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P^ntersitg of Toronto

The Department of Oriental

Languages for use in the Oriental

Seminar

HANDBOUND AT THE

IJNIVERSITY OF TORONTO PRESS

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KURZER HAND-COMMENTAR

ZUM

ALTEN TESTAMENT

IN VERBINDUNG

I. BENZINGER, A. BERTHOLET, K. BUDDE, B. DUHM, E HOLZINGER, G. WILDEBOER

HERAUSGEGEBEN

D. KARL MARTI

ORB. PROFESSOR DER THEOLOGIE AN DER UNIVERSITÄT BERN.

ABTEILUNG XVI:

DAS BUCH HIOB.

FREIBURG LB.

LEIPZIG UND TÜBINGEN

VERLAG VON J. C. B. MOHR (PAUL SIEBECK).

1897.

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DAS BUCH HIOB

ERKLAET

VON

StcN BY Pf^ESi.lVATION

DATE. AUG2 4 1987

D. BERNII. DUHM

ORP. PROFESSOR DER THEOLOGIE IN BASEL.

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FREIBURG I. B

LEIPZIG DND TÜBINGEN

VERLAG VOX J. C. B. JI 11 II K (.PAUL SXEBECK)

1897.

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Druck von W. Drugulin in Leipzig.

Inhalt V Inhalt

INHALT.

Einleitung.

Seite I. Das Volksbuch: 1. sein Umfang und Inhalt; 2. sein Verfasser und 3. sein

Alter Vn. VllI

II. Der Dichter des Hiob: 4. Lebzeit des Dichters; 5. Heimat; 6. Persönlichkeit dos Dichters; 7 u. H.Thema der Dichtung und ihre Antwort auf die Doppel- frage vm-xi

III. Die Elihureden und Verwandtes: 9. Zweck der Elihureden ; 10. Unechtheit derselben; 11. Einsätze verwandter Art XI. XU

IV. Sonstige Einsätze: 1:^. Parallele Dichtungen; 13. Gedichte in Tristichenform ; 14. kleinere Gedichte, Bruchstücke, Glossen, Umstellung u. Textbeschä-

digrung XII. XIII

V. Litteratur XETI

VI. Tabellarische Übersicht über die Zusammensetzung des Buches Hiob . . XTV

Erklärung.

Cap. 1 und 2. Die Erzählung des Volksbuches von Hiobs Glück und Unglück 1—16

Cap. 3 1—42 6. Das Gedicht von Hiob 16— 2<J4

Cap. 3. Hiobs Klage l*j 24

Cap. 4 14. Erstes Streitgespräch . . 24 79

Cap. 4 5. Rede des Eliphas 24—35

Cap. 6 7. Hiobs Antwort 35 16

Cap. 8. Rede Bildads 46—50

Cap. 9 10. Hiobs Antwort 50—61

Cap. 11. Rede Zophars 61—65

Cap. 12—14. Hiobs Antwort 65—79

Cap. 15 21. Zweites Streitgespräch 80 114

Cap. 15. Zweite Rede des Eliphas 8<i— 86

Cap. 16 17. Hiobs Antwort 86—93

Cap. 18. Zweite Rede Bildads 93—97

Cap. 19. Hiobs Antwort 97—104

Cap. 20. Zweite Rede Zophars 105—109

Cap. 21. Hiobs Antwort 109—114

Cap. 22—31. Drittes Streitgespräch 114—152

Cap. 22. Dritte Rede des Eliphas 114—1 18

Cap. 23 24. Hiobs Antwort 118—127

Cap. 25 26. Dritte Rede Bildads 127—131

InhaU ___Z'^ ^-^

Seite

Cap. 27. Bruchstücke aus der Antwort Hiobs und der dritten Rede Zophars 131—134

Cap. 28. Gedicht über den Wohnsitz der Weisheit 134—137

Cap. 29—31. Hiobs Antwort 138—152

Cap. 32-87. Die Elihureden 152—180

Cap. 38 1—42 6. Die Gottesreden 180—201

Cap. 40 3-5 42 2-6. Hiobs Antwort auf Jahwes Rede 201—204

Cap! 42 7-17. Die Erzählung des Volksbuches von Hiobs glücklichem Ausgang 204^206

"' 207 21'^

Sachregister

Einleitung 1 1 vn Einleitung 1 2

Einleituno;.

I. Das Volksbuch.

1. Die alte Gruudlage des Buches Hiob bildet ein Volksbuch, von dem uns noch der Eingang Cap. 1 ii. 2 und der Schluss Cap. 42 7-17 (und etwa noch Cap. 38 l) er- halten sind, während die Unterredungen zwischen Hiob und seinen drei Freunden sowie Jahwes Rede an Hiob, die es nach (Jap. 42 7 einst enthielt, dem grossen Einsatz eines jüngeren Dichters haben weichen müssen. Das Buch erzählte in epischer Prosa, die nur ab und an, in Reden von mehr gnoraischem Charakter, in poetische Form überging, die alte aus Edom stammende Sage von dem gerechten Hiob, seinem Glück, seinem Unglück und seiner Wiederherstellung. Es war eine moralische Geschichte, die zweierlei lehren wollte : erstens, dass auch ein tadellos frommer Mensch trotz peinlichster Vorsicht ins Unglück geraten könne, wenn es nämlich dem Saüin gelinge, die Echtheit seiner Frömmigkeit vor Gott in Zweifel zu ziehen und sich die Erlaub- nis auszuwirken, sie durch das Unglück auf die Probe zu stellen, und zweitens, dass, wenn man in einem solchen Fall sich Gottes "Willen unbedingt und geduldig unter- werfe, Gott seinen Knecht ehrenvoll wiederherstelle und x'eichlich entschädige. An der Verzweiflung des Weibes Hiobs und an den Reden der drei Freunde, über die wir nur durch Jahwes Urteil Cap. 42 7 f. etwas erfahren, wurde veranschaulicht, wie leicht man in einem solchen Fall verkehrte Wege einschlagen könne.

2. Dass das Volksbuch nicht von dem Dichter der Reden Cap. 3 l 42 6 verfasst ist, geht aus folgendem hervor: 1. Das Volksbuch legt ähnlich dem ältesten Erzähler im l'entateuch, dem Jahwisten, ganz unbefangen dem Hiob den Xamen Jahwe in den Mund, während der (jüngere) Dichter dies nie thut, sondern stets dessen eingedenk bleibt, dass Hiob und seine Freunde als Edomiter und Araber diesen Gottesnamen nicht kennen. 2. Im Volksbuch ist das Misstrauen des Satans die Ursache der grau- samen Prüfung Hiobs, beim Dichter wird für eine solche Mittelursache kein Raum gelassen. 3. Im Volksbuch unterwirft sich Hiob den Unglücksschlägen mit Geduld und Weisheit und empfängt am Schluss (Cap. 42 7 8) die Anerkennung, dass er korrekt über Gott geredet habe; beim Dichter ist Hiob nach eigenem Geständnis nichts weniger als geduldig, schleudei-t die scliärfsten Invektiven gegen Gott und unterzieht das göttliche Weltregiment einer schneidenden Kritik, giebt endlich auch selbst zu, nicht korrekt über Gott geredet zu haben (Cap. 42 6). 4. Im Volksbuch ist Jahwe über die Reden der Freimde so erzürnt, dass er ihnen an den Leib will, wenn nicht

Einleitung 1 2 vm Einleitung II 4

Hiob für sie bittet ; der Dichter macht die drei Freunde zwar zu Vertretern einer un- zuläDglicheu Tlieologie, lässt sie aber als fromme Männer reden, die in der Haupt- sache dieselbe Weisheit und geduldige Unterwerfung empfehlen, die dem Hiob des Volksbuches Gottes Lob und Lohn einträgt : dieser Punkt schliesst allein schon die Möf^lichkeit aus, dass der Autor des Volksbuches und der Dichter ein und dieselbe Person sind. 5. Das Volksbuch sieht das Unglück des Frommen nur als ungewöhn- liche Ausnahme an, die durch eine Gelegenheitsursache entsteht und später wieder der Hecfel weicht ; der Dichter sieht das menschliche Leben überhaupt als einen Frohn- dienst an, findet keinen Zusammenhang zwischen Frömmigkeit und Glück und lässt nicht einmal die Freunde, deren Standpunkt sich sonst dem des Volksbuches mehr nähert, die Ansicht vertreten, dass das Unglück eines Frommen nur eine Erprobung seiner Frömmigkeit sei. 6. Für den Autor des Volksbuches besteht die Eeligion in der Gottesfurcht, vor allem in der ängstlichen Scheu, Gottes Missfallen durch un- ziemliches Reden zu erregen; der Dichter macht den uralten, ehrwürdigen Eliphas zum Repräsentanten dieser Richtung, er selber verficht in den Reden Hiobs die sittliche Selbständigkeit des Menschen gegenüber seinem Schöpfer und sieht in Gott, der frei- lich seine unendliche Überlegenheit über den Menschen darthut, den Bundesgenossen eines guten Gewissens und den Freund des Frommen; zu der Zeit, wo das Volksbuch entstand, war man noch in naivster Fühlung mit der übersinnlichen Welt, dem Dichter droht Gott zu entschwinden und ist sein Walten nur in der Natur, nicht im Menschen- leben erkennbar. 7. Der Autor des Volksbuches hütet sich entsprechend seiner Religionsauffassung ängstlich vor anstössigen Ausdrücken und setzt ehrbare Um- schreibungen an ihre Stelle {'^'yn, n^SP, nb^i Cap. 42 8), während der Dichter kein Blatt vor den Mund nimmt. Weitere Gründe für die Notwendigkeit, beide Schrift- steller auseinander zu halten, ergeben sich, wenn man

3. Das Alter des Volksbuches ins Auge fasst. Es ist geschrieben zu einer Zeit, wo noch nicht die AVirksamkeit der grossen Propheten und das Unglück Israels und Judas die geistige und besonders die ..religiöse Physiognomie des Volkes ver- ändert hatte, wo man noch Opfer für wirksam hielt, die technischen Sündopfer der Thora aber noch nicht kannte, wo man noch nicht wusste, dass nur an Einem Orte auf Erden und von gottgewählten Priestern Jahwe Opfer dargebracht werden können, wo die Sabäer noch nicht das betriebsame Handelsvolk und die Chaldäer noch nicht die Grossmacht waren, die sie durch die Einnahme Babels wurden, wo man noch edomitische Sagen in aller Unbefangenheit mit der Jahwereligion in Verbindung setzen konnte. Werden wir damit in die vordeuteronomische Zeit verwiesen, so dürfen wir aus der Anspielung Hesekiels (Hes 14 14 tf.) auf Cap. 42 7 0". schliessen, dass das Buch zur Zeit dieses Propheten schon allbekannt war.

II. Der Dichter des Hiob.

4. Dagegen lebt der Dichter der Reden, die mit Ausnahme der nachher zu nennenden jüngeren Einsätze Cap. 3 1 42 6 umfassen, in einer Zeit, die auf die Welt- kriege der Assyrer, Chaldäer und Perser und auf die Katastrophe der eigenen Nation zurückblickt (s. S. 69 f.) und in der, wie es scheint, Palästina unter dem persischen Szepter steht (S. 54 f.). Er lehnt sich in Cap. 3 3 0". an Jer 20 14 ff. an und

Einleitung II 5 IX Einleitung II 7

erinnert in seiner Verherrlichung der Grösse Gottes in der Natur vielfach an Deutero- jesaia. Indessen steht er noch in einiger Fühlung mit jener Zeit, als „die Fremden noch nicht im Lande waren" (S. 83); auch hat die erwachte Neugierde für die Welt- physik es noch nicht zu grossen Resultaten gebracht. Wo sich Berührungen zwischen ihm und dem seit Esra auftauchenden Priestercodex zeigen , scheint der letztere von ihm abhängig zu sein, hat jedenfalls viel fortgeschrittenere Vorstellungen von der Welt- schöi)fung als der Dichter (s. zu Cap. 38 4 0".). Man wird also wohl nicht all/u weit fehlgehen, wenn mau die Lebzeit des Dichters etwa in die erste Hälfte des 5. Jahr- hunderts setzt.

5. Er scheint in einem Lande wie Palästina gelebt (S. 68 113), zu den be- scheideneren bürgerlichen Kreisen gehört (S.91), auch hart ums Brot gearbeitet (S.41) und die allgemeine Unsicherheit persönlich empfunden zu haben (S. 65); dass er mit Ägypten gut bekannt ist (z. B. >S. 21 48 55), mag darauf schliessen lassen, dass er, vielleicht Handels wegen, viel gewandert war (S. 112), wie er denn auch mit dem Leben der Karawanenleute vertraut ist (S. 38). Selbstverständlich war er ein Mann in reiferem Alter, als er seine ernste, jeder Schwärmerei und jedem Autoritätsglauben abholde Dichtung verfasste.

6. Er hat seine Dichtung mit seinim Herzblut geschrieben und gewiss zunächst mehr für sich als für das grosse Publikum. Seine eigenen Gefühle, Zweifel, Forde- rungen, Hoffnungen legte er dem Hiob in den Mund, nur dass die Gottesrede die letzten Aufschlüsse und den letzten Trost erteilen muss. Die drei Freunde haben die Anschauungen seiner und der frülieren Zeit zu vertreten, die den Dichter nicht be- friedigten; in ihren Reden kommt vor allen Dingen die deuteronomische Vergeltungs- lehre mit ihren ^[odifikutionen zur Sprache, nur von den hochgespannten eschatolo- gischen Erwartungen seiner Zeit sagt der Dichter kein Wort. Als poetische Form wählte^er das einfachste Metrum der hebräischen Prosodie, die Strophe von vier Stichen zu je drei Hebungen. Seine Poesie liat nicht die sachliche Wucht der Sprache des Arnos, nicht die majestätische Gewalt der Rede Jesaias, nicht die geistsprühende Beweglichkeit der Vierzeiler Hoseas, nicht die seelische Anmut der Lyrik Jeremias, nicht das schwärmerische Pathos eines Deuterojesaia; sie lässt sich, wie es der nach- klassischen Zeit und wohl auch dem höheren Alter des Dichters entspricht, von Längen und beschwerlichem Wortreichtum nicht überall freisprechen; aber sie reflek- tiert den kühnen Geist, die dramatische Energie, die schöpferische Phantasie eines grossen Dichters und findet zur rechten Zeit den erschütterndsten Ausdruck für das gewaltige Ringen eines Geistes, der sich in der Welt ganz allein weiss und um das höchste Gut des Menschen, den Glauben an eine Gerechtigkeit in der Welt, fast ver- gebens kämpft.

7. Seine Zeit nötigte ihn, das Thema vom Unglück ganz anders anzufassen, als das alte Volksbuch es that. Für ihn ist das Unglück des Frommen nicht mehr ein merkwürdiger Ausnahmsfall, seine ganze Zeit ist voll von Unglück, und die Besten tritl't es am meisten. Es ist das Hauptproblem der Zeit, die Lebensfrage seines Volkes geworden. Für die Masse der Frommen wuchs mit dem Druck des Unglücksgefühls die Bedeutung des Begriffs der Sünde, denn nur durch diese wusste man das Unglück zu erklären ; für die Sünde des Gottlosen war es die Strafe, für die Sünde des Frommen teils eine Abtragung früherer Verschuldungen, teils das göttliche Zuchtmittel, das

Einleitung II 7 X Einleitung II 8

Besserung und damit das Glück herbeiführen sollte. Gegen diese übermässige und oft mechanische Anwendung des Begriffs der Sünde als eines für alles ausreichenden Faktors in der Lebensrechnung lehnt sich nun der Dichter auf, und der weitaus grösste Teil der Reden Hiobs ist mit Protesten gegen diese Doktrin und mit Nach- weisen ihrer Unzulänglichkeit angefüllt. Des Dichters Hiob will nicht zugeben, dass die Sünde die Ursache seines Elendes sei ; sollte sie es dennoch sein, so würden sich daraus die allerschlimmsten Schlüsse für das Wesen Gottes ergeben, weil Hiob nicht absichtlich gesündigt hat. Er will mit Gott um sein Recht kämjifen und gewinnt endlich die Überzeugung, dass Gott auf seiner Seite stehe und, wenn nötig, nach HipbsJTode für dessen Unschuld eintreten werde. Schon wegen dieser Bekämpfung der Sündendoktrin nimmt diese Dichtung eine höchst merkwürdige, aber auch isolierte Stellung in der Religionsgeschichte eiu.

8. Konnte der Dichter diesen Kampf gegen die Sündentheorie, in dem er das sittliche Rechtsbewusstsein, das gute Gewissen und die innere Überzeugung von Gottes Güte zur festen Basis hatte, siegreich durchführen, so brachte der Sieg selber ein anderes Problem mit sich, das viel schwerer zu bewältigen war. Denn ist das Un- glück nicht (oder Avenigstens nicht ausschliesslich) die Folge der menschlichen Sünde, so ist es ein Übel und für den, der alles in der Welt direkt auf Gott zurückzuführen gewohnt ist, ein von Gott hervorgebrachtes Übel. Warum ist es da? warum lebt man, wenn es da ist? Dopjjelt drückend wird diese Frage, wenn sich zu dem Unglück der Schuldlosen noch das Glück des Schuldigen hinzugesellt. Da war es schwer, den Glauben an ein gerechtes Walten Gottes in der Menschengeschichte fest- zuhalten, um so schwerer, als ohnehin die alte naive Fühlung mit Jahwe, der aus dem Schutzgott eines kleinen Landes inzwischen der Weltherr geworden war, verloren zu gehen drohte. Die Masse der Frommen fand allerdings Ersatz und Trost in der Eschatologie, die dem Schosskind des Weltherrn, Israel, eine glänzende Entschädigung für das gegenwärtige Elend verhiess. Wer mit der zukünftigen Welt aber nicht rechnete, Avar doch darauf augewiesen, Gottes Walten in diesem Leben nachzuweisen, wenn er den Zusammenhang mit Gott festhalten wollte. Dieser Nachweis glückte vielleicht dem, der selber im Glück war und das Unglück Anderer auf ihr eigenes Verschulden zurückführen konnte ; hielt er diese Anderen für fromm, so Hess sich ihr Leiden ähnlich dem des Gottesvolkes überhaupt als ein von Gott verordnetes Besserungs- mittel ansehen, dem endlich eine um so höhere Glückseligkeit folgen werde. Aber der Dichter will von dieser Erklärung des Unglücks nichts wissen, sie streitet nach seiner Überzeugung mit der Erfahrung und mit der Vernunft ; so mancher stirbt im Elend, ohne je glücklich zu sein, und mancher Bösewicht hat nichts als Glück erlebt. Wie soll nun der Dichter auf diesem äusseren Gebiet die feste Basis finden, auf die er den Glauben an Gott gründen kann? Er weiss sich keinen anderen Rat, als dass er aus der Menschengeschichte hinaus in die Natur flüchtet. Da ist Gott , da ist sein Walten lebendig zu spüren ! Freilich ist es unbegreiflich, ja es zwingt dem Menschen die Ein- sicht auf, dass er gar nicht der alles beherrschende Mittelpunkt der göttlichen Thätig- keit sei, denn die AVeit ist räumlich und zeitlich weit über ihn erhaben, und Gott sorgt ebenso für die reissenden Tiere, wie er die Bösewichter unter den Menschen ge- währen lässt. Aber grade in dieser Demütigung, dieser Entthronung des Menschen liegt eine gewisse Befreiung, und die erkannte Grösse des Schöpfers und die eigene

Einleitung US XI Einleitung III 11

Kleinheit lehren selbst einen Hiob, sein Loos zu ertragen. In dieser tragischen Stimmung entlässt uns der Dichter. Das Warum des Unglücks bleibt ein ^^tsel. Auch hier nimmt das Gedicht von Hiob gegenüber der eschatologi.schen Eichtungder alttestainentlichen Religion eine einsame Stellung ein.

III. Die Elihureden und Verwandtes.

9. Natürlich wurde der Protest des Dichters gegen die Sündendoktrin gewöhn- lich nicht verstanden, denn für die Theologie aller Zeiten ist der Begriff' der Sünde so ziemlich der einzige Schlüssel für alle Rätsel der Welt und der Religion : auch die Geschichte der Auslegung unseres Gedichtes beweist dies. Das Gedicht brachte einen jüngeren Schriftgelehrten so auf, dass er es zu widerlegen beschloss. Der Ver- fasser der Elihureden, Cap.32 37, der als Denker und Dichter gar nicht ernstlich mit dem Schöpfer jenes Gedichts verglichen werden darf, ist der Meinung, Hiob habe sich für sündlos erklärt und damit Gott ins Unrecht gestellt; er zürnt darüber, dass die Freunde ihm nicht den ]^luud stopften, hält es auch für ganz unnötig, dass der Dichter Gott redend einführte, und will selber, als Gottes Apologet, Hiob eines Besseren belehren, den ohnehin als einen eigenklugen Menschen Gott nicht ansehen würde. Trotz dieses hohen Selbstgefühls wiederholt dieser Elihu nur die Ausführungen der drei Freunde Hiobs über Gottes Gerechtigkeit und den pädagogischen Zweck der Züchtigung in sehr weitschweifiger "Weise und mit allerlei nebensächlichem Auf- putz, zeigt auch gelegentlich seine Überlegenheit über des Dichters Gottesreden, indem er physikalische Phänomene erklären kann, die beim Dichter Gott als Rätsel für den ^rcnschen hinstellt.

10. Der Verf. dieser auffallend leeren Reden, der den Leser durch seine kind- liche Eitelkeit unfreiwillig ergötzt, ein offenbar noch sehr junger, jedenfalls unreifer Schriftsteller^ muss ziemlich viel später gelebt haben, als der Dichter, da seine Vor- stellungen von der physischen Welt entwickelter und künstlicher sind; auch seine Angelologie weist auf eine spätere Zeit hin; wie es scheint, kennt er schon die von Manasse und Nebucadnezar in der Chronik und im Buch Daniel erzählten Sagen, die er ja freilich nicht gerade aus diesen Büchern kennen gelernt haben muss. Glück- licher Weise hat weder er selbst noch ein anderer seine Reden mit dem übrigen Buch in organische Verbindung gebracht ; wäre es geschehen , so hätte Elihu Cap. 42 7 ff . erwähnt werden und Hiob in seiner letzten Rede ein Bekenntnis seiner Sünde ablegen müssen, aber weder Hiob noch Jahwe sprechen von Hiobs Sünde oder von Elihus Weisheit. Die Unechtheit dieser Reden ist denn auch allgemein erkannt und aner- kannt, und die letzte Rettung ihrer Echtheit ist so ungemein schwach ausgefallen, dass sie das Gegenteil iln-er Absicht bei jedem Leser bewirken muss, der nicht ganz unfähig ist, die eigenartige Dichtung von Hiob zu verstehen.

11. Auch sonst fehlt es nicht an Spuren, dass den späteren Lesern der Stand- punkt der drei Freunde und des Elihu, besonders die Vergeltungslehre , verständ- licher und sympathischer war, als des Dichters Verteidigung des guten Gewissens, seine Bekämpfung der herrschenden Ansichten von Gottes Weltregiment und sein Verlangen nach einer neuen Offenbarung Gottes. Am auffallendsten verrät dies das Einschiebsel Cap. 11 6'', das, wenigstens im hebr. Text, Hiobs Leiden für noch ge-

Einleitung III 11 XII Einleitung IV 14

ringer erklärt als seine Schuld. Andere Einsätze gefallen sich in der Ausmalung des Wesens und der Bestrafung der Gottlosigkeit, so Cap. 4 8-11; 814-19; 15 24 '^-28'^ 31 ; 20 2123^24 25; 38 13'^ u'^ 15. Einige von diesen Einsätzen sind Citate aus anderen Gedichten, andere wohl erst bei der Lektüre unseres Buches entstanden.

IV. Sonstige Einsätze.

12. Andere Dichtungen, die dem Dichter fremd sind, wurden durch die von ihm behandelten Stoffe und Ideen veranlasst, mögen zum Teil aber auch einfach des- wegen in die Hiobhandschriften geraten sein, weil diese gerade Platz für sie hatten und sie durch die Aufnahme vor dem Untergang schützten. Durch die Tierbilder in den Gottesreden wurde ein in Oberägypten lebender Dichter angeregt, die Schil- derung des Nilpferdes und des Krokodils Cap. 40 15-24; 41 1-4; Cap. 40 25-32; 41 5-26 abzufassen; der Verf. dieser Dichtungen, die übrigens durch ihre Übertreibungen und ihre Weitschweifigkeit stark von den echten Tierbildern abstechen und schon durch die Benutzung des Cap. 3 8 die Wolkenschlange bezeichnenden Namens Liw- jathan für das Krokodil sich als unecht erweisen, hat sich bemüht, sein Produkt den Gottesreden einzuordnen, und sich daher einige Freiheiten gegen den echten Text erlaubt (s. zu Ca23 40 1-14); er will des Menschen Ohnmacht in Vergleich mit der gött- lichen Allmacht stellen, weil er meint, dass auch die echten Gottesreden mit ihrem ,, Kannst du?" denselben Zweck verfolgen. Ebenfalls durch die Tierbilder ver- anlasst ist die Einsetzung des Gedichtes über den Vogel Strauss Cap. 3913-18, das aber nicht den Anspruch erhebt, mit zum echten Bestände gerechnet zu werden, da es sich ihm nicht in der Form anpasst. Endlich scheint noch der Verf. von Cap. 28 durch die Gottesreden zu seinem Gedicht über den Wohnsitz der Weisheit angeregt zu sein (s. zu v. 26) ; er schrieb dies Seitenstück zu Prv 8 wahrscheinlich im 3. Jahrh. Eine jüngere Hand machte dann in v. 28 den verfehlten Ver&uch, das Gedicht mit dem B. Hieb in Zusammenhang zu bringen. Die Vorliebe der Späteren für die Verherrlichung Gottes in der Natur wird ausserdem noch durch eine Anzahl kleinerer und grösserer Einsätze bezeugt, die sich zum Teil recht unpassende Plätze ausgesucht haben. Es gehören hierher Cap. 5 10; 9 8-10; 12 7-10; 22 12; 26 7-10 14^

13. Ohne Zusammenhang mit dem B. Hiob sind entstanden eine Anzahl Dich- tungen, die sich durch die Tristichenform kenntlich machen. Von ihnen könnten Cap. 12 4-6 und Cap. 24 1-4 von Einer Hand herrühren; zweifelhaft ist, ob ihr Verf. identisch ist mit dem von Cap. 24 5-12 und 30 2-8 sowie mit dem Verfasser von Cap. 2413-18* und mit dem von Cap. 2418^-24, welches letztere Gedicht eines Eingangs entbehrt. Es ist möglich, dass diese Gedichte, wenn sie auch verschiedenen Autoren angehören mögen, einmal in einer besonderen Sammlung vereinigt waren; die von Cap. 24 1-24 sind dazu verwandt, die grosse Lücke des alten Textes zwischen Cap. 23 17 und 24 25 auszufüllen.

14. Ausserdem beherbergt das B. Hiob eine grosse Menge von kleineren Ge- dichten oder Bruchstücken, die teils einmal selbständig existiert haben, teils durch das Buch erst angeregt wurden, und von denen manche ursprünglich einfache Eand- citate waren. Dahin gehören Cap. 3 12 24; 5l; 614; 1015M6*; 14ll; 16 9'=-l 1 ; 17 5 ; 19 12; 20 9 24 f.; 22 24 f.; 31 1-4. Noch zahlreicher sind die Glossen und allerlei Nach-

Einleitung IV 14 ^rm Einleitung V

hilfeu zum Text, von denen ausser den bereits unter anderem Gesichtspunkt erwähnten folgende namhaft gemacht werden mögen: Cap. 5 22; 6 7*' 21; 9 29; 10 22; 11 10; 13 17; 11410^; 1929":; 2010; 22l7f.; 238f. 14; 26i4«; 30 l ; 31 33'' 39; 3828: 406 7; 4210"^. Glossen oder Texthilfen finden sich natürlich auch in den fremden Dichtungen. End- lich verdient Erwähnung, dass die Diaskeuasten an einigen Stellen eingegriffen haben, s. darüber zu Cap. 25 1 ; 26 1 ; 27 1 ; 31 40'', sowie dass an mehreren Orten durch Flüch- tigkeit der Abschreiber oder mechanische Textbeschädigung die Keilieufolge der Stichen in Unordnung geriet; ziemlich oft sind einzelne oder mehrere Stichen, die anfangs vergessen und am Rande nachgeti'agen waren, an verkehrter Stelle wieder in den Text eingesetzt worden.

V. ütteratur.

Commentare: Alb. SchuLTENS, Liber Jobi cum nova versione ad Hebr. fontem et commentarlo perpetuo, Leiden 1737; H. StüHLMANN 1804; F. W. C. Um- BEEIT 1832; L. HiRZEL 1839, 2. Aufl. von J. OlshaüSEN 18.52; J. G. Vaihenger 1842; J. G. Stickel 1842; K. ScHLOTTMAN^' 1851; E. Kenajn Paris 1859, 3. AuH. 1875; Fkanz Delitzsch 1864, 2. Aufl. 1876; Dillmaxn 1869, 2. Aufl. 1891; E. W. Hengstekberg 1870/1875; F. Hitzig 1874; G. H. Batesox Wright 1883; K.

BüDDE 1896.

Übei'setzungen mit Einleitung oder mit kurzem Commentar: A. Merx 1871; G. StuDEE 1881; E. ReuSS 1888 u. in seinem Alten Testament 1894; G. HoeEMANN 1891; G. BiCKELL 1894; Fk. BäTHGEX bei KaUTZSCH 1894 u. 1896 -i.

Abhandlungen und Monographieen: J. WellhaüSEX JdTh 1871532-557; K. BuDDE Beiträge zur Erklärung des Buches Hiob 1876: F. GlESEBRECHT Der AVendepunkt des Buches Hiob 1879; K. BuDDE ZATW 1882 193-247; J. Grill Zur Kritik der Composition des Buches Hiob 18f»<); T. K. Cheyne The Critical Review

1891 252 ff. ; The Expositor 1892 245 ff. u. 1897 401-416: J. MeinHOLD Das Problem des Buches Hiob Neue JdTh 1892 63 ff.; B. DuHM The Book of Job in The New World 1894 328-344 ; L. Laue Die Composition des Buches Hiob (Leipziger Dissertation 1895); J. Ley Das Problem im Buche Hiob u. dessen Lösung Neue Jalub. f. Phil, u. Pädagog. 1896 125 ff.

Text und Metrum: G. BiCKELL Carmina Yet. Test, metrice 1882; Der urspr. Septuagintatext des B. Job, Zeitschr. f. kath. Theol. lw6ö5Tff. : ferner: Kri- tische Bearbeitung des Jobdialogs, Wiener Zeitschrift f. d. Kunde des Morgenlandes:

1892 I37ff. 241 ff. 327ff.; 1893 1 ff. issff.; 1894121. C. SIEGFRIED The Book of Job 1893; O. Voigt Einige Stelleu des Buches Hiob 1895; J. Let StK 1895 635 ff.; G. Beer Der Text des Buches Hiob 1895; ferner ZATW 1896 297 ff.

Einleitung VI

XIV

Einleitung VI

VI. Tabellarische Übersicht über die Zusammensetzung des Buches Hiob.

Volksbuch.

Dichter des Hiob.

Elihu u. Verwandtes.

Sonstige Einsätze.

1 1—2 13.

38 1*.

427-9 lO^'ll-l?.

3 1-4=* 9'' i^-9^ 9'-U 16 13-15 17-23 25f.

4 1-7 12-21.

5 2-5^5'' 8f. 11-21 23-27.

6 1-4 7* 5f. 8-10'' 11-13 15-20 22-30.

7 1-10 11* 12-19 20'' 21.

8 1-6* 6*^-9 11-13 20-22.

9 1-7 11-22 24*= 23 24*'' 25-28 30-35.

10 1*''2 3-5*6-15'M6''-21.

11 1-3 7 4-6* 8f. 11-18 19'' 20.-

12 1-3 11 12 14-21 24 f.

13 1-16 18-27 14 b" 13 28 14 1-5'' 6-10 12''-22.

15 1-5 7-12 6 13-24*' 28'= 29 30''*^ 32-35.

16 1-9'' 12-14 17 15f. 18-22.

17 1-3 6f. 11-16 18 1-3 17 8-10 18 4-13 14''-21.

19 l-ll 13-27 28* 29''*.

20 l-8 11-20 22 2;:t''2D'^-29.

21 1-7 9f. 8 11-34.

22 1-11 13-16 19-23 26-30.

23 1-7 10-13 15-17.

24 25.

25 1* 26 [1*] 2-4 25 2-6 26 5 f. 11-14''.

27 l*-6 12 7-11 13-23.

29 1-10 21-25 11-20.

30 9-31.

31 5-7'' 8-1315-171418-22 24-28 23 29-32 38 40*'' 33* 34-37.

38 1* 2-13* 14* 19 f. 16-18 21-27 29-41.

39 1-12 19-28.

40 2 8-14 3-5 42 2 3'"' 5f.

4 8-11.

8 14-19.

116'

15 24'=-28'' 31.

20 21 23* 24 25*''.

32 1-915-1710-1418-22.

33 1-30 34 if. 4-15 33

31-33 34 3 16-37.

35 1-8 16 lOf. 13-15.

36 2-33.

37 1-17 19f. 18 21**= 22* 21'' 22'' 23*-24.

38 13'' 14'' 15.

3 12 24.

5 1 5'' 6 f. 10 22.

6 7'' 10*= 14 21.

7 11* 20*.

8 6'' 10.

9 8-10 29.

10 1"= 3-5* 15*^ 16* 22.

11 10 19*.

12 4-6 7-10 13 22f.

13 17.

14 11 12*.

15 30*.

16 9^-11.

17 4 f. 10'\

18 14*.

19 12 28* 29''* 29"=.

20 9 10.

22 12 17.f. 24 f.

23 8 f. 14.

24 1-4 5-12 13-18* 18''-24. 26 7-10 14<=.

28 1-6 7-10* 11* 10'' 11''

2412-19 20-23 25-27 28.

30 1 2-8.

31 1-4 7^ 33'' 39 40*=.

35 9 12.

36 1.

38 28.

39 13-18.

40 1 6f. 15-24 25-32 41 1-4 5-28 [exe. Glosse].

42 3* 4 10''.

Sigla

XV

Sigla

VERZEICHNIS DER SIGLA.

Act =

Acta, Apostelge-

Jak

= Jakobusbrief.

Na = Nahum.

schichte.

Jdc

= Judice

3.

Neh = Nehemia,

Am =

Arnos.

Jdt

= Judith

Num = Numeri.

Apk =

Apokalypse.

Jer

= Jeremia.

Ob = Obadja.

Bar =

Barucli.

Jes

= Jesaja.

Phl = Philipperbrief.

Chr =

Chronik.

Jo

= Joel.

Phm = Philemonbrief.

Cnt =

Canticum.

Joh

= Johannes.

Prv = Proverbia.

Dan =

Daniel.

Jon

= Jona.

Ps = Psalmen.

Dtn =

Deuteronomium.

Jos

= Josua.

Pt = Petrusbriefe.

Eph =

Epheserbrief.

JSir

= Jesus Sirach.

Reg = Reges.

Esr =

Esra.

Jud

= Judasbrief.

Rm = Römerbrief.

Est =

Esther.

Koh

= Kohelet.

Rt = Ruth.

Ex =

Exodus.

Kol

= Kolosserbrief.

Sach = Sacharja.

Gal =

Galaterbrief.

Kor

= Korintherbriefe.

Sam = Samuel.

Gen =

Genesis.

Lev

= Levitic

US.

Sap = SapientiaSalomonis

Hab =

Habakuk.

Lk

= Lukas.

Th = Thessalonicherbriefe

Hag =

Haggai.

Mak

= Makkabäer.

Thr = Threni,

Hbr =

Hebräerbrief.

Mal

= Maleac

hi.

Tim = Timotheusbriefe.

Hes =

Hesekiel.

Mch

= Micha.

Tit =Titusbrief.

Hi =

Hiob.

:\ik

= ]Marku

Tob = Tobias.

Hos =

Hosea.

Mt

= Matthäus.

Zph = Zephanja.

BL

= Scbenkers Bibel-I

exikon.

ZlTh =

Zeitschr. für lutherische Theo-

HbA

<= Rielim'sHandwört

erbuch des tibi.

logie und Kiri-he.

Altertums.

ZPK =

Zeitschr. für Prot. u. Kirche.

JilTh

= Jahrb. f. deutsche

Theologie.

ZTli =

Tübinger Zeitschr. f. Theologie

JpTh

= Jahrbücher f. prot

est. Theologie.

ZThK =

Zeitschr. für Theol. u. Kirche.

RE

= Herzog's Real-Enc

yklop.

ZWL =

Luthardt's Zeitschr. für kirchl.

StK

= Theol. Studien u.

Kritiken.

Wissenschaft u. kirchl. Leben.

StW

== Theol. Studien aus

Württemberg.

ZwTh =

Hilgenfeld's Zeitschrift f. wissen-

ThJ

= Tübinger Theol. J

ahrb.

schaftl. Theologie.

ThLZ

= Theol. Litteraturz

eitung

ZATW =:

Stade's Zeitschr. f. alttestamentl.

ThT

= Theol. Tijdschrift.

Wissenschaft.

ZSchw

= Meili's Theol. Zeit Schweiz.

schrift

aus der

ZDMG =

Zeitschr. der Deutsch. Morgenl. Gesellschaft.

ZhTh

= Zeitschr. für bist

orische Theo-

ZDPV =■-

Zeitschr. des Deutsch. Palästina-

logie.

Vereins.

Hi 1 1 1 Hi 1 1

Cap. I und 2. Die Erzählung des Volksbuches von Hiobs Glück und Unglück.

t'ap. 1 uihI 2 ( r/illiltii. wie i-iii {ftwisser Jliolj im liUndf Uz seiin-r Zeit der früimuste ^lensch auf Erden und glücklicher als alle seine Nachbani «gewesen sei, wie aber der Satan die Eclitlicit seiner (iottesfurclit an<^ez\veifelt und von Jahwe zweimal die Erlaubnis er- halten hal)e, ihn durch ülicraus harte Unglücksscbläge auf die Probe zu stellen, und wie nun Hiob sich in diesen Proben vollkommen bewährt habe; am Schluss wird noch be- richtet, dass Hiobs Freunde ihn aufsueliten, um ihn zu trösten. Diese beiden Cap. bilden mit Cap. 427 ft"., wie in der Einleitung gezeigt worden ist, den Anfang und Schluss eines alten Volksbuches, dessen Mitte der Dichter derKeden Cap. Sff. neu geschaffen hat; während der Dichter nach dem Exil lebt, ist das Volksbuch wahrscheinlich sclion dem Propheten

I lesekiel bekannt gewesen, also vore.xiliseh. Die Reden Hiobs und s«'iner Freunde in dem alten Volksbuch müssen völlig vei schieden gewesen sein von denen, die der Dichter aii ihre Stelle gesetzt hat, aber aiicii in den Teilen, die der Dichter als liahmen für seine neuen Reden beibehalten hat, wird Hiob wesentlich anders characterisiert und (üück und Unglück, Frömmigkeit und göttliche Weltregierung durchaus anders aufgefasst, als wie vom Dichter. Nur treten diese Unterschiede in der objectiven Erzählung so wenig in den Vordergrund, dass der Dichter nicht genötigt war, ihretwegen die altbekannte Sage um- zuarbeiten. •

Cap. 1 1-3. Kurzer N'orbcricht über Hiobs Person, fromiiini Lcbeiis- wjuuU'l und trlückliche Lebensumstände. 1 n]7] &», ein Mnnii isl tirirrsen. so drückt sieb, im perf., das Volk iius, so spriebt S:ij;e und Parabel (v^d. Est 2 5;

II Sani 12 1 ; dde 9 8; II Re}^ 14 1»), die nicht sachlich und zeitlich an andere Ge- schichten ankniii)ten; der Historiker hätte das temp. liist. gebraucht: B^« "»n";!. Die Sage kümmert sich nicht darum, waini eigentlich die (leschichte gespielt bat, sie interessiert sich für den einzelnen Fall als .solchen und lenkt durch \'oranstelliuig von ^^\it, w»sere Aufmerksamkeit sofort auf den Mann, von dessen merkwürdigen Erlel)nisseri sie berichten kann. Nur flücbtig wird benurkt. wo er zu Hause gewesen ist: pV ^1»?? (LXXbat: ev x<^p? 'fj Austxioi. spricht al.so pj?). Wir wissen nicht einmal recht, welches Land gemeint ist. Nach Gen 22 21 wäre X^V der Erstgeborne Nahors und Bruder des Bus (s. Hi82-2). nach Gen 10 'j;j der Erstgeborne Arams. Daraus scheint sich die „Tradition" entwickelt zu hal)en, dass Hiob im Hauran ansässig gewesen sei, wo man jetzt noch seinen Wohnort kennen will; nach Josp:phus (Arch. 16 4) war Ouor,; der Gründer von Trachonitis und Damaskus. Die Angabe, dass Hiob zu den Dli5-'':2 gehörte Cap. 1 n. dass die Cbaldäer seine Herden übertitden 1 17. liesse sich damit ver-

Kimer IIC zum AT XVI 1

Hi 1 1 2 Hi 1 1

einigen, ebenso, wie Wetzstein gezeigt hat, man die Anspielung auf Lancles- braucli und -Sitte ; vielleicht hat auch der Verf. der Elihureden Cap. 322 den Hiob für einen Aramäer gehalten. Andererseits wird Uz Gen 36 20 28 als ein Stamm der Ur])ewohner von Edom bezeichnet; nach Thr4 2i wohnt Edom im Lande Uz ; der Zusatz der LXXCap.42 I8 verlegt Uz nach Idumäa und Arabien. Auch unser Volksbuch scheint eher an Edom zu denken: Hiobs Freund Eliphas führt einen edomitischen Namen vgl. Gen 364 10-12 und stammt nacliCap.2 11 aus dem edomit. Theman; auch Bildads Wohnsitz Schuach gehört dem Süden an vgL Gen 25 2, ebenso die Sabäer, die nach Cap. 2 10 Hiobs Rinder rauben. Hiob selber wird von jenem aramäischen Midrasch, den die LXX Cap. 42 is erwähnt, mit dem zweiten edomit. Könige Jobab (Gen 36 33) identifiziert. Die älteste „Tradition" scheint also Hiob für einen Edomiter anzusehen. Da die Volkssage nicht ebenso frei zu verfahren pflegt, wie ein moderner Roman, so wird man anzunehmen haben, dass die Hiobssage ursprünglich edomitischer Herkunft war und vielleicht zu jenen Erzeugnissen gehörte,durch die die Weisheit derOst- leute" berühmt wurde (I Reg 5 10). Selbst der Name des Helden wird nur in einem verkürzten Nebensatz genannt: löK' 31'«, dessen Name Jjjob wa?', noch dazu ohne Hinzufügung des Vatersnamens, wie es bei geschichtlichen Personen gebräuchlich ist (anders macht es der Verf. der Elihureden Cap. 32 2, entsprechend der Neigung der Späteren, die Sage in bare Geschichte umzusetzen). Der Name darf, weil nicht willkürlich erfunden, nicht etymologisch gedeutet werden (der Befeindete, der Befeindende, der sich zu Gott YMrückw endende); das Ktib hat ihn durch das vorgesetzte fc<, die Punktation durch das dagesch im ^ von ^V (Gen 46 13) unterschieden ob mit Recht, das steht dahin. Wir sprechen mit Luther llioh aus, weil in lob unser j zu consonan tisch herauskommt. liand und Eigenname ist alles, was die Sage Persönliches über ihren Mann mitzu- teilen für gut befindet. Ebenso kurz wird er v. 1'' charakterisiert; mit einem weiteren perf. wird seine Frömmigkeit nur konstatiert, nicht eingehend ge- schildert, doch zeigt die Wiederaufnahme des Subjekts durch ^\X\X\ ^^«H, dass auf dieser Angabe der Hauptton xv\\i:.und selbiger Mann ist fromm gewesen. Selbiger Mann, der uns sonst nicht interessieren würde, ist bemerkenswert ge- wesen erstens wegen seiner besonderen Frömmigkeit, darum lasst euch von ihm erzählen, AVir werden eine moralische Geschichte zu hören bekommen von dem, was einem l)esonders frommen Manne passiert ist (und passieren kann!). 7\'7\\ scheint volkstümlicher Stil zu sein für Nlll, hervorgegangen aus der Vorliebe des Volkes für kurze, abschliessende, präcise Konstatierung. Die dem Hiob beigelegten Prädikate sind nicht theologischer Art, sondern solche, wie sie der Bürger dem Bürger erteilt. Er war DP\, fehllos, vorwurfsfrei, kor- rekt, ein Mann, auf den nichts zu sagen ist, der gegen Gott und Menschen seine Schuldigkeit thut; ferner ia^^, redlich und rechtlich, l)ieder, der keine krummen Wege liebt, sondern zuverlässig stets auf dem graden Wege der ])ürgerlichen Moral befunden wird. Das zweite Paar von Eigenschaften ist in V. 1, nicht aber in v, 8 Cap, 2 3 dem ersten durch ein \ angehängt, das auch in v. 1 zu streichen sein wird, Hiob wird DNl'^N «T genannt, nicht nirr» '\ obwohl das Volksbuch Hiob mit Jahwe bekannt sein lässt Cap, 1 21, weil nicht von der in-

Hill 3 Hil4

tinicren Religiosität die Rede ist, soiidcni vuii jriier Scheu vor der (iottheit. die in ihr (h'ii Herrn und den Rächer des Rechts sieht und von ihrem Urteil und ihrer Stinnmnig AVohl- und llhelergehen ahhängig weiss. In der alten Zeit schliesst die (iottesliircht hesondcis die Scheu vor der V'ergewaltiginig der Hilflosen ein (vgl. Bektpiolet, die Stellung der Israi-liten /u den Fremden S. 15); das Volkshuch betont vor allem den Kesjx'kt iii Wort und Haltung vor dem unsichtl)arcM Regenten, den man leicht zum eigenen Schaden durch ein ungeziemendes KcmU-u erzürnt. Riidlich war Hioh yiO *1D, vom Bösen weichend, es Hieheiid, alles vorsichtig meidend, was ( Jott .\rgernis bereitet und die Niich- harn schädigt. Diese Kigenschat'ten wussten die kh'iid)iirgerlichen Leser zu würdigen; dem Dichter der Reden genügen solche Prädikate natürlich nicht s. z. Cap. ;}]. Soweit die Kinfülirung des Helden. Alit 2 fällt der Erzähler ins imp. cons., nicht grade, um den Kindersegen Hiohs als die Folge seiner Frömmigkeit hinzustellen, sondern weil sich die volkstündichen Erzähler im A. T. viel zu sehr für diese wichtigste Angelegenheit im bürgerlichen Leben interessieri'u, um nicht von den Ueburten so t-ingehend zu sprechen wie möglich. Hier kann freilich der Erzähler nur die Zahl, nicht auch die Namen angeben (etwas mehr (lap. 42 i:itf.): es wurden ihm 7 S(>hne uml 3 T(>chter geboren. Die Söhne, die als wertvoller gelten, sind in der Mehrzahl: Hiob war in jeder Be- ziehung vom Glück begünstigt. 3 fährt im im]), cons. fort, als sollten wir sehen, wie Hiobs Besitz anschwillt. Er hat Rinder und Esel als Ackerbauer, aber auch grosse Schafherden auf ausgedehnten Weidegründen, endlich Ka- mele als Nachbar der Wüste. Die Rinder werden nach .loclu'u gezählt, weil haui)tsächlich zum Ackern dienend; von den Eseln, die der Bauer als T^asttiere zum Transport von Mehl. Dünger u. dgl. gebraucht (s. Wetzstein' l)ei Dkl. z. St.), werden nicht die männlichen, somlern nur die dreinnil so teueren weib- lichen Tiere genannt, wonach der Leser die Zahl der zur Aufzucht niUigcn Hengste schon abzusi-hätzen wusste; die Kann-le werden für grr)ssere Lasten, zumal auch nach entfei'uteren Handelsorten verwendet. Die Zahlenangaben zeigen die bekannte \'orliebe für .'5. 7 und In. Zu einem \'iehbesitz, der nur nach Tausenden rechnet, und zu dem entsjireihenden Acker- und Wei(h himl gehiht auch ein .srlir {/rosscs (Ic.sindc. "TI^S? ist als KoUekt. zu HZJ^. Arbeiter, hier wie (i!en2()i4 andiis jtunktiert .als n*]2y. das A])strakt. zu HZj;. ail»eiten. Nach diesen Angaln-n begreitt )nan: und so triir scilihfcr Miiini firösscr (d. Ii. reicher und darum auch angeselu'ner und mäciitiger) als tüli' (J.sth'utc, als aUe arabisdun und aramäischen Herdenbesitzer im Osten (und Nordosten Gen 29 i) von l'alästina, wo doch wohl, eben wegen dieses Ausdi'ucks. unser Volksbuch niechirgeschrieben ist.

4, 5 ergänzt nun der ErziUiiei' die allgenu'inen Prädikati' von v. 1 durch ein konkretes Beispiel von Hiobsfronnner, ja ängstlich frommer Denkweise; das Beispiel dient zugleich als \'orbereitung für eine spätere Episode (v. 13tt".). verstr)sst also durchaus nicht gegen die sonstige Sparsamkeit des Verf.'s, der ihn so auffallend von dem jüngeren Dichter der Reden unterschei«let. Recht im Ton der Sage wird berichtet, dass Hiobs Söhne, die wie Königssöhne vgl. z. B. II Sam 13 7; 14 3of. jeder ein eigenes Haus und eigenen Besitz haben, ob-

1*

Hi 1 4 4 Hi 1 5

gleich sie allem Anschein nach noch unverheiratet sind, ein fröhliches Lehen zu führen anfingen und alle Tage Gastereien veranstalteten. 4 bewegt sich wieder in lauter Perfekten, denn die eigentliche Erzählung hat immer noch nicht angefangen. Das IDbn, sie sind %u Werk gegangen^ dem Hauptverbum einfach koordiniert, hebt das Beginnen, das Unternehmen als solches hervor und deutet damit wohl an, dass jene Lebensweise sich doch nicht so ohne weiteres von selbst versteht und der Leser sich das Seine dabei denken mag. Sie richteten Gastmähler (nrilÄ^p, immer im sing., vom Trinken benannt, weil das Weintrinken das Seltenere, darum das Auszeichnende ist) an im, Hause eines jeden an seinem Tage (acc. des Ortes und der Zeit), nach der Alters- folge vgl. V. 13, Nach v. 14 werden die Gelage nicht etwa erst am späten Abend, sondern mitten am Tage, während der Arbeitszeit, abgehalten; nach dem Ausdruck in v. 5: wenn die Tage des Gelages lierum waren, folgten sich die Tage in geschlossenem Kreise. Selbst die drei Schwestern wurden, wahr- schehdich doch aus dem Hause des Vaters, also als halbe Kinder, jedesmal durch Boten eingeladen und zum Gelage hinzugezogen, ein weiteres Zeichen für die Leichtlebigkeit der jungen Leute. Es ist eine sonderbare Yerkennung der Tendenz dieser Darstellung und des Charakters des Volksbuches , wenn mau die Zuziehung der Schwestern den Brüdern als Beweis geschwisterlicher Liebe auslegt und wenn man ferner annimmt, die Söhne hätten die Gastmähler blos an ihren Geburtstagen oder blos einmal im Jahr, etwa zur Zeit der grossen Feste, oder so oft irgend ein Fest einfiel oder zu feiern für gut be- funden wurde, angerichtet. Von alledem steht kein Wort da, und speziell die Feste werden durch nichts angedeutet; die grossen religiösen Feste wären auch im Hause des Vaters und unter dessen Vorsitz zu feiern gewesen. Hiobs Kinder fingen an, alle Tage, wie es v. 5 am Schluss heisst, herrlich und in Freuden zu leben, das war nicht notwendig etwas Böses, aber es rechtfertigte die Sorge des Vaters, von der v. 5 redet. T\^h'^ vor dem fem. ist auffallig (s. GES.-KAUTZSCH^ß § 97 c) und wegen v. 2 wahrscheiidich ein Schreil)fehler für "äb^. Was nun Hiob that, darauf kommt es dem Erzähler an, darum steht v. 5 '^7y\ und das imp. cons, jedesmal, wenn die sieben Tage der Gaslmaldsrunde herumgegangen tvaren, schickte lliob hin, entweder um die Kinder herljei- zurufen und sie selber zu heiligen oder um ihnen die Heiligung anzubefehlen. Eh wird vorausgesetzt, dass die Leser wissen, wie der Vorstand eines Hauses oder einer grösseren Kultgememschaft für die Heiligung der einzelnen Mit- glieder sorgte. Heiligen heisst: kultfähig, zur Teilnahme am Opfer bereit machen; einzelne Stücke der Vorbereitung konnte oder musste wohl jeder selber vornehmen, z. B. die Reinigung des Körpers, weitere mag der Opfer- vorstand vollzogen liaben, irgend welche mehr positive Weihen, Austeilung eines gottesdienstlichen Gewandes u. drgl. I Sam 16 5 fordert Samuel die Familie Isais auf, sich zu heiligen, und heiligt sie dann auch selber. Wahr- scheinlich ging die Heiligung schon am Abend des 7. Tages oder, nach alter Anschauung, nach dem abendlichen Anbruch des neuen Tages vor sich, nahm wohl auch noch einen Teil der Nacht in Anspi'uch. Dann ist, wii-d im perf. weiter erzählt, Hiob (jedesmal) frühmorgens aafgeslanden and hat geopfert

Hi 1 6 5 Hi 1 5

wie es scliciiit, hei Aiiltiiicli des Tages, uiii den iiciicn T;i^ vuii den Sünden der vorliergelienden Zeit und d< ren Folgen zu entlasten. Ks wird nicht vf»n einem techniselien Sünd()|)ler gei'edet, wie es aus dem Priestereodex bekannt ist, sondeiii wie l»ei allen älteren Sehiiftstelleni nur v(»m Hranduid'cr vgl. e. 42 8. Schon dadurch verriit sich unser Te.vt als vorexilisch; die LXX hat nicht um- hin gekonnt, das Sündopfer hin/uzulugen. Natürlich fehlen die D'>n^t. die Mahl- ojjfer, da es sich um die. wenn au( h mir hypothetische Sünde iiandilt. dir das Mitessen vor (lott ansschliesst. Füi- jedes Kind ojjfert er ein Tier (D^D 15012. acc. der näheien Bestimmung: /tfn/t ihrer Aller Z^////( Ji;s.-Kai rzscu-*"' ijllKh), was für eins, wii-d nicht gesagt. Selhstverständlich sinil die Kinder heim Opfer zugegen, dagegen kein zünftiger i'riester, denn der Hausvorstand ist für diese vordeuteronomische Schiift eben sidher noch Priestei'. mid gewiss nicht hlos deshalh. weil er ein Xicht-Isiaelit ist. Demi ///V/// .v/z/v/r// (oder daelite): rielleirlil haben meine Ixintler sich rerj'ehll nnil (inll (jeseiinel in ihrem Herren. Sie könnten einen N'crstoss gegen die „Furcht Gotti's" begangen haben (wieder iloll. nicht J(ihtre)\ (ieseijnel ist eine nurkwürdige £ucpTj|x(o dvTicppaonxrj für ge- lästert, ^i>p, oder unziemlicii geredet. Dass der Dichter von Cap. 3tf. zu diesem zaghaften Ku]>liemisinus gegriflen hätte, ist nicht wahrscheinlich, er Aväre ge- wiss nicht ängstlicher gewesen als .lesaia (.les 8 2i). Dagegen ist dergleichen dem Volksbuch wohl zuzutrauen und liegt kein (Tinnul vor, anzunehmen, dass erst die Abschreiber das Wort umgekehrt hätten, das sie doch in dem viel mehr gelesenen Buch Jesaia stehen Hessen. Unser Erzähler wie der von T Heg 21 10 13 spricht die ehrbare uml zugleich vorsichtige Sprache des fromnu-n Mannes aus dem Volk, der sichnicht weniger als sein Musterbild von Frömmig- keit, Hiob. vor eiiu-r auch nur nn'jglichen N'erstiminung (lottes fürchtet. F^in künstlicher und in I Reg 21 nicht anwendbarer Notbehelf einiger Kxegeten ist es, ^"lä mit grüssen. daini Lebewohl sagen, dann absagen, aufkündigen wieder- zugeben. Warum sollten denn auch Hiobs Ivindt'r beim iVrdilichen (ielage „Gott in ihrem Herzen aufkündigen"? und hätte Hiob dawider kein anderes Mittel als das Opfer? Dei' Erzähler denkt an solche Stinnnungen, wie sie in trunkenem Mute entstehen kr>nnen. Dass die S(>hne Hiobs (Jott mit offenem Woi't wii' Helsazar höhiu'n, wird nicht als nn")glich angenonnnen, wcdd aber, dass es zu lästerliihen (icdanken kommt, dass die weinselige Ungebundenheit einmal ein ( )pj)ositionsgelüst gegen die vom \'ater anbefohlene streng t-hrbare Fi'()mmigkeit weckt. Eine otfene Gotteslästerung straft Altisrael mit der Steinigmig nach 1 Reg 21, eine geheime, nur gedachte wird Gott mit dem Tode strafen und sucht der INIensch mit einem grossiMi Opfer wieder gut zu machen. Dass Hiob eine solche nicht als Austiuss bewusster (icsinnung, sondern als unbeabsichtigte Wirkung des Gelages für möglich hält, geht daraus hervor, dass ihm das ( )pfer genügt und F^rmahnung und Zucht unin"ttig scheint. < )der darf man bei Kindern eines so frommen Mannes von Berauschung nicht reden? Dass Altisrael darüber anders dachte als wir. zeigt z. B. (Tren43 34. Für den Erzähler aber und für das Volk, für das er schreibt, ist es charakteristisch, dass er offenbar unziemliches Reden über Gott als die schlimmste und am meisten zu fürchtende Sünde ansielit vgl.Cap. 1 22; 2 lo mid besonders Cap. 42 7tt'.

Hi 1 5 6 Hi 1 6

Es ist dieselbe Ssiaioaifiovia, die sich in allen naiven Volksreligionen zeigt. Der Dicliter von Cap. 3 ff. hat sie aber nicht, würde auch gegenüber einem unbedachten AVort, dessen sich sein Hiob ja nach eigenem Geständnis öfter schuldig macht, schwerlich ein Opfer als nötig und als wirksam angesehen haben (vgl. Cap. 6 26). Man kann, meint hingegen der Verf. des Volksbuches, Gott gegenüber gar nicht zu vorsichtig sein, und sein Hiob ist so vorsichtig, dass er sogar ganz unbewusste und vielleicht gar nicht geschehene Sünde sühnt, als wäre sie geschehen. So //tat (das impf, für die wiederholte Hand- hmg s. Ges.-Kautzsch2g ij 107 e) Niof/ alle Zeit, er liess niemals auch nur die Möglichkeit einer ungesühnt geblielienen Sünde zu. Der Erzähler will, dass der Leser erfahre, das Unglück könne auch ohne vorhergehende Sünde kommen: eine Wahrheit, die, wenn richtig, von der grössten praktischen Be- deutung ist. Aber wie soll man sich das denken? Das lehrt der folgende Ab- schnitt.

6—12: der Satan hat Hiob ins Unglück gestürzt, indem er vor Jahwe dessen Frömmigkeit als unecht verdächtigte und sich die Vollmacht aus- wirkte, ihn durch Zerstörung seines Glücks auf die Probe zu stellen. Erst hier beginnt die eigentliche Erzählung, eingeleitet 6 durch das beliebte: Und es (jesihah eines gewissen Taijs. DI'H ist acc. vgl. z. B. II lieg 4 8 und verkürzt aus: (es geschah) den Tag, an dem es geschah. Am bewussten Tage kamen die D^n^J<ri "»i!! vor Jahwe, d. h. nicht die Kinder oder Söhne Gottes, sei es im buchstäblichen sei es im übertragenen Sinn, sondern die Einzelwesen der gött- lichen Sphäre (DN^^t? ^^^ Kollektiv, ""iS individualisiert). Diese Gotteswesen, die Devas der Indogermancn, stehen den D^S ""iS als eine besondere AVesensklasse gegenüber, ähnlich wie die Menschen den Tieren, haben an sich mit den Menschen nichts zu schaffen, werden als solche nicht verehrt, sind auch an sich nicht etwa besser als die Menschen, obgleich sie einer höheren Welt, einer feineren Materie angehören. AVie die Menschen den Vater und den König, so haben sie den obersten Gott zum natürlichen Oberhaupt. Einen thörichten Streich erzählt von ihnen Gen6i-4: als sie in der Urzeit die erst entstan- denen Menschen entdeckten, hielten sie sie für ihresgleichen und heirateten ihre Töchter; erst als diese alterten, hässlich wurden und höchstens 120 Jahr lebten, begriffen sie den Unterschied von XS^ und "lfc^3; ül)rigens waren ihre Ehen fruchtl)ar und brachten einen Teil der vorweltlichen Heroen hervor. (Jhne Zweifel hat Altisrael sich noch manche andere Sagen ül)cr sie von den Naclil)arn erzählen lassen, die wir leider nicht mehr l)esitzen, vielleicht einige Namen ausgenommen. Beim Dichter der Eeden sind sie mit den Morgen- sternen die Zeugen der Schöpfung der Erde (38 7). Später, als sich die Juden Gottes Wohnung im Himmel wie einen Tempel und das Leben im Himmel wie eine Art l)eständigen Kults vorstellten, wurden die Gottwesen zu Mhii- stranten und erschehien im kultischen Kleide Ps 29, und die Thoren von Gen 6 1-4 werden zu unreinen Geistern, die im Gefängnis liegen. Woher die Gott- wesen kommen, sagt unser Volks])ucli nicht; wahrscheinlicli hat jeder sehi be- sonderes Gebiet und darin sehi eigenes Leben und Treil)en. Jetzt kommen sie, sich %u gestellen vor Jahwe, der (wegen ^J^) als sitzend, thronend zu denken

Hi 16 7 Hi 1 8

ist; si(! liii))rii einen An(lieiizta,t^f im Palast ihres Oberhaupts, vermutlich im Himmel, ühnlieh wie au ^ewisseu Ta^^'u die ( Jrüsswünleiiträj^'er eines Königs sich am Hofe versammeln vgl. die Katsversamndung des hiuindisdien Heeres in IReg22 i'J-22. Was Jahwe mit den anderen verhandelt, wird übergangen. Aber ffKc/i der Stilini luini in ihrer Mille er gehört also zu ihm-n, zurS^jlnire der ni"l, ist ein ben elohim. Kr lieisst hier wie SachiJ i tt". der Satan, in IChr 21 1 fehlt der Artikel, ist Satan schon Eigenname. Ihn nuiss 7 Jahwe fj'agen, woher i'r komme; selbst .Jahwe weiss nicht inuner, wo dies Wesen stecken nuig. ^»icht mindi-r ehai'akteristisch ist seine Antwort: rom l iiiherslrrif'cn auf der Knie und roin l nilwrirandcln <nt/' ihr\ obwohl Ö^C' auch von befohlenen Aus- gängen gebraucht wird (II Sam 24 2) wie 'JJ^nnn (Sach 6 7), so ist hier daran nicht zu denken, da sonst -lahwes Frage unnötig wäre; der Satan ist der \'a- gabund unter den Himmlischen. Was er treibt, deutet 8 an: Ihi.sl du In'idmrhh'l III ei neu Kiicriil llioh, dass lu'iii Mensch nn/' Erden .so /'mm in //. .v. //•. /.s7 trie cr'f Kr beobachtet die ^lenschen, ob sii' gut oder b()se leben. Aus dem Kolgenden nehmen wir vorweg, dass er ein l)es()nderes Interesse daran hat. das Hose zu entdecken und aufzudecken und sel])st die nicht wegzuleugnende Frömmigkeit so lange wie m()g]ich anzuzweifeln, ihr auf jeden Fall genu'iu egoistische Motive unti'rzuschieben. Mit Lust und laftinieiter Hosheit IVihi't er die ihm erlaubte grausame Prüfung des Krommen dui'eli (auch Saeli .'5 kennt ei" kein Mitleid) und bleibt hartnäckig bei dem ( Jrundsatz. dass es nichts Kdles giebt. Dass er nicht durch seini' Thätigkeit das l)()se beseitigen, sondern durch die Strafe, die dir entdeckten Siiudi' folgt, seine menschenfeindlichen Instinkte befriedigen will, zeigt sein Xame. Satane heissen 1 Heg 11 UJirj:. die nicht hochgefähr- lichen, aber lästigen Kebellen, die Salomos Herrlichkeit wie ein i'fahl im Fleisch stecken, I Sam 29 4; II Sam 19 23 tückische Verderbenstifter, die schlecht zu fassen sind; mit ]Bty wird Num22 22o2 ein Widerstand bezeichnet, der nicht recht erkennbar, darum nicht zu überwinden ist. Der Satan ist gewissermassen die Personifikation der Tücke des Geschickes (vgl. IReg5 I8 VT V5B als Zusatz zu ]Bti'). denen man deshalb nicht entgehen kann, weil man vor \'er- fehlungen. zumal unlx'wussteu, niemals sicher ist. Altisrael schrieb unbegreif- liche Schicksalsschläge, vor denen keine Bravheit und keine Vorsicht schüt/t, einem feindseligen höheren Wesen, eim-m Spion zu, den man später, als der Monotheisnuis den Polydämonisnuis mehr unterjochte, zu einer Art amtlichen Aufpassers uml Staatsanwalts machte: als die kleine luichexilische Genu-inde nicht recht emporkonnuen konnte, setzte man die Unglückstalle den Anklagen Sataus auf die Rechnung, der sich des aus dem Brande geretteten Scheits nicht erbarmte Sach .'). Kin schlechthin böses Wesen gleich dem späteren Teufel ist ir dai-um noih nicht, kann ja doch auch ein Mann Gottes jemandem ins Haus kommen, um seine Sündigkeit zu konstatieren und ihn ins Unglück zu stürzen 1 Reg 17 18 vgl. Hes29i6; nach 1 Chr21 provoziert er zwar dii- Sünde, damit eine Stiafe folgen kann, aber das thut ja nach der alten Grundstelle IISum24 der eizürnte (rott selber. Ist der Satan ein aus dem P(dydämonismus stam- mender Geist, der nach gewissen Seiten hin mit anderen Verderbern. z. B. den Genien der Seuchen, des Viehsterbens, zusammenzustellen ist. so mag aus seiner

Hi 18 8 Hi 1 12

Riilielosigkeit und Menschenfeindliclikeit, sowie aus dem Umstand, dass er über die Mäclite der Wüste verfügt, zu scliliessen sein, dass man die menschenfeind- liche AVüste als seine Domäne betrachtete. Andere bene eloliim mögen anders- wo, in den Regionen der Sterne, im Kulturlande, auf dem Karmel gewohnt und gewaltet haben. Im Gegensatz zum Charakter des Satans lässt Jahwe in seiner Frage V. 8, dienach epischer Weise die Prädikate von v.l wörtlich wiederholt, seine freundliche und vertrauensvolle Gesinnung durchfühlen; er nennt Hiob seinen Knecht, seinen eifrigen und darum bevorzugten Verehrer und erwartet, dass selbst der Satan an ihm nichts wird aussetzen können. Für ^J^ nach 3^ D''^ hat Cap. 2 3 ^«, eine Variante des Abschreibers, nicht des Autors; "'S ist mit dass, nicht mit denn zu übersetzen, da Jahwe nicht der Meinung sein kann, dass die tadellose Frömmigkeit eines Menschen dem Satan angenehm und ein Anreiz zur Beachtung sein werde. Übrigens setzt der Ausdruck '»'^SJ^ deutlich genug voraus, dass der Hiob des Volksbuches Jahwe kennt, was v. 21 bestätigt, Avährend der Dichter der Reden dies nicht für zulässig findet. Der vSatan giebt

9 Hiobs Frchumigkeit zu, alier er fragt: ist er mnsonst gotlesfürclifig gewesen? Das D5n, gratis (alter acc. von |n, gratia) kennzeichnet die gemeine Denkweise des Satans, beweist aber auch, dass das alte Volk in seiner Religion keines- wegs einem gemeinen Eudämonismus huldigte. Fromm sein ohne Rücksicht auf den Nutzen, aus einem inneren Triebe, weil man nicht anders kann, das ist zwar dem Satan, aber nicht dem alten Volk, eine unfassbare Vorstellung.

10 Hast du nicht selbst (das selbst liegt in dem vorangestellten riN, das Ktil) defektiv sclireil)t) einen (schützenden) Zaun nm ihn gezogen, ringshenun? i"'5BÖ verstärkt die Präposition ns>3 und steigert die Anschaulichkeit: wie man um einen kostl)aren AVeinberg einen Zaun zieht, ringsherum, dass nirgends ein Dieb oder ein naschhaftes Tier hindurch kann, so hat Jahwe seinen Liebling vor jedem Unglück gefeit. Der Satan hätte gewiss das Loch im Zaun gefunden, wenn eins drin wäre! Der Dichter der Reden verwendet sein nx^5 TP'"? Cap. 3 23 zu einem Bild mit entgegengesetztem Shni. Auch Hiobs Besitz ist vor Unglück sicher, seine Unternehmungen gesegnet, sein Viehbestand ist ansgeftrochoi aus den zu eng gewordenen Schranken, hat sich ausgebreitet im Lande: da war es ja einfach ein Ding der Klugheit, sich Jahwes Gunst, dessen Schosskind er Avar, durch Frömmigkeit zu erhalten. Wenn er nun aber aus dieser Günstlings- stellung herausgestossen wird? 11 giel)t die Antwort: Äl)er {'ch['^\ häufig im B. Hiob) strecke nur deine Ifand ans (malende Ausführlichkeit, die ein gCAvisses Scheinpathos in die verdächtigende Rede bringt) nnd ri'duc (schädigend) an alles iras er hat, wahrhaftig , er u'ird dir ins Gesicht ftnchen. «^DK, wenn nicht, ist bekanntlich die Einleitung der Schwurformel, bei der der Nachsatz (so soll mir das und das geschehen) meist weggelassen Avird. Hiol) wird, steht dem Satan fest, nach Zerstörung seines Glückes nicht blos unfronnu, sondern mit Frechheit unfromm werden und sofort die gröbste Sünde (s. zu v. 5) be- gehen. Für "^j; steht Ca}). 2 5 Avieder (s. zu v. 8). Mit einer Schnelligkeit und Kaltblütiglceit, die im ei'steu Augenblick betroffen macht, geht JaliAve 12 auf die Anregung des Satans ein, giebt ihm Hiobs Besitz für eine Probe preis und macht nur für die Person Hiobs einen Vorbehalt, der nicht einmal ein un-

m 1 12 9 Hi 1 13

l)('(liii*];tos Verbot ist (nur b^, iiiilit K^), als wäi'c der W'uiiscli. Hioh scIIkt uii- angetastc't zu wissen, t-iu Ift/tor Rest der alten Vorliehe Gottes liii- ilm. Wir kommt (las: ist .Taliwc seihst /wcit'cUiart ^'cwordcM? Man sollte es aus ( 'ap. 2 o'' scliliesseu {(h( hast muh atijicslif'h'l . ihn fin(niHn.s zu rt'nff/hrN), auch ist .Jahwe, wie v. 7 /eit^te. nicht in uii'^erem Sinne allwissend. Kine schlechte Ah- hilt'e für diesen hr>sen Schein ist es /u sa^^n. .lahwe j^ehe hier nur auf <lie Denk- weise des Satans ein. denke aher ixan/ anders, als er spreche, liid vollends willkürlich ist die .\iinalinie. Jahwe halte /war an Hiohs Fröniniij^keit fest, heahsichtit^^e aher. ihn duich die ( voriiei-iicsehene) Iherwindunj; eines j'rüiun^»- leidens auf eiiu' Indieii' Stufe der Tugend /.u erliehen, seine Kriunniif^keit zu veredehi und zu vertiefen. Das ist eine chiist liehe Idee, keilM' alttestanientliche. und duicli kein W'oit an,i;ede\itet; ein l*iiifun,usleiden in diesem Sinne kennt nicht einmal der Dichter der Kedeii, ohwohl dieser den Kliplias (nicht seinen eigenen Sprecher, den Hiohl) von einer göttliidien l*;idagogie sprechen lässt, durch die er die Sünden des Frommen heseitijrt und sein (llück erlndit. Das N'olkshuuh aher stellt sorgfälltig fest (s. zu v. 13). dass Hioh thatsächlich sünden- frei ist, hat also seihst den (Jedanken der «röttlichen Zucht, des Läuterungs- leidens nicht. Sein Interesse hesteht darin, erstens nachzuweisen, dass seihst v'm vollkommen entsündigter Mensch ins l'nglück konnnen kann, also für ge- wisse rätselhafte Unglücksfälle eine Pirklärung zu liefei-n, und zweitens zu lehren, wie sich in einem solchen Fall ein wahrhaft frcuinner Mensch verhfilt. Wenn es nun aher wirklich anstössig ist. annehmen zu sollen, dass der Autor Iliohs l'nglück auf eine Sihwäche .lahwi's zuiiickfidire. der der ersten hesten Verdächtigung (Jlauhen geschenkt hat, so muss man sich wohl den (Jedanken- gang des Verf.'s so voistellen: .lahwe hat zwar für seine Person dii" l'her- ziugung, dass si'hi lüicchl Hioh von Herzen und nicht hlos aus Eigennutz fromm ist. aher der Satan hat doch auch darin Hecht, dass ein «dijektivei-. ent- scheidender, auch für Dritte gültiger Px'weis dafüi- his jetzt noch fehlt. Der Satan (und die von ihm vertretene t»tl"entliiln' Meiiunig dei- niedrig Denken- den) hat ein Recht, eine Prohe zu verlangen. Im vor auch er es glauht: und (lottes Gerechtigkeit und l'nparteilichkeit uTdigt ihn. entgegen seiner Neigung in die Untersuchung zu willigen und seinen ({üiistling der T»»rtur preis zu gehen. Hioh wird unglücklich, weil (Jott gerecht ist, gerecht nändich auch g(>gen die Meinungen untergeordnetei' Wesen, die er nicht durch sein üher- legenes Wissen hrutal niederschlägt. So das \'olkshuch. das also das Unglück ohne Zuhilfenahme der \'ersümligung zu erklären vermag andi-is di-r I )ichter der Heden, der sich um die Mitwirkung des Satans nicht kümmert, vielmehr die Frage ausschliesslich zwischen Hioh und den» durch keine Rücksicht ein- geengten Gott spielen lässt und sich dadurch das IVohlem der F^rklärung des Unglücks ungemein erschwert. Der Satan glauht nicht hlos. sondern

wünscht augenscheinlich auch, den Gün.stling stürzen zu können, er {fhuj hin- aus rom Angesicht Jahires. verlässt sofort nach erhaltener Erlauhnis den himndischen Palast, um das Opf( r seiner Bosheit zu üherfallen: er hat es eilig.

13 19 Hiohs Unglück. Die Schildeiiuig des Verfahrens des Satans,

Hi 1 12 10 Hi 1 17

der selbst liiiiter der Szene bleibt (s. zu v. 21), zeigt in ihren stereotypen Wen- dungen echt epischen Charakter, ist aber von dramatischer Lebendigkeit und AVirkung. 13 Nach dem einleitenden NT'I zuerst ein Zustandssatz (Ges.- Kautzsch26 g 141 e): irähreiul seine Söhne und Töchter assen und Wein trunken. LXX lässt das Essen aus ; eher könnte wegen v. 4 |"|;| fehlen, das wohl nur eine harmlose Ergänzung eines -Abscln-eibcrs ist. Seine Söhne, schrciljt der Erz., unbekümmert darum, dass im Vorhergehenden nicht Hiob, sondern der Satan erwähnt ist; LXX hat für nötig angesehen, das Missverständnis Sutans Söhne durch Einsetzung von Hiob fern zu halten. Wichtig ist der Schluss von v. 13: man Avar beim Erstgebornen, also war eben vorher erst das Entsündigungs- opfer dargebracht und Hiob und seine Kinder völlig rein. Alle freuen sich ihres glücklichen Lebens, (tu konnnt ein Bote 14 zu dem erstaunten Hiob; das UngeAvöhnliche wird durch Voranstellung von '^J^'?Ö kräftig hervorgehoben; fc<3 ist perf Der Bote beginnt auch mit einer Art Zustandssatz, der den sorglosen Frieden der Situation schildert: die Kühe (1j^3 als collect, mit nachfolgendem part. im plur. fem.) waren grade beim Pflügen, die Eselinnen weideten ihnen •zur Seite (Onn"'. mit masc. statt femin. Suffix wie oft vgl. GES.-KAUTZSCH2ß § 135o) da fiel Satfa ein 15 t<3^ als weiblich behandelt, das Land für das Volk wie z. B. Jes7 2, nachher ad sensum mit dem plur. konstruiert; ^Bi steht hier ausnahmsweise ohne näheren Zusatz im Sinne einfallen. Sclieba gilt Gen 10 7 neben Dedan als Enkel von Kusch, Cap. 10 28 als Sohn Joktans, also als semitisch, Ca]!. 25 3 wieder neben Dedan als Enkel Abrahams und derKetura; die Schriftsteller von der Zeit des Exils an erwähnen Scheba öfter als ein reiches Handelsvolk Südarabiens (vgl. Hi 6 19). Ob unser alter Erzähler die Sabäer nur als räuberische Beduinen kennt, bleibt dahingestellt. Die Pflüger und Hirten erschlagen sie sämtlich, sind also wohl noch nicht die Sklavenhändler von Jo48. lYur ich ullein r er mochte zu entrinnen, dev cohort. fügt eine sub- jektive Nuance hinzu vgl. Ges.-Kautzsch-6 § 108 b. Sofort folgt ehie zweite Iln- glücksbotschaft 16: Noch ist der um Reden, du kommt der, Zustands- und Hauptsatz wie v. 12 13. Das Feuer Gottes ist wohl wie in II Reg 1 der Blitz, da es rom Himmel füllt, allerdings ein Blitz von sagenhaft ungeheuerlicher Wirkung, da er 7000 Schafe mit ihren Hirten auf einmal verbrennt. Interes- sant ist, dass hier der Satan über den Blitz verfügt; aber wie das alte Volk nicht jeden Eegen auf Jahwes unmittelliare Thätigkeit zurückgeführt hat, so wohl auch nicht jedes Gewitter. In den Schlachten schiesst Jahwe die Blitze, daneben hat man wohl anderen AVesen häutig solche Unfälle zugeschrieben, die den Privatmann, zumal ausserhall) des Jahwelandes, treffen kihmen. Dass der Blitz vom Himmel fällt, kann grade hier kein Einwand dagegen sein. In 17 bei der dritten Botschaft dieselbe Formel wie vorhin: um so rascher liest es sich und um so stärker wird der Eindruck des Überwältigenden. Die Chal- däer führen die Kamele fort. Die Chaldäer wohnen ursprünglich südlich von Babel am persischen Meerbusen; sie sind hier wohl noch nicht die Herren von Babel, sondern stehen noch vor dieser Grossstaatsperiode, sind noch das trotzige, kriegerische Volk, das den Assyrern so viel Mülie machte, und über- fallen ihre nahen und fernen Nachbarn wie David und die Judäer vor ihrer

Hi 1 17 11 Hi 121

Grossstaats]» riode, vor der Eiühciuii^ .Jtiiisalenis. Sie übertullcii dit- Kamele von drei Seiten, da diese sonst wegen ihrer Schnellij^keit /uin j^rössteu Teil cntkomnien würden; der Ansdruck D''IJ'K"J, aueli sonst häuHj^, niaf» aut" keil- t'()rniij^i' Anordiiunj:; hindeuten; \2ÜB lieisst: eine Uaz/ia aiislühren. 18. Schlag anf Schlaji stürmt es aut" den rn^düeklieiieii ein. der letzte Schlag der schwerste. Lies 1)! wie v. l(j 17, 1V_ ist Spielerei; zu p.V (his liier in LXX fehlt, vgl. zu V. 12. I )(■!• Nachsatz 19 wird der Steigennig halher mit Hini t ingeleitet, n^2 ])erl". nicht part.: .siehe, da lionnnl ein j/eirallifier Wim! i'iher die (arahische) Wii.sle heifiefuhren, augenscheinliih »-in W'irlx-hvind, da er anfalle vier Kcken des Hauses stüsst vgl. des 21 i. Für V^T stillte man yao^ erwarten: wahrschein- lich liegt einSchreihfehler vor, nn'tglicher Weise heeiiiHnsst dnn h das folgende Vd'I. dessen Suhjekt ahei- natürlich n^3n ist. Die D''"lJ^i sind die Kinder Hiolis und ilii-e Diener, zu welch letzteren der Finti'onnene gehört. \\':ihreml in diesem Ahschnitt die Erzidilnng hastet und drängt, die ungezügelte Wut des unheini- liclu'U \)v\\ eluhini malend, steigt in

20 22. wo Hiohs N'erlialteii herichtet wird, ein würdiges l>ild \<iii ^t - fasster Kühe und ( Jottergelicnheit vor uns auf uml lehrt uns, wie ein fronnner Mensch solche llnglücks|)r(tl)en hcstelit. 20 Hioh erlioh sich, zerriss sein Öhergewand und schor sein Haupt. Kr ist nicht niedergesclnnettert, aher er ist stumm. Indem er das Ohergewand. '?'J?ß. das der Vornehnu' üher der T\\X^ trägt, zerreisst (und dann wolil au( h ahlegt) und sich das Haar ahschneidet (und an die Erde wirft der 7 .".•), macht er sich einem Bettler und Sklaven gleich und vcrsiiudiildlicht datlurch sein zerstörtes (ilück. Dann wirft er sich zur Erdt- hin ("^d: i->t nicht lijos das unfreiwillige Fallen vgl. z. H. (len 17o; 24t;4) und heugt sich anhetend, in stumnu'm (Jehet, wie es scheint, dadurch seine Unterwerfung unter Gottes Fügung ausdrückend. Das ^nnc^'l (zu dieser Hithpalelform s. GES.-KAUTZSCH"'6i< 75 kk) ist nicht unmittelhar mit in«'! 21 zu verhinden, als oh letzteres Wort ersteres exjilizierte. V. 21 fasst nur zusannnen. wie Hioh sich, vor Menschen etwa, üher sein (Jeschick aus- sprach, ir redet ja nicht zu Gott. Sehie Worte sind, wie oft hei den älteren Krzäldern (auch in unseren ISlärchen und Sagen) solche l^eden, die etwas all- genuineren oder gehoheneren Siini hahen, in poetischer Form gehalten und hilden einen Vierzeiler; darin ahmt die volkstündiche Prosaerzählung unwill- kürlich ihn N'orläuferin, die gesungene ErziUdung. mich. Das erste Distichon lautet: .\<i(lil hin irh nnsneunnuen (W ithonetist-he Schi-eihung für ^n^T) rin.s nf einer Mit II er Leihe, l nd nnelil irerde ieh dorthin xnrüelikehren. Ks sjiricht die Selbsttritstung ans. die allerdings zugleich auch eine resignierte Klage ist, dass er jetzt nicht ärnn-r sei als hei seim-r (ieliurt. l'ns berührt es ein wenig hefrennlend. dass er nur an sich denkt und seine Kinder, wie es scheint, nur als seinen Besitz hetrachtet, wie auch der Dichter der Reden den Hi<di stets nur sein eigenes, nie seiner Kinder Los l)eklagen lässt. Ahnlich dtr König Hiskia des39 8. Dichterund Krzähler schielten oft kühl hei Seite, was ihnen nicht passt, imd wirklich hätte eine Betrachtung üher den vorzeitigen Tod der Kinder das Problem verwickeltt-r genuicht; dass die alten Isratditen auch andere Töne anschlagen konnten, zeigt z. B. llSamlOi. nOB^ enthält

Hi 1 21 12 Hi 1 22

eine uiibekiimnierte Verkürzung dessen, was der Erzähler sagen will; er meint den Schoss der Erde, deutet aber eigentlicli mit dem dorthin auf den Mutter- leib, den er nicht meint (dass Httty mit verhüllender Scheu auf n^i^ti^ hinweise, wäre ohne Analogie und streitet mit dem Verbum 21tJ^). Im zweiten Distichon: Jaliwe hat (jegehni niul Jahire genommen, Sei Jahwes Name gepriesen! steht Jahwe, welchen Namen das Volksbuch im Gegensatz zum Dichter der Reden dem Hiob bekannt sein lässt, mit Nachdruck voran und wird noch zweimal wiederholt: Jahwe hat zu verfügen nach seinem Belieben, der Mensch hat nicht darein zu reden; mag Jahwe so oder so handeln, der Fromme soll und wird ihn immer preisen. Diesen Satz und den ihm verwandten Cap. 2 lo darf man wohl als das symbolum aller orientalischen Frömmigkeit bezeichnen. Der ener- gischere Geist des Europäers findet sich schwerer in diese inaktive Rolle und nicht, ohne sich zuvor des guten Endausgangs versichert zu haben (vgl. P. Flemings: In allen meinen Thaten), während Hiob in dem zweiten Stiches (nackt kehre ich dahin zurück) völlig resigniert. Übrigens stellt sich auch der Dichter der Reden mit seinem bohrenden Warum? keineswegs auf die Seite des Volksbuches, das in seinen uns jetzt verlorenen Unterredungen zwischen Hiol) und seinen Freunden ohne Zweifel Cap. 1 21 undCap.2 10 zum Grundgedanken der Ausführungen Hioljs gemacht hatte; der Dichter teilt vielmehr die hier dem Hiob zugeschriebene Meinung den Freunden, besonders dem Eliphas, zu. Das letzte Wort '^'^ilö spielt deutlich auf das letzte freche AVort des Satans v. 11 an: er wird Gott ins Gesicht fluchen, Hiob thut das direkte Gegenteil. Er hält die Religion fest, denn grade das Preisen des Namens Jahwes ist der präg- nante Ausdruck für die Religionsübung der Gemeinde, des Laien. Trotz der Anspielung weiss aber Hiob selbst nichts von der Intervention und nachfolgen- den Thätigkeit des Satans, von der seine Boten nichts sagten, Jahwe hat alles getlian. Das erhöht den Wert seiner Standhaftigkeit, denn es wäre ihm viel leichter gewesen, an Jahwe festzuhalten, wenn er sein Unglück als das AVerk des boshaften Satans hätte ansehen kihmen. Ul)rigens hat ja zwar der Satan das Unglück verursacht, aber doch nur mit Jahwes Zustimmung; auch ist er nicht die Ursache alles Unglücks und nocli weniger die der Sünde: von einem Dualismus im theologischen Sinne dieses Wortes kann liier also nicht die Rede sein. Daher lehrt das A^olksbucli auch nicht, dass und wie man sich gegen den Satan zur AVehre setzen soll. 22 In dem allen, in diesem ganzen schreck- lichen Fall, beging Hiob kein Vergehen und Versehen, er war nach wie vor völlig untadelig und freilich doch unglücklich. Wie das Unglück nicht immer die Folge von Sünde ist, so ist es auch bei dem wahrhaft Frommen keine Ver- führung dazu, das ist die Lehre von c. 1, die dem Mann aus dem A'olke vielleicht nicht ganz neu, aber doch auch nicht ganz gewöhnlich war und die die Er- zählung dieser merkwürdigen Geschichte eines Edomiters vollauf r(>chtfertigte. In dem Schlusssatz bedeutet n'jDn vgl. ^Sri Cap. 6 g Fadheit, Geschmacklosigkeit, Abgeschmacktheit; es ist eines der elirl)aren Ausdrücke wie "^"^S, b'2) Cap. 2 10, n'?^i Cap. 42 8 und jedenfalls Umschreibung eines derberen Ausdrucks, eines Lästerwortes. Das *? ^riiwird sehr verschieden übersetzt: er legte Gotte nichts Abgeschmacktes )5ei, reichte Gotte nichts Geschmackloses dar, liess Gott

Hil22 13 Hi24

nichts Abgeschmacktes hören, bot nichts Gott MisstaUiges. Die erste, gewöhn- lichste Übersetzung, bei der man wie bei den übrigen mn^ statt W^TÖK erwarten sollte, passt niclit ^ait, denn eine Heurtcilnng .lahwes war doch nicht das Krste, dem man hei Hiub, wenn er sieh unticn wurde, entgegensehen durfte, sundern eher ein Ausdruck des Murrens, wenn aucli keine so freche Lästerung, wie der Satan erhuflt; die zweite wird von Diiii.MANN weiter so gedeutet: er reichte (Jott nichts, was dieser als ungeniesshar hätte zurückweisen müssen, aber da wäre darreichen ein wunderlicher Ausdruck, und wie soll nuin sich die uuge- niessbare (jial)e vorstellen? Die natiii'licliste Auffassung vertritt doch wohl die Fesch, (er schmähte nicht gegen (iottj: der Ausdruck ist ilas (Jegenteil zu: VAwe geben (Ps 29 i) und bestätigt negativ Hiobs Ausruf: Jahwes Name sei gepriesen; Hiol) gab (lott keine Unehre, sündigte nicht ndt seinen Lippen (2 10). Wir wissen ja, dass für das \'olksi)uch die griibste \'erletzung der (iültes/arvlU in unziemlichen Reden gegen die (Jottheit besteht. Der Satan ist also mit seiner Erwartung einer ijästerniig hetrogen, was wird er jetzt thun? Darauf giebt Antwort:

Cap. 2 1—10. Die Erzählung von dem zweiten (Jespräch zwischen .laliwe und dem Satan und seinen Folgen. 1 ist Wiederholung vonCap. Ig mit einem /usutz am Sclduss (sich zu gestellen vor Jahwe), der in JjXX feldt und schon wegen seiner Siliwerf;illigkeit kaum ursprünglich ist. Ebenso wiederholt 2 Cap. 1 7, nur dass dieErage TOO noch ein wenig genauer ist, erwartungsvoller klingt; 3* ist gleich v. 1 s. In '6^ ist laiVI durch das Suffix vom Vorhergellenden geschieden uikI Kinleitung eines Znstandssatzes: ////// iriilireiiil er noch iniiiier /'est hall (III seiner Fr'niiiiiiiiilieil , sii liiisl ilii midi iietjen Um neri'ixt . Um um iiivlil.s tu rerilerben. .Jahwe spricht erzüiiit, die ihm abgezwungene .uraus.niie l'robe wäre nicht nötig gewesen. Trotz seines Zorns schilt er den Satan nicht weiter, weil doch die Probe der formalen Gerechtigkeit entsprach und Jahwe selbst mitbeteiligt war. Ein interessanter Gegensatz: Er ist standhaft fromm, wir aber haben ihn verderbt, Klage und Selbstanklage. 4 Der Satan ant- wortet frech und plebejisch: Haut für lliiitt , alles iras der Mensch hui . ijiehl er für sein Leben. Er giebt die Wette noch nicht verloren; die Probe hat zwar den Hiob nicht zu Fall gebracht, aber sie ist auch noch nicht gründlich genug gewesen. Hiob hat zwar seinen Besitz verloren, aber nicht das Leben. und das ist dem Menschen mehr wert als aller Besitz. Das offenbar aus ileni gemeinen Leben genommene Sprüchwort, das diese Behauptung erhärten soll, ist nicht ganz deuthch. Man erklärt: ein Stück Haut oder ein Glied giebt man hin, um ein anderes zu retten, oder: Haut gegen Haut (kommt Gott dem Hiob an die Haut, so wendet sich auch Hiob gegen ihn), oder: Haut um Haut (die äussere Haut, den Besitz, hat Hiob verloren, die innere, die eigentliche Haut, hat er noch), oder: Haut für, statt Haut, Gleiches gegen Gleiches. Da 1J?3 in dem Hauptsatz fi'ir bedeutet, muss es dies auch in dem Sprüchwort be- deuten; nicht so notwendig ist es, obwohl auch am Nächsten liegend, dass man zum Sprüchwort den BegriÖ geben ergänzt: man giebt Haut für Haut. Am wahrscheinlichsten stammt das Sprüchwort aus Kreisen, für welche Häute ein wichtiger Umsatz- und Tauschartikel waren, und bedeutet zunächst: für eine

Hi24 14 Hi2 9

Haut giebt (oder erhält) man Hauteswert. Vielleicht hat es von da aus dann wie hier weitere Anwendung gefunden; der Beduine mag mit diesen Worten dem Hirten gedroht haben, es gehe ihm an die eigene Haut, wenn er das ver- teidigte Rind nicht hergebe; der Sklavenjäger mag mit diesen Worten dem G-efangenen gestattet haben, sich durch Hergabe eines Sklaven oder Kindes auszulösen; der Bluträcher mag mit ihnen die Familie des Mörders angefallen haben u. s. w. Erkauft ein Mensch gern sein Leben für seine Habe und freut sich wohl noch, so gut davon zu kommen, so hat Hiob sich wohl gar noch glück- lich geschätzt, aus dem allseitigen Unglück seilest heil hervorgegangen zu sein, da braucht er noch nicht auf Abfall von Gott zu geraten. Wirklich hat ja auch Hiob ausgerufen, er sei jetzt nicht ärmer als bei seiner Geburt. 5 wie Gap. 1 11 (mit einigen Verschlechterungen durch den Abschreiber), aber statt seines Besitzes empfiehlt jetzt der Satan Hiob selbst anzutasten, sein Fleisch und Gebein zu treffen. Er soll selber etwas zu fühlen bekommen, der Verlust seiner Kinder, Diener, Tiere ist ihm nicht nahe genug gegangen. 6 Jahwe willigt ein, unter der naturgemässen Bedingung, dass Hiob nicht sofort getötet werden darf, was ja die Probe vereiteln würde. Er erkennt also wieder an, dass der Satan in abstracto Eecht habe; erst dann, wenn dem Hiob jede Hoff- nung auf neues Glück abgeschnitten ist, muss sich zeigen, ob das Glück der wirkliche Beweggrund seiner Frömmigkeit war oder nicht. 7 Diese Hoffnung wird gründlich abgeschnitten durch den bösartigen Aussatz, der mit Sicher- heit zum Tode führt, die furchtbarsten (Qualen über sein Opfer verhängt, jedoch das BcAvusstsein dieser Lage nicht aufhebt. Dass mit dem bösartigen Ge- schu-ür der Aussatz, die lepra tuberculosa, gemeint ist, obgleich pnii^ nach II Reg 20 7 (Jes38 2i) auch die Pestbeule bezeichnen kann, lehrt die Fort- setzung und hat auch der Dichter der Reden angenommen. Nach seiner un- gestümen Art begnügt sich der Satan nicht damit, den Aussatz erst allmählich aus einzelnen Hautknoten sich entwickeln zu lassen, sondern schlägt Hiob sofort von der Fusssohle bis ((:^re will für nj; das gewöhnlichere nj;i) zu seinem Scheitel (zu der Aussprache Hj^lp s. Ges.-Kautzsch26 § 10 h). Die erste Em- pfindung besteht 8 in einem unerträglichen Jucken, das die Knoten in der Haut erzeugen; und da die Finger selber schmerzen, so nimmt sich Hiob eine Sclierbe, sich damit zu kratzen, imhrend er (Zustandssatz) initlen in der Asche snss, d.h. auf der von Wetzstein bei Delitzsch beschriel)enen „Mezbele" ausser- halb des Dorfes (die LXX setzt s|u) zr^q tioXsu); hinzu), wo der Mist und Ab- fall aufgehäuft und von Zeit zu Zeit verbrannt wird und wo sich die von ekel- haften Krankheiten Befallenen, die man aus den Dörfern treibt, Tag und Nacht aufhalten. Wie nun dies Geschick auf einen Menschen gewöhnlichen Schlages wirken würde, wird 9 sehr geschickt an Hiobs AVeibe veranschaulicht. Von Verzweiflmig ergriften, ruft sie aus: Noch (^"Ij; olnie Fragepartikel; LXX]« Hj;, bis wann?) hältst du fest an deiner Frönunitjkeit?! Fluche (lott und stirlf! Hiol) muss sich also ähnlich benommen haben wie Cap. 1 21. Das Weib aber meint, der augenlilickliche Tod, der die Folge der Gotteslästerung sein würde, wäre nicht so schlimm, wie dies langsame qualvolle Sterben. Ihr fluche Gott! spricht sie natürlich nicht aus eigentlicher Gottlosigkeit, sondern aus jener

Hi2 9 ir, Hi2ll

hoffnungslosen Eibittoiung, die auch JesH.ii dieselbe Wirkung hervorbringt; sie hat nicht die Kraft des p''XnT\. Zu der Aussprache noj s. CJ es.-Kautzsch'c § 104 g. Die LXX lässt das Weib erst längere Zeit nach dem Ausbruch der Krankheit eine grössere Rede liulten, in der sie eine Äusserung Hiobs erwähnt, dass er noch ein wenig ausharre in der Hoffnung auf Rettung; da aber "Tfß und p"'tno hier anders gegeben wird als sonst, so gehört Cap. 2y nicht zu der ur- sprünglichen LXX und mag aus derselben (Quelle stammen, wieCap. 42 ih und so manch anderer Zusatz. Für Hiob ist das Beneiimen des schwachen Weibes kaum eine Versuchung; er widersteht der ansteckenden Kraft der Verzweiflung und der Erbitterung. Seine Antwort iO ist im hebr. Text etwas sonderbar wegen des D3, das hier keinen Concessivsatz einleitet wie z. B. Jes 49 1:., auch nicht cf/rft, /ro/t/ . (////• bedeutet; besser liest man mit SiK(ii-Kii:i) nach Mküx: D2 (der Ausfall eines ns" hat den jetzigen Text hervorgerufen). Dann erhält man zugleich vier Stichen wie Cap. 1 21 und eine Erklärung für die Weit- läufigkeit in nns "1?"]3: UVV' rcilcn triirdc ('hic ro/t den Thnrhinrii. So irillsl rciU'n auch dn'^ Das (iali- lu'linicii trir an roii (l(tll, l itd tla.s Hu.sr saUlen irir iiiclil aniu'hiiwn? Thörin ist wieder einer der ehrbaren Ausdrücke, etwa das Gegenteil von gottesfurchtig, gottlos infolge von (ledankenlosigkeit, Selbst- sucht, sinnlicher Denkweise; einen noch stärkeren Sinn hat das Wort Ps 14 1. Der fromme und weise IVIensch sagt: Ich nehm' es, wie er's giebet s. zuCaj). 1 21 ; er bleibt sich konse(iuent, hat er sich einmal (xott ergeben, so bleibt er gott- ergeben für alle Fälle. Es ist eine charaktervolle Friunmigkeit, die dies Volks- buch kennt, und sein Hiob wirklich ein "idj l^^N, aber allerdings nicht von dem kühnen und freien GeistesHuge wie der Hiob der Reden Cap. 3 ff. ^2p, sonst nur in späteren Schriften, durch unser Buch als alt erwiesen. vnDb'a mag eine ge- wisse Bestätigung dafür sein, dass auch in Cap. 1 22 mit n^DH ]rii ein Reden ge- meint ist, da im Übrigen beide Sätze übereinstimmen. Überhaupt bemerkt man im Volksbuch nicht den geringsten Unterschied, keine Entwicklung in der Haltung Hiobs bei der ersten und der zweiten Pi'obe. Das ist auch bei einer volkstündichen S;ige und bei dem Zweck, den das Volksl)uch verfolgt, nicht anders zu erwarten; es wird auch in den verloren gegangenen Reden nicht anders gewesen sein. lüs soweit geht der erste Abschnitt des N'olks- buches; der zweite, der die liiterredungen Hiobs mit seinen Freunden enthielt und gewiss weit kürzer war als der F^insatz des Dichters und seiner Ergänzer (Cap. 3—41), beginnt

2 11-18 mit der Erzählung von dem Besuch der drei Freunde Hiobs. Die drei Freunde II sind: erstens Kliphas. der Themanit. Dass sein Name edomitisch ist, wurde schon zu Cap. 1 1 erwähnt; eben deswegen wird ^iD"*]? nach Gen3(iii 15 mit dem edomitischen ]D^ri, nicht mit dem nördlicheren KD^ri zu- sammenzubringen sein. Zweitens Hildad. der Schuchit, dessen Stamm n^B^ nach Gen 252 zu den Keturäern gehört. Drittens Zophar von Naama, das nicht mit HDPi in .Inda (Jos 1.5 41) identisch ist. sondern auch edomitisch oder ai-abisch sein nuiss. Die liXX hat übrigens für ^riD^i überall M'.vat'cov jiJaaiXsti;, 6 Mivaioc vgl. l Chr. 441, vielleicht auf (i rund einer Konjektur. Sie kamen, sie verabredeten sich, zu kommen, zweimal K13. etwas unbehilfiich. Der Fall

Hi 2 11 16 Hi 3 1

ist so schwer, class sie sich erst darüber besprechen. Hiobs Verwandte und sonstige Bekannte kommen zum Zweck der Beileidsbezeugung (b Tli, wahr- scheinlich zunächst: den Kopf und Oberkörper. hin und herbewegen als Zeichen des Schmerzes) erst nach seiner Wiederherstellung Cap. 42 u, aber wahrschein- lich denkt sich die Yolkssage die Krankheit nicht als allzu lang. nSün ist merkwürdiger Weise als perf. accentuiert vgl. Ges.-Kautzsch^s § 138k. 12 Sie sahen ihn, der ja draussen auf dem Aschenhaufen sitzt, schon von ferne, erkannten ihn aber nicht, weil er stark entstellt war, und brachen darüber in lautes AVeinen aus. Indem sie Staub himmehvärfs auf ihre Häupter streuen, ahmen sie gewissermassen einen Stauljregen nach: so wie ein solcher ehi frucht- bares Land verwüstet, so ist Hiobs Glück verwüstet, und sie, seine Freunde, sind mitbetroffen. 13 So erschüttert sind sie, dass sieben Tage und

sieben Nächte (die Nächte fehlen in der ursprünglichen LXX, s. Bebe, Text des B. H. zur St., und sind wohl eine harmlose Ergänzung) lang keiner ein Wort zu ihm sagt (in'T öfter für "1310); sie schweigen so lauge, wie man sonst wohl über einen Toten klagt (JSir 22 12), und drücken ihre Teil- nahme auch dadurch aus, dass sie gleicli ihm an der Erde, in der Asche, sitzen.

Wahrsclieinlich haben sie nun nach diesem Schweigen ihrer Verabredung gemäss ihn zu trösten versucht. Sie haben gewiss nicht zu ihm gesprochen wie sein "Weib, aber sie haben doch nach Cap. 42 7 ff. so unrichtig von Gott gesprochen, dass Jahwe sich an ihnen veroreifen will, wenn Hiob nicht Fürbitte für sie einlegt, während Hiob richtig über Gott gesprochen hat. Es ist schade, dass wir nicht zu hören bekommen, wie sich diese Männer Gottes Gesinnung und Absichten zurecht legten: wir hätten im Volk umlaufende Urteile über Gott und über Glück und Unglück und vielleicht Ratschläge über das Verhalten in einem solchen Fall vernommen, die für die Kenntnis des alten Volkes und seiner Welt- und Religionsauffassung von "Wert gewesen wären. Statt dessen erhalten wir nun den allerdings unzweifelhaft weit wertvolleren, gewaltigen Einsatz des Dichters, der grade um- gekehrt die Freunde sehr fromm über Gott sprechen, dagegen Hiob die schärfsten Invectiven gegen Gott schleudern, die bittersten Zweifel an einem gerechten Weltregiment erheben lässt.

Cap. 31-42 6. Das Gedicht von Hiob.

Cap. 3. Hiobs Klage.

3 12. Dass das Volksbuch eine Selbstverfluchung Hiobs enthielt, ist nach c. 1 21 und besonders nach Oap. 2 10 kaum zu glauben. Der Dichter aber be- darf einer Basis für die Erörterung des Problems des Unglücks und lässt darum 1 zuerst den Hiob den Minul öffnen, das Schweigen brechen, und in der Verwünschung seines Tages (s. unten zu v. 3) sein und aller Gequälten Elend enthüllen und laut nach dem Warum fragen. Mit psychologischem Scharf- bhck hat er die richtige Stelle im Volkslnich gewählt, wo er mit dieser Klage einzusetzen hat: das siebentägige Schweigen der drei Freunde, das so beredt für die Grösse seines Unglücks zeugte, war dazu angethan, in Hiob eine Span- nung hervorzubrhigen, deren gewaltsame Entladung ni einer Sel1)stverfluchuiig natürlich und zwar ein Irren (62), aber ein solches irren war, das seine wahre Frömmigkeit nicht hi Frage stellte. Natürlich steht die Verwünschung des

Hi3l 17 Hids

Tages nicht in Gegensatz oder überhaupt in Beziehung zu der Verwünschung Gottes im Volksbuch, das wäre doch zu kindlich. In 2 lässt LXX das ]J?M 31*W aus, vielleicht, weil sie HiJ^ als antworten verstand, während es oft bedeutet: beginnen zu reden z. B. .Jes 14 lo; dass jemand die Worte eingesetzt habe, weil sie auch später zu Anfang der Reden stehen, ist nicht sehr walirscheinlich. Zur Pausalaussjjraclie 1DK^5 in diesen Überschriften s. G ks.-Kautzsch §r)He. Die jetzt f(jlgenden Reden sind wie Bickkll gezeigt hat, silratlich in Tetra- stichen geschrieben (oder, mit Josephus zu reden, in doppelten Hexametern, da jeder Stichos drei Hebungen hat), demnach in dem einfachsten Versmass der hebr. Prosodie, das für lange Reihen von Weisheitsreden am besten ge- eignet ist. BuDDE polemisiert eifrig, aber unglücklich gegen Bickell's „Theorie".

3—10 Hiobs Verwünschung seines Tages, fünf Vierzeiler. So selbständig der Dichter sonst ist, so lehnt er sich doch hier deutlich an Jer20i4-i8 an. Diese Anlehnung mochte für den schwierigen Anfang eine gewisse Erleichte- rung sein; Jereniias Verzweitlungsschrei war die beste N'orbereitung für das Warum v. 11 20; überdies konnte auch der ängstlichste Leser keinen Anstoss nehmen an etwas, was dem Helden des Dichters ein so grosser Prophet vor- gethan hatte. Man findet gewöhnlich in Hi 3 atf. eine grössere poetische Kraft als in Jer 20 uff.; auf mich machen die schmuckloseren, naiveren Schmerzens- ausbrüche Jeremias einen ergreifenderen Kindruck, als die kunstvollere Nach- ahmung, die ül)erlegter, aber etwas überladen und kalt ist. Die drei Stichen 3 4 ' ergänzen wir durch 9'' (s. unten) zum ersten Vierzeiler. A'.v f/r/ie unter der Tag, wo ich geboren int nie. Tübad und iwwäled ist accentuiert, um das Zu- sammonstossen zweier Tonsilben zu vermeiden s. GES.-KAUTZsrii i; 29 a''. Jer 20 14 heisst es 12 ""PTh "It^« DI'H, wo das perf. natürlicher ist; aber indem der Dichter das prosaische IB^S wegliess, wurde der Nebensatz zu einer Art Um- schreibung des Infinitivs, daher DV ohne Artikel und das iraperf. (vglJes 51 2). Hiob wünscht also, dass sein Geburtstag aus dem .lahr verschwinde (v. 6). Er denkt sich dabei den Tag nicht als ein neutrales Zeitmass von 24 Stunden, sondern als ein lebendes Wesen, das selbständig Dinge und Menschen hervor- bringt und, wenn es alljährlich wiederkehrt, immer dasselbe Wesen ist (ähidich sind Psl9 Tag und Nacht belebte Wesen, die sich erzählen, was sie erlebt haben). Der Streit, ob Hiob den Tag der wirklichen Geburt oder den alljähr- lichen Geburtstag meine, ist gegenstandslos, beide sind ein und dieselbe Per- son. Die Fortsetzung beweist, dass der Dichter hauptsächlich an die erste Hälfte des Tages, nämlich an die Nacht denkt, v. :V' wird gewöhnlich übersetzt: und die Nacht, die (oder: wo man) sprach: emjjfangen ist ein Mänulein. Das pual rnh, das sonst nicht vorkommt und an dem nh Jes 59 i:! eine sehr schwache Stütze hat, soll also heissen: conceptus est, aber es ist nicht einzusehen, wie eine Form von TT^T}. das auf die sichtbare Schwangerschaft geht, zu dieser Be- deutung kommen könnte: möglich wäre nur die Übersetzung: mit einem Manne ist er geschwängert worden! Dazu jtasst die Erapfängnisnacht nicht in einem Zusammenhang, der nur vom Geburtstage redet (s. v. 7''); man scdlte über- haupt dem Dichter, trotz seiner unleugbaren Neigung für das Überladene,

Kurzer HC zum AT XVI -

Hi 3 3 18 Hi 3 5

nicht den Verstoss gegen das einfachste ästhetische Empfinden zuschreiben, zwei so ganz verschiedene Objekte mit einander zu verbinden und noch dazu die Nacht bald als Empfängnisnacht, bald als Geburtsnacht zu behandeln. Wunderlich ist ferner ISS, das poetische Wort für den erwachsenen Mann. BuDDE sagt zwar: zur Not kann die Nacht auch den vir adultus sehen, aber sie soll ja sagen: empfangen ist ein vir adultus! DieLXX übersetzt: looo apasv, das ist "ist Hin vgL Jer20 i4 und giebt den vernünftigen Satz: Und die Aaclil, die sprach: siehe da ein Knäblein. Unser mn könnte von einem Abschreiber herrühren, der versehentlich das nachbiblische ITiri, siehe, für Hin schrieb. Die Nacht V, 3'' ist dem Tage v. 3'' nicht entgegenzusetzen, sondern als präcisere Angabe der Tageshälfte zu verstehen, in der das Kind auf die Welt kam. Der dritte Stiches v. 4^: jener Tag sei Finsternis, könnte allerdings zu der Annahme verführen, dass dennoch zwischen Tag und Nacht unterschieden und dass der Tag zuerst abgehandelt werden sollte; aber das wäre abscheulich unpoetisch und Hesse v. 4'^ als verdächtig erscheinen, wie ihn in der That Bickell streicht. Indessen die LXX hat gelesen: Jene Nacht sei Finsternis, und das ist jeden- falls das Ursprüngliche, da man wohl die Ersetzung der Nacht durch den Tag begreifen kann, nicht aber das Umgekehrte. Beee will nun auch den so be- richtigten Stichos als Glosse streichen, aber was sollte er denn glossieren? Es mag sein, dass seine Ausstossung den Text poetischer macht, aber das ist kein genügender Grund für die Streichung. Das i<inn dient dazu, die Nacht als die Grösse hervorzuheben, von der im Folgenden eigentlich immer zunächst die Rede ist. Nun fehlt der parallele Stichos, aber dafür hat v. 9 einen zu viel, und es scheint mir l)ei dem Zustande, in dem der Text in den Handschriften und in den alten Übersetzungen auftritt, die Annahme nicht allzu gewagt, dass V. 9'' ursprünglich an seinem Ort hinter v. 4-' vergessen, dann am Rande zwischen den Kolumnen nachgetragen und nacliher in die verkehrte Spalte aufge- nommen sei. Demnach ergänzen wir die drei Stichen von v. 3 4=" durch den Satz: Sie (die Nacht) ho/f'e an f Licht und es knnnne nicht! Künftig soll diese Nacht also ohne Mond- und Sternenlicht sein. 4'"' 5'*' bilden den zweiten Vierzeiler. Zunächst der Stichos: Nicht frage ilh- nach EloaJi d rotten. Das Suff, von in^"lT bezieht sich grammatisch auf "^h^^T] v. 4'' LXX, meint aber natürlich dasselbe, als wenn es auf den Tag ginge, dessen erste Hälfte die Nacht ist. Die Tage haben sich einzustellen, wenn die Reihe an sie kommt, und Gott achtet darauf, dass sie es thun, wie er nach Jes 40 26 die Sterne, die ja die Tage anführen, bei Namen aufruft, aber dieser Tag mag nur ausbleiben, unaufgerufen von Gott! ni^K kommt vielleicht zuerst im B. Hiob vor (s. m. Comm. zu Jes 44 8) und ersetzt hier den Eigennamen Jahwe. Dass der Dichtei letzteren seinen Edomitern nicht in den Mund legen will, wie es das Volksbuch thut, ist allein schon ein Beweis, dass er in einer späteren Zeit lebt, der der Gegensatz zwischen der israelitischen und den fremden Religionen gegenständ- lich geworden war. Er wird das 'altahn im Munde von Arabern gehört haben, lässt aber den Artikel weg, um eine Art von nom. propr. daran zu haben; einen wirklich edomitischen Gottesnamen konnte er ja nicht gebrauchen, da seine Personen doch eben wieder nur verkappte Israeliten sind. Der 2. Stichos: l nd

Hi 3 5 19 Hi 3 7

nirlil crjjliiii'tc i'iln'r ihr ein Lic/iLsIrtilil. rriHi mir liier vgl. "iHi strahlen Jes 60 5. Der Lichtstrahl, mit dem Mond und Sterne den neuen Tag begrüssen, würde ihn anerkennen, aber er soll gar nicht mehr als ein rechter Tag gelten. Während die obere Welt, die Welt des Lichtes und der Ordnung, ihn ignoriert, soll, sagt das zweite Distichon v. 5''', die chaotische Macht der Finsternis ihn an sich i'cissen. A'.v sollen .s/r finl'n.st'n, als ihr Eigentum reklamieren, h'inslvi- iiis 1111(1 Dunkel (I. riiob^j, denen die Welt ursprünglich angehört hat und nur durch den Sieg der Mächte des Lichts entrissen ist. Einige alte (ibersetzer fassen bsj = ^J?2, l)osudeln, aber sie schwächen durch das fremde Bild den Ge- danken, dessen halbmythische Farbe sie nicht erkannten oder nicht mochten. Ks lauere sich über ihr (leiri'ilk. wie ein Drache (vgl. Cap. 2G i3) über seinem liesitz; das Gewölk sind hier nicht „des Himmels Wolken", in denen etwa ein- mal die Gottheit erscheint, sondern das aus dem Meer aufsteigende Dunkel s. V. 8. 5' 6, der dritte Vierzeiler, dessen erstes Distichon schwierig

ist, aber doch wohl nicht gestrichen werden darf. LXX übersetzt: xaiapctÖEirj 7j Tjjiepa xal 7) vu; sxsivTj, verflucht sei der Tag und jene Nacht, sie hat also in ''T10 etwa ein niSO zu finden geglaubt und sich mit der ganzen Wendung durch Umschreibung abgefunden. Die anderen alten Übersetzer und die Mas. denken an eine Form von *1"1D, bitter sein, neuere wollen ^^03 von IDi, Priester, lesen, wozu der Gen. DV kaum passt. Man wird doch mit Ewai.u und den meisten neueren ''Tl'?? aussprechen und dies mit dem syrischen 103, schwarz sein, kombinieren müssen vgl. das parallele ^DJ< in v. 6', wenn auch "IDD in diesem Sinne vielleicht nur noch Thrö lu vorkommt. Zu denken ist an Mond- und Sonnenfinsternisse, die die Welt mit dem Verlust des himmlischen Lichtes bedrohen. Also: Es niik/e/i sie sduecben (furtscheuchen vgl. 18 ii) Tiij/esrerdinilielnnifeii. In v. 6 ' ist if>'^7\r\ T&bT\, das in der ]jXX dem ö. v. an- geflickt ist, lästig und überfüllt den Stichos; es scheint eine Rand-Korrektur zu V. 7 ' zu sein und bei seiner Einsetzung in den Text ein ////// vor dem \'erbura verdrängt zu haben. Demnach: Inil sie fori raffen soll tlivlite Ditnlielheil, sie entführen in ihr unheimliches Reich {XHpb gewöhnlich beim Entführen einer Person durch eine höhere Macht Gen 5 24; II Reg 2 lo; Ps73 24; 49 16; .ler 1") i:.; Jes 53 8). Im 2. Distichon v. «)'" haben die Punctatoren "in^. als juss. von nnn, sich freuen, behandelt, worauf dann al)er die Präpos. oder DJ? folgen sollte; besser liest man mit LXX nn\ das juss. von in;, vgl. Gen 49 g, wozu auch der parallele Stichos rät: yiclil geselle sie sich unter die Jahrestage, Ixonnne nichl in die 7.ahl der Monde eine Folge ihrer Entführung durch die Finsternis, die keine dahreund Monate, keine Zahlen und keine Ordnung kennt. Das vierte Tetrastich 7 8 nennt noch einmal die Grösse, der alle

Verwünschungen gelten, mit dem Namen 7&h, obgleich die Verwünschenden v. 8 D1''"niK heissen, ein deutliches Zeichen, dass es sich überall um die Nacht handelt, auch wenn DV steht. Ein Abschreiber hat die AViederholung durch Hin lel)endiger machen wollen, aber der Stichos wird dadurch zu lang. Jene .\acht sei unfruchtbar (eigentlich: steinig), yicht komme ein Jubel laut in sie, nändich über die Geburt eines Kindes; an diesem ünglückstage werde nie- UKind mehr geboren! Tayesrerflucher v. 8 sollen sie verfluchen, Zauberer, die

Hi3 7 20 Hi3ii

einen Tag durch Beschwörung zu einem Unglückstage machen können, wie sie ja andererseits auch als Tageswähler die Glückstage herauszufinden wissen, (Ue da bereit sind, mifzustören den Liwjatluin. Auffälliger Weise fehlt b vor "i^V (Inf- Pik von IIJ?). ]T\^^, von njb, winden, vgl. iT^b, Kranz, die gewundene (grosse Schlange), ist hier wohl das aus dem Meere (vgl. Ps 104 26) d. h. der Unterwelt aufsteigende Ungeheuer (LXX xo |j.£Ya x^to;), das |''äP\, der grosse Drache aus dem Abgrund, der als Personifikation der lichtfeindlichen Macht die Welt der Götter und Menschen mit dem Untergange bedroht s. zu Cap. 7 12; 9 13; 26 12 13; Jes 51 9. Wenn die Zauberer dies Ungeheuer aufstören, droht über den Tag, an dem es geschieht, das tohu wabohu hereinzubrechen, das Jeremia Cap. 4 23ff. so prächtig schildert: ich schaute zum Himmel, dahin war sein Licht u. s. w. Wegen dieser Vorstellung das DI"' v. &^ in Ü\, Meer, zu verwandeln, ist ein Missgriff, nicht das Meer wird verflucht, sondern sein Gegner, das Licht. Der letzte Vierzeiler 9 10 kehrt in den Eingang zurück; das erste Distichon V. 9^'' entspricht dem zweiten des ersten Vierzeilers, das zweite v. 10 dem ersten. Die Sterne der (Morgen-) Dämmerung, Venus und Merkur, sollen finster bleiben, die Nacht soll sich nicht iveiden an den Wimpern der Morgenröte (nachgeahmt Cap. 41 10), die also ähnlich wie bei den Ariern und Griechen etwa als schöne Jungfrau vorgestellt wird (yw ist allerdings masc). Für nST ist wegen *?« mit Bickell und Beek i<T zu lesen. V. 9'' drängt sich störend zwischen die Erwähnung der Morgensterne und der Morgenröte und ist von uns nach v. 4^ versetzt, v. 10 schlägt auf v. 3 zurück: M'eil sie nicht rerschloss die Thüren meines Mutterschosses (""i^ä für ''ÖK |l?3, was nicht mehr in den Vers ging) Und verbarg (LXX: entfernte, T'P^) das Elend ror meinen Augen. Diese Begründung deutet den Abschluss dieses Ab- schnittes an; sie ist wirksam durch ihre Kürze, während im Übrigen der Ab- schnitt durch seine Länge und Kunst dem beabsichtigten Eindruck eher hinderlich ist.

11—19: warum bin ich nicht gleich nach der Geburt gestorben? Obgleich der Ton der Rede hier ruhiger ist, als im ersten Abschnitt, so schliesst das Warum doch einen schärferen Gegensatz zu jener ergebungsvollen Resignation in sich, die in Cap. 1 21; 2 10 hervortrat. Es kündigt an, dass der Dichter ein schweres Problem will besprechen lassen und zwar von Menschen, die von jener himmlischen Pragmatik der ersten Cap. nichts wissen, sondern auf ihr eigenes Grübeln, ihre Erfahrungen und, wie die Freunde, auf überkommene Lehren angewiesen sind. Es verdient Hervorhebung, dass Hiob aus sich selbst gar nicht auf den Gedanken kommt, er selber könne an seinem Leiden schuld sein; kein Wort von Sünde und Schuld! Obwohl er es in v. 11— 19 nicht aus- drücklich sagt, sucht er doch Grund und Ursache des Übels in Gott (die Parallelstelle Cap. 10 is 19 zeigt es mit ihrer 2. pers. etwas deutlicher). Leider ist in V. 11—19 nicht alles in Ordnung. Zunächst metrisch: es sind 18 Stichen, also zuviel oder zuwenig. Aber noch weniger sachlich: v.l3 schliesstsich schlecht an V. 1 2 an, v. 16 steht ganz isoliert und passt besser hinter v. 1 1 (vgl. Cap. 10 1 8 1 9), wohin ilm auch Reiske und Beek versetzen; die beiden DB^ in v. 17 sind jetzt beziehungslos und wären eher berechtigt, wenn v. 17 auf 15 folgte. Die ein-

Hi3ll ^^21 HiSu

fiichste Abhilfe liegt wohl in der Hypothese, die Einsi't/uuf<des neugedichteten oder anderswoher entlehnten 12. v. habe den Ausfall von v. 16, der ursprünglich hinter v. 11 stand, verschuldet; später am ]{ande nachgetragen, geriet v, KJ, in \ielleicht etwas alterierter Form, an die verkehrte Stelle. Den ersten Vier- zeiler würde demnach v. II 10 bilden. v. 11 lehnt sich an .Ier20i8 an: Wnniin .starb ich iiirhl roiu Miillcr.srho.ssi' triu/? Das imp. n^OK ist auffällig (vgl. Cap. 10 18); übel- das dag. euphon. in «^ s. G >s.-Kautzscii i;2(>f. ; onn© ist wold l)esser als das üm3 der TiXX. In v. I !'■ eiHirdinierte Verben, wo wir subordinieren würden: linl f('/sc//frt/ , uns Mutlciloiln' Ucrrorm'iiaiun'n? Seldiesseii wir jetzt v. Ki an, so müssen wir wold das Warum fortwirken lassen: ^AAv ininnn iiutr irlt iiithl trio eine rcrst/Kiirtc Frhhiclmrl, Wii' hinilcr, tth' (hi.s Luid iiit/il sahen? wie totgebonu' KincUr. Wer v. Iti lieber von v. 11 un- abhängig macht und als Wunsch fasst, wird «^ vor n\"llj streichen müssen, wie es auch Cap. 19 fehlt. 12 lialten wii- füi- einen jüngeren Zusatz: Vm iras (yno aus yiX\\ nn, was gewnsst? iidolge welcher Erwägung? vgl. xi |ia6uiv) iKilinicH muh lüiirr rnltßfiiCH lud troza liiüsli\ dass ich sotf? Gemeint sind die Kniec des FamilieiKtberhaupts Gen 50 23 odei- einer anderen Person Gen ;)(>3, die dadurch, dass sie das eben geborene Kind auf die Kniee nimmt, sich verbindlich macht, es als ihr Kind aufzuziehen. Die Sitte erinnert an die Zeit, wo der Vater das Kind für die Aussetzung bestimmen konnte, indem er es nicht auf die Arme oder Kniee nahm und nicht der Mutter oder Amme zum Säugen übergab. X'^w Vers ist interessant genug, aber er passt nicht in den Zusammenhang, da nach ihm iiieht Gott, an den das W'aiuni gerichtet ist, sondern die Menschen Ursailie des frühzeitigen Todes Hidbs gewesen wären. Den zweiten Vierzeilei- bildet \\\ 14, an v. 11 und 1«) si( li anseliliessend: Doini ilaiin (wenn ieli vcrseliairt wäre als Fehlgeburt) lät/c ich nntl rasli'lr, Sih//rp\ (/a hälfe ich Hahe. npj? uml TK beziehen sich auf die in v. II und Iti ange- nommenen Fälle; A'w Perfecta entsj)reclien dem Indicativ, den unser V(dks- deutsch anwenden würde, wiiliicnd unser Buchdeutsch den Konjunktiv ge- ltraucht, .letzt folgen einige Ausfülirungen, die mehr dramatischer Sidimuck, als zur Saciie notwendig sind v. 14: Mif (d. h. gleich) Ixonhien anil Hälen der Erde wüitle Midi» ruhen. Warum su holie Persönlichkeiten genannt werden, nnn'ht das Pölzende klai'. In v. 14'' wird m^in vcm den Alten teils niit n ge- lesen und demnach mit Schwerter übei'setzt, was siindos ist, teils mit n und tlurch Trümmer wiedergegeben, was auch nii ht angeht. Neuere wollen niiD"]« oder ^1'?D^^, Paläste dafür einsetzen, aber wozu in diesem Zusammeidiang eine Erwähnung des Palastbaues? Soll der Vers hier überhaupt eine Stelle finden, so muss im zweiten Stichos von der Grabesruhe die Rede sein: man kann also nicht umhin, mit F^WATiP u. a. die arabische Bezeichnung für die Pyramide, hiram oder ahram, heranzuziehen und etwa noch eine Alteration des Wortes durch die Abschreiber, die es nicht kannten, anzunehmen. Diiii-MAXX.s Ein- wand, dass man damit nur zu geheimen Gemächern. Heiligtümern komme, ist sonderbar, da doch die Araber nur ein ägyptisches Wort bestm»»glich werden nachgebildet haben und es für sie genügte, wenn die Xachbildung einiger- massen zur Sache passte. und waren denn die Pyramiden keine Heiligtümer?

Hi 3 14 22 Hi3 21

Demnach: Die da Pyramiden für sich bauten. Die Pyramiden sind, znmal in der späteren Zeit, wo sie niclit mehr benutzt wurden, ein lebendiges Bihl der tiefsten Grabesruhe. Das dritte Tetrastich v. 15 17 führt zunächst densel))en Gedanken weiter aus: Oder mit Fürsten, die Gold besitzen, Die ihre (Grab-) Häuser mit Silber füllten. D''ns wie Jos 14 1 8. Die Juden der späteren Zeit glaubten bekanntlich, dass die Künigsgräber viele Schätze enthielten. Dieser Glaube knüpfte sich gewiss am liebsten an uralte, auch sonst mit Geheimnissen umgebene, prächtige Grabstätten; je älter aber das Grab, desto sicherer und tiefer der Schlaf seines Bewohners, die Schläfer in den uralten Pyramiden und ähnlichen Grabstätten waren weit entrückt von der Unnihe dieses Erdenlel)ens, über die Hiob klagt; ihnen möchte er gleichen, v. 17 Dort, nämlich in den Gräbern, von denen er v. 15 die vornehmsten aufführte, stehen die Fr erler ab roin Toben, \p für den Infin. vgl. Jes 1 16, Und dort ruhen die Krafter schöpften. Beer will für D''J?B^1, schreiben D^a^X?n, weil er meint, dass v. 14 15 die Grossen und V. 17 18 die Kleinen einander gegenübergestellt werden, aber wozu denn eine solche leere Antithese? und soll dann v. 19^^ die triviale Zusammenfassung dazu sein? Die Könige u. s. w. werden nur der Pyramiden wegen erwähnt, als Beispiele ewiger Grabesruhe. Auch ist Q^C^J^h ein viel zu starkes "Wort, das innner nur auf eine vorübergehende starke Erschütterung geht, also nicht ge- eignet ist, eine Menschenklasse zu charakterisieren, v. 17 sagt vielmehr: im Tode müssen ruhen die Lärramacher auf Erden und dürfen sich ausruhen die Müden. Die Gottlosen sind die Friedensstörer im Gegensatz zu den Frommen, den Stillen im Lande, vgl. besonders Cap. 9 24; Jes 14 5 sind sie die Weltstürmer. Der letzte Vierzeiler 18 19 lässt den Gedanken, dass im Gral)e alles böj; auf- hört (vgL Jer20i8), in einigen Schlusssätzen ausklingen. Alle Gefangenen, die als Kriegsgefangene, Verurteilte, Sklaven zu harter Arbeit angetrieben werden und vor dem Sklavenvogt zittern, sind dort in Sicherheit v. 18; Klein und Gross .und dort eins (nicht bloss : sind dort, denn dass alle sterben müssen, passt nicht in den Zusammenhang), d. h. der Grosse sorgt nicht mehr um Auf- rechterhaltung seines Glückes, und der Kleine fürchtet sich nicht mehr vor dem Grossen. Fnd der Knecht ist frei von seinem Herrn. Die Teilnahme für den Knecht zeigt sich auch Cap. 31 isif.; 7 i 2. Den letzten Vers auszustossen (BiCKELL), scheint kein Grund vorzuliegen, wenn man v. l_4f.; 17 f. bei- behält.

20—26, der letzte Abschnitt, mit nur 3 Vierzeilern, während der erste 5, der zweite 4 hat: warum müssen ,die Elenden, muss vor allen Dingen Hiob, den ein hoffnungsloses Geschick betroffen hat, Aveiter leben? 20 21 Warum (jiebt er dem Elenden Licht Und Leben den Seelenbetrübten? "11« ist nach dem parallelen Stichos das Lebensliclit. Bei der Vokalisierung ]ri\ er giebt, wird angenommen, dass Hiob aus Scheu Gott nicht nennt, was aber eigentlich nicht des Dichters Art ist; die Lesung der Alten ]ri;;, wird gegeben, ist gewiss nicht schlechter. Der V»j; und die a^Di ''lO, die bitter siiid von Seele, bis ins Herz betrübt oder, wie Avir sagen, todesbetrübt sind, werden weiter gesehildert v. 21 : Die da harren auf den Tod, mid er kommt nicht , Ind nach ihm graben tcie nach Schätzen? Nach LXX und Pescli. ist D^ilötsö? zu lesen statt '00, mehr

Hi 3 21 23 Hi 3 24

als ujicli Schätzen, denn diese Todesbetrübten ^Tiiben überhaupt nicht nach kScliätzen. Das veib. finit. dient, wie so oft, zur Aldösunj,' des Part. (Gks.- Kautzsch i<116x). pOÖD, woraus ;^^alnmon entstand, Ix-dcutet ei^'entlich den Ort, wo man etwas verbirgt (|0Ö). dann das Verborgene. 22 'l'.i setzt

zunächst den ersten Vierzeiler fort: denen, die sich freuen bis zum Jubel? Diese Auffassung, die von Hos Ol beeintlnsst ist, lässt den Stichos ziemlich leer erscheinen und macht die Stichen ungleich. Besser Avird hi statt b^^ ge- lesen (Bki:h); der Sinn ist: solche Unglücklichen freuen sich selbst über einen hlossen Steinhaufen, mit dem nmn sie zudecken möchte, wie sonst solche Leichen, denen man kein ordentliches Grab gönnt (II Sam 18 17; Jos? 26), wenn sie nur sterben ktunden. Ja, sie jauchzen, wenn sie ein (ordentlicjies) Grab finden. Der Gedanke an Selbstmord kommt dem Hiob niciit, ist wohl auch dem Dichter nicht gekommen; er scheint dem Indogerinanen näher zu liegen als dem Semiten, v. :^3 kehrt nun zu Hiob selbst zurück: /Jc//t Mniinr, dessen UV'// vcrhorycn isl l nd nin den Kloah i'hu'ii Zaun (fcioycn hnl? Hiob hat den Weg unter den Füssen verloren, sagt der erste Stichos; er weiss nicht mehr woaus und woein, ist, fährt v. 23'' fort, wie ein eingefangenes Tier in ein Gehege eingeschlossen. Was das heisst, lehrt Ca^). i9 60"., wo v. 8 unserer Stelle genau entspricht: er hat seine Freiheit, sein Recht, seine Ehre, seine Hoffnung verloien. In der antiken Religion haben nur die Freien, nicht die Sklaven und Unnuindigen, ein direktes Verhältnis zur Gottheit, Hiol) aber fühlt sicli entmündigt, ohne zu wissen warum? Ahnlich wie l)ei Hosea Jahwes AVeib Israel, das nach Cap. 3 der Religion und des staatlichen Daseins be- laubt werden soll, Cap. 2 s mit Einhegung bedroht wird, ist Hiob aus seiner \'erbindung mit Gott herausgerissen. Die Stelle zeigt recht deutlich, dass die alte Religion sich mit dem Unglück nicht i-echt abzuünden weiss. Wie kann das rnglück sii-h mit voller wirklicher Religion vertragen, wenn es dem Menschen die freie Bestimmung über sich selber und die Ehre ninnnt, ohne die nnin nicht würdig ist, mit Gott zu verkehrin? Ganz korrekt wird diese h'iage, für die das NT eine getroste L()sung hat, zunächst als ein schweres Ivätsel behandelt, ^^^'nn Gott den Menschen so furchtbar unglücklicii macht, warum lässt er ihn leben? Hiob steht vor di-r Hand noch ganz auf dem Boden der diesseitigen Religion; ihr Schwerpunkt ist noch nicht in eine geistige Welt verh-gt, deren Bürger wissen, dass keine Trübsal und Angst sie von der Liebe Gottes scheidet RömSüöft". Aber Hiob wird im Folgenden nach der Liebe Gottes suchen, das ahnen wir schon jetzt. Ob TjD'^i, Hiph. von "^DD, wofür Hos 2 s und Hi 1 10 '^^ hat, auf letzten- Stelle anspielt, bleibe dahingestellt. Von

der Trül)sal redet v. 23, der letzte Vierzeiler 24—26 redet von der Angst. V. 24 und 25, beide mit "»S beginnend, sind Nebenbuhler; widirend nun 2öt'. sich aufs Beste an v. 23 anschliessen, stört v. 24 den strengen Zusainmenliang und hat auch sonst manches Befremdende. Wörtlich: denn vor meinem Brote kommt mein Stöhnen, und es ergiesst sich wie Wasser mein Gebrüll. Vor dem Essen, jedesmal, wenn er essen will? wozu dieser spezielle Zug? Vielleicht steht ^is"? nach v. 24'' im Sinne von 3, obwohl man dafür nur 1 Saiu 1 16 mit einigem Schein geltend machen kann und auch dann noch der Parallelismus

Hi 3 24-26 24 Hi 4 2

lahmt, da ausgeschüttetes Wasser eigentlich nicht an Trinkwasser denken lässt. Der Satz: mein Stöhnen und Brüllen ist mir zur täglichen Speise gewor- den, also eine Schilderung grosser körperlicher Schmerzen, kontrastiert mit der Hervorhebung der viel mehr geistigen Unruhe und Qual, von der v. 23 25 26 sprechen, und ob sein Urheber ein Aussätziger ist, das muss man wegen ''riiSB' doch bezweifeln. Ausserdem hat mindestens der erste Stichos vier statt drei Hebungen. Wir halten daher v. 24 für ein ßandcitat zu v. 25 f. Für IDH"; sollte das fem. stehen, v. 25 f. begründen v. 23: Hiob weiss nicht aus noch ein: Denn ein Beben bebe ich, so triffst es mich, Und wovor mir graut, das kommt mir. Die Perfekte sind Aoriste, die aussagen, nicht was einmal geschehen ist, sondern was immerzu geschieht vgl.GES.-KAUTZSCH §106k ; diesebeständigeAngst ist charakteristisch für Hiobs verstörten Geist. Zu "'3!iri«*l mit festgehaltenem "" s. Ges.-Kautzsch § 75 A I, 4; der acc. ist eigentlich ein acc. loci. Auch in V. 26 sind die Perfekte Aoriste: Nicht hab' ich Frieden und nicht Rast Und nicht Ruhe, so kommt Ungesti'nn. Das Ungestüm, mit dem Gott Hiob immer aufs Neue heimsucht, wird oft, besonders Cap. 7iff., weiter geschildert, vgl. Cap. 9 17 f.: er lässt mir nicht zu, Atem zu schöpfen, Cap. 16 i2ff. «*? wie Jes 40 24 für unser: kaum (habe ich einen Augenblick Frieden, so kommt neue Unruhe). Die unaufhörlichen Angriffe machen Hiob verwirrt und zwingen ihn zu fragen: warum lässt Gott mich denn noch leben, würde man bei einem solchen Un- glück nicht besser gleich sterben? Wozu das Unglück? fragt der Dichter. Jetzt lässt er uns hören, was die Theologie seiner Zeit darüber zu sagen weiss.

Cap. 4—14. Erstes Streitgespräch.

Cap. 4. 5. Rede des Eliphas.

Eliphas spricht zuerst, weil er der älteste ist, älter als Hiobs Vater s. 15 9. Obwohl der Dichter die Charaktere und Lehren der drei Fi-eunde nicht so scharf auseinander hält, wie man dies von einem modernen Dichter verlangen würde, so sind sie doch nach Tem- perament, Anschauungsweise und Bew^eisführung und sogar in ihrer Redeweise von ein- ander verschieden. Eliphas tritt besonders würdig und mit einem gewissen Selbstbewusst- sein auf, er kann sich auf eigene Offenbarungen stützen, behandelt übrigens den Hiob sehr milde. Sein Stichwort ist die njf?"!''., die Gottesfurcht, und seine Auffassung von ihr sehr ähnlich derjenigen des Volksbuches. Der Gegensatz, in dem er und seine Genossen zu Hiob stehen, lässt sich kurz so ausdrücken, dass die Freunde die Ursache des Unglücks im Menschen finden, dass hingegen Hiob sie, wenigstens für seinen Fall, in Gott finden will. Für die Freunde, denen damit der Dichter die Anschauungen des Volkes und der zeitgenössischen Theologen in den Mund legt, kommt als Ursache natürlich nur die Sünd- haftigkeit des Menschen in Betracht, die Gott durch das Unglück je nachdem pädagogisch beseitigen oder richterlich bestrafen will. Anfangs gehen die Freunde von der Annahme aus, dass Hiob kein eigentlicher Sünder ist, also sich läutern lassen und nach demütiger Hinwendung zu Gott herrlich wieder erhoben werden kann.

4 3-11: wie kann Hiob so verzweifelt sein, da er doch fromm ist? Die beiden ersten Vierzeiler v. 2 f. und v. 4 f. tadeln in schonender Weise Hiobs Mutlosigkeit und sind eng verkettet. 2 3 Erheben trir die Rede an dich, der du mullos bist? HDi von HDi, versuchen, giebt weder als Niph. noch als Pi. einen Sinn; wir haben hier dieselbe incorrecte Orthographie für «^i (1 p.

Hi 4 2 25 Hi 4 6

plur. impf.Qal) wie Ps4 7; zu l^l ^'^^ ^n^- Cap.^T i. ntjs'pn luuss nacli v. ö und Cap. 1 6 7 gedeutet werden, wo es mit den BegriÜ'en bestürzt und verwüstet, entsetzt sein in Parallele steht; in der Tliat bedeutet das Verbuin aucli sonst überall ermüden, mutlos von etwas abstehen. Hij'pn ist also ein abgekürzter Relativ- satz (mit weggelassenem IB'N), und mau hat keinen Grund, eine der vorgeschla- genen künstlichen Konstruktionen anzunehmen, z. B. die Fragepartikel mit diesem Wort zu verbinden und das HDl mit dem sie verbunden ist, von ihr ali- zutrennen und als Zwischensatz zu fassen. Eliphas fragt, ob man einen so ganz Verzweifelten anreden soll, und der Dichter mag bei dieser Einleitung an die Erzählung Cap. 2 i;; zurückgedacht haben, wo die Freunde sieben Tage nicht sprechen mögen, weil das Leid zu gross war. Af>rr <iiriirlilnillfii inil Worlfii, trcr rcrimtji'.s? 1SJJ mit 2 auch Cap. 12 15; 29 y. l^^D mit aiaiiiiiischcr Tlural- emhuig (Gi;s.-Kai r/,s(ii ij 87 o) 13 mal im B.Hiub (□''^p nur lU mal). Früher, sagt V. 3, hat Hiob viele •zti/C( ///i/ffr/cst'//, wenn im linglück ihre Gottesfurcht wankend wurde, und .schhifl'c, mutlos sinkende Hände gestärkt. Ahidich der zweite A'ierzeiler 4 5, wo v. 4 den 3. v. fortsetzt, v. 5 zu v. 2 zurückkehrt. V. 3f. nachgeahmt in des 85 :i. l^ö^p"*, mit dem feierlichen archaistiscdien ], das impf., weil es immer geschah Gks.-Kaut/.scji § 107 e- Hiob wird hier nicht als vor- nehmer Emir, sondern als erfahrener Weiser gedacht; seine hier gemeinte "Wirksamkeit entsprach derjenigen, die Eliphas selber Cap. 4 5 entfaltet, v. 5: Weil CS (das fem. S12ri im neutrischen Sinnj^V'/;/ nn dirli Innnnil. bist du nuit- los und bestürzt. Eliphas meint, dass Hiobs Klage Cap. 3 aus einem Nach- lassen seiner Standhaftigkeit entsprungen und seine Gottesfurcht ins Wanken geraten sei. Von seiner Auflassung der Religion aus hat er nicht Unrecht : die Resignation, die er fordert und die der Hiob des ^'olksbuchs bewährte (1 2i; 2 10), lässt sich mit dem verzweifelten Warum in Cap. 3 nicht vereinigen. Aber Hiob ist nicht etwa in Gefahr, von Gott abzufallen, sondern in der Be- fürchtung, dass Gottes Liebe ihn aufgegeben habe. Ehplias begreift nicht, dass für Hiob ein ganz neues Problem entstanden ist (s. zu Cap. 3 'i:>)- s"?!?! ist nicht 3. p. fem., sondern 2. niasc; wie man das Wort mit: wirst du verdriesslich, über- setzen kann, verstehe ich nicht, y^i mit Ij; anschaulich: es rührt jetzt ganz bis zu dir, der sonst vor allem Unglück gefeit schien. Der 3. Vierzeiler 6 7 bringt zuerst den Hauptgedanken und nächstliegenden Trost, der nach des Redners Meinung dem Hiob geläufig und längst eingefallen sein sollte, v. 6: Ist uhhl (Iciiif (Gottes-) Fnnhl dein Vertrauen lud die Fri'niniiiiikeU deiner W ei/e deine //o/f'nnn//':' ^nipn muss an den Schluss des Verses kommen, da man sonst mit dem ] vor Dh nichts anfangen kann: die jetzige Satzbildung wäre nur mög- lich, wenn T Dm l'rädikat und "I das 1 der Apodosis wäre. Das A\'ort nST, ab- gekürzt für D^n^K nfefiT. ist für den Sprachgebrauch des Elii)has charakteristisch vgl. Cap. 15 4; 22 4; es ist schon ein technisches Wort, etwa wie unser /{e/if/ion, mit dem man es gut wiedergeben könnte, und entspricht mit üh zusammen den Prädikaten in v. 1 i. Die Hauptsache ist in dieser Helijfinn das Verhalten des Menschen. Inder alten und der prophetischen Religion hat Gott die Initiative und bestimmende Führung und ist seinThun die Hauptsache, in der Laien- religion der späteren Zeit hält man ähnlich wie im heutigen Christentum die

Hi46 26 Hi4l0

Offenbaning und das grundlegende Tliun Gotte% für abgeschlossen und sieht als Religion an die Aneignung der Offenbarung im Gemüt und Willen, sowie die Befolgung der irgendwie (mündlich, durch Institutionen, durch heil. Schrift) überlieferten göttlichen Lebensvorschriften. Wer sich diesen unterwirft, der hat Furcht Gottes, wer sie ausführt, dessen Wege, dessen Lebenswandel ist Dr\, korrekt. Gottes Tlmn beschränkt sich dann wesentlich darauf, dass er auf das Verhalten der Menschen, das nun das Bestimmende in der Religion geworden ist, in entsprechender Weise reagirt, allerdings nicht blos mit Belohnungen und Bestrafungen, sondern auch mit weltväterlich pädagogischen Massregeln, durch die er die Menschen im rechten Wandel zu erhalten oder dazu zurück- zuführen sucht. Sein Wesen und Charakter steht also ein für alle mal dogma- tisch fest: er ist gerecht; daraus folgt, dass der Fromme die Zuversicht haben kann, dass es ihm gut gehen niuss, und dass er im Unglück ein Recht, ja die Pflicht hat zu hoffen. Hiob dagegen bedarf, das hat Eliphas nicht verstanden, einer neuen Offenbarung Gottes; ihm steht sein eigener Charakter fest, dagegen das Wesen Gottes ist ihm dunkel geworden. Elii)has glaubt v. 7 die Erfahrung für sich anrufen zu dürfen: Besinne dich doch, wer ist der Reine, der unifje- kontmen ist, der, wenn er wirklich unschuldig Avar, völlig zu Grunde gegangen wäre? zeitweilig kann er ja gelitten haben. Ganz arglos hält er das ohne Wei- teres für einen unbestreitbaren Erfahrungssatz, was nur eine Konsequenz seiner Anschauung ist ; er hat die völlig Untergegangenen einfach immer für schuldig angesehen, behielt also immer Recht (vgl. Act 28 4). Hiob bestreitet diesen optimistischen Satz, den die Freunde der Erfahrung zu entlehnen glauben, in Wahrheit aber ihr aufoctroieren, später ganz energisch als der Erfahrung zu- widerlaufend. Die beiden folgenden Vierzeiler v. 8 9 und v. 10 11 sind so holprig gebaut und der Inhalt entspricht so wenig dem Aufwand an pathetischen AVorten, dass man sie gern missen möchte; Merx und Siegfried streichen v. 10 11. 8 9 Wie ich gesehen habe: die Unheil pflügen Und Mühsal säen, ernten es, ein ganz unsymmetrisches Distichon mit einem prosaischen Eingang. BiCKELL will "la^N? in D1^K3, in Schuld, gestraft, verwandeln, doch ist dieser Aus- druck keine gute Parallele zu dem Bilde: ernten, auch für den Zusammenhang zu schwach, DtS^^n ist für Eliphas auch Hiob, obwohl keiner, der Unheil sät und erntet. Für die 1. pers. in ''ri"'KT sollte man nach v. 7 eher die zweite erwartet haben: du selbst hast es gesehen. Das Bild v. 8 findet sich auch Hos 9 7; 10 13; Prv 22 8 vgl. noch Hiob 15 35, woher, Avenn dies Tetrastich unecht ist, ]1« und ^DJ^ stammen werden, v. 9 sagt, dass Gottes Zorneshauch solche Bösewichter vertilge, wie etwa der Samum die Ernte. Was diese Sätze im Zusammenhang sagen Avollen, ist unklar. Sollen sie eine Lehre, ein Trost oder eine Warnung für Hiob sein? Sollen sie vielleicht spitzfindigerweise Hiob damit trösten, dass die richtigen Gottlosen einen plötzlichen gewaltsamen Tod haben, Hiob sich also von diesen unserscheide? Der andere Vierzeiler 10 11 charakterisiert die Bösewichter durch das Bild vom Löwen als gewaltthätige Menschen, was dann einen sehr deutlichen Gegensatz zu dem frommen Hiob und eine billige Tröstung ergiebt. Das Bild scheint dem Vf. sehr grossartig vorgekommen zu sein, daher sein emphatischer Stil, der v. 10% statt in Verben zu sprechen,

Hi 4 10 27 Hi 4 13

wuchtige Substantive sclileiulert: l)<i.s (Irhriill des iJnrcn und der Hoiiiicr des Hrüllciis Da sind die Ziihnt' iIcs Jimiflöiren ausjit'hrochi'ii, für: el)eii brüllt«.- noch der Löwe, da u. s. \v, (yni ist aramäisch füi" hehr. yT\^). Drri Wiirter l'ür Loire, aber der Vf. weiss noch mehr, die licicbn übrigen koiiinicn also norh in V. 11: Der Leu lionnnl nni aii.s Mnniicl an Hciilc. f nd dir .litniim der l.iurin •zr/:sfrt't/t'/t siili. iMidcdiiiiiU'n aus Mangel an Jit-ute das })asst prächtig /um Zusammenhang! Biddk nennt diesen beziehungslosen hohlen Schwulst eine behagliche Durchführung des Lieblingsthemas; wenn das „Thema" imr am Ort wäre! Da die Leser von der Sitte, ihren liüchern eigene oder entlehnte Zu- sätze hinzuzufügen, gerade im H. Hiob leichlichen Gebrauch gi-macht haben, so darf man unseren Dichter von v, b 11 getrost entlasten. Jn dem sehr in- teressanten Abselmitt

12 21 teilt nun Elii)has eine ihm gewordene üll'eidjarung mit und will darin Hiob eine Lehre geben, die dieser noch nicht kennt oder nicht genügend l)eachtet hat, dass nfunlich der]\[eusch vor Gott nicht rein ist und also sicji in Weisheit der Behandlung, die Gott beliebt, unterwerfen sollte. Die ersten drei Vierzeiler v. 12—16 berichten von einem visionären Traum, den er, der lioch- betagte Greis, als soh-her der jenseitigen Welt näher stehend, einst gehabt hat. Gewiss hat der Dichter diesen Zug nicht aus der Luft gegriffen, es muss zu seiner Zeit noch Leute gegeben haben, die sich zur Hekiilftigung ihrer An- sichten auf selbsterlebtc OfTenbarungen beriefen, und in nachexilischen Schriften ist öfter davon die Rede (z. B. Neh G luH'. ; Sach 1 :{ 2fl".) 12 13 Un'r %n mir slahl .sich ein Wort, lUd es rniiifnuj nirin Ohr ein Fliislcrn nm ihm her. '13'n ist hiei-, wie oft bei den Si)äteren das Hin^ "li"! (z. B. IKeg 13 i j 17; 20 35), mehr als unser blosses Wort, es ist die Oti'enbarung mit ihrem Apparat, dem höheren insj)icierenden Wesen, daher das ^niO|'I2t' (zu^rtißs.GKs.-KAirzsi ii §103 j''), ein Flüstern, geisterhafte Laute von dem redenden Geist her. Wie ein Dieb in der Nacht stahl es sieh zu Eliphas, heimlich, unerwartet: eine ])rächtige Beschreibung, charakteristisch für unseren Dichter, der sich «lie Ge- legenheit zu Schilderungen nicht gern entgehen lässt. v. 13 Ijeschreibt im An- schluss daran den Zustand des Sehers, jedoch mit einer Andeutung. da.ss Eli])has etwas erlebt hat, was auch sonst \orkommt. dass es also keine subjek- tive Illusi(jn war: /// Cedanhen [U'^V!^ vgl. Caj). 2üJ und C^syitr Ps 94 18 Ge- danken und Vorstellungen, die durch stärkere Eindrücke oder Empfindiuigen erregt sind) aas .\aehliiesiehlen\ die Visi(u» erzeugt die Ekstase, in der sich die Gedanken und A^orstellungsbilder schneller und stärker hervordrängen (LXX weniger gut nn statt nO). Wenn Tiefsrhlaf aaf Menschen fiilll. Vd» setzt das ]p auf andere W^ise fort: in Folge eines Tiefschlafs, der <X\v Menschen ziu* Aufnahme der Vision fähig macht. Falsch Buddk: als Tiefschlaf auf den Menschen lag. n»"1"iri immer mit "jDi, Jes 29 in mit ^i verbunden, ist die von Gott (nach der witzigen Stelle Prv l!> i5 auch von der Faulheit) hervorgerufene Hypnose, die den Menschen für äussere Eindrücke und Eingriffe (Gen 2 2i; ISani 26 12) unempfindlich, oft aber für innere Beeinflussung erst recht emi)fänglich macht; sie spielt in allen Religionen (und in der Mantik) eine grosse Rolle und wird darum von Eliphas als bekannt vorausgesetzt und ge-

Hl 4 13 28 Hi4i8

wissermassen zur Beglaubigung seiner Offenbarung verwandt. Das zweite Tetrastich 14 15 beschreibt zunächst die Wirkung des Vorfalls auf den Seher. Beben und Zittern trifft ihn (^iN^Jp statt des zu erwartenden ''i'lj? von rrij?) und lässt beben die Menge (21 poetisch anschaulich für b'Z, alle) seiner Gebeine, erschüttert ihn durch und durch. Wie das mit dem Tiefschlaf sich vereinigen lässt, weiss ich nicht; in Gen 15 12 ist der Schrecken keine Folge des Schlafes, sondern ein Omen. v. 15 giebt nun die Ursache der Erscliütterung an: Ein Geist geht an mir rn?i'tlter. TyV\ ist, weil masc, nicht der Wind, sondern ein Geist vgl. IReg 22 21; ein Wind würde auch nicht zu dieser Erscheinung passen, noch weniger ein Sturmwind, wie Merx in v. 15'' mj?^ verstehen will, das vielmehr mit LXX als Haar aufzufassen ist: Es sträubte sich das Haar meines Leibes, es ging ihm ein Schauer über den ganzen Leib. Das Pi. ^ÖD^ ist blosse Verstärkung des Ps 119 120 gebrauchten Qal. Der dritte Vierzeiler 16 beschreibt die Erscheinung näher, ist aber im ersten Stichos verkürzt: Es steht .... Ist diese Verkürzung unabsichtlich, eine blosse Textcorruption, oder absichtlich, ein vom Dichter gewähltes Mittel, um das Unheimliche zu er- höhen? Das Letztere wäre ungewöhnlich, aber am Ende doch in einer nicht für den Gesang bestimmten Dichtung ebenso gut möglich, wie in einem Shake- speareschen Monolog. Jedenfalls hat man nicht das Bedürfnis, etwas hinzuzu- setzen, noch weniger das, den folgenden Text zu ändern: Und nicht erkenne ich sein Aussehen: Ein Gehild ist rar meinen Auijen, Eine hauchende Stimme höre ich. Die LXX, der es nicht einleuchten will, dass ein Geist sichtbar sei, künstelt folgende Übersetzung heraus: ich sah (n!S"l«), und es war kein Gebild vor meinen Augen (^ii i^b aus l^iV), wozu wird da das Sehen erwähnt und Avas bedeutet: ich erkannte es nicht? Eliphas sieht die Erscheinung etwa so, wie Hesekiel die Gottheit (1 26): er sieht etwas wie eine Gestalt, aber er sieht es nicht deutlich, ^"ipl nöO"!, Hauchen und Stimme, ist eine Art Hendiadyoin, eine geisterhaft hauchende Stimme. Der Geist, einer feineren Materie ange- hörend, kann sich den gröberen Sinnen, dem Auge und Ohr des Menschen nur mit Mühe anpassen. Die folgenden drei Vierzeiler geben nun die Offen- barung, die dem Hiob eine Lehre sein soll. 17 18 Ist ein Mensch gerecht vor Gott, vor seinem Schöpfer? Wegen des Ausdrucks sein Schöpfer könnte man geneigt sein, )p komparativisch zufassen: gerechter als der, der ihn schuf, und vielleicht ist es vom Vf. der Elihureden so verstanden Cap. 32 2. Aber Eli- phas hatte keinen Grund anzunehmen, dass Hiol) sich für gerechter halte als Gott, und V. 18, wo vom Urteil Gottes über die Engel die Rede ist, spricht für die Fassung: von Eloah, d. h. seinem Urteil, aus; ^T!p)} motiviert nur, dass Gott sein Geschöpf genau kennt, v. 18: Siehe, in seine Diener setzt er kein (unbedingtes) Vertrauen Und seinen Engeln legt er Irrtum bei (nSlfl Stt. Xe^.) ; auch mit den Dienern sind die Engel gemeint vgl. Ca]). 15 15. Dass die Engel, die ja viele Gestalten des Dämonismus in sich aufnahmen, Grössen also, die fühlbar von Jahwe verschieden sind, wegen dieser ihrer Herkunft eine gewisse Selbständigkeit behaupteten und darum unter gewissen Umständen dem gött- lichen Gericht verfielen (vgl. hierzu Jes24 2i), ist ganz natürlich, und die offenbar dem Dichter vorschwebende Meinung, dass alle Engel sich verfehlen.

Hi4l8 29 Hi4 20

befriedigender uls die Vorstellung der späteren Zeit von nur guten und nur bösen Engeln. An der Engelwelt befriedigten die nachexilisclien Juden zum Teil den spät erwachenden niytliologischen Trieb. 19—21 muss mit 7

Stichen für zwei A^ierzeiler uuf kommen, der Text ist aber in v. lü'' und 20 schwerlich in Ordnung. '")«, und gar! wie vielmeiir! vgl. Cap. 15 i5f.; 25 öf. Die Menschen sind Hcwohiwr von Lclniihäusorn , weil ihr K(»rper, das Haus ihrer Seele, aus Thou gebildet ist nach Gen 2 7. Deren hiiiKhiincnt im Slaiihc ist; das Suff, bezieht sich doch wohl auf ''n2: der menschliche Leib ist, weil aus Thon gemacht, auf dem Staube, auf dem groben und gemeinen Stoff der Sinnen- welt, aufgebaut, also an dessen Eigenschaften gebunden. Die Schlussfolgerung lautet: wenn sclion die Wesen der edleren, feineren Materie, der nn, vor Gottes Urteil nicht vollkommen sind, wie viel weniger werden es die Wesen sein, die der unteren, gemeineren, viel unvollkommeneren Sphäre angehören. Dieser Satz, seit den Kämpfen der Kirche mit den Gnostikern in Misscredit gek(mimen und durcli die Lehre verdrängt, dass der Sünden fall den Verlust der ursprüngliclieu \'ollkommenheit herbeigeführt habe, beherrscht nicht blus die ausserbiblischeu Rehgionen, sondern auch das A. T. und die Theologie eines Paulus. Der Geist des Eliphas kennt jedenfalls die Theorie s^m\ Sümlenfall nicht. V. 19'' ist sonderbar: die sie (wer?) zermalmen vor der Motte. Die Le- sung der LXX: ü«3T, die er zermalmt, hilft nicht viel. Wegen v. 20' ist zu- nächst ^i<3T, die zermalmt werden, zu lesen. Das schliessende D scheint Rest einer Phrase zu sein, wie deren sogar zwei in v. 20 stehen. Dass die Thonhäuser ror oder, nach anderen, auf die Weine der Motte zermalmt werden, ist auch ein wunderlicher Ausdruck. Man kann wohl hyperbolisch sagen, der Mensch sterbe vor, d. h. früher als die Motte (vgl. Jes 51 6), aber nicht gut, er wird vor ihr zermalmt, weil das jeder in dem Sinne von: leichter als sie, verstehen würde. Wahrscheinlich ist B^ '•iD'? mit einem dazu passenden Verbum, etwa ^WO^, ausgelassen und dann s])äter an verkehrter Stelle nachgetragen worden. In V. 20 fällt auf, dass D^t^O 'h'lt^ vor, statt nach dem Verbum steht, ausserdem verträgt es sich nicht gut mit nsa*? als Zusatz zu ein und demselben Verb. Ich neiime daher an, dass das D von DINDT noch auf die ursprüngliche A'erbindung mit den beiden ersten \\'r)rtern von v. 2<) iiinweist und demnach d.is zweite Distichon lautete: i)ie liinslerhen ror der Mnlle . Die ■lernidliiil irerdeii nun Morgen zinn Ahend, d. h. in kürzester Frist. Der zweite \'ierzeiler beginnt dann mit ins;; (für inDI"* s. GKs.-lv.vrTZscn § ü7 A. 8j: Die lerse/i/nt/en trerden . ohne d//.s:s- es ei/t er hetnhiel (D'tyo mit weggelassenem i"? wie oft). Die ouf eiritj nnlertielien: iler zweite Stichos ist allerdings reichlich kurz. Hier wird also die l nvüUkommenheit der Menschen gefolgert aus ihrem kläglichen Lose: Wesen, die so rasch und auf ewig untergehen (die nicht etwa nach dem Tode weiter- leben) und um deren Geschick, weil sie so unbedeutend sind, sich niemand kümmert, können nicht den Anspruch erheben, vor Gott vollkommen zu sein und ihm gegenüber ein Recht zu haben. Es scheint sich in diesen Worten der Eindruck zu reliektieren, den die massenhaften Völkermorde in den Welt- kriegen der letzten Jahrhunderte in den Gemütern der zertretenen Israeliten hinterlassen hatten; das D'tro "''?nD ist nicht ohne ergreifende Wirkung. Der

Hi 4 20 30 Hi 5 3

gewöhnliche Fromme hat nun aus solchen Beobachtungen den Schluss gezogen, dass die Menschen, deren Geschick für Gott so wenig Wert hat, auch sittlich nicht viel vor ihm gelten können, und das um so eher, als die Grösse Gottes für das Begriffsvermögen der Israeliten, die aus einem verhältnismässigen Still- leben unter die Völkerwogen jener Zeit geworfen wurden, ins Unfassbare emporwuchs. Unter solchen Umständen entsteht eine Art Fanatismus für die Hervorhebung der alleinigen Grösse Gottes und der Wertlosigkeit der Menschen, der dem Grosskönigtum Gottes einen despotischen Anstrich giebt und unbedingte Unterwürfigkeit als die höchste Weisheit des Menschen an- sieht. So schliesst das letzte Distichon v. 21 die Rede des Geistes ab mit einer indirekten Mahnung zu dieser Weisheit: Nicht so? ist zerrissen Ihr 7A'Itseil in ihnen, Sterf/en sie, doch nicht in Weisheit. Der Wortlaut von v. 21' ist etwas zweifelhaft. "IJ!^, wofür andere IT}) schreiben wollen, bedeutet Jdc IG 7 Strick, wird also für ■iri"'ö, Zeltstrick, stehen können; etwas überflüssig und kakophonisch klingt aber dahinter das D|; natürlicher wäre DHO "IH^. (vgl.diePesch.). Übrigens bezeichnet der Zeltstrick gewiss nicht konkret die Seele, sondern allgemeiner den LebensfadeA. Die Yergleichung des Sterbens mit dem Abbrechen des Zeltes ist nach v. 19 verständlich genug vgl. Jes 38 12. Die LXX hat merk- würdigerweise für V. 21'' einen Satz aus Jes 40 24: 1ty;i*l DHS 'j^i, der entweder Lückenbüsser für einen unleserlichen Text ist oder als Randcitat in den Text geraten, da er mit unseren Konsonanten nicht übereinstimmt. An diese

Offenbarung knüpft Eliphas zuerst

Cap. 5 1-6 einige Worte über Weisheit und Thorheit. 1 halte ich mit SiEGFEiED für unecht: lin/'e doch, ist einer, der dir antwortet? Und zu irem ron den Heiligen willst du dich wenden ? Wie sollte Eliphas auf den Gedanken kommen, dass Hieb die Heiligen d. h. die Engel (Cap. 15 15) anzurufen sich versucht fühle? das Gebet an sich rät er ja nicht al) (v. 8). Der Satz ist sonst interessant genug; es scheint, dass man in späterer Zeit sich wohl einmal fragte, ob man nicht die Engel, die heilig sind, weil sie sich in der Nähe Gottes auf- halten, um ihre Intercession angehen könnte; der Vorstellung eines Elihu von den fürbittenden Engeln Cap. 33 23 lag dieser Gedanke nahe genug. Aber der Autor dieses Kandcitats, das natürlich neben Cap. 4i8 an den Hand gehört, ist strenger Monotheist. Merkwürdig, dass dann später bei den indogerma- nisclien Christen die Anrufung der Heiligen im weitesten Sinne dieses Wortes sich wieder einstellt. 2 3 schliesst sicli unmittelbar an Cap. 4 21 an: Denn

den Thoren mordet Unmut, Und den Einf'iilligen mordet Ereiferung. Eigent- lich: was den Tlioren anlangt; ^MK bedeutet im Zusammenhang den gottlosen- Thoren. nri'D, der Offenstehende, nämlich für die Verlockung (hier des Affekts). Auf tyj^? (DVD) greift später Hieb Cap. 6 2 zurück. Man muss ein gottloser Thor sein, meint Eliphas in Übereinstinnnung mit dem Hieb des Volksbuches Cap. 2 10, wenn man im Unglück, statt im Gefühl seiner Wertlosigkeit sich weise Gott zu unterwerfen, sich zur Empörung gegen Gott hinreissen lässt und damit das sofortige Ende heraufbeschwört, wie Hiobs Weib ihm anriet (Cap. 2 9). Er führt ein Beispiel an aus seiner Erfahi'ung v. 3: Ich selbst sah einen Thoren . . . AVurzel schlagen? warum das? man sollte das Gegenteil erAvarten

mö.i 31 Hi5 6

oder ('t\v;i ein Wort des Sinnes: sicli ;,'egen Gott ereifern. Ain leichtesten hilft in;iM (1(111 Aiistoss iil) mit Hoffmann's Vorschlag: B^ltJ^D, rfi//n/rir// irmliui vgl. Cap. 31 8. Ganz unverständlich ist v. 3'' nip«V da vei-Huehte ich plüt/lich: warum plötzlich? und wie kann sich Kliph. ciniuischen und noch «hizu seinen Fluch, dessen Erfolg man zwischen den Zeilen lesen muss, als Bestätigung einer allgemeinen A\'ahrheit hinstcdlen? Zu lesen ist nacli der LXX 1'py.\ («h'r arani. Ahsclireiber hatte wie sd oft N und •» verwechselt;: l lul iiinisrli ininl .sohle \\ o/inshid iilnixlith. hracli mit ihm zusammen; er wurde ganz unglück- lich, während er bei reclitor Unterwerfung hätte lioHen dürfen. 4 5 weitere Ausführung zu v. 3. Nach dem Satz, dass die Sünden der Väter an den Kindern heimgesucht werden, sind des Thoren Kinder fern vom Heil und ircrdi'ii xmiHilinl oluif HcUrr. Bickkll streicht mit Recht "»J^ö'a, im Thor, denn wenn die Kinder im Uericht (vgl. 31 21) vergewaltigt würden, so wäre das eine Anklage schlechter Justizptiege, aber kein Beweis für göttliche Ahn- dung des Unmuts des Thoren. v. 5', der im massor. Text lauten würde: er, dessen Ernte u. «. w.. ist nach IjXX zu verbessern in n^j? 1i;y«: Wim sie tfc- cnitcl IkiIh'h , i.sst <lcr lliinjirii/c, es wird herrenlos jeilermanns Beute, wer hungrig ist, greift zu. Schlimmer noch steht es mit v. 5'"; Dkutz-sch, DiLFi- MANN u. a. übersetzen: und bis aus Dornen nimmt er es, wobei ^8 ausnahms- weise den Sinn: bis, sogar, habensoll. l'nd dann kommt, obwohl die Stichenzahl voll wäre, noch ein weiterer Satz, wo das D''ÖS selbst von den „konservativsten" Exegeten nach den alten Übersetzern in Din^ = D*«D^, Durstige verwandelt wird, nur dass dieser i)lur. wi'der zu dem sing. ^^'ä. noch zu 2yr\ passt und dass der Durstige statt nach einem Getränk nach ihrem \e////iif/e// .s(////ti///ie// nmss. Der Diirslifie ist uns wegen des Hungiigen willkommen, aber nur im sing., und scIuitijiiieH sollte er nicht: man würde einem Durstinden verzeihen, wenn er auch bei einem „Weisen" den Durst ohne Krlaubuis htschte; endlich sollte ein Geti'änk statt des ^'erm(■■)gens genannt sein. I»j( kj:m/s D*?)!}?, nach ihrem Essig (Ruth 2 14) ist zu speciell, aucb haben die S»"»hne des Thoren schwerlich noch Schnitter im Dienst, und ^h'v Diebstahl von etwas Essig wäre nicht so sehr tragisidi. Ich nehme an. dass ursprüngliches 2Sti?, sch<»pfen. weL!;i n der ver- meintlichen Scliliniie in ^)^ü verwandelt wurde, und lese: übSD N?;S SSSTI linl irer Durst Inil. srhöitfl uns ihrem llniinien. di-r jetzt ebenfalls herrenloses Gut ist, nicht mehr, wie vordem, verriegelt und versieg(lt (Cnt 4 i-'; Gen ^OjH'.). Jedermann bedient sich, sagt v. 5, nach Belieben der N'orräte in der Scheune und des Brunnens, da die Besitzer „zermalmt" sind. OtiVnbar bilden v. .'r' und das ursprüngliche Distichon, also ist v. 5'' ein fremder Zus.itz oder eine un- glückliche Variante, um so nnhr, als das Dorngehege wohl mit dem ver- morschten Wtdmsitz verschwunden und auch kein Grund einzuseln'n ist. warum der Hungrigenicht be(pu'mer durch die Pforte des herreidosen Gehöftes hinein- gehen scdlte. 6 7 sind durch "'S eng an das Vorhergehende angeschlossen: Denn nirhl f/ehl h error tiiis dem Sinn he In heil, l iid uns dem Hoden s/tnmx/ nirhl Miihstil. Warum wird dies in Abrede gestellt? Hioi» hat es jedenfalls nicht behauptet, eher Eliphas. wenn er sagt, dass der Mensch deshalb nicht rein sein könne, v.eil sein Dasein im Staube sein Fundament habe Cap. 4 n<fl'.

Hi 5 7 32 Hi 5 10

Sollte nun Eliphas seine eigene Offenbarung verleugnen wollen? Oder will er dem Missverständnis vorbeugen, dass der Mensch wegen seiner Staub-Natur für seine Sünde und sein Elend nicbt verantwortlich sei? Das wäre jedenfalls so unglücklich ausgedrückt wie nur möglich; es hätte gesagt werden müssen: mag der Mensch sich wegen seiner Herkunft aus dem Staube von pS und boj^ nicht frei halten können, so kann er sich doch durch Weisheit vor einem plötzlichen Ende bewahren. Im Einklang mit der Offenbarung Cap. 4i9ff. stände v. 6, wenn man ihn als Frage fasst: denn geht nicht das Unheil aus dem Staube hervor? Aber es ist sehr unwahrscheinlich, dass dies gemeint sei, be- sonders der Ausdruck nont^O scheint dagegen zu sprechen. In v. 7-^ kann das I^V mit den Punktatoren als perf. Pual oder mit Ktib als impf. JSTiph. (l'?J"l) oder Hoph. (nVl^) oder pari Qal (ibV) oder impf. Hiph. (l'pl"') verstanden werden. Was für ein Passiv man nimmt, so ist ^2 mit sondern wiederzugeben: sondern der Mensch ist (oder wird) zum Unheil geboren. Das wäre im Widerspruch mit V. 6: wird der aus IDJ^ gebildete Mensch zu ^I3J^ geboren, so entspringt offenbar b^y aus "lEy. Also wird man mit Böttchee ihv oder poetisch ihv lesen müssen: sondern der Mensch erzengt (selbst) das Elend., 'jDJ^'p ist dann in aramäischer Weise für den acc. gesetzt. Demnach wieder ein Widerspruch zu Cap. 4 19 ff., der nur durch allerlei hinzugedachte Klauseln behoben werden könnte. Mit Kecht haben Wellhausen, Siegfried, Beer beide Verse gestrichen; sie mögen ein Randcitat sein wie Cap. 4 8-n; 5 i. Rätselhaft ist noch der emphatische Schlusssatz V. 7'': Und die Söhne der Flamme fliegen hoch (*]1V für ^^vk)- IMan hat die ^^"1 ''iS als Raubvögel gedeutet (ganz willkürlich) oder als Dämonen, als Engel, als Söhne des Helios, als Funken, Blitze oder brennende Pfeile oder als Zornerglühte (Mc 3 17), aber was will der Satz besagen? Etwa dass der Mensch mit derselben Regelmässigkeit sündigen und darauf leiden muss, mit der die Funken emporsteigen? oder mit demselben Leichtsinn, mit dem ein Phaethon sich unglücklich machte? Oder soll gesagt werden, dass, wenn das Feuer des Unrechts (Cap. 31 12) einmal entfacht wird, die Flammen hoch fliegen, ehi grosses Schadenfeuer entsteht? oder dass die Menschen zwar sich selbst unglücklich machen, die Engel hingegen hochfliegen und darüber er- haben sind? oder dass der Mensch an sich nicht zum Elend verdammt wäre, dass aber Zornerglühte hoch hinaus av ollen, sich gegen Gott ereifern und da- durch sich selber das Ekuul erzeugen? Da wir den Zusammenhang nicht kennen, dem der Vierzeiler angehören mag, so kommen wir nicht zu einem sicheren Ergebnis. An v. 2 5 schliesst sich

8—27 die Mahnung, die Zucht Gottes willig hinzunehmen, weil dann Gott wieder gnädig sein werde. 8 9 Aber ich würde nach Gott fragen, statt wie

ein Thor gegen ihn zu eifern, IJnd der (iollheit anheimstellen meine Sache, wie es der Hiob des Volksbuches Cap. 1 21; 2 10 thut. nil"n kommt nur hier vor, es bedeutet im Munde des Eliphas schwerlich Rcchtssaclie, sondern allge- meiner: mein Fall, meine Angelegenheit. Dieser Rat wird v. 9 mit Gottes über- legener Wundermacht motiviert, deren Unerforschlichkeit dem Menschen Unterwerfung abnötigt, dem Hiob aber wohl aucli Hoftimng auf Wiederher- stellung einflössen soll. 10 ist ein schöner Vers, der aber nicht in den

Hi5l0 33 Hir, 17

Zusiunnieiiliung gehört und sieh schon durch den Artikel in ]riX} ein wenig als fremd verrät, mehr aber d^idurch, dass der Gedanke. Gott lässt regnen, (nichts mit der Bewoisfülirung zu tliuii h:it, vielmehr die A'crhinduiig von v. 8 9 mit 11 12 niiterhricht. t //t Mcdiitfi' hoch an%uset=::Cn l lul dass (der iuf. durch das Terb. tili, fortgesetzt) Trauernde (eigentlich: Schmutzige, in schmutzigen Trauer- kleiderii Eiiihcrgchciidc) sich erhchen (wie eine Fclseiiburg) 5///// Heil (acc. loci). Offenbar erreicht Gutt den hier genannten Erlolg nicht durch den Kegen v. 10, sondern durch das unertorschliche Walten von v. 9. Dieser Vers ist noch reine Tröstung, v. 12 aller sehnn, wie es seheint, eine iiy])othetische Warnung: Der alter die l*liine der Lisliyen zerhrichl , dass ihre Hände nichts ran liesland hennrhriiifii'n. Die List ist das Zerrbild der rechten Weisheit, die Listigen das weltliehe Widerspiel der gottergebenen Weisen. iT^C^ri be- zeichnet hier das AVesenhafte wie Cap. G 13, dann auch das Vernünftige z. B. Cap. 2G;i. Hiti'Vri defekt, geschrieben, ohne \ Man würde keine Lück«' spüren, wenn v. 12—15 fehlte, dorli mag Cap. 15 5 für die Echtheit sjirechen. \\\ 14: Der da f'änfil die hingen in . . . ihrer List? DOlj; ist auffällig, weil Dnonj? zu erwarten Aväre und das AVort D^*lj; eben vorhergeht; HDIJ^S nach LXX und IKor3i9 würde das ]Missverständnis zur Folge haben, dass Gott die Klugen mit Tiist fängt; violleicht scliri(>b der Dichter D3"]S<3, in ihrer Hinterlist. Dass iler lialschlaif der \erschUnjenen sich übereill und so zu Sehanden wird. Gegen- über Gottes überlegener Weltleitung kommt die geschickteste Berechnung zu kurz, er bleibt der Meister im Spiel. Weil sie sich mit eigener Klugheit helfen wollen, wird ihnen, sagt v. 14, selbst das Klare dunkel, verlieren sie die richtige Beurteilung der Dinge, die man nur durch die wahre Philosoi)liie. die Furcht Gottes, erwirbt, und tasten sieh wie Blinde durchs Leben. Schrme und feine Gedanken, aber doch ein wenig Abschweifung. Wahrscheinlieh halien die Frommen vom Schlage eines Eliphas zur Zeit des Dichters mit Vorliebe gegen die Weltweisen polemisiert, die sich selber helfen zu krtimeii vermeinten und die fromme Einfalt vi'ilachten s. zu Ca)), lös. 15 16 Der erste Stichos

V. lö"* kann nielit richtig sein. 3"inD und DiTBD stehen sich gegenseitig im Wege, dagt'gen fehlt ein Objekt, das dem ]V3« in v. 15'' entsi>r;iche. Fehlerhaft ist mindestens das SuH. in DH^S, weil es sich in der Ausführung v. 12—15, wenn sie hierher gehört, nicht um den Gegensatz von Unterdrückern und rnterdiiickten, sondern nur um den von Eigenklugheit und Demut handeln kann: aus dem- selben Grunde ist auch JZ'C*"''! zu lesen: .aber er wird retten. LXX hat dTED überhaupt nicht; Sieüfeied setzt dem Sinn nach unzweifelhaft richtig dafür ^ij; ein (BuDDE sehr unglücklich Dh) on^EO, Hiob ist keine Waise). Das Schwert, ■die Hand des Starken sind zunächst noch allgemein gehaltene Bilder des A'er- derbens, von dem Gott die Unglücklichen rettet, während die Klugen sich selber zu Fall bringen. Li Folge dessen, sagt v. 16, hat der X'iedrige Hotl'nung. wie Eliphas dem Hiob Avünscht vgl. Cap. 4 6, aber Ruchlosigkeit, vor der er warnt, schliesst ihren Mund und hütet sich vor Zoraesergüssen gegen die un- erforschliche Weltregierung Gottes, nn^y, mit doppelter Femininendung, während die Xachahmung Ps 107 42 nur die einfache hat. geht auf den Unmut des Thoren v. 2tl". 17 18 greift auf den Anfang v. 8 zuiück; das Ti\7\. in LXX

Kurzer HC zum AT XVI 3

Hi5l7 34 Hi5 23

fehlend, ist aus demselben Grunde von jüngerer Hand zugesetzt wie in Cap. 3 7. Heil dem Menschen, den Eloah rügt. Und des Allmächtigen Zucht verschmähe nicht! Damit erhalten wir die Erklärung des Unglücks des Frommen, die Elii^has geben kann. Die Ursache des Unglücks ist nicht in irgend einer un- begreiflichen Eigenschaft oder Laune Gottes, nach der Hiobs eiferndes A¥arum fragt, sondern in der Mangelhaftigkeit des Menschen, auch des Frommen, zu suchen, und sein göttlicher Zweck ist pädagogischer Natur: das Leiden soll den Frommen {den Jahtce lieht, den %üchtigt er Prv3iif.) auf seine Fehler aufmerksam machen, ihn züchtigen, wie der Vater den Sohn durch Schläge züchtigt, um ihn zu bessern. Weitläufig wiederholt und als etwas Neues vor- getragen von Elihu Cap. 33i7ff. '''W für "^^ ^t?, öfter mit ^VW, vergewaltigen^ kombiniert, z. B. Jes 13 6, aber doch wohl zunächst mit "['ä, Dämon, verwandt, wird von LXX mit itavioxpaicup wiedergegeben und dürfte ähnlich von unserem Dichter gemeint sein, der es oft für seine Edomiter und Araber gebraucht und damit vielleicht Gen 17 i angeregt hat. Glücklich der, der sich durch Leiden bessern lässt, denn v. 18 Gott heilt die geschlagenen Wunden wieder. IT defekt, für VT; das letzte Wort sollte K für "• haben. Eliphas denkt über die Wieder- herstellung optimistisch wie das Volk, das Hosea Cap. 6 i reden lässt. Dem entspricht die weitere Schilderung 19 20: Aus (1. ^^0 mit LXX) sechs . . ., in sieden, in allen möglichen Drangsalen u. s. w.; solche Zahlen sind häufig im AT wie in unserer Volkssprache, man muss dann die angeführten Beispiele nicht nachzählen. Genannt werden v. 20 zunächst die Hungersnot und der Krieg. Er hat dich lasgekauft, du bist ein für alle mal eximiert. 21—23

werden noch vier Kalamitäten genannt: Vor der Geissei der Zunge (k taltä^p nach LXX) bist du geborgen, dies Unglück nimmt sich, obgleich im AT oft genug über Verläumdung und ihre bösen Folgen geklagt wird, etwas fremdartig unter den übrigen aus, man sollte für \wb eher ein Wort für Seuche z. B. f]^'\ erwarten; Hes5i7; 14 21 ff. werden als die schlimmsten Plagen genannt: Hungersnot, wilde Tiere, Pest, Schwert. Und fürchtest dich nicht vor Yer- wüstung (nity inkorrekt mit 1), wann sie hereinbricht, etwa vor einer solchen, wie sie nach. Cap. 2 Sturm und Blitz oder wie sie ein Erdbeben herbeiführt; der Ausdruck ist ein wenig unbestimmt, v. 22 besteht aus lauter Varianten und Wiederholungen von v. 20, 21, 23 und ist zu entfernen: "iü geht eben vor- her, ]D3 ist nur das aramäische Wort für SJ^"] v. 20 (die Lesung der LXX: "Hp und 1D3, aramäisch, kommt nicht ernstlich in Betracht), die wilden Tiere kommen v. 23 wieder, «TH'^K Avar v. 21 fast ebenso da. Dass v. 22'^ und v. 23-' in der ursprünglichen LXX fehlt, beruht wohl nur auf einem Abschreibefehler. V. 23 Das ^3 am Anfang ist wohl durch v. 22 hervorgerufen. Mit den Steinen des Feldes (? Ackers?) ist dein Bund, stehst du im Bunde vgl. Hos 2 20. Dass der Dichter zweimal T\l^ geschrieben hat, ist zu bezweifeln, das erste mal v. 23'' passt es am Schlechtesten, nD"!« wäre hier besser. Es wird dem Hieb gehen wie in der bekannten Sage: vom Acker, den sein Pflug berührte, schwand das Gestein, als obs der Wind entführte. Nach Easchi (s. Delitzsch) soll für "»ins eine ältere Lesart ""i'li<, Herren des Feldes, Satyrn u. dgl, existiert haben. Und das Wild des Feldes ist dir befreundet, Löwen, Bären u. s. w. zerreissgn deine

Hi5 24 35 Hi6 3

Hirten und Herden nicht. 24 25 sind die positive Erfjänzung zum Vorher-

f^ehenden. Dass beide Verse mit nj^Tl hej^innen, ist nicht finido schön und wold auch nicht uispiiin^dicli. F.ifnhron irirst du, dass irolilhrlialtt-n ilcin Zt'lf ist, Zelt jxK'tisch für Huus und Hof, ni'?^' ist acc. Im zweiten Stichus hchanch-ln die Punktatoreu das erste Wort als perf. cons.: Du irirst miisti'rn deiiu'ii Wohii- sitz und nichts rcrmissni, wjihri lul LXX ausspricht: H'nj^B^: die Hahe deines Wohnsitzes da vennissest du nichts; ersteres ist anschaulicher und passt vielleicht hesser zu dem Idyll, das Eliphas malt. v. 25 verheisst dann noch, dass Hiol) sehen soll, wie seine Sprösslinge so zahlreich sind wie das Kraut der Erde, ohne sich darum zu kümmern, dass seine Kimler alle tot sind und er selber unheilbar krank. Sclnverlich hat der Dichter dabei an Cap. 42 7ff. ge- dacht; eher liejjjt eine leise Ironie darin, dass Eliphas seine Doktrin zum Trotz der Wirklichkeit so harndos aussjjinnt und dann zum Schlnss (v. 27) noch be- hauptet, so sei es wirklich. 26 27 Hiob selber wird in ^'ollkraft (Vh^ mir noch Cap. 3U-' in einer eingesetzten Dichtung) sterben, irie die (lart}e aufsteijft (auf die hochgelegene Tenne) zu seiner /.eit. zur Zeit der Vollreifi'. ^'on einem jenseitigen Weiterleben kein AV^ort, das höchste ist ein Tod in der natur- gemässen Zeit. In v. 27 ist mit LXX HiJ^OB^ auszusprechen, da sonst das be- tonte nriKI nnvei'stäiidlich wäre. Wir, sagt Elijjhas, wohl seine Freunde mit einschliessend, haben es erforscht und gehört, d, h. selbst erfahri'u und durch- dacht, aber auch als Lehre der Ott'enbarung und der \':iter überkonnnen, darum: fc<''n"]3, so ist's allein lichtig, du aber merke es dir! Hiob soll sein Leiden als Folge seiner nu-nschlichen Sündhaftigkeit und zugleich als eine väterliche Massregel Gottes, ihn zu bessern, ansehen und künftig nicht so thöricht und ei'bittirt klagen; wenn er siih der Zucht willig unterwirft, winl sich sein Leid in doppelte Freude verkehren.

Dass er eine blosse Doktrin vorträgt, das murkt Eliphas gar nicht; er liat. wie die üborgrosse Mehrzahl aller Gebildeten und Ungebildeten, seine Meinungen im Leben stets bestätigt gefunden, weil er sie immer voraussetzte, und sie schliesslich für I-Zrfahrungen geßalten. Diese eingewurzelten ^Meinungen machen ihn unfähig, mit Hiol) die Frage zu erwägen, ob die Ursache des Unglücks nicht ausserhalb des menschlichen Verhaltens liegen könne; der Gedanke gar, dass sie in Gott gesucht werden könnte, ist für seinen ober- flächlichen eudämonistischen Optimismus eine Ruchlosigkeit, wie er es zu aller Zeit für die Masse der Frommen und Theologen gewesen ist. Noch einmal sei die bewundernswerte Art hervorgehoben, in der der Dichter, der solche Ausfüiunuigen wie die von Cap. 21 in Reserve hat, ihn in dem psalmartigen Scliluss 17 27 sich selbst ironisieren lässt. Un- willkürlicli denken wir dabei, dass solche billigen Tröstungen nach der Theorie eigentlich doch einen ^langel an voller Teilnahme darthun, dass vorgefasste Meinungen selbst ein gutes Herz und einen guten Willen wie mit einer Decke umgeben und unfähig machen, das wirkliche Leben mit seinen Schmerzen und Rätseln rein auf sich wirken zu lassen. Das ist denn auch das erste Gefühl, dem Hiob Ausdruck giebt.

Cap. 0. 7. Iliobs AntuorL

Cap. 62-13. Dass er im Unmut geredet bat, giebt Hiob zu, aber er

behaui)tet, die Grösse seines Leidens und seine Ohnmacht dagegen nötigte

und nötige ihn dazu. 2 3 Wenn dnrli nur fieirojfen irürde mein L'nnnit l'nd

man zu gleich mein inylück in die Wiuje legte! Man hat seinen trj;? getadelt

3*

Hi6 3 36 Hi6 7

5 2; 4 5, aber nicht gegen seinen Sturz (1. mit Qre "TllH) abgewogen. Wenn man das thäte, würde man ihn begreifen. Es ist ganz natürlich, dass Hiob zunächst von seinem ungewöhnlichen Fall ausgeht, aber dass der Dichter ihn zum Sprecher der Unglücldichen überhaupt macht, zeigt schon Cap. 7 i. Denn schwerer ist es als Sand des Meeres, Darum redeten meine Worte irre. Subj. von 153"'. ist natürlich njH, nicht auch b'X?: sein Unglück, wenn richtig abge- wogen, wäre schwerer als Sand des Meeres (D'^ÖÜ poetischer plur. mit singul. Sinn); der Verf. dieses Satzes stimmt mit Prv 27 3 nicht überein. nrij^ {denn dann wäre es oder denn jetzt ist es ) passt wegen v. 3'', wo auf die von Elijdias getadelte Klage von Cap. 3 hingewiesen wird, nicht in den Zusammen- hang, wird darum mit Recht von Bickell gestrichen. Mit lyb (von )iyh oder yijb, thöricht reden) will Hiob nicht den Inhalt seiner Klage widerrufen, sondern imr die unangemessene Form preisgeben vgl. v. 26. Dem zweiten Vierzeiler 4 fehlt ein Stichos , den wir aus v. 7 ergänzen. Denn (Begründung von v. S'') die Pfeile des AUniäclilifjen haften an mir vgl. Cap. 16 12 13; die vergiftenden Pfeile, die ja auch den Krankheit und Tod sendenden Göttern anderer Reli- gionen zugeschrieben werden, stecken mit der Spitze im Körper und sind mit dem Schaft sichtbar, daher "'"jöV? ^^ei mir. Ihr Glatfjift trinkt mein Geist, sein Inneres wird dadurch in Fieberglut gesetzt, sodass er delirieren muss. non, Hitze, dann das Fieberhitze wirkende Gift, ist natürlich Objekt. Das "l^« würde man als prosaisch gern missen, auch metrisch ist es überzählig. Schreck- nisse Kloahs rerstören mich. ''HIJ^S, vom Fiel nj;3 verstören, nur noch Ps 88 17. ''ilD'lJ?!;, von '^J'IJ^, die Schlachtreihe aufstellen, ist schon wegen des Suff, ver- dächtig imd wahrscheinlich aus ''illDJ^Ü vgl. I Reg 18 17 verschrieben (Dill- mann); ein "'i1p'lJ^^ sie benagen mich, Cap. 30 17, passt weniger gut zum Subj. Zur Vervollständigung des Tetrastichs verwenden wir den Stichos 7-', der an seiner jetzigen Stelle nicht passt und wohl vom Rande, wo er nachgetragen war, dahin verschlagen ist, in der Lesart der LXX: Es n-eigert sich meine Seele, rahig zu werden. Für J^l-ii'? ist mit LXX zu lesen ^Tb, Hiph., oder ^5"]^, Xiph., mit s}Tikopiertem n (Ges.-Kautzsch §53 A. 7. § 51 A. 1). So stehen beide Distichen mit einander im Parallelismus. 5 6 schliesst sich '

grade an v. 7'' aufs Beste an. Hiob wollte sich schon beruhigen, ginge es ihm wie dem Wildesel bei frischem Grün oder wie dem Stier beim Mengfutter (bestes, mit Salz gemischtes Futter Jes 30 24). So aber ist ihm v. 6 eine un- geniessbare Speise (das Xiph. ^DS;; nicht blos obj.: es wird gegessen, sondern: es ist zu essen, gilt als essbar) vorgesetzt, Fades ohne Salz, Schleim des Dotters, Eiweiss; vgl. zum Bilde Jer 9 1 4. Es geht Hiob wider die Xatur, sich ohne Klage in sein Schicksal zu schicken, die Resignation ist ihm unmöglich, die Weisheit, die Eliphas empfiehlt, fade und verhasst. Der Dichter zeichnet damit Hiobs (und seinen) Widerwillen gegen die billigen Tr()stungen solcher Leute, die selbst das Unglück nicht kennen, und zugleich seine Entschlossen- heit, dem natürlichen Gefühl zu folgen. 7 wüi'de im liebr. Text lauten: es weigert sich meine Seele, anzurühren (seil, das Fade und das Eiweiss), die sind wie das Unreine (oder wie das Siechtum) meines Brotes. Es ist ohne weiteres klar, dass das nicht angeht: wozu die Emphase in v. l''\ und wie kihmen das

Hi G7 ;i7 Hl b 14

Eiweiss u. s. ^v. von v. Ü mit di r Kiiinkht'it des Brotes vcrj^lichen werden? Was V. 7-' anlangt, s. zu v. 4; v. 7'' ist sehon der Form nach eine Glosse und das wahrscheinlich eine aramäische: ]1D'?n HD Itsn, das heisat Jetzt Eiilotli/r. Die LXX hat übrigens aus dieser Glosse folgenden Satz gemacht: xyy^ nen (fc^)^?*?, diese Dinge sind wie der Geruch des Löwen, wozu Bickell bemerkt, dass die Syrer den Aussatz „Geruch des Löwen" nennen, wegen des Geruchs, den die Geschwüre verbreiten. 8 9 Seinem natürlichen Emi)tinden folgend, wünscht Hieb den Tod herbei. I^VP- ini B. Hiob meist ohne folgendes \ das jedoch LXX hier las, ist schon so sehr Partikel, dass ]r\^ als ^'^.•rb gleich im folgenden Stichos wiedererscheinen kann. T\h^^ neben ^rhiKd z. B. 1 Sam. 1 2:; für ^r^^pn ziehen wohl mit Recht HuriELU u. a. ^^l1^J^l vor: mein Begehren, v. 9: Ji('//'('/f(('{b^''iüv hi<V) El nah und zcrnnilntlc mich (zur Konstr. s. G Ks.-K.vrTZsCH § 120 .Ja), IJc.ssc seine Hand schnellen und schnille mich (dt, nändich wie den Faden vom Trunini vgl. Jes 38 12. Li seiner Bitterkeit wählt er herbe Aus- drücke für das 8terl)en. Die LXX hat IT nicht, spricht dann das erste AVort '\T\\ aus und setzt eigenmächtig ein iiicht hinzu. 10 11 So tritre dmh noch meine Tröslomi (^riDnj mit bleibendem ä s. Olshauskn S. 349), d. h. so gäbe es noch Trost tiir mich; aber vielleicht ist nXf, das einige Handschriften hal)en. nach oder 'i\w liy einzusetzen: so sollte dies mein Trost sein, t nd onfhiipfen irollle ich in der s( lionnnusloscn (}ii(d\ 1. b'n für n'j^n, da das Verb, im masc, steht. V. ]0 ist von Sii:(;ii{ii:i) mit liecht gestrichen; dass Hitjb die W(»i'te des Heiligen nicht verleugnet hat, soll wohl keine Begründung (^3 = denn) für V. 10'', sondern t'ine vom luterpolator vermisste Inhaltsangabe 0? = dass) zu V. 10' sein; ai)er in beiden Fällen gäbe der Satz nur dann einen Sinn, wenn Hiob an eine Veigeltung im Jenseits dächte, v. 11 motiviert das ^'orher- gehende: Hiobs Kraft ist so schwach, das ihm bevorstehende Knde so schreck- lich, dass er nicht aushai'ren kann, sondern den Tod herbeiwünseh» n muss. ^tySi "^^Ifc^W: die Seele ist die Lebensbegierde und Lebenskraft, die Hiob nicht /^///// //yc^r7/<^'//, länger festhalten kann. Das führt 12 13 weiter aus. Das doppelte CS, oder oder, statt DK il, beschleunigt die Rede und entspricht der l'n- geduld des Krankin: iih bin tloch nicht von Stein oder Erz! Dagegen ist in V. 13 das DSn, das nur noch Xum 17 28 vorkommt, zweifelhafter Xatur, nicht minder die Fortsetzung: ist nicht Xichtsiin meiner Hilfe in mir? Xach Pesch. und Yulg. teilen wir ab: l''NO SH; NH = mn Gen 47 23; Hes IG 43, ]"«? wie Jcs 41 24: Siehe, i/iir nichts ist meine Hilfe in mir (meine innere Kraft), l'nd lle- sland ist fortnestossen von mir.

14—27 Hiobs Freunde habi'U sich gegenüber xiner Xot nicht benomnUii. wie sie sollten. 14 ist schwierig. Meist übersetzt man: dem Verzagenden

(wird, gebührt) von seinem Freunde Liebe, und giebt er (auch) die Gottisfurcht auf. Dieser Satz ist überhaui)t für das AT bedenklich, passt aber gar nicht in die Rede Hiobs, der auch nicht einmal hypothetisch sich einen Abtrünnige n nennen kann, jedenfalls nicht mit dem starken Ausdruck 20^'. Hrrzia un»l Delitzsch fassen icn als Schim/tf: tritlt den rnglücklichm Schimpf, so v( r- lässt er u. s. w., aber ein Hiob kann sich durch Schimpf der Freunde nicht ab- trünnig machen lassen. Nach beiden Deutungen wäre der Vers für unecht zu

Hi6l4 38 Hi6 21

erklären. Das Letztere gilt auch von dem Text, den Pescli. Targ. und Vulg. voraussetzen und der wahrscheinlich auch der LXX zu Gnmde liegt, die aller- dings D»b nicht übersetzt: TOnn yiD Üipb: Wer dem Verzireifelnden die Liebe verweigert, der rerlässt die Furcht des Allmächtigen, ein Proverbium, das zu allgemein und kalt für Hiobs Rede ist. Aber dieser Text ist so natürlich, dass ich i)in allen anderen Deutungsversuchen und Emendationen vorziehe. Die Sentenz ist die Beischrift eines Lesers zu 15 16, wo Hiob von seinen Brüdern im plur. spricht. Sie sind treulos geworden wie ein Bach, Wie Binnsale, die i'ihertreten. In v. 15'^ ist D'*p''Bfc< zu lesen und D"''?ni, das schon in v. 15-^ steht, mit LXX als Schreibfehler zu streichen. Das Übertreten der Bäche geschieht nach V. 16 im Winter, wo sie trühe sind rnn Eis, wo im f sie herab sich tnrgt der Schnee. Prägnante Konstruktion: er fällt auf sie herab und birgt sich, schmilzt in ihnen. Also im Winter, wo man sie nicht nötig hat, sind sie über- voll — ein Bild für Leute, die zur Glückeszeit von Freundschaft überströmen. Nun der Gegensatz 17 18: %ur Zeit, wo sie versengt werden (nnt ätz. Xsy.), im Hochsommer, wo man ihrer bedarf, sind sie vertilgt u. s.av. 1)3113, wenn es heiss wird. \. 18 bringt dazu ein konkretes Beispiel: Kararanen krümmen ihren Weg, d. h. biegen wegen Wassermangels von der gewöhnlichen Strasse ab, um den ihnen bekannten Bach aufzusuchen. Mit Ew^ald u. a. ist ^nß^";, Piel, zu lesen, ferner n't^^^?, plur. von nn"lS<, ad sensum mit dem masc. des Verbs und Suff, verbunden, denn die Fassung der Punktatoren: es krümmen sich die Pfade ihres Weges (des Weges der Bäche), die ohnehin einen nicht zur Sache ge- hörenden Sinn ergäbe, wird durch die Fortsetzung widerlegt: Sie (doch nicht die Bäche, sondern die Menschen, die Karavanen) steigen hinauf ins Leere und kommen um vor Durst. Die Berge, die im Frühling Schneewasser und wohl auch Pflanzenwuchs haben, sind im Hochsommer wasserleer und öde. V. 18 ist nicht, Avie Bickell meint, der ihn streicht, der' Anfang der Erzählung von den Karavanen, vielmehr ist 19 20 eine ausführlichere und nicht grade nötige Wiederholung von v. 18, die man darum doch nicht zu streichen ge- nötigt ist, da ähnliche Längen oft vorkommen. Die Karavanen (1. mm«) von Thema (defekt, für «D^n) im nördlichen Arabien, Ismaeliten nach Gen 25 1 5, und von Saba (s. zu Cap. 1 15) schauten aus, nach Wasser, hofften auf sie, die Bäche (1D^ im Sinne /"/Vr sich wäre überflüssig), aber sie wurden zu Schanden V.20, weil sie sich (darauf) verliessen, weil sie in der Gefahr des Verdurstens noch den fruchtlosen Umweg in die wasserlosen Berge machten, statt auf dem geradesten Wege sichere Quellen zu gewinnen. Der erste Stichos von v. 20 ist reichlich kurz, vielleicht ist hinter ^Hün, wie statt Htsn zu lesen ist, ein .13, dem Tynyi^ entsprechend, ausgefallen, um so eher, als ein ^«3 folgt. 21 lässt sich weder nach dem Ktib «•?, noch nach dem Qre l'? übersetzen. Aber auch wenn man mit der LXX •'b und vorher mit vielen Neueren )2 für ^3, oder wenn man mit anderen ]^«^ ... ^3 liest, erhält man keinen Satz, der in den Zusammen- hang passt: So seid ihr mir jetzt geivorden (oder: Denn ihr seid zu Nichts ge- worden), ////• schaut einen Schrecken und scheut euch. Gleichen die Freunde den Bächen, Avie der erste Stichos sagt, so sind sie treulos v. 15, aber nicht, wie der zweite Stichos sagt, furchtsam; dieser letztere Vorwurf, ausgedrückt mit

Hi6 21 39 Hi6 27

einem Ijcü den jüngeren Schriftstellern beliebten Wortsjiiel (Sach9 5; P.s40 4; 52 8), passt überhaupt nicht zu dem Hciichnicu der Freunde, auch nicht /u ihren Worten, da sie doch den Sclirecken , Hi(jbs Unglück, als eine wohl- meinende Züchtigung Gottes betrachten und ein glückliches Ende „schauen". V. 21 ist also von Bickell mit Kecht gestrichen. 22 23 Lassen die Freunde Hiob deswegen in Stich, weil er ihnen zu viel zugeuiutel hat? ^SH: Ist ex. tlnss ich tjcsmit hätte: ifeht mii\ lud von euerem Verniöyen Inini/t (ieschenhe für mich? nändich einem Mächtigen, einem Tyrannen oder Richter, von dem Hiol» bedroht wäre. Zu mit i statt a s. Ges.-Kautzsch § <)4 i. Auch das Hetten V. 23 meint eine Autbi)ferung von Geld und Gut. die nicht Mut verlangt, wie man wegen v. 21 gern behaui)tet, sondern nur Ojjfermut. Solche Opfer ver- langt ja Hiob nicht, dagegen wäre ihm 24 25 eine aufrichtige Belehrung von Wert: Lehret mich, so will ich schireifien. nicht mehr klagen und fragen, l ml was ich geirrt habe, macht mir deutlich! "'H'^iB' bezieht sich nicht auf mög- liche Irrungen in Hiobs früherem Leben, sondei-n auf Irrtümer seiner Hede CJap.S, wenn auch nicht auf deren äussere Form, denn über diese hat Eliidiassich schon ausgelassen und zwar, Avie v. 25 fortfährt, in nicht lobenswerter Weise. ♦Sclnvierig ist m^y, Mch 2 lo; I Reg 2 8 bedeutet das Niph. heillos sein, Hi 16 3 -das Hi})h. kränken, reizen, beides i)asst nicht zum Subj., denn bei der Fassung: ■wie werden aufrichtige Worte (oder dann besser: Worte eines Aufrichtigen. lä^) gekränkt! würde Hiob einen Nachdruck auf seine frühere Hede legen und eine Emi)fin(llic]ikeit zeigen, wovon man in v. 2 und im Folgenden v. 25'' 26 nichts merkt, l^^-^nos können nur solche Worte sein, die ihn belehren v. 24 «der auch tadeln v. 25'' 26. Also wird llJ^Di nach Ps 119 103 zu lesen sein: Wie aüss sind rechtschd/f'eiie Heden, redliche Belehrung. Tröstung. Zurechtweisung. Aber was rüfil ein Hütjen ton euch ? Diese Frage beantwortet die Fortsetzung 26 27: W(frte zu rüi/en fieulhsichlifit ihr? dass ich vielleicht etwas zu kühn und ))itter gesjjrochen habe, darüber macht ihr so viel Aufhebens, statt auf die Sache einzugehen und zu versuchen, mit mir eine Antwort auf mein Warum zu finden? Aber für den Wind (der sie wie Spreu davonführt) sind doch die Worte eines Verzweifelten/ AV^irum man an diesem Text tadelt, dass b in V. 26'» vor einem inf., in v. 26*^ vor einem Subst. steht, begreife ich nicht. Nicht besser ist der Einwand, dass Hiob, der Cap. 19 23 seine AVorte in Stein ge- hauen Avünscht, hier das prächtige 3. Cap. nicht für Luft erklären könne. Letzteres thut er natürlich nicht, giebt überhaupt nicht den Inhalt, sondern nur die Form, die Worte, preis, die A'erzweiflmigsausbrüche, die Eliphas gerügt hat; und ebenso selbstverständlich will er Cap. 19 nicht seine Reden als Reden, als prächtige Leistungen dichterischer oder or-atorischer Kunst, sondern nur die einfache Bezeugung seiner Unschuld, ohne alle prächtigen Worte, auf dij Nachwelt kommen lassen, v. 27 übersetzt man: auch über eine Waise würdet ihr fällen (seil, das Loos) und handeln über eueren Freund. Das geht doch nicht, so abgeschmackte A'erdächtigungen kann Hiob wegen der Rede des Elpihas nicht aussprechen. Mit Recht beseitigt Bickell die Waise Din; und liest nn und schreibt mit LXX ^bEH: l'jid über einen Inschuldiffen fallt ihr her? Aus nsn. LXXdva/.XssOs. macht Bickell non = nDSn von linem nicht

Hi6 27 40 Hi7l

vorkommenden "IDS , ihr ackert auf u. s. w., andere ^llbri von dem gleiclifalli? nicht vorkommenden "113, losstürzen, Leides bedenklich. Ichvermuthe, dass unser Text aus einem Hörfehler hervorgegangen ist und dass LXX ^l^n las^ vgl. Ps 59 4 : Und fahrt tos auf eueren Freund? Als Frage fasst auch Bickell den Vers auf; ^)^ ist wie so oft im Anfang das erstaunte Und! Als frommer Mensch und als Freund hätte Hioh Schonung und Hülfe erwarten dürfen, statt dessen haben sie ihn getadelt und angegriffen. Mit

6 38—7 10 nimmt Hiob die Klage über sein Geschick wieder auf. Zuerst ermahnt er seine Zuhörer (und der Dichter seine Leser) 28 29, den Fall nicht für abgethan und seine Beschwerden nicht für übertrieben zu halten. L'nd jetzt (nnyi sehr häufig zu Anfang neuer Strophen oder Abschnitte) hat)t den Witten, wendet eiicli mir zu! Wir haben uns danach vorzustellen, dass die Freunde während seiner Rede, die sie missbilligten, und besonders während der letzten scharfen Sätze sich unwillig von ihm abgewandt hatten; überhaupt muss man sich wohl oft die Rede von südländisch lebhaften Gesten begleitet denken. Sie sollen um so mehr wieder hersehen, weil er ihnen doch nicht ins Gestellt liinein liUjen wird (DJ^ ist die Schwurpartikel); wenn sie ihm ins Auge sehen, w^erden sie sich überzeugen, dass er aus tiefster Seele heraus die Wahr- heit spricht. Unwillkürlich erwartet man nun, dass er jetzt seine völlige Un- schuld beteuern und seine Überzeugung aussprechen wird , dass sein Leiden nicht mit Schuld zusammenhange. Statt dessen beteuert er, dass er wirklich schwer leide und sich das nicht blos einbilde. Warum verfährt der Dichter so? Weil die wirklich berechtigte Klage allein schon eine Anklage gegen Gott ist und Hiob das Recht giebt, Gott nach dem Grund und Zweck seines Verfahrens zu befragen. Selbst wenn Hiob gesündigt (7 21), kann das noch kein Grund sein, ihn so fürchterlich zu misshandeln. Es liegt dem Dichter daran, das menschliche Elend an und für sich (s. zu Gap. 7 1) in seiner nackten Wahrheit und Unbegreiflichkeit festzustellen und es gegen die Vollkommenheit der Welt und Weltregierung zeugen zu lassen. Die kläglichen Versuche, das Elend aus der Sünde der Menschen zu erklären, muss er zwar berücksichtigen, macht das aber meist durch die Reden der Freunde ab; sein Hiob spricht vorerst, wie in Cap. 3, so auch hier gar nicht von der Sünde, v. 29 Kehrt euch her (nicht: be- kehrt euch), nicht geschehe ein Unrecht, indem ihr nichts mehr von mir wissen wollt und dem Unglücklichen nicht Gehör gebt. Eliphas hatte Cap. 5 I6 Hiobs Reden als nblj? bezeichnet, Hiob nennt ihr Stillschweigen so. Ja , Iwhrt euch her, noch ist mein Hecht darin , bin ich berechtigt, so zu reden, wie ich thue. Mehrere Exegeten wollen *n für nn schreiben, aber das ist keine Verbesserung, denn wie aus dem noch hervorgeht, denkt Hiob nicht an seine Unschuld, als wenn künftige Sünden sie zerstören konnten, sondern an die Richtigkeit seiner Ausführungen; auch v. 28'^ und v. 30 beweisen das; das Suö\ von «13 auf nblj; zu beziehen, konnte doch keinem vernünftigen Menschen einfallen. 30 Cap. 7l Ist denn auf meiner Zunge das Unrecht, wie Eliphas 5 ig andeutete, rede ich frevelhaft, wenn ich frage, wozu das Elend in der Welt ist? Oder rede ich sinnlos: Unterscheidet nicht (d. h. kann nicht unterscheiden) mein Gaumen das Ungtücli? das wie Cap. G 6 als ungeniessbare Speise gedacht wird. Ja, hat nicht

Hi 7 1 41 > Hi 7 »

überhaupt, fährt Cap. 7 i fort, der Mensch einen Frohndienst auf Erden? gleicht sein Lehen nicht dem eines Lölinersy Ein wiclitiger Satz, den mehr der Dichter spricht, als sein Held. Der Dichter nmss in einer unglückHchen Zeit, wahrscheinhch auch in eigener unglücklicher Lage gelebt haben vgl. Cap. 9 24. «2^ l)edeutet meist die ausziehende Kriegsschar, dann den Kriegszug und Kriegsdienst mit seinen Strapazen, dann überhaupt einen harten Dienst (Jes 40 2); der Löhner kann ein Kriegssöldner sein (Jes 16 u), ist aber hier eher ein besitzloser Tagelöhner, der am Abend abgelöhnt wird und mit dem Sklaven ein und dieselbe Arbeit verrichtet. Vermutlich hat auch der Dichter hart ums Brot arbeiten müssen. Für h)l des Ktib will Qre das poetischere '*??. 2 3 bilden einen Satz. Wie ein Sklave, der in der Sommerhitze arbeiten muss, wie ein Tagelöhner, der in der Erntezeit zugezogen wird und neben ihm ar- beitet und auf den Abend wartet, wo ihm seine Löhnung ('?J?'D wie Jer 22 la, gewidinlich n'jj;?) gegeben wird, so v. 3: bin ick erben j/eininlit irorden. nuisste ich erben, Monde des l nheils. T>ie yUc/i/e des Elends überschreiten eigentlich die Bilder in v. 2 und senilen wohl zu v. 4 überleiten. Das "h hinter ^n'pnjH wird von Siegfried wohl mit Recht gestrichen. Wenn der Vf. nicht ',30 gemeint hat, so weist das WO, man hat zugeteilt, unbestimmt auf Gott hin (s. zu Caj). 3 20). 4 scheint ein ganzer Vierzeiler gewesen und im hehr. Text verstümmelt zu sein, LXX las nach 'niO« noch: ^F\üp_ D«1 CV ^no, ferner nnj; 'no für yi^O. Dieser Text ist besser als der massor., mir dass üV ^no zu kurz für einen Stichos ist. Wir nehmen aus dem hebräischen Text ein ülptJl hinzu und erhalten so das Tetrastich: Wen/t ich mich nicderleiic , .sni/c ich: Wann /ist es Tnii , dass/ ich aufstehe, find trenn ich (iiifslehe:/ (rann ist es Abend '^ Ind werde satt ntn inrnhe bis zur Dihnnierinijf. So verschwindet auch das Tip, er mi>st, das keinen Sinn giebt. Hiob hat Tag und Nacht keine Kühe, ist noch schlimmer daran als ein Sklav. 5 6 Der Leib des Aussätzigen ist mit Fäulnis innl Kruste, mit fauligen Geschwüren und Borke, bedeckt. ^'"'3, ö.-. lt'(.. vom (^re nach dem nachbibl. Hebräisch mit ü geschrielien, bedeutet eigentlich Scholle und scheint durch IDj; eiklärt werden zu sollen, das den Stichos überfüllt und zu streichen ist (so auch Beek)- Hiol)s Haut trird steif und zer/liesst, d. h. die Geschwüre erhalten eine Borke und brechen dann wieder auf. y^") steht in seiner urspr. Bedeutung gerinnen, aus der die andere: ruhig werden abgeleitet ist. Für DSß'^ ist DQ'. von DDO zu lesen. Obwohl dem Ge<iuälten Tag und Nacht so lang werden (v. 4), so sind seine Tage v. 6 doch flüchtiger als ein Weber- schitf (9 25: als ein Läufer) und schirinden hin in llnlfnunnsiosiijkeit, da Gene- sung ausgeschlossen ist. Es ist kein psychologischer Widerspruch, wenn Hiob hier über sein heraneilendes Ende klagt, dagegen Cap. 6 8 ff. den Tod begehrt; hier ist er nicht so hingerissen von augenblicklicher (^ual. Ob er im folgenden Vierzeiler 7 8 Eliphas oder Gott anredet, das ist nicht absolut sicher zu ent- scheiden, das letztere aber viel wahrscheinlicher (vgl. v. 8 mit 22). Dem iie- denke doch (LXX las N3 12r> liegt der Wunsch zu Grunde: verfahre doch nicht so erbarmungslos mit mir schwachem Wesen, dessen Leben nur ein Hauch ist, bald für immer zerstört. Das ^3 wirkt noch nach in den drei weiteren, wehmütig mahnenden Stichen: Hiobs Auge wird nie wieder Gutes

Hi 7 8 42 Hi 7 10

sehen (9 25), glückliche Tage, da die Krankheit immer bösartiger ihm zusetzt; hald wird v. 8 das Auge dessen, der mich sieht, der ihn kennt, ihn nicht mehr erblicken, da er gestorben sein wird, ja auch Gottes Auge nicht, wenn es sich auf ihn richtet. "•tiT bedeutet: der mich gewöhnlich sieht, mit mir verkehrt, mein Bekannter vgl. Cap. 20 7 und Ps 31 12, wo es neben Nachbarn und Be- kannten steht; es ist gesetzt für "')}^^ wegen des Gegensatzes zu ''i'^l^n, welch letzteres Wort im Hiob sehr beliebt ist. Die ursprüngliche LXX lässt v. 8 aus, vielleicht nur in Folge eines Versehens, da der Anfang dem von v. 7'' sehr ähnlich sieht und so das Auge des Abschreibers betrog; ihn zu streichen liegt kein Grund vor. Wichtig ist die Äusserung: deine Augen werden sich auf mich richten; in der augenblicklichen wehmütigen Stimmung taucht halb un- bewusst und unwillkürlich, als Nachwirkung einer früheren besseren Zeit, der Gedanke auf, dass Gott doch noch einmal eine Regung der alten Güte und Huld gegen seinen Knecht spüren und sich dann nach ihm umsehen werde. 9 10 bildet einen ruhigen, aber düsteren Abschluss. Es schwand die Wolke lind ging dahin (zu ^b^l s. Ges.-Kautzsch § 69 A. 1 8), vom Horizont gleichsam in die Unterwelt hinabgesunken oder, wie die LXX sagt, weggefegt vom Himmel, so steigt , wer zu Scheol hinahfuhr, nicht wieder herauf. Die Vor- stellung von Scheol (stets fem. und ohne Art., eine Art nom. propr. für das unterirdische Totenland) ist gewiss jünger als diejenige, dass Körper und Seele ins Grab gehen, wechselt mit dieser aber beständig ab, ohne dass es zu einer klaren Auseinandersetzung käme, etwa in dem Sinne, dass ein Teil des Menschen im Grabe bliebe, ein anderer tiefer in die Unterwelt hinabstiege. Hier ist die Nennung des kosmischen Totenlandes statt der Familiengruft (3 14£f.) am Platz, schon wegen des kosmischen Bildes von der Wolke, aber auch, weil ein möglichst grosser Abstand zwischen das Diesseits und das Jen- seits gelegt werden soll. v. 10 Er kehrt nicht mehr zurück zu seinem Haus hier sieht man, dass das Grab, dasjalJT'^S ist, vgl. zu Cap. 3 14, nicht gepasst hätte und nicht erkennt ihn ferner seine Stätte, wenn er nämlich doch, als Geist, als Gespenst, zurückkehrte. Er ist seinem eigenen Haus fremd geAvorden, es Avill nichts mehr von ihm Avissen, er hat sein Recht und seine Zugehörigkeit zu seiner Familie verloren, ist so gut wie nichts mehr. Hier wird wieder der Unsterblichkeitsgedanke abgewiesen.

Damit ist nicht bewiesen, dass dieser Gedanke nun auch spater nicht vorkommen kann. Im Gegenteil, ein aufmerksamer Leser wird gei-ade aus der Absichtlichkeit, mit der Hiob immer wieder auf die trostlose A''oi'stellung, dass mit dem Tode alles aus sei, zurückkommt, den Verdacht zu schöpfen geneigt sein, er unterdrücke damit eine ins- geheim sich stets neu regende Hoffnung, es möchte sich doch anders verhalten. Hat frei- lich Hiob einen Keim von solcher Hoffnung in sich, so muss er zunächst unterdrückt werden, weil sonst das Hauptproblem, ob das diesseitige Lebensgeschick und der Welt- lauf mit den überlieferten Vorstellungen von Gott und seiner "Weltregierung in Einklang zu setzen sei, gar nicht scharf behandelt werden könnte. Soll Hiob der optimistischenWelt- ansicht und der hen-schenden Lehre von Sünde und Vergeltung auf den Leib rücken, so darf er ihr nicht selbst die Ausflucht in die Hände spielen, dass da, wo Frömmigkeit und Geschick dauernd im Missverhältnis stehen, das Jenseits ausgleichend eingreife, zumal da die Freunde und mit ihnen die Theologie ihrer Zeit ohne eine solche Ausgleichung durch das Jenseits auskamen. Übrigens ist hier wohl nicht so sehr die überlegende, drama-

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tische Kunst des Dichtirs im Spiel, als der Umstand, dass er selber dem rnsterUichkeits- gedanken thatsächlich so gejfenülxM- steht wie sein Held, nämlich mit einem Herzen, das ihn gern ^lauhte, abrr mit einem A'erstand und mit einer Erziehung, die ihm den Glauben fast unmöf^licli machen. Daher sein bi-ständiges Ausstrecken und Zuriickziehen der Hand, die den Schleier lüften möchte, daher besonders die immer wiederkehrende Andeutung, dass es Gott selber befremden müsse, voij einem Menschen, an den er gewohnt war. für immer getrennt zu sein. Die schwächste Andeutung dieser Art hatten wir v. 8, die nächste stärkere bildet den Hühenpunkt des folgenden Abschnittes.

11—21 In dem vorigen Abschnitt "war Hiobs Sprache allmählich immer ruhij^er ^'eworden, das ^'rosse Yerhänjfnis, das schliesslich alle Menschen ins Land der Toten liinabzieht, hat ihm etwas von jener elejiischen Stimmunj; auitgeteilt, die jeden Sterblichen beim Überdenken seines Loses ergreift. Aber eben der Tod ist doch auch die vollendete Hott'nun<;slosi<;keit, für Hiob lühl- barer als jeden anderen, da er vor der Zeit sterben muss und zu einem langen Todeskampf verurteilt ist. Die (^ual ergreift ihn aufs Neue, die körperliche ■wie die ^eistifi;e, und so bricht er in neue verzweifelte Klaj^en aus und wieder- holt sein Warum noch viel kühner als in Ca]). 3. 11 12 S<i irill auch ich nicht 'iiiri'ichluilh'ii meinen Mund! Hott'nun«^ fiiebts nicht mehr; lässt Gott mich ver- derben, so will ich auch sauen, was ich dabei fühle, v. 11'' und •" sind otfenbar Dubletten, jedoch in einander ^esch(d)ene; wir behalten das erste und die beiden letzten AVörter bei, trotzdem oder vielmehr, weil sie sich auch Cap. 10 i finden, avo sie niimlieh unecht und also wohl aus unserer Stelle citiert sind: die ursi)rünij;liche IjXX hat el)enl:ills die wej:fallenden Wörter nicht, mit Aus- nahme von 1^3, das al)er Variante /u 1D2 ist (Bickell): Ich irill retten in der liillerkeil meiner Seele, in meiner verzweifelten Stinimuni:. v. \-2: Hin ich ein Meer oder ein Meeresdrnche, dns.s du wider mich eine Wache anfslellsl'^ AVas das heissen soll, wird aus v. 17 tV. klar: Hiob fühlt sich von Gott unter scharfe Aufsicht f^enommen. das merkt er an seinen Leiden; so scharf ist diese Auf- sicht, als wäre er ein ^gefährliches Un<jeheuer, das jeden Au.uenblick Schaden anzurichten drolit. Unter dem IVleer verstehen Manche den Nil (Jes 1 9 5), unter dem l'ngeheuer das Krokodil; der Nil wurde nach Hkrod. II 99 wirklich be- wacht, um eine tberschwemmung von Memi>his zu verhüten. Aber es scheint doch, dass Gott selbst es ist, der die Wache ausstellt, bemerkt mit Recht Dill- :maxn; wie so oft im Buch Hiob h;il)en wir auch hier eine Anspielung auf eine altmythische Vorstellung: das Meer, mit dem das l'ngeheuer mehr oder weniger identisch ist, stellt die gottfeindliche chaotische Urmacht vor, vgl. zu Cap. 3 7; es ist zwar in der Urzeit, als die Erde entstand, von Gott besiegt Ca}). 'Jt) Jes 51 9, aber noch immer zu einem neuen Ansturm gegen Gott und die Welt des Lichts bereit und daher zu bewachen. In dem babylonischen Weltschöpfungs- epos, übersetzt von Fkiedh. Delitzsch 1H9G, heisst es nach der Erzähliini,' von der Besiegung der Dinn durch den Gott Marduk S. 1<>8: Er %nu einen liiejfel. Einen Wächter im.slierte er, Ihre Wasser nicht heranszulnssen. lieorderte er sie. Ähnliche Vorstellungen, vielleicht auch von Babylonien her l>eeint1usst, hatte man gewiss auch an der i)alästinensischen Küste, wo man von dem Un- geheuer erzählte, das die Andromeda verschlingen wollte. 13 14 Wenn ich denke, trösten soll mich mein 1,'etf. Mittraf/en (zu 2 N'J?1 s. Ge^.-Kautzsch

Hi7l4 44 Hi7l&

§ 119 lu) soll an meiner Kliufe mein Lager, wenn er im Schlafe Rulie zu finden hofft, So (inystifj.st ilu mich durch Träume in d ans (LXX: in) Gesichten er- schreckst du mich, so quälen den Aussätzigen „schwarzgallige Träume", die direkt auf Gott zurückgeführt werden und als Zeichen seiner Feindschaft, als Yorherverkündiger neuer Leiden gelten. Zu der Pausalaussprache "'ifiy^n, s. Ges.-Kautzsch § 60 A. 2. 15 16 sind reich an Schwierigkeiten. In v. 15 a

kann das Yerbum nicht 2. p. m., sondern nur 3. p. f. sein: So zöge meine Seele Erwürgung vor. sofortiges Ersticken, von dem sich der Aussätzige oft bedroht fühlt, da sein Kehlkopf mit Geschwüren bedeckt und seine Lunge durch die Erkrankung der Haut überlastet ist. Li v. 15'' ist mit vielen Exegeten "TiD^J^ö zu lesen, da der Ausdruck meine Knochen schwerlich bedeuten kann: mein Leben in diesem Körper. Da beide Stichen ungleichartig sind, so ziehen wir mit Beiske, Mekx, Siegfeied ''r^tpfrillp aus v. 16, wo es keinen Sinn giebt, zu V. 15 hinüber: Den Tod verachte ich vor meinen Schmerzen. Den Tod fürchtet der Mensch, und auchHiob tlmt das, aber seine Schmerzen sind so gross, dass er jenen schlimmsten Feind verachtet, die Todesangst verloren hat (]??, wegen, nicht im komparativen Sinn, da Hiob die Schmerzen nicht auch verachtet). An Selbstmord denkt Hiob nicht, v. 16: Nicht auf ewig werde ich leben; die LXX hat noch das letzte Sätzchen von 6 ii: dass ich mich geduldigte, Avas nicht mehr in denStichos geht, aber zu dem Gedanken gut passt. Denn v. 16-^ will nicht sagen: ich will nicht länger leben, das geht hervor aus v. 16'': Lass ab con mir, denn ein Hauch sind meine Tage, ich kann diese Qual nicht mehr lange aushalten, darum schone meiner. Der ganze Vierzeiler sagt: ich möchte lieber sterben, als länger so leben v. 15, ich kann es auch nicht lange mehr aus- halten, darum gewähre mir jetzt Kühe v. 16. Der Hauptgedanke ist ganz natur- gemäss nicht der Wunsch zu sterben, obgleich ein schneller Tod eine Erlösung w^äre, sondern zu leben, aber erlöst von den Schmerzen. D'pTyb ist eine auch bei uns mögliche Hyperbel. Jetzt kommt wieder ein Warum v. 17 18. Der Mensch wird D'^lj^n'?, D^J^5l'?, nach Morgen, nach Augenblicken, d.h. jeden Morgen u.s.w., von Gott untersucht (und, so muss man wegen v. 21 hinzudenken, für jeden Fehl unbarmherzig gezüchtigt), warum denn? ist er ein so gewaltiges Wesen, das wegen seiner Gefährlichkeit beobaclitet werden muss (v. 12) oder dessen Vergehen so gewichtig sind? ^'^13 natürhch: für gross halten, nicht: grosse machen. In Ps 8 5, wo der Dichter der Gutthaten Gottes gegen den Menschen gedenkt, ist der Satz von v. 17 eine Frage demütiger Dankbarkeit, hier den bittersten Sarcasmus. Wird die Religion als strenge moralische Ordnung auf- gefasst, die ihm für jede Handlung und Regung volle Verantwortlichkeit auf- erlegt, so muss sie ihn erdrücken, das weiss schon vor Paulus unser Dichter. Indessen enthalten diese Sätze ebenso wenig das letzte Wort des Dichters über Gottes wahres Wesen, wie seine bisherigen Sätze über das Dasein nach dem Tode sein letztes Urteil in der Unsterblichkeitsfrage abgeben (s. zu v. 10); vielmehr wird hier nur die Möglichkeit erwogen, dass Hiobs Leiden der Aus- fluss von göttlichen Repressivmassregeln seien, und durch die daraus gezogeneu sarcastischen Folgerungen eher indirekt verneint, als l)ejaht. ]n2 kann neben 1j5B nicht bedeuten: durch Leiden prüfen, sondern nur: auf Sünden prüfen,

Hi 7 19 45 Hi 7 Jl

Avoiaiit' dann die Leiden als Reaktion Gottes erfolgen. 19 20 setzt das

Waruin in m »cli hittererer und verzweifelterer "Weise fort: H'/V Innj/t' (eigentlieli : Avie viel, no'Hj; oder auch HO ^3 zu lesen, ist wohl nicht nötig) hlirlisl du iiirlif ircj) ro/t mir? sonst gilt ja Gottes Herhlicken als eine Gnade, al)er wenn er ein strenger Inquisitor ist, so ist es eine (^ual. Lässesl iiiich nichl los, hi.s ich meinen Si>eicliel fiesc/ilmkl Inilie? eine Frage, die allerdings an vorgehendes no ^2 sich besser anschlösse. Der von Gott vorgenommene Mensch schluchzt in seiner Angst und kann deshalb nicht reden, wenn er sich verantworten soll; unbarndierzig ist es, darauf nicht Rücksicht nehmen zu wollen und in einem fort weiter zu foltern. Zu 'V^a mit i s. Ges.-Kautzsch sj 61c. v. 20' übersetzt man \lKün mit Recht als Bedingungssatz: habe ich gesündigt; dagegen ist zweifelhaft, ob das Folgende bedeutet: was kann ich dir (damit Schaden) thun. <ider: was soll ich dir (dafür zur Genugthuung) thun. Bei der meist angenom- menen ersten Fassung passt der Satz zur Not in den Zusammenhang, bei der zweiten weniger. Die unpoetische Form macht aber v. 2n-' verdächtig, und wahrschein- lich ist er der Ausruf eines Lesers, den der Gedanke an Gottes Wachsamkeit und unerbittliche Strenge erschreckte. Die Vorstellung von (Jottes rnbarm- lierzigkeit, zu der Hiob gelangen nmss, wenn er die Sünden als Anlass seiner Peinigung betrachten soll, spricht noch einmal mit steigender Klimax v. 2<>'' aus: warum machst du mich für dich zum J?iSD, zum Gegenstand des Angrifts, vgl. Cap. 16 12. Im letzten Stichos wird jetzt ziemlich allgemein, z. B. auch von Delitzsch, "h^^ in '^'hv verwandelt; die Stelle gehitrt zu den 18 Fällen, in denen nach jüdischer l'berlieferung der ursprüngliche Text (aus dogmatischer Scheu) durch die D^"1D1D geändert wurde. Also: Wnnim ininle ich dir •;•///• Lnsl. Diese Frage hebt das Persönliche und das "Willkürliche in Hitdts jetziger Be- handlung durch (lOtt hervor: wenn (Jott früher zur Zeit seines Glückes uml ebenso bei den übrigen Menschen doch gerade soviel Veranlassung zum Strafen gehabt hätte, so muss er s'eit der Zeit, wo er Hi(d) so jx-inigt. seiner über- drüssig geworden sein warum denn? ^fan merkt, dass auch hier Hiob eigent- lich geneigt ist, die rrsache in Gott zu suchen. Der Ausdruck: dir zur Last ist zugleich eine Erinnerung an die Zuneigung, die Gott früher zu Hiob hatte, und leitet damit zu dem letzten Vierzeiler v. 21 über: t nd irarnm rerniehst du mir mein Xeniehen nicht l nil idterfjeh.st (eigentlich: lassest vorbeigehen) meine Schuld? Ein kühner und schimer Satz. Hiob ist sich bewusst. dass er nicht absichtlich gesündigt habe, die unal)siciitliche Siinde konnte er gar nicht vermeiden warum wird sie nun plötzlich so aufgebauscht und so fürchterlich bestraft? "Wenn(Jott sie nicht dulden kann zwischen sich und dem Menschen, muss er sie dann durch ein solches AVüten ahnden, könnte er sie nicht durcii Vergebung beseitigen? Liegt da eine plötzlich entstandene unerklärliche böse Laune (lottes zu (üunde? Der Satz ist ein Protest gegen die ^feinung der- jenigen, die die Sünde zum Haupttaktor in der Religion und zum Regulator der Beziehungen zwischen Gott und den ^Menschen machen. Wenn der Mensch mit seinem innersten Wesen und ganzen Wollen zu (Jott hält, dann s(dlte die freilich unzweifelhafte Thatsache. dass er in Schwadüieit sündigt, Got te.s Freund- schaft ihm gegenüber nicht anfechten können. Kann sie es auch nui- vorüber-

Hi 7 21 46 Hi 8 3

gehend, so sind doch leicht die Folgen unheilhar: Denn jetzt, zum Staube werde ich mich legen, lud suchst du mich, bin ich dahin! Suchst du mich wieder ein prächtiger kühner Gedanke! Gott muss doch einmal wieder anderen Sinnes werden, zu seiner ursprünglichen Zuneigung zurückkehren, aber dann möchte es zu spät sein, dann hätte er zu bereuen. Ein Anthropomorphismus, wie er nur aus lebendiger Religion hervorgehen kann. In einer finsteren Laune ist Gott seines Lieblings überdrüssig geworden und hat ihn beseitigt, später wird er ihn vergebens zurückwünschen.

Wenn wir den Dichter kühn nennen, so ist er es freilich nur in seinem Gegensatz zu der Theologie seiner (und unserer) Zeit. An sich war schon die ältere Religion Israels wie alle unverkümmerte Religion eine Freundschaft zwischen einem Gott und seinen menschlichen Angehörigen gewesen, aber missverstandene Strafreden der Propheten, Auf- stelluno' eines o-esetzlichen Vollkommenheitsideals, endlich und vor allem die schwere Ge- schichte, die das Volk durchmachte und nur durch Gottes Zorn über seine Sünden zu erklären wusste, brachten jene moralische Ängstlichkeit zu AVcge, die hinter jedem Miss- geschick eine Sünde witterte und sich in die Freiheit der Kinder Gottes nicht hinauf- zuschwino-en vermochte. Unser Dichter kann unter dem Druck der bösen Geschicke, unter denen auch er leidet, die arglose Freudigkeit der alten Zeit nicht mehr besitzen, aber seine sittliche Wahrhaftigkeit empört sich gegen die Zumutung, wegen seiner Leiden sich selbst zu verdammen, und sein religiöses Fühlen hilft ihm, sich allmählich zurück- zutasten zu einem Gott, der kein Inquisitor ist, sondern der treue Freund seiner Freunde.

Cap. 8. Rede Bildads.

Die beiden jungen Freunde werden vom Dichter hinter Eliphas zurückgestellt und machen einen weniger günstigen Eindruck. Bildad kann sich nicht wie jener auf eigene Offenbarungen, aber auch nicht einmal auf eigene Gedanken stützen, er beruft sich auf die Lehre und Erfahrung der Väter. Diese sagt, dass der Gottlose zu Grunde gehen müsse, woraus folgt, dass die zu Grunde Gegangenen, so die Kinder Hiobs, gottlos waren. Ist also Hiob unschuldig und wendet er sich im Gebet zu Gott, so wird es ihm ganz gewiss nicht blos wieder gut gehen, sondern ihm auch eine glänzende Entschädigung zu Teil werden. Die Gedanken Bildads «ind hausbackener, seine Ä.uffassung von Glück und Un- glück noch mechanischer, als die des Eliphas und decken sich mit jener Vergeltungslehre, die seit dem Deuteronomium herrschend wurde. Besonders deutlich erkennt man bei ihm den schon hervorgehobenen Gegensatz zwischen Hiob und seinen Freunden: während Hiob meint, Gott müsse sich in seinem Verhalten geändert haben, bleibt für Bildad der gerechte Gott eine konstante, unbewegliche Grösse, und allein des Menschen Verhalten ist der variable Faktor. In dem ersten Abschnitt

Cap. 8 3-y wird eigentlich schon alles gesagt, was von diesem ärmlichen Gesichtspunkt aus gesagt werden kann: Gott ist gerecht; ist also Hiob recht- schaffen, so kann's nicht fehlen. 2 3 Der nüchterne Bildad nimmt sehr natürlicher Weise Anstoss an Hiobs Leidenschaftlichkeit v. 2 (]« selten für nJWj und an der Anzweiflung der Gerechtigkeit Gottes v. 3, die er aus jenem Warum Hiobs heraushört, obwohl Hiob viel höher hinauf nach Gottes Liebe geforscht hatte. Da der Dichter v. 3 schwerlich zweimal ni„V."l geschrieben hat, vgl. LXX, so lesen wir im zweiten Stichos njr,, vgl Cap. 33 27; zum ersten Stichos vgl Cap. 34 12. Der Hauptton beider Stichen Hegt auf dem Begriff Gott. Gott, der Allmächtige, kann das Eecht nicht verdrehen; was dem Hiob widerfahren ist, kann kein Unrecht sein, weil es von Gott kommt. Bildad hat das nicht unrichtige Gefühl, dass Hiob in Cap. 7 nff. an den Satz streifte:

Hi83 47 Hi8o

suiiJiiiii ju^titill suiiiiua injuria. 4 5 Der erste Vers muss Vordersatz zum

folgenden sein, denn für sich allein giebt er keinen vernünftigen Sinn, da dann V. 4'' Nachsatz sein niüsste: Bildad keimt ja aher den l'ntergang der Kinder Hiobs, kann ihn also nicht erst durch eine Schlussfolgerung aus der ihm nicht bekannten Sünde feststellen; anders Aväre es wenn es hiesse: deine Kinder haben gesündigt, wenn (Jott sie preis gab, oder: wenn deine Kinder starben, so gab (jiott sie hin u. s. w. Demnach: \\\'/in ilciiic htndcr (jcficn ihn süiuliifteii, lud er sie hingab (eigentlich: entliess) in die (ieiralt ilircs ViTtjchcns , das

den ihm Verfallenen notwendig mit seiner Folge, dem l'nter^jang, behaftet,

so. Den Nachsatz niuss v. ö bringen, bringt ihn aber im hehr. Text nicht, da er wie v^ 6 und wahrscheinlich unter dessen Eintluss mit DK beginnt. Ks ist daher mit der LXX nriSl /u lesen. Nicht sehr schön ist ferner in v. 5 das ^Kl "JS "?«, zumal das "int^ sonst nie mit ^K verbunden ist; die LXX hat die beiden ersten ^K nicht. Vielleicht schreibt man am einfachsten ^i'^nt'n und sieht darin einen beabsichtigten Gegensatz zu dem letzten Satz Hiobs Cap. 7 21: So .suche du nach ihm l'nd zum Mhnäehtif/en flehe! Kildad benutzt das Schicksal der Kinder Hiobs, das für ihn selbstverständlich ein Beweis für die Vergeltungslehre ist, zu einer Warnung und Mahnung, es solle dem Hiob ein Sporn sein, zur rechten Zeit llettung zu suchen, und zwar in demütigem Flehen, und ja nicht zu meinen, dass (lott nach dem Menschen suchen müsse, statt der Mensch nach (lott. 0 7 nennt zuerst die Bedingung, die erfüllt

sein muss, wenn jenes Gottsuchen nnd Beten Erfolg haben soll, und beschreibt dann den letzteren. Wenn rein und redlich du hi.s/, so . . . Der Nachsatz wird vom Bedingungssatz getrennt durch l^^j; Ty^ nnj? ''3, denn dann erwacht er über dir, das deutlich motivierende (ilosse eines Lesers zu v. 5 ist: dein Gebet wird, vorausgesetzt deine Unschuld, (lott aus seiner Unthätigkeit er- weiken. Der Gedanke des unthcätigen Abwartens Gottes, mit dem ja oft genug in den Psalmen (z.B. Ps :]'-> 23) und sonst fz. B. Jes(i3 löff.) die nicht vergehende Not erklärt wird, soll begreitlich machen, warum Gott nicht schon längst ge- holfen hat, und dass er erst durch Hiobs Schreien aufgeweckt werden muss; das passt aber herzlich schlecht in den Gedankengang Fildads. Die LXX hat iliese (ilosse nicht, dafür eine andere: er ^\ird diin (Jebet erlu'h-en. »/ sfe/it er her die \\'(dinun<i deiner (lerechliiihcil , eine solche Wohnung, an deren Wolilstand man die durch Gott anerkannte ( Jerechtigkeit erkennt, v. 7: f'ud es trird dein Anfiinfi ein (lerinues sci/t, /Joch deinen Austjunt/ macht er sehr f/ross. Da n"'*ins lern, ist, muss man mit Olshausex und Siegfried das Hiph. nsb^ lesen. Der An/an// bezeichnet Hiobs früheres Glück Ca]). 1 2tf. Ahnliches hatte schon Eli})has verheissen.

S— 22 wird die Lehre der Väter mit den nötigen Nutzanwendungen vor- getragen, jedoch mit einer solchen Betonung des (leschickes des (i ottlosen, dass man schon den Verdacht gegen Hiobs Unschuld, den die Freunde später unverhüllt aussprechen, heranshört, hat doch auch Bildad v. 6 nur hypothetisch von ihr gesprochen. S 9 Einleitung dazu. ]1B^'l. mit ' statt K; "in"? poetisch

für 1 b^. Da ]i"l2, zu dem ^'sh zu ergänzen wäre, sonst nicht so gebraucht wird, wie hier erforderlich wäre, so ist mit Olshausen u. a. ]212 zu lesen. Für Dni2K

Hi8 9 48 Hi8l3

sclireiben wir mit LXX ÜUS, das mit dem allgemeinen ^egriS fni/iercs Ge- schlecht sich offenbar deckt, während das Suff, nur dann passte, wenn vorher eine bestimmte Generation gemeint wäre; Cap. 15 18 kann den Fehler natürlich nicht schützen. Buddes Behauptung, dass man ^3^riiN statt niD« schreiben sollte, wenn mau verbessert, bedarf keiner Widerlegung; natürlich ist vor ni3S der Art. hinzuzudenken wie vor "l in. Warum soll Hiob die Forschung (vgl. b 27) der Väter liefragen? Befin ron gestern (1. mit Olshausen u. a. '?lor\ö) sind wir t/nd unwissend, Denn ein Schatten (so flüchtig, vgl. Cap. 14 2) sind unsere Tdf/e auf Erden. Solche Lehre zu erhalten, wie sie v. ii-is vorgetragen wird, genügt nicht die Erfahrung eines einzigen, sondern nur die vieler Menschen- leben. Den Respekt, den unsere Zeit vor den Büchern hat, deren jedes aus hundert älteren zusammengelesen ist, hat die literaturlose Kultur vor der Überlieferung und dem Hergebrachten. Bildad ist sich seiner Beschränktheit bewusst, schreibt sie aber auch den anderen zu, die er, wie die Mittelmässig- keit zu thun pflegt, ohne Weiteres für seines Gleichen hält: eine häufige Ver- bindung von Bescheidenheit mit unbewusster Unverschämtheit. 10 ist doch wohl selbst für einen Bildad zu leer; ausserdem soll doch Hiob nicht direkt aus dem Munde der Väter, sondern aus Bikhfds ]\Iunde die Weisheit der Vor- zeit vernehmen. Wie so oft ein "lö^t"! oder "ibt?"? hinzugesetzt wird, so hat auch hier ein Späterer gemeint, der Vergesslichkeit des Autors nachhelfen zu sollen, und sich dabei zu sehr an das wörtlich verstandene fragen von v. 8 gehalten. 11 12 Die Lehre der Väter, eine Gleichnisrede in volkstümlicher Art. Wird hoch Papgrus wo kein Sumpf ist, Wird JSilgras gross ohne Wasser? WS ist ein ägyptisches Wort, und auch Söä kommt Ex 2 3; Jes 18 2 im Zusammen- hang mit dem Nil vor; der Dichter ist mit Ägypten bekannt. SilJ''' mit e als wie von 7\^ v. 7 s. Ges.-Kautzsch § 75, A. 21a. Papyrus kann auf nicht- sumpfigem Boden zwar aufschiessen, aber nicht zu seiner vollen Höhe (bis zu 10 Ellen) auswachsen. □*??"'''p3, Mangels an AVasser, bedeutet: wenn ihm nicht genug Wasser und auf die Dauer zu Gebote steht. Der Gottlose ist kein Baum an AVasserbächen , der auch zur Zeit der Dürre Wasser hat Jer 17 5 ff", v. 12: Xoch ist es in seinem Trief), wird noch nicht gepßi'ickt (oder: ist noch nicht ab- pflückbar, vgl. zu Cap. 6 6), Da ist es vor allem Grase dürr, weil ihm i)l(")tzlich das Wasser ausging. Hoefmann will v. 12 a das sb streichen: da wird es schon gepflückt, aber dann sprechen die beiden Stichen von zwei verschiedenen Schick- salen und lässt sich v. 12-^ mit v. 11 nur künstlich vereinigen. Nur soweit geht die Lehre der Väter; jetzt giebt Bildad die Nutzanwendung. Der erste Vier- zeiler scheint mir aus 13 und 20 zu bestehen. Hingegen wird v. 14-19 ein Bild ausgeführt, das dem von v. 11 12 zwar ähnlich ist, aber doch hinlänglich von ihm verschieden, um beide auseinander halten zu müssen. Da aber v. 14-19 deutlich an v. 1.3 augehängt ist, diese Anhängung jedoch einen ästhetischen und stilistischen Fehler in sich schliesst, so halte ich v. 14-19 für das AVerk eines Lesers, der sich ähnlich wie Cap. 4 8-n von der Jjust hinreissen lässt, den beliebten Gedanken vom Endgeschick des Gottlosen Avciter auszusi)innen. A^ 13: So ist das Ende aller Gottrergessenden , lad die Hoffnung des In- heiligen geht zu Grunde. Für nims liest LXX rinns, was besser passt und

Hi8l3 49 irif^l9

vielleicht auf v. 7 anspielt. Hiul) darf nur dauii Hoffnung liaben. wenn die Be- dingung von V. ß auf ihn zutrifft; er soll sich fragen, ob er nicht dem Papyrus gleicht, der nicht auf dem rechten Boden steht. Das zweite Distichon s.u. V. 20. Der Einsat/ 14-19. Das erste Tetrastich 14 15 schliesst sich, wenn

wenigstens "1B>« richtig ist, an v. 13 in etwas schwerfälliger Weise an. Da die LXX einen ganz anderen Text hat, su kami allerdings an der liichtigkeit des T^kS gezweifelt werden; ob der Lnteri)ulator 'h'']^ schrieb? Bipj, das von mp Y^p, Ekel haben, oder von lDÖp = "[^2{p, abschneiden, herzideiten wäre, giebt keinen Sinn; ich lese dafür wegen v. 14'' Wyip, Spinnefäden nach Jes 59 5 6 (so .auch Beer). Demnach Kr, dessen (oder: der Thor, seine) Ziirersicht Spinnpfiiih'n sind Und dessen Verlrmien ein Spinnenhaiis. v, 15 sagt dann, dass der (Gott- lose sich auf das Haus stütze, dass es aber nicht Stand halte. Buddk will in ehier unzeitigen kritischen Anwandlung v. 15 streichen, wozu nicht der ge- rhigste Grund vorhanden ist. Es folgt 16 17 die Beschreibung einer Wucher- ])flanze im Garten, die dem Interi»olator wohl die Haui>tsache war, Saftitj ist er vor der Sonne, ausgesetzt der Sonnenglut, die die anderen PHanzen des Gartens versengt. Und über seinen (iarlen (seiiu-n. weil er ihn mit Beschlag belegt hat) zieht sich sein Gespross, der Ausdruck charakterisiert ihn als AVucherpflanze. v. 17 ist schwierig und hat zu manchen Konjekturen Aidass gegeben. Der Vers will augenscheinlich die Lebenskraft d«'r Pflanze schildern. Indem wir für das letzte Wort mit der LXX n;ni lesen, übersetzen wir: ( her'm lirimnquell rersch/im/en sich seine Wiirze/n, Int Haus rnn Steinen leltt er. Zu ^3 vgl. zu Cap, 5:., zu dem ganzen Bilde Gen AS)i2. Die Pflanze hat sich an der ihr günstigsten Stelle des Gartens, im Brunnenhause, angesiedelt und wächst an dessen Wänden auf, im Steinhaus besser gedeihend, als andere Pflanzen auf ihren Beeten in der Erde, und den ganzen Garten überziehend. „Geröll-' und „Steine" passen nicht zum Garten, nötigen daher zu allerlei Text- änderungen und gewagten Deutungen, Dass das Bild einer solchen einge- drungeiu'u und unter al)sonderlichen Lebensbedingungen iii)pig gedeihenden AVucherpflanze gut zum Gottlosen passt, ist klar; ebenso klar ist es, dass es ganz abweicht von dem Bilde in v, 1112; hier die Pflanze am "Wasser, v, 11 f, die Pflanze ohne Wasser, die in der Sonnenhitze dürr wird. P^benso al)weichend 18 19 die Art des Untergangs, der beim Papj-rus v. 11 f. die natürliche Folge des falsi'h gewählten Bodens ist. hier gewaltsam ertolgen muss. Wenn man ihn rertilijl, also ist es eine schä Hiebe, keine nützliche Pflanze wie v. 11 f. Seine Stätte verleugnet ihn. als habe sie ihn nie gesehen (vgl. Cap. 7 lo), wenn das Brunnenhaus eiamal gereinigt wird. Nun der Alischluss y. 19. der ein Pendant zu V. 13 ist: Siehe, das ist der Jubel (i^) seines ]\'effes. Und aus dem Staube sprosst ein anderer auf (1. den sing. VX^T). b^ltyp, Jubel, ist ein wenig sonderbar. Die LXX hat sich aus den beiden letzten Wörtern von v. 18 und aus v. 19» folgende Sätze zusammengekrümelt : ]3 Tip lU'DNI niHD n*«"; K^, hast du nicht solches gesehen, und r, xataarpo^Tj des Ruchlosen sei so beschaffen? Sie hat also so ziemlich denselben Text wie wir, und dass sie B^es Cap, 30 3, wo diese Konsonanten ebenso rätselhaft vorkommen wie hier, anders übersetzt (i;^Oi;), könnte darauf beruhen, dass v. 14—19 auch in ihr nicht ursprünglich wären.

Kurzer HC zum AT X\T 4

Hi8l9 50 Hi9 5

Natürlich darf man bei ihrer ganz anderen AVortabteihmg ihr xaTaoxpocpY) nicht für unser tJ'ltyp in den Text setzen oder wegen ihres xoiauTTj, das sie aus der zweiten Hälfte von 12"i"n nimmt, unser ]n in ]2) verwandeln. Haben wir nun 20 an V. 13 anzuschliessen als zweites Distichon, so stört es uns nicht, wenn er ebenso wie v. 19 mit ]n beginnt: Siehe, Gott verwirft nicht den Frommen, Doch hält er nicht fest die Hand der Übelthäter. Der Ausdruck: er hält am Bösen nicht fest, erklärt das Bild vom Papyrus, dem das Wasser ausgeht, nicht das Bild von der AVucherptianze, die gewaltsam ausgerottet wird. Der Schluss von Bildads Rede 21 22 lässt den Trost überwiegen nach dieser letzten AVar- nung. Noch wird er fidlen mit Lachen deinen Mund u. s. w. Lies Ij? imd nVdI (Ges.-Kautzsch § 23 e) ; pinto^ inkorrekt pleno geschrieben, v. 22: Deine Hasser IC erden sich mit Schande bekleiden, ein bekanntes Bild, wohl daraus abzuleiten, dass Verurteilte ein ihre Schande anzeigendes Kleid anziehen mussten, wie es ja sogar die Angeklagten thaten (Sach 3 3) und wie es früher auch unter uns Sitte war. Jetzt trägt Hiob als Schuldverdächtiger ein solches Kleid, künftig wer- den es die thun, die sich über seine Verurteilung freuten. Aber das Zelt der Gottlosen ist dahin noch einmal eine AVarnung !

Cap. 9 10. Hiobs Antwort. Cap. 9 3-24 antwortet auf Bildads Satz, dass Gott, der Allmächtige, nicht falsch richten kann. Ja Gott, der Allmächtige, der muss ja immer Recht be- halten. Aber Hiob will sein Recht behaupten, und sollte es ihm das Leben kosten, Gott vertilgt Unschuldige und Schuldige. 2 3 Wahrlich, ich weiss,^ dass es so ist, Und wie hätte ein Mensch bei Gott Hecht! Ein Satz voll bitterer Kühnheit. Was Eliphas (Cap. 4 17) und Bildad (Cap. 8 3) sagen, ist ja wahrlich richtig und allbekannt, Gott ist immer im Recht. p~['i kann hier, wo das ]0 von Cap. 4 17 durch DJ? ersetzt ist, in seinem einfachsten Sinne gefasst werden: Recht haben und Recht bekommen, denn Hiob denkt an ein Prozessieren mit Gott V. 3: Wenn es ihm gefiele, mit ihm %u streiten. Beantwortet er ihm nicht eins von tausend, von tausend Fragen, die Gott über Recht und Unrecht thun würde, denn Gott könnte so hohe Anforderungen an die menschlichen Leistungen stellen, dass der beste Mensch verstummen müsste auf die Frage, ob er ihnen genüge. Subj. von |>'sn;; ist nicht der Mensch, obwohl bei dieser Annahme der Satz glatter würde, sondern Gott, von dem allein ein }^sn aus- gesagt werden kann, während es beim Menschen ein '^"'«in wäre (Gen 18 27),. und überdies hat Hiob ja keinen dringenderen AVunsch, als sich vor Gott ver- teidigen zu dürfen. Nun folgt eine Reihe von Sätzen über Gottes schreckende- Überlegenheit. 4 5 Der weise ist von Herzen und stark an Kraft, absolut

vorangestellt. Das Herz gilt bekanntlich als Organ des Verstandes. Wer trotzte ihm und blieb unversehrt? Eigentlich: wer machte hart den Nacken, wie ein Kämpfer, der den Anprall des Gegners erwartet Ein Beispiel von seiner Kraft. V.5: Der Berge verrückt, ohne dass er es merkt. Und der sie umkehrt in seinem /Arm. Für lyT ist nach BiCKELii's ebenso einfacher wie schöner Verbesserung VT. zu lesen (so nach Pesch.), denn dass die Berge ihre Versetzung nicht merken, wäi'e ein sonderbarer Gedanke. Wenn Gott zornig ist und die Erde

mu:, 51 Hi9io

crscliiittei't, (hiss Bcrfic von der Stelle rikken, so ist diese gewaltige Kraft- äussenmg i'üv ihn etwas so (xeringes, dass er sieh ihrer nieiit einmal bewusst wird. Die Spfitenn nahmen an diesem Anthropomoi-phismus Anstoss. daher der scher/haft wirkendi' phir. 1J;t. In v. 5'' ist eheiifalls naeh Pescli. das pro- saische "IB'K zu streichen und das i)art. D3B^n zu schreiben; 15JS3 ist auch in V. 5 ' liinzuzudenkcn. Von zonii,Lj;<ii ]\ra(Iil;iusscrunL^ n ( !(»tt<s redet, ganz si-iner Stinnnung licmäss. Hiob auch 7: /)rr //ii/'.s/frhn/f/f nniclit die Erde ran ihrer Stelle, dnss ihre Siiiih'ii ■zi(st/////i/eii/,/irre/t: letzterer Satz mit emphatischer Wortumstellung für y sri'V Die Erde ruht wii' ein ungeheueres Haus auf ge- waltigen Säuh'u (vgl. Jdc l(i26tt'.); bekommt ein solches Haus einen Stoss von <ler Seite, so werden die Säulen erschüttert. Ob der Dichter bei den Säulen an etwas Bestimmtes denkt, wissen wii- nicht; vielleicht meint er die Berge, die er zwar Cap. 2(1 ii die Säulen des Himmels neinit, «lie aber darum wohl auch die Säulen der F.rde sein können, indem man sie sich tief durcli die Erd- scheibe hindurch als deren Pfeiler in das unterirdiselu' AN'asser eingesenkt daclite (Prv 8 25, vgl. Hi 38 6). Ein Erdbeben ist bei den Alten etwas anderes, (xewaltigeres als bei uns, denn sie denken sich die ganze Erde von iiirer festen Stelle, ihren Fundanu-nten fortbewegt, v. 7: Der der Sonne ifehietel, und sie strahlt nicht duf, l nd um die Sterne ein Siei/el lei/t: Übergang des p;irt. in das verb. fin. D"in ist ein seltenes poetisches Wort. Das Versiegeln der Sterne setzt voraus, dass sie vorher in irgend einem Gefängnis oder einer Hülle verscldossen werden, das Siegel ist Zeichen der Herrschermacht, der Ausdruck also parallel mit dem stolzen IDSn. Den Anlass zu solchen Sätzen bilden die für die Alten so schreckenden Sonnen- und Mondfinsternisse. S— 10 halte ich für einen

fremden Einsatz (so auch Bekk). Sie sjn-echen im (xegensatz zu v. 4—7 und v. 11 ti". von wohltliätigen Werken Gottes und stehen dalier nicIit im Einklang mit dem Zweck des Dichters, die umdüsterte Stinnnung Hiobs zu malen und ihn den Beweis liefern zu lassen, dass sich mit Gott nicht ums Kecht kämpfen lasse. Sie eignen sich für die Beden der Freunde und sind thatsächlich aus ihren und aus ähnlichen Ausführungen anderer Bücher zusammengeHickt. So ist V. 10 aus Cap. 5 9, v. 8' aus Jes 44-24. v. 8'' mit geringer Änderung aus Meli 1 3 genommen; v. 9 erinnert (ausser an ( iottes Rede Cap. 38 3i f.) besimders au Am 5 8, welche Stelle, gleichfalls eine Interpolation, freilich nicht das Ori- ginal der unsrigen zu sein braucht, aber mit Am 4i:;; 0 6 (vgl. auch Hi .5io; 12 7-iu U.S.W.) auf die Vorliebe der Späteren für derartige Pliysico-The»dogie und zugleich auf die Unbefangenheit hinweist, mit der sie den freien Hand ihrer Manuskripte verzierten. Eine dogmatische Absicht, etwa die. der zerst»'3renden Thätigkeit Gottes die schatlende und wcddthätige an die Seite zu stellen, brauclit man (schon wegen der Glossen in Amos) nicht anzunehmen. Ob v. 8 die Höhen (die Punktatiou leitet "ncn. bomothe. von noi ab, dazujerführt durch die un- gewidinliche Endung •'-^; richtig wäre bämöthe) des Meeres die Wolken oder die Meereswellen bedeuten, bleibe dahingestellt. Nach v. 9 schuf Gott den Bären (Cap. 38 32 ü^'J?; möglicher Weise ist unser ü^ durcli Dittographie aus nfe^V entstamleu;, den Orion, die Plejaden (nach anderen wäre HD'? der Sirius) und die Kammern des Südens (lon für ]e'n). die wohl auch ein bestimmtes

Hi9ll 52 Hi9l6

Sternbild bezeiclmen. 11 12 Bei seiner schrecklichen Kraft ist Gott noch

dazu imsichtbar, geht, schwebt am Menschen vorüber, ohne von ihm bemerkt zu Averden; das erhöht den Eindruck seinerÜberlegenheit ins Unheimliche und macht V. 12 den von ihm Angegriffenen völlig wehrlos. Das äiz. Xsy. f)rin^ ist vielleicht gewählt, um an ^hT\1 anzuklingen (Delitzsch): im unsichtbaren Fluge vorüberschwebend, packt er wer schlägt ihn •zurück? Und niemand kann ihn kontrollieren und fragen: was machst du? für ihn giebt es keine Verant- wortung. Wenn man also von Gottes Gerechtigkeit spricht, so ist es nicht die eines Richters, der an das Gesetz und vorgeschriebene Normen gebunden ist nnd die Eeclite des Angeklagten, der ihm als Mensch und Bürger gleich steht, respektieren muss, sondern die des souveränen Herrschers, dessen Wille Gesetz ist. Daher 13 14: Eloah wird seinen Zorn nicht ziirilcknehmen , Unter ihm kr ii nullten sielt die Helfer Bahalts. Eloah mit Nachdruck vorangestellt: jedem anderen Avird durch höhere Mächte und Instanzen verwehrt, seinem Affekt die Zügel schiessen zu lassen, Gotte nicht! v. 13'' lässt uns ahnen, dass der Dichter gewaltige Darstellungen von dem furchtbaren Kampfe kannte, den in Jer An- fangszeit der AVeit Gott mit dem Chaos und dessen Ungeheuern durchfocht. DH"! ist dasselbe AVesen, das Cap. 7 12 D^ genannt wurde; die Helfer Rahabs sind die Urgötter und die Ungeheuer, die Eahab oder Dl'nn (die babyl. Tiämat) oder D;) gegen die Lichtgottheit aufstellte (s. die zu Cap. 7 12 genannte Schrift von Fr. Delitzsch S. 96) und die jetzt noch hi der Tiefe erbel)en, wenn sie an Gott deid^en (Cap. 26 5). v. 14: Und dass Ich ihm antworten sollte, Ansirählen meine Worte ihm gegenüber! "'S ^IS wie Gen 3 1 in einem Ausruf, der etwas Undenkbares, Unglaubliches erwähnt. Der Schrecken würde dem Menschen wehren, das richtige AVort zu treffen, während doch in einem Prozess auf Leben und Tod so viel darauf ankommt, was man sagt und gegenüber einem ab- soluten Gebieter! wie man es sagt. 15 16 Das "Hi*« am Anfang ist zu streichen, es fehlt in LXX, macht den Satz schleppend und eine natürliche A^erbindung mit den folgenden Sätzen fast unmöglich, wird also aus v. 17 ein- gedrungen sein. Wenn ich im Recht wäre, könnte ich nicht antworten, Zu meinem Vernrteiler miisste ich flehen. Hi^N ist mit Recht als Qal punktiert ; der Gedanke, den das Niph. ausdrücken würde (Siegeeied), folgt erst v. 16: Wenn ich riefe, würde er mir nicht antworten, denn hier ist mit der LXX ''iiy^ «"?"! zu lesen, da die Fortsetzung v. 16'^: Ich kann nicht gUmhen , dass er meine Stimme hören würde, keinen Sinn giebt, wenn eben vorher gesagt wäre, dass Gott ihm antwortete, v. 15 und v. 16 stehen in einem gegensätzlichen A^erhältnis; v. 15 sagt im Anschluss an das Vorhergehende: wenn Gott als Ankläger und Richter fragt, so kann der Mensch vor Entsetzen nicht antworten und muss bei dem, der ihn nun einmal richten, d. h. dem Sinne nach: ver- urteilen will (tODtrö, Poel, besser als l3B!Ä>p, das einige aussprechen und das den modernen Gedanken ergäbe: um das Recht flehen), um Gnade flehen, statt sein Recht zu erkämpfen; v. 16 hingegen sagt: hätte aber der Mensch gerufen, d. h. Gott vor die Schranken des Gerichts gerufen («"1(5, in jus vocare, absolut wie Jes 59 4), so würde Gott ihn keiner Antwort würdigen, ja nicht einmal die Vorforderunff des Menschen hören. Das ist ein so einfacher und guter Zu-

Hi9l6 53 Hi9 22

saiunit'iiliang, dass ich iiit-lit weiss, Avannu v. Kl unecht sein sollte. 17 IN Xnn Gericht ist überhaiii)t bei Gott keine Rede! A>, tfrr im Slnnii (iinZcu-n) mich crlidschl. f]1^ für »"]Nd wie (leii 3 lö; die ri)erset/uiig zenualineu jj;eht nicht wegen v. 1 7 '', da einZerniahntcr sich nicht mehr über Wunden l)ekla;4t. HiTZKr spricht Tr\V)^, Haar, aber dann wäre ^T^yS^ä zu erwarten. / //// /////• n'clc W it/ufcn srliläfit ohne (lnin(l: der Nachdruck lie,u;t auf Din, (üttt niisshandelt Hiob un- verdienter Weise! DicVerben sind hier als einfacher indic, nicht als subjunct. zu fassen, denn Hiob spricht von seiner gegenwärtigen Behandlunj,' durch Gott, da sonst das Dill eine unmotivierte Beschuldigung wäre; das 'llj'K, «juiiipe (|ui, führt den Grund für v. 15 1(5 ein. Auch v. 18, der so deutlich an Cap. 7 ly er- innert, spricht von der gegenwärtigen Wirklichkeit, nicht von einem gedachten Fall, das ItJ'S wirkt wohl n(»ch nach: Der mir uiclil zn/iis.s/, Mcm zu sr/iit/ifcn. Sondern mich .siilliffl mit liHlcrkcHcn. Also, ihr sagt, Gott sei goirecht, ja, er ist es, weil er immer Recht behält! Wer kann sich ihn auch nur als wirklichen Richter denken, der dem Angeklagten ein ordentliidies \'erh(»r uud die Mög- licjjkeit einer A'erteidigung gestattet, da er mich jetzt so unerh(>rt ohne allen (Jrund peinigt. Die kidinsten Invektiven gegen Gott, die man sich denken kann inid die dem Hiob des Volksbuches als gottlos vorgekommen wären. Alles wird noch einmal zusammengefasst in 1.9 20: (iHl's dii' Kraft eines Starken siehe ihn, (lilt's das Hecht irer irill ihm Termin ansetzen':^ Für CS1 Hin lies lin (oder ^T\ir^?), vgl. Bkek, für das letzte Wort in v. 19: «TJfV, da sonst in v. 19 ' ^i3n stehen müsste. Kraft giebts bei Gott, aber ein ordent- liches Gericht? das hängt von seinem Willen ab, abzwingen kann es ihm nie- mand. T'yin erinnert an das K"3J5 v. 1(5. v. 2<): Wenn ich int Hecht hin, mein eigener Mund muss mich schaldifi sfirechen. Hin ich schuldlas, so niinhl er auch Zinn Veruor/'enen. Für ''S wollen einige Kritiker mit Unreclit V2, sein Mund, lesen, aber wenn von Gott die Rede wäre, würde VD wohl ülierhaupt nicht geschrieben, jedenfalls nicht betont vorangestellt sein, auch lässt sich Gott nach dem Vorhergehenden überhaupt nicht auf ein Reden ein, sondeiMi verfährt nach seinem Gutdünken, ja nach seinen Atlekteu. Mein eit/ener Mund verdammt mich, weil ich Gott gegenüber nur (wie ein Schuldiger) flehen, nicht aber mein Recht erstreiten kann. Für ^iiyipj/', das ein impf. Hiph. mit k(»rri- jiiertem i sein würde, schreibt man besser, da das Hiph. sonst nicht vorkommt, das Fiel pyr^ s.Gks.-Kaitzsch § 'iS A. 4. 21 22 24' Aufbrausend wie Ca]).

7 11, enipiht ül)er seine Vergewaltigung durch (iott. ruft Hiob: Schuldlas hin ich. u-ill nicht heu neu meine Seele, mich nicht um sie kümmern, die Gott um so eher vernichten wird, je trotziger ich meine Unschuld behaupte. Das ist zwar nicht das DttJ S "^yi von Cap. 2 9, steht ihm aber viel näher als die un- bedingte Resignation des Hiob von Cap. 2 lo. Das "i« Dn, das hier natürlich eine Beteuerung, nicht wie v. 20 ein Bedinginigssatz ist, ist gerade wegen des Gegensatzes zu diesem Bedingungssatz ausserordentlich wirksam: mag er midi für einen lyjJj; erklären, DPI bin ich doch! DPI steht hier natürlich nicht in dem Sinnt-, in dem es überall iu Cap. 1 2 vorkommt, v. 21'' muss aus v. 22 zu einem Stichos vervollständigt werden, die Versabteilung ist missraten: Ich rerschniähe mein Leben, eins ist's! Es ist einerlei, ob ich als Unschuldiger „ohne Grund" zu

Hi 9 22 54 Hi9 24

Tode inisshandelt werde oder in Folge dieses meines Trotzes plötzlich sterben muss, zornig ist Gott doch nun einmal. Der Dichter entfaltet einen grossen Reichtum in dieser Psychologie der Stimmungen, Angst vor dem Tode, Ver- langen nach ihm, Yerschmähung des Lebens, Sehnsucht nach längerem fried- lichen Dasein, das geht abwechselnd durch Hiobs Reden hindurch, immer ps}xliologisch begründet und allein schon ein Beweis, dass der Dichter ein geborner Dramatiker ist. Den dritten Stiches hat ein Unberufener durch den prosaischen Satz: daruin sage ich (s. zu Cap. 8 lu) mit dem vorhergehenden zu verknüpfen gesucht, scheint aber den richtigen Zusammenhang damit zu alte- rieren. Nicht darum erwartet Hieb, pliUzlich getütet zu werden, weil er im Folgenden (v. 22) eine Art Gotteslästerung ausspricht, sondern Aveil er im Vorhergehenden (v. 21) „den Xacken gesteift" (v. 4) und sein trotziges ''iS Dri ausgerufen hat. Durch diesen Trotz hat er immerhin eine gewisse Schuld, eine Herausforderung Gottes zu l)egehen gewagt. Aber es ist ihm einerlei: Schuld- los oder schuldig, ei- vernichtet! Die Partizipialkonstruktion ist gewählt, um den Begriff vernichten stärker zu betonen: er vernichtet, weinr er in der Laune ist, mag er vor sich haben, Aven er will, wie er in seinem blinden Zorn Berge versetzt, ohne es zu wissen v. 5. Diese drei Stichen ergänzen wir zum Vierzeiler durch V. 24% der an seiner jetzigen Stelle viel weniger gut passt als hier und wahrscheinlich deshalb vom Abschreiber überschlagen Avurde, Aveil er ebenso wie v. 23 mit Dt^ beginnt: Wenn nicht er, mm wer ist es? Hinter ^b wird mit LXX ein «in einzusetzen sein. Dass die Unschuldigen gerade so gut umkommen wie die Schuldigen , ist sicher, wer bringt sie denn um, wenn nicht der „gerechte" Gott? Ausser ihm giebt es doch keine Macht, die den LTn- schuldigen verderben könnte. Man sieht, dass der Dichter sich um den Satan des Volksbuches, der ja thatsächlich in Cap. 1 2 der eigentliche Verderber ist, herzlich wenig kümmert. Gerade dieser radikale Monotheismus, der keine relativ selbständigen, unter Umständen auf Gott einwirkenden (Cap. 2 3'') Mächte und Schicksalsfaktoren neben Gott kennt, erschwert ihm das Problem, das für die, die Gotte „diese arge Welt", ausgestattet mit eigenen Kräften und erblicher Herrschaft über die sarkischen Menschen, gegenüberstellen, viel leichter lösbar erscheint. Aber zugleich verdankt doch der Dichter diesem einseitigen Hindrängen auf Gott hin jene glühende Sehnsucht nach enier Offen- barung der Liebe Gottes, die seine Dichtung so bedeutend macht. 23 24 führt den Gedanken von der Tyrannenherrschaft Gottes an zwei Beispielen durch. Zuerst: Wenn eine Geissei (Pesch. ^^/«^ Geissei) plötzlich tödtet, eine Epidemie oder andere Landescalamität, Spottet er der Verz/reifi(ng (spr. mit Dillmann riDÖ von Dp») der Schuldlosen, die ebenso wenig verschont werden wie die Gottlosen, aber viel unglücklicher daran sind, weil zum äusseren Leiden sich noch das geistige der Gottverlassenheit gesellt. Sodann: /st ein Land gegeben in Frevlers Hände, Verhüllt er die Augen seiner Herrscher. Dieser Vers ent- hält augenscheinlich eine Anspielung auf Erfahrungen, die der Dichter selbst gemacht hatte: ein Land, eine Provinz, vielleicht diejenige, in der er lebte, Avurde von einem Minister oder Statthalter oder auch, wie die jüdische Ge- meinde vor Nehemias Ankunft, \o\\ einem bösen N^achbarn misshandelt, Gott

Hi 9 24 55 Hi 9 31

aberveihhulerte, dass die D^pDb' ein poetiscUtr und vielleiclit al>siclitlicli all- gemeiner Ausdruck für die oberste Kegif-rung, ehvu den ])ersischen Gross- könig — sich der misshundelten Untertlianen annehmen, er vtrbkndet sie wie absichtlich zu Gunsten der tyrannischen Machtiiaber oder Friedensstörer. Es ist schade;, dass uns die Geschichte der'ersten nachexilisohen Jahrhunderte so schlecht bekannt ist, sonst möchte es möglich sein, die Lebzeit des Dichters genauer festzust(dlen. Aufs Neue erhebt Hiob in

25 35 die Khige, aber in etwas ruhigerer Stimmung, und so kann er, wenn er auch zunäciist noch darauf zurückkommt, dass ihm alle Keinigungs- versuche vor Gott nicht helfen werden, doch dahin gelangen, sich einen Fall vorzustellen, wo es ilmi gelingen würde, Gott gegenüber seine Unschuld zu ver- fechten. 25 20 variieren Caj). Jeff.; der Übergang vom Trotz, der das Leben wegwirft, zur Klage über das schnelle Hinschwinden des Lebens er- innert an Cap. 7 löft". Hiobs Tage eilen dem Untergang schneller entgegen, üh Pin Liifif't'f, ein Eilbote des Königs; das und im Eingang, wie auch die Bilder in v. 25' 26' deuten an, dass die Stimmung von v. 24 im Dichter noch inichklingt. Iltibi'n nichts (iiifcs (H'si'lwn vgl. Cap. 7 7: die Zeit des früheren Glückes verschwindet vor der Thatsaciie, dass sie mit so furchtbarem Leid endet, v. 26 Sind roriif/ciuiculHlon mit (im Wettlauf mit) Schilfen ron litdu: leichten Papyrusschift'en, wie siez. B. auf dem Nil von den königlichen Eilboten benutzt werden vgl. Jes 18 2. t^^ü nur hier, ebenso n2K, das den alten l'ber- setzern nicht mehr bekannt ist uuil wofür z. B. HosenmCli.kh 712^« (SchirtV der „Feindschaft", liauhsehirte) mit alten Handschriften lesen will; diet'bersetzung mit Bohr gründet sieli auf das arabische aba. 27 2S Hs hilft Hiob nichts, ■wenn er sich vornimmt, heiterer zu werden: Wenn ich dcnlic, ich irill rcn/i'.sscn meine hldfie. Will Inssen mein (lesicht und heiler lilichen . So jirnnt mir cor allen meinen Schn/erxen , Ich /rei.ss, dass du mich nicht rein .s/trich.st, als oi» sogar ein solches Heiterwerden Gott anstössig wäre und durch neue Peinigung unterdrückt werden würde, ein Fieberwahn, der höchst naturwahr ist. Die Gewissheit, die er zuhaben glaubt, dass Gott ihn nicht aus der Folter entlässt. die Furcht vor Gottes Reaktion verleidet ihm die vorübergehemlen Versuche, zu vergessen und sich zu zerstreuen. Er fasst also sein Geschick ganz als Folge der persönlichen Stimmung Gottes auf; diese persönliche Auffassung macht das du ganz natürlich, ohne dass er Gott erst nennen muss. Für no«. das affektiert wäre, ist "*n"iO« zu schreiben. "iS v. 27'' prägnant für trauriges Ge- sicht, wie I Sam 1 18; wahrscheinlich ist ^iD auch zu yhZTi zu supidieren. 29 ist eine prosaische Glosse zu v. 3<», darum zu streichen: Ich soll schuldiif tein, warum mühe ich mich denn renjehlich. Die Gh)sse giebt den Sinn der Stelle gut wieder. Sonst zeugen die meisten Handbemerkungen von den ab- weichenden Meinungen der Leser. 30 31 Wenn ich mich iriische in Schnee, Reinijite in lAiuije meine llünde. Dann iriirdest du mich in l nrat tauchen, Dass mich rerahscheuten vteine Freunde. Mi'nnnn mit ä vor dem n, das sonst virtuell verdoppelt wird. 102 braucht nicht mit Qre in '02. Schneewasser, ver- wandelt zu werden, auch nicht in 1D2, wie, vgl das i)arallele "1122, wo ni2 in- korrekt für li Jes 1 25 = nnä, Laugensalz, geschrieben ist. In v. 31 lesen wir

Hi 9 31 56 Hi 9 34

mit Horr^JAJsX nach LXX nno, Gassenunrat (Jes 5 25) für nnC'*. Da endlich das Fiel von DJ^n sonst gewöhnhch bedeutet: verabscheuen, so würden meine Getväiuler dazu ein sonderbares Subj. abgeben, und wie sollte man das Bild deuten ?J Fasst man das Fiel in dem Sinne: zum Abscheu machen (Hesl6 25: verunehren), so gäbe das auch einen manirierten Ausdruck. Deshalb ist nach DE Lagaede besser zu lesen ^)?'"/ty, meine Befreundeten (Fs 7 5): mein Yer- teidigungsversuch würde so ausschlagen, dass auch meine Freunde, die jetzt noch an meine Unschuld glauben, mich aufgeben müssten. 32 33 Nur eine Möglichkeit gäbe es, in einem Frozess mit Gott zu bestehen, wenn nämlich Gott sich dem Hiob im Gericht gleichstellte und seine Übermacht nicht geltend machte, aber diese Möglichktit ist von vornherein ausgeschlossen. Das scheint die Meinung dieses Vierzeilers zu sein; aber der Text ist in v. 32=^ schwerlich in Ordnung, da das Subjekt {er?\jX'K: chi) fehlt. "Wollte man übersetzen: denn nicht als einem Manne (p^^ als acc.) gleich mir kann ich ihm antworten^ so schliesst sich v. 32'^ nicht an, letzteres auch dann nicht, wenn man mit Targ. ••äi^^ liest: nicht ein Mann wie ich würde mir antworten. Erwarten sollte man den Satz: denn er ist nicht u. s. w., aber das steht nicht da. Bickell ver- wandelt W^^ in \i}\ vgl. V. 33, aber der entstehende Sinn ist nicht sehr befriedigend : denn nicht giebt es einen, dem ich antwortete. Man wird also wohl mit LXX nrit? nach ^^^ einschalten und alsdann, da sonst der Stichos zu lang würde,. liiys mit Ausnahme des schliessenden \ das vor i^l^i nicht gut entbehrlich ist, streichen müssen: Denn nicht bist du ein Mensch u'ie ich, Dass irir zusammen ins Gericht kämen. Das "lii^K scheint aus v. 14 entlehnt zu sein. Gott wird hier ohnehin nicht als verhörender Richter gedacht, dem Hiob zu antworten hätte, sondern als Ankläger, der ihn beim Richter verklagen würde und gegen den sich auch Hiob beklagen könnte; l3E^p ist der Rechtsstreit zwischen Civil- imrteien. Das geht auch aus v. 33 hervor: Nicht ist zwischen ans ein Schieds- mann, Der seine Hand legte auf uns beide, der Gott übergeordnet wäre und seine Macht und Affekte in Schranken hielte, ^b nach LXX in N^ = -i"? zu verwandeln, bringt keinen Vorteil; v. 32 f. erörtern einen Fall, der nicht mög- lich ist, dem gegenüber es auch nichts zu wünschen giebt. "Was dagegen ge- wünscht werden kann, spricht der folgende Vierzeiler 34 35 aus, der unter dem Einfluss von v. 33 in die dritte Ferson überlenkt: Er nehme weg über mir seinen Stecken, Und sein Schrecken ängstige mich nicht, Beden möchte ichy ohne ihn zu fürchten. Denn nicht so stehe ich da für mich. Hiob hat ein gutes Gewissen und brauchte vor dem Reden, vor einer Verteidigung Gott gegenüber sich nicht zu scheuen, aber der Stecken Gottes, das furchtbare Unglück, das ihn niederdrückt, und die Furcht vor Gott machen eine Verteidigung ebensa nutz- und aussichtslos, wie für den schwachen Menschen psychologisch unmög- lich, daher der Wunsch, dass Gott von seinem Zorn ablasse und ihn geduldig anhöre.

Hiob lehnt es wieder aufs Schärfste ab, die Ursache seines Geschickes in sich zu erkennen. Das Unglück aber, das die Theologen zur Zeit des Dichters für eine Strafe oder ein Besserungsmittel halten, erklärt er vielmehr für eine Unterdrückung des Rechts der sittlichen Persönlichkeit, die durch die brutale Übermacht des Schicksals ihnr Frei-

Hi9 34 57 HilOs

heit beraubt und gelähmt wird. Für die weitere Entwiekluiig darf man die psychologische AVahrlieit nicht übersehen, dass nur der in Gott den Feind argwöhnen kann, der in ihm den Freund sucht. Der Hiob des Dichters möchte sich von Gott geliebt und als sittlich wertvoll geachtet fühlen, nur darum empfindet er seine unbegreifliche Laune so tief und kann sich nicht wie der Hiob des Volksbuches und wie die Freunde Gotte anbetend und geduldig abwartend unterwerfen. Daher seine Invectiven gegen Gott, die an diejenigen moderner Pessimisten erinnern und uns doch so ganz anders anfassen, weil sie aus einem gotti'sbedürftigen Herzen kommen. Diese Invectiven steigern sich noch in

Cap. 10: Gott vergewaltigt Hiob, obwohl vr weiss, dass er unschuldig ist; er hat ilm herrlich geschahen, aber mit (b-r Alfsirlit, ihn /.u (niälcii. I 2 Di'r Anfang ähnlich wie Ca]). QjitV. A'.v <'/,t'/t iiiciiwr Seele au meinem Lehen, er mag niiili tiUen, wenn er \\ill, Freien Lnii/' Inss' ieh (jefien ihn meiner hlnije. obwohl er seinen Stecken über mich ~><-liwingt und mein Klagen iini Udcli mehr aut'biingt, 11/7/ sitrechen zn Klonli: renhimme mielt nieht '. Lnss mich /rissen, irnriim du mieli heslreilesl I eine Antwoit nuiss er halien auf sein \\'aruni. noj^i (für ntppj Xiph. von t3*p = j^lp) ist eine Aussprache, die einem Spraehirr- tum entspringt, wii' er in allen Sprachen in der einen (»der anderen \\'eise vor- kommt: man sah Olpi für ein intrans, Qul der Form ]bp an (s. Ges.-Kautzsch J^ HTdd). 1\yi ist hier nicht aufgeben, sondern frei (gewähren) lassen. Für "h^ \. mit LXX v'?J^ (die Stelle Cap. 30 1 6 ist doch wesentlich anders), denn es handelt sich nicht darum, dass Hiob klagen, sondern dass er gegen Gott klagen will. v. 1"= ist ein überschüssiger Stichos und Citat aus Cap. 7 n. ^i2^in ist Hiph., da sonst im B. Hiob 2^1 mit DV konstruiert wird. Mehrere Zusätze verschiedenen Charakters hat auch der zweite Vierzeiler 3—5: Dient es dir, dass da rerifeautltiiist, Dass da renrirfst die Mähe deiner Hände? 21D hat hier, wie es scheint, denselben Sinn wie Cap. 13 9: es ist gut, ein "\'(»iteil. für dich; die Übersetzung: ist es dir angenehm? oder: steht es dir schön? (wofür man doch nicht Ex 14 12; Num 14 3; Jdc 9 2 als Beleg anführen kann) weichen von dem Wortsinn zu sehr ab. J^^y ist Mühe, dann ein mühsam gearbeitetes Werk, Kunstwerk. Ein Tr»pfer schlägt eine Arbeit zusammen, um etwas Besseres daraus zu tonnen, das ist ein nützliches Thun, Gott hat aber doch keinen Fehler gemacht, als er den Menschen kunstvoll schuf, und keinen Ge- winn davon, dass er sein Werk wieder vernichtet. Der dritte Stichos i)asst nicht in den Zusammenhang und ist eine wohlgemeinte, aber unbedachte Nach- hilfe zum Text: und dass du zum Hat der Gottlosen Licht gi(d)st? Hiob spricht V. 3 und V. 8fV. im Namen der leiilenden ^^enschen überhaupt, die alle Gottes Geschöpfe sind, von sich allerdings noch als unschuldig leidendem Menschen, nicht von dem Gegensatz zwischen den Frommeji und Gottlosen, als ob die letzteren nicht Gottes Geschöpte wären. Der Interpolator mag unter dem Werk der Hände Gottes ähnlich wi<- z. B. Tritojes. (Jes 66 2) die Tempel- gemeinde verstanden haben, gegen die die Abtrünnigen bösen Bat ersinnen. V. 4 fragt: bist du kurzsichtig, wie ein ^fensch, dass du Fehler siehst, wo keine sind, oder kleine Fehler für so gross ansiehst, dass du darum den Menschen vernichten zu müssen glaubst? v. 4^ ist doch wohl nur durch ein Versehen in LXX ausgefallen. Zu v. 4 ist v. 5 offeid)ar ein Randcitat; der Satz: Gott hat nicht das kurze Leben des Menschen, hat mit dem Zusannnenhang nichts zu

Hi 10 5 58 Hi 10 9

schaffen, mag man ihn als Begründung dafür auffassen, dass Gott nicht kurz- sichtig ist (weil ein ewiges Dasein ewige Erfahrung und damit vollkommene "Weisheit verbürgt), oder mag man ihn deuten : Gott könnte, weil er ewig lebt, die Geduld haben abzuwarten, bis Hiob wirklich gesündigt hat beides ist gleich künstlich. Obwohl die Fragen von v. 3f. selbstverständlich auf ver- neinende Antwort rechnen , sind sie doch nicht ungereimt gewesen 6 7 : Denn du suchst nach meiner Schuld Und fragst nach meiner Sünde, wie mit der Ab- sicht, mich zu verwerfen v. 3, Obwohl du weisst, dass ich nicht schuldig ffinu.s.w. Auch wenn man "'3 mit dass übersetzt, bleibt das logische Verhältnis von v. 6 zu V. 3 f. dasselbe: v. 6 enthält die beobachtete Thatsache, v. 3f. den Versuch, für sie eine Erklärung aus Gottes Meinungen (v. 3) oder Eigenschaften (v.4) zu gewinnen. Auch v. 6 wird wie Cap. 7 17-21 und nachher Cap. 10 i4ff. die herrschende Vorstellung zu Grunde gelegt, dass Hiobs Leiden die göttliche Reaktion gegen begangene Sünden sein könnten, und daher mit v. 3 f. die wider- sinnige Folgerung aufgedeckt, die sich daraus für Gottes AVesen ergeben muss: Gott müsste alsdann kurzsichtig sein wie ein Mensch. Nur dass Hiob immer alles ins Persönliche wendet. Die Thatsache einer Verschuldung leugnet er nicht, aber er kann sie nicht als Hauptsache ansehen; macht man Gott zu einem kleinlichen Kriminalrichter, so zieht man ihn ins Menschliche herab und vergisst, dass er der Schöpfer und dass der Mensch ihm nicht fremd, wie der Delinquent dem Richter, sondern ein liebevoll ausgeführtes AVerk seiner eigenen Hände ist. 7Vo/c- deinem Wissen, dass ich nicht schuldijj l)in, nämlich wert, verdammt zu werden; )!'ä'\ ist mehr, als ]'lj; und nstsn haben, die letztere hat auch der Fromme Cap. 7 21, ist aber darum doch DP und "»pl Der vierte Stichos V. 7'' ist mit dem vorigen nicht in Einklang zu bringen: und (dass) von deiner Hand keiner rettet; wenn etwa gesagt werden sollte: dein einseitiges Verfahren kannst du nicht damit entschuldigen, dass ich (einen ebenso einseitigen) Be- schützer hätte, so wäre doch b^'^'ß dafür kaum ein geeigneter Ausdruck. Beer schlägt vor J^K'D "'"l^^S, das trifft in der Hauptsache das Richtige, nur dass VK^S nicht stark genug ist und von Hiob nicht geleugnet wird (7 21), auch aus ^^SD nicht leicht entstehen konnte; lesen wir daher: ^J^O '•'1^3 ]'^^\, Und dass an meiner Hand kein Treubruch klebt. 7a\ "pJ^O, das mit Vl^T, gottlos, abtrünnig sein, gut harmoniert, vgl. Cap. 2l34;Esr9 2; 10 6. Gott muss wissen, dass Hiob sein getreuer Diener ist, darum sollte er die unbewussten und ungewollten Sünden passieren lassen. Im Folgenden wird zunächst der Gedanke von v. 3 weiter aus- geführt. 8 9 Das erste Distichon ist im massor. Text hifolge altertümlicher Orthographie verdorben; mit den allermeisten neueren Exegeten ist nach LXX (|j.£Ta xaüxa [jLsxaßaXtuv) vgl. v. 9'' für :i''3D "in^ etwa zu lesen: 3UD "iniS; zu dem inf. abs. in der Frage vgl. Cap. 40 2; Jer 7 9 10, wo ebenfalls der inf. durch das verb. fin. fortgesetzt wird (s. Ges.-Kautzsch § 113 4b): Deine Hände formten und bildeten mich, Danach willst du anderen Sinnes (jeworden mich vertilgen? Gedenke doch (Ki fehlt in LXX), dass du tvie Thon mich gebildet, Und %u Staub willst du mich wieder machen? In v. 8 die Vorstellung von der Kunst- arbeit des Bildschnitzers (2^J^), in v. 9, vielleicht mit Anspielung auf Gen 2 7, die von der Bildung von Thonfiguren. Seine kunstvolle Arbeit will Gott wieder

Hi 10 9 oH }li i„,6

zerstöri'ii. weil sie kk-iiie Fehler bekoiunun liaben möchte? Eine AVeit vor- Ktellunir, die alles Entstehen nntl Geschehen direkt imd ausschliesslich auf Gott iiurück führt, steht in derThat vor dem Elend wie vor einem Widersinn, sobald sie dem Menschen nicht die Scluüd beimessen kami. In 10 11 erhalten wir eine interessante J^rohe dei- alt( n JMiysiologie. ////.sV du iiii hl iric Milrli mich hin- (je(josn('n lud iric Halnii iiiii h f/criiini-ii hissen i* Der männliche Same, stellte man sieh vor. ucrinnt im Muttcisehuss. wie Milch zum Käse, zum Embryo, der dann v(in Gott V. 1 1 mit Haut und Fleisch bekleidet und mit Knochen und SeluK n durcliHochten wird, wie man eine Hecke mit Dornen durchtlicht CiSDtyn Pilel von ^^b' Ca)). 1 lu oder Poel von pb = -JSD Ps i:J9 13). Auch der Koran bewundot in zaldr( leben Stellen die Entstehung? <ks Menschen erst aus Staub, dann aus Samen und Plut, ähnlich wie Saj) 7 2. Dei* tolj^ende Vier- zeiler 12 13 bahnt nun eine Fortsetzung an, die v. (i entspricht, v. 12' ist aber verderbt: zu D"'^n passt das Verbum n^lä'J^ nicht, zu dem Verb 7\ä, das die LXX dafür bietet, nicht das zweite Objekt IDH. Das letztere "Wort ist überhaupt auffällig in diesem Zusammenhang, der doch nicht etwa von Hiobs früherem Glück reden kann. Ich nehme daher das PXÖ der LXX an und lese (für lOn) n^n, das (^ip. 11 17 Lebenskraft, -lust bedeutet. Das ergiebt die einzig richtige Fortsetzung zu v. 11 : Lohen und LoltensUrajl hast du mir ziit/et/ehen, l'nd deiiii' Aiif'sivhl beirahrle meinen Odeni^ sodass ich nun leben und das Leben be- haupten konnte, l l>erall die Vorstellung von Gottes unmittelbarer Wirksam- keit: der Geist des Menschen würde sofort entweichen, wenn Gottes AVachsam- keit dies nicht verhütete. Aber was trieb Gott zu solch sorgsamer Aufsicht an? l nd dies rerharfist du in deinem Herren, Ich merke, dass dies hei dir heahsichliiil irnr, was v. 14tl". weiter genannt werden soll. Gottes Antrieb bei allem wai- die Absicht. Hiobs Verhalten zu beobachten, ihn zu züchtigen, nit-der- zuhaltenl 14 15 )\en// ich fehlte, inditest du mich heohachten t nd ron

meiner Schuld mich nicht frei machen^ dazu wuide iler Mensch von Gott ge- schalfen. damit er mit grausamer Neugier l)eobachtet und rektifiziert werde vgl. V. (), die scheinbar gütige Beaufsichtigung von v. 12 war zugleich ein kaltes Aufpassen auf Verfehlungen. "Welch eine Vorstellung von Gott ergiebt sich, wenn die Sünde zum Ein und Alles im Tjeben und in der Heligion gemacht wird! Weini ich (/tili los u-i'irde, sn irehe mir! l iid iriire ich ijerechl. sollte ich mein llnupl nicht helfen. Also Strafe für jeden Keid. vidliges \'erderben für absichtliehe Verschuldung, aber sell)st, wenn an Hi«»b nichts auszusetzen wäre, soll er doch unterwürfig, geduckt, mit gesenkten Augen cinhergehen. Das war ja die Weisheit des Eliphas. Auf diese klaren Sätze folgt in LXX ^i« ]'hp, yz^, im hebr. Text: '".Jj; nsil p tr, wo für die beiden letzten Wörter wohl "jy rvr\\ zu lesen ist: gesättigt mit Schmach und getränkt mit Elend. Diese Apposition passt aber grade zum letzten Satz nicht gut, der schwtrlich sag(>n will, dsiss Hiob auch dann, wenn er gerecht ist. elend sein sidl. denn Hi«d)s Elend hängt im Gegenteil damit zusammen, dass er für Gott nicht als gerecht gelten soll. Demnach ist sie idnu' Zweifel ein Citat aus einer bekamiten Stelle, die darum in der LXX nur halb angeführt wurde. Vielleicht hängt mit diesem Citat noch zusammen der erste Stichos von 1(» 17. wenigstens wenn der Text der LXX

HilOl7 60 Hil0 20

ursprüngiich sein sollte: wie der Lüwe werde icli in den Tod gejagt; alsdann wäre das HSyi des liebr. Textes oder das HiSlJXI der Pescli. erst nachträglich hinzngesetzt, um eine notdürftige Yerbindnng zwischen v. 15 nnd v. 16'' her- zustellen. Denn dass die Verbindung nur notdürftig ist, beweist die gewöhn- liche Übersetzung: und würde es (mein Haupt!) hoch, so wolltest du mich wie ein Löwe (oder nach der Auffassung der LXX: wie den Löwen) jagen. Hängt V. 16^'' nicht mit ¥.15*= zusammen, so mag es eine Glosse nach (Jap. 16 9 12 sein; jedenfalls stört der Stichos nicht blos das Metrum, sondern auch die Ge- danken- und Bilderfolge. Denn Hiob fährt fort: Du wolllpst (lieh abermals iciinderhar gegen, mich beweisen, Wolltest stets neue Zeugen gegen mich führen. Das ist Begründung des Satzes: wäre ich gerecht, so sollte ich mein Haupt nicht heben. Hiob, wunderbar geschaifen, wird auch wunderbar be- handelt, nur leider in ganz anderer Weise, als seine wunderbare Bildung er- warten liess, und damit er stets geduckt werde, führt Gott immer neue Zeugen gegen ihn. Diese Zeugen sind die BeAveise für begangene Sünde Hiobs, die vor den letzteren in der Gestalt der Straf leiden hintreten (die LXX übersetzt ein ^J?2i "''73^ : du erneuerst gegen mich meine Plage). So übt Gott seine doppelte rrnp^B! Der dritte Stichos: Und deinen Unmut mehren gegen mich ist ohne Weiteres verständlich: durch Aufspürung immer neuer Fehler arbeitet sich Gott in steigende Erbitterung gegen Hiob hhiein. Dagegen macht der vierte wieder Schwierigkeiten: Ablösungen und Heerschar (oder Frohndienst) sind bei mir. Man weiss nicht, womit man das verbinden soll und warum die beiden Substantive, die ein Hendiadyoin sein würden (sich ablösende Heerscharen), nicht in umgekehrter Reihenfolge stehen; auch ist "'öy neben Höj; auffällig. Ich lese daher mit LXX und Pesch. : 'h^ ^yi ^X!>J^\. Und frische Frohn mir auf- legen. f|^nn läuft mit B^"nnri parallel; fc<Ii^ passt grade hier, wo Hiob sein ganzes Dasein überschaut, sehr gut vgL Cap. 7 1; in Cap. 14 u wird dann auf unsere Stelle geistreich angespielt. Lidem Hiob sein Leben unter ein solches Geschick gestellt sieht, kommt er zurück auf die Frage, die er schon Cap. 3 11 ff. hervor- stiess: warum hat Gott, wenn er es so mit mir vorhatte, mich überhaupt ins Dasein gerufen? 18 19 Und wartim liessest du mich ans dem Schosse her- vorgehen Und starb ich nicht, ohne dass ein Auge mich sah? Vor yiiiS ist n"?! einzusetzen vgl LXX. Diese Frage hat aber jetzt infolge der von den Freunden angeregten Gedanken ülier die Sünde einen viel bittereren Charakter als früher, denn das Leiden erscheint ihm jetzt als eine von Gott mit Vorbedacht er- sonnene Peinigung seines Geschöpfes, das doch ohne Sünde nicht sein kann. V. 19 ist wohl ein Wunschsatz: Wäre ich, als wäre ich nicht gewesen. Märe ron Mutterleibe an zu Grabe geleitet! Merx und Beer streichen v. 18 19; aller- dings würde man kehie Lücke spüren, wenn sie fehlten. Der Abschluss der Rede 20—22 ähnelt den früheren Abschlüssen Cap. 7 6-10 21: Sind nicht wenig die Tage meines Lebens? So zu übersetzen mit Bickell, Beer nach LXX CA.: 6 XP^vog Tou ßiou jiou = ''"^Vn ''ö^_; das ^"in^ Ktib oder Vnm Qre ist wohl durch Cap. 7 I6 beeinflusst. Lass ab ron mir, dass ich heiter blicken könne! Das erste "^ von JT'B'"' des Ktib stammt aus dem Suff, von •'"ibn, ist also hier zu streichen. n^K^. mit |p ist vielleicht ein term. techn. aus dem Handwerk oder

Hil0 2u (11 Hills

Kriegsdii-nst vgl. Ps 3 7 und dus ^D''ir J Keg20i2; man kann . twa T ergäii/.tii. Das 13J;d um Scldiiss dieses Stichos mag aus dem vorigen eingedrungen sein (BiCKJOLL), die Zcitlxstimnumg folgt in v. iM : /irror ich i/rlir , (iluic zH/iick- Z'U/ce/irt'ji, Vjini Linul der lliislcnus iiiul (h's Dunkels, Finsternis als Gegensatz zu dem ybzry v. 2<i. Diese Beschreibung der Unterwelt hat ein Späterer v. 22 vermehrt dnnli alhrlei andere Ausdrücke für Dunkelheit; der Text ist, wie meist in solchen ]\Iarginal/.usätzen, nicht der beste und weicht in LXX stark ab: dem Land von Finsternis (nnDj; mit dojjpelter Femininendung für HD-'J^, ebenso in der Liti ipolation Am-luj als wie von Düsterheit(!) und von Dunkel ohne Keihen (Volnie Ordnung?), sodass es hell wird wie Düsterheit. Dass der Text verderbt ist, dass /. 15. die letzten drei Wörter eine Variante des zweiten bis vierten sind, liegt auf der Hand, aber eine „AViederherstellung-' ist von vorn- lierein init/los. da der ganze Vers nur eine Auf/.ählung von Attrlbufen S.l.rols. kein 1 )i^ti( limi ist.

Hiiib hat nun gezeigt, dass die Annalime, wegen der Gerechtigkfit (iottes kijinie nur die inciischlicliexSünde die l'rsaclie des Unglücks sein, zu den schlimmsten Folgerungen über (iottes Wesen führe. AVas werden darauf die Fi-eundc zu antworten wissen? AVt-nleii sie Eigenschaften in Gott entdecken, die ihn von dem Vorwurf des brutalen Missbrauchs seiner Übermacht und der Lust au rafKnierter Quälerei seiner Geschöpfe befreien?

Cap. 11. Hede Zopliars.

Zophar haben wir uns als den jüngsten der drei Freunde zu denken, er ist dt-m- gemäss auch der hitzigste und beginnt gleich viel derber als die beiden anderen. Er hat gemerkt, dass Hiob in Gott die Ursache seines Unglücks sucht und über (Jottes "Wesen nachgrübelt. Selbstverständlich bleibt nun auch er dabei, die Sünde in den Mittelpunkt seiner Auffassung von Religion und Leben zu stellen, aber er sucht doch Hiobs Folpe- rungen zu entkräften. Dafür weiss er nur den einen AVejr, Gottes AVeisheit als unerforsch- lich zu bezeichnen; damit wäre dann allem Forschen über Gott ein Halt zugerufi-n. Er giebt seine fielehrung in

2—12, wovon 2 3 die persönliche Einleitung Itilden. Snil der Wdrlrcidn- keine Aiitirorl haben l nil der IJitjH'nlield Hecht hehidlen Y Wegen des paralle- len ')S ty^N 1. nach LXX in v. 2' 3in, adj.. Mann der Lipfien, Worl reicher ent- halten last bcschinii)fendel'rteile über die Länge und Inhaltslosigkeit der Hede Hiobs. Sollen ror deinem Sch/rtdzen Männer rerstiininien I nd du sjuiflen. ohne d(i.s.s dich einer be.schiimt? Da K^^inn sonst immer intrans. ist. s<i ist wohl ?I'"^?P zu lesen vgl. Cap. 13 13 (oder nach Pesch. '3 "jj; oder '2"? mit V,yia<). Scherzhaft ist, was die LXX herausbringt: gei)riesen der kurzlebige Weibes- geborne! also etwa : ntS^N 1^"; C" 12J70 "qnip, immerhin lehrreich tyr die alte Schrift lind Orthograi»hie. Das Spotten bezieht sich auf Hiobs Reden gegen Gott, nicht gegen die Freunde; Zophar hat nur das Theologische, nicht das Mensch- liche, nicht das tiefe religi(»se Bedürfnis darin gefunden. An das letzte "Wort in V. 3 ist doch wohl mit BicKiXL das Sutl'. auzuhängeu: ^p'bSD. Iin Folgen- den finden sich manche Anstösse. Siegfried stösst v. 6'' 7—9 1 2 aus, Bickell liingegen v. 4 7 10; sie stimmen also nur in der Verwerfung von v. 7 über- ein. ;Mit Bickell halte ich v. (y und v. 10 für unhaltbar; v. 8 9 sind zwar ein ziemlich uiniötiger Redeschmuck , lassen sich aber vielleicht an den BegritV

Hills 62 Hill 6

Weisheit in v. 6 anscliliesseii und so halten; v. 11 12 motivieren den AVunsch in T. 5 und bilden mit diesem Verse das Rückgrat der Ausführung. Doch lässt sich wie v. 8 9 zur Not auch v. 7 und v. 4 halten, wenn man sie in dieser Reihen- folge vor V. 5 setzt; jedenfalls schliesst sich v. 7 an v. 3 gut an. 7 4 als zweiter Vierzeiler spricht das missbilligende Erstaunen Zophars darüber aus, dass Hiob über Gottes Wesen sich kritisch ausgelassen hat, weil er nicht zu- geben will , dass seine Sünde die einzige gerechte Ursache seines Leidens sei. V, 7: Die Erforschung Eloahs willst du ausßuden Oder bis zur Greme des Allmäclitif/eii hingelangen? Das zweite «SOn ist offenbar eine gedankenlose Wiederholung des ersten durch den Al)schreiber, man kann daher nicht wissen, welches Verb dagestanden hat (denn das dcptxou der LXX ist wohl auch «^fÖD nach dem aramäischen «IDÖ), aber ein «in kann nicht weit fehl gehen. Hiob meint, den Grund (s. Cap. 38 16 zu ni^n) in Gott ausfindig machen zu können: eine Charakteristik seines Grübelns und Redens , die scheinbar das Richtige trifft, aber ihm doch nicht ganz gerecht wird, wie die Fortsetzung zeigt. Denn Hiob hat nicht etwa das Wissens-Bedürfnis, Gottes AVesen nach allen Seiten, bis zur äussersten Grenze (n''bDri von nbs, zu Ende sein vgl. Cap. 26 lo; 28 3) zu erforschen, sondern den praktisch religiösen Drang, des Charakters und der Gesinnung Gottes ihm selbst gegenüber sich zvi vergewissern, v. 4: Und sprichst: rein ist mein Wandel Und lauter bin ich in meinen Augen? Du fragst: wie ist Gott beschaffen, ich meinerseits bin makellos! Wirklich hatte Hiob gesagt: ^J« Dn n^D» K!in Cap. 9 21 22. Übrigens hat Hiob nicht gesagt, was der M. T. bietet: rein ist "'njp'p, meine Lehre (eigentlich das Empfangene, die überkommene Lehre vgl. Th"^^), es ist dafür mit Beer ^Pöb, in£ von "^"^H, mein Wandeln, zu lesen vgl. LXX und den parall. Stichos. Für ?J''i"'j;n hat LXX VJ''V^ (angenommen von Meex, Beer), das aber auch nicht angeht, weil Hiob sich im Gegenteil darüber beklagt hat, dass Gott ihn nicht als rein an- sehen will; mit Siegfeied ist ''i''j;s zu lesen. 5 6 Aber u-nllte doch Eloah reden Und öffnen seine Lippen dir gegenüber! Und dir kundthun die ver- borgene Weisheit, Dass sie wundergleich ist an Vernunft! |ri^"^p mit dem inf. (als acc), der dann durch das juss. fortgesetzt wird Ges.-Kautzsch § 151b. V. 6'^: dass (die Geheimnisse der Weisheit) doppelt sind im Vergleich wo- mit sollen sie doppelt sein? und warum nur doppelt, da doch Hiob selber ge- sagt hat, dass der Mensch Gotte auf tausend nicht eins antworten könne (9 3 4)? Daher mit Mx. Cheyne, Bickell auszusprechen: D";"7S3 = D"'«'?S3, wie AVunder. Siegfeied beruft sich zu Gunsten von doppelt auf II Reg 2 9, aber mit Unrecht: Elisa begehrt doiit zwei Portionen vom Geiste Elias, etAva den Erstgebornen- anteil, Zophar kann aber nicht sagen w^ollen, dass Gott nur den Erstgebornen- rang unter den AV eisen habe. iWin"? heisst: an Vernunft, nicht: für die (menschliche) Vernunft, denn das Wort bedeutet nicht den begreifenden A^er- stand, sondern das objektiv Verständige. Das 3 vor D"'t?^S ist nicht zu streichen (Beer), denn Gottes Geheimnisse sind AVundern gleich, nicht AVunder, weil Zophar sonst gar nicht wünschen könnte, dass Gott sie einem Menschen, dem sie doch zu hoch wären, offenbaren möge. Was Zophar mit der AVeisheit meint, sagt V. 11 f. Es folgt nun im M. T.: und wisse, dass Eloah dir in Vergessenheit

Hi 116 r,3 Hi 11 12

bringt (etwas) voiuleinti\SchuKl. in LXX: umldann wünlfst (lut•^kcnnen.(hlss»lil• voll Gott ausging, was deiner Schuld entspricht (li*!»? ni*?«)? . . ^p^.)- Nach dem M. T. wiii-iU- der Dichter (h'Ui Zophar eine abscheuliche Hyperbel in den Mund gelegt haben: Hiub habe nuch viel Schlimmeres verdient als sein jetziges Leiden; aber selbst bei der geniässigteren Fassung des griechischen Textes, die jedoch wegen ihrer Künstlichkeit vor der des M. T. zurückstehen muss. kommt man mit v. 13 Ü". in völlige Verlegenheit. Aber der Satz ist schon wegen seines prosaischen Charakters als Interpolation zu entl'enien; sein Verf. gehrut. wie der Autor der Elihureden, zu denen, die mit dem Dichter unzutri«(len sind. S 0 verhenlichen div v. «)''' erwähnte AVeisheit Gottes, //ö/tfr als der llimim'l, tras t/iiifif (li('^ Die LXX las die Konsonanten D'OIT cnz:. woraus wir 7\T\1} D'Oti'P machen, da der Ausruf im M. T.: die Höhen des Himmels! um so weniger richtig sein kann, als drei Adjektive mit ]p tolgen, die sich nur auf (n'»'?3n in V. 7 oder besser auf) nODH in v. (j beziehen lassen und davon im M. T. durch V. 8' getrennt sind (ähnlich Olshaisen u. a.). Was thust du? was willst du gegenüber einer Weisheit ausrichten, die höher ist als der Himmel, tiefer als Scheol, länger als die Erde an Mass und breiter als das Meer? Kür rno von TD, das sonst immer Decke bedeutet, ist HIO, acc. der näheren Bestimmung, zu lesen; das Wort ist allerdings auch so nur ein Flickwort. Die Weisheit wird hier aufgefasst als hervorgehend aus dem Thun und Erfahren, genau so wie in der eingesetzten Dichtung Cap. 28 (v. 231)".): Gott ist über Scheol, Meei- u. s. w. hinaus thätig, darum geht auch seine Weisheit über Seheol. Meer u. s. w. Dass V. d>i etwas leer sind, lässt sich nicht leugnen . auch entfernen sie v. 5 etwas zu sehr von v. 11 f., vor allem würde man die Weisheit Gottes lieber durch Bei- s[»iele aus seiner licitung der Menschen illustriert sehen. Freilich nimmt Cai). 38 t}'. der Dichter seine Zuflucht zu der in der Xatur sich oti'enban n<len Weisheit Gottes, aber warum niuiint er dies hier vorweg? Siegfried könnte also mit seinem Verdacht gegen v. 8f Hecht haben; sonst nuiss man sieh mit tlem Satz: quando(iut' l)onus dorniitat Houierus trösten. Hingegen 10 imiss einst zwischen Cap. 11 und Ca}). 1:^ ufi'. am Rande gestanden haben und in die verkehrte Koluuuu- geraten si-in. Wenn er rorhcisiliireht und in Fcssi'ln schlh'sst ind Uerlclit hfnifl ircr hall ihn znriicky Der Vers passt nur in eine Rede Hiobs (vgl Cap. 12 uH'.. 9 ii \i), denn er weist auf die uidieimliche rbermacht Gottes hin, der niemand (auch kein rnsehuldigeri entrininn kann, während Zophar an die überlegene Weisheit Gottes in der Behandlung der sündigen Menschen denkt, die er bessern will. H 12 giebt uns endlich Auf- schluss über das, was Zophar mit v. of. meint«'. Wollte doch (iott mit dir reden: Denn er kennt die rerderl/len Leute ind sieht das An/e und bemerkt es. Der Schluss lautet im M. T.: ohne dass er darauf achtet, aber was sollte das sein? Es ist sogar zweifelhaft, ob einem antiken Menschen eine solche All- wissenheit, die auch das weiss, worauf sie nicht achtet, verständlich sein würde. Abgesehen davon ist hier eine Äusserung über die Leichtigkeit der Wahr- nehmung nicht am Platz, sondern nur eine über das scharfe Achte-n Gottes auf alles, was nicht taugt; daher ist mit LXX und Pesch. "h für vh zu lesen; "? steht poetisch für "pj;. Zophar bedeutet dem Hiob: nur deswegen verfuhr (4ott. gegen

Hill 12 64 Hill 16

dich, wie er getlian, weil er auf jede Sünde achtet und gegen sie einschreitet. Auch Hioh muss etwas gethan haben, was unter den Gesichtspunkt des ]1K fällt. Der Zweck und die Folge der göttlichen Aufmerksamkeit ist v. 12: Und so li'ird ein leerer Mensch gelehrk) Und ein Wildeselfüllen zum Menschen um- yehoren\ die Widerspenstigkeit wird durch Strafen gebändigt und besiegt, wie Ps32, der von einem Geistesverwandten Zophars verfasst ist, des Weiteren ausführt. Das Leiden wird hier also als eine disciplinarische Zähmung des Menschen aufgefasst, dazu bestimmt, ihn zu ernüchtern, wenn er im närrischen Übermut ausschlägt. Zu dieser Äusserung, die keinen sonderlichen Respekt Zophars vor Hijb bekundet, passt ganz gut der Wortwitz DUi Dp^^; i^l^i, hohl, hohlköpfig, wie ÜJlS Cap. 5 2 im religiösen Sinne: unweise, die Gottheit nicht achtend vgl. noch nbni Cap. 2 lo; S^V.» denom. von l"?, Herz = Verstand, im Xipli. : mit Verstand begabt Averden, nur hier. Der unbezähmbare Wildesel (HHB als Apposition zu "l'K , wofür man eher T^j; erwartete vgk Ges.-Kautzsch § 131 c) wird Cap. 39 5 If. geschildert, v. 12 scheint ein Sprichwort gewesen zu sein.

Der gauze belehrende Teil der Rede Zophars fällt gegen die entsprechenden Ab- schnitte in den Reden der älteren Freunde insofern charakteristisch ab, als Eliphas sich auf eine eigene Offenbarung, Bildad auf einen alten Weisheitsspruch der Väter berief, während Zophar sagt: wenn nur Gott reden wollte, so würdest du sehen, dass ich Recht habe, und dann mit witzigen Volkssi^richwörtern schliesst. Es ist, als wollte der Dichter uns zu verstellen geben: wenn meine theologischen Gegner mit ihren Offenbarungen und Traditionen zu Ende sind, so kommen sie mit allgemeinen Redensarten und mit der "Weis- heit der Gasse, aber was ich meine und suche, das verstehen sie nicht einmal.

13-20 enthält die Trostrede des Zophar, die nur die Tröstungen der beiden Genossen wiederholt. 13 14 nennt die Bedingungen, unter denen

Hiob wieder glücklich w^erden kann. Wenn du nun bereitest dein Her% Und ausbreitest zu ihm deine Hände^ die inneren Handflächen, wie der alttestament- liche Beter thut vgl. Jes 1 lo, gegen ihn flehentlich ausstreckst vgl. Bildads Mahnung Cap. 8 5 (5 8). nriN, du nun, der, wie ich hoffe, noch gelehrig und ver- ständig werden kann (v. 12). v. 14 wird von Siegeeied und Bickell gestrichen und ist jedenfalls in seiner jetzigen Foiin unbrauchbar, denn die Annahme, der V. sei ehie Parenthese, an sich schon einem Notbehelf verzweifelt ähnlich, steht in schlechtem Einklang mit seinem Inhalt: ein Zophar kann die Sünde nicht so nebenbei abmachen. Im Hinblick auf Cap. 8 6 und Cap. 22 23 lese ich: ?I"|»p N^l p'^nin, ausserdem ist mit LXX pär^ und ?lbn« zu sprechen. p"'rnn ist intrans. Avie oft. Demnach: Wenn Arges sich von deiner Hand fern gehalten hat Und in deinem 7.elt nicht Vrerel wohnt. Dieser Sinn ist für den ersten Gang des Streitgesprächs der allein mögliche, denn die Freunde haben zwar schon aller- lei Verdacht, aber sie nehmen, obgleich mit einem Wenn, vorläuhg noch das Beste an. 15 16 Der Nachsatz. Obwohl das ^3 v. 15 nicht unmöglich ist {ja dann), so wird es doch, da auch v. 16 mit ^D beginnt, besser gestrichen. Dann wirst du dein Gesicht erheben ohne Makel Und festgegründet sein ohne dich zu fürchten. D^ßD (Q1D aus D1«D) entspricht dem STH s"?"!, ohne dich zu fürchten, nämlich vor neuen Heimsuchungen. Dass LXX DIQ in DIO verlesen hat, scheint mir kein Grund, es zu streichen; der Makel bezieht sich auf den

Hi 11 16 65 Hi IJ 1

Verdaclit der Schuld, der dem (xottgeschlagenen anhaftet. Für pSD, jiart. Hoph. voiips;, aus Erz gegossen (Delitzsch kombiniert es mit p^^O, Säule) liest LXX und Taig. pjö, von ppl, was Mkkx einsetzt; Rickell uihI Bkek bringen auf verse-ldedene Ai-t den Satz heraus: giebt es Not, so u. s. w., aber nach dem Folgenden soll es keine Not mehr geben; wer an p^D Anstoss nimmt, spräche vielleicht besser aus p'^jp, frei von Bedrängnis, v. ]»;: Vh'lmi'hr irir.st ilii daini der Müll .Stil n'/t/r.s.sr/t , UVV' an Wasser, das rorhctfiiuianiifii , daran dcnlicn. Für nn« lies mit den nn-isten Neueren nnj?. 17 IS lud heller als der Millatf ersieh! dein Lehen, 1. nach liXX mit Hi:ki; l'n'pn. Dankelheil irird irie der Morijen sein, nändich die bisherige Dunkelheit. riDJ^ri ist als coliort. Qal von P^y punktiert: wollte es ilunkel werden, aber dem Charakter beider Stichen ents))richt bessei- ein Nomen, 1. daher nach Pesch. und Targ. mit vielen Neueicn : riD^lX^n. v. 1 8 Lnd da /rirst dieh sieher fahlen , treil llo/f'nanff da isl, weil du auf Fortdauer des Glückes rechnen darist. Merkwürdig genug, wie oft von Fuicht und HoHnung ges|)roclien wird, der Dichter uuiss in unsicherer Zeit gelebt haben, v. 18'* heisst im M. T.: und hast du nachgespäht (nach anderen: l)ist du beschämt gewesen), wirst du im Gefühl der Siclieiheit dich, niederlegen; das ist schwerlich möglich und wohl dem Text von Cap. .'>'24 nach- gebildet. SiEGFKiED will für das erste Verb ri"'pm, Beek ri"|ns^ lesen; ersteres möchte passen, ist nur dem Textwort nicht ähnlich; ausseidem bleibt das wegen rinp2^ lästige nas*?. LXX übersetzt: aus Sorge und Grülxdn geht ilii- Friede auf. das wiire etwa: übüP^ nbOl H'l'inp; belialtcn wii- unser 22^Pi bei. so j)asst im l'biigen dieser Text sehr gut: Ohne Son/e and hlatje trirsl da dirh niederlei/en. Ähnliches verheisst Eliphas Cap. 5-24. Zu diesem Satz ist li>': l'nd lauern a'irsl da rnn niemand ifesehreekl , eine \ Ciheissung, die Hiob mit eiiiei- Schafheide vergleicht, ein vielleicht durch ni"jnp angeregtes l\:iiidcitat aus Jes 17 2. Der Schluss 19'' 20 erinnert an den Schluss von Bildads Hede. l n<l srhaieirheln a'erden dir riele , Hinj/eijen die Aat/en der Hot linsen rer- sehniaehlen. Das Schmeicheln (eigentlicii das Glätten der Zoinesfalten im Gesicht) soll ein Ersatz sein für die Sehande, die Hiob als Gottgeschlagener zu tragen hat ein ähnlicher (4egensatz, wie er Jes 53 in Hetretl" des Gottes- knechtes ausgeführt wird. Aber Zt)])har hat nur ein i»edingtes A'ertrauen auf diesen Ausgang, darum kaiui er nicht unterlassen, mit starken Ausdrücken auidi den Ausgang derCJottlosigkeit zu l)etonen, wenn er es auch in einer Foim thut, als Avollte er die Gottlosen in (Jegensatz zu Hiob setzen. Er schliesst: Lnd y.a/laehl isl ihnen enlselnranden, l'nd ihre lla/fnani/ isl : Aashlasen der Seele, eine deutliche Anspielung auf Hiobs Verlangen nach l)aldigem Tode: die Gottlosen sind so verzagt, dass sie das Ausblasen der Seele (durch Gott s. Caj). 31 35», wenn nicht nach Jerl5 9 ein Aushauchen von Seiten des Menschen gemeint ist) als einzige Erlösung herbeisehnen müssen.

Cap. 12 U. Iliobs .\iilwor(.

Hat nun Zophar dem Hiob auf seine Fragen und Zweifel eine genügeudf Antwort gegeben? Nein, er hat nur behauptet, dass Hiobs Fragen und Forschen angesichts der göttlichen Überlegenheit thöricht sei, und gemeint, wenn Gott den Menschen in die Kur Kurzer HC zum .\T XVI 5

Hi 12 1 66 Hi 12 5

nehme, so bekomme auch der Unverständige Verstand, den Zophar schon zu haben glaubt. Auf die letztere Bemerkung antwortet Hiob gleich zu Anfang Cap. 12 2 3, um alsdann V. 11 ff. nachzuweisen, dass er Gottes Spuren mit eigenem Urteil verfolgt, aber dabei über- wiegend zerstörende "Wirkungen seiner Allgewalt entdeckt habe. Erst nach einer sehr ausführlichen Polemik kommt er zu den Wünschen, Hoffnungen und Befürchtungen, die er für sich selber hegt. In die Rede sind zwei Bruchstücke aus fremden Dichtungen ein- gesetzt, ohne Tendenz, nur um sie vor Verlust zu bewahren, nämlich Cap. 12 4-6 und V. 7—10.

Cap. 128 311-85 der erste Abschnitt der Polemik Hiobs ül)er Gott und seine Thätigkeit. 2 3 Abweisung Zoidiars: Walirhaflij/ ja , ihr seid die

Leute, Und mit euch stirbt die Weisheit.' ''2 elliptisch für: ich sage, dass. Für DJ? ist DJ^n zu schreiben, denn dass Zophar und Genossen Leute sind, ist zwar wahr, braucht aber nicht gesagt zu werden, sie glauben aber, die Leute zu sein, die die Weisheit gepachtet haben. Ebenso spöttisch v. 2'': wenn Zophar nicht mehr ist, giebts keinen "Weisen mehr. Wie es scheint, lohnt Hiob dem Zophar auch mit sprichwörtlichen Redensarten, da der letztere ihm damit kam (Cap. 11 12). Noch näher spielt auf Cap. 11 12 an: Anch ich habe Verstand wie ihr, Und wer wässte solches nicht! ^h zielt auf das '2.'2\\ 11 12; nVw'IOS ist weg- werfend: solche billige Weisheit! v. 3'' ist Citat aus Cap. 13 2 und hier viel zu ernsthaft; in LXX fehlt neben v. 3'' auch 3'". Das erste fremde Bruchstück

4^6 behandelt den Gegensatz zwischen dem Schicksal des Frommen und des abtrünnigen Weltmenschen und enthält einige Sätze, die in eine Hiobsrede passen würden, nur nicht in unseren Zusammenhang. In der LXX findet es sich in viel kürzerer Form, hier fehlt der ganze 4. v. mit Ausnahme der beiden letzten Wch'ter. Es ist den Tristichen Cap. 24 i ff. unleugbar verwandt und muss ursprünglich auch Tristichenform gehabt haben, doch sind nur die beiden letzten Tristicha deutlich zu erkennen, das erste, in der LXX fehlende, ver- stümmelt V. 4 (bis p"'"!^) : Ein Gelächter icard für seinen Nächsten Der, der %u Gott rief und er erhörte ihn, Ein Gelächter der Gerechte. Das dritte Wort Avird 1VT\\ auszusprechen sein, wenn nicht für n\nt< urspi'ünglich ein Substantiv (der Fromme) da stand. Hiob ist nicht von Gott erhört, auch kein Gelächter der Freunde geworden; das Subjekt dieser Sätze ist der "I"'pn und ""ij; der Psahnen, über den die „Gottlosen" triumphieren. Das dritte Glied könnte man mit dem avrjp der LXX so vervollständigen: p'*'!^ W^^ pinii^. Zu dem zweiten Tristichon 5 gehört noch das letzte Wort von v. 4 D"^Dri (wenn nicht D''öri, der ])lur.). Indem wir nach LXX (die übrigens T^b nicht übersetzt) ein H^H oder vn ergänzen, ferner llü in T3 verbessern und das unklare und sonst so nicht vor- kommende Wort mnti^J^ nach der IjXX in ninj? verwandeln, endlich abermals nach LXX am Schluss l^i"! "TJÜIö"? lesen, erhalten Avir den Dreizeiler: Die Eronimen verfallen dem Verderben, Es spottet der Schichsalszeiten der Sichere, Fest steht für den Gerichtstag sein Fiiss. ninj; oder WP^yi (Cap. 24 1) steht im emphatischen Sinne: bedeutsame, schicksalbringende Zeittermine, wie sie z. B. von den Astrologen (I dir 12 32; Est 1 13) und, das ist die Meinung unserer Stelle, von den Propheten oder vielmehr Apocalyptikern vorherverkündigt Averden; sie bleiben aus, klagt der Dichter hier und Cap. 24 1. Auch ]i«B^ ist hier ein term. techn. der späteren Theologie, allerdings abgeleitet aus älteren

Hi 12 5 67 Hi 12 11

Pi()])lieten.schnlU'n (z.B. Am <• i ; .It-s :^2y), für dit- imgläiiltigeu Weltkiiulcr (Ps 123 4), ein (ii'gensatz zu ^iJJ, ]V2« u. d^'l. Bi( kell setzt nach ninj; ein ^ ein, was «■ntl)clirlii-li sclicinl. Das dritte TiisticlHUi (i iil)cisrt/rii vir: /// Frii'ilrn siinl dit' '/.rite den (irinilllliiHifirii , lud Sirhi'ihi'il Indn'ii die, die lioll ci ■turnen , Der . der sin'nlil: ist niilil t'.lotih in meiner IhindY ^"^yi^ niit poetisch l)('ihchalt(iuni, durcli a gescliütztein ^\ Sij;»;FKii;i» will dafür nach C'ap. 5 24 DiVli' schriihen, ohne Not, wie mir scheint, ninipa nur hier, eine junge Ah- strakthihlung. v. ()•= würde im M. T. hiuten: dem, der Eloah in seine Hund bringt. Man weiss nicht recht, was (his auf dem (Jehiet derjüdisciien ReUgion be(h'uten soll; Theui'gie, hei der der Wiltgott eine ])assive Kolle spielte, ist in dem (Jiade, den unser Satz voraussetzen würde, kaum (U-ukbar. Andere über- setzen: (h'in, der (iott in seiner Hand hriiigt d. h. seine Hand zu seinem (iott macht vgl. Hab 1 n und die Kedeiisart ""T "?«■? Vi\, doch ist dann «"•nn sonder- bar, lictzteres gilt auch g«'gen SlK(iFKD<:D's Vorschlag IT Hl'?«: «^2n, der gegen Gott seine Hand führt, auch ^ wäre hier auffällig. LXX hat ^DH für K^2ri ge- lesen im Sinne von nonne wie z. H. Gen 27 36; das verlangt eine Änderung von IB^Nb in "ips'p und von IT in n\ danach ist oben übersetzt. Die (lottlosen siml offenbar weltlich gesinnte Juden, die Frommen werden nicht wie Hiob des- wegen verachtet, weil sie für unfronnn gelten, sondern weil sie fromm und «lend sind wie die D'^iV der Psahnen. Mit Jiecht hat also Sikcfkied v. 4— (i für un- echt erkhirt. Nicht besser steht es mit den beiden Vierzeilern

7 U), die von einem anderen Dichter stannncMi und den (jedanken aus- führen, dass, wie man von der Tierwelt lernen könne, in Gottes Hand «las Leben aller Wesen stehe, ein Gedanke, der mit dem echten Zusammenhang nicht das Geringste zu schatfen hat. 7 8 Das aber im Aidang ist wohl blos

einer Sclu'inverbindung zu Liebe eingesetzt (die (lottlost-n trium](hieren, die Frommen gehen unter, aber Gott herrscht doch). Für ^nh^ v. 7'. das von v. 8 beeintlnsst ist. inuss mit LXX '^'? lONHI geschrieben werden. Fraije ihn li das Vieh, dn.ss es dir snf/e. l nd die Vi'x/e/ des llininiels, dass sie dir melden. Oder die lirieehenden Tiere der llrde diiss sie diih helehren I nd miujen dir er- -Jihlen die Fiselie des Meeres'- Für nlDn2 liest man wohl hesser HOna. n't^ V. 8 versteht man gi'W(>linlich als imp.: sinne nach über die Erde, aber die Erde ist kein Tier und kann nicht zwischen den Tiergattungen aufgeführt werden; ich lese statt p«*? n"'lr daher: pN ""blit; die Konstruktion dieses plur. mit dem sing. fem. des W'rbs ist korrekt. D 10 Durch all dieses erkennt man, dass

Jahwes Hand dies gemacht hat. Li diesem wörtlich aus Jes 41 2o genommenen Satz ist sogar Jahwe genannt, an sich schon ein Zeichen der rneiditheit. Was mit n«T gemeint ist, ob das Leben der belebten Wesen oder die Schr»|)fung überhaupt, das lässt sich nicht ersehen. Natürlich konnte weder Hiob den Freunden, noch diese ihm einen solchen Vortrag halten, v. 9 auszustossen. wenn man v. 10 beibehält, geht nicht an, man müsste denn schon in v. lU stark korrigieren (S"?:! oder mit LXX vh CS für IC'«, HIVk T für n;). Li v. 10'' lässt LXX "llra aus, man würde eigentlich lieber B^^« vermissen. Nach <liesem Intermezzo schliesst sich

II 12 eng an v. 2 f. au, wo Hiob behauptete, dass auch er Verstand habe:

Hil2il 68 Hil2i6

Prüft nicht das Ohr Worte Und schmeckt der Gaumen nicht Speise f'irr sich selbst? Das Ohr entscheidet über Sinn oder Sinnlosigkeit des Gehörten, der Gaumen weiss selber am besten, was ihm schmeckt vgl. 6 6, der Mensch kann also mittelst seiner Sinne die Dinge der Aussenwelt, mit denen er zu thun be- kommt, beurteilen: warum soll er sich denn erst von anderen sagen lassen, wie etwas schmeckt oder klingt? Das "j zwischen beiden Stichen ist nicht mit: so wie zu übersetzen, als sollte der zweite Stichos den ersten erläutern oder be- kräftigen, was doch herzlich überflüssig wäre. Hieb besteht auf seine Selb- ständigkeit ; Avenn er Gottes "Wirksamkeit beobachtet hat, wie er es v. 14ff. be- schreibt, so soll man ihm nicht das Gegenteil von seinen Eindrücken und Wahr- nehmungen einreden wollen. In Cap. 34 3, wo unser Vers citiert wird, steht Vdn^ für unser 1^ ^Di<, al)er "i^ muss blei])en, es ist nicht ein dat. ethicus, sondern bedeutet: für sich selbst, v. 12 muss Frage sein, auf die Elihu, wie Bickell hervorhebt, Cap. 32 Rücksicht nimmt; ausserdem sollte in v. 12^ für D'^^'^ß'"! ein Abstrakt, stehen, das dem W'Q'\ TJ")« v. 12'^ entspräche, und das um so mehr, als doch Hiob nicht wird leugnen wollen, dass in Greisen Weisheit sein kann. Ich lese daher für das erste Wort: Ü^IW ■'D^: Besteht etwa die Weisheit in den Jahren Und Einsicht in langem Leben? Muss ich schweigen, weil ihr alt seid (darauf Eliphas Antwort Cap. 15 lo) oder weil ich „von gestern bin" (Cap. 8 9)? Jetzt ist klar, dass Hiob von nun an Beweise seiner selbständigen Beobachtung und Beurteilung bringen muss. Das thut er auch mit seinem ]n v. 14; dagegen passt 13: Bei ihm ist Weisheit und Kraft, Er hat Bat and Einsicht auf keine Weise in den Zusammenhang, nicht der Form nach, da langes Leben v. 12 und Gott V. 13 keinen Gegensatz bilden, noch dem Inhalt nach, da wohl die Freunde den Hiob, nicht aber er sie auf die göttliche Weisheit verweisen, v. 13 ist eine Variante zu v. 16, der in LXX fast ebenso lautet. Was hat nun Hiob be-

obachtet? 14 15 Siehe, er %er stört und wer baut? Er kerkert den Menschen ein und er wird nicht befreit. M. T.hat beide Male K^l, LXX ''ö^l, wahrschein- lich wechselte der Dichter mit den beiden Wendungen ab. byt "15? zuschliessen über jemandem, der nämlich in eine Grube hinabgelassen ist (z. B. Jes 2422; Jer38 6); das Einkerkern ist wohl nicht blos wörtlich zu verstehen. Wieder weist Hiob wie schon Cap. 9 4fl'. auf die schreckende, zerstörende Seite des göttlichen Thuns hin; das siehe sagt: das habe ich wahrgenommen (v. 11), könnt ihr das bestreiten? v. 15: Siehe, er hält das Wasser zurück und lässt vertrocknen Und entsendet sie, dass sie umkehren die Erde. 1t2^3*l würde heissen: und sie, die Wasser, vertrocknen, aber zurückgehaltene Wasser sind für die Erde überhaupt nicht da und im Himmel vertrocknen sie nicht; mit LXX ist tJ^SM, Hiph., zu lesen und das Objekt aus v. 15'' zu ergänzen. Der Dichter hat in einem gebirgigen Land gelebt, wo Regcnmangel und Wolken- brüche gleich gut bekaimt sind. 16 17 Bei ihm ist Kraft und Bestand, nicht Verstand, er steht fest und überlegen da inmitten der Zerstörungen, die er an- richtet; Sein ist der Irrende und der Irreführende, nicht der moralisch Irrende und der Verführer, was aus dem Zusammenhang herausfallen würde, sondern der Verunglückende und sein Verderber vgl. Prv 28 lo; Dtn 27 18. Vielleicht wäre richtiger ^inäü'»!! njfcy zu lesen. Wer verdirbt und wer verdeibt.

Hil2l6 69 Hil2 2S

wird von Gott zu dem gemacht, was er ist vp;!. .Tes 54 le. Ganz verfehlt ist die Erklüiung: er lijit sie heide in der H;iud und scluiltrt mit ilnK-n nach den Zwecken seiner Weisheit: das ])asste in die J^■den (h'r Freumh', die ja leider auch als die Wortlüiirer vieler jetzif^en Tiieologen j,'elten kininten, nicht in die düsteren Betrachtunj^en Hiohs. v. 17' ist augenscheinlich korrumpiert, weil dem ])ar;illelen Stichos zu unähnlich und dem ersten von v. 19 gar zu ähnlich. Was für b)^V nnd als Pendant zu 'jbliT gelesen werden muss, zeigt die Stelle Jes442r), ii;iinlich '?3ly = "pSD. Dann ist yb^Q als aus v. 19 herheigezogen zu streichen nml der Stichos nach LXXC. A. durch "'^»V zu vervollständigen. Demnach v. 17: D/r /if'i/r (Irr Enli' (oder eines Landes) macht er %h .\iirri'ii I H(l Hi'jfcnli'n inarhl er iif rintrcn. macht ihre klugen Anschläge zu nichte; dergleichen hatte ein nachexilischer Schriftsteller genug erleht oder erzählen hören. IS 19 Die Fcs.svl der Kötüfic lösl er l ml hiiidct die liaiulr um ihre

lliil'fcn. Für IDID ist "ipiD = 1DK0 von 1DK, hinden, und für nit« nach .Idc 15 i4 "I^D« zu lesen, denn der „Gürtel" würde den entgegengesetzten Sinn hervor- hringen: jemanden kräftigen. Die Fessel der Könige ist wohl die den Unter- jochten angelegte Fessel, sie lösen hedeutet: die Könige entthronen. Nach- exilische .luden kennen das Königtum nur als Tyrannenherrschaft vgl. noch zu Ca]). 9 24. .letzt Sätze mit Participien v. 19 : Er, der Priesler mirlil ijehen liisst l nd alle (le.schlecliler slärzl. bb^^ mag hier seinen ursi)riiiiglichen Sinn hahen, obgleich die gewöhnliche Bedeutung „barfuss" auch passt. Dass die Priester mit den „Dauernden", den alten Geschlechtern, zusamnu-ngestellt werden, hat seinen Grund darin, dass grade sie auf ein langes (Jeschlechtsregister nnd alten Adel grosses Gewicht legen. Ob der Dichter an die Priester seines Volkes denkt, köinien wir nicht wissen, doch liegt es nahe, dass auch die nationale Katastrophe einmal erwähnt wird; die D'ir\^K sind dann in erster Linie die Davididen. 20 21 (iott nimmt „den Bewährten" die Rede, den Greisen oder Altesten die Urteilskraft (eigentlich den (4eschmack), giesst Verachtung auf Edle, lockert den Gürtel der Starken, d. h. macht sie wehrlos, v. 21' = Ps 107 40\ D^p'^DK bedeutet immer Kanäle, Röhren u. dgl., wir lesen dafür D^T28. Siegfried will nach LXX NDT D""i''2N n2ö schreiben, aber wenn (4ott die Wnnde der Armen heilt, so hat Hiob keinen (irund zu klagen, somh-rn zu hoHen. 22 23 Er deckt auf dax Tiefe aus der Finsternis l'nd hrint/t ans Eicht das Dunkele. Dieser Satz, auffällig durch den Umstand, dass mitten unter den k(uikreten Beispielen in ganz abstrakter Weise von Gottes AVirken geredet wird, ist verschieden gedeutet: Gott bringt seine verborgenen Ratschlüsse ans Licht, oder: er enthüllt die geheimen Gedanken und Thaten der Menschen. Aber wenn er dem Zusammeidiang angehört, so sollte man eher an die Ge- schicke der Menschen denken und als Simi vermuten : während die Vornehmen gestürzt werden, kommen die niederen Volksschichten aus der Tiefe in die Höhe. Indessen ist mir die Echtheit dieser abstrakten Sätze verdächtig, v. 23 Der den Völkern (iriisse f/ieht und sie rerderht , Der liaam macht den .\a- tionen und sie fori führt {?). Zwehnaliges DM3 ist schwerlich richtig, das eine Mal wird D'ßj; oder D'!?«'? zu schreiben sein; vielleicht ist das DJ, das v. 24 zu viel hat, in die falsche Zeile geraten. Beide Participia auffälliger Weise luit

Hi 12 23 70 Hi 13 6

dem dat. konstruiert. Dny passt schwerlich, wenn der Vers echt ist, da es niemals im schlechten Sinn vorkommt (in II Reg 18 ii, worauf sich Delitzsch beruft, ist ünT von ffii abzuleiten); ün^, er giebt ihnen einen Wohnsitz, passt eben so wenig zum Gesamtzusammenhang; bei Dfinr (Budde): er Lässt sie hinabsteigen, würde eine Ortsbezeichnung (etwa H^SB^) fehlen. Hält man Dni^ (im guten Sinne) fest, so wird man in v. 23^ geneigt sein, «"'Jt^tt von «atJ^ = n5tt^, irren, abzuleiten. Dann ist der Vers, der in der ursprünglichen LXX fehlt, ein Zusatz von fremder Hand. 24 25 Der entfernt den Verstand der Landes- häupter Und sie taumeln lässt in wegloser Öde. In v. 24=* überfüllt Dg den Stichos und fehlt in LXX. v. 24ij==Ps 107 4o''. Sie tappen in Finsternis ohne Licht Und taumeln gleich dem Trunkenen. Mit Siegeeied in v. 25=^ n"? für «'?'! zu schreiben. In v. 25'' ist mit LXX ^lyri^l zu lesen, wodurch der Parallelismus beider Stichen hergestellt wird. Der Vierzeiler erinnert vielfach an die Stelle Jesl9i]ff.

Mau kann die Echtheit von v. 20 25 wolil nui- mit der Thatsache verteidigen, dass auch sonst die Reden von Längen nicht frei sind. Aber mag alles dem Dichter oder einiges jüngeren Händen angehören, so ist die ganze Ausführung v. 14—25 interessant als Spiegel für den Seelenzustand der nachexilischen Juden. Alles geht zu Grunde, Völker und Reiche, Adel und Priesterschaften das war der Eindruck, den sie infolge der beständigen Um- wälzungen in der Völkerwelt von der äusseren Geschichte hatten. Die Juden nahmen selten einen inneren Anteil an den Geschicken der Reiche der Welt, aber sie blieben von ihnen nicht unberührt und waren meist die willenlosen Opfer der allgemeinen Unsicher- heit. Die Mehrheit der Frommen tröstete sich mit der Hoffnung auf das Reich Gottes, unser Dichter, der keine apocalyptischen Neigungen verrät und bei der gegenwärtigen Wirklichkeit stehen bleibt, fragt: was ist das für ein Gott, der so mit der Welt um- springt.

Cap. 13 1-18 Fortsetzung der Polemik: Hieb hat bewiesen, dass er Gottes Wirken und Art kennt, die Freunde dagegen tragen nur willkürliclie Apologien vor, die Gott seilest nicht gefallen können. 1 2 Siehe, alles, was Gott thut und wie er verfährt, hat Hiob beobachtet, also den Beweis, dass er die Mittel zum Wahrnehmen und Urteilen besitzt und gebraucht Cap. 12 ii u, geleistet. V. 2: So viel ihr wisst, loeiss auch ich, Nicht falle ich vor euch. ]p bsi vgl. "'isb 'i Est 6 13 bedeutet wohl: vor einem Gegner, mit dem man seine Kräfte misst, niederstürzen als Besiegter. 3 4 In v. 4 ist für D^lfc^l, das aus v. 3 ein- gedrungen ist, blos 1 zu schreiben: Aber ich, ich will zum Allmächtigen reden, Und gegen Gott zu rechten hin ich willens: Ihr seid Li'ujenpßästerer, Nichtige Ärzte seid ihr alle. Gegensatz ist '^'W und DH«; das ''iN dient nur dazu, gegen das Vorhergehende abzusetzen: ich will mich jetzt nur noch mit Gott ausein- andersetzen (im Prozess, riDin, s. v. 18ff.), denn ihr könnt mir doch nicht helfen. riDin inf. abs. als acc. s. Ges.-Kautzsch^g § 113 d. "ij^C^ ''bDb, die lügenhaft ver- kleistern, wegen v. 4'' ärztliche Pflasterschmierer (LXX latpol aSixot), deren Kunst Lüge ist vgl zum Sinn und Ausdruck Cap. 16 2 und Jer 6 u: sie heilen die Wunden leichthin, von Frieden redend, wo kein Friede Ist. 5 6 ö dass ihr doch nur schwieget Und euch das zur Weisheit würde! denn selbst ein Thor wird für weise gehalten, wenn er schweigt, hoisst es Prv 17 28. In v. 6-^ lesen wir nach LXX und wegen v. 6'': '^S rinsin, in v. 6^ n5''1. Hiobs Verant-

Hil3 6 71 Hil3il

wortung vor Gott sollen sie schweigend anhören, denn sie haben bisher den Zweck nnd (Üiarakter seiner Reden gar nicht recht l)eaiciitet und verstanden. Es ist ilnieii nnfassbar, wie ein ^^enscil von Gott neu»' Anlklärungen verlangen kann, wo einem doch Ott'enbarungen, Dogmen und vermeintlich!* Krtahrungen genug zu Gebote stehen. Aus ihnen haben sie die Apologien genommen, gegen di<! sich jetzt Hiob wendet. 7 8 Wollt ihr für (ioft l'nrfchl rnlvii . Ja für

ihn Tiuji sjin'vht'n? F^ine äusserst scliart'e Abweisung ül>ereilriger Aptdugetik, Trug und Unrecht sind jene Theodiceen zunächst im objektiven Sinnv, aber die Kreuiide sind iiacli liiuhs Meinung nicht ganz ohne subjektive Verlehlung: Wollt ihr l'iir ihn Partei nehmen? Oder inilll ihr für (intt streili'n? ei>tere< als Kichter, letzteres als Advokaten.

Ks ist rill Unrecht, dass die Freinidf nlint' Weiteres annehmen, Gott habe in seinem Verfahren, wie sie es anffassen. von vonilierein Hecht, nnd sie dürften Hiob, der von Gott als Sünder behandelt sei, nun ebenso behandeln. Wenn sie Gottes Handlungen unbesehen, ohne sich auch nur die Mühe zu geben, ihn über ihren Sinn zu befragen, nach ihren eigenen Theorien deuten und daraufhin für gut erklären, so sind sie unberufene Richter. Eine Apolog(;tik, die gar nielit weiss, ob sie Gottes wirkliche Absichten trifl't, eine Theologie, die sich im Besitz abschliessender Wahrheit glaubt, s<-tzt sich zudringlich und anmasslicii an die Stelle der SelbstoflVnbarung Gottes und urteilt parteiisch über ab- weichende religiöse Bedürfnisse und Erfahrungen ab. Diese Verse sind goldene Worte aus dem Munde eines Mainies, der kein Prophet, der nur ein Gott suchender Gläubiger ist, der aber weiss, dass Lehren über Gott die p»'rsönliche, immer neue Gottesoffenbarung nicht ersetzen können, ja dass sie veiilerblich wirken, wenn sie das prophetische Streben nach dem persöiiliclien Reden mit Gott, nach dem Hiob verlangt, überflüssig machen wollen.

In V. 7'' wird der Dichter ein anderes Wort für reden geschrieben haben vgl. die LXX. Beek macht daranf aufmerksam, dass das ^Mi-^o^ii der LXX bisweilen V^'ZT} wiedergiebt; ein lyari würde hier gut passen vgl. i'rv 1.5 2: die Freunde sind falsche Propheten, v. 8' ist reichlich kurz, vielleicht schrieb der Dichter '^'Ity "iE. 9 10 W'iir's f/iit. ironi er euch iinterfnichtc. Oder wollt ihr ihn trir einen Menschen t im sehen? Aiireehlireisen irird er ein h. Wenn ihr ins- jieheini seine Partei nehmt. In ^"^rinn von ^bri ist das H nicht synkopiert, wie sonst gewiWnilicli im Hipli. s. Ges.-Kautzscii § .53 A. 7. Für □""iS 1. mit Sieg- fried ViB. Die Freunde täuschen Gott, wenn sie für Gott Partei nehmen und ihm gleichsam einreden wollen, so sei seine Sache auf's Beste geführt und er brauche sich nicht weiter zu bemühen. Aber es würde kein Vorteil für sie sein, wenn Gott sie „erforschte" luid feststellte, dass doktrinäre Rechthaberei und Selbstgenügsamkeit das wahre Wesen ihres frommen Eifers ausmachen. „Ins- geheim" nehmen sie für Gott oder vielmehr für ihre Doktrin von Gott Partei, denn sie thun so, als wollten sie von Gottes unglücklichem Gegner gern das Beste sagen. Das Benehmen der Freunde wird hier auffallend persönlich an- gegriti'en; noch stärker tritt das hervor in dem ersten Distichon des folgenden Vieizeilers 11 12. Wird nicht seine Erhebung euch betäuhen l nd sein Schrecken auf euch fallen? Es scheint, dass der Dichter sich in diese Drohreden gegen die Freinide hineinsteigert, um auch seinerseits den Abschluss des Volksbuches Cap. 42 7 ff., den er nicht entbehren möchte, einigermassen vorzubereiten. Diese armen Theologen werden ja, weim sie blos die Reden unseres Dichters geredet

HilSll 72 Hil3l6

haben, wirklich gar zu hart in Cap. 42 7 ff. behandelt. Unser Dichter legt übrigens Cap. 42 7 besser aus, als jene modernen Exegeten, nach denen die Freunde es nur in der Üliertreilning der Schuld Hiobs verfehlen, wovon Cap. 42 kein Wörtlein steht. in«b' ist wohl nicht als Subst.: Hoheit, sondern als infin. gedacht: wenn er sich erhebt, vgl. Cap. 41 17. v. 12: Eure Denksprüchiein sind Aschensprüche, Z// Lehmschilden werden euere Schilde, ein Abschluss mit sprichwörtlichen Redewendungen. Solche Denksprüchlein hörten wir z. B. Cap. 8 11 12; Cap. 11 12; sie sind in Asche geschrieben, nicht in Stein. S3 ist hier schwerlich Schanze, denn eine Lehmschanze ist doch nicht so ganz zu ver- achten, sondern der Schildbuckel, vgl. Cap. 15 26, der aus Eisen sein muss, wenn er helfen soll Zum Bilde vgh Jes 41 21.

13—19 So will nun Hiob zu Grott reden ; er weiss, das wird den Tod nicht abwenden, aber er ist seines Rechtes gewiss. 13 14 Schweigt und iasst mich reden, Und komme über mich ?ras und was! Ich will nehmen mein Fleisch in meine Zähne Und meine Seele setzen in meine Hände. Schweigt! d. h. unser Gespräch sei jetzt zu Ende, ich rede von jetzt an nur zu Gott. Zu diesem Aus- ruf passt "'iöO nicht, das in LXX fehlt und den Stichos überfüllt; es passte nur dann, wenn Hiob jetzt zu den Freunden reden wollte, v. 13'' ist zu kurz, V. 14^ zu lang, letzterer Stichos muss an erster en sein nD"'?J? abtreten (Bickell) ; '?j; no heisst: was zu was, vgl. zu dem Gebrauch von "pj; z. B. Hes 7 26. Mag ein Zornesausbruch Gottes auf den anderen über mich kommen, ich will reden! vgl. Cap. 7 11; 921; 10 1. In V. 14'^ haben wir eine bekannte Redensart (vgl. Jdc 12 3; I Sam 19 5; 28 21); sein Leben in seine Hände setzen, bedeutet: sich durchzuschlagen versuchen. Danach muss auch v. 14'''^ erklärt werden, w'O 1'^3 nur das Komplement zu tJ'Si ist und ebenfalls das Leben bezeichnet, nur dass hier das Bild von einem Tier vorliegt, das, weil es nicht mehr fliehen kann, sein Leben mit den Zähnen verteidigt; 1^2 bedeutet demnach nicht die Beute oder ehi Junges, das mit dem Maule fortgetragen wird. Also: es ist ein letzter Versuch, mich zu retten, wenn ich mich gegen Gott zur Wehre setze. 15 16 Siehe, er tötet mich , ich halt's nicht aus. Nur meine Wege will ich vor ihm selbst verteidigen. Auch das ist mir %um Heile, Dass vor ihn kein Unheiliger kommt, "jn;;« «*? kann hier nichts anderes bedeuten, als Cap. 611: ich habe nicht die Kraft, den gegenwärtigen Zustand länger auszuhalten. Das Qre lb soll wohl bedeuten: ich harre darauf (auf den Tod), aber da hT\\ nur besagen kann: in Hoffnung ausharren, so passt dieser Gedanke nicht zum Zusammen- hang, der nicht den Tod, sondern eine Rettung in Aussicht nimmt. Der An- fang: siehe, er tötet mich bezieht sich nicht auf einen plötzlichen Tod, den Gott über Hiob im Zorn über die Provokation verhängen wird, sondern auf den Tod durch den Aussatz. Der Sinn ist: sterben werde ich müssen, viel- leicht noch härtere Qualen zu bestehen haben (v. 13''), trotzdem will ich für meine Unschuld kämpfen. Sein physisches Dasein wird zerstört, seine sittliche Persönlichkeit soll gerettet werden. *Ein besonderer Nachdruck liegt auf dem ViB"*?«, wie schon die Ausführlichkeit dieses Ausdrucks zeigt: in sein Gesicht hinein, indem ich nicht vor ihm fliehe, sondern mich ihm gegenüber stelle (v. 14). Der Ausdruck wird aufgenommen durch das Viö'p v. 16: kann ich ihm

Hi 1316 73 Hi 1321

wirklich gegeiiülxT treten, so kann icli aiitli nicht als ein Unheiliger, Ruch- loser gelten, denn ein solcher träte nicht in dieser Weise vor sein Angesicht. K12V . . N*? hedeutet wohl nicht: wird nicht zugelassen, sondern: denkt nicht daran, vor ihn zu treten und sich zu rechtfertigen, sucht sich vielmehr ihm zu entziehen. Hioh hegründet damit die Richtigkeit und Vernünftigkeit seines Verhaltens; die einzige ]?('ttung hesteht nicht in hlinder Unterwerfung und dem Eingeständnis einer Schuld, sondern in mutiger \'erteidigung. H\n hezieht sich nicht auf v. 15'': auch meine Kechtfertigung dient mir zum Heile (Buddk) weil daini noch ein anderes Rcttungsmittel genannt sein müsste, sondern wird expliziert durch das folgende ^3, dass.

Es ist, als ob der zum ersten Mal klar ausgespiocheiu" EiitschluGs, ohne Furcht und Bedenken zu sprechen: hier stehe ich. ich kann nicht andere, ich bin unschuldig, und wer mich tütet, ver-^iesst unschuldiges Blut, dem Hiob i)lützlich eine gewisse Ruhe, ja HotV- nung einHüsste: Uott ist doch der natürliche Heschützi-r der Unschuld, wenn ich vor ihn zu treten wage und im Bewusstsein meiner Ohnmacht und dessen, was mir bevorsteht, laut meine Unschuld beteuere, so muss sich seine wahre Natur regen, sein Rechtsgefühl von dieser Kühnheit eines guten (Jewissens angezogen werden. Obwohl Hiob schon «ifter leise an Gottes alte freundliche Gesinnung gegen ihn appellierte (s. zu 7 8 •-'!), so haben wir doch hier die erste entschiedene Wendung zu einer gctrosten-n Stellung Gott gegen- über. Hinter Gottes Zorn giebt es etwas, was für Hiob ist. Es wii-d noch Kämi)fe kosten, bis die klare (iewissheit gewonnen ist. dass Gott nicht sein Feind ist. sondern auf seiner Seite steht, aber der Kntschluss Hiobs, seine sittliche rersönlichkeit von jetzt an unter allen Umstünden zu behaupten, giebt ihm einen festen Boden unter die Füsse, von wo aus er sich Gottes versichern kann. Freilich wird damit sein Warum noch nicht beantwortet sein, er wird das Unglück der Frommen überhaupt niemals begreifen, aber er wiixl. nach- dem er Gott als seinen Freund und Rächer erkannt hat. wenn nicht die leibliche, so d(ich die geistige Not überwunden haben.

17 halte ich mit Dillmann und Bickell für einen Einsatz, der um so unnützer ist. als Hioh gar nicht mehr zu den Freunden, sondern zu Gott reden will. Vür ■'Hins, das von einem nicht vcukommendm Ilijdi. von Hin ahzuleiten und eine Ausnahmsform sein würde (Olshau.sen 861 ), ist nach LXX mit Dill- mann u. a, njnXT Cap. 32 lo zu lesen: lasst mich herichten. Der Vers zeigt, wie unhefangen Si)ätere den Text vei mehrten. Bii>i)E verteidigt ihn: wenn hier der Dichter einen Fehler macht, kann er ja um so eher die P^lihureden vcr- hrochcii hahcn. IS 19 schliesst sich an v. 1 .') f . ;in. Sirlii' ilmh. ivli linhf

jft'iiisli'l nit'inc licvlilstulw . Ich irciss dass irli im Hi'thir hin. L. 'CEtyjp nach LXX, denn d i e Rechtssache liätte der Richter zu rüsten. Schon dieser Vers lässt spüren, dass Hioh viel getroster geworden ist; noch mehr thut «'s dei- folgende: Wer /.v/'.v, (Irr niil mir .sfrrifr/t Imiui ? Denn ilinni iralUr ich srhirrii/cn und slorhcn! v. 19 ' hat w(dil die Stelle Jes 50 8 beeinflusst. v. 19'' ist in LXX ausgefallen, ^^'enn jemand mit Recht Hiohs Unschuld anfechten k(»nnte. dann wäre es nicht der Mühe wert, sieh um Erhaltung des Lehens zu bemühen, z.B. durch die demütige Unterwerfung, die ihm die Freunde anempfelden. Jetzt „kommt er vor Gottes Angesicht".

2()— 2S wird ilie Rechtssache vorgetragen. 2() 21 Zwei Dinge möge

ihm Gott nicht anthun, dann will er mutig zu ihm reden: Gott möge ihn nicht niederdrücken durch das l'bermass von Leiden, das ihn am freien Reden hindert, und durch die Angst, die ihm die richtige Be.sinnung nimmt,

Hi 13 22 74 Hi 13 27

dieselben Bedingungen, die er schon Cap. 9 34 stellte. 22 23 Und

fordere vor, so tvill ich antworten, Oder lasse mich reden und erwiedere mir. Zu «"IJ? vgl. zu Cap. 9 16. y''äT[ seil. '\y^ ist wie Hij; mit dem acc. kon- struiert wie oft. V. 22 war notwendig, weil der Dicliter Gott noch, nicht redend einführen will. Eigentlich hätte ja Hiob in der Rechtsverhandlung zuerst Gottes Anklagen anzuhören. Er behauptet, gar nicht zu wissen, warum er verfolgt wird und möchte gern Gott zum Sprechen, zur Erhebung der An- klage bewegen. Hilft das nicht, so bittet er, zuerst sprechen zu dürfen, worauf dann Gott antworten möge. Gott bleibt stumm, so spricht Hiob v. 23 in der Hoffnung, eine Antwort hervorzulocken: Wie gross ist meine Schuld und mein Vergehen? Und meine' Siinde lass mich tvissen! Dass der Yers Fehler hat, zeigt der erste Blick, ni^^tsni scheint Variante zu dem vorhergehenden Wort zu sein, das wie "h und "«ri^tsn in LXX fehlt. Man kann in v. 23^ lesen ^i'iy •»J^ti^D!! mit Weglassung von '•'? oder j;ii^D!| ]'ij; '''?. 24 25 Warum verbirgt Gott sein Angesicht? ein scheinbarer Widerspruch zu Cap. 14 6 und den zahlreichen Klagen, dass Gott ihn unablässig beobachte; hier will ja Hiob mit Gott reden. V. 24'' in Cap. 33 lo citiert: Gott rechnet Hiob als seinen Feind, als gottfeind- lich, und doch wäre Hiob kein gefährlicher Gegner (7 12), er ist nur ein rer- wehtes Lanb, eine trockene Spreu. Spreu fliegt schon von selbst davon, wie kann man die noch verfolgen! In v. 25'' ist DN"! für nsi zu schreiben, da die nota acc, zumal vor einem undeterminierten Obj., wider alle Erwartung ist, eine disjunktive Frage wie diese aber im Hiob häufig vorkommt. 26 27* ''

Hiob fragt mit Recht so , denn Gott verfügt Bitteres über ihn. byt Sri3 wie unser zudiktieren, Strafmandate gegen jemand ergehen lassen. Um sich das einigermassen zu erklären, nimmt er an, Gott lasse ihn noch nachträglich für die Sünden seiner unverständigen Jugendzeit büssen, die doch ferne tote Ver- gangenheit und ihm so fremd ist, wie ein Erblasser dem Erben. Damit ist Hiob allmählich in jene persönliche und bittere Betrachtungsweise hineingeglitten, in der ihm sein Leiden als grausame und raffinierte Quälerei erscheint, v. 27: Da legst in den Block meine Fasse Und heirachst hIT meine Pfade, citiert von Elihu Cap. 33 11. Wenn die beiden Stichen enge zusammengehören, wie doch wahrscheinlich, so ist HD ein Holzblock (SuXov), den Strafgefangene mitschleppen müssen, um zur Flucht unfähig zu sein. Gott wird als Gefangenenhüter ge- dacht; die Pfade, die er bewacht, sind nicht Hiobs Lebenswandel wie Cap. 7 12; 10 14, sondern die Wege, die er etwa einschlagen könnte, um Gott zu entrinnen: er ist ja staatsgefährlich nach v. 24. D'^ri die verkürzte Form für D"'i2'r\, die in der Poesie häufig im indic. vorkommt, s. Ges.-Kautzsch § 109 h. 27 Cap.

145<= Cap. 13 »8. Der letzte Vierzeiler in Cap. 13 hat nur drei Stichen, die wir durch den am jetzigen Ort überschüssigen Stiches Cap. 14 5*= ergänzen. In V. 27"= ist 'hT\ durch ein Versehen aus v. 27 '' wiederholt. Du ziehst einen Ein- schnitt um meine Wurzel (1. ''^"l^). Wahrscheinlich handelt es sich um eine gärtnerische Operation, die das Überschreiten des Grundstückes durch die Wurzel oder das Aufschiessen unnützer Triebe oder bei solchen Pflanzen, die an der Mauer aufwachsen, eine Bedrohung der Fundamente verhindern soll; es geht dem Hiob umgekehrt wie jener Pflanze, die Cap. 8 16 beschrieben wurde.

Hi 13 28 75 Hi 146

Hieran schliesst sich Cap. 14r.' ganz natürlich an: Du .sHu-.st ihr)' (i/r/tzc /'t'.s/, die .sie nirhl ühersclireilel, vgl. Cap. 3 23; 19 t<. Mit Ktil) ist ipn :ui>/u«.i»r<'clMii und mit LXX r\^ tiir n't'j; /u lesen, vgl. Cap. 14 i3 (aussertleui vgl. zu Cap. 10 i.'). 13 '-'8 So <hiss sie wie ron hliiilnis zerfallt, 11//' ein Kleid, das die Molle zer- l'ressen. Die Kiiisclinittc dir dir Wiii/i-l .m der Aiislufitiiiii,' liiiiilt-rn snlltfii, haben so gcuii kt, wie Fäulnis oder Wiinidrass thun würde (ij^l acc.) die hlus- g(!lt'gt('n Wui/clii /crfalliMi wie ein /crlVessenes Kleid. Die Züclitigung. die Hiul) niederliiiltcii sollte, hat ihm ans Leiten gegrill'en.

Cap. 14 I « Wie traurig das Loos des vergänglichen Menschen, den Gott unter so strenger Aufsicht hält! Die Bilder V(tu der Ptlan/.e werden fortgesetzt. l 2 ÜHK hat hei jüngeren .Schriftstellern, die dahei an Gen 2; 3 denken fvgl. 10 9), schon an sich den NehenhegriH", den LXX durch ihr jtlpoTo; ausdrückt; er ist vom Weihe gelioren, gehiii't nicht zu den ludieren Geistwesen, ist darum kurzlebig (der Dichter geht schwerlich von der Vorstellung des Vidkshuches Cap. 42 16 aus, dass die Menschen zur Zeit Hiohs einige hundert Jahr lebten), ist satt von Unruhe, vgl. 7 i. '?ß^ ist wohl imperf. Qal von ^ho verwelken; LXX hat ^3^., das ursprünglich sein kiunite, vgl. Jes 4<»7. Die FhichtiL'kcit «ics Schattens wuide schon Cap. 8 9 verwendet. 3 4 I iid iiher dm hosl du mif- (jelhau dein Aiifie? lud den hrintfsl du inslierirhl niil dir? l her '"]K s. zu ( 'ap. 4i'j; sonst vgl. zu v. 3' Cap. 7i7 is. Ins Gericht bringen bedeutet hier natürlich: zur strengen Verantwortung ziehen ; das ist kein Widerspruch mit Hiohs Wunsch, mit Gott ins Gericht zu treten: im letzteren Fall handelt es sich um schwere Sünden, deren Vorhandensein Hiob bestreitet, während sie allein seine Pei- nigung rechtfeitigen würden, im ersteren um die allgemeine Schwäche und Fehlerhaftigkeit des Menschen, die Hiob zugiebt, die aber so harte Ahndung nicht verdient. Für ^HK v. 3'* ist das int< der LXX zu schreiben; betont wird ja die Qualität der Menschen überhaupt: einen solchen bringst du u. s. w. v. 4 Gäbe es Heines rom l'nreinen! ein unerfüllbarer Wunsch. Dass Hiob mit jener Offenbarung des Geistes Cap. 4 irtt'. übereinstimmt, ist kein Grund gegen die Echtheit von v. 4"». Aber Hiob zieht einen anderen Schluss aus jener Wahr- heit: weil der Mensch physisch und moralisch so tief steht, hat nicht er die PHicht. sich uidtedingt Gottes Launen zu unterwerfen, sondern sollte Gott sich angetrieben fühlen, schonend mit ihm umzugehen; auf uni-i-inem Boden kann nun doch einmal nichts Keines aufwachsen! v. 4'' ist zu kurz für einen Stiches, der Vers mag ähnlich gelautet haben wie Ps 143'': ohne Verschuldungen ist keiner; ein niNüno konnte hinter SOQG wohl ausfallen. 5 (> II /'//// doch he-

(frew-J sind seine 7'(n/e. Die V.uhl seiner Mondr ln-i dir lieiil : Hlirln' irefi ron ihm, duss er (eiere, liis dass er trie ein Löliner seines Ttujs froh irerde. v. .">'^ haben wir schon bei Ca^). 13 J7 untt-rgcbracht. D'snn, abgeschnitten, sodass nichts mehr hinzukommt, (und oy) gehört zu den Liebliugsausdrücken unseres Dichters, vgl. hier besonders das ^V Cap. 10 13. Hiob sieht seinen Tod vor Augen, er möchte nur noch einen sanfteren Lebensabend haben, möchte feiern wie der Tagelöhner Cap. 7 -2, entlassen aus der beständigen scharfen Aufsicht. Li dem Ij; liegt die Resignation: auch nur soweit, dass er eine Tage- löhnerfreude hat. Diese bescheidene Bitte glaubt er aussi»r<-clien /.u dürfen, weil

Hil4 7 76 Hil4l2

7—12 der Mensch nicht auf ein neues Ijeben nach dem Absterben hoffen darf, darin schlimmer gestellt als selbst ein Baum, der wieder verjüngt werden kann. 7 muss einen Vierzeiler bilden, hat aber nur den Umfang von drei

Stichen; aber das ] vor *11V deutet an, dass vorher etwas ausgefallen ist. Denn für den Baum giehts Hoffnung, Wenn er abgelumen wird [wird er nicht sterben. Sondern leben] und ferner nachtreiben. Und sein Gespross hört niclit auf. Die Aufklärung über diesen und den folgenden Yierzeiler giebt Wetzstein bei Delitzsch: bei Damaskus werden die Nutzbäume, Feige, Granate, Wall- nuss, Rebe u.s.w., wenn alt und faul, mit der Axt abgehauen, treiben dann, bei gehöriger Bewässerung, neue Wurzeln und Triebe und sind somit verjüngt. Der gewaltsame Tod durch die Axt macht den lebensunfähigen Baum wieder jung! ein schönes Bild für die Unsterblichkeit. Aber leider kann sich, sagt Hiob, der Mensch, dessen Tage „abgeschnitten" sind, nicht mit dem Baum vergleichen (und muss darum einen friedlichen Lebensabend als sein höchstes Glück be- trachten). Trotzdem ist bedeutsam, dass ihm dies Bild vor die Seele tritt wird es nicht nachwirken? 8 9 Wenn der Baum nach seiner Fällung nur

Wasser riecht, sprosst er wieder ; n^ö^ und n'''] sind natürlich starke Hyperbeln. y^i ist der Setzling, die junge Pflanze mit noch ganz frischem Leben, der den- noch der abgestorbene Baum nicht nachsteht, wenn er nur zuvor getötet ist! In V. 9'^ spricht Ktib offenbar nnD\ Nun der Gegensatz 10 12. Der Mensch liegt hingestreckt, wenn er stirbt, und wo ist er? Nach LXX wollen mehrere Kritiker v. 10 ]1«J oder ^lirST lesen, aber 1»« ist lebhafter. Der Baum blüht wie zuvor am alten Platz, der Mensch ist verschwunden. Natürlich ist die Frage: wo ist er? nicht eine Frage der Unwissenheit, und darum gegen 1»t? nicht ein- zuwenden, dass der Dichter oder der Leser ja wisse, wohin die Toten kommen, nämlich nach Scheol. Oder musste der Dichter annehmen, dass ein Leser so witzig sein werde, ihm diese AntAvort zu geben? v. 11 ist fast wört- lich aus Jes 19 5 genommen, wird daher mit Recht von Studer, Bickell, Beer gestrichen; D^ und "ini gehen Jes 19 auf den Nil, hier wäre man aber in Verlegenheit, beide zu deuten, und wie kann, wenn auch ein Mal ein Meer oder Strom austrocknen sollte, ein so ungewölndicher Fall ein Bild für den Tod des Menschen sein? Der v. ist ein gedankenloses Randcitat zu v. 19 (s. d.), wohin auch V. 12* gehört, v. 12'^*^: Bis dass der Himmel vergeht, erwacht er nicht Und regt sich nicht aus seinem Schlafe. Für '«r^'pa 1. mit Geiger u. a. ni^ll, inf. c. von n'?3; ferner sind beide Verben in den sing, zu setzen und iniB'ö zu lesen, vgl. LXX C. A., da auch v. 10 den sing. hat. Bis zum Vergehen des Himmels = niemals, vgl. Jer 31 35 f.; Ps 89 so, denn wenn der Dichter, übrigens ganz gegen seine Art, an die Möglichkeit glaubte, dass der Himmel vergehen könnte (wie Jes 51 6, vgl. Ps. 102 27), so hätte er hier nicht davon sprechen dürfen.

Wenn nun Hiob in so starken Ausdrücken verneint, dass der Menscli auf eine Wiederbelebung nach dem Tode zu hoffen habe, so liat ihm doch das Beispiel des Baumes einen Gedanken in die Seele geworfen, der gar zu verlockend ist, als dass er nicht einen Augenblick bei ihm verweilen sollte. Festhalten kann er ihn zwar noch nicht. Aber gerade das ITbertriebene , das in der Gegenüberstellung einer Pflanze und des Menschen liegt und das Hiob noch durch seine Hyperbeln steigerte, giebt zu der Vermutung Anlass,

Hi 1413 77 Hil4l5

dass hinter der starken Verwerfunfr der Wiederbelebung die Neigung verborgen sei, sie doch zu glauben. So folgt

13—15 zuerst der Gedankt;: wenn Gott, von Selinsuclit iiacli seinem Ge- schöpf eifasst, Hiol) in Selieol wieder ])elel»te! |3 14' (t dass du nihil in Svlicol rcrhnrin'sl , Mich icrslrt kicsl . bis dein '/.tun sich imidclc. Mir ein V.icl selxlcsl, um meiner zk i/cdcnhcn, \\ cnn ein Mann sliirfic and nieder anflehte ! Gott, der den l^auni wieder aul'hdjen läs-st, liätte wold die Maelit. aueli Hiul) wieder zu Ix-lchen, wenn ei- nur den Willen liätte! Wenn ei- nui- einen Au},'en- blick sieh hewnsst würde, dass er im Attekt so fjefien Hioli wütet und dass dieser Attekt ungerecht sein kaini, und wenn er in dieser milderen Stimmun«;; selltei- den Hiol) vor seinem eiLTcnen Zorn lieruen wollte, her Tod wäre dann eiiu' liielteserweisun^'. Gott wird liiei', Avie (Inreliueliends in den so persindieh gehaltenen Hiohsreden, stark anthr(»|)omorphis(li anliiet'asst: er ist seines eigenen Zorns niidit Herr, alter der Zorn kann auch einmal \enauilien. Jn V. 13' ))aktiert Hiol) iileichsam mit Gott: er In aneht Ja den Zorn nicht iierade/u für unberechtigt zu erkläi'en, kann ihn bis zu einei" bestimmten Zeit gewähren lassen, bis wohin Hiob wie ein in l'ngnade gefallener Diener aus seinem An- gesicht verbanid ist, wenn er nur dann wieder mit Gunst seiner gedenken will. Die schwere Bedingung abei", unter der allein ilieser Wunsch nn")glich ist, spricht V. 14* aus. Nur giebt dieser Stiches im MT keinen verniinftig«'n Sinn: wenn ein Mensch stirbt, lebt er dann? Die Wahrheit, die diese Krage ausspricht, ist freilich unbestreitbar, aber warum wird sie ausgesprocIn'U? Eiiu-n so trivi- alen Satz könnte man nicht einmal einem Interpolatcn* zutrauen. Die LXX las n^n^.l, das ist der richtige Text, ol)gleich ihn die LXX, die das \ als Ein- leitung des Nachsatzes aidfasst, missversteht. DK ist Wunschpartikel (G».- Kautzsch § 151,2): wenn der Mensch so wie jener Baum v. 7 f. sterben dürfte, um zu leben! Das drückt genau denselben Sinn aus wie v. 13, denn auch das Verbergen in Scheol ist nur durch TiUung Hiobs mitglich. An diesen Wunsch schliesst sich vortretllich an 14'' •" 15: Alle Taije meines Fndindiensles irolir ich harren. 11 is dass meine Ahlösnmi käme! Dil irärdesl rii/'en n. s.w. i<ZlS wird auch hier wie ('aj). 7 i das Leben auf Erden sein, die Abl»)sung ge- schieht durch den Tod, der (h-m Hiob, wenn der Wunsch v. 13 14 ' in Eri'idlung ginge, so angenehm erscheinen würde, wie dem Fröhner der Feierabend. So- bald die ^röglichkeit eines Lebens nach dem Tode vorhanden ist, verliert der Tod seine Schiccken, ja selbst der gegenwärtige Frohndienst, sein»' liiiden, wäre dann duich die Hotlnung verklärt und ei-träglich. In v. 1.") malt er sich aus, wie nach abgelaufener Frist (lott ihn aus seiner \'erbannung auf- rufen und er antworten würde: hier bin ich; Gottes Liebe wäre endlich zu- rückgekehrt.

Schon Cap. 7 21 hatte Hiob eine älmliclie liclile llolViiung. (iott wi-rdc noch ein- mal nach ihm suchen, hier verweilt er schon länger, gleichsam mit mehr Mut, dabei. Man sieht hier gleichsam die HoÖ'nung auf die Überwindung des Todesbannes entstehrn und wachsen; und wenn auch die Steigerung von Cap. 7 zu Cap. 14 uml wieder zu Cap. Ifi und 19 nach einem kunstvollen Plane aussieht, so meint man doch zu sjtüren, dass der Dichter hier wo möglich noch mehr als anderswo durch Hiob rede und selbst genau so wie er vom Zweifel zum Glauben hin und her schwanke und sich zum letzteren gerade dadurch

Hil4l6 78 Hil4 20

ermutige, dass er das Gegenteil mit seinem Schrecken sich und uns immer wieder vor Augen hält. Dieser Eindruck verstärkt sich mir, wenn

16—22 wiederum die Trostlosigkeit dessen, was jetzt vor Hiobs Augen steht lind was nach gemeiner Voraussicht ihm künftig l)evorsteht, in der er- greifendsten Weise ausgeführt wird. 16 17 Denn jet%t, gerade jetzt, wo Hiob sich jenen AVünschen und Träumen v. 13-15 hingieht, steht es so böse um sein Verhältnis zu Gott. Gott bewacht ihn so scharf, ist ein so strenger Richter, vgl. Cap. 10 13 ff.; 13 27. Für ^bli^j^, das gerade das Gegenteil von dem sagt, was lieabsichtigt ist, 1. nach LXX mit Ew. u. a. 'y2VT\, f/eh-st nicht rnrnber an niPtncr Sünde, ignorierst sie nicht, vgl. Cap. 7 21. In v. 17 liegt dem DJin und Vsia wohl ein und dasselbe Bild zu Grunde: Hiobs Sünden sind von Gott auf- geschrieben (vgl. Jer 17 1), die Dokumente in ein Bündel gethan oder in ein Säckchen, dieses zugel^unden und der Bindfaden mit Wachs verklebt und ver- siegelt (s. Jes 8 16). Eigentlich sollte man eher das Bild erwarten, Gott nehme die früher gesammelten Schuldl)eweise aus dem Beutel heraus, um auf Grund dieser die entspi'echenden Strafen jetzt zu vollziehen. Denn dass Letzteres jetzt geschieht, ist doch die Voraussetzung der folgenden drei Vierzeiler. 18 lO^*'' J/>fv selbsl ein Berg mnss zerfallen. Und ein Fels rückt fort von seiner Stelle, Steine zerreibt das Wasser, Fortschwemmen seine Güsse den Staat/ der Frde. In v. 18'^ sagt derM.T.: ein fallender Berg zerfällt, aber das Letztere thun auch nicht fallende Berge; ausserdem ist schwer vorstellig zu machen, wie ein Berg eigentlich „fällt", es müsste denn dies Wort einen Berg- sturz l)ezeichnen sollen, wobei doch nicht der Berg fällt; eine Stelle Avie Hos 10 8 kann man nicht herbeiziehen. Es wird daher bT ^Ui zu lesen sein: selbst ein Berg (das „sel])st" liegt in der Voranstelhmg von in und "lliJ) zerfällt, vgL Ex 18 18. Andere wollen umgekehrt b'Si\ ^löi, aber wie soll man das übersetzen? wird sicher fallen? das thut doch nicht jeder Berg; kann fallen? das reimt sich kaum mit dem inf. abs. Ein Fels rückt \on seiner Stelle durch die sprengende Kraft des Eises oder durch die Schneeschmelze oder einen Wolkenbruch. In V. 19'' ist der plur. masc. mit dem sing. fem. des Verbs konstruiert, s. dazu Ges.-Kautzsch -c § 145k. Fraglich ist nun, was der Dichter mit der Ver- witterung der Berge und den Wirkungen der Wolkenbrüche meint. Nach Delitzsch u. a. soll darin liegen: in der Natur, in der die gewaltigsten Ver- änderungen vor sich gehen, ist alles möglich, aber dass der Mensch vom Tode zum Leihen ersteht, ist nicht möglich. Da wäre doch dem Dichter der tollste Missgriff passiert, er hätte gesagt: in der Natur wird alles zerstört, aber der Mensch wird nicht wieder belebt. Die Bilder der Zerstörung können nur eine Zerstörung veranschaulichen sollen, und das ] des folgenden Vierzeilers hat die Kraft eines: und so. Dieser Vierzeiler besteht aus 19' 12' 20. Wie es schenit, hat einst v. 11 12-^ am Rande gestanden, v. 11 als Citat zu v. 19^'', V. 12'^ als vom Abschreiber vergessen, beide sind dann zwischen v. 10 und 12 geraten. So vernichtest da die Hoffnung des Menschen, Und der Mann legt sich hin, tim nicht %u erstehen; Du iiherwültigst ihn für immer und er geht, Ent- stellend sein Anllit%, so schickst du ihn fort. Wie Wetter und Wasser Berge zerbröckeln und Steine zerreiben, so vernichten Gottes Strafen v. 16, Gottes

Hi 14 20 79 Hi 14 22

Zum V. Ki des Mciisclicn HotVimii;,', von der doch dif Freunde so viel redeten, aiuli tlie HofViiuuf?, die soel)«'ii an der Betraehtunf? des «lureh d«'ii Tod ver- jiiii;^'t('M Baiinifs in Hi(d> ant^loinm, und diT Ttid olnie Wicdcranlstchn inuss da als das sitlu if Kndc erscheinen; mit von (h r schrecklichen Krankheit und v()ni Totleskanipf verzerrten Gesicht wiid er von Gott grausam fortnescliickt f)j?ri ist aiaiiiäisch. Das n^i*? ist von der \'nl^'. hinter ^^n!5 (poetisch für T\h\)) t^esi't/t, aller mit rnrecht. wie der parallele Stichos zeij^t; auch liej^t der Nach- druck auf dem (Jedanken, duss (lottes jetzijjer Antritt' auf Hioh eine Unter- drinkun^' fiii- immer, t-ine Austiljiuii'^ aller Hot^nun;,' liedcntet, uinl das ein- fache: und so nniss er flehen, ein Gej^ensatz zu dem: du würdest rufen v. 15, wirkt viel er^reifendi-r ohne den Zusatz. Auch das mild» vh^. eutseiulen. wirkt viel stärker, als es ein fortstossen thun wiinle: Gottes Liehe scheint ;,Mnz er- loschen. Tnd trauernd sihliesst Hiol» 21 22: (Irrhrt .sind srinr Si'ilnif. rr arhtrl r,s- nirhl, Oilrr iH'ihui sind s/r, er nii'/kl nirlil auf sie .\iir sein Leih hei ihm /'iililt Sc/t/t/rrz-, .\tir srinc Serie hei ihm fühlt Tnnter. Dass Hiobs Kinder nicht mehr lehen, ilaran scheint der Dichter in diesem wumlervollen Sihluss^esan^e des ersten Teils der Reden nicht zu denken, wie er auch Cap. 19 17 nicht daran denkt. In Scheol kümmert sich der Tote nicht mehr um seine Nachkommen, wie auch sie ihn verfressen Gap. 7 loK

Das Volk hat wohl iiu-ist aiidt-rs (larübt-r gi-tlaelit, v<:l. Jit 31 15, abt-r es liojfl «K-ni DichttT liirr wie in Cap. 'i daran, th'u Toil dem vülligeu riitngaiij,' inö(jfli(hst gh-ich zu sti'llfn. Nur Wficlit t-r liit-r von Cap. 3 darin ah, dass er iiieht jrdrs P'niptindcn aiisscidicsst, fhcn weil er hii-r dt-n To<l als etwas Schliinnu's bosohn'ihcn will. So hat sich seit Cap. 3 8»'in».' Stimmung voräniU-rt , untl dir- rrsache kann nur darin liogt-n, dass er iiizwischtMi i'inc Hoflnung, ilie Ilollnung auf die Wondung di's göttlichen Zonis, gekostet hat.

Der Tote hat noch Schmer/ in der l'nterwelt! Der Bei^rit^' ..seihst" ((lefjensatz zu Vi2), <iew<»hnlich durch DDi allein ausj^edrückt, wird hier in ntyz und iC'Di zerlef^t. r'jj; jiehrirt nicht als Ohj. zum Verb, weil es sonst neben TJK stehen und weil ausserdem alsdann der sonderbare (ie(lanke herauskunnnen würde: sein Leib hat Schmerz über ihn, den Toten; es muss ähidich wie Ps 42 6 bedeuten: bei ihm, dort wo er ist (Gej^ensatz zu d«'r Oberwelt, wo seine Sidme siml); er ist mit seinem Kmj)tiiiden und seinen Interessen auf sich selbst beschränkt, fjanz hinf^enouinu'n von leiblichem und f^eislij^em Schmerz. Kr lebt etwa in dem Zustand eines sich seiner nur in seinem Schmerz- und Infilücks- Hefühl bewussten Kranken.

Und das soll ilas Ende sein? Ja, os ist das Ende, ist das Loos, das Gott ihm jetzt vor Aug«'n stellt. Winl Hiob dabei stehen bleiben? Winl er nicht vielmehr gerade deshalb, weil er dieses Loos hier so schmerzlich und mit so starken Farlu-n ausgemalt hat, wieder zu dem entgegengesetzten Gedanken (v. 13 15) greifen müssen? Winl er nicht die Hoflnung wieder aufgreifen, dass Gott, wenn er ihn auch nicht versteht, doch sein Freund ist? Das ist «lie Fnige, mit der wir an das zweiti» (Jespräch herantreten. Denn weil Hiob mit sich und seinem Verhältnis zu Gott noch nicht fertig gewonlen ist, kann der Dichter hier noch nicht abbrechen, der Freunde und ihrer Theologi'- w. fr.n könnte er es vielleicht.

Hi 152 80 Hil5 5

Cap. 15—21. Zweites Streitgespräch. Cap. 15. Zweite Rede des Eliphas.

Was kann EHplias Neues bringen? Er hat in seiner ersten Rede alles erschöpft, was von seinem Standpunkt aus zu sagen war, so lauge er annehmen wollte, dass Hiob im Wesentlichen ein frommer Mensch sei und nur wegen der allgemeinen menschlichen Unreinheit göttlicher Züchtigung und wegen seiner Ungeduld freundschaftlicher Mahnung zur Weisheit der CJuterwerfung bedürfe. Aber nun hat Hiob jene Theorie von der päda- gogischen Züchtigung und diese Mahnung zur Weisheit durchaus abgelehnt. Daraus kann ein Eliphas nur schliessen, dass Hiob ein Verächter der „Religion" und ein ruchloser Mensch sei, und es bleibt ihm nur übrig, dem Verstockten das Schicksal der Gottlosen vorzuhalten, ob vielleicht der Schrecken wirke. Eine AVirkung hat das auch, wie sich nachher in Hiobs Reden zeigt, aber eine ganz unerwartete: Hiob flüchtet sich nun von seinen Freunden und ihren Lehren hinweg erst recht zu Gott, den er als den einzigen Freund erkennen und ergreifen lernt. So sind die Reden der Freunde nicht blos zur Aus- füllung des Schemas da, sondern dienen der inneren Entwicklung dieses seelischen Dramas, indem sie zur En'ingung der wahren Gottesauffassung den j)sychologischen Anstoss und den Stachel des Gegensatzes liefern.

2—19 Eine lange Polemik gegen Hiobs Scheinweisheit und Selbstüber- hebung. 2 3 Wf/d ein Weiser antworten mit winiliyem Wissen Und mit Ostwind füllen seinen Bauch? Rechtend mit Rede, die nichts schafft. Und mit Worten, mit denen er nicht nätxt? T\yn HiJ^ kannheissen: auf ein Wissen, und: mit einem Wissen antworten; im ersteren Fall ist Eliphas der Weise und Subj. auch der folgenden Verben: soll ich mit Ostwind meinen Leib füllen, d.li. zornig reden, im anderen Eall ist Hiob der Weise und wird getadelt, dass er windig und stürmisch redet. Wegen Cap. 8 2 ist wohl die letztere Auffassung vor- zuziehen. Die Voranstellung von DDH, ohnehin für Eliphas charakteristisch, besagt: ein Weiser will (und sollte) Hiob doch sein, ist es aber nicht, weil er sonst nicht so nichtig und stürmisch reden würde, als wäre sein Leib ein Wind- schlauch. Letzteres Bild gebraucht Elilm Cajo. 32i8f. im guten Sinne; der Verf. von Cap. 32 ff. scheint also unter dem DDn Eliphas verstanden zu haben, kann aber nicht als Autorität für uns gelten. riDin inf. abs. Hiph. expliciert das vorhergehende verb. ün., contendendo (s. GES.-KAUTzscH-ß § 113 2), daher noch in die Frage hineinzuziehen. Eliphas spielt auf Cap. 13 3 6 an, hält also Hiobs Verlangen nach einer Gerichtsverhandlung mit Gott für unnütz; in letzterem Ausdruck liegt zugleich ein sittlicher Tadel. 4 5 Und tum du, du verletzest die Reih) Ion Und brichst die Stille vor (Intt! Nicht genug, dass du im Gegensatz zu einem wahren Weisen unnütz und lärmend redest, du setzest auch die Scheu, die ein Mensch vor Gott haben soll, aus den Augen. T\T\)^ ^^, das erstaunte, vorwurfsvolle „und": wie ist's möglich, dass du, von dem ich Besseres erwartete, nicht blos unweise, sondern unfromm reden konntest. Über nST s. zu Cap. 4 6. nri''^ ist die andachtsvolle Stille, die man in der Nähe Gottes beobachten soll und die der Priester der Kultgesellschaft mit einem DH! zu gebieten pflegte (Sach 2 i7; Hab 2 20); sie „wegzureissen", durch lautes und unziemliches Reden zu zerstören, ist ein schwerer Frevel.

Der Vers giebt uns in ausgezeichneter Weise zu verstehen^ wie Eliphas, der sich scheu vor dem Allgewaltigen ducken zu müssen meint, die kühne Sprache Hiobs, seine

Hi 15 5 81 Hi 15 12

Invektiven g<'gen Gott, voll Schrecken und Eiitiüstung angehört hat, und der Dichter wirft damit oin helles Licht auf die Geistesart der Froramen seiner Zeit, Es sind ernst- liafte, ängstli(;he Menschen mit strengen Begriflcn von religiöser Anstandsjjflicht, wie sie in engeren Kreisen und in gedrückten Verhältnissen gern entstehen, besonders dann, wenn Gottes absolutes Walten sich den Gemütern in Zeiten schwerer Not eingeprägt hat.

Für Hiobs Frevelmut ji;iebt es nur eine Erklärung v. 5: Denn deine Schuld II nt erweist deinen Mund, l'nd du irälilsl die Spnulie der Lisi igen. Hiul) will sich rein reden, weil er nicht rein ist, durum spricht er so dreist und in der Art der „Listij^en", die, schon Cap. 5 22 ff. erwähnt, dem Eliphas als die „Weisen dieser Welt" gelten, Gott unverschämt gegenübertreten und gerade dadurch ihre Süiuligkeit beweisen, dass sie von Sünde nichts wissen wollen. Es scheint, als ob der Dichter den term, tech. „Listige" nicht selbst geschaffen habe, da er ihn mehrere Mal ganz unvermittelt anljringt. Gab es eine Rich- tung, vielleicht eine Schritt, die in der Weise des Eliphas nosn und no"ij;, gött- liche Weisheit und Schlangenlist (Gen. 3i), nST und sceptische Kritik ein- ander gegenüberstellte? Die Fortsetzung scheint dafür zu sprechen. Diese liefert nicht v. G, der den Zusammenhang unterbricht und vor v. 13 gehört, sondern 7 S: \\ urdesl du als ersler der Menschen (feboren l'nd bist du ror den Eu(feln (Ulf die Welt netiniclit? Horst du im Hut Elixihs zu l iid ru//'.st Weis- heit un dich':' Hiob hat zu diesem Angriff kauui einen direkten Anlass gegeben, andererseits kann man v. 7 f. nicht ausscheiden, ohne auch v. 9 f. zu unter- minieren. Dagegen erklären sich die Verse leicht, wenn sie die Polemik wieder- geben, mit der zur Zeit des Dichters die Theologen der strengen Richtung gegen freiere weltliche Spekulatiunen zu Felde ziehen mochten. Hiob, der die Sprache dieser Sektierer „wählt" ("1113 wie bei Tritojes. z. B. Jes 56 4 im Sinne von atpstaflai), geberdet sich, als sei er so alt wie die Schöpfung und kenne den ganzen Verlauf der Welt (vgl. zu Cap. 11 8 ff'.). Dass er vor den Hügeln „gekreist" (Polal von ^^n) sei, ist ein auffälliger Ausdruck, ich ver- mute, dass der Dichter D^Hii. die Hohen, nämlich die Engel, schrieb, vgl. Koh 5 7 , und dass man nach Prv 8 2:) niyilS einsetzte , weil man den Anstoss ver- meiden wollte, dass die Engel für „geki'eist" gehalten werden könnten. Auf dem Vergleich mit den Engeln beruht die weitere Frage, ob Hiob zum himm- lischen Hat gehöre. Vielleiclit kannte der Dichter schon Schriften, die Avie das Buch Henoch auf die Urzeit zurückgehen und deren Inhalt aus einem Umgang mit den höheren Wesen (s. SachS?) hervorgegangen sein sollte (auch Cap. 38 ff. mag durch solche Behauptungen beeinflusst sein); nach Prv 8 stammt ja auch die Lehrmeisterin der Menschen, die Weisheit, aus der Zeit der Schöpfung. ]1ty^i<1 weist eine doppelte Orthographie auf, die phonetische mit \ die etymologische mit S. Für niD2n ist die bessere Schreibart "2.T\ (s. Ges.- Kautzsch'-''' § lüOl). Auch in 9 10 ist das Wissen auffällig betont. Eliphas ist älter als Hiobs Vater, vor einem solchen Alter und der entsprechenden Weisheit sollte Hiob doch mehr Res])ekt haben, als er Cap. 12 12 bewies. Be- sonders gekränkt ist Eliphas H 12 ^durcli Hiobs Geringschätzung der „Trös- tungen Gottes", die auf Offenbarung beruhten Cap. 4 12 ff. und aus der wahren Einsicht in Gottes Wesen Cap. 5 8 ff. isff. abgeleitet waren und Ol?'?, auf milde, gelinde Weise, auf Hiob einredeten. Daran ist jene Leidenschaftlichkeit

Kurzer HC tum AT XVI 6

Hi 15 12 82 Hi 15 19

schuld, die nach Ca]). 5 2 denThoren charakterisiert und die denHioh fortrafCt V. 12'^, ihn entrückt M'ie emen Schwärmer und seinen Blick unruhig macht (DH, ocTT. Xe^., transponiert aus TDI, hlüizeln, hier vor Leidenschaft). Mit Unrecht hängt man gewöhnlich an v. 12 den folgenden: was rollen deine Augen, dass du dich gegen Gott kehrst. Vielmehr schliesst sich an v. 11 f. an der Vier- zeiler 6 13: Es verdammt dich dein Mimd und nicht ich, Und deine Lippen zeugen tcider dich, Denn du kehrst wider Gott deinen Zorn Und bringst aus deinem Her%en Aufruhr hervor. Wahrscheinlich ist v. 6 an die gegenwärtige Stelle geraten (nachdem er vergessen und am Rande nachgetragen war), weil V. 5=^ scheinbar ähnhch ist. Der wahre Zusammenhang ist: meine milden Worte konnten dich nicht so reizen, ich habe dich nur zu trösten und zu ermahnen gesucht V. 11 12; bist du dennoch so stürmisch, so klagst du dich selber an V. 6, und eine Selbstverurteilimg liegt wirklich im Inhalt und Charakter deiner Reden v. 13. Der Unmut des Thoren Cap. 5 2 spricht aus Hiobs Worten und zeugt wider ihn (3 ilij;; zu dem masc. li^;; v. 6'' s. Ges.-K1ä.utzsch26 § 145 u). Das letzte Wort f^D: du bringst Worte hervor, ist völlig nichtssagend; daHiob seine Antwort auf die spätere Rede desEliphas mit den Worten beginnt: auch heute ist meine Klage Aufruhr Cap. 23 2 und dies ganz wie eine Anspielung klingt, so nehme ich an, dass dies •'lO oder in pausa "»lO hier zu suchen ist; jedenfalls passt es vortrefflich zu v. 13% wo natürlich '?J? für ^S zu lesen ist. Indem nun noch Eliphas auf Hiobs Behauptung, dass er unschuldig sei, ein- geht, wiederholt er nur längst Gesagtes 14 15. Der Sterbliche, der Weibes- geborne, über dessen trauriges Loos sich Hiob beschwerte Cap. 14 i, kann ja gar nicht rein sein vor Gott, in dessen Augen nicht einmal seine „Heiligen" (vgl. Cap. 5 i), die Himmelsbewohner, wie doch wohl D";D1^ hier zu verstehen ist, rein sind. Das war ja der Inhalt der Offenbarung des Geistes Cap. 4 und sollte darum doch auf Hiob Eindruck gemacht haben. In v. 14'^ ist der Abwechslung halber vom strikten Parallelismus („und der AVeibesgeborne, dass er" u. s.w.) abgewichen. 16 17 Nun gar der Abscheuliche, Verderbte, Der Mann, der

Ruchlosigkeit trinkt icie Wasser. Die Überleitung mit *]« wie Cap. 4 19; aber was darauf folgt, zeigt die inzwischen eingetretene Veränderung in der Stimmung des Eliphas. Hiob ist verabscheuenswürdig (das part.Niph. im gerundivischen Sinne, s. Ges.-Kaützsch2o § 116 e), verdorben (eigentlich versauert, von ver- dorbener Milch, vgl. Ps. 143), ruchlos. n^"lj; ist nach Cap. 5 I6 auf die ruch- losen Reden zu beziehen, die Hiob geführt hat; eben darum heisst er wohl auch verabscheuenswürdig. Mit dieser Deutung von n^lj? verträgt sich allein der Ausdruck: wie AVasser trinken, nämlich in vollen Zügen, vgL Ps 73 10 (ein starkes Getränk trinkt man vorsichtig), was übertrieben wäre, wenn es die sitt- liche Verderl)theit Hiobs kennzeichnen sollte. Angeregt durch diese kräftige Verurteilung der abscheulichen Haltung Hiobs, will Eliphas ihm auseinander setzen, was ein Gottloser von Gott zu erwarten hat v. 17: Ich will dich be- richten, höre mir zu, Und das ich geschaut, das will ich erzählen. Er will ihm Beispiele aus seiner eigenen Erfahrung erzählen (zu ni als relat. s. Ges.- Kautzsch26 § 138 h) und ferner 18 19, was die alten A¥eisen zu melden wissen, vgl Cap. 8 8 1). Für DnDKD 1. mit LXX: nnUK.

Hi 15 19 83 Hi 15 22

Sclir interessant ist v. 19: zur Zeit der Väter der Weisen war noch kein Fremder im Lande, daher hattt-n sie die reine Lehre, die also seitdem durch fremde Ideen alteriert worden ist. JainnaiTichade, dass Eliplias die Fremden nicht näher bezeichnet. Sie müssen durch ilir Beispiel oder ihre Behauptungen die Lehre ei-schüttert haben, dass die Gott- losigkeit, wie Kliphas sie versteht, unbedingt den Untergang nach sich ziehe; sie haben die alte Einfalt der sittlichen Anschauungen zerstört und zur „Ruchlosigkeit"* geneigte Gemüter zur Skepsis verführt. Die schädliche Einwirkung der Fremden betonen schon Hüsca und Jesaia, doch nicht in der hier gemeinten Art; Zepiianja, Jeremia und Hesekiel hingegen reden schon von allerlei Skepsis; unser Vers deutet aber auf die nuchexilische Zeit liin, wo den Juden (an Kdom denkt der Dichter schwerlich) das Land nicht mehr allein gehörte, aber woiil auf die erste Zeit nach dem Exil, da die Väter, von denen die Gewährs- männer des givisen Eliphas ihre Lehre empfangen liaben, das Land noch allein besassen. Vielleiclit haben wir unter den Fremden solche Leute zu verstehen, wie die Gegner Esras, Nehemias, Tritojesaias, die mit den vomehmen Juden im Einvernehmen waren und vor denen die Frommen verschwanden (Jes 57 1 2); Eliphas gehört zu den letzteren. Da Hiob, d. h. der Dichtt-r, drei bis vier Generationen von jenen Vätern entfernt ist (die Väter, deren Siiline, die Weisen, deren Jünger Elii)has, der wieder älter ist als Hiobs Vater), so kämt' für den Dichter spätestt-ns die Zeit um die Mitte des ö. .Jahrb. heraus. Dass die nachi'xilischen .luden die „Tage der Vorzeit", die vorexilische Zeit, als die klassische Zeit ansahen, ist bekannt. Übrigens ist es sonderbar genug, dass sowohl hier wie Cap. 8 8 der M.T. bei nl3« einen Fehler hat: haben die Urheber des Ktib bei den D'ppn an die „Ge- lehrten" ihrer Schulen und bei den „Vätem" an deren Vorgänger gedacht?

20-35 Das Schicksal des Gottlosen. 20 21 Alle Tajje des Gottlosen. (1. li. .SV; hiiijic (li'r Violllnsc lebt , ist er in (Juni, Die Zahl der Jahre, die nuf- fiesfuirl sind dem Wi'ilerirli: St/tree/ienss/in/men sind in seinen Ohren, Im Frieden knnunl der Venriister i7her ihn. Schon vor seinem Tode leht er in Vonihnunii koninicndeii l'idieils. das dann mitten im Wohlergehen, unverhofft, über ihn hereinbricht; die Ahnunji? steigert sich zum Hören von Schreckens- stimmen (ins, nicht "jlp, steht im plur., weil nl'?1p Donnerschläge bedeutet): ein Zug aus der volkstündichen Mantie. In v. 20 könnte "ISDO zugesetzt sein. Im Folgenden ist der Text in arger Unordnung. Siegfkieü stösst v. 25—28. 30» aus, BicKELL V. 23 (bis 1T3) 24'' 27— 30\ Mir scheint, dass v. 25-28'« ein am Hände verzeichnetes fremdes Gedicht ist. zu dem noch v. 24' (als Glosse zu V. 2f)) geluut. dass ferner v. 30" Variante zu v. 22* und v. 31 ein Citat zu V. 35 ist, dass endlich v. 29'' den Rest zweier verstümmelten Stichen vorstellt. Der erste Vierzeiler ist demnach 22 23 (bis 1T3): Mehl trird er enl rinnen der Finsternis, l'nd anfffespart ist er für' s Sehwert , Er ist fteslinnni zinn Frnss des (ieiers. Kr ireiss, dass das Verderben ihm zur Seite ist. v. 22 ' lautet jetzt ganz sonderbar: er glaubt (LXX: glaube) nicht zurückzukehren (2^Vf ohne *?) aus der Finsternis; soll das heissen. dass er nicht an die Unsterblichkeit glaubt? oder «lass er aus dem Unglück (das ihm aber erst bevorsteht) nicht zum (Jlück zurückzukehren glaubt? „Sich abwenden von" kann 2^Vf in diesem Zusammen- hang nicht heissen. Es ist nach der ^'ariante v. 30^. die jetzt nur durch die vielen Fiinsätze so weit al)gerückt ist. 'WD für 2\ü zu schreiben. ]'ps' «b könnte zur Not bleiben; aber da es doch trotz Cap. 9 16 ein sonderbarer Ausdnick, da die Konstruktion (inf. ohne b) mangelhaft, der Stichos überfüllt und der pa- rallele Stichos ohne ein entsprechendes Verb ist, so nehmen wir lieber gleich die ganze Variante v. 30" herüber imd schreiben "WD) i6 (zu ]0 I^D. entgehen.

Hi 15 22 84 Hi 15 28

Vgl. Prv 13 14); möglich, class ]"'»«'' ursprünglich eine Variante zu ^iü) war, etwa yiJ3\ In V. 22'^ ist wohl mit Ew. u. a. ]1ß;S zu lesen, vgl. LXX. Auch in v. 23 hat LXX den besseren Text. Der hebr. Satz: er schweift umher nach Brod: wo ist es? ist an sich seltsam und bringt ein fremdes Bild in den Zusammen- hang, der nicht von gegenwärtiger Not, sondern von dem künftigen Verderben imd der Furcht davor spricht. Die LXX hat n*« DH^'p; TV^ ist irgend ein Aas- vogel; für ni kann man mit Seegfeied ]rii vgl. LXX schreiben, vielleicht auch ly'l von 1)1). Dass der Text der LXX dem Zusammenhang, der doch eben vorher vom Schwert spricht, widerstrebe, ist eine eigensinnige Behauptung. Der letzte Stichos kann schon aus metrischen Gründen nur bis IT'D gehen; hier ist ]1Di LXX: TiTÄfxa nach Cap. 31 3 in "IDi zu verwandeln: feindliches, unheim- liches Geschick ist ihm zur Seite (vgl I Kön 10 29; I Sam 21 u), begleitet ihn und flösst ihm die l^ösen Ahnungen v. 21'' ein; m(>glich wäre auch IT'S ]1Di (Beer). Der folgende Vierzeiler, durch die fremden Einsätze auseinander ge- sprengt, besteht aus 23 <= 24^ (bis inspnn) als erstem Distichon und aus V. 28« 29'' als zweitem. Der lag der Finsternis schreckt ihn, Not nnd Angst überwältigt ihn. Mit Recht zieht LXX r[m Dl^ v. 23 zu v. 24; in Folge dessen ist inny^"; zu sprechen, was ohnehin zu den Konsonanten besser passt. nj5!|^ö!| 1^ erhalten nun das ihnen folgende Verb ^insjpnn, das mit seinem fem. ja doch der Verbindung mit dem Vergleich: „wie ein König" widerstrebt. Die beiden Stichen sprechen also von der überwältigenden Angst, mit der das künftige Geschick den Gottlosen beständig erfüllt, gerade so wie das vorige Tetrastich. Der Schluss von v. 24: wie ein König, bereit %uin Nahkampf giebt kein gutes Bild für die HJ^ISD, dagegen eine ausgezeichnete Veranschaulichung des Inhalts von v. 26 und muss neben diesem gestanden haben. IIT'S erklärt Fleischer (bei Delitzsch) nach dem arab. kadara, intrans., umgeschüttelt werden, trü])e, dick sein, als das dichte Gewühl von Kriegern im Handgemenge, Schlachtgedränge; wahrscheinlich steht das Wort auch Jes 29 3, wo l'ni punk- tiert ist. Dass nun die zwei Vierzeiler 25—28"' von fremder Hand stammen, geht daraus hervor, dass sie nicht das Loos, sondern die Art und Handlungs- weise des Gottlosen beschreiben, wie es scheint, mit besonderer Bezugnahme auf ganz bestimmte Personen und Vorfälle, die sich für luis allerdings nicht mehr genau feststellen lassen, v. 25 f. sprechen offenbar nicht von einem blossen Privatmann, sondern von einem Volkshaupt, der wie ein Jason und seine Nach- folger, ein Aristobul, ein Alexander Jannäus Gegner der gesetzeifrigen Juden war. Er streckt seine Hand gegen ("?« für ^j;) Gott aus, brüstet sich wider ihn V. 25, rennt Avider ihn mit (steifem) Hals, mit dem Dickicht seiner Schi/d- /mckeln v. 26. Den letzten Satz erklärt die Glosse v. 24: wie ein König u.s.w. Der zweite Vierzeiler v. 27 28 ^^ '' schildert diesen Feind Gottes als einen Menschen, der sich in seinem Glück mästet und sich um g<)ttliche Strafgerichte nicht kümmert. Denn er hat bedeckt sein Gesicht mit seinem Fett Und bildete Fett klumpen anf der Lende, vgl. Ps 73 4 ff. no^B aus nn"'«^ Olshausen 328; n'^j; wie Cap. 14 9. Wie dergleiclien Eliphas zu einem Hiob hätte sagen k()nnen, will (^inem nicht einleuchten. Nun gar v. 28'' '": Kr trohnt in vertilgten Städten, In lUmsern, wo man nicht wohnen darf, in Städten, die von einem göttliclien

Hi 15 28 85 Hi 15 33

Straff^ericht j^etroficn und vi-rHuclit sind, die w ahir wieder jiuff?e1)aut hat. Der Autor muss Ix-stimnitc Pxisjiifk' vor Au^'cii haln-ii. Xadi Dtn 13 17 sollen solche Städte v\\i><; Ruinen hleihen, die wegen Güt/endieiistes zerstin-t wurden, vgl. ausserdem Jos 6 26 mit I Kim 16 34. Häuser, die nicht bewohnt werden sollten (lob ^2d^ ersetzt etwa ein gerundivisches Xipli.), sin<l z. B. solche, die an einem unreinen Ort, etwa üi)er Gräbern, eirichtet wunlen. In der griechischen und späteren Zeit setzten sieb manche über solche Bedenken hinweg, z. B. Herodes Antipas bei der Erbauung von Tiberias; auf «lergleichen scheint der Autor zu zielen, der mit dem geistesfreien Dichter unseres Buches gewiss nicht identisch ist. 2S' 29' bilden das zweite Distichon jenes Vierzeilers,

dessen erstes Stichenpaar wir v. 24 hatten, v. 28'" hat der M. T. noch zu V. 25-28 gezogen, in dem unsinnigen Wortlaut: die sie sich bereiteten zu Trümmern. LXX verbindet die beiden ersten Wörter von v. 29 mit v. 28"^ und übersetzt: was sie bereitet haben, tragen andere davon. Setzen wir für den jdur. in dem Relativsatz wegen des Kontextes den sing. (mitC. A.), so lautet der ursj)rüngliche Text: ^«tr"; onns iny.nn llj'«, ein Satz, der durch Cap. 5 5 hinlänglich empfohlen wird. Das Distichon lautet also: 11 >/.v i-r sic/i cnrorhcii hui, andciw ir erden es darnnlrayeH , lud nicht bleibt sein Vernii'inen. Das folgende Tetrasticli 20'' .*{()'" ist im ersten Teil stark verstümmelt. obiO ist ein ganz unbekanntes Wort; die LXX rät dafür b^. ub'i oder 0''?'?^. P<>cli. D'Vc. Vulg. d'?S«. Neuere d'?3ö, n":Dp. D*?"?». d"??», d"?»» (von sVO). D''?2i:^. DJjPP, D'^^n, und nü^ wird bald als (^al bald als Hipli. gelesen. Aber Konjekturen helfen nichts, da Mehreres ausgefallen sein muss. Wegen der Fortsetzung ist anzu- nehmen, dass der Gottlose mit einer Pflanze verglichen werden soll, die zu Grunde geht. Wegen v. 30 ' vergleiche zu v. 22 '. Der dritte Stichos v. 30'' ist verständlich: Seinen Sehossling dorrt die (Hut. Der vierte lautet v. 30"^^ im M. T.: er entweicht in den Hauch seines INIundes. in TiXX: es fällt ab seine Blume; letztere liest also ims für ni"l2, lässt TB aus und hat wohl auch für "l^D^ ein anderes Wort gehabt. Vielleicht schreibt num am Besten: VIS nn? IJ^b^l: ( nd renreht wird im U'in</e seine Frinht. 31 unterbricht die Bilder v(»n

der l'Hanze in v. ."{o und 32 f. und hat gar keine Stelle im Zusammenhang: A> rerinme nirlil tinf Eitles, er ist t/et iniseht .' Denn Eitles wird sein Kintanseh sein. Wie kann man dem Gottlosen, der nach v. 2(>tf. sein N'enlerben vor Augen sieht und von Schreckeusstimmen verfolgt ist und dessen Untergang v. 2i»f. geschildert wird, den wohlmeinenden Rat geben, er möge nicht auf Eitles, sei es Sündiges, sei es nutzlose Rettungsmittel, vertrauen, und dann noch hinzu- fügen, er werde Eitles dafür eintauschen! Der Vers stand wohl als Citat neben V. 35. 32 33 Auch hier trfigt wenigstens der Anfang noch die Spuren der

Verwüstung an sich, die die fremden Einsätze hervorgebracht haben. Für den unverständlichen Satz des ^[. T.: vor seiner Zeit wird es erfüllt, hat LXX r^

TO[lf( aUTOU . . . ttl>afi7;0£Tai, d. i. "jö^. . . . lyia (MeBX. BlCKELL, vgl. HoFKMAXN).

Demnach: Sein Stamm irellit ab nir seiner Zeit, l nd sein /*ftlmzirei(/ (/ri/nt nicht: Er stösst tdt wie der Weinstock seine Traube lud wirft wen wie der Ölbaum sein lilütenbüschel. Zu IDV N^S, vgl. Cap. 22 1 6. n:in ist pil. perf. 3. p. f. in pausa. "^ü), mit der dichterischen Verküi-zung (vgl. Cap. 13 27J. Der

Hi 15 33 86 Hi 16 5

Ölbaum pflegt jedes zweite Jahr seine Blüten vor dem Ausreifen abzuwerfen (Wetzstein bei Delitzsch). Der Sinn von Dbn;i wird nach dem parallelen "^b^l sein: vergewaltigen, abstossen; Subj. kann nur der mit dem Weinstock verglichene Gottlose sein; das Niph. zu lesen (LXX) ist unnötig, da aus dem Zusammenhang von selbst deutlich wird, dass nicht von einem freiwilligen Ab- stossen die Rede ist. 34 35 Die gottlose Rotte ist unfruchtbar. Die Be- stechung V. 34'^ ist natürlich nur ein willkürlich herausgegriffenes Beispiel von Gottlosigkeit. Einen effektvollen Abschluss bildet das letzte Distichon mit seinen inf. abs. (s. Ges.-Kautzsch26 § 113 ff".): Schwanger sein mit Mühsal und Unheil gebären! Und ihr Schoss reift Trug. Diese Bilder sind, zum Teil wörtlich, benutzt in Jes 59 4; Cap. 33 ii; Ps 7 15. Schwangerschaft und Geburt sind nicht in kausale Beziehung zu einander zu setzen, da sonst der letzte Stichos nachhinken würde und da ausserdem br^V, und |1« einfache Synonyma sind. Der Trug ist vor allem Selbstbetrug, wie es das Randcitat v. 31 richtig glossiert.

Eliplias hat also kein tröstliches "Wort raehr für Hieb, nur schreckliche Bilder vom Geschick des Gottlosen. Das Einzige, was er sich noch versagt, ist, den Hiob direkt für diesen Gottlosen zu erklären (s. dagegen Cap. 22 5 ff.); er hat vielmehr jene Bilder so ausgewählt, dass sie nicht direkt auf Hiob anzuwenden , also nur als allgemeine AVarnung zu dienen geeignet sind.

Cap. 16 und 17. Hiobs Antwort.

Dass die Rede des Eliphas ihren Eindruck auf Hiob nicht verfehlt hat, merkt man weniger an der kurzen Abfertigung, die er dem Vorredner im Eingang erteilt, als an der durch seine ganze Rede sich hindurchziehenden Klage, dass alles wider ihn und dass er das Sprichwort der Leute geworden ist. Aber grade dies Gefühl bringt ihn Gott näher.

2—6 Abweisung des Eliphas. 2 3 „Dergleichen" (vgh Cap. 12 3),

solches, was Eliphas über die Gottlosen sagt, hat Hiob viel gehört, seine Freunde sind „Tröster von Mühsal", die sein Leiden nur noch vergrössern. V. 3=^ bezieht sich auf Cap. 15 2 zurück, wo Hiobs Reden windig genannt werden, V. 3'^ auf Cap. 15 ii 12, wo ihm seine Gereiztheit gegen des Freundes Mahnungen vorgeworfen wird. Die Freunde sollten aufhören zu reden, da sie nichts Neues mehr vorbringen können. 4 Auch ich trollte reden icie ihr, Wäre nur eure Seele an Stelle der meinen, Wollte kunstvolle Reden über euch halten Und über euch den Kopf schütteln. \b v. 4'\ weil es sich um Annahme eines unmög- lichen Falles handelt s. Ges.-Kautzsch26 § 1591. Hiob wirft den Freunden vor, dass sie sich nicht in seine Lage versetzen können oder wollen. Natürlich besagen diese Sätze nicht, dass Hiob im Ernst über einen Unglücklichen so reden würde, was auf eine Entschuldigung der Freunde hinausliefe; er spricht ironisch. nTans, ich wollte verbinden, nämlich Worte; statt dieser ursprüng- lichen Konstruktion ist eine andere gewählt, die in jüngeren Schriften beliebt ist: nach Auslassung des Obj. wird das Verb al)Solut gebraucht (Verbindung machen) und dann das Obj. wieder mit 3 hinzugefügt; ebenso steht es in v. 4^, wozu Ps 22 8 zu vergleichen ist. Die kunstvoll verknüpften Worte der Freunde sind ein Zeichen, dass sie nicht mit dem Herzen fühlen. 5 6 Ich wollte euch mit meinem Munde stärken Und mit dem Beileid meiner Lippen ermutigen.

Hi 16 5 87 Hi 16 10

I)(M- Nucli(lriick lic^t uuf „Mund" und Lippen, "^n;; v. 5*' ist wohl durch v. 6 beeinHusst (aus dem LXX auch das 8^ htiültiiniiiinit), da der Dichter nicht in licidcn Versen dasselbe Wort geschrieben haben wird; als Parallele zu yüVi würde pm passen (Beeb); vielleicht liest man am Eintaciisten p^n« (T^ von *fli Caj). 2ii als acc), zu dem das Obj. des parallelen Verbunis zu ergänzen ist (wie Cap. 1<) 9). V. <> würde nach dem jetzigen Text den Sinn ergeben: mag ich reden oder schweigen, so wird mein Schmerz nicht geringer. Das schliesst sicli weder an v. 5, noch an v. 7 an; insbesondere würde man v. 7 einen (.Jrund für das Weiterreden erwarten, wenn dieser \'ers jenen G«'danken lort- setzte. Indessen liegt die Schwierigkeit nur in dem etwas seltsamen Schluss von V. ()'■; das l'brige giebt sich deutlieh als natürlichen Abschluss von 2 5: Urt/ti ich redete, .sollte mein Seh uteri- iiiilit ijesiHirt werden, l nd trenn ich nnfhurte. nuis sidlte er nni mir liehen? 2K3 ist hier der seelische Schmerz (vgl. .les <).') u), d;is .Mitleid; ist V. ()'■ richtig überliefert, so muss dies Wort auch Subj. von "^^H". sein und HO (was! (»der: wie!j abwehrenden, verneinenden Sinn lialieii: kein(!swegs würdi' mein Schmerz mit meiner Rede aufhören! selbst mein Schweigen würde bert'dt sein. Es folgt nun 7 17 eine bittere Klagi- über

Gottes A\'üteii g<gen Hiob. der dtich unstliuldig ist. 7 S .\///- hat er jetU mieh ermiidel. hetiiiiht. MI' mein Elend pnchl mich, '/.nm '/.emien irnril es und stund n'iiler ntieh nn(\ Mein Sieehliim rerhlmit mieh ins Cesieht hinein. Nur sti'iit es jetzt nicht so, meine Seele ist nicht an Stelle der eueren, ich kann nie- manden stärken, denn ieli bin selbst niedergeworfen. Der jetzige v. 7'" ist im M. T. unverständlich: du h.ist verwüstet meine ganze Gemeinde. Warum das Du? und was ist unter »1er Gemeinde zu verstehen? Es soll hier, anders als Cap. 15 34, den Kreis der Angehörigen und Freunde bedeuten, aber selbst diese ungewidiidiche und durch nichts gestützt!' Bedeutung angenommen, warum wird hier der Ereuiuh'skreis erwähnt? und wie kruinen die Freunde entsetzt, erstarrt oder verwüstet genannt werden? Schon Metrums wegen muss mOB^n zu V. 7' gezogen, v. 7'' aber nach TiXX durch das erste Wort aus v. 8 vervoll- ständigt werden. In der Vorlage der LXX hat auch das zweite (und noch ein drittes, t'ür ^my'jD stehendes) \'erb die 3. p. und das SulV. der 1. p. aufgewiesen; danach lesen wir 'iBlI^n, was eiiu' gut«' Fortsetzung zu ^J^'pn abgiebt. Im zweiten Ötichos verwandt In wir ■'riP'^S, das sinnlos und wegen Cap. 15;;4 anstitssig ist, wohl oder übel in 'riJ^V^S. das Subj. zu ^i00j5n (ohne das 1) v. 8 wird: all' mein Leiden (vgl. z. B. Cap. 42 u) packt mich. Dass sodann im dritten Stichos die Verben wieder im inasc. stehen, wird durch das Bild vom Zeugen IJ^ bedingt sein. Hiobs Leidin. sein Abmagern (zu I7n? vgl. Ps l(li>j4) zeugt wider ihn, das muss er zugeben, während er nicht zugiebt, dass seijie eigenen Worte wid«'r ihn zeugen (Ca)). 15 6). Die weitere Beschreibung seines Leidens ist durch einen längeren Einsatz v. O""- 11 vermehrt, der mitten in den nächsten Vierzeiler ge- raten ist. Dessen erstes Distichon 9^*'' vergleicht Gott mit einem zornigen Löwen, der zi-rreisst. ihn ln't"eindet(?) und über dem Niedergeworfenen zähne- tletschend steht. WdO ist ein wenig schwach in diesem Zusammenhang; TiXX hat xaxEßaXe |xe, vielleicht: 'iC^TI, streckte mich nieder. Der Einsatz 9'— 11 besteht aus drei Distichen (auch in LXX, die jedoch v. 10' nicht hat, dagegen

Hi 16 10 88 Hi 16 15

vor V. 9"= einen Sticlios mehr) und enthält die Khxge eines Mannes, der von seinen Feinden, gottlosen Buhen, unter Zulassung Gottes, wörtlich und thätlich hescliimpft wird; er stammt augenscheinlich aus einem Psalm und passt nicht zur Lage Hiohs, der nicht Buben und Frevlern preisgegeben ist. Vor v. 9*= hat LXX den Satz: die Pfeile seiner Banden fallen auf mich, wahrscheinlich ein Citat aus Cap. 6 4. Das erste Distichon des M. T. lautet v. 9^^ 10': Mein Feind wetzt seine Augen wider mich, Sie reissen wider mich ihren Mund auf. Viel- leicht hatte auch v. 9'' ursprünglich den plur. Die Augen „wetzen" (wie ein Schwert Ps 7 13) ist jedenfalls ein sonderbarer Ausdruck, indessen vergleichen auch wir wohl die Blicke mit Dolchen, v. 10 f. Avird auch von Siegfeied ge- strichen; V. 10^^ vgl. Ps. 22 8 fehlt in LXX. Zu Dn-'pa s. zu v. 4. Das zweite Distichon v. 10'"^: Mit Schmähung schlagen sie meine Wangen, Scharen sich einig wider mich ist auf Hiobs Lage gar nicht anzuwenden; seine Feinde, von denen er sonst nirgends spricht, würden sich wohl hüten, mit dem Aussätzigen in körperliche Berührung zu kommen, und nun gar das Verl> ]!iNV}?ni, sie machen sich vollzählig, vereinigen sich zu einem x'?ö (Jes 31 4), einer Vollzahl, gegen mich! V. 11: Gott gab mich preis den Buben Und in die Hände der Gottlosen stürzte er n/ich. Für b'')S liest man wohl besser mit LXX den plur.; aus den bösen Buben U''b]]l, BöscAvichter, zu machen, hat man keinen Grund; für Hiob ist beides gleich unmöglich. ^^^1) von ia"!\ 12'''^ bildet das zweite Distichon zu V. 9^'' und setzt das Bild vom Löwen fort: sorglos war Hiob, da zerbrach Gott ihn, packte ihn am Nacken und zerschellte ihn. Plötzlich hat der Löwe sein Opfer mit der Tatze niedergeschlagen, dann beim Genick gepackt und vollends zerschmettert. Die Pilpele von "TIS und y^B malen das wiederholte Brechen der Knochen und Aufschlagen des Körpers. Ein weiteres Bild

stellt Gott als Schützen, Hiob als Zielscheibe dar. 12"= 13 Gott stellte ihn als Zielpunkt für sich auf. y] kann hier nur Pfeil (LXX Targ.) bedeuten vgl. Cap. 6 4: Es kreisen um mich seine Pf'eile\ denn man wüsste nicht recht, was man hier unter „Schützen" verstehen sollte, aucli ist im letzten Stichenpaar Gott Subj. Lu Folgenden scheint eine Umstellung stattgefunden zu haben V. 15 und 16 gehören zusammen, v. 17 schliesst sich viel besser an v. 14 als an V. 16 an. Demnach 14 17: Er zerbricht mich Bresche auf Bresche, Bennt wider mich wie ein Kriegsheld, Obgleich lieine Geuuiltlhal an meinen Händen Und mein Gebet rein war. (Jott läuft wider Hiob Sturm wie gegen eine belagerte Festung (vgl. Cap. 19 12), obgleich er ganz unschuldig war. ^j; (trotz) v. 17 vor einem inf , der zwar nicht ausgedrückt aber hinzugedacht ist (^1%"!) vgl. Cap. 10 7. "'il^sn ist an sich und wegen des Ausdrucks T0\ (wohl perf., als Ersatz für den inf. vgl. Jes 53 9) etwas auffällig, man sollte eher etwas wie Lebenswandel z. B. "'ni"'ni oder Rede, etwa "'H'!»«, erwarten, doch hat auch LXX unseren Text. Jes 53 9 ist wohl von unserer Stelle abhängig. 15 16 schliesst mit einer er-

greifenden Klage ab: Einen Sacli nähte ich über meine Haut lud steckte in den Staub mein Horn\ Mein Gesicht ward hochrot vor Weinen, Und über meinen Wi??tpern ist Dunkelheit. Er heftete sich, heisst es dichterisch anschau- lich, ein enganliegendes härenes Kleid zusammen und trug es ("'J^isri natürlich prägnant gebraucht) auf der blossen Haut (ib^, eigen thch die abgezogene Haut,

Hi Ifi 15 89 Hi 16 20

juis (Icm Aniiii. oder Arabischen, nur liier). Sein Hörn in «Im Staul) .stecken ist (;ie;^('nt('il von: es erheben, h't/teres ein hekainiter «lichterischer Ausdruck für: nniti^'. niäcliti^f wenh-n. Wenn di(^ Lesart ^rhh)f riciiti;^ ist, so handelt es sich wnhl \\ie(h"r um ein Lehnwort, da das Poel bhll^ c. dat. sonst immer be- deutet: jemaiuhni etwas antliwn. Der Sinn „entwiirdi;.,'en", den 1 )i;Ln'zsin darin tindet, wäre wohl durch ^Phbu ausj^edrückt, was ühri^'ens m()glicher Weise die richtige Lesart ist vgl. 1 V 8'J 40. Das Pealal rnpion (Ktib; das Qre will den [dur.) steht im fem. nach (iKs.-KAUTZscii'^'i ij 140 4 v^,d. ('aj>, Hi'J. Dass über den Augen Dunkelheit ruht, ist zunächst \\u\i\ auf Abnahme der Sehkraft 7M deuten, da der Aussat/ auch die Augen angreift und ein beständiges Thränen hervorruft; indessen weil die Wimpern genannt werden, muss man (bjch darüber hinausgehen: Hiob fühlt den 'Viu\ über sich. Daran schliesst sich

18 21 der Uuf nach dem llluträcher, dem Zeugen und Vorkfimpfer seiner UnschuM. IS W) Kidi'. nichl icrliirij iiwiit lilul, l tiil keine Sliilli' liiütc meine hhif/e! Sie/te, im lliininci i.sl ntein Zenjie l nil mein Mit ir isser in ilen Höhen! Der 'Pod steht \oi- ^\^■\• Tliür. bald wird Hiob hingemordet sein wie ein von Krevlersliand Krschlagener. Wer wird ihn dann verteiiligenV Denn noch nudir als am |)hysischen Leben und (llück liegt ihm an der Behauptung seiiua* rnsihuld. Wird dann jemand für ihn reden? da. sein lilut wird nach Rache schreien, „den Zorn zu schüren, Ixache zu üben", wie es Hcs24 8 heisst, wird zu (i«»tt em]»orschreien (Jen 4 lu, denn im Blut ist die Seele, die keine Kühe tindet, Ins dass das Verbrechen gerächt ist. Darum soll sein Blut nicht mit Erde bcihckt, seine klagende Seele nicht im (Irabe die Stätte finden, die ihre Stimme unh(>rbai' maidd. Kr will nicht hegralx'U wcrilen, bevor er Hecht erhalten hat. Wird dieser Wunsch erfidlt werden? Lr nniss eifidlt werden, ilenn (iott ist der Zeuge seine)- rnscliMld (das zweite Wort für Zeuge TTIb^ ist aramäisch, schreibe ^inb).

(iott ist sriii Zcii«je ! Da kuiiiiiit der (iiduiikf /iiiii Dunlibriicli, der sii'li sclimi Vn\\. \'.\ 16 amiu'lilt'U'. Ebi-ii vorlicr hat er Gottes feindseliges Wüten gegen ihn geseliildert, jetzt, wo er an den Tod denkt, bricht, grade so wie je<Jes Mal ilann, wenn er den (»e- danken an (Jott und an seine TrenniUig von (»ott ziigleieh dachte, das (iel'iihi durch, fJott müsse aiit" seiner Seite sein, müsse etwas für ihn empfinden (('ap. 7s21; 1413-15), müsse das guti" Gewissen anerkeinien (1:^16), müsse für ihn zeugen nachher (Cap. 19 25ft".) steigert sieh das zu der Gewissheit, dass Gott die Blutrache selber übernehmen und dass Hiob davon Augenzeuge sein werde.

19 hat übrigens jetzt zwei Anfänge, einmal HPJ? D2, dann H^n. und der erste Stiellos ist um ebensoviel zu lang, wie der i'rste von v. 2<> zu kurz ist. nrij? D? müsste nach v. 18 heissen: auch dann, wenn mein Blut von der Knie bedeckt und meine Stimme erstickt wiire. Das ist schwerlich die Meinung, vielmehr motiviert v. 11) das Verlangen v. 18. ilass <lie Erde sein Blut nicht be- decke, mit dem Hinweis {7\^T\) auf Gottes Zeugenschaft. 20 21 Der erste Stichos V. 20' ist nicht blos zu kurz, simdern auch sonst verderbt. "J?"! ^?*'?p würde heissen: meine Dolmetscher sind meine Freunde, aber das giebt keinen Sinn, da man dabei schwerlich an die Fürsprechengel denken darf, die Elihu kennt Cap. 33 23, deren Interzession hier ganz unvorbereitet wäre und im Folgenden ganz unberücksichtigt bliebe.^ Die gewöhnliche Übersetzung: meine

Hi 16 20

90 Hi 17 1

Spötter sind meine Freunde, hat gegen sich, dass y^h'O sonst Dolmetscher, der Spötter aber yh heisst, dass man statt des part. das verb. fin. erwarten sollte, dass wohl auch ^V'^ wegen des Gegensatzes zu nib« vorangestellt wäre. Die LXX hat: es komme doch mein Begehren, das wäre: ^J?"! «^0''. (zu yn. vgl. Ps 139 2, «S» wie Cap. 11 ?'' LXX), ein Satz, der besser hinter v. 20^^ stände. Der griech. Text unterscheidet sich vom hebr. hauptsächlich durch das "''?, das der letztere mehr hat. Ich nehme an, dass dies in LXX fehlende "''? im M. T. über der Zeile nachgetragen war und hinter «5JD^ stehen sollte, und dass seine Ein- setzung am falschen Ort den jetzigen Unsinn hervorgerufen hat, und spreche den berichtigten Text so aus ^V."] C"?) i^W.^ ^'^ wird (möge) sich (mir) finden lassen mein Freund oder: er wird sich erfinden lassen als mein Freund. Zu dem Niph. H^ö"! vgl. z. B. I dir 28 9; Jes 55 6. Dieser Gedanke wird gut fort- gesetzt durch V. 20'': zu Gott weine ich. Yielleicht dürfen wir dem Vers ein 1 vorsetzen. Demnach erhalten wir den Vierzeiler: Und es ntöfje sich mir finden hissen mein Fremid, Zu Eloah thriint mein Auge, Und Recht schaffe er dem Mann bei Eloah Und zwischen dem Menschen und seinem Freunde! Im letzten Stichos ist mit Ewald ]^5 für ]a zu schreiben, da bei letzterem wegen iny"!*? kein h ergänzt werden dürfte und der Dichter gewöhnlich blos ün« schreibt; "?.... ]''3 ist ganz gewöhnlich vgl. z. B. Gen 1 6. Das ^inj;"! am Schluss geht nicht auf einen der Freunde (welcher sollte das sein?), denn sonst wäre W'^ für D"]« geschrieben, sondern wegen des parallelen Stichos auf Gott; dies Verständnis wird aber wesentlich dadurch erleichtert, dass in dem ursprüng- lichen Text von v. 20^ Gott schon Freund Hiobs genannt ist.

Um den Theologensireit mit den Freunden zu sclilichten , brauchte Gott nicht da- zwischen zu treten, dafür genügt es dem Hiob schon, wenn die Freunde schweigen Cap. 13 3 13. Man versteht den Dichter nicht, wenn man nicht erkennt, dass es ihm darauf an- kommt, Gott zu finden, ihn als den wieder zu finden, den die alte Zeit „gross an Liebe und Treue" nannte, während man ihn zur Zeit des Dichters als den zwar „gerechten", aber übergewaltigen Herrn und strengen Gesetzgeber und Richter fürchtete. An eine Freundschaft wie zwischen Gott und Mose (Ex .83 11) denkt darum der Dichter noch nicht; es ist ihm genug, wenn er nur weiss, dass Gott nicht das fürchterliche "Wesen ist, als das die von ihm ausgehenden menschlichen Geschicke ihn erscheinen lassen, sondern der Bundesgenosse und Beschützer jeder redlichen, ihn suchenden Seele. Und als den hat jetzt Hiob, wenn auch noch nicht so ganz fest, wenn auch erst für flüchtige Augenblicke, ihn erkannt; Zeuge, Eideshelfer, Freund ist Gott für ihn, und darum fleht er ihn mit Thränen an, seinen menschlichen Freund selber bei sich zu vertreten vgl. Cap. 17 3; Gott selber soll der noio sein, den Hiob Cap. 9 33 in seinem Streit mit Gott vermisste.

Cap. J6 32 17 16 Die in Cap. 16 I8-21 ausgesprochene Bitte begründet Hiob mit dem Hinweis darauf, dass er den Tod vor Augen und dass er keine Hofihung habe, wenn er nun sterben müsse. 22 Cap. 17 1 Denn tcenig Jahre kommen, Und den Weg, den ich nicht zurückkehre, werde ich gehen. Sein 7.orn hat zerstört mein Leiten, Gelassen sind die Grid)er mir. Das erste Distichon ist leicht verständlich und erinnert an Cap. 10 21. Jahre von Zahl sind wenig Jahre, das besagt für den, der nicht an ein Weiterleben denkt, mehr als für uns die Androhung eines sofortigen Todes. Dagegen ist Cap. 17 1 verderbt, denn die metrische Form fehlt und der Sinn ist mangelhaft: Hiobs Geist ist nicht verderbt, sehie Tage noch nicht erloschen, wenn er noch, als Aussätziger,

Hi 17 1 91 Hi 17 4

Jahre lang leben kann. LXX hat gelesen: ^h y»] -in|5 ^3 (Ititte!) m^ nns 'n'??n, also fast dieselben Konsonanten wie iler M. T., nnr in anderer W'ortsti-lluni:. wie es scheint. Nach dem Metrum nuiss "^1$) noch zum ersten Stichus giluMcn. wobei es gleichgültig ist, ob nn am Anfang oder nudir am ?iinle steht. Ich lese daher: ^D^ n^?*^ ^n^l, sein Schnauben, sein Zoi-n hat verderbt nu'ine Tage. Da der vorletzte Konsonant von IDyii in der LXX ein ü ist, so lese ich das folgende Wort: ^3tJ^3, überlassen (vgl. des 186) sind mir dietJräber. Der \'iir- zeiler sagt also: Gott möge bald intervenieren, denn sein bisheiiges Wüten hat mich so mitgenonnnen, dass ich schon mehr auf dem Friedhof daheim bin, als im wirklichen Leben, Der plur. D^*iaj5 zeigt, dass der Dichter sich Hi(»b für gewöhnlich nicht als grossen Herrn, der doch wohl IH^DS begraben würde, sondern als einfachen Hürger vorstellt, wie ci- sellu-r einer war. 2 3 Fitr-

/r/f/tr, 7'iiK.s(/n(/tf/t'/i .sind nn-hi Teil, l ml nii/' HillcilicilcH ircill mein Ittf/r.' Li'fft' doch mein Pfund bei dir nieder, W er wird .sieh .son.sl meiner Ihind rer- Iniriien? Auch hier ist der Text arg verwahrlost. Die LXX hat in n'?"DS eine Form von bh^ gefunden und scheint für das zweite AVort etwa D'briDi /u le^cn: in V. 2'' scheint sie ein ^ni"10 noi fiel wiederzugeben; was dann in v. 2 und '.\ bis "PV folg't, setzt sie zu nSV» ünn« ^ißtS ^Jl«"? zusammen. Ks fragt sich, was mit den ^räuschungen gemeint sei; die Kedaktoren des M. T, haben nach v, 2'' daruntei' die luden dei' b'reunde verstanden, aber es wäre sonderbai". wenn Hiob an dieser Stelle und mit solcher Fimphasc davon s]»r;iche. Wahrschein- lich meint Hiob die Täuschung, die ihm das ( Jcschick bereitet und die er am Scbluss mit den Worten ausdriukt: wenn ich liotfe, so ist Scheol mein Haus. Kr liotVt inmu'r wieder auf Wiederherstellung und wii'd «loch von dieser Hoff- nung zum Besten gehalten. In v. 2 spreche ich statt Drillöns („auf ihrem sich Empören"!) Onnons, auf Bitterkeiten, aus vgl, Cap. 13 26™: es sind die bitteren Schicksale, die (Jott ihm auferlegt. Li v. .'3 ist doch wohl mit Hkiskk u. a. ^i^lJ^ zu sjirechen. Der Sinn ist: wenn Hiob als Angeklagter auf freii'U Kuss gesetzt werden will, so muss er ein rnterjjfand l>eim Richter niederlegen, (bis verfällt, wenn er sich den auferlegten Bedingungen entzieht, weini er z. R, gott- los wiril, PjS könnten sich nun vielleicht andere für ihn verbürgen, indem sie mit Handschlag versprechen, für ihn zu haften, alier solche Bürgen kann es (rott gegenüber nicht gebt-n. Daher nmss (iott selber ein Pfand für Hiob niederlegen, natürlich bei sich selber, nniss Richter uml Bürge in einer INrson sein, d. h, Gott nmss von sich aus zu Hiob das Vertrauen haben, dass er die Entlassung aus der Haft (Cap, 13 27) verdient, V[>J^\ i^t verkürzt aus T j;j5nV 4 und 5 scheinen Zusätze von verschiecU'ner Hand zu sein, v, 4 fehlt in der ursprünglichen LXX (Bkkell) uml ist von jenumdem geschrieben, der im Vorhergehemlen Seitenhiebe auf die Freunde fand, v, 4': Denn ihr f/erz- hast du rersehln.s.sen rar Einsieht, sie sind nicht imstande, meine Inschultl einzu- sehen, V. 4'' ist nicht einmal zu übersetzen: man verbessert DODlir oder DD^I.r und üi)ersetzt: darum wirst du sie nicht erhöhen, das soll heissen: ihiu'n nicht die Oberhand geben. Selbst wenn man an dieser Deutung und an der Prosa dieses Satzes keinen Anstoss nähme, müsste man es doch tiii' unmitglich halten, dass Hiob mitten in einem Zusammenhang, wo er den Tod ohne Rechtfertigung

Hi 17 4 92 Hil7l2

vor Augen sieht, in dieser Weise an seinen Eedekampf mit den Freunden denken könnte, die er im Eingang so spöttisch abgefertigt hat; das kann nur ein Interpohüor, der, unbekümmert um den nächsten Gedankengang, an Cap. 42 7 ff. denkt. AVahrscheinhch älter ist 5, ein Maschal, das durchaus an die gleichfalls nur als Citat beigeschriebene Sentenz Cap. 6 u erinnert und zwar nicht l)los nach dem Inhalt, sondern auch nach dem Stil: Wer oh Pfandschaft Freunde immeJdet, Dem rerschmaihten die Augen seiner Kinder. 'V^'i bedeutet hier: vor Gericht anmeldet vgl Jer 20 lo. p^n ist nicht Teilung, sondern Teil, der Anteil, den man verm(>gensrechtlicli an einem andern hat, wenn man z. B. ihn beerl)en kann II Sam 20 2 oder etwas von seinem Besitz als sich eigen be- trachten und mit Beschlag belegen darf; letzteres ist hier gemeint: wer den zahlungsunfähigen Freund gerichtlich pfänden lässt, dessen Kinder müssen dafür büssen. Der Nachsatz mit \ und invertierter AVortfolge wie Cap. 6 i4. Dass dieser Vers mir ein Citat sein kann und will, ist einleuchtend. 6 7 hin- gegen schliesst sich an v. 2 f. an, zumal weini man das erste Wort nach LXX in ■'il^l^ni verbessert: Du stelltest mich hin %um Sprichwort der Leute, Und einer, dem man ins Gesicht speit, muss ich sein] Es erlosch vor Kummer mein Auf/e, Und meine Glieder sind wie der Schatten alle. Mit Siegfeied spreche ich nach LXX bc^ID: man führt Hioljs Namen allgemein im Munde als den eines von der Strafe ereilten Sünders. Ein „Spei-ihn-an" (nsJ^ von f)!in, speien) wird Hiob natürlich nicht im buchstäblichen Sinne; er wird der Popanz der biederen Leute weit und breit (vgl. Jes 53 3). v. V' spricht Hiob wie Cap. 16 8 von seiner Abmagerung, nn.lä'; nur hier. Dass 8—10 an diese Stelle gehören, davon

kann ich mich nicht überzeugen; mir scheint, der Dichter könnte den Hiob nicht so ins Blaue hineinphantasieren lassen über unbekannte Freunde, von denen er sonst nirgends spricht. Die Verse passen in die Reden der Freunde und sind wahrscheinlich aus Cap. 18 4 hierher verschlagen s. zu Cap. 18 4. 11 12 Von den vier Stichen ist nur einer, nämlich v. 11'' einigermassen in Ord- nung, V. 12 ist so uiddar, dass ihn vielleicht deswegen die LXX ausgelassen hat. In V. 11' ül)ersetzt sie "'rilßt mit ev ßpojxoj, las also wohl eine Form von löT, etwa das TOI von Jes 25 5, was uns nicht weiter bringt. Am Natürlichsten wäre wegen v. 11'' ein rilpnp, das dann aber aus dem folgenden AVort Ipni her- zustellen ist; das hinter dies Wort gestellte "TIIDT lässt sich dann etwa in ^T\m (Cap. 6 17; 23 17) verwandeln. Dann ergiebt sich das Distichon: Meine Tage vergehen ohne Hoffnung, Vernichten die Wünsche meines Herzens, eine gute Fortsetzung von v. 7 CtS^'JIO von B'"!«). Der Fehler entstand durch Verschreibung des S von IHDiJ in T, die die Konjektur ^nb; ^ipr^i zur Folge hatte, v. 12 ist völlig unverständlich. Man übersetzt: die Nacht machen sie zum Tage, Licht sei näher als Finsternis, das soll auf die Reden der Freunde anspielen. So kann der Dichter nicht stümpern, ganz abgesehen davon, dass die Freunde mit diesem Zusammenhang nichts zu schaffen haben (Budde in v. 12'': DSIIp "11« •q^n^/jE), spricht sogar von den Verwandten Hiobs und citiert Cap. 18 5, ohne zu sehen, dass dieser Satz des Freundes seiner Konjektur direkt widerspricht). Ich lese: "^B^n ^iSO "ll«! D^b'« "h 'b und nehme an, dass yr\'p aus ^n«np entstanden und dies Variante zu D"'ti'« ist: Die Nacht mache ich %uni Tage, Und Licht ist

Hi 17 12 93 Hi 18 2

ror mir Fiti.sicnti.s. Dieser Satz passt wenigstens /u der Fortsetzung; Hiob lebt nur noch in der „Nacht", in Todesgedanken. 13 14 Wenn ich hof]'e, ixt Sclicol mein lltiiis. In der Fhislnnis habe ich (ifhcltft mein Lauer: Die ilruhe nenne itit meine Malier i nd meine Selurester das (ieaiirm. W unn ich iiotte, so stellt der Tod vor mir statt des Lebens! ein bitteres Paradoxon. Ganz un- glücklich ist, abgesehen von sprachhrhen Bedenken, die Üljersetzung: wenn ich Scheol als mein Haus erhotVe u. s. w., wo v. 13 14 N'ordersatz zu v. 1 öf. wird, denn auf Scheol und die Verwesung hotlt niemand, selbst niclit der, der au die l'nsterhlichki'it ghiubt. In v. 14 hat jemand gemeint, wenn die Mutter gc-nannt werde, diiii'c doch auch der Vater nicht fehlen, und dalier frischweg 7\X^^ '3S hinzugesetzt, obwohl nni!' fem. ist, ein schlagender Beweis von der Leichtfertig- keit, mit der der Text l)ehandelt wdrden ist, Mutter und Schwester j^enügen doch für ilen Parallelismus. Bitterer als in diesen Worten kann sich ein Mensch nicht über sein (leschick auslassen, P^s ist, als wollte Hiob Gott zwingen, ihn von diesen Gedanken, von dem leibhaft iircn Tode v(»r dem Tode zu befreien. 15 ir> ( nd wo n'äre denn meine IIa/1 im »jh ^ >'<f m<'in (i Hielt, irer ernpähl es? Werden sie niil mir <a Seheol hinahfaliren , Oder u' er den irir lusa atmen <ain Slaahe niedersleit/en? h\ v, 15 ist das zweite ^nipn Schreibfehler für "'H^IB (Mkhx, BicKELii), wie LXX zeigt. In v. Ki hat der M. T. ^"=12, das man über- setzt: zu den Riegeln (acc. loci) Scheols, aber warum zu den Riegeln? Die IjXX übersetzt ein ^*lQX?n, im M, T, sind die beiden ersten Konsonanten ver- unglückt, Hiob fi'agt: wo habe ich denn noch Hotfnung, wovon ich doch nicht lassen kann ? Werden Hotlnung und Glück mich auf meiner Fahrt nach Scheol begleiten? mit mir zum Staul)e, dem Aufenthalt und Sinnbild des l'nglücks, niedersteigen? (s})rich mit liXX nni von nni vgl. Cap, 21 13).

AVt'un (Jott iiofli irgend etwas für ilin fülilt, so muss er baltl, jetzt, lielfen. (irade diese KIii<fen von Cup. 16 22 bis Cap. 17 16 eiitlmlten die allenlringemlste Bitte. Und an der Bitterkeit dieser Klage merken wir, dass die Krisis nahe gerückt ist: entweder miiss Gott jetzt einschreiten oder er muss es möglich machen, dass die Hoffnung mit in Scheol hinabsteigen kann. In dem Augenblick, wo Hiob diese Rede schliesst, rechnet »-r niclit auf das letztere, an das er Cap. 14 13-15 dachte. Al)er er stellt den gegenwärtigen Zustand als unlialtbar liin, wird »r nicht doch zu drr Hoffnung von Cap. 14 13tV. hinüber- lenken ?

Cap. 18. Die zweite Hede Uildads.

Bililad spriilit dicsuuil ungrwöiinlieh au><führlicli, alirr seine Rcdf hat keinen be- deutenden Inhalt, ilenn sie besehäftigt sich nur mit den (leschicken des (Gottlosen, in deren Darstellung jedoch schon direkte Ansi)ielungen auf Hiobs Fall einverwoben sind; insofern dient sie allerdings dazu, die Verzweiflung Hiobs zu steiüfern und die Krisis zu be- schleunigen.

Cap. ISä8: 17 8--10-. IS 4. di<' gewohnte persitniiche l'ulemik. 2 3 .\hich ein Ende den Warlen. Merk aal' and lass ans reden.' W aram sind irir geaclilet trie das Meli, Sind irir reranreiniifl in deinen Aut/en? Den M. T, üi »ersetzt man gew(»hnlich so: wie lange stellt ihr ^'etze den Worten? "^^'P soll stat. constr. ])lur, von einem sonst nicht vorkommenden y^^ sein, für das man aus dem Arab. den Sinn Xetz oder Schlinge gewinnt; der stat. constr, wird sehr gezwungen

Hil8 2 94 Hil7l0

nach Art solcher Fälle erklärt, wo wirklich der stat. constr. mit dem folgenden Wort eng zusammenhängt (Ges.-Kautzsch^^ g I30a), während hier der dat. ]'^büb zum Verb gehört. Was die Frage eigentlich besagen soll, ist rätselhaft, denn dass Hiob Jagd auf Worte macht, ist wenigstens Cap. 8 2 nicht Bildads Meinung vgl. Cap. 11 2; dass er auf die Worte der Freunde Jagd macht, um sie anzugreifen, ist noch weniger wahr, denn alle vier Redner pflegen den Vor- redner mit einigen derben Worten auf den Kopf zu schlagen, kümmern sich aber um dessen Ausführungen im Einzelnen fast gar nicht, sondern tragen mit südlicher Lebhaftigkeit ihre Monologe vor, nur von dem allgemeinen Eindruck der gegnerischen Eede beeinflusst. Die alten Übersetzer finden hier das Wort y^, Ende, und dabei wird man bleiben müssen. Dazu passt freilich Hi^nj; nicht; da jedoch der Stichos überlang ist, so ist dieser Ausdruck nach Analogie von Cap. 19 2 vorgesetzt, nachdem der Text verderbt war. Für den plur. der 2. pers. ist in v. 2 3 überall nach LXX der sing, einzusetzen, da doch Bildad den Hiob nicht als eine Mehrheit (Ewald: als eine Partei) behandeln kann. Demnach: Y]> Db^ri. In v. 2'Mst mitLXXinKI, das ganz unsinnig ist, weil Bildad nicht nachher, sondern gleich jetzt reden will, in 1ini«1 zu verbessern. Dass Bildad v. 3 behauptet, von Hiob wie das stumme Vieh, wie unrein be- handelt zu sein, spricht nicht dafür, dass Hiob sich mit den Freunden in Cap. 16 17 so viel abgegeben haben sollte, wie es nach dem jetzigen Text den An- schein hat, sondern eher dafür, dass er nach der kurzen Einleitung Cap. 16 2-6 überhaupt nicht mehr zu und von ihnen sprach. Das vorletzte Wort in v. 3 ist als ein Verb n"'? geschrieben (statt liHtt^i) s.Ges.-Kautzsch26 § 75 A. 21 c. Vor die drei Stichen in v. 4 setzen wir nun die fünf Stichen Cap. 17 8-io% die mit Cap. 18 4 zwei Tetrastiche bilden. Cap. 17 8 9 Es erstarren Rechtschaffene i'iber solches, Und der Heine empört sich i'iber den Unheiligen, Und fest hält der Gerechte seinen Weg, Und der rein an Händen ist, icird nm so fester! Dass diese Verse hierher und nicht in eine Rede Hiobs gehören, beweist be- sonders V. 8'\ wo Meex, um den Satz für Hiob möglich zu machen, ^iH und ""[>) umzutauschen sich genötigt sah. Der Sinn ist: wenn Hiob „dieses" (vgl. Cap. 82: nVs) redet, so muss ein rechtschaffener Mensch wie Bildad sich über solche Ruchlosigkeit entsetzen und dagegen ankämpfen. Weit entfernt, dass Hioljs Reden einem Gerechten den Zweifel an Gottes Gerechtigkeit erwecken (vgl. Cap. 83), l)estärken sie, sagt v. 9, in ihm den Entschluss, dem rechten AVege treu zu bleiben. Während diese Verse sich hier so natürlich ausnehmen, be- greift man nicht, woher in Cap. 17 die Rechtschaffenen kommen sollten, die sich über „dies" (Hiol)S Abmagerung Cap. 17 7?) entsetzen, und wer der Un- heilige ist, gegen den sie sich empören. Cap. 17 10', Cap. 18 4 bilden den zweiten Vierzeiler, v. 10' ist jedoch auf alle Fälle verderbt; erstens ist er viel zu lang, zweitens ist 0^3 ganz unverständlich, endlich ist hier wie in Cap. 18 2 3 der plur. für den sing, eingedrungen. Indem wir D^S als Variante oder Dittographie von D^« streichen und den sing. «Dil StJ'ri herstellen, erhalten wir den Satz: Al)er wende dich her und komme doch! Während früher (Cap. 629) Hiob den Freunden zurufen musste, sie möchten sich ihm wicdei' zuwenden, hat er sich in der Rede Ciip. 16 17 nach den einleitenden Worten von ihnen abgewendet,

Hi 17 10 95 Hi 18 11

sodass eben deshalb Bildad sich Cap. 18, 3 beschwert, dass er sie wie das Vieh und wie unrein behandele. Jetzt fordert ihn Bildad auf, sich her/uwenden und Vernunft anzunehmen. Nachdem Cap. 17 8-io^ an seinen jetzigen Platz geraten war, hat jemand den vereinsamten Stichos v. 10' ergänzt tlurch den Satz v. 10'': so finde ich doch unter euch keinen Weisen. Dieser Vers ist vielleicht von der- selben Hand eingesetzt wie Cap. 17 4; Hiob kann den Freunden wohl den Allein- besitz der Weisheit (Caj». 12 2). nicht aber Weisheit überhaupt abstreiten. Die wahre Fortsetzung zu Cap. 17 lO' bildet zunächst Cap. 1H4': /Jrr da zrr- ri'isxt seine Seele in .seinem Zorn. Im Zorn, nicht gegen die Freunde, sondern gegen (Jott. zerreisst Hiob, wie Biklad es auffasst, sich selber, weil er so un- geduldig .sein Heiht oder den Tod verlangt. Die 3. pers. als F'ortsetzung der 2. ist in appositionellen Nebensätzen oder Partizijjien häutig, ähnlich wie im Deutschen, v. 4'" bringt das zweite Distichon: .SV/// nni deinelirillen die Erde veröden (hier ein Fels aus seinem Fiindnmenle t/erissen ir erden f Da pJ?>f^ IDIpDD schon dagewesen ist (Cap. 14 i8 vgl. 9 5), so ist die Lesart der LXX vor- zuziehen inDlsp pnr (Fundament der Berge s. Ps 18 3; Dtn 32 j2). In 31j;n ist wegen Zurück/it'hung des Tons vor dem folgenden vornbctonten Wort Sen- in Pathach verkürzt (statt in Segol) s. Ges.-Kautzsch 26 ij 51 A. 3. Wahrschein- lich istv. 4'"= eine sprichwiMtliehe Redensart für einen blinilwütendm Zorn, daher bewohnte Hrde uinl feststehender Fels nieht gerade als Beispiele der göttliehen Weltonlnung zu betrachten, sondern einfach als Bilder des Bc- stehendi'U.

5—21 eine lange Schilderung des ijoses des Gottlosen. T) (> Dennoch

erlisilil dos IJelil des (!olf losen u. s. w. Da bedeutet hier ähnlich dem Noch im älteren Deutsch soviel wie unser Dennoch. Trotz des Wütens Hiobs l)leibts dabei, dass das Licht des Gottlosen (der sing, zu schreiben) erlischt. 11K und ^T wiederholen sich in v. 6, als ob der Dichter sich mit Bildads Rede nicht viel Mühe gegeben hätte. Übrigens mag das zweimalige "^Vn zeigen, dass der Dichter in Cap. 17 i nicht "^J7T geschrieben hat. 7 8 Eintieemil ir erden die

Schrille seiner Manneskrnfl, i nd nieder irirf'l Um sein eiijener linl. Ins .\elx- yelriehen isl sein Eitss, I nd auf Fleehltrerk irandelt er. ^1^\ aramaisierende Aussprache für n^^ von "llS s. ( Jes.-Kai Tzsiu26 jj G7 A. 11. IIK ist hier nicht Vermögen, wie z. B. Cap. 20 lo, sondern Manneskraft, vgl. z. B. Gen 49 3. Der Gottlose hat keine freie Bewegung mehr, vielleicht Anspielung auf Cap. 13 27. In V.8 ist nach LXX zu lesen: l"?:"] ... T^Tpfä. nD3b^, in der Baukunst Flecht- werk um Säulenknäufe oder Fenstergitter, inuss hier Flechtwerk über Fang- gruben bedeuten, durch das wilde Tiere durchbrechen, ein schönes Bild für den unsicheren Boden, auf dem der (Jottlose "!Ii'^^^ ahnungslos wandelt. 9 10 wird das weiter ausgesponnen: die Schlinge fasst seine Ferse (doch wohl IZ^P? zu lesen), der Fallstrick haftet fest an ihm. pnnn mit ^J^ (nur hier), vielleicht weil der Fallstrick von oben herunter fällt; das Impf, dichterisch verkürzt s. zu Cap. 13-27. V. 10: sein Seil hegt versteckt in der Krde, seine Falle (Dnur hier) auf dem Pfade. Der Dichter scheint es sich mit diesen zahlreichen Bildern vom Fangen be<|uem zu machen. It 12 Rimisam äntjsHijen ihn Schrecknisse Ind scheuchen ihn auf Schrill und 7'rill, /lunt/rit/ isl (nach ihm) das inheil

Hil8l2 96 Hil8l6

Und das Verderben bereit %u seinem Slvr%. Ähnlich wie v. 11 sprach Eliphas Cap. 15 21 von Schreckensstimmen, die dem Gottlosen ins Ohr klingen. An beiden Stellen kommt man zur Not mit der Annahme aus, dass nur innere Stimmungen und Störungen gemeint sind, doch ist recht wohl möglich, dass man in Palästina ebenso wie anderw^ärts an schattenhafte Bachegeister glaubte. ^■«Dn, zerstreuen, ist auffällig, weil es doch eine Mehrzahl als Obj. haben sollte. In V. 12 ist wieder \T eine dichterische Verkürzung (s. v. 9). Die Übersetzung: , seine Mannskraft wird hungrig, ist mir unverständlich, denn dass ein kräftiger Mann Hunger bekommt, ist doch kein Unglück, und warum sollen die Gott- losen durchaus immer hungern (s. zu Cap. 15 23)? Ich schreibe ]1« für 1it<, da auch T"« kein Suff, hat, und setze für das Suff, ein t"? ein (Jer 42 14). lyb^ kommt nicht von J^^? Rippe, sondern von ybs, Fall, Sturz vgl. Ps 38 18 ; Jer 20 lo. 13—15 Es frisst seine Glieder der Erstgeborne des Todes Vnd lässt ihn wandern zum König des Sehreckens, Es wohnt in seinem Zelte Unheilbarkeit, Gestreut wird auf seine Wolinstatt Schwefel, v. 13^ und '^ sind Varianten, die zweite natür- lich die bessere, denn *11V '''^3, Glieder der Haut, ist ein Unsinn. Der Erst- geborne des Todes muss die schlimmste Seuche sein, also etwa der Aussatz, zu dem das Prädikat vortrefflich passt. Aussatz und Tod sind personihziert, letzterer als Vater vieler AVürgengel. v. 14^: gerissen wird aus seinem Zelt seine Sicherheit, tritt störend zwischen die beiden offenbar zu einander gehören- den Stichen v. 13'^ und v. 14'' und ist wahrscheinlich eine Randglosse zu v. 15=^^ zumal wenn man mit LXX SS"]» liest. Wird nun v. 13'' mit v. 14^ verbunden, so muss das Subj. des ersten Stichos auch den zweiten beherrschen, daher ist statt des fem., für das man doch kein Subj. auftreiben kann, iril'^j^is;; zu schreiben: der Aussatz lässt ihn -wandern zum König des Schreckens, zum Abaddon (Cap. 26 6), zur UnterAvelt. Das Verb TJ?^, schreiten, ist ein wenig befremdlich; ist es gewählt wegen des Bildes vom König oder soll es an rij^l^, Aussatz an- klingen? Im zweiten Distichon v. 15 ist 1^"''?3ö unübersetzbar; selbst wenn man es wiedergiebt mit: etwas von dem, was nicht sein ist (aber ^bSJp heisst doch immer: aus Mangel von), so wäre dieser absurde Ausdruck doch sicher als masc. behandelt. LXX übersetzt ein '\^'h'^, hat also das 0 nicht. Mit Rück- sicht auf die Glosse v. 14* LXX lese ich ^J^übs, wörtlich: das Nichtaufkommen, und verstehe darunter den Aussatz, jedoch den bösartigen Hausaussatz, der das Haus unbewohnbar macht Lev 14 33 ff. So bildet v. 15^ die beste Parallele zu V. 15'': auf seine Wohnung soll Schwefel gestreut werden, um sie verflucht und unbewohnbar zu machen, vergL Dtn 29 22. Dieser Vierzeiler enthält die deutlichste und grausamste Anspielung auf Hiobs Lage, die sich die Freunde erlauben. Dem Dichter schien diese Härte nötig, um die Krisis besser vorzu- bereiten, vgl. Cap, 19 21 22. In den beiden folgenden Vierzeilern könnte v. 17 mit V. 18 den Platz gewechselt haben, doch genügt vielleicht die Annahme, dass der Dichter hier nur mit leichter Hand arbeitete, weil ihn Ausführungen wie diese nicht sehr interessieren konnten. IG 17 Die Wurzeln des Avieder ein-

mal mit einem Baum verglichenen Gottlosen verdorren, sein Gezweig verwelkt; „unten" „oben" wie Am 2 9; die Zusammenstellung von Wurzel und Wipfel ist häufig und sprichwörtUch. v. 17: man vergis.st ihn, er hat keinen Namen auf

Hi 18 1 7 97 Hi 19 1

der Stiasse (andere wollen: Flur); die Wanderer sprechen von dem verHuchten Manne nicht. IS 19 Er stösst, scheucht ihn. ^nD"in\ ^nir, lesen wir mit Ktil). da man nicht weiss, wer die sein könnten, die den Gottlosen aus der Welt jagen, wflhrcnd der sing, mit hekanntf-r Scheu auf" (Jott hinweist; auch die yerhen passen besser /u (rott als zu Menschen. LXX hat v. 18'' nicht, doch findet sieh ein b2r\2 naeh v. 19 versprenjj;t. In v. l'.t ist p und 1D3 eine hehehte alliterien'ude Reihnsart wie unser Kind und Kegel (des 14 JJ). D"'^^3D. nur im plur. und nur bei jüngeren Schriftstellern, bedeutet sonst das Wohnen in der Fremde, hier übersetzt TjXX es mit Haus, ebenso die meisten Xeueren. Xi-iimt man das an, so muss Bildad v. 1.") vergessen haben. Aber diese Betleutuug ist aus mi, bei einem andeien weilen, mir schwer herauszubringen; nach Thr 2 22 liegen die 0 „ringsum*', sind also eher <lie Stätten, wo man gcde^entlich «-in- kehrt, mit denen man auf dem Fuss des Gastrechts steht, auch passt ein soh Ihm* Begriff besser zu 1DJ?2. AVir übersetzen also: öci seinen Freundnaclilmrn. zu denen ein Entronnener aus einem Hlutl>ade oder einei' sonsti^'en Katastrophe sich Milchtet. 20 21 l'her .seinen Tntf ersinnen die im Weslen, i'nd die im Osten fusst Schauder u. s. w. Der Tag ist der Schicksalstag. Die D^i'in« und p können hier niclit die Xachkommen und VorfahriMi sein, obgleich die Aus- drücke di(s sonst bedeuten, sondern nur die, die „hinten" und „vorn", im Westen und Osten, wohnen. Man sagt sowohl: mich fasst Schauder (so LXX). wie: ich fasse Seh luder (M. T.). Das ^S v. 21 besagt: mir so ist es, nicht anders als ob Hiob heimlich zugestehe, dass er gottlos sei, nur aber an das hier geschilderte Geschick des Gottlosen nicht glaube. DIpD regiert einen ganzen, Satz s. Ges.-Kaützsch -6 ij 130 d. Der Abschluss ist ähnlich wie Cap. 5 27; 2u 29. Kein freundliches Wort fügt Bildad hinzu.

Cap. 19. Iliobs Antwort.

Um das 19. Cap. richtig zu verstehen, muss man sich erinnern, dass Hiobs "Warum eigentlich eine DoppcltVagf ist, eine von persönlichem, eine von allgemeinem Charakter. In erstercr Beziehung handelt es sich darum, zu erfahren, ob Gott aus Laune odei- gar aus persönlichem Hass oder Splitteirichterei den Hiob so arg missh^delt oder ob er in Wahr- heit auf Hiobs Seite stehe. Die andere Frage entsteht aus der Beobachtung, dass es über- haupt oft den Frommen bis zu ihrem Tode schlecht, den Gottlosen gut geht, es ist die Frage nach der "Weltordnung, nach der Gerechtigkeit und Weisheit Gottes in seiner "Welt- regierung, und die Antwort auf diese letztere Frage wäre eine Theodicee. Über dit- letztere haben sieli zwar bisher die Freunde mit ihrer schnellfertigen Theorie schon ausgelassen. Hiob selber aber hat. wie es im Grunde natürlich ist, die persönliche Frage in den Vorder- grund gestellt. Diese Frage: ist Gott mein Feind oder mein Fi-eund? hat sich immer schärfer zugespitzt und führt nun in Cap. 19 zu einer Krisis, in der die freundlichere Alter- native den Sieg davon trägt. Damit ist prinzipiell Hiob des wichtig>-ren Problems Meister geworden; wenn er auch, weil das Leiden anhält, noch nicht glücklich sein kann, so hat er doch für sich selber Gott wiedergefunden und das erste und dringendste Bedürfnis der sittlichen Religiosität gestillt. Erst von da an, nach Cap. 19, kann er an die allg<-meint- Frage nach der Gerechtigkeit und Veruünftigkeit der Wdtordnung, an die Theodicee, heran- treten. Dass darum die Dichtung doch nicht in zwei ganz verschiedene Teile auseiuander- fällt, das verhindert eben der Umstand, dass Hiob in Cap. 19 nur einen innerlichen Sii-g über das Grauen, das sich zwischen ihn und Gott gestellt hat, davon trägt, im übrigen aber mit seinem Leiden imd bei dem Mangel an jedem äusseren, realen Beweis der Freund-

Kun-er HC zum .\T XVI 7

Hi 19 1 98 Hi 19 5

Schaft Gottes für ihn ein sprechendes Beispiel für die Rätselhaftigkeit der Weltregierung Gottes bleibt. Aber warum wird denn nicht lieber jene innerliche Krisis und ihre sieg-^ reiche Entscheidung aufgeschoben und mit der Entscheidung auch der allgemeinen Frage vereinigt? Nicht blos deswegen nicht, weil der Dichter dem Leser zu verstehen gebeu will, dass die bittere Kritik der Weltordnung, die er von Cap. 21 folgen lässt, von einem innerlich mit Gott vereinigten Menschen und nicht von einem „listigen Weisen" ausgeht^ sondern, wie mir scheint, noch mehr deswegen, weil der Dichter sich wohl imstande fühlte, das persönliche Problem befriedigend zu erledigen, nicht aber auch die Theodicee zu einem, vollkommenen Abschluss zu bringen wusste. Er bringt in Cap. 19 zuerst das unter Dach und Fach, was er aus der Verwirrung, in die ihn seine Zeit und ihre Theologie, sein reli- giöses Bedürfnis und sein kritischer Verstand verwickelte, hat retten können ; erst dann begiebt er sich, mit zweifelhaften Aussichten, auf das hohe Meer jenes gottweltlichen Problems.

2—5 Anrede an die Freunde, die durch ihren schmerzlichen Ton von den früheren Abfertigungen der Vorredner stark abweicht und verrät, dass Hieb dem schwersten Seelenkampf entgegengeht. 2 3 Wie lange wollt ihr meine Seele peinigen Und mich mit Worten zermalmen? Zehnmal nun beschimpft ihr mich, Schämt euch nicht, mich %u misshandeln. ]1''?^l, Hiph. von ny, das einzige Beispiel eines Impf. Hi. mit beibehaltenem \ das besonders vor der vollen Endung auf ] beliebt ist (Ges.-Kautzsch26 § 75. A. i6 u. 4). In '^äilNSIR ist N quiesciert (GES.-KAUTZscH2fi § 75 21) und das Suff, "»i an die altertümliche- Endung üna angehängt (vgl. Ges.-Kautzsch'-^6 § ( 0 A. 2. 3. Olshausen 469), die gewöhnlich zu u verkürzt wird. In v. 3 ist T\\ fast nur noch eine Partikel der Hindeutung: da zehnmal (vgl. Ges.-Kautzsch § 136 d). Das öctt. Xsy. IDH wird wohl am Natürlichsten mit Ewald u. a. mit dem arab. hakara, injuste egit, c acc. pers., zusammengestellt. Über die asyndetische Verbindung beider Verben in V. 3'' s. Ges.-Kautzsch § 120 c. Dass die Zahl zehn nicht wörtlich zu nehmen ist, versteht sich von selbst. 4 5 Und habe ich denn walirhaf'tig ge- fehlt, Bei mir soll weilen Verfehlung? Oder wollt ihr gegen mich grossthnn Und wider mich rechten mit Schmähung? v. 4 wird gewöhnlich nicht als Frage aufgefasst; uneins pflegt man dann darüber zu sein, ob beide Stichen dasselbe sagen oder ob der zweite Nachsatz zum ersteren ist. Aber Hieb kann nicht (nach der ersteren Fassung) hier ein Bekenntnis seiner Schuld ablegen, während er sie nachher so entschieden bestreitet, noch kann er (nach der zweiten Fassung: so bleibt bei mir mein Verfehlen) sagen, dass seine Sünde die Freunde nichts- angeht, sie nicht schädigt, da er doch kein Kind mehr ist. Er leugnet hier wie überall, dass seine Freunde ein Recht haben, ihn für einen Sünder zu halten und die Ursache seines Unglücks in seiner Schuld zu suchen, er thut es mit denselben Ausdrücken wie Öap. 6 24 und wählt die Form der Frage, weil er sie- früher aufgefordert hat, ihm seine Verirrungen namhaft zu machen, wenn sie können. Die Fragepartikel ist durch das affektvolle ^Kl ersetzt. Der Schluss von V. 4 und der Anfang von v. 5 ist aber nach LXX zu lesen: D^l jn^ltJ'O, das D20S in V. 5 zu streichen; wegen der Frage steht in v. 4'' ^r\N voran. Auch am Schluss von v. 5 hat LXX die bessere Lesart: HSina. Hiob sagt: entweder habt ihr mir Verfehlungen nachgewiesen aber das könnt ihr selbst nicht behaupten oder eure Streitreden sind Schmähungen und Uberhebungen auf Grund eingebildeter überlegener "Weisheit. Es folgt nun

HiÜtß 99 Hil9i5

0—20 eine längere, an tlie Freunde gerichtete Klage über sein Geschick, in der gleichsam die Schlusssinnme aller bisherigen persönlichen Beschwerden gezr)gen wird. <i 7 HV.v.v/ (Iriin, dass EIikiIi mich nclniniiiiit hat l'ml sriii AcfZ' riin/s i'thfr iiiirli f/f/nritct ! Sit-lic, irli schreie (ieirall und linde kein (ie- hör, Hn/'e um Hilfe, doch da ist Lein Hecht! Das einleitende: „Wisst denn", be- greift doch! ist durch die Dopix^-ltVage in v. 41". hecinflusst; l)cgreitt, dass es noch eine andere Mi'jglichkeit giebt, mein l'nglück /u erklären, ich bin wider- rechtlich vergewaltigt. ^}T\\yi (mit dag. t*. im 1 trotz der Regel Ges.-Kautzsch26 §20 3Jj) ist kurzer Ausdruck für 'CEtl^p n^.J? vgl. Cap. 8 3. Direkt sagt Hiob, (iass, wenn einer von beiden, Gott o«lt'r er, Unrecht gethan haben nuiss. dann Gott es gethan hat. Also gleich der Anfang stellt die Sache auf die Schneide. 8 9 Gott hat Hiobs l'fad vermauert, ihm den Lebensweg dunktd gemacht s. zu Cap. 3 23 (13 -27), hat ihm die Ehre, eigentlich das Kleid der Ehre, ausgezogen, die Krone seines Hauptes entfernt (s. zu Cap. 822'), insofern jetzt Hiob vor allrr Welt als bestrafter Sünder dasteht, vgl. Cap. 176; 30 i; 2; 9ff. 10 II

Er zersch/df/t mich rinr/xi/m, und so mus-s ich f/ehen u. s. w. |*rii heis>t eigent- lich: uioderreisscn (ein Bauwerk), witzu 3''nD wohl passt; wegen der Fortsetzung: sodass ich gehen nmss (vgl. Cap. 14 20), ist das eine Verkürzung für: er reisst mein Zelt, meine Wohnstatt, nieder. Zur Pausalforra l"?^ s. Ges.-Kaützsch-!c § 69 A. 3. nn:\ Hiph., mit •>s; mir hier: vielleicht hat doch der Dichter in»?, Qal, gemeint. Für nSD ist wegen ^b naih LXX ISD zu lesen. 12 scdlte ein

Tetrastich vertreten, hat aber in :M. T. nur drei, in LXX nur zwei Stichen. Im M. T.: Einmütig k(mimen seine Scharen Und bahnen wider mich ihren Weg l'nd lagern sich rings um mein Zelt. Der Vers hat grosse Ähnlichkeit, bis in einzelne Ausdrücke hinein, mit Cap. 30 12 ff. und könnte hier sehr gut entbehrt werden. Unter den Kriegsscharen Gottes sind wohl nicht blos die körper- lichen Leiden, sondern alle Unglücksmächte zu verstehen, die ihn auf Gottes Geheiss belagern, auch die geistige Xot und Unruhe. Sonderbar ist der Aus- druck Zelt in einem Zusammeidiang. der an eine regelrechte Belagerung denken lässt. Die Vorlage der LXX lässt ^"Pb»! und "hn^b aus und hatte wohl '^y] "hv 2-20 !i:n: auf meinen Wegen lagern sie überall, was sieh etwas natürlicher aus- nimmt. Aber isoliert bleibt das \valirscheinlieh <lurch v. 11"' veranlasste Bild doch inmitten einer Rede, die sieh sonst durch ihre schlichte Natürlichkeit auszeichnet. \'^ 15 ' Weine Hriider hohen sich rnn mir entfernt. Meine Ih'- kannten sich mir t/unz- entfremdet, Aufnehört huhen meine Verirundten, mich zu kennen. Mich reri/nssen meine Ihius freunde. Mit TiXX un<l vielen neueren lesen wir 'X?"! 'PT'I^^ (intransit. gebrauchtes Hiph.). Dass mit n^K ein An- klang an "ITDiS beabsichtigt sei. trauen wir dem Dichter nicht zu (gegen De- litzsch). Inv.l4 können die Bekannten von v.l3 nicht noch einmal wiederkehren; für "Xjnn? ist 'j;"na (X?l Inf. von VT) zu schreiben, wodurch die Ergänzung zu ^hin und ein richtiger Stichos gewonnen wird, zugleich eine gute Parallele zu dem folgenden Stichos, der aus dem letzten Wort von v. 14 und den beiden ersten von V. 1.") besteht: vergessen haben mich, d. h. es kehren nicht mehr bei mir ein die, die in meinem Hause das Gastrecht gemessen. Zu "1^3 vgl. zu Cap. 18 19; die Deutung: Hausgesinde oder gar Tagelöhner, an sich schon fragwürdig, ist

Hi 1915 100 Hi 19 20

wohl mir dadurch veranlasst, dass die Gastfreiinde in der jetzigen Versabteilung neben die Sklavinnen geraten sind, und um so lieber gegen die gewöhnliche Bedeutung aufzugeben, als es befremden müsste, wenn die Gast- und Geschäfts- freunde gar nicht erwähnt würden. 15 ^^"^ 16 Seine Sklavinnen betrachten ihn als einen Fremden, ja Wildfremden, seinen Knecht muss er mit eigenem Munde anflehen, Avenn er einen Dienst von ihm begehrt, er thut, als ob er seines Herrn Euf nicht höre. Es ist wohl nicht nötig anzunehmen, dass die Mägde früher zugleich seine Weiber waren, immerhin könnten die gewählten Prädikate dafür sprechen. Der Knecht ist wegen des sing, als Hiobs vertrauter Leib- äiener zu denken, der ihm früher anhänglich war, jetzt aber sich vor der an- steckenden und ekelhaften Krankheit fürchtet. Hiob rühmt sich Cap. 31 13 15, dass er seine Sklaven als Menschen gleich ihm angesehen und behandelt habe. Zu dem masc. Suff, am Schluss von v. 15 s. Ges.-Kautzsch26 § 135 o. 1718 Mein Atem ward zuwider meinem Weibe Und mein übler Genich den Söhnen meines Leibes. Der Aussätzige hat Geschwüre auch in der Mundhöhle, daher sein böser Atem. ""Jllin ist unzweifelhaft aus "'riins (Jo 2 20) verstümmelt. Die Kinder seines Leibes können nur seine leiblichen Kinder sein, nicht Enkel oder Geschwister. Wenn man nun, weil die Kinder nach dem Volksbuch Cap. 1 alle umgekommen sind, auch an Kinder von Nebenfrauen oder Mägden denken könnte, so ist doch am natürlichsten die Annahme, dass der Dichter in diesem Augenblicke nicht an die Einzelheiten der alten Geschichte denkt (vgl. 14 21). Scheint es doch auch, dass er v. 13 f. (wo übrigens die Brüder schon vorkamen) nicht an Cap. 42 11 denkt und dass er v. 15 16 Hiob nicht als beständig auf dem Aschenhaufen ausserhalb der Stadt sitzend sich vorstellt. Zwar wird ein paar Mal (Cap. 84; 29 5) der Tod der Kinder verwertet, im übrigen aber löst der Dichter Hiob ganz von den Verhältnissen ab, in die ihn die Sage hineinstellte. V. 18 Selbst Knaben verachten ihn, reden tvider ihn, wenn er sich erhebt, wenn er ausgeht oder umhergeht, beschimpfen ihn wegen seines elenden Aussehens (11 Reg 2 23). HDIp«"! ist Vordersatz. 19 20 Es ekeln sich vor ihm die Männer seines vertrauten Rates, seine Standesgeiiossen, mit denen er sonst intim verkehrte. Und die ich liebte, haben sich wider mich geivandt, sich zu Gegnern umgewandelt, Aveil sie ihn für einen Verworfenen halten. T\\ im Sinne von IB^«, darum indeklinabel Ges.-Kautzsch'^" § 138h. v. 20: In meiner Haut verfault mein Fleisch, dieser Text der LXX ist offenbar der richtige: n^jp"! ^1^1 "'"llVä; z;u dem plur. D"^1^3 und überhaupt zum ganzen Stichos vgl. Prvl430, zu dem femin. sing, des Prädikats s. Ges.-Kaützsch26 § 1454. Der hebr. Satz: „an meiner Haut und meinem Fleisch (warum werden beide genannt?) klebt mein Gebein" sollte umgekehrt heissen: meine Haut klebt an meinem Gebein. A])er "«O^j; ist erst nach der Entstellung des Textes hinzu- gekommen. In V. 20'' ist schon die Wiederholung von llj^^r <hts in LXX fehlt, lästig, der Satz selber aber ganz unverständlich: und ich mochte entrinnen mit der Haut meiner Zähne. Man übersetzt gewöhnlich S durch „mit" und streitet dann darüber, ob die Zahnliaut das Zahnfleisch sei (das allein heil geblieben Aväre!) oder ob vielmehr das Zahnfleisch ganz versclnvundeii und nur noch die Haut der Zälme selber, von der nicht blos, wie Delitzsch behauptet, die

Hil9 20 101 Hil9 24

^lediziner wissen, übrig geblieben sei ein noch viel feineres pathologisches Kuriosuin. Wir strciclien luit LXX das zweite 11^2 und lesen mit Bickell "31?^ 1B"pon'1 „lud meine Zähne haben sich davon gemacht" vgl. Cai).41 ii, wo dies Hitlip. vom Hervorl)rcchen von Funken aus dem Munde geljruucht wird.

Nach dieser ergreifenden Klape, in di-r sich Hiob mehr als je klar geworden ist, dass er alles verloren hat, ist nun die Krisis vollkommen vorbereitet. Alles ist verloren, nur sitzen noch ihm zur Seite die Freunde, und im Himmel weiss er Gott, Beide haben ihn auls Blut gepeinigt, und doch muss er etwas behalten, um nicht zu vergehen; wen soll er wäiilen, die Freunde oder (lott?

21—29 In seiner gänzlichen Ratlosigkeit ergreift er zuerst das Näilist- liegendf, er macht einen Ansturm auf die Freunde, ob er nicht deren Liebe wieder erwecken und als einzigen Trost in seiner Not gewinnen kann. Aber zurückgescheucht von ihrer kühlen Verdrosseidieit, wendet er sich von ihnen ai); und indem frühen' Ahnungen übermächtig wiederkehren, wirft er sich(iott in di«' Arme und fühlt sich selig, er hat (iott im Geist gesehen und wird ihn in der Wirkliclda-it sehen als seinen Rechtfertiger, 21 22 Seid barndierzig gegen mich! Das Diippelte "'iSn malt seine Seelenangst. „Ihr, die ihr doch meine Freunde seid." Mit einem Unglücklichen soll man Mitleid haben, wird nicht dieser Appell an das menschlichste aller Gefühle sie riUn-en müssen? Aber sie zertleisclien ihn in ihren grausamen Heden, wie Gottl Und dennoch ist er unschuldig. 2'i 24 (f dtiss ilcnii tnifin'schrii'üen triinfc/i. Diis.s meint' W'orfr in sein liinh iif^riihiH'l iri'irdcii! Dti.ss sie mit Eiscnnri/f'cl und lilci Auf etriii in den Felsen cint/t'hiiui'n u-i'irdcn! Seine W'uite küiintii mir das Zeugnis seiner Unschuld sein. Sind Gott und alle Welt einig, ihn zu verdammen, so ist das Einzige, was für ihn noch einstehen kann, sein eigenes Wort. Alierauch dieses Wort ist verhallt, sobald er tot ist. Dann ist nicht blos seine physische, sondern auch seine sittliche Persönlichkeit vernichtet. Kann nicht wenigstens sein Zeug- nis gerettet wi-rden? Auf diese Frage würde v. 23 nach ileni jetzigen Text :int- worten: ja, wenn dit's Zeugnis in ein Buch geschrieben würde. Hier befremdet mich, dass dieser Gedanke in so dringender AVunschform ausgesprochen wird. Warum schreibt denn nicht Hiob selbst die Worte auf? Da ist doch in ]iT."*12 nötig. Da nun ausserdem das T vor Ipn^ lästig ist, so schreibe ich Ipn^ ^"^r^rx Gemeint ist Gottes Buch, auf das er schon Cap. 14 1 7 anspielte, das er dort aller- dings als für ihn abgeschlossen bezeichnete: miU-hte doch dort seine I'nschnliU- beteueriuig ehigeschrieben werden! Inv. 23 ist nach LXX luid aus metriseh( ii Gründen das zweite iril'^P zu tilgen und 'hü zum zweiten Stichos zu ziehen, ^pn^ ist Pausalform für ^pn^, die aramaisiereiide Nebenform des Hopli. ?pn^ Ges.- lvALTZ!5CH2e J> G7, A. 8. Da nun die Menschen von Gottes Buch keine Kenntnis luiben, so wünscht Hiob v. 24 ferner, dass seine Worte mit eüiem Meiss» 1 in deh Felsen eiugehauen und die Schriftzüge. damit sie auf ewig gegen Verwitterung geschützt sind, mit Blei ausgegossen werden. Für l^h. emphatisch vorangestellt, hat LXX IX^, das ein nicht unrichtiger, aber selbstverständlicher Zusatz wäre. Mit diesen Sätzen ist Hiob, zumal wenn man n2p2 liest, wieder bei dem Ge- danken angelangt, dass seine Unschuld Gott bekannt sein muss. vor den „kein Unheiliger kommt'', und wie Cap. 13 16 so bewährt auch hier dieser Gedanke

Hi 19 24 102 Hi 19 26

seine wunderbare Macht, ihn nicht blos zu beruhigen, nein ihm den Sieg zu ver- leihen über das quah^olle Gefühl, dass Gott sein Widersacher ist. Ja, diesmal vermag er den siegreichen Gedanken festzuhalten, um nun ein für allemal das furchtbare Trugbild von Gottes persönlicher Feindschaft aufzugeben, 25 26 ^ Bekanntlich ist v. 26 eine crux interpretum und unendlich verschieden von den Exegeten behandelt. Es Aväre zu weitläufig und unfruchtbar, alle Deutungen und Textänderungen aufzuzählen und zu besprechen. Ich setze v. 26=* mit dem letzten Wort von v. 25 in der Form, Avie ihn der M. T. bietet und wie ich ihn, zum teil nach LXX, emendiere, unter einander:

•»iiyaoi nsr ispi mj; nn«i mp^ ntrnö in« nt i]])\] nj; -ins mpn

f]pj für »Ipi nach LXX, ausserdem ist zweimal ein 1 versetzt und Hl; plene, hin- gegen "'IIJ? als n;; defectiv geschrieben. Den ganzen Vierzeiler übersetze ich: Aöer ich weiss, mein lUulrUchcr ist da Und ein l beliebender über dem Staube; Und auf stehen wird ein anderer als in ein Z,euge, Und aufrichten wird der sein Zeichen. ""iSI, betontes Ich: aber was rede icli, ich weiss es ja, ich habe es ja selber schon ausgesprochen (Cap. 16 i9), ich habe einen Bluträcher. Unser „lebt" ist für "'H nicht ganz ausreichend; letzteres bedeutet: ich habe einen, und er ist l)ereit. in Thätigkeit zu treten, sobald es nötig wird. Der Bluträcher, eigentlich D"in "pjSiil, der Einlöser des Blutes, ist immer der nächste Erbe, in erster Linie der Solni eines Mannes, der ganz in dessen Stellung, Ansprüche und Ptlichten eintritt, sein Nachkomme im })hysischen oder rechtlichen Sinne, daher sein llins v. 25*^; er heisst b^'t auch ganz abgesehen von dem Fall, dass sein Vormann ermordet wird. Geschieht das Letztere, so ist er verpflichtet, sein Blut „einzulösen", so gut wie er materielle llückstände einfordert; da er das geraubte Leben nicht von dem Mörder oder dessen Sippe zurück- gewinnen kann, so muss durch ihn diese Sippe mittelst der Tötung des Mörders oder eines anderen (wenn auch unschuldigen) Gliedes denselben Verlust er- leiden, wie die Sippe des Gemordeten (später wird letztere im alten Recht durch ein Wergeid schadlos gehalten). Auch das sittliche Gebiet wird berührt, so- fern ein- getöteter Mensch, wenn er nicht gerächt wird, dadurch als tötenswert hnigestellt würde, während die Blutrache ihm seine Elire wiedergiebt. In unserem Fall kommt es gerade hierauf an: wenn Hiob stirbt, wird er als todes- würdiger Verbrecher gelten (Jes 53 4 9), die Blutrache hat die Aufgabe, seine Unschuld und Ehre zu retten. Wer ist nun sein nächster Anverwandter und Freund, der veri)flichtet ist, für seine Ehre einzutreten? Das kann nur Gott sein, denn dass alle menschlichen Verwandten und Freunde sicli zurückgezogen haben, ist ja soeben v. 13—20 ausgeführt. ^DJJ"^J^ heisst so viel Avie: an meinem Grabe vgl. Cap. 7 21; 17 16. Bis zu diesem Worte geht das erste Distichon, wie das Metrum an die Hand giebt ; auch der Sinn wird besser, Avenn blos r\\r}\ hin- zuzudenken ist, da man sich doch unter dem Aufstehn am Grabe nichts rechtes denken kann. v. 26^ Aväre Avörtlich: und luich meiner Haut, sie haben nieder- geschlagen, dieses. Das ist Unsinn. LXX hat: aufstehn zu lassen meine Haut, dieses aufzurichten. Schuld an der Verderbnis ist, Avie es scheint, die mater lectionis von ^"liy, Avofür Avir mit Bickell "'"IJ; lesen. „Ein anderer", ein

Mi 19 26 103 Hi 19 27

Stellvertreter (l. in« für in«), wird sicli erheben als mein Zeuge ; AvirJ sich auf- luacheii. um mich zu verteidigen. Ähnlich verhüllt, obwohl unmissverständlicU drückte sich dieStelletlap. IG 19 aus; dort ist \un\i derZeu^'c im Himmel, stumm, verhorgeii, hier wird er in seiner Thätigkeit gedacht, l'hrigens könnte mau auch mit LXX das Hii»h. D^J?) lesen: er wird mein Zeugnis, dem ich ewi«'e Geltung wünschte v. 231'.. hekrältigen. zur Anerkennung Itringen. Ferner: und aufrichten wird der sein Zeichen. f)i5T im AT nur I*s 145 U; 146»: einen Ge- beugten aufrichten, im Aramäischen so gebraucht wie «b^3, D^pn, D^l.n, 2''^n im Hebr. Das Zeichen, das der Bluträcher aufrichtete, kennen wir nicht, aber es ist selbstverständlich, dass der Bluträcher an der Leiche des getöteten Mörders ein Zeichen hinterlassen musste, ähnlich wie es die Vollstrecker der Yehme thaten. um die Tötung von einem gemeinen Mord zu unterscheiden (trägt doch andererseits ein Kain ein Zeichen an sich, das ihn vor der Blutrache schützt). niH def. geschrieben und im Sinne von Beweisstück auch Cap. 21 29. Ein solches Zeichen ist dann zugleich eine Genugthuung für den Getöteten, gerade so wie jene Felseninschrift v. 24. Durch das gewählte Bild hat sich der Dichter der prosaischen Notwendigkeit enthoben, im Einzelnen nachzuweisen, wie Gott es eigentlich anfängt, Hiobs Ehre wiederherzustellen. Ihren höchsten Flug nimmt nun Hiobs llotfnungsfieuiligkeit im folgenden Vierzeiler 20'' 27: Ausser wehiem Leihe trerite ich sehen Kloah, Den Ich sehen icerde , für Mich! l'nif Meine Annen sehen ihn nnd kein Fremder A* renjehen meine Meren in meinen! linsen! Hier braucht kein Buchstabe am hebr. Text geändert zu wer- deiL „Ohne meinen Leib" d.h. obwohl ich tot bin. Der Körper bleibt ja unter der Erde. Hiob selber aber wird als Geist, etwa wie Samuel I Sam 28, vgl. Mt 27 5'2 f., aus der J^rde steigen, und eben als Geist Gott selber sehen, ntn wird bekanntlich mit Vorliebe vom ekstatischen Schauen gebraucht. Um die beiden folgenden Stichen richtig zu verstehen, muss man die Geschichte II Reg 2 ver- gleichen: Elisa begehrt den Erstgeborenenanteil von Elias Geiste, Elia sagt, eine solche Verleihung sei nicht von ihm allein abhängig, wenn aber Elisa seine Himmelfahrt werde sehen können, so werde er auch den gewünschten Doppel- anteil empfangen; Elisa kann die Himmelswagen sehen, also bewährt auch der Mantel seine Kraft; die Prophetengenossen hingegen, die nahe dabei standen und Elias Entrückung prophetisch vorherwussteu. haben nichts als Elias Ver- «üJiwindeu bemerkt, müssen also dem Elisa künftig nachstehen. So weiss Hiob, dass er, zum Ersatz für die vorher erlittene Inbill. Gott wird sehen können, wenn er sein Zeichen aufrichtet, wenn er z. B. an Hiobs Grabe irgend ein Wimder thut, das diesen als Märtyrer erscheinen lässt: andere Menschen da- gegen, selbst visionär begal)te wie Kliphas. werden wohl das Zeichen sehen, aber Gott selber nicht. Hiob sieht ihn für sich allein, alle anderen sind „Fremde*' gegenüber diesem Mysterium. Das Schauen Gottes aber ist die höchste Erhebung und Seligkeit des Menschen, daher ruft Hiob, überwältigt Tom Vorgefühl dieses höchsten Augenblicks,': Es vergehen meine Nieren in meinem Busen! Ohnmächtig werden vor starker Erregung kommt im AT öfter vor, z. B. vor ^jchmerzlicher Überraschung Ctn 5 6, vor A'erwunderung I Reg 10 ö; unser Satz spricht vom Hinschwindendes Bewusstseins vor übergrosser

Hil9 27 104 Hil9 29

Freude (nicht: vor Sehnsucht). Psychologisch verwandt unserer Stelle ist das letzte Wort Hiobs Cap. 42 s e: jetzt, da icii dich gesehen habe, sterbe ich gern. Kein "Wort aber sagt Hiob darüber, ob er von da an Gott ewig sehen, ewig weiter leben werde. Er denkt gar nicht daran! Wenn er in diesem Augenblick davon redete, würden wir glauben, dass die Unsterblichkeitshoffnung längst für den Dichter feststand und nur mit dramatischer Kunst zur Lösung des Knotens verwandt wurde (vgl. zu Cap, 14 13-15). Aber das ist nicht der Fall. Allerdings ist die hier siegreich hervorbrechende Gewissheit vorbereitet, indirekt eigentlich schon dadurch, dass der Dichter überall da, wo er vom Todeszustand sprach, besonders in Cap. 3, in übertreibender, weit über die gewöhnlichen Vorstellungen hinausgehender "Weise den Tod als völliges Nichtsein hinstellt, direkt aber in jenen lichteren Momenten, in denen er den Gedanken ausspricht, Gott müsse Hiob nicht ganz lassen können, müsse nach ihm sehen und suchen, sich nach ihm sehnen, wenn er dahin sei (Cap. 7 8 21; 14 13 ff. ; 16 19 f.). Aber das waren Gedanken, die er fast in demselben Augenblick, wo er sie empfing, wieder aufgab. Bisher hatte immer noch der realistische Zweifel die Oberhand, erst hier siegt der sittlich-religiöse Idealismus. Hier, an dieser einzigen Stelle des AT, lernen wir, wie die religiöse (nicht die psycho- logisch-animistische) Unsterblichkeitshoffnung entsteht.' Dass sie sich zunächst nur auf Eine Person und Einen Augenblick beschränkt, ist gerade ihr Vorzug; die Hoffnung auf alle mit Gott verbundenen Frommen und auf ewige Zeit auszudehnen, ist ein Leichtes, sobald nur erst die Macht des Todes überwunden ist. Die beiden Faktoren aber, die hier zusammen wirkten, sind: erstens das Bedürfnis der sittlichen Persönlichkeit, sich gegen die Unterdrückung durch ein ungerechtes Geschick zu behaupten, zweitens das Bedürfnis der religiösen Persönlichkeit, Gott zu sehen und seine Freundschaft zu erleben.

Den letzten Vierzeiler würde man gern missen. 28 29 We?i?i ihr denkt: wie wollen icir ihn verfolgen lind die Wurzel der Sache trollen tcir in ihnt finden: Habt Angst für euch vor dem Schtverte, Denn Zorn wird die Ruchlosen verheeren. Der göttliche Bluträcher wird die, die von Hiobs Blut nicht satt, werden konnten v. 22, zur Rechenschaft ziehen. Übrigens weicht diese Be- drohung der Freunde darin- von der Angabe des Volksbuches Cap. 42 7 ft". ab, dass die Freunde sich hier gegen Hiob, Cap. 42 gegen Gott verfehlen. In V. 28'' ist mit LXX 1D für ^3 zu lesen und i<^tti als Lp. plur. imperf. Qal anzu-. sehen; die Freunde Hiobs sprechen wie die des Jeremia (Jer 20 lo). Die, Wurzel, d. h. den Grund der Sache, nämlich des Unglücks, wollen sie in Hiob finden, während Hiob sie in Gott sucht; eben dadurch verfolgen sie Hiob v. 22. Mag der Vierzeiler echt sein oder nicht, so giebt er den Gegensatz zwischen den beiden Auffassungen richtig an. ')1'1, gewöhnlich mit "'"IDJS, v. 22 mit dem acc, hier mit h wie Jdc 7 25 mit ^N konstruiert. In v. 29 ist DD*? Gegensatz zu dem in von v. 28: fürchtet für euch selbst! v. 29"^ lautet im M. T.: denn Zorn ist Sclnvertesschulden, das ist unverständlich, auch wenn man den sing. ]i? lesen AvoUte (der Zorn der Freunde verdient den Tod durch das Schwert); nsn für non, „dergleichen", könnte der vermuten, der den Vierzeiler für unechte Prosa- hält. LXX übersetzt ein «nri objj;, Zorn wird über die Euchlosen kommen. Das wird in der Hauptsache richtig sein; will man den massor. Konsonanten näher kommen, so kann man ninpi für N'nn lesen. Angehängt ist eine Glosse: damit ihr wisst, dass ein Gericht ist. Schon das -^ verrät den Glossator, der wohl an den jüngsten Tag denkt. LXX übersetzt die Konsonanten: ]iyT tK DT ti'"'«, was vielleicht eigentlich heissen sollte: dann wird man erkennen deix Mann der Blutschuld (dem das Schwert des Bluträchers droht).

Hi:i(»2 105 Hi20 7

Cap. 20. Zweite Hede /opliar».

In den cink-itendtn Benierkungt-n Cap. 19 ist ge/cigt worden, warum der J)ichter mit Cap. 19 nicht abschlies.sen kann. Es muss notU die allgemeine Seite des ProMems behandelt werden, warum die Frummen oft unglücklich, die Gottlosen glücklich sind, warum auch Hiob, der doch Gott zum Freunde hat, leiden muss. Damit diese Frage in Angrift' genommen werden kann, muss Hiob erst nachweisen, dass jener AViderspnich zwischen dem sittlichen Postulat und der Wirklichkeit thatsächlich besteht. Diesen Nach- weis zu provozieren, dazu dienen die noch folgenden Reden der Freunde, die natürlich das (legentcil behaupten und die Vergeltungslehre festhalten.

2 3 Peisrniliclies ge^en den Vorredner. Diinim bvstinim'ii inii h im-iin' (Icdiiiikrn , l iid am ilosirillen ist mein Drdmjcn in mir: 'Äiircrliltrcisiiiin . die niiili .srlnniihl , muss ich hören lud Wind (dine Einsieht j/iefist du mir zur Antwort. Leichter wäre dus \'erhtändni.s, wenn v. •! hinter v. 3 stünde, abei- vielleieht soll dnrch diese Satzfolge das Ungestiiin Zophars zum Ausdruck kommen. Zti ''EJ?b' vgl.Cap.-A i;i. ""i^S"^";, meine (le(hinken antworten mir? das ist unvers.tändliih; die geringeVerbesserung, die man durch das ]? K^ (l'ür p"?) der LXX erhält: nicht so (wie dir) antworten mir u. s. w. wiegt das Uberkünstliche des Aus(h-ucks nirht auf. Wegen v. 2'' vermute ich "iCHT, sie bestürmen mich, nötigen mich zur Antwort. In v. 2'' ist hinter "lliP? mit Bickell ein n«l ein- zusetzen, das, wie es scheint, nach v. 4 verschhigen ist. In v. 3'' muss mit LXX. die allerdings ihren Text falsch übersetzt, gelesen werden: ^l^Vn ni'SO, denn der hehr. Satz: ein Geist (niasc! welcher Geist?) antwortet mir (ohne vorher- gehende Frage?) aus meiner Einsicht (warum nicht aus seiner eigenen Ein- sicht?) ist voller Unsinn. Mit dem „Wind ohne Einsicht" ahmt Zophar dem Bildad Cap. 8 2 und besonders dem Eliphas Cap. 15 2 nach. Die schimpfliche Zurechtweisung ist natürlich Cap. 11) 2 ff. Es folgt

4-20 eine lange Rede über das Schicksal des Gottlosen, ein SeitenstOck zu Cap. 1(S. 4 5 Weisst du nirht ron urher. Seit Menschen auf Erden sind, Dass der Juhel der (itdtlnsen huri- ist l nd die Ereude des l nhei/it/en für den Aufienhlith? Mit diesem Satz, den Zophar für unwiderleglich hält, schlägt er den Grun(lgfdaid<en seiner Kede an. Für n«tn ist mit LXX «"JH zu schreiben; n«f, das wahrscheinlich aus v, 2'' hierher geraten ist, müsste auf ("aj). 11)6 ff.; 2öff. gehen, was mit der Fortsetzung: „von der Schöpfung her^ einen absurden Gedanken gäbe. In v. 4'' ist D'tr auffällig, weil das Subj. fehlt und ein ..man«' doch vernünftiger Weise nicht hinzugedacht werden kann. Will man nidit ein ^K einschieben, was das Metrum verwehrt, so muss D't' ein Zusatz sein (ähn- lich sonderbar steht das D^b .Tes 44 7). Aus der ganzen Weltgeschichte soll sich ergeben, »lass die Freude der (Gottlosen ..aus der Nähe-, nicht weit her ist. 6 7 Wenn empörst eiiit zum Himmel seine lUdieit u. s. w. K'b^ ä-. /.ey-

ist wohl nur andere Aussprache für XltT Ps S<.> lo aus Ktr:. Zu «lem Bilde, vgl. .Fes 14 13 f. v. 7: Wie sein Mistfeuer vergeht er u. s. w. Der "j?, vgl. '?'?3 I Beg 14 10, ist nach Weizsteix bei Delitzsch ein runder Kuchen aus dem Mist der frei weidenden Kinder, der, vor der Begenzeit haufenweise aufgeschichtet, für den Winter als Brennmaterial dient; ein absichtlich hässliches Bild. Zu VK^l. seine Bekannten, vgl. Ca}). 7 s. Wo ist er geblieben? er ist spurlos verschwnn-

Hi 20 7 106 Hi 20 17

den; der liimmelanstrebende Mensch war nur eine liässliche Rauchwolke. 8—11 Er verfliegt wie ein Traum, unauffindbar (1. «SS"; nach LXX, da ein Traum doch nicht von INlenschen autgesucht wird), wird Aveggescheucht (natürhcher wäre wohl das Qal statt des Hoph.) wie ein Nachtgesicht bekannte Bilder, vgl. Jes 29 7; Ps 73 20. v. 9 f. halte ich nicht für ursprüngHch. v. 9=': Ein Auge erblickte ihn und thut's nicht mehr (^Vt^ im Sinne „erblicken" kommt nur noch in der fremden Dichtung Cap. 28 7 vor) wiederholt den Gedanken von v. 7 '^; V. 9'' aber ist ein Citat aus Cap. 7 10; der ganze Vers fehlt in der ursprüng- lichen LXX. In V. 9'' A\ird übrigens linity'"; zu schreiben sein, da DIpO immer (auchGrenl824; IlSam 17 i2)masc.ist. Die beiden Stichen von v. 10 passen nicht in einen Zusammenhang, der vom raschen Verschwinden des Gottlosen redet imd stimmen auch unter sich nicht zusammen: liest man v. 10^ von des Gott- losen Söhnen, so stellt man sich ihn als gestorben vor, in v. 10'' lebt er wieder. Dazu hat v. 10^ eine fatale Ähnlichkeit mit v. 19 und ist schwer verständlich. Die Alten übersetzen: seine Söhne zerschlagen die Niedrigen (155T), so auch manche Exegeten; andere wollen n^l. in dem sonst nicht vorkommenden Sinn begütigen fassen, ohne dass man begreift, wer die Söhne dazu zwingt, die Nie- drigen zu „begütigen", und warum das etwas so ganz Schlimmes sein soll; BuDDE will il^JT als Niph.: sie werden als Niedrige zerbrochen, aber warum wird da ü^b"^ hinzugesetzt? Während v. lO'* eine Variante zu v. 19 ist, sieht V. 10 ^ wie eine Glosse zu v. 18 aus, ist jedenfalls an seiner jetzigen Stelle ganz unmotiviert, da man nicht begreift, warum „seine Hände sein Vermögen zurück- geben" sollen: wenn es noch sein Raub wäre! ausserdem ist er ja schon tot! Dagegen schliesst sich v. 11 ganz gut an v. 6—8 an: Seine Gebeine iimren voll von seiner Jngendkraft, Doch mit ihm legi sie sich in den Staub, der Vorder- satz entspricht dem 6., der Nachsatz dem 7. 8. Verse. Subj. von 23tt^n ist nicht „seine Gebeine", da diese nicht löj?, mit ihm, begraben werden, sondern Vo6^ (plur. tantum, vgl. Cap. 33 25), das nach Ges.-Kautzsch26 § 145 4 mit dem fem. sing, konstruiert ist. Die beiden folgenden Vierzeiler hangen eng zusammen, 12 13 ist nur ein langer Vordersatz: Wenn süss schmeckt seinem Munde das Böse, Er es birgt nnter seiner Zunge, Es aufspart und nicht fahren lässt Und es zurückhält so recht, an seinem' Gaumen: eine weitläufige, aber hüljsche Beschreibung des Kitzels, den die Bosheit dem Bösen bereitet. 14 15 der

Nachsatz: So ist seine Speise r er wandelt u. s. w. Das Perfekt: hat sich plötz- lich verwandelt, deutet die Enttäuschung an: die süsse Kost war ein Gift. V. 15 wendet das speziell auf den unrechtmässigen Erwerb an, den der Magen des Gottlosen nicht vertragen kann. Interessant ist die Behandlung von y. 15'^ in der LXX: dass Gott selbst die Speise aus des Gottlosen Bauch heraustreibt, war doch zu anstössig, so übersetzte man mit aYyeXo? (CA.: Todesengel) oder machte oixta? aus xoiXia? (C. V.). 16 17 Das erste Distichon ist eine

ziemlich leere Variation von v. 14'', zumal wenn in beiden Versen D''in3 steht; da aber die LXX verschiedene Schlangennamen hat, so dürfen wir hier wohl etwa D"'ii;DS lesen. Im Übrigen scheint es ja oft so, als ob der Dichter Schil- derungen Avie diese nur rasch hingeworfen habe. v. 17 ist augenscheinlich nicht kl Ordnung. Drei Wörter für Bäche, das ist des Guten zu viel, ausserdem

Hi20l7 107 Hi20 23

fehlt in V. 17* die Parallele zu Honig uuel Hutter. Wir streichen ^ini als stehen gebliebenen Schreibfehler für ^bm, das aber jiar nicht Bäche, sondern Tliäler bedeuten soll, und lesen für ni2^D2, das an Jdc ö löf. Cwo es vielleicht Stäuinie bedeutet) eine nur unsichere Stütze iiat: n'li s'^n?, alles nach LXX; demnach: IS'icIit iliirf er s/'c/i tcchlen an der Milch der Attcfi, .ißt ThtUeni nm Uimitf und Butler. Das bildet einen j,'uten Ge^'ensat/ zu v. 16. Hiub führt Cap. 21 7 ff. idyllisclie IJilder ent^ej^en^eset/.ten Sinnes aus. In arger Verwahrlosung ist auch IS 19 überliefert, wo nicht blos die LXX sich aufs Raten verlegen nuiss, sondern schon ältere Leser, wie v. 10 bezeugt, mit Glossen zu Hülfe kamen. Da in v. 18 der zweite Stichos reichlich lang ist, so streiciie ich ^*n2 und lese •tJB^ für TCte (fiXX: ItS'?). ferner wegen v. 18 •» yby; für yba^ Er mehrt den Er- werb und Idiiht ii'nhl heiler. Seinen Einlaiiseh und trird nicht froh. Zu "^Cto vgl. die l'iini>e: icn "JI^'D. zu J^br Cap. Djt; ]0-2o. v. li» sagt, wie er den Hr- werb mehrt: Denn er driichl den Verdienst der Medri//en , Itnnht ein Ihnis, iln.s er nicht haute. Mit Hoi"fmanx lese ich 3Sj; für 2fj;; in v. 19'' ist das jterf. ^n22 zu sciireiben und 1 vor K*? zu streichen (Kelativsatz ohne 'IB'lJ). Die 0^^"^ sind Tagelöhner, denen er Hungerlühne zahlt oder Abzüge macht. Im folgen- den Vierzeiler 20-22 wird erklärt, warum er seines Kaubes nicht froh wird. V. 20" würde nach dem M. 1\ lauten: denn er weiss nichts Ruhiges in i^einera Bauch, ein sonderbarer Satz, der weder zum vorigen j)asst, da man geiaubte Häuser nicht dem Bauch einverleibt, noch zum folgenden, wo von der Rettung seiner Kostbarkeiten gesprochen wird. Allerdings hat schon v. 21, der allem Anschein nach Glosse ist, den jetzigen hebr. Text zur Voraussetzung: keiner entrinnt seinem Fressen, darum hat sein Gut nicht Bestand. Die LXX liest in V. 2<i'»: libcez 'b^ «*?, was augenscheinlich besser ist: .V/r/// liiit er liuhe hei seinem Schall, Durch seine hitslharkeilen rettet er sich nicht. Zu t3'?0"'_ lässt sich IK'Di hinzudenken, sodass C3^1S^. nicht nötig ist. Das 2 vor niDPl (der plur. D'licn wie sonst nnion ist (loch wohl natürlicher als der sing.) anders als ge- wöhnlich aufzufassen (nämlich als „mit"'), hat man keinen Grund, wie die Fort- setzung V. 22 zeigt: In der Falle seines t herßusses leidet er .\id, .llle Macht 4tes i'nhei/s hommt iUier ihn. Der inf. msVo ist nach Art der Verba T\b ge- bildet, s. (iKs.-Kalt/scii-*' ij 75 A. 21 c, und das N wohl erst nachträglich ein- gesetzt. Für "^Cj; ist mit LXX ^OJ^ auszusprechen, weil sonst ü'ScP geschrieben wilre: übrigens lässt nichts in unserem Buche vermuten, dass die unterdrückten niederen Volksschichten zur Zeit des Dichters an Selbsthülfe dachten oder denken konnten. Im Folgenden bespricht nun Zophar die göttlichen Strafen, «He den Gottlosen treffen, wobei wie oft G<>tt selbst nicht genannt wird. In 23- 2(> ' ist das erste Sätzchen: „es dient zum Füllen seines Bauches-, weil ganz aus dem Zusammenhang herausfallend, wieder eine Glosse (zu v, 22»), die vermutlich mit v. 21 in Verbindung steht und ebenfalls den Gottlosen für einen Allesfresser erklärt. In v. 23' ist IDin^ unverständlich, mag man es „sein Kin- geweide" oder sein „Brot" übersetzen, ebenso ID^^y mit seinem plural. Suff. Man hat für ersteres vorgeschlagen nlnV? (Schwally. Bickell). ons (Bekr), D'^'jzn (Meux. SiECJFEiZD), doch wird dadurch die Entstelning von ID**"?!; nicht erklärt. Vielleicht schrieb doch der Dichter einfach incn v'jj^, und die über-

Hi 20 23 108 Hi 20 29

scliiesseiiden Konsonanten waren als b^^ die ISTote eines Lesers, der auf die Sintflut hinwies (vgl. Cap. 22 löf.). Also v. 23: Er entsendet auf ihn die Glut seines Zorns Und lUsst regnen auf ihn seinen Grinitn. Yon diesem ersten Distichon ist das zweite (v. 25«^ 26'*) getrennt durch einen Vierzeiler, der sich dem Zusammenhang nicht einfügt v. 24 25=' '^: Er flieht vor der Eisen- rüstung, Es durchbohrt ihn der eherne Bogen, Das Geschoss führt zu seinem Rücken heraus Und die Klinge aus seiner Galle. Vielleicht spricht auch dieser Vierzeiler von einem Gottlosen, aber geschildert wird dessen Erlegung durch Menschen; und wenn er auch an sich irgendwo in den Reden der Freunde untergebracht werden könnte, so doch nicht zwischen v. 23 und v. 25"= ff. In V. 25-' ist mit LXX zu lesen H'iSJp rhä ^'^^y (Siegfkied, Beek); Buddes Ein- wand, dass einem Fliehenden die AVaffe nicht aus dem Rücken, sondern aus der Brust hervorkommt, beruht auf einer willkürlichen Verbindung des Bildes in V, 25=^ mit v. 24, von der man schon sogleich v. 25'' ausschliessen muss, oder soll der Unglückliche vom Pfeil v. 24, vom vh^, etwa "Wurfspeer, v. 25=* und vom p'lS, der blitzenden Klinge, zugleich durchbohrt werden? !Nach diesem Einsatz folgt das zweite Stichenpaar des v. 23 beginnenden Tetrastichs mit V. 25<= 26''. Der erste Stiches v. 25« lautet im M. T.: er geht dahin, über ihm Schrecjven, in der LXX: es gehen über ihn Schrecken; letztere Fassung würde man mit Meex, Bickell, Siegekied, Beer vorzuziehen haben, wenn nicht "^j} sonderbar wäre; ich vermute: ^3Sn^ vgl. Cap. 19 19; I Sam 4i9. In \. 26-' ist der Satz: Finsternis ist verborgen seinen aufgesparten (Schätzen) als Drohung höchstens so zu verstehen: die schützende Finsternis (Jes 45 o) ist seinem «s Mammon entzogen, aber wie künstlich wäre das! Die Textlesart erklärt sich ■^^ "aus ursprünglichem "i'? ]10t?, dem die Variante pDiJ übergeschrieben war, vgl. LXX. Somit lautet das Distichon: Es kehren sich wider ihn Schrecknisse, Lauter Finsternis ist ihm aufgespart. 26'^ ' 27 Es verzehrt ihn unangef achtes Feuer.. 1. nnSJ, da U'« im selben Satz als femin. behandelt ist, ferner in'rDSn s. Ges.-Kautzsch26 § 68 f. Unangefachtes Feuer, wahrscheinlich sprüchwörtlich, mag etwa das Feuer Gottes Cap. 1 16 oder ein Feuer in uneigentlichem Sinn, z. B. das Fieber sein. yT v. 26*= wird bald von V^"! abgeleitet (entweder J^l^ LXX oder V"!!!), bald von nj;"! und dann als „abweiden" gedeutet (der Ent- ronnene im Zelt abgeweidet!), was es nicht heisst; T'l.'ü^ soll „Rest" sein, während es sonst immer den Entronnenen bedeutet. Ob der Text wiederhergestellt werden kann, ist die Frage; ich lese in Ermangelung eines Besseren: Tlty Ij;;;: Es erhebt sich der Vertnister gegen sein Zelt, vgl. Cap. 15 21. v. 27: Himmel imd Erde treten durch Blitz, Hagel, Erdbeben u. dgl. gegen ihn auf und kenn- zeichnen ihn dadurch als Sünder. 28 29 Forlrafft Verderben sein Haus^ Der Fluch am Tage seines Z.orns. Man übersetzt v. 28: fortwandern muss Oy als juss. Qal von T\\l, ins Exil gehen!) der Ertrag seines Hauses, Fort- geströmtes am Tage seines Zorns. So etwas sollte man doch dem Dichter nicht zutrauen. Die LXX hat v. 28^': Wn ^bs 15^.; das Verb ist imi)erf. Qal von "ina (zur Form s. Ges.-Kautzsch'-s § 67 g), unser ^i"' ist vielleicht durch v. 27 beeiu- tiusst. Für m"l3i, mit dem nichts anzufangen ist, schlage ich niy^D vgl. Dtn 28 20 vor. Der göttliche Zornestag beschliesst die Schilderung, worauf Zophar

Mi 20 29 1 09 Hi 21 6

mit einer Xacli.iliiiiuiij,' von ( 'ap. IS 21 etVektvoll abbricht v. 2!i: Das ist ihi.s Teil tli'.s (iollhisrn rmi ilrr (ioltln'it f ml ilns Erhc seines l-'rrrcis roii (inti her. OnS ist eine }<(»te für die richtige Aussprache von yä'\, daniit man iiänilic-h nicht li^l spreche, dieselbe Erscheinung wie .Jes Ji'l c, D\1^tJ und Vk neben ein- ander ist nicht gerade schön, vielleicht aucii nicht ursi»rünglich, in der so ähn- lichen Stelle Cap. 27 \^^ steht ^"^^3 für h^. Xoch lieber folgte man dieser Stelle in Ersetzung des wunderlichen Ausdrucks: „das Erbe seines Spruchs" durch ^nj^ 2 (Bkkr). Die LXX hat jedoch 1i1« für 110« gelesen, was auf p,K /u führen scheint und sich daher mehr empfiehlt.

Cap. 21. Iliobs Antwort.

Hiob, iler in Cap. 19 einen neuon Standpunkt gewonnen hat, soweit es sich um sein persönliches Verhältnis zu Gott hanilelt, findet an Zophars Rede den Anlass, die all- gememu Frage in Angriff" zu nehmen, wie die Menschen, zunächst die Gottlosen, in Wirk- lichkeit von Gott behandelt werden. Ist die Vergeltungslehre im Recht? Sie könnte ja für ihn ein Trost sein, seitdem er die Gewissheit hat, dass Gott seine Unschuld vi-rteidigt. Aber sie ist kein Trost, denn sie ist nicht wahr. Die (lottlosen sind oft bis zu ihrem Tode glücklieli und noch darüber hinaus geehrt. Wie ist das mögliehV das ist die Frage, die Hiob aufs Tiefste erschüttert und auf die er keine Antwort weiss.

2—5 Die Freunde sollen schweigend anhören, was er vorzubringen hat, es ist etwas Entsetzliches. 2 3 Ihn anzuhören, wäre der beste und einzige

Trost (1. mit LXX Drno^riiri), den sie ihm gewähren können, besser als jener Gottestrost des Eliphas Cap. 1.5 11. ^y.Kt?, ertragt mich, hat sein a vor dem Suft*. wieder angenommen. Mit LXX ist auch im letzten Stichos der plur. zu schreiben: U^J^"?]?; es fragt sich, ob man auch das ^13'1 des M. T. durch das «^ der liXX ersetzen soll. Der M. T. ergiebt den Sinn: seid doch so gut, mich erst reden zu lassen, was ihr nachher thut, ist mir einerlei; das klingt, als ob es dem Hiob hauptsächlich aufs Reden ankomme. In der LXX spricht Hiob die Meinung aus, dass das Entsetzliche, was er jetzt vortragen will, den Freun- den die Neigung, ihn zu beschimpfen, benehmen werde. Die Lesart der LXX ist also an sich gehaltvoller und dem Zusammenhang wie der Stimmung Hiobs mehr angemessen: Krinnil niieli inul hissl mich reden, l'nd danach werdet ihr niihl sjndlen. 4 5 ClJj'? kiinnte heissen: naib Menschenart. einem Menschen angehörig, an (oder gegen) Menschen gerichtet aber nichts giebt einen genügenden Sinn und eine Parallele zu v. 4\ Der erste Stichos muss angeben, Avarum Hiob so bitter klagen und den „Gottestrost" der Freunde abweisen duii'te und musste. *? vertritt hier ein ^g, der Sinn ist: handelt es sich um eine Beschwerde über Menschen? Ja ich, ///// Mensehen meine Klage? Dann könnte und müsste ich Geduld haben und mich mit Gott trösten. X'ein. die Klage gilt Gott! Wendet eiteh xii mir and e/itse/if earh l nd leijt die Hand auf den Mund! Über die göttliihe Weltregierung hat er zu klagen, über etwas, wobei man entsetzt verstummen sollte und das Spotten vergessen I 'SB^H (besser als 1t3tfn Hoph.. s. Olshacsen S. 586) Hiph. mit a nach Ges.-Kautzsc?h26 § 67 A. 6.

6- ^V4 Die Gottlosen sind glücklich, wie verträgt sich das mit der gött- lichen ^W'ltordnung und der Vergeltungslehre der Freunde? Die ganze Aus- fülirung. die schneidendste Kritik der herrschenden Anschauungen, richtet

Hi 21 6 ' 110 Hi 21 16

sich an die Freunde. 6 7 Ja, denk' ich daran, bin ich bestürzt, Cnd meinen Leib fassl Erschütterung: Warum leben die Gottlosen, Werden alt, nehmen gar zu an Kraft? v. 6 bezieht sich nicht auf Hiobs Unglück, denn daran braucht er nicht zu „gedenken", sondern auf den Inhalt seiner Klage, die nun v. 7 mit einem nachdrucksvollen Warum eingeleitet wird. Wenn es ein göttliches Welt- regiraent giebt, warum bleiben die Gottlosen am Leben, ja werden immer mächtiger? ^"in ist acc. der Beziehung Ges.-Kautzsch2(j §11 7z. Im Folgenden hat entweder der Dichter nicht gut disponiert, oder es ist eine Umstellung ein- getreten, wie Meex, Siegfried, Bickell, Beer annehmen. Wir setzen v. 8 vor V. 11. 9 10 Ihre Häuser sind in Frieden (]. liS^tt') vor dem (oder ohne)

Schrecken Fortsetzung von ^n v. 7. Der Stab Gott bedeutet z. B. Krank- heit, Viehsterben, Misswachs u. dgl. In v. 10 ist n"11iy und ÜPTiB zu lesen vgl. LXX, da vorher und nachher überall der plur. herrscht. Ihr Stier bespringt und „lässt nicht verwerfen", nämlich durch die Kuh den Samen, welcher acc. auch zu "I3j;, hinübergehen lassen, hinzuzudenken ist. Ihre Kuh „lässt ent- schlüpfen", nämlich die Frucht, und „hat keine Fehlgeburt". AVie die Heerde, so ist auch die Familie gesegnet und gesichert 8 11. Ihr Same ist sicher „vor ihrem Gesicht", sie können sich mit eigenen Augen von dem unverwüstlichen Glück ihrer Kinder überzeugen und mit Ruhe an die Zukunft denken. DÖJ?, weniger bezeichnend als Dn"']3D'?, ist Variante dazu. ^vb^\ v. 11 bedeutet, vom Weidevieh gebraucht, die Tiere frei gehen lassen vgl. Jes 32 20: sie dürfen ihre Buben springen lassen, wo und wie es ihnen gefällt, sie tanzen voller Gesund- heit und Lebensfreude der Hiob des Volksbuches w^ar beständig in Sorge Cap. 1 5, die ihm doch nichts half. Diese idyllischen Bilder krönt der vorläufige Abschluss 12 13. Sie „erheben" nämlich die Stimme (^1p ausgelassen wie z. B. Jes 3 7) bei Pauke, Cither und Schalmei. Die Handpauke, das Tamburin, meist von den Weibern geschlagen, gehört zum Tanzreigen, die Cither, ein kleinerse im Gehen gespieltes Saiteninstrument, kommt oft bei fröhlichen Gelagen vor; 2yiV ist vielleicht die alte Sackpfeife der Hirten (Gen 4 21) s. Bexzixgee, Archäok S. 272 ff. Nowack, Arch. I, S. 272 ff. v. 13: sie vollenden (l ^^T mit Qre und LXX) in Glück ihre Tage und steigen in Ruhe zu Scheol hinab. IPH'' ist von nni (vgl. zu Cap. 17 I6) abzuleiten, das dag. wohl besser zu streichen, denn wahrscheinlich soll die Form mit dag. an nrin erinnern (doch s. Ges.-Kautzsch^s §20i), um nebst dem 1^3"" doch den Gottlosen einen kleinen Schabernack zu spielen; )}y)^ ist wohl auch von den späteren Lesern mit „im Xu" übersetzt worden, muss hier aber bedeuten: m Rahe. Dass nun diese Glücklichen wirk- lich gottlos sind, wird durch ihre eigene Rede bewiesen 14 15. Und sie sagen doch zu Gott: weiche von uns, Und Kenntnis deiner Wege mögen u'ir nicht Was ist der Allmächtige, dass wir ihm dienten. Und was haben wir Nut%en, wenn wir ihn angehen? 2 V^S» hi jemanden dringen mit Bitten, ihn angelegent- lich bitten. Interessant ist, dass diese Gottlosen die Religion unter demselben Gesichtspunkt betrachten, wie nachher (Cap. 22 2 ff.) Eliphas, nämlich unter dem des Nutzens, -während allerdings ihre Verachtung Gottes im schärfsten Gegensatz zu dessen HST steht. Jetzt wendet sich Hiob gegen einige Be- hauptimgen seiner Gegner. Da& Tetrastich 16 17^^'' ist in seiner ersten Hälfte

Hl 21 l.i 111 Hl 2122

auch in Cap. '22 18 eiiifietragen, aber mit eini^'in Änderungen, tlie im M. T. zum Teil auf V. 16 zurückgewirkt haben, zum GHick nicht in LXX. Da Cap. 22i8 K*?? ^n aus unserem K^ ]n hat machen können, so lese icli kSi ]n und verbessere ferner das letzte NVort von v. l«) in ^3120 vgl. LXX: Sirln\ ist nicht in ilncr Hand ihr (iliUk, Der Hat iler (inttlosen fern ron ihm? nändich von Gott, der sich um iluc Anschläge nicht kümmert, liesser wäre übrigens ril|55. das LXX möglicher Weise statt n^iy gelesen hat, \\ ir oft er tischt die Leuchte der tlott- losen. wie Bildad Cap. 18 j f. behauptet iiatte, ind kommt ihr Verderben über sie'f vgl. Cap. 18 12, Dass es gar nicht vorkommt, behauptet Hioi) nicht, aber das Gegenteil ist fast die Kegel. Der folgende Vierzeiler 17' IS ist ver- stümmelt: Schtint/en sollten sie erfassen. In seinem Zorn Sic sollte/t sein

wie Häcksel rorm Winde u. s. w. Für pVn"" lesen wir mit LXX DJ5in^ vgl. ( "aj). 18 i' und verstellen die D*'?2n als Fangseile nach Cap, 18 lo, da weder die Freunde noch Hiob sagen können, dass Gott „Loose" (statt ihre Ijoose) in seinem Zorn „verteilt" oder verteilen sollte, ganz abgesehen davon, dass man bei TJ an Acker- h>ose denken raüsste. lBfr?2 muss der Rest des zweiten Stichos sein (in seinem Zorn sollte Gott sie zerschmettern), der vielleicht ähnlich begann wie der vor- liergehende: 'Bl^ii D'72n\ 19 20 HI^K würde hinter dem Verb stehen, wenn

es richtig wäre, es muss aus ^K, das man las, entstanden sein; LXX über- setzt )S3; b{< frei mit exXeizoi. Der Satz des M. T. müsste eine Anführung aus den Reden der Freunde sein, alter diese haben niemals behaui»tet, dass das rngliick, wenn es den Frevler verschone, tloch dessen Kinder treti'e, v, 19f. widerlegt keine Ausflucht der Gegner, sondern führt in erregter Weise Hiobs Postidat für die Annahme einer gerechten Weltregierung weiter aus: Mcht spare er seinen h inilern sein I nheil aaf. Er reriielle Ihm. dass er's s/nire.' Kr sollte mit seine/// Aat/e sei/t \ erderben sehe// l /nl ro/i der '/.or/ifihil des .\ll///ächtiifen trinken, l'nverzüglich sollte der Frevler bestraft werden und am eigenen Leibe, erst dann könnte man von einer gerechten Weltordnung sprechen. Dies Verlangen i)asst gut zu der realistisclien Haltung des Dichters, der sich ebenso wenig durch die Verlegenheitsauskünfte der Vergeltungs- theoretiker die Augen blenden lassen mag, wie die l'rheber jenes ironischen Sprüchworts, das Jeremia Cap, 31 29 anführt. T3 ist ein unbekanntes und zweifelliaftes Wort und wohl in TE (Dir.i.MANX) zu verbessern: für lyj; 1KT ist 1i'>'2 N"^' zu lesen, ebenso 7\X3\ für nr>C^\ 21 22 1)en/i tras lieitl ih/// a// seine/n llaase. Wenn die Zahl seiner Monde alnjeschnitte// ist'^ Will ///a/i für (iott Ki//sicht lehre//. Da er doch den Tra/j richtet? In v. 21' ist l^'^nx vcdlkommen überflüssig und überfüllt den Stichos, v. 21'' und v. 22" sind Zustandssätze. In V. 22 glaubt man den Vorwurf zu lesen, dass die Freunde Gott belehren wollen, der doch die „Hohen", die Engel, richte. Wenn dies der Sinn des Verses sein sollte, so wäre er unecht, einen so abgeschmackten Vorwurf kann Hiob den Freunden nicht machen, eher würde ihm oder dem Dichter ein Leser diesen Vorwurf wegen der letzten Ausführungen machen. Aber nach Cap. 13 7 ist "JS^ nicht acc, sondern dat. und für D'Dl, das nichts mit dem Zusammenhang zu thun hat, rpp") zu lesen. Der Vers ist ein zorniger Protest gegen eine Dog- matik, die sich um das Wirkliche nicht kümmert; leider ist diese nicht um-

Hi 21 22 112 Hi2l29

zubringen. Wie die Wirklichkeit bescliaft'en ist, schildern die beiden pracht- vollen Vierzeiler, die jetzt folgen. 23 24 Der da stirbt im Wohlsein selbst, Ganz sorgenfrei und friedlich, Seine Tröge sind roll ron Milch Und das Mark seiner Gebeine getränkt. 7\\ v. 23 und v. 25: der eine, der andere, "isri D5Jy3, im leibhaftigen Glück, Dfl ira physischen, nicht moralischen Sinn. In ]Jn'?U> ist das h als Schreibfehler zu tilgen, ebenso das "^ in vVü'. ]''PJ^ kommt sonst nicht vor und ist der LXX unbekannt; Targ. deutet es als Trog und Dillmann zieht das talmud. l^X^O, Olivenbehälter, zum Vergleich heran. In v. 24'^ liegt der Ton auf Hb, es ist daher nicht nötig ^'^)^\ emphatisch zu fassen: sehr ge- tränkt. Nun der Gegensatz 25 26: Lud der da stirbt mit bitterer Seele Und hat kein Glück genossen: Zusammen lagern sie sich %um Staube, Und Geicürm deckt i'iber ihnen zu. /5^? mit 3, an, d. h. von etwas essen. Im Tode sind beide gleich, aber der eine hat ein glückliches Leben hinter sich, des anderen Dasein war eitel Leid : warum ist das so ?

Diese Vierzeiler sind darum so schön und ergi'eifend, weil der Gegensatz von fromm xmd gottlos gar nicht hineinspielt, sondern eine rein menschliche Empfindung aus ihnen spricht. "Wenn man vermisst, dass trotz Cap. 19 keine Ausgleichung im Jenseits ins Auge gefasst wird, so gilt dagegen, dass auch Cap. 19 nicht von dergleichen spricht, sondern Hiob dort nur für sich selbst und nur wegen der Gefahr, nach dem Tode als ruchloser Sünder beurteilt zu werden, ein Schauen Gottes für Einen seligen Augenblick erwartet. Der Dichter ist trotz alles Mitgefühls für die Unglücklichen doch nichts weniger als sen- timental und ausserdem viel zu realistisch, um blos aus Mitleid die Forderung einer jen- seitigen Tröstung für jeden armen Lazarus aufzustellen.

Nach diesen Darstellungen der Wirklichkeit ist Hiob sich des Sieges gegenüber den Freunden bewusst und geht direkt auf die persönlichen Be- schuldigungen der Freunde los. 27 28 Siehe, ich kenne eure Gedanken Und die Tücke, die ihr gegen mich ausdenkt. Wenn ihr sagt: wo blieb das Haus des grossen Herrn Und wo die Behausungen der Gottlosen? ^iDbnri "'bj; ist höchst sonderbar, noch dazu mit dem acc: die Pläne, die ihr gegen mich vergewaltigt. Ich vermute Vti'Snri vgl. Ps 64?; der Fehler entstand dadurch, dass D für ti> ge- schrieben war. Einen S^Hi haben die Freunde Hiob eigentlich noch nicht ge- nannt, doch behandelt ihn Eliphas gleich hinterher (22 6fl".) als solchen;, v. 28'^ spielt auf Cap. 18 21 an. "^ns ist ein stehen gebliebener Schreibfehler für das folgende Wort , also zu streichen. Trotz der Unbill, die ihm die Freunde an- thaten, indem sie unter Bildern bestrafter Gottlosen ihn schilderten, versucht er noch einmal sie zu widerlegen, indem er sich nicht auf die eigene Beobach- tung, sondern die Berichte Weitgereister beruft 29 30: Habt ihr nicht befragt die Wegewanderer Und deren Gedenk%eichen gelten lassen, Dass vor dem Untergang bewahrt bleibt der Böse, Dem 7.ornestage er obsiegt? Dn'jNiy mit e s. Ges.-Kautzsch26 § 64 A. 1. 133, nicht anerkennen, mit K^: unverworfen lassen, zulassen (nicht „beachten", wie Budde will, um Cap. 34 19 für unseren Dichter zu retten, da dann N'"? zu streichen wäre); v. 29'^ als Parenthese zu fassen, ist unnötig. Zur Zeit des Dichters, nach dem Exil, wo die Juden in alle Welt zerstreut sind, aber des Handels und des Kultus wegen weite Reisen machen, werden auch die Bewohner Palästinas oder wo sonst der Dichter, der übrigens selbst zu den Vielgewanderten gehört haben dürfte, gewohnt haben mag, mit

HiL'l,;.. 113 TTi-21-.4

vielen Geschichten l^ekannt; die Durchreisenilen weiden eifrig betragt und bringen für die wunderbarsten Erlebnisse auch wohl Beweise vor in allerlei Andenken, die dann der Zuhörer nicht leicht verwirft. Hat t\r\^ zunächst diesen Sinn, so kann es wohl auch allgemeiner Beispiele bezeichnen, die eine fast sinnliche Beweiskraft für diese oder jene Behauptung besitzen, wie wenn z. H. jemand berichtet, dass Nebucadnezar zu Babel ein prächtiges Grab habe, obgleich er Jahwes Tempel verbrannte. Leider sagt nun v. 30, der von solchen Erzählungen sprechen sollte, grade das Gegenteil von dem, was Hiob meint, leistet auch den künstlichen Versuchen Widerstand, ihm ohne Änderung das Gewünschte zu entlocken. Abgesehen von üVh, wofür eher DVD zu erwarten ■wäre, ist l'?31^ geradezu unsinnig. Da das dojjpelte DV^ ohnehin auffällig ist, lasse ich von dem ersteren nur das 0 übrig, lese also Ti<D; für "?av (das 1 lässt .ich zu dem "'0 von v. 31 ziehen) schreibe ich bD\\ das mit h konstruiert wird nnil auih ein Abstrakt, zum Obj. haben kann vgl. Ps 139 6. Der Böse triuni- ]thiort ülter das rnglück; es hat vielleicht ein Erdbeben eine ganze Stadt zer- stört, er allein hat nichts gelitten. 31 32 l'/iif ircr .saijt ihm srini'ii Wtindt'l ins (ii'siilil? l'nd hat cr's (/et hau, frrr rrn/i/f ihm? Ja. iriril er %u den (irähent fiel eil cL l>a hält mau muh (therm l, rahmal Wache! Lies ^pi s. zu v. 30. Der Gottlose wird als 2^13 gedacht- man kann sich der Vermutung nicht erwehren, dass der Dichter einen bestinnnten Mann, einen Hohenpriester z. B.. vor Augen habe. In v. 32 ist wohl der erste Satz ein Zustandssatz, denn zu den (jräliern wird jeder Mensch geleitet, auch Hiob (C'ap. 17 i), dagegen wird nicht über jedem (u-abhügel "Wache gehalten. C^ni imr hier, bedeutet auch im Arab. den Gralthügel. Eür ^1pU^^ 1. mit Mehx u. a. n|5B^^., denn der Ausdruck bedeutet nicht: er hält Wtiche, nändich im Bilde, als Statue, was künstlich und im Zu- sammenhang unnütz wäre, auch mit dem Verl) Ij?^, wachsam sein, nicht ver- einl)ar ist. „Man hält Wache" soll besagen, dass seliist dafür cjesorgt ist, dass ihm nach dem Tode nichts geschieht. 33 34 .SV/.v.v sind ihm die Schul len des Thaies lud ihm nach xiehl jedermann, l'nd ach irie Iriislel ihr mich eilel, l nd eure Aiihrarten der Hesl ist h'alschheil I Im Thal nniss dort, wo der Dichter wohnte, der Begräbnisplatz gewesen sein. Von den beiden folgenden Stichen in v.33 hat nur der erste einen Sinn im Zusannnenhang: jeder zieht ihm nach, im (jrabgoleite, als neugieriger Zuschauer bei der Beerdigungsfeier, viel- leicht auch nachher, solange die Grabgebete über dem vornehmen Grabe ge- sprochen werden. Dagegen ist nicht einzuwenden, dass der Satz bei dieser Deutung vor v. 32'' stellen müsste, denn die Wache am Grabe wird gewiss nicht erst nach beendigter Beerdigung instiilliert und ist übrigens an sich schon ge- eignet, die Neugierigen anzulocken. Nimmt man dagegen v. 33*= hinzu: und vor ihm ziehen zahllose, so besagen beide Stichen zusammen entweder, dass alle Menschen sterben oder dass sie dem Gottlosen moralisch gleichen, beides gleich thöricht: auch deutet das D"jS"'?3 schon au, dass ausser „allen ^Lenschen" nicht noch (juidam alii genannt werden sollen. TJB'O ist intrans. gebraucht wie oft. V. 34 schliesst mit einem Seufzer die Rede ab, deren Gegenstand Hiob bestürzt macht (v. 6). die aber für uns viel Schönes und Interessantes enthält.

Kuncr HC /um AT XVI 8

Hi 21 34 114 Hi 22 8.

Die Grundlage für den Versuch einer Theodicee ist nun gelegt und zwar, giade so wie in der persönlichen Frage, zunächst in einer negativen These: es giebt kein Gericht für die Gottlosen. Von der Theorie der Freunde bleibt, wenn man sie an der Wirklich- keit prüft, gar nichts übrig; nur ein Positives ist darin, ihre Treulosigkeit. Diese hatte Hiob schon in seiner ersten Rede konstatiert Cap. 615.

Cap. 22—31. Drittes Streitgespräch. Cap. 22. Dritte Rede des Eliphas.

Ohne Zweifel war es für den Dichter schwierig, zu den Reden der Freunde immer neuen Stoff zu beschaffen. Nur insofern bringt Eliphas etwas Neues, als er jetzt dem Hiob direkt ins Gesicht sagt, er sei ein grosser Sünder, und sich bemüht, einige bestimmte Ver- schuldungen glaubhaft zu machen. Doch entspricht es der Milde, die ihn im Unterschied von Bildad und Zophar charakterisiert, dass er noch zum Guten redet und auf einen glück- lichen Ausgang hofft.

2—5 Wäre es nicht das Klügste für dich, fromm zu sein? Wird Gott dich aus anderen Gründen strafen, als um deiner Verschuldungen willen? 2 3 Wifd Gotte nützen der Mami? Nein, sich seiher nützt der Verständige! Mnss dem Allmächtigen dran liegen, dass du gerecht bist, Oder hat er Gewinn daran, dass du deine Wege rein hältst? In seinem Eifer, den Hiob zu belehren, versucht es Eliphas mit der Logik, aber es scheint, dass ihm (oder dem Dichter) eine strenge Schlussfolgerung nicht recht von der Hand will. Er will sagen: du hast das grösste Interesse daran, fromm zu sein, aber er trübt die Klarheit dieses Satzes, den er v. 21 ff. weiter ausführt, durch den Nebengedanken: nur du, nicht Gott hat ein Interesse an deiner Frömmigkeit. An sich ist dieser Nebengedanke merkwürdig genug: Gott ist ein ganz objektives, uninteressiertes Wesen, das darum auch die Menschen objektiv nach ihrem Verhalten be- handelt, sodass die Ursache des menschlichen Geschickes immer im Menschen zu suchen ist und die Freunde mit Recht „die Wurzel der Sache" in Hiob fanden (19 28); auch hängt dieser Gedanke psychologisch mit dem Xützlichkeits- standj)unkt zusammen, von dem Eliphas ebenso ausgeht wie die von Hioli eben vorher erw^ ahnten Gottlosen (Cap. 21 is) und sogar der Satan des Volksbuches (Cap. 1 9). Aber es wäre logischer gewesen, nicht zu sagen: nur du hast Nutzen von der Frömmigkeit, sondern: nur Nutzen hast du von der Frömmigkeit. Dass Eliphas sein eigenes Vokabular hat, ist schon zu Cap. 4 bemerkt: pD kam Cap. 15 3 vor, das D''p'l'l DJ^ Cap. 4 6, die Weisheit wurde ebenso in Cap. 5 und Cap. 15 betont. 'iO"'^J^ ist wohl durch Dittographie aus vbj^ entstanden. Driri ist aramaisierendes Hiph. von Döri s. Ges.-Kautzsch § 67 A. 8. 4 5 Wäre Hiob wirklich fromm, so würde ihn Gott doch nicht strafen^ also muss seine Bosheit gross sein. Die Logik dieses Satzes wäre zwingend, wenn Hiobs Unglück nichts anderes als Strafe sein könnte, s. dagegen Hiobs Behauptung Cap. 19 6. niSiT wieder in dem technischen Sinn wie Cap. 4 6; 154.

1^6—20 Eliphas versucht nun, solche Verschuldungen ausfindig zu machen,, die etwa Hiob begangen haben könnte, und stellt ihn, weil er nicht an Gottes richterliche Thätigkeit glauben will, mit den vorzeitlichen Eebellen gegen Gott zusammen. ö 7 Hiol) hat etwa seine Brüder, seine Volksgenossen (nicht

Hi2i>7 115 Hi22l3

etwa blos Fremde!), ohne Irsaclie gepfändet, hat dabei die „Kleider Halb- nackter ausgezogen", ihnen den Mantel genommen, der sie nachts vor Kälte schützen sollte (s. Ex 22 25 2t5; Arnos 2 8), hat keine Harmherzigkeit geübt gegen Hungernde und Durstende lauter Sünden des Jieichtunis, von Hiob ('ap.31 abgeleugnet. D'onp von ti^V,, mit inkorrektem \ bezeichnet solche, die blos mit dem Arbeitslionide bekleidet sind. S 0 Der \ftinn des sdnln'n Anns . iteni

tfchi'nti'ihis Intimi, l nil di'r ll(n/nnisc/inlirhf irohnti' drin, Wilirrn /riehst du /i/ntnis mit leeren Händen, ( nd der .\rni der Waisen wnrde -^ernitdint. Der mächtige Mann, «b-r l)ei den Maditliabein D'iE t<'b'J, be^'ünstigt war und machen koimte, was er wollte, ist natürlich Hiob selber; er nahm das ganze Land für sich in Besitz und war so der einzige Vollbürger (SB^"') darin vgl. Jes. 5 8; zu diesem Zwecke trieb er Witwen arm aus ihrem liesitz. und der schwache Widerstand der \\'aisen (1. JJ'lT wegen i<2T) ^\1lrde gebrochen. Natürlich sollen alle diese Anschuldigungen nur Vermutungen sein und Hiob anregen, sich um Kiitdeckung seiner ^ ergehen zu bemühen. 10 II Dnrnni tnireu rini/s nni dilti Sc/t/int/en l nd itnf/sfif/tc dich Schrecken idi'dzlich , Dns Licht irtird rer- diiiikidt deinem Zelte, lUd Was.sereriiuss' bedeckte dich. In v. 10'' 1. das impf, consoc. l'pn?"',"!- Hiob glich dem von Bildad Cap. 18 geschilderten Mann, der in seinem Sündenleben von Schlingen umgeben ist, ohne dass er es weiss, und nun plötzlich vom Unglück ereilt wurde. D^ns und ins soll wohl eine Allitera- tion sein. V. 11 sieht im M. T. sehr verdächtig aus; V. 11': oder siehst du die Finsternis nicht? ist eine lächerliche Frage gegenüber der Situation Hiobs, und v. 11'^ ist wörtlich gleich Cap. 38 34''. Aber die LXX hat einen anderen Text; in v. 11" liest sie '^C^n niN statt n 1K. und ihr v. 11'' stimmt nur in dem AVorte D^O mit Ca]). 38 34'' überein. Für HKin n"?. du siehst nicht, das eine ab- geschmackte ExpUcation von *ü^n "llN wäre und schon wegen v. 14' unangenehm ist, lese ich l^n«"? vgl Cap. 18 6. v. 11'' muss im AI. T. erst nachträglich durch Konjektur mit Cap. .38 34 ausgeglichen sein; die LXX liest n2DC^ vgl. Cap. 38 37; Ex 1») 13 f. für nj??^*. das aus .les 60 6 zu stammen scheint und hier weniger gut passt. 12 halte ich für ein hannloses Citat zu v. 13f. Ist EInnh nicht in Hinnnelshöhe? lud sieh das Haupt der Sterne, dass sie raiien, zwei vieihebige Stichen. Wenn es v. 13f. heisst, dass Hiob (Jott für zu entfernt halte, um die Menschen zu beobachten, so kann doch Eliphas vernünftiger Weise nicht ebenfalls die Entfernung (lottes betonen und gegen Hiob ins Feld führen. Ausserdem haben die Sterne nichts n)it Hiob zu thun. Der Vers ist einem (tc- dicht entnommen, das die Erhabenheit Gottes schilderte. Was mit dem Haupt der Sterne gemeint ist, ol> ihie Kulmination oder ein bestimmtes Sternbild, das weiss ich nicht; ohnehin ist zweifelhaft, ol> der Text, der in LXX stark ab- weiiht, richtig ist. 13 14 schliessen an v. lof. an: l'nd da meinst: iras

weiss (lott , Sidite er hinter dem Wtdkendnnkel richten? Widken sind lliille ihm, dass er nichts sieht , LUd am Kreis des Himmels lastirandelt er. TIOKI ist Frage: trotzdem dich Gott gerichtet hat v. lOf., meinst du noch, Gott wisse nichts von deiner Sünde? er sei zu fern, um zu richten? Die hier charakte- risierte Skepsis muss zu der Zeit des Dichters sehr im Schwange gewesen sein; Hiob hat eigentlich zu dieser Ansclmldigimg nirgends Anlass gegeben, aber

Hi22l4 116 Hi22 21

Eliplias legt sicli seine Behauptung, dass man im Geschick der Gottlosen nichts von der göttlichen Richterthätigkeit merke, so zurecht. Hiob beobachtet die Wirklichkeit, Eliphas theologisiert immer und setzt das auch bei Hiob voraus. Der Kreis des Himmels, den Gott umwandelt, ist der ferne Horizont, wo sich Himmel und Erde berühren, der den Menschen unzugänglich ist und in späterer Zeit so recht als die Gegend der physicalischen Wunder (Wohnungen der Sterne, Winde) und als Ort der verschiedenen seligen und unseligen Dämonen und Menschenseelen galt; im Osten liegt dort das Paradies, wo Gott auch nach Gen. 3 8 abends lustwandelt. 15 16 Willst du den Pfad der Vorzeit inne-

halten, Den gewandelt die Männer des Frevels, Die über wältigt winden rar der Zeit, Deren Boden %wn Strom zerflnss? Dieser Vierzeiler spielt auf eine Geschichte an, die wir nicht kennen. Aus den Ausdrücken 0*71^ und nj^'i^tVl. möchte ich schliessen, dass es sich um eine vorsintflutliche Begebenheit handele, die in irgend einem INIidrasch zum biblischen Sintflutsbericht erzählt gewesen sein mag; auch der Koran weiss ja allerlei Vorsintflutliches zu be- richten. Gottlose Menschen, die die Frommen misshandelten (v. 20), wurden „vor der Zeit", vielleicht vor der Sintflut, plötzlich von Gott durch Wasser und Feuer vertilgt (vgl. Sure 11); „ihre Grundlage wurde als ein Strom hin- gegossen" d. h. ihr Land wurde in Wasser verwandelt. Zu IID"'. vgl. Cap.4i9- Die Ähnlichkeit zwischen Hiob und jenen Menschen besteht darin, dass beide nicht an die Gerichte Gottes glauben wollen. 17 18 l)ilden zwar an sich

eine gute Fortsetzung von v. 15 f, trennen aber die letzteren doch in störender Weise von v. 19 f. und sind noch dazu deutliche, wenn auch alterierte Wieder- holung von Cap. 2114-16, also ein Einsatz und ein schlagender Beweis dafür^ dass die Juden von der Unantastbarkeit eines literarischen Werkes keine Ahnung hatten. Der erste Stichos v. 17^ ist mit geringer Abweichung = Cap. 21 14% der vierte v. 18'' = 21 le'', der dritte v. 18=» ist eine Entstellung von 21 16* (vgL imta nn^n i<^Ö in mit nnita Dl^n ^^n \r\), der zweite v. 17'^ endlich: „Und was sollte uns (1. mit LXX ili*? für ID*?) der Allmächtige thun? ist eine freie Wiedergabe von Cap. 21 15. In so kläglicher Weise konnte der Dichter sich nicht selber abschreiben, es sieht ja jetzt so aus, als wollte Eliphas den Hiob spöttisch nachäffen. Die wirkliche Fortsetzung von v. 15f, ist 19 20: Die Ge- rechten sahen es and freute?! sich. Und der Beine spottete ihrer: Färwahr, ver- nichtet sind unsere Gegner, Und ihre Hinterlassenschaft frass das Feuer! Mit Eecht übersetzt LXX die Verben in v. 19 mit dem temp. liist, es ist IST und iiriD'B'^l zu lesen, denn über das Schicksal jener vorzeitlichen Männer konnten doch nur ihre Zeitgenossen so triumphieren, wie sie v. 20 thun. In v. 20 ist für das unverständliche li!3"'p eine Pluralform zu schreiben, also 'Ü'^öj^ und vorher llÖ^i; der Einwand, dass die Männer von v. 15 f. Gegner Gottes und nicht der Frommen waren, zeugt nicht grade von Überlegung. Es ist sonderbar, dass solche handgreiflichen Schreibfehler wie "lt?T^ und 1iO''p noch ihre Verteidiger finden. Der Schluss

21—30 predigt Umkehr zu Gott und stellt dafür Wiederherstellung in Aussicht. 21 22 Sei doch 'za Iranlich gegen ihn and ergeben, Dabei wird dein Geicinn Glück sein. ]?Dn, mache es vertraut mit ihm, stelle das gute Ver-

J4i2-J.ii 117 Hi±i-.id

liältnis wieder her; das loy ist auch zu übjd^ hinzuzudenken nach der bekannten Phrase DJ? üb\^, tVeundUch zu jemand stehen; auf beide Verben bezieht sich Dn2. für das nK>5 zu erwarten wäre, wenn man den zweiten iniper. nach dem Satz divide et iniijera als Nachsatz fassen wollte: so wirst du unversehrt sein. Das vorletzte Wort niuss, wenn die Konsonanten richtig sind, IHHUP ausgesprochen werden vgl. die LXX, als Verbuni wäre es eine L'nform. ]Mit der Lehre und den Worten Gottes v. 22 meint Eliphas etwas Ahnliches wie Cap. 5 it; 15 ii: Hiob soll sein Leiden als eine pädagogische Zuchtmassregel Gottes betrachten. Das folgende Tetrastich ist 23 20, die beiden Distichen sind durcii einen fremden Vierzeiler auseinander gesprengt, v. 23: Wf/t/i du ühh iiiiii Mhiiiirli- tifH'ii ln'kclirsl iiiid diili (leniiilij/st u. s. w. Für ni3P, das den Nachsatz zu früh bringt und wcthl durch den Einsatz v. 24f. veranlasst ist, muss mit LXX n3J?r\1 gelesen wenlen; für ^"lU? ist wegen v. 2G, wo dasselbe Wort sich wiederholt, ^S besser (BicKELLj. Dass v. 23'' noch zum Bedingungssatz gehört, rechtfertigt unsere Audi luiig in Ca)), llu. Der eingesetzte Vier/eiler 24 25 lautet:

]\'f'r/'zn/// Stinih (hi.s l-jlclfirslciii l iid iinlcr (ht.s (i etil ein der TliäliT den üplih- shml). So tr//d t/rr Mliuävlilhic dcht Edclslchi sein i lul Sillwr die SlhnOihuh'r dir, ein täudcliido Gedicht, wie solclie aus einseitiger Beschäftigung mit reli- giösen Dingen hervorzugehen pHegen. lEJ^ bildet ein Wortspiel mit TSIS (ver- kürzt für Gold von Ophir!), 1^2 mit ll^tn oder vielleicht besser 1S2. n'll' muss wohl oder üIh-I hinwerfen bedeuten. 1^2 kennen schon die alten Übersetzer nicht mehr. mE>Mn lässt sich nach Ps 95 4; Xum 23 -Ji; 24« nicht erklären und ist vermutlii h verschrieben; wegen des spielenden Charakters des (Jedichts mag nl20"lt3 passen als bildlicher Ausdruck für das Gesetz, an das die Stirn- bänder den Frommen erinnern sollen vgl. z. B. Deut 6 s. Gold und Silber ge- ringer zu achten als Gott und sein Gesetz (Ps 19 ii), rät dem verarmten Hiob Ehphas, dessen Name („Mein (lott ist Gold-') den Interpolator ins))iriert haben mag. Den Nachsatz zu v. 23 bringt v. 26, wo das ^3 durch den Einsatz ver- anlasst und nach LXX zu streichen ist: wenn Hiob sich vor Gott demütigt, wird er an ihm seine Lust haben und wieder getrost zu ihm aufschauen (11 i'- vgl. Cap. 27 10). 27 2S Tr>j;n v. 27 und "inn V. 28 sind dem Sinn nach Vorder- sätze, letzteres Wnit hier gebraucht wie sonst nur im Aram.: entscheiden, be- schliessen, löS poetisch für "^21, unser „etwas*'. ü\i)] in der verkürzten Form, weil eine Tonsilbe folgt. Die Gelübde, die Hiob bezahlen soll, sind die, die er jetzt für den Fall der Genesung Gotte gelobt. Der letzte Vierzeiler 29 30

hat manches Sonderbare und vielleicht mehr Textfehler, als wir verbesseru können; Bickell streicht ihn, weil er in der ursprünglichen LXX fehlt. J)eti/i t'f dr//tif//(/f .sfohcs l iilcnn'hnicn. Doch trcr die Ant/cn senkt, dem hilft er. Er erl'iillt den Wunsch des l'nschiildifjen, L'nd (jerettet irird er durch die lieinheit seiner Hände, v. 29' ist im M. T. unverständlich: wenn sie (deine Wege v. 28?) es niedrig machen, so sprichst du: Hoheit! Hiobs Wege s«dlen doch nicht mehr abwärts gehen, sondern aufwärts. Da "13, kontrahiert aus «■ni<." = nifc^3. meist Stolz, Übermut bedeutet, so ist es irgendwie mit dem Verbum zu ver- binden, dessen Subj. aber wohl (Tott ist wie in v. 29''; das dazwischen stehende 'IC^*m kann man nach v. 28 auf "iCK reducieren, also: 3 IC« '?'SC'ri; woher die

Hi22 30 "118 Hi23 3

überschüssigen Konsonanten nil kommen, Aveiss icli freilich nicht, es wäre denn dass sie einst zwischen den Zeilen standen und eigentlich für y. 30* bestimmt waren. Denn a^ 30^ sieht jetzt sehr sonderbar aus: dasselbe Yerbum wie in V. 30'', ein unverständliches "'pi'^t? (der Nicht-Reine?!), endlich die verdächtige Kürze! Mit Hilfe jener überschüssigen Konsonanten lässt sich etwa ein ^^"Q] "'ipi nit?ri herstellen; das Begehren des Unschuldigen ist durch den folgenden Stichos indirekt bezeichnet als der Wunsch nach Eettung. Das letzte "Wort V. 30 ist in VSS zu verbessern, Verwechselung von "l und "[ ist im Hiob nicht selten.

Demut imd Reiulieit siucl auch nacli dieser Stelle für Elijilias die wesentlichen Be- standteile der Religion und die sicheren Grundla.gen des Glückes: beide liegen in der Hand des Menschen, dessen Verhalten Gott nach bekannt gegebenen Grundsätzen überwacht und honoriert. Die Theologie macht das Heil vom Thun des Menschen abhängig, die Religion vom Herzen Gottes.

Cap. 23. 24. Hiobs Antwort.

Diese Antwort ist nur zum Teil erhalten, denn von Cap. 24 gehört nur der letzte Yers dem Dichter, alles übrige fremden Händen. Cap. 23 ist nicht viel mehr als Ein- leitung, die wichtigsten Ausführungen müssen da gestanden haben, wo jetzt die Lücken- büsser stehen. Aus Cap. 24 25 ersieht man wenigstens so viel, dass Hiob über die Un- möglichkeit gesprochen haben muss, in den Geschicken der Menschen die richterlich ausgleichende Hand Gottes zu erkennen. Da nun Cap. 21 gezeigt ist, dass die Gottlosen oft nichts als Glück erleben, so vermute ich, dass in Cap. 24 ausgeführt war, dass die Frommen oft nichts als Unglück erleben. Der Inhalt von Cap. 23 würde ausgezeichnet dazu stimmen, auch Hesse sich so am Leichtesten erklären, dass man solche sehr anstössigen Ausführungen durch ungefährlichere Dichtungen ersetzte.

Cap. 23 a-i'r Könnte doch Hiob Gott finden, er würde sich mit Erfolg vor ihm verteidigen können; aber es giebt nichts mehr zu hoffen. 2 3 Anch heule isl Aufruhr meine Klage, Seine Jfand liegt schwer auf meinem Seufzen. 0 dass ich wüsste ihn zu finden, Gelangte zu seinem Thronsitz! DI'H D? deutet an, dass die Gespräche mehrere Tage in Anspruch genommen haben, wie es von vornherein das Natürlichste ist. Vielleicht dachte sich der Dichter je einen Tag von einem, Gange mit den drei Freunden ausgefüllt. Die LXX scheint sich aus D^^^ ein '^Tiy^. herausgedüftelt zu haben, oder es ist das ^Pi])!T, aus V. 3 nach v. 2 geraten. Der ironische Ausdruck "'"ID scheint mir auf die frühere Rede des Eliphas anzuspielen s. zu Caj). 15i3: gestern hast du mir Aufruhr vorgeworfen, auch heute wird meine Rede nicht demütig (Cap. 22 23 29), sondern aufrührerisch klingen. Seine „Klage" war auch früher gewöhnlich in empörter Stimmung gesprochen (10 i; 7 11 12). Auch heute fühlt er sich unter- drückt, Gottes Hand lastet auf seinem „Seufzen", auf ihm, dem Seufzenden, der noch immer nicht Gehör findet. Für ''T v. 2 ist mit LXX IT zu lesen, denn „meine Hand ist schwer auf meinem Seufzen" kann natürlich nicht heissen : obgleich meine Hand (was soll hier die Hand?) mein Seufzen unterdrückt. Zu ini!|Dr\v. 8 vgl. ntr'ID pn Cap. 29 7; das Wort bedeutet also nicht allgemein Stätte, sondern den Ort, wo Gott seinen Thron aufgeschlagen hat. Zu "'HJ^T und nachfolgendem impf, mit 1 s. Ges.-Kautzsch'-g § 120 e. Hiob Avill zunächst von sich selber sprechen, wie er ja auch Cap. 21 that, um später von sich zu

TIi23 3 119 Hi23i2

allen übrigen unschuldig Leidenden ül)erzugelien, ein ganz natürliiht's \er- ialiren. Eben darum steht dies erneute Klagen nicht in Wider^^pruch zu dem ■^r^J^T von Cap. 19 25. 4 .") /r/t tro/Zlc ilnii rorlnien (Ins /{cr/it I lul inchifn

Mund mit licirciscii piltcn u. s. w. Ua der Kuiiort. eintritt, ^verdeu die Verben dieser A'erse nicht melir von dem ]ri1"^p v. 3 l)eherrsclit sein. Zu niriDin vgl. Cap. 13 ö. Zum dag. euphon. in 10K*"no s. Ges.-Kautzsch^^ ij 20 2a A. i. Die Antworten Gottes Avürden Hiol) das Rätsel lösen, das den ( Jegenstand der Theodicee Idldet. (> 7 Wiinlc rr in itcr l-liilc der Krit/'l mit mir .strritrn?

Aein . nur mrr/irn iri'irdc rr auf mii/i : /)iirt n'c/iti'fc rin /{cv/itsv/uijlcni'r mit i/int, l nd ir/i rettete für immer mein /iee/it. Dieser \'ierzeiler macht uns doch den Furtsehritt deutlich, den Hiobs persönliches Verhältnis zu (iott seit Cap. 13 18 gemacht hat. Wenn er früher annahm, eine llechtsverhaudlung mit Gott gefährde sein Leben, Gott werde ihn durch seine Übergewalt und Funhtbar- keit niederdrücken (Oaotf.), so ist er jetzt überzeugt, dass (Jott seine Allgewalt nicht gegen ihn ausspielen, sondern auf ihn achten wird. "^S bezieht sich nicht auf Xn, sondern auf ^2 Di?), wo 12^ nicht blos hinzuzudenken, sondern auch hinzuzusetzen ist, da .sonst eine Hebung fehlt, es ist vor ^2 ausgefallen, «n be- sagt: er, den ich jetzt kenne als den, der stets auf Seiten des Hechts ist (Cap. 13 16; 19 2:.). nDli ist richtig als part. punktiert. Für ^öDt:^ 1. mit LXX 'BDC^p. denn Hiob will ja gar nicht seinem Richter entkommen, sondern im Gegenteil mit ihm zusammenkommen, dagegen will er den Process, den er jetzt gleichsam mit ihm führt, retten und ist überzeugt, dass ihm das ein für alle Mal gelingen werde. 8 9 würde auf v. 3 zurückgreifen, aber in einer Weise, die der hoffnungsvolleren Stimmung der vorhergehenden und nachfolgenden Verse schlecht entsprechen würde; da ausserdem v. 10 ff. sich eng an v. 7 anschliessen und V. 8 f. herzlich leere und unbedeutende Wiederholungen von Cap. 9 ii f. sind, so halte ich sie mit Siegfuikd für eine Beischrift zu v. 3 ff. v. 8: ich gehe nach Osten, nach Westen was soll das heissen? wird irgend ein Mensch auf diese AVeise Gott suchen? Li v. 9 ist das sinnlose iriwi'? in WU^|52 zu verbessern : Im Aorden siie/ie ir/i i/in itnd se/te i/in nic/it OnSI von njri), liiei/e nm/i Süden üb (1. Iby«) und erl)lir/,e i/in nic/it. 10 II begründet v. 6f., Hiob brauche

sich vor Gottes Gericiit niciit zu scheuen. ''"iöV '!\y\. den AVeg bei mir statt: mein Weg, für den Si)rachgebrauch des Dichters charakteristisch: Denn er kennt den Wandel, den it/i f'ü/ire . /'ruft er mir/t, irie (lold irerde ir/i /lerror- jte/ien u. s. w. )n2 wird gow(»hnlich vom Prüfen der Edelmetalle gel)raucht, seit .ler 11 20; 17 lo auch vom Prüfen des Menschenherzens durch (4ott. Hiob ging in Gottes Fussstapfen v. 1 1 : Gott selbst geht den rechten Weg voran, seine Handlungsweise begründet die Ethik. öS juss. Hiph. von nOJ. Der Vierzeiler begründet also v. (j 7, Hiob liraucht sich vor Gottes Gericht nicht zu fürchten. Zu korrigieren ist an V. 10 f. niclits, wenn man v. 6f. nicht falsch verstanden hat (gegen Budüe). In 12 13 wird dem Verhalten Hi(d)s Gottes unerbittlich hartes Verfahren gegen ihn gegenübergestellt: Von seinem (Seftot irie/i ie/i nii/it. /n meinem /luxen tiurn ''f' ''"' ""'/'' seines Mundes. /)ne/i er /tut's ///'- /ndtt und irer tiiilt i/in zurüe/,- u. s. w. In v. 12' lese ich: ü^ü^ n"? I^IS^C, die Lippen, die L-Wnicht hat. >ind wohl blos weL'en v. 12'' hin/.uu'efügt. um der

Hi23l2 120 Hi23l7

Symmetrie iind der i^salmartigen Färbung etwas nachzulielfen. In v. 12'^ ist "pnö selbstverständlicli mit LXX in "'pHS zu verbessern, denn die massor. Les- art kann man ohne zu künsteln nur wiedergeben mit : vor meiner Satzung (oder: meinem Busen) verbarg ich seine Worte. Neuere Exegeten haben freilich er- klären wollen: mehr als mein Gesetz (das soll das „Gesetz in meinen Gliedern" sein Eöm 7) habe ich seine Worte gewahrt; da kann man es fast ein Glück nennen, dass alttestamentl. Exegese nicht allzu vielen, namentlich keinem Nichttheologen , vor die Augen kommt. In v. 13* fasst man in "inH2 das D ge- wöhnlich als sog. 2 essentiae und übersetzt: er bleibt sich gleich, obwohl es doch heissen würde: er ist einer. Andere lesen rir:fc>3: er bleibt bei Einem, bleibt auf seinem Stück bestehen, was zwar besser ist, aber nicht viel. Ich vermute wegen v. 13'^ insi (indem man "1 als T las, verbesserte man das ver- meintlich aram. in in in^i): er hat's erkoren, nämlich sein Verfahren gegen midi (so auch Budde). 14 fehlt in der LXX, die dafür v. 15 zweimal übersetzt;

V. 14"^ ist kein vollständiger Stichos und v. 14'' ganz prosaisch, v. 14^ übersetzt, man: meine Bestimmung führt er zu Ende (aber ph heisst Frist, Grenze, Ziel,, wozu ü^b^n, vollkommen machen, ausiiihren, nicht besonders gut passt) oder: meinEecht(?) giebt er preis (so Hoffmann) ; für ^3 wollen SiEGFEiEDund Budde ]3, so, in dieser Weise (aber von einer Weise spricht v. 13 nicht). Es hilft nichts, mit v. 14-' zu experimentieren, weil der Satz v. 14'^: und dergleichen giebts viel bei ihm, den Yers unmöglich macht, der unecht oder unheilbar ver- derbt ist. Vielleicht gehörte er in irgend einer Form hinter v. 17 und diente dazu, von Hiobs Geschick zu einer allgemeineren Betrfichtung der Geschicke der Frommen überzuleiten. 15 16 Damm bin ich vor ihm entset%t, Mach*

ich mirs klar, erschrecke ich rar ihm: Ja, Gott hat bang gemacht mein Her% Und der Allmächtige mich entsetzt gemacht. Das schliesst sich gut an v. 13 an. Ich weiss nur, sagt Hiob, dass Gott beschlossen haben muss, mich zu quälen, aber nicht, warum er es thut, und darum bin ich entsetzt und das um so mehr, je länger ich darüber nachdenke (das Hithpal. ]i"i3rn auch Cap. 26 u: sich etwas begreiflich machen). Hiob erschrickt nicht davor, dass Gott richtet, sondern davor, dass er nicht richtet vgl. Cap. 21 6. Von dem folgenden Tetrastich ist nur das erste Distichon übrig geblieben. 17: Denn verstört

bin ich rar der Finsternis, Und mein Gesicht deckt Dunkel. Das ifh giebt nur einen Sinn, wenn man v. 17^ als Frage fasst, da aber v. 17'' sich unbequem an- schliessen würde, so wird es besser gestrichen. "'iBO hat sein Ö durch gedanken- lose Wiederholung des vorhergehenden ''iEt? bekommen, mit LXX ist "^iD^l zu schreiben.

Hier bricht die Rede Hiöbs ab. Da v. 15 17 eine unverkennbare Ähnlichkeit mit Cap. 21 6 hat, so muss Hiob eine ähnliche Gedankenreihe ausgeführt haben wie Cap» 2l7£f. , nur dass er wahrscheinlich mehr vom ungerechten Geschick der Unschuldigen geredet hat. Einiges in Cap. 24 entspricht allerdings diesen Erwartungen, aber kein längerer Zusammenhang und vor allem nicht der Geist, der in diesen eingesetzten Dicli- timgen herrscht. Denn Cap. 24 ist keine zusammenhangende Hede, sondern ein Cyklus von Gedichten; zu ihnen gehört noch Cap. 12 4-6 und Cap. 30 2-8. Sämtliche Dichtungen sind in einem künstlichen Versmass abgefasst, nämlich in Tristichcn, -während der Dichter imd sein Gegner, der Verf. der Elihureden, in Tetrastichen schreiben.

Hi 24 1 121 Hi 24 4

Cap. 241-4. Das erste Gedicht: Klage darüber, dass das Gericht über die Gottlosen ausbleibt, die ungestraft die Armen vergewaltigen.

Von diesem Gedicht künnttn v. 2-^4 zur Not eimr Ride der Freunde, schwerlicli einer Rede Hiobs angehören, der wenigstens Cap. 21 in ganz anderem Ton von den Gott- losen spricht. Indessen scheint mir, dass die allgemeinen Zustände, die hier geschildert werden, viel bösartigi-r sind, als die von unserem Buch sonst vorausgesetzten, vor allem ist der Ton anders, als in den Schilderungen des Dichters. Die Zustände im Lande, klagt der Verf., sind uiihallhar geworden, «s war«- zu wünschen, dass der Tag Gottes, der von ..seinen Keunern" so sehnlich erwartet wird, über die Bösen hereinbräclie. Solche sozial- liolitischeu Betrachtungen und zumal solche tschatologischen Ei wuituiitren sucht man beim I »ichter der Reden vergebens.

l ist das erste Tristicbon. v. 1^ ist zu hing l'ür einen, zu kurz tur zwei Stichen, gielit aber auch keint'U vernünftigen Sinn: warum sind vom Allmäch- tigen her nicht verborgen (oder aufgespart) Termine? Das ist eigentlich e-iu W'idersiinuh in sich; der Verf. wünscht offenbar, dass die Strafzeiten herein- brechen und, wie v. 1'' zeigt, oÖenbar werden, wie kann er also darüber klagen, dass sie verborgen sind? Fasst man ]BS als aufsparen (vorbehalten bedeutet das Wort nicht), so würde er entweder beklagen, dass es keine Straftermin«:' bei G«»tt giebt, was schon mit dem Begriff DTj; und 1D1' in Widerspruch steht, oder dass sie nicht länger aufgespart werden, was wieder unsinnig ist und mit V. 1'' streitet. Ich vermute, dass hinter üb und D'nj? je eine Hebnng ausgefallen ist (ebenso wie in v. 2 '), nämlich hinter i^h etwa das Wort ]n, hinter D'PJ? etwa der Ausdruck h^'üyi oder IBJ?: W'anini (jtcbt's roiii MlmiirhlifH'ii her licin [Gericht], Siml mhoriicn ilic Tt'nniiH' [bei ihni| l iiil aclH'n sct'/ic hr/iiicr .sf'hic/i Tdij uivlit? Für VCI"* 1. 1I2*\ denn es handelt sich deutlich genug um den grossen Zornestag, an dem die Gottlosen ausgerottet werden sollen. Betrefl's D'py s. zu Cap. 12ö, wo ebenfalls, vielleicht von demselben Verf., das Ausbleiben des Gerichts erwähnt wird. Gottes „Kenner", vom i)ichter der Reden nirgends genannt, sind die Frommen, die vom künftigen Gericht wissen, wenn ihnen auch die D'ny, Zeit und Stunde, verborgen sind, und die ungeduldig auf seinen Tag, d. h. seine l'arusie Avarten. Warum das Gericht so dringend notwendig ist, sagt das Folgende. 2 3 ' Wieder ist am Schluss des ersten Stichos eine

Hebung ausgefallen, etwa D^yc'") oder einer von den Cap. 12 3 6 gebrauchten Ausdrücken: Die (ircii'ii'ii rcrriiikcii [die Gottlosen], Die llccrdf rauhen und ircidcn sie. Dm ll.sri dt r W'u/.si'n /ü/i/rn s/'c nttf fori. \y'^\ soll wohl nach der Meinung der l\inktatoren bedeuten: sie gewinnen (Gebiete), besser liest man X^Ü) = ^yp^^ von i"D. Für ^V^M lesen mehrere mit LXX: ly^ll, mit ihrem Hirten, aber der heltr. Text ist bezeichnender: sie weiden die geraubte Heerde als die ihrige, vor aller Augen; auch sind die hier gemeinten Leute otVenbar keine eigentlichen Eäuber, die den Hirten mitschleppen könnten, um ihn zu verkaufen, sondern gottlose Reiche, die fremdes Gut an sich bringen. Auch den Esel der Waisen (absichtlich der sing., die Waise hat nur den einen Esel) führen sie mit sich als ihr Eigentum. 3'' 4 Sic pfänden das liind der

]\fftre, Treihen die Annen ront Wet/e, hmt/e.santl rerOeriien sirli die Elenden des Landes. ^2n, pfänden und abführen, anders gebraucht als Cap. 22 6. IIC' wieder al)sichtlich im sing.; die letzte Kuh, von deren Milch die Witwe lebt.

Hi24 4 122 Hi24 6

mit der sie ihren Acker bestellt, holen sie wegen Schulden weg. Sie stossen die Armen „vomWege", aus dem öffentlichen Leben heraus; diese dürfen sich nicht sehen lassen, werden als unnützes Gesindel behandelt, als der Bettelei imd des Diebstahls verdächtig, müssen sich daher verkriechen. Qre ^»il? ist besser als Ktib ^lij; (Demütige). Was in v. 2—4 als herrschender Zustand er- scheint, ist beim Dichter der Reden doch nur Ausnahme Cap. 22 6 ff. Aber auch abgesehen davon konnte der Dichter dem Hiob nicht Schilderungen in den Mund legen, deren sich Eliphas Cap. 22 gegen ihn bedient hatte, ebenso wenig, wie Cap. 22 I7f. neben Cap. 21 uff. echt sein kann.

5—12 Das zweite Gedicht: Schilderung des Lebens einer unterdrückten Volksschicht. Der Text ist in einem heillosen Zustande, LXX weicht stark ab.

Den Charakter dieses Gedichts hat besonders Bickell richtig erkannt, der auch mit Recht behauptet, dass Cap. 30 2-8 ein weiterer Teil dieses Gediclits aufbewahrt ist. Es handelt von den ,.Idioten und Namenlosen, die herausgepeitscht wurden aus dem Lande" (Cap. 30 8) und nun, in der Wüste und auf unwirtlichen Bergen wohnend, in Mangel und Elend, durch Diebstahl und nächtlichen Einbruch, sich durchs Leben schlagen. Sie ge- hören nach Cap. 30 5 nicht zum herrschenden Volk, sei es, dass sie einer unterjochten (Troglodyten-) Rasse angehören, sei es, dass sie sich aus den v. 4 erwähnten Volksschichten rekrutieren. Da wir über den Verf. dieser interessanten Lebensbilder, seine Lebzeit und Heimat nichts wissen, so wird es kaum möglich sein, etwas Näheres über diese Leute fest- zustellen. Sollte der Dichter in Juda gelebt haben, so wären es vielleicht die Reste des im Exil zurückgebliebenen, vor den eindringenden Edomitern weichenden, von den Juden zurückgewiesenen ländlichen Mischvolkes.

5'' Die beiden ersten Tristicha müssen in v. 5 6 stecken. LXX hat ge- lesen oder geraten: niJiPl iV^'pn niü' in^ö n^^h )^T nn^? D^xns ^n, dazwischen ist nachträglich eine jüngere Übersetzung von v. b^ geschoben worden; einiges fehlt ihr also, anderes hat sie in anderer Ordnung. Wo die meisten Konjek- turen sind, ob bei Ktil) oder bei LXX, kann kein Mensch wissen, doch wird LXX wie überhaupt in diesem Cap., ja im ganzen Buch, auch hier verkürzt sein. Ihr '«'IDJ/D ist offenbar ein entstelltes ni"iy3, das selber wieder mit dem n^^y in V. 5'' im Zusammenhang stellen wird. Ohne auf sichere Wiederher- stellung des Urtextes zu hoffen, übersetzeich: Siehe ila, Wildesel in derWüste, Ausziehend in der Steppe, Suchend nach der Beute, nehme also an, dass das unverständliche D^J^DS den Platz andeutet, wo das H^iiys ursprünglich gestanden hat, und lese "'X^'' für INT; die beiden Wörter, die den dritten Stichos bilden, wurden von der LXX infolge falschen Verständnisses umgestellt. Die Wild- esel, mit denen Gen 16 12 auch die Beduinen verglichen werden, die armen ver- wilderten Leute, die der Verf. zu schildern gedenkt, hausen in der Steppe und ziehen von dort aus auf Füllung des hungrigen Magens, natürlich nicht in die Steppe hinein, sondern in die bewohnten Gegenden, wie das folgende Tristich 5'' G zeigt. Kein Brod Itaben die Ausyestossenen , Auf dem Felde ernten sie •zur Nachtzeit, Den Weinberg des BeicJien plündern sie. In v. 5'^ lese ich mit Stüd. und Bickell «^ für l"?, in y. 6^' mit Meex u. a. b^!^2 für l^^"??- D'IJ^ä"? V. 5'^ ist befremdend, warum sollten gerade die jungen Burschen kein Brod haben? Ich schlage nach Cap. 38 13 Dn.J^iib oder D'''lj;]l'p vor: den (vom Lande) Abgeschüttelten, Ausgetriebenen, vgl. v. 1 2 Cap. 30 5 s. Das Ketib 11"'^jp;i könnte

Hl 24 6 123 Ui24l2

zur Xot bleiben (Ernte halten). Zu ^C^'?^,, das Letzte, d. h. Alles nehmen, s. Wktzstkin bei Dj:litz.scii. VlI^'i wäre verständlich, wenn die Gottlosen unmittelbar vorher als die Vertreiber dieser Wildesel-' bezeichnet wären, da jedoch v. 5ff. zwar mit v. 1-4 vom selben Verf. herstammen können, aber doch ein selb- ständiges Gedicht bilden, so ist wohl geratener, yJ]^ zu lesen. Der Sinn komm); freilich so ziendich auf dasselbe hinaus: verjagt und hungernd, müssen sie sich vom Felddiebstahl nähren und rächen sich dadurch zugleich an ihren Unterdrückern. 7 halte ich für unecht, die erste Hälfte ist eine A'ariante

zu V. 10', die zweite: „und ohne Hülle in der Kälte" erst nachträglich zur Ge- winnung eines Distichons hinzugesetzt. In 8 JO^ ist v. 9 ein Citat zu v. 2 ff.; in V. 9" ist mit LXX l\^ü für iWü auszusprechen und vielleicht in v. 9'' mit KAMi'iiArsKN by^ für b)l zu lesen: S/r rauhen ron der lirnsl die Wnine l ml lt/'ihi(len den Siiif ////'//// de.s Elenden. Das Tristich v. 8 10' lautet: Vinn lieijen der Herne triefen sie, (finie Ohdaeh iiinnrnien sie den Fe/sen, .\nekl i/elien sie idine Kleid. Sie sind in den Bergen, wohin sie sich aus den Städten haben zurückziehen müssen, deju AV'interregen sciiutzlos ausgesetzt und drücken sich, wemfs regnet, in die Felsen. In v. 10 ' (7^) ist Dllj; als acc. aufzufassen, in nacktem Zustande, s. (iES.-KALTTZscH^e ij 118o. Ob ^3^.1 v. 10', die Iterativ- forni: immer gehen, oder \yb) v. 7 ' besser ist, lässt sich kaum entscheiden; man sieht wieder an dieser Variante und an dem 'h'l v. l(i = 'S^O v. 7, wie leicht- sinnig man mit dem Text umging. Der folgende Dreizeiler 10'' II >tände eigent- lich besser vor dem vorhergehenden: /////////•/// tnitjen sie dnnui die durfte, V.iriselien den l'/l<niiiin(ien /iressen sie (H. Die Ixeltern treten sie nnil si liliir/'en. I >iese Sätze werden wohl so verstanden, als ob von armen Arbeitern gespi-ociien werde, die bei den Grundbesitzern sich zur Erntezeit verdingen und nun mitten im Erntesegen hungern und dursten müssen. Aber dies sentimentale Bildchen passt nicht zu den ,, Wildesehi", es ist auch hier vom Felddiebstahl die Rede. Nb?i heilst also nicht: die Garben tragen (das thun übrigens die wirklichen Esel, s. zu Cap. 1 3), sondern: sie forttragen, und für IKDIl^ ist ^KD?^^ zu lesen. In Dm'ty ist das Suff, kaum verstfindlich. also das D entweder ein Fehler oder eine N'ariante (ül^iiy;, man weiss nicht recht, was das "Wort bedeutet. Ist mw Avie im nachbibl. Hebr. „Reihe", die Reihe der Weinstöcke oder anderer Nutz- pthmzen, so wäre der Sinn: sie ))ressen das ( )1 gleich in den Olivenpflanzungen, weil sie selber keine l'ressen besitzen, natürlich nächtlicher Weile. Ebenso bedienen sie sich heimlich der Keltern in den AVeinbergen und trinken sofort den erhaltenen Most, trotz des Wäcliters in seiner Hütte, der scliläft oder un- schädlich gematht wird. 12 \ o// Sttn/t und //iitfsern tren/en sie rersr/teitehi, lud der llinnjer der Ixinder s( lireit. Doeh pir ilen f/ieöf's /»einen Fi/rs//ree/ier. Der M. T. hat in v. 12': aus der Stadt ächzen Mannen (nach anderen gar: Tote)'. Mit BicKtXL ist nach LXX D^PS^ für D'HD und 1^5; oder ^nir für ipsr zu lesen. Ebenso in v. 12'" U^bb'y für D^b^n. Diese Verbesserungen sind so handgreiflich richtig, dass sie keiner A'crteidigung bedürfen. Buddk lässt freilich die Toten aus der Stadt ächzen und die Seele der Erschlagenen um Hülfe schreien und versetzt v. 12 hinter v. 13, und das alles, um das C'ap. für den Dichter zu retten, dem durch diese Furcht vor der ..heroischen" Kritik

Hi24l2 124 Hi24l6

hinlänglich übel mitgespielt wird, um ihm selbst die Elihureden zuzutrauen. ty'Bi (was gegen den Text derLXX sprechen soll!) ist natürlich die hungernde Seele, der Hunger, vgl. z. B. Jes 29 8. In v. 12'= scheint der M. T. besagen zu wollen: und Gott beachtet Verkehrtheit nicht (zu ergänzen wäre etwa 12"? b)l). Aber nbpr\ passt nicht zur Sache (s. zu Cap. 1 22), und der Verf. hat trotz v. 1 schwerlich beabsichtigt, sich über Gott zu beklagen. LXX hat etwa: "0 Kini rrnj^S ü\^1 «*?, was abgesehen vom Stil besser wäre. Ich schlage vor: «b H'^^fr?'! ^^snp ü], wenn jene armen Zigeuner von Stadt und Dorf gescheucht Averden, legt niemand für ihre hungernden Kinder ein gutes Wort ein {b^ wie I Sam

I 27). Soweit dies Gedicht, das Cap. 30 2-8 fortgesetzt wird.

13 IS'"- Drittes Gedicht: Aufzählung und Beschreibung einiger Ver- brechertypen, die ihr Werk in der Nacht betreiben. Dass es nicht zur Rede Hiobs gehört, bedarf keines Beweises; so einfältig konnte der Dichter doch nicht sein, dass er Mörder, Diebe u. s. w. gegen das göttliche Weltregiment ins Feld führte. Das Gedicht mag nicht von derselben Hand sein wie v. 1 ff. v. 5 tf., ist jedenfalls selbständig und hat sogar eine eigene Einleitung. Es fehlt in der ursprünglichen LXX mit Ausnahme von v. 13, der aber nachträglich ein- getragen sein kann. 13 Folgende yeh'ören unter die Feinde des Lichtes^ Kennen nicht seine Wege Und hausen nicht an seinen Strassen. In "ll^^'nib ist Tlö, das gewöhnlich mit 3 oder b'^_ steht, mit dem acc. konstruiert, wenn nicht lix'? V. 1-1, das dort sinnlos ist, eine Variante zu 11^ ist. Tan, kennen, aber oft kennen wollen, sich um etwas kümmern. Das Licht ist, wie das Folgende zeigt, im buchstäblichen Sinne als Tageslicht zu verstehen. 14 Die beiden ersten Stichen müssen im Ktib aus einer stark verderbten A^orlage her- gestellt sein. Da "W^b vielleicht nur Variante zu "11^ in v. 13 und "1lN ih am Anfang eines Satzes nicht ohne Bedenken, auch sachlich nicht sonderlich passend ist, so muss man wohl ^^^b schreiben. Ganz sicher sind auch die bei- den Substantive hinter ^tsp'^ nur erraten, denn warum der Mörder den Elenden und Armen tötet, das begreift man nicht. Aus ]"i"'DS lässt sich leicht in^S machen; dann muss ^ij; zu einem 1"!^ herhalten. In v. l^'^ verbessert Meex ^T\\ 23?5 sehr glücklich in 233 '^jT.. Demnach: Gegen Abend erhebt sich der Mör- der, Tötet seinen Widersacher and Feind, Und in der Nacht wandert der Dieb. Der Dieb ist eine zu vulgäre Gestalt, er bekommt daher nur einen Stiches. 15 Dagegen vom Ehebruch redet die spätere Genredichtung gern ausführlicher, vgl. Prv 7. Und das Äuge des Ehebrechers lauert auf die Däinnterung, Er denkt: kein Auge wird mich erblicken. Und eine Gesichtsmaske legt er an. D'^iS "inp muss irgend eine Hülle sein, durch die man das Gesicht unerkennbar macht; nach Wetzstein bei Delitzsch wäre es vielleicht der noch jetzt so genannte Erauenschleier, den der Ehebrecher wählt, um in den fremden Harem eindringen zu können. Zu D^'^^ kann man ein V3S b^_ hinzudenken. 16 .SVV brechen im Dunkel aus den Häusern, Bei Tage schli essen sie sich ab, [Denn sie alle] wollen vom Licht nichts wissen, "inn oder vielmehr 1"inn, sonst mit

II verbunden, kann auch heissen: sie brechen in die Häuser ein, doch passt das nicht ohne Weiteres zu dem Mörder und ebenso wenig zu dem folgenden Stichos, wo zu IDrin, versiegeln, später allgemeiner: verschliessen (vgl. dasHiph.

Hi 24 16 lli") Hi 24 li»

lievlo.s) dasselbe D^P2 noch eiimial hinzuzudenken ist, inn und Dnn sind starke Ausdrücke und S(dlen Avohl an einander anklingen. Da der dritte Stichos um ebenso viel zu kurz ist, wie der erste in v. 17 zu lanfr. so setzen wir das ^3 nn^ von V. 17 eine Zeile höher: sie alle können das Ijicht nicht brauchen. 17 18" ist im jetzigen Text nicht übersetzbar. „INIorgen ist ihnen die Finster- nis" ist schon sonderbar i^cnug. dass dann mo^S noch einmal kommt, nicht minder; dass jene A'erbrccher die Schrecken des Dunkels kennen, ist so ziemlich das Gegenteil von dem, was man erwartet. Ich schreibe nn3 für "lJ3i, ferner we^'on v. '\'^ rilD^O t'"" riln'i'^; uinl irj^eml ein beliebiges Wort, z.B. noS^, für das gedankenlos wiederholte; n^D^^. AVenn der letzte Stichos v. 18' nicht ganz verderbt ist, so muss er besagen, dass jene Verbrecher selbst auf dem Wasser leicht fertig werden, woi-aus zu scldiessen wäre, dass der Verf. etwa in einer Stadt am >\il gelebt hätte. ]Mit dem Vorbehalt des Zweifels an v! Is» übersetzen wir also diesen letzten Dreizeiler: Erkoren linln'ii s/r sich <his Ihdilii'l. Dl' im Sil' sinil hrkninit mit <lrii Wrjfrn (Irr Einsirniis, Srlnirll srihst auf Wdssi'r/üiclir. Der sing. T3^ könnte schon mit dem Hinblick auf das S'H V. 18* gewählt sein; zu den Gängen der Nacht gehöreikauch Fahrten auf dem Nil uiiil Xilkanälen mittelst leichter Kähne, etwa der Pa])yrusschifiVhen. Den .luden war das Wasser, wenn sie darauf fahren sollten, meist etwas unheim- lich, CS gehört ja auch zur Unterwelt, zur Nachtwelt.

18''- 24 Das vierte Gedicht, dessen Eingang fehlt. Es schildert den Untergang eines vornehmen Verbrechers, etwa in der AVeise, wie die Freunde Hiobs davon zu sprechen ptlegen. Von diesem Gedicht wagt selbst Budde nur zwei Verse für den unglücklichen Dichter zu retten. Der Text ist (selbst- verständlich, mitchte man sagen) arg verderbt, auch mit einigen Glossen be- lastet; der Anfang ist weggefallen. 18 '"^ 19 \rrßiuht ist sein Arkrr im l.inulr, l-.s rii/f'i'ii Um fort DUrrc sainl //ifir. Es rrissr/t ihn ire(j die Svhner- irasser. Lies "irij^'/n, weil auch nachher im sing, vom Frevler gesprochen winl. Im zweiten Stichos, der bis Dh in v. 19 reicht, ist in dem sinnlosen HiE^ ^h das b in ^ und " in D zu verwandeln und somit zu lesen: nSDpKV Die beiden letzten Wörter WlCTO ^'n'n, nach Art d^r Weinberge, sind die Anmerkung eines Lesers zum dritten Stichos: was bei den am Bergabhang angelegten Weinbergen eine häufige Erscheinung ist, dass sie nämlich vom Schneewasser weggespült wer- den, das wird auch bei seinem Acker eintreten; ein Acker, der gepHügt werden muss, liegt ja sonst gewidinlich nicht so steil an, dass ihm «las Schneewasser gefährlich werden müsste. Übrigens wird der Verf. selber bei np^n nicht blos an Kornäcker gedacht haben. Im Sommer verderbt das Feld des Gottlosen der Kegenmangel, im Winter der übermässige Regen und Schnee. In v. IQ*» 1.: ir^'» n^Vtr. v. VM '.sen 'JISU^. giebt in der hehr. Punktation gar keinen Sinn: Scheol die, die gesündigt hab(>n, da ein Verbum fehlt. Allerdings will ja der hebr. Text: Dürre samt Hitze raubend) die Schneewasser, was dann ein vor- bereitendes Bild für r. lO*" sein soll, aber so kann sich am guten Geschmack und an der Vernunft (Winterschnee durch die Hochsommerhitze geraubt!) ja nicht der elendeste Skribent versündigt haben. Die Auss])rache der LXX: *SDn 'r^N'^. gefordert wird seine Sünde, rechtfertigt sich selbst, beweist aber

Hi24l9 3 26 Hi24 24-

auch, dass v. 19«= eine Glosse oder ein versprengter Eest aus dem verlorenen Teil des Gedichts ist (in v. 19 der LXX ist sogar ein Satz aus v. 9 ein- gedrungen). 20 21^ Es rergisst ihn der Markt seines Orts, Seiner Grösse irird nicht mein- gedacht, Wie ein morscher Baum wird er entwurzelt. Der jetzige Text ist ein vollkommener Unsinn, besonders der Satz: Wurmfrass (fem.) ist ilin(!) süss (masc); das zu übersetzen mit: Würmer laben sich an ihm, scheint mir eine Gewissenlosigkeit. Für "IpriD Dn"l lese ich löpD Dh"!, das folgende Wort spreche ich nb"i (inf. von DH mit dem Suff, der 3. p. s. m.), vgl. V. 24: früher war er auf dem Markt (s. dazu Cap. 29 7) ein angesehener Mann, jetzt denkt niemand mehr an ihn. In v. 20"^ 21-'' ist nach meiner Meinung zu lesen: '\'\>yri V.Vr^ KJ^?' clie beiden ersten Wörter nach LXX (Bickell). VJ^I (in ny"l Y. 21 verderbt) ist intransitiv und Aramaismus für das hebr. yf). ISla'n ist erst eingesetzt, nachdem das Tby^ aus dem folgenden Vers an diese Stelle geraten war. Zu Ipr vgl. Koh 3 2. 21'' 22 "^ Der Dreizeiler beginnt v. 21 mit n'^n \^h, zu ihm gehört noch das n'?iy, das jetzt am Schluss von v. 20 steht, in der LXX aber noch seinen Platz bew^ahrt hat, deren Vorlage in v. 21*» lautete: Drn. sb Th\V\ {rh^V Mädchen, nachbibl. Hebr.). Wie es scheint, ent- spricht dies DH"! i^b unserem ibn N^, das seine ursprüngliche Stelle gewechselt hat, seitdem die „Unfruchtbare", JTIJ^Jf, eindrang, und damit auch dem n'?1J? den Boden entzog. Ich schlage demnach vor, v. 21 '^ als ersten Stiches anzu- sehen und den zweiten im Anschluss an die LXX (nur mit hebr. Auffassung des n'PlJ?) so herzustellen: Dni. «^ n'^iy'l). Dadurch werden wir das „Weiden" der „Unfruchtbaren" los und zugleich den Wirrwar im M.T. Im dritten Stichos V. 22* ist mit LXX (Bickell) D''"|3i< für D^T^N zu lesen. Demnach lautet das Tristich: Der Witwe that er nicht trohl Und ihres Kindes erbarmte er sich nicht Und raffele fort die Verlorenen durch seine Kraft. Die D"'"j3K sind die finanziell Euinierten. 22 '■ 23 Gestraft wird's, nicht rechnet er auf sein Leben, Gestürzt wird er, ohne ffoffnnng, sich zu stützen. Und sein Unterdrücker ist auf seinem Wege. Mit Bickell ist DJ5^ für Dlp^^ zu lesen, mit demselben nach LXX V'^nil für ]^^n?, ebenso in v. 23-'' |>r\^ für ]ri: und nan^ vh für nüSb 1*?. Mit niül'' ist das folgende Verb verbunden nach Ges.-Kautzsch26§ 120 d. Inv. 23'* lässt uns die LXX leider in Stich; dass der Text verderbt ist, zeigt die Un- form liTrj^, für die wir in Ermangelung eines Besseren IHiJ^O schreiben: sein Unterdrücker könnte etwa der Todesengel sein, vgl. Cap. 33 22. Das letzte Wort muss natürlich ein sing. Suff, haben: VD'l'n oder besser w^ohl 13"!'^. 24 Seine Grösse währt kurz und er ist nicht mehr, Ist geduckt, schrumpft misammen wie die Melde Und trie der Kopf der Ähre abgeschnitten. Natürlich ist wieder 10*1 zu lesen, vgl. v. 20; da die Urheber des Ketib aber 1)21 für einen plur. hielten, haben sie auch die drei folgenden Verben in den plur. gesetzt, obwohl 13i"'{St sie eines Besseren hätte belehren sollen; LXX hat den sing., 1. also "^ÖH (von '^30), }*S(?1 und h^\. Wunderlich ist "jls?, wie alles; schrumpft denn alles ein? und wenn es dies thäte, könnte man dann die allgemeine Eigenschaft gegen die Gottlosen verwerten? Die LXX liest }J-oX6;(Tr] = ni^O, ein Steppen- gewächs, dessen Blätter von armen Leuten gegessen werden, vgl. Cap. 30 4. Wenn die Melde unglücklicher Weise nicht zusammenschrumpfen sollte, muss

Hi 24 2i 127 Hi 2fi2

nuin n^öS eben zu ^on ziclu.n. "PB^. kann hier, anders als Cap. 14 2; 18 lo. nur das pass., also Nipli., sein: abj^eschnitten werden; die Ähren ^Yurden in Palästina nicht am Boden, sondern beträchtlich höher abgeniilht. v. 24 könnte der Schluss des ( Jcdiclites sein.

25 ist allein von der echten Hiobsrede übrifj geblieben, deren Abschluss er ohne Zweifel bildete: / //// trc/iN ii'nlil . ircr irill iniih IJhifii slrafrn l nil •ztf nirlili' iiKirlicit iiicinc Heile'::' "?{< als Substaiit. j,nl)rautjit. iDtj! Sdllt«- inaii hinter ^p erwarten.

Cap. 25 2ß. Dritte Itede Bildads.

"Wie jetzt der Text vorliegt, hält Bildad Cap. '2ö eine kurze Rede von fünf Versen, die keinen Anfang hat und in drei Versen einige Stellen in Eliphas Reden variiert; darauf antwortet Hiob Cap. 26 mit einem Spott über die viele AVeisheit, die Bildad beigebracht habe, und einer Verherrlichung der Grösse Gottes, deren Veranlassung und Zweck nur den Kxegi'ten bekannt ist, die beides erst selber hineinlegen und wissen, Hiob wolle dem Bildad beweisen, dass er selber Gottes Grösse viel besser verhen-liciien k<inno. als Bildad mit seinen fünf Versen. Aber warum stammelt denn Bildad so und wie kommt Hiob plötzlich zu der kindischen Eitelkeit, jenen rhetorisch zu besiegen? l'nd warum hält später Gott selbst für nötig, den Hiob von seiner Überlegenheit zu überzeugen, von der Hiob sich doch Cap. 2614 schon vollkommen überzeugt zeigt? Dass die Sache nicht in Ordnung ist, be- weist schon der Umstand, dass Cap. 27 1, mitten in der angeblichen Rede Hiobs, die Cap, 26 und 27 umfassen soll, eine neue Überschrift auftritt („Hiob fuhr fort u. s. w."), die sonst selbst in den längsten Reden nicht vorkommt und die, wenn sie in der jetzigen Gestalt richtig wäre, mindestens verraten würde, dass (.'ap. 26 und Cap. 27 in keinem Zusammen- hang mit einander stehen. Lautete die Überschrift in Cap. 27 1, deren Auftauchen nicht zufällig sein kann, so wie sie sonst immer lautet, nämlich: da antwortete Hiob und sprach, so würde kein Mensch daran zweifeln, dass alles, was zwischen Cap. 24 und 27 steht, eine lve<le Bildads ist, und das um so weniger, als sonst nur die Freunde Gottes Grösse be- tonen, während Hiob in Gottes Überlegenheit nichts als Schrecken Erregendes findet. Da nun Cap. 26 im Unterschied von Cap. 25 einen wirklichen Anfang besitzt, so muss in Caj). 26 1 einmal Tn^3 für 31'K gestanden haben. Die ganze Konfusion ist. behaupte ich, daraus entsprungen, dass Cap. 25 2 tV. hinter V. 26 4, wohin dies Stück geh("»rt, vom Ali- schreiber ausgelassen und dann, am Rande nachgeholt, vor das 26. Cap. geraten ist. Dass Hildad an der Reihe war, veranlasste die Abfassung einer entsprechenden Überschrift für das versprengte Stück, und dies nötigte weiter zu der Abänderung der ursprünglichen Überschriften Cap. 26 1 ; 271. Ahnliche Ansichten vertreten Recbs, Siegfried, Chevxe. BicKELL. Budde nennt die Versetzung von Cap. 26 2-4 vor Cap. 25 eine bare Gedanken- losigkeit, was gerade bei ihm scherzhaft klingt.

Cap. 2G 1-4 Cap. 25 z-o: in Beantwortunji der (uns gritsstenteils verloren gegangenen) Rede Hiobs behauptet Bildad, dass gegenüber dem Herrscher in der Höhe kein Wesen, am wenigsten der Mensch, rein sei. Dieser Gedanke scheint betont zu werden, weil Hiob über das böse Schicksal unschuldiger Menschen geklagt hatte (s. die einleitenden Bemerkungen zu C'ap. 23f.). In Cap. 26 1 ist 2VK für Bildad wieder herzustellen. 2 3 II» hnsl du tieholfeti dem Kraftlosen, rnterslütxt den Arm des (HinniHrhliiien! Wie hnsl du beraten den l n/reisen l nd Vernunft in Mentje •:■// /rissen //et/etten .' Hiob hat nach lUldads Autfassung Gott die Macht und die AVeisheit abgesprochen, die Welt richtig zu regieren (da er die Rechtschafienen nicht rette). Ahnlich sagt ja auch Eliphas ( "aj). 22 i;'., Hiob meine. Gott führe kein ordentliches Regiment, da

Hi26 2 128 Hi254

er die Gottlosen nicht strafe. Über "H» vor j; s. Ges.-Kautzsch26 § 37 d. Zu 'TD'i^b u. s. w. Vgl. Jes 10 15: yV'^^^ den? tler nicht von Holz ist; T\2'iih ist nicht die Kraftlosigkeit, sondern der Kraftlose (der von Nicht-Kraft). Weil Gott der Allmächtige ist, meinte Bildad schon Cap. 83, ist es klar, dass er gerecht regieren muss. In v, 3 tadelt er das Besserwissenwollen Hiobs, der ja „von gestern her und umvissend ist" (Cap. Ssf.), und die Länge seiner Rede vgL 18 2; 82. 4 Cap. 25 a M/ wessen Hilfe hast du Worte ror(jeb?'acht, Und

wessen Geist ging aus von dir? Herrschaft und Schrecken sind bei ihm, Der Frieden schafft in seinen Höhen. ''öTiSi bedeutet wegen v. 4}': mit ihm, ns ist also nicht die nota acc, obwohl T'lin in Cap. 31 37, wenn dort der Text richtig ist, ausnahmsweise mit dem acc. konstruiert ist. Bildad fragt: wer hat dich in- spiriert, woher hast du so mächtige Weisheit, dass du sogar Gott damit über- trumpfen willst? Natürlich erwartet er nicht die Antwort: von dem und dem, sondern das bescheidene Eingeständnis, einen solchen Bundesgenossen und eine solche Inspiration giebt es nicht, der Mensch ist eben nicht klüger als Gott, und es ist eineYermessenheit, ihm regieren helfen zu wollen. Für Budde, der an Hiob als Sprecher dieser Worte festhält, passt allein die Auskunft, Hiob wolle sagen, dass Bildad in Ca}). 25 ihn bestohlen habe: wenn er aber gleich darauf von der „Grösse" des Dichters spricht, so meint er das hoffent- lich in ironischem Sinne, in Wahrheit verführe doch der Dichter gar zu kindisch. „Herrschaft und Schrecken sind bei ihm", fährt Bildad Cap. 25 2 fort, wie kann der unwissende und ohnmächtige Mensch den kritisieren wollen? ^^on ist der substantivierte Inf. Hiph., mit nriDJ ein Hendiadyoin bildend, eine Schrecken einflössende Herrschaft führt Gott, der da „Frieden schafft in seinen Höhen". Er regiert nicht blos auf Erden, wo der Mensch sein Thun übersehen zu können sich einbildet, sondern bändigt auch die gewaltigen Mächte in seinem himmlischen Herrschergebiet. Dem Dichter schweben wohl ähnliche halb mjthische Vorstellungen vor, wie die, auf die er Cap. 26 5 12 f. anspielt, Vorstellungen von abtrünnig gewordenen Engeln, Sterngeistern u. dgl. (vgl. Henoch Cap. 18 15; 80 6). 3 4 Sind zählbar seine Scharen? Und über

wen erhebt sich nicht sein Hinterhalt? Wie lüäre da der Mensch gerecht bei (lOtt Und li'ie wäre rein der Weibgeborne? Gott verfügt über die unzälilbaren Scharen der Höhe, die seine Befehle ausrichten, ihm Nachrichten zutragen, wie die bne elohim in Cap. 1 2 vgl. z. B. Gen 18 28; 28 12; IReg 22 19, durch die er also das Regiment über die Menschen ausübt, Avenn er auch selber hinter den Wolken verborgen ist Cap. 22i3f. WT^y^ ist eine wunderliche Form (Ges.- Kautzsch26 § 91 1 A. Ib), beim Dichter gar nicht gebräuchlich; der Sinn: sein Licht erhebt sich über alles, hat gar keine Beziehung zu Bildads Grund- gedanken: oder soll das Licht dazu dienen, ihm alles zu enthüllen? wie stelits dann mit den nächtlichen Verbrechern, die Cap. 24 13 aufgezählt sind? imi« ist eine dogmatische Korrektur für das 13"!lt<, das die LXX noch hat: sein Hinterhalt, seine Auflauerer, die den Menschen auch da fassen, wo er sich vor Gott sicher glaubt (22 13). Da ist es doch klar, dass der Mensch, Avie Hiob selber schon zugegeben hat (9 2), bei Gott nicht als rein gelten kann ! In v.4— 6 werden Sätze aus Eliphas l^eden (Cap. 4 ]7ff.; 15 i4 ff.) variiert, doch giebt ihnen

Hi25 4 129 Ui2ö9

der Zusammenhang einen etwas abweichenden Sinn: Gott sieht alles, ihm ent- geht nicht der kleinste Flecken, darum kann kein Mensch bei ihm l'ür rein gelten und also auch das l'nglück der vermeintlich rnschuldigcn nicht gegen (lottes Gerechtigkeit ins Feld geführt werden. 5 (i .V/V//, seihst der Mond,

der ist iihltt hell, lud die Sti'nic sind nicht rein in seinen .Un/en: .>'//;/ ////r der Mensrii. die Mnde, l nd der Sterhlirhe. der Wurm! Sl«^ ist wohl blos schlechte Orthographie lur St (von 'ihT}) vgl, Cap. 31 26, Dass gerade der Mond, nicht die Sonne, als ein Körper genannt wird, der nicht (Heckenlos) hell ist, darf nicht auf die leicht erkennbaren Flecken des Mondes zurückgeführt werden, sondern hängt einfach mit der J'arallelisierung mit den Sternen zusammen : höchstens sj)ielt noch die alte Verehrung, die der ^lond bei den Semiten genoss. etwas mit ein. f]K wie C'ap. 4 lo; 15 16. Cap. 20 Die liiesen /rinden sir/t

ror int/st. Die unter den Wussern ihre Wuhnumjen hulien, .\tulit lieift Srheid ror ihm, t nd ln-ine Drehe hat der A/tiinind. Die C'SDT sind nicht die ver- storbenen Menschen, die eine gar zu armselige Parallele zu den (lestirnen Ca)). 25ö und Seheol, den Säulen des Himmels, Kahab u. s. w. (^ap. 2G6tl", er- gäben, sondern die vorzeitlichen Riesen, die von Gott in die Unterwelt gestürzt Aviirden, wie die (ligaiiten Cvgl. LXX) und Titanen der (J riechen, Dass sjiäter das Wort durch \'erallgeiiieinerung auf alle J^ewohner der Unterwelt aus- gedehnt wird, spricht natürlich nicht dagegen. Sie geraten in Angst (für das Polal "l^^in^ sollte man eher das Hithp. '.^"?inn^ vgl. Uap. 1.')'20 erwarten), wenn sie (lottes Auge auf sich gerichtet fühlen. Für DH^iDWl 1, mit Üickell DH^iSC^p, denn dass die Giganten unter den Fischen hausen, wäre eine närrische Be- merkung. Zu dem acc, D1"1J^ s. zu C^ip. 24 " lo, ^n?« beim Diehter aueli ( 'aj). :U i'2, sonst noch Caj), 28 -'2. Die Unterwelt liegt nach v. 5 noch unter dem Meer. Die folgenden vier Verse 7—10 könnte man schon missen (in der ur- sprünglichen IjXX tehlt V. ö— 11). da sie nur die Schöj)fergrösse Gottes malen und auch stilistisch sich nicht sonderlich gut anschliessen, vielleicht hat sie «loch dieselbe Hand eingesetzt, der wir auch Cap. 9, 8-io verdanken. 7H

(•lOtt spainit aus (9 8) den ,,Norden" über dem Chaos, pss ist als jjars ])ro toto für die Erde vielleicht deshalb gewählt, weil man seit dem Exil ungeheure Berge im Norden kennt, auf denen die Gottheit wohnt (Jes 14 13; Hes 1 4 vgl. Cap. 28 i3tt'.) inid deren Schwere das Wunder noch unbegreiflicher macht, das^ die Erde über dem Nichts aufgehängt ist. In v. 8 werden die Wolken als Wasserschläuche gedacht vgl. Ps 3.3 7 LXX; Cap. 38. 37 vergleicht sie der Dichter, aber rein iioetiscb. mit Wasserkrügen. Die dünnen Schläuche Ijersten nicht trotz ihres ungeheuren Inhalts wieder ein W^under! 9 10 Der erste Stichos ist unverständlich punktiert: er hält fest die Fläche des Thrones (oder des Vollmonds HOS). Dass das Piel iriNtp (nur hier) verschliessen bedeute, ist doch eine ganz willkürliche Annahme, die auch nichts nützt: dem Vollmond das Gesicht zuhalten (Bukde). damit er nicht sehen oder schreien kann, das wäre ein Scherz, aber kein Wunder, kann aber glücklicher Weise nicht aus in« herausgedeutet werden, dessen Piel einfach das Intens, vom (^al sein wird : immer

i'Sthalten, vor dem Hinfallen bewahren. Da ^iB dazu nicht passt, lese ich 'JS.

Kckpfeiler (vgl. Sach 14 lo), ferner .iDD für n«pD: Er stellt fest die Pfeiler seines

Ktir/or UC zum AT XVI 9

Hi26 9 130 Hi26i4

Thrones, nämlicli des Himmels vgl. v. 11, ein Satz, der zu v. 7 und v. 10 stimmt und dem Leser ein neues "Wunder vor Augen führt. Am Himmel breitet als- dann Gott sein Gewölk aus wie einen Vorhang vor dem Thron. W^t> ist wohl aus zwei Lesarten HD und b'l'D entstanden und das letztere herzustellen, v. 10: Einen Kreis beschrieb er auf den Wassern, Bis wo sich begrenzt Licht nnd Finsternis. Nach PrvS 27 ist mit Hofemann ^T\ pn zu schreiben. Die Erde ist als Scheibe gedacht, die auf dem Meere schwimmt und von ihm umgeben ist. Jenseits dieser Scheibe, über dem Wasser des erdumfassenden Ozeans, herrscht die urweltliche Finsternis, nur die Erdscheibe ist beleuchtet; an ihrem Rande treffen also die äussersten Enden (iT^bDri vgl. Cap. 28 3) von Licht und Finster- nis zusammen. Diese Darstellung hat mit Gen 1 4 nichts zu thun, wo von dem überhimmlischen Licht die Rede ist. Nach diesem Intermezzo erhalten wir 11 12 wieder Anschluss an v. 5 6 : Die Säulen des Himmels geraten ins Schwanken Und erschrecken ror seinem Schelten, Durch seine Kraft regte er das Meer auf, Und durch seine Einsicht zerschmetterte er Rahab. Das Poal ^ISSIT^^ nur hier. Das Schelten Gottes wird der Donner sein, der die den Himmel tragenden Berge (vgl. 9 6) ins Beben bringt, v. 12 spricht von der Urzeit wenigstens im zweiten Stichos und darum wohl auch im ersten. Damals „regte er auf", näm- lich zum entscheidenden Kampf um die Weltherrschaft, das Meer, Eahab, Dirtri, die chaotische Urmacht^ und zerschmetterte der Gegnerin das Haupt vgh zu Cap. 7 12; 9 13; seinen Sieg verdankte er nicht blos seiner Kraft, sondern auch der Intelligenz, die dem Chaos fehlt. J^i"^ anders als sonst (JerSlss; Jes 51 15) zu übersetzen, liegt kein Grund vor; es w^äre auch schwerlich eine andere Bedeutung ausfindig zu machen, die zu iniSl passt. Ebenso wenig ist es angezeigt, die Ausdrücke unsers Dichters dem bekannten babylonischen Mythus von Marduk, der aus der besiegten tiämat die gegenwärtige Welt aufbaut, ge- waltsam anzunähern {ynt^ heisst nicht: in Stücke hauen, Hinn nicht: Kunst): dass der babylonische Mythus und die palästinensischen Sagen von der Urzeit verwandt sind, unterliegt keinem Zweifel, aber es ist „unmethodisch", die Frage, ob die Palästinenser alles einfach entlehnten oder ganz oder zum grössten Teil selbständig speculierten, kurzer Hand zu Gunsten der ersten Alternative zu lösen. 13 14 Durch seinen Hauch wird der Himmel heiter y Seine Hand durchbohrte die flüchtige Schlange. Sieh, das sind die Umrisse seiner Wege, Doch was für ein Geflüster ists, das tcir zu hören bekommen. Der letzte Vierzeiler scheint in die Gegenwart zurückzulenken. Gottes Hauch verscheucht das Gewölk, nachdem er die flüchtige Schlange (Jes 27 i) durch- bohrte. Dies Ungeheuer muss dasselbe bezeichnen, w\as der Liwjathan Cap. 3 s, die Wolkenschlange, die den Kosmos wieder ins Chaos herunterzuziehen droht.. Die LXX liest in v. 13-': 7T\^^ "'nna, ein Satz, der sprachlich anstössig und inhaltlich unverständlich ist, wenigstens mit der zu Cap. 7 12; 9 13 erwähnten Vorstellung der Babylonier von den Riegeln sich nicht in Einklang setzen lässt; wollte man nach der letzteren n"lBty in *10tJ^ verw^andeln, so bliebe noch D'^Oti^ un- erklärt, w^ofür etwa Dinn zu erwarten wäre. v. 14 lässt auf den einleitenden Satz: das sind die Enden, d. li. die uns sichtbaren Grenzlinien seines Thuns, in dessen Inneres wir niemals eindringen, zw^ei Nachsätze folgen, von denen ich

Hi 2H14 l;il Hi 27 4

nur den eisten für ursprünglich halte, obgleich gerade der zweite in der LXX älter ist. V. 14 •• \v (Ertlich: und was ist das Flüstern eines "Wortes, das wir an- hören, was will das wenige, was wir von Gottes Wirksamkeit wissen, sagen, es drin<;t von ihr nur ein Flüstern zu unserem Ohr herühcr. Es wäre also vor- messen, (lott kritisieren zu wollen. Sagt nun Bildatl v. 14'', dass wir von Gott nur ein Flüstern vernehmen, so kann er nicht fortfahren: der Donner seiner Kraft, wer achtet dessen, oder: wer hat da Einsicht: wie kann man ein Acht- geben oder ein Begreifen verlangen für etwas, wovon man nichts weiss? Über- setzt man: wer bemerkt den Donner u. s. w., wer h()rt etwas davon? so wird der Satz zu einem leeren Füllsel. Ich halte ihn daher für den wohlgemeinten Zu- satz eines andächtigen Lesers; in der LXX ist der so wie so schon reichlich lange Stichos noch länger und klingt noch naivei*: „Doch die Stärke seines Donners, wer verstehts, wann er es thut?"' d.h. wenn er im Gewitter die Wolken- schlange durchbohrt, wer ermisst da si-ine Kraft? Dass dieser Satz zu Bildads Absicht nicht passt, liegt auf der Hand, es ist aber keineswegs aus- geschlossen, dass die LXX (h-n ursprüngliihen Wortlaut hat und dass der hebr. T( xt ihn nur wegen seiner unmetrischen Form abkürzte.

Cap. 27. Bruchstücke ans der Antwort lliobs und der dri((<Mi Rede Zophars.

Dass Clip. 27 nicht in ursprüngliclicr Vi-ifassung ist. halicii uubcfangcnt' Losor läiipst futdt'ckt, in der Lösung di'r Schwirrigkeiten sind jedoch di«- Kritiker sehr vor- schirdent' "Woge gegangt-n. Das Cap., über dessen Überschrift in den i'inli-itenden Be- merkungen zu Cap. 2öf. gesprochen ist. enthält nur wenig, was der Dichter dem Hiob in den Mund gelegt haben kiinnte; V. 7 10; 1-4 23 müssen entweder unecht sein, wie .Studek, Ükunsteix, AVellhacsex, SiKfJKKiKD, KcESE.s' Urteilen, oder mit Bickell, Hoffmaxn u. a. einer Zopharrede zugewiesen werden, deren Überschrift ausgefallen ist (vielleicht mit einer kurzen persönlichen Eiideitung). Die letztere Annahme scheint mir die einfachere, be- sonders deshalb, weil nicht einzusehen ist, warum nicht auch Zophar zum dritten !Mal ge- redet haben sollte. Für Hiob bleibt also nur V. 2 6 sicher übrig; die Weglassung seiner eigentlichen Ausführungen über Gottes Regiment wird ähnlich zu beurteilen sein, wie bei Cap. 24, obwohl auch rein mechanische Beschädigung des alten Gedichtes denkliar ist. Von dem Rest, V. 11 13. könnte v. 12 der Abschluss der Hiobrede sein und V. 11 13 der Rede Zophars eingefügt weixlen.

1 -<) 12 Hiob will sein Recht nicht aufgeben. In v. 1 ist die ursprüngliche ri)erschrift. die nur intolge der in Cap. 25f. eingedrungenen Konfusion ab- geändert wurde, wieder herzustellen: da antwortete Hiob und s])rach. Da v. 3 den Zusammenhang zwischen v. 2 und 4 zerreisst so nehme ich an, dass er seine ursprüngliche Stelle verloren hat und etwa hinter v, 5 gehört. 2 4 .So irahr (lnl( loht, dor mein Recht bcscitifU bat. l tul der . \llmiiclifhi<\ der mit liitterkeit ei/'iillte meine Seele: Fihtralir, nir/it reden meine Lipiien rm Idns, yor/t murmelt meine '/jirnje Trug! Wie v. 5 zeigt, kann v. -4 nicht bedeuten: es sollen meine Lippen keinen Trug reden, nämlich kein Bekenntnis meiner Schidd ablegen, was ohnehin schon wegen H^IJ? nicht angeht (gegen Bldde). Der Sinn ist so einfach, dass nur der Wunsch, v. 3 um jeden Preis an seinem jetzigen (^rt zu h.ilten. zu solchem, wie Bupde beteuert, allein richtigen Ver- ständnis verführen konnte. Hiob sagt, er rede nicht nichlos oder unwahr, wenn er behaui)te, dass Gott sein Recht (und das Recht vieler Unschuldigen) unter-

9*

Hi27 3 132 _ Hi27l2

drücke. Für 7]hril s. zu Cap. 5 16 und 62829; Statt mn;; v. 4'^ wird doch das fem. zu lesen sein. 5 3 Fem sei es ron mir, eueh recht zu (lehen, Bis ich

sterbe, gehe ich meine Insclmld nicht auf. Denn ganz ist noch mein Odem in mir, Und Gottes Hauch in meiner Nase. In v. 5'^ ist mit Bickell nach LXX ''3!SJD zu streichen, denn Hiob kann niclit sagen -wollen, dass er künftig seine korrekte Haltung niclit ablegen wolle (vgl. 2 9), sondern meint dasselbe, was V. 2 das ^''pn besagt: ich lasse meine Unschuld nicht streichen, „Bis ich sterbe" wird durch v. 3 expli eiert: ich lebe noch und bin noch im Stande, mich zu ver- teidigen. Über die Hypallage "W'^'b'Z für ""PD TiJ^, deren emphatische Kraft der Energie des Trotzes gut entsiaricht, s. Ges.-Kaützsch26 § 128 e. Mit dem ersten Distichon des folgenden Vierzeilers 6 bricht Hiobs Rede ab: An meinem Recht halte ich fest und lasse es nicht, Nicht schämt sielt mein Herz oh meinen Tagen, p'^tnn wird hier anders gebraucht als im Volksbuch Cap. 2 3 9 ^"in;; giebt schwerlich einen vernünftigen Sinn: nicht schmäht mein Herz einen von meinen Tagen, schmähen, verhöhnen ist viel zu stark. Ich schlage isn;; vor; zur Kon- struktion vgl. Jes 1 29.

Auffallend ist, wie viel zuversiclitlicher und ruliiger trotz aller übrig gebliebenen Bitterkeit Hiob liier spricht als vor Cap. 19. Dort erwartet er für sein trotziges Fest- halten an seinem Recht augenblicklichen Tod oder Vennelirung seiner Qualen; hier kon- statiert er, dass er ungerecht behandelt sei, fühlt sich aber mutig und stark genug, sich zu verteidigen. Er weiss eben,' dass Gott nicht „in der Fülle seiner Kraft" mit ihm hadern wird, sondern dass seine gerechte Sache siegen muss, wenn er vor Gott treten darf (vgl. Cap. 23 6 7).

12 Siehe, ihr alle habt's selbst gesehen. Warum seid ihr denn so völlig eitel. Man könnte den v. zwar zur Not direkt an v. 6 anschliessen: Ihr alle kennt mein Leben, aber er sieht mehr nach dem Abschluss einer ganzen Rede aus: ihr habt alle den Weltverlauf (wie ihn Hiob in dem ausgefallenen Teil schilderte) selber gesehen, warum redet ihr denn so thöricht vgl. Cap. 21 34.

Zophars Rede V. 7-11; 13-23.

7—10 Eingang. Möglicherweise ist ausser der Überschrift: „Da ant- w^ortete Zophar der Naematit und sprach" noch ein persönliches Wort gegen Hiob ausgefallen. Die Echtheit dieser Verse steht mir weniger fest, als die von V. 14 ff., s. jedoch zu v. 10'\ 1 S Es gehe wie dem Gottlosen meinem

Feinde Und meinem Widersacher wie dem Frerler! Denn was ist die Hoff- nung des Unheiligen, Wenn Gott seine Seele abfordert? Dass '';a"'K an Hiob anklingt, wird kein Wortspiel sein sollen. Natürlich liegt in v. 7 der Ton nicht auf dem Wunsch als solchem. Zophar will, entgegen den Behauptungen Hiobs vom Glück des Gottlosen, sagen: kein schlimmeres Loos als das des Frevlers! Der Christ würde übrigens sagen: ich kann es meinem schlimmsten Feinde nicht wünschen, v. 8 motiviert die Behauptung von v. 7; zu streichen ist V^i"* "»D, das weder als Qal (wenn er raubt) noch als Fiel J^^^l einen Sinn giebt, denn wenn Gott jemandes Leben „abschneidet", so hat, sofern man niclit an die Un- sterblichkeit glaubt, weder der Fromme noch der Unfromme etwas zu hoffen. Das Sätzchen ist Variante zu dem folgenden h'^'' ''3, 1. mit Wellhausen u. a. S'^^\ "'S, wenn „abfordert", nämlich durch eine schwere Krankheit, l)ei der nur dem Frommen noch Hoffnung auf Genesung l)leibt. Durch Streichung der

11127 8 133 lii27'20

Variante wcrdeu die drei ^3 auf zwei und der erste Stichos auf sein richtiges Mass reducieit. Zojjliar spricht also deiu Hiob jede Hotinun^' ah, wenn er nicht von seiner Ruchlosi^dceit lilsst. 9 10 UV/v/ (iotl schi (icscliri'i hören,

Wt'/t/t Drtnijisiil ithcr ihn hrrchihriihl ? UV/v/ er mn Mlniinhtitjcn seine l.nst sehen , liiifl er iii ihm, u-iril er sich seiner nnnehn/en!* v. 10^ hildet einen (Je^eusat/ /n der \'erheissuii;,' des Eliplias ( 'ap. 22 26 für den Fall, dass sich Hioh hekchrt. v. 10'' gieht im M. T. keinen Sinn: wird er rufen Eloah zu aller Zeit? Das wäre eine Angabe ül)er den Charakter, nicht über das Loos des (lottlosen, die hier weder im Munde Hiolis noeli Zo)diars angebracht ist. Nach LXX und Pesch. lese ich nj;3E'.n iV« für ny bD2 ni"?«. Zu yJD c. acc. vgl. Jes 64 4. rb« «"jpi ist Vordersatz. Die Lesart der LXX macht es möglich, an der Echtheit von v. 7—10 festzuhalten, unter der Bedingung, dass man diese Verse dem Zdjdiar giebt.

II 13—23 Nach dieser Vorbereitung lässt nun Zophar wieder eine lange Ausführung über die Behandlung der Gottlosen durch Gott f(dgen, die keinen neuen Zug bringt. Um so wunderbarer ist, dass es noch immer Exegeten giebt, die diese „Belehrung" dem Hiob zuschreiben. Er belehrt also die Freunde mit ihren eigenen "Worten, ohne die geringste X^uance, geschweige eine andersartige Auffassung hinzuzufügen. Denn dass auch v. 12, wenn man ihn diesem Zu- sammenhang belässt und v. 12'' erklärt: ihr rennt mutwillig ins Verderben, von diesem "Widersinn nichts wegnimmt, ist klar für jeden, dem nicht der apolo- getisciie Eifer mit dem Urteil davonläuft. 11 13 In v. 11 ist ursprüngliches

ItJ^N ^"ilN (zu "lü'N vgl. LXX) in DDnN nniK verwandelt worden, um für die ver- meintliche Hiobsrede ein plural. Obj. zu gewinnen, /eh irill (lieh belehren über tins, iras (ioll Ihiil, Was beim Mhniiehlifien geschieht, nicht r er hehlen. In v. 13 variiert Zophar das Stichenpaar, nnt dem er Cap. 20 29 schloss; DIN ist wie dort zu streichen, D''V1J^ imd inj?"; in den sing, zu setzen, da v. 14ff". mit dem sing, fortgefahren wird. 14 15 Wenn seine Söhne f/ross irerden, ist es für

(las Sch(rert u. s. w. Eine Reihe von Bildern vom l'nglück, die ohne viel Sorg- falt vom Dichter hingeworfen werden, wie er es öfter mit diesen leichten, ihn wenig interessierenden Schilderungen macht. Seine i berlebenden (cerden durch den Tod begraben , nicht durch Mensehen, sie bleiben liegen, wo sie sterben, werden eigentlich gar nicht begraben. Für „seine" "Witwen kann man mit LXX Dn^nio'rK lesen: wie sie nicht begraben werden, so auch nicht in der feierlichen Totenklage beklagt. 17 Sein Silber und seine wertvollen Ge- wänder teilen die Gerechten als seine von Gott eingesetzten Erben. IS lU Für t-^-l 1. mit LXX ly'nsj;^. V. 18'* 19'' 21-23 fehlen in LXX und sind in der That sehr entbehrlieh, aber wie vieles andere ist nicht minder entbehrlich! Ist V. IS*» echt, so soll wohl die Hütte des Feldhüters als Beispiel einer "W^oh- nung gelten, die nur auf kurze Zeit errichtet und dann gleichgültig abgebrochen wird. V. lO'»: lieich le(jt er sich schlafen, dach ferner nicht. f]ps: i>«t wohl mit 1er LXX in »')pv zu verwandeln vgl. Cap. 20 9. v. lO*»: Die Aaf/en Öffnet er und ist es nicht mehr, nämlich nicht mehr reich: der Ausdruck ist aber mangelhaft und hat eine fatale Ähnlichkeit mit dem bekannten Volks'witz: als er aufstand, da war er tot (Jes 37 36). 20 21 Schrecknisse ereilen ihn (vielleicht besser

Hi 27 20 IS-i Hi 28 3

inJ''tyn auszusprechen) „"wie Wasser", wie eine Überschwemmung durch einen Wolkenbruch; 01*5 für D'^DD zu schreiben (Meex) ist ni^ht nötig, denn T]b'^b V. 20'^ ist nur hinzugesetzt, weil man im Schlaf eher mitsamt seinem Hause vom Sturm vernichtet werden kann; es ist wohl auch zu 20^ hinzuzudenken, wie überhaupt AVasser und Wind zusammen den Begriff Wettersturm ausdrücken. V. 21 führt das Bild v. 20'^ in phantastischer Weise weiter aus. 22 23 Subj. von V. 22^ muss wohl Gott sein : Er schleudert auf ihn (Geschosse?) schonungs- los u. s. w. Der Yers erinnert an Cap. 20 23 f. Auch in v. 23 wird viel eher Gott als ein unbestimmtes „man" Subj. sein vgl. zu Cap. 18 1 8. ID'^SS ID^Vj^ ist ver- mutlich aus VSpä xh)l entstanden; zu pDly oder vielmehr pBD (sonst c. acc.) mit D vgl. zu Cap. 164. Gott schlägt über ihn die Hände zusammen, nämlich im Zorn vgl. Num24io, und zischt über ihn von seinem (himmlischen) Ort, zum Zeichen der Verwerfung und des Hohnes.

Cap. 28. Gedicht über den Wohnsitz der Weisheit.

Dies Gediclit, das zwar etwas überladen und spielend, aber doch mit manchen Scliön- heiten ausgestattet ist, ein Seitenstück zu Prv 8, hat schon in alter Zeit die Hand eines Lesers mit dem Thema des Buches Hiob zu verknüpfen gesucht (s, zu v. 28) , und manche Exegeten haben sich abgequält, ihm einen Platz im Zusammerhang ausfindig zu machen, aber es hat alles nichts helfen können, das Gedicht lässt sich mit unserem Buch weder in „folgerichtige", noch auch nur in polemische Verbindung bringen. Cheyne hat den Ein- druck, dass die Dichtung nicht ganz vollständig erhalten sei, und irrt darin nicht, doch halte ich es für möglich, die ursprüngliche Vollständigkeit auf eine einfache Weise wieder herzustellen. Jetzt heisst es v. 7f., dass Adlei", Habicht und Löwe trotz ihres scharfen Blicks den Weg in die Bergwerke nicht kennen, das ist absurd ; wie es sich v. 21 um die Weis- heit handelt, deren Stätte den Vögeln verborgen ist, so muss auch v. 7 der Pfad der Weisheit gemeint sein. Dann muss aber ein Satz wie v. 20 vor v. 7 ausgefallen sein , und da dieser Satz ohnehin schon zweimal da ist (v. 12 20) , so wird er in derselben Form vor V. 7 ergänzt weixlen düi-fen. Damit ist auch die Schwierigkeit, die in v. 1 das ^3 macht, behoben : auch hier ist der Kehrvers wieder einzusetzen. Wie öfter, z. B. in Ps 46 und 49, so ist auch in imserem Gedicht der Refrain zweimal vergessen worden. Sorgfältigere Prüfung lehrt, dass jedes Mal auf die Kehrversfrage: wo ist die Weisheit daheim? sechs Disticha oder drei Vierzeiler folgen. Das Gedicht, das übrigens die LXX nur in verkürzter Form aufgenommen hat, zeichnet sich also auch durch eine kunstvolle Struktur aus. Der philosophische Grundgedanke beruht auf der Vorstellung vom voü? im Kosmos als dem höchsten und kostbarsten Gut, das der Mensch weder durch Arbeit erringen, noch durch Gold erkaufen kann, von dem die tote und die belebte Natur nichts weiss: es ist die im Naturgesetz waltende Vernunft, die Gott studierte und anwendete, als er die Welt schuf. Der Verf. ist ebenso gewiss mit griechischen Ideen bekannt, wie Aristobul und Philo und mag ja etwa im 3. Jahrhundert gelebt haben.

1—6 Voraufzuschicken ist also der Kehrvers: Die Weisheit, woher kommt sie, Und wo ist die Stätte der Vernunft? 1 Hat doch das Silber einen Ort,

von dem es hervorgeht, ebenso das Gold eine Stätte, wo man es läutert (pj5l eigentlich seihen, aus der zum Schlamm erweichten Erde), also sollte doch auch die Weisheit irgendwo zu finden sein. 2 Für das pass. nj?; ist wegen

der folgenden Yerben das act. nj?"; zu lesen. Man gewinnt aus Staub Eisen imd Gestein schmelzt man zu Kujt/'er u/n; das Yevh in v. 2'' wohl als p^T von pT gemeint. 3 ist mit Hilfe von Konjekturen in seine jetzige Verfassung ge-^

Hi 2b 3 135 Mi 10

braclit und dabei viel zu lang geworden. M. T. y^, LXX ph, beides giebt keinen rechten Sinn; dass die Finsternis nicht aufhört, zeigt ja gleich v. 3^ auch thut sie es doch trotz der Hergmannslampe nicht. Ich vermute für Dt? Y^i iph) ein ursprün;,'liclit's ü^J52 und streiciie das T in h2b^, sowie das Kin vor 1j5n (s»> statt des ])art.): .\/(//i hat ilnivh forscht dU' Finsternis his xiir iiitsscrstr/i (irrn-ie, Dtirihsnclil dm Stein des tiefsten Dunkels. Hitriuit geht der \ erf. zur Scliildnung des Burf^'baus über. In ganz abscheulichem Zustande ist 4, wo zwei \'arianten eingedrungen sind. Zu "1i"Dyo ist ^3y^3p die bessere Variante, denn ersteres: „vun dem in der Fremde weilenden hinweg" ist ja doch Unsinn. Kbenso ist ^nDt^iH \'ariantc zu iyiI7iS, beide geben keinen Sinn, denn der Ar- beiter im Bergwerk ist wetler vergessen, noch schwankt er fern von den Mtii>ihen wog. Ich schlage vor ^yj H^U^ß? (vud. Mekx;). Demnach: Man lirnrh einen Seliaelit unter ni Fasse ircf) , So selureltt man hernieder, tun Seile whiranliend. In v. 4'' der plur., weil geschildert wird, was der Autor, vielleicht in den Kui)ferbergwerken der Sinaihall)insel, gesehen hat. 5 0 Oben trägt vlie Erile lirotkoni, „unter ihr- ist es umgekehrt wie vom Feuer, so gierig wühlt der Mensch nach ihren Schätzen. Darunter sind nach v. 6 auch Edelsteine, iler Sai)|)hir. unter dem hier aber der undurchsichtige, nach v. iV' mit gold- farbigen Eisenkiespunkten besäte Lasurstein zu verstehen ist (Dillmaxn), im Altertum hoch angesehen und vielfach künstlerisch verarbeitet (Ex 28 1 8 vgl. 2410).

7—11 24 Nor V. 7 wieder die Frage: avo ist die Stätte der Weisheit? zu ergänzen s. die einl. Bein, zu Cap. 28. 7 8 Der Geier kennt den Pfad nicht, der Habicht erblickte (s. zu (Aip. 20 9) iiin nicht. Warum soll der Habicht den Pfad zu dem Sapjjhir enthaltenden Gestein oder zu den Bergwerken nicht er- l»lickt haben? und wenn er's nicht hätte, warum würde das erwähnt? Der Vier- zeiler ist nach v. 21'' zu deuten, gemeint ist der Pfad zur AVeisiieit, die hier mit den vorhin genannten Kosti)arkeiteii parallelisiert wird. Prosaiscii würde der Satz heissen: wenn man auch den scharfen Blick des Geiers hätte, den Fund- ort der Weisheit würde man nicht erklicken (S. noch zu v. 28). l'nil^^iS, Söhne des Stolzes, epipethon ornans für die grösseren Kaubtiere, nur noch in dem gleichfalls jungen Gedicht Cap. 41 26. m^ nur hier und Prv 25 20: Mcht be- schreitet ihn der l/öire. nänilijh den Pfad, der zur Weisheit führt nach Bldue den senkrechten Stollen v. 4, weswegen v. 5f. unecht sein sollen: hätte jemand dem Dichter die Fliege oder die Kellerassel entgegengehalten, so wäre er danach blamiert gewesen. 9 10' 11' In den so harten Kieselstein dringt

des Menschen Hand ein, wühlt die Berge von der Wurzel um, bricht in den Felsen Gänge, a'1«', sonst vom Xil und seinen Kanälen gebraucht, niuss hier zur Bezeichnung der wagerechten Stollen dienen, wie v. 4 ^ni für den senk- rechten Förderschacht, v. 10'' und 11* scheinen ihre Stelle vertauscht zu haben, wie abgesehen vom Inhalt schon der Parallel ismus von D^l«^ und niini nahe- legt. V. 11»: „A'orm TrojTfenguss verstrich er Wasseradern"; vielleicht sind die nnni nicht einmal Wasseradern, sondern einfach dasselbe was D""1S\ Der Verf. scheint doch genaue Kenntnis vom Bergbau zu haben. 10'' II*» 24 Abschluss <ler Strophe und Vorbereitung des Kehrverses: l inl alles Kosthare sah sein

Hi28l0 136 Hi 28 2S

Avge, Und Verborgenes bringt er ans Licht, Denn bis zu den Enden der Erde blickt er, Sieht alles unter dem Himmel, v. 24 giebt an seiner jetzigen Stelle keinen Sinn (s. u.), passt hier dagegen ausgezeichnet. Ahnliche Versetzungen fanden wir in Cap. 3 3 9 und Cap. 17 9 lo; die Kolumnen des alten Manuskripts mögen plm. 20 Stichen gehabt haben. Vielleicht ist in v. 24'' "rä vor nnn zu setzen, da sonst HST kein Obj. hat. Alles unter dem Himmel sieht der Mensch, nur die Weisheit nicht.

12—19 In V. 12* ist wegen v. 20 «lin zu lesen; das t^^ISH wird aus v. 13 eingedrungen sein vgl. zu Cap. 11 7. Die Strophe sagt: nirgends auf Erden und im Meer ist die AVeisheit zu finden , man kann sie für alle Schätze der AVeit nicht kaufen. 13 14 Nicht hat entdeckt der Mensch den Weg zu ihr. Wegen ]^5n passt nS'IJ^, ihr Schätzungspreis (den es ohnehin gar nicht giebt v. 17) nicht besonders gut, sondern ist nach LXX vgl. v. 23 durch HS*!"! zu ersetzen. Auch das Meer weiss nichts von ihr; in v. 14* ist vielleicht iT^pi? zu schreiben, da Dinn immer fem. ist. 15 16 Wenn die Weisheit aus irgend einem fernen Lande oder aus dem Meer heraus gleich anderen Grütem zu holen wäre, sa könnte man sie gegen die letzteren einzutauschen versuchen, aber das Gold der Erde und die Perlen des Meeres kommen ihr an Wert nicht gleich, so würde auch das nicht helfen, v. 15fi". zu streichen, hat man nicht die geringste Berechtigung. Nicht um den Wert der Weisheit handelt es sich, sondern um die Unmöglichkeit, sie zu erw^erben. Eür ll'^p v. 15^^ ist wohl mit Hoffmakn "lUD, abgekürzt für 'D ^nt, geschlossenes, gediegenes Grold, zu lesen. Zu H^D vgh Thr42. Der Edelstein DHlJ^ stammt nach Gen. 2 12 aus dem Goldlande Th'Sn. 17—19 "^IJ^ c. acc, sonst mit h oder b«, vielleicht intrans. ri"'p13t, Glas, Kry stall, nur hier, öfter im Talmud. Die Variante v. 19^ hat für Gold und Glas den Topas von Kusch. Zu v. 17^ vgl Prv 8 19, zu v. IS** Prv 8 11. Wie v. 19* zu V. 17», so ist V. 19'^ Variante zu v. 16''; welche Variante jedesmal die bessere ist, lässt sich natürlich nicht entscheiden.

20—23 25—27 Niemand weiss, wo die Weisheit ist, nur Gott weiss es^ er hat sie entdeckt, als er die Naturordnung schuf. Ungeduldig wird v. 20 noch einmal gefragt, wo die Weisheit wohnt, da sie doch existiert. Aber 21 22 weder Mensch noch Tier (s. zu v. 28) kennt ihren Ort, selbst Tod und Abgrund (s. zu Cap. 26 6), beide personificiert wie der erstere auch Cap. 18 13, müssen bekennen, dass sie nur von ihr gehört haben. 23—25 Gott entdeckte ihren

Weg u. s. w. Gott hat den Weg zu ihr gefunden, er allein! er hat sie entdeckt. Der Eindruck, dass die Weisheit unabhängig von Gott existiere, wird durch das Folgende aufgehoben. Der Verf. spielt mit der Hypostasierung des voüc, wie der Verf. von Prv 8. v. 24, den wir hinter v. 11 untergebracht haben, passt nicht an diese Stelle. Nach ihm würde es ja so herauskommen, als ob die Weisheit irgendwo auf Erden einen festen Sitz habe, den nur Gott ausfindig machen konnte; ausserdem sagen v. 25ff. deutlich genug, dass dieAVeisheit vor der Schöpfvmg der Natur da war (vgl. Prv 8 2] fit'.) und von Gott zu ihrer wundervollen Durchführung erdacht und angewandt wurde. Für nit^V? liest die LXX etwa nb>j;n, was er machte (der Art. als relat. wie Cap. 2 11)!, und zieht das zu v. 24. Schreil)t man dafür Hbyn, so erhält man eine bessere Kon-

Hi 2ii25 137 Hi sö'^»

tiuktioii, als mit dem nib^b des M. T., das von dem ersten Wort von v. 26 hc eintiusst ist: A/\ t/er ifii .stlnif' ilein Mhulo ein (ieiricht l nd das Wasser tih- niass mit dem Mass, nändirh mit dem Län^emuass, um es .u;e,tien das Festland alj/u,men/en (vgl. .Jes40r^ff.). Die Luft, die ^;anz leieiit zu sein scheint, zei^'t ihr Gewicht durch den Druck des Windes an; sie hat aher durch die Weisheit des Schöpfei's irrad(! das Gewicht, das für die Naturordnunir nr>ti^r war. 2<» 27 l/.v /'/• sclnif dem Heijen ein lieset':: (nd einen Wet/ dem Donnerslrahl, l)<i sali lind miislerle er sie. Stell le sie ntif und erjiroltte sie. v. 26'' ist würtlich gleich ( 'ap. 38 j:.'', ein Beweis dafür, dass der Verf. durch die (Jottesreden unseres Dichters inspiriert wurde. Als Gott die Naturgesetze schuf, da sah er sie (der \'erf. will doch wohl HNI mit dem Suö".) d. h. erfand er sie. Für das Fiel H'jsp^^ ist das (^al iTISD^. zu schreihen; das „erzählen", an sich schon ein wunderlicher Ausdruck, passt nicht zu der Meinung, dass die Weisheit dem Menschen nicht bekannt ist, denn der Mensch erkennt, wie auch Cap. 38 ausgeführt wird, wohl das Walten einer Weisheit, aber nicht ihr eigentliches Wesen. Das Qal ICD Itedeutet hier, gewissermassen als denom. von IDID, Gelehrter, so viel als stu- lieren. v. 27'': er stellte sie auf, gleichsam als das Modell für seine auszu- führenden Arbeiten, und jtrüfte sie, machte die Probe darauf im Schaffen. Zuerst war der Xoyo;, der voü; -onrjxtxo;, dann kam die Ausführung. L'brigens nennt der Dichter selber das, was dieser Autor Weisheit nennt, nsj; Cap. 38 2: die „Weisheit-' verwendet er anders, vgl. besonders Cap. 5 i:.. Wenn er dies ( 'ap. geschrieben und dem Hiob oder einem Freunde in den Mund gelegt hätte, so wäre es nicht nötig gewesen. Jahwe erscheinen zu lassen, dessen Reden zwar an poetischem Wert unserem Cap, überlegen sind, aber doch denselben Ge- danken ausführen. Mit Prv 8 gehört unser Gedicht zu den Erzeugnissen, die das Eindringen des griechischen Geistes in die jüdischen Kreise signalisieren; da die letzteren sich noch willig zum Aufnehmen zeigen, so vermute ich, dass diese Gedichte im 3. Jahrb. entstanden sind,

28 ist der prosaische Zusatz eines Lesers, der Cap, 28 mit dem B. Hiob in Verbindung setzen wollte: „Und er sprach zum Menschen: siehe, die Furcht Jahwes, das ist Weisheit, und vom Bösen fern sein ist Einsicht," Wenn der Interpolator das Cap. mit einigem Nachdenken gelesen hätte, so würde er diesen thörichten Zusatz wohl unterlassen haben, denn nach v, 13 hat ja der Mensch die Weislieit eben nicht; auch wäre es albern gewesen zu sagen, die Geier vmd Habichte kennen die (Jottesfurcht oder den Weg zu ihr nicht. Allerlei geheime Weisheit hat man zwar immer wohl den Tieren und der Unterwelt zugetraut, Salomo soll ja seine Weisheit von Tieren und Dämonen bezogen haben, aber das hat natürlich mit der Weisheit der Gottesfurcht nicht das Geringste zu thun. Die Auskunft aber, dass hier von der mensch- lichen, im übrigen Cap. von der göttlichen AVeisheit die Rede sei, kann man ilen Apologeten überlassen: welch' denkunfähiger .Stümper müsste der Autor ge- wesen sein, wenn er die Weisheit der Naturordnung nicht besser mit der Gottes- furcht zu vermitteln gewusst hätte, als wie es v. 28 thut. Gegen die Abfassung dieser Phra>e durch den Dichter des Hiob spricht ausser der Prosa schon das ''3'IK oder mrp, das viele Handschriften haben.

Hi29l 138 Hi29 7

Cap. 29-31. Hiobs Antwort.

Indem nun der Dichter nach der Rede Zophars Cap. 27 7 ff. mit den Streitgesprächen abschliessen will, muss Hiob noch einmal, bevor Gott erscheint, alles zusammenfassen, was von seinem Standpunkt aus zu sagen ist. So schildert er zuerst Cap. 29, wie glück- lich er lebte, als „noch der Allmächtige mit ihm war". Diesem Glück stellt er in Cap. 30, wo V, 2 8 als fremde Dichtung auszuscheiden ist, in ergreifender Klage sein jetziges Un- glück gegenüber und vor allem die feindselige Haltung, die Gott gegen ihn eingenommen hat. Der Hauptnachdruck aber liegt auf dem herrlichen 31. Cap., wo Hiob uns seine Lebensethik vorführt und seine Unschuld nachweist. Mit den letzten Sätzen dieses Cap. fordert Hiob zum letzten Mal eine Rechts Verhandlung mit Gott und führt uns so unmittel- bar vor die letzte Scene der Dichtung, vor die Erscheinung Gottes.

Cap. 29 1-25 Hiobs früheres Glück. 1 ist ebenso und wohl von der-

selben Hand abgeändert wie Cap. 27 i, weil in Cap. 28 etwas Fremdes zwischen die Streitreden gedrungen war; es wird auch hier zu schreiben sein: Da ant- wortete Hiob und sprach. 2 3 Wäre ich noch wie in früheren Monden, als Gott mich bewahrte und seine Leuchte (Cap. 18 6) über mir leuchten Hess, ich bei seinem Licht in der Finsternis ging ein einfacher, ruhiger Eingang, ohne die scharfe Polemik früherer Reden. Für l^ins ist wohl ^bri^ auszusprechen (Budde), inf. Hiph., da das Qal sonst nicht vorkommt. 4 5 Wie ich war in den Tagen meines Herbstes, Als Eloah mein Zelt beschirmte u. s. w. Die Tage seines Herbstes sind die letzten Jahre vor seinem Unglück, wo er reich ge- worden war und erwachsene Kinder um sich hatte v. 5. Dass der „Herbst", die Zeit der Obst- und Weinlese, öfter im Gegensatz zum eigentlichen Sommer steht und den Winter mit in sich befassen kann, ist natürlich kein Einwand gegen die Eichtigkeit des Textes. In v. 4'' ist TID unmöglich, weil D^ für byt zu erwarten wäre, vgl. ausserdem Cap. 15 8; mit Siegfeied und Buhl ist "^03, inf. von "^DD, zu schreiben. Dass v. 5'' auf Cap. 1 2 Bezug nimmt, ist kein Beweis für die „Echtheit" des „Prologs", sondern nur dafür, dass der Dichter das "Volksbuch kennt, das er bald benutzt, bald ignoriert. 6 7 Als meine

Schritte sich badeten in Sahne ^ Und mein Stehenbleiben Ölbäche ergoss, Als ich hinausging zum Thor über der Stadt, Auf dem Markt meinen Sitz auf- stet tte. In Sahne (non aus n«»n zusammengezogen) badeten sich seine „Gänge" <D''D'''?n nur hier), d. h. wenn er ausging, wusch er die Füsse nicht in AVasser, sondern in Milch, natürlich ist das nur ein Bild für ein fürstHches Dasein. In V. 6^ ist 1^:j, vielleicht eine Eeminiscenz aus Dtn 32 13, zu streichen, teils weil der Stichos zu lang ist, teils wegen des abgeschmackten Gedankens, der Fels „neben mir" ergoss Ölbäche. Für nöj;, das mit "'D'^^n parallel läuft, ist nnj; auszusprechen, ferner wohl auch pIS"; (s. zu Cap. 28 2): wo Hiob stehen l)lieb, floss Öl auf den Boden, mit dem er sich reichHch gesalbt hatte. Als reicher vmd vornehmer Mann, als D^i, trat er im Thor auf. Warum "ij;^' «r durchaus heissen muss: zum Thor hinausgehen, mag Buddes Geheimnis bleiben; natür- lich geht Hiob zum Haus hinaus ins Thor, das „über der Stadt" liegt, sei es, dass der Dichter sich an das Vorbild seines eigenen AVohnorts hält, sei es, dass die Eatsversammlung, in die Hiob ging, in einem oberen Gemach des Thor- hauses abgehalten wurde, v. 7'' meint wohl nicht genau dasselbe; auf dem Markt erschien Hiob als der grosse Produzent und Kapitalist. Im Folgenden

Hi 29 8 139 Hi 29 16

wird er gescliildert. wie er im Ji.itszimiuer und itufder Börse empfangen wurde. S *d Salii'ii ini< h .lidific. -so rcrfiarffcii sie sic/i , lUd l'ininhiirlc slandfii auf, iilh'hcn s I i'li I' H w.-^.w. .hing und Alt. selbst hohe ]k';imtf fluten iim als den V.irnehinsten vun allen. Zn 3 n^j; s. ( "ap. 4 2 . 10 21 Mit Recht versetzt

Büuiti: V. 21-25 hinter v. 10: wieder einmal eine Versetzung einiger Verse um etwa 20 Stichen s. /u Cap. 28 ii 24. Hinter v. 20 kann man den genannten Altsutz kaum verstehen, der ja die unmittelbare Foitset/.ung von v. 10 bildet; ebenso hat das ( )hi-. von dem v. 1 1 spricht, bis zu v, 10 noch nichts vernommen, weswegen es Hiob glücklich preisen könnte, wohl aber dann, wenn v. 21 ff. voraut'gegangen sind. In v. K»' ist ^K^ni gedankenlos aus v. 8 wiederholt und etwa durch t<^3i /u ersetzen: Die Sliiiiiin' der roniflniifii llcrri'ii s/m/,/)'. In V. 21 sind wohl (mit AViügut) das zweite und dritte \'erb zu vertauschen, ausserdem für ^n% das schon v. 2."5 wieder kommt, ein imperf. consec. von HSn zu lesen, demnach: ^^U^) ^0"T1: I//V" hör/cii s/r ii/ intt/ si/ur/ct/ni l nd han/i'u tili/' nii'iiH'H Hai. 22 23 Für """IZ"! lesen Mkk.x. u. a. besser ^"!21. ^^'ä\ oder

vielmehr ^yd, sie replizierten. Das Bild von v. 22'" wird v. 23 erklärt, wo wieder das irai)erf. consec^ \br>\ (Hiph.) besser sein dürfte als das perf. Piel. Am Schluss ist wohl t^IpbsD zu schreiben. Hit»bs Rede und Rat wirkte wie ein befruchtender Regen, mit dem (jft Wort und Ijclire verglichen werden, vgl. z. B. Dtn 32 -2; Jes 55 lof. 24 25 l.iich/c ich ihnrti xii. so irurcn sir f/c/idsl l nd das Lull/ mt'int's An/li/ics /rns/c/r die Tinui'nidcii. Irli irähZ/c ihrrn Weif lind .sY/.y.v dn als das Jhniid l tnl Ihronlc ich' ein Könuj in der hrii'ijcr- sihar. ]MitBL'i)DE streiche ich das «^ in v. 24*, für das Hiph. passt aber wohl besser das Niph., also: liOiJ'V v. 24'' giebt im M. T. keinen Sinn: man könnte Wühl D^:s '?^Dn sagen, aber nicht D^:D 11« .1. Mit Bickell halte ich v. 25', der ohnehin zu dem Vorhergehenden nicht gut passt, für eine (später durch 1C^t<3 erweiterte) Variante zu p^^S'. «*? und zwar für die bessere. Ich „wählte" ihren \yc'i will sagen: ich bestimmte im Rat ihr Handeln; Hiob war der Häuptling in seiner Stadt und seinem Clan. H 12 Das zweimalige O vor v. 11 und

V. 12 ist lästig und das erste zu streichen. Das Ohr, das Hiob reden hörte, wie V. 10 21—23 schilderte, pries ihn glücklich, das Auge, das ihn als Häujjt- ling erblickte v. 24f., „bezeugte ihn" (vgl. I Reg 21 lo), gab ihm rühmendes Zeugnis. „Denn" er verdiente die Bewunderung und Anerkennung durch den richtigen Gebrauch, den er von seinem Kintluss machte, indem er den Elenden und der helferl(»sen AVaise half, wenn sie die richterliche Hülfe jenes R;ites verlangte. 13 14 Der A'ierzeiler sjjricht noch immer von Hi(djs Thätigkeit

im Rate seiner Stadt: der n?1« ist nicht der Bettler, wie Budue übersetzt, der V. 12 f. streichen zu müssen glaubt, sondern der Ruinierte, der nach Verlust seines Vermögens der Schuldknechtschaft zu verfallen droht, v. 14 benutzt in etwas künstlicher, aber vielleicht sprichwörtlicher Weise die beiden Bilder, zu denen der HegritV ^2^ ähnlich unserem kleitlen und bekleiden Anlass giebt; die Gerechtigkeit schmückte ihn innerlich und äusserlich. Das letzte Wort V. 14'' ist mit LXX ohne Sutf. zu schreiben. 15 K) Die beiden Sätze von

V. 15 sind wohl auch sprichwintlich. v. IG'': Dm J'roirss dessen, d^n ich nicht kannte, anlrrsarhle ich. 'ri>;-; n'?. der, den ich nicht kannte (vgl. zu Cap. 26 2),

Hi29l6 140 HiSUS

d. h. der mir nicht nahe stand, mir gleichgiltig war. Auch v. 15 f. sprechen von Hiobs Eegententugend: er half allen, die sich nicht zu helfen wussten. 17 18 Ich zerbrach die Kinnbacken des Frevlers Und sclileuderte aus seinen Zähnen die Beute, Und dachte: mit meinem Neste icerde ich sterben Und wie der Phönix viele Tage leben. Dass er die Frevler unschädlich machte, wird nur kurz erwähnt; aber gerade weil er sich bewusst war, das Gegenteil eines Frevlers zu sein, durfte er auf langes Leben hoffen, v. 18 zeigt, dass der Dichter die Fabel kannte, die Herodot in Heliopolis erzählen hörte (Her II 73), die Fabel von dem arabischen Vogel Phönix, der 500 Jahr lebt und dann von seinem Sohn im Tempel des Sonnengottes begraben wird; doch mag das ''3p"DJ? noch auf weitere Ausschmückung hindeuten. Nach den Kabbinen lebt der Phönix sogar 1000 Jahr. Dillmann citiert die griechische Eedensart cpoivixo? ex-rj ßioüv. 19 20 führen die hoffnungsvollen Gedanken Hiobs noch weiter

aus, sind aber keine Zustandssätze (Budde), da doch der Phönix keine Wurzel und kein Gezweig hat. Die Partizipien heben die Gegenwart hervor im Gegen- satz zu der gleich darauf zu schildernden späteren Zeit. ^'^T\ etwa so. viel als „frisch", lange Dauer verheissend. Mein Bogen in meiner Hand verjüngt sich^ der Bogen als Bild der Kraft.

Cap. 30. Hiobs gegenwärtiges Unglück, y. 2—8 ist ein Teil eines fremden Gedichts. Aber auch 1 ist eher ein Flicken, durch den jemand versucht hat V. 2—8 mit dem Zusammenhang zu verbinden: jetzt lachen über mich die, die geringer sind als ich an Tagen, deren Yäter ich verschmähte den Hunden meiner Schafe zuzugesellen. Andere wollen D''"lS?i} lesen und mit Berufung auf SaclilS? als Hirtenbuben deuten, was dann Änderung oder Streichung der beiden folgenden AVörter nach sich zieht. Aber der Bau der Stichen ist auch dann noch kläglich, und es ist unbegreiflich, wie der Dichter dem Hiob solche Worte in den Mund legen konnte, den er doch bald hinterher sagen lässt, dass er seinen Knecht ebenso gut wie sich selbst als ein Geschöpf Gottes angesehen und behandelt habe (Cap. 31 15). Auch wenn man annimmt, dass in v. 1 eine volkstümliche Redensart zu Grunde liege, ist doch ein solcher Satz mit der Noblesse des Dichters unvereinbar. Das nr\^1 stammt aus v. 9. In Betreff der Schäferhunde vgl. Jes 56 lof.

2—8 Fortsetzung der Dichtung Cap. 24 5-12. Dass man die Echtheit dieser Verse für möglich hält und in dem mit ihnen behafteten Cap. noch die schönste Symmetrie findet, ist ein beredter Beweis für die Leistungsfähigkeit der Exegese (Mt 23 24). 2 S'^ Auch die Kraft ihrer lUinde siecht hin, Ihnen geht verloren die Vollkraft, Durch Mangel and Hunger sind sie '::usammen- geschrumpft. DerM. T. hat die kostbare Überlegung: auch die Kraft ihrer Hände, wozu soll die mir dienen? Sie sind ja so ausgemergelt, dass sie mir nichts nützen können. Hiob müsste ganz vergessen, was er eigentlich wollte, wenn er sich plötzlich über diese Dienstbotenfrage verbreitete. Für "h ns"? lies l"? nö3; das 1^ ist ein volkstümlicher dat. eth. wie z. B. Ctn 2 11 (1^ ipy\). nb3 wie Cap. 5 26: sie werden nicht alt, nämhcli die Cap. 24 5-12 geschilderten Un- glücklichen. Da „unfruchtbarer Hunger" (]M gebraucht der Dichter nicht s. zu Cap. 5 22) ein zu unwahrscheinlicher Ausdruck ist, so lese ich mit Hitzig

lli 30 3 111 Hi iH^ H

^Ov'a für l^üby. sie sind zusammengeschruniplt. Bickell lässt die Tristiclien erst mit v. 3 bej^iniien, aber ich lioffe auf seine Zustimmung zu meiner Ande- run,l,^ '.V' 4 ' Str innji'n ah (das Kraut der) Stciijit', Pflinlicn ah die Melde

am Slratiili , / ad (liii.slna-arielu .sind ihr Ural. I )ie Scliilderun^i in l*artizi- l)it'n. Das erste Sätzchen ist ein wenifi kurz, ich habe ein pT erj^änzt, das hinter n'piy Wühl ausfallen konnte, niö^dicher Weise steckt aber in r?^ der Name einer J*llanze. (her die Melde. \\i\. zu Cap. 24 24. Da die Ginsterwurzel sehr bitter ist, so halten ( )i)M^\:nx und Spätere vorgeschlagen, CDn*? nach Jes 47 14 zu ver- stehen oder Dön"? oder WQVh zu sprechen: sie dient zu ihrer Erwärmung. Aber das wäre nicht gar zu tragisch, Hiob und seine Freunde wärmen sich ja an Kindermist, ^'ielleicht haben jene Armen ein Mittel gewusst, die Bitterkeit etwas zu mildern (II Reg 4 38 tV., vgl. übrigens Nowack, Arch. L S. <".7). 3' 5 Sie taiijiea in Wiis/e and Venriislann, Werden roni Vtdii hintretjijejayt. Man ttrhreil i'iher sie n-ie idter den Dieh. v. 3' ist Avohl an seinen jetzigen Platz gesetzt als \ ermciiitliclie Apposition zu H'S. Für das sinnlose tS'OK schlage ich ItJ^P^^ oder vielleicht licsscr ^lyu^'O'^^ vor (8 und "^ werden von den Abschreibern oft verwechselt, das schliessende IK' fiel ab, weil das folgende Wort mit den- selben Konsonanten beginnt), vgl. Cap. 12 25 und zum Sinn C'aji. 24 s. In v. h ist M3 für 13 zu sclireil)en; zu v. 5^ vgl. Cap. 24 12, Dass man sie Diebe schilt, ist berechtigt, wie wir Ca]). 24 5 0'. gesehen liaben; dass man sie aber nicht etwa greift und bestraft, sondern sie fortjagt, ist charakteristisch für das A'er- hältnis dieser ^Menschen zu den festansässigen Leuten. <> 7^ /// den sehaaer- lieh.slen Thal cm nii'issen sie widmen . In Krd- and l^'lseidi'nhern . Zirisi hen tien liiisrhen hri'illea sie. Zu pti*"? ist rn"*. zu ergänzen (Ges.-Kai tzsch'-'- i; 114k); dass v. \\ nicht von v. 5' abhängig ist (Budde), zeigt doch schon die Stellung dieses Verbs. Zum Inhalt vgl. Cap. 24 8. ^nr, Cap. 6 5 vom Wild- esel gebraucht, giebt gleichsam noch einen Grund an. warum Cap. 24 T) diese Leute Wildesel genannt wurden. Ob damit zugleich auf einen abweichenden rauhklingenden Dialekt angesj)ielt wird? D^S? gebraucht der Dichter nirgends, so oft er auch von Felsen sj)richt. 7' S l'nler .\esseln Ihnn sie sieh za-

nannnen, Idioten und Manienlnse, Die hinausifepeilsehl irarden aas dem Lande. in^P". wofür man das Niph. erwarten sollte (Dillmann), bedeutet nicht all- gemein: Zusammenkunft halten, sondern sich versippen, etwa: Hochzeit halten (in dem bekannten zweideutigen Sinn). Namenlose heissen sie. weil sie nicht zu den Bürgern des Landes gehören, ihre Namen in keinem Geschlechtsregistei- geführt werden: selbstverständlich bedeutet das Wort nicht so viel wie un- berühmt als Gegensatz zu DU^ ""^iK. Etwas Ahnliches muss ^Zli ^32 bezeichnen. Söhne von Narren, Schwachsinnige (nicht Gottlose, Atheisten, Gottverfluchte); das Wort ist ein dem gewöhnlichen Leben entnommenes Schimpfwort, das der Orientale bekanntlich gern mit „Sohn eines" (Hundes, Dummkopfs u.dgl.) bildet. Meint jemand, diese Trottel seien ..nun als willkommene Parteigänger der Freunde geduldet", so beweist er, dass er nicht blos diese Stelle gründ- lich missverstanden hat: es fällt dem Dichter nicht ein, jene Emire und Weisen zu Strassenjungen herabzusetzen, die mit diesem Auswurf der Gesellschaft gemeinsame Sache machen könnten. Erst in

Hi 30 9 142 Hi 30 14-

9—31 spricht wieder der Dichter. 9—10 Und min bin ich ihr Saiten- spiel geworden Und wurde ihnen zum Stichwort; Mit Ekel treten sie ron mir zurück, Enthalten sich nicht, vor mir auszuspeien. Dieselben Leute, die nach Cap. 29 in Ehrfurcht vor Hiob erstarben, singen jetzt Lieder auf ihn und führen seinen Xamen als den eines entlarvten und gestürzten Sünders im Munde. Von solch öffentlicher Verhöhnung in Spottgedichten spricht besonders Jeremia häufig. V. 10'' lässt schliessen, dass es für unziemlich galt, in jemandes Gegen- wart auszuspeien; vor dem Hiob geniert man sich nicht mehr. Die Unmöglich- keit übrigens, als Subj. dieser Sätze sich die Parias von v. 2—8 zu denken, ist ein Beweis für die Unechtheit jener Tristicha. 11 12 sind in Unordnung.

Zu \'dw ]Dn bietet v. 12 die Variante: ^xhw ^bil, beide geben keinen Sinn. Zu- nächst ist mit LXX C. A. der sing, xb^ (oder besser ijV^) zu lesen vgl. v. 11* und mit Bickell "hy^^ für "hT\ OD"]) zu schreiben; in v. 11=^ ist das Qre nn^ vor- zuziehen. Dann ergiebt sich das Distichon: Denn er (Gott) hat meine Bogen- sehne gelöst und mich gedemütigt. Mein Panier vor meinem Angesicht nieder- geworfen. V. 11^ spielt auf Cap. 29 20'' an: eben noch träumte ich, meine Kraft sei ungebrochen, da ist sie zerstört und ich in der Lage eines besiegten Kriegers; damit stimmt v. 11'^ als Anspielung auf Cap. 29 25: eben noch war ich Häupt- ling und Anführer, jetzt liegt mein Panier am Boden, v. 12, der jetzt von der Variante entlastet ist, hat selbst eine Variante an dem Citat Cap. 19 12. In V. 12^ erkennt man ein IDIp^ . . "'Vj;, wider mich erheben sich .. ., was zwischen den beiden AVörtern steht, muss das Subj. bilden: nniD ]''D ergiebt ohne allzu gewaltsame Änderung ein vriDIj;», seine Schlachtreihen. Also auch v. 12 Bilder vom Kriege: Wider mich erheben sich seine Schlachtreihen Und bahnen wider mich ihres Verderbens Wege, schicken sich an, mich wie eine Festung mit Sturm zu nehmen. Werden diese Sätze schon ins Lächerliche verkehrt, wenn man sie auf das arme Gesindel von v. 2—8 bezieht, so noch mehr die folgenden bis v. 15, von denen ein Teil allerdings wieder in übelster Verfassung ist. 13 14* Die beiden ersten Wörter in y. 13 sind in Ordnung, nur dass

vielleicht das gewöhnhche "l^Jni oder vielleicht besser das Impf. Piel X^P^y zu schreiben ist; was folgt ist Unsinn: zu meinem Sturze nützen (!) sie, keinen Helfer haben sie. Pur 'i'?^^ ^HM*? liest oder errät LXX: ^b^V^ i:j'?n. Da b und \ n und D oft mit einander verwechselt werden, so entschliesse ich mich zu IDin"*, •^bsj^O, was zu dem ersten Satz eine gute Parallele giebt und w^oraus sich auch der Text der LXX erklären lässt. Das erste Distichon lautet demnach: Sie reissen nieder meinen Pfad, Zerstören meine Geleise, wie man in einem feind- lichen Lande thut oder vor einer Festung, die man blockiert und der Zufuhrs- wege beraubt. Das zweite Distichon umfasst v. 13'' 14^; ersteren Stichos über- setzt LXX: er schiesst mich mit seinen Pfeilen nieder. Mit etwas grösserer Anlehnung an denM. T. lese ich: IDh n^j; ''Vs: Es umringen mich seine Schützen, Dringen wie durch weite Bresche ein. Zu l^j; mit vgl. ISam 23 26, zu dem Bilde Cap. 16 isf. (II Reg 3 25''). Der folgende Vierzeiler schliesst vorläufig ab 14'' 15: Unter Verwüstung wälzen sie sich heran. Gekehrt sind wider mich Schrecken, Venceht wie vom Wind ist mein Glück Und wie eine Wolke vor- iibergegangen mein Heil. Für 'r[^r\r\ wäre vielleicht besser das Xiph. Imperf.

Hl .«»14 148 Hi30 23

(l.XX) ZU schreiben ^Dnn, v;.'!. übrigens zu dem Satz zu Cap. 2025^ ']'^']Pi. die Schrecken vert'olgen meine Würde, ist wunderlich, schreibe f)läP vgl. Cap. 1325. Aber auch die „Würde" jiasst nicht zu dem parallelen Wort, auch nicht be- sonders zum Hilde. LXX üljersetzt kkizU, ich vermute 'n2lB lur ^02'1i (vgl. zu ( 'ap. 17 lö''), das sonst nie in dem Sinne Würde vorkommt. Ob in v. l(j- 31 alles vom Dichter herstammt, daran kann man wohl zweifeln, aber der stark verkürzte Text der ursprünglichen LXX ist eine zu schwache Stütze für eine eingreifende Kritik. Sachlich enthält der M. T. kaum etwas, was mit Sicher- heit für unecht erklärt werden dürfte. Kleinigkeiten ausgenommen. Der erste Vierzeiler IT» 17 l)egiinit die Klage von neuem, nrij?! weist auf v. 0 zurück: ( /tt/ j't'/i/ ('/•t//i's\/ s/r// mi'inr Siu'/r. I'tissi'ii niitli tlic Sihnuhrii (li:s Klfmls. I)h' \iii lit /nihil tili iiichicn lii'ln'iiii'ii. l iiil iiicinc .\ii(H'r srlilafi'ii iiirlil. In v. l»i ', ler vier Hebungen hat, ist ^bj^ wegen de> Hithp. unncUig und wohl eine Uerainiscenz aus Ps 42 r.. Die Ähnlichkeit von v. 16'' mit v. 27'' ist unangenehm und vielleicht nicht urs|)rünglich; wegen in« könnte man '2^ '''?3n f36 8) er- warten, ^pS ist grapliiscii leichter; 'C"; mag durch das folgende Th'h beeintlusst ^ein. Auch v. 17-^ hat eine Hebung zu viel, aber 'hy/Ti, das in LXX fehlt, passt nicht zu dem Objekt meine Ciebeine, die doch nicht oben auf dem Körper sitzen, ist daher zu streichen. "^[Ji, bohren, des M. T. ist viel besser als nji der LXX. Die X^agenden sind natürlich die Schmerzen (später hat man wohl auch wirkliche \\'ürmei- diirunter verstanden, vgl. A\'etxstein' bei Dkijtzsch). IS 11) Vor i/i(i\.Kt'r Ahiinifii'niiif/ lii'/i/ sir/i •iiisiiiiimrn iiiriii Klciil, Lit'ijt mir i'iiff Uli irii' iiiriii llriiiif : (iriror/'rii liiil iiiicli linft in ilcii hol. (ili'ich Slauh iiinl \\(/ir iriinli' ich. v. 18' lautet im M. T.: durch Fülle der Kraft verkleidet sich mein Kleid; die Fülle der Kraft deutet man auf Gott, die so wunderlich ausgedrückte Veränderung des Kleides bald auf die Abmagerung, bald auf die Anschwelhnig des Kr>rpers des Kranken, wobei man unter Kleid entweder das wirkliche Kleid oder das Fleisch verstellt. Ich versetze das C des vierten Wortes an das dritte und lese KSnn^ B^n?, zu dem ersten Worte vgl. Cap. 16 8, zudem zweiten Cap. 38 :;o. Sein Kleid zeichnet den eingefallenen Körper ab, dem es eng anliegt wie ein H^md. das um so mehr, als es ursprünglich für eine grössere Körperfülle bestimmt war. In v. 19' ist '»3'lh, angeblich Hiph. von HT. sehr zweifelhaft und mag aus ^illh (von Tl^) oder ^i^nn entstanden sein: da der Stichos zu kurz ist, muss man wohl ein ^K vor IDh'? einsetzen. 2() 21 Der

zweite Stichos sagt das (Tegenteil von dem, was er sagen müsste. ausserdem ist "PTttJJ, ich stehe da, ziemliih nichtssagend. Ich schlage vor: 2nnp PlOj;: Du hi'irfi'st ini/\ auf mich zu iichlrn: zu ]p nej^ vgl. (len 2^» 35. CBt^ wie ( 'a ji. 16 9. 22 2.'^ Dil hchst mich auf ilrn \\ inil. lassest mich fahren. Läascsl mich ifn/rhn ohne Hall: Denn ich ireiss, heim Tode tri l Ist du mich ir ahnen lassen l nd im \ersainmluni/shaus aller Leheireseu. In v. 22'' will (^)re rPC^n. Ktib mcn, was man als HK^iyn, Getttse, Lärm deutet; letzteres ist aber sinnlos, deim Hiob geht nicht in Getöse unter, passt auch nicht zum Verb: wie kann jemand in Getöse zertliessen?! Die Lesart des Qre ist richtig, bedarf aber des ]p, das LXX noch hat: rPB'rip vgl. Cap. 6 13. ohne Bestand, ohne Hilfe. Dies Wort wird auf- genommen durch das Denn in v. 23. das einen Erkenntnisgnnid einlTihrt: das

Hi 30 23 144 Hi 80 28

behaupte ich, denn ich weiss, ich soll sterben. Zu letzterem Satz vgl. Cap. 10 13: ich weiss, du hast es beschlossen. Zu ni^, das hier wegen v. 23^ die Unterwelt bedeutet, passt "'i?''^^^, zurückführen, herzlich schlecht, 1. ''i5"'^n von 2\i^\ auch wegen H"^.? im folgenden Stichos; die Punktation liess sich wahrscheinlich durch Cap. 10 9 verführen.

"Wenn Hiob auch liier seinen Tod als von Gott fest beschlossen ansieht, so ist das natürlich kein Widersiirueh zu Cap. 19 25 ff., denn auch dort sieht er den Tod voraus und hofft nur auf die Gunst, einen Augenblick lang Gott „ohne Körper" sehen zu dürfen. Das macht ihn selig in dem Augenblick, wo er diesen Gedanken empfängt, hebt aber doch nicht die rätselhafte Thatsache auf, dass er unschuldig leiden und vor der Zeit sterben muss.

Der folgende Vierzeiler 24 25 wird vom M. T. gründlich missverstanden, doch ist die Wiederherstellung des ursprünglichen Sinnes nicht unmöglich: J)oc/i streckt der Versinkende nicht die Hand aus Oder schreit er bei seinem Verderben nicht um Hilfe? Oder weint nicht der, der harte Zeit hat, Ist nicht seine Seele betrübt dem Untergehenden? Lies mit Dillmann J?3b für ^))'2, mit BiCKELL '^W\ ^h für "^W ]Th. Obwohl Hieb weiss, dass es nicht hilft, kann er sich doch nicht des Klagens und des Hilferufs enthalten, es ist für ihn eine psychologische Notwendigkeit, so gewiss ein ertrinkender Mensch schreien muss. Nach der Meinung der Exegeten soll Hiob nun v. 25 auch sein moralisches Recht, um Hilfe zu schreien, beweisen wollen: er habe nämlich früher geweint über das Unglück anderer und sei über den Armen betrübt ge- wesen. Warum hat er die Armut nicht lieber gehoben? Wie sollte der Dichter den Nachweis, dass Hiob schreien muss, so kläglich durch eine solche mo- ralische Reflexion haben verderben können! Mindestens sollte man doch v. 2.5 für unecht erklären oder ihn nach Cap. 31 versetzen. Doch ist das nicht nötig, wenn man n^D3 oder ''Da und IH^Di liest. Für jl^^N, das bei keiner Lesart und Deutung einen Sinn giebt und das auch LXX nicht gehabt hat, schlage ich l^t^ vor. V. 24 sagt also: muss ich nicht um Hilfe schreien, v. 25: muss ich nicht klagen? Dass dieser Gedanke beabsichtigt ist, zeigt auch das "»3, mit dem der folgende Vierzeiler 26 27 beginnt: De7in statt des Glückes, auf das ich hoffte, kam das Unglück vgl. Cap. 17 2 25f. v. 27: Meine Eingeweide watlen ohne Unterlass, Mich nahmen auf die Tage des Elends, vgl. Cap. 3 25 f. Selbstver- ständlich spricht V. 27' nicht von der körperlichen Krankheit, etwa gar von Fieberhitze (in den Eingeweiden!), sondern von dem Kampf zwischen Hoff- nung und Furcht, von dem Gedanken an seine Behandlung durch Gott. Es steht ja doch fest: die Zeit des Elends hat ihn „aufgenommen", wie man einen Fremdling in seine Wohnung aufnimmt. 28 29 Trauernd wandle ich ohne Trost, Trete auf in der Gemeinde der Schakale, Bruder ward ich den Wölfen Und Genosse den Slraussen. nisn «"j^, wenn, wo nicht Sonne ist, wäre ein sonderbarer Ausdruck für einen übrigens nicht unpassenden Gedanken; ich schreibe für non: HDIli, das wenigstens nichts verderben kann vgl. Cap. 6 lo. Ganz thöricht ist aber v. 28"^: ich trete auf in der Gemeinde, schreie um Hilfe. Als Aussätziger tritt er gewiss nicht in der Gemeinde auf, wird da nicht ein- mal geduldet vgl. v. 10; was sollte auch dort sein Hilfsgeschrei nützen? Ich. schreibe '?j;ili^ ^'"^i??; der ^J?1ti^ kann wenigstens Jdcl5 4; Ps 63 ii nicht der

Hi 30 28 145 Fli 31 4

Fuchs, sondern nur der Schakal sein, der heerdenweise leht und nachts im Chor ein unausstehliches, dorn Geschrei eines kleinen Kindes ähnliches Geheul an- stimmt. Möj;licli wäre für b]})Vf auch etwa ein poetisches y\V^ 2H.. So steht der Satz im Einklang mit v. 29, zu dem Mch 1 8; Jes 43 20 zu vergleichen ist. Was die auch als Heuler oft erwähnten D^^ri eigentlich für Tiere sind, weiss man iiiclit recht. 'M) 'i\ Mohir Ihiiit f'iillt ron mir ah, l lul nicht (Ichcin hrcnnf

ror lliti<\ f Uli i's ininl xiiin Trauer lii'd mein Zilliersiiiel l nd meine Sriialmei •;•///// hiaifelaal. ]p *inc^, prägnante Konstruktion; rnn von Tin. v. 30" ent- spricht dem Anfang des vorhergehenden Tetrastichs, v. 31 dessen Fortsetzung; letzterer Vers erinnert an Cap. 21 12 und bildet einen schönen Gegensatz zn der Einleitung dieser Klage in v. 9. Es folgt nun in

Cap. 'M der dritte Teil dieser letzten Rede Hiobs. der ausführliche Nach- weis seiner Unschuld, der, indem er in die Forderung einer Rechtsverhandlung mit Gott ausläuft, Gottes Erscheinen vorbereitet.

Das Cap. l)i'(l<'utct dt-ii Hölit-punkt der alttcstamentlicluMi Kthik. Der Dichti-r gellt nicht Mos weit über das hinaus, was das Volksbuch in dieser Beziehung bieten konnte (s, zu Cap. 1 1), sondern giebt auch mehr und Höheres als der Dekalog und selbst als die Propheten. Er kann mehr geben, als die letzteren, weil er einen Privatmann reden lässt, der uns in die individuclisteii Beziehungen und in das innerste ethische Eniplindeii eines Ironimen Israelitin einführt, während die Propheti'u sieh meist mit der Einwirkung auf die allgemeinen ütVent liehen Zustände ])egnügen müssen. Insbesondere ist hervorzuheben die Ausdehnung dessen, was wir heute Humanität nennen, auch auf die Sklaven, deren voller Menschenwert anerkannt und merkwürdiger AV'eise auf den Scluipfungsgedauken basiert wiixl, und das Gebot, nicht zwar den Feind zu lieben, wohl aber ihn nicht zu hassen. Unsere Katechismen hätten, wenn es durchaus etwas Alttestamentliches seiu UIUS8, besser diesem Cap. als dem Dekalog die Grundsätze der Ethik entnommen. Übrigens ist, wenn die in der ursjirüngliehen LXX fehlenden ersten vier Verse echt und nicht liückenbüsser für ausgefallene anch're sind, das Cap. ohne engeren Anschluss an Cap. 30; denn dass die Frage nach Schuld oder l'nschuld ..das ganze Buch beherrscht", wie Bükde meint, ist natürlich keine Rechtfertigung für das Fehlen eines Übergangs, der ähnlich lauten müsste, wie v. 35 H", oder wie v. 33. Leider darf mau, obgleich sonst das Cap. meVirere l'mstellungen aufweist, jene Verse nicht an den Anfang setzen, da sonst ein Sehluss fehlt.

1 2 Eine Varsrliri/'l ijali ich meinen Aiifien . .\ieht za aeiiten auf eine Jantif'rini. Was iräre dann das Teil ron Eluali droben l nd das Erbe rom Ml- mäelilifien aus der ll'nhe? b n^13 n^3 sagt man im Unterschied von DJ? "2 '2, wenn ein Midierer einem Geritigeren die Norm ihres beiderseitigen Verhaltens vorschreibt. Die Anknüpfung des zweiten Sticlios ist sonderbar und wahr- scheinlich durch das Eindringen des noi aus dem dritten Stichos entstellt; man könnte den jetzigen Wortlaut nur dann stehen lassen, wenn der erste Stichos schon für sich "allein vollständig wäre. Streiche das 1 und K: ]i12nnp. V. 1 spricht von der Gedankensünde der fleischlichen Lust, er sollte bei v. 9 ft". stehen, v. 2 erinnert an C'ap. 20 29: 27 13; wer v. 1-4 für unecht hält, darf die verschiedenartige Konstnikti(»n geltend machen: hier Teil Gottes (für den Menschen), dort Teil des Menschen bei oder von Gott, letztere Ausdrucks- weise ist jedenfalls älter und natürlicher (vgl. I Sam 20 1). 3 4 War mein Los nicht Verderben? Würde Gott mein \'ergehen nicht entdeckt haben? v. 3" ist reichlich kurz, Let ergänzt ein ]1Di, das vor IDi leicht ausfallen konnte.

Kurier HC zum .VT XVI 10

Hi 31 4 146 Hi 31 12

Für die Echtheit des Abschnittes spricht wieder nicht gerade der Umstand, dass V. 4'' einen früheren Satz Hiobs Cap. 14 16^ fast wörtlich wiederholt, aber mit ganz anderem Sinne. Noch weniger spricht dafür, dass es hier so aussieht, als wäre gar nicht das Verderben über Hiob hereingebrochen und als gäbe er hier die Verl)indung von Unglück und Versündigung zu, gegen die er sich gerade in diesem Cap. wehrt. Trotz aller Schönheit dieses Abschnittes kann man nicht umhin, die Unechtheit mit Hatch und Bickell für überwiegend wahrscheinlich zu halten. In den jetzt folgenden Beteuerungen seiner Un-

schuld bedient sich Hiob der bekannten Schwurformel mit oder «^ DK, bald mit, bald ohne den Nachsatz: so soll mir das und das geschehen. 5 6 Hiob ist nicht mit Falschheit umgegangen, Gott möge ihn nur mit gerechter Wage abwägen, so müsse er seine Unschuld erkennen, ^nril wahrscheinlich aramais. Hiph., s. Ges.-Kautzsch26 § 72, A. 9. b)l statt oder h. Hinter folgt hier das perf., dort das imperf., meist ohne erheblichen Unterschied für den Sinn. Der folgende Vierzeiler 7 8 schliesst sich eng an: Wenn mein Sclwitt vomWege abbog (1. ^"JT ohne Art.) Und meinem Auge mein Her% nachging: So mag ich säen mitl ein anderer essen Und meine Sprösslinge enttmir%ell werden, y.7^ erklärt V. 7a: wenn ich den rechten Weg verliess, indem mein Auge mich verführte, nämlich zur Habsucht, da v. 8 sagt, dass er in diesem Fall an seiner Habe und in seinen Kindern gestraft werden wolle; es handelt sich also in v. 5—8 um Sünden wider das Gebot: du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus. Zwischen v. 7 und 8 steht der Stiches : „Und an meiner Hand ein Flecken klebt", der viel zu allgemein für den Zusammenhang ist, auch insofern post festum kommt, als schon v. T"" von der Thatsünde spricht. Zu v. 8 vgl. Cap. 27i6f.; Jes 62 8 f.; 65 22. 9 10 handeln von dem Gebot: du sollst nicht begehren

deines Nächsten Weib, n^« wird durch ''J^'] im parallelen Stiches als Eheweib bestimmt. So mag einein anderen mahlen mein Weib, als dessen Sklavin die Handmühle drehen, vgl. Jes 47 2; die Müllerin scheint nach Ex 11 5 die niedrigste Sklavin gewesen zu sein. Einen obscönen Sinn in dem ins pass. gesetzten ]nt3n zu finden, hat man keinen Grund, v. 10'' ist schon stark genug. Unserem ethischen Empfinden sagt es nicht zu, dass für Hiobs Vergehen sein ganzunbe- teihgtes, vielmehr selbst benachteiligtes Weib den grössten Teil der Strafe auf sich nehmen soll. Das ist nur möglich, weil das Weib noch wesentlich als Be- sitz des Mannes gilt, wie gleich der folgende Vierzeiler indirekt anzeigt. Der erste Stichos in 11 12 ist zu kurz. Bickell ergänzt ihn nach dem zweifelhaften Zusatz, den LXX an Stelle von v. 11 '^ hat, Let will ein «^Pl oder "15"^ vor rißt setzen, Budle bricht darüber in die AVorte aus, hier zeige sich die Unzuläng- lichkeit ihrer metrischen Theorien, „denn die drei kurzen, nachdrücklichen Wörter haben rhythmisch denselben Wert wie die des zweiten Gliedes", schade, dass er nicht beifügt, welcher Geheimlehre er diese fröhliche Überlegenheit verdankt. Leider lässt sich mit der LXX nicht viel machen; ich entnehme ihrem dxaiaoj^exo? (m"ID) ein iTlD"]: Denn das ist Schau dlhat und Abfall Und das eine Schuld fürs Ualsgericht. L. mit Qre in v. 11 » «NT, in v. 11 '' «in, ferner nach V. 28 "h'h^, da hier offenbar nicht gesagt werden soll, dass Hiob bei diesem Vergehn die Richter gefürchtet haben würde, sondern nur die Grösse desVer-

Hi 31 12 147 lli 31 18

geliens durch einen, wie es sclieint, dem gewöhnlichen Leben entnommenen Ausdruck gekennzeichnet wird. In v. 12 ist dus gedankenlos wiederholte ^3 /u streichen, denn schon die veränderte Wortstellung zeigt, dass das \'orher- gehende nicht begründet, sondern gesteigert werden soll: Ein Feuer isl's, t/tix his xiiiii . Mniruiid fressen l lul all meinen Erirerh rersenyen iriirde. Der Satz ist benutzt Dtn \\2 2o. ühB'n ist schon deshalb anstössig, weil v. 6 dasselbeWort vorkam, es passt nicht zum Subj. Feuer und die Konstruktion mit 2 ist frag- würdig. Lies l'llJ^n, das mit 2 verbunden ist, wie z. B. Cap. 21 is !?5», und l)edeutet: anbrennen. Der Ehebruch vergiftet, wie wir sagen würden, das ganze Hauswesen des Ehebi-echers und „frisst bis zum Abgrund", l)ringt iini ins (irab. Im Folgenden scheint mir v. 14 vor v. 18 gesetzt werden zu müssen, da der letztere sonst unverständlich ist. 13 15 Hiob hat das Recht seiner

Sklaven, wenn sie im Streit mit ihm waren, nicht missachtet. Über das Hecht der Sklaven eifaliren wir einiges aus dem liechtsspiegel Ex 21 i flf. Aber der beste Schutz für den Sklaven, wie für den Fremdling und andere Hülflose war offenbar zu allen Zeiten die Heligion sowold durch ihren Eintluss auf das öffentliche liecht und die Sitte wie auf die private Moral. Hier wird nun v. 15 für die gerechte Behandlung der Sklaven ein Motiv geltend gemacht, von dem die alte Zeit nicht einmal etwas wusste: ein und derselbe Gott hat alle Menschen geschaft'en und im Mutterleibe bereitet (C'ap. 10 8 ff.), darum sind sie zwar nicht gleichbereclitigt, aber hat doch jeder gegen jeden gewisse Rechte. Hat in Cap. 10 Hiob (hiraus, dass Gott ihn wunder])ar bereitet hat, ein ge- wisses Recht auf eine gütige Behandlung durch Gott abgeleitet, so handelt er konsequent, wenn er aus derselben Thatsaclie fdiiiliche Heclitc für die Sklaven ableitet, die für ihren Herrn im selben Mass Ptiichten werden: (lolles (le- sr/töf>/'e sinil (iitltes S</tiililin</e und als solche zu respektieren. Das Sklaven- recht in diesem Sinne hat eine gewisse Analogie zum Recht der Fremdlinge, die auch unter Gottes besonderem Schutz stehen. \oy ^PDtJ ist in seltener Ellipse BBIi^p ausgelassen. Ob ^iiO"; Qal oder verstümmeltes Pil. sein soll, ist ungewiss (s. (tes-Kautzsch-*^ § 72, A. 7). aber Qal kommt sonst nicht vor, und Pilel wird nicht in dem hier nötigen Sinn gebraucht, lies daher ^iro"; Hijjh. Das part. ''itf'if hat hier mit Recht das Verbalsuftix, da das „mich" und „ihn" einander gegenüber stehen. 1(> 17 Er verweigerte Niedrigen kein Anliegen; seltenere Konstruktion von ViD mit acc. der Person und ]p von der Sache, wie z. B. Num 24 11. Die Niedrigen sind durch AVitwe und Waise verdeutlicht, die fast regelmässig als arm gedacht werden; die grosse Mehrzahl der Mitbürger des Dichters hat kein Vermögen besessen, das Volk ist noch arm. 14 IS Das erste Distichon passt ebenso gut hinter v. 13 wie hinter v. 17, aber es ist zur \'orbereitung von v. 18 unentbehrlich, mag man nun beide Verse hinter v. 13 oder liinter v. 17 setzen. Ich wählte das letztere, weil v. 18 auf v. 17 Bezug zu nehmen scheint, v. 14 fragt: was sollte ich thun und antworten, wenn Gott sich erhebt und als Vormund der Hilflosen, der Witwen und Waisen l'ntersuchung anstellt, Rechenschaft verlangt? Warum er Hiob zur Rechenschaft ziehen kann, wenn er seinen Bissen allein isst. sagt v. 18: Denn irie ein Valer %og er mich (jntss ron meiner Juifend an l nil leili'tr miili nun Leihe meiner Mutier

lu*

Hi 31 18 148 Hi 31 27

an: die Dankbarkeit, die ich ihm für seine väterliche Fürsorge und Leitung schulde, verpflichtet mich, nach meinen Kräften, als sein Stellvertreter, für die- jenigen zu sorgen, die des Ernährers und Beschützers beraubt sind. Die jetzige Umstellung der Verse hat die Urheber des Ktib und die Punktatoren sowie dieExegeten, die ihnen gegenüber auf das eigene Urteil verzichten, zu den tollsten Sprüngen gezwungen: ""iblil er wurde mich gross, ich leitete ihn, den Verwaisten, vom Leibe meiner Mutter an, schon als Baby warHiob der Leiter der Waisen! L. ''i'7"^a und "'ini mit Meex u. a. Bijdde findet das „ganz abseits führend", eine aus vielen Proben von dem Nachdenken, das auf Abfassung von Kommentaren verwandt wird. In dem Vierzeiler 19 20 hat v. 20 aus Ver- sehen imM. T. auch ein Di< (statt l) bekommen, wodurch 19 entweder zu einem Zeitsatz wird: wann ich sah, oder den Unsinn ausspricht: niemals sah ich einen Entblössten. LXX hat das Richtige; das ganze Tetrastich enthält wie z. B. V. 16 f., 24 f. und besonders 26 f. (s. d.) nur den Vordersatz der Schwurformel: niemals sah Hiob einen Verarmten ohne Kleid „und dass ein Armer keine Decke hatte", ohne dass (S^"|) dessen Hüften ihn segneten und er von der Schur seiner Lämmer „sich warm fühlte". In 21 22 kommt unversehens die Waise noch einmal, aber mit Unrecht; selbst wenn sie v. 17 nicht dagewesen wäre, würde sie hier verdächtig sein, weil es sonst in v. 21'' heissen müsste, weil sie keinen Beistand hatte. L. Dn"''^^ für Dh^"^J^ (derselbe Fehler Cap. 6 27). Hiob hat keinen Streich gegen einen Biedermann geführt, wenn er die Richter auf seiner Seite wusste. Meine Achsel soll ans ihrem Schulterblatt fallen Und mein Arm ans seiner Röhre gebrochen werden! HODB^ und ni(5 ohne das Mappiq (das Suff, der 3. p. s. fem.) wegen des folgenden weichen t nach Ges.-Kautzsch2ö § 91 e. Die Verwünschung entspricht dem Vergehen, der zum Schlage aus- holende Arm soll aus dem Gelenk gebrochen werden. 23 ist unnütz hinter v. 22 und gehört vielmehr hinter v. 28. Budde sagt: „v. 21 und 22 ent- halten zusammen die Beteuerung, dass er nicht gesündigt, und dazu passt V. 23 recht gut", natürlich, bei hinreichender Verallgemeinerung hätte jeder Vers des A und NT gepasst. 24 25 Auch Gold hat Hiob nicht zu seiner Zuversicht gemacht und sein Vertrauen genannt, sich auch nicht gefreut über den erlangten Reichtum. Da man gewiss nicht einseitig den Nachdruck auf ^"1^ (meine Hand, meine eigene Kraft) legen darf, so ist v. 25 ein interessanter Beweis dafür, dass das Judentum frühzeitig die prophetischen Zornesreden gegen das Gold (Jes 2 6 ff.) sich in den allgemeinen Satz übersetzte, dass die Überschätzung materieller Güter zur Vernachlässigung der geistigen führe. Noch ist ja im Buch Hiob „arm" und „elend" nicht gleichbedeutend mit „fromm", aber unser Dichter hätte den Satz verstanden, dass ein Reicher schwer ins Himmelreich komme. '^n^Sö mit verdoppeltem Endkonsonanten (s. Ges.-Kautzsch26 § 93 pp). 26 27 Wenn ich das Licht sah, wie es leuchtet, Und den Mofid in Pracht daherziehn Und thöricht ward im Geheimen mein Herz Und meine Hand meinen Mnnd kässte. Dieselbe Konstruktion wie im (berichtigten) Vierzeiler v. 19 f. Das Küssen der Gottesbilder ist im ganzen Altertum verl)reitet, entfernten Gottheiten wirft man Kusshände zu. Der Ge- stirndienst tritt uns bei den Israeliten aber zum ersten Mal zur Zeit des Königs

Hi3l27 149 Hi3l30

Munasse entgegen, zur Zeit des Dichters nmss die Verlockung dazu besonders gross gewesen sein, ob verstärkt durch die persische Religion, das steht dahin. Das „Licht" ist unifasscndur Ausdruck für die Sterne, die Morgenröte, die Honnc, das scluiuhar von ileu Lichtkürpem unalihängige Licht iinZenith; der ^[ond wird als majestätische, kr»nigliche Erscheinung besonders hervorgehoben, was niuhi- seiuilisch, als jicrsisch sein niöihtc. Di-r Dichter sagt: die Hand küsst den Mund (nicht unigekelirt, wie wir erwarten würden), weil die Hand dann noch den Kuss derGottheit zuwirft, also das eigentliche Subjekt der kul- tisejicn Handlung ist (nicht weil das Tidjewusstc der Handlung hervorgehoben werden sdllte, wie Bidok meint, als ob die Hand unbewu>ster wäre als der Muml lind als oj) der Übergang zu einem fremden Kult so kindlich unbewusst vor sich ginge), pm meist mit ) (Cnt 1 2 1. ^ij5d^.). 28 23 Auch das wäre

wie dei' Ehebiuili v. 11 eine iSihuid fürs Halsgericht gewesen, denn die Ver- leugnung des „Gottes droben-' und der Abfall zu Naturgottheiten gehört unter die ntn 1.'? 12 rt'. in Aussicht genommenen Fälle, die seit diesem (lesetz mit dem Tilde bestiaft werden oder werden sollten, v. 23: f /n/ t/rr Silinukni (iollfs iriinlc iihcr niivli /iniinncn. Vor sc/'/irr Ijltchiiini liirlC ich niilil Slinnl. Das "h^ (für -h) und das "?« TS, N'enlerben (iottes, des M. T. sind befremdend, liesser liest man mit LXX: "h KilK'^ *?« ins, wo im vorletzten Wort der Ab- ( hreiber nach aram. Weise « für n schrieb, vgl. Dtn 33 21; Jes 21 12; so wird zugleich eine bessere Kongruenz beider Stichen hergestellt, vgl. übrigens Ca]). 13 11. Mit LXX ist dann noch das 1 vom Anfang von v. 23'' als ^ zu dem b am l'indc von v. 23' zu ziehen; für ''3 ist gerade so wie v. 12 1 zu lesen, denn v. 23 verhält sich zu v. 28 genau so wie v. 12 zu v. 11. Auch Cap. 13 11 wird an- genommen, dassGott auffährt, wenn seine F^hre verletzt wird. 29 'M) Nicht einmal über das Verderben seines Feindes hat Hiob sich gefreut und trium- lihiert. Wie sehr die Schwurpartikel als indikative Verneiiuing gefühlt wird, beweist die Fcutsetzung v. .30: yocli jfcsitillcli' ich ztt .sihuiijfen nichicin (iiiiniH'n, Im Fluch ztr /'ordern seine Seele. Wir würden für den letzteren Aus- druck sagen: seinen Tod zu wünschen (im Fluche). Tjn ein etwas weit her- geholter Ausdruck für Zunge, da doch der Gaimien aufnimmt vgl. Cap. G30. Man sieht, dass auf Hiob die Verheissung i>ildads Cap. 822 keinen Eindruck nuichen und dass er Cap. 27 : nicht sprechen konnte, dass letzterer Vers viel- nielir einem der Freunde angeliTiren muss.

Der IUclitcr beweist, das3 er nicht blos in .seinen religiösen Ansichten, sondern auch in seinem ethischen Empfinden lioch ül)er seiner Zeit steht, auch, wie manche vnn leidenschaftlichem Foindoshass beseelten Psalmen zeipon, über den meisten Frommen der späteren Zeit. Zur Foindesliobe schwin<rt er sich freilich noch nicht auf, aber es ist ihm hoch anzurechnen, dass er die Schadenfreude, selbst wo sie dem gilt, der uns hasst, unter die schwersten Sünden rechnet. Nur eine edle Seele, nur ein vornehmer (ieist kann sich zu der (»esinnung erheben, die der herrliche 2i». Vers offenbart; ist Cap. 31 die Krone aller ethischen ?'.ntwicklung im AT, so ist v. 29 der Edelstein in dieser Krone. Ich will zugeben, dass man die Schadenfreude leichter unterdrückt beim schweren Unglück deesen, 'l'^i- uns hasst, als beim leichten l'nfall dessen, der uns ärgert oder langweilt.

BüDDE entdeckt, dass der Sinn, den er dem ^liynn in der missdeuteten Stelle Cap. 17 8 verleihen musste, hier nicht passt, es bedeutet beide Male

Hi 31 31 150 Hi 31 33

triumphieren. 31 32 We/m nicht sagten die Männer meines Zeltes: Wer

wird von seinem Fleisch nicht satt! Nach dem M. T. sprechen Hiohs Haus- genossen den köstlichen Wunsch aus: o dass doch einer (oder: o dass wir) von seinem Fleisch nicht satt würde! Wünschen sie, dass Hiob ihnen nicht so viel Fleisch auftische? oder bedauern sie, dass sie zu bald satt werden? Natürlich ist ^\ zu streichen, den Abschreiber muss der Gedanke an das Mahl zerstreut liaben. Fleischspeise war bei den Israeliten etwas Seltenes, darum besonders hoch geschätzt. Die Hausgenossen des herdenreichen Hiob wurden aufs Beste verköstigt, er war nicht geizig gegen sein Gesinde. Auch nicht gegen Durch- reisende, wie v. 32 fortfährt. Die Zeitgenossen des Dichters waren es nach Jes 58 t** öfter. Statt VT^ sprich: D'li^'?. "'Jl^l ist als dual punktiert, der sing, wäre poetischer. Vielleicht ist hier am Besten 38—40 einzuschalten, denn diese Verse können nicht den Schluss gebildet haben, sind nur am Schluss nach- getragen, weil am rechten Ort vergessen. 38: Wenn iiber mich mein Acker klagte Und insgemein seine Furchen tu einten! Eine ganz eigentümliche Ver- wahrung, deren Sinn nicht leicht festzustellen ist. Es ist klar, dass es sich nicht um ein Verbrechen handeln kann, das auf dem Acker begangen ist, ohne mit ihm in Beziehung zu stehen. Ebenso kann „mein" Acker nicht darüber klagen, dass er nicht mein ist, dass ich ihn, wie man nach v. 39 deutet, durch Raub und Todschlag an mich gebracht habe. Selbst schwere Arbeit und Misshand- lungen der den Acker bestellenden Sklaven, die ja freilich der Acker mit an- sehen musste, können nicht gemeint sein, wären anders auszudrücken gewesen. Der Acker muss klagen über eine Unbill, die ihm selbst widerfährt. Man könnte an unbillige Aussaugung des Bodens denken, die die Brachenjahre nicht respektiert; die Ausdeutung, die das Gebot der E,uhejalire seit Deut 15 erhält, wäre wohl kein zu starker Einwand dagegen, denn der Dichter könnte eine naivere, volkstümliche Anschauung von der Ruhe, die die Erde selber ver- langt, festgehalten haben. Vielleicht liegt noch näher die Annahme, dass der Acker durch naturwidrige Benutzung geschändet wird (Levl9i9): ein Ver- gehen, das in den 'iWX}^ nij^n berücksichtigt wird, hat gewiss nicht als minder schwer gegolten, als wenn die Dienstboten eines Mannes nicht genug Fleisch zu essen bekommen; übrigens steht dies Gebot in Lev 19 zwischen den Ver- boten des Hasses gegen den Nächsten und des geschlechtlichen Umgangs mit einer fremden Sklavin. Den Nachsatz bringt v. 40: der Acker soll Disteln und Unkraut statt Weizen und Gerste hervorbringen. Dieser Nachsatz beweist wieder, dass der Acker nicht das unrechtmässige Besitztum Hiobs sein kann, sonst müsste er ihn denn doch seinem Herrn oder, wenn er den totgeschlagen hat(!), dessen Verwandten zurückgeben. Der Nachsatz passt aber auch nicht zu dem vorhergehenden Verse (39): wenn ich seine Frucht (zu vgl. Gen 4 19) ass ohne Bezahlung und seinen Herren das Leben ausblies. Für Raub und Mord wäre doch die v. 40 in Aussicht genommene Unfruchtbarkeit des Ackers eine zu billige Strafe. Ausserdem kann man dem Dichter nicht zutrauen, dass er Hiob vom Morde reinigen zu müssen glaubte, dergleichen sagen doch nicht einmal die Freunde von ihrem „Gottlosen" aus. Vers 39 ist also als ein alter Versuch, v. 38 zu erklären, anzusehen und zu streichen. 33 34 Wenn ich

Ui ai33 151 Hl ;>1 :iS

rmfi'c/t/r int /er ih'ii Mcnschcu inciur Vcrijchfn. Er will sagen, aucli wenii in der hingen Aul'zälilung aller möglichen Vi-rgchen eines ühcrgangen sein sollte, so würde (his keinen Verdacht gegen ihn begründen können, denn er darf auch das von sich beteuern, dass er überhaupt niemals seine Vergehen verbengen habe. v. 33'* fehlt in LXX, fällt auf durch seine Konstruktion (]blp"?, celando) und durch das aramäische, sonst vom Dichter nicht gebrauchte 3h für Busen, ist also wohl eine (blosse zu der jetzigen Gestalt von 33'. Sie wäre nicht nötig gewesen, wenn das ^n^D3 seine richtige Ergänzung durch D182 gefunden hätte, wofür wir jetzt in ülKD, wie Adam, eine befremdende und, da es sich nicht um eine Heichte vor (Jott bandelt, ziendicii unpassende Ansj)ielung auf (ien 3 vor- liiidi n. 1 )er zweite Stichos v. 34' lautet: ^\'e^l ich ürn f/rossc/i llnii/'fii /Tmhli'lt\ der Lynchjustiz an ihm zu üben drohte. Das zweite Distichon v. 34'" ist niiht \(in ^3. sondern von DS abliängig: l n<l iiinli ilit' Vcrdrlilinnf <lt'r Sij){n'ii srlinulilc 1 11(1 ich mich slill hicil. nicht inr 77/iir hiiKuisyinji. Der Dichter erinnert sich wieder, dass Hiob ein arabisiber Scheikh ist, (h-r das Khrengericht der be- betVeuiKh'ten Clans zu respektieren und im FaUe unebiciibafter Handlungi ii /ii füiihteii hat. Das letztere hat er niemals gethan, sich niemals aus Funht vor Anklagen zu Haus gebalten. Wannu 34*= unecht sein soll, verstehe ich nicht, von lalsclur Scham darl'ei' doch sprechen; vielleicht wirkt der unechte V. 33'' ein, (hr den Schein Ik ivorbringt, als handele es sich um uidiekannte, statt um bemäntelte \'ergehen. Der folgende A'ierzeiler 35 hat nur drei Stichen, tler fehlende muss vor v. 35' gestanden haben, der jetzt völlig in der Luft schwebt. Denn 35*^ mit 36 verbinden kann wohl die LXX, nicht aber ein Leser, der etwas Stilgefühl hat und über den Sinn von 35' ein wenig nachdenkt: hätt<' Hiobs (jegner, Gott, die Anklageschrift wirklich geschrieben, so hätte er es doih wohl vernünftiger Weise zu dem Zweck gethan, um sie dem Ange- klagten. Hiob, zuzustellen, er hat sie aber eben nicht geschrieben, Hiob hat immei- wieder, aber vergebens, CJott um Erhebung seiner Anklage gebeten, und st» Kann Hiob nicht so thun, als ol) er die Schrift besitze, kann uns auch nicht das ganze 31. Cap. hindurch von möglichen Sünden unterhalten, statt von den Anschuldigungen der Anklageschrift zu reden. Aus demselben Grunde kann auch zu 35' nicht etwa das vorhergehende jH ergänzt werden. Was fehlt, ist klai': ein Verbum, das den Wunsch ausdrückt, eine Anklageschrift zu er- balti'U, vielleicht ausserdem ein Synonymum zu IDD. Ich vernnite denuiach als (wegen ähnlichen Beginns wie v. 35'') ausgefallen die Worte: H^JD ''^'VT. ""P- Der Vierzeiler wüiilc denniach lauten: () hiitlo ich i'incn, der mich hörlt\ Sirh (f/f n/cifi hrntz-, ttrr MhnHrhliiic tnitirorlc mir! [O hätte ich «lie Rolle] l inl ilir Sch/i/7, ilir mein (ii'uiicr fic.schrirlirn! In dem ersten Distichon denkt sich Hiob als Kläger, der wegen erlittener Gewalt klagt, aber keinen Richter findet vgl. Cap. 19 7. Er setzt si'in Kreuz hin, nämlich seine Unterschrift unter die von ihm eingen-ichte Beschwerde. ^ir> ]n ist wohl eine sprichwörtliche Redens- art, die man hinwirft, wenn may seinen Entschluss ausdrücken will zu klagen, der Dichter will wohl den Hiob nicht als Analphabeten liinstellen: ^n \T\ wird mit einem raschen Gestus gesprochen. Für die eigene Klagschrift wünscht er nun im zweiten Distichon die Widerklage seines Prozessgegners, Gottes, zu-

Hi3l36 152 Hi32 2

gestellt zu erhalten, „eine Schrift", die Gott geschrieben hätte. Sie würde ihn nicht niederschmettern, vielmehr hoch erfreuen 36 37: Wahrlich, auf meine Schulter wollte ich sie heben, Sie mir umlegen als eine Krone! wie etwas be- handeln, was man gern zeigt und wie im Triumph davon trägt, wie ein ehren- volles Geschenk. Sonst pflegt ja ein Angeklagter in schmutzigen Kleidern zu erscheinen (s. zu 8 22). Lies TVyilV. Die Zahl meiner Schritte d. h. alle meine Schritte wollte ich angeben (lies 'T'ä« ohne Suff.), Wie ein Fürst ihn empfangen, eigentlich ihn herantreten lassen, nämlich an mich heran vor Gericht. Nicht in demütiger Haltung, mit flehenden Geberden, die das Mitleid erwecken und milde Strafe erwirken sollen, sondern mit einem edlen Stolze will er dem hohen Ankläger gegenübertreten und sich für alle Handlungen verantworten.

Ein glänzender Aljsfbluss aller Verteidigungsreden Hiobs! Der Dichter, der dies geschrieben hat, muss die Absicht gehabt haben, einen wirklich vorwurfsfreien Menschen Gott gegenül)cr zu stellen. Und dieser Mann ist durch seine Lage und in seinen Reden der Ankläger der göttlichen AVeltordnung! Auf die Frage: warum sind Fromme elend und Gottlose glücklich? erwartet er Antwort. Wird der Dichter im Stande sein, Gotte eine wirklich ausreichende Antwort in den Mund zu legen? Leider müssen wir, bevor wir den Dichter dies gewaltige Wagnis in Angriff nehmen sehen, erst die Kindlichkeiten eines schwülstigen Rabbi über uns ergehen lassen.

Cap. 32-37. Die EUluireden.

Ob der Schlusssatz in Cap. 31 : „Zu Ende sind Hiobs Reden" von dem Verf. der Elihureden oder von derselben Hand herrührt, die in Cap. 26 1; 27 1 thätig war, mag auf sich beruhen. Den Elihureden ist in

Cap. 32 1-5 eine prosaische Einführung voraufgeschickt, die nötig war, weil das Buch bisher von einem vierten Freunde nichts weiss. Sie Aveist die- selbe leere Weitschweifigkeit, denselben schlechten Stil, dieselbe Unfähigkeit, den Dichter zu verstehen, auf, die die Eeden selber charakterisieren. 1 Auch wenn der Verf. Cap. 31 40*^ geschrieben haben sollte, so darf man doch diesen Satz nicht mit Cap. 32 1 verbinden, wenn man ihn nicht mit LXX verändert, wozu kein Grund vorliegt; denn Cap. 31 40'' ist eine Buchunterschrift (Hiermit sind Hiob's Reden abgeschlossen), Cap. 32 1 aber beginnt zu erzählen. „Jene drei Männer" sagt der fremde Verf., dadurch unwillkürlich seine Stellung zu dem Buch bezeichnend, das sie überall, im Volksbuch (Cap. 2 11 ff".; 4'2 10) wie in den Reden, Hiobs Freunde nennt. Der Verf. behauj^tet, sie hätten mit Reden aufgehört, weil Hiob sich für gerecht hielt. Er begreift nicht, dass nach Cap. 31 niemand mehr mit einer Anklage gegen Hiob kommen kann (selbst Gott thut es Cap. 38 ff. nicht), dass es sich ül)erhaupt nicht mehr um die Ge- rechtigkeit Hiobs, sondern um den „Rat Gottes", um die Weltordnung handelt, aber wenn er es begriffen hätte, so wäre er eben nicht der naive Censor des Dichters geworden, wäre nicht 2 der ergötzliche Zorn Elihus des Busiten ent- brannt. Es schäumt ordentlich in v. 2—5 von Zorn, indessen ist an diesem Eii|- druck zum Teil die Wichtigkeit und Weitschweifigkeit des Autors ^chul|3. Elihu wird, ganz anders als Hiob (s. zu Cap.l 1) und die drei Freunde (Cap. 2 11), uns wie eine bedeutende geschichtliche Persönlichkeit genau vorgestellt. Sein Name (in dem das {<in den Namen niH"' vertritt) erinnert an den des

Hi 39 2 163 Hi 32 5

Eliphas (mit Kecht, da er ilein Eliphas das Beste aljborgt, was er vor})ringt), sein Vatei Hiohs \'ater wurde von «IcrSage nicht für erwälinenswert ^elialten hiess Barakel (abgekürzt aus ^KSIT), er wai- ein Busiter aus der Familie Ran». Hoi-JMANN meint, dass nnSB^O "»«a durch ninEü^Q-na Cap. .'U .u inspiriert sei, und Buijdk erinnert daran, dass D^ der „Erliahene" heisse. und möglich wäre sitlch ein kindliches Spielen schon hei diesem Autor. Aber er kann sich einlach von (Jen 22 -'i haben leiten lassen, wo TD <ler jüngere Bruder des y\y ^'enannt wird. DT hält Wktz.steix (bei Dklitzsch^ S. 584) für verkürzt aus D'^K, aber schon der Ausdruck. DT 'DD ist dieser Hypothese nicht günstig; eher ist Ü") frei erfunden, um den Eindruck der Geschichtlichkeit zu erhöhen. TiXX setzt hinzu: y^V p«, tritt dad\irch aber in Widerspruch zu Gen 22 21. Vielleicht dachte sich (wegen 112) der \'erf. den Wohnsitz Hiobs nördlicher, als wir zu ( ';ip. 1 1 angenommen haben. Elihu zürnt erstens auf Hu)h, irril er sich srlhsl für jimuhlcr hielt tils doli. Das ]D vor dem letzten Wort kann nur in knui- parativiscliem Sinn gemeint sein, nicht als „gegenüber von", was in dieser i'rosji durch ''JD'? ausgediiickt wäre; und lU^Di plS kann nur heissen: sich selbst gereciit machen, entweder in dem Sinne: sich gerecht zeigen (Jer3n)oder deklarativ: sich dafür erklären, es ist nicht abzuleiten von p"!^. Recht haben, weil dann das Hiph. stäi)de (( 'ap. 27 5), sondern von p'''^^. gerecht v. 1. Hiol) hat sicÄ für gerecht, Gott für ungerecht erklärt, meint der Verf. hier wie 3 und id»erall. Elihu zürnte zweitt'iis auf die drei b'reunde, weil sie ln'iiiv .\nlintrt I'kikIcii lind so doli liiri'ilil ijaln-n. Die Schlussworte gehören zu ilen 18 D'"ID1D ^iipW, den „Verbesserungen der Schriftgelehrten", die ein anstössiges Wort durch ein anderes ersetzen: hier ist D''^^^5 duicli Dl'K ersetzt, wodurch aber ein Unsinn herauskommt, denn die Ereumle hal)enia Hiob l'nrecht ge- geben, auch ist der Zorn Elihus nur dann verständlich, wenn die Freunde sich ebenso wie Hiob gegen Gott vergangen haben. Sie thatcn es fi-eilich nur dui-ch ihr Stillschweigen, nicht duich Reden wie nach dem A'olksbuch Cap. 42 7. 4 hat iin M. T. einen verstümmelten Text, „den Hiob harren mit Worten" kann man nicht sagen. l.XX scheint ein TpTJh vor zrSTlS zu lesen; Whiüht setzt vor letztere^ ein aus O^l^l? hergestelltes Ü1212, ersteres möchte besser sein. v.'4 will rechtfertigen, warum Elihu früher nicht vorkommt; die Rechtfertigung genügt aber nicht, es war vielmehr ein (irund austindig zu machen, warum

•Elihu Cäi). 2 11 ft". nicht eiHsähnt und auch später niemals von einem stummen Zuhörer gesprochc'n wird. Nach dem Dichter ist otfenbar Hiob die letzten

•*raj;e mit den drei Freunden allein gewesen (Buddk will allerdings aus den von ihm falsch' gedeuteten Stellen f'ap. 17yf.; 18 -'f.; 30 1 tt". sogar eine grosse Zu-

^ littrerschaft herauslesen was thut nicht die Not!). Wie Elihu so ist wohl v^Kich sein Schöpfer sehr jung gewesen; wenigstens erträgt man bei dieser An- nahme seine selbstgefällige und ahnungslose Geschwätzigkeit leichter, als wenn mau sich ihn als ausgewachsenen Menschen vorstellen soll. 5 Als aber

Elihu Sah, dass sie nicht mehr antworteten, da wurde er zornig darum redete er also. v. 2-5 für einen Einschub zu halten, liegt nicht die geringste Berechtigung vor. Büddk sagt, er wolle Gründe dafür vortragen, aber er muss es vergessen haben, ich finde bei ihm nur einige Behauptungen, die nichts be-

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sagen; das einzige was nach Begründung aussieht, ist erstens, dass man v. 2—5 ohne Schaden weghissen könne, aher das kann man eben nicht, v. 4 war nötig, ausserdem kann man bei Ehhu ganze Massen in seinen Ausführungen, ja man kann den ganzen unglücklichen Elihu weglassen, ohne etwas zu ver- missen. Der zweite Grund ist, dass

6'' Elihus Vaters- und Geschlechtsname wiederholt wird. Aher v. 6^* ist- eine Überschrift, die denen der echten ßeden nachgeahmt ist; in den letzteren heisst es auch mit beständiger Wiederholung: Ehphas der Themanit u. s. w., obwohl ein einfaches Eliphas genügt hätte. In

6''— 22 hält Elihu zunächst eine lange Rede an die Freunde, nur um zu motivieren, warum er redet: weil sie schweigen, muss er reden, um nicht zu platzen. 6'' Er ist jung, sie sind alt, darum fürchtete er sich, sie sein Wisseji zu lehren. Er spricht ahnungslos aus, dass er Schulweisheit vorträgt. Und das in Anwesenheit eines Hiob, der gegenüber den Theorien die Wirklichkeit ver- tritt! Dem zweiten Stichos fehlt eine Hebung, vielleicht ist vor p"^X? ein 03^5 ausgefallen, ^nj ist das aram. ^m, der Dichter gebraucht es nicht, so oft er auch vom Fürchten redet. Das zweite Distichon ist prosaisch stilisiert. 7 8 Er dachte, das Alter möge reden und Weisheit zu wissen geben, der ältere Lehrer soll vor dem jungen reden. Aber wenn der jüngere klüger ist? v. 8: Aber der Geist erleuchtet die Menschen, Und der Hauch des AUnmchtigen macht sie einsichtig, v. 8* lautet im M. T.: nn ist im Menschen, das ist nur dann richtig, wenn ni"! Odem bedeutet, im Zusammenhang aber unbrauchbar. BiCKELL ergänzt nach Cap. 33 4 ein b^ , aber der Geist Gottes ist nicht ohne Weiteres in jedem Menschen, wenn nicht wieder blos Gottes Odem gemeint ist. BüDDE bezieht N\"l auf nöDH v. 7 zurück :^Geist Gottes ist die Weisheit im Menschen, ein schlechter Satz, aber ohne Sinn; selbst für den armen Elihu zu arg. In Ermangelung eines Besseren lese ich V)'\^^ 'T'Nri oder lieber D''B^iS vgl. Ps 119130, wo ebenfalls TSH und pSH neben ehiander stehen. ni1 wird durch den ergänzenden Stichos hinlänglich als Gottes Geist bestimmt. Nach dem Dichter Hiobs, dessen Ausführungen in Cap. 12 iiff. hier benutzt sind, wiegt eigenes Beobachten und Urteilen die Weisheit des Alters auf, nach Elihu, der allerdings von Beobachtung und Urteil nicht sprechen dürfte, thut es das Charisma. Im Folgenden ist der Text in Verwirrung. 15—17 gehören nicht an ihre jetztige Stelle, wo sie auch in der LXX fehlen. Nun ist aber v. 17^' = 10'^ und V. 17^ viel besser als v. 10". Ich vermute daher, dass 15—17 hinter v. 9 gehören und v. 10'' noch ein Zeuge des alten Thatbestandes ist; v. lO'* ist also zu streichen. 9 15 Nicht sind die rieten Tage weise, Noch r erstehen die

Atten das Hechte, IJaruni sind sie erschreckt, antworten nicht mehr, Aus- gegangen sind ihnen die Worte. Für D'^ST ist nach LXX und v. 7 D"^öJ '2'^ zu lesen. Von v. 10" behalten wir blos jD*? bei, da der erste Stichos von v. 15 reich- lich kurz und ohne Anknüpfung ist. t3B^ö in dem eigentümlichen Sinn „das Richtige" auch Cap. 34 4. Da Elihu v. 9 in der 3. pers. von den Alten spricht, so fährt er auch v. 15 damit fort, vielleicht dass dies die Decenz gebot, wenn er an den greisen Zuhörern etwas zu tadeln hatte. Indessen kommt ein ähnlicher Wechsel von der zweiten in die dritte Pers. auch z. B. Cap. 35 14-16 vor. p''OJ?0-

Hi 329 155 Hi .VJ U

iortwiiiideni, iiilrans. gewurdeiies Hii)li. (Gen. 128; 26 22). Haben nun die Alten sicli als so unweise erwiesen, diiss sie nicht mehr aus und ein wussten und, d.irühc'r cisi liieckt, still scliwiegen, so liraucht sidi Ehlni nicht hiiigcr Zwang aii/uthuu K) 17. \\ r/tft' ich Inini'n . wt'il sie nicht reden. Weil sie fest sassen, nicht anttroitelen? Antimrlen will tiiK h ich mein Teil u. s. w. 'n'pnim ist Klage mit weggehisseuer Kragt'partikel (( iK.s.-lvALTZscn ij 150 i): dass ich warte, weil sie reden, ist in der Ordnung, aber soll ich es auch thun, weil sie nicht reden, weil sie stecken geblieben sind? Das wäre widersinnig. Der Satz klingt ein wenig imi)ertinent, entspricht aber eben darin dem selbstgefälligen (.'harakter Filihus. 11V :i'i» Schluss von v. 1(5 ist aus v. 15 wiederh(dt, fehlt im jetzigen iiXXtext, In V. 17 ist natürlich das (^al n:VK /u lesen. „Mein Teil« ist W(»hl eine Redensart aus dem gewöhidichen Leben: so viel ich mag. Mit 17'' langen wir wieder bei 10 an, dessen erster Stichos sich schon durch den sing. HJJOC^ als unecht verrät und die durch den Ausfall von v. 15 -17' entstandene Lücke aus- zufüllen bestimmt war. Wahrscheinlich ist dann der durch mechanische Text- beschädigung zwischen dem ]Db und dem njrjK verloren gegangene Passus nach einer anderen Handschrift am Rande nachgetragen und an falscher Stelle ein- geschaltet. Dass er echt ist, wird auch durch die Fortsetzung II 12' bewiesen, wo übrigens, wie der Versbau ergicbt. v. 11'" hinter v. 12^ zu setzen ist: Siehe, ich hnhe (jeirartel auf eure Worte, llin<ielntrcht nnch eueren Hescheiden , Ja, auf ein li Inih' ich merken irallen. His ihr Worte erfi/mlet. Icli hal)e thatsäch- iii ii hinge gewmtet, oh nicht nocli etwas käme mit ironischei- rberlegenheit gesi)rochen. ^N kontrahiert aus ]n«H s. Ges.-Kautzscii J; OS 2 A. 1. Das be- ständig wiederholte 1)1 verstärkt den P^indruck des Wartens, Worte erforschen, erstudier<'n. ausfindig machen soll auch Spott sein. ri)rigeiis schreibt der Dichter Hiobs statt des Hiph. "j^nin immer das Piel. 12'" KJ /Joch sieh,

für llioli irnr keiner, der ri'iijte. Der seine Heden heanlirorlcte unter euch, ein schlechtes Distichon, wie in v. (i. .SV//// nur nicht: mir sind anf Weisheit (je- stossen, liolt mag ihn hesieijen, nicht ein Mensch. Man kann sagen: ich stosse, auf etwas, und: etwas stösst auf mich; zu der ersteren Redensart vgl. Prv 6 33; I*sllM3. Die Weisheit Hiobs war ein W'iderstaml. den sie nicht besiegen konnten. Bkkklf- gewinnt denselben Gedanken durch Änderung von WH!» in «^0, er hat Weisheit ausfindig gemacht, der man nicht vStand halten kann. r>i-i)i»F, sagt: das schlägt nicht nur der Meinung des übrigen Buches, sondern auch von v. 11 f. T-4 ins Gesicht. Schrecklich! aber schwer zu verstehen. Was „das ül)rige Buch« meint, ist gleichgültig; wenn aber nach v. 11 12 (15 16) die Freunde nicht mehr zu antworten wissen und Elihu v. 14 versichert, dass er den Angrirt' anders führen werde, als sie, so hat wohl blos Budde den Zu- sammenhang nicht verstanden. Er erklärt: besiegt ist Hiob längst (durch unsere Weisheit), aber es bedarf noch eines Machtwortes oder heilsamen Schreckens, damit er das Feld räume, er macht den Elihu noch kindlicher, als er schon ohnehin ist. Mit v, 13'' zielt der Verf, auf die Gottesreden des Dichters: die wären nicht nötig gewesen, den Hiob kann er, der Verf., selber schon widerlegen. Der Verf. glaubt sich dem Dichter im yn. in der Theoh»gie überlegen. 14 18 Mcht einmal ijeijen mich hat er Worte gerüstet, An-

Hi32]4 156 Hi33 2

spielimg auf Cap. 13 is; 23 4, wo HioL sagt, er habe seine Sache gegen Gott gerüstet. Verneint wird weniger TJIj; als ''b«; ^b]: auch nicht einmaL lYoch werde ich ihm mit eueren Reden anlworlen. Hier sagt der Verf. zwar nicht subjektiv, aber objektiv die Unwahrheit, er bringt, wenn man vom nebensäch- liclien Beiwerk (Fürsprechengeln u. dgl.) absieht, durchaus nichts vor, was nicht bereits die Freunde gesagt hal)en, er glaubt, wie es beschränkten, aber eitlen Menschen oft geht, selbst gefunden zu haben, was er e))en vorher gelernt hat. Dabei wirkt noch eine psychologische Eigenschaft mit, die er im Folgen- den verrät: Denn ich, ich hin roll ron Worten, Es ängstigt mich der Atem im Leifjc. Der Verf., der ja liiiiter dem Eliliu steht, charakterisiert sich durcli diesen und die folgenden Verse als einen l)()nd)astischen Geist, dessen Element die Avortreiche Phrase ist und der ersticken will, wenn er sie nicht los werden kann. Die Phrase begeistert ihn, spiegelt ihm vor, er sei ein Original, und vei-- fülirt ihn zu i)rahlerischer Ankündigung grosser Heldenthaten. Horaz hätte hier sein parturiunt niontes anbringen können, v. 18^ ist zu kurz, vielleicht schrieb der Verf. "'i^5 "'S oder ''Di«, denn er stellt sich ja den Freunden gegen- über, denen die Worte ausgegangen sind, auch liesse sich am Ende das itaXtv XaXTjou) der LXX als daraus erraten denken, nil ist natürlich nicht ein Geist, den Elihu etwa im Bauch hätte (was für ein Geist sollte das sein?), sondern der zurückgehaltene Atem, der heraus will, '^rhtl für "'riK^O (1 2i). Das Einzige, wodurch sich Elihu auszeichnet, ist sein unfreiwilhger Humor 19 20. Siehe, mein Leib ist wie Wein, dem nicht geöffnet wird. Wie neue Schtäuche will er platzen; Heden miiss ich, damit mir leichler werde. Öffnen meine Lippen und antworten. Gährender Wein droht die Schläuche, besonders neue, weil diese mit neuem Most gefüllt werden (Mt 9 17), zu sprengen. Vpn*' ist wohl durch das vorhergehende Verb veranlasster Schreibfehler für J^j^sri. Wenn das Bild „für den alten (?) Hebräer aus dem annnitigsten Gebiete entnommen" ist, so hal)en wir trotzdem ein Recht, es für ergötzlich „klingend" zu halten, "h PIIT, es wird mir weit, Gegensatz zu 'p^'ir[ v. 18 (I Sam 16 23). 21 22 Ich mag für niemand Partei nehmen, auch für die Freunde niclit, obwohl er Gegnei- ihres Gegners ist. Er weiss niclit zu schmeicheln (Konstruktion nach Gks.-Kautzsch § 120c) welche AVichtigkeit! er sollte nur erst zeigen, was er kann, ob er überhaupt das Recht hat zu loben. Leicht würde mich mein Schöpfer hinweg- nehmen, so tragisch ist es wohl nicht. Aber er glaubt, eine grosse Bolle zu spielen, er macht schauspielerische Posen. Nachdem er so in einer langen

Rede den drei Freunden nichts anderes gesagt hat, als dass er reden will, wendet er sich

Cap. 33 an Hio)), um auch dem erst in v. 1—7 zu erklären, dass er zu ihm reden Avill, und ihm dann die Lehre des Eliphas von der göttlichen Zucht als seine eigene in weitläufigster Weise vorzutragen. 1 2 Aber nun soll Hiob

all' seine Worte anli()ren: Siehe, ich habe geöffnet meinen Mund, Es redet meine Zunge in meinem Gaumen. Selbst Budde findet diesen Vers unerträg- lich gespreizt und hohl und sucht ihm dadurch aufzuhelfen, dass er ihn als Vordersatz zu v. 3 fasst. Als wenn er dadurch besser würde! nur der Stil wird schlechter. Will man ihn ausstossen, so muss man ebenso gut alle übrigen

Hi 33 2 1 57 Hi 33 9

Kiii(llitlik(it(ii Musstosscn, aber was l)leii)t dann von Eliliu übrig? „Zunge im Gaunuii" ist schön mid das Siilicl von Ix-sondircr Wirkung, /uinal wenn man sich den cntsprccbcndcn ( Icstiis hinziidt-nkt. 3 5 In v. 3 ist drr »Tst«- Stiellos /.u kiiiv,, (b'i- /.wcitr zu lant:, bciilr ausst-rdcni wuiidcrlicli. Iidi b-sc: '"^DK ^a"? pK^ nj^T: Mriii lli'ti- slrihiil //Ar/' ///// Wnrlrii ticr Kr/ininliiis , Mfinc Lipfirit rcüi'n LduliTi's: zu p"'C') virl. .bx! 224; 4 la, i's erinnert an das Bibl ('ap. 32 I9; IC'^ l)erulit auf Ivoiijtktur. v. 4 ist, wir' besonders seine Wiecb-rgabe in LXX zei;^t, eine Variante /u ('ap. 32 8, für unseren Zusaninieidiang notdürftig aus- getbckt und doeb nicht passend; wenn man in v. 4' noch ein *iK D| hinzusetzt (Ui( KKi.i,): CJntt hat auch mich ^'eschati'en, so scdlte (b-r \'ers hinter v. G stehen, 5: 11/'//// //// hiinnst aber (bi kannst natinlich nicht. LXX sclieint hinter dem ersten Stichos noch ein ^ht^ .ueb'Sen zu haben, das di'S Metrums wegen Aufnahme veidient. v. 5'': Lctic mir ror, slcllc dich in PokUui'. Hiob soll auch Posen ujacben. wie ein schulgerechter Klopffechter. Zu riDTJ? ergänze D-'Vp oder Dnjp« VL'I. ( 'ap. 32 u. 0 7 Hiob soll sich nur nicht fürchten. Klihu ist auch nur ein Menscbl Klihu hat bei aller Grösse doch noch ein gutes Herz. \oni Tlioin- hin muh idi ii/tju-liiii/frit s. zu diesem Bilde aus der Thätigkeit de.s Thoid)ildner> lUiiii (in ( iE.s.-Bunii) zu dem Worte }*^j5. v. 7' ist eine wahrhaft groteske Anwendung von ( 'ap. 934; 13 21: Elihu versjiricht dem Hiob, dass er sich nicht vor ihm zu fürchten haben werde wie vor Gottl In v. 7'* ist für ^B38, das sonst nicht vorkommt, mit LXX 'S3 zu lesen und demgemfiss HSDR. denn tler Stichos ist ja oH'enbar Xachahmung von Cap. 23-'. Buddk nennt das eine sehr geschickte und berechtigte Anspicdung auf frühere Äusserungen Hiobs und. den Abschnitt ('ap.32 6- 33 7 ein nach Inhalt und Form vortretlliches Stück, das den besten taktischen Abschnitten des Buches Hiob zur Seite gest«'llt werden darf. Hotfentlich giebt vr nicht auch einmal (lediclite heraus. Nach diesen zwölf Vierzeilern wissen wii- also, dass Klihu reden will. Aber jetzt ^ redet er wirklich S9: .\ur hast du (josinjt ror iiiriin'n (ihrrii . lud den Laut deiner M >//•//' /////•//• ich: ^Hcin hin ich, ohne Vt'rfH'hrn, Schier hin ich und huhc licinc Schuld." TJK l)esagt: ich will zwar sanft mit dir verfaiu'en, ai)er du hast da eine Äusserung gethan. die ich berichtigen nniss. Elihu will bei den Unter- ledungen zugegen gewest-n sein; er spricht wie ein g«'bildeter Mann, viel höf- licher als die vier Redner des Dichters. Um nicht v. 8'' zu leir werden zu lassin, muss man wohl mit LXX I^^D für p>>p schreiben. Dass Hiob die ihm zur Tjast gelegte I^'hau})tung nicht gethan hat. liessi' sich allein schon aus ( 'ap. 7 21 erweisen; Elihu hat Hiobs Reden nicht begritt'en, das allein entschul- digt seinen kindlichen Widerlegungsversuch. ^X\ nur hier. Charakteristischer Weise bedient er sich zur Wiedergabe der angel)lichen Behauptung Hiobs eines von d«n Freunden gebrauchten (^ Cap. 86;ll4) nml eines selbst ge- prägten Ausdrucks, nicht des 'iK DP, das Hi(d) Gott entgegen schleuderte ('.» -M). Das UP\ licss sich eben nach Cap. 31 nicht anfechten.

Mit w»'lfh<>m Holm liättr Wdlil ilrr Dirhter «boson Ralilii angt'Miokt. <1«t, um den Ziisnminoiihan^ von Sümlc und Unplück um jeden Preis festzuhalten, winler auf den Satz zurückkommt: al>er «jänzlioli rein ist doeli kein Mensch! und sieh ansU'llt, als hahe der Dichter etwas so Kindische^« behaupten können. Dass zwischen den Schwächen und Ge-

Hi 33 9 158 Hi 33 U

brechen, die auch dem rechtschaffenen Mann ankleben, und dem entsetzlichen Elend in der Welt, unter dem die Besten gerade am meisten zu leiden haben, kein sittliches Mass- verh'ältnis existiert, das ist die Klage und das Problem Hiobs und seines Dichters ; nur ein solches Problem kann einen ernsthaften Menschen beschäftigen, und nur ewig unreife Köpfe darauf mit theoretischen Spitzfindigkeiten antworten. Ganz unbegreiflich ist es, dass Elihu auch heute noch einen Bewunderer findet. Denn der Christ hat doch seit dem Kreuzestode des Unschuldigsten, seit dem Märtyrerelend so vieler Frommen eine andere Antwort auf die Frage nach der Gerechtigkeit in „dieser "Weit". Hätte Elihu auf die prophetischen Hoffnungen einer besseren "Welt hingewiesen, so hätte er, wenigstens in dieser Frage, einen höheren Standpunkt gewonnen als der Dichter, Aber freilich selbst unsere Theologie sinkt von der weltüberwindenden Hoffnung des Christentums immer wieder auf die Sündentheorie des Elihu zurück,

10—12 Siehe, Vonvände erfindet er gegen mich, Achtet mich für seinen Feind. Für ni«!|in, das etwa Feindschaften, Angriffe, bedeuten müsste, aber zu dem Verlj niclit gut passt, liest man wohl besser nii«i^ (vgl. Jdc 144) als denomin. von Häfc^rin II Reg 5 7, v. 10'' citiert Cap, 13 24^ Dies Citat hat einen Leser veranlasst, in v, 11 auch Cap, 13 27 beizusetzen, was jedenfalls eine Ver- schlechterung ist. Denn v, 10 sagt: nach Hiobs Meinung suche Gott Händel mit ihm, weil er ihn für seinen Feind ansehe, das giebt ein anderes Bild, als wenn nach v. 11 Gott ihn als einen Verdächtigen in den Block setzt ; auch in Cap. 13 sind ja beide Vorstellungen auseinander gehalten, v. 11 ist also besser zu streichen (so auch Bickell). v. 12 wäre nach dem M. T, Rede des Elihu: Siehe, darin hast du niclit recht, antworte ich dir. Das klingt merkwürdig milde, und das ^iVfc^ schleppt nach und ist unnütz; schlimmer ist, dass Elihu keine bessere AViderlegung sollte gefunden haben, als was v. 12'^ bietet: Gott ist grösser als ein Mensch. Das diente ja gerade zur Verstärkung der Be- schwerde Hiobs ! Mindestens sollte gesagt sein: Gott handelt nicht aus blosser Rancune, wie ein Mensch wohl thut. Die LXX hat ein i?h vor dem letzten Verbum und übersetzt folgenden Text in v. 12'^: ^iiS^^ ^b\ 'p'Ti^ nö«n ^H; Bickell liest pV^Jfür pns. Ich schlage vor: mj; k"? pV.lJS mn: Siehe, wenn ich schrie, antwortete er nicht, eine Anspielung auf Cap, 19 1 (vgl, 35 12). v. 12'' würde im M. T. diesen Satz begründen mit Anspielungen auf Cap. 9 2ff. 13 f.: Gott ist grösser als ein Mensch. Aber das n3T ist etwas fragwürdig; die LXX liest ö'ji^D für n^T* ""D und kann das um so weniger erfunden haben, als sie nichts damit anzufangen weiss, während die Lesart des M. T. eine billige Konjektur daraus sein könnte. Ich schreibe: D'^Vj^O (Part. Hiph. von D^J^, elliptisch gebraucht wie Ps 10 1, ergänze T'i''JJ(): Es rerl)irgt sich Eloah vor den Menschen. Auch dieser Gedanke ist Cap. 9 iif, und öfter zu lesen. Jedenfalls passt zu dem so hergestellten Text die Fortsetzung ausgezeichnet. 13 14

Warum hast da gegen ihn gehadert: Alle meine Worte beantwortet er nicht? L. ■'n^'^ mit Bickell; "'S wie Sit. zur Einführung der direkten Rede. Die in v. 12 angeführte Klage Hiobs, meint Elihu, sei nicht berechtigt. Er wendet sich zunächst gegen v. 12, weil er v. 9 indirekt in seiner Widerlegung mitbehandeln und auch v. 10 berücksichtigen kann. Zuerst deutet er die Disposition seiner Widerlegung an v. 14: Denn darch eines redet Gott Und durch ein zweites iciderrufl ers nicht. Die eine Art, wie Gott redet, ist die Offenbarung im Traum, die andere die Unterweisung im Leiden, na"11tJ'"'_, er sieht es, giebt keinen

lii ü;} u 159 Hi öäi»

Sinn, auch die Verbesserung n^'lll^n oder Hi'l^'S'V du siehst oder man sieht es iiicht,betiiedi},'t nicht, denn abgesehen von der wunderlichen Wahl des Verbums uiuss man doch fragen, warum Gott nicht ein anderes Mittel wählt, um ver- standen zu werden, wenn jene beiden nicht „gesehen" werden, ferner wie es zu- geht, dass Hiob oder andere Menschen eine Traumott'enbarung haben, ohne es zu wissen. Oben ist H^S^K'', übersetzt. Zu der Form dieses Maschalartigen Distichons vgl. ausser Prv 30 is 21 besonders Hi 5 19 in der Rede des Kliphas, die überhaujit das Textbuch für die jetzt folgende Weisheit des auf seine Originalität so eingebildeten (Cap. 32i4) Eiihu ist. Das erste Mittel Gottes, auf die Menschen einzuwirken, ist v. 15— 18 das Traumgesicht. 15 1(» Durch dvii Traum, durch das .\achljii'sichl. Im Schinmincr auf dem Laycr: Da ö/f'iifl er das Ohr der Menschen, l nd mit Schreckhildern erschreckt er sie. Dass V. 15'' ( "itat eines Lesers aus (Jap. 4 13'' ist, zeigt das Metrum, im übrigen sündigt ja v. 15" .schon genug gegen das Versprechen in (Jap. 32 h. In v. 16'' 1. mit Hjckeli, u. a. nach LXX Dr\n\ ferner nach LXX DniD = D'SniD (vgl. I)tn4;i4), denn weder D"J9lOt noch Q'^D^O, noch IID^D giebt einen vei-nünftigen Sinn. Durch Schreckhihb r von dem Geschick, das den Menschen bi-vorsteht, wenn sie vom Siindenleben nicht lassen, luft Traum und Visidii einen heil^'amen Sciirecken hervur. der sie bessern soll, wie 17 IS ausführt. /'/// den Menschen ntni Inrethl in entfernen Ind Uo/fart ans dem Manne xu tili/en. '/.tirü(k<u- hallen u. s. w. Kiir Hb^yo ist mit Bickkll nach LXX Tb\ypa zu lesen, da das Tliun des Menschen noch nicht als b(»se charakterisiert ist. HD?' ist entweder in rb'y^ (Dillmann) oder in riDD"; (Bickell) zu verwandeln. Zu ni3 = njKi s. zu ( 'ap. 22jv. Da v. 18 nicht mit einem indic. anfangen kann, so ist entweder "^irn^l oder besser '^'TJh zu schreiben. n»n bedeutet jedenfalls v. 20 (und ( 'ap. 3839) so viel wie Seele, dann wohl auch hier, rhu"! *12y wie Cap. 36 12: ins (leschoss stürzen, der Ausdruck wie der Gedanke gleich sonderbar. Ich schlage vor nbwda, nach Scheol vgl. v. 28.

Der Al)schnitt V. 15 18 lehnt sich zwar zuiiäcbst an die Rede des Ehphas Cap. 4 an, die l'ivilieli hoeli über ihm steht, bedient sich aber auch der Äusserung Hinbs über dir ihn schri'ckenden Träume Cap. 7 14 mit einer wunderbaren Naivität: nachdem Hiob selbst so, wie er dort tluit, über die Träume gesprochen liatto, die auch er Gotte zuschreibt, ist es doch überaus kindisch, wenn Elihu ihn mit seinen eigenen Gedanken beU'hi"on will, noch dazu mit solchen Gedanken, die dem Hiob geradezu den Wunsch zu sterben eingegeben haben. Hiob sagt: (iott schickt mir Träume, Elihu sagt: Du meinst, Gott spreche nicht mit den ^^enschen? so vernimm, er schickt ihnen Träume! Hiub sagt: diese Träume er- si'hrecken mich so, dass ich lieber gleich sterben möchte; Bildad sagt: die schreckenden Träume sagen di'in Menschen, er sei in Gefahr, sterben zu müssen, und solle ja recht bald brav wei-den. Hiob behandelt die Träume als Träume, die nur sehr quälen, Elihu er- innert uns an das Buch Daniel (Cap. -; 4; h), überhaupt an die Voratel hingen der grossen Masse, denen der Dichter in vornehmer Einsamkeit fem steht. Dort der von Schmerzen uiul Zweifeln gefolterte Titane, hier der beredte Jüngling, der ihn aus seinem Schulheft belehrt.

Der zweite Abschnitt, der lehren soll, wie Gott im Leiden mit dem Menschen redet, v. 19tl'., wird durch passive Wendung etwas gegen den ersten abgehoben; LXX setzt noch ein -aXiv, Hiy. ^^ oder D3 vor, und vielleitht wäre es besser, fürns^ni, wo das Perf. ohnehin auffallt, na^ D3 zu lesen. 19 2() Auch

Hi 33 19 160 Hi 33 24

wird er zurechtgewiesen durch Leiden auf seinem Bette, Und alV seine Ge- beine sind gelähmt, Ekel hat seine Seele am Brote Und sein Hunger an der Liebling sspeise. Das Leiden nimmt den sündigen Menschen in Zucht, sagt Elihu nach dem Vorbilde des Eliphas Cap. 5 17, dessen Worte die LXX mit ihrem !liin"'51'' noch etwas genauer wiedergiebt. Ehhus Originalität beschränkt sich auf eine weitläufige Ausmalung des Leidens. Für D"''! liest Qre besser i'l (vgl. 4 14); für jriK schreiben wir mit LXX "1138: die Lähmung, das Gebanntsein ans Lager zwingt den Menschen zum Nachdenken. In WIDHl macht das Suff. Schwierigkeiten: seine Seele lässt ihn Ekel empfinden; wahrscheinlich schrieb der Verf. nöHT (von Dilt, ekelhaft sein), sie empfindet Ekel. n»n und tJ^Di im Sinne von Appetit, Hunger nach Speise wie Cap. 24 12: er hat zwar Hunger, aber kann doch nicht essen; dabei muss ihm der weltliche Sinn wohl vergehen. 21 22 Es schwindet sein Fleisch vor Abmagerung, Und hager wird sein Gebein, Und es naht seine Seele der Grube Und sein Leben den Todesengeln. "'«'ID würde entweder bedeuten: vor dem Sehen, dem zusehenden Blick, oder: ohne dass maus sieht, das eine so wunderlich wie das andere; 1.^1». Ferner ^iBty'mit Qre. Das viersilbige VribSJÜ gilt für zwei Hebungen. 181 N^, augenscheinlich Variante zu "'«"lö, haben die Punktatoren in der Verzweiflung ins Pual gesetzt: die Knochen sind nicht gesehen worden, als wenn man die Knochen bei dem Abgemagerten früher nicht gesehen hätte. Natürlich ist das Sätzchen zu streichen (Budde macht 1"li<i vh daraus: sie sind nicht anmutig armer Elihu!). Zu dem Punkt im "1 von "IN"! s. Ges.-Kaützsch^R § 14 d. Allmählich nähert sich nun, sagt v. 22, seine Seele der Grube, wo die Todesengel ihrer harren. Dass die „Tötenden" sonst so wenig vorkommen, wie die Dolmetschengel von v. 23, ist natürlich kein Grund, sie aus dem Text zu entfernen und dafür D'^ril? lo'? oder mit LXX n)D lö"? zu schreiben. Vermutlich haben sie die Funktion, die Seele, die auf ihrem Lebenswege in der Nähe des Grabes angelangt ist, vom Leibe zu lösen und darauf an ihren Ort zu bringen (Lev 16 22); wenigstens in der nachbiblischen jüdischen Theologie haben sie dies Amt. 23 24^ Dann

ist über ihm ein Engel, Ein Mittler, einer von tausend. Zeigt an dem Menschen seine Züchtigung Und begnadigt ihn und spricht. DK hat als Einführung dieses Vierzeilers keinen Smn, denn erstens wird Elihus Meinung ganz nichtig, wenn es vom Zufall abhängt, ob Gott durch einen Sendboten mit dem Kranken redet und ihn rettet, und ZAveitens kann v. 25 nicht, wie man annimmt, Nachsatz zu V. 23f. sein, da sonst dem Gebet in 26 durch die schon erfolgte Heilung sonder- bar vorgegriffen wird. Oben ist für übersetzt (vgl v. 16). Zu dem Tod- kranken, den schon ein Todesengel abholen will, tritt ein Engel, ein ^'''?D, wört- lich Dolmetscher, im weiteren Sinne, ein Mittelsmann, ein Mittler zwischen Gott und den Menschen; er wird einer von tausend genannt, um dem Zweifel vorzubeugen, ob auch wohl für jeden Kranken ein solcher Retter in der Not bereit (ty;;) sei. Für T^Th, das den Satz v. 23*= zu einer ganz unnötigen und in diesem Zusammenhang sogar unpassenden Zwischenbemerkung macht, min- destens eine schwerfällige Explikation von v'jj; ^l abgiebt, schreibe ich lieber mit (1er LXX den indic. Tri. TW'' übersetzt man gewöhuHch: seine Pflicht, das müsste etwa seine Pflicht des Gebets sein, wäre aber ein unbehülflicher.

Hi33 23 Itil Hi33 2S

laissverständlicher Ausdruck. LXX übersetzt fi£(j.'|<iv, danach lese ich HWD (der Austall des D niuh DIN veraidasste die Urlu-ber des Ktil) zu ihrer Kon- jektur;. Durch diesen Satz wird nun erst die Ltdire des Elihu vollständig: erstens redet Gott durch Träume, zweitens durch En;;el, die er den todkranken Mensciien schickt, um ihnen sagen zu lassen, was ihnen nach älteren Er- zählungen etwa ein Prophet sagt (Jes38): Du musst sterben, doch wenn du dich zu Gott wendest (die LXX hat sogar diesen Satz), so kannst du noch länger leben. Vorausgesetzt ist übrigens deutlich genug, dass nur guten Menschen, nicht eigentlichen Gottlosen, diese Vergünstigung zu teil wird. Was nun der "Mittlereiigel zu dem Todesengel sjiricht. sagt der tilgende Vierzeiler 24'' "^ 25: l.a.ss ihn frei ron der .Mcdcrfalirl zur (irul)t\ hh habe ein Lösegeld iie/'iuiilen [für seine Seele], A'.v seh ir eile sein Fleisch ror Jmjendfrisvhe, Kit irerde irieder trie in seinen Ji//t//li/it/sltif/e/i! Dass ^njns niciit in *niB ver- wandelt werdeil darl", ist khir. denn der Tudesengel kann ilin doch nicht los- kaufen, und (,4ott wird offenbar nicht angeredet; schreibe also ^Hjns. Mit dem sing, wird der Todesengel angeredet, der die Seele mit sich führen wollte. Er giebt sie nur frei gegen ein Lösegeld, das ihm der Mittler entrichtet, wird im Bilde fortgefahren: der Mittler muss sein Recht nachweisen, die Seele zurück- zuverlangen, dies Recht izründet sich nach dem Zusammenhang darauf, dass der Kranke sich hat in Zucht nehmen lassen, v. 24- hat eine Hebung zu wenig, aber es scheint, dass das zweifelhafte erste AVort von v. 25 ÜS\3D aus einer Ver- mischung von zwei Wörtern entstanden ist, nämliih aus IC'pi'p. das noch zu V. 24' gehört (vgl. Ex 21 30), und aus einem Verbum. Ob als letzteres das Wort ü^SB"; angenommen werden darf, das eigentlich feist oder schlaff oder reichlich sein bedeuten soll, ist nicht sehr sicher, aber ich finde kein besseres, denn 2b^ müsste ein "H] bei sich haben, da die Verben in v. 25 Jussive sein müssen (L also 3W;): der Engel kann nur sagen, was geschehen soll, erst das Gebet und seine Erhörung v. 26 führt die Genesung herbei. Die LXX hat in v. 23 f. einen ganzen Vierzeiler mehr, der etwa so lautete: in;;nV1 birb» 2\vh Mb2 C^l'ü« tvniD^j; nb nbo^] yp'bv. n^OD IIKü' \:^l'n\ nriNBn d. h.: Wenn er geneigt ist, zu Gott zurückzukehren, Und ilim seine Sünde bekennt. So wird er erneuern seinen Leib wie Tünche an der Wand Und mit Mark seine Gebeine anfüllen. Ob der Vierzeiler hier ursprünglich oder nur ein Randcitat ist. das lässt sich nicht so leicht entscheiden: jedenfalls wäre er hinter v. 25 nicht unpassend: nocii mehr aber sieht er als Konkurrent von V. 23—25 aus, zumal mit der LXXlesart niO IdS tür D\npoV in v.22'».

Wullti- man wirklich V. 23 25 durch den Vioi-zt-iler di-r LXX ersetzen, so würde YAihu nur das umschreiben, was Eliphas Cap. 5 17 ff. ausgeführt hat. So hat er wenigstens lie Angelologie vor ihm voraus. Eben diese Angelologie, die ausser an manche Psaltor- j^tellen an das Buch Tobit, Daniel, .Tudä 9 erinnert, macht wahrscheinlich, dass die Elihu- reden sehr jung sind. Die Vorstellung von den der Seele feindlichen und sie schützenden Geistern ist seliwerlich ohne fremden Eiiifluss entstanden, üb aber persische oder ägyptische oder andere Anschauungen vorliegen, das wird kaum festzustellen sein.

20 27' Kr flehl zu Eloah und der ist ihm ijniidig, lud er sieht sein An- liesirht mit JiiheL l nd erziihlt den Menschen sein //eil. Singt ror den /.euten und spricht, inj;; (^al, Cap. 22 .'7 Hiph. HSn wird besonders in der Oi)fer-

Kuner UC zum AT XVl 1 1

Hi 33 26 162 Hi 34 1

spräche gebraucht; man kann auch hier zum Gebet ein Opfer hinzudenken (vgl. Cap. 22 27''). Gottes Angesicht sehen heisst: in den Tempel'gehen; HJ^nr^ ist die gottesdienstliche Musik, die das Opfer begleitet vgl. Ps 27 6. Bei Darbringung seines gelobten Opfers erzählt der Genesende den Menschen Gottes „Ge- rechtigkeit", welcher Ausdruck hier wie in zahlreichen Psalmstellen Gottes treue Hilfe bezeiclmet. Dass dies allein möglich ist, zeigt der Parallelismus; allerdings ist aber der Sinn vom M. T. missverstanden. L. "IBD";! oder "l^lll für 2ü^'\ vgl. Ps 22 31 32, ferner 1^) für "lty\ Sein Dankopfer begleitet der Genesene mit einem Buss-und Dankliede, das, in gedrängter Form, der folgende Vierzeiler 27'"= 28 mitteilt: „Ich habe gesündigt und das Recht gekrümmt, Doch nicht rergalt er mir nach meiner Schuld, Er kaufte los ineine Seele von der Fahrt •zur Grube, Und mein Leben freut sich des Lichtes", v. 27*= ist um eine Hebung, zu kurz, 1. nach LXX und Cap. 11 6: ''i'iX^D "h T\\^. Budde ersetzt die Grube durch das „Geschoss", unglücklicher kann man nicht verbessern (s. zu v. 18), Das „Wandern" in die Grube ist doch v. 22 genug angedeutet; wie dagegen die Schwindsucht oder welche Krankheit sonst v. 19ff. gemeint ist, mit einem „Hinübergehen in das Geschoss" bezeichnet werden könnte, ist dunkel Fast sollte man denken, Budde sei selbst von der „persönlichen Missgunst, ja Ge- hässigkeit" gegen Elihu angesteckt, deren er die Kritiker beschuldigt, die seinen Liebling nicht bewnindern. Dass in v. 28 das Ktib ""B^Öi und ''H^n bleiben muss, ist klar.

Aus solchen Stellen wie dieser, die ja ihre Parallelen in den Psalmen hat, sollte- man den Schluss ziehen, dass bei Darbringung eines Dankopfers im Tempel der Laie ein dazu bestimmtes Lied sang oder durch die Tempelsänger singen Hess. Denn der Ausdruck singen ist doch wohl nicht blosser ßedeschmuck; wie der Genesende aber auf eine andere "Weise mit einem Liede vor die Öffentlichkeit treten sollte, ist nicht einzusehen, den. seltenen Fall ausgenommen, dass er ein Dichter oder Volkssänger war. Der Verf. der Elihureden könnte übrigens wohl den einen oder anderen unserer Psalmen gedichtet haben.

2930 fasst die ganze Bede v. 8— 28 noch einmal zusammen. „Dies alles" thut Gott zwei, drei Mal, d. h. er warnt die Frommen, die sich in gefährhche Sicherheit eingewiegt haben, öfter durch Träume, Schreckbilder, Krankheiten und den Mund seiner Engel, ein Beweis dafür, dass Hiob mit Unrecht behauptet hat, Gott rede gar nicht mit den Menschen. Das „Siehe, dies alles" offenbart die ganze Naivität des Verfassers, der nicht ahnt, dass er des Dichters Warum gar nicht begriffen hat und mit seinen kindlichen Phantasien das Problem vom Elend dieser Welt in nichts aufhellt. "Il«b (für "ll^n"?, Inf. Niph.) ist unüber- setzbar; man kann etwa lesen 11« 13 TSb, auf ihn leuchten zu lassen das Licht des Lebens (zu 3 T«nb vgl. Ps 119 135). v. 31—33 und Cap. 34 3 passen als Auf- forderung zum Hören nicht an den Schluss einer Bede; wenn sie überhaupt echt sind, so müssen sie wohl vor Cap. 34 16 gestellt werden. Die folgende dritte Rede

Cap. 34i-i5 ist auch nicht an Hiob gerichtet, sondern wieder wie die erste an die Freunde; sie führt aus, dass Gott nicht ungerecht sein könne, weil er allmächtig ist. Den Grundgedanken liefert unserem Original also diesmal Bildad (Cap. 8 2 ff.). Die Überschrift 1 kann man natürlich nicht etwa da-

mit erklären, dass Elihu nach der Aufforderung an Hiob Cap. 33 siff., entweder

Hi34l 163 Hiaili

ZU reden oder zu scliwtigcii, erst eine Pause gemacht habe. Sie mag über- haupt nicht vom Verf. lierrüliren. der ja wohl eher f\ü^\ gesagt liätte, sondern eher <j;leich derjenif^en, die die LXX vor Cap.Si is hat, von einem Diask«'uasten, um Konfusion zu verhüten. 2 4 Die Weisen sind die Freunde, da keine anderen Zuhörer erwidint werden. Dass Elihu in (^'aj). 329 nicht sehr schmeichel- liaft von ihnen geredet hat, ist natürlich kein Grund, ihnen jenen Ehrentitel zu versagen, sollen sie doch auch nicht etwa niitfurscheu. sondern nur zuhören, trotz V. 4: Dt/x Hirlitijic irolh'ii irir uns irUlih'ii, Erkennen %irisvhen nns, iras f/uf ist. ina auswählen und dann annehmen, oipcioiiai. v. 3 setzen wir mit (Jap. 33;nfl'. vor v. lü. 5 0 Hiubs Behaui)tung, Ciott habe sein Recht ent-

fernt (Cap. 27 2), soll besprochen werden, v. G' ist unverständlich: trotz meines Rechtes lüge ich, und schwerlich darf man das kurzer Hand umsetzen in: mau sagt, ich lüge. N.ich Cap. 41 i schreibe ich: StJSlJ, //v//:- meines Heehts irerde Uli yelHuselil, lleilhts isl meine Winnie ohne ein Verliehen. ti'',iS. eigentlich vertraut. Euphemismus für uidieimlich, bösartig. „Mein Pfeil", der, der in mir steckt (nach Cap. 6 4); vielleicht ist aber ^snc. meine Wunde, zu lesen. Dass er getäuscht werde, klagte Hiob Cap. 17 i 2. Elihu aber behau|>tet 7 H. solches Reden sei ein Spott. Schon Eliphas hatte es als Ruchlosigkeit bezeichnet Cap. 15 16, ähnliches h(dt v. 8 nach: und so schreitet er (Perf. cons.) zur Ge- nossenschaft mit i'belthätern: eine ziemlich lahme Nachahmung von ('aj). 2'1 15. Diese Keimtzung von zwei Stellen aus den Reden des Eliphas führt 9 10* zu einer dritten, die eigentlich ein wenig störend ist, denn nachdem in v. .^t". Hiobs Spottreden schon angeführt sind, wäre es nicht nötig, v. 9 mit einer übnliciien. aus Cap. 22 2 ff. genommenen Anklage fortzufahren: Denn er siiriihf: keinen ynlzen linl iler Mann . Wenn er Freund isl niil doli. Sachlicii lä>Nt sich frei- lich V. D mit V. 5f. ganz gut vereinigen, an beiden Stellen geht Elihu wie die Freunde von der eudämonistischen Vorstellung aus, dass die Religion dazu da ist, den Menschen vor Unglück zu sichern. Hiob hat das religir»se Bedüifnis, die Ijiebe und Güte Gottes zu erkennen, imd das sittliche, den Wert der moralischen Persönlichkeit in der Weltordnimg anerkannt zu sehen, nach Elihu und den Freunden kommt es weniger darauf an, sich des Herzens Gottes als seiner Wohlthaten zu versichern, und das Sittliche ist ihnen wesentlich das Mittel zu diesem Zweck. Dass der Vers nachhinkt, dass er schlecht gebaut ist. fällt in den Eliliureden nicht auf und ist kein Grund, ihn zu streichen, eben so wenig der Umstand, dass pD hier nicht wie Cap. 22 2 ; 35 3 mit b konstruiert wird vgl. Cap. iri ;. v. lO"» ist zu lang für einen, zu kurz für zwei Stichen und wird naih v. 2 zu ergänzen sein: Darum [ihr Weisen, gebt Gehör.] Männer ron Verslande hörl mir z-u.' (Vgl. Bkkixl, Carmina V. T.) .letzt will Elihu „das Richtige" lehren. 10'" 11 Fem seis ron Gott, uniierevhl. I nd

rom Allmäehlitien, frerelhafl :■// handeln. Für die Iteiden Substantive am Aus- gang der Stichen liest man wohl besser die Inff. JtthD und ^iJJD; ferner ist mit BiCKELL ^"nc6^ zu schreiben, da sonst v. 10" reichlich kurz ist Das *3 v. 11, vielmehr, stellt der angeblichen Behauptung Hiobs, die schon Bildad gehört haben wollte (Cap. 83), dieselbe These aus der Vergeltungsthcorie gegenüber, die ebenfalls Bildad, nur in konkreterer Form, 84 gegen sie ins F'eld geführt

Hi34l2 164 Hi34l7

hatte. Auch der Beweis, den Elihii 12 13 antritt, wiederholt nur weitläufig, was Bildad durch das emphatisch betonte *?« Cap. 8 3 gegen die Anklage der göttlichen Gerechtigkeit eingewandt hatte; v. 12'^ ist nur eine Variierung von Cap. 8 3. In v. 12^ 1. J^^'T. statt des Hiph. v. 13: Wer hat ihm zur Auf- sicht anvertraut die Erde? wer ist der König, der ihn zu seinem Statthalter ein- gesetzt hätte? Einem Statthalter traut man leicht zu, dass er das Recht in seinem Interesse vergewaltigt, davon hatten die Juden manches Beispiel erlebt. Aber der König selber hat kein Interesse an der Rechtsbeugung. n^"lN, der Lokat., passt weder hier noch Cap. 37 12; Bickell L HS")«, seine Erde, was ein wenig künstlich klingt, besser wird wohl das H gestrichen, das vielleicht Rest einer Variante zu v. 13'^ ist (DU'n). In v. 13'^ hat D'B^, wenn es schaffen, gründen bedeuten soll, keine Stütze an Cap. 20 4 (s. d.) oder Jes 44 7 ; auch kann hier nicht von der AVeits chöpfung die Rede sein, wenn der Stichos nicht ein blosses Füllsel sein soll. Man wird lesen müssen ^?ri3 (Cap. 23 6), zu D'i2^ ist dV zu ergänzen, das jetzt als Glosse nach v. 14^ verschlagen ist: Und wer merkt auf den ganzen Erdkreis? wer ist wie er imstande, recht zu regieren? Die irdischen Könige können ihre Provinzen nicht übersehen, Gott kann und thut es, das ist Bürg- schaft dafür, dass kein Unrecht passiert. 14 15 In v. 14^ 1. y^Vi^ für D^U'^^, 13b gehört nach v. 13 '\ Wenn Gott semen Odem zurückzieht, so müssen alleMenschen sterben (Ps. 10429), folghch ist Gott gerecht! Es gehört ein kindhches Ge- müt dazu, diese Beweisführung schlageüd zu finden. El)enso könnte man be- weisen, dass alle absoluten Herrscher gerecht sein müssen, es wenigstens ihrem Willen nach sind. Hiob hat längst diese Schönfärljerei gezüchtigt (13 7 ff.); wer sich trotzdem daran erbaut, sollte es wenigstens iriD? thun (13 10 vgl. v. 5). Die vierte Rede

Cap. 34 16-37, womit wir Cap. 33 31-33; 34 3 als Einleitung verbinden, wendet sich wie die zweite wieder an Hiob: Gott handelt gerecht gegen die Frevler wie gegen die Bussfertigen, ihn kritisieren ist Sünde. 33 3 1 32 Hiob soll schweigen und Elihu reden lassen; kann er aber Antwort geben er kann's natürlich nicht (Cap, 33 5) so mag er reden, denn ich mochte dir gern Recht gehen, wieder eine höfliche Phrase (vgl. zu Cap. 33 8), die weniger Elihu an Hiob, als der Verf. dieser confutatio an den Dichter richtet, eine V^erbeugung vor dem Gegner, den man elegant niederzustrecken gedenkt. 33 Cap. 34 3

Elihu will Hiob in die AVeisheit einweihen, darum soll er lieber schweigen. Hat er doch selber gesagt (Cap. 12 11), dass das Ohr AVorte prüfe und der Gaumen koste beim Essen; letzteres eine passende Abänderung für lb> . , bDi< Cap. 12 11, denn es kommt dem Elihu nicht sowohl darauf an, dass Hiob seine AVorte prüft und beurteilt, als dass er mit ihrer Aufnahme den richtigen Ge- schmack, das richtige Urteil erst empfange. 16 17 Hiob hat seinen Ver- stand hauptsächlich darin zu beweisen, dass er sich von Elihu belehren lässt. Dieselbe liebenswürdige Impertinenz wie Cap. 32 11. Für n3''3 liest man besser ni"«!!; LXX scheint ]''3ri \fh Dtsl zu lesen. Dfc^'j schliesst sich offenbar besser an V. 3, als an v. 15 an; hinter Dt? ist das LieblingsAvort des A^erf.'s B^;; liinzu- zudenken. v. 17, der das Thema der Rede angiebt, wie Elihu es im Anfang eines neuen Abschnittes zu thun pflegt, ist etwas dunkel: Kann auch der, der

11134 17 lü5 liiU4j-t

(Ins Hrr/il liiissl, n'iiicrcn? (UIit irillst du ttcii (icrci/ilrii . (irirdllitifii rcr- daniinciiY ^ZTs koiiuiit mir liier in dein Sinn V(jr, der de in An>iln'in nach be- absichtigt ist; man h-itet (h-n l>e;^rift" regieren von der Bedeutung hinden ah, luöghch wäre auch, dass chi- \'ert". ihn aus Jes. 3? gewonnen liätte. Der Ge- danke wäre «lemnacli: (hiraus. (hiss (lott die Welt regiert, folgt, dass er auch die Fähigkeit /.u regieren hahin luuss; wenn er Hecht und Ordnung hasste, raüsste ja alles drunter und drülier gehen. Eine wahre petitio principii: es handelt sich ja gerade um die Frage, oh nicht wirklich in der sittlichen Welt alles drunter und drüber geht, ob wirklich tiott die Welt regiert, wenn doch die Schlechten obenauf sind und die Unschuld am Boden liegt. Trot/dem hat man leider keinen (inmd. an diesem Sinn von v. !?• zu zweifeln, da v. 17'' mit demselben Pathos dieselbe schwache Logik vorträgt. Charakteristisch für Elihu ist die asyndetische Wortfolge: gerecht, gewaltig, als oh die Allgewalt die Gerechtigkeit \eibiirgen hälfe (s. zu v. 13—15). 1S 19 ' *> /////, ili-r ila

sagt iii/// höiifi/: „Ah/t/xfmfz.'^^ u. s.w. Für 1fc«n 1. mit LXX "iD«n. Gott straft seihst die Könige, bevorzugt den Edelmann nicht vor dem (leringen (für ^3i ist wohl TSn. seil. Q'"iS, zu schreiben), ist also unj)arteiisch. Ein Beweis ist das nicht, nur eine l>ehaui)tung, deren Richtigkeit der Dichter, wenn es sich um gerechte Vergeltung handeln soll, nicht zugestehen würde, während er ja selber Ca}). 12 17 tt". ausführt, wie Gott mit Fürsten und A'itlkern umspringt. 19= 20 Dc/in (l(ts Werk srincr lliindc sind sie alle, nämlich nicht die Vor- nehmen und die Geringen, welche letzteren nur des Gegensatzes wegen erwähnt werden, sondern die Könige und Fürsten, die ihre Stellung nur Gott venlanken (V. 24) und durch sie also nicht vor verdienter Strafe geschützt sind. Vielmehr: l'lnl^Ut li sicrhf'n sie, mitten in der yarlit. Ob der Wortlaut richtig ist, das fragt sich; die LXX hat anstatt dieses Stichos einen Satz, der wahrscheinlich eine ältere Übersetzung von v. 25 (liis rh'h) vorstellt (etwa n2j; für T?:, D'^^ für Thh), und da v. 25 an seiner jetzigen Stelle ohnehin nicht passt. so mag er wirklich eine mehr oder weniger alterierte Variaute zu unserem auch wohl nur durch Konjekturhergesti'Uten Stichos sein. Indessen giebt der M.T. einen leidlich guten Sinn. Zu dem Ausdruck b filun vgl. Ps. 119 62, zum Gedanken Luc 12 .:o. In V. 2<>'' ist wohl Dj;o für DJJ zu sclu'eiben und das Verb prägnant zu fassen: sie werden ins Schwanken gebracht (und entfernt) vom Volke hinweg, über das sie lu'rrschten oder sonst hervorragten. In v. 20« endlich ist TDJ für n^D' nittig weiii 11 des Schlusses: nicht durch Anwendung einer Hand, was nur auf Gott gehen kann. DemiiMch: (le.sln.ssen ir erden sie ans dem Volk um! müssen itaron, l nd er entfernt den Mächt igen ahne Handschlag, ohne Anwendung äusserer Mittel und plötzlich, durch ein blosses Wort. 21 22 holen einen weiteren

(trund nach, warum man Gotte ein gerechtes (rericht zutrauen kann: er ist allwissend, die Frevler kcinnen sich nicht vor ihm verstecken. Hiob folgerte aus derselben Eigenschaft Gottes, dass er seine Unschuld kennen müsse (10 7), hingegen schrieb Eliphas dem Hiob die Meinung zu, Gott wisse nichts und kttnne darum nicht richten (22i3f.): ül)erall ist Elihu in rührender l'berein- >timmung mit den Freunden. 23 24 Das ^3 gehört weniger zu v. 23 als zu

dem ganzen Vierzeiler, dessen Hauptgedanken in der positiven Aussage v. 24

Hi 34 24 166 Hi 34 28

besteht: Denn er setzt dem Menschen keinen Termin, Vor Gott im Gericht zu erscheinen: Er zerschmettert die Gewaltigen ohne Untersuchung Und setzt andere an ihre Stelle. In v. 23=^ empfiehlt sich die hübsche Emendation von "Weight nj;iD D"'b'; (oder "IJ^TD tJ^;;), da mit 11V nichts anzufangen ist. Der Termin ist natürUch nicht der Tag der Strafe, sondern der Untersuchung, deren ein menschhcher Richter bedarf, um die Schuld oder Unschuld eines Verdächtigen festzustellen. Der Satz richtet sich gegen Hiobs Forderung einer Rechtsver- handlung und seine Klage ül)er deren Verweigerung. Aber in dem Haupt- punkt geht Eiilms Belehrung nebenaus: Hiob sagt und meint nicht, dass Grott ohne eine kontradiktorische Verhandlung unfähig sei, sein Verhalten zu beur- teilen, sondern sieht es als das Recht der sittlichen Persönlichkeit an, über die Gründe seines Unglücks in Kenntnis gesetzt zu werden. Dabei wird es sich dann erst zeigen, ob das Unglück wirklich mit der Sünde im Zusammenhang stehe oder aber nicht. Übrigens bringt Elihu ja nur Behauptungen vor, die sich zwar auf eine Theorie, die Vergeltungstheorie, gründen, aber auch jeden Schatten eines Beweises entbehren. Es ist nur seine Annahme, dass jene zer- schmetterten Gewaltigen Sünder gewesen sein müssen. Dass die mittelmässigen Köpfe immer wieder auf die Theorie zurückfallen und ihnen nicht begreiflich gemacht werden kann, dass man erst die Thatsachen vollstJlndig abhören muss, dass sie immer vor der Zeit fertig sind mit. ihren Schlüssen und blind an sie glauben, dass sie die geistige Kraft nicht besitzen, die zur Geduld und zur Skepsis befähigt, das ist das einzig Interessante, was man am Elihu, diesem Musterbild von Ahnungslosigkeit und eitler Oberflächlichkeit, lernen kann. Er urteilt selbst "IJ^n vh, ohne vorhergehendes Nachforschen. j;i^ ist aramäisch für hebr. p\ In 25—28 ist der Anfang, v. 25 bis n^'''?, schon zu v. 20=^ be- sprochen unxl war dem Anschein nach eine Variante, die man später an dieser Stelle in den Text aufnahm, weil wenigstens der Satz: er kennt ihreThaten, hinter V. 24 wohl passt. 12^0 ist ein aram. Wort, f?"? wie \Th^. v. 27 s. d. Das erste Distichon umfasst das letzte AVort von v. 25 nebst v. 26. Hier ist „unter den, anstatt der Gottlosen" ein unmöglicher Ausdruck, da die Zermalmten selbst Gottlose sind; auch die nach v. 37 geratene Variante pISD'' 1i"'i"'a ytJ'B, wo ]^3 für nnri gesetzt zu sein scheint, hilft uns nicht. Ich schreibe D^Dp"] (Amos 6 ii, im Aram. häufig) für D'^yK^'l: Sie iverden zermalmt unter Trümmern, Er schlägt sie am Ort der Zuschauer, d. h. auf der öftentlichen Richtstätte. An diesen Satz schliesst sich v. 28 eng an, und schon deswegen ist v. 27 eine Glosse: Drum sind sie von ihm abgewichen und haben alle seine "Wege nicht beachtet. X^'^V.i wofür eine Variante "lli'^5 vorschlägt, ist ein volkstümliches Drum! für weil, ebenso das pb v. 25. Der Satz führt die Rede auf ein Nebengeleise; es handelt sich nicht darum, zu erklären, warum gewisse Leute zermalmt werden, sondern darum, dass Gott die Schuldigen zu treö'en Aveiss. Diese züchtigt er, wie V. 28 fortfährt, um Vor sich zu bringen die Klage des Niedrigen Und das Geschrei der Elenden zu hören, die Klage, die die Niedrigen gegen die Vor- nehmen (vgl. V. 19) erheben und die unter der Parteilichkeit der Menschen un- geliört verhallt. Da der Verf. wohl nicht in beiden Stichen dasselbe 01)j. be- absichtigt hat, so kann man für das zweite npys etwa nj^ll^ oder nn"!^ schreiben.

Hi34 28 167 Hia4 33

Zu vb)l vgl. zu Cap. 1 6. Der letzte (iedanke bringt den Verf. darauf, dass auch Hioh ein Klagegeschrei erhoben hat. Muss Gott durchaus immer auf Klagen hören? Nein, aber trotzdem bk'il)t es dabei, dass er das ReginiL-nt führt 29 'M): Halt er sich niliü/. irrr thtr/' iwrütinimcn, l'iitt rrrhi/ift er tins Antlitz, icer irird Um .srluincn'f Doch iihi'r Ynl/i iiinl Menavhen irarhl er, I)ti.s.s nicht heriHchc einer ron den FaU.slrickcn des Voiln's. Manchmal bleibt er trotz aller Klagen unthütig, verbirgt das Gesicht zahlreiche Psalmen bezeugen «s ja , dann darf man doch nicht kritisieren oder mit Gewalt ihn sehen wollen, wie Hioi) wollte. Vor allen Dingen darf man nicht daraus schliesseu. dass er sich um die Welt nicht kümmere, wie es dem Hiob schien. Für uyi am Schluss von V. 29, an dessen Stelle ein Verb nötig ist, lese ich T^' oder iy\ vgl. Cap. 8 6. In V. 30 halte ich ^IT\ DIK für ein Interpretament zu dem folgenden Ausdruck: einer von den Fallstricken des Volkes, einer der das Volk umgarnt lind für sich ausnützt. Der Verf sah wohl schon auf die Zeit des Jason, Lysi- machus, Menelaus, der bösen Hirten von Sacli 11, zurück. In etwas ab-

rupter Weise kommt nun Elihu auf den Fall zu sprechen, dass ein Gottloser bussfertig wird und darum unbestraft bleibt. Es gehört das ja allerdings zur Sache, da es gegenüber Hiobs Beschwerde über das Fehlen einer Strafe für tlen ■Gottlosen einen Ausweg gewährt, der freilich nur ein sehr genügsames Gemüt befriedigen kann. Ich nnkhte doch ein T vor den folgenden Vierzeiler 31 32 setzen: l'nd trenn da einer zu Ehnili spriclil: Ich luihe mich überhöhen, irill Glicht mehr renlerhl handeln . Ich sehe ex, du belehre mich. Wenn idi l nrecht that, ich Ihn s nicht mehr. "2, gesetzt, dass; hinzuzudenken (oder zu setzen) ist t!^; wie in v. 16'. Für "10S<7 (oder "13Sn? der Art. als rel. vor dem perf. wie in •Cap.2 11) spricht mau natürlicher mit LXXlDi<n aus. ^HNÜ'i übersetzt man wohl: ich trage, nämlich meine Schuld, was übrigens dabei stehen sollte, aber da wäre das im[)erf. zu erwarten. Si)rich ^nxö^i vgl. II Heg 14 lo. v. 31'' ist reichlich kurz, V. 32* reichlich lang, ausserdem giebt das ^änij K^ für sich allein keinen besonders guten Satz und Sinn. Es scheint, dass in dem ersten Wort von v, 32 die beiden Schlusskonsonanten bl von v. 31 irrtümlich wiederholt sind: aus dem Rest des Wortes ^Ty^3 ergiebt sich ein llj?, das zur Vervollständigung von V. 31 '' dienen kann: icli will nii-ht mehr verderbt handeln. Ob ntn« richtig ist, das weiss ich nicht; behält man es bei, so muss es besagen: ich sehe, dass ich «in Sünder bin und die Strafe verdient habe, ich sehe es ein. Die Belehiiiug bezieht sich natürlich nicht auf dieselbe Sache, sondern darauf, was der Buss- fertige nun zu thun hat, um die Schuld los zu werden. Eins weiss er selber: er wird nicht mehr I'nrecht thun. Den Nachsatz bringt 33: Soll er nun deinet- irillen Xenjeltunt} üben, Dass er rerirnrfe sein Heif ehren? Du selbst matjst ent- scheiden und nicht ich , l ntl trus du ireisst, das suge! In Caii. 21 hatte Hioi» die Bestrafung der Gottlosen gefordert, wenn er an eine sittliche Weltregiei'ung glaubin solle: wenn nun aber, fragt Elihu mit schlauer Rabbinenkasuistik, der Gottlose bussfertig ist, muss er dann trotzdem bestraft werden, damit du glauben kannst? das magst du selbst „erwählen", darüber Beschluss fassen, das l)rauche ich wohl nicht erst zu thun; der Fall ist so klar, dass selbst du ilm begreifen musst. v. 33'' zeigt wieder die impertinente Höflichkeit, die den

Hi34 33 168 Hi35 5

gebildeten Eabbi charakterisiert. L. D^^'"l, da das Sutf. beziehungslos ist. Für "»D nDJ>')D, das jeder Bemühung, ihm einen Sinn zu entlocken, trotzt, schlage ich vor: nrUf? 1^ll^5^l Ü^D, wodurch das zweite "'S aus der "Welt geschafft wird^ BuDDE bemerkt mit Eecht, dass 29—33, trotzdem sie mit Mehrerem in der LXX fehlen, unentbehrlich sind, wenn sie richtig verstanden werden; sie sind es, obwohl er sie nicht richtig verstanden hat. 34 35 Alle verständigen

Menschen und seine Zuhörer müssen dem Elihu darin beistimmen, dass Hiob nicht mit Einsicht (sprich ^"'2ia'n Olshausen S. 359) rede, wenn er nämlich Gottes gerechte Weltregierung bezweifele. 36 37 Ach, Hesse sich doch Hiob warnen für immer Wegen der Anhcorten im Sinne schlechter Metischen! Denn er mehrt noch seine Sünden Und macht viel Worte gegen Gott. "'DISi ist eine Wunschpartikel, vielleicht verwandt mit ''^;!^<, wehe, wonach der Wunsch mit einem Seufzer ausgesprochen würde, der zu der theatralischen Haltung Ehhus wohl passt; LXX liest ^3«. Der Wunsch selber ist aber im M. T. höchst sonderbar: würde doch Hiob für immer geiDrüft! Wenn das eine Prü- fung durch Leiden sein soll, so ist der Wunsch nicht blos roh, sondern aucli überflüssig gegenüber der Krankheit Hiobs; soll es eine Prüfung durch die Untersuchung anderer Weisen sein, so begreift man den Zusatz „für immer" nicht, da doch möglichst baldiger Abschluss der Prüfung zu wünschen wäre und ausserdem der eitle Elihu sich selbst Manns genug glaubt, die Prüfung bald glänzend durchzuführen; vollends unfreiwillige Komik wäre es, wenn v.36f, noch den Weisen von v. 34 in den Mund gelegt würde und also Elihu sich, selber das Mandat zu einer niemals aufliörenden Rede wider Hiob erteilen Hesse. Auch bei der Übersetzung: prüfte sich doch Hiob, passt der Zusatz „für immer" nicht. Ich vermute TT., das über "ini"' zu ]ni^ geworden zu sein scheint; LXX [laOs = "in^n. Auch das ^J? passt besser dazu. v. 37 begründet den Wunsch, dass Hiob sich w^arnen lassen möge, mit dem Hinweis darauf, dass er die Sünden, deretwegen er leiden muss, noch durch seine schlimmen Reden gegen Gott vermehre. Ein Satz, der des Elihu würdig ist, den aber Cap. 42 7 Lügen straft: wer die Elihureden und das Volksbuch Einem Autor zuschreibt, muss sehr kurz von Gedanken sein. Mitten in v. 37 ist die zu v. 26 gehörende und dort schon erwähnte Glosse hineingeraten, die hier gar keinen Sinn giebt. y^B hat man zu v. 37* gezogen, Avas nur möglich wäre, wenn das Wort etwas ganz Anderes und Schlimmeres bedeutete als nx^n; das folgende: „zwischen uns schlägt er" ist ganz unsinnig, ganz abgesehen davon, dass ein Aussätziger nicht einmal die schmerzenden Hände gegen einander schlagen wird. D^^ poetisch verkürzt für H^T, wenn nicht das Ktib 3T.1 beabsichtigt hat, was besser sein möchte, da ja Hiob längst nicht mehr redet. Die fünfte Rede,

Cap. 35, an Hiob und zugleich an die Freunde gerichtet, bespricht die angebliche Behauptung Hioljs, dass die Frömmigkeit nichts nütze, weil sich Gott um nichts kümmere. 2 3 Hältst du das für richtig. Nennst es: mein

Recht gegen Gott, Dass du sagst: iras nützt es mir. Was stehe ich mich besser ohne Sünde? Selbstverständlich hat Hiob diese absurde Behauptung nirgends ausgesprochen, der Ausdruck und der Gedanke, dass die Religion nützen sollte, gehört dem Gewährsmann Elihus, dem Eliphas an Cap. 22, dem Elihu auch in

11 i :;.") J ItVJ lli 6b IJ

aller Xaiviti'it die Widtilcj^uiij^ v.«)t'. iiitk-hiit; die Behauptung, dass die Religion nicht iiii(/.t, kann nur ein ganz gedankenloser Eudäuionist aus jenen Ausfüh- iiingen Hiohs ableiten, die die Lnniöglichkeit nachweisen, in den (Jesehicken der Clottlüsen und Frommen die vergeltende Hand Gottes zu entdecken. Im dritten Stichos v. 3^ liest man wohl hesser 'h lür "tf?, weil sonst der vierte Stichos wie ein wihtliches Citat klingt, v. 3'' W(>rtlich: ohne meine Sünde, d. h. wenu ich keine Sünde habe. 4 5 Hlihu will Hioh und den Freundi-n (denen er

seine Weisheit ahbnrgtl) den richtigen Bescheid geben. Hiob soll gen Himmel schauen und sich überzeugen, dass die Wolken, also erst recht <iott. hrdier sind als er. Eine tiefsinnige Einleitung. 6 7 H >//// (/if sinulii/st, /ras Imimst ilii ihm nnthuti, l' ml sind deine Veriichrn riel, irtis llntsl dti ilini'^ Hbenso hat (lutt keinen Nutzen von Hiobs Friunniigkeit. Einfache Umschreilnmg von Cap. 22jH'. Ci Ott ist ohne Interesse, also kann er gerecht sein. Es ist ja be- kannt, da.ss die Habsucht der schlimmste Feind der gerechten Justiz im AT ist. Das folgende Tetrastich besteht für mich aus 8 und 16. von denen der letztere hier ebenso am Platze ist. wie er zwischen 15 und Cap. 36 i str»rt. Dem Mann, irie du hisl, iiclii'irl ilriiic iinHhisijiln-il l inl dein Sierhiirlien deine de- re(/ili!il:eH. Doelt lli (dt rei.s.sl ei II er Weise seinen Mund nn/\ Ohne Verständ- nis ninehl er tjrosse Worte! Du sdlx-r liast tlen Schaden oder Nutzen von der (xottlosigkeit oder Friunmigkeit das solltest du wissen. Aber dieser Hiob gefällt sich im leeren ( Jrossspreclien. Dass Elihu von der 2. zur 3. pers. über- geht, kaini in etwas durch die Fassung von v. 8 beeinflusst sein, der Haupt- grund aber liegt wohl wie in Cap. 32 9 15 in der Anstandsptlicht, die der .Jüngere gegenüber dem Alteren zu beachten h.at. Da v. 9 zu v. 12 geliTirt. muss erst 10 11 folgen: I nd nicht spricht er: im ist Elonh mein Sehii/)/'er. Der Loö- (lesiini/e flieht in der .\fieht. Der uns hlinier niutht uls die Tiere der Erde I nd ireiser als die Vlif/el des Himmels. Hioi) rollte lieln r (iott suchen, wie schon Hildad (Ca}). 8 .^) und Kliphas (Cap. 22 21 fl'.) ibm empfohlen hatten. Wenn der Text von V. 10'' richtig ist, so muss man ilm wohl etwa nach Ps 77 7tf. erklären: in der Nacht sinnt der dem Anschein nach von (lott Verlassene über (Lottes Thaten in der Vergangenheit nach und wird dadurch ge^tr(>stet. tiiulet in ihnen (Jott wieder. Eben darin zeigt er sich weiser als die Tiere, die keine solche Erinnerung liaben, sondern in der gegenwärtigen Not zusammenbrechen. Er- baulich, aber keine Widerlegung. Hiob hat ja keinen angelegentlicheren Wunscli. als Gott zu tinden (23 3), nur dass er sich nicht mit dem Gott der \'ergangenheit, dem (iott frenuler Erfahrungen begnügt, sondern ihn selber sehen will. Und dass Gott sein Schöpfer sei, ist auch ihm bewusst (Cap. lOsff.), nur folgt für ihn daraus, dass Gott ihn nicht so arg misshandeln sollte. f]lihu hat nichts davon begrit^"en. "»as^O für -iS^Kt? wie rhp für rir^'ä (s. zu 33 IS). 0 12 (H> der rieten liedriuhnnfien kUnjen sie, Schreien trei/en des Arms der t,' rossen, Do hhii/en sie, ohne dass er antirortet, Wet/en des Hochmuts der Hosen. Dieser Vierzeiler wäre, wenn er dem Zusammenhang angehörte, selbst für unseren Verf. zu ungeschickt. Über Bedrückungen hat Hiob nicht geklagt, auch nicht über den Stolz der Bösen, sofern sich dieser gegen die Niedrigen wendet; ausserdem stehen die Verben im Plural, und v. 12 klingt ganz so, als

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sei der Verf. dieses Tetrastichs mit den Klagenden in bester Übereinstimmung, und als sollte nun ein Bericht folgen, was Gott gethan habe. leb halte also diesen Vierzeiler für ein Randcitat etwa zu Cap. 367ff.; wer ihn festhalten will, muss mindestens in v. 12 den Zwischensatz: „ohne dass er antwortet" zum Hauptsatz machen und hinter v. 12'^ stellen, 13 14 Gern hört Gott solche

Lobgesänge v. lOf. und lässt sich finden: Nur Eitles hört Gott nicht, Und der Allmächtige sieht's nicht an; Wie kannst du nur sagen: du siehst ihn nicht! Schweige rar ihm und harre sein! Vielleicht ist mit Bicicell wegen des weib- lichen Suffixes in v. 13'^ vor i^'W ein HDlS' einzusetzen (nicht ein nj^ia^, wie Budde will, denn von einem eitlen Hilfsgeschrei spricht auch v. 9 12 nicht und über- haupt wohl kein Vernünftiger). In v. 14'' würde ViS^ ]'*'^: die Rechtssache liegt vor ihm, doch mehr sagen, als selbst Elihu wissen kann, überhaupt aber nicht zu Elihus Anschauungen stimmen, der keineswegs meint, dass Hiobs Leiden erst noch eine Frage des Rechts sei, sondern es für ein pädagogisches Zucht- mittel erklärt; ich lese daher mit Peeles D"1 für \''^: führe nicht länger solche unnützen Beden im Munde, ^^inn von b'Vt nur hier, Ps 37 7 steht in ganz der- selben AVendung das Hithp. Diese fünfte Bede läuft also aus in die billige Tröstung, dass Gott dem, der nur ihn sucht und auf ihn harrt, doch endlich helfe, was die Freunde von Anfang an mit derselben Ignorirung der "Wirklich- keit ausgeführt hatten: so „nützt" die Religion allerdings. Die sechste Rede Cap. 35 15 36 1-21 kehrt noch einmal zu dem Gedanken von der päda- gogischen Züchtigung als dem Zweck des Leidens zurück, worin nebst der Auf- forderung zur Unterwerfung zugleich die Abweisung des Verlangens begründet liegt, dass die Sünder unter jeder Bedingung von Gottes Zorn ereilt werden müssen. Die Überschrift Cap. 36 1 trennt jetzt Cap. 35 15 von seiner Fort- setzung, woraus zu schliessen ist, dass diese ältesten Capitelüberschriften, die wir neben den Überschriften prophetischer Stücke besitzen, wie diese nicht vom Autor, sondern vom Diaskeuasten herrühren und ursprünglich wohl am Rande standen. Cap. 35 15 362 Und mm, dass sein Zorn nichts ahndet

Und er sich um das Vergehen nicht gross kümmert! Warte mir ein wenig, so will ich dich berichten. Denn noch habe ich für Eloah Worte! nrij^l zur Ein- führung eines neuen Abschnittes wie oft im AT. ^3 elhp tisch: da meinst du, dass Gott die Gottlosen nicht straft, und beschwerst dich darüber gegen Cap. 21 gerichtet. Für tJ^S ist wohl j;^'S zu lesen. Ob der Autor wirkhch p.K als Obj. beabsichtigt hat oder einfach "Ij^S ]•»« zu schreiben ist, darüber kann man streiten; ersteres ist kraftvoller, passt auch wohl besser zu Elihus Tendenz, Hiobs Äusserungen zu übertreiben, um sie desto leichter zu widerlegen. Un- begreiflich ist mir, wie jemand v. 15 mit v. 16 zu einem Satz zusammenschweissen kann: weil Gott nicht gestraft hat, reisst Hiob seinen Mund auf der ganze Satzbau von v. 16 spricht ja dawider, noch mehr der Satz, dass Gott sich um Vergehen nicht gross kümmere, ein Satz, der danach Elihus Meinung aus- sprechen Avürde, also eine AVahrheit, nicht eine zu widerlegende angebliche Be- hauptung Hiobs wäre. Bevor Ehhu an die AViderlegung geht, holt er Cap. 36 2 erst wieder gewaltig aus und nimmt die imponierende Miene des grossen Apologeten an. Er will für Gott sprechen und denkt nicht daran, in welche

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fatale Parallelf iliese Ausseruiij^ zu (lerjfiiifjen Hiol»s Cap. 13 rti'.; 21 22 zu stehen k(»iniut (\'^\. die rnlinnedijie l^eiueikun«; Cap. 32 lal".). in3 ist rein ara- mäisch. In V. 2'' wird hintti- niy ein "h ausgefallen sein: nieht (iutt hat Worte, sondern Elihu für (Jott. ',i 4 Kommt Eliiiu erst einmal auf sich und sein

Wissen zu reden, so ist er nicht so bald fertij^: Jr/t trill inoin WisHt'ii fenwher holen l' ml mein cm Schöpf er Hecht (jchcn , Denn irnhilich, nicht Linje siiul meine Worte, Ein Mann roHhommener W i.s.senxcho/'t .steht cor dir! l)as un- vorsichtijje Pathos dieser Ankündijjunj; bringt eine Wirkung hervor, die den licser einigermassen mit dein nachfolgenden Nichts aussöhnt. 5 7' stellt

nach Klihus Weise den Hauptgedanken voran: Siehe, (iott renrirft den Starr- .sinnificn l iid liixst nitlil leiten den (!ot Hosen Aher den Ans/inich der Kien- den fieu-iihrt er, Entxicht nicht dos Hecht dem Demötijien. In v. .'j sinil ifh\ 1^33 lind 37 T?? N'ariantcn und ein >tflifn gelassener Schreibfehler für 3b. Da 3*7 T33 sonst nicht vorkommt, ist es vorsichtiger, nach Ex 9 7 3*? 133. verstockt, v.n schieibcn. Über die Verstockten spricht nachher v. 12; das Schicksal der \'ersto?kten und der (Jottlosen beweist, dass (.lott doch ahndet (35 lö). Li V. T"* hat die aucii sonst vorkonjinende Schreibweise ViV (für lij^) die l'rheber des Ktii) verleitet, in dem Worte ein Vrj;. seine Augen, /u sehen und das ]p. das einst davoi- gestanden haben niuss. vor p"]^, das nun p^'HS werden luusste. zu setzen, dadurch koiiiiiit ein sondei-barer Satz heraus: seine Augen abschueideu von . . . uiul ein unpassender Sinn, denn es sollen sich nicht die (lottlosen und ilie Gereihten, sondern die \'erstockten und die. die Leid tragen ('ij^) und de- mütig sind (lij^), einander gegenübergestellt werden. Die „Demütigen" leiden wohl Strafe, altei- weil sie eben das (legenteil der Verstockten sind, weil sie die gitttliche Zucht willig annehmen, so werden sie gerechtfei-tigt; und dass sie nicht im Zorn vertilgt werden, berechtigt Hi(d) nicht zu der Cap. 35 15 er- wähnten Beschwerde. Das wird gleich im Folgenden an einem Beispiel weiter entwickelt, das wirklich „von weit her", aus hohen Regionen geh(dt ist und seinem pathetischen Geschmack entspricht: er redet von Königen ebenso oft Avie der Dichter Hiobs selten. Übrigens fehlen die nächsten fünf Disticha (7*»— 11) in der ursprüglichen LXX. und es ist nicht uninr)glich, dass Hatcu und BiCKELL mit ihrer Streichung im Recht sind, doch würde ich ilmeu eher folgen, wenn LXX entweder v. 1 1 hätte oder auch v. 12 vermissen liesse. 7" S l nd iroren Koniije auf dem Thron, Die er im (,'lnme thronen Hess, sn- iloss sie stolz- irnrden, Waren sie nun tjehnnden in Ketten, Wurden ijef muten in Stricken des Elends der Nachsatz koiumt v. 9f. Da als Präpos. keim n Sinn giebt und als nota acc. („was anbelangt die Könige") miudestciLs sehr prosaisch wäre, so lese ich als Voraufnahme des DK in v. 8 und streiche mit Ley das 1 vor C3''C'\ Dass n^i"? hier nicht „auf immer" heissen kann, be- weist die Fortsetzung. n33 steht wohl im moralischen Sinne: infolge des ( Jlanzes wurden sie hottartig. Die Ketten und die Stricke des Elends sind wohl nicht blos im eigentlichen Sinne zu verstehen. Nun der Nachsatz 9 10. .SV; hielt er ihnen ihr Thun ror l'nd ihre Venjehen, dass sie sich äherhohen hatten, l nd ofl'nete ihr Ohr der Zucht l nd befahl, dass sie sich bekehrten rom Ererel. Die Sätze und der Zusammenhang sind so einfach, dass man schon alles Vor-

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hergehende missverstanden haben muss, um sie zu missdeuten. Der Yerf. mus« Geschichten wie die II CLr 33 loff. erzählte Sage vom König Manasse, der, in Ketten nach Babel abgeluhrt, sich demütigte und erhört wurde, und die Ge- schichte von Nebucadnezars Hochmut, Erniedrigung und Wiedererhebung vor Augen gehabt haben. Was diese Beispiele lehren, ist eigentlich schon Cap, 34 31 ff., ja schon Cap. 33 isff. gesagt worden; in Wiederholungen ist Elihu den drei Freunden ebenbürtig, in der Ausführlichkeit weit überlegen. Der folgende Vierzeiler 11 12 geht, wenn die Punktation den ursprünglichen Sinn trifft, vom Beispiel wieder zur Lehre über: wenn sie, just nicht die Könige, sondern die Menschen überhaupt, die Gott in Zucht nimmt, gehorchen luul dienen (IDJ^ in dieser absoluten Bedeutvmg nur noch bei einem Schriftsteller aus der Mitte des 2. Jahrh.'s Jes 19 23), so vollbringen sie ihre Tage im Glück, was noch in V. 11 folgt: und ihre Jahre in Freuden, wird durch den Versbau als Zusatz gekennzeichnet. Gehorchen sie nicht, so wandern sie in die Unterwelt (1. n^Nt^B wie 33 18). übrigens liesse sich in beiden Versen übersetzen: so sollten sie voll- bringen, wandern, sterben, als Fortsetzung zu dem "lOK'l v. 10'\ Nach diesen lehrreichen Beispielen wird der Starrsinnige von v. 5 wieder behandelt in 13 14: Und die ruchlos Gesinnten fassen Groll, Schreien nicht (zu Gott), icenn er sie bindet, Sterben muss ihre Seele in der Jugend Und ihr Leben unter den Kedeschen. Zu 'ID"'!^^ ist DS"??! zu ergänzen vgl. Ps 13 3, das weggelassen ist, weil 2^ eben vorhergeht. Das Schreien ist hier wie überall (auch Ca]). 35 9 12) das Schreien zu Gott, hier als Zeichen der Bekehrung. Die Kedeschen, die sich der kultischen Prostitution ergaben, sind nach unserer Stelle siirichwörtlich für solche gewesen, die vor der Zeit dem Laster erliegen; v. 14'^ will nicht grade sagen, dass die Euchlosen selber Kedeschen sind. Dieser Vierzeiler soll dem Hiob zur AVarnung dienen, der folgende 15 16=''', der nun den "lij; von v. 6 her- vorholt, leitet eine viel weitläufigere Belehrung ein, weil hier Hiobs Fall ge- nauer zu l^esprechen ist. Er rettet den Elenden durch sein Elend Und öffnet durch Drangsal sein Ohr, 1. littj. Dies Distichon ist nach dem bisherigen leicht zu verstehen, da es den immer wiederholten Grundgedanken Elihus enthält. Dagegen ist v. 16 gar nicht übersetzbar und augenscheinlich in voller Kon- fusion. Indem ich *]«, das wahrscheinlich durch v. 18 beeinflusst ist, durch iJlJSl ersetze und die wohl el)enfalls durch Konjektur aus ihrem mutmasslichen fi'üheren Zusammenhang gerissenen Wörter yrr\ und nnil vor '^BD setze, erhalte ich das Distichon: Doch dich hat verführt die Ereiheit Und die Ruhe vor dem Rachen der Not. riN (für nriS) dient zur Verstärkung des Suffixes. Vielleicht liest man besser ni^ für "^S. Der Sinn des Vierzeilers ist also: die Züchtigung des Menschen durch Leiden ist für ihn heilsam, denn wenn er sich bekehrt, so rettet sie ihn vor dem Untergange, hingegen ist ein vollkommenes Glück für ihn gefährlich und führt ihn, wie bei Hiob thatsächlich geschehen ist, auf Ab- wege, versenkt ihn in einen Sündenschlaf, ani und Jini sind das Gegenteil von "•iS? und l^nb. Zur Zeit des Verf. waren ^ij; und 'TpV, oder ]i«B^ offenbar schon gleichbedeutend mit fromm und gottlos oder weltlich gesinnt. 16*^ ^ 17 rcrinn ist miverständlich , '{''rinri (Bickell u. a.) hilft auch nicht recht, da man sich nicht vorstellen kann, wie Bedrängung „unter" jemandem ist; Budde bezieht

Hi36i6 173 Hi36 21

CS auf die Bi'inc. die nicht weit ausscjiroiten küiiiicii, mit Vi-rwoisunK auf Ca p. 18 T. Icli schhijir ^nnn vur: hciiie DraiujaiiL tlii' dich silnwcklo, l'nil (U'in Tisch roll ron Fcllcni. das der ( )i-i('iital(' Ixkaniitlith sehr li('l)t. Da hast du das Er- teil des finit losen rollaaf erhallen. I nd hal sein tlericht dich (je/'asst. In v. 17'' ist ]'^ vcrschoutlich aus v. 17^ Avit-dc rliolt. Im ri»ri};;en lese ich v. 17'' und den Anfang von v. 18 so: nonb t 13Cn iDEC'ßl. N^C und riK^D hi'zi<'h(.*n siidi aufein- ander: je glüeklii'her du wärest, desto nn^düeklicher musstcst du Averden, weil das (Jlikk dieh verführte. Die beiden Sätze in v. liy" ** sind Zustandssäze. Da nun Hi<»h von dem vollen ( Jerieht, das sonst dem (iottlosen zukommt, getroffen werden musste, so handelt es sieh jetzt für ihn darum, seine Sache nicht noch zu verschlimnurn. indem er es wie di«' Kuchlosen von v. 13 macht 18 11): Dass t-an/ (Iriann niilil dieh rer führe die 7Jiehlitianii l'nd die (i rosse des l/oseijelds dieh nicht rer leite! Wird (letjen ihn aa/'honinien deine hlatje in der .\ol I nd alle hraftanslrenfiantien'^ Zu dem Anfange s. zu v. 17. Für pDty3 wird pSt^O zu lesen si-in, ohgleieh diese Form sonst nicht vorkoinmt. vgl. übrigens Cap. 34 26. Das Lr)segeld ist die l'nterwerfung untei' die Züchtigung, vgl. Cap. 33 24; bei der schweren Züchtigung, die Hiob duich die Schläge des Satans erlitten hat, ist die rnterwerfung doppelt sihwer. Alter kann denn seine Heschwerde, die der Zorn ihm eingiebt, uml alle Kraftaustrengung (der Ausdruck luirhierjihm etwas nützen, gegen Gott aufkommen? ^TJJ ähnlich gel)raucht wie Cap. 37 19. Für K^ ist l"? zu lesen. Für '^'äyä liest mau wohl besser ?jn''lr, vgl. z. B. Cap. 23 2, wo Hiob selbst seine Besehwerde Aufruhr nennt; das JJ^iy mag durch Cap. 3U 24 beeintlnsst sein. Klihu urteilt überHiobs verzweifelte Klagen also äbnlich wie die drei Frrundi'. nur drückt er sich milder aus. Der letzte Vierzeiler dieses Abschnittes 2() 21 ist in ganz bösartigem Zustande. Der M.T. bietet v. 20 tolgenden Satz: sclmappe nicht nach der Nacht, aufzusteigen Völker unter sicli. Da giebt nicht einmal die erste Hälfte einen Sinn, selbst wenn man die Nacht (mit dem Artikel!) ohne alles Recht auf den Tod deuten wollte, denn Hiob hat niemals nach dem Tode „geschnappt". Ich schlage vor: niVjjb n^Sil "SB'n "PK DSnnp ny, was wenigstens vom ül)erlieferten Konsonantentext nicht allzu sehr abweieht: yichl helräjie dich die Thorheit, Dich zit erhehen mit dem. der sich ireise diinht! r\-\byib für ni'?j;rib, inf Niph.. zu ni^^in vgl. Cap. 12 17, zu DSnnp Cap. 37 24: nb'-QDn-'rS. Elihu würde also den Hiob einen Thoren schelten, der alles besser wissen will, besser als Gott, über den er sich in seiner Verblendung rhebt wie mir scheint, eine gute Vorbereitung auf v. 22, wo (lOtt erhaben und der beste Lehrmeister genannt wird, überhaupt mit Elihus Anschauungen übereinstimmend, der die wahre Weisheit in der demütigen l'nterwerfung unter Gottes Zucht erblickt. Diesem ersten Distichon entspricht gut das zweite: 11 Ute dich . irende dich nicht dem An/en •:•//, Dass du Frevel dem Leiden rar- zofiesl! '3 exjdiziert die vorhergehende Warnung. Das wunderliche nt"^J? ist wahrscheinlich aus nj'pj; (Hos 10 9) = Th\y_ entstanden. Der Frevel besteht in dem rngehorsam und Zorn gegen Gottes Schickungen, in der Auflehnung gegen Gottes Zucht, die schon Elii)has Cap. 5 als Thorheit bezeichnet hatte.

Cap. 30 «2— in 24. die siebente Kede. bringt den Abschluss in einer Schilderung der Erhabenheit und Überlegenheit (iottes. aus der gefolgert wird.

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dass man Gott verherrlichen und nicht kritisieren soll. Hier ahmt der Verf. zur Abwechselung die Gottesreden Cap. 38 ff. nach, aber mit so geringem Er- folg, dass er bei weniger Eitelkeit diesen Versuch wohl nicht gewagt hätte.

BuDDE entdeckt in diesen Schilderungen, die von allen möglichen, dem Menschen unbegreiflichen Naturwundern handeln, die Absicht, die Erscheinung Gottes im Sturm Cap. 38 1 vorzubereiten: das hätte er seinem Elihu doch nicht anthun sollen. Dass der Verf. ein sehr mittelmässiger Schriftsteller ist, ist ja gewiss, aber ein solcher Stümper braucht er doch nicht zu sein, um die beabsichtigte Einleitung so ganz zu verpfuschen, wie er hier gethan hätte ; diese Annahme ist bei einem Verteidiger der Echtheit der Elihu- reden eine wahre Selbstironisierung. Eine Rede, die mit den "Worten schliesst: den All- mächtigen finden wir nicht, die Eigenklugen sieht er nicht an, will natürlich einen Ab- schnitt, in dem sich Gott dem angeblich Eigenklugen zeigt, nicht vorbereiten, sondern ihm Konkurrenz machen; soll doch der Dichter Hiobs an diesen Elihureden schuld sein, so wäre es klüger, ihm die gewaltigen Gottesreden Cap. 38 ff. abzusprechen.

Im ersten Vierzeiler 22 23 spricht Elihu nach seiner Gewohnheit gleich den Hauptgedanken der Rede aus: Siehe, Gott zeigt sich erhaben in seiner Kraft, Und wer ist ein Lehrmeister wie er? Wer hat ihm seinen Wandel auf- getragen Und wer gesagt: du hast Unrecht gethan? Das Hiph. '2>^^T\ nur hier; zu V. 23^ vgl. Cap. 34 I3*. Ein JTIIO, Lehrer, wird Gott auch in der sehr jungen Stelle Jes 30 20 genannt; hier wird weniger an die Belehrung aus der Thora gedacht, obwohl in diesen jungen Stellen das Wort unzweifelhaft aus dem späteren Sinn des "Wortes Thora (Gesetzeslehre) abgeleitet wird und nicht mehr die Bedeutung Orakelgeber hat, sondern es handelt sich um die Lehre, die er durch seine Führung der menschlichen Geschicke und sein Walten in der Natur erteilt. Nur v. 23 erinnert ein wenig an die Thora. 24—26 Hiob soll lieber ihm Psalmen singen, wie sie von anderen gedichtet sind; vermutlich gehört der Verf. zu diesen anderen (vgL zu Cap. 33 27 f). Alle Sterblichen schauen mit Lust darauf, Der Mensch ei'blickts ran ferne, nur von feine er- blickt, nur schwach versteht der Mensch Gottes Thun, eben darum soll er es erheben.- v. 26 ist schwerlich echt, der Anfang wiederliolt v. 22=^ mit einem Zu- satz aus Cap. 37 5, die zweite Hälfte (Gottes Jahre sind unerforschlich) passt nicht in den Zusammenhang, es sollte mindestens V^S?» für Viü^ ISDD stehen. Ln folgenden wird Gottes Erhabenheit durch einige Naturwunder illustriert. 27 28 Denn er zieht Tropfen aas dem Meer, Seiht den Regen aus seinem Nebel ^ Von dem die Wolken rinnen. Träufeln anf viele Menschen. Vli heisst weg- ziehen, entziehen; da darum ein Subst. mit nötig ist, so muss man D*0 Q"'Ö^i lesen. Der Verf. weiss bereits, dass die Wolken aus der Ausdünstung des Meeres entstehen, der Dichter der Gottesreden weiss es noch nicht, sondern nimmt an, dass Gott irgendwo Speicher für die Atmosphärilien habe (Cap. 38 22ff.). Komisch ist die Ausrede, dass Gott Cap. 38 dem Hiob Rätsel aufgeben wolle und darum so thue, als ob der Mensch die- Entstehung des Rogens nicht kenne: wenn es doch eben vorher Elihu auseinandergesetzt haben soll! Der Verf der Elihureden ist eben ein paar hundert Jahr jünger als der Dichter und hat, wahrscheinlich irgendwie durch griechische Vermittlung, einige neue Kenntnisse in der Physik erworben. Das Herausziehen der Tropfen ist natürlich gleich- Avohl für ihn ein Geheimnis und AVunder. In v. 27'' 1. pt; (oder mit Hoffmann

Hi36 27 175 Hi37 2

ip«1: sie wenk'ii geseiht als Regen); für n«"?, bei seinem Nebel, liest man wohl besser IIKO, aus dem Nebel. Zu der Vorstellung vom Seihen vgl. zu Caj). 26 8. IK'« V. 28 Ix-ziclit sicli auf "lüO zurück. 29 30 / inl t/ar ircr rrrstrlif di,' Aiis- lnt'ilnntjcii dos l'n'irüUis, Das 7'osrii ans sriiirr lliitlf! Sit'/ir, i-r hroitvt um sich si'ini'it Nobel, Hodeckt dio llänidor der lionio. Für DK v. 21) 1. mit SiEO- KKiKi) '"p. Di(! Hütte V. 2!)'' ist offenbar aus Ps 18 u entlelmt, ohne den der Aus- druck gar nicht verständlich wäre. niKtJ^n, was dun Doimer oder Wettersturm bezeichnen soll, wird Cap. 39 7 ganz anders gebraucht. Da v. 30^ offenbar V. 21> ergänzen soll, so ist HK füi- 1"11K zu lesen; in v'?j; geht das Sufl". auf das Subj., Gott. V. 30'' ist völliger Unsinn: die Wurzeln des Meeres bedeckt er. L. D^in ''B'KI für D'^n ^^'^yi. Den „Nebel" auf den Bergen sah man bei jedem Gewitter, konnte sich al)er sein i)lötzliches Erscheinen niclit erklären, daher der unbehih'liche Ausdruck: wer begreift die Ausbreitungen des Gewölks! \\\ Wl DoiiH das thut er, um damit die Völker zu richten, d. h. zu versorgen, wie der folgende Stichos zeigt; der Regen giebt den Lebewesen die Nahrung in Fiillo (T2DQnur hierj. Das zweite Distichon v. 32 ist vöUig korrumpiert: auf Händen deckt er Licht und giebt über sie (sing.) Befehl gegen die Fürbitten- den. Für das letzte AV'ort hat bereits Olshausen VJEO vorgeschlagen; ist das richtig, woran kaum zu zweifeln ist, so muss vorlier vom Schleudern die Rede sein. Demgemäss schreibe ich ^ny^j5''_l ^1h*n Di»?" ')3''?K' wo »ja, weil das Sufl". fehlt, eher die Schleuder (ISam25 2it), als die Hand bezeicimet: Auf dor Sohloiidor irioijt or das IJvht lud soliloiidorl os auf das '/AoL Das Licht ist der Blitz; das Bild von der Schleuder passt um so besser, als Gott im Gewitter audi nach anderen Stellen Hagelsteine schleudert. Als Krieger erscheint Gott auch inj folgenden Vierzeiler 33' 37 l: Es inoldol ihn an soin Kriof/sruf, An- oifornd don Zorn (jotji'n don Frorol, Erhohl dandt nirhl doin llorx l /ursprinf/f auf ran soinor Slollo? Der Kriegsruf (vgl. Ex32i7) eifert den Zorn an (1. i<3|50 nach B(iTTCiiEi{) wider den Frevel (1. mit LXX nblg): ein Satz, der jträchtig anhebt, aber matt schliesst, aber was sollte ein Elihu mit diesem West halb mythischer Anschauung besseres anfangen? Bei dem Dichter sind es doch wenigstens die alten Feinde der Lichtgottheit, denen die Angst in die Glieder fahrt, wenn Gott jene (xeschosse schleudert, mit denen er sie einst be- siegte (Cap. 26 5). Li Cap. 37 i=» 1. mit Bickpill nacii LXX (deren Übersetzung nach Cap. 36 -'S verschlagen ist) vhT\ für «)« und ^a*? für ''3'?, denn dass Elihu sich vor dem Gewitter fürchtet, kann seinen Zuhörern gleichgültig sein, wenn sie es nicht auch thun. IDIpBp passt nicht sonderlich zu dem Sui)j. 2^. Er- haben zu reden versteht der Verf. nicht; dieser Versuch, die Hörer mit fort- zureissen, wirkt eher erheiternd, als erschütternd, und eine grosse Naivität ge- hört dazu, wenn er meint, mit dergleichen auf einen Hiob Eindruck machen zu kCmnen. 2 3 lli'iro doch auf das Tohon seines Doiinors lud das (irollon. das aus soinoin Miinilo honinil : l ntor doui t/umon lliunuol lässl or os fahrou l nd soiuon li/i/i- zu dou Sau u/o/t der Erde. Wenn der Zuhörer erst so aufgefordert werden nmss zu hören, so scheint er die Sache ziemlich kaltblütig zu nehmen. Der \"ei-f. vergreift sich vollständig in den Mitteln, dies Zapjieln und Sjirühen nützt nichts, um so wenijrer. als ein Gewitter doch nicht gerade etwas Ln-

Hi37 2 176 Hi37 7

gewöhnliches ist. Büdde quält sich mit ihm ab, er preist die vielen 0-Laute und die Hauch- und Lippenlaute an, warum nicht auch die Zischlaute und die i und e? Auch dankt der Verf. ihm das nicht: während Budde in diesem Ge- witter einen während der Rede sich abspielenden Vorgang und damit eine Vorbereitung auf den Sturm in Cap. 38 i erblicken will, geht der Verf., der diesen „genialen Griff" gethan haben soll, gleich hinterher ganz ahnungslos zu einem Vortrag über Schnee und Eis über, eine wirklich schnöde Rück- sichtslosigkeit gegen den Mann, der ihn durchaus übrigens gewiss sehr gegen seinen AVillen zum Dichter des Hiob machen will. Für ^V?^ 1- mit LXX V^^- ^1^ ^- 3 nur hier. Die Erde denkt sich der Verf in Überein- stimmung mit den alten Volksvorstellungen sehr klein, hat in dieser Beziehung also von den Griechen noch nicht viel gelernt. Den folgenden Vierzeiler 4 wollte man gern preisgeben: Aach ihm brüllt sein Donner, Gott lärmt mit seinem Donner, Seine Kehle hemmt er nicht. Aus seinem Munde l'dsst sich hören sein Donner. Nach ihm, d. h. nach dem Blitz, denn der Donner Avird als Gottes Stimme gedacht, kann ihm selbst also nicht nachbrüllen. Zu dem folgenden ^lp3 DJ;t bietet v. 5=^ die bessere Variante: iblpa "?« DJ;T (Qal wohl besser als Hiph.); auch im ersten Stichos wird "i^lp zu lesen sein. Das lilKIl, das jetzt vom Vorhergehenden abgestossen wird, verwandeln wir um so lieber in 1i1"l2, als wir damit das jetzt fehlende 01)j. zu 3j5J^"*^ (aramäisch) erhalten; vor- her ist das 1 in ^\ zu tilgen und die folgenden Konsonanten ""Dö zu VBö zu er- gänzen. Zu dem Ausdruck die Kehle hemmen vgl. Jes 58 i. Das wiederholte '^1p soll malen wie in Ps 29, wo es aber eine bessere Wirkung hervorbringt; aber die schönste Tonmalerei wäre in einem Zusammenhang, der Lehren vor- tragen und gegnerische Ansichten berichtigen soll, nichts weiter als ein Fehler. Die LXX, die v. 2— 5^ auslässt, thut eigentlich dem Elihu kein Unrecht an, doch ist ihre Auslassung leider kein sicherer Beweis dafür, dass auch der Ur- text diese Verse nicht hatte. 5 6 Das erste Distichon ist, wahrscheinlich durch den Einfluss der in v. 5 eingedrungenen Variante, verstümmelt; da diese Variante ursprünglichen AVortlaut absorbiert haben kann, so schlage ich vor zu schreiben: ITixböi *?« liST: Gott liisst uns Wunder sehen, Thut Grosses, das wir nicht verstehen, eine Üljerleitung zu den folgenden Naturbildern. Li v. 6* ist «50 aram. mit K statt mit n geschrieben. In v. 6'' sind zwei Wörter ver- sehentlich doppelt geschrieben. Da der Plur. miiao sonst nicht vorkommt und DK^5 mit dem anderen AVort für Regen schwerlich im stat. constr. verbunden werden kann, so lese ich \^T\ "l^DI Dtl^^: Denn dem Schnee befiehlt er: stürze zur Erde, Dem Guss und lief/en: werdet mächtiff! A^or den beiden Subst. in V. 6'' ist b aus V. G ' hinzuzudenken. Zu ttj; vergl. Prv 8 28 (Hoffmann liest ähn- lich Vi)}). Regen und Schnee fallen im AVinter, da ist der Mensch an das Haus gebannt und das Tier in seine Höhle: 7 8 Die Menschen schliesst er ein,

Damit alle Sterblichen erkennen sein Thun, Und es geht das Wild in die Höhle Und verbleibt in seinen Schlupficinkeln. "V^ v. 7 würde heissen: mit der Hand, 1. daher nj;3; vielleicht sollte man nach Cap. 24 16 Dnri'; (oder D'^Pn;;) punktieren. Von den beiden ^3 ist das erste am Leichtesten zu entbehren. Li v. 7'' 1. t^liN für "^ki^iS (Budde will '^Tt^'^ aus gewohntem Schabernack gegen den A^erf , der

Hi :57 8 177 Hi37l2

aber doch j^ewiss richtig Ht^j; Kin geschrieben hätte, wenn er unglücklicher AVeise ins Pathos verfallen wäre). Für Gottes Walten hat LXX des Menschen Ohnmacht in ihrem Ti'xt gefunden, was eigentlich besser Aväre; wüsste man nur, was sie gelesen liat! LXX liat auch nocli ein nacli Cap. 36 28 versprengtes Randcitat zu v. 8. 9 1() Von f/rr Kiinniier ilt'x Siiilena kommt der Sturm

1 11(1 ron (Irii .\t)r(l.sli'rnrn ilii' Kälte: Vom llinirlif (intlrs ijn'lttii Eis, lud wi'itcs (ii'icä.isrr lii'fit in Zirant/. Dass Tinn (mit chui Art.!) eine bestimmte Kammer, in der der Sturm schläft, bedeuten soll, ist möglicli, aber doch nicht sehr walirscht'inlieh; wäre der Text in v. 9* al)er dennoch richtig, so müsste man D'IJO v. 9'' nach dem Vorschlag von Voigt in D^ltD (I*s. 144 13) verwandeln, wo dann aber der Art. vermisst würde. Mir scheint, Ktib hat den Art. vor "nn gesetzt, weil es eine nähere Bestimmung vermisste, diese steckt :iber in «13P, wofür nacli Oap. 9 9 ]D^ri zu schreiben ist; zu dem Sturm aus Süden vgl. »Sach Mi4; Ps78 26; dass die Sterne das Wetter regieren, ist eine unter den Semiten seit Alters (Jdc 520) verbreitete Annahme. Q'^IJO, vielleiclit „die Zer- streuenden", nändich Sterne (nicht AVinde, «la sonst wohl das Wort im femin. stände), wird von der Vulg., vielleicht auch von der LXX, auf den Arctur ge- deutet, also auf einen Stern oder besser, wegen des plur., auf ein Sternbihl, das zu Anfang des AVinters abends am nördlichen Horizont auftaucht und darum für d«'n Sendei* der Kälte gehalten werden mochte. In v. 10" ist n)ehrfach \l\\ statt des activ. vorgeschlagen, das in der That nötig wird, wenn der Text richtig ist. Durch die Eisdecke wird das Wasser eingeengt vgl. Cap. 38 30. II 12'

t nd f/iir mit Ihijii'l ttrltislrl or das (ir/ri'd/i. Es streut dir Wolkr sriiwii />/i/i- (tiis: l Hd der riniisum ■ii((/,r//d Zir/i/ innlirr indcr seiner Stenerumj. ^1.21 soll aus 2 und ^1 bestehen und letzteres Xetzung. (Umn Mass l)edeuten; aber wie könnte Elihu sagen: gar mit Nass belasti't Gott die Wolke? ist sie denn eigent- licli mit etwas anderem belastet oder zu belasten? L. T32, da der Hagel (die Hagelsteine .los 10 ii) mit zum Gewitter gehört und (scheinbar) noch schwerer ist als die Wassertropfen; die Ideenfolge ist: Kälte, Eis, Hagel. In v. 11'' ist ]iy auffällig, einmal wegen des N'erbums |'^p\ da Gewölk nicht wie Samen- körnei- oder Pfeile ausgestreut werden kann, sodann wegen der Fortsetzung, wo das Subj. nicht die Wolke, sondern der Blitz ist. Entwe<ler hat für )iy ein ganz anderes Wort im Text gestanden, das etwa den Sinn Speere, Pfeile oder dergl. hatte (etwa ^ii^). oder man nniss ]ij? sehreiben: die AVolke streut seinen Blitz aus. Dem zweiten Distichon fehlt das Verbum; ich bin mit Budük darin zusammengetroffen, dass ^Vnni neben dem illndich aussehenden pait. aus- gefallen sei. nur dass ich es letzerem nachstelle: und während (Zustandssatz) dieser überall zuckt, sich schlängelt, zieht er u. s, w. "^Snnp steht Gen 3 j* von dem „beständig kreisenden" (d. h. zum Flug bereiten) messerbesetzten Diskus der Gottheit. Während es scheint, als ob die Blitze ziel- und wahllos durch die Luft zucken, wandern sie thatsächlich unter Gottes Steuerung (sprich mit Ktib in'?^2nj?). 12^' 13 Damit sie alles tliun, trau er sie heisst. Auf dem

Erdkreis nach seinem Willen. Matj er es zur Zurlitru/e und zum Elue/i, Mut/ er es ;///• I/uld ausziehen lassen. In dem plural. Suftix kommt die collect. Be- deutung von ni« zur Geltung; gleich hinterher wieder der sing. Das n^"iS h2T\

Kurzer HC zum AT XVI 12

Hi37i2 ; 178 Hi37is

ist hier"'ebenso unsinnig wie Cap. 34 13; für letzteres AVort schlage ich US"!? vor vergl. z.B. Est 1 8. In v. 13^ lies n']«o'?T für ISI^V-D« und vergl. dazu Henoch 59 („sie bhtzen zum Segen und zum Fluch, wie der Herr der Geister es will"). Auch mit in«^I?^ er lässt es finden (oder hingelangen?), ist nichts Rechtes, anzufangen; wahrscheinlich ist das Wort verschrieben aus !l^^^l^"i"' (oder DN^I'^). 14 15 Elihu schickt sich nun an, abzuschliessen: Hiob muss doch endlich be- greifen, dass er mit seiner Kritik gegen Gott nicht aufkommen kann. In v. 14 gehört nbS? noch zum ersten Stichos: t?'itt her! v. 15: Verstehst du' s, wenn Gott seine Werke thut, Und das Licht seiner Wolken leuchten lässt? In v. 15^ 1. nach LXX vbj/S "p« für nrrhv ni'^S (vergl. Bickell). Die Frage selbst ist- Nachahmung der folgenden Gottesreden. Der letzte Stichos ist nur Vor- bereitung auf den folgenden Vierzeiler 16 17: Verstehst du was vom Schiceben des Getcölks, Das eine Wasserflut herabstürzt beim Donner, Wann deine Kleider heiss sind, Wenn die Erde ausruht bei südlicher Hitze? VT, ausnahms- weise mit bj^ konstniiert, offenbar deswegen, weil es mehr absolut gebraucht ist: Kenntnis haben. ty^BO, a::. Xs*/-., in tJ''^Bö zu ändern, das doch auch aTt. Xsy. ist,. liegt kein Grund vor; es passt sogar besser als letzteres, da das leichte Schweben der Wolken im Gegensatz zu dem Inhalt des folgenden Stichos steht. Letzterer heisst allerdings im M. T.: die Wunder des an Einsicht Vollkom- menen, das ist aber um so gewisser nur erraten, als eben vorher (v. 14) erst von den Wundern Gottes die Eede war. Ich schlage vor, mit LXX das « im ersten Wort und ferner die verschiedenen matres lectionis zu tilgen und zu lesen: DJJ10 Diiri ^SI3: das Gewölk, das so leicht in der Luft schwimmt, lässt doch infolge des Donners ungeheure Wassermassen (zu Dinri in diesem Sinn vgl. Ps42 8) niederstürzen. Budde streicht v. 15 16 wegen ihrer Gefährlichkeit für die Echtheit des Elihu; sie sind nicht besser und nicht schlechter als alle übrigen Verse Elihus, sind hier aber unentbehrlich, weil durch die unmittel- bare Verbindung von v. 17 mit 14 der lächerliche Sinn entstehen würde, Hiob solle Gottes Wunder in erhitzten Kleidern betrachten. Hinter v. 15f. kann das 1^« nur Konjunktion sein: dann, wenn; der in v. 15f. beschriebene Ge- witterregen stürzt dann hernieder, wenn eine drückende Hitze und südlicher Wind voraufging. Da T. 18, der in der LXX fehlt, augenscheinlich zu y. 21 gehört, so lassen wir erst 19 20 folgen : Belehre mich, was sollen wir ihm sagen ? Nicht kommen wir auf vor Dunkelheit ! Giebts einen Tadler für ihn, wenn er redet, Oder sagt ein Mann, dass er verwirrt sei? Ihm sagen, verkürzt für: ' gegen ihn sagen. Zu '^'Ij; (vergl. Cap. 36 19) ist das l*? ebenfalls hinzuzudenken. Die Dunkelheit ist die Unwissenheit in den physikalischen Dingen, aus der die Unwissenheit betreffs der göttlichen Weltregierung logischer Weise folgt. V. 20^ ist im M.T. unverständlich: wird ihm erzählt werden, dass ich rede? Wäre denn das so wichtig? Lies "llD"'. (Cap. 40 2) für 1SD^ ferner 13T, yh'l ver- wandt mit biVa, zu unterscheiden von yh'^ verschlingen s. Buhl im Lexikon. Der Vers zeigt wieder die Abhängigkeit Elihus von den Gottesreden. 18 21"** Giebst du mit ihm dem Himmel Festigkeit, Der fest ist v'ie ein gegossener Spiegel? Und dann, sieht man das Licht nicht. So fährt ein Wind daher und reinigt ihn. pr\^ und D'^pHB' bedeutet oft den Himmel vgl. besonders

Hib7is 17;) Hi37 2"^

J^rv8 28, Wiihischciiilicli iiiclit, wcni^sttiis nicht an unserer Stelle, abj^eleitet von dem Begriff Wolke (Wolkenhinimel), sondern eher direkt von dem Betriff polieren, mit einem Pulver hlank reiben. Das Hiph. rp"!"^» al^olut gehraucht, kombiniert man am besten mit der Bedeutung des (^al: fest machen .Fes 42 5; der Hinnnel ist so fest wie ehi Metallspiegel. In v. 21 will man den Gedanken linden, dass der Mensch nicht ins Licht blicken kann, aber das steht doch nicht da; wenn man das Licht nicht sieht, so ist es entweder unsichtbar oder der Mensch ist blind. Mir scheint, dass v. 21 '* (es leuchtet am Himmel) durch Zufall oder Konjektur an seinen jetzigen Platz geraten ist und vielmehr hinter V. 22' stehen sollte. Dann ist 11« 1K"J «'? ein N'ordersatz: sieht man an dem blanken Hinnnelsspiegel einmal das Licht nicht, weil er nämlich durch Ge- wtdk geschwärzt ist, so muss ihn der Wind reinigen, indem er die Wtdken ver- jagt. Letzteren Satz hätten die LXX nach Bl'dde gestrichen, „weil ihnen die dramatische Entwickeluug verborgen blieb." Er verbindet nämlich diese Schilderungen am Sciduss mit denen des Gewitters, und die .,dramatische Knt Wickelung" besteht darin, dass erst ein Gewitter konnut, darauf der bleierne Wcdkenhinnnel durch den Wind rein gefegt wird und „Gold" von Norden kommt, endlich G<»tt im Wettersturm erscheint. Daraus könnten die Meteorologen noch viel lernen. Wer diese Erklärung nicht glaubt, sieht „den Wald vor lauter Bäumen nicht". Das Schlimmste ist, dass Elihu selber von seiner dramatisch meteorologischen Weisheit nichts zu ahnen scheint, denn er lllhrt ganz unbefangen fort 22' 21'' 22 '23': Vom yordcn her komnil (ihm-:.. Hell leuchtet er tun llhninel: Vor Kl nah ist schrecklich die Majeslät. Den Ml- iniichtifien linden irir nicht. Da 2nj schwerlich G<»ldglanz bedeuten kann, w elcher Ausdruck sonst hier sehr willkonnuen wäre, so muss man w ohl int da- für schreiben; dieser Glanz, der von Norden kommt, natürlich nicht in dem Augenblick, wo Elihu vom Blitz, Schnee, Eis und dergl. redet, sondern dann, wenn er kommt, zu gewissen Zeiten, gilt dem Verf. offenbar als überirdisch, vom Wohnsitz Gottes ausstrahlend, den man sich seit dem Exil im Norden «lachte (vgl. Hes 1 4 mit Cap. 8 2). Entsprechend der realistischen Physiko- Theologie der letzten -Jahrb. vor Chr. hat, wie es scheint, der Verf. ein be- stimmtes, am Nordhimmel sichtbares Lichtphänomen als eine Ausstrahlung aus Gottes AVohnsitz gedeutet, und es liegt nahe, dabei an das Nordlicht zu denken, v. 21'' könnte zwar zur Not vor v. 22 bleiben wie in LXX. wo er doppelt übersetzt ist, und das «n auf IIS v. 21' bezogen werden, sodass dann der Nordglanz als Neues hinzukäme, doch wird die Darstellung nmder, wenn V. 21'' nach v. 22" gesetzt und «M auf Vli bezogen wird; vielleicht, dass THS (nur hier) wegen Tlt gewählt ist. Li v. 22'' ist Hl^K'^X (^K? gegenüber, vor, Gottes Gestalt verdeck"^d) wohl der Emphase wegen dem Prädikat «nii voran- gestellt; lin fällt sachlich mit "IHT zusammen. Weitläufig ausgemalt ist die hier zu Grunde liegende Vorstellung im B. Henoch Cap. 14. Den Glanz sehen wir Menschen, aber den Allmächtigen selber finden wir nicht : thöricht war es also von Hiob, zu wünschen, dass er ihn finden und zu seinem Thronsitz gelangen möge (23 z). Auch der Vei-f. des B. Henoch betont ausdrücklich, dass Henoclis Zulassung zu Gott eine sich nicht wiederholende Ausnahme sei. Unser Verf.

Hi 37 22 180 Hi 38 1

hat schon Cap. 32 i3 gegen die Gotteserscheinung beim Dichter des Hioh pole- misiert, die er gar nicht für nötig hielt, die für ihn auch wegen der U'''i'hll nicht blos überflüssig, sondern anstössig sein muss, hat doch die Angelologie dieser späteren Zeit gerade den Zweck, den Zwischenraum zwischen Gott und den Menschen zu vergrössern. Ist nun aber die Bemerkung, dass Gott sich vor uns verbirgt, nicht eine Bestätigung der Meinung Hiobs, dass Gott sich um das AVeltregiment nicht kümmert? Nein, Gott ist nun einmal gerecht. 23'"= 24 Gross an Kraft und reich an Gerechtigkeit, So icird er das Recht nicht beugen; Darum sollen ihn fürchten die Menschen, Doch den Eigenkhigen sieht er nicht an. nj^ns y\\, wie zu schreiben ist (statt "3"!), muss vor tSE^pi (oder blos tDBK'p ohne 1) stehen; der Verf. hält den persönlichen Begriff nj^Hi' und den sachlichen p"i;j und taEü^jp überall auseinander. In v. 24^ ist mit LXX init<T. auszusprechen. Das letzte Distichon erinnert wieder ganz anEliphas: dem allmächtigen Gott, vor dem die Menschen nichts sind, soll man sich in Furcht, «"IST., unterwerfen, darin besteht die wahre Weisheit, von der nur die „Listigen", wie Eliphas sagte, oder die Eigenklugen (vgl. zu 36 20) nichts wissen wollen. Das letzte Sätzchen wirft noch einen Speer gegen den Dichter des Hiob, dessen Gott nicht blos den Hiob ansieht (vgl. auch Cap. 42 8 9), sondern ihm sogar erscheint. Der ganzeVierzeiler aber zeigt noch einmal die Unverbesserlichkeit des Theore- tikers, der nur leere Behauptungen aufstellt gegen den Nachweis, dass in den Geschicken der Menschen die ausgleichende Thätigkeit des göttlichen Welt- regenten nicht zu erkennen ist. Gott ist erhaben, darum ist er gerecht, das ist das letzte Wort dieser verrannten Theologie, die für die Lehren der wirk- lichen Religion und die Bedürfnisse einer gottsuchenden Seele in alle Ewig- keit blind ist.

Cap. 38 1—42 6. Die Gottesreden.

Auch das Volksbuch hat nach Cap. 42 7 Gott mit Hiob reden lassen, und da er v. 8 ausdrücklich sagt, dass Hiob recht von ihm geredet habe, so wird er ihn gelobt haben wegen seines standhaften Festhaltens an seiner Frömmigkeit und seiner willigen Unter- werfung unter Jahwes Belieben (vgl. Cap. 1 21; 2 10). So kann nun aber der Dichter Gott nicht sprechen lassen zu seinem Hiob, der sich durchaus nicht stillschweigend in sein Geschick gefügt und noch dazu Gott gepriesen, der ihn vielmehr herausgefordert und der die Möglichkeit bestritten hat, Gottes gerechtes Walten in den Geschicken der Menschen zu erkennen. AVas muss Gott beim Dichter sagen? Eigentlich sollte er nachweisen, dass dennoch die Welt von ihm gerecht regiert, dass die Guten von ihm gesegnet, die Bösen unschädlich gemacht werden, oder er sollte einen ausreichenden Grund angeben, warum das nicht geschieht. Aber das ist offenbar nicht möglich ; der Dichter, dessen Mund Hiob war, müsste seine eigenen Ansichten verleugnen, wenn er hinterher etwas bestreiten wollte, was er Cap. 21 mit so schneidender Klarheit ausgeführt hat, oder wenn er etwa jetzt plötz- lich den Mangel eines gerechten Regiments durch einen eschatologischen Hinweis auf ein Jenseits rechtfertigen wollte, für das sich Gott die geforderte Ausgleichung vorbehalten habe. In Wahrheit steht der Dichter einem unlösbaren Problem gegenüber, da er den Gedanken einer besseren Welt verschmäht; eine wirklich befriedigende Theodicee kann ihm nicht gelingen. AVii'd er nun etwa wie der Buddha Welt und Leben für eitel Täuschung und Leid erklären und in der Auslöschung des Seins die einzige Rettung erblicken? Geradezu das Gegenteil davon thut er. Er schildert in den Gottesreden mit einem gewissen Enthusiasmus, man möchte sagen, mit Frohlocken, das herrliche Wunder der Welt und die Wunder in der

Hi38l 181 Hi38s

Welt. Er bejubelt, dass sein Gott, dessen Gerechtigkeit er. obgleich er sie an sich nicht bezweifelt, in den menschlichen Geschicken nicht erkennen kann, in der Schüpfung „Rat" und Grösse bewiesen hat und beweist; nur kann is der Mensch nicht weiter bringen, als dass er beides fühlt und ahnt, begreifen kann er es nicht. So fasst der Dichter, dessen Realismus sich aucli hier nicht verleugnet, mutig den Stier bei den Hörnern: die "Welt ist wunderbar und heirlich, aber sie ist ein Rätsel so sei sie ein Rätsel! Es ist die Frömmigkeit des .Skeptikers, die in diesen Reden zu uns spricht. Und schliesslich ist doch ein Gott und Hiob darf ihn sehen! Das Sehen Gottes versöhnt ihn mit allen Leiden und Rätseln; er wirft sie von sich, er will gerne sterben, weil er Gott gesehen hat. Es ist die geniale Kühnheit der Religion, setzen wir hinzu, die aus diesem Schlussgedanken heraus redet. Eine Welt voll von Ungereehtigkeit, ein Leben im Frohudienst verbracht und in unsäglichen Leiden endend, eineSehöipfung von rätseiliafter Grösse aber ein Gott, dessen er halihaft geworden ist, den zu schauen ihm mehr wurt ist, als allis, was im Himmel und auf Erden ist: das ist das trotzig demütige Schlusswort, mit dem Hiob vom Leben Ab- schied nimmt.

Nach den Plattheiten des gedankenlosen Elihu wirkt es erfrischend, von der Upr) '; des Dichters angefasst zu werden. Ob dieser die Überschrift

Cap. 38 1 selbst verfasst oder aus dem Volksbuch lierüberpenommen hat, köiineu wir nicht entscheiden. Für das Letztere spricht nicht gerade der Naiue Jahwe, da der Dichter bisher noch niemals TJelegenheit gehabt hat, Gott in der eigenen Rede, die sich ja auf die Überschriften beschränkte, zu erwähnen, vielleicht aber der Ansdriick iTlJJDn iO (warum Ktib ]p mit dem Substant. zu- isammenschweissen will, w isscn wir nicht j, ans tloni Sliinn /icrtnis, der so klingt, als sei von diesem Sturm die Rede gewesen, während der Dichter derartigen dramatischen Aiifiuitz der Scene wohl nicht gerade für nötig befunden hätte. Auch das 21'{<"DISt, das entbehrt werden könnte, entspricht den Gewohnheiten der volkstümlichen Erzählung, vgl. Cai). 1 s 9 12; 2 3 4 6. In LXX ist diese Über- schrift von späterer Hand noch erweitert. Der einleitende Vierzeiler

2 3 giebt die Absicht des göttlichen Redners an. dem Menschen zu be- weisen, dass die AVeit für ihn ein Rätsel ist: ]\rr t/t/ n'nhinlit'U Htil Mil Morlt'n ohne Einsicht::' (liirlr ilocli iric ein Mann ilrinr Lcnilcn. Lass mich dich fraijcn nnti belehre mich! Für "^^ü^no iiat Cap. 42 .; und LXX an beiden Stellen D''?J?'?' vielleicht mit etwas anderem Sinn: wer verbirgt J{at, d. h. wer redet thöricht. Aber wegen der Wahl des AVortes n^j; hat doch wohl der Dichter beabsichtigt zu sagen: wer stellt den Kat, d.h. die Planmässigkeit in Gottes Walten in Ab- rede? V. 3 sagt dann: ich will dich zwingen, selbst den Beweis zu liefern, dass du nicht der ^lann bist, die Welt und ihren Schöpfer auf ihre Vernunft hin zu beurteilen, denn du kannst nicht die einfachsten Fragen über das Was und AVie der AVeit beantworten, wie viel weniger sagen, wie es besser gemacht wer- den könnte.

Ein modemer Denker würde die Frage: wozu ist die Welt, der Mensch da? für noch wiclitiger halten. Dem naiven Denken kommt die Frage: wozu ist das? wohl gegen- über Störungen des Lebens, nicht gegenüber dem Leben selbst, das ihm etwas Selbstver- ständliches dünkt. Eine Teleologie dieser Art pflegt erst zu entstehen, wenn man mit der AVeit und dem Leben zerfällt oder zu zerfallen droht. Der Dichter hält die physikalische AVeit und das Dasein an sich für etwas Vernünftiges und Gutes und lässt, noch ganz in Anspruch genommen von der AVissbegierde über die Einrichtung eines Bau's, sich die Frage gar nicht träumen, wozu der Bau da ist und ob er nicht besser gar nicht da wäre?

Hi38 4 182 Hi38 7

4—38 viermal vier Tetrastiche über Fragen der kosmisclien Physik. Die erste Yierzahl behandelt die Gründung von Erde und Meer, die zweite deren äusserste Grenzen, die dritte die Heimstätte der Meteora, die vierte deren "Wir- kimgsart. 4 5 Wo warst du, als ich die Erde gründete'^ Gieh Bericht, wenn du Bescheid weisst! Wer bestimmte ihre Masse, dass du's wüsstest, Oder wer spannte über sie die Schnur? Das IS«? ^' 4^' fordert natürlich keine Antwort auf die Frage: wo warst du? denn dass Hiob bei der Weltschöpfung noch nicht existierte, das weiss er allerdings (ni''3 yT, wo ni""a nicht das Erkennen, sondern das Erkannte bedeutet, kommt nur bei nachexilischen Schriftstellern vor). Was er nicht weiss, das sind die im Folgenden ihm abgefragten Einzelheiten desYor- gangs der Schöpfung. Die Frage v. 4'' ist also eine Umschreibung für: Kannst du sagen, wde ich es machte, als ich die Erde gründete, ihr Fundament legte?

Auf diese und alle folgenden Fragen kann Hiob keinen Bescheid geben, behauptet Jahwe. Diese Behaui^tung ist nicht identisch mit dem Eingeständnis Hiobs in CaiD. 9 3, dass der Mensch Gotte auf tausend Fragen nicht eine beantworten könnte : wer das meint, müsste entweder den Dichter der Gedankenlosigkeit oder Unklarheit beschuldigen oder die Gottesreden für unecht halten. In Cap. 9 handelt es sich um Gottes Überlegenheit in dem Streit zwischen dem B,ichter und seinem Opfer; diese kann man zugeben und doch der Meinung sein, in der Weltphysik die vollkommensten Kenntnisse zu besitzen. Hier soll Hiob sich dessen bewusst werden, dass die Welt für ihn ein unfassbarer Wunder- bau ist das ist eine Einsicht, die wohl demütigt, aber nicht erbittert, die vielmehr ge- eignet ist, durch den Enthusiasmus, den sie in dem Betrachter des Wunderbaus hervor- bringt, ihn über sein eigenes kleines Geschick hinwegzuheben. Wollte jemand einwenden, dass Gottes Richter- und Regenten thätigkeit darauf beruht, dass er die Welt geschaffen und ihr sein Gesetz gegeben hat, so möge man sich erinnern, dass dieser logische Zu- sammenhang viel weniger besagt, als die religionsgeschichtliche Thatsache, dass Gottes Herrscheramt ein uralter Gedanke ist, der Schöpfungsgedanke hingegen für den Dichter noch ziemlich neu, dass jener erstere, wie schon das Volksbuch verrät, zu vielen Kom- plikationen, Zweifeln, Widersprüchen Veranlassung gegeben hatte, der letztere aber, der überhaupt das individuelle Leben nicht direkt berührte, noch immer die frische Bewun- derung und Freude hervorrief, mit der ihn der erste Schriftsteller, der sich ausführlicher mit ihm beschäftigte, Deuterojesaia, begrüsst hatte.

6 7 setzt die Frage über die baumeisterliche Thätigkeit Gottes bei der Weltschöpfung fort: Worauf wurden ihre Grundfesten eingesenkt, Oder wer warf ihren Eckstein, Als jubelten alh-umal die Morgensterne Und jatich%ten alle Göttlichen? Die Antwort auf die erste Frage würde nach Cap. 26 7 lauten: auf das Nichts; vielleicht ist das auch hier gemeint und damit die Unbegreif- lichkeit derWeltstatik für den Menschen hinlänglich dargethan. HT wie jacere: der schwere Eckstein wird von der Maschine, die ihn an Ort und Stelle bringt, auf den weichen Boden geworfen, die folgenden Steine auf ihn gelegt. Der Grundsteinlegung jubelten zu die Hausgenossen Gottes, die Sterngeister, von denen poetisch konkret nur die Morgensterne, die ja gleichsam jeden Morgen die Schöpfung aus dem chaotischen Dunkel der Nacht sich losringen sehen, genannt werden, und die Gottwesen (s. zu Cap. 1 6). Im Gegensatz zu Gen 1 sind hier die Sterne älter als die Erde, der Dichter hat jenes Cap. wohl noch nicht gelesen; wahrscheinlich denkt er sich auch den Himmel älter als Wohn- sitz jener Geister. Der Dichter stellt sich, eben wde ein Dichter, die Welt- schöpfung als einen Hausbau vor, der Verf. von Gen 1 in einer Art von primi-

Hi 38 7 183 Hi 38 12

tiver- Naturwissenschaft als einen Scheiclungs- und Ausscheidungsprocess der xiUes in sich entlialtenden Materie. Nach der Erde kommt d;is Meer an die Reihe, aher natur^emäss in j^anz anderer Weise 8 0: IIVt sriilosx das Meer mil T/iiiren ein. Da es üu/'</uo//, aus dein Miillerschtisslierrnrldiin! Als ieh (jeirülk niaclile in seinem Ixleid t ntf \\ Olkeinlunliel iii seiner Winde/.' Für ^DM, LXX "qp«]. 1. mit Meux u. a. "^D 'p (oder "^ ^01), denn v. 8 ff . Uisst sich nicht einfach an v. 6*^ anhäu^'en. Das Meer wird als lebendig gedacht und nicht als ein AN'erk Gottes, sondern als ein Kind des Chaos, der l'ntenvelt, die mit dem Mutterschoss gemeint sein muss. Es war ein wildes Wesen und be- drohte Gottes Bau, nmsste daher eingehegt werden (vgl.zuCap.7 12; 9 13; 26 12). Für dieThiiren hätte man hier gern ein anderes Bild, um so mehr, als sie v. 10 wieder vorkommen. Das dunkle Gewölk, das nach allgemeiner Vorstellung der Alten den erdumgürtenden Ocean bedeckt, wird v. 9 poetisch eine "Windel genannt. Der iiif. wird 10 11 durch das verb. finit. abgelöst: /)/( irli ihm ans- hnirli seine (Irenx-e l nd einse/i/e liieijel und Thi'iren l nd sjuaih: liis hierher tun! nirhl /reifer, l iid lass nh mil dem Schirellen deiner Woyen! Eine Grenze „ausbreilien-' ist vermutlich eine technische Redensart: um die Grenze zweier Feldnachbarn zu markieren, mag man von Strecke zu Strecke Steine aus- gebrochen (mid aufgestellt) haben. Das Meer aber „bricht" sich bekanntlich an felsigen Kü>ten selbst seine Grenzlinie in den Felsen, an der man sein höchstes Ansteigen erkennen kann; diese horizontalen Erusionsmarken wird der Dichter selbst gesehen haben. Das Wort '\y^ soll wohl zugleich auf "^2C^, Brandung, anspielen. Für ""pn lese ich mit Dili.mann u. a. Ipn. Riegel und Thüreu muss man nicht auf zwei verschiedene Gegenstände deuten; verriegelte Thttren sind eben dieselben Küstenfelsen, in denen Gott jene Höhenmarken ausbrach, nur dass hier ihre Festigkeit und Widerstandskraft betont wird. Da in V. 11 der erste Stichos zu lang ist, so streiche ich S12r\, das den Effekt nur schwächt. Das „und nicht weiter" bedeutet: und nicht höher! wobei man sich erinnern muss. dass das Meer aus der Tiefe kommt. ]1K3 scheint ungetahr das- selbe zu bedeuten wie niK3 Ps 46 4, das Aufsteigen: die AVellenljerge werden nicht nach physikalischen Gesetzen, sondern so zu sagen psychologisch aus der Neigung des Meeres, höher emporzusteigen, erklärt. Sonderbarer Weise ist <ler imp. JT'tr, lass ab, hier gerade so wie Cap. 10 20 vom Ktib mit n^C^^ ver- tauscht: ob n"'l?1 geschrieben war und das sonderbar gescliriebene Kb^ ein Zu- satz ist? Dann bezieht sich v. 11'' auf den Moment, wo das Meer aus der Tiefe aufstieg und Gott ihm ein Höhersteigen verbot. Die zweite Viei-zahl von

Tetrastichen führt uns zu den äussersten Grenzbezirken der Welt. Der erste Tiei-zeiler 12—15 ist mit einem anderen Tetrastich vermengt, das interessant ist, aber in den Zusammenhang nicht passt. Der echte \'ierzeiler lautet so: J last du seil deinem Dnsein beslelll den Morijen, Dem Frührnt (unjeiriesen seine Stätte, Zu fassen den Saum der Erde, Dass sie sieh wandelt wie in Sieijellhon? Der an den Rand geschriebene Vierzeiler lautet: Da werden abgeschüttelt von ihr die Frevler, Und stehen da wie zur Scliande, Und es wird den Frevlern ihrLicht versagt. Und der erhobene Arm verschwindet. Die einfache Übersetzung beweist schon, dass die beiden Vierzeiler auseinander

Hi 38 12 184 Hi 38 16

ZU halten sind, während die Exegeten, die die Verschiedenheit nicht erkennen^ zu den abenteuerlichsten Erklärungen und Änderungen genötigt sind. Die echten Stichen sind also v. 12 13^^ 14 ^ ^''ö'^^ ironisch: seit deinem kurzen Da- sein; der Spanne des menschlichen Lebens stehen die Jahrtausende der Welt gegenüber: wie sehr verschwindet der Mensch vor ihrer und Gottes Grösse! Das Fiel T]Pi)!lT nur hier; das n ist gewiss besser mit Ktib für ungewöhnliche scriptio plena als mit Qre für den Artikel zu halten. Der Ort des Frührots ist nach V. 13 '^ so gewählt, dass es wesentlich auf den Saum der Erde beschränkt ist: es scheint die Verwunderung des Dichters erregt zu haben, dass es die Sonne nicht auf der ganzen Bahn über die Erde begleitet. AVill man aus "IPIB^ nicht Früh- und Abendrot zugleich machen, so kann der Dichter nicht den plur. mSJD geschrieben haben, da das Frührot doch nur den einen Ostsaum erfasst; der plur. scheint mit dem fremden Vierzeiler zusammenzuhängen (s.u.), 1. also ^i32. Der fremde Einsatz hat auch durch die Veränderung der Stichen- ordnung verschuldet, dass das 1 cons. vor '^snriJ? fortgefallen ist, 1. 'S^V. wenn das Morgenrot im Osten flammt, so wird die von ihr bestrahlte Erde gerötet, als wäre sie in Siegelthon verwandelt. Ein schönes Bild. Der Verf. des

fremden Vierzeilers wird durch die Wörter anfassen und Saum oder Zipfel auf die Vorstellung geführt, als wäre die Erde ein grosses Tuch, das allmorgendlich vom Frührot ausgeschüttelt wird, sodass die bösen Parasiten herunterfallen V. 13''; während diese vom Frührot rot beleuchtet werden, stehen sie da „wie in Schande" (1. mit Hoffmann K'D'?) v. 14''; dann aber verschwinden sie, sagt V. 15, wieder schleunig im Dunkeln (vgl. Cap. 24i3ff.) und müssen von ihren bösen Werken abstehen. Dieser Vierzeiler scheint kein Citat, sondern die freie Zusatzdichtung eines Lesers zu sein; der Dichter selber hätte nicht so beiläufig von den „Gottlosen" reden und mit diesem Tetrastich die ganze Streitfrage über das Weltregiment im Vorbeigehen erledigen können. Übrigens scheint D''j;tt'1 in V. 13 15 mit seinem V suspensum ursprünglich D";B'"1 geschrieben zu sein. Für "l2tJ''n v. 15'' hätte man lieber ein schwächeres Wort, oben ist n^t^R übersetzt. An v. 12—15 schliessen wir 19 20 als deren natürliche Fort-

setzung um so lieber an, als v. 19 f. störend zwischen v. 18 und 21 tritt: Wie kommt man dahin , wo das Licht wohnt, Und das Dunkel, wo ist seine Heim- stätte, Dass du es holtest zu seinem Gebiet, Es heimbrächtest zu den Pfaden seines Hauses? Dass Licht und Dunkel in der Gegend zu Hause sind, v/o Himmel und Erde sich berühren, weiss Hiob natürlich so ungefähr, aber es ist ja (ausser einem Henoch oder dem babylonischen Noah) noch kein Mensch dahin gekommen, Hiob kennt also den Weg dorthin und die Lokalität selber nicht, geschweige dass er beide, wenn sie über die Erde gezogen sind, dorthin zurückbringen könnte. Für ]''Dri 1. mit Hoffmakn !|-lJS;''2r^ (im Urtext ^i^2r^). LXX liest 13)120 für 1511)50, tlas aber ebenso gut ist. Da Licht und Finsternis über dem die Erdscheibe umgebenden Meer wohnen, so kommt der Dichter wie von selber auf das letztere und im Anschluss daran auf die Unterwelt zu sprechen 16 17: Bist du zu den Quellen des Meeres (jekommen Und auf dem Grunde des Oceans gewandelt? Die Quellen des Meeres, v. 8 sein Mutterschoss genannt, der Grund (vgl. "l)?n» Ps 95 4) des sichtbaren Weltmeeres ist das unter-

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irdische Urmeer, das nach v. 8rt'. muh ohen streht, das nach Gen 7 ii die Sintflut lieraufsandte. Unter dem Meer hetindet sich nach Cap. 2G ö das Toten- reich, das dem lebenden Mensrhen unzuj.'än;:lich ist v. 17: St'/ni t/ir c/if/iii/lf iconicu die Pforlen (Ifs Toiloa l nd stilisl du die l'färlncr der Finxli'inis? Da der Dicliter nicht in beiden Stichen ^"^PB^ gesdirieben haben wird, so kann man im zweiten mit LXX ^']V1l!' lesen, denn wenn wir auch nichts von «len Wesen erfahren, die am Kin^^an^' zur l'iiterwelt Wache halten, so versteht sich doch von selbst, dass die Pforten Pförtner erfordern. LXX hat übrigens in beiden Stichen Varianten ^'ehal)t, darunter in v. 17'* die interessante Lesart ^KT (für nKin): haben dich die Pförtner des Hades erschreckt? Sollte diese Lesart, was recht wohl möglich ist (s. zu v. 22), ursprünglich sein, so hätten wir uns die Pförtner als Ungeheuer zu denken. Dass IS und 21 von Bukki.l mit

Uecht vereinigt werden, beweisen Ausdruck und Inhalt: Mcriitrst du auf die WC itr II ilrr Erde'^ Siifi tiii, irciiii ilii /rr/\\/ . irii- firnss sir ist! Du ireissl ex, deuu du truidcsl dnniuls ue/nireu , lud die 'Auhl deiner Julire ist i/ross. Für "j; V. 18 ' ist Wühl "pj; zu lesen, wenn ersteres nicht überhaupt zugesetzt ist, da s in LXX fehlt, n^^ v. 18'^ klingt ziemlich kindisch; die LXX liest richtig HQ?. Der Vers giebt sich als Abschluss dieses Abschnittes v. 12 21 über die (Jrenzen der Welt; v. 21 vervollständigt ihn nur durch die "Wiederholung des ironischen njfT in positiver Form. Die Begründung: du wurdest ja damals geboren, verrät die Annahme des Dichters, dass n\ir der die Grenzen und Masse der Welt kennen könnte, der bei ihrer Schöpfung zugegen war. Daraus dass Gott sich hier eines ähnlichen Ausdrucks bedient wie Eliphas Cap. 15 7. soll man, fordert Biddk auf, lernen, dass auch Klihu mit den Worten der Freunde habe reden dürfen: wenn nur der Lehrer begritUii hätte, dass der unglückliche Hlihu auch die Gedanken der Freunde wiederholt. Die dritte Viei-zahl von Tetrastichen spricht von dem Aufbewahrungsort der Atmosphärilien. 22 23 /{ist du (jekuunueu zu den Seliutikuuinieni des Siliuees lud sulisl du die Sehutxiueisler des llii(i>'ls. Deu ieli uufiiesiiurt hohe für die Zeil der l)ruiH]saL Für deu Tu<i des huuijil'es uud Ihiudiieuieuiies? Dass v. 22 wie v, 1»» mit ni<2n beginnt, ist nicht so schlimm, unangenehmer ist schon, dass v. 22'' so gebildet ist wie V. 17'', wenn dort nicht das l«"!"" der LXX angenommen wird; unwahr- scheinlich ist endlich, dass nn^t< zweimal beabsichtigt gewesen sein S(dlte: für das zweite, das plene geschrieben ist, lese ich, ähnlich wie v. 17'', das partic. n^l«. Von den Verwaltern des Hagels spricht Hesekiel Caj). 28 u: bei ihm sind es die Keruben, die Feuersteine a.a.O. sin<l im Wesentlichen dasselbe was hier der Hagel, nämlich die göttlichen Wurfgeschosse (vgl. .los. 10 u und s. zu Pap. 36 32). Auf den Hagel allein, nicht auch auf den Schnee, bezieht sich V. 23: den Hagel bewahrt Gott in den Speichern auf, um ihn in der Schlacht auf die Feinde zu schleudern. H<noch hat natürlich alle diese hälter ge- sehen (B. Henoch Cap. 60). 24 25 Welehen Wegs rerteilt sich der Aebef, Sprüht frisches Uusser auf die Erde? Wer spul tele dem Weffen/uss die Hühre l ud einen Wet/ dem Donnerst ruht? In v. 24^ ist mit Hoifmaxn und Bukell "IK für "»1« zu schreiben, da das Licht schon dagewesen ist. LXX scheint Vt ]1KBp (da rA/yr^ wohl aus Ttavo; verschrieben ist) zu lesen. Da weder das Licht

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noch der Nebel den Ostwind (LXX: Südwind) verstreuen kann, der Wind aber überhaupt in den Zusammenhang nicht passt, am wenigsten ein Ostwind, dessen Weg man doch kennt, so ist D'^IJ^ für D'^'lj^ notwendig. Ersteres Wort kommt als Substantiv auch Jer 18 u vor (wo vorher D""14'?'? inJÄ^^I . . iir zu lesen ist), obgleich es eigentlich ein Adj. und D";0 zu ergänzen ist (Prv 25 25). Demnach spricht das erste Distichon von dem erfrischenden Sprühregen, den im Sommer der Morgennebel hervorbringt, wenn er sich verteilt. Dagegen spricht das zweite Distichon v. 25 von dem starken Eegenguss aus der Höhe imd dem Gewitterregen, dem Gott durch die Luft (wohl nicht durch das Himmelsgewölbe) eine Röhre spaltete, wie dem Blitz : das ist eben das Wunder- bare, dass das Wasser nicht in einer Masse niederfällt, sondern wie aus einer feinen Röhre entlassen in einem dünnen Faden. Allerlei feine Beobachtungen und Meditationen ohne jede physikalische Untersuchungsmethode, v. 25'^ ist Cap. 28 26 nachgeahmt. Ebenso merkwürdig wie dieses physikalische Phänomen selber erscheint dem Dichter auch die Art seiner "Verwendung 26 27: Um Reg en%u geben mif ein Land ohne Menschen, Eine Trift, in der kein Sterblicher weilt, Um zu sättigen Wüste und Wüstenei Und durstig Land neues Grün bringen zti lassen. In v. 27^ lese ich mit Weight «»^ für «^b, das als „Ort, wo Gras wächst", höchst prosaisch wäre. n''OSn mit doppeltem acc. auch Ps 147 8. Es wundert sich der Dichter darüber, dass der Regen auch da fällt, wo er dem Menschen nichts nützt.

Sonst pflegt die naive Anschauung vorauszusetzen, dass die Erde um des Menschen willen da ist: dem Dichter scheint es eine gewisse Erleichterung zu sein, einmal eine That- sache festzustellen, die etwas ganz anderes lehrt, wie er ja auch später an manchen Tieren nachweist, dass der anthropocentrische Standpunkt vielfach durchaus unhaltbar ist, und fichon früher darauf aufmerksam machte, dass schon lange das Licht leuchtete, bevor ein Mensch existierte. Nicht dass unser Dichter der Mann wäre, die "Wünsche des mensch- lichen Herzens vor dieser fremden Grösse der Welt zum Schweigen zu verurteilen, aber sie müssen doch etwas weniger aufbegehrerisch und vordringlich werden, wenn man wahr- nimmt, dass Gottes Walten nicht blos für den Menschen da ist. Es liegt offenbar ein ge- wisser moderner Zug in der Art, wie er sich aus der so zu sagen objektiven Natur ein Beruhigungsmittel für den Kampf und Zwiespalt in seiner Seele holt. Es ist ihm das übrigens nur deshalb möglich, weil er die Natur bewundert: stände er auch ihr pessi- mistisch gegenüber, so müsste, er wenigstens mit der Welt, wenn auch noch nicht mit Gott, gänzlich zerfallen.

28 wird von Bickell mit Recht gestrichen; er ist in formeller Hinsicht nur eine Variation von v. 29 und ist sachlich nach den beiden vorhergehenden "Vierzeilern, (iie ja schon in ganz genauer Weise über die Entstehung des Regens gehandelt haben, unerträglich: wenn man gesagt hat, dass der Regen wie durch feine Röhren zur Erde geleitet wird, kann man nicht mehr fragen, hat er einen Vater? T''?in, das Hiph., wie im Priestercodex, während der Dichter zeugen durch das Qal ausdrückt. 29 30 Aus wessen Schosse kam das Eis, Und den Reif des Himmels, wer %eugte ihn? Wie Stein verdichten sich die Wasser, Und die Flüche der Flut verfängt sich. AVenn 28 picht vorherginge, würde wohl jeder "b) in v. 29*^ mit zeugen übersetzen. In v. 30 haben Meex u. a. die beiden Verben miteinander vertauscht, um für K^n den Begriff verbergen festhalten zu können, aber dann sollte auch ^iS beseitigt werden; Bickell hat

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<laher diese Änderung mit Recht wieder aufgegeben; «2n ist mit Hitziü u. a. für eine Nel)enlbnn von KOn zu halten, wenn man nicht IKljnn^. schreiben will. Der Vierzeiler ist Caj). 37 9 t'. nachgeahmt, nur dass der Verf. des El ihn besser Bescheid zu wissen glaubt als der Dichter. Huddk belehrt uns freilich, dass man das nicht erwähnen dürfe, das sei Philisterei. (i lücklich, Aver sich die böse Kritik vom Halse schatten kann mit dem Satz: was mach' ich mir daraus? Aber mir scheint, der Dichter sei kein Kind, sondern ein sehr ernsthalter Mann gewesen und habe mit diesen Kätselfragen nicht gespielt; wenn er selber diese Kätsel hätte lösen können, so hätte er sie Gott nicht in den Mund gelegt mit der Behauptung, der Mensch kr»nne sie nicht h'isen. Die vierte \'ierzahl von Tetrastichen führt nun aus. wie die Meteora „ausziehn". wirken. Den An- fang machen die Gestirne, die erhabensten unter den himndisehen PhäiKniiiuen, die d;is .lahr und seine Zeiten und auch das Wetter re^iieren. 31 32 Hiiidt'st (hl ilh' lltiiuh' ilrr l'h'jiiili'ii (hier lilscsl (Ik die Slrirlcc ilr.s Oriim':' IJissrst (tu dfii Ticrhri'is tinsiicliu zu sfincr '/j'it l inl fUlnst ilii tltc liiiriii saiiil ihren JuutH'ii? r\1i"yi2 i^t umgesetzt aus oder umzusetzen in nnayo. von "li]^, binden, umwickeln (Cap. 3136); die IMejaden werden von orientalischen Dichtern öfter mit einem Schmuck verglichen. Der Orion (nach anderen wäre ^^p3 der Kano- ])us), mit Stricken gefesselt, wird Held einer Sage gewesen sein. Was ni"rtp bedeutet, ob es mit den ni^D (II Reg. 23 5) identisch ist und ilen Tierkreis be- zeichnet (liXX) oder ob es die den beiden anderen Sternbildern benachltart<'ii Hyaden meint, ist ganz unsicher. Eitenso unsicher ist. ob in v. 32'' Dnifi <b^' lichtige Aussprache ist und nicht vielmehr DHin punktiert werden sollte: tr(»ste>t du die H-irin übei- ilire düngen? 33 IM lii'slinnnsl ilii dfui flinniH'l ilie (irsr/zr (hier Iwslrllsl du sein Amt iihcr dir Erdc'^ Erhebst du zur Wdlke kleine Stinniie, l nd fichorrht dir der Wasser srhinülY Die Satzungen des Himmels kennt bis zu einem gewissen (irade derjenige, der den Himmel so genau beobachtet, darum liest man auch hier wie v. 12 besser das Piel r>J?T.n mit dopjjeltem acc, wodurch der Stichos zugleich den folgenden conform wird. In v. 34'' stammt das schliessende \'erbum wohl aus Caj). 22 ii'': 1. nach LXX ■^jyn. Der Schein, dass der Dichter sich (»fter wr»rtlich wiederhole, entsteht nur bei mangelnder Kritik. 35 36 Sendest du die lilitze aus, dass nie

liehen u. s. w. vgl. ('aj). 37 litt", v. 36 ist schwerlich ohne Konjektur (h's Ktib 7U Stande gekommen und nicht mehr sicher zu erklären. Mit nintj?. wofür die liXX etwa njtpO liest, ist nicht viel anzufangen; meist erklärt man mnp für )>, dunkle Wolken. Delitzsch für die Nieren, keines von beiden ]tasst sonderlich gut. 'IDt^ soll der Hahn oder der Verstand oder ein Luftgebilde sein. Wäre es der Hahn als AVetterprophet, so sollte man in v. 36* etwa r"llO. Spinnen, vermuten, die sich ja auch auf die Wetterprognose verstehen sollen, aber der \'ers würde dann an dieser Stelle befremdlich sein. Wahrscheiidich sind \'or- zeicben des "Wetters (und eventuell anderer Ereignisse) gemeint, mögen es wirkliche oder vermeintliche Vorboten sein: bei 'pfe?. Erscheimuig, kömite man :in das Xordlicht als Vorzeichen iles Sturms, an Kometen. Sternschnup|ten u. Igl. denken; ninö, wollen wir. da wir doch ganz auf das Raten angewiesen >ind, mit n*B, Tünche, kombinieren und auf den Oirrusschleier deuten, der wie mit

Hi38 36 188 Hi39l

weisser, kalkiger Timclie den blauen Himmel zu überziehen pflegt und einen Umschwung des Wetters ankündigt. Demnach: Wer legte in die Feilencolkeii Weisheit Und y ah dem JSordlicht Einsicht''^ nämlich die Einsicht, immer eine gewisse Zeit vor dem Ausbruch des Unwetters zu erscheinen. Der ab- schliessende Vierzeiler spricht nun von diesem Unwetter. 37 38 Wer breitet die Wolken aus in Weisheit Und giesst die Krage des Himmels aus. Wenn das Erdreich zerfliesst z-u einem Guss, Ufid die Schollen %nsammen- kleben? Dass Gott die Wolken zählt, ist ein sonderbarer Gedanke, warum sollte er das thun? hat er nur eine bestimmte Zahl zur Verfügung, die er zu Rate halten muss? oder zählt er vor Beginn eines Eegens nach, ob er auch genug habe? L. etwa 3D% er führt sie ringsum, oder, wie oben übersetzt, ty^D". (das vielleicht mit D geschrieben war). ^''212^^: er legt sie auf die Seite, sodass sie auslaufen. 38 giebt die Wirkung des Eegens an: wer lässt da oben regnen, wenn hier unten das Erdreich zu einem Brei zerfliesst? p^lö kann hier nur den noch nicht ganz erstarrten Metallguss bedeuten und nicht den durch die Hitze eisenhart gewordenen, sondern den durch starken Regen verschlammten Boden bezeichnen sollen, da sonst für nj?^ (inf. von p?^) ein anderes Wort ge- wählt wäre (vgl. Cap, 22 16); „hart werden" kann pS^, zerfliessen, nimmermehr bedeuten. Die

Cap. 38 39—39 so ausgeführten Bilder aus der Tierwelt sind nicht ohne Vermehrung von fremder Hand vmd wohl auch nicht ohne sonstige Alterationen geblieben. Befremdend ist, dass die fleischfressenden Vögel an verschiedenen Stellen (Cap. 38 41 und Cap. 39 26 ff.) abgehandelt sein sollen, und die Verse über den Vogel Strauss (Cap. 39 13-18) sind gewiss unecht; auch in Cap. 39 1-12 dient das, was die LXX mit oder ohne Becht ausgelassen hat, nicht grade zur Verbesserung der Darstellung, andererseits ist an ein paar Stellen etwas ausgefallen. Echt ist wohl zunächst der Vierzeiler über den Löwen 39 40. Erjagst du dem Löwen Beute Und befriedigst die Gier der Junglöwen, Wenn sie sich ducken in den Schlnpfwinkeln , Im Dickicht auf der Lauer liegen ? Der Mensch würde ja lieber den Löwen ausrotten als ihm Beute geben. n2D wie sonst "^b. AVenn 41 vom Raben handelt, so gehört er, ob echt oder unecht, nach Cap. 39 26 ft'. Aber vielleicht ist AVeig|^ im Recht, wenn er vermutet, dass der Ra])e nur durch falsche Aussprache des dritten AVortes in den Zu- sammenhang gekommen sei; spricht man mit ihm ^IJ^"? aus, so wird v. 39 f. fort- gesetzt und das Suft'. von IT*;} bezieht sich auf den Löwen; dass die Junglöwen, die keineswegs mit den V'lb'' v. 41 identisch sind, dazwischen treten, ist kein Hindernis, höchstens könnte man dadurch veranlasst werden, in v. 39'' den sing. T'pS zu schreiben. Gelitten hat v. 41 ohnehin, da er nur drei Stichen hat und der dritte verbesserungsbedürftig ist. Wer schafft für den Abend sein: Jagdwild, Wenn seine Jungen zu Gott schreien, [Wenn die Junglöwen brüllen nach Raub,] Umherirren, Frass zu suchen? Den dritten Stichos habe ich aus Ps 104 21 ergänzt; nach derselben Stelle und nach LXX ist auch in v. 41'' ''hzb in tJ^ps"? zu verbessern. ^Vn\ lässt sich nicht als Prädikat zu )*'lb\ verstehen, denn die Jungen, die noch von den Alten gefüttert werden, irren nicht umher, sondern bleiben in der Höhle. Auch in 39 1 2 ist manches Auffällige. Der

Hi 39 1 189 Hi 39 lO

Anfang' des Nieizeik-rs wird am Schluss fast widtlich wiederholt, und sonder- bar ist die Frufjje, ob der Mensch die Zeit kenne, wann die Steinb()cke u. s. w. werten. Warum soll er das nicht wissen? Noch da/u weiss er ja, wie sie sich ihier Wehen enth-di^fen. Iiat er das f^esehen, so kennt er doch auch die Zeit! Zunäclist schlage ich vor, in v. 2*' Ptiyj] für PJfT zu lesen: bestimmst du die Zeit? In V. 1 ' aber ist wohl ein verstünimeltei- 8ticiic»s vom Ktib durch Konjektur erj^'änzt, denn von den Steinbr»cken. die im masc. stehen, k(»nnte der Dichter kein Gebären aussagen. N'ielleicht sind diese Wunderlichkeiten in v. 1* und 2'' der Grund, warum dieLXX beide Stichen auslässt. l'm doch der Möglichkeit Rechnung zu tiagen, dass das Ktib in v. 1^ seinen Te.xt nicht rein erfand, lese ich: nnnc^J? nj^T.n, das Verbum nach ( 'ap. 38 lu, das ( )bj. nach Deut 7 13: l.clirtrsl ihi Lii'/n'.sliisf dli' StrlHhixIa'. I hcnrnrhsf (his hrt't's.sr/i t/rr lliinlhiiirn, Ziihlsf tlio Miiinlc nh, dir sie rnlliinicln'ii sitlh'ti, l iiil fii'uNiiimtcsl ilic 'Aeil Uii es (ichiin'ii.'i? Das Abzählen der Monate bedeutet ein Vorschreiben vgl. Hes4426. Zu (h-r altertiindich vollen Snfti\foi'm vom n2r>"i"? ^- Gks.-Kaitzsch ij 91 f. WA Sic Imiii'iii iiii'ilcr, ö/1'in'ii . h'.nlltis.scn ihn' Wrlwn. Ihre Jiiiififii ircnh'n kräflifi , irrrth'ii t/ro.ss im Freien, dehn (hinni und hnnniien nicht •;•// ihnen •xiiriicii. rhh hfisst Cap. !•> 13 s})alten. dazu kann nur der Muttermund (bis ( )bi, >ein, nicht ]n^"l'?!, das ohnehin ganz unmotivirt vor dem A'erbum stände und in Wirklichkeit eine (richtige) Glosse zu DH^^Sn ist; letzteres Wort und Dn'i2 V. -1 haben, wie oft beim i)lur. fem., das Sutl". in der masc. Form, während die Glosse das korrekte fem. Sutl'. hat. Das Asyndeton hilft in v. 3 4' den Kindruck der Leichtigkeit, Sicherheit, Schnelligkeit verstärken, den die Schilderung er- zielen will. r> () Wer Hess frei (jehen den W'ildesel l nd des Oninjer Fesseln, trer loste sie':* '/.ii dessen Hans ich die Steppe machte l nd c// dessen Hof das Saltland':' i<"lD und "IIJ^ ist dasselbe Tier, das zweite Wort imr der aramäische Xanif. Die Antwort auf das AVer? ist hier nicht: Gott; der Dichter fragt: hat jemaiid schon den AV^ildesel wie einen zahmen Esel in seinem Haus gehalten und zeitweilig von der Kette gelöst und frei auf der Prärie weiden lassen, seiner Rückkehr sicher? Der Wildesel ist bekanntlich unzähndjar, auch nicht zu taugen, sondern schneller als das schnellste Pferd. Zu vhp in dem angegebenen Sinne vgl. Jes 32 20. 7 S Während der zahme Esel eine häutige Erscheinung in den lärmenden Strassen der Stadt und an die Scheltworte des Treibers ge- wöhnt ist, liebt der Wildesel die Freiheit. Der Dichter hat oft'enl»ar Sympathie tür den wilden Gesellen, vährend der Verf. der Tristicha Cap. 24 5tl'. :{0;;ft". ihn mit seinen annen Hungerleidern verglich (24 0 30 7). 8 ist mehr ein Füllsel, um die zwei Vierzeiler, die diese Tierbilder meist erhalten, zu vervcdlständigen. Für '^'^T\\ ist, wenn die Konsonanten richtig sind, wnhl 1?n^, er durchknnd- schaftet, zu lesen; ein passendes Substant. wiire freilich stilistisch schöner. Die bi'iden folgenden Vierzeiler reden vom AVildodisen. 1)10 Wird der

W ildochs dir dienen trollen Oder lar \acht an deiner Krippe stehen? liindest du ihn an sein Farchenseil. (hier etpjt er hinter dir die Thiiler? D"^. für DK"!, ist eine Antilope von der Grösse des syrischen Rindes und diesem ähnlich, von weisser Farbe, mit aufrechtstehenden langen Hiuiiern. auch bei den Assyrem als Jagdwild oft genannt (s. Wetzstels' bei Deutzsch2). Xoy fJ^J^ sollte man

Hi39l0 190 . Hi39l7

b erwarten. lu v. 10-' ist die Wiederliolimg von' D'^"l im M. T. Zeichen einer Textkorruption; LXX hat es nicht und liest "weiter lobri Pi^Vl (nur dass sie nbri frei mit CuY°^ wiedergiebt), was unzweifelhaft richtig ist; vorher kann man ^üHB^Iprirj schreiben. Aus v. 10'^ ist zu schliessen, dass der Bauer beim Eggen neben dem Rinde geht, sodass die Egge hinter ihm ist. 11 12 Baust du auf ihn, weil seine Kraft gross ist, Und vertraust ihm deine Arbeit an? Glaubst dt( ihm, dass er wiederkommt Und deine Saat auf die Tenne sammelt? Dlj; ähnlich wie zu Cap. 17 1 angenommen: überlassen. J^^l'^. ist die (Feld-) Arbeit mitsamt ihrem Risiko: wollte der Bauer es bei beiden auf den Wildochsen an- kommen lassen, so würde es ihm übel gehen. In v, 12^ ist das Ktib '2,'W\ richtig, hingegen muss '^f\ das T des folgenden Wortes bekommen und zu v. 12'^ ge- zogen werden, wo Hili zu lesen ist. Würde man den Wildochsen ausschicken, um die Saat, d. h. was aus der Saat erwachsen ist, zur Tenne zu tragen, er würde nicht wiederkommen, sondern davonlaufen. Der Abschnitt über den Vogel Strauss v. 13—18 wird von Hatch und Bickell mit Hecht gestrichen. Dass er in der LXX fehlt, kann nicht auf irgendwelchen Schwierigkeiten oder Anstössen beruhen, sondern nur auf seiner Unechtheit. Für diese spricht schon die äussere Form, die auf den Plan aller dieser Schilderungen gar keine Rück- sicht nimmt, ferner die Nennung Gottes in der 3. pers. v. 17, endlich die Un- geschicktheit, mit der v. 18 das Ross erwähnt wird, und die manirierte Aus- drucksweise in V. 13. Übrigens sollte man den Abschnitt hinter v. 25 oder 30 erwarten. 13 Der Flügel der Straussen ist verkehrt Oder ist's eine fromme Schwinge und Feder? Für D''3i'i ist doch wohl mit Hoffmann nach Thr4 3 D'^iJi!'; zu schreiben. Mit Tich'^^ ist nichts anzufangen; ein Niph. kommt von obj; so wenig vor wie von ibj^ oder ^7)1 oder anderen intransit. Synonyma, kann auch "wohl kaum vorkommen, und was sollte das Fröhlichsein auch im Zusammen- hang bedeuten? Mit Rücksicht auf v. 13'^ lese ich np'^J (part. Niph. von vh), dann kann D^? seine gewöhnliche Bedeutung behalten. Ob riTpn auf den Storch anspielen soll, der besser für seine Jungen sorgt, bleibe dahingestellt; jeden- falls macht die Änderung 'n iTinN: ist es ein Storchenflügel? den schon so wie so gezierten Ausdruck noch geschmackloser (gegen Budde, der übrigens den Abschnitt nicht dadurch diskreditieren will, sondern ihn für echt hält). 14 schliesst sich jetzt ungezwungen an: Denn sie (die Straussenschwinge) ilber- lässt u. s. w. Man kann nicht recht erkennen, ob dem Strauss vorgeworfen wird, dass er kein ordentliches Xest macht oder dass er der Sonne das Ge- schäft des Brütens überlässt; in letzterem Fall müsste DSniil heissen: ei" lässt sie ausbrüten. In jedem Fall laufen 15 die Eier Gefahr, von dem Fuss (wessen Fuss '?) zerdrückt, von dem Wild des Feldes ausgetreten zu werden. Das Suff, im sing. fem. für einen sachlichen plur. nach Ges.-Kautzsch^^ g 145 k. 16 Hart behandelt sie ihre Jungen für ihr fremd, Fruchtlos ihre Mühe keine "f^ Furcht! Lies nn^B^Jpri mis^ Hitzig und Siegeeied. Der zweite Satz ist sprich- wortmässig verkürzt für: dass ihre Mühe fruchtlos war, ängstet sie nicht; der Dichter spricht nicht so abgebrochen. Selbstverständlich sind „ihre Jungen" nicht ihre Eier. 17 Denn Eloah Hess sie die Weisheit vergessen Und gab

ihr keinen Anteil an der Einsicht. Das soll nachBuDDE eine Ironisierung von

Hi39l7 im Hi39 24

Cap. 28 28 sein. Der unglückliche Dichter! Nein, :il)er diese Äusserung ist eine Ironisierung des Komraentarschreibens. pbn mit 2, wie ^D«, Ktoi u. s. w. mit partitiver Bedeutung (Cap. 7 13 2125). Eigentlich jjusst das Bild V(in v. 17'' nicht zu dem von v. 17'. Das letzte Distichon IS ist nur ganz lose ungcjiängt und steht mit dem Übrigen nur durch das geraeinsanje Subjekt in Verbindung. ////• Zcif , wo s/c im Lauf dahin poilsrht. Lacht sie ih's Hasses and seincx HcHcrs. Tiies nj^3 tils stat. constr. zu dem tolgenden Sätzchen. Mit (hin \'(ir- schlage. V''""?? *iir ^'^^ unverstiindliche Dlisa zu schreiben, ist mir Hitzig schon zuvorgekommen. Wunarr will nnb «ä: wenn die Hogenschützen kommen, aber der Strauss läuft durchaus niciit immer davon, wenn die .Jäger kommen, auch bihlet nj;3 dazu keine gute Einleitung (statt «b3). l'berhaupt brauchen Ross und Reiter nicht grade als Verfolger gedacht zu sein. K^IDH scheint das ))eitschende Flügelschlagen zu ])ezeichnen, das zur Schnelligkeit des Tieres wesentlich beiträgt; pn^ gebraucht gleich hinterher (v. 22) der Dichter vom Rosse. Während den übrigen Tieren je zwei Vierzeiler gewidmet sind, er- hält das Ross vier. \\\ 20 (iichsl da dcai Hoss dir Stärkt'; Das hehre srhreehe/idr Schnauben? liehleidest du seinen .\aelien mit der Mähne, Lassest es springen wie die lleusch reche? v. 20'' gehört hinter v. 19', wenn man nicht etwa 11713 (oder lini) schreiben will, was auch noch keine schime \'erbindung ergäbe; 1. ferner mit Bickell: nS'S Hini (.Ter 8 16), da sich sonst der Stichos ganz au» der Konstruktion ablöst: die Hoheit seines Schnaubens ist Schrecken (oder gar: Hoheit ist sein Schnauben, Schrecken). Zu lin vgl. des 30 so. Die Be- deutung Mähne für nDj;"!, jetzt ziemlich allgemein angenommen, ist unsicher und blos aus dem Zusammenhang erschlossen; vielleicht schrieb der Dicliter nDJpi Hes 17 3: mit farbigen Fransen. 21 22 Es scharrt im Thal und wiehert. Mit Kraft zieht's aus gegen die Hüstung, Es lacht der Eurcht und erschrickt nicht lud kehrt nicht um vordem Schwert. L. 1En\ 'O'^'ü) in dem gewidmlichen Sinne sich freuen wäre nichtssagend; vielleicht hat der Dichter es für ^TVi ge- braucht, das ja auch jubeln bedeutet. Jedenfalls gehört nb3 nicht zu tytT. sondern zu NS^, das eine Näiierbestimmung dieser Art nicht entbehren kann (so auch LXX). 23 24 (bis ]^pS') I her ihm rasselt der Köcher, Die Schneide des Speers und der \\ itrfspiess. Mit Hrausen und Tosen schlürft's den Hoden I nd wendet sich nicht rechts [noch links]. Mit Recht hat das Ktib lieber ein \'erb njl statuiert, als das n von iliin als Art. vor das folgende Wort gesetzt. 2r\h bedeutet Jdc 3 22 die Dolchklinge, hier wohl die breite Eisenspitze des Yatagans; in der Aufregung des Anreitens schlagen die Eisenspitzen der Reiter an einander. Den Boden schlürfen für: ihn im gestreckten Galopp hinter sich lassen, ist ein ])rächtiger Ausdruck, der übrigens auch bei anderen \'<"»lkern ähnlich vorkommt. Der letzte Stichos scheint verstümmelt zu sein. ]'PK' übersetzin manche: es hält Stand, aber man begreift nicht recht, wie das herauskommen soll. Stände das Qal da, so nnkhte es heissen können: sicher, zuverlässig sein, der Sinn wäre also: es geht durch. Aber diese Deutung ist zweifelhafter Art . und besser würde man, um diesen Sinn zu erzielen, mit BiCKKLL yiß^. schreiben. Allein wenn eben vorher das Rennen des Bosses ge- schildert ist. so kaini hier nicht wohl gesagt sein: es lässt sich beim Ertönen

Hi 39 24 192 Hi 39 30

der Trompete nicht zurückhalten; mindestens sollten dann beide Stichen den Platz wechseln. Da auf jeden Fall in v. 24f. etwas ausgefallen ist, so schreibe ich: yi2i^l i^b], es macht nicht rechts, und vermute, dass dahinter ein ^"'t^p^i; ifh], und macht nicht links, ausgefallen ist. Dieser Satz steht jedenfalls im Einklang mit der gesamten Schilderung: das Eoss, das auf den Feind losstürzt, bricht nicht im Schrecken vor den feindlichen Waffen seitwärts aus. Auch der letzte A^ierzeiler 24*^ 25 ist nicht intakt erhalten. Die beiden Erwähnungen des Kriegshorns folgen so unmittelbar aufeinander, dass man geneigt sein könnte, sie für Varianten zu halten; und das Zeugma: es riecht den Kampf und den Ruf u. s. w. ist so abscheulich, dass nur Budde es dem Dichter „nachempfinden" kann. Den ersten Anstoss kann man am leichtesten heben, wenn man annimmt, dass der erste Stichos dieses Vierzeilers, ebenso wie der letzte des vorhergehen- den • am Ende verstümmelt und etwa ein Verb wie iVü oder TJ^I'^., fährt es auf, ausgefallen ist; ausserdem ist möglicherweise eins von den beiden "IDÜ' falsch, zumal da sie beide verschieden geschrieben sind, und für das erstere ein part. wie "lölti^, Wachtposten (Jdc 7 19), zu schreiben. In v. 25'^ hat für nn;^ DJ^I die LXX ^T)'^ gelesen, was sie im Anfang von v. 24 nicht hat; da DJ^I, Donner, ohnehin nicht passt, kann man D''"!B' j;"!3 schreiben (zu yr\ vgl. Cap. 36 33) und dadurch jenes Zeugma beseitigen. Demnach: Wenn der Wachtposten ruft, f'ährts auf, So oft das Hörn tönt, sprichts: hui! Und von Ferne witterts den Kampf Beim Schlachtruf der Führer und Kriegsgeschrei, d. h. wenn das Kriegsgeschrei ertönt, wittert es den bevorstehenden Kampf; J^^Si ebenso wie vorhin H?- Die ßeihe der Tierschilderungen beschliesst ein Bild aus der

Vogelwelt, das wieder nur zwei Tetrastiche enthält. 26—28 Hebt durch

deine Einsicht der Habicht die Schwinge, Breitet aus seine Flügel dem Süd- icind? Oder setzt er auf dein Wort sein Nest hoch Und nächtigt auf dem Zahn des Felsen? jO'^ri'p nicht: nach Süden hin, sondern in, gegen den (starken) Südwind, ihm trotzend. In v. 27 ist "l^i n^2r von Bickell als Citat aus Jer 49 16 erkannt; beseitigt man es, so ergiebt sich weiter, dass "'S zwischen '[''Bund D"*T durch Dittographie entstanden ist. Ferner stammt auch v. 28 pi'p\ y^D aus Jer 49 16 und soll den folgenden Satz erklären, in dem das ybo noch ein- mal vorkommt. Das Hith2)al. )i1^ni nur noch Ps. 91 1. Zu dem letzten Vier- zeiler 29 30 gehört noch das letzte Wort von v. 28: Den Fang erspäht er von dort aas. Den weither erblicken seine Äugen, Seine Jungen schlürfen Blut, Und wo Erschlagene sind, da ist er. ITlIiJö ist schon von einem alten Leser in dem Sinne Burg genommen und hat ihn zur Einsetzung eines neuen 01)jekts h'2'^ veranlasst, aber schon das Versmass verlangt seine Abtrennung von v. 28''. Für 1J?'?J^'', ist, da eine AVurzel v'?J^ höchstens im Aramäischen durch Er- weichung eines '^ in V entstehen könnte, mit den meisten Neueren wohl l^'pV^I zu lesen als Pilp. von J^l*? (vergl. VJ^b).

Welchen Eindruck rufen nun also diese Naturbilder hervor, welche Anschauung von Gott, "Welt und Mensclien vertritt der Dichter? Die, dass Gott die Welt nicht so g'e- schaffen hat, als ob sie blos des Menschen wegen da sein solle. Der Mensch war nicht von Anfang an da, er versteht nicht blos die Einrichtung der Welt im Grossen nicht, sondern nicht einmal die einfachsten Vorgänge in der utiorganischen AVeit; die Tierwelt

Hi 39 30 193 Hi 40 l

führt zum grössten Teil ein ganz selbständiges Dasein, ohne alle Beziehung auf den Nutzen des Menschen, und selbst da, wo der Mensch sich die Kräfte eines Tieres hat dienstbar machen können, muss er zugestehen, dass es nicht sein Vei-dienst ist, wenn das Tier diese oder jene nützliehen oder anziehenden Eigenschaften besitzt. Ist also der Mensch keines- wegs der ^Mittelpunkt der Welt, so wäre es eine thüriehte Anmassung von ihm, zu ver- langen, dass die Welt nach seinen Bedürfnissen und Meinungen verwaltet werden soll. Diese Ansichten stehen im Einklang mit der allerältesten und der allerneuesten Welt- anschauung, mit der allerneuesten, die nicht einmal die Erde mehr, geschweigo eines ihrer Lebewesen, für das zweckbestimmende Centrum der Welt ansieht, mit der allerältesten, die den gi-össten Teil der Welt und ihrer sichtbaren und unsichtbaren Lebewesen als Grössen behandelt, die dem Menschen ganz fremd, gleichgültig oder gar feindlich gegen- überstehen. Dagegen treten sie in sehneidenden Widerspruch zu der Meinung der älteren Kultur, die auch im AT (z. B. (Ten2 4''rt'. ; 1 26fV. ; Ps 8 u. s. w.) vorherrscht, dass der Mensch der König der Welt und diese für seine Zwecke eingerichtet sei, dass die Tiere selbst in ihrem Charakter sich nach ihm richten, fromm sind, wenn er es ist, und ausarten, wenn er ^*8chlecht wird (.Tes 11 6-8)., Diese Meinung war der erste, nicht vom Standpunkt der unbe- fangenen Beobachtung der Wirklichkeit, sondern vom religiösen Standpunkt aus gewagte Ver- such, die AVeit zu begreifen; sie führte solange zu befriedigenden Resultaten, als man die Welt für gut halten, an eine gerechte Weltregierung und Vergeltung glauben, als man wesentlich Optimist sein konnte. Aber sie musste sofort zu Konflikten und Zweifeln führen, sobald man das Übel in der Welt nicht mehr in theologischer Weise aus der Sünde allein ab- leiten konnte; sie führte zum buddliistischen oder modernen Pessimismus, wenn man fort- fuhr, den Menschen als das Mass aller Dinge zu betrachten, aber von einer entscheidenden Beteiligung einer Gottheit an der Einrichtung und Verwaltung der Welt absah; und sie führte und führt zu dem qualvollsten inneren Konflikt, wenn man Gottes unmittelbare Einwirkung auf den AVeltlauf festhält, wie unser Dichter. Dieser schaft't sich nun Luft, indem er darauf verzichtet, den ^lenschen als das Mass und den Mittelpunkt aller Dinge anzusehen. Dass er damit ein völlig genügendes Ergebnis erzielt, kann man nicht zu- geben; man dürfte ihm einwenden, dass, unbeschadet der sonstigen Selbständigkeit der AVeit, innerhalb der moralischen AA^'elt eine Ordnung und eine ausgleichende Thätig- keit Gottes zu erkennen sein sollte, die dem entspräche, was Gott selber vom Menschen fordert. Nur dann hätte er eine bessere Lösung seines Problems wenigstens vorbereiten können, wenn er Recht und Gerechtigkeit, Unschuld, Gottlosigkeit, ja den Menschen selber nicht als fertige, absolute Begriffe, sondern als der Entwickelung unterworfene Grössen erkannt hätte, die der menschliche A'erstand nur schwach zu beleuchten und stets nur in einem einseitigen Licht aufzufangen vermag, deren vollkommene Erfassung er daher erst von der Zukunft erwarten sollte. Dann hätte er vielleicht erkannt, dass Gewaltthat, Unterdrückung des Schwachen durch den Starken, „Gottlosigkeit" nicht blos einfach schlecht und durch göttliche Repressivmassregeln sofort zu unterdrücken seien (Cap. 21), sondern innerhalb der menschlichen Entwickelung eine nicht nur psychologisch berechtigte Rolle zu spielen haben und dass das physische Übel nicht minder einen ethischen AVert besitze als das physische AVohlergehen. Freilich hätte er wohl, wenn er seine moralische Ungeduld durch eine solche ethische Zukunftshoffnung gezügelt hätte, auch der pro- phetischen Eschatologie sich wieder nähern müssen, die auf das Interim des gegenwärtigen physisch und moralisch unvollkommenen Entwickelungsstadiums den vollkommenen Ab- schluss erwarten lehrt. Da er diese verschmäht, ist er genötigt, auszuweichen und sich in der grossen herrlichen Natur ein Gebiet zu suchen, wo menschliche Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit, menschliche Bedürfnisse und Beschwerden nichts zu schaffen haben und . schweigen müssen („die AVeit ist vollkommen überall, wo der Mensch nicht hinkommt mit /' seiner Qual"'). Er hat übrigens ein religiöses Recht zu dieser Flucht aus dem Leben der Menschen in die Natur, denn diese ist Gottes AV^erk und spiegelt sein unmittelbares AValten überall wieder.

Cap. 40 1-14 und Cap. 42 i-6 geben die Schlussreden Gottes und Hiobs

Kurzer HC zum AT XVI 13

Hi 40 1 194 Hi 40 12

und damit das letzte Wort unseres Dichters. Die jetzige Trennung beider Ab- schnitte und zugleich die Umstellung einiger Verse scheinen dem Verf. der beiden Dichtungen über das Nilpferd und das Krokodil Cap. 40 15—41 26 zur Last zu fallen. Ursprünglich müssen, wie Bickell erkannt hat, Cap. 40 8-i4 hinter Cap, 40 2 gestanden haben. Da aber der Verf. jener beiden Tierbilder den Nachweis der menschlichen Ohnmacht führen wollte, so fand er es passend, seiner Dichtung den Satz Gottes Cap. 40 1 4: wenn du so stark bist, will ich dich loben, vorhergehen und den Satz Hiobs Cap. 42 2 : ich weiss, dass du alles kannst, nachfolgen zu lassen. So versetzte er denn Cap. 40 3-5 aus ihrer natürlichen Stelle hinter CajD. 40 8-u vor diesen Abschnitt und erhielt somit aus Cap. 40 2-5 einen kleinen Dialog zwischen Jahwe und Hiob und sodann aus Cap. 40 8-i4 (denen er in v. 6 7 ein paar entlehnte Verse als Eingang vorsetzte) eine neue Gottesrede, die als Einleitung seiner Dichtung dienen konnte, während der Rest der "Worte Hiobs Cap. 42 2-6 einen passenden Schluss abgaben. Wir stellen die ursprüngliche Ordnung Cap. 40 2. s-u. 3-5 (Cap. 42 2-6) wieder her. 1 ist vom Interpolator hinzugesetzt, um den kleinen Dialog v. 2—3 auf eigene Füsse zu stellen, fehlt in LXX und ist zu streichen. Den ersten Vierzeiler bildet 28: Will streiten mit dem Allmächtigen de?' Tadler, De?' A?ikläger Eloahs es bea?itwo?'ten ? Ja, irillst du ??iein Recht re?'uichte?i, Mich verdammen, da?nit du Recht behältst? Dass die beiden Verse zusammengehören, zeigt Form und Inhalt. 3T Inf. abs. für ein Impf. (Ges.-Kautzsch26 § 113 ee). Das Suff, von naiX?;^ bezieht sich auf die Fragen in Cap. 38 39: nur wer jene Fragen genügend beantworten könnte, hätte das Recht, Gottes Weltleitung zu kriti- sieren. Wer es nicht kann, dennoch aber Gott tadelt, der beseitigt Gottes „Recht", erklärt ihn für schuldig, thut also das, was nach Hiobs Meinung Gott ihm angethan haben sollte. Hiob ist viel zu voreilig gewesen in seinem Urteil; wenn er sich für unschuldig hält, so sollte er auch Gott dafür halten, dessen „Recht" doch gewiss nicht weniger wichtig ist als sein eigenes. Die Geduld und Entsagung, die damit vom Urteil des Menschen gefordert wird, nimmt denn Hiob auch in seiner Antwort willig auf sich. 9 10 Ist Hiob stark wie Gott, will er wie Gott laut donnern? Er soll sich doch in Gottes Majestät kleiden! Ein Tadler Gottes geberdet sich wie ein Gott im Kleinen, aber es ist dem Hiob in Cap. 38 f. nachgewiesen, dass er nicht der König in der Schöpfung ist, für den sich der Mensch so gern hält. Diese Sätze haben in der That nach Cap. 38 f. einen anderen Sinn, als wenn etwa die Freunde oder Elihu aus der Macht Gottes seine Gerechtigkeit folgern. Denn sie halten an der Theorie fest, dass es in der moralischen Welt streng nach dem Gesetz der gerechten Vergeltung zugehe, hier dagegen wird, selbstverständlich, davon gar nicht gesprochen, hingegen dem Bhck des Menschen ein Aveites dunkles Feld des göttlichen Wirkens gezeigt, das über die engen Verhältnisse gottmensch- licher Wechselbeziehungen unendlich hinausreicht und dem Menschen ein be- scheidenes Zurücktreten vor Gott und seinem Thun aufnötigt, "plp!! Dj;"iri wie sonst "Plpa ]ni 11 12 Strea' aus die Wallungen dei?ies Zo?'ns Und alles

Stolze e?'niedrige, Gewahrst du Hochmut, knicke ihn ind stürze die Frevler avf der Stelle! y.W' und 12^ haben im M. T., offenbar infolge eines Versehens,

1114012 195 Hi 4<J 15

denselben Anfang, während LXX etwas Abwechselung hat. Ich habe in v. 11'' das riKI, in v. 12' das "^3 getilgt und ^2l für das zweite HK? geschrieben, natürlich nur aufs Geratewohl (LXX hat auch das zweite nK"| nicht), DPnPl wörtlich: an ihrer Stelle, d.h. auf der Stelle, ohne ihnen Zeit zu lassen, sich erst zu verkriechen. Gegen Hii)l)s Ungeduld gerichtet, der sofortige Bestrafung der Gottlosen verlangt, wenn er an (jiottes Weltregieruiig glauben sidl. G(»tt, der die reissenden Tiere nicht blos gewähren lässt, sondern ihnen Beute giebt, kann nicht wohl augenblickliehen Zorneswallungen gegen die Wütriche unter den Menschen nachgeben; und die l'berniütigen. die Hicdj Gap. 21 15 schilderte, schleunigst zu beugen ktuinte iliiii nur dann ein dringendes Bedürfnis s<'in, wenn er ein solcher Kleiid<t"»nig wäre, wie Hiob einer si-in würde, ^"in nur hier; wer daran Anstoss niniint, kr»inite etwa '")'in lesen. 13 14 Hiob sdll sie alle- samt, fährt .lahwe mit leisem Spott fort, in der Erde verscharren und ihre Ge- sichter, d.h. den ihm widerwärtigen Anblick, //// Vr/Mfrc/,- <'///s</t//('M.st'N. Dieser Ausdruck geht wohl nicht auf die l'nterwelt, wie allerdings der Verf. des lUiches Henoch (Cap. 14 0) anzunehmen scheint, denn der Dichter verrät nirgends eine Neigung für die und eine Bekanntschaft mit den späteren Sjx'ku- lationen über das Jenseits, sondern will besagen. Hi(d) soll die Leute, die er bestraft wissen will, an irgt'iul einen Ort verbannen, wo sie nicht gesehen worden, wie es David mit seinen beschimpften Gesandten that (llSam 10 5). V. 14: So irolllc auch ich dich lohen, Diiaa deine Hechte dir Sieg r er leiht: Du iiast so viel Sorge um mein Weltregiment, du würdest es gewiss besser auf- recht erhalten, denn du würdest jeden sofort niederschlagen, der dir irgendwie gefährlich erschiene oder durch Hochmut sich dir missliebig machte. Der Mensch würde, wenn er Gottes ^Nlacht hätte, in seinem Eifer für die Gerechtig- keit und für die eigene Ehre zum Tyrannen werden, Gott ist gerade wegen seiner echten Überlegenheit langmütig, sein scheinbarer Gleichmut also kein Beweis für einen Mangel an ßechtssinn.

Mit diesen Sätzen ist das Ausbleiben der Strafe für die „Gottlosen" cinigermassen be- friedigend erklärt; man wird durch sie an das Büchlein vom Propheten .Jona erinnert, das sich ja freilich das Problem durch die Bekehrung der Bösen wesentlich erleichtert. Hingegen bleibt der Dichter die Antwort schuldig auf die Frage, warum z. B. der fromme Hiob am Aussatz zu Cirunde gehen muss, und man sifht auch keinen ^i^*^, auf dorn er hii'rfür eine Lösung gefunden haben könnte. Indesseu ist nicht zu leugnen, dass jene trstere Frage für die Zeit des Dichters, wo das Unrecht allenthalben zu triumphieren schien, überhaupt für ein lebendigeres Gerechtigkeitsgefühl bei weitem dringlicher, pein- licher und für das Festhalten an der Religion wichtiger war. Die israelitische Hcligion legt in ihren besten Vertretern den Accent immer auf Gottes "Walten in der Geschichte, viel weniger auf seine Fürsorge für das Wohlergehen des Individuums, das sich in seinen kleinen Alltagsnöten seit Alters eher an die „Heiligen" (Cap. 5 1) wandte; unwillkürlich hat sich doch der Dichter in diesen Gottesreden mehr diesem grossen Zuge seiner Religion hingegeben.

Cap. 40 15—41 26 enthält zwei Dichtungen eines fremden Autors, näm- lich 1. die Beschreibung des Nilpferdes Cai). 40 ii-24. 41 i-4. 2. die Beschreibung dos Krokodils Ca]). 40 25-32. 415-26. Beide Dichtungen wollen, auf (irimd einer ganz oberflächlichen Auffassung von Ca]). 40 s-u, die Ohnmacht des Menschen nachweisen und thun dies in langen schwülstigen Schilderungen,

13*

Hi40l5 196 Hi40 2l

die in ihren Übertreibungen nicht einmal wahr sind; die zwei Vierzeiler des Dichters über den Wildesel sind mehr wert als diese einundzwanzig, die frei- lich den späteren Juden so sehr imponiert haben, dass sie mythische Un- geheuer aus den beiden Niltieren machten. Wenn den Juden jetzt noch ab und an ein Ausleger darin folgt, so ist das wenigstens ein indirekter Beweis dafür, dass diese Dichtungen von der Natürlichkeit und dem Wirklichkeitssinn des Dichters Hiobs nicht viel verraten.

Cap. 4015-34 41 1-4: Das Nilpferd oder, wie man eigentlich besser sagen würde, der Nilochs. 15 16 Sieh doch das Nilpferd bei dir, Gras frisst es wie das Rind, Sieh doch seine Kraft in seinen Lenden Und seine Stärke in seinen Bauchmuskeln, ninna, scheinbar eine Abstraktbildung auf 6t, ist, wie man seit Jablonskt und Scholz allgemein annimmt, Nachbildung eines mut- masslichen volkstümlichen Namens des Tieres bei den Ägyptern: p-ehe-mau, Wasserochs (vergl. zu Cap. 3 14). ^TfVi'^^ "la^« fehlt in LXX und ist auszustossen, weil es mit dem folgenden "^öj^ den lächerlichen Satz ergeben Avürde: den ich gleich dir gemacht habe, während '^?2j; darauf hinweisen soll, dass der Leser das Tier in seiner Nähe und also an ihm ein leicht zugängliches Lehrmittel hat. Schon die erste Aussage, dass das Tier Gras frisst, verheisst eine sehr weitläufige Beschreibung. D"*1."'l!i^ nur hier vgl. "l'^, Nabelstrang, und rri^l^^, Kette. 17 18 Seinen Schiüan% (der nur reichlich eine halbe Elle lang,

unbehaart, wie ein Knochen ist) hält es steif wie eine Ceder, Die Sehnen seiner Schenkel sind verflochten, sehen aus wie Taue, f'sn;;, nns (dual), ^yp\ nur hier. Seine Knochen sind Röhren von Erz-, Deine Gebeine wie ei?ie Stange von Eisen. ^''^Ö, a-ir. Xey., aram. ^üö, von der Wurzel mt, (Eisen) strecken. 19 20 Das ist das erste der Werke Gottes, Das gemacht ist %um Herrscher seiner Genossen; Denn den Ertrag der Berge nimmt es sich Und alles Wild des Feldes %ermalmt es. Dass behemot zuerst von allen Landtieren geschaffen und darum das vornehmste sei, ist wohl aus (3-en 1 24 abgeleitet. ^IS'OI'H ist aus Prv8 22 entlehnt, der Yerf. liebt solche Elittern (vgl. 41 lo). v. 19'^ würde im M.T. lauten: der es machte, nähert sein Schwert. LXX übersetzt ein pnb^'p it^j; D\1'*?S 13: gemacht, damit die Engel mit ihm spielen. Indem ich U"in mit GiESEBRECHT in YOn umsetzc und ti'Ji für "^^1 lese, sowie ^it^J^n (part. für "»it^j;) nach LXX, erhalte ich die natürliche Parallele zu v. 19^: das vornehmste Tier ist der Herrscher über die anderen. Daran schliesst sich v. 20 mit seinem "'S ungezwungen an, zumal wenn man den sing. «U>"| sclireibt (LXX hat N'^i): dass es der Herrscher ist, zeigt sich daran, dass es für sich den Ertrag der Berge nimmt, obwohl es ein Wassertier ist. Der Yerf. muss Avegen der Erwähnung der Berge, aus denen die Rabbinen durch Kombination dieser Stelle mit Ps 50 10 tausend Berge zu machen pflegen, am oberen Nil gelebt haben. Li V. 20'' hat der M.T. den unsinnigen Satz: alle Tiere des Feldes spielen dort warum spielen die wilden Tiere des Feldes auf den Bergen? Feld und Berg ist doch nicht einerlei. Und warum wird ihr Si)ielen überhaupt erwähnt? Lies [>T\\^\ und ziehe U^\ zuv. 21: die Herrschaft des behemot erhellt auch daraus, dass er die Löwen u. s. w. zermalmt. 21 22 Dort (nämlich auf dem

Felde) schläfts unter Lotusbüschen, Im Versteck ron Rohr und Sumpf,

31140 22 197 Hi4l2

Und das Dickicht der Dornbüsche ist sein Schallen, Die Weiden des Haches Hinziehen es. v. 22=^ hat manches Autfällige, die Lotosbüsche, die schon V. 21* genannt waren, sollen das Nilpferd als sein »Schatten bedrcken oder eiidiegen; der Stiches ist otlenhar durch Konjektur zu Stande gekommen. Ich schlage vor: D'S'l^fyi ^D^; der genannte Strauch oder dornige Baum ist dem Lotusstrauch nahe verwandt und wird von arabischen t'bersetzeni in Jos 7 19; 45 i.j mit demselben Ausdruck (sidr) bezeichnet vgl, GeseniüS zu Jes 7 19. 23 24 Wenn ein Strom heranstärzt, /lächtet's nicht, Jileiht

ruhig, trenn ein Slurzhach heriorl/richl : Wer trollte es greifen in seine Augen, Mit Strichen seine .Vase durchbohren? "IHi und jlT bedeuten in der Haui)tsache dassell)e, nämlich Wasserfluten, die das auf dem Felde schlafende Nilpferd in Folge eines Gewitters oder des tropischen Winterregens über- raschen; ]"=]!T konnte der Verf. deswegen als Appellativ gebrauchen, weil es selbst als Bezeichnung des palästinensischen Flusses den Artikel beibehält, also immer noch als Appell, gefühlt wird. Auf den Nil haben beide Wörter keinen Bezug, denn wenn das Tier im Nil schwimmt, könnten ihm höchstens dessen Katarakte und Strudel lästig werden, von denen ja aber nicht die Rede ist. Von zweifelhafter Richtigkeit ist päVI, das sonst immer transit. vergewal- tigen, betrügen u. s. w. bedeutet. Wie man aber dafür schreiben kann: V[>}^\ der Strom, nändich der Nil. fällt, das ist mir unbegreiflich; wenn der Nil, wie alljährlich geschieht, langsam fällt, warum soll dann das Nilpferd eilig davon flüchten, und wohin? Oben ist p^) angenommen ('vgl. \>'\'ä): der Bergstrom stürzt sich Avie ein wildes Tier (Prv 28 15) auf das schlafende Nilpferd. Das letzte Wort von v. 23 in^S, dem wohl erst spätere Hand das ^K vorgesetzt hat, gehört als \^'\7[ ^p (41 2) zu v. 24': wenn das Tier selbst vor einem Wildwasser nicht davon läuft, wer wagt es dann in die Augen zu greifen und seine Nase mit Stricken zu durchbohren? Der Gritf in die Augen mag bei kleinerem Jagdwild gebräuchlich gewesen sein, ein Grift'in die Zähne (Whk;ht, Budde: V3U^ für Vyj^) wäre eine sonderbare Thorheit. L. 1£N entsprechend dem Vrj;; das vorhergehende Verbum sollte wohl Fiel 3j?y sein. Dass hiermit das Ge- dicht zu Ende sei, ist nicht wahrscheinlich. Ich halte Cap. 41 1-4 um so lieber für den vermissten Schluss, als dieser Abschnitt an seiner jetzigen Stelle nicht ])asst, wie die kritischeren Exegeten sämtlich auf die eine oder andere Weise erkannt haben (Meex, Bickell, Chetne, Hoffmaxx, Siegekied;. 41 la: Siehe, seine llo/J'nung trürde Lügen gestraft sein. Schon bei seinem An- hlick trürde er hingestreckt.' Aiemand ist so kühn, dass er es aufjagte, ind trer trird cor ihm Stand halfen? AVie man nachher aus v. 4 sieht, stellt sich der Verf. vor, es rüste sich jemand mit allerlei Apparaten aus und hoffe, das kolossale Tier gefangen zu nehmen (um es zur Schau zu stellen, wie es 58 a. Chi-, thatsächlich in Rom geschah, wo zum ersten Mal Nilpferd mid Krokodil im Cirkus gezeigt wurden; s. Fkiedläxdee, Darstellungen a. d. Sittengesch. Roms, 1874, Bd. 2, S. 368); er ist aber überzeugt, dass ein solcher Wagehals schlechte Geschäfte machen würde. In v. 1'' streiche das H vor d:i als aus Dittographie hervorgegangen. In v. 2^^ ist das Ktib ^^yv.] richtig; das Tier wird nach 4021-24 noch immer als schlafend oder halb im Schlafe vorgestellt; in v. 2** L

Hi 41 3 198 Hi40 3l

ViD^. 3 4 We?' träte ihm entgegen und blieb unversehrt? Unter dem ganzen Himmel keiner! Nicht würde er erneuern seine Prahlereien Und das Wort ron Kräften und seiner praktischen Ausrüstung. Da das Hiph.

von D1j5 nur Arnos 9 lo vorkommt und auch da zweifelhaft ist, ausserdem das impf, stehen sollte, so lese ich 13ö'^J5';; das folgende Wort ist Db!i'*T auszusprechen. In V. 3'' lies ih für "h, das bei keiner Deutung einen Sinn giebt. v. 4^^ heisst im M. T.: ich schweige sein Geschwätz! 1. vielmehr ^"^JV:'- er wird nicht zum zweiten Mal prahlen, nachdem er es einmal versucht hat, das Nilpferd zu fangen, nnuil steht im plur., weil eine solche Jagd von einer grossen Zahl von Jägern unternommen wird. 13"1J^ steht in seiner nächstliegenden Bedeutung Ausrüstung (vgl. Rieht. 17 lo), gemeint sind Stricke, Netze u. dergl. ]^n ist ein ganz unbekanntes und unbestimmbares Wort, 1. ]in, das in seiner aram. Be- deutung Leichtigkeit, Bequemlichkeit, Reichlichkeit, daneben Yernünftigkeit hier sehr gut passt: der Jagdheld rühmt seine praktische und comfortable Ausrüstung für die Expedition. Es scheint doch, als ob man schon zur Zeit des Vf.'s an das Einfangen des Flusspferdes dachte; er glaubt nicht an die Ausführbarkeit. Die Nimrode, die sich dessen vermassen, scheinen etwas Jägerlatein in ihre Schilderungen, nach denen der Yf. sein Bild entwirft, ein- gestreut zu haben.

Cap. 40 85-32 41 5—36 schildert einen zweiten König unter den Tieren, das Krokodil Es heisst hier ]T\\"h, welches Wort der Dichter des Hieb Cap. 3 8 für die mythische Wolkenschlange gebraucht (Ps 104.26 bezeichnet es den Walfisch oder Kraken oder die Seesclilange). 40 35 36 Kannst du das

Krokodil ziehen am Hamen Und mit dem Seil seine Zunge niederdrücken ? Legst du ihm die Binse an seine Nase Und durchbohrst mit dem Haken,seine Backe? Ob das Verbum "Jltypn an den ägyptischen Namen des Tieres, emsah (arabisch timsah, Herodot: y_a[xi];T)), anklingen soll, bleibe dahingestellt. Das Seil drückt die Zunge nieder, wenn es einem Tier durch das Maul gezogen wird, um es daran zu führen oder zu schleppen. Auch in v. 26 wird auf die Art angespielt, wie wilde Tiere geführt werden: man legt ihnen ein Binsenseil um das Maul oder sticht einen Haken (ntn wie sonst nn) durch die Backe und be- festigt daran das Seil (vgl. z. B. Hes 38 4). 27 28 Das Krokodil wird nicht aus Eurcht vor dem Menschen „Zartes", ängstliche Worte, zu ihm sagen, sich ihm nicht durch einen Vertrag, wie ihn Unterjochte mit ihrem Bezwinger schliessen, zum ewigen Sklaven ergeben. 29 30 Man kann nicht mit ihm

spielen wie mit einem Yöglein, es nicht anbinden wie ein Haustier für seine Mädchen; Delitzsch citiert CatuUs „passer deliciae meae puellae". v. 30: Feilschen darum die Zunflgenossen, Zer stücken es zw isclien den Kanaanitern? Die „Genossen" sind die in dem klassischen Land der Kasten zu einer Zunft vereinigten Fischer, die natürlich nicht unter sich, sondern mit den v. 30'* ge- nannten Fischhändlern um den Preis feilschen. D'^i^iS hat bei nachexilisclien Schriftstellern (Prv 31 24; Jes 23 8) ungefähr denselben Sinn wie bei uns der Ausdruck Handelsjuden vgl. die tyrischen Fischhändler Neh 13 16. Der fol- gende Vierzeiler 31 32 spricht vom Fang: Spickst du mit Stacheln seine Haut Und mit der Fischharpune seinen Kopf? Lege einmal deine Hand an es

Hi40 32 199 Hi41i4

Dil ih'iihsl (in lU'ii lüiiiijif. Ilnisl es nicht irii-iU-r ! niStj' und h^'% nur liier, ersteres erinnert an W^"^ , l)nrnen, jienieint sind in beiden Ausdrüeken Har- l)unen, die, mit Leinen verseilen, in das Fle'isch grösserer Fische. /. B. der Wal- tische, geworfen werden. LXX liest D^iH. Die drei asyndetisch aneinander gereihten Imperative und .lussive in v. 32, vnn denen wir die heideii letzteren tUirch den Indicat. wiederzugeben j)tlegen (vgl. das bekaiuite Paradigma divide

t inipera), siml nicht ohne Etfekt und zeigen, dass man zu der Zeit oder an dem Ort des Vert'.s gai" nicht an die ^fiiglichkeit dachte, das Krokodil zu langen, während Herodot (II, 70; eine interessante Beschreibung tlavon giebt. wie man sich des Tieres anderwärts bemächtigte (ein AViderhaken mit einem Schweinsrücken als Kiuler wird in den Fluss versenkt, ein lebendes Schwein am L'ter geschlagen, bis es durch sein Quieken das Krokodil herbei und an den Köder lockt; an Land gezogen, wird es mit Lehm geblendet). 415 6 Wer hat sein (Schupiien-) Kleid aut'gedei-kt? ^iS wie Jes 25 7 die sichtbare Aussenseite. Ob ]D'3, das Gebiss als CJ eschirr, auch das wirkliche Gebiss be- zeichnen kann, steht dahin. Wkight will 13''1P, sein Panzer dafür lesen, was eine gute Parallele zu III^^ISS giel)t: ^23 nuiss dann wohl Schui)j)en und Haut zu- sammenfassen sollen: /// seinen Dnppelpan^er irer ihiirnj hinein? Erst V. 6 spricht dann von dem Rachen und den Zähnen. ViS ist nicht in VB zu ver- wandeln (IUdde). die Thiiren seines (iesiehfs sind ja der Mund. 7 S ^Sein JiHehen sind Jiinnen ron Sehildern, wellenförmig neben einander hinlaufende Schihlerreihen; für njKa haben schon die alten Übersetzer n*!? = 113 gelesen. Seine lim st ist ein Siei/e/ ron Stein. 1. liJ DHin 1"i:p mit vielen Exegeten und vgl. zu "lUD Hos 13 8. Diese Schilder drängen sich v. 8 eng aneinander, sodass kein Hauch (H^ als masc. ist auffällig) zwischen sie kommt. 9 ist nur eine Wiederholung von v. 8, fehlt in LXX und wird deshalb von ^fER.Kund Bickell mit Hecht gestrichen. Auch von den folgenden vier Distichen könnte die Hälfte fehlen, ohne dass man weniger bekäme. 10 11 Sein Mesen (\. mit SiEGFKiED u. a. ini^'py) lässt IJcht erglänzen, weil das Krokodil gern in der Sonne liegt, in der der ausgestossene Wasserstaub weiss aufglänzt. Dass seine Augen wie die Wimpern der Morgenröte sind, ist zwar mit der Entlehnung aus Gap. 3 9 nicht sehr glücklich ausgedrückt, aber nicht so ungereimt, wie es vielleicht erscheint: auch die Ägypter verglichen die Krokodilsaugcn mit der ^lorgenröte und bildeten letztere in der Hieroglyphenschrift durch die ersteren ab. Fackeln, Feuerfunken brechen aus seinem Munde hervor, weiter ausgeführt 12 13: Hauch kommt aus seinen Xüstern irie aus einem erhitzten und siedenden

/o/)/'. l. mit ßicKELL DJSI nach dem arab. agania. ferbuit. sein Atiin iodert trie hohlen. 1. mit Siegfried D"''?n33, Lohe entströmt seinem Munde fast dasselbe wiev. 11\ Alles eine starke l'bertreibung der Beobachtung, dass das Kro- kodil die eingezogene Luft und das Wasser mit starkem (ieräusch wieder aus- -t()sst. 14—16 Auf seinem Halse irohnt die Kraft, l nd ror ihm her sprini/t die Ani/st. ein wirklich ])oetischer Vers. ]'*"! nur hier. Li v.-lö IG dreimal p^^T, allein schon ein Beweis für die Unordnung im Text, die aus einem Stichos drei geschaffen hat. Dazu ist die Aussage vom Herzen, das fest wie ein Stein sein soll, ganz unsinnig, abgesehen davon, dass der Verf. das Herz des Tieres nicht

Hi4115 200 Hi4l22

zu sehen bekam, talö"!"^? scheint ein Zusatz zur Ausfüllung einer vermeintlichen Lücke, ]2S"1D3 eine Variante oder eine Nachbildung von 'n n^D? zu sein. Die Wampen seines Fleisches sind fest, Ihm angegossen wie ein unterer Mühlstein; streiche, was zwischen xhyi und n^D3 steht. Die Fleischteile beschränken sich, was ihre Sichtbarkeit anbelangt, hauptsächlich auf den Bauch; sie sind fest zusammengeklebt (1. 1p3'l, da das Qal wohl zu schwach ist und am Ende auch von den Wampen aller Tiere ausgesagt werden könnte) vgL Cap. 38 38, welche Stelle überhaupt dem Yerf. dunkel vorzuschweben scheint. Während der obere Stein der Mühle, der Eeiter, frei beweglich ist, muss der untere fest gelagert sein. p^S^ im sing.; ob vorher bsö geschrieben war?y 17 18 Vor seinem Auf- fahren erschrecken die Fahrer, Die Wachtposten geraten in \ericirrung, \or seiner Erhebang hält das Schwert nicht Stand, Nicht Lanze, Spiess noch Pfeil. Die D''b"*^!! müssen wohl, wenn der Text richtig ist, nach dem Bilde von JeröOs als Führer verstanden werden (eigentlich Leitböcke); den gen., denBuDDEmit Recht vermisst, ersetzt das folgende Wort, wenn man D'^'lDli'D, Wachtposten, liest. Die Wachtposten brauchen nicht grade als Beobachter des Krokodils gedacht zu werden, es können auch sonstige Stromwächter sein, Militär-, Zoll- posten (an der Südgrenze) u. dgl vgl. zu Cap. 7 12. Dass mit D"'*1DU'I3 nichts an- zufangen ist, darin sind fast sämtliche Exegeten einig, v. IS'» würde im M. T. lauten: erreicht einer es mit dem Schwert, so hält es, das Schwert, nicht Stand, eine abscheulich schlechte Satzbildung. Wenn nicht v. 18'^ wäre, so könnte man VtXSt^ für in:^^0 vermuten; oben ist IX^b'ö als Pendant zu insb»)?, wie das erste Wort von v. 17 korrekt zu schreiben wäre, übersetzt vgl. Cap. 20 6. Für np.B',_^das sonst nicht vorkommt, ist entweder ]\"''^^, Panzer, oder, da dies Wort nicht sonderlich gut passt, mit Hoitmann T^^^X^ vom aram. ^''W, (Pfeile u. dgl.) schleudern, zu lesen. 19 20^ Eisen achtet es für Stroh, Erz für morsches

Holz, der „Sohn des Bogens", der Pfeil, schlägt ihn nicht in die Flucht u. s.w. Der Yerf. bemüht sich, alle ihm [bekannten' Namen für Wafi'en anzubringen, als wenn er nach einem Wörterbuch arbeitete vgl. zu Cap. 4 10. Da K'p in v. 20'' und 21=» gleich zweimal hinter einander vorkäme und als Gegensatz zu den Schleudersteinen kaum angebracht ist, so nehme ich an, dass der Yerf. v. 20'' pnK> geschrieben hat und dies in K^p durch den Einfluss des vorhergehenden nu'p verderbt ist. 21 22 Li v. 21* wird mit Dillmann 1^ 3^ni zu lesen sein: Wie ein Strohhalm di'mkt ihm die Keule. Wenn T\T\\T\ wirklich, wie Baeth an- nimmt, aus dem assyr. tartahu abzuleiten ist, so mag nrilH beabsichtigt ge- wesen sein. 22=» übersetzt man: unter ihm sind die spitzigsten Scherben, aber was soll das heissen? Lagert es sich mit Yorliebe auf spitze Scherben? oder sind seine Bauchschilder mit spitzen Scherben zu vergleichen ? Das letztere wäre unwahr, die Bauchschilder des Krokodils sind glatt, und den Schwanz, der übrigens auch keine spitzigen Knochenschilder hat, kann vrinri schwerlich bezeichnen. Nicht weniger wunderbar ist v. 22'': es breitet aus einen Dresch- schlitten auf dem Koth. Einen Dreschschlitten (der an der Unterseite mit Messern besetzt ist) könnte es selbst dann nicht auf dem Schlamm ausbreiten (wie ein Bett!), wenn es unten am Leibe die besagten Scherben hätte, wenigstens bekäme man ihn nicht zu sehen, da das Tier den Eindruck bei der Weiter-

Hi4l23 201 Hi405

bewegun^ verwischen nuisste. \'iel veniüiil'tifier, obgleich sprachlich unmöglich ist die Übersetzung des alten Rosknmlllkh: vom Schmied geschärfte Waffen wirft ('S in den Kot. Ich lese nnn für vrinn, es zerbricht CJes9 3). ferner mit LXX vb]l liir ''bV; für 1D"1\ das auf keine Weise einen Sinn giebt, nmss irgend ein schneidendes, wahrscheinlich bäuerliches Werkzeug geschrieben sein, etwa ]yy^\ sprich endlich C'nn und l'^in: A'.v zr/ffr/r/tf /f/r Schneiden des Schmiedes, Eisenslachel und Pickel sind {/et/en es hol , d. h. die l»au<rn sind ge<:(n das Tier, wenn es gilt, ein Kind oder Haustier vor ihm zu retten, ganz widirlos. 2IJ 24 A'.v liissf (iitf'irnllen die Tiefe irie einen Kessel , Macht das Meer ijleich einem Sathenliif)/', iJissl teachlen einen l'/'tid im Dankein. Hinter ihm irird die Flut -ZI/r h'lamme. (Ii-schildert wird der Anblick, den man hat, wenn das Kro- kodil sieh Vdin l fer ins Wasser stürzt und davonschwininit. Dann wird das Meer (für den Nil AvieJesl9ft) aufgecjuirlt wie ein Salbentopf; zu der Wald dieses Bildes mag mitbestinnneud^gewcsen sein der Umstand, dass das Tier dem Wasser einen nioschusartigen Geruch mitteilt, v. 24 lautet im M, T.: hinter sich macht es leuchten einen Pfad, es achtet die Flut für graues Haar. 2B^n, das schon zweimal (1!) 21) da war, ist sehr sonderbar; SB'II!, das doch nicht bedeutet: die Flut erscheint wie graues Haar, und übrigens ]»ei dieser Aussprache im fem. stidien sollt«', macht den Satz um nichts erträglicher. Auch n2^ty ist wuntlerlicli, zumal bei dem Objekt DinP. Die LXX hat von dem ganzen A'ers nur das erste und die beiden letzten AVih'ter; indem wir diese l)ei einander lassen und n2^C, LXX 7V2X^, in 3"?^' verwandeln, <'rhalten wir d«*n Satz: hinter ihm wird die Flut zur Flamme ("oder: zum Streifen, Faden vgl. das syr. K3^2ty). Den in der Mitte übrig bleiltenden Knnii)lex, der in TiXX fehlt, lesen wir: '^ß'n ^''ili TK^, wo '^B'n nur ein anderes Wort für das dunkle Wasser ist. Der ähnlich wie v. lOft'. übertriebene Ausdruck besagt, dass das davonschwinimende Kr(d<odil einen hellleuchtenden Wasserfaden hinter sich herzieht. Es ist möglich, dass der in LXX fehlende Satz, der im M.T. am un- rechten Ort steht, erst später hinzugesetzt ist, aber dann als Ausfüllung einer noch erkennbaren Ijiuke. 25 20 Mehls ist auf dem Slaahe ihm ijleich. Das geschaffen ist zar Fanhtlasit/kei/ : Vor ihm fürchtet sich (dies Hohe, Es ist der höniji iiher alles stolze Wild, nn als Substant. mir noch Gen 9 2; mög- licher Weise ist es durch das tolgende riK /.n ruin, n'Pn oder Plrn zu erg;iuz»'n. Ebenso leicht kann man aber dies v. 2(3 zu in« (so auch Ginkkl und Bldde) vervollständigen, worauf alsdann KT für n«T zu lesen ist. }*ntf"''i3 wie Cap. 28 8; natürlich meint auch Hia die grösseren Raubtiere.

Cap. 40 3-5; 42*4— o. liiobs Antwort auf Jahwes Hcdc.

Dass diese Abschnitte eine Einheit bilden, ist in den einleitenden Be- merkungen zu Cap. 40 1 ff. gezeigt worden. Hiob gesteht, dass er ohne Einsicht geredet habe, und bereut es, aber er hat jetzt Gott selbst gesehen und will sein Geschick geduldig tragen. 40 4 6 Siehe, t/erini/ hin ich. fräs soll ich dir

enriedern. Meine Hand letje ich auf meinen Mund, Einmal habe ich geredet und Ihn es nicht noch einmal u. s. w. Für n:r« v. 5^ ist mit vielen Exegeten

Hi 40 5 202 Hi 42 6

niB^JÄ zu lesen, vgl. Cap. 29 22. Hiob fühlt sich klein gegenüber der Grösse Gottes, er will nicht mehr in sein Weltregiment hineinreden. 42 2 3 Ich

habe erkannt , dass du überlegen bist Und nichts für dich z-n hoch ist, Darum habe ich Reden vorgebracht ohne Einsicht , Was zu wunderbar für mich und ich nicht begriff. Dass v. S'^ nur ein ßandcitat aus Cap. 38 2 ist, liegt auf der Hand. Wie es scheint, hat dies etwas verkürzte Citat schon einen Vorgänger in dem letzten Wort von y. 2 nßtp, das in LXX fehlt und nicht in den Zu- sammenhang passt, da von Gottes Gedanken und Plänen nirgends die Rede ist; es ist als TID 't '0 die Abbreviatur von Cap. 38 2 ^ Die Ausstossung des Wortes macht notwendig, im Vorhergehenden zu schreiben: N^ '7I3') J^iVd^^ "'S, wodurch auch der Sinn ein wenig verbessert wird: es handelt sich nicht darum, dass Gott allmächtig ist wo hätte Hiob dies bestritten? sondern darum, dass Gott gegenüber Hiob übermächtig ist, ribb^ entspricht dem ''ri'Vj^ Cap. 40 4. Gott hat den Hiob besiegt; indem er ihm nachwies, dass sein Walten viele Bezirke in der Welt umfasst und viele Dinge in sich hält, die den Menschen nichts an- gehen, ihn überragen, ihm dunkel sind. Auch v. 2'^ will nicht sagen, dass Gott alles thun kann, was er will, denn einen solchen Satz konnte Hiob wohl sprechen, wenn er Gottes Gewalt und des Menschen Recht einander gegenüber stellen wollte, kann er aber nicht aussprechen als das Ergebnis der Ausführungen Jahwes, in denen ja nirgends hervorgehoben ist, dass Gotte kein Ding unmög- lich sei. Vielmehr muss der Satz bedeuten, dass für den Menschen alles, für Gott nichts zu hoch ist (vgl. Ps 139 6 zu dem Sinne von "ISD), dass der Mensch nicht, wie Hiob früher (Cap. 21) gemeint hat, ein Warum erfinden kann, auf das Gott nicht antworten könnte. Gottes Verwaltung der Welt besteht alle Proben und ist aller Kritik überlegen, das will Hiob in v. 2 bekennen. Mit T'iin V. 3 meint Hiob seine Aufzählung der Beispiele, aus denen hervorgehen sollte, dass von Gottes Weltregiment nichts zu spüren sei; jetzt hat er begriffen, dass eine Weltordnung vorhanden ist, aber über das Verstehen des Menschen hinausgeht. 4 ist wieder ein Citat aus Cap. 38 3, vervollständigt aus Stellen wie Cap. 2l2f.;333i. 56 ISach Hörensagen hatV ich von dir gehört. .letzt aber hat mein Auge dich gesehen, Darum renverf und bereu' ich's Auf Staub und Asche. ]|S V'?^'? kommt nur hier in dem allgemein angenommenen Sinn Hörensagen vor, kann aber kaum etwas anderes bedeuten, vgl. Cap. 28 22, dann ist jedoch '^^'!^y(QW eine etwas harte Verkürzung für ?J''^j; ''ri^oa^, wofür man nur an I Reg 5 u ein nicht ganz genügendes Beisi)iel anführen kann. Der Sinn ist: früher hatte ich nur durch andere, durch die Tradition eine Kenntnis von dir, die unzulänglich und irreführend war. Hiob war belehrt worden, dass Gott das Regiment nach dem Gesichtspunkt der pünktlichen Vergeltung führe, dass also der fromme Mensch auf Glück rechnen dürfe das hatte ihn in die Ver- wirrung gestürzt, die ihm seine Zweifel und Angriffe auf Gottes Regiment ein- gab. Jetzt abfer hat er Gott mit eigenem Auge gesehen mid weiss nun besser Bescheid: Gott ist da und waltet, er sorgt sogar für die wilden Tiere, er übt n^j; (38 2), weisen Rat, in seinem Walten, aber der Mensch ist nicht der einzige Zweck und Mittelpunkt der göttlichen Thätigkeit und nicht imstande, sie in ihrem Umfange und Zusammenhang, in ihren Motiven und Zwecken zu be-

Hi426 203 Hi426

greifen. Daiuiii verwirft und bereut Hiob die Kritik, die er vorgetragen bat (3"). Selbstverständlicb erkhirt sieb Hiob damit nicbt für einen Sünder, erklärt nicbt einmal seine unverständiire Kritik für Sünde: wer das meint, beweist nur, dass er den Dicbter nicbt begritlen bat. So wenig trüber Hiob seinen Freunden gegenüber sieb im Unrecbt glaubte, wenn er aucb noch so viel in seinen Reden geirrt baben möcbte, so wenig wird hier von Hiob und von Jahwe selbst als sündige Verirrung angesehen, was nur eine intellektuelle Unfähigkeit und eine Folge unzulänglicher Belehrung und P^rkenntnis gewesen war. Dass die Sünde beim Dichter nicht die Rolle spielt, die ihr die Theologie immer wieder für Welt und Religion zuschreibt, geht schon daraus hervor, dass Hiob durchaus nicht um Vergebung bittet. Wenn er zum Scbluss sagt, er bereue „auf Staub und Asche", so heisst das nicht, dass er nachträglich den Aussatz und den vor- zeitigen Tod für seine Kritik des göttlichen Regiments verdient haben will. Es heisst nur, dass er jetzt als Aussätziger auf seinem Aschenbaufen ruhig sterben kann und gern sterben will, weil er Gott gesehen hat. Was er Cap. 19 25 tl". als seine höchste Hutlnung hinstellte, nach seinem Tode Gott als seinen Verteidiger erblicken zu dürfen, das ist jetzt mehr als erfüllt, er hat Gott noch vor dem Tode gesehen, ihn soweit kennen gelernt, wie es einem Menschen über- haui)t möglich ist, er hat die Offenbarung erlebt, die er bedurfte und immer wieder ersehnte.

Kine doppelte Frage zog sich durch das ganze Buch, soweit es dem Dichter des Hiob angehört, hindurch, die persönliche Frage: warum werde ich, Hiob, von Gott so schlecht behandelt, und die allgemeine Frage, warum giebt es keine gerechte Vergeltung in der ^Velt? Die erste Frage war bis Cap. 19 einigermassen befriedigend gelöst und em- pfängt hier am Schluss ihren versöhnenden Abschluss: Gott ist nicht Hiobs Feind, ist sein Freund und Verteidiger und gewährt seinem Treuen seinen persönlichen, beglücken- den Anblick. Das zweite Problem, die eigentliche Theodicee, hat keine erschöpfende Lösung, aber doch eine Antwort gefunden, die, auch ohne Verzicht auf das eigene selbst- ständige Denken, ein gewisses Ausruhen ermöglicht: kann man nicht, wo man es möchte, die eingreifende göttliche Gerechtigkeit wahrnehmen, so ist doch Gott und waltet wunder- bar in der Welt, die zu erhaben und herrlich ist, als dass der Mensch noch verlangen dürfte, dass sich alles um ihn drehe.

Das ist nun ein eigentlich tragischer Abschluss des gewaltigen Gedankendramas. Wir scheiden von ihm versöhnt mit dem Gott, der einen Menschen ohne dessen Ver- schulden tief unglücklich wenlen und auf Staub und Asche sterben lässt, der sich ihm aber in seiner Grösse und überlegenen "Weisheit oft'enbart und ihm für das physische Leid geistige Erhebung schenkt; allein es bleibt in uns die tragische Grundstimmung zurück, die auf dem Gedanken beruht, dass der Mensch entthront ist, dass er den Anspruch, der zweckbestimmende ^littelpunkt der "Welt und des göttlichen "Waltens zu sein, aufgeben, dass er die Unbegreiflichkeit der AVelt und seines eigenen Geschickes zugeben muss. Als Pessimismus darf man diese Stimmung nicht bezeichnen, denn für das religiöse Gefühl wiegt die Gewissheit, dass Gott ist und dass der Fromme, der ihn sucht, seiner habhaft wird, die Thatsache auf, dass dieser Gott seinem Frommen nicht immer in seinem phy- sischen Leid beisteht. Aber auf der anderen Seite fühlen wir, dass selbst die frohlockende Begeisterung für die Grösse Gottes in der Xatur nicht das ersetzt, was die prophetische und die christliche Ansicht von dieser "Welt und Hoffnung auf jene "Welt zu bieten ver- mag: den echten Optimismus, der die Leiden des Daseins und die bescheidene Stellung des ^Menschen in der "Welt mit voller Unbefangenheit anerkennt, aber an ein positives Ziel der Menschengeschichte glaubt, das in der Zukunft von dem ganzen Geschlecht und von dem Einzelnen erreicht werden wird.

Hi 42 6 204 Hi 42 8

Eigentlich ist nun der Dichter fertig. Wenn man das Ergebnis überlegt, bei dem er angelangt ist, wird man finden, dass das Drama nicht anders als tragisch enden darf, Hiob muss, nachdem er Gott gesehen hat, auf Staub und Asche sterben. Wenn trotzdem der Dichter das Schlusscapitel des Volksbuches Cap. 42 7 ff. folgen lässt, so thut er das wohl mit derselben Rücksichtnahme auf die Leser seines und des Volksbuches, die Shakespeare bisweilen bewogen zu haben scheint, auch solche Abschnitte aus seinen Quellen in seine Dramen aufzunehmen , die eigentlich zu diesen nicht passen. Aber noch stärker als bei Cap. 1 und 2 merkt man bei diesem Schlusscapitel den Abstand zwischen der alten schlichten Märe und dem, was der Dichter daraus gemacht hat.

Cap. 42 7-17. Die Erzählung des Volksbuches von Hiobs glücklichem Ausgang.

Cap. 42 7—9 Jahwes Abrechnung mit den drei Freunden Hiobs. 7 „Diese Worte" sind natürlich nicht identisch mit den Gottesreden des Dichters; im Volksbuch muss Jahwe seinen Knecht Hiob gelobt haben, weil er „an seiner Frömmigkeit festhielt" und Gott „pries", mochte er ihm Glück oder Unglück zusenden. Dann wendet sich Jahwe zu den drei Freunden, von denen er den ältesten, Eliphas, anredet; natürlich beweist das nicht, dass er den Eliphas allein heimsucht, während die anderen abwesend sind, die Scene ist offenbar dieselbe wie vorhin in der Unterredung Gottes mit Hiob. Möglicher Weise hat das Volksbuch Eliphas als den eigentlichen Sprecher der Freunde hingestellt, dessen Ausführungen die beiden jüngeren zustimmten. Jahwe ist erzürnt über sie, weil sie nicht recht über ihn geredet haben wie sein Knecht Hiob. Über ihre mutmasslichen Eeden s. die Schlussbemerkung zu Cap. 2 13, über Hiobs Reden im Volksbuch s. zu Cap. 2 lo. Wegen der Reden, die der Dichter den Freunden in den Mund gelegt hat, konnte Gott nicht erzürnt sein, viel weniger als über Hiobs Reden, ''h^ für "h^l wie oft; wer es mit „zu mir" übersetzt, muss sehr in Nöten sein (Budde: weil alles menschliche Reden Gott zum Hörer hat und an ihn sich richtet!). HilDi heisst einfach: Richtiges, nichts weiter; der Dichter konnte wohl den Hiob sagen lassen, dass die Freunde unaufrichtig über Gott reden (13 7 ff.), aber nicht so kindlich sein, durch Gott ein solches ethisches Urteil bekräftigen zu lassen, weil nur dann seine Polemik gegen die herrschenden Lehren einen Sinn und Wert hatten, wenn diese von unverächt- lichen Anhängern vorgetragen wurden; der Verf. des Volksbuches aber hat überhaupt mit den Urteilen des Hiob unserer Reden nichts zu schaffen und hat die Freunde natürlich so reden lassen, dass Gott mit Recht über sie er- grimmt sein musste. „Mein Knecht Hiob" wie Cap. 1 8; 2 3. 8 Die Freimde sollen nicht weniger als sieben Farren und Widder holen von der eigenen Herde? , damit zu Hiob gehen und sie als Brandopfer opfern, während Hiob für sie Fürbitte einlegen soll; die letztere Stelle scheint Hesekiel Cap. 14i4ff. im Auge zu haben. Ob die Zahl sieben hier kultisch motiviert ist, wissen wir nicht; Gen 21 so wird sie als Symbol für den Begriff Schwur gebraucht, Balak opfert Num 23 i sieben Tiere, Hiob selber Cap. lo wohl auch. Ursprünglich wird doch hinter dieser Zahl eine Siebenzahl höherer Wesen gestanden haben. Dass der Dichter von sich aus seine armen Theologen zu solchen Opfern ver- urteilt hätte, ist wohl zu bezweifeln; für die Gegenwart wäre eine derartige Busse für theologische Irrtümer gleichbedeutend mit der Ausrottung aller

Hi42 8 205 Hi42ll

Theologie. Wenn DK ^3 richtig und nicht etwa "HS für zu lesen ist, so liegt eine Yersc]ii<l)unj^ der Art vor, dass der Satz, der dem ÜK ^D vorhergehen sollte, im Infinitiv nachgebracht ist: ich würde euch etwas Schlimmes anthun, wenn ich nicht auf Hiob Rücksicht nähme, es nicht zu thun. n^2J, Thorheit, ein mildes Wort für einen Sinn, den LXX richtig mit ar^üihzzoL av i)|j.ä;, ich würde euch ti'Uen. wiedergieht. einer jener ehrbaren AuxirUcke, die das Volks- bucli charakterisieren (s. zu Cap. 1 22). D""iS idü^ stellt hier eiinnal in gutem Sinne (anders als Caj). 13 8). Der Schluss von v. 8 wie(U'rliolt in beilaglicher Breite den von V. 7. In \) lies "ISiSI, der Name ist defekt geschrieben und war wohl versehentlich ausgelassen.

10—17 Hiobs Wiedevlierstellung und gesegneter Ausgang. M) Jttlnre

aber ircmlctf lliohs (Ir.stliitk. mn"*! vorangestellt, um «gegen das Vorhergehende abzusetzen. T\\2'ä 21^ (Ktib r\''2'd) ist gewiss von Ewald richtig nach Analogie von: ein Gesciirei sciirt-ien, einen Ha(h'r hadern, aufgefasst in dem Sinne: die Wendung jemandes wenden; denn wenn keine andtTe, so ist diese Stelle vor- exilisch, ausserdem wäre, wenn r\'^ll\Ö mit Gefangenschaft wiederzugeben und die Phrase jung wäre. ^■'^7} statt 2d gesagt worden. Ol) die Auss])rache ni2U^, besonders die Korripierung des Vokals der ersten Silbe richtig ist, steht daliin (s. Olshausen S. 417). In dem folgenden Infinitivsatz ist \7VSn keine Feinheit des Dichters (Bi'DDe), sondern ein Schreibfehler für VJJT. Während des Ge- bets, das seine Freunde rettet, wird Hiob selber, der es ja mehr verdient hat als sie, von seiner Krankheit erlöst. Früher hat er für seine Kinder geopfert und gebetet, das hat ihn nicht schützen kihnien, jetzt aber hat er die Probe bestanden und sich als Knecht Jahw es bewährt, daher wird er nun auch als solcher behandelt. Ähnlich das Schicksal und der Ausgang des Gottesknechtes in Jes 53: Aver sich auch im Leiden, das Gott über ihn verhängt, im Gehorsam ohne Murren, ohne den Mund zu öÖnen, bewährt, erwirbt sich eine Ehren- stellung und wird zugleich ein Mittler zwischen Gott und seinen Mitmenschen. Märtyrer sind eo ipso Heilige, das ist auch die Meinung des älteren Christen- tums, erfahren am eigenen Leibe und wirken für andere Wunder, v. 10'*: Jahwe vermehrte Hiol)S ganzen Besitz auf das Doppelte, ist in mehrfacher Beziehung anstössig. i-r ninnut v. 12 vorweg und drückt doch dessen Inhalt recht schlecht aus, sofern es ntJ^'T statt '•]pM lieissen sollte, da ja Hiob gar nichts mehr besitzt; auch die AViederholung von niiT ist nicht angenehm. Vielleicht ist doch v. 10'' -von einem Leser hinzugesetzt, der die Wirkung des Gebets dadurch erhöhen wollte, dass Hiob nicht blos seine Gesundheit, sondern auch den doppelten Be- sitz wiedererlangt. 11 Die Verwandten und Bekannten suchen ihn auf und essen in seinem Hause, das er nach seiner Gesundung wieder bewohnt, mit ihm und bezeugen ihm nachträglich ihre Teilnahme; dass das Volksbuch sich die Krankheit als kurzwährend denkt, ist schon zu Cap.2 ii bemerkt, beim Dichter erhält man eintii anderen Eindruck. nj/nn-'jS schliesst auch den Verlust des Ver- mögens mit ein, das noch nicht wiedir zurückgegeben zu sein scheint. Letzteres kann man allerdings schwiMlich daraus schliessen, dass jeder Besucher dem Hiob eine nB"'tyjp (eine unbekannte Münze, nur noch Gen 33 i9; Jos 2432 er- wähnt) und einen goldenen Xasenring schenkt, denn diese Gaben sind keine

Hi42ll 206 Hi42l7

Almosen und zu unbedeutend, um dem Hiob wieder aufzuhelfen, sondern ein Gratulationsgeschenk, durch das man den festlichen Charakter des Freuden- malils erhöht. Nasenringe tragen nicht blos die Weiber, sondern auch die Männer als Schmuck und zugleich als Amulet (vgl. Jdc 8 24 ff.). 12 In

seiner letzten Zeit wird Hiob doppelt so reich (1 3) wie in seiner früheren Zeit (vgl. 8 7), auch bekommt er 13 wieder ebenso viel Kinder wie er früher hatte. mj;n^ ist wohl ein Schreibfehler für nj;n^ (Ges.-Kautzsch26 § 97c). 14 Die letzten Angaben des Volksbuches beweisen, dass die Geschichte von Hiob nicht die freie Erfindung eines Dichters, sondern eine echte Volkssage ist; vermutlich hat man von den Töchtern Hiobs noch mehr zu erzählen gewusst, da man ihre Namen kennt. HO"'??'; wird wohl richtig aus dem arabischen ja- mama, Taube, gedeutet (vgl. Cnt4i); "^15 ist Augenschminke. Die Töchter waren 15 die schönsten "Weiber in der Welt. Zu X!SÖi, sing, statt plur., s. Ges.-Kautzsch2ö § 145 0. Die Schönheit der Töchter ist gewiss nicht blos des Vaters wegen erwähnt. (Abraham a St. Clara schildert sie als schöner als die Lamia, Flora, Lucretia, Clölia, Livia, Cleopatra, Penelope, Lais . . . „aber hört, was für seltsame Namen ihnen Hiob gab! Die erste nannte er Dies-Tag, die zweite Cassia-Rauch, die dritte Cornustibium- Anstrich. Warum dies? Um das eitle Nichts der schönen Gestalt zu zeigen. Denn wie lange währt ein Tag? Etliche Stunden, dann heisst es: gute Nacht u. s. w.") Auch V. 1.5'': der Vater gab ihnen das gleiche Erbe wie den Söhnen (was wenigstens in der nachexilischen Zeit in Israel nicht geschah s. Num 27 1 ff.), spricht da- für, dass diese Hiobstöchter noch weiter eine selbständige Rolle in der Sage gespielt haben mögen. 16 Hiob lebt noch 140 (LXX: noch 170 und im Ganzen 240) Jahre. Aus dieser Zahl ist zu schliessen, dass Hiobs Geschichte in die Urzeit verlegt wird, wie ihn auch Hesekiel mit Noah zusammenstellt. Die Vorgeschichte im Priestercodex in der Genesis, die auch sonst vom Buch Hiob beeinflusst zu sein scheint, mag sich in ihren Zahlen für die Generationen der Urzeit mit auf diese Stelle stützen; sie giebt Abrahams Vater Therach Gen 1126 32 ungefähr die Zahlen (70 + 135 Jahr), die hier dem Hiob zu- gedacht scheinen (etwa 70 + 140). Der Dichter des Hiob kümmert sich um diese Vorstellungen nicht (s. zu Cap. 14 1 f.). Hiob sieht vier Geschlechter, indem er seine Enkel sieht : wird da nach rückwärts noch das Leben seines Vaters mitgerechnet oder ist hinter dem zweiten 1"'i2 ein Dn"'i3!l ausgefallen? Sehr merkwürdig ist, dass das Qre die korrekte Lesart des Ktib i<Tl in H^TI umändern will: hatte man ein Bewusstsein davon, dass in der populären Sprache häufig das unverkürzte imperf. nach dem 1 consec. auftritt? 17 So stirbt

endlich Hiob wie Eliphas verhiess „zu seiner Zeit" (5 26); den Ausdruck „alt und lebenssatt" hat auch der Priestercodex (Gen 35 29, verkürzt 25 8), ohne dass in der Anwendung dieser vermutlich oft gebrauchten Redensart eine Ent- lehnung liegt. LXX hat noch die Bemerkung, dass Hiob zu denen gehöre, die Gott auferwecken wird, eine Kombination von Cap. 19 25 f. mit Dan 12 2 (Hes 14 14 ff.), sodann noch allerlei genealogische und liistorische Mitteilungen über die Person Hiobs aus einem aramäischen Midrasch, die ganz wertlos sind.

Sachregister.

207

Sachregister.

SACHREfrlSTER.

Abiuldon 129 136.

Abraham a St. Clara 206.

Ackerbau 127 150 190.

Alliteration in Iledensarten 97 115. \

Alt, die Alten, die Greise, ' ihre Weisheit 68 82 8;i 154. \

Aniulet 2m.

Angeloloi^ie bei Elihu XI 161;derspätereuZeitüber- 1 haupt 180; s. auch Engel. '

Anklageschrift 151.

Anthropoiuorphismus 46 51 , 77 i:u.

Antilope 189.

Ai)ologetik, übereifrige und verfehlte, der Freunde Hiebs 71 ; s. auch Theo- logie und Theorie.

Aramäisch (in einer Glosse Hi6 7) 37.

Arktur, der Stern 177,

Arzt (PÜasterschmierer) 70.

Aschenhaufen (mezbele) 14 16; s. auch ilistfeuer.

Aschensprüche 72.

Atmosphärilien 185; s. auch Physik.

Audienz der Gottwesen 7.

Auferweckung 206 ; s. auch lieben nach dem Tode.

Aussatz 14 41 441(X)203; an einem Hause 96.

Aussetzung eines Kindes21.

Baum, Abhauen, Wieder- aufleben desselben 76; Entwurzelung eines mor- schen B. 126. Bärin samt ihren Jungen, Sternbild 187.

Beduinen 14 122.

Begräbnis 113 133; s. auch Grab.

Behemot 196.

Beileidsbezeugung 16; s. auch Trauer.

lene ha-elohim 6 7 8 182.

Bergbau 134 135.

Bildad, seine Auffassung 46 ; sein Charakter 46 48 93; sein Wohnsitz 2 15. ,

Blitz 175 177 187. j

lilut, unbedecktes 89. [

BlutriUher 14 89 102 f. 104; Zeichen, das der Bl. auf- richtet 103.

Böse, das, der Kitzel des B. 1 106. j

Brandopfer 5 204.

Brennmaterial 105. |

Buch Gottes 101. ',

Buddha, Buddhismus 18<> ' 193.

Bus (n2) 153.

Bu!^sfertigkeit 167.

Butter 107.

Chaldäer VIII 10 f.

Chaos (s.auchOzean,Eahab, iehöm) 130 183.

Charisma 154.

Dankbarkeit gegen Gott 148.

Davididen 69.

Dämonen, selige und un- selige 116.

OEi7ioii|xovfa 6.

Dekalog 145.

I Demut 118 171.

' Deuterojesaja IX 182.

Dichter, der, des Hiob VIII

bisXT, seine Zeit IX 6583 112; seine Erlebnisse 54 f. 69f.; Skepsis zu seinerZeit 115; seine Heimat IX (J8; seine Geistesfreiheit 85; Geistesart der Frommen seiner Zeit 81 ; seine Ho- heit 149; seine Stimmung 203; seine realistische Haltung 111 112 IHI; sein moderner Zug 186; nicht sentimental 112; seine Noblesse 140; seine lepr, '; 181 ; verglichen mit Amos, Jesaja, Hosea, Jeremia, Deuterojesaja IX, mit Shakespeare 204.

Dieb, Diebstahl 122 123 124 141.

Dogmatik 46 111 180.

Dokumente , Verwahrung derselben 78.

Dolmetschengel 160.

Donner = Gottes Schelten 130 175 176.

Drache aus dem Abgrund 20, Meeresdr. 43, Kampf mit dem Dr. 52.

Dualismus 12.

Ehebrecher, Ehebruch 124 146 147.

Ehrengericht 151.

Eigenklugheit 33 81 98 180.

Einsätze in Hiob, den Elihu- reden verwandte XI f., sonstige XII f.

Eis 177 186.

Ekstase 103.

Elend des Menschen 41; elend = fromm 172.

Sachregister.

208

Sachregister.

Elihu XI 152 ff., das In- teressante an ihm 166.

Eliphas, sein Charakter 24 114, Alter 81, Herkunft j und Name 2 15 117, Re- ligion 118.

Eloah 18.

Empfindung, rein mensch- liche 112.

Engel 28 f. 30 161; fürbit- tende 30 89; abtrünnige 128; = „die Hohen" 81 [111]; Dolmetschengel 160 161; Todesengel 126 160 161 ; Würgengel 96.

Entsagung 194.

Ej^idemie 54.

Erbberechtigung der Töch- ter 206.

Erdbeben 51.

Erde, die, = Scheibe 130, ein grosses Tuch 184; ihre Gründung und Schöpfung 182.

Eschatologie IX X 121 193.

Ethik 119 138; Höhepunkt der alttestamentlichen Ethik 145 149.

Eudcämonismus 8 163 169.

Euphemismus, £ucpr]|j,ia dvxi- cppa3TixT|,imVolksbuchII 5 12 15 205; ausserdem 163.

Falschheit 146.

Fanggruben s. Jagd.

Fassung, die ruhige 11 12.

Fehlgeburt 110.

Feierabend des Tagelöhners 75.

Feind, Verhalten gegen den Feind 145 149; Feind Gottes 84.

Fett, das, von Orientalen geliebt 173.

Feuer, unangefachtes 108 ; Feuer Gottes 10.

Fischhändler 198.

Finsternis, chaotische Macht 19; die urweltliche 130; die kosmische 184.

Fleischspeise 150; sein Fleisch in die Zähne nehmen 72. Fluch, über Menschen 97,

über Häuser 96, über Städte 84f.

Freie, der 23.

Fremden, die, ihr Einfluss für die Religion 83; ihr Schutz und Recht 147.

Frevel u. Frevler 80 82 83 94.

Fromme, der, sein Schick- sal 66 97 105 118; Geistes- art der Frommen zu des Dichters Zeit 81 ; = Gottes „Kenner" 121.

Frömmigkeit , der guten alten Zeit 15 83, in alter und neuer Zeit 90, Sym- bol orientalischer Fr. 12; bei Eliphas 114, bei Elihu 168, im Volksbuch 16 180.

Fürbitte VIII 204 205.

Gastmahl 4 5 6.

Gastrecht 97 99.

Gärtner, seine Thätigkeit 74.

Geduld VII 194.

Geier 135.

Geist, göttlicherl54, mensch- licher nach dem Tod 103.

Geisteserscheinung 28.

Gelübde 117 162.

Genesung 117 161 162.

Genien (= Geister) 8, feind- liche und schützende 161.

Gerechtigkeit Gottes in Weltregierung 97 195 203, nach dem Volksbuch 9 14, nach Elihu 164 165.

Gei'icht, das künftige 121.

Geschlechtsregister 69 141.

Gestirndienst 148.

Gestus, des Zorns 134, des Hohnes 134.

Gewissen, das gute, VIII X 73 89 ; sein Kampf 73.

Ginsterwur^el 141.

Gott, Unterschied in der Auffassung in der alten Zeit und zur Zeit des Dichters 3 90; ein Freund 90, ein Krieger 175, ein Richter 90 114 119 120 182, ein Lehrer 174, der Weltschöpfer und Welt- regierer VII 16 97 110181 182 202; ein Löwe 87 f.,

ein Schütze 88. Gottes Diskus 177, Geschosse 175 185, Schleuder 175, Stab 110, Stimme 176, Wohnung 6 179. Gottes Kriegssch'aren 99, hene Elohim 128. Gottes All- gewalt 66, Allwissenheit 9 165, Angesicht 162, Er- habenheit 115 173 195, Langmut 195, Schelten 130, Schöpfergrösse 129, Unsichtbarkeit 52 179, Überlegenheit 30 33 50 f. 52 195, Wundermacht 32.

Gottergebenheit 11 12 15.

Gottesdienst 162.

Gottesfurcht VIII 3 5 13 24 25 33 137 180.

Gotteslästerung 5 13 15.

Gottesnamen in Hiob VIT 12 181.

Gottgeschlagener, ein 65.

Gottlose, der, seine Art 82 84 88; = einer Pflanze (Wucherpflanze) 49 85 96 ; sein Ende 65 82; seine Erben 133; das Gericht über ihn 114 121 195; sein Loos 83 95 97 105—109 132—134 173, wenn er bussfertig wird 167. = Parasiten der Erde 184. Gottlose der Vorzeit 116.

Grab, der grossen Herren und des einfachen Bürgers 91; Ruhe im Gr. 21 22; Schätze im Gr. 22; Grab- hügel 113, Wache dabei 113. Mangel eines Gr. 89.

Gratulationsgeschenk 206.

Habicht 135 192.

Habsucht 146 169.

Hagel 177 185.

Hausvorstand 5; Hausge- sinde 150.

Heilige = Engel (s. dort) 30 82 195.

Hellenismus, Einfluss des- selben 134 137.

Henoch 179 184 185 195.

Hesekiel bekannt mit Volks- buch VIII 204.

Sachregister.

209

Sachregister.

Himmel, der Kreis des H. 116, seine Pfeiler und Säulen 129 f. ; gleicht einem Metallspiegel 178 f., ist Gottes Thron 129. Seine Unvergänglichkeit 76; seine Gesetze 187. Audienz im H. 7.

Hindin 189.

Hieb, seine Heimat If., sein Name 2, seine Frömmig- keit 2 3f. 204, sein Besitz 3, seine Wiederherstel- lung und gesegnetes Alter 204—206, seine Töchter 206, Enkel 206, seine Auf- erweckung 206 ; seine Freunde VII VIII IX. Sein früheres Glück nach dem Dichter 138 140,sein späteres Unglück 140 bis 145.

Honig 107.

Humanität 14.5.

Hyaden 187.

Hypostasierung desvoü^l36.

Jagd und Jagdgeräte 95 198 199 200; Jagd auf Nilpferd und Krokodil 198.

Jahwe, Gebrauch des Na- mens in Hieb 12; Preisen seines Namens 12.

Jason 167.

Idealismus, sittlich -reli- giöser 104.

Individuum 195.

Inschrift, in Felsen gehauen 101.

Jona, der Prophet 195.

Kanopus, Stern 187.

Kedeschen 172.

Kena'anira 198.

Kindersegen 3.

Kinderspott 100.

Kleid, gottesdienstliches Gewand 4; Kleid des An- geklagten 50 152, des Ver- lu-teilten 50; Ehrenkleid 99. Pfändung desselben 115 und Zerreissen des- selben 11.

Knecht, Teilnahme für den Knecht 22 ; seine Stellung

Kurzer HC zum AT XVT

I zur Religion 23. Knecht Gottes 8 205.

Kosmologisches 51 129 f. I 137; vgl. auch Physik, ' kosmische. Der voö; im Kosmos 134.

Könige, ihr Ergehen, 69 164 165 171.

Krankheit, ein Erziehungs- mittel 160.

Kreuz (als Unterschrift) 151.

Krisis im Gedankendrama 93 96 101.

Krokodil XII 197 198: Kro- kodil jagdl!»9; Krokodils- augen 199.

Kultgemeinschaft 4; Heili- gung der Mitglieder der- selben 4.

Küssen der Gottesbilder 148; Kusshände 148.

lakach 19.

Leben, das; „es in seine Hände setzen" 72; langes Leben 140 206; das Leben ein Frohndienst 77 181 ; das Leben etwas Ver- nünftiges und Gutes 181.

Leben nach dem Tode 34 76 f. 206 (Auferweckung).

Lebensbilder aus der Volks- schicht der Verstossenen 122.

Lebensfaden 30.

Lehmsrhilde 72.

Leiden, das (s. auch Un- glück), der Frommen 97 203; Ursache und Zweck 34 56 f. 98 104 12(J; das Leiden eine Zuchtmass- regel 7 80 117 158 160 170.

Leidenschaftlichkeit 30 81 f.

Licht, das, im Zelt 115 ; das Tageslicht und seine Feinde 124 ; das kosmische lacht 130 184, das über- sinnliche 130 186; das Licht der AVolken 178; übertr. = Leben 22. S. auch Nordlicht.

„Listige" = Eigenkluge, Weltweise 81 98 180.

Liwjathan = Wolken-

I schlänge 20 130 131; = I Krokodil XII 198.

Logos 137. I Lotusbüsche 197.

Löwe 188; sein scharfer Blick 1.35; ein Bild für j Gott 87 f.

Lynchjustiz 151.

Lysimachus 167.

I Manasse, der König 172.

I Mantie, volkstümliche 83:

j Hören von Schreckens-

I stimmen 95f. ; böse Ahnun- gen 84.

; Marduk 130.

Märtyrer 103 158 205.

Meer 130 183; seine Erosions- markeu und Brandung 183.

Melde, die 126 141.

Menelaus 167.

Mensch, seine Materie 29; sein Loos 75; seine Ohn- macht und Unwissenheit 128; seine Schwäche und Fehlerhaftigkeit 75 82 129 ; seine Unvollkommen- heit 29 82; seine Wert- losigkeit 30. Seine Stel- lung in der Welt Xf. 193 202 203.

j\Ienschenrecht , das, des Sklaven 147; des sitt- lichen Menschen (s. auch Gewissen, gutes) X.

Milch 107 112 138.

Mistfeuer 105.

Misthaufen (mezbele) 14.

Mond 129, seine Verehrung 148 f.

Monotheismus, radikaler 54; s. auch Gott und Gottes- lehre.

Moral, bürgerliche 3; s. auch Ethik.

Morgenröte 20 183 184.

Morgensterne 182.

Musik , gottesdienstliche

(nj;nn) i62.

Musikinstrumente 110. Mühle, Handmühle 146;

Mühlstein 200. Mysterium desGottschauens

103.

14

Sachregister.

210

Sachregister.

Mythen und Mythisches 43 128 130; halbmythische Anschauungen 175; my- thische Ungeheuer 196.

Nadib pni) 113 138.

Nasenring 206.

Natur, ihre Veränderlich- keit und Vergänglich- keit 78 ; die in ihr wal- tende Vernunft und in ihr hei-rschende Ordnung 134136137; die Schöpfung der Natur 182. Natur- wissenschaft 183. Gott und seine Verherrlichung in der Natur X XII.

Naturbilder 192.

Naturwunder 174 175 186.

Nebel 175 185.

Nebukadnezar 172.

Nessel 141.

Nilpferd XII 196 197 ; Jagd auf das Nilpferd 198; im Circus zu Rom gezeigtl97.

Noah, der babylonische 184.

Norden, der 129.

Nordlicht 179 188.

Nordsterne 177.

>;oüc im Kosmos 134 136 137.

Oel 138.

Oelbaum 86 123.

Offenbarung 27; Offenbarung Gottes nicht = abge- schlossener Theologie 71 ; im Sinne des Eliphas 81 ; Offenbarung imTrauml58.

Omen, der Schrecken ein Omen 28.

Opfer VIII 4 5 6 162 204.

Orion 187.

Ostleute 3.

Ostwind 80.

Ozean 130 183 184.

Papyrus 48. Papyrus-

schiffe 55.

Paradies 116.

Parusie des Gerichtstages 121.

Paulus 29.

Personifikation 96 136.

Persönlichkeit, die sittliche, ihr Recht 73; ihre Be- deutung 97 101 163; ihre Vernichtung 101 ; Bedürf-

nis der sittlich-religiösen Persönlichkeit 104 163.

Pessimismus 193 203.

Pfanddeposition 91.

Pfändung 92 115.

Pfeile Gottes 36.

Pförtner des Hades 185.

Phönix, Fabel vom Vogel Phönix 140.

Physik, kosmische IX 174 175 178 182 183 186. Bei Elihu ein besseres Wissen XL

Physico-Theologie 51 179.

Physiologisches 59 100 f.

Plejaden 187.

Polydämouismus 7.

Proldem, das, desHioblXf. 105 158, eine Doppelfrage 97 f. 203; von Elihü nicht begriffen 162 ; vom Dich- ter nur unvollkommen lösbar 180 203; die Ant- wort des Dichters 193 195 203; vgl. auch die Krisis (im Gedankendrama).

Propheten 145 203; falsche = Freunde Hiobs 71.

Prüfungsleiden 9.

Psalmen 162 167 174.

Psychologie, die, der Stim- mungen in Hiob 54.

Pyramide 21 f.

Rabe 188.

Rachegeister 96.

Rahab 52 129.

Rat, Ratsverhandlung 139. „Rat" Gottes 152 181202.

Raubmörder 124.

Razzia (Raubzug) 11.

Rechthaberei , die doktri- näre R. derFreunde Hiobs 71 ; ihre Verurteilung 71f.

Reden und Gegenrede im Drama, Bezugnahme der- selben auf einander 94.

Redensarten , sprichwört- liche 13 14 66 72 95 96 97 108 151 155.

Refrain 134.

Regen 125 176 186 188; Ver- ursacher desselben 10 ; seine Entstehung 174.

Reichtum, SündendesReich-

tums 115 121 148. Reich = gottlos 172.

Reinheit 118.

Reinigung zur Vorbereitung auf eine kultische Hand- lung 4.

Reisenden, die 113; ihre An- denken, die sie mitbringen 113. Durchreisende 150.

Religion VIII 23 25; bei Eli- phas 118; Laienreligion und prophetische 25; be- sonderer israelitischer Zug 195. Preisen des

Namens Gottes 12.

Religiosität der Frommen 81 90; Hiobs und des Dichters 97 181 ; in den Augen der Gottlosen 110.

Rephaim, die 129.

Resignation 12 25 36.

Riesen der Vorzeit 129.

Ross 191.

Saba VIII 10.

Sagen Altisraels 6 ; pa- lästinensische 130 ; edo- mitische VIII.

Satan VII 6 7 8 10 13 54.

scha'anän, term. techn. der späteren Theologie 66.

scJiaddaj '•'nB^ 34.

Schadenfreude 149.

Schakal 144 f.

Schauen Gottes 103 f. 181. 202.

Scheol 42 61 77 79 93 96 129 144 185.

Schlangen 106 ; die Schi, der Urzeit 130.

Schmeicheln 65.

Schnee 176 177 185 ; Schnee- wasser 125.

Schriften, die auf die Ur- zeit zurückgehen 81.

scJiüb schebüt nni!^ 2^^ 205.

Schulweisheit 154.

Schweigen = Weisheit 70.

Seelen=Menschenseelen 116.

Sektierer (vgl. auch ,, Li- stige'') 81.

Selbstbetrug 86.

Siebenzahl 204.

Siegel, von Stein 199; Sie- gelthon 184.

Sachregister.

211

Sachregister.

Sinae, die, des Menschen zur Beurteilung der Aussen-

wolt m.

Sintllut 108 116 185.

Sittliche, das 1(53; das sitt- lich-religiöseBedürfnis97.

Skepsis und Skeptiker 81 83 115; die Krömmigkeit des Skeptikers 181.

Sklave (s. auch Knecht) 100 (alsLeil)dicuer); dieSkla- vin als ]\rüllerin 14G; J}e- handlung des Sklaven 145 147. Sklavenjäger 14; Sklavenrecht 147.

Sociali)olitisches 121.

Spinne 133; Spinneiaden49; Spiunenhaus 49.

Spottgedicht 142.

Sprichwort 92.

Stab Gottes 110.

Statthalter, ungerechte 164.

Steinbock 189.

Sterne und Sternbilder 51 177 187; Stei-ne im Ge- fängnis 51 ; die Sterne nicht rein 129; Wetter- regenten 177; die "Woh- nungen der St. 116; des Nordens Nordsterne 117. Sterngeister und Geister in der Stemregion 8 128 182.

Stille , andachtsvolle kul- tische 80.

Strafgefangene 74.

Strauss, der Vogel XII 144 190.

Sturm, der, aus Süden 177.

Sünde und Sündhaftigkeit IX f XI 45 46 157 203. Sündendoktrin und Be- kämpfung derselben X XI. Sündenschlaf 172. Gedankensünde 145 ; böse Lust 146. Sünde, durch Opfer gesühnt 5 6; S. des Keichtums 115, der Ju- gendzeit 74.

Sündenfall 29.

Sündopfer 5.

Tag = lebendes "Wesen 17 ; Verfluchung desselben 17 20: Taixewähler 20.

Tag Gottes = Gerichtstag des göttlichen Zornes 108 112 121.

Tagelöhner 107.

tardema (n»™) 27.

tehöm 130 178.

Teleologie 181.

Tempelsünger 162.

Textbeschädigung XIII.

Theodicee 97 f 114 119 180 203.

Theologie u. Theologisieren VIII XI 116 118 155 158 203 204 ; die Sünde der Schlüssel für alle Rätsel XI; yr\ = Theologie 155.

Theoretiker und Theorie 111 114 158 159 180. Sün-

denthforie X.

Thonbildner 157; Siegel- thon 184.

Thor, der 30 81 f. ; seine Zu- versicht 49 ; er gleicht einer WucherpHauze 49. Die Thörin 15.

Tierkreis 187.

Tierwelt, sie dient zur Be- lehrung 67 196; Tiere als Spielzeug 198. Die Stel- lung derTiere in derWelt u. zu den Menschen 193. Der Verf der Tierbilder

xn.

tikhüne has-söpherim 45. 153.

Tod 77 79 : =Vater derWürg- engel 96 136. Über-

windung des Todes 77. Todeszustand 104 112: Todesengel 160.

Totenklage 16.

Trauer um den Tod der Kin- der 11 12.

Trauergebräuche 11 16.

Traum 44 106 158 159.

Troglodyten 122 123 141.

Trost, der „Gottestrost" der Freunde 109; die Selbst- tröstung 11.

iüschijja (H'^ir^n) 62.

Überlieferung, das Ansehen derselben 48.

Umstellung von VersenXTTL

Umwälzungen, staatliche 69 70.

Unglück, seine Beurteilung in der Dichtung IX f., in der antiken Keligion 23; Ursache desselben VII VIII 6 9 24 34 35 44 46 104114157. Rätselhafte Unglücksfälle 9.

Unschuld, Bewusstsein der Unschuld 101 f. 109 132 138; Recht der Unschuld 131 132.

Unsterblichkeit 42 76 (bei Bäumen) ; Unsterblich- keitshoffnung 104 112 132, psychologisch - animisti- sche u. religiöse 104.

Unterwelt (s. auch Scheol) 129 185; die Pförtner der Unterwelt 185.

Unterwerfung unter Gottes Willen VIII 32 ; s. auch Gottesfurcht.

Unwissenheit in physika- lischen Dingen 178.

Utilitarismus 8 110 114.

Uz 1.

Verbrechertypen 124 ; ein vornehmer V. 125.

Verfluchung , Selbstverflu- chung 16.

Vergeltungslehre IX X 26 30 f. 105 109 111 163 166

, 202 203.

I Versmass, in der Dichtung IX, in Zusätzen 120.

Verstossene (Heimatlose, Zigeuner) 122 123 124.

Verwünschung des Geburts- 1 tages 17 20. ' Vision 27 f. ; Xachtgesicht 106 159.

Volksbuch , das , von Hiob

VUf. j Volksschicht , eine unter- ! drückte 122.

Vollbürger 115.

Wachtposten am Nil 200.

Wasserfläche , die , etwas Unheimliches 125.

Weihen zur Teilnahme am Kultus 4, Zeit derWeihen 5.

Weinschlauch 156.

Weinstock a5f 123. 14*

Sachregister.

212

Sachregister.

TVeintrinkeu ö H 10. Weisheit 30 63 137 1.54; ihre

Herstammung aus der

Zeit der Schöpfung 81;

ihr"Wohnsitz XII 134-137. Weltanschauung , alleräl-

teste u. allemeueste 193. Weltmensch, der, 172; sein

Schicksal 66. Weltordnung 97 f. 109 110

111 152 181 193 202. Weltschöpfung 182. Weltüberwinduug 158. Weltweise s. Eigenklugheit. Wetterprognose 187. Wiederaufleben , das , des

Menschen 76 f. Wildesel 122 189.

Wildochs 189.

Winde, die, ihreWohnungen 116.

Wirklichkeit, die, ihr Wi- derspruch mit dem sitt- lichen Postulat 105.

Wissbegierde 181.

Witwen und Waisen 115 121 126 139 147.

Wolf 144.

Wolken, die, als Wasser- schläuche gedacht 129, = Vorhang am Throne Gottes 130 ; ihr Schweben 178, sie schwärzen den Himmel 179; ihre Ent- stehung 174. Feder- wolken 188.

Wolkenbrüche 68. Wucherpflanze , Bild der

Grottlosen 49. AVunder, physikalische 116

174 180. Zahlensprüche 34. Zauberer 20. Zeiten, = Schicksalszeiten,

Termine, von Astrologen,

Propheten , Apokalyp-

tikern etc. bestimmt 66

121. Zophar 15 f. 61 105. Zorn Gottes (s. auch Tag

Gottes) 111. Zukunftshoffnung 193 195. Zustände, nachexilische 70

83 84 f. 121 122.

Nachtrag zu S. 179 188: Von befreundeter Seite ist dem Verfasser nachgewiesen, dass Nordlichter oft genug in Palästina und auf gleichen Breitengraden gesehen worden sind.

BJNDING SECT. APR 3 0 1968

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