mit bem genialen, um 6 3^te jüngeren Sorfen, genügte i^r ein SSellc^en« ftraug, unb mit SSeilc^en roar i^r ^oc^seitsroift befticftt 3u feber SBieberke^r biefes glü^ic^en Xages roünfc^te fie fic^ SEJEeilc^en als ^t\U gefc^enk aus i^res Süannes ioanb, unb felbft im 2)onner ber Sc^lac^ten Dergag biefer nic^t, für bie (Erfüllung btefes SSunfc^es gu forgen, auc^ bann, als er bie kaiferkrone trug. Stls jeboc^ 1809 boB bittere SBort ber Sc^eibung ausgefproc^en toar unb bie gu folc^ unerhörtem (Slange emporgeftiegene Xoc^ter bes einftigen Kapitäns Don SUartinique aus Staatsraifon ber öfterreic^ifc^en ^rinjeffin SUarie Suife roeic^en mugte, blieben bie 93eU(^en uon SBonapartes iganb aus. Unb als bie ge^^ bemütigte grrau am 29. 31Xai 1814 in SHalmaifon ftarb, lag auf i^rem Sarge im (Bartenfaal unter Slofen unb 39P^^ff^ ^i" frifc^er SSeil^en* ftraug auf roeigfeibenem Älffen. 60 3^^^ fpöte«^ fcl)mücfete Jofep^inens Sieblingsblume, bie ingroifc^en 3um Sinnbilb ber Slapoleoniben ge^^ toorben toar, in unjä^ligen prac^tooUen Strängen unb drängen ein

508 2)ie Sietblumen.

anbeten Xotenlager in (Sambben^oufe ju (C^ifel^urft al0 le^e« fiebe^ tDO^U ba0 bem britten Slopoleon pon feinen Sln^ängem ou^ grtanfu reic^ nachgerufen n)urbe. 2)q0 SSeilc^en toar mu^ ein Siebling (&oet^e0, ber fic^ im (jrtfl^io^t auf feinen Spagierg&ngen in SBeimats Umgebung gern mit i^m fd^müdtte. Stete trug ber 2>i(^terfflrft SSettc^enfamen bei \id), um i^n ju Seiten bzB SBegs au^juftreuen; unb bie (Erbe ermies jic^ bantibar für bie ®abe bt» Poeten unb lieg bm befc^eibenen (3rrfl^Iing0boten flberall, roo er gepreut toarb, auffpriegen, bamit fic^ bie aSorflberge^enben an i^m erfreuen fu)nnten. 3^ ber einfachen Sorte gemann man im Saufe be0 19. 3^^t^ut^^^ ^^ gefüUte unb immerblfl^enbe Slrten, ebenfo foli^e mit roten unb toeigen Slflten. Sluc^ praktifc^en ^xx>eAm rourben fie bienftbar gemacht 9Kan benu^t fie jur Bereitung oon SSeilc^enfirup, (Creme, (Selee, (gefrorenem, feinem Sadtroerfi, auc^ roerben fie ilber^udiert gegeffen unb in ber ^rfümerie perroenbet 2)o(^ roirb ba» meifte 93eUc^enparfflm nic^t au» i^nen, fonbem oud ber SSeilc^enoiurjel ber früher befproc^enen Sc^toert^ litte gemonnen.

9lu0 bem gcoei^ bis breifarbigen äldteroeil^ien (Viola bicolor unb tricolor), bas auf iQdiem unb Srai^en gemein ift, ^at bie ftunfl ju« erft ber englifc^en (SSrtner bie fiugerft mannigfaltig gefärbten, grog« bifltigen, faft ba» ganje Z^^ ^inburc^ blü^enben Stiefmütteri^en ober Pens6es gejogen, bie mit i^ren }a^Uofen Spielarten einen nic^t unbebeutenben ^anbeteartikel ber kunftgärtner bttben. 2>a0 breifarbige toUbe Stiefmütterchen (Viola tricolor) mit mannigfach nariierenben SBIüten, bei benen alle ober nur bie oberen aSlumenblätter Diolett ober blagblau unb bie übrigen ober alle gelb finb, finbet fic^ in gan} (Suropa, 9lorbafrlka, Sleinafien, Sibirien unb Slorbameriko. Seine Sultur ate (Sartenjierpflanje kam erft im 19. 3(^^t^unbert in (htglanb auf. WDLan kultiniert fe^t fe^r grogbifltige SJarietäten, auc!^ Saftarbe mit Viola altaica, Viola lutea, bem gelben a3eUct)en, ba» auf (^almet« boben nartiert, unb Viola comuta ato beliebte (Sartenftiefmfltterc^en unb unterfc^eibet grunbfarbige, geftreifte, roeigranbige, golbranbige, fünffle&ige (Dbier), (Staffier*, «iefen«: ober Xrimarbeau*Pens6es. 3Hefe Samtoeilc^en fpiden in (Snglanb unb grtankreic^ biefelbe SloUe toie ba0 S3ergigmeinnic^t in 2)eutfc^lanb unb bienen befonbers jum S(!^mucke ber (Sräber. Sitte biefe ^oc^kultioierten, grogblütigen Srormen ^at natür^ Ü6) roeber baa SUtertum, noc^ ba& Sllittelalter gekannt; es finb ganj mobeme 9leufc^öpfungen ber (Bärtnerkunft, bie uns beroeifen, toie (ßroges burc^ ^udftmafji unb ^Sreu^ung geleiftet roerben kann. 2He

2)te S^txhlumtn. 509

im Umtig bteiecfeige SBlume ber 6tammpflan3e mit leui^tenb gelbem, von ]d)maTim 6tra^Ien burci^gogenem Saftmol galt im SEitteloIter al0 @9mboI ber ^Dreieinigkeit Seit bem 16. 3a^r^unbert toitb ba» SLtaat be0 xDilben StlefmOtterc^end bei ^autou^fc^ISgen Dermenbet, fei e0 gu Umfc^Ifigen, fei es innerlich ato Xee. 2>a ee naci^getDiefenermagen 6ali}9lf&ure enthält, ift bie0 buxd)am gtDec&mögig unb rec^t toirfifam.

(Eine neuerbinge in SHobe gekommene SBorm^au^^ unb ^immtt^ pflonje, bie xxAt bie (BIo£inien bultiüiett nrtrb unb fic^ leicht butc!^ Slattftecfilinge fortpflonjen lägt, ift bca ju ben (Sesnerojeen ge^ötenbe Ufambaraueilc^en (Saintpaulia ionantha) eine in ^üB\poüm ber Ufamboroberge in 2>eutf(^:sDftafrika mac^fenbe, ausbrntembe, niebrige ^flanje mit bidien, fleifc^igen SBISttem unb blauDioIetten SBlOten mit bottergelben StaubgefSgen. fßon ben eigentlichen (Sesnerien noc^ bem f(^Q)ei3erif(^en Sloturforfc^er Sonrob ®e0ner in 3fi^d) (1516 bi0 1565) fo genannt mit knolligen SBurjelftödien, geja^nten aSlöttem unb melft fe^r fc^önen, fc^arlaci^roten, röhrenförmigen , fflnflappigen asifiten, fSmtlic^ im troi^ifi^en 6flbamerika, befonbere in Srafilien ^eimifc^, n^erben oerfc^tebene, fo vor ollem Gesnera magnifica unb cardinalis in mehreren SSariebSten, in SBarm^&ufem unb auc^ im Simmer fiultioieri (Sbenfo merben t)on ber <Se0nera}eengattung Achi- menes mit 25 Strien mit meift roten bis nioletten ^Blüten im tropifc^en Slmerika mehrere, roie befonbers A. grandiflora mit purpurnen ober trtoletten aSlitten, A. mexicana mit grogen blauen ober purpunoten asiflten, A. amabilis unb tubiflora mit nioletten SSlflten bei uns in SBarm^&ufem ft^nlic^ bm i^nen na^e nennanbten <ßlo£inien kultioiert 2>ur(^ ftreu}ungen finb aus i^nen oerfc^iebene bankbare (Sarten^ pflanjen erjielt roorben.

2)en ®e0nera}een naiie flehen bie Slkant^a}een ober SBärenklau«* geroac^fe, wn benen ber fflbeuropftifci^e ec^te aSftrenklau (Acanthus moUis) baburc^ bekannt ift, bog bie malerifc^e Srorm feiner 50 cm langen unb 16—26 cm breiten, buc^tlggelappten unb gejä^nten aSlötter btm genialen grieci^tfc^en Silb^auer Sallimaci^os boB SEotiD jum Sd)muAz bes korint^ifc^en ftopitöls gaben. (Er rourbe fc^on im SUtertum }ur (ginfaffung ber (Gartenbeete benu^t 93ergil fagt: ,,2)er Slkant^us bilbet eine Sterbe ber (S&ttm;" öifnlid) brflckt fic^ ber ältere pinius aus, ber ba}u bemerkt, er merbe an bm $lanb erhabener aSeete geppan}t aSursel tmb Blätter bienten als SlrsneL (Eine in bm Xropen ber SUten SBelt, namentlich in Slfrika, ^eimifc^e (Battung ber Sttumt^aaeen finb bie X^unbergien, non bmm niete Strien mit

510 3Hc Sierblumen.

Dioletten ober blauen Slflten bei un^ in SBarm^&ufem kulttoiert tDerben. Thunbergia alata au0 Süboftofrika bagegen kamt einjS^rig in freiem Sanbe fiultltiiert roerben. @ie klettert 1,5 m ^oc^ unb tyd gelbe, fc^toarsgefledtte asiiiten.

Unter ben ^efebagetoöc^fen ift auger bem an äldierrönbem unb auf Sd)uttf)albm tierbreiteten gelben SBau (Reseda lutea) ber Sr&rbermau (Reseda luteola) mit kleinen, gelblic^roeigen Slüten in Snitteleuropa ^eimifc^. Se^erer rourbe fc^on pon bm neolit^ifc^en ^fa^Ibauem gum ®elbfärben benu^t unb ju biefem ^m^t im SUter^ tum unb SEittelalter angepfUmjt i^eute roirb er gu biefem ^m^At nur no(^ in (Snglanb unb ^oUanb kultimert 2)er ato Xopf« m\b (Bartengierpflange ^Sufig kultioierte too^Iriei^enbe 3Bau ober bie (Sartenrefeba (Reseda odorata) ift ein 3^ort au0 Slorbafriko. 6ie tx\d)kn plö^ic^ um bie Sllitte be^ 18. !^xl)voxbtttB unb vtt^ breitete fic^ innerhalb toeniger 2>e2ennien burc^ gang (Suropa unb überall, roo^in europSifc^e Kultur uorgebrungen ift 2>ie 3^^^^ ^^^ grogen aSeliebt^ett finben \iä) in ber frangöfifc^en Segeici^nung migno- nette, bca ate miglionet ins 3t^t^if4^ ^ mifioneta in^ Spanifc^e unb auä) in6 (Englifc^e überging. Z^^tt fo ge^eimni^PoUe Herkunft tourbe erft 1887 burc^ bie botanifc^e grorfc^ungsreife pon Xaubert nad^ ber (C^renaica, ber fie bort toUbtoac^fenb fanb, aufgeklärt SBegen i^re0 SBo^Igeru(^e0 tourbe fie teUroeife fc^on von bm alten Stg^ptem, befonber^ aber Don ben bort ^eimifc^en Slrabem gu Xotenkrängen bt^ nufet 3)er frangöfife^e Slrjt 2L ©ranger, ber 1733 nae^ btm Orient ging unb 1737 in SSa^ra ftarb, fanbte @amen ber roo^Iriec^enben ^efeba, bie er in ber (C^renoica gefammelt ^atte, an bie SHrektion bes Jardin du roi, be0 heutigen Jardin des plantes in $ar{0. 93on jenem (Satten au0, too fie guerft in (Suropa gepflangt rourbe, tier^ breitete [ie fic^ über bie botanifd^en (Sorten (Suropas. 1753 mar fie aber nod^ ni(!^t mu!^ Upfala gelangt, fonft ^ätte fie (Sari von 2inn6 in ber erften Slu^gabe feiner Species plantarum ermähnt SlUm&^Iic^ fanb fie auc^ in ^rinatgSrten Stufna^me unb erlangte tro^ i^rer Un^ anfe^nli(^keit roegen be0 lieblici^en (Seruc^es i^rer Slüten, ber langen Slütegeit unb ber leichten Kultur roeite iBerbreitung. (E0 esiftieren t)on i^r ga^Ireic^e, roemt au6) toenig t)om X^pus abmeic^enbe Spielarten* aSei ber 2>eftUIation liefern bie Slefebenblüten 0,002 ^rogent bunkles, feftes ät^erifc^e^ £)L ^^r praktifc^e 3^^cke beftiUiert man 1 kg (Se^^ raniol ((Seraniumöl) mit 500 kg frifc^en ^efebenblüten unb bringt ba» ^robukt al0 ^efebageraniol in bm ^anbeL

5)le Stwblumctt. 611

SHe in oUen Xeilen bmd) einen teilten (Se^alt an ät^erifc^em £)I ftorfetiec^enbe (Sartenraute ^uta graveolens) tourbe \6)on im SUter^ tum (ÜB bdiebtes (Stmüti unb magenftärkenbe^, SBI&^ungen oertrei:' bt(ü>tB Heilmittel gepflanat 2>er (Serui^ be^ :graiite0 ift ben :Sa|(en unb Flotten jutpiber. Sie ^ieg ]d)on bei bm (Stielten ruta unb bei btn Slömem im ®egenfa|( gut toUben ^Havdt ruta hortensis, b. ^. ©artenraute. 3>er grieci^ife^e Slrjt 3>io«lmribe« [c^reibt in feinet Strjnei:^ mitteUe^re: „^t aSergroute unb überhaupt bie uHIbe Sloute w\xkt niel heftiger ote bie (Sartenroute, ift be^^olb gum (Sffen unbrauchbar, feann, in SKenge genoffen, fogar töten. Slm beften ift biejenige ©arten^^ route, bie n^m Oreigen n)ac^ft 2)ie (Sartenraute toirb ate ©etofirj unb aud) fe^r pielfac^ ate älrjnei nenoenbet'' 2>ur(^ 93ermittlung ber Slöfter kam bann biefe ^eilpflange in bie aSauemgärten nörblic^ ber SUpen, wo fie fic^ tettnieife bis auf unfere Xage erhielt unb ftellen^ roeife auc^ DertDilberte.

SBfi^renb bie ja^Ireic^en ein^eimifci^en unb auslänbifc^en ®era^ nium arten ober Storc^fc^nabelgetDöc^fe nur gang ausna^mstoeife in befonbers grogbifltigen älrten gu (Sartengierpflangen erhoben rourben, TDar bie0 in ^o^em Silage bei ben t)om &ap ber (Suten Hoffnung gu um gekommenen Pelargonien ober ftrani^fc^näbeln ber ^cdL ^a\t alle 176 Slrten berfelben finb auf Sübafrika befc^ronkt 2)a niele ber« felben burc^ prächtige aSlflten, too^Iried^enbe, fc^öngegelc^nete SBlätter, btti an^altenben ^Ifitenreic^tum unb leichte :SuItur au^gegeic^net finb, ift es kein SBunber, bag fie gu Stnfang bee 19. 3^^t^unbert$ alt gemein beliebte Snobeblumen tourben, bie melft in Xöpfen gegogen rourben. Später tourben fie meift toieber t)on Kakteen, (TameUien unb onberen Sleu^eiten Derbrangt, finb aber feit einigen 2>egennien burc^ ga^Uofe, befonber0 von (Snglanb eingeführte grogblätige Spielarten unb i^^briben toiebet beliebtet getootben. 3^ ^^ aSauetn^äufetn ^aben ^e fic^ mit bm Sflelken bie alte (Sunft beuia^tt 2>ie fttauc^:^ attigen untet i^nen finb fe^t leicht gu kultioieten, toä^tenb bie ktaut« attigen mit ftnollena)utgel eine fotgfältige SSel^anblung et^eifc^en.

2)ie SEuttetpflange unfetet meift totblfl^enben ^elatgonien, bie Dom 93oIke getoö^nlic!^ ate (Tetanien begeic^net toetben, ift bas in Sflbaftika ^eimif(!^e, in Sflbfpanien oetniilbette Pelargonium inquinans mit fttauc^igem, bickem, fleifc^igem Stengel, kteistunb nietenförmigen, etmas gekerbten, gleich bem Stengel filgig fc^mierigen flottem unb leu(^tenb fc^arlac^roten asifiten in langgeftielten 2>olben. Sieben i^m ift auc^ ba0 als i,a3rennenbe Siebe" begeic^nete Pelargonium zonale

512 SHe Sietblumen.

mit longgeftielten 2>oIben mit rofaroten aSIOten bie Snuttetpfloitie Dieler (Sartenpelargonien. 2)00 Stttonengeranium (Pelargonium odoratissi- mum) mit kleinen, toeigen 93Ifiten unb bos Slofengeranium (P. roseum), eine Slbart be« tafpelblätterigen (ßetanitmt^ (P. radula), bie m ^odf tDirb unb ^ettrote asiüten befi^t, toerben befonbers in gh^onbreic^, Spanien, SUgerien unb auf ber Z^\^ 9l6union jur <ßeQ)innung bt» angenehm rofenartig rie(^enben, forblofen bi0 gtflnlii^en öt^erifc^en (ßeroniumöte im grogen bultioieti 2>a6 barin toirkfame ^ringip, boB (bttcaüoU i% rxAt früher gefagt, ibentifc!^ mit bem St^obinol, btm öt^e^ rifc^en £)l ber Slofen. (E0 bient auger }u ^arfOm^ aadf jtmt parfümieren bt» 6(!^nupftabak0 ^auptf&^Iic^ ato Surrogat tmb }um 93erfSIfc^en bts Slofendte, roirb aber felbft toieber mit btm öt^e« ü]d)m fiemongra^dl Don Andropogon schoenanthus u. a. Derfälfd^L aSom blumiftifc^en 6tanbpunkte au0 unterfc^eibet man: 1. 2>ie fe^r grogblumigen englifc^en Pelargonien, bie meift t)on P. grandi- florum unb P. quinquevulnerum abflammen. 6ie finb teiltoeife auc^ fran^dfifci^en Urfprunge unb umfaffen augerbem bie fflr bie Zopfkultur [e^r geeigneten Dbierpelargonien (nac^ i^rem 3fl<^ter, bem 3rtan}ofen Dbier, fo genannt) mit 40—60 cm ^o^em, ^oljigem 6tamm unb grogen, ffinfpediigen Slumen. 3^nen S^nli^ finb bie 2>{abempe(ar:s gonien. 2. 2)ie Srctnc^« (t)om englifci^en fancy, (Sinbilbungekraft, ^^antafie) ober ^^antafiepelargonien von niebrigem SBu(^0, mit }a^(rei(^en jierlic^en aSIumen von unregebnägiger Srorm, aber lebhafter Seic^nung. 6ie nmrben meift in Ortanfirei(^ gejAc^tet 3. 2>ie 6(!^arIa(^peIargonien, bie au0 btn ermähnten P. zonale unb in- quinans gesüc^tet tourben. 6ie finb meift von robuftem SBuc^s, mit einförmigen, nur mit einem Sluge oerf ebenen ober anbers geranbeten, roten, rofenroten, lac^sroten ober meigen Slüten, einfach, gefüllt unb buntblötterig. 3^ i^nen gehören bie Slofegag^« ober Straugpelargonien mit fe^r grogen Slfltenbolben. 2>ie SEutterpflanie ber (Efeupelar« gonien (ober (Sfeugeranien), von bmm einige mit nieberliegenben Stengeln ate Simpeln unb Salkonpflangen kultiviert roerben, ift boB ftrauc^ge, faft 1 m ^o^e Pelargonium peltatum mit }iemli(^ grogen, blagroten, auc!^ toeig unb roten asiflten. SHe erften Pelargonien nmr^ ben 1690 nom Siap naä) (Suropa gebracht 3^^^ Kultur gur (btwin^ nung non ftt^erifd^em £)1 begann 1847 in grrankreic^ unb nmrbe fp&ter in SUgerien eingeführt Z^ Spanien tmltit)iert man fie befon^« berd um 93alencia unb SUmeria. 6eit (Snbe ber 1880 er Üa^tt liefert bie frangöfifi^e 3nfe( Slöunion näi^ft SUgerien ba& meifle (BeraniumöL

l!

I*

1 SaFel 147 biei aHonate nad} fetnti Slnlegung.

3)le Sletblumen. 513

SHe knollige SButiel bes ebenfalte fübafrikanifc^en Pelargonium triste ift egbar.

(Sbenfo tDetben bie finoUigen SBurgeln ber mittelamerikonifci^en 6 au er Mee orten Oxalis tuberosa unb esculenta gegeffen. 3^^ btefem 3tx>e(&e toerben biefe ^flanjen in i^rer geimot angebaut, toie anä) ber bidiftengelige Sauerklee (Oxalis crassicaulis), beffen in Slu^fe^en unb (Bef^madi unfern Kartoffeln ä^nlic^e SSur^elfinoUen Derfpelft toerbeni TDä^renb bie flotter al0 @alat bienen. 2>ie bidien @tengel finb reic^ an osalfaurem Salk, ber au0 bent ausgepreßten @afte berfelben in Sriftallen auffc^iegt 2)ie ganje $flan}e bient auc^ gu Stabattem einfaffungen. (Sleic^ertoeife enthält ba0 graut be^ gemeinen @auer^ filees (Oxalis acetosella) Diel D^alfäure, ba0 früher baraus getoonnen rourbe unb ate Sauerkleefalg in ben i^anbel kam 3u 1 kg berfelben roaren 150 kg Blätter nötig. 9leuerbing6 roirb biefe^ künftttc^ ^er^ geftellt 2>te Blätter be^ Sauerklees roerben inbeffen roie Sauerampfer gu @alat benu^t Sie ftanben frtt^er ate ^eralbifc^e ^flange im SBappen ber 3^Iönb^i^* ^ shamrock rourbe bie ^flange von eng« lifc^en SHi^tem häufig befungen. SUIfä^rlic^ am 17. Sllär}, am Xage be0 ^eiligen ^atricius ($atrik), bes Sc^u^atrons t)on 3^Ictnb, roirb ein Sauerkleeblatt oon febem patriotifc^en 3tlanber im Snopfloc^ ober am igut getragen, ba jener St^u^^eilige bes Sanbes burc^ biefes Sinnbilb ben 3^^ ^^ Geheimnis ber ^eiligen 2>reifaltigkeit erklärt ^aben foIL Sllit ber Stusrottung ber SBölber auf biefer 3nfel rourbe aud) ber nur in SBälbem roac^fenbe Sauerklee ausgerottet unb ber kriec^enbe SIee (Trifolium repens) erfc^ien burc^ bie Kultur. 2>e0^alb roerben nun bie SlStter biefer ^fUmje an Stelle berjenigen bes Sauer:' klees als shamrock getragen unb Dielfac!^ fflr bas ec^te Slational« ab^eic^en ber 3^1^^^^ gehalten.

93on ben SHaloengemSc^fen finb bie SHofc^us« unb Stofen« malDe (Malva moschata unb alcea), beibe mit rofenroten, erftere aus« na^msroeife auc^ mit toeigen Slflten, 3U (Sartengierpflongen erhoben nmrben. 2)ie roilbe ober Stogmaloe (Malva silvestrisX auc^ Käfe« pappel genannt, mit ^ellpurpumen, bunkter geftreiften Slüten, bie beim Kochen i^res Krautes eine fc^leimige Söfung liefert, roirb feit bem frtt^en SUtertum öugerlic^ gu erroeit^enben Umfcl)Iögen unb innerlich }u ®urgelQ)öffem unb als beru^igenbes Süittel gebraucht Slugerbem tDirb fie au(^ als (Semüfe angepflangt Sc^on ber grie(!^if(!^e 2)i(^ter ^efiob ertDä^nt fie unter ber Segeic^nung maläche als egbar. 2>ios« kuribes im 1. 3ct^t^unbert n. (£^r. fagt in feiner StrgneimitteUe^re:

Veiit^arbt. flutturgcWcfttc ber Ku^pflanseit. n. 33

514 S)te Btetblumen.

,,S)ie im (Satten gesogene SHoItie (maUtchö) pagt beffer jut @petfe ate bie toUbe. Wan braucht bie ^ftanje audf äugerlic^ unb innerli^ ob ^oOmÜtü." $aaabiu0 (um 380 n. (!;^r.), bei fie, mit fc^on ber altere $Iin{u0, malva nennt, rät, fie im Oktober ju f&en unb fagt, bag man fie au(i^ im grebruar f&en könnt. Sie liebe einen fetten, feuii^ten, ge^ bflngten Soben. „I^oben bie ^flänjc^en 4—6 Slätter, fo oerfe^t man fie; benn ift fie gröger, fo m&6i]i fie nic^t leiii^t an. 6ie fc^mecfct übrigens beffer, wenn fie nic^t Derfe^t nnrb. 9Qan kann fie babur^l jiDingen, nici)t emporgufc^iegen, bag man auf i^re ®pi^e ein @teinc^en ober (Srbklflmpii^en legt Sie gebeizt am beften, memt fie fleigig ge^ ^ackt iDirb, mobei man aber i^re SBurjeln nic^t berühren barf."

S3on ber in Serien ^eimifii^en kraufen SKaloe (Malva crispa) mixb ber Saft be0 Stengete ato (Befpinftmaterial gebraust, ebenfo von ber oftinbifc^en ij^anfrofe (Hibiscus cannabinus), einer einjährigen, krautigen ^flanje, müd^t in i^rer l^eimat feit alter 3^tt ta ousge^ be^ntem Silage kultioiert mitb unb ben n)eigli(^en, gefc^meibigen, toeic^en, bem ^lad)s^ fi^nliii^en (Bambo^anf liefert VLud) ber t^er^ önberlic^e (Eibifii^ (Hibiscus mutabilis), beffen fc^öne SSIfiten morgend beim Slufblü^en roeig, mittags rofenrot unb abenbd beim S3erblü^en purpurrot finb, liefert einen guten Saft SSIfitter unb SSlfiten merben in O^^ina unb Oftinbien ate igeilmittel benu^ SHe ^flanje toirb in Sübfpanien kultioiert.

(EbenfaQd ftrauii^artig ift ber c^inefifc^e Stofeneibifc^ (Hibiscus rosa chinensis), ber gleich bem vorigen in Oftinbien unb Q^^ina cd» fc^öne Si^tp\lanit kultiviert nrtrb. Seine grogen, ftark t^ariierenben SBIüten bienen baju, Sopf^aare, Slugenbrauen unb auc^ 6(i^u^e fc^ön \dimaxi 5U färben. Sluc^ fein Saft toirb tec^nifc^ Dermenbet 2>er fgrifc^e (Eibifii^ (Hibiscus syriacus), ein @trau(^ Don 1,5—3 m göl^e mit 8 cm breiten, moletten, roten ober meigen, im Cmmbe ^d^mcaci^ roten Slüten, ift bei uns eine beliebte, im Srteien unter Sebetkung fibermintembe Sterpflanse. SBinter^firter ift ber noc^ I^Sufiger in (S&rten angetroffene, au0 @flbeuropa ftammenbe @tunbeneibif(^ (Hibiscus trionum), beffen jarte Slüten fi(^ ju beftimmten Sageeseiten öffnen unb nur menige Stunben offen bleiben. SBegen biefer (Sigen:c tümlic^keit mirb er au(^ Stunbenblume ober SSSetterrofe genannt

S)er arsneilic^ Don und gebrauchte gemeine (Sibifc^ (Älihaea offlcinalis) mit b\» 1,25 m ^o^em, aufrechtem Stengel, beiberfeitd mAäf^ fU}igen Slättem unb ureigen, ind Stötlic^e fpielenben Släten m&c^fl auf feuchten SBiefen, befonberd auf Salsboben, mUb unb mirb in WOtU

2>te Stetblumen. 515

beutf(i^lanb im grogen kultioiert (Sr ftanb toegen feinet l^eUktaft feit ben filteften 3^^ ^^ ^^ europ&ifc^en S3ölkem in ^o^em Slnfe^en« @(^on ber griec^fc^e ^flanjenkenner X^eop^raft im 4. 3^^^unbert V. (Sift. ertDä^nt i^n ate althaia, SBergil (70—19 v. (J^t.) in einer feiner (Sclogen oto hibiscus. 2>er griec^ifc^e Slrjt 2>io9fuirtbe0 fc^reibt t^on i^m: ,,2>ie althala ^eigt cmc^ ibiskos, i^re SBIotter flnb ranb, flaumig; bie f&liüt ift rofa, ber Stamm jiDei (Säm ffod^, bie SBurjel fc^Ieimig, intoenbig meig. SHe ^flanje leiftet, innerlich unb äugerlic^ angetoenbetr treffliii^e SHenfle imb ^eigt eben beeroegen althaia (Don althalnein ^Mttty 9lo(^ ^eute flnb Slfitter unb Slfiten, befonber^ ober bie SSSurgel tnegen i^re^ Sc^Ieimd offi}ineIL

(Sin beliebtem l^au^mittd bei 93ronc^ti0 mit lauften jur leiii^teren Söfimg bes Sc^Ieim^ unb Seförberung be^ Slu^nmrfd ift bie au5 einer Sibkoc^tmg ber (Sibifc^rouriel mit (Eitoeig, orablfii^em ®ummi unb S^iAn ^ergeftellte (Eibifc^pafte ober toeige Sokri^e. Sei fianbleuten ift ouc^ bie gelbe (Sibifc^folbe als :&eilmittel fe^r beliebt (Sine au0 bem Orient in unfere Gärten gekommene unb ate beliebte S^tviplflanie in ben momtigfaltigfien grarben barin kultivierte SHoIoenart ift bie 2,5 bi0 3,8 m ^o^e Stockmaloe ober Stockrofe (Älthaea rosea) mit einer langen, aufreii^ten Sl^re Don urfprünglid^ roten b\» meigen SSUtten« fiebere enthalten fe||r Diel ®(^Ieim unb merben, uHe biejenigen be0 ge^ meinen (Sibif(^0, ju fii^Ieimlöfenben SHebijinen gebrandet Sefonber^ aber bienen bie Blumenblätter ber ato f^j^rDorje Walvt bejeic^neten \ii)m&tilU3^ blfl^enben Spielart jum grärben, fpesiell jum Slotfärben be0 3Bein0. 3^ gefc^ie^t bies noc^ me^r ato mit bem Safte ber :&eibel« beeren; bes^alb finb fie von ben SBein^änblem fe^r gefuii^t Slu0 biefem (Srunbe breitet fic^ bie Sultur ber fd^margen Watot immer me^r au0. aSefonber^ grog ift i^r S3erbrauc^ jum grärben non S^Attwatta in ber Xflrkel 2)ie Saftfafem ber Stengel können gur Papierfabrik kation Dermenbet toerben«

3u ben SDalDen gehören auc^ bie Staubenpappeln (Lavatera), beren 20 Slrten meift im SEittebneergebiet ^eimifii^ finb. ^e^rere ber^» felben bienen ato S^tq^^caiitn, fo Lavatera olbia, ein fc^öner 2—2,5 m ^o^er :|^lbftrauc^ mit purpur:' bi0 rofaroten Slttten, ber auf ben 3^[^tn Sflbfrankrei(^0 gur Umgäunung ber (Barten benu^t mirb, bei und aber im kalt^aud übertointert roerben mug; bann bie fii^öne, 1,25—2 m ^o^e Sommerpappel (Lavatera trimestris) mit rofenroten, bimkler geäberten ober meigen Slfiten imb bie au^bauembe Lavatera arborea mit 4 cm im 2>ur(^meffer ^altenben purpurroten SBlftten« Sie mäc^ft

83*

616 2>te Sterblumen.

in ben SEittelmeerlänbem unb auf ben Sanaren unb eignet \Uii jur Slnpftanjung auf Stafenpläjjen; bod) mug fie bei und im Solt^au« fibertDintert toerben«

Sluger ato Sfl(^engetDS(^0 finbet fic^ n)egen feiner grogen aStStter fe^r häufig Rheum undulatum, ber Sl^abarber mit am Staube met ligen SBlfittem, ate Si^f^^S^ t^ Slnlagen angebaut ÜHe faftigen, bi(fien asiattftiele geben mit S^^^ gekocht ein trepc^ee ^mpott 3^ ®(^Iefien voit in (Snglanb nrirb bie ^flanje aut^ jur SBeinbereitung angepf(an}t. 9la^e oenDanbt bamit ift ber Slmarant ober bie ®amt:s blume.' 93on i^nen finb beliebte (Sartenjierpflansen: ber au0 $erfien ftammenbe rote Oruc^dfc^man} (Ämarantus caudatus), ber oft über imb Aber rot ift, mit fe^r langer, fd^Iaff fiber^&ngenber, hellroter Slfiten^ S^re. 2>ann ber aud Oftinbien }u und gekommene breifarbige 2ruc^9f(^Q)an} (Ämarantus tricolor) mit grün, gelb unb ^od[)rot ge^^ fftrbten Slättent 2)er me^Ireiii^e ^u^s^dfxxxmi (A. fnimentaceus) liefert ein ftfirkeme^Ireic^ed, ate taiii^tiges Sla^rungdmittel uerbackenee Gamenme^l unb mirb bed^b in Oftinbien im grogen angebaut 3n aSrafilien bagegen bient als Gemüfe unb in SBeftinbien ate Heilmittel Ämarantus melancholicus, beffen rote Spielart ato 2>ekoration0s pflanze in (Barten fe^r beliebt ift WRd^t minber ^ftufig treffen mir in <&&rten ben in SEittelamerika ^eimifii^en blutroten gruc^dfc^man} (A sanguineus) mit fe^r langer, aufred^ter, blutroter StifpenS^re. Seit ber Snitte bes 18. 3<i^^^unbert0 ift ber auf bebautem Soben unb auf Schutt angetroffene rauhhaarige Oru<i^df(^man} (A. retroflezus) au0 Slmerika }u und eingemanbert

S3on ben Glockenblumen (Campanula) mirb ber einjährige Srrauenfpiegel (C. speculum) in mehreren S3arietäten ald Sitqj^lanie kultioiert S3on ben smeifft^rigen }ie^t man ebenfo bad Filarien ^ Deilc^en (C. media) aud Sübeuropa mit grogen, blauen, aud) to]a^ roten imb meigen, traubig ober rifpig angeorbneten Blüten, nic^t feiten mit mehreren fronen, auc^ kronenartigem Selc^ unb egbarer SBurgel, unb C. pyramidalis aud ben SHittelmeerlänbem mit no(i^ grögeren asiüten in ftraugförmiger ?lifpe. S3on bm audbauemben Slrten eignet fic^ bie t^on btn Gebirgen SHitteleuropad ftammenbe rafenartige C. cae- spitosa mit hellblauen Slüten in Xrauben }ur 93erf(i^önerung künft^ lieber Orelfenpartien unb ju (Einfaffungen, ebenfo bie aud europöifii^en Gebirgen genommene jierlic^e C. pusllla mit überb&ngenben, hellblauen Blüten. 91uc^ bie in faft ganj duxopa, mit au(^ in Sibirien ^eimifii^e C. persicifolia mit menigen, aber fc^önen, grogen, blauen Blüten mirb

3)lc Sterblumen. 517

eis Si^tpflaxtit gejogen, to&^renb 5ie 2tDeij&|)rige C. rapunculus au0 ben SBälbem (^ropod toegen i^rer fleifc^igen, roo^Ifc^mecfienben SBurjel in ^oxikxdd) unb (Snglanb ote (Bemüfe gepflanjt toirb.

@e^r ija^Ireic^e ^itvp^Uaiim für (Sotten::: unb Xopfkultur ^ot bie Orctmille ber 9Ielken geliefert, beren roUbe S3ertreter bie ^oefie unferer SBiefen bilben. @ie finb Dorsug^toeife in ber gemägigten, ja teiltoeife in ber kalten 3one unb in ^ö^eren (Bebirg^regionen ^eimifc^. Sei ben SuIturDöIkem be^ SUtertum^ fpielten fle ate (Bartenpflanjen fieinerlei Slotte. 2>er Gattungsname Dianthus (oerftfirst au0 bem (Srieii^ifc^en Diös änthos 3^U0bIianeX ben Karl von Sinnö ben Sielken im engeren Sinne oerlie^, toor fc^on ben SUten bekannt @o fpric^t ber (Krieche X^eop^raft im 4. !^1)x1)Vinbttt v. dlft. Don i^r ate einer ju Sränjen beliebten 93Iume, unb ber Grammatiker Slt^enaios um 200 n. (Siix. überliefert uns ein Srragment bes ^idfttt» 9likanbro0, in toelc^em Don ber tDo^lriec^enben 3^U0bIume (euödes Diös änthos) bie Siebe ift 2)amit bürfte too^l bie ftrauc^artige 93aumnelke (Dianthus arboreus), meiere an btn felfigen lüften bes ätgäifc^en SHeere^ toilb toäc^ft, ge^ meint fein«

3ebenfall0 ^aben bie Griechen imb ?ldmer unfere klaffifc^e Garten^ nelke (Dianthus caryophyllaceus le^tered SBort bebeutet Slugblatt) ni4lt gekannt 2>ie Stammpflanje berfelben ift im SKittelmeergebiet ^eimifii^, möc^ft an felfigen Stellen unb ^at einzeln fte^enbe, ^öc^ft an« genehm getoürj^aft riec^enbe 931üten unb treibt ja^ilreic^e äftige, x>zx^ längerte Stengel @ie Dariiert in ber Orärbung ber SSläten gang auger« orbentliii^ unb umrbe in ber Sleujett in allen nur erbenkbaren Orctrben« tKirietöten gegttii^tet SHefe ^eute fo augerorbentltc^ beliebte ^ietbhixm XDurbe im mu^ammebanifc^en Orient gur Kulturpflanje erhoben unb kam im 13. 3<^^t^unbert burc^ Sreusfa^rer wxx bort nac^ SHitteU europa. 3^ ^ner noc^ menig ^odigejüc^teten, fünfblöttrigen Srorm finben toir fie in ber ^anb bee ,,2nanneö mit ber Slelke^ non 3^n oan (Sgck (smifc^en 1430 unb 1440 in 93rügge gemalt, fe%t in 93erlin) al0 eine für bie bamalige 3^ mobeme 931ume bargeftellt, toa^renb fie in bem ebenfalte in 93erlin befinblic^en, 1532 entftanbenen £)lgemälbe bes beutfc^en Kaufmanns Georg Giffe im @ta^l^of in Sonbon Don :&an0 l^olbein bem Z^^&^^t ^o beren brei in einer burc^fic^tigen Gla^Dafe mit {toei :genkeln fte^en, fc^on in mehreren 9luancen t)on Slot in teiltoeife gefüllten G^emplaren }u fe^en finb. Z^ ^^^ ^^^ fpöter entftanbenen Porträt be0 englifc^en Gbelmanne^^ Simon George au0 (Somroall oon bemfelben SHaler (fe^t im Stäbtifc^en SQufeum ju

518 2Me Siecbhimett

Srronfifurt cl SQL) ift in bet rechten fymb bts mit ^fibfc^em Sarett ge« f(^tnfl(fiten SQannee eine ungefüllte tote 9lelke mit fünf {iemlit^ g^ogen Blumenblättern bargeftellt 2>amal5 mUnen bie einfo^en, ungefüllten 9leltien in bunbleren unb gelleren Xdnungen von Slot bie fa{i aus^ \(3^lit^lx(i} in (Suxopa gejogenen STelken gemefen fein.

3n Ortantireid^ begann bie Slelkenjuc^t fc^on feit ber 3^ ^^^ voiQfi DL bes ^eiligen (geb. 1215, folgte feinem S3ater 1226 unter ber S3ormunbf(^aft feiner Süutter Slonca t^on Kaftilien, unternahm 1248 einen Kreuj^ug, Don bem er gegen ein Söfegelb oon 100000 Watk Silber Don ben Soroienen in Stggpten mit feinen Srübem :Sarl unb Sllfon0 1254 na(^ Sr^anbreic^ jurückke^rte, unternahm im Z^ 1^70 einen 31^8 9^8^ Ximis, auf toel^iem er am 25. Stuguft 1270 im Saget Don Xunid ftarb). Slber erft im 17. 3^^t^unbert mar bie Sultut biefet Gattenpflanje in Süitteleuropa ju einher SSlüte gelangt 2>er erfte, Don bem mir miffen, bag er bie (Sartennelke lelbenfc^aftlic^ liebte, mar Submig IL Don SBourboUi $rin} t)on (Sonbö, ber groge <£onb6 genannt (1621—1668), einer ber ^eroonagenbften franjöfifc^en Orelb^erren in ben Kriegen bes 17. 3<^^t^unbert0. 3^^ i^ (S^ren trugen feine 6ol^ baten, bie er in ber Sc^lac^t bei Stocrot am 19. SHai 1645 ju ru^m^ reichem Siege über bie Spanier, unb am 3. Sluguft bedfelben 3^^^ 2um Sieg über ben baqerifc^en General SHercg bei SUler0^eim geführt ^atte, bie 9lelke ato Sinnbilb ber Xapferkeit unb Unerfc^rodten^eit 3ur 3^tt ber grogen franjöfifi^en SleDOlution Don 1793 mar bie tote (Sartenneltie, oon ber bieder allein bie Siebe mar unb bie mo^ bi0 ba^in allein gejflc^tet mürbe, bM (Emblem ber in ftoljer Xobesoerac^« tung ba0 Sc^affot befteigenben Sloqaltften. 3Bie {ie ^eute bie SSlume be0 SJolkes ift, mar fie bamate no^ bie Slume ber Slriftoftratie, mie in Srtonkreicli, fo auc^ in (Snglanb unb btn übrigen Sulturftaaten (SmopoB. Bei ben Briten ^eigt ber ganje ^r^rbenbegriff Slot nac^ btc toten Slelbe pink. (Stft fpätet mutbe fie beim Bolke popul&t unb mutbe bei i^m bie Blume bet Siebe. 3ule%t fpielte fie eine wtübet:^ ge^enbe Slolle als (Stkennungsmittel bet Stn^änget bee teoanc^eluftigen ftanjöfifc^en (SrnttcüB Boulanget, bet bann, eis et feinen e^tgeijigen $lan fci^eitetn fa^, \id) in Belgien am (Stabe feinet einftigen (Beliebten etfc^ofj.

SHit Botliebe ttägt bet Xoneto bie tote Slelke ate Sampfeefc^mtufi unb mei^t fie nac^ etlangtem Sieg iXbtt feinen fpi^ge^ötnten ^i^xib bet 2)ame feinem l^etgens. SBenn bie funge Spanietin in Begleitung i^tet 2)uenna, b. ^. ^ütetin, nac^ bet Slleffe au0 bet Sixä^t ttitt, tfa^

2He 3ietblumen 519

\ld) ber erfte Slick i^re^ t^erfto^Ien btaugen auf fie tDattenben Slmo:» rofo0 auf bie 91elke, bie auf einen SHoment unter ber grajid^^ gelfif^ teten aDantUIa fiditbar totrb. SHe Orarbe ber 9lelke bejeic^net i^m bie @tunbe, 2u ber er bie angebetete ungeftört [preisen kann. Sluc^ bei axtbttta Slomanen toirb i^r folc^ ftumme Siebeebotfc^aft anvertraut, nrte ber ig^ajint^e bei ben Xürkinnen. 2>ie 3taUenertn toei^t oor bem Snuitergottesbilbe am Kreustoeg bm fflr i^ren Geliebten beftimmten SIelkenftraug burii^ tnbrünftige^^ (gebet unb fteckt i^n jenem ate 6(^^ unb (SebenfiseU^en ju, bevor er mit ben belabenen Sllaultieren ben ge:^ fo^rooUen äBeg über ba^ (Gebirge antritt. Sluc^ ber rote STelkenftraug am :gute bee ^Z^QexB" gibt von ber guten Slufna^me bei feinem „S)eambel'' Sefd^eib. 2)iefe felbft trägt Sonntags beim Sirii^gang eines i^er blutroten i^STagerle" auf i^rem «^Setbilc^el'' ate fc^önfte Sier« 93on Sauem^aus {u SSauem^aus unb von Pfarre 2u Pfarre toerben 9leUtenfenker getaufc^t unb txrtrb fo bie fc^öne Slume, ber befonbere Siebling ber Sanbbevölkerung, überallhin verbreitet 3^ ^^ W:pm ^eigt es, man foU bie SIelken beim (Blockenklang fften, bann toerben {ie rei^l geffiUi IlberaU ift fie neben ben als Geranien bejeic^neten, in allen ^K^rbennuancen von Slot leiu^tenben Pelargonien in Xöpfen auf bm Orenfterfimfen ber aSauem^Sufer ju finben unb ift ^ter gleich« fam bas Symbol bes glücklichen 3ufammenlebens imb ^ousttc^en grrie« bens. Unb je ^ö^er man ins (Bebirge fteigt, um fo ^errlic^er leuchten bie bunten grarben biefer SSSimberblume. ®o [inb bie (Sngabiner 91elken tvegen ber 3tttenfitfit i^res Kolorits unb ber (Bröge i^rer SStttten rvelt:' berühmt; auc^ bie Slüten von 14:9 cm 2>urc^me|Ter aufmeifenben, meift Iad[|srofa gefärbten gar^nelken erfreuen fic^ befonberer Beliebtheit

^Sxia Wort SIelke ift aus ST&gelein, Slögelken tvie fie ^eute no(^ beim S3oIke ^eigt verkürzt Urfprünglic^ bejeic^nete man ba^ mit bie (BemüranSgelein megen i^rer Sl^nlici^keit mit 9lägeln; unb als bie aSIume aus bem Oriente bei uns eingeführt tvurbe, übertrug mcat biefen Slcunen auf bie Sfy(iHd)t STagelgeftalt unb nic^t minber aroma:s tifc^en Geruch aufmeifenbe SBtütenpflanje. (Segen bie 3nitte bes 19. ^a^r^» ^nberts machte ber figoner (Sörtner fi^on fiiUe bie 9lelkenkuttur ju feiner Spesialität unb von ba an nmrbe bie 3u($t ^M^ fc^önen Blume auc^ von 2^^teic^en anberen (Gärtnern mit befonberem (Eifer betrieben, fo bag es ^eute gegen 2000 93arietöten ber Slelke gibt 9Im beliebteften finb bie Slemontantnelken, b. ^. folc^e, bie nac^ bem ^auptflor an neugebilbeten Xrieben noc^als blühen.

(Ebenfalls als (ßartensierpflanse fe^r gefc^&gt ift bie leiber buftlofe

520 2)te Bterblumen.

(^inefifc^e 9lelke (Dianthus cliinen8is)i dm, mit fc^on ber Slome fogt, au0 (S^ina 2U und gekommene, ^od^müd^ttit, ^^ ober sme^S^^ rige ^flonje mit prac^tooUen, b\a 8 cm im 2>ut(^meffer ^oltenben, in allen Sluancen non Slot, Output, Qdfmcaiiot unb sisäg leuc^tenben, augerorbentlic^ ilttlid) gejeic^neten, fotoo^I einfachen ote gefttUten Blüten. 2>ie fc^önfte berfelben ift bie Don einem ruffifc^en (Börtner eingeftt^tte D. heddewigi (Dianthus chinensis imperialisX eine ungefüllte S(rt mit fünf gan} gerfc^liffeneni karminroten Slumenblöttem mit meigen Qaft^ malen unb fd^märslic^er 3one. 2>ie in Sübofteuropa ^eimifc^e, au0^ bauembe Orebernelke (D. plumarius) mit 2—5 fe^r too^lriec^enbenp meigen ober blagroten SSlttten, bie auc^ in gefüllten Spielarten oor:' kommen, miib ^Sufig 2ur (Sinfaffung non Blumenbeeten benu^ Shu^ bie Stubenten^ ober Sartnelke (D. barbatus^ eine rofenrot blü^enbe fübbeutfc^e Stlpenpflanie, unb i^re Spielart mit breiteren asifittem (D. latifolius) finb beliebte (Bartenaierpflangen. 9lur audna^m^n^eife kuU tioiert merben bagegen bie auf feud^ten SBalbroiefen {iemlic^ feiten an^ getroffene ^rac^tfebernelke (D. superbus) mit fein jerfc^l^en, blag« lila ober blag rofenroten SSlumenblättem, bie nac^ bem botanifc^en Sc^riftfteller unb Sleifenben 3o^- 2rran5 Suegier genannte Dianthus seguieri in Süb^ imb SÜittelbeutfc^lanb unb bie pi (E^ren ber beiben Slaturforfc^er 3o^. Sart^aufer (f 1777) unb grriebrlc^ ßart^aufer (f 1796) getaufte Sart^Sufernelke (D. carthusianorum), bie ebenfalls blutrot, nur mit brei bunkleren ^urpurftreifen burc^jogen ift einige biefer Sielken, befonber^^ bie (Bartennelke, bienten früher ate l^eitmitteL

S3on ben 10 Slrten fiic^tnelken (Lychnis, nac^ ber X^eop^raftu» \6im aSejeic^nung lychnis b. i). Seuc^te), bie in ber Sitten SBett, nor^ ne^mlui^ in Sibirien, mac^fen, ift bie 60—80 cm t^od) merbenbe „bren^^ nenbe Siebe"* ober [Jreuernelke (Lychnis chalcedonica) mit fc^ar« lat^roten Blüten unb smeiteiligen Blumenblöttem au0 SBeftfibirien, Süittel:' unb Sübruglanb ju nennen. Sie nrirb auc^ in Varietäten mit fleifc^farbenen unb ureigen, auc^ gefültten SBlüten bei un0 ate Slabatt» pflanze gesogen. Z^^^ SBurjel ent^ätt Saponin unb mirb mit bie Seifenmur^el 2um SBafi^en gebrandet Sluc^ bie iSranjliii^tnelke (L. coronaria) mit an bie iSomrabe erinnemben purpurroten Slflten unb ungeteitten blättern au0 Sübofteuropa niirb bei tms ^Sufig oto Sierpflanje kuttiniert Sbenfo bienen bie 20—30 cm ^o^e L fulgens aw Sibirien mit lebhaft roten, trierteiligen Slumenblöttern, L haageana au0 3^(ni, mof)l nur eine fiulturform ber norigen, mit orangeroten, rofenroten ober meigen Slüten, L. grandiflora aud 3^^ ^tt fe^r

SHe Sterblumen. 521

grogen, fii^atla^ltoten, ungeteilten SSIumenblfittent unb L sieboldi, ebenfalte aus 3^<^i ^tt nodf größeren, toeigen SUiten ote au(^ bet un0 fe^r gefc^o^te Gortensierpflonjen.

S3on Slbenblic^tnelfeen (Melandryum) toerben M. album mit toeigeni feltener tötUc!^en 93Iäten oüb SHittel^ unb Slorbeutopa, tote au(^ Sibirien imb bie ün arfUifc^en Gebiete tDoii^fenbe M. rubrum mit ^eUpurpumen fBMm, auc^ in gefüllten grormen ob St^tpfUmjen kaU timert (Ebenfo mixb von ^ec^nelken (Viscaria) befonber^^ V. viscosa am SHittel^, Slorbeuropa, bem 8aii6afu0 unb SBeftfibtrien mit roten Blüten in mehreren S3arietöten, aud) gefüllt, gebogen« S3on ben Sleb^ nelken ber Gattung Silene toerben befonber^ ba^ einjährige Filarien:» t69^ä)tn (S. armeria) au0 Mtteleuropa, ba^ aber ou^l nac^ Slotb« amerika, Srafttien unb Oftinbien Derfc^Ieppt tourbe, mit futrminroten Slüten in grogen 2>oIbentrauben, bann bie im SKittelmeergebiet ^eimifc^e S. pendula mit rofaroten Slüten in mehreren S3arietfiten ato 3tei> pflan2en kuItiDiert @ie bienen nomentlidd au(^ ju (Einfaffungen auf Xeppic^beeten unb Sretegruppen. grür le^tere eignet \iä) befonbere bie niebrige, rotblü^enbe, arbtifc^e unb ^oii^alpine ftengeUofe ^ebnelke (S. acaulis). Gnbli^l toerben au(^ Derfc^iebene 8lrten ber Gattung Sta- üce, beutfc^ @tranbnelken genannt, meil fie meift in Küftengegenben ober Salsfteppen ^eimifc^ finb, au0 @üb^ unb Ofteuropa, Don ben fianarifc^en Z^\tin unb au0 SQittelafien ate S^^^^oxti^ kultiviert 3^te übrigen ober traubigen Slfltenftänbe bienen in ber SBIumen^ binberei, toerben caxd^ getrocfmet für 2)auerftröuge benu%L

93ei bm alten Griechen unb Slömem rourbe ba^ Seifenkraut (Saponaria officinalis) an Stelle ber fe^Ienben Seife verroenbet unb 2U biefem S'^zAz and) kultioiert (üb entb&lt befonber^ in ben 3Bur« 2eln ba^ Glgkofib Saponin, bas in SBaffer toie Seife fc^&umt 2>ie Griechen nannten ts struthion. X^eop^raft fagt t)on i^m, ^abe eine fc^öne, aber geruc^Iofe Slume. dolumtila gibt an, bag bie Schafe Dor ber Sc^ur mit ber SBurjel besfelben gecDofc^en mürben, unb 2>io0« kuribee meint: „2)a0 Seifenkraiit, ba0 bie SBalker 2ur Steinigung ber SBoUe gebrauchen, ift allgemein bekannt Seine SBurjel befi^ Schärfe unb igeilktaff Sein 3^g^offe Piniu0 fagt: „2>a0 Seifenkraut (herba lanaria) ^at eine groge S93ur3el, bie man in Stücke fc^neibet unb }um Wa\(S)m ber SBoUe benu%t; biefe mirb baburc^ augerorbentlic^ meig unb meic^- SKan kultioiert fie eigen« ju biefem 3tDecke.* 3^re SBic^:« tigkeit verlor fic^, ate bie in Germanien erfunbene Seife ben Slömem bekannt mürbe unb i^re Stelle einnahm.

522 SHe 3t<tblumen.

ÜHe ftdfc^igen ^ortulobotten mit gelben obet roten SUtten, Me fe^r fuiQe 3^ blfl^en unb fk^ bann nrie eine Gallerte ouflöfen, ^oben melfomige ^jmd)tkap\ün, bie ftc^ mit einem 2>e(fcel(^en (portula, Xflr^ ü^en) öffnen. 3>a^er ber Slome. SHe me^r oto 20 Slrten berfelben moc^fen in ben Xropen imb Subtropen ber Sitten, befonbers aber ber 9leuen SBett. 2>er in ben SHittelmeerlonbem ^eimifü^e gemeine ^ox^ tulafi (Portulaca oleracea) mit kleinen, gelben ober gelblic^meigen iBIftten mirb in (Barten fat mehreren Spielarten ato P. sattva kultioiert SHe fimgen, fe^r faftigen Blätter toerben ate S^xtat ju @alat obet 6uppenftraut gegeffen, auc^ mit (Effig eingemacht Srrü^er mürben Sraut unb ®ame orineilic^ benu^ SHe ^fUm^e ^eg bei ben (Sriec^ aiidraclin& SHo^kuribee fagt Don ibr, fie merbe ate ®pelfe genofTen unb gegen alle Abel gebrowi^t SOe^rere Slrten merben ato 3^^^ pflanjen angebaut, fo befonber^ bie einjährige Portulaca grandiflora au0 Srafilien mit ^ellpurpur^ ober karminroten, meigen ober gelben, auü^ gefällten Glitten. 6ie ift unter bem Flamen i,$ortulakrö0c^en' bekannt

S3erf(^bene SEauerpfefferarten ber (Battung Sedum merben in (Bftrten kultiDiert, fo Dor allem ber meige SOauerpfeffer (Sedum album) au0 ben SQittelmeergegenben, beffen Sraut früher mebi^fatifc^ t^ermenbet tmirbe. 3^ ^oäf bienen bie }arten Slätter ate @alat unb Suppen^« mfirje. S>a0felbe gefc^ie^t mit bzm grogen (Bartentripmabam (S. anacampseros) mit purpurroten ober meigen SBlfiten« SHe 6tengel biefer ^flanje roerben in Spalten ber :gSufer gefieckt unb bienen ote Orakel filr ba^ ®lück unb bie fiebensbauer junger S^epaare ober ber SramiliengUeber. Sluc^ ber Srelfenpf effer (S. reflexum) nrirb ^ier unb ba kultitriert unb in berfelben SBeife benu^t SHe an fonnigen $lä|(en @fibeuropa0 bi0 Sleinafiens mac^fenbe Sc^mermurjel (S. maximum) mit 30—60 cm ^o^em, aufrechtem Stengel mit meigen, grünlichgelben ober roten SSIüten mirb noc^ ^eute arjneilic^ gebraucht ^cäfitdift auelftnbifc^e SIrten merben ate Bi^tpflanjen kultioiert, fo nor allem bie prächtige, 1830 non n. Siebolb au0 Üapcax eingeführte S. sieboldL Sedum japonicum mit blaugrflnen, rotgefäumten Sl&ttem tmb roten Slttten oermenbet man als Slmpelpflanje ober ivx (Sinfaffung in (Borten« Sluc^ ba^ in Sibirien ^eimifc^e Sedum crassifolium mit roten Suiten in gebröngter Slifpe, beffen Slätter non ben Salmflcken al0 Xeefunogat gebraucht merben, toirb bei un0 ^Sufig in (B&rten ge« }ogen.

SSie ber fc^arfe SHauerpfeffer (Sedum acre) ato kleinee aei-

Sie 3letblumen. 523

zöon (b. f). immerlebenb), mmbt bie gemeine ^oauBmuii (Semper- vivum tectonim) als ßroBe« aelzöon fi^ion tm SUtertum auf 2)äc^em }ur Slb^altung bes Sitzes gepflanjt 2)aneben iDurbe fie nadf pintud ote Si^Pönjc ciuc^ In irbenen Xöpfen gejogen unb i^r qm btn jer* quetfc^ten S5Iättem getoonnener 6aft nac^ 2)io6feurlbe0 ate feü^Ienbe», }ufammen2ie^enbe6 Wütü auf SranbiDunben gelegt 3atl ber (Stoge befahl bie Slnpflanjung ber igaudmut} auf feinen ®ütenu @o tourbe fle, and) mit :^Ufe ber filöfter, in SKttteleuropa populär unb fpielte bi0 in bie Gegentnart in ber länblic^en Slrsnetkunbe eine midßQZ Solle, Inbem ber aus i^r gepreßte 6aft gegen gateentjünbungen, ©unbe Sruftoarjen, JBienenftii^ie unb Sranbrounben oenDenbet rourbe. 3ur igesenfalbe mugten bie SBlätter be^ i,2)onnerkrauted'' am ^Donnerstage gepflflcfit n^erben.

S3on ben @teinbre(^en (Saxifraga) bient bie in ben ^grenäen unb in Z^^^^ ^eimif^ie Saxifraga umbrosa mit roeig, gelb unb rot punktierten SBlflten in länglichen Slifpen ebenfalls }ur C^nfaffung in (gärten, mä|)renb bie aus (S^ina unb Z<Vl>oxi ftammenbe S. sarmentosa mit rotbe^aarten blättern unb toeigen ober blagroten SSlflten fi(^ als 3ierpflan2e häufig in ^immtm unb ®en)ö(^s^äufem finbet

2)ie Primeln ober Sc^lfiffelblumen [inb meift :&0(i^gebirgs^ bemo^ner. SHe SHe^rja^l ber ettoa 140 Slrten roöc^ft in (Europa unb Slfien, toentge kommen in 9lorbamerifia t)or unb bilben auc^ ^ier ben erften Srrü^lingsfc^muck ber Sergroiefen, toes^alb fie überhaupt i^ren 9lamen erhielten. Primula, bas SSerkleinerungstoort bes roeiblic^en prima, bebeutet nämlic^ ber kleine (Srftling. 2)iefe SBejei^inung bekam bie W^9^i ^^ fte mit bem S3eil(^en als erfter Sote bes fientes er« fc^eint unb als folc^er bie (Bemüter ber aus ber tointerlic^en (Snge in bie ergrünenben Sriuren iginausjie^enben boppelt erfreut 3^ S>eutf(^en erhielt fie bm 9lamen @c^lfl[felblume, meil fie als bie erfte Srrfl^lings^ blume bm ^immel gleic^fam erfc^liegt SUs :&eilmittel mar feit bem SUtertum befonbers bie arjneilic^e Sc^lflffelblume (Primula offici- nalis) mit gelben fBlMm fe^r ^oc^gefc^ä^t 2)araus bereiteter Xee galt als fe^r neroenftärkenb unb ^eilfam gegen Krämpfe, Steroenjufälle unb (Bematsoerftimmimg. Sdfon bie fpäter heilig gefproc^ene &übt^ garb, Slbtiffin bes filofters Slupertsberg bei 93ingen im 12« 3<^^^^unbert, pries ben hymelsloszel (gimmelfc^lüffel) roegen feiner :geilkraft. Sluger fol4)er follte er aber auc^ noc^ bas 93ermögen befi^en, ben 3^^S 2U verborgenen 64lä^en }u erfc^liegen« (Sr ^ieg bes^alb oii^ Filarien« ober $etersf4llttffeL fBia in unfere 3^ rourben loenigftens bie Slüten

524 SHe Stetblumen.

arineili^l unb bie SBur^el ob 9lie0mittel gebraucht W\t üfx xxmttt aud) bie gelbblfl^enbe Primula elaüor wn ben SBiefen unb Sloinen in bie (Borten oeipflanst tinb in Kutturpflege genommen. JBeibe ^flanjen n^erben je^t in mehreren gelb, tot, bxaun, auä) gefOUt blü^enben 93arietäten ate Sterpflanjen kitltiDiert, ebenfo bie ^gbriben ober 93aftarbe betreiben mit Primula acauüs. fie^tere mit fe^t fuix}^ geftielter 2>oIbe unb fflnf fafrangelben grlecken auf btm fku^en @aum ber hellgelben Blumenblätter m&dß im SQittelmeergebiet unb in Sütttet europcL Sei manchen S3arietäten entwickelt fiü^ ber Kelc^ in ber Srotm imb Srarbe ber Slimtenkrone , fo bag jmei gleiche Slumen ineinonber 2U ftecfien fc^einen.

9lo4l beliebter oto bie Primeln toaren im nergangenen Üoifx^ ^unbert, ma^renb melc^em [ie fe^r Diel gepflonste, fpielortenrei^e SHobeblumen tDaren, bie in ber (StQtnmaxt ftark an Beliebtheit etn^ gebflgt ^aben, bie SlurifeelUi bie i^ren Slamen oon ber o^rförmigen Geftalt i^rer SSlätter erhielten. Srtü^^ ^^^ nmn fie auricula ursi, b. ^. 93örenö^r(^en. 2)ie Slusgangeform ber Gartenaurikeln ift bie auf Xorfboben unb an Sr^en ber S3oralpen unb Sllpen, mie aud^ bea @(^rDar5n)alb0 ma^ifenbe Primula auricula mit mehlig beftäubten Slfittem unb fci^raefelgelben, rao^lriec^enben Slüten mit flachem @aum. 2>iefe traf ber Botaniker unb Slrjt (£lufiu0 ((S^axlts be TSclufe, 1526 bi0 1609), bamate :&ofbotanifier in SBien im 3a^re 1582 im (&[(^ni^^ tal fllblic^ t)on ^nn^bruck unb na^m fie mit fi(^ naä) SBien unb 1698 bei feinem SSSeg^uge nac^ Seiben. 3^^^^ ^^ ^^ führte (Slufiu0 bie rotblil^enbe Primula pubescens, bie ate ein Baftarb ber vorigen mit Primula hirsuta anjufe^en ift unb bei ^^ttebruck m&c^ft, in bie (Sorten ein. Z^ ber SHitte be0 17« Z^^^^^^^^ mürben beibe ^rimelarten befonber^ in SBelgieUi :&ollanb, (Englanb imb 2>eutf(^lanb in mehreren OrarbenDarietäten mit SSorliebe gejogen. 3^ ber Srolge aber Derfc^manb bie beftänbigere P. auricula mieber Dollft&nbig aus ben (Barten unb P. pubescens mar audfc^lieglic^ ber Slusgangspunftt ber mächtig auf:» blfibenben Slurikeljuc^t, bie in ben legten ^o^tjebnten bes 17. Z^^t:^ ^unberts i^ren :gö^epunkt erreichte. Unter ben über 1000 Spielarten unterfc^etbet man einfarbige, jraeif arbige (!Dublettenaurikeln), mebr^ farbige (Sisarbaurikeln) unb Derfc^tebenfarbige Slurikeln (^icottaurikeln). (Eine boUdnbifc^e 8lrt ^eigt Luiker, b. ^. fifltttc^er. (Englifc^e 6orten merben cds^ ^ygepuberte'' unterfc^ieben, roeil fie eine ftarke Seftöubung ber Oberfläche mit SBac^skflgelcben aufmeifen.

SBic^tiger ate bie ein^eimifc^en finb aber gegenmärtig bie oftafto^

SHe St^^tumen. 525

tifc^en Sturikeln, Dor ollem bie Primula chinensis au$ Sflbc^ina mit 2)oIben fe^t groger, ^ett lUofarbiger, rofenroter ober toeiger SBIüten. Obfc^on fie erft im 3^^^^ 18^4 t)on (S^tna nad) (Snglanb kom, {ftp fie I^eute fe^r oiele @pieIorten mit toeigen unb roten, einfachen imb gefOUten Slfiten. Sie ift ato 3^^^^* unb (SeioSc^d^audpflanje gleiii^ tDertooU, bittet bo^ ganje 3^^t ^inbur^l unb liefert gutes SÜaterial fflr a3ukett0, 1000 fe^r toic^g ift. SSefonber^ bie toeigen, gefflOten Släten finb für bie Slumenbinberei oon groger SSebeutung. (Ebenfo ftammt bie fe^r reic^blü^enbe Primula obconlca ous O^^ina; fie ift baburi^ allgemeiner bekonnt getoorben, bog bie 2)rüfen^aare an ber Oberfl&c^e ber Slotter eine gelbliii^grüne grlflfflgkeit ousfc^eibeni bie bei Serfl^rung ber ^flanje empfinbttc^e l^autentsflnbimg mit betr&c^ li(^ geftörtem SUIgemeinbefinben uerurfoc^t (S0 fc^eint bei gemiffen ^nbiuibuen eine befonbere 2)i0|)ofltion uor^onben }u fein; oft tritt bie (Erkrankung erft mehrere Stunben ober Xage nadi ber Serfli^rung ber $flan2e ein. ilnä) Primula cortusoides au0 bem Oft^imolofo unb au0 Z^^^^^^f u)ie oui!^ Pr. japonica merben in mehreren Spielarten in unferen (Borten kultioiert 9li(^t minber gef(^ä%te SBinterblfl^er ote bie 4linefif(^e lieferte bie nad^ i^r eingeführte :^imala}aprimel, bie mit ben oftafiatifi^en unb europftifc^en Slrten me^rfoc^ gekreujt mürbe. Gelegentlid^ merben oiu^ ber blaue @peik (Primula glutinosa) mit trioletten, mo^Irieii^enben Slüten mit abfte^enbem @aum, ber in ben Sentrololpen auf Urgeftein }u finben ift, unb bie {ierlic^e, im ^o^en STorben ^eimifc^e, oto Stelikt ber (Eiszeit auf feuchten SUpenmiefen unb auf Xorfboben bes norbbeutfc^en Xieflonbes ober oiui^ in ber SRagel^aendftroge angetroffene mehlig beftäubte $rimel (Primula farinosa) mit fleifc^roten ober moletten Slüten mit gelbem @c^Iunbe in Xöpfen ongepflanjt ober in (SSrten gehalten, (j^egentliii^ gefii^ie^t bie0 au(^ mit ber Sllpenfolbonelle (Soldanella alpina) mit i^ren iitüi6im bl&ulic^en ober violetten SSIütenglöckc^en mit gefranftem Saume.

C^ne meitere, fe^r gefc^ä^te S^^fl^^S^ ^^ 9Upen unb S3oraIpen ift ba0 Sllpent) eueren (Cyclamen europaeum), megen feiner platt« kui^enförmigen, fleifc^igen SnoUe aud) (grbfc^eibe genannt Sediere fc^meckt in frifd)em 3uftanbe brennenb fc^arf unb enthalt bas SUkaloib (!)t)clamin, bas, in ben SOiaQm gebracht, ^eftiged (Sxbxtdjm bemirkt unb ins asiut eingefpri^t tötet. Orrü^er mürben bie SBurgelknolIen als braftifü^es ^urgiermittel benu^t; fie verlieren aber burc^ Socken ober aSraten in Slfii^e i^re Schärfe unb merben bes^alb t)on bm Sluffen

R26 SHe Sierblumen.

gegeffen. 2)ie Wüb^d^meint foUen fie gerne vatb o^ne Sloc^tett fteffen, bee^olb toirb ba$ (Sgclamen oiu^ @aubrot genannt 2)00 im eim ^elmifc^en Gebirge toac^fenbe filbeuropöifc^e <ir)clomm loar unter bem Slamen kykläminon fc^on bei ben alten (Sriec^en bekannt tinb feine SBurgetknoUe tourbe ate igetlmittel unb ju 3<uiberei bemi^ $liniti0, ber fie felbft in Slnle^nung an bie grieü^ifc^e iBejeic^nung cyclaminon nennt, fagt, fie tnerbe t)on btn Slömem (SrbbnoUen (tuber terrae) genannt, coac^fe im Qd^cAttn, f)obt purpurrote Slllten unb eine breite, einer Slflbe ä^nliii^e SBurjel mit fc^toarjer Slinbe. @ie biene gegen 6(^langenbig. i,®ie foUte bei atten |^&ufem gebogen metbm, mtxm ed matfi ift, ba^ ba, q)0 fie fte^t, kein S^nibermittet roirftt, roeetDegen fie ouä) Sbnulett (amuletum) ^eigt SBein, moxin fie liegt, foU foglei^l beraufd^en« 2)ie SBursel mixb jerfc^initten unb getrocfmet ober bi0 jur igonigbicke eingekod)t unb aufbecoa^rt'' 3Bie bie ein^eimifii^e Slrt toirb auc^ ba0 perfifd^e SUpenoeilc^en (Cyclamen perslcum) aus SSEorber^ afien mit ureigen, im @c^Iunbe roten Släten tnel in Xöpfen gejogen unb ift burc^ Sultutpflege ju grormen mit fe^r grogen Slättem unb Blüten in allen Sluancen Don ?lot neben SBelg gejflc^tet tDorben. 2>abur(^, bag ee im SBinter jum Slfl^en gebracht tnerben fuinn unb lange 3^ ^inburc^ im Orlor fte^t, ift eine ber am ^ftufigften an« getroffenen Xopfpflanjen ber @tabter geroorben. 2>ur(^ Sreu}ung bes bunt gejeiii^neten efeublotterigen Stlpenoeilc^end mit kleinen Slflten mit btm perfifii^en SUpenoeilc^en mit roeit fc^öneren, grögeren Slflten tDurben :gt)briben erjeugt, bie bie ^flbfii^en Slätter ber erfteren neben ben fc^önen SSlitten ber legieren aufmeifen.

(Ebenfalls als asiatt:« unb ^ktp^lcaiitn fe^r beliebt tmb beel^alb ^Sufig in Xöpfen kultiviert angetroffen toerben bie Segonien ober 6(^iefblätter. S3on ben über 400 S3ertretem ber in ben Xropen toac^fenben Oromilie ^aben fe^r Diele prac^tooU gefärbte IBlätter, toa^^fen fe^r fc^nell unb laffen fic^ fe^r leidet au0 Stecklingen sieben. Segt man nftmlic^ ein t)on i^nen abgefc^nittenes 93latt auf feuchte (Srbe, fo Q^ac^fen aus allen Stellen, an benen bie Slattneroen oerle^t rotirben, junge ^flftnjc^en ^eroor. Unter ben oielen bei uns in (Beroäc^s^äufem unb als Sinimerpflanjen gezogenen 8lrten unterfc^eibet man 1. SSlatt« begonien, bie'roegen i^rer prac^tooll gefärbten, teilroeife fe^r bunten asiatter gehalten toerben. Sie finb feit bem Slnfang ber 1860er Zoiixt ^öc^ft beliebt geroorben unb ftammen ^auptfäc^lic^ oon bem oftinbifc^en ^önigsfc^iefblatt (Begonium rex), beffen groge, bunkelgrflne Slätter ein breites Silberbanb mit gleic^gef&rbten ^UAm aufmeifen. (Es tourbe

2>te 3tetblumen. 627

mit axtbttzn Oformen aius ben Zxopm ber SUten SBelt gekteu5t imb ergab ia1)lxdä)t fc^dne Spielarten« 2. Slflten» ober SnoUen« begonien, bie fSmtlic^ au» Sflbamerika ftammen unb in bejug auf (Effekt, äSlfitenfttUe unb Simenbauer mit ben ougerorbentlic^ effebt« t)oUen 6(^arIa(i^peIargonien metteifem. 2>ie mic^tigrten Stammformen finb Begonia boliviensis mit leuc^tenbroten Slflten au0 SSoIitria, B. veitchi unb davisi au0 $eru unb B. froebeli au0 SSenejuela. SHe asifiten ber burc^ ^reugung biefer untereinanber erhaltenen SSlenblinge t^ariieren t)on SBeig unb fottem ®elb bis jum bunkelften ?lot, au^l gibt ee gefüllte Orormen. S3on ben immergrünen, ftrauc^:: ober ^alb^ ftrauc^ortigen Begonien merben mehrere Strten befonber^ au0 SrafUien megen i^rer SHonate ^inburc^ imb me^rfac^ im SBinter erfc^einenben »Uten kultioiert

Sübamerifia lieferte uns au(^ bie häufig ate Sterpflanje, befonber^^ ob ©(^lingpflanse jur 93ekleibung Don fiouben gezogene Dielblumige iJreuerbo^ne (Phaseolus multiflorus), bie meige ober ^oii^rote Slfiten unb egbore Samen hervorbringt ^Beliebte (Bartenjierpflanien liefern oud) bie t)erf(^ebenen SBicken, nor allem bie in Sübeuropa ^eimifc^e too^Iriec^enbe SBicke (Lathyrus odoratus) mit fe^r grogen, rot imb trioletten ober rot unb meigen, mo^Iriec^enben Slüten. Sie blü^t faft ben ganjen Sommer ^inburc^ unb eignet fic^ Dorgügßii^ }ur S3er^ 2ierung niebriger (Selönber. 2)ann bie norbafrikanifc^e SBicfie (Laihynis tingitanus) mit grogen, einfarbigen, oioletten ober bimket purpurnen Slüten, bie griec^ifii^e SBicke (L climenum) aus (Briec^em Umb imb ^einafien mit blauen SBIüten, an benen nur bie Sr^i^tte rot ifti bie Sukettmicke (L latifolius) mit einer Xraube von grogen, purpur:» bis rofenroten SSIüten, bie grogblütige SBicke (L grandi- florus) mit befonbers grogen, aber fc^mac^ roo^Iriei^enben, purpurroten SBIüten, beibe aus Sübeuropa. SlUe biefe merben in mehreren SSarie:" töten kultitriert

SHe Gattung ber SBinben (Ck)nyolvulus) mit trichterförmigen Slüten ift in ben Gärten befonbers burc^ bie nic^tminbenbe brei^^ farbige SBinbe (C. tricolor) aus bem SHittelmeergebiet mit ^immet blauen, im Grunbe gelben, in ber SEitte meigen SSlüten, bann burc^ C. mauretanicus mit ebenfalls ^mmelblauen unb burc^ C. dahurica mit rofenroten SSIüten nertreten. S3ertDanbt bamit finb bie fc^lingen« ben Mina lobata unb M. lex aus SEesiko mit gelb unb rot gefftrbten Slflten in hxnggeftielten, gabeligen Slütenftänben, bie ebenfalls bei uns als 3ierpflan}en kultlniert merbett

528 2>ie 3terblumen.

(Sbm\olä)t tDinbenbe St&uter finb bie in 24 Sitten oudfc^Iieglic^ im toStmeren SHittet unb Sttbomerifui ^eimifc^en SBunberblumen (Mirabilis) mit grogen, in ber Stacht geöffneten Slflten. Unter i^nen metben bie 60—120 cm ^o^e Mirabilis longiflora mit fe^t lango^gen, ureigen, cm 6(^Iunb fmrpumen, fe^t mo^Iriec^enben iBlflten am ben aSergen 9Ilesik09 unb bie ebenbott ^eimifc^e M. jalapa, bie folfc^e Z<^- lape, mit fii^önen toten, gelben obet meigen, obet auü^ in biejen Ofcitben geftteiften unb gefptenkelten, getuc^Iofen SBIuten in jo^lteic^en S3atie^ täten bei uns kultioiett 2)ie SButjel Q>it6t obfü^tenb unb routbe ftfl^et mie bie offi}ineUe 3<^^ oetmenbet

3ut Gattung bet SSotetfc^getoäii^fe ge^ött augetbem bet ob GetDfltg unb gefc^S^te SBienentoeibe in nic^t nut bunkeU bi0 ^eU^ blauen, fonbem ouc^ toten unb toeigen grotmen gezogene gemeine Sotetfc^ (Borago officinalis), ba0 in bet gemagigten 3one bet SUten SBett in 30 Sitten mac^fenbe S3etgigmeinni(^t obet SEöufeo^t (Myosotis); untet biefen ift bas bei un$ auf feu^ten SBiefen unb aa iB&c^en toaii^fenbe gemeine S3etgtgmeinni(^t (Myosotis palustris) mit in bet Snofpe tötUc^en, fpötet himmelblauen Slflten mit gelbem @(i^Iunb ein fe^t beliebtem, auc^ in (Sötten angepflanjte^ iBlflmc^en. Sieben i^m taetben bie }meijS^tige, mitteleutopäifc^e M. silvatica mit bet Slbatt M. alpestris mit tau^^aatigen Stengeln unb himmelblauen SBlflten imb noc^ manche anbete kultioiett. 2>a9 ftta^lenbfte Slau ^aben bie Glitten Don M. azorica. Slenblinge Don it)t mit M. alpestris finb bie M. semperflorens mit fe^t langet Slütejeit unb anbete 2rotmen, mie ,,(Blife 3fontobett^ (gbenfo toetben non gunb^jungen bet Gattung Cynoglossum putputtote, himmelblaue unb meige Sitten in ®&tten gebogen.

3n bet Sufeett« unb Stanjbinbetei, befonbet« fflt Gtöbetfc^mucfi niel t^etmenbet toetben bie 3tumottellen, toie bet ftanjöfifc^e Slame fagt „unoetgänglic^e" Slumen, au9 bet Oramilie bet Sompofiten obet Sotbblfltlet mit ttocfien^äutigen SSlumen^üUblättetn, bie lange Seit nac^ bem Slbfii^neiben i^te Srotm unb i^t ftifi^es Sludfe^en bemalten. 3^ 2)eutf(^en bejeii^net man fie meift ate Stto^blumen, meil fie ttocfien mie ®tto^ etfc^einen. 2>urct) biefe DöIIig ttocken^&utigen :giUlbl&ttet finb fie mie ba$ i^nen fe^t na^efte^enbe, neuetbings ebenfalte ate Sietpflanje kultioiette (Ebelroeig (Gnaphalium leontopodium) unb anbete fU^ige 3cöutet, mit biefem bie SBätme fc^lec^t leitenben Übet^ 2Ug gegen }u ftatke SSetbunftung an i^ten üon geiget 6onne be« fct)ienenen felfigen Stanbotten gefc^ü^t SHe toic^tigfte betfelben ift bie

3)lc Bterblumen. 52Ö

in gan5 6flbeutopa auf fonnigen, tto&enen Sretoab^ängen maäjl\tnbt gemeine ober gelbe Strohblume ober ®oIb*3iwwiorteUe (keli- chrysum stoechas) mit am Slanbe ebenfalte jum 6(^u^e gegen 5U ftarfie SSerbunftung surü&geroUten, gerieben n^o^Iriec^enben blättern unb golbgelben SUiten. SBegen lederen nannten fie bte alten (Kriechen hellchr^sos, b. t). Sonnengolb. Sie, mk auc^ bie Slömer, DenDanbten fie Dielfac^ jum SBinben Don fe^r bauer^aften :Srän5en unb ale SlrgneL !Der griec^ifc^e Slrjt SHoekuribee (im 1. Z^^^ ^unbert n. (Si)x.) fc^reibt: w2)ie <SoIb^3^<iiorteUe (helichrysos) mixb oüä) chrysänthemon (b. ^. (Solbblume) unb amfiranton (b. t). bie Un^ DenDelklic^e) genannt unb bient jur Sekränjung von ®ötterbUbem. Sie m&d)\t an trodienen, felfigen Stellen unb ^at tro&enen Xrauben ä^nlic^e, golbgelbe, runbe Blüten. Sllan gebraucht fie ate Slrsnei, legt fie auc^ jioifc^en bie ißleiber, um biefe vox freffenbem (Seiofirm gu fd)üfeen.* ai^nlid) melbet fdn 3eitgenoffe, ber ältere Piniu«: ^3)ie golbglfinjenben, büfd)eliDeife ^ängenben Slüten ber ®olb«3^^ortelle (helichrysos) roelfien nie unb bienen jur Sekr&nsung ber (Sötterbilber. Slamentlic^ ^at ^tolem&u^, :Sönig von Slggpten, biefe fe^r forgfältig bamit gefc^mfl&t" 400 3a^re vox i^m fc^rieb X^eop^raft: ^(Es gibt Oua&falber, toelc^e behaupten, man erlange einen guten Sluf, n^enn man fic^ mit ber (Solb^^^^nt^ortelle bekränzt unb fic^ babei mit Salbe aas^ einem (Sefög Don gebiegenem (Solb einreibt 3^^^ W^^^ ^<^ aber eine golbfarbene Slume, ein n)eiglid)e0 Slatt, einen n^eiglic^en, garten Stengel unb eine oberfl&(^lid)e, bttnne SBurjeL'' 3^ feinen ^bgllen fagt ber um 280 v. Q^x. lebenbe Siebter X^eoKrit aus Sgra^ Ku0, ber bebeutenbfte 2)i(^ter ber alejranbrinif^en $eriobe, ein SUeifter ber bann von fBion unb SHofc^od unb fpäter Don SJergil nachgeahmten bufiolifc^en $oefie, b. ^. ber poetifd)en !DarfteIlung bes girtenslebem^: ,,3)er Sed)er ift mit (gfeu unb (ßolb*3mmorteUen bekrönst*, unb ,,3^^ $aar n^ar golbiger ate (Solb ^3^ntortellen, i^re Sruft glänsenber ate ber Snonb''. Slud) ber 2)i(^ter Slikanber fprid)t Don i^r.

3u biefer einen, im SUtertum auefc^lieglic^ gebräuchlichen Stro^« blume (Helichrysum Orientale) kamen in neuerer 3^t ^^^ SQenge anberer ^inju, fo bie auf ben 3nfeln bes inbifc^en Slrc^ipete ^eimifc^e fransöfifc^e 3^mortelle, fo genannt, n^eil fie befonbers in ber ^5roDence, bann in (Erfurt kultioiert voixb. Wan gebraucht biefe Strohblume mit alle übrigen, auc^ gefärbt (Ebenfo benu^ man bie SUalmaifon« immortelle (Helichrysum bracteatum) unb ä macranthum mit größeren Glitten. 93eibe ftammen au0 Sluftralien unb toerben trielfac^ kultioiert

53Ö ^t^ Slerbtumett.

3u ben 3^^otteUen rechnet man augetbem bie fflbeurop&ifc|)e ^5apierblume (Xeranthemum annuum) mit iDeigen unb violetten Slflten, iDelc^ leitete mit 6äuren lebhaft rot gebeijt toerben; barm ba» auftralifc^e Acroclinium roseum mit rofenroten unb toeigen tmb bie ebenfalte auftrattfc^e Rodanthe manglesii mit Karminroten 93Iumen« blöttem unb gelber @d)eibe. Bremer bo^ oom Rap ber (Suten goff« nung ftammenbe Helipterum speciosissimum mit tx)eig unb braunen, unb ä corymbiflorum mit roten Slüten, bie tx)eigkdpfige, geigelte SanbimmorteUe aus Sluftralien unb bie oftinbifc^e Gomphrena globosa mit roten (rote 3ntmorteUe) tmb ureigen Glitten. SBeiter mvcb auc^ Anaphaüs margaritacea mit roeigfUiigem Stengel, unterfeits filzigen, lineallaniettlic^en blättern unb ureigen Slüten cd» t)irgini|4ie Z^xtmox^ teile gu Xroctienbukett0 benu^t (Snblic^ toerben ccaä) bie Derf4liebem ften 2>ifteln, Dor allem bie Silberbiftel (Carlina acaulis) unb bie ^Karben (Dipsacus) al0 Xro&enblumen Denoenbet

@e^r grog ift bie Sa1)l ber :Sompofiten, bie su (ßortensierpflanien erhoben mürben. 2>ie mi4ltigften berfelben finb: bie aus Sübeuropa ftammenbe rote unb meige Spornblume (CentranthusX bie famtartig |d)a)ar3rote Snopfblume (Scabiosa atropurpurea), bie nzbm ber xAo^ letten S. columbaria unb purpurnen S. lucida Kultiviert mirb, bann bie ebenfalte aus Sübeuropa 5U uns gekommene golbgelbe ^in^tU blume (Calendula officinalis), beren :Sraut 5um (Selbforben ber 93utter unb beren Slüten sur S3erfälf4iung bts Safrans bienen. Sluc^ t)on bm ßreu}Kräutern (Senecio) roerben Derf4liebene Slrten ate (Saxttn^ Sierpflanjen Kuttiniert, fo Senecio cnientus mit purpurnen Stra^len^^ unb glei4)gefärbten ober gelben Sc^eibenblüten Don bm Sanarien in ja^lreic^en S3arietöten mit grogen, fe^r nerf4liebenfarbigen Slilten ate 3immerpflan3e, bann S. elegans mit meigen ober roten Slflten aus SlfriKa ebenfalte in mehreren S3arietäten, S. kämpferi aus Z^on unb S. giesebrechü ate fe^r beKoratiner ^o^er Strand) aus SQesiKo für bas :Salt^aus.

(Sroger Beliebtheit erfreuen fic^ bie fe^r na^e mit biefen Dermanbten (S^inerarien ober Slfd)enKräuter, bie megen ber Slfc^enforbe ber Unterfeite ber Blatter mancher Slrten fo genannt merben. SHe Baftarb« cinerarien ber (Särtner ^aben unten meift meigfilsige Blatter unb bunte, purpurne, niolette unb meige Blüten. SBegen ber Sc^ön^eit unb Srarbenfülle ber legieren gehören fie 5u ben beliebteften Xop^ier^ pflanjen. Beliebt finb au^l bie auf fteinigen, fonnigen pä%en toac^fen« btn Sa^enpfötc^en (Antennaria) mit meigen ober purpttrroten Blüten,

3)lc Sierblumm. 531

femer bie ftottlic^e Sonnenblume (Helianthus annuus), mtU^c 1569 au0 i^ter getmot SRqrifio nad) (Suropa kam, unb vor allem bie eben- ba^er ftammenbe oerfc^iebenfarbige 2)a^lte. ^tefe nac^ bem fc^ioebifc^en 93otanifter Dr. 2)a^l, ber 1787 ju Slbo ftarb, fo benannte, aber Don SBUlbenoiD na^l ber älteren, von X^unberg bem berühmten Steifenben unb Sotanifeprofeffor (Beorgi in 6L Petersburg su ®^ren gegebene Benennung (Georgina variabilis) in Georgine umgetaufte 3ierpf lange mit knollig oerbicbter SBur^el, 1,5—1,8 m ^o^em 6tengel unb feltener einfachen, meift gefüllten Blüten tDurbe juerft ums 3^^ 1784 bur^l SSincent dexvavtcs^, ^rofeffor unb 2)irektor bes botanif4ien (Sarten0 in 99IesiKo, an bm fpanif4ien Sllönc^ unb SSorfte^er bes botanifc^en (Sartens (Sasanilles nac^ 93Iabrib gefanbt SHefer befc^rieb fie 1791 ab Dahlia pinnata (mit gefieberten aSlättem). 2)a aber ber 9lame !Da^lia Don X^unberg bereits an eine anbere ^Jflanje vergeben toar, nannte man fie na^l bem aSorfd)lage Don SBillbenou) (Seorgina. 93on Spanien aus verbreitete fi^l bie präd)tig blü^enbe (Sartenpflanje nac^ allen :Sulturl(inbem ber Stlten 993e(t, kam 1787 na^l (Snglanb, 1804 burc^ SUejranber von gumbolbt, ber 6amen aus SÜesiko nac^ Berlin fanbte, nac^ 2)eutf(^lanb, mo im berliner Sotanifc^en (Sarten ga^lreic^e Srarbenoarietäten aus i^r gejttc^tet rourben. 2)o4l bannte man bie Georginen um 1800 f4lon in l^esben. 2>ie erfte gefüllte Georgine gog 1808 ber Garteninfpektor garttoig in Sarlsru^e, unb 1824 begann !Deegen in :Söftri^ feine erfolgreichen Kulturen.

SBeil bie Georgine im gerbft bis gum Gintritt bti^ erften Srtoftes, ber allerbings bas fiaub berfelben jtmi Slbfterben bringt, fo bag fie fc^toftrglic^, toie verbrüht erfc^eint, i^re sa^lreic^en prächtigen Blüten entfaltet, gu einer 3^ ol]o, ba bie meiften anberen Gartenblumen be« reits verblümt ^aben, ift fie eine fiieblingspflanse unferer Gärten ge^» tDorben, mit ber man in manchen Gegenben einen grogen :Sultus treibt, inbem man.jur 3^ ^^^ 93lflte Georginenfefte arrangiert, bei benen bie fiokale mit bm abgefd)nittenen asiüten ausgefc^mückt unb aus bm oerfc^iebenen Srctrben groge Xableaus sufammengeftellt toerben. S3on bm 9 Strien, bie f amtlich auf ber me^ikanifc^en goc^ebene t)^ nA\^ finb, ift Georgina variabilis bie Stammpflanje Don über 2000 S3arie* täten. 93is gur 3Hitte bt» 19. 3a^r^unberts mar man bemüht, mög« lic^ft Dolle, prall gefüllte SSlumen in ben Derfc^iebenften grarben su er« gielen. Sllan unterfc^ieb nac^ ber grorm ber asiüten: anemonenblütige mit grogen 6tra^lenblüten tmb kleinen, in Srorm einer :&albkugel ge>» orbneten ©c^eibenblflten ^eute merben fie nur noc^ feiten gebogen ,

84*

532 3)le Sterblumen.

bann fiugelblütige mit ga^Ireic^en, glelc^geformten, flc^ na^l hinten gu^ rflcklegenben aSlOten, fla4lblütige mit gleic^geformten, flac^ au0gebret=s teten, in ber Siegel sutficfigebogenen Blumenblättern, rö^tenblflttge mit rostigen unb o^rblfltige mit o^rförmigen asiumenbl&ttem. Sie treten in oUen Srarbennnancen üom gorteften SBeig bid sum intenfiüften (Selb unb jum bunfielften Sc^marspurpur auf. 2>ie fiiliputgeorginen ^oben fe^r Kleine, reisenb geformte aSlüten, bie S^oerggeorginen finb Don niebrigem, jmerg^aftem Wud)» unb jur Xo|>ffiultur geeignet 6eit Slnfang ber 1870 er Z^^^^ f^^^ n)ieber einfad) blü^enbe Spielarten unter bem Slamen 2)a^Uen in mannigfachen grarben unb 3^<inungen beliebt geiDorben, baneben atu^ bie ßaktusba^lien, beren Blüten Don bem ftreng ft|mmetrifd)en 93au ber älteren gefflllten 2>a^lien toefentlic^ abroeic^en unb fid) burc^ fpi^e, ftra^lige, nabelartige, gecounbene, namentlich aber gelotftte Blüten aud3eicf)nen. Sie ^aben feit einigen 3a^ren bie alten (Seorginenforten faft Dollftänbig Derbrängt SHefe Slbart ber Georginen ftellt eine tgpifc^e, burc^ SOutation plö^ic^ Don felbft entftanbene Sprungnarietät bar. 2)er alte (Seorginenjüc^ter Dan ben Berg in 3utp^aa0 (^oUanb) Derbanfit fie einem Su^äH (&t ^atte fic^ Don einem (Sefc^äftsfreunb in SUesiko eine grögere Senbung mesi« Kanifc^er Knollen, SBurjelftöcke unb S^^^bün Kommen laffen. 2>ie Senbung mar aber tmtermegs bid auf eine einjige Knolle nerborben. 9lur biefe trieb au6 mar bie :SaKtu0ba^lie mit Blüten, bie in biefer Ororm in SRe^iKo felbft ganj unbeKannt ift

3n bejug auf (Sröge unb Srorm ber Knollen, ber Belaubung unb namentlicf) ber Blüten, bie mie bei allen anberen fiompofiten ba^ burc^ gefüllt roerben, ba^ auc^ bie 6cf)eibenblüten mie bie Strahlen« bluten eine farbige, gungenförmige BlumenKrone ausbilben, meieren bie Derfc^iebenen Georginen fo fe^r untereinanber ab, bag man Kaum irgenbiDO in Gärten bie tgpifc^e Srorm auffinben Kann. SHe ja^llofen, mit bzm Untergänge ber finollen mieber Derfc^minbenben Spielarten entftanben unb entfte^en burc^ Künftlicf)e Befruchtung unb namentlich burc^ Samenjuc^t, bie all)ä^rlic^ neue Barietäten liefert, bie nie btn Dorfä^rigen ganj gleich finb. 2)ie gegen gälte fe^r empfinblicf^en :Snollen muffen Dor bem Gintritt be0 Srtofte0 au0 ber Grbe genommen unb im :Seller übermintert roerben. 3^ Srrü^ia^r, fobalb Keine Stacht« fröfte me^r ju fürchten finb, roerben fie 5 cm tief ausgepflanst !Sie Berme^rung gefc^ie^t burcf) Xeilung ber :Snollen ober burd^ StecKlinge, bie man Don bm mit überflüffigen :Seimen Derfe^enen :Snollen ablöfi, fobalb fie etma 10 cm lang gemorben finb. Sleue Spielarten erhielt

!Dte Sietblumen. 533

man au0 6amen, ben man Don ben erften SBlüten befonbers fc^öner SSarietäten fammelt !Die SBurgelknoUen entgolten reid)tt(^ 3nulin, eine bem Stärkemehl a^nllc^e Subftanj ber kompofttenmurseln, bie \i6) in feigem Sßaffer löft, beim (Srkalten urteber aiu^f (Reibet unb, mit 6d^tx)efelfäute 5ufammengebtad)t, Sucker gibt 9lu0 biefem (Srunbe bienen bie !Da^lienfinoHen in i^rer :^eimat SUesUio ob 8efd)S^e0 Slo^rungemitteL

®e^r 3a^Ireid)e St^ftanjen ^ot bie artenreid)e Orcimitte ber Elftem geliefert, beren SBUiten neben ben Georginen ben Schmuck unferer (Särten gur :&erbft5eit, ba fonft roenig anbere SBIumen me^r 5U fe^en finb, bübtn. S3on ben über 200 meift ber nörbllc^en (Erb^olfte, unb jiDar Dor3ug0tDeife Slorbamerika ange^örenben Slfterarten finb Derfc^iebene oom SHenfc^en in Pflege genommen toorben unb 1)(ibtn fic^ im Saufe ber ^At ju prächtigen 8ulturpflan5en enttoickelt 60 finben roir nic^t nur bie auf fonnigen, f elfigen gügeln Süb^ unb SQitteleuropa^ mUbioac^fenbe blaue Slfter (Aster amellus), fonbem aucf) bie in Slorbafien unb bzn ^ö^eren (Sebirgen SHitteleuropa^ f)eu mifd)e violette Alfter (Aster alpinus) feit langem in (Sorten an^ gepflanjt a5on erfterer fpric^t bereite ber römifc^e !Dic^ter ajergil in augufteifcf)er 3^# inbem er in feiner (Seorgica fagt: ,,SIuf ben SSiefen fte^t bie SBlume amellus, tx)eld^e in bic^ter SUenge n>äc^ft Sie ift golbgelb unb t)on bunkeloioletten Slumenblättc^en umgeben, f)at einen f4iarfen <Sefcf)ma(fi unb bient ju ^Sränjen. Z^^^ i^ ^^^ 8^ Kochte SDurjel bient ate Slrgnei für kranke Sienen.'' fiebere« fagt auc^ &>lumella unb fügt ^in}u, bag bie Slumen be0 amellus btn SBienen angenehm feien. 3)ie ®riecl)en fo 3)ioeliuribe0 nannten fie astör, unb in iUnle^nung baran fprid)t aucf) piniu^ in feiner 9laturgefd)icf)te oon i^r ato aster. Sluger biefen beiben finb aud^ bie am SHeereeftranb unb auf Solgboben gebei^enbe lilafarbene Stranb« after (Aster tripolium) mit gelber SUitenfd^eibe unb mehrere anbere auebauembe Slrten namentlich Slorbamerikad al0 gerbftaftem in Garten beliebt unb teila)eife auc^ oertDilbert 3Hit pröc^tigen, üerf (Rieben:« farbigen Stra^lenblüten oerfe^en finb bie in d^^ina unb 3ctpan ^ei^ mifc^en Gartenaftern (oon Callistephus chinensis), bie fic^ oon unferen Slftem burcf) ftarfi laubblotterige äugere güllblötter unter:» fc^eiben unb in ettoa 60 gefüllten Orormen in 6700 Srarbenoarietoten ato bie toic^tigften aller einjährigen Gartenpflanzen kultiüiert toerben. 2)ie erften S^ertreter biefer ^auptfäc^licf) oom uralten :Sulturool&e ber (!)^inefen ^oc^gesüc^teten Srormen, bie oon jcntn mit S3orliebe auf ben

534 SHe SitthiumtxL

^Sunftgegenftönben aus ^orjettan unb 6eibe bargeftellt toerben, fuimen 3U (Snbt be0 18. 3^t^unbett0 bur^l i>tn 3^futten b'^ncatDiUe aaa (Sifina nac^ Srtanktei^, ton üon ^ier au» burcj^ (Suropa Derbrettet ju toerben. 6ie finb bei un» bie tx)eitau0 Derbrettetften Stftem.

6e^r no^e 93enDcmbte ber Slftem, bie trielfo^ gu i^nen gerechnet u>erben, finb bie SEBuc^erblumen, bie in ben (Solbaftem ober dfyct^ fant^emen ^Öc^ft toertoolle unb neuerbing^ ou^l bei un^ fic^ 5une^^ menber Seliebt^ett erfreuenbe S^etbbmtzn ^eroorgebrad)t f^obm. 3^r befc^eibenfter aSertreter ift bie audbmiembe groge (Sänfeblume ober SHarienblume (Chrysanthemum leucanthemum) mtt meigen 6tta^Ien« unb gelben Sc^eibenblüten, bie in (Suropa auf SBiefen unb SUiinen gemein ift unb fc^on frtt^ in bie (Sorten Derpflan5t tourbe. SUit ben (Suropöem manberte fie in anbere (Erbteile unb bürgerte fic^ in 9lorb^ amertka, toie au^l in Sleufeelanb ein. 3^^^ 5arten 6proffe merben in 3talien cd» Salat gegeffen; i^re Glitten bagegen toerben mie biefenigen ber i^r na^e Dertoanbten ^ertramtDur5 ober Snutterkrautkamille (Chrysanthemum parthenium) arjneilic^ Dermenbet Seibe toerben in Dielen SSarietäten ate 3i^fl^n}^ kultiviert, le^tere befonbere auc^ in Srormen mit golbgelben SBlättem 5ur Sepflan}ung Don Xeppid)beeten. Sbtbere Slrten biefer gamilie liefern baö ^^f^Wenpuloer, fo befonber^ bie beiben mtt rofa^ ober fleifdifarbenen @tra^lenblüten üerf ebenen Chrysanthemum roseum unb marschalli im ^Saukafud, in Slrmenien unb Slorbperfien. 2)06 ebenfalte in $erfien ^eimifc^e Chrysanthemum cinerariaefolium mit fe^r kleinen, gelben Sc^eibenblüten unb meiggelb:* liefen Stra^lenblflten roirb, roie and) ha» bolmatinifc^e CSirysanthe- mum roseum in }a^lreid)en Spielarten bei un0 kultiniert; ebenfo ba» norbafrikanifc^e Chrysanthemum carinatum mit fc^marjroten bi» brauuDioletten @cf|eiben^ unb roeigen 6tra^lenblüten. Sie oariiert in ben mannigfaltigften ^^rctrben unb fteUt eine ber au^gejeic^netften ^lou bluten bar. (Ebenfo ift ba0 fübeuropaifc^e Chrysanthemum coronarium mtt gelber Slütenfc^eibe unb gelbem Strahl bei uns eine beliebte (Sartengierpflanje. Slu^l bie Strauc^^^SUarguerite ber :Sanaren (Chrysanthemum fnitescens) toirb in ^o^en unb gtoerg^aften ^rormen, roeig« unb gelbblu^enb bei uns im AaÜifOüB kulttuiert unb im SSinter in groger SDenge aus bem Süben eingeführt.

9li(^t nur als 3^^^\^^i^f fonbem auc^ als :Süd)engemflr3 unb Slrjneimlttel gegen SBürmer roirb bie in ©übeuropa ^eimifd)e 2frauen« minge (Chrysanthemum balsamita) mtt balfamifd) riec^enben Sl&ttem unb gelben SSlüten in unferen (Sorten angepflanjt @4lon uon :Sarl

!S)lc S^tthlumtn. 535

bem (Srogen tmirbe fte ote Costus hortensis, b. ^. <Sartenkoftu0, gum Slnbau empfohlen unb i^res tDürstgen <SerudE)e0 toegen im 3RitteIaIter an Stelle be? ^^opfens ote Sienöürje t)era)enbet 3^t btent fie üieU fac^ aud) jur :^erfteUung Don Xotenkränjen unb cmberem (Sraber« f(^mu(& SBlumiftifd) fe^t mel XDertooUer ift bas ouebouembe !ozxb\U c^rgfant^emum, bie inbifd)e ®o(baftet (Chrysanthemum indicum), bie no(^ me^t cd» bei ben 6übQftaten bei ben Oftafioten, jumol ben Zopanttn, jur nationalen Sieblingsblume toutbe. 6d)on lange t)ot bem beginn ber 4iriftli(^en ^^^ttt(iin^mQ XDurbe fie im Sanbe ber auf^ ge^enben Sonne in ben ja^lreic^ften SrcttbeuDatietfiten mit ureigen, gelben, orangefarbenen, braunen, roten, fc^tDar^purpumen unb jtoei« farbigen Slflten Kultioiert 2)abei unterfc^eibet man einfache Sorten, rö^renblfltige, gungengefüllte, anemonenblfltige unb ^Jomponc^r^fam t^emen. Soroo^l in i^rer Stammform, bem einfad^en ^gerbftc^r^fan« t^emum (japanifc^ nogiku), ato feinen ^0(^ge3fld)teten SulturoarietSten (}apanif4l kiku) fpielt es mic ^eute, fo bereits in ben erften 3^^^^^^^^ berten unferer 3rft^^d)nung in ber ^JJoefie unb Sllalerei ber ^^paner eine fe^r groge Slolle. ^aä) ber Slusfage ber 3öpaner erreichte biefe Stumengflc^tung im 16. 3^^^^unbert i^ren :^d^epun6t (Ein aus Jener 3eit ftammenbes ®emSlbe aus bem Sefi^e ber Sramilie Xakatftxkafa, auf meli^em ein C^rgfant^emumgarten in :Sioto bargeftellt ift, er« regte auf ber legten 5parifer SBeltausftellung Dom S^^re 1900 allge* meine SBetounberung. STod) ^eute toerben im ganzen S^f^^rtc^ Wefe Slumen in taufenben von Spielarten in ben mannigfaltlgften feünft* liefen formen unb 3ufammenftellungen, bie menfc^lic^e unb lier« geftalten bis gu 10 m ^ö^e, ja ^iftorifd)e unb bramatifd^e ^Begebenheiten, 2)arftellungen aus 8Harc^en ufu). roiebergeben, gejüdjtet, unb am 9. September feiert bas ganje 33olfe bas 2feft ber fiifeu, bie jum Sinn- bilbe langen fiebens mürbe.

3)ie meiften SJarfetöten biefer Sierpflanje in feinem ©arten ju be« filmen, kann fi(^ aufeer bem Japanifd)en fiaifer angeblich nod) ber fel)r reiche ®raf Dliuma in Xokio rühmen. Sonft fe^en es bie ßieb^aber ber Äifeu, beren 3a^l ßegion ift, barauf ab, eine i^nen befonbers ju* fagenbe gorm in möglic^ft eigenartiger Slusbilbung ju erlangen. Slls aSeifpiel für bie Sllü^e, bie auf bie 3u(^t neuer Äaffen oermenbet mirb, foU |>ier ermähnt merben, ba^ ber 3üd)ter §agaf|)i jebes 3a^r 30000 C^rgfant^emen ber Sorte ennichi-giku, bei ber es barauf ankommt, möglic^ft bijarr geftaltete SBlüten ju erjielen, liultitrtert, unter bmm ]id) ^öd)ftens 5 (gjemplare finben, bie feinen Slnforberungen entfprec^en

536 ^te Bterblumen.

unb 5ut 9la(^3ud)t vttwmbtt toerben. 3u möglic^fter (Sröge ^emn- gegttc^tet ift bod Sliefenc^r^font^emum 3ufuiri, bo^ über taufenb Blumen tragen kann; ba» (Segenftflck baju bilbet bie 3^^8Pf^t^5^ bonsai- zukuri. Hironishi ift eine ungefüllte SUiffe, beren SBIumen nur 16 aSiumenblotter enthalten bürfen. ift bies bie ßaiferbhime, von ber bod (S^^rgfant^emumtDoppen ber fiaiferlic^en gramilie tib^ geleitet ift 2)ie ipon-zukuri ift eine Slaffe mit nur einer Slc^fe vmb nur einer Slüte.

@(^on im Zoiixt 1688 kultivierte man in :&oUanb 6 cai» Dft^ afien eingeführte Spielarten von (S^^r^fant^emen, ober erft ^unbert 3a^re fpäter fanb bie ^flonje grSgere ^Verbreitung in (Suropa unb Wieb feit 1826, xdo bies in Xoulon juerft gefc^a^, au^i bei uns aus Samen gejüc^tet 3^ neuerer 3^ txmrbe fie namentlid) in (Snglanb, bann au($ in 2)eutfd)lanb gu groger aSoUkommen^eit gebracht; boc^ tx)erben no^l immer Diele 95arietäten au0 3^^^ ^^^ S^ina eingeführt. DbvDoifi mix hierin no($ lange nid)t mit bm 3<4'ctnem aufnehmen können, fo befi^en mir bereite eine 3Henge Don Spielarten berfelben mit roeigen, gelben, orangefarbenen, braunen, roten, fc^märilic^ purpurn farbigen, auc^ smeifarbigen SBlüten mit ben oerfc^iebenften grormen ber SBlumenkrone unb i^rer einjelnen 93lätter. SUle biefe rounberboren Slbänberungen erzielen bie 3ücf)ter teite burc^ künftlic^e Sludlefe, teils bur^l ^gbribation ober Kreugung unb burd) iuföllig auftretenbe 9Qu« tationen. 2)ie munberbaren, riefigen Slumen, bie neuerbings auf Slus^^ ftellungen unb in @d)aufenftem ber Slumenläben unfer Staunen er« regen, gehören nic^t, mie man glauben könnte, einer befonberen Slrt an, fonbem es finb anormale Slütenftänbe, „Itberblumen'', bie bur^l eine eigene Kulturmet^obe erzeugt merben. 3Han bringt bie C^r^fam t^emen su biefem 3^^<^^ tn ein ^alt^aus, roo fie gan^ bic^t am Srenfter aufgeftellt merben. S(n jeber ^flange lögt man nur roenige Slfttter unb f4ineibet bie Slütenknofpen gleich nad) i^rem (Srfc^einen bii? auf eine einzige ab. Unter ber (Einmirkung ber fe^r ftarken 2)üngung nimmt bann biefe, me^r als fonft üblich ernährte Slume einen riefigen Umfang an, ber mitunter fogar bemjenigen eines 99Ienf(^en« kopfes gleichkommt 2)abei Rängen bie ftark oerlöngerten asiumen:» blätter, bie su lang finb, um fi($ felbft aufrecht galten ju können, in grajiöfen fiinien herunter unb verleiben biefen SBlüten einen abfonber« liefen Slusbruck, ber fe^r bem mobemen ®efd)ma(ke entfpric^t 2)a0 Straugenfeberc^r^fant^emum mit bemimperten blättern ift roie bie :^aktusbai^lie eine vor einigen ^a^ren in einem einzigen (^emplare

Sic Stcrblumcn. 537

beim SBIumensttc^ter SUp^onfe fgatbi) aufgetretene Qpmnsoadttät , bie ]x6) infolge i^es abfonberlic^en Slusfe^end rofc^ einbürgerte.

S3on toeiteren bemerftenstDerten :Sompofiten, bie al0 (Sartensier« pflanzen fmltiDiert toerben, ift bie Srlocfeenblume (Centaurea) gu nennen, beren 470 Slrten meift im SHittelmeergebiet ^eimifc^ finb. Unfere blaue fiornblume ober Sgane oom grie4)ifc^en k^anos blau fo genannt (Centaurea cyanus) ift ein ©ommergeroäc^» au0 6i2Uien, ba» mit htm Slatfc^mo^n (Papaver rhoeas) ate Slcfeerunkraut n)a^rf(^einli($ fc^on jur ^Jfa^lbaujeit mit bem (Setreibe nad) SRittel^» europa verbreitet rourbe. 2)iefe einfüge Sieblingsblume Saifer SBil^eIm$ L, bie als folc^e bei beffen Sebseiten fi^l befonberer ®unft in gans ^tut\^^ lanb erfreute, mitb ^eute in äirten mit mannigfach gefärbten Slüten al0 Sierpflanje in (Sorten Kultioieri Slu^l bie auf ^alkbergen unb (Se^ birgea)iefen mac^fenbe SBergfIo(6enb(ume (Centaurea montana) mit größeren himmelblauen, in ber SHitte purpundtlid)en Slüten unb bie 2 m unb barüber ^oc^ toerbenbe Centaurea atropurpurea n^erben cd» Bierpflanjen gesogen. Slus bem Drient unb bem öftlic^en SUittelmeer« gebiet fiam bie SBifamflo&enblume (Centaurea moschata) mit grogen, toeigen ober oiolett gefärbten, f(^ma($ nac^ Sifam (3Hof4|U0) riec^enben Slfiten 3U un0, ebenfo bie Centaurea orientalis, moi^renb bie Cen- taurea ragusina mit fein jerfc^tt^tem, roeigfUjigem fiaub unb gelben Slflten au0 !DaImatien ftammt !Die niebrige, ebenfalte n^eigfilsige Centaurea candidissima mixb gerne gu Xeppic^beeten nern)enbet, m&l)^ renb bie Centaurea macrocephala mit 90 cm ^o^em Stengel unb golbgelben Slüten non 9 cm 2)urd)meffer me^r als (Einjelpflanse auf Slafen kultiniert mirb.

3(U0 b^m füblic^en Slorbamerika kam bie fd)öne 3tnnie (Zinnia elegans) ato px&ö^ÜQC einjährige (Sartengierpflanje 5U uns. 3^^^ Slamen erhielt fie mä) 3o^. ©ottfrieb 3inn (1727—1759), ber au SdpDobaä) bei 9lümberg geboren mürbe unb ate ^rofeffor ber SHebijin in (Söttingen ftarb. (Er gab eine SSefc^reibung ber um jene Uninerft:» töteftabt mac^fenben ^flanjen ^erau0. !Die 12 SIrten Zinnia mac^fen in Snejilio, SHrijona unb lejuö. 3)ie Zinnia elegans mirb 60—80 cm f)0^, f)at gegenftänbige SSlötter, groge SSlütenköpfe mit füeinen, gelben @d)eibenblfiten unb grogen, gelben Stra^Ienblüten. Sie mirb in nielen aSarietäten mit golbgelben, purpurn unb fd)arlQ($roten, rofa, reinmeigen, geftreiften, einfallen, gefüUten unb feraufen SBlüten bi« ju Äiefenformen kultinieri (Sbenfo Z. haageana unb ein SBaftarb jmifc^en beiben, Z. darwini, non bem roieber mehrere Spielarten gejüc^tet mürben.

538 ^te 3teib(umen.

(Sbenfolte au0 Slorbamerifea ftammt bos jtDeifarbige Schott::' gefielt (CalUopsis bicolor), ba» tn unferen (Barten loegen feiner QoVb^ gelben bi0 braunen Stra^lenblüten ote f4lönblfl^enbe ^Izq^anit cäU gemein beliebt ift. 2)esglei(^en Der^ält es fic^ mit ber norbomerifut:« nifc^en gefertigten Slubbecfeie (Rudbeckia laciniosa) mit brüunlic^er Scheibe ux\b abfte^enben, gelben Stra^Ienblüten. 6ie rourbe von Sar( Don fiimtä naäi beffen Se^rer unb gh^eunb :^ans Slubbecfi, ^rofeffor ber Botanik in Upfola in @d)tDeben, n>o er 1660 geboren mürbe imb 1740 ftarb, genannt Stuc^ Silphium perfoliatum mit gelben Slfiten ift eine aus Slorbamerika ftammenbe (Sortenjierpflanie, bie teilmeife Dermilbert ift, mie bie von ebenbort^er ftammenbe SHeerambrofie (Ambrosia maritima). Sediere erhielt von Sinnä biefen Slamen megen i^res angenehmen Geruchs, ber an bie SImbrofia, bie Sla^rung ber imfterblic^en (Sötter, erinnern foUte, erftere bagegen t)on bem berühmten :^eilmittel unb (Semflfe silphion, bas bie Griechen aus Sirene in Slorb« afrika bejogen unb bas eine mit bem Stinkasant üenoanbte 2>olben< pflanze unb Keine ^Sompofite mie biefe mar.

93on ben etma 100 im' mormeren SImerifia, befonbers ^a^lreic^ in 9Qittelamerilia, mac^fenben Stet) ia arten merben ebenfalls mehrere, fo bie purpurrote Stevia purpurea, bie meige S. serrata unb bie flelfc^« farbige S. ivaefolia bei uns in ®örten kultltriert unb liefern ein bt^ llebtes SHaterlal für bie asiumenblnberet S3on ben faft atisf($llegll(|) norbamerlkanif4ien (Solbruten (Solidago) mlrb befonbers bie fiana^ bifd)e (Bolbrute (Solidago canadensis), bie in i^rer igetmot gegen ben SBlg ber ißlapperfc^langen gebraucht mlrb unb bes^alb ^Slapperfc^langen« kraut Reifet, nebft einigen anberen Slrten als 3i«Vt^önje kulttolert, flnbet \iä) aber auc^ me^rfac^ bei uns Dermilbert.

91us bem märmeren Slmerlka, mo fle In 20 Slrten Dertreten f^nb, ftammen an^ bie Xoten^ ober 6amtblumen (Tagetes) mit ^lerlU^en 9öpf4ien üon gelben unb orangefarbenen Glitten. Sefonbers Tagetes patula unb T. erecta, bie belbe elnanber fe^r ä^nllc^ flnb unb ftark aromatlfd) riechen, merben In mehreren S3arletaten als ©artenpflanjen kultiviert aUan kennt fle In (Suropa feit bem 16. Sa^r^unbert. ©e^r fc^öne ©artenpflanjen flnb auc^ T. signata unb T. lucida.

©elbft bas überall auf unfern SBlefen mac^fenbe gemeine <Sönfe« blümc^en ober laufenbfi^önc^en (Bellis perennis) mit gelben Scheiben* unb melßen ober roten 3ungenblüten, bas früher namentlich Dom ßanboolke als Heilmittel gegen Slusae^rung gebraucht mürbe, ijl üom 30enf(f)en In ^ulturpflege genommen morben unb mirb befonbers

3)le 3lcrblumctt. 539

in ber rotblfl^enben einfachen ober gefüllten Spielatt mit teUa)eife fe^r gtogen SBIflten 5Ut (Einfaffung von Gartenbeeten unb ote Xopfpflange in SInmenfeftem gebogen. Seinen beut[(^en Flamen erhielt e^ baoon, bag e0 befonbers ^äuftg auf Sr^Ibern mäc^ft auf benen (Sänfe jut SSeibe getrieben iDerben, unb toeil e0 gerne von btefen gefreffen XDirb. Xaufenbfc^önd)en ^eigt es nac^ bem lateinifc^en bellis, bas non bellus fc^ön ^errO^rt unb tta>a mit 64ldnd)en überfe^t vozxbm barf. S^on ber ältere ^liniud (23—29 n. dt^x.) ermahnt e^ in feiner Slaturge:» fc^tc^te unb fc^reibt t)on i^m: ^2)ad Gönfeblttmc^en (bellis) tD&d)ft auf SBiefen; bie aSIflte ift meig unb fpielt ine StötUc^e.''

(Eine ber älteften unb XDic^tigften Slrsneipflangen, bie ^eute noc^ Keinem Sauemgarten fe^It, ift bie ec^te Mamille (Matricaria Chamo- milla) mit gelber SBIätenfc^eibe unb meigem @tra^L 6ie ^at i^ren griec^ifc^en Slamen chamaimölon (oon chamai niebrig unb mölon Slpfd), n)orau0 bann bae Iateinif4ie chamomilla entftanb, na^l bem älteren ^liniue t)om apfelartigen Genu^ i^rer Slüten. fie^tere merben getrocknet in ben ^ot^efien, mie au(^ in faft allen :^au0^altungen gehalten, um in :SranK^eit0f allen 93eriDenbung 5U finben. Sie be« fi^en einen angenehmen, etmae kämpf ero^nlic^en ®erud), bm fie bem himmelblau gefärbten, ät^erifc^en :Samtllenöl oerbanlien, bem ftrampfroibrige, beru^igenbe (Sigenfc^aften innemo^nen. Slugerbem ent« polten fie Salijglfäure, moburc^ fie antifeptifc^ mirken. Sluefc^lieglic^ 3ierblume ift bagegen bie Matricaria -coccinea mit fc^arlad^roten asiüten.

(gnblic^ merben nod) von :Sompofiten rerfc^iebene :Sugelbifteln, fo Echinops sphaerocephalus mit meigen unb E. ritro mit blauen, metalltfd) glänjenben Slütenköpfen aus @übeuropa unb 93orberafien, nrie aud) allerlei ®aillarbien Kultimert 93on ben 12 Slrten ber lederen finb 11 in Slorbamerika unb 1 in 6übameriKa ^eimifc^. a3on Gaülardia pulchella mirb bie var. pieta in mehreren Srormen als Slerpflanje kultioiert 6ie ift 1—2 jährig, 40—50 cm ^od), mit in i^rer grögeren igälfte purpunoten, an ber @pi^e golbgelben, brei:» sahnigen @tra^lenbläten imb fc^margpurpumen 6d)eibenbUiten. Gaü- lardia aristata in Slorbamerifia ift ausbauemb unb eignet fi^l für Slabatten.

S3on ben ja^lreic^en SSolfemil($gemä4fen mirb bie im SHittelmeer:: gebiet ^eimifc^e, 60—90 cm ^o^e kreu^blättrige SBolfsmilc^ (Euphorbia lathyris) mit fe^r groger Slfitenbolbe niel in (gärten fuilti^ Diert @c^on ^arl ber (&roge befahl fie in btn hätten ber kaiferlic^en

540 ^t^ S^tthiwxitn.

!Domänen anzupflanzen. !Dann tx)urbe [ie befonber« von ben WBi6nd)en in bm ^oftergätten ato tDic^tige^^ Heilmittel gejogen. 3^^ Qaxnen mxixhm nämlic^ im SOitteloIter allgemein unb toerben im [Abliefen grtaittu reic^ Dom 93olke feilte no^l unter bem Flamen ^urgierkömer cd» SIb« fü^rmittel gebraucht neben ber SBurgel bei Si^pit\\tnwol]9^mil^ (Euphorbia cyparissias), bie ben 9lamen Sauemr^abatber ftt^ti fie^ tere wiib in Sübfranktei^l unb Sluglanb noc^ ^eute ^äufig ange^ menbet Site eigentliche ^iexpflanim finb bagegen in imfere (Barten eingeführt moxbta: Euphorbia fulgens, ein in SOesiko ^eimifc^ier Stxauä) mit leuc^tenbroten SBlüten, E. pulcherrima au0 991^0 unb SHittelamerika mit fpäter etroas oer^ol^ten Stengeln unb unfc^einbaren Slttten, bie von einer bi£^ 25 cm im 2)ur4meffer ^altenben ^ofette [(^arlad)roter aSrakteen (2)e(kblatter) umf4lloffen finb, foioie K spien- dens au0 SUabaga^kar mit leberigen, glatten SSlöttem unb ](^o:üad}^ roten JBlüten.

Slu0 Oftinbien kam bie (Sartenbalfamine (Impatiens balsamina) ju une, bie in ben t)erfd)iebenfarbigften Spielarten ato 3^^6^ Slofen^ unb (Samellienbalfamine kultiirtert roirb. Slus 3^ntralafrika bagegen XDurben bie Impatiens holsü unb bie nod) reicher blü^enbe Impatiens sultani eingeführt, bie häufig ntbm bem ebenbort^er belogenen 2Ifam:s baraoeilc^en in ben asiumenläben angutreffen finb. 3lu0 Sübofrika kam ba0 meift ate Salla bezeichnete älron0gem&cf)s» mit bis 1 m langen, herzförmigen 931ättern unb groger, meiger, tütenförmiger SBIütenfc^eibe zu uns, bie ate Bichardia ober, nac^ bem 1797 zu 2>olce bei S5erona geborenen fpäteren ^^gfikprofeffor 2francesco S(mtebt\d)x, ber Derfc^iebene botanifd^e Slrbeiten Derfagte, ctto Zantedeschia aethio- pica bezeichnet roirb. 2)ie Benennung :Salla ftammt von ^liniue, ber Zmei ganz nerfc^iebene pflanzen, bie man ate gefleckten Slronftab unb (]rörberocf)fenzunge beutet, calla ober calsa nannte. Sßegen i^rer fc^önen aSlötter unb aSlüten ift bie :SaUa bei um ^fiufig auf 93bimentif(^en ate Xopfzierpflanze anzutreffen, mie au($ ber aus SHittelamerika ftam« menbe, oiel kleinere Slütenfc^meif (Anthurium) mit bunkelgrünen ^lottern unb fc^arlacf)roter Solbenfcf)eibe, ber Dr. 64ierzer iu (Sfyttn, melc^er fie im goc^lanb oon Guatemala gefammelt ^atte, ben SBei« namen scherzerianum erhielt Sluger biefer mittelamerikanifc^en SIrt, meiere auger in Guatemala auc^ in &)ftarica gefunben roirb, merben Don ben etma 200 Slrten biefes SIrondgeu)&(^fe$ aus bem tropifc^en Slmerika nerfcf^iebene anbere in unfern (Semöd^s^äufem kultiviert, fo Anthurium leuconeuron, magnificum, andreanum unb pedato-radia-

S)te Sterblumen. 541

tum. Shitc^ Softorbtetung tourben mehrere neue Sitten ermatten, bie prächtige, teiltoeife bei guter Pflege auc^ im S^mxMx gebei^enbe a3Iatt> pflanjen bilben.

(Sine beliebte Stntmerpflanse ift aud) bie jur (]ramilie ber ^s^tdt^ piobajeen ge^örenbe fUettembe SSac^^blume ober Sl^Klepia (Hoya camosa) aus Oftinbien unb S^^ina mit glänsenben, fleifc^igen Slftttem unb grogen 2)oIben blagrötli4ierr oben famtartig fUjiger, fe^r wof)U riec^enber SSlüten, bie förmlid^ t)om auegefc^iebenen Slektor tropfen. Site ^artefte aller @d)lingpflan3en mlxb aber in (Särten 5U rerfc^ie« benen SBekleibungen ber au0 Slorbamerika ftommenbe Klimmenbe (Erbrauc^, Fumaria ober (na^ bem norbamerikanifc^en Slamen) Adlumia clrrosa gebogen, mä^renb bie ebenfalte aue ber Sleuen SBelt 5u uns gekommene Ck)baea scandens mit anf&nglid) grünen, bann Dtoletten, glockenförmigen SBlumen ate reic^bltt^enbes einjähriges ®(41inggetDäd)s fe^r häufig angetroffen mirb. Sie bilbet in i^rer geimat SHesitto prächtige (Sirlanben von einem Strauch ober Saum 3um anbem. (Ebenfalte aus SHesifio erhielten mir bie rot^:: ober Diolett^ bltt^enbe Maurandia semperflorens, bie gleic^enoeife 5ur SeKleibung Don fiauben unb SBönben gejogen mirb. 2)emfelben ^votAt bient bie btefer fe^r ä^nlic^e rotblü^enbe Kletterpflanze aus Sne^ifio Lophos- permum scandens. (Eine ber fc^önften Slmpelpflanjen bagegen ift bie aus Oftafien ftammenbe einjährige Torenia asiatica mit lang ^erab:» Pngenben Stengeln.

6(^on 1753 rourbe von Karl t)on Sinnö ber aus 9lorbd)ina su uns gekommene 2)oppelfporn (Dicentra spectabills) ate Fumaria spectabilis befd^rieben, aber erft ttwa 1848 in unfere Gärten Der« pflanst. SHefe 0,5— 0,6 m ^o^e (bartensierpflan^e mit rofenroten, ^erj« förmigen, ^ängenben Slüten in fd)lanken Xrauben erfreute fic^ balb groger Beliebtheit unb mürbe mit oerfc^iebenen, non i^rer Srorm ^er« genommenen Slamen, mie S^^öf^^^^Jr flammenbes ober ^ängenbes $er5, bezeichnet ZW smeite botanifd^e Benennung Diclytra ift burc^ einen Sruckfe^er aus Dielytra, mas „mit boppelter gülle'' megen ber 2rorm ber SBlüte bebeutet, entftanben. Sie gebeizt auc^ in ©Ibirien. 2>ie 14 übrigen Slrten ber Gattung mac^fen in SOitteU, Slorb:« unb Oft« afien, mie auc^ in Slorbamerika. Slus le^terem fianbe kamen bie bunkelrofarote Dexinia purpurea unb D. formosa gu uns. Beibe galten im grteien aus, mä^renb bie gelbblü^enbe Dexinia chrysantha aus Kalifornien froftfrei übenointert merben mug.

(Sin nnmber^flbfc^es, auger sur SJerbedumg Don SDauem auc^

642 3He 3terblumen.

ote oUerliebfte Slmpelpflanje geiogenes ^flänsc^en ift bo^ ^r^mbeU Kraut (Linaria cymbalaria) toegen ber ^gntibelförmigen Srorm ber SBI&tter fo genannt ®6 ift au0 6flbeuropa bei uns eingetoonbert, tote QUO) ba» bort auf Sr^fen unb altem (Sem&uer toac^fenbe groge fiötoenmaul (Antirrlilnum majus) mit biegten Xrauben geller ober buntüer purpurroter, feltener meiger fluten mit metft gelbem (Bäumen. <E0 n>irb in 3a^lreid)en Spielarten in bm oerfc^tebenften Srorbenfc^attie^ rungen, auä) ato 3^ergform in unfern (Härten gebogen unb gelangte mit ben europäifc^en Slu^manberem nac^ Slorbomerika, mo e0 Iftutc an Dielen Orten Dermilbert angetroffen mirb. Sluc^ Derfc^iebene Sitten Don Sringer^ut (Digitalis) ^aben i^ren 993eg in unfere (S&rten ge^ funben, fo ber purpurrötltc^e, blaggelbe unb meige.

Slu0 Sbnerika kamen bie ber le^teren Dermanbten (Saufiler^ blumen (Mimulus SHminitioum bes grie(^if4ien mimos (Sauklet, ®eb&rbekünftler, megen ber Srorm ber SBiumenkrone fo genannt) ju und unb finb fe^r gefc^ä^te S^txp^nitru 2)ie mi4|tigften finb: Mi- mulus cardinalis au0 Kalifornien mit bunkelrot gefle&ten ober ge^ ftreiften, über ber Unterlippe gelbgebarteten 93lumen, Mimulus luteus, Dom fttbmeftltc^en Slorbamerika bi5 nac^ (!)^ile Dorkommenb, mit 3 cm langen, reingelben, bismeilen im Sc^lunb unb auf bm Sicppptn bts @aum0 purpurrot punktierten ober gefleckten SBläten, M. moschatus au0 Oregon, $eru unb S^^ile mit gelben, auf b^m (Saumtn gebarteten, fein braun punktierten, nac^ SHofc^us riec^enben Blumen. Uuger biefen merben no^l anbere Slrten in Dielen SJarietöten unb SIenblingen als (Sarten^ unb Sl^^^fl^njen kultioiert Unter btm 9lamen Mi- mulus duplex finben fi(^ in (Sorten 93ariet&ten oerfc^tebener Slrten mit blumenkronenartigem Selc^, 3. SB. M. cupreus calycanthemus, b. f). bie kupferne, kelc^blumige (Gauklerblume.

9lu(^ bie Salbeiarten ^aben oerfc^iebene 3terpflan5en geliefert Sd)on feit btm Slltertum mürbe bie cd» 9lr3neipflan5e unb Sfii^em gemflrj in Sübeuropa auf fonnigen Sergen milbmad)fenbe (Sarten^ falb ei (Salvia officinalis) in (Särten angepflanjt <£b ift bie0 ein b\B 1 m ^o^er ^^ctlbftraud) mit angenehm ried)enben, graumeiglii^en 931at^ tem unb blauen, auc^ roten unb meigen Glitten. 3lu0 in 2>almatien gezogenen ^flanjen geminnt man ein gelbliches, ot^erifc^es £)l, bas uerfc^ieben uenoenbet mirb. 2)ie Slömer, bie fie salvia, b. f). :^eilkraut nannten unb arjneilic^ nrte auc^ bie (Sriec^ien Dermenbeten, brockten fie Ober bie SUpen.

3n bm aSerorbmmgen :Sarte bes (Srogen über bie in feinen

3>lc ZitxhUmtn, 543

(hätten 5u kuttimerenben ^flon^en ftnbet fic^ cnu^ bie 6albet, bie bos gan^e SUtttelotter ^inburc^ unb teiltoeife ^eute nod^ ob ^Sttc^engetDüt}, 3U (Surgetoaffer unb gegen 9la4|tf(^tDeige eine tnic^tige SloUe fptette. @tatk betäubenb riecht bie i^r no^e oenoanble SHudkateUerfalbei (Salvia sclarea), ein in @übeuropa unb im Orient ^etmifc^es jiDei^ jähriges ®ea)äd)0 mit bIauIi4|tDeigen Släten ju^ifc^en toeigen 2)e(6^ blättern, ba» bei uns häufig in (Särten gebogen toirb unb in fBk\U beutfd)lQnb ^ier unb ba nenoUbert ift SHan fe^t Sraut unb SBIötter bem SBein gu, um i^m 3Hu0kateUergef(f)ma(k su geben. SUit 3u(&er unb $efe ber (Särung unterioorfen, geioinnt man an» i^m in (Snglanb ben clmy wine. Stark getoürg^oft riecht aud) bie im öftlic^en SRittel« meergebiet ^eimifc^e Salvia pomifera, ein Sttaad^ mit groufilgigen asiöttem unb auf ber Unterlippe roeiggefleckten Slfiten. 3nfolge be0 Stiches einer (Salln^efpe entfte^en an ii^en Jungen Xrieben graue, runbe, fleifc^ige Slusurilc^fe von 5 cm 2)ur(^meffer, bie fe^r angenehm gemttrg^aft fc^me&en. Slu^l geben bie Stengel mit SBlättem unb asiflten einen in ®ried)enlanb beliebten Xee. SSiele anbere Slrten, mie Salvia coccinea auj( Srloriba mit fc^arbu^roten Slflten in fec^dblumi^ gen Quirlen, S. cyanifiora mit bunkelkomblumenblauen, quirlftanbigen asiüten in faft fuglangen Sl^ren, S. fulgens mit f4iarla4iroten, 6 cm langen SBlflten, beibe an» bem Sübtn ber Union, S. patens aus WLtjAko, S. splendens au0 Srafilien mit leuc^tenb ponceauroten Blüten unb SBrakteen in langen $t^ren, S. argentea t)om ^5amag mit grogen, langtDollig meigbe^aarten, auf bem SBoben liegenben blättern u. a. toerben bei uns ato S^zq^anim Kultiviert.

§übf(^e Ste^ftonjen lieferte bie in 90 Slrten im ttopi\6)m unb fubtropifd)en Slfrika ^eimifc^e fiabiatenfamilie Coleus. SSon i^r toerben eine groge S^l buntblotteriger Spielarten Kultiviert, bie ft^l befonbers von C. scutellarioides in Oftinbien unb beffen Srormen pectinatus, verschaffelti, blumei, atropurpurea u. a. ableiten. SHanc^e Sorten berfelben laffen fic^ nur in (&emä4is^&ufem unb 3ttnmem ^ie^en, anbere bagegen Können im Sommer ausgepflanjt toerben.

SBeiter finb Don ben fiippenblfltigen bie aus (^üt ftammenbe buc^tige Xrompetenjunge (Salpiglossis sinuata) ju nmmxL SHefe bis 1,3 m ^o^e S^etp^axtit mit f4lönen SSlüten toirb in ja^lreic^en Spielarten in Xöpfen gebogen unb in Gruppen ins freie Sanb ver« p^anjt 9lorbameriKanif(f)en Urfprungs finb bie ausbauembe Penta- stemon grandiflonis mit t)erfd)ieben gefärbten, fc^önen SUUen in traubigen Slifpen unb bie glatte Sc^ilbblume mit roten ober toeigen«

544 2He Slerblumen.

in biegten Sitten fte^enben Blumen. 2)ie SBurjel ber leiteten toirkt abfü^renb unb rxAxb in i^rer :&eimat, txiie bte fe^t bittem Blatter, ate :&ettnttttel gebraucht

3n älfien unb (Suropa ^etntifc^ ft^b bie ^äuflg ob S^^^njen in (Satten gejogenen SBoUkr&uter, untet benen bie grogblumige ober genteine unb bie kleinblumige ober ec^te Sönigs^kerse (Ver- bascum thapsiforme unb V. thapsus) bie gebräuc^Iic^ften finb. Unter thapsos ober tMpsia oerftonben bie olten (Srie^^en eine 3um <&elb^ färben benu^te 2)olbenpfIan3e (Thapsia garganica), u^ä^renb bie Sönige:^ kerje bei i^nen phlömos ^ieg. 2)er ältere ^liniud fagt in fetner 9lQturgef(^i(^te: „^it Sönigdkerse (verbascum) ^eigt bei bm (ßriec^en phlömos. Gefc^moUene 2)rflfen ^eilt man fo bmnit, ba^ man fte, famt ber äBurjel gerftogen, mit äBein bene^t unb in boB Slott ge^^ mickelt in älfc^e marm maä)t unb fie noc^ marm auflegt (£9 gibt fieute, bie oerfic^em aus eigener (Erfahrung, biefe^ SOittel mirke am beften, wmn eine Jungfrau e^ nfit^tem bem Slflc^temen auflege, es mit ber oberen :&anbflö(^e berühre unb babei fage: ^SlpoUo fagt, jebed Abel roerbe gehemmt, bem eine Jungfrau entgegentritt' 6ie mug fo^ bann bie :^anb umroenben, breimal fo fprec^en, unb beibe muffen breimal audfpucken." SIuc^ fein 3^t8^ttoffe 2)io0kuribe0, ber eine meige unb fc^marje Sönigdkerse (phlömos) unterfc^eibet, fagt, bag fie gegen oerfc^iebene Krankheiten gebraucht merbe. 2)ie atten Griechen benu^ten bie rooUigen Blätter mehrerer älrten ate fiampenboc^t ober tauchten bie ganje ^^flanje in ^tä), um fie ate Srctckel ju gebrauchen; ba^er ber Slame phlömos. 2)er i^laum ber 931ätter, ber aus baum^: förmig tjerjmeigten paaren befielt, biente früher ate 3^^^^^- 3nt S3olk£»gIauben ber 2)eutf(^en mar bie Königskerje ba0 Syxtibol ber Sönigs^roürbe. 2)ie 3u^9f^^u SKaria mirb t^ielfac^ i^ren SBIiiten^ ftanb, geroö^nlic^ gimmelbranb genannt, in ber ^nb ^altenb bärge:» fteUt Z^^^ fügli^i'fc^Ieimig fc^meckenben 93lüten bilben ^eute nod) einen mid^tigen S^f^^ i^ ^^ 93ruftteearten unb merben 00m SSolke 5U Xee angebrü^t gegen Sronc^itis unb leichte SrieberanfoUe gebraucht (Sleic^ermeife merben bie Slötter be0 grogen äBegeric^s (Plantago major), au0 benen man :^uften5elt(^en fabriiiert, gegen fiuftrö^ren:' katarr^ t^ermenbet. S3on bem auf 6anbboben in 2)eutf(^Ianb mac^feu:» bm @anbmegeri(^ (Plantago arenaria) merben bie 6amenf(^alen megen i^re^ grogen @d^leimge^altd non 93äf(^erinnen jum Stärken von SBäfc^e, mie auc^ in ber Srätberei unb kattunbruckerei rmb 5U1 SIp« pretur non Sobenftoffen benu^

2)ie Sittbbmtn. 545

Sbu^ meiere Sitten von <E^renptei0(Veronica), Sontmergetoäc^fe, ©tauben unb immergrüne SoIt^ou^ftrSuc^er, le^tere t)on ej^otifc^er ^n^ tiimft, toerben ote S^^f^S^n 6nlttx)ieri 2He Gattung ^ot i^ren Slamen von ber frommen Srrau (angeblich mit bem griec^ifc^en Slamen IBerenibe, motooB bie mittelalterlichen sfateiner, bie blefe @age oü»^ bilbeten, SJeronifea nuw^ten) in 3«ufölem, bie Z^\^ öuf feinem lobe«:: gang i^r Sopftu(^ 3um Slbtrocknen oon 6(^tDeig unb a3Iut borreic^te unb 5um fio^n bc^r auf bem surflcfegerelc^ten Znd) btn Albbruck feine« Slntli^e« erhielt

9tte alte Slr^neipflanje toirb au(^ bo« an alten Xeilen ftarft Qt^ n)fir2^aft riec^enbe unb fc^mecfeenbe fiiebftöckel (Levisticum officinale) mit grflnlit^gelben 2)oIbenbIüten in 93auemg&rten angepflangt <£« ftammt aua btn (Sebirgen @flbeuropa«, roirb bi« 2 m ^oc^ unb mürbe fc^on im SUtertum in (Särten gejogen. <£« ^ieg bei bm alten Stömem ligusticum, morau0 fi(^ bie beutfc^e aSegeic^nung fiiebftöckel bilbete. Piniu0 fagt von i^m: „!S)as^ llgusticum m&c^ft in fiigurien unb ^ot bavon bm Slamen. flbri^en« mirb überall in (S&rten gegogen, ^eigt au(^ panax (b. ^ SUI^eilmittel).'' Slugerbem mürbe in 6übeuropa ab (Sinmac^gemür} benu^t (iioIumeUa im 1. ^^^t^unbert fu C^r. fagt non i^m, bag nebft anbem gemürg^aften Kräutern für bie Süc^e eingemac^ roerbe. Sari ber (Sroge empfahl beffen Slnbau in bm kcd\ct^ liefen (Sorten. 3^ SOittelalter rourbe häufig angemanbt unb roar bamate in allen (S^voüci^ unb älrgneigörten angepflangt, ift aber ^eute giemlic^ auger Gebrauch gekommen.

(Ein ä^nli(^e0 Süc^engemürg unb älrjneimittel mar bm Sitten baa IBo^nenliraut (Satureja hortensis), bas^ bei ben (&rie(^en th^bra, bei bm Stömem satureja ^ieg. mürbe unb mirb ebenfalte in (Sorten gegogen unb fc^medit bann milber ate bie milbmac^fenbe ^^flange. Sluc^ biefe0 Sraut Heg Sari ber (Sroge in feinen (Härten anpflangen. 93om SOittelatter bte ^eute fpiette e0 ate a3o^nenkraut beim (Einmachen t)on (Bortenbo^nen eine gemiffe SloUe. äBic^tiger ift bie (Sartenmeliffe (Melissa officinalis), bie ebenfalte au0 @übeuropa gu un0 kam unb, feit fie burc^ bie SKönc^e in bie mitteleuropöifc^en (Sorten eingeführt mürbe, megen bee axiQmtt)mm (Seruc^^ ber gangen ^^anit ote 3^^"" unb :^^ftot2^ überall angebaut mirb. Slu0 i^r mirb baa in ber äBirfmng bem Peffermingöl O^nlic^e &t^erif(^e SOeliffenöI unb SOeliffen:: moffer gemonnen; ougerbem ift fie ber :^ouptbeftanbteiI ber species resolventes y b. ^. be0 gerteilenben Xee0, unb be0 früher berühmten, von bm Sormelitermönc^en ote (Se^eimnte ou^gegebenen Sormeliter:'

Retn^arbt, ftultutacfi^Ubte ber tbi^pflcmicii. n. 36

546 SHe St^^Iunt^n.

tDQf[er0. Sbu^ fie tmirbe von bm alten <&rie4)en imb Sldmem oxsnei^ lU^ gebrauch; ba ober imfere (Bottettmeliffe nur auf ben (Sebitgen @fib^ eiaopad oorfiommt, gebrauchten {ie getod^nttc^ bte in ben (Sbenen toac^ fenbe Melissa altissima. @ie ^eg bei ben (Kriechen melissöphyllon vmb bei bm Stömem apiastrum. ®benfo tourbe ber an felfigen SteUett @übeuropa0 u)ac^f enbe ^fop (Hyssopus officinalis) atjneittc^ gebtauc^t (i^IumeOa fogt, bag num au0 \fyn aad) einen SBflrjmein nuu^ igeute no(^ nrtrb biefe an allen Xeilen Jtaxk genrilrs^aft ried^enbe ^flon^e in Sauemgärten angep{lan}t

(Sin auc^ bei uxib allgemein 6ultiiiietter, einft ^ocbgefc^ä^er Strouc^ ift ber in Sftbeuropa ^eimifc^e, 1—1,3 m ^o^e, immergrüne gemeine 3lo0marin (Rosmarinus officinalis) mit fc^malen, leberigen, am 9lanbe 3urü(kgeroUten, unterfeit0 Q^eigfUjigen, ftork balfamif(^:^kampferartig riec^enben Slättem unb blauen fiippenbUtten. 2)ie ^flonse Q)ä(^ft in (Sriec^enlanb tmb 3^1^^ ii'ttb, mirb aber aw^ in Härten gehalten. Sei ben alten Griechen ^ieg fie libanötis (oon libanos SBei^rotu^, Q)egen bes aromatifc^en (Senu^e^ i^rer asiötter) unb mürben mit Stofen vmb S3eilc^en oiel 2u Sr&njen bem^; bie Slömer bagegen nannten fie ros maiinus ober ros maris, mos ma^rfc^einlic^ au0 bem griec^iifc^en röps (niebrige0 (Sefträuc^) unb myrinos (balfamifd^) abjuleiten ift Sloc^ 2>io06urtbe0 mürbe ber Sto^marin auc^ ato älrjnei oermenbet; er foU nac^ i^m ermärmenbe (Sigenfc^aften f^obtn. (Ein (Briec^e er^o^It in btn (ßeoponika über bie (Entfte^ung biefee mo^Iriec^enben @traud^e0: «,(£0 lebte einmal ein ^fl^fili^Ö namens £ibano0, ber bie (Sötter fromm oer^ e^rte, unb btti neibif(^e SHenfc^en eben be0megen töteten 2>a aber brachte bie (Erbe gur (E^re ber (Götter eine ^flanje ^eroor, meU^e nad) bem Slamen be0 (Ermorbeten dendrolibanon (Saummei^raud^, txrie ber 9lo0marin auger libanötis oon ben (Briec^en genannt mürbe) genannt mirb. 2>ie (Bötter freuen fic^ me^r, menn man i^nen einen ^ranj von biefem Saummei^rauc^ (^^marin) mei^t, ate wmn man i^nen einen folgen non (Bolb auffeilt'' Sluger ben (Bötterbttbem pfl^ten bei btn Stömem auc^ bie a3iIbfMen ber fiaren mit Sto^marin bekränzt ju merben Sari ber (Broge empfahl, i^n in feinen (Barten 5U pfUmjen 9lo(^ |)eute tragen nac^ uralter @itte bie fianbleute, bie biefe ^flanje ftet0 in i^ren (Barten sieben, bei fieic^enbegöngniffen ftatt ber alteren 3itrone einen Stodmarinjmeig in ber ioanb. @(^öne, au0 9lorbamerika 5U un0 gebrachte, ^öc^ft aromatifc^ buftenbe, grogblOtige SSermanbte be0 Sto0marin0 finb bie in (Borten tiultinierten SOonarbaarten (iL dydima unb M. fistulosa), bie man in i^rem 93aterlanbe auc^ ato j^«

3)te 3teTblumeit. 547

mittel gebraucht 3^ren Slomen cr^telten fie von bem me^tfac|i ex^ tDö^ntcn fpontfc^ctt »Qt Sl&otoiw SHonarbe« In ©eolOa (1493—1578). (Bitte uralte geilpflanje ber europöifc^ett SJöOier, ble früher ot? Utttoerfalmittel gegen triele Krankheiten galt, ift .bie ebenfalte au btti Sippenblütlem ge^örenbe gemetne Sterben e (Verbena officinalis) mit blauen »litten in rlfplgen Ä^ren. 6te w&äß häufig an SBegen xmb 2>orfftragen unb galt fc^on btn alten Slggptem, bie fie ate ber :&eil:^ götttn 3fte geroel^te ^Pftanje betra(^teten, für heilig. Unter verbena, boB fic^ bei bm alten römifc^en @(^riftftellem häufig finbet, Derftanben bie alten Slömer allgemein ein bei fakralen ^anblungen u)ie Opfern, Sitnbniffen unb Sriegderfü&rungen gebrauchtes Kraut 2)er alte (Sranv^ motiker Slcro fagt uns barflber: ,,S3erbenen finb alle ^flanjen, bie bei feftlic^en (Gelegenheiten jur aSekränjung ber SUtäre gebraucht taerben. 2)as 993ort ^at urfprflnglic^ herbenae (oon herba Kraut) ge^eigen, ift aber burc^ oer&nberte Slusfprac^e bes h in verbenae übergegangen, roie man auc^ ftatt Heneü Veneti (SSenetier) unb ftatt hesperus vespe- rus (Slbenbftem) fagt^ 3" biefem ©inne fagt goraj (65—8 v. (S^r.) in ber neunten Obe bes vierten Sucres: „allein Slltar ift mit S3erbenen gefc^mückt, unb ein fiamm foll geopfert o^erben.'' Sl^nli(^ fc^reibt 85ergil (70—19 v. (£^r.) in feiner aä^ttn (Belöge: ,,a5erbrenne JBerbenen unb äBei^rauc^I" 2)a2U bemerkt ber um 380 n. dfyc. lebenbe Sttübxa: „93erbenen finb immergrüne, Q)o^lriec^enbe S^^Q^ Slnbere fagen, es feien überhaupt 5U ^eiligen :&anblungen bienenbe S^^fi^ ^od^ anbere meinen, barunter feien Dome^mlic^ filimeige gu Derfte^en; anbere be^ iizf^tti es auf bm Stosmarin. 3^1^^^ kommts aber barauf hinaus, bag es grüne St^eige finb." äln einer anberen Stelle fagt berfelbe Seroius 5U 93ergils Slneibe aSuc^ 12, S3ers 120, mo er^ö^lt mirb, Stneas ^abe mit Xumus ein feierliches aSünbnis fc^liegen roollen unb babei feien bie baran beteiligten mtt verbena bekrönst geroefen: „^tt^ bena bebeutet an fic^ ein ^eiliges Kraut (herba sacra), namentlich, mie tHele glauben, ben Rosmarin (rosmarinus), bm man (mtt ber griec^i« fc^en SBejeic^nung) libanotis nemtt, menn es n&mlic^ von ber ^eiligen Stelle bt» Kapitols genommen mürbe, unb bie Sretialen unb ber pater patratus (beibes Segeic^nungen für bie im Slamen bes Staats ber^« gleichen SSer^anblungen fü^renben ^riefter) fic^ bamtt bekrfiniten, menn fie aSünbniffe fc^liegen ober Krieg ankünbigen rooUten.'' Statt verbena mirb öfter au(^ ber älusbruck sagmina gebraucht So erjä^tt Sioius in I, 24, 4, bai ber römifc^e Sretial snarcus S3alerius bei Slbfc^liegung bes Sflnbniffes 5mif(^en bem Könige Xullus (goftUius, 3. römifc^en

86*

648 SHe Sterblumen.

SLiniQ, regierte t)on 672—640 v. Sr.) imb ben Silbernem „sagmina, nämlid^ reine Kräuter" oob ber a3urg geholt ^abe, unb bog ber Sretiat atebanmt bm @puriu0 grufiud 2U feinem (Se^Ufen (pater patratus, tDörtlic^ geooterter 93ater) enoä^tte, inbem er beffen i^aupt irnb :5<utr mit ber verbena berührte. 2)er ältere ^liniue fogt: i,a3on }e^er ^oben \iä) bie Slömer ber' sagmina bebient, ido es fic^ um religiöfe gf^erlic^« heiten ^onbelte, burc^ bie bem Staate aufgeholfen toerben foUte, ju^ gleich aasi) bebienten fie fic^ bei Opfern unb (Sefanbtf(^aften ber ver- benae. 3^^^f(^ bebeuten beibe 993drter ba^felbe, n&mlic^ ein famt bem baran |)aftenben (Srbballen auf ber a3urg (bem SapitoQ ousge^ riffenee Sraut, unb immer ^ieg einer ber an bie i^^bt gefc^ickten (Sefanbten verbenarius.'' Unb Sreftuie» gibt ixber sagmen folgenbe (Er^ tilärung ab: ,,Sagmiiia feigen bie verbenae, b. t). reinen ^^flan^en, mclä)t an einem ^eiligen Dttt oom SonfuI, $^rätor ober Don abreifen^ btn (Sefanbten, u^elc^e ein SCinbnis f (fliegen ober Srieg oerkflnben u)oIlen, geholt toaren«" Slac^ Stellen aus 93ergil mtb toota^ umrben a3erbenen auc^ bei ber S3enu0 bargebrac^ten Opfern gebraucht

3um Unterfc^ieb 5U ber ^eiligen verbena benennt $liniu0 tmfere gemeine 93erbene (Verbena officinalis), bie beim 93oUi mo^l toegen i^rer ftarften oermeintlU^en 993irlitmg ato i^eit unb 3<^uberkraut (Eifenliraut ^eigt, ato verbenaca, o^a^renb fie bie (Sriet^en als peristereön h^tios ober ^eilige ^flan^e ^erä botänö) ober 3^u0o^r (Diös eiakäte), erigönion, chamail^kon, sideritiSi kuritis, persephönion, kallösiSy hlppärsion ober dömStrias bezeichneten. 6(^on biefe ja^ reichen ^Benennungen beroeifen un0 bie ^o^e Sichtung, bie ba» (Eifen^ kraut bei btn SttituroöUiem am SKittelmeer genog. äluc^ bei ben Selten galt ba» (Eifenkraut ate |)eilig unb rourbe unter feierlichem Stitual beim Opfer bargebrac^t Site Sterpflanjen finb oon btn 80 meift cmterifianifd^en Slrten gu nennen: Verbena chamaedrifolia, ein :^albftrauc^ mit leuc^tenb fc^arku^roten asiflten au0 Slrgentinien unb ©ttbbrafilien, ber 1829 burc^ ^^ater greuille in bie europäifc^en Gärten eingefü|)rt rourbe, bann Verbena teucrioides au0 a3rafilien mit u)eigen ober rötlichen, u)o^lrie(^enben Slflten. Z^tt Slenblinge mit ber t)origen älrt bezeichnet man ate Verbena hybrida. 6ie finb e0, bie in unferen (Sorten ate 3^tq>^anitn gezogen mttbtn unb roic^tige Srtor:« blumen barftellen. @ie ^aben ö^nlic^ btn Slurikeln ein tDeige0 äluge unb toerben in allen färben kultioieri SUu^ Sreugungen biefer mit ber argentinifc^en Verbena tenera finb toic^tig. SHe geftreiften ita^ lienifc^en Spielarten ftammen au0 Sreugungen oon Verbena pulchella

SHe St^t^iumen. 549

mit V. incisa, Me beibe ebenfalte aus Slrgentinten ju uns kamen. Sie (&attent)erbenen finb ungemein oeränberlid), boä) f)at man unter i^nen auc^ ga^lreii^e famenbeft&nbige Srarbent^arietäten.

fßttxDCfXibt mit biefen <&artenx)erbenen ift bie ebenfalls fübameri^ ftanifc^e Aloysia citriodora, ein 0,6—1,2 m f)o^er @traucf) mit nad) 3itronen ried^enben a3Iättem, bie in feiner i^eimot ote Heilmittel ge^^ braucht wexbm. aSei uns mitb er megen berfelben in Xöpfen gegogen. (Sbenfo ift bie if)r Denoanbte buftenbe 93oIkmarie (fo genannt nac^ btm ^»röfibenten ber Saiferlic^en Slkabemie, bem Slaturforfc^er Zot)- Georg SJottimar aus Slümberg, 1616—1693) (Clerodendron fragrans), eine etroas fU}ige Xopfpfkmje aus 3^^^ ^U f^ft herdförmigen, ge^» gönnten blättern, n)egen ber toeiglic^en ober rötlit^en, too^Iriec^enben asiflten bei uns als ^immtqpfHaniz beliebt

Sla^e Denoanbt mit bem DIeanber, ber im n&c^ften Slbfc^nitte be^^ fproc^en roerben foU, ift boB in ben fiaubmälbem Uropas bis nac^ Slorbbeutfc^Ianb tDilbtoac^fenbe kleine 3^^^^9^A^ (Vinca minor^ beffen ga^lreic^e ni(f)tblü^enbe Stengel niebergeftredit unb reic^ be^^ blättert finb unb SBurgeln fc^Iagen, roä^renb bie blü^enben aufrecht fte^en. 2)ie asittten finb langgeftrecbt, blau, bei einigen Spielarten Q)eig, t)ioIett, rot, purpurn, einfach ober gefüllt Slod) fc^öner ift ba» in allen Xeilen grögere 3^^^^8^fl^ (V- ni^|or) mit kurzem Slüten^^ {Helen unb hellblauen Slumen. (Eine feiner Spielarten ^at golbgelb gegeic^nete asiätter, eine SJarietät, bie es übrigens auc^ t)om kleinen 3nnnergrün gibt aSeibe Slrten benu^t man Dorjtxgsmeife jur Slus^» f(^mü(kung fcf)attiger unb feuchter Stellen b^ (Sartens, ido aus Sic^t^ mangel keine anberen ^^flanjen gebei^en, augerbem als Scf)mu(k von (Sräbem. Stile biefe Slrten blühen fc^on Dom Sn&r} an bis jum 3unt unb oft noc^ einmal im :Herbft SaSan oerme^rt fie burc^ Xeilung ber Stöcke unb burc^ Slusläufer, bie fic^ häufig fcf)on beourgelt finben* (Eine meift in (Sen)äc^sf)äufem kuliitiierte, ausbauembe Slrt ber Sln:s tillen ift Vinca rosea mit langrö^rigen, bunkelrofenroten, im Sc^lunbe purpurnen SBtumen.

(Ein fübafiatifc^er Strauch ift ber in (Sorten Sübeuropas ^aufig kultivierte 3<^^nttn (Jasminum grandiflorum), ber feinen Slamen Dom perfifc^en jäasman ober Jasmin ^at Seine langen, biegfamen Slfte finb als Pfeifenrohren, namentlich in ber Xürkei, fe|)r beliebt SHe xDo^lriec^enben roeigen asiüten warm früher als Slrjnei gebräuchlich, wttbm }e^ aber nur noc^ als ^arfüm, foroie gur aSereitung bes in ber ^arfümerie gefc^ä^en ät^erif^en 3ctsminöls gebraucht, inbem man

550 SHe Stetblumen.

fie mit bem gu $omabe beliebten a3e|)enöl von Moringa oleifera übzt^ giegt (Sin im Drient, in @flb^ unb Dftafien ^fiufig angepflangter 3ierftrmi(^ ift bei in Dftinbien ^eimifc^e arabif(^e 3a0min ober Sambac (Jasminum sambac), beffen blage asifiten mie bei allen Slac^tblumen etft nac^ Sonnenuntergang einen ftorken SaSo^Igenu^ ami)avidim, toes^olb {ie ate Opfer unb jum Slueftreuen in Stempeln, mie aad) jum parfümieren bee c^inefifc^en Xee0 bienen. Shts i^nen mirb aber ebenfalto ein öt^erifc^es ^aeminöl unb ein bem Stofenmaffer &^nlic^e0 SBaffer bargeftellt 9nit btn orangefarbenen Slumenbron^ röhren förbt man in Oftinbien ftatt bes @afran0 @peifen unb anbere (Segenftfinbe gelb. Z^ berfelben SDSeife werben bie gelben a3tüten bes i^m Dermanbten oftinbifc^en Xrauerftrauc^s (Nyctanthes arbor tristis) Dermenbet

Site milber 3^^ntin ober mo|)Irie(^enber ^^feifenftrauc^ mirb ber au0 C^ina unb Z(VP^^ }u un0 gekommene Philadelphus coronarius mit ftarliriec^enben, einfachen unb gefüllten, grflnlic^meigen Blüten unb gefüllten Sl&ttem 6ultit)iert unb ift auc^ ftellenmeife um 2)örfer ^erum Dermilbert Seine geraben Schöffe bienen ju pfeifen» röhren unb bie a31üten gum (Sjrtra^ieren be0 $arfüm0. Sluc^ Phila- delphus satsumi au0 3<^^^^f latdfoUus, pubescens unb gordo- nianus au$ Slorbamerika werben in unfern ^arfid gegogen. 2>em mo|)lriec^enben ^^feifenftrauc^ ä^nlic^e Slüten ^at ber fe^r äftige, 1 bi0 2 m ^o|)e japanif^e 3t^tftrauc^, bie rau^bl&tterige 2)eu^ie ^o genannt naä) bem älmfterbamer SUrt^^erm Zotf* 2)eu^, htm grörberer wn X^tmberg0 botanifc^en Steifen), Deutzia scabra, bie in unfern Slnlagen au finben ift, roü^renb bie biefer ü^nlic^e, aber kleinere iieüi^t 2)eu%ie (D. gracilis) ate frü^blü^enbe Xopfpflanje bei un0 beliebt ift

(Ebenfalte in Zo^oxi tmb im nörblic^en dtfina ^eimifc^ ifi bie mit ben Dorigen Dermanbte :&ortenfie (Hydrangea hortensis), ein bte 1 m ^o^er @trauc^ mit urfprüngtU^ rofenroten Blüten in oft 80 cm im 2)ur(^meffer ^altenben Xrugbolben. 2>ie „gefüllte", b. f). nur mit grogen, unfruchtbaren asiüten oerfe^ene Slbart mürbe 1788 in bm be^ rühmten, 1730 gegrünbeten botanifc^en (harten in Atw bei fionbon eingeführt unb erhielt i^ren Slamen oom englifc^en a3otaniker (i^m^ merfon, ber fie 1767 in dfjUna entbecfete, nac^ feiner Srreunbin, grrau :&ortenfe fiapeaute, bie i^ren (Sema^l, ber ate Slftronom mit i^m ju« fammen an ber 93ougaintrillef(^en (grpebition teilnahm, begleitete. SHe einfac^blü^enbe Srorm mit fruchtbaren asiüten mürbe erft in neuefler Seit eingeführt 2>ie rotblüi^ienbe Srorm ftann man burd^ 3ufa^ oon

3)te SletWumcn. 551

C^fen unb äUoun in eine blaublfl^enbe tienoanbeln. 3u biefem Smecfee fe^ man bem äBaffer, mit bem man bie in Xöpfen gegogene ^ftanje begieftt, 5 g (Eifen:'älmmoniQkaIaun auf 1 fiiter SDSaffet ober etma0 (SifemHtrioI bei 2>ie (B&rtner pflegen ber (Srbe fc^on beim (ginpflongen im Slußuft etma« CKfenfellfpäne etoa 16 g auf 1 fiiter (Brbe beigugeben. Slm beften bient ^ierju eifen^altige (Etlenbnu^^ ober Stmtpfmoorerbe; in folc^er entmicfeelt bie :^ottenfie beft&nbig blaue SUiten. @ie finbet fic^ auc^ in 3^^ ^^ entfielt bei un0 jumeilen von felbft Hydrangea paniculata, ein Sixauä) mit meiglic^en, fpäter rötlichen, unftiu^tbaren aStfiten, mäc^ft in 3ctpan xmb auf Sachalin unb TDitb bei un^ befonber0 in gro^Iumigen SSatietäten ate n^inter« Rätter 3terftrau(^ angepfhmjt toie auii) bie meigbifitige norbamerika^ nifc^e baumartige i^ortenfie (Hydrangea arborescens), bie in 93ir^ ginien ju igaufe ift unb 3 m ^oc^ mirb. 2>ie SlStter von H. thun- bergi bienen ben ^ctpanem jtmt Xee, ber von i^nen megen bts Wo^U gef(^ma(fi0 gimmetetee genannt toirb.

2>ie (Srikajeen mit ttxva 420 Slrten wa^\m in (Europa befou:» ber0 im Snittelmeergebiet, cm reU^ften ober im ^oplanb, unb stoar faft au6f(^ttegli(^ in ber Slä^e ber SBeftMfte. 93on ben ein^eimifc^en Slrten wttbm auger bem SUpen^eibeliraut, ber fleifc^roten :&eibe (Erica camea), auc^ einige SBermanbte berfelben in (Härten gejogen. 2>en äflamen erhielt bie ^flangengattung Dom griet^ifc^en ereike, momit von bm SUten bie fflbeuropöifc^e baumartige i^eibe (Erica arborea) Q)egen i^er brflc^gen Stfte (oon ereikein brechen) bejeic^net nmrbe. 2>iO0liuribe0 fc^reibt in feiner SlrjneimitteUe^re: ,,2He aSaum^eibe (ereikö) ift ein buf ewiger a3aum, ber Xamari^fce ö^nlic^, ober meit kleiner. Slu0 i^ren aSUtten f)oIen bie Sienen einen i^onig, ber gar nic^t beliebt ift" Sein Seitgenoffe, ber öltere piniu0, fagt: ,,<Erice nennen bie <Srie(^en einen 6trauc^, ber ber Xamori^ke ä^nlic^, mie Slosmarin geffirbt ift, faft ebenfoId[)e asiätter f)cA unb bie Schlangen Derfc^euc^en foIL'' SHefe a3aum^eibe mitb 10 m ^oc^, ^at fOeinei faft kugelige, in Xrauben Dereinigte, Q)o^Iriec^enbe astilten, fiber^ie^t in mcatäitn (Segenben (Sriec^enlanbs meite Strecken unb liefert namentlich ben dienen in Stttika eine :&auptna^nmg; boc^ ^at ber von biefen ^flanjen gefammelte igonig (erika-möli, :&eibe^onig) einen eigentüm« lid^ten (Smiä^ jum Unterfc^ieb bes beliebten unb teuren, fc^on im SUtertum berufen ^onig be0 aSergee :^9metto0, ber oorjflglic^ von Rosmarinus unb Thymus capltatus t)on a3ienen gefammelt nrtrb. 2>a0 fleifc^« bis jiegelrote mafertoüc^fige SBurjel^ol} ber auf ben !^^

552 SHe 3i^(^^nten.

nctren bi» 20 m ^oc^ toerdenben Saum^eibe, ba» 6efonbei0 oiu^ Spanien, ®ttb|Tan6reid[) unb Sotfiba ausgeführt mirb, toirb ju 6(^ni|^ unb 2>re^atbetten, befonber^ aber 5U ^feifenköpfen neoDenbeL SUiger ben ein^eimifc^en toerben neuerbing0 befonber0 oiele (Srifea^Strten Dom Sop ber (Suten :&offnung ate Si^Pansen buUtoiert Sie forbem eine befonbere Se^onblung in bm fogenannten i^Sap^&ufem'' unb geic^nen fic^ burc^ groge 3terlic^keit axis. Z^^^ mannigfai^ geformten a3Iflten seigen bas reinfte äBeig, jarte^ Slofa, feurige0 Slot, ^utpur, feltener Gelb unb (Brfln. SBinter^arte europäifc^e Strten, toie bie @umpf^eibe (Erica tetralix) unb K ciliaris aus SAbtoefteuropo, be^ fonbers aber Erica camea au0 @übeuropa, ein jeitiger ^xSüjiafycB^ bifltter mit roeigen ober roten Slflten, kultiviert man im (Barten am Slanbe oon (Sebttfc^en, ate (Einfaffungen unb auf SQoorbeeten. 3^ Sluftralien vmb Ojeanien finb bie (Eri&a^älrten burc^ bie (Epakriba^een tiertreten, Don benen ebenfalto ja^treic^e jur Sterbe in unferen (Sorten gejogen roerben. SEanc^e oon i^nen f^obm egbare Sh^c^e, non bmm bie ber Styphelia sapida am meiften gefc^ä^t roerben«

3u ben (&rika5een gehören auc^ bie St^obobenbren ober Sllpen^ rofen. SBörtlic^ fiberfe^ ^eigt ba» griec^ifc^e rhododöndron Stofen^ bäum, megen ber rofenroten Slflten. Z^ SUtertume oerftanb man unter biefer a3e5eic^mmg ben ebenfalte rotblfitigen DIeanber (Nerium Oleander). £)fter finbet man in unferen (Sorten bie roftblätterige ällpenrofe (Rhododendron ferrugineum), bie Königin ber Sttpen^ pftonjen, angefiebeli Site @(^neerofe ift fle fc^on Diel befungen morben unb bient ben $!Uplem ate beliebter Sc^mucft. Sluc^ gieren bamrt bie a3ergrDanberer i^re gute, i^aufiger ate fie merben auslftnbifc^e Slrten ate S^tq>^axiim in (Sorten unb (Semöc^^^Sufem fmttioiert, fo vox allem bie aus bm Sergen fileinafien« 5U un0 gekommene pontifc^e Sllpenrofe (Rh. ponticum) mit mattoioletten a3tflten, bie kaukafifc^e Sllpenrofe (Rh« caucasicum) mit grogen, blaggelben aSUlten au0 btm ^u&afu0, bie golbbltttige Sllpenrofe (Rh« chrysanthum) mit golb« gelben 931fiten axis Sibirien. @e^r ja^lrei^e baumartige Sl^obobenbren roac^fen an bm Slb^fingen bt» i^imalafa, fo bie baumartige Sllpen^ rofe (Rh. arboreum), bie in :&ö^en oon 1600—3300 m Dorfcommt unb in i^rer geimat, von Safc^mir bte Slepal, 6—9 m t^oä) roirb. @ie ^at groge, bunlielrote a31flten, toirb aber in Derfc^iebenen Slbänberungen in bm (Särten gegogen. SHe UnterfUh^e ber SSlotter biefer Slrt ift mit einer fügen, juckerartigen SHaffe Aberzogen, bie btetoeilen in burc^i' fic^tigen Xropfen ^inab^fingt unb non ben (Sebirg^bemo^nem 3^tn0

SHe 3ieTblumen. 653

0egeffen wlxb. 2>ie eigentliche SUpenrofe be0 i^imolaja ift ober RtL dalhousianum (ber Sabg 2>aI^oufe ju (E^ren benannt), bie woffU tiec^enbe, toeige ober rofafarbene a31flten von 13 cm Umfang mit bem feinften Slroma erzeugt, toelc^e o^ne Unterbrechung 2—3 SHonate auf:» einonber folgen. @ie finbet fic^ im 6ikkim^:bimala}a in einer :^ö^e Don 1600—2600 m, Q)öf)renb Kh. nivale bafelbft nur an ber (Sxmit be0 enrigen 6c^nee0 gebeizt Slu0 Slorbamerifia ftammen Rhododen- dron maximum, bie ber pontifc^en gleicht, ober ^ö^er toirb, mit jart fleifc^roten bi0 faft roeigen, innen gelb imb grfln gefledUen a3Uiten unb Rh. catawbiense mit bunfielroten 93lflten. älUe biefe Slrten tourben untereinanber gekreuzt unb ^aben fe^r Diele asienblinge geliefert, bie teiltoeife wunbttooUt asiüten aufmeifen imb ben 6tol5 unferer (St^ Q)äc||0^&ufer bilben.

St^nlic^ Der^ält fic^ mit ben bm St^obobenbren nermanbten Sljaleen, fo genannt nad^ bem griec^ifc^en azal^os trocken, bflrr, meil fie meift an bürren Orten roac^fen. Sluc^ fie finb mie jene fämtUct) :&O(^gebirg0pf(cm2en, bie in ia^Ireic^en Spielarten unb ^eujungs^ probukten mit ben St^obobenbren einen mic^tigen Xeil unferer Srtü^^ Iing0flor0 au^mac^en. 2He 40 Strten berfelben mac^fen in Slorbamerifia, Oftafien unb eine einjige im Soukafue* 2)ie prac^tnoUften Sorten kamen um& 3^t 1800 cqju^ C^ina gu un0, tmter meldten Azalea indica mit roten SBIüten, bie bort feit alter 3^ ol» beliebte Bterpflanje kultiüiert toirb, bie 6tammmutter ber meiften Spielarten ift unb in ja^lreic^en S3arietäten vixtb Slenblingen in unfern ftalt^&ufem kultiviert toirb. @ie ifi roa^rfc^einlict) auf nier Strien jurflcksuffl^ren unb mhb in begug auf Slütenrelc^tum, erlang unb Srorbenprac^i ber a31umen non keiner anberen ^flanjengattung ilbertroffen. älUe von ber inbi« fc^en Slrt abftammenben Sljaleen tfobzn meift 10 Staubgefäße unb blei:» btnbt Blätter, votaf^oib fie auc^ jur Sramilie ber 3l|)obobenbren gejault toerben. SUle ilbrigen, bie pontifc^en, fapanifc^en imb amerikanifc^en SIrten ^aben nur 5 Staubgefäße unb abfallenbe Blätter. SHe erfteren erfrieren bei un^ im Srreien, können alfo nur in Salt^äufem gejogen taerben, taä^renb ledere unfere SBinter im allgemeinen ertragen imb mit nur leichtem Scf)u^ im Sh^eien aasboucxn. Slm frfl^eften, nämlic^ fc^on feit 1793, nnirbe bei un^ bie in btn (Sebirgen bee nörbliciien ^einafien ^eimifcf)e pontifc^e Slgalee (A. ponüca) eingeführt ds^ ift bie0 ein 1—2 m ^o^er Strauch mit großen, golbgdU^en, mo^lriec^en^ bm a3lflten. 2)er Slektar i^rer SBlüten ift fe^r ftork narkotifc^, fo baß ber von i^m gefammelte ^onig betöubt unb felbft Staferei ^r ^rolge

554 IDie ^Ut^^vMn.

^ot, TDie fc^on bie se^rttoufenb (Briec^en, bie unter Xmop^on» Offl^ nmg im Jiofyct 400 t). (E^r. ben berfl^mten Stütfi^ug au0 Snefopoto;« mten über bo^ armenif(^e ;|^(^tanb nac^ Xropejtint am Sc^tDarjen SOeere machten, an \i^ erfut^ren. Sluger i^r roerben bei miß im grreien melft bie amerifumif(^en älrten: Azalea punicea, mucronata, amoena, calendulacea, arborescens unb yiscosa, toie ouc^ bereit Sreusungs^ probuUe gesogen.

(Ein onberer, toegen feiner u)unbert)oUen Slflten bei um cd» Xopf« pflanje, ober fc^on in w&tmexm 2Qgen 91orbitalien0 vmb Sflbfronfi;' rei(^0 im Srreien gejogener ^ittjttaa^, ber oud Oftafien ju uns 6am, ift bie (EameUie ober fapanifd^e Slofe. SHefe mit btn XeegetDfic^fen bie gramilie ber Zemftrönrtojeen (nac^ htm Sc^toeben (L Xemfiröm, ber dt^ina bur(^forf(^en raoUte, ober 1745 oor (Erreichung biefes Biete» ftarb, fo genannt) bttbenbe ^flanje erhielt naä) bem Slbbö aSerlefe in $arid, bem S3erfaffer einer iOIonograp^ie ber (icmtlüm, ilftm Slomen oon Aaü von Sinnö xtaä) htm 3efuiten (Seorg 3ofef Smnett (CamelliusX ber ote gelernter Slpot^efcer in SKaniUa auf bm ^^ilipiiinen 1639 allerlei ^flanjen, bie mebijinifc^ von SBic^keit fein könnten, fammette. SHe (Sxmtellien finb bem Xeeftrauc^e ä^nlu^e @tr&uc^er im :^imalc^a, in (i^c^inc^ina, dtfina unb 3^<^ ^te präd^tigfte Slrt ift bie Camellia (ober Thea) japonica, ein 12—15 m t^ot^ex Qttawi) mit leberartigen, immergrünen Slftttem unb reic^Iic^ erfc^einenben, enbftftnbigen, ftiel« lofen, grogen, roten SBIflten, bie fic^ leicht fOtten. @ie nrirb in 3ctpan in Recken unb in dtfina ato 3l^f^5^ angebaut Slu0 i^ren braunen 6amen mirb bort ein bem Dlinenöl ä^nli(^e0 £)I gepregt, ba» ato :&eilmittel unb jtmt i^uegebrauc^ benu^ toirb. Sie nnirbe 1789 Don Sorb $etre von Z^P^^ ^^^ (Englanb gebracht unb ^ier mit ber erft gegen boB (Enbe be« 18. 3c^t^unbert0 in ^ropa eingeführten c^ine« fifc^en Slrt t)ielfa(^ gekreugt Won gie^t ^eute non i^r mehrere ^un^ bert prac^tDoUe iBarietöten mit roten, rofenroten, raeigen unb meig^ geftrelften, gefprenketten ober gefleckten SBIüten. Sie blühen bei un0 in (SetDä^0^&ufem non grebruar bi0 Slpril, boc^ bringt man trtde Sorten burc^ Mnftli(^e0 eintreiben fc^on im Dfitober unb Slooember 5ur »lüte. ©ei forgfältlger qjflege gebellt fie auc^ im Simmer, erträgt aber fe^r f(^le(^t einen SBed^fel be» Stanborte», ba in fofa^em grolle bie a3Iüten regelmägig abfallen. 2>ie in (E^ina unb 3ctpan ein^eimifc^e, in legerem Sanbe saaankua genannte kleinere, gartere aSenoanbte, Camellia sasankua mit ftumpferen, mei(^eren Slftttem unb kleineren a3lüten, TDirb in i^rer ij^eimat ^öufig ktdtixrtert 9iic^t nur merben i^re

SHe 3ietbUtmen. 555

tDO^Irie(^enben, toeigen a3Iütett otelfac^ bem (^ineflfc^en Xee beige^^ mengt, um i^n ju poxfOxOttm, fonbem ouc^ bie getrocbneten Slöttet unter bie Xeeblätter gemifc^t, be0gleic^en für fic^ oUein ote Xee benu^t Wit einer Slbfcoc^ung berfelben o^af^en bie :^anerinnen i^r Qaax, unb am bm Samen getcinnt man ein gefc^ä^te«, n)o|)lrie(^enbe0 £)L 3n Slepol mirb Camellia kissi mit ftorfc mo^Irie(^enben SBIflten eben:» falte ato Xeefurrogot oenoenbet unb ttefert aa» ben Samm ein gutee £)L äflac^ ben fopanifc^en damtOim gelangte bann ouc^ axu& d^ina bie reic^blfl^enbe Camellia reticulata mit breiten a3Iöttem tmb grogen SBIflten 5U vm» vmb lieferte burc^ Sreu}ung mit itnm ja^treic^e fßltttb^ linge mit f(^önen, bunten Slflten.

Unter ben 9la(^tf(^attengem&(^fen finb einige Stec^apfelorten al0 Siexf^xtitn von a3ebeutmtg, fo bie Datura metel mit naä^tB \U^ öffnenben jorten, meigen, faft mie fiUien riec^enben asiflten. @ie mäc^ft im SQittelmeergebiet, in Slfriba unb Sübafien unb mirb in 3^t^ ^erflen unb Slrobien gur Bereitung von aSeroufc^img^mitteln mit ^afc^fc^, D\Anm vmb (Senritrien nenoenbet Datura fastuosa (b. ^ bie fc^öne, ftolje) mit grogen, meigen, bismeUen äugen trioletten, auc^ gefOUten, tao^lrie(^enben asiflten in D\U unb @flbafien, bem malaiifc^en Slrc^el tmb bem tropifc^en Slfrika nrirb in 3^^^ ^^ (£^ina mie ber Stechapfel bei un^ benu^ unb ate Si^f^^^ttse futitinieri @ie miib aw^ bei un0 in Xöpfen gejogen, mug aber froftfrei fibermintert merben. (Sleic^ertoeife ift bie0 mit Datura suaveolens (b. t). ber axt^ genehm riec^enben) tmb ber 3 4 m ^o^en D. arborea (b. ^. ber bäum:« artigen) ber groll, bie beibe in (SXßt unb $eru ^eimifc^ finb unb groge, ^Sngenbe, toeige, befonbers gegen Stbenb mo^lriec^enbe Stfiten befi^en. ^benfolc^e ^öngenbe, groge, aber ftatt meige von ber iBafi0 bid 5txr SKitte gelbe, in ber oberen ij^ölfte feboc^ mattrote, mit blutroten Streifen bur(^5ogene Slfiten meift bie ebenfalte ftrauc^^ ober baumartige D. sanguinea in $eru auf. Slu0 beren Slflten bereiteten fic^ bie $erti^ aner, nrte toir bereits erful^ren, einen beraufc^enben Xranft, bm einfl bie ^riefter bes Sotmentempete in Sagamoffa, bem pertumif(^en Drakel^ fi^, tranken, um fic^ mit bm (Seifiem ber SSerftorbenen in Skrbinbung gu fe^en. 2>e0^alb toirb bie ^^flanje ^eute noc^ non bm Peruanern yerba de huaca, b. ^. (Sräberpflanje, genannt S3on Slai^c^atten« getoäc^fen toerben aiu^ manche Slrten bes Zab ak» ate sWt^^i^^ iutltiiHert, fo Nicotiana tabacum var. purpurea latissima tmb bie 3 m ^04) tDerbenbe N. glauca atis SnesÜko, femer N. longiflora unb affinis, ledere mit grogen, too^lriec^enben Glitten, beibe atis (E^ile,

566 3He 3t^^uin<it-

Me geiMltfge N. tomentosa ccob ^ßtca vmb Ue N. wigandioides mit 1 m langen unb 60 cm fncetten Siättent am SenQuda.

(Sbenfolto fübomerttumifc^er i^fain^ ftnb Me bei un^ ote ^oodm^ {ietpflonjen fo beliebten Sruc^fien, bie nai^ bem Don fiotl V. ge^ abetten Schoben fieon^orb S^uc^ (1501—1665) fo genannt mürben. SHefer mar juerft 6t!^uUe^rer in feinem <Bdnirt0arte SBembbingen in Schaben, amccä) ffa^ bann ote Slrjt tmb Sotanito großen Stuf unb ftorb ote ^ofeffor ber Slebisin in Zfibingen. Sldien Otto a3run0felb unb ^^on^mu» Socfi (genannt Xragud) mar er ber Segrflnber ber oaterIänbif(^en ^fUmjenfumbe miJb gab bie bamate beflen ^^on^en^ abbilbtmgen |)erau0. ©ein in Sofel gebnubte^ 9lem fireuterbui^ be^ fag einft groge0 Stnfe^en, fo bag noc^ 1648 neu aufgelegt mürbe. 2He Srui^flen finb @tr&ui^er ober Meine ^ßSaxmt mit oor^errf(^enb roten Sliiten mit gefärbtem ^Seb^, oier Stumenbtättem unb Idebien, fleifi^en, oielfamigen, btmfilen ^Beeren. Itber 60 SIrten berfelben finben fic^ in ben (Sebirgen oon iOIesifto bi0 jum 6flben oon (Saßt in $ö^en non 1000—3000 m, menige auf hm Slnütten, in (Suiana unb SrafUien, auc^ in 9leufeelanb. 2>er franjöftfc^e IBotaniber (SH^fxüt» ^amtier befc^eb 1703 bie erfte Sruc^fia, bie ate F. cocdnea 1788 in bie europftif^en (Karten eingeführt mürbe. @eit t>vxi SInfang be0 19. 3^^^^^^ P^ mehrere Strien in Kultur, unb gegenmfirtig jap man me^r ate 800 :&9briben miJb Spielarten berfelben. SHe ^aupts fftc^Ifa^fien @tammeltem ber fe^igen Srw^fien finb auger F. coccinea mit bflimen, purpurrötlic^en Stften, Ueinen 93Ifiten mit f(^ada(^rotem üüA^t triolettblauer SItmtenftrone imb long |)eroorragenben (Stoub^^ fOben F. fulgens mit mennigroten, F. globosa mit prächtigen, fc^arlac^:« roten unb F. gracilis mit filelneren, aber fe^r ga^lreic^en, futmtinroten a3Iilten alle brei au0 9Ile£ifco unb F. corymbiflora cqx& $eru mit 13 cm langen a3Iflten mit karminrotem Seh^ unb f(^arlac^roter Slumenbrone. Sauge 3^ toar bie (Sröge ber Slume bie gefc^i^fte (Eigenf(^aft biefer beinahe präc^tigften Süitenpflansen ber (ßemäc^d^ Käufer, hcavx ^mam bie Sorten mit meiglic^er ^ftelc^rd^re miJb gefärbter ^lumenbrone, fpäter geftreiftblumige Sorten, barauf gefOUte imb faft gleichseitig S^d^fien mit fe^r bunbler IBItmtenkrone miJb i\xsM^ gefc^Iagenen ^elci^blättem, enblic^ bie Sorten mit roten Selchen unb meiger Slumenftrone auf. aSemerfien^mert finb no(^ F. serratifolia au0 $eru mit bunlielroten Elften unb roten a3Iüten, bie in unferem SBinter htox Sommer i^rer öelmat erfc^einen, imb F. micro- phyUa au0 SOesiko mit fe^r kleinen ^Blättern xxxCs^ aSUlten. 2>ie

i&ie Bi^^tumen. 657

IBeeten mehrerer Sitten toerben in 6ü&antertka, mit 3^^^^ ^^"^ gemacht, gegeffen, von onbem bient ba» !0o\% jum ©(^toatjfärben. Sie grud^fien toac^fen letc^t tmb toUIig, blühen fe^r reic^Hc^ unb ge^ betten am beften, toenn man fte an einem luftigen, lUi^Ien, nur eben ftoftfreien, menn möglich ettoo^ gellen Slaum bei fp&rlic^fter a3en>&ffe« tung fibermintert

Slo^e Dermanbt mit bm Oruc^fien finb bie äBeibenrO^c^en (Epi- lobium), btttn grogbifltige grormen ate 3^^^^^^^ tn btn (Satten gesogen merben, nrte avidi bie bis 1 m f)o^e gemeine Slac^therje (Oenothera biennis), beten fc^mefelgelbe astüten \id) abenb^ öffnen unb am folgenben SKotgen meUien« 6ie w&df^t bei tm^ auc^ n^ilb auf feuchtem @anbboben an Sriugufem, ftammt au0 93itginien in Slotb:' ometiba unb foU fi^l fett 1614 von ^abua au» Aber (Eutopa ala 3iet|)flan5e oetbtettet ^aben« 2>ut(^ gtoge, mo^Itiec^enbe, gelbe, abenbd SiDifc^en 7 unb 8 U^t fic^ etf4»Iie6enbe SBlüten ift Oenothera grandi- flora audgejeic^net, bie mie bie ootige aud) kultiviert mirb, um beren rötliche, in ber Sr^rbe Schinken ö^nlic^e SBurjeln in Scheiben ge^ fc^nitten im SBinter n^ie Sellerie ate Salat ober auc^ mU 2rleifcf)brfl^e ote (Semüfe ju effen.

äBie in $eru unb C^ile bie leuc^tenb rotgelben Slmargllibeen, finb bort auc^ bie meift violett getüpfelten Gauklerblumen (Mbnilus), Don benen bereit» bie Siebe mar, ju :&aufe. 93on bort ftommen auc^ bie Pantoffelblumen (Calceolaria), beren prächtig gelbe ober orange^ forbene Slütenbüfi^el bie greteab^änge an ben Orügen ber Sorbilleren f(^mü(&en. 6ie gehören mtt bem Srlnger^ut in bie SKtmilie ber @cro^ p^ulariojeen unb roeifen 134 Slrten DorjugstDeife auf btn Slnben @üb^ ameriko», in $eru unb C^ile, einselne bi0 SHejiko unb stoei in Sleu^^ \tüanb auf. Zn (E^ile fpegiell finb fie in faft 70 älrten bekannt unb t)abm fi(^ btn t)erfcf)iebenartigften fieben0t)er|)ältniffen in (Sebirg unb CSbene angepagt D. aSilrger fc^reibt über fie: „SHe mett^in leuchten« ben grogen, vollen asifltenbüfc^el ber in $^eru unb üffilt beheimateten Pantoffelblumen (Calceolaria) tragen roie menig anbere ^^flanjen gtmt @(^mu(k ber c^ilenifc^en fianbfc^aft bei: am Staube ber a3ä(^e, an btn Orelfen unb i^dngen, roelc^e bie äBege begleiten, auf ben feigen 6tein^ falben ober ouc^ jtDifc^en bem trockenen (Seröll ber Srlugläufe, mo kaum ein :&alm fpriegt, ffabtn fie SBurjel gefagt Unb ifi ein farbenfreubige» (Sefc^lec^t Srteilid) in ber grogen SKe^rja^l beoor^ 5ugen fie (Selb ober Drange, aber anbere glänjen mtt purpurnen unb no(^ anbere mtt meigen ^antöffelc^en, mie au0 Sltla». Sei btn &n^

566 SHe St^^Iumen.

bie getooltige N. tomentosa qu0 $eru unb bie N. wigandioldes mit 1 m langen unb 60 cm breiten Sl&ttem aa» SSenejueht

(Sbenfalte fflbamerifuxntfc^er Herkunft finb bie bei um ote Gattern gierpftonsen fo beliebten grucbfien, bie nac^ bem von SUxü V. Qt^ obelten @c^u)aben fieon^arb Shu^^ (1501—1565) fo genannt tmtcben. SHefer niat guerft Sc^ttlle^rer in feinem Geburtsorte SBembbingen in 6(^maben, ermarb fic^ bann ato Slrjt tmb Sotanifier grogen Stuf unb ftarb al0 ^^rofeffor ber iOIebisin in Xflbingen. Sieben Dtto Srundfelb unb i^ierongmus fSoA (Qmaxmi Xrague) mar er ber Segrflnber ber Daterlänbifc^en ^flanjenkunbe unb Qob bie bamate beften ^^flongen^ abbilbungen f)erau0* Sein in a3afel gebrudites 9lem fireuterbuc^ be« fag einft groges älnfe^en, fo ba^ noc^ 1643 neu aufgelegt mürbe. 2>ie Sru^ffien flnb @träuc^er ober Meine Säume mit nor^errfc^enb roten Slflten mit gefärbtem &d^, vitt Slumenbtättem \mb kleinen, fleifc^igen, Dielfamigen, bunklen aSeeren. Itber 60 Slrten berfelben finben fic^ in btn Gebirgen Don SKesiko bi» jum SVibtn von (S^ile in §ö^en tion 1000—3000 m, menige auf btn SlntiUen, in Guiana ux\b aSrafUien, auc^ in Sleufeelanb. 2)er franjöfifc^e aSotaniker (Si^axies ^lumier befc^rieb 1703 bie erfte Sruc^fio, bie ate F. coccinea 1788 in bie europftif^en Gärten eingeführt mürbe. Seit bem SInfang bt» 19. 3^t^unbert0 finb mehrere Slrten in Kultur, imb gegenmärtig jä^It man me^r ate 800 :59briben unb Spielarten berfelben. SHe ^aupt^ fäc^lidlften Stammeltem ber fe^igen Sruc^fien finb auger F. coccinea mit bflmten, purpurrötlic^en lüften, kleinen a3lflten mit fc^adac^rotem SLü^, Diolettblauer asiumenkrone unb lang ^eroorragenben Staub« fäben F. fulgens mit mennigroten, F. globosa mit prächtigen, fc^arla(^« roten unb F. gracilis mit kleineren, aber fe^r ja^lreic^en, karminroten Slüten alle brel au» 9Ile£iko unb F. corymbiflora au» ?peru mit 13 cm langen asiflten mit karmimotem SLüd) unb fc^arku^roter a3lumenkrone. Sänge 3^ mar bie Gröge ber a3lume bie gefc^i^fte Gigenfc^aft biefer beinahe präc^tigften SBltttenpflansen ber Gemäi!^ Käufer, bann kamen bie Sorten mit meiglic^er ^ftelc^rö^re imb gefärbter Slumenkrone, fpäter geftreiftblumige Sorten, barauf gefüllte unb faft gleichseitig Qrud^fien mit fe^r bunkler Slumenkrone unb iuxSUä^ gefc^lagenen Selci^blättem, enblic^ bie Sorten mit roten Selchen unb meiger a3lumenkrone auf. aSemerkensmert finb noc^ F. serratifolia au0 $»eru mit bunkelroten Slften unb roten a3lflten, bie in unferem SBinter bem Sommer i^rer geimat erf4»einen, imb F. micro- phylla aus SKejiko mit fe^r kleinen blättern unb ajKlten, 3)ie

iDle Sierblumen. 557

aSeeren mehrerer Sitten toerbcn In ©übamerifea, mit 3^*^ ^'^ gemacht, gegeffen, von onbem bient ba0 gol} gum ©c^tDatiförben. 2>ie Srud^fien toac^fen leU^t unb tDillig, blühen fe^t reic^lic^ unb ge^ belI)Ctt am beften, toenn man fic an einem tufttgen, kühlen, nur eben froftfreien, toenn möglich ettoa^ gellen Staum bei fp&rlic^fter fBem&W^^ rung ttberQ)interL

9lat)e DenDanbt mit btn Sruc^fien finb bie SBeibentö^c^en (Epi- lobium), beten gtogbUitige Orotmen ol^ Sittp^Lanim in ben (Sötten gegogen metben, mie ouc^ bie bi5 1 m ^o^e gemeine Slac^tketge (Oenothera bieimis), beten f(^Q)efelgeIbe 931üten fic^ obenbd öffnen unb am folgenben Süotgen toelken. ®ie toäc^ft bei un^ auc^ toUb auf feuchtem @anbboben an (^lugufetn, ftammt au0 äJitginien in 9lotb^ amttüia unb foU fid^ feit 1614 von $abua au0 übet (Sutopa ate Bietpflange oetbteitet ^aben. 2>ut(^ gtoge, too^Itiec^enbe, gelbe, abenb0 5tDif(^en 7 unb 8 U^t fic^ etfc^liegenbe iBIüten ift Oenothera grandi- flora au^gegeic^net, bie mit bie Dotige auc^ kultioiett toitb, um beten tötlic^ei in bet ^axbt Schinken ä^nlic^e SSSutgeln in ©treiben ge^^ fc^nitten im SSSintet mie ©ettetie ate @alat obet aiu^ mit (^leifc^btü^e ote (ßemüfe gu effen.

SBie in $etu unb C^Ue bie leuc^tenb totgelben SlmatgUibeen, finb bott au(^ bie meift xAolett getüpfelten (Saukletblumen (Mimflus), von benen beteit^ bie Siebe mdt, ju $aufe. äJon bott ftommen ouc^ bie Pantoffelblumen (Calceolaria), beten ptäc^tig gelbe obet otange^^ fatbene asiütenbüfi^el bie greteab^änge an ben SrüB^ ^^ Sotbilleten fc^mficften. ®ie geböten mit bem gringet^ut in bie gramilie bet ©cto« p^ulatiageen unb meifen 134 Sitten t^otgug^meife auf ben Slnben Süb^ ametika0, in $etu unb C^ile, eingelne bi^ SHe^iko unb gmei in Sleu^^ feelanb auf. Zn (Si)üe fpegiell finb fie in faft 70 Sitten bekannt imb traben fic^ ben oetfc^iebenattigften fieben^oet^oltniffen in (ßebitg unb (Sbene angepagt D. S3fltget f^teibt übet fie: i,!Die meit^in leuchten« ben gtogen, ooUen S3Ifltenbflf(^el bet in $etu unb <!:^ile beheimateten ^Pantoffelblumen (Calceolaria) ttagen nrie toenig anbete ^flanjen jum ©c^muck bet cpenifc^en fianbfdiaft bei: am Slanbe bet SSäc^e, an ben greifen unb Rängen, toelc^e bie SBege begleiten, auf ben feigen ©tein:« falben obet auc^ gtDifc^en bem ttockenen (Setöll bet Srlugläufe, too kaum ein galm fptiegt, ^aben fie SButgel gefagt Hnb e^ ift ein fatbenfteubiges (ßefc^lec^t Snreili^ in bet gtogen SHe^tga^l bmou gugen fie ®elb obet Otange, abet anbete glängen mit putputnen imb no(^ anbttt mit meigen ^antöffelc^en, mie au0 Sttla0. S3ei ben <&n^

558 S)ie S^tblumeiu

geborenen finb fle fe^r beliebt unb fie fommeln groge ®trfiu|e ber topatopa ober capachlto, tote fie in i^rer Sprache feigen, um bQ0 3tmmer bamit gu fc^mflcften. Selber oermelken fie aber fe^r xaH^."

(Sbenfolte im tropifc^en Slmerika ^eimifc^ finb bie ®lo£inien, beren toimberooUe, farbenprächtige SSUtten bie 3^^^^ unferer (6ta)&df9^ Käufer bilben. 2>iefe (Sattung au0 ber Sromilie ber (Be^nerojeen ^ot ii^ren Slomen mu^ bem ©tragburger ^Botaniker 3- ^- ®to£in, ber 1785 botonifc^e ^Beobachtungen oeröffentUclite, unb befte^t au0 ausbouemben Kräutern mit knoUenartigem SBurjelftocfc, foftigem ©tengel, gegenft&n^ bigen, einfachen 93Utttem, einjeln- ober gebflfc^elt fte^enben, grogen, Umggeftietten, glocftenfömrigen 93Iflten mit ausgebreitetem, imgteic^ fünf« lappigem Scmnt 2>ie ]t^9 Slrten finb oon Süesiko bis 93rafUten imb $eru 8U $aufe. äJon i^nen toerben oorgugsmeife bie Gloxinia spe- ciosa von 93rafUien unb ^gbriben oon biefer unb Gloxinia maculata mit aufrec^teui horizontalen ober ^öngenben, oielfac^ im 3nnem Qt^ tüpfelten blauen, roten ober toeigen 93Iflten aus SBrafilten fuiltitrtert SHefe prac^toottften aller Ortorblumen gebei^en aber auc^ gut im Sinnner. 3um SBinter gießen fie ein imb bie ^noUen können trocken aufbema^rt toerben. 3^^^^ ®t<^tt entroickelt an bem ber Quere nac^ abgefc^nitte« nm 93lattftiet, aber auc^, menn man es auf (Erbe befe^t, an allen burc^fc^nittenen SSIattnemen ^nöUc^en, fo bag man von einem grogen SBIatt beren fflnfgig ergeugen kann, flbrigens toerben unter bem WUxmm (SIo£inien auc^ ga^Ireic^e grormen unb Srctrbenfpielarten ber brafUifc^en Sinningia speciosa, auc^ 3reugungen berfelben mit ben eigentlid^en (Slo^inien, bei uns kulttniert

(ßleU^erroeife fflbamerikanifc^en Urfprungs finb bie Petunien, nac^ petun, ber brafilianifc^en 93egei(^nung fflr ben na^e mit i^nen Dermcmbten Xabak, mit bem man biefe ^fkmgenart toegen ber S^m lic^keit ber 931&tter oermec^felte, fo genannt SHefe (Sattung ber Solana^ geen ober Slac^tfc^attengemäc^fe umfagt mit klebrigen 2>rttfen^aaren befe^e niebere kräuter mit grogen, trtelfarbigen SBIflten unb Dielfamigen i^feln. SHe 14 Slrten kommen ausfc^Iieglic^ in Sflbamerika, fpegieU in Sübbrafttien unb Slrgentinien oor unb tourben erft feit 1824 in (Suropa bekannt 2>urc^ ^reugung oon Petunia nycstaginfflora, einem Sommergemäc^s im (ßebiete bes £a ^lataftromes mit meigen, unb Don Petunia violac^ea, einem ©ommergemäc^s in Slrgentinien, SEonbe»: Dibeo unb (Si)\lt mit leuc^tenb bimketkarminroten, im Sc^Itmb fc^imarg^^ oioletten, geftreiften 931üten ^at man eine SEenge fc^öner, auc|| ge« fflUter äJarietOten unb SBIenblinge (Petunia hybrida, P. grandlflora)

SHe Sietbliunen. 569

erzeugt, bie fic^ DorsüglU^ jur SSepftonjung von (Sruppen auf Slafem flächen, ouc^ gut ^Sultur in Xöpfen eignen unb ^&u^g gu fe^en finb.

SSSeiter ^at un0 ©übomerifta mit ber fpanifc^en ober 3apu^ jinerbreffe (Tropaeolum) befc^en^ a3on ben 35 au^fc^Iieglic^ bort Dorkomntenben Strien biefer Gattung brachen bie ©panier juerft Tro- paeolum minus 1575 au0 $eru nac^ ©panien, toäi^renb bie grögere Strt, Tropaeolum msjus, erft 1684 x>on bort^er nac^ ber 36erifc^en :galbinfe( kam, uon u)o au0 fie fc^on 1686 nac^ (Englanb gelangte. Stite 93eri(||te tun un0 kunb, toie grog ba$ (Sn^ünkm ber astumen^ freunbe jener 3^ Aber bie (Sinffl^rung biefer fc^önen, reic^ blü^enben unb anfpnu^dtofen einjährigen ©taubenpflangen toar. 93efonber0 Tro- paeolum majus finbet fi^ |e^ ate eine ber gemeinften Ortorblumen in 5a^trei(^en 93arietöten in unferen (ßärten. Stm meift titettemben ©tenget finben fic^ bei i^r fc^itbförmige astotter unb groge, getbe, orange^ bi» piuipurbraune astüten, bie geruc^tod finb. 2>oc^ riecht unb fc^meCkt bie gange $ftange burc^ ein ät^erifc^e^ £)t kre|fenartigi u)a0 i^r gu i^rem Flamen uer^atf. @ie onrb al^ ©atat gegeffen; bie astflten:» fmofpen unb bie unreifen Srrttc^te u)erben auc^ in (Sffig unb ©atg ein« getegt unb mie kapern gebraucht 2>a^er mitb fie oft ,,unec^te ^aper"* genannt SHtrc^ ^reugung biefer Strt mit bem ä^ntic^en Tropaeolum minus toerben ga{)trei(^e SSarietfiten, auc^ ^n>exgl{otmm, gemonnen. Tropaeolum tuberosum mit knotligem SSSurgetftock unb uierlappigen astottem mirb in i^rer Heimat $eru ber genießbaren Snotten toegen kuttitrtert unb gebeizt auc^ bei um. Tropaeolum lobbianum au0 Sio^ tumbien mit teuc^tenb Kapuginerroten astflten titettert 3—4 m ^0(!^, bauert in ®em&(^0^äufem au0 imb btfl^t bort auc^ im SBinter. Tro- paeolum pentaphyllum au0 SEonteuibeo ^at fii^artac^rote astflten mit fpi^en, gränen Setc^gipfeln imb ^ätt bei un0 im ^^eien au0. 2>ie btettembe ^anarienuogetrebe (Tropaeolum adimcum) mit f(!^tDefeI« getben astfiten unb gerfc^ti^ten a3tumenbt&ttem eignet fic^ befonber^ gur aSekteibung ^o^er SBänbe.

aiBie bie fiapuginerfireffe ftammt aadf bie Oreuerbo^ne(Phaseolus multiflonis) mit feuenoten bis toeigen astflten au0 $eru, mo fie fc^on Don ben 3nka$ gur ®enrinnung ber Scanm als ©peife fiuttit)iert iDurbe. aiBie bie ©amen ber gemeinen ©c^minkbo^ne fanben fie fic^ dB Xotenbeigabe in ben (Sräbem ber Peruaner. a3ei luu» toirb fie nic^t fotDO^t at0 9lu^«i fonbem uormiegenb al^ ^itcp^Lanit kultiuiert imb bient uorgugetoeife gum :&inauffpinnen unb gum aSekteiben uon fiouben. 2>er frangöfifc^e Strgt unb aSotaniker (Ttufiue ((Stades be

560 SHe Sin^lumen.

V(Sclu\e, geb. 1526 in Slrro«, 1573—1587 gofbotanlker in 3Bim, feit 1593 ^rofcffor 5er ©otanlfe in Selben, too er 1609 ftatb) fa^ bte ^tt* bo^ne mit purpurnen SSIfiten guerft 1564 in einem Slofter ju fiiffobon wxb bekam bort auc^ Sreuerboiinenfamen au0 iBrafttien jum (Bef^enlL 2>iefe brachte er nac^ ber Slücbke^r in feiner geimot gum SBac^fen; fie bullten blagrot 2>ie betraue erhielten ©amen fc^enkte er an ^tmibt toeiter, bie fie toieberum al» intereffante 9lot)ität in i^ren Gärten pflon^ ten. @o verbreitete fic^ biefe fc^önbUl^enbe filetterpflanse toie bie übrigen fflbamerikanifcl^en (Egbo^nenorten al5 „toelfc^e'' (fpanifc^e) ober i^iStangenbo^nen'' immer toeiter unter ben äJölkem (Europas.

$lein amerilumifc^e 93&ume unb Str&uc^er mit anfe^nlic^en SBtflten in rifpigen 93Iütenftänben flnb bie 3ct0mintrompeten (Tecoma)^ eine Gattung ber SSignoniageen, bie von SHe^iko bi5 SlrgentinieUi gumeift aber in iBrafüien ^eimifc^ ift 3^^^^ ^^^^ Dermonbt finb bie beiben klettemben Campfi^artenr oon benen C. radicans mit fc^arlac^oten SBiütett bm öftlii^en äJereinigten ©taaten Don 3Uinoi0 bi5 Srtoriba unb C. grandlflora mit größeren, mattfarbigen 93Iüten au0 3^<^ ^^ um an toarmen SUauem angepflangt toerben. 3^ SHittet unb (Büb^ ameritia, befonber^ auf ben SBerg^ö^en (T^ile^ unb $eru0 roac^fen bie 81 Slrten fioafa, von benen L. lateritia mit gelbroten 93lüten au0 (T^e bei un0 In Gärten, an fiauben ufm. Kultlolert toirb. L. urens mit gelben SBIfiten ftammt au0 $eru, tft einjährig unb mirb in ö^nUc^er SBelfe oerroenbet 3nt meftltd^en Slorb:^ unb @flbamerlka bagegen, be^ fonber0 fat Kalifornien, flnb bie in etma 20 Strien Dorkommenben Gobetien ^eimifc^. G0 finb einjährige ^flangen mit grogen, roten ober toelgen SBlüten In beblätterten Xrauben ober Staren. SHe^rere Strien berfetben, tote befonber0 Godetia amoena, romanzowil unb Whitney! toerben In oerfc^ilebenen äJarletäten cd» Si^fl^ngen iiultlotert

3n $eru unb Gkuabor Ift ber 93anltIen^ellotrop (Heliotropium penivianum) t)elmlfc^, ein bte 2 m ^o^er ^ittjttau^, ber toegen be0 iiöfttlc^en 93anlUegerad^0 feiner 93Ifiten fe^r beliebt Ift tmb In niedreren Spielarten mit melgen, ^etl^» ober buniielblauen 93Iflten kultlmert toub. 3n ©flbfrankrelc^ bereitet man au0 feinen 93Iflten bie für bie ^ax^ fümerle tolc^tlge i^ellotropeffeng, boc^ tolrb ber gellotropgenu^ fe^r oft auc^ burc^ Slllfc^ung oon äJanUIe mit Drangenbliiten, Slofen unb 93lttermanbelöl, ebenfo mit Piperonal nac^gea^mi Sluger l^m tolrb bas ebenfaU0 ffibamerlkanlfc^e Heliotropium corymbosum mit größeren aJIättem unb bunkleren, narjlffen^aft buftenben JBIüten in unferen Gärten kultitrfert 3)er mit bztn SSanlUen^ellotrop fe^r naiit oertoanbte,

3He S^ttblumtxu 561

ebenfolte in ©flbamerifia ^etmifc^e ©trauc^ Toumefortia heliotropi- oides bogegen toirb in Xteib^äufem gejogen.

®benfalte fflbamerikanifc^er Herkunft jlnb bie ^affionebtumen (Passiflora), bic in etwa 260 Slrtcn in i^ter gclmot ben ©ti^mucft ber SJBälber bilben. Sic blettem bort von Saum ju ©aum unb entfalten babei i^re fcf)önen, t)ielfa(^ n)o^Iriec^enben Slüten, bie meift angenehm fc^me&enbe 2rrüc^te ^erDotge^en laffen- Sie etfte ^paffiongblume, bie nac^ (Suropa Kam, toar bie fleifc^farbige Passiflora incamata, bie ein 3efuit 1609 nac^ »ologna brachte- 3m 3a^re 1625 kam jie nebft bet weißen P. coerulea mit blauem eJabenkranj unter bem ^amm ,,ameri^ ftanifc^e Clematid" nac^ Stont 3n einem 1633 erfc^ienenen fBu^: de florum cultura gab i^r ber 1653 in 6iena oerftorbene 3efuit 3. JB. ger* rari bm Flamen Passiflora, inbem er bie JBIütenteile ber P. coerulea mit ben SUartermerkieugen (Si)xi\ü oergttc^. 2>ie brei Starben foltten bie Slägel, mit ber bie ^reu3igung oorgenommen mxirbe, ber rot^ befprengte gabenbranj bie 3)omenferone, ber geftielte JJruc^noten ben ^elc^, bie fünf ©taubbeutel bie SSSunben, bie breilappigen JBIätter bie Sanje, bie blanken bie (Seigeln, bie meige Orarbe ber ^Blumenblätter bie Unfc^ulb be^ (Erlöfer^ barfteUen. 2)ag bie fromme (Sinbilbung?« kraft in ben oerfc^iebenen Xeilen ber feltfamen JBIüte bie Slttribute bes Seiben» (T^rifti bargefteüt fanb, machte biefe Sierpflanje im feat^olifc^en Sübeuropa, too fie gut fortkam, balb fo populär, bag fie ^ier, mit in i^rer geimot $eru unb JBrafilien, Diel gepflanst mürbe, um fo me^r, ba fie 5 cm lange, eiförmige, orangegelbe, egbare ^Beeren lieferte. Site eigentliche Srntc^tpflanie roirb in ©übamerika bie oier kantige $af^ fion0blume (P. quadrangularis) mie ber SSSeinftock an Spalieren ge« 3ogen. 3^^e 11 cm im 2)ur(^meffer t)altenben, Danilleartig riec^enben JBlfiten mit meigen, purpurn unb violett gefc^eckten ^Blumenblättern laffen gänfeeigroge, rötliche Srrflc^te ^eroorge^en, beren breiige», füg« Ifa^e» Srnui^tmark gerne gegeffen, al» i^eilmittel unb iur ^erftellung von tDO^lfc^meckenben Getränken oermenbet mirb. 995egen ber Sinnlichkeit ber S^c^te mit (Sranaten mirb biefe, toie überhaupt alle $affion»blumen, im Spanifc^en granadUla genannt SIoc^ grögere, ebenfall» häufig Qt^ geffene purpurne Orrflc^te ^at bie egbare (Sranabilla (P.edulis) intern.

Slu»f(^lieglicn amerikanifc^ finb auc^ bie btn 3II;irten Dermanbten 157 Cup^eaarten, Don benen mehrere bei un» oi& S^erpflangen kul« titriert toerben. Slu» 9IIe£iko ftammen bie 0,5 m ^o^e Cuphea silenoides, eine ber fc^önften (ßartenpflanjen, unb C. platycentra mit fc^arlac^« roten, röhrenförmigen Blüten. a3on bort^er ftommt auc^ bie unferen

562 5Hc Stcrblumen.

©teinbrec^en Denocmbte Echeveria metallica mit fe^r grogen, runben, fc^ön metoUtfc^ gefärbten 931ttten, bie in (&öxtm iu (Sinfaffungen itnb Xeppic^beeten fe^r beliebt ift, urte auc^ Cotyledon gibbiflora imb secunda mit pr&d^tigen, roten Slilten. 3^^^n naf)t Dertoanbt finb bie ate Xopfjierpflangen bei un0 gegoltenen Ö-assula coccinea mit grogen, f(^arlQ(j^roten, too^Iriec^enben Slttten, unb C. arborescens, beibe t)om fiap ber (Suten :^of{nung.

93on ^Kalifornien bis SnejriKo ma^\m in 10 Slrten bie gu bm 9IIo^ngeQ)ö(^fen ge^örenben (Sfc^fcfiolgien, fo genannt nat!^ bem 1793 in !^orpat geborenen unb 1831 ate ^rofeffor ber Sllebtgin geworbenen 3o$. 2rriebr. ®f(^frf)ol5, ber 1816 unb 1823 So^ebue ate Slrjt auf beffen (Entbecftungsreifen begleitete. ÜHefe bem SHo^n oermanbten ^flangen finb burc^ einen t^enoac^fenblötterigen f^üd) ausgegeic^net, ber, über feinem (Srunbe umfc^nitten, in Srorm einer gefc^näbelten 9IIü^e obfoUt häufig finbet man in unferen (Sorten bie 30 cm ^o^e E. califomica mit grogen, glangenbgelben, im (Srunbe orangefarbigen Slüten; fte ift fet)r bankbar, t)om @ommer bis in ben ^erbft blü^enb unb ausbauemb, erfriert imat bei uns, föt ft(^ aber von felbft aus unb t^erbreitet fic^ babei fe^r leicht ®ie enthält mehrere älUuxIoibe unb wixb in i^rer Heimat als f(^lafmacf)enbes unb fdimergftillenbes Sllittel benu^t

(Sine Slmerifianerin ift aud) bie bei uns beliebte Orlammenblume (Phlox, u)egen ber leuc^tenben Slüten fo, b. f). gtommenfeuer, genannt). 93on bm 30 norbamerilianifcf)en Slrten toerben mehrere toegen t^rer fc^önen, t^or^errfc^enb roten Slüten in ga^Ireic^en Spielarten unb SSIenb- lingen als eine ^auptgierbe unferer (ßärten tiultimert Phlox drum- mondi (nac^ bem englifd)en 8laturforfd)er 3ömes ß. 2)rummonb, ber 1826 9lorbameritia bereifte unb 1835 auf :Kuba ftarb, fo genannt) aus Z^as^ mit lilafarbigen, am Sdfiunbt bunkelpurpurrot gefleckten, au(^ t)eU^ unb bunkelpurpurroten ober rofenroten unb toeigen Slüten ift einjährig, unb xonxbt 1835 Don 2)rummonb im (Karten oon ^Seto bei fionbon eingeführt, von u)0 aus fie balb nac^ bem kontinent verbreitet tourbe unb ^er überaU Q)iUige Slufna^me fanb, ba fie reic^ blü^t, aus^^ bauemb unb tointer^art ift 2)iefelben S^orgüge befi^t ber 1 m ^o^e ©taubenp^los (Ph. panlculata) aus Slorbamerika mit urfprünglic^ ^ellUafarbenen Slüten in großen 3)olbentrauben. (Br toirb mit bie ebenfo ^o^e Ph. divaricata unb bie übrigen ^^lojarten in Dielen JBarie* täten in bm pröc^ttgften garben unb 3rid)nungen, auc^ in mof)U riec^enben formen gejogen. Unter i^nen eignen flc^ bie niebrigen Phlox procumbens unb reptans befonbers ju (Binfaffungen.

3Hc Sierblumcn. 563

(Bitte clttja^tigc, 30—60 cm Ijo^c Sterpflatijc uttfercr (Bättctt aus bettt toeftlic^ett Slorbamerika, bie auc^ bei utt0 DertDilberte, ift bie gtogblütlgc (Sollotttie (Collomia grandiflora) tttit rötttd)ett ©Uiteit Sitte ebenfo beliebte ttorbcmterikottifc^e St^tpflattge ift bo^ aiu^geieic^:« ttete §aittf(!^ött(^eti (Nemophila insignis) tttit iiorttblutttenbtouett, [et tetter toeigett SBIütett a\xs Solifortiiett, toä^tetib bie i^t tia^e t^ertoattbte ^ittttttelblaue SBaffettoittbe (Hydrolea aziirea) eitte f)übf(^e, fileitte Xreib^auepflattie aii6 Sllejriko ift.

^ercDattbt tttit bettt fübcmteiHkattifc^ett (S^^ittobauttt fittb bie 93 ou:» uarbiett, kleitttoüc^fige @träu(^er ober ^Kräuter tttit ptäfetttierteller^ föntiigen, toeifeett, gelbrotett ober roteti, befottbers attt Slbettb feljt xüof)U riec^ettbett iBIütett Slle^rere t)ott bett itt Slle^o unb Süittelattterika ^eitttifc^ett SIrtett toerbett ol^ (&axten^ uttb St^ntetpflatijett kidtit^iert, fo befottber0 bie lattgblütige SouDarbia (B. longiflora) tttit lattgett, toeigett, abettb9 ^errlicf) buftettbett Slütett, bie itt i^rer ^eitttot ^tattaU attterilia ote 8flor be 6att 3uati (b. ^. So^^ntie^bluttte) fel)t beliebt ift.

Sttott^getDöc^fe be0 tropifc^eti ©übattterika fittb bie (i^Qlabiuttt^ Qttett, von bettett Caladium bicolor au» bettt (Sebiet bed Sltttagottett^^ ftrotttee tttit pfeUförtttigett Slöttertt, bie eittett grogett rötlid)ett ^ktk itt bet anitte aufujeifett, uttb C. pictatum ttebft betett :&gbribett bie jaljlrelrfiett butttblStterigett (S^Iabiett liefettett, bie ate 3\cTp^lanim itt SBarttt^äufextt gegogett toerbett. 3^ ettttoickeltett S^ftonbe t)altett fie bei gtiter Pflege eitiige ^t\t iiti ^immtt aus. SlUe 10 Slrtett Ijabett fd)atffd)ttte&ettbe ^Blattet uttb iSttoUett; toegett ber le^terett toerben tttatidie Slrtett itt i^rer :&eitttat ote Slö^rpflangett kultiviert aSefottbere ga^lreic^ ift quc^ bie ^feffergattuttg Peperomia itt Slttterika oertretett. S3ott P. scandens von ^eru bi5 gu bett Sltitillett, P. elliptica auf bett Snaekaretiett, öft^ lic^ von aHabagodkar, uttb P. maculosa itt $eru uttb auf ®att 2)o^ tttittgo toerbett bie fc^arffc^tttecftettbett 93lätter toie 93etel gekaut Süe^rere Slrtett, tDie P. mannorata uttb P. arifolia, kultiviert matt ol» 93latt^ pflattgett im SBarm^aud uttb S^^^ter.

(Bitte au0f(^lieglic^ amerikattifct)e ^flattjettgruppe fittb ettblic^ auc^ bie fiakteett, bi(kfleifcf)ige (Semäd^fe, bie toegen i^rer muttberlic^ett (ßeftatt uttb fc^öttett 931umett fid) itt ber (Segettmart bei uti0 befotiberer aSeliebt^eit erfreuett ©ie fittb ^robukte ber Slttpaffutig ber ^flattje att bie regenarme SBfifte, (Brgeugttiffe ber ^eigglü^ettbett ©ottne itt eittem faft ttieberfc^togsjfreiett (Bebiet, too mit jebem Xropfett SBaffer gegeigt toerbett mug. 3^t gattjer fieib befielt att^ htm gu einem SBafferrefemoir verbickten ©tengel, an toelc^em bie 931ätter gu fpi^en

564 S)ie Stetblumen.

®tQcf)eIn getDorben ftnb, bte mancf)mal P(^ ouc^ ju toeigen, Iuftt)altigen Qaaxm vttbünnm wie beim (Sretfen^aupt ^^bm ber mtä)]dooüen, an SEonfttuofitäten reichen Sötpetfomt liegt ein ^ouptreij ber Kakteen in i^ren n)unben)oUen Slüten, bie e^ an ©c^ön^eit mit jebet cmbent im ^flongenreic^e aufnehmen können. SBä^renb manche Kakteen nur fetten unb etft im ^o^en äUter blühen, geic^nen fic^ anbete butc^ einen ftattlic^en 93Ifitenf(or ans. iBefonbere gtoge unb fc^öne Slumen treffen mix bei ben ©äulentiakteen, namentlich bei benjenigen, bie am ®efiein emporklettem; unter i^nen ift ja bie „Königin ber Stacht" burc^ i^re ^errlic^en, fein buftenben, leiber nur eine Stacht über offenen Slflten berühmt Sluc^ bie garten, Köftlic^en Slüten ber anbem fiakteen, bie bei ben Säulenkakteen, grc^ckelbifteln unb Zq^^^^^ nteift Q)eig, bei anbem gelb unb bei bm ^^gllokakteen in allen Sluancen t)on $lot gefärbt finb, bauem oft nur toenige @tunben unb im beften groUe einige Xage, im (Segenfa^ gu ben oft oiele SSSoc^en audbauemben Drc^ibeenblüten. 93ei eingelnen SIrten, toie ettoa bei Echinopsis ey- riesii, ift ber SSorgang be0 Slü^end ein fo kurger, bag fic^ baa (£nU falten unb fßttwükvx ber SUiten gerabegu mit bm Slugen verfolgen lagt 2)o(^ ^aben e0 bie fiakteengflc^ter in neuerer 3^it oerftanben, burd) iSreugbefnu^tung von rafc^ oerblfl^enben Slrten mit ben lönger blü^enben ^^gUokakteen ^errttc^e SSaftarbe, fogenannte ^^briben, gu erlangen, bie gu ben f)en)orragenbften asiütenpflangen überhaupt ge^ ^ören, fo g. 93. btn ^errlic^en Phyllocactus pfersdolfii.

SBeil burc^toeg alle Kakteen in äJerbinbung mit groger Slnfpruc^0- lofigkeit eine augerorbentlic^e fiebenefä^igkeit befi^en, eignen fie fic^ gang befonber^ gur Bintmerkultur, toie fie bei un^ gemö^nlic^ betrieben wirb. 2>ed^alb merben in (Suropa ga^lreic^e 93ertreter ber etma 900 audfc^lieglic^ bem maxmtn Slmerika ange^örenben Slrten gegogen, ba fie bei aller fieicf)tigkeit ber ^Kultur burc^ i^re intereffanten esotifc^en formen unb bie präcf)tigen Slilten erfreuen. SBenn fie auc^ ate ^Sinber be0 fiic^td bie ©onne lieben unb groge ^i^e ertragen, aber auc^ er« t)eblic^e SEengen bee oft genug oermeigerten SBaffer^ verlangen, fo ift e0 falfc^, in i^nen ^flangen gu fe^en, bie gu i^rem (Sebei^en unbebingt eine Sackofentemperatur nötig ^aben. 3^r umfangreiche ältere (Esem« plare mand^er Slrten t)aben fic^ bei un^ fo eingetoö^nt, bog fie im SISinter ungebeckt im Sr^eien au^^alten, o^ne Schaben gu nehmen. 93on toirklic^en iKulturfcf)n)ierigkeiten ift übrigens bei ben ißakteen kaum bie Siebe. ®ie la|fen flc^ mü^elo0 burc^ Stecklinge, mie ouc^ burc^ ©amen üerme^ren. 6inb fie in legerem Jolle einmal bem

2)ie St^t^^umen. 565

fieimlingeftabium entmad)\cn, bann finb feiten noc^ a3erlufte iu be^ fUrc^ten. älUetbing^ mug in ber finitut berfelben bei uns bie S93affer« jufu^r regelmäßiger ate in i^rer :geimat erfolgen. 3ubem nimmt man an ifyxtn t^ielfac^ Pfropfung unb a3erebelung t^or, um langfam toac^^ fenbe ^flansen gu kräftigerer (SntQ)ickIung 5U bringen unb feiten blü^enbe Slrten i^r Entfaltung i^rer Slumen gu Deranlaffen. ©teta aber muffen fie bie fd)öne, froftfreie Sö^tesjeit im 3rreien jubringen, toemt fie gut gebei{)en follen, unb bebürfen ber kflnftlic^en ^Befruchtung, um keimfä^ge ©amen ^eroorjubringen, ba bei uns bie 3nf^^^ fehlen, bie in i^rer :geimat bie Künftlic^e Übertragung bes 93Iüten^ ftaubes auf bie Starben t)oUgie^en. Unter ben ^Krankheiten ber fiakteen ift bie fiaktusfäule am Derberblic^ften. SIb ©c^u^mittel bagegen mug man für reic^lic^e Sufü^rung t)on Suft unb fiic^t unb für angemeffene aSetDäfferung forgen.

2>a0 (Enbiiel ber ^akteenpflege ift für uns bie Grgielung oon fii^önen ©lüten. Unb man kann unbebenklic^ fagen, baß biefes JBe« ftreben lo^nenb ift; bemt an ©c^ön^eit ber Srorm, (Sröge unb grarben^ prac^t Dermögen, orte gefagt, bie fiakteenblüten mit allen asiflten bes ^Pflanjenreic^s ju metteifem. 2)ie Sluancen ber meift rabförmigen ober trichterförmigen iBlüten finb burc^meg Ieucf)tenb unb überaus kräftig, babei boc^ niemals greU unb fc^arf. Sleinmeig, ©c^mefelgelb, :&0(^gelb, SHxnkelrofa, ©c^arlai^rot unb Drange ^enfc^t Dor. 2)abei finb burc^ ßreujung ja^lreic^e 3«)ifc^enformen entftanben. ©o erfc^einen mehrere grarben ber ©kala an ein unb berfelben 93Iüte, aber niemals ^art nebeneinanber gefegt, fonbem in glammenform ober in jarter ajerreibung unb Xönung ineinanber überge^enb. 2)ie ^runk^afteften unb babei boc^ oiieber sarteften in ber Srarbe finb bie 93lattkakteen, jene (Spip^gllum:» unb ^^gllokaktusarten, bie in ben beutfc^en Käufern gemö^nlic^ um SBei^nac^ten i^re fBlütm entfalten.

3)er 2)eutfcl)e mit feinem lebhaften ©inn für bas^ farbenfrohe, fieu(!^tenbe, fa^ in biefen 931attkakteen, von benen befonbers bie $^;illo« kaktus in etma 12 Slrten aus SUittet unb ©übamerika, fpe^iell aus JBrafilien bei uns eingeführt mürben, fogleic^ einen neuen geeigneten ©cf)muck feiner 8fenfter, ncb^n ben Don i^m bis ba^n beDorjugten (Beranien, Segonien unb grofeblüttgen, gefüllten Sielken. 2)iefer ©Uimen^^ liebe, namentlich ber fianbbemo^ner, ^aben roir es gu banken, toenn mir bei unfern fommerlic^en SBanberungen burti^ bie 2)örfer ntb^n jenen älteren auc^ biefe in reicf)em Silage antreffen.

3)a man nun mit Slec^ vermuten kann, baß fic^ bie »auem-

566 2)le Slctblumen.

frauen mit i^ter fiabteenpftege mot)l Kaum fo oiel SOü^e geben, tote i^te (Satten unb 93rübet beim ^Kartoffelbau, fo lägt fic^ fc^on ^iecau^ unfc^toet fc^Iiegen, bag bie Pflege ber akkUmatifierten Slmenkaner nii^t aIl2ufcf)Q)er fein kann. Sluc^ t)ier gilt, toie übrigens bei allen SBlfiten^ pflanjen, burc^ oielfac^e (S^perimente begtünbete Siegel, bag möglic^fte 93erna(^löffigung unb ®(^Ie(^tget)aItenQ)erben ber ®tö(fie fie e^ec ju reicf)licf)em Slü^en bringt ab forgföltige ^lege unb Regung.

2)te (Gärtnereien ^aben bie Sac^e von ber praktifc^en ®ette ouf^ gefagt SBieberum toaren e0 namentlich bie $^;illoftaftteen, bie in Sreujungen unb neuen formen bie Sfarbenf&ala faft erfrf)öpften, allerbing0 o{)ne jemate 93lau ^erDorjubringen. „Zoi)n SBaker", „Sfran- cefc^i", „3ule» ©imon", „SBragi" ufu). ge^en nom prac^tnollften (Selb unb Stot bi0 ium ^Sompromig beiber Orarben, bi5 jur :&albblutorange« färbe von „JDictorta''. 2)ie (grjeugung biefer neuen Strien ift ein ganj befonbere0 ^Kapitel gärtnerifc^er fiunft, unb man ift fe^r auf bmi $oIi« toeg mit ber Stnna^me, bag foIcf)e praktifc^ t)ern)ertbare fireuiung nur ein ^Sinberfpiel feL :&äufig kommt erft na^ ^unbert Ore^lfc^l&gen ein (Erfolg unb auc^ bann oft nur ein falber.

Snerkmürbig bei biefen Slattkakteen ift, bag fie äbnlii^ toie bie Camellien mit i^ren a31üten geQ)iffermagen eine Slrt fenfiblen (Smpfin^ ben0 geigen. Slücftt man nämlici^ ein mit 931ütenknofpen bebecftted (Spip^^lUum nom Or^nfter ab unb gibt i^m nur eine leichte 2)re^ung, fo kann man in neun non je^n ^Sdlm barauf rechnen, bag ber 931ütenanfa^ blnmn roenigen Xagen abfällt, oiomit leiber bie ^Qtttü^^ keit für ein Dolle« 3a^r vorbei ift 3n i^rer §eimat finb biefe SBlatt* kakteen nic^t am a3oben, fonbem als (Spip^gten auf aSäumen toac^^ fenbe llberpflangen, bie mit i^ren ^übfc^en Slüten im a3erein mit ben in nic^t minber leu(!^tenben Srctrben prangenben fiianenbtOten ben fc^önften Schmuck ber Hrmalbbäume bts tropifc^en Slmerika bilben.

XXX.

Die 3t^i^ööume unb 3tet[trau(j^er.

2>ie älteften SBaumbeftanbe unfetet ^ßatt^ reichen in Me 3^ 8^^ tttcfi, ba bie ^enfc^apc^en fianbfi^e gern} SHitteleuropcu^ nac^ bem 93eifpiele be^ (Sartens t)on 93erfaU(e0 mit geraben 93aimiaUeen burc^^ sogen toaren. 2>amal0 mugten fic^ bie 93aume bet ©c^ere beugen unb i^te ^Kronen in regelmägige, geometrifc^e grormen, meift ißietecbe ober kugeln, bringen laffen. (Segen biefe Unnatur erfolgte nun, u)ie u)ir im Slbfc^nitt über bie (Sefc^ic^te be^ S^^i^S^^^^^ erfuhren , von (Englanb au0 burc^ btn (Sinftug oftafiatifc^er (Sartentiunft eine ^t^ oküon, bie im i^engttfc^en harten" bie WXAk^f)x gu ben Orormen ber natürlichen fianbfc^aft fa^. S93a^renb bi^ ba^in bie 93aum^ unb ©trauc^arten btm ^eimifc^en iBeftanbe entnommen toorben toaren, ging man gugleic^ bagu über, auc^ einige fübeuropoifc^e 93ertreter ber ^flanjentoelt, Dor ollem Platane, Stogkaftanie, Or^^ber unb (Solbregen in ben Parkanlagen angufiebeln. fDagu kamen mit ber 3^t ga^Ireic^e amerikanische (Säfte au6 einem au^gebe^nten äBalbgebiet mit Dielen fe^r fc^önen Srormen mit bem mitteleuropäifc^en ä^nlic^en Slima. ^Bereits im 3^te 1636 roaren gegen 50 kanabifc^-oirginifc^e Säume unb @träu^ c^er au0 bm frangöfifc^en fiolonialgebieten Slorbamerikae im $arifer Jardin des plantes angefiebeli Unb bei ben regelmäßigen 93erbin^ bungen mit jenen konnte e^ nic^t fehlen, bag bie kleinen unb grogen ^arkbefi^er immer me^r ber fremben, intereffanten Xgpen gufammen:» Springen fuc^ten. Srür 2>eutfd^Ianb gen)annen bie Einlagen in :^arbke unb Xegel in ber Sllark 93ranbenburg eine fü^renbe Stellung. :&ier ^atte man, von t^orgugsroeife praktifc^en (Sefic^t^punkten au^ge^enb, um ber über^anbne^menben ^olgnot gu fteuem, bie SSenoenbung ber fremben 93äume im ^eimifc^en grorftbetrieb oerfuc^t 2)abei gog man au0 btn (Erfahrungen Sinken, bie (^eit)err von äBangen^eim ate Dffi«: gier be» 1776 vom Äurfürften 3rriebri(^ H. von geffens^Äaffel an bie

568 SHe ^itxh&ume unb Sttcftt^ui^er.

(Snglanber jum iSompfe gegen Me norbomerikanifc^e Union oeibauften ^effifc^en grelbl&gerbotpe im gonjen maxm es 22000 Sllann, ffir bie jener dtttbc Snonarc^ jur iBeftreitung feiner SHötreffenoiirtfcliaft 21276778 Xoler „»lutgelb-' einftrl^ b\s jum 3a^re 1784 an Drt unb @teUe ju fammeln Gelegenheit ^atte. 3^ }^^ 3^ entflonben bie $flan3ungen frember SBaumarten, bie ^eute burc^ i^re (Sröge in ben $ar60 non SQBil^elmd^ö^e bei ^ffel, non Sc^me^ingen bei Reibet:' berg, SSSörli^ bei 2)effau int Sln^altifc^en unb onbenoärto unfere Se^ umnberung erregen. 2)em 19. Zcä)xf)xmhttt blieb e^ norbe^alten, bie aSoumfc^ö^e be^ oieftlic^en, pajififc^en Xeiles t)on 9lorbamerika ouf^u^ [erliegen unb enblic^ ouc^ bie voectoolkn Seftanbteile ber oftafiotifd^en 93aiunoegetation fic^ onjueignen. @o n)urben in ben te|(ten 3^^^"" sehnten befonber0 japanifc^e unb manbf(!^urif(^e Slrten in ftet^ fieigen^ ber 2^^l bei un0 eingeführt

SlUe in unfern Parkanlagen angefiebetten aSSunte ftammen aud einem ber grogen SSSalbgebiete ber nörblic^en gemäßigten 3ont, olfo Snttteleuropa Dom ißaukafu^ bto ju ben Gebirgen Spaniens, nom attantif(!^en unb Don biefem oiefentlic^ oerfc^iebenen pajififc^en Xeile von 9lorbamerika unb Dftafien. SHe übrigen Zeile ber C^e unb x>ox allem bie ganje fflbttc^e (Erb^&lfte ^aben nur gan) toenige unb vaibt^ beutenbe Slrten geliefert. (Sprechen mit aber von ber (Einführung frember aSaumarten nac^ 2>eutf(^lanb, fo bflrfen mix nic^t nergeffen, bag auc^ von btn ^eimifc^en Slrten nic^t menige importiert finb. 6o ift bie £är(^e nur in ben Stlpen t)eimif(^ unb muxbt von ba nac^ ben 9lieberungen gebracht 3lu(^ bie S93eigtanne ift im grögten Xeile Slorb« beutf(^lanb0 erft Itflnftlic^ angefiebelt toorben, unb ber 93u(^0 tritt nac^ feiner natürlichen 93erbreitung nur am :&ömli bei iBafel unb an ber oberen 3IIofel auf beutfc^e^ Gebiet über. 2)ie Stechpalme gebeizt blog im 93ereic^e be^ atlantifd^en Slimad.

Slatürlic^ muffen bei ber (Einbürgerung frember Strten nor allem bie klimatifc^en äJer^ältniffe in 93erü(kfi(^tigung gebogen merben, mo^ bei vox allem bie Sänge unb 3ntenfität be0 minterlic^en Srtofle^, bie früt)e ober fpäte Z^^^^^i^t in toelc^er bie jum Slu^treiben ber 93lötter ober @proffe nötigen Temperaturen erreicht merben, bann bie :&ö^e ber fommerlic^en Temperaturen mä^renb ber 93egetation0monate unb fc^lieglic^ bie $legenmengen mä^renb berfelben maggebenb finb.

Wit bie mfa^tigften Sierbäume unferer $ar60 finb bie 9labeU ^ölger, unter benen bie Xannen unb Sric^ten am ^äufigften ange^ troffen merben. ^ebm ber SSSeigtanne (Abies pectinata) ift bie

2>ie Sitrbftume unb SierftrAuctier. 669

14 Xage fpöter au0treibenbe, burcf) i^re fc^öne, im ^rteiftanbe länger au0^altenbe aSeaftung auegejetc^netei nacf) i^rem (Entbecfiex benannte Slorbmanndtanne (Abies nordmanniana) au0 bem fiau6afu0 ju nennen. 2)ann bie kilikifc^e Sßeigtanne (A. cilicia) au0 bem Xoutus, bte meniger froftempfinbttc^ ift ol^ bie gtiecfiifc^e unb fpanifc^e Xanne (A. cephalonica unb pinsapo), n)elc^e nur in froftfreien, ge^^ fc^fl^ten Sagen gebei{)en unb burc^ i^ren regelmäßigen SBu(^0 ba0 Sluge erfreuen. (Sine ber fc^önften norbamerikanifc^en Slrten ift bie mattgrüne, burc^ i^re Srtoft^ärte unb i^re 9lafc^Q)ü(^figkeit in ber 3ugenb beliebte ^olorabotanne (A. concolor). (Sleic^falto fe^r lange, aber unten gellere Slabeln al^ oben befi^t bie ebenfalte bei un0 ein:« geführte kalifomifc^e Sflftentanne (A. grandis), bie in i^rer :^eimat 90 m f)Oiii mixb unb bamit bie ^öc^fte aller Xannen ift @e^r oiel niebriger, manchmal nur ftrauc^artig finb bie 93alfamtannen, bie ben für bie Sllikroffiopie roic^tigen ^anababalfam liefern. 93efonber0 trifft man bie atlantifc^e 93alfamtanne (A. balsamea) ato $ark» bäum ni(||t feiten, toä^retib bie oftafiatifc^en Xannen bis |e^t nur tpenig (gingang in unfere (ßärten fanben. 2>{e bei un^ am ^äufigften angetroffene 93ertretertn ber in 9lorbamerika unb in Dftafien ^eimifd^en i^emlo(fi0tannen ber ber Abies na^e t^ermanbten Gattung Tsuga ift bie ftanabifc^e Scfiierling^tanne fTsuga canadensis). SMc^ter be« nabelt unb rafc^mflc^figer, aber gegen Srtoft toeniger roiberftanbefä^ig ift bie tpeftlic^e @(^ierling0tanne(T.mertensiana). (Eine ber fc^önften unb forftlic^ n)ertDollften (Errungenfcf)aften aber ift bie in i^rem Slu0^ fe^en ber J^ic^te ä^nlic^e, nac^ bem fc^ottifcfien 93otani6er 2)ougla6 be^ tianxdt 2>ouglq0tanne (Pseudotsuga douglasi), beren Slabeln beim Xrocftnen nic^t abfallen, barin alfo ben Xannen gleichen, roä^renb bie Srruc^tiapfen fic^ nic^t entblättern mie bei biefen, fonbem mie bei bm Srii^ten al0 (Banje^ abfallen. 3^^^ 9linbe ift oon ga^lreic^en ^ar}:« beulen blafig aufgetrieben. XHefer mic^tigfte siSalbbaum 9lorbamerifia0 ift grfln unb jeic^net fic^ burc^ groge Stafc^mflc^figkeit gegenüber ber blaugefärbten :Solorabo^2>ouglaf{e (P. glauca) am, bie aber froft« härter ift 3^ ©üben i^res 93erbreitungdgebiete0 ift ledere gerabeju bläuliii^meig, fo bag fie mit ber ebenfalte im Or^fengebirge ^eimifc^en blauen Srorm ber Stec^fic^te (Picea pungens var. glauca) ate 3^^"" baiun in SBettbemerb tritt

So^lteic^er unb für unfere $arft0 von größerer 93ebeutung finb bie Orienten, tmter benen bie gemeine Oriente ober Stottanne (Picea excelsa) bie Derbreitetfte ift ®ie ift mit Unreti^t toegen i^rer fieifen

568 SHe 3ietb&ume unb 3iecrtr)lu(t)er.

(Snglänber jum Kampfe gegen bie norbamerikanifc^e Union Derbauften ^effifc^en Orelbjögetkorp^ im ganjen toaten e0 22000 SUann, ffir bie jener elenbe Sßonatc^ gut SBeftreitung feiner 9nätreffenu)irtfc^aft 21276778 Xoler „»lutgelb- einftri^ b\a jum 3a^re 1784 an Drt iinb @teUe gu fammeln (Gelegenheit ^otte. 3^ 1^^^ 3^ entflanben bie ^flangungen frember 93aumarten, bie ^eute burc^ i^re (Sröge in bm $ar60 Don SQBil^elmd^ö^e bei ^ffel, Don @(^Q)e^ingen bei Reibet« berg, SSSörli^ bei 2)effau im $ln^a(tif4ien unb anbermärto unfere fBt^ tDunberung erregen. 2)em 19. 3^^^unbert blieb ee t)orbe^aIten, bie a3aumf(!^ö^e be^ mefUic^en, pogififc^en Xeile^ von Slorbamerika oufgu« [erliegen unb enblic^ auc^ bie toertooUen SBeftanbteUe ber oftafiotifd^en aSaumoegetotion fic^ anzueignen. ®o tourben in ben Ie|(ten Z<^^^^ geinten befonber^ japanifc^e unb manbf(^urif(!^e Strien in ftet^ fteigen^^ ber 3<^^I t>^i u^ eingeführt

SUIe in unfern Parkanlagen angefiebelten 93öume ftammen aus einem ber grogen SSSoIbgebiete ber nörblic^en gemögigten 3one, alfo SUitteleuropa Dom Saukafu0 Hb gu ben (Sebirgen Spaniens, oom atlantifc^en unb von biefem toefentlic^ nerfti^iebenen pagifif(!^en Xeile oon 9lorbamerika unb Dftafien. SHe übrigen Xeile ber (Erbe unb t)or allem bie gange fübUc^e (Erb^älfte ^aben nur gang oienige unb unbe« beutenbe Strien geliefert. Sprechen u)ir aber oon ber (EinfO^rung frember a3aumarten nac^ 2)eutf(^tanb, fo bürfen u)ir nic^t Dergeffen, bag auc^ von ben ^eimifc^en Strien nicfit menige importiert finb. 6o ift bie £&rc^e nur in ben Stipen ^eimifc^ unb tourbe Don ba nac^ bm Slieberungen gebracht Stuc^ bie SBeigtanne ift im grögten Xeile Slorb« beutfc^tanbe erft hünftlic^ angefiebett toorben, unb ber 93uc^0 tritt nac^ feiner natürlichen 93erbreitung nur am $ömli bei 93afel unb an ber oberen SHofel auf beutfc^es (ßebiet über. 2)ie Stechpalme gebeizt bieg im a3ereic^e be^ atlantifd^en Slima«.

9latürli(^ muffen bei ber (Einbürgerung frember Strien vox altem bie tüimatifc^en SSer^ältniffe in S3erü(ftfic^tigung gegogen merben, mo« bei Dor altem bie Sänge unb 3ntenfität be^ tointertic^en 2rtofle0, bie frü^e ober fpfite Z^¥^h^ tn melc^er bie gum Stu^treiben ber 93tätter ober ©prolTe nötigen Temperaturen erreicht merben, bann bie Qöf)t ber fommertic^en Temperaturen mä^renb ber 93egetation0monate imb fc^Iiegtic^ bie Stegenmengen mft^renb berfetben maggebenb finb.

SHit bie toic^tigften 3terböume unferer ^atha finb bie Slabel^^ ^ötger, unter benen bie Xannen unb grienten am ^ftufigften ange* troffen merben. Sieben ber SBeigtanne (Abies pectinata) ift bie

3>le Sltrbaumc unb 3ictftrau4ct. 569

14 Xagc fpöter au0trelbenbe, butctj l^rc ft^öne, im grreiftanbe länger auÄ^ottenbe ©eaftung aiwflejeic^ncte, nac^ i^rem (Bntbe&er benannte Slorbmann^tanne (Abies nordmanniana) au0 bem Sankaftt^ 2U nennen. 2)ann bie feiltkifc^e SBetßtanne (A. cilicia) aus bem Xauru«, ble ujeniget froftempflnbUi^ ift ate ble grlectjift^e unb [panlfc^e Xanne (A. cephalonica unb pinsapo), ujelc^e nur in froftjteien, ße* fc^fl^ten Sagen gebei^en unb burc^ t^ren tegelmögigen S93u(^0 baa Sluge erfreuen, ©ne ber fc^önften norbamerikanifc^en Slrten ift bie mattgrüne, burc^ l^re grroft^drte unb i^re ?lafrf)U)üc^figkelt in ber 3ugenb beliebte ^olorabotanne (A. concolor). (Sleic^fatte fe^r lange, ober unten feuere ^abtln als oben befi^t bie ebenfalls bei uns ein- geführte ftalifomlfc^e Äüftentanne (A. grandis), bie in i^rer §eimat 90 m yod) mixb unb bamit bie ^öc^fte aUer Xannen ift. @e^r t)iel niebriger, manchmal nur ftrauc^artig finb bie 93alfamtannen, bie btn für bie Sllikrofftopie mi^ÜQtn ^anababalfam liefern. 93efonbers trifft man bie atlantifc^e 93alfamtanne (A. balsamea) als $ark« bäum nic^t feiten, m&^xmb bie oftafiotifc^en Xannen bis je^t nur menig (Eingang in unfere (ßärten fanben. 2He bei uns am ^öufigften angetroffene SSertreterin ber in 3lorbamerika unb in Dftafien ^eimifd^en :&emlo(fistannen ber ber Abies na^e t)ern)anbten (Gattung Tsuga ift bie kanabifc^e @c^ierlingstanne (Tsuga canadensis). 2)ic^ter bt^ nabelt unb rafc^müc^figer, aber gegen Orroft toeniger Q)iberftanbsf&^ig ift bie u)eftli(^e ®d)ierlingstanne(T.mertensiana). (Sine ber fc^önften unb forftltc^ rDertt)olIften (Srrungenfcf)aften aber ift bie in l^rem SIus:^ fe^en ber 2kcf)te ä^nlic^e, nac^ bem fc^ottifcfien ^Botaniker 2)ouglas be^ nannte 2>ougIqstanne (Pseudotsuga douglasi), beren Slabeln beim ZxoAnm nic^t abfallen, barin alfo ben Xannen gleichen, roö^renb bie Srruc^tjapfen fic^ nic^t entblättern xxAt bei biefen, fonbem roie bei bm grienten als (ßanses abfallen. 3^te Slinbe ift Don ja^lreic^en :gar3^ beulen blafig aufgetrieben. SHefer Q)i(^tigfte SSSalbbaum 9lorbamerikas ift grün unb aeicfinet fi(^ burc^ groge 9{afc^Q)ü(^figkeit gegenüber ber blaugefärbten :Solorabo:^2)ouglafie (P. glauca) aus, bie aber froft« Wörter ift Z^ Qübm i^res 35erbreitungsgebietes ift lefetere gerabeju bläuli(!^Q)eig, fo bag fie mit ber ebenfalls im grelfengebirge ^eimifc^en blauen Ororm ber ©tec^fic^te (Picea pimgens var. glauca) als S^cx^ barnn in SBettberoerb tritt

Sa^Ireic^er unb für imfere $arks t)on größerer 93ebeutung finb ble Orienten, unter benen bie gemeine Sichte ober Rottanne (Picea excelsa) bie Derbreitetfte ift ®ie ift mit Unrec^ megen i^rer fteifen

570 ^e S^^^Satmt vaib Stetftcftu^et.

fiongtoettigkeit Derfc^tieitr ha jle in }a^IIo[en Spielarten, nrte gange^, XtQuer^ Sc^longen^, Säulen:^ unb S^ttg^^iSitm, auftritt Sie kann 6i0 6 m ^o(^ mttbtn unb bei einem SUter Don 700—800 ^afycm einen Stammbur4)meffer Don 2 m erlangen. Sin fe^r trockenen Stanb^ orten bttbet [ie iSfinnnerformen, bie burc^ niebrigen, langfamen Wad^s unb kwc^t Senablung ausgezeichnet finb. ^wdat folc^er ähneln bann ber auB fileinafien ftammenben Sapinbusfic^te (P. orientalis), bie oon allen ^c^tenarten bie kleinften, ^öc^ftens 1 cm langen Slobeln befi^t Sie Q)irb 30 m ^oc^ unb bilbet im Xaurus unb Saukafus au0gebe^nte SBeftänbe. Sin ben S^d^m unb 3^fm [c^eibet fie häufig ate Sapinbudtränen bezeichnete §ar}tropfen aud. S3on europäifc^en ^rmen finb noc^ bie non Skanbinanien burc^ gan} Slorbapen ^ä« mifc^e Slltaific^te (P. obovata) unb bie auf ben Sergen be0 Salkans ^eimifc^e, bort omorika genannte Omorikafidjte (P. omoric») ju nennen, fie^tere ^at einen fe^r fcf)Ianken SBiu^s, toirb bid 40 m ^oc^ unb jeic^net fic^ gan} befonbers burc^ i^re merkmflrbig geringe (&mp^ finblic^keit gegen Sefc^öbigung burc^ bie giftigen (Safe, fpejiell bie fc^Q)efIige Säure, be$ Steinko^Ienrauc^$ au0, n)a0 fie fflr alle $arks um unfere fct)Iotreict)en Stöbte mit i^ren ja^lreic^en ^robtikonlagen boppelt mertooU mQd)t

Site Ster^öl^er fo mic^tig mte ate STu^^öl^er finb bie amerikani^ fc^en Sric^ten, Don benen bie blaugrfln erfc^einenbe, bi0 50 m ^o^e SSetgfic^te (P. alba) au0 bem öftlic^en Slorbamerika von ^anaba bx» Slorbkarolina unb bie etma 25 m ^o^e, btmkelgrüne Sct^mar^fic^te (P. nigra) mit fc^tDarjIic^er Slinbe, bie im öftlic^en Slorbamerika aus^ gebe^nte SB&lber bilbet, um 1700 nac^ (Suropa gelangten. &mas fp&ter, nämlict) erft fett 1755 ^ier eingeführt, ift bie bis 20 m ^o^e frifc^grüne Slotflc^te (P. rubra) mit x6ü\d)tm gol}, bie im norböftlic^en Slorbamerika ^eimifc^ ift unb an ber :5ubfon0bai in bufct)igen S^exQ^ formen bie nörblic^e Örenje be^ iBaumtouc^fed eneic^L Seichter an hvx fc^arfftect)enben, fparrig abfte^enben, blauen ober filbergrauen Slabeln kenntlich ift bie erft 1863 ebenfaUß aus Slorbamerika ju und gebrachte Stec^fictjte (P. pungens). Sie mac^ft im Srelfengebirge jmifc^en 2000 unb 2800 m :gö^e unb ^at fic^ ate smeifeUos fc^önfte unferer iSoniferen befonbers in ber ate S laufte^ te (var. glauca) be^ 3ei4)neten 93arietät mit burc^ einen SBac^^überjug als SSerbirnftungs^^ fc^u^ bl&ulic^meigen Slabeln fe^r rafc^ in unfern (Barten Derbreitet 2>erfelben pr&c^tigen Orärbung megen niirb auc^ bie ate Silberfic^te (var. argentea) bezeichnete S3arietät ber (Sngelmannefic^te (P. engel-

2)te Stetbftume unb Sletftraut^er. 571

manni) ate ^iztbaum unfcrer ©arten ßefrf^atjt Seltener tofrb in unfe^ ren ^ark« ble Im pajififc^en Slorbomerika auc^ auf ber 3nfel Sttfea im 2erritorium uon 8Uo6fea ^eimlfc^e 6itäafl4)te (P. sit- chensis) angetroffen. (Stiblid) ift auc^ feit 1861 bie augerorbentli4) fc^öne, bis 40 m f)od) toerbenbe Picea alcockiana mit btmkelgrünen, imterfeit0 bläulic^grünen 31abeln, bie toie alle vorigen ein fe^r gute^ 8lutrt)ol5 liefert, aus 3öpan bei uns eingeführt morben.

ä93&^renb bei ben bisher befprodjenen ßoniferengattungen bie Sla^^ beln ftets einjeln an bzn Stoeigen fi^en, ift bies bei ben Äiefern (Pinus) nur in bca aUererften fiebensja^ren bes JBaumes ber galL SiUe fpäteren S^oeige, bie toeitertDac^fenben fiangtriebe, tragen nur häutige Schuppen, in beren Steffeln bie langen Slabeln ju 2—5 an faft ganj jurü&gebübeten ßurjtrieben filjen- 3n ber ^etmifrfjen JBaum:* toelt finb bie itoeinabeligen Kiefern üor cäizm burcf) bie bis 40 m ^o^e gemeine Kiefer ober Srö^re (Pinus silvestris) vertreten. SHefe be« fi^t unter ben europäifdjen Slabel^olsgen^äc^fen bie u^eitefte S3erbreitung unb gebeizt am beften auf tiefgrflnbigem, ^umofem Sanbboben. 2)ann burc^ bie in ©übeuropa verbreitete ©c^tDarjfeiefer (P. laricio), bie in ben öfterreicf)if(^en SUpen in ber Slbart ber dfterrei(^if4)en Kiefer (P. nigricans) vertreten ift, unb bie fubalpine finie^oljfeiefer ober fiegfö^re (P. montana), bie in bm SUpen von 1400—2000 m !o6f)t toeite ^l&d)zn bebecftt unb einen energifdjen @4)u^ gegen fiatoinen unb ®rbrutf(^e bilbet 2)agegen fte^en je 5 Slabeln beifammen bei ber im :5ocf)gebirge ^eimifcfjen Sirve ober S^ibtlkit^zx (P. cembra) unb bei ber aus Slorbamerika ju uns gelangten SBegmout^skiefer (P. stro- bus), einem iBaume mit grauer, glatter Slinbe unb regelmäßiger, lieget« förmiger Krone. @ie bilbet im atlantifc^en Slorbamerifia groge SBälber tmb erhielt i^ren Slamen ba^er, bag fie im 3<^^te 1705 burcf) fiorb SBegmout^ aus ben SIeuenglanbftaaten nac^ (Europa gebracht muxbt. ^mk i^rer toeic^en, feibenglängenben Senablung ift fie }e^t überall bei uns als S^ttbaatn fe^r beliebt Z^ pa^ififc^en Xeil Slorbameribas ift fie burc^ bie i^r fe^r &f)ni\d)t, aber in unferen Gärten nur feiten an^ getroffene (Bebirgsftrobus (P. monticola) vertreten. 3^r fe^r ä^nlic^ ift bie im Himalaja ^eimifdje Xränenkiefer (P. excelsa) fo genannt, tveil beren S^^SfP^^ ^^^ befonbers bie grogen, bis 25 cm langen 3apfen meift mit tränenartigen öarjtropfen befefet finb. SKit i^r trifft man in (Barten toeiter^in bie vielfach nur als örtlü^e ä5arietät ber vorigen angefe^ene rumeUf4)e Strobus (P. peuce) mit kürzeren, fteifen 9labeln unb Mrjeren 3^^ (^ Slugerbem finben vnr nicf)t

572 S>te 3^^^^&ume unb S^^^fttauc^ec.

feiten bte grögte Sit\ttnaA, namlic^ bte koltfomifc^e S^^^^^i^f^^ (P. lambertiana) mit 40 cm langen 3^^ unb bte nur toentg oon i^ unterf4)iebene Sogoktefer (P. pentaphylla) in tmfem ^orbs ange* pflanzt 6onft kommen Don btti ettoa 80 bekannten iSiefemoiten mar nod) menige für unfere Gärten in iBetrac^tr fo bie norbamerika^ nifc^en 6trau4)kiefer (P. banksiana), bie toegen i^rer grogen Sln^» fprucf)$lofigkeit an ben ^oben eine ber toic^tigften forftU4)en (SinfO^^ rungen unb aus bem gleichen ®runb auc^ für bta $ark, befonbers bei Sleuanlagen auf Schutt unb fiblanb, fe^r mertooU ifi 2>reinablige :Siefem finb in ben $ark0 feiten anjutreffen. Unter i^nen ift bie nur in milben Sagen fortkommenbe (Selbkiefer (F. ponderosa) au0 htm pa3ifif4)en Slorbamerika megen i^ree flppigen 3Bu(^fe0 unb ber px&d)^ tigen, bis 25 cm langen Slabeln aud) bei uns fe^r gefc^ä^

SBie unter ben :Siefem bie vorgenannte SIroe, ein an ber SZkilb^ grenze in ben SUpen toac^fenbe, aber ftark im SlMgang begriffene Slabel^oljort, megen i^rer biegten aSenablung unb i^re$ regelmögigen 3ugenbtDad)0tum0 ein fe^r beliebter Si^batmt unferer (Sorten tourbe, ift bie glei(^all0 aus ben Sllpen ftammenbe fiärcf)e (Larix europaeaX tro^bem aud) fie ein echter (Sebirgdbaum ift, in btn $ark9 ber bliebe« rungen angefiebelt roorben unb gebeizt ^ier gan} gut ®ie liebt einen fteinigen, tiefgrünbigen iBoben unb gebeizt ni^ft auf ju naffem ober trockenem iBoben. SIber erft in einem raupen ^ima entfaltet fie i^re ganje @4)ön^eü ä5on ben ac^t anberen fiördjenarten, bie bei und im ^freien aushalten, ift i^rer bekoratioen SBirkung toegen bie aus Zo^ccn kommenbe 3artfcf)uppige ober :gonboIör4)e (L. leptolepis) befonbers beliebt infolge eine0 jarten WadfsiibtiiUQes jur (Sinfc^ränkung ber 993affert)erbunftung erfc^einen i^re Slabeln blaugrfln unb ge^en im gerbft in S3ioIett Aber; i^re fungen Xriebe finb rotbraun, roö^renb fie bei ber europöif4)en fiör4)e graugelb finb. Slur in ber SBIfltejeit ift o^ne toeitered bie im SImurgebiet unb im iSamtfc^atka ^eimif4)e fibi« rifc^e 2&xd)t (L. dahurica) ju erkennen, unb jtoar an ber grünen liaxbt i^rer toeiblic^en iBIflten, bie bei allen anberen SIrten karminrot gefärbt finb. 2>ie 30 m ^o^e jierlic^e Larix pendula aud bem atlan:» tifc^en unb bie 40—80 m ^o^e fc^Umke Larix occidentalis aud bem pa2ifif4)en Gebiete non Slorbamerika toerben nur gan} audna^m^toeife bei un0 ongepfUmst

9IIit ben (Sebem jufammen tragen bie fiärc^en nur einzelne ^a^ beln an i^ren Xrieben; bann erft bilben fic^ an biefen fiangtrieben feii» Ii(^ knopfige Surjtriebe, an bmm bie Slabeln ju SBüfc^etn gebrfingt

2)ie 3t»^Aum( unb 3tetflrAu4Kr. 573

fte^en. SBä^tenb ble 3labeln aber bei ben fiätc^en toeic^ unb jart Pnb, ba fle nur ein Z^^ au02ubauem braudjen, toeil biefe aSaumatt regetmägig im g^bft i^te bann f4)ön golbgelb gef&rbten Slabeln ob^ tmrft, finb fie bei ben debem, toeil bleibenb, ftatr vnb fte4)enb. fßon ben brei immergrünen (Seberorten fte^t bie fiibanonceber (Cedrus libani) ben fiftrdjen am nfi4)ften tmb unter[4)eibet fic^ x>on i^nen auger buxä) bie bleibenben Slabeln burc^ i^re äugere (Srf4)einung unb bie kugelige, aufrechte S^f^fonn. @ie trogt in ber 3ugenb einen Aber« ^fingenben 995ipfelr bUbet aber im äUter eine prächtig aufgebaute fc^irm^» förmige iSrone. 2>iefer iBaum, ber einft auf allen Gebirgen 6grien0 unb ^einapem» proditige iBeftänbe bilbete, ift iet(t in feiner geimat faft ausgerottet, gebeizt aber ate ^arkbaum in 2>eutf(^lanb nur in fe^r mttben, Iuftfeu4)ten Sagen. ®^er no4) ate fie gebeizt bei um bie im norbafriftanifc^en Sltlasgebirge ^eimif4)e Sltlasceber (Cedrus aüantica), bie fid^ leicht an i^rem ftet0 aufrechten Gipfel erkennen lägt Sc^toer bogegen kommt bei un$ bie in 9lepal unb fonft am Sflbab^ang bes :&imala|agebirge0 ^etmif4)e Ic^imalafa« ober 2>eobarceber (Cedrus deodara, le^tere« ift bie inbif4)e iBeseic^nung, bie Gottesbaum be^ beutet) Don pgramibenförmiger Xrac^t mit ni4)t ^fingenben 3^^^ bei uns fort

9ntgbräu(^li4)era)eife toerben auc^ anbers geartete ^label^öl^er ate (S^em beseic^net, fo bie in i^rer Heimat sugi genannte japanif4)e Är^ptomerie (Cryptomeria japonlca), bie, feitbem fie gortune 1844 in (Suropa einführte, ^ier unb ba in unferen Garten kultiviert mirb unb aad) tmfere SBinter im grteien aue^ött. Obfc^on (ie mit btn eckten (Sebem keinerlei ^^nli4)keit beft^ i^re Senablung Diel e^er an bie im 3^^^^ ^^ Xöpfen ober im SBarm^aus ^oufig gejogene Slor^ folk^Straukarie (Araucaria excelsa) erinnert, ift fie bei uns ate „|apanif(f)e (Seber" im ganbeL 6ie ift ba» toic^gfte, in Dielen grormen gesogene 9lu^ol3 3^^^» ^(^ itt pröc^tigen alten (Ssemplaren bie ^eiligen gaine unb bie lempel jiert unb, toie in i^rer geimot, fo auc^ in unferen Gärten meift burd) Stecklinge Derme^rt toirb.

2>ad Gegenftflck ju biefem altertflmlict)en 9Iabel^ol} Dftafiens bilbet in iSalifomien bie xAäjt minber altmobifc^e Sliefenfequoie ober bie 3U G^ren bes britift^en Srelb^erm Slrt^ur SBelleeleg, :&er}og Don 9Bel^ lington (1769— 1852), SBellingtonic genannte Sequoia gigantea. JBeibe finb, nrfe aucf) bie immergrüne ©equoie (S. sempervirens) im Ge* birge fialifomiens unb bie im füblic^en atlantif4)en Slorbamerika ^ei« mi\^t ©umpf^ ober Gibenc^preffe (Taxodium distichum) Slefte

574 ^IHe Sierbftume unb S^nftt&u^et.

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einer im Xertiär tDeitoerbreiteten Slabel^oligattung, bie ^eute bis ouf biefe loenigen 93ertteter ousgeftorben ift 2>ie in einem kleinen aSejirtie in (EolQDeras (Sountq in ^lifomien in 1500 m &ö^e auf ber Sierra nenaba toac^fenben Sliefenfequoien n^urben 1850 Dom britlfc^en 930:^ taniker fiobb bekonntgemad)! Sie erreichen bei einem 2>urc^mefTer Don 10 m am t^g be0 Stammes eine §ö^e von 120 m unb finb nad) ben auftraUf4)en (Eukalypten bie f^iäßm Säume ber (Erbe, bie ein Sllter non 4000 3a^te erreichen können. Um bie legten i^res Stammes üor S3emi4)tung ju fc^fi^en, ift bas (ßebiet, auf bem fie toac^fen, jum unantaftbaren 9IationaIpark erklärt morben. SHe kleinen, eiförmigen Bopfen enthalten faft nie keimfähige Samen. 2>e0^alb erfolgt i^re S3erme^rung mie biefenige ber japanif4)en iSr^ptomerien in ber Siegel buxd) Stecklinge. Z^ unferen ^rkanlagen begegnen nrir i^nen als ftreng kegelförmig getDa4)[enen Säumen mit unten bickem, nac^ oben ^in aber xa\d) fic^ üerfd[)mälembem Stamnt SHe pfriemenä^nlü!^en Slabeln erinnern ganj an biejenigen ber ßr^ptomerien, fielen aber all^ feitig um bm Xrieb, mä^renb [ie bei jenen fic^ in fünf Seiten barum ^erum orbnen. Sei ber oüd) bei uns angepflanjten nirginifc^en Sumpf« ctipreUe fielen bie jarten, eibenä^nlicfjen Slabeln an ben fiangtrieben einjeln, an ben Surjtrieben bagegen kammartig in ^toei biegte Heiden georbnet 2>as auffaUenbfte aber ift, boSß im Qtcb^t mit bm 91abeln jugleicf) auc^ bie Surjtriebe abgetoorfen toerben. 2)ie Sumpfct^preffe, bie in i^rer geimat in ben Sümpfen mäc^ft unb barin jur Sttmungs« möglic^keit ber SBurgeln eigentümlid) geknickte, über bas äBaffer empor« ragenbe ^neumatop^oren btlbet, verlangt bei uns im kälteren :SIima einen trockeneren Stanbort, um ber Srtoftgefa^r gu entgegen, unb bilbet in biefem ^aiiz natürlich auc^ keine geknickten Sitemrourjeln, toie fie es in i^rer :5eimat tut (Erreicf)t auc^ biefer Saum an feinen natürlichen Stanborten mit einem Stammumfang Don 10 m bei einer §ö^e non 36 m ein ebenfalls me^rtaufeubfäi^riges SUter, fo toirb er barin oon ber me^ikanifc^en (Sibencgpreffe (Taxodium mexicanum), bie nicf)t auf fumpfigem, fonbem mägig feucf)tem Soben mäc^ft, noc^ übertroffen. So ift in Xule bei Da^aca in Sne^iko noc^ ein SHitglieb biefer ^flanjenfamilie am fieben, bem SL 2>ecanboUe ein SUter non 6000 3^ten beimißt S^^^iifölte ift biefer auf beifolgenber Xafel nac^ einer Driginaloufna^me miebergegebene Saum, beffen Stamm 1 m tioö) über bem Soben gemeffen 31 m Umfang befi^t, mä^renb bie 35 m ^o^e iSrone faft 100 m umfpannt, bM ältefte ®Iieb ber heutigen Schöpfung unb erfc^eint fcf)on baburc^ e^ra)ürbig. :5at er boc^ alles

2)le Stetbaume unb SletftrÄu^et. 575

erlebt, wa» mit iiurslebige SHenfc^en bte WütQt]d)\ä)te nennen. Site bie mäi^tigen ^Qaraonen bet 4. 2>9naftie i^re getDoItigen ^rabbenk^ möler in grorm ber fteineren ^gramiben üon ®ife bauten, befog btefer SHet^ufoIem unter ben ^flanjen bereite bas refpektable SUter von 1300 3a^ren. Site bie SleoIlt^Uier Smtteleuropa«^ Don @ttben ^er mit ben erften 9netaUf(^muckfa4)en unb «®eröten bekanntgemac^t rourben, roar er \d)on über 2000 3o^te alt Unb wmn mix alle, bie toir ^eute un0 be0 fieben^ freuen, nic^t me^r fein roerben, fo n^irb biefer no4) fe^r lebenskräftige ^flanjengrete toeiterblü^en unb gebel^en. SBas ^at er nic^t ]d)on alles erlebt unb roas toirb er nod) alles erleben, bis au(^ er einft jugrunbe ge^t!

3)te eci)te (Sgpreffe (Cupressus sempervirens), beren c^arafete« riftifcf)e ®eftalt fi(^ febem ^tctlienfa^rer unauslöfcf)lid^ eingeprägt ^at, vermag mit alleiniger Slusna^me ber befonbers milb gelegenen aSoben^ feeinfel SHainau unb i^rer Umgebung nirgenbs in 2)eutfc^lanb ja^re« lang ungefc^abigt im gfteien ousju^alten. 2>iefes augerorbentlic^ ftimmungsDoUe, für bte heutigen SHittelmeerlänber gerabeju c^araftte- riftifcf)e ßinb h^B toarmen @übens ift ein 20 unb me^r Slleter ^o^er aSaum Don fpi^ kegelförmigem S93uc^s, ber aber au4) in einer Slbart mit fi(^ feitroörts ausbreitenben Stften vorkommt, mit bunkelgrünen asiöttem unb 2—3 cm langen Srtuc^tgapfen. (Es ift bie bekanntefte ber 12 (Sgpreffenarten, bie im Süittelmeergebiet, im gemäßigten lllflen, in Slorbamerika unb Sllepko ju :5aufe finb. 2)ie (S)t)preffe ift Don bm SBergen bes nörblic^en ^erfien unb bem fiibanon bte nac^ (&rie^ (^enlanb ^eimifi^ unb finbet fic^ meift in :giö^en üon 600 bte 1400 m über bem SKeer. 3)abei foll fie ein Sllter uon über 2000 ^o^ren er:: reicf)en können unb erjeugt ein ^arjreic^es, augerorbentlid) bauer^aftes :^ol3, bas mancherlei SSerroenbung finbet 6ie ^ieg bei ben Slffgriem buräsu, bei ben ^^önikiem berüt, unb toa^rfdjeinlicf) baoon abgeleitet, bei ben ®riecf)en kypärissos. flberall bet ben Semiten mar fie feit Sllters ber ^eilige iBaum bes Slftarte^Slp^robite, fo bag biefe ge^ legentlic^ auc^l baalat berüt, b. ^. ®öttin ber (S)t)preffe, genannt roirb. 9nit ber SSerbreitung bes Slftartekultes burc^ bie $^önikier gelangte fie mit ber Xaube, bie bas ^eilige Xier ber (Söttin roar, immer toeiter toeftlic^ überall ba^in, roo jene Kolonien grünbeten.

2)ur(^aus falfd) ift bie übrigens fe^r anfprei^enbe 2)arlegung üon S3iäor &e^n, roonai^ bie (S^t)pre[fe von einem Urfi^ auf bem (Bebirge t)on Sufi meftlic^ von £)txat in Slfg^aniftan, roie i^n Stlesanber von ^giumbolbt annimmt, im (Befolge bes iranifc^en fiic^tbienftes roeiter

576 SHe 3^^^^^^^ ^^^ d^^^f^ftu^^er.

na4) SBeften Derbreitet toorben [ein foIL 3^ i^^^ [(flanken, obeltoben^ artigen (Seftolt foU bte S^^tellgion ba0 Stlb ber ^eiligen, jtun gimmel oufftrebenben Srlomme gefe^en ^aben, unb bes^olb foU fie wx ben Oreuertempeln unb in ben ^6^m ber ^&fte gepflanst toorben fein. (Sbenfon^enig ^at fie ber 3nf^t Sgpem bm Slcnnen gegeben. 3^^^ Seiie^tmgen jur orientaIif4)en ®öttin ber ^c^tbarfieit finb fe^r Diel älter ate i^re 93ere^rung bei ben feueranbetenben ^rfem.

Slu0 i^rem buftenben, ber 3^it unb bem SBurmfrog onberfte^enben &oI}e \d)on X^eop^raft (im 4. Zoi)tffimbttt r>. (it)x) nennt e^: von 8latur unoenoüftlic^ fc^ni^te man mit SBorliebe nic^t nur ©Sttet:* bttber Don augerorbentlid()er 2)auer, fonbem verfertigte allerlei §au0^ gerät unb baute baraus wx allem 6(f)iffe. Sd)on in gomere Ob^ffee toirb ber Saum genannt, inbem ermähnt roirb, bag um bie Grotte ber AQir)p\o <Sxlm, Sc^toarspappeln unb roo^Irie4)enbe Sgpreffen ftanben, unb toeiter^in: ato Dbgffeue al6 Settier verfileibet noc^ feiner geimotinfel 3^^^^^ jurücftfie^rtei fe^e er fic^ auf bie efc^ene Züx^ fc^oelle unb lehnte fid) an bie ctipreffene Xflrftil^e. 3^^^^^^^) roaren bie Xöana, b. f). bie aus §ol3 gefct)ni^en älteften (Sötterbilber in htn griec^if4)en :5eiligtümem beoor bie noc^ bouer^afteren ccüb Stein, befonber$ Sllarmor, aufkamen unb oüd) bie Suren in benfelben au0 (S^gpreffen^ol}. Slus (S)t)preffen^ol} beftanb ouc^ bie ältefte W)^ letenftatue, bie $aufania$ im 2. 3^^^unbert n. (if)x. im Dlgmpia noc^ fielen fa^. @ie ftellte ben wx bem 3^^^^ 6^0 o. (if)x. lebenben Stgineten ^rafibamas bar, mar t)on jenem in ben ^eiligen &ain ber 3llti0 geftiftet roorben unb ^atte fic^ beffer erhalten, ato eine anbere, ettoad fpätere, bie au$ Sreigen^olg gearbeitet toar. (Ebenfo bilbeten bie Slömer i^re älteften ®ötterbilber mit Vorliebe au0 (S^^preffen^ols.

9Bie bie ^^önikier ^aben aud) bie alten (Kriechen i^re Sc^ffe vox^ jugetoeife au0 bem unt)erroüftli(^en (Sgpreffen^olj gebaut, tote $lato fagt: „(Ss ift ein rechtes (Slütk, mmn ein Staat toeber (£:gpreffen, nod^ anbere$ jum Schiffsbau tauglidjee gol} ^at, meil bie Sc^iffa^rt keinen Segen bringt" Hnb ber griec^ifc^e ®ef^id^tfd)reiber 2)tobor berichtet Dom :Sönig Slntigono«^, bem „(Einäugigen'', bem grelb^erm SUesanbere bes trogen (384—301 v. (Si)x,, erhielt 323 bei ber Xeilung von beffen 9lei4) (Srogp^r^gien, figkien unb ^amp^t)lien, führte au0 (S^rgei} unb Sroberungsluft Diele Kriege gegen bie übrigen 2)iaboct)en, in benen er Sleinafien unb Serien eroberte, na^m 306 mit feinem So^n 2>emetri09 ^oliorketes, b. ^. bem „Stäbtebelagerer'', ben Sönigstitel an unb verlor in ber Sc^lac^t bei 3pfo$ in ^^rggien gegen :äaffanbro0, S9fimact)09

2>ie 'meiiltanifdie <£ibengqpteffE (Taxodiiun mexlcanum) uon Sul« bei Oa^aca

in SRepko, Das rooiiL alterte iSLteä un]erti heutigen 6d|Qpfung. (IHad) $t)oto-

ßramm Don SB. ffi. SBcenier in Dajoco.)

«Sine alte <Slbt in üet 9iabe oon !pütec5ell bei aüellljelm tn Dbetbapem in einem Seftanb »on ettoa 400 giogen (Eiemplaien.

3o>tl S^P^t\\f^ inmitten oon mit Wautxn umgebtiteti OItDenl)ainen liet StoDigno

gain Don Stetnetc^en, bekannt ab „Bosco sacro', tn ber lamiri^en (tampagnn.

JHe 3tetbÄume utib Zittfixäud^tt. 677

unb 6eleufeo0 «elc^ unb fiebert), er ^abe jur JBefeämpfung feiner über große 3rlotten gebletenben (ßegner, ben elnftlflen snüfelb^errn SUejan* ber6, 8000 Wann mit bem gdüen üon (S:ebem, Pnlen unb ö:gpreffen auf bem filbonon befc^äfttgt laufenb ^aax fiaftttere foUen bcw öolj 3ur gflfte getragen ^aben, q)o Don n^erkfeunbigen Stmmerleuten 6c^iffe barau0 gebaut mürben. Sluc^ (Sebenktafeln unb 6ärge mürben mit SJorliebe au« bem bauer^aften ö:gpre[fen^ol5 uerfertigt So fagt ?piato, baß bie fianblofe ber SBürger in ben Xempeln auf crjpreffenen ®ebenk^ tafeln für bie 81a4)melt oerjeic^net merben foUten, unb f4)reibt ber griec^if4)e (Befc^i(^tf4)reiber S^ukqbibes: „iBei bm SU^enem tft es Sitte, bie ©ebeine ber In einer Sc^Iac^ (Befallenen erft öffentlich jur 6rf)au 2U ftellen unb fie bann in Sorgen 3U begraben, bie aus (Sgpreffen^ol} gemacht finb." 9larf) bemfelben Slutor umfc^loffen crjpreffene S^reine, }e einer für eine $^t)le (Stamm^ b. ^. burct) Slbftammung üon einem Stammvater üerbunbenen Xeil eine« SSolke«, beren es fett ^eift^ene«, bem :giaupt ber SUkmäoniben, 510 d. (Sifx., 10 gab, meiere mieberum in 2>emen eingeteilt maren), bie in bie (&tbt ju bergenben (Bebeine bei fener 430 ju Sitten gefeierten öffentlii^en SBeftattung ber für bo» SSaterlanb Gefallenen ju ^Beginn be« peloponnefif4)en Kriege«, bei mel(f)er ^erifele«, ber fc^on ba» 3^^^ barauf Don ber $eft ^inmeg:» gerafft mürbe, feine berühmte Siebe jur SSer^errlic^ung Sitten« ^ieli Unb voa» nor bem B^ftöttmerben burc^ 3nfekten unb beren fiaroen bef4fü%t merben foltte, bM mürbe bei bm ®riec^en, mie auc^ fpöter bei bm Slömem in c^preffene ßöfh^en eingef4)loffen, fo bei goraj bie SHanuffiripte ber non i^m gebi4)teten fiieber.

9Bo immer ber 3ult ber p^önikif4)en Slftarte (Eingang fanb, ba ' mürben Sgpreffen^aine Dor beren Heiligtümern erridjtet So kam bie Sgpreffe burc^ bie 93ermittlung ber fflbitalif4)en (Kriechen jflx ben Stömem. ^linim fc^reibt in feiner 3Iaturgefciii4)te über fie: „SHe (£9preffe ift ein au^länbifc^er iBaum, ber anfange nur mit groger Snü^e gejogen mürbe, dato, ber fie bie Xarentinifd)e nennt, meil fie Don bort^er in bas römif4)e (Bebtet gekommen ift, fpric^t über fie meitlftufiger ate über alle anbem SBöume. 3^r S3aterlanb ift iSreta. 2>ort entfielt überall, mo jemanb bm iBoben auflockert, burc^ Slatur^^ kraft ein (Sgpreffenmalb. (3^re kleinen Samen ^aben auf }eber Seite einen ate Srallf(f)irm bienenben häutigen Slanb, momit fie leicht nom SSinbe in bie SBeite getragen unb fo in ber greme angefät merben.) Sluf ben (Bebirgen Sxtta», bem 3ba unb ben SBeigen ^Bergen, mä4)ft fie aad) ba, mo ber Soben niii)t bearbeitet ift, neben bem emigen

578 3)le Slerbdume unb Slerfttau^cr.

©c^nee, vom oUcrblngö iDunbcrbar ift, ba [le ulel SBarmc oerlangt unb in bejug auf ben SBobcn [c^r fpröbe tut Sie tDäc^ft [c^r lang* fam, geiDä^rt nlc^t ben gerinöften Slufecn (nSatdid) an grü^jten), ^at tDtberlic^e (b. ^. nl4)t loo^Ifi^mccfeenbe) Stückte, bittere JBIätter, einen betäubenben ©eruc^, feeinen angenehmen 6d)atten (loeU er infolge ber Öö^e be« SBaume« nur fc^mol ift), locfeere« öolj. 3)ie (Sgpreffe ift bem ©Ott 3)i« (©Ott ber Hntertoett) getoei^t unb toirb beö^alb (in ©eftatt Don in Sübeln gepflanjten (gjemplaren) an bie Xüre ber Käufer gefteUt, in toelc^en fid) ein SterbefoU ereignet ^at 3^r faulenförmiger äüuc^d empfie^tt fie jur Slbtoerf^flung mtt pnienalleen; }e|5t befc^neibet man fie ouc^ fo, balß fie mauerbic^te 3äune gibt, aaä) bringt man fie burc^ Sefc^neiben ba^in, baß fie 3agben, glotten unb anbere Silber tior:^ fteUt, meiere mtt i^ren jarten, feurjen, immergrünen JBIattem be* feleibet finb.

©0 gibt 5U)ei Sirten von ©t)preffen: 2)ie eine, bie man bie roeiblici^e nennt, möc^ft bic^t unb fäulenförmig (e^ ift bie^ bie ju ©ingang ertDo^nte var. pyramidalis oon Cupressus sempervirens), bie anbere ^eigt bie männlii^e unb breUet i^re Stfte feitroärtd an» (var. horizontalis), fie toirb befc^nitten unb bient auc^ ato 6ta|(e fär 993einftö(fee. Seiben Slrten fd^neibet man aud) bie @eUenäfte toeg unb jie^t fie auf biefe SBeife ju Stangen unb ^fa^Ien, toelc^e, toenn ber Stamm 13 fahrig ift, Sttlcfe für StüA einen 3)enar (= 60 pennige) feoften. ©6 ge^t barau0 ^ert)or, bag ein folc^er ©gpreffenmalb fe^r einträglich ift; ba^ ^er nannten bie SUten folc^e ^flanjungen bie „Slu^fteuer i^rer Zid)^ ttt". SHod) genügen Xag$ ^eigt übrigens bie ©t)preffe nac^ Sree megen biefes Srauc^eip auf Kreta „Sludfteuer ber Xoc^ter'' unb mirb in größerer Slnja^l bei ber ©eburt eitte^ SLinbzB gepf langt, toie man in Srranfereid) bei folc^em Stnlaffe einige ^unbert ^appdn pflangt unb fie 5U beffen ©unften oerfeauft, menn e^ ern)act)fen ift, ober in ber ©fib^ fee einige Brotfruchtbäume fe^t, bie ba0 alleinige ©igentum be0 neuen Sramilienmitgliebe^ bilben. Sluc^ bei un0 pflanjt mandjer Sauer febem feiner ßinber bei beren ©eburt einen ober einige Obftbäume, beren ©rtrag ausfdjlieglic^ bem betreffenben 3^i>tnibuum ge^rt

Slu4) bie ©renjen ber ©runbftücfee tourben mtt Sorliebe burt^ foldje nur toenig Schatten nerbrettenbe ©t)preffen bepflansi 6o fc^reibt ber gelehrte Sarro (116—27 v. ©^r.): „Sie ©renje ber ©runbftüAc (fundus) merben oft burc^ Säume bejelc^net, bamtt feein Strett ent^ fte^t Sllanc^e fieute pflanzen gu biefem S^tAt Linien, ma^ meine Srrau im @abinerlanbe tun lieg, anbere ©^preffen, mie ic^ auf meinen

2)ie ^itth&umt unb 3ierfträu(ftct. 579

(Sfltem am SM^e be0 9Se[uo, anbete Ulmen, toie häufig im (Etuftu^ menifc^en ju fe^en Iff

Site ben ®ott^etten ber Hntermelt gemeinter aSoum tourbe bie (^gpreffe 3tmäcf)ft bei ben üome^men Slömetn, toie ^eutt noi^ im Dtient unb in Sflbeuropa üon (Sriec^enlanb bis Spanien, ate Xotem bäum auf bie (Sxäbex gepflanst @o wax fie bei ben 2)ic^tem ber außufteifc^en 3^ ^^^ t9Pifd)e SBaum ber Xrauer, mit beffen 3^)^10^« fieic^enaltar tmb Scheiterhaufen beftec&t tourben. 6o lägt Süergil in ber Sleneid auf btm (Srabe be^ ^olgborue einen grogen Grb^ügel auff(f)ütten, mit bunklen Sriorbinben umtounbene äUtäre bauen unb baneben fc^marje (S)t)preffen pflanjen. SBeiter^in lagt er bei ber Se^ ftattung be^ SEifenud Don ben Xrofanem einen ungeheuren Scheiter« Raufen au» ^ar^igem ßien^ unb (Eic^en^ol} bauen, bejfen Seiten mit fc^marjem ((S)t)preffem)fiaube bebecken unb baoor als 3^^^^ ^^^ Xrauer (S^gpreffen oufftellen. 2)a3U fagen SreftuB unb Seroiu^ glei4)er^ roeife: es [ei römifc^e Sitte, (Sgpreffen ober (Etipreffenjmeige Dor bie §au0türe ber Soten ju ftellen, roeil biefe Säume abfterben, [obalb fie gefällt finb, fo toie ber SHenfc^, roenn er einmal geftorben ift, nid)t toieber jum fieben gelangt Sluc^ fiucanu0 fagt: „2)ie (S^gpreffe ift ba^ 3ei4)en ber Xrauer", unb Statiu0 fc^reibt in feiner X^ebaid: „^as Säger be$ Xoten toirb au0 S^tiQm ber traurigen (S)t)preffe geflocf)ten. Sluf ba£^ (Seflec^t toirb eine Sage Stro^ gelegt, auf biefe eine Sage Don ®ra0girlanben, bann eine S4)i(^t bunter, bem Sriammentobe ge^^ toibmeter Blumen wxb biefe toerben mit morgenlänbifc^em SBei^rauc^ unb 3ttttt (cinnamum) belegt^ 23el öoraj toirb bie „traueroer&ün* benbe Stipreffe'' ate Xotenbaum gerne im ®egenfa% jum ®enug ber ^eiteren ©egentoatt geftellt 3^ ^^^^ f^i^tet Dbm ^eigt es: „Zvx Xobe mugt bu alles^, toa$ bit auf ®tben teuer ift, nerlaffen unb oon ben ä3äumen, bie bu gepflegt, folgt bir nur bie Der^agte (£t)preffe.''

3n btn Snetamorp^ofen be^ Düib toitb bie (Sntfte^ung bet dx)^ pteffe in folgenber SBeife erklärt: (Sin Knabe, btn StpoUo liebte, ^atte ba0 Hnglück, unt)erfe^en0 einen btn Sl^mp^en geheiligten, präch- tigen girfc^ 3U töten; untröftlic^ barüber, flehte er bie ®Ötter an, i^n toenigftens^ in (Etoigkeit ttauem ju laffetL 2)e0^alb toutbe et butc^ ba0 Sllitleib bet (Söttet in einen (S^gpteffenbaum Dettoanbelt, bet ben fc^lanken SBipfel ^oc^ jum gimmel et^ebt, von hm (Söttetn bettauett imb iugleid) ba» Unglück bet Sllenfc^en bettauetnb. 2)ag fpätet alle^, mos itgenbtoie mit bet S^teffe jufammen^ing tmb üon t^t abftammte, bie üotne^men Slömet an bm Zob etinnette imb i^nen bes^alb un^

37

580 2)te 3tetb&ume unb S^^tftrftuct^et.

angenehm toar, betoeift aud) bie (Er^a^lung be0 ®ef4)i(^tf4)reibers iOliud ©pQrtianu«^ in feiner SBiogrop^ie bes tömifc^en iSaifer^ fiudud @eptimiu0 @eoeru0 (ber, 193 wn btn ponnonifc^en Segionen gum (Eafar miisgerufen unb Dom @enat anerkannt, bie ^rötorioner ouf^ löfte, 195 ben ®egenkaifer $e0cenniu9 Sliger bei &t)iikos, 196 ben anbem (Segenfiaifer (SLobim SUbinus bei figon ]d)luQ, gegen bie $art^er ju grelbe 30g, 203 nac^ Hont jurflckke^rte, 208 nac^ SBritan^ nien ging imb 211 in (Bboracum ber ©tabt Uork in (gnglanb ftarb): „2)em ^aifer Seoeru^ begegnete Kur} Dor feinem Xobe ein Sieger, ber jugleic^i ato @olbat unb ate :5an6tDurft biente, mit einem (Sgpreffenkranje auf bem Kopfe. 2)er iSaifer erf^rafi über bie böfe iBebeutung, bie in ber fc^toargen Srarbe be^ 9nenf4)en unb in ber Cgpreffe lag, tmb befahl, ben Sllenfc^en fogleic^ aus feiner Sflü^e 5U entfernen.^

Xro^ aller Pflege Don fetten bt» 9nenf4)en gebeizt bie <£gpreffe aud) in 3tQUen lange nic^t fo, mit in i^rer orientaIif4)en :geimat Site nie recf)t eingebürgerter grrembttng bilbet fie in biefem fianbe keine eigentti^en gaine, fonbem fte^t meift einfam ober in kleinen Gruppen, mtt SSorliebe auf bm Srrieb^öfen; nicf)t feiten mirb fie al0 SUIeebatmt gepflanjt, toobei fie ccad) bann i^r büfteree unb jugleic^ feierliches <&e^ pröge nicf)t oerleiignen kann. SBie in ber (Sbene Don SIeapel ber Slick befonbers häufig auf Linien föUt, fo im Slmotale auf Sgpreffen, bie ber fonft fetteren fianbf4)aft einen büfteren 3(k}ent üerlei^en. 9Ber aber ben ä3aum in feiner feierlichen @cf)ön^ett bemunbem toill, ber mug nac^ bem Drient ge^en, too er bie fc^önften unb ^öc^ften (Exemplare auf ben atten grrieb^öfen ber Xürken finbet, fo fc^on in @kutari, ber afiatifc^en @ette Don Sonftantinopel, aber noc^ vld mafeftotifc^er in ®mt)ma ober Sruffa. 6cf)on pinius unb 2)io0kuribe0, beibe im 1. 3^^t^unbert n. (if)x., fagen, bag bie üerfc^iebenen Xeile ber (C^preffen ate :5eUmitteI benu^t tourben. Sluc^ bei bm arabifc^en fltrjten roar bie0 ber Orall, unb in buftenbe (Sgpreffenmälber fc^ckten fie bie iBruft^ kranken, bamtt biefe burc^ ben ^arjigen ®eruc^ ber bort eingeatmeten fiuft ®enefung fänben.

SSon anberen (S^gpreffenarten, bie auc^ in Sübeuropa gepflanjt toerben, Derbienen noc^ (Ermahnung: bie blaugrüne (S^qpreffe (Cupres- sus pendula) aus Snejiko, bie eine jiemlic^ burc^fic^tige, ^ell blau« grüne ^gramibe bilbet, bann bie gleic^erroeife aus ^ö^eren Sogen Snesikos ftammenbe SBei^rauc^cgpreffe (C. thurifera), ein ^o^er aSaum mU ob^Utittibm gaupt« unb SIebenäften. @ie glet^it ercoocfifen

3)te 3letbaume unb 3letftrau(|>et. 581

einem fiebenebaum (Thuja), ^ot grflne Srnic^tsopfen imb fc^toi^t etn tDO^lrte(^enbe0, in i^rer f^eimot iDte W^fycaui) ju Slauc^erungen be« nu^te0 :^r) au0. i)ann bie Xtauercgpreffe (C. pendula), ein jiem« Ii(^ ^o^er aSaum mit oiBgebreitetet :ftrone, flber^ängenben Slften unb me^tfeugeltgen 3^f^ <^tu0 (£^ina: er toirb bort unb auc^ in 9lorboft^ inbien auf (Sr&ber gepflanst unb kam 1848 nad) (Europa.

2rälf(ili(^em)eife roirb bei un0 oft ber gemeine fieben^baum (Thuja occidentalis) (£tipreffe genannt 2)iefe0 norboftamerikantf(^e 9l.abeI^ol), beffen flache, unterfeit0 ^ellgrfine ^mtlit im SBinter infolge einer teilroeifen Umroanblung be0 (£^torop^t|lte ober Slattgrün^ eine braungelbe SKigffirbung annehmen, kam fd)on 1566 nad) (Europa, unb Sroar juerft nac^ Srtonfireic^, ato ber moralif(^ fr^roac^e :^rl DL non 1560—1574 hca fionb be^errf(^te. (Sb t^at \ld) noUftänbig bei um eingelebt unb mlxb fe^r häufig in Einlagen gepflanjt Slud) im 993albe roerben neuerbing^ Seben^böume ju pflanzen x)erfud)t, boc^ ift bie0 me^r mit ber pa}ififd)en SIrt, bem in feiner ^eimat 50 m :^ö^e erreic^enben 9tiefenteben0baum (Thuja gigantea) ber ^aü, beffen aromatifd) rie(^enbe, unterfeit0 hellgrau gefärbte 3^^9^ \^^ t^ 993inter nur roenig verfärben. 3n Einlagen flnben mir augerbem bie norbamerikanifdje Thuja plicata unb bie ben Sebenebäumen na^e ^ermanbte, im 993u(^fe nur fc^Ianker, cgpreffenartiger geftaltete kalifomifd)e f^egberie (Libo- cedrus decurrens), beren gemö^nti(^e, au(^ in ber Iateinif(^en fBmm^ nung pon Ubos 2fiüfflgliett, JTOaffer unb ködros dtbtx fid) befeun* benber 9lame „Srlugceber" ate irrefü^renb beffer ni(^t gebrandet mirb.

@(^on fett längerer 3^ ^^ (Sorten unb Srtieb^öfen perbreitet ift aud) ber (^inefif(^e fieben^baum (Biota orientalis pom grier^i» fc^en biotö fieben, meil immergrün), beffen 3^^0^ unterfeit0 kleine ^elle Ori^cken tragen. 2)er Saum ift fofort baran ju erkennen, bag feine 3^^9^ burr^meg fteil aufgerichtet fteben; bes^alb, meil fie ni(^t ausgebreitet liegen, finb fie nur fe^r unbeut(i(^ in eine bunklere Ober:» unb in eine gellere Unterfeite gefd)ieben. Slud) bie blaubereiften, au0 fe(^0 bicken ^d)tf(^uppen gebilbeten 3^fm ftub baburd) ^oxakttü^ fiert, bag fie äugen eine rinnenartige £)tbrüfe tragen, mS^renb fie bei bm norbamerikanifc^en fiebenebäumen kugelig er^ö^t finb.

SIuc^ bie ^alb^ ober fiebenebaumcgpreffen (Chamaecyparis) merben Pon btn ®örtnem folfc^lic^ermeife ato (Stipreffen bejeir^net Xragen fie auc^ eine fi^nli(^e Senablung, fo können fie gleic^mo^l in ber @d)dnbeit be0 993ud)fe0 nic^t mit bm ed)ten (Egpreffen mett^ eifern. 3wi Unterfc^ieb pon biefen finb bie ^wüQt ber ^albcijpreffen

582 S)ie 3ierb&ume unb 3terftr&u(^er.

nid)t glei(^feitig t^ierkonttg, fonbem flad), mit beutlid) Derfd)tebenet, meift auä) anbete gefätbter Dber^ unb Unterfeite. 2)ie Qerbreitetfte, ni4)t nut in unferen Einlagen, fonbem auc^ im beutfd)en Stkilbe eine 5iem(i(^e Slotte fpielenbe Slrt ift bie aus bem po^ififdien Slorbomerifta 5U un0 ge6tad)te, naö) bem fd)ottif(^en (Battner fiamfon benannte SatDfoncgpreffe (Ol lawsoniana), bie an i^rem ftatk fiber^angenben (ßtpfeltriebe fofort von bm anbttm Sitten 5U untetfd)eiben ift SBeit Derbreitet ift auc^ bie auf beiben Seiten ber S^oeige faft gIei(^mSgig bunkelgrüne, an ber 9Iutfiabu(f)t in Slorbroeftamerika ^eimifc^e 9lutka^ ctipreffe (Ch. nutkaensis), ebenfo stoei japanifr^e Slrten: bie burc^ fc^rSg abftef)enbe, f(^arffpi^ige :ftantenbIStter ausgejeic^nete Qawaxa^ ctipref f e (Ol pisifera), bie in mehreren Srormen gejfldjtet toirb, unb bie burc^ einmärtsgebogene, ftumpfe iSantenblätter d)arafiterifierte ftumpf^ blättrige :&albc9preffe (Ch. obtusa). SlUe biefe ^albc^preffen mit ermac^fen fc^uppenartiger Selaubung tragen in i^rer 3ugenb meiere, pfriemenartige 9labeln. 9lun gelang es ber gärtnerifc^en ^udjt, foU^e 3ugenb2tDeige ato Stecfilinge ju Denoerten, unb baraud ^flanjen ffex^ anjujie^en, bie aud) im SUter nur nabelförmige $rimärblätter tragen. ®old)e Srormen mit bauemb beibehaltenem 3^9^^^^^' ^^^ früher ote befonbere (Sattung Retinlspora angefef)en mürben, finb ^eute no(^ unter biefem irrigen Slamen im :&anbeL ®o ift Retinlspora plumosa ein« fa(^ bie bos^ 3u8^n^U^b beibe^altenbe grorm ber Samac^preffe (Ch. pisifera).

Slu0 ber grogen ^alfi, ber c^preffenartigen, oft fd)mer ju unter« fc^eibenben Slabel^öljer ift nod) eine burd) i^re oben glänjenbgrfine, unten aber bläuH(f)meige Srärbung ber Xriebe gefeennjeic^nete Slrt 3U nennen, nämlid) bie in 3^P^n groge 993ölber bilbenbe ^iba (Thujopsis dolabrata), bie, meil vollkommen minter^art unb gegen Sefc^attung menig empfinblid), fogar für ben beutfd)en 993alb empfohlen mirb. Sie liefert ein fe^r bauer^afte^ :&oI).

S3on allen bisher genannten Slabel^öljem trennt bie 993a(f)olber« arten ber fleifdjlge 5Bau ber ^ap^m, beren 6d)uppen bei ber Steife völlig vermac^fen unb be$^alb ganj ben (Einbruch einer SBeere machen. S3on ben etma 30 Slrten ber nörbli(^en ^^albkugel finb in unferen Parkanlagen nur menige ju ftnben, ba bie meiften bei uns nur in gan} milben Sagen ju gebei^en vermögen. Slber auc^ unfere ein« ^eimif(f)e Slrt, ber gemeine Waö^olbti (Juniperus communis), ber in ben Sagen unb in ber S3olk6^eilkunbe unferer ^eibnif(f)en äJorfa^ren eine fo grofee «olle fpielte, ift feiten in ftultur ju treffen- Slm ^öufig«

3)lc Slctbaumc unb 3i«t[trau(|>cr. 583

ften finbet ftc^ nod) ber im :&0(^ge6ltge unb im $oIatgebiet toac^fenbe 3a)etgtDa(^oIbet (J. nana), ber mit feinen 5ur Slit^nü^img ber burc^ Sonnenbeftta^Iung erjeugten SBobentoätme unb jum ®(f)u^ butc^ (S(i)mt nieberliegenben Stften unb btn bid)tgebtängten, toeid^eren unb kür^eten Slabeln gern oto ®artenf(f)mu& t^ermenbet mirb. (Sbenfo mirb ber ö^nlic^ auf ber (Erbe (iegenbe norbamerifianifc^e 993a4)olber (J. prostrata), bann ber f (Ruppige 993Q(f)olber (J. squamata) Dom:gtma:' lofa unb J. sphaerica mit kugeligen ^Beeren aus Ö)ina gelegentlid) in unferen (S&rten fuiltioiert

SisroeUen finbet [xd) in unferen Einlagen aud) ber in Sübeuropa ^eimifc^e SBaumtDad)olber (J. excelsa), ber nebft btm im öftlic^en 9Ilittelmeerge6iet, befonbers in Serien unb ^^önikien ^eimifc^en, in ber (Erfd)einung ber dtipreffe ä^nlic^en, ebenfalte baumartigen C^ebern« tDac^oIber (J. phoenicea) bie debtt ber 9Uten bilbete, beren rötliches, mo^Iriec^enbed :&oI) ate ^ber äJertoefung toiberfte^enb'', toie fc^on X^eop^raft im 4. 3c^^^^unbert n. (lt)x. fagt mit äJorliebe ate SBerk^oI) benu^ mürbe, toä^renb fie ben gemeinen 993ad)Olber ato ,,tileine dcbtt" (kSdros mikrä) bejeidjneten. 9Iad) :^omer0 !SliM mar boB SBettgeftell be0 ^Königs ber Xroer, $riamo0, au6 \old)tm SSSac^olber^oI} gefertigt (ködrinos) unb buftete tiebttc^. Slad) ber Dbgffee aber brannte in ber SBo^nung ber Sltimp^e :ftal^fo, Xoc^ter bes Sltlas, bie ben auf bie tjon i^r bemo^nte 3^f^ Dgggia uerfc^Iagenen Dbgffeu« 7 Zoiftt lang feft^ielt, ein ^tutt von SBaummac^ölber (k6dros) unb fiebensbaum (thj^on von thjein opfern, meil fein :&ol5 6^'«^ Opfer verbrannt mürbe) unb verbreitete mett^in über bie 3^f^ SBo^Igerud). Slings um bie 933o^nung ber Slpmp^e ftanben (Erlen (klSthre), Sc^margpappeln (aigeiros) unb mo^Iried)enbe (£t|preffen (kypärissos). Sluf btn SSäumen nifteten :ftäu)c^en (sköps), Sralken (iröx) unb Slabenfirä^en (koröne). Zn äJergild SQneis erleu(f)tete bie in ber Dbpffee ate Xoc^ter bes Sonnengottes Helios unb ber Dkeanibe (Süeerjungfrau) $erfeis genannte, auf ber 3nfel SIeaea ^aufenbe ^vbeün Sxxkt, bie bie (Sefä^rten bes Dbtiffeus in Sc^meine vermanbelt ^atte, nachts i^ren ftoljen $alaft mit mo^lriec^enbem 993a(^oIber^ol) (odorata cedrus). Wiad) bemfelben (Epo0 ftanben in ber alten aSurg bee ^Königs fiatinus in fiatium (in 9nittelitalien am Xt)n^enifc^en SUeer jmifc^en bm Sriüffen Xiber unb &vAb Je^t (Barigliano gelegen) ber Rei^e na(^ bie aus SBadioIbers ^ol5 (cedrus) gefc^ni^en SBUber ber Sinnen. 9Ia(^ pinius mud)fen bie beften (Sebemmar^olber (cedrus) auf iSreta, in @t)rien unb in Afrika, ^^a» :^oI^ (materia), bas mit (£ebemma4)olberöl (cedrl oleum)

584 ^^ 3tetb&ume unb 3t<t|lrau4er.

getrSnfit ift, trrirb toebet von WBürmttn, nod) oon 2r&ulnto angegriffeiL 2)et f8aumv)aä)0lbtt (junipenis) ^ot biefelben guten (Eigenfc^often tote ber cedros. (St miib in Spanien unb tn^befonbere im fianbe ber fßacc&tc fe^r grog unb fein ^ftem^olj ift nod) biegtet ob bo^jentge be^ cedms. Sein ^^0(5 ^at en)ige 2)auer; be^^olb nuu^t man aus i^m gerne (Sötterbilber. ®o 3. 93. ift bet 5U Slom in einem Xempel auf« geftellte fofianifc^e Stpotto, ber t)on Seleucia (in Serien) gebracht imtrbe, au£^ d^bem^ol} (cedrinus est, in biefem ^oSl ift febenfalto boB ec^te d^bem^ol} ber Sibanonceber gemeint). Slu0 ben Seeren be0 SBaum« t)Da(^oIber0 bereiteter SQkin (vinum e junipero) nnrb von Sftriten ben« jenigen al0 befonber^ tDo^Ituenb empfohlen, wdd)t buid) SDaffen« Übungen ober Gleiten ermübet flnb." 9Io(^ ^eute wttbm bie aroma- tifc^ riec^enben Seeren biefe0 mitteUänbifc^en SBar^olber^, mit im Orient biefenigen bt» Sau(^n)ad)olber0, ftatt imferer \^woxim Sßar^olber« beeren r in Stpot^eken nrie im :&au0^atte gebraucht 2)er griec^ifc^e Strgt (Sateno0 im 2. 3ci^r^unbert n. (£^r. fagt von i^nen: i,2)ie SOku^olber« beeren feigen arkeuthls, ^aben einige ®(^&rfe, finb etmas fflg, ^aben au(^ etmod Sufammen^ie^enbee \mb (SetDflrj^afte^. Sie erm&rmen, reinigen Seber unb Stieren , t^erbünnen bie bicfien, jS^en Softe unb wttbtn bed^olb ben (Sefunb^eit0mitte(n sugefe^t Siel Sla^rung ge« ro&^ren fie bem iSörper nic^t 3^ <^5U groger SUenge fallen fie bem Snagen befr^roerlid) unb t)erurfad)en ^ftopffc^merjen." $Uniu0 fagt man gebe fie gegen Störungen, Srieber unb :&uften, lege fie auc^ auf ®ef4)rpülfte unb falbe fi(^ mit £)1, in roelr^em fie jerrieben mürben, um vox @(^langenbig fid)er )u fein. (Sin fiebere» SHittel, um Schlangen )u vertreiben, fei, Sägemehl non Saummac^olber an bie Drte ju ftreuen, roo \iä) meiere befinben. 2)ag biefes SUittel probat ift, moUen mir fc^on glauben; btnn mir miffen, bag bie ©(^langen ein empflnb« lic^e0 (Senu^dorgan befi^en unb biefer ftarferiec^enben Sllaffe mie allen intenfioen ®erad)en au0 bem SBege ge^en. ®o ift e0 ein oielerprobtes SUittel ber Sieger an ber f(^langenreid)en iSüfte oon Siberia, fi^ beim $affieren oon baran befonber$ reichen Strecfien oor bem Gebiffen« merben burd) biefe Sleptilien 5U fc^ü^en, inbem fie fic^ grüge unb Unterfdjenfiel mit :ftnoblau(^ einreiben.

Son bem in bzn öftlic^en SKittelmeergegenben ^eimifd)en SBei^^ raud)ma(^olber (J. thurifera) mirb bca :^ar) ato f(^led)ter ober ara« bifc^er 3Bei^rau(^ in ben :&anbel gebracht unb au0 beffen |^ol}, mie auc^ au0 bemfenigen be0 vermanbten lt)feif4)en 993a(f)olber0 (J. lycia) \n ^inafien, ein in ber Xierarjneikunbe gebraud)li(^e0 SBar^olber^ol}^

2He 3ieTbaume unb Sierftt&u^er. 585

Ober :ftabeöt beftittiert Z^ unferen $ark0 toerben biefe Sitten kaum angetroffen. ^Dagegen toirb x)on otter^ ^er toegen feiner offlgtneUen (Elgenfc^aften ber an ben Slorb:« unb Sflbab^ängen ber Sllpen unb $t|ren&en ^eimtf(^e ftrauc^artige Qabt^ ober Qtvenbanm (J. sabina) gesogen. Sc^on ber grier^ifdie Slrjt SHodkurtbed im 1. 3a^r^unbert XU dfyi. enD&^nt i^n ate brad^ (oon brad^s langfam, roeil er fe^r tongfam in bie :^d^e roör^ft). (Er kommt in (Sriec^enlanb jur Selten« ^eit auf ben nörbll(^en, ^ö^eren Gebirgen t)or, ^ieg bei btn 3talienem im Snittelalter sabina, roo^er er btn tDiffenf(^aftli4)en aSeinamen er« ^ielt Srrü^er mürben am grefte von 9narie«:Srautmet^en an manchen Orten nebft anberen grünen $flan)en au(^ Seoenjmeige geroei^t, bie boB abergISubige ä3olfi 5ur Slb^altung bt» Zeufete imb ber ^ejren in bm SBo^nungen auffing unb fflr ^eilfam gegen alle möglichen Xtbel ^iett. (^0 mirb aud) eine buntblätterige Stbart ato S^^^^flanje gesogen, bod) foU biefer Strauch megen feiner grogen Giftigkeit, bie fc^on XobedfäUe bemirkte, unb meil er cds Slbtreibungemittel gerne bentt^t roirb, ni(^t in öffentlichen Einlagen gehalten merben.

2)en feinigen fe^r ö^nlic^, nur nic^t fo unangenehm ^atgig ried)enb, flnb bie S^i^eige be0 t)irginifd)en Wßad)olbtxB ober ®abebaum0 (J. virginianaX ber um 1664 au0 bem öftlidE)en STorbamerika in 2)eutf(^« tanb ato 3^^^^^^ eingeführt mürbe. äBS^renb er bei und nieber« gebrückt, ftrau(^artig bleibt, bilbet er in feiner :&eimat ftattlicf)e Söume, beren roo^lriecffenbes, rotbraunem §0(3 tro^ feiner fieicf)tigkeit fe^r bauer^aft ift unb kaum je nom SBurmfrag leibet (£b mirb bem^alb 3U Sc^iffeplanken, Sc^nbeln unb allerlei SHöbeln, befonberd aber ju Sigarrenkiften unb sur Umkleibung non SBleiftiften benu^t 2>er asiei« ftiftfabrikant Araber in Stein bei Slflmberg fO^rt jä^rlic^ oiele taufenb Kubikmeter baoon ein unb pflanzt aud) bm fBaaxn fflr fic^ bei Srflrt^ in größerem Sllagftab. Gbenfo mirb er im Sraunfcf)meigifc^en mit ®r« folg angepflanst äluger btm nirginifcf)en liefert atu^ ber aulf bm SBermubaeinfeln ^eimtfcf)e Juiüperus bermudiana einen grogen Xeil bed amerikanifcf)en SBleiftift^olsee, bM ato „rotem (S^bem^ols" in ben :^anbel gelangt

9locf) me^r ato bie fleifc^ige 2rntcf)t bem SBactjolberm meicf)t bie pr&cf)tig rote, feltener gelbe Sc^einbeere ber Gibe (Taxus) oon ber fonft Abliefen Sapfenform ber Soniferenfnu^t ab; bod) meifen bie ein« sein fte^enben, oom fpi^en Slabebt auf i^re gramiliensufammenge^örig« keit mit jenen. 2)ie 6 9 m ^oc^ merbenbe gemeine Gibe (Taxus baccata) finbet fic^ in (Sebirgmmälbem (Europam, Slfienm unb Slorb«

586 SHe 3terb&ume unb SierftrAuc^er.

omerlKo^, ift ober im beutfd)en SBolbe faft ausgeftorben. 3^ ^otb unb (Borten baQCQtn, too fie unter Sc^u^ fte^t, ift fte eine ber be^ tiannteften ®rf(^einungen. 6ie tofic^ft fe^r langfam, leibet mc^t unter ftarker Sefc^attung unb befl^t ein für Slobel^öljer ganj erftaunlu|)ed Slu0fd)lag0t)enndgen, fo bag fle flc^ leicht burc^ 6teclilinge t^erme^ren unb 3U fotAtti unb grtguren nad) aSelleben jufdjnelben lägt SUler^ blngs enthalten i^re Slabeln, role and) ble ^eltoioletten (Somm ein giftigem SUkalolb, bca Zapn, ba» befonberd für ^erbe, ober auäf für Siegen unb Schafe gefä^rttd) tfi 2)er Samenmantel bagegen tnirb von ben Slmfeln unb anberen Sßögeln gerne x^erje^rt; babel beforgen btefe ble SBettert^erbreltung ber Samen, ble erft In 5n)el ober brei 3a^ren keimen. 2)le ®lbe Ift boB einzige 9labeI^oI}, bos QoUftfinbig ^ai^frd Ift 3nännlld)e unb n)elblld)e SBlüten toac^fen bei l^r meift getrennt auf Derfd)lebenen 3nblt)lbuen; bodf kommt nlc^t feiten Dor, ba^ ein Stock, ber jahrelang nur einerlei asiüten trug, plö^c^ beiberiet SBIflten hervorbringt 3^ ^^en (S^emplaren nrirb ble (Elbe baumförmig unb endest bann eine :&ö^e Don 10—15 m. SBel bmt geringen IDlckenmac^dtum beuten fo groge (Slbenböume, ble bann Stämme non 1 m 3)ur(f)meffer aufmelfen, auf ein Sllter tjon über 1000 3a^ren. 3m $ark von :&amptoncourt bei fionbon kennt man foId)e SBSume, beren Sllter tjon über 1000 3a^ren ^Iftorlfd) beglaubigt Ift (Ein (Sibtnbaum bei :Sat^oIlfd)^$ennerdborf In Sc^leften rolrb auf 1400 Z(^W gefc^a^t unb gilt für ben olteften SBaum 2)eutf(^Ianb$. 9To(^ älter Ift ble (Elbe auf bem Ortleb^ofe ju SBrabum In (Englanb, ble man jebenfalte übertrieben für SOOOjä^rlg ausgibt (ßrögere (Elbenbeftönbe [xnb auger auf ber Xud)eler :&elbe, mo gegen 1000 SBäume grünen, nur no(^ Im bagrlfd)en SlUgäu vor^anben. kleinere :^alne oon ebenfalls fe^r alten (Eiben flnbet man bei Xrefeburg Im JBobetal Im §ar5, bann auf bem JBeronlkaberge bei 3Iwienau, In einem gorftrenler ber raupen Slö^nbel 2)ermbac^ Im (Srog^erjogtum SBelmar, roo gegen 400 fe^r alte SBäume t^or^anben flnb. 3^ Sübbeutfd)Ianb Ift neuerblngs auf einen (Elben^aln In ber 9lä^e von ^aterjeU bei SBell^elm fübll(^ von SKünc^en mit telltoelfe über lOOOjä^rlgen, bis 18 m ^o^en (Exemplaren burd) Dr. ^. :SoIImann aufmerkfam gemad)t morben.

3n btn Snittelmeerlönbem roäc^ft ble (Elbe als Strand) nur fpär^ llc^ auf ^ö^eren (Seblrgen. Sie galt ben Sitten als ein Saum bes Xobes, fo bag fogar f4)on ein längerer älufent^att unter l^rem Schatten für lebensgefä^rlld) angefe^en rourbe. 2)es^alb roamt SHoskurlbes, In l^rem Schatten )u fr^lafen. fiucanus unb Silius ^tallqxs nennen bU <Elbe

l^e Slerbaume unb 3ler[trau(|>er. 587

ote einen ben (ßöttem ber UntertDelt getnei^ten Saum; be$f)Qlb beftränjte man fi(^ mit i^r ate Selä)m ber Xrauer. 2)ie <&rie(f)en nannten fie smilax, bie Slömer bagegen taxus. 2at)liddit fßilkzt, fo fd)on bie neotit^if4)en $fa^Ibauem an ben Ufern ber ®4)tDei3erfeen, bebienten fic^ ber (Siben3n)eige 3ur :&erfteIIung't)on SBogen unb )u anberen auger:: orbentli(^ bauer^aften (Beraten. 3nt SUittelalter t^erfertigte man be« fonbere bie älrmbruftbogen baraud. Qd)voati gebeijt ift i^r rötttr^:« braunem i^ot} kaum t)om (Sben^ol^e ju unterf(^etben. 9Ta(^ $liniud foUten aus Stben^ol} verfertigte SBeinbec^er ben Xob bringen, toie man in (Sallien bemerkt ^abe. (ia\at fc^reibt in feinem Seri(f)te über bta Srieg in (Ballten: ^Slte (£äfar ben Slmbiori; befiegt ^atte, tötete fic^ :Satit)olcu0, ber über bie eine :&&lfte ber (Sburonen regierte, bui^ ba& (Bift ber (gibe. 2)iefer Saum ift in (Ballien unb (Bermanien ^Sufig.'' 9lad) bemfelben Slutor follen manche äJolfieftämme ber (Ballier mit (Eibenfaft vergiftete Sanjenfpi^en benu^t ^aben. :g»eute noc^ toirb eine Stbko(i^ung au6 S'^tiQtn von i^m, toie au0 feieren be0 @abebaum0, beim a3^olfie jum Srnu^tabtreiben venoenbet

ä3on Dftafien, befonbers 3^^^^ kamen bie ben (Eiben ä^nlic^en, nac^ bm 5U 2^3 in &6p\^tn jufammenfte^enben meiblic^en Slüten al0 ßopfeiben (Cephalotaxus) bejeidjnete 2^ti]tt&uii)ex ju und. Sie gebei^en aber nur in milben Sagen. 2)ie gebr&u(^li(f)ften Slrten ber^ felben finb C. harringtonia, ju (E^ren bes (Earl von :gaCTington in (gtoafton:i(£aftle, ber fie juerft anpflanste, fo bejeic^net, unb C. fortunei. (Ebenfalte oftafiatifd)en Urfprungd ift ber ^äufig in unferen $ark« anlagen 5U treffenbe (Bingkobaum (Gingko biloba nac^ fiinn6, neuere bingd aber gemö^nlid) ate Salisburia nac^ Stic^arb Slnton @ali£^^ burt) adianüfolia bejeic^net). (Er roirb in 3^^^ ginkyo ge^eigen unb mürbe um 1750 von bort^er in (Europa eingeführt SRaö^ SBe^ laubung, SSerjtoeigung unb Slusfc^lagdfä^igkeit mürbe man i^n für ein fiaubt)ol) galten; ber SBau bes ^arjfreien :^ol5e0 aber unb ber SBlüten toeift i^n 5U ben eibenartigen Slabeltiöljern, tvä^renb bie ^öc^ft merk^^ mürbige Sefrud)tung ber legieren, von ber im 2. SBanb meiner gemein^ verftänbli(f)en (Entu)icklung0gef(f)i(^te bes Slaturganjen nac^ bm neueften gorfc^ungeergebniffen: JBom Siebelf leck jum SHenfc^en* auf ©eite 268 einge^enb bie Siebe mar, groge Sl^nlid)keit mit berjenigen ber $alm^

2. ©onb betitelt: 3)a» Beben ber (Srbe mit 880 Slbbllbungen Im 2ext, 21 SSfoUbllbem unb 2 Stammbäumen, SCünc^en 1908, SBerlag t)on Smft Sleln- ^arbt.

588 SHc Btei&Auinc unb SinftrOu^ei.

fome ^ot. 3ft er boi^ neben blefcn bcr ctnjige unter oUcn (&t)mno:

[pennen, bct nod) ©permotojoffien roic btc nieberen 2fome erjeugt Unb

an einen ilrcmt, bas (jrrauen^oax (Adiantum capillus venerls) erinnect

and) bec fö<^ertönnige Sau unb bte Slerootux bec SSlättet, bie an ben

niäjtblO^enben StDclgett stDeilappig ftnb unb im &erbfle fämtlid) ab'

geroarfen toexben, unb imax an ben tDeU>H(^en !Böumen bec <&ingbo

nömlid] jtDei^äufig fpätei als an ben männlichen. Sde Bläitffc

btc blü^enben ^xoüQt finb ungeteift, bie bei <5tocfaau6[t^läge bog^nt

me^cfpaltigsoiellapplg. Set Saum ent»

fpcU^t alfo bei bei ben Caub^ölsem in

roeitem Umfang geltenben ftegel, mos

na(^ bie Sl&ttei bet SUilenjmeige ein-

fa(^ei, bte bec @toc&aue[{^läge bagegen

gcögec unb leit^ec gegliebert finb als

bie abcigen SBlättec 2)ie mSnnlii^en

SlOten [inb geftieUe Sä^en, meiere

iaijkt\d}t Staubblätter mit Je jmei an

bec Spt^e fi^ben $oUenffi(fad]en tco»

gen. 3He rDeibUdien SBIÜten |inb Ifingec

gettielt unb meinen am (Snbe meift gmei

bet^ecförmige t!rtud)tblättec auf, bie mit

»IIb 79. je einer aufreihten Samenanlage befehlt

1 3i»eiB mtt SBifittem unb «lüteii ßnb. Sic einer gelben obec gcünlidjcn,

mantiti4en «inflfeobaum« großen g^fj^e ät)nlitl)e [ifrurfjt bcfifel

(SaUBburiaadiantifoUa),Didndn. ^ ( umfangceit^en, ^orj.

mtm, n n^dbiid,« »tütenftanb ^'^'^^ gcuc^tfleift^ umfd)Ioffenen groeU

mit einifltn juiiflen 5rfl(ftten. kantigen, ftein()acten Seen, beffen ©amen

gecöftet in S^ina als STa^cungsmittel bient

Zn feiner öeimat (J^ina unb 3apan U* öec ©ingfeo ein ^eiliger

SBaum, bec foft nuc in ben gioinen um bie lempel angepflanzt roicb.

3BUb micb er nur nod) an menigen Stellen in ben Sergen bec gegen^

flbec ber 3nfe( Sronnofa gelegenen c^tnefift^en ^rocinj ^skten ge^

funben. <$x ift bec teilte mä) ec^altene Sectcetec einec ^flanjengottung,

bie ptt mittleren Xectiärgeit au<f) in (Europa lebte unb |i(^ feit bem

Seginne ber mefo^oifc^en 3^^ ftaum me^c oecänbecte. Was bie

Scflcbenct^fe (Hatteria) in ber Soologi^i &os ift ber ©tngbo in ber

Solamfe ein ^ö(§ft intercffantea Icbenbe« SfoffUI

SBic bie Srücbenet^fe eine Srü&e jroifrfien ben SUt» unb ?Ieu= edifen bilbet, fo fü^ct ber altertümliche Gingko ganj unmetUit^ non

2)ie Btetbaume unb SierfttAutbet. 689

ben attmobifd)en 9label^öl}em ^inflbet {u btn fiaubbfiumen, ote beten erften äJertreter mix bie Suc^e (Fagus) befprer^en tooUeit 93on bet gemeinen ober Slotbuc^e (Fagus silvatica) tnerben in btn (SartenanUigen me^rete S3arietäten kuttioiert, unter benen bie asiut^^ buc^e (var. purpurea) mit bunkelbraunroten Slöttem bie be&amttefte ift unb präd[)tige :ftontrafte hervorbringt S^on befonberem S^tereffe ift ber bei ber Slutbuc^e {uerft gelungene 9la(^n)et5, ba^ eine fok^e sufoUig entftanbene asubung^abmeir^ung, roie bQ0 rote Soub, eine famenbeftänbige, t)ererbli4)e (Sigenf(^aft fein kann. SU0 ioeAm^ pflanze roertDoU ift bie 99Seigbud)e (Carpinus betulus), bie auö) auf ft^let^tem aSoben unb im @d)atten gebeizt 2)ur(^ i^re groge Slus^ f(^lag0fä^igkeit ift fie roie geft^affen für regelmögiges Sef(^neiben unb ft^ü^t i^re Umgebung im 993inter gegen 993inb unb ®(^nee, inbem i^r bflrre0 fiaub jum großen Xeil erft im Srtü^a^r abfällt Witbtn i^r toirb au(^ nid)t feiten bie i^r fe^r ä^nli(^e fübeurop&ifc^e :&opfen:' bud)e (Ostrya carpinifolia) kultiviert, fo genannt, toeil bie 2rtu4)t^flUen fa^rtig bie 9lüg^en umf(f)liegen, fo ba^ bo» (Sanse an eine ^^opfen« fruc^t erinnert

Slu(^ bie (Si(i)t (Quercus) ift ein beliebter (Bartenbaum. Sluger ben ein^eimif(^en Slrten ift befonber^ bie ungarifc^e di^c (Q. hun- garica) unb bie ebenfalte fflbeurop&if(^e ^txxti^^ (Q. cerris) roegen i^red fc^öngeformten Sauber beliebt 2)ur(^ i^re pr&^tigrote :&erbft^ färbung finb einige bei un0 eingeführte norbamerikanif(^e Slrten oüb^ gejeir^net, fo vor allem bie 3lotei(^e (Q. rubra) mit fpi^gelappten ^Blättern, bie in i^ren blättern kaum me^r eine aJerroanbtfc^aft mit ben SBlattformen ber ein^eimifc^en (Sieben aufooeift

9Ii(^t feiten trifft man ate ^arkbaum bie (Sbelkaftanie(Castanea vesca), bie bei uns keine 2rtüd)te me^r seitigt SJon n)eiteren SL&i^öitn^ blfitlem ift ber Slugbaum (Juglans regia) gu nennen, ber prächtige Sronen bilbet; boc^ tritt fein S^noert gegenüber feiner SBebeutung ato Srnuf)tbaum fe^r jurück. 2)ie0 trifft bei ben norbamerikanifdien SIrten ni(^t 511, von benen ber @d)tvar5nugbaum (J. nigra) fc^on 1629 in (Suropa angepflanjt tvurbe. Seine fe^r garten, fc^tvarsen Siüffe ftecken in einer faft runben, gelblic^grünen :&ülle. Sie finb fe^r ölreic^, v^er^^ btn aber kaum je gegeffen. SUe^r in bie Sänge gesogene fdiroarge 9lüffe befi^ in klebrig behaarter grüner @4)ale bie ebenfalte norb^ amerikanifc^e (Braunug (J. cinerea), bie klimatif(^ not^ härter ate bie übrigen Slugarten ift, aber einen zttDo» geringeren i^olsmert befi^t SBenig a3erbreitung ^aben bagegen bei um bie ^j^ickorgarten gefunben.

590 2>ie 3tccbaume unb 3terftr&u(^et.

von benen bie toeige ^^icfiortinug (Hicoria ovata) no(^ bie bthamt^ tefte ift; fte ift aber befonbetd in ber 3^8^^ f^^t froftempfinbU(^ unb gebeizt nur an fe^r gefc^fi^en Stonborten.

Wt ber f^eimifc^en :|^afelnug (Corylus avellana) nnrb aadf bie ftottlic^e türfiif(^e f^afelnug ober Saum^afel (C. columa) ccas SIeinafien unb bie t)on ebenbort ftammenbe fiambertenug (C. tubu- losa), beren Srrüc^te in ber röhrenförmigen &ait faft Derfr^nrinben, in Derfc^ebenen Strömten gebogen. 2)q0 balb [(^li^Iottrige, bolb bunkeU imrpume fioub xnadjit bie :^fel jiun 6(^mu(fiftrau(^, bem ber groge 93or5ug 5tiftommt, quc^ im Schatten anberer as&ume oto Unter^olg prächtig ju gebei^en.

a3on n)eiteren :Sä^d)enbIfitIem finb bie (Srlen unb SBirken 5U nennen. 2)en erfteren kommt, obgefe^en Don einigen grormen ber Slot« ober @d)mar)erle (Alnus glutinosa), für ^rk vatb (ßorteit nur eine untergeorbnete SBebeutung ju. SHe SBirken bagegen, t)or ollem bie bur(^ i^ren pr&d)tigen, roeigen Stamm unb i^re jierUc^en, ^erab^öngenben 3^^^ audgejeic^nete 993eigbirke(Betula verrucosaV bie ni(^t nur i^rer ^fibfc^en (Erf(^einung roegen, fonbem ouc^ toetl fte fe^r genflgfam vnb rafd)mü(f)fig ift, nerbienen bie roeitefte ^Verbreitung auc^ in kleineren :^au0gärten. ä3on fremben Strien ragt burd) i^re f4)öne fironenbilbung bie norbamerikonifc^e $apierbirke (ß. papy- racea) ^erpor, au» beren lei(^t ablösbarer ^orken^aut in i^rer :geimat eine Slrt Rapier gemarkt nrirb. 3^t ä^nlic^ ift bie europSifd^^e :&önge^ ober Zrauerbirke (B. pendula), bie ebenfalte fe^r ^übf(^ ift unb äugerft bekoratit) roirkt

Sin 6(^nelln)ü4lfigkeit roerben bie SBirken oon SBeiben unb Rappeln flbertroffen, bie benn auc^ roic^tige (Bartenb&ume liefern. a3on ben mannigfachen SBeibenarten ift bie SBeigtoeibe (Salix alba) ^äufig anzutreffen; auf ben Srtieb^öfen bagegen ^at fid) bie Xrauer« roeibe (S. babylonica) ate Sinnbilb ber Xrouer eingebürgert SXefer 3—7 m ^o^e SBaum mit über^ängenben Stften unb 3^^8^ ftammt au0 Za:pan unb d^ina unb kam vox 200 Z^i^tm na^ bem Orient unb von ba ju um. 2)o4) befi^en roir non i^m nur roeiblic^e Säume, n)eil alle unfere (Exemplare von einem tmb bemfelben roeiblic^en Steck« reife abftammen, has^ )u beginn bes 18. 3<t^^^unbert0 au» bem Drient nacf) (Europa gebracht tourbe. 2)ie Xrauermeibe roac^ft ni^t in fBabr)^ lonien unb ift ni^t ber SBaum, unter xvzl^tm bie 3^^ mä^renb i^rer babglonifc^en (Sefangenf(^aft i^re :g»arfen auffingen unb trauerten. 2)iefer im 137. $falm ate garab bezeichnete a3aum mar t^ielme^r eine

!5)le 3*^tbaume unb 3l«|lraiicber. 591

Rappel (Populus euphratica). aSerü^mt ift Me ebenfalte tDeibIid)e Xtauenoeibe, Me bca (Stab ^opoleon^ L au^ 6t ^dma befr^ottete.

(Sin prächtiger ^itthaum unferer Gärten ift bie in Sübeuropa unb 993eftafien ^eimifd)e Silberpappel (Populus alba), bie roegen i^rer fUberQ)eigen, fUjig behaarten asiötter fo genannt toirb. Unange:» ne^m kann fie nur baburt^ roerben, bag fie nad) ber grtuc^treife bie in roeige 2rlugu)oUe gefüllten Samen toett^in uerbreitet 2>o(^ lägt fid) biefer Slar^teil baburd) umgeben, ba^ man nur männliche (S^enu plare berfelben pflanzt (Sbenfo fd)neUtDfl(^ftg ift bie an feud)ten SBalb:« rönbern unb Sad)ufem in gans (Suropa ^eimif(f)e Sdjmarspappel (P. nigra), bie i^re mächtigen iSfte meit^in ausftrecfit, roä^renb bie an benfelben @tanborten tDad)fenbe 3^tterpappel ober (Sfpe (P. tremula) nur ein jierlic^ feinee 31ftn)erk enttDicftelt 33^ieUeid)t ein aSaftarb biefer beiben ift bie au0 bem Orient ju un0 gekommene graue Rappel (P. canescens), bie ebenfalte ate 3i^t)aum beliebt ift 99Sa^rf(^einli(^ nur eine befonbere 993ud)$form ber 64)tDar2pappeI ift bie jur 3^ 9lapoleon0 L überall ate Strageneinfaffung gepflan^te ^tiramiben^» pappel (P. pyramidalis), bie ni(f)t Bon btn Mfem be« Slttffiffippi, toie e6 in ollen fie^rbflc^em fte^t, fonbetn aud ^erfien )u (Snbe be0 17. 3<t^t^unbertd juerft in einem (Sjctmplat nad) siSarfc^au kam. 3^ ^Beginn be0 18. 3(t^^bunbert0 gelangte ber Saum nad^ Dberitalien. Um 1740 rourbe ein männlid)e0 (S^emplar au& ber fiombarbei in btn (Barten nad) SBörli^ gebracht, von mo aue bie ^pramibenpappel fi(^ in roeitere fürftlic^e Einlagen 2)eutfc^lanb0 Derbreitete. 2>a alle anbem ^emplare in SHitteleuropa Slbleger biefer einen Saumes finb, ift ee kein SBunber, bag fie au0na^m$lO0 m&nnlid) finb unb bie Slrt infolge ber au0fd)liegli(^en Srortpflanjung burd) Ste&reifer fd)on bebeutenb an fieben^energie eingebflgt ^at 2)iefer in 3^^^^^^ ^eimif(^e unb in 9lorbinbien wn altere ^er angepflanzte SBaum lourbe feit feiner (Ein« fü^rung in SEitteleuropa oor etma ^unbert Z(^^^ überall b^n grlügen unb ©tragen entlang ate t^olk^tümlidifter SUleebaum kultioiert, bte ju Sluegang bzB 19. 3ct^t^unbert0 ber äBe4)fel ber Snobe feine :^errfd)aft brac^. 2)ag er an btn fianbftragen Dbft« unb onbem SBäumen xx>Äd)tn mu^e, ba^u trug vox allem ber Umftanb bei, bag er augerorbentli(^ flache, über 35 m roett ftreid)enbe SBurgeln bilbet, bie bie angrensenben Srelber ftark oudfogen unb ni<^t feiten and) bie @d)Ottetbe(fien ber 6tragen in Unorbmmg brad)ten. Slugerbem erreicht er kein ^o^e0 SUter, roirb balb ^äglfa^ roipfelbürr unb bot allerlei Ungeziefer Unter:« fc^lupf, n)a^rf4)einli(^ oUe^ nur Srolgen ber ®d)n)ä(^ung ber ^flanje

592 2)ie S^^^^^^^ unb 3^^^&u4^.

burd) bie fortioä^renbe t^ejgetotioe 93erme^tung. 3^ 8^n5 2)etttf(^Ianb kennt man nur ad)t nachträglich eingeführte roeiblu^e $gramiben^ pappein, bie ]i^ 5ur SUbung oon Samen {ur Srortpflanstmg auf Qt^ jc^lec^tlic^em SBege 3ur Staffenaufbefferung eignen roürben.

93on bm Derf(^iebenen fremben $appelarten übertrifft bie in mehreren ^rormen eingeführte kanabifc^e Rappel (P. canadensis) an Slafc^roüc^figkeit alle ein^etmif(f)en ^^oljarten. Sie ähnelt auger^ orbentlid) ber ©(^marjpappelr ^at nur jiun Unterfc^ebe Don i^r mffyc in bie ^&^t ftrebenbe Stfte unb breiecfiige, am (Srunbe gerabe abge^ f(^nittene Blätter. Sie bilbet eine längli(f)e :Srone, enei(^t auf gutem SBoben fc^on in 30 3^^^ ^ne io^l^t x)on 30 m unb rourbe im 18. 3^^^u^^^ ^^^ Slorbamerifta na(^ Srtankreic^ gebracht x>on roo au0 fie fic^ fc^nell burcf) ganj (Suropa uerbreitete. 2)a fie niel ^ö^eren :&ol3ertrag al0 bie ©(^marjpappel geroä^rt, ^at fie le^tere bei vais ftark 'jurütfigebr&ngt @(f)on roegen i^rer Slafc^müc^figkeit ift fie für SUleen unb Parkanlagen fe^r ju empfe^en.

Slud btm Drient kam bie na(^ i^rer an bie SlSeiben erinnemben SBlattform fo genannte fc^malblätterige £)lmeibe (Elaeagnus an- gusüfolia) 3U un0. 2)iefer 3—6,6 m ^o^e SBaumftrauc^ roirb feiner lanjettlic^en, unterfeit0 fUbenoeigen SBIotter roegen jiemlic^ ^öuflg in unfern Parkanlagen angepflanzt SHe unf(^einbaren, inmenbig gelb^ liefen, ftark buftenben Blüten finb eine gute Sienenroeibe unb bie füg« liefen, mehligen grtüc^te können gegeffen toerben unb roerben be0^alb in <Srie(^enlanb unb Sßorberafien gefammelt infolge i^rer bekoratioen (Erfc^einung finb au(^ bie nod^ gellere norbamerikanifc^e Silber^ ölmeibe (E. argentea) unb bie bolbige filroeibe (E. umbellata) cois 3apan ato St^tröuc^er fe^r beliebt. 2)a0 gleiche ift mit bm Der« toanbten graublätterigen S^ep^erbien (nac^ 3o^n S^ep^erb, ber in bm 1820 er 3ct^ten 3nfP^^tor bes botanif(^en (Sartens )u Sioerpool mar, fo genannt) ber gralL (£b finb bies Shepherdia canadensis unb argentea, n)el(f)e beibe au0 Slorbamerika flammen. 3^ biefelbe grcmtilie gehört au^ ber an ber Dft« unb 9lorbfee unb auf bm ^rbxggebieten be0 SllpenDorlanbe0 ^eimif(^e Sanbborn (HippophaS rhamnoides), ein bi0 3 m ^o^er, fparrig oeräftelter Strauci) mit f(f)malen, unten ebenfalte filbermeigen blättern unb golbgelben, braunpunktierten, beerenä^nlic^en 2rrü(f)ten, ber unbur(^bringli4)e i&ecken liefert unb jur aSefeftigung von 2)ünen unb 2)ämmen benu^ roirb. 2)a0 fc^öne :^ol2 bient }u 2)re(^flerarbeiten, asiätter unb :&ol} bienen 5um (Selb« unb Sraunfärben. SHe fauer f4)me(kenben ^Beeren merben in nörbli^Kn

iHe Slerb&ume unb ^itx^än^tt, 59^

fionbent an 2ri[<^brü^en gegeffen, oud) bereiten \l^ Me Srinnlönber ein Wus barait0.

Slu0 6übeutopa fiam ber Socfi^born ober bornige 3^^^in (Lycium europaeum) }u un0. (S0 ift bte^ ein bid 2,5 m ^o^er Stroiu^ mit ttber^öngenben 3^^8^n, bie roie beim Sanbbom in 2)omen aus« laufen. ®r ^ot nad)tfd)attenartige, rotDiolette Glitten, roie ber i^m ä^nli(^e, ebenfalte im SUittetmeergebiet ^eimifd)e gemeine SBocfieborn (L barbanim), nur ba^ feine Staubf&ben nid)t roie bei biefem ^eroor« ragen. Selbe roerben ote 3\^x\tt5xiöiti ju ^j^ecfien unb nieberen Waab^ t)ertileibungen Denoenbet unb finb in manchen Gegenben 2>eutf(^Ianb0 fo fe^r t^enoUbert, ba^ es fd)n)er ^ält, fie bort nic^t fflr ein^eimifd) ju polten. (Sbenfalte ein 6ttbeuropäer, ber fd)on in Sübtirol milbn)acf)fenb angetroffen roirb unb überall in unfern Slnktgen gefunben roirb, ift ber 3uba$baum (Cercis siliquastrum) fo ge^eigen, roeil fid) ber @age naö^ ber SJenäter 3^^r genannt 3f4c^ot, b. ^. 9Qann t)on Aariot, boran gelängt ^aben foU beffen fc^Ianke 3^^g^ f^^ ti^ SQai mit btn bflfd)eligen, rofaroten, n)o^Irie(f)enben ©(^metterttngsblfiten fc^müdien, fiur) nac^bem fid) bie einfa(f)en, runblic^en Slötter entfattet i^abm. 2>ie 10—16 cm langen, braunen ${Ufenfrüd)te, bie man auc^ ate falfd)e0 Johannisbrot bejeic^net, bleiben bis tief in ben SBinter hinein an bm ^müQtn Rängen. Sie roerben nid)t gegeffen, mo^l aber bie angenehm f(^arf f4)me(fienben SBIflten, bie man gerne als SBflrje Derroenbet 2)er Saum ift im SKorgenlanbe fe^r gemein.

9la^e mit i^m Denoanbt ift bie breibornige (Slebitfc^ie (Gleditschia triacanthos) nad) bem 1714 ju Seipjig geborenen unb 1786 3U Serlin als Sluffe^er bes botanifc^en (Wartens geftor« bmm 3oi). Xfieobor ®Iebitf(^ fo genannt ein in unferen Sin« lagen bultitnerter, 9—12 m ^o^er Saum mit paarig gefieberten Slät« tem unb kleinen, grünlichen, in kurzen Staren fte^enben Slüten. Sie ift ftark bebomt, inbem fid) regelmäßig oberhalb ber Slattad)feln be« fonbere Slebenfproffen in 3form brauner 3)omen mit jroei Slebenbomen bilben. Sei mand)en Säumen finb Stfte unb Stamm förmlid) mit fol« c^en gefpickt, mä^renb neben i^nen eine 2rorm o^ne alle 2)omenbilbung als fflr btn (Satten angenehmer gebogen roirb. Slus beffen fd)arf« beroe^rten Stoeigen foU bie 2)omenkrone (£t)rifti beftanben ^aben, roes« roegen ber Saum auc^ (£^riftusbom genannt mirb. 2)o4) ift ber Saum in 9lorbamerika )u :^aufe unb kam erft im 18. 3a^r^unbert in bie SUte 993elt. 2>a er rafc^ roädjft unb nur geringe Slnfprflc^e an bm Soben ftellt, finbet er neuerbings nielfad) au4) als Stragenbaum Ser«

Rctn^avbt, ftuUursefctU^tc ber fbilpfUmaen. n. 38

594 2He Stnt'&uitie unb Sterftrftu^et.

iDentmng. 2>and)en toirb eine Qrotm mit ^öngenben 3i»^m ^ unferen Einlagen ktiltiriett 2)ad ffigQc^e SDork ber gtogen, braunen, Iei4it gebleuten, flocken :|^filfen bient ber 3ugenb ato Seckerbiffen, toö^renb man e^ in Slorbomerika ato SIrsneimittel Denoenbet unb einen ffigen 9net barau0 bereitet

Seltener trifft man btn d^enfolte norbameribanifc^en, 6—10 m ^^en, @(^ufferbaum (Gymnocladus canadensisX beffen Samen fo runb finb, bag fte mit ben 6c^ffen ober (Slucfiem, ben idetnen Sptelbugebt, ber fiinber Denoec^felt merben Mnnm. (St befi^ boppdtgefieberte asiätter unb blfl^ in meigen Xrauben. SHe Stinbe bient in feiner i^^ mat 5um SBafc^en, ba [xc Seifenftoff enthält, unb aus btn 6amen be^ reitet man in ftentutbg ein ^^ffeefurrogat

(Ebenfalte bei ims ato (Sortenjierbaum, aud| in einer Qrorm mit ^ängenben Slften, mirb bie oftafiatif(^e Sophora japonica gepflanzt ^0 tft bies ein ber gemeinen Slobinie &^nlid)er SSaum (Sifixias unb Zopcai» mit einfad)en grieberblöttem, H(^t gelbgrftnen Schmetterlinge bluten, au0 btnm in feiner :^eimat eine gelbe grarbe 5iun gr&tben ge^ tDonnen toirb, unb perlfc^nurartigen :|^ülfen, bie i^m ben beutfc^en Slamen @(^nurbaum oerft^afften. Slo^e Denoanbt mit i^m ift bie ebenfalte ate ^itibaum unferer Slnlagen gejogene gelbe SJergilie (Cüadrastis lutea) naö^ btm rdmif(^en SHc^ter $ubliu0 93ergiliu0 SDoro fo genannt aus SlorbameriKa mit unpaarig gefieberten SBlöt^ tem unb in Xrauben fte^enben gelben SBlflten.

Itberall bei uns megen bes fc^nellen SEBadjstums unb ber jasmim &^nli(^ riec^enben, ^onigreid)en, roeigen @(^metterlingsblflten in lang:: geftielten Xrauben ate S^ttp^lanic in Slnlagen, aber aud) ate 9lu^ bäum auf (Sifenba^nbämmen unb @d)utt^alben, bie fie mit feinem aus« gebe^nten SBurgelftiftem feft5u^alten vermag, mirb bie gemeine Slobinie ober falfc^e Slkajie (Robinia pseudacacia) gebogen. Sie erhielt i^ren Flamen nom (S&rtner :^einric^s IV. unb beffen ^(^folgers Submig xnL, Ztan Stobin, ber biefen Saum im 3^^re 1600 aus SJirginien na(^ 2rtankrei4) brachte. (Sin fpäter, 1636, t^on feinem So^ne SJefpafian Slobin gepftanjtes (S^emplar fte^t je^t no(^ im botanif(^en (Barten in $arte in t^oUer :Sraft 3u beginn bes 18. 3^^^unberte kam biefer norbamerikanifd)e (^embllng nad) 2)eutfd)Ianb, mo fiel) befonbers Jriebric^ ber (Broge (regierte üon 1740—1786) für feine Verbreitung Qermenbete. 2)0(^ erfüllte er nid)t bie auf i^n ate Slu^aum gefe^e Hoffnung, obfd)on fein gelblid)es, oft rötlich) geabertes, jiemlic^ partes &ol} jS^e, fe^r miberftanbsfä^ig unb leicht polierbar ift unb }U feinen

2)te 3ietbautne unb Sterftrauc^et. 595

Xifc^Ier« unb 2)re4)fleratbeiten bient. 3ubem ift ber bi» 25 m ^o^e SBoum fe^r genfigfam, toenig empftnbltd) unb jut SBefeftigung von 2)ämmen unb Or^ugufem fe^r geeignet ^a» :&oI} liefert eine e6enfo \ii)6m gelbe ^axbt ate ba» Duercitron^ol}, bie Slinbe bient jum ®er^ bm, bie burd) je ein fc^arfe^ 2)omenpQar in ben Steffeln gef(f)ü^ten Slötter kann man als ä3iet)futter Dertoenben unb bie Samen geben ein fettem £)L Untet bm Derfd)iebenen, burd) :SuItur entftanbenen @pie(^ arten bes t)om fßolkt auc^ ate „SUberregen" bejeic^neten Saumes ift bie unbetoe^rte Slobinte (R inermis) mit faft glatten Stiften unb bie Augelrobinie (R umbraculifera) mit kurjen, unter ber asiättermaffe }ufammengebrängten S^ÄQtn ^erüorju^eben. 2)er falfc^e 9lame Slkajie ^at fic^ fo fe^r fflr biefe SBaumart eingebürgert, bag fie meift unter biefem bekannt ift Unb boc^ ^at fie mit ben eckten SIKajien faft fteine St^nlic^keit 2)iefe in marmen (Begenben lebenben artenreichen SB&ume, bie u. a. ben arabifc^en (Summi unb bm &attä)u liefern, feom:s men bei uns im grteien nic^t fort, toerben aber im (ßemäc^s^aus unb al0 ^ixtmexp^Uxnim in mand)en Slrten gejogen. 3"^ S5orfrü^Iing roer* bm bie mit golbgelben, kugeligen SBtttten gefc^mflckten ^mAQt vtt^ fd)iebener auftralifdier SUiajienarten in SUenge von ber Sliniera bei uns eingeführt, aber um bm SBimoarr nod) größer ju mad)en als „SIHmofen^ Derfeauft Sie richtige SHimofe ober ©innpflanje (Mimosa pudica) ift ein in Srafilien ^eimif(^er Schmetterlingsblütler, beffen jarte, gefieberte SBlättc^en fo überaus empfinblic^ ftnb, ba^ fie bei ber geringften Serü^rung jufammenfelappen, toobei bie JBlattftlele fiel) fenfeen. ®s ift bies alfo eine Stellung, bie fie bei bm erften fie treffenben Siegentropfen unb im ©ctjlafe jiun ©cfjufe gegen bm Zan ein* nehmen. ®rft menn bie ^lanje fi(^ t^öllig beruhigt ^at, richten fic^ bie fBlaÜ^ ftiele Q)ieber auf unb legen fid) bie grieberblättc^en auseinanber. 2)iefe 8ierli(^e, lirautartige ^flanje ift in nielen ©egenben ber Xropen, fo namentlich in Dftinbien oermilbert unb 5U einem förmlichen Unkraut getDorben, beffen man fiel) kaum mej^r ju erroe^ren vermag.

Unter bm ecf)ten Slkajien ift bie roa^rft^einlicf) aus SBeftinbien ftammenbe, ]t^t in bm wärmeren ©egenben aller JDSeltteile gepflanste Acacia famesiana ju nennen, bie bei uns als Xopfpf lange kultintert nrtrb, in ©übeuropa jebocf) im ^freien gebeizt unb t)äuflg in btn ©orten 3taliens, ®riecf)enlanbs unb Spaniens anzutreffen ift ©iefer bomige ©trauet mit boppeltgefieberten SBlättem unb gelben, langgeftielten 931üten* köpfcf)en wirb roegen bes köftli(^en t)eilcf)enartigen ©uftes ber lefeteren aucf) in ©übfrankreicf) unb an ber «ioiera gejogen, um bie fälfcf)licf)

SS*

696 SHe 3^eftbltamt utib S^tftrftiulKt-

ate fiaffienblflten beseic^eten Slflten in ber Subettbinbetti tmb $<it^ ffimerie 5U betm^en. 34ren Stamm ^ot fie baoott, bo% fte in (Stnopa 5uerft im Gatten ber S5UIa Sromefe in 9tom angepflanzt mürbe.

SBie bei ber SBimofe finb fibrigend auc^ bei ber gemeinen Stobtme bie Slätter in gemtffer S^ie^ung reizbar. 34re gemö^t(^, um bos fiit^t mögUi^fl au02unu^, fUi^ ausgebreiteten [Jrieberblfitttl^en fieUen fic^ bei 2u {torber Seteuc^tung fenkrec^t, mit ber Sante gegen boB fiic^t, fo ba^ bie S3erbunftung in benfelben ^erobgefe^t mirb. käSfitt äSitterung unb abenbe, menn bie 6onne untergegangen ift, fenben fie fi(^ nac^ unten unb legen \iäf gemigermagen, um fic^ gegenfeitig }u ermärmen, Möjt gegenetnanber. Steigt bei anbauember :&i^e ber SBafferoerbrauc^ in bebro^Iic^em SQage, fo mirft ber Saum, mie flbri? gen0 no(^ nerfc^iebene anbere ^flanien tmter fob^en Umflönben jur S3erringenmg ber Xranfpirationsfl&c^e, einen Xeil feiner SlStter ob. (Bleich i^r kamen ebenfalto au0 Slorbamerifui, unb ^mar Silbbarolina, bie bi0 25 m ^o^e klebrige Slobinie (R viscosa) mit klebrigen 2)rflfen^aaren an Steigen unb :&tUfen unb rötlichen SBIflten, unb bie borftige Slobinie (R. hispida), beten Stfte unb Smeige bic^t mit braunen Stac^elborften fiberjogen finb, mit größeren rofaroten SBIQten, 3U un0.

SBic^tiger no(^ ato bie Stobinien finb für unfere (Borten ber <BoIb« regen (Cytisus labumum)^ ein mitunter baumartig merbenber 6trauc^, ber in 6fibfrankrei(^ unb I&ngd bee 6fibfuged ber SUpen bis na<^ Ungarn mttb m&c^fi (Sr ift unftreitig einer unferer fc^önften Slfiten« fträuc^er unb mirb bes^olb allgemein in btn (Sorten unb öffentlichen älnlagen angepflanst, obfc^on er in faft allen Seilen, nameirtlit^ aber in ben kugeligen fc^marsen Samen ein (Cgtifin genanntes, (Erbrechen enegenbes unb ftark bie (gebSrme retjenbes, abfü^renbes SUkaloib ent^ ^ält, bas in grogen 2>ofen felbft ben Xob ^erbeiffl^ren kann. 2)e0^alb follten fiinber unbebingt auf bie (Giftigkeit bes Strauches aufmerke fam gemacht merben« SHe genu^lofen, golbgelben, ^öngenben SBlfiten^ trauben gleichen in ber Orotm benjenigen bet gemeinen Stobinie, ba- gegen finb bie Sl&ttet nic^t gefiebett, fonbetn kleeattig bteigeteili 2>as bunkelbtaun bis fc^mats gefätbte fietn^ola mitb an Stelle Don dbrn- ^ol} Detmenbet unb bes^olb falfc^es (Eben^ol} genannt

3n Slotbitalien, Sätnten unb Kroatien roöc^ft ber purpurne (ßolbregen (Cytisus puipureus) als ein niebtiget SttauC^ mit meift unbe^aatten Slättetn unb feitenftanbigen toten SBlflten. Sluc^ et mitb als 3i^ttau(^ kultiniett unb ift, befonbets auf bm Stamm bes eigent:

IBic Sietbaume unb Sietftrau^ct. 597

H(^en ©olbreöeriö gepfropft, dn f(^öner Äronbaum. Sin einem foU^en ^fropfltnöe fanb ber ^flanjenjüd^ter Slbam in ajltrt) bei ^atte an ber SSertDac^funQdftelle belber einen Xrleb, ber ein richtiger Degetotitier SBaftarb mar unb o^ne ein ^robufet Qt]d)kd)tlid)tt Äreujunö h^ fein, in ollen feinen SHerkmoIen bie SOitte 3Q)lfd[)en feinen (SItem ^ielt ^a& (Entfielen foI(^er 5Pfropfbaftarbe ift eine fe^r feltene (Brf(^einung unb Derbient bes^alb ^ter genannt 3U toerben.

SBie ber ©olbregen finb tjerfc^iebene feiner SJenoanbten, fo ble fflb« unb mltteleurop&lfc^en (Selgklee« unb (Slnfterarten, In ben (Barten geholt toorben. 2)er (ßelgklee- ober So^nenftrauc^ (C. arbo- reus) Q)urbe In feiner :&elmat am Sntttelmeer feiner breliö^llgen, feleeä^n« ttt^eur ein treffliche« Sfutter für Siegen, Schafe unb Älnber bUbenben JBIätter u)egen fc^on Im 2Utertum Kultltrtert 9la(^ ben römift^en aiu:^ toren foUte er befonbere auf ble SHUi^abfonberung gfinfüg wixktn, fo ba^ felbft f&ugenbe menf(^Il(^e SHütter gerne eine Stbkoc^ung feiner SBIätter mit SBeln vttmi]d)t jur 2rörberung ber SHUt^abfonberung ge^^ noffen. 2)er Slc&erbaufc^rlftfteller Cotumella unb ber gelehrte Slatur^ Kunblge plnlu0 um ble Snitte be$ 1. 3ct^t^unbert0 n. C^r. nertDun« htm fl(^ belbe borflber, wtBlfaVb blefe für ble S9>le^3U(^t fo nü^c^e grutterpflanje nl(^t not^ ^Suflger In ^tollen gepftonjt u)erbe. Sl(^t SKonate long liefere ber aSaum bm Xleren grünes Srutter unb ben Steft be0 !^fixzs^ no(^ gute STa^rung In getrockneter (Seftalt. Sllc^t blog bem eigentlichen SSle^, ouc^ ben io^f)mm fei er jutrSgllc^ unb feine asiüten bllbeten eine treffll^e a3lenenQ)elbe. 2)abel mac^ feine ftultur nur geringe ^Soften, ba er flc^ mit bmi magerflen Soben bt^ gnüge unb lange Xroc&enjelten ertrage. 9nan köpfte l^n unb 30g l^n nlebrlg, benu%te alfo Dorjugsmelfe bzn Immer erneuten 6toc&audfc^Iag. 3n ber mobemen fianbmlrtfc^aft ber SUlttelmeerl&nber bllbet ber Strauch keine StoUe me^r, Ift ober role ber blefelben fianbftrlc^e Sübeuropos betDo^nenbe kopfblütige SBo^nenftrauc^ (Cytisus capitatus) eine gefc^&^e Sterbe unferer (garten gemorben.

(Sin Derelnjelt fc^on In 6übbeutf(^Ianb tollbcDac^fenber Sc^metter^^ Ilngdblütler Ift ber nlc^t fomo^I burc^ feine toenlg ^a^Irelc^en braun^^ gelben SBtüten, als nlelme^ir buxdi feine an (Jrlfc^blafen erlnnemben ^öuttgen :&ülfen auffallenbe, 3—5 m ^o^e gemeine asiafenftrauc^ (Colutea arboresc^ens). 3)le &ülfe, an beren ^nnenmanb ble ©amen jungen, wirb nSmIlci) burc^ ble Don ber ^flanje audgefc^lebene fauer^ ftoffrelc^e fiuft ju einer SBlafe prall aufgetrieben, ble nac^ ber Sletfe 9om SBlnb entführt uHrb, bto fle, allmö^lK^ jerrelgenb, ble Samen

598 SHc 3^€Mavxit uab 3ifTyTffwtfT

etitfSgt unb f 0 für bte Sbidbreitamg ber fixt f oigt 2>ie finoben iificaen fte mit partoit fiitaU ju itdnüduxL 2>te jungen Xtid« fätbcn gdbr Me Slättec führen nrie bte Gtmitsbläüa ob unb biencn btsIfoSb aud^ }u beten Skrfälfc^ung. Site <Batten3tec{lrmi4i iumt aus Sotberapen ber etoa0 fdeinete, nur 1,5—3 m fy)fft blutrote SIafenflrau(^ mit Xrauben fd^mu^ blutroter SUtten unb an ber 6pi|e fdoffenben Srnu^Iofen su und, mä^enb ber Denocmbte, 2 ^3 m Ifofft filber« meif(e 6al2prau(^ (Halünodendron aigentenin) mit feiben^oongen Srteberblättem unb f(^önen, fteifc^oten bte lilafarbenen Slfiten megen ber legieren au5 ben 6al}fteppen am 3^4 in SSeflftbirien in unferen Einlagen angeftebelt nnirbe. Sbenfo komm au0 ©ibfacien ber ftxau^^ artige unb ber baumartige Srbfenbaum (Caragana fratescens unb arborescens) ju im». 2>er erftere mirb bte 2 m, ber festere bis 5 m ^c^ fBeibe ^aben gelbe Slfiten unb merben, meil anfin[u4^1od, ^öufig gepflanjt unb befonbers ^u iotAtn oenoenbeL Siu0 ben Slfittem kamt man eine blaue Srorbe georinnen, unb bie erbfenartigen Samen finb ate (Seßfigelfutter Dermenbbar. S3on i^nen gibt es auc^ eine ^ängenbe unb eine buntblätterige SJarietfit

31b unb 2u trifft man in 3^fti^ten ouc^ no(^ anbere fc^metter^ tingebifitige Strftuc^er, boc^ fyA fu^ beiner berfelben auc^ nur anna^emb eine fob^e Beliebtheit enoorben, mie ber Aber 7 m lange Scpngftrauc^ d^Hxm», bie unter bem Flamen (SIgcine bekannte Wistaria chinensiSy bie |e^ bm 9lamen Kraunliia floribunda fO^rt $ln na(^ 6fiben ge« richteten, einigermaßen gefertigten SBönben ^ölt {ie fogar ben norb:' beutfc^en SBinter im grreien aus vmb fc^mflckt im Srrfl^o^t bie Don i^ bekleibeten :&ausfaffaben unb fiatiben mit ber $ra(^ i^er blag^ violetten, buftenben SBIfiten. S3on biefer, Uettembe Strouc^er tun;» faffenben fieguminofengattung mit ttnpaarig gefieberten Blättern tmb jiemlic^ langgeftielten blauen, feiten toeigen Blüten in ettbftonbigen nidiettben ober ^ängenben, lockeren Zrattben tmb langen, geftidten :&{Ufen gibt es oier Slrten in d^ixia, Zopoxt unb bem öjtli^en Slorb:: amerika. 2He bei uns meift gepfkmjte c^eftfc^e (Sigänt ftammt atis ber SUongolei unb (S^^ina, ttmrbe bort tmb baim befonbers in 3<QKin oiel }ur S^txbc kultioiert unb kam oon bort 5U tms. 6ie beft^ in ber 3ugenb feibenartig behaarte Blätter tmb klettert bis 30 m ^oc^* Kraunhia frutescens Otts Btrginia, ^U^ois tmb fiouiflana ifl in allen Xeilen kleiner ate bie oorige, blfl^t fpäter unb befi^t too^triec^be Bifiten. @ie ift empfinblic^er gegen Sälte ate oorige 81rt tmb mirb in mehreren Barietäten kultioiert (Sine Barietät, Kr. magnifica, blfl^

Sic Stetbaume unb St^Ptöu^et. 699

no6) reicher al0 bie Stammatt unb f)at bloulic^triolette asiiiten mit gelbem Or^cfe.

2frü^et fe^r beliebte feletternbe Stt&ad)tt mit meift matt ßefarbten, ober in bet Slbenbb&mmerung xDeit^in einen ^errlic^en Shift oud^ ^auc^enben 93Iflten finb bie fioniceren 01x0 bet (Sottung bet ®eig^ blattgetoäc^fe. S3on ben flbet 100 Sitten finb faft oUe auf bet ^oxb^ halbkugel ^eimifc^, unb jtoat am ja^Iteic^ften im öftlic^en Slfien unb im (gebiet be« :&imalaja. 2)a0 gemeine obet nötblic^e (ßeigblatt (Lonicera periclymenum) ift ein ©c^Iingfttau(^ ©übeutopa«, 2Beft* afien0 unb 9Totbaftika0 mit meift äugen toten, innen gelben 93Iiiten unb toten SBeeten. (E0 ift in ^lottfotm unb Slütenfatbe fe^t vex^ änbettti^ unb mitb in (Satten jum tlbetjie^en von Sauben unb W&n^ btn ufm. benu^t 3^ @übeutopa bi0 3um ]äaultafu0 toöc^ft ba0 fflblii^e (Seigblatt (L. caprifolium) mit in bet Sratbe toei^felnben, 5 cm langen Slüten. Slui^ bas^ notbametikonifi^e immetgtüne (SvSß^ blatt (L sempervirens) mit glön^enb bunkelgtünen Slättetn unb ptac^t^ Doll f(^atla(^toten Glitten mit fe^t langet Slö^te mitb häufig bei uns fuiltioiett Lonicera brachypoda au0 Z^an wich befonbete in bet Slbatt mit golbgelb geabetten Slottetn 3um Se^ie^en Meinet Seete unb (Sittet, au(^ ato Slmpelpflanse gesogen.

2)ie nii^tminbenben ®eigblattatten bejeidinet man gemö^nlic^ ate :&e(&enkitf(^en, meil bie paatig netcoai^fenben toten 2rtü(^te einiget^ maßen an fiitft^en etimtetn. Itntet i^nen metben ate Sitxjtt&u6)tt kultioiett: bie bi0 2,5 m ^o^e gemeine :&e(feenkitfc^e obet 93ein^ toeibe (Lonicera xylosteum), mit eitunben, be^aatten, befonbet0 auf bet Untetfeite gtaugtttnen 93lättetn, zeigen, fi(^ fpätet gelb fötbenben asifiten unb toten 93eeten, bann bie tatatifi^e :&e(kenkitf(^e (L. tatarica), ein 2,5—3 m ^o^et bufi^iget (Sttaud) mit unbe^aatten, ^ell^ gtünen Slättetn, fi^önen tofentoten Slüten unb toten 93eeten au0 aHittet unb Sübtu&lanb unb Sibirien, fetnet L. nigra mit tötlic^* n)eigen Slflten unb fc^toatien 93eeten, unb L. alpigena mit putputnen aSlüten unb toten 93eeten, beibe au0 ben (Sebitgen 3Ilitteleutopa0. 91u(^ bie fianabif(^e :&e(&enkitf(^e (L. canadensis) unb bie buti^ gtoge, f(^önfatbige Slüten au0ge2ei(^nete L ledebouri finbet man nid)t feiten in 3ietgätten feultiniett 2)0($ ift bie Slnpflanjung non Soniceten in btt Slö^e non Dbftgätten xüd)t tatfam, ©eil in i^ten i^ifxäjtm bie ßatne bet fiitfi^fliege lebt SJon bet gemeinen §ecbenfiitf(^e mitb ba0 knot^en^atte öolj (»ein^ola) ju 5Peitf(^enftöcben, ?Pfeif entölten, ftü^et aut^ ju ßabeftöciien unb ©tri&nabeln netatbettet

600 3)lc StetbÄumc unb Stetftraud^er.

(gtne na^e SSenoanbte ber ®eigblattarten ift bie ote S^^l^^^t^ ^Qufig ongepflattite, 1 m ^o^e Diervillea canadensis mit eiförmigen, jugefplfeten, gefaßten SBIfittem unb traubigen, gelben, im Z^^ ^eroor*: brec^enben Slüten. Sie ^at i^ren Slamen bation, bag fie ber fron^ 3öfif(^e ätrjt 2>iert)iUe, ein grreunb bt» Sotonifeerd Xoumefort, biefem 1708 t)on iSanaba au0 nad) ^aris fanbte. 93om Slpril unb SSai an bi0 in bm Sluguft blühen bagegen bie bis 1,3 m ^o^en SBeigeüen, beren rotblfl^enbe Orormen meift auf bie norbd^inefifc^e SBeigelie (Dier- villea florida) jurücbjufü^ren finb. 2)ie nac^ bem (Sreifsroalber SBo^ tanifeprofeffor Q)x. (g^renfrieb SBeigel (1748—1831) genannten ©tröuc^er f)ob^n Iängli(i)e asiätter unb meift rofarote, angenehm buftenbe, ktUi)^ lärmige asiüten, berentmegen fie bei un0 eingeführt mürbe unb häufig in ©orten anjutreffen ift

SSermanbt mit i^nen ift bie Schneebeere (Symphoricarpus racemosus) ein allgemein bekannter norbomeri&anifc^er S^^fttouc^ t)on 1,5 m ioSf)t, mit unfi^einbaren, fleifc^roten Slfiten unb kirfc^grogen, toeigen IBeeren, toelc^e in bii^ten iSn&ueln ben ganzen SBinter über an bm St^eigen fte^en bleiben. 2)a bie eiförmigen Slätter Diel Schatten ertragen unb ber Qttaad) fe|)r leicht gebetet, mirb er häufig jur %xs^ füUung von fiücken unb bunkeln C^cken tiermenbet

(Eine ä^nlii^e (Benflgfamkeit in begug auf Sic^t unb Soben jeigt ber ebenfo häufig angepflanzte ein^eimifdie fdimarje :&oIunber (Sambucus nigra), ber mit bem i^mna^eDermanbten gemeinen Qäjntt- ball (Vibumum opulus) unb btm molligen St^neeball (V. lantana) als Sitt]ttau6) in unfere (Särten manberte. (Ebenfo ift ber in bm Wüü^ meerlSnbem ^eimif(f)e Lauras tinus, ber ©ärtner^^ ober JBaftarbs» lorbeer (V. tinus) bei und ate Xopfpflange allgemein beliebt. SBS^:» renb bei ber toilben Ororm bts ®d[)neebaU0 nur ber äugerfte firan; ber 93Iütenbolbe aus fterilen Sc^aublüten jur Slnlockung ber Infekten befte^t, mirb bei i^rer :SuIturform bie ganje IBIütenbolbe au0 ge^ f(^le(^t0lofen, blaffen Si^aublfiten gebilbet, fo bag ber SBIütenftanb fi(^ f(^neeballä^nli(^ präfentiert, was bem @trau(i)e ben Flamen gab. !iDie roten ober fdimarjen Seeren biefer Ströuc^er flnb eine beliebte Speife ber JBögel, bie für bie Verbreitung ber airt forgen.

9lu0 Dftafien unb Slorbamerika kamen bie ^feifenftrftuc^er (Philadelphus) 5U un0. a3on biefen ift ber im 16. 3ci^t^unbert am C^ina unb 3^<^^ b^i uns eingeführte too^lriec^enbe ^feifenftrauc^ ober milbe Z^^^^^ (P^ coronarius) mit ftarkrie4)enben, teil« eim fairen, teil« gefüllten roeigen Slüten in aSüfc^eln, bie am ^Sufigflen

3)lc 3t«i^^&unte unb St^tftr&ucfter. 601

angetroffene 3ltL Sluc^ Ph. satsumi tft Derbreitet, boc^ finb biefe oft:^ aftotifi^en Slrten in neuerer 3^t me^r burc^ norbomerikanifc^e Slrten, XDie Ph. latifolius pubescens unb gordonianus Derbrängt XDorben. 2)en Planten $ifetfenftrau(^ führen fie von ben f(^Ianken, geraben 6c^öglingen, au0 benen man burc^ (Entfernung bee Sllarked ^ifeifen^: röhren ntac^t. Süegen bes ftarken Slütenbuftd tDirb ber mo^Irie^enbe $feifenftrau(^ tettnieife aud) jur ^iarfümgetDinnung angepflanzt

9la^e Derrpanbt mit i^nen finb bie nad) bem Slmfterbamer 9icA»^ ^erm 3o^ann 2)eu^, ber botanifc^e Srorfd^ungsreifen förberte, ge^ nannten Seu^ien mit ä^nlic^en, nur etroad kleineren unb gerui^Iofen SBIflten. SHefe 3l^\tt^^^^ fi^^ japanifdien Urfprungd unb gehören 3U ben bankbarften @ommerbIü^em unferer (Sorten. Shirc^ iSreujung finb au0 i^nen t)erf(^iebene (ßartenformen, meift mit gefüllten Slüten, gebogen morben. 2)ie getoö^nlic^fte ift bie 1—2 m ^o^e gekerbte 2)eu^ie (D. crenata), beren rau^e SBIotter 3um polieren bienen, unb bie ^Sufig ate frfl^blü^enbe Xopfpflanje gezogene, kleinere jierlic^e 2)eu^ie (D. gracilis), bie f(^on im SHai über unb über mit aufrecht ge- [teilten toeigen SSIiltentrauben bebeckt ift

^od) frühere SBIü^er finb bie i^nen Derroanbtfi^aftlic^ na^e^» fte^enben Johannisbeeren (Ribes), imter bentn jmei norbamerika:» nif(^e Orormen ate 3^tt\tt&vid)tt bie befc^eibeneren ein^eimifc^en Slrten Derbröngten. (Ss finb bies bie blutrot unb golbgelb blü^enbe Jo^anni^:: beere (R sanguineum unb aureum). 93on erfterer, bie 1787 oom fc^ottifd^en 93otaniker Snenjies an ber amerikanifc^en Slorbmeftkfifte entbeckt nmrbe, aber erft 1826 in (Härten (Europas Slufna^me fanb, gongen bie ]d)on fon Sipril no(^ nor ber (Enttoicklung ber 93l&tter f^ex^ Dorbrec^enben purpurroten Slütentrauben, toä^renb bie golbgelben ge^ ru(i)Iofen ober mo^Iriec^enben SBIütentrauben ber lederen, bie 1806 UDejUid) Dom Orelfengebirge in Slorbamerika entbeckt unb 1812 in unfere (gärten Derpflanst tourbe, me^r aufrecht gefteUt finb. 6ie ^at infofem groge Sebeutung erlangt, als fie bie ^fropfunterlage für bie ^oc^ftömmig gejogenen Stac^el^ unb jo^annisbeerftrSui^er liefert. aSeibe Slrten ^aben buri^ :Sreu3ung einen intereffanten SBaftarb ^eroor« gebracht

(Einen ä^nttc^en traubigen SBIüten:' bejie^ungsmeife grruc^ftanb toie bie Johannisbeeren ^aben bie ©auerbornarten ßerberis). S3om gemeinen ©auerborn (B. vulgaris) gibt es mehrere (ßartenformen, bie fi(^ teilmeife burc^ meigbuntes ober bunkelrotes Saubtoerk aus^ jeii^nen. 2)a aber unfer 6auerbom auf feinen asiättem bie 3^f^^^

602 ^ie Sierbftume unb Sierftrftu^et.

form eines gefürc^teten (ßetreiberoftpUies beherbergt, Dermetbet man, ü)n in ber aTac^barfc^oft von (ßetreibefelbem anjupflanjen. 2>a^er trifft man an feiner 6teUe trielfac^ auslänbifc^e, tettmeife immergrlbte airten-

(Släxiimbt, bunUe, Hmmergrflne Slötter ^aben auä) bie nac^ bem amerikanifc^en 93otaniker Sem^arb Sllac Sna^on genannten, au0 Slorb« amerika in unfere (Sorten gelangten Sna^onien, Don benen M.aqui- foliiun mit ber Stechpalme ä^nlii^en Slöttem, gelben 93Iuten unb fc^tDarspurpumen, blaubereiften Seeren bie Derbreitefte ift (Ebenfo ^aufig begegnen mir btm ebenfalte au0 9lorbamerika ju uns geltom^ menen (ßemflriftraui^ Calycanthus floridus, einer 2—2,6 m ^o^en (Sartenjierpflanse mit braunroten, befonbers beim SBelken ftarkrtec^en^ ben Slüten, aus benen bei uns nur feiten Ortüc^te ^er^orge^en. 9lus Dftafien belogen roir btn feltener 3U finbenben Calycanthus occi- dentaüs.

2)iefe aud) in Süursel unb Stinbe aromatifc^^bampferartig buftenben 6tröu(i)er finb bie näc^ften S3ermanbten ber fiorbeergemäc^fe, imter btnm ber 5—6,5 m ^o^e, immergrüne eble Sorbeer (Lauras nobilis) feines f(^önen Caubes megen als iSalt^auspflanse ni(^t feiten gejogen mirb. tiefer in Sübeuropa ^äufig buItiDierte Saumftrauc^ ift in ben Snittelmeerlänbem ^eimifc^ unb tourbe nic^t erft in gefc^ic^tlic^er 3^ aus 93orberafien ^ier^er Derpflan^t, mie fß. :&e^n irrtümlit^ertpeife an* na^m. 6eine äftige Sxont trögt glSnienbgrflne, leberartige 93Iätter, gelblic^meige Slüten unb blSulii^fc^marje, eiförmige, einfamige gftüc^te. Se^tere fc^mecfien aromatifi^ bitter unb merben in ber äSolftsmebijin 3ur ©tärkung bes SHagens, als Släuc^ermittel unb in ber Skterinor:: präzis mrtDenbet ^utd) $lustio(^en unb ^reffen geminnt. man aus i^nen baa grüne, ftark geroürj^ft riedienbe, bei gemö^nlic^er Zcm^ peratur fi^malsartige Sorbeeröl, bas man jum Salben bei (Etrtjünbung unb 5um a3ertreiben ber Orliegen benu^t (Sbenfo merben bie gemürj^ ^aft rie(^enben unb fdimec&enben 931ätter feit bem ^öc^ften Slltertum ar5neili(^ t^ertoenbet, bienen gegenmörtig aber nur als kfic^engetoür), in <Eifigen unb Sitiören unb 5um SSerpacben Don Sakri^enftangen. Sie kommen aus ^t^^^^r Srrankreic^ unb Spanien in ben :&anbeL 3n ben Snittelmeerlänbem mirb ber Sorbeer melfai^ kultioieri unb finbet fid) als 3^ttp\lanit au(^ bei uns, mug aber im iSalt^aus über^ mintert merben.

993egen bes fdiarfaromatifc^en (ßeruc^s feiner Slötter unb Ornlc^te mürbe er frü^e fc^on als eine mit befonberen ftr&ften begabte ^Eflan^e

SHe 3tetbftuine unb SierftrAu^et. 603

angcfc^en. 2)er 3>uft [einer S^dQt foUte wx anftedienben Sranfu Reiten unb SSerjouberung fc^ü^en. 60 fui^te, XDie berichtet XDirb, ber fuK^tfome :Saifet dommobm, ber von 180 bi0 192 tu (Sijßc. regierte unb fc^IieglU^ am 31. 2)e}ember |ene9 Z^^^^ cmf Slnftiften feiner (&t:^ liebten Snarcia erbroffelt rourbe, in einem fiorbeer^aine Stettung, wmn bie ^eft im Slnjuge mat. t^xanit t)on fiorbeer legte man SBa^m finnigen um Schlafe unb :&ate, in ber Slnna^me, fie baburc^ befänf« tigen ju können, fiorbeerfrfic^te unb :»SBIätter genoffen bie ^riefter, mtnn fie n)ei0fagen foUten, unb fiorbeerjtDeige trugen bie ^rop^eten, toenn fie eine ©tabt betraten. 3)er Sorbeer fü^nte bo« tjergoffene 93lut; bes^olb reinigten bie römif(^en Segionen glei(^ nac^ bem Siege fid), i^re SBoffen unb Orelbseii^en mit Sorbeer. 2)abur(i) tourbe ber fiorbeer3Q)eig 3ur Xrop^öe, jum Symbol be0 Sieges unb }um fßtx^ kflnber ber glflcfüii^ t)oUbrac^ten SBaffentot 2)er fiorbeerkran} fc^müc&te bie Stinte ber fiegenben :&elben unb mit i^m tmirben bie Srosces, b. ff. ba& 2um Slu0peitf(^en bienenbe Stutenbünbel ber i^n begleitenben Sidoren ober öffentlichen SHener ber mit ber SHac^t bee 3^^^^^ beUeibeten ^öc^ften Süagiftrote umtmmben. fiorbeergefc^mücftt (lau- reatus t)om lot laurea Sorbeer) folgten bie Solboten bem SBagen be0 triump^ierenben Orelb^erm bei feinem (Sin^uge in Slom, um gleic^fam 9on 9Korb unb Xotf(^Iag gereinigt in bie ©tobt einsu^ie^en. Spöter erklärte man, bie Urfac^e, Q)e0^alb ber Xriump^ierenbe fi(^ mit Sor^ beer f(^mfi(&e, liege barin, bag ber Sorbeer feinen Slamen Dom latei« nif(^en laus Slu^m ^abe unb einft laudus ^ieg, mas^ natürlich un:» richtig ift

SDon ber römifdien 3^ cm blieb ber Sorbeer ftet0 ein Slbjeic^en bt» Slu^me^ bi0 in unfere Xage, ba junge 2)oktoren mit beerentragen« btn Sorbeerjmeigen gefdimflcfit nmrben, mo^er ba^ SBort SBaccaIaureu0 fi(^ ableitet 2)ie reinigenbe firaft be0 Sorbeere veranlagte beffen 93er« roenbung 5U Stäuc^erungen ttrte au(^ 5U SBei^mebeln. 3^ SUtertum befprengte fic^ ber Strenggläubige beim (Eintritt roie beim Slu^gang au0 bem Xempel mit bem Sorbeergmeig, ber iuvox in SBei^roaffer ge« taucht QDorben roar; gern na^m er auä) beim :&erau0ge^en ein Sorbeer« blatt Dom Sprengmebel in ben SOunb. 2)ie römif(^^fiat^olif(^e &xxd)^ übernahm bann aUerbing^ biefen d&tbxaad) ni(^t au0 bem römifi^en :geibentum, fonbem beoorsugte ate Sprengroebel einen Strang bee bem SHajoran Denoaubten Sippenblütler« gjf op (Origanum smymaeum), eine0 im öft(i(^en SKittelmeergebiet ^öufig angetroffenen :&albftrau(^e0, bm fie 5U bemfelben S^tAt x>on btn 3uben übernahm. Sonft gilt

604 S)ie 3^^^^^^^ un^ S^tx^ttlkuä^tt.

bei un0 oto ^fop ein anbetet, buri^ teic^en (geholt an öt^etif(!^em £)1 atomatifc^ tied^enbet ^olbfttouc^attiget fiippenbifltlet (Hyssopus offi- cinalis) au0 ©übeutopa, bet teito ote Stetpflonje, teite ote (SetDüt}:^ ktaut ^öufiQ auc^ in 2)etitf(^Ianb kultiDiett toitb unb ^in unb toieber an fonnigen ©(^utt^olben, namentlich in btt Umgebung altet SSutgen, DettDilbett angettoffen mixb. ^a& Sxoxd toutbe atjnetttc^ namenilii^ gegen SHagenleiben Denoenbet, toee^alb bie ^flanje ^eute noc^ befon^^^ bet0 in Sauetngätten ^öuftg angepflanzt gefunben mitb.

2)et Don bm (Stied^en däphne genannte Sotbeetboum max, toeil et bwcd) ben 2)uft feinet ^Blattet Sllobet unb SSettoefung Detfc^euc^en foUte, bem ätpoUon gemeint, bet au0 einet ^etfonifibatlon bet bie 6eu(^e fenbenben unb bal^tt auä) von biefet befteienben Sonnenglut aUmä^Ii^ jum (Sott bet Sü^ne füt fittlic^e Seflecfmng unb (Etfttankung getDotben mat. ÜHe Sage melbet, baJß, ate bet So^n Slgamemnon^, Dtefted» um fic^ vorn SBIut btx wn \i)m mit i^tem Suhlen 9gift^O0 in Wj)km& etf(^Iagenen Snuttet SIgtaimneftta 5U f flauen, fü^ mit feinem gri^eunbe ^iglabes auf Slpotton^ (Bezeig nac^ Xautien begab, ba0 Sttb bet 3lttemi0 ju ^olen, unb bott non feinet ate ^tieflerin maltenben Sc^meftet ÜpIfiQmAa nad) fianbesbtaud) mit feinem grteimbe geopfert metben foUte, et Don i^t etkannt unb getettet omtbe. S(n feinet Stelle fei bann ein anbeten Sfl^nopfet bet ®öttin batgebtac^t motben, unb, ate bie Slefte be^felben im SBoben Detgtaben nmtben, fei au0 i^nen bet fiotbeetbaum ^etDotgefptogt SlpoUon foU, ate et na^ bet (Stiegung be0 bie (Segenb um 2)elp^i am Sruge bes SSetges ?Patna& ^aufenben 2)ta(^en 5Pi)t^on felbft bet Sü^ne bebutfte, auf aSe^* fe^l be0 3^U0 \id) im Xal Xempe gebabet, fU^ mit fiotbeet bektönjt unb atu^ einen Sotbeetjtoeig in feine Stedite genommen ^aben imb fei fo nad) 2)elp^i gebogen, mo et bas^ bottige Otakel ttbetna^m. 3^ bet Orolge ^at fi(^ bet Sotbeet mit bem fiult bes Slpollon als biefem ®otte ^eilige W^^5^ übetall^in Detbteitet, too jenem teinigenben, ffl^nenben (Sötte :&eiligtümet entertet toutben. SBei allen gottedbienft:» lii^en :&anblungen bee SlpoUonfuilte^ toutben Stx'tige non i^m f^mbo^: lx\6) Detmenbet, unb et Detlie^ bem im 2)ienfte be0 (Sotten ftei^enben Se^et bie fitaft, S3etbotgene0 ju fc^auen unb ben um ein Otabel aSittenben bie 3ukunft ju enthüllen. So toatb bet fiotbeet auc^ bos Slbjeic^en bee im 2)ienfte bts (ßottee jut ^Begleitung bet Seiet feine Siebet fingenben Sünget^ unb, ba bet (Sott bet ätnfü^tet bet neun 9Kufen toat, auc^ allet mit biefen jufammen^fingenben fiflnfte. Unb mie iut Corona tiiumphalis geflo(i)tene fiotbeetjtoeige bie Stinte bed

l&ie 3ierbäume unb Sierfttftu^er. 605

©leger« fc^mücbten, fo jierte ber ßorbeerferanj auc^ ben im 2)lenfte ber SKufen fic^ ausjelc^nenben 3>i(^ter ober aünftler.

2>er Sorbeer brennt, nad) ptniiid, nur tDibertDtUig unb jetgt bie$ buri^ fein iSniftem an« 2)er feuerabQ)e^renben ^raft be0 fiorbeere Q)urbe e0 ^ugefc^rieben, bag bei bem grogen Sranbe 3tom0 unter ben iäonfuln 6puriu0 $oftumiu0 unb $ifo, als bie Slegia in Srtommen ftanb, ba» Sacrarium, b. ^. ber Xempel bes SIpoUo, unt)erfe^rt blieb, toeil ein Sorbeer x>ox i^nt ftanb. 2>ann aber toar e^ gerabe bos Sor« beer^ola megen feiner :&ärte, bca nad) X^eop^rafto^ unb bemfelben $liniu0 ote Quirl jum (Sr^eugen be0 Oreuer^ buri^ bleiben biente, rx>&f)xtnb al0 Unterlage, auf ber gerieben rourbe, bos Q)ei(^e :&ol3 be0 (Sfeu0 ober be0 9Begbom0 (Rhamnus) benu^t Q)urbe. (Ein reine0 Breuer ju ben Opfern ber (Sriec^en unb 3tdmer burfte nur ber Steibung 5toeier toie biefer giflc&bringenber :&öl3er entftammen, m&fycmb man in fpäterer 3^t e0 Dorjog, ba0 reine Breuer jtmt (&otte0bienfte mit :&Ufe Don Srenngläfern, Dielfad) au0 SergltriftaU, ober oon metallif(!^en :&o^IfpiegeIn ju getoinnen. 2)er Sorbeer fottte aud) bie Sli^e abme^ren. Um Dor biefer (Sefa^r befc^tt^t ju fein, bekränjte fic^ ber abergläu^^: bifi^e iäaifer Xiberiu0, ber ©(^toiegerfo^n unb feit bem 3^^^^ ^ ^- ^^^• aud) SlboptiDfo^n be0 ^guftu0, ber nac^ beffen Xpbe im Z^^^^ ^^ 5ur :gerrfd^aft gelangte unb bi0 jum 3^^^^ 37 n. (£^r. regierte, mie ber (&ef(^id[)tf(^reiber ®uetoniu0 beri(^tet, mit Sorbeer, menn ein (Se^ mitter am ^immel na^te. ©olc^e SSorftellungen rourben buri^ bie t^iel:» fa(^ gemalzten (Erfahrungen getoedtt, bog ni(^t alle aSäume gleich« m&gig t)om Stt^e getroffen merben« 9lu(^ bei un0 fc^lägt ber Sli^ faft niemate in SBalnugbäume unb Suchen, am ^äuj^gften aber in (Eichen, roeli^ le^tere bee^alb non bzn alten (ßermanen bem 2)onner^ gotte geheiligt toaren. (S0 ^ftngt bie0 mit ber elektrifc^en Seitung0« fä^igbeit be0 &olgkörper0 jufammen, ba& bei bm einzelnen SBaum« arten eine gan} nerfc^iebene ift. 3one0co ^at auf (Srunb oon genauen Unterfuc^ungen feftgeftellt, bag tatfäc^ttc^ SB&ume, bie jur Z^^^^i^ ber (Semitter oer^ältni0m&gig triel fette0 £)l, mie aud) ber Sorbeer, in i^rem :&ol3fiörper führen, bem Sli^fc^lag am toenigften auegefe^t [xnb. Slbgeftorbene Slfte an einem Saume er^ö^en für benfelben bie SBIi%« gefa^r.

3Bie ber Sorbeer bem SIpotton, fo mar bie gemeine SUgrte (Myrtus communis) bei bm (ßriei^en ate Symbol ber 3^^^ ^^^ 6d)ön^eit ber Siebe0göttin ^^robite gemeint unb mürbe um i^re :&ettigtflmer ^erum angepflanzt unb bei i^ren j^eften unb ben (Eleufinien

606 SHe 3lfTMnwf unb Binftzfiu^ei.

mdfoi^ ate 6(^tttififc getrogot 6(^n von ben otten ^(kifeni muibe fte bei gottesbiettRlii^ ^^onblutigen bemi^ tmb gott bcs^Kdb bd i^tten ote ^eilige ^flonje. 6te tfl ein immecgcfiiter, 2 4 m ^^ @ttauc^ ober füeiited SSäumc^eit mit lanjeUföciuigeit« mo^biei^eiibeit Siattent, toet^, feltetter auc^ rStUi^ ober gefQaten Slfiten tmb fc^tDarjen, oroittatifi^en Seeren, bie fcfi^etr beoot nutn ben Reffet konnte, ote (BetDüij iinb Sbjnei bieitten. Set ben StSment gab es einen ndt biefen Seeten bereiteten fiecfcecbiffen, bet myrtatum yb^; trtdfoi^ nnirbe, nrie (Eolumdla berii^, bamtt gemilqtet SBein ge^ tninben. 2>ie SKptte tfl im gonsen SDittdmeergebiet ^eimif(^ tmb m&^fl ^ mit SotUebe mif fimtpfigem Soben. 2>er grie^i^ 6age jufolge foU fie, bie tion bm i^dlenen myrsine genannt mutbe, in SUtiba entftmtben fein. :&ier liebte einfl Slp^bite eine fc^Sne unb mutige 3un0i^au, unb ate biefe \tatb, f(^ bie Göttin }u intern Sln^^ benken bie SK^tte. Seither x\t fle bos S^renobseic^en jungfräulicher Srftute bei i^rem :^(^ettßfefte, ein Sroui^, ber fid[) bis auf unfere Xage erhielt

(5<^on im SUtertum nmrben ouc^ SD^rtenmunber mit ber Slp^^ bite, mie im SKitteloIter Slofemmmber mit ber (Sottesmutter SSaria in Sufammen^ong gebroc^ 6o fc^reibt ber um 200 n. (Sfyc. in Vkpm^ breia unb Slom lebenbe griec^fc^e (Grammatiker Stt^enaios aus Slou;: kratis in Stggpten in feinen Deipnosophistai, in benen er uns nm^ tige 9Ia(^c^ten Aber boB fieben unb bie Sitten ber alten Griechen überlieferte: „Z^ ^^^ Suc^e bes aus Sloukratis flammenben ^olgc^ar^ mos, bas Don ber Slp^robite ^onbelt, l^abt ic^ über ben fogenonnten Slaukratitenkranj Sluffc^Iug erholten. 2)ort ^ei|^ es: Z^ i^ 23. Dl^m^ piabe (im 7. 3ct^t^unbert v. S^r. um 686) reifte :&eroftratos, Sfirger Don Sloukrotis, in bie grrembe, kam toeit um^er unb kaufte ju ^ßap^os auf di^pttn ein Silb ber Slp^robrite, ba» eine Spanne ^0(^ imb uralt mat, um es mit na(^ 9Iaukratis ju nehmen. Stuf ber SUiikrrtfe, als bas Schiff in bie 9lä^e fitggptens kam, trat pI5|iU(^ ein foh^es Un^ toetter ein, bag man bas Qcatb ni(i)t me^r fe^en konnte, unb keiner Don ber Semannung bes Schiffes mugte, mo er mar. Z^ ^^ Slot nahmen fie alle i^re S^fhu^t 3um kleinen Silbe ber Slp^robite unb flehten um Stettung. 2)a lieg bie (ßöttin plö^ii^ auf bem ganzen Schiff W^Tttn empormac^fen, unb boB Schiff fOltte fi(^ mit äBo^U genu^, mft^renb bie SDannfc^aft eben noc^ in Ser^meifbrng gemefen mar, an Seekrankheit ftark gelitten unb entfe^ii^ gefpieen ^atte. 9Ilit einem Sllale ^örte bas (Erbrechen auf, bie Sonne geigte fii^ mieber.

SHe Slerböume unb Slcrftröucl^et. 607

unb bM Schiff gelangte glttcfüic^ nad) ^aakxatis^. 2)ott fprang :&ero^ ftrato« mit bem »übe ber ©öttin unb mit S^dQ^n von SHiirten am 2anb, opferte ber 8tp^robite, berief feine JBenoanbten unb JJreunbe in bm Xempel felbft 5um ®aftma^I, gab jebem (Safte einen SHtirtenkrana imb nannte einen folc^en: Sflauferatitenliranj.* 3)er jonifc^e SHc^ter ainafireon, ber in ©amo« unb Sitten lebte (550 478 v. Q)x.), fpri(^t von mit Slofen burt^floc^tenen Slliirtenliränaen, bie man bereite ju feiner S^t ju (g^ren ber Stp^robite trug.

3Bie ber Sorbeerkranj bei bm 3tömem ate @ü^ne für einen blutigen ®ieg getragen mürbe, fo jogen in 3tom mit bem Sngrten^ Kranke gefc^mücftt biejenigen Srelb^erm ein, benen ftott einee Xriump^es eine Ooation jukant 2)ie0 mar ber OrctU, menn ber @ieg mit menig Slutnergiegen ober Aber Deräc^tlic^ Or^nbe, mie Stdaom unb ®ee^ räuber, erfochten nmrbe. Site SDarcue Craffue im 3^^^^ 7^ ^* ^^^i^- bie unter ®partacu0 fei^tenben ©kkmen, bie burc^ ja^Ireic^e 3^2%^» befonbere au0 2re(^terf(i)ulen, ein &eer von 120000 9Ilann jufammen^^ brachten, befiegt unb bie btn !^axtvp\ flberlebenben f&mtlid) gekreujigt ^atte, erlangte er al0 befonbere (ßunft t)om Senat bie (Srlaubnis, bei feiner Doation einen fiorbeerkran) ftatt be0 Sn^rtenkranges ju tragen. 9narcu5 93aleriu0 bagegen trug infolge eine^ ®elfibbe0 bei feinem Xriump^ in Slom neben bmi Sorbeer« aui^ einen SDgrtenkran}. Unb 5CDar mürbe mie ^u S9>ermö^Iungen, fo aud) ^u Ovationen bie kleine blatterige, kultioierte Sn^rte Dermenbet, mä^renb man bie grogblätte^^ rige al0 bie gemö^nli(^e Srorm ber milbmac^fenben ^flanje ju ^Krängen unb ®irlanben für SSerftorbene Dermenbete, mee^alb fie aud) Xoten^ mgrte ^ieg. 2)ie erbfengrogen 93eeren ber kleinblätterigen perua^^ nifc^en SUgrte finb ju&erfüg unb mo^Ifi^mec&enb unb merben ebenfo gegeffen mie bie fc^mac&^aften Seeren ber fiumamgrte in C^tte unb ^eru. 2)ie Seeren unb Slüten ber gentralameri&anifc^en Myrtus caryophyllus kommen ate mefikanifdiee Pment in ben :^anbeL

3m ©übmeften SKitteleuropae finb bie Stechpalme (Dez aqui- foliiun) unb ber Su(i)0 (Buxus sempervirens) ^u :&aufe. Seibe ix^ reichen in 2)eutf(^Ianb feiten groge Stärke. S)er erftere ift befonbere im SBinter, mmn bie leuc^tenb roten Seeren reif finb, ein fo bekora^ tioer Strauch , bag ee fe^r begreiflii^ ift, menn er in Derfc^iebenen Spielarten in unferen (gärten gejogen mirb. fie^terer ift in einer ftet0 befc^nittenen S^J^öform jur (ginfaffung ber 2Bege in ©orten fe^r bt^ liebt Z^ Sübeuropa bagegen mäc^ft ber Su(^» ju einem 6—8 m ^o^en Saum, beffen äugerft fdimeree, ^artee :&ol5 feit ber neolit^ifc^en

608 SHe SterbAume unb Sietrtiftu^er.

Seit 5U fiämmen, Sriöten, Sxtx\üa, Süi^fen ufto. Detoxbeitet touibe Unfer SBott a3fl(^fe ^etgt: aud Su(^0^ol3 ^ergefteOt 2)Q0 beutft^e Su(^0 Kommt Dom lotetnifc^en buxus, ba0 feinerfeite mieber üom grie(^if(i)en p^os \i6) ableitet P^xis ^ieg bei ben altert (Sriec^en 93ü(^fe (aii0 93u(^0baum). ®(^on bei :&omer tx)irb in ber 31^ er^fi^tt, boJß ba0 3oc^ ber Snaultiere be0 ttoifc^en AStAq» $riamo0 au0 ^u^^ ^0(5 (p^xinon zygön) ^etgefteUt unb mit fc^önen Stingen gejtert ge^ toefen fei 2)er römifc^e 3)ic^er Doib (43 wx bl0 7 n. C^r.) [priest Dom XriUer ber SBu(i)0flöte unb 00m 93u(^0kamme, mit bem ba» ^aax gekämmt merbe, roö^renb ffiergU (70—19 t). (E^r.) Dom flott unter bm ^ßeitfi^en^ieben ^erumtansenben iSteifel au0 SBud[)0^ol3 (volubile buxum) rebet Slud) (Siaublanm fpric^t tion ber Su(^0flöte, bie ein 6terbetteb ftö^ne, toenn er fie bla]t, unb Qi^otumella fagt, bag bei ber fiäfeberei^ tung ber geronnene iSäfeftoff in eine Srorm au0 Suc60^ol2 gefponnt roerbe. 2)er ältere piniu0 nennt ba» Su(^0^ol3 ate roegen feiner :&ärte ^oc^gefc^ä^t, ober fi^Iei^t brennenb vmb nur geringwertige Sohlen gebenb. 2)er auf ben ^grenöen ^&ufig toac^fenbe a3aum merbe auf :Sorfika am bidiften, ober feine iBIüten machen bort ben :gK)nig bitter. <Sx fei in ben ® arten Derebelt roorben, (äffe \i6) ju biegten SB&nben gießen unb gut befi^neiben« 9nartiali0 unb 2rinnicu0 fprec^en tnie ber jüngere piniu0 tiom iBu(^0baum, ber in bm römifc^en ®ärten ju ben Derfc^iebenften (Seftalten, befonber0 von grogen Xieren, befc^nitten mürbe. 9To(^ ^eute mirb ba0 ^arte :&ol3 ate bas^ brauc^barfte SKoterial }u $ol3f (Quitten, ju Sla0inrtrumenten, roie OrlSten unb ^Klarinetten, toie aud) ju 2)ofen unb ^mmen tierarbeitet 2)ie SBlotter rourben früher al0 gelinbe0 SlbfO^rmittel gebraucht

SSertoanbt mit bem ^ud)9 finb bie Stauf(i)beeren (Empetrum), von benen ber nur 0,3—0,5 m ^o^e fc^toarje ober Sllpenrauf(^ (E. nigrum) ein0 ber oorjüglic^ften torfbilbenben ©etoäc^fe ift unb tnet ^ad) 5ur (Eittfaffimg von fogenannten Snoorbeeten in (Särten S3ertoen^ bung finbet !3)iefer ^oc^norbifi^e Qttaad) w&äß ate SleliKt ber (^^^ jeit auf SHoorsi unb Xorfboben 9lorbbeutf(^Ianb0 uttb ber ^ö^eren Gebirge bi0 (Srönlanb unb fteigt in ben äUpen bi0 2300 m :&5^e. 2)en Flamen ^at er baoon, bag bie faftigen, aber fauer fc^medienben ^eren im flbermag genoffen beraufc^en uttb ®c^minbel enegen fottett S3on btn 9lorbt)öIfiem toerben fie ro^ unb ate 9nu0 gerne gegeffen tmb bienen au(^ ^ur Bereitung eine0 (&etränfi0.

93on btn :Sreu3bornarten (Rhamnus) kam ber immergrüne SBegborn (Rh. alatemus, mit le^terem STamen nennt i^n ber filtere

l&ie BletbAutn^ unb Bietftr&uc^et. 6Öd

^llntu0, inbem feine »Ifttter unb SBeeren im ailtertum ote :&eUmttteI bienten) atx0 Sübeuropa in unfere (Satten, XD&^renb ber ein^eimifc^e gemeine SBegbotn (Rh. carthartica) ju §e&en benutzt tolrb, bm »lenen Sla^timg unb bm SHlenfc^en ein trefflic^ee, ^otte« gola 5U 3)te(^flers: unb Xifc^terarbeiten liefert 3)le no(^ grünen Oftüt^te bleuen jum ©elbfärben, ble reifen fc^roarjen bagegen, urte auc^ blejenlgen be« 2r au Ibaum0 (Kh. frangula), ote SlbfO^rmitteL SSon letzterem Ift ble innere Slinbe als fiasan^ offljlneO, m&fjitmb bca i^oli ju 6(^u^ftlften, feinen 2)rec^fler^ unb Xifc^Iertoaren bleut unb ble befte &ofilt 5U ®d)it^ putoer btibet SHe Samenfeeme liefern ein gute0 SrennöL 2)er bis 2,5 m ^o^e Orctulbaum ift ein beliebter 3terftrau(^ In älnlagen, too man augerbem ouc^ ble ^öc^fteud 2 m ^o^e Rh. alpina t)on ben SUpen unb fübbeutfc^en (Sebirgen, fomle ble ft^nllc^e, aber grögere Rh. grandifolia CQX» ^flen unb btm &mkafud 6ultlt)lert Z^ 3tctllen Q)lrb ber tot Orient unb In @ilbeuropa ^elmlfc^e gemeine ©tec^born (Paliurus aculeatus) feiner ftctrfien ^Dornen Q)egen ^Suflg ju :^ecken, bei un0 ober role ble Denoaubte SSdielblume (Ceanothus americanus) tm» bm aSerelnlgten Staaten ate (ßortenilerftrauc^ ongepflauit Slu0 bm Bmelgen be$ nur In ^alöftlna Im 3orbantaIe unb am Xoten Slleer ^elmlfc^en ^ubenborn^ (Zizyphus spina Christi) oon bm Slrabem nebeg genannt foU ble 2)omenkrone C^rlftl geflochten gemefen fein. 2)er Stechpalme fte^t and) ble tolrtelblütlge SBlnterbeere (Pri- nus verticiliatus), ein 1—2 m ^o^er 6trau(^ au0 S3lrglnlen mit In Sülrteln gefteUten, Q)elgllc^en 93Iflten nai^t. (Er rolrb role ble ebenfolto norbamerlkanifc^e P. glabra befonbere an feuchten Stanborten imferer fiuftgSrten gepflanzt Site (Bebfifc^pflansen unferer ^cak» flnben mir auger bm eln^etmlfc^en älrten: bmx gemeinen Splnbelbaum ober $faffen^üt(i)en (Evonymus europaeus) SQltteleuropa^, bem größeren, bt0 5 m ^o^en breltblfitterlgen ©plnbelbaum (E. latifolius) cax» bm filbbeutfc^en ftalfu unb SSoralpen unb bem nur bto 2 m ^o^en waxiiQtn ©plnbelbaum (E, verrucosus) fo genannt, u)ell feine Ülfte blc^ mit &oxkmQXim befe^t ftob (xü» bm (ßeblrgeuDälbem be0 öft(l(^en 2)eutfc^Ianb befonber^ au^ ben fapanlfc^en ©plnbelbaum (E. japonicus) mit Immergrünen, ettlptlfi^en asiöttem angepflanat SUUe ^aben fc^ön rot bto gelb gefärbte, ^eftlg abfü^renbe unb SBrec^en tt^ regenbe Srrüc^te unb ein ^eUgelbe^, ju 2)re(^fIertDaren unb ©c^nl^merk, 5U ©c^uftem&geln imb befonber^ 3a^nfto(^em beliebtem j^ol}, ba& Der« ito^It auc^ pxt :&erftelhmg Don ©c^legpuloer bleut unb bie befte ^^m^ koi)lt liefert Sefonben» bleut foli^en So>tAm ber gemetoe ©plnbet«

610 2He Bterbftume Unb ^itr^Hud^t.

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bcmm, ber audf ju :&ecken gesogen rxAib, unb Don bem eine SSarietot mit ^fingenben 3^^^ ^ ^va^aud) bient 2>em 6pinbelbaiim fe^r tuüft fte^t bie in (Sebitg0Q)fiIbem 6flbbeutf(^lQnb0 ^eimifc^e gemeine ^impetnug (Staphylea pinnata), ein 3—6 m ^o^et 6ttauc^ mit ge$ fieberten SBlättem unb nieipc^en, ^ängenben SBtfltentrauben, bie €ben^ faU0 bei um^ in Slnlogen ftuttioiert miib. 2)00 fefte j^ol} bient gleichet:' n)eife 5U 2)re(^flerac6eiten, bie ^x&ditc toirken gelinbe obfO^tenb unb bie 6amen entgolten ein gute^ SBrennSL Sttyc no^e bomit Denoonbt ift ber norbomerifumifc^e klettetnbe SaumQ)fitger (Celastnis scan- dens), ein 2—6 m ^o^er (5(!^Iingftrau(^, ber ote S^^fl^^^ bt unferen (B&rten nome^mlic^ ^u fiouben unb SBonbbekleibtmgen bient

(Sbenfolto cm» 9lorbamerifiQ kam bie ote „milbtx Süein'' oUge« mein bekannte Jungfernrebe (Ampelopsis quinquefolia) ju uns, beren fünfj&^Iige^ fiaubQ)erk mit feiner prä^tigen, blutroten :&erbfl« färbung in unferer ein^eimifc^en ^flan2enQ)eIt einsigartig bafte^t unb bee^alb fe^r ^äufig jur Sekleibung von SQauem unb fc^attigen fiauben benu^t mirb. 3u feiner Sefeftigung an ber Unterlage bienen ^u oer^ ^ol^enben Slanken ou^gebttbete Seitenjtoeige, beren Slufgabe barin be^ l^e^t, geeignete 6tü%en aufjufuc^en, 5U ummickebt unb bamt burc^ korksie^erarttge (Sinrotttmg ben j^aupt^toeig nadauiic^ttL SSermag aber eine foli^e ^flaxtiz, etroa an einem glatten atoumftamm, keinen Stfl^unkt 2U flnben, fo finbet in ber 3Beife eine Slnpaffung ftatt, bag \id) bie Xaftfpi^en ber Slanken ju Saugfc^eiben verbreitern, bie an ber glatteften Unterlage \l(i) an^upreffen unb feft ju haften oermögen. Solche :&aftf(^eiben mttbm von manchen Slrten bes tDtlben SBein^ fogar regelmäßig gebilbet Solche «yfelbftklfornnenbe" Orormen finb i\xt Se^ kleibung oon :&au0Q)änben unb SHauem gang befonbers geeignet Site folc^e finbet befonber^ bie aus Oftafien ju un» gekommene, ebenfalte im Spöt^erbfi, tior bem SBIötterfall, ^errlic^ rot fid) farbenbe breifpi^ige Jungfernrebe (A. tricuspidata) au(^ in ber 8lbart A. veitchi mit breigelappten SlSttem neuerbings meite 93erbreitung.

Sin bie Jungfemreben fc^liegen fi(^ ate ein^eimifc^e Sianen bie ju ben :&a^nenfuggemä(^fen ge^örenben SBalbreben (Clematis) an, bie in 9erf(^iebenen importierten grogblütigen Orormen prächtige (Sartengier* pflanzen jur Sekleibung oon äZKinben unb gum flberjie^en von fiauben bilben. SBfi^renb bie mitteleuropätfc^e gemeine Süalbrebe (CL vitalba) gang befc^eibene grüngelbe SSlfiten ^at, befl^en f(^on bie ffibeurop&i^ \6)tn älrten oiel größere unb farbenprächtigere Glitten. 93on i^nen ^at bie italienifc^e SBalbrebe (CL viticella), bie in tHelen SSarietOten gur

3)le S^tthüumt unb St^rttaurfter. 6.11

93ekleibung t)on fiouben unb SBönben bei \m» gepflanzt toitb, etngeln fte^enbe, langgeftiette, blauDioIette fBlütm, ble in einer Slbart purpurtot finb, tDä^tenb eine anbete, ebenfalte im SHittelmeergebiet ^eimifc^e Sltt faft toeige, nut \6)wa6) tiec^enbe asiüten auftoeifi 2>ie glockenblfltige SEBalbtebe (GL vioma) ift in 9lotbametika fA» Weiüko ^eimifc^, tankt 3—4 m entpot unb befi^t äugen putputtriolette, innen gtflnlic^gelbe, 2,6 cm lange glockenfötmige asiflten, tDö^tenb bie ote Sc^Iingfttauc^ ni4)t minbet beliebte Clematis coccinea au0 Xejra^ eine Untetatt bet^^^ felben mit ginnobettoten glockenfötmigen Slflten batftellt (Sbenfalte notbametifumifc^en Utfptungs finb bie bid gu 2 m l^oä) tankenbe Clematis flammula, bie mn 3uli bis Dktobet i^te milc^tDeigen, nac^ Otangenbuft tiec^enben asiüten entfaltet, bie ebenfo ^o^e, wn 3uli biie^ in hm :^etbft hinein gtoge roeige, tote, violette unb blaue a31üten ent:» n)i(fielnbe GL jackmanni unb bie bi0 16 cm gtoge, halbgefüllte toeige, leicht lila gef&tbte, angenehm buftenbe a3Iüten entfaltenbe CL fortuneL 3—4 m ^oc^ tanken bie ebenfalte notbametikonifc^e GL campanifloray bie wn 3uli bi0 Sluguft bläuliche bte lilatoeige flbet^öngenbe glocken« fötmige 93Iflten entu)i(kelt, bie fapanifc^e CL lanuginosa mit gtogen ^etjfötmigen Slättetn unb hellblauen asiflten von 16 cm Shitc^meffet unb bie ebenfalte au0 Z<VI>(itt ftammenbe CL patens mit fc^önen blauen asiflten von 8 cm ÜDutc^meffet. SBa^tenb alle DOtgenannten bei und bes SSSintetfc^u^ed bebtttfen, f)äit letjtete ben SSSintet 6flbbeutf4)Ianb0 fe^t tDO^I im Orreien au0. 9UIe biefe Sitten toie auc^ bie fapanifi^e CL norida tiat man unteteinanbet unb mit bet italienift^en SBalbtebe (CL viticella) gekteujt unb bamit t)iele neue gotmen mit fe^t gtogen, ptac^tooU gefötbten asifiten gemonnen.

2>utc^ i^te (Senügfamkeit imb SBintet^ätte au^gegeic^net ift bie ebenfalte ald (Sattengietpflanje gut Sekleibung von fiauben beliebte gemeine Sllpentebe (Atragene alpina), bie in ben fübbeutfc^en SUpen unb SSotalpen ^eimifc^ ift unb nut kleine dolette obet toeige asiüten auftoeift

(Ein ebenfalte fe^t beliebtet toinbenbet ^iex^ttanä) unfetet (Satten ift bet au0 bem füblic^en 9lotbametika gu im^ gekommene unb gut a3ekleibung von fiauben ^&ufig angemanbte ^feifenfttauc^ (Aristo- lochia sipho), ein na^et SSetmanbtet unfetet an 3&unen unb in (Satten ate Unktaut aus Sflbeutopa eingetoanbetten gemeinen Dftetlugei (A. clematitis). 6ie ttftgt gtoge, tunbe, fc^attenfpenbenbe asi&ttet unb mie Tabakspfeifen gektflmmte btfiunlic^gtflne groUenblfiten, bie butc^ i^ten 9la0getu4i kleine Erliegen gut aSeftuc^tung anlocken unb fie etft

89*

612 Ste SietbOume unb Sierflrau^er.

tDtebec entlaffen, toenn fte \i6) mit bem nad) ber 93efru(^tung bei 6tempeU)Iflten ausftöubenben ißotten belaben Robert 6ie t|i vccmmbt mit ben in SBarm^äufem ge}ogenen 9lepent^a}een ober fioimen^ {ttätu^em au0 bem tropif4)en @übafien unb 3^onefien, bie mit tjcc^ bcmenbem €aft gefüllte SroUgruben an ben entfptec^enb umgeoonbelten 6pi%en ber ^I&tter befi^en unb bie bann erbeuteten 3nf^6^ ^^ bie Xiere in i^rem Silagen tierbauen.

(Ein mit gruppenmeife iufammengefteUten iuirjen, }u :5<^organen fi4) umbilbenben fiuftmurjeln bid 16 m ^oc^ blettember immergrüner Strauch ift ber ^&uflg in (Europa unb Stflen an aSfiumen imb Sllauem in fAs }u armbicften Stämmen emporfteigenbe (Efeu (Hedera helix)^ in alten 64)riften megen feiner immergrünen SBIätter aadi (Emig^eu genannt ÜDaraus ober au0 bem banü>m gebrfttu^Ii4)en (Eiben^eu ^ot fic^ ha» beutfc^e (Efeu gebilbet Sei ben alten (Sriec^en ^ieg bie $f lange Ussös, bei ben Slömem hedera imb biente, ate bem (Sötte bed SBein0 unb bed 9laturfegen0, 3>iongfo0^SBac(^U0, geroei^t, gu firöngen bei Sreftgelagen unb }ur Umroinbung be0 mit einem ^iniengapfen ge^^ Krönten X^grfo^ftabed. Um bm reichen a3ebarf bana^l 5U bedien, mürbe ber (Efeu im SUtertum gepflanzt, unb imac tat (!k)IumeUa ^oc^« mac^fenben (Efeu (orthocissus) imb gemeinen (Efeu (edera) in ber legten :&älfte bed grebruar gu pflangen. SUIe Xeile ber ^iflange, auc^ bca nur in füblic^en (Segenben au^fUegenbe ioati, mürben argneilic^ benu^ Ü)er ältere ^iniu0 rounbert ^6) über bie i^r ermief enen (E^re, bag man fie ato beliebtefted ftrangmaterial Denoenbe, ^.ba fle bm SBäumen f4)abet, (Srabmäler unb Sllauem fprengt imb ben Schlangen einen Kühlen S^\la^t&oxt bietet" SHefe noc^ ^eute meitoerbreitete SUeinung ift aber unrichtig, ba burc^ bm (Efeu niemate gefunbe SEauem gerftört merben können, er Dielme^r bie Unterlage oor S3ermitterung fc^ü^ 9lur ba, roo fi4) feine Stämmc^en burc^ bereits befte^enbe trugen brängen, vermag er, mie aüt ^^olgpflangen, im Saufe ber 3^ ^^^ fein gerabeju unroiberfte^Iic^es ÜDickenroac^stum Steine auseinanber }U fprengen« ÜDer eigentlich bem SMongfod geroei^te ^eilige (Efeu mar urfprünglic^ ber im Drient ^eimifc^e unb mit bem ftulte bt» (Sotten nad^ Sübeuropa gelangte golbfrüc^tige (Efeu (BL chrysocarpa), ein fonft mie ber gemeine (Efeu benu^ter Strauch, ber fic^ flatt burc^ bt^ reifte, fc^marge, mie unfer (Efeu, burc^ golbgelbe aSeeren ausgeic^net unb Dome^mlid^ gur aSekrängung ber 2>i(^ter biente. Sliu^ bei i^nen blühen nur ältere Stämme.

9la$e aSermanbte be0 (Efeu0 finb bie Uralten, Don bmm bie in

3)le Sletbaume unb Sletftraucftet. 613

C^lna ^elmift^e Aralia edulis bort unb in Z^^oxi Kultiviert wirb, um bie Wutiü unb jungen Stengel ote angenehmes (Semflfe gu effen. SMe |apanl[(^e Slralle (A. japonica) Ift eine ber [c^önften 2rreUattb:*3)efeo^ rotionspflonaen, mug aber SBinters eingebunben toerben. Sluc^ A. spi- nosa ift ein ^erDorragenbee SlattjiergetDäc^d, ba» im SSSarm^aufe kultiviert unb Sommer« im Srreien gehalten roirb. ©benfo A. papyri- fera, ein 2—4 m ^o^er Strouc^ (Si^inca, beffen bis 17 cm biifier 6tamm in feinem fptralig in bftnne a3Iättc^en gefc^nittenen SUark bca famtmeic^e Sleispapier liefert, bo« erft 1804 non Dr. fiioingftone oon (SijUxia nad) (Snglanb gebra^lt mürbe.

SBegen i^rer noc^ vor btm :^eroorbre(^en ber SBIätter erfc^einen^ btn grogen meigen, ougen rot überhauchten Slflten finb bie WCLaQ^ nolien fe^r beliebte (Sortengierbäume. Sie ^aben i^ren 9lamen naä) bem »otanikprofeffor ?pierre SKagnoI in SKontpeUier (1638—1745). 2)ie Stammformen ber am meiften gegflc^teten Slrten finb ^auptföc^Iic^ gmei oftafiatifc^e Slrten, bie angenehm buftenbe, rein meige Magnolia yulan unb bie genu^Iofe, rote Magnolia obovata. Später erft kamen bie norbomerikanifc^en SKagnoIien }u uns, bie aber roeniger beliebt ate bie vorgenannten finb, obft^on pe froft^drter finb, meil fic^ i^e JBIüten erft nac^ bem Slufbret^en ber großen ovalen JBlätter entfalten. ^oä) ift i^r vorzügliches :^ol3 fflr bie Südbelinbuftrie von einiger a3e^ beutung. SHeuerbings roirb fogar eine Slrt, bie fapanifc^e :^o«9Ilagnolie (M. hypoleuca), als Slu^^olg ^ur Stnpflanjung im beutfc^en SEBalbe empfohlen.

9la^e venvonbt mit ben SHagnolien ift ber ebenfalte feines :^ol5e0 roegen roic^tige norbamerikanif4)e Xulpenbaum (Liriodendron tulipl« fera), ber, roie bie mächtigen Stämme unferer ^arks beroeifen, fc^on frü^ unb jmar aus JBtrginien ju uns kam. 3)ie tulpenö^nlit^en rotgelben (Sloikenblflten treten erft an filteren (^emplaren auf unb finb ba^er meift meniger bekannt ate bie auffallenb geformten a3lätter. Severe tragen an ben Stbertoinkeln i^rer Unterfeite in ber Slrt ber von unfern 52inben ^er bekannten SKilben^fiusc^en,* beren ga^lreic^e aSeiDO^ner nftc^tlic^enveile bie Steinigung ber SBlattoberflfic^e beforgen.

Se^r ^fiufig begegnet man in unferen Sl^flätten ber 1796 in (Europa eingefii^rten ftrauc^artigen japanifc^en Sc^einquitte (Chae-

* @. 91&t)ere0 nebft ^bbUbung in betn ^bf4)nitt über akarop^ite (&twi!id)\t auf Seite 492 ff. in SSanb n bee: IBom ^lebelftecfi sunt Hlenfc^en, betitelt bM Seben ber (Erbe, fßttlaQ von (Sxn\t Slein^arbt, mund^zn 1908.

614 2)ie 3t^i>&u»te unb SterftrOuAet.

nomeles japonica), beten bfifc^etoeife Detemigte fc^orloc^tote Slfiten im erften Ortfl^)^^ ^toifc^en bem fp&rltc^en (Brfin bet häufig bebotnten Stoeige ^erootfc^ouen. {Bei uns bttben pc^ bie grtfic^te nni in feigen 6ommem cnts unb finb ungenießbar, mSfyctnb fie in Zopan }u fion^^ fe6t eingekocht, }ur ^b^ftellimg t)on <&elee unb einet Slrt ßiköt bemi^t xDetben. Unbere Sitten oon ate 3tetböume ju uns gebrachten nrilben Quitten blühen blagrot ober mennigforben. 9loc^ entjflckenber ifl ber aus (S^ina gu uns gekommene breilappige tßfirfic^ (Prunus trilobaX ber auc^ SHanbeloprikofe ober 9lö0(^enmanbel genannt mirb. S(n fc^Ianken, faft unDergroeigten Sluten be0 meifl in ^o^en @tSmnu^en gezogenen Strauches erfc^einen }uerft in biegten Slei^en bie 5art rofa^ farbenen, meift gefaßten unb ba^er kleinen Slösc^en oergleid^^baren SBliiten imb erft nac^ beren 9]!erbU^en bie länglichen, gefägten SBIotter. Selten trifft man bei uns bie ec^te SU anbei (Amygdalus communis), bie nur in befonbers gefc^fl^ten Sagen i^re Orrüc^e reifen lagt :&auflg bagegen ift bie non Ungarn bis 6ilbftbirien ^eimifc^ie S^^tgmanbel {A. nana), ein kleiner 6tratu^ mit lanaettlic^en, feingefSgten 93Ifittem unb bic^t an ben norfä^rigen ^w^Qzn gebrängten, kleinen Slofablflten, benen }uliebe fie nielfac^ in (Särten gepflangt mirb.

SIuc^ unfere beiben ate Obftbfiume ge}flc^teten fiirfc^enarten, bie Sü^^ unb 6auerkirfc^e (Prunus avium unb P. cerasus) ^aben in (Jrotmen mit roeigen, gefüllten Stuten pröc^ttge Sterböume für unfere $ark0 geliefert 2>abei können bie Blumenblätter teilmeife nergrflnen, b. ^. roieber t>M Stusfe^en non fiaubblättem annehmen, au0 benen pe fic^ ja ftammesgefc^ic^tlic^ entmiikelt ^aben. 933eniger ber meigen, rofailber^auc^ten 93Iiiten, ate i^res fc|)önen fiaubmerkes roegen roirb eine rotblätterige 2rorm ber Sirf c^pf laume (P. cerasifera var.pis- sardi) bei und gepfhmgt SBä^renb bie SSIätter ber gemö^nlid^en Slirfc^baumorten nur bei ber (Sntmicklung im Orril^fa^r jum ^wtAt ber SBärmefteigerung unb al0 6c^u^ gegen gu grelle SBefonnung burc^ Einlagerung bes in faurer fiöfung roten Slnt^ocgans prächtig braun^ rot gefärbt finb, behalten biejenigen biefer SIrt biefe 93>erfärbtmg bm gangen 6ommer über. @oIc^e einmal entftanbene Sktrietäten merben auf negetatioem SBege burc^ ^Pfropfung oerme^rt, können aber ge» legentlic^, mie befonbers bei ber a3Iutbuc^e beobachtet rourbe, cai^ burc^ Samen meitergegüc^tet roerben, inbem ber Samen eines rot^ blätterigen Saums gu einem grogen Xeile rotblätterige ^flänglinge liefert

SSSie bie ein^elmifc^eXraubenkirfc^eunb Steinmeic^fel (P. pa-

SHe 3t^^&ume unb 3t^cftiau4)et. 616

dus unb P. mahaleb) toirb neuerbing» irielfcu^ mu^ bie au0 SSitginien in 9lotbamerika bei uns eingeführte fpfttblfl^enbe Xtaubenkirf4)e (P. seroüna) kultiviert. 6ie unterfc^eibet fi^) von unferer ein^eimifc^en ' grorm burc^ lorbeer&^nltc^e, glängenbe SBeloubung unb aufrechte fBlMm^ trauben. Shiger ber bereits enna^nten flommenbrot blü^enben Schein- quitte ^ot uns Oftafien in feinem SBlfltenapfel (Malus floribunda) rnib befjen SSerroanbten .einige ber fc^önften Slütenftröuc^er bes Srtü^^ jafyc» gef4)enkt (Europa felbft bietet in verfc^iebenen Srormen ber aUe^Ibeeren (Sorbus aria unb suecica)^ vor allem aber in beren SBaftarbbilbungen mit SSogelbeere (S. aucuparia) imb (SUbeere (S. torminalis) ^übfc^e St^tbäume. 2>ie SSogelbeere ober gemeine (Sberefc^e, bie fic^ im :&erbft mit ben wn bm SSögeln benor^ugten präc^tigroten Srtfl(^tebflf4)eln fc^mücbt, i|i roegen i^res fc^önen Vu»^ fegend unb rafc^en 933uc^fe0 in $ark0 unb oto SUIeebaum fe^r beliebt unb mirb auc^ in einer 93arietät mit ^ängenben Stften oto Xrauerbaum gesogen. 3>a9 n)eiglic^ ober brSunli^ geaberte, gegen bm fiem }u oft btmkler geflammte, jiemlic^ ^arte, feine :&ol2 nimmt gute Politur an unb ift bes^alb von Xifc^Iem unb 2>re(^f(em gefuc^i Sllit SioQiU beergmeigen beftecftte man früher am SSSalpurgisabenb (1. SHai) bie @talttüren, um :&e£en abgu^alten. Sluc^ peitfc^te man am nö^ften SHorgen bie Sü^e mit biefen ^wAQtn, bomit fie reic^li^er Wü6) gäben. 3n Sne&Ienburg roar ba9 Dui^em, b. ^. ba0 Schlagen mit ben Broeigen bes ate Qui^ bejeic^neten SHe^lbeerbaums, noc^ im 18. 3ct^r:« ^unbert 6itte. ÜDabei mugte ber (Sequi^te bem, ber i^n quitte, ein ®ef(^enk geben.

Sluc^ bie beiben SSSeigbornarten (Crataegus oxyacantha unb C. monogyna) finb fomo^I in ber roUben Srorm, gu :^ecften unb (Sin^^ friebigungen gugef (Quitten, oto befonbers mit gefüUten roten Stuten ate :go(^ftamm gegogen in $ark unb (Sorten beliebt SHefer rot- blfl^enbe SSSeigbom toirb ^äu^g ote «^Slotbom" begeic^net ^on ^oU unb SBeigbom ^at man in ben (Särten eine SSarietät mit ^ängenben Sroeigen unb eine folc^e mit gefc^eckten SBIöttem gegüc^itet fßon bm ga^Ireic^en fremben Strien ift befonbers ber aus bem öfttic^en Slorb:» omerika gu uns gekommene fc^artac^früc^tige SEBeigborn (C. coc- cinea) mit grogen, runbli^i gefügten SBIättem beliebt, ebenfo ber t)ir^ ginifc^e :^a^nenfporn'S9Seigborn (C. crusgalli) unb bie gleic^fatts non ^anaba bis Sorotina gemeinen C. glandulosa, prunifolia, rotundi- folia, salicifolia, punctata, glandiflora it a., ro&^renb C. sanguinea aus Sibirien, C. nigra aus Ungarn unb C. melanocarpa aa» bem

616 SHe 3tetbftume unb 3\ttftt6ud^tt.

Drlent }u un0 fiamen. (Ebenfalte wirb ber mit mi[pe(gtogen, gUbtjeitb roten ober gelben, egbaten grtflc^en oetfe^ene unb be^^olb in SSotbet:» ' Qften unb in ben Slltttelmeetlänbem häufig 6ultltriecte St}atoI^993ei|(« botn (C. azarolus) mit toeigen SSUtten häufig in imfem (Bätten eis 3ieq)flan2e gesogen. SUIe SEBeigbomarten ^oben noc^ intern SBelc^ toerben im Oktober nic^t nur oon ben 93>öge(n begehrte, fonbem cnu^ Don bm fiinbem gerne gegebene, inn^enbig gelbe, me^ige ^frädfU unb ein partes, oon 2)re4)0lem gefuc^tes :goI}. 2)a ober xMt Infekten auf ^nen leben, bie gerne t)on ^nen auf bie Obftbftume flbergel^en, fo foUten fie ntc^t in ber 9lä^e ber lederen gepflanzt roerben.

Uuger ber fflbbeutf^ien gemeinen 3^^^9^ ^^^ Steinmifpel (Ck>tonea8ter vulgaris) unb ber filgigen 6teinmifpel (C. tomentosa)^ beibe mit rofenroten SBlfiten unb pröc^tigroten Srtfic^ten, roerben ouc^ bie am 9lorbeuropa unb Sibirien bei vaxs eingeführte fc^roar^frA^itige Btoergmifpel (C. nigra), bie aus bem Orient ftommenbe bolben« traubige 3iK)ergmifpeI (C. racemiflora) mit roten Srtfl^ten, ber bei un0 im 933inter fc^u^bebilrftige fübeuropöifc^e immergrilne greuer^ born (C. pyracantha nac^ ber fc^on t)on 2)io0fmribe0 genannten SBe}ei(^nung pyräkantha, b. ^. Sreuerbom) mit meigen asiitten unb ben SBinter über ^ängenbleibenben feuerroten grtfl^ten, mie auc^ bie immergrüne, rotfdU^tige runbbifttterige ^wzxQmi\ptl (C. rotundi- folia) au0 bem :gimala)a in imfem (Särten unb Slnlagen ate ^tt^ fträu(!^er gepflanzt äßeige SBIüten, roie alle gule^ genannten, ^aben auc^ bie gleicl^enoeife toie jene in unfern $arti0 gezogenen Srelfen^ mifpeln (Aronia), wn benen bie laubarme gemeine Srelfenmifpel (A. rotundif olia) mit ^afelnuggrogen, fc^roarsblauen, runbli4)en ^xüäf^^ ten unb bie kanabifcj^e Sr^U^nmifpel (A. canadensis) angenehm fc^metfienbe Ortüc^te liefern, roelc^e befonbers in Srtankreic^ ate amö- lanches ^äufig gegeffen merben.

^on btn Slofenblütlem finb femer bie meift roeig, fettener rot blü^enben 6pierftröu(!^er (Spiraea) }u nennen, r>on benen gegen 60 Slrten unb ^a^Uofe Slreu}ungen biefer anfpruc^slofen Ströu^ier bei uns angepftanjt roerben, ob\i^on ^ä) i^re Slüten roeber burc^ Srarben« prac^t, no^ burc^ äBo^Igeruc^ ausjeiclinen. Site (Sartenjierpfianaen unb 5U Recken beliebt finb ber 1— 2 m ^o^e rofenrot, aber ou^ toeig blü^enbe roeibenblSttrige €pierftrau(^ (Spiraea saücifolia), unb ber roeigblü^enbe gamanb erblätterige 6pierftrauc^ (S. chamaedry- t6\ih\ beibe aus Sibirien, bann ber ^ainbuc^enblfttterige (S. car- pinifolia), ber fc^neebaUblätterige (S. opulifolia), ber bolbentrau^:

3)le Sletbftume unb 3ier[ttdu*er. 617

blge (S. corymbosa), bcr rotblü^enbe filablättcrigc (S. tomentosa), oUe au0 bem öftlic^en 9lorbamerika, ber 2>uglafifc^e (S. douglasi) UM» bem toeftlic^en 9lotbamerika, ber tjfib\ä)t pflaumenblättetige (S. pninifolia) mit toten unb ber breilappige unb prächtige @pier^ ftrau(f) (S. trilobata unb callosa) aus Dftaften, fpe^leU Zapan, bdbe mit toelfeen JBIüten. 3He metften blefer formen trifft man nlc^t feiten DenoUbert au4) ouger^olb ber (Särten an.

@tatt ber elnfa(!^en, melft getarnten SBl&tter ber @piräen befl^en ble gieberfpleren (Sorbaria) gefieberte »lätter. SHe am ^äuflgften ongepflanste Srorm berfelben Ift bie 2—2,6 m ^o^e DogelbeerblSt^« terlge Srieberfplere (S. sorbifolia) mit bto 30 cm langer pgromibaler Sllfpe t)on melgen Glitten cm» Sibirien unb 9lorb(^lna. Gbenfalte au0 Oftafien kam ble bte 2 m ^o^e japanlf(!^e Kerrie (Kerria ja- ponica) }u (Sfyctn bes engllfc^en (Sörtners fterr fo genannt, ber }u Slnfong bt» vorigen !iaf)rt^rtnbttts^ nad) (Si^ina unb 3^^yy reifte unb Diele ^fhm^en r>on ba In (Suropa elnffl^rte oto ^iexfittauä) gu uns unb tolrb toegen i^rer fc^önen, golbgelben, faft Immer gefiUlten, wm Srtü^Iing bte gum :&erbft fortblü^enben Slüten unb ber geringen W^Q^, ble fle vetUmQt, faft flberaU In ben (gärten angepflanzt 2>a ble Slflten nac^ Srorm unb Srorbe fe^r cot blefenlge ber ^^a^nenfflge (Ranunculus) erinnern, mlrb ba9 Si^g^toäc^s and) cd» Stanunkelftrauc^ ober )apanlfc^e :^onlgrofe bezeichnet. 9la^e mit blefen Dermanbt Ift ble Quä) bei uns ate Stafenjlerftrauc^ kultlmerte, nac^ bem beutfc^en Slr^te $lmoIb (SOitn, ber 1627 ein latelnlfc^es SBotanikbuc^ InSaffel ^eraus^^ gab, genannte brelblötterlge (ßlUenle (Gillenia trifoliata) au0 bem öftltc^en 9lorbamerlfia.

' Sion ebenbort ftammt ber bei uns ^äuflg in Einlagen ju treffenbe unb fc^on faft Demrtiberte, bis 5 m ^o^e :&lrf(^koIben^6uma(!^ ober norbamerlkanlf4)e Gfflgbaum (Rhus typhina), fo genannt, toell feine fauren roten 2rtü(^te gur 9]!erftarkung bes (Sfflgs bienen. Seine meitrel(!^enben, mit l^rem braunen ^i an ein im aSaft fte^enbes ^irfc^geroel^ erlnnemben @c^öglinge unb SSSurgelausIäufer flnb auger^ orbentllc^ i&f) unb fc^Iagen immer roieber aus. ^a» fc^öngefleberte, fattgrflne fiaub nimmt Im ^erbfte nrte basjenige ber gleichfalls aus bem öftllc^en 9lorbamerlka ftammenben Jungfernrebe unb zahlreicher anberer ^flanjen jenes (Srbtells eine prac|)ti)otte rote Srötbung an. ^a<i $oIz bleut als Slu^^olg, unb in feiner Heimat roerben ble Sl&tter gum (Serben benu^t Gbenfalls In 9lorbamerlka ^elmlfc^ Ift ber glatte @umac^ (Rh. glabra), beffen Orlebern unterfelts nli^t fein be^»

618 ^t SterbAume uitb S^tx]U(bi^x.

ffaaxt, fonbem glatt finb. Seine Stinbe xxAxb in ben aJereimgten (Staaten }um (Serben bemi%t 3^ fi^nlic^, aber in allen Xeilen kleiner, tft ber in btn aiOtteUneerl&nbem ^etmif4)e (Serber^Sumai^ (RlL coriaria), beffen 3U ißutoer verkleinerte ^mdQt unb asiotter unter bem 9lamen Sc^maik in ben f^axtbtl gelangen unb gum (Serben ber :&äute unb @c^n)ar5färben btenen. Z^ Spanien roirb bamtt bo^ Saffiam unb ^orbuanleber bereitet, beffen ^erftellung bie c^riftU^ien Spanier oon hm Strabem übernahmen. Sc^on bie alten (Sriec^en, namentlich bie SBen)o^ner Don SKegara, gerbten mit feinem :&ol2e fieber unb f&rbten SSSotte golbgelb. Slugerbem benü^en fie bie fäuerlic^ fc^meckenben, ebenfalte gerbftoff^altigen 93eeren }um Stopfen bei 2)ur(^fall unb ote (Seroür}, befonbers gu grleifc^fpeifen.

Seiner (Giftigkeit n)egen gefürchtet unb bennoc^ nic^t feiten }ur Sekleibung mn fiauben angepflanzt n)irb ber (Stf tfumac^ (RIl toxi- codendron). (Er ift ein ebenfalte au0 9lorbamerika ftammenber fetter« ftrauc^ mit breig&^ligen Sl&ttem unb kleinen, grünlichen SSlütenrifpen. SUle Xeile besfelben enthalten einen gelblic^roeigen, an ber fiuft fc^roar) n)erbenben SKilc^faft, ber bei ber aSerü^rung eine ^gautentjünbung f)tt^ Dorruft, bei empfinblic^en ^erfonen fogar S(f|n)inbeU unb Srampf^ anfalle erzeugt Sl^nlid[) giftig ift ber gleicfifalte an ber fiuft ]d)maxi^ roerbenbe Saft bes früher befproc^enen oftafiatifc^en 2rirnid:«Sumac^s (Rh. vernificera), au$ bem bie Z^V<^^^ ^^^ berühmten Sack ^er« ftellen. Slud ben Ortüc|)ten be^ in dlfina unb Zopoxt ^eimifc^en 933ac^0^Sumac^d (Rh. succedanea) wirb büß in grogen SHengen aus 3apan exportierte Z^V^^^^^^ ^ergefteOt, roä^renb oom ebenfalte in Oftafien ^eimifc^en geflügelten Sumacf) (Rh. semialata) bie burc^ SBlattlaufe (Aphis chinensls) erzeugten, langgegogenen, blafenförmtgen (Sollen getDonnen roerben. fßon biefen, ate (Serbmaterial n)ic^tigen, c^inefifc^en (SallSpfel erfut)ren mir bereite, bag fie feit ber 3Ilitte be$ t)origen 3^^^^unbert0 einen roic^tigen ^anbeteartikel bilben unb in SHenge au» (Si)ina au0gefüt)rt roerben. Sluc^ biefe Sumac^art ift in unfere (Särten eingeführt roorben unb an ben eleganten, grogen ^löt^ ttm i\i erkennen, beren Spinbel etmas geflügelt ift.

ä^iel gepflanzt roirb bei un$ auc^ ber in Sübeuropa unb im Drient bte nad) (£^ina ^eimifc^e ^erückenftrauc^ (Rh. cotmus), beffen lockere Stifpen non grüngelben a3lüten zur Srtuc^tzeit bie a31ütenftiele augerorbentlic^ verlängern unb au$ ben unfruchtbaren asiüten ga^U reiche rotbraune SBollf äben ^eroorfproffen laffen, fo baJß ber grruc^t^ ftanb mie eine milbjerzaufte berücke auf bem Strauche fi^t X^eo^

2He 3tetbäume unb 3i^c[trau4er. 619

p^taft nennt i^n kokkygSa unb pinui6 in Slnle^nung an bie grie^ c^ifc^e fBti^d)xtwxQ coccygia ÜDie gerbftoffreic^e Slinbe unb bie a3Iättet bienten fc^on im SUteitum jum (Serben unb bca ^olg gum (ßelbförben von fieber gu (Sflrteln unb 6c^u^en« 9lo4) ^eute toirb e6 ote un^^ gatif(^e$ (Selb^olg ober Srifet^olg 5um Sroumieren unb (Selbfärben ge- braucht.

9Ia^e DenDonbt mit ben 6uma(^arten ift ber oftinbifc^e Xin^ tenbaum (Semecarpus anacardium), toelc^er in feinen Orrüc^ten bie o]U inbifc^en (Elefantenl&ufe liefert, bie unreif gur :&erfteUung einer unt)er^ löfc^Ii4)en fc^roargen Xinte unb eined 2rimi6, reif bagegen gur Teilung von ^outkranlt^eiten benu^t n^erben. 3^ ^^ gongen Gattung finb fc^orfe Stoffe fe^r Derbreitet unb gum Xeil i)on fo gefö^rlicfier siSir:' fiimg, bag man g. SB. fic^ roä^renb be$ Stegen^ fürchtet, unter einen fSami von Semecarpus heterophylla gu treten, meil bie banon ah^ fliegenben Xropfen auf ber $aut (Sntgünbung hervorrufen. Slm aller^^ bödartigften in biefer SBegieiiung ift ber an ben grlugmünbungen bes malatifc^en Slrcf^ipete nic^t feltene Sleng^asbaum (Gluta rhengas), ber Slrbeitem, bie i^n gu fällen nerfuc^en, mit feinem Safte gerabegu Ieben0gef&^rlic|)e (ßefc^mflre nerurfaci^t, fo bag i^n in feiner :^eimat kein SHenfc^ anrührt, gefc^roeige benn nerle^.

SKit ben t)erft^iebenen Sumac^arten, fpegieU bem ameri&anifc|)en (Sffigboum, roirb vielfach roegen ber Slt^nlic^keit ber SBIätter ber ebem falte in unferen Parkanlagen al0 Sc^attenbaum angepflangte \iXb^ c^inefifc^e (Sötterbaum (Ailanthus glandulosa) vermecfifeU. 3^ feiner :&eimat ^eigt er roegen ber $öt)e von 16—19 m Götter«' ober :gimmetebaunt (Sr roäre einer unferer roertoollften ißarfibäume, menn er nic^t gar gu Ieic|)t bas Dpfer ftrenger SBinter roflrbe. 2)ie W^nge befi^ ein augerorbentlic^) rafc^es SBac^^tum unb lägt fic^, fo lange fie jung ift, in ro^em, frift^ aufgefc^Ioffenem »oben leicht verfemen, ift alfo für 9leuanlagen von Gärten roie gefc|)affen. 2>abei finb bie grogen, rotüberlaufenen Srrud)t{}änbe im :&erbft ein prächtiger Schmuck, fo um fc^einbar auc^ bie gelbgrünen, im 3uli in biegten Slifpen erfc^einenben a3(üten finb. Sieben ben gemö^nlic^en groitterigen Säumen gibt e^ ouc^ getrenntgefc^Iec^tige, fo bag nic^t alle blüt)enben Säume auc^ 2rrü(^te tragen können. 2)ie ölreic^en 6amen fi^en in ber SHttte eine^ fc^raubig gebre^ten, gungenförmigen grlugbtattes unb merben burd) btn SBinb tierbreitet 3^ (S^ina lebt auf biefem Saume bie Staupe be$ prächtigen, grogen Slilant^u^:: Spinnern (Satumia c^ttüa), roelc^e in gmei (Stntm jä^rlic^ fo Diel 6eibenmatericil liefert, bag e^ bort feit

620 ^t S^^^^^^^ unb S^txfttdud^.

^ci^r^unberten }ut :gerfieaung von Sleibem Denoettbet witb. SHe Sloupe ernährt fiel) von ben bte 1 m langen gefteberten Sl&ttem unb nmtbe }ut ®eibengen)innung mit feinem 9lö^rbQum atu^ in Sflbfconft^ teic^ unb SUgetien eingeführt Slb unb 3U kamt ber Sc^metteding atu^ bei un0 angetroffen toerben«

(Ein ebenfalte fe^r fc^öner, 10—15 m ^o^er, fe^r rafc^ nmc^fenbet, aber toegen feiner (Smpfinbtt4)keit gegen (l^oft nur cat gef(^il%ten Stellen Dorkommenber unb au(^ ba nur feiten blü^enber oftafiotifc^ec 93aum tft ber japanifc^e Saiferbaum (Pawlonia imperialis no^ Slnna ißatDlona, ber Xoc^ter bt» ruffifc^en Saiferd ^ßaul L unb (Se^ mcüßn WVUfüm» IL, SLönxQfi ber Sflieberlanbe, fo genannt). (Er beft^t groge, langgeftielte, gan^ranbige, behaarte SBlätter unb aufrec^ geftettte Slifpen Don grogen, ^ell blauoioletten^ angenehm buftenben Slfiten. 2>rel kleeförmig georbnete a31ätter besfelben bilben bad japonifc^e ^ifermappen. 2)ad leichte :&ol5 finbet oielfac^e 93>enDenbimg, tmb au0 bem Samen geminnt man ein £)I, ba0 in Z^oxt jur :gerfteUung ge:' miffer burc^fi4)tiger ^apierforten bieni

2>em oftafiatif(!^en SlUant^us fe^r na^e Dermanbt tft ber aus bem fflblic^en Sflorbameriba ftammenbe imb bei uns ate (Barten}ter{lraui|| beliebte gemeine fieberbaum (Ptelea trifoliata). 2)iefer bis 6 m ^o^e 6trauc^ mit breijä^ligen SBl&ttem, bie beim bleiben unangenehm ried^en, bilbet kreisrunbe Srlflgelfrflc^te aus, bie an biefenigen ber Sriatterulme erinnern.

995egen noc^ größerer Srroftempfinblic^keit bei uns in Xöpfen kUU tioiert unb ben SSSinter Aber im fieller ober Salt^aus aufgeftellt mirb ber in allen Xeilen einen bitteren, giftigen 6aft et^altenbe Oleanber ober Slofenlorbeerbaum (Nerium Oleander). SHefe, bem ^nunergrfln (Vinca) na^e Dermanbte, beliebte €(f|mu(fipflan}e unferer SBo^nungen unb ®ärten ift ein in ben toarmen SHittelmeerl&nbem n)ilbn)a4)fenber, fe^r leicht burc^ Stecklinge }u nerme^renber baumartiger Strauch, ber Don feiner in bie Slugen fallenben (Eigenfc^aft, bie SBafferläufe unb kiefigen Stinnen ober Sc^lu(!^ten, in benen \id) nur Dorüberge^enb bie 933ilbb&d)e nac^ heftigem Stegen gegen bas Slleer ^inabn)äl2en, ^u be« gleiten unb einjufaffen, von ben ©riechen bm 9lamen nörion, non nerös fliegenb es fei ^ier nur an 9lereus, bm SBaffergott, unb bie 9lereiben, bie (Söttinnen bes flüffigen Clements erinnert , erhielt SHefe aS'eteic^nung übernahmen bann bie Slömer. Xro^ biefes btvox^ iugten Stanbortes ift aber ber Oleanber burc^aus keine eigentli4ie SBafferpflange unb erfteigt auc^ bie fteinigen :galben ber 93erge, an

ÜHe 3ierbftume unb Sierftiau^^et. 621

btnm oft SIebel lagern. 3IIerktDflrbtg ift, bag bie SUten bte auf pU nUi0 unb 2>io0tiutibe0 bie fo (^arakterifttfc^e ^flan^e bet fflbltc^en fionbfc^aft nic^t nannten, fo bag 93. :ge^n auf bie falfc^e a^ermutung kam, ber DIeanber fei in bet Seit jn^ifc^en X^eop^raft (f 286 v. C^t.) unb htm (Snbe bet tömifc^en Sletmblik (Pca auf bm 2. @eptembet 31 r>. (Si)x. butc^ ben 6ieg von d&fat Octairtanud, feit 27 1>. (Sf)x, 8(uguftu0 bei« genannt, flbet StntoniuB unb ^eopatra föUt) Detmutlic^ au0 bem pon^ tifc^en (Sebitge }uetft nac^ (Stie^ienlanb unb von ba fpätet auc^ na^i Slom gekommen. Ö0 ift bie^ offenbar eine SSenoecbflung mit bet pontifc^en SUpentofe (Rhodondendron ponticum), benn bet von ben (Btiec^en auc^ ate rhododöndron, b. l). Stofenbaum obet rhodod&phne, b. f). Slofenlotbeet, bejeic^nete Oleanbet kommt im pontifc^en (ßebitge übet^aupt nic^t toUb Dot.

3n bet tömifc^en Saifet^eit toat bet Slofenlotbeet bei ben iOt^ten unb bem a3>oIke in Italien fo bekannt unb ate (Sift geffltc^tet toie ^eute, roo et in Sflbitalien amazzo Fasino, b. ff. ®fe(mötbet, ^eigt 3>et au$ Slilikien gebflttige Sltjt SHo^kutibe^ \cvgjt in feinet Slt^nei;» mitteUe^te: „2>et bekannte Sttccad) nSrion obet rhododäphne obet rhododöndron, bet langete unb bickete SISttet ^ot ate bet ananbet' bäum ^iet folgt bie toeitete JBeft^teibung töftt^ft in ^atabiefen {vom petfifc^en pardes, b. ^. $atk) imb in Ufetgegenben unb ccn ben Srlüffen. Seine Slflten unb ^Blattet toitken fd^äblic^ auf ^unbe, (Efel, SlUmItiete unb bie meiften 9]!ietfüglet; btn Sllenfc^en abet finb fie, mit SBein gettunken, ^eilfom gegen bm aSig von bieten, befonbets mtwx man Slaute ^in^umengt ^einete Xiete abet, toie 3^^8^ ^^^ 6c^afe, ftetben, mtnn fie einen Slufgug bation ttinken." $aUabiu0, bet im 4. 3^t^unbett n. C^t. ein noi^ im SKittelaltet irtelfac^ benu%te0 Wetk übet ben fianbbau in 14 Sflc^etn fc^tieb, enoft^nt i^n ate 3IIittel bie SDäufe bamit iu oettUgen, inbem man beten (Sönge imb fiöc^et mit Slöttetn biefe0 Saumes tietftopft

aiS&^tenb bet Oleanbet in Silbeutopa eine $ö^e t)on 5, ja felbfi 7 unb 8 m eneic^t, fie^t man i^n in 2>eutf(^Ianb in ben Slflbeln kaum flbet 3 m t^od) toetben. SMe tion 3^^^ ^ @eptembet etfc^einenben buftlofen SBttiten finb bei bet toilbtoac^fenben W^^S^ katmintot, bod) ^at man au0 Somm sa^lteic^e 6pielatten mit einfachen unb ge^» fflUten, oetf (Rieben nuancietten toten unb toeigen Slumen gejogen. Slu0 3^^t^n ftammt bet too^Itiec^enbe Oleanbet (N. odoratumX bet langete unb fc^molete asiättet t)on ftifc^em (Stün unb fe^t ange« n^m buftenbe gtögete, n)eige, tofenrote ober fleif^ifarbene asiflten mit

622 2)le Sierbaume unb SterftrOu^et.

purpurnen fitnien in ber Slö^re bc\i^t SHe gelb blfl^enben SSorietäten finb empfinbltc^er ote biefe unb bes^olb and) n)eniger bei im^ oer^^ breitet !!)er in Dftinbien xDa(!^fenbe Srärberoleanber (N. tinctorimn) liefert eine «Irt 3nbigo.

(Ebenfalte ein SHitglieb ber immergrünen, mebiterronen Strouc^^^ Vegetation, ber megen feiner fc^önen a3elaubung ^äufig au4) cd» 3^"" ftrauc^ feultiDiert toirb, bei un0 ober Aber ben SBinter im fialt^aus untergebracht wetbm mug, tft ber gu ben (Sriftageen ge^örenbe gemeine (Erbbeerftrauc^ (Arbutus unedo), beffen erbbeero^nlic^e, ober etmo^ fabe f4)medienben Orrüc^te oom gelehrten römifc^en 6(^rift{ieller SSorro (116—27 t). <Si)x.) mit ®i(^eln, a3rombeeren unb :gol2apfeln gu ben 9Ia^rung0mitteln ber Urgett, olfo gu benen, bie bie fimgfr&ulic^ (Erbe bem SKenfc^en von felbft barbot, gerechnet rourbe. 3^%^ ^^ ^<^ beffere Qrrüc^te in SHenge beft^t, Derfc^mft^t man feine 2—2,6 cm bicken, fc^arUu^roten 2rrü(!^te tro% i^res fäuerlic^^^fflgen (Sefc^macfcs, fo^ mo^l in (Briec^enlanb ate -(md) in Italien unb flberlögt fie hm SSögeln, für bie fie }a urfprünglic^ r>on ber $f lange beftimmt maren; nur in Spanien, roo ber fc^öne Sttaaä) namentlich in ber Sierra SHorena ^öufig gu finben ift, merben fie ga^lreic^ auf ben SEarfit gebracht 3^ fe^r groger SHenge genoffen, follen fie betäubenb mirken unb fiopf^ fc^mergen verurfac^en. Sie enthalten giemlic^ oiel S^Att unb können atu^ gur Sranntmeinfabrikation benu^ merben. ÜDer ftattlic^e Strauch ober kleine 93aum r>on 3 5 m gö^e, mit rotberinbeten 3iK)eigen unb grogen, leberartigen, benfenigen bes fiorbeers ö^nlic^en, immergrünen blättern unb ^öngenben Xrauben x>on roeigen ober rofenroten Stuten finbet fic^ in gang (Europa milb unb mirb mie fein SSermanbter, ber in (Sriec^enlanb unb im Drient ^eimifc^e Arbutus andrachney in toär^ meren (Segenben in (Särten fmltioiert fiebere Slrt ffillt bun^ i^en glatten, rötlichen Stamm auf. SHe lateinifc^e aSegeic^nung arbutus ^ftngt tD0t)l nic^t mit arbor a3aum, fonbem mit einer noc^ im alt^oc^)« beutf(!^en ertberi ((Erbbeere) erhaltenen inbogermanifc^en ^Benennung ber Stuckt nac^ i^rer Üt^nlic^keit mit ber (Erbbeere gufammen.

Stu(^ bie trockene, fonnige Stanborte liebenben (Sinfterpflangen finb in ben SHacc^ien reic^ vertreten« 9]!ertDanbt mit bem (SafpeU born (Ulex europaeus), ber ate englifc^er (Sinfter ({e^ broom genannt) btm englifc^en fiönig^gefc^lec^t ber ^lantagenet von planta genista (Sinfterpflonge feinen Flamen gab, tmb bem Sefenftrauc^ (Saro- thamnus vulgaris), wüij^t beibe prächtig gelb gefärbte aSlütentrouben hervorbringen, mit benen fie einen mirklic^en Sd^muck mancher fonft

3)ie SlerbÄumc xmb Sicrftröuct^et. 623

an JBegetotiott armer ©cgenbcn btibcn, finb Mc früt)cr bcfproc^encn (£gti[u0arten, gu benen unfer (Solbregen gehört

®ben[o tgplfc^e Slepräfentanten ber mebtterranen 6traud)negetatton finb bte bis 1,6 m l^oi^ roerbenben Ciftrofen (Cistus), Don btn atten (Briec^en kistos unb In Stnle^nung baran wn ben Slömem cistus genannt 6le befiften an relc^oerjoeigten Jttften bröunlli^grüne, kleb^ rige 93Iatter unb roeige bto rofenrote 93Iüten mit ja^Ireic^en gelben 6taubfäben. (Sepflückt n^elken fie Sugerft rafc^, boc^ entfalten fid) an Broeigen, bie man in^ SSSaffer fteckt, al^balb neue asiflten. ÜDiefe aro^« matifc^ buftenben Ciftftröu^ier tragen nic^t toenig bc^u bei, ben 9IIac^ 6)xtn ifycm (^arakteriftifd)en (Stmä) ju t)erlei^en, ben bie Schiffer, g. 93. in ber Sla^e t)on Sorfika, im offenen SKeer fc^on aus toeiter Sreme riechen gu können angeben. Wiaä) biefem roürjigen SHift feiner ^eimat^ infel feinte fic^ au(^ Slapoleon L auf 6t :gelena wt feinem <&nbt gu^ rück. 2>a0 (Summi^arg, bas bie Siftftröuc^er ausfc^roi^en, roar unter bem 9lamen ladanum ober labdanum früher ein berühmtes, wn orienta^s Uferen unb griec^ifc^en Strgten irielbenu^tes :&eiImitteL :5eute roirb es nur noc^ gum ^w^em Denoenbet Sin ben SBurgeln ber Ciftrofen fc^maro^t bie himnmb gelbrote, groge Glitten o^ne asiötter ent^ roiifielnbe Slafflefiagee Cytisus hypocystis, ber nörb(td)fte 9]!ertreter ber fonft auf bie Xropen befc^ränkten []^amilie, bie in ber auf Sumatra ^eimifc^en imb von ©lefanten verbreiteten Rafflesia Amoldi bie größte Slüte ber SBelt mit 1 m 3)urc^meffer hervorbringt

«benfalte fe^r ^ftufig in ben SKacc^ien ift bie Sttaftijpiftagie (Pistacia lentiscus), bie ^ier hur als ©trauc^ auftritt, ©ft^renb fie unter anberen JBebingungen, vor aUem freifte^enb, gu einem ettoa 4,6 m ^o^en SBaume emponoSc^ft 6ie ^at bunkelgrflne, paarig ge^ fieberte, leberartig gfi^e, oben glängenbe »Ifitter, bie fi(^ burc^ einen ^argigen (ßerut^ ausgdc^nen, unb in roten Xrauben beieinanberfte^enbe Weine »lüten. 3He gruc^t ift eine kugelige, f(^u)örgli(^e Steinfrucht Site ein öauptbeftanbteil ber immergrünen SHac^ilen ift fie im gangen SHittelmeergebiet ^eimifc^ unb wirb vielfach kultiviert, fo befonbers im nörblit^en Xeile ber 3nfel 6:^ios, wo bmd) (Binft^nitte in ben ©tamm unb bie 3n)eige ber aus kleinen, roeigen ober gelben, burc^fc^einenben, in ber §ifee v)o^lrie(^enben fLomtm befte^enbe Snaftij gewonnen wirb, ©einen 9lamen, im (Briec^if(!^en mastichö (von mastäzo ic^ baut) ^at er von ber im Orient von atters ^er befonbers bei ben Srtauen ge* bräuc^li4)en ©itte, i^n gur Surgujeil gu kauen, wk es bie Slorb:« amerikaner mit i^rem gum tun. ®r envei(!^t ndmlic!^ im SWunbe unb

624 2>te S^^^^tat unb 3t^ptfiu4)et.

foU ba9 3^^trtf<^ ftarken unb ben Sttem parfilmieren. 3^^^^ kommen ettoa 500000 kg 9IIafii£ im SBerte von einer falben ^IBIHon SKork in ben ^anbel; bei um finbet er oome^mlic^ jur 93erettung von Sl&uc^erpulDer, e^miffen unb fiacken SSercoenbung. 2)q0 ^K^te :&ol2 bient gur Slnfertigimg von Bci^nftoc^em unb (Knlegeorbetten, aus bm asi&ttem bereitet man in $Ugerlen etnen ob. lentlsque begeid^neten (Serbftoff unb aus ben 6amen pregt man £)L

amt ber SHaftisplftogie ift bie Xerpentinpiftagie (Ptstada tere- binthus) vttwanbt Shu^ fie ift burc^ ba$ gonge SQittebneergebiet Derbrettet, entfernt fic^ ober me^r t)on ber Sflfie oto bie tiorige Vxt unb mitb in Xirol noi^ bei f&oim angetroffen. 6ie w&d)\t auf troike^ nen, fonnigen ^flgeln, ift in ben SKacc^ien geroö^nlic^ ftrauc^ortig, roirb aber fonft gu einem kleinen aSaum unb trägt auffattenbe, lou paarig gefieberte SBl&tter, groge, aus ga^Ireic^en Slüten gufammen^ gefegte Xrauben unb kleine, bunkelrote Srtflc^te. 2>ur(^ ®inf4inttte in bie Slinbe liefert fie bm cgprifc^en Serpentin ober bm Serpentin von (£^iO0, ein feines, fiflffiges :&arg, ba<i befonbers früher ate ein ge:' fc^ä^ted :^eilmittel oenoenbet tburbe. $ln bm (Enben ber Slfte ent« fte^en burc^ bie Stiege einer asiautlaus (Aptüs pistaciae) groge bocks« kornartig geftaltete, bickn^anbige, ^arte, grünrote, ^argrei(^e (Ballen, bie 60 ^rogent (ßerbfäure unb 16 ^rogent (Salluefäure enthalten, drtfi^er tDurben au(^ fie ate SHebikament benu^, bodi bienen fie ^eute faft nur no(^ gum li&cbm tion €eibe unb Sßein. S(u0 ben angenei^m bitteren Samen, bie in (Srie(!^enlanb ^eute nodf ate kokonetza ge« geffen merben, pregt moxt ein fettes £)L

6c^on bie 3^8^^ ^^ ^^en Werfer rourbe angehalten, im freien treibe gu leben unb fi(^ fon Xerebint^enfrflc^ten, Giebeln unb roilben aSimen gu em&^ren. Site ber SHeberkönig Slftgages auf bem X^rone fi^enb fa^, mie fein :&eer von ben Scharen bes Cgrus gef4)lagen rourbe, rief er entfetjt aus: „SEBe^e uns, roie tapfer flnb biefe tere^ bint^eneffenben Werfer. " 3^ ©grien unb $al&ftina toirb bie Xer^ pentinpiftagie gu einem ftattlic|)en SBaum, bem in btn Slteften Sitten gdttlic|)e G^ren gefpenbet rourben. 6(^on Slbra^am f(^lug fein 3^ unter ben Xerebint^en SHamre gu :gebron auf unb baute bem :&erm bafelbft einen SUtar. 2>ort erfc^ien i^m ber :^err unb gab i^m feine aiier^eigung, er roerbe tro^ bes ^o^en Sllters ber ©ara^ einen @o^n bekommen unb ein groges aSolk toerbe aus i^m ^eroorge^en, bas toerbe gefegnet fein unter oikn älidlkem. SMe ©tätte, too ber goin SKamre geftanben, rourbe noij^ Diele 3^t^uttberte nac^ Slbro^oms

3)ic Sletböume unb Sicrftraucict. 625

Xob Qte getoei^tet Ort Dere^rt, an toelc^em man Dpfet batbrac^te unb wo bte UmtDO^ner Sllarkt abhielten. ®ine anbete ^eilige Xereblnt^e max bie be6 3a^ob ju Sichern, unter ber ju 3ofua0 3^tt bie Sunbe^« labe ftanb unb non 3ofua ein fteinemer Sütat entertet rourbe. 2)ort uerfammelten fic^ nod) jur 3^ ^tt Slic^ter alle SHänner von ©Ic^em unb erhoben Slbimelec^ gum ißöntg. 3lu(^ ju (ßibeon kam ber ^gel be0 $erm unter einer Xerebint^e ju Dpt)ra, unb (Sibeon baute bafelbft einen neuen SUtar, nac^bem er bte ^ölgeme aSUbfäuIe ber Slfc^era ber SHibianiter umgehauen ^otte. (Snblic^ ^at auc^ bie Serebint^e ju 3abe0 ^iftorifc^e JBerütjmt^eit burc^ i^re (Brujä^nung im Sitten Xefta^ mente erlangt 3n fpäterer 3^» ^ ^^^ 3ö^t»eliultu0 geiftiger ge^* tDorben toar, ftiegen \xä) bie $ropt)eten befonber^ on biefem fonft ^eibnifc^en Saum&ult fpejiell ber Xerebint^e, unter ber au(^ bie Xoten e6 [ei ^ier nur an Slebefeka« Slmme 3)ebora erinnert mit fßox^ liebe begraben tDurben«

3Bät)renb biefe roärmeliebenben ^inber be0 Silben^ nid)t gu uns gelangten, ift bie gemeine Slogkaftanie (Aesculus hippocastanum einer unferer ^äufigften ^arhbäume gen)orben. Aesculus ober esculus (oom lateinifc^en edere effen) . t)ie6 bei ben alten Slömern bie immer« grüne ©peifeeic^e (Quercus aesculus), toelc^en Slamen ftarl uon ßinn6 auf biefen, ben SUten unbekannten aSaum übertrug. Hippokästanon, b. ^. ^ferbekaftanie, nannte er fie, toeil bie benjenigen ber eßbaren Saftanie (Castanea vesca) ä^nlidjen Samen uon ben Xürken, gemahlen unb unter ba« ^^uüex uermengt, it)ren ^ferben gegen Ruften unb 2)ämpfigfein (©c^roeratmen infolge ßungenemp^t)fem) mit gutem ©rfolg gegeben tuerben foUen. Xro^ ber St^nlid)keit ber Srtüc^te t)at aber bie Slogkaftanie, bie gu ben Sapinbageen ober @eifenbaumgen)äcf)fen get)ört, keinerlei 93^ern)anbtfcf)aft mtt ber (ggkaftanie, bie mit ®i(^e unb 2lotbud)e bie gcimilie ber gagageen bUbet. 3)iefer 19—25 m ^o^e 93aum mit t>m bekannten 6— 7gät)lig gefingerten SBlättern unb roeifeen, rot unb gelb gefleckten 93lüten Ijat, toie erft neuerbing«^ nac^getoiefen ujerben konnte, feine §eimat in bzn ©ebirgen uon Slorbgriec^enlanb, Xtjeffatten unb (Bpiru« unterhalb ber Sannenregion in einer SKeeress^ t)öt)e uon 1000-1300 m unb u^äc^ft auc^ in ber JBerglanbfc^aft uon 3nieretien im Äaukafu« u)ilb. 3)ie lürken bracf)ten i^n umsi 3^^ 1657 nac^ ißonftantinopel, uon too 1576 ber öfterreic^ifc^e (Sefanbte 2frei^err uon Ungnab bie erften Ofnic^te nac^ SCien fanbte. 2)ort pflangte Clufius bie Sloßkaftanie guerft im kaiferlic|)en ©arten unb befc^rieb 9Rattl)iolu0 bie $flange ate Castanea equina, auc^ bilbete er

nctn^arbt, 8uttut0cf4i4)tc bct Slu^flon}«!. IL 40

626 2)ie StaMunu Hub Siec^Auifea.

ebtcn Srnu^lSiDetg berfdben ob. <Eift um 1616 gdongte bet aSomn vcn fion|iimtinopel tuu^ grtankreu^, inm ido er fu^, mte aiu^ aus Wim, Übet gon} SOttteleutopa vetbtaUbt unb fo gemdn lombe, bog et ^ feilte bet ^ätifigfie 6c^atteii^ unb SUIeeboum t{L Um bie OBtte be0 19* 3^^unbert0 tmixbe et mu^ in Slorbanierifui oitgeftebctt unb fonb ^ ebenfalte n)ette aSerbrettung, ba er ]tfyc tofc^ xD&^f bun^ feine meit ausgebreitete, bic^ firone ausgiebigen Schotten fpenbet, burc^ feine pr&^en Slfitenberjen im Srrfi^a^ t>o^ Shige erfreut unb im ^erbft bie grogen, gl&naenbbraunen Samen liefert, bie 60 fEro^ent 9lä^rftoff e, barunter 40 fErojent Storfeeme^ ent^en. Zro^bem ^aben fie ato menfc^lic^es 9la!^rung0mitte( bis je%t keine Sfermenbung ge^ funben, ba fie burc^ einen jiemlic^en (Behalt an @aponin unangene^ fc^etfien. ÜHefer kamt mm tmxd) Se^anbeln mit SUfao^ol entfernt merben, moburc^ man ein mertooUes 9la^r;^oparat besie^ungsioeife 6tärkeme^l jur @ptritusfabrUiation geminnt llnoeränbert bilben fie ein treffliches SHe^futter, bos burc^ ben ®erbftoffrei(^tum ber 6<^ale ein trepc^es (Gegenmittel für bie unoermeibUi^en ^Igim ber 3rQtterung mit CMlnfutter hübet Sie laffen fic^ leicht aufbema^ren, inbem man fie an einem bxftigen Ort gut trocken ^&It; boc^ bilrfen fie nic^t au ^oc^ oufeinonber liegen, ba fie bann fc^mer trocknen unb leic^ fc^immdn. ÜHe ^art gemorbene grruc^ lagt man oor bem 93ecffittem 24 6tunben in SSaffer aufc)ueUen, moburc^ ttjre Bitterkeit teilmeife oerfc^nrinbet älus bm ro^en Samen kamt man einen trefflichen fildfter für Stu^- binber unb Xapejierer bereiten, ber ben 93orteil ^at, megen feiner Bitterkeit vox bet (^nniftung t)on Infekten gefc^lt^t {u fein. $lus ben in So^le t^erbrannten ©egalen gemimtt man eine gan} fc^öne fc^mar^e Srarbe. SHe Bifiten finb eine fetjr ergiebige Bienenmeibe; bas gelblic^meige ober rötliche, toeic^e unb fc^toammige &0I5 bagegen ift toenig als SBerkljol} gefc^ät(t, ba es grobfaferig ift unb leicht fattlt Xrots i^rer langen S^^tung tjat bie Stogkaftanie keine nemtensmerten @;rtelarten ober Suiturformen ^eroorgebrac^t

kleiner als fie unb mit rö^rigem ftatt glockigem l^üd), mit jufammengeneigten ftatt mie bei fener atisgebreiteten Blumettblättem ift bie fc^mtij^igrot blfi^enbe rote ^atoie (Pawia rubra)^ ein aus bem ffibtoeftlic^en Slorbamerika bei uns eingeführter S^^bamn von nur 4—7 m :gö^e unb glatter brauner ftatt ftac^eliger grfiner SamenkapfeL Sediere finb gleich ben Blöttem unb ©amen giftig unb bes^alb un^ braud^lbar als Bie^futter, mos bei ber altmeltlic^en Stogkaftanie nic^ ber Sroll ift 3Ilit i^ren jerriebenen unb gu einem Xetge geformten

3)le Slerbaume unb Sterftrauc^er. 627

^md)tm betäubt man beim Srifc^fcing bie grifc^e. S)ie jerftogene unb gekochte SButjel unb Stinbe enthält uiel Soponin unb toitb in älmetika ftatt ®eife jum SBafc^en von SBoU^eug gebraucht ZW^ Flamen erhielt fie ju (S^ren be^ um bie Sllitte be^ 17. 3^^i^^unbert0 ate ^ßrofcffor ber fBotanik in ßeiben oerftotbenen ^eter ^ato. 6ie toirb bei un0 rec^t feiten angepfUtngt unb bilbet nur feiten gtögere Säume. @e^r häufig ba^tQtn treffen toir in ben ®ärten unb Einlagen bie rot^ blü^enbe iftaftanie (Aesculus camea), ein Sreugung^probukt ber oltroeltlidien Slogkaftanie mit ber neutoeltlidien ^atoie. S)er aSaftarb ^ält in feinen SUerkmoIen fo jiemlic^ bie Sllitte itoifc^en feinen (Altern inne. Seine rote Slumenfirone ift ni(t)t ausgebreitet loie bei ber Slog^ feaftanie, fonbem leidjt jufammengeneigt unb bie bräunlit^grüne Srrudjt^^ ^ülle nur fpärlic^ beftac^elt <Sr mixb gröger al$ bie ^atoie, mmn and) n\d)t fo grog mit bie Stoghaftanie; er m&d)^t nxd)t fo fc^nell n)ie letztere, blü^t aud) 2—3 SBorfjen fpäter ote biefe. 3)a bie rotbIüt)enbe fiaftanie bur(^ Pfropfung auf btn jungen ©tamm ber gemeinen Slog- kaftante Dermel^rt mixb, aber toeniger in bie SHcke u)äd)ft ate biefe, fo entfte^t meift eine fe^r auffallenbe Stammform, inbem fid) biefer an ber ^fropfftelle plö^lid^ Derfd^mälert, eine ®rfd)einung, bie man nic^t feiten aud) bei Dbftbäumen, befonbere Slpfelbäumen a\x» berfelben Urfad)e entftanben beobadjtet.

(Stmad gröger ate bie rote ^aioie mirb bie gelbblfl^enbe ^amie (Pawia lutea) mit langen gelben Blumenblättern unb unbehaarten Staube: beuteln, mä^renb bie glattblötterige ^amie (P. glabra) mit feurjen gelben asiumenblättem unb behaarten Staubbeuteln kleinioflc^fig ift. S)iefe finb ebenfalte Se»)o^ner bee fübmeftlid)en Slorbamerifux unb laffen fid) am fiaube nur fd^mer Doneinanber unterfdjeiben. 3)urd) ft^lanfeere Srorm ber glattenSIättc^en seicfinet fid) blog bie ftrauc^artige kleinblütige Slogfeaftanie (Aesculus parviflora) aw bm »ergmälbem be» öft^^^ lid)en Slorbamerika au0. Sie blü^t fpäter ate bie anbem älrten unb an ben erft im Sommer erfd)einenben auffallenb langen unb fc^malen »Itttenrifpen treten bie Staubfäben toeit av» Üzn grogen, toeigen 93lüten ^eraui?.

91n allgemeiner ^Beliebtheit ate prä(f)tiger Sd)attenbaum toetteifert mit ber «ogfuxftanie bie Platane. Sie u)ä(f)fl rafd), bilbet einen mädjtigen Stamm mit feraftuoll auÄgeftrediten tttften unb hellgrünen, gelappten, ^anbneroigen »lättern, bie, toie biejenigen ber «ogfeaftanie, im öerbft abgemorfen toerben. Sie uereinigt bie S(^nellmüd)figfieit ber ^Pappel mit bem »rennmert ber 33ud)e, mes^alb fic^ empfieljlt,

40*

628 3)ie Bterbftunie unb BierrtrAuc^er.

fie befonbetd oto SUIeeboum aitiiipflonsen. SHe bimUe, in beftonbtger (Erneuerung begriffene Sorke be^^ ©tamme^ blättert fortmä^renb in regeUofen Stücken ab, fo boJ^ bie }flngere, ^ellgefärbte ^t\bc jutage tritt unb ber 6tamm molerifc^ gefleckt erfc^eint Unfc^einbar ^fingen bie kleinen gelben männlichen unb tiefroten meiblic^en SBlüten getrennt am aSaume, beuor bie Blatter 3um 93orfd)ein kommen. 3lu0 lederen ge^en ju beinahe nuggrogen &UQdn Dereinigte Srrüc^te ^emor, bie noc^ im SBinter am Saume pmbün. 3lu0 i^nen (Öfen \xd) bie mit jarten grlug^aaren loerf ebenen 2rrfl(^te ab, um t)om SBinbe tierbreitet gu n)erben. 2)a ber Saum fic^ leicht in bm Slften gurückfc^neiben lagt tDirb er tiielfac^ ftark gefd^eitelt SBer aber nur bie migtjanbelten, burc^ überm&gige^ ©tu^en nieber unb breit gegoltenen Säume, toie fie Dielfad) vox btn ®aft^äufem unb in ben Siergärten gu fe^en finb, kennt, ber a^nt nid)t, meiere ®(t)ön^eit bie Patane ba entfaltet, mo man i^r frei unb unbe^inbert i^re breit attslabenben Slfte au0 btm f(f)lanken Stamme ^erau05uftrecken erlaubt

S)a£ ®ef(f)lec^t ber mit bm Sreigen^, Srotfruc^t« unb lUmenböumen 3U btn Sleffelgemäc^fen ge^Srenben Platanen befag gur Xertiärgeit mit bcn i^nen fe^r nai)t Dermanbten Siquibambarböumen eine ntel aud^ gebe^ntere Verbreitung ato ^eute. SBä^renb be$ mittleren unb oberen Xertiär^^ toaren fie burcf) gang (Europa, Slorbafien unb Slorbamerika bi6 meit über bm ^olarkrei^ hinaus Derbreitet unb tDud)fen fogar in ®rönlanb unb auf Spi^bergen. S3om fpättertiären Platanus aceroides bürften bie beiben ^eute nod) e^iftierenben unb in ber Sulturtoelt an- gepflangten, 10—20 m ^o^en ^latanenarten ftammen: bie morgen^ länbifc^e Platane (PI. orientalis) ber Sitten Sßett unb bie abenb^ länbifc^e Platane (PI. occidentalis) Don Slorbamerika. (Erftere ^at ftärker gelappte Slätter mit grünen Slattftielen unb ein me^r in bie Sreite n)a(f)fenbe0 Slftroerk, m&f)xmb le^tere nur fdiroac^ gelappte, unterfeit0 f(aumf)aarige Slätter mit braunen Slattftielen befi^t unb if)re 3Q>eige me^r aufrecht ftellL 2)a bie neumeltlid^e Platane bie SBinterkälte Diel beffer erträgt ate bie bagegen meit empfinblic^ere alt^ meltlic^e, toirb fie in SHitteleuropa häufiger ato )ene angepflanzt. 2)oc^ ift bie bei un^ faft au^fc^lieglic^ gepflanjte grorm baa Sreujungs:: probukt beiber Slrten, bie a^ornblätterlge Platane (PL acerif olia), bie ber amerikanifc^en Srorm nä^er fte^t unb vok biefe ODinter^art ift 3^re SSerme^rung erfolgt ftete burt^ Stecklinge.

2)ie morgenlänbif(t)e Platane finbet fic^ an (ßebirgsbäc^en in ^iBälbem unterhalb ber (Sebemrcgion bi^ gu 1600 m gö^e Dom :|^ima-

3)le 3lerbftume unb Slerftrau^er. 629

lafa I){6 ®€ied)entanb unb Sltakebonien, aud) auf S^P^tn, bem füb^ Ud^en älnatolien unb ^erfien. 6ie ^ieg bei ben (Sriec^en plätanos, von plat^s breit, toeil fie i^re Slfte toeit ausreckt @(f)on in ber 3Q<^ tDirb fie ermö^nt SUe nömlic^ bie Griechen fic^ mit i^ren Schiffen in ber @tabt Stulis am (Suripos in SBSotien jum S^qz nad) Xroja fommetten, ba lagerten fie fidj „on einer Duelle unter einer ft^önen Patane.'' Slac^ Isomer erniä^nt bann ber 3)id)ter X^eognis au£^ SOegara um 560 v. dljx. einen Patanen^ain in fiakonien, ber an einem Xei(t)e ftanb, mit beffen SQSaffer ein SBinjer feine Sieben trönfite. 2)ur(^ i^re (Sröge unb burd) i^r Sllter ef)rQ)ürbige (S^emplare galten btn llmtDO^nem ald ^eilig. 6oId)e ^eilige Platanen merben uns t)on alten Sdjriftftellem au0 ßgfeien unb ßarien in ftleinafien eroö^nt. CKne ft^nlic^e Sitte muß auc^ in ^Perfien ge^errfd)t Ijaben; benn ö^tobot berichtet un« Dom perfifd)en ©roßfeönig Xerje», bafe. ate er auf feinem firiegeguge gegen <Srie(f)enlanb 485 v. (H)x. auf bem von ^t)rqgien nad) ber Igauptftabt Qon fi^bien, Sarbes, fü^renben SBege eine prad)tige Platane traf, „er i^r einen golbenen ®d)mudi fc^enkte unb einen be- fonberen SBäd)ter für fie einfette." JBi6 in ünfere 3^* ^nbet man in ^erfien, fileinafien unb (ßriec^enlanb foId)e e^rroilrbige alte Patanen von einer öö^e von 30 m unb einem Stammumfang bi« 16 m, beren ausgehöhlter Stamm Ritten unb 3&8^nt ju Dorüberge^enbem älufent^ ^alte bieni Stud) ber ®ried)e ^aufanias, ber im 2. 3<^^t^unbert n. St)r. ben SBäbcker bes SUtertum» fdjrieb, ujeife auf feiner SBanberung burc^ <5ried)enlanb unb ftleinafien ^in unb ujieber Don foId)en »iefen- Platanen ju erjagten, bie nod) mit ber igeroengeit in 93erbinbung ge^^ bracht mürben. So berichtet er tion ber bei Sap^gai in Strkabien n)ad)fenben ^o^en unb ^enUd)en 9KeneIai0, fo genannt, toeil fie, nad) ber Sage ber Umu)ot)ner, com Sönige SKenetoos felbft vox ber W)^ fa^rt nad) Xroja an ber betreffenben Ouelle gepflanjt morben fein foIL Unb beim Sr^uffe peros bei ^^arai in älc^aja fa^ er Patanen von foId)er ®röge, bag man in ber :5öt)Iung ber Stamme einen Schmaus galten unb nac^ belieben barin aud) fd)Iafen konnte.

2)er gried)if(^e ^flangenkunbige X^eopt)raft im 4. 3^^^^unbert t). (£t)r. fagt: „3^ ®ried)enlanb möc^ft bie ^latane an einigen Stellen fe^r ^öufig. Slm Stbriatifc^en SOeere bagegen foUen kleine patanen toac^fen, ausgenommen beim :5^ligtum bes 2)iomebes (auf ber Z^\^l SMomebea an ber apulifd)en Süfte). 3^ ganj Italien foU ber JBaum feiten fein, obgleid) es reid) an 2flüffen ift; bas bortige Slima ift it)m ni(f)t günftlg. 3>er ältere Sion^fios (431—367 v. dfjx.), ber Xgrann,

630 ^ic SierbAume unb 3teifltAu4fr.

t^atte einige $Iatanen in einen (Sorten bei St^egion (bod er 387 er^ obert ^otte) gepflonjt, mo man fte je^ in ber Stingfc^e fie^; aber fie moUen tro^ aller $f(ege nic^ xtdjt gebei^en. Stuf Sreto foU bei (Sorttjna eine ^lotane fte^eni meiere i^ fiaub nii^t obtmrft, mfi^renb alle benachbarten ee obmerfen. (Eine ö^nlic^e foU auf 39P^nt fielen.''

3cDeifetto6 ift bie Platane burc^ (Briec^en juerft na<^ Unteritatien unb von ba fp&ter nac^ SKittelitalien 2U ben intern glommen, bie 2uglei(^ mit bem Saum beren griec^ifc^e Benennung übernahmen. 3u (Sttbt ber römifc^en Stepublifc toar e0 eine Sieb^aberei ber 93ome^men, rafc^müc^fige $Iatanen in bm (S&tttn i^rer 93iUen anjupflanien unb fie, ftatt mit Sßaffer, mit SBein ju begießen, ba ein Slbergloube folc^en Xranb bm Srremblingen ^eilfam erklärte. @o toirb beifpietomeife tiom berühmten Stebner :&ortenfiu9 berichtet, er ^abe einmal bei einer (Se^ ri^teoert^anblung feinen iftoUegen (S^icero gebeten, mit i^m bie Steige im ^ebm fa taufc^en, ba er notcoenbig auf feine SDiUa nac^ Xudtolum f)inaus^ mflffe, um feine $Iatane eigen^önbig mit äßein ju begießen. 9IIit 93orliebe ru^te man in ber ^ifer^eit im Schatten foh^er liebeooU aufgesogener Patanen unb gab fU^, mie bie römifc^en Siebter e0 metjrfac^ befangen, ber Stu^e unb bem (ßenuffe bee SBeine« ^in. 60 be3ei(i)net Ooib bie Patane ato einen bem fiebenegenug bienenben Saum, unb :^ora3 empfinbet ed ate eine (SnttDd^ung bed ^eiligen Sobens, bie frud)tfpenbenbe (Srbe ftatt mit einem nü^ic^en Obftbaum mit fob^ einem nu^ofen @d)ön^eit0baum 5U bepflansen. Sbu^ pinius bemerkt in feiner 9laturgef(^id)te: „S>ie Platane (platanus) ift n)unberbareraieife nur if)re$ 6c^atten0 toegen ati0 toeiter Sreme 5U un0 loerpflanit morben. (Srft tmxrbe fie Aber boB 3onifc^e SOeer auf bie 3nfel be0 SHomebe^ gebracht, um bee :&elben (Srab 3U befc^atten; von ba gelangte fie nac^ ®i3ilien unb tion bort enblic^ nac^ 3t(di^n. Z^V^ ft^^t fte fogar im fianbe ber 9Koriner (am belgifc^^^fransöfifd^en Stranb boc^ ift bie« mo^l eine Sermec^flung mit bem norbifd)en St^om, bm $ttniu0 felbft btn gallifc^en ober meigen Sl^om nmnt), alfo auf ^in^ppc^tigem Soben, fo ba^ auö) tt)r @d)atten loerfteuert merben mug. S>ie Platanen finb je^t 3U fo t)o^en (E^ren gekommen, bag fie nun fogar mit reinem aBein begoffen toerben. 2)ie (Erfahrung lehrte, boJi ber SBein bm SBur^eln gut bekam, unb fo ^at man fie bmn in ber Sunft be0 SBeim trinkene unterri(f)tet

3n früherer 3^it maren bie Platanen ber Slkabemie in Sitten be« rütjmt, beren 33 (SUen lange SBurgeln noc^ Aber bie S^a)t\Qt ^inaud« gingen. 3^^t ift eine Platane in fit)kien bertt^mt ®ie fte^t bei einer

3)le Stetbftume unb 3lerfttau((>er. 681

lieblic^ctt, kü^en Duelle, neben einer Straße- 3^r innere« gleldjt einem §aufe; benn [ie ift ^o^I unb l^re ^ö^lung mißt 81 grüß. 3^r SEßipfel gleicht einem Igoine, i^re langen Slfte gleichen SBSumen unb n)erfen i^re Schatten toeit^in über bie Treiber. 3t)re :5ö^Iung a^nett einer Sfelfengrotte, enttjolt aud) ringe eine Sanfi bon bemooftem Zv^^ ftein. Sie ift fo tounberbar, bol^ fiiciniu£» SHutianus, ber breimol fionfui unb nod^ neulich Segat in figfiien n)ar, für bie Slac^tDelt bie aSemerkung ^interlieg, er ^abe mit 18 Begleitern im Saume einen @(^mau0 abgegolten. 3^ ^olftem ^abe man bas fiaub bee SBaumee genommen. 93or jebem SBinb^auc^ loar bie (Befellfc^aft fieser. S>ann l^abt er noc^ im SSaume geru^ unb fei ba beffer aufgehoben gemefen, ate in Sälen mit fc^immemben SOarmonoönben, btmten (Sem&lben unb t^ergolbeten ^rai^tbecfien.

3u Gortqna auf ber 3nf^I ^teta fte^t eine Platane, bie in griec^i» fc^en unb latrinifd)en Schriften befproc^en toirb; tmter i^r fott nac^ ber Sage felbft 3^tter einft geruht ^aben. Sie befi^t bie (Eigentum«' lic^keit, i^re SBIotter nie ju t^erlieren. 3unge Platanen, bie man tion i^r auf ^reta jog, 1)oben biefen Sre^Ier i^ree Stammbaume« beibe« galten; benn e$ ift ja ein SSorjug jebee Saume«, toenn er im SBinter bie Somtenftra^len burc^Iagt Unter ber Stegierung be« fiaifer« dUm^ biu« (41—54 n. dift.) Ifai Steteminu«, ber 2rreigelaffene be« SHarcellti«, biefe ^latanenforte auf feine ®üter bei Stom t^erpflanjt 2)iefe ati«^ lönbifc^en SBunber fte^en nod) je^ in 3^^^^ nOytn anberen, bie in biefem fianbe fetbft burc^ iftunft erzeugt tourben. ^uxd) eigentüm^» tti^e Srottpflanjung unb SBefc^neibung groingt man bie Platanen ju imglfitkfeligen Serkrüppehmgen. (Ban^e folc^e ^Krüppelmälber ftammen tion i^rem (Srfinber, bem $litter (Sa]m SHotiu«, einem Orteimbe be« ftaifer« Sluguftu«.''

:geute toore ber Sl^om nod) wx ber Stog&aftanie basu berufen, al0 SlUeebaum im Z^^^^ ^^ Stäbte bie bieder baju bevorzugten Sinben 2U tierbröngen, bie gegen bie 3a^lreid)en fie treffenben Sc^&bi^ gungen befonber« empfinbttc^ finb unb bee^alb fe^r leidet eingeben, toenn fie nii^t t)on alter« ^er ftanben unb fd)on ftark genug toaren, um bm mobemen (Befahren, befonber« bcn Slusftrömungen t)on Seuc^t* ga«, }u trogen. 9Bie toenige ber aa^Ireic^en fiinbenalleen unb Gruppen alter ßinben bleiben am fieben, mzxm bie toacöfenbe Stobt fie erreicht Sticht nur ift bie fiinbe (nila) bem 2)eutf(f)en burd) Soge unb Sitte teuer, fonbem auc^ n)egen i^e« fd)netlen 9I5a(t)«tum0, i^rem biegten Srfjotten unb bem angenehmen 3>uft i^rer SBlüten. Sie bilbet bei un«

632 2)ie StcrbAume unb 3ieTfttau(t»er.

keine reinen SBolbbeftSnber fonbem finbet fic^ ouc^ im Weiht immer nur eingeln; bagegen m&ö)\t fie in bm ruffifc^en Oftfeeprootnien in größeren SBeftänben. flberoU in S>eutf(^Ianb ift bie kleinblätterige ober SBinterlinbe (Tilia parvifolia) mit beiberfeite kahlen, unterfdts meergrünen, fi^on 3Ilitte SHai audf(f)lQgenben SBl&ttem unb einem größeren Slfitenreic^tum bie gemeinere, mä^renb bie fd)on onf angd SQai i^r fiaub ^eroortreibenbe großblätterige ober ©ommerltnbe (T. grandifolia) mit unterfeit^ kursbe^aarten, beiberfeits grflnen Slottern unb meniger 3a^Ireid)en Slüten häufiger angepflanzt mlxb, ba fie eine größere 6tärke unb ein ^ö^eree $Uter erreicht 2)ie guten (Eigene f(f)aften beiber, SBIattgröge unb SIätenrei(f)tum, tiereinigt ein butd^ Sreujung briber Strien gezogener SBaftarb, nod) mei^r aber eine anbere ®artenform, bie ate Sreujung jiDifc^en SBtnterlinbe unb ber befonber^ großblätterigen norbamerikanifdjen ©c^uiarjlinbe (T. americana) au^ fianaba aufjutaffen ift (größere SBebeutung ^ot von fremben Strien außer ber abenblänbifc^en Silberlinbe (T. alba) aus^ Sflorbomerika mit auf ber Unterfeite f(t)tDa(f)be^aarten ^Blättern unb großen SBIiUen ^auptf&i^lid) bie in Ungarn, ber Xürkei, in (Sriec^enlanb tmb Slein^ afien ^eimif(f)e morgenlSnbifc^e @ilberlinbe (T. argentea), bie phil^a ber alten ®ried)en, non ber pinitts fagt, baß man fie jum SBinben tion Sränjen gebrauche unb feit alter 3^t i^ (&fycm ^alte. 2)er niebere Saum ift burd) feine tounberbar regelmößige, eiförmige Srone wn unterfeite bidjt tDeißfUjigen Glattem ein gan} befonberer $arkfd)muck unb ^at jubem bm S3or}ug, erft anfange SHoi 3U blühen, toenn bie ein^eimifc^en fiinben fi^on löngft tierblü^t t^abttt (Sx vct^ l&ngert alfo bie :&errlid)keit ber fiinbenblflte um einen tioUen SKonot, toad ni(t)t nur ber Slaturfreunb, fonbem aud) ber 3^^^ i^ fc^ö^en meiß. l^ie nic^t feiten gepflanjte grüne Sinbe (T. euchlora) aus bem Orient ähnelt ber SBinterßnbe, trägt aber größere, nic^t roftfarbene Sortc^en in btn Stberminkeln loie fie, fonbem graue ij^aare unb bleibt im igerbfte länger grün.

Statt ber fiinbm toerben in bm ©traßen unferer ©täbte, toie aud) auf 2)orfplö^en t)ielfad) Ulmen ober Slüftern (Ulmus, atie bem :Keltifd)en elm) angepflanzt SBenn i^nen auä) ber Steij bee Slfitm:' buftee fep, fo finb fie bafür toiberftanbefö^iger gegen bie Gefahren ber (Sroßftabt; boc^ bürfen fie nic^t ju na^e an bie :5äuferrei^en an« gepflangt n^erben, ba i^re älSurjeln mit 93orliebe in bie ®runbmauem bringen unb ba eine bebeutenbe Sprengtoirkung ausüben können, fieiber toerben beren JBlätter fe^r ^öufig Don SBlattläufen befiebeU unb

3)ie 3ierbäume unb 3ierfträu4er. 638

but^ allerlei ©oUen t)erunftaltct. JBon unferen tjdmlfc^en Sitten ift bie gelb Ulme (ülmus campestris) mit liutj jugefpi^ten, eiförmigen JBIöttem toeniger verbreitet ate bie JBergulme (ü. montana) mit uer^^ fee^rteiförmigen, lang jugefpifeten JBlättem. Selbe bilben mand)erlei Spielarten, von benen befonbers bie Ijängenben ^formen für kleine ©arten fet)r geeignet finb, in benen fie mit iljrer bid)ten, nac^ allen Seiten über^ängenben ®cf)irmferone }cbe feünftlid)e ßaube überflüffig machen. 3)aneben finben [ic^ 2formen mit ftreng pgramibenförmigem a9Sud)fe; bei anbem ift bM fiaub bunfielrot ober toeiggefledit ober eigenartig gefirSufelt. SBei ben alten ©rie(f)en Ijieg bie aucf) in Süb^ europa noc^ gebei^enbe Srelbulme ptelSa, bei bm Stömem bagegen ulmus, unb tourbe l^auptfäc^lid) gepflanst, um bm SBeinreben ate ©tüfee ju bleuen. SHit lllmenftöcfeen peitfd)ten bie SUten l^re Sblaoen, u)enn fie fid) etma^ Ratten 2uf(f)ulben kommen laffen. 3^t igolj, bae in bejug auf 2)auer^aftigkeit bem (Sic^en^olse kaum nad)fte^t, eignet fid) voxiüQlld) ate SBau- unb SBerkmateriaL *S>a es fid) nic^t mirft, XDurben au0 it)m nac^ S^eop^raft befonber^ Suren angefertigt (!k)lu:' mella unterf(f)eibet auger ber inl&nbif d)en eine gallifc^e Ulme, bie er atinia nennt unb Dorjug^^meife angupflangen rät, ba fie üppiger ate bie italienif(f)e mac^fe unb i^r fiaub vom Slinbuie^ t)iel lieber gefreffen toerbe. 2)e6^alb biente fie bm SUten al0 n)id)tigfter Srutterbaum unb xDurbe ate fold)er nie au5 Saxmn gejogen, fonbem burd) SBurjel^^ fproffen tierme^rt Slußer ben altmeltlid)en Ulmen ujerbcn in unfern Slnloigen aud) nod) einige amerikanifd)e Slrten, toie Ulmus americana unb fulva, angcpjlanjt 3u i^nen kam neuerbing^ bie Japanift^e Ulme (Zelkowa keaki), bie ein treffliches Slu^^olg liefert Sie ift baran erkenntlid), ba^ it)r fc^arf gejaditee fiaub im igerbft fid) prad)tig rot färbt unb fo einen überaus malerifd)en Slnblidi getoä^rt

3)en Ulmen naf)z t^enoanbt ift bie ate S^ci\ttaud) bei uns ange:^ pflanjte ^ainbud)enblötterige planere (Hanera carpinifolia), nad) bem (Erfurter ^rofeffor 3ol). 3akob paner (1743—1789) fo genannt Sie ift im iSaukafus ^eimifcf), gleid)t bzn Ulmen, ^at aber ungefiflgelte Samen, (gbenfo toirb in unfern Slnlagen ber mintcr^arte norb« amerikanifc^e 3ürgelbaum (Celtis occidentalis) kultioiert, ber fit^ t)on bm ed)ten Ulmen ^auptfäc^lid) burcf) feine 2rtüd)te unterfd)eibet. 3)iefe finb kirfd)enä^nli(^e, orange*^ bis braunrotgefärbte, fäuerlid) fc^mefc* kmbt Steinfrüchte, ©röfeere, fd)U)arje, \ü^li(S)t Srrü^te ^at ber i^m fonft ä^nli(f)e norbafrikanifct)e, aucl) noc^ in Sübeuropa milbmac^fcnbe gemeine ^üx^zlbanm (C. australis), ber in Dberitalien unb Süb-

634 SHe Sierbflume unb Bierftr&u^et.

tirol nic^t feiten angetroffen mixb, sumol fein fefted §0(5 t)on ber 2ax\b^ beoölkenxng 3U ^eitfc^enftöcken unb SBIosinftrumenten bege^ toirb; bei und gebettit er ober nur in btn tD&mteren Sagen.

(Sleic^falte in Sübeuropa regelmäßig angebaut, um boB fiaub ben Setbenraupen ju t^erfüttem, toirb ber oftafiatifc^e toeige SHaulbeer^ bäum (Monis alba). SBei un$ toirb er ntbm bem toeftaftatifc^en fdimarjen SUauIbeerbaum (M. nigra) mit fdtroarjoioletten ftott mit bei jenen loeigen, füglid) fauer fdjmecftenben Srtüc^ten ald 3terbaum in ^arli0 angepflangt kommt aber aud) nur in tDörmeren Sogen fort (Ebenfo Der^ält ed fic^ mit bem au0 bem fübli(f)en Slorbameriba ate 3ierbaum bei und eingeführten amerikanifc^en 9lmberbaum(Liqui- dambar styraciflua) mit ^anbförmig gelappten SBlottem. 3^ f^^^ geimat liefert er burc^ äludkoc^en ber jerbleinerten ^mtiqt ben 2u Ofenlack unb Slöuc^erkerjen t^ermenbeten todgen Stquibambar.

@e^r beliebte ^orkpflanjen finb aud) bie tierfc^iebenen St^orn^ arten (Acer), beren boppelte Sriügelfnu^t bie ißinber ote Slafenreiter benu^en. ®ie finb am n&c^ften mit btn Stogkaftanien tienoanbt unb befi^en t)erfd)ieben gelappte SBlätter. SHef^r in ber (Ebene unb auf niebrigem Gebirge bid gu einer :&öt)e von 1100 m n)&(^ft ber fpi^- blatterige Sl^orn (Acer platanoides), aad) beutf(f)er 3u(&era^orn genannt, ba fein 2rtüf))a^rdfaft 3u(&er gibt, beffen ®etDinnung tnbeffen nid)t lo^nt (Sr ift ein allgemein beliebter SUleebaum, ber im ^arje bis 3U 450 m ^inaufget)t unb ^ier bie Slorbgrense feiner SSerbreitung in 3)eutf(f)lanb erreicht 3)agegen ift ber ebenfalte 20—25 m §ö^e er* reic^enbe $Bergat)orn (Acer pseudoplatanus) ein echter ®ebirgdbatmt, ber auf bm ^zn bi0 1600 m gefunben u)irb, nörblic^ bie S)&nemarb unb ®ot^lanb ge^t unb bei um ate einer ber fdiönften SBäume in Parkanlagen kultioiert toirb. Sein ®aft ent^&lt ebenfalte S^uksx, ber aber nic^t attsgebeutet toirb. Sein ^artee, toeigee iooli mit tiielen bräunlichen Spiegeln nimmt fe^r leicht Politur an unb ift ate SBerft« ^ol3 gefd)a^ter al0 bas^ me^r gelbliche, toeniger feine bes fpi^blätterigen 9l^orn0. a3on it)m finb mehrere Spielarten mit toeiggefc^ecftten, gelb panac^ierten unb bunkelroten SBlöttem t^or^anben. fie^tere Ororm ifi nic^t 3U t^ertoec^feln mit bem ebenfalte bei un0 kulttoierten norbamerl» fuxnifc^en Stota^orn (A. rubrum), ber btn Flamen von btn fc^on im älpril vox bem (£rf(f)einen ber breifpigigen grflnen SBlätter erfc^einenben roten Blüten erhielt Site 3i^i^fttäu(^er pflanzt man ben oft nur 3 unb nur ausna^m^roeife 10 m ^od^ toerbenben ein^eimifc^en grelba^otn (A. campestre) unb btn nur 2,5—3 m ^o^en fflbfranjöfifc^en

2){e Sterb&ume unb Bierrtr&u^er. 635

äl^orn (A. monspessulanum, b. f). t)on SllontpeUier), ber an felfigen Orten am Snittelttjein toUb tDöd)ft

@e^r ^öufig finbet fic^ bei un^ auö) ber 1784 burc^ (EoUinfon juerft nad) (Snglanb ge6rad)te unb von ba auf ben europäifd)en ^Son- tinent herübergekommene norbamerihanifc^e 3ucfiera^orn (A. saccha- rinum), ber fetnen SHamen bauon f)at, ba& fein OWi^J^^^^föft auf Sucker verarbeitet toirb. (Sr ^at unferm 6pi^a^orn ätjnlid^e, nur unten ftatt glatte grüne, Iei(f)t behaarte, blSuIic^grüne asiötter, bie im gerbft eine prac^tooUe orangerote Ofötbung anneljmen, tooran ber aSoum Iei(f)t ju erkennen ift. Sro^ feiner 6d)dn^eit unb SBinter^ärte ^at aber biefer 3uckera^orn bei und ni(f)t bie 93erbreitung gefunben, bie er Derbient, toot)! toett i^m frü^jeitig fd)on in bem nic^t minber pr&d^tigen, ebenfalte bereite im 18. Za^xijvaibttt au0 9lorbamerika bei uns( eingeführten Silber a^orn (A. dasycarpum) mit augerorbentlic^ jierlic^em, tiefeingefd)nittenem, unterfeits filber^aarigem fiaub ein ge- fo^rlid^er SKitberoerber entftanb. Sluc^ unfere 9IIifteI (Viscum album) ^ot bereit« oon bem fc^önen 3rtembling »efife ergriffen, ja, fie ift auf toenigen SBftumen fo ^Sufig mie auf bem SUbera^om. (Er ^at eben ein fe^r meiere« igolj, fo bag er megen bt» geringen igolscoerte^^ nic^t für bm älnbau im SBalbe in fßzttad)t kommt, toö^renb ber 3^^^"" af)om bafür t^ielfac^ empfohlen toirb.

Sluc^ ber norbamerikanif(^e, ebenfalte jur 3uckergerDinnung be^^ nu^e fdimarje äl^orn (A. nigrum) ift häufig in unfern Slnlagen ju treffen; ebenfo ber ftrau(f)artige, in gang Stuglanb, befonber^^ an ber Sßolga, milbtoac^fenbe tatarif(f)e St^orn (A. tataricum) mit ^erg^ förmigen, gef&gten blättern unb lange na6) biefen in bid^ten $lifpen ^erüorbrec^enben toeigen Slüten, bie unfern Sl^omarten öi^nlic^e rote (Jrtüc^te tjeroorge^en laffen, unb ber fid) burd) breiteilige Blätter mit langem SHittellappen von i\)m unterfd)eibenbe manbfd)urif(f)e St^orn (A. giimala). Sübeuropa lieferte un« bie ebenfalte ftrauc^artigen Acer italicum unb A. creticuiiL 2)iefe nannten bie (Sriet^en sph^ndamnos, tDä^renb bie Stömer unter acer loo^l bm nod) in Slorbitalien Dorkom^« menben @pi^^ unb Serga^om Derftanben. 3lU0 bmi lateinif(f)en (^enfc^aftexDorte acemum (a^omen) foU bie beutfdje SBegeic^nung W)otn entftanben fein.

Stm meiften tiom 3l^omtgpu0 meidjen bie Blätter bz» ebenfalte ans^ Slorbamerika in unfere Einlagen gebra(f)ten, bte 12 m ^o^en groei^ häufigen ffifc^ena^orn« (Acer negundo) ab. Sie finb 3— Sgftölig gefiebert, f)abtn aber gleic^too^t keine befonbere fK^nlic^kett mit bem

636 2He 3ierb&ume unb Sterftr&ucber.

(Sfc^enblatte. 2)iefer Saum totib in feiner feintet ndc^ft bem 3ucker^ a^om am metften jut Si^^^S^^i^i^ung benu^t unb meift oerfc^ebene Spielarten mit toeigbunten unb gelbbtmten SBIöttem auf. 2)iefe pona- liierten grormen merben bei tme noc^ Diel ^öuftger ato bie normale grorm btn^ (Sfc^ena^ome fiultit^iert 2)ie kronenlofen diäten erfc^einen lange wx bcm Slusbrud) ber asiatter, unb bie in langen, fc^Ioffen Xrauben ^erabf)öngenben S)oppeIfrü(t)te finb \zf)x klein unb i^re grlügel krümmen fic^ fo meit gegeneinanber, bag fie \xd) am freien Chxbt na^eju berühren.

$rac^tige ^xttbauxM unferer Slnlagen bilben aut^ bie oerfc^iebe^ nzn Slrten wn (Sfc^en (Fraxinus). S>ie in feuchtem :5umu£^, nic^t aber auf 6anbboben gebei^enbe gemeine (Sfdie (Fraxinus excelsior), bie melia ber Griechen unb ber fraxinus ber $lömer, fpielt in ber norbif(f)en SKgt^oIogie eine groge StoUe. Sie ift ber mit feinen roeit^ reic^enben SBurgeln allee umfaffenbe SBettenbaum ^gbrafU, unb ber altgermanifi^en Sage nac^ ging ati0 i^r ber Sllann ^emor, mät^renb am ber (£rle ba» SBeib entftanb. SBei ben alten S>eutf(^en ^ieg nac^ ber (S{d)t ask ber allgemein benu^te (efdjene) Speer asks. 9Io(^ im 9Kittelalter pflangte man in ber 9Id^e ber Surgen (Sfc^en an, um aus i^rem golge fianjenfdiäfter Streita^iftiele unb anbere S93aff enteile unb (Seräte anjufertigen. Sc^on in ber !SüaB ift ber efc^ene Speerfc^aft ber t^orsugsroeife gebräud)lii^e. S)a i^r Saub nom S3ie^, befonbers Don Sd)afen unb ^ic^m, gerne gcfreffcn roirb, pflanjte man fie nac^ Columella bei ben Stömern in befonbem Pantagen an. Stuger ber gen)öt)nlidjen gorm merben in unfern ©arten Derfc^iebene S^^ormen berfelben gejogen; fo bie Xrauerefdie mit im ^ogen abroärts ge« krümmten Seitenöften. Sie roirb häufig in ber SBeife loermertet, bog fold)e öängejtoeige auf einen 2—3 m ^o^en Stamm gepfropft toerben, fo bog mit ber 3^t eine bi(f)te, nac^ allen Seiten gleic^mSgig abm6xtß gemölbte Sd)irmlaube entfielt, für bie ein meiteree igS^enmac^^^tum natürlicf) au6gef(f)loffen ift S>ann bie ©olbefc^e mit golbgelb ge« fc^editen, bieSrausefdje mit faltig gekräufelten asiättem, eine einfac^^ blötterige Spielart mit ber eiförmigen, ungeteilten Urform bee Slottee mit allen llbergangen jum fieberteiligen <Sf(f)enblatte unb eine foh^e mit tDeiggefd)eckten ^Blättern.

93on fremben (Sfct^en begegnen mir am t)aufigften ber auc^ in unfern SBalb eingeführten S93eigef(^e (Fraxinus americana), bie burc^ roftbraune iSnofpen unb gelbliche triebe kenntlicf) ift, ber pennfglDa^ nifc^en ober Slotefdje (Fr. pennsylvanica) unb ber Sd^marjefc^e

3)le 3lerbaume unb Slcrftrfiuc^cr. 637

(Fr. nigra), alle brei aus bem Qtlantt|d)en Gebiete Slorbamerikos. (gbenfo finben mix als S^ttbanm in unfern Slnlagen bie 6 9 m ^o^e [übeuropäifi^e Slumen:^ ober Snannaefcf)e (Fr. omus) mit breipaarig gefieberten blättern unb unt)erkflmmerten, fonbem als Selc^ unb Slumenkrone t)ierfpaltig attsgebilbeten n)eigen ober rötli(f)en asiüten. Slus if)rer Stinbe fliegt burd) bas älnftec^en ber Sllannagikabe, am tföufigften aber burc^ tSglii^ ausgeführte iftreujfc^nitte ein füger, an ber Suft er^ärtenber ®aft, ber getrocknet btn Snannajucfier liefert, n)eld)er in groger SHenge von Sübeuropa, befonbers von 6i3ilien unb :Sala- brien, ido ber Saum in grogen Plantagen angebaut ift, in bm ^anbA gebrad)t ODirb, um befonbers als gelinbes Slbfü^rmittel für Sinber gu bienen-

aia^e mit bzn ffif^ien oerioanbt finb bie 2fotft)t^ien, ber 3o^wiin unb ber ^lieber. 3>ie erftgenannten f)abtn \f)xm Slamen uom englifd)en Botaniker SB. $1. gorfgt^, ber 1791 über Sranfet)eiten ber JBäume unb 1802 über bie fMtux ber Dbftbaume fc^rieb, unb ftammen aus (it)ina unb 3opon. 2)ie bei uns ^äufigfte Slrt ift bie ju gtü^a^rsbeginn, oft fd)on im SnSrg, i^re grogen, merjipfligen, gelben Blüten vox btm 3lusbre(f)en ber einfad)en, leid)tgefägten Blätter ^eroortreibenbe f)&n^ genbe Srorfgt^ia (F. suspensa) mit anfangs aufftrebenben, fpäter über^ängenben braunen Btoeigen. Seltener ift bie gegen Sälterückfc^läge empflnblit^ere grüne 2forfgtljie (F. viridissima) mit grünen Sw^^Ö^^r an btmn bie JBlätter faft gleicf)8eltig mit btn ebenfalls gelben 33lüten erf(f)einen. SBie fle ftammt aud) als meiterer Ortü^blü^er ber mit i^r Deroanbte gelbe 3ösmin (Jasminum nudiflorum), btn man in ge== fc^ü^ten Sagen t)äufig mit i^r gufammen antrifft, aus (it)in(L !Deffen grüne, t^ierkantige 3tDeige fd^miegen fic^ gern an SHauem unb S&am an. 2)ie breiteiltgen SBiattt^en bred)en erft t)eroor, wmn bie an Sd^lüffelblumen erinnemben gelben Stö^renblüten t^erblü^t ^aben.

8l^nli(f)e, nur t)iel kleinere, bafür aber triel ga^Ireicfiere, in Slifpen Dereinigte, fe^r u)o^lried)enbe, meift violette Blüten ^at ber gemeine JJlieber (Syringa vulgaris), aud) türkif(f)er ober fpanifd)er glie»^ ber unb nac^ ber türkifd)en Benennung ber ^flanje lilas auc^ fiila genannt 3Hefer 8—7 m t)o^e Strauch mit ^erjförmigen 33lättem unb bm fc^önen, angenehm bufttnbm „Silablütenftröugen" ftammt aus S3orberafien unb ift fd)on fo lange in AviUux, bag Don i^m eine SOenge aud) meig unb rötlid) blü^enber S3arietäten gejüc^tet tourben. 3öf es gibt oon i^m fogar eine gefüllte gorm, bie ber ©örtner fie^ moiue in 9lancg juerft in bm ^anbel brad)te; biefelbe ftammt oon

638 2)ie Sietbftume unb Btecftrau^er.

einem ungefüllten grUeber unb entftonb oto Sprungt^orietät im (Borten eined ^ripatmannes in Sujcemburg, von bem fie fiemotne ttwaxb. 2)iefer im mobemen ^axk mit im aItmobi[c^en Souemgarten gleich beliebte S^txjttauä) flammt von einem (S{emplar, bas <B^i$lentu6 a3u0^ bec|uiu0, ber (Sefanbte Sctifer grerbinanb^^ L, 1560 au& ber Xfixkel ju^^ erft naä) SBien brad)te. @eitbem ein franjöfifc^er (Bärtner in S3augt^ torb bei ^axi» vox 60 3^^ten butc^ SufoU fanb, ba^ yxä) beim Orlieber leicht bie xDinterlic^e Sluf^ejeit abbüßen lägt, fo bag er fc^on im SBinter mieber jum SBIü^en gebtad^t toerben kann, mirb er in au^ge^ be^ntem Silage ^ygetrieben". :&ier}u bient entn^eber t^orüberge^enbee betäuben burc^ Slt^erifieren, b. ^. (Sinmirfienlaffen non Slt^etbämpfen, ober eine genau abgeftimmte i^i^etoirkung, meift ein iBab in n>armem SBaffer. 3^t tft bie Örltebertreiberei befonber^^ in Ortonkreic^ fe^r au0- gebe^nt ®o bringt beifpietemeife eine einzige (Bärtnerei bei ^oris von Witt Slooember bi^ jum Sllai 100000 Orlieberpflanien jum Xreiben. 3ut Slnjudit biefer gemaltigen ^flangenmaffe bient eine Soumfi^tüe von 80 i^efitaren, in melc^er bie ©tecfdinge bi^ 2um 5. bi6 9. 3o^te gesogen metben. S)ann kommen bie grlieberbflfc^e in aus^ gebe^nte Xreib^äufer, mo fie bei 28— 30^ C. juerft im Sunkebt ge- galten merben. Sllan lägt an febem 3^^ ^^^ 2— ^ SBIütenknofpen unb 2 SBlottknofpen fielen unb entfernt oUe übrigen Snofpen, bamit ber @aft bie SBlüten unb SBlätter ber fte^enbleibenben iftnofpen mög« Uc^ft kröftig ern&^re. Slacf) 20 Xagen finb bie reinmetgen Blüten er« fd)loffen, ftrömen einen köftlt(f)en äBof)lgeru(^ au0 unb können in ber an Blumen fo armen SBinterdjeit 2U guten greifen t^erkauft merben. $lu(^ in @übfrankrei(f) unb an ben übrigen Drten ber ^arfümgemin:: nung mirb ber Srlieber jur ®eminnung bts Slütenbufte^^ im grogen angepflangt 2)abei bient bie barau0 gewonnene Srliebereffen} häufig als ®rfa^ ber Xuberofeneffens.

$lud) im Srreien ^at man mebrfad) beobad^tet, bog SrUeberbüfcbe, bie im ^b^bft, etma bei einer greuer^brunft, groger i^i^e au^gefei^t roaren, fomdt fie baburd) nic^ gerftört mürben, balb barauf mieber 3U treiben unb }u blühen begannen, grrü^blü^enb unb jum Xreiben nermenbbar ift au^ ber fonft jartere perfifdje gUeber (Syringa per- sica), an beffen mit fc^maleren asiöttem befehlen ^w^Qm fic^ me^r lodiere, buftigere Slütenbüfc^el nriegen. 93om c^inefifc^en grlieber (S. chinensis), beffen rei(t)blfi^enbe B^oeige flc^ unter ber Saft ber bidjtm, \6)wa6i buftenben Blüten jur (£rbe neigen, fte^t nic^t feft, ob er ni(f)t nur eine ®artenform, ein Sreugung^probukt borftellt W&f)^

3)le Slerbfiume unb Sletftrftuctjer. 639

renb oUe Mefe frü^blütjenben grUeberarten butd) glatte, unbehaarte asiätter ausgejeu^net finb, gibt es aud) rp&terblü^enbe Sitten mit bt^ paarten JBldttem, ble un6 noc^ im 3uli mit it)rem JBlütenfdjmucfe et* freuen. 3u l^nen ge^ött bet too^ltiedjenbe ©mobi^^Orliebet (S. emodi), fo genannt nac^ feinet geimat, bem 2)ifttikt (Emobi im tDeftlid)en :^ima:' taja. (St trägt länglic^lan3ettli(f)e blattet, beten u)eigli(f)e Untetfeite bie 5um Seil tau^be^aatten Slattnett^en beutlid) IjetDottteten lägt. Sretnet btt in Siebenbütgen Dotkommenbe, nacf) feinet (Entbecftetin, bet ungatifc^en Orteiftau Slofalie von 3opfea, benannte 3ofifea=5 Srliebet (S. josikea) mit becoimpetten Slattetn unb fet)t langen, bimbeltrioletten ^Ifitentifpen.

3n bet ^eimtfc^en ^flanjentoelt ift btm grliebet am näd)ften t^et:» toanbt bet tDenigftene in ©übbeutfc^lanb tDilbu)ad)fenbe fiiguftet, aut^ Staintoeibe genannt (Ligustnim vulgare), bet im 3^^^ ^^ toeigen Stifpen blfl^t unb al0 „2:intenbeeten'' bejeicfinete fd^toatje, beetenä^nli(f)e Gteinftüc^te ^etootge^en lagt SBie biefe toetben Det^^ fd^iebene frembe Sitten, fo befonbete bie fe^t teid)blü^enbe japanif(f)e Staintoetbe (L. ibota), gerne ju igecken benu^t, ba fie fid) leicht fi^neiben laffen, i^t gtflne^ fiaub jum Seil im SBintet bet)alten unb butc^ i^ten bieten SBuc^e bm 93ögeln t^ollkommene Sliftpla^e, ba^^ Mbtn in ifycm Seeten ouc^ gruttet fpenben.

(Ein beliebtet Gattengietfttauc^ ift enblid) aud) bie Xamati^ke (Tamarix), bie myrikö bet (Stiec^eit unb Stömet, bie nad) $liniU0 von manchen füt einetlei mit bet tamarice gehalten beim JBolfie al0 llnglüdi0baum galt, „toeil fie nickte ttägt unb nitgenbd gepflanjt toitb*. Siel ^öufiget ate bie 1—2,5 m ^olje, bufd)ige beutf(f)e Xa* mati0ke (Myricaria germanica) mit kleinen tofentoten SBlflten in langen Stt)ten an bm 3tx)eigenben, beten Samen von bm aSetgbödjen in bie dbmt t)etabgef(^n)emmt mitb, fo bog fie mbm bem beteite befptoc^enen ©anbbotn (HippophaS rhamnoides) ein ^Sufiget (Saft auf bm 2rluggefd)ieben bee SUpenootlonbe^ ift, toitb bie in Sflbeuropa an ^tuä)tm p&^en häufige ftanjöfifc^e Xamatieke (Tamarix gal- lica) }ut aSetiietung von Sttauc^gtuppen in ®ätten gepflanzt Z^^^ fein setteilten, Übttaas Rotten asiottet ttugen i^t bm begtünbeten Slamen „Srebetfttaud)" ein. SBenn fie bittet, fte^en bie in augetotbent^ lic^ bid^ten Stuten ^etootbtec^enben kleinen, blagoioletten Blüten fo ge^öuft, bag botuntet bca (Stüne bet SlSttet vollkommen vtt^ f(f)tDinbet.

Slac^bem mit nun bie um i^tet @d)ön^rit millen gemütbigten

638 2)ie Sietbftume unb BierrtcAu^er.

einem ungefüllten Srtteber unb entftonb ate 6prungQatietät im (Borten einee ^riootmanne^ in Suj^emburg, wn bem fie fiemoitte enoarb. 2)iefer im mobemen $ark toie im altmobifc^en iBauemgarten gleich beliebte 3^^x\ttavi^ ftammt t)on dnem (S^emplar, bas (&^idleniu6 fBuB^ bequiu0, bet ®efanbte !äax]ti Srerbinanbe L, 1560 qu0 bet Xflrfiri iu- erft naä) SBien brachte. @eitbem ein franjöfifc^er Gärtner in SSEaugi- rorb bei $ari0 t)or 60 3a^ren burc^ SufoU fanb, ba^ \i6) beim Ortteber Iei(f)t bie nrinterlidie Stu^ejeit abkürzen lägt, fo bag er fc^on im SBinter roieber 2um Slü^en gebrQd)t toerben kann, mirb er in au^ge- be^ntem Silage ,, getrieben". :&ier}u bient enttoeber tiorüberge^enbes aSetäuben burd) tilt^erifieren, b. f). Sinmirkenlaffen non Slt^erbompfen, ober eine genau abgeftimmte :&i^en)irkung, meift ein f&ab in tpormem SBaffer. 3^t ift bie Öfliebertreiberei befonbere in Srtankreid) fe^r au$^ gebe^nt ®o bringt beifpieten^eife eine einsige Gärtnerei bei $ari$ von Witt Slouember bie jum Sllai 100000 grlieberpflansen jum Xreiben. 3^^ $ln3ud)t biefer geroaltigen ^flangenmaffe bient dne Saum[(f)tüe t)on 80 i^ektaren, in melc^er bie Stecklinge bie jum 6. bie 9. 3^^te gebogen toerben. S)ann kommen bie gflieberbürc^e in au9^ gebe^nte Srelb^äufer, wo jie bei 28— 30« C. auerft im Sunkeln ge* galten loerben. SHan lägt an jebem 3^^0 nur 2—4 Slütenknofpen unb 2 Slottknofpen fielen unb entfernt alle übrigen Snofpen, bamit ber ®aft bie SBlüten unb Blätter ber fte^enbleibenben iftnofpen mög« lic^ft kräftig ernähre. 9la(^ 20 Xagen finb bie reincoeigen asiüten er^ fd)loffen, ftrömen einen köftltc^en SBo^lgerud) aus unb können in ber an Blumen fo armen SBinterejeit 2U guten greifen verkauft toerben. äluc^ in 6übfrankrei(^ unb an bm übrigen Drten ber ^arfümgemin^ nung tDirb ber Orlieber jur Geminnung bee asiütenbuftee im grogen angepflanst 2)abei bient bie baratu» gewonnene Srliebereffens häufig als Grfa^ ber Xuberofeneffenj.

älud) im Orteten ^at man mebrfacf) beobad^tet, bag grlieberbüfi^e, bie im ^ttbjt, etma bei einer greuerebrunft, groger Igi^e ausgefeilt voaxm, fou)eit fie baburcf) nic^t gerftört mürben, balb barauf roieber 5U treiben unb ju blühen begannen. Ortü^blü^enb unb jum Xreiben oertoenbbar ift aud) ber fonft jartere perfifd)e glieber (Syringa per- sica), an beffen mit fdjmaleren 331ättem befefeten 3ö)eigen fii^ me^r lodiere, buftigere a3lütenbüf(f)el roiegen. 93om c^inefifc^en grlieber (S. chinensis), beffen reii^blü^enbe 3^^i8^ fi<^ unter ber fiaft ber biegten, fi^mad) buftenben Blüten jur (Srbe neigen, fteljt nic^t feft, ob er ni(^t nur eine Gartenform, ein Sreugungsprobukt barftellt aSä^-

S>le Sletbftume unb 3terftr&uc|>er. 639

renb alle biefe frü^blü^enben ^li^bttaxttn buxd) glatte, unbehaarte Blätter oudgeseiciinet finb, gibt ee aud) fpäterblü^enbe Sitten mit be^ f)aaxtm blättern, bie un$ noc^ im 3^i mit i^tem SIütenfd)muck et:* {teuen. 3^^ i^nen gehört ber mo^lried)enbe (Emobi^OrHeber (S. emodi), fo genannt na6) feiner 5^mat, bem 2)iftrifit (Emobi im tDeftIid)en :^ima^ laja. (Er trägt länglic^Ianjettlidie SSlötter, beren meiglic^e Unterfeite bie 3um Xeil rau^be^aorten Slattner^en beutlic^ ^en)ortreten lagt. 2femer ber in ©iebenbflrgen t)orliommenbe, nac^ feiner (Bntbe&erin, ber ungarifd)en 2rreifrau Äofalie von 3ofiKa, btnanntz SofiKa- SrUeber (S. josikea) mit betoimperten asi&ttem unb fe^r langen, btmfietoioletten 93lfltenrifpen.

3n ber ^eimifc^en ^flanjenmelt ift htm SrUeber am näc^ften vtx^ maxiiA ber toenigftend in 6übbeutfc^lanb tDilbtoadifenbe Sigufter, auä) Slaintoeibe genannt (Ligustnim vulgare), ber im 3^^^ in meigen Slifpen blfl^t unb al0 „Xintenbeeren'' bejeic^nete fditoarje, beerenä^nlidje Steinfrüchte ^ert)orge^en lögt 993ie biefe toerben vtt^ fdjiebene frembe Slrten, fo befonber^ bie fe^r reid)blüt)enbe fapanifc^e Statnmeibe (L. ibota), gerne ju ^^cften benu^t, ba fie fic^ teid)t fc^neiben laffen, i^r grünem Saub jum Xeil im Süinter behalten unb burc^ i^ren bitten SBu(^0 ben S3dgeln vollkommene Sliftpl&^e, ba« ntbm in i^iren Seeren ouc^ grutter fpenben.

(Ein beliebter Gartenjierftraud) ift enblic^ aud) bie Xamaridfie (Tamarix)^ bie myiike ber Griechen unb Slömer, bie nac^ piniu5 von manchen für einerlei mit ber tamarice gehalten beim S3oIfie ate UngIfl(fi0baum galt, „meil fie nidjtd trögt unb nirgenb^ gepflanst ujirb^. SBiel ^öufiger al» bie 1—2,5 m ^o^e, bufc^ige beutfc^e la« mari^Ke (Myricaria germanica) mit füeinen rofenroten iBIflten in langen St^en an bm Stoeigenben, beren @amen t)on bm iBergbödjen in bie (Ebene ^erabgefc^toemmt toirb, fo bag fie neben bem bereite befproc^enen 6anbbom (HippophaS rhamnoides) ein ^öufiger (Saft auf bm Orluggefc^ieben be0 Sllpenoorlonbe^ ift, toirb bie in 6übeuropa an feuchten pö^en ^öufige fransöfifc^e XamarieKe (Tamarix gal- llca) 5ur SJerjierung von 6tratu^gruppen in (Sorten gepflanjt 3^te fein jerteilten, überaus jarten SSlötter trugen i^r ben begrflnbeten Slamen „greberftrauc^" ein. Süenn fie blü^t, fte^en bie in augerorbent« lid) biegten fiteren ^erDorbredjenben fileinen, blagoioletten SSIüten fo ge^öuft, bag barunter ba0 (Srüne ber asiötter DoUkommen Der« fd)n}inbet.

STac^bem mir nun bie um i^rer @d)dn^eit miUen gemürbigten

640 ^te B^^^^Aume unb Bt^tftT&u^er.

3tetfträuct)er einer etnge^enben Sefpre(|}ung imterjogen ^aben, tDoUeit tDit noc^ kut} Me nfl^tc^en unter benfelben tofirbigen, bie in i^ren 2rrfl(^ten ni^t nur bm S3ögeln, fonbem auc^ bem SEenfc^en eine tDill^ fiommene 6peife barbieten. Unter i^nen ift junäc^ft ber ^olunber (Sambucus nigra) 5U nennen, von ben Griechen aktö, von ben Slömem sambucus genannt (Er toar fc^on im frfi^eften SUtertum eine be^ kannte unb gefc^ä^e ^eilpflanse, beren SBIuten ate fc^n)eigtretbenber Xee unb beren fc^marse SSeeren ate ^uftenmittel genoffen merben. 2)a- ntbm finb le^tere t^ielfac^ ouc^, fo befonbere in Slorbbeutfdjlanb, ein beliebtem ®enugmittel geworben. 2He Srtüc^te bee 3^^^9^olunber0 (Sambucus ebulus) finb nur in Dorgefc^ic^tlic^er ^^ fo von ben an^ fpruc^dlofen ^fa^Ibauem ber neoQt^ifdjen S^t, sufammen mit ben aSeeren bee gemeinen ^olunber^ ate Dbft genoffen toorben, boc^ toaren fie nebft anbem Xeilen ber ^flanje fc^on im SUtertum ate :^mittet gefc^ö^t aSei 2)iO0kuribe0 um bie SHitte bes 1. c^riftlic^en ^o^r^un- bert0 ^eigt er chamaiäkte, b. ^. nieberer ^olunber, bei btn Slömem ebulus imb bei bm 2)eutfc^en atich, ba» fid) fpäter in $Itti(^ Der« toanbelte. 6eine Seeren follen nac^ bem fc^meijerifdjen aSotaniker Ddmolb 5^^i btt bie @amenkerne in neolit^ifc^en Pfahlbauten ber Dftfd)n)ei3 fanb, fdjon von ben ^fa^lbauem am <Snbe ber ©teinseit ium 3rärben mit einem gellen a3lau nertoenbet toorben fein. Z^^^^ falte tDurben fie, mie biejenigen bt» gemeinen ^olunber^, noc^ im klaffifc^en äUtertum jum Sr&rben benu^t @o fagt S^eop^raft, bog ber toeinfarbige 6aft ber unreif rdtlid)en, reif aber fdjmarjen Seeren bed :&olunber0 ben £euten basu bient, um fic^ io&nbz unb Sopf ju färben. Slac^ piniue bleuten fie befonber$ jimt Srörben ber Sopf- ^aare, unb in einer (Skloge SSergite ^eigt es: «,2)00 Gefielt bes Gottee ^an mar mit btn blutigen Seeren be« 3^^^Ö^olunber0 (ebulus) ge^ färbt"

2)ieSerberi^e (Berberis vulgaris) mirb 5um erftenmal im 2)rogen^ oerseic^nte be$ ^lateariu^ au0 bem 12.3a^r^unbert ertoä^nt; i^r Slame fc^eint arabifd)en Urfprung« ju fein. Z^ 16- S^^r^unbert erfreute fie fid^ groger Seltebt^eit unb tourbe au0 i^ren Seeren in Srankreic^ unb 3)eutfd)lanb ein SBein gemacht 2)er Srombeerftrauc^ (Rubus fruticosus), beffen Srtüdjte ein beliebtem Kompott geben unb non fe^er oom SEenfc^en gerne gegeffen tourben, ^ieg bei btn (Kriechen bätos, bei ben Slömem bagegen rubus unb feine Srruc^t megen beren ^n^ lic^keit mit ber SHaulbeere morum. 2)io0kuribe$ unb piniu0 fügen, bag ber Srombeerftrauc^ bem SHenfc^en bie egbaren jrüd)te liefere,

3)le Slwbaumc unb Sterftr&ucfter. 641

bie, tote aud) bie SSlätter, ju §eU5tDe(ften gebraucht v'erben. Unb ^oUabliw im 4. ^o^t^unbcrt n. (Si)x. fc^relbt: „Z^ September fam* melt man »tombeeren, preßt l^ren ©aft aiw, läßt t^n etiDo« flären, mifd)t bann ein 2)rittel :^onig ^insu unb Kod)t ble Sllifc^ung bi$ jur 5onigbi(fte ein.'' 993ie im SUtertum mürben aud) im SUittelalter neben ben Srtttc^ten bie 93lätter unb fungen @(f)öglinge ber SSrombeere ate Slrjnei benufet 3^ Äorte be« (ßroßen Capitulare de vilüs oom 3a^re 812 mirb ein mit öonig unb ©emürjen bereiteter Srombeer* toein ate moratum ermähnt, ber ebenfo toie bo^ aus SEauIbeeren litt^ geftellte gleic^lautenbe (betrank bas ganse Sllittelalter ^inburc^ in Älöftem tDie in SBürger^äufem gerne getrunken tourbe. 3^ bm lotei^* nifd)en (Stoffen bee Slbtee (£aefariu0 von :^eifterba(^ im 6iebengebirge bei aSonn aus bem 18. ^ct^^^unbert ^eigt es: „Unfere fieute merben gehalten, Brombeeren ju fammeln 3ur SBereitung b^s SHoratum für 2relerlid)keiten, kranke HIofterbrüber unb ^o^en SSefuc^.''

3m SUtertum roie im SRittelalter tmtrbe fprad)tt(f) nic^t imifdien aSrombeere unb igimbeere unterfc^ieben. 2)er griec^ifc^e Strjt 2)ios^ kuribes nennt beibe bätos unb unterfc^eibet le^tere von ber erfteren burrf) bm Sn\a^ idala, roeil fie in SHenge auf bem (Serge) 3ba roac^fe. (Er fagt von ben beiben: ^2)er ^t^^^tftrauc^ ift Diel sarter als ber aSrombeerftrauc^, ^at nur kleine Stacheln unb finbet fid) aud) gan} o^ne Stapeln {voas^ übrigens aud) je^t noc^ ber $all ift). SRan be^ nufet beibe ©trSuc^er in berfelben äBeife.*' STad) bem gried)ifd)en »el^ fpiele nannten auc^ bie 5Römer (j. SB. ^linius) bie Himbeere im ©egen* fa^ jur Brombeere rubus idaeus. 3)ie Himbeere (Rubus Idaeus), aus beren grrüc^ten ebenfalls ein too^lfc^meckenber Beerenmein ge^ keltert roerben kann, tourbe teilmeife ft^on im SHittelalter in Älofter^: gärten angepflanjt S5om I6.3a^r^unbert an rourbe fie bann auc^ fe^r ^öufig in btn ©arten ber Bürgersleute kultiviert. 2)er im 3a^re 1560 in Bafel als ©o^n eines 5Refugianten aus Slmiens in ber pcarbie ge^» borene ftafpar Bau^in fagt in einem 1598 in JJtankfurt a. Sßain er^^ fc^ienenen äBerke botanifd)en S^^^ölts, ba^ bie Himbeere in Böhmen aus ben SBölbem in bie ©arten oerpflangt fei, unb (i^lufius untere» fd)eibet in feiner 1610 in Slntmerpen erfc^ienenen ©efc^ic^te feltener ^flansen rote unb rDeiße (gelbe) Himbeeren- 3^ unferer ein^eimifc^en kam im 19. 3o^t^unbert bie kanabifd)e Himbeere (R. odoratus), beren grofee, rote, in 3)olbentrauben gehäufte Blüten mit leichtem SBo^lgeruc^ flache, rötliche 2frü(^te hervorgehen laffen, bie aber jum ©ffen keinen befonberen ©enuß gewähren- 3)es^alb mirb ber mit

9t c i n 6 a t b t » SuUurßd^i^te bct 9lut(pflanaen. II. 41

642 SHe 3\tthtMmt unb 3ttttltftu4Kt.

grogen, me^thq^frtgen Bl&ütm befe^e 6trauc^ bei uns nur ote 3^^^ pfUmje toüttoiert

2)ie (Stbbeete (Fragaria vesca) finben orii sunt erftenmal bei Ooib tiitb 93er0U im 1. ^^^^^tinbert t). (£^r. ate fragum enoä^ $littiii0 ber ttUtere nergleic^t bie Srnu^t mit betfetügen bes (Erbbeer^ boum« (unedo) unb fagt, boJ^ beibe fic^ burc^ i^re 6ttbftan3 tmter^ fc^eibett Slu^fUmje max fie ouc^ im aHittelotter ttic^t blog il^rer SrtiU^te, fonbem ouc^ bec Sl&ttet toegen, bie Dietfac^ ate j^eilmittet bemi^ iDutben. fiultutpflanse ober tourbe fie etfl im 16. ^o^^unbert 3n einem 1537 in Sofel etfc^enenen botanifc^en SBecfce etjö^It Sluet Iiu0, bog bie (Srbbeere in bie (S&xtm Detpftonji merbe, bamit {ie größere 2rrflc^e gebe, unb bag babei bie roten Srtflc^te fiü^ teilmeife in uieige umgeänbert Ratten. St^nlic^e eingaben finben fic^ aud) bei ben beut[(^en IDätem ber aSotanift SBei (Eto^ol^ 1690 nierben noc^ bie:^ felben S3arietaten ber SBoIberbbeere ote (Bortenpflansen genannt, ebenfo bei aCeinmamt in Slegensburg 1737. (g$ ^ot alfo lange gebauert, bt^ t)or omerifuxnifdlie (Srbbeeren nac^ 2)eutf(!|)lanb gelangten; benn nac^ SUp^onfe be (EanboUe mürbe bie frühreife norbamerikanifc^e i&xb^ beere (Fragaria virginiana) mit grogen, faft feugetigen, tiefgrubigen, fc^arlac^roten Srtüc^ten am S3irginien erft 1629 in englif(^e unb bie c^ilenifc^e (Srbbeere (F. chilensis) mit ben grögten ghnEb^ten unter allen (Erbbeerarten 1715 in fconsöfifc^e (Härten eingeführt Sediere 8lrt mürbe 5uerft am Mus6 d'histoire naturelle in $ari0 gepflanzt unb von ba verbreitete fie fic^ nac^ (Englanb, 2)eutfc()Ianb unb bm übrigen 2&nbtm (Europas. aSaftarbformen beiber ^at bann bie euro« pfiifc^e (Bartenkultur in bm Slnana^erbbeeren ^eroorgebrac^t, beren groge, mo^Ifdltmecftenbe Srrflc^te ^eute in folc^en SHengen auf bm SEarKt kommen, bag fic^ auc^ ber Unbemittelte an i^nen für menig ®elb erlaben Kann.

Xlber bie cbUenifc^en (Erbbeeren fdl^reibt ^rofeffor Dtto Bürger in feinem 1909 erfc^ienenen Suc^e: Slc^t ätfix^ unb S95anberja^re in (lt)\k: ^2)ie erfte Srtud^t be0 Srrü^Iinge ift bie (Erbbeere. (Enbe Oktober bi0 in bm 2>e5ember hinein ^ört man fc^on frü^ morgens bie ^xuüb^ lero0, bie (Erbbeerenoerköufer, meiere non Stenca unb dondfoli kommen, i^re 993are, bie in 5mei Sorben au0 ro^en Rauten über einem Snoul^ tiere ^&ngt, aufrufen: „la frutilla, la frutilla^ ober „el frutillero, el frutillero; compra la frutillal^ Unb bann kann man 100 SQammut« erbbeeren anfftnglicb für 60—50 (1 SEark bi« 85 qjfennigeX fpäter für 40—30 (£:entaoo0 (68—51 qjfennige) erfte^en.

3)le Sicrbftume utib 3lerftTfiu*er. 643

2)ie OrtutUIa (Fragaria chilensis) tft eine eln^eiml[d)c Slrt, In bcn mittleren unb fübUd)en ^rooinjen, Dome^mllt^ in ber SorKorbülere tjon STuble unb im JBereic^ ber aüfte von Ö^oncepclön bis jum 5Rio ^Palena unb cielleic^t bi« jur SHageltiaen^rttaBe tjerbreitet 2)ie ffitb^ beere ift bcw einjige c^Uenifdje ©etoäd)«, roelc^es toeßen feiner 2rrü(f)te nac^ (guropo Derpflanjt rourbe. 3)em fran5ö[if(^en (Belehrten unb Slelfen^ bm 2rreaier gebührt [olc^e« Serbtenft <ßr na^m im 3a^re 1712 ober 1713 fünf ^flansc^en von (Soncepdön mit, t)on benen er ober jtoei bem ßopltän feine« 6(f)iffe0 als SSergütung für ba» jum »egiefeen erforberlic^e füge SBaffer ju belaffen ^atte. 3)ie übrigen brei brachte er nac^ 2h^anlirei(f), unb fie riefen alle jene großen Kulturen ins ßeben, toeldje es bis 1820 gab; bann erft geftattete bie größere iganbete^ frei^eit einen Slac^fc^ub (dl (Bog, Agricultura, JBb. 2, 6. 113—114). Sfla^bem fic^ bie ^lU^nifc^e (Srbbeere in Europa t)erebelt ^atte unb ju riefigen 2)imenfionen gejüc^tet n)orben roar, rourbe fie xDieberum nad) (Si)\it oerf(f)lfft unb gab ^ler jenen ausgebe^nten (Erbbeerc^acras (chacra, aus ber inbianift^en Quetf^uafprac^e ?Peru5 entnommener SlusbruA für feleines fianbgut) ben Urfprung, role fie bereits in ber SlKtte bes t)orlgen 3öt)tl)unbertß um ©antlago ^erum beftanben. Slamentllrf) Don Sinbem mirb noc^ eine kleine Sorte als fresa angeboten, bie ber (S^ilene gern 3ur JBomle nimmt er braiit ftd) ein folc^ies (Betrank au0 serquetfc^ten (Srbbeeren unb 993eiga)eln. 2)iefe ftammt von ber gemeinen europäifdien ®rbbeere ab, bie 1830 nac^ (i^^ile eingeführt tDurbe-'' a5on bzn über 400 ©rbbeerarten, bie von unferen (Bärtnern burc^ :Sreu5ungen unb ßulturpflege ersielt tourben, Ift auger ben vox^ genannten befonbers auc^ bie grogblumige ober Slnanaserbbeere (Fragaria grandiflora) aus ©urinam mit großen, f(f)arla(^roten, öer^^ f(^leben geformten, meift breiter als i)of)m, unregelmäßigen, oft faft ge* läppten Sc^einbeeren jur SBaftarbierung benu^t roorben.

2)ie rote Johannisbeere (Ribes rubrum) toar btn (Briedjen unb ?lömern unbekannt Z^ (Brlec^enlanb toärf)ft blefer ©trauc^ überhaupt nl(f)t unb in Jtolien nur auf ben (Beblrgen Im Slorben bes fianbes unb bort auc^ nur fparlic^. 6onft ift biefe ^flanje in ganj Snittet unb STorbeuropa, in ©kanbinaoien, Slorbrußlanb unb ©ibirien, tote auc^ auf bem Himalaja ^elmlfc^. 3)er Jo^annlsbeerftraud) foll angeblich burc^ bie Slormannen nac^ Srrankreic^, von ba nad) Sponizn unb ber ©(^toeij gekommen fein, toas aber fl(f)er unrichtig ifi ben ©c^riften bes Sltittelalters roirb bie 3ot)annisbeere oor bem 15.3a^r* ^unbert nidjt ertoä^nt Überhaupt ^at man in SUitteleuropa, u)le Sauen*

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644 SHe Sitrbftume unb Stetfttauc^er.

ftein feftfieUte, bte jur elften 5^fte be$ 13. 3<^^^^uttbect0 noc^ feetnerlei Seerenftr&uc^er kultiviert, bafttr fammette man bie tmlbtoac^fenben iBeeren. (Srft ju aSeginn be0 15. ^o^^^unbetts toirb bie Zo^annis^ beere jum erftenmal in einem SEanufKript genannt, bca bie (SlofTe „ribes sunt Johannesdrfibel'' enthält 9loc^ in ben 3^^i^en 1484 unb 1494 mirb fie in einem SUainjer unb ^affauer gerbar al$ sant jobans tniblin fe^r mangelhaft abgebilbet 2)er au0 ben serbrüditen grrflc^ten ausgepreßte 6aft tourbe 3U @irupbicfie eingekocht unb gegen SEagen^ leiben unb 3ri^ber gegeben. STotfj im 3^^^^ 1557 rourbe fie in (Bng*^ lanb nic^t kultiniert, ba fie nic^t auf ber fiifte ber bamals bort an- gebauten Seerenobftarten figuriert, unb felbft im 3^^i^^ 1597 max fie in Srrankreic^ eine Seltenheit unb befag noc^ keinen (Eigennamen. Sie tourbe bamate bort ate groseille d'outremer bejeic^net, tx)ie fie fe^t nod) in (Senf raisin de mare unb im :äanton 6olot^um in ber Sd)müi SHeertrübli genannt mirb, inbem man fic^ einbilbete, fie fei fibere SHeer in bie betreffenben (Segenben gekommen, tx)ad fidler unrichtig ifi 9lur büB eine lägt fic^ au5 folc^en Sludbrücken erkennen, bog bie 3o^anni6^ beere ate tima& Srrembes, von ausmavtB 3^ortierte0 in biefe fiönber kam.

2)er Slame ribes, ben bie ^ftanje in ben Slr^neibilc^em bed 16- Z(^^^^^^^^ erhielt, beruht auf einet a3ern)e(^f[ung. 2)ie Slraber benu^en namlic^ unter biefer SSejeic^nung eine auf ben (Sebirgen @grieni$ mad)\tnbz Sl^abarberart (Kbeum ribes), bie in (Europa oolk ftanbig fe^It, als geft^a^tes g^UntitteL 2)er Slrst 6erapion, ber im 13. 3^^^unbert in 6panien ober SUarokko gelebt ^aben foU, meig noc^, bag ber ec^te ribes in Serien toäc^ft, aber er fagt, bog einige Slutoren btn Sauerampfer, acetosa, barunter oerftänben. 3)er Slrjt SHatt^eus 6gloaticu0 fü^rt auger Sauerampfer auc^ noc^ coccus ate Sunogat bes edjten ribes ber Slraber an. fie^teres finb aber bie ftermeskömer, bie burd) ben 6tid) ber ßerme6fd)UbIau6 (Coccus ilicis) ^en)orgerufenen Slusmüc^fe ber in 6übeuropa unb im Drient ein^ ^eimifc^en Sermeseic^e (Quercus coccifera), bie ate rote, runbe, etroas föuerlidje Sermeskömer bis t)or etma ^unbert 3^^^^ i^ ^^^ ^o^ t^ken gebräud)Iid) maren unb beren frifc^er 6aft mit Becker ein« gekocht ate 9Ud)erme$konfekt feilgeboten tourbe. Seim toeiteren 6uc^en nac^ ber arabifd)en g^fictnse ribes kam man baju, bie ^Beeren bed 3o^anni£^beerftrauc^e0 in Slorbeuropa arsneilid) ju Derroenben unb ber ^flanje biefen Slamen ju geben, ber i^m ate ribs im 2)änifc^en unb rips im ©c^mebifc^en bis auf bm heutigen Xag verblieb.

S>ie 3tetbetume unb 3ierfttftu4er. 645

Gegen bod (Sxibt bts^ 14. 3ci^t^unbert0 kam ber 3o^cinntobeer» ftrauc^ 5uerft in @übbeutf({)Ianb in Kultur, inbem feine aSeeren mebisi:» nifc^e a3ertDenbunfl fanben. öier reift er ft^on um 3o^anni (24. 3uni) unb mürbe bee^olb in S3erbinbung mit feiner Sinnlichkeit mit ben Xrauben ote sant johannis trObelin beseic^net 3^ bem 1539 jum erftenmol in Strasburg herausgegebenen ^^reuterbuc^" be0 ^terongmus Sock ^eigt e0 t)on i^m: „^os ^olbfelige beumlin, bas bie molfc^meckenbe ro^te Zoffoxins Xreublein bringet, mflrt faft inn bm fiuftgärten ge« pflanzet '^ 93on ^ier cms ^ot fic^ bie :guttur bes aSeerenobftes nad) SBeften unb Slorben verbreitet 3^ 9lorbbeutfd)Ianb finben mir ee 2um erftenmal im nieberbeutf(f)en ,,®aerbe ber funt^eit", fiflbeck 1492, mo e0 3libe0 unb @unte ^o^ansbrnuen genannt mirb. S3on Sronk^ reic^, mo bie ^o^annif^beere juerft in einem 1536 in äSafel gebruckten breib&nbigen lateinifc^en Süerke von 3* ^lueUius ermähnt mirb, kam fie nac^ aSelgien unb :&oIIanb unb von ba nac{) (Snglanb. Gegen bos (Snbe be£» 16. ^^^^t^unberts kcamtt man oerfc^iebene :äultunaffen ber Johannisbeere, unb d. (üufius erhielt im Z^^^ ^^^^ ^^^ Slmfterbam eine Dermutlic^ in (Snglanb ge5üd[)tete meigbeerige Srorm, bie Dörfer nxd)t bekannt mar.

3m 16. Zof^x^nnbttt, ate man überall beftrebt mar, neue ^flangen in bie Gärten au^une^men, ^ot man bie 3onannisbeere 5uerft nac^ 3talien Qthxadft 3^ ^tnem 1561 in Strasburg gebruckten lateinifc^en SBerke bes 3^^^^^^ Sonrab Gesner mirb ermähnt, boJß in Orloren} eine rote 3onanni0beere vorkomme mit ^afelnuggrogen Srrüc^ten von fe^r faurem Gefc^mack. ^^utigentags mirb bie 3oncmni0beere in 3talien fo gut mie gar nic^t kultiviert, btnn fie gebeizt bort fe^r \d)lt^t 2)as gleiche ift in Griec^enlanb ber SroU, mo bie Srrflc^te phrangkostäphyla, b. \). Srankentrauben, genannt merben. 2)a nun bie Griechen alle Süefteuropäer iSxanktn nennen, fo gibt biefer Slame an, mo^er bie 3o^^nni0beere nac^ Griedjenlanb gelangte.

2)te fc^marje 3o^anni$beere (Bibes nigrum), gleich ber vorigen mit asifltentrauben verfemen, von i^r aber burc^ fc^arje Seeren ver:^ fc^ieben, mar im Slltertum ben Griechen unb Slömem ebenfomenig ate bie rote 3o^anni0beere bekannt @ie f)Qt mie biefe i^re 5^imat meiter nörblicl) in SHittet unb Slorbeuropa, burcl) gan} Sibirien bis jum Stmur unb im SBeft^imalaja unb mäc^ft in feuchten Süolbem. Grft in ber ameiten :^&tfte bt» 16. 3^^t^unbert0 mürbe man auf fie aufmerke fam, aunäc^ft mo^l burc^ i^re Sinnlichkeit mit ber roten 3o^anni9beere. Slber bie JJrüc^te, bie einen entfc^iebenen Gefc^mack nac^ äBanjen

646 ^e 3ierbaume unb SierfttAuc^er.

^aben, fanb man gunftdift bmd)aua ntd)t angenehm. (Stft fpftter ge^ tDö^nte man ftd) baran unb Diele fanben i^n fogar t)öc^[t angenehm, fo boSß man feine 2rrüd)te n^ie biejentgen bet toten ^o^^^^i^tieere ju :Konfitflre unb (Belee einmachte« Si 2)obonaeu6 gibt in fetner 1583 juerft etfc^ienenen SSotanik eine gute Slbbitbung von i^r, fagt aber, bag fie nur feiten in (S&rten angebaut merbe. fie (Sranb b'Sluff^ be^ rid)tet in feinem 1782 oeröffentUd)ten JBut^e Histoire de la vie priv6e des Fran^^s, bag ber von i^m cassis genannte @trauc^ feit kaum 40 3o^T^w in bm ©orten grankreic^« gepflanjt roerbe, unb iwat nur infolge einer Srofd)flre, bie biefer $flanje alle nur erbenkbaren guten (Eigenfd)aften anbid^tete. Slu6 feinen Srrüc^ten roirb ein beliebter, fe^r iDo^lf^meckenber fiikör bereitet

SBie bie rote unb fc^marje Johannisbeere ift bie Stachelbeere (Ribes grossularia) im gemäßigten unb nörblic^en (Suropa unb im fibirifc^en SBalbgebiet bis jur 9llanbfd)urei unb Slorbc^ina, ebenfo im roeftlic^en ^li^oto)^^ unb auf bem Sltlaegebirge ein^eimifd^. 2)te (Briecf)en unb Slömer kannten fie nic^t, and) ni(^t in toilbem S^ftanbe. 3>er @trauc^ roirb juerft in einem ^falmenbuc^ be0 12. Jc^^i^^unbertd ote groiselier jur aSejeitfjnung eines 3)omenftraurf)s unb bie 3rntrf)t t)om XroutJöre (= bem prooenjalifc^en Xroubabour) ?lutebeuf im 13. Z^^^^ ^unbert als groiselle ertoä^ni 2)ie Umftänbe, unter benen bies ge:' fd)ie^t, finb aber fold)er Slrt, bag biefe SSeseic^nung nac^ ben Shis^ ffl^rungen oon Srifc^^^'^SSengon e^er auf ben S93eigbom als auf bie @tad)elbeere ju begießen finb. J^^^^f^U^ ^^^n in biefen beiben fällen nur eine tDilbn)ac^fenbe ^flanje gemeint fein. 2)ie erfte unjmeibeutige (SrtPä^nung bes 6ta(^elbeerftraud)s finben toir im bereits erroä^nten, 1536 in aSafel gebrückten lateinifc^en a3u(f)e t)on 3- SluelliuSi ber barin Don i^r folgenbes fagt: „2)ie 93eere bts bomigen 6trauc^es toirb im unreifen 3i^ftonbe megen einer nic^t unangenehmen Saure ftatt faurer Xrauben gu @aucen ober @uppen benu^t. 2)a fie gleic^fam bas Stus^ feilen einer Sreige (grossulus) auftoeift, nennt bas S3oIk ben Strauch grossularia (groseillier) unb bie $ru(f)t grossula (groseille). 9la(^ erlangter 3leife toirb bie 93eere fo füg, bog fie gegeffen toer ben kann; btnnod) toirb fie bei üppigen 993[a^lgeiten Derfc^m&^t, n)o^l aber von fc^toangeren gfrauen begehrt." SBeiter fagt er, bag bie 6ta(^elbeere in ben ©arten t)öufig gu finben feL 2)a er 1474 geboren tourbe, fo reicht feine ©rinnerung bis in ba9 15. 3ö^tt)unbert gurütfc, unb toir muffen annehmen, bag er fie ollerbings in fe^r toenig oerebelter Sform fc^on als ftinb kannte. 3^ 3)eutfc^lanb erroä^nen fie juerft ioitto^

!5)ic Slerbftume unb 3tft|lttau(!^cr. 647

n^mud aSock 1539 unb &onxab (Seiner 1542 ate noc^ toenig bekannte ©ottenpflanse. ©ie nennen pe ©roffelbeere unb grossularis unb empfe^en fie in erfter Sinte al0 igeckenpflanje« (Erft gegen bca (Sxibt be« 16. 3ö^t^unberte max bie Äultur ber ©tarfielbeere in 2)eut[c^lanb jiemlid) allgemein getoorben unb erjog man balb beffere, grogfrfld)tige ©orten. Z^ Z^^^^ 1589 erhielt ber JJranjofe Carolu« Ö^Iupu«, 93o* tanikprofeffor in fieiben, oon (i^rolu^ be Xaffis^, iBürgermeifter oon Slmfterbam, eine au$ (Snglanb erhaltene ©tadjelbeere mit roten grtüc^« ten unb 1514 [a^ er im Garten ju fieiben eine ©orte mit bunkelroten Srrüc^ten, ma^renb er oor^er nur grüne ©tac^elbeeren mit größeren Srrüc^ten ate bie loUben Slrten gekannt ^atte. 2)a0 eine fte^t feft, bag bie Stachelbeere ate fiulturpfianse von SBeften nac^ Dften unb Sflorben toanberte. Z^ fieiben gebeizt fie fctjtec^t, nod) fc^letj^ter ate bie Zo^ ^annii^beere. 2)a6 frangöfifc^e groseillier unb groseille bezeichnete ursprünglich bm ©tacf)elbeerftraucf) unb feine 2rnid)t, ro&^renb bie 3o^anntebeere burc^ bie Sufä^e rouge unb d'outre mer von i^m imterfc^ieben rourbe; ^eute bebeutet e0 bie 3o^anntebeere, oon ber man bie ©tac^lbeere ate grosseüle ä maquereaux unterfcf^eibei (Begen^ tDärtig roerben ate reife ©peifebeeren bie jum Xeil taubeneigrogen Srormen bevorzugt, meiere urfprüngtict) in ®nglanb gegüc^tet mürben unb gern ^o^ftämmig gesogen merben. ^ierju pfropft man bie ©tac^el^ vok bie 3o^anntebeeren auf ©tämmc^en ber früher befpro^ ebenen, 1812 au« 2lorbamerika in unfere ©arten oerpflansten golbgelb blü^enben ^o^^nntebeere (Rlbes aureum). Slle^rere amerikanifctje ©tcu^elbeerfträuc^er roerben bei un$ ate 3terftrau(^er kultiviert

äBie 3o^cmnte^ unb ©tac^elbeere ^at ber SHenfc^ aut^ bie :&im^ beer:» unb aSrombeerftaube in Pflege genommen unb burc^ Kultur:» oudtefe bebeutenb Derebelt, toä^renb ^eibeU unb ^relgelbeeren nac^ nrte x)or nur im toilben 3wftanbe bekannt finb unb nod) immer roie in ber Urjeit bem Sllenfc^en reichen (Brtrag liefern. Sie öeibelbeere (Vaccinium myrtillus) burc^jie^t ben SBalbboben mit i^ren unter^^ irbifc^en braunen ©proffen toie ein biegte« STe^toerk, treibt grüne, kantige ©tengel, beren fetoeilige Xriebfpi^e balb ba» Süac^^tum ein^» fteUt, m&^renb fettlic^ unter i^r ein neuer Xrieb abstoeigt 2)aburcf) erhalten bie beblätterten ©tengel i^re eigenartige SJerjmeigung. 2)ie rötlic^grflnen, kugeligen SBlüten ^fingen einsein an ben Slftcf)en unb laffen nac^ ber Befruchtung burc^ Infekten fene loo^Ibekannten \ä)V3ati^ blauen, bunkel bereiften aSeeren ^eroorge^en, bie vermöge ber Orärbe^ kraft i^ree bunkelroten ©afte« vielfach ber ,,^tQ:)ein''fabrikation

648 SHe Stetbftume unb Sttcftcftuc^er.

bienen. SHe etfdrmtgen, bfinnen asiöttet bet 5^^^^ f<^Um ini :&erbfte ab, toa^renb bies bei ben leberigen Slättem ber immergrflnen Preiselbeere (V. vitis idaea) nic^t ber ^aü tft Sediere ift mdft nur im SBoIbe 3U ^aufe, ttrte erftere; fonbem bebedtt ctuc^ toeite 6trecben auf bürrem :&eibebobett Z^^^ rötU(|}tDeigen, glockigen fBtättn brängen fid) in Xrouben am Xriebenbe sufammen. SHe leuc^tenbroten Seeren reifen erft noc^ bm ^eibelbeeren unb loerben toentger frifc^ oenoenbet ate biefe, um fo me^r ober in eingemachtem B^^r^^n^^

Seltener ift bie cmf SRoorboben toac^fenbe Slaufc^beere ober 6umpf^eibelbeere (V. uliginosum), beren groge, fc^marje, ^ell« bereifte ^tild)te ebenfalls egbar, aber oon fabem Gefc^ma^ wmn cnu^ nic^t berauf c^enb finb, toie man früher fälfc^Hc^ermeife glaubte, toe^:' ^alb man fte Slaufc^beeren nannte. 6ie ftnb inbeffen narkotifc^ unb bemirken, in SKenge genoffen, Kopffc^merjen unb (£tbxtii)m. 2)ie ^flanje mit t^iel größeren unb kantigen, braunroten 3^^^^ ^^^ ^^ ber :^eibelbeere unb bl&ulid)grünen, gangranbigen asiöttem, trogt Diel jur 2)orfbilbung bei 2)ie SHoosbeere (V. oxycoccos) bagegen, bie befonbere auf ben mit Xorfmoos^ überjogenen SUoorgrflnben ber ^od^ moore gebeizt, ift ein kleines @träuc^lein mit fabenförmigem 6tengel, jierlic^en, immergrünen SSlättc^en unb an langem Stiele nickenben rofenroten SBlüten. 2)ie roten, erft nac^ einem Srrofte genießbaren 93eeren finb nur für Slorbeuropa, rpo bie ^flanse häufig vorkommt, toic^tig unb tx)erben rpie bie ^reigelbeeren eingemacht (Sine grögere IBebeutung ^at neuer bings bie in Slorbamerika ein^eimifc^e, unferer SHoosbeere fe^r ä^nlicf)e, nur größere Kronsbeere (V. macrocarpumj erlangt, meld)e i^rer genießbaren Srtüc^te megen auc^ bet uns jum älnbau auf Xorfboben empfohlen toorben ift Z^ ^^^ Q^mot t)<d man fie, bie man bort cranberry nennt, auf feuchtem (Selönbe in größerem Sllaße angepflanzt @te gibt bort reid)e (Erträge an SSeeren, bie größer unb billiger als bie ^reißelbeeren finb. Siel kürjere 3t\t finb smet SSrombeerarten in :Sultur, nämlic^ bie norbamerikanifc^e fioganbeere, bie 4—6 cm lange rotbraune 2h:ü(^te t)on angenehmem ®efd)mack liefert, unb bie japanifc^e Süeinbeere, bie hellrote, t)on einem rotbraun behaarten Keld^ eingef(|}Ioffene, mo^lfc^me(ftenbe SSeeren Don ber (&röße einer :^imbeere liefert Slud) um bie S3erebelung bes aSeerenobftes ^at fic^ ber Slmerikaner fintier iBurbank in Kalifornien in ^o^em Sllaße nerbient gemacht Süeld^ große t)olksmirtf(|}aftlic^e IBebeutung bie ein^eimifc^en Süalbbeeren befi^en unb toelcfien SSerbienft fie ber fie meift koftenlos einfammelnben ärmeren SBeoölkerung bringen.

ü

2)te SierbAume unb Sierftretuc^er. 649

bann man au0 ber Slngabe ermeffen, bag bet (Ertrag batan in befonber^ Quten^ü^ren für bo^Sebiet einer einjigenOberförfterei bi0 100000 9nark betragen kann.

9Son toeiteren aSeerenfrflc^ten finb enblic^ noc^ biejenigen ber SUiftel (Viscum album) ju nennen, beren j&^fc^Ieimiger 3n^alt bei und 3ur ^^ft^u^S t)on SSogeUeim benu^t mirb, m&t)imb in 6übeuropa ^ierju berfenige ber Slientenblume (Loranthus europaeus) bient. 2)iefer 6c^maro^er xx>&d)\t Dorjugetoeife auf (Sid)enarten unb Saftanien. @c^on im SUtertum mürben bie SSeeren bes Sorant^us, ber bei bm ®rie(|)en ixla unb bei ben Römern viscum f)k^, in biefer SBeife oer« toenbet, mee^alb ber SSogelleim felbft bei jenen ixos unb bei biefen viscum ^ieg. 60 fd)reibt 2)iodkuribes(: ^2>er befte S3ogeUeim miib von ber runben Srnid^t ^nes Strauc^e^ bereitet, ber auf ber (Eic^e m&^]t unb beffen SSIötter bem a3ud)dbaum (p^xos) ä^nlid) finb. 2)ie Srru^t mlxb 5erftogen, bann gemafc^en unb in SBaffer gekocht SHanc^e ftellen ben S^ogeüeim anö) kurjmeg burc^ :Kauen ber Srnic^t ^er." 6ein Beitgenoffe piniu0 brückt fic^ i^n ä^nttc^er 993eife aud. (Sx fagt: „^tt befte S5ogeUeim kommt 00m viscum ber Steineiche (robur). 3)iefe mttbtn jur ffimteseit gefammelt, toenn fie noc^ unreif finb; bmn bei fpäter folgenben Stegeng^ffen mac^fen fie stoar noc^, aber ber fieimftoff nimmt ab. SKan tro&net fie, serftöfet fie in einem öolsmörfer unb kod^t fie in Süaffer, bi6 nld)t& me^r obenauf fc^mimmi 2)ie i&f)t SQaffe mirb bann, beoor fie jum SSogelfang Derroenbet mirb, mit Slugöl jufammengeknetet ©ie mirb aud) ju ermeic^enben ^flaftem oer* toenbet Sllanc^e glauben, bas viscum u)erbe burc^ religiöfe &xi^ u)irkung kräftiger, roenn man nömlic^ bei Sfleumonb vaib o^ne (gifen ansuroenben von ber ©teineic^e fammle. ffi« fei bann auct) in anbttn 2fäUen roirkfam, oorau«gefefet, ba^ bie (grbe nic^t berührt

^abe.«

2)ag biefe 6c^maro^er nur auf aSaumen unb nic^t auf ber (Srbe gebei^en, ^at fc^on bie (Belehrten be« SUtertum« bef^öftigi S^ter^^ effant ift, baß fc^on I^eop^raft im 4. S^^i^unbert ü. d^t. von ber aSerbreitung biefer SHifteln mugte, bag fie burc^ S3ögel (t)or3Ug0tDeife von ber SüiftelbroP) bewirkt wirb. (Er fd)reibt in feiner $flan5en^ gefc^ic^te: ,,3ebenfalte ift ein äBunber, bag bie 3siö^8lrten, toelrfie boc^ eine tüchtige Srnu^t ^aben, burc^au0 nxd)t in ber (Erbe keimen. 6ie mad)\m nur auf SSäumen unb entfte^en jemeilen oüb 6amen, bie von 93ögeln t)erfd)Iuckt toorben unb mit beren Sot auf bie iBöume gekommen finb. Pan(|)e (Eichen tragen fotoo^l bie Sliemenblume (ixia)

650 2)te 3^^^^^^ unb SterftrAu^er.

ote bie SUiftel (hyphear), urtb itoar toäc^ft erftere auf ber Slorbfette unb leitete auf ber @flbfette bed Saumes."

2)te SRiftel ift neuerbings baburc^ fe^r intereffont gecDorben, bag Derfc^iebene , äugerttc^ ntc^t unterfc^eibbare klaffen von i^x feftgeftellt röutben, bte jeoeUen nur auf beftlmmten SBaumatten gebei^en. ©o ge^t bie auf unfern Slpfelbäumen unb Sd^tDarjpappetn verbreitete Srorm tDO^l auf anbere Saub^ölser, am feltenften auf (Stehen, nic^t aber auf Slabel^ölser über, toä^renb bie Xannenmiftel audfc^ieglic^ auf ber 933eigtanne rpäd)ft, :giefem unb 2rici)ten bagegen gemeinfam eine britte gorm ju befifeen f(f)einen. 3)a& bie mitten im SBinter in ben kahlen Saumkronen grflnenben SSüfc^e in ber SUgt^oIogie unb im Sol&^glauben unferer Sorfa^ren eine getDiffe SloIIe fpielten, ift fe^r begreiflich. Slac^ ber germanifc^en Sage xDurbe ber lichte (Sott bes Sommers, Salbur, oom bltnben äBintergott ^öbur burc^ einen SUiftelpfeil getötet (Es ift bies ber ftra^Ienbe Sonnengott, ber im SBinter von ber Wadj/t ber 2rinftemis ba^ingerafft m\xb, um im 2frü^ling aufs neue in Jiigenb:^ lieber $ra(i)t 3U erfte^en. Unb bag bies ber Srall fein loerbe, bafür bietet ber SRiftelstoeig (Seroä^r, ben man in Slac^a^mung ongelfädjfifc^er Sitte am S^f^ft neuerbings aud) bei uns bei ber SBinterfonnenmenbe in bzn Süotinungen auf^&ngt; benn ber gabetige SEiftelsmeig ift bos Symbol ber 993ieberbelebung ber erlofc^enen Sonnenkraft, bie nac^ altem Volksglauben in ber Slliftel allein lebenbig bleibt, tote fc^on öugerlic^ i^r äBeitergrünen auf btn im 993inter toie erftorben i^rer asiätter beraubt bafte^enben fiaubbäumen bemeift 2>a^er rü^rt bie all^eilenbe unb belebenbe Sraft besfelben gegen alle Abel Slm Xage von aSalburs Sleugeburt, mmn bie grögte Sonnenfc^Doäc^e DorOber ift, am 3ulfeft ober am Sleuja^r, fammelte man feierlich bie ,,8111' ^eilenbe'', um bie 933o^nung toa^renb ber Sr^ftseit bamit ju fc^mflcken unb 3U toei^en. Sl^nlic^e m^t^ologifc^e aSejie^ungen ^aben unjmeifet: ^aft auc^ 5U ber augerorbentlid)en Verehrung Seranlaffung gegeben, bie bie Süiftel bei bzn keltifrfjen ©olksftömmen genog. 3^re ^riefler, bie 2)ruiben, berid)tet pinius, kennen nichts ^igeres als bie SHiftel unb e^ren oud) ben Saum, auf bem fie n)äd)ft, namentlich toenn es eine (Eic^e ift 2>ies ift aber nur augerft feiten ber SralL &atte man nun ausna^mstoeife eine folctje auf bem bem 2)onnergotte ^eiligen (Eic^^ bäum entbeckt, fo tourbe fie mit groger Oreierlid)keit am fectjften Xage nac^ bem SIeumonb ju Zoifxtsbtglnn eingeholt Slac^bem man unter b^xn ^eiligen Saum bie gehörigen Dpfer bargebrac^t unb bie Sr^ft^ ma^ljeit veranftaltet ^atte, beftieg ber in toeige (Seioanbung gekletbete

3)te 3ierb&ume unb 3lerfträu*er. 651

oberfte 3)rulbe bcn Saum, [(finitt mit ctner ßolbencn 6i(f)el blc SKlftel ab unb toarf [le in [einen SHanteL 3)ie[e von ben Selten bie „Wlt^ t^eilenbe" genannte ^flanje burfte ben 93oben nid)t berühren unb ^alf bann angeblich gegen alle Seiben, taurbe natf) piniuß inebefonbere jur öeilunß ber (gpllepfie tjertoenbet 2)erfelbe römlfiije Slutor be=s jeic^net ba« 3leujat)r5feft als ben öauptfammeltag für bie Slliftel, unb in Srtanktetc^ ^at [ic^ noc^ in manchen (Segenben bie uralte Sitte er^ galten, ba^ Sinber am STeuja^r mit einem SHiftelbufc^ von §axi« ju ^(ms laufen unb mit bem ^uf: Aguillaneuf (entftanben aus: au gui Tan neuf) (ggtoaren unb ein ©elbgefc^enh verlangen. 3^ Seutfc^«: lanb fc^eint ber ?luf ,,(5ut^gl'' unb bas STeujatjrss^^Slnfdopfen" mit grünen ?luten b^m ju entfprec^en. Sunt 6rf)lu& foU no6) bie (Bigen^ tümlid)keit ertDä^nt toerben, ba^ auf bcn faulenben Stengeln ber SEiftel ein befonberer ^ilj (Tubercularia visci) unb auf bm SBlüten ein be* fttmmter SBlattflo^ (PsyUa visci) lebt.

XXXL

Die Slu^pläet

(Slne0 ber toic^tigften Slo^probufete be0 $flan}enretc^e0, ba0 auf atten Gebieten menfc^Hc^er Xätigkeit bie mannigfoUigfte S3erQ)enbung flnbet, ift ba0 igolg. Stii0 i^m ^at fi(^ ber tertiäre Urmenfc^ neben ben aufgelefenen Steinen feine erften SSSerfijeuge unb 993affen jur Unterfttt^ung unb 93erlangerung feiner Slrme gemacht, beoor er fic^ nod) (Berate au0 Sreuerftein ^er^uftellen b^anxL Unb |e ^ö^er et fp&ter in ber Sitltur fortfc^ritt unb je me^r er ium :gerren ber (Srbe mürbe, um fo grögere SBebeutung gewann für i^n ba» ^olg ate un^ entbe^rli(^e0 Slo^material für alle SBebürfntffe be^ täglichen fieben^, }u allerlei :&antierung unb jum ^Brennen.

Unter ben mannigfaltigen :&ol5arten, bie i^m in Derfc^iebenen (Begenben unb ju Derfi^iebenen Sitten in mec^felnber SOenge unb SBe« fc^affen^eit ju Gebote ftanben, mugte er babei für bie Derfc^iebenen Sroecke eine Stusma^I ju treffen, inbem er balb bie (Sigenfc^aften ber oerfc^iebenen igoljarten kennen lernte. 2)abei ftanb i^m gerabe in unferm kontinent gegenüber Dftafien unb befonber^ Slorbamerika eine fe^r geringe Studma^I t)on :&ol5arten jur S3erfügung. ®o fe^en kaum 40 ein^eimifc^e SBaumarten bm 993alb be^ nörblic^en (Europa ^ufammen, ben SBalb ber ^bereinigten Staaten bagegen 400. 2)ie 3^^I ^^ (Sic^en^: arten ift in (Suropa gan} augerorbentlic^ gering, in ben S3ereinigten Staaten unb in 30e£iko bagegen red)t grog; bie 3^^ ^^ ^iefemarten betrögt in (Suropa 10, in Slorbamerika aber 40; felbft &axtoba n>ei{l noc^ 15 Slabel^ölger auf.

Slber nid)t blog finb im norbamerikanifc^en 993alb faft atte SBoum^^ gattungen be0 europäifc^en SBalbe^ in einer größeren Slrtenga^l Der« treten, fo (Sid)en unb (gfd)en in 13 SIrten, Sl^ome in 8 Strten, Sirken in 7 Strien, Ulmen unb Slugböume in Je 5 8lrten ufu)., fonbem es finb in i^m eine groge 3«^! t)on (Battungen Dor^anben, bie btm tuxo^

3)lc SlufeWlgcr. 653

pötfc^en SBoIbe DoUfiommen fremb finb, barunter bie ^gicbor^böurne (Carya) mit 9 roeitoerbreltetcn SIrten, bie SHagnoIien mit 7, bie patanen mit 3, bie (S^atalpa mit 2 SIrten, ber Xulpenbaum (Liriodendron), ber Saffofroe, bie Sequoia mit 2 SIrten, bie Souglodtanne unb t)erfd)iebene anbere. SHe beiben ^ule^t genannten (Battungen, ebenfo toie bie Sliefen^ tanne (Abies gigantea), bie Äiefenccber (Thuja gigantea), bie S^tkzt^ kiefer (Pinus lambertiana) mit i^ren Dielfac^ über 100 m empor^^ ragenben unb mehrere SHeter bi&en Stämmen t)eranfrf)aulirf)en jugleic^ am beften, ju mzUt)tt Sliefen^aftigkett fid) ber norbamerikanifd)e Saum^^ xDud)9 nid)t nur in Kalifornien unb Oregon, fonbem auc^ im appa« lac^ifc^en Often geftaltet, xdo bie 993eig^ unb Sloteic^en (Quercus alba unb Q. rubra), bie SOagnolien (M. grandlflora), bie ^ftanien (Castanea americana), bie Platanen unb Rappeln oielfac^ geroattige Saum:' geftalten borfteUen.

9lo(^ artenreicher ate felbft ba0 appalac^ifc^e (Bebtet an ber atlan- tifc^en Seite 9lorbamerika0 ift ba0 afiatifc^e Örlorenreic^ , ba0 jubem eine auffattenbe $l^nlid)keit mit erfterem ^eigt; ^at e$ boc^ nic^t weniger al0 250 SIrten in 65 (Battungen mit jenem gemein. Seibe grlorenreic^e aber fte^en bem tertiären Srlorenreic^e (Europas jum grögten Xeil 5iemIiC^ na^e. 3^^ Xertiärseit xouc^fen nämlic^ in (Buropa Sliefen^^ cebem, Sumpf cgpreffen, Stora^:» unb äßalnugbäume, fiiquibambar, Xulpenbäume, ^alpa unb Saffafra^, bie t)or ber t)on Slorben ^er Dorbringenben S3ereifung im [üblichen Xett 9lorbamerika$ eine S^\lni^t fanben unb am fieben blieben, xoä^renb fie bei un0 Demic^tet tourben, unb iXDOt gang xoefentlic^ infolge ber oftmeftlic^ gerichteten (Bebirge, bie ein (Bntmeic^en nac^ bem Süben über ben Weil ber SUpen unb ^rpaten nlc^t erlaubten. S(ud) ein (Bntcoeic^en nac^ Dften toar burc^ bie aSerbinbung be^ Kadpifd)en SHeere^ mit bem SHittelmeere Der^inbert So max ein 3urü(6meic(ien unb ein 993ieberfie^ren mk in Slorbamerifia xoeber im Süben, noc^ im Dften (Buropa^ möglic^.

Site bie nieberfd)Iagdrei(^en, kalten 993inter ber (Bi^jeit nac^Iiegen unb bie le^te SSereifung toic^, brangen in (Buropa t)on Süben nac^ 9[orben Säume ein, bie geringere äßärmemengen als bie einftigen tertiären jur 93oIlenbung i^rer SSegetation^periobe verlangen. So mar nac^ bm Slblagerungen in ben Xorfmooren bie Siefernperiobe bie ältefte 993aIbperiobe ber mitteU unb norbeuropäifc^en fiänber. Slur in Dänemark fc^eint ber Siefemperiobe eine gan} kurje flbergangsjeit mit (B^pen unb Sirken oorattögegangen ju fein. SHit bem W&tmzt^ toerben be0 föimae folgten ber Kiefer bie (Bid)e nebft Spi^a^om, (Bfc^e,

654 S)te 9Cu4^ö(}er.

SHtftel unb (Efeu unb gelangten in bet jüngeren Slnkglitöjeit, toä^renb noc^ bie fionbbrüifte jiDlfc^en ^ütlanb unb Schonen beftanb, auc^ ncu^ @c^u)eben. Z^ ^i^f^ (Sid)en2eit f&Ut bie frü^neoUt^ifc^e ®tufe ber ftjöfikenntöbbinger mit i^ren SlbfaU^aufen von SHeereakondiglien, bie }u einet 3^it entftanben fein muffen, ato boB 9IIeer an ber Oftfee noc^ fälliger unb marmer roar al0 ^eute. Sluf biefe toärmere (Sid)en2ett folgte mit ber (Entfte^ung ber t)om SHeere erfüllten fiitorinafenfiung eine ^maoerfc^lec^terung, meiere jur Srolge ^atte, bag iun&6i\t bie Oriente unb bann bie SBuc^e immer roeiter nac^ Slorben rflcbten. 3n biefe 3^t föllt bie ältere norbifc^e Steinjeit SBö^renb ber jüngeren Steine unb SBronseseit mat ber ^äufigfte ^label^olsbaum ber 6d)n)ei5 bie 993ei&tanne, bie xoir neben oiel (Sieben unb befonber^ auc^ SBuc^en, feltener Siefern, ato ^auptfäd)lic^fte0 9lu^^ol5 ber ^fa^lbau^eit an^ treffen.

2>amato fo roenig ate in früherer prä^iftorifcf)er 3^i ^ox übrigens SHitteleuropa Don einem gefc^loffenen ilrroalbe bebecfit, Dielme^r maren bie SISälber in grogem Umfange oon Steppengebieten, Mooren, !&eiben unb anbem roalbfreien Orlüc^en burc^^ogen. Unb gerabe bie Steppen« ftric^e toaren für bie öltefte menf(4ltcf)e @iebelung0gefd)id)te von ^eroor« ragenber SBic^tigkeit, benn bie älteften Slnfiebler folgten burd)n}eg bei ber Sefiebelung bes fianbes bm roalbfreien Strecken. (Srft in bem 9nage äte fpöter bie SBet)ölkerungdbid)te juna^m unb leiftungefa^ige Slletallmerkjeuge }um Stoben unb bann SSerbrennen bes SBalbes auf:s kamen, tourbe mit ber june^menben SBalboemic^tung begonnen, bie felbft ^eute noc^ nic^t überall jum StUlftanb gekommen ift

S3iel fc^limmer ate einft unfere S3orfa^ren ^aben neuerbings bie Slorbamerikaner mit bem äßalbe, bem größten 9lei(t)tum i^res fianbes, gekauft äCßeite Gebiete ber S3ereinigten Staaten finb burd) bm grögten Slaubbau bt& einft fie bebeckenben 993albe6 oerluftig gegangen, toas oud) birekt burcf) ]^imaoerfd)le(^terung für bie (Sinmo^ner fühlbar xDurbe. 3n Srloriba, Georgia unb <£^rolina mürben von ben Xerpentin^ audbeutern bie SBälber ber Süftenkiefer, meldie unter einer magoolleren Süet^obe ja^r^unbertelang bie befte (Sinna^mequelle für bie Seoölke« rung ber Sübroeftküfte ^ötte bilben können, in einer 995eife ausgeraubt, bag Vio bes Xerpentinge^altes jebes SBaumes meggeroorfen unb ber ausgeraubte SBaum gefällt unb feinem Sdiickfal überlaffen mürbe, bis bas ganje fianb oeröbet toar. 3^ berfelben SBeife finb bie fc^ier enb- lofen ^inienmälber Don SBisconfin unb SHic^igan, bie ausgebe^nten ©ebiete ber toeigen 9liefeneid)e im meftlid)en D^io, 3nbiana, 5Uinois,

2)ie Slti^^Mset. 655

AmtüAi^, sniffouri unb Slrkanfa0 unb bie unoergIeid)Iic^en äßälber ber fc^CDatien SBoInug, tDeld)e bie fiänbeteien t)on ^^biana unb 31Unot£( bebecbte, oemtc^tet xoorben. Slitö einet jungen äCßeigeic^e [teilte man eine einzige (Sifenba^nfc^toelle ^er unb lieg ben Sleft oerfaulen. 2)a$ befte ijgol} war m folc^em flberfluf[e Dor^anben, bag ed t^öllig toertlos festen. Unb fo roittfc^aftete ber rückfic{)t0lofe Slmetilianer gebankenlo0 toeiter, bid ba^ ij^ol} begann [elten ju xoerben; ba erft bad)te man baran, bie äßälber ju fd)ü^en. Ginge nun ber 9laubbau in ber bis^- l^erigen SISeife u)eiter, fo iDürbe in etma me^r ate 25 Z^^^^^ Slmerika keine 993älber me^r befi^en. Sllan ^at au0gerect)net, bag ba» fianb infolge @c{)CDinben0 ber SBölber me^r ate 100 Duabratmeilen fruc^t^ baren SBoben jö^rlic^ burd) älustrocfmung oerliert 3^ genauem S3er^ ^altni0 5um Slaubbau ber angrenjenben SBolber oerminbem fid) bie äßaffermaffen be^ SHiffiffippi; benn bie SBälber finb ed, bie bie rafct)e 93erbunftung be0 gefallenen Siegen^ t>ert)inbern unb übert)aupt bie 9lieberfd)läge Deranlaffen ober menigften^ begünftigen. 9limmt man bie 993ölb€r fort, fo nimmt man ben Srlüffen it)re Sla^tungi^mittel toeg, toenigftend bas, maB i^nen 9la^rung mittelbar jufü^tt.

Wob nic{)t bie (Sier naä) ®eminn am SBalbe fünbigte, bad wi^ fc^ulbete in ber Union ber grenjenlofe fieid^tfinn unb bie 6c{)led)tigfieit ber goljarbeiter, 3ö8^^ w^b Slbenteurer, benen jebes 2Jerantxoottlic^* keit^gefü^l abgebt Unfreimillig ober freimillig gelegt, entflammt fic^ alljährlich in ber Xrocbenseit, balb ^ier, balb bort ber un^eimlicf)e SBalbbranb, nimmt burc^ bie fiäffigkeit ber fpörlidien (Einu)o^ner meift ungeheure 2>imenfionen an unb Dernic^tet bad SBaumtDad)0tum Dieler S^^Q^^wte. Z^ ^^^ It^tn 20 3ö^ren finb burc^ äBalbbränbe in ben S3ereinigten Staaten etiDa 2000 Sllenfc^en umgekommen unb ift für oerf(^iebene Sllilliarben 9IIatk SHaterialfdiaben ertoad)fen. 2>er ja^r^ lidie 2)urc{)fc^nitt0t)erluft an &0I3 butd) foldie 995albbrönbe lägt fic^ auf ttwa 100 anuiionen SHark f diäten. 2>er äBalbbranb bes 3a^re0 1910, oon bem in ben S^itungen ju lefen toar, ^at ^unberte von SHenfdien:« leben, ja^lreic^e Drtfd)aften, 8 6täbte unb äCBälber im äCßert non 50 WxU Itonen SEark jerftört ®r toar klein iu nennen gegenüber bemjenigen Don 1908, ber ^errlic^e SBälber in einer fiängenaudbe^nung oon 300 km im 993erte von 400 SHillionen SUark jerftörte, ober gar gegenüber bem^ jenigen Don 1871, ber für über 8 SUilliarben SHark, b. t). me^r ate ber je^njä^rige :&ol}oerbrauc^ be^ Sauber beträgt, SBalb vernichtete.

3u bzn SBalbbränben kommen noc^ bie gemd^nlicf)en greuer^^ brünfte, bie jebe^ 3a^r für na^eju 1000 SEillionen ällark Gebäube

656 S)ie 9lu^^ö(aer.

unb (Einrichtungen in ben S3ereinigten Staaten jerftSren. Slotürlic^ nimmt biefe Sti\t6mnQ ba» Kapital ber SBölber in entfptec^enbem Silage in Slnfprud). 2)a3U kommt ber ftetig toacf)fenbe SSerbrauc^ von &oI}papier, ber ausgebe^nten SBolbungen ba$ fieben koftet. SHe iaf)U reidien ^titwxQm oUein oerfc^Iingen jä^rlic^ etiDa 3000 snUlionen kg :&ol3. 2)ie SUenge be0 jöt)rHd) in ber Union gefc^Iagenen ijgolje^ ift \(i)on je^t breimal gröger ate ber }ä^rttcf)e natärlid^e ^uwaä)». @o ^at man attögerec^net, bag bas unermeglid) erfc^einenbe Kapital, bo^ bte Union in i^ren SBalbungen befag, fd)on in einem ober fpäteftem» jmei Generationen aufgebraucht fein mirb, menn ni(i)t oor^er bem un^ finnigen :&ol2kon[um :galt geboten toirb.

SBö^renb ba0 ijgolj für unfere SUtoorbem auger bem S3erbrennung0^ mert noc{) einen geroiffen SBert ate SBau« unb SBerkmaterial befag, ift in unferer 3^it feine 3Jem)enbungdmdglid)keit tn^ Ungeheure geftiegen; benn toir machen nic^t nur Rapier bamit, au6 toelc^em gan}e ijgäufer unb felbft (Sifenba^nröber ^ergefteltt werben, fonbern xoir oerfertigen baraud fogar ^unftfeibe, bie immer xoeitere SSertoenbung finbet. 3Belct)e SBertfteigenmg babei ba0 igol} erfährt, können toir au0 einer bies^ beiüglic^en 3i^f^^^^nfteUung erfe^en. (Sin Staummeter :&ol3 miegt md) D. 91. SBitt 400—500 kg unb koftet im SBalbe 3 ffllark. 3)er* felbe Slaummeter, ate SBrenn^oIj an Drt unb 6teUe beförbert, er^öt)t feinen SBert auf 6 SUark. 5>md) ^o(i)tn mit ®oba ober @ulfit(auge laffen fic^ au0 bem igolge ttma 150 kg 3^Uftoffafem ifolieren; ba 100 kg bat)on einen SBert x>on 15—20 SHark befit^en, lägt \iä) ber Slu^ung^toert be0 Slaummeterd auf etiDa 30 SHark fc{)ö^en. Sßanbelt man bie S^l^ftoffafer burc^ bünnes Slusbreiten auf ber ^apiermafc^ine 5u Rapier um, fo ergibt fid) ein SBert für bie 3^uIofe bed ange« toanbten Slaummeter^ i^olj wn 40—60 SHark. S3erfpinnt man bie 3elIftoffafer ju 3eUftoffgam für Sute^^ unb öaumtoollerfafe, fo erjielt man SSerkaufötoerte oon 50—100 Sllark. flberfüt)rt man bie 3^ftoff^ fafer burrf) ßöfen in einer Snifcf)ung wn Supferojgb wxb SImmoniak (Salmiakgeift) unb 5preffen burrf) feine 2)üfen in eine ©äurelöfung, in ber fie fofort ju einem feinen gaben erftarrt, in künftlict)e ©eibe, fo kommt man ju einem SBerte Don 3000 SHark pro Kubikmeter. Unb geiDinnt man frf)Hegli(^ ein für fpejieUe 3^^^^ 8^^5 befonbers taert« ooUe0 ^robukt künftlirf)er @eibe barau0, fo ftellt fic^ ber SBert auf ben angeroanbten Slaummeter :&ol5, ber alfo urfprüngüct) 3 SHark mert roar, auf reic^Iic^ 5000 SITark. 2)iefe Kunftfeibe mirb ^auptfüc^Iic^ 3ur ^erftellung von 6pi^en, Sorben, IBänbem unb Quaften oertoenbet

!Dle Slufc^ölaet. 657

Sluc^ für Sxamatt^n^ unb 3RöbeIftoffe, SJor^änge unb Xopeten bilbet ble ^unftfeibe ein au^gejetc^neted Snateriol, ba6 in immer fteigenbem SHage in ben :&anbel gelangt @c{)on ^eute roirb bie (Befamtoelt^ erjeugung biefer jungen S^^^ftne auf 6 Snuiionen kg aUerbing» gegen etoa 50 snuiionen kg Slaturfelbe gef(f)afet SlUeln 2)eutfc^* lanb t)erbraud)t etroa 1,5 SHUIionen kg im 3a^te0burd)fd)nitt, unb ba6 3nlanb mar 1909 imftanbe, Hunftfelbe im ^Betrage oon etma 10 SHit lionen SHark an bod Slu^Ianb abjugeben.

3n begug auf !&ol3ertrag finb bie Slabel^öljer bie au^giebigften unb toerben ba^er Dielfac^ in äCßalbgebieten, ble früher au^fc^lieglid) fiaubmälber trugen, in au$gebet)nter äCßeife angebaut 3^^ ^olj ift Diel einfacher gebaut als basjenige ber fiaubbaume; (ßefäge fehlen i^m gan}, boc^ enthalten bie meiften ^rten befonbere ^garjgönge, bie beim (Eröffnen burc^ (Einfdinitte in ber Slid^tung be« Stammen ba$ balfom- artige Xerp entin liefern. 3)le 2ärrf)e toirb tjierju im gfrü^ja^r na])Z bem Soben angebohrt, ba6 fBof)xlod) burc^ einen 3^f^<i oerfc^IoHen unb im :gerbft entleert SBei ber Xannt fammelt fic^ ba» Xerpentin in Öarj^ö^len ber Slinbe an unb fliefet nad) Öffnung ber Seulen ab. 3^ öfteneic^ getoinnt man auf ben ©tamm jö^rlirf) 2 kg letpentin, in 993eftfranfireid) etma 3,6 kg. SSon ftarken OHditen, befonbere allein^ fte^enben, auf beren (Erhaltung e0 nic{)t ankommt, kann man bis 40 kg Xerpentin geminnen. Z^ ^tankttid) toerben S&ume im SUter oon 20—40 3a^ren 20—40 3a^re ^inburc^, iiröftigere 3nbioibuen noc^ längere ^üt, auf Xerpentin ausgebeutet SHeift toirb bort bie @tranbklefer (Pinus maritima) baju oermenbet 2)a$ beutfdie Xerpentin geminnt man Don ber tiefer (Pinus sUvestris) unb 2H4)te (Picea excelsa), ba» 6tragbUrger Xerpentin x>on ber 993eigtanne (Abies pecti- nata), bas oenejianifc^e Xerpentin in Sttböfterreic^ Don ber fi&rc^e (Larix europaea), bas amerikanifdie Xerpentin ^auptfädilic^ x>on Pinus australls, P. palustris unb P. taeda unb ben kanababalfam von ber Salfamtonne (Abies balsamea unb fraseri). fie^terer unterfc^eibet fic^ oom gemö^nlidien Xerpentin oor allem burc^ feine ftarke fiic{)tbre(^ung, mes^alb er befonbers }ur (Einbettung mikrofkopifc^er Präparate bient

(Eine meitere xmc^tige Slu^ung ber Slabel^öljer ift bie (Seminnung oon ißoliUtt, bie in folgenber äßeife von 2ri4)ten gemonnen mirb: 3)ie betreffenben Stämme merben im Z^^^ ^on Jttften unb Slinbe bis 2um :&ol2 in ber :gö^e wn etma 2,5 m befreit 9lur an ber nörblic^en ®ette ber SBaumftämme mirb ein etma 5 cm brettes SBanb ber Slinbe gelaffen, um ben IBaum am ütbtn ju erhalten. SHan lägt ben Saum

9lctn(atbt, ftuttuTficff^U^tc ber Sbitpflatiacn. D. 42

668 ^te 9luMöl5^.

2—5 !^f)it fo fte^en, toorauf bie Slinbe in berfelben SBeife t)on ben Stämmen obgef^olt xoitb, bod^ etroa 1,5 m ^ö^er, fo bog bie Stamme je^ 4 m ^oc^ ka^l finb, mit Slusna^me be^ Sanbe^ ber nörblic^en Seite. SBieberum tagt man bm Saum 2 ^c^te fo fte^en. 2>abei bt^ bedtt fid) bet ka^Ie Xeil ber St&mme mit einer bicken Sage von ioati. 2)ann fc^neibet man bzn an ber nörbttc^en Seite gelaffenen Slinben^ ftreifen IO0. 2)ie S&ume toerben im Oktober ober Slooember geföllt unb ba6 fo be^anbelte :&ol5 2um SOeiler gebracht, tao ettoa 1,8 m ^oc^ aufgeftopelt mirb. :gierauf mirb ba0 golj ber S&nge nac^ ge^ fpalten unb nad) bem Xrocknen im kommenben Sommer in Xeermeilem unter Suftabfc^lug Derbrpnnt 3ft ^<^^^ tn 4—5 Xagen ba« SBrennen beenbet, fo finb bei i»t trockenen SeftUIation eta)a 7500 fiiter Xeer Don bunkelbrauner Srarbe unb firupartiger Sonfiften} ausge^offen. <Sc mirkt burd) feinen (Behalt an kreofot fMni£(mibrig unb bient ba^er 5um Stnftreic^en Don allem ber Sreuc^tigkeit aufgefegtem ^oli unb Xau^ merk. SBei ber fraktionierten 2>eftiUation gibt er juerft leichte, bann fdimere Xeeröle, jule^t Hreofot unb ate Slückftanb $e<^ ab, momit bte Schiffe kalfatert toerben. SBirken^oI^teer bient jur ^Bereitung oon 3uc^tenleber. Slu6 Xorf« unb Sraunko^Ienteer bereitet man fieuc^töle, Schmieröle unb Paraffin. 2)er übelriec^enbe, fdimarje Steinko^Ienteer gibt bei ber 2>eftilIation ^uerft leichte So^Ienu)a{|erftoffe (Senjol, Xoluol ufiD.) ab, bie, mit Sc^mefelf&ure tmb 9latronIauge gereinigt unb rekti« fijiert, ate Sennin in bm !&anbel kommen. Sei n)eiterem (Sr^i^en erhält man bie leichten Xeeröle, bie ^auptföc^Iic^ jur 2)arfteUung ber SInttinfarben, al0 fieuc{)töle unb }um fiöfen be« ^atitfdiuks bienen, bann fdimere Xeeröle, bie jum ^^t^^^^teren be» golje^ unb ate Sdimieröle bienen. Slu0 i^nen mirb bie Sarbolfoure ifoliert SSSeiter^ ^in toerben n)ieberum So^Ienn)afferftoffe gemonnen, bie al0 Sdimier^^ öle Dermenbet iDerben. Slu0 i^nen ifoliert man auc^ ^lop^t^alin unb Slnt^racen, bie Orctrbftoffe unb einige p^armajeutlfc^e ^robukte liefern. 2)er 2)eftiUationdrü(kftanb ift ba» Steinko^Ienped^, ba0 ate Stfp^ialt^ furrogat unb ju Srimiffen bient 3^ (Europa n>erben jö^rlic^ über 700 SHiUionen kg Xeer verarbeitet, toooon über bie §älfte allein in (Snglanb. äßirb Xeer bei unjureic^enbem fiuftjutritt oerbrannt, fo f (Reibet fid) oiel Ho^Ienftoff ab, ber als 31 ug benu^ mixb. 2>er Seer ift feit bem SUtertum bekannt unb gebräuchlich. 2>er ältere Piniu0 berichtet einge^enb über bie gerftellung unb Sermenbung be^felben, bm er pix liquida nennt

3ur (Srjeugung intenfioer :&i^e überall ba, mo Slouc^^ unb

!S)ie 9lu^^dIseT. 669

Oftommenbilbung mxmkbtn tocrben muß, j. SB. im 6(J)micbcfeuer, beim (gr^lljen von ©egenftänbcn, toie SBügelelfcn, im Stittwi« ufm. benu^t man igoliko^le, bie ein toeitere^ toic^tiged ^xobvkt bet i^olsatisbeu^ tung ift. @ie toirb butd) (Sr^i^en t)on i^otj bei fiuftabfc^Iug ge« toonnen. SBei bem aud bem SUtertum ftammenben SlleUerbetrieb n)irb bas ^olj in annä^ernb t)albkugelfÖrmigen |)aufen, SHeiler genannt, in großen 6(J)eiten tegelmäßig um brei in ber SHitte enic^tete 5Pfä^Ie aufgefegt unb mit einer 2>e(6e Don Slafen, (£rbe unb ^o^Ienklein be^^ becbt Unter biefer 2)e(fte entjünbet man bos !&ol5 unb leitet bie SSet:: brennung bei forgfam geregeltem, fparfamem £uft}utritt in ber 993eife, baß nicf)t me^r 5ol2 t^erbrennt, al0 erforberlid) ift, um bie gefamte ]|gol2ma[fe auf bie SSerfio^lung^temperatur 5U er^i^en. 3nt toefentlic^en follen nur bie au0 bem ert)i^ten igolie fid) entroickelnben ®afe ober 2>ämpfe oerbrennen. 3ft ^^^ 95erko^Iung ooüenbet, mos man cai ber Srarbe be^ entroeic^enben 3lauc{)e0 erkennt, fo läßt man bm Süeiler abkühlen unb nimmt i^n audeinanber. Stunbe ober eckige gemauerte SUeileröfen geftatten eine Ieid)tere, DoUftänbigere (Setoinnung ber Sieben« probukte, taie Xeer unb ^^oljeffig, bie beim SHeilerbetrieb verloren ge^en, liefern aber geringere Slusbeute unb xoeniger gute Ho^Ie. (Sine beffere fieitung be0 SSerko^Iungsprogeffed eneic^t man bei Slntoenbung x>on Sietorten. :&ierbei gewinnt man „beftiUierte" ^o^Ie, roie fie bz^ fonber^ für bie Sc^ießpuloerfabrikation erforbetlic^ ift

2)a5 bei un0 in 6übbeutfc{)Ianb unb ber Sc^toeij toeitau^ popu^^ lärfte Slabel^olj ift bie gemeine 2ri(J)te ober Slottanne (Rcea ex- celsa). @ie ift eine ber fc^önften unb ergiebigften SBalbbäume, bie bei einem SUter Don 700—800 Zafjxzn eine :&ö^e oon 64 m bei einem @tammbur(f)meffer t)on über 2 m an ber SBafi0 erreichen kann. Slm rötlic^braunen Stamm mit p^ramibenförmig fpi^er Srone Rängen bie unteren langen ijgauptäfte faft ^erab ober finb niebergebogen, toä^renb bie kürjeren oberen kräftiger unb aufgerid^tet finb. 2)ie 15—26 mm langen, geraben ober f(^tDad)gekrümmten, jiDeifdineibig Dierfeitigen, fpi^en, bunkelgrünen Slabeln bleiben bis jum 7. 3ct^re fielen unb fallen im (Segenfa^ 5u benjenigen ber SBeiß- ober (Sbeltanne beim Xrocknen be0 ^mtlQzs ab. 2)ie (männlidien) Staubblüten fi^en }u eiförmigen gelben, bei ber Oriente im (Begenfa^ ^^r äßeißtanne allmä^:« lit^ rot toerbenben Knäueln ^oc^ oben am (Enbe ftarker $lfte }U)ifc{)en ben Slabeln ber le%t}ä^rtgen Xriebe, bei ber Ori<t)te me^r Dereinjelt, bei ber SBeißtanne ja^lreic^er. SBenn fie im SHai bm gelben Slütenftaub entlaffen, me^t i^n ber SBinb 2tDif4)en bie Schlippen ber bei ber ^d)tt

660 DUfbfMöIicr.

taten bis bimkdtriolettfn, bei bec SSetgtomie bagegen grfinßi^elben (wdbü^) 6oitteiibUilen. 9Iai^ ber SSefnu^tutig fc^Gcgen fu^ bte ge^ öffneten 3^<^ t)ec leiteten, fentot fic^ noc^ obnificts imb offnen fi4p erfl im Ofttober, menn bec Same voü ausgereift ift iinb fte bnnm geoKnrben finb, nrieber, um bie g^^etten 6amen bun^ ben SBinb oetbreiten ju laffen. 3>o<^ fliegen |ie meift erfl im folgenben ^i^ au0, niomu^ ecft bie leeren ^of^ oto Ganjes abfallen. ber SBeigtonne bagegen bleiben bie ^rnu^tjäp^en aufrecht auf t^ren 3n>eigen ße^en; jaiifc^ ben einjdnen, breiten Schuppen nxu^fen bie dnhtn ber 2>e(6biatter (SraUeen) jieriic^ ^erau£^, unb im September, m^ ber Sletfe, öffnet ftc^ ber 3^fen nUt^t, fonbem er entblättert [vif ottm&^lic^ unb nerliert feine graubraunen Schuppen, bis jule^t nur bie kcäfk @pinbel fibrig bleibt 9Der alfo einen rii^en Xamtensapfen ber SBdj^tanne pi ^aben bege^ ber mug toorten, bis etma ein Saum not ber @amenreife geföUt toirb ober ber 6tuim einige 9|le mit (^rnu^^opfen ^eruntenrigt Samenfa^e kehren ber Oriente bur(^ fc^ittUi^ alle ffinf 3a^re mieber. 2>abei bleibt ber 6amen 3—5 ^o^re keimfähig. Stuc^ im Sllter erreid^t bie ^äfit mie bie Sorc^e nie eine eigentliche Sronenabmölbung. @te toa^^ft siemlic^ fd^ndl, ^ött aber in ber (Ebene mit 60—80 3a^ten auf 3U toadifen; im (Bebirge bagegen mät^ft fie meiter unb mirb nic^t feiten 400—600 3a^re alt

SHe Oriente ift nämlid) me^r ein Saum bes (Sebfarges ate ber (Sbene, ge^t nad) Slotben nic^t fo toeit ate bie genflgfamete fitefet, liebt einen ftlfc^en, fteinigen, ^umusteic^en, nic^t 2U flac^gtunbigen Soben unb oiel Sobenfeiu^tigbdt, ba fie ausgiebig SBaffet oetbunften lögt SDö^enb fie etft in Slotboftbeutfc^lanb, befonbets in bet 9fiebet^ läufig in 6(^lefien, Dftpteugen unb jenfeits bet 9Betct)fel in bie Sliebe^ tungen fteigt, ift fie me^t fflblicf) unb xoeftlic^ butc^aus ein ®ebitg$^ baunt Zm beutfc^en SQittelgebitge ift fie bet t)ettf(^enbe Saum. Sluc^ im beutfc^^öftetteic^ifc^en Setglanb ^at fie bebeutenbe SQaffenoetbtei^ tung unb bringt bis in bie italienifc^en W,pm unb in Srtanfitetc^ bis ju ben ^gtenäen oot. Setbien ettelc^t fie ettoa 43® nötblirfjet State i^te Sübgtense, ge^t abet butc^ 6übfibirien öftlic^ bis jum Slmutlanbe. 3^ ^^^ SUpen fteigt fie bis in bie fiegfö^tentegion hinauf, ^ö^et als bie liefet, täc^t abet in fiapplanb nic^t übet ben 69. (Stab hinaus, tDät)tenb bie liefet ^iet bis jum öugetften Qauxn bet SBölbet täc^t 3n 9Beftbetitfc{)lanb, Sägien, ben Sliebetlanben tmb ben btiti« fc^en 3nf^n xoat fie utfptünglic^ ni(^t ^ämlfc^, fonbetn mutbe ^iet erft feit 1780 jut Sluffotftung gtoget übfladjm angeführt. 6ie eignet

3)le SlufeWIaer. 661

fic^ nömlic^ DOtjügltc^ baiu, t^eröbeten unb DetcDÜberten Soben xa\6) ju bc&en unb ju oetbeffem. Sie ift eine bet jä^eften SBalbbaum^ arten, gang befonber^ baju geeignet, auf kümmerlichen 6tanborten ben ^ampf um0 2)afein mit (Srfolg 5U beginnen unb, roenn auc^ nic^t fiegreid) ju beenben, fo bod^ nic^t ^u unterliegen unb ate energifc^er Ponier ber näc^ften Generation von SBSumen eine beffere @tötte 5u bereiten.

Snan bei»lrtf(J)aftet bie 3rlcf)tenbeftänbe meift in 70— lOOJft^rigem Umtriebe. 3^ Slorbbeutfc^Ianb oerfüngt man toegen ber Sturmgefä^r* lid)keit in kleinen ^a^lfd^Iägen, in benen ber ^errfd)enben 993inbri(4tung entgegen fortgefc^ritten toirb. Z^ mittleren unb fttblic^en 2>eutfc^lanb ift man aber bei ber „Orlc^ten:i2>unkelf(^lagu)irtfd)aft'' geblieben. SBegen be0 8lüffelkftfer0 lägt man ba0 iu bebauenbe fianb ein Z^^^ ru^en. 3>ann pflanjt man bie brei» ober oierfa^rigen, in @aatbeeten erjogenen pi&nid^en in bas ^ulturfelb, unb ixoax je 3 ober 4 (S^emplare ju- fammen. Wan mifc{)t fie au^ itoeckm&gig mit Suchen unb Xannen, aber nid)t mit Siefern ober (Sidien. SBei lOOjä^rigem Umtriebe rechnet man auf ben mittleren 2ri4)tenftanborten ungefähr 6 JJcftmeter oom einjelnen SBaum. Saum eine anbere ^ol^art ift jur SHaffener^eugung fo geeignet unb liefert ein fo günftiges Stefultat als bie 2ri<f)te. 2>a$ toeidie :&oI} fd)n}inbet ftarfi unb ift auger als SBrennftoffer^euger bt^ fonbers al6 fßau^ unb SBerk^ol} beliebt 2>ie Slinbe nic^t ju alter Säume bient jum (Serben. (Erzeugung unb 95erbrau(^ biefer Wiatt^ rialien laffen fiel) nic^t überblicken.

3m Gegenfa^ jur flad)beu)ur2elten Oriente lägt bie SBeig^^ ober (£beltanne (Abies pectinata) it)re SSSurjeln tief in ben a3oben ein^ bringen unb ift baburc^ fturmfeft; aud) ift fie bem ®c^neebruc^ unb 3nfektenfc^äben taeniger auggefefet ate jene. Sie kann 10—15 3^^^ x>on anbem SBäumen unterbrütkt fte^n unb gebeizt, freigeftellt, ben^ noc^ gut. ®ie erholt fic^ leic{)t, toenn fie jung mm SBilb befd)äbigt toirb, unb i^re oerlorene @pi^e erfe^t fie fofort burc^ eine ober jroei anbere. 3^^^ glatte, graue, innen braune, jiemlic^ bicke Stinbe ift an ben Stellen, an bmm fi(^ Xerpentin anfammelt, beulenartig aufge^ trieben. Sin bem bis über 45 m tfod) toerbenben @tamm fielen bie l^aupt:: unb Seitenäfte ju brei bis fec{)0 quirlförmig ^orijontal ausge^» breitet 2>ie 13—26 mm langen, 2 mm breiten, flachen Slabeln mit ftumpfer, eingekerbter Spi^e finb oben glänjenb bunkelgrün mit oer^ ttefter Mittellinie, unten bagegen blaugrau mit jtDei beutlid^en, aus je einer Äei^e toelger ^Punkte ben Spaltöffnungen gebilbeten

662 SHe Slu^^ölser.

fi&ngeltnien. Sie ftatren nur an ben aufrechten Gipfeltrieben ring9 um ben Xrieb t)erum, an ben Seitenitoeigen orbnen fie fic^ kamm^ förmig ju beiben Seiten be0 Xriebe^, fo ba^ famtlid)e Slobeln i^re b(attgrünreid)e Dberfeite bem Sichte ^uroenben. äluf bie (Eigentümlich:^ fieiten ber Ornic{)tbttbung tourbe bereite ^ingeiDiefen. 2)a bie fSxuä)U japfen bei ber Steife , roenn ber ®amen auffallt, oerblottem, toerben fie für bie Srorftnu^ung im September gepflückt 2)ie junge ^flanje erfc^eint jeitig im Ortü^ja^r, ober 3—4 SQSo^en nad) ber ^jrtü^ja^rsfaat mit 4—8 Keimblättern, bie fid) oon benjenigen ber 2ri(f)te burd) i^re breitere, fladiere JJorm unterfrf)eiben. Sie toirb im erften 3^^^ ^toa 2,6 cm, im jroeiten 5,2 cm i)oti). 2>er ^uwai^s^ ift auf bie 2)i(fte be$ Stämmdiend unb auf ein ober gcoei Seitenäftd^en gerid[)tet, bie fid) in ^orijontoler 9ti(t)tung über ben Soben ^in verbreiten. 2)06 fiöngen^: xoac^ötum aber ift in biefer 3^* f^^^ unbebeutenb. 3wi 14. ober 15. 3^^^^ ^öt bie Junge SBeißtanne erft eine §ö^e oon 15 60 cm erreicht, toö^renb bie Diel fdineller toac^fenbe ^djtt in biefer 3^t be^ beutenb gröger getoorben ift fBlB ium 100. 3^^^^ toac^ft nun bie SBeigtanne jö^rlic^ um etma 30 cm, von ba an toeniger. S3om 30. 3^^^ ^n beginnt fie Ortüd^te 5u tragen. Slud) fie kann 400 bis 600 3^^^^ ^it toerben unb eine &ö^e von 63 m bei einem Umfang oon gegen 6 m erreid)en.

2>ie äßeigtanne forbert toie bie 3lotbud)e einen ^ö^eren Sreuc^te^ grab ber Sltmofp^äre unb gemögigtere Temperatur als bie 2ri(t)te. 6ie liebt ba^er im ®ebirge oorjugstoeife bie toeftIid)en unb nörblid)en (Eingänge. 2)en beften äCßeigtannenboben liefern bie felbfpatreic^en Urgebirgsarten, (Sranit unb (&nei0, femer tonreid)e Schiefer unb Songlo:" merate. 3)er SBoben mug tiefgrünbig unb ^umusreic^ fein. 8tte SSSalb^ bäum gehört fie ben ^ö^eren Stufen bes mitte(europäifd)en Serglanbes unb ben fübofteuropöifd)en (Sebirgslanbfc^aften meift in einer Q6tft von 800—1200 m über SHeer im mittleren, Don 1200—1700 m im füblic^en (Suropa an. 3^i ^öd)ften SSoUkommen^eit gebeizt fie nur im „^eftanbsf^llug'', ba fie einen erheblichen Sc^neebrucb erträgt tmb in ber 3ugenb bee @d)u^ed burc^ Slltftämme bebarf. SBirb fie in reinen Seftänben angepflanjt, fo gehört ein Umtrieb von 140 bis 160 3ö^ren baju. häufiger mifd)t man fie unter SBud)en unb 3rid)ten. 2>ie Xannenbeftänbe toerben am beften in froftfrei liegenben 6amen« fd)lägen t^erfüngt Wdan \ät toegen ber Srtoftgefa^r unb bes SEäufe^ fragen im ^rni^ja^r unb bebedit bie @amen ^öc^ften^ 0,8 cm tief mit (Erbe. Sinb bie ^flänjlinge 2 3^^^ ölt, fo toerben fie umgepflanzt,

- !Die mL^l^tt. 663

coerben aber erft mit 6 Z^1)xm an i^ten beftnitioen @tanbort gebracht. SSenoenbet man SBUblinge, fo ftnb fie mit fallen einjufe^en.

Slu0 ber 993eigtanne getoinnt man bae befte Xerpentin von i)ilU gelber grarbe, mit jitronenartigem (Smxä) unb einem (Se^alt von 34 bis 35 ^rojent XerpentinöL 2>a$ taeige, leid)! fpoltbare 5ol5 ft^^t im 93erbrennung0tDert um 0,2 niebriger al0 basjenige bet i^d)tt, bagegen nm 0,14 ^ö^er ate basjenige ber Stefer unb um 0,16 ^ö^er ate bas^ jenige ber Slotbuc^e. (S0 gibt ein trepc^e« Sau^olg, ba$ an 2>auer, Xragkraft tmb (Slaftijitat ein toenig hinter bem 0rid)ten^ol5 }urü(6^ fte^t unb barin tmgefä^r bem Siefem^olj gleichkommt. ®0 mirb be^ fonberd 5U @pam unb Sc^nt^^olg, ju @c{)ac{)teln, @iebränbem, Sött^^ (^erarbeiten unb gebrec^fetten ^aren fe^r gefdiö^t 2)a bie Stämme, fomeit fie aftrein finb, ^iemlid) gleic^ftark bleiben, eignen fie \id) vox^ iüQlid) 2U SHaftbäumen. 2>a0 50I3 ftmger @tömme gibt bie beften Slefonanjböben für SHufikinftrumente. SHeift benu^t man junge 993eig« tannen mit farbigen Sänbem gegiert iu 3Raib&umen unb beim Sluf« pflanzen auf btn (Siebel neu aufgeriditeter :&äufer, ebenfo ato 993ei^^ nac^tdbaum, ba biefe Saumart vox bm Orienten bzn SJorjug ^at, beim Xrocknen bie Slabeln nic^t ju oerlieren. @d)on bie alten (Sermanen fc^mttckten beim 3^f^ft ^W Se^aufung mit Xannenjmeigen ai» @gm^ bot ber UnDergänglic^keit be^ 9laturleben0. Siefes ^eibnifc^e ^^^f^F^ mürbe nac^ ber (Einführung bes (S:^riftentumd jum 993ei^nac{)t0feft um^ gebeutet, bas aber erft feit ber Sllitte bes 17. 3^^t^unbert0 burc^ einen gefdimttckten 993ei^nac^t0baum mit ange^finbeten Ser^c^en gefeiert nrirb. 2)er erfte nac^meisbare 993ei^nac^t0baum brannte in (Strasburg.

Zn 6kanbinaoien, Slorb^ unb Dftruglanb unb gang Slorbafien ift bie Slltaific^te (Picea obovata) ^eimifc^, toä^renb im SHorgenlanbe bie @apinbu0fic^te (P. orientalis) ate ein 30 m ^o^er Saum mit bic^ter, feiner Serjmeigung, fe^r gebrängt fte^enben, kurzen, glänjenb bimkel« grünen Slabeln unb ^argreic^em igolj auf bem Xaurus unb ^aukafus bid)te SaSälber bilbei 3n Serbien, So^nien, 30ontenegro unb Sul:^ garien bttbete bie über 40 m ^oc^ merbenbe Dmorikafidite (F. omo- rica) von fe^r fdilankem SBud)^, mit filbermeigen Streifen auf ber Unterfeite ber glänjenb bunkelgrünen Slabeln groge SBälber, ift aber feilte burd) an^altenbe Slaubmirtfc^aft auf menige @tanborte be^ fdiränkt SHefe, mie aud) bie im Saukafu^ unb im pontifc^en (Bebirge ^eimifc^e 9lorbmann0:'Sa3!eigtanne(Abies nordmanniana) mit fdimärg« lic^grauer Slinbe, unterfeit0 bläultc^meig geftreiften 9labeln unb fe^r großen, mit i^arj bebeckten grtuc^tgapfen, bie in (Sriec^enlanb ^eimif(^e

664 5)fe HttMöIicr.

0iie<^tf<^e Zannt (A. cq>luiloiiica) mit fpilm ftabdn, Me fc^önc^ fiber 60 m ^oc^ tuecbettbe fpanif<!^e Xanne (Ä. irinsapoV Me in bcn ^aAxqm @fibf|Kmifti0 vmb 9loTbafdfui6 nodf Scpänbe Klbd, unb bte fibiiif<^e Xanne (A. sibirica) Qia:ben bd uns ktilfioieit Sesgfck^ fuitttoiett nunt oon auietifuntif(^en, bte in Üfttt Qdxnat eine gro^ Sebeulung ob 9lu%^dl)er ^oben, bie @<^niat3fi<^te (Picea nigraV einen etnni 25 m ^o^en Saunt mit fc^mAcjIti^ec SUnbe, bunkelgtunen, but<^ bie meigUc^en 6paltdffnungen bfougtfin eifc^einenben Slobeln unb 3 cm langen, in ber !^tnb \df6n moletten S^qifen. Sie btibet mit ber flotfid^te (P. rabra), einem bis 20 m fyifym Saum mit t6U üdfem ^\i unb frifd^grfinen Slobeln, unb ber 2Beigfi<^te (P. albaX dnem 25 ^30 m ^o^en ^iamn mit graugrünen, blaugrfin erf^^inenben 9labeln unb 3—4 cm langen 3^f^ tm norböfttic^ 9lorbamerika grb^e Seftänbe. 3^r ^1} ifl bauer^^ofter ato ba0 ber beiben jule^t genannten Slrten.

SSä^enb in tmfem 9IBtteIgd)irgen bie me^r m&rmdiebenbe Xanne bie tieferen $2agen, bie mdft <ta^ befferen Untergrunb ffdbm, ein« nimmt, unb bie Oriente ^ö|^er ^inauffteigt, permögen beibe nic^ auf fomtigen, troiftenen :^gen ober auf fc^Iec^tem, ftdnigem Soben ju gebei^en. 2>agegen tut bies bie fiiefer ober grö^re (Pinus silvestris^ bie i^e Sßurjdn tief burc^ bie engften gretefpalten 3U jmangen oer- fte^t unb mie im fuxrgen S^toboben, fo auc^ im mogerften Sanbboben fort}ufu)mmen vermag. Slic^t meniger ote Vb ber gefamten SBalbflac^e 2)eutfc^lanb0, befonber^ bie oon ber legten (Eisjrit ^errfi^renben fon« bigen <Bebide be^ 9lorboften0, finb mit i^r bz^taxibm. 2>urc^ fie ift es überhaupt für ben 9nenf(f)en möglich gemorben, bie unfnu^tbaren 6anb^ igeibe:» unb SQoorgegenben 9lorbbeutfd)Ianb0 ju beTtebeln. 3^ Sloturmolb kommt bie tiefer nur auf gan} na^rungsarmem Soben rdn oor. flberoU auf btn mittleren unb befferen Sobenarten finb bie Seftänbe mit (Sieben, Sirken unb Suchen burd^fprengi Son ben (Brenjen 3tctlten0 bis Sopplanb mirb fie gefunben unb rdc^t üon grrankrdc^ bi0 nac^ Sibirien. 6ie gebaut im ^o^en Slorben Slug^ lanb0 noc^, mo kün Saum me^r fortkommt, unb ge^t in Slormegen bi0 5um 70. ®rab nörblidier Srette, mo bie nörblid)ften Sief emmat^ bungen ber (Erbe finb. 3^ Sttbeuropa mäc^ft fie nur auf Gebirgen; in ®rlecf)enlanb, namentlid) auf ben Gebirgen SJIakeboniens, mirb fie in über 2000 m 5ö^e, mie an ber Saumgrenje im Slorben, ftrauc^« artig. 2)er 25—33 m Ijo^e Saum bllbd nad) erreichtem göt)enmacf)0^ tum fdne juDor pgramibenförmige Srone fc^irmförmig au0. S)er

2)te Slu^^ölfter. 665

0,6—1,2 m blAt Stamm ift mit biAtt, längstiffiget Sorke btbtäd, bie unten fc^toorggtau, xoettet oben rotbraun unb gu oberft leuc^tenb braungelb gefärbt ift 3wi freien 6tanbe ift fie ber ßänge naä) mit Elften befe^t unb blü^t oom 15. Z^!^^^ ^^f mä^renb fie in gefc^Iojfenen Seftönben b\» i)od) hinauf bie infolge fiic^tmangeto abgestorbenen $lfte abtoirft, nur eine unbebeutenbe, lo&ere Srone bilbet unb erjt t)om 50. 3^^t^ ^^ blü^t 2)urc^ bie tief in bm SBoben einbringenben SSSurjeln ift bie Siefer fturmfefter cd» bie nur ein oberfIäc^li(f)e$ 993ur^ jetoerk audbilbenbe Oriente, leibet aber an t^rer meit au^greifenben, faft kuppeiförmig geioölbten ^rone me^r bur^ @(^neebruck ato jene. 2>ie 9labeln ber tiefer finb lönger unb bünner als biejentgen ber 2ricf)te unb Xanne, 2,5 bis faft 8 cm lang, matt blaugrün, finb im £luerfc{)nttt halbkreisförmig unb kommen, mit ber abgeflachten @eite gegeneinanber geftellt, ju je jCDeien aus einer häutigen @d^eibe, bie eigentlich ein ftark Derkürgter Seitentrieb ift. 6ie toerben im SUter bunkler grün, finb oon mehreren ij^arggängen burc^jogen tmb fallen im Öerbft bes britten ober vierten S^^tes ob. Sin ber Spi^e ber ^ell« grünen, jungen Xriebe erfcf^einen im Slpril unb Sllai geftielte, kugelige ^&p^ä)m Don br&unlic^roter grctrbe, bie @amenblüten, toö^renb am (Srunb anberer bie reici) mit golbgelbem Rollen gefüllten grünen, mSnn^ liefen SBlütenkö^c{)en ^eroorbrec^en. 2)iefer ergiegt fic^ fo reicf)lict), um Dom SBinbe auf bie toeiblic^en Blüten getragen ju toerben, ba^ er nad) einem (ßemittenegen bie Oberfläche x>on äßaffeninnen unb (ßräben bic^t überjietit; fo ift es begreiflid), baj^ man einft, beDor man bie 9latur biefes flberjuges erkannt ^atte, bie ^abü t)om Si^mefelregen erfinben konnte. 2)ie 3^f^^ ^^^ tiefer finb erft im @pät^erbft bes Smeiten 3^^^^^ ausgereift, fie finb bann mattgrau, eiförmig, öffnen fid) aber erft im SHärj bes britten 3^^^^^ ^urc^ Sluseinanbermeic^en ber ^olgigen Srruc^tblätter, um bie nad) oben in einen langen, häutigen i^lügel auslaufenben @amen t)om äßinbe entführen }u laffen. Slber auc^ menn fie geleert finb, bleiben fie noc^ lange am SBaume Rängen, bis fie ber SBinb abreigt 2>a)m merben fie als „Kienäpfel" ryiüfad) gefammelt unb geben ein gutes SBrennmateriaL

3>ie junge Kiefer brauct)t iu i^rem (ßebei^en reic^lic^e Selic^tung unb ift bes^alb mit fe^r rafc^em Z^^^^^^^^^ ausgeftattet, bas i^r erlaubt, fic^ balb über bie langfamer mac^fenben ^gol^arten i^rer Umgebung ^inausju^eben. 2>abei kommt ber regelmäßige Slufbau ber jä^rlic^en Slftquirle befonbers klar gum Slusbruck, g^mal bie Kiefer niemals Slftct)en jmifclien ben Quirlen enttoickelt Sluc^ i^re lichte

W/ß

ato Xomte unb 3H4Pt<^ ^ in bi^eai goOe bei Gtamm Monbos bcr Cnofinnitstg ausgidt^ üt, bmoi i^ni tAt Höbt GdßüjfxfAt^ tan^ bit fu^ bic ^djff liüKnbcn ^iyec in oHoandiiai iNm bcn ^^<^ttw ct^

tTOfltttbfft socovxkoxtox lintfTffwfipffij nur oos lootixil fcBi- Hin iurqc SiffftnpfliDtjcn ju djicfcn, fät niiin bcn €5fliBfn in fiükn unb kt- pfUntjt in bct 9Ugid bit dnfö^rigtn, fdttnci btt {ocqQ^ngn ^^päo}:^ <^cn tn btt S^tänbt; bit iritrjäl[|tigoi ntfifftn, nxnn fit nii^ finc|f^ni foUtn, fotgfältis mit SaUtn vc^Ojfta fdn. 3n 9l&f4bcptfinbtn Hdbt btt flütftt gtfunbtr ato in rttntn Scfianbtn. 6it mo^ in bcr open idX^ ifyct» 2jA€M nitl fi^ntUtr ato in btc soKittn; mm 50. bis 80. MMXtB\€ijitt m&^ fit longfamtc, obtc gltt^rmSgigtt fott unb tx^ tdäfi, ^ fUiet XHm unfltf ä^ 300 3a^ctn. 3)as gdUic^ bis iMfic^ todgt ^(} bt^mbtx^ btt nti^ ju tafd^ aufgtf<!^ofTtntn 6tämmt Ql infolgt fdnts ^^jrtii^tums fd^ bouti^aft unb bts^olb btfonbtis ju (fob« unb SBoffttbouttn nitl btgt^ ^jxBifn nniibtn mit aknfitbt ©i^iffsmafttn aus i^ ^gtfttUt, wäfyctnb man ts ntutcbtngs mt^ }u (^ftnba^nfd^a>tUtn tmb }ut ^Ijpflofltnmfl ntnntnbtt Stfonbtts gut tigntt fi<^ haiu bos tngringigt fbmtbinaoifd^t fiitfttn^ol), n^S^- ttnb als Sl^mmtT^oli basftnigt btc anttrUumtf<^tn fiitftm, btfonbtrs bas pitchpine^ ootgt^ogtu uHtb. S(us btm ^ar^tttfi^tn StotUiol^ gttoann man frfi^tt mt^ als ^tutt fittnöl unb fittntug; augtrbtm litfttt bit Sitftt Xtrptntln, Zttc unb ^ße^, bit 9linbt (ßtrbftoff. SHe galltrtartigt, fügt Sorftt miib in Sc^mtbtn ro^ unb subtrtittt gtmt gegtfftn. 2)it Sitftt ^at btfonbtts unttr btn Z^]^^ ^^ tt^^^ ^^ }a^l gtfä^rUc^tt Oreinbt, unttr bmm btt ^itftmfpinntr, bit 9lonnt, bit ftitftmtule, btr ftitftmfponntt, btr gtogt unb tdtint ^ieftm:' xüWtlk&\tt, btt grogt unb kleint ^ttftmblottmtfpt unb btr ^itftm^ markftäftr }u nenntn flnb.

3m (Bebtrgt tft bte ftitftr burc^ bit Strgkitftr, au(^ ^nie:' ^o(}k{tftr obtr Stgfö^re, Satfdie genannt (Pinus montana frfl^tr P. pumilio) Dtrtrettn. Sie tft augerorbentlic^ onpaffungsfä^ig an bit oerfc^itbenften Stanborte, mec^felt bementfprec^enb augerorbtntlic^ in besug auf 8Bu(^0, Srorm unb Stusfe^en, fo bag fc^on @ad)kenntnts basu ge^örtr fte unter allen UmftSnben 5u erkennen. Z^ ^^ boum- lofen öoi^gebtrgsregton in ben SUpen non 1400—2000 m gö^e übersieht fte als nieberes, bem Soben angebrü(ftte0 ^nie^ols fe^r meitt fflAc^en unb bilbet einen oortreffUc^en ®(^u^ gegen fian)tnengefa^r, ba fie, n)egen i^rer grogen SBtegfamkeit ben Sc^neebruck aus^alttnb,

2)ie nu%^5l5er. 667

Qtoßc ©djueemaffen -feftgu^oltcn oermag. Slnbcrerfeite gebellt [te crud) im lo&erctt glugfanbe ber 2)ünctt, too ftc, bcfonbcr« in 2)finemarfe, jur Or^ft^oltung bee @anbe0 angepflanjt toirb. 3u i^ten natürlichen Stanborten gehören au(^ bie auegebe^nten :5ocf)moore bes SUpen:« Dorlonbed, too fie balb ftrQucf)arttg i^re Stfte bogenförmig nom Soben ergebt, bolb ote oufrei^ter, bis 15 m igö^e eneid^enber Saum mit liefern unb Sirken Dermifc^t kleine Seftänbe bilbet 2)iefe ledere ^orm roirb and) als „Qpltkt" bejei^^net, roö^renb bei ber eigentlichen fiegfö^re ber Stamm bttn Soben anliegt unb erft gegen bie @pi^e ju \id) allmöpc^ aufritztet um ber Sonne entgegenjuftreben.

SUIe 2formen ber Sergfeiefer unterfi^elben fii^ non ber gemeinen Äiefer burd) eine nac^ ©tärfee unb 2rötbung niel me^r an bie Oriente al0 an bie Siefer erinnembe Sorke, burc^ gebrungenen SBui^d, buri^ bauer^aftere, bunkelgrüne, kürzere unb bickere Slabeln unb kleine nic^t mattgraue, [onbem glänjenb braune, nac^ bem Sluffpringen faft kuge* ßge 3öpfen. 2)a6 biegte, feine §oI} bient ju 2)recf)flerarbeiten unb ©(^ni^ereien; aud) getoinnt man au6 i^m ftatt Xerpentinöl ba^ be^ fonberd ju 3^^^<^tionen bei Sronc^iti^ beliebte fiatfc^enöl, baa ein altes Solks^eilmittel ift unb befonbers in Sattem unb Sirol niel an:: geroanbt roirb.

93om SSienenoalb bi$ Sijilien, non Sübfpanien bis nad) SlAn^ afien finbet \xd), jumeift in Sorfika, im Slpennin unb in SBit^gnien, bie ber gemeinen Siefer ä^nlicf)e, aber mit graufr^roarjer Sorke unb bunklen, grünen Slabeln oerfe^ene, 30—38 m ^o^e ©(^toarjkiefer (Pinus laricio) mit pgramibenförmiger ßrone, bie fid) erft im SUter ujölbt 6ie ift ber fd)on me^rfac^ in ber 3^^^ öte peüke genannte Saum, ber fd^on bei btn alten Griechen jur Xerpentim unb igarggetoinnung ausgebeutet tourbe. 2)a6 ^arjreic^e :&ol5 n)urbe, toeil nid)t faulenb, befonbers ju ^fö^Ien, bann aber auc^ jur igerftellung non gackeln t^ercoenbet. !I>ie Orddielmac^er bilbeten im alten (ßrle^^enlanb ein be« fonbere« ©etoerbe. Z^ berfelben SBeife rourbe fie bei bm Slömern ausgebeutet. §eute toirb fie befonbers in 2rrankrei(^ jur öarjgeroinnung kuttioiert, toie in bzn öfteneid)ifd)en Sllpen i^re Slbart, bie öftere rei(Zifd)e Siefer (Pinus nigricans). Sei uns n^irb neuerbings bie aus öfterrei(Z eingeführte ©djwarjkiefer infolge i^rer überaus großen ©enügfamkeit in bejug auf btn Soben jur Slufforftung non üblanb nerwenbet; bod) kann \xä) i^r §oI} an ©üte mit bemjenigen unferer gemeinen Siefer nid)t meffen.

(Ebenfalls jur igarjnu^ung wirb bie in Sübeuropa unb Slein^^

668 2)ie ^ul^^ötaet.

afien im Gebirge na^e ber SEeeredkfifte ^mifig angetroffene ©tranb^ Kiefer (P. maritima) benü^t Z^ SBeften von SUgerien bilbet fie no(^ ait0gebe^nte SBölber. 2)er \d)6nt, 25—30 m ^o^e Saum mit pxfca^ mibenförmiger ^rone, langen, bunkelgrünen, etioa^ gekrümmten Slabdn unb braunen 3^f^^ ^ft in faft alle am SUeere gelegene fiönber enu geführt tDorben. 93ome^mIi(^ aber ber Xerpentingeminnung bient bie ato Xerpentinkiefer (P. pinaster) bejelc^nete Slbort berfelben. 2)er fe^r t)0(i) toerbenbe Saum \)at dam grauf^^toai^en Stamm, fe^r rou^e ajte mit jiemlic^ bicken, lebhaft grünen 9Iabeln unb grauen 3^f^ unb mirb auf bem bürren :&elbeboben ber fianbe» in Sübtoeftfrank^ reic^ im grogen jur Xerpentingeminnung kultitriert 3^^ mürbe von ber SSiffenfi^aft bie 93e5ei(^nung ber alten Slömer für tiefer, pinaster, gegeben.

S)en latelnifc^en 9lamen pinus bagegen erhielt non btn Stömem bie in Sübeuropa ^eimifc^e ^inienkiefer ober $inie (Pinus pinea), ein 12—16 m ^o^er Saum mit malerifc^er 6<^irmkrone, 13 —20 cm langen 9labeln mit 11—13 cm langen 3^f^ ^^ egbaren Samen, ^iniennüffe ober, nai^ bem italienifc^en pignoli, ate ^^ßignolen bejei^^net (St bilbet ^eute noä) ftellenmeife in (Srie(^enlanb unb 3talien äBälber, x)on benen ber pneta genannte pnienmalb bei Staoenna ber bekanntefte ift. (Xaf. 97.) 2)er ältere piniu0 gibt un0 eine einge^enbe Sefi^reibung ber Sultur ber ^flanje, i3on ber ber 2)i(^ter Sergil fagt: „2)ie pnie (pinus) ift ber fc^önfte Saum ber (ßärten, bie <&\(i)t (fraxinus) ber f(^önfte Saum ber SSälber, bie Rappel (populus) ber fi^önfte ber Orlüffe, bie Xanne (abies) aber ber fc^önfte ber go^^gebirge.* 3)as bäufigfte unb nü^Ii(^fte Slabel^olj (Sriecf)enlanb6 aber mar bie üon ben alten i^ellenen pitys genannte Slleppokiefer (Hnus haleppensis) mit 7—9 cm langen, fabenförmigen Slabeln unb 8—10 cm langen, übergebogenen, kegelförmigen ^ap^tn. SUit le^terem, ber au(^ t>on ber gemeinen pnie genommen mürbe, mar ber mit (Efeu unb SBeinlaub ummunbene X^grfosftab ber Sacc^anten gekrönt, meil mit bem üon biefem Saume gemonnenen ^n ber SSein jur ^onferoierimg „refi^ niert", b. tf. gekargt mürbe. SUit einem ^ranje au0 feinen 3^^^ mürben bie Sieger ber bem SReergotte ^ofeibon ju (E^ren alle jmei 3a^re abgehaltenen ^fi^niiff^en Spiele an ber bm ^eloponnee mit bem übrigen (&rie(^enlanb tierbinbenben SQeerenge t)on korint^ ge« fcf)mückt Seine Stämme lieferten btn (Sm^en auger igarj unb Xerpentin ba& befte Scfiiffdbau^olg.

Son norbamerlkanifc^en fiiefem, bie eine über i^r Saterlanb

2)ie SIu%ti5l2er. 669

^inou^ge^enbe Sebeutung erlangt ^aben, ift bie ^atiptfä(^H(^ ba0 amerifeanif(^e letpenttn ttefembe SBci^rauc^litefer (Pinus taeda) mit faft toei^tQUc^artigem :^5, bann bie ebenfalte im atlantifc^en (ßebiet ber Union aiwgebe^nte SBöIbet bilbenbe ?pe(^ Kiefer (P. rigida), femer bie Xerpentinfeiefer (P. palustris) ju nennen, beren gelbrotes i&olj ato pitchpine toegen bes per^attni^mägigen billigen ^reife^ in groger snenge bei uns eingeführt unb befonber^ ju Srugböben, S3ertöfelungen, 3nnenau0ftattung oon Xramba^ntoagen, feltener ju SHöbeln SDenoen- bung finbet Unter bemfelben Flamen roirb aud) ba0 i&ol) ber auf bem Srelfengebirge no(^ in grogen Seftänben Dorkommenben (Stlb^ Kiefer (F. ponderosa) in bm iganbü gebra(^t, roä^renb ba0 ebenfalte gelbe :&ol3 ber in ben Sübftaaten ber Union unb in Süe^iKo toac^fen« bzn SefenKiefer (P. australis) al0 yellow pine reiche 95ertDenbung finbet ätu(^ fie liefert oiel igarj unb ^td) foroie Xerpentin. 9loc^ gröger ate fie roerben Coulter«* unb ©abinee^^Äiefer (P. coulteri unb P. sabineana), bie roie bie Dorigen ate Si^"" ^^^ 9lu^baume bei um^ Kultimert toerben. 2>ie grögte Sebeutung Kommt aber ate 3t^t^ unb Slu^^olg ber fd)IanKen S9Set)mout^0Kiefer (P. strobus) aus bem otlanttfc^en (ßebiet SlorbameriKa^ ju, bie feit 1705, ate fie fiorb Wtt)^ mout^ nad) (^ropa brad)te, bas Sürgerre(^t bei um ertoorben \)at Sit befifet 10—16 cm lange, hellgrüne, fein geriefte Slabeln unb lang* geftredite, grogf(^uppige Orruditjapfen. Sie ift burd) i^r rafi^es S9Sa(^0* ttun audgejeif^net unb liefert ein meige^, gerabfaferige» ^golj, ba» bei uns ^auptfä4)Iic^ 3U Giften, SloUöben ufm. Derarbeitet mirb.

8lo(^ meit gröger ate fie mirb bie 80—96 m gö^e bei einem ©tammburd)meffer uon 4,8 m errei(^enbe Kalifomifc^e ÄiefenKiefer (P. lambertiana), bie burd) blaugraue, 10 13 cm lange, am ^catbt fein gejä^nelte ^PUibetn ausgegeic^net ift Sei i^r entfpringen toie bei ber SBegmout^^Kiefer unb bzn folgenben Sieferarten einfc^lieglic^ ber Slroe bie 9labe(n ju 5 aud einer @(^eibe. Slur ettoa 38 m 1)o^ mit 8—10 cm langen, geKielt breiKantigen 9labeln unb 40 cm langen 3apfen toirb bie im Sfiben ber Union unb in Sne^iKo ma4)fenbe Slca^uitfi4)te (P. ayacahuiüe) bei btn atten SßejiKanem ayaqua- huitl genannt , beren :&ol5 augerorbentli(^ ^arjreic^ ift unb aus beren S^^^ ^^ Klares, too^Iriec^enbes Xerpentin tropft ba& in feiner :&eimat melfa(^ 95ermenbung finbet

3Bie bie pnie egbare, ate S^tbelnüffe bejeii^nete Samen, ^at auö) bie BttbelKiefer ober Slrt^e (P. cembra) geniegbore grtüc^te. 2)iefer ftattUd)e Saum mit 10—13 cm langen, fteifen, breiKantigen

670 3He ^u^^ötaet.

Slobeltt uttb 8—10 cm langen, eiförmigen 3ap\m ift bei uns ein aus* gefptocf)enec fBtmol^rttt bes igocfigebtrgee, bec bis an bie Saumgrenje (über 2000 m) ^inanfteigt unb ^ter bcm SBanberer ate eine prächtige (Srfc^einung entgegentritt fieiber ift aber biefer Saum in btn SUpen entf(f)ieben im Slücbgang begriffen, ba er btn erfolgreichen SBettbeioerb lebenskräftigerer Slrten nlc^t ausmalt Z^ öen l^avpatm ftdgt er tiefer ^Inab als In bm SUpen unb bUbet In Sibirien auf bem flachen fianbe ausgebe^nte SB&lber. Stuf ben Gebirgen älflens unb Im öuger- ften STorboften Sibiriens bübet ble Slroe eine ber ßegfö^re entfprec^enbe, als fiegaroe begelc^nete Srorm. SHefe norblfi^e ^roe Ift burd) gemlffe blologlfcf)e Unterfi^lebe von ber alpin ^karpatlfc^en oerfc^leben, fle keimt unb u)äcf)ft rafd)er, ©Irb ^ö^er (35—42 m, ©ö^renb fle Im erfteren ®eblet fe^r feiten 20 m })oä) voiib unb nie über 24 m ^Inaus* ge^t), Ift mit einem S93ort nod) lebenskräftiger als ble me^r Im 6üben Dorkommenbe. Z^^ rötllcf) gelbes igolj bient mit SSorllebe ium Sau ber äUp^ütten, jur SJertäfelung ber Sintmer ber ®eblrgsben)o^ner (5. 93. Im (Bngabln) imb liefert toegen feiner ©lelr^mäfelgkelt ein oortrepc^es, t)lel benu^tes SHaterlal ju Sc^nl^arbeiten.

(ßlelc^ermelfe ein :5oc^geblrgsben)ot)ner role ble älroe, aber ein foli^er, ber Im (Segenfa^ ju jener von feinem urfprüngllc^en fOSof)n^ gebiet ^Inabftleg unb oom SQenfc^en roelt^ln au(^ In ben Slleberungen angeflebelt ujurbe, Ift ble fiarc^e (Larlx decidua), ble Infofem üon allen europälfcf)en 9label^öl3ern eine Slusna^meftellung einnimmt, als fle nl(^t Immergrün Ift, fonbem Im §erbft regelmäßig l^re Slabeln ab* tDlrft 3)lefe muffen alfo olel jarter gebaut fein, als ble ber übrigen Slabel^öljer. @le flnb nur 2,5 cm lang unb fte^en an ben fungen Xrleben elngeln In fplrallger älnorbnung; Im jmeilen Z(^^^ (^^^^ bllben fl(^ kurje, knopfförmlge ©eltentrlebe, an benen ble Slabeln, ju 15—30 vereinigt, hellgrüne Süfc^iel bllben. Somo^l ble ^ängenben, gelben ^ollenblüten, als ble aufrecf)ten, roten ^cf)tblüten bllben fl(^ an älteren 3toelgen, unb ble 4 cm langen, eiförmigen 3^f^ bleiben mehrere Z^^^^ ^^ Saum; ble Samen aber toerben cax bcm auf ble Slüte folgenben Sri^^i^^^t baraus entlaffen. S)le urfprüngllc^e :&elmat blefes 25—45 m ^o^en Saumes mit anfangs gelbbrauner, fpäter grauer, rauher, rlfflger Sllnbe Ift Slorbrußlanb unb Sibirien, oon mo fle jur (Slsjelt mit ber menlger anpaffungsfä^lgen Slroe nai^ Süben kam unb mit bem SBärmermerben bes ^Imas flc^ toleberum nac^ Slorben unb auf ble kühlen Gebirgslagen jurückjog. Z^ iilaä)Utnbt lelöet fle fe^r burr^ einen ^pilj (Peziza willkommi), ber krebflge SBu^jerungen am

3)ie STufeWIger. 671

Öolje ^eroorruft, unb burc^ bie Sörc^cnmtmcrmotte (Coleophora lari- clnella), beten Sawt bie ^abün oudfrigi SBenn fie tro^bem immer tDieber bei um^ angepflangt toirb, fo ift baran bie ^eroonagenbe ®üte i^te« im Sem auffoUenb braunroten ^olje« fc^ulb, bas feiner Sfeftig* keit unb bur(^ feinen reii^en :&ar5ge^alt bebingten augerorbentlic^en 3)auer^aftiflfeeit rocgen ein oortrefflic^es SBaut)oI} liefert 2)ie junge Slinbe roirb als (Serbmoteriol berjenigen ber Oricf)te norgejogen, unb burd) tiefe 93o^rIöc^er roirb ber ^auptfäcf)lic^ im Sem^ol} ent^oltenbe „Deneiianifc^e" Xerpentin in ben Sübtolem ber SUpen, porjugdtoeife um SKeran, SSojen unb Xrieft, getoonnen. 95on ber im mitteleuropöi^^ f(^en Gebirge toa^^fenben fiörcf)e ift bie fibirifi^e fiärc^e (L. dahurica) nur burc^ bie nic^t ttbert)angenben S^dqz, bmä) bie toeniger ja^lreii^ gebflfcf)elten Slabeln unb butd) bie am Stanbe ettoa^ eingebogenen 3apfenf4)uppen oerfi^ieben. 3^ Z^^^ toöc^ft bie jartf^^uppige 2&x(i)z(L. leptolepis), roä^renb im toeftlii^en 9Iorbamerika bie 40 bi^ 80 m ^o^e Larix occidentalls von fc^Iankem 3Bu(^0 unb feftem igol} au^gebe^nte SBalbungen bilbei 3^ öftlicf)en Slorbamerika bagegen bilbet i3on S3irginien bi^ Sanoba bie jierlii^e, Ieicf)t bejroeigte Larix pendula von 30 m :&ö^e groge Seftänbe unb liefert ein gute^^ ^lu^^olj. Snit ber 2äxä)t Dermanbt unb ^auptfä(^licf) burd) and) im SSinter bleibenbe Slabeln unb größere, 9 cm lange, mehrere Z(^W i^^ ^leife bebürfenbe JJnic^tjapfen, fomie i^re fc^irmförmige firone vtx\d)itbtn ift bie debti (Larix cedrus). !3)ie bekanntefte ^rt ift bie au^ als Cedrus libani bejeidinete fiibanonceber, bie einft auf allen Gebirgen @t)rien0 unb Sleinafien^ au^gebe^nte SBalbungen bilbete, mel(^e aber im Saufe ber 3rit bte auf geringe Slefte bem Sßenfi^en jum Dpfer fielen, ba i^re möc^tigen Stämme ein treffli(^e0 Saxi^ unb Sc^iffd^olg abgaben, ba» fe^r gefu(^t mar unb meit^in au0gefa^rt mürbe. . 2)ad ^bem^ols, baa \ä)on im Gefe^e bts SEofe^ ate Opfergabe genannt mirb, ift ba» meigefte unb am menigften ^arj^altige unter allen Slabel^ölgem; ift fe^r gerabfaferig unb be^^alb leitet fpaltbar. 9lo(^ jur 3^tt bed Sönige Öiram von Xgru« (1001—967 v. d^r.), bt» Srteunbe« unb JBunbe«* genoffen ber jübifc^en Könige S)at)ib unb 6alomo, mar ber ganje ßibanon, mie ber Sintilibanon, ba« Xauru0= unb Slmanusgebirge üon au0gebe^nten (Sebemmolbem bebeckt, au0 benen bie umliegenben 2rürften ba» nötige »aus= unb ©(^iffö^olj ^olen liegen. Säjon ber oltbab^lonifc^e ^riefterkönig ®ubea t^on fiagaf(^ lieg nac^ ben xin» er^ ^oltenen 3nf(^riften um 2000 v. d^i. (Siebem^ola jur JBebac^ung feine» Xempeto t)om Stmanu0gebirge an ber Süfte bt» Sllittelmeer» ^olen.

672 3He 9lu1$tiölder.

S)a0feI6e berii^ten un0 me^r oto 1000 3<^^^^ ]pSfttt bie grogen Slffgrer^ fiönige. 3^ i>^^ ^U>^ ^trb et}&^It, tote Sönig Solomo ba0 ®ebälk 3U bem i3on i^m erbauten ^erttti^en Xempel 3^^t)e0 in 3^<d^nt von btn (Sebem^ainen be0 fiibanons befc^affen Heg.

993ie im ^olsarmen Süefopotamien wat and) in %9pten bie (£^ber bos bie grögten IBoIken liefembe Slu^^ol}. SHe ^ier i30tkommenben IBaumarten, bie Sgtiomore, 2)attelpalme, Slkojie unb Xamarieke gaben ein fttr grögere ^Bauobjekte bur(^au0 ungeeignetes Süaterial, unb fo muxbt fc^on jur 3^ ^^ ^^ Steic^es (Sebem^ol} au0 Serien unb (Eben^ol} au0 9lubien auf hm gtogen, }um Xraneport i3on (Setreibe unb S3ie§ bienenben fiaftfd^iffen nac^ Slg^pten jum Sau ber grogen Xempd eingeführt Stuc^ iur :&erfteUung ber grögeren 2rct^r5euge iDurbe mit aSorliebe (lebem^olj benu^t 2>atau0 roar nid)t nur bca je^t im Srielbmufeum in Chicago befinblic^e, 9 m lange, 2 m breite unb 1,2 m tiefe Xotenf(^iff be« t^on 1887—1849 v. d^x. regierenben ©efoftri« HL aus ber 12. 2)gnaftie gemacht ee ftammt aus feiner S^tQü^rftomibt bei 2)af(^ur , fonbem auc^ bie grogen :&anbe($« unb ^riegdfc^iffe, mit benen bereite bie Könige bes alten Sleic^d bis n)eit ins SHitteU unb Stote SQeer hinausfahren liegen, um allerlei koftbare (Srgeugniffe 3U ^olen ober Kriege ju führen. @o befag fc^on Snofru, ber (Srbauer ber Slteften ^gramibe (2930—2906 r>. C^^r.), Orlugfc^iffe von 50 m fiönge, unb fein SSorgänger, ber le^te ^önig ber 3. 2)gnaftie, trieb be« reits einen regen :&anbel mit bem Slorben unb entfanbte eine Oflotte i3on 40 Schiffen naä) ber p^Snikifc^en Süfte, um i3on ben Slb^öngen bt» fiibanon (^bembalken für feine Sauten in SEemp^is ju ^olen.

993eiter entnehmen mir auf uns gekommenen 3^f^nften t)on %nt^ nem^et L aus ber 12. S^naftle, ber Don 2000—1970 a C^r. regierte, bag er auf einem Orelbjuge nilaufmärts nac^ Slett)iopien 20 groge (£ebemf(^iffe mit \\^ führte, ©pftter erfahren mir non X^utmofls IV. aus ber 18. 2)9naftie, ber t)on 1420—1411 über Stgqpten ^enfi^te, bag er aus bzm t)on i^m eroberten @t)rien eine fiabung Q^ebem^ol} für bie ^eilige Sarke bt» (Sottes Simon nac^ Xt^eben mitbrachte. Bremer mirb uns burc^ inf(^riftli(^e Urkunben i3on Stamfes IH aus ber 20. Sgnaftie, ber von 1198—1167 v. C^r. regierte, bejeugt, bag er, trte feine m&öjüQtn Vorgänger befonbers ber 18. vnb 19. 2)gnaftie, ja^k rei(^e groge feetü4ltige Schiffe bis naä) C^gpem unb bem Sanb $unt in Sübarabien begie^ungsmetfe Oftafrika fanbte, um bie (Srjeugniffe jener fianber gegen ein^eimifc^e 993aren um2utaufcf)en. S)amals bt^ fagen auc^ bie ma^tigen, mit ungeheurem JBefi^ unb einem ent*

<5iuppe Don Stbanon Scbctn im ttilikif^tn Saume. (9Iad) tlnti in ber Sammlune bt» fBotan. 3nrtttutes bct UntticTfUat aßten beftnblidiEn $t|Otogi.

DOn äB. Siebe, ^Iteifina.)

anomentoufnabme ber BaUuns bet aHommutfelefer (Sequola gigantea) .aOorli

3:n)ain' tn Salifornien. SJer im folflenben Silbe bargeftellte QuerfAnltt ber

Stommbarie btafelben tft im American Muaeum or National Htstory in 9iero SJorh

aufoefteltt (naä) Sbennoob).

Queifdinitt burcö öle im 3al)te 1891 flefflllte OTammuthiefer .SDoih Zmain", beim lUtter WO) naä) ben 3aöreatlngen auf 1341 3abM befttmmen läftt. Stefer S3aum begann bemnad] Fetn 2)aretn tm 3atire 650 n. (It)r., aLe Sotfer 3ultinian 1 bae 91etd) ber als lUttaner fttr it)n ben ^t^anaflauer kegerlfd)en OrtQoten in Italien burd] ben Obereunuf^en 9taitee mit [tatftci ^eeteemadit jerrtSren lieg. Ste obtrite ^tH)t oon Saiten gibt bte mld)t)Qnen 2)aten ber äBeltgeWctite non biefem 3>it)<^' i^n niebei, Die foigenbe bie (&eF(t|ld)te bei $^IIoFopbie, bie biitte buniileie Äei^e bte 31 ufeinanb erfolge bei 3°^i^bunbeite , bie oieite bie Sntaiti&' lung bei SSiologie, bie fünfte btejenlge ber oeiglel^enben Anatomie, btt tedjfte (eine elnjige Satte) bie iÖEgrünbung ber Paläontologie, bte flebente bie «Snt- mldtlung bei Smbiqologie (nad) S^tnooob).

3)le Slufe^ölger. 673

[prec^enben ankommen von ben ftegteii^ au0 i^cen ^übjfiQtn nac^ SSorberaflen unb Slet^iopien jurückke^tenben ^^araonen oudgeftotteten ^riefterfi^aften ber grogen Xempel be^ Simon, Sla unb $ta^ |e i^te eigenen grlotten ouf bem SUlttelmeer unb Im Stoten SHeer, Q)el(^e ble <Si:2eugntffe von ^^önlklen, Serien unb $unt In ble @<^a^kammem ber betreffenben (Sott^elten lieferten. Slamfee ni. fprl(^t In einer Xempel- Infc^rlft von einer Don l^m gefüfteten ^eiligen Sar^ bee t^ebanlfd^en Simon Don me^r oto 67 m Sänge, ble au0 ungeheuren <EeberiU)Qlken oom filbanon auf feinen äBerften gebaut n)orben max,

Sliu^ ble ^^önlber unb (S^^et^lter tiertDenbeten bas C^ebem^ol} ulel, tDle 3u 9$auten unb 6(^iffen, fo auc^ jur :&erfteUung groger (SÖtterbUber. ®o erbeutete ber öggptlfc^e Sönlg X^utmofle UL, tole un0 In einer 3nfc^rlft feines barauf^ln errichteten Xempete besetigt Ift, noc^ feinem ru^mooUen Siege i3or SUeglbbo am Oftobfall bes Sarmel Aber bos :&eer ber Dorberaflatlfdjen SSerbünbeten unter bem Oberbefehl be0 Königs t)on :Kabefc^ am 14. Sllal 1479 v. (SJ^x. auger 924 Srlegs:« moQtn, 2238 ^f erben unb 202 SBaffenrüftungen au(^ bas prac^tDoUe 3ett be0 Königs von ^abefc^ mit beffen reicher (Elnrli^tung, barunter fein Sönlgdiepter, eine fllbeme Statue roa^rfi^elnllf^ ble feines (Sottes unb eine Statue i3on l^m felbft aus ^bem^olj, mit <5olb unb fioplslajull oerjlert, fotole ungeheure SKengen an ®olb unb Silber. 2)er Grieche X^eop^raft kennt ble C^eber St)rlens unb fagt, balQ beren :&oI} 5U Schiffen mit brel Stellten von Stuberbanken fiberelnanber vzt^ roenbet merbe: ,,Sluf btn (ßeblrgen St^rlens toac^fen gemattig ^o^e unb biöit (lebern (ködros); es gibt einzelne, ble von brel SUannem nlc^t umfpannt merben können, unb In ben ^arks roerben fle noc^ gröger unb fdjöner.'' 2)er öltere plnlus berichtet: „!Die ^Könige non aggpten unb Serien foUen In (Ermanglung t)on Xannen (abies) dtbztn ju li)ren grlotten tiertoenbet ^aben. !Dle grögte baoon foU auf ber Z^\^^ driptxn geftanben ^aben; 2)emetrlus lieg fle ju einem Schiffe oer^ menben, bas 11 9teif)en t)on Stuberbönken fiberelnanber befug; fle mar 130 Orug ^oä) unb fo blck, bog fle gerabe Don brel SHann umfpannt 5U merben tiermodjte.'' SBle bas 2)ac^ bes S)lanatempels ju (Ep^efus, ruhten au(^ blejenlgen sa^lrelc^er groger Xempel ber ^eUenlftlf(^en unb 4irlfülc^en 3ett Im Orient, fo belfplelsmelfe ber Sirene, ble ble Sßutter ßalfer ftonftantlns bt» ©rogen (274—337 n. C^r.), gelena, über bzm :^lgen (ßrab erbauen Heg, auf mächtigen (Sebernbalkett

aSei allen ftulturoölkem bes SUtertums mar bas (Sebem^ol) burc^ feine Unoermfiftllc^kelt bekannt unb überaus gefcf)ä^t 2)es^alb oer^

tRctnl^arbt. SuUurgefc^lc^te \>tx 9lut pflanzen. II. 43

674 SHcIfwtWWjfT

ocubctc nuut tB mit 93(ndtcte jut Qoiftdbtn% wni CSHnWIbcm» oon 6äcQitst iisib filmen, juni 9bifbciiK4icii iNm koplnxcii Scgenpfinta^ bcfoiil>ci0 oitt^ Sc^iiftroUcn. 60 fptu^ bcr itanfc^ fSii^cr $010} oon earmiiui linrada cedro im Ginne oon bcr Uiipcditii^kdt mcdc CcMi^tc; unb ^(kmfanias im 2. 3<>^<lMii^t^^ n. <£^ berii^: v3>( Objmiiia te^ fiisM ^ ^ btxBifmta fiaftoi aus <£ebcnil)ol5; er mit Silbcm bebcdit, trie teito aus (Bolb imti <Elfenbetnf fttils ot» bem (£cben4K^ felbfi geasbdtct find. 3n biefem Sofien fiopfelos, ber fpotec fidmg oon fioriitt^ nmrbe (657—629 o. ^^\ ote fitnb oon feinet SDuttct oeiftedU moxben, ob er oon feinen geinben fiberoU gefudyt nnirbe.' feilte fummtt bo0 t^rifcl^ Cebon^ol} kaum me^ in ben gmibd, mo||l ober bo0|enige ber im norbafribanif4en Sdosgebirge ^eimifc^ Sltlas^ ceber (Cednis atlantica) unb ber am 6fibob^ang bes gimalofa nKU^fenben Seobarceber (Cednis deodara), bie fti^ nur menig oon ber fitbanonceber untetfc^eiben. 9Bie alle (Eebemarten beplen aui^ pe ein leii^te», metc^, fe^ nK)^lriec^enbe0 j^l} oon ^ braunröttic^ g^oi^ unb fe^ gtoger SHnier; foU bodf fdbfl oon ben geffin^teten Zermiten ni<^ angegriffen merben <E0 ftnbet ffir oiele S^oseAt, namentlif^ ju Srurnieren, Galanterie^ unb !Dre<^fIerarbeiten SJemienbung. SIu£^ i^m merben auc^ bie Stennbote gebaitf, bie {u bm berühmten SBettfa^ptten auf ber Z^emfe snrifi^en au^erm&^Iten 9nannf(^aften ber Unioerfitfiten (S^nnbribge unb C^Efotb im (ßebtauc^ fte^en.

SMe alten Griechen be3ei(^neten mit bem SBorte ködros auc^ noi^ anbere boftbare 9label^öl)er, bie fl<^ burc^ ftark balfamifc^ <Berui^ i^e0 :|^ol3e0 au^aeic^neten, unb fleUten \iö) oü» i^nen mottenfU^e fiijten 3ur Slufbema^rung i^rer SBollbleibec ^er. 2)arunter mar oor allem baejenige einer ^eute noc^ im meftlic^en 9lorbafrika, auf bem Slthu^ gebirge unb feinen a3orbergen, mac^fenben ftottlic^en C^preffenart, bie mir bei ber aSefpredjung bee 6anbarak0 im Slbfdjnitt ilber igarje ato Sanbarabcgpreffe (Callitris quadrivalvis) kennen lernten, in ^o^em Slnfe^en. 2)ur4) bie Griechen 6fibttaliend mürben bie Stömer mit biefem boftbaren ^^olje bebannt, mobei fie au0 bem gtiec^ifi^en ködros bas lateinifi^e citrus machten. Sluger burc^ feine Unoera)fifUid)beit mar es oor allem burc^ feine prö(^tige SKaferung berühmt unb mürbe jur i^erftellung oon £u{U0möbeln unb 3um Srumieren gebraucht fieseres befielt barin, bog man minbermertige :&öl5er (a31inb^öl}er) mit bflnn- gefc^nittenen 931attem (Orumieren) mertooUerer ^ol^arien überbleibet 8U0 Slinb^5l5er bienen metc^ere, menig arbettenbe unb fic^ merfenbe isolier, mie Oriente, Xonne, magere fiiefer, fiinbe, oome^mlic^ aber bie

2)ie ^ubtlölaet. 675

t)erf(^tebenen ^oppel^ unb SBeiöenartett 2)00 gruniieren tft nic^t fotoo^l au0 Stflnben ber IBUIiglieit fo beliebt, fonbem au0 S^tAmaixQktit, mal babuxd) bem SBerfen unb Steigen entgegengetoirfit tolrb. S^bem finb bie am fc^önften gemaferten unb getoeUten ^oljarten jtxr ^tx^ menbung in maffioen @tucfien unbraui^bar, Können aber auf biefe äBeife teilet oeriDenbet toerben. 2)iefe ^unft bed Srumierene ift übrigens keine <Emingenf4)aft ber Sleujeit, fonbem tourbe fcf)on bei bzn ^ultutoölfiem btB Wttxtama, befonbers bei ben Griechen unb Slömem geübt ®o fc^reibt ber ältere pinius in feiner 9Iaturgef(^ic^te: ,,3^ bünnen platten, momit man anberes :&ol5 überjie^t, oerioenbet man Dorjugscoeife bos :&oI} ber (f(^önmaferigen) C^itrum^^dgpreffe {zbm ber Sanborahc^preffe), ber Xerpentbtpiftagie, ber ät^omarten, bt» SSui^dbaums, ber Stechpalme, ber 3Ie£ei(^e, ber igotunbermurjel, ber Rappel; aud) bie (Srie liefert, roie fiebensbaum (Thuja) unb Sl^om ^nonen jum ^mitxtxu"

3m 4. 3^^i^unbert v. at^x. ertoä^nt ber pflansehkunbige Zf)to^ p^raft bie Sanbaraticgpreff e ate th^on. !3)er SBaum glei(^e in allen leiten ber tDilben, je^t auf Sreta, SBit^gnien unb $erfien toac^fenben C^gpreffe mit feittDört0 ausgebreiteten filften (Cupressus expansa) unb road^fe im Gebiet i3on Sgrene unb beim Xempel bes Simon. „Z^ groger Sllenge ^tonb ber Saum früher ba, rpo je^t bie 6tabt fte^t, au(^ foUen bort noc^ einige alte 2)ö(^er Don i^m gebaut fein. @ein i)oli toiber^ fte^t ber 3fäulni0 für immer, unb befonbers bie SBurjel ift gemafert; man mad)t aus i^r bie ^enlic^ften ^unfttoerke." Spätere @(^rtftfteUer bemerken, bog bw \ä)ön gemaferte :&ol5 oorjugstoeife {u Xifcf)platten, bie meittiiin fiieb^aber ^anbm, unb anbem fc^önen SQöbeln permenbet mürbe. 6o erjä^It uns ber römifc^e S)ic^ter fiucanus, ber Sleffe ©enecas (39—65 n. (if)x.): „Äleopatra (68—30 o. dt^x.) befag groge, f4)eibenförmige, aus bm SBälbem bt» Sltlas ftammenbe Xtfc^e", unb in feiner ®efc^i(^te 3loms berichtet ber uns 19 r>. dtjix. geborene akUejus ^aterculus, ber als praefectus equitum (Sleiteroberft) Xiberius auf beffen 2relb5ügen in Germanen unb $annonien begleitete: ir^ulius ^far (100—44 v. Ct^r.) ^at, als er über GaUien triumphierte, gallifc^e Geräte aus citrus, als bie ^auptmerkmürbigkeit biefes fianbes 5ur 6(^au tragen laffen''. S)amals (51 o. dtix) muffen folc^e SUöbel in 9lom no(^ feiten getoefen fein, fonft ^ätte däfar ni4)t bamit pxuntim können. Späterhin allerbings ^oben auä) bie SDome^men Stoms fol4)e koftbore SHöbel, befonbers Xif(^e, aus bem :&ol) ber (S;t)preffe bes Sltlas gerne in i^ren :^äufem aufgeftellt unb bamit i^ren Sleid^^tum kunb gegeben; bmn fie maren, toie mir gleich f)ören merben, auger^

676 ^He flntW$u.

orbentfii^ tcuec unb nur für fe^ %etf^ eqc^nmigbac. 3)ie 64)riftpdlec bet rdmifd^ Saiferarit enD&^nen Mefe (Stntsmöbel f^ ^pöuHsr fo bet nrtl^ige Tömif4^ <Ept8Ctttnmenbii^ TOcrrtinng (um 40 n. €^. ju SilUlto in 6)Hmim geboren, kam unter 9lero ncu^ ftom, Qdfmtj^er unb <BfinfUm0 ber Saifer, ftmfi um 102) nti^t meniger ote 8 eteUtn feinet auf un^ griummienen (ßebic^te, bie famtfti^ bejeugen, mel^ien t)0^ SBett bie 9lömer fetnec Seit auf biefe Gtcusmöbd legten. Unter t^en nxiten befonbers bie Zifc^e bettebt, benen num oielfaf^ 3ri%e wn (Etfenbein gab. 2>er öfttic^ Xeil be$ Sttlosgcbiigc» f^idnt fd^n bomofe oon bat großen baju erforberltc^ (Esemplaren ber <S4ittitri0cgpreffe DöUig beraubt gen)efen pi fein, fo bog man pd) fob^ Rohmaterial au» bat fernen SBälbem SEauruftens, auc^ SHauretanien genannt, kommen b^en mugte. ^csfydb fc^reibt ber mir^in ermahnte ^(^i<^(^eiberSucanu0 (39-65 n.(S:^r.): ^3n bie SBöIber bes entlegenen SBauruPen pnb bie römifd^en 8t|te eingebrungen, unb bort merben ffir bie Slömer Xifc^e geholt' Utib ber um 25 n. (E^r. gejtorbene meitgereijte grie<^f(^e (Beogrop^ @trabon au« Sbnafia am Kontos fagt in feiner (Beograp^ika: ^^Sllauruften i|t ein gefegnetes fianb, ^at nur menig (&nöbm, bagegen einen 9{ei(^tum an Sriüffen unb 6een. SToment- lii^ liefert e0 ben ftömem bie grögten Xifd)e aus einem Stück, bie aud^ fftrtüdi bunt finb."

S(m au0ffl^r(i(i^ften fprid)t \iii) ber gelehrte ältere piniu0 (geb. 23 XL C^r. in Como, bekleibete unter 9Iero unb SSefpafian mehrere ^ö^ere 3ioU^ unb Süilitaramter, max ivklg/t Sefe^te^aber ber Sriotte bei fniifenum unb kam als folc^er, ate er bem bebro^ten fpk)mpeji ju :|^ilfe kommen mollte, 79 beim Uusbrud) be0 ^t\uw um) Aber ben (Eitrudbaum au0. <£t fc^reibt in feiner 9laturgef(^i(^te borflber: ,,2)er Citru0 ift bei Beuten, wtUi)t bie ^rad)t lieben, augerorbentli(^ beliebt (£t kommt au0 bem Sltlaegebirge, baa noc^ fe^r menig bekannt ift, obgleid) \ä)on öfter römifc^e Srelb^erren ba^n t^orgebrungen finb unb fi<^ 5 rdmifd)e ^Kolonien in biefer ^rootnj befinben. Sefonber« ^aufig finbet er fic^ no(^ in SRauruften. %lus feinem :&oI} merben Xifd)e gemacht, nad) beren SBefi^ bie römif(^en SHänner ebenfo unfinnig gierig finb, mie bie römif(^en grtauen nac^ perlen. (Ed ift no<^ je^t ein folc^er Xifc^ oor^anben, ben ^cero (106—43 v. (Si)x.) ju jener 3eit, ba ba6 ®elb (in Slom) no(^ gor nic^t im Ilberfbig oor^anben mar, mit einer SHiUion 6efterjlen (= 150000 Sllark) besafjlte. <g0 mirb au(^ ein anberer ertDät)nt, ber bem (ßallud Slfiniu« ge^rte unb 1 100000 ©efteraien (165000 SHark) koftete, (ge finb femer amei Dom

3)le Slufcöölacr. 677

Könige ^uba (IL, ber von Kaifer Sluguftu0 einen Xeil bee von feinem S3ater ^uba L im 3^f)^^ ^^ ^- <^^i^- tta(^ ber ®(^lQ(^t bei Xf)apfu6, in tDelc^er er fic^ bo^ fieben na^m, Derlorenen Slei^ies 9lumibien jurücfi erhielt) Derfteigert toorben, r>on bmm ber eine 1200000 @efter^ jien (= 180000 SHarfi), ber anbere ettoas roenlger feoftete. 9Tocf) Hürjlid) ift ein folc^er Xifd), ber t)on ben (Lettiegen ftammte unb 1400000 eefterjlen (= 210000 SHarfe) g^oftet ^atte, bni^ eine Oreuerebrunft verloren gegangen. 2r&t einen folc^en $rei0 könnte man bie fc^önften fianbgfiter kaufen. 2)er grögte bi^ je^t bekannte Zi\(i) t)on ditrus^ols ftammt t)om mauretanif d)en Könige polem&ud; er ift au0 jvDei :&albkreifen jufammengefe^, ^at 4V2 2rug 2)ur(^meffer unb Vi 2ruB 2)tcfie. 2)a0 rounberbarfte an i^m ift ber Umftanb, bag er fo jufammengefügt ift, bag man baoon bur4)au0 keine Spur fie^t (Ein anberer berartiger Xifc^, roel^^er mn einem Srteigelaffenen bee :8aifer0 XiberiuB ben Flamen ^at, befte^t au0 einem einzigen Stücke, ift faft 4 2rug breit unb Va ffug bick. Serjenige, ben Saifer Xiberius felbft befag, ^atte 4 Srug 2V4 3oU ©urcf)meffer; jebod) nur IV2 3oU 2)icke. Solche $racf)ttif4)e roerben aus bem angefc^nooUenen SBurjel:" ftock gema(^t unb um fo ^ö^er gefc^ä^t, toenn biefe^ unter ber (Srbe getDa4)fen ift 2)erg(eid)en äBur5e(mafem finb feltener ate bie am Stamm ober an filften. flbrigen^ finb alle biefe SHafem eigentlich ein (Erjeugnid bt» fehlerhaften 9Ba(^0tume biefer S&ume, beren S)i(ke man natürlich nad) biefen Querfc^nitten beurteilen kann.

2)ie J&auptfc^önt)eit biefer Xifcf)e befielt barin, ba^ bie SUafern roie gekr&ufeltes (ßeöber ober kleine äBirbel auafe^en. SBilbet bas (Beöber in bie fiänge gejogene Streifen, fo ^eigt bae :&ol} getigert (ügrinus), befte^t t9 aber au0 gefi^loffenen 993irbeln, fo ^eigt e0 gepant^ert (pantherinus). Wand)^» Ci^itrud^ol} ift aud) toellenförmig gekräufelt unb toirb um fo f)ö^er gefc^ä^t, je mef)r bie Sriguren ben älugen bt» $fauenf(^n)eif0 öf)neln. 9la(^ft biefen gemaferten igoljarten fte^t ba»^ jenige im ^ö4)ften greife, ba0 mie bic^t mit Römern beföt audfie^t; man nennt biefee gebient (apiatus). Sei all biefen Sorten kommt e6 übrigens Dorgugsroeife auf bie S(^ön^eit ber Or^rbe an. igier^ulanbe gef&llt biejenige am beften, bie roie Sllet ausfielt unb glänjenbe Slbem tfot

Slu(^ auf bie ®röge be^ Stamme^^ kommt Diel an, unb man liebt bie Xifc^e, bie au0 einem einzigen grogen Stück befte^en, jeboc^ auc^ folc^e, bie aus mehreren Stücken von grogen Stömmen jufammen« gefe^ finb. Sfc^lerfjaft finb biejcnigen ÄitruBtriebe, bie nic^t gemafert finb,

678 3>ie ^luWöl^ec.

fonbern wit getoö^nlic^e^ ^^old ausfegen, ferner toenn Spalteten ober f)aarförmige Sli^d^en Dor^anben flnb, toie boe burd) (Sintoirtumg Don Öitje unb SBinb Iet(^t Dorfeommt Ore^Ier^aft tft femer ein fdjujataer, murönenartlger Streifen, überhaupt febe fdjtDarje ober fonft unan^ genehme Orarbe.

!Die Sarbaren beftreicf)en bie frifc^ gefällten Stämme mit äBa<^9 imb oergraben fie in bie ®rbe; bie ftun[ttif(^Ier bagegen legen jie XDieber^oIt 7 Xage lang auf (Setrelbe^aufen unb nehmen fie bann toieber 7 Xage herunter, tooburc^ fie merktoürbig t)ie( an (StxDiä)t t^erlieren. Wituliä) ift man bux^ @cf)iffbrü(^e auf bie (Sntbeäiung gekommen, ba^ au^ biefe0 :&o(5 burd) Seetoaffer aitötrocfmet unb fo bic^t, ^art unb unoermüfUic^ toirb, mie auf feeine anbere SZkife. Steibt man folc^e Xifcf)e mit trodiener i&anb, befonber^ nad) bem 93abe, fo förbert bos i^re ®(^ön^eit. SBein f(^abet i^nen nic^t unb man gebrau4)t fie bt^ fonbers gern bei Xifd)gelagen. 2)ie Citruebäume finb, toa^ Stamm, SBIätter unb (5eru(^ anbetrifft, ber roilben (Sgpreffe ä^nlic^. Ser Berg im bieiE^feitigen SHauretanien , ber fonft bas berü^mtefte Citrus^olj lieferte, je^t aber erfc^öpft ift, Reifet Slnfeorariu«." Sa, mo es ^eimifc^ unb in größerer SRenge ju f)abcn ift, toirb boa :5ol5 ber (i:9preffen, mie aad) ber Sebensbäume (Thuja), ba« uon 2förbe im fiem meift graubraun, fe^r Iei(^t, toeid), unb von aromatlf4)^tn (Senu^ ift, megen feiner 3>auer^aftig6eit gern ju feineren Sc^reiner^ Sre^lPer« unb Sc^ni^arbeiten Dermenbei

aJon aufeereuropäifdien 9labelt)öl5em liefert bie in fumpfigen grlufe^^ nieberungen ber Süboftftaaten ber norbamerifeanifc^en Union toac^fenbe Sumpfc^preffe (Taxodium disüchum) ein fe^ mid)tige0 SIu^^olj. (S0 ift braun, leitet, roeid), fe^r tragkräftig unb augerorbentli(^ bauer^ ^aft unb toirb in 2)eutf(^lanb melfad) ju IDedten^» unb SBanboertäfe:' lungen gebraud)t. Slod) riefen^after ate fie roerben bie in ^lifomien ^eimifd)en SBellingtonien (Sequoia giganta), bie eine &d^e oon über 100 m bei einem Stammburc^meffer bis ju 16 m unb einem nad)meißbaren Sllter oon über 4000 S^^ren erreichen, fomit ju ben älteften unb ^öc^ften SBäumen ber (Erbe jä^len. Sei biefen 9Uefen erfc^eint bae innere, vox ^^^rtaufenben gebilbete i&otj noc^ fo abfoUit gefunb, ate märe es erft cor menigen Z^^^^^ entftanben. 5Bon biefer Saumgattung kommt oomet)mli(^ ba^ i^olj ber Sequoia sempervirens als redwood ober „amerikanifd)es Slottiolg" nad) (Europa. (Es befi^t einen lebhaften roten Sern, ift leid)t, meid), ^at fet)r enge, f(^arf ge« 3eid)nete 3ci^tesringe unb ift ebenfalls burd) groge S)auer ausge5eid^net

ÜHe 9lufet)öl5cr. 679

SBegen feiner ^olttuifä^igkeit ift ee befonber^ ju SSettäfelungen, 2)e(&en^ konftru6tionen ufto. beliebt, toirb aber au^ oielfoc^ ju IBIeiftiftfaffungen oeriDcnbet festeren bient aber in ber Siegel, mie toir im üor^er:» ge^enben ätbfd)nitt fa^en, bM tro^ feiner fieicf)tigkeit fe^r bauer^afte unb 6aum je Dom SBurm angegriffene rotbraune, too^Irie^^enbe i&olj be6 Dtrginifd^en 9Ba4)oIber6 (Juniperus virginiana), ba0 au(^ mit SSorttebe jur :^erftettung oon S^QoxttnkVit^tn benu^t toirb.

Site falfc^ee ,,(i:ebern^oI3^ dzbxtUn^ ober 3iganen6i[t(^en^ol5 kommt au9 SHittelamerifia ein n)o^lriecf)enbe0, rotbraunem :^ol5 nac^ (Suropo, bom in ber Struktur bem Sno^agoni^olj fe^r na^e kommt, aber i3on Cedrela odorata ftommt (S0 ift bies ein bm SÜa^agonlbäumen fe^r nat^t i3ern)anbter, mit jenen in bie Öramilie ber Xerebintben ober IBalfam^ getoäc^fe gebörenber ^o^er SBaum be$ brafilianif(^en unb mittet amerikanif(^en Urmalbee mit 3— 5 paarig gefieberien blättern. (£9 kommt ate n)eftinbif(^e0 ober fpanifc^ee (Sebem^ol} ober Cedrelate, b. ^. (£^bertanne (nom griec^ifc^en k6dros (Eeber unb elätö Xanne) in bm i&anbel, ift leidster unb roeidier ate SÜabagoni unb wirb ^aupt« fäc^Iic^ 5U Giften für S^Qanm, 3ucker unb (ßemürje t^ermenbei SBritif(^^ !5onbura0 allein fü^ri baoon für 150000 SHark jä^rli^^ aus. 2)od^ kann ber heutige SSebarf nic^t me^r mit (Sebrelen^olg gebeckt roerben, fo bag ein^eimifi^e Strien toie (Srie unb Stotbuc^e bafUr eintreten muffen.

Slu0 Stuftralien kommt unter bem Slamen ^^^inkodknoden'' ni(^t feiten ein ^^olj auf b^n europäif(^en SHarkt, ba» von rotgelber bis bunkelroter ^axbz, fcf)rDer, fe^r jä^e unb ^arjrei^) ift, fic^ aber nac^ allen Sticf)tungen gut bearbeiten lagt, ba^er ein oorjüglic^es Sllaterial für 2)red)fler unb ^goljfc^nitter bilbet 2)ie Slbftammung ift noä) unbekannt; bo^ finb es tDa^rf4)einli(^ bie Slft« unb SBurjeü knoten einer Sc^mucktanne.

aSon allen fiaub^öl}em (Suropas liefert bie (Sic^e (Quercus) ba» in faft allen (Sen)erben am meiften gebrau(^te :&ol3, ba es unfer beftes unb bauer^afteftes Slu^^olj ift, gleich Dorgüglicf) im igoä)^ unb SBaffer:» bau, mie and) als SKöbelt^ol). Unb roenn bie <Si(^e nic^^t fo langfam^ müi^fig unb fo anfpru4)sooll an btn Soben roöre, n)ürben bie (Si4)en« tDölber ^eute no^ fo oerbreitet fein, roie im Sllittelalter. 2)a bie (Ei(^e fe^r lic^tbebürftig ift, bUbet fie aUein nur lid)te SBcUber, in btnm reid)li(^ Untermuc^s, au(^ (gras, gebeizt 6ie toar alfo ber geeignetfte Saum für bie SBalbmeibe, bie nor (Einführung ber Stallfütterung für SKitteleuropa augerorbentlic^ roicfitig xx>ax. Slugerbem bot fie ben

680 3)le 9lufe^ölÄ«.

Sc^toeine^erben in i^ren na^r^aften Ortüc^ten neben bm Suc^ctiem büs befte SlCoftfutter, eine Slu^ung, bie einft vxtl loic^tiger n)ar, ate ber SBert bed bamote noc^ im flbetflug Dor^anbenen ^Ijed. 2)ur(^ bie Slu0be^nung ber Sanbn)irtfc^aft fett 1750 [inb in}uHf(^en Diele frühere Sic^enböben cm bie fianboiittfc^aft übergegangen, unb bie me^r^unbert:' jS^rigen (Eic^enbeft&nber tote fie 3. fB. no(^ im Speffart fte^ien, ftetten ein riefiged ä5ermögen bar. 9Ilan fcultioiert bie (Siii)t ato :^o(^toaIb mit 120— 180)ä^rigem Umtriebe ober ate Dber^ol} bts SEcttelmalbed, baneben aber auc^ im Sfliebermalbbetrieb von meift 15— 20)al)rigem Umtrieb ald (Sic^enfc^äliDälber 5ur Geminnung von (Sic^enrinbe.

S)ie malerif(^e (Seftalt alter (S\ii)tn, bie ato mächtige Sliefen i^re 9Ia(^barn tDeit übenagen unb mit i^ren knorrigen Qften SBinb unb äBetter 3ct^t^unberte ^burc^ Xro^ geboten ^aben, laffen bie 95ere^ng begreifen, bie nic^t nur bie S)eutf(^en, fonbem auc^ anbere S3öUier biefem Saume jottten. @(f)on in :^omer0 !S^ia» ^eijjt e0, bie (Sic^e fei bem 3^U0 geheiligt, unb in ber 3(i^ ^tb erja^lt, bag man im ölteften griec^ifc^en Orabelfit^e S)obona „ben SBUIen bes Göttematers 3eu5 au0 bem Staufc^en einer ^oc^ioipfligen (Sic^e {Arfs) ^iu." SIuc^ in Italien mar bie (S^d)t bem Jupiter fulgurator, mie bei btn Germanen bem S)onnergotte X^or, gemeint, roeil ber SUi^ mit SSorliebe in folc^e ^oc^ragenbe Sieben fc^Iug, m&^renb er anbere Säume, roie beifpieto- roeife bie Sud^e, ganj Derfc^onte. Z^ ^eiligen (Sidien^oinen opferten bie alten :KeIten unb Germanen unb hielten bort i^re Dpferf(^m&ufe ab. Unter einer grogen (üäft, ber SEa^Ieic^e, tierfammelte fic^ bie @ippe 5u Beratungen, unb, mie bei btn Slömem bie Sflrgerbrone (Corona civica), bie einem Bürger Derlie^en mürbe, menn er einen anbem Bürger in ber Sc^Iac^t gerettet ^atte, aus^ (Eichenlaub gemunben roar, fo mar ber :Kran5 au0 (Eichenlaub bei ben alten S>eutfc^en eine ätuejeic^nung, bie t)eute noc^ in bauer^after 9lac^a^mung bei Srrei- fc^iegen an bie beften ©c^ü^en Derlie^en roirb. SIuc^ bei ben flamfc^en Bolftöftämmen ^ie(t man bie &d)t für ^eilig unb gebraucf^e nur (Eic^en^ ^ol} 5U Dpferfeuem. 9U£( bann boB (E^^riftentum nac^ 2)eutf(^lanb unb in bie fiönber ber Dftfee brang, mürben 3ur Sluerottung ber ^eibnifc^en Dpfergebröuc^e niele atte ^eilige (Eichen umgehauen. ®o foU insbefonbere eine ^eilige (Eic^e bei C^eismar in ^geffen berühmt gemefen fein, bie t)om angelfäc^fifc^en Slpoftel ber 2>eutfc^en, Bonifaaiui» (eigentlich SSin^ frieb 680—755), gefäUt mürbe. 3^ SUittelalter fpielte ba» (Eichenlaub in ber gotifdien Dmamentifc eine micf)ttge StoUe.

2>ie etma 200 (Eic^enarten finb tiormiegenb in 9lorbamerifta unb

!Dle Slufet>8l5er. 681

SBeßQfien ^elmifc^. SUan unterfc^eibet bei if)nen je nac^ ber ^txt ber Srtuc^trelfe jroei :&auptgruppen, nfimlid) ®id)en mit im erften Z^W reifenben jyrut^tcn unb folc^c, beten 8ftücf)te erft im jtDdten 3^^tc reifen. (Erftere finb bie Derbreiteften, unb unter i^nen unterfc^elbet man mieberum Sitten mit im i0ttb\t fallenben Slöttern unb immer^^ grünen ^Blättern. Unter bm alttoeltlic^en (Eid^en mit im J5^f>ft fallen^ bm ^Blättern unterfc^eiben roir al0 nur Qani abgefprengte ^Coften ber 5Q^lrei(^en Gic^enfamilie bie beiben roic^tigften bei un» toac^fenben Sitten nac^ ber Sefc^offen^eit ber toeiblid^en SUüten ote StieU unb Xraubeneii^e, n>enn biefe, toie bei ber legieren, in kleinen trouben^ förmigen Snäueln bid)t an bet @pt^e be«^ mmn Xtiebe^», obet, toie bei bet erfteren, oereinsett an einem befonberen ©tiele fi^en. 2)ie ©tieU ober Sommereiche (Quercus pedunculata) ift ein bi0 57 m ^odf toerbenber 93aum mit kurjgeftielten ^Blättern. 2>er ©tamm ift toa^renb ber erften 50 3^t)re glatt, bilbet aber im ^öt)eren Sllter eine riffige 93orke. 2)ie :Krone ift nie bic^t unb toirb oon Dielfacf) ge^^ Krümmten unb geknickten Elften unb 3^^i9^n gebttbet 2>ie $fat)l^ murjel bringt bi^ 2,5 m tief in ben Soben, augerbem treibt ber Stamm sa^Ireic^e Seitenmurseln, bie ü)n augerorbentlic^ feft nerankern. Slm beften gebeizt bie ©tieleid^e auf fru(f)tbarem, lockerem Sluboben ber (Ebene, toäcf^ft aber noc^ in lehmigem, frifc^em Sanbboben, toä^- renb fie in ^ö^eren Sagen ber Xraubeneic^e tDeicf)L @ie finbet fic^ in gan} (Europa unb SBeftafien, bilbet in Ungarn unb Kroatien aud^^ gebe^nte SBälber unb im ruffifd^en Xieflanb einen breiten SOSolbgürtel 5U)ifd|en bem grinnifc^en SHeerbufen unb ber 6teppengren5e. SDie nac^ Slorben ge^t fie im Dften über bie IBud^e, bod) nic^t über btn Ural ^inau0. ®ie forbert jur SBelaubung eine etmod ^ö^ere Xemperatur nämlicf) 11—12 (5rab (Celfiu« ate bie SBucfje, oerUert aber im ;|^bft bie 93lätter erft, toenn bie t&glicf)e 3B&rme tiefer gefunken ift ato 5U Slnfang ber ä5egetattom^periobe. Zn bm SUpen ge^t fie ettoa bis 1000 m. 3^ 2>eutf(^lanb kommen bie fc^önften, toenn aucf) niemate gans reinen @tie(eic^entDälber in ber frucf)tbaren mittelbeutft^en (Ebene unb am 9Iieberrt)ein nor. 2>ie Stieleiche toirb bi0 2000 Z^^W <^tt unb roeift häufigere @amenja^re ate bie Sudie auf. Z^^ ^^k ^^t fe^r breite unb bicke 9Ilarkftrat)len, fogenannte Spiegel, b. t). Streifen, in benen bie (Sefäge rabiär 5um SHark verlaufen, ift fe^r bauer^aft unb bient in ber Zecf^nik ate fe^r gef(^ä^te£( SBau^, 9lu^:' unb SDerk^ ^015. ©efonber» gern toirb es 5U SHlöbeln xmb gfumieren, unb ba« :^ol5 ber flooenifc^en Stieleiche ate beftes Srag^ol} Dertoenbet. Unter

682 3)le «ute^ölaer.

SBaffer tolrb e0 bunkler, fefter, ]d)mextx. @t&mme, bie fel)r lange unter SBaffet lagen, finb ato SBaffer^ ober 9Iloorel(^en^olg 5ur ^^ft^Uung oon Snöbeln fef)r gefc^ö^t Sllan lagert bes^alb aud) abfi(^tlic^ <Si(^en^ ^ol5 mehrere Z<^^^^ unter SOSaffer, beljt frettidi ouc^ ^\d)ts^ (Sic^en^ol}, um e£( bem SBaffereic^en^oIs ä^nli(^ 5u machen. SUd Srenn« unb Ho^len^ol} fte^t e^ bem Sud^en^olge etmae nad). S>te Slinbe mirb toegen bed großen ®e^atte0 an (Serbftoff ate tDic^tige^» Gerbmateriol benu^L 8Iu6 bemfelben (Srunbe toerben au(^ bie infolge t^res (Scxb^ ftoffge^alted 5ufammen5ie^enb fc^mectienben (Sicheln 5U (Sic^elbaffee imb (Eic^elhakao tierarbeitet Z^ ^^ Suttur befinben fic^ 5a^lrei(^e aSarie^^ taten ber ®tieletd|e.

3^^ gegenüber bleibt bie Xrauben:» ober S9S!interet(^e (Quer- cus sessiliflora), bie man mtqm i^re^ härteren ^oljed auc^ ate ©tein« eid)e bejeidine^ niebriger, gebrungener. 6ie ^at langgeftlette Blätter, toirb nur 30—40 m t)0(^, erreicht kein fo ^o^es SUter unb tierbreitet \xii) nid)t fo roeit naä) Dften unb STorben ate bie vorige, ge^t auc^ in unfern Gebirgen nid)t über 700 m gö^e. ^eibe ertragen bto 31 (grab (£;elfiu0 Sälte unb öffnen jule^t von unfern 99Sialbb&umen bie Snofpen. 2>abei entfalten fte gleichseitig SMätter unb asifiten, unb imat bie Xraubeneid^e meift 10—14 Zage fpäter al9 bie ®tie(eid|e. SIuc^ oon i^r roerben mehrere 93arietäten angepflanzt.

Zn ®übbeutfd)lanb Kommt oereinselt bie in ©übeuropa ^einrifc^e, öftlic^ bi0 5um Aaapl\(i)m SUeer reic^enbe, in befonberem grormen:' reic^tum in Ungarn unb Siebenbürgen roac^fenbe tDei(f)^aarige ®i4e (Q. lanuginosa) vor, fo genannt, roeil i^re Slätter in ber 3^^"^ ^^f belben grläc^en grau behaart finb, fp&ter aber fia^l nierben. ®ie bleibt kleiner ate unfere <£i(^en. 9lod) Kleiner, meift ftrauc^artig, ift bie in Stumelien, (Sriec^enlanb, (E^^pem unb ^lerfien ^eimifc^e ®allei(^e (Q. infectoria), bie 5U bm (Hc^en mit im zweiten 3^^^^ reifenben Srtüc^ten gehört 6ie ift fe^r bufc^ig, roirb 2 m t)Oii) unb liefert an btn Kur}:» geftielten 931attem bie buxd) bie ®allmefpe (Cynips gallae tinctoriae) erzeugten, 1,5—2,5 cm im 2)urc^meffer t)altenben Galläpfel, mä^renb bie i^r fe^r ä^nlic^e fübeuropäifd)e Sermeseic^e (Q. coccifera) in ben burc^ bie Sermesfi^ilblaus (Coccus ilicis) ^eroorgerufenen erbfengrogen, braunroten, mit rotem 6afte gefüllten ^ermesKömem einen ebenfalte mic^tigen :ganbeteartiKel ergeugt 3^te SOSurgelrinbe roirb mie bie roeniger toertoolle Stammrinbe zum (Serben benu^t ®ie gehört 5U bzn (Ei(^en mit immergrünen SU&ttem, besgleic^en bie in ben Süfien^ lünbem (Sübeuropas u)ad[)fenbe immergrüne (Sic^e (Q. ileic), bie

2)ie Slu^^ölaet. 683

äuget gutem Slu^^ols egbare Srtüc^te ttetDorbrittgt ®ie ift bie dr^s bet alten <IMzä)m, eine ^eseic^nung, ble von drysseln einsäunen tienü^tt Wioii) t)eute n)ttb i^t ^^olj in ®rie(^enlanb 5um Umsfiunen bet Sc^öfet^ütben benu^t Slud) bie grtüc^te bet ebenfalte in ben snittelmeetl&nbem ^eimifc^en langftüc^tigen <&id)t (Q. ballota) unb bet ©peifeeic^e (Q. esculus) bet phegös bet alten (Stielten von ph&gein effen toetben nod[| t)eute n)te im äUtettum to^ unb getöftet gegeben. 2>ie Slinbe biefet fpottigen, 2,5—3,8 m ^o^en (Sieben toitb gIei(f)enDeife 5um Getben benu^t

S(ebeutenb tDid)tiget ate biefe ift bie 8otKei(^e (Quercus suber), ein 10—12, ^öc^ftenfolte bei einem ©tammbutc^meffet von 0,8—1 m 16 m igö^e etteid^enbet unb etma 200 Zoi)it alt toetbenbet, immet^^ gtflnet S(aum bed meftlic^en Xeite hts^ SUittelmeetgebiet^s, bet nod) in 3fttien unb Xtieffolien, abet nic^t me^t toeitet öftlicf) toilb tiotkommt SHe Slotbgtenje feinet SSetbteittmg fällt mit bet fiinie einet mittleten 3a^te6U)ätme von + 13,5 <ßtab (S^lfiu« jufammen. (St xjetlangt ein matme0 obet bod) gem&gigte^ Klima; ba^et fteigt et nitgenbd ^od) in0 ®ebitge. Z^ Spanien, tpottugal unb ©übftanfiteic^ toitb et bii» 5U 500 m, in 9Ugiet unb SKatofifio bls^ 5u 1000 m SReeted^ö^e an« gettoffen. (Ein leb^aftet fiuftn)ed)fel unb eine SrüUe x)on fiic^t ift i^m fe^t 5uttäglid), ba^et 2ief)t et bie Slb^önge ben (Ebenen unb bie :Kflfte bem S(innenlanbe t)ot. 2>abei ift eine ©Ablage feinem Wad)stam am gflnftigften; bod) ^inbett auc^ eine anbete Sage fein C&ebei^en butd)^ aus nid)t, Dotausgefe^t, bag bie übrigen SDSac^stumdbebingungen et^ füllt finb. Z'^ toUbem 3uftanbe foll bet SBaum natf) bm Slngaben eine« etfa^tenen ftanjöfifcöen {Jotftmanne» nut auf (ßtanits^ obet ©(^ieferboben angettoffen toetben. Xatf&d)lid) bilbet et auf folc^em aSoben bie befte $Unbe. Z^^^^^<^ ^^^ ^^ ^oben nic^t kalKteic^ unb nic^t fumpfig obet gat btacbig fein. S93ie fc^on am ben klima:^ tifc^en aSet^öltniffen feinem» aSetbteitung^gebiete« ^etootge^t, ftellt et in bejug auf Soben^: unb fiuftfeud)tigkeit tec^t befc^eibene Slnfptü(^e, liefett abet auf feuchtem Soben eine füt tec^nifdie S^^^^ unbtaud^^ bäte Äinbe.

:geute tDitb bet IBaum, beffen teitoeife tec^t füge (Eicheln eine fe^t gute ©c^meinemaft bilben fo toirb bet SBo^lgefc^macb bet berü^m^ ten ©(^infien von IBa^onne auf bie SHäftung bet Sd)wAnt mit ben (^c^ten bet Sotkeic^e }utüdtgefü^tt, to&titenb in ©panien biejenigen bet immetgrünen (Eidbe (Quercus ilex) 5ut ©(^toeinemaft t)otge5ogen toetben jum 3oJe&e bet fiotfigetoinnung in feinet §eimat oielfac^

684 3>le Slute^ölier.

angepflanst unb wuxbt neuetbing? auc^ in ben @übftaaten unb an ber atlantifc^en :Rüfte fübcoärtd von S3trginien eingeführt. 2)ie Sin« Pflanzung erfolgt burc^ Segen ber frifc^ gereiften (Eid^eln, wo» meift im :&erbft gefc^ie^t. S>a bie jungen f&öumäftn bie erften 3^te ^n^^ burc^ befc^attet loerben ntüffen, benu^t man ba}u Sieben, bie 5U gletc^r 3eit in Slei^en gepflanzt toerben. 2>ie aSobenbearbeitung, bie fttr bie Sieben unerlägUc^ ift unb fic^ bur(^ beren (Erträgniffe lo^nt, kommt axxd) btn jungen :KorKetc^en sugute. SHit bem 20. Z^^^ finb le^tere fo toeit gebieten, bag bie Sieben burcf) beren iBefc^attung leiben unb bt»^ i)aVb ausgerottet roerben muffen. 3u biefer 3^it finb bie 8orkei(^en ertragsfä^ig getoorben unb bleiben es ununterbrochen bis n)enigfteni^ 5um 150. 3^t)r. S)ann leben fie {toar noc^ fort, aber mit t^rer Slin^^ benprobufttion ge^t fc^arf bergab, fo ba% fie bann bei geregeltem Srorftbetrieb umgehauen merben.

9310 5um 4. Zdfjxt finb 6tamm unb Slfte mit ber glatten Dber- ^aut bebeckt 2>iefe toirb bann burc^ ben \iä) von ba an bilbenben Horkmantel gefprengt Sögt man biefen natarli(f)en :Rorfimantel bt^ ftet)en, fo bleibt er bünn, brüchig unb für tec^ntfd^e 3^^^^^ unbraud^« bar. <Sr roirb bes^alb, fobalb ber Stamm eine 2)i(be tion 5—10 cm erreicht ^at, mit SUeffem unb :ga(ben entfernt, ein SSorgang, ben man im :&auptprobu6tion0gebiet bes Sorkes, in SUgerien, ate dömasclage beseic^net. 2>iefe erfte Slinbe f)at einen fet)r geringen ^anbetemert unb toanbert gemö^nlid) in bie Gerbereien. 2>ie x)om SSaume neuge^ bilbete Slinbe erreicht eine bebeutenbere 2)i(ke ato bie erftgebilbete unb beftet)t au0 toeic^eren, gleic^mägigen :Rorkelementen. Sllit jeber folgen- ben (Srnte roirb bie Qualität bes :Korfte9 beffer.

Slac^ etma 8—10 3a^ren ift bie :Korfifci^ic^t fo mSc^tig etma 5—20 cm bick geroorben, bag fie gefc^&lt roirb, unb bie^ kann am Stamm in regelmögigen ^nt^^oallen Don 8—9 Z^^^^f on ben öaupt- aften von 10—12 unb an ben bitlnzn Slften oon 16—20 S^^n roieber^olt roerben. Um eine natürlich roertnoUere bickere Slinbe ju ertjalten, bie 5ur igerftellung von C^ampagnerpfropfen geeignet ift, märtet man and) am Stamm 10, 12 ja 18 3^t)re mit ber Slbfc^ölung ber iäorkrinbe. 2)iefe ge^t in ber SSeife vor fic^, bag im 3uni ober 3uli, roenn ber Saftflug be0 Raumes in lebhaftem (Songe ift, ber Stamm in roeiten Slbft&nben am Orug unb unter ben :^aupt&ften mit einer am Stielen be keilförmig jugefc^ärften Sl{t geringelt roirb. S>iefe Slingfd^nitte roerben bei bünneren Stömmen burc^ smei, bei bickeren burd) brei bis vin fiöngeftfjnitte mitelnanber t)erbunben. 3)iefe Slrbeit

S)te 9lu^t)öl5er. 685

u)irb mit btt grögten S3orfic^t audgefü^rt; bznn nur bie tote SBorke, nic^t ber lebenbe iBaft barf babei ongefc^nitten toerben. 2>ann toirb bie Stinbe mit :gilfe be0 93eUe0 gelöft, an ber Slugenfeite geretnigt, in» bem man bie (Eplbetmid abfc^abt unb eine Slinbe nac^ ber anbem, ober auii) mehrere nebeneinanber mit i^rer :^meite naä) unten über eine mit glü^enben Sohlen gefüllte ®rube legt unb mit Steinen ober :5ol5 bt]ä)wzTt, bamit fte f(ad| toerben. ®oba(b fie angekohlt finb, toerben fie auf bie anbere ©eite gelegt, bamit aucf) biefe, aber in ge^« ringerem (grabe, angekohlt toerbe. 2>a0 S(nkot)Ien gibt bem Sork ba0, roa^ bie Stopfenfc^neiber „^tw" nennen; e0 bewirkt ferner ein ©(fliegen ber ^oren, iDeld^e fonft Neuartigkeit aufnehmen unb bamit ben Sork tmtaugUcf) 5ur ä^erroenbung ate @topfen machen toürben. 3u ftark barf aber bie Stinbe ntc^t angekohlt toerben, ba fie fonft i^re (Staft^it&t t>erlier& ^ft fie bagegen ju toenig angekop, bann ift fie nic^t feft genug für bas SKeffer be« Sorkfc^netber«. ©ettener ©irb bie Stinbe t)or bem Stnko^Ien in 3Baffergruben gen)orfen unb mit grogen Steinen befc^toert, bi$ fie platt getoorben finb. 2>ie gering» roertige :Rorkrinbe, roelc^e ni(f)t für bie Stopf enfdineibereien beftimmt ift, toirb einfach auf :^ufen an ber fiuft getrocknet. Wiaä) jroei SKo» naten ^aben fie ein Srünftel it)re0 C&eroic^ted verloren unb roerben bann ato Derkäuflid) betrachtet, toälirenb bie angekot)lten Slinbenftücke fofort nad) ber 93et)anblung mit Breuer auf beiben Seiten oberfäcf^lic^ mit raupen Zuckern gereinigt unb auf :&aufen gefegt roerben, bi0 bie be» nac^ric^tigten Säufer erfc^einen unb fie übernehmen.

Sofort nac^ ber Slbemtung u)erben jtDei Söngefc^nitte, juroeilen auc^ brei ober tiier in ben S(aft gemacht, foroeit er entblögt ift. 2)ie0 gef (fliegt, um 5u oer^üten, bag bie ficf) bilbenbe neue SUnbe an ber Dberftä(f)e berftet. S>oc^ bürfen bie Schnitte niemato an ber Slorbfeite gemacf)t roerben. SBenn bie &orkeicf)e auf einmal gefd)ält mixb, bilbet \id) il)re neue ${inbe langfamer, fie roirb aber von befferer Dualität, ato roenn fie abteilungBtoeife in Raufen gefc^ält roürbe. äßenn bie Slinbe nicf)t abgef(f)ält toirb, fo verliert fie nacf) einer getoiffen 3eit i^re S(rauc^barkeit. 2)iefer n)ertlofe Suftanb künbigt fic^ burc^ Sliffe unb fiöc^er an, bie immer 5at)treicf)er mzxbtn, bis bie $Unbe im 50. ober 60. fieben^fa^re gleicf) berjenigen anberer S(äume in kleinen Stücken abfällt Solange bie Sorkeicf^e lebt, fällt i^re Stinbe niemals insgefamt ober in grogen Streifen ab, toie mandimal bet)auptet toirb. SBäre bem fo, bann roürbe bie Sorkeic^e eine in btefer :5inficf)t einjig fte^enbe Slusna^me in ber ^flanjentoelt bilben.

686 S)ie 9lu%4öl}er.

SUle erftgefc^otte Slinbe ift, tote gefagt, 5111 S3eca)enbimg al0 fiotk iDertlod unb mug 5U einem Spottgeld ^auptfa(^lt(^ ate (ßerbmoteriol tietfuiuft toerbett Slud) toenn :KoTfceic^en ein reifes Witt erlangt fyibzn, offne bag fie abgeerntet merben, unb fie foUen fortan ausgemi^t werben, [0 ift i^re Slinbe ebenfon)en{g toert als biefenige junger Saume. (Srft burc^ bod C^fc^ältmerben mirb fie in ber SBeife Deronbert, bajs fie ftd^ ato korb vttwmbm logt, imb 5niar mtrb bie Qualität bes jKorke$, mie gefagt, mit jeber folgenben (Ernte beffer.

!Sie in tierfc^iebener SBeife ju Saiten vereinigte Sorkrinbe kommt in oerfc^iebenen Qualitäten in bm :^anbeL S>ie befte ift elaftifc^, meber ^oljig, nai) löcherig unb von rötlid)er Srarbe. S)ie gelb gefärbte ift geringroertiger, am fc^lec^teften aber ift bie n)eige. Sork, ber Sliffe ^at, mirb ate Slusfc^ug betrachtet; ebenfalls folc^er, ber toeic^ imb fd^laff ift Se^eres ift gen)ö^nli(^ ein untrügliches Seichen bafOr, bag er auf feuchtem Soben erjeugt rourbe.

(Sin in gutem Suftcmbe gehaltener :Korkei(^ennHxlb liefert in jebem 10. Zaifi eine (Ernte, bie ju jmei 2)ritteln aus orbin&rem unb Saftorb^ korb unb 3U einem S)rittel aus jur Stopfenfabrikation bratu^barem bickem unb bflnnem :Kork oon 5—20 cm S>i(ke befielt 2)ie fiork^ rinbe enthält fo tHel C^erbfäure mie bie befte Slinbe anberer (Eichen; aus biefem (Brunbe förben ficf) eifen^altige grlüffigkeiten, bie in Serü^^ rung mit bem ißork kommen, burc^ Silbung oon gerbfaurem (Eifen mit ber 3^it fc^ioarjlic^. S>ie fpanifc^en (Serber, namentlich biejenigen üon (Sxibxi, Dermenben Sorkrinben mit S3orltebe 5um Serben; boc^ roirb fie i^nen nur in fe^r bef(^ränktem Silage iugänglic^ gemacht (Es ift begreiflic^ermeife Diel eintröglid^er, bie Sorkei(^en jur fiork^ geminnung als ju fio^fc^lagen 5U tiermenben. Slac^ einer 5uoerläffigen franjöfifc^en Quelle u)erfen fo benu^te Sorkeic^entoälber eine viermal llö^ere Slente ab als anbere (Eic^enmolber. SDö^renb bie Jungfern:« ernte von einem Saume nur etma 5 kg ißork liefert, beträgt bie (Ernte oon einem tiollkräftigen Saum einfci)lteglic^ ber Stfte 100—160 kg. S>er S>urct)f(^nittspreis für 100 kg :^ork fc^toankt jmifc^en 170 unb 180 Sllark 2)ie C^efamtkorkprobuktion ber SDelt lägt fu^ ni4)t genau feftftellen; boc^ ift bca fieser, bag es ftd) babei um einen SDert von gegen 100 SQiUionen SRark b^nbelt Serbrauc^t boc^ (Englanb allein für toeit über 20 Sllillionen SUark biefes für bie mobeme Sultur ganj unentbehrlichen Sto^materials jä^rlic^, S>eutfc^lanb unb grrankreic^ nic^t piel meniger.

3)le fior&rinbe mlrb ^jauptfäc^lic^ jur gerftellung oon Ortofc^en«^

2He mwiWhtx. 687

korken vnwtnbtt, bie frü^et allgemein mit bec :^anb, neuerbing^ aber t)or5U8dU)eife mit 9Ilaf^inen gefc^nitten wttbm. 2)er SSerluft an 9QateriaI ift babei ein fe^r groger unb betrügt bx» ju 60 $ro}ent. S>o(f) finben aud) bie SlbfoUe ä^erioenbung, fo befonberd jur ^erftellung oon fiinoleum unb t)ielen anbem tec^nifc^en (Srgeugniffen, mit Um^ül^ lungsmaffen oon 2>ampfrö^ren, Slmbogunterlagen, @togkiffen auf Schiffen, 6(^u)immgflrteln ufro. Sluger :RorkftöpfeIn toerben aucf) iäotkfo^len, ^orkfacfeen, 6(^u)immer oon grifd^eme^en unb älngel^aken unb bergleic^en aud Sork ^ergefteUt S>er befte ^orb, ber audfd[)tteg^ lid) 5ur :&erfteUung von (E^^ampagnerkorken benu^t toirb, Kommt an» ben fpanifc^en ^rooinjen Katalonien unb älnbalufien in btn :^anbel. (Sr barf beim (Einpreffen in bie Ortofc^enmfinbung keine :gaarriffe be- kommen, burc^ iDelc^e bie So^lenfaure entmei4)en könnte, unb mug fo etaftifd) fein, bag er felbft nad^ jahrelangem Gebrauch, mit SBaffer ge^« ko4)t, feine urfprflngli(f)e 2;)linbrif(f)e (ßeftalt unb feinen urfprflnglic^en Umfang toieber erhält (Er kann bis ju 60 Z^^^^ i^ !i>ienft ans^ galten.

2)er Sork ift ein älrtikel, ben \ä)on bie alten Stgtipter, (Briet^en unb Slömer kannten unb ju Derf(f)iebenen ^wtAm Derroanbten. ®o benu^ten i^n bie erftgenannten jur igerftellung t)on Särgen, bie le^te^^ ren bagegen ju ^ienenftöcken, toie un0 ä^arro mitteilt, ber im 1. 3^^^« ^unbert d. (S^r. f(t)retbt: ^2>ie beften aSienenftöcke finb bie au6 Slinbe (cortex) gemachten.'' Unter bem lateinifc^en cortex, ba0 jun&c^ft Slinbe im allgemeinen bebeutet, ift in biefem OrctUe porjugsroeife bie Slinbe ber Sorkeic^e gu perfte^en. Slu0 bem lateinif(f)en cortex ift bann unfer beutfc^ed SBort :Kork entftanben. Dbfc^on bie fiorkei4)e nic^t me^r in ®ried)enlanb toäc^ft, bef(t)reibt fie X^eop^raft im 4. Üai^x^ ^unbert v. (E^^r. aUerbing^ nur t)om ^örenfagen unb bedt)alb nic^t ganj ri(f)tig. (Er fagt von i^r: ,,2)ie fiorkeic^e (phellös) tDä(f)ft in X^QCT^enien ((Etrurien), ^at einen einfachen Stamm, roenig Stfte, ift ^0(^ unb ^at fefted :^oI}. 2)ie Slinbe ift fe^r bick, jerriffen mit bei ber pnie (pitys), jeboc^ in grögere Stücke gefpalten. ^a» fSlait ift toie bei ber (Efc^e (meliö), bicb unb länger (bamit meint er motil bie ein^ seinen SBlöttc^en bt» (Efcf^enblattes). 2)er fBaum ift nic^t immergrün (tatfäc^lic^ finb bie Blätter ber &oxkAd)t immergrün), fonbem lagt bie asiötter fallen. S)ie grruc^t ift ei4)elartig mie biejenige ber Slriaeic^e (aria). Wan fc^ält bie ${inbe ab unb behauptet, fie mflffe ganj abge^ f(^ält toerben, fonft leibe ber IBaum. 2)iefe erfe%t fic^ in etma brei 3a^ren.'' S3efonber0 rourbe bie fc^on von Xt)eop^raft ^emorge^obene

688 2He 9bi%^ölaer.

Srä^tgbeit be^ Qd)wmmm» auf bem SBaffer ate Me [(^o^ensuiertefte (Eigenfc^aft biefes $tobuftte0 ou^genu^ 60 er^o^It ^itttüiu», ba^ 5er Soc6f ben er al0 suber beiei(^net, wn beit ^rifc^em ate @c^immmer ffir i^re 9Ie^e tinb fonft allgemein ato Sojen f&r bte Sbiker ber 6(^tffe benu^t iDerbe.

Slldgen nun qu(^ bie 93ö(ker bes SUtertums ben fiork ju ben üerfc^iebenften 3^^<^^<i benu^t ^aben, fo ift boc^ bos eine ftc|)er, bog fie i^n nid)t mie toir jum @to|ifen brauchten. (Erflen^ Ratten fie betne eng^olfigen ^ic^fc^en mit mit im (Sebratu^r tootu er fic^ in erfter fiinie eignet, tmb für bie fpäter oon ben Slömem (BoUien^ üon ben beltifc^en (SiniDO^nem be0 fianbed angenommenen 1^1}fäffer au0 2)auben roar ein ^öljemer @punb bas gegebene aSerfc^IugmaterioL 2)ie SSorrats- gefäge ber SUten xoaren groge amp^orenartige Zonkrflge, oon ben Griechen pithos, tion ben $ldmem dolium genannt, bie mit 2>e(be(n au0 bemfelben SHaterial mit Su^Uf^^^nte einer bii^t oerfc^liegenben 3naffe roie mit 993affer angerührtem Se^m ober gebranntem (5ip0, auc^ mit einem :Kitt auB ^ar}, treibe unb £)( luftbic^t t)erf(^Io{|en mürben. SBurbe ber ^ttkd nic^t Iuftbi(^t oerfc^offen, bamit man jemeilen pom aSonate feinen SBebarf 5U ^olen permoc^te, fo mürbe bie SSerbunftimg burd) Stufgiegen einer @(^i(^t Ol, alfo in ber Siegel Dlioenöl, 5. 93. auf SBein, per^tnbert, mie roir bie0 noii) auf btn C^ianti^ unb anberen SBeinflafc^en 3t^ten0 fe^en. ®rft cd» bie eng^alfigen <&(a0flaf(^en ouf^ kamen, bie oor bem 15.3<^^t^unbert nirgenbd in (Suropa ermähnt toerben, fanb ber Sorb feit bem 17. 3<i^t^unbert jur :^erfteUungg von ^^fropfen 2um ä5erfc^liegen berfelben juneljmenbe jDerbreitung unb balb allgemeine aSermenbung, nac^bem auc^ ^ier por^er Wad)Si^ tmb j^Ispfropfen ju beren aSerfc^lug gebleut Ratten. S>anb feiner SBafferbic^tigbeit, ®lafti^ }ität, Dauerhaftigkeit unb fiei(f)tigkeit ^at fi(^ ber SLoik nunmehr ben iäulturDölkem ber ganjen (Srbe vollkommen unentbe^rtticf) gema(f)t unb urtrb axiä) in feiner l)errf(^enben Stellung nic^t fo leicht oon einem anbem Stoffe verbrängt merben können. Slllerbing^ ift bem Sork^^ ftopfen im legten 3<^^t2e|int ein nid|t ju imterfc^&^enber ißonkunent entftanben in bem btkannttn ^entoerfc^lug mit (Bummibic^tung, ber namentlid) bei Sierflafc^en faft allgemeine aSermenbung finbet tmb ben aSorteil bietet, bag bie ^la\ii)t ofyxe B^Ufena^me einer fiorkmafc^ine oerfc^loffen unb o^ne meitered geöffnet toerben kann. 2>iefe Seic^tig« keit, ben ä5erf(^lug 5U öffnen, ^at aber auii) i^re ©c^attenfeiten, gu benen fic^ noc^ anbere Slac^teile gefeilen, fo bag gleic^mo^l für fe^r uiele Sto^cft^ btt 2rlafc^enüerf(f)lug burc^ Sork bauemb beibehalten

3)le Slttfe^ölset. 689

wirb. SBae bur(^ blcfcn ?potentt)etfc^Iu6, ber au(^ für ble gftafc^en jum ©tcrUlfietcn ber ainbermUi^ allgemeine Slufna^me gefunben ^ot, ber Sorkrinbe an Stbfa^ t^erloren ge^t, toirb ret(t)Ii(t) erfe^t bur(^ bte von 3ot)t ju Zaf)x fteigenbe JBerrDertung gemahlener Sorferlnbe 5ur ^erftellung be0 fiinoleum0. S>tefer Stoff toirb al0 grugbobenbelag, ber letc^t 8U reinigen Ift unb fonft Diele SJorteile bietet, fic^ immer me^r bte SBertfc^d^ung oller ®c^i(f)ten ber aSeodlkerung erobern unb balb in jeber 995o^nung ju finben fein.

a5or allem roirb bie (S^^ampagnerfabrifeation fic^ t^oraudfic^tlic^ no(^ lange bed 8ork}apfend al0 unt)erglei(^lt(^ n^ertpollem SSerfc^lug:' material Uixzs^ ^Crobukte^ bebtenen. ^cA bo(^ bie (Einführung bt^^ felben tn (Europa überhaupt erft bie (S^^ampagnerfobrikation möglich gema(f)t. 2)er (Erfinber bed (E^ampagnerd, ber ^enebiktinermönc^ 2)om ?P6rignon (1636—1715), ^ßater fiellermeifter in ber Sttbtei von öaut* Dilliers in ber d^^ampagne, roar sugleic^ ber (Erfinber bed (Sii(mq>ag;aet korken, ber i^m bzn unbebingt erforberlic^en feften S3erf(^lug 5ur 3urü(k^altung ber fic^ bilbenben So^lenföure t)erbürgte.

JBon neutoeltlic^en (Biegen mit im erften Z^W reifenben Sfrüc^ten imb im ^erbft abfallenben SUöttem ift bie toegen it)rer graucoeigen, in breiten, bflnnen Stücken fic^ ablöfenben Slinbe ate 993eigei(f)e (white oak Quercus alba) bejeicfinete Slrt ju nennen. 2)er fdiöne, bi» 25 m l)o^e Saum bilbet in ben SSereinigten Staaten au0gebet)nte SBälber unb liefert vkl (Berbrlnbe. ©eine »lätter tjerfärben fic^ nic^t Im gerbft. Slutf) bie grogfrüc^tige (Sid)e (Q. macrocarpa) mit milbfc^meckenben Srrü(^ten unb bie Saftanienei(f)e (Q. prinus) finb in Sflorbamerika fel)r Derbreitet unb liefern 5um ®erben fe^r gefc^&^te Slinben. 3u ben (Sid^m mit im 5U)eiten 3ö^re reifenben 2hriid)ten l)aben tolr in ber SIeuen SSelt bie auf ber SDeftfeite Slorbamertka^ ^elmif(f)e roelbenblättertge (El(f)e (Q. phellos). !^er ttma 20 m f)ot)t fSaum ^at ber Silbertoetbe ä^nlic^e IBlätter. (Ebenfalte im roeftlic^en Slorbamerlka gebelt)t tat feuchten Stellen ble SDafferelc^e (CJ. nigra). 3m öftlltfjen Xell Slorb:^ amerlkaB bagegen mad)]m ble gr&rberelc^e (Q. tinctoria), ble l^r &^n^ llc^e Qd)axlad)üd)t {Q. coccinea) mit braunroten SUättem, ble flc^ Im ^erbft fc^orlac^rot verfärben. Sie bilbet In ben SSerelnlgten Staaten groge SBälber unb l^r ^olj rolrb melfac^ nac^ (Englanb ou^gefü^ri Sremer ble nac^ ber prä(f)tlgen fcf^arlac^roten SSerf&rbung ifyctt SUätter fo genannte Stotelc^e (Q. rubra), ble nom iguronenfee bld grlorlba unb Ztio» in au^gebe^nten SBeft&nben toädift unb roegen l^rer Slafc^^^ xDüc^flgkelt auc^ In unfere grorften elngefü^ tourbe. Sin feuchten

Kcin^arbt, fiultuTBefc^icttc bei «lutM^flanien. II. ^

690 SHe «luMdlaet.

©teUen gebet^ bott bie ebenfalte fe^ [(^netttDflc^fige 6umpfeic^e (Q. palustris), bie, iDie alle ootgenamtten, xM iSttbrnibt liefert 3^ ©flbeutopa 6i0 Serien bagegen iDcul^fen von ben (Eid^en mit im 5U)eiten 3a^re teifenbien grrfic^ten bie 3^tteid)e (Q. cerris), ein groger Saum mit ungemein feftem, hartem &>!}, egbaren Srrflc^ten unb gerb^ ftoffreic^er, 5um (Serben bienenber 9linbt, unb in Slumelien, Griechen« lanb unb :RIeinafien bie ebenfalte bte 19 m ^o^e finopperneic^e (Q. vallonea), beren fc^uppige, 3—4,5 cm tm Surc^effer ^oltenbe Srnu^tbet^er ate ißalonen in ben $cmbel kommen unb jum (Serben tmb ©c^mar^ffirben bleuen.

SSie bie (Si(^en gehören bie Suchen (Fagus) in bie ^K^miUe ber d^ttpuliferen ober 91&pf^enfrfl(^tler. Unter i^nen ift bie gemeine Suc^e ober Slotbuc^e (Fagus silvatica) ber [(^önfte tmb fflr un» roic^tigfte SSertreter ber (Gattung. 2)iefer ftattlic^e Saum, beffen glotter @tamm mit ^eUfttbergrauer Stinbe emporfirebt, um ^oc^ oben bie ooUe Sefonnung tierlangenben grünen SlOtter an 5ierli(^en Elften au0}u^ breiten, bilbet btn von ben 2>i(^tem tiiel befungenen „grflnen Sßalbes« bom"* tmb fott bie Slnregung jur gotifc^en Sauart gegeben I^oben. SHe Stu^e ift ber :&auptrepräfentant bed beutfd^en SJaub^oI^nHtlbes unb gebeizt am beften in nic^t 5U feu(f)tem, aber aud) nic^t 5U trodie^ nem, kalkhaltigem gflgeU unb Serglanb, bilbet aber aiu^ auf bem frifc^en, ^umöfen ©anbboben ber norbbeutf(^en (Sbtnt mS(^tige fBt^ ftänbe. 3^ fanbigen 2rla(f)(anbe ^at fte allgemein ben STabel^ölsem toeic^en muffen; nur oereinjelt unb bes^alb t)om Slaturfretmb boppelt gefc^ä^t ragen bort bie Siu^entoälber mie Dafen ati0 bem (Einerlei ber :Riefem. 2)er Su(^enl)0(^tDalb bebeckt in ganj 2)eutf(^lanb runb 15 ^iroaent ber gefamten SBalbfiäc^e. 2>ie Suc^e eignet fic^ forfüic^ für ben &oc^«, SUitteU unb SliebertDalbbetrieb. S>a0 meigli^e bte braunrötlic^e, ^arte, biegte, fc^toere, gut fpaltbare, aber menig elaftifc^e, ftark f(f)CDinbenbe unb arbeitenbe :5ol3 roeift sa^lreic^e roie Sltlas glän^enbe Spiegel ate $teferoeftoffbe^älter be£( igo^körper^ auf tmb Derftockt lei(f)t im SSec^fel tion 9l&ffe unb Xrocken^eit, ift aber ftet9 im S95affer ober ftet0 tm Xrocknen siemlic^ bauer^aft Slbfolut unbrauc^^ bar ift e^ 5ur Senoenbung im Srteien, bagegen toirb e0 tion SBagner unb 2>re(^fler, tote auc^ stun inneren Sltiebau unferer Käufer tiielfac^ oertoenbet 3^ l)eigem 995afferbampf ertoeic^t, toirb es biegfam tmb bient 5ur :gerftellung gebogener 9IlöbeL £)ftenei(f):' Ungarn befi^t etma 40 Srabriken 5ur :^erftellung folc^er gebogener Sllöbel, benen 350000 :^ek^ tar Su(^enn)albungen ba^ SHaterial liefern, bie 35000 9nenf($en be»

S)ie 8lut)45l}e(. 691

fc^&ftigen unb gegen 230000 sneterjentner gebogener ^SBiener SHöbel" jä^rttc^ ej;portieren« 2>eutfct|Ianb befi^t nur n)enige folc^ier (Fabriken, ha ba» Sue^en^olj ^ier n)ett fc^toieriger ju ^oben ift unb bie SIrbeite« lö^ne teurer ate in fifterreic^^^Ungam finb. 3^P^ögniert bient f8nd)tn^ ^ol5 neben bem bafflr coeit befferen (Kc^en^olj gu ®ifenba^nf(^n)eUen, gebeijt unb gef&rbt ote B^S^^^fc^ft^n^oI}. (Ss liefett ein oorjüglic^ed S(renn^ol5, beffen SBert ole folc^ee aber burc^ bie (Sinffl^rung ber Steinkohle ote flbllc^ftem ^^intoteriol bebeutenb ^erabgefe^t courbe. (Ed gibt aad) bie beften :&ol8fio^Ien unb bient jur 2>arfteUung oon ^oljeffig unb kflnftlid^em 3nbigo. 2>ie c^emifc^e (Fabrik fiaufac^ fon 6pef[art oenoenbet gur :&ol8ef|igfabrtfiation fä^rlic^ etcoa 26000 @ter @pef[arter Suc^en^olj. (Snbüä) liefert ed auc^ ben üortrefflic^en iBuc^en:' ^oljteer mit reichem (Se^alt an Kreofot, ber meift borau^ getDonnen tDirb. 2>er (Se^alt bee aSuc^en^oIjraue^e^ an ißreofot ift e0, ber ote Diel ongecoanbtee Sonferoierung^mittel beim Släuc^ein x)on Schinken unb SBürften bient. 2>ie gerbftoff^oltige iBuc^enrinbe kann ate fio^e beim (Serben benu^t coerben: bie S^u^en^olgafc^e gibt bie befte $ott^ afc^e unb Sauge jum SBafc^en. 2>ie ölreic^en iBuc^ennflffe (Suckeln ober IBuc^eckern) bilben nic^t nur eine trepd()e 6c^meinemaft, fonbem liefern auc^ bem SHenfcfien ein gutes @peifeöL Sticht im £>l, coo^I aber in ben gättten unb im jurückbleibenben Sem ber Slflffe ift ein i^agin genanntes (Sift enthalten, bas in größeren 2>ofen, namentlich bei Sü^en unb gerben, lä^menb auf bas $lfl(kenmark unb bie Sltmung roirftt

2>ie im ^ottbJU abfaUenben eiförmigen, in ber nj^genb meig^aarig betoimperten, glatten, leicht gecoellten Blätter geben eine gute @treu fflr ben SBalbboben. Sie brau(f)en gu i^rer SSenoefung ttma brei 3a^re unb bilben bann eine fc^a)&rjlic^e, üon ^Ujföben burc^jogene SUobermaffe, bie oon ja^Uofen Slegenroürmem unb anberen kleinen Xieren gefreffen unb verarbeitet toirb. %In i^rer Sluflöfung unb c^eml^ fc^en Umfe^ung arbeiten auc^ ja^lreic^e J^abenpUse unb Bakterien. 2>ie fo zugerichtete IBobenfc^c^t, ber ^onmm, ift ber Slä^rboben fflr bie ^ö^eren ^flangen, fflr beren %InfiebIung6mdgIi(f)keit bie Suc^e mit i^ren abfciUenben fSlättttn einen mt(f)tigen J^aktor bilbet Z^ milben, mormen Sagen gecoinnen bie bas Saub fc^nell gerfe^enben Bakterien bie Ober^anb unb reiche ^^musböben fc^affen flppiges (Sebei^en fflr i^elb unb SBalb. fSti aUjuDiel @onne unb guoiel Slieberfc^lägen, toenn i^nen ber IBoben ungefc^fl^t preisgegeben ift, roirb i^r SBac^stum ge^^ ^emmt, nur Srabenpilge vermehren fic^ meiter unb burc^gie^en bie

44*

692 3H( «ii%(^Iaet.

oberen 6(^U^en, mit beten 3^^ng fte ober aUein nic^ fertig toerben. @o entfte^t fefter, faurer ,,9to^^umii0', ben bte SUgemnilimer tA6jlt me^r ju nerje^ren tinb in i^em 2>armfuina( buic^uoibeiten oermdgen, unb bet einfi ftämmige iooäfmcib mtrb pi imfnu^tbacem :|^e^ unb SHoodonb. <Begen biefe (Befahren ift gerabe bie iBui^e eine treffliche $ionierin unb t^r reicl^Uc^ fioub ifl befonber^ im 9Iabeln)Qlb ein oottrefpii^ed SDaterial ffit bie ^umusbilbung. ^5>abü nermag i^r an ber Spi^ fein netäftette^ unb mit garten ^iljföben, bie i^t 3ur (Betoinnung be0 6ticbftoff0 be^^ finb, umfponnenes SBuQelioerfi fiberoU^in btac^ ben ^obtn ju bringen unb bie jum Ge- beinen unb SScuin^tum ndtige ^lo^rung ju fc^öpfen.*

fhOi bie Suc^e ertragt roie 6iiel^ unb Xraubeneic^e bis 31<> C. ^tte. @ie finbet ftü^ ^auptfoc^Ucn in SIBtteleuropa, gd^ roeftniöitd bi0 SHittelfponien unb Horbporbigal, füblic^ bis @i}Uien unb sipulien, öfttti^ bi0 jimt fiaukafu0. gier überall ift fie ein entf(^ebener <6e^ birg^baum, ber je füblii^er, um fo ^ö^er ^inonge^i Slm ffltna fteigt fie bi0 1880 m, in ben bogrifc^en SUpen bi0 1300 m, in ben norb« beutfc^en Gebirgen aber bi» etma 650 m. Z^ Slonoegen finbet fie fic^ bi0 5um b9.^ nörblic^er Streite. 3nre nörbltc^e (Brenne berührt bie fe^rDeblfc^e SBeftfiflfte oon (Bot^enburg, ge^t an ber Oftküfte nur bxs Solmar bei 67 ^^ unb burc^fc^neibet faft geroblinig ben ^Kontinent Don iSönig^berg au0 Aber $oIen bis ^obolien imb 2ur Srim. n;^feit6 biefer fiinie tDürbe bie SSegetatiom^periobe auf oieniger ato fünf 9Konate befc^ränkt roerben, wo» bie IBuc^e nii^t verträgt

3m Srrfl^janr ^erfprengt bae Seimpflänji^en bie IBuc^ennug, flrecfit 2uerft ba0 äBflrjeh^en ^erau^ unb fuc^t [\ä) im Stoben 2U befeftigen unb Sla^rung unb SBaffer barau0 2U ^olen. 2>a0 £)l ber }Q)ei ju^ fammengefalteten Seimblatter t)ero)anbelt fic^ jun&c^ft in Sucher unb allmä^lic^ in neue ^ftanjenfubftanj. @obalb bie iflüurjel ^inreii^enb lang ift, entfalten fic^ bie Seimblätter, merfen bie fie einjtoängenbe Schale ab, breiten fic^ au0 unb merben grün, um mit :&ilfe be^ (^loro^ p^^tld neuen 3u(ber ju bereiten. fSis jum 6. ^^^te toäi^ft bie iBuc^e langfam, bann aber ftrecbt fie fic^ bebeutenb unb nimmt fä^rlicn 16—24 cm an ßänge ju. SSor bem 60. Sa^re blü^t [it feiten. 3)ie iBlüten finben fic^ an feurigen Xrieben unb entfalten fic^ gleichzeitig

* @ief)e ba» i^a^ere über bie „^ilstuurdel" ober Mycorhiza im 13., bie Vftanaengenorrenrc^aften bebonbelnben 9lbr4nitt meinem SDerke^: 2)a0 Seben ber Srbe, SDerlag von (Srnft ^ein^arbt, Slän^en 1908.

2)ie Slut^^ölser. 693

mit bem SIiBbruc^ bee Saubee. @ettenfpro|Te ^oben faft nur lang^ geftielte, ^öngenbe, kugelige, männliche 93Iütenftänbe in J^orm von Sä^ctien, bec (Bipfeitrieb trägt männliche unb coetblic^e Glitten, toobei tDieberum bie männlichen am unteren, bie meibU(f)en bagegen am oberen Xeil bes ©proHe« flift befinben. SKit 120—160 3a^ren ooUenbet bie IBuc^e gecDö^nlic^ i^r SSac^etum unb kann bann bei 0,9—1,26 m Stammburc^meffer über 30 m ^0(^ fein. ®ie liebt ooUe, gef (^{offene S^eft&nbe unb gebeizt nur, roenn ber Soben DoUft&nbig gebecfit ift Sie mat einft mit ber (Sic^e im ganjen meftlic^en unb in au0gebe^nten SBalbgebieten bes füblic^en unb mittleren Seutfc^Ianb ber ^errfc^enbe SSaunt Seit 1780 ift fie aber üielfacf) ben rafd^er coad^fenben unb früher einen nu^aren ^oljertrag ttefemben Slabel^ölsem gemieden. Sie S^egrflnbtmg üon S^eftänben erfolgt unter bem 6ctiatten ber ben Samen abmerfenben SHutterbaume. SHan erjie^t bie S(u(^en leicht in Saatbeeten unb oerpftanjt fie brei^ bis oierfä^rig ju mehreren ju^ fammen ins Srreie, cdo fie aber gegen Sonnenbranb gefc^fl^t coerben muffen. (Segenmartig erjie^t man nic^t reine iBuc^em, fonbem aud (Sieben, SSuc^en, W)oxn, (Sfc^en ufco. gemifc^te S^eftänbe, in meieren bie S^uc^e ben iBoben fc^fl^t unb i^n burc^ rei(^tt(f)en IBlattfaU üerbeffert, baneben auc^ bie genannten Slu^^oljarten burc^ kröftigen S^eftanb^^^ fc^lug 2U günftiger Stammau^bllbung 5a)ingt 2>ie 93ud)e ift auc^ tDid)tig al0 S(obenf(f)u^ ober Xreib^olj im älteren (Sid)tn^ unb Sieferm beftanb unb gibt bis 10 ^rojent ber gefamten goljmaffe ate 9lu^^ol5. 3n guten 3^^ren fammelt man pro $^^tar ettoa 100 Scheffel ^nd)^ nflffe im 120jä^rigen ^Betrieb.

(Eine fe^r groge Slnja^l 3^1^^^^ ^^^ Wi^ ^^^^^ ^uf ^^ S(u(f)e, bod) lange ntc^t fo Diel ate auf ber (Sic^e, bie barin meitaue an erfter Stelle unter allen :&ol5geQ)fi(^fen fte^t Obgleich bie $lotbuc^e nitf^t im alten (Sriec^enlanb vorkam, kannte fie boc^ X^eop^raft ale oxya. %luf ben (Sebirgen Slorbitaliene muc^e fie bagegen ^äufig unb mirb von ben römifc^en Slutoren me^rfac^ ate fagus ermähnt, eine S^ejeicf)^ nung, bie au6 SSercoecfiflung oon ber griec^ifc^en iBejeid^nung phegös fttr Speifeeic^e {von pMgein effen) abjuleiten ift SHaaobiu^ rechnet bie 93u(^e ju ben glü(fili(f)en 93&umen (felices arbores), coeil man aus i^rem :&ol3e Opfergefc^irre mac^e. S(ei ben alten (Sermanen toar bie fßud)t ber (Söttin be6 gerbee unb ber (S^e, Srrega, gecoei^t. 3^ 9lorbamerika unb Z^^^ ^i^^ ^te iBuc^e burc^ oerfc^iebene naf^t a3er« loanbte vertreten, bie loir ^ier übergeben können.

(Sbenfalto ju bta ißä^enträgem gehört bie §ain^ ober SBeig«

894 l&U 9lu%^0l5er.

buc^e (Carpinus betulus), t)on btn norgenannten Cttpuliferen burc^ 500 Sluftreten einer falfc^en, au» einem IBIotte gebilbeten cupula au»^ ge}eic^net ®ie ift am n&c^ften mit ben gafelnugarten nerroonbi SKtt ber Slotbiu^e ^at fie tnenig SHerkmoIe gemein, auger bag ber Stamm bei beiben biefelbe glatte, füberroeife Slinbe mit fe^Ienber SSorke auf::: meift Seibe iSaumarten rooUen im Schatten bed SBalbe^ leben unb aufmac^fen. SQflffen fie tro^bem fic^ in freiem ®tanbe entmlAeln, fo f(^ü%en fie fic^ burc^ tief bis ^um IBoben ^erabreic^enbe^ Sllimerk gegen bie allju marm fc^einenbe @onne. iBefonber^ auf alten SBeibe^^ plä^ fte^en oft folc^e prächtige, ringe beaftete «.SBeibebuc^en". 3ft aber ber iBaum im Seftanb ertoac^fen tmb coirb er plilßd) burc^ eine Sichtung ber 6onne ausgefegt, o^ne bag er 3^ ^at, fic^ aUmä^li(^ baran ju geuid^nen, fo witb bie Slinbe auf ber Sonnenfeite gar balb fc^coars tmb branbig, fie ftirbt unb löft fic^ ab unb ber SBaum ge^t an fogenanntem i,$linbenbranb'' langfam jugrunbe. 2>er bie 6 m ^o^e Stamm ift feiten gerabe, fonbem me^r ober coeniger ecfiig, bur(^ tiefe ^vxä)tn ber fi&nge nac^ eingefc^nitten, mit beutlic^en, btn Stamm fpiralig untiie^enben fi&ngecoülften, loie man fagt i^fpannrüfftig", ju^ bem oft mit ftarfien S^eulen unb IBucbeln nerfe^en. Sc^on bei 2—3 m :&ö^e teilt fic^ ber Stamm in ftarke Slfte unb fe^t fi(^ nac^ ber %Ifl^ teilung iwai gerabe, aber nur fc^mac^ fort 8Ute S^äume jeigen Slft^ locker mit tiefen Slue^ö^Iungen unb coeifen einen tDtmberlic^ gekrümmten $lftbau auf. 2>ie S^elaubung ift infolge ber feinen SSergcoeigung bic^t Sie Srone bilbet an jüngeren, kräftig coai^fenben IBöumen eine breite, ftumpfe ^gramibe mit fo Dielen tiefeckigen (Sinfc^nitten, ato ^aupt&fte oom Stamme ausgeben. SQit ^une^menbem SUter krümmen fiij^ bie Su'eige infolge ber fc^coeren, faft alljährlichen J^ruc^tlaft abio&rte, roelc^em Srucke enbli^ auc^ bie Slfte folgen, unb fo milbert fic^ bie Dörfer etmae ftarre J^orm ber ißrone burc^ Slbrunbung ber Spieen unb Sluegleic^ung ber (Sinfcf)nitte.

Gleichseitig mit bem Sluebruc^ ber S^Ifttter erfc^einen im Slpril unb iOIai bie m&nnlic^en unb meiblicf^en IBlütenft&nbe. 2>ie Srtuc^t ift eine fe^r ^artfc^alige, flache 9Iug mit fiängerippen. 2)ie grtüc^te fallen im Slooember unb fpäter, nac^ ben ^Blättern, toie Sreifel fic^ bre^enb ju aSoben. 2>ie goinbuc^e mäc^ft in ber ^ugenb lange bufcf)ig unb trägt frü^jeitig unb reicf^lic^ Samen. Sie ift unempfinblic^ gegen Srtofl unb periobifc^e flberfc^coemmungen unb ^at coenig oon Srank^eiten 2U leiben. Sie erträgt Diel Sc^iatten unb bient ba^er ate SSobenfc^u^^oI} in lichten (Sb^encoalbungen. Z^ Sliebermalbbetrieb ift bie ^nbuc^e

SHe 9luMölder. 696

burc^ i^re bebeutenbe Slu^fc^lagefä^igkeit von SBert; auc^ Ift fie, tneU fie ben Schnitt gut erträgt, jur Einlage von ^o^m geeignet 6ie luxttn ein SUter von 300—400 3ö^ten errdrfjen, fte^t aber im Süaffen* ertrage oon :&ol3 ber Slotbiu^e roeit nac^. Z^t gelblic^tDeige^^ $ol9 ift fe^r fc^toer, ^art unb fc^toierig ju fpatten unb ju bearbeiten, arbeitet ftark unb befi^ nur im Xrocfienen lange Sauer. (S0 ift ein gttted SSerk^oI} ^ur ^erfteUung von $obel&&ften, fiammräbem in Sllü^Ien, SQafc^enbeftanbteilen ufco., überhaupt x)on allem, wo» Sleibung unb 6tog au02u^alten ^at. Sin IBrennkraft kommt es bemjenigen ber Slotbuc^e gleich, gibt auc^ gute Sohlen unb reii^ttc^ ^ottafc^e. 2>ie Slinbe fuxnn ium (Serben benu^ loerben, bie iBI&tter geben St^fi^i Schafen unb gerben ein gutee Qrutter.

SHe $ainbuc^e loar ben alten (Kriechen unb Slömem ni^t bekannt, iDO^I aber bie bei i^nen uiac^fenbe gopfenbuc^e (Carpinus ostrya) ostr^a oon ben (Kriechen unb carpinus von ben Slömem genannt. (£ato preift beren :&ol8 ato bas^ befte ^ur Qtt^tilunq von filpreffen. SHe (Heftigkeit unb S^^Ö^^tt ^^ ^oljee ber ^ainbuc^e ^at bie Sleben^ort t>om «,^anebflc^enen SQfann" entfte^en laffen, ber aber oft auc^ „^ane:" bflc^en grob" fein kann. Z^ Oftpreugen foUen einjelne §ainbu(f)en einen @tammumfang non 6 m befi^en. Sine felbftänbige Slrt ift bie orientalifc^e :&ainbu(^e (Carpinus Orientalis), toä^renb bie ameri« kanifc^e ^ainbuc^e (C. americana) bei un0 ab S^^Vt^oxtit kulti« niert roirb.

2>er oto Srnu^tbaum au0 bem loarmen 6flben ju mui^ gekommene 9lugbaum (Juglans regia) ^at ein ^o(^gef(f)&^e£( braunes^ :&ol5, bae mit aSorliebe 2U 9KöbeIn, (Betoe^rfc^äften, 2)re(^F(er^ unb IBUb^ouer:^ arbeiten oenoenbet mirb. (S0 ift gteic^m&gig fd^ioer unb ^ort, leicht 3U bearbeiten unb polierfä^ig, fc^roinbet aber ftark unb ift nur im Xrockenen bauer^aft 2>er Slugbaum liefert auc^ bas meifte ^wcnitt^ ^olg. 2>ie SBurselftöfke, toelc^e gleic^falte 3U grumi^en gefc^nitten uierben, ht\i1sfn oft eine ^errlic^e SUaferung. Sie getro&neten S6)alm ber grünen Slfiffe enthalten einen 3um IBraunbeijen oietoermenbeten i^rbftoff, bie 9lug^ ober Sömerbeije. Sein auegejeicfineted $0!} ^Stte bem Slugbaum ben Sßeg in ben SBalb geöffnet, toenn nic^t feine groge (SmpflnbHc^keit ^inbemb im SSSege ftflnbe. Sin feine SteUe tritt bes« ^alb im äBolb nielfat^ bie au0 Slorbamerika ftammenbe, toeniger emp:« ^blic^e Se^roarjnug (Juglans nigra)^ bie ebenfo u)ie bie (Braunug (J. cinerea) roegen i^re0 fc^önen, gleic^mägig rotbraunen $ol6e0 befon^s ber0 3ur gerfteUung non Süöbeln ^oc^gefc^&^t ift unb bem :&ol3 ber

696 SHe 9li44ÖI^

ein^eimifc^en SBoInug oorgejogen mixb. (Ein ^morragenb ja^es unb elaftifc^ed :&ol5. ba» filr ben SBogenbau groge Sebeiitung erlangt ^at, liefert ble ebenfalto au0 9lorbamerika in nerfi^iebenen Slrten in imfere SBälber oerbrac^te :&i(bor9nug (befonbers Carya alba), fßon oUen breien, bie burd^ i^re grieberblotter gekennzeichnet finb, bebarf fte bei und aUerbing0 ber grögten Pflege.

(Ein iiortrefpi(^e0 Sau^, 933erk^ unb Sr^g^ol) liefert bie (Ebel^ kaftanie (Castanea vesca), bie ober bei uns nur im St^eintol am ^% be0 @(^Q)ar2Q)albe0 unb ber 93ogefen in roärmeren fiagen, ido ber S93ein* ftoffi unb feinere Obftarten gebogen loerben, gebeizt :&ier mfarb fie im Sliebenoalbbetrieb becoirtfc^aftet um aus ben jungen (Schößlingen fe^r brauchbare $lebftecfien ju gewinnen. 3^^ i>oii befi^ faft alle (Eigen* fc^aften, n)ie oui^ bie grctrbe bed (Eic^en^olse^, ift jebod) burc^ ba0 i^e^len ber mit freiem Sluge beutlic^ fic^tbaren SKorfiftra^len fofort t)on jenem ju unterfc^eiben. Z^ (^genfa% jum :&ol2e ber (Ebel? kaftanie ift baefenige ber Slogbaflanie (Aesculus hippocastanum) uon nur geringem SSerte, ba es leicht, fc^mammig, toeii^ unb oon fe^ geringer Sauer ift, namentlich in ber 9laffe rafc^ fault Slnbererfeits reigt unb rolrft tf fic^ menig, nimmt Srarbe unb Politur gut an unb toirb nic^t wn SBürmem ^eimgefuc^i (Ee nrtrb von 2>rec:^flem unb Xifd)Iem ö^nlii^ toie ba» fiinben^ol} oermenbet, fumn au(^ 2U &0I5:' fcf)u^en t)erarbeitet roerben. @onft mirb für ledere ba» meiere Sinben^s unb noc^ häufiger (Erlen^ol} oenoenbei

%luc^ ble (Erlen (Alnus), x>on benen es 14 Slrten auf ber nörblic^en halbkugel gibt, finb i^^c^enblütler unb baburi^ bemerftem^tDert, bag fie rote bie @(^metterling0bliltler in Sgmbiofe mit Sl^ijobien genannten 8ndUctienbakterien leben, bie an bm SBurjeln orangefarbene, knoUen:» förmige %lu6Q)ü(^fe erjeugen. Z^^^^ ^^^f^ S^aktenen bm @tickftoff ber. im 93oben entgoltenen fiuft btnben unb in falpeter« unb fc^lieglicj^ falpetrigfaure S3erbinbungen überführen, leiften fie ber (Erle auger:s orbentlid^ roic^itige 2>ienfte 2ur (Ben3innung biefes für i^r (Sebei^en fo notioenbigen Slö^rmateriate. SHit :&Ufe biefer kleinen äBo^ltfiter ner^ mögen biefe S^äume auf ftickftoffarmem IBoben gut 2U gebei^en unb burc^ @ti&ftoffanreic^erung biefen lu Derbeffem. a3on ben oier beut^ fc^en (Erlenarten ift bie an IBac^ufem unb in feucf)ten Slieberungen load^fenbe Sctimarjerle (Alnus glutinosa) bie ^äufigfte. @ie bilbet i^ren fct)lanken, bunkeln @tamm oon 4—25 m :g^ö^e bie 2um (Eipfel aui» unb trägt an bm fd^räg abftet)enben Elften bie im erften grrfi^^ fa^r fic^ entfaltenben männlichen unb u)eiblit^en S^lfltenftänbe. Slu0

^ie Slu^^ölser. 697

ben toeibltc^en ftä^tf^en ge^en eine SHenge brauner 3^f4l^ ^eroor, aus benen im SSinter bie ungefiflgelten Samennügi^en ausfallen. !X)ie IBlätter finb glän^enb bunkelgrün, füllen fic^ Uebrig an unb finb an ber @pi^e ftark abgeftumpft im (Segenfa^ ju ben jugefpi^ten, n)ei(f)^ paarigen, niemate hiebrigen fBlottex ber 933eig« ober (ßrauerle (Alnus incana), bie im übrigen ber Sc^coargerle fe^r ä^nlic^ ift Sie ^ot i^ren Hamen von ber glSnjenb fUbergrauen, glatten Hinbe, U)äd)ft meift ftrauc^artig, errei(f)t aber ate Saum eine :&ö^e von 10 in. @ie ttebt toeniger naffen ^umofen Soben ab bie üorige, gebeizt auc^ an SBerg^ängen unb auf (ßebirgskammen. @ie fpielt in ber norbifd^en 9nt)t^oIogie eine groge 3loUe: aus i^r foU bie ^tau hervorgegangen fein, roä^renb aus ber (S\d)t ber SHonn. SJarietoten beiber Slrten merben ab S^tTQzfi6lit kultiviert

Seibe (Srlenarten finb burc^ gonj (Europa verbreitet, boc^ fteigt bie SBeigerle im (Bebirge ^ö^er hinauf ate i^re aSermanbte unb ge^t ouc^ toeiter naä) Slorben, mos i^r ben Slamen „norbifc^e düz" eintrug. SHe coeii^^aarige (Srle (A. pubescens) ift ma^rfc^einlic^ ein iBaftarb btefer beiben Slrten. ZW Slinbe ift graubraun unb i^re me^r ftumpfen Slätter finb nur ju öugerft fpi^ audlaufenb. (Sine befonbers auf Kranit in ber Snie^oljregion bes (ßebirgee, namentli^ ber SUpen, be$ @(^Q)ar)malbe9, bee 3uta unb IBö^mertvalbed, mac^fenbe ftrau(f)artige, \iä) am iBoben fc^miegenbe S(rt ift bie (Brflnerle (A. viridis), bie, was \i)xt aSermertung betrifft, nur ato S^renn^olj in IBetrad^t kommt SlUe (Mm verfügen über ein ftarkee Slu0f(^Iag6vermögen, inbem fie naäf bem aSerlitft von SSften aus „fi^Iafenben'' ißnofpen neue ^ervorju:^ bringen unb fo @(^&bigungen leicht auejugleic^en vermögen, ^as $ol3 ber ©c^coarjerle ift frifc^ gelbrot, trocken roftrot, bas ber (Sxau^ erle bagegen geller unb ba» ber (Brünerle toeig. (S0 ift leicht, toeitf) imb feft, aber jiemlic^ grob, leicht brüchig unb menig elaftifd). (Ss ver:' trägt keinen äBec^fel, ift aber im SBaffer bauer^aft unb mixb bes^olb auger jum Streunen ^auptfäc^lic^ ate SBafferbau^oIj vermenbet Sluger^« bem bient es 2um @(^ni^en unb 2)red^feln, mirb ^u Surften unb 3igarrenkift(^en verarbeitet unb in Slai^a^mung von SUa^agoni unb (Sben^olj gebeizt, auc^ ^u (Balanterien^aren , ^feifenköpfc^en ufm. ver« tvenbet

Sieben $afelnug unb (Srte gehören bie i^nen na^e venvanbten Sßeiben unb Rappeln ju ben erften Serkünbem bes Srtüpngs, inbem fie roie jene fe^r frü^ i^re f(f)on im :&erbft unter ber gnofpen:' ^üUe jiemlic^ u)eit entwickelten Slüten hervortreten kffen. Selbe Slrten

698 2>ie Slu^^dlser.

x)on fi&^c^entrögem finb stoei^äufig, inbem }ebe0 ^^bioibmim mU toeber nur m&nnlic^e ober nur tDeiblic^e fBlütm hervorbringt 3^ (Suropa, SQittel^ unb Slorbafien bto (if)ina unb ^^^'on ^etmifc^ unb tetttoeife in Slorbomerika üertDilbert finb @ilber«, 6(^tDari« unb StttetpoppeL IMe @iI6er« ober SBeigpappel (Populus alba), bie fi(^ in unferen Sbu lagen neben ber Sc^coarjpoppel in rounberooUen, 28—30 m ^o^en (Ssemplaren finbet, ^at auf ber Unterfeite n)eigfU3ige, an btti fungen Xrieben ^anbförmig gelappte, an ben filteren S^^tn runbttc^ eiförmige asiatter. n;^r gola ift feiir gefc^ä^, ba es^ fiü^ loegen feinem gleic^^ mögigen Sauee fe^r n^enig oer^ie^t unb bed^alb oorjüglic^e Steige breiter liefert sn^nlic^ ift bo^jenige ber 6(^n)ar3pappel (P. nigra), bie coir ^auptfäc^lic^ im locberen, feuchten Soben ber Srlugufer unb an feuchten SBalbränbern, aber auc^ ^oufig in Einlagen angepflanzt treffen. @ie ift bie aigeiros ber alten (Bried^en, bie fiebenmal in ber Ob^ffee unb einmal in ber ^Uod genannt n)irb, roä^renb bie SBeigpappel bei biefen acheröis ^ieg. (Sin 6(^oliaft, b. f). (ßrammatlfier be« Slltertum^, er^ klört legieren Slamen ba^er, bag ^ttcOdts^ ben S^aum (ms ber Untere melt, bem achörön, an bie Obenoelt gebracht f^obe. Z^ Slnle^nung an biefen 91It)t^u0 nennt ber römifc^e 2>t(^ter SSergil in feinen (SUogen bie Rappel (populus) bem ^erkules^, ben äBeinftocfi aber bem S^acc^ angenehm. 2)iefe Sage oon ber Herkunft au0 ber Untermelt rfi^rt oon ber bflfteren SUnbe ^er, bie fc^on fe^r frfl^ eine bicbe, fc^tDäx^id^e 93orke bilbet, im (ßegenfa^ }u ber lange glatt bleibenben Slinbe ber 3itterpappel ober (Sfpe (P. tremula). 2)iefer in feuchten fiaubuiot^ bem unb an S^öc^en häufige, bie in bie SUpen unb auf bth iBrocfien ^inaufge^enbe S^aum ift baburc^ bekannt unb fpric^roörtlic:^, bag feine an einem bflnnen, langen, feitlic^ abgeplatteten @tiel fi^ben runblic^en, gebuchteten S^lätter beim geringften fiuft^auc^ jittem. 9B&^^ renb er fic^ bei un» oorjugecoeife in ben Orlugnieberungen angefiebelt finbet, bilbet er in Oftpreugen unb Sluglanb ate SBalbbaum reine ^^ ftänbe unb erreid^t eine $ö^e oon 20 m. (&t ift ber kerkis ber alten (ßriec^en, finbet fic^ aber in (ßriec^enlanb fe^r feiten. ®ein graucoeiges, glönjenbes^, eine glattere Bearbeitung ate bat^jenlge ber norgenannten Slrten erlaubenbee, tDei(f)ed ^ol} voitb befonbere ^ur ^erftellung non 3ünb^öl}(^en unb S^nb^olifcfiac^teln, baneben auc^ in ber golsftoff^ fabriftation nenoenbet

aStelleic^t nur ein S^aftarb von 3itter« unb Silberpappet ift bie im Orient ^elmifc^e, nic^t feiten in unfern Slnlogen kulttoierte (Srau« pappel (P. canescens), bie 20—30 m ^od) coirb, mä^renb bie b\a

2He 9lu%^ai5(t. 699

35 m ^0(^ toac^fenbe ^grantibenpappel (P. pyramidalis) mit pur« pumen Sä^c^en tmb fteiloufftrebenben Slftc^en, bie bem ^oum eine fäulenförmige (Seftatt oerlel^en, iDo^rf (^einlief) nur eine Slbart ber Sc^toarspoppel ifi SBenn roir von Rappeln fprec^en, fo meinen roir fie. Sennoc^ ift fie kein Sinb unferer :&eimat, fonbem f)ot i^re :&eimat in S^trcüQfien; fie kam ju beginn be^ 18. n;<t^t^unbert0 x>on ^erfien nad) (Europa unb gelangte im 3<^t^ 17^0 in einem männlid^ien (Exemplar au0 STorbitalien in bm (garten nad) SBörli^ fSi» auf ac^t erft oiel fpäter eingeführte CDeibttc^e (Ssemptoe ftammen alle beutfc^en ^gramibenpappetn, bie feit ber napoleonifc^en 3^t fi(^ rei^encoeife ben Srlflffm unb Sanbftragen snitteleuropae entlang^ie^en unb ber Sanbfc^aft ein äugerft (^araKteriftiftf^es Gepräge oerlei^en, oon biefem einen männlichen IBaume ab unb courben burc^ Stecklinge erjiett. Zn bm Stoben gefteckte abgefc^nittene SmtiQt fc^Iagen fe^r leicht SSurjeL äBa^rfc^einttd) ift biefe ungefc^Iec^tlic^e SSerme^rung in SSerbinbung mit ber @enkimg bes^ (Srunbmafferfpiegete infolge Slegulierung ber SSafferläufe ber (ßrunb be^ in le^ter 3^ häufig 2u bemerkenben fril^^ zeitigen Slbfterben« ber ^gramibenpappeln. SHefes^ beginnt mit SSipfel« bürre tmb lägt fc^Iieglic^ btn ganzen Saum eingeben. Sleuerbing^ pflanzt man auger ber etmat^ kleineren S^alfampappel (P. bal^amifera) befonbere bie ebenfalls aud Slorbamerika ju un» gebrachte, bto 20 m ^o^e kanabifc^e Rappel (P. monilifera). S^eibe finb augerorbentUc^ rafc^cDflc^fig unb liefern babei oielfeitig braucf)bare0 igolg, finb ba^er nic^t blog al0 3i^f^^^' fonbem auc^ fflr bie grorftoirtfc^aft oon 93ebeutung. Me ^appel^öl^er finb leic^it, coeid), coenig merfenb unb liefern bee^alb oorsflglic^ee SBlinb^olj für furnierte SHöbel unb $ack« kiften, finb auc^ trepc^e ^apierftoffUeferanten. 9lur ganj im Xrodienen laffen fie fic^ längere 3«it unserfefet aufbewahren , im SBaffer faulen fie xa\d).

SHefelbe geringe IBebeutung loie ba» ^appel^ol} befi^t auc^ im allgemeinen ba0 $ol9 ber SBeiben (Salix), bas ebenfalls fe^r meic^ unb leicht roentg feft unb bauer^aft ift, alfo als IBau^ol} gleid^ertoeife unbrauchbar ift 2>ie Or^be bes Sem^olses ift rötlich, braun:» ober rötlid^gelb. ®$ mirb toie bca ^oppel^olj oorjugemeife als IBlinb^ol}, bann fa ^ackkiften, Spielcoaren ufco. oenoenbei SSon ben 160 SEßeibem arten finben fid^ gegen 60 in 2>eutf(^lanb. Um fie alle auseinanber 2U galten, brau^it es ein befonberes ®tubiunt (Eine ber bekannteften berfelben ift bie non allen SEßeiben ^uerft bltt^enbe @almeibe (Salix caprea), bie in Sllittel:» unb 9lorbeuropa, u)ie auc^ in STorbafien ^eimifc^

700 SHe 9Iif%»öl5eT.

^ 3^^ Soo^t fmb e0, bie uttfer kat^ottfc^e^ SSoUi an SteOe bec in unfttem Slima fe^Ienbtn ^(küntioieige am $aImfonntag 5111 SBd^ bringt, ves^alb biefe SBeibenott aiu^ ^(kümmetbe ^{jL Slac^ olt^ getmanifc^em (Bkntben fc^itmen i^e S^sxmgit boB ^qqus, in wddfem pe aufbemal^ merben, gegen So^ubtt, ge|enf|nib unb böfe <Beiflei. 2>tefer ^eute noc^ beim SSolfce geltenbe Glaube ifl ein Sloc^blang aus ger« manifc^et 93ot}ett, in bet bie SBeiben ntit bet (Beiftenoelt ber Skrftot:« benen in Buf^^^nnen^ang gebrac^ nnaben.

Sieben ber 6aln)eibe nrirb befonbers ouc^ bie 9Beign)eibe (Salix alba) mit fein behaarten, fc^molen S3I&ttem bm Säi^ unb SBegen entlang ato ,,ftopfmeibe' gebogen, b. ^. bet 6tamm nriib in bequem eneic^boret gd^e, etma an ber <Sabelung0fteUe oon fiettfiften, geUi^ 3>ie bann au0 ber SßunbfteUe ^eroorbrec^enben bünnen, fc^miegfamen Stuten merben ato beliebtes Srlec^tmaterial fflr ißörbe unb anbere geßoc^enen (BegenftSnbe nermenbet, m&^renb bas ^i^ bts 6tamme0 ote 9Iu^ ober ^renn^ol) bient IDie roeige SBeibe galt Im tUtertum ato 6gmboI ber ißeufd^^eit, toed^alb bie Srtouen in g^Uos bei bm X^esmop^orien i^r fiager mit unfruchtbaren ^meiQtn von m&nnlic^en Säumen biefer äBeibenart beftreuten. (£0 toar bies ein ju Slnfang *9Iooember, nac^ ber ^ftellung ber äBinterfaat ^u (S^ren ber 2>emeter fbesmöphoros, b. ff. ber (Sefe^ gebenben Göttin ber fruc^ baren mfitterlid^en Grbe gefeiertes greft 2>tefe galt ato bie (Brflnberin bes 8l(fierbau0, ber bürgerlichen (Sefellfc^aft unb ber rechtmäßigen (S^e unb i^r Sreft mürbe non ben Ortauen unter ftrengem Slusfc^Iug ber SnSnner gefeiert

SBä^renb bie 3^z^Q|t ber Sruc^^ ober Snacbmeibe (S. fragUis) fe^r leicht brfld^ig finb unb bes^olb nur ato aSrenn^oIj SSermenbung finben, finb bie bottergelben 3®^^ ^^ nur beretmegen angepflanjten 2>ottermeibe (S. vitellina), meil burc^ befonbere 3&^tgkelt ausgejeicf):: net, ato SHaterial 2um IBinben fe^r geeignet (Sbenfalte jum Sinben unb 2ur ^Korbflechterei fe^r geeignet ift bie SBanb« ober Sorbmeibe (S. viminalis), bie in (Europa unb Slorbafien fe^r gemein ift unb ^äufig an fliegenben unb fte^enben (ßemäffem angebaut toirb. @ie ^at eine grünlichgelbe ^mtistinbc unb fe^r lange, }ugefpi^e, unterfeits meig- paarig glänjenbe SBlätter. 6ie befi^ ein fe^r kräftiges Slusfc^lags- nermögen, fo ba^ bie Sorbruten jä^rlicf) geemtet coerben können. Um Sleifft&be für aSanb^ol» um ^ä^tt unb Sübel iu erhalten, futb bagegen 3—6 Zoiixt nötig. Z^^ ^^ ausftreic^enbes SBurjelmerk mac^ fßonb^ roeibenpflanjungen jur aSefeftigung oon Uferböfc^ungen oor^ibglic^ ge:'

SHe nu%f)5l5er. 701

eignet. 9Io(^ beffer ate fie erträgt bm ]&f)xli6)m @(f)nitt eine SBaftarb^ form imi\d)m i^r unb ber ^urpurtoeibe (S. purpurea), fo genannt loegen i^rer purpurnen, ftatt loie fonft gelben Staubbeutel Slu^ fie mirb an feuchten Stellen tmb Ufern häufig angebattt, ebenfo bie au0 Sluglanb bei uns eingeführte ftafpifi^e SBeibe (S. acutifolia) unb bie feine Srlec^itcDare liefernbe ein^eimifc^e Sllanb einreibe (S. amygdalina), fo genannt nac^ it)rem cai bie SHanbelblätter erinnembem, unterfeit^ bläulic^coeig bereiftem Saubn^erk. Sluc^ von biefen gibt ed oerfc^iebene in Sxiüm ftet)enbe iBaftarbe. SUle biefe roerben au^fc^liegli^i burc^ Stecklinge üerme^rt, ba fic^ abgefc^nittene tmb in ben fBobm geftecftte 3meige fe^r rafi^ berourseln unb es ^u langmierig märe, biefe SBeiben^^ pflanzen au9 Samen 2u sieben.

^efonberd in Slieber^fifterreic^, im Sle&artol unb in goUanb merben biefe Sieben für bie (^letf^tinbuftrie im grogen ge^üc^tet unb liefern ate Slebenprobufit eine jum (Serben geeignete Slinbe mit einem mittleren (Serbftoffge^olt oon 8 ^ro^ent, augerbem jum Srlec^ten oon Süatten unb Xaf^ien unb jum Sre^en oon Stricfien bienenben S^aft 2>a£( leichte, loei^e SZkiben^oli bient im Oberbruc^ jum Sc^ni^en oon &ol5f(f)u^en unb mirb fonft oiel benu^t, ciucf) 2um ^Brennen x>on ißo^le. Wiaä) X^eop^raft gaben bie alten (ßriec^en bem leichten äBeibent)ol5 ju Schüben ben 93or}ug. 2>erfelbe Slutor fagt in feiner ^flanjengefc^ic^te, bog bie SBeibe (itöa) am SBaffer loac^fe unb in oielen Slrten oor^ komme, boc^ feien bie fluten ber ^urpurmeibe fc^öner unb beffer ju Srlec^tmerk ate biejenigen ber meigen SBeibe. 2>ie (ßriec^en unb bt^ fonberd bie Slömer pflanzten bie SBeiben in bebeutenber SKenge ju ben t)erf(f)iebenften 3^^^^^- ^^^ piniu0 ^ielt ber ältere &ito bie SBeibenjuc^t für einen ber mic^tigften Xeile ber fianbmirtf c^aft unb nannte bie SBeibe bie nü|(lic^fte aller SBaffergemäc^fe. <£t fc^reibt: ^(S6 gibt oerfc^iebene Slrten x)on SBeiben (salix). 2>ie einen liefern Stangen für SBeinberge unb in i^rer Slinbe SUaterial jum IBinben; anbere geben Stuten, loelc^e burc^ i^re SSiegfamkeit unb 3^l8^^ S^nt Sinben taug^ lic^ finb; anbere liefern jarte Sluten ju feinem J^lec^tmerk, mieber am bere ftarke Slttten ju ißörben unb anberem (ßebrauc^ in ber Sanb? mirtfc^aft SBerben bie SBeibenruten burc^ Schälen toeig unb be^anbelt man fie forgfältig, fo geben fie Sörbe, bie nachgiebiger finb, ate toenn fie au0 Seber gemacht mären, liefern aucf) bie beften Se^nftü^le. (ße^ köpfte SBeiben treiben neue Slfte, unb biefe toai^fen fogar au0 ben iRöpfen um fo bic^ter. nj^benfalte ift bie SBeibe ein Saum, beffen Sln^ Pflanzung bei geringen ißoften einen fieberen, auc^ oon jeber SBitterung

702 ^e SluMöIaer.

unabhängigen (Ertrog gibt' 6e^r ousfa^rlic^ be^anbett fein 3^- genoffe (Eolumella bie SBeibenfuittur burc^ 6tef!Uinge, bie, beoor \U^ noc^ bie Slattknofpen geöffnet ^oben, in 2,5 (^rug fief umgegrabenem feuchten Soben }e sroei grug ou^elnanbet gepflanzt metben foUten. 3^ ben elften brei 3^^^en locftere man in ben Sßeibenp^njungen ben JBoben öftere burc^ (Kraben auf, fpöter genfige t», folc^e« brennal jä^rlic^ 2U tun. JBei Unterlafftmg biefer Pflege üerkfimmerten bie SBeiben balb.

$eute ift bie Sultur unb fBerorbeitung oon Sorbtoeiben 2U fiotb^ unb Stu^Iorbeiten eine fe^r auegebe^nte unb befc^öftigt niete Xoufenbe non 9Eenf(^en. 2>e6^alb nerbienen fie nod) ^öufiger, ato bied gef(^e|rt, ongepfhinit ^u merben, ba bie SrleC^treifer in manchen (Segenben 2>eutfd[)Ianb0 nod) nom Sluelanbe belogen merben mflffen. 2>ie g^et^ ruten mflffen einjährig, 1,3—2,8 m lang, gerabe, möglic^ft bicfi imb o^ne iRnoten unb Slbjmeigungen fein. Sie roerben um bie SHitte Sbtguft gefc^nitten unb bann entmeber noc^ mit ber Slinbe ober oor:' teil^after fd)on entrinbet (meig) in ben !&anbe( gebrockt, inbem man fie nor^er in 993affer gelegt unb bann burc^ eine mit bit Qcmb ^ufammen^ gepregte gol^klammer gejogen ^at, um bie ab Saft bezeichnete SUnbe non i^nen ju entfernen, fiebere nrtrb jum (Serben benu^t SHe $luten aber bienen meig ober gef&rbt zum Srlec^ten. 2)ur(^ bas Slb:^ fc^neiben ber fahrigen Xriebe fc^roUIt ba0 obere (Snbe ber SuIturtDeiben unner^öltnismögig an unb mirb ate Sopf bejeic^net; ^öufig berflen fie oben unb faulen burc^ ben einbringenben Siegen. 9lid)t geköpfte Saummeiben, namentlich Sruc^^ unb äBeigcoeiben , können etma 160 3o^te alt coerben unb bienen bann in 10— 15j&^rigem Umtriebe unb ate Sopf^olg in 1— 2}ö^rigem Stb^iebe 2U iBrenn^ol}. 2>a6 äBeibenlaub bient ^eute noc^, mie im SUtertum, auc^ getrocknet, ato guted 93ie^futter unb bie IBienen, toelc^e bie llrfacf)e ber fo ^fiuftgen aSerbaftarbierung ber SBeiben finb, finben in ben frü^blfl^enben SZkiben^ orten eine mertooUe Sla^rung. Site S^ttbaum fte^t bie Xrauertoeibe (Salix pendula) obenan. 2)iefer 8—7 m ^o^e iBaum mit flber^ängen« ben Slften unb So^eigen ftammt au0 Z^on unb <if)ma, kam nor 200 3^^^^ n^4 ^^^ Orient tmb non ba ju uns, aber nur in einem meiblic^en (Ssemplar, fo bag alle unferen, aus Stecklingen gejogenen Xrauenoeiben roeiblic^ finb. <£t mirb bei uns norjugdtoeife ate Xrauer^ bäum kultiniert

(Ebenfalto ju ben Slmentajeen ober ißfi^cf^enb&umen gehören bie SBirken (Betula, au0 bem betulla ber Stömer), bie in 86 Slrten bie

2He 9lul5^dlder. 703

Slotb^emifp^äte in ber gentfigigten unb kalten 3one beroo^nen unb bie nörbttc^ften i5oIiPfhm}en überhaupt reptöfentieren. Slugetorbentlic^ molerifc^ ift ber SlnbttA ber norbifc^en S^irkentoälber. Stuf ^o^en, fd)(Qnken, bie 5U einer $8^^ ^on 18 m kaum eine Spur x>on Slftbil« bung jeigenben, blenbenb toeigen Stämmen roiegt fic^ eine leichte firone oon garten, ^öngenben S^Ifittem. 2>Qbei ift ber iBoben mit einem loeid^en Xeppic^ von WCLoos^ unb ^Itäitm bebecftt, jcDifc^en benen, fomeit boB fiid)t einbringen kann, eine blage, bem (Ebelmeig na^et)er« loanbte Immortelle (Gnaphalium dioicum) üppig emporfpriegt. SS^n^ lief) ben i^nen na^efte^enben <£tkn bilben auc^i bie S^irfcen bie m&rm^ liefen, in smeit am ^be ber Stoeige ^ängenben fiö^d^en fc^on im a3oru)inter au0; bie jarten, grünlichen ^o^c^en ber g^nu^tblüten aber erfc^einen erft im Srtfl^ta^r unb ragen feitmärte ober aufrecht an kleinen Seitentrieben ^eroor. Z^ $erbft fallen bann bie nunmehr ^ängenben SamenfiS^c^en aueeinanber unb überlaffen bem SBinb, toie bie 93efru(^tung, fo auc^ bie Sludbreitung ber gelben, geflügelten Samen^ kömc^en, bie oft loeit^in ben Stoben bebe&en. Oft toerben fie oom SBinbe auf toeite Strecken fort unb bebeutenb ^od^ in bie fiuft ge^^ roirbelt 2>e0t)alb trifft man nic^t feiten junge 93irfien ^oc^ oben auf i^elfenfpi^en, auf SUauern üon Sluinen unb auf 2)äcf)ern; fie können ba, toenn moxt fie gen)&|iren lägt, rec^t grog roerben, ba bie Sirke oon allen Säumen bie kleinfte Sßurjeloerbreitung befi^t unb auc^ im freien Stanb mit einer kleinen 9Eenge <£tbt üorlieb nimmt

Sämtlictie brei Saumbirken, bie in ben Slu^^ölsem get)ören, mac^fen in 2>eutf(^lanb. 2)er nörblic^fte Saum (Suropas, ber bi» in bie 3Iä^e be$ Slorbkape unter 71 ®rab nörblic^er Sreite ge^t, ift bie SBarjen^ ober SBeigbirke (Betula verrucosa), ein 20—25 m ^o^er Saum Snittel^ unb 9Iorbeuropa0, ber öftlicf) bis ißamtfc^atka ge^t unb auc^ in ganj Slorbafien augerorbentlic^ verbreitet ift. Sei une in SIQtteleuropa häufiger ab biefe me^r norbifc^e SBeigbirke ift bie toa^r^ fc^einlicf) nur eine Slbari berfelben bilbenbe ^änge^^ ober Xrauer^ birke (B. pendula), beren bünne SSfte im (ßegenfa^ jur norigen toeit herabhängen. 2>iefe liebt einen fanbigen, cttDOB let)migen Soben, finbet fic^ bei une in kleinen :&ainen unb roirb in (Sarienanlagen am gepflanjt, ^äufig auc^ im 9Kifc^u)alb unb ate (Sefträucf) im Sufc^coalb, kommt anä) auf $oc^mooren nor. Sonft ift auf fumpfigen, moorigen Stellen unb in feuchten J^elbem bie ^^ar:» ober Sluc^birke (B. pu- bescens) ^eimifi^, bie ab mägig ^o^er Saum ober noc^ häufiger, namentlich in ^ö^eren Sagen, ftrauc^artig in ben SUpen unb ben mit^

704 2He Slu^t^ölaer.

telbmtfc^en (ßebirgen Ms an bie IBaumgrenje ge^t, in Slorbbeutfc^ktnb ober mid) in ber (Sbene tD&d)ft. SSö^renb, iDie bie fBl&tttc, qu4i bie jungen Xriebe ber erftgenannten beiben gemeinen 93itfien kafiU ^öc^ ften0 oon SBQ(^dau9fd)n)i^ungen rou^ unb tDarjig finb, finb biefe bei ber ^aarbirke in ber ^^genb mit einem bid)ten, loeid^en g^atfUje überjogen, ber im ermac^fenen B^ftanbe gonj fc^minbet ober nur auf bie bärtigen Slbenoinbel ber Unterfeite ber Slötter bt\d)i&nkt bleibt 2>ie Slinbe oon SSeig^ unb ^öngebirke ift reinroeig, loa^renb fie bei ber ^aarbirke etmos in^ (Braue ge^t Saffir behalt le^tere i^re glatte, in papierbünnen Sänbem ]xd) ablöfenbe Slinbe bi^ in$ SUter can ganzen @tamm, loö^renb JOSeig^» unb ^ängebirke im ^ö^eren SUter am unteren @tammteU eine bicbe, tiefriffige 93orke oon fi^märgUc^er grctrbe unb augerorbentlid^er :&ärte bilben. 2)a bie Sorke einen 6c^u^ gegen (fou)armung unb SJerbunftung bilbet, ift e0 begreiflicti , ba^ bie auf naffem S3oben toac^fenbe ^cuttbirfie biefee Sc^u^es^ roeniger bebarf ate jene. 2>ie t^orm ber jiemlii^ bfinnen, langgeftielten SSlätter finb bei 99Seig« unb :&ängebirke breieckig bis rautenförmig, bei ber ^oaoxhitke bagegen me^r ooaL

SlUe brei Sirkenarten finb, befonbers^ in ber 3^^^^» f^^^ ^^f^- xDüc^fig unb t)ermögen bei i^rer leichten SSerbreitungsfä^igkeit burc^ ben SBinb im SBalb entftanbene fiücken fc^neU audiufiUIen. 2)abei können aber SBeig:" unb ^ängebirke buri^ ba» gin- unb ^erpeitfc^en i^rer toarjenbebeckten, lang ^erab^angenben 3^^8^ ^^ SBinbe bie 9la(^barpf langen siemlic^ belaftigen, mä^renb bie 3^^i8^ ^^ :&aar- birke fperriger unb toeniger ^ängenb finb. @ie mirb bee^alb eis SHifc^^ol} DorjugecDeife ^roifc^en Slabelbfiume gepflanzt, ba es loegen biefee Umfid^fc^lagem^ ber 3^^9^ i^ SBinbe feiten ein fiaubbaum in i^rer 9la(f)barfd)aft ausholt. Sluc^i al6 Dber^ol} im SUittelmalb unb ate @c^u^bäume letften bie S^irken gttte 2>ienfte. Sie bebürfen ntir roenig Sonnenmärme, um i^r SBa(f)6tum gu beginnen, belauben ficf) fc^on, loenn bie Xagedcoärme über 7^ C. fteigt, unb verlieren i^re IBIätter im ^erbft, mmn biefer SBörmegrab nic^t me^r eneic^t coirb. 2>ie0 befö^igt fie, menigftene ju Sträuc^em üerkrüppelt, bie ^u ben baumlofen ^olarl&nbem Dorgubringen. @ie gebei^en am beften in frif(f)en, nic^t lu roinbigen Sagen auf feuc^iten, humusreichen ©anb- böben« Z^^^ ^olargrenje fiimmt mit berjenigen ber Slabel^öljer nQi)e flberein. Wart er^ie^t bie IBirken Ieicf)t unb filier bnxä) ^flan^ung ^mei:' bis fünfjö^riger ^flönjlinge, tx)elcf)e au» ben Schlägen genommen roerben, mo fie au0 angeflogenem Qamcn oon felbft roac^fen.

3He «uWölser. 7o6

2>le SBeigbirken bUben öftlic^ ber SSeic^ifel ou^gebe^nte reine IBe^ ftänbe. 3^^ Slnbou in !X)eutf(^Ianb battert erft au6 bzm ^Beginne be6 19. 3^^^unbert, ate man bie burc^ lange Süigtoirtfc^aft ermttbeten unb oeröbeten SSolbbeftänbe tDieber aufiufrifc^en fuc^te. 3^^ tnerben fie Qte 3Iu|(^ol3 ^(hifig gepflanjt n;^t biegte«, feinest, fe^r jä^e^, gelb:« li(^a)eige6 gol} bilbet keinen :Sern, befi^^t geringe :&örte, arbeitet ftork unb mixb in feuchter £uft fe^r fc^nell morfc^. (£» bient ^ouptfoc^Iic^ 5U fieiterbäumen, grelgen, 2>ei4ifeln, 3<^nräbem unb ju groben ®(^ni|(:^ maren, roie Xrögen, ^ol^fc^u^en ufco.; ote Srenn^ol} rechnet man e^ 2u ben :&art^öl2em. (E6 brennt ^ell, gibt oiel §i^e unb, roie oud) bie barau0 gebrannte &o\iU, ein beft&nbig lebhafte« Sr^uer. 2He Sluten liefern bae SHoterial ju unfern getoö^nlii^en braunen iBefen, sterben auc^ 5U Straf ruten, ju 2>a(^reifig unb ate äBieben jum Sinben ge^ braud)i Oft loerben bie IBirben fpe^ieU 2ur (Setoinnung oon Sleifig angepflanzt unb bie S^&ume bann gefc^neitett, b. t). bie einjelnen Slfte merben abgehauen, lun ä^nlic^ oHe bei iKopfioeiben jä^rlic^ bie 6(^ög^ linge ernten 2U kbitatn. 2>ie ^arjreid^e toeij^e 9linbe ift faft unoer^ iDe^lic^t man legt fie tmter bie Sd^wtütn unb 93alken, bie feucht ober auf Steinen pi liegen kommen, unb benu^t fie jur Unterlage ber Stafenb&^er, auc^ ftellt man Sörbe, Sd)xnip^^ unb Xabakebofen baraud ^er. äBegen i^res ^o^en (ßerbftoffge^alted loirb fie auc^ 5um (Serben benu^t 3^ $luglanb loirb au0 ber SSirkenrinbe unb Sirkentourjel burc^ trockene Seftillation ber SBirkenteer gecoonnen, ber ^ur ^Bereitung bes Z^^^i'^^bexs^ bient, bem er btn eigentümlichen (Seruc^ oerlei^i 2>ie IBlOtter bienen ate @c^affutter, finb ate ^amtreibenbes^ 9Kittel be:' liebt unb geben mit SUaun eine grttne Srcirbe, ba» Sc^fittgrfln, m\b mit Sreibe ba» @ct)üttgelb. iBirkenknofpen geben iBirk^ unb %luer« ^fl^nem ein angene^me^ Qrutter unb ben grinnlänbem einen beliebten Xee. Sitte Stämme liefern beim Slnbo^ren im Srrfl^ja^r einen burc^ 2 ^rojent Xrauben^ucker fügen Saft, ber 5ur S^ereitung oon Sirken« loein unb iBirkenbier oermenbet roirb. (Sin au0 bmt Stamm ge« u)onnened garj bient in 9lughmb gegen (ßic^t unb fc^eint fc^on in oorgef(^icf)tlic^er 3^ <^ Slmulett 2U gleichem 3^^^^ benu^t roorben 5u fein. (Bemaferte^ S^irken^olj gibt fc^öned grumier^ol}, ba^ meift unter bem 9lamen „fc^coebifc^e Sirke'' im :&anbel ift 2>er bei ber aSerbrennung bee :&ol8e0 entfte^enbe Slug finbet jur ^Bereitung oon S^uc^bruckerfc^coärje unb Sllalerfarben aJertoenbung. Stud ber Slfcf^e geminnt man eine gute ^ottafc^e. 3u W^SF^^^ abge^iauene S^irken coerben ate „SHoien'' oor bie :&äufer, filteren unb felbft in bie Stuben

706 SHe Slu%l)öl5cr.

gefe^. 2Hefer Gebrauch ift ein Slac^blang bed grcfipngsfefles ber alten dmmanett 2>ag bie Sitke bei biefen in ^o^em Sbtfe^en ftanb, bemeift, bag ber }iDeite SSuc^ftobe ber 9ltmenf($rift b feinen SZamen biarkan non ber SSirke ^otte. 9la($ ottem aSoIfesglauben retten bie :^e£en auf einem SirKenbefen }um asiocbdberg. 3>ie bid in unfere 3^ bei 6tubenten beliebten, ,,Sirkenmaier'' genannten Sec^er au6 fBttken- ftämmen mit ber %inbe bilbeten bie Xrinkgeföge ber alten Sermcmen. 2)a bie Sirke in (Briec^enlanb, niie Übttlfaapt im fflböftlic^en <£mopa, ni^t m&^% kannten bie (Briefen biefen 93aum nii^, mo^l aber bie Slömer, bie i^re f asces genannten Strafruten auger aus lUmenjiDetgen gelegentlich auc^ aui^ Sirkenreifig ^erfteOten. 6ie kommt in Slorbitolien no(^ auf ber Sftorbfette ^o^er Serge milb not. 3)er filtere pinius fc^eilit in feiner 9Iaturgef^i(^te: ^2)er Spierlingsbaum (sorbus) unb bie Sirfie (betulla) lieben einen kalten Stanbort 2)ie Sirke ift eigentlich ein gallif^er Saum; i^re SUnbe ift blenbenb meig unb bobd fe^ bfimi. 2)ie Dbrigkeiten gebrauten i^re Stuten }um 6trafen; [xt bienen audf }u Steifen unb iftorbrippen. Z^ Gallien koc^ man ccas Sirken ouc^ Xeer (bitumen).''

äluger ben befpro^enen Saumbirken niä^ft ate Vertreter ber im :&oc^gebirge ^eimif^en 6trau(^birken auf ben SHooren Slorbbeutfc^lanbs unb auf bm kalten :^o^mooren Sa^ems, mie ber Stipen bie Gtrauc^:" birke (Betula humilis), mä^renb ebenfalls ate Stelikt ber (Sisjett auf bta SUpen unb auf ben ^öc^flen SHooren bes Stiefengebirges, bes (Er^^ gebirges unb bes ioaxit» bie Boiergbirke (B. nana) als ein faft krie^enber Strauß non ^öc^ftens 1 m Q6t)t mit feiten über finger^ bxA merbenbem Stammten gebeizt 3^ ^^^^^ eigentli^en Heimat Slorbeuropa, Slorbafien unb 3anaba kann fie gelegentli^ 6 m gö^e erretten, mä^renb fie in (Brönlanb tmb auf Spi^ergen fe^r klein bleibt älus i^ren feinen SBur^elfafem nerf ertigen bie fiapplänber «an} fc^öne 2)ecken.

Zn i^naba imb in ben nörbli^en Staaten ber Unionr aber auf^ in Sibirien unb ^^pan mäc^ft als ein bis 25 m ^o^er Saum mit meigen, in bünnen :&öuten fic^ ablöfenber Stinbe bie $api er birke ß. papyracea), aus beren (Befamtrinbe man fe^r lei(^te unb bennoc^ bauer^afte Soote (canoes) nerfertigt Ebenfalls in Slorbamerika, imb iwax im öftlic^en Xeile jenes Kontinents finb bie meigbux^enbl&tterige Sirke (B. carpinifolia) mit bröunli^gelber bis bunkelbrauner, feiten hellgrauer Stinbe, bie 20 m I)oI)e Sc^niarj:» unb ®elbbirke (B. nigra unb lutea) mit fc^on fe^r balb riffiger, fc^marjer bejie^ungsnieife gelber

3>ie 9flufe^)öl5er. 707

Slinbe unb bie 3u&etbirfie (B. lenta) ju ^(m]t, tDcrben aber oft in unferen Einlagen ob 3t^^&ume kiiltlmert 2)ie 3u(feerbtrfie tottb 24 m ffod) unb befi^ eine btaunfc^tDarje, in bi&en, breiten Stfl&en [i(^ oblöfenbe Slinbe von sen)ür2^aftem unb fügem (St^dfmaA, mts^ t)QÜ> fie ben 3n^^^^nt ate Souniittel unb jur ^Bereitung erfrifc^enber Getrönfie bient. Sie liefert bei ber 3)eftiUation ein öt^erifc^es £)l, boe al0 (Saultl)txia^ ober S93intergrflnöl in ben :ganbel gelangt 3^ 3ckpan unb in ber SUanbf^urei finb bie pappelblätterige SBirfie (B. populifolia) unb bie ulmenblatterige Sirfie (B. ulmifolia) }u :^Qufe, wStfyccxtb xm :^imala}a bie jur Slnfertigung t)on ^^opier bienenbe S^ojpatrQ:: ober C^urjibirfie (B. utilis) mit brauner 6tammrinbe ^imifc^ ift 3)amit toären bie n)ic^tigften Sirfienarten aufgejä^It

n;^e0 :&ol5n)erte0 niegen t^erbienen ou^ bie bei un$ meift nur ote 3i^I>öume gepflanjten ^latanenarten (Platanus) SSeac^tung. 2)a0 3iemli(^ feine, fefte, ^orte unb gut polierbare ^olj biefer Semböunte ift Don }a^Irä^en anfe^nlic^en 9]ZarfiftraI)Ien bur^feljt unb in grarbe unb (Eigenfc^aften unferem ^otbuc^en^olj fe^r ä^nlic^. SBie biefer ift e0 beß laftigen Strbeiten^ niegen in maffioer SJermenbung ju befferen SQdbeln nienig brauchbar, n)o^I ober ju ÖKtmieren, fomie ju (Balanterie- unb 3)re(^flenDaren, ift aber nieniger ^attbar ate }ene0. 2)ie überall bei und t^erbreitete, burc^ Stedüinge t^erme^rte SIrt ift bie aI)orn:' blätterige ^^Idtane (Platanus acerifolia), ein iftreujungeprobufit ber n^etter^ärteren norbamerikanifc^en unb griei^ifc^en patane (PL occi- dentalis unb orientalis). Z^^^ grogen SUxtter finb htm 3U|ornIaub ä^nlic^ banbförmig gelappt unb ber fc^Ianke 6tamm ftögt fortn^ö^renb bie Sorke in unregelmögigen, bflnnen ©puppen ob, fo ba^ ber Schaft gtatt bleibt unb gelbli^ gefle&t erfc^eint

a3telfeitige0 9lu|3^o^ liefern bie Sl^ornarten (Acer), von benen mit bm Serga^orn (Acer pseudoplatanus), ben 6pi^a^orn (A. plata- noides) unb ben Orelbal)orn ober 3QagI)olber (A. campestre) untere fc^eiben. 2)ie I)anbfdrmig fflnflappigen Slätter erinnern beim SBerg- o^om buri^ i^re obgerunbeten ®(feen lebhaft an bQ& S93einlaub, nio^renb fie beim 6pi^a^om fc^arf ausgesogene 6pi%en befitjen unb etwas bem jenigen ber Patane ähneln. S93ä^renb le^terer bie abn^ärte^ ^ängenben iBlütentrauben erft nac^ ber (Entfaltung ber Slätter entn)ickelt, lagt erfterer feine aufregten gelben Slfitenbolben fc^on im Stpril unb SHai lenkten. Sie gfrüc^te finb elnfamige Slügc^en, bie je ju jioeit mit:: einonber vttwa(i)]tn finb unb fid) in lange grüne 2flügel fortfe^en, bamit fie ber SBinb in fpiroliger ©a^n um fic^ felbft roirbelnb baDon==

708 SHe «u^l^dlset.

trage. 3)iefe Srtügel btt 2)oppeIfruc^t fte^en betm Sergo^om in fpi|(em SBinkel 5ufammen, betm 6pi^^om bogegen bttbett fie einen ftumpfen SBinkel unb beim ^relba^om, bei bem bie Qrnlc^te ^ig behaart finb, fte^en fie toagte^t ouselnanber. Set legerem, ber nur feiten 3um ftottlic^en iBoum ^eranni&c^ft unb und in ber Siegel nur ote SBufc^^ mttk am 993albranb unb in (jrelb^öliem entgegentritt, finb bte ebenfalte fünflappigen Slätter kleiner ate bei bm anbem beiben Slrten« bte Sappen ber lederen finb abgerunbet unb jiemlic^ ganjranbig. SBie ber 9lame fc^on fagt, tft ber SBerga^orn ein echter ®ebirgdbaum, ber tn bm 9Upen bi0 1600 m ^oc^ fteigt imb nörblic^ bi0 2)&nemarfi unb (ßot^Ianb ge^t; ber Spi^om, ber ebenfalte 20—^26 m ^oc^ toirb, fteigt meniger ^oc^, ge^t aber nieiter nad^ Dflen unb Slorben ate erfterer. 2)a0 :&oI} btefer iil^omarten tft gelblic^mäg, beim gelba^om metft tn0 SlötUc^e flberge^enb, mittelfester, m&gig ^art, fe^r fein mit oft kaum fic^tbaren ^^te^ringeui glatt ju bearbeiten unb leicht poUerbar; nermöge fetner (Sigenfd^aft, nur mägig ju ftSminben unb ju retgen, tft e0 für furnierte unb maffioe 9KöbeI, Xtfc^platten unb jur gerftellung muftkalif^er 3nf^^^t^ t^orsüglic^ geeignet (Es tft auc^ etn gutes 3)recSfIerSol3 tmb finbet tn ber $>au6tnbuftrte ju Sc^nt^niaren, fiüc^en^ geraten, fiaubfägearbeiten unb Sc^u^mat^erteiften Dielfeitige SSenoenbung. 6eine 2)auer^afttgkett tft aber nur im Xrockenen eine gute; boc^ mirb es ^ter, mtnn nid)t luftig gehalten, gern t)on SBürmem angegangen. 2)er Sl^ommafer tft fe^r f^ön, ebenfo bas melltge (flammige) :^ol3, ba» meift btm Spi^a^om eigen tft unb an alten Stummen bur^ SDeUig^ merben ber 3^Sre0ringe, entfprec^enb ben Sltffen ber rötlt^braunen Sorke, entfte^t Xro^bem bca ^013 bes Orelba^oms fetner frönen SHaferung niegen fe^r gefuc^t tft, mixb ber Saum feines langfamen SEBu^fes niegen nic^t im ^goc^malb angepftanjt, bagegen fiebert t^m feine Slusf^lagsfä^igkeit tm 9Itebem)albbetiteb einen $Ia^ 3)er be^ fonbers tm Ortü^fa^r ftark iucker^alttge 6aft ber Sl^omarten mirb bei utiß kaum geni^t, mo^t aber tn 9Iorbamertka, mo ber tm gerbft etn orangefarbenes £aubmerk aufmeifenbe Suckera^orn (A. saccba- rinum) ju :^aufe tft unb norjugsiDeife baju t^ermenbet mirb. SHefer Saum tft ate burc^aus nitnter^art auc^ in unfere SB&Iber eingeführt morben, fpielt aber barin noc^ keine nennensmerte SloUe. Sloc^ toeniger tft bies beim ebenfalte aus ^orbamertka bet uns eingeführten Silber:» at)oin (A. dasycarpum) ber J^r^II, beffen sierlic^es, ftSarf ebigefc^nittenes Saubmerk t^n ate ^rk^ unb Stragenbaum empfiehlt Site folc^er tft er befonbers tn Sübbeutfc^lanb eingebürgert, femer ber gletd^fotte

S>ie Slu^fiölset. 709

notbamerifiattifcfye (Eft^ena^otn (Acer negimdo), fo genannt toegen feiner unpaarig gefieberten SSIfttter. Sluger biefen ift er an feinen lange oor bem Sludbru^ bes fiaubes erfd)einenben, ^ongenben Slfltenbüf^eln unb ben Kleinen, mit ben grlflgeln fic^ berü^renben 2)oppelfrü^ten er:' kenntlich. Slu(^ er niirb mit ber gleid)ertDeife norbamerikanifc^e S(i)wati^ unb Slota^orn (A. nigrum unb rubrum) in feiner Heimat }ur (Beu)innung uon Sl^om^ucker angejapft unb ift eine ^ittbt unferer Einlagen unb SUleen. SHe Spielart bee (Ef^ena^om^ mit nieigbunten unb gelbbunten Slättem mirb ato bie Srone unferer ponac^iertblätterigen Sftume angefe^en. 3^ ^^ f^önften S^muck^dljem i&tß eine 9Kafer« bilbung bes Sl^om^, bie befonbers ^Sufig unb in groger Sc^ön^eit am amerifianif^en 3u&era^om auftritt unb unter bem 9Iamen i,93ogel« augenmafer'' ate e^rumier^ol} bie ^öc^ften greife erjieli 2)a bie SHafer^ bilbung für gemö^nlicf) nur in ben äugeren Stammfc^ic^ten auftritt, erfolgt bas Sc^neiben ber e!rumiere bur^ Slbfc^olen um ben Stamnt (Brau gebeizt finb biefe e!rumiere unter bem 9Iamen ,,3Qaple'' im ^anbeL

aSon bm 39 in ber gemäßigten unb fubtropifc^en 3one ber ^oib^ ^emifp^&re, befonber^ in Slorbamerika, Dftafien unb bem SOittelmeer:» gebiet, ^eimifc^en (Efc^en (Fraxinus) ift bie bei un0 norfiommenbe ge^ meine (Sft^e (Fraxinus excelsior, b. ^. bie ^o^ragenbe) einer unferer fc^önften SBalbbäume mit I)o^em, fc^lanfiem Stamm, in ber S^genb hellgrauer, glatter, im 9llter braungrauer, rauher, burc^ quere Sorfien^ riffe auegegeic^neter %inbe, grogen, fc^marjen Snofpen an ben glatten, graugrflnen Xrieben, mit 3— 6paarigen grieberblSttem unb nor btm fiaub erfc^einenben, na&ten, b. ^. fironenlofen 3^tterblflten, bie mit i^ren roten bis nioletten 6taubgef&gen in bieten Süffeln an ben alten Xrieben fi%en unb nad) ber Sefru^tung in einen jungenförmigen, beutli^ geaberten Srlügel auelaufenbe löngli^e Srtüc^te ^eroorge^en laffen. Site groge Seltenheit trifft man au^ (Efc^en mit ungefieberten, ^ö(^ften0 am (Brunbe gelappten iBlättem, bie ab SttUfcbilbung jur urfprünglic^en , einfachen gorm angefe^en merben muffen. 3ft bie (Btpfelknofpe eine« Xriebes bur^ Srtoft ober ^^febten }erftört morben, fo flbemei)men jmei gläcf^ftarke Seitenknofpen bie Orü^rung unb ner« urfac^en eine tgpif^e 3^tefelbilbung.

Sie gemeine (Bfc^e finbet fi^ in ganj (Buropa bi» 60 <> nörblic^er »reite, ebenfo in Slorbafien unb im Orient in feud)ten SBälbem, bann an Orlug« unb »ac^ufent Sie gebeizt no^ in Sflmpfen, nic^ aber auf Sanbboben, errei(^t eine öö^e non 40 m unb fteigt in ben SUpen

710 ^Xc Wt^ftfifT

bto 1200 m ^itun^« €te wtUntQt fcifd[(ai, fnu^tfiaieii Soben, kamt aber bank i^fC0 au^crotbcntful^ iDcit ucc^iudgteit fBuqdfoPcui^ bos fibendl botf Mtfbikenbe ObecfUt^^mixiffer aufsune^ineii wnnag, aiu^ auf Ukktxm GdfistOfolbtn txm fioUigdnigeit, toie }. S. auf bec €k^MDaliif<^ 9Up uitb im Sd^aictsci 3u^r forttumttiten. 2>te SBuxsd bringt nii^ xDfit in bot Sobm, breitet fUfy aber nai^ allen 6eiten uieit aus, fo bag fie ben Soben benno<^ txm aller in i^ enthaltenen Qroi^tigkeEt oitf^ufaugen nermag. Sbiger SSobenfeiu^tiskeit braui^ fie Säi^, i^ aber gegen Ortoft unb ^Vj/t emtifinbOc^ 6ie metbet btifya nrie ben 6anbboben, fo audf bie raupen (Bebfargslagen. SDan pflanstlfie in fiaub^oljbeftänben an, fmltimert fie aber am ^äuftgpen im SGebennoIb^ betrieb. 3^^ ^^^ jungen Säumen meige«, non älteren bagegen bräunUc^ gelbe«, mit breiten 3^t0ringen, aber feinen 6piegeln oerfe^es gol} ift bii^ ^cat, fe^r jä^e unb daflifc^, gut fpaltbar, nidyt leii^ reigenb unb fe^ tragfä^ l^iefe (Eigenfc^a^ mai^ jur igerßettung oon 91^ unb ^ammerfUelen, von 2)re<i^fler- unb SBagnerorbeiten, lonb« mirtfc^oftUi^en aBerbjeugen, Xunu unb Sportgeraten, befonbers 6<^ee^ fc^en unb 6(^litten, aber (xudf ate Xifc^ler^olj Dor^figlit^ geeignet 93omel^mtt($ g^^ä^ ber ungorifc^e (Efc^enmafer uon alten 6tämmen mit meUigem 93erlauf ber ^golafafem. grumiere mit foli^em SDofer merben mit 10—12 SDorfi pro Duabratmeter beja^Ii 3nt Srennmert rangiert bM (Ef^en^ol^ bic^ hinter bem (Ei^en^ol}. 2>a0 fioub mirb oon 6(f)afen tmb S^ie^ta gerne gefreffen unb ift ein gutes SSie^futter, boa ab foU^e0 befonber« in Steiermark unb Samten, aber au(^ in bm gtasarmen Snittelmeerlänbem oiel benu^t mirb. 999ie bas junge (Efc^en^ol} auc^ 2U ^lßxü\tn, merben bie fungen Xriebe gu Sangen^ fc^äften, ^eitf^enftielen ufm. oenoenbet 6^on ^mer, ber aUerbings vtm ber meiter im 6ttben macfyfenben Slumen^^ ober 9IZannaef($e (Fraxinus ornus) ate melie in 3l^ias unb Dbgffee me^rfac^ fpti^t bie gemeine (Efc^e mäc^ft nur auf ben (Sebirgen SKakeboniens unb am Sflbob^ang ber SUpen fogt oon ber <Ef($e, fie moc^fe in (Sebirgs« tälem unb biene ju Speerf^öften, XürfditoeUen unb :'$foften. Sluc^ bie 9tömer ^oben biefe im Sluge, mmn fie oon fraxinus fprec^en. 6o fagt ber Slckerboufc^rtftfteUer Columella: „2>ie (Efc^e gibt ein fiaub, bae Schafen unb Stegen fe^r angenehm tmb auc^ für Slinboie^ rec^t brauchbar ift SHon }ie^t fie bedmegen in eigenen ^flangungen.'' Sein Seitgenoffe pinius ober f^reibt in feiner SToturgef^i^te: „2>ie <Ef^e o^urbe i^res :^oI}ed o^egen gef^affen. 3^t SEBuc^s ift ^oc^ vatb fc^Ionk; i^re IBl&tter finb gefiebert (pinnatus). Sie ift burc^ $>omer unb bes

2)ie Sluft^ölaet. 711

Stc^Ued fian^e beriU)mt getoorbetu 2)00 :&oI} ift febenfolte 3U trielerlä (Bebtcmc^ gut. 3)05 :&oI} bet auf bem 3^<i in ber fionbfc^oft Xroas tDoc^fenben (Ef^en ift bem (S^ebem^olse fo öI)nUc^, bog es kaum booon unterf Rieben merben komt, mtnn es gefc^ölt ift ®tie^tf4ie Sc^ttft^ fteller be^oupten, (Sfc^enloub fei $f erben unb SQouItieren töbttd); in 3talien ift bies |ebenfaUs ni^t ber ^oiL 2>a8egen ift ber ous i^nen gepregte Soft^ getrunken unb auf bie fc^oeUenbe Sigtuunbe gelegt, bos befte SHittel gegen Schlangengift. 2)ie S93irkung ift fo grog, bog jebe Solange ben (Sfd^enboum mn meitem fliegt unb [einen Spotten felbft bann meibet, xoenn er frtt^ unb obenbs am längften ift 34 f^abt felbft gefe^en, bog eine ©Allonge, nielc^e in einen Sreis jrDifc^en ^]6)ta^ biatter unb Oreuer gelegt nmrbe, fi^ lieber ins Or^er ftürgte, als bie Slötter berührte. ®s ift eine groge S93o^Itat ber 9latur, bog bie (Sfc^en früher blühen, als bie Sc^Iongen erfd)einen, unb bog fie nic^t e^er bie aSIStter obtoerfen, oIs bis bie 6d)Iangen jur äSinterru^e gegangen finb.'' Slotarlic^ ift bies Slbergloube, nrie er in bomoliger Seit felbft bei ben ®ebilbetften nieit Derbreitet nior. SHe Slumen« ober Snontut^ efc^e, Don ber ^ier bie %ebe ift, finbet \i6) in Sergtoälbem 6abeuropas, niolbbilbenb namentlich im ßorft, in Kroatien, Slooonien, 2)oImatlen unb im Drient unb toirb befonbers in Sizilien kultit)iert, bo fie burc^ im Orcü^i^^t in i^re Slinbe gemoct)te (Sinf(f)nitte bie SHonna al» einen fttgen, on ber fiuft er^artenben @aft liefert. Sei uns finbet fie fi^ nur als ^^til^oli angepflan3t Sie ift ein bu[c^iger kleiner Saum ober (Sttaad), beffen Suiten grüne &tl^^ unb meige ßronblätter tragen.

93on ber gemeinen (Sf(f)e, bie in ber germonif(f)en unb norbif(f)en SQ^t^ologie eine bebeutenbe SloUe [pielt man benke nur an bie 3Beltef(f)e ^gbro[il unb bie Slbftommung bti^ SHonnes oon ber (Efc^e, tDo^renb bie Srtou aus ber (Srle l)eroorging kultioiert mon als 3ierbäume t^erfc^iebene Slborten, mit bie einblätterige (Sfc^e, bie Xrouer^ ober^g^ngeef^e, bie ®olbefct)e mit rötli^gdber %inbe ufro. 3n ^orkonlogen merben ouc^ mehrere norbamerikanif(f)e Slrten, mit bie SBeig::, Siot^^, Qd)waxi^ unb Slauef(f)e angepflanzt Unter il)nen ift befonbers bie S93eigefct)e (Fraxinus americana), meil üiel froft? härter unb fpäter als bie gemeine ^f(f)e oustreibenb, neuerbings and) in einzelnen Serfud^spflanjungen cd& SBolbbaum bei uns ongefiebelt tDorben. Sluf einer (Sfc^e (Fraxinus chinensis) in 6flbc^ina unb Slmtom mirb bie S93ac^sfc^ilblaus (Coccus pe-la) gejAc^tet, bie bos (f)inefif(^e SBoc^s liefert

2>er Saum, ber am innigften mit bem beutfc^en Solksleben t^er^»

712 ^e 9lii«<|5Iset.

tDoc^fen ift, ift bie fiinb e (Tilia). Sie galt bett alten (Bermonen iiitb BUmen Ql0 l^eUiger Baum tinb xDot ber xoeibUc^ett (ßott^eit igerka ober grtQu i&oUe, bei bett Slaotn ber fitebe^gSttin Stafopani getoei^i 3" @ttte unb ®age fpielt {ie eine fe^r mistige SloUe. Wit ^eute no($ olle SSoIfes^ fe{le fid^ unter ber alten 2)orflinbe abfpielen, fo kamen unfere aSorfa^ren mit 9$orttebe tmter e^mriirbigen fiinbenb&umen }ufammen. 60 gibt es in 2)eutf^Ianb no^ triele Geric:^^, SSe^m^ Sltit«, (Beifterlinben i^to. Sin Geric^teftAtten ftanben n)enig|tend brei, meift aber fieben fitnben. 2>a0 in ber Siegel am :|^au|>tbaume befeftigte ro^ gefc^nii||te Qöttecbilb ^ieg SSigbilb, n)orau6 fpäter SSeic^bilb, im Sinne oon (Brenne bes (Beric^d, fpfiter Stobtgrunb, entftonb. Serfl^mt ift namentlich bie aSU e^rmflrbige 93e^mlinbe bei 2)ortmtmb. Sluf SSurgen unb in SlSflem mar bie Sinbe ij^ausbount 2>ort mürbe ber (ßafl im Sommer be» mirtet, bort niurbe er^ö^ltr gegec^t, gefpielt unb ber fa^enbe Spielnumn ober S&nger angehört äSie auf ben Surgen mar bie fiinbe ouc^ im ^Slofier ber Saum ber (Sr^otung unb ato folc^er meift am Brunnen gepflanzt SBeil ber SSaum ato Silbftodi für SHariem unb t^eittgen^ bilber benfi^ }u merben pflegte, mürbe er mie biefe felbfi mit bem SlimbuB ber igeiligkeit unb äSunbertätigfieit umgeben, ju bem man ni($t feiten Sßallfa^rten tmtemabnt Slm meiften bef^äftigen fic^ fiinben« fagen mit ber SDutter ®otted ato ber Slac^folgerin ber ^eibnif^en igerka ober Srrau :&olle. Sluger religiöfem Slberglauben ^at bie Solksmeinung, mona^ ber Sli% nic^t in fiinben einf^Iagen foll, oiel ba3u beigetragen, baJß häufig fitnben an Orelbmege unb auf Viehtriften }um S(^%e ber Wirten unb Orelbarbeiter gepflanst mürben« Slu^i }um Verbrennen ber Xoten nmrbe, mie uns bie So^lenrefte alter (Brab^figel bemeifen, mit Vorliebe fiinbenl^ol} ate ba^jenige eine0 ^eiligen 93aume0 genommen. Sa^lrä^e Ortfc^aft^namen metfen auf bie fiinbe, fo üor allem auH^ fi^5^» bM fiinbenftabt bebtuttt 2)er Slame ift aus bem flaoifc^en SSorte fiipdk entftanben, bM aus lipa fiinbe gebilbet ifL SHe berfl^m« tefte fiinbe 2)eutfd^lanb0 ift bie }u Sleuftabt am Soc^er in SSfirttemberg, Don melier bie Stabt auc^ SIeuftabt an ber fiinbe ^eigt Sie fyd an U)xtm Oruge 12 m Umfang. 3^re mächtigen Slfte mürben fc^on im 3a^re 1392 bur^ 60 fteineme Säulen geftO^t, unb ein (Bebi^it non 1408 fagt: „Vor btm X^or eine fiinbe fta^t, bie 67 Säulen fyd." 3m 3A|lte 1831 mürben biefe Stfl^f&ilen auf 166 nerme^rt (Sin ab^ gebro^ener Slft gab 7 ^^fter gol}. 2)iefe fiinbe mug gegen 800 3a^re alt fein. SHe ftärfefte fiinbe 2)eutf(^lanb9 ift aber biefenige auf ber Vurg 5U Slümberg, meld)e bei nur 18 m gö^e einen Stammumfang

^e mnmihtt. 718

von 14 m oufiDeifL Z^^ Stamm ift fo toelt ^o^(, bag man btirc^ ifyx mit buxöi ein Xor 3U $ferbe ^inbutditeiten fiann. Sie ift xdo^I über 800 3a^re alt Unter ber S^irmjlä^e ber £inbe }u aJttfen im 5annot)erf(t|en Detfammeln fic^ |eben 6onntag 13 (Semeinben }um Gotteebtenfi Unter ber fiinbe Don Sluguftusburg, bie einen Stamm:» umfang von 12 m befi^, botten einft 120 Speifetifc^e $(a|^ SJom Surfürften Sbiguft von Saufen, ber bas 6^Iog Shiguftusburg baute, esiftieren nod) Diele SSerorbnungen, bie mit: «yGegeben unter ber Sinbe"* imter^eic^net finb. 3n alten £inben, bie in ber 9lä^e von ßirc^en flehen, finbet man jutDeilen noc^ eifeme Slinge unb ^^mmem. 2)iefe bienten einft ato Slammem für biefenigen, bie ^ier öffentlich Strien« buge 2U leiften l^atten.

9nan unterfc^eibet bei un0 }tDei Slrten von fiinben: SHe Klein« blätterige ober äßinterlinbe (Tilia parvifoUa) unb grogblätterige ober Sommerlinbe (T. grandifolia). £e^e ift in 2>eutf^Ianb nieniger Derbreitet ab erftere. Selbe ^aben eine n)eitt)eT}tDeigte, tiefge^enbe SEBur^el, einen kräftigen Stamm mit im SUter }iemli^ btdier, grau:s brauner ober fd^toarjgrauer, ri[figer 9tinbe. 2)ie ^^nenrinbe liefert einen treffli^en Saft ÜHe SKfte beginnen fc^on tief unten am Stamm unb breiten fic^ ringsum nac^ allen Seiten ^in au0. 2>ie unteren Ratten fic^ faft niagrec^t; je nieiter nad^ oben, befto me^r ftreben au^ bie Slfie aufmärt0. Sin ben n)agred)t ausgebreiteten ober nieber^öngenben Stoeigen fte^en bie runbüc^en, jugef pikten, f^arf gefägten unb am ®runbe ausgef^nittenen Stätter, bie bei ber SBinterlinbe Meiner, ober:« feit» bunfielgrfln, tmterfeite blaugrttn unb fia^l finb, niä^renb fie bei ber anfange SHai, ftatt mie bie vorige SHitte SHai, audf^lagenben Sommer« Hnbe unterfeite hellgrün unb kur} behaart finb. 3^ ^^ SBinfieln ber Slattneroen ber Unterfeite fte^en ate Slcarobomatien ober SHilben« ^ScoBäftn Meine i^aatbülditlf bie bei ber SBinterlinbe roftfarbig, bei ber Sommerlinbe bagegen gelblt(^n)eig finb. 2)ie gelbtt^en 3^tterbtfiten Rängen in Xrugbolben georbnet an langem, mit }ungenförmigem 2>e(fe« blatte oenoactifenem Stiele ju 6 7 bei ber SBinterlinbe tmb ju 2—3 an ber 14 Xage fpäter, b. ^. (Snbe 3uni bie SOitte 3uli bltt^enben Sommerlinbe. Sie liefern einen ale ^auemittel Dielgebrauc^ten Xee. S>ie filzig bO^acctttn 9lugfrfld)t(^en benu^en bas gemeinfame 3)e(M)latt ale Srlugapparat, bleiben aber, befonbere bei ber fpäter reifenben SBinterlinbe, oft bie }um ^tfüfiafft am fBaamt. 2)ie Seimung erfolgt n)ie bei manchen anberen Säumen erft im ivozUttn Srtü^a^r. 2)ie )mei fieimblötter finb ^anbförmig geteilt, im (Begenfa^ gu ber fonft

714 ll)te mufihittx.

gütigen Siegel, na($ bet fie einfa^er geformt finb ate boe fpatere Saub^ blott 2)ie }tDeifäl^tigen $flön}ltnge .toetben umgepflanit: bamtt fie red^t erftarfien, empfiehlt e^ \vi), fie ettoa im fünften Zai)xz ein jcDeited SHoI im ^flanjbeet umzulegen. 2)ie fiinbe }eigt t)on 3ugenb an ein freubiges SBa^stum unb bttbet einen anfange faft immer maljen« runben, gl&njenb bröunlicgen, mit meigUc^en Watim flberftreuten 6tmnm, ber fc^on in geringer i^6t)t Stfte aii0ftre&t, niel^e fic^ gem^flo^ oue« breiten. 3)ie ßrone toölbt fic^ frü^jeitig ob unb mkb mit bem SUter immer bid)ter unb umfangreicher. SHe tiefgreifenbe unb fi(^ toeit^in Derjroeigenbe SBuriel befö^igt bie fiinbe ben ft&rbften Stürmen }u tro^n.

2)ie S93interlinbe beDorjugt ben frifc^en, feuchten SBalbboben ber nieberen SSorberge unb (Ebenen, toä^renb bie 6ommerlinbe ouc^ in trockeneren fiagen toäc^ft Seibe gebei^en fct^Iec^t im klaffen. Sie bilben bei uns keine reinen SBolbbeft&nbe tnie in btn ruffifc^en Dftfee» prooinien, fonbem finben fi^ immer nur einzeln in WBibmx, toerben bi0 30 m ^oc^ tmb erreichen ein taufenbf&^rige^ SUter. 2)ie SBinter« linbe ift in 3)eutfct)lQnb übercKÜ bie gemeinere, bie Sommerlinbe bogegen mirb ^öufiger angepflanzt unb ge^t aucf) ^ö^er in bie Gebirge. SBegen i^ree fc^nellen 993uc^fe0, i^res bict)ten 6d)atten9 unb angenehmen ®eru(f)e0 ber Slflten finb fie ato SlUeebäume beliebt. 3^r rafc^es SSact)0tum, bie ^&^\QkAt vom Stamm unb ber 999ur5el niieber aus« Sufc^Iagen unb gleicf) ber Suc^e ben Soben ju Derbeffem, ma^en fie auc^ forftlic^ mistig. 3n 8—10 3a^ren finb fie ate 2lei6^oIi, in 20—25 3a^ren ate 6(^Iag^oI} unb in 60—80 ^ti^ren ate Sou^olg Dermenbbar. 2>oc^ legt ber Ororftmann nienig SBert auf fiinben, toeil ber Srennmert i^ree i^oljee nur ein 2>rittel bedjenigen bes Sud^en« ^o(}e9 beträgt unb bie fiinbe gleic^mo^I benfetben IBoben forbert, toie bie ebleren :5ott^öl2er. 2>a0 nieigli^gelbe bte rötUc^toeige, feine, niei^e, gut }u bearbeitenbe unb, menn richtig getro&net, menig aibeitenbe :5ol2 eignet fict) vermöge ber (gigenfc^aft, fic^ in jeber Slic^tung fc^ni^en, bre^en unb ^obebt }u laffen, t^orjügßct) ate Silb^auer« unb SKobelU fc^reinermateriaL 9Iamentttc^ toerben :&eUigenbiIber aus fiinben^olg gefc^ni^t, mes^alb es früher ate „:&eUigen^ol5'' bejei^net tourbe. 9lo(!^ me^r bient es 3um 6c^ni%en von Spielmaren, fiöffeln, SBurffc^aufetn ufm., 2U Sleigbrettem, maffioen SHöbeln, bie befonbers in ^uglanb fe^r beliebt finb, unb ate SBlinb^olg für furnierte Slrbeiten. 2)auer behält bas bem SBurmf rag nur menig ausgefegte :&ol5 blog im Xrocftenen, für freie fiagen bagegen, in benen es bem 993ec^fel untermorfen ifl,

2)le 9flufeWl5er. 715

ifi e0 unbrauchbar. 2)te feften, leidsten fiinbenfio^len bienen ote Sletg^ fio^le 5um ^ddjntn, jur Srabrifiation üon Sc^iegpuloer, ^at)xtii>\xlvtt unb Slöuc^erherien. 3^ Sluglanb unb S93eftamerifia benu^t mcax mit snafd)inen gef^ntttene fiinben^olgfafem ate SriUImaterial für fBttU matra^en für^ gemeine SSoIk. SHe Slinbe t^ertoenbet man in Sluglonb 5u ®4Iittenfi5rben, S93agen, giften unb jum 2)ad)becken. 2)er innere JBaft toirb im SHoi tjon 20—30 fahrigen ©tangen^öljem in 6treifen tjon 6— 9 cm SBreite abgefault, toie ^lad)9^ in SBaffer gerottet, im Dfitober bann burc^ topfen unb S93afd)en non ben Ieid)ter gerfe^baren SBeftanbteilen befreit, fo bag nur bie ein feines SHafc^enne^ bilbenben, fe^r biifetoanbigen Saft^eUen jurückbleiben, niorouf man bie einzelnen 3a^teslagen Doneinanber trennt Zn Sluglanb, bae ben melften fiinbenbaft liefert, nerfertigt man baraue Sörbe, 3)e(ften, Stricke, Siebe, befonbers aber bie 5um 95erpacken von SBaren bienenben Saftmatten ; man t^enoenbet i^n auc^ }um Slnbinben von Slumen. (Ein SBoum Don 10m :^ö^e unb 30 40 cm Gtammumfang liefert 46 kg SBaft, für 10—12 SHatten ausreic^enb. Sluglanb liefert fä^rlic^ 14 SniUionen Stück SHatten. 3)ie ^errlict) buftenben fiinbenblttten erfreuen ni(f)t nur bm 9Ilenfd)en, fonbem liefern eine trefflid)e SBienenioeibe unb einen t)ietbenu^ten fd)n)eigtreibenben Xee, auc^ boß offijineUe fiinbenblüten:» n)a[|er. 3^ tro&enen Z^^^ fd)n)i|3en bie Slatter, auc^ o^ne bag JBlattläufe im Spiele finb, bm :5onigtau als eine füge, klebrige, balb an btt fiuft nerbiikenbe Orlüffigkeit aus, toelc^e i^nen boB Slusfe^en gibt, als feien [ie mit grimis überftri^en. Slac^ einigen Xagen toirb btefe 2lusfd)rDi^ung teerartig unb fctimarj; babei merben bie Slötter ganj fct)laff. 2)a fid) lei^t Sc^maro^erpilje barauf entmiikeln, roenn ber :gonigtau nid)t balb oom Siegen abgemafdien roirb, fo ift er für bie $flan}e fc^äblid).

äluf ben griec^ifc^en (Bebirgen roä^ft bie von Ungarn bis SSeft^^ afien ^eimi[d)e morgenlänbifd)e Silberlinbe (Tilia argentea) mit an ber Dberfeite matten, unterfeits aber bic^t nieigfiljigen Stottern. Sie ift bie philyra ber Griechen, bie XI)eop^raft befc^reibt Sie ift f ebenfalls au^ ber Saum, ben bie Slömer als tilia bejeic^neten; benn bie SSinter* unb Sommerlinbe kommen als Sübgren^e i^rer Serbrei^» tung nur no^l auf ben Sergen 9Iorbitaliens oor. ^linius fc^retbt von i^r: „9nan unterfd)eibet bei btn fiinben (tilia) mannli^e unb roeiblidie S&ume. 2)er Saft ber Slötter unb 3linbe ift [üg, aber bie Srruc^t rü^rt kein Xier an. Smifi^en Slinbe unb :^ol2 liegt ein ^öuttges (Be^ niebe, ber Saft, aus rnüäftm man Sanber mac^t, bie tiliae feigen

716 2)ie STufel^öIser.

bie feinften nennt mcat philyrae, btoiu^t fie }um S3inben von fttSnjen unb ^ält fie feit alter Seit in (g^ren. 2)00 gol} ift bem SDurmfrag ni^t untertDorfen, ntögig ^ocf), ober nfi^ic^. 2)te SSlottet bienen ate Slrjnei.'' Sluger biefet morgenlönbifcfyen toirb auc^ bie abenblan« bifc^e 6ilberlinbe (Tilia alba) cca» Slorbamerika mit auf bet Unter^^ feite \ijmad) filjig be^aatten Slottem unb gtogen iBlflten neben bet Don ebenbort ftammenben 6c^n)ar}Unbe (T. americana) in Einlagen gepflanjtr bod) nur auena^möoeife bei uns ato SIu^^oI^ gejogen.

@e^r beliebte SUteeb&ume finb au^ bie Ulmen ober Lüftern (Ulmus), beren ^meiQt lange, ftarre Sluten bilben, bie mit }n)ei Steigen gleic^laufenber ifturjtriebe, an i^rem jflngften Xeile mit ebenfo laufen^« ben eiförmigen, f^arf }ugefpi^en nnb gefügten Slättem befe^ finb. Seiber finb ledere fe^r oft üon SlattlSufen bic^t befe^ unb unterfeits eingerollt, audf häufig burc^ (Ballen nerunftaltet Slbgefe^en Don biefen Sla^teilen gehören bie Ulmen ju ben fc^önften 3<^b&umen unb toac^fen unter gflnftigen Umftänben fel)r rafc^. 3^r jiemlic^ fc^mere^, partes, fc^mer fpoltbaree, aber glattes, elaftif^es, }&^biegfame0, im 6plint gelblic^nieiges, im Sem hellbraunes bis bunfielrotbraunes, oft fledttges unb maferiges :&ol5 gehört mit }u ben fefteften unb bauer^afteften ^^oljarten, fomo^l bei SJenoenbung im Xro&enen, als au^l im jjr^eien unb unter äßaffer. (Ss ift ein ausgezeichnetes 993agner« unb ein in neuerer 3^ ^ä) t)id Dermenbetes SHöbel^olg; boc^ ift es feiner fc^mierigen Bearbeitung megen bm Xifc^lem ni^t befonbers be« liebt 2)a es in ber !Dauer bem (gi^en^olse kaum na^fte^t unb auc^ bem SSurmfrage faft gar nic^t ausgefegt ift, eignet es fic^ befonbers 5U Sau:^ unb SEBerk^oIj, ift au^ ber auffälligen SHaferung roegen }u feinen 3fumieren fe^r gefugt, liefert femer gute Sohlen. 3)as ^olj gibt $ottaf(^e; bie getro&neten unb frifc^en Slötter geben ein gutes @(^affutter. 2)ie jüngere Slinbe bient 3um (Serben unb (Selbfftrben. Slm ^äufigften ift bei uns bie (^elbulme (Ulmus campestris), ein bis 30 m I)o^er, ein Sllter von mel)reren ^unbert n;^I)ren erreid^enber Saum, ber im ®ebirge bis 800 m I)od) fteigt unb fi^ Don Slorbafrika burc^ (Smopa bis Sibirien unb ^einafien finbei WHan fudtit)iert i^n in zahlreichen SSarietäten. 9Ioc^ ^ö^er fteigt bie Sergulme (U. mon- tana), bei ber bie grlug^aut ftatt am oberen Slanbe ber Srnic^t in ber SHitte berfelben liegt, öet beiben fifeen bie 3rrüd)te bic^t am Steige, bei ber Orlatterulme (U. effusa), bie in SBälbem unb Sor^öliem Don ®ebirgsgegenben mä^ft unb bei uns ^&ufig in ber 9Ia^e Don Drt-* fc^aften angegflanjt toirb, flattern fie an einem langen ®ttl unb tragen

SHe Sflu%()ölser. 717

augerbem am Slanb etnen feinen SEBimperfitan}. fiebere nimmt mit ärmeren iBöben ob bie beiben erftgenannten Dorlieb unb ift Dome^m« li^ im SrlQ^Ianb }u :&aufe. 3^ neuefler 3^ toerben ober bie meiften Unpflanjungen von ber S93albulme (U. scabra) gemacht, bie in (Europa unb Slorbafien bi0 jum Umur ^eimi[d) ift.

$lu(^ bas :&ol3 ber fc^on im 3^^re 1600 aus SSirginien nac^ (Ifranfireic^ gebrad)ten norbamerUumifd)en gemeinen Stobinie ober falfc^en Slkaiie (Robinia pseudacacia) m&tt ein Dorjflglic^ed SBau^ unb Sonftrufitiond^ol} unb toürbe febenfalto audi ob äßagner^ ^t^\ltt^ unb Snöbel^olj benu^t, wmn es in größerer 9Ilenge jur SJerfflgung ftanbe. 2)er iftem }eigt ein gelb^ bis rötli^braune» goljr bas fc^roer, ^ort, elaftifc^, jä^e unb f^toierig ju bearbeiten ift, aber eine groge ^reftigkeit unb fe^r groge 3)auer befi^t SBenn fi^ biefe 5oI}art in unfern (Begenben überhaupt gehalten ^at, fo ift baran nur i^re groge Slnfpruc^slofigheit an bie Sobenoer|i&ltniffe f^ulb, nic^t Qdber ber Snenfd^, ber i^rer SJerbreitung nur toenig getan ^at unb fie nur feiten rationell ju grogen Säumen }ie^tr fonbem fie ftete nod^ jtmg ab^oljt, um fie }u Slebftöcften unb 6tfl%en anberer ^flansen 2U Dermerten.

2>em Ulmen«» unb Slka^ien^ol} fe^r ä^nlic^ ift bad|enige ber SUauIbeerb&ume (Monis). dB ift fe^r ^art, ferner, bauer^aft unb mirb in ber Derf^iebenften äBeife, in 6übeuropa unb Slfien auc^ ate 2rag^ unb 6(^ifföbau^ol3, }u 6tragenpflafter unb ^a^itnbaxiitn vti^ nienbet (Ebenfo ^art unb feft boc^ leiber ftarfi reigenb unb fic^ mer« fenb ift bas gol} ber Derfd)iebenen @orbuBarten. 3)a0}enige be0 a3ogelbeerbaum0 (Sorbus aucuparia) liefert ein Dorjüglic^es :gol2 für ben SBagner, auc^ für 2)re(^fler unb golafc^ni^er, mä^renb ba»^ lenige Don 6pierling (S. domestica) unb 9IZe^lbeerbaum (S. aria) befonber« fflr SHaf^inenbauer, ^rormftec^er unb 3^ftnunentenmac^er ^o^en (Bebrauc^ötoert befiel Sluc^ unfere Dbftbäume liefern Dorjflg« lic^e unb oielfeitig t^erroenbbare ^Öljer. 2>a0 ^ol} bee SBirn bäume ift fc^mer, bic^t unb ^art, fe^r fein unb im Xrockenen bauer^aft, es n)irift [i^ }ubem toenig unb nimmt eine t^orsflglic^e Politur an. (Es ift bes^alb an ^o($gefc^ö|)tes 6c^reiner^oI}, boB befonbers fc^toar} ge^» bäjt als (Eben^oliimitatlon für feine Sllöbel mel oermenbet mirb, femer ein gutes ^ttd9\Ux^ unb oorsflglic^es S^ni^^olj, t)ome^nüic^ für bm :^(}fc^neiber bilbet, ber es als Surrogat für bas feltenere unb teuerere SBuc^sbaum^oI} in SSermenbung nimmt; bes^alb mirb ba» Simbaum^ ^ol} auc^ als „beutfc^er Suc^sbaum'' bejeic^net ^as j^ol} bes

718 SHe SbtMölaer.

Slpfelbaum0 ift iwat ^Srter unb fefter, aber tDemger beliebt, ba es fi^ ft&rfier ixrtrft imb relgt SHon Dertoenbet e0 mit 93orIiebe für SBerkjeuge. 2)00 rötlic^toeige Sitfc^baum^ola ift maj^ig ^art unb ft^toer, fe^ fein, gut }u beisen unb }u polieren, fc^tninbet aber fet^r ftork. (But getro&net ift ein f^önes, in neuerer 3^ nrieber fe^r beliebtes SHöbet unb 2>re^fIer^ol5. 2)05 rotbraune :^ol5 ber Pflau- men« unb SxDetf^enb&ume ift ou^ fe^r fein, ^art unb ausgejeic^et polierbar, aber fe^r fpröbe unb ftark reigenb. (S0 nifarb nome^mlii^ für feine Sunftf^reiner«, namentlich aber für 2)re(^fler« unb :&ol8f^ni%« arbeiten nenoenbet

6e^ fc^toer, feft, ^art unb go^e ift auc^ bas iooli von Sornel« fiirf^e, Hartriegel unb S93eigborn; man nermenbet }u kleineren 2)re^arbeiten, :&ammerftielen, Slabkommen, @pa5ier« unb Slegenfc^rm« fiö&en. (Ein fe^r braud)bared SSagner^' unb 2)re^fler^ol2 liefert ber f^marje :Holunber. Slue feinen äBurjelftöifeen, bie ^oufig fc^önes SHafer^ol} befi^en, n^erben mit Vorliebe ^feifenköpfe gefd^ni^t 3u le^terem ^wtönt toerben namentlich auc^ bie äBur^elftö&e ber in 6ttb« franfireid) unb auf Sorfika norkommenben Saum^eibe (Erica camea), bie unter bzm 9lamen Sru^äremafer im :Hanbel finb, benu^ Vorteil« ^afte aSertDenbimg ju feineren 2>rec^fler:' unb (^nlegearbeiten, 3^f)n^ ftot^em unb bergleit^en finbet ba6, mtnn }ur richtigen 3^t gefallt, fc^ön gelbe, jiemlid) ^arte, feine unb lei^t gu f^neibenbe Hol} bts 6pinbelbaum0 ober $faffenl)ütd)enftrau(^0 (Evonymus euro- paeus). (Ein unübertrefflichem SDaterial für Slöber, 9I5agenbei(f)feIn, be« fonberm aber $eitf4ienftöcfte liefert ber in 6übeuropa mac^fenbe Sürgelbaum (Celtis australis), be||en H0I5 bemjenigen ber i^m fe^r na^e nermanbten Ulme ähnelt, aber ja^er unb elaftifc^er ate biefem ift %lu^ ber gemeine Srlieber (Syringa vulgaris), bie 6te(f)palme (Qex aquifolium), bie SBerberil^e (Berberis vulgaris), ber ®olbregen (Cytisus labumum) unb ber (Sffigbaum (Rhus coriaria) liefern nor« }ügli4ie0 Hol} für fileinere ^it(i)\ltu unb :Sunftfd)reinerarbeiten.

^zbtn all biefen ^eimtfd)en Holjarten nierben eine 9Kenge auger« europäifd)er ^6litt ate Sc^muck^öljer bei unm eingeführt, um ^u ftlat)iergel)öufen, @alonmöbeln, Sillarbtifd)en ufm. verarbeitet ju toer« btxL Unter i^nen ift mo^l ba» (Ebenso lg ba$ feit öltefter 3^ i^ (Bebrau^ fte^enbe unb teilmeife niertDoUfte aller 6d^miufi^öl5er. Unter biefem Slamen fagt man eine SQenge fd^nierer, bunfiler unb öugerft harter Hölzer von ^oI)er ^oliturf&^igkeit, aber groger 6pröbigfteit )u« fammen, bie t)on nerfc^iebenen in btn niärmeren b\» tropif^en Sie«

2)ie SluMöIaer. 719

gioneit gebei^enben Säumen bet (Battung Diospyros ofeftommen. 2)00 gebr&u^Ii^fte beifelben ift boefenige be^ inbifd^en (Eben^olgbaum^ (Diospyros ebenaster), eine^ aSaumes aus ber OrctntUie bet (Sbenajeen mit bi0 26 cm langen toec^felftänbigen blättern, ac^felftänbigen, aud) aus altem :gol5e entfpringenben,getbtt(^Q)etgen ober gtflnli^en Slüten in Xrugbolben unb bis 10 cm langen ottoengtünenr als „SUe^Iöpfel" bejeii^neten egbaren Ortüc^ten mit gelbem, [^leimigem, fäuerttc^em Orleifc^. 3)et in aSorbet:» unb :ginterinbien , mie aud) im inbi[d^en iiltc^el fe^r t^etbreitete Saum mirb auf SHaurittud kultit)iert unb ift neuerbtngs au^ im tropifc^en äbnerika eingeführt toorben. (Sr liefert einen Xeil bts inbif^en ^ben^olse^, befonber^ bed (S^gloneben^olie^. 2)a0 Splint^ol} |unger Saume ift toeiglic^ unb ^tn unb niieber mit nieigeur nac^ bem ifteme ^in fid^ Derme^renben fc^marjUc^en Slbem burc^}ogen. Sei atten Säumen jeboc^ ift bas SBeige kaum fingerbicb, aUe0 übrige ift fc^ioar} imb r>on fo gletc^mägiger Xejtur, ba^ man bie Spiegel unb 3<^te0ringe nic^t Ieid)t bemerkt 3)abur(^ unb burc^ bie größere Sc^mere unterfc^eibet fic^ ba^ e(^te (Sben^olg lek^t x>on f^mar}^ gebeisten ^iefigen :&oI}arten, namentlich Dom (Sid^en^I).

^tbm bem inbifc^en gibt ts auc^ afrikani[^es (Sbtnf)oli, oon bem bas 9Kabaga0fiareben^oI} von D. haplostylis mit nieigem Splint tmb tief blouf^cDarjem iftem ate bas f^önfte gilt. S)ad 6an^ fibar:', Kamerun- unb Snafiaffareben^olj Don t^erf^iebenen anberen 2)to0pt|ro0arten ift meniger fc^ön, von oft grauer bis braun^ f($rDar)er Srarbe. (Sin re^^ bi0 ftaffeebraune^r oft regeUo0 f^marj ge^ ftreifted, mie mit Xinte übergoffened, aber fc^önes unb feltene^ :&ol8 ift tmter bem 9Iamen buntem ober ftreifige^ (Eben^ol}, auc^ Soro^ manbeleben^ol} Don D. hirsuta, fo genannt, roeil es jumeift von ber iftoromanbelbüfte in Dftinbien ausgeführt roirb, im :&anbeL SlUe biefe (Sben^öljer Kommen in Stämmen non oft getoaltiger ®röge }u un$, gehören }u ben [c^önften unb teuerften ®($mu(fe^öl5em unb roaren bas geft^ä^tefte :&ol2 bes SUtertums. 6c^on im SUten Xeftament roirb es als fiu£U0^ol8 ertoä^nt 3^ 5- 3^^^nbert fc^eibt ber grief^ifc^e <ßef^i($tf^reiber :gerobot: „!SAe Slbgaben, meiere bie an Stg^pten gren^^ itnbm Sieger bem ^erferbönig 2>areiod alle }mei yitfu entri(f)teten unb no($ entrichten, befte^en in ®olb, 200 Stämmen (Eben^olj (6beno8), 5 Siegerknaben unb 50 grogen (Elefantenjä^nen. Hbttf^aapt ift bas Slegerlanb reic^ an (ßolb, (Elefanten unb (Eben^ol^.'' Strabon unb $liniu0 fagen, boSi in bem füblic^ von Slg^pten gelegenen Slegerlanb bte äBälber nebft ^almen oorjügli(^ aas (Eben^oljbäumen befielen.

720 2He «bt^Slset.

2>e0 lederen Seitgenoffe, ber giiec^fc^ Slijt ÜHo^butibes, fc^reibt in feiner Slt}netmitteUe^e: „2r&t ba» befte (Ebenj^ol} gilt bod au» htm 9legetlanb ftammenbe \dfmcctit, oberlofe, bas \o glatt ift mie poliertes ^m unbi {erbrochen, toie eine biegte 9Kaffe erfc^eint (Bebaut fc^medtt e0 beigenb unb f^tooc^ ^ufammenaie^enb. Sluf Sohlen gelegt brennt mit SDo^lgenu!^ unb o^ne Slauc^. 3rri[(^ ans Breuer gebracht, brennt es oegen feines filge^oltes an; an einem Sße^ftdn gerieben, mirb es blaggelbli^. (Ss gibt auc^ inbtf^es (Eben^olg, bas meige unb gelblic|)e Striche unb ^Ittkttt tfot, aber bas f^niar^e (afrikanifc^e) ift beffer. Süanc^e fieute oerbaufen gols oom Süaulbeerbaum ober oon 9Kimofen als (Eben^ol}, meil es bur^ feine Onlic^beit tSufc^i 2>as (Eben^ol) mirb gegen einige iftranfi^eiten in Slnioenbung gebracht'

3>er (Briec^e Strabon unb ber Slömer SJergil nennen 3>ibien als bie i^mtiat bes fc^oarjen (Eben^oljes, ha» im fiateinifc^en in Vxi:^ le^nung an bas^ (Briecbifc^e ebenum ^ieg, tooraus bann bie beutfc^e SBe}ei(^nung ^eroorging. (Erfterer fügt ^in}u, ba^ fic^ bie Z^^^ i^ten Körper mit glatten SSaljen oon (Eben^ol} }u ftrei^en pflegen, meil fte ba» fftr gefunb galten, unb X^eop^raft fagt in febter ^flanjenfumbe: „(Sin eigentümli^er SBaum 3<i^tens ift ber (Sben^ol^aum (eböne). flbrigens gibt es baoon joiä Slrten, mooon bie fettenere mit glattem Stamm (ber ed)te (Eben^olibaum) ft^önes, bie häufige, ein @trauc^, fc^le^tes :&ol) liefert SHe fc^öne grarbe bes (Sben^olaes ift Don Slatur Dor^anben unb erf^eint nic^t erft beim Slufbema^ren.*'

SUs grünes (Eben^ol} kommt neuerbings ein fe^r partes unb f^toeres ^^ol} in bttnnen 6t&mm(^en aus @übamerifta nac^ (Europa. (Es ftammt x>on Bignonia leucoxylon unb befi^t in frif(^ gefc^nittenem 3uftanb eine bräunli^e i^axbt mit einem Stic^ ins (Brttne, ber fi^ aber an ber Suft etroas oerliert Xro^ feiner :&örte ift es gut fc^neib:» bar unb kann mit bas ec^te (Eben^ol}, )ebo(^ nur für kleinere ®egen^ ftänbe, oermenbet toerben. Unter bemfelben Flamen ober als (Brün« ^ers^ol} kommt ein ^golg non SBritifd)«(Buinea in grogen, ro^ bt^ ^auenen SBlö&en auf ben SHarkt (Es ftammt non Nectandra rodiaei unb tmrb meift jur 6to(fefabrikation unb im Schiffbau Dermenbet Srüt 9Köbel« unb 6(^reinerarbeiten ift es nii^t nur feiner grogen ^^ftrte toegeur fonbem nor allem, meil es ben fieim fc^Iec^t ^ölt, tmgeeignet (Ein fe^r niertoolles gola au Sunftf ^reiner ^ unb 2)red^flerarbeiten, Srä^em, ^arkettböben (a. S. im @^Iog :&enen(^iemfee) ift ba» blaue (Eben^ola ober SJeilc^en^ola. (Es ftammt t)on ber fübauftralifc^en Acacia homalophylla, ift bunkelblaubraun bis olioengtfin unb befon«

Ifl

li^s

M5Ä

8,1 =

So^Unmeilet cor ber SJerEiolttunQ.

SHe 9lu%t)0l5et. 721

bers im frifc^en 3#^^^ ^^^4 ^^ 93eU^engeru(^ ati^geseic^net (Sbenfo beliebt ato Sunft^ol} für Sre^fler, golabilb^ouer, ^atketböben iinb bie StoA« unb SSürfteninbuftrie ift ba» im frif^en S^nitt un^ f^einbor tötlic^groue, unangenehm tied^enbe, an ber fiuft aber burc^ @auecftoffaufna^me fic^ f^ön trtolett bi6 blutrot färbenbe Diolette (Eben^ol}, Purpur ober flmarant^ol}. (S0 ift ^ort, fe^r fc^mer unb flammt Don fübamerikanifc^en unb meftinbif^en fB&amm, mit Copaifera bracteata imb Machaereum violaceum. alte rote^ ober braunes (Eben^olg, ou^ ®renabille:s ober Songo^ol} kommen rötliche bte kaffeebraune, fe^r fc^mere unb ^arte, aber elaftifc^e unb fc^öne Politur amte^menbe :&öl}er meift aus Slfrika ju uns, bie gu^ meift Don Dalbergia melanoxylon ftammen.

Unter (Sifen^olg nerfte^t man eine SHenge fe^r harter, mit ge^ mö^nlic^en ^T^tn nic^t angreifbarer ^j^ölger Derft^iebener botanifc^er 9lb{tammung, meiere Don Oftinbien, Shtftralien, ber Sttbfee unb non Wü>aQa»tiax na^ (Europa gelangen unb befonbers in ber fiunft^ tifc^Ierei unb 2>red^flerei SJermenbung finbem Skis mid^tigfte berfelben ift basfenige bes in feu^ten 993&lbem Oftinbiens milb mac^fenben (Sifen^olgbaums (Mesua ferrea), beffen iBlfiten auc^ getrocknet oeil^enartig riechen unb in ber ^arfttmerie nermenbet merbem (Eben« falte bunkelrot bte f^okolabebraun mit oft tieffc^marsen 9lbem, ferner, ^art unb gut polierbar ift bas amerikanifc^e ^alifanber^ ober 3akaranba^ol2, bas oon oerf^iebenen ^Bäumen bes nörbli^en Sab:» amerika unb SHittelamerikas ftammt Site Stammpflanje bes e^ten $aIifanber^ol}es gilt Jacaranda brasiliana, ein ft^öner Saum mit boppett gefieberten blättern, imterfeite tDoUigfUjigen Srieberc^en, mit grogen Slfiten in lockeren 9lifpen imb runblic^en, sufammengebrflckten Sopfeln mit geflügelten Samen. 2)as !|^ol5 gä^lt gu bm ebelften fiunft^ölsem unb liefert nome^mlic^ Srumier^ol} gu fiu£usmöbeln, filaoierkäften, iBillarbtifiJ^en u. bgL nt

Site SHöbel^ unb kunftf^reiner^ol} unbrauchbar, aber für SegeU kugeln, 3U Sägern an SHafc^inen, bie eine ftarke Stetbung ausgu^alten ^aben, gu Xifc^en für (Berber ufm. fe^r geft^ä^t ift bas (ßuafak^olg, oon bem bereits im Slbfc^nitt ^r Slrgneipflangen bie Siebe roar. ®e^r tDertnoUe St^^ölger ftnb bie Slofen^ölger, bie non t)erfcf)iebenen Säumen bes Xropenmalbes ftammen. Sie f)abm biefen Slamen teite oon i^rer rofenroten Srtxrbe, bie oon ^ellrofa ober fleifc^rot bte tief karminrot toec^felt, teite non bem kräftigen unb angenehm rofenö^n^ liefen (Berücke. 3ntereffant ift bie Satfac^e, bag bie Sforbe aller ftark

tlcltitarbt. ftulturgcfc^c^tc bei 9Itt|pflcmieit. II. 46

722 SHe tluMSlBCt.

riec^enbet Slofeti^öl^er im Sichte Detblagt, toä^tenb bie geruc^Iofen, ju benen DOtne^mlic^ bo» oftinbifc^e Slofen^ol} Don Dalbergia lati- folia 3ä^U, meift lic^tec^t unb be^^olb ju SDÖbeln beffer geeignet ifL 3)00 ec^te Slofen^olg ftommt oon bei Don IBrafUien bto $eru 1)A^ mifc^en Physocalymna scaberrima, einem 6 8 m l^l^m fBamn mit gegenftänbigen ^Blättern unb großen Slütentrauben, bie fc^on 5ut 3^ ber (Entloubimg etfc^einen. (E0 ift fe^r ^axt, bic^t unb [c^iDer mit tofen^ Im tief karminroten Streifen.

Slot^öl^et finb auc^ bo» ^ernambuK^ ober ec^te Srafil^ol} wn bem im nörblic^en Silbomeritia imb auf bttt SlnttUen ein^eimif(^en beftoc^elten Schmetterlingsblütler Caesalpinia ecbinata, femer ba» o\U inbifc^e Slot^ol} oon ber oenoaubten Caesalpinia sappan, beren befte Sorte au0 Siam in ben :5^nbel kommt (es ift in dutopa [c^on 3U Slnfong bcs 14. 3^^^tmbert0 al0 lignum presülum nac^a>et»bar)^ bas afrtkantfc^e Slotbolj, (EambaU ober (EomiDOOb^ol} oon Bapliia nitida, einem 12 16 m ^o^en Schmetterlingsblütler in Sierra fieone, unb bM oftinbifc^e rote SanbeU ober Saliatur^ols oon Ptero- carpus santalinus. SUle biefe )Urten befit^en ein &0I3 mit teilroeife an- genehmem C&enu^ unb jeigen auf ber frifc^en Schnittfläche gelbrote bis intenfio rote ^atbt, bie |eboc^ burc^ (toimirbung ber Suft ^eU^^ bis bunkelrot, ja felbft bräimhc^fc^rDara rairb. Slujser Slu^^öljer finb [ie oor allem gratb^ölaer. SHe (Eaefalpiniaarten enthalten bm burc^ £)S9« bation fic^ bUbenben J^arbftoff Srafileln, raeh^er jum Slot^ vmb ißiolett« beijyen bient, mö^renb beim oftinbifc^en roten Sanbel^ol^ ber rote ^orb« ftoff Santalin mirbfam ift, ber mit oerfc^iebenen aOetaUfaljen rote bis bratme ^bbeijen liefert; beibe toerben b^tite oielfac^ burcb Slnittn^ färben erfet(t

dm ö^nliclies Srttrb^ol} ift bas <iampt\d)t^ ober a31au^ol3 pon ber jentralameritianifc^en (Eaefolpiniasee Uaematoxylon campecbianumy oon bem, mie 00m ^emambuk^ ober IBraiU^ol}, bereits auf Seite 127 bie Siebe mar. (Es ift ein partes, feines, fc^mer ju bearbeitenbes, boc^ gut potterbares Qoli oon angenehmem (Beruc^ im frifc^en Schnitte imb kräftig blutroter {^arbe, bie an ber Suft oiolett bis fc^tDärjUc^ nrtrb. SUs SBerk^ol) oermenbet man es gu 2>rec^fler^ unb Galanterie:^ maren, mie auc^ }u 93iolinbögen. S>ie :&au|)tmaffe jeboc^ mirb in btn Srabenfabriken oenafpelt, um btn blauen (^arbftoff, bas :&ömatos9lin }u geo^innen, baa fi(^ in SUkalien mit oioUtter grotbe löft unb aüger als Semfärbungsmittel in ber mikrofkopifc^en Xec^nik ^auptfäc^lic^ gum Sc^marafärben bient

2)ie 9lu6§^laer. 723

(Ebenfolte in S^ntrolameriba ^eimif^ ift ba» ec^te Gelb^ol} ober ber gruftiK, ber Dom {^rbetmaulbeerbcmm (Machusa tinctoria) fiommt unb hm gelben Srorbftoff SEotin enthalt, ber ^eute noc^ tro^ ber Sonfuirren} ber Anilinfarben mit 93orteU 3U gelben, braunen itnb olioengrflnen Seiten blent Ute ungarif^e^ (Belb^olg ober {^ifet fiommt bagegen ba0 :^1^ bes e^rberfumac^s ober ^erädtenbaums (Rhus cotinus) {ur SSerroenbung. (S0 enthält benfelben gelben Srarb« ftoff XDie bie Quercitronrinbe ber norbameritianifc^en [Hörbereiche (Quercus tinctoria), ha» Quercitrin. O^ne e^tro^ierbaren Srarbftoff gelb gefärbt unb bes^alb oft fälfc^lic^ermeife (Selb^ol^ genannt ift bae gelbe 6anbeU ^ol), boi» oon bem in Dftinbien ^eimifc^en 6anbelbaum (Santalnm album) ftammt (S0 ift gelblich, ftellenmeife rötli^ unb befi^t einen ftorKen, angenehmen (Seru^) burc^ bca in i^m enthaltene unb burc^ Seftillation barau0 gemonnene offisinelle SanbelöL

3u ben bebannteften, fij^on [eit Slnfang bes 18. 3a^r^unbert0 in (Europa oenoenbeten au^lonbifc^en :&öl3em gehört ba» SHa^agoni- ^ol}, bad oon oerfc^benen, nur im tropifc^en Slmeriba vertretenen 26—30 m ^o^en 93äumen ber na^ bem fieibarjte ber fioiferin SQaria S^erefia (Berorb van 6arieten (1700 gu Selben geboren, ftarb in SBien 1772) Swietenia genannten SQeliaieengattung au0 ber Oramilie ber Xerebint^en ober Sal[amgerD&^fe ftammt S>a0 frifc^e :&ols ift gelbrot bi0 bröunlic^, förbt fic^ aber mit ber 3^ bunkelbraun bi» faft fc^marj. (£s ift \ö)mtt unb ^art unb bilbet auc^ megen bes geringften (Sc^min- ben0 unter allen tec^nifc^ nermenbeten :&öl3em ein ^oc^gefc^o^^ ^Qöbet, Sunftfc^reiner« unb grumier^ol}. Sie tnic^tigfte Slrt ift bie in Sßeftinbien unb im tropifc^en Slmerilut in einer t^er^ältnt^mögig fc^malen 3one 3mif(^en bem 11. unb 23. Grab nörblicber breite ^eimifc^e Swie- tenia mahagoni, bie bei einem 6tammbur(^meffer oon 4 m bte 33 m ^oc^ mirb. 2>er 93aum beft^ einen tneit ausgebreiteten, bi^t be^ laubten SBipfel, trogt paaüQ gefieberte SBlatter, kleine, gelbUdfroeige asiflten in aii^felftanbigen SUfpen mit beinahe fauftgrogen, braunen, ^olgigen Gipfeln mit ga^lreic^en flauen @amen. (Er roöc^ft auger^^ orbentlic^ langfam unb foU feine noUe (ßröge erft im SUter non 200 3a^ren enei^en. 9Qan finbet ben Saum nirgenbi^ in gef^loffe^ nen Seftänben, oielme^r fte^t er einsein ate ein Sliefe unter ben onberen SS&umen bee tropifc^en älSalbes. Srttnf SUa^agonibäume auf ben :^ktar gelten fc^on ato ein bic^es SSorkommen; meift finb bie SSfiume noc^ fp&rlic^er nerteilL 2)a0 gräUen berfelben mirb non 3uni bi0 3(umar vorgenommen, unb }tDar nerlegt man megen ber brflcken-

724 SHc Kumkn-

ben :&it|e, loek^e togeOber ^errfc^t, bie Urbdt gern auf bie monb^etlm Slac^tftunben. 2)ie gefällten Stämme merben vierkantig behauen wxb auf Oc^fen^ ober 9EauItierkarren bem niU^fien aSoffedoufe {ugefO^rt, n>o n^ enttoeber einzeln ober ju Erlögen tierbunben nac^ bmi Slleere geflößt merben. SSft^renb fie ober im 6flguKiffer o^ne (Schoben be^ liebig lange tierbleiben körnten, mug i^r Stufenti^alt im SUeeriDaffer fo Kurs ate möglich fein, ba fie barin leU^t oom So^mmrm angegriffen werben. 3^^ tlu^fu^r kommen in ber Siegel nur bie beften unb grögten 6tämme, bie fdeineren StQcfce unb bie ttbf&Ue oerariieitet man an Ort unb Stelle.

2>ie erfte Sekanntfc^aft mit bem SKa^goni^olg machten bie <Euxo^ ^&er balb naij^ ber (Entbeduing flmeriftas. 6c^on }ur 3^t be^ Sr^monbo Corte} unb feiner ^Begleiter foU ba» iooli 5um 93au Don Schiffen be^ nu^ morben fein. (Ebenfo oenoenbete e0 ber britifc^ Seefahrer SBattet 9laleig^ in SSeftinbien jur Slu0befferung feiner Sra^r^euge. 3^ ^^ bearbeitetem sW^^^^^ gelangte es erft ju Einfang bes 18. 3a^r^unbert0 ato Sallaft eines oon äBeftinbien jurflckfie^renben Schiffes nac^ <Sng^ lanb. 2)er Sc^ffskapitän fc^enkte bie grogen SSlöcke feinem iBruber, einem angefe^enen Strste in fionbon, ber fie lange 3^ imbenu|(t in feinem !|^of lagern ^atte, bis feine (Battin burc^ bm Schreiner WoU lafton einen Saften baraus verfertigen lieg. S)iefer gefiel fo gut, bog ber 2)oktor fofort noc^ einen Sc^reibtif^ fflr fic^ baraus ^erftellen lieg. 2>ie fc^öne Sr^rbe unb glän^enbe Politur bes SHöbete liegen in ber ^erjogin oon aSuAing^am btn 3Bunf^ aufkommen, für [lä) mi^ folc^e 3U beftellen. (S0 mar bies im 3Ö^te 1724. 3He Süac^frage nac|i biefem auslönbifc^en S^^^ol} na^m bann in ber gfolge langfam 5U, fo bag fc^on im ^a^re 1773 allein aus Jamaika 620000 Subikfug baoon na^ (Englanb eingeführt mürben, ^5>a es bamato no^ fe^r feiten mar, fa^en fic^ bie Xifij^ler f^on au0 Sparfamkeitsgrflnben ba}u gesmungen, e0 faft nur ate Srumier^ola su gebrouij^en. iBefonbers fc^öne Stttcke besfelben erzielen ^eute noc^ rec^t ^o^e greife; fo be^ go^lte eine ^ianofortefabrik nor ni^t fe^r langer 3^ fOx einen ein^^ }igen, in brei ^Blöcke {erf^nittenen SHa^agonifumierftamm bie anfe^m li^e Summe non 60000 SHark. Sefonbers gef^o^t ift bca geflammte, fogenannte ^gramibenma^agoni. (Ss kommt in oerf^iebener Qimlit&t au0 Kuba, SHesiko unb S^tralamerika 2U uns. iBrUif^^^onburas ftt^rt jö^rlic^ für gegen 3 SHilUonen SHark baoon aus. SUs meiges sna^agoni mirb bM :&ol} bes in äBeftinbien ^eimifc^en Slcafoubaums (Anacardium occidentale) oermenbet, m&^renb bas afrikanifc^e

3)le MubWiÄer. 725

SHa^agoni von tierfc^iebenen S^afaotten ati0 993eftaftika getoonnen iDirb. 2)00 aufttalifd^e ober Saftarbma^agoni bagegen ftommt oon Derfc^iebenen (Eucalpptusarten Sluftrolien«. S)iefe bto ^u 160 m errei^enben SS&ume, bie fomtt 3U bm ^ö^ften Sftumen ber (Srbe a&^len, fabelt ein totbrcomes, fe^r ^arte0 unb baiter^oftee, von Infekten nic^t angegangenes ij^ol). Zn Sflbeuropa mixb megen feiner S^neUofliJ^Tig:^ fieit unb ber aromatifc|(en Slu^bfinftung feiner iBl&tter feit ber (Eit^^^ rung buni^ Stamel im 3a^te 1856 ber blaue (Gummibaum (Euca- lyptus globulus) angepflanzt, ber 1792 uon fiabillarbi^re in Xo^ma^ nten entbetbt tnurbe, eine !|^d^e uon 110 m erreicht unb ein uorjüglic^ed 93au^ol3 liefert, bo« mit SSorteil aum Sc^iffdbau bient, ba e^ im SBaffer n\djit lei^t fault 2)ur^ bie Srä^igkeit, auc^ auf fumpfigem iBoben f^neU 3u mac^fen unb 2U beffen (SntQ)afferung beizutragen, foU ber 93aum gttnftig zur ^Bekämpfung bee SBed^felfiebers mirken. (Ein au0 i^m ^ergeftelltes ät^erifc^ee £)I mirb otelfad^ in ber SHebi^in oerroenbet

(Sines ber niertnoUften 3i^^öl3er fflr Sre^fler unb zur !|^erfteUung Don (Einlegearbeiten ift ha» ]ö)ön rötlic^braune Sc^langen^ ober Xiger^olZr fo genannt, n)eil einer Sc^langen^aut ä^nlic^, mit größeren unb kleineren bunkelbraunen ^rlecken gezei^net ift (E0 ift fe^r ^art, bic^t unb fc^mer unb koftet pro 100 kg menigften» 1600 SQark. (E0 kommt in mittelftarken Stammelten t^on 9lorbbrafillen ^nb (ßuiana in bzn ^axtbü vaib mirb zur Slnfertigung non Spazierftöcken, (Beigen« bogen, Srumieren unb eingelegten ftrbeiten benu^ Ob von ber SQorazee Brosimum aublettt, tion ber fieguminofe Machaerium schom- burgki ober oon einem anbem Saum ftammt, ift imgemig. (Ebenfo^ menig finb bie Säume bekannt, bie ba» ^r^tolia^ ober Satin^olz liefern, ba» am D\U unb 993eftinbien zu un0 gelangt SQit Slflckfic^t auf bie Srarbe unterfij^eibet man gelbem, rotes unb braunes 6atln^o4* fie^teres ift am ^äuf^fien unb mirb ate „Slugfatin" für SQöbel faft allgemein tiermenbet (Es ift leicht, mei^, tion mattbrauner tJrarbe unb unferem 9lug^olz fe^r fi^nlic^, bo^ tion feinerem (Eefttge, mä^renb bas gelbe 6atin^olz fc^mer, ^art, munberfc^ön atlosgl&nzenb unb in manchen Slrten aud) mo^lriec^enb ift SHit biefem letzteren mirb oielfa^ ba» Sitronen^olz (oon Cütras medica) oermec^felt, bas in neuerer 3^ megen feiner fc^önen gelben Srarbe unb feibenartig geflammten Struktur ein fe^r beliebtes Qrumier^olz für SHöbel geiDorben ift

(Ein fe^r fc^önes unb mertooUes Si^^olz kommt unter bem 9Iamen Sönigs^olz von Sumatra unb 3aoa, aber au^ aus äBeft:^ inbien, namentlich Jamaika, naä) (Europa. (Es ftammt t^om Xembefu-

726 Die IbtMölKt.

tHount (Fagrea pef^rinaX i^oä^ iDOtbcit noc^ ocifi^icboit oiibcn tbtot OI0 ft5ttig0^I}ec henüäfntt 2)er 9laiiie Pammt btäm bog Me &btpk^ VüXQt btt bttieffctibtit OcQcnböt bot fyxnbA wit bicfcn ^loSjjioitbox ob tl^ SDonopot beticu^ciL 3^t€ ^icsAt utolttt Ms fd^noiibniiiii, oft mit TÖtttil^ftt Slbcnt bunibsogot- ttus bent txo|iifcl^(n Mwfrihtt funmnt bo0 futffccbTouitf, nrit bunUcocn, untCQtbnfi^g octtcitttn fiftngspicifcii fd^dn ge}ei(^ete S^^^cota^ ober e^te S^bxaftoli, fecner bos tief tötttcbbtmittt titit tdte ^cCtartiif tdte bimUcocn, oft cniil^ vclBgw XupfBt gejcU^nete ^attibge« ober Reb^u^n^ot}, fonrie bos im frif^m 6(!^itittc Icbboft gdbrote» fpSttt btountot nmbcnbc, fiu^ccß filboKtt unb b^ttte Sokobotobotj in bot gonbeL SMe Vbftammung ollec bicfer biei ^M^a ifl ungemig. 6ie bienen b<ni|rtffi<p<lb fQ< (Einlegeoxbdlen, ob SflxflenbSIsec imb fOt bie 6toiUiibii|liie;

(Eilt megen feittec iiräd^g b^broten Sorbe fOi SDöbd, (Eiitlcge:' arbeiten ufm. febt gefcbä^tes igol} ifl bo0 ati0 3i<t^^ unb mm ben Sunbolnfebt ftommenbe ^abukbol} tK)n Pt^tMaurpns macrocarpus» toä^ettb bQ0 OU10 bem tropifcben tlmeriiut fumtmeitbe $onofiofio^ ober $ferbefteif4boIs tK)n Robinia tomentosa, fo genannt toeil es frifcbem 1|Sferbefteifib Sfftüidi brSuitficb tnit roten ober grflnfc|riDorsen 64attteruitgen ift ^otiptfficbliib 5U Geigenbögen, (Einlegearbeiten, fomie in ber 6to(fiinbuftrie akaoenbimg finbeL

Site ba0 nrtcbtigfte fy>li fOr bm 6cbifPKtu imig ba0 im tro{rifc^ tlfien b^bnifc^ Zieftbol} bejeic^et toerben, bos einen bebetitenben ^ottbetoortiftel bilbet (E0 ifl b^ braunrot ntit ftarkem, an Soutfibtik erinnembem (Berucb- SBeil mambe 6orten &ugerli<b tmferem (Sieben^ boI}e SfftiRdi fittb, toirb oucb ob ,,iitbif(be0 (Eicbenl^ol)' bejeicl^et (&» ifl aber bauerbafter ate biefes tmb b^ ^or ibm ben SSorjng, bog e0 oon 3nfeUen nicbt angegangen toirb utib tK)r oUem oucb bobimli, bog mit ibm in 93erbinbung gebräche eifente SlSget, 6(brotibenr Sollen ttfiD. nicbt roften, 1000 beim (Eid^bolft nicbt oermieben merben fumit 2>atteben ift augerorbenttiib fefl tmb fc^toittbet kontiL Ser ecbte Xiefibatmt (Tectona grandis, am ber malaborifiben aSeseifbnuttg tekka fQr biefen Satmt entfianben) ifl ein in Oflinbien, !|^interinbien Don 93irma bi0 SKoIakfca, unb auf Z^^^ ^etmifcber, f^r groger Saum mit gegenftoi^bigen, grdgen, eiförmigen, tmterfeits meigfUsigen 93(attem, loetgen SippenbUiten in grogen, enbflönbigen Süfpen tmb im oergrögerten ^Selc^ eingefcbloffenen, b^^f^nuggrogen grrücbten. (Er ge^ betbt am beflen auf trocftenem SBalbboben, meibet aber bie immer» grfinen SergiDöIber, mie an^ bo» SOeereeufer unb fteigt in bm (Se^

SHe Slu^^ölaet. 727

birgen bi6 ju 1300 m em|ior, gebeizt aber fc^on bet 1000 m SHeereebö^e nic^t mebt fo gut tote am Sru&e ber (ßebirge. S(uf angefc^tDemmtem Soben erreicht er in 80 3^4^^^' t^ (Sebirge bogegen kaum oor 200 Z^^^^^ f^n^ böd)Tte (EnttDicftlung. 2>er Stammumfaug migt bann bto 7 m unb bie grogen filfte fte^en bi6 30 m über bem Soben. 2>er Saum rxAxb feines ^olies balber v\d futltioiert unb ift auc^ auf Sumatrar (Sodiln(i)lna unb in Sflbc^na eingeführt tnorben. 6ebr au0« gebe^nt finb bie Ziekmolber in SSirma unb ®iam. (Semöbnlic^ fällt man bie Säume smifc^en bem 40. unb 60. Z^^f ^^^ fte eine :&öbe Don 17—20 m unb eine StammftSrke Don 1 m erreicht ^aben. Um rec^t trocftenes :&o^ ju erholten, ringelt man in 3"^^^ ^^^t untern Seil be0 Stammes Stinbe unb Splintbolg ab unb I&gt ben fc^nell ab^ fterbenben Saum gmei Z^^^ ^oxiq fielen. 2)a aber baburc^ bas 9liffigmerben bes ^ol^es begünftigt tnirb. ift biefe Süetbobe neuerbings auf SHaldbar Derlaffen morben. 2>a0 :&ol2 mirb in 3nbien trtelfac^ be^^ nu^t, aber auc^ in grogen SEengen nai^ (Europa unb Slorbomerika eingeführt, mo es auger als Sc^tffbau^ol} gu grogen Sonftrubtionen unb gum Sau Don (Eifenbabnmagen oermenbet mirb. (Es entbätt in frifc^em Suftanbe ein £)l bas in 3nt)ien b^ufig bas fieinöl erfe^i 2)ie Slinbe benü^t man gum (Serben, mit ben Slättem färbt man 6eibe unb SaummoUe purpurrot, auc^ bienen fie roie bie Slüten als 1o^ mittel.

(Ein febr leichtes unb roeic^es Igolg kommt t^on Slorbamerika in groger SHenge nacb (Europa unb finbet ^ier b^tuptfäc^lii^ als Slinb^s t)oli für furnierte Slrbeiten, bann gu SBagenkaftenbecfien unb als Srül^ hingen im äBagenbau, roie au^ gu leichten SHöbeln ausgebe^nte fßtt* roenbung. (Es ift bies bas amerikanifcbe ^appel^olg ober white wood, bas t^on bem auc^ bei uns als 3^^^^^ angepflangten norb^^ omerikanifc^en Xulpenbaum (Liriodendron tulipifera) ftammt Sluc^ bas :5oIg bes in df^ina beimifc^en Kampferbaums (Lauras camphora) finbet auger gur kampfergeminnung roegen feiner fc^ön blagrötlicben Srorbe, t)ome^mli(^*in gemaferten Stücken, als ^rumier^olg trtelfeitige Senu^ung.

SHe ^almen^ölger, beren Srorbe im üuerfc^nitt gemö^nlic^ einen ^ellbräunlic^en (Brunbton mit einer SQenge kleiner, tieffc^marger funkte geigt, bie mie t!rQegenkot ausfeben, finben meift nur als ^xtAtt^ ^ölger gu (Einlegearbeiten Senoenbung. 2)amit Ratten loir bie für uns in Setrai^t kommenben 91u^^ölger erf^öpft

xxxn.

Die ^lujpflanjen ber aBü[tc,

Slic^t nur Me mit otmofp^&rlfc^en 9lieberf^(ägen gefegneten <Be^ biete ber (Erbe f^abm Vfxt Slui^ftanjen, fonbem auc^ bie fiieberfc|)lag0^ onnen unb infolge i^ret Xrocfien^eit allem fiä)en fo fetnblic^en äßflflett. Hnb in biefen SBüften finb fold^e begreifUc^enoeife wn Xieren tmb SHenf^en, bie i^nen begegnen, boppelt gefc^ä^t 9lun finb olle SSJttften« pflonjen vox ollem barauf ongemiefen, möglic^ft ^aus^ölterifc^ mit bem i^nen fo fpärlic^ gu Gebote fte^enben 993affer rnnguge^en. 2>e0« ^olb ^aben fie alle ftorK ba» SBaffer t^erbunftenben Organe, fo nament^ lic^ bie ^Blätter, oielfad) gan} abgefc^offt ober bod) bid auf kleine, be« beutungelofe Sc^flppc^en rebugiert mtb ^aben augerbem, fei es in ben unterirbifc^en S^tebelknollen, roie bei bm Silienarten, fei es im ober^ irbifd)en Stamm, mk bei ben fämtlic^ in Slmerika ^eimif^en Sokteen, teilmeife fe^r umfangreiche SSSafferfpeic^er angelegt, mä^renb bei ben altmeltlic^en, faft ausfc^lieglic^ in Slfrika Dorkommenben (Euphorbiazeen ober 9Bolf0mild)gemäc^fen unb 9llo6arten ber Stamm auf ein 9Ilini« mum rebugiert ift unb bafflr bie fleif^igen Slfitter au SBaffer ouf^ fpeic^emben Organen gemorben finb. Z^ biefen fc^n)ammigen (Se^ n)eben, bie ato SBafferrefemoire bienen, ift bca SBaffer, um es noc^ SHöglic^fteit jurücftgube^alten, an einen bidien, gallertartigen Schleim gebunben. 2)ie gange ^flange ift oon einer leberartigen, feften Ober:^ ^aut umgeben, bie bie $Utmung0öffnungen auf ba^ geringfte SUag oer^ minbert ^at, um bem angefammelten 993affer keinen 2)urc|(lag gu geroä^ren. Slugerbem f^ränken !|^aare, Stacheln unb SBa^eflbergflge bie 93erbunftung faft bte gur Unmöglichkeit ein.

2)ie fiakteen finb ber Xgpus folc^er SBttftenpflangen. Sie finb lebenbe SBafferrefemoire in ber trockenen SBttfte unb bes^alb für i^re mafferlofen Stanborte fo ttberous bebeutfam. SHe ^g^^tmaffe eines jeben befte^t aus an Schleim gebunbenem SBaffer, ma» i^nen in ben

!l

(nadi V^stDBf. cpn Dr. t- Rofe-I XqpHdie Saktcenlanbfitaft in ben EBtrQtn fiftlid) oon X(t)uacan tn SDcjlbo.

(nad) V^DlDST. von O. B. IBaltt.) Saumanie oeiitDeigtei Säulenkaktus (Cereus) am SSege con Oajaca nad) SDitIa in aUejIko.

Sie 9lutM>flatiden btx SBüfte. 729

iDoffetfreien (Begenben, auf bie fie bef^r&nbt finb, fflt Xiere unb mtti\d)ta bie gtögte SBic^ttgkett Detlei^t ^n SQesiko unb in ben mittet unb fübameiikanlfd^en Serglänbem entfc^eiben fie burc^ i^t aJot^onbenfein ober i^re Slbmefen^eit gerabeju ttber fieben unb Xob. Uab WOB bort ber SQenf^ mit feinem langen Sufc^meffer, bem machete, bemitftt, nämli^ bie }u i^rem ®(^u%e an ber ^flanje ^aftenben ©taij^eln abf^lagen, ma fie ergreifen unb effen 3U Mnncn, ba» eraiett ba» 9EauI^ tier mit feinen :&ufen. SQit berfelben fieibenfcl^aft, toie bei uns bie (Efel bm Spuren ber 2)ifteln folgen, fo geben fid^ bort bie SHauttiere mit magrer SSirtuofitot bem Sport bee ,r3cifitu0fc^lagen0'' ^in, um in ber toafferlofen (Segenb {um allju oerlocbenben faftigen 93iffen ju ge^ langen. SUIerbingd mtcbta fie babei nur ju oft ju SrOppeln, inbem bie eif entarten, langen Stapeln tief in bm §uf ber Xiere einbringen« fo ba^ mele biefer (Stn^ufer mit gelähmten Seinen ^erum^umpebt SlU^tdbeftomeniger muffen fie meift mit (Semalt oon i^rer leibenfc^aft« liefen aSegierbe nac^ bem lecberen SHa^Ie abgehalten merben. ^x bm SUenfc^en gibt es amar angenehmere (Betränke ate bm fc^Ieimigen, bfl^len ®(^ ber Kakteen; ni^tsbeftomeniger ^at biefer klebrige Xrunk Derfc^mac^tenbe Sleifenbe, |a, gonje (Espebitionen oft genug Dom Xobe be0 aSerburftens gerettet

Sluger burc^ i^r faftigen SHark finb bie fiakteen au(^ burc^ i^re Orrflc^te Xieren unb SHenfc^en in ber äBüfte ntt^ic^. Unter biefen fiakteen^ fruchten finb am bekannteften biejenigen b^ von ben SHesikanem Xuna genannten Xuna^t^reigenkaktus (Opuntia tuna). Sie finb bis opfelgrog, ^eUrot, angenehm fchterli^ unb merben nac^ (Entfernung ber bicken, fta^eligen Schale frift^ ober gebörrt in SUenge t^om SHenfc^en gegeffen; au0 ben unreifen ^üä)tm gen)innt man buxd) Soij^en ein an Slpfelmu0 erinnembe» Kompott (Einige ^nbianerftömme röften aad) bie faftigen, fügen Stengel, beoor fie fie effen. (Ein no^er SSer« DDanbter oon i^m ift ber gemeine Sfeigenkaktus (Opuntia ficus indica), ber balb na^ ber (Entbeckung Slmerikas non ben Spaniern na^ i^rer :&eimat gebraut mürbe unb fic^ non ba über bae ganae anittelmeergebiet, 9lorbafrika unb SBeftafien verbreitete unb bem aUenfc^en ein gef^ä^es Dbft ttefert

2)ie meitau0 mo^lfc^meckenbften grrüc^te imter allen Kakteen be^ fi^ aber ber in SSeftinbien ^emifc^e Cereus triangularis. Wan nennt fie (Erbbeerbirnen, ba fie an beibe ^rrü^te erinnern. Sie ^aben bie (Sröge eines (ßänfeeis unb [inb äugen unb innen fc^arlac^rot 2)er in Snesiko ^eimift^e, 6—13 m ^o^je unb 0,6—1,3 m bicke «iefenkaktus

(«0« Sfeotoflt. Bon Dr. S- «»l-» Zi)pl\d)t 6attteenlanbfd)aft in ben SBngtn öftlli^ oon Sie^uacan In iOIt^tko.

Saumarttg perjiotigtti Säulenttadhi« (Cereus) am aSegt noti Oofaca nat^ SRltla in antsllio.

Sie 9lut^flaiiaen btx SSflfte. 729

tDafferfteien (SegenbeUr auf Me fie befc^r&nkt flnb, für Xiere unb anenfc^en Me grögte SBic^tigkeit oerlel^L 3n 3neslbo unb in ben mttteU unb fflbamerifianlfd^en SBerglonbem entfc^eiben fie burc^ i^r JBor^onbenfein ober i^re Slbtoefen^eit gerabesu über 2tbtn unb Xob. Unb 1000 bort bet 9IIenf(^ mit feinem kmgen Suf4)meffer, bem machete, betDirktr n&mlic^ bie ju i^rem ®(^e on ber ^flonje ^oftenben Stacheln abfc^lageui um fie ergreifen unb effen ju können, boe erjtelt bas SQout tier mit feinen :&ufen. Sllit berfelben fieibenf4)aft, mit bei un^ bie (Efel bm ©puren ber 2)iftetn folgen, fo geben \i6) bort bie SRoultiere mit too^rer SSürtuofitöt bem Sport be0 prSabtUBfc^Iagend" ^in, um in ber rDOfferlofen (Begenb jimt allsu oerlocfeenben faftigen Siffen ju ge^ langen. SlUerbing^ roerben fie babei nur ju oft ju firüppeln, inbem bie eif entarten, langen ©tackeln tief in bm :&uf ber Xiere einbringen, fo bog oiele biefer (Sin^ufer mit geläiimten 93einen ^erum^umpeln. 9li(^t0beftotDeniger mflffen fie meift mit ®eu)alt von i^rer Ieibenf(i)aft^ liefen Segierbe nac^ bem leckeren SKa^le abgehalten roerben. ^x bm Snenfc^en gibt es iwax angenehmere (Betränke ato ben fc^Ieimigen, kfi^Ien ©oft ber fiakteen; nic^tsbeftonieniger ^at biefer klebrige Xrunk oerfc^mac^tenbe Sleifenbe, ja, ganje (Sspebitionen oft genug oom Xobe be$ a5erburften0 gerettet

Sluger bur4) i^r faftigen 9Ilark finb bie fiakteen auc^ bur^) i^re Srrttc^te Xieren unb Sllenfc^en in ber Sßüfte nflt(li(^. Unter biefen Sakteen^ fruchten finb am bekannteften biejenigen be0 oon ben Sllesikanem Xuna genannten Xunas'(]reigenkaktu0 (Opunüa tuna). ®ie finb bi0 apfelgrog, hellrot, angenehm fäuerlic^ unb roerben nac^ (Entfernung ber bicken, ftac^eligen ©c^ale frif^) ober gebörrt in Sllenge oom SRenfc^en gegeffen; au0 bm unreifen ^ixix(i)tm gen)innt man burc^ Socken ein an Slpfelmu0 erinnembe0 fiompott (Knige 3^bianerftämme röften ouc^ bie faftigen, fügen ©tengel, beoor fie fie effen. <&n na^er fßtx^ toanbter oon i^m ift ber gemeine (]reigenkaktU0 (Opuntia ficus indica)t ber balb nac^ ber (Sntbeckung Stmerika0 von ben Spaniern nac^ i^rer :&eimat gebracht rourbe imb fic^ oon ba über ba0 ganje SQittebneergebiet, 9lorbafrika unb SBeftafien verbreitete unb bem Snenfc^en ein gef(^&t(te0 Obft liefert

2)ie rDeitati0 roo^Ifc^meckenbften Srtüc^te unter allen fiakteen be^^ fi^ aber ber in SBeftinbien ^emif4)e Cereus triangularis. SQan nennt fie (Erbbeerbirnen, ba fie an beibe Srtüc^te erinnern. Sie ^aben bie (Bröge eine0 (Bänfeei0 unb finb äugen unb innen f4)arIa(^rot 2)er in 3ne£iko ^eimif4)e, 6—13 m ^o^e unb 0,6—1,3 m bicke Sliefenkaktu0

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flD4 bcffcT als Mc 9tfi4te bcs tlicfdiiudttus Mbs ociflt tes Ibleil ter tlbsiiumer Mcfmiges bts Sf|UTlierf4es fiaktss (Cereos imifDCfQ i(i|nicai€n, oic gDgii|0H6 st gfo^/tu Tucngni oos tmot 9^ Qiqicn sifCDctL tM rnto ctsNi Quoncra^coB vso snt umga^ |iO*'i''Di2cn &üdtdn Mif^ Sobttlb fic vtif ftsb, siw an t^Kt lOttüftcn Stube ctfcfttnbor iß^ fulten Mc 6tn<ftrfs cdi» Mc 6<!^ricn teiflcu unb loffen tdd^Ud^ ein totc0r fofHQCf SDoifi« mit fdcincn, fcbuMur^oi Soiiifn bionl^ f c^ jtitttgt trctetL 2)t(f eiy mcQcn fcfaiet füllen ^fifltifit dos bcs flbfU futnent pttaliaja doloe genannte fiafttus wbb 5^5—6 m |k>4 imb 16-^20 CTi Mifc unb micb nai4 bcn SSegciffdi bei 3^^^^^^ ^^^ OIc{u ftonet fuiltioiftt» b. (^ Mffe fhptuen bcn 6antcn bct dos i^scn gt^ getTenen ^jxOdfit irgcnbnio^ unb fiberiaffcn bas übrige bet Sbttuc SM» OM bcm fafttgen, fügen 2rnufrt|Ieirc^ biefer fiaktuMxt Wtjt ^^ ein feinet 6{nip genrfnnen.

(Hienfo nfl%Ii4 ift ber 6eeigelfiafctu0 (Ediinocactos wisDz^iiX ber bei einem Shitri^effer oon 0^ m nur 3 m ^o<^ nrixb. S>as Stengeln mark biefe« non bcn nUEikonem visnaga genannten, fe^r ftack be« fhu^tten Saktu0 fc^eikt im ^i^nern angenehm fftueritcfi unb ben Shtrft löfd^enb, memt e0 gekaut mirb, mfi^enb bas 9Dark ber Srrfi^rte fauer ifl unb bc^^alb nur feiten ab Speife Ment; bagegen nrirb aus ben kleinen fd^marjen 6amen burc^ SUa^Ien ein fd^mack^aftes 90^ bereitet 2>ie Steifenben in ben 3Sfl|ten bes nSrbOd^cn SEesiko unb fflbttd^en Strijona finb j^öd^ft erfreut, memt fie i^m begegnen, ba fie bei i^m i^en 2>urft auf angenehme äBeife ju löfd^en Dcrmögen. Sfofl oUe an beiben ©eiten ber SSflftenmege mad^fenben @eeigdkaktuffe Seigen groge fiöc^er, bte wn bm burftigen Steifenben gebohrt mürben. (Einzelne Slbfd^nttte bes Stammes merben als Siod^Qt^ö^ bemi^t SBenn ein manbember 3n^taner fic^ ein SDa^I ju beretten mflnfc^ fuc^t er einen grogen (Sd^inokaktus, ^out ein etma 1 m langes @tamm:^ ftllck ab unb ^ö^It es ju einem Sroge aus. !^n biefen mirft er bm

Sie nutpflan^en bei SBttfte. 731

toeic^ Waxhkttn, toeU^ et bei der Slue^ö^hmg getDonn, imb 1000 et fonft <Seniegbare0 an 3Stit}e(n obet ^leifc^ beftttt tmb fOgt SBaffet t)insu. 2>cmn et^t et einen Srelbftein im offenen (Jreuet fo fiatfc nrte möglich unb mitft i^ in ben Stog. 3fi ^^ ®tein obgeiifi^It, fo iDitb et abetmoto enD&tmt tmb ein jmeited Snal in bm Xtog getootfen. 2)00 genügt gemö^nlid^ 5um 2>utc!^ko(^en bet SQaffe; mit' feiten ift eine btitte (Enofttmung be0 6teine0 nottoenbig.

SHe ^Eapajoinbianet fetalen bie Slinbe mit bza ©toc^ebt wm 6tamm biefes Saktu0 ob o^ne i^n um^u^mten, laffen i^n einige Xoge bet Sonne an^gefe^tr fpalten bann ben Stamm, um bm m^^m SDatkftetn ju geminnen, ben fie in Stfltfie fc^neiben unb in bem au0 ben Srtflc^ten be0 Stiefen:» unb X^utbetbaktu0 beteiteten 6itup fioc^ aiSenn biefe Stütfte gettotftnet ^nb, foUen fie einen (BefC^matft toie 3ittonat befi^en.

2>et in 3^ttalametika ^eimif(!^e 9nelonenkaktu0 (Melocactus communis), bet eine 30 60 cm ^o^e, tunbe obet ooole, Iäng0gefut(!^te Snaffe bilbet, toitb in 3^^ t)et 2)fltte befonbet0 oom SSte^ aufgefui^t, boB \i)n mit bm :&ötnetn oon bm Stacheln 3U befteien unb auf* jubtec^ fuc^t, um fic^ am faftigen Stamme ju laben. Seine am genehm f&uetUc^ f4)me(feenben 93eeten metben ni4)t blog in ^tttkcaU ametUuir fonbetn auc^ in SBeftinbien häufig gegeffen.

9Ule Sotten oon Safiteen bienen bem SSiet) ato (Jruttet. 8(uf bm gtogen ^jienben be0 notbtoeftlicfien Sßesiko m&te auf bem gta0^ atmen 93oben bie ate einsig lo^nenbet 3^^i0 ^^^ £anbmittf(!^aft be^ ttiebene SSüe^juc^t nic^t möglich, mmn bie fiabteen nic^t m&ten, bie bie Slinbet, fßfetbe unb SRauItiete getabesu am fieben et^atten. Unb audi gettocfenet bienen bie Stämme ato STtt^^^ unb SBtenn^oIj, ba0 nic^t nut gegen alle 993ittetung0einflüffe unempfinblic^, fonbetn ouc^ fo flbetau0 leicht ift ba^ ein Sllaultiet bie je^nfa^e Sllenge be0felben an Stelle gemö^nlic^en :&ol3e0 ttagen kann.

(Snbüdi ffot einft jur SSlfltejeit bet (Socf^eniUejuc^t eine beftimmte Sttt betfelben, bie Nopalea coccinellifera in SRejiko, bem 2)otabo aUet Sakteen, tmb in bet 3oige atu^ in anbeten Xtopenl&nbetn, too biefe luktatioe 3tii^ufttie eingefü^tt toutbe, ato STä^tpflanje bet (Eocf^e^ niUef(^ttbIatt0 eine gtoge mittf4)aftli(^e SBebeutung gehabt; ge^ött boc^ ba0 ati0 jenen S&ufen gemonnene fiatmin atu^ ^eute noc^ ju ben ebelflen Sratbftoffen. !Dabut(^ abet, bag bie billigen Knilinfatben mit it)m in iRonkunenj ttaten, toutbe bet (£o4)eniUekatmin al0 nic^t me^t konkunen^fä^ig in ben :&intetgtunb gebtängt

732 S)ie Viu^flanitn btx IBfirtc.

3)a bo(^ bie oetfc^iebenen Stotiteen für alte tDaffetarmen utib bcu ^er für eine anbete S3egetatton ato btefe ungeeigneten <Begenben \o flbemu0 toettooU finb, ift es fe^r ju oenDunbecn, bag man fie tti4it eigentlicf) burc^ f^ftematifc^e ^üd^iunQ ju tietbeffem ftu^ S>en etften oieloer^eigenben Slnfang baju ^ot neuetbing^ btt becO^mte ^pfUmnai^ iad)ttt Sut^er SBurbank in Santa Stofa in &ittfomien genuu^, bem e0 gelang, eine ftac^eUofe, grogftengelige tmb flberau0 faftige 8U>att ber Opuntie }u juchten, bie fic^ ougerorbentlic^ einfach, burc^ ©lecken eine« Stilcfu^end be« fteifc^gen ©tengeto in ben ^ben, fottpflanaen lägt unb ougetbem ebenfalte ftacf^ellofe, fe^r too^c^mecfcenbe unb na^r^ofte, feigengroge, rötliche Srtflc^te seitigt (Ein foId^K^ 3u4^ probubt ift fttr bie SDenfcf^^eit oon unfcf^ä^aiem äBert, ba i^r and) bie fterUfien SBttften ju befiebeln geftattet (Erfl mit einet fohlen Slu^pflanje, bie aud) o^ne SBeuiftffetung gebeizt, kann fie fic^ mit i^ten :&au0tieten in bm \i)x bisset tietfc^toffenen Gebieten fef^e^ unb fo toeite Sänbetfttecfcen bet Sultut etfc^liegen, bie bleuet leben- feinblic^e £)be unb SBUbnis toaten. 2)ut(^ joh^e Sleuetungen ift bet 9Renf(!^^eit, mag fie fic^ noc^ fo fe^t oetme^ten, auf unfibetf erbäte Seiten ^inau0 Staum genug }ut Sluebe^nung auf unfetem Planeten gegeben. 9Beh^ ^enlic^e (hätten metben bann bie unenblic^en, ÜB^tt toten Sßüften bet <Etbe fein, toenn bet SOenfc^ auc^ bie Sonnenmfttme fiel) al0 (Enetgiequelle bienftbat gemacht unb übetcül butc^ Staubecken obet fßumpen SBaffet ju feinen leibliii^en unb inbufitiellen SBebätfntffen, mie au(^ jum Xt&nken feinet :&au0tiete unb 9tu%ppan}en, bie be^felben 2U i^tet (Esiftens bebütfen, jut aSetfOgung ^aben toitbl

9Iuget bcn iRakteen gibt noc^ Diele anbete menig bekannte SBttftenpflanjen, bie fc^on ^eute in i^tet unoetebelten, milben 2rotm btm 9n[enf4)en oon teitoeife tec^t gtogem 9lu^ finb. (E0 feien ^iet nut einige bet niic^tigften kut} angefü^tt. 60 mSc^ft im Gebiet bet iRakteen, fpesiell auc^ in Sllesiko, bie noc^ auf ttotkenem, fanbigem SBoben gebei^enbe Yucca baccata, oon ben Spaniern bayonett ge^ nannt Sie liefett alle Zatyct 1—6 Srtflc^te, bie in teifem ^ftanbe in (^tm unb Gtöge SBananen ähneln. 2)eten ^atbc ift gtOnlic^gelb unb ba0 2rtu4)tfleif(^, in melc^em gtoge, fc^matje Samen eingebettet finb, ift füg unb f(f)ma(k^aft 3^^^ unteifen ^^^tt metben mie Sottoffebt in bet 8tf(^e getöftet 2)ie kut} 00t bem Stufbteü^en gepßflckten SBlflten« knofpen toetben ebenfalto getöftet unb in biefem Suftanbe ato Secket« biffen bettacf^tet Slu« btn Slftttetn mitb ein gtobet, abet fe^t bauet« haftet (!rafetftoff getoonnen.

Sie 9Iu6pflattsen ber SEüfte. 733

93on bem SBerte ber auf bunem, Dulkanifc^em 93oben 9ne£iko0, Sttijona« unb 6übbalifomien0 tDa4)fenben Stgaoen, bie oon ben Sllesikanem im grogen kultiaiert toerben, ift an anbetet 6teUe beteite bie Stebe getoefen. %(n i^nen ift manc^ietlei nu^at. 2)ie SEButjeln toetben getöftet genoffen. Z^ 993affet gekocht gibt bie ftifc^ gefc^nittene, kopfgtoge Slütenftengelfenofpe einen guten @itup unb ein fe^t an^ gene^me0 (Bericht Sßeift toitb fie abet Dot bem Ku0bte(f)en nettieft abgefC^nitten unb bet fic^ teic^lic^ in bie :&ö$Iung etgiegenbe S^Att^ faft gefummelt, um bntd) 93etg&tung eine 9Itt SBein, ben ^ulque, bae 9lationaIgettänk bet SHejrikanet, batau0 ju getoinnen.

3n ben tDeftllc^en Steppen 9lotbametika$ m&(i)\t bie Rama (Camassia esculenta), beten tnalnuggtoge B^^^^^^^oUen non ben 3nbianetn fe^t gefc^ö^t finb, ba fie mie Kattoffeln, nut füget f(f)me(feen. Zf)t 3u(&etgel^alt mug ein bettä4)tlid)et fetn, ba fie jetftampft unb in SBaffet gekocf^t einen guten ®itup liefetn. 9lo(^ not kaum me^t al0 einem SRenfc^enaltet ^at biefe benotjugte ©peife bet 3nt^ion^ ^^ Staate 3^<^^o ju einem blutigen i^tiege, bem betüc^tigten Kamaktiege, geffl^tt 2)a0 93ie$ btt Slnfieblet netnic^tete biefe ^flanje, n^elc^e fie, bie 3nb{anet, fflt i^ten £eben0untet^alt nic^t entbe^ten könnten. ®o lautete menigften^ bie Segtünbung bet Stteg^etklätung gegen bie SSeigen. Slbet auc^ bie Slaggefic^tet effen bie Samatoutjel getn; benn nic^t n^enige Oratmet laffen jut Stnteseit biefet Knollen im 3uni unb 3uli non il^ten Kinbetn SSonäte fUt bie Sflc^e fammetn.

@e^t gefc^ä^t in bm ItEBüften um ben @al3fee oon Uta^ finb bie n:)a(nuggtogen, öugetft fc^mack^aften SButjelknoUen bet ate milbet ®ago bejeic^neten SUiajee Calochortus luteus^ bie non btti 3nbianetn eifrig au0gegtaben unb gefammelt tnetben. 2)eten Kinbet fc^ä^en jie um be0 fflgU4)en (Befc^matke« tniUen mie S^^^^d- ^^ ^^^ ^ox^ monen, bie fic^ felbft „:&eilige bee 3iin0P^^ Zaqt»" nennen, non i^ten „^eibnifc^en" Slac^batn im Staate 3Uinoi0 fotto^a^tenb befe^bet, 1847 nac^ SBeften übet boB ^elfengebitge au0Q)anbetten, um fid[) in bem fpätet ato Uta^ in. bie Union aufgenommenen Settitorium am gtogen 6alafee eine neue :&eimat ju gtünben, bie fie bet SßUfte abringen mugten, ba bilbeten biefe SSutseln im etften 3^^^^ ^^^^ bottigen 9(ufent^alte0 einen fe^t n:)i4)tigen aSeftanbteil i^tet 9la^tung. fSSo» bca SKanna bet SBttfte bm nac^ bem fianbe Ranaan jie^enben 3uben mat, ba0 nmtbe bet milbe ®ago ben untet bem fßtafibenten SBrig^am Doung (1801—1877) ba0 £anb bet 93et^eigung fuc^enben SRotmonen.

(Eine anbete au0bauetnbe Sttienatt, bie in 9lotbamerika unb Xesa0

734 SHc tbitM^rionsni ber IBfiile.

toette Strecfcen peiniget, lutfni^itbatei ^ugel^önge ^KUiptföc^Ui^ in <Er- ^dnmgen txm 150—200 m mit i^ten ^eUgribien, 0,9—1^ m UaiQtn, fc^molen Sl&ttem bib^Ai, ifl ber 6otoI (Dasylirion texannm). Wie 3 4 3<4re treUrt ec einen [aftigen, s^u^^i^i^nc^ floifien S(ätett|leitgd bi0 SU 3 m ßö^ empoi. 2>iefet ift ba0 fflr ben SHenf«^ SBettooUfte an ber pionse, ba ec DotjuginDeife ju Sc^offuttec, ober atu^ jui Slo^ning be0 SDenf«^ btent 3>er Schäfer, ber feine igecbe auf eine Sototoetbe fO^ct, ge^t i^r mit bem langen :&aumeff et; machete genannt, notau0 unb fpattet bie 6tengdköpfe, beten loeic^ee, faftiges Waxk von ben 6(^afen getne gefteffen mitb. Slac^ einiget S3etttaut||eit mit biefem gruttet onffen fic^ bie 6(^e fdbet ju ^Klf^; P^ UKitten bie S9!otbetettung i^te» Ritten nic^ ab, fonbetn scttdf^en [elbfl bie Blattet be0 6otol unb bringen nagenb in ben 6tengelkopf ein. 2)tefe0 guttet ift na^^aft unb jugleii^ butfUöfc^enb, fo bo% » fibetf(fif{tg mirb, bie Schafe, bie fic^ non biefem Sruttet etn&^ten, }ut XtOnbe ju ffl^ien. aSä^enb bet feigen SQonate toitb bet 6otot in feinem SSetbteüungs^ gebiet ato ba0 mettooUfte @(^affuttet bettac^tet 3^enfalte loficbe of^nt fein SSor^anbenfein bie (Entartung be0 gegenm&ttigen bebeuten^ bm @c^afbeftanbe0 in fenen fonft fo bütten unb pflanjenatmen <Begen« ben ntc^t möglich fein.

2)ie SQectbanet netfpeifen bie jungen 6tengelftöpfe be0 6otoI ge^ flocht obet getöftet 2He le^e S^eteitung ifl toettauB bie beliebtere unb gef4)ie^t in folgenbet äBeife: <E0 mitb ein £o(^ gegtaben, bas 6 8 fiöpfe aufnehmen fumn, unb mit einem botin angejOnbeten unb l&ngete 3^ untet^Kütenen Qreuet gtflnblicli et^i^ Sltobann mirb bos Sreuet ^etou^gef^^aufelt, bi0 auf ein 93ett glfll^enbet ^^ien, auf bos bie Söfife geniotfen unb mit (Etbe bebecbt metben. ^Radi 10—12 (^unben finb fie gar. 6ie ^oben bann ein btaune«, faftiges Shf0fe^ unb fc^ecfcen gan} angenehm fttgUc^.

9la(^ biefem aStotptojef) bömten bie jtufietteir^en fiöpfe ani^ }ur 2>eftiUation eines ato 6otolme0cal be^eic^eten SBromttmeind benu%t n^etben, ma» fe^t ^ftufig gefc^^ 2)tefet ift fe^t ftotfi, ^at einen eigentflmlic^ butcf^bringenben (Benu^ unb ift bei btn niebeten Skrik«' klaffen 9nesikO0 fe^t beliebt (Et mitb etma fttt IVi Waik pet SÜtet au0gef(^enbt tmb betoufc^ fe^t fcf^nell, ma^ ate ein a3ot}im ang^e^ mitb. (Enblic^ iiann au0 ben SBlättetn be$ @otol ein grobet SN[et« ftoff gemonnen toerben, bet jut ij^etfteUung non aUedei 3ie<^tiiietk unb Geilen bient

SHe fleifc^en, ato SSaffet:^ unb Stefetneno^tungsbe^HUtet bienen-

SHe Slu^pflanaen ber SSüfte. 735

- - r - -"

bett 993ur}eln ber oerfc^iebenften SBOftenpflanaen liefern bem SUenfc^en tote ben Xieren eine Q)illkommene Sla^rung, fo auf bm trocttenen ^ISditn ber norbomerikanifc^en ©teppen bie ^ü^nereibicbe, ^orter tDetge, flörbeme^lreic^e, einen angenehmen fügU(^en, an SUiben ertnnemben <&ef(^mack befi^enbe SKurjel ber SSrottourjel genannten Psoralea esculenta unb bie jarte, fpinbelförmige SKurjel einer oon bm Za- bianem yampah genannten UmbeUifere, bie oon btn 6^of^one:' unb 6(^langeninbtanem gerabe^u ato bie befte 9la^rung au0 bem ^flanjen^ reiche betrachtet voitb. 6ie bilbet bei mehreren norbioeftUc^en ^nbianer:' ftämmen einen gefc^ä^ten gonbebartthel unb nHrb au^ oon bm toeigen 93ea)o^nem biefer C&egenben ato 6uppena)ür5e benutzt

SHe Sie) ^^Sercö^^^nbianer fammeln bie fafttgen, fingergrogen SBurjeln ber an btn 6bm (Bebirgsab^ängen be» öftlic^en Oregon roac^fenben UmbeUtfere Canim gairdneii, um fie niie ^rtoffeln ju Kochen. ®ie fc^mectien bann fe^r angenehm ra^martig. Äbrigen^ ^aben auc^ mir eine in ber Sl^eingegenb ato Unfcrout gemeine ^ttmmelart, btn knolligen fiümmel ober bie (Srbhaftanie (Carum bulbocastanumx beren bt0 6 cm bictte äSurjelbnoUen baftanienö^nlic^ fc^mectcen unb gebof^t, gebraten unb ate 6alat gegeffen merben. SSe^ fonbere in ber SIlolbau^äBalac^ei finb fie eine fe^r gefc^ö%te unb Diel gefammelte Sla^rung, beren Slnbou fic^ fe^r lohnen mürbe. S)iefelben 3nbtaner Oregon» fammeln ouc^ bie fc^mar^en äBurjeln einer anbem auf bflrrem, ouUumtfc^em Srbreif^ mac^fenben Umbelbferer Oenanthe sannentosä, einer na^en äJermanbten unfere0 Slogbümmel» (Oenanthe pheüandrium), um fie geröftet 3U x^erfpeifen. S3eim Socken berftet (ie unb }eigt einen meigen, ftärbeme^lartigen 3^^^ ®^^ ff^mecbt füg, ra^martig unb gilt bee^alb bei ben 3tibianem ato ein Sedterbiffen erften ^angee.

Sremer fammeln bie 3^^^^^^^ bie SBurjeln ber in ber Süb^ölfte be0 (^fengebirgee unb im äBafatc^gebirge oorbommenben Umbellifere Peucedanum ambiguum, bie oon btn äBeigen ate SSi^buitiDursel bejeic^net mirb. SHe ^flanje mä^^ft auf fo bunen Ge^öngen, bag fie ntc^t einmal bfirftigee Gras ^emorbringen. 2)ie SOSuraeln merben im ^EUai, lux 3eit ber ^J31flter gegraben unb finb fo augerorbentlic^^ reic^ an Stärkemehl, ba!b bie[e$ auc^ o^ne SDa^len beim Xrocbnen förmlich ^eraui&fällt ®0 ift fe^r roeig unb angenehm ju effen, beft^ einen milben 6elleriegefc^ma(ti unb ^ält fic^ mele SHonate ^inburc^. (Sbenfo fammeln fie bie grogen, fpinbelförmigen SBurjeln ber in öbtn <Bebirg0^ gegenben Salifomiend toac^fenben roeigblü^enben ^ortulabart Lewisia

736 SHe tlutniflaiisen bet IBfifU.

rediviva, bie ato fe^r na^r^aft gilt tmb ouä) füx btn SBittterbebcnf getrotftnet toirb.

(Eine onbere finolletipfbmje bet bflnen (Segenben von 9leu;s9Zesifu>, Slii}ona unb Kalifornien, bie tiefe Sonbcmfammlungen toeit^ bebedit ift eine von ben Spaniern ab canaigre beseic^ete Gouerampfecart, Rumex hymenosepalus. 2>ie bunlielbtaunen, im 2)UTC^fc^nitt zitronen« gelben, batateno^nlicf^en SnoUen tion 10—20 an fiftnge unb 2—5 cm 2)l(fee fc^mecften florti {ufammen^ie^enb btirc^ einen (Be^ non 9,6 $ro^ jent (Becbffiure unb können bee^olb auc^ }um (Serben nenoenbet wer- ben. SHefer (Serbfioffrei(!^tum ma(!^t fie allerbing0 fflr ben SDenfc^en nur im 9lotfalIe egbor.

3n biefen bttrren (Begenben bieten ou^ allerlei nrilboMu^fenbe Samen eine enofinfcfite Speife. 6o gebei^ an t>m trotftenen, fel|igen ^fingen ber (Bebirgsniaften von SHesibo, fialifomien unb tlrijona bis 2U 2700 m :&ö^e eine nur unter gflnfügen S3er^ältniffen 9 m ^|k et« reic^enbe Sric^e (Pinus edulis), bie non ber fpanifc^ rebenben Seoöl^ fierung piflon, von ber amerUianifc^en feboc^ 9lugfi(!^te genannt mirb, meil i^re bo^nengrogen, öligen Samen in SHenge gefammelt unb ate Dortrefflic^e Speife mie 9tüffe gegeffen roerben. Sie ^aben einen fflgen, angenehmen (Befc^acfi, ber burc^ Soften bebeutenb verfeinert mirb. Sie bienen oud) vielfach jur (Senrinnung eines guten Speifeöles, beffen flberf(f)ug Aber ben Selbftgebrauc^ einen xMft untoid^tigen örtlichen il^anbetoartifiel bilbet 9tur ^at es ben einen SlaC^teil, balb ranzig 2u toerben. IDas leichte unb n)ei(f)e, ober fe^ bauer^afte :&ol2 bient nor« jugsroeife jur ^Bereitung gefc^S^er iRo^Ien.

Shi^ bie fe^ eiroeig^ unb me^Ireic^en Samen eines in ben 995fl{len Don Uta^, CDoIorabo, tlrijona unb STorbamerika on tiefgelegenen fan^* bigen Stellen n)a(^fenben ftrauc^artigen ij^ülfenfrflcf^tlers, ber S^iau* benbo^ne (Prosopis strombulifera), von ber fpanifi!^ rebenben Se« Dölfterung tomilla genannt, roerben gefammelt unb geben gekO(!^t eine ausgejeiii^nete, felbft oom nerniö^nten 995eigen gern gegeffene (Srü^ äSegen biefer Samen f(!^&^ bie 3nbianer biefen SBo^nenftrauc^ ^oc^, tmb auä) oiele Solboten ber Union galten i^ in bankbarem Slnbenken; btnn auf ben ftrapajiöfen Kriegsjttgen gegen bie 3nbi<^^ ht ber troftlofen SBilbnis, bie feine ij^eimat bilbet, ^at er es i^nen ermöglich nicf^t nur Breuer anjujflnben, fonbem ^at auc^ i^ren erfcf^öpften, ^ung« rigen fßferben unb SQauttieren in ben blättern unb me^r no(^ in ben Samen eine mo^ltätige Sabung geboten« tlUes SSie^ frigt biefe SSo^nen, felbft roemt es in gutem Srutterftanbe gehalten mirb unb fonfl genui)

2>te 9lu^flatt5en bet SBüfte. 737

3U treffen ^ot, mit augenf(^einU4)er 93egierbe; bee^olb bürfte auc^ btefer ©trauet) fi(^ 5ur 93eftebelung fanbtger SlSflften eignen.

(Sin nocf) t^iel toeiter füblic^, namlic^ vom (S^loraboflug bis naä) (t^ile Dorkommenber unb bei einiger Pflege einen bis 12 m t^ofim SBoum bttbenber a5ern)Qnbter biefe^ SBo^nenftrau(^e0 ift ber ^e6^ quite (Prosopis juliflora). Sllit feiner runben kröne unb feinen bomenbeu)e^rten Slften erinnert er lebhaft an unfere, übrigens berfelben Sromilie anget)9renbe Sl&agte. Wx ben trockenen :&ügel^ängen feiner Heimat roäc^ft er oft ote einsiger SSertreter ber ^flanjenmelt fo toeit bca Sluge xc\d)t unb lägt im 3uni tmb 3^^ f^^^ 15—20 cm langen, ^ä)m, üwa» gekrümmten unb sroifc^en ben Samenkörnern einge^ fc^nttrten @4)oten in ganjen Sflf4)eln reifen. SHefe entgolten, roie bie^ jenigen ber oermanbten Xamarinbe, ein füge^r fc^roac^ fäuerlic^e^ 2rru(f)tfleif(^, boB n\d)t roeniger oto 26 ^rojent Xraubenjucker enthält tmb, grob jerftogen unb mit SBaffer übergoffen, jur :&erfteUung einee nal^r^aften unb erqutckenben Stufguffe« bient Um i^ren anQmt\)m fc^meckenben Sltole ju bereiten, Derfa^ren bie SResikaner etma0 anber0. 3un&(^ft kochen fie bie Schoten in SaSaffer, bann erfe^en fie bas roarme SBaffer burc^ kattee, jerquetfc^en bie ®(f)oten in bemfelben unb feigen nad) einiger 3^ ^t^ (Jrlfiffigkeit ab. 2)ur(f) @te^enkiffen kann man bie 2U(kerreicbe 9(bko(f)ung in alko^olifc^e ®&rung bringen unb erholt babuxd) ein beraufc^enbee (Betrank, bas niele Sieb^aber finbet

SHe reifen ©d^oten, bie gerne t^om a3ie^ aufgefudg)t unb gefreffen u)erben, finb fe^r ber (Entmukhmg von Sllaben au^gefe^t, fo ba^ bie 9ne£ikaner imb 3^^^^^ ^^^^ anbere Slbtoe^r biefer läftigen (S&\tt kennen, ate bie gefammetten Geboten famt bm SBo^nen fofort in einem snörfer ju feinem Slle^I ju jer^ogen unb baefelbe mögli4)ft gut ner^ fc^loffen au^uberoa^ren, bi0 fie e$ jimi Satken eine^ groben SBrote« gebrauchen tooden. 2>ie Sllaben finb jebenfalte fc^on bei ber (Ernte in bm Schoten, toorein fie toot)I burc^ eine $(rt Sleinfc^metterling gelegt iDorben finb, t^or^anben unb roerben burc^ boB SRa^Ien getötet unb fo in i^rer roeiteren (Sntmicklung jerftört 6o erklärt \id), bag fic^ boB fo ge^ roonnene Slle^I trtel I&nger ate bie Schoten aufbeuia^ren lögt Itbrigene ift bm 3nbianem bad Stuftreten ber SOaben burc^au^ nic^t unlieb, benn fie fe^en in i^nen einen ermttnfc^ten Sla^rungsjumac^e; nur bie kultivierten SRejikaner benken anbere unb treffen entfprec^enbe 93or^ ke^rungen. SHefe Schoten bilben begreiflic^ermeife eine roid^tige Sla^« rung für bie 3nbianer unb mesikanifc^en 9nif4)Iinge, roie für i^re $ferbe unb SRauItiere. Sluc^ bie Union^folbaten ^abm fie auf i^ren

91 c t ti ( OT b t , Suttur0ef(i()f (^te ber 9lutM)flan$cn. 11. 47

738 S)i€ Stuti^fkm^n ber ISiMie.

SriegHflgen gegen bie 3ii}>^^ <^ ^ferbefuttec f(^a%en gelernt uitb ein mit aSermeffungen betrauter Offijter ber bereinigten Staaten ging in feinem SSerici^t an bw Sriegöfefuretariat fogar fo meit, lu behaupten, ber (Erfolg feiner (Eipebition roftre o^ne boB Sor^onbenfein ber 8Kes^ quitef(!^oten überhaupt niäjit möglich gemefen.

2)00 lagt un0 ben ungeheuren 9Bert be0 SKeequite far bie Se^ tDO^ner bes unfnu^arflen (Segenben feines SSerbreitungegetrietes be^ greifen. SHefe mfi^en mo^l kaum, toie fie fic^ o^ne i^n bun^ fieben fc^)Iagen foUten. Slatlo0 toürben fie fic^ aud^ nac^ Brennmaterial umfe^en, toenn er nt4|t oor^nben m&re; btnn folc^ mirb an oielen Orten auBfcbIief(U(^ wm SHesquite geliefert Unb wüdi trefpid^e« ^Brennmaterial bietet er nic^t! 93eim Serbrennen feines goljed ftrömt eine &i^e aus mie otis Steinkohlen. Srür bie Kohlenbrennerei toirb fii^merttc^ ein befferes fy)li oufjufinben fein als bos feinige. 3ubem liefert er, memt bie Stämme eine genügenbe 2>i(fee erreicht ^aben, ein für bie 9Döbeltif(!^Ierei fe^r gefuc^tes SaSerkt^ola, beffen Sem^olj gdbrot bis purpurn leuchtet tmb f^iarf gegen ben fahlgelben Splint abpickt aSeibe nehmen eine f(!^öne Politur an, wm il^ren SBert als 9lu%^ol5 er^ö^t ttugerbem ift es fo ^art, bag es oerfc^iebenen mesUumifc^en Stäbten jur ^ßafterung ber Stragen bient unb fic^ babei fe^r be» mft^rt t^at.

S9!om SSai bis September fcf^mi^ ein bemfleingelber (Summt aus ben SOesquiteftftmmen, bas voit arabif(f)er (Summi fc^mecbt, ft^i leicht in brei Xeilen Slkiffer auflöft unb bann einen guten Slebjloff bilbd, ber btn arabifc^en Gummi völlig erfe^ S3on biefem unterfc^eibet er fic^ (!^emif(!^ baburcf), bag er nt(!^t mie )ener von effigfaurem Biet ge^ f&Ut mirb unb bamit einen meigen Slieberfc^lag gibt 3^ J^U^ ^^ Stamm tmb je bidier unb geborftener bie Stinbe ift, um fo reichlicher ift bie Slusfc^mi^ung t^on (Summi, ber auc^ aus allen ttftlöcf^em fickert (Ein groger aSaum liefert eine (Ernte von etma 120 g; boc^ kann bie» felbe bis auf 400 g er^ö^t toerben. Stls SUesquite^ ober Sonora^ gummi mirb er ju etmo 10000 kg j&^rlic^ ^cmptfäc^lic^ naC^ 8nej;iko exportiert mo i^n oiele 91pot^eken als (Erfa^ bts^ oxabi\^m (Bummts führen.

8Iu(^ bie an (Erbfen erinnemben braunen Samen eines anbem, 2U bm fieguminofen ge^örenben SBoumes, bts^ (Eifen^oljes (Olneya tesota), ber an oben, f elfigen Stellen in ben mafferärmften (Segenben bes norbmeftlic^en SDesiko tmb in Slri^ona möc^ifi, merben tion ben 3nbianem rot) tmb geröftet gegeffen. !^n legerem S^ftanbe foUen fie

!Me 9lut^flanaen btx SSüfte. 739

mie (Erbnüffe fc^metften. 2)00 Stamm^ol} liefert gute« Brennmaterial unb eignet fici^ jur Slnfertigung pon allerlei (Beraten. ®4)on inn biefer (Eigenfc^aft toUlen x^erblent ber SBaum SBeac^tung jur Slu^ar:» mac^ung t)on SBttften«

(Sin anberes nlc^t untoic^tiged 993ttftengeu)&c^0 ift bie bie öbm, fanbigen Streiften von Zt^ca unb Slri}ona beioo^nenbe, 0,6—1,8 m ^o^e ftrau(!^artige S^^tgpflaume (Prunus fasciculata), beren fiarmim rote, füge, etmod gröger ato bie ber Sc^le^e n)erbenben Srtttc^te fonio^I frifci) al0 gebörrt unb ju Snu0 verarbeitet gerne gegeffen roerben. Stknn fie ju reifen beginnen, roanbem bie ^^^taner oon toeit ^er jur (Smte herbei, um möglic^ft groge S9!onäte uon i^nen einju^eimfen.

(SrMid) ift nocf) ato ein ^öcf^ft jierlic^ee 93(umenkinb ber norb^ amerifumifc^en 993ttfte bie CDotorabolilie (Hesperocallis undulata) ju eruiS^nen, beren 3—6 cm bicfee SBur^elknoUen 30 cm tief in ber (Erbe ru^en, bis ein alle 10—12 Z<^^^^ eintretenber grünblic^erer Stegen fie au0 i^rem ®4)eintob ju neuem Scben ermectiL 2)ann treiben fie au0 bem nadiitn, fc^ottenlofen 6anbe je einen 60—90 cm langen, mit bunbelgrflnen, tiefgekerbten 93Iöttem umhr&njten SItitenftengel, ber im Saufe uon menigen Wo^m 30 bi0 40 au0 6 meigen 931umenblättem mit einer grflnlic^potrimmen SHittelrippe befte^enbe 93Iüte ^eroortreibt. snUc^meig, menn fie fic^ öffnen, merben fie im Saufe be0 Xages perU iDeig unb am Slbenb ber 3^ ^i^^^ grögten ©c^ön^eit ^alb burc^fic^tig. 2>ie m&r^^enfc^önen (Btocfeen f(f)liegen fic^ um snittemacf^tr um bann absufäriien unb fflngeren (gefc^tDiftem Pa^ ju machen, bie am frflben SOorgen in ent}tt(feenber 3ugenbfrif(^e au0 bm gefprengten iRnofpen ^eroortreten. (Sine groge $flan}e treibt 5—6 Blüten im Sage, bie uom Slugenbßtfte i^rer (Entfaltung an, sunud am Slbenb, einen ftarfeen, fügen Shift ausftrömen laffen. 2)a^er ^at man biefer (Gattung bm 9lamen :&efperocaUi0, b. ^. ttbenbfc^dn, gegeben. ^Piad) ber Befruchtung zeitigen bie Blüten eine 3 cm lange, mit fc^itoarjen Samen bi4)tgefüllte SapfeL Befonber0 toenn bie SResquitefc^oten knapp finb, graben bie ^^bianer eifrig nac^ ben Sßurjettmollen ber in i^rer Sprache eihulia genannten Blume, um fie ate millkommene ©peife 3U uerje^ren.

SBenn nun allein bie norbmesihanifc^e Sßflfte eine folcf^e SKenge mt^barer fPfUmjen beherbergt, bie e0 nerbienten, x^om SUenfii^en in caxbtxm, biefelben ungünftigen Sebensbebingungen aufmeifenben SBüften angefiebelt ju merben, fo kcam man fic^ benken, ma0 für mertoolles ^flanaenmaterial bie uerfc^iebenen 993üftengebiete ber Cfobe jufammen

47*

738 3>t( 9tutN)fIanaen bet ISüfte.

SMeqfii/BiQtn gegen bie 3^^^^^ ^ ^ferbefutter fc^ä^ gelernt, unb ein mit 93enneffungen betrauter Offi}ier ber {Bereinigten Staaten ging in feinem Serici^t an ba0 firiegöfekretariot fogar fo tDeit, ju behaupten, ber (Erfolg feiner (Eipebition iD&re o^ne boB SBor^anbenfein ber 9Ke0^ quitefii^oten überhaupt nic^t möglich getoefen.

2)00 Iftgt tms ben ungeheuren SBert bee SKeequite für bie Se^ tDO^ner be0 imfruc^tbarflen (Begenben feines S9!erbreitung0gebiete0 be^ greifen. SHefe mflgten too^l kaum, roie fie fic^ o^ne i^n burc^» fieben fc^)Iagen foUten. 9lat(o0 mürben fie fic^ atuf) na^ Brennmaterial umfe^en, wmn er nic^t t^or^nben m&re; benn folc^ee mirb an viiUn Orten awfc^lieftUc^ oom SHesquite geliefert Unb melc^ treffUi!^ ^Brennmaterial bietet er nic^t! Seim Serbrennen feinem ^ol^ee flrömt eine &i^e au0 roie aus ©teinko^Ien. Srür bie fiol^lenbrennerei uHrb \^wttlidi ein befferes :&ol3 aufaufinben fein ate baa feinige. 3ubem liefert er, memt bie 6tftmme eine genttgenbe 2)i(fee erreicht ^en, ein für bie Snöbeltifc^lerei fe^r gefülltes SBetk^oIa, beffen Sem^ola gelbrot bis purpurn leuc^et unb fc^arf gegen bm fahlgelben Splint abfUd^t 93eibe nehmen eine \^6m Politur an, mas i^ren SBert als Slui^ol} er^ö^t ttugerbem ift es fo ^art, boSß es tierfc^iebenen mesitumifd^en St&bten 2ur ^pafterung ber Strogen bient unb fic^ babei fe^r be« toft^rt ^at.

93om SKai bis September f(f)tDi^ ein bemfleingelber (ßummi aus ben SOesquiteftOmmen, bas roie arabifc^er (Bummi fc^mecbt, [i^ leicht in brei Xeilen SBaffer auflöft unb bcam einen guten i^ebjloff bilb^ ber bm arabifc^en (Bummi oöUig erfe^t S3on btefem unterfc^eibet er fi(^ c^emifc^ baburc^, bag er nic^t roie )ener Don effigfaurem 93Iei ge« f&Ut toirb unb bamit einen roeigen Slieberfc^lag gibt 3^ &tter ber Stamm unb je bicber unb geborftener bie Slinbe ift, um fo x^^üdfex ift bie S(usf4)rDi^ung t^on (Bummi, ber auc^ aus allen ttftlöc^em ficfeett (Sin groger 93aum liefert eine (Smte t)on etma 120 g; boc^ kann bie» felbe bis auf 400 g er^ö^t toerben. SUs SResquite« ober Sonora- gummi mirb er ju etma 10000 kg jü^rliC^ ^auptf&c^lic^ na^ SDeiiko exportiert, mo il^n niete 91pot^eken cda (Erfa^ bts^ arabifc^en (Bummis ffl^ren.

Sluc^ bie an (Erbfen erinnemben braunen Samen eines anbem, 3U bm fieguminofen gel^örenben Saumes, bt» (Eifenl^ol^es (Olneya tesota), ber an oben, f elfigen Stellen in btn maffer&rmften (Begenben bes norbmeftlic^en wipko unb in Slri^ona todc^fi, merben non ben 3nbianem ro^ unb geröftet gegeffen. 3^ le^terem S^ftanbe follen fie

!Me Slut^flansen ber SBüfte. 789

vAz (Erbnttffe fc^metften. 2)00 Stamm^ol} liefert Qute^ Srennmateriot uitb eignet fi^ jut Stnfertigung von allerlei (Ber&ten. @(^on um biefet (Eigenfc^aft toUlen perbient ber SSaum SBeac^tung jur Slu^ar:» moc^ung t)on SBflften.

(Sin cmberee nic^t unu)i4)tige0 993fiftengetDäc^0 ift bie bie 6btn, fonbigen Strecken wn Xejod unb Urijona beioo^nenbe, 0,6—1,8 m ffofit ftrauc^artige Sto^tgpflaume (Prunus fasciculata), beren fearmin« rote, füge, etmoB gröger ato bie ber ®4)Ie$e toerbenben Srtüc^te fotoo^l fA\ä) al0 gebörrt unb 3U Wm ^verarbeitet gerne gegeffen nierben. Stknn fie ju reifen beginnen, n)anbem bie 3^^toner tvon toeit ^er tat (Ernte l^erbei, um möglic^ft groge SSonäte von i^nen eintu^eimfen.

(Snblid) ift no^ ato ein ^ö(f)ft jierlic^eß Slumenkinb ber norb- amerifumifC^en SBflfte bie CDolorabolilie (Hesperocallis undulata) ju eravS^nen, beren 3—5 cm bicfee 993ur}elfmoUen 30 cm tief in ber (Erbe ru^en, bis ein alle 10—12 3^^)^^ eintretenber grünblic^erer Siegen fie au0 il^rem 64)eintob ju neuem ficben ermectit 2)ann treiben fie au0 htm natftten, f(f)attenlofen Sanbe |e einen 60—90 cm langen, mit bunfeelgrflnen, tiefgekerbten 93Iättem umkränzten asifltenftengel, ber im Saufe von roenigen SBoc^en 30 bi0 40 au0 6 toeigen ^Blumenblättern mit einer grflnlic^purpumen SHittelrippe befte^enbe asiüte ^eroortreibt SnUc^tDeig, menn fie fic^ öffnen, roerben fie im Saufe bes Xages perU meig unb am Slbenb ber 3^t i^rer grögten @c^ön^eit ^alb bur(^fi4)tig. 2>ie märc^enfcf^önen (Blocfeen f4)liegen fic^ um Snittermuf^t, um bann abzufärben unb )ttngeren (&ef(f)tDiftem Pa^ ju machen, bie am frttben SRorgen in entzfttfienber 3ugenbfrif(^e au0 ben gefprengten iRnofpen ^eroortreten. (Eine groge ^flanje treibt 5—6 931üten im Xage, bie t)om SlugenbUtfte i^rer (Entfaltung an, jumal am Slbenb, einen ftarfeen, fügen Shift ausftrömen laffen. 2)a^er ^at man biefer (Sattung btn 9tamen gefperocallis, b. $. Slbenbfc^dn, gegeben. 9la(^ ber Befruchtung zeitigen bie SBlttten eine 3 cm lange, mit fc^marzen Samen bicfitgefttllte Sapfel. SSefonbers roenn bie 9ne0cpxitef4)oten knapp finb, graben bie 3nbianer eifrig nac^ bm Sßurzelfenollen ber in i^rer Sprache eihulia genannten ^lume, um fie ato tmlUiommene ®peife zu Derze^ren.

SBenn nun allein bie norbmesibanifc^e 993ttfte eine fol(f)e Sllenge ntt^bater glänzen beherbergt, bie es tverbienten, tvom SUenfc^en in anberen, biefelben ungflnftigen Sebensbebingungen oufmeifenben 993ttften angefiebelt zu roerben, fo kann man ficf) benften, wob für tDertoolles planzenmaterial bie tverfc^iebenen äBflftengebiete ber (Erbe zufammen

47*

740 S)te Stuti^ftatiaen bet IBfifte.

barbieten. <E0 fei ^et beifpietotoeife nur an bie fübafribonifc^e fto^ iQ^arinrilfte erinnert, auf ber nac^ btn erften Genauem ber fcur}en Slegen^eit eine i^re Stanken toeit^in über bm 995flftenfanb tretbenbe CDucurbitoseer bie 3<^^^ntelone (Cucumis zama), eine Senoanbte unferer au0 995flften beefelben (Erbteils ttfrifea ftammenben SBaffer^ melone, ^ruorfpriegt 93alb erf(f)einen an i^r gelbe SSUlten, aus benen augerorbentlic^ foftige Ortflcf^te t^on ber (Bröge eines ©traugeneis ^tx^ t^orge^en. 2)iefe bienen Xieren unb Sllenfc^en als toittkommene 9bk^« rang unb befonbers auc^ burftldf4)enbes SOittel, bas i^nen bas fe^Ienbe SBaffer erfe^t 2>en SSufc^männern, jenen jtDergartigen, gelb^fiutigen, unftet bem SBUbe als i^rer :&auptna^rung nacf^iDanbemben 3^0^^ ber roetten ftala^ari, ift biefe tottbe SBaffermelone, bie nac^ einer guten Stegenjeit ftrl4)U)eife bie tDafferarme ©teppe bebecbt, neben ben fof« tigen SBurseln perfd^iebener ^fianjen bie rDic^tigfte pftanjlic^e Sla^rung, bie fie eifrig auffuc^en unb uon ber fie 2)epots im Soben anlegen, um fie fi(^ bei i^rer Stflcfefee^r non ber 3^8^^ i^ fi(f)ern. 3^ 3^^» ^ fie ni(^t ju ^aben finb, x^ergraben bie Suf4)mftnner mit SBaffer gefüllte Straugeneier als Stefemeo^afferbe^älter in ben @anb, um fiel) bamit jur 3^ t)er 2>flne nor bem S9!erburften ju fc^ü^en.

3m 9lorben ber Sala^ari rD&(f)ft eine t)on ben 93etfc^uanen roie biefe behaupten bort eingeführte füglic^e SOelone, uon i^nen man- gotan genannt, bie i^nen mühelos Stillung bes gungers, nrie bes 2)urftes gero&^rt 6oUen foh^e Sllelonen, an benen ber SUenfc^ bur(^ künftlic^e 3^ä)t no4) grögere unb too^lfcfimectienbere grrü^lte ju er« sielen permöc^te, planm&gig angebaut, xAd)t bie 993üfte beroo^nbarer machen Reifen? 9Ilan foltte bmkm, bag bie 3^ nic^t me^r fem ift, ba foh^e ©c^&^e ber 9latur tion bem fic^ über immer roeitere Gebiete ber <Srbe ausbreitenben SDenfc^en roillig in Sulturpflege genommen unb burc^ f^ftematifcf^e S3ereblung noc^ nu^arer gemacht toerben bflrften. ^mn mix finb noc^ lange nic^t am (&nbt ber menfc^ic^en (Sntoic&lung angelangt Sßir befinben uns pielme^r erfl am Slnfange berfelben unb unfere Slac^kommen roerben n)eiterfü^ren, maa mit unb unfere S9!orfa^ren begonnen ^aben, bis bie ganje <Srbe mit allen i^ren SBüften bem Sitben unb ber menfc^lic^en Sultur erobert ift

Sluger biefen SRelonen bienen noc^ mancherlei anbere ^iflanjen bem Snenfc^en, ber biefe bflnen, pflanjenarmen (Sebiete jagenb burc^^» ftreift, jur 9la^rang. @o graben bie aSufcf^mSnner unb $Betf(^uanen befonbers nac^ ben fcf^mack^aften S^^^^^ ^on 3si^ unb anberen Silienarten. SHefe bilben neben btm fleif(f)igen iRern ber gemaltigen,

!Dte 9lu%pflan5en bet Wü\tt. 741

fe^t tiefge^enben SButsel bt» (Slefontenfuge« (Testudlnaria elephan- tipes) unb bem ft&rkeme^Itelc^en SHatfi be^ ^Qlmfatn0 S^mia einen ^ouptbeftcmbteil i^ter 9la^rung.

Zn btn SBüften Slorbofriko^ unb 3Zk{ta{ien0 gebeizt ein kleiner, bomiger Saum von abfc^teckenbem Studfe^en aus ber grantUie ber ®imaru6a}een am ber engeren ä5em)anbtf(^aft ber Xerebini^e unb bes SBel^auc^6aum0. 2>iefer von btn Slrobem 2<^diun genannte Ba- lanltes aegyptiaca mit einpaarig gefieberten Slättem, grünttf^toeigen astüten unb toabtuggrogen, im reifen S^ftanbe grünlichen, ölreid^en 2rril(^ten me^rt fi(^ fo tapfer mie irgenb ein anberes SBüftengemfii^s gegen bie oer^eerenben @anbftflrme, bie mit i^rem (ßhit^auc^ alle« Sebenbige ju oerfi^Iingen bro^en« Seine 2rrü(^te maren fc^on von ben alten iOggptem, benen boc^ befTeres Obft ate Sla^rungemittel ju (Gebote ftonb, gefd^S^ unb nmrben t)on i^nen i^ren Xoten ate Speife für bas^ (ßeifterreic^ mitgegeben« Site folc^e ^at man fie öfter in Gräbern ber 12. 2>9naftie (2000—1788 v. (Sfyc.) im (Sräberfelbe oon Sa^un unb in anberen 9lekropoIen bes mittleren 9lei(^0 gefunben. Stus btn Samen preffen bie Straber ^eute no(^ ein £)I, bmt {ie ^eilenbe SBirkung iu* [(^reiben« 9lu0 bem aierkaufe biefes £)te an bie Steifenben, jumal an bie ^ilger, mai^en bie in ^al&ftina mo^nenben Straber ein einträgt lif^es <6ef(^äft Unb bca fe^r ^orte $01} bt» 3f^uij[tmB wkb von bm 2>rec^flem 3^<^I^nt0 ju btn oerff^iebenften (ßegenftfinben, ^auptf&c^^ li(^ aber ju Spasierftöcken verarbeitet

Zn ben SBüften ber Süongolei mäc^ft ber @ulc^ir (Agriophyllum gobicum), ein kaum 1 m $6^e erreii^enber, fta^eliger @trauc^, ber auf kahlem Orlugfanbe gebeizt, im Stuguft blü^t unb im September feinen Samen reifen lägt* SHefer ledere ift boa Som ber SBüften^ nomaben, ber „Segen ber SBüfte''. Z^ regenreUl^en Z^ffttn ergibt er eine gute (Smte, in trockenen bagegen verkommt ber Strauch unb bann hungert ber SQongoIe. SHe SuU^iremte ift ^öi^ft einfa«^: SHe Srrüc^ merben gefammelt unb bie Qamtn auf einer von 6anb freien, le^m^en iBobenflfti^e ausgebrofi^en. ^anxt merben le^e geröftet, bur«^ Stampfen in ^olsmörfem von btn hülfen befreit, in ^anbmü^en gemahlen unb geben ein iiemli«^ fc^mack^aftes Slle^I, bca mit ^A^ fteintee iufammen gekoi^t nHrb unb btm Süongolen ate toiUkommene Speife bient

SHefäbe aentralafiatifc^e SBüfte bemo^nt ber 3—4 m ^o^e, bis 15 cm bi(ke Sasaulftrauc^, ber vereinjelt im kahlen Sanbe gebeizt ®r befi|(t keine SSUttter unb fc^attenlos ftreckt er feine langen Bmeige

742 2He 9lutoflan)en ber SBüfte.

aud, unb bo(^ baut ber Sllongole neben ffyxi feine !S^vctt auf, um hinter i^m ®c^u^ gegen bie eifigen äZüintetftflrme, tDie gegen ben fengenben Sonnenbranb ju fuc^en. Z^ Srtü^ling bebeeftt fic^ ber 6a£aul mit kleinen, gelben Slüten, aber feine Samen finb nur für Xtere, nl4|t für btn SKenff^en gentegbar. 2>agegen tft fein ^arte0, fprdbe^ $015 auger bem getro&neten SUlft feiner ^audtlere bca elnjlge ^Brennmaterial, bas^ bem Slomaben gur 93erfügung fte^t, um feinen geliebten tsamba gu kochen.

(Sbenfo n)iberftanb0f&^ gegen l^l^e unb 2>ürre, u)le aw^ ben elfigen Srroft bts äZüinter^ Ift ble bte äZüiirten 3entralafien0 unb SObop ruglanb0 beu)o^nenbe993äftentDelbe (SalixacutifoUa). Sluc^ fie gem&^rt bem SHenfc^en keinen anberen Sinken, ate bag fie i^m Srenn^olg liefert Slud t^ren S^^^^ ^^nn allerlei Srtei^tmerk ^ergefteUt merben. ®le eignet ftd^ befonber^ gur gumudbUbung auf magerftem iBoben, moburd) berfelbe für anfpruc^doottere (ßetoäc^fe t^orberettet mlrb. Sluf fru(t)tbarem Soben enttolckelt fle fl(^ gu einem fc^önen, ßattUc^en Saum.

3n ben SBüften Stuftraltens flnb ate ^olgergeuger fe^r ntt^i«^ bie oerff^iebenen (Sukaigptudbäume, ble l^re StBurgeln augerorbenttt«^ tief In bzn fßobm ^Inabfenken, um i^m alle Oreuc^ttgkeit gu entnehmen, anbererfelt0 aber aud) eine gang augerorbentlli^e <6rdge erreli^en, toie fle felbft nlct|t t)on ben kallfomlfc^en Süammutflc^ten, ben (ßlganten ber ^flanjentDelt, erreli^t nHrb. SSle ble neben i^nen roac^fenben Slkagien liefern fle auger SBrenn^oI) au(^ gutes iBau^ unb SSerk^oI}, ba£( vorteilhaft gur So^len^ unb Teerbrennerei SJertpenbung finbet Slud ben iBlöttem I&gt fic^ bM mo^Irlei^enbe (Sukalpptusöl beftlUteren, bca gur Sackberettung unb in ber ^orfflmerle bleut

Z^tn^oÜB tDfirben fl(^ auger ben ^ler genannten no(^ Derfi^lebene anbere 9Büften))fIangen gum Slnbau bei ber erften Seflebelung von Sßflften burd) ben Stlenfc^en empfehlen. (Slnmal geprangt mttrben blefe metter^arten, ber lebenfelnblldien Umgebung bur«^ ga^Uofe (Bene^ ratlonen angepagten ^lonlere cai» ber $>flangenmelt o^ne Süiti^Ufe be» SQenfc^en gebd^en unb l^m ausgebe^nte Gebiete ber <Srbe, ble ^eute Sbe ^^(i)tn flnb, btm 2a)m unb ber Kultur erobern Reifen.

xxxm.

Die gelnbe ber ^lulpflanjen.

Slut oudno^m^tDelTe unb gelegentlich ift in bm Dotangegangenen Stbfc^nitten oud) von mandien nerberblic^en firankbeiten ber 9Iu^ pflonsen bie 9lebe getoefen« Unfere iBetroditung iDäre unooUftönbig, iDenn iDit 5um Sc^luffe nidft anfahren iDoUten, bQ% gerobe bie in ber Siegel in gon) unnatflrlic^er, einfettiger Sln^öufung unter oft tm^ gfinftigen, i^ren notflrlic^en Stanborten unb fiebensbebingungen burd):» aus ni(^t entfprei^enben fiebendüer^&Itniffen auf einem in feiner 3ufammenfe^ung ungeeigneten, Dielfa«^ au0gefogenen Soben angebauten unb meift burc^ üiel^unbertffi^rige Sultur oon feiten be0 SKenfc^en t^erroeic^ttc^ten STu^pflanjen Krankheiten unenblit^ oiel leichter anleint« fallen ato i^re robuften, unter btn natürttc^en Sebenebebingungen iebenben SBUbUnge gebliebenen SJenDanbten. 2>abei ift ju bebenken, bag burc^ ungflnftige klimatifc^e ober iBobenoerbältniffe in aierbinbung mit mangelhafter Pflege burc^ ben SKenfi^en bie oerft^iebenen firank^eit0:^ erreger oiel grögere Sebeutung für bie fiulturpflansen geminnen ato für bie übrigen, in i^ren natürlichen, i^ren Sebürfniffen angepaßten aSer^Sltniffen Iebenben ^ftoisen. ®o kann es vn9 nic^t tounbem, ba^, }e I&nger eine Slu^pflanje in menfct|li(^er Pflege fte^t unb fe ^öber kultioiert fie ift, fie um fo ^a^eii^eren (Erkrankungen cnu^ gefegt ift unb non um fo me^r tierifc^en tmb pflanzlichen Sreinben bebro^t xsAxb.

SBie für bie SUenfi^en unb bie Xiere {Inb auc^ für bie fiultur^ pflanzen tDin^ige pije bie gefS^rlid^ften firank^eitseneger. ®o tnU flehen fi^ioere Sctfäbigtmgen unferer (ßetreibeemten, }a völliger Sllig« maä)s biefer für uns SKenfc^en fo mid^tigen SBrotfrüc^te befonbers buxdi bie SBraubpil^e, bie biefil^ren unbSSmer unter llmmanblung in eine fcbto&rjlic^e SHaffe oemic^ten, bann burc^ mancherlei tRoftpilje, bie bie ^Blätter unb galme abtöten unb babuxd) bie 2rnt(t)tbilbung t^er^

744 ^e Sfetnbe ber Slut^pflansen.

unmöglif^en, femer bmäi btn Sllutterftoritpil}, ber fl«^ in ber St^re an @teUe bes ftomes enttoicfieltv ougerbem burc^ eine 9lei^e erft neuere bing0 mtfgefunbener iBlattpilse, bie bie grflnen Slatter beTonbers be0 SBeisens befallen unb Dorjeltig abtöten, enblic^ auc^ bie ffingft entbecbten ^tt^e, ber ,,9loggen^aImbre(t)er'' unb ,,9Be^en^abntöter', bie \idi im unterften (ßrunbe bed ^almes unb in ben SBurseln entuncfieln unb baburc^ btn n^ertooUen (Setreibepflanjen Dorjeitigen Xob bringen.

60 f^tibm unfere toic^tigften Sömerfrflc^ter xxAt äZüeisen, (Serfie unb &afer, auger unter befonberen Slrten üon ^rlugbronb, beren '@poren na6i Slufje^rung ber Srtuc^tanlage in ber Slüte in braunen SüafTen au0ftöuben, um immer n^ieber biefelbe (Betreibeart, niemate aber eine anbere 3U befallen, no(^ unter anberen fpejififcben iBranbarten ju leiben, fo ber SBelien burc^ ben Stelnbranb, bie <6erfte burc^ ben gart^ ober 6(t)rpar2branb unb ber S^tx burt^ ben gebeerten gafer^ branb, olles nietet jur Stfitesett ber betreffenben (Setreibearten ous^ ftäubenben unb umberfllegenben iBranbarten, fonbem fohlen, bie ben ^Selmllng anftecken tmb erft beim 2>refc^en Ibre ft^tpot^li^en Sporen^ maffen frei n^erben laffen, um an gefunbe Sömer 5U gelangen. SHefen haften |ie &u|erll(^ an tmb gelangen, falte folc^es Som jur ®aat be^ nfi%t mlrb, mit bem (Setrelbeftelmllng jum Sludtrelben, mobd fle i^re 6(^l&u^e in ibn einbringen laffen unb mit Ibm mac^fen, bte fle t^n 5ugrunbe gerii^tet ffabtn. 2>lefe legieren SBranbarien bekämpft mcai bmdi fogenanntes iBeijen bes Saatgutes mit Supferfaljen, [J^rmolln unb feigem äZüaffer. 2>le erfteren bagegen können mir bur^ rec^t^ jeltlges täglli^es (Entfernen ber bm Srlugbronb In ben iBIflten ouf^ melfenben (Esemplare ober noc^ beffer bur«^ Ifollerte 3üc^tung bronb^ freier (Setrelbeftämme rermleben merben«

aSerfc^lebene tRoftplIje fdfäbigen benSUate, ben^e, bleSobnen unb (Erbfen unb melfen benfelben SBlrtsmei^fel xxjit Me früher bt^ fproc^enen (Setrelberoftorien auf. ®o gebetben bie SBlnterfporen bt» (Erbfenroftes nur auf bm iBIättem ber (S^^preffenmolfsmlfa^, um regele m&glg Ibre Sommerfporen auf bm (Erbfen gu enttDl&eln. 2>le SBlnter:' fporen bes orangeroten SBec^enoftes ber Stachelbeeren gebel^en nur auf ber Unterfelte ber iBIätter ber fi^arfen Segge, mo fle fc^marie Sporen^&ufcben bllben« 2>er ebenfalte orangerote (Sltterroft, ber bie SBl&tter be0 iBlmbaumes beföUt, erjeugt rotgelbe (Ballertlüianpen ous^ f(t)llegllc^ an Stamm unb 3n)elgen bes Sabebaumes (Juniperus sabina). 3tori gefürc^tete (Setrelbefc^fibllnge, ber mabreSloft unb ber Sronen» roft, entmUkeln l^re SBlnterfporen au0fc||llegll(^, ber erflere auf ben

2)te Sfeinbe bet TTutipflansen. 746

aSISttem ber Slcberoc^feniunge, ber ledere auf benfenigen bed Src^uL« 6aum0. Unb fo ge^t e^ in^ (Enblofe, o^ne bag iDlt bto }e^t oon ben meiften folc^en Sloftpttien ben (Song ber (SnttDtdtlung unb bttt Stoifc^en^ mixt flber^oupt erfuinnt Rotten.

2>en SBIöttem unb Sfrflc^ten iier SIpfel:» unb SBimb&ume finb bie @c^otf^ unb SruficIobiumpUie gefä^tli«^. 2>ie SKonillafitank^eit x>tt^ bixht bie asifiten unb fungen Xriebe bet Sirfi^bäume, ber (Snomonia^» ptt} betoirbt bie Seuche unb ba» SlbfoUen i^rer fBläütt nHe au(^ ba» a3erberben t^rer grrüi^te. aierfc^iebene Sulturpflansen leiben unter bem WOtfßQU, unter i^nen befonber^ ber äZüeinftock; babei bilbet fi(^ ein n)e{ger, bttnner Hberjug auf braunmerbenben Srle&en ber iBIätter unb fungen SBeinbeeren« S(n leideren ftirbt baburc^ bie &aut ah, nod) tS)t bie Orruc^t bie gölfte i^rer normalen (ßröge erlangt ^at unb ^erreigt bei n^eiterer Studbe^nung be» Seerenfleifc^ee, fo ba^ bie SBeere abftirbt unb Derfauli 2>er n^eige Xlber^ug befte^t cai» bem eisten SKe^aupU} (Oidium tuckeri), beffen Sporen t)om Siegen unb 993inb auf benachbarte iBiätter unb Xrauben toeiter oerbreitet nierben, mo fie bei aior^anben^ fein Don Qreuc^tigkeit leicht keimen. Slegenreii^e 3a^re begttnftigen bie Sludbrettung biefer Srank^eit, bie feit 1845 t)on (Snglanb burd) Sfrankrei^i mu^ Sübeuropa, ber Sd^meii unb 2>eutf(^tanb n^anberte unb fe^r grogen Schaben anrii^tete. Sllan bekämpft bie Srank^eit erfolgrei«^ bur^i Sc^toefeln, b. ff. flberpubem ber SBeinftöcke mit Sc^toefelblumen, n^oburc^ ber-^il) getötet unb gefunbe ^flanjen ge^^ f(^ü^t toerben. 2>er falfd^e SHe^Itau bagegen n^irb von Peronospora viücola hervorgerufen. 2>er ^U} jeigt fu^ nur auf ber Unterfeite ber iBIätter ate toeiger 2rU8» n^S^renb auf ber Oberfeite runblic^ei braune Qrlecken entfte^en. 2>ie Srank^eit trat juerft in Slmerika auf, nmrbe ^erna«^ in gfrankrei«^ unb bann in anbem S&nbem (Europas beobai^tet unb ^at feitbem groge SSer^eerungen angerichtet Sie witb brndj fBt^ fpri^en ber Sieben 3ur 3^ ^^ Slebenbtfite unb 4—6 SBoi^en fpäter no(^ einmal mit 1—1,5 kg ^feroitriol unb 2—2,5 kg gelöfc^tem fialk in 100 Siter SBaffer erfolgreit^ bekämpft 2)er Pnfelfc^immel (Peni- cillium glaucum) oerbirbt ben Slloft, nieg^alb bie von i^m befaUenen, eine fc^muf^ige, ^eUgrflne bi0 gelblii^e Srärbung ^eigenben faulen ^Beeren t)or bem Settern ber Xrauben entfernt roerben muffen« 9lic^t ungünftig bagegen ift bie burd) Peziza funckeliana hervorgerufene (Ebelfäule ber Xrauben, inbem biefer Wi in ben SBeeren me^t Säure ato Sucker ver^e^rt toobur«^ ein ftärkerer SBein entfte^t 2)iefer ^il} ruft aber nur bei menigen Xraubenforten, beren aSukett er erzeugt foU|) gutartige

746 3Hc ($«i>^t t>n STu^pflanjm.

S!ec&nbeningen ^erooi, fo nomentltt^ brim KiesUng, belfen fBtOutt ex }n>at itx\tiü. bofdr aber ein onbere«, tiem S^etr^ S^f^ee eqeitgt mite aSeinhenner am W)^ behaupten, bog man eift tni ;3a^ 1822 gelernt ^obe, aus ebelfaulen Stauben ble feurigen, eblen SBetne be« St^ebu unb Sllofelgaues ju bereiten. 3" jenem ^ot)« n>at ber Sommer bem 3ßetn[toc& ougerorbentltc^ gflnftlg, \o bag ft^on gegen (£nbe September dne Aber^ettigung eintrat unb gelefen merben tnugte. 2>a

JBUb 80. iUfitz 9IIet)Uau bcs SBclnftDifc« (Oldlam tuckeii).

a ein vom Ißllge befallent» Ktbtnblatt, b tlnt oon ti)m gerftOitc Staube,

c bei ^tlg [tUiIl (Itaifc Dnai5{tcit)^

bann bie äBeinbouem nlc^ auf eine fo frtt^e (Ernte oorbetettet nmren, nmibe melft eine «faule Srü^e" gelefen, bie aber einen fo guten SlSrin lieferte, bog man blefe Sbelffiule fpftter KünftUt^ ^etbeifO^rte. SIuc^ ble tp^Qtop^t^orabronäEieit bei Sartoffeln, ble Blätter unb SnoUen blefer niii^ttgen 9Iu^flange gum Slb^etben bringt, tft Witte bes uoiigen 3o^r^unbert& aiu SlorbamerUia }u uns gekommen.

Sluger blefen bie gtftnen Xeile ber ^flanje angrelfenben fßi^ gibt es eine Sllenge anberer, bie ble SBurgeln befallen unb baburt^ bie ^flanje sum Ubfterben bringea Solche SBucgeltöter bebrot)en be» fonber» bie oerfc^iebenen in Sultur befinbUdien Seguminofen. 81ber

3H« IHnöc in Stuhpflansen.

747

xw^ mett me^x ols ttutc^ p^anjlii^e [tnb befonbers bie SUutjdit butd)

tlectf^e ^einbe bebro^t 3>iefe befteljen ebenfalto met[t aue minjigen

fieberaefm, ODijugsiorire aus bn tirO'

mitte bcr aPSürm«, Snufaen unb 3iu

fefiten. Untet tien le^teren, ble melft

}lentttd)e <Srfige aufmeifen, gibt »

mangle, bte ftd) nicE)t auf befttmmte

^S^jm beF<i)Tänken, fonbem fämt

tt^ien (SetD&dffen ft^äbttd) lonben ti6n>

nett ajaju gehören 5. JB. bie SHoU

bSfec, beim Samen al« Sngeiltnge

biet bts oiet, Ja in Oftpieugen fcgat

fünf 3°^ ^ Soben leben unb ^ier

ben äBiurjeln faft aUet ^ftanjen se==

fäfldic^ Unb, femer ble ft^molen, gelben

Sco^tmOnnex, bie Soroen bes @aat>

fdineltbäfns, bie bie SSurgeln befonbere

ber (Setreibearten, Sartoffeüt unb (Se»

mfifepflonsen gerfreflen, mie oud) bie

t>eif(^iebenen lErbraupen, auf bie mir

^er nit^t näb^r eintreten können.

UnenbUi^ oiel grfiger als bie 3<if|( biefec allgemeinen Si^dblinge ift bie> jenige foU^er tierifi^er ©t^äblinge, bie immer mir auf eine beftlmmte tn&^r^ pflanze angemief en finb unb i^i bun^ i^re groge Menge ebenfo arg jugufe^ oers mfigen mle bte oerfc^iebenen fpesieUen fironk^eitspUje. ^üx bie iSetreibearten finb bie Samen bes unfUierfe^barengeers ber SornkSfer, beren man jej}t |(^on fibec 10000 Strien unterf^eibet, bann ^liU unb anbere ^fliegen, femer SlafenfOge, Otterlei ^lalnuDefpm unb Stnergsiftaben gcfa^rUiii, für bie 3u&cr. unb (Jutter* tOben auger jo^Ireii^m ^nfetiten befonbers Stunbmfirmec (Sines ber gefO^ctt^iften SBOrmc^en biefer Unteren Slrt i^ neben bem SUtbenfili^en bas aoSetjenäldien, tDeli^es bos fogenannte (Sit^gmeiben unb ben ilrauUiranb be« SBdjen« ^emomiß unb baburt^ oft gemattigen Schoben

JBilbSl. SalI4Raiti)Itaub(0aBcin<

Potke ^eronoBpora vltlcoliO- a baoon befallene Staube mit ktontun beeren, b au» ein« Ut- tnungeSffnung bei Unterfette bte SSlattee tieiDoigemodifenc g^ftidte epoienttftgei bes ^üita, beren Sporen teUmetfc fi^on oom Winbt ntvotift iDurben.

748 SHe Seinbe ber Slu^pPünam.

- "^^ 1 r ■■ _ -

anrußtet SHef e finb fo ^d^Iebig, bog fle felbß noc^ 3i3Donsi0 uitb müfx üßfycm DdlUger ttustrocbmmg nac^ SJefeiui^ten toiebet aufidien. Vatua^ gema| tritt ber burc|| {ie ^erootgenifene SKnilbtonb in naffeit Saucen liSrher oto in trocfienen auf- 3um 6c^ii%e gegen fle mttffen oUe gic^ tifc^en fiömer be^ SZkiaene am beften bttrc^ SSerbrennen oemUtrtet tDerben unb barf jum Studfaen nur gefunbe«, in einer ^olbpro^entigen ^upferoitrioUöfung gebeizte« Saatgut t^enoenbet toerben.

2>ie ^efelber nierben burc^ bea @to(ftäI(^en, bie So^en, (Ecbfen unb anbere Seguminofen burc^ iBlattl&ufe, ber ^SUxf» burd^ einen <6Ian}fiafer [(^toer geft^äbigt 6e^r groß ift bie 3a^ ber Obflfeinbe im Xieneif^e. 2>ie Staupen geuHffer Schmetterlinge, nrte bie btB 3tofl< fpannere, bt» Sf^oiammfpinner^ uftp., jerftören bca Saub unb bomit auc^ ben (Ertrag ber Obftböume. asiflten unb SBlotter toerben ner^^ borben bur«^ ben Slpfelblfitenftei^er, bur«^ bie Saroen niederer 9ZS&^ ler, bie ba£( SDabigroerben unb boB SlbfoUen ber {Spfd unb Simen t)erurfa(^en, burd) bie Strfi^enfliege, bie bie SKaben in bm Sirfc^en er^ jeugt, unb bergleic^en kleine ^^fehten me^r. SHe iBIutlöufe \ixtb fflr bie Stpfelbaumft&mme uHe bie t^erfc^iebeften 6c^ilbläufe fOr anbere Obftbaumarten von ber grögten <Bef&||rIi(^fieit (Sin \ti)ttM\ditt (Begner ift bttn SBeinftocfi bie aus Sbnerifia eingefc^Ieppte, iuerfi im Zofycc 1863 in (Suropa bemerkte, feitbem aber in allen SBeingegenben tiet:' breitete Steblaus, bie von 1869 cot innerhalb ac^t 3^^^ in Srank:^ reid) allein ben britten Xeil bt» gefamten mit Sieben bepflanzten Slreate vttnld)tüt unb babur«^ btm Slationaloermdgen biefes Skmbes nac^ burcliaud nii^t übertriebener @c^fi^ung einen erfien @t^aben oon u)enigftend 13 SHilliarben grranken t^erurfac^te. 2>er feit i^rem Sluf:« treten in biefem Sanbe oerurfac^e (Befamtfi^aben roirb auf me^r ote 20 aHilliarben Ranken gefc^ft^ Shu^ ber Xraubemoi(!kler ift fite ben Siebbau eine groge &aUnn\t6t; benn ber fogenannte geu;« ober 6auer:> tpurm, bca Släupc^en biefes Schmetterlings, jerftört namentlich in feuchten Z^^^^ ^te asiiiten unb jarten fungen aSeeren ber Siebe.

(ßrogen Si^aben rerurfac^en auc^ ja^llofe SBlattköfer unb SBlott^ P^e. Unter ben erfteren ift befonbers ber in Slorbamerika ^eindfc^ Solorabo^fiartoffelkäfer berüchtigt, ber fic^ feit etma nierjig 3^ren über ba» ganje Sanb ausgebreitet ^at tmb oft einen Slusfall von 80 $ro« jent unb me^r ber ^^rtoffelemte bemirkte, }a manchenorts fo ja^lreic^ auftrat, bag bie burc^ i^n angerichteten aSertoüftungen bm SKenfü^^en smangen, ben Slnbau ber ^rtoffeln jettmeife gan} einjufiellen. %to1^ bmi er burc|| amerikanifct^e Saatkartoffeln nac|| (Suropa t)erfi!|)Ieppt

S>ie Sfetnbe ber 9Iu^pflan)en. 749

tDutbe, ^at er \idi glücblii^ertDeife bei un0 nid)t einbfirgem können, ba i^m offenbar ba» Slixna ^ier nic^t besagt

(g0 ift Döttig unmöglid), bem geneigten Sefer audj nur einen an^ nä^emben SSegriff von ber 3^^I ber tierifd)en 6(^maro^er ju geben, bie neben ben pftonitti^en Srank^eit0erregem unfere oerfc^iebenen fttilturpflansen bebro^en. (E0 genüge, ^ier ato Seifpiel mir bie iBoum^ tDoUftoube anjufü^ren, an ber bie praktlfc^en, für bie ®rkenntni0 ber @(^äblinge ber äulturpflanjen ftugerft üerbienten 9lorbamerikaner auger 30 t^erfc^iebenen ^ttgkrank^eiten nic^t n^eniger ote 470 Xier« arten gelegentli^ ober audfc^liepc^ fi^maro^en. Unter biefen beflnben ftc^ brei Schäbiger erften Stangen, nämli«^ bie iBournn^oUroupe, bie Sopfelroupe unb ber mesikanifdie fiapfelkäfer. Sie olle oerme^ren fic^ in fabelhafter 993etfe unb richten ba, mo fie auftreten, grogen Sd^aben an. SBebenkt man, bag eine einjige bie Släupt^en ^eroor^^ bringenbe Sllotte n^enigften^ 500 (Eier legt, bie fid) im Saufe eine^ Sommers in fünf Generationen ju unjä^lbaren SHillionen fortpflanjen, fo begreift man, bog ber SUenf«^ nöllig augerftanbe mftre, feine vtt^ fc^ebenen Sulturpflansen gegen i^re ia^Uofen 6(t)&biger in erfolg^ rei(^er SBeife ju fc^üfsen, mtnn nid)t feber ber le^teren toenigftens einen Spesialfeinb in ber nieberen Xiermelt bef&ge, ber i^m ba» Seben fauer mai^t 3^ 93tmbe mit biefen feinen grreunben unb Sunbes^ genoffen ffl^rt ber $en ber Schöpfung einen unausgefe^en Sompf gegen baa groge $eer ber Schüblinge unb bebient fi(^ babei ber Der» f(^iebenften Hilfsmittel, unter btnm ba» Spri^en mit ft^enben, giftigen Stoffen unb bie Srangkulturen in erfter Sinie fte^en. Unter ben le^te« ren oerfte^t man gemiffe smifc^en bm gauptkulturen gefegte $flan« jungen, bie fic^ früher entmick^n ato biefe unb bie nur jum 3^^<&^ angelegt loerben, um bie tierifi^en Sc^&blinge anjulocken unb bann mit , biefen jufammen t^ertilgt ju nierben. So htnuislt man beifpiete^ beife bei ber SBaimtmolle baju eine frü^reifenbe Süaisort, bie auf fc^nialen iBeeten itoifc^en bm aSaummoUfelbem angepflanst toirb.

(Snbli(^ toerben auc^ manche tierifc^e Si^maro^er bur«^ i^re natürlichen Sreinbe ju bekämpfen gefuc^t So urirb feit einigen Z<^f)tm ber fiapfelk&fer ber SBaummoUe in Slmerika burc^ eine rote Slmeife bekämpft, bie man in SKaffen jüi^tet unb auf bm SBaummoUfelbem anfiebeü Z^ neuefter 3^ ^at man auf ^^oa bie fogenamtte Sakao^ manje, bie bie Sakaob&ume oemic^tet unb bm (Ertrag ber betreffenben Plantagen auf Z(^W hinaus jerftört, in &||nli(^er SSeife unb mit gutem (Erfolg mit gilfe einer fc^toarjen Slmeife ju bekämpfen gefuc^t, bie fi(^

750 SHe Setnbe bet Slii%pflatiien.

al0 fßtaAdjIttdn fener Sc^moto^erin ootsfigHcti btmafyct ^at SHe SIefler Mefer ttmeife toerben in Siflen au0 8(e(^ gefagt unb in ben fiakao« bftumen oufge^ängL SSon ^et 0110 beginnen bie Slmeifen oteboUi i^ a3emi#ung0nierk iinb tdten rafc^ bie gefar^iteten SBan^en.

6e^r leiftung^f&^ige ftootlidfe ^nfebtenjuc^tinpute befi|en befon« bet0 bie SSereinigten Staaten t)on 9lorbamenfut Hntet i^en i|t boeferagc von @afiramento in Kalifornien bos behonntefte, bo» oUfö^rdtc^ gtoge fiiefeningen an ^ritKite beforgt ®o ^ot biefe« 3nfliti]t beifpietoineife im oetgangenen SEonat SlptU nai^ ben S^ttungeberii^ten 52 SDittionen 9Ilarienbftfet in <Benrt(^t von 1000 kg in befonberen (Eifenbo^nuKigen nac^ bm SKelonenfelbem von 3ntpecial SkiUeg in fiolifomien fpebiect, mo Ufnm bie Stufgabe iufäUt, SBIatti&ufe unb 3nfebten alter <lxt ju oertUgen^ bie bie SHelonenpflaniungen ner^eeren.

2>er befte @(^u% gegen bie Sc^äbQnge ift unb bleibt ober Me peinlich forgffiltige Pflege ber fiulturp^ansen imb ein tabeUo0 gefunbes Saatgut, fotoeit bie Skrme^rung bur«^ ttusfoen bts Samens beioerk« fteUigt uHrb. Stuc^ mttffen bei ber (Einführung oon Seggen nic^t nur ber Stamm unb bie 2^^t, fonbem vox altem auc^ bie SBuxsdn mit alten i^ren Slusläufem genau auf bte SlmDefen^eit üon S4tmaro%em unterfuc^t n^erben. g&tte man bie« getan, fo w&tt beifptetenieife aud^ bie in tlmerifia bei btn nid kräftigeren ein^eimifc^en Sieben nur geringen Sc^en onrii^tenbe Sleblaud nl(^t nac^ (Europa eingefc^Ieppt n)orben unb ^Stten bie gewaltigen äJedufte, bie ^ier bie Stebbou treibenben Sänber erleiben mugten, nermieben n^erben können.

!SHe toeitaue uHc^tigften (Seifen bt» SHenfi^en finb aber bie 93ögel, bie infolge ii^res beinc^e tmerfSttUc^en junget» -^ bie Srolge i^ree ftugerft rafd^en Stoffmec^feto unb i^rer majimaten Sdiem^ intenfitfit bie grögten Sreinbe ber meiften Sc^ftblinge unferer ^uli- pfUmjen finb. ioabtn mix mit ber einfeitigen Slnpftanjung toeiter (Gebiete mit benfelben 3U unferem Stufen gezogenen ^flan^enarten au^ bie Sc^öblinge berfelben in einer SBelfe, toie bie0 in ber freien Statur, xvo aber auc^ keine foh^e Stn^&ufung berfelben ^ftem^enort norkomml, fonbem flberatt gemifi^te SSeftfinbe nor^nben finb, unmöglich ift, f{(^ Derme^ren laffen, fo liegt in unferen eigenen 3ntereffe, auc^ bie 3oifi i^rer greinbe, ber 93ögel, mögOc^fi ju oerme^ren. Statt bag man bie0 tat unb biefen unferen grögten SBo^Itfitem burc^ 9!ogeIfdl)u^ magregeln unb SSleten non SUftgetegen^eiten au ungeftörtem Srflten bte SDögüc^keit einer (Ssiften} tmb ber ausgiebigften SSerme^rung oer« fc^affte, ^at man fie in ber graufamflen unb kur^fit^tigflen SBeife am

l)ie (^tnbe ber Slu^pftanaett 751

Slo^eit, au0 fieckerei unb SHobetor^eit verfolgt unb in ber unglaub^ tt(^ften SBeife bejimiert 2)amit ^ot fic^ bie Sulturmenfc^^eit leibet nur in^ eigene grietfc^ gefi^nitten. (Srft bcain, toenn fie bie0 eingefe^en ^ot unb banai^ ^onbeU, mirb biefer flbelftanb ft^ beffem tinb ftott 0rlu(^ Segen ^er^orge^en. 993enn ber SQenfcQ bur«^ feine Kultur bod <6IeiigeiDi# in ber Slotur geftört ^ot, fo ift feine obfolute Wic^t, biefe Störung nad) 8QögIi(^fteit niieber audjugleic^en. $at er bie ein^ feitige 93erbreitung ber Sulturpficmien bemirkt, fo mug er ouc^ oor allem bie gretnbe ber künfttti^ ^eroufgef c^rcmbten StdturpflanienDemid^ter fifinftUc^ ^erouffc^rcmben, b. ^ f o trtel er kann bie a3ögd Derme^ren. 2>ie£^ foll ni(^t nur bur«^ mögli(t)ft n^eitge^enben a3ogelf(^u^, fonbem Dor aUem auc^ bur«^ 2>arbieten wn kttnftlic^en Sliftgelegen^eiten jum ungeftSrten iBrflten gefi^e^en. Wo» mit in unferen Sulturlänbereien nötig ^aben, bas finb ba^tDifi^en errii^tete bomige lySTiftge^öIse", bmä) bie bca Slaub^eug unb ^ugleid^ ba£( grögte Staubtier, ber unktiltioierte SHenf«^, am beunruhigen ber brfltenben SBo^tt&ter unb bem 9lu0^ nehmen i^rer 9lefter t^er^inbert n^erben.

flberaU, too \ol^t» bi^^er gefc^e^en ift, ^at bie reic^ften grrüc^te getragen unb ber Sanb« unb Srorftmirtfdiaft ben grögten Wtaijm ge^ brai^t 2>afttr fei nur ein aSeifpiel unter trtelen angeführt @o fi^reibt ber oerbiente beutfc^e SSorkömpfer bt» a3ogelf(^u^£(, Qrrei^ea fS. von a3er(epfc||: ,,9U0 im ^rrfi^a^r 1905 ber gefamte, meiere Quabrat^ meilen groge, füblic^ von (Eifenac^ gelegene gainii^n^alb gänjlic^ oom (Sic^entDickler (Tortrix viridana) ka^Igefreffen max, blieb mein 993alb, ber burc^ über 2000 bafelbft aufgehängte 9liftk&fien einen reichen SKeifenbeftanb auftoeift, t^öUig bavon t^erfi^ont (St ^b fidl) von ben umliegenben SBalbungen tatfSil^Iic^ toie eine grilne Oafe ab. (Srft etoa einen falben Kilometer }enfeit0 ber (Srenje machten fid^ bie erften Spuren bes 2rrage0 bemerkbar, nad) toeiterem falben Kilometer toar er aber bereite in DoUem Umfange eingetreten« C^n beutli(^e0 S^c^en, toie n^eit bie SKeifen unb Genoffen tDfi^renb bt» SBintert^, überhaupt auger^alb ber SBrut}eit, geftrii^en n^aren." <6Iei(^e Seobad^tungen bei ben 93enDüftungen ber 9laupe bedfelben Sd^metterlinge nmrben auc^ in grog^erioglic^ ^effifi^en [Jrorften gemacht, in benen ebenfalto ber 93ogeIf(^ti% feit einher 3^ betrieben nHrb.

Stber nic^t nur t)on Infekten, bie unferen Kulturen fc^äblic^ finb unb fie jugrunbe rillten, aui^ von folt^en, bie uns felbft t&ftig fallen, befreien uns bie 93ögeL UngejS^tte WHo^tn von Stubenfliegen, bie SSerbreiter oerfi^iebener menfc^lii^er iSrank^eiten, fangen bie Sc^nialben

752 SHc Sfeinbe brr 9bitnifUtit}cti.

ab, bie unttmäbtid) gerabe i^re j^oiiptbtuifiötten, bte 6täUe und 2)flnget^aufen, imä) i^nen obliegen. Sie bQimieren auc^ bie läptgen @te(^mflcfien, in Sübbeutfc^bmb Sc^nofien genannt, mie bie im SBofTec lebenben ober barin, vcAt bie (Enten, \fyct Slo^ning fu^ienben Siece i^er Srut nai^fleUen unb tin0 fo nfl^en.

SBelc^en Stufen bäfpietetoeife bie necfii^enen SBilbp^ner t^ren 6tanbotten enoeifen, ba% können mir cqib Seoboc^timgen non i^rren ge}fi^mten StonDonbten, ben ^^aus^fl^nem, fc^ttegen. 60 nmrben in einem ä5erfu(^e wn ^rofeffor (Ecfcfitein ($romet^eii0, 1908) gfl^ner in einen vmt Siefemfpanner (Bupalus piniarius) befallenen SSalb getrie^ bm, bam\t fie bie unter bem SEoos auf htm SBoben fibennintemben puppen aufftögen. 2>a jeigte ]idi, bo^ }ebe0 iovifyx t&gfUfy etnxi 4500 puppen biefe0 fc^Ummen Ororftfc^äbling? oerje^rte, unb bie 9lad)^ fuc^e ergab, baJ^ auf bem (ßeoiertmeter, ber nor^er 25 140 puppen entgolten ^atte, na«^ bem Slbfuc^en bur«^ bie ^fi^ner nur noc^ 2—3 biefer fi^äbttc^en Sc^metterling^^puppen t^or^onben maxen.

6e^r grog ift aadi ber 9lti%en ber mfiufefreffenben 93ögel, vor allem be« Xurmfalken, ber t^erfc^iebenen iBuffarbe unb (Eulen, bie fic^, xxAt oudgebe^nte Unterfui^ungen bed SEagenin^atte^ gefc^offener Xiere bemiefen, ju 90 ^rojent t)on biefen ben iSomfrüc^ten imb ^Ireii!|)en axtbttn Sulturpflan^en bt» SHenfi^en fo flberau^ fc^fibüc^en Slagem emfi^ren. Z^^<^ f^U^ ^^^ ^4^ ^ bieder non febem SHenfc^en ber Studfpruc^ be^erjigt toerben:

„SHe Xiere \dfSHsfn

geigt, btm SKenfc^en ntt^enl''

6o(|regtfter.

Abies 668, 661. Acanthus mollis 509. Acer 634, 707. Aconitum napeUus 290,

503. Aesculus 626. Agathis australis 197. Agave rigida 56. 733. m[)om 634, 707. muaale (falfcfte) 595, 717. (©untml) 320. mkelei 503. mianttDursel 284. mikanna 122. mioe 236, 341. fttlraun 278. mmarpUid 486. tUmbra 199, 259. SKlntpelopfi0 610. Anchusa tinctoria 123. Anemone 504. mralte 612. Arbutus unedo 622. Areca catechu 144, 374. Arnika 286.

Artemisia absiuthium 296. mroc 571, 669. 4lr5te (äg^ptift^e) 268. Asa foetida 326. tU£(p^obelU0 481. Slftattc 577. mrter 533. ^urtkel 524. ^saleen 552.

Salbrian 285. SBalfam 231, 829.

SBalfamine 540. 83ambu0 85. fiSdrenklau 509. SBaft 66.

SBattikfarberei 117. SBaumtDoUe 93. S3aumtx)oUfpinnerei 101. SBbelltum 230, 329. SBegonie 527. iSellabonna 289. BeUis perennis 538. iBen5ogi)ard 334 »emitrtn 199. SBernfteintack 204. fiSibetgetl 259. SBilfenktaut 288. »Itfee 700.

a31aui)Ol3baum 127, 722. SBlumenktänse 430. SBlumensiDtebeln 480. Boehmeria tenaclssima

64. Bohnenkraut 545. fBoxtt\d^ 528. fSxad)t 4. SBranbpilg 743. aSrafUioIs 127, 722. fi3re4inug 361. SBrenneffet 65. S3rombeete 640. a3u4ie 589, 690. SBucb» (Buxus) 607.

Caesalpina echinata 127,

722. Caiceolaria 557. ber tlutpflanscfi. II.

(iamtllit 554. Campanula 516. (S^ampef^e^ols 127, 722, Gananga odorata 258. (Skinna 493. Gannabis sativa 62. Garludovica palmata 73. Garthamus tinctorius 139. Garum 735. Gascara sagrada 303. Gastilloa elastica 180. (Scber 671. Gedrela odorata 679. Geiba pentandra 67. Gereus 729. Ghamaecyparis 581. Ghelidonium 272. C^inartnbe 351. (S^^romgerberei 154. <!^i)r9fantbemum 535. Ciftrofen 623. (S;iemati0 610. (S:o4eniUe 126. (ToIombotDurael 347. Colorabokäfer 749. C^oIoraboUUe 739. (S^onburango 351. Gonvolvulus 527. Gorchorus capsularis 63. Goriaria myrtülora 148. Grocus sativus 138. vemus 492. duxaxt 362. (S^urcuma 137. (S^ctamen 525. Gyperus papyrus 74.

48

754

&aöftt%ifttt.

<!:9prerTe 575, 674. (S^ppripebtum 495. Cytisas laburnum etc. 596.

So^tie 531. 2)ammat^aT3 192. Satura 288, 555. S>eT et fBaixi 221. Dianthus 517. !Di0itati0 289, 542. SHDtbtoi 147. Dracaena draco 143. S>rcu4enblut 143. 2)TeifelbenDlTtf4aft 3. S>ro0en 282.

Cbenl^ols 718. (Efeu 612. (Eibe 585. (Eibenq^pteffe 574. <Eibif4 285, 514. (EUbe 679. (^entinbe 149. Stfenl^ola 721, 738. (Etfen^t 290, 503. Elaeagnus 592. <Elemtt)aT5 191. 233. (SngeltDurs 291. (Snatan 290. (Erbbeere 642. (Erika 551. (Erle 590, 696. (E[4e 636, 709. (Efparfette 24. (Efpattogra0 59, 83. (Eukal9ptU0 742. (Euphorbium 324. (Et)on9mu0 609.

Fagus 589, 69a Sdrberbtrtel 139. Säcberet 114. Sarberei^e 136. Sr&rbero4feti3un0e 123. Srammurset 291. Si^te 659.

Flcus elasüca 178. Sfingerl^ut 289. 2rimt0 193. 2r(a40 33. Sflieber 637. Sö^re 665. Frazinus 636, 709. FritUlaria 470. 9u«ne 566.

fiaU&pfet 151, 156. (&aUu0ttnten 158. (ftattenkunft 381. (SetltDurj 295. (fteibblatt 599. (Belbl^ols 723. (Belbwursel 137. Gelsemium 348. (Beorgtne 531. (Berberet 153. (Be^neroseen 509. (Bingko 587. (Blabiolen 491. (Blebitf^ta 593. (BloAenblume 516. (Bt^cine 598. Glycyrrhiza glabra 317. (Bolbtack 506. (Bolbregen 596. Gossypium barbadense

94. (Brabf4mu(k 579. (Buafak^oli 33a Gummi arabicum 320. (Bummtgutt 136, 316. (Buttoper^a 181.

HaematoxyloQ cam-

pecfaianum 127. golfa 59, 83. ganf 52.

gafelftrau« 277, 590. j^atMepfut 221. $au0tDur5 523. genna 123. Serbfi^eittore 287. Hevea brasiliensis 167.

$ibi0CU£( 285, 514. golakol^te 659. goliteer 372, 657. gonigUee 25. gortenfie 550. $9a5in^Kn 473. $9bribiration 442. Hydrastia 349. Hypericum peiforatnm 274.

3utapemour5et 309. Soemin 549, 593, 600. 3m|^otep 263. Srnmergrfln 549. 3nbigo 128, 130. 3nbi0O, kilnilU^er 133. 3ot)anni0beeren 601, 643. 3o^anni0iiraut 274. 3pecacuanba 344. 3ribeen 48a

Isatis tinctoria 113, 128. 3uba0baum 593. 3un9femrebe 610. 3uniperu0 583, 679. 3ute 63.

flakteen 563, 728. fialabarbo^ne 364. ftamille 290, 539. Sampfer 237. ftopok 67. ftopudinerkreffe 559. ftaftante 696. aate<^ 144, 335. «attun 107. ftaugutnmi 184. ftaurtkopal 197. fiavit^äfvA 162. fierme^eid^e 125. Kickzia elastica 175. ftiefer 571, 665. ftino 33a Siltt 27.

Knabenkraut 276. ftoka 366. ftoko0nuBfafer 71.

@a^tQi\ttx.

755

fiönigefietde 544. SopaiDbalfam 882. ftopalUtck 194 fiocitei4e 688. fiontblume 587. fitftnse 488. Slrapp 120. Slrotondl 816. ftubebenpfeffer 888. ftüt)n, 3ultu0 8. Suffo 878.

Sacke, {apanif^e 208. Larix 572, 670. Lathyros 28. Lauras 602. Sebensbaum 581. Seberfabtikatton 158. Setn 82. Levisticum 545. Seukofen 505. Sitte 469. Sinbe 682, 712. Linum 32. Lonicera 599. Sotbeer 602. Sotoeblume 425. Supine 21. Suaeme 18.

Lyceum europaeum 593. Lychnis 520.

SKagnotte 618. ^a^agoni 723. 9nal9l9dt4en 481. ^aloen 518. ^Eanbrafiota 279. fOdanfiabeira 171. 9EangroDen 149. ManüaJ^anf 54. SEaflis 190, 628. SSaulbeerbaum 717. fOtaurebom 485. fOtebicago 18. SUe^ltau 746. aUekkobaUam 280, 829. 9n:eIUotU0 25.

mtli^t 298, 545. SEelone 740. SSesquite 787. Mimosa pudica 595. 9Et|tel 277, 649. mot^n 299, 505. Wo\^blU3 259. Musa textiUs 54. Snutterbont 294. m^n^ 211, 827. SSpcte 605.

Wia^tktxit 557.

na^tuiole 505.

9label^öl5er 657.

9larbe 261.

9laT)trre 486.

9lelke 517.

Nelumbium speciosum

426. 9lefTeltu4 65. 9lieBtDUT3 287. 9lubbaum 695. ^lugficbte 786. Nsrmphaea lotus 425.

DIeanber 620. Opium 299. Dpopanai; 825. Dpuntie 729. Or^ibeen 494. Dttfi ttlb. 10. Oxalis tuberosa 518.

Paeonia 502. Palaquium gutta 181. Vanamopalme 78. Papaver somniferum 299. $apierfabrikatton 80. poppet 591, 698. $ap9ru0 74. $atabie0 887. ^kitfflmfabtikation 248. $a|TifIocen 561. $atr4uU 257. fßawlOTiia 620. Pelargonien 511.

$emambukt)0t5 127, 722. $etubalfam 880. Petunie 558. Vfeffetmtnae 292. ^friemengra« 58. Pluiseolus 560. $t|los 562.

Phormium tenaz 488. ^taffaue 69. Picea 569, 659. ^il^e 743. Pinus 571, 665. Pistacia lentiscus 190, 623.

therebinthus 189, 624. Platane 628, 707. $obopt)9Uin 841. Populus 591, 699. Portulak 522. Primula 528. Prosopis 786.

Prunus 614. $unt 220. fßurpur 114, 185.

Quaffial^ols 340. £luebta4o 395. Quenbel 239. £luercu0aTten 681. Quercus coccifera 125.

Ünctoria 136. Quillaia360.

9lamle 64. fRap^iapatme 70. fRatan^iawurset 886. Haute 278. nenntlerfle^te 298. KtUt>a 510 Sl^abarber 805, 516. Rhamnus 608. Rheum officinale 805.

undulatum 516. n^obobenbron 552. Rlius 617.

«ibes 602, 644. fRtalnu^Sl 803. 48*

756

^^IJHfifffljWyy,

ftobinia 6H 717. fl5^enlia|rU 815. «0(01444. fio\ttiio\ilbaum 722. ftofendl 252, 452. Aoffmactn 298, 546. «ogliaflanU 625. floflpila 744. notattg 89. «otl^ola 127, 722. Rabia tinetomm 120. RubuB 641. 9lunen 27a Ruscus aculeatus 485. Ruta graveolens 511.

SabobiU 375. 6abaei 219, 231. ©afron 138. al0 Sierblume 492. 6000, tDilber 733. 6albei 542. Salben 241. @alepknoUe 295. Salix 699. @alomo 224, 274. Galomonefiegel 275. Sambucus 600, 640. 6aitbatak 193. @anbarakc9preffe 674. 6anbel^oIa 236. ©anbel^olaöl 334. @aponaria 521. ©arfopartUtDursel 337. Sauerklee 513. 6caminonium 340. ScI^eUack 205. e^ellkraut 272. S^minkt 160. Sc^neegldckCben 485.

6i!bicnibtiibo^iie 796. 64iO€ttlUie 488. 6ciUa 476.

Seeale eorantam 294. 6ecgra« 60. 6eetofe 425. ScibenbaummoUe 67. 6cifeitliraut 521. SeneganniT^el 360. 6enf 376. 6cnne0blfttter 318. S^tp^tthit 592. SiegouT} 276. @imarubactnbe 360. etfolfianf 56. Smilax aspera 484. @otol 734. @prin0wur5 274. ete^apfel 288, 555. @tec|)winbe 484. etiefmüttercl^en 508. 6trop^antU0 363. Stc^ö^nin 361. Styraz 234, 334. Sumad^ 148, 617. Sumotrakampfet 237. @umpfc9prefTe 678. eimoli 317.

Samarinbe 314. Xamaridke 639. Xan0^inpflan}e 364. Sannen 569, 654. Xaurenbgulbenkraut 296. Xoi^e 585. Tectona grandis 726. Serpentin 187, 371, 657. Seufetobreck 326. X^aer, 911br. 6. S^eriak 261, 302.

Xffuia 58L ZXjfi^ittdtai 298. Xiek^ols 728. XoUkirfcte 289. Xobfbaifom 381. Zonkabo^ 208. Xrobe^canlicn 483. XrogantguiBiiil 819. SioUbluine 502. Zropaeolum 569. Xoberofe 481. Xulpe 471. Sulpenbaum 613. Xürkenbunb 470.

lUme 633, 716.

SanUIin 260. S3eUiben 506. X^erboftcum 544. S3erbenen 547. X^eronica 545. S^erfaiUes 413. Viola odorata 506.

8Bac|)0lber 278, 583, 679. SBaib 113, 128. SSaibbau 656. SSeibe 699.

SBeibrau4 210, 214, 327. SBennut 296. aüiefenkultur 14. aüiejenplatterbfe 23. SBo^Igerflcl^e 240. SBurmramen 292.

Slonfi'Slang 258. Yucca gloriosa 488.

I Zinnia 537.

DFG 241921