IE BEBDAISREN ZERFR ENT RER IR RE Ben, h Tbpbd2hD TA2LT E EEE IE 13 12 ar er % 1.10) a Le | u Na \ yr 14 ‘ RREN ON RNHRR LONG RR NE ih \ \ a Fa Y} za, N FR hi, NER; Te Alm KR EN DR U ‘ DPF | NL {Fr | LEHRBUCH. EEE DER PATHOLOGISCHEN MYROLOGIE VORLESUNGEN FÜR ÄRZTE UND STUDIRENDE.- BEARBEITET VON me | Dr. P. BAUMGARTEN, 1 0. ö. Professor der algerhlinen Pathologie und pathologischen Anatomie an der Universität Tübingen. Mit 101 fast sämmtlich nach eigenen Präparaten des Verfassers ausgeführten Original- Abbildungen im Text, 34 davon in Farbendruck, und einer lithographirten Tafel. 11 BRAUNSCHWEIG HARALD BRUHN Verlagsbuchhandlung für Naturwissenschaft und Mediein 1890. u en een eg . Yy bi - k E Braunschweig. rn in Al % * eha orb Pfonning storft chte v Appelhans & ; 5 5 ER: -, D = r ze 5% E- Be ee ® Fi ae i 5 a Due. % ; 'S sch 8 i - = a P4 Inhaltsverzeichniss. eunte Vorlesung 1) Der Milzbrandbaeillus . " 2) Die Bacillen des malignen Oedems . ; 3) Der Rauschbrandbaeillus 4) Die Baeillen des Schweinerothlaufs "und der Mäusesepti- kämie : 5) Die Bacillen der Rinderseuche, "septischen Pleuropneu- monie der Kälber, Wildseuche, Schweineseuche, des Geflügeltyphoids (Hühnercholera), der Koch-Gaffky- schen Kaninchenseptikämie. Der Bacillus pyogenes foetidus (Passet) RER SEN ee 7) Der Tuberkelbaecillus . | R Der Leprabaeillus . . . 9) Der Rotzbaeillus (Baeillus mallei) 10) Der Syphilisbaeillus (?) . 11) Der Rhinosklerombacillus a 12) Der Diphtheriebacillus (?) . 13) Bacillen bei Dysenterie; Anhang: Der Baeillus der ‚Darm- | diphtherie des Kanincheng’ (Ribbert). 14) Der ‚Bacillus Malariae’ von Klebs und Tommasi- ' Crudeli. i 15) Der Tetanusbaeillus . 16) Die Bacillen bei Xerosis conjunctivae und bei der acnten 4 epidemischen Conjunctivitis 17) Der sog. ‚Careinombaeillus’ 18 Bacillenbefunde bei Keuchhusten, bei Gastritis und bei i Nekrose der Magenschleimhaut, bei Enteritis, Chole- rine und Sommerdiarrhöen, bei Endocarditis, bei Pneumonie, bei Meningitis, bei Nephritis, bei hämor- rhagischen Processen, bei der ‚Miliaria von Palermo’, bei der Beriberi-Krankheit, bei ‚Bacteriurie’, bei Gan- graena senilis, bei Elephantiasis Arabum . Seite 427 468 475 478 489 505 : 528 . 641 662 681 686 694 710 715 717 721 729 734 19) Der Bacillus der Rinderpest Ä 20) Der Bacillus der Acne contagiosa (‚englische Pocke) der Pferde (?) . ; 21) Der Baeillus der ‚Pseudotuberkulose des Kaninchens . 22) Der Bacillus der Frettchensöuche 23) Der Bacillus des erysipelatösen Processes beim Kanin- : chen (Koch) . . 24) Der Bacillus der ‚Faulbrut’ der Bienen (Bacillus N Zehnte Vorlesung. 1) Die Choleraspirochäte (Koch’s Kommabacillus der Cholera asiatica) 2, 3) Die Recurrensspirochäte (Spirochäte Obe rmeie ieri) Elfte Vorlesung. Pathogene Arten aus der Classe der ‚Pleomorphen-Bacterien’ Zwöfte Vorlesung. Der Actinomyces . Dreizehnte Vorlesung. Die pathogenen Hyphomyceten und Sprosspilze Vierzehnte Vorlesung. Die pathogenen Protozoön und Mycetozoön . 1) Die ‚Malaria-Plasmodien’. Die Hämatozoen der ‚Surra”. Infusorien- und Flagellaten-Befunde bei Seorbut und perniciöser Anämie . . ee 2) Amöben bei der Dysenterie der Aegypter, " Proötozoön bei Keuchhusten. Amöben bei den Pockenprocessen. Sporozoön des Mollusecum eontagiosum. Ansteckendes Epitheliom und ‚Flagellaten - Diphtherie’ der Vögel. Gregarinose der Thiere und des Menschen . 3) Die Sporozoön (Mikrosporidien) der Fleckenkrankheit (Pebrine) der Seidenraupen #- #805 921 921 937 975 Neunte Vorlesung. Die pathogenen Bacillen. 1) Die Milzbrandbacillen. 2) Die Bacillen des "malignen Oedems. 3) Die Rauschbrandbacillen. 4) Die Bacillen des Schweine- - Rothlaufs; die Bacillen der Mäuseseptikämie. 5) Die Bacillen der Rinder- seuche, septischen Pleuropneumonie der Kälber, Wildseuche, Schweineseuche, des Geflügeltyphoids (Hühmercholera), der Koch-Gaffky’schen Kaninchen- - septikämie; der Bacillus pyogenes foetidus (Passet). 6) Die Typhusbacillen. 7) Die Tuberkelbacillen. 8) Die Leprabacillen. 9) Die Rotzbacillen. 10) Die ' Rhinosklerombacillen. 11) Die Syphilisbacillen(?). 12) Die Diphtheriebaecillen (?). 13) Bacillen bei Dysenterie. 14) Der ‚Bacillus Malariae' von Klebs und - Tommasi-Crudeli. 15) Die Tetanus - Bacıllen. 16) Die Bacillen bei Xerosis conjunctiva und bei acuter epidemischer Conjunctivitis. 17) Bacillen- befunde bei Gastritis, bei Nekrose der Magenschleimhaut, bei hämorrhagischen _ Processen, bei Gangräna senilis, bei Eindocarditis, bei ‚Bacteriurie’, bei der Beriberi-Krankheit. 18) Bacillen der ‚Pseudotuberkulose’ des Kaninchens (2). - 19) Bacillen des ‚erysipelatösen Processes’ beim Kaninchen. 20) Bacillen der ‚„Faulbrut der Bienen’ (Bacillus alvei). 1) Der Milzbrandbacillus. Der Milzbrandbacillus (Bacillus Anthracis) ist der historisch ruhmreichste Vertreter der pathogenen Bacterien. Seine Auffindung eröffnete die Reihe der fundamentalen Entdeckungen auf dem Ge- _ biete der modernen Lehre von den bacteriellen Infectionsorganis- men. Auf dem festen Grunde dieser Entdeckung durfte die Lehre - unerschüttert ruhen, auch als später nicht wenige, voreilig in das - Gebäude hineingetragene Bausteine, manche stolz aufgerichtete Säule wieder entfernt werden mussten. Mit eherner Sicherheit be- & _ hauptete unser Bacillus allen Angriffen gegenüber seinen Platz, ja nicht nur das, neubefestigt in seiner Bedeutung, immer unver- werflichere Zeugnisse seiner eminenten pathogenen Gewalt auf- weisend, ging er-aus dem Kampfe hervor. Von Rayer') (1851), -Pollender?) (1855) und Brauell?°) (1857) entdeckt, wurde er zunächst, da er keine Beweglichkeit zeigte, von Zweiflern als leb- loser Krystall erklärt. Musste er sich, bei der damaligen unvoll- kommenen Kenntniss der Bacterienmorphologie eine Zeit lang diese Missdeutung gefallen lassen, so bewiesen doch die, in der Ein- leitung (p. 8 u. 9) erwähnten Experimente von Davaine, sowie von Klebs und Tiegel, dass an seine Gegenwart die Ansteckungs- — 428° — fähigkeit der Milzbrandstoffe unbedingt gebunden sei. Die Zweifel an seiner bacteriellen Natur wurden dann endgültig durch die glänzenden, eine Etappe auf dem Wege der modernen Bacterien- lehre bezeichnenden Forschungen von Koch) niedergeschlagen, welcher das Auswachsen der Stäbchen zu langen Fäden, die Bil- dung endogener Sporenbildung in letzteren, das Freiwerden der Sporen und deren Auskeimung zu neuen Stäbchen direct beob- achtete, womit der Milzbrandbacillus in die Reihe der botanisch bestgekannten ‚Bacterienarten erhoben war. Und als trotz der Arbeiten Davaine’s, Klebs’, Bollinger’s’) und Pasteur’s°) immer von Neuem unserem Bacillus die specifisch-pathogene Be- deutung bestritten und ihm ein selbständiges, d. h. nicht erst durch die proliferirenden Milzbrandbacillen im infieirten Organis- mus erzeugtes, chemisches Agens, das ‚Anthracin’ als das eigent- liche wirksame Princip der Milzbrandseuche gegenüber gestellt ° wurde (Fokker?), Osol®°), da zeigte wiederum Koch), dass 7 die Entwicklung der Milzbrandkrankheit untrennbar zusammen- ” hängt mit dem Leben und der Entwicklung der Milzbrand- ° | bacillen, dass nur solche Milzbrandsubstanzen, welche entwick- - lungsfühige Bacillen oder Sporen des Bacillus Anthracis enthalten, 7 Milzbrand zu erzeugen vermögen und dass schliesslich die aus ” ihren natürlichen Substraten durch künstliche Reineultur isolirten Milzbrandbacillen noch nach hundert- und mehrfacher Umzüchtung " ebenso sicher und typisch milzbranderzeugend wirken, wie die ur- ” sprünglichen, dem erkrankten Thiere entnommenen Materialien, ° wodurch dem Anthrax-Bacillus wohl für alle Zeiten der Sieg ” über das hypothetische chemische Anthraxvirus gesichert war. 7 Nach alledem wird es gerechtfertigt erscheinen, wenn wir unsere " Vorlesung über die pathogenen Bacillen mit der Besprechung des Milzbrandbacillus beginnen. | Die vegetativen Elemente der Milzbrandbacillen sind eylindrische ° Bacterienzellen von ca. 1 bis 1,5 p Dicke und 3 bis 6 p Länge 1). Nach der Theilung bleiben die Zellen entweder zu kurzen oder etwas längeren Stäbchen, oder aber zu oft ausserordentlich langen, gerade oder wellig verlaufenden Fäden verbunden, welch letztere meist zu garbenartigen Bündeln, innerhalb deren die Einzelfäden häufig vielfach um einander gedreht sind, sich ver- einigen. Ersteres ist der Fall, wenn das Wachsthum innerhalb des lebenden Thier- oder Menschen-Körpers, letzteres wenn es in künstlichen Cultursubstraten stattfindet. Die Zusammensetzung e- 5 u 0. “der Stäbchen und Fäden aus Einzelzellen, die ‚Gliederung? ist bei » "Betrachtung im frischen Zustand wegen zu geringer Lichtbrechungs- ifferenzen zwischen den Scheidewänden einerseits und dem Inhalt er Bacterienzellen andererseits nicht oder kaum zu sehen; deut- e tritt sie dagegen hervor bei Anwendung kernfärbender Anilin- E namentlich Bismarckbraun oder Vesuvin, welche beiden braunen Farbstoffe vor dem Methylviolett und dem Fuchsin den Vorzug besitzen, dass sie nicht leicht Ueberfärbung, wodurch die Substanz der Zwischenwände ebenso stark gefärbt wird, wie das _Bacterienprotoplasma und mithin die Difterenzirbarkeit beider ver- loren geht, bewirken. Die Form der einander berührenden End- stücke der einzelnen Glieder der Milzbrand-Stäbchen oder -Fäden ist ganz charakteristisch; soviel wir wissen, existirt kein Bacterium, jei welchem die gleiche Erscheinung zu beobachten wäre. Es sind also die Milzbrandbacillen allein schon durch das mikroskopische | Formverhalten mit Sicherheit von allen übrigen Bacterien zu unter- scheiden, Die erwähnte Eigenthümlichkeit besteht darin, dass die i “nden der cylindrischen Bacterienzellen an der Längsseite leicht | | 'kolbig anschwellen, sodann aber nach der Schmalseite hin nicht, wie bei vielen anderen Bacterien, in eine halbkugelig oder kugel- ‚segmentartig gestaltete, sondern in eine anfangs plane Fläche _ übergehen, welche nach der Mitte hin grubig einsinkt, so dass | _ Trockenpräparat vom Blute eines milzbrandigen Meerschweinchens. Vesuvinfärbung. Zeiss, | homog. Immers. Yı2, Ocul.4. Vergröss. 950fach. | (Als Präparat angefertigt wurde, war schon einige Zeit nach dem Tode des Thierchens ver- flossen ; es mag hierauf wohl das theilweise Vor- ndensein ziemlich langer, fadenartiger Zell- 'erbände zu beziehen sein; bei lebenden oder frisch getödteten, mit virulenten Milzbrandbaeillen nficirten Thieren, findet man wenigstens so lange ormen, wie sie theilweise hier zu sehen sind, n der Regel nicht. Immerhin ist doch noch ein sdeutender Unterschied bezüglich der Länge der erbände gegenüber Figur 42 ersichtlich. Die en leeren Scheiben stellen die rothen, die it den granulirten rundlichen Körperchen [Kernen] versehenen die weissen Blutzellen dar.) lso die Verbindungsfläche der Bacillenzellen im ganzen etwa die ‘orm eines tiefen Tellers besitzt. Eine scharfe, kantige Absetzung er Schmal- von der Längs-Seite finden wir auch noch bei manchen nderen Bacillen wieder; die Vereinigung dieses Verhaltens aber der kolbigen Verdickung der Enden und besonders der cen- ralen dellenförmigen Vertiefung der Verbindungsflächen kommt ıter allen uns bekannten Bacillen eben allein den Milzbrand- illen zu. Unsere Figur 41, welche einem mit Vesuvin gefärbten Baumgarten, Mykologie, 28 | — 430 ° — Trockenpräpar at vom Blute eines mit Milzbrand infieirten Meer- schweinchens entlehnt ist, lässt die beschriebene eigenartige Form der ‚Gliederung’ der Milzbrandbaeillen vielfach sehr deutlich er- kennen. Auch Figur 42, welche ein mit Vesuvin tingirtes Präparat von einer Gelatinecultur der Milzbrandbacillen veranschaulicht, ' zeigt, wenn auch nicht ganz so prägnant, die besprochene Form- * 42. Milzbrandbacillen (Fadenform); Trockenpräparat von einer bei Zimmertemperatur gewachsenen, ca. 8 Tage alten Gelatinecultur. Vesuvinfärbung. eigenthümlichkeit. Auffallender noch, als es unsere Abbildungen demonstriren, tritt natürlich letztere hervor, wenn man stärkere Vergrösserungen, als die hier benutzten, anwendet. — Wie ver- schieden sich bezüglich der ‚Gliederung’ die Heubacillen, die man vor noch nicht zu langer Zeit als den Milzbrandbacillen morpho- logisch bis zum Verwechseln ähnliche Mikroorganismen erklärte, thatsächlich von letzteren verhalten, lehrt Figur 43, welche ein alten Gelatine-Cultur. Vesuvin- Färbung. Zeiss, homog. Immersion 1a, Oc. 4, Vergröss. 950fach. Die hellen, ovalen Flecke in den Bacillenzellen sind die Sporen des Bacillus subtilis, Heubaeillen (Bacillus subtilis) Trockenpräparat von einer bei Zimmer- a 4 temperatur gewachsenen, etwa 8 Tage Präparat von einer Heubacillencultur in Gelatine wiedergiebt. | Statt der am Rande knorrig aufgetriebenen, mit abgestutzter, in der Mitte gedellter Verbindungsfläche versehenen Enden constatiren Sie hier exquisit eiförmig abgerundete Endstücke! Die erwähnte Differenz allein würde genügen, Milzbrand- und Heu-Bacillen von einander morphologisch sicher unterscheiden zu lassen. = - Er Unter geeigneten Bedingungen !') bilden sich in künstlichen Culturen, niemals innerhalb der Gewebe des lebenden Thierkörpers, in den Milzbrandfäden endogene Sporen. Die morphologischen Vorgänge bei dieser endogenen Sporenbildung, sowie auch diejenigen ei der Keimung der Milzbrandsporen, ferner die cardinalen Unter- hiede der letzteren von BE unssvorzängen der bei Bacillus subtilis aben wir schon bei früherer Gelegenheit (pag. 55 u. 56, Figuren 21, 22 u. 24) so ausführlich geschildert, dass wir nicht nöthig haben, ar iese Dinge hier zurückzukommen. Auf die Bedingungen der ilzbrandsporenbildung müssen wir jedoch an dieser Stelle noch was näher eingehen. Unerlässlich sind hierbei, wie Koch er- ittelt hat, zwei Momente: erstens eine ziemlich reichliche hufuhr von freiem Sauerstoff und zweitens die Gegenwart einer bestimmten Temperatur. Der geeignetste Temperatur- g 3 rad ist 30°C.; unter 18°C. bleibt die Sporenbildung auch unter sonst ee Bedingungen aus und das Gleiche ist, wenn auch "nicht ausnahmslos, der Fall bei Temperaturen über 34° C. Das Gebundensein an die beiden genannten Momente erklärt es ohne weiteres, weshalb weder im Innern der Gewebe des lebenden Thier- körpers, noch auch im Thiercadaver, so lange dieser unverletzt ist, jemals Sporenbildung in den Milzbrandbacillen zu Stande kommt. Die grosse Bedeutung der letzterwähnten Thatsachen für die Ent- stehung und Verbreitung der Milzbrandkrankheit werden wir später "noch zu erläutern haben. Ausser Sauerstoffzufuhr und Temperatur spielt aber wohl auch noch die Erschöpfung des Nährbodens eine gewisse Rolle für die Sporulation, obwohl dieses Moment gerade bei den Milzbrandbacillen mehr als bei vielen anderen Bacterien in den Hintergrund zu treten scheint; dass es nicht ohne alle Bedeutung ist, dafür scheinen namentlich die später noch jäher zu berücksichtigenden neuesten Experimente Soyka’s über den Einfluss des porösen Bodens auf die Entwicklung der Milz- | brandsporen zu sprechen, wonach der befeuchtete poröse Boden auch insofern eine beschleunigende Einwirkung auf letzteren Vor- sang ausübt, als in dem befeuchteten Boden ceteris paribus schneller sine Erschöpfung des Nährmaterials seitens der darin vegetirenden Milzbrandbacillen zu Stande kommt, als in einem bloss flüssigen Nährsubstrate. Das schnellste und sicherste Mittel, sich reichliche Mengen von Milzbrandsporen zu verschaffen, ist die Herstellung siner Milzbrandceultur auf Kartoffeln im Wärmeschrank bei 30° C. Schon nach 24; mehr noch nach 48 Stunden, ist die üppigste 28” } % E Y nz ‚e a ! # BE ; . s Sporenentwicklung vor sich gegangen; hat man sich durch Unter-” suchung eines Partikelchens der Cultur in einem Tröpfchen destil.h i lirten Wasser von der Anwesenheit der perlschnurähnlich geformten sporenhaltigen Milzbrandfäden überzeugt, dann kann man das Ma- terial conserviren, indem man die von der Kartofieloberfläche ab- geschabte Cultur gehörig mit destillirtem Wasser in einem Schälchen 7 verreibt, eine Portion sterilisirter kurz geschnittener, ca. 1 cm langer Seidenfäden mit dem Saft imprägnirt, diese dann unter Glocken- schutz trocknet und hierauf verwahrt. Auf diese Weise hat man Vorrath eines über viele Jahre hin wirksamen Milzbrandinfections- stoffes gewonnen. Die Milzbrandbacillen färben sich prompt in allen kern- färbenden Anilinfarbstoffen. Durch die Gram’sche Methode wer- den sie nicht entfärbt, falls man den Aufenthalt in der Jodlösung nicht länger als nöthig ausdehnt. Geschieht letzteres, so_wird ein mehr oder minder grosser Theil der Bacillen decolorirt. Nicht selten wird durch übermässige Einwirkung des Jods der proto- plasmatische Inhalt der Bacillen zu rundlichen Klümpchen &on- trahirt, wodurch dann eines der Trugbilder für die Annahme der Existenz von ‚Milzbrandkokken’ entsteht. Die Sporen bleiben, wie alle übrigen bekannten endogenen Sporen, bei der gewöhnlichen Anilinfärbung sowohl als auch bei dem Gram’schen Verfahren ungefärbt; die besonderen Methoden, welche eine Färbung der Sporen zu bewerkstelligen im Stande sind, haben wir im allge- meinen Theile (pag. 146) schon angegeben. Die Milzbrandbacillen wachsen auf fast allen Nährsubstanzen, welche überhaupt eine Bacterienentwicklung aufkommen lassen. Nicht nur auf den gebräuchlichsten Nährböden der bacteriologischen Laboratorien (Gelatine, Agar, Blutserum, Bouillon, Kartoffeln), sondern auch in neutralen Infusen von Heu oder Erbsenstroh, in Gemengen von Wasser mit zerquetschten, amylumhaltigen Pflanzen- saamen (namentlich Weizen), auf saftreichen Wurzeln (Futterrüben u. dergl.), in alkalischem menschlichen Harn gedeihen sie gut. Auch hinsichtlich der Temperatur sind sie (abgesehen von der Sporenbildung) kaum viel anspruchsvoller als es auch die ver- breitetsten aller Bacterien, die Fäulnissbacterien, sind: erst unter 12° C. und oberhalb 45° C. hören sie auf zu wachsen. Hohe An- forderungen dagegen stellen sie in Betreff der Sauerstoffzufuhr; besitzen sie auch nicht, wie die mit so vielem Unrecht einst als eine wesentlich nur durch den Mangel der Giftigkeit von ihnen j 2 , U ee ee u u — 43 — 2 unterschiedene Entwicklungsform der Milzbrandbacillen angesehenen Heubacillen den Charakter streng obligater Aörobien, so sind sie ‚doch von grosser Sauerstoffgier und ihre Fähigkeit bei Luftabschluss # zu leben, ist geringer, als bei den meisten anderen facultativen naerobien. Aus allen diesen Verhältnissen geht hervor, dass die Mizbrandbacillen auf’s Beste dazu ausgerüstet sind, Baht: ausser- ‚halb des lebenden Thier- und Menschen-Körpers, draussen in der Natur, ihr Fortkommen zu finden. Berücksichtigen wir dabei, F dass io den Höhepunkt ihrer Entwicklung, die SHörenbidan niemals innerhalb von Blut und Geweben des lebenden Körpers ‚erreichen können, so werden wir uns der Anschauung Koch’s anzuschliessen geneigt sein, dass die Milzbrandbacillen vom Hause aus wahre Saprophyten seien, die zwar gelegentlich, als ‚facultative Parasiten’, Excursionen in den thierischen Körper unternehmen, aber für ihre Existenz auf einen derartigen Parasitismus nicht angewiesen ‘sind. Dass diese Anschauung auch noch heute nicht mehr als eine "höchstwahrscheinliche Hypothese ist, indem der directe Nach- weis natürlicher ectogener Milzbrandbacillenvegetationen bis zur Zeit noch nicht geglückt ist, möchten wir nicht unterlassen zu be- tonen und können auch nicht umhin, zu bemerken, dass die be- l annte grosse Hinfälligkeit, welche die Milzbrandbacillen gegenüber der Concurrenz mit Fäulnissbacterien an den Tag legen, der er- wähnten Anschauung einigermaassen zu widersprechen scheint. | Es wäre in Anbetracht des letzerwähnten Umstandes zunächst denk- bar, dass sich der Entwicklungsgang der Milzbrandbacillen ausser- "halb des lebenden Körpers unter natürlichen Verhältnissen darauf beschränkte, dass in den an die Aussenwelt gelangenden Ab- "gängen resp. Theilen milzbrandiger Thiere, bevor noch die Fäulniss “der weiteren Entwicklung ein Ziel setzt, Sporenbildung statt- indet, während der Vollendung des Kreislaufs in der freien Natur, “der neuen Keimung und Vermehrung auf faulenden Thierabgängen "und todten Pflanzentheilen der Weideplätze die hemmenden Ein- flüsse der Fäulniss (ev. auch der Concurrenz mit anderen sapro- Jhytischen Bacterien) entgegenträten. Es wäre aber ferner selbst je erwähnte eingeschränkte ectogene Vegetationsmöglichkeit, welche war durch Experimente Kitt’s und Soyka’s gestützt '!?), aber ls Naturvorgang ebenfalls noch nicht erwiesen ist, nicht unum- fänglich nothwendig, um die Existenz und Verbreitung der Dauer- formen des Milzbrandvirus in der Aussenwelt zu erklären, da, wie "schon Koch hervorgehoben und Versuche Kitt’s'?) noch näher ae 5 gelegt haben, die Möglichkeit nicht von der Hand: zu weisen ist, dass die Darmabgänge milzbrandiger Thiere regelmässig von vornherein Milzbrandsporen enthalten. So lange letzteres jedoch nicht positiv erwiesen, wird man daran auch zweifeln können, weil es fraglich erscheinen muss, ob die Bacillen innerhalb des Darmkanals die zur Sporenbildung nöthigen Mengen von freiem Sauerstoff zur Verfügung haben und wie die Dinge jetzt liegen, wird man Koch’s obige Anschauung von der ectogenen Sporen-# bildung, als die wahrscheinlichste Interpretation der Thatsachen | anerkennen müssen. Das culturelle Verhalten der Milzbrandbacillen ist in hohem® Grade charakteristisch. In Gelatine-Stich-Culturen bildet sich,© bei Zimmertemperatur, vom zweiten Tage ab ein feiner, aus kleinen | dichtstehenden weisslichen Pünktchen zusammengesetzter Faden längs des Impfstichs, der alsbald anfängt, kleine stachlige Fort-® sätze nach allen Seiten hin in die festhbleibende Gelatine auszu- senden. Indem sich diese Fortsätze verzweigen und untereinander verbinden, wobei der dem Impfstich entsprechende centrale Faden an Dichtigkeit und Umfang zunimmt, entsteht eine sehr eigen- thümliche, einigermaassen an eine stark behaarte Raupe erinnernde Figur, wie sie in gleicher Weise bei keiner anderen bekannter Bacteriencultur auftritt. Die borstigen Ausläufer sind stets in der Nähe der Stichöfnung am kräftigsten entwickelt; je weiter nacl unten desto kürzer und spärlicher werden sie; am tiefsten Ende des Stichs bleiben sie meist ganz aus, Vom dritten, vierten Tage ab beginnt die Gelatine an der Einstichsöffnung langsam einzu schmelzen; nicht selten tritt dabei, indem durch Verdunstung im Bereiche der verflüssigten Gelatineportion ein mit Luft sich füllen der napfförmiger Raum zu Stande kommt, am oberen Ende der Cultur ein der bekannten ‚Luftblase’ der Cholerabaeillen-Culturen ähnliche Erscheinung auf. Wenn die Cultur älter wird, breitet sich die Verflüssigung allmählig nach den Seiten und nach der Tiefe hin aus, so dass im Verlaufe von etwa einer Woche das obere Fünftheil des Gelatinecylinders verflüssigt ist. Der, der ver- flüssigten Partie angehörige Theil der Cultur liegt dann als wolkig- fädiger Belag am Grunde der liquescirten Schicht, welche sich mit scharfer Grenze von dem fest gebliebenen Theil der Gelatinemasse absetzt und oberhalb des zu Boden gesunkenen Bacterienlagers absolut klar und frei von jeder Spur einer Hautbildung an de Oberfläche ist. In der Axe des nichtverflüssigten Gelatinebezirks e- ie E ht noch, gegen früher (4. Tag) ziemlich unverändert, die borstige Figur der längs des Stichs entstandenen Bacterienvegetation. Wie verschieden von diesem eben geschilderten und durch Abbildungen "veranschaulichten Verhalten der Milzbrand-Gelatine-Sticheulturen "sich diejenigen der Heubacillen gestalten, lehrt Figur 46. Bereits “nach vier Tagen haben hier die von dem Impfstich aus in die an- f a es — h j Pla ar et a Korn m - r Pr . , 5 il FT ERLT ICH TT—- TEA Te . ’ m , u Pr) N ers I te = h > r - zn er 0 Y Ya ae ‚ Ö N h Sticheultur 5 Sticheultur Sticheultur der Heubacil- der Milzbrandbaeillen in der Milzbrandbacillen in len (Bacillus subtilis) in Gelatine bei Zimmertem- _ Gelatine bei Zimmertem- Gelatine bei Zimmertem- peratur (16—18 C.) ge- peratur (16—18® C.) ge- peratur (16—180 6.) ge- wachsen. 4 Tage alt; wachsen. 8 Tage alt; wachsen. 4. Tag; natürl. natürl. Grösse. natürl, Grösse. . Grösse, _grenzende Gelatine hineinwuchernden Bacillen einen ansehnlichen, trichterförmig nach oben auslaufenden Zapfen mit glattem Rande ‚gebildet; die gewucherten Bacillen sind in dichtgedrängten feinen “weisslichen Bröckchen in der, soweit die Bacterienvegetation reicht und noch einen schmalen Saum darüber hinaus, verflüssigten Ge- latine suspendirt. An der Oberfläche des Zapfens haben sich die gewucherten Bacillen zu einer faltig-runzligen Haut vereinigt, "Die Verschiedenheiten beiderlei Culturen sind hiernach so grosse, dass, hätte man sie gekannt, gewiss die Ansicht von der nahen ‚Verwandtschaft der beiden in Vergleich stehenden Bacillen gar- — 456 — nicht aufgestellt worden wäre. — Nicht minder charakteristisch, als die Gelatine-Stich- sind die Gelatine-Platten-ÜCulturen der Milzbrandbacillen. 24 bis 36 Stunden nach der Aussaat erscheinen in den Platten feinste, weisse, mit blossem Auge noch eben sicht- bare Pünktchen. Mustert man letztere bei schwacher Vergrösserung, so erkennt man granulirte Colonien von grünschwarzem Colorit und wellig-buchtiger Begrenzung, wie sie wohl keine bekannte Bacterienart in gleicher Weise liefert. So lange die Colonien all- seitig von Gelatine umschlossen sind, wachsen sie nur langsam; rascher breiten sie sich aus, wenn sie beim Heranwachsen die freie Oberfläche erreicht haben. Inspicirt man sie jetzt mit schwachen Linsen, so sieht man ein dunkles Centrum, welches von einem hellgraubräunlichen Rande umsäumt ist. In der Randzone treten 4 an. Plattencultur der Milzbrandbacillen bei Zimmertemperatur (16—180 C.) gewachsen ; 2 Tage alt. 60fache Vergrösserung. die nach allen Seiten hin auswachsenden Milzbrandfäden, zu dicken, haarlockenähnlichen Bündeln gruppirt, aus deren Mitte einzelne Fäden über den Rand der Colonie in die angrenzende Gelatine hinausschiessen, mit grosser Klarheit hervor, während nach dem Centrum hin die Fädenstränge ein so dichtes und innig verfilztes Convolut bilden, dass die einzelnen Fäden weniger deutlich zu er- kennen sind (vergl. Figur 47). Wenn die oberflächlich gelegenen Colonien in das geschilderte Formstadium eingetreten, beginnt die Gelatine im nächsten Um- kreis derselben sich zu verflüssigen; die Colonien sinken ein und = — BT — lagern später als weissliche unregelmässig begrenzte Häutchen in den durch die Verflüssigung erzeugten Grübchen. — Auf Agar bilden die Milzbrandbacillen cohärente grauweisse Decken, welche sich leicht abziehen lassen; auf Kartoffeln grauweisse, pro- minente, trockene Rasen mit unebener Oberfläche und zackigen Rändern, welche sich nicht über die gesammte Fläche sondern nur einige Millimeter über die Impfstelle hinaus ausbreiten. Das Wachsthum auf coagulirtem Blutserum hat nichts Charak- ‚teristisches; erwähnt sei nur, dass eine langsame Verflüssigung des genannten Mediums durch das Milzbrandbacillenwachsthum bewirkt wird. In Bouillon produciren die wuchernden Bacillen wolkige Trübungen am Boden der Flüssigkeitsbehälter. Was die Tenacität der Milzbrandbacillen betrifft, so wissen _ wir bereits aus früheren Vorlesungen !*), dass unsere Bacillen, gleich allen mit dem Vermögen endogener Sporenbildung ausge- _ statteten Bacterien, in diesen Sporen über äusserst resistente - Dauerformen RT welche allen schädlichen Einflüssen in un- - vergleichlich höherem Maasse zu trotzen befähigt sind, als die _ vegetativen Formen, die sporenfreien Stäbchen und Fäden. Dass _ die Milzbrandsporen die Austrocknung über viele Jahre hin _ ertragen, haben wir oben schon gelegentlich erwähnt; die Milzbrand- Stäbchen und -Fäden büssen dagegen schon nach mehrtägiger - Eintrocknung ihre Lebensfähigkeit ein. Ueber den Grad Wider- standskraft, welche die Milzbrandsporen der Einwirkung von _ Desinfectionsstoffen und hohen Hitzegraden gegenüber _ bekunden, haben wir in den Vorlesungen über die Reincultur a BR eeinfectionsversuche eingehend berichtet; Sie erinnern sich, nur einiges hier nochmals Een: dass die Milzbrand- sporen z. B. die 24 Stunden lang fertuesättie Application von i Dprocentiger Carbolsäure noch theilweise überstanden — in den neuesten Desinfectionsversuchen von Guttmann und Merke°°) zeigten sich die Milzbrandsporen selbst nach 3Ttägiger Attf- bewahrung in der genannten Lösung noch nicht abgetödtet! — während die Milzbrandbacillen durch eine Iprocentige Carbol- säurelösung in 10 Secunden (Gärtner und Plagge) vollständig vernichtet wurden; Sie erinnern sich ferner, dass Milzbrand- sporen erst nach dreistündigem Aufenthalt in 140° C. heisser Luft zu Grunde gerichtet waren, sporenfreie Bacillen dagegen schon nach 1', Stunden in heisser Luft von wenig über 100° C., und es ist Ihnen schliesslich bekannt, dass zur Tödtung der — 4383 — Sporen in Flüssigkeiten ein mehrere Minuten langes Aufkochen nöthig ist, während sporenfreie Bacillen bereits durch 10 bis 15 Minuten anhaltendes Erhitzen "auf 55 bis 60° C. lebensunfähig ge- macht werden. Auch bezüglich anderer schädlicher Einflüsse, z. B. der Einwirkung des Magensaftes, ferner der Fäulniss, ist die Ueberlegenheit, welche den Milzbrandsporen im Vergleich zu den Bacillen eigen ist, durch Beobachtung und Experiment dar- gethan. Die ärztliche Erfahrung hatte seit Langem gelehrt, dass wiederholt ungekochtes Fleisch milzbrandiger Thiere ohne Schaden von Menschen genossen worden war; andererseits wiesen die Fälle von thierischem und menschlichem primären Darmmilzbrand be- stimmt auf die Ansteckung vom Darm aus hin. Die Fütterungs- experimente Koch’s und seiner Mitarbeiter '°), sowie die späteren künstlichen Verdauungsversuche Falk’s !7) haben volle Klarheit über diese Verhältnisse verbreitet, indem sie zeigten, dass die sporen- freien Milzbrandbacillen durch den Magensaft unschädlich gemacht, die Milzbrandsporen dagegen nicht durch ihn beeinträchtigt werden. Der Genuss von Milzbrandfleisch, welches sporenfrei ist, bewirkt daher (falls nicht etwa Verletzungen der oberen Verdauungswege vorhanden sind) keine Ansteckung, während letztere, bei geeigneten Thierspecies, unfehlbar eintritt, wenn Milzbrandsporen mit der Nahrung eingeführt werden. Dass, beiläufig bemerkt, der zer- störende Einfluss des Magensaftes auf die Milzbrandbaeillen nicht allein, wie man bisher fast allgemein annahm, der Salzsäure des Mageninhaltes zugeschrieben werden kann, ist durch die neuesten Versuche Dyrmont’s'3) als festgestellt zu betrachten: Dyrmont wies nach, dass die im lebenden Körper gewachsenen Milzbrand- bacillen noch nach 48stündiger Lagerung in 1procentiger Salzsäure ihre Virulenz beibehielten! Da der Magensaft des Menschen höchstens 0,2% CIH enthält, so kann demnach sein baeillen- tödtender Effect nicht auf seinem Säuregehalt beruhen. Ob das P®psin der schädigende Factor, oder, wie wohl wahrscheinlich, die Gesammtheit des Verdauungs-Secretes resp. -Gemisches, haben weitere © Untersuchungen zu ermitteln. Was die Resistenz gegen Fäulniss anlangt, so steht fest (R. Koch), dass selbst monatelanger Auf- enthalt in fauligen Flüssigkeiten die Keimfähigkeit der Milzbrand- sporen nicht aufhebt, während, wie schon erwähnt, die Milzbrand- bacillen schnell durch den Fäulnissprocess zerstört werden. Gegen hohe Kältegrade sind nicht nur die Sporen, sondern auch die Bacillen sehr resistent; das Einfrieren in wässerigen Vehikeln vi Da PT" PR U Te Pa?) SP 2EH Bed a 1 DIS SE _ halten auch die Milzbrandbacillen, ohne ihre Entwicklungsfähigkeit _ einzubüssen, aus (v. Frisch !®). Die eminente Widerstandskraft RE - — 39 — und Dauerhaftigkeit der Fruchtformen unserer Bacillen erklärt es wohl zur Genüge, dass der, seit Jahrtausenden auf unserer Erde hausende Milzbrand trotz aller Vorkehrungsmaassregeln bis auf den heutigen Tag eine unausrottbare, in ihrer Häufigkeitsziffer gegen frühere Zeiten kaum verringerte Krankheit geblieben ist. Begreiflich erscheint daher auch der fast maasslose Enthusiasmus, welchen die Kunde hervorrief, dass es dem genialen französischen Forscher Pasteur gelungen sei, ein wirksames Schutzimpfungs- _ verfahren gegen die Milzbrandinfection zu erfinden. Bereits vor Pasteur war es Buchner gelungen, durch eine bestimmte Methode (successive Züchtung in Fleischextractlösung nebst An- wendung eines Schüttelapparates behufs Zufuhr reichlicher Mengen von Luftsauerstoff) einen Verlust der infectiösen Eigenschaften der Milzbrandbacillen zu erzielen; doch irrte dieser Forscher, wie früher besprochen 2°), in der Deutung der beobachteten Erscheinung und - verfehlte es demnach, seinen Fund nach der richtigen Seite hin weiter zu verfolgen und auszubeuten. Pasteur war es also vor- behalten, die künstliche Abschwächung pathogener Bacterien als ein Princip zum Zwecke der Schutzimpfung gegen die betreffenden Bacterienkrankheiten aufzustellen und Methoden zu erfinden, mittels welcher dieser Zweck auch thatsächlich erreicht wird?!). Die Bacterien der sog. Hühnercholera waren die ersten, die Pasteur nach der genannten Richtung hin in Angriff a über die Er- folge seiner diesbezüglichen Bestrebungen werden wir später ein- lässlicher berichten. Das nächste Object der Pasteur’schen Ab- schwächungsversuche bildeten die Milzbrandbacillen. Hier war allerdings schon Toussaint mit Angabe einer einschlägigen Me- _ thode (Erhitzen von Milzbrandblut auf 55° während 10 Minuten - oder Vermischung desselben mit einer 1procentigen Carbolsäure- lösung) Pasteur vorangegangen; Toussaint’s Methode indessen - entbehrte der Zuverlässigkeit. Pasteur benutzte gleich Tous- saint die Einwirkung höherer Wärmegrade bei seinem Verfahren ??), aber er vermied so hohe, die Gefahr einer Tödtung der Bacillen - mit sich bringende Temperaturen, wie sie Toussaint angewandt. Eine Erwärmung des Brutraums auf 42 bis 43° ergab sich ihm als diejenige Temperatur, bei welcher die in Fleischbrühe ge- züchteten Milzbrandbaeillen nach 24tägigem Wachsthum ihre Viru- lenz so weit eingebüsst hatten, dass sie Schafe — mit die ge- — 440 ° — suchteste Beute. der spontanen Milzbrandseuche — zwar noch : krank machten, aber nicht mehr tödteten. Die mit diesem Impf- stoff vaceinirten Thiere erwiesen sich nun aber gegen die Inoculation mit unabgeschwächten Milzbrandbacillen noch nicht immun; die Immunität wurde erst erreicht, nachdem die bereits einmal mit dem erwähnten mitigirten Milzbrandstoffe (‚premier vacein’) vor- geimpften Thieren nachträglich noch der Impfung mit ‚einem 12 Tage bei der genannten Temperatur gewachsenen Milzbrand- virus (‚second vacein’) unterworfen wurden; von den Thieren, welche 12 Tage nach Vollzug dieser zweiten Vaccination mit unabge- schwächter Milzbrandeultur geimpft wurden, erkrankte, oder starb vollends, keines mehr??). Voranstehende Angaben Pasteur’s © sind nun im wesentlichen seitens der Controlarbeiten R. Koch’s und seiner Mitarbeiter ?*), welche nicht nur durch die Hinzufügung zahlreicher methodisch wichtiger Details, sondern namentlich auch durch die experimentell begründete kritische Beleuchtung der praktischen Tragweite der Pasteur’schen Milzbrandimpfung für die vorliegende Frage von maassgebender Bedeutung wurden, be- stätigt worden ?°); auch die in Frankreich, Ungarn, Preussen von Pasteur oder dessen Assistenten unter den Augen sachverständiger Commissionen vorgenommenen Massenimpfungen haben die Wirk- samkeit des Pasteur’schen Schutzimpfungsverfahrens bezeugt, so dass der hohe wissenschaftliche Werth des letzteren wohl für alle Zeiten als gesichert zu betrachten ist. Ob Pasteur’s Verfahren in seiner jetzigen Gestalt auch praktisch, als pro- phylaktisches Mittel gegen die Milzbrandseuche, erfolgreich ange- wendet werden kann, das lassen die erwähnten Arbeiten Koch’s und seiner Mitarbeiter allerdings zweifelhaft erscheinen. Die genann- ten Forscher zeigten zunächst, dass die Pasteur’sche Präventiv- impfung den Thieren zwar Immunität gegen den Impf-, nicht aber einen sicheren Schutz gegen den künstlichen Fütterungs- Milzbrand verleiht. Da nun wie dieselben Forscher gleichfalls feststellten ?°%), der spontane Milzbrand des Heerdenviehs meist ein Fütterungs-, und zwar ein primärer Darm-Milzbrand ??) ist, so folgte hieraus, dass der durch die Pasteur’sche Milzbrand- impfung zu erreichende Schutz gegen die natürliche Infection kein zulänglicher sein konnte. Mit dieser aus den Experimenten und Beobachtungen Koch’s und seiner Mitarbeiter sich unweigerlich er- gebenden Schlussfolgerung stehen nun auch die Erfahrungen, welche über das Schicksal der vaccinirten Thiere zur Zeit gesammelt sind, Ze | 4 — 3 irchaus im Einklang; es hat sich allerorts gezeigt, dass die pflinge gegen die natürliche Ansteckung nicht sicher gefeit waren. a man dem hinzu, dass die Impfung mit dem zweiten Vacein, E. letzterer den nöthigen Virulenzgrad besitzt, ziemlich erhebliche an, dem künstlichen Impfmilzbrand A Könden; Thieren dingt und dass Fälle von letzterem die gleiche Gefahr für nicht geimpfte Thiere, und den Menschen mit sich bringen, wie Fi älle von spontaner Milzbranderkrankung, erwägt man schliess- lieh, dass der verliehene Impfschutz nur relativ kurze Zeit 5 Echstens ein Jahr) vorhält, die Präventivimpfungen mit ihren Verlusten und Gefahren dich, also mindestens jedes Jahr wieder- holen müssten, so kann das Facit aus alledem gewiss das nur sein, was Koch daraus gezogen hat, dass nämlich „die _ Pasteur’sche Präventivimpfung als praktisch verwerthbar nicht zu bezeichnen ist“. Damit ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass es in Zukunft gelingen werde, das Verfahren von den ihm anhaf- tenden Uebelständen zu befreien und es damit zu einer praktisch brauchbaren, die verderbliche Seuche einschränkenden Schutz- _ maassregel zu gestalten. Dass die Ihnen seiner Zeit in den Haupt- -_zügen ebenfalls schon mitgetheilte Chaveau’sche Schutzimpfungs- methode, welcher ein anderes Abschwächungsprincip, als dem Ver- fahren Pasteur’s, zu Grunde liegt (Züchtung bei 38—39° C. unter - gleichzeitiger RER eines Druckes von 8 Atmosphären ?°) dies “vorgesteckte Ziel schon erreicht, wie Chauveau und auf Grund eigener Prüfung Hess ?°) nehmen zu dürfen glauben, möchten Fi ir bis auf weiteres zu bezweifeln wagen; weder dass Chauveau’s Verfahreh eine geringere Gefahr der Verbreitung der Krankheit involvire, noch dass es die Impflinge sicherer vor der natürlichen H ıfection schütze, als dasjenige Pasteur’s und Koch’s, kann ach den Bisher, über die Wirksamkeit des erstgenannten Ver- fi ırens vorliegenden Erfahrungen als ausgemacht gelten. Es sei schliesslich noch der Abschwächungsmethode von Chamberland und Roux?°), welche sich dem Princip nach an das Tous- saint’sche Verfahren der Mitigation durch Carbolsäure (s. 0.) an- hliesst, sowie derjenigen Arloing’s®"), welcher die Abschwächung | Milrbrandbacillen durch Belichtung mittels der Strahlen der Julisonne vollbrachte, gedacht; eine Verwerthung zu Schutz- mpfungsversuchen im grossen haben diese beiden letzteren Me- hoden zur Zeit noch nicht gefunden. '_ Wenden”wir uns nunmehr zu dem pathogenen Verhalten - — 42 — der Milzbrandbacillen, so ist zuvörderst der einigermaassen tröst- lichen Thatsache Erwähnung zu thun, dass diese an sich mit einer geradezu schreckenerregenden Perniciosität begabten Parasiten für den Menschen weitaus nicht so gefährlich sind, wie für gewisse Thierspecies. Das Milzbrandthier par excellence ist (wenn wir von den kleinen Thieren: Mäusen, Meerschweinchen und Kaninchen, welche zwar an Empfänglichkeit für den experimentellen Impfmilz- brand fast alle übrigen Thiere übertreffen, spontan aber, soweit wir wissen, niemals an Milzbrand erkranken absehen) das Schaf. Den Schafen reihen sich die Rinder an, die zwar gegen den Impf- ‚milzbrand ziemlich resistent sind, an Darmmilzbrand aber nicht weniger häufig erkranken und sterben, als Schafe. Ungleich sel- tener als Schafe und Rinder, werden Pferde und Ziegen von spon- taner Milzbrandinfection ergriffen. Unter den Menschen kommt nun selbst in Gegenden, wo der Milzbrand ganz vorzugsweise hei- misch ist, in den sog. ‚Milzbranddistricten’ ??), der Milzbrand immer nur in mehr vereinzelten Fällen, niemals in eigentlich seuchen- artiger Ausbreitung vor. Es mag dies z. Th. gewiss seinen Grund darin haben, dass die Gelegenheit zur Ansteckung durch die Nahrung, welcher Infectionsmodus ja, wie wir wissen, die Haupt- masse der Erkrankungen unter dem Heerdenvieh herbeiführt, beim Menschen eine sehr viel geringere ist, als bei den pflanzenfressen- den Thieren der Weide; dass aber die Ursache hierfür auch in einer geringeren Speciesdisposition des menschlichen Geschlechtes für die Milzbrandinfection gesucht werden muss, bezeugt der Um- stand, dass der menschliche Milzbrand in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle mit Genesung endet, während der $pontane Milzbrand der Thiere nur wenige Procent Heilungen aufzuweisen "hat. Weit unempfänglicher noch als der Mensch ist das Schwein; gänzlich oder fast gänzlich immun sind Hunde, Ratten, die meisten Vögel und die Amphibien. | Diejenige Form, unter welcher uns der menschliche Milzbrand weitaus am häufigsten entgegentritt, ist die ‚Pustula maligna’, der ‚Anthrax-Carbunkel’. An der infieirten, vorwiegend den Hän- den, seltener Gesicht oder Hals angehörigen- Hautstelle erheben sich kleine rothe Buckelchen oder umfänglichere rothe (zuweilen auch mehr gelbliche) Beulen, an deren Oberfläche sich nach einiger Zeit ein resp. mehrere, mit seröser oder serösblutiger Flüssigkeit gefüllte Bläschen bilden, welche platzen und schwärzliche Borken an ihre Stelle treten lassen. Allmählig pflegt der ganze Knoten ea — M3 O— eine blaurothe bis schwärzliche Färbung anzunehmen. Die Haut in der Umgebung des knotigen Infectionsheerdes ist entweder wenig verändert oder aber und zwar häufiger, stark geschwollen ed geröthet und oft geschieht es, dass sich die Schwellung in em Fortschreiten weit hinaus über das Infectionsatrium , nicht selten über eine ganze Extremität hin erstreckt. Essistenfeils ge in der geschwellten Haut öfters brandige Inseln auf. In einer Reihe von Fällen setzt der Hautmilzbrand nicht mit der Bildung einer Papel oder einer Beule ein, sondern es entsteht von vorn herein ein verbreitetes, Bsihiliches Hautoedem. Unter den- b selben Bildern, wie der menschliche, erscheint, wie wir gleich be- merken wollen, der thierische Hautmilzbrand: als Anthrax- Carbunkel oder als Anthrax-Oedem. Der Hautmilzbrand kommt in der Regel nur bei solchen Menschen vor, deren Beruf näheren Verkehr mit milzbrandigem Vieh, dessen Cadavern resp. Theilen von solchen (Thierfellen!) mit sich bringt. Doch kann die Er- krankung gelegentlich jeden beliebigen Menschen befallen, da die ausreichenden Bedingungen der Erkrankung ja gegeben sind, wenn Milzbrandstoffe, welche entwicklungsfähige Bacillen oder deren ‚Sporen enthalten, in Contact mit einer kleinsten frischen Haut- -_ wunde gebracht werden. So berichtet Kretzschmar ??) neuestens _ über einen Fall von Milzbrandpustel am rechten Arm eines Mäd- chens, welches die Affeetion acquirirte, nachdem sie mit Blut be- fleckte Stiefeln geputzt und über einen Fall von Anthraxpustel an der rechten Hand eines Kutschers, welcher den mit dem Oeffnen eines Milzbrandcadavers beschäftigten Leuten die Hand gereicht hatte. Für andere Fälle, in denen die Infectionsquelle nicht offenkundig ist, wird man anzunehmen haben, dass die An- steckung durch Stiche von Insecten, welche auf Milzbrandthieren oder -Cadavern gesessen haben (Fliegen, Bremsen, Flöhe, in deren Leib schon von Davaine und neuerdings von Huber ®*) infections- tüchtige Milzbrandbacillen nachgewiesen worden sind) oder durch sporenhaltige Staubpartikel, welche auf kleine Hautwunden fielen, vermittelt wurde. Nach den eingehenden und ziemlich zahlreichen Untersuchnngen, welche über das mikroskopische Verhalten der Pustula maligna beim Menschen vorliegen (Davaine®), Vir- chow°®), E. Wagner °”), R. Koch°®), Ziegler?) u. A.), dürfen wir uns die Pathogenese der genannten Affection folgendermaassen vorstellen: Die in das verletzte Corium eingedrungenen Bacillen ‚oder Sporen geben neuen Bacillen den Ursprung, welche allmählig — 44 — die betreffende Coriumpartie auf das Dichteste bevölkern; am massenhaftesten sammeln sich die Parasiten im stratum papillare” an, während nach den tieferen Cutisschichten hin die bacilläre” Einlagerung mehr und mehr abnimmt und schliesslich daselbst” vollständig verschwindet; in die Epidermis dringen nur relativ spärliche Bacillen ein. Die Beschlagnahme durch die wuchernden Mikroparasiten wird seitens des Gewebes durch eine gewaltige, anfangs rein seröse später serös-fibrinöse endlich serös-fibrinös hämorrhagische Exsudation beantwortet, welche den Papillarkörper aufquellen macht, die Maschen des lockeren subcutanen Zellstofis mit einer sulzigen Flüssigkeit erfüllt und die Epidermis blasig von der Papillarschicht abhebt. Weiterhin greift nun eine stärkere Auswanderung farbloser Blutzellen aus den Gefässen, die allmählig bis zur wirklichen purulenten Infiltration sich gestaltet, in den ° Process ein. Obwohl der directe positive Nachweis hierfür noch aussteht, ist doch nach unseren sonstigen Erfahrungen über die Aetiologie der Eiterung (s. 0.), sowie nach den Resultaten der experimentellen Infection mit Milzbrandbacillen (s. später) als sicher 7 anzunehmen, dass diese eitrige Entzündung nicht durch die © Milzbrandbacillen, sondern durch secundär in den Milzbrandheerd . hineingelangende pyogene Mikroorganismen hervorgerufen wird. Durch die Ablösung der epidermoidalen Decke ist ja dem Einbruch der genannten ubiquitären Mikrobien in das Cutisgewebe die Pforte weit geöffnet und R. Koch hat an den von Epidermis entblössten Stellen eines Milzbrandcarbunkels reichliche Ansammlungen von Häufchen- oder Ketten-Kokken neben den Milzbrandbacillen direct mikroskopisch nachgewiesen. Dass diese Häufchen- und Ketten-Kokken dem Staphylo- und Strepto-Kokkus pyogenes an- gehörten, kann wohl heute kaum einem Zweifel unterliegen; da man damals diese specifischen Eiterbacterien des Menschen noch nicht kannte, war Koch nicht in der Lage, die Frage nach der Identität der von ihm gesehenen Kokken mit diesen Bacterien auf- zuwerfen und zu lösen und so muss es späteren Untersuchern vorbehalten bleiben, definitive Gewissheit über den in Rede stehen- den Punkt zu erbringen. Ebenso werden zukünftige Forschungen darüber zu entscheiden haben, ob die in den Milzbrand-Pusteln resp. -Carbunkeln fast regelmässig eintretenden partiellen oder totalen Nekrosen ein Effect der Milzbrandbacillen oder der pyogenen Kokken oder beider zugleich sind. Dass sich, wie wir später sehen werden, beim experimentellen Milzbrand — asepti- e- U ‚sche Uebertragung zuverlässiger Reinculturen vorausgesetzt — eine nekrotisirende Wirkung der Milzbrandbacillen nicht bemerkbar macht, schliesst die Nekrotisirungsfähigkeit der letzteren noch ‚nicht völlig aus, da der sehr rapide Verlauf des künstlich erzeugten ne die Deutung offen lässt, dass jener Eigenschaft gar- ‚nicht die Zeit, sich zu bethätigen, gelassen wurde. Immerhin ist aus den ee Erfahrungen zu entnehmen, dass die nekrotisirende Potenz der Milzbrandbacillen geringer sein muss, ‚als diejenige der pyogenen Kokken, da letztere, wie wir wissen, innerhalb der gleichen kurzen De nsen bereits sehr Serie page Effecte hervortreten lassen. Wie schon bemerkt, det die Pustula maligna, der Anthrax-Carbunkel, beim Menschen meist mit Heilung: die erkrankten Hautstellen bilden sich entweder wieder zur Norm zurück oder werden, falls Brand eingetreten, “ urch demarkirende Eiterung ausgestossen. Bei den lethal ver- Rt ufenen Fällen finden wir in den Leichen dieselben Erscheinungen der allgemeinen Milzbrandinfection, wie bei den an Impfmilzbrand zu Grunde gegangenen Thieren (s. später) ; nicht selten sind ausser- _ dem auf der Schleimhaut des Digestionstractus analoge Heerde, "wie auf der äusseren Haut vorhanden, welche z. Th. auf. eine gleichzeitige Infection vom Darmkanale aus, durch Verschluckung _ sporenhaltiger Milzbrandstoffe, zurückzuführen sein mögen, z. Th. aber auch sicher metastatischer Natur sind, da neben den - Darmheerden bisweilen auch ganz gleichartige Heerde in der Magen- © schleimhaut gefunden werden, welche nach unserm gegenwärtigen 5‘ Wissen nur als durch an von der Blutbahn aus entstanden ge- dacht werden können. Wodurch aber wird, fragen Sie, die Heilung bewirkt und wie kommt es, dass die Krankheit beim Menschen so häufig heilt, während sie = bestimmten Thieren ausnahmslos oder l regelmässig zum Tode führt? Dass die Heilung wesentlich den therapeutischen Einwirkungen, namentlich der vielfach vorge- ıommenen Exceision der Infectionsheerde zu danken sei, möchten wir, ohne die Nützlichkeit der betreffenden ärztlichen Maassnahmen wuch nur im Entferntesten bestreiten zu wollen, bezweifeln; wenn die Erfahrung gelehrt hat, dass die selbst sehr frühzeitig vorge- ıommene Excision der syphilitischen Initialsklerosen dem Ausbruch der allgemeinen Syphilis nicht vorzubeugen vermag, wenn die später noch näher zu besprechenden Experimente des Verf.’s ge- zeigt haben, dass nach Uebertragung von Tuberkelbacillen in die vordere Augenkammer die betreffenden Thiere selbst dann mit un- Baumgarten, Mykologie, 99 — 446 — fehlbarer Sicherheit der allgemeinen Tuberkulose erliegen, wenn das geimpfte Auge drei Tage post inoculationem, also zu einer Zeit, wo noch nicht die geringsten makroskopischen Krank- heitserscheinungen aufgetreten sind, aus dem Körper entfernt wird, so ist wohl nicht anzunehmen, “dass die weit schneller als das Syphilisvirus und vollends als die Tuberkelbacillen sich vermehren- den Milzbrandbacillen durch die Excision des Primärheerdes an der Herbeiführung der tödtlichen .Allgemeininfection verhindert werden könnten, falls sie ohne Inscenirung des genannten chirur- gischen Eingriffs, bedingungslos und unweigerlich, die Kraft be- sässen, jenen deletären Folgeact zu vollbringen. Dass letzteres nicht der Fall, steht fest; es existiren zahllose Fälle, in welchen auch ohne Excision und ohne jede sonstige zweckmässige Therapie die Milzbrandpustel abheilte und die ganze Krankheit in Genesung überging. * Wir sehen mithin, dass der menschliche Organismus auch ohne Mithilfe der ärztlichen Kunst mit der Krankheit fertig zu werden vermag und die obige Frage spitzt sich also darauf zu. Worauf beruht diese vis medicatrix naturae? Metschnikof hat, auf experimentelle Beobachtungen gestützt, geglaubt, die Ant- wort auf die aufgeworfene Frage geben zu können: Seine Phago- cyten, hier speciell seine ‚Mikrophagen’, die Leukocyten, sollen es sein, welche die Milzbrandkrankheit dadurch in Heilung überführen, Ans sie die Milzbrandbacillen verschlingen und tödten. Prüfen wir darauf hin die aus der mikroskopischen Untersuchung mensch- licher Anthraxpusteln gewonnenen Resultate, so finden wir, dass letztere mit Metschnikoff’s Annahme nichts weniger, als über- einstimmen. Die Untersuchungen Ziegler’s, welcher die Ver- hältnisse mit specieller Rücksicht auf Metschnikoff’s Phagoeyten- lehre prüfte, haben ergeben, dass die Milzbrandbacillen in der Milzbrandpustel stets zwischen den Zellen, niemals in ihnen liegen und Koch constatirte die Erscheinungen des allmähligen Absterbens und des Zerfalls der Milzbrandbacillen innerhalb eines völlig nekrotischen, jeglicher lebenden Zelle baaren Milzbrand- carbunkels, und zwar in der Weise, dass die abgestorbenen und absterbenden Bacillen gerade in den centralen Partien des Knotens, wo kein einziger lebender Leuköcyt zu erblicken war, lagen, während in den peripheren Schichten sowie am Rande des “ Knotens, woselbst noch etliche wohlerhaltene Leukocyten neben den Bacillen zu sehen waren, die Bacillen sich völlig unversehrt zeigten. Hier haben Sie also typische Fälle von menschlichem Anthrax, von. --- RN den besten Beobachtern untersucht, in welchen die Anthrax-Bacillen nicht von Zellen gefressen wurden und in welchen sie, obwohl ‚sie nicht von Zellen gefressen wurden, in optima forma darin untergingen. Wenn sonach die Phagocyten Metschnikoff’s im. "primären Infectionsheerde die ihnen vindicirte Rolle, die inficiren- den Bacterien zu verschlingen und zu tödten nicht erfüllen, dann "können sie selbstverständlich mit der Heilung des Bee über- haupt nichts zu thun haben, denn gesetzt selbst, man supponirte, dass die Leukocyten aus besonderen, einem Verständniss einstweilen ich zugänglichen, Gründen den Kampf mit den inficirenden ii acterien erst im Blute resp. den inneren Geweben auf- nähmen und dass alle in letzteres resp. in letztere aus dem Primär- ‚heerde her eindringenden Bacillen in der That prompt und sicher "von ihnen aufgezehrt und getödtet würden, dann bliebe der Mensch zwar vor innerem Milzbrand bewahrt, seinen Hautmilzbrand, aber behielte er und an diesen oder dessen Folgezuständen (Septikämie, Er Prämie) müsste er schliesslich über lang oder kurz doch zu Grunde gehen. Für die Annahme des Inkrafttretens jener hiernach so gut wie erkhlosen Hilfeleistung der Phagocyten fehlt nun aber jeder "Schatten eines Beweises; so oft auch bisher das Blut resp. die "Gewebe von anthraxkranken Menschen oder von spontan oder in | Folge künstlicher Uebertragung von virulentem Milzbrandvirus milz- "brandkrank gewordenen Thieren untersucht worden ist, stets sind "darin die Baeillen frei und niemals in weisse Blutkörperchen oder | Gewebszellen eingeschlossen gefunden worden. Gerade das Beispiel des menschlichen Anthrax zeigt also auf das Deutlichste, wie wehr- os der Organismus im Kampfe mit den parasitären Krankheits- srregern dastehen würde, falls er in seiner Vertheidigung allein oder hauptsächlich auf die Fresszellen Metschnikoff’s ange- wiesen wäre. Sehen wir uns daher nach anderen Mitteln um, welche der Organismus zwecks Befreiung von den‘ in ihm einge- lrungenen Milzbrandbacillen aufbieten könnte, so wäre hier zu- jächst an die schädigenden Einwirkungen zu denken, welche der Jiter, nicht in seiner Eigenschaft als lebende Zellenmasse, sondern Folge anderweitiger ihm innewohnender deletärer Einflüsse nach ilteren Versuchen Hitber’s*°) und den neuesten Ermittlungen J)irekinck-Holmfeld’s*!), auf lebende Milzbrandbacillen aus- wwüben befähigt ist. Dass bei dieser von den genannten Forschern onstatirten, nichtcellulären, schädigenden Wirkung des Eiters uf die Milzbrandbacillen die specifischen Eiterbacterien, sei es E - 99* — 48 — nun direct oder durch Bildung gewisser, den Bacillen feindlicher chemischer Stoffe das wesentliche Agens darstellen, wird durch die neuesten Beobachtungen Garre’s*?) über den Antagonismus unter‘ den Bacterien, sowie speciell durch die Experimentalergebnisse Emmerich’s*) und Pawlowsky’s**), wonach die Milzbrand- bacillen auch durch die Concurrenz von nicht eigentlich eiter- bildenden Bacterien (Erysipelkokken) innerhalb des lebenden Orga- ® nismus vernichtet werden können, sehr wahrscheinlich gemacht. Es wäre sodann die von Ribbert betonte Möglichkeit, dass die Eiterung aus mechanischen Gründen, durch Compression auf die Gefässe und daraus resultirender Hemmung der Sauerstoft- zufuhr, den wuchernden Mikrobien schädlich wird, gerade bei den in so hohem Grade sauerstoffbedürftigen Milzbrandbacillen mehr in Betracht zu ziehen, als bei anderen, weniger a@robien Bacterien. Dass der Eiterungsprocess einen gewissen salutären’ Einfluss auf den Verlauf des menschlichen Hautanthrax factisch‘ ausübt, scheint dadurch bezeugt zu werden, dass die Fälle von Hautanthrax ohne Pustel, die Fälle von primärem Anthrax- Oedem, weit bösartiger sich verhalten und ungleich häufiger‘ zum Tode führen, als die typischen, stets mit Eiterung gepaarten Fälle von Pustula maligna. Schliesslich könnte man noch die etwaige Hilfswirkung der Fiebertemperatur in’s: Auge fassen, ohne derselben jedoch, da Temperaturen zwischen 42 und 43°C., welche erreicht sein müssen, um ohne Unterstützung anderer Mo- mente, die Virulenz der Bacillen abzusehwächen, beim mensch- lichen Anthrax nicht oder höchstens sub finem vitae vorkommen, eine nennenswerthe Bedeutung zusprechen zu dürfen. Weder einer der genannten Einflüsse allein noch auch alle zusammengenommen können nun aber als ausreichende Factoren des Heilungsprocesses’ erachtet werden, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil trotz des Vorhandenseins aller dieser Factoren in dem gleichen Aus- bildungsgrade der Impfmilzbrand bei bestimmten anderen Species (Schafen, Mäusen, Meerschweinchen, Kaninchen) so gut wie niemals“ in Heilung ausläuft. Sonach müssten wir also überhaupt auf eine Erklärung der in Rede stehenden Erscheinung verzichten? Doch wohl nicht ganz! Die Heilungsfähigkeit des menschlichen Milz- brandes gegenüber der Unheilbarkeit des Milzbrandes der genannten Thiere erscheint verständlich, wenn wir annehmen, dass der lebende menschliche Körper als Nährboden im Allgemeinen den Lebens- und Wachsthums-Ansprüchen der Milzbrandbacillen nicht so günstig TE ER a TC LEHRBUCH DER VORLESUNGEN FÜR ÄRZTE UND STUDIRENDE. 7 BEARBEITET VON Dr. P. BAUMGARTEN, 0. ö, Professor der allgemeinen Pathologie und pathologischen a an der Universität Tübingen. Mit 101 fast sämmtlich nach eigenen Präparaten des Verfassers ausgeführten Original- Abbildungen im Text, 34 davon in Farbendruck und einer lithographirten Tafel. 11. BRAUNSCHWEIG ARALD _BRUHN Verlagsbuchhandlung für Naturwissenschaft und Mediein 1890. — 449 — angepasst ist, um eine maximal kräftige und andauernde Vegetation der genannten Bacterien aufkommen zu lassen. Die Milzbrand- bacillen sind, wie wir annehmen, nicht obligate, sondern facultative Parasiten; der für sie. bestgeeignete Nährboden würden demnach die todten Nährsubstrate sein. Immerhin liefert ihnen, wie die Beobachtung lehrt, der lebende Körper, bestimmter Thierspecies so günstige Ernährungsbedingungen, dass sie ausnahmslos darin so lange fortwuchern, bis der befallene Organismus ihnen erlegen ist. Die lebende Leibessubstanz anderer Thierspecies wiederum bietet ersichtlich so ungeeignete Wachsthumsbedingungen, dass die Bacillen darin garnicht, oder doch nur höchst kümmerlich fortkom- men. In der Mitte zwischen diesen Extremen steht, wie wir an- "nehmen, der Mensch; seine Leibessubstanz Bene ein Terrain, "auf welchem die Milsbrshäbäcillen zwar fast immer angehen, meist auch bis zu ansehnlicher, oft genug für den befallenen Organismus recht bedrohlicher, Höhe fortwachsen, aber doch in der Regel nicht krankheiten ergriffenen Geschöpfe anzunehmen, kann um so weniger bezweifelt werden als, wie wir gesehen #5), die sonstigen Erklärungen die Disposition und Immunität der verschiedenen Species für oder gegen die verschiedenen Infectionsorganismen, speciell die so oft genannte Metschnikoff’sche Phagocytentheorie, sich als gänzlich unzureichend erwiesen haben. Metschnikoff hat zwar neuestens 46) seine Lehre sowohl für das Gebiet der Species- Immunität als auch für dasjenige der Heilung von Infections- k ankheiten gegen unsere im allgemeinen Theile unserer Vor- lesungen kurz zusammengefassten Einwürfe aufrecht zu erhalten gesucht; die ausführlichen Darlegungen und Erörterungen des speciellen Theils werden indessen schwerlich im Zweifel darüber lassen können, dass unser Urtheil, Metschnikoff’s Lehre von der heilenden Rolle der Phagocyten finden seitens der fest- "stehenden Beobachtungen der pathologischen Mykologie nirgends sichere Stütze, wohl aber vielfach directe Widerlegung, ein be- — 450 ° — rechtigtes war; die Bedeutung der Phagocyten als Erklärungs versuch für die Immunität hat kürzlichst Dirckinck-Holm- feld?) bei für Milzbrand von Natur aus immunen oder künstlich immun gemachten Thieren an der Hand einer controlirenden ein gehenden eigenen Experimentaluntersuchung ebenso umsichtig als objectiv geprüft; das Resultat war gleichfalls ein für Metschni koff’s Phagocytenlehre ‚total ungünstiges, indem gezeigt wurde, dass bei unempfänglichen Thieren die Milzbrandbacillen untergehen, ohne dass sie von Zellen aufgenommen werden. Metschnikoff hat allerdings in einem kritischen Artikel*®) die negativen Beob- achtungen Dirckinck-Holmfeld’s als „auf ungenügender Me-” thodik beruhend“ zurückgewiesen; wir unsererseits vermögen jedoch hierin Metschnikoff nicht zu folgen. Wie wir des dänischen Forschers negative Beobachtungen anerkennen, bezweifeln wir andererseits auch nicht Metschnikoff’s positive Beobachtungen halten aber im vorliegenden Falle die negativen Beobachtungs-' resultate für entscheidend, insofern als sie zeigen, dass zwischen Speciesimmunität und Phagocytose keine irgendwie constante Be- ziehung besteht, mithin letztere auch nicht die eigentliche Ur sache der ersteren sein kann. Der Einschluss der Bacterien in Zellen erscheint hier, wie allerorts, wo er beobachtet wird, als ein nebensächlicher und für das Schicksal der in den lebenden Organis- mus eingedrungenen Bacterien bedeutungsloser Vorgang und man wird nicht fehl gehen, wenn man annimmt, dass der Einschluss i Zellen, soweit er nicht durch ein selbständiges Eindringen der Bacterien in den Zellenleib herbeigeführt wird, nur solche Bacterien betrifft, welche in ihrer Wachsthumskraft abgeschwächt oder nicht mehr wachsen oder todt sind, so dass also das, was Metschnikoff als Folge angesehen, im Wesentlichen als Ur- sache des Geschehens zu betrachten wäre. Mit dieser Auffassung harmoniren, soviel wir sehen können, alle gesicherten Beobachtungen im Gesammtgebiete der pathologischen Mykologie der Warmblüter. Speciell begreift es sich darnach ohne weiteres, dass bei hoch- empfänglichen Thieren höchstens die abgeschwächten, nicht aber die virulenten, bei unempfänglichen Thieren dagegen bisweilen selbst die virulentesten Milzbrandbacillen (da sie eben in Folge der ungeeigneten Qualität des Nährbodens daselbst nicht zu wachsen: vermögen) von den Leukocyten aufgenommen werden. Auf diese Weise lassen sich auch die neuesten Beobachtungen von Hess?°), welcher unsere Einwürfe gegen die Beweiskraft der Metschni- ® — 31 — er 5 koff’schen Untersuchungsergebnisse als berechtigt anerkennt, durch seine eigenen Resultate aber die Phagocytenlehre neu ge- stützt zu haben glaubt, erklären. Es ist von Metschnikoff gegen diese unsere Auffassung eingewendet worden, dass im Aderlassblute resp. auf „zubereitetem Blutserum“ der immunen Thiere die betreffenden Basillen (speciell die Milzbrandbacillen) jeder Zeit ganz kräftig wuchsen, mithin an der ungeeigneten Nährbodenqualität das “‘Untergehen innerhalb des lebenden Körpers der immunen Thiere nicht liegen könne. Es bedarf jedoch keiner näheren Ausführung, dass dieser Einwand Metschnikoff’s nicht stichhaltig ist: Lebendes circulirendes Blut und aus der Ader selassenes todtes Blut sind biochemisch sehr verschiedene Dinge! Bi doch das Eintreten der Fibringerinnung, ferner der atoidinbildung, die bedeutenden: chemischen Wandlungen, Pate das Blut, wenn es aus den lebenden Gefässen entfernt wird, ährt; und wie viele feinere, vielleicht aber gerade für die hier I Betracht kommenden Kochältniäke maassgebende, Veränderungen ‚müssen dadurch stattfinden, dass der stetige Wechsel der Stoffe und jener bestimmende Einfluss auf die chemische Zusammen- stzung, welchen die lebenden Gewebs- und Blut-Zellen durch ihren imungsprocess sowie namentlich durch ihre specifischen Er- näbrungsenerie unterhalten und ausüben, im todten Blute weg- fallen — von der Alteration durch die künstliche „Zubereitung“ > Serums natürlich ganz zu schweigen! Vom Standpunkt der sch alledem wohl gerechtfertigten Annahme, dass der lebende hahkörper im Allgemeinen. keinen hölrörrägend günstigen Nährboden für die Milzbrandbacillen darstellt, macht, wie ge- ist, das Verständniss der Heilungsfähigkeit und des Heilunge: rocesses des menschlichen Milzbrandes keine Schwierigkeit. Die öglichkeit der Heilung ist gegeben, weil die Entwicklungsenergie sr inficirenden Bacillen nicht eine so mächtige ist, um die Wider- indskräfte und Vertheidigungsmittel des lebenden Organismus »dingungslos zu überwinden. Dass solche Widerstandskräfte und | heidigungsmittel existiren, kann ja gar keinem Zweifel unter- diesen und es ist Ihnen bekannt, worin wir sie suchen. »o inmächtig diese Defensivmittel den ihre volle Wucherungsenergie tfaltenden Bacillen gegenüber sind, so wirksam können sie doch sein einer wegen relativer Ungunst des Nährbodens nur mit halber | proliferirenden und in sich an eine relativ kurze Daseins- gebundenen Mikrobienvegetation gegenüber. Und sicherlich Pe Serge ze = er wu! Bı pn] mr — 42 — werden dann auch den physiologischen Wehrvorrichtungen des Organismus die oben erwähnten pathologischen, den Milzbrand- bacillen feindlichen, Einflüsse — Concurrenz der Eiterbacterien Beschränkung der Sauerstofizufuhr durch Compression der Gefässe seitens des entzündlichen Exsudates — wirksam zu Hilfe kommen Die zweite Form, unter welcher uns der menschliche Milzbrand entgegentritt, ist der primäre Dar mmilzbrand, die früher schlech weg sog. Mykosis intestinalis. Bollinger?) und namentlich E. Wagner!) gebührt das Verdienst, die Zugehörigkeit dieser, schon früher mehrfach beobachteten °?) aber nicht sicher in ihrer wahren Bedeutung erkannten, Krankheit zu den Milzbrandafiece-” tionen erwiesen zu haben. Die Beobachtungen der späteren Zeit 5°) haben die Auffassung der genannten Autoren vollkommen bestätigt. Die Mehrzahl der Fälle betraf Leute, welche mit Thierhäuten” zu thun, speciell Thierhaare zu verarbeiten hatten. E. Wagner gelang es, auf den betreffenden Haaren sporenhaltige, den Milzbrandbacillen gleichende Stäbchen mikroskopisch nachzuweisen. Die Quelle der Ansteckung war hiermit aufgedeckt: Von der Fingern, mit den Speisen gelangten die Milzbrandsporen in den Magen und diesen passirend, in den Darm der Arbeitenden. Die Erkrankungen verliefen unter typhusähnlichen Symptomen, bei der Section fanden sich mehr oder minder zahlreiche Heerde im Dünn- sowie in den oberen, seltener auch in den unteren, Partien des Dick-Darmes, den typhösen Infiltraten ähnlich, durch ausge- sprochen hämorrhagische Beschaffenheit, Neigung -zu centraler eitriger Einschmelzung sowie häufige Ausbreitung in der Querrich- tung des Darmrohres von ihnen jedoch verschieden. Um die Heerde herum war meist ein diffuses entzündliches Oedem der Darmwand vorhanden. Die Mesenterialdrüsen zeigten mehr oder weniger starke Schwellung, oft verbunden mit blutiger Infiltration, zuweilen bot die Hirnrinde punkt- oder streifenförmige Hämorrhagien dar Mikroskopisch glichen die Darmheerde in allen wesentlichen Be- ziehungen den Anthrax-Carbunkeln der Haut, sowohl in histo- logischer als auch in bacteriologischer Hinsicht; ausser den Milz- brandbacillen wurden von E. Wagner auch massenhafte Kokken- vegetationen in den Anthraxheerden der Darmwand aufgefunden, die wir, aus den bei der Besprechung des Hautmilzbrandes er- örterten Gründen, als Ursache der eitrigen Einschmelzung und der” durch diese bedingten Geschwürsbildung der intestinalen Milzbrand- ” heerde anzusehen haben werden. Massenhaft wurden die Milz- e-- ER, — 43 — brandbacillen auch innerhalb der geschwellten Mesenterialdrüsen, (constant im Centrum der kleinen Hämorrhagien der Hirnrinde, a aselbst im Lumen des den Mittelpunkt der Blutung Ellen efässchens, angetroffen. Im Verhältniss zum primären Haut- ‘ ilzbrand ae der primäre Darmmilzbrand, obwohl bereits eine ganze Reihe einschlägiger Beobachtungen in der Literatur niedergelegt sind, als eine sehr seltene Affection. Es darf jedoch hierbei nicht unberücksichtigt bleiben, dass die betreffenden Fälle fast immer erst bei oder nach der Section diagnosticirt wurden, also fast nur die tödtlichen Fälle bekannt geworden sind. Es ist aber { vohl erlaubt, anzunehmen, dass ebenso wie der menschliche Haut-, o auch der menschliche De Mibimiand: wenn auch vielleicht weni- er häufig, heilen könne; manche, unter unbestimmten typhösen )ymptomen verlaufende Erkrankung würde möglicherweise hierher ehören. Entgegen dem Verhalten beim Menschen ist bei Thieren, ie bereits erwähnt, der Anthrax intestinalis die am häufigsten eobachtete Form spontaner Milzbranderkrankung. Sectionsbild ıd mikroskopischer Befund des Darmmilzbrandes der Thiere leichen wiederum in den wesentlichen Punkten den beim Menschen orgefundenen und oben kurz angegebenen Verhältnissen. Ob usser durch Einimpfung und Verschluckung das Milzbrandvirus och auf andere Weise, speciell durch Einathmung, spontane ıfectionen veranlassen kann, muss als sehr zweifelhaft bezeichnet erden. Das bei allgemeiner Milzbrandinfection, namentlich häufig ei Thieren, gelegentlich aber auch beim Menschen, beobachtete nthraxoedem am Kehlkopfeingang kann gegenwärtig nicht mehr ls ein Zeugniss für das Vorkommen eines spontanen Inhalations- ilzbrandes betrachtet werden, seitdem Koch?) gezeigt hat, dass eses Oedem regelmässig nach künstlicher Verfütterung von Milz- andsporen einzutreten pflegt. Höchstwahrscheinlich gelangen je verfütterten Sporen an die genannte Stelle durch Resorption itens der Tonsillen und Pharynx-Lymphfollikel, da nachweislich e mit der Nahrung aufgenommenen Tuberkelbacillen (s. später) n den genannten Iymphatischen Apparaten aufgesogen werden, 3 räthselhafte Unica stehen einstweilen die Fälle von Verf. 5), n Curschmann’®) und F. Marchand?”) da, welche all- ;meine Milzbrandinfectionen ohne nachweisbare Eingangspforten trafen. | _ Was nun den experimentellen Milzbrand anlangt, so ge- igt es mittels nahezu sämmtlicher der überhaupt anwendbaren — 454 — künstlichen Infectionsmodi die Milzbrandkrankheit bei den geeigneteı Versuchsthieren in typischer Weise hervorzurufen. Allerdings sine nicht alle Uebertragungsmodi bei jeder Thierspecies gleich wirksam So erwähnten wir schon, dass Rinder für den künstlichen Impf milzbrand recht wenig empfänglich sind d. h. die subcutane In- jection ziemlich erheblicher Dosen von vollvirulenten Milzbrand bacillen ohne daran zu sterben vertragen können, während sie andererseits dem Fütterungsmilzbrand sehr zugänglich sind Mäuse dagegen vertragen häufig schadlos die Fütterung selbst mit relativ. gewaltigen Sporenmengen, während sie der oberfläch lichsten cutanen Impfung mit Milzbrandvirus unfehlbar” sicher erliegen. Schafe, Pferde, Ziegen sind nicht weniger leicht durch Impfung, als durch Fütterung zu inficiren. Kaninchen leister der cutanen Impfung 5°), sowie der intravenö:en Injection sehr kleiner Quantitäten von Milzbrandbacillen 5°) nicht selten Wider stand; ausnahmslos sterben sie dagegen an Milzbrand nach sub- cutaner und intravenöser Injection etwas reichlicherer Mengen de Milzbrandbacillen. Meerschweinchen geben bezüglich der Empfäng- lichkeit für den Impfmilzbrand den Mäusen kaum etwas nach Gegen die Fütterungsinfection erweisen sich dagegen Meerschwein- chen und Kaninchen fast ebenso resistent wie Mäuse, wenn si auch, nicht minder als letztere, zuweilen, wie Koch’s Experiment Selehrt haben, an typischem Darin nach der Sporenver- fütterung zu Grunde gehen Die relativ geringe Empfänglichkei der. genannten kleinen Thiere für den Fütterungsmilzbrand erklär es, dass spontane Milzbranderkrankungen bei Mäusen, Meer. schweinchen und Kaninchen, wie es scheint, garnicht vorkommen. Hinsichtlich der Infection von den Athmungswegen aus geheı _ die Angaben der Experimentatoren weit auseinander. Buchner®® liess Kaninchen und andere kleine Thiere verschiedene Staubsorten welche mit Milzbrandsporen vermengt waren, einathmen und ss danach die Thiere milzbrandkrank werden, wenn die zu den Ver. suchen verwendeten Staubmassen aus Kohlepuires oder Talk be- standen; bei Benutzung weicherer Pulvermischungen war das sultat, mit Ausnahme eines positiven Versuchs mit Magnesia ustg negativ. Morse°!), der keine Staubgemische, sondern reine Milz- brandsporen inhaliren liess, konnte die Versuche Buchner’s nicht bestätigen; seine Experimente fielen sogar vollständig negativ aus, als er Suspensionen von virulenten Milzbrandsporen direct in die Trachea injicirte Muskatblüth°?) wiederum sah r — 455 — nach intratrachealer Injection von Milzbrandbacillen allgemeine Milz- ‚brandinfection eintreten und vermochte zu constatiren, dass die ‚injiceirten Bacillen in den Alveolen zur Wucherung gelangen, in ‚das Lungengewebe eindringen und von hier aus nach den perifolli- - eulären Lymphsinus der Bronchialdrüsen befördert werden. Hilde- brandt schliesslich, der auf Anregung von Geh. Rath E. Neu- mann im bacteriologischen Laboratorium des hiesigen pathologischen ‚Institutes eine umfassende Experimentaluntersuchung ®°) über das Verhalten der in die Luftwege eindringenden Infectionsorganismen an- ‚stellte, gelang es bei Kaninchen nicht, durch intratrachealen Import ‚selbst von relativ kolossalen Mengen von Milzbrand-Bacillen oder -Sporen Milzbrandinfection zu erzielen; Meerschweinchen wurden zwar meist nach der gleichen Applicationsweise des Virus milzbrandig, indessen war das positive Versuchsergebniss hier nicht rein, weil wegen heftiger und anhaltender Regurgitation der injieirten Flüssig- keit das Zustandekommen eines verbreiteten Anthrax des Hals- zellgewebes nicht verhütet werden konnte. Der Widerspruch in Hildebrandt’s und Muskatblüth’s Experimenten an Kanin- chen lässt sich einstweilen nicht aufklären. Dass der negative Ausfall der Trachealinjectionen in Hildebrandt’s Versuchen “nicht etwa darauf beruhte, dass die Milzbrand-Bacillen oder -Sporen durch das normale Lungenepithel, welches letztere, wie oben er- _wähnt, Flügge als eine für Bacterien undurchdringliche Scheide- wand betrachtet, an dem Eindringen in das Lungengewebe ver- hindert wurden, konnte Hildebrandt in Bestätigung der von Verf. mit anderen Bacterien erhaltenen, Flügge’s obiger An- schauung widersprechenden Ergebnisse ®*) direct nachweisen ; tödtete er (oder starben) die Thiere kurze Zeit (Y, bis 1 Stunde) nach der Injection, so zeigte sich das Gewebe der Alveolenwandungen vollgepropft mit Milzbrandbacillen! Ebensowenig war etwa das Ausbleiben der Erkrankung einer zufälligen Immunität der be- treffenden Kaninchen zuzuschreiben, da letztere der späteren sub- tanen Injection von Milzbrandbacillen prompt erlagen. Wir werden demnach annehmen müssen, dass die Milzbrandbacillen, die ja überhaupt, wie wir noch des Näheren erfahren werden, ver- hältnissmässig schlechte Gewebs-, mit Vorliebe jedenfalls Blut- Parasiten sind, gerade in dem Lungengewebe einen besonders wenig zusagenden Nährboden finden und deshalb in der Regel nicht ausreichend daselbst wuchern, um die Blutinfection einzuleiten, welche ja, wegen Einschaltung der unzähligen intrapulmonalen — 456 — Lymphfollikelfilter von der Lunge aus an sich weit schwieriger bewirken ist, als vom Unterhautgewebe oder den serösen Höhler aus. Es schliesst dies natürlich nicht aus, dass gelegentlich. nich doch die Wucherung den nöthigen Inteneitälsgen erreicht, wie eben in Muskatblüth’s positiven Experimenten. | Zergliedern wir nunmehr die Erscheinungen, welche sich uns nach den erfolgreichen künstlichen Uebertragungen der Milzbrand- hacillen darstellen, und fassen wir zunächst den experimentellen Impf milzbrand in’s Auge, so ist zuvörderst zu: bemerken, dass dieser bei den gebräuchlichsten Versuchsthieren (Mäusen, Mod schweinchen, Kaninchen) als eine ganz acute, ausnahmslos tödtlich endende Krankheit verläuft. Mäuse sterben in der Regel nach 36 Meerschweinchen und Kaninchen nach 48 Stunden. Meist bieten die Thiere bis vor dem Tode keinerlei Krankheitserscheinungen dar, die verendeten Mäuse findet man auf der Seite oder auf dem Rücken liegend, alle vier Extremitäten von sich gestreckt, ein Ver-= halten, welches für den Milzbrandtod der Mäuse nahezu pathogno-” monisch ist. An der Infectionsstelle findet sich ein gallartiges” durchscheinendes Oedem des subcutanen Zellstofis, in den inneren Organen ist ausser einer in der Regel recht erheblichen Milz-= schwellung und einer nicht regelmässig vorhandenen und nie-7 mals sehr ausgesprochenen trüben Schwellung der Leber, der Nieren, zuweilen auch des Herzfleisches makroskopisch nichts auf fälliges zu constatiren. Die mikroskopische Untersuchung ergiebt, dass, abgesehen von der Infectionsstelle, ausschliesslich das Blut den Sitz der Parasitenwucherung bildet; nur wenn, wie dies be- sonders an den Glomerulis vorkommt, Berstungen der mit den ge- ' wucherten Bacillen vollgestopften Capillaren stattfinden, treten die Bacillen mit dem ergossenen Blute in das Gewebe resp. in das Lumen von Drüsenkanälen (Harnkanälchen) über. Die stärkste Anhäufung‘ der Bacillen findet man stets in den Capillaren resp. den kleinen arteriellen und venösen Gefässchen, doch ist auch nicht selten das Blut des Herzens und der grossen Gefässstämme reichlichst von Bacillen durchsetzt. Weder die farbigen und farblosen Blutzellen, welch letztere, wie schon erwähnt, auch nicht eines der zahllosen Stäbchen in ihrem Leibe beherbergen, noch die Gewebszellen lassen trotz dieser massenhaften Erfüllung der gesammten Capillarität mit fremdartigem Lebewesen, abgesehen von der keineswegs constanten und meist geringfügigen, körnigen Trübung der specifischen Paren- chymzellen (Leberzellen, Nierenepithelien, Herzmuskelfasern) die | — 57 — geringste histologische Veränderung erkennnen (vergl. Figur 48). as sulzige Oedem an der Infectionsstelle enthält ebenfalls und war recht reichliche Bacillen, ohne dass jedoch deren Menge hier den Grad massenhafter Ansammlung, wie in den Blutgefässen, emals auch nur annähernd erreicht. An Eiterkörperchen ist das ki Fi cf Durchschnitt durch die Niere eines subcutan mit Milzbrandbacillen infieirten Kaninchens. Alkoholhärtung; Weigert’sche Färbung. Nur die Bacillen sind farbigwiedergegeben. Zeiss, Oc. 1, homog. Immers. 1/2; ca. 400fache Vergrösserung. = Gl = Glomerulus. HK== Harnkanälchen. C = Capillaren. ‘xsudat sehr arm; weder diese noch die fixen Zellen der infiltrirten ellgewebspartie schliessen Bacillen ein. Nur selten bildet sich an er Infectionsstelle ausser dem entzündlichen subeutanen Oedem ich ein entzündliches Haut-Infiltrat aus, welches sich in mikro- opischer Hinsicht der Milzbrandpustel der Menschen vollkormmen nalog verhält. In diesen Ausnahmefällen dürfte wohl eine un- eabsichtigte gleichzeitige Infection mit Eiter-Bacterien stattge- inden haben (s. o.). Der Uebergang ‚der wuchernden Bacillen von der ifectionsstelle aus in das Blut kann, da die Bacillen keine Eigen- ewegung besitzen und auch nicht durch Wanderzellen verschleppt srden, offenbar nur auf zwei Wegen zu Stande kommen: Erstens ürch ein directes Hineinwachsen der Bacillen in die Blutgefässe 8 Impforts und zweitens durch einen Transport mit dem Lymph- rom. Unserem Dafürhalten nach fällt letzterem Modus die Haupt-, enn nicht die alleinige Rolle zu, da wir uns von einem Hinein- — 458 — wachsen in die Blutgefässe des Impfortes nicht überzeugen konnter während die bereits von Weigert°°) hervorgehobene Erfüllun; der Lymphgefässe, sowie der Lymphsinus der nächstgelegene Lymphdrüsen die Fortschwemmung durch. den Lymphstrom diree bezeugt. Was den künstlichen ie anlangt, so ist diese genauer allein bei Schafen studirt. Verlauf, Obduetions- und m kroskopisches Bild decken sich, wie Koch er: in allen Haupt punkten mit den bezüglichen Erscheinungen des spontanen Darm milzbrandes der genannten Thiere. Koch nimmt an, dass die verfütterten 6%) Sporen bereits im Darmlumen auskeimen und die neu entstandenen Bacillen sodann durch, das intacte Darmepitheb hindurch in die Schleimhaut hineinwachsen. Sicher erwiesen ist jedoch dieser Vorgang nicht; an den Stellen der Darmwand, dereı Mucosa Koch mit Bacillen durchsetzt und bedeckt fand, war da Epithel bereits zerstört; die gesehenen Bilder konnten also auch so® erklärt werden, dass die Sporen zunächst von der intacten Darn wand resorbirt, im Gewebe zur Auskeimung gelangt und die daraus entstandene Bacillenwucherung nach Zerstörung des Epithel | ‚ secundär an die freie Oberfläche getreten war. Wir halten letztere” Auffassung für die den Thatsachen entsprechende, weil bei der Fütterung mit Tuberkelbacillen (s. später) der zuletzt geschilderte” Modus des Geschehens als der allein stattfindende nach unsere Beobachtungen sich erwiesen hat. Nach intravenöser Einverleibung verschwinden zunächst wie die uns bekannten Experimente von Wyssokowitsch un v. Fodor gelehrt haben, die injicirten Baeillen in kürzester Fris (einige Minuten bis wenige Stunden) vollständig oder fast vollständig aus der Blutbahn, um in den Organen abgelagert -zu werden. Das bei diesem Verschwinden einzig und allein das mechanische Mo ment der Retention in den Capillaren der Organe und nicht etw wie v. Fodor glaubt, auch eine directe Ertödtung der inji cirten Bacterien durch den vitalen Chemismus des Blutes wirksam ist, halten wir für ganz unzweifelhaft. Die immense Vermehrung, welche die Milzbrandbacillen innerhalb des strömenden Blutes de empfänglichen „Thierspecies erfahren, beweist wohl zur Genüge, dass ein entwicklungshemmender oder gar ertödtender Einfluss seitens des lebenden Blutes auf die genannten Bacterien nicht ausgeübt wird. Wenn v. Fodor sich zur Stütze seiner Annahme neuestens®”) auf Versuche beruft, welche darzuthun scheinen, RE -- rd dass auch im frischen Aderlassblute eine anfängliche Abnahme näder in letzteres eingeführten Milzbrandbacillen stattfindet, so ist hier- „bei ausser Acht gelassen, dass das Verhalten im absterbenden oder wMtodten Blute keinen Schluss auf das Verhalten im lebenden Blute zu ziehen gestattet. Besässe wirklich das absterbende oder todte Blut „die Fähigkeit, Milzbrandbacillen zu zerstören, so wäre damit keines- wegs erwiesen, dass auch dem lebenden Blute eine solche Fähigkeit innewohne. Es erscheint jedoch nicht einmal nothwendig, die anfäng- liche Abnahme der Milzbrandbacillen im Aderlassblute auf eine directe schädliche Einwirkung seitens des Blutes zu beziehen; die 2 Thatsache erklärt sich, glauben wir, hinlänglich durch die an sich gewiss zulässige Annahme, dass todtes Blut keinen so günstigen # Nährboden für Milzbrandbacillen abgiebt, wie Nährgelatine und dass demnach ein Theil der aus letzterem günstigeren Nährmedium in das ungünstigere übertragenen Bacillen in Folge mangelhafter Ernährung abstirbt. Aus dem überlebenden und fortwachsenden IE Theil der übertragenen Bacillen kann natürlich später eine sehr # reichliche Nachkommenschaft innerhalb des todten Blutes sich bilden. -— Der durch intravenöse Injection von Milzbrandbacillen entstandene Milzbrand verhält sich sonst in jeder Beziehung wie der durch subcutane Injection in’s Leben gerufene; das Gleiche ist der Fall, wenn die Milzbrand-Bacillen oder -Sporen in eine grössere ‘seröse Höhle injieirt werden. Sehr instructive Resultate hin- sichtlich der pathogenen Wirksamkeit und der Verbreitungswege der Milzbrandbacillen im infieirten Thierkörper liefern Injections- _ experimente in die vordere Augenkammer. Es entsteht nach den unter aseptischen Cautelen ausgeführten Injectionen von E reincultivirten Milzbrandbacillen in die senannte Stelle bis zum Tode des Thieres hin, welcher, nach dieser Applicationsweise des Virus, oft 4, 5 Tage und länger auf sich warten lässt, keine "Spur von makroskopischer Eiterung in dem inficirten Auge; ab- gesehen von einer mehr oder minder ausgesprochenen Chemosis “der Conjunctiva bulbi könnte man, nach dem makroskopischen Aussehen, geneigt sein, das Auge für normal zu halten. Unter- sucht man jedoch den Humor aqueus, so wimmelt er von Milzbrand- bacillen. Auf mikroskopischen Durchschnitten ist der Transport der Bacillen mit dem physiologischen Lymphstrom, von der vorderen Augenkammer durch die Fontana’schen Räume hindurch nach den Lymphbahnen der Sclera und Conjunctiva deutlich zu ver- folgen, wie dies auch schon Weigert‘®) constatirt hat, Nach % Ifa 0 Injection in den Glaskörper werden die Milzbrandbacillen, Gifford®®) angiebt, durch einen Lymphstrom, welcher vom Glas körper durch den Centralkanal längs der Centralgefässe, nach dee Orbita, von hier aus nach der Schädelhöhle und von da ab pheriphe wärts Eichen den Sehnervenscheiden zu beiden Subseleralräumeı Ä führt, nach letzteren transportirt. « Eine Frage von ebenso grosser theoretischer wie praktische Wichtigkeit ist die, ob die im Blute sich vermehrenden Milzbrand= bacillen die normalen Gefässwandungen zu durchdringen und sonach in die Gewebe und speciell in die Se- und Exerete des Körpers übergehen können. In innigem Zusammenhang hiermit steht die’. Frage nach der Uebergangsfähigkeit der Bacillen von der Mutter auf den Foetus. Bis vor kurzem huldigte man nahezu allgemein der Ansicht, dass die in der Blutbahn kreisenden Mikroorganismen ' auf dem Wege der normalen Drüsensecretionen zu einem mehr oder minder grossen Theile aus dem Körper ausgeschieden würden. Dem gegenüber hat Fiügge, gestützt auf die Resultate der vielgenannten einschlägigen Arbeit seines Schülers Wyssoko- witsch, den Satz aufgestellt, dass die normalen Gefäss membranen für Bacterien aller Art undurchgängig seien, dass also” auch, so lange die secernirenden Organe histologisch normal, keine Ausscheidung der im Blute circulirenden Bacterien mit den Secreten aus den Körper stattfände. Wenn wir nun auch ohne weiteres ‚zugeben, dass die Untersuchungsergebnisse von Wyssokowitsch die früheren Anschauungen über die Durchlässigkeit der normalen, speciell der secernirenden Gefässmembranen für Bacterien ganz bedeutend eingeschränkt haben, so glauben wir doch andererseits, dass Flügge’s Ansicht von der vollständigen Undurchgängigkeit der Gefässwandungen für Bacterien zu extrem ist. Ebenso gut wie farbige und farblose Blutkörperchen, sowie allerhand nicht” organisirte corpusculäre Elemente, werden auch Bacterien durch die normalen (unverletzten) Gefässwandungen durchtreten können; dass. dies thatsächlich geschieht, beweisen des Verf.’s Experimente mit Tuberkelbacillen, wonach letztere ganz unzweifelhaft vom Blute aus durch die histologisch unversehrten Gefässwandungen hindurch in das Gewebe übergehen, ferner Wyssokowitsch’s Experimente selbst, indem dieser Beobachter angiebt, die eingespritzten nicht pathogenen Bacterien nicht nur im Capillarlumen und den Capillarwänden, sondern auch, wenn auch relativ sehr spärlich, in den fixen Ge- webszellen liegend gefunden zu haben, womit ja die Penetrations- 1 | | | Sl ähi gkeit der normalen Gefässmembranen für Bacterien ohne reiteres erwiesen ist. Erscheint demnach der obige Satz Flügge’s ‚schon in theoretischer Hinsicht als etwas zu apodictisch, so ist in BE tiecher Hinsicht «an dem Factum, dass die im Blute eirculirenden pathogenen, Mikrobien fast regelmässig und zwar oft in nicht geringer Anzahl in die Secrete übergehen, durch die | MW Vyssokowitsch’schen Untersuchungen nichts geändert, indem auch dieser Forscher die pathogenen Mikroorganismen regelmässig im Harne der Versuchsthiere nachweisen konnte, falls die betreffen- den Mikrobien Blutextravasation oder Br kotische Heerde im Nieren- 'gewebe hervorgerufen hatten. Da nun aber die genannten Ver- änderungen in den Nieren und anderen Secretionsorganen bei "bacteritischen Infectionskrankheiten ungemein häufig vorkommen, 80 wird auch die Ausscheidung der inficirten Bacterien aus dem ficirten Körper mit den Secreten eine fast regelmässige Erschei- ung bilden müssen. So überzeugten sich Philipowicz’®), sowie Trambusti und Maffucei”'), dass speciell die Milz- randbacillen bei Mäusen und Meerschweinchen ganz constant nd zwar meist in sehr beträchtlicher Anzahl in den Harn und in ie Faeces der genannten Thiere übergehen. Aehnlich wie bei der rage nach der Ausscheidung mit den Drüsensecreten stellt sich as Sachverhältniss bei der Frage nach der Uebergangsfähigkeit pathogenen Bacterien von der Mutter auf den Foetus. Mögen nmerhin, wie Flügge auch für diesen Fall meint, kleine Gefäss- srreissungen oder Nekrosen des Placentargewebes nothwendig sin, um den Uebertritt zu ermöglichen, so sind doch, namentlich ı der menschlichen Placenta, kleine Blutungen und Parenchym- skrosen ein so häufiger Vorgang, dass die Gefahr für den Foetus, itens im mütterlichen Blute kreisender pathogener Bacterien in- ärt zu werden, gross genug bleibt. Thatsächlich ist ja auch die ihere Annahme, dass die Placenta eine für corpusculäre Stoffe, jeciell Bacterien, undurchdringliche Scheidewand zwischen Mutter ıd Kind abgebe, für die meisten Infectionsorganismen widerlegt orden. So steht gegenwärtig nach den übereinstimmenden posi- en Befunden von Strauss und Chamberland’?), Koubas- ff 79) und Morisani”*) fest, dass die Milzbrandbacillen bei nstlich inficirten schwangeren Meerschweinchen von der Mutter _ den Foetus transportirt werden können, wenn auch, nach oltt ’s%5) grösstentheils negativ Ausgefillenen Trgobiniäset zu gern, der Uebergang ‘nicht ein so regelmässiger zu sein scheint, " arten. Mykologie, 30° — 42 °— wie es die Beobachtungen der erstgenannten Autoren hatten an nehmen lassen. Wie sich die Sache bei den spontan an Milzbranc erkrankenden schwangeren Thieren verhält, muss erst noch mittel der neuen Culturmethoden geprüft werden; die früheren negative mikroskopischen Befunde und Impfversuche sind kein sicherer Be weis für die Abwesenheit der Bacillen in den Foeten, wie dies di erwähnten Experimente von Strauss und Chamberland uw zweifelhaft dargethan haben. Beim Menschen ist natürlich un gleich seltener Gelegenheit zu derartigen Beobachtungen gegeben Trotzdem liegt uns gerade hier aus neuester Zeit ein ganz siche verbürgter Fall von intrauteriner Milzbrandinfection des Kinde vor (F. Marchand’®, und Sangalli’”) berichtet, dass er in Blute des Foetus einer an Carbunkel gestorbenen Frau Milzbrand: bacillen fand, während in einem analogen Falle Morisani”® trotz Mitsnmeindnee des; Plattenculturverfahrens, allerdings kein: Milzbrandbacillen nachzuweisen vermochte. 3 Worin besteht, fragen wir uns nun, die deletäre Wirkun; der Milzbrandbacillen? Wenn wir sehen, dass die genannte Bacterien z. B. beim Impfmilzbrand der kleinen Thiere, abgesehe von den Veränderungen an der Infectionsstelle, die sehr gering fügig sein können, weder Entzündungen, noch Nekrosen noch son stige schwerere Texturstörungen hervorrufen — woran sterben di Thiere? Zunächst wäre daran zu denken, dass die Bacillen einfae mechanisch, durch die Massenhaftigkeit ihrer Anhäufung in de Blutgefässen den Tod herbeiführten. Dieses Moment spielt aud gewiss eine wichtige Rolle, ob es aber ausreicht, den Tod zu e@ klären, muss bezweifelt werden. So erheblich auch die Ansammlung der Bacillen im Blute werden mag, sie steigert sich doch niemal bis zu dem Grade, um, durch Verstopfung grösserer Gefässgebiet die bekannten Folgezustände intensiverer Oligämie oder vollenc Ischämie (Verfettung oder Nekrose des Gewebes) zu bewirken ferner kommen oft genug Fälle von jähem Tode der Milzbrand thiere vor, in denen die Zahl der Bacillen im Blute relativ bedeutend ist. Wir werden deshalb ausser dem mechanischeı Moment noch andere Factoren der deletären Wirkung in Betracl ziehen müssen und in dieser Hinsicht bietet sich uns die von jede Bacterienwucherung unzertrennlich stoffliche Decomposition des Nährbodens, hier also des lebenden thierischen Körpers, als nächst liegendes Erklärungsmittel an. In der That ist auch von den meist 3 1 Pathologen gerade auf diese nothwendig vorauszusetzende chemische — 465 — Wirksamkeit der im infieirten Körper proliferirenden Milzbrand- bacillen das Hauptgewicht bei der Erklärung ihrer pathogenen Leistungen gelegt worden. In erster Linie hat man hierbei daran gedacht, dass die Milzbrandbacillen als stark aörob geartete Bacterien dem Blute den Sauerstoff entzögen und dass demgemäss der Milzbrandtod im wesentlichen als eine Art von Erstickungstod ‚aufzufassen wäre. Diese Ansicht ist aber schon aus verschiedenen aprioristischen Gründen nicht haltbar und als direct widerlegt ist sie zu betrachten, seitdem Nencki’°®) nachgewiesen, dass die physiologische Oxydation bei milzbrandigen und gesunden Thieren ‚von gleicher Grösse ist. Zweitens glaubte man, dass die wuchern- den Bacillen aus der Substanz des Blutes oder der Gewebe einen giftigen Körper, ein specifisches Milzbrandgift, abspalteten, welchem | wesentlich der schädliche Einfluss der Milzbrandinfection zuzu- ‚schreiben sei. In dem Bestreben, dies postulirte Gift wirklich _ darzustellen, züchtete Hoffa®°) Milzbrandbacillen auf sterilisirtem Fleischbrei und es gelang ihm auch, aus dem Substrat einen ‚alealoidartigen sehr giftigen Körper zu extrahiren, in welchem er das gesuchte specifische Milzbrandtoxin gefunden zu haben meint. Aus der Thatsache, dass die Milzbrandbacillen bei ihrem Wachs- thum auf todtem Fleischbrei ein Gift bilden, darf jedoch nicht ge- folgert werden, dass dies auch im ichönden Körper der Fall sei; "sehen wir doch aus früheren Versuchen Nencki’s, welche durch _Hoffa selbst bestätigt und erweitert wurden, dass ‚dio, Miläbeand: | bacillen bei ihrer Vegetation auf andersar tigen todten Nährböden (auf Nährgelatine, Nährbouillon, Brodinfusen u. s. w.) keinerlei ‚giftige Substanzen erzeugen; es wäre demnach sehr wohl möglich, dass sie es auch auf dem Boden des lebenden Organismus nicht "thun. Bevor daher nicht der Nachweis eines specifischen Gift- stoffes im Körper lebender Milzbrandthiere geliefert ist, ‘darf die Annahme, dass die Milzbrandbacillen wesentlich durch Bildung eines specifischen Giftes krankheit- und todtbringend wirken, "nur als eine Hypothese geschätzt werden, die zwar manches für sich hat, aber keineswegs absolut eenig ist, da die anormale Zerlegung der Körpersubstanzen als solche genügt, die Functionirung lebenswichtiger Organe bis zur Sistirung ihrer Thätigkeit zu ge- fährden, ohne dass dabei irgend welche eigentlich toxische Stoffe gebildet zu werden brauchten. Wir können unsere den Milzbrandbacillen gewidmeten Be- "sprechungen nicht schliessen, ohne noch einige streitige Punkte 30* — 44 — auf dem Gebiete der Epidemiologie des Milzbrandes kurz be rührt zu haben. Dass der Milzbrand nicht bloss durch Ansteckung von Thier zu Thier sondern auch durch Infection von bestimmte Localitäten, namentlich Weideplätzen aus, verbreitet werde, wa eine längst gekannte und durch zwingende Beobachtungen erhärtete Thatsache. Auch war durch zahlreiche Erfahrungen offenkundig geworden, dass vorzugsweise solche Weiden gefährliche Milzbrand stätten wurden, wo die Cadaver von an Anthrax gefallenen Thieren verscharrt wörden waren. Als man die Milzbrandstäbchen kenner lernte und sie mehr und mehr als den Ansteckungsstoff der Milz brandseuche anerkannte, glaubte man, die Ansteckungsfähigkeit des Bodens von Milzbrandlocalitäten am wahrscheinlichsten da durch erklären zu sollen, dass die in den verscharrten Milzbrand cadavern enthaltenen und darin sich immer von neuem bildender Milzbrandbacterien auf irgend eine Weise — nach dem Sinken des Grundwassers mittels der ‚Grundluft’ (Bollinger), oder durch auf wärts gerichtete Capillarströmungen (Soyka) oder mittels der” Regenwürmer (Pasteur) — an die Oberfläche des Bodens trans | „portirt würden. Durch die uns bekannten Ermittlungen Koch’s über die Entwicklungsbedingungen der Milzbrandbacillen und deren” Sporen wurde die erwähnte Anschauung in der Hauptsache positi widerlegt. Nach diesen Ermittlungen ist in den tieferen Boder schichten, in welche die Milzbrandcadaver verscharrt werden, eine Vermehrung, vollends aber eine Fructification der Milzbrandbacillen (welch letztere, wie Sie wissen, allein die dauernde Erhaltung des” Virus in der Aussenwelt und das Zustandekommen der häufigsten Form spontaner Milzbranderkrankung unter dem Heerdevieh, des Fütterungsmilzbrandes, ermöglicht) vor allem wegen der zu niedri- gen Temperatur dieser Schichten in der Regel ausgeschlossen. Um zu fructificiren, bedürfen die Milzbrandbacillen, wie Sie sich erinnern, mindestens einer Temperatur von 18° C., welche sich nachweislich im mittleren Europa in '% bis 1 Meter Tiefe im Boden nur an vereinzelten Stellen und nur während einer kurzen Zeit im Jahre findet. Auch der zweiten nothwendigen Bedingung der Sporenbildung, dem Zutritt reichlichen Sauerstoffs, dürfte in der Tiefe des Bodens kaum ausreichend genügt sein, „wozu wir unsererseits noch hinzufügen möchten, dass die von dem Cadaver ausgehenden intensiven Fäulnissprocesse wohl auch abgesehen von dem Mangel jener beiden cardinalen Bedingungen die Wachsthums- und Sporulations-Vorgänge der Bacillen auf ein Minimum be- — 45° — schränken müssen. Wir wollen in letzterer Beziehung. daran er- innern, dass Bollinger$!) noch vor dem Bekanntwerden der ' R ‘och’schen Entdeckungen darauf hingewiesen, dass die verscharrten e daver nicht das Gefährliche seien, da sie in Folge der Fäulniss @nach den Resultaten seiner Experimente ihre specifische Virulenz | Elören, „sondern weit eher die kleinen Spuren von Blut, Koth ete., di ® bei der Section wie beim Einscharren der Cadaver die ER “@Erdschichten und Pflanzen daselbst verunreinigen“. Durch die Untersuchungen Koch’s über die Biologie der Milzbrandbacillen nun, wie gesagt, erwiesen, dass, wenn eine Fortentwicklung Bu i d Fruchtbildung der BE endbacillen in der Aussenwelt statt- findet, dies in der Regel nur an der Erdoberfläche oder höch- ons in den oberflächlichsten Bodenschichten geschehen kann. Wenn @sich nun aber auch für gewöhnlich die Milzbrandsporen nicht in der Tiefe des Bodens zu. bilden vermögen, so ist damit allerdings nicht ausgeschlossen, dass sie gelegentlich dahin gelangen und ann wiederum, sei es durch aufwärts gerichtete Capillarströme ler selbst durch Regenwürmer ®?), an die Oberfläche des Erdreichs befördert werden können. So macht Bollinger °®) darauf auf- @merksam, dass bei den Milzbrandepizootien die Cadaver thatsäch- lich oft Tage lang liegen bleiben, so dass sich während dieser Zeit an den äusseren Theilen der Cadaver (Nasenhöhle, After, an be- * #sudelten Theilen der Körperoberfläche) grosse Mengen von Sporen gebildet haben könnten, die mit dem Cadaver in die Tiefe gelangen 1c sich dort conserviren. Auch durch das Schnee- und Regen- Wasser würden, meint Bollinger, sicherlich allenthalben an der Erdoberfläche z. B. in dem entleerten Koth der kranken Thiere gebildete Milzbrandsporen in die tieferen Erdschichten verschleppt. ss auch die Regenwürmer eventuell bei der Emporbeförderung dieser in der Erdtiefe ruhenden Sporen betheiligt sein können, bewies Bollinger durch einen positiv ausfallenden Uebertragungs- such mit dem Inhalt eines von einer exquisiten Milzbrandweide * bayerischen Alpen stammenden Regenwurmes. Eine mehr als ganz untergeordnete Bedeutung für die Aetiologie des Milzbrandes kann jedoch dem etwaigen Transport von Milzbrandkeimen aus der $ efe nach oben bis auf weiteres nicht wohl zugeschrieben werden, nn erstens ist alles in allem die Menge der mit den Cadavern in ‚Erdtiefe versenkten Sporen wohl nur gering gegenüber derjenigen, Iche mit den Abgängen und Ausflüssen der erkrankten oder ge- jrbenen Thiere an der Erdoberfläche verbleiben und in den Sub- — 466 — straten dieser Abgänge und Ausflüsse ev. auf todten Pflanzentheileı neu sich bilden, so dass es fast überflüssig erscheint, angesichts diese naheliegenden mächtigen Quelle noch nach einer in der Tiefe ver steckten zu suchen; zweitens fehlt es aber auch an sicher bewiesenen für eine Epizootie in Betracht kommenden, Transportmitteln: Die Regenwürmer sind, wie Koch durch directe Experimente gezeigt und wie auch aus den Untersuchungen Bollinger’s, dessen obe: erwähnter Regenwurm der einzige Mildbrandsporenträger unter 72 war, hervorgeht, im Allgemeinen so schlechte „messagers de s germes“, dass sie fast ganz ausser Betracht gelassen werder müssen, und was den etwaigen Transport durch aufwärts gerichtet ke Onkel im Boden, in Folge von Sinken des Grund wassers, anbelangt, so ist den reale Leistungsfähigkeit ebenfall: eine recht zweifelhafte Sache. Wenn auch Soyka seine bekannteı älteren Versuche, wonach in mit Erdproben gefüllten Röhren sie Bacterien innerhalb des Bodens 20 bis 30 cm aufwärts zu bewege im Stande sind, gegen Pfeiffer’s®*) Einwände mit Erfolg veı theidigt und durch neuere Versuche neu befestigt hat, so frag sich doch, ob das Resultat dieser Röhrenversuche auf die nat 1 lichen Verhältnisse übertragen werden kann. Pfeiffer weist woh mit Recht darauf hin, dass die positiv constatirte Filtrations "kraft des Bodens nicht nur ein tieferes Eindringen der Bacterie für gewöhnlich unmöglich machen, sondern auch, und zwar m noch grösserer Sicherheit, ein Wiedererscheinen derselben an de Oberfläche des Bodens verhindern würde. Man hat nun aller dings ein indirectes Zeugniss für das Vorkommen und die maass gebende Rolle eines Sporentransportes aus der Tiefe nach de Oberfläche darin erblicken zu dürfen geglaubt, dass in gewisse Milzbranddistricten die Milzbrandeurve eine Abhängigkeit von den Wechsel der Bodenfeuchtigkeit zu erkennen giebt, in der Weise dass mit der Abnahme der Bodenfeuchtigkeit, dem Sinken de Grundwassers — die nothwendige Vorbedingung für das Inkraft treten jener aufwärts gerichteten Capillarströmungen — die Zah der Milzbranderkrankungen steigt (wenn gleichzeitig entsprechend hohe Temperatur herrscht) (Bollinger°5), Friedrich®°). In dessen konnten die statistischen Erhebungen, welche in andereı Ländern in Betreff dieses Punktes gesammelt wurden (Siedam- grotzky°”), eine gesetzmässige Beziehung in der genannten Richtung nicht constatiren. Auch hat die Erfahrung gelehrt, dass nach Gewitterregen meist eine plötzliche Erhebung der Milz- — #617 — brandcurve beobachtet wird, eine Erscheinung, die mit der Grund- wassertheorie nur gezwungen in Einklang gebracht werden kann ®®), Danach ergiebt sich, dass, wenn, wie es ja den Anschein hat, that- sächlich eine Abhängigkeitsbeziehung zwischen den Witterungs- verhältnissen und der Ausbreitung der Milzbrandseuche besteht, der Grund hierfür wohl in etwas anderem gesucht werden müsse, als in einem durch jene Witterungsverhältnisse in Scene gesetzten Auftrieb der in der Tiefe des Bodens ruhenden Milzbrandsporen nach der Oberfläche. Schwierigkeiten, ein Verständniss für jene Abhängigkeitsbeziehungen auch ohne Zuhülfenahme des _letzt- erwähnten Erklärungsversuches zu gewinnen, liegen gewiss nicht vor. Es erscheint schon a priori begreiflich und wird durch die mehrfach citirten Experimentaluntersuchungen Soyka’s direct be- zeugt, dass auch für die von vorn herein an der Erdoberfläche oder in den oberflächlichsten Bodenschichten befindlichen Milz- brandkeime ein bestimmter Feuchtigkeitsgrad des Bodens ent- wicklungsbefördernd wirken kann und eine weitere ganz natürliche Annahme ist die, auf welche Koch besonders Gewicht legt, dass die am Rande der Sümpfe und Flüsse im Schlamm abgelagerten Milzbrandkeime bei höherem Wasserstande und stärkerer Strömung des Wassers von ihrem Standorte fortgeschwemmt und an den über- flutheten Weideplätzen auf den Futterstoffen abgesetzt werden. Auf diese letztgenannte Weise würde eine „örtliche und zeitliche Disposition“ für Milzbrand durch Witterungsverhältnisse zu Stande kommen können, auch ohne dass der Boden und seine Feuchtig- keitsverhältnisse das Geringste damit zu thun hätten. ‘Doch sehen _ wir andererseits, dass eine sog. örtliche und zeitliche Disposition für Milzbrand auch ohne jeden nachweisbaren Zusammenhang mit - Witterungseinflüssen bestehen kann. Ein höchst klares und in- - structives Zeugniss hierfür erbrachte kürzlich Frank ®°) durch _ die Aufklärung der Entstehungsgeschichte einer Milzbrand-Stall- Enzootie, welche mehrere Jahre hindurch ausschliesslich in einem einzigen Stall auf dem ganzen Gut und auch diesen nur zur Zeit der Stallfütterung zum Ausbruch kam. Hier war also eine ört- _ liche und zeitliche Disposition für Milzbrand vorhanden, deren - Zusammenhang mit Witterungseinflüssen und vollends den davon abhängigen Grundwasserschwankungen schon von vorn herein im _ höchsten Grade unwahrscheinlich sein musste. Frank wies nun 5 als Infectionsquelle in diesem Falle den Lehmboden der Stall- bodenkammer, welcher als Lagerungsstätte für das Futter der — 468 — betreffenden Stallthiere diente, durch den directen Befund vo Milzbrandsporen in der Lehmbodenmasse, nach. Nähere Nach forschung ergab zugleich, dass in dem: Jahre, seit welchem die Milzbrandfälle in dem Stall sich ereignet, ein Stallknecht an Milzbrand umgestandene Schafe in jener Stallbodenkammer ab geledert, um die Felle für sich zu verwerthen. Damit war die Herkunft der Milzbrandsporen im Lehmboden dieser Kammer so-” wie die Verunreinigung der auf letzterem lagernden Futterstofle” mit ersteren hinlänglich erklärt, und die örtliche und zeitliche” Disposition hier mithin auf rein äusserliche Besonderheiten der Ge- legenheit zur Ansteckung mit Milzbrandsporen, welche niemals” mit dem Erdboden in Berührung getreten waren, zurückgeführt. Eine Erweiterung hat die Auffassung des Gebiets der directen, d. h. nicht durch die Dazwischenkunft des Bodens vermittelten Ansteckungsmöglichkeiten mit dem Milzbrandvirus in letzter Zeit noch dadurch erfahren, dass nach den Versuchen von WoHf- hügel und Riedel°®) die Milzbrandbaeillen sich im Fluss-, Brunnen- und Leitungs-Wasser unter günstigen Temperaturbedin- gungen nicht nur zu erhalten, sondern sogar zu vermehren im Stande sind, wonach also auch das Wasser als Verbreiter der Milzbrandkrankheit Geltung erhalten hat. 2) Die Bacillen des malignen Oedems. Die von Koch°!) entdeckten Bacillen des malignen Oedems sind den Milzbrandbacillen in Form und Grösse sehr ähnlich. In Folge dessen sind jedenfalls, wie Koch eingehend erörtert hat, von früheren Beobachtern, welche die Bacillen nicht oder, wie Pasteur (der sie ‚vibrions septiques’ nannte) nur ungenügend kannten, vielfach Verwechslungen von malignem Oedem und Milz-. brand begangen worden. Bei aller Aehnlichkeit existirt jedoch eine Reihe morphologischer Unterschiede zwischen beiden Bacillenspecies, welche eine sichere Differenzirung zwischen letzteren ermöglichen. Die Oedembacillen sind zunächst etwas schmäler, zeigen abgerundete, nicht abgestutzte Enden und lassen vor allem niemals jene den ' Milzbrandbacillen eigenthümliche Form der Gliederung erkennen (vergl. Figur 49 mit Figur 41); ferner sind die Oedembacillen, wenn auch nicht constant, mit selbständiger Bewegungsfähigkeit ausgestattet, welche bekanntlich den Milzbrandbacillen gänzlich ab- geht. Das prägnanteste Unterscheidungsmerkmal liegt in der Dif- &5 ferenz der Sporenbildung; während die Milzbrandsporen innerhalb ler Milzbrandfäden entstehen, bilden sich die Sporen der Oedem- jacillen innerhalb der einzelnen Bacillen und zwar mit der Be- sonderheit, dass die Bacillen vor dem Act der Sporenproduction urch Anschwellung in der Mitte oder an einem Ende zu spindel- | TU US LEUEE ZELLE LEERE Fe .o MEER ZER : Lu ‚ RIES, er v ü ” een 2 Kurz) 49. - Trockenpräparat von Oedembacillen ; aus dem Unterhautzellgewebe eines an malignem Oedem verstorbenen Meerschweinchen. Vesuvinfärbung. Zeiss, homog. Immers. Yıo, 0e. 4. Vergrösserung 950fach. en der kaulquappenförmigen Gebilden umgestaltet werden, in deren ufgetriebenen Theil sich die relativ grosse, ovale, stark glänzende, it einem bläulichen Schimmer versehene Spore entwickelt (W. adR. Hesse). Es ist dies ein Modus der Sporenentwicklung, wie er ‚gleicher oder ähnlicher Weise noch bei vielen anderen Bacterien ’ergl. Theil I p. 55, Figur 23) beobachtet wird. Tinctoriell rhalten sich die Oedembacillen wie die Milzbrandbacillen, nur t die Resistenz gegen die Gram’sche Färbung eine noch weit ringere als bei den letztgenannten Bacterien. - Wie grundverschieden die Bacillen des malignen Oedems trotz rer Formähnlichkeit mit den Milzbrandbacillen in biologischer nsicht von letzteren sind, zeigt sich bei der künstlichen ültur. In der gewöhnlichen Weise in Gelatineplatten über- gen, gehen die Oedembacillen gar nicht an; auch die Stich- ituren versagen meist bei dem üblichen Verfahren; nur wenn in die mit den Bacillen behaftete Nadel sehr tief in das latinerohr einsticht, wachsen am untersten Ende des Stichs _ Baeillen zu Colonien aus. Das erwähnte Verhalten rührt EEE BEE TEEN REED EEE EEE TEE LEE ET EEE ER ET -5 e an 4 e- — 40 ° — daher, dass die Oedembacillen zu den ausgesprochenste: Anaörobien gehören, die wir überhaupt kennen und demzufolg nur wachsen, wenn sie der Einwirkung des Luftsauerstoffs gänzlicl entzogen sind. Pasteur°?) gelang es zuerst, die Oedembacillei in flüssigen Nährmedien bei Luftabschluss zu cultiviren, Gaffky ® bewirkte ein künstliches Wachsthum durch Einführung bacillen- haltiger Organstückchen in das Innere von gekochten Kartoffeln W. und R. Hesse°*) lehrten die Methode der Reinzucht in Aga und Gelatine, kennen, indem sie frisch getödteten Thieren ent nommene bacillenhaltige Gewebsstückchen mit der Platinnadel in mit zuvor verflüssigtem Agar oder Gelatine gefüllten Röhrcher versenkten und danach das Auswachsen der Bacillen beobachteten Liborius und Flügge°°) erweiterten diese Methodik und stellter unter Benutzung von Culturen im luftfrei gemachten Raum da makro- und mikroskopische Verhalten der isolirten Colonien unsere Bacillen fest. Am besten wachsen nach letztgenannten Autore die Bacillen in einer Nährgelatine, welcher 1 bis 2% Traube zucker zugesetzt sind. Sticheulturen in solcher Gelatine zeigen ü frühen Stadien der Entwicklung im nächsten Umfang der untere Theile des Stiches einen varicösen Zapfen, der im Innern aus trübe verflüssigter Gelatine besteht und am Rande eine feine radiär Streifung darbietet; im weiteren Verlaufe schmilzt allmählig de ganze untere Theil des Gelatinerohres zu einer trüben wolkigei Masse ein. Vertheilt man die Bacillen in der Ihnen von der Be schreibung des Plattenculturverfahrens her bekannten Weise %%) ge hörig in der durch leichtes Erwärmen verflüssigten Gelatine, so entstehen nach 2 bis 3 Tagen im unteren Theile des Röhrchen; kleine glänzende Kugeln mit flüssigem Inhalt, deren Ränder, wen auch nicht mit blossem Auge, so doch meist schon bei Louper betrachtung ev. bei Musterung mit schwachen Objectiven, wiederun die erwähnte feine radiäre Streifung zu erkennen geben. Stich culturen in Agar verhalten sich ganz ähnlich wie junge Stich culturen in Gelatine, nur ist hier das Innere der zapfenförmige Bacterienvegetation nicht mit flüssiger, sondern mit körniger Mass: s erfüllt. Die Entwicklung der Culturen geht regelmässig mit ziem lich starker Gasproduction einher. Die Art der durch die Oedem bacillen bewirkten Zersetzungen ist noch nicht genauer erforscht doch steht fest, dass es sich um einen von der Fäulniss ver schiedenen Process handelt, da stinkende Producte durch di Vegetation der Oedembaeillen nicht gebildet werden. In Agar v — 41 — | platten (welche, um das Wachsthum zu ermöglichen, relativ dick # gegossen und im luftleeren Raum gehalten werden müssen) bilden sich hauchartige, mattweisse, nicht scharf contourirte Colonien mit schwach angedeuteter streifiger Zeichnung am Rande; unter dem _ Mikroskop erscheinen die Colonien, mit schwachen Linsen gemustert, als aus vielfach verzweigten und verästelten, vom Centrum aus "radiär ausstrahlenden Strängen zusammengesetzte Figuren. Coagu- lirtes Blutserum wird durch die Vegetation der Bacillen, unter "reichlicher Gasentwicklung, rasch verflüssigt. — Am besten wachsen und fructificiren die Oedembacillen bei Körpertemperatur; doch findet auch noch bei 18 bis 20° C. eine kräftige Wucherung der- - selben statt. Im lebenden Körper tritt, nach der Angabe der - meisten Autoren 9”), niemals Sporenbildung ein, in reichem Maasse _ dagegen innerhalb des Cadavers, wenn dieser einer höheren Tem- _ peratur ausgesetzt ist; der postmortalen Sporulation geht eine -_ äusserst üppige Vermehrung der Bacillen in Geweben und Blut der todten Thiere voraus. Den geschilderten biologischen Eigenschaften nach verhalten “sich unsere Oedembacillen wie ausgesprochene Saprophyten. In der That ist auch ihre eigentliche Heimath die Aussenwelt, aus welcher sie nur gelegentlich selbständig eine Excursion büch dem u. oder menschlichen Körper unternehmen. Die haupt- -sächliche Fundstelle der Oedembacillen sind die oberen Cultur- schichten des Erdbodens; namentlich Gartenerde lässt sie kaum _ jemals vermissen. Ausserdem aber trifft man sie in den ver- E nicdensten fauligen Substanzen, in Staubsorten aller Art, be- sonders in dem sog. ‚Haderstaub’. Während die Gegenwart unserer Bacillen in allen den genannten Substraten meist nur durch das Resultat der gelungenen Infectionsversuche mit Theilen dieser Sub- strate erkannt wird, ist in Blut und Geweben gewaltsam erstickter und sodann 24 Stunden im Brütofen aufbewahrter Meerschweinchen, wie Gaffky ermittelt, ein saprophytischer Existenzboden gegeben, in welchem die Oedembacillen in grosser Reichlichkeit schon bei mikroskopischer Untersuchung als solche nachzuweisen sind. Der ganze Befund spricht dafür, dass die Bacillen hier vom Darmkanale ‚aus in den todten Körper einwandern. In parasitischer Lebeweise begegnet man unter spontanen Verhältnissen unseren Bacillen nicht häufig; seitens der Thiere scheint das Pferd noch die relativ 8 g Eöeste Disposition für das spontane maligne Oedem zu besitzen °®). eim Menschen haben Brieger und Ehrlich °°) einige höchst- NE i ee wahrscheinlich als malignes Oedem aufzufassende Fälle beobachte und nach Maassgabe dieser Beobachtungen, sowie der bezügliche Erkrankungsbilder bei den Pferden ist anzunehmen, dass die von den Chirurgen als „progressives, gangränöses Emphysem“ („Gangrene gazeuse“) bezeichnete Wundinfectiönskrankheit eine Leistung unserer Oedembacillen ist. Bestätigt wird diese Annahme durch den Um- stand, dass J. Rosenbach 00) in zwei typischen Fällen der ge- nannten Krankheit als vorherrschende Bacterienart in den gangrä- nösen Theilen Bacillen fand, welche, nach Rosenbach’s objectiver Schilderung, sowohl morphologisch als auch bezüglich des Nicht- angehens auf künstlichen Nährsubstraten bei Anwendung des ge- wöhnlichen Culturverfahrens mit den Oedembacillen übereinstimmen. Wir wollen aber nicht unterlassen, hervorzuheben, dass an dem Zustandekommen des gangränösen Emphysems ausser den Oedem-- bacillen noch anderweitige Bacterien, speciell Fäulniss-Bacterien, ” secundär betheiligt sein müssen; denn die Oedembacillen an und für sich vermögen, ebensowenig wie sie in künstlichen Cultur- substraten wirkliche Fäulniss auslösen, auch in den lebenden Ge- weben keinen Brand zu erzeugen. Es ergiebt sich. das letztere bestimmt aus den Resultaten der experimentellen Uebertragung der reincultivirten Oedembacillen. Nach subcutaner Application der letzteren entsteht ein ausgebreitetes starkes sanguinolentes Oedem des Unterhautzellgewebes und der darunter gelegenen Muskelschichten, welches aber keine Spur von jauchiger Be schaffenheit verräth und, beiläufig bemerkt, auch ganz frei von Gasblasen ist. Wohl aber erhält man das Bild des progressiven brandigen Emphysems, wenn man nicht reincultivirte Bacillen, sondern Gartenerde oder sonst ein natürliches Wohnsubstrat der Oedembacillen als Impfmaterial verwendet, dann entwickelt sich ein echtes brandiges Emphysem der Weichtheile in der Umgebung der Impfstelle; in diesem Falle sind aber auch stets neben den Oedembacillen noch anderweitige Bacterien (fäulnisserregende Bac- terien, die sog. ‚„Pseudooedembacillen’ [Liborius, s. später] u. s. w.) vorhanden. | Die Oedembacillen sind nicht nur auf kleine Thiere (Mäuse, Meerschweinchen, Kaninchen) sondern nach Kitt’s Experimenten 10%) auch auf verschiedene grössere Hausthiere (Ziegen, Kälber, Schafe, Pferde, Schweine, Hunde) und Vögel (Hühner und Tauben) über- tragbar; Rinder sind nach Arloing und Chauveau gegen die Infection mit Oedembacillen immun. Nothwendige Bedingung einer — 43 — er olgreichen Uebertragung der Bacillen ist die subcutane "Application nicht zu geringer Mengen derselben. Rein cutane Impfungen bleiben stets ohne Wirkung. Ebenso reactionslos ver- | läuft die intravenöse Uebertragung der Bacillen, wenn durch # die nöthigen Cautelen eine gleichzeitige Infection des freigelegten en Bindegewebes verhütet wird. Wahrscheinlich gehen die in die Blutbahn injicirten Oedembacillen in der Capillarität der Organe, woselbst sie zunächst, wie Sie wissen, aus dem Blute deponirt werden, als obligate Ba benhien wegen deren in den Capil- | laren herrschenden relativ hohen Sauerstoffspannung, welche sie am Wachsthum verhindert, alsbald zu Grunde. Das künstlich | hervorgerufene maligne Oodem ist keine so absolut tödtliche Er- 'krankung, wie etwa der Impfmilzbrand; bei grösseren Thieren (Schafen, Hunden) sind Heilungen sogar nichts ungewöhnliches. » Das makroskopische Symptomenbild der an dem Impfoedem ver- endeten Thiere hat Aehnlichkeit mit demjenigen beim Impfmilzbrand; ı iur dringt die oedematöse Infiltration in der Umgebung der Impf- telle bei ersterem mehr in die Tiefe, entbehrt ferner jener dem nthraxoedem eigenthümlichen ligen/ Beschaffenheit und ist fast: immer deutlich sanguinolent. Bei mikroskopischer Untersuchung ich sich gegenüber dem Milzbrand der durchgreifende Unter- schied, dass die Oedembacillen, falls die Untersuchung unmittelbar jach dem Tode vorgenommen wird, ausschliesslich in dem Oedem- ıft der äusseren Weichtheile sowie an der Oberfläche der Brust- und Bauch-Organe resp. in der freien Iymphatischen Flüssig- keit des Pleura- oder Peritonäal-Raums, niemals aber inner- halb der Blutgefässe gefunden werden. Eine alleinige Aus- nahme hiervon machen die Mäuse, bei welchen — eine ganz be- fiedigende Erklärung für diese Differenz ist zur Zeit noch nicht nden — schon intra vitam eine mehr oder minder reichliche illung der Blutgefässe mit den Bacillen zu Stande kommt. Hier nd also Verwechslungen mit Milzbrand besonders leicht möglich. ie morphologischen und culturellen Unterschiede, das differente erhalten bezüglich des wirksamen Uebertragungsmodus, welche schen Oedem- und Milzbrand-Bacillen bestehen, sichern aber ich hier unter allen Umständen die Differentialdiagnose zwischen sn beiderlei Erkrankungen. Dass post mortem auch bei den ‚grösseren Thieren eine, mit der Zeit stetig fortschreitende Ver- mehrung der Oedembacillen im Innern der Organe und in den jlutgefässen stattfindet, wurde bereits erwähnt. Y: DE nn Be TEE ER Nach Chauveau und Arloing soll ein einmaliges Ueber- stehen des malignen Oedems eine Immunität gegen erneute krankung bewirken. Jensen und Sand vermochten diese Angabe nicht zu bestätigen, fanden vielmehr, dass nach überstandener Er- krankung eine erhöhte Empfänglichkeit für dieselbe zurückbleibt In Anschluss an die echten Oedembacillen seien noch die von Flügge und Liborius entdeckten ‚Pseudo-Oedembacillen’ kurz angeführt. Letztere sind häufige Begleiter der ersteren in derer gewöhnlichen und pathologischen Wohnstätten. Die Pseudo-Oedem bacillen unterscheiden sich von den echten Oedembacillen mor phologisch durch etwas stärkere Dicke, ferner durch das Vor- handensein eines ausgeprägten lichten Saums, der ihren Körper umgiebt, sowie schliesslich durch das Verhalten der Fructification, » indem sich in den Pseudo-Oedembacillen meist zwei Sporen in einer Zelle bilden und letztere dabei keine Gestaltveränderung ‚er: fährt. Die Pseudo-Oedembacillen gehören ebenfalls zu den strenger Anaörobien; sie verhalten sich demnach culturell in vieler Be ziehung den echten Oedembacillen ähnlich. Das makroskopische Aussehen der beiderlei Culturen ist jedoch erheblich verschie den, welche Differenz hauptsächlich darin ihre Begründung findet dass die Pseudo-Oedembacillen stark gährungserregende Figen schaften besitzen und demnach in zuckerhaltigen Nährsubstrate eine weit reichlichere Gasentwicklung herbeiführen, als die Oeden bacillen. So bilden sich z. B. aus den in der zuckerhaltige: Gelatine durch Schütteln vertheilten Keimen Colonien, welche an fangs hanfkorn- bis erbsengrosse weissliche Kugeln mit flüssigen Inhalt darstellen bis allmählig an Stelle des letzteren eine stetig an Umfang zunehmende Gasblase auftritt. Das producirte Ga hat einen Geruch wie alter Käse und besteht vermuthlich grössten theils aus Buttersäure. Ob die Pseudo-Oedembacillen auch in fectiöse Eigenschaften besitzen, lässt sich nach den hierübe vorliegenden wenigen Experimenten nicht sicher beurtheilen; klein Dosen der bacillenhaltigen Culturflüssigkeiten sind unwirksam grössere Mengen der letzteren tödten Mäuse und Kaninchen: © der Tod durch ein in den Cultursubstraten vorgebildetes To “ bewirkt oder Folge einer Proliferation der Bacillen innerhalb de lebenden Thierkörpers ist, muss noch weiter untersucht werden. Neuestens hat Bordoni-Uffreduzzi!'?) aus den Leichen organen eines, einem milzbrandähnlichen Krankheitsprocesse er legenen Menschen einen Bacillus in Reincultur isolirt, welcher I | = — 45 — seiner vorläufigen kurzen Beschreibung nach, morphologisch dem Pseudo-Oedembacillus von Flügge und Eihazins sehr ähnlich gewesen zu sein scheint. Seine Uebertragung auf verschiedene Thiere rief ein milzbrandähnliches Symptomenbild hervor. Bor- #doni-Uffreduzzi giebt dem von ihm gefundenen Mikro- organismus den Namen: ‚Proteus hominis’. Die in Aussicht ge- ‚stellte ausführliche Mittheilung des italienischen Forschers wird über die hier nur vermuthungsweise aufgeworfene Frage nach der "etwaigen Identität dieses ‚Proteus hominis’ mit dem Pseudo-Oedem- Bacillus Aufschluss bringen. 4 R # 3) Der Rauschbrandbacillus. Der Rauschbrandbacillus ist die Ursache der von den Deut- schen (Feser!"), Bollinger‘) als ‚Rauschbrand’, von den 5 ranzosen (Arloing, Cornevin und Thomas!) als ‚Charbon "symptomatique’, von den Italienern als ‚Öarbonchio sintomatico’ be- zeichneten äusserst bösartigen Seuche des Rindviehs. Ausser den Rindern werden auf spontanem Wege nur noch Schafe und Ziegen von der Krankheit ergriffen; doch tritt letztere bei diesen Thieren nur mehr in vereinzelten Fällen, niemals in seuchenartiger Aus- _ breitung auf. Bezüglich des chaierörlaufes und des Ob- - duetionsbefundes gleicht der Rauschbrand so sehr dem spontanen "malignen Oedem, dass danach eine sichere Unterscheidung resp. r Abgrenzung der heilen Krankheiten kaum möglich sein würde. “ ine durchgreifendere Differenz besteht höchstens insofern, als die Gasansammlung in den erkrankten Geweben, welcher der Rausch- brand seinen Namen verdankt, nicht, wie in den Fällen von spon- tanem malignen Oedem, Ehischend ist 10%), Auch die Rausch- brandbacillen Hesdzen mancherlei Aehnlichkeiten mit den Oedem- Bacillen; die Form und Grösse der Einzelzellen ist nicht sehr erheblich verschieden, vor den Sporenbildung erfährt auch das aauschbrandstäbchen eine Anschwellung, und schliesslich sind auch die Rauschbrandbacillen exquisite Anaörobien. Neben diesen Aehn- lichkeiten bestehen aber so bedeutsame und constante Verschieden- ıeiten, dass an der Art-Differenz zwischen Rauschbrand- und Oedem- Bacillen und mithin an der Wesensverschiedenheit der durch sie bewirkten Krankheiten nicht gezweifelt werden kann. Die Rausch- brandstäbchen sind erstens schmäler als die Oedembacillen ; ferner wachsen sie niemals zu längeren Fäden im Thierleibe aus, sondern u zn FEIN. Ang NETTE ur, eg — 416 — zeigen sich immer nur in Form relativ kurzer Einzelstäbchen weiterhin tritt die Anschwellung der Stäbchenzellen vor der Sporen. bildung bei den Rauschbrandbacillen immer nur an dem einen Ende, niemals auch, wie bei den Oedembacillen, in der Mitte, aufs sodann findet die Sporenbildung- bei den Rauschbrandbacillen i grosser Reichlichkeit bereits innerhalb des erkrankten Gewebes der lebenden Thiere statt und schliesslich legen die Rauschbrand- bacillen eine weit lebhaftere Beweglichkeit an den Tag, wie die Oedembacillen. Ueber die etwaigen culturellen Differenzen lässt sich nichts aussagen, da es bisher noch nicht zweifelsfrei 107) ge- lungen ist, die Rauschbrandbacillen in künstlichen Culturen auf festen Nährböden zu züchten. Noch bestimmter als durch die er- wähnten Ungleichheiten der Form-, Wachsthums- und Beweglichkeits- Erscheinungen geht die Artverschiedenheit beider in Vergleich stehenden Bacillenarten aus deren Verhalten zu den verschiedenen Thierspecies hervor. Während die Rinder die geborenen Rausch- brandthiere sind, sind sie gegen die Infection mit den Oedem- bacillen immun; umgekehrt verhalten sich Schweine, Hunde, ninchen, Hühner und Tauben gegen die Rauschbrandimpfung gänz- lich oder fast gänzlich ablehnend, während sie den Oedembacillen leicht zugänglich sind; schliesslich reagiren Pferde auf Impfung mit Rauschbrandvirus nur mit einem örtlichen Affect, und werden, soviel wir wissen, spontan niemals von Rauschbrand ergriffen, während sie nach Impfung mit Oedembacillen an malignem Oedem verenden und sogar spontan, wie wir wissen, nicht selten letztereı Krankheit zum Opfer fallen. Als ein Beweis für die Verschieden- artigkeit von Rauschbrand- und Oedem-Bacillen darf weiterhin der Umstand angesehen werden, dass das Rauschbrandvirus an ganz bestimmte Oertlichkeiten gebunden ist, während die Oedembaeillen überall in den obersten Bodenschichten verbreitet sind und schliess- lich wird die verschiedene Natur beider Bacillen auch noch durch die Thatsache bezeugt, dass einmaliges Ueberstehen der Rauschbrand- krankheit gegen ein erneutes Befallenwerden von derselben schützt, während, wie Sie sich erinnern, das maligne Oedem keine Immu- nität, sondern eher eine erhöhte Empfänglichkeit für diese Er- krankung in den von ihr genesenen Individuen zurücklässt. Die Thatsache des Nichtrecidivirens des Rauschbrandes regte Arloing, Cornevin und Thomas dazu an, wirksame Schutzimpfungs- verfahren gegen die Erkrankung zu ersinnen und sie erreichten diesen Zweck in vollkommener Weise, als es bisher, ausser bei ER — 417° — den Pocken, bei irgend einer anderen Infectionskrankheit gelungen ist. Es würde uns hier viel zu weit führen, wollten wir alle die verschiedenen Wege, auf welchen die Be sisehen Forscher an das vorgesteckte Ziel, eine künstliche Immunität gegen den Rausch- brand zu schaften, cken eingehender schildern. Wir erwähnen nur kurz, dass nicht nur nach den durch Kitt bestätigten WE perimenten der genannten französischen Forscher sowohl mittels g Application des unabgeschwächten, als auch des abgeschwächten uschbrandvirus — repräsentirt durch den frischen .oder getrock- En Saft rauschbrandkranker Muskeln — ein sicherer Schutz gegen den Impfrauschbrand herbeigeführt werden kann !'®), sondern dass die der Rauschbrand-Präventivimpfung unterworfenen Thiere, geh den übereinstimmenden Angaben Strebel’s 10%), Hess t19), Hafner’s!!0), Sperk’st!1), Suchanka’s!!?), auch gegen den 1 fürlichen Rauschbrand sicher gefeit zu sein scheinen. Es ist letzteres, trotz der gegentheiligen Sachlage bei der Milzbrandschutz- Eon, (s. 0.) a Priori keineswegs unwahrscheinlich, da der natür- en che Rauschbrand im Gegensatz zu dem, wie Sie wissen, in der tegel auf intestinale Infection arielrafikrenden. natürlichen ilzbrand der Thiere, hauptsächlich, wenn nicht ausschliesslich, benso wie der künsliche, ein Impfrauschbrand zu sein scheint, ® ıdem sowohl künstliche Verfütterung von virulenten Rauschbrand- stoffen an Rinder und andere Thiere fast durchgehends negativ a usgefallen sind und die spontanen Rauschbrandfälle nur in ganz ; = = Y e altenen Ausnahmefällen Anhaltspunkte für eine intestinale Infection bezüglich des Vorkommens eines Inhalationsrauschbrandes en alle Anzeichen — darbieten. Da die Rauschbrandschutz- mpfung so gut wie gar keine Verluste am Impfrauschbrand und vegen des gutartigen, rein localen und passageren Charakters des zteren, auch keinerlei Gefahren für andere gesunde Thiere be- lingt, so dürfte erstere in der That den Beweis liefern, dass die on Pasteur inaugurirte Methode der Präventivimpfung auch "bedeutsame praktische Erfolge zu zeitigen im Stande ist. Am Schlusse unserer, sich auf die wichtigsten Punkte be- °hränkenden Mittheilungen über die Rauschbrandbacillen möchten “wir nicht verfehlen, noch hervorzuheben, dass nach Beobachtungen von Arloing, Cornevin und Thomas sowie von Kitt die "Rauschbrandbacillen von den kranken Mutterthieren auf den Foetus bergehen und in diesem die Rauschbrandkrankheit erzeugen. Es t diese als ganz unzweifelhaft zu betrachtende Thatsache für die Baumgarten, Mykologie. 31 Be Lehre von der congenitalen Uebertragung parasitärer Krankheiter | um so lehrreicher, als die Rauschbrandbacillen in nur sehr geringer” Anzahl innerhalb des Blutes rauschbrandkranker Thiere kreisen. 4) Die Bacillen des Schweinerothlaufs und der Mäuseseptikämie. Gelegentlich seiner uns so wohlbekannten Untersuchungen über künstliche Wundinfectionskrankheiten entdeckte Koch !!*, eine feinen stäbchenförmigen Bacillus, welcher sich durch eine eminente diejenige des Milzbrandbacillus fast noch übertreffende Infectiosität” für Hausmäuse auszeichnete. Da dieser Bacillus einen Bewohne verschiedener Faulflüssigkeiten (namentlich faulenden Blutes) bil- dete, deren Verimpfung ihm den Weg in den lebenden Körper deı Mäuse öffnete, da ferner die durch ihn hervorgerufene Krankhei einen enileini daten Charakter besass, so bezeichnete ihn Kocl als ‚Bacillus der Mäuseseptikämie’. iüggb nennt ihn kürzer: ‚Bacillus murisepticus’.) Dieser Mäuseseptikämiebacillus ist, wir mit Schütz annehmen, höchstwahrscheinlich mit de vor Löffler entdeckten Bacillus der sog. ‚Rothlauf’-Seuche der Schweine identisch. Es existiren zwar, wie wir- sehen werden, kleine mor phologische und culturelle Verschiedenheiten zwischen den beide Mikrobien, doch dürften sich diese ungezwungen auf den Einflus des verschiedenartigen Wachsthumsbodens, des Mäusekörpers einer seits, des Schweinekörpers andererseits, zurückführen lassen; hab wir doch gesehen, dass auch die Milzbrandbacillen nicht ganz un erhebliche Formabweichungen darbieten, je nachdem sie im Leib der Mäuse oder im Körper einer anderen Thierart gewachsen sind Jedenfalls kann, wenn auch die vollständige Identität nicht allseitig zugegeben werden sollte, an der ausserordentlich nahen Verwand schaft beider Mikrobien kein Zweifel bestehen, wie sich aus den Folgenden ergeben wird. Da der Bacillus dee Mäuseseptikämi viel länger bekannt ist, als der Rothlaufbacillus, soll er zuers besprochen werden. | Die Bacillen der Mäuseseptikämie sind die feinsten stäbchen förmigen Bacterien, die wir kennen. Ihre Länge beträgt 0,8 bi 1,0 x, die Breite, die sich nicht mehr messen, sondern nur schätze lässt, etwa 0,1 bis 0,2 p. Die Stäbchen hängen oft zu zweien, theils in gerader Linie, theils einen stumpfen Winkel bilden« (vergl. Figur 50), zusammen. In älteren Culturen wachsen die Ba- e- Sen -eillen theilweise zu etwas längeren, gerade oder gewundenen Fäden ‚aus, an denen die Zusammensetzung aus Einzelstäbchen nicht sicher "zu erkennen ist. Im Innern der ‚Stäbchen und Fädchen beob- Fr. zamie na Ai SADRYN Auf Gelatine eultivirt; (LK ‚achtet man bisweilen feinste Vrockengeiiiekk; N N i 8 Jlänzende Körperchen, die wahr- a MA Di ch Ü lich als Sporen anzusehen °° * „ungrösserung RX | En. ; gesichert ist diese Auf- fassung jedoch noch nicht, da weder das Auskeimen der genannten Bildungen direct beobachtet, noch auch Versuche über die Resistenz derselben angestellt worden sind. Ob die Bacillen Eigenbewegung _ besitzen, ist noch nicht sicher ermittelt; jeden- alls ist die Beweglichkeit, wenn sie überhaupt _ vorhanden, eine nur geringe. | Die Bacillen färben sich leicht in sämmt- lichen kernfärbenden Anilinfarbstoffen; auch zur "Darstellung nach Gram eignen sie sich sehr gut. In Gelatine-Stichculturen bilden sich bei ' Zimmertemperatur (18° C.) im Verlaufe von 3-4 Tagen längs des Impfstichs — die Oberfläche bleibt stets frei — eine zarte, grauweisse, aus " verschwommenen, senkrecht vom Stich aus- “strahlenden Fortsätzen zusammengesetzte Trü- bung, welche ähnlich wie eine Dampfwolke in _ die Gelatine vordringt und letztere später nach und nach bis fast zum Rande erfüllt (vergl. Figur 51). In älteren Gelatinesticheulturen ent- steht in Folge leichter partieller Verflüssigung der Gelatine und der damit Hand in Hand gehenden ' Verdunstung und Austrocknung, eine trichter- oder tulpenförmige Einziehung im Bereiche der obersten Theile des Impfstiches. In Gelatine- Stieheultur der, Mäuse- Plattenculturen werden vom 2., 3. Tage ab veratur 800)? 4. Tagı in den tieferen Schichten, nie an der Oberfläche, natürl. Grösse. (Die er- wähnte strahlige Zusam- laugraue nebelartige Fleckchen bemerkbar, die Yin Bacterinvege- o zart und durchscheinend sind, dass man die taten iin Hokecnt atten gegen einen dunklen Hintergrund halten °°* ein ge- russ, um sie deutlich zu sehen. Bei schwacher fergrösserung lassen die Fleckchen eine zierlich verästelte Zeichnung rkennen, welche an die Configuration eines ‚Knochenkörperchens’ 31* ru | ll ıl I | al N Lo fi il N i — LO °— erinnert. Auflegen von Glimmerplatten verhindert die Entwicklung” der Colonien nicht. Die Strichculturen auf Agar und Blut serum stellen zarte, kaum sichtbare Rasen längs des Impfstriches” dar. Auf Kartoffeln oder sonstigen pflanzlichen Substraten wachsen die Bacillen nicht. In Bouillon cultivirt bewirken die wuchernden Bacillen eine leichte Trübung, welche sich später als’ weisslicher, schon bei der geringsten Erschütterung des Glases in” Wolken aufwirbelnder Bodensatz niedersenkt ; DE entsteht an der Oberfläche ein Häutchen. Die mitgetheilten culturellen Erscheinungen zeigen, dass un sere Bacillen, wenn‘ sie auch nicht die Eigenschaften strenger” Anaörobien besitzen, so doch auch gerade keine Freunde des Luft- sauerstoffs sind. Man könnte sie demgemäss als facultative A&ro bien bezeichnen. Die Art der pathogenen Wirkung unserer Bacillen ist im Allgemeinen schon charakterisirt worden. Hinsichtlich des’ Krankheitsbildes und pathologisch-anatomischen Befundes steht die” Mäuseseptikämie dem Mäusemilzbrand sehr nahe; doch sind neben den Aehnlichkeiten auch Verschiedenheiten, vorhanden, welche die” Differentialdiagnose beider Krankheiten auch ohne Zuhilfenahme der bacteriologischen Untersuchung zu stellen gestatten. In dieser Beziehung sind die eitrige Verklebung der Augenlider, die hockende, zusammengekauerte Haltung, welche sich auch durch den, niemals durch Krämpfe eingeleiteten, Tod der Thiere nicht ändert, als Kennzeichen der Mäuseseptikämie gegenüber dem Mäusemilzbrand zu nennen; es ist ferner zu erwähnen, dass das entzündliche Oedem an der Inoculationsstelle bei der Mäuseseptikämie weit ge- ringer entwickelt ist, als beim Milzbrand und oft ganz fehlen kann. Was nun den bacterioskopischen Befund bei der Mäuseseptikämie anlangt, so ist auch in dieser Hinsicht Analogie mit dem Mäuse- milzbrand gegeben, indem die Mäuseseptikämiebacillen, ebenso wie die Milzbrandbacillen, abgesehen von der Infectionsstelle, wo sie ziemlich reichlich innerhalb des entzündlich infiltrirten Gewebes liegen, ausschliesslich im Blute, und zwar in grosser Massen- haftigkeit, speciell in den kleinen Blutgefässen, sich befinden. Während aber die Milzbrandbacillen, wie Sie wissen, niemals in den Blutzellen, sondern stets frei in der Blutflüssigkeit angetroffen werden, sind die Mäuseseptikämiebacillen zu einem sehr grossen Theile ihrer im Blute vorhandenen Gesammtmenge in den Leib der farblosen Blutzellen eingeschlossen. Am besten eignen — 481 — ‘h, um das Verhalten der Mäuseseptikämiebacillen in den Ge- ssen zu studiren, wie Koch mit Recht hervorgehoben, die idersprüchen, welche die Ihnen bisher vorgetragenen Beobach- I gsthatsachen der speciellen pathologischen Mykologie gegen die DS > ; x Fe S EIN SSITIÄBNN N E am i IRRE KERZE N N PEFERRRS Theil eines mikroskopischen Durchschnittes durch das Zwerchfell einer an Mäusesepti- kämie verendeten Maus. Alkohol-Präparat. Weigert’sche Kernfärbung. In der Mitte - des Präparates eine im Längsschnitt getroffene Capillare, ober- und unterhalb der- selben längs-, quer- und schräggetroffene quergestreifte Muskelfasern. Das Lumen der Capillare ist prall erfüllt mit rothen Blutkörperchen, die in dem Alkohol-Präparat als farblose Ringe erscheinen; neben den rothen sind 5 weisse Blutkörperchen in dem Gefässabschnitt vorhanden. Zwischen den rothen Blutkörperchen sieht man nun die zarten kleinen Mäuseseptikämiebacillen in grosser Zahl liegen; aber auch alle 5 Leukocyten sind mehr oder minder reichlich mit den Baeillen erfüllt und dadurch mehr oder weniger stark angeschwollen. Während an den Bacillen keinerlei Degenerationser heinungen zu beobachten sind, tragen die Leukocyten theilweise die unverkennbarsten Zeichen des Zerfalls zur Schau. In den beiden in der Mitte gelegenen weissen Blutkörperchen sieht man statt des Kernes (oder der Kerne) eine Anzahl von en und kleineren unregelmässig contourirten Kügelchen: Producte des Kernzerfalls (Weigert's ‚Kerndetritus’). tschnikoff’sche Phagocytenlehre bereits erhoben haben, ıst der Vergleich der Verhältnisse bei Mäuseseptikämie und usemilzbrand einen neuen gewichtigen hinzu. Die Septikämie- stirbt, obwohl ihr der Metschnikoff’sche Phagocytismus ler denkbar grossartigsten Weise zu Hilfe kommt, mit derselben ehlbaren Constanz und ungefähr innerhalb der gleichen Zeit, wie ilzbrandmaus, in deren Leibe die amöboiden Zellen ihrer ihnen ı Metschnikoff von den Urahnen her übertragenen Aufgabe, Krankheitserreger aufzufressen, völlig vergessend, auch nicht n der parasitären Eindringlinge verschlucken. Wie man diese sachen mit der Phagocytenlehre Metschnikoff’s in Ein- — 412 — klang bringen will, mit welchem Rechte Metschnikoff be haupten kann, dass auch die Verhältnisse der Mäuseseptikämie den Forderungen seiner Phagocytenlehre durchaus entsprächen, dafür fehlt uns, offen gestanden, jedes Verständniss. Wäre wenig- stens etwas von einer antibacteriellen Wirksamkeit der Leukoc des von den Septikämiebacillen invadirten Mäusekörpers zu sehen, dann liesse sich den vorliegenden Thatsachen gegenüber die Phago- cytenlehre allenfalls noch retten, wenn man ‘die ad hoc construirt Voraussetzung machte, die Mäuseseptikämiebacillen seien an sich s0 viel mächtigere Parasiten, als die Milzbrandbacillen, dass sie tro aller von den lebenden Zellen gegen sie ausgeübten Angriffe und Ver- nichtungsschläge doch noch in ungefähr der gleichen Zeit den lebeı den Mäusekörper überwältigten, wie die seitens der Körperzelle unbehelligt bleibenden Milzbrandbacillen. Aber die Anzeichen ein von den Zellen des Mäusekörpers gegen die Septikämiebacillen & führten Vernichtungskampfes fehlen vollständig: Die in di Leukocyten eingeschlossenen Bacillen unterscheiden sich in nich von den frei in der Blutflüssigkeit schwimmenden, sichere Mer male eines Degenerationsprocesses lassen sich an den includirte Bacillen ebenso wenig constatiren, wie an den extracellulär g legenen, nur an den mit den Bacillen erfüllten Zellen sind untrüglichsten Erscheinungen eines Zerfalls ersichtlich: Nicht nu dass die Kerne der letzteren, wie es unsere Abbildung (Figur 5 darthut, in Trümmer zerstieben, sondern es wird auch, wie sch Koch hervorgehoben und leicht zu bestätigen ist, der Zellleib a mählich von den Bacillen aufgezehrt, so dass aus den bacillen haltigen Leukocyten freie Bacillenklumpen hervorgehen. Alle Er- scheinungen sprechen also dafür, dass die Bacillen nicht im G ringsten durch die Zellen geschädigt werden, sondern dass sie i (egentheil einen sehr guten Nährboden in ihnen finden, wodur einem üppigen Wachsthum der eingedrungenen Parasiten Vorscht geleistet wird, welches der Wirthszelle das Leben kostet. Es läs sich mithin die Geschichte der Mäuseseptikämie schlechterdings nicht mit der Metschnikoff’schen Phagocytenlehre vereinbare Während die Hausmäuse für die Septikämiebacillen de maassen empfänglich sind, dass die minimalste Menge der Bacillen in die kleinste, oberflächliche Hautwunde übertragen, die Mäuse ausnahmslos an der charakteristischen Septikämie verenden macht, besitzen die den Hausmäusen bis zum Verwechseln ähnlichen Feld- mäuse, wie schon Koch ermittelt, völlige Immunität gegen diese m — — | _ —— u ll‘ — a en he ee 5 — 43 — Septikämie. Gleichfalls durchaus unempfänglich sind Hühner und Meerschweinchen, während ausser den grauen Hausmäusen noch weisse Mäuse, Tauben und Sperlinge ausgesprochene Disposition i r die Erkrankung bekunden. Eine aparte Stellung nehmen die Kaninchen den Infectionsversuchen mit unseren Bacillen gegenüber 6 n; ein Theil der Thiere erliegt der Inoculation, ein anderer rei sirt darauf mit keinerlei Krankheitserscheinungen, ein dritter € Theil wiederum zeigt nach der Impfung nur locale Entzündungs-. processe. So entsteht, wie Löffler !!5) nachgewiesen, nach cu- taner Applichtion der Bacillen an der Spitze des Kaninchenohrs ein erysipelatöser Process, der bis zur Wurzel des Ohrs und nicht | lten darüber hinaus auf Kopf und Rumpf fortschreitet, nach \ e impfung in’s Hornhautcentrum eine intensive ie Keratitis, welche Processe in vielen Fällen ohne ) f Ina il) | dungen des Ohrs oder der Hornhaut durchgemacht haben, sind nun, wie gleichfalls Löffler festge- stellt, gegen eine erneute Infection mit den Bacillen immun geworden. Was nun die von Löffler 11) entdeckten, durch die Arbeiten von Schütz !!”), Lydtin und Schot- telius!!S), Kitt!!%), Pampoukis!?%), Hess und Guillebeau!?!), Cornevin !??) bestätigten Bacillen des ‚Schweinerothlaufs’ anlangt, so unterscheiden sich diese morphologisch und culturell sichtliche Schädigung des Allgemeinbefindens zur Heilung gelangen. Thiere, welche diese Entzün- N | a Bacillen des Schweine-Rothlaufs. INS) Iay Auf Gelatine ceultivirt. Trockenpräparat. BA, ERDE 4 Fuchsinfärbung Y Nr Ne Zeiss, homog. Immersion Yız, Oeul. 4. SINN Vergrösserung 950fach. satt Tee Pliu ir insofern von den Mäuseseptikämiebacillen, also e etwas schmäler und durchschnittlich auch etwas rzer sind (vgl. Figur 53), wie die Mäuseseptikämie- Sticheultur der Roth- . . . . ‘ laufbaeillen in Gela- allen und dass die Sticheultur in Gelatine (vergl. _tine bei Zimmertem- gur 54) kräftiger, dichter entwickelt ist und deshalb ufer: nattel. Oflaye ütlicher hervortritt, sowie auch nicht so schnell | ı dem Imfpstich aus in die umgebende Gelatine sich ausbreitet, ; diejenige der Mäuseseptikämiebacillen — ‚gläserbürstenähnliches’ — 4834 — Aussehen (Schottelius) der Sticheultur der Rothlaufbacillen — Hinsichtlich der Infectiosität für Versuchsthiere existiren, soweit b kannt, keinerlei nennenswerthe Differenzen zwischen Mäusesept kämie- und Rothlauf-Bacillen, wobei allerdings zu bemerken i dass das Verhalten der Mäuseseptikämie-Bacillen zum Körper de Schweines unseres Wissens noch nicht geprüft wurde, eine Lück: deren Ausfüllung dringend erwünscht erscheinen muss, da von de Ergebniss dieser Versuche die definitive Entscheidung der, wie w sehen werden, auch in praktischer Beziehung wichtigen Frage nac der Identität oder Nichtidentität von Rothlauf- und Mäuseseptikämi Bacillen wesentlich abhängt. Die Symptome des natürlichen Rothlaufs der Schwein welche nur die edleren Racen und unter diesen nur die jüngere Thiere (im Alter von 3 Monaten bis 3 Jahren) befällt, bestehe klinisch in einem plötzlich einsetzenden Kräfteverfall, welcher mei von hohem Fieber begleitet ist. Früher oder später treten im Ve laufe der Erkrankung blaurothe, meist auf grössere Flächen hi confluirende Flecken, ohne namhafte Schwellung, Temperatı erhöhung und Schmerzhaftigkeit, an der Hals-, Bauch- und Brus Haut (‚Antoniusfeuer’) auf, nicht selten erfolgt Abgang von bh tigen und schleimigen Faecalmassen, die Stimme wird heiser un unter Parese des Hintertheils, Sopor, Lungenoedem stellt sich wenigen Tagen, oft schon nach wenigen Stunden der Tod ein. Die schnell tödtliche Ausgang beschliesst allerdings nur etwa die Hälf der Erkrankungen; bei den überlebenden Thieren geht zum gröss ren Theile die Krankheit in Genesung über, bei dem kleineren "Theil folgt dem Ueberstehen des acuten Ausbruchs der Seuche @ ‚chronisches, mit dem Tode endendes Siechthum (‚chronische For des Fleckfiebers’, Hess). Die Section der an acuten Rothlauf un gestandenen Thiere ergiebt ausser der theils auf Stauungshyperämi theils auf superficieller Entzündung beruhenden Hautröthe noc wesentliche und constante Veränderungen in inneren Organen. Unt diesen Veränderungen steht oben an ein niemals fehlender, erhel licher acuter Milztumor; fast immer ist weiterhin eine acute, mei hämorrhagische, hr einfach katarrhalische, ausnahmswei diphtheritische Gastritis und Enteritis vorhanden, bei welchen d folliculären Apparate der Darmwand, sowie die Mesenterialdri Se häufig hervorragend, und zwar in Form hämorrhagisch-hyperplast scher Entzündung, betheiligt sind. Weniger constant begegnet man einer hämorrhagisch-parenchymatösen Nephritis, während trül F ’ —_—- — 45 — i ; $ Schwellungen der Niere, sowie der Leber, des Herzens und der R örpermuskeln ganz ne bochachtet werden. Schliesslich ind noch geringe Transsudationen in die Pleura-, Pericardial- und Peritonäal-Höhle als häufige Befunde zu verzeichnen. Bei bacte- ‚zioskopischer Untersuchung der Organe ist constant der Löff- ler’ sche Rothlaufbacillus als einzig anwesende Bacterienform und Ber fast stets in grosser Massenhaftigkeit zu finden. Die Lage- gsstätte der Bacillen ist fast ausschliesslich das Blutgefässsystem, doch trifft man zuweilen auch im Gewebe, namentlich der ent- indeten Organe oder Organstrecken ds specifischen Mikro- Organismen an. Wie die Mäuseseptikämiebacillen befinden sich auch die Rothlaufbacillen grossentheils in den intravasculären resp: emigrirten weissen Blutkörperchen. Pampoukis theilt eigene, a den Organen zweier an spontanem Rothlauf umgestandener Schweine angestellte Beobachtungen mit, welche es ihm wahr- MB heinlich zu machen scheinen, dass, im Einklang mit Metschni- koff ’s Phagocytentheorie, 3. weissen Blutkörperchen, welche sich der Rothlaufbacillen „bemächtigt“ haben, letztere „zerstören und auffressen“. Wir sind jedoch nach objectiver Prüfung der Angaben und bezüglichen Abbildungen des genannten Autors der Ansicht geworden, dass seine thatsächlichen Beobachtungen obiger Annahme eine auch nur entfernt genügende Stütze nicht ge- ‚währen 17°). Im Wesentlichen ganz so wie der spontane verhält sich in 3ezug auf Verlauf, sowie makro- und mikroskopischen Leichenbefund sr Impfrothlauf der Schweine, dessen Reproductionsfähigkeit mittels ach Koch’schen: Prineipien reincultivirter Rothlaufbacillen zuerst Schütz nachwies. Durch Verfütterung cultivirter tothlaufbacillen gelang es bisher noch nicht, die Krankheit zu er- eugen, während Pasteur, sowie Lydtin und Schottelius über positive Val esesrersuche mit natürlichen Rothlauf- offen berichten. Bei der Entstehung und Verbreitung der spon- ten Rothlaufseuche dürfte nach den Erfahrungen der Thierärzte gerade dem letztgenannten Infectionsmodus sogar eine sehr grosse edeutung zukommen, indem diese Erfahrungen darauf hinweisen, ss die Krankheit hauptsächlich durch die Darmabgänge von | y Rothlauf erkrankten Thieren verbreitet wird. Dass der Koth thlaufkranker Thiere die Rothlaufbacillen constant und reichlich enthält, haben Cornevin und Kitt experimentell dargethan. Aı lere Gelegenheiten zur Entstehung der Krankheit mögen durch er an = m 2 a Ta SRENTSE eG — 486 — Peitschenhiebe und durch Insectenstiche gegeben sein; nach den Be obachtungen von Lydtin und Schottelius sind ferner die Cadaver von Mäusen, welche in Folge des Genusses von Rothlaufstoffen am Rothlauf erkrankt und gestorben sind und dann von den Schweinen gefressen werden, sowie, nach- Versuchen von Kitt, schliesslich auch Fliegenmaden, welche sich auf Rothlaufcadavern oder Theilen von solchen angesiedelt haben, als Ansteckungsquellen in Betracht zu ziehen. Die Ansteckungsgefahr, welche der an Rothlauf gefallen« Thierleib in sich birgt, wird noch durch den von Lydtin un Schottelius erwiesenen Umstand vergrössert, dass die Rothlauf. bacillen im Thiercadaver mächtig fortwuchern, dergestalt, das nach 24 bis 48 Stunden alle Gefässe prall mit den specifischer Mikrobien erfüllt sind. Wie lange die Rothlaufbacillen der Fäulniss Trotz zu bieten vermögen, bedarf noch der weiteren Ermittlung Kitt fand die Cadavertheile einer 14 Tage lang gefaulten Rothlauf maus noch infectionsfähig; hier fragt sich jedoch, ob die Infectio sität von den ursprünglich im Cadaver vorhandenen Rothlauf@ bacillen oder von etwaigen secundär angesiedelten Mäusesepti kämiebacillen ausging, da, wie wir wissen, letztere durch das Impf experiment an kleinen Versuchsthieren in keiner Weise von de Rothlaufbacillen zu unterscheiden sind. Ob die Rothlaufbacille einen Dauerzustand einzugehen. vermögen, ist noch nicht siche ermittelt; innerhalb des lebenden Thierkörpers scheint dies ent schieden nicht der Fall zu sein, da hierselbst keine auf Sporen bildung zu beziehenden Erscheinungen an den Bacillen hervor treten und da ferner Rothlaufstoffe nach dem Eintrocknen. sehr bald ihre Virulenz verlieren (Kitt). In Bouillonculturen sieht man allerdings in den Stäbchen, namentlich wenn die Culture bei höherer Temperatur gehalten werden, dieselben glänzenden sporenähnlichen Kügelchen auftreten, wie in den Mäuseseptikämie bacillen ; doch fehlt auch hier der Nachweis der Keimungsfähigkei und grösseren Resistenz. Wenn, was wir, wie gesagt, für höchst wahrscheinlich halten, die Rothlaufbacillen mit den Mäuseseptikämie- bacillen identisch sind, so ist, trotz des zur Zeit noch ausstehenden directen Nachweises, die Annahme der Existenz eines Dauer zustandes dieser Mikroorganismen fast unabweislich, da die i Betreff der Septikämiebacillen erwiesene ubiquitäre Verbreitung ohne die Annahme einer resistenten Dauerform kaum denkbar ist. liegt auf der Hand, dass, wenn die präsumirte Identität richtig ist, es als möglich gedacht werden müsste, dass die Rothlaufseuche auch - RT selbständig, d. h. unabhängig von der Ansteckung durch Abgänge der Theile rothlaufkranker Thiere entstehen könne. Die seitherigen ahrungen der Thierärzte scheinen allerdings gegen das Vor- ommen eines solchen ‚originären’ Ursprungs der Rothlaufseuchen zu ‚sprechen; indessen müssen die einschlägigen Beobachtungen doch erst noch mit specieller Berücksichtigung des hier discutirten Punktes fortgesetzt werden, ehe der erwähnte Entstehungsmodus als völlig ausgeschlossen betrachtet werden kann. Sollte sich aber uch dereinst mit definitiver Sicherheit herausstellen, dass der Rothlauf der Schweine einzig und allein durch directe oder indirecte steckung von rothlaufkranken Thieren aus zu Stande kommt, so würde dadurch, beiläufig bemerkt, die Identität von Rothlauf- und Mäuseseptikämie-Bacillen nicht widerlegt sein. Erkranken doch ‚auch, soweit unser Wissen reicht, die Mäuse nicht spontan an Mäuse- septikämie, obwohl deren Bacillus allüberall vorhanden ist und die Mäuse eminent empfänglich für denselben sind. Zur wirksamen nfection gehören eben bei den allermeisten Infectionskrankheiten immerhin etwas grössere Mengen der inficirenden Bacterien, Mengen, wie sie zwar sowohl durch die künstlichen Infectionsversuche als juch durch die spontane Aufnahme von Theilen und Abgängen eirter Thiere leicht zur Einwirkung gelangen können, nicht aber in der Regel durch den spontanen Verkehr mit Luft, Erde, Wasser oder gewöhnlichen Fäulnisssubstraten, welche nicht direct mit den Defluvien infieirter Thiere geschwängert sind, weil einerseits die relative Ungunst der Ernährungsverhältnisse (Erdboden, Wasser) ndrerseits die Concurrenz mit den obligat saprophytischen Boden-, asser- und Fäulniss-Bacterien eine irgendwie ausgiebigere Ver- mehrung der facultativ saprophytischen und facultativ parasitischen Bacterien in Erdboden, Wasser und faulfähigen Substanzen ver- hindert. _ Erwähnt sei noch, dass ausser dem Schwein kein anderes austhier von der Rothlaufseuche spontan ergriffen wird: auch gegen künstliche Impfung mit dem Rothlaufvirus erwiesen sich die nstigen grösseren Hausthiere (Rinder, Pferde, Esel, Schafe, Hunde, Katzen) immun (Cornevin, Kitt). Wir haben nun noch einen Punkt zur Sprache zu bringen, cher die Geschichte der Rothlaufseuche mit einem besonderen bus umgeben hat nämlich die wiederum von Pasteur eingeführte Schutzimpfung gegen den Rothlauf. Die Thierärzte wussten seit Langem, dass Schweine, die eine Rothlauferkrankung durch- — 488 — gemacht hatten, gegen einen erneuten Angriff der Seuche geschüt; | waren. Auf dieser Erfahrung fussend, ersann Pasteur!'?#) sein berühmtes Schutzimpfungsverfahren gegen die genannte Seuche, Die Mitigation des ursprünglichen Rothlaufvirus erreichte Pasteur auf einem anderen Wege, als beim Milzbrand; er verfolgte hier einen ähnlichen Pfad, wie ihn, einer allseitig getheilten Anschauun zufolge, die Natur bei der Umwandlung des deletären Virus der Menschenpocken in das mildere Contagium der Kuhpocken ein- schlägt. Pasteur constatirte, dass das Rothlaufvirus, wenn es den Kaninchenkörper in successiven Generationen passirt, eine successive Abschwächung für den Schweineorganismus, eine successive Steige rung für letzteren dagegen beim Passiren des Organismus der Taubeı erfährt. Das mittels Durchgang durch den Kaninchenleib mitigirt Rothlaufvirus bewährte sich nun in der That als Vacein geger das natürliche Rothlaufgift: Schweine, welche mit ersteren geimpf wurden, leisteten der Inoculation mit den giftigsten Rothlaufstoffen selbst den durch Passage des Taubenkörpers künstlich in erhöhte Virulenz versetzten, Widerstand. Wie beim Milzbrand, bereite Pasteur zwei Vaceins, einen schwächeren und einen stärkeren letzteren gewann er aus einer früheren, ersteren aus einer spätere Kaninchenimpflingsgeneration. In Zwischenräumen von 12 Tage wurden die beiden Vaccins in der Menge von 12 Centigramm das Unterhautzellgewebe der inneren Fläche der Oberschenkel in jieirt; 12 Tage nach der zweiten Impfung war die Immunität voll endet. Die Angaben Pasteur’s über die Schutzkraft seiner Vac- eins sind sowohl durch die von Schütz in Berlin als namentlich auch durch die in grossartigem Maassstabe von Lydtin und Schottelius im Grossherzogthum Baden — einem besonders schwer vom Rothlauf heimgesuchten Lande — angestellten Control impfungen auf das Glänzendste bestätigt worden — soweit es siel um die Möglichkeit einer Immunitätsherstellung gegen den künst lichen Impf- und Fütterungs-Rothlauf handelt. Ob den vaccinirten Thieren auch gegen die spontane Infection sicherer Schutz ver- liehen werden kann, darüber lassen die bisherigen Beobachtungen noch kein abschliessendes Urtheil zu, wahrscheinlich ist dies jedoch in hohem Grade !?5), Trotzdem dürfte das Pasteur’sche Ver fahren in seiner derzeitigen Ausübung für die Praxis von sehr zweifelhaftem Werthe sein. Es hat sich ergeben, dass die Zahl der, der Impfung mit Vacein I. erliegenden Thiere eine verhältnissmässig "hohe !26) ist, dass ferner die erkrankten Impflinge, deren Abgänge, — 489 — F ' I ie Cornevin und Kitt direct erwiesen, die Rothlaufbacillen ichlich enthalten, gesunde Thiere REN können und dass IR hliesslich der Impchutz kein absoluter ist, indem einige der jppelt vaccinirten und sodann der Prcbeinpkiie oder der natür- lichen Infection ausgesetzten Thiere die Erscheinungen einer, wenn uch leichten Rothlauferkranknng darboten. Besonderes Bedenken sgen die praktische Anwendung der Pasteur’schen Rothlauf- ‘hutzimpfung in ihrer jetzigen Ausbildung müssen die Beoh- achtungen von Hess und Guillebeau erregen, welche zeigten, ass ein erheblicher Procentsatz der mit den Pasteur’schen Vac- ns geimpften Thiere, selbst wenn letztere anfangs keine sichtlichen ankheitserscheinungen darboten, nachträglich der chronischen Form der Rothlaufseuche verfiel, einer Erkrankung, welche fast immer den betroffenen Thieren schliesslich das Leben kostet und welcher die Gefahr der Uebertragung und Verschleppung der Krankheit kaum weniger anhaftet, als der acuten Form der I othlaufseuche. | a2). ) Die Bacillen der Rinderseuche, septischen Pleuro- neumonie der Kälber, Wildseuche, Schweineseuche, Geflügeltiyphoids (Hühnercholera), der Koch- Karft ky’schen Kaninchenseptikämie. Der Bacillus pyogenes foetidus (Passet). Bei seinen Experimentalstudien über die Aetiologie der Wund- üfectionskrankheiten entdeckte Koch !?”), ausser den bereits be- sprochenen specifischen Mikroorganismen und dem später noch abzuhandelnden Bacillus des erysipelatösen Processes beim Kanin- chen, noch ein ovoides Mikrobion, welches, da es durch Verimpfung von faulendem Fleischinfus auf Kaninchen gewonnen und bei tzteren Versuchsthieren eine septikämieartige Krankheit hervor- ft, von Koch als ‚Mikrokokkus der Septikämie bei Kaninchen’ | zeichnet wurde. Später gelang es Gaffky !?®), durch Ueber- gung von Pankewasser eine Bacterienkrankheit zu erzeugen, Iche wohl unzweifelhaft mit Koch’s Kaninchenseptikämie als ntisch zu erachten ist, obwohl Gaffky die Bacterien seiner tikämie morphologisch etwas abweichend von dem ‚Mikro- ikus’ der Septikämie Koch’s schildert, eine Differenz die jedoch geringfügig ist, um den sonstigen Uebereinstimmungen gegen- r in die Wagschale fallen zu können. Die Bacterien der Koch- — 490 — Gaffky’schen Kaninchenseptikämie — wie wir demgemäss die m # Rede stehende Krankheit fortab nennen wollen — sind, wie wie mit Hueppe'?®) annehmen, höchstwahrscheinlich nicht nur m | den specifischen Bacterien der seit Langem bekannten Davaine- f schen Bacterienseptikämie 130), sondern auch, was ungleich wichtige ist, mit denjenigen der erst in neuerer Zeit als Bacterienkrank: heiten erkannten Schweineseuche, Wild- und Rinder-Seuche un Geflügelcholera identisch. Es dürfte sich deswegen empfehlen alle diese bisher verschieden benannten Krankheiten unter eine einheitlichen Bezeichung zusammenzufassen. Hueppe hat hierfüi den Namen der ‚Septikämia hämorrhagica’ vorgeschlagen; wir acceptiren denselben einstweilen, wenngleich er nicht alle wesent lichen Züge der verschiedenen durch unseren Mikroorganismus in’ Leben gerufenen Krankheitsbilder, insbesondere nicht die in le theilweise hineingewebten schweren entzündlichen Organver änderungen deckt. Es dürfte aber überhaupt bei der Vielgestaltig- keit und Complexität dieser Krankheitsbilder sehr schwierig seiı eine befriedigende zusammenfassende Bezeichnung auf symptomato logischer Basis für die durch das in Rede stehende Mikrobion be: wirkte Krankheit zu finden. \ Die Bacterien der ‚Septikämia hämorrhagica’ stellen sicl grösstentheils als kurze, schmale, durchschnittlich 1,4 p lange 0,6 bis 0,7 x breite, an den Enden abgerundete Stäbchen da welche an gefärbten Präparaten meist nur an den beiden Pole gefärbt sind, während die Mitte farblos bleibt (vergl. Figur 55) n 0 —e o pP} (9% i — Oo) Bacillen der ‚Septikämia hämorrhagica’; ey‘ an 0) 7 aus dem Blute eines an Koch-Gaffky- 6 8 (3 8; 8 f SD, scher Septikämie verendeten Kaninchens. % y 2 (.)* - () = Trockenpräparat. Fuchsinfärbung. f . oe! . Zei h I 7 1 h PR amt eiss, homog. Immersion Ya, Oc. 4, Vergrösserung 950fach. Bei Untersuchung mit ungenügenden Systemen (Trockenlinsen) sin daher die in Rede stehenden Organismen nur schwierig von Diplo kokken zu unterscheiden und sind demzufolge in der That von Pasteur, welcher ohne Immersionssysteme und noch dazu ar ungefärbten Präparate untersuchte, fälschlich als solche beschrieben worden (‚microbes en huit’). Nicht selten treten zwei oder drei oder auch mehrere der beschriebenen Elemente zu entsprechend” längeren Stäbchen zusammen. Neben den genannten Formen zeigen sich sowohl in Präparaten vom Blute der infieirten Thiere als auch — 491 — in solchen von absolut reinen Culturen noch kugelrunde Gebilde, welche auch bei Anwendung bester Immersionslinsen nicht von okken’ zu unterscheiden sind. Ob es sich bei den letztgenannten Bam z. Th. um wirkliche Kugelformen oder nur um optische uerschnitte der stäbchenförmigen Bildungen (senkrecht zur Ebene des Gesichtsfeldes gestellte Stäbchen) handelt, ist nicht leicht zu entscheiden. Die Mehrzahl der Autoren (Gaffky, Schütz, Kitt, Salmon, Flügge) rechnet unsere Bacterien zu den Baeiflen, Hueppe fasst sie dagegen als Kokken auf; die stöbern Bildungen interpretirt er als Zustände der Siheckune welche die ugligen Mutterzellen unmittelbar vor der Theilung in die beiden ' kug sligen Tochterzellen erfahren. Wir unserseits möchten uns für . den bacillären Charakter der Mikrobien aussprechen, da die Streckung zu wirklichen Stäbchen einer ganzen grossen Gruppe von kugelförmigen Schizophyten doch eben abgeht, welcher Gruppe allein wir die Bezeichnung ‚Kokken’ reserviren möchten. — Selbst- ständige Bewegung wird an unseren Bacterien gemeinhin '?!) nicht beobachtet. Eine Fructification nach Art der endogenen Sporen findet bestimmt nicht statt. In älteren Culturen trifft man aber, nach Hueppe, neben Involutionsformen, auch Gebilde an, weiche wohl die Bedeutung von ‚Arthrosporen’ !3?) haben. — Der gewöhn- lichen Anilinfärbung sind unsere Bacterien sehr leicht zugänglich ; der Gram’schen Methode halten sie jedoch nicht Stand. ti Die künstliche Cultur unserer Bacterien gelingt auf den ver- schiedensten Nährsubstraten. Sie zuerst auf festem durchsichtigen Boden reincultivirt zu haben, ist Gaffky’s Verdienst. In Strich- ülturen auf Gelatine wachsen die Bacillen in Form runder, auf den Impfstrich beschränkt bleibender heller ganz fein granulirter Tröpfchen, welche zu einem dünnen, grauweissen, durchscheinenden Belag mit etwas verdickten buchtigen und zackigen Rändern, welcher der Unterlage zäh anhaftet, zusammentreten. Ganz analog ist das Wachsthumsverhalten in Gelatine-Stichculturen: an die der Strich- conforme Vegetation längs des Stichs schliesst sich eine Oolonienbildung auf der Oberfläche in Gestalt .eines weisslichen zackigen Belags in nächster Umgebung der Stichöffnung an, welcher ächenrasen sich jedoch später entwickelt als die Colonisatianan _ Bereiche des Stichkanals (vergl. Figur 56) und nur geringe Bat und Ausbreitung erlangt; bisweilen bleibt das Oberflächen- thum ganz aus‘3#), Eine Verflüssigung der Gelatine tritt zu keiner Zeit ein. In Gelatine-Plattenculturen bilden sich vom — 42 7° — zweiten, dritten Tage ab in den mehr oberflächlichen Schichteı der Gelatine kleine rundliche feingekörnte Colonien mit unebener Rande von gelblich-weisser Farbe; mit schwachen Linsen ge- mustert, lassen die Colonien, wenn sie etwa älter geworden sind, oft eine concentris Schichtung erkennen, indem sich die dunklere: centralen Zonen von den helleren peripherischen scharf absetzen. Die an der Oberfläche hervor: tretenden Colonien bleiben an Grösse immeı hinter den innerhalb des Substrates gelegener zurück. Stricheulturen auf Agar und Blut serum zeigen das nämliche Aussehen, wie die- jenigen auf Gelatine. Auf Kartoffeln geheı die Bacterien bei Zimmertemperatur meist nich an; in Brutwärme von 28 bis 30° C. entwickel: sie sich jedoch daselbst regelmässig als wachs artige, durchscheinend grauweisse, schwach pro minirende Rasen, in deren Umgebung das F ur toffelgewebe nach Art eines Hofes eine Grau färbung annimmt. In Bouillon proliferire die Bacterien lebhaft und bewirken dabei ein diffuse Trübung der Culturflüssigkeit. — Obwol unsere Bacillen, wie aus den voranstehende Schilderungen hervorgeht, in unmittelba Sticheultur der Baeillen Contact‘ mit dem Luftsauerstoff weniger der ‚Septikämia hämor- rhagica (Koch-Gaffky- Wachsen, als wenn sie der Sphäre desselben etw: kämie) ee entrückt sind, stellen sie doch, wie Smith 13% 16-180 0), 4 Mag: ermittelt, ihas Vermehrungsthätigkeit ein, wen natürl. Grösse. Ein Ober- . .< 4 > fächenyachsthum ist ihnen der Sauerstoff vollständig entzoge wird; sie sind also nicht den facultative Ana@robien zuzurechnen, sondern müssen als A&robien, wenn BE eigenthümlicher Art, betrachtet werden. — Die untere Temperatuı grenze für das Wachsthum scheint bei 12 bis 13 C. zu liegen; Blu temperatur repräsentirt das Wärmeoptimum (Hue ppe). Huepp« constatirte, dass sich die Bacterien auch in einem an organische Sohstanes und Nitraten reichen Brunnenwasser bei Zimmertemp: ratur, sowie in einem bewachsenen Garten bei einem Feuchtigkeit gehalt von 50 bis 70 Procent vermehrten. Nach Pasteur 135) pro feriren sie auch in neutralisirtem Harn, doch nur sehr mangelhaft; : Hefewasser kommen sie überhaupt nicht zur Entwicklung (P Rn — 493 — a = Ueber die Verhältnisse der Lebensdauer und Tenacität unserer Bacterien sind wir namentlich durch die Untersuchungen Davaine’s, Pasteur’s, Gaffky’s, Kitt’s'?%), Hueppe’s ind Smith’s recht genau unterrichtet. In den vor Eintrocknung reschützten Reinculturen halten sich die Bacillen in der Regel drei Monate und länger lebensfähig und virulent. Im eingetrockneten Zustande sterben sie dagegen, nach der Angabe der meisten Beob- a hter, in wenigen Tagen ab; in Hueppe’s Versuchen leisteten ‚sie indessen der Eintrocknung oft bis zum 14. Tage Widerstand, ein Beobachtungsresultat, welches wir bestätigen können !?”). Ob ‚diese grössere Resistenz, wie wohl wahrscheinlich, an die Gegen- wart von ‚Arthrosporen’ gebunden war, ist nicht direct ermittelt. Durch Erhitzen auf 55° C. während 15 Minuten oder auf 80° während 10 Minuten gehen die Bacterien ausnahmslos zu Grunde. Nach Hueppe werden sie auch durch einmaliges Aufkochen ‚sicher getödtet; doch gilt dies nicht für alle Fälle: bei Infections- versuchen mit Sputum, die Völsch im hiesigen Laboratorium ‚anstellte 3%), zeigte sich, dass im Sputum — einem Material, ‘welches nicht selten unsere Bacillen beherbergt — letztere durch einmaliges Aufkochen nicht vernichtet wurden. Gegen Fäul- niss sind die Bacterien nicht sehr empfindlich (Kitt, Völsch); ‚die Versuche hierüber bedürfen aber noch der Erweiterung und Ergänzung. Die Einwirkung hoher Kältegrade vertragen die Bac- ‚ferien gut; selbst 14stündiges Gefrierenlassen bei — 14° R. hob ihre Virulenz nicht auf (Kitt). Bezüglich des Verhaltens zu Des- infectionsstoffen fand Hueppe, dass Sublimat 1:5000 in einer Minute, 3procentige Carbolsäure in sechs Stunden, Aseptol in 15 Minuten die Bacterien abtödtete. Das Jodoform ist, wie gen alle bisher daraufhin geprüften specifisch-pathogenen Bac- ien, so auch gegen unsere Septikämiebacillen, wenn nicht absolut wirkungslos, so doch derart ungenügend wirksam, dass es, selbst - denkbar günstigster Weise angewandt, die Infection mit den genannten Bacterien niemals zu verhindern vermag (Verf. und unz'#®), Dem schädigenden Einflusse des Magensaftes gegen- jer sind unsere Mikrobien widerstandsfähiger, als manche andere Bacterien, da sie, nach Hueppe’s Ermittlungen, auch ohne jede rm, welche als ‚Dauerform’ hätte gedeutet werden können, den rmalen Mageninhalt zu passiren und infectionstüchtig in den armkanal überzutreten befähigt sind. Gleich Milzbrand-, Rausch- brand- und Schweine-Rothlauf-Bacillen können die Bacterien der Baumgarten, Mykologie, 99 um on ze ae: — 494 — ‚Septikämia hämorrhagica’, wie Pasteur gezeigt hat, abge- schwächt d. h. ihrer virulenten Eigenschaften ganz ode theilweise beraubt werden, ohne dabei ihre Lebens- und Fort pflanzungs-Fähigkeit einzubüssen. Direct und sicher 1?) erwiesen ist allerdings die Abschwächbarkeit bisher nur für die Mikrobien der Hühnercholera; da sich jedoch, wie gesagt, letztere in keiner Weise durchgreifend von den specifischen Bacterien der Koch-Gaffky’schen Kaninchenseptikämie, der Rinder und Wild-Seuche, sowie der Schweineseuche unterscheiden, so ist anzunehmen, dass auch- die Erreger aller der letztgenannten Krank heiten sich dem Mitigationsverfahren zugänglich erweisen werden Die Angaben Hueppe’s und Kitt’s, dass in einigen ihrer Cul turen von Wildseuchebacterien (ohne ersichtlichen Grund) eine Ab nahme der Virulenz bis zur völligen Unwirksamkeit eingetreten se darf wohl schon als eine Bestätigung dieser Voraussetzung & gesehen werden. Vorläufig ist die Methodik der Abschwächur der Hühnercholerabacterien noch ein Geheimnis Pasteur’s Dieser Forscher hat zwar angegeben, dass die Mitigation dadure zu erzielen sei, dass man die Culturen längere Zeit der ungehinder ten Einwirkung des Luftsauerstoffs überlasse; Kitt!*!) u. A vermochten dagegen auf dem genannten Wege eine Abschwächun nicht herbeizuführen. Trotzdem steht nach des letztgenannte Forschers ausgedehnten Controluntersuchungen mit Pasteur schen Vaceins unleugbar fest, dass Pasteur über die Kun verfügt, mitigirte Culturen der Hühnercholeramikrobien, welel als Väccins gegen die vollvirulenten Bacterien zu dienen geeign sind, herzustellen. Freilich ist, nach Kitt, die Einführung des’ Pasteur’schen Schutzimpfungsverfahrens gegen Hühnercholer in seiner jetzigen Ausbildung in die Praxis entschieden zu wider rathen, weil die Giftigkeit der Pasteur’schen Vaceins als eine viel zu bedeutende sich kundgab, um den durch die Präventi impfung etwa zu erreichenden Gewinn gegen die damit verbundene Verluste an Thieren, die Gefahren der Ansteckung für gesunde Thiere, sowie die nicht unerheblichen Geldkosten für die Vaceins aufzuwiegen !*?), wobei noch der Umstand gegen das Verfahren ii ; die Wagschale fällt, dass sich, wie Kitt begründet, bei richtiger Würdigung der Art und Weise, wie sich die natürliche Infection | vollzieht, die Seuche durch sehr einfache Vorbeugungs- und Des infections-Maasknakuen hintangehalten, oder, wenn ausgebrochen, rasch getilgt werden FAIR. — 495 — © Was nun die infectiösen Wirkungen unserer Bacterien an- # langt, so ist schon erwähnt, dass dieselben, je nach der befallenen Thierspecies, nicht unerheblich differiren. Am längsten bekannt R is die Wirkungsweise unserer Bacillen bei der Davaine’schen esp. Koch-Gaffky’schen Kaninchen-Septikämie. Dieselbe tritt a Ins vorzugsweise als experimentelle Affeetion vor die Augen, kommt jedoch, nach Smith’s Beobachtungen, auch spontan vor. Nicht jede beliebige in Fäulniss begriffene Substanz ist, wie wir hervorheben müssen, im Stande, die genannte Krankheit hervor- zuı fen. Koch SE sie zweimal und zwar durch Einspritzung von faulendem Fleischinfus, Gaffky erzielte dieselbe, wie erwähnt, urch Injection von Pankewasser zur Sommerszeit, als es jede älter geworden, liess das genannte Material im Stich und auch mit allerhand anderen fauligen Substanzen; eine in Fäulniss über- ‚gesangene Pöckelfleischlake ausgenommen, vermochte Gaffky damals die Krankheit nicht wieder zu erzeugen. Doch ist das Vorkommen unserer Bacterien in der Aussenwelt im Allgemeinen ‚kein so beschränktes wie es hiernach scheinen könnte. Nach Injection fauligen Blutes sahen wir vielfach die typische Kaninchen- septikämie auftreten und als ein nicht seltener Aufenthaltsort der letzteren verursachenden Bacterien ist nach Pasteur’s 143), Bordoni-Uffreduzzi’s 1%), sowie unseren gelegentlichen Versuchen der Speichel gesunder und kranker Menschen änzusehen. Durch Verimpfung minimaler Mengen von Rein- eulturen oder von fauligen Flüssigkeiten, welche unsere Bacterien etwas grösserer Zahl enthalten, mit so gut wie unfehlbarer Sicherheit zu erzeugen, verläuft die in Rede stehende Krank- heit in der Regel als eine höchst acute, ausnahmslos tödtlich endende Affection; starke Temperaturerhöhung, Abnahme der Athemfrequenz auf der Höhe der Krankheit, Sinken der Körper- wärme und Steigerung der Athemexcursionen gegen das lethale Ende hin, welches durch mehr oder minder ausgesprochene tonische und klonische Krampferscheinungen eingeleitet wird, sind die wesent- lichen Züge, welche das klinische Krankheitsbild charakterisiren. ast niemals liegen, wenn die Erkrankung den acuten Verlauf nimmt, zwischen der Impfung und dem Tode der Thiere mehr als 16 bis 20 Stunden. Bei der Obduction findet man an der In- ctionsstelle ein leichtes entzündliches Oedem, welches nicht selten it flachen Blutergüssen untermengt ist, eine erhebliche Schwellung 'r Milz und eine kaum geringere der Lrmphärtiabn; aber nirgends 32* — 46 — in inneren Organen eigentliche Entzündungsprocesse (Abscesse, fibrinöse oder eitrige Infiltrate resp. Exsudate), nirgends Infarkt- bildungen, häufig dagegen namentlich in der Schleimhaut de Luftwege, des Digestionstractus, sowie in den Muskeln Eckehymosen oder diffuse hämorrhagische Infiltrationen. Die mikroskopische Untersuchung lässt, abgesehen von der Infectionsstelle, die Bac terien nur im Blute, im Herzblute sowohl, als auch im Inhalt der grösseren, kleinen und kleinsten Gefässe, niemals innerhalb der Gewebe erkennen. Unsere Bacterien figuriren demnach bei der im Rede stehenden , Erkrankung als fast reine Blutparasiten. Im Blute liegen sie ausnahmslos frei, niemals in den Blutzellen. D Ansammlung der Bacterien in den Blutgefässen wird intra vitan im Allgemeinen nie so massenhaft wie bei Milzbrand und Mäuse septikämie; nur innerhalb der Hämorrhagien sieht man sie häufi kleine Venen dicht erfüllen und aus den gesprengten Gefässen m dem Blute in das umgebende Gewebe austreten. Nach dem Tod findet jedoch noch eine beträchtliche Fortwucherung der Bacterieı innerhalb des Blutes statt, so dass, wenn man 24 Stunden pos mortem untersucht, in der Regel gewaltige Mengen der charak teristischen Mikrobien allerorts im Blute angetroffen werden. Di Virulenz unserer Bacterien für den Kaninchenkörper ist eine x ausserordentliche, dass selbst von kleinen oberflächlichen Riss wunden der Hornhaut aus, welche nicht den gefässhaltigen Limbu Corneae erreichen, so gut wie constant die tödtliche Allgemein infection erzielt werden kann, ein Effect, der, unseres Wissens, m keiner anderen Bacterienart jemals zu bewirken ist. In seltene Ausnahmefällen nimmt die Erkrankung einen mehr chronisch Verlauf an; sie kann sich unter diesen Verhältnissen eine Woch und noch ae hinziehen. Im Blute finden sich dann nur rels wenige Bacterien, die Entzündung an der Infectionsstelle ist da gegen in- und extensiver. Nach Smith’s Beobachtungen komm diese protrahirte Form der Erkrankung zu Stande, wenn geringe Quantitäten der an sich auf einer relativ niederen Virulenz stufe stehenden Bacterien verimpft werden, nach Beobachtungei von Völsch auch dann, wenn die Septikämiebacterien zugleich mit anderen, namentlich pyogenen, Mikroorganismen zur Ein- wirkung gelangen. Das Bild der chronischen Form boten auch die von Smith constatirten Fälle von spontaner Kaninchenseptikämie | dar, bei welchen, abweichend von der experimentellen Erkrankung, u neben der Bacterienwucherung im Blute noch acute und chronische — 41 0 — Entzündungen der serösen Häute vorgefunden wurden. — Noch g die Thatsache Erwähnung finden, dass, wie Kröner #5) nach- gewiesen, die Septikämiebacterien aus dem inficirten mütterlichen rganismus in den Foetus einzudringen vermögen. Aehnlich, wenn auch keineswegs ganz übereinstimmend, wie aninchen, wirken unsere Mikrobien auf Vögel, bei welchen die als Hühnercholera (Cholera des poules, Geflügelcholera, eflügeltyphoid) bekannte mörderischeste aller Seuchen des Haus- flügels erregen. Nach Pasteur'#%), welcher die Aetiologie ser vor ihm ätiologisch nur ungenügend erforschten !?7) Krank- ; in so umfassender und gründlicher Weise klargelegt hat, dass > Arbeiten der späteren Autoren (Löffler !*®), Marchialärs Celli'), Babes 5%), Salmon*°!), Kitt'°?) in der Haupt- che nur Bestätigungen und Ergänzungen beibringen konnten, sstehen die charakteristischen klinischen Symptome der Krankheit einer tiefen Benommenheit des Sensoriums, sowie diarrhoischen, inn-schleimigen Entleerungen. Es kommen aber auch, nach den Angaben der Veterinärpathologen, Fälle vor, in welchen die Thiere,- ine zuvor sichtliche Krankheitserscheinungen dargeboten zu haben, itten im Lauf, mitten im Fressen, wie vom Blitze getroffen, todt ıimsinken. Sind die erwähnten Krankheitssymptome ausgebrochen, dann vergehen meist nicht mehr als 2, höchstens 3 Tage bis um Tode; Fälle, in denen sich die Krankheit über eine grössere ıhl von Tagen, eine Woche und länger hinzieht, sind selten. | ganz ausnahmsweise erfolgt Genesung. Der Obductions- und weist eine ausgesprochene katarrhalische oder croupöse eritis mit zahlreichen kleinen Blutungen in der entzündeten } ER erheblichen Milztumor, Blutungen in den 'serösen uten, sog. ‚speckige’ Entartungen der Muskulatur auf; in den ironisch verlaufenen Fällen findet man gewöhnlich auch noch 4 oder minder ausgebreitete Ulcerationen des Dünndarms. Der eterioskopische Befund deckt sich vollständig mit demjenigen i der Kaninchenseptikämie; nur kommt bei der Hühnercholera reichliche Anwesenheit der specifischen Bacterien in den schlei- ‚en Inhaltsmassen des Dünndarms hinzu. Erwähnung verdient, | x Marchiafava und Celli die specifischen Mikrobien auch im den Eiern cholerakranker Hühner nachweisen konnten. Durch eng oder Verfütterung von Reinculturen der Mikrobien er von Blut resp. Koth der erkrankten Thiere lässt sich der pische Complex der genannten Erscheinungen unserer Krankheit TEE pr — 4% — bei sämmtlichen Arten des Hausgeflügels reprodueiren, abgesehen vielleicht von den soporösen Zuständen, welche von Kitt, der seine sehr zahlreichen bezüglichen Impfexperimente sonst recht ausführlich schildert, nicht erwähnt werden. Kitt’s Impfthiere, starben — soweit sie der Infection überhaupt erlagen — meist schon nach 24 Stunden und plötzlich. Pasteur legt freilich gerade auf die Somnolenzerscheinungen besonderen Nachdruck und giebt an, dieselben bei seinen Impflingen nicht nur nach Uebertragung von Theilchen der Gesammtmasse der Bouillonculturen, sondern auch, | in allerdings geringfügigerer und vorübergehender Weise, nach Injection der von den Bacterien durch Filtration befreiten Cultur flüssigkeit gesehen zu haben. Dies letztere Ergebniss wäre, fa | es sich bestätigte, theoretisch von grossem Interesse, insofern als dadurch in hohem Grade wahrscheinlich gemacht sein würde, das ein Theil der charakteristischen Symptome unserer Infections- krankheit unabhängig von der unmittelbaren Einwirkung der spe cifischen Bacterien durch gelöste, von den specifischen Bacterie zwar erzeugte, aber von ihnen trennbare und getrennt von ihne wirkende toxische Substanzen bedingt sein könne, eine Annahme welche, so plausibel, dieselbe a priori für viele Infectionskrankheite erscheinen mag, doch noch bis auf den heutigen Tag, wie wir wi sen!53), Hypothese geblieben ist. Auch Pasteur’s obige Beob achtung würde nur dann zu Gunsten der genannten Annahme ve werthet werden dürfen, falls die vollkommne Reinheit seiner Cultu= ren garantirt wäre, vl anderenfalls etwaige eingedrungene sapro= gene Bacterien, und nicht die specifischen Hühnercholeramikrobien, das soporerzeugende Gift in der Culturflüssigkeit produeirt haben könnten. Ein absoluter Beweis für die Richtigkeit obiger Annahme wäre aber selbst, wenn jene Bedingung erfüllt, noch nicht gegeben, weil, wie wir schon mehrfach zu urgiren veranlasst waren, ein Toxinproduction auf todten Nährböden nicht ohne weiteres au eine solche innerhalb des lebenden Körpers zu schliessen gestattet. Wenn daher auch die durch die Injection der filtrirten Cultur: "- flüssigkeiten bewirkten vorübergehenden Somnolenzzustände auf ein solubles, von den specifischen Hühnercholeramikrobien gebildete Toxin zurückgeführt werden müssten, so bewiese dies noch nicht unumstösslich, dass auch der Sopor der von der spontanen Seuche ergrifienen Vögel durch jenes Mikrobientoxin hervorgerufen wäre, | es bliebe vielmehr denkbar, dass die Schlafsucht hier das Resultat der unmittelbaren Einwirkung der, überall in den Blutgefässen der - — 49 — erkrankten Thiere, also auch in denen des Gehirns derselben in reicher Zahl gegenwärtigen, specifischen Bacterien auf die, die Seelenthätigkeit vermittelnden nervösen Zellen sei. Jedenfalls for- dern die erwähnten Beobachtungen Kitt’s, wonach bei Verwen- dung unzweifelhafter Reinculturen der Hühnercholeramikrobien der Sopor kein Symptom der Impfcholera der Vögel zu bilden scheint, zur Vorsicht in der Verwerthung des in Rede stehenden ] >asteur’schen Experimentalerfolgs für die hier berührte Frage de allgemeinen Infectionslehre auf. Möglich erscheint danach, dass auch der bei der spontanen Hühnercholera auftretende 3opor nicht auf kechnung der specifisch -infectiösen Bacterien zu setzen, sondern der Einwirkung accidenteller Bacterien zuzuschrei- ben sei, welche gleichzeitig mit den specifischen Organismen in den Darm gelangend, zwar nicht, wie diese, in das Blut ein- dringen und sich in ihm vermehren, wohl aber in ‚den Darm- secreten fortwuchern und dadurch ein Toxin hervorbringen, dessen Resorption die soporösen Zustände inducirt. Derartige combinirte Wirkungen zweier Bacterienarten sind ja, wie wir wissen, bei den erschiedensten Infectionskrankheiten sicher beobachtet. Für den vorliegenden Fall ist dies, wie Sie wohl beachten wollen, eine E. Vermuthung, geweckt durch die Differenz, welche, nach den hierüber vorliegenden Mittheilungen zu schliessen, zwischen den Symptomen der spontanen und der künstlichen, durch absolute Reineulturen der specifischen Mikrobien hervorgerufenen Hühner- cholera zu bestehen scheint. — Nach den Erfahrungen der Thier- ärzte wird die Geflügelcholera hauptsächlich durch Ansteckung von Thier zu Thier verbreitet und zwar sind es die Excremente der kranken Thiere, welche, mit der Nahrung von gesunden Vögeln aufgenommen, die Infeetion vermitteln. Seitdem man weiss, dass liese Excremente die specifischen Bacterien reichlich enthalten und dass Verfütterung der ersteren die Krankheit mit grosser Sicher- eit erzeugt, hat dieser seitens der thierärztlichen Praxis längst ingenommene Verbreitungsmodus der Seuche die wissenschaftliche estätigung und Erläuterung gefunden. Nach Kitt’s Beobach- tungen spielen auch Fliegenlarven, welche sich auf Cadaver- theilen von der Seuche erlegenen Vögeln entwickelt haben, eine nicht unwichtige Rolle als Zwischenträger der Infection, da sie bekanntermaassen ein beliebtes Futter für Hühner und Enten re- Präsentiren. Da die Bacterien der Hühnercholera mit den Bac- 'erien der Kaninchenseptikämie als identisch betrachtet werden - der Ihnen bereits bekannten differenzirenden Momente auch noch da — 500 — müssen, indem letztere nicht nur morphologisch und culturel sondern auch bezüglich ihrer experimentell- pathogenen Wirkung, auf Versuchsthiere, speciell auch auf Vögel, ganz mit ersterer übereinstimmen, so wird anzunehmen sein, dass die Hühnercholer@ gelegentlich auch unabhängig von directer oder mittelbarer An steckung seitens cholerakranker Vögel, durch die Incorporatioı von gewöhnlichen Fäulnisssubstraten, welche freie Keime der Hühnercholera- resp. Kaninchenseptikämie-Bacterien beherbergen, wird entstehen können. Directe Beobachtungen über ein solches ‚originäres’ Auftreten der Geflügelseuche liegen allerdings zu | Zeit ebensowenig vor, wie über ein originäres Vorkommen deı Rothlaufseuche (s. o.). — Ueber die Pasteur’sche Schutzimpfun; gegen die Geflügelcholera ist oben bereits das Nöthige gesag worden. Sehr verschiedene Krankheitsbilder bewirken unsere Mikro: organismen im Körper der Schweine, bei welchen sie die al ‚Schweineseuche’ bezeichnete, der Schweinezucht nicht minde: als der früher besprochene ‚Schweinerothlauf’ zum Verderben g« reichende epizootische Erkrankung hervorrufen. Die Abgrenzun; der Schweineseuche als einer selbständigen, specifischen Infections krankheit, von dem häufig unter ähnlichen Symptomen, wie si auftretenden Schweinerothlauf verdanken wir den Untersuchunge) Löffler’s'5*), Schütz eg, und Salmon’s1%), durch welch die specifischen Erreger der in Rede stehenden Seuche in Gesta unserer, von den specifischen Bacillen des Schweinerothlaufs, Sie wissen, toto genere verschiedenen Septikämiebacterien nach gewiesen EREN Die Wesensverschiedenheit beider Mikrobieı arten wurde von Schütz und Salmon ausser durch Pest durch begründet, dass Schweine, welche durch die Pasteur’sch Präventivimpfung gegen den Stäbchenrothlauf immunisirt waren der Infection mit den Schweineseuchebacterien unfehlbar erlagen Die Schweineseuche tritt unter drei verschiedenen Krankheitsbilderr auf: als cutane, pectorale und intestinale Form. Die erstgenannt: Form hat wohl hauptsächlich zu der Verwechslung der Schwein seuche mit dem Schweinerothlauf Anlass gegeben, da hier wie dorf eine diffuse Röthung die Haut der erkrankten Schweine überzieht, Doch ist der entzündliche Charakter der Hautröthung bei der” Schweineseuche viel deutlicher ausgesprochen, als bei dem Schweine- j rothlauf, Wesentliche pathologische Erscheinungen von Seiten der r EBOL | | Lungen und des Darms finden sich bei der cutanen Form, soweit bekannt, nicht; die anatomischen Veränderungen in inneren Organen "halten sich innerhalb des Rahmens der bei Septikämie zu beobachten- den Alterationen. Die pectorale Form der Seuche, welche den be- züglichen Forschungen von Schütz zu Grunde ln hat, ver- läuft als ein Allgemeinleiden mit vorwiegender Betheiligung des "Athmungsapparates, besonders der Lungen, die Sitz einer multiplen, ‚nekrotisirenden Pneumonie werden, welch letztere in chronischen Fällen ein käsiges Aussehen ahnen können, wodurch die Affec- KA ion Aehnlichkeit mit der tuberculösen Eneuimanis gewinnt. Die Haut und der Darm lassen in diesen Fällen keine nennenswerthen g nomalien erkennen. Im Gewande der intestinalen Form, und war, wie es scheint fast ausschliesslich in diesem, Eon die BB euche in Amerika, wo sie unter dem Namen der ‚swine plague’ E sirt, zur Beobachtung. Den Sitz der lmaktaristikchen Ver- 73 enger; bildet hier der Darm, speciell der Dickdarm, welcher ‘von ausgedehnter, der dysenterischen ähnlicher Geschwürsbildung “ergriffen wird; Haut und Lungen bieten bei dieser intestinalen Form der Seuche keine nennenswerthe Affection dar. Es ist sehr "wahrscheinlich , dass die genannten Verschiedenheiten des Krank- ge - von der Verschiedenheit des Infectionsmodus ab- hängen: je nachdem die Infection durch Hautwunden oder mittels "Einathmung oder Verschluckung erfolgt, entsteht die cutane, oder "pectorale oder intestinale Form der Schweineseuche. Für diese Interpretation spricht, dass Schütz experimentell durch cutane "Verimpfung resp. Inhalation der reincultivirten .Schweineseuche- "bacterien die cutane resp. pectorale, Salmon durch Verfütterung dieser Bacterien die intestinale Form der Erkrankung reproduciren konnte. Auffallend bleibt dabei allerdings, dass in gewissen Länder- trecken oder zu gewissen Zeiten nur, oder fast nur, die intesti- ılen resp. pectoralen oder cutanen Formen eitzo6tiäch auftreten, ährend man doch erwarten sollte, dass beim Herrschen einer ipizootie Gelegenheit zur Infection von allen drei Wegen aus ge- ben sein und demnach cutane, pectorale und intestinale Formen neben einander vorkommen müssten. Es dürften also wohl ausser sr Verschiedenheit des Ansteckungsmodus auch noch andere Mo- jente (differente Disposition der Organe an den Eingangspforten ij den verschiedenen Racen, zeitweilige Schwankungen im Virulenz- gr: le der Mikrobien?) der in Rede stehenden Erscheinung zu runde liegen. NE — 502 — Ganz ähnlich wie zum Körper der Schweine verhalten sid unsere Mikrobien zum Organismus einiger anderer grösserer Haus- thiere (namentlich Rinder und Pferde), sowie des Wildes (Roth- und Schwarz-Wild). Bei den genannten Thierarten erregen unsere Bacterien eine epizootische Infectionskrankheit, die frühe mit dem Milzbrand zusammengeworfen wurde, bis Bollinger ihre Verschiedenheit von letzterem erkannte und derselben unter der Bezeichnung ‚neue Wild- und Rinder-Seuche’ eine eigene Stellung im veterinärpathologischen System anwies. Kitt gehört dann weiter hin das Verdienst, die specifischen Mikrobien dieser Seuche, welche, beiläufig bemerkt, an Häufigkeit und Verderblichkeit dem brand die Spitze zu bieten scheint, entdeckt zu haben und at Grund seiner 15”), Poels’5®) und Hueppe’s 5%) Ermittlunge darf es wohl, wie dies — wir erwähnten es bereits — Hueppe zuerst ausgesprochen, als erwiesen gelten, dass diese Mikrobier mit denen der Schweineseuche resp. der Hühnercholera une Kaninchenseptikämie identisch sind. Gleich der Schweineseuche manifestirt sich die Wild- und Rinder-Seuche in einer cutanen, pectoralen und intestinalen Erkrankungsform, deren Bilder sich ir wesentlichen mit den entsprechenden Formen der Schweineseuch decken; gewisse Abweichungen sind allerdings vorhanden, indessei beschränken sie sich darauf, dass die pectorale Form der Wild- un Rinder-Seuche nicht in multiplen, nekrotisirenden Heerden, sonder als diffuse, der ‚Lungenseuche’ ähnliche Massenpneumonie ohne Neigung zu nekrotischem Zerfall sich darstellt und dass die intest nale Form nicht als ausgesprochen ulcerative, sondern mehr als hämorrhagische Enteritis verläuft. Neben den genannten Typen kommt, und zwar bei Kälbern, nach Poels noch eine septikämieartige Verlaufsweise unserer Seuche vor. | Wenn angesichts der aus obigen Schilderungen sich ergeben den Differenzen zwischen den klinischen und pathologisch-anatomi schen Symptomenbildern der Kaninchenseptikämie, Geflügelchole Schweineseuche, sowie Wild- und Rinder-Seuche an der Wesens gleichheit von Kaninchenseptikämie-, Geflügelcholera-, Schweine seuche-, sowie Wild- und Rinderseuche-Bacterien, trotz der so gut wie vollständigen Identität ihrer morphologischen und cultureller Merkmale, gezweifelt werden könnte, so müsste die Uebereinstim- mung, welche hinsichtlich der pathogenen Wirkung dieser Mi- lrobien auf Versuchsthiere zu Tage treten, diesen Zweifel zer- streuen. Mögen die Bacterien aus dem Leibe septikämischer Er Kaninchen, cholerakranker Hühner, seuchekranker Schweine oder Binder stammen, stets erzeugen sie, auf Kaninchen übertragen, e typische Kaninchenseptikämie. Ebenso reagiren Mäuse auf die agung der aus den verschiedenen Quellen herrührenden "BR erien stets durch dieselbe der Kaninchenseptikämie ganz ana- loge Erkrankung. Verpflanzt man die Bacterien der Kaninchen- © septikämie, der Schweineseuche, der Wild- und Rinder-Seuche auf Tauben, so sterben die Thiere an wohlcharakterisirter Geflügel- cholera und nach cutaner Verimpfung der Mikrobien der ‚Wild- und Rinder-Seuche’ auf Schweine verenden letztere Thiere an der roth- laufähnlichen Form der Schweineseuche. Diesen Uebereinstimmungen gegenüber können die kleinen Differenzen nicht in’s Gewicht fallen. (ls solche Differenzen wären zu nennen, dass es mit den Bacterien ler Schweineseuche und der Wildseuche bisher nicht gelingen wollte, Hühner zu inficiren und dass Meerschweinchen, welche gegen die Bacterien der Kaninchenseptikämie im allgemeinen sehr renitent sind, der Infection mit den Bacterien der Geflügel- ‘holera und Rinderseuche leichter erliegen und für die Bacterien Schweineseuche sogar eine ziemlich grosse Empfänglich- keit bekunden. Dass ein und dasselbe Bacterium bei seinem Durchgange durch resp. Anpassung an den lebenden Körper ver- schiedener Thierspecies nicht nur seine Form, sondern auch seine jiologischen und speciell pathogenen Eigenschaften innerhalb ge- visser Grenzen ändern kann, darüber liegen uns, wie Sie z. Th. ja wissen 160), beweiskräftige Zeugnisse vor und es werden uns demnach die erwähnten Differenzpunkte , nicht bestimmen können, die, durch die übrigens so gut wie vollständige Congruenz der mor- /hologischen , biologischen und experimentell- pathogenen Eigen- haften gestützte Annahme von der Identität der specifischen eterien der Kaninchenseptikämie, Geflügelcholera, Schweineseuche, Vild- und Rinder-Seuche aufzugeben. bi. Be neewsice wollen wir an dieser Stelle ganz kurz eine Bacillen- ecies abhandeln, die Passet'‘') aus einem jauchigen Abscesse " Analgegend isolirte. Da der betreffende Abscess nur diesen 3acillus und sonst keine anderweitigen Bacterien nachweisen liess, da ferner die Culturproducte des Bacillus denselben penetranten Gestank entwickelten wie der Eiter des Fundortes und da schliess- ich nach Einverleibung grösserer Dosen von Reinculturen des 3acillus bei Meerschweinchen und Kaninchen stinkenden Abscesse, elche den Bacillus reichlich enthielten, sich bildeten, so hält = BOdWES Passet den Bacillus für die Ursache der jauchigen Abscessbildung und bezeichnet ihn deswegen als ‚Bacillus pyogenes foetidus% Ob Passet mit dieser Auffassung im Rechte, ob der Bacillu wirklich das Epitheton: ‚pyogenes’ und nicht nur das: ‚foetidus verdient, muss als fraglich bezeichnet werden. In dem fauligen Abscess der Analgegend konnten die eigentlich pyogenen Bacterien bereits untergegangen sein und was die nach Injection der Culturen des Bacillus foetidus keineswegs constant, sondern mehr ausnahms weise auftretenden Abscesse betrifft, so brauchten auch diese nic durch den Bacillus hervorgerufen, sondern konnten ebenfalls durch (unbeabsichtigte) Infection mit einer oder der anderen der be kannten Eiterkokken-Arten — auf deren Vorhandensein die experi- | mentellen Abscesse nicht näher geprüft wurden — bedingt sein, Diese Zweifel an der pyogenen Leistungsfähigkeit des Passet’sche Bacillus erhalten Befestigung durch die Thatsache, dass die zah reichen späteren Untersucher über Eitermikroorganismen den ge nannten Bacillus nur äusserst selten und wenn, dann fast stets ü Gesellschaft des Staphylokokkus pyogenes aureus gefunden habe: (Tilanus, Cushing, E. Fränkel und Sänger). In die Reihi der wohllegitimirten pyogenen Mikroorganismen wird dahe Passet’s Bacillus bis auf weiteres nicht aufgenommen werde können; dagegen scheinen ihm anderweitige pathogene Eigenschafte innezuwohnen, welche ihn vielleicht der Gruppe der ‚Septikämie bacterien’ zuzurechnen gestatten. Nach Passet’s, von E. Fränke und Sänger bestätigten Experimenten, gehen weisse und graue Mäuse ziemlich regelmässig nach der (subeutanen oder intraa | minellen) Injection der Bacillus-Culturen rasch zu Grunde, un man findet bei der Obduction der Thiere ausser starker Milz schwellung keine nennenswerthen anatomischen Organverände gen, wohl aber im Herzblut und namentlich in den Blutgefässen der Organe mehr oder minder reichlich die Bacillen. Seltener alı Mäuse erlagen auch Meerschweinchen und Kaninchen der Injectioı mit im wesentlichen demselben Leichenbefunde. Mit voller Sicherl i lässt sich aus den erwähnten Experimenten der infectiöse Charakte des Passet’schen Bacillus nicht erschliessen, da immer relatis grosse Mengen der Culturen verwendet werden mussten, um de Tod der Thiere herbeizuführen, sö dass nicht bestimmt zu ent scheiden ist, ob letztere durch die Einwirkung einer in der Cultur flüssigkeit vorgebildeten toxischen Substanz oder durch die Fo t wucherung der injicirten Bacterien zu Grunde gerichtet wurden. a ri — 505 ° — r Vollständigkeit wegen wollen wir noch erwähnen, dass ränkel und Sänger einige Male bei Kaninchen nach voraus- gangener Aortenverletzung Ansiedlungen der nachträglich intra- 1ös injicirten: Passet’schen Bacillen an den lädirten Stellen s Endocardes und des Aortenintima, sowie bacillenhaltige Infarkt- Idungen in Herz, Lungen und Nieren beobachteten. Dass aus jesem Experimentalergebniss kein Schluss auf die aetiologische 3edeutung des Passet’schen Bacillus für die Endocarditis acuta ss Menschen, in deren Produkten Fränkel und Sänger den 1 Rede honden Bacillus ein Mal zugleich mit dem Staphylo- kkus pyogenes aureus antrafen, gezogen werden darf, haben wir ıon oben bei der Besprechung der pyogenen Kokken erörtert. - Die hauptsächlichen morphologischen und culturellen Merk- nale des Bacillus pyogenes Passet sind folgende: Kurze, an den Enden abgerundete Stäbchen von ca. 1,45 u Länge, 0,58 u Breite, träger Eigenbewegung. In Gelatine-Platten bildet der Bacillus nach 24 Stunden punktförmige weisse Colonien, die an der Ober- läche bis zu zwanzigpfennigstückgrossen, in der Mitte dickeren, ich den Rändern hin abfallenden grauweissen Flecken sich aus- reiten und confluiren. Gelatine-Stichculturen lassen nach 24 Stunden eine zarte schleimartige, grauweisse Oberflächen- regetation erkennen, die am Rande etwas dicker und unregel- ni ssig ist und allmählich die ganze Oberfläche überzieht; längs les Stichs erscheint anfangs ein zarter Flor, dann, namentlich im unteren Theile des Stichs, feine Pünktchen, welche höchstens halb- xnadelkopfgross werden. Auf Kartoffeln entstehen glänzende, pige, gelbbräunliche Culturen. Auf allen Nährböden (mit Aus- } } me der Milch) wächst der Bacillus unter Entwicklung eines fauligen Gestankes. # 6) Der Typhusbaeillus. = Der von Klebs'%), Eberth'%) und R. Koch '%%) nahezu gleichzeitig entdeckte Typhusbacillus ist mit an Gewissheit enzender Wahrscheinlichkeit als der Erreger des menschlichen dominaltyphus anzusehen. Es ist zwar bisher, trotz der eifrigsten mühungen, nicht gelungen, durch Uebertragung des genannten ci us den typhösen Process in seinen charakteristischen Erschei- tungen bei Thieren zu reproduciren, indessen kann dieser Umstand die specifisch-pathogene Bedeutung unseres Bacillus in keiner > disereditiren, da, soviel wir wissen, Thiere überhaupt weder — 506 — spontan noch nach künstlicher Einverleibung typhöser Krankheits- producte (typhöser Infiltrate, typhöser Dejectionen) jemals an echtem Typhus erkranken, mithin wohl als ganz unempfänglich gegen das specifische Virus des menschlichen Unterleibstyphus be- trachtet werden müssen. Da, nach Klebs’, Eberth’s, Koch’s, Meyer’s 1), Gaftky’st®®), Frankel-Sımmonı, Mu Seitz’ 198) E unseren eigenen u. A. Untersuchungen die Klebs-Eberth- Koch’schen Typhusbacillen in den frischeren Fällen von enterischem Typhus innerhalb der specifischen Krankheitsheerde constant, in meist grosser Merige und, vor eingetretener Nekrose und Ulceration der Heerde, ungemengt mit irgend welchen andersartigen Bacterien anzutreffen sind, da ferner diese Bacillen ausschliesslich beim enterischen Typhus, sonst weder bei anderen Krankheiten (Klebs Eberth, Meyer, Gaffky), noch im normalen Darminhalt, noch” in den verschiedensten gewöhnlichen Fäulnisssubstraten trotz aus- gedehntester Controluntersuchungen gefunden wurden, so ist die Annahme von der aetiologischen Bedeutung unserer Bacillen so gut und so sicher fundirt, als die Feststellung dieser Bedeutung bei den specifischen Parasiten solcher Krankheiten, welche, allein dem Menschengeschlechte eigenthümlich, auf Thiere nicht zu über- tragen sind und deren Uebertragung auf den Menschen sich wegen ihrer Gefährlichkeit verbietet, überhaupt möglich ist Die Typhusbacillen haben in derjenigen Entwicklungsform, in welcher sie uns am häufigsten, namentlich innerhalb des inficirten Menschenkörpers entgegentreten, eine sehr grosse Aehnlichkeit mit jener weitverbreitetsten Form gemeiner Fäulnissbacillen, die früher mit dem gegenwärtig antiquirten Namen des ‚Bacterium termo’ bezeichnet wurde. In den frischen typhösen Infiltraten der Darm- wand, in den typhös infiltrirten Mesenterialdrüsen, in der hyper- plastischen Milz, in der Leber, den Nieren u. s. w. erscheinen unsere Bacillen, gleichwie ‚Bacterium termo’ als ganz kurze, kaum dreimal an Länge die Breite übertreffende, relativ dicke Stäbchen mit abgerundeten Enden, welche allerdings häufig zu zweien, dreien bis vieren innig zusammenhängen und somit bei oberflächlicher Betrachtung den Eindruck etwas längerer einheitlicher Bacillen- formen machen können. In demselben Formgewande zeigen sich unsere Bacillen in jüngeren Culturen auf Gelatine (vergl. Figuren 57 und 58.) In etwas älteren typhösen Infiltraten finden sich jedoch stets auch neben den kurzen Formen mehr oder minder zahl- reich nicht unerheblich längere Stäbchen resp. Fäden, welche in- = ur essen bei genauerer Untersuchung ebensowenig, wie die etwas :össeren Exemplare der Bacillenformen in den initialen Producten typhösen Processes in der Darmwand die Zusammensetzung s mehr oder weniger kurzen stäbchenförmigen Gliedern verkennen ssen („Scheinfäden“ Gaffky). Die nämliche Erscheinung macht 57. Theil eines Schnittes durch ein typhöses Infiltrat der Darmwand. Färbung in heisser Methylviolettlösung. Alkoholentfärbung ; Nelkenöl, Balsam. TI. —= Typhöses Infiltrat der Submucosa. M. — Muskelschicht der Darmwand. Zeiss, homog. Immers. Yıa, Ocul. 4. Vergröss, 950fach, ch in künstlichen Culturen, namentlich in Culturen im hängenden opfen, sowie in Kartoffeleulturen bemerkbar. Wir können dem- ch — wie wir zur Rechtfertigung dessen, dass wir, im Gegensatz Typhusbacillus aus einer Reincultur auf BINGEN Gelatine. 5 wu v5 u 4, N Trockenpräparat. Fuchsinfärbung. NUR ıf N Zeiss, homog. Immersion Ya. Ver- =\, 7 Y Lu grösserung 950fach. 58. anderen neueren Schriftstellern, auch Klebs als Entdecker des scifischen Typhusbacillus genannt haben, bemerken müssen — it die Ansicht Koch’s theilen, dass Klebs, der, auffallender ise allerdings, nur die längeren Stäbchen und ausserdem ganz ge feine Fäden, nicht aber die ganz kurzen plumpen Formen, "in Mesenterialdrüsen, Milz, Leber und Nieren von Typhusleichen ; ausschliesslich vorkommen, als ‚Typhusbacillen’ beschreibt und Jildet, die echten Typhusbacillen wahrscheinlich überhaupt gar- ht gesehen habe. Ob freilich die ganz langen, feinen, gewun- — HE — denen, häufig zu verschlungenen Bündeln gruppirten Fäden, lie Klebs als die höchste Entwicklungsstufe des Bacillus typhi abi minalis anspricht, die Bedeutung von ‚Typhusbacillen’ besitze müssen wir mit Koch, Gaffky u. A. für äusserst zweifelhaft halten, da diese Fäden und Fäden-Bündel nur in verschorften und ulcerirten Typhusinfiltraten der Darmwand, niemals in den Mesenterialdrüsen oder den anderen inneren Organen, niemals auch in den künstlichen Culturen beobachtet werden. Auch die Angabe von Klebs, dass sich diese Fäden in Hämatoxylin färben liessen, spricht gegen ihre Zugehörigkeit zu den specifischen Typhusbacillen, da die Elemente unzweifelhafter Vegetationen der letzteren gege die Hämatoxylinfärbung sich vollständig ablehnend verhalten. E Klebs demnach die letzten unrichtig gedeutet, als Entwicklung: stufen des Bacillus, so dürfte ihm doch, die kürzeren Stäbchen a Typhusbacillen erkannt zu haben, zugestanden werden, wenngleich & die Grundform, aus welcher sie zusammengesetzt sind, übersehen hat. — Die Typhusbacillen besitzen, wie namentlich die Beobachtung u hängenden Tropfen lehrt, ziemlich lebhafte Eigenbewegung; &@ den längeren Bacillen ist dabei deutlich eine Schlangenbewegur zu erkennen. Nicht selten schon innerhalb des inficirten Organismu regelmässig in künstlichen (namentlich Kartoffel-) Culturen, dieselben drei bis vier Tage lang bei 30 bis 42 °C. gehalten werde treten an dem einen Ende der Stäbchen glänzende runde, star lichtbrechende, die Anilinfärbung verweigernde, mit ‘hoher Resiste gegen die Eintrocknung begabte Körperchen auf, welche Gaffk auf Grund dieser Eigenschaften als echte ah Sporen auffass Diese Auffassung ist ebensowohl Zweifeln begegnet (Seitz, Buchner !%%), Michael'70), wie sie auch Zustimmung gefunden hat (Vilchour'”!); den Vergleich mit dem classischen Paradigm der endogenen Milzbrandsporen halten die Gaffky’schen Typhu sporen allerdings nicht in allen Punkten aus: sie besitzen nich die durchaus regelmässige scharf umschriebene Gestalt der ersterei reagiren nicht auf die Sporenfärbungsmethode und sind der Eir wirkung höherer Wärmegrade gegenüber relativ hinfällig, indem si schon durch 10 Minuten langes Erhitzen auf 60° C. ge werden (C. Fränkel); dass die genannten Momente ausreichte die Gaffky’schen Typhussporen als echte Sporenbildungen entwerthen, kann aber bei dem derzeitigen Standpunkt unsere Kenntnisse Keine behauptet werden. Von den Gaffky’ sch Sporen sind jedenfalls die von Friedländer und Meyer in den — 509 — gefärbten Typhusbacillen beobachteten farblosen Stellen streng zu "trennen, welche sich von ersteren durch ihr unregelmässig multiples Auftreten in der Substanz der Stäbchen, sowie dadurch, dass sie niemals die gesammte Breite des Bari einnehmen , unter- scheiden. Wenn den bisher angeführten morphologischen Merkmalen nach der Typhusbacillus von anderen weitverbreiteten Bacillusarten, -speciell gemeinen Fäulnissbacillen, nicht abgegrenzt werden könnte, so gestatten seine tinctoriellen und namentlich culturellen Merk- male, ihn mit aller Sicherheit von sämmtlichen bekannten ähnlich ' geformten Bacillenarten zu unterscheiden. Die Typhusbacillen färben sich schwerer, als sehr viele "andere Bacterienarten, speciell als die gewöhnlichen Fäulniss erregen- den Bacillen. Diese Dilfkreh: macht sich weniger an Deckglas- als % ı Schnitt-Präparaten geltend, an welchen letzteren sie in ganz aus- Br ochener Weise und constant hervortritt. Um die Typhusbacillen n Schnitten scharf und sicher zu färben, genügt die bei den eisten übrigen Bacterien zum Ziel führende 10 bis 15 Minuten lange Tinction der Schnittpräparate in saturirten wässrigen oder h Eeerig-alkoholischen kernfärbenden Anilinfarbstofflösungen nicht; man muss die Schnitte 12 bis 24 Stunden in solchen. are liegen lassen, um brauchbare Färbungen zu bewerkstelligen. Noch bessere Resultate erhält man, wenn als Färbemittel Ehrlich’sche b chsin- oder Methylviolett-Lösung 172) resp. Ziehl’sche Carbol- Auchsinlösung 173) verwendet wird, welche Lösungen nach 24stün- diger Einwirkung entweder Bach mit destill. Wasser oder — falls hrlich’sche Lösung benutzt worden war — vortheilhafter noch nit durch Essigsäurezusatz schwach sauer gemachtem destill. Wasser isgewaschen werden. Auch die Verwendung von Löffler’s Ikalischer Methylenblaulösung !7*) ist zu empfehlen. Von noch öherem differential-diagnostischen Werthe als die relative Schwer- archdringlichkeit für Farbstoffe ist der Umstand, dass die Typhus- illen durch Anwendung des Gram’schen Verfahrens ausnahms- s entfärbt werden. Mit positiver und untrüglicher Sicherheit ıd aber die Typhusbacillen erst durch ihr culturelles Ver- Iten, welches zuerst Gaffky in seiner citirten mustergültigen ischlägigen Arbeit festgestellt hat, von anderen gleich oder ähnlich formten Bacillenarten zu differenziren. In Gelatine-Platten twickeln sich bei gewöhnlicher Zimmertemperatur in den tieferen hichten kleine punktförmige, an der Oberfläche dagegen mehr _ Baumgarten, Mykologie, 33 RE TEEN TEE ET, — 510 — ausgebreitete, flache, häutchenartige Colonien von weissgrauer Farbe z welche, bereits Rich 24 Stunden eben sichtbar, nach 4 bis 5 Tagen das N ihres Wachsthums erreicht haben; mit schwachen Linsen gemustert, erscheinen die tiefliegenden A rundliche oder wetzsteinförmige, scharf umrandete, leicht granulirte, zuweilen gelb- bräunliche Heerde, die oberflächlichen dagegen | MM als grösstentheils durchscheinende, nur im Cen il | trum opake und gelblich aussehende Plättchen '# mit gezacktem Rande, welche ein zierliche: r £ regelmässiges Netzwerk von feinen Furchen und Linien erkennen lassen. In Gelatine-Stich- culturen bildet sich längs des Stichs ein dünner weisslicher Faden aus, der aus feinen weisse Kügelchen zusammengesetzt ist, während an de Oberfläche ein langsam von der Einstichsöffnung 1 aus sich bis zum Rande hin ausbreitendes dünne | weissgraues Häutchen mit zackiger Contour ent | steht. Das Wachsthum ist im Verhältniss 7 | f i vielen anderen Bacterien überhaupt ein lang | sames zu nennen und erfolgt namentlich inner | halb des Stichs ersichtlich zögernder, als au | der Oberfläche, wobei noch zu beobachten is | dass die Entwicklung der Colonien in den tief | ren Theilen des Stichkanals entschieden kün | merlicher ausfällt, als in den oberen. (V 18 Figur 59.) Eine Verflüssigung der Gelatine 59, eine Bildung riechender Producte tritt in d ei Sticheultur Culturen zu keiner Zeit auf. Nicht selten mac en N sich dagegen in älteren Culturen eine mile - shheeat len Graie Trübung der oberflächlichsten Gelatineschichte e | bemerklich. Auf Agar wuchert der Typhu bacillus in Form milchweisser dünner, die gesammte Oberfläche il Beschlag nehmender Decken, auf Dean Blutserum als ai weisslicher, etwas REN Belag zu beiden Seiten le Impfstrichs, wobei zugleich das Condensationswasser eine Trübun; durch die in ihm sich entwickelnden Bacillen erfährt. Von Interess ist, dass die auf Agar und Blutserum cultivirten Baeillen etwa geringere Dimensionen, namentlich der Dicke, als die im mensch- lichen Körper oder auf Gelatine (oder Kartoffeln) gewachsenen aufweisen und auch niemals daselbst zu Fäden sich verlängern, Se; —- 5ii — " Formabweichungen, die jedoch sofort dem ursprünglichen Ver- halten Platz machen, wenn die Bacillen auf den Gelatine- (oder ‚ Kartoffel-) Boden zurückversetzt werden. Schon durch die bisher wähnten culturellen Merkmale sind nun die Typhusbacillen von fast allen bekannten gleich oder ähnlich gestalteten Bacillenarten sicher zu differenziren, nur einer Bacterienspecies gegenüber nicht, nämlich dem snröchenen Emmerich’schen ‚Cholera- h eillus. Dieser Bacillus, welcher keineswegs, wie Eiutöribh #7) £ zeglaubt hatte, mit der Cholera in ätiologischem Zusammenhang ht, sondern nach Weisser’s!?‘) überzeugenden Nachweisen, als En sehr gewöhnlicher Faeces-Bacillus anzusehen ist, verhält ich sowohl morphologisch als auch in Betreff der Wachsthums- srscheinungen auf Gelatine, Agar und Blutserum mit dem Typhus- jacillus derartig übereinstimmend, dass, gäbe es keine weiteren Interscheidungsmerkmale zwischen ihnen, man beide Bacillen wohl : identisch erklären müsste, was natürlich die Annahme von der pecifisch-pathogenen Bedeutung unserer Typhusbacillen in einem usserst zweifelhaften Lichte erscheinen lassen würde. Es giebt nun ber (abgesehen von dem Verhalten zur Gram’schen Färbung, welche ie Emmerich’schen Bacterien, im Gegensatz zu den Typhus- ıcillen, annehmen) ein a idiagnostisches Kriterium zwischen a lem Be ihaciies und dem Emmerich’schen Bacterium, welches : r Zuverlässigkeit und Schärfe nichts zu wünschen üben lässt: s Verhalten beider Bacillusarten auf der Schnittfläche gekochter Eisfein! Während Emmerich’s Bacillus auf dem genannten den schmierige gelbgrünliche oder gelbbräunliche stärker promi- rende Rasen produeirt, zeigt der Typhusbacillus folgende, ihm, weit bekannt, ganz allein eigenthümliche Wachsthumsweise: trachtet man die geimpften Kartofielflächen 48 Stunden nach - 7 Impfung, so unterscheiden sie sich kaum von steril gebliebenen rtofielscheiben; ein etwas gleichmässigeres und feuchteres Aus- ien, das ist alles, wodurch sich erstere von letzteren unterscheiden. sun man nun aber mit der Platinnadel Theilchen der Oberfläche ıiufs mikroskopischer Untersuchung zu entnehmen versucht, so ält man den Eindruck, als sei die ganze Fläche in eine zu- ımenhängende resistentere Haut verwandelt, obwohl von Ein- eknung auch nicht eine Spur wahrzunehmen ist. Von welcher le der Oberfläche man nun auch die Probe entlehnt haben mag, s enthält letztere nach Ausweis der mikroskopischen Untersuchung indante Mengen von Bacillen mit allen die Typhusbacillen charak- 33* r BR Er — 512 — terisirenden Eigenschaften. Die Typhusbacillen haben also von der Impfstelle aus in kurzer Frist die gesammte Kartoffelfläche mit einer für das blosse Auge nahezu unsichtbaren Bacterien- haut übersponnen — ein, wie gesagt, in der ganzen Bacterio- logie einzig dastehendes Verhalten! Das Aussehen der Typhus- bacillen - Vegetationen auf Kartoffeln ändert sich nun auch bei längerem Bestande in keiner Weise. Fränkel und Sim- monds!’?T) haben darauf aufmerksam gemacht, dass auf ge- wissen Kartoffelsorten die Typhusbacillen nicht in der ge- schilderten typischen Weise, sondern in Form leicht erkennbarer” schmieriger Ueberzüge mit scharf hervortretenden Rändern wachsen, wobei die unbewachsenen Theile der Kartoffelfläche eine mit dem Alter der Cultur immer stärker werdende Bräunung erfahren; wir selbst haben trotz sehr zahlreich angestellter bezüglicher Aussaat- versuche, bisher ein solches atypisches Verhalten nicht beobachtet. — Auch noch auf anderen pflanzlichen Cultursubstraten (Althee- decoct, Mohrrübensaft etc.) gedeihen die Typhusbacillen wenn auch nicht gerade üppig. Ein höchst lebhaftes Wachsthum entfalten die Bacillen aber noch, nach Wolffhügel’s und Riedel’s 179 Ermittlungen, in (sterilisirter) Milch. In (sterilisirten) Ge brauchswässern verschiedenster Herkunft (Fluss-, Brunnen- Leitungs-Wasser) vermochten die ebengenannten Forscher nicht nu eine Erhaltung, sondern sogar eine Vermehrung der übertragenen Typhusbacillen, bei geeigneten Temperaturverhältnissen, zu con statiren. | E.. Von sonstigen über die Biologie unserer Bacillen in exacte Weise festgestellten Thatsachen seien noch folgende hervorgehoben Wenn das geschilderte Verhalten in den Künstlichen Culturen die Vorliebe der Typhusbacillen-Vegetation für den Luftsauerstof unverkennbar hervortreten liess, so ist andererseits doch von Li borius in seiner mehrfach eitirten einschlägigen Arbeit gezeig worden, dass die Typhusbacillen auch bei völligem Sauerstofi abschluss ziemlich ausgiebig zu wachsen vermögen; wir haben dem gemäss diese Bacillen, gleich den meisten pathogenen Bacterier zu den facultativen Anaörobien zu rechnen. Von Interesse für di allgemeine Bacterienphysiologie ist das von Brieger, Buchner?”® und Seitz ermittelte Factum, dass die Typhusbacillen in zucker haltigen Nährsubstraten Gährung auszulösen im Stande sine wichtig ferner für die Frage nach der Pathogenese des menschlichen Typhus die Entdeckung Brieger’s'%0), wonach die Typhusbacilleı | N | — 5l3 — auf Rindfleischbrei ein eigenthümlich wirkendes 1%!) ‚Toxin’ zu pro- _ duciren vermögen. Von Bedeutung für die Therapie des typhösen _ Processes sind die experimentellen Ermittlungen von Seitz, welche zeigten, dass Chinin, Kairin, Antipyrin, Jodkalium, Kali chloricum, _ Salieylsäure und Calomel die Entwicklung der Typhusbacillen voll- ständig verhinderten, während Naphthalin, sowohl im gelösten als - ungelösten Zustande, keine Wachsthumshemmung erzielte. > Wenn wir nunmehr die über das Verhalten der Typhus- bacillen innerhalb des inficirten Menschenkörpers be- ‚kannten Thatsachen noch etwas näher in’s Auge fassen, so wollen wir zuvörderst nochmals hervorheben, dass die genannten Bacillen in allen frischen Fällen von esityphur in den pathognomo- nischen, markigen Infiltraten der Darmwand, den markig infiltrirten _Mesenterialdrüsen, in Milz, Leber und Nieren schon mittels mikro- skopischer Untersuchung, und zwar mit grosser Leichtigkeit, nach- zuweisen sind. Meist lässt schon der erste Schnitt durch die ge- nannten Organe resp. Organtheile die in Rede stehenden Bacillen ne und je jünger der Process, um so grösser ist verhältniss- ässig die Zahl der eingelagerten Parasiten. Aber auch in vor- -serückteren Fällen führt meist die blosse mikroskopische Nach- Eechung, falls man eine grössere Anzahl von Schnitten Erz ale Si zum Ziele, wie die Untersuchungen Gaffky’s be- weisen, welcher unter 28 Fällen von Typhus der verschiedensten Stadien 26 Male die Gegenwart der specifischen Bacillen allein durch die mikroskopische Exploration in Leber, Milz und Nieren feststellen konnte. Nimmt man das künstliche Culturverfahren, "insbesondere die Aussaat des Milzsaftes auf Gelatineplatten zu Hilfe, 80 lässt sich die Anwesenheit der Bacillen in allen Fällen unserer Krankheit — die mehr oder minder vollständig abgelaufenen ausgenommen — darthun; so vermochte z. B. Rietsch !®?) bei "bacteriologischer Untersuchung von 36 Typhusleichen in 35 Fällen ie charakteristischen Bacillen aufzufinden; bei dem einzigen Falle mit negativem Befund war die Diagnose: Typhus unsicher. Was un die Lagerung und Vertheilung der Typhusbacillen in ‚dem typhuskranken Organismus anlangt, so findet man dieselben ‚innerhalb der typhösen Infiltrate der Darmwand in dem entzündlich hyperplasirten Gewebe diffus verbreitet; die Bacillen liegen ‚dabei, soweit nachweislich, stets zwischen, niemals in den Zellen der entzündlichen Neabildiumg. Soweit das typhöse Infiltrat reicht, zeichen (in frischen Fällen) auch die Bacillen; ja man begegnet sch — 5l4 — fach Bildern, wo die Bacillenwucherung über die Grenzen der typhö- sen Infiltrate hinaus in die nachbarliche, histologisch noch unver- änderte Textur einbricht (vergl. Figur 60 [als 57 in Farbendruck gegeben]). Ausser den markig geschwellten Follikulargebilden und den die Randpartien derselben überziehenden Lieberkühn’schen ° Drüsen ist, worauf zuerst W. Meyer hingewiesen, namentlich der Raum zwischen den beiden Muskelschichten als Lagerungsstätte der Typhusbacillen in der Darmwandung bevorzugt; die speci- Theil eines Schnittes durch ein typhöses Infiltrat der Darmwand. Färbung in heisser Methylviolettlösung. Alkoholentfärbung; Nelkenöl, Balsam, TJ. — Typhöses Infiltrat der Submucosa. Bu M. —= Muskelschicht der Darmwand. ER Zeiss, homog. Immers. Ya, Ocul. 4. Vergröss. 950fach. > I ; Bi: _ fischen Stäbchen liegen hier theils, und zwar vorzugsweise, i a halb der Kanäle des Au örbach ehe Lymphgefässplexus, wele wie Verf. gefunden, beim Typhus abdominalis, wie auch bei rich anderen, besonders infectiösen Entzündungen der Darmwand regel mässig in Form einer ‚Lymphangioitis hyperplastica’ (Schwellun; ‚und Wucherung des Lymphgefässendothels) erkranken, theils ver: streut im intermuskulären Bindegewebe. In den typhös infiltrirtei Mesenterialdrüsen findet man die Typhusbacillen entwede ebenfalls diffus im Gewebe vertheilt, auch hier stets zwischen, hi ; mals in den zelligen Elementen der entzündlich infiltrirten une gewucherten Drüsentextur liegend, oder nur in mehr vereinzelter kleineren oder grösseren Gruppen vor. Diese Art des Auftreteı in isolirten Heerden kommt nun in Milz, Leber und Nieren ss — 55 — ‚schliesslich zur Beobachtung. Andere innere Organe sind bisher | noch nicht systematisch auf die Gegenwart der Typhusbacillen geprüft worden, doch darf nach den darüber schon jetzt vorliegen- _ den Untersuabenshn soviel als feststehend angesehen werden, dass. R I die übrigen inneren Organe bezüglich des Bacillengehaltes der Milz, | Leber und Niere weit nachstehen. Soweit sich darüber mit She heit urtheilen lässt, befinden sich, die Bacillenheerde in den ge. annten drei Orkan stets innerhalb der Blutgefässe. Ob ® die in der Leber und Niere (sowie auch noch in anderen Organen, _ namentlich dem Peritonäum) bei Typhusleichen häufig anzutrefien- den miliaren hyper- und heteroplastischen ‚Iymphomatösen Knötchen’, auf deren Vorkommen namentlich E. Wagner auf- & nerksam seiach hat, unmittelbar durch die Localisationen der Typhusbacillen henkokeielini werden oder Producte einer mehr allge- h meinen Organreizung seitens jener Localisationen sind, bedarf noch der weiteren Untersuchung; wahrscheinlich ist aber das erstere _ wohl in hohem Grade, wenngleich der directe Nachweis der Bacillen Ä in den inphemlnlsien Schwierigkeiten zu haben scheint, da Pi affky bei einer allerdings mehr beiläufigen Untersuchung nur ein Mal spärliche Typhusbacillen zwischen den zelligen Elementen e sines solchen Iymphomatösen Knötchens (der Leber) fand. Eben- E falls unentschieden, d. h. noch nicht durch den sicheren Nachweis der specifischen Typhusbaeillen legitimirt, ist, wie wir hieran an- schliessend erwähnen wollen, der typhöse Ursprine einer bis vor _ Kurzem sehr allgemein als specifisch-typhöse angesehenen Ver- une, nämlich des sog. typhösen LarynxgeschwürsP°); nach den neuesten Untersuchungsergebnissen von E. Fränkel '°%) jedenfalls ein grosser Theil der bei Typhösen im Kehlkopf vor- enden oberflächlichen und. tiefer greifenden Ulcerations- ıstände sicher nicht den specifischen Typhusbacillen, sondern BE erneitigen pathogenen Mikroorganismen, speciell dem Staphylo- kokkus pyogenes aureus zuzuschreiben. Dass wir die auf Grund inscheinend hierfür sprechender bacterioskopischer Befunde von inigen Autoren vertretene, schon von vorn herein äusserst wenig ährscheinliche Ansicht, wonach die Typhusbacillen im typhus- kranken Organismus ausser den specifisch- typhösen Gewebs- örungen gelegentlich auch zwei von letzteren pathologisch-histo- )gisch weitgehend differirende Processe, nämlich einerseits echte ‘oupöse Lobärpneumonien und andererseits Erysipele hervorzu- zufen im Stande sein sollen, nicht für bewiesen erachten können, haben wir schon in früheren Vorlesungen 1°) erörtert. Anders ” liegen die Verhältnisse bei den als ‚typhöse Roseolen’ bezeichneten circumscripten Hyperämien (und Hämorrhagien) der äusseren Haut, in welchen Neuhauss!®°) und Rütimeyer !#”) bereits intra vitam, wenn auch nicht regelmässig, auf. dem Wege der Cultur des Ro- seolenblutes, die charakteristischen Typhusbacillen nachgewiesen haben (während die Cultur des Blutes der nicht mit Roseolen ° besetzten Hautbezirke diesen Forschern stets negative Resultate ergab). Diese typhösen Roseolen können immerhin, wenn sie na- türlich auch an sich von den specifischen markigen Typhusinfil- traten verschieden sind, als rudimentäre, nicht über das Stadium 7 der entzündlichen Hyperämie hinausgekommene Producte einer 7 durch die Typhusbacillen ausgeübten localen Reizung angesehen werden. F Bei der Verwerthung der soeben kurz referirten Typhusbacillen- 7 befunde für die Anschauung über Localisation, Fortschreiten und allgemeine Verbreitung des typhösen Processes innerhalb des lebenden Körpers ist natürlich einige Vorsicht geboten, weil diese Befunde grossentheils an Leichen gewonnen wurden, um so mehr, als Reher !%8) und besonders Fränkel und Simmonds 13%) festgestellt haben, dass nach dem Tode noch eine Fort- wucherung der Typhusbacillen in der Leiche stattfindet. Doch kann durch diese postmortale Vermehrung, — welche übrigens in relativ enge Grenzen gebannt ist, indem, nach Fränkel und Simmonds eigenen Ergebnissen, die wir zu bestätigen in der Lage sind, die eintretende Fäulniss jener Vermehrung entgegen- wirkt 19%) — naturgemäss in der Hauptsache nur eine quantita- tive Differenz zwischen den Bacillenbefunden ante und denen post mortem bedingt werden; die Localisations- sowie die relativen Mengen-Verhältnisse müssen im grossen und ganzen dieselben bleiben. Danach wird es also berechtigt erscheinen, aus dem bac- terioskopischen Leichenbefund gewisse Schlüsse auf den Gang des typhösen Infectionsprocesses zu ziehen. Die ganz vorwiegende Ansammlung der specifischen Bacillen in den Follikularapparaten der Darmwand, sodann die Ansiedlung in den Lymphgefässen der Darmwand, ferner die bedeutende Wucherung in den Mesenterial- drüsen, schliesslich das Vorhandensein in den Blutgefässen ve - schiedener innerer Organe, eine Erscheinungsreihe, welche sich n allen auf der Höhe der Entwicklung stehenden Fällen unserer Er- krankung wiederholt, lässt kaum einen Zweifel darüber, dass die — 516 — ' — .517 — Eingangspforte der typhösen Infection ausschliesslich in der _Darmschleimhaut zu suchen ist, von wo aus die specifischen "Krankheitsparasiten, nachdem sie sich in den Follikulargebilden der Darmwand mächtig vermehrt, durch die Darmlymphgefässe und mesenterialen Lymphdrüsen hindurch, in welchen letzteren sie Station machen und eine zweite starke Colonisation in’s Leben rufen, in die allgemeine Blutmasse eindringen, um von hier aus in den Capillaren verschiedener Organe, besonders solchen mit ver- - langsamter Blutströmung oder complicirter Gefässeinrichtung (Milz, Leber, Nieren, Haut) festgehalten zu werden. Absolut verwerflich wäre freilich auch nicht die Auffassung, dass die specifischen Bacillen vom Blute aus in die Follikularapparate der Darm- -schleimhaut deponirt worden seien. Aber man müsste dann eine ganz besondere Prädisposition der genannten Apparate für die Wuche- rung der Typhusbacillen annehmen, ohne eine Erklärung oder selbst nur eine zutreffende Analogie für diese Prädisposition heran- ‘ziehen zu können und es würde dann auch, im Gegensatz zu den meisten anderen Infectionskrankheiten, an einer nachweisbaren Eingangspforte für die typhöse Infection fehlen, da weder an der "äusseren Haut, noch in den Lungen, noch in den Rachenorganen etc. Anzeichen dafür vorhanden sind, dass die typhöse Infection von ‘den genannten Theilen aus in den Körper einzieht. Mithin bleibt ‚die Annahme der Infeetion vom Darmkanale aus, welche ja durch die Analogie mit anderen Infectionskrankheiten, bei denen sich das "Stattfinden dieses Infectionsmodus experimentell auf das Sicherste erweisen lässt, bestens gestützt ist, die naheliegendste und unbe- dingt wahrscheinlichste, so dass wir allein mit ihr bei unseren weiteren Betrachtungen rechnen werden. - Nothwendige Bedingung für das Zustandekommen = typhösen Infection würde also sein, dass infectionstüchtige Typhusbacillen in genügender Zahl in den menschlichen Darm- Be al eindringen. Liegen denn aber, werden Sie fragen, die Ver- hältnisse wirklich derartig, um auf diesem Wege die Entstehung und Verbreitung des menschlichen Typhus erklären zu können ? Wir dürfen hierauf unbedenklich mit ja antworten. Durch die Nachweise von Pfeiffer '%'), Fränkel und Simmonds, Seitz, Hueppe !%), Merkel °®), Vilchour !°*) und Lepidi-Chioti!®), Dann Forscher vielfach den specifischen Typhusbacillus aus den Darmentleerungen resp. auch aus dem Urin von Typhus- kranken in Reincultur zu isoliren vermochten, wissen wir, dass der — 518 . — genannte Bacillus in reproductionsfähigem Zustand in die Aussen- welt gelangt und bei der Massenhaftigkeit, mit welcher die ge- nannten Quellen fliessen, ist anzunehmen, dass die Menge wachs- thumsfähiger Typhusbacillen, die der typhuskranke Organismus an die Aussenwelt liefert, keine geringe ist. Mit den Dejeetionen und ” dem Urin können nun die Typhusbacillen entweder direct oder auf dem Umwege des Bodens !°%), in die Brunnen, in deren Wasser sie thatsächlich neuerdings wiederholt aufgefunden worden © sind (Michael !?”), Moers !%®), Dreyfus-Brisac und Widal!°), Beumer?°0) oder auf resp. in Nahrungsmittel (Milch!) ge- langen und somit dem menschlichen Darmkanal von Neuem zu-” geführt werden. Da, wie uns bekannt, die Typhusbacillen bereits ” innerhalb des typhuskranken Körpers, speciell auch in den typhösen = Infiltraten der Darmwand (Gaffky) eine resistente Dauerform bil- = den, welche den schädlichen Einflüssen des Nahrungsmangels ” (Meade Bolton?°!), der Eintrocknung (Gaffky) und, wie wir per analogiam wohl voraussetzen dürfen, auch der Fäulniss auf Monate hin Widerstand zu leisten vermögen, so werden nicht n die in den feuchten Dejectionen befindlichen oder aus ihnen in den feuchten Boden oder in das Wasser gerathenen, sondern auch die in den, auf der Bodenoberfläche, auf Kleidungsstücken, Wäsche u. dergl. eingetrockneten, Dejectionsquoten enthaltenen Typhus- keime auf lange Zeit hin ihre specifische Virulenz bewahren. Di- rect oder nach Verstäubung der keimtragenden Substanzen und deren Verschluckung in den Magen aufgenommen, werden min- destens die sporenhaltigen Keime die Sphäre des Magens schadlos passiren und infectionstüchtig in den Darm übertreten, In dieser Weise würde sich die stetige Fortpflanzung unserer Krankheit erklären lassen, ohne dass eine ectogene Vermehrung der specifischen Erreger derselben als unbedingt nothwendig an- genommen werden müsste. In beschränktem Maasse ist nun aller- dings das Stattfinden einer ectogenen Vegetation gewiss denkbar, da wir ja wissen, dass der Typhusbacillus den Charakter eines facultativen Saprophyten hat, der sogar anspruchslos genug ist, um im gewöhnlichen Wasser die Bedingungen für eine gewisse Vermehrung zu finden; zu einer ergiebigen und ausdauernden sa- prophytischen Vegetation erscheint jedoch der Typhusbacillus nicht geeignet, da, in der Concurrenz mit obligat saprophytischen Bacterien (Wasserbacterien 202), Fäulnissbacterien 20%) seine Ver- mehrungsfähigkeit bald erlischt. Einen apart qualificirten ecto- — 519 — genen Vegetationsboden stellt die frische Milch dar, in welcher, _ wie Sie sich erinnern, die Typhusbacillen zu ausserordentlich rascher und üppiger Vermehrung gelangen. Welche Rolle wir dem Boden in der Aetiologie des menschlichen Typhus einräumen _ können, ergiebt sich aus dem Voranstehenden wohl von selbst. Eine nennenswerthe Vermehrung der Typhusbacillen ist selbst in den oberflächlichen Bodenschichten wegen der Ungunst der Er- ngebedinpuaneh: der Concurrenz mit den Boden- und Fäulniss- _ Bacterien als ausgeschlossen zu betrachten; in den tieferen _Bodenschichten, sowie im ‚Grundwasser’ sind in der Regel die Be- _ dingungen für eine Vermehrung von Bacterien überhaupt so un- 8 geeignete, dass nicht einmal die gewöhnlichen Boden-, Wasser- “und Fäulniss-Bacterien darin fortkommen ?°*), ‘wie viel weniger wird "man also von den pathogenen Bacterien, speciell auch von den Typhusbacillen, welche in Bezug auf Concentration der Nährstoffe, auf Sauerstoffzufuhr und Wärme weit anspruchsvoller sind, als | alle die genannten saprophytischen Mikroorganismen eine Ver- “mehrung in der Tiefe des Bodens und im Grundwasser erwarten können. Der Boden kann mithin im wesentlichen nur als ein Aufbewahrungsort oder als eine Durchgangsstation virulenter Typhuskeime, nicht aber als eine Brutstätte der letzteren an- gesehen worden. Wenn v. Buhl und v. Pettenkofer aus der von ihnen durch grossartig angelegte und durchgeführte Beobh- ichtungsreihen ermittelten und als solche vielfach bestätigten That- - sache, dass das Sinken des Grundwassers mit einer Zu- nahme, das Steigen des Grundwassers dagegen mit einer Ab- aahme der Typhusfrequenz Hand in Hand geht, obiger Ansicht gegenüber auf eine Reproduction des typhösen Virus in den lurch das sinkende Grundwasser im feuchten Zustand zurück- gelassenen Bodenschichten geschlossen haben, so ist darauf hinzu- eisen, dass der constatirte Zusammenhang zwischen Grundwasser- tand -und Typhusfrequenz entschieden auch andere Erklärungen, Is-die von den genannten hochverdienten Forschern gegebene zu- isst. So hat Gaffky darauf aufmerksam gemacht, „dass, je nie- riger der Grundwasserspiegel steht, desto sicherer (aus verschiede- en, von Gaffky angegeben Gründen) erwartet werden müsste, ass ein mehr oder, weniger grosser Theil der in den Boden — on undichten, nachweislich mit Typhusdejectionen inficirten Senk- gruben ete. aus — gelangten Typhuskeime in die Brunnen an- gesogen und, mit dem Trinkwasser in den Körper gelangend, neue Z——— —— a u 2 co Lan gl a nn San ln Ba a a Zune a ö EEE ERBRECHT OT Be een — 520 ° — Erkrankungen vermitteln würde. Hierzu käme, dass in den meisten Fällen sich niedriger Grundwasserstand mit starkem Wasserverbrauch‘ decken werde, ein Umstand, welcher namentlich bei Kasernen und ähnlichen dicht bewohnten Anstalten nicht ausser Acht zu lassen sein dürfte“. Wir verdanken Gaffky die eingehendsten Nachforschungen über die Entstehungsweise einer Kasernenepidemie von Typhus, deren Resultate in der That_ in hohem Grade geeignet erscheinen, als ” Zeugniss für die Richtigkeit der angeführten Auffassung Gaffky’s zu dienen. Ausser dieser Interpretation sind aber wohl auch noch anderweitige Möglichkeiten einer Erklärung für den Parallelismus von Grundwasserstand und Typhusfrequenz zu berücksichtigen ; es wäre z. B. doch ‘wohl nicht ‚undenkbar, dass die bei niedrigem Grundwasserspiegel sich einstellende Austrocknung der obersten Bodenschichten , welche eine reichliche Verstäubung von Theilen der letzteren mit sich bringt, zu einer Dispersion von wirkungs- fähigen Typhuskeimen in die ne führt. Dass die Grund- wassertheorie v. Pettenkofer’s weiterhin noch mit der Schwierig- keit zu kämpfen hat, dass es an, für die Inscenirung einer Epidemi 2 auch nur ontkkrntlin PERRSENAUE Mitteln und Kräften fehlt, welche den Transport der Bacterien aus der Erdtiefe an die Oberwelt gewährleisten könnten, haben wir bei der Besprechung der einschlägigen Verhältnisse _ auf dem Gebiete der Milzbrand- epizootien schon weitläufiger erörtert. | | Sind nun infectionsfähige Typhuskeime in genügender in den menschlichen Darmkanal eingedrungen, so fragt sich: welcher Weise bewirken sie die Infection? Vermehren sie sich, wie wir dies mit positiver Sicherheit von den Cholerabacillen wissen, zunächst in den Darmsecreten, oder dringen sie sofort, wie wir ebenso sicher von den Tuberkel-Bacillen wissen, in die lymphati- schen Apparate der Darmwand hinein? Directe Untersuchungen scheinen über diesen Punkt seitens der Autoren nicht angestellt worden zu sein; nach den von uns hierüber gemachten, allerdings nicht sehr zahlreichen Beobachtungen, ist das letztere der Fall: bei Untersuchung ganz frischer, noch mit intactem Epithelüberzug versehener markiger Infiltrate haben wir niemals Typhusbacillen frei an der Oberfläche oder im Darmsecrete liegend gefunden. Reichlich aber trifft man die specifischen Bacillen (neben diversen anderweitigen Bacterien, namentlich Kokken) im Belage der Typhus- geschwüre an, ein Umstand, welcher eine massenhafte secundäre Zumischung der specifischen Krankheitsparasiten zum Darminhalt unabweislich macht und den so häufig gelungenen Nachweis der ersteren in den Dejectionen begreiflich erscheinen lässt. — Ueber die Histogenese der specifisch-typhösen Infiltrate existiren zur Zeit keine als maassgebend zu betrachtenden Unter- suchungen ; beweisende Resultate in dieser Hinsicht zu erlangen, dürfte auch in Zukunft mit grossen Schwierigkeiten verknüpft sein, da der hierbei eigentlich fast allein Aussicht auf sicheren Erfolg ‚versprechende Weg des Thierexperimentes beim Typhus nicht ein- ‚geschlagen werden kann. Trotzdem möge es gestattet sein, vor- läufig wenigstens einige aus Analogieschlüssen hergeleitete An- deutungen über die Bildungsweise der charakteristischen markigen Infiltrate der Darmwand zu geben. Diese Infiltrate kennzeichnen ‚sich histologisch wesentlich als eine mit mächtiger Hyperämie ver- -bundene massenhafte Vermehrung der zelligen Elemente des lympha- denoiden Gewebes der Darmwand. Die neugebildeten Zellen be- ‚sitzen theils den Charakter von kleinen einkernigen Lymphocyten, dem vorwiegenden zelligen Constituens des normalen lymphadenoiden Gewebes, theils denjenigen von sog. ‚Epithelioidzellen’, Elemente, welche dem normalen Lymphdrüsengewebe ebenfalls nicht ganz : fremd sind, indem die Zellen der von Flemming entdeckten BE neentren’ der Lymphfollikel ein epithelioidzellartiges Form- und "Tinctions-Verhalten darbieten (Verf.). Wie wir durch die epoche- machenden Untersuchungen Flemming’s wissen, findet, - wie ‚in allen Iymphatischen Follikeln, so-auch in den Dormtollikeln schen physiologisch ein reger a ildangeptocess statt, welcher zu einem stetigen Ersatz der durch die vasa efferentia aus dem Follikelparenchym austretenden beweglichen (‚freien’) Follikelzellen führt. Man könnte nun zunächst daran denken, dass die Zellver- mehrung in den typhös erkrankten Follikularapparaten auf einem antitativen Excess der physiologischen Proliferationsvorgänge in ‚diesen Apparaten beruhe, wonach die typhöse Erkrankung der - Darmfollikel histologisch als eine echte Hyperplasie dieser Theile aufzufassen sein würde. Die Genese der typhösen Zell- wucherung fiele dann selbstverständlich mit der Genese der phy- ologischen Zellneubildung in den Follikeln zusammen. Indessen es ja keinem Zweifel unterliegen, dass die typhöse Erkrankung Darmfollikel, wie fast alle bacteritischen Processe, in erster inie den Charakter einer echt entzündlichen Localstörung an sich trägt: Die intensive Hyperämie, welche die Erkrankung einleitet, die bei mikroskopischer Untersuchung an den stark dila- E — 52 — tirten, prall mit Blut gefüllten Gefässchen der markig infiltrirten Follikel hervortretenden Kennzeichen einer während des Lebens stattgehabten Extravasation von weissen Blutkörperchen, das Auf- treten eines reichlichen Exsudates an der freien Oberfläche, die” ausgesprochene Neigung zu geschwürigem Zerfall, welche den markig infiltrirten Darmfollikeln eigen ist, verweisen die typhöse Follikular- erkrankung aus dem Gebiete der reinen Follikelhyperplasie un-” weigerlich in dasjenige lymphadenitischer Processe. Das Vorhanden- sein des entzündlichen Momentes schliesst nun aber das Stattfinden proliferativer und speciell rein hyperplastischer Vorgänge in der erkrankten Iymphatischen Apparaten in keiner Weise aus; die Mitwirkung von Zellwucherungsprocessen wird vielmehr direct be-7 zeugt durch die schon erwähnte Gegenwart sehr zahlreicher ‚epithe- lioider’ Elemente in den typhösen Infiltraten, Elemente, welche, so weit die gesicherte Beobachtung reicht, niemals aus extravasirten farblosen Blutkörperchen hervorgehen, sondern stets Abkömmlinge” wuchernder Gewebszellen sind. Welche Zellen es nun aber sind, die in den typhös erkrankten Darmfollikeln abnormer Weise wuchern, darüber können wir zur Zeit nicht einmal eine Ver- muthung äussern. Möglich, dass nur diejenigen Elemente in ge steigerte Proliferation gerathen, welche dem physiologischen Zell: neubildungsprocess in den Iymphatischen Organen vorstehen, mög- lich andererseits, dass die genannten Elemente statt mehr, vielleicht sogar weniger leisten, als unter normalen Verhältnissen, so dass dic pathologische Zellvermehrung von anderen zelligen Elementen, als die physiologische Zellneubildung, in’s Werk gesetzt würde, möglich schliesslich, dass der ersterwähnte und der letztgenannte Vorgang sich . mit einander combiniren. Die enorme Schwierigkeit des Problems, um dessen Lösung es sich hier handelt, lässt sich aus dem Umstand e messen, dass es bisher noch nicht einmal an dem ungleich günstigeren, n, — weil jeder Zeit dem lebenden Thier zu entnehmenden — Object et der normalen Lymphtollikel von Thieren gelungen ist, mit poste i Sicherheit die Elemente zu bestimmen, welche den hy or Zellneubildungsprocess einleiten. — Dass die dem Stadium der ‚markigen Infiltration’ fast regelmässig folgende partielle Nekrose der markigen Infiltrate — Stadium der ‚typhösen Schorfbildung’ — ausschliesslicher Effect der zu maximaler Wucherung gelangenden Typhusbaeillen ist, darf als sicher gelten, da uns die nekrotisirende Wirkungsfähigkeit als eine sehr verbreitete Eigenschaft pathogener Bacterien bekannt ist und in frischen, d. h. noch nicht in ulceröser: — 23 — Abstossung begriffenen typhösen Verschorfungen ausser den speci- ischen Typhusbacillen in der Regel keine anderweitigen Mikroor- organismen zu sehen sind. Mit noch grösserer Sicherheit als an len typhösen Schorfen der Darmwand lässt sich das letzterwähnte _Verhältniss an den, jenen ganz gleichwerthigen Schorfen (Nekrosen) ler typhösen Mas kirtsen cönstatiren. Die, die ‚typhöse Ge- ‚schwürsbildung’ einleitende eliminirende Eiterung darf dagegen benso sicher als eine Leistung secundär (vom Darmlumen her) singedrungener pyogener Mikroorganismen und nicht als eine Wirkung der Typhusbaeillen angesehen werden, da die typhösen Producte der Mesenterialdrüsen und anderer innerer Organe, welche on der Secundärinvasion pyogener Mikroorganismen relativ ge- geschützt sind, so gut wie stets frei von Eiterung bleiben. Das /orhandensein wirkungsfähiger pyogener Kokken im Darmkanale nuss von vornherein als wahrscheinlich erachtet werden, da wir wissen, dass die Keime derselben im normalen Mundspeichel und "Pharynxschleime anwesend sind?) und Miller’s?0%) Unter- ‚suchungen uns darüber belehrt haben, dass die meisten, wenn nicht alle der zahlreichen, von ihm im Speichel nachgewiesenen "Bacterienarten den Magen unversehrt zu passiren vermögen. That- jächlich sind fast stets in Rand und Grund typhöser Geschwüre "Haufen- oder Ketten-Kokken vom Aussehen der pyogenen Staphylo- der Strepto-Kokken nachzuweisen; die directe Feststellung der Identität durch das Culturverfahren steht allerdings noch aus, och darf sie wohl auch ohne dies, in Anbetracht der N inweise, als so gut wie sicher angenommen werden. Dass die » eenen. Kokken von den typhösen Darmulcerationen aus bisweilen auch in die Mesenterialdrüsen und in das Blut eindringen, beweisen zügliche ältere Beobachtungen v. Recklinghausen’s und Eberth’s, die neueren Gaffky’s, O. Friedländer’s?”) und enger 6208), Auch von anderen Stellen her (namentlich der ut, der Mund- und Rachen-Schleimhaut) schleichen sich, wie wir B 5; zu erwähnen nicht versäumen wollen, die pyogenen Kokken ın in den typhuskranken Organismus An: Furunkeln, Abscesse d Phlegmonen der Haut, Erysipele, Parotitiden, Anginen, Epithel- krosen und tiefergreifende ulcerative Zerstörungen der Mund-, chen- und Kehlkopf-Schleimhaut sind, wie längst bekannt, mehr ? minder häufige Begleiterscheinungen der typhösen Infection l es hat sich gezeigt, dass als Urheber aller dieser Aflectionen, > ja bei den meisten derselben im Voraus zu erwarten war, — 514 — einzig und allein die pyogenen Staphylo- oder Strepto-Kokken fungiren (E. Fränkel und Simmonds, Seitz, Dunin ?°9), | E. Fränkel?!P). (In dem bisher isolirt dastehenden Ausnahmefall A. Fränkel’s?!!), wo in einem abgesackten peritonitischen Eiter- heerd bei recidivem Typhus allein Typhusbacillen nachgewiesen wurden, dürfte nicht ausgeschlossen sein, dass die ursächlichen pyogenen Kokken zur Zeit der Untersuchung abgestorben und” ganz oder grösstentheils verschwunden waren.) Es liegt ja auf der Hand, dass eine so schwere, fieberhafte, die allgemeine Resistenz- fähigkeit der Gewebe herabsetzende und die normalen Schutz- vorrichtungen und Vertheidigungsmaassregeln des gesunden Orga- nismus gegen die auf ihn einstürmenden ubiquitären schädlichen Mikroorganismen hemmende oder aufhebende Erkrankung der An- siedlung und dem Eindringen solcher Mikroorganismen Vorschub” leisten muss. Ob die Typhusbacillen dem von ihnen ergriffenen Organismus ausser durch die mit ihrer Wucherung in den Geweben verbundene specifische Ernährungsstörung der letzteren auch noch durch ein von ihnen ausgeschiedenes oder von ihnen aus den Geweben ab- gespaltenes Toxin schädlich werden, muss dahingestellt bleiben. Das meist hohe Fieber, die so häufige, fast pathognomonische, tiefe Benommenheit des Sensoriums könnten, gemäss den im all- gemeinen Theil (p. 109 ff.) gegebenen Aüseinandersetzungen, da- für sprechen; indessen haben wir doch ebendaselbst auch auf dic Möglichkeit hingewiesen, dass das Fieber und die schweren nervösen - Störungen, die im Verlaufe von Infectionskrankheiten hervortreten von den directen Einflüssen der Bacterienwucherung allein, ohne Mitwirkung von Toxinen u. dergl. abzuleiten sein dürften. Und . gerade auch beim Typhus, wo die specifischen Mikrobien in nicht unerheblicher Zahl im Blute kreisen, könnte an eine solche directe Alteration der specifischen Zellen der Hirnrinde sowie der ‚Centren’ der Wärmeregulirung gedacht werden! Es möge in dieser Beziehung auf die leider nicht ganz einwandsfreien Beobachtungen von Meisels (s. später) verwiesen sein, wonach die Typhusbacillen vornehmlich während der Fieberexacerbationen im Blute circuliren, sowi des sehr interessanten Falles von Curschmann ?'?) Erwähnung ge- schehen, wo im Gewebe des Rückenmarkes eines an Typhu verstorbenen Mannes eine ziemlich reichliche Einlagerung von Typhusbacillen gefunden wurde; allerdings waren in diesem Falle ganz abweichend von dem gewöhnlichen Verhalten, schwere Functions- — 125 — - > störungen von Seiten des gesammten Rückenmarks (acute aufsteigende E ähmung) vorhanden. Dass der von Brieger direct (s. 0.) und von den | Experimentatoren mit Typhuscultur en (s. später) indirect erbrachte chweis eines toxischen Stoffes in todten vom Typhusbacillus be- | " achsenen Cultursubstraten nicht sicher auf die Bildung desselben _ Stoffes im typhuskranken Organismus zu schliessen gestattet, a "brauchen wir wohl, nach früheren bezüglichen Auseinandersetzungen, 4 icht noch RE besonders zu motiviren; übrigens decken sich _ die von dem isolirten ‚Typhotoxin’ ausgelösten deletären Wirkungen so gut wie gar nicht mit den beim menschlichen Typhus zu beob- #@ achtenden Allgemeinstörungen und fast das Gleiche muss von den © seitens der Experimentatoren mit Typhusculturen erzielten patho- genen Effecten behauptet werden. Wie bekannt, ist der Typhus, ungeachtet der in der Regel tiefen und schweren localen und allgemeinen Störungen, welche er "hervorruft, eine meist mit Heilung endende Erkrankung. Wenn | die Frage nach dem Heilungsmechanismus aufwerfen, so "unterliegt es für uns keinem Zweifel, dass hier, ebenso wie wohl bei allen anderen parasitären heilungsfähigen Infeetionskrankheiten, die wesentliche und ausschlaggebende Ursache der Heilung in der sich a mählig ‚von selbst’ einstellenden Erschöpfung der in dem in- fieirten Organismus zur Entfaltung gelangten Mikrobienvegetation zu suchen ist. Es schliesst diese Auffassung, wir wiederholen es, "durchaus nicht die Anerkennung aus, dass die Widerstandskräfte ss lebenden Organismus der Proliferation der Mikrobien entgegen- irbeiten und damit wohl sicher dazu beitragen, jene Erschöpfung ı beschleunigen, es widerspricht unsere Auffassung speciell uch nicht der ja unleugbaren Thatsache des sehr günstigen Er- gs, welchen die moderne Therapie (Kaltwasserbehandlung) auf » Morbidität und Mortalität des Typhus aufzuweisen hat, indem sser Erfolg schwerlich auf direct antiparasitären en 1 en, sondern wohl in nichts anderem begründet sein kann, s dass durch die in Rede stehende Behandlungsmethode ein e* Theil der schädlichen Folgen, welche die typhöse Infection f den Gesammtorganismus ausübt, verringert oder aufgehoben rd 213), Wir glauben aber, dass söyrohl die natürlichen Wider- andskräfte des Organismus als auch die erwähnte Therapie macht- s sein würden, wenn die im Körper zur Entwicklung gekommene yphusbacillen- Vegetation nicht in sich selbst an eine enge be- enzte Daseinsdauer gebunden wäre. Wir glauben es, weil wir Baumgarten, Mykologie, 34 art SE EEE LEGE EEG TEE TLT \ EEE ET ET TE z — 5126 — hier beim Typhus ebenso wenig wie bei anderen heilbaren parasi- tären Infeetionskrankheiten einen greifbaren äusseren Grund für das Stillstehen und den Untergang der Bacterienvegetation zu erkennen vermögen. Wie unzutreftend sich auch für das Bei- spiel der Typhusheilung speciell die Lehre, welche in den Phago- cyten die rettende Panacee gegen die Infectionsorganismen ge- funden zu haben meint, erweist, dürfen wir hervorzuheben nicht unterlassen. Die Typhusbacillen werden nach den Angaben und Abbildungen sämmtlicher Autoren und unseren eigenen Beobach- tungen niemals innerhalb von Zellen angetroffen und trotzdem heilt der Typhus bei richtiger Behandlung, in 95 und mehr Procent der Fälle! Eines Commentars bedarf dieses Sachverhältniss wohl nicht! Wenn uns die früheren Capitel schon eine ganze Zahl von para sitären Mikrobien kennen gelehrt hatten, welche die Scheidewand der Placenta zu passiren und in den Foetus einzudringen befähigt Si = so reiht sich nach desbezüglichen Befunden von Reher?!%), von Neuhauss?!5) auch der Typhusbacillus diesen Mikrobien an. Die diagnostische Bedeutung der Entdeckung des speci- fischen Typhusbacillus ist als keine ganz geringe zu veranschlager Sind auch im allgemeinen sowohl die klinischen Symptome als auch der Obductionsbefund des enterischen Typhus von sehr präg: nanter Natur, so sind doch intra vitam Verwechslungen mit andere Krankheiten, namentlich exanthematischem Typhus und acuter liartuberkulose, möglich und selbst port mortem kann der anato mische Befund nicht charakteristisch genug sein, um aus ih allein mit aller Sicherheit den Abdominaltyphus z.B. gegen Typhu exanthematicus oder recurrens oder gegen Anthrax intestinalis et abzugrenzen. In solchen Fällen wird also die Auffindung des spe ceifischen Typhusbaeillus von ausschlaggebendem Werthe sein. der ist der Nachweis des Bacillus intra vitam nicht so schr und mühelos zu führen, wie etwa derjenige des Tuberkelbaeillu bei Lungenphthisikern. Zuvörderst reicht die bloss mikroskopisch Untersuchung niemals aus, die Diagnose auf Typhusbacillen m absoluter Gewissheit zu stellen ?2!6); es muss stets das immerhü zeitraubende und Geübtheit voraussetzende, künstliche Culturs fahren, und zwar die Reincultur auf Kartoffeln, zu Hülfe genom werden. Ferner sind in den leicht und (für den Kranken) gefah zugänglichen Untersuchungsmaterialien, den Roseolen resp. Fir P 5 blut einerseits, den Typhusdejectionen andererseits die Typhus- ! | — 17 — Ä _ Bacillen, nach den hierüber vorliegenden Ergebnissen der zahl- “reichen Autoren ?!?), weder constant noch in der Regel reichlich _ vorhanden, so dass der positive Nachweis meist recht mühsam ist und, selbst aus wiederholten negativen Befunden kein diagnostischer Schluss gezogen werden kann. Ein erfolgversprechenderes Explo- man stellt der durch Punktion gewonnene Milzsaft dar (Lucatello?:°), Philipowicz?'°), Widal und Chante- m En sse 220); indessen dürfte das, bei der nöthigen Vorsicht aller- | e.. wohl nicht sehr grosse Risiko des erwähnten Eingriffes doch _ wohl nicht ganz im Verhältniss zu dem damit zu erlangenden Ge- _ winn stehen. 4 Zum Schluss noch einige Worte über die Ergebnisse der e xperimente mit den reincultivirten Typhusbacillen. "Die Bemühungen, durch Uebertragung der letzteren auf Thiere den typhösen Process zu reproduciren , mussten von vorn herein als fast aussichtslos erscheinen, da, wie erwähnt, soweit die gesicherte ahrung reicht, Thiere dr spontan noch nach künstlicher _ Einverleibung der käschösen Krankheitsproducte am Typhus erkranken. Dementsprechend fielen auch die von Gaffky in grosser Zahl und unter vielfacher Variation des Infectionsverfahrens n den verschiedensten Thierspecies angestellten Uebertragsversuche ; mit reingezüchteten Typhusbacillen sammt und sonders völlig ne- «8 sativ aus. Zu dem nämlichen Resultate gelangten Flügge?”') und Wyssokowitsch 2). Um so mehr mussten die Mitthei- 1 ungen von Fränkel und Simmonds überraschen (welche in "rascher Folge durch A. Fränkel??®), Seitz u. A. bestätigt wur- den), wonach die Typhusbacillen mit eclatantem positiven Erfolge auf Mäuse, Kaninchen und Meerschweinchen sollten übertragen werden können. Durch die Controluntersuchungen von Beumer und Peiper*2*), Sirotinin?2), Verf. und Wolfowicz?2°) ist doch definitiv dargethan worden, dass der positive Effect der in tede stehenden Experimente nicht auf Wucherung der Typhus- jacillen innerhalb des lebenden Körpers der betreffenden Versuchs- tl iere, sondern auf der Einwirkung eines solublen in den injieirten - Culturflüssigkeiten enthaltenen Giftes — wahrscheinlich identisch mit Brieger’s ‚Typhotoxin’” — beruht, dass also die Versuchs- iere nicht einer Infection, sondern einer Intoxication er- seen waren. Da nun der menschliche Typhus unzweifelhaft eine ichte Infections-, eine in erster Linie durch die Wucherung des ecifischen Typhusbacillus innerhalb des lebenden Menschenkörpers 34* — 528 — hervorgerufene Krankheit ist, da ferner der Symptomencomplex der Fränkel-Simmonds’schen Typhusexperimente, wie Beumer und Peiper nachgewiesen, in gleicher oder sehr ähnlicher Weise” durch diverse andere, und zwar ganz gewöhnliche, saprophytische‘ Bacterien hervorzubringen ist, so kann weder die Rede davon sein die durch Uebertragung erzeugte Krankheit der Versuchsthiere als ein Analogon des menschlichen Typhus zu betrachten, noch auch davon, in zweifelhaften Fällen dem Thierexperiment die Entschei- dung darüber, ob Typhusbacillen vorliegen oder nicht, zu über- lassen. | Auch auf den Möns chen die Typhusbacillen zu übertragen hat man im Feuereifer der Wissenschaft versucht. Tayon ??”) injieirte sich und einigen anderen Personen Theile von Bacillen- culturen, die aus dem Blute von Typhösen, unter Benutzung flüssiger” Culturmedien, gewonnen worden waren. Die Geimpften trugen Ent-” zündungen an der Injectionsstelle,- Mattigkeit, Fieber, Diarrhöe | davon. Es kann jedoch nach den Angaben, die Tayon über die” morphologischen und thierpathogenen Eigenschaften der von ihm cultivirten Bacillen macht, kaum einem Zweifel unterliegen, dass letztere keine echten Typhusbacillen waren. | 7) Der Tuberkelbacillus. Die Entdeckung des specifischen Tuberkelbacillus ist unstreitig die bedeutungsvollste Errungenschaft auf dem Gebiete der moderner Mikroparasiten-Forschung, nicht nur wegen des eminenten Interesses, welche die Tuberkulose als die bei weitem verderblichste aller Krank- heiten des Menschengeschlechts beansprucht, sondern namentlich auch deshalb, weil dieser Krankheit so lange die Anerkennung als einer echten Infectionskrankheit von der grossen Mehrzahl der Pathologen und praktischen Aerzte versagt blieb, bis der directe Nachweis des specifischen Tuberkulose-Parasiten jeden Zweifel ar der infectiösen Natur der Tuberkulose verstummen machte. Bei unbefangener Würdigung der Thatsachen der Experimental pathologie musste freilich der infectiöse Charakter der Tuberkulose bereits vor der Entdeckung ihres specifischen Bacillus als sine ausgemachte Sache gelten. Seitdem im Jahre 1865 Villemin « als ein sicheres Factum proklamirt hatte, dass man durch Impfung mit tuberkulösen Massen einen der menschlichen Tuberkulose iden- tischen Process hervorrufen könne, und daraus den Schluss ge- — 5129 — zogen, dass die Tuberkulose eine virulente Krankheit par excellence, gleich Pocken und Syphilis, darstelle, war in zahllosen Arbeiten ?2$) _ für und wider diese Ansicht RE worden. Wenn, nach fast 20jährigem Kampfe, heute diese Ansicht unangefochten herrscht, _ wenn hiernach Villemin der Ruhm, den Grundstein für die Er- "kenntniss der Infectiosität der Tuberkulose gelegt zu haben, für alle Zeiten ungeschmälert zuerkannt werden muss, so darf doch nicht vergessen werden, dass die Beweise, die Villemin für seine Ansicht erbracht hatte, unzureichend waren. Um sicher mu begründen, dass die Tuberkulose eine echte N | 4 gleich Pocken und Syphilis, repräsentire, genügte es nicht, zeigen, dass sich durch Uebertragung tuberkulöser Substanzen eine der generalisirten Miliartuberkulose des Menschen makroskopisch- anatomisch sehr ähnliche Krankheit erzeugen lässt, es war vielmehr hierzu unbedingt nothwendig, erstens auch ä volle nikroskopische Uebereinstimmung der knötchenförmigen Pro- ucte dieser Impftuberkulose mit den echten Miliartuberkeln' des Menschen darzuthun und zweitens zu erweisen, dass ausser den _ tuberkulösen Substanzen (oder sonstigen Bestandtheilen des tuberkel- _ kranken Organismus) kein anderer Stoff, keine andere Schädlich- keit im Stande sei, denselben experimentellen Effect wie jene aus- zulösen. Denn war die erstgenannte Bedingung nicht erfüllt, so blieb fraglich, ob die künstlich erzeugte Knötchenkrankheit eine “wirklich mit der menschlichen Miliartuberkulose identische und ‚nicht nur eine hinsichtlich des makroskopischen Verhaltens ihrer ‚anatomischen Producte derselben ähnliche Erkankung, wie solche ja die Pathologie schon zur Zeit der Villemin’schen Experimente "mehrfach kannte und neuerdings immer mehr kennen gelernt hat, ‚darstellte und fehlte die Erfüllung des zweiten Postulates, en Musste selbstverständlich die Specificität der Tuberkulose Bi: Frage gestellt bleiben. Villemin hatte nun weder der einen noch der anderen Forderung bei seinen Experimenten Genüge ge- leistet und es erscheint demnach erklärlich und berechtigt, dass ‚seine Lehre zunächst auf einen heftigen Widerspruch stiess, welcher wesentlich die beiden erwähnten Lücken in der Villemin’schen Beweisführung zu Zielpunkten nahm. Unter den Oppositionsarbeiten verschafften sich zuvörderst namentlich diejenigen Waldenburg’s sowie Cohnheim’s und B. Fränkel’s nahezu allgemeine Geltung, wonach fein corpuskuläre Stoffe aller Art, namentlich aber ‚käsiger Jetritus’ beliebigster Herkunft im Stande sein sollte, dieselbe Impf- — 530 — tuberkulose hervorzurufen, wie sie Villemin als specifisches Re- sultat der Uebertragung tuberkulöser Substanzen betrachtet hatte, ” ‚Es begegnete diese Auffassung der schon 1856 von Buhl für die menschliche Tuberkulose aufgestellten „Käse-Infectionstheorie“, welche die Tuberkulose durch Resorption alter, käsig gewordener ° Entzündungsproducte verschiedentlichsten Ursprungs entstehen liess ®?®). Damit war über Villemin’s Anschauung von der” specifischen Virulenz der Tuberkulose der Stab gebrochen und es’ gelangte nun jene Anschauung über die Natur der Tuberkulose’ zur Herrschaft, welche, im strieten Gegensatz zur Infectionstheorie, die Grundursache der Tuberkulose nicht in einem von aussen her in den Körper eindringenden fremdartigen specifischen Stoffe, son- dern in einer krankhaften Diathese der Gewebe suchte, welche ihren hauptsächlichen Ausdruck darin fände, dass die Producte allfälliger Entzündungen, an sich z. Th. unschuldigster Art, statt, wie bei normalen Individuen, durch directe Resolution beseitigt zu werden, der Nekrose anheimfallen, um als ‚käsige Massen’ zunächst ” im Gewebe liegen zu bleiben (Virchow’s ‚Scrophulose’). Wenn nun später die Resorption solcher Massen eintrete, sei die Gefahr der Tuberkulose gegeben, indem die resorbirten käsigen Partikelchen in engen Stellen des Lymph- und Blutgefäss-Systems sich festsetzen könnten und dann durch ihren Reiz die Tuberkel hervorriefen. Zwar wurde bereits durch Virchow die Unhaltbarkeit dieser, von Keinem beredter als von dem verstorbenen Niemeyer ver: tretenen Anschauung durch den Hinweis gekennzeichnet, dass dann jede Resorption käsiger Massen ein Gegenstand höchster Besorgniss sein müsste, während doch erfahrungsgemäss in vielen Fällen, z. B bei der Resorption verkäster scrophulöser Drüsen, darin ein Hei- lungsvorgang sich kundgebe. Aber durch die Resultate der” Waldenburg-Cohnheim-Fränkel’schen Impfexperimente zu sammen mit den Nachweisen v. Buhl’s, dass fast in jedem Fall von allgemeiner Miliartuberkulose ein älterer käsiger Entzündungs- heerd im Körper gefunden wurde, schien die erwähnte Auffassung so unerschütterlich begründet, dass Virchow’s, sowie überhaupt jeder andere, Einspruch verhallte. Hatte die genannte Auffassung den Punkt der Villemin’schen Lehre, dass die Impf-Tuberkulose einen dem Wesen nach mit der menschlichen Tuberkulose identisc en I Process darstelle, nicht nur unangetastet gelassen, sondern ihn 50- gar als wesentliche Stütze benutzt, so wurde in der Folge auch | dieser Punkt mit den Waffen einer schneidigen Kritik angegriffen. \ — 531 — C. Friedländer war es, der den kühnen Satz aufstellte, dass die ‚Impftuberkulose’ der Kaninchen und Meerschweinchen gar keine echte Tuberkulose sei, denn die „sog. Impftuberkel“ besässen nicht, die charakteristische Structur der menschlichen Tuberkel, sie ermangelten vor allem gänzlich der typischen Langhans- schen Riesenzellen, welche als ein nahezu unzertrennlicher Be- standtheil der echten menschlichen Tuberkel angesehen werden müssten. Damit erschien die Bedeutung der Villemin’schen Experimente gänzlich in’s Ungewisse gerückt und alle Schluss- ° folgerungen, die man aus diesen und den Impftuberkel-Experimenten überhaupt auf die Natur und Entstehungsweise der menschlichen "Tuberkulose gezogen, schienen, wenn nicht als hinfällig, so doch als verfrüht betrachtet werden zu müssen. Mit neuen Beweisen für Villemin’s Lehre trat nun aber im Jahre 1877 Cohnheim — einst, wie Sie gehört, ihr mächtiger Gegner, hervor. Den höchst glücklichen Gedanken verwirklichend, die durchsichtige vordere Augenkammer als Impfort zu wählen, erzielte er Resultate, welche in der That in hohem Grade die Ueberzeugung zu engsten geeignet waren, dass das tuberkel- erzeugende Agens ein wirklicher Infectionsstoff sein müsse. In ‚seinen, gemeinschaftlich mit Salomonsen angestellten Versuchen beobachtete er nämlich, dass zwischen dem Zeitpunkt der Einführung des tuberkulösen a shtes und der Eruption von tuberkel- ‚artigen Knötchen in der Vorderfläche der Iris ein bestimmter, in den verschiedenen Versuchen sich ziemlich gleichbleibender Zeitraum mitten inne lag, während dessen das geimpfte Auge, abgesehen von dem sich stetig verkleinernden Impfstückchen, sich vollständig wie ‚ein normales verhielt. Nach Ablauf dieses Zeitraums schossen dann plötzlich, unter bedeutender Hyperämisirung der Membran, mehr ‚oder minder zahlreiche feinste graue Knötchen in der Iris auf, Es zeigten also diese Versuche in demonstrativster Weise, dass die Impftuberkulose eine sehr wichtige Charaktereigenthümlichkeit aller scht virulenten Krankheiten theilte, dass sie nämlich, wie diese ein ‚Incubationsstadium’ besass. Im Uebrigen waren aber die Cohn- jeim’schen Vorderkammerexperimente doch eben nur Wieder- Olungen der Villemin’schen Versuche; die cardinalen Einwürfe, ® man gegen letztere erhoben, waren auch durch sie nicht W: äderlegt. Es fragte sich nach wie vor, sind die in Folge der Jebertragung tuberkulösen Materials aufinelonden Knötchen wirk- äh Tuberkel oder Miliarknötchen von anderer Bedeutung und — 532 — sind, wenn ersteres der Fall, nicht auch noch verschiedene ° andere Substanzen oder Schädlichkeiten im Stande, bei Thieren die Entstehung disseminirter Tuberkelbildungen zu veranlassen? Diese beiden Punkte in’s Reine zu bringen und damit die Ent- scheidung darüber herbeizuführen,‘ ob die Tuberkulose eine echte contagiöse Infectionskrankheit sei oder nicht, ist denn auch die Forschung unablässig und, wie wir sehen werden, mit Erfolg, be- müht gewesen. Nachdem durch die Untersuchungen P. Hänsell’s *20), Orth’s?32), Schüller’s®3?) und Verf.’s??®) der den damals über die Histologie des Impftuberkels vorliegenden Angaben gegenüber wohlberechtigte Einspruch Friedländer’s, dass die Impf- resp. Fütterungs- Tuberkel der charakteristischen Tuberkelriesenzellen völlig entbehrten, ausgeglichen war, und Verf. in der Ver- impfung von Rindstuberkeln (Perlknoten) auf Kaninchen sogar ein ganz unfehlbar sicheres Mittel kennen gelehrt hatte, gene- ralisirte Knötchenbildungen von der Structur des echten mensch- lichen Riesenzellentuberkels hervorzubringen, war die Identitäts- feststellung der Impf- und menschlichen Tuberkulose um einen bedeutsamen Schritt ihrem Ziele näher gekommen. Die volle Identität der Impftuberkulose mit der wahren menschlichen Tuber- kulose konnte aber erst dann behauptet werden, wenn an den Impftuberkeln ausser der typischen Tuberkelstructur auch noch der Process der typischen tuberkulösen Gewebsver- käsung mit Sicherheit zu demonstriren war. Auffallender Weise | ist von keinem der früheren und späteren Experimentatoren übe Impftuberkulose auf dieses Moment Gewicht gelegt worden; | doch handelte es sich hier um einen Punkt von maassgebender Be- deutung. Denn erstens stellt ja die Verkäsung eine integrirende Erscheinung in der Lebensgeschichte der Heerde der echten Miliar- tuberkulose des Menschen dar und zweitens ist letztere Krankheit nur durch das Moment der Verkäsung ihrer Knötchen von alle sonstigen bekannten Knötchenaffectionen mit positiver Gewissheit abzugrenzen, während Knötchenbildungen ohne Verkäsung, worau wir sogleich noch näher zu sprechen kommen, trotz tadelloser Aus stattung mit der legitimen geformten Tuberkelstructur eine von der echten Tuberkeln total verschiedene Bedeutung haben können. In An betracht dieses Sachverhaltes hat Verf. ?3*) die Producte der Impf- tuberkulose auch auf das in Rede stehende Kriterium hin einer ein gehenden makro- und mikroskopischen Prüfung unterworfen, welche a BI zu dem Resultate führte, dass die Impftuberkel genau so wie die echten menschlichen Tuberkel vom Centrum her einer regelrechten _ Gewebsnekrose mit nachherigem moleculären Zerfall der nekrotisch gewordenen Elemente unterlagen. An der Wesensgleichheit der _ Impftuberkulose mit der wahren menschlichen Tuberkelkrankheit _ konnte somit ein Zweifel nicht mehr bestehen! Wie verhielt es ‘sich nun aber mit dem zweiten wesentlichen Einwurf gegen Ville- min’s Lehre, dem nämlich, dass nicht nur echt tuberkulöse Stoffe, sondern auch sehr verschiedene andere Substanzen, insbesondere die käsig degenerirten Producte der beliebigsten Entzündungen den Process der Impftuberkulose ebenfalls in’s Leben rufen könn- ten? Die Antwort, welche diese Frage seitens der im weitesten "Umfange von Verf.?35), sowie etwas früher schon von Cohnheim und Salomonsen?3®) und später von Watson Cheyne??”) angestellten Controluntersuchungen erhielt, lautete dahin, dass der erwähnte Einwurf unrichtig sei. Mit voller Bestimmtheit konnte auf Grund dieser Controlversuchsreihen der Satz aus- gesprochen werden, dass es bei Anwendung der nöthigen Vorsichts- maassregeln niemals gelingt, durch irgend welchen anderen Ein- ‚griff, durch irgend welche andere Schädlichkeit als eben aus- hliesslich durch Uebertragung tuberkulöser Stoffe eine echte. BE ottuberkulose in’s Dasein zu rufen. Tuberkelähnliche Knöt- chen zu erzeugen, erwiesen sich allerdings auch verschiedene an- ‚dere Stoffe als geeignet. So hatte Verf. schon früher ermittelt, » dass durch Implantation gewisser kleiner nichtspecifischer Fremd: körper (Schnitzel von Kaninchenhärchen, von carbolisirten Seiden- fäden) in das lebende Gewebe sich um diese Fremdkörper herum ‚submiliare Granulationsheerdchen entwickelten, welche das typische "Structurbild des Riesenzelltuberkels darboten; aber weder trat jemals in diesen Knötchen auch nur eine Spur von Verkäsung auf, noch setzte sich etwa die Knötchenproduction über das Im- Plantationsgebiet hinaus auf die nachbarlichen Gewebe oder vollends in entferntere Organe hinein fort. Bei Injeetion fauliger Flüssig- keiten (in die vordere Augenkammer) bildeten sich z. B. ferner ein ige Male in inneren Organen kleine makroskopisch tuberkel- ähnliche Heerdchen aus; dieselben erwiesen sich aber mikroskopisch als kleine Abscesschen. Als besonders geeignet, die specifische Virulenz der Tuberkulose augenscheinlich zu bezeugen, dürften — 54 — gesunder oder anderweitig kranker andererseits ausgeführt wurden: Wenige Tropfen des ersteren, in die vordere Augenkammer injieirt, provocirten regelmässig Tuberkulose der Iris mit nachfolgender Allgemeintuberkulose, während die Injection der letztgenannten ” beiden Blutsorten niemals diesen Erfolg auslöste (Verf. 238), Die- “sen, die Speecifieität der Impftuberkulose unzweifelhaft legitimi- renden, Resultaten gegenüber konnten die älteren gegentheiligen Angaben über die Erzeugung von wahrer Impftuberkulose durch ° allerhand nichttuberkulöse Producte nichts mehr beweisen, weil erstens die Experimentatoren sich meist ?3°) mit der einfach ma- kroskopischen Untersuchung der bei den Versuchsthieren gefundenen Knötchen begnügt hatten, weil ferner das meiste von dem, was man früher als einfache ‚käsige Entzündung’ bezeichnet hatte, durch die Nachweise Schüppel’s, Köster’s und C. Friedländer’s als zur Tuberkulose gehörig erkannt worden, die Experimentatoren also unbewusst statt mit ‚indifferenten Käsemassen’ mit echten Tuberkelstoffen gearbeitet hatten, weil weiterhin die betreffenden” Experimente nicht mit den nöthigen Cautelen gegen eine etwaige zufällige Infection mit tuberkulösen Stoffen ausgeführt waren und weil schliesslich die Möglichkeit der Entwicklung einer spon- tanen tuberkulösen Infection bei den Experimenten mit nicht- tuberkulösen Substanzen von den betreffenden Autoren nicht be- rücksichtigt wurde 2°). So stand denn also bereits vor der Ent- » deckung des specifischen Tuberkelbacillus positiv und unumstösslich fest, dass die menschliche Tuberkulose eine echte contagiöse Infectionskrankheit ist, gleich der Syphilis, den Pocken und anderen specifisch virulenten Krankheiten. Und doch konnte sich die grosse Mehrzahl der Pathologen und Aerzte namentlich derjenigen” Deutschlands, nicht, oder nur mit innerstem Widerstreben, dazu entschliessen, die genannte, durch die Experimentalpathologie er- schlossene Thatsache anzunehmen. Zu tief eingewurzelt war die” gegentheilige Vorstellung, dass die Tuberkulose ihren Ursprung in einer krankhaften Schwäche der Gewebe, in mangelhaften Einrichtungen des Körperbaus habe; man war erzogen in dem Glauben an den ‚phthisischen Habitus’, an den ‚phthisischen Thorax’ als greifbarsten Zeugnissen für jene Constitutionsanomalie und die in eigener reicher, ärztlicher Thätigkeit gesammelten Erfahrungen hatten diesen Glauben nur erhalten und bestärkt. Hierzu kam, dass die neue Lehre in den Beobachtungen der ärztlichen Praxis nicht die geringste Stütze zu finden schien. Die Annahme, dass — 55 — die Phthise ‚ansteckend’ sei, war zwar zeitweise aufgetaucht, aber _ Bestand E grössere Verbreitung hatte sie nie erlangt. Wäre die Tuberkulose wirklich eine ansteckende Krankheit, so hätte dies, _ auch ohne das Experiment ebensowenig verborgen bleiben können, b; wie es des Experimentes nicht bedurft hatte, um die Contagiosität der Syphilis und der Pocken zu erweisen. So argumentirte die überwiegende Majorität der Pathologen und Aerzte. Wer unter "ihnen die Fühlung mit der Experimentalpathologie nicht aufgeben wollte, gestand die Uebertragbarkeit zu, bezweifelte jedoch, dass die menschliche Tuberkulose in der Regel durch eigentliche Infection entstehe und sich durch Uebertragung von Individuum zu Indi- viduum fortpflanze. Dieser Standpunkt liess sich insofern ver- theidigen, als der directe zweifellose Nachweis, dass die mensch- che Tuberkulose durch Infection entstehe und Ei verbreite, zur ai allerdings nicht geliefert war, zu halten war er jedoch nicht Eine Krankheit, die so exquisit übertragbar war, musste zweifellos auch wirklich übertragen werden, wenigstens existirte in der ge- sammten Pathologie sonst kein Beispiel einer so eminent übertrag- baren und nicht auch zugleich factisch durch Uebertragung sich fortpflanzenden Krankheit. Die erwiesene ‘Uebertragbarkeit der Tuberkulose bewies mithin zugleich per analogiam ihre Entstehung eine contagiöse Infection; wenn dis, Wege dieser Infection dunkel Er so erwuchs der chung die Aufgabe, sie aufzuhellen, — ein anderer Standpunkt war streng genommen nicht möglich. Und Mm noch — wie wenige Pathologen und Aerzte nahmen ihn damals mit voller Ueberzeugung ein! Daher denn auch die grosse Ueber- raschung und Umwälzung, welche die Entdeckung des specifischen Tuberkelbacillus in der medicinischen Welt hervorrief. * Nachdem vor allen Klebs*!), später Schüller**), Tous- aint?*3) und Aufrecht?**) Angaben über das Vorkommen von acteriellen Organismen im Tuberkel gemacht, und Klebs mit m Versuch vorangegangen war, durch ‚fractionirte Cultur’ tuber- kulöser Substanzen sein ‚Monas tuberculosum’ zu isoliren, ohne iss diese Beobachtungen und Versuche als beweiskräftig an- gesehen werden konnten, gelang es R. Koch ?*5) und unabhängig ‘on diesem Forscher und nahezu gleichzeitig auch Verf. ?*%) das berkelerzeugende Agens in Gestalt eines specifischen 3acillus aufzufinden. Hatte Koch seinerseits durch seine be- — 556 — rühmten Impfversuche mit den von ihm an der Hand eines eigenen ingeniösen Culturverfahrens gewonnenen Reinculturen dieser Ba-- cillen den untrüglichen Beweis geliefert, dass die Tuberkelbacillen allein, d. h. ohne Mitwirkung der übrigen Bestandtheile tuber- kulöser Substanzen echte Tuberkulose zu erzeugen im Stande sind, so erbrachte Verf. auf einem anderen Wege, nämlich auf dem anatomisch-histologischer Beobachtung des tuberkulösen ‚Infections- vorganges den Nachweis, dass es ausschliesslich der nur in tuberku- lösen Substanzen enthaltene Tuberkelbacillus ist, welcher den nach Uebertragung dieser Substanzen sich entwickelnden tuberkulösen ° Process in’s Dasein ruft ?*”). Seitdem ist der Widerstand gegen die Infectionslehre gebrochen, kein Patholog und wissenschaftlich denkender Arzt zweifelt mehr daran, dass der specifische Tuberkel- bacillus die nothwendige Ursache aller und jeder echt tuberkulösen Erkrankung des Menschen und der Thiere i.t und von der Mehr- heit wird auch angenommen, dass unser Bacillus, gleich wie de = Milzbrandbacillus für die Milzbrandkrankheit und alle anderen speci- fischen Mikroparasiten für die von ihnen abhängigen Krankheiten, die vorhandene Speciesdisposition vorausgesetzt — die einzige und ausreichende Ursache der Tuberkelkrankheiten darstellt. Nur einige wenige Pathologen und Aerzte, welche sich von den alten Vorstellungen über das Wesen der Tuberkulose noch nicht recht losreissen können, nehmen namentlich für die häufigste Form der Tuberkulose, die gewöhnliche Lungenphthise an, dass noch eine besondere individuelle Empfänglichkeit der Gewebe eine ‚tuber- kulöse Prädisposition’ da sein müsse, damit der Tuberkelbacill IM innerhalb des lebenden Körpers zur Wucherung gelangen könne, Wir werden später sehen, dass diese Annahme, welche die Analogie mit allen übrigen wohlcharakterisirten Parasitenkrankheiten und die gesicherten Erfahrungen über das experimentelle Verhalten des Tuberkelbacillus gegen sich hat, unerwiesen und — über- flüssig ist. Was nun den erwähnten anscheinenden Zwiespalt zwi- schen der Infectionslehre und den Beobachtuugen der ärztlichen Praxis, in Betreff der Ansteckungsfähigkeit der Tuberkulose, an- langt, so war man nun lebhaft bemüht, diesen Zwiespalt zu ver- söhnen. Doch ging man hier im ersten Eifer weit über das Ziel hinaus. Dem Bacillus zu Liebe wurden jetzt alle Erkrankungen an Tuberkulose, welche unter - Ehegatten, unter Geschwiste unter Betinnelknen in Hospitälern etc. sich ereigneten, als Ze nisse für die Ansteckungsfähigkeit der Tuberkulose betrachtet 3 Be Ja, man zögerte nicht, Angaben als Beweise anzuführen, wie fol- sende, wonach ein phthisischer Mann, überall, wo er hingelangt, seiner Umgebung die Krankheit mitgetheilt haben sollte, in der Fremde allen Wärterinnen, die ihn pflegten, nach der Heimkehr in’s Elternhaus Geschwistern und Eltern! Derartige Uebertrei- bungen konnten der Sache nur schaden! Die Thatsachen lassen ‚sich keine Gewalt anthun; wäre die Tuberkulose, die Phthise wirk- lich in dem Grade ansteckend, wie es aus den modernen Statistiken erausgerechnet wird und vollends Fälle, wie der soeben erzählte, ge beglaubigen dienen sollen, dann hätte es wahrlich des Bacillus nicht bedurft, um dies zu enthüllen. Ist es denn nun aber nothwendig, dass sich die Ansteckung bei der Tuberkulose jach dem Muster der Pocken, der Masern, des Scharlachs, kurz En direct contagiösen sakheiten mit sog. flüchtigen Contagien vollzieht, bei welchen die Ansteckung wesentlich durch den nächsten Taken welcher die Kranken umgiebt, vermittelt wird und deshalb mit relativ grosser Leichtigkeit nachweisbar ‚ist; könnte sich denn der Ansteckungsmodus nicht anlehnen an den- jenigen, bei den Krankheiten mit sog. fixen Contagien, z.B. an den bei der Syphilis einerseits, die nicht durch die Luft, sondern nur durch Impfung und Vererbung, an den beim Milzbrand andererseits, der ebenfalls nicht durch die Luft, aber ausser durch Impfung und vielleicht Vererbung (resp. intrauterine Ansteckung) auch noch (und zwar hauptsächlich) durch Fütterung übertragen wird? Wie die ‚späteren Erörterungen über die Wege und Bedingungen der tuber- kulösen Infection ergeben werden, sprechen die bisherigen ein- schlägigen experimentellen Erfahrungen durchaus dagegen, dass die Tuberkelbacillen hauptsächlich oder auch nur einigermaassen durch die Luft wirksam übertragen werden; es lehren ° Erfahrungen ferner, dass die tuberkulöse Infection durch Impfung ungleich schwieriger zu bewirken ist, als bei Syphilis und Milzbrand. Durch diese beiden Punkte würde die Erfahrungs- jatsache der ärztlichen Praxis, dass der nähere Verkehr mit Phthisikern keine erhebliche Ansteckungsgefahr mit sich bringt, hinreichend erklärt, der vermeintliche Widerspruch zwischen ‚Theorie’ I Praxis also aufgehoben sein. Es bleibt übrig erstens die ckung durch die Nahrung (bacillenhaltige Milch), ein In- rnodus, der sich ja naturgemäss in praxi nicht leicht auf e Quelle Zübtickfähren lässt und zweitens die Ansteckung durch srbung resp. die intrauterine Infection, ein Uebertragungsweg, u äufie “ - — 5358 — gegen welche die ärztliche Erfahrung wohl am allerwenigsten Grund hat Einspruch zu erheben, da durch sie festgestellt ist, dass es” wenige Krankheiten giebt, bei denen die erbliche Fortpflanzung eine so grosse und maassgebende Rolle spielt, wie bei der Tuber- kulose. = Wenn wir uns nunmehr etwas genauer mit den Eigenschaften der Tuberkelbacillen beschäftigen sollen, so haben wir zunächst 1 die Morphologie derselben in’s Auge zu fassen, worüber Fol- gendes mitzutheilen ist: A Die Tuberkelbacillen gehören mit zu den kleinsten und feinsten Bacillenformen, die wir kennen. Nur von den Bacillen der Mäuse- ! septikämie resp. des Schweinerothlaufes werden sie unter allen be- \\.e 61. Deckglaspräparat vom Gewebssaft eines frischen Impftuberkels. Färbung mit Ehrlich'scher Anilinwasser-Fuchsinlösung, Nachfärbung in Methylen- blau. Zeiss, homog. Immers. 1/2, Ocul. 4, Tubus ausgezogen. Vergrösserung x eirca 1500fach. Die Bacillen sind sämmtlich sporenfrei; sie liegen zum grösseren Theile ausser- halb der Tuberkelzellen, zum kleineren aber auch unzweifelhaft innerhalb derselben. Die Tuberkelzellen sind durch fünf ‚Epithelioidzellen’ und einen Leukocyten mit kleeblattförmigem Kerne repräsentirt; das Protoplasma des letzteren enthält eben- falls einen Bacillus. kannten Bacterien an Feinheit noch etwas übertroffen. Die Länge der einzelnen Stäbchen wechselt von Y, bis %, der Länge eines rothen Blutkörperchens;. die meisten sind 3 bis 4 u, also e ra halb so lang, wie eine farbige Blutzelle. Die Enden der Stäbchen erscheinen immer leicht abgerundet. Was das Verhältniss der Länge zur Dicke betrifft, so ist die erstere der letzteren selbst an den kleinsten Formen fast immer um das 5—6fache überlegen, Fe: | — 539 — Die auf künstlichem Nährboden gewachsenen Bacillen sind durch- schnittlich etwas kürzer und schlanker, als die im lebenden Men- schen- oder Thier-Körper; die Er Formen findet man in den yhthisischen Sputis. Innerhalb der tuberkulös erkrankten Gewebe nd jungen künstlichen Culturen bieten die Bacillen meist eine serade gestreckte Gestalt dar (vergl. Figur 61); in den phthisischen Sputis (vergl. Figur 62), sowie in älteren künstlichen Culturen jegegnet man dagegen neben len geraden oder fast geraden ‘ormen häufiger oder sogar n der Ueberzahl auch leicht mmten oder über die ıge geknickten Stäbchen. )ie überwiegende Mehrzahl der illen besteht nachweisbar ur aus einem einzigen stäb- jenförmigen Elemente, nur elten trifft man zwei zusam- enhängende Stäbchen, die ee Deckglastrockenpräparat ann in der Regel einen von phthisischem Sputum, Färbung und Ver- grösserung wie bei Figur 61. tu npfen Winkel mit einander Die Bacillen sind grösstentheils DR a 1 ö meist leicht gekrümmt oder geknickt; sie liege (den, noch seltener fädchen- sämmtlich frei, d. h. ausserhalb der Zellen. ( e. F bei oberflächlicher Betrachtung der Anschein ih [mige Verbände von 3, 4, 5 ganz oder theilweise intracellularen Lagerung ent- 3 . . . steht, lässt sich bei genauer Einstellung stets {6 6 Bacillengliedern. Eig en- feststellen , dass die Bacillen nicht in, sondern E- nur auf oder unter den Zellen liegen, wie dies wegung geht den Tuberkel- auch auf der Zeichnung zum Ausdruck gekom- . 2 ® men ist.) eillen vollständig ab. In älteren bereits in das Stadium der Verkäsung eingetretenen jerkelheerden, sowie in älteren künstlichen Culturen, besonders in den RAR 6 Sputis zeigt die Substanz der Stäbchen des homogenen Aussehens eine Unterbrechung durch mehr- he rundliche oder ovale oder fensterförmige, lichte Stellen, che namentlich an lege artis gefärbten Präparaten scharf her- treten, da sie daselbst-absolut farblos erscheinen. Koch hat e Stellen als endogene Sporen gedeutet. Es ist diese Deu- & zwar in hohem Grade wahrscheinlich, aber doch noch nicht lut sicher gestellt, weil man die in Rede stehenden Gebilde weder im freien Zustande noch vollends im Keimungsacte if on beobachtet hat und weil es auch noch nicht gelungen ist, elben eine, der Sporenfärbung bei anderen Bacillen mit un- elhafter endogener Sporenbildung analoge Tinction beizu- r .. > ak] u): u a = Be en DE EI TLEITT ETEWRALDTET ZEETTER . u ee ee 1a Se x Ar ER 2 Wr a — 540 ° — bringen. Selbstverständlich sind das alles keine Gegengründe gegen Koch’s Auffassung. Zu Gunsten der letzteren spricht die grosse Aehnlichkeit des morphologischen Verhaltens der in Rede stehenden Bildungen mit legitimen endogenen Sporenformationen, ferner die erhebliche Tenacität der Tuberkelbacillen, welche, nach Analogie zu schliessen, auf das Vorhandensein einer Dauerform. von der Dignität endogener Sporen hinweist. Doch hat dies letz- tere Moment an Beweiskraft eingebüsst, seitdem Völsch?*:®) ic seiner schon früher aus anderer Veran erwähnten, unter Leitung des Verf.’s ausgeführten Arbeit gezeigt hat, dass die Tu- berkelbacillen auch ohne den Besitz jener sporen Gebilde eine aussergewöhnliche Resistenz an den Tag legen. Es wird dem- nach die Frage aufgeworfen werden dürfen, ob die ‚Poren Stellen statt auf echter Sporenbildung nie vielmehr auf eine Art von vacuolärer Degeneration beruhen, wie wir eine solche ;e auch bei den Typhusbacillen, allerdings neben wohl als echt au 2 zufassender endogener Sporenbildung, kennen gelernt haben. Der Umstand, dass man fast immer neben den Bacillen mit den rund- lichen, ovalen oder fensterförmigen Unterbrechungen des Bacterien- protoplasma solche findet, welche auf grössere, zuweilen %% ini mehr der Bacillenlänge einnehmende, helle (farblose) Stellen dar bieten, scheint letztere Deutungsmöglichkeit zu befürworten. Doch widerspricht andererseits letzterer das Factum, dass die kleinen runden oder ovalen hellen Gebilde, im frischen Zustande und m schwach lichtbrechenden Zusatzflüssigkeiten untersucht, einen staı ken Glanz aufweisen, was mit der Annahme von Vacuole oder einfachen Lücken nicht vereinbar ist, sowie ferner der Um stand, dass die Bacillen des phthisischen Sputums, welche es gerad sind, die jene sporenartigen Zustände am reichlichsten darbieter den maximalen Grad der den Tuberkelbacillen überhaupt, sowe bekannt, zu Gebote stehenden Resistenzfähigkeit bekunden. Mög- licherweise kommen Sporulations- und Degenerations-Vorgänge 50- wohl an verschiedenen Bacillen als auch an demselben Bacill neben einander vor; die langgestreckten Lücken im Bacterien- protoplasma dürften wohl sicher als Zustände regressiver Meta- morphose zu betrachten sein. Mit den angeführten Erscheinungen ist dasjenige erschöpft, was wir Sicheres über die logische Beschaffenheit und die morphologischen Wandlungen des Tuberkelbacillus wissen. Einzelne Autoren (Zopf**°), Bieder und Sigel?°%), Unna-Lutz®®), v. Schrön®°?) haben eine ; _ Zusammensetzung resp. einen Zerfall der Tuberkelbacillen aus resp. in kekkenartige Elemente beschrieben und v. Schrön schil- 8 dert uns sogar eine ganz pleomorphe Entwicklungsgeschichte des Bacillus. Die aus dem schleimig degenerirenden Bacillus frei enden Sporen sollen sich zu Muttersporen vergrössern, welche _ ihrerseits Tochtersporen in sich erzeugen, aus denen entweder be- reits im Leibe der Muttersporen oder nach erfolgter Sprengung seitens der Tochtersporen die Jugendzustände der Bacillen in Form von ‚Torulaketten’ hervorgehen. Alle diese Angaben harren noch der Bestätigung resp. der allgemeineren Anerkennung. v. Schrön’s bezügliche Mittheilungen müssen von vornherein _ wegen des Mangels jeglicher Analogie mit den über die Ent- wicklungsweise der Bacillen überhaupt bekannten Erscheinungen die berechtigtsten Zweifel erregen. Was die Angaben über das - Vorkommen von Tuberkelkokken anlangt, so dürfte es bis auf _ weitere einwandfreiere Beobachtungen, als sie bisher darüber vor- liegen, wohl geboten sein, anzunehmen, dass die betreffenden _ Untersucher in den eintlichen Risen entweder die bei Beob- achtung mit ungenügenden Systemen leicht als ‚Kügelchen’ impo- nirenden Abschnitte des Bacterienprotoplasmas zwischen den orenartigen Bildungen oder aber künstliche kugliche Zusammen- a dieses Protoplasmas, wie sie in Folge zu starker Er- hitzung der Präparate oder in Folge der Einwirkung einzelner der benutzten Reagentien (Mineralsäuren, Jod) auch an anderen Ba- eillen erfahrungsgemäss leicht zu Stande kommen können, vor sich ‚gehabt haben, da im frischen Zustande und an mit der nöthigen Schonung und Vorsicht, sowie ohne Anwendung des Jods her- gestellten Präparaten — soweit wenigstens die ziemlich aus- gedehnten Erfahrungen des Verf.’s reichen — niemals wirklich kokkenartige, d. h. kugelrunde, das optische und tinctorielle Ver- halten des Bacterienprotoplasmas darbietende Bildungen in den "Tuberkelstäbchen zu constatiren sind. _ Als Curiosum wollen wir noch anführen, dass Duguet und H£ricourt 253) neuestens die Tuberkelbacillen als eine Entwicklungsphase des Mikrosporon furfur, des bekannten Schimmelpilzes der Pityriasis versicolor, angesprochen ıben. Was nun die tinctoriellen Eigenschaften der Tuberkel- bacillen betrifft, so sind dieselben, wie bereits in einer früheren "Vorlesung weitläufig ?5*) erörtert, dermaassen eigenartige, dass die Tuberkelbacillen schon hierdurch allein von allen übrigen patho- % Baumgarten, Mykologie, 35 EEE & — 42 — genen und nichtpathogenen Mikroorganismen mit Sicherheit 5 unter- scheiden sind. Koch’s ursprüngliche Annahme freilich, dass die Tuberkelbacillen, im Gegensatz zu sämmtlichen anderen Bacterien, nur mittels alkalisch gemachten oder mit besonderen Zusätzen (Anilinöl, Carbolsäure etc.) versehenen Anilinfarbstofflösungen zu tingiren seien, hat sich als zu weitgehend herausgestellt, indem durch ° eine KREIS 5 Untersuchung des Verf.’s endgültig ?55) erwiesen worden, dass die Tuberkelbacillen auch in einfachen wässrigen oder ehläng: alkoholischen Anilinfarbstofflösungsn intensiv — vera auch wohl nicht so intensiv und brillant, wie mit den complicirten Lösungen — und vollzählig gefärbt werden können. Trotzdem sind die Tuberkelbacillen auf tinctoriellem Wege dadurch von allen übrigen Bacterien zu differenziren, dass sie erstens die gewöhn- liche Anilinfärbung schwieriger, d. h. erst nach sehr viel längerer Einwirkung derselben, aufnehmen und dass sie zweitens die einmal gewonnene Färbung den Entfärbungsmitteln, nament- lich den Mineralsäuren (speciell der combinirten Einwirkung von Mineralsäuren, Alkohol) gegenüber — eine alleinige Ausnahme machen in Ar Hinsicht die Leprabacillen — ungleich zäher R festhalten, als sämmtliche der sonst bekannten Bacterienarten. Worauf dieses differentielle Verhalten beruht, ist noch nicht völlig klar gelegt; am besten erklärt sich dasselbe wohl, wenn wir den seits das Eindringen der Farbstofilösungen in das Bacterienpro 0 plasma erheblich erschwert, andererseits durch den Einfluss der fast vollkommen undurchgängig wird; da hinsichtlich der Durch- dringlichkeit für Farbstoffe und der Resistenz der Färbung gegen Säuren zwischen den Tuberkel- (resp. Lepra-) Bacillen und den übrigen Bacillen keine principiellen, sondern nur graduelle Unter schiede bestehen, so würde man allerdings in dem Besitz einer solchen, die Färbung und Entfärbung beeinflussenden Hülle nicht, wie Ehrlich dies anzunehmen geneigt scheint, ein specifisches Attribut der Tuberkel- (resp. Lepra-) Bacillen erblicken dürfen, sondern auch den übrigen Bacillen eine Hülle mit ähnlichen, je doch ungleich geringer, mit verschiedener Abstüufung nach unten hin, entwickelten Eigenschaften vindiciren müssen. Wenn Gott- stein 25”) und Unna?°®) die Hüllentheorie Ehrlich’s für über flüssig erklären, indem sie meinen, dass sich die Differenzen der Färb- und Entfärbbarkeit, welche zwischen den verschiedenen £ — 543 — 5 - Bacillenarten obwalten, allein auf Differenzen in den chemischen B: Affinitätsverhältnissen zwischem dem Bacterienprotoplasma und _ den Farbstoffen zurückführen lassen, so können wir dem doch ' nicht ganz beistimmen. Die hohe Säureresistenz der Tuberkel- bacillenfärbung würde allenfalls allein durch die Annahme einer "sehr starken chemischen Verwandtschaft des Bacillenprotoplasmas 2 dem eingedrungenen Farbstoff zu erklären sein, nicht aber zu- gleich auch die Schwierigkeit (Langsamkeit) der Farbölotsninkhine, 5 Je inniger die chemische Affinität der Farbstoffe zw den tingiblen € Substanzen ist, desto schneller pflegt doch, nach den Erfahrungen K ler histologischen Färbetechnik, falls kein Hinderniss da ist, die 2 Verbindung einzutreten. Aus dsen Grunde kommen wir wohl über die Annahme einer schwer durchdringlichen Membran nicht "hinweg. Vorläufig möchten wir daher, wie gesagt, Ehrlich’s B: Tüllentheorie’ als die den Thatsachey‘ am besten entsprechende Erklärung ansehen. — Von den auf den genannten tinctoriellen Eigenthümlichkeiten basirten Methoden des Tuberkel- bacillennachweises sind das ursprüngliche Koch’sche Ver- j & hren, die einfache und combinirte Kalimethode des Verf.’s, sowie die Ehrlich ’sche Methode bereits im allgemeinen Theil der Vorlesungen ausführlich geschildert und der Anwendungskreis der ‚beiden letztgenannten Methoden präcisirt worden. Nur weniges ist ‚demnach hier noch nachträglich zur Sprache zu bringen. Zunächst se) i erwähnt, dass Ehrlich bezüglich der praktischen Handhabung ines Verfahrens für schwierige Fälle neuestens noch eine Reihe n weiteren Rathschlägen ertheilt hat, die bei der hervorragenden Competenz des Autors auf diesem Gebiete gewiss allgemeine Be- e.*® verdienen 25%). Neben dem Ehrlich’schen hat sich in der 1 xis auch noch das Ziehl’sche Verfahren ?°°) Anhänger erworben, | erfahren, welches sich von dem Ehrlich’schen hanpesichlich r dadurch unterscheidet, dass an Stelle des Anilinöls Phenol (Car- bolsäure) verwendet wird. Ziehl’s Methode wird jetzt meist nach folgender, von Neelsen 2%!) angegebenen Vorschrift ausgeführt: - 100 gr Agq. destill. werden mit 5 gr Acid. carbol. cryst. und } u Fuchsin gemengt und der filtrirten Farbstofilösung 10 gr ‘ohol zugesetzt. Als Entfärbungsmittel wird 5procentige Sch wefel- ure benutzt. Alles Uebrige wie beim Ehrlich’schen Verfahren. - Diese Ziehl-Neelsen’sche Methode hat vor der Ehrlich- chen voraus, dass sie die Bacillen noch schneller und fast noch intensiver färbt, als letztere, und dass sich Carbolwasser-Farbstoff- 35* [As \ E B & E\ 2 f 4 B — 544 — lösungen ungleich länger halten, als die rasch zersetzbaren Anilind : wasserlösungen. Für die Technik des Bacillennachweises an Deck- glaspräparaten kann man daher die Methode nur empfehlen. Für Schnittpräparate ist dagegen das Ehrlich’sche Verfahren vorzu- ziehen, weil sowohl die Carbol-Säure als auch namentlich die 5procen- tige Schwefelsäure das Gewebe weit mehr angreifen, als das Anilinöl und die verdünnte Salz- oder Salpeter-Säure. — Für die Zwecke der ärztlichen Praxis verdient schliesslich noch B. Fränkel’s?®?) Pro- cedur Empfehlung, welche die Entfärbung und Contrastfärbung in einen Act zusammenzieht. Aus der erhitzten Ehrlich’schen Fuchsinlösung — die Fränkel jedes Mal frisch bereitet, indem ” er vorräthig gehaltenes, mit 7 Procenttheilen Alkokol versetztes Anilinwasser im Reagensgläschen aufkocht, in ein Uhrschälchen ” giesst und nun alkoholische Fuchsinlösung bis zur Sättigung zu- träufelt — werden die Deckglaspräparate direct in eine Mischung‘ der Säure mit dem Methylenblau (50 Th. Aq. destill., 30 Th. Al-° kohol, 20 Th. Salpetersäure, Methylenblau soviel als sich nach - wiederholtem Schütteln löst) übertragen. Darauf, wie bei Ehr- lich, Abspülen in Wasser (oder schwach saurem [1% Essigsäure] 50procentigen Alkohol), Untersuchung in Wasser oder, nach Trock-7 nung (Fliesspapier, 1 Mal Flamme) in. Xylol-Balsam. Auf diese” Weise kann man in 4 Minuten bequem ein doppelt gefärbtes, voll- ständig brauchbares Präparat herstellen. — Mit den genannten” Methoden werden Sie in allen Fällen, welche auf den Nachweis der Tuberkelbacillen zu rein dia gnastne Zwecken ab- zielen, nicht nur auskommen, sondern auch alles in dieser Hin sicht Wänschenswerthe erreichen; ein Bedürfniss nach neuen Me 4 thoden oder nach Verbesserung der alten liest also seit dem Be sitze der erwähnten Verfahren nicht mehr vor. Anders, wenn es sich darum handelt, mit dem Nachweise der Tuberkelbacillen en Studium der durch diese hervorgerufenen feineren, geweblichen Veränderungen zu verbinden. Dann bedarf es weit schonefi- derer Verfahren, als sie alle die aufgezählten Methoden dar- stellen, um zum Ziel zu gelangen. Verf. war gelegentlich seiner später darzulegenden Untersuchungen über die Histogenese des tuberkulösen Processes veranlasst, hierauf bezügliche Methoden ausfindig zu machen, die ihren Zweck auch erfüllten; ‘ein näheres Eingehen auf diese complieirteren technischen Maassregeln würde jedoch an dieser Stelle zu weit führen, weshalb der Hinweis auf das Original genügen möge, 4 — 545 — Wenn wir nun zu der Besprechung des biologischen Ver- haltens der Tuberkelbacillen übergehen, so ist in den Vorder- grund zu stellen, dass die Kenntniss der hierüber bezüglichen That- sachen wesentlich der Meisterschaft R. Koch’s zu danken ist, welcher es gelang, die Tuberkelbacillen aus den tuberkulösen Pro- _ dueten zu isoliren und in künstlichen Culturen beliebig lange fort- e züchten. In der That ein Meisterstück ersten Ranges, weil es die Erfindung einer ganz neuen Cultur-Methode erforderte und selbst "an der Hand dieser einzig geeigneten Culturmethode so schwierig auszuführen ist, dass selbst die blosse Nachahmung der Koch- ‘schen Resultate kaum einem anderen Bacteriologen bisher mit a derselben Vollständigkeit geglückt sein dürfte. Nachdem die sonst ür künstliche Bacterienzüchtungen geeignet befundenen Nährböden s, versagt, bereitete sich Koch Nährböden aus coagulirtem Blut- e srum, über deren Herstellung und Anwendungsweise Sie ja aus ' einer früheren Vorlesung genau unterrichtet sind. Auf diesem 8 ıbstrate wuchsen nun fast regelmässig aus der übertragenen ıberkulösen Substanz die Tuberkelbacillen aus und zwar in ganz ‚charakteristischen, ihnen, soviel bekannt, allein eigenthümlichen Vegetationen. Letztere bilden nämlich trockne, glanzlose, compakte, eisse Schüppchen von höchstens RE welche der Oberfläche des erstarrten Serums ganz lose aufliegen, niemals in dasselbe eindringen und es auch nie verflüssigen. Gleich oder auch nur ähnlich sich verhaltende Colonien producirt ausser den Tuberkel- bacillen keine andere uns bis jetzt bekannte Bacterienart. Charak- istisch ist ferner das ausserordentlich langsame Wachsthum der R Een: Vor dem 10., 11. Tage nach der Aussaat werden sie dem unbewaffneten Auge nicht sichtbar und weitere zwei Wochen dauert es, bis sie von der anfänglichen Punktgrösse bis zu dem erwähnten für sie maximalen Umfang herangewachsen sind. Die Aufzucht der Tuberkelbaeillen-Colonien aus den tuberkulösen Roh- materialien ist der weitaus schwierigste Theil der Aufgabe; ist man so weit gekommen, dann ist es, wenn 'man über einen gut functionirenden Thermostaten verfügt, relativ leicht, die Reincultur rch Verpflanzung auf neue Serumböden im Gang zu erhalten. n gewinnt dann ganz stattliche Rasen, welche aus dem mehr ‘oder minder dicht bei einander gelagerten Einzel- oder Conglomerat- | lonien der Tuberkelbacillen zusammengesetzt sind (vgl. Figur 63). F F K- E: \ j B 5 \ - In das Condensationswasser am Grunde der Röhrchen wachsen € Tuberkelbacillen niemals hinein; doch setzt sich nicht selten — 546 — ENTE die Bacterienvegetation von dem festen Serum aus auf die Ober- fläche des Wassers als ein dünnes Häutchen fort. . Trübt sich das Wasser, so ist dies ein sicheres Zeichen, dass die Cultur eine Verunreinigung durch ars Bacterien erfahren Ih hat. Mustert man die Colonien der Tuberkel- i \ 0.0 baeillen bei etwa 30- bis 40facher Vergrösserung, il ıi so erscheinen sie „als sehr zierliche, spindel- und meistens S-förmige, aber auch in anderen ähnlichen Figuren gekrümmte Gebilde“; fixirt man derartige Colonien durch ‚Abklatsch’ am Deckgläschen und färbt sie, nach Eintrocknung - und Flammenbehandlung, mittels Ehrlich ’scher Methode, so constatirt man, dass die Colonien aus nichts, als aus Tuberkelbacillen bestehen, welche alle parallel der Längsaxe der gekrümm- ten Vegetationen neben und hinter einander an- geordnet sind. (Ebensolche S-föormig gebogene Colonien der Tuberkelbacillen kommen übrigens auch in tuberkulösen Heerden des Menschen und der Thiere vor. [Koch, Benda.]) — Ausser auf coagulirtem Blutserum gehen die Tuberkel- bacillen nur noch auf Agar (Fleischinfus-Pepton- Agar) und in flüssigem Blutserum sowie in Bouillon an. Auf Agar kommt es indessen nicht zur Entwicklung der charakteristischen membran- artigen Culturen, sondern es entstehen mehr compakte, unförmliche Massen. In Bouillon bil- det sich, wenn das Nährmaterial in sog. Er- lenmeyer’schen Kölbchen in höchstens 1 cm” hoher Schicht angesetzt wird, am Boden des” het Pas 63. Vegetation der Tuberkel- 1 bacillen auf schräg er- (Grefässes eine feinkörn dan aussehende, starrtem Blutserum. 6 Wochen alt; natürl. weisse Ablagerung unter völliger Erhaltung der Grösse. Klarheit des Nährsubstrates. Nach Nocard und 'Roux 263) wird das künstliche Wachsthum der Tuberkelbaeillen durch Zusatz von Glycerin zu den Nährböden in auffallender Weise be günstigt. Man fügt, laut Vorschrift der genannten Autoren, dem ‘Serum resp. dem Agar 6 bis 8%, Gewichtstheile von dem erwähnte 4 Stoff hinzu; bei Blutserumböden empfiehlt sich die vorherige Zugabe von 20 %, neutralem Pepton zum Glycerin. (Die Erstarrung des glycerinhaltigen Serums tritt erst bei 75 bis 78°C. em.) Zur — MM — - Bouillon werden 50 ®/, Pepton und Glycerin zu gleichen Theilen gege- ben. Auf den so präparirten Böden kommt nun, nach Nocard und Roux, die Entwicklung der Tuberkelbacillen nicht nur üppiger, sondern auch ungleich leichter zu Stande, als auf den glycerin- ; eien Nährsubstraten. — Die Tuberkelbacillen wachsen, nach Koch’s Ermittlungen, nur zwischen Temperaturen von 30 bis E | 4 °C. Das Temperatur-Optimum liegt bei 37,5 °C. und zwar so Mt genau, dass schon die Abweichung von wenigen Zehntelgraden ach oben oder unten hin das Wachsthum sichtlich beeinträchtigt. | 1 in accurat arbeitender Thermostat ist deshalb conditio sine qua non für das Gelingen der künstlichen Tuberkelbacillen-Culturen. Aber man wolle nicht glauben, dass der Apparat die Hauptsache ir ! Ebenso wichtig ist der Act der Transplantation auf das ä Serum. Von den mit grösster Peinlichkeit zu handhabenden Cau- len gegen Verunreinigung abgesehen, kommt es vor allem auch q arauf an, dass der Impfstoff in höchst minutiöser Weise auf der « Eiche des Serums vertheilt, ja geradezu in die oberste Schicht « sselben eingerieben wird, wobei jedoch keine Verletzung, i eine Zerklüftung des MD usniegels stattfinden darf. Eine weitere HE Binsung für das Gelingen der Culturen ist noch der feuchte, ente Zustand der obersten Serumschicht; ist letztere schon vor der Impfung durch Verdunstung trocken ERBE oder wird ie es während der Brutperiode im Thermostaten, so schlagen die Culturen regelmässig fehl. Um das Serum vor Verdunstung zu “ ‘hützen, versehe man die Mündungen der Röhrchen, nachdem de Esagende Theil der Wattepfröpfe angezündet und bis zur "Verkohlung verbrannt ist mit (in Sublimatlösung) sterilisirten gut "anschliessenden Gummikäppchen. Wahrscheinlich beruht der von den oben erwähnten französischen Autoren er probte Vorzug der Be alagen vor den glycerinfreien Serum- und Agar-Böden entlich auf der Gewähr einer besseren Feuchterhaltung der sten Culturschichten der genannten Substrate. Aus den angeführten Verhältnissen geht hervor, dass die "Wachsthumsfähigkeit der Tuberkelbacillen ausserhalb des lebenden ‚9 Körpers an sehr enge Grenzen gebunden ist, so dass die Möglichkeit er natürlichen eetogenen Vegetation dieser Mikroorganismen als IIständig ausgeschlossen betrachtet werden muss. Schon in die Ansprüche, welche die Tuberkelbacillen, um zu wachsen, in reff der Temperatur erheben, machen eine natürliche saprophyti- e Existenz derselben in unserem gemässigten Klima zur Unmög- — 548 — lichkeit. Die Tuberkelbacillen müssen mithin trotz ihrer Cultivirbar- keit in künstlichen Brutapparaten als echte Parasiten angesehen werden, als Mikrobien also, welche ihren Entwicklungsgang unter natürlichen Verhältnissen lediglich innerhalb des thierischen Orga- nismus durchmachen und deren in der Aussenwelt etwa anzutreffende Individuen oder Keime deshalb nur aus letzteren herstammen können. Ist es nun aber auch den Tuberkelbacillen versagt, sich selbständig in der Aussenwelt zu vermehren, so sind sie doch“ in hohem Grade dazu veranlagt, sich in der Ausseiwähl an welche‘ sie, worauf wir später. noch näher zu sprechen kommen, der tuberkel- kranke Organismus in grossen Massen abgiebt, fortpflanzungs- und infectionsfähig zu erhalten, denn sie gebieten über eine sehr erhebliche (wenn auch diejänee mancher anderen Bacillen mit endogener Sporenbildung z. B. der [sporenhaltigen] Milzbrandbaciller nicht erreichende) Tenacität. Im eingetrockneten Zustande können die Tuberkelbacillen über viele Monate hin virulent bleiber (Koch, Schill und Fischer), Verf.2%) de Toma 269; allerdings tritt dabei allmählig eine Abnahme der Virulenz ein und in der Regel nach 6, (Schill u. Fischer) spätestens nach 9 S 10 Monaten (de Toma) erlischt die Infectionsfähigkeit der < trockneten Bacillen vollständig; bei gleichzeitiger Einwirkung etwa höherer Wärmegrade (30 bis 40° C.) scheint die Devirulescenz de letzteren noch schneller vor sich zu gehen, als bei Zimmertemperatu (de Toma, Völsch). Einmaliges, ja sogar doppeltes Aufkochen hel die Infectiosität der Tuberkelbacillen nicht auf (Schill u. Fischer Völsch); eine gewisse Abschwächung der pathogenen Wirkung ‚kraft ist freilich nach dem doppelten Aufkochen nicht zu verkenne (Völsch). Fünf Minuten langes Kochen tödtet indessen die Tuberke bacillen auch im sporenreichsten Zustand, wenn sie als künstlich Reinculturen, in Wasser suspendirt, der Procedur unterworfen we de h sicher (Fark); im Sputum scheinen sie, nach Versuchsergebnisse von Schill und Fischer zu schliessen, bisweilen selbst nac zehn Minuten langer Einwirkung der Kochhitze noch nicht vol- ständig abgetödtet zu werden; zwanzig Minuten langes Kochen zerstört sie aber auch im Sputum ganz sicher. Wasserdämpfe vo 100 °C. vernichteten die Tuberkelbacillen im frischen Sputum m 15 Minuten, im getrockneten erst nach 30 bis 60 Minuten langı Einwirkung (Schill und Fischer). Der Fäulniss leisteten in einem Versuche von Schill und Fischer mit phthisischem Sputum die Tuberkelbacillen 43 Tage lang Widerstand; Falk 2%”), Verf. 26 1 u - H.Fischer?6%), Völsch gelangten dagegen zu dem Resultat, dass ' schon ein mehrtägiger inniger Contract mit dem Fäulnissprocesse die Virulenz der Tuberkelbacillen herabzusetzen und schliesslich 4 zu vernichten vermag und zwar, wie Verf. ermittelt, bereits zu einer. Zeit, wo die Tuberkelbacillen in den der Fäulniss unter- B BE rfenen Prohsßisiihäilen noch in derselben Reichlichkeit, Form und Tinetionsvermögen, wie vor Eintritt der Fäulniss erhalten sind. ' Die Einwirkung der Verdaungssecrete, speciell des Magen- saftes, ertragen die Tuberkelbacillen, wie die künstlichen Ver- > dauungsexperimente Falk’s ?70), sowie die vielfachen, erfolgreichen E ütterungsversuche namentlich die ausnahmslos positiv ausgefallenen des Verf.’s?”t) und F. Fischer’s®??), in welchen dem Getränk oder ' dem Futter der Versuchsthiere (natürliche) Reinculturen von Tuber- _kelbacillen zugemischt wurden, ohne jeden nachweisbaren Schaden. 2 esinfectionsstoffen gegenüber sind die Tuberkelbacillen im allgemeinen nur von relativ mässiger Widerstandsfähigkeit; so en sie, wie Schill und Fischer in ihrer, oft erwähnten mfassenden, nach den Principien der Koch’schen Desinfections- versuche äurchgefilieten bezüglichen Untersuchung (deren Ergeb- ‚nisse im allgemeinen durch Cavagnis?”°) vollkommen bestätigt vurden) festgestellt haben, im Sputum, dessen reichlicher Gehalt. ı sporentragenden Tuberkelbacillen zuvor mikroskopisch nach- gewiesen war, durch dreiprocentige Carbolsäure nach 20stündiger äinwirkung vernichtet. Schon früher hatte Verf. ?7*) gefunden, ass eine nur kurzdauernde Imprägnation frischer Impftuberkel it zwei- bis dreiprocentiger Carbolsäurelösung die Contagiosität es genannten hochvirulenten Materials sicher aufhebt. Die Carbol- iure ist deswegen zur Desinfection des phthisischen Sputums in raxi sehr geeignet, muss jedoch zu diesem Behufe in etwas kerer Concentration (5 %) angewendet werden, falls man mit öglichst geringen Quantitäten der Desinfectionsflüssigkeit und jöglichst wenig umständlich das Ziel erreichen will (Uebergiessen s Sputums mit der gleichen Menge 5procentiger Carbolsäure 1 sofortiges einmaliges Umrühren; dann 24 Stunden stehen sen !). Sublimat erwies sich zur Desinfection der phthisischen smassen im Grossen als unbrauchbar, jedoch nicht des- lb, weil die Tuberkelbacillen eine besondere Resistenz gegen ss stärkste aller Bacteriengifte besessen hätten, sondern weil in Folge der Berührung des Sublimats mit den Sputum- ssen sofort eine Gerinnungsschicht an der Oberfläche bildet, $ (5) TEEN Tg EEE TEC KETTE TR en an oe ‘2 a el 2 Shen d- 4 — 50 ° — welche das Eindringen des Desinficiens in die tieferen Theile ver- hindert. In den Versuchen von Cavagnis stellte sich übrigens, wie wir nur beiläufig erwähnen wollen, der Desinfectionseffect des” Sublimats auf phthisisches Sputum etwas günstiger heraus, als in : den Experimenten von Schill und Fischer. Im pulverisirten Sputum wurden die Bacillen schon durch Sublimatlösung 1: 5000 (in 20 Stunden) abgetödtet. Nach mehr beiläufigen Versuchen, de Verf. anstellte, bewirkt Sublimatlösung 1: 1000 schon in ganz kurzer Zeit eine Vernichtung der (sporenhaltigen) Tuberkelbacillen. Erwähnt sei noch, dass Schill und Fischer ausser durch Carbol- säure auch noch mittels absoluten Alkohols, gesättigter wässriger” Salicylsäurelösung, Essigsäure, Liquor Ammonii caustici, gesättigtem” (3procentigem) Anilinwasser, den bei Zimmertemperatur sich ent- wickelnden Dämpfen von Anilinöl eine Desinfection des phthi- sischen Sputums (nach 20stündiger Einwirkung) herbeizuführen vermochten. Theoretisch sind diese Resultate von Interesse, als sie die relativ geringe Widerstandsfähigkeit der (sporenhal- tigen) Tuberkelbacillen gegen chemische Desinfectionsstoffe weite hin bezeugen; in der Praxis dürfte jedoch wohl keines deı genannten Mittel zwecks Desinfection der phthischen Sputa die Sprocentige Carbolsäure, zwecks Desinfection der Kleidungs- stücke etc. von Phthisikern die Anwendung der Desinfectior durch strömenden Wasserdampf zu verdrängen bestimmt seir Eine besondere kurze Besprechung verdient die, viel discutirt Frage nach der antituberkulösen Wirksamkeit des Jodoforms Auf Grund klinischer Beobachtungen wurde eine solche von dem meisten Chirurgen mit aller Bestimmtheit angenommen. Ber sonders warm traten in Deutschland v. Mosetig-Moorhof und Mikulicz, in Frankreich Verneuil, Terillon u. A. für die Heilwirkung des Jodoforms auf externe tuberkulöse Processe ein, | Auch von der innerlichen Anwendung des genannten Mittels glaubte man günstige Erfolge gesehen zu haben und namentlich m Frankreich wurde dasselbe in letzter Zeit vielfach als Curativum- gegen Phthise angepriesen und gebraucht. Seitens der Experimental pathologie erhielt die Annahme von der antituberkulösen Wirkung des Jodoforms zunächst eine gewisse Stütze durch die Un suchungen von Verf. und E. Marchand?”5) über den Einfluss des Jodoforms auf die Wundheilung, aus denen hervorging, das das Jodoform in Wunden, welche die wirksamen Bedingungen zur Entstehung von reichlichen epithelioiden und Riesenzellen enthalten, — 51 — die Bildung der genannten Elemente zu unterdrücken im Stande ist. Handelte es sich in diesen Experimenten auch nicht um tuber- ‚kulös infieirte Wunden, sondern um solche, in welchen durch Einführung nichtspecifischer Fremdkörper (Seidenfäden, Kaninchen- haare) eine Veranlassung zur Entstehung der genannten, der nor- malen Wundheilung fremden Zellformationen gegeben war, so ' lieferten die Experimente doch immerhin die Möglichkeit einer Er- klärung für die von den Chirurgen angenommenen günstigen therapeutischen Erfolge der Jodoform-Application in und auf tuber- ulöse Gewebe, indem sie die Vermuthung -begründet erscheinen iessen, dass das Jodoform dahin wirke, den grosszelligen, „fun- sösen“ Charakter der tuberkulösen Granulationen gewissermaassen ‚umzustimmen“ und in das Verhalten normaler Granulationen berzuführen. Ob das Jodoform ausserdem auch einen feindlichen . üinfluss auf die Urheber der tuberkulösen Processe, auf die Tuberkel- acillen auszuüben befähigt sei, durch welch letztere Eigenschaft s erst den Werth eines wirklichen, eines radicalen Heilmittels gegen die Tuberkulose erhalten hätte, blieb direct hierüber anzu- ‚stellenden Untersuchungen zu entscheiden vorbehalten. Seitdem Koch experimentell gezeigt, dass das Jod ein eminentes Bacteriengift tt und Binz gelehrt hatte, dass in Berührung mit den lebenden eweben aus dem Jodoform Jod abgespalten würde, meinte man es uch ohne directen Beweis als festgestellt betrachten zu dürfen, iss das Jodoform bei localer Application in tuberkulöse Heerde e darin vorhandenen Tuberkelbacillen zu zerstören vermöge. So sprach z. B. der bekannte französische Chirurg Verneuil, welcher e von Mikuliez inaugurirten Jodoforminjectionen in tuber- ılöse Heerde vielfältig anwandte, offenbar einfach auf jene aprio- tischen Gründe gestützt, den Satz aus: „Le jodoforme est un para- icide excellent, qui empäche le developpement des bacilles tuber- eux“. Durch die Experimente von Verf.??°) und von Kunz ?””), vie durch die späteren von Rovsing?”®) ist nun aber der ab- ut sichere Nachweis geführt worden, dass das Jodoform lkommen unfähig ist, die Entwicklung der Tuberkel- eillen innerhalb des lebenden Körpers zu ver- ndern. Wenn Bruns und Nauwerck?”°) sowohl durch die rraschend günstigen Heilerfolge, welche auch sie bei der Be- dlung ‚kalter (tuberkulöser) Abscesse’ mittels Jodoforminjectionen verzeichnen hatten, als namentlich auch durch die Resultate r vergleichenden mikroskopischen Untersuchungen der Wan- — 532 — dungen von unbehandelten und behandelten tuberkulösen Abscessen, den Beweis geliefert zu haben meinen, dass das Jodoform die” Bacillen in den tuberkulösen Abscessmembranen tödtet, so können - wir diesen Beweis nicht als einwandsfrei erachten. Erstens dürfte h es wegen der stets sehr geringen und in den einzelnen Fällen er- heblich wechselnden Zahl von Bacillen, welche überhaupt in den tuberkulösen Abscesswänden gefunden werden, ungemein schwierig sein, sicher auf eine Verminderung dieser Zahl in den be- handelten Abscessen zu schliessen. Wenn aber trotzdem nicht ge- leugnet werden soll und kann, dass in den der Heilung sich zu- wendenden Fällen allmählig die Bacillen an Zahl abnehmen und schliesslich ganz verschwinden, so beweisen die Beobachtungen der genannten Forscher doch nicht, dass das Jodoform die Abnahme” und den schliesslichen Untergang der Bacillen bewirkt habe, denn Bruns injieirt ja nicht reines Jodoform in die Abscesshöhlen, sondern Mischungen desselben mit Glycerin und Alkohol. Nun wissen wir aber von dem letzteren Mittel ganz bestimmt (s. 0.), dass es ein starkes Gift für die Tuberkelbacillen ist und auch das Glycerin dürfte nicht ohne weiteres von jeder antibacillären Wir- kung freizusprechen sein. Weiterhin muss wohl bei diesen „Jodo- form-Heilungen“ tuberkulöser Abscesse in Betracht gezogen werden, dass die Tuberkelbacillen in den kalten Abscessen an und für sich eine relativ geringe Lebens- und Wucherungs-Energie besitzen. Die verhältnissmässig sehr unbedeutende Malignität dieser Heerde. die sehr spärliche Zahl von Bacillen darin zeugen dafür wohl un abweislich. Vielleicht sind demnach letztere schon von selbst auf dem besten Wege abzusterben und es bedarf nur der Entfernung des käsigen Abscessinhaltes (welcher möglicherweise direct oder indirect - durch Unterhaltung einer entzündlichen Reizung, die Ernährung der decrepiden Bacillen begünstigt, oder vielleicht sogar durch neue Autoinoculationen seitens ihm beigemengter Bacillen oder Sporen den bacillären Process nicht zur Ruhe kommen lässt), um dem Leiden ein Ende zu machen. Zu Gunsten dieser Deutung spricht, dass Beely?®) durch einfache Punction der kalten Abscesse schnelle Heilungen derselben bewirkt hat. Sollten aber auch weitere Untersuchungen einen Antheil der Jodoformwirkung an den Heilerfolgen der ‚Jodoforminjectionen’ sicherer erweisen, als es zur Zeit der Fall ist, so wird es sich hierbei immer nur um indi- recte Beeinflussungen dieses Stoffes auf die Tuberkelbacillen — etwa in dem Sinne, dass das Jodoform durch die ihm ja zweifellos a - zukommende (s. 0.) Hemmungswirkung auf die Gewebszellenproli- r erationen, den Tuberkelbacillen, die wie wir sehen werden be- sonders gern in den protoplasmareichen epithelioiden und Riesen- _ Zellen des Tuberkels wachsen, den günstigen Nährboden entzieht ö —_ nicht aber um das Baraltäi einer directen antibacillären (Gift-) Wirkung handeln können. Denn ein Desinfectionsstoff ist das Jodoform als solches für die Tuberkelbacillen ebenso wenig wie f ir die meisten anderen pathogenen Mikroorganismen — das be- weisen die oben erwähnten einschlägigen Experimente unwider- P' Teelich. Bei den Mittheilungen über die Widerstandsfähigkeit der Tu- berkelbacillen ist Ihnen gewiss aufgefallen, dass wir nicht, wie bei anderen Bacillen mit endogener Sporenbildung, z. B. die Milihrend: 1 jacillen, die Resistenz der sporenfreien Bacillen gesondert von 13 erjenigen der sporenhaltigen Bacillen resp. der freien Bacillen- | u. besprochen haben. Es rührt dies daher, dass die meisten Experimente an gemischtem Material EN worden sind und dies hat wieder seinen Grund darin, dass es sehr schwierig ist, gänzlich sporenfreies Bacillen-Material zu gewinnen. Um die zu ‚den betreffenden Versuchen nöthigen Massen von Bacillen zu er- ‚halten, muss man die Impftuberkel resp. die künstlichen Culturen twas über die ersten Anfänge hinauswachsen lassen und dann ge- ‚schieht es gar leicht, dass der richtige Zeitpunkt verpasst wird nd die Bacillen bereits mehr oder minder reichlich in das Sporen- adium eingetreten sind. Man war nun a priori gewiss berechtigt, ie immerhin bedeutende Resistenz, welche die Tuberkelmikroor- anismen den schädlichen Einflüssen der Eintrocknung, der Er- tzung, der Magenverdauung, der Fäulniss, der Desinficientia in n betreffenden Experimenten entgegengesetzten, auf die in dem ‘obematerial enthaltenen Sporen der Tuberkelbacillen zu be- hen, da alle anderweitigen, auf ihre Tenacität hin geprüften enfreie Bacillen, speciell die, das classische Vergleichsobject Idenden sporenfreien Milzbrandstäbchen, sich von ungleich ge- igerer Widerstandskraft erwiesen hatten. Nähere Nachforschungen, ‚die einer Vertiefung und Erweiterung allerdings noch sehr be- & rfen, haben jedoch ergeben, dass die weite Kluft zwischen dem - Sistenzvermögen von sporenfreien und sporenhaltigen Organisa- iszuständen, wie sie bei anderen Bacillen, speciell den Milzbrand- illen, vor Augen tritt, bei den Tuberkelbacterien nicht existirt. ‚konnten zunächst Verf. und Fischer, contra Wesener?®!), EEE EEE TRITT TEEN Pi pn — 554 — welcher experimentell die entgegengesetzte Anschauung begründet zu haben meinte, feststellen, dass die Tuberkelbacillen auch im sporenfreien Zustand die Sphäre der normalen Magenverdauung zu überwinden und infectionstüchtig in den Darmkanal einzudrin- gen vermögen. In dieser ihrer Differenz zu dem Verhalten der Milzbrandbacillen stehen allerdings die Tuberkelbaeillen keines- wegs so vereinzelt da, wie man bis vor kurzem wohl ziemlich allgemein geglaubt hat; es scheinen vielmehr, wie Sie sich aus £ verschiedentlichen bezüglichen Angaben unserer Vorlesungen er- innern, die meisten Bacterien auch ohne das Schutzmittel der” Sporenbildung den Magen ungefährdet passiren zu können. So- dann ermittelte aber Völschh in seiner Ihnen mehrfach genannten Arbeit, dass die sporenfreien Tuberkelbacillen auch gegen Ein- troknung sowie gegen Erhitzung — weder 10tägige Trockniss noch doppeltes Aufkochen vernichtete sie —- über einen Grad von Resistenz verfügen, wie er nicht nur bei sporenfreien Milzbrand-, sondern überhaupt allen auf ihre Tenacität geprüften sporenfreien Bacillen nicht seines Gleichen hat. Andererseits sind in der nach längerer Eintrocknung erfolgenden Abnahme der Virulenz, die m der Regel bereits nach Halbjahresfrist allmählig bis zum voll- ständigen Virulenzverluste gediehen ist, sowie in der Abtödtung durch 20stündigen Contact mit 3procentiger Carbolsäure und vollends absolutem Alkohol Erscheinungen seitens der sporenhaltiger Tuberkelbacillen gegeben, welche, wenn man den fast unbegrenzten Widerstand der Milzbrandsporen gegenüber den genannten Agentien dagegenhält, fast daran zweifeln lassen könnten, ob die Tuberkel- bacillen des Besitzes einer echten endogenen Sporenbildung sich” rühmen können. Auch das Verhalten zur Fäulniss deckt sich nicht mit den bezüglichen Erscheinungen bei den Milzbrandbacillen, die im sporenhaltigen Zustande Monate lang unverändert in fauligen Flüssigkeiten ihre Virulenz bewahren, während dies bei den Tu- berkelbacillen jedenfalls recht häufig nicht der Fall ist, und die im sporenfreien Zustande ziemlich rasch durch den Fäulnissprocess” vollständig zerstört werden, während die sporenfreien Tuberkel: | bacillen lange Zeit in den Faulflüssigkeiten der äusseren Gestalt” nach erhalten bleiben, trotzdem aber ihrer Virulenz beraubt seit können. Wir sehen aus alledem, dass die Tuberkelbacillen, ähn- lich wie in Betreff ihrer Farbenreaction, so auch hinsichtlich ihrer Tenacitätsverhältnisse eine recht aparte Stellung unter den übrigen Bacterien einnehmen; möglicherweise ist dasjenige Moment, in f — 55 — E welchem wir höchst wahrscheinlich den Grund für das eigenthüm- liche Färbungsverhalten der Tuberkelbacillen zu suchen haben, nämlich die Ausstattung mit einer wenig durchlässigen und auch sonst sehr resistenten Hülle, auch für die besondere Widerstands- i fähigkeit der sporenfreien Bacillen, gegenüber schädlichen das d Leben des Bacterienprotoplasmas bedrohenden Einflüssen, maass- gebend. Wenn wir uns nunmehr zu dem pathogenen Verhalten der Tuberkelbacillen wenden, se sind wir hier glücklicherweise nicht ‚allein darauf angewiesen, uns auf dem weitläufigen und nicht ge- nügend sicheren Wege der Untersuchung von menschlichen Leichen u and Leichentheilen ein Bild über die Wirkungsweise und die Ver- Re preitung der specifischen Mikroorganismen innerhalb des inficirten ‚Körpers zusammenzusetzen, sondern wir sind durch Reproduction ‚der Tuberkulose bei Vileikbeiitieren in der Lage, die Entwicklung und Verbreitung des tuberkulösen Processes Schritt für Schritt zu verfolgen und damit in die Möglichkeit versetzt, einen directen ‚Einblick in die Pathogenese unserer Krankheit zu gewinnen. ‚Vor der Entdeckung der specifischen Tuberkelbacillen einerseits, der ‚karyokinetischen Figuren’ andererseits, bot jedoch auch der letztgenannte Weg der Untersuchung nicht die nöthige Gewähr der Sicherheit; denn ohne Kenntniss der specifischen Erreger des | 'ocesses konnte es leicht geschehen (und ist in der That auch geschehen), dass, da der Beobachtung die leitenden Gesichts- und R BE ies-Punkte fehlten, indifferente den specifischen Process be- leitende Zeiten für Anfänge der Tuberkelbildung und um ngekehrt angesprochen wurden und erst durch die Kenntniss der karyokinetischen Figuren als untrügliches Kennzeichen des Kern- und Zell-Proliferationsprocesses war die Möglichkeit gegeben, den sprung der zelligen Elemente des Tuberkels positiv festzustellen. ter Benutzung dieser beiden Wegweiser, der Tuberkelbacillen einerseits und der karyokinetischen Figuren andererseits hat Vert.”#?) das bis dahin so gut wie ungelöste Problem der Histogenese s tuberkulösen Processes in Angriff genommen und das- be, wie er glaubt, in den Hauptpunkten definitiv erledigt. Im eresse der Sache sei darauf hingewiesen, dass Cornil?®®), der issgebende Vertreter der französischen pathologisch-anatomischen ule, nicht nur die objectiven bezüglichen Beobachtungen des r1.’s, durchaus bestätigt, sondern sich auch den Auffassungen des- en im Ganzen wie im Einzelnen rückhaltslos angeschlossen hat, — 556 — Den Bedenken, die neuestens Arnold ?°*), ohne unsere Unter- suchungen direct nachzuprüfen, von anderweitigen Resultaten eigener Beobachtung ausgehend, gegen einen wesentlichen Punkt in den Ergebnissen unserer Untersuchung erhoben hat, werden wir an der geeigneten Stelle unserer Darlegung zu begegnen in der Lage sein. Die genannten Untersuchungen lieferten, wie aus Folgendem sich ergeben wird, zugleich den augenscheinlichsten und über- zeugendsten Beweis der specifisch-pathogenen Bedeutung der Tu- berkelbaecillen. | Es möge nun in:aller Kürze über die wesentlichsten Resultate ef der in Rede stehenden Untersuchungen berichtet sein: | Ueberträgt man kleine Stückchen tuberkelbaecillenhalti- gen tuberkulösen Gewebes, gleichviel ob vom Menschen oder vom Thiere stammend, in die vordere Augenkammer von Kaninchen, so entwickelt sich danach mit unvermeidlicher Consequenz eine echte Tuberkulose des inficirten Bulbus und ev. auch des Gesammt-" körpers, während, im Falle das verimpfte Gewebsstückchen keine Bacillen enthält, jede Tuberkulose ausnahmslos ausbleibt ?%°). Diese beiden Thatsachen beweisen allein schon ganz sicher, dass die Entwicklung des tuberkulösen Processes mit Nothwendigkeit die Gegenwart von Tuberkelbacillen gebunden ist, dass ohn Tuberkelbacillen keine Tuberkulose erzeugt werde kann. Den unmittelbaren Beweis dafür, dass es ausschlies lich die nur in tuberkulösen Substanzen vorhandenen Tuberke bacillen sind, welche als Erreger des tuberkulösen Processes fuı siren, erhält man aber erst durch Untersuchung der in kurz auf eir ander folgenden Zeiträumen den lebenden Thieren exstirpirten, inf cirten Bulbi und der secundär erkrankten Organe. Nach geeignet Vorbereitung mit geeigneten Methoden constatirt man zuvörder in den inficirten Bulbis folgende, mit gesetzmässiger Constanz sic abwickelnde Reihe von Erscheinungen: ? In den ersten Tagen ist, abgesehen von den an den Operations act sich direct anschliessenden histologischen Vorgängen, wel die Vernarbung der Hornhautwunde und die Abkapselung des eiı gebrachten Fremdkörpers einleiten, in den präexistirenden Gewebe nicht die geringste Veränderung wahrzunehmen; dagegen mach sich innerhalb des von Wanderzellen in stetig zunehmender Zal durchsetzten, theilweise oder ganz dem Kernschwund (W eiger % Coagulationenekröse) verfallenden Impfstückchens eine scho vom zweiten Tage ab deutlich hervortretende, mit jedem nächst L | — 557 — Tage profuser sich entfaltende Vermehrung der einge- schlossenen Bacillen bemerklich, welche den Ausgangspunkt _ aller weiteren Erscheinungen bilde. Von dieser primären An- ei siedlungs- und Brut-Stätte aus durchsetzen und durchwuchern näm- F lich die neugebildeten Bacillen zunächst die junge Granulations- kapsel im Umfang des incorporirten Fremdkörpers; von hier aus BegT. BegrT. I try er EREREEETETENETTN An 64. Senkrechter Durchschnitt durch die vordere Augenkammer des Kaninchens, 6 Tage nach Be pscher) Einführung eines tuberkelbacillenhaltigen Gewebsfragmentes, welcher das ingen der (blaugefärbten) Tuberkelbacillen in das histologisch intacte Iris- und Horn- haut-Gewebe illustrirt. Alkohol-Präparat; Färbung mit Methylviolett und Vesuvin nach Ehrlich’s Methode, Zeiss Obj. BB, Ocul. 1 (7Öfache Vergrösserung) ; Bacillen nach dem bei Oelimmersion Yıa Z gesehenen Bilde verkleinert eingetragen. T.F.— Tuberkulöser Fremdkörper. Gr.K.— Granulationskapsel im Umfang desselben. Beg.T. = Beginn der Tuberkel. N. = Narbengewebsstreif der Corneoskleralgrenze (der Invasionswunde behufs Importation des tuberkulösen Fremdkörpers entsprechend). Sk. = Sklera. I.=lris. C.M. = Ciliarmuskel. ngen sie, nachdem sie sich in erstaunlicher Massenhaftigkeit innerhalb dieser jungen Gewebsformation angehäuft, in das an- grenzende Iris- und Hornhaut-Gewebe hinein (vergl. Figur 64). Am fünften Tage bereits sind verstreute Exemplare von Tuberkel- öillen in den der Impfstelle nächstgelegenen Abschnitten der ge- inten beiden Membranen, theils frei innerhalb der Intercellular- substanz, theils innerhalb der fixen Gewebszellen lagernd , nach- Baumgarten, Mykologie. 36 — 5585 — zuweisen, ohne dass die histologische Textur der invadirten Bezirke (an Alkoholpräparaten, s. später) auch nur die geringste Ab- weichung von der Norm zu erkennen giebt (vergl. Figuren 64 und 65). Feinkörnige Massen irgend welcher Art?®°), oder sonst welche ° andere, morphologisch erkennbare, den präexistirenden Geweben Ep. 65. (Behandlung und Färbung des Präparates wie bei Figur 64.) Zeiss, homog. Immers. Yo, Ocul. 3. Vergrösserung ca. 700fach. = Durchschnitt durch das invadirte Irisgewebe (6. Tag) bei stärkerer Vergrösserung, um die Verbreitung und Lagerung der Bacillen in den fixen Gewebszellen und der Intercellular- substanz der fast allerorts histologisch völlig integren Iristextur zu zeigen. Bei Beg.T., an Stelle eines kleinen Bacillennestes, beginnende Tuberkelentwicklung. E = vorderes Endothel der Iris. P = Parenchym der Iris. Ep. — hinteres, doppelschich- - tiges Epithel der Iris. Gf. — Gefässe der Iris. fremde Dinge sind, ausser den Tuberkelbacillen, nirgends im Be reiche des Untersuchungsgebietes in der Horn- und Regenbogen Haut weder jetzt, noch, im Voraus gesagt, in irgend einem spätere! Termine der Erkrankung, zu entdecken. Am sechsten Tage siel man schon sehr zahlreiche Bacillen in Cornea und Iris, dere histologische Structur auch jetzt dabei (an Alkoholpräparaten) durchweg unverändert sich zeigt; nur an einzelnen Stellen, un zwar stets nur an solchen, wo die Bacillen in dichteren Haufen ’ en Ep liegen, treten bisweilen schon jetzt innerhalb der von - diesen Haufen besetzten Gewebsbezirke neugebildete Zellen auf, welche (so gut wie sämmtlich) nicht den Charakter BE pioser Blut- und Lymph-Körperchen, sondern den _Habitus epithelioider Zellen besitzen — die ersten _ Anfänge der specifischen Tuberkelentwicklung (vergl. _ Figuren 64 und 65 bei Beg. T). Mit jedem nächsten Tage wird nun die - Schaar der eindringenden Bacillen grösser, je näher der Impfstelle desto dichter, je entfernter von derselben desto spärlicher liegen sie. _ Während den spärlichen bacillären Einlagerungen entsprechend das _ Gewebe (an Alkoholpräparaten) keine histologischen Veränderungen zeigt, treten, je näher der Impfstelle, mit kleineren oder grösseren nesterartigen Aggregationen der Bacillen sich deckend, kleinere oder grössere Epithelioidzellenheerde auf, bis schliesslich hart an der Implantationsstelle mit der daselbst vorhandenen schwarm- ähnlichen Ausbreitung der Bacillen-Invasion eine mehr diffuse, vor- nehmlich aus epithelioiden Zellen zusammengesetzte zellige Neopla- ‘sie congruirt. Die Entstehungsweise der hier vor unser Auge tretenden primitiven tuberkulösen Zellheerde aufzuklären, erreicht man mittels des üblichen Verfahrens (Alkoholhärtung, Ehrlich - ‚sche Färbemethode) nicht; es bedarf hierzu erstens der Anwen- a ung solcher Härtungsflüssigkeiten, welche die karyokinetischen Figuren gut zur Anschauung bringen, ohne die gleichzeitige i jacillenfärbung zu verhindern (0,2procentige Chromsäure wässrige | Pikrinsäure-Lösung) und zweitens der Application einer schonenderen Bacillen-Färbemethode, als es das vorschriftsmässig gehandhabte ‚hrlich’sche Verfahren ist: entweder der Doppelfärbung in ein- fach wässrigen oder verdünnt alkoholischen Lösungen von kern- färbenden Anilinfarbstoffen [Verf.?°”)] oder, zweckmässiger noch, ıes modificirten Färbungsverfahrens nach den Principien der Ehrlich’schen Methode?®®). Mit Hilfe der genannten Präpara- ionsverfahren begegnet man nun schon am fünften, sechsten Tage, die entsprechenden Alkohol-Präparate, abgesehen von den er- } ıten etwaigen vereinzelten in der ersten Entwicklung begriffenen erkelheerdehen noch keinerlei Abweichungen von der normalen | uctur zu erkennen geben (s. 0.) vereinzelten Karyokinesen r gen Zellkörper innerhalb der von den Bacillen inva- on Territorien des Iris- und Corneal-Parenchyms. Ein reich- eres Auftreten karyokinetischer Figuren an den fixen Gewebs- =n ist jedoch erst etwas später (am siebenten bis achten Tage 36* ; Au as s = — der Versuchsserien mit Impftuberkeln) zu constatiren, wenn die | Bacillen anfangen, sich in nächster Nachbarschaft der Impfstelle ” zu grösseren zusammenhängenden Schwärmen und etwas entfernter 7 davon zu grösseren oder kleineren, mehr umschriebenen Nestern zu gruppiren. Trifft man gerade > richtigen Zeitpunkt ?®°) mit Durehschnitt durch die Stelle der Iris, woselbst der tuberkulöse Fremdkörper gelegen hatte; der letztere ist auf unserer Abbildung nicht mitgezeichnet. Neunter Tag post inoculationem. B- Chromsäurepräparat ; Färbung nach modifieirter Ehrlich'scher Methode; Bacillenfärbung “4 mittels Anilinwasser-Methylviolett, Gewebsfärbung mittels essigsaurem Vesuvin. Zeiss, homog. Immersion 1a, Oeul. 3. aha wei | 700fach. Karyokinesis (K) der fixen Gewebszellen der Iris im Bereiche der Implantationsstelle des tuberkulösen Fremdkörpers (Impl.) und in dem an dieselbe angenzenden Bezirke; dif- fuse Neubildung von Epithelioidzellen in ersterer, heerdförmige solcher in letzterem, inc Beg.T. beginnender Tuberkel. K.i.G. — — Karyokinesis am Gefässendothel. K.i.E.—Ka 3 kinesis am hinteren Epithel der Iris. Die intensiv schwarzen kleinen runden, einfac be und mehrfachen Kerne entsprechen Kernen von Leukocyten. der Herausnahme der inficirten Bulbustheile, so findet man di grössere Zahl der in diese Schwärme und Nester eingeschlossenen — 561 — Elemente der Gefässwandungen und der Epithelien der hinteren Irisfläche in Karyokinese begriffen (vergl. Figur 66). Es gelingt, wenn man zahlreiche derartige Präparate mustert, sämmtliche der von Flemming als typisch erkannte Stadien der indirecten Kern- theilung, von der Knäuelform des Mutterkerns bis rückläufig zu den Knäuelformen der Tochterkerne zu Gesicht zu bekommen; am häufigsten freilich begegnet man den Sternformen, besonders den einfachen Sternen, etwas seltener als diesen den Doppelsternen, ein Verhalten, welches dadurch verständlich wird, dass nach Flemming die Sternform den am längsten dauernden Zustand der Karyokinese darstellt. Die meisten der in Kerntheilung be- griffenen präexistirenden Bindegewebszellen und Gefässendothelien zeigen eine Umwandlung des platten Zellleibes in rundliche kubische oder polygonale Protoplasmakörper. Untersucht man nun 12 bis 24 Stunden später, so findet man sowohl im Bereiche der diffusen, gleichmässig dichten Bacilleninfiltration an der Implantationsstelle des Impfstückchens (Impl., Figur 66) als auch inmitten der heerd- förmigen Bacillenansammlungen, welche sich in mehr oder minder weiter Entfernung von dieser Stelle im Irisgewebe entwickelt haben (Beg. T., Figur 66) zahlreiche neugebildete protoplasmareiche Dithelioide Zellkörper — die Brut der der karyokinetischen Thei- lung unterlegenen fixen Gewebszellen. Die Karyokinesen sind um diese Zeit noch zahlreicher zu finden, als vorher und betreffen nun auch die neugebildeten epithelioiden Gewebszellen. An den im Implantationsbezirk um diese Zeit bereits etwas reichlicher, in den heerdförmigen Epithelioidzellen-Ansammlungen dagegen nur ganz vereinzelt da und dort vorhandenen Wanderzellen (emigrirten farb- losen Blutkörperchen) — welche sich durch die Kleinheit, runde orm und intensive Tinction ihrer Kerne, sowie durch den weit geringeren Umfang des Be elasmsleibes, der bei den in der Veberzahl vorhandenen einkernigen Formen sogar fast ganz fehlt aackte” einkernige Leukocyten), von den mit grossen ovalen, äschenförmigen’, blass tingirten Kernen versehenen umfang- ichen Epithelioidzellen auf das schärfste unterscheiden — ist icht die geringste Andeutung einer karyokinetischen Figur zu ecken. — Ganz analog wie in der Iris, gestalten sich die /erhältnisse in der Cornea. Die, die aniren Tuberkel- formationen der Iris und Cornen (so gut wie) ausschliesslich usammensetzenden neugebildeten Epithelioidzellen ent- stehen also ausschliesslich durch eine mittels Karyokinese — 52 — erfolgende Wucherung der fixen Gewebszellen der ge- nannten Membranen, vorzugsweise der eigentlichen fixen Binde- sewebszellen, gleichzeitig aber auch der fixen Zellen der Gefäss- wandungen, in der Iris auch derjenigen des vorderen Endothels” und des hinteren Epithels der Iris. Was das Verhältniss der Bacillen zu den in Karyokinese begriffenen Zellen anlangt, so ist ein nicht geringer Theil der letzteren mit einem, zwei oder (seltener) mehre- ren Bacillen ausgestattet; an Zellen, welche sehr viele Bacillen ein- schliessen, sind jedoch keine Karyokinesen zu beobachten. Da die Bacillen von vorn herein z. Th. in den fixen Zellen liegen, so kann ihr Vorhandensein in den in Karyokinese begriffenen Zell- körpern schon aus diesem Grunde nicht überraschen; ein andereı Theil der Bacillen kann aber auch erst nachträglich in die wuchern den Zellen hineingerathen sein, entweder dadurch, dass der an schwellende Protoplasmakörper der Zellen die frei in den Saftlücken liegenden Bacillen umfasst und einschliesst, oder dadurch, dass die” wuchernden Bacillen theilweise in die sich vergrössernden Zellleiber hineinwachsen. — Allmählig verbreiten sich nun die Bacillen vom dem Impfbezirk aus über die gesammte Iris und einen mehr ode minder grossen Theil der Hornhaut. Wie das anfängliche Ein dringen, so wird auch diese weitere Verbreitung im wesentlicheı nicht, wie Koch hypothetisch angenommen hatte, durch Wander zellen, welche die Bacillen aufnähmen und forttrügen, vermittelt Unsere Präparate lassen darüber nicht den geringsten Zweifel, das: die das Gewebe invadirenden Bacillen anfänglich entweder frei i der Intercellularsubstanz resp. den Saftlücken oder in den fixen Gewebszellen liegen (vergl. die Figuren 64 und 65), also ohne Hilfe der Wanderzellen in’s Gewebe eingedrungen sind. Da die Tuberke- bacillen, wie wir wissen, keine Eigenbewegung besitzen und da der Transport durch Wanderzellen hier ausgeschlossen ist, so kann das’ Eindringen und die Verbreitung der Bacillen in’s und im Geweb: im vorliegenden Falle nur mittels der Wachsthumsbewegung der Bacillen einerseits und der Fortschleppung durch die Saftströmun; andererseits erfolgt sein. Dass die genannten beiden Kräfte aus- reichen, den Einbruch und die weitere Vertheilung der Bacillen im Gewebe zu erklären, kann von vorn herein gewiss nicht bezweifelt werden. Sehen wir doch, dass auch der in die vordere Augen kammer von Kaninchen importirte Zinnober, falls die Einfüh- rung desselben, wie dies in den bezüglichen unter aseptischen Cau- telen ausgeführten Versuchen des V erf.’s?°°) der Fall war, keinerlei | — 563 — entzündliche Reaction hervorruft, als freier Farbstoff in das Pa- 'enchym der Iris eindringt, sich theils in der Intercellularsubstanz, heils in den fixen Stromazellen ablagernd. Hier ‘genügen also allein schon die rein physikalischen Kräfte, um die Einschleppung und Fortbewegung der corpusculären Elemente zu bewirken, wäh- Durchschnitt durch einen in der Entwicklung begriffenen Tuberkel des Irisrandes, die Entstehung durch mittels Karyokinese eingeleiteter Wucherung der präexistirenden fixen B Be eemobezellen sowie der neugebildeten Epithelioidzellen illustrirend; die Bacillen als feine blaue Stäbchen sichtbar, durch ihre räumliche Vertheilung den Umfang der Tuberkel- bildung bestimmend; zehnter Tag post inoculationem. Herstellung des Präparates und Vergrösserung wie bei Figur 66. K — Karyokinetische Figuren. L== Wanderzellen. G= Gefässe. G.m.J. = Gefäss mit j \ Blut gefüllt. d den Tuberkelbaeillen noch das vitale Moment ihrer Wachs- nsbewegung für das in Rede stehende Geschehen zu Hilfe kommt. un nun aber auch nach unseren Versuchen als ausgemacht en muss, dass die Wanderzellen keine nothwendige Rolle dem Eindringen und der Verbreitung der Bacillen in’s und im nden Gewebe spielen, so schliesst dies doch das gelegent- ıes Vorkommen einer Verschleppung der Bacillen durch Wander- n nicht ganz aus; so findet man z. B. in den späteren Stadien Iris- und Corneal-Tuberkulose unter den daselbst immer reich- — 564 — licher innerhalb des infieirten Parenchyms sich ansammelnden Wanderzellen auch etliche, welche Bacillen in ihrem Leibe tragen; dass solche bacillenhaltigen Wanderzellen die Bacillen noch eine mehr oder minder weite Strecke fortschleppen, kann natürlich nicht geleugnet werden. Wenn man ohne die nöthigen Cautelen operirt und dadurch incorrecter Weise gleich anfangs eine stärkere zellige Infiltration oder gar Eiterung in den invadirten Geweben erhält, Abgegrenzter Epithelioidzellentuberkel der Iris. Karyokinesen nur noch am Rande und relativ spärlich. Herstellung des Präparates und Vergrösserung wie bei Figur 70. wie dies in den Versuchen von Babes 2%!) und noch mehr in den- jenigen von Metschnikoff?%2) der Fall gewesen zu sein schein | wird man auch ab initio bacillenhaltige Leukocyten zu sehen b | kommen und hierdurch zu dem irrigen Schluss verleitet werde: können, dass der Transport durch Wanderzellen eine wesentliche Rolle bei der Invasion der Tuberkelbacillen spiele. — Bei ihı weiteren Verbreitung in den vorderen Augenmembranen bilden nu | die Tuberkelbacillen in der Folge an den verschiedensten Stellen ' der ersteren wiederum ebensolche Schwärme oder Nester, wie $ anfänglich nur in der Nähe der Infectionsstelle gefunden werden und diesen Schwärmen und Nestern entsprechend entstehen alsbald auch mit ihnen räumlich sich deckende mehr diffuse oder heer« | = — 565 — förmige Epithelioidzellenansammlungen. Dass der Entwicklungs- modus dieser späteren Tuberkelformationen ganz derselbe ist, wie derjenige der früheren, lehrt unsere Figur 67, welche einen Durch- schnitt durch einen schon etwas grösser gewordenen, entfernt von der mpfstelle aufgewachsenen Tuberkelheerd darstellt. Während nun im weiteren Verlaufe der Tuberkelentwicklung die Zahl der Bacillen in den neugebildeten Zellheerden immermehr zunimmt, nimmt ‚die Zahl der karyokinetischen Figuren daselbst immer mehr ab ind es tritt schliesslich ein völliger Stillstand der Karyokinese ein. Dagegen vergrössert sich unterdess der Leib der Epithelioid- ellen erheblich und es erscheinen nun auch 2 bis 3 kernige Epithelioidzellen; zur Bildung mehrkerniger Epithelioidzellen ' der gar wirklicher Riesenzellen kommt es jedoch bei der durch Verimpfung von Impftuberkeln in’s Leben gerufenen Tuberkel- bildung in der Regel nicht. Anders bei der durch Perlsuchtimpfung | 0 er Uebertragung künstlicher Reinculturen von Tuberkelbacillen srvorgerufenen Tuberkulose, wo in dieser Phase der Entwicklung, n der hier die Rede ist, das Auftreten vielkerniger Riesenzellen ; Gestalt echter Langhans’scher Riesenzellen ein nahezu regel- x ässiges Vorkommniss bildet (vergl. Figur 69); wir kommen auf ese Differenz und den wahrscheinlichen Grund derselben alsbald noch näher zu sprechen. Ausser den genannten sind es noch zwei öitere histologische Erscheinungen, welche jetzt unsere Aufmerk- 5 mkeit in Anspruch nehmen: erstens die Erscheinung eines feinen tzwerkes zwischen den Tuberkelzellen (vergl. Figuren 67, 68 und 59) und zweitens das Auftreten einer scharfen Abgrenzung und ner Art Abkapselung der Tuberkelzellennester (vergl. Fig. 68). Je Netzwerkbildung — das vielbesprochene ‚Tuberkelreticulum’, E. Wagner ?°°?) zuerst eingehend gewürdigt und als eine dem aphdrüsenreticulum vergleichbare, im Wesentlichen durch Ana- [ ne von Zellenausläufern hervorgebrachte Formation neuer äildung beschrieben, von C. Friedländer später als Kunst- »rod huet (Gerinnungseflect der Chromsäurebehandlung) gedeutet — ti wie die Beobachtung der allmähligen Entwicklung der 0 de stehenden Erscheinung lehrt, aus der Auffaserung und fort- 'eitenden Rarefication, welche 2 normale fibrilläre Grund- ubstanz durch die rang der präformirten und durch die mfordernde Bildung zahlreicher neuer Zellen erleidet, ist also ein Neoproduct, noch auch ‘ein Kunstproduct, sondern ein est des alten Gewebes. Was die zweiterwähnte Erscheinung, die — 566 — Abgrenzung der Tuberkelheerde anlangt, so ist dieselbe wohl zu- nächst darauf zurückzuführen, dass im Beginn der Tuberkelbildung die Zellwucherung im Centrum der Heerde, entsprechend der reich- licheren Bacillenwucherung, lebhafter vor sich geht, als in der Peripherie, wodurch natürlich vom Centrum her ein Druck auf die Peripherie ausgeübt werden muss, welcher eine compressive Verdich- tung der Randzone des Tuberkels, eine Art Abkapselung bewirkt. Dadurch wird einerseits der Maple des Bodens für die Bacillen an den Randpartien der Heerde herabgesetzt, andererseits der Wachs- thumsbewegung der ‚Parasiten daselbst ein grösserer mechanischer Widerstand entgegengesetzt. Die hauptsächliche Ursache des -Abgrenzungsprocesses dürfte jedoch in den eigenartigen, ihrer Natur nach uns freilich unbekannten Wachsthumsgesetzen der Tuberkel bacillen zu suchen sein, welche, wie uns bekannt, auch bei il Vegetation auf künstlichen festen Nährböden nicht über den Um fang mohnkorngrosser Colonien hinauswachsen. Während, | gesagt, die Demarkation der Tuberkel mit einer Abnahme deı Wucherungs-Erscheinungen an den Tuberkelzellen zusammen fällt, werden von nun ab mit jedem kommenden Tage reichlicher leukocytäre Elemente (Wanderzellen) in ihm gefunden, welche bisher, wie erwähnt und die Abbildungen es bezeugen, darin s gut wie gänzlich vermisst wurden. Wie schon die makroskopisch Beobachtung lehrt, macht sich — etwa vom 10., 11. Tage’ 90 inoculatiionem ab — ein, in gewaltiger Gefässdilatation 1 rauchiger Trübung des Komliwiikeie sich aussprechender diffus acuter Entzündungsprocess des Irisparenchyms geltend, welch meist schon im vollen Gange ist, ehe es noch zu einem ma kroskopisch sichtbaren Hervortreten der an unzähligen Stellen des Irisgewebes aufwachsenden Tuberkelknötchen an die vordere: freie Irisfläche gekommen ist. Mikroskopisch sieht man jetzt in den prall mit Blutkörperchen erfüllten venösen und capillaren Ge fässen die weissen Blutzellen vielfach in Randstellung und im Durchtritt durch die Gefässwand begriffen; in dem die Gefäs I einschliessenden Gewebe lagern, und zwar, je näher der Gefässwan A | desto zahlreicher, sehr viele Elemente von gleichem Aussehen, w 2 | die Leukocyten des Gefässinhaltes und die Randzone der Epithelioid- zellentuberkel schliesst jetzt ebenfalls mehr oder minder grosse Mengen solcher Elemente ein (vergl. Figur 69). | Diese Erscheinungen lassen wohl keine andere Deutung zu die, dass die letzteren nichts anderes, als ausgewa H E — 567 — 6 erte farblose Blutzellen sind. Eine, auch nur theil- Seit führen würde, mit Bestimmtheit ausschliessen. Immer reich- licher wird nunmehr von Tage zu Tage die Zahl der in die Tuberkel- heerde eingeschlossenen Bacillen und Hand in Hand damit geht _ Durchschnitt durch einen Tuberkel der Iris, 12 Tage post inoculationem (Perlsuchtimpfung). Chromsäurepräparat; Färbung mit Hämatoxylin; Bacillen nach dem, nachträglich (nach _ Entfernung der Hämatoxilinfärbung durch sehr verdünnte C1H) der Fuchsin-Anilinwasser- _ tinetion unterworfenen und in starker Salzsäure entfärbten Präparat eingezeichnet. Ver- grösserung wie bei Figur 71. Einwanderung von farblosen Blutzellen in den primären epithelioiden und Riesenzell- _ Tuberkel; deutliches Reticulum (Formation der typischen Langhans-Wagner-Schüp- pel’schen Tuberkelstructur). nn mn gen 2 5 » a fi um g T serden. Es ist bemerkenswerth, dass trotz dieses innigen Neben- nanderseins von Leukocyten und Tuberkelbacillen letztere nur ehr ausnahmsweise im Leibe der ersteren gefunden werden. Die ıphatisch infiltrirten Tuberkel nehmen allmählig für die Betrach- ing bei den gewöhnlichen Mikroskopen vollständig die Structur nes kleinzelligen Iymphatischen Gewebes, also desjenigen Textur- des, welches Virchow hauptsächlich zur Grundlage seiner all- annten Untersuchungen diente und in welchem er glaubte, die iginärform aller und jeder echten Tuberkelbildung gefunden ‚haben, an. Die Untersuchung mit Oelimmersion und Abbe’scher leuchtung (ohne oder mit ganz weiten Blenden) lässt jedoch auch ‚diesen anscheinend rein lymphatisch construirten Tuberkeln die k u 4 er. — 568 — grundlegende Structur des Epithelioidzellentuberkels herauserkennen. So massenhaft nun aber auch die Iymphatische Infiltration der Tuberkelheerde werden mag, niemals kommt es zu einer wirk- lichen eitrigen Schmelzung derselben. Die Textur bleibt fest, so lange die leukocytären Elemente des Tuberkels selbst” noch nicht zerfallen sind und hierdurch unterscheidet sich der Tuberkel auch in der letzten Epoche seines Ilymphoiden Lebens- stadiums durchgreifend von einem miliaren Abscess. Es ist dies eine sehr interessante und wichtige Thatsache, die keine Ausnahme an irgend einem Gewebe erleidet. Die Tuberkelbaeillen an sich vermögen — das steht hiernach fest — selbst wenn sie in unge- heurer Zahl auf die Gewebe einwirken, für sich allein unter keinen Umständen Abscessbildung zu erregen. Was man als ‚tuberkulösen Eiter’ bezeichnet hat, das ist in der Regel kein wirklicher Eiter, sondern aufgeweichte tuberkulöse Käsemasse (s. gleich), in welche allerdings nachträglich Leukocyten einwandern können, die jedoch, falls keine. zufällige Complication mit wirklichen pyogenen Processen vorliegt, stets nur einen ganz untergeordneten Bestandtheil des ‚tuberkulösen Eiters’ ausmachen. Ausser durch nachträgliche pyogene Infection :bei bereits vollzogener käsiger Schmelzung kann eine weitere Ausnahme von der Regel auch dadurch zu Stande kommen dass tuberkulös erkrankte Gewebe, noch bevor sie verkäst un erweicht sind, von pyogenen Mikroorganismen befallen werden und danach vereitern. Dann hat man natürlich reine Abscesse vor sich die nur nicht, wie gewöhnlich, auf den Boden von normalem, son dern von tuberkulös erkranktem Gewebe entstanden sind. In solche 1 Fällen wird die rechtzeitig vorgenommene bacteriologische Unter- suchung niemals die pyogenen Mikroorganismen in dem Eiter ver | missen lassen, die in dem pure ‚tuberkulösen Eiter’ ausnahmslos fehlen (J. Rosenbach, Hoffa, Garr&, A. Fränkel). Zu derselbe 1 Auffassung, dass also die Tuberkelbacillen an sich unfähig sind, Eiterung zu erregen und dass, wo in tuberkulösen Organen Eiterung auftritt, stets eine complieirende Infection mit den specifisch pyo- genen Mikroorganismen vorliegt, hat sich neuestens auch Garr 629% auf Grund der Untersuchung zahlreicher Fälle von sog. ‚kalten Abscessen’ und sog. ‚tuberkulösen Gelenk-Eiterungen’ bekannt, während A. Fränkel?°5) daran festhalten möchte, dass die Tuber- kelbacillen gelegentlich doch ‚wirklichen Eiter’ produciren könnten. Da A. Fränkel jedoch selbst die wesentliche histologische Ver- schiedenheit des sog. ‚tuberkulösen Eiters’ seiner Fälle von dem — 569 —: E echten Abscess- und Exsudat-Eiter constatirt hat, so vermögen seine Befunde seiner Anschauung nicht wohl eine Stütze Zu geben. Wie \ der sog. ‚tuberkulöse Eiter’ entsteht, das lässt sich an dem Experi- mentalobject unserer ocularen Impftuberkulose mit aller Deutlich- keit verfolgen. Nachdem die erwähnte Iymphatische Infiltration _ der Tuberkel ihren Höhepunkt erreicht hat, beginnt allmählig vom Centrum aus das Absterben und der Zerfall der Tuber- lzellen. Soviel ersichtlich sind es zuvörderst die leukocytären Gebilde, welche dem Untergang anheimfallen; sie nehmen ein atro- sches, geschrumpftes Aussehen an, ihre Contouren werden unregelmässig, eckig, die Kerne, Kohl die grösseren, einfachen als auch die kleineren, mehrfachen zerbröckeln in immer winzigere : heilstücke, das Protaplasma verschwindet (? löst sich auf), die zerfallende Kernsubstanz wird frei und es resultirt daraus schliess- | lich ein, in der ersten Zeit noch intensiv in Kernfärbemitteln fingirbarer, Kerndetritus, welcher jedoch nach und nach seine Färbbarkeit einbüsst und in eine, die Kemfärbung absolut ver- weigernde moleculare Detritusmasse übergeht. Unterdess sind auch an den epithelioiden (und ev. Riesen-) Zellen regressive Me- tamorphosen eingetreten: ihr Leib fängt an zu schrumpfen, die Kerne färben sich schlecht oder garnicht, die einzelnen Elemente verkleben oft mit einander (ohne dass jedoch hierdurch mit wirk- - ‘hen ‚Riesenzellen’ auch nur entfernt ähnliche Bildungen ent- ü den) und zuletzt sind aus den früheren epithelioiden (und ev. jesen-) Zellen kernlose Schollen (Weigert’s ‚Coagulations-Nekrose’) worden, welche fast sämmtlich Bacillen und zwar nicht selten 1e ch beträchtlichere Menge, als die lebenden Zellleiber ein- 'hliessen. Von irgend welchen regressiven Metamorphosen der in e epithelioide Riesen- und Iymphatischen Zellen eingeschlossenen ; acillen ist nicht die geringste Andeutung jemals wahrzunehmen, ıs mit Bezug auf Metschnikoff’s Phagocytenlehre, welche ins- besondere den Tuberkelriesenzellen eine stark bacteriophage Thätigkeit vindieirt, hier nur beiläufig erwähnt sein möge. Vom Centrum aus schreitet der Zerfall in genau derselben Weise nach £ Peripherie hin fort, bis schliesslich die gesammte Substanz der diese Zeit auf das Dichteste, in fast lückenloser Conglomeration, ‚einander gelagerten Tuberkel der Iris und Cornea in eine dem en Auge als eine trübe gelbliche, dem Gefühle als speckige ‚käseähnliche’ Masse erscheinende Substanz umgewandelt ist, lie sich mikroskopisch wesentlich als undefinirharer körniger k ® ® Detritus darstellt, welcher der chemischen Reaction nach haupt- sächlich albumfnöser und nur zum kleineren Theile fettiger Natur ist. Wir haben mithin hier alle Erscheinungen vor uns, welche die festen tuberkulösen Käsemassen des Menschen charakterisiren. Alsbald tritt nun aber eine Erweichung der festen Käsemassen ein, die Substanz wird ‚schmierig’ und schliesslich zerfliesslich, dick- lichem Eiter makroskopisch ähnlich — das ist der ‚tuberkulöse Eiter’. Untersucht man denselben mikroskopisch, so findet man aber. trotz seines eiterähnlichen Aussehens so gut wie keine wohl- erhaltene Eiterzellen'?°%), sondern nur albuminösen und fettigen Detritus nebst etlichen kernlosen Schollen. Auf den Trümmern des ertödteten Gewebes wachsen mit unverminderter, ja anscheinend noch lebhafterer Energie die Tuberkelbacillen fort, höchst wahr- scheinlich deshalb weil ihnen seitens der die erweichenden käsigen Massen durchtränkenden entzündlichen Ausschwitzungen des Con- junctivalsackes und der vorderen Augenkammer immer neue Nähr: stoffe geboten werden — bis sie schliesslich durch die ad maximum gediehene Erweichung der verkästen Tuberkelsubstanz den festen Boden verlieren und mit dem abfliessenden ‚tuberkulösen’ Eite (der mittlerweile auch durch secundäre Infection des tuberkulöse: Augapfels mit pyogenen Mikroorganismen eine Zumischung voı wirklichem Eiter bekommen haben kann) nach aussen geschaft werden. Wir wollen nicht verfehlen noch darauf hinzuweisen, das vor diesem Schlussact der tuberkulösen Infection des Auges sicl regelmässig ein fibrinöses Exsudat auf der Vorderfläche der Iri bildet, welches die daselbst sichtbar gewesenen Tuberkeleruptionen der Iris mit einem dichten Schleier bedeckt. Dieses Exsudat, de Ausfluss ‚jener acuten diffusen Entzündung, welcher, wie wir { sehen, die Epithelioidzellentuberkel der Iris ihre Ausstattung mit Iymphoiden Elementen verdankten, ist zweifellos in letzter Instanz ein Effect der Tuberkelbacillenvegetation, anderweitige Mikro- organismen sind dabei in den exact verlaufenden Experimenten sicher nicht betheiligt. Es geht daraus hervor, dass die Tuberkel- bacillen entschieden diffuse exsudative Entzündungs-Processe her- vorzurufen vermögen; aber die diffusen exsudativen Entzündungs- formen, die sie zu provociren im Stande sind, halten sich ersteı s in den Grenzen der zellig-serösen, und zellig-fibrinösen Entzündungen, eitrig wird das Exsudat in der Vorderkammer der tuberkulöse 1 Bulbi bei aseptischer Operation und so lange die Bulbi noch nicht aufgebrochen sind nie??”) und zweitens treten diese akuten exsu f 571 dativen Entzündungen niemals als primäres Resultat der Tuberkel- bacillen-Wirkung auf, sondern stets nur als secundäre Begleit- — erschinungen einer ganz acuten disseminirten Tuberkelentwicklung. E Wir hatten oben erwähnt, dass in den Iris- und Corneal- _ Tuberkeln nach Verimpfung von Impftuberkeln in der Regel keine & Riesenzellen entstehen, während letztere nach Uebertragung von e Perlsuchtmassen oder Mänsttichen Reinculturen von Tuberkelbacillen regelmässig daselbst aufträten. Um diese auf den ersten Blick sehr sonderbar erscheinende Thatsache verständlich zu machen, Brrüssen wir. einen Augenblick bei der Frage nach dem Wesen und den Ursachen der Riesenzellbildung in den Tu- _ berkeln stehen bleiben. Durch unsere Untersuchungen darf es 2 jetzt wohl als positiv festgestellt angesehen werden, dass die Riesen- zellen der Tuberkel nicht durch Confluenz mehrerer Zellen (wie ‘ namentlich Arnold und seine Schüler angenommen hatten), son- _ dern durch Kernproliferation einer einzigen Zelle, unter Sistirung # ler Zelltheilung zu Stande kommen, dass sie a als Bildungs- hemmungen des normalen Zelltheilungsvorganges zu ‚betrachten sind. A priori leuchtet ein, dass solche Hemmungen im Allgemeinen leicht werden eintreten können, wenn der die Zell- _ proliferation anregende Reiz nicht stark genug ist, um sie über ihr & erstes Stadium hinaus bis zum vollen Abschluss zu führen, sich also mit Kernproliferation erschöpft, und dass andererseits auch | unter ihr sonst günstigen Bedingungen die Riesenzellbildung wird | interbleiben können, wenn der betreffende Reiz in allzugrosser niiie auf die Gewebe einwirkt. Unter den bekannten Reizen, | relche die Fähigkeit besitzen, eine zur Riesenzellbildung tendirende _Proliferation der fixen Gewebszellen auszulösen, stehen mikro- skopische, in den Gewebssäften unlösliche, Fremdkörper obenan. Nicht jedweder solcher Fremdkörper aber vermag Riesenzellent- icklung in’s Dasein zu rufen. So sehen wir beispielsweise, dass er Kohlenstaub, welcher in so reichlicher Menge im das Lungenge- be eindringt, für letzteres völlig oder nahezu völlig indifferent t. Ebenso, wie Kohle, verhalten sich sehr viele andere anorganische nd bisweilen’ selbst organische Fremdkörper. Unter letzteren sind flanzenfäserchen aller Art, Seidenfädchen, Kaninchenhärchen u. dgl. gsweise geeignet, Riesenzellen, insbesondere auch solche vom arakter Langhans’scher (Verf. ?°%) zu provociren, doch auch sie nicht unter allen Umständen. So fand Verf.?%°), dass um Dicht carbolisirte Seidenfädchen die Riesenzellbildung häufig aus- H — "Mar | & bleibt, um ecarbolisirte dagegen, welche eine lebhaftere und an- haltendere Zellenproliferation bewirken, .als jene, sie stets statt- findet, vorausgesetzt, dass nicht gleichzeitig anderweitige Einflüsse auf das Gewebe einwirken, welche entweder, wie das Jodoform (E. Marchand), die Lebhaftigkeit der Gewebszellenproliferation herabsetzen, oder, wie z. B. pyogene Infectionsorganismen, an Stelle der gewebsbildenden (productiven) eine destruirende, eitrige Entzündung hervorrufen. Wir sehen aus diesen Erfahrungen auf das Deutlichste, dass die Entstehung der Riesenzellen durchaus nicht an eine Mikroorganismen-Wirkung gebunden ist, wie dies kürzlich Nägeli°°°), wenn auch mit Reserve und allerneuestens Neisser°!) rückhaltsloser wahrscheinlich zu machen bestrebt ge- wesen sind. Wäre, wie Neisser glaubt, in E. Marchand’s Jodoform-Experimenten die Riesenzellentwicklung um Seidenfäden wegen der antibacteriellen Kraft des Jodoforms, ausgeblieben, dann hätte 'sie um die carbolisirten Seidenfäden erst recht ausbleiben und um die absichtlich mit den gewöhnlichen Wund- infectionsorganismen versehenen Seidenfäden gerade eintreten müssen. Das Gegentheil war aber, wie gesagt, der Fall. Wenn nun aber auch die Mikroorganismen zur Entstehung von Riesen- zellen nicht nothwendig sind, so giebt es doch Mikroorganismen, welche gleich anderen Fremdkörpern von bestimmter Reizkraft, Riesenzellentwicklung bewirken können. Hierher gehören in erster Linie und hauptsächlich unsere Tuberkelbacillen. Aber wie bei anderen Fremdkörpern so ist auch bei den Tuberkelbaeillen das Vermögen, Riesenzellen zu produciren, kein unbedingtes. Ist die Menge resp. die Wucherungsenergie der auf die Gewebe ein- wirkenden Tuberkelbacillen eine sehr grosse, wird also der von den Tuberkelbacillen ausgeübte Reiz zu stark, dann bleibt die Riesen- zellbildung aus, weil dann die Zellproliferation in ein so schnelles” Tempo geräth, dass die Zelltheilung der Kerntheilung jeweilen immer auf dem Fusse nachfolgt. Mit dieser Auffassung harmo- niren, soviel wir sehen können, alle einschlägigen Thatsachen. Bei der nach Impftuberkel-Impfung entstehenden Tuberkulose de Augapfels ist die Massenhaftigkeit und namentlich die Wucherungs- energie der inficirenden Tuberkelbacillen ersichtlich eine weit er- heblichere, als nach Verimpfung von etwa gleichgrossen Perlsucht- stückchen oder annährend entsprechenden Quantitäten von künst- lich reincultivirten Tuberkelbacillen. Deshalb bleibt im ersteren Falle die Riesenzellbildung aus, in den beiden letzteren tritt sie ein. 7 j b 3 / ? 3 ? j “ 0 ’ F- | nen ‚Die Riesenzellen entwickeln sich nach Impftuberkelimpfung auch in den secundär ergriffenen Organen nur mehr ausnahmsweise, weil auch hier die Bacillenentwicklung noch immer in sehr massiger E und rapider Weise Platz greift, aber sie fehlt doch eben daselbst En icht ganz, weil in so gewaltiger Masse, wie an der Infections- pforte die Tuberkelbacillen in den secundär ergriffenen Organen doch nicht zur Entwicklung kommen, und man darf um so sicherer darauf rechnen, in letzteren den Riesenzellen zu begegnen, je ‚ bacillenär mer die daselbst entstehenden Tuberkelheerde verhältniss- mässig sind (in Lymphdrüsen und Leber). Besonders einleuchtend rird die Richtigkeit unserer Auffassung durch das Factum, dass ıstens nach frühzeitiger Exstirpation der mit Impftuberkelmasse infieirten Bulbi, wodurch der schnellen Ueberfluthung der Gewebe mit Bacillen Einhalt gethan wird, sowohl in den nächstgelegenen Lymph- drüsen, als auch in Snlerileren Organen ziemlich zahlreiche typische uberkelriesenzellen in den Tuberkeln zu finden’ sind und dass zweitens nach Verfütterung von relativ geringen Quantitäten von Impftuberkelbacillen, besonders solchen, die durch Fäulniss in ihrer | pathogenen Wirkung abgeschwächt sind, die danach auftretenden (uberkelheerde bei evidenter Bacillenarmuth constant reichliche und exquisit schöne Langhans’sche Riesenzellen aufweisen. Auch ie Beobachtungen an menschlichen Tuberkeln stimmen mit un- serer Auffassung gut überein: Die sehr bacillenarmen Producte der scrophulösen Lymphdrüsentuberkulose, des Lupus, der tuberkulösen Gelenkfungi etc. enthalten stets sehr reichliche, die sehr bacillen- zeichen Knötchen der gamız acuten Miliartuberkulose wenig oder gar keine, die mässig bacillenreichen Heerde der chronischen Miliartuberkulose mässig reichliche Riesenzellen ?°2). Bei der Tuber- lose des Rindviehs (Perlsucht), welche stets Riesenzellen in sser Zahl darbietet, findet man allerdings zuweilen auch recht 1 Bacillen, namentlich gerade in den Riesenzellen. Dies wider- icht aber unserer Auffassung nicht, da nicht die Bacillen-Menge ‚solche das allein bestimmende Moment ist, sondern auch die nelligkeit, mit welcher die Bacillenwucherung vor sich geht. > Perlsuchtbacillen wachsen aber immer relativ langsam, was ; dem ausserordentlich chronischen Verlaufe der spontanen Er- nkung und dem ebenfalls verhältnissmässig, d. h. im Vergleich der durch Impftuberkelbacillen hervorgebrachten Tuberkulose, leppenden Gang der Impf-Perlsucht hervorgeht. Es ist nun noch einer zuerst von Langhans in ihrer Be- _ Baumgarten, Mykologie, 37 nn ——— a er rg et nn u 2 — 514 — deutung hervorgehobenen Eigenthümlichkeit zu gedenken, welche di Tuberkel-Riesenzellen vor den meisten Riesenzellen anderweitiger _ Genese auszeichnet: Die Rand- und event. Radiär-Stellung der Kerne. Die Ursache dieser Besonderheit in ansprechender Weise erklärt zu haben, ist Wei-gert’s Verdienst. Nach der An- sicht dieses Forschers sind die Langhans’schen Riesenzellen als Partialverkäsung von in Wucherung begriffenen Zellen aufzufassen: Das kernlose und meist auch bacillenfreie Centrum der genannten Zellen entspricht dem abgestorbenen (verkästen) Theile der kern- und meist auch bacillenreiche Rand dem übe Theil eines Schnittes durch einen Perlknoten der Rindslunge, zwei baeillenreiche Langhans’sche Riesenzellen, umgeben von einer Schaar von Epithelioidzelen darstellend. va Alkoholhärtung. Färbung nach Ehrlich; nur die Bacillen sind Bag ° wieder- gegeben. Zeiss, homog. Immers. Is; Ocul. 4. Vergrösserung h. lebenden Theile der wuchernden Zelle; im Centrum sind die B cillen geschwunden,, weil der von ihnen abgetödtete Protoplasm bezirk zu ihrer Ernährung untauglich geworden ist; in der übe lebenden, mithin noch nährtüchtigen Peripherie vermögen sie d gegen zunächst noch weiter fort zu proliferiren, bis schliessli entweder auch dieser Theil des Zellkörpers ihnen erliegt oder ab ihre Proliferationskraft sich vorher erschöpft und sie auch a Rande der Riesenzelle zu Grunde gehen, während letztere zunä ch fortbesteht. Die Langhans’sche Riesenzelle stellt also na dieser Weigert’ schen Auffassung im Kleinen das dar, was d Tuberkel im Grossen ist: Auch bei diesem sahen wir im Centru wo anfangs Bacillenwucherung und Kernproliferation am lebhaft — 595° — “sten vor sich gingen, letztere früher erlöschen als in der-Peripherie und schliesslich daselbst Nekrose mit Kernschwund eintreten, “während die Peripherie noch nichts von diesen Erscheinungen zeigte; die Uebereinstimmung in den Verhältnissen des Bacillen- schwundes sind wir allerdings an dem Object der ocularen Impf- tuberkel nicht zu constatiren in der Lage, weil hier in Folge der _ Massenhaftigkeit und Vehemenz der Bacillenwucherung sowie der, letzteren durch besondere locale Verhältnisse dargebotenen, Gunst ‘der Ernährungsbedingungen, von einem Bacillenschwund überhaupt nichts, sondern nur die vollständige Vernichtung und Auflösung der befallenen Gewebe durch die unverwüstlich fortwuchernden Parasiten zu beobachten war; anders jedoch bei den Impftuberkeln secundär erkrankten Organe und namentlich den menschlichen Tuberkeln, welch letztere in der überwiegenden Mehrzahl der "älle ein kern- und bacillenloses Centrum bei kern- und bacillen- jaltiger Peripherie — analog den Langhans’schen Riesenzellen aufweisen. Unsere Figur 70 veranschaulicht zwei Lang- hans’sche Riesenzellen aus einem Perlknoten des Rindviehs, _ velche das von Weigert als typisch hervorgehobene Lagerungs- erhältniss der Bacillen in den in Rede stehenden Gebilden zeigen. Das durch die Untersuchung des histologischen Entwicklungs- ganges der intraocularen Impftuberkulose festgestellte histogene- sche Princip der Tuberkelbildung wiederholt sich nun bei der ‚experimentellen Tuberkulose aller anderen Organe, sei es nun, dass e Bacillen auf dem Wege der Metastase oder auf irgend eine dere Weise (directe parenchymatöse Injection, Tracheal-Injec- tion, Inhalation, Fütterung etc. etc.) in die betreffenden Organe eingeführt werden. Die zu constatirenden Abweichungen sind, ab- sehen von den durch die Verschiedenheit der anatomischen Struc- £ bedingten Differenzen, ausschliesslich quantitativer Natur. Es rde die unseren Vorlesungen gesteckten Grenzen weit über- jreiten, wenn wir diese Behauptung durch einlässlichere Schilde- ig der Ergebnisse unserer Studien in Betreff der Histogenese - tuberkulösen Processes an den verschiedenen anderen Organen * begründen wollten. Nur von den wichtigsten Organen sei wesentliche Resultat der Untersuchung in den Hauptzügen segeben. - Wenn wir zunächst die Histogenese des Lymphdrüsen- erkels zur Sprache bringen, so stellt sich uns auch hier, nach- ı die Bacillen das Drüsenparenchym invadirt, und theils in den 91* h r |: — 576 — fixen Zellen des Reticulum theils in den Capillargefässwandungen theils zwischen den freien Zellen das Reticulum zu wuchern ange- fangen haben, der karyokinetische Process der fixen (Reticulumzellen und Endothelien der Capillargefässe) als der ein- leitende Vorgang vor Augen. Die proliferirenden Gewebszellen, er- zeugen die Epithelioid- und Riesen-Zellen des Tuberkels, die lympha- tischen Elemente der letzteren erweisen sich, soweit sie nicht als Reste der präexistirenden, bei der Tuberkelbildung allmählich zu Grunde gehenden Lymphkörperchen aufzufassen sind, als extra- vasirte farblose Blutzellen, welche, nachdem der Aufbau des pri- mären Epithelioid- und Riesenzell-Tuberkels vollendet, vom Rande her in diesen einwandern. Im Princip deckt sich also die Ent- wicklungsgeschichte des Lymphdrüsentuberkels vollständig mit der- jenigen des Iris-Impftuberkels, es bestehen nur graduelle Unter- schiede, welche sich darin bekunden, dass erstens die Zellproliferation spärlicher und schleppender vor sich geht und dass ferner die Im- migrations-Erscheinungen schleichender und weniger massenhaft auftreten, so dass die lymphoide Umwandlung niemals eine voll ständige wird, sondern der Lymphdrüsentuberkel auf einer Zwischen: stufe zwischen Epithelioid- und Lymphoidzellen-Tuberkel zum Ab. sterben gelangt. Es erklären sich diese graduellen Unterschied: ungezwungen aus der ungleich geringeren Zahl der inficirende: Elemente. Der Lymphdrüsentuberkel ist von Anfang bis zu End stets sehr viel bacillenärmer, als der Iristuberkel, und es mus daher auch der pathologische Einfluss, welchen die Bacillenvege tation theils auf die fixen Gewebszellen, theils auf die Gefäss> wandungen ausübt, naturgemäss ein geringerer sein, mithin s0- wohl die Wucherung der fixen Gewebszellen als auch die Emigra tion der farblosen Blutzellen in niedrigeren Grenzen sich halten Ein weiterer Unterschied zwischen Iris- und Lymphdrüsen - Impf tuberkel zeigt sich insofern, als bei letzterem nach eingetretene Verkäsung auch die Tuberkelbacillen bald dem allmählichen Unter- gang anheimfallen, während, wie Sie sich erinnern, im Iristuberk die Baecillen auch noch nach dem Zerfall der Structur ihr üppiges Wachsthum fortsetzten. Auch dieser Unterschied wird verständlich | wenn wir die ungleichen Mengen der Bacterienbildung in den bei den Tuberkelarten in Betracht ziehen; im Lymphdrüsentuberkel ist nicht nur von vorn herein die Zahl der Parasiten eine weit kle- nere, sondern es wird auch die Einschleppung neuer Individuen in den Tuberkelheerd dadurch erheblich eingeschränkt, dass die tub er- — 51 — 1 SE 4 > kulöse Wucherung im Wurzelgebiete der vasa afferentia der Drüse einen Verschluss der Lymphbahnen im Infectionsatrium bewirkt, “während in die tuberkulös entartende Iris von dem tuberkulösen _ Fremdkörper in der vorderen Augenkammer aus unaufhörlich neue _ Mengen von Bacillen hineinwachsen. So ist der Fortbestand der - Bacillenvegetation in den Lymphdrüsentuberkeln, da doch höchst- wahrscheinlich die Lebensdauer der einzelnen Bacillenindividuen _ eine relativ kurze ist (Koch), darauf angewiesen, sich aus sich heraus durch fortwährende Erzeugung neuer Generationen zu erhalten, “welche natürlich nur unter günstigen Ernährungs- und Wachstiung Bedingungen stattfinden kann. Das starre (coagulationsnekrotische, Weigert) Substrat der tuberkulösen Käsemasse, in welcher die alten "Nährstoffe grösstentheils verbraucht und neue schwer eingeführt ‚werden können und welche ausserdem durch ihre Festigkeit die W achsthumsbewegung der Tuberkelbacillen hindert — die Tuberkel- bacillen vermögen ja auch ausserhalb des lebenden Körpers nur auf der freien Oberfläche, nicht im Innern des festen Nährbodens zu wachsen — kann delich den Ansprüchen an eine fortdauernde Proliferation genügen und so ist der bald nach Eintritt der Ver- käsung beginnende Untergang der Bacillenvegetation in den tuber- kulösen Lymphdrüsen erklärlich. In dem weichen käsigen Brei, in welchem die letzteren sich schliesslich auflösen, sind durch die histologische Exploration nur noch wenige Bacillen aufzufinden. Auf den Widerspruch, in welchem die Thatsache, dass die Schaar er Tuberkelbacillen in den tuberkulösen Lymphdrüsen nachweis- lich erst dann zu Grunde geht, wenn die sie beherbergende Textur z n Untergang anheimgefallen und in eine, jeglicher lebenden Zelle jaare Masse umgewandelt ist, mit der Phagocytenlehre steht, ‚brauchen wir wohl kaum eisen. 3 i Wenn wir uns nunmehr zur Histogenese des experimentellen ‚Zungentuberkels wenden, so haben wir es da wegen der com- plexeren geweblichen Zusammensetzung mit complicirteren Ver- hältnissen zu thun, als bei dem Iris-, Corneal- und Lymph- üsen - Tuberkel. Wir haben in der Lunge die an Stelle des : espirirenden Parenchyms sich entwickelnden eigentlichen Pul- onal-Tuberkel (Alveolar- Tuberkel) von den Tuberkeln in der anz des interacinösen und interlobulären Bindegewebes, in ı Wandungen der Bronchien, der arteriellen und venösen Ge- fässe und schliesslich innerhalb der intrapulmonalen Lymphfollikel Au unterscheiden. Die erstgenannten sind die bei weitem häufigsten DW und wichtigsten. Sie gehen, wie die Beobachtung lehrt, aus einer durch Karyokinese eingeleiteten Wucherung der Alveolarepithelien und der Capillargefässendothelien (vielleicht auch der fixen Zellen des bindegewebigen Stützgewebes der Alveolarsepta) hervor, welche Wucherung sich ausschliesslich an denjenigen Stellen des Paren- chyms entwickelt, an welchen zuvor die Tuberkelbacillen in oder zwischen die genannten Elemente eingedrungen sind. (Vergl. Figur 71.) % Stelle aus einem Schnitt durch einen in der Entwicklung begriffenen metastatischen. Lungentuberkel. Behandlung nach modifieirter Ehrlich "scher Methode; nur die Tuberkel- stäbchen sind farbig wiedergegeben; Zeiss, homog. Immersion Yuss Oceul 4. Ver- grösserung 950fach. gi; In den Alveolen A und B liegen, theils der Wand anhaftend, theils frei im Lumen gronsel Zellen von epithelartigem Aussehen, darunter solche mit typischer Karyokinese ( 2 figuren): Elemente des hyperplasirenden Alveolarepithels. In den Alveolenwandun- gen, von deren Bestandtheilen bei der genannten Untersuchungsweise allein die (mit rothen und weissen Blutkörperchen gefüllten) Capillaren deutlich kenntlich sind, constatirt 2 man an Stelle der Capillarwandkerne mehrere charakteristische karyokinetische Ste Die kleinen blauen Striche in den Alveolarepithelien und der Capillarwand entsprechen den Tuberkelbaecillen. In der Alveole A befinden sich ausser den epithelialen Elementen linkerseits zwei Leuko-- eyten, der obere mit einfachen, relativ grossen, der untere mit drei kleinen Kernen. Durch diese Wucherung entstehen nun die pulmonalen Epithelioi und Riesenzell- Tuberkel, welche sich, ihrem Entstehungsort u ihrer Bildungsweise entsprechend, aus.Gruppen von Alveolen z sammensetzen, deren Lichtungen mit gewucherten Alveolare] thelien (zwischen denen sich vereinzelte Leukocyten und eine spä liche homogene, da und dort auch fädige (fibrinöse) Zwische: substanz befindet) erfüllt sind und in deren Wandungen ebenfalls in wechselnder, aber meist sehr reichlicher, zum Verschluss der Capil- — 579 — ‘ baren führender Menge neugebildete Elemente von der Beschaffen- i heit der in den Hohlräumen gelegenen Zellen eingebettet sind. Die grosszelligen Tuberkelheerde werden dann vom Rande her in von Tag zu Tag steigender Zahl mit leukocytären Elementen ver- ; sehen, welche aus den hyperämischen Capillaren der angrenzenden Lungenbezirke in die Heerde einwandern, so dass letztere bei der 4 Intersuchung mit den gewöhnlichen Mikroskopen als reine Tu- - berkellymphome im Sinne Virchow’s imponiren können, während eine genauere Investigation wohltingirter Präparate mit Oel-Immer- ‚sion und Abbe’scher Beleuchtung die Structur des früheren Epi- -thelioidzellentuberkels durch die dichte Anhäufung leukocytärer Gebilde hindurch blicken lässt ®08), Mit der stärker werdenden Iymphatischen Infiltration fällt in der Regel der Beginn der cen- ‚tralen Tuberkelverkäsung zusammen, die allmählich nach dem Rande ‚bin fortschreitet. Die Bacillen, welche zu recht bedeutenden, wenn : juch diejenigen der Iristuberkel weit hinter sich lassenden Mengen in den sich entwickelnden Pulmonaltuberkeln heranwachsen, proli- feriren auch in den in toto verkästen Tuberkelknötchen noch eine Zeit lang fort; bei längerer Dauer der Erkrankung nehmen sie aber auch hier, wie in den tuberkulösen Lymphdrüsen (s. 0.) all- I mählich in dan käsigen Knötchen an Zahl ab, zerbröckeln zu einzelnen Körnchen und verschwinden Bbedich: darin fast ganz. Da im Verlaufe der metastatischen experimentellen Lungentuber- kulose die pulmonalen Tuberkelheerdchen durch fortwährende Ent- ehung neuer Knötchen immer näher an einander rücken und 'hliesslich zu zusammenhängenden tuberkulösen Wucherungen con- iren, so sind die späteren Stadien der metastatischen Lungen- jerkulose, namentlich wenn die Verkäsung vollständig geworden ‚ nicht oder nur schwierig von den lobulären und lobären käsigen sumonien Virchow’s (den Desquamativpneumonien v. Buhl’s), ‘ sie spontan bei Menschen und Thieren, namentlich Rindern isige Hüttenrauchpneumonie’”) vorkommen und wie sie experi- itell durch Trachealinjection resp. Inhalation von Tuberkel- illen (Küssner°?%%), Koch?®%), R. Schäffer) [Leyden], muelson [Verf.?07]) oder durch directe Einspritzung solcher das Parenchym der Lunge erzeugt werden können, zu differen- nm. Es kann dieser Umstand auch nicht Wunder nehmen, da, schon in älterer Zeit von Reinhardt?‘®), in neuerer Zeit I v. Buhl 30%), Verf.?10), J. Arnold °®'‘), R. Schäffer ®1?) Leyden) hervorgehoben und ganz eingehend und sicher speciell an SESBRgEnAHEE u a ut E L — 580 — | 4 durch die Resultate der experimentellen Untersuchungen, über welche wir hier in kurzem Auszug berichten, begründet worden ist, zwischen den sog. käsigen Lobulär- und Lobär-Pneumonien durchaus nicht wie Virchow lehrte, und wie, befremdlicher Weise, auch heute mit ihm noch einzelne Autoren annehmen, qua- litative und principielle, sondern nur quantitative und graduelle histologische Unterschiede bestehen. Der miliare Lungentuberkel ist, unseren Untersuchungen zufolge, rein histologisch betrachtet, htöhkk anderes, als eine miliare chronische, verkäsende Pneumonie und die chronische verkäsende Lobulär- und Lobär-Pneumonie nichts. anders als ein echt tuberkulöser Process des Lungengewebes. Die histologische Identität ist bedingt durch die Identität des beide Processe in gleicher Weise einleitenden und Verlauf und Ablauf in gleicher Weise bestimmenden und beherrschenden ätiologischen Momentes. Der Weg, auf welchem sich experimentell ein der käsigen Lobärpneumonie des Menschen gleichender Process constant hervor- bringen lässt, ist die intratracheale Injection reichlicher Quantitäten von vollvirulenten Tuberkelbacillen in Reincultur, d. h. ohne Zu mischung mit anderweitigen Bacterien, in grosser Menge enthaltenden indifferenten Flüssigkeiten. Es entstehen danach von vorn hereir Heerde von lobulärer Ausbreitung, welche bald zu grösseren, eine! umfänglichen Theil eines Lappens, schliesslich auch den ganzen Lap: pen einnehmenden Infiltraten zusammenfliessen. Diese Unterschied: der ‚Aspirations’-Tuberkulose von der hämatogenen (metasta- tischen) Lungentuberkulose sind einfach darauf zurückzuführen, dass entsprechend der sehr viel grösseren Zahl der der Lungengewebe invadirten Parasiten gleich von Anfang an nicht bloss einzelne Al veolengruppen, sondern ganze Acini und Lobuli, unter Umständen sogar Summen der letzteren die tuberkulösen Veränderungen er- leiden, wodurch natürlich weit schneller als bei der metastatischen Tuberkulose umfängliche ev. lobäre tuberkulöse Masseninfiltrate zu Stande kommen müssen. Ausser den erwähnten makrosko- pischen 'bestehen allerdings auch mikroskopische Unterschiede zwi- schen den tuberkulösen Aspirationspneumonien und der häma- togenen Lungentuberkulose;; diese reduciren sich jedoch darau. dass bei ersteren die Wucherung des Epithels der Alveolen noch mehr in den Vordergrund tritt gegenüber der entzündlicher Wucherung (Epithelioidzellenneubildung) in den Alveolar wänder und dass die Ansammlung leukocytärer Elemente in den Hohl- räumen und den Wandungen des respirirenden Parenchyms u Ber: — 5831 — - frühzeitiger und massenhafter erfolgt, als bei der letzteren. Dass beim Menschen die Verhältnisse genau so liegen wie beim Ver- suchsthier, dafür kann Verf. auf Grund jahrelanger anatomisch- - histologischer Explorationen phthisischer Lungen mit aller Be- _stinmtheit eintreten. Auch beim Menschen existiren selbst zwi- schen der typischen ‚lobulären oder lobären chronisch - käsigen - Pneumonie und dem typischen Miliartuberkel des Lungengewebes nur dieselben Differenzen des äusseren Umfanges der Producte und _ des Entwicklungsgrades der einzelnen Factoren der tuberkelbilden- ‚den Processes, wie wir sie soeben bezüglich der experimentellen "Aspirations- und experimentellen hämatogenen Lungentuberkulose "kurz angegeben haben, Unterschiede, welche, rein quantitativ und -graduell, nicht essentiell, um so weniger zur Aufrechterhaltung der Trennung von chronisch-käsiger (tuberkulöser) Pneumonie und Lungen- tuberkeln berechtigen können, als die genannten beiden, histologisch am weitesten aus einander ftokten Formen tuberkulöser Erkran- "kung des Lungengewebes durch zahlreiche natürliche und ohne Will- kür nicht auseinander zu reissende Verbindungen zu einer Einheit verbunden sind. Wenn Orth °!?), um die Dualität der tuberkulösen Lungenphthise wenigstens vom anatomischen Standpunkt aus zu retten — vom ätiologischen ist sie ja so gut wie allgemein jetzt auch in Deutschland fallen gelassen worden — sich namentlich "darauf beruft, dass er bei eigener Untersuchung stets etwas Fibrin "in den Inhaltsmassen der Alveolen bei der käsigen Pn-umonie ge- funden habe, letztere mithin als ein wesentlich exsudativer Process gegenüber dem Orth’s Ansicht nach rein productiven (proliferativen) Process des Miliartuberkels charakterisirt sei, so berücksichtigt Orth bei dieser seiner Auffassung nicht die durch unsere Untersuchungen positiv festgestellte Thatsache, dass auch ‚der legitimste Miliartuberkel der Lunge (sowie überhaupt fast alle echten Miliartuberkel) aus einer Combination von productiven mit exsudativen Entzündungsprocessen hervorgehen. Etwas Fibrin ann man dementsprechend — wie ja auch oben zu erwähnen nicht unterlassen wurde — auch in den echten miliaren Lungen- tuh erkeln finden. Auf den blossen Nachweis des genannten exsu- dativen Products in den Substraten der käsigen Pneumonien lässt sich also die Unterscheidung der letzteren von den miliaren Lungen- tuberkeln nicht gründen. Die Trennung würde nur dadurch auf- recht zu erhalten sein, wenn sich nachweisen liesse, dass die käsige (ku berkulöse) Pneumonie anatomisch nichts, als eine rein fibrinöse — 52 — Pneumonie mit secundärer Verkäsung des Exsudates darstellte. Davon kann nun aber gar nicht die Rede sein und auch Orth ist weit entfernt davon, dies zu behaupten. Die Hauptmasse des Alveoleninhaltes besteht auch bei der menschlichen käsigen Pneumonie nicht aus Fibrin, sondern aus gewucherten Alveolar- epithelien, die allerdings unse durch Coagulationsnekrose zu fibrin- ähnlichen Massen mit einander verschmelzen können; das hat schon v. Buhl sehr richtig erkannt und es gebührt sich wohl, dieses“ Verdienst des dahingegangenen bedeutenden Forschers anerkennend] hervorzuheben, da die Auffassung v. Buhl’s bei dessen Lebzeiten fast nur Widerspruch und Anfeindung und auch seit seinem Tode nicht die genügende Würdigung gefunden hat. Dass der von v. Buhl für die tuberkulöse Massenpneumonie vorgeschlagenen Name ‚Des- quamativpneumonie’ nicht sehr glücklich gewählt, dass die ‚Des- quamativpneumonie’ nicht wie v. Buhl glaubte, als eine eigentliche Lobärpneumonie (wie in der Regel die genuine croupöse Pneu- monie), sondern, sowohl beim Versuchsthier (Verf.) als auch beim Menschen (Nauwerck), als eine confluirte tuberkulöse Lobulärpneu- monie aufzufassen ist, erscheint dem oben betonten Kernpunkt des’ v: Buhl’schen Untersuchungsresultates gegenüber von ganz unte geordneter Bedeutung. Wenn Orth auch jetzt noch die Möglich keit aufrecht erhalten möchte, dass die epithelartigen Zellen in den Alveolarhohlräumen der von verkäsender (tuberkulöser) Pneumonie ergriffenen Lungenbezirke z. Th. wenigstens nicht Abkömmlinge ‚der Alveolarepithelien, sondern „unter dem Einflusse der Tuberkel bacillen umgewandelte Exsudatzellen“ (ausgewanderte, farblose Blut körperchen) sein könnten, so lassen sich für diese Möglichkeit Zeit keinerlei auch nur einigermaassen stichhaltige Beweise be bringen, während die nachgewiesene reichliche Karyokinese an deı Alveolarepithelien der in tuberkulöser Entzündung begriffenen Lun- gentheile das Alveolarepithel als sichere und ausreichende Quelle jener epithelartigen Zellgebilde legitimirt. Sollte.es demnach wirk lich, wie Orth glaubt, „ganz entschieden behaupten zu müssen“ (ehns es jedoch beweisen zu können, denn wie will man, went man nicht den ganzen Process ab origine mikroskopisch verfolgt | kann, das Stattfinden geringgradiger Zellproliferationen im inter alveolären Gerüstwerk ausschliessen?) Fälle von menschlicher käsiger Pneumonie geben, „wo im alveolären Gerüst keine Spur von progressiven Veränderungen vorhanden ist“, so würde das Moment der mächtigen Gewebszellenwucherung in den Alveolar- ei E — RE 4 Hohlräumen allein schon genügen, um die tuberkulöse käsige Pneu- _ monie von den rein exsudativen Processen des Lungengewebes zu & trennen und sie den miliartuberkulösen Processen des letzteren dem histologischen Wesen nach ebenbürtig an die Seite zu stellen. e In den käsig degenerirten Tuberkelmassen der experimentellen _ Lungentuberkulose kommt es nur-mehr ausnahmsweise und jeden- falls erst nach mehrmonatlicher Dauer der Erkrankung zur Ca- _ vernenbildung und es bieten die auf dem Boden der arteficiel- _ len Tuberkulose entstandenen vomicae stets ein ganz frisches, d.h. keine Spur von bindegewebiger Abgrenzung documentirendes Aus- sehen dar. Die Lebenszeit der dem Versuch geopferten Thiere (höchstens 1, Jahr) ist — ein anderer Schluss, als dieser, lässt sich aus der erwähnten Erscheinung correcter Weise nicht: wohl ableiten — zu kurz, um ausgeprägte Cavernen, vollends solcher B: it schwieliger Wand, wie sie uns die chronische Phthise des enschen regelmässig darbietet, entstehen zu lassen. Es ist von einigen Seiten (Aufrecht, dert und Sigel u. A.) gegen die Lehre von den Tuberkelbacillen als Erreger der menschlichen Lun- “genphthise der Einwand gerichtet worden, dass man durch Ueber- tragung von Bacillen zwar Tuberkulose, aber nicht Phthise, d.h. zwar feste Tuberkel-Knötchen und -Knoten, aber nicht schmelzende ‚und eingeschmolzene Käseheerde erzeugen könne. Nun weiss aber ‚jeder pathologische Anatom, dass die Erweichung der tuberkulösen Käsemassen ein rein secundärer, wahrscheinlich einfach chemischer Process ist, der an sich mit der Tuberkulose als solcher gar nichts mehr zu thun hat und es ist deswegen jener Einwand ohne alle sachliche Bedeutung, ganz abgesehen davon, dass man doch eben gelegentlich selbst an der Lunge und regelmässig sogar an anderen )rganen, — an den vorderen Augenmembranen, an den zuerst er- griffenen (auricularen) Lymphdrüsen nach Impfung in die vordere ugenkammer (s. 0.), am Unterhautgewebe nach Impfung in dieses, — den Process der phthisischen Schmelzung der künstlich durch Bacillusimpfung hervorgerufenen tuberkulösen Neubildung in op- fima forma vor sich gehen sehen kann. Wir erwähnten schon oben, dass ausser in dem respirirenden irenchym die Tuberkelbacillen und mit ihnen die Tuberkelbil- lungen bei der experimentellen Lungentuberkulose auch in den nteracinösen und interlobulären Bindegewebszügen, in der Wan- dung der grösseren und kleineren Bronchien und Gefässe, sowie m Gewebe der intrapulmonalen Lymphfollikel Platz greifen. Der a histologische Entwicklungsmodus, der Verlauf und Ablauf dieser Tuberkelformationen schliesst sich im Wesentlichen ganz und gar an die betreffenden Vorgänge bei den Iris- resp. Lymphdrüsen-Tu- berkeln an. Ohne demnach auf das mikroskopische Detail dieser Heerde und die theilweise vorhandenen graduellen Abweichungen in den bezüglichen Verhältnissen einzugehen, wollen wir hier nur folgende, die in Rede stehenden Heerde betreffenden, wegen der Beziehungen zu dem Verhalten der menschlichen Lungentuberkulose bemerkenswerthen Punkte hervorheben. In den aufschneidbaren Bronchien findet man nicht selten an der Innenfläche protuberi- rende käsige Knötchen, welche jedoch makroskopisch keine Ge- schwürsbildung erkennen lassen. Im Bronchialschleim sind nur in den seltenen Fällen von tuberkulöser Cavernenbildung Tuberkel-. bacillen in irgend erheblicherer Zahl nachzuweisen; vereinzelte” solcher trifft man zwar zuweilen darin auch ohne makroskopischen Zerfall des tuberkulös entarteten Lungengewebes; mikroskopisch lassen sich jedoch in diesen Fällen an den Tuberkelheerden der Bron- chialschleimhaut meist seichte, oberflächliche Ulcerationen nach- weisen, von denen aus die Tuberkelbacillen sich dem anhaftender Bronchialschleim beimischen. Tuberkel in der Intima der grösseren (mit der Scheere aufschneidbaren) Lungen-Arterien und -Venen sind nicht häufig; Ulceration dieser Intimatuberkel sowie Throm- bildung an Stelle der letzteren konnte Verf. in keinem Falle be” obachten. Aus den Ermittlungen über die Histogenese des tuberkulösen Processes in anderweitigen Organen seien hier nur noch die deı Nieren-, Leber- und Darm-Tuberkel betreffenden in kurzem Abriss hervorgehoben. $ ‘Was zunächst den experimentellen Nieren tuberkel anlangt, so nehmen an der Bildung desselben, ebenso wie beim Lungen- tuberkel, die epithelialen Elemente des Organs einen hervorragenden e Antheil. Neben den Harnkanälchen-Epithelien sind es vorwiegend die Endothelien der intertubulären Capillargefässe, in dritter Linie die Epithelien der Glomeruluskapseln und schliesslich die Wand- elemente der Glomerulusschlingen selbst, welche, nachdem die Tu- berkelbacillen in oder zwischen sie eingedrungen und sich daselbst zu vermehren angefangen, in durch Karyokinese eingeleitete Wuche- rung gerathen und dadurch den Epithelioid- und Riesenzell-Tuber- kel der Niere aufbauen helfen. (Vergl. Figur 72.) In den fertig gebildeten Epithelioidzellentuberkel wandern dann auch hier aus — 55 — _ den umgebenden Gefässen mehr oder minder zahlreiche Leuko- ‚eyten hinein. u Der Lebertuberkel (Tuberkel des Leberparenchyms) ent- steht durch Wucherung der Leberzellen, sowie der Capillargefäss- E _ endothelien und ev. der fixen Zellen des spärlieh entwickelten intra“ _ acinösen Bindegewebes, welche Wucherung, nachweisbar durch das _ Eindringen der Tuberkelbacillen in und zwischen die genannten J.E. J.E. N IT > ı. | . 6 < MS os 5) W.H. NR NV ON & NED - SR Durchschnitt durch die Randpartien eines erden Tuberkelknötchens der Nierenrinde, Schnitt parallel zur Nierenoberfläche geführt; mit Safranin tingirtes Chrom-Osmium-Essig- ‚säure-Präparat (nach Flemming’s Vorschrift). Die rothen Figuren entsprechen den Xaryokinesen. (Die Bacillen sind an derartig behandelten Präparaten nicht sichtbar zu machen.) Zeiss, homog. Immers. Yı2, Ocul. 4, L.—= Zone des normalen Parenchyms. R.= Zone der Randpartien des Tuberkelknötchens. H. = normale Harnkanälchen. W.H.= wuchernde Harnkanälchen. H.M. = Karyokinese in sonst noch normalen oder nur theilweise mit vermehrtem Epithel versehenen Harn- kanälchen. C.= Kerne der intertubulären Capillaren. C.M.=—- Karyokinesen an den Kernen der intertubulären Capillaren. J.E. — Intertubulare Epithelioidzellenwucherung. Gl.1 = Glomerulus mit Karyokinese an einer Kapselepithelzelle.. Gl1.2= Glomerulus mit = Karyokinese an den Zellen der Capillarschlingen und des Kapselepithels. mente in Scene gesetzt, den epithelioiden und Riesenzell-Tuber- des Leberparenchyms producirt. (Vergl. Figur 73.) Später igen auch hier aus den angrenzenden Gefässen ausgewanderte ikocyten mehr oder minder reichlich in die grosszellige Tuber- mation hinein, — Ausser in den Leber-Acinis bilden sich na- I Ba re türlich auch im interacinösen Bindegewebe (den grösseren Ge- fässen und Gallengängen der Leber) in Folge des Eindringens und der Vermehrung der Tuberkelbaeillen, in den betreffenden Gewebs- territorien, Tuberkel, und zwar conform den Entwicklungsprineipien des Iris- und Corneal-Tuberkels mit den durch die ungleich ge- ringere Zahl der inficirenden Bacillen bedingten Abweichungen. Durchschnitt durch einen jungen intraacinösen Lebertuberkel. Behandlungsmethode und : ee wie bei Figur 72. h; Lk = Leberkapsel. Lz — Leberzellstränge. C. = Capillarkerne. L.M.— Karyokinese an den Leberzellen. ©.M. — Karyokinese an einem Capillarkern. E.M. — Karyokinese an den neugebildeten Epithelioidzellen. Die experimentelle Darmtuberkulose, sowohl die primäre, durch Verfütterung von Tuberkelbacillen entstandene, als auch die metastatische, nimmt ihren Anfang stets in den Ilymphatischen Follikeln der Darmwand. Erst von den Ansiedlungen in den Follikeln aus greifen die Tuberkelbacillen und mit ihnen die Tu- berkelbildungen auch auf andere Stellen der Darmwandung über. Das Detail der Tuberkelentwicklung in den lymphatischen Darm- “ N Ba follikeln resp. der anderweitigen Bezirke der Darmwand hält sich so genau an den Typus der histologischen Entwicklung des Lymph- 4 drüsen-Tuberkels _resp. des Iris- und Corneal-Tuberkels, dass be- sondere Beschreibungen zu sparen sind. Nur sei auf die bereits K oben gelegentlich der Erörterung über die Beziehungen der Tu- u albacillen zur Riesenzellenbildung erwähnte Thatsache hier ı nochmals hingewiesen, dass die nach Verfütterung von (durch =. abgeschwächten Tuberkelbacillen auftretenden‘ Darmtu- ‚berkel bei evidenter Bacillenarmuth einen grossen Reichthum an prachtvoll ausgebildeten Langhans’schen Riesenzellen aufweisen, und dem hinzugefügt, dass diese Tuberkel meist auch fast voll- ändig von secundärer Leukocyteneinwanderung frei bleiben und dass die Verkäsung an ihnen nur sehr langsam und. unvollständig eintritt. Bei den durch Verfütterung von reichlichen Mengen voll- irulenter Tuberkelbacillen erzeugten Darmtuberkeln, die riesen- ze enarm oder -frei auf der einen Seite, sehr bacillen- und leuko- eytenreich auf der anderen Seite sind, kommt es dagegen zu ver- hältnissmässig rascher Verkäsung und Schmelzung, so dass in relativ kurzer Frist — 10 bis 12 Wochen vergehen darüber aller- Iingss doch immer mindestens — deutliche frische tuberkulöse Be brüre in mehr oder weniger grosser Zahl und Ausdehnung ı beobachten sind. - Resümiren wir schliesslich kurz die mitgetheilten Ergebnisse unserer, die Histogenese des tuberkulösen Processes betreffenden Ur ungen, so haben wir, entgegen den vor diesen Unter- ichungen herrschenden Vorstellungen, welche dahin lauteten, dass 7 Tuberkel als eine Ansammlung emigrirter farbloser Blutzellen Sinne und dass sich aus diesen emigrirten farblosen Blutzellen mählisg die epithelioiden und Riesenzellen des Tuberkels ent- kelten, gefunden, dass in allen darauf untersuchten Organen :h der Invasion der Tuberkelbacillen in das normale lebende Ge- > die fixen Gewebszellen, sowohl diejenigen bindegewebigen ‚auch diejenigen epithelialen Charakters, bei der Tuberkelent- lung den ersten Angriffspunkt bilden und dass ausschliess- h sie®1#) es sind, welche durch die in ihrem Leibe oder in 7 nächsten Nähe befindlichen specifischen Parasiten zur Proli- tion angeregt, aus ihrem Leibe die sog. Epithelioid- und Riesen- en des Tuberkels erzeugen. Letztere Elemente entstehen nicht, in neuerer Zeit vielfach angenommen wurde, durch Ver- melzung mehrerer oder vieler Epithelioidzellen , sondern ER - Wi A Bo — a er Ye rer — 58 — durch Kernproliferation einer einzigen, trotz der Kern- proliferation ungetheilt bleibenden, Epithelioidzelle, Elemente, die um so reichlicher in den Tukerkeihßerden auftreten, je geringer die Zahl resp. die Wucherungsenergie der invadir Tuberkel- bacillen ist. Das kernlose Centrum der typischen Langh ans- schen Riesenzellformationen ist als Resultat einer durch die im Leibe der. proliferirenden Zelle befindlichen Tuberkelbacillen be: wirkte partielle Zellnekrose (partielle Zellverkäsung) aufzufassen (Weigert). Ausser der Wirkung auf die fixen Gewebszellen über die in dem lebenden Gewebe sich vermehrenden Tuberkelbacillen aber in zweiter Linie auch einen pathologischen Einfluss auf die” Wandungen der in das inficirte Parenchym eingeschlossenen Ge- fässe aus, der zufolge sich eine typische entzündliche Extravasation farbloser Blutzellen entwickelt, welche die bisher ausschliesslich oder fast ausschliesslich aus epithelioiden Elementen zusammenge- setzten Tuberkelknötchen mit leukocytärem Elemente versieht, wo- durch die Knötchen allmählig die Structur des grosszelligen Langhans-Wagner-Schüppel’schen Tuberkels mit derjenigen des kleinzelligen Virchow’schen Lymphoidzellentuberkels mehı oder minder vollständig vertauschen.. Die Schnelligkeit und Voll ständigkeit, mit der sich diese Umwandlung vollzieht, ist abhängig von der Menge und Propagationsenergie der den Tuberkelheerd in” Leben rufenden Tuberkelbacillen; bei ungewöhnlich schneller reichlicher Bacillusproduction kann es sogar vorkommen, dass da Stadium des Epithelioidzellentuberkels gewissermaassen umgange wird und sich gleich von Anfang an der Lymphzellentuberkel bildet (wie dies z. B. theilsweise der Fall ist bei den Impftuberkeln der Cornea, welche durch directe intralamellöse Injection einer frisch bereiteten Suspension vollvirulenter Tuberkelbacillen in das Horn- hautcentrum entstehen (Experimente, welche im obigen Texte nicht speciell erwähnt wurden); andererseits kann es geschehen, dass bei sehr spärlicher und schleppender Bacillusproliferation die Tuber- kelentwicklung auf dem Stadium des primären Epithelioidzellen- tuberkels oder auf einer Uebergangsstufe von diesem in den Lym- | phoidzellentuberkel stehen bleibt, wie dies z. B. der Fall ist bei denjenigen Experimentaltuberkeln, welche durch Fütterung mit ab- geschwächten Tuberkelbacillen hervorgerufen sind. Haben die Tuberkel einmal die Stufe des Lymphoidzellentuberkels erreicht, dann sind sie keiner weiteren Entwicklung im progressiven Sinne mehr fähig, ihr einziges Geschick ist dann der Untergang, der An her — 589 — Zerfall, der um so schneller und vollständiger Platz greift, je schneller und vollständiger die epithelioide Tuberkelstructur sich. in die lymphatische verwandelte. Der Zerfall der experimentellen Tuberkel ‚vollzieht sich ganz nach der Art der bekannten charak- teristischen käsigen Metamorphose der menschlichen Tuberkel — beginnend mit der Nekrose der Kerne, endigend mit dem völligen Zerfall des Tuberkelgewebes zu einer käsigen Detritusmasse. — Es ergiebt sich aus diesen Befunden, dass die reinen Lymphoid- ellentuberkel die . bösartigsten aller Tuberkelformen darstellen ; damit stimmt überein, dass wir sie beim Menschen fast immer nur jei der ganz 'acuten Miliartuberkulose antreffen, deren Producte ich durch grossen Bacillenreichthum auszeichnen ; einen mittleren irad von Bösartigkeit bekunden nach unseren Beobachtungen die as Iymphoiden und epithelioiden Elementen gemischten Tuberkel- formen (Langhans-Wagner-Schüppel’sche Tuberkel), wie. ‚wir sie bei den chronischer verlaufenden Fällen von generalisirter iliartuberkulose vorfinden und zwar entsprechend den experimen- lien Befunden als Bildungen, welche immer weit weniger ba- Henreich sind, als die erstgenannten. Als die relativ gut- ftissten Formen hatten wir schliesslich die reinen oder fast reinen ‚Epithelioid- und Riesenzell-Tuberkel erkannt, denen wir begegnen in den so häufig localisirt bleibenden und, conform den ent- sprechenden Tuberkeln des Versuchsthieres, stets sehr bacillen- men Producten der scrophulösen Lymphdrüsentuberkulose, des ıpus, der tuberkulösen Gelenkfungi etc. Dass die menschliche Tuberkulose in den. verschiedenen Or- jen im wesentlichen denselben histologischen Entwicklungsgang schlagen werde, wie die experimentelle, war bei der Einheitlich- des bei den Krankheiten zu Grunde liegenden ätiologischen mentes von vorn herein zu erwarten; die eingebürgerten, von chow begründeten Anschauungen über die Histologie des ischlichen Tuberkels in den verschiedenen, namentlich den sog. snchymatösen Organen (Lunge, Leber, Nieren etc.), wonach der rkel als eine wesentlich aus kleinen Iymphkörperchenartigen ienten zusammengesetzte und überall aus dem interstitiel- Bindegewebe der Organe hervorgehende Neubildung auf- sen, schienen dem allerdings zu widersprechen ; indessen hat ı uns methodisch mit den modernen technischen Hilfsmitteln hgeführte Controluntersuchung der Tuberkel der verschiedenen chlichen Organe, in Uebereinstimmung mit früheren resp, ‚umgarten, Mykologie, 38 | — 590 — gleichzeitigen oder späteren Forschungen, namentlich E. Wagn ers (Leber), Schüppel’s (Lymphdrüsen), Arnold’s (Nieren und Lungen) obige Anschauungen als nicht zutreffend erkennen und feststellen lassen, dass der Aufbau der menschlichen Tuberkel in allen untersuchten Organen von denselben histologischen Bildungs- gesetzen beherrscht wird, wie derjenige der durch künstliche In-” fection in den entsprechenden Organen des Thierkörpers hervor- gebrachten Tuberkelheerde. An frisch excidirten menschlichen Tuberkeln des Unterhautgewebes hat Nauwerck °!?) neuestens un-" sere experimentell gewonnenen Beobachtungen über die Pas te Da weise des Tuberkels in bindegewebigen Organen bis in’s feinere Detail hinein bestätigen können. Nicht unterlassen dürfen wir, darauf hinzuweisen, dass durch obige Untersuchungen über die Histogenese des tubaikelon Pro. cesses die, zwar von Virchow bereits mit Bestimmtheit angenom. mene, derch Cohnheim’s berühmte Beobachtungen über die Ex travasation der farblosen Blutkörperchen bei der Entzündung jede ch in Frage gestellte, Proliferationsfähigkeit der fixen Ge: webszellen innerhalb von Entzündungsheerden als ei unumstössliches Factum erwiesen worden ist. An und für sic war allerdings bereits auf Grund früherer Untersuchungen (besor ders seit denjenigen Eberth’s, Senftleben’s und Homer über experimentelle Keratitis) das Vorkommen von Gewebszelleı wucherungen bei entzündlichen Processen allmählich allgemein z gestanden worden, indessen die überwiegende Zahl der modernen pathologischen Histologen war mit den genannten Autoren selbst der Ansicht — und nach Maassgabe dieser früheren und anderweitiger späterer Untersuchungsresultate (Scheltema’s und Grawit 2’ | ‚Lerpentin-Entzündungen’) war diese Ansicht begründet und keine falls widerlegbar — dass die bei Entzündungen auftretend Wucherungen fixer Gewebselemente nicht ein directer Effect der entzündlichen Reizung, sondern secundäre Phänomene, Folg erscheinungen der durch die Entzündungsursache resp. die En zündungsvorgänge hervorgebrachten Gewebsläsionen und Gewe defecte, also nicht eigentlich entzündliche, sondern regenerativ Processe seien. Diese Auffassung ist nun aber unseren, im Vora stehenden kurz mitgetheilten Beobachtungen über die Proliferation der fixen Zellen in den von den Tuberkelbacillen invadirten Geweb: I8- territorien gegenüber nicht haltbar, weil hier die Proliferation ( Reigen der histologisch Suhehähnbaren Veränderungen eröf fnetu — 591 — - für immer aufhört, sobald die ersten Zeichen der Gewebsdegene- ration, des Gewebszerfalles in diesen Territorien sichtbar —_ werden 31°), Ueber die Fähigkeit der fixen Gewebszellen, auf den Einfluss äusserer Reize mit Proliferation zu antworten, kann also _ ein Zweifel fürderhin nicht mehr bestehen und man wird daher eine entzündliche’ Proliferation der fixen Gewebszellen neben der regenerativen und rein hyperplastischen (resp. geschwulstbildenden) gelten lassen müssen. Die durch die Tuberkelbacillen in’s Leben P _gerufene Gewebszellenproliferation führt jedoch nicht, wie Virchow und mit ihm viele andere Forscher, sowohl für die Entzündung. im allgemeinen als speciell auch für den Tuberkel angenommen hatten, zur Bildung von kleinen leukocytenartigen Elementen — diese verdanken vielmehr ihr Auftreten in den Tuberkeln ersicht- lich einer Einwanderung extravasirter farbloser Blutzellen in die — Tuberkelheerde — sondern ausschliesslich zur Production grösserer, protoplasmareicher Zellgebilde, der sog. Epithelioid- (und Riesen-) Zellen des Tuberkels, von Zellformen also, ‘welche den ursprüng- ichen fixen Gewebszellen, wenn auch nicht vollständig gleichen, 50 doch morphologisch sehr ähnlich sind, während sie sich von ty pischen Lymph- und Eiter-Körperchen durch handgreifliche Merk- male von einander unterscheiden. Da es nach früheren und neue- sten einschlägigen Arbeiten, namentlich Ver£f.’s®'!”), E. Mar- j Ei. 318), Ziegler’s und seiner. Schüler 31%), E. Pick’s ?29), cheltema’s®?)), von Heukelem’s’*?), G. Böttcher’s°??3), als sichergestellt betrachtet werden darf, dass die für die tuber- ulöse Neubildung gefundenen histologischen Bildungsgesetze für e chronisch -entzündlichen Neoplasien überhaupt Gültigkeit esitzen, so würde also auch die entzündliche Zellneubildung, jenso, wie dies gegenwärtig für die regenerative, für die krebsige, ırz, für jede andere pathologische Zellneubildung allgemein an- ıommen ist, von dem Gesetze der legitimen Erbfolge der Ge- öbselemente beherrscht sich zeigen, dergestalt, dass die leu- )cytären Elemente des Entzündungsheerdes niemals etwas an- res, als eingewanderte Leukocyten, die endothelioiden und epi- jelioiden Klemente desselben dagegen jederzeit Abkömmlinge * im Entzündungsheerde vorhandenen Endothelien der Saftkanäle t fixen Bindegewebszellen), der Endothelien der Blut- und Lymph- ässe resp. der zugehörigen Deck- oder Drüsen-Epithelien reprä- iren. Allerdings hat allerneuestens J. Arnold in der oben en Experimentalarbeit ??*) den Beweis zu erbringen gesucht, 38% — 592 — dass die epithelioiden Zellen in Entzündungsheerden nicht nur Abkömmlinge fixer Zellen, sondern auch Descendenten ausgewan- derter weisser Blutkörperchen sein könnten: wir haben jedoch, trotz möglichst vorurtheilsfreier und genauer Prüfung der Angaben | des genannten hervorragenden F orschers nicht die Ueberzeugung gewinnen können, dass derselbe den angestrebten Beweis der Um- wandlungsfähigkeit ausgewanderter farbloser Blutzellen in epithe- lioide Zellkörper positiv und unwiderleglich erbracht habe. Wenn wir nach Darlegung der Entwicklung und Rückbildung der Tuberkel nun kurz dasjenige zusammenfassen, was uns die Infectionsexperimente über den Invasions- und Verbreitungs- Modus der Tuberkelbacillen im lebenden Thierkörper ken- nen gelehrt haben, so müssen wir, da sich in dieser Beziehung gewisse Verschiedenheiten und Besonderheiten geltend machen, je nachdem die Tuberkelbacillen durch Impfung in die vordere Augen- kammer resp. in’s Unterhautgewebe, oder durch intraperito- näale, oder durch intratracheale Injection oder durch Ver- fütterung übertragen worden, die Verhältnisse bei den verschie- denen Uebertragungsmodi einzeln zur Sprache .bringen. Wie sich die Dinge nach Impfung in die vordere Augenkammer resp. in’s Unterhautgewebe verhalten, ist zum Theil schon erörtert. Die Tu- berkelbacillen dringen, wie wir sahen, durch ihre Wachsthumsbe- wegung in die Gewebe der Impfstelle ein und werden wesentlic N theils durch diese Bewegung, theils durch die Saftströmungen in den primär afficirten Organen verbreitet. Mittels der Saftströmungen gelangen nun aber die Tuberkelbacillen alsbald in die eigentlichen Lymphgefässe, und damit ist der entscheidende Schritt zu ihrer Verbreitung über den ganzen Körper gethan. Denn mit dem Lymphstrom werden sie aus den primär ergriffenen Geweben zu: vörderst in die nächstgelegenen, sodann in immer entferntere, . ter nach dem Herzen hin gelegene Lymphdrüsen, dann in de ductus thoracicus und durch diesen schliesslich in’s Blut übe geführt. Die Schnelligkeit, mit welcher diese Abfuhr aus dem £ | vasionsort nach den nachbarlichen Lymphdrüsen u. s. w. erfolgt, is überraschend. Bereits 3 Tage nach der Uebertragung des tuberkulösen Fremdkörpers in die vordere Augenkan ne sind die Bacillen bis zu den auricularen Lymphdrüsen vorgedrungeı und es sterben demnach die Thiere trotz einer etwaigen selbs in so früher Zeit vorgenommenen Entfernung des tuberk e: se inficirten Auges, wenn auch später, als ohne den erwähnten Ein. — 593° — - griff, unfehlbar an allgemeiner Tuberkulose. Nach Maassgabe dieser _ Versuchsresultate muss es mithin als ein Unternehmen von sehr zweifelhaftem Erfolge bezeichnet werden, durch frühzeitige Exeision des tuberkulösen Primäraffeets der Verbreitung der Tuberkulose nach entfernteren Organen vorbeugen zu wollen. Einmal dem - Blute einverleibt, werden die Bacillen durch den Blutstrom nach den verschiedensten Organen getragen und in den meisten der- - selben nahezu gleichzeitig abgelagert. Besonders reichlich findet bei Kaninchen 325) die Ablagerung in den Lungen und den Nieren statt, während einzelne Organe entweder, wie z. B. die Haut, die Muskeln stets, oder wie z. B. die Eechänte, die Gelenkmembranen, der Darm fast stets verschont bleiben. Es ändert nichts, wie wir gleich bemerken wollen, an den erwähnten Ablagerungsverhält- nissen, wenn die Baecillen, statt, wie hier, indirect mittels des Lymphstromes, direct mittels intravenöser Injection in die Blutbahn eingeführt werden. Anscheinend folgen also die Tuber- kelbacillen nicht ganz den Gesetzen, welche Wyssokowitsch in einer wohlbekannten Arbeit in Betreff der Ablagerung von in’s 3lut injieirten Mikroorganismen im allgemeinen festgestellt hat. Joch dürfte die Differenz nur eine scheinbare sein, da nicht wohl izunehmen ist, dass bezüglich dieser offenbar von rein mecha- ischen Benin beherrschten Verhältnissen die Tuberkelba- ällen sich anders verhalten sollten, als alle übrigen Mikroorganis- men und mikroskopische Fremdkörper überhaupt. Die einschlä- en Beobachtungen. bei den Tuberkelbacillen gestatten vielmehr den Schluss, dass Wyssokowitsch wohl die übrigen Organe iwas zu leer hat ausgehen lassen, wenn er die Deposition von im Blute kreisenden Bacterien so vorwiegend in Milz, Leber und Knochenmark verlegte. Untersucht man nach intravenöser Injec- on relativ gewaltiger Mengen von Tuberkelbacillen die Lungen Nieren 24 bis 48 Stunden nach der Einspritzung, so gelingt nur mit grosser Mühe, da und dort einen Tuberkelbacillus in n Capillarwandungen oder im Gewebe haftend zu finden. Und ‘h beweist das Factum, dass 14 Tage oder 3 Wochen später zählige Bacillenheerde an den verschiedensten Stellen des Lungen- er Nieren-Parenchyms aufschiessen, unabweislich, dass eine nicht inge Menge von Bacillen in den genannten Organen aus dem isenden Blute (aus welchem die injicirten Tuberkelbacillen, ch allen übrigen Bacterien, schon in kürzester Frist verschwinden) ückgehalten worden sein müssen. Das Gleiche dürfte gewiss t i : a ” ebenso leicht wie in Milz, Leber-und Knochenmark, wo in Folge — 594 — bei allen übrigen Bacterien der Fall sein, die Menge der in Lun- gen, Nieren und anderen Organen retinirten Bacterien ist eben nur nicht gross genug, um, vor eingetretener Wucherung, der verlangsamten Blutströmung wohl ungleich grössere eh als in den übrigen Organen, zurückgehalten werden, nachweisbar i zu sein. Wenn dem so ist, dann bedarf freilich der Umstand einer Erklärung, warum in Lungen und Nieren trotz relativ geringerer Retention von Bacillen zahlreichere Tuberkelheerde produeirt wer- den, als in Milz, Leber und Knochenmark. Hier bietet, sich uns” die Annahme, Ei die verschiedenen Organe nicht alle Back gute Nährböden für den Tuberkelbacillus abgeben, die Lungen und” Nieren also bessere, als Milz, Leber und Knochenmark, eine Annahme, welche durch mannigfache Analogien, die in der uns bekannten Erscheinung der ‚Prädisposition’ resp. relativen Immu- nität einzelner Organe für resp. gegen verschiedene Infections- organismen zum Ausdruck kommen, gestützt wird und welche speciell für den Tuberkelbacillus unabweisbar erscheint angesichts der erwähnten Thatsache des constanten Freibleibens bestimmter Organe von der Miliartuberkelbildung bei dem ebenso constante Ergriffenwerden aller übrigen Organe im Verlaufe der acuten a gemeintuberkulose. Der eben geschilderte Weg des Eindringens der Tuberkelbz cillen von dem Impforte aus in den grossen Blutstrom wird beir Kaninchen in allen Fällen von intraocularer oder subcutane Verimpfung vollvirulenter Tuberkelbacillen eingeschlagen und ist zugleich der einzige, welcher für die Entstehung der Alk gemeintuberkulose bei den genannten Versuchsthieren wesentlich i Betracht kommt. Ein direetes Eindringen der Tuberkelbacill in die Blutgefässe kommt, nach Verf.’s Beobachtungen, bei dk Impftuberkulose der Känihehäh so gut wie gar nicht vor; im Lume der in die tuberkulös erkrankten Gewebe eingeschinesoni Blutgefässe vermochte Verf. nur bei bacillärer Infiltration höchst . Grades, zu einer Zeit, wo die Allgemeintuberkulose längst in voller Entwicklung begriffen war, und selbst dann nur ganz ausnahı weise und ganz son Tuberkelbacillen aufzufinden; eine Pe foration tuberkulöser Hickheeräte (z. B. tuberkulös a ir Lymphdrüsen) in angrenzende grosse Gefässstämme konnte | von Verf., trotz eingehend hierauf gerichteter Untersuchung ebenso wenig constatirt werden, wie ein ulceröser Zerfall der ß . | | j - — 59 — - timatuberkel in den grösseren Gefässstämmen der Lunge (s. 0.). "Letztere Heerde fallen überdies, da sie selbst erst Folgen der all- gemeinen Blutinfection sind, als deren Ursache, hier, bei der Impf- _tuberkulose der Kaninchen, ganz ausser Betracht. Die directe Be aünioctibn spielt demnach gegenüber der indirecten mittels des Lymphgefässtransportes bei der Entstehung der Allgemeintuberku- lose der Kaninchen keine oder höchstens eine ganz untergeordnete Rolle. Ganz im Gegensatze zu diesem für die experimentelle All- gemeintuberkulose festgetellten Sachverhältniss, soll nun, den herr- schenden Anschauungen zufolge, in der Pathogenese der mensch- lichen Allgemeintuberkulose die directe Infection des Blutes (resp. der Lymphe des ductus thoracicus) das maassgebende, fast allein wirk- same Moment darstellen. SeitPonfick’s Entdeckung von Tuberkeln in der Wand des ductus thoracicus und besonders seit Wei- gert’s326) Nachweisen des fast regelmässigen Vorhandenseins von tuberkulösen Heerden in der Intima grösserer Blutgefässe, nament- lich der Lungenvenen bei allgemeiner menschlicher Miliar- tuberkulose huldigt man, letzterem Forscher folgend, nahezu all- semein der Ansicht, dass die Entstehung der genannten Krankheit eine Tuberkulose der Intima grösserer Blut- oder Lymph-Gefässe als fast nothwendige Bedingung voraussetze. Wir können diese Ansicht nicht als eine genügend begründete ansehen. Damit Tu- berkelbacillen in irgend nennenswerther Menge aus Tuberkelheerden "an umgebende Flüssigkeiten abgegeben werden, bedarf es, unter "allen Umständen eines geschwürigen Zerfalls dieser Heerde. us nicht ulcerirten Intimatuberkeln dringen die Baecillen nicht ‚oder jedenfalls nur in ganz unerheblichen Quantitäten in das Blut inein; es spricht hierfür zunächst die mikroskopische Unter- suchung der experimentellen Intimatuberkel, welche zeigt, dass die uchernden Bacillen dieser Tuberkel durch die gleichzeitig mit tzteren oder schon vor ihnen sich etablirende Endophlebitis resp. ndarteriitis obliterans mit einer durch successive Apposition sich etig erneuernden Kapsel umsponnen werden, welche die Invasion r Bacillen in’s Gefässlumen verhindert. Den überzeugendsten sweis dafür, dass die Tuberkelbacillen aus festen Tuberkelheerden cht in umgebende Flüssigkeiten hineinwachsen, liefert aber s Vorderkammer-Experiment: In dem Humor aqueus, welcher h mit Milliarden von Bacillen bevölkerten tuberkulösen Fremd- | körper umschliesst, und in welchen die massenhaften Tuberkel- | i ötchen der Irisvorderfläche mit ihren Kuppen eintauchen, ist es Ba. me Verf. vor vollzogener Ulceration der Knötchen niemals gelungen, auch nur einen Tuberkelbacillus zu finden. Es wird dieser Nicht- ” übertritt der Bacillen aus dem festen Gewebe in angrenzende Flüssigkeiten gewiss auch dadurch wesentlich bedingt sein, dass die Tuberkelbacillen in Flüssigkeiten nur höchst ungern wachsen. ” Sihen wir doch auch die künstlichen Vegetationen der Ba- cillen auf coagulirtem Blutserum nicht in das angrenzende Con- densationswasser hineindringen! Es würden demgemäss nur die” ulcerirten Gefässtuberkel als Quellen von Allgemeintuberkulosen des Menschen in Betracht gezogen werden können; in vielen der einschlägigen Fälle waren aber solche nicht, sondern nur nichtul- | cerirte Tuberkel der Venen-Intima resp. der Innenfläche des ductus thoracicus vorhanden. Schon aus diesem Grunde wird die Tuber- kulose grosser Blut- und Lymph-Gefässstämme nicht als nothwendige Ursache der menschlichen Allgemeintuberkulosen hingestellt werder können. Hierzu kommt, dass in vielen Fällen von „chronischer“ (Wei- sert) und selbst in einigen Fällen von ganz acrien allgemeine er menschlicher Miliartuberkulose, es weder Weigert N anderer (Bergkammer, Verf.) geglückt ist, überhaupt makroskopisch ältere Tuberkelheerde in den Gefässinnenhäuten aufzufinden. Wei gert supponirt, dass in den betreffenden Fällen die in Rede stel er den Heerde übersehen worden seien. Aber ein Zwang zu diese Annahme würde doch nur dann vorliegen, wenn jede anderweitig Entstehung einer tuberkulösen Blutinfection als diejenige durc Intimatuberkel als ausgeschlossen oder doch als in hohem Grac unwahrscheinlich zu erachten wäre. Das ist nun aber gewiss nich der Fall. Die experimentelle Erfahrung lehrt vielmehr in nich misszudeutender Weise, dass unabhängig von jeder, insbesondei jeder makroskopischen Gefässtuberkulose, von einem winzigen I fectionsheerd aus, der gesammte Körper derartig mit Baeilk überschüttet werden kann, dass binnen wenigen Wochen eine de typischen acuten Miliartuberkulose des Menschen anatomisch vol kommen gleichwerthige, generalisirte Tuberkulose ausbricht; we halb sollte denn beim Menschen nicht das Gleiche. eintreten kö nen? Weigert postulirt aus dem Grunde die Gefässtuberkulose als nahezu unumgängliche Bedingungen der tuberkulösen Bl infection, weil er einen Transport der Bacillen durch d Lymphdrüsen hindurch in’s Blut in der Regel für ausg schlossen erachtet, indem ihm die Beobachtungen am Mensch zu erweisen scheinen, dass die Lymphdrüsen ein beinahe sicher —: 5991 — a wirkendes Filter für die im Lymphstrome circulirenden Bacillen ° _ abgeben. „Ueber die Lymphdrüsen hinaus geht das Tuberkelgift, % wie es schen nicht so leicht; es verhält sich in dieser Beziehung _ ähnlich, wie ande, feinvertheilte infectiöse und nicht infectiöse _ Partikel (Weigert). Nun, unsere Impfexperimente beweisen aber ganz positiv, dass die Kohsikelhsgilien nicht minder leicht, als z. B. das Syphilisgift, die Lymphdrüsenketten zu passiren und E durch den ductus thoracicus hindurch in den grossen Blutstrom - einzudringen vermögen. Wenn trotzdem unleugbar in vielen Fällen _ von menschlicher Tuberkulose die Tuberkelbacillen in den Lymph- MB irisen gewissermaassen sequestrirt werden, so dürfte dies gewiss nicht darin begründet sein, dass die EEE des Menschen Fi ‚zuverlässigere Filkcieapnarste darstellen, als diejenigen der Ka- ninchen, sondern sicherlich nur darin, dass die Tuberkelbacillen — & slücklicher Weise — nicht jeder Zeit und unter allen Umständen _ denselben hohen Grad von Proliferations-Energie besitzen, wie wir "ihn in den Experimenten mit vollvirulenten Tuberkelbacillen zu & age treten sehen. Verimpft (oder verfüttert) man absichtlich ab- geschwächte Bacillen, so kommt es auch beim Versuchsthier meist nicht zur Allgemeininfection, sondern der tuberkulöse Pro- cess macht in den entsprechenden Lymphdrüsen Halt; es dringen unter diesen Verhältnissen nur relativ wenige und mA verhältniss- mässig geringer Wachsthumsenergie begabte Bacillen in die Drüsen ‘ein, und damit ist der Drüse bei ihrer unzweifelhaft bedeutenden, venn auch keineswegs absoluten Filtrationskraft die Möglichkeit gegeben, die Bacillen durch Öbliteration der in die vasa efferentia 5 mündenden Lymphwege, durch schwielige Verdickung der Kapsel s. w. zurückzuhalten und ‚somit ihrer Verbreitung bis auf wei- eres oder auch dauernd ein Ziel zu setzen. Anders jedoch bei ürmischer Bacillen-Invasion und -Propagation; da erreichen im- er frühzeitig genug hinreichend viel Bacillen die ausführenden ymphgefässe, um eine Drüse nach der anderen erfolgreich zu in- iren und von der letzten, zwischen Impfort und ductus thoracicus ngeschalteten Drüse aus in zur Herbeiführung einer acuten All- smeintuberkulose genügender Menge in den Brustlymphgang ein- dringen. Dass nicht nur beim Versuchsthier, sondern auch beim enschen ganz acute allgemeine Miliartuberkulosen unter Aus- luss von Tuberkelheerden in der Wandung grösserer Blutgefässe sp. des ductus thoracicus zu Stande kommen können und zu ande kommen, beweist der einschlägige Fall Bergkammer’s, = re Yin mg” a a TTS tolkeer ’ fs a . u — 58 — - welchem Verf. aus eigener Beobachtung einige analoge Fälle an- reihen kann. Nach alledem werden wir die in Erörterung stehende Anschauung Weigert’s in ihrer Allgemeinheit nicht acceptiren ” können, wenn wir auch selbstverständlich nicht bezweifeln, dass grössere Venentuberkel, wenn sie nach dem Lumen zu aufbrechen, zur Entstehung acuter allgemeiner Miliartuberkulose Veranlassung geben können und weit davon entfernt sind, die Entdeckung und Klarlegung dieses Verhältnisses seitens Weigert’s nicht als einen bedeutsamen Fortschritt in der Lehre von der Pathogenese der menschlichen acuten allgemeinen Miliartuberkulose zu schätzen. Was nun den Invasions- und Verbreitungs-Modus der Tu- berkelbacillen nach intraperitonäaler Injection virulenter (na- türlicher oder künstlicher) Reinculturen derselben anlangt, so ist zuvörderst zu berichten, dass ein Theil der injieirten Bacillen auf der Oberfläche des parietalen und visceralen Blattes des Perito- näums liegen bleibt, während der andere von dem Lymphgefäss- strom, welcher vom Peritonäum her durch’s Zwerchfell zum duct S thoracicus führt, erfasst und in’s Blut übergeführt wird. Da di Bahn dieses Stroms nicht durch Lymphdrüsen unterbrochen Be erfolgt die Blutinfection hier noch rascher und massiger als n intraocularer oder subcutaner Impfung. Die an den Peritonäalwände haften gebliebenen Bacillen wachsen, wie die mikroskopische Unte suchung ergiebt, direct in das Gewebe des Peritonäums hinein und es entsteht so eine echte disseminirte Peritonäaltuberkulose, wi man sie in dieser Weise nach anderer Applicationsweise der Ba cillen niemals zu sehen bekommt Nach intraocularer oder sub cutaner Impfung entsteht zwar mit grosser Regelmässigkeit eine Miliartuberkulose des Netzes, aber die übrigen Theile des Perito näums bleiben so gut wie gänzlich frei und die Knötchen li ge h hier weit mehr in der Tiefe als auf der freien Oberfläche, während nach directer intraperitonäaler Injection gerade die freie O der- fläche der Peritonäum parietale und viscerale mit feinsten Knöt chen wie übersät erscheint. Es stehen diese Erfahrungen ganz im Einklang mit den, besonders von Weigert in diesem Sinne urgirten Beobachtungen am Menschen, wonach direct vom Blute aus nur ausnahmsweise eine disseminirte Miliartuberkulose de Oberfläche des Gesammtperitonäums inducirt wird, sondern hierzu in der Regel ein unmittelbares Eindringen der Tuberkelbaecillen in den Peritonäalraum, von tuberkulös erkrankten Organen der Bauchhöhle aus, nothwendig ist. Zu der experimentellen E F > DAUCH- — 59 — "fellstuberkulose kann sich, bei sehr intensiver Affection, analog den Verhältnissen an der Iris (s. o.), eine diffuse exsudative Peri- tonitis gesellen; dieselbe trägt, bei aseptischer Experimentation, 5 eich der entsprechenden Entzündung an der Oberfläche der Iris, ' niemals eitrigen, sondern stets fibrinösen Charakter. Eigenartig und in vieler Beziehung lehrreich gestalten sich die Verhältnisse der Invasion und Verbreitung der Bacillen nach u erenie: Injection der Letzteren in die Lungen. Wie die directe Beobachtung ergiebt, dringt ein grosser Theil der in- jieirten Bacillen sehr rasch in das Lungengewebe hinein. Schon ze Zeit (1 Stunde) nach .der Injection findet man reichliche acillen theils in der Substanz der Lungenepithelien theils im Bindegewebe der Alveolarwände eingelagert. Dass es sich hierbei "um ein rein mechanisches Eindringen handelt, kann schon in An-. betracht der Bewegungslosigkeit der Bacillen, und angesichts der Kürze der verflossenen Zeit, welche ein Hereinwachsen aus- schliessen lässt, keinem Zweifel unterliegen. Mit absoluter Sicher- "heit wird der rein mechanische Charakter dieser Penetration in’s Lungengewebe durch Versuche mit durch Erhitzung abgetödter Bacillen erwiesen: auch diese findet man in derselben Reichlich- 4 reit in das Lungengewebe eingedrungen. Die Tuberkelbacillen jedürfen also (ebensowenig wie andere Mikroorganismen ???) weder, | hr ie vielfach aus aprioristischen Gründen angenommen wird und wie Flügge durch die Ergebnisse einschlägiger Experimente ??®) positiv erwiesen zu haben geglaubt hatte, einer vorgängigen Ab- lösung oder Abtödtung der Lungenepithelien (welchen präparato- Tischen Effect die pathogenen Bacillen sich in der Regel selbst, durch Ansiedlung und Vermehrung an geschützten, mit ‚stagniren- »m Secret’ versehenen Stellen der freien Oberfl‘ he schaffen sollten), och sonstiger Integritätsstörungen, um von den Respirationswegen us das Lungengewebe zu invadiren. Dass auch die Wanderzellen | überflüssig sind, beweist die mikroskopische Untersuchung. e Verbreitung im Lungengewebe erfolgt nun wiederum theils durch Wachsthumsbewegungen der Bacillen theils durch den Trans- rt derselben mittels der Saftströmung und man hätte nun nach Analogie mit den Erfahrungen bei intraocularer , subcutaner und raperitonäaler Uebertragung zu erwarten, dass dieser Verbreitung im Lungengewebe alsbald die Infection der allgemeinen Blutmasse nachfolgen werde. In dieser Erwartung wird man jedoch getäuscht. Entweder die Allgemeintuberkulose bleibt völlig aus oder sie tritt Ki ne E \ Sn N [) . | nur in ganz rudimentärer Form auf. Wie ist das zu erklären? Unwillkürlich wird man bei der Obduction der an künstlicher Asprationstuberkulose verendeten Thieren an das Verhalten der meisten Phthisikerleichen erinnert, bei denen sich, trotz weitge- diehenster tuberlöser Lungenerkrankung, in den übrigen Organen — abgesehen vom Darm, der bei Phthisikern wohl unzweifelhaft in der Regel nicht vom Blute aus, sondern durch verschluckte phthi- sische Sputa inficirt wird — in der Regel nur sparsame oder auch, gar keine makroskopischen Tuberkeleruptionen finden. Das Auf- | fallende dieser, als solcher ja jedem pathologischen Anatomen be- kannten Thatsache hat unseres Wissens zuerst Weigert nach drücklich hervorgehoben und zugleich den Grund der auffallenden Erscheinung zu erörtern gesucht. Da nach Weigert’s Voraus setzung die tuberkulose Blutinfection fast ausschlißsslich durch tuberkulöse Erkrankungen von Blutgefässen zu Stande kommt, sO -musste dieser Forscher consequenter Weise die Ursache der in Rede stehenden Erscheinung in besonderen Verhältnissen der phthis schen Processe zu den Blutgefässen des Lungengewebes suche Weigert vermuthet, dass der phthisische Process unter Mithilf anderer Entzündungsreize die grösseren Lungengefässe, speciell d Lungenvenen im allgemeinen so rasch und ausgiebig zur Obliter&-' tion bringt, dass hierdurch das Eindringen irgend erheblichere Mengen von Tuberkelbacillen in die Blutbahnen ausgeschlosse werde. Für die künstlich erzeugte Lungenphthise der Kaninche lässt sich diese Vermuthung Weigert’s aber nicht verificirer Die grossen Lungengefässe bleiben hier so gut wie sämmtli offen. Der eigentliche Grund der uns beschäftigenden Erschei- nung muss also in etwas anderem liegen. Wir sind der Ansicht, dass von der tuberkulös erkrankten Lunge aus die Tuberl ‘ bacillen deshalb nur in relativ sehr geringen Mengen in das Blut übertreten, weil sie zum weitaus grössten Theile mechanisch in der Lunge zurückgehalten werde Bekanntlich sind die Lungen der Kaninchen mit einer sehr grossen Zahl von intraparenchymatösen kleinsten Lymphdrüsen (solitären Lymphfollikeln) ausgestattet. In diese Lymphfollikel dringen nu wie die Beobachtung ergiebt, die sich im Lungengewebe verbr: tenden Tuberkelbacillen zunächst allenthalben ein. Ein gross Theil der eingedrungenen Bacillen wird natürlich durch das Filtra- tionsvermögen der Drüschen zurückgehalten; der übrige Theil strebt durch die vasa efferentia der Gefangenschaft zu entgehen. — 60 ° — s — 601. — un befinden sich diese vasa efferentia mitten im Lungengewebe; etzteres ist aber um jene Zeit nicht mehr gesund, sondern bereits reit und breit in entzündlicher Wucherung und Exsudation be- riffen. Die vasa efferentia sind hierdurch vielfach undurchgängig eworden und werden’ es von Tag zu Tage mehr und mehr. So taut sich also die Hauptmasse der von den Saftströmungen im webe transportirten Bacillen in den Lungenlymphdrüsen auf. | die Bronchialdrüsen gelangt in Folge dessen nur ein re- tiv geringer Theil, wie die nur sehr mässige tuberkulöse Affec- on dieser Drüsen her de Aspirationstuberkulose der Kaninchen- ige bezeugt. Um so geringer ist natürlich der die Bronchial- üsenfilter passirende, und durch deren vasa efferentia in n ductus thoracieus eintretende Antheil. Letzterem steht nun lerdings die Blutbahn offen — aber jetzt kommt der Umstand Betracht, dass mittlerweile durch den fortschreitenden tuher- lösen Process des Lungengewebes unzählige Capillaren (und auch le kleine Arterien und Venen) obliterirt oder in hohem Grade rengt worden sind. Die Mehrzahl der in die Blutbahn gelangten cillen deren Zahl an sich, dem Gesagten zufolge, eine nur spär- je ist, bleibt also in der Lunge stecken und je weiter der ngenprocess fortschreitet desto verschwindender wird natürlich ‘Zahl der Bacillen werden müssen, die alle die zahlreichen, Bacillen-Transport von der Lunge nach dem Blute sich ent- enstellenden Hindernisse überwindend, schliesslich in den grossen islauf Eingang finden. So erklärt sich ungezwungen, auf Grund erer Beobachtungsthatsachen, die auf den ersten Blick frappi- de Erscheinung, dass eine so intensive und extensive tuberkulöse rankung, wie die Aspirationstuberkulose der Kaninchen, ohne bliche, zuweilen sogar ohne alle metastatische Tuberkelbildung iwufen kann. Höchstwahrscheinlich ist die nämliche Erscheinung der menschlichen Phthise durch dieselben Momente bedingt; gstens liegt kein Grund vor, beim Menschen nach anderen Br suchen zu müssen; da auch die menschliche Lunge zahl- > intraparenchymatöse Lymphfollikel, wenn auch vielleicht 50 reichliche, wie die des Kaninchens, beherbergen (J. Ar- ‚Ribbert). Die Obliteration der grösseren Gefässstämme ; zwar unzweifelhaft in der anatomischen Geschichte der hlichen Lungenphthisen eine bedeutende Rolle, aber erstens Obliterationsprocess ein zu variabler Fatori um einer ässigen Erscheinung als Grundlage zu dienen und zweitens 2 haben ja unsere Ermittlungen dargethan, dass die Entwicklung‘ der Allgemeintuberkulose durchaus nicht unbedingt von der Ent-' wicklung der Blutgefässtuberkulose abhängt, sondern dass sie, ‚lebhafte Wucherungsenergie der infieirenden Bacillen vorausgesetzt, “allein durch den Transport mittels des Lymphgefässsystems ver- mittelt werden kann und unter obiger Voraussetzung hierdurch: allein auch immer vermittelt wird, wenn sich nicht, wie bei der Aspirationsphthise der Kaninchen, diesem Transport ganz besondere Complicationen und Hindernisse in den Weg stellen. Wenn wir nunmehr noch den Modus der Invasion und der Verbreitung der Tuberkelbacillen bei experimenteller Infection vom Darmkanale aus kurz besprechen sollen, so ist zunächst hervor zuheben, dass die Aufnahme der in den Darmkanal eingedrunge Bacillen in die Darmwand, ebenso wie diejenige der von den Luft wegen aus in die Alveolen hineingelangten Bacillen auf rei mechanischem Wege durch das vollständig intacte Darm epithel hindurch zu Stande kommt. Weder eine Lockerung de Schleimhautelemente durch Katarrh, noch Abstossungen ode Nekrosen des Darmepithels, noch Einschleppung durch Wandeı zellen sind nothwendige Bedingungen der Aufnahme. Wie die Fet kügelchen des Chymus von der völlig normalen Schleimhaut dur: rein physikalische Kräfte, ohne Mitwirkung von Wanderzelk (Grünhagen), resorbirt werden, so ist dies, nach unseren I obachtungen, auch bei den Tuberkelbacillen der Fall. Die Weg ‘ welche die in die Darmwand eingedrungenen Bacillen ei schlagen, sind ebenfalls dieselben, wie diejenigen der Chymı kügelchen. Theils, und zwar grösstentheils, bleiben sie we agminirten und solitären Darmfollikeln hängen, theils gelangen diese passirend, mit dem Chylusstrom in die Mesenterialdri und, soviele davon durch das Filter der letzteren durchschlüf mittels des ductus thoracicus in das Strombett der oberen E vene, theils endlich werden sie mit dem Phortaderstrom ?2°) dir: hab der Leber verschleppt. Ein Durchtritt der Bacillen he die Darmwand, ohne theilweises Haftenbleiben und Fortentwi lung in letzterer, kommt nach unseren zahlreichen Beobachtung nicht vor; die gegentheiligen Angaben (Orth, Wesener) s nicht als vollkommen beweiskräftig zu erachten ?3%), DBemer e werth ist noch, dass, wie schon von früheren Experimenta (Bollinger, Orth u. A.) angenommen, aber erst unsere suche mit voller Sicherheit nachgewiesen haben, auch die unv er 60 — "letzte Mund- und Rachen-Schleimhaut ın der Nahrung - enthaltene Tuberkelbacillen resorbirt; als Resorptionsorgane sind _ hierbei die Tonsillen sowie die Yniöhafisken Follikel des Zungen- _ grundes und der Rachenwand thätig, nach welchen Beobachtungen _ wir, beiläufig bemerkt, zu der Anschauung gelangen müssen, dass sich. bereits die genannten Gebilde, wie ihre tiefer gelegenen - Schwesterbildungen, die agminirten od solitären Follikel des Darm- kanals an der Resorption des Speiseinhaltes betheiligen, eine An- schauung zu welcher neuestens auch ein englischer Beobachter, _ Hingston Fox, auf Grund physiologischer Untersuchungen gelangt ist. Durch die sn Iymphatischen Gebilde hindurch dringen 7 Bacillen theilweise in die Lymphdrüsen des Unterkiefers und Halses, welche danach ganz in Form der scrophulösen Lymph- i BE entuberkulese erkranken, ein. Infection dieser Drüsen ohne Beige Infection der lymphatischen Organe der Mund- und 4 chen-Höhle kommt nach unseren Versuchen ebenfalls nicht vor. 5 Stellen wir nun dasjenige in kurzem Ueberblick zusammen, was wir über die Bedingungen der tuberkulösen Infection wissen, so ist im Voraus zu bemerken, dass diese Bedingungen theils i in Verhältnissen des von den Infectionsorganismen bedrohten thierischen Organismus, theils in Verhältnissen der in den Körper "eingedrungenen speeifischen Krankheitsparasiten gelegen sein können. Wenden wir uns zuvörderst zu den Bedingungen der. erstgenannten K ategorie, so haben wir uns in erster Linie die Frage vorzulegen, ‘ob es Verhältnisse giebt, unter welchen selbst die in reichlicher Zahl und mit voller Virulenz in die Tiefe der Gewebe des lebenden Körpers eingedrungenen Tuberkelbacillen daselbst nicht zur fort- ‚schreitenden Vermehrung zu gelangen vermögen, ob es mit anderen "Worten, eine Immunität einzelner Species oder Individuen gegen die Tuberkelbacillen giebt. Dass einzelne Warmblüter-Species "&xistiren, welche für die tuberkulöse Infection nur wenig empfäng- lich sind, indem selbst regelrecht und mit reichlicheren Mengen nachweislich infectionstüchtiger Bacillen bei ihnen angestellte In- fectionsversuche häufig fehlschlagen, steht fest; absolut immun ; allerdings keine Warmblüterspecies gegen Tuberkulose, wie ch’s Experimente erweisen, welcher mit grossen Mengen frisch züchteter Tuberkelbacillen selbst die unter allen Warmblütern ı wenigsten disponirten Hunde und Ratten regelmässig in typi- ier Weise inficiren konnte. Kaltblüter sind dagegen, soviel e wissen, ganz unempfänglich für die tuberkulöse Infection; hier I reicht schon die niedrige, das Wachsthum der Tuberkelbacillen erfahrungsgemäss verhindernde Temperatur aus, uns diese That- . sache verständlich zu machen, während wir für die Erscheinung der relativen Immunität gewisser Warmblüter-Species keine andere Erklärung zu geben vermögen, als dass die Tuberkelbacillen in 4 den Geweben dieser Thiere im allgemeinen nur wenig günstige ” Ernährungsbedingungen finden, so dass sie eben so schwierig darin zu gedeihlichem Wachsthum Belangen, wie auf ihnen wenig zu- sagenden künstlichen Nährböden. Wenn demnach schon die | Species-Immunität ‚resp. -Disposition den Tuberkelbacillen ge- ” genüber nur eine untergeordnete und beschränkte Rolle spielt, ° so fehlen für das Bestehen einer individuellen Immunität resp. -Disposition gegen resp. für die Tuberkelbacillen seitens der zuverlässig gesicherten Erfahrungen der Experimentalpathologie jegliche Anhaltspunkte. Ob die Individuen einer gut disponirten Thierspecies (Kaninchen, Meerschweinchen) gross oder klein, schwächlich oder kräftig, alt oder jung sind, ändert an der Entwicklung und dem Verlauf der experimentellen Tuberkulose, sei es dass diese mit viel oder wenig, mit vollvirulenten oder abgeschwächten Bacillen bewirkt wurde, nicht das Allergeringste ohne jede Ausnahme erliegen die mit virulenten Baeillen in inficirten Thiere innerhalb ungefähr der gleichen Zeit der Krar ; heit und der Infeetion mit abgeschwächten Bacillen gegenüber ve hält sich das schwächlichste Thier nicht anders als das To k Auch krankhafte Zustände irgend welcher Art üben — al ' gesehen natürlich davon, dass durch zugleich vorhandene schnelle - tödtlich endende anderweitige Erkrankungen der Verlauf der Tuber kulose unterbrochen werden kann, oder durch das Zusammen. wirken der Tuberkulose mit anderweitigen consumirenden Einflüsse der Organismus schneller aufgerieben wird — keinen nennenswerthei Einfluss auf die Entwicklung der künstlich veranlassten Tuberkulos aus; einige unserer Versuche scheinen zwar dafür zu sprechen, das in entzündeten Geweben die Tuberkelbacillen ceteris paribu etwas schneller wachsen, als in gesunden, aber sie invadiren j auch, wie wir gesehen, die allernormalsten Gewebe und wachse darin, wenn sie den nöthigen Virulenzgrad besitzen, mit veı wüstender Ueppigkeit, so dass höchstens unter besonderen Verhält- nissen, von denen noch die Rede sein wird, ein begünstigende Einfluss der Entzündung auf das Zustandekommen und den Verlaı der tuberkulösen Infection, nicht aber die Entzündung als eine noth- | | — 605° — 4 wendige Voraussetzung der Tuberkelentwicklung angenommen werden _ kann. Dass hinsichtlich der individuellen Disposition resp. Immu- nitat für resp. gegen Tuberkulose beim Menschen andere Gesetze ' walten sollten, als bei den genannten Versuchsthieren, ist im höchsten Masse unwahrscheinlich. Der Mensch gehört zu den für Tuberkulose stärkstdisponirten Species, wie mit unbedingter Sicher- heit daraus hervorgeht, dass der- Mensch unter allen Geschöpfen die höchste Erkrankungsziffer an spontanen tuberkulösen Er- krankungen aufweist. Dass die Geneigtheit zum spontanen Be- fallenwerden von einer Infectionskrankheit der sicherste Massstab des Empfänglichkeitsgrades für die betreffenden Infectionsorganismen _ abgeben muss, leuchtet schon a priori ein, denn die spontane _ Infection N ja naturgemäss in der Bogel mit sehr viel ge-. ringeren Quantitäten der specifischen Mikroorganismen, als die künstliche Infection und die auf natürlichem Wege den Körper h invadirenden Krankheitsparasiten sind häufig noch dazu in ihrer Virulenz mehr oder minder erheblich abgeschwächt, während der -Experimentator es in der Hand hat, zu seinen Versuchen immer ollvirulente Mikrobien zu Be eödeir- wenn also die Individuen er Species bereits der spontanen Infection durch bestimmte ankheitsparasiten mit grosser Häufigkeit zur Beute fallen, dann werden sie gewiss der künstlichen Infection durch dieselben } Krankheitsparasiten um so sicherer zugänglich sein müssen. Alle Beobachtungsthatsachen der experimentellen pathologischen My- iologie stimmen nun auch mit dieser Voraussetzung überein; die I ndividuen einer Thierspecies sind um so unfehlbarer mit einem bestimmten Infectionsorganismus künstlich zu inficiren, je häufiger | sie von der natürlichen Infection ergriffen werden und umgekehrt. smäss dieser, ohne jede Ausnahme dastehenden Erfahrungsthat- che der Experimentalpathologie muss also der Mensch, dessen schlecht mehr unter den verheerenden Wirkungen der spon-. nen Tuberkulose zu leiden hat, als alle übrigen Warmblüter- schlechter zusammen, jedenfalls eine unendlich häufigere Zahl ntaner Tuberkelkrankheiten aufweist, als das Geschlecht der, ininchen, mit, wenn möglich noch grösserer Unfehlbarkeit der geeigneter Weise stattfindenden Uebertragung wirksamer Tu- kelbacillen unterliegen, als das Kaninchen und es kann hier- 'h dem höchstempfänglichen Geschlechte der Menschen nicht " Besitz einer individuellen Immunität resp. Disposition gegen ). für Tuberkulose zugeschrieben werden, welcher bereits dem _ Baumgarten, Mykologie, 39 7 SB za rm nn 0 — ö weniger hochempfänglichen Geschlecht der Kaninchen vollständig. abgeht. Dieses Resultat unserer Ueberlegung steht nun freilich in’ srellem Widerspruch mit der auch heute noch vielfach vertretenen Lehre, wonach die individuelle Prädisposition eine ganz maass- gebende Rolle bei dem Zustandekommen der menschlichen Tuber- kulose spielen soll. Man glaubt und verficht es allen Ernstes, dass der Tuberkelbacillus nur solchen Menschen gefährlich werden könnte, welche „individuell prädisponirt“ für denselben seien; die meisten Menschen besässen glücklicherweise diese ‚tuberkulöse Prä- disposition’ nicht und wären deshalb gefeit gegen alle auch noch so oft wiederholten. Angriffe des genannten Krankheitsparasiten. Das Wesen der ‚tuberkulösen Prädisposition’ suchen die Einen in einer „krankhaften Schwäche der Gewebe“, nach den Anderen ist das- she nach Analogie der bekannten Erfahrungen über die Disposil tion der verschiedenen Species und Racen für bestimmte Infeetions- erreger zu beurtheilen. Worauf stützt sich denn nun aber eigent- lich diese Lehre von der ‚tuberkulösen Prädisposition’? Dass di Thatsachen der Experimentalpathologie in jeder Beziehung geger dieselbe sprechen, haben wir soeben erörtert; aus dieser zuve lässigen Quelle medicinischen Wissens kann daher die Lehre il Argumente nicht schöpfen. Wenn Orth°#t), der sich neuester besonders warm der in Rede stehenden Lehre angenommen h: um den Widerspruch mit den experimentellen Erfahrungen auszı gleichen, die Ansicht aufstellt, dass sich bei den Infectionsversuche an Thieren die prädisponirende individuelle Gewebsschwäche deshal der Wahrnehmung entzöge, weil zu grosse Mengen von Bacillen ei geführt würden, gegen deren Uebergewalt auch die bestausgerüste Gewebe unterliegen müssten, so ist dem gegenüber darauf hin: 7 weisen, dass bei den disponirten Thierspecies die denkbar mir malsten Mengen virulenter Bacillen — mit einem einzigen cillus lässt sich natürlich schwer experimentiren, es hat aber auc noch Niemand bewiesen, dass selbst bei einem, im Sinne der Pr _ dispositionstheorie, allerschwächsten Menschen ein einziger Bacillu zur Infection ausreiche — genügen, um auch die kräftigsten Indi- viduen der Species mit unfehlbarer Sicherheit zu tödten. Das von Orth zur Stütze seiner eben erwähnten Ansicht herangezogene Beispiel des Hundes, welcher durch geringe Mengen von Baciller nicht, wohl aber durch grosse Quantitäten derselben zu infieir sei, Be deshalb nicht, weil der Hund ja eben, ganz im Gegensatz zum Menschen, eine von Natur aus ausserordentlich wenig His, 7 Ku Bun. u ie u ERETER ae a a m u Fr | — 607 — onirte Species darstellt, deren Individuen demgemäss allerdings so- zusagen nur ‚mit Gewalt’ zu infieiren sind. Es muss aber entschieden als eine willkürliche, weil jedes sicheren Beweises haare Annahme erklärt werden, wenn zwischen den einzelnen Individuen der species homo analoge Unterschiede der Empfänglichkeit supponirt werden, wie zwischen Kaninchen, Hunden und Ratten, die ja doch scharf von einander getrennte Species repräsentiren. Dass übrigens die | sc hwerinficirbarkeit des Hundes, wie Orth meint, darauf beruhe, dass die Gewebe desselben „besser constituirt‘“ seien als diejenigen der hochempfänglichen Thierspecies, dürfte wohl schwerlich zu halten sein; mit „guter oder schlechter Constitution‘ hat die Species- Immunität resp. „Disposition gewiss nichts zu schaffen, da die ‚schwächlichsten Individuen der Species bestimmten Infections- Organismen unter allen Umständen siegreich Widerstand leisten; ährend andererseits die kräftigsten Individuen einer und derselben ‚Species bestimmten anderen Infectionsorganismen widerstandslos unterliegen. So ist beispielsweise den Geweben eines kräftigen Ka- nchenbockes sicherlich nichts von irgend welcher „Schwäche“ an- merken und doch fällt er weigerlos der Infection mit nur einigen nigen Tuberkelbacillen zum Opfer, während der herunterge- jmmenste Hund die Injection eine sehr viel grössere Dosis der ge- nannten Parasiten häufig schadlos verträgt. Ebensowenig wie bei den _ Versuchsthieren lässt sich beim Menschen eine ‚Gewebsschwäche’, ler eine mangelhafte Körperentwicklung als nothwendige Vorbedin- ing für die Entwicklung der Tuberkulose nachweisen, indem häufig nug die allerkräftigsten herkulisch gebauten Menschen von Tuber- lose befallen werden, während ebenso häufig oder noch häufiger nz zarte, schwächliche Personen, darunter die Buckligen mit en verkrüppelten Thoraces, zeitlebens von Tuberkulose verschont iben. Wenn andererseits nicht zu leugnen ist, dass unter den 'ern der Tuberkulose viele Menschen sind; welche von Jugend auf jwächlicher Constitution’ waren und einen ‚paralytischen Thorax’ ten und wenn weiterhin auch die Thatsache zugestanden werden s, dass der grössere Theil der Diabetiker an Tuberkulose Grunde geht, Thatsachen, welche mit Vorliebe in alter und Zeit als handgreifliche Zeugnisse für den maassgebenden Juss constitutioneller Anomalien auf die Entwicklung des tuber- isen Processes hingestellt worden sind, so kommt doch beiden genannten Thatsachen eine sichere Beweiskraft im Sinne der dispositionstheorie nicht zu. Was zunächst den Zusammenhang \ 39* — 08 — zwischen paralytischem Thorax und Phthise anlangt, so ist zunächst zu beachten, dass durchaus jeder Mensch mit paralytischem Thora der Tuberkulose verfällt, vor allem aber ist zu berücksichtigen, dass die Phthisiker mit paralytischem Thorax meist der Gruppe der Hereditär-Tuberkulösen angehörig sind, wonach die Möglich- keit vorliegt, dass sich entweder die genannte Thoraxanomalie als Folgezustand der heimlich im Körper sich entwickelnden ne tuberkulose ausgebildet habe oder dass beides, der paralytische Thorax sowohl als auch der specifische Bacillus erblich übertragen wurde, in welchem‘letzteren Falle die Anomalie des Thoraxbaues eine einfache Begleiterscheinung der Erbtuberkulose des betreffenden Individuums darstellen würde; wie dem aber auch sein möge, jeden- falls kann in Anbetracht der erwähnten anderweitigen Deutungs- möglichkeiten das Zusammenvorkommen von paralytischem (‚phthis schen’) Thorax und Tuberkulose um so weniger als ein Zeugni für den prädisponirenden Einfluss einer „Gewebsschwäche‘ auf « Entwicklung der Tuberkulose anerkannt werden, als gar kein stick haltiger Grund aufzufinden ist, weshalb der specifische Tuberk: bacillus, der, nach Ausweis der Experimente in den Geweben & decrepidesten, blutärmsten Thieres nicht besser wächst, als in de jenigen des lebensfrischesten, vollsaftigsten Thieres derselben Speei in der innerhalb eines paralytischen Thoraxes eingebetteten Lun leichter Fuss fassen und fortwuchern sollte, als in der Lunge ei ‚geräumigen und gut arbeitenden Thorax. Was nun die Phthi der Diabetiker betrifft, so wäre hier zwar a priori nichts ge die Vorstellung einzuwenden, dass durch den abnormen Chemismus in den Geweben dieser Kranken, vielleicht geradezu durch i I Zuckergehalt der Gewebe, die Entwicklung der Tuberkelbaciller _ begünstigt werde, obwohl der direete Nachweis, dass die Tuberkel- bacillen auf zuckerhaltigem Nährboden besser wachsen, als zuckerfreiem, unseres Wissens, zur Zeit nicht geliefert ist. Indesser spricht gegen diese Auffassung, dass doch ein nicht ganz geringe Theil der Diabetiker frei von Tuberkulose bleibt, während dure die wiederholt von uns bei Sectionen constatirte Thatsache, das die Tuberkulosen der Diabetiker unzweifelhaft erheblich älte: sein können, als deren Diabetes die Annahme Berechtigung erhält dass der Diabetes sich wohl vielfach als Folgeers cheinun; einer im Körper, zunächst noch latent, hausenden Tuberkulos entwickle, ähnlich, wie wir etwa die Amyloiderkrankung als hät ige Folgeübel chronischer Tuberkulosen auftreten sehen. Rechnen wi > 4 — 609 — alles zusammen, so entbehrt also die ‚Prädispositionstheorie’ der & aenschlichen Faherkulose jeglicher exacten Begründung; weder er Bteprechende Erfahrungsthatsachen der Experimentalpathologie, noch auch einwurfsfreie Beobachtungen am Menschen stehen ihr zur eite. Dass die ‚tuberkulöse Prädisposition’ sich (zur Zeit) nicht lirect erkennen und bestimmt definiren lässt, wird auch von vielen Anhängern der Dispositionstheorie unumwunden zugestanden, die The jeorie aber trotzdem aufrechterhalten, weil man glaubt, nur ıllein mit ihrer Hilfe die Thatsache Sblisen zu können, dass die T uberkulose, obwohl ihre Keime als allüberall im Luftkreis be- hnter Gegenden verbreitet gedacht werden müssten, doch nur rw kleineren Bruchtheil der Menschenwelt dahinrafft und dass ınter diesem Bruchtheil sich überwiegend häufig solche Menschen jefinden, deren Ascendenten ebenfalls an Tuberkulose gelitten resp. e an zu Grunde gegangen sind. Obwohl letztere Thatsache an ı ja auch die Erklärung gestattet, dass den betreffenden Indi- nen der specifische Keim der Krankheit mittels germinativer intrauteriner Infection 33?) zugeführt wurde, so glauben die Jänger der Prädispositionstheorie dies ae doch nur durch Annahme einer erblichen Disposition zur Tuberkulose lären zu können, weil nach ihnen die directe Vererbung der jerkulose durch germinative oder intrauterine Uebertragung des us als ein Vorkommniss von äusserster Rarität zu betrachten wonach sich per exclusionem die vorerwähnte Auffassung als 5 möglicher Erklärungsweg ergäbe. Wir werden sehen, dass > indirecten Stützen, durch welche die Prädispositionstheorie, z des Mangels jeglicher exacten directen Begründung und trotz Widerspruches, welchen die Ergebnisse der Infectionsexperi- e mit Tuberkelbacillen gegen sie erheben, ihren Platz zu be- sten sucht, einer ernstlichen sachlichen Kritik nicht Stand zu ı vermögen. Es wird dieser Kritik die Wege bahnen, wenn nachdem die Existenz einer individuellen Immunität gegen rkulose unter den Angehörigen hochdisponirter Species, in- srheit der Species homo, auf Grund der Experimente bestritten en musste, zunächst eine Reihe experimenteller Thatsachen an- 1, welche beweisen, dass dennoch selbst die empfänglichsten jöpfe nicht bedingungslos der tuberkulösen Infection preis- en sind, indem gewisse normale Einrichtungen des ‚örpers einen sehr erheblichen Schutz gegen das Eindringen id die Vermehrung selbst der virulentesten Tuberkelbacillen zu 5 ie Inh: ie tn BSSEHBSSSS, ze #7 ee ‚ » Ä z P\ — 610 — gewähren vermögen. In erster Linie ist hier die Thatsache z nennen, dass die Tuberkelbacillen von der unverletzten äusseren Haut oder einer unverletzten äusseren Schleimhaut aus unter keinen Umständen zu inficiren im Stande sind. Man mag ganze Massen höchst virulenter Tuberkel- bacillen selbst kräftigst in die (rasirte) unverletzte äussere Haut der Thiere einreiben oder täglich enorme Quantitäten derselben in den unverletzten Conjunctivalsack einträufeln, spurlos gehen diese Eingriffe an den für Tuberkulose empfänglichsten Thiere vorüber. Aber auch blosse Epidermisabschülferungen, ja selb flache Wunden der Haut, welche nicht in das subeutane Ge webe eindringen, oder Winden der Cornea, genügen, wie schon Koch hervorgehoben, Bollinger 393) bestätigt und Verf. | lose Male mit demselben Erfolge erprobt hat, nicht ode 2 ganz ausnahmsweise, die tuberkulöse Infection zu Stande komm zu lassen. Es rührt dies erstens wohl unzweifelhaft von de ausserordentlich langsamen Wachsthume der Tuberkelbacillen her, wodurch es ermöglicht wird, dass die Bacillen, noch bevor sie si eingenistet haben, mittels des schnell eintretenden Vernarbun processes der kleinen Wunde wieder aus der Inoculationsst entfernt werden. Zweitens trägt aber hierzu gewiss auch der stand bei, dass die Tuberkelbacillen in den äussersten He schichten resp. der Cornea nicht die zu ihrer gedeihlichen E wicklung nöthige Wärme finden und drittens ist wohl auch € Moment nicht ohne wesentliche Bedeutung, dass die straff gef Textur des Cutisgewebes den Tuberkelbacillen einen sehr e lichen Wachsthumswiderstand entgegensetzt; es geht letzte augenscheinlich aus der mikroskopischen Untersuchung der 3 subcutaner, oder gelegentlich auch nach. tieferer cuta Impfung ertstähenden tuberkulösen Knoten hervor, in well innerhalb der Region der Cutis die Tuberkelbacillen sol viel sj licher gefunden werden, als in den lockeren Gewebsschichten subcutanen Zellstoffes. Wie beträchtlich das Moment des me nischen Widerstandes seitens der Gewebstextur für die Entf: des Bacillenwachsthums in die Wagschale fallen kann, Ichrt a die mikroskopische Untersuchung der inficirten Augäpil) zeigt, dass an der Schicht der Lamina elastica posterior ci eac die aus dem anliegenden tuberkulösen Fremdkörper in m: assi Schaaren hervorwuchernden Tuberkelbacillen wie vor einer undurch dringlichen Barriere Halt machen. Die durch das Experiment fest Tr =_ Bun ar nn. WE — 611 — gestellte Immunität der unverletzten Haut und äusseren Schleim- häute, die Schwerinfieirbarkeit der nur oberflächlich verletzten Cutis macht es nun ohne weiteres verständlich, weshalb trotz des häufigen ‚und ausgiebigen Contactes, in welchen die menschliche Haut unter ‚natürlichen Verhältnissen mit.tuberkulösen Substanzen geräth, die primäre Hauttuberkulose ein im Ganzen seltenes tuber- 'kulöses Leiden darstellt und dass auch der Verlauf dieser pri- mären Hauttuberkulosen ein verhältnissmässig äusserst gutartiger ist. Am häufigsten sind natürlich die pathologischen Anatomen ‚der Gefahr ausgesetzt, primäre Hauttuberkel zu acquiriren. Seit Verf.’s33%), Karg’s3®%) und Riehl’s°°) Untersuchungsbefunden wissen wir, dass die sog. ‚Leichentuberkel’, an welchen patho- logische Anatomen bekanntermaassen häufig laboriren, in der Mehrzahl der Fälle 39”) echt tuberkulöse Hautaffecte repräsentiren. Aber erstens giebt es doch eine Anzahl vielbeschäftigter patholo- gischer Anatomen, welche niemals einen wirklichen Leichentuberkel a haben (Verf. gehört z. B. zu diesen), und zweitens heilen die Leichentuberkel auf einfache Aetzung, oder nicht selten auch spontan, ohne zu recidiviren und dass jemals ein Leichentuberkel tuberkulöse Infectionen innerer Organe nach sich gezogen, ist unseres Wissens nicht beobachtet. Es kann nun nicht Wunder nehmen, dass gelegentlich auch andere Menschen als pathologische Anatomen den (tuberkulösen) Leichentuberkeln analoge Affectionen der Haut davon tragen. Riehl und Paltauf??®) beschreiben als L ıberculosis verrucosa cutis’ eine hierhergehörige Hauterkrankung, ' w elche von ihnen in einer grösseren Reihe von Fällen bei Leuten, deren Berufsart eine wiederholte Beschäftigung mit Hausthieren der thierischen Producten mit sich brachte (Fleischer, Kutscher, Landwirthe, Köchinnen etc.) beobachtet wurde. Ausserdem exi- stiren in der Literatur eine Anzahl von Einzelbeobachtungen über tuberkulöse Hautaffeetionen, welche unter von dem der Leichen- überkel abweichenden Bildern — als Hautgeschwüre, fun- se Sehnenscheidenentzündungen etc. — verlaufend, von den toren ebenfalls als ‚Impf-Tuberkulosen’ der menschlichen Haut fgefasst werden; es dürfte jedoch wohl nur ein kleiner Theil dieser Fälle die genannte Auffassung unzweifelhaft rechtfertigen ?3°). ne besondere Stellung nehmen die erst in neuester Zeit be- achteten tuberkulösen Infectionen der rituellen Beschneidungs- wunden°*°), welche durch phthisische Beschneider, die in den be- fienden Fällen das, in den niedrigen jüdischen Volksklassen —.612 — übliche, Aussaugen der Wunden vorgenommen hatten, vermittel wurden, ein; hier handelt es sich nicht um eigentlich cutane, sondern um subcutane Inoculationen der Tuberkelbacillen, ganz x analog den subcutanen Uebertragungsversuchen beim Kaninchen und es kann . demnach nicht überraschen, dass, im Gegensatz zu den (tuberkulösen) Leichentuberkeln, der Tuberonloiie verrucosa cutis’, viele dieser Tnosulatione Tu Ben des Präputiums einen A Ausgang durch Herbeiführung metastatischer Tuberkelentwicklungen bei den betreffenden Individuen nahmen. Angesichts der besproche- 4 nen Erfahrungen über ‚Impftuberkulosen’ der menschlichen Haut macht sich neuerdings mehr und mehr die Neigung geltend, au 4 den Lupus, über dessen echt tuberkulöse Natur ja gegenwärtig auch nicht der Schatten eines berechtigten Zweifels mehr obwalten kann 3*'), als eine cutane Impftuberkulose aufzufassen. Dies R Anschauung stehen jedoch erhebliche Bedenken gegenüber: Weder dem makroskopischen anatomischen Bilde, noch dem klinischen Verlaufe nach deckt sich der Lupus mit der unzweifelhaften Impftuberkulose des Menschen (Leichentuberkel, Tubereulosis verru- cosa cutis) und es spricht auch seitens der Krankengeschichte der Lupösen nichts für die Entstehung des Lupus durch cutane Impfun mit tuberkulösen Stoffen. Dass etwa ganz oberflächliche von den Patienten unbemerkt gebliebene Hauterosionen (Kratzwunden) ge nügen sollten, der lupösen Infection als Eingangspforte zu diene ist nach Maassgabe der erwähnten negativen Resultate oberflä “ licher eutaner Impfungen beim Versuchsthiere nicht anzunehmeı Es ist demnach sehr viel wahrscheinlicher, dass der Lupus dur eine hämatogene tuberkulöse Infection in’s Dasein gerufen w | Das nicht seltene Zusammen-Vorkommen des Lupus mit älteren tuberkulösen Processen in anderweitigen Organen, welches ja jetzt seit den Ermittlungen von Block, Sachs und Bender als eine ausgemachte Thatsache gelten darf, redet dieser Auffassung’ das Wort. Rechneten wir aber auch den Lupus und alle sonsti a 7 unsicheren Fälle ven cutaner Impftuberkulose des Menschen letzteren hinzu, so würde doch im Verhältniss zu der enorme Häufigkeit, mit welcher tuberkulöse Stoffe mit der Haut resp. | äusseren Schleimhäuten in Berührung kommen, die Zahl der 2 B mären Haut- resp. externen Schleimhaut- Tuberkuieinn als eine sehr spärliche bezeichnet werden müssen. Wollte man un | = diesem Sachverhältniss den Schluss ziehen, dass die Mehrzahl deı Menschen eine Immunität gegen Tuberkulose, resp. die Minderzahl fe 3 % E . ee eine Prädisposition für Tuberkulose besitze, so würde man sich _ damit, wie aus dem Vorangegangenen ersichtlich, in grossem Irrthum "befinden. Die geringe ‚Disposition’ der Haut resp. der äusseren Schleimhäute zu tuberkulösen Erkrankungen, speciell zu solchen, die durch Infection von aussen her vermittelt werden, liegt, wie wir gesehen haben, in, dem Hautorgan ganz allgemein zukommen- den, anatomischen und physiologischen Eigenschaften, welche auch dem im: allgemeinen für Tuberkulose so hochempfänglichen Menschengeschlecht einen bedeutenden Schutz gegen die cutane Infection mit Tuberkelbacillen gewähren. Dass einerseits durch eine besondere Zartheit der Hautdecken oder vielleicht auch durch entzündliche Infiltrationen des Cutisgewebes die geringe natürliche Empfänglichkeit etwas gesteigert, andererseits durch eine besonders dicke und derbe Hautbeschaffenheit diese Empfäng- lichkeit noch mehr herabgesetzt werden könne, ist a priori wohl möglich, aber jedenfalls sind das, gegenüber - erörterten Bedin- gungen, von denen die tuberkulöse Infection der Haut überhaupt abhängt, Momente von ganz nebensächlicher Bedeutung. Wie gegen das Eindringen der Tuberkelbacillen in die Haut so besitzt auch der thierische Organismus gegen die Invasion der genannten Mikro- bien in das Lungengewebe höchst wirksame Schutzvorrich- tungen. Die Atmosphäre, die der Mensch für gewöhnlich athmet, ist, wie allbekannt, mit Staubtheilchen aller Art, namentlich Kohle, reichlich geschwängert, trotzdem bedarf es, wie jeder pathologische Anatom weiss, viele Jahre extrauterinen Lebens, ehe die mensch- liche Lunge deutlich ‚pigmentirt’ wird. Bei kleinen Säugethieren, e eine relativ kurze Lebensdauer haben, z. B. beim Kaninchen ”), £twas anders liegt die Sache bei der Milch tuberkulöser Kühe; hier ann zwar auch fast nur diejenige Milch in Betracht kommen, welche | von den an Eutertuberkulose leidenden tuberkulösen Kulan her- "ührt; indessen ist die Eutertuberkulose, wie wir namentlich durch die — 14 — schönen Untersuchungen Bang’s?5®) wissen, keine so wenig häufige Erkrankung, wie man bisher wohl meist angenommen und die von dem tuberkulösen Euter gelieferte Milch enthält fast stets, und zwar auch ohne dass Aussehen und Geschmack die gefährliche Zu mischung zu verrathen brauchen (Bang), mehr oder minder reich- liche Mengen von Tuberkelbacillen, wonach dieselbe, wie die Fütte- rungsexperimente mit solcher natürlicher oder künstlich bereiteter „tuberkulöser Milch“ 35°) direct erwiesen haben, an und für sich als eine sehr wirksame Quelle der tuberkulösen Infection auf dem Wege der Nahrungszufuhr zu erachten ist. Wenn trotzdem, wie wir aus dem oben angegebenen Grunde annehmen, der Mensch in Wirklichkeit sich nur selten auf dem genannten Wege die Tuberkulose zuzieht, so ist dies, abgesehen davon, dass, wie ge sagt, die Hiberkulöse Milch erössiin hehe durch Kochen infections- untüchtig gemacht wird, höchstwahrscheinlich auch noch dem schon. n von Bang in dieser Beziehung erwähnten Umstande zu danken, dass im allgemeinen die tuberkulöse Milch mit der ganzen von der Besitzung gelieferten Milchmenge zusammengemischt und dadurch möglicherweise bis zur Unwirksamkeit verdünnt wird Dass die Quantität der mit der Nahrung eingeführten Baeille eine ganz maassgebende Rolle bei der Erzeugung der Digestionstrae tuberkulose spielt, konnten wir bei unseren Fütterung rei mit künstlicher Tuberkelbacillen-Milch direct feststellen: je gröss der Bacillengehalt, desto in- und extensiver die Er und umgekehrt; bei Einführung sehr geringer Bacillenmer entstanden nur ganz geringfügige Krankheitsheerde, welche R | Wohlbefinden der Thiere in keiner Weise störten er zu defiı tiver Abheilung durch Vernarbung und Verkreidung gelangten, und Wesener?°‘°) sah sogar die künstliche Ingestion minimal Bacillenmengen ohne jede anatomisch nachweisbare Wirkung ver laufen. So mögen denn wohl oft genug vereinzelte virulente berkelbacillen von den Menschen mit der rohen Milch oder der Fabrikaten, Käse, Butter und Molken?s!) genossen und auch hei weise in die Schleimhaut des Digestionstractus ee ve den, ohne jedoch, ihrer minimalen Zahl wegen, merkliche Ges nen zu veranlassen. Möglicherweise, ja wahrschein repräsentiren die in Leichen von sonst völlig tuberkulosefreien Menschen nicht selten anzutreffenden vereinzelten kalkigen Knö E in Darmwand und Mesenterialdrüsen die Residuen solcher durel Aufnahme vereinzelter, in der Nahrung, speciell in der Milch und z N, — 925 — den Milchproducten enthalten gewesener Tuberkelbacillen hervor- gebrachten geringfügigen Tuberkelprocesse. Stellt sich hiernach. die Infectionsgefahr seitens der tuberkulösen Thiermilch glück- licherweise als eine im ganzen nur geringe heraus, so ist die Milch tuberkulöser Frauen als eine noch weit unerheblichere Infectionsquelle zu veranschlagen.. Denn nach den allgemeinen Erfahrungen, die wir über die Penetrationsbedingungen pathogener Bacterien in die Secrete des Körpers besitzen 3°?), ist es in hohem Grade unwahrscheinlich, dass die Milch tuberkulöser Frauen, ab- gesehen von den im ganzen beim Menschen sehr seltenen Fällen von tuberkulöser Mastitis, sowie den Fällen von acuter allgemeiner Miliartuberkulose, welche doch wohl meist mit einer Aufhebung des Nähractes verbunden sind, Tuberkelbacillen auch nur einiger- maassen häufig in mehr als verschwindend geringer Anzahl ent- hält, wonach die menschliche Milch als Quelle etwaiger ‚Nah- rungs-Tuberkulosen’ des Menschen fast ganz ausser Betracht kommen muss. Den sonstigen möglichen Veranlassungen zur Ent- stehung einer Digestionstuberkulose: das Verschlucken bacillen- haltigen Luftstaubes, ferner der Verkehr von Mund zu Mund (Rühle ?®°®) — Benutzung von Trinkgeschirren und Taschen- tüchern Tuberkulöser, Küsse — dürften wohl gleichfalls wegen der geringen Zahl und z. Th. ungenügenden Virulenz (seitens der eingetrockneten oder vollends der im ‚Staub’ suspendirten Bacillen) der dabei in den Digestionskanal aufgenommenen Tuberkelparasiten die Mittel zu häufigerer ausreichender Wirksamkeit fehlen. In seinen Versuchsställen hatte Verf. sehr oft Gelegenheit, ‚die Beobachtung zu machen, dass die absichtlich zu den infieirten Thieren gesetzten gesunden Thiere die Gewohnheit übten, die, mit den eingetrockneten käsigen, nachweisbar sehr bacillenreichen, erfallsmassen bedeckten Augenlider ihrer tuberkulösen Stall- enossen eifrig und anhaltend abzulecken, wobei sie gewiss eine relativ sehr viel reichlichere Zahl von Tuberkelbacillen in ihren und und Darmkanal hineinbeförderten, als sie die Verkehrs- ‚wege „von Mund zu Mund“ (Rühle) beim Menschen in der Regel in Betrieb setzen dürften. Dennoch hat Verf. niemals bei den jetreffenden Thieren eine Digestions- oder sonstige Tuberkulose sich ntwickeln sehen! Können wir nach .alledem die Infection vom Digestionskanale aus, wenn wir derselben auch eine entschieden ‚grössere Bedeutung zusprechen müssen, als der Infection von den Respirationsorganen, sowie von derjenigen der Haut und den äusseren — 626 — Schleimhäuten aus, ebenfalls nicht als den Hauptentstehungsweg 3 der menschlichen Tuberkulose erachten, und muss auch die a priori unter den Quellen der äusseren Infection noch in’s Auge zu fassende directe Ansteckung auf dem Wege des geschlecht- lichen Verkehrs in Anbetracht des extrem seltenen Vorkommens einer spontanen, zweifellos primären Tuberkulose der äusseren Genitalien, ja des Genitalapparates überhaupt 3%*) die Bedeutung, diesen Weg darzustellen, völlig abgesprochen werden, so bleibt nur noch ein Uebertragungsmodus übrig, nämlich der durch Ver- erbung des specifischen Krankheitserregers, durch placentare resp. germinative Infection. Dass nun gerade dieser Infec- tionsweg von den Tuberkelbacillen sehr häufig betreten wird, dafür spricht eigentlich schon ohne Weiteres mit fast zwingender Nothwendigkeit die von Niemandem bestrittene Thatsache, dass die Tuberkulose eine in hohem Maasse erbliche Krankheit ist. Wie bedeutend die Erblichkeit die Morbidität an Tuberkulose be- einflusst, dafür sprechen in besonders handgreiflicher Weise u. a. die Beobachtungen, welche P. Langerhans?®5) in Madeira ge- sammelt hat und als ein Zeugniss dafür, dass diesen dominirenden Einfluss auch reiche klinische Erfahrung anerkenne, möge angeführt sein, dass Leyden ?°%), drei Jahre nach Entdeckung des Tuberkel- bacillus, sich dahin ausgesprochen, es müsse bei unbefangener Würdi- gung der Thatsachen zugestanden werden, dass das Hauptcontingent der Erkrankungen nicht durch die Contagiosität, sondern durch di Erblichkeit bedingt sei. Indessen ist gegenwärtig, wie Sie wissen, | unter den Pathologen und Aerzten noch fast allgemein die Ansicht verbreitet, dass die Erblichkeit der Tuberkulose in der Regel nicht auf erblicher Uebertragung der Tuberkelbacillen, sondern auf Vererbung der tuberkulösen Prädisposition beruhe, und es liegt uns demgemäss die Aufgabe ob, unsere von dieser herrschender nach, weshalb man denn bisher so allgemein der Theorie von der erb- lichen tuberkulösen Disposition den Vorzug vor der weit einfacheren Auffassung der erblichen Uebertragung des Tuberkelbaeillus den Vorzug gegeben, so ist hier zunächst wohl der Umstand zu nennen, | dass man sich, trotz des unumstösslichen Nachweises der para: sitären Natur der Tuberkulose immer noch nicht recht von er alten Vorstellung, welche in der Tuberkulose das Musterbild einer sogenannten ‚Constitutionskrankheit’ erblickte, losreissen kann, 2 und zweitens die Thatsache, dass die erbliche Tuberkulose in der | Er ü a _ Regel nicht, wie es bei einigen der bekanntesten, durch Erbgang übertragbaren menschlichen Infeetionskrankheiten, z. B. der congeni- talen Syphilis, der congenitalen Variola etc. der Fall ist, bereits intra- uterin oder doch sehr bald nach der Geburt, sondern erst nach Mo- ‚naten oder Jahren, ja Jahrzehnten extrauterinen Lebens in greifbar entwickelten Symptomen hervortritt. Wie Sie sich erinnern, haben sich die Anhänger der ‚Prädispositionstheorie’, mangels directer Be- weismittel, gerade auch auf letzteren Umstand als eine gewichtige indirecte Stütze für ihre Ansicht berufen. Dass die Annahme einer als solche vererbbaren ‚tuberkulösen Constitutionsanomalie’, welche eine nothwendige Voraussetzung für das Zustandekommen der tu- berkulösen Infection bilde, die Tuberkulose des Charakters als echter Infectionskrankheit entkleiden müsste, haben wir schon mehrfach eingehender erörtert; hier sei desbezüglich nur nochmals nachdrücklich darauf hingewiesen, dass bisher bei keiner anderen erblichen Infectionskrankheit die erbliche Uebertragung einer spe- eifischen Krankheitsdisposition, sondern stets die der specifischen Krankheitsursache selbst als Grund der Krankheitsvererbung an- genommen worden ist. Weshalb gerade die Tuberkulose, eine der legitimsten Infectionskrankheiten, hiervon eine Ausnahme machen sollte, ist nicht wohl einzusehen. Was nun weiter den Umstand anlansgt, dass die ererbte Tuberkulose in .der Regel nicht mit auf die Welt gebracht wird, sondern erst in späteren Lebens-Monaten oder -Jahren in palpablen Symptomen hervortritt, so liegt hierin, wovon ich Sie zu überzeugen hoffe, kein Widerspruch zu der An- nahme, dass die erbliche Tuberkulose nicht minder, wie die erbliche Syphilis als das ausschliessliche Resultat der congenitalen Ueber- tragung des specifischen Krankheitsvirus anzusehen ist. Vor Allem mü ssen wir hierbei berücksichtigen, dass die Tuberkulose, im Gegensatz zu anderen, gleichfalls durch Erbgang übertragharen | ionskrankheiten, z. B. den Pocken, ja selbst der Syphilis, elche in der uns bekannten, relativ ausserordentlich langsamen Entwicklung ihres Erregers, des specifischen Tuberkelbacillus, zu zahlreichen Nachkommenschaft ihre sachgemässe Begrün- ung findet. Wenn wir berücksichtigen, dass die selbst in ge- valtiger Menge in den Körper eines kleinen Thieres eingeführten berkelbacillen mehrere Monate Zeit bedürfen, ehe sie sich so- it vermehrt und im Körper verbreitet haben, dass die Zeichen Affection innerer Organe oder vollends eines phthisischen — 6283 — Allgemeinleidens hervortreten, so kann man gewiss nicht er- warten, dass die in der Regel vielleicht nur in einem einzigen, sicherlich aber nur in einigen wenigen Exemplaren in die Eizelle, $ vor oder während der Befruchtung derselben, oder in den sich entwickelnden Embryo eingedrungenen Tuberkelbacillen innerhalb f der kurzen Zeitspanne des intrauterinen Lebens bis zu solcher Menge herangewachsen seien, um eine manifeste Tuberkulose des Neugeborenen zu bewirken. Hierzu kommt noch, dass die erblich übertragenen Tuberkelbacillen nicht, wie bei der Impf- oder bei einer etwaigen im späteren Leben durch Bacillenaufnahme er- worbenen Tuberkulose, mit einem bereits fertig gebildeten, in Wachsthumsgleichgewicht sich bewegenden, sondern sofort mit einem proliferirenden, im Aus- und Anbilden energisch fortschrei- tenden Gewebe in Concurrenz treten. So wenig wir der Metsch- nikoff’schen Phagocytentheorie huldigen können, so sehr sind wir, wie wir oft zu betonen Gelegenheit gehabt, davon überzeugt, dass die lebenden Gewebe, in Folge der ihnen innewohnenden Er- nährungsenergie und Selbsterhaltungskraft, den mit und neben ihnen auf demselben Terrain um das Dasein kämpfenden Infectionsorga- nismen einen gewissen Widerstand entgegenzusetzen vermögen, der natürlich um so erheblicher ausfallen muss, je stärker die Er nährungs- und sonstige Lebens-Energie der betreffenden zelligen Elemente ist. Dass die Gewebe des Embryo in letzterer Hinsicht den Geweben des ausgewachsenen Körpers bedeutend überlegen sind, bedarf wohl keiner Ausführung und wir haben es deshalb als eine wohlberechtigte Hypothese hinstellen zu dürfen geglaubt 37), das die Seltenheit des Vorkommens eigentlich econgenitaler Tuberkel- erkrankungen wesentlich mit durch eine Hemmungswirkung der embryonalen Gewebe auf die Entwicklung der erblich übertragenen Tuberkelbacillen bedingt sei. Diese unsere Hypothese über die Fähigkeit des embryonalen Organismus, eine parasitäre ( in ihrer Entwicklung aufzuhalten, ohne damit die Fortentwick- lungsmöglichkeit derselben für das postembryonale Leben aufzu- heben, eine Hypothese, welche selbstverständlich nicht ausschliesst, dass gelegentlich — bei Uebertragung von ungewöhnlich reichlichen oder besonders wachsthumskräftigen Bacillen — jenes Hemmniss von den Parasiten überwunden wird und damit bereits im Foe u die Tuberkulose zum Ausbruch kommt, diese unsere Hypothese hat durch die höchstinteressanten Experimente von Maffucci?°‘®) eine exacte thatsächliche Begründung erfahren. Maffucei, welche De. NIEGTLIC =", — 629 — _ allerdings nicht mit den Tuberkelbacillen, sondern mit den Mi- krobien der Hühnercholera, den Milzbrandbacillen, den Fried- länder’schen Pneumonie-Organismen an dem befruchteten und bebrüteten Hühnerei experimentirte, zeigte, dass die Gewebe des sich entwickelnden Hühnchens der Mikrobienentwicklung ein be- deutendes Hemmniss entgegensetzen, so, dass die in das Ei ein- geimpften pathogenen Mikrobien, so lange der Embryo lebt, weder in den Geweben noch in den Nährstoffen des Embryo zum Aus- wachsen gelangen, dass ferner die in den Hühnerembryo inocu- lirten pathogenen Bacterien darin weit schwieriger gedeihen, als in den Geweben des erwachsenen Huhnes, indem sie daselbst ent- weder zerstört, oder abgeschwächt oder aber schliesslich bis zur Beendigung der Embryonalzeit in latenter Virulenz verwahrt wer- den, um erst im postembryonalen Leben letztere zu bethätigen und die betreffende Infectionskrankheit zum Ausbruch zu bringen. Es ist nach alledem die von den Gegnern unserer Auffassung erhobene Forderung, dass die ererbte Tuberkulose immer oder doch häufig als entwickelte Krankheit auf die Welt ge- bracht werden müsste, nicht wohl berechtigt. Unsere Auffassung erfordert vielmehr allein, dass die specifischen Erreger der Tu- berkulose, die Tuberkelbaeillen oder deren Sporen, in dem Körper der von Erbtuberkulose ergriffenen Individuen schon bei der Ge- burt derselben vorhanden sind und es würde demgemäss unsere Auffassung nur dann als irrig zu kennzeichnen sein, wenn sich darthun liesse, dass in den Abkömmlingen tuberkulöser Menschen oder Thiere, welche nicht mit manifesten Tuberkelknoten behaftet sind, die Tuberkelbaeillen oder deren Sporen ausnahmslos fehlten. In der That glauben einige Forscher 3%°) diesen Nachweis dadurch erbracht zu haben, dass sie Organtheilchen oder Blut von Foeten oder Neonaten tuberkulöser Elternthiere bei Verimpfung auf für Tuberkulose stark empfängliche Thierspecies unwirksam fanden. ber es leuchtet ein, dass nur eine sehr grosse Zahl derartiger instant negativ ausfallender Versuche den genannten Beweis zu iefern im Stande wäre. Nun stehen aber der relativ geringen ahl bezüglicher negativer eine ziemlich grosse Zahl einschlägiger positiver Versuchsergebnisse seitens Landouzy’s und Mar- diese Experimente, wegen des nicht ganz genügenden Ausschlusses möglicher Fehlerquellen (unbeabsichtigte zufällige Infection, Spon- tantuberkulose der Versuchsthiere) nicht als völlig einwandsfrei — 650° — hinstellen dürfen, so wiegen sie doch immerhin soviel, um der an sich sehr geringen Beweiskraft der relativ spärlichen negativen Experimente die Wagschale zu halten. Es dürfte nicht allzu schwer sein, durch vollständig einwurfsfreie Experimente die congenitale Uebertragung der Tuberkelbacillen zu beweisen und steht demnach wohl die Veröffentlichung solcher in nicht zu ferner Zeit zu erwarten. Dass überhaupt die Tuberkelbacillen auf dem Wege der erblichen Uebertragung fortgepflanzt werden können, ist durch die Fälle von zweifelloser manifester congeni- taler Tuberkulose mit unumstösslicher Sicherheit erwiesen und zwar sind diese Fälle, wenn auch nicht gerade häufig, so doch auch, selbst beim Menschen, nicht so selten, wie es von den mei- sten Autoren, im Anschluss an Virchow, welcher das Vorkommen einer congenitalen Tuberkulose sogar als völlig unerwiesen er- klärt, angenommen wird. Stellt man freilich die Forderung, nur solche Beispiele als sichere Zeugnisse einer congenitalen Tuberkel- erkrankung anzuerkennen, in welchen wohlcharakterisirte Tuberkel- heerde bei Foeten oder bei Neonaten der allerersten Lebenstage nachgewiesen werden, dann wüssten wir allerdings aus der mensch- lichen Pathologie als unbestreitbares Beispiel aus neuester Zeit. | nur den bekannten Fall von Merkel°?”?) anzuführen, während bei Schweinen und Kälbern eine foetale Tuberkulose gar nicht selten beobachtet worden ist. In einem derartigen Falle, bei einem un- geborenen tuberkulösen Kalbsfoetus, hat Johne®”®), wie nicht anders zu erwarten, auch die Tuberkelbacillen in gewohnter Zahl und Anordnung senden und damit die letzten Zweifel an dem Vorkommen einer congenitalen Uebertragung der Tuberkelbacillen“ beseitigt. Nicht ganz gering ist hingegen die Zahl wohllegitimirter Beobachtungen über typische z. Th. durch den Nachweis der Tu- berkelbacillen als solche legitimirte tuberkulöse Erkrankungen bei Kindern in der ersten oder den ersten Lebenswochen ?”%) und auch diese Krankheitsfälle dürfen wir, unseres Erachtens, nicht minder, wie die Tuberkulosen der Foeti als absolut sichere Zeug- nisse für das Vorkommen einer congenitalen Tuberkulose beim’ Menschen betrachten, weil es nach allem unserem gesicherten Wissen über die Entwicklungszeit tuberkulöser Affectionen einfach undenk- bar ist, dass derartig vorgeschrittene tuberkulöse Erkrankungen, wie sie in den betreffenden Fällen vorlagen, innerhalb der gegebenen kurzen Frist des postembryonalen Lebens sich entwickelt haben könnten, die Entstehung dieser Erkrankungen also mit Nothwendig- — 681 — - keit in die intrauterine Daseinsperiode verlegt werden muss. Ja wir dürfen aus dem eben angegebenen Grunde, nämlich unserer wohlbegründeten Kenntniss über die Langsamkeit der Entwicklung der tuberkulösen Processe überhaupt und speciell der chronischen (grossknotigen und käsig-ulcerösen) Formen derselben, noch weiter gehen und hehaupten, dass, abgesehen von den ‚Beschneidungs- Tuberkulosen’ und analogen Fällen, in denen eine handgreifliche äussere Infection als Quelle der Erkrankung unzweifelhaft nach- zuweisen (Fälle, die übrigens meist ziemlich acut verliefen), auch alle in den ersten Lebensmonaten resp. innerhalb des ersten Lebensjahres sich manifestirenden Fälle von chronisch - tuber- kulöser Erkrankung innerer Organe mit an Gewissheit grenzen- der Wahrscheinlichkeit bereits intrauterin entstanden sein dürften. Diese Säuglings-Tuberkulosen sind nun nichts weniger als seltene Erscheinungen. Schon der berühmte franzö- sische Pädiater Trousseau hatte es ausgesprochen ?75), dass die grosse Mehrzahl tödtlich endender Säuglingskrankheiten in tuberkulösen Affectionen, speciell der Brustorgane bestehe und die Beobachtungen aus neuester Zeit, unter denen nament- lich die Ermittlungen der hervorragenden französischen Kinder- ärzte, Landouzy, Queyrat, Lannelongue, welche den echt tuberkulösen Charakter der betreffenden Erkrankungen durch den Nachweis der Tuberkelbacillen zu verificiren nicht unter- liessen, hervorzuheben sind ?’%), haben diese Ansicht glänzend be- stätigt. Wenn nun aber weiterhin nach unserer Auffassung nicht nur die bei Neugebornen, Wochen- und Monats-Kindern tuberku- löser Eltern hervorbrechenden Tuberkulosen, sondern überhaupt alle Fälle von echter Erbtuberkulose, in welchem Lebensalter sie sich auch immer manifestiren mögen, sowie höchstwahrscheinlich auch ein nicht geringer Theil solcher Krankheitsfälle, in denen die Erblichkeit nicht bestimmt als ätiologisches Moment nach- weisen lässt, auf erbliche Uebertragung der Tuberkuloseparasiten hen, so stützen wir uns hierbei auf die zuerst von uns???) durch zahlreiche Beobachtungen klargelegte und gegenwärtig von den pathologischen Anatomen wohl allseitig anerkannte 378) That- ‚sache, dass die Tuberkulose, beliebig lange Zeit, unter Umständen während des ganzen Tbens; latent verlaufen, dh, ohne. inidnn Ablauf des Gesammtlebens noch in der Function des einzelnen Organs irgend eine bemerkenswerthe Störung hervorzurufen, im Körper anwesend sein können, Steht die Latenzfähigkeit tuberku- — 8 —- löser Processe fest, so kann selbstverständlich der Umstand, dass ein grosser Theil der evidenten Erbtuberkulosen erst nach einigen oder mehreren Jahren extrauterinen Lebens oder erst im Jünglings- z alter oder sogar noch später sich‘ manifestirt, nicht als Einwand gegen unsere Anschauung, dass auch diese Fälle auf Vererbung | der Tuberkelbacillen und nicht auf erblicher Uebertragung einer besonderen Constitutionsanomalie mit accidenteller extrauteriner Bacilleninfection beruhen, aufrecht erhalten werden. Aus dem gleichen Grunde können auch die nicht zu seltenen Fälle von Erb- tuberkulose, wo nicht die Eltern der Erkrankten, sondern etwa nur die Geschwister der Eltern, oder der Letzteren Eltern oder Grosseltern an offenkundiger Tuberkulose gelitten, nicht als gegen N unsere Interpretation sprechend angeführt werden, weil wir in. diesen Fällen eine latente Tuberkulose der Erzeuger annehmen - dürfen, welcher wir die Fähigkeit, den specifischen Keim der Er- krankung auf die Nachkommen zu übertragen, nach Analogie mit der latenten Syphilis der Eltern, welche notorisch als Syphilis auf Zeichen tuberkulöser Belastung nachweisen lassen, bei denen aber andererseits auch bestimmte Anhaltspunkte für eine Entstehung durch äussere Ansteckung fehlen, den erblichen Ursprung nicht für strict 4 ausgeschlossen erachten, weil die Möglichkeit besteht, dass sich di E. Tuberkulose durch mehrere Generationen hindurch latent fort- pflanzen kann, um dann plötzlich in einem der Descendenten manife zu werden. Glauben wir somit den hauptsächlichen, gegen unsere Auffassung gerichteten Einwurf als nicht stichhaltig erwiesen zu haben, so möchten wir nunmehr noch einige Momente hervorhel ei welche geeignet erscheinen, die Ueberzeugung von der Richtig keit unserer Anschauung positiv zu befestigen. In erster Linie sei hier nochmals der Umstand in’s Gedächtniss zurückgerufen, dass s0- wohl die tagtägliche Erfahrung als auch die Beobachtungen der Haus- und Hospitals-Aerzte im grossen und ganzen entschieden ‚dagegen sprechen, dass sich die Tuberkulose wesentlich durch äussere Ansteckung verbreitet ®”°); dass ferner auch das nega ive Ergebniss der Untersuchung der Luft von Phthisikerwohnräumeı und dergl. auf ihren etwaigen Gehalt an virulenten Tuberkel bacillen, der fast stets negative Ausfall der Experimente mit trocken verstäubten tuberkelbacillenhaltigen Massen, das Nichterkranken z Ä ” e a. — 693 — von gesunden Thieren (Kaninchen), welche mit tuberkulösen Thieren in demselben Stalle gehalten werden, die Seltenheit primärer Tuberkulosen der äusseren Haut und Schleimhäute sowie der Schleimhaut des Digestionstractus, es in hohem Grade unwahr- scheinlich machen, dass die Ansteckungen durch Inhalation, Impfung oder Verschluckung des tuberkulösen Virus häufige Entstehungs- ursachen der menschlichen Tuberkulose bilden, so dass sich also schon per exclusionem die erbliche Fortpflanzung des Virus als der hauptsächlichste Verbreitungsweg der Tuberkulose mit hoher Wahrscheinlickeit ergiebt. Ein weiterer Umstand, welcher unserer Auffassung das Wort redet, ist das Vorkommen der primären und isolirten Lymphdrüsen- und Knochen-Gelenks-Tuberkulosen, Mani- festationen des tuberkulösen Processes, welche anerkanntermaassen einen sehr bedeutenden Theil der tuberkulösen Erkrankungen des Menschen überhaupt ausmachen, ja wohl die häufigsten der letz- teren darstellen. Die Entstehung dieser primären und isolirten Lymphdrüsen- und Knochen-Gelenks-Tuberkulosen lässt sich unseres Erachtens durch äussere Ansteckung gar nicht erklären. Die An- nahme, dass die Tuberkelbacillen durch die verletzte Haut, durch die Lungen oder die Darmwand hindurch zu den betreffenden Lymphdrüsen gedrungen sein könnten, ohne an den genannten Eingangspforten merkliche Störungen Envorgerafen zu haben, muss als unhaltbar bezeichnet werden, da die zahllosen über diesen Punkt angestellten Experimente ergeben haben, dass ausnahms- los die Gewebe an der Eintrittsstelle der Tuberkelbacillen in den örper einer typischen tuberkulösen Erkrankung anheimfallen, ırend in den in Rede stehenden Fällen Haut, Lungen und Darm in der Regel gänzlich normal sind oder höchstens indifferente Affec- ionen (Ekzeme, Katarrhe) darbieten. Die primären und isolirten ‚Knochen-Gelenks-Tuberkulosen vollends spotten wohl geradezu jedes Erklärungsversuches vom Standpunkte der Ansteckungstheorie. Da- gegen macht uns die Theorie der congenitalen Bacillenübertragung lie Entstehung der uns beschäftigenden Erkrankungen leicht ver- | lich: die direct oder indirect (von den embryonalen Geweben us) in den embryonalen Kreislauf gerathenen Tuberkelbacillen den von hier aus, gemäss dem Ihnen bekannten gesetzmässigen ange, vorzugsweise in bestimmten Organen, unter denen die )hdrüsen und das Knochenmark mit den ersten Platz ein- nen, abgelagert werden müssen. Dort ruhen sie nun, durch ie Wachsthumsenergie der embryonalen Gewebe zu einer vita — 634 — minima gezwungen, bis sie in der Extrauterinperiode, früher oder später, (je nach ihrer Anzahl oder dem ihnen innewohnenden Grad N von Proliferationsenergie oder dem Hinzutreten resp. Ausbleiben von Bedingungen, welche, wie z.B. Entzündungen, Traumen u. S. w. die Vitalität der Gewebe erfahrungsgemäss herabsetzen) den Wachs- thumswiderstand der Gewebe besiegen und die tuberkulöse Er- krankung der Lymphdrüsen und Knochen in’s Dasein rufen. Giebt uns somit allein unsere Theorie den Schlüssel zu einem befriedi- senden Verständniss der Entstehung der letzterwähnten Erkran- kungen, so dürfte ferner wohl auch die Thatsache, dass die bös artigen Formen der hereditären Tuberkulose, die eigentlich phthi-- sischen Processe, am häufigsten gerade im Jünglingsalter auftreten, an der Hand unserer Auffassung eher einem Verständniss zugänglich sein, als vom Standpunkt der Dispositionstheorie, indem zu der | genannten Zeit an der Grenze der Wachsthumsperiode die Gewebe 'aus eigenem Antrieb zu proliferiren nahezu oder gänzlich aufgehört haben und mithin, nach unserer Auffassung, das besondere Hemm- niss des embryonalen Gewebswachsthums beseitigt wäre, SO dass Ä nun die in den Geweben frei oder in latenten Tuberkelheerden von der Embryozeit her ansässigen oder neuerdings von andere ı Körperstellen her in sie eingeführten, lebensfähigen Tuberkelbaeillen sich leichter entwickeln könnten, während es kaum begreiflich er- scheint, warum eine angeborene tuberkulöse Disposition, ein an geborener günstiger Boden für den Tuberkelbacillus, sich erst ı ıch _ Jahrzehnten extrauterinen Lebens ausbilden resp. erst nach so langer Zeit den Angriffen des doch stets in der Aussenwelt gegen- wärtigen Tuberkelbacillus anheimfallen sollte. Schliesslich sei noch darauf hingewiesen, dass bei der mit der menschlichen Tuberkulose identischen Tuberkulose der Rinder und der Schweine von den her- vorragendsten Veterinärpathologen seit langem übereinstimmend an- genommen wird ?°), dass die erbliche Fortpflanzung des specifischen Krankheitsvirus eine hervorragende Rolle bei der Verbreitung der Krankheit spielt und dass auch die Geschichte der Hühnertuber kulose ganz eclatante Beweise für die grosse Bedeutung dieses Ver- breitungsmodus liefert ®®'). Wir wollen zuletzt nicht verfehlen, zu erwähnen, dass unsere Auffassung, obwohl im allgemeinen hart be- fehdet, sich. doch auch schon einige Freunde gewonnen hat; so ist. Birch-Hirschfeld’s Autorität für dieselbe eingetreten und auch. einzelne hervorragende Praktiker (Berg [Reinerz], Haupt [Soden]) haben sich zu Gunsten derselben ausgesprochen. a — 65 — Wenn wir nun noch einige Worte der Frage widmen, in welcher Weise wir uns den Vorgang der congenitalen Bacillen- übertragung zu Stande kommend denken sollen, so sind hier von vornherein beide der bei anderen, auf dem Wege des Erbganges sich fortpflanzenden parasitären Infectionskrankheiten positiv fest- gestellten Uebertragungsmodi, nämlich erstens die Einfuhr der ‚Bacillen oder deren Sporen mittels des Nabelvenenblutstroms in den embryonalen Kreislauf (intrauterine Infection) und zweitens das Eindringen der Bacillen oder der Sporen derselben in die der Befruchtung unterliegende Eizelle (germinative oder conceptionelle Infection) in Betracht zu ziehen. Welchem der beiden Ueber- tragungsmodi die grössere Bedeutung zukommt, muss dahin gestellt bleiben. Die Statistiken scheinen dafür zu sprechen, dass die Tuberkulose der Mutter sich häufiger auf die Nachkommen fort- pflanzt, als die des Vaters, aber dies als positiv angenommen, wäre damit die Prävalenz der intrauterinen gegenüber der germinativen Infeetion selbstverständlich nicht erwiesen. Die in- trauterine Infection bei der Tuberkulose aber deswegen, weil in den vereinzelten daraufhin untersuchten Fällen ?%?) in der Placenta und im Foetus von an Miliartuberkulose verstorbenen Schwan- geren weder Tuberkel noch Tuberkelbacillen nachgewiesen wer- den konnten, gänzlich zu bezweifeln oder doch nur als ganz ausnahmsweises Vorkommniss hinzustellen, scheint uns bei der grossen Spärlichkeit des vorliegenden Beobachtungsmaterials und der auf der Hand liegenden Schwierigkeit des Nachweises etwai- ger vereinzelter Tuberkelbacillen innerhalb des Foetus, zu weit gegangen. Gegen eine ausgiebige Rolle der uniekaiiigeh In- fection ist aber wiederum, und zwar von hervorragendster Seite Wir chow) geltend acht worden, dass eine vom Tuberkel- baeillus invadirte Eizelle schwerlich ihre Entwicklungsfähigkeit be- yahren würde oder doch mindestens (Firket?*®) in ihrer Ent- cklung dermaassen gestört werden müsste, dass statt normal geiormter Kinder Missgeburten zur Welt kommen würden. Die sschichte der congenitalen Syphilis und namentlich die der ebrine-Krankheit, von welcher wir später eingehend zu sprechen aben werden, lehrt, dass diese Argumentation nicht zutreffend st: Trotz zahlreicher in sie eingedrungener Pebrine-Organismen erlieren die Eizellen der pebrinekranken Schmetterlinge die Fähig- teit der Entwicklung nicht und die aus ihnen neu entstehenden saupen sind, obwohl ausnahmslos dem Tode durch die fort- aumgarten, Mykologie. 41 ER — 636 — schreitende Vermehrung der ererbten Parasiten verfallen, nicht. missgebildet. Wir halten es demnach für keine aussichtslose Aufgabe der mikroskopischen Forschung, in den Eizellen des Eierstocks tuberkulöser Frauen die Tuberkelorganismen nachzu- weisen, eine Aufgabe, welcher freilich erst dann die Mittel zu einer vollständigen Lösung an die Hand gegeben sein werden, wenn, was bisher leider nicht der Fall, auch für die Sporenformen der Tuberkelorganismen sichere mikroskopische Kennzeichen ge- ° wonnen worden sein sollten. Steht der erwähnte Nachweis gegen- wärtig noch aus, so haben uns für die germinative Infection vom Vater her die Forschungen Jani’s und Weigert’s iz einen wichtigen thatsächlichen Anhaltspunkt geschaffen, indem sie % das häufige Vorkommen von Tuberkelbacillen im gesunden y Hoden und der Prostata von Phthisikern feststellten. Die Tuberkelbacillen wurden innerhalb der Drüsenkanälchen des Hodens und der Prostata, theils in den Zellen, theils in der Secretflüssig- keit gelegen, gefunden und es kann danach keinem Zweifel unterliegen, dass der befruchtende Samen der Phthisiker die Tuberkelbaecillen jeweilen in die nächste Nähe der betreffenden Eizelle bringen wird. Dass dann der oder jener Tuberkelbacillus zugleich ‘mit dem be- fruchtenden Spermatozoen in die Eizelle wird eindringen können, ist eine gewiss nicht allzufern liegende Möglichkeit. Jani ist es | % ; N" 5 bacillen zu finden, an welche Stelle sie wahrscheinlich von de Peritonäalhöhle aus mittels der Flimmerbewegung gelangt warer Hiermit ist eine zweite Möglichkeit extraovarialer bacillärer I vasion der Eizelle gegeben. Neben der extraovarialen wird aber wie gesagt, auch die intraovariale bacilläre Belastung der Ei zelle in Betracht zu ziehen und als Object directer Erforschung im Auge zu behalten sein. # Klebs hat in seinem ‚Lehrbuch der allgemeinen Pathologie’ gelegentlich der Besprechung der Heredität der Tuberkulose die Möglichkeit erwähnt und befürwortet, dass eine Infection des Fo otus durch verschlucktes, mit Tuberkelbacillen verunreinigtes Frucht“ wasser stattfinden RER und scheint, obwohl er einräumt, dass diese Anschauung mancherlei ausnahmsweise Verhältnisse ri setzt, geneigt zu sein, dem genannten Infectionsmodus eine ni unwichtige Rolle in der Aetiologie der Fälle von angeborener Tu- berkulose zuzuschreiben. Als mögliche Quelle der bacillären w BR ER EEE unreinigung des Fruchtwassers wird der bacillenhaltige Samen der Phthisiker (resp. tuberkulöser Stiere etc.) angenommen. Abge- sehen davon dass die erwähnte Ansicht mit der Schwierigkeit zu kämpfen hat, wie man sich das Hineingelangen der Tuberkel- bacillen in das Fruchtwasser vorstellen solle, steht derselben der Umstand entgegen, dass die Darmschleimhaut in den Fällen von congenitaler (foetaler) Tuberkulose fast niemals tuberkulös erkrankt gefunden wurde. Haben wir in den voranstehenden Darlegungen die Bedin- gungen der tuberkulösen Infection vornehmlich insoweit erörtert, ‚als dieselben in Eigenschaften und Einrichtungen des zu inficiren- den thierischen Organismus gelegen sind und die Abhängigkeit dieser Bedingungen von Verhältnissen der inficirenden Parasiten nur mehr beiläufig berücksichtigt, so sei nunmehr auch letzteren "Verhältnissen noch eine etwas eingehendere und zusammenhängende Besprechung gewidmet. In dieser Beziehung haben die Experimente gelehrt, dass sowohl die Menge als namentlich auch der Virulenz- srad der inficirenden Tuberkelbacillen von bedeutsamstem Einfluss ist. Was zunächst die Mengenverhältnisse anlangt, so hat sich, wie schon mehrfach gelegentlich erwähnt, insbesondere bei den Fütterungsexperimenten gezeigt, dass je geringer die Zahl der eingeführten Bacillen, desto unbedeutender, leichter die Erkran- kung, bis schliesslich bei sehr geringer oder minimaler Bacillen- aufnahme nur noch vereinzelte, zur vollständigen Abheilung ge- langende und deshalb das Wohlbefinden der Thiere in keiner Weise störende oder gar keine anatomisch nachweisbaren Krank- heitsheerde auftreten. In analoger Weise ergaben von Verf. wiederholt zur Beurtheilung vorliegender Frage angestellte Inocu- lationsversuche mit virulenten Tuberkelbacillen an etwas tieferen 9$5) Ritzwunden der rasirten Kaninchenhaut, dass flüchtigere Ein- ‚reibungen geringer Mengen von Bacillen ohne jeglichen Effect ‚blieben, während kräftigere Einreibung reichlicherer Mengen je ach der Intensität der Application und der Menge der Bacillen ückbildungsfähige, den menschlichen Leichentuberkeln ähnliche wcalaffecte ohne nachfolgende Allgemeintuberkulose oder solche mit langsam nachfolgender Allgemeintuberkulose oder käsige Haut- ülcerationen mit schnell sich entwickelnder tuberkulöser Allgemein- ection herbeiführte ?%%). Was zweitens den Einfluss des Virulenz- grades auf Zustandekommen und Verlauf der tuberkulösen Infection ‚betrifft, so wissen wir aus den schon oben #%”) mehrfach besproche- 41* UF I Te h a E; ze 4 — 638 — nen Experimenten von Schill und Fischer, Falk, Verf. und seinen Schülern, de Toma, dass die Tuberkelbacillen sowohl durch Eintrocknung als auch durch die Einwirkung der Fäulniss bis zu schliesslichem vollständigen Virulenzverluste in ihrer pathogenen Wirksamkeit abgeschwächt werden können, so dass sie selbst in reichlichsten Quantitäten übertragen, nur langsam sich ent- wickelnde, nicht selten definitiv verheilende localisirte Tuberkel zu erzeugen im Stande sind. Besonders instructive desbezügliche Experimentalerfolge hat Verf. neuerlichst auch mit längere Zeit abwechselnd theils bei Zimmertemperatur theils bei über 42— 45° C. gehaltenen, auf Blutserum gezüchteten Tuberkelbacillen nach Uebertragung derselben in die vordere Augenkammer er- halten. Es entwickelte sich danach eine ausserordentlich langsam fortschreitende Augentuberkulose, deren Producte sich durch relativ spärliche, auffallend kleine Bacillen einerseits, exquisit grosse epithelioide Tuberkelzellen, welche der Beimengung von Lymph- körperchen fast gänzlich entbehrten, andererseits auszeichneten und nach einer Periode längeren Stillstandes unter narbiger ° Schrumpfung der Bulbi rückgängig wurden. Zu einer Allgemein- tuberkulose kam es bei den Thieren nicht, dieselben waren viel- mehr nach Jahresfrist noch bei bestem Wohlbefinden; getödtet, liessen sie bei der Section in den, dem Auge nächstgelegenen Lymphdrüsen sowie in den inneren Organen entweder gar keine oder nur vereinzelte, sehr bacillenarme Tuberkelknötchen erkennen. Aehnliche, langsam sich entwickelnde, auf den Impfort beschränkt bleibende Tuberkulosen resultiren, wie die Experimente Cohn- heim’s und Salomonsen’s, Verf.s und namentlich Schuchardt’s?®®) gezeigt haben, nicht selten auch aus der intraocularen Uebertragung von menschlichen Tuberkelmassen, und Verf.?#°?) beobachtete ferner das Auftreten solcher echten Localtuberkulosen auch nach Verimpfung von spontanen Tuberkel- producten anderer Thierspecies (Hund, Huhn, Taube) auf das 2 Kaninchen. Es lässt sich zur Zeit nicht ER entscheiden, ob in den letzteren Experimenten die geringe Anzahl der in den ‘ Impfstoffen enthaltenen Bacillen oder aber eine Abschwächung der Bacillen der maassgebende Factor für die Langsamkeit der Ent- wicklung und den frühen Stillstand des Processes gewesen; für | sehr wahrscheinlich würden wir es jedoch halten, dass das Moment der Abschwächung hierbei die bedeutsamere Rolle gespielt, weil . bei den intraocularen Impfungen mit vollvirulenten Bacillen selbst ” en re — 639 — durch denkbar weitgetriebene einfache Herabsetzung der Zahl ‘der verimpften Bacillen zwar der Verlauf und Ablauf der Er- krankung erheblich verlangsamt und verzögert, niemals aber das "Eintreten der schliesslich zum Tode führenden Allgemeininfection “ verhütet werden konnte. Wir würden also durch das Ergebniss der erwähnten Experimente zu der Annahme geleitet werden, dass in den Producten der spontanen Tuberkulose sich eine natürliche Abschwächung der pathogenen Energie der Tuberkelbacillen voll- ziehen könne, wofür ja wohl auch die Thatsache spricht, dass in ‚einem grossen Theil der einzelnen Heerde der chronischen Spontan- _ tuberkulose (selbst dann, wenn der Gesammtprocess progressiv ist) die Bacillen schliesslich vollständig verschwinden, welcher definitive Untergang doch wohl naturgemäss eine Vorstufe in der Abschwächung aller Lebenseigenschaften, mithin auch der Virulenz, haben dürfte. Dass wahrscheinlich auch noch ein drittes Moment bei der abge- _ schwächten pathogenen Wirkung der erwähnten Tuberkelproducte — Menschen-, Hunds-, Huhn- und Tauben-Tuberkel — auf den Kaninchen- körper die Hand im Spiele hat, möchten wir hervorzuheben nicht unterlassen. Während Uebertragungen allerkleinster Partikelchen von Kaninchentuberkeln in die vordere Augenkammer von Kanin- chen mit ausnahmsloser Constanz eine typische Augen- mit nachfolgen- der Allgemein-Tuberkulose erzeugen, bleibt, wie des Verf.’s Ver- ‚suche ergeben haben, nach Verimpfung von Hunds-, Huhn- und Tauben-Tuberkeln in das Kaninchenauge nicht selten nicht nur, wie ‚schon erwähnt, die Allgemein-, sondern auch die locale Augen-Tuber- kulose vollständig aus, welchen Beobachtungen noch die Erfahrung anzureihen ist, dass die Tuberkelmassen des Rindes, selbst wenn ‚sie auf’s Reichlichste mit Bacillen durchsetzt sind, beim Kaninchen E. eine Tuberkulose mit längerem Incubationsstadium und lang- samerem Verlaufe in’s Leben rufen, als es weit bacillenärmere Impftuberkel des Kaninchens thun. Dass pathogene Mikroorganis- nen bei ihrem Durchgang durch verschiedene lebende Thierkörper ‚eine erhebliche Aenderung (Abschwächung oder Steigerung) ihrer ‚Virulenz für bestimmte Thierarten erfahren können, hat, wie Sie wissen, zuerst Pasteur für die Bacillen des Schweinerothlaufs stgestellt und namentlich die Geschichte der Bacillen der ‚Septi- kämia hämorrhagica’ lieferte, Sie erinnern sich dessen, weitere sprechende Beweise für das genannte Geschehen. Die soeben er- wähnten Beobachtungen lehren, dass auch die Tuberkelbacillen auf dem genannten Wege eine Wandlung ihrer pathogenen Wirk- , EI 5 FAR: > Sur her x “ ® b 2 2 . samkeit erfahren können und es erscheint danach denkbar — und gewisse Beobachtungen 3°°) scheinen direct hierfür zu sprechen dass die aus dem thierischen Organismus abstammenden Ba- cillen für den Menschen weniger gefährlich sind, als solche, welche aus dem Menschenkörper herrühren. Fassen. wir das Ergebniss unserer Erörterungen über die Wege und die Bedingungen der tuberkulösen Infection mit Bezug auf die Tuberkulose des Menschengeschlechts kurz zusammen, so sind wir zu dem Schlusse gekommen, dass trotz der grossen Ver- breitung der verderblichen Krankheit unter der Menschen- und Thier-Welt, trotz des Umstandes, dass unzählige Mengen der Tuberkuloseparasiten in die Auswurfsstoffe der Kranken übergehen und diese Parasiten auch in der zur Nahrung verwendeten Milch tuberkulöser Thiere vorhanden sein können, dennoch die Gefahr, auf den Wegen der äusseren Infection,' mittels Einimpfung, Einathmung und Verschluckung der Tuberkelorganismen, von Tuber- kulose ergriffen zu werden, für den Menschen eine im Verhältniss zu der, die Krankheit durch Erbschaft zu erwerben, verhältniss- mässig geringe ist. Denn einerseits verfügt der lebende menschliche Organismus über eine Reihe von sehr wirksamen Schutzvorrich- tungen, welche das Eindringen und die Ansiedlung der Infections-" organismen verhindern oder bedeutend erschweren und andererseits wirken zahlreiche, theils durch die Natur, theils durch die mensch- liche Vorsicht EN Verhältnisse dal dass die aus dem tuberkelkranken Organismus an die Aussenwelt abgegebenen Tuberkelbacillen (resp. deren Sporen) nur selten in der zur tuber- kulösen Infection, namentlich den schwereren progressiven Formen derselben, ausreichenden Menge resp. Virulenz in den, bei den kein äusseren Infectionen hauptsächlich in Betracht kommen- den Vehikeln der Infectionsorganismen (Luft, Nahrungsstoffe, Trink- wasser) enthalten sind. Dem gegenüber sind die Schutzmittel der Natur gegen die Uebertragung der Tuberkulose durch Vererbung nicht hoch anzuschlagen und die unseres bewussten Handelns bei der Beschaffenheit unserer socialen Verhältnisse kaum von Belange. Die Consequenzen, welche sich aus diesem Resultate für die Pro- phylaxe der menschlichen Tuberkulose ergeben, brauchen wohl nicht näher erörtert zu werden. Genügte man auch allerorts — ge wissenhafter, scrupulöser noch, als es, unseres Erachtens, bisher im allgemeinen geschieht — der unabweislichen Pflicht, die Quellen der äusseren Infection durch Unschädlichmachung der phthisischen — 640 °— v Y — 641 — Sputa ete., durch Kochen des Fleisches und der Milch unserer "Nahrungsthiere zu verstopfen — bei allseitigen ernsten Bemühungen seitens der öffentlichen und privaten Gesundheitspflege dürfte es möglich sein, dieses Ziel ziemlich vollständig zu erreichen — so würde man hierdurch doch nicht die Tuberkulose von dem Erdkreis _ verschwinden machen können, wenn es nicht gelingt, zugleich auch der erblichen Fortpflanzung der Krankheit zu steuern. So un- überwindlich die Schwierigkeiten auch erscheinen mögen, welche sich einer wirksamen Prophylaxe in letzterem Sinn entgegensetzen, so dürfte es doch nicht richtig sein, alle Versuche in dieser Rich- x tung ruhen zu lassen und die Aufgabe der prophylactischen Maass- _ mahmen gegen die Tuberkulose durch Aufstellung zweckmässiger orschriften über die Desinfection der phthisischen Sputa etc., _ durch Verbot oder Beschränkung des .Verkaufes von Milch und Fleisch tuberkulöser Thiere u. dergl. ausschliesslich den Contagio- e sitätsstandpunkt berücksichtigende hygienische Anordnungen als chöpft anzusehen. 8) Der Leprabacillus. Der seit Hansen’s, durch Neisser wesentlich vervollstän- lister, Entdeckung ?°t) bald allgemein als specifischer Parasit der sepra (Aussatz, Elephantiasis Graecorum) anerkannte ‚eprabacillus ist in seinen morphologischen, tinctoriellen und theil- weise auch seinen pathogenen Eigenschaften dem Tuberkelbacillus ) ähnlich, dass eine nahe Verwandtschaft beider Organismen ngenommen werden muss, wenn auch von einer. Identificirung, welche kein geringerer, als der altberühmte Lepraforscher Da- ielssen ?°2) in neuester Zeit befürwortet hat, vor allem wegen durchgreifenden nosologischen Verschiedenheiten, die trotz incherlei Aehnlichkeiten zweifellos zwischen Lepra und Tuberku- se bestehen, nicht wohl die Rede sein kann. _ Was zunächst die Morphologie betrifft, so sind Unter- hiede, welche zu einer Differenzirung beider Bacillusarten auch T einigermaassen sicher ausreichen könnten, nicht vorhanden; ® Leprabacillen sind in dieser Hinsicht den Tuberkelbacillen bis zum Verwechseln ähnlich (vergl. Figur 74 mit 61). Neisser?%), Babes°%) und Bordoni-Uffreduzzi?") haben zwar morpho- 0g sche Differenzen angegeben — Neisser legt auf Verjüngungen, Bordoni-Uffreduzzi im Gegentheil auf Anschwellungen an den Enden der Leprabacillen (während die Tuberkelbaeillen, wie Ihnen bekannt, stets gleichmässig dicke, an den Enden leicht ab- gerundete Stäbchen darstellen), "Babes noch auf anderweitige Differenzen der Form- und Grössen-Verhältnisse Werth für die Unterscheidung beider Bacillusarten — uns ist es ebensowenig wie vielen anderen Forschern gelungen, Leprabacillen mit deutlich verjüngten oder angeschwolle- \Y NTZNZNT Leprabacillen - Deckglas- ve, ER zu. BEDEO OR OO N I Hy M Be 1 ag wir damit auch das Vorkommen | IS NN INA leprösen Hautknotens. derselben keineswegs in Abrede- NS) N NY ee Fuchsinosung stellen wollen, so können wir. VZISANANSV) Zeiss, homog. Immers. u . U DAR ER doch der in Rede stehenden 74. Formdifferenz, wegen ihrer Un- beständigkeit und vor allem wegen ihres, nach den Beschreibungen der Autoren, offenbar recht subtilen Charakters nicht den Werth eines zuverlässigen differential- diagnostischen Merkmals zwischen Lepra- und Tuberkel-Bacillen zu- sprechen und was die von Babes angegebenen Unterschiede in der Form und Grösse betrifft, so vermögen wir dieselben nicht als” durchgreifend anzuerkennen. Der von Neisser, Lutz und Unna (s. später) — auf Grund von allerdings wohl auch noch anderer Deutung fähigen Beobachtungen — angenommene . besondere Schleimmantel des Leprabacillus kann ebenfalls nicht als ein Unterscheidungsmerkmal gegenüber dem Tuberkelbacillus angesehen werden, da, nach Lutz und Unna wenigstens, der Tuberkelbacillus” die gleichen, auf das Vorhandensein einer besonderen Schleimhülle’ bezogenen, Eigenschaften zeigt. _ Sind hiernach die Leprabacillen durch ihr morphologisches Verhalten von den Tuberkelbacillen nicht mit Sicherheit zu unterscheiden, so ist auch die von Han- sen, Neisser und Guttmann?°®) den Leprabacillen zugeschrie- bene Beweglichkeit nicht als ein zuverlässiges Differenzirungs-" merkmal zu erachten, da nach Unna’s 3°”) und ebenso Bordoni- Uffreduzzi’s®%®) ganz bestimmten Angaben die Leprabacillen ebenso unbeweglich sind, wie die Tuberkelbacillen. Weitere Ueber- einstimmung zwischen beiden Bacillenarten besteht dann noch hin- sichtlich der bei den Tuberkelbacillen genauer besprochenen Er- scheinung, dass in gefärbten Präparaten eine mehr oder minder grosse /ahl von Stäbchen Unterbrechungen des farbigen Inhalts durch farb- lose fleckförmige oder ovale Stellen zeigt. Es liegt nahe, diese hellen — M2 — | — 645 — Stellen ebenso wie die entsprechenden Stellen in den Tuberkel- _ bacillen zu deuten, sie also als endogene Sporen aufzufassen und Neisser?°°) hat noch neuerdings diese Deutung auf Grund ge- - nauerer mikroskopischer Untersuchungen besonders befürwortet. - Bordoni-Uffreduzzi*°) dagegen beanstandet diese Auffassung, indem er u. a. darauf hinweist, dass bei Untersuchung der Lepra- bacillen im frischen, ungefärbten Zustand nichts von glän- zenden Körperchen analog den echten Sporen der Milzbrand- _ baeillen ete. im Innern der Stäbchen zu bemerken sei und neigt _ demzufolge mehr dahin, die von ihm gesehenen keulenförmigen - Endanschwellungen der Stäbchen (s. o.), welche an den Bacillen seiner künstlichen Lepraculturen (s. später) in sehr deutlicher Aus- prägung und zwar je älter die Culturen, um so reichlicher und ausgebildeter, zu sehen waren, als die eigentlichen Dauerformen a EEE BEN (Arthrosporen) der Leprabacillen anzusehen. Der italienische For- 4 scher gesteht indessen selbst zu, dass er den strieten Beweis für = die Richtigkeit der letzteren Annahme, nämlich die Beobachtung - des Auskeimens der vermeintlichen Arthrosporen zu neuen Stäb- “chen, einstweilen nicht zu erbringen im Stande war und möchten wir, so lange dieser Beweis noch aussteht, die keulenförmigen An- ‚schwellungen der Bordoni-Uffreduzzi’schen Üulturbacillen eher für Involutionsformen als für Sporen halten, weil man an anderen Bacillen, z. B. den Milzbrandbacillen ganz ähnliche -Formveränderungen als unzweifelhafte Producte der Involution kennt, während unzweifelhafte Sporen von der in Rede stehenden Formgestaltung nicht bekannt sind. Wie Lutz *°!) und Unna?) ermittelt, tritt das Bild der durch ungefärbte Zwischenräume -unterbrochenen Stäbchen in besonders auffälliger Weise nach An- rendung der Lutz-Unna’schen Modification der Gram’schen ‘ärbemethode hervor, wobei es jedoch nach Unna’s interessanter ntdeckung von wesentlichem Belang ist, dass man als Färbe- mittel für die Bacillen Stoffe aus der Gruppe der Pararosani- line (Gentianaviolett, Aethylviolett, Krystallviolett, Methylviolett B.) und nicht aus der der Rosaniline (Fuchsin, Dahlia, Jodviolett etc.) wählt; letzterenfalls erhält man, trotz der Einwirkung des Jods "und der rauchenden Salpetersäure, nach Unna, keinen erheblichen nterschied gegenüber den Bildern nach einfacher Anilinfärbung oder nach Ehrlich’s Verfahren der Tuberkelbacillenfärbung. An solchen | e ch der Jod-Pararosanilin-Methode von Lutz-Unna behandelten Eräparaten ist die Stäbchenform der Lepraorganismen kaum wieder- kan Bi | r zuerkennen; sie scheinen auf den ersten Blick verwandelt in Reihen von gefärbten Kügelchen, welch’ letztere durch einen ungefärbten ‘Zwischenkitt zusammengehalten werden. Unna ist der Ansicht, dass es sich bei dieser Wirkung “der Jod-Pararosanilin-Methoden um Aufdeckung eines wahren Structurverhältnisses der Lepra- mikrobien handelt, wonach diese (ebenso wie die Tuberkelbaecillen und einige andere sich analog verhaltende Mikroorganismen) aus der Reihe der eigentlichen Bacillen zu streichen und einer be- sonderen Formgattung: ‚Kokkothrix’?0?) zuzuweisen seien; während andere Forscher, wie z.B. Neisser*°%); die Unna’schen Kokkothrixbilder für Artefacte erklären, hervorgerufen durch die eingreifende Behandlung, welcher die Präparate in dem Lutz- Unna’schen Darstellungsverfahren unterliegen. Eine ganz sichere Entscheidung dieser Streitfrage lässt sich zur Zeit nicht treffen; wir für unseren Theil stehen, aus den oben (p. 541) angegebenen Gründen, zu letzterer Ansicht und halten demgemäss bis auf ‚Weiteres daran fest, dass die Lepra-Organismen ebenso wie die 1 Tuberkelbacterien, echte Bacillen sind. Welche Bedeutung k aber die ungefärbten Stellen in den gefärbten Lepra-Stäbchen haben, ob sie endogene Sporen, oder Vacuolen oder irgend eine andere, uns noch unbekannte Structureinrichtung in den Stäbchen allen. müssen wir dahingestellt sein lassen. Was nun weiter die tinctoriellen Eigenschaften der Lepra- | bacillen anlangt, so sind auch in dieser Hinsicht die letzteren den Tuberkelbacillen ähnlicher als jedem anderen der bekannten IR | teriellen Organismen, indem sie sich gegenüber dem Koch’schen 1 und Ehrlich’schen Tuberkelbacillenfärbungsverfahren, sowie des letzteren zahlreichen Modificationen, den Tuberkelbacillen essen- — 64 — tiell völlig gleich verhalten; nur zralinelt besteht, wie zuerst Verf. +05) direct nachgewiesen, ein Unterschied, indem sich die Leprabacillen erheblich rascher in der Ehrlich’schen Farblösung anfärben, als” die Tuberkelbaeillen. Rein graduell ist aber ferner auch, wie Verf. der früher herrschenden Ansicht gegenüber, welche eine quali- tative Differenz in dieser Hinsicht aufstellen zu dürfen glaubte i | zuerst bestimmt dargethan ?%%) und jetzt allgemein anerkannt ist, der Unterschied in dem Verhalten zu der Färbung in einfachen wässerigen oder wässerig-alkoholischen Farblösungen, zu der s0g. Weigert’schen Kernfärbung: nicht nur der Leprabacillus, son- dern auch der Tuberkelbacillus färbt sich exact in den genannten Lösungen, es ist eben nur wiederum die zu der deutlichen Färbung — 645 ° — nöthige Zeit bei dem Leprabacillus im Allgemeinen erheblich ge- ringer, als bei dem Tuberkelbacillus. Die Angabe von Babes”), dass einige Anilinfarbstoffe (Fuchsin, Methylenblau und Eosin) 'in einfacher wässeriger oder alkoholischer Lösung zwar den Lepra- bacillus, nicht aber den Tuberkelbacillus zu färben vermöchten, hat sich, nach Verf.s, von Wesener 0%) bestätigten Unter- suchungen nicht als zutreffend erwiesen und ebensowenig lässt sich angesichts der entgegenstehenden positiven Resultate von Koch ?°), ee und Bonome®!®) die Annahme Bordoni- Uffre- E " fürbbar sei. Es existiren eben durchaus nur graduelle, nicht auch _ essentielle Färbungsunterschiede zwischen den Lepra- und Tuberkel- _ Bacillen, Färbungsunterschiede, die wie gesagt, alle darauf hinaus- B laufen, dass die Leprabacillen, soweit die der leprösen Gewebe in Frage kommen — über das hierin differirende Verhalten der Bordoni-Uffreduzzi’schen Culturbacillen sprechen wir später im Allgemeinen wenigstens, beträchtlich rascher die Anilin- ärbungen annehmen, als die Tuberkelbacillen. Es lag nahe, diese Eadnelle Differenz der Färbbarkeit bei der etwaigen Diff eren- tialdiagnose beider Organismen zu verwerthen und Verf. hat sich bemüht, einige derartige Differentialfärbungsmethoden aus- findig zu machen #18), Dieselben haben sich auch fast allen orschern, welche sich mit differentialdiagnostischen Untersuchungen wischen Lepra und Tuberkulose beschäftigt haben (Plaut *'?), >. Guttmann*'*), Melcher und Ortmann?'), Sudake- itsch *!"6), Bordoni-Uffreduzzi*!”), Bonome®*!®) als ge- ügend zuverlässig bewährt; nur Wesener*!?) hat die Zuver- issigkeit der in Rede stehenden Differenzirungsverfahren be- mängelt, weil er neben einer Mehrzahl ebenfalls übereinstimmender jefunde, auch einige Misserfolge (bei zwei Fällen von experimen- ller Kaninchentuberkulose und einem Fall von menschlicher Tu- rkulose) zu verzeichnen hatte. Dies ausnahmsweise Ver- gen unserer Methoden kann aber natürlich die Brauchbarkeit 'r letzteren im Allgemeinen, speciell bei Untersuchungen zu prak- tisch-diagnostischen Zwecken, wo allein die Tuberkelbacillen des ‚enschen in Frage kommen, die sich durchschnittlich bedeutend hwerer färben, also zur Differentialfärbung ungleich geeigneter ıd, als die Bacillen der experimentellen Tuberkulose, nicht hin- fällig machen; es bekräftigt das vereinzelte Missglücken der Re- 7 action nur die von Verf. ausdrücklich hervorgehobene Warnung, die eventuelle Entscheidung darüber, ob Tuberkulose oder Lepra, nicht ausschliesslich den Färbungsmethoden zu überlassen. Was nun das culturelle Verhalten der Leprabacillen betrifft, so war es bis auf die neueste Zeit nicht gelungen, beweis- kräftige künstliche Culturen der Leprabacillen herzustellen. Han- sen’s*?20) Culturen sind wohl sicher keine echten Leprabacillen gewesen; man wird sich in dieser Beziehung den berechtigten Zweifeln Neisser’s und Bordoni-Uffreduzzi’s durchaus anschliessen müssen. Aber auch Neisser’s Resultate der eigenen Culturversuche sind nicht überzeugend; sie lassen, wie Bordoni- Uffreduzzi begründet, erhebliche Bedenken offen, ob es sich dabei um ein wirkliches künstliches Wachsthum der Leprabacillen und nicht nur um den Schein eines solchen gehandelt hat; jeden- falls ist in den Neisser’schen Culturversuchen die Entwicklung freier d. h. von Gewebsmaterial getrennter und auf neuen Nähr- böden fortpflanzbarer Leprabacillencolonien nicht erreicht worden. Diese Forderungen erfüllt zu haben, dürfen dagegen wohl die neuesten Züchtungsexperimente von Bordonsl -Uffreduzzi®) für sich in Anspruch nehmen, wenngleich die Identität der rein cultivirten Bacterien mit wrirkköheht Leprabacillen nicht so sicher erwiesen ist, dass jeder berechtigte Zweifel an der Echtheit der Culturen ausgeschlossen wäre #??). Acceptiren wir jedoch vor- läufig die Annahme der Identität, welche ja in der That einen sehr hohen Grad von Wahrscheinlichkeit für sich hat, so gestaltet sich, nach den Ergebnissen des italienischen Forschers, das künst- liche Wachsthum des Leprabacillus auf, mit einem Zusatz von Kochsalz versehenen Pepton- Alyookinnarien bei 35 bis 37°C. längs des Impfstriches in Form einer leicht gelblichen bandartigen Auf-, lagerung mit unregelmässigen Umrissen; das Serum wird dabei. niemals verflüssigt und eine Enbwicktuiß. in oder auf dem Conden- sationswasser findet nicht statt. Auf Glycerin-Agar entwickelt sich eine ganz ähnliche Cultur, wenn grössere Mengen von Bacillen- material auf die Oberfläche ausgestrichen werden ; überträgt man | geringere Mengen von Üulturmaterial, so bildet sich längs des Striches ein Lager isolirter, kleiner, Ynsen konn Colonien mit zackigen Umrissen, deren Umfang von Stecknadelkopf- bis Hirse- korn-Grösse wechselt; lässt man die Cultur längere Zeit im Thermo- staten, so fliessen die Einzeleolonien zusammen. In Glycerin-Agar- Platten treten sowohl auf der Oberfläche, als im Innern des — 641 — _Substrates Colonien auf, welche bei ca. 100facher Vergrösserung als graue, rundliche netzförmig stratificirte Heerdchen mit dichterem Centrum und schmälerer, unregelmässig zackiger Peripherie er- scheinen; bei stärkerer (200facher) Vergrösserung wird das netz- _förmige Aussehen der Colonien noch deutlicher und am Rande ‚sieht man die einzelnen Bacillen heraustreten. Die Leprabacillen ‚weichen hiernach, wie wohl nicht näher ausgeführt zu werden braucht, in cultureller Beziehung von den Tuberkelbacillen beträchtlich ab, so dass eine Unterscheidung beider Bacillusarten dureh den Vergleich der beiderseitigen künstlichen Culturen leicht g. _ möglich sein würde. — Die in den beschriebenen Culturen zur Entwicklung gekommenen Bacillen glichen in Form und Grösse den Leprabacillen der Gewebe, mit dem Unterschiede jedoch, dass _ der grösste Theil der ersteren an einem oder beiden Enden mit _ keulenförmigen Anschwellungen versehen war, eine morphologische Erscheinung, welche nach Bordoni-Uffreduzzi an den Lepra- bacillen der Gewebe zwar auch vorkommt (s. o.), aber doch relativ selten und niemals in so ausgeprägter Weise. Wir haben schon oben erwähnt, dass Bordoni-Uffreduzzi geneigt ist, die keulen- förmigen Endstücke für Arthrosporen zu halten. Erheblicher als ‚in morphologischer Hinsicht unterscheiden sich .die cultivirten Ba- eillen von den Leprabacillen der Gewebe durch das tinctorielle Verhalten: Im Gegensatz zu letzteren zeigten sich erstere nicht | ur nicht leichter: den Differentialfärbungen des Verf.’s gegen- iber verhielten sie sich ebenso, wie die Tuberkelbacillen — sondern sogar insofern schwerer als die Tuberkelbacillen der Anilinfärbung zugänglich, als sie in alkalischer Methylenblaulösung, elbs st nach 24stündigem Verweilen in derselben, völlig ungefärbt blieben. Uebereinstimmend dagegen mit den Deka en der webe fand Bordoni-Uffreduzzi auch die Culturbacillen nzlich unbeweglich. - Gehen wir nunmehr zu einer kurzen Darlegung dessen über, $ wir über die Beziehungen der Leprabacillen zu der prakrankheit wissen, so ist vorauszuschicken, dass eine so tittelbare und vollständige Beweisführung zu Gunsten der ätio- schen Bedeutung der Leprabacillen, wie wir sie u. a. für die ‘brandbacillen und Tuberkelbacillen besitzen, zur Zeit nicht efert ist. Wenn wir auch die von Damsch *?®), Vossius*#?*) id namentlich die von Melcher und Ortmann #25) erhaltenen perimentalergebnisse, trotz der Zweifel Campena’s #?°), We- Sr u ZE -WE — 648 — sener’s#?”) u. A. mit Bestimmtheit als Beweise einer gelungenen Uebertragung der Lepra auf Thiere ansehen, positive Erfolge, . welche durch die zahlreichen negativ ausgefallenen Impfversuche früherer und späterer Experimentatoren *?®) nicht ungültig gemacht werden können, so ist doch durch die erwähnten Experimente der ° ganz directe Nachweis der specifisch-pathogenen Bedeutung der Leprabacillen nicht erbracht, weil die Bacillen ja nicht isolirt, in künstlicher Reincultur, sondern zugleich mit Theilchen der leprösen Knoten übertragen wurden und fortlaufende Beobachtungen über ” die histologische Entwicklung der Producte der Impflepra, welche den soeben erwähnten Mangel hätten ersetzen können, wegen der Unbeständigkeit und Ungleichmässigkeit der Resultate vorläufig nicht ‚angestellt werden konnten. Trotzdem wird kein ernstlicher” Stelle aus einem jungen Lepraknoten der Haut. Alkoholhärtung. Ehrlich’sche Bacillenfärbung. Nachfärbung mit Methylgrün. Zeiss, homog. Immers. Ya, Ocul. 4 (Vergrösserung 950fach). Zweifel darüber bestehen können, dass die Leprabacillen die einzig und ausreichende Ursache der Lepra darstellen, weil sie constan und ausschliesslich in den specifisch - leprösen Krankheit: producten, und noch dazu fast stets in, dem Entwicklungsgr und. der localen Ausbreitung derselben entsprechender Menge uı Vertheilung vorkommen. Sehen wir also die Leprabacillen als d Erreger der leprösen Processe an, so zeigt sich, worauf einganı schon kurz hingewiesen, dass die Leprabacillen wie in morph veränderungen (vergl. Figur 75) bestehen wesentlich in dem treten neugebildeter ‚epithelioider’, meist runder, doch — 69 — spindel-, keulenförmig u. s. w. gestalteter Zellen, welche sich zu den bekannten maculösen, tuberösen und mehr diffus-infiltrativen leprösen Krankheitsproducten sammeln und deren hauptsächlichen Bestandtheil ausmachen. Die epithelioiden Leprazellen sind meist einkernig, doch trifft man auch Zellen mit mehrfachen (bis 10, 12 und darüber) Kernen, ohne dass jedoch beim Menschen wenig- stens die mehrkernigen Leprazellen jemals das Formgepräge ty- pischer Langhans’scher Riesenzellen annähmen *?9). Neben den _ epithelioiden, den eigentlichen Lepra-Zellen, welche Virchow in seiner berühmten Abhandlung über die Pathologie des Aus- satzes *?0) bereits treffend geschildert, ohne sie jedoch von den so- gleich zu erwähnenden zelligen Elementen, von seinem damaligen Standpunkt aus, der Abstammung nach zu differenziren, kommen - in den Lepraproducten stets auch noch leukocytäre Elemente, überwiegend dem Lymphocyten-Typus angehörig, vor, in wechseln- der, meist relativ geringer Zahl (abgesehen natürlich von den Fällen, in welchen secundäre Eiterungsprocesse in den Lepraknoten Platz greifen); zwischen den Zellen findet sich eine spärliche, in der Regel fibrilläre Zwischensubstanz, in welcher mehr oder minder - reichliche Blutgefässe verlaufen. Die lepröse Neubildung ist von - auf dem Gebiete der Infectionsgeschwülste ungewöhnlicher Dauer-: " haftigkeit; ihre zelligen Elemente unterliegen nur sehr langsam der retrograden Metamorphose, welche vorzugsweise in Form einer mehr oder weniger vollständigen fettigen Entartung des Zellproto- - plasmas, aber auch noch in anderweitigen z. Th. complicirten und noch nicht sicher definirten Zell- und Kern-Degenerationen, welche einerseits zur Bildung der vieldiscutirten, in ihrer Bedeutung aber noch heute strittigen ‚Vacuolen’ (Virchow) sowie anderseits der von Hansen sog. ‚gelben Schollen’ (Neisser’s ‚Globi’) führt, sich ausspricht; eigentliche Verkäsung (Coagulationsnekrose) kommt in den Leprageschwülsten (des Menschen) nicht vor; auch } Zerfall und Ulceration tritt in den Lepraproducten nur nach Ein- wirkung accidenteller Schädlichkeiten (Traumen etc.), letztere (die Ulcerationen) offenbar vermittelt durch eine Secundärinfection mit »yogenen Mikroorganismen, auf*?'). Vergleicht man die hier in len wesentlichsten uns bekannten Momenten geschilderte histo- logische Geschichte der leprösen Gewächse mit derjenigen der Tu- srkel, so ist die weitgehende Aehnlichkeit in der histologischen Structur beider nicht zu verkennen: hier wie dort sehen wir als das wesentliche neoplastische Element die ‚Epithelioidzelle’ — 650 ° — auftreten, sehen wir die Epithelioidzellenwucherung gepaart mit dem Auftreten leukocytärer, hauptsächlich die Form der Lympho- cyten darbietender Elemente. Es kann wohl nicht dem geringsten Zweifel unterliegen, dass bei dieser Uebereinstimmung in der wesentlichen elementaren histologischen Zusammensetzung auch die Entwicklungsweise, die Herkunft der zelligen Ele- mente der leprösen Producte dieselbe sein werde, wie diejenige der Tuberkelzellen, und wir dürfen demgemäss, obwohl diese Annahme noch der Bestätigung durch die directe Untersuchung mittels der modernen histotechnischen Methoden harrt, annehmen; dass die epithelioiden Leprazellen durch Wucherung der fixen Gewebszellen entstehen, während die lym- phoiden Elemente der leprösen Neubildungen aus- gewanderte farblose Blutkörperchen sind. Schon Vir- chow hatte die leprösen Zellen aus einer Wucherung der fixen Bindegewebszellen hervorgehen lassen, wobei er allerdings sämmt- liche zellige Elemente der leprösen Neubildung, sowohl die grösseren (unsere Epithelioidzellen) als auch die kleineren (unsere Lymphoid- zellen) auf die genannte Quelle zurückführte. Später hatte aber namentlich Neisser*3?) auf Grund seiner Beobachtungen an dem bacillenhaltigen Granulationsgewebe, welches sich in der Umgebung von in das Unterhautgewebe oder die Bauchhöhle lebender Thiere gebrachten leprösen Gewebsstückchen entwickelte, die ausge- wanderten weissen Blutkörperchen als die Bildungs- elemente der leprösen Neoplasien, speciell gerade auch der epi- thelioiden Leprazellen angesprochen, eine Ansicht, welche seiner Zeit, als, namentlich durch E. Ziegler’s bekannte Arbeiten, die Lehre herrschend geworden war, dass die emigrirten weissen Blut- zellen, ausschliesslich oder hauptsächlich, die, als Elemente von ‚epithelioidem’ Typus erkannten, Bildungszellen der entzündlichen Bindegewebsneubildung und speciell auch die epithelioiden und Riesenzellen des Tuberkels liefern sollten, fast allgemeinen An- klang fand. Heutzutage, wo, wie Sie aus den Darlegungen über die Tuberkulose wissen, die erwähnte Lehre fast allseitig zu Gunsten der Ansicht aufgegeben ist, dass die Bildungszellen der 1 gewöhnlichen entzündlichen Bindegewebsneubildung sowohl, als auch die epithelioiden Tuberkelzellen ausschliesslich aus einer Wucherung der fixen Gewebselemente hervorgehen, lässt sich auch die Neisser’sche Auffassung nicht mehr aufrechterhalten, es sei denn, dass sie in den Resultaten neu aufgenommener, rn We EN TEEN, ee 2, u iu Ze nn u BR - % n- — 61 — 'exacter, mit den modernen Methoden der Histotechnik angestellter Untersuchungen lepröser Heerde eine neue Stütze fände. Wir zweifeln jedoch nicht, dass solche Untersuchungen nur dazu führen werden, die Richtigkeit der von uns vertretenen, oben ausge- sprochenen Auffassung zu bestätigen. — Neben der erwähnten Uebereinstimmung sehen wir aber auch gewichtige Verschieden- heiten in der Histologie der leprösen und tuberkulösen Processe hervortreten; abgesehen von der Verschiedenheit der Eruptions- form —- vorzugsweise miliare Knötchen bei der Tuberkulose, grössere Knoten, knotige oder fleckförmige Infiltrate bei der Lepra — sind die lange Lebensdauer der neugebildeten Zellen, die re- lative Seltenheit mehrkerniger epithelioider Zellformen, das Nicht- _ eintreten in die käsige Metamorphose, ein Moment, womit die Ab- _ wesenheit typischer Langhans’scher Riesenzellen, welche, wie Sie wissen, nach Weigert’s von uns acceptirter Auffassung, _ Riesenzellen mit centralem Kernschwund (Verkäsung) darstellen, direct zusammenhängt, schliesslich die Vascularisation der Knoten und Infiltrate als differentielle histologische Kriterien der leprösen : ‚Neubildungen gegenüber den tuberkulösen Producten hervorzuheben. Diese Differenzen können natürlich nur von der Verschiedenheit der “pathogenen Eigenschaften der parasitären Erreger beider in Ver- gleich stehenden Krankheiten abhängen; wir müssen daraus schliessen, dass die Leprabacillen weniger energisch und deletär auf die von ihnen befallenen Gewebe wirken, als die Tuberkel- bacillen. Hiermit stimmt überein, dass die Leprabacillen in den 'leprösen Krankheitsheerden fast constant in einer Massenhaftig- keit angetroffen werden, welche die höchsten Grade bacillärer An- Sammlungen bei der menschlichen Tuberkulose (abgesehen von den Wandbelägen der tuberkulösen Lungencavernen, wo aus naheliegen- ‘ den Gründen ausnahmsweise günstige Ernährungsbedingungen für die Bacillen gegeben sind) bei weitem übertrifft (vergl Figur 76): ®? Leprabacillen finden eben in den relativ langlebigen leprösen Gewebselementen hinreichend Nahrung, um bis zu jener erstaun- lichen Menge in den leprösen Knoten heranzuwachsen. Ausser der gemeinhin sehr viel grösseren Menge ist es aber noch ein änderes, wichtigeres Moment, welches die lepröse Bacilleninfiltra- ‚tion von der tuberkulösen unterscheidet: die Leprabacillen bilden nämlich ausnahmslos innerhalb der invadirten Gewebe kleinere oder grössere, mehr oder minder dichte, meist scharf con- bourirte, rundliche Häufchen, entweder nahezu aus- R Baumgarten, Mykologie. 42 x — 62 — schliesslich oder so, dass zwischen den Häufchen diffuse, weit weniger dichte Bacillenwucherungen eingestreut sind. Die Er- scheinung der erwähnten charakteristischen Häufchenbildung wird in dieser Weise bei der Tuberkulose, wenigstens der menschlichen, niemals auch nur annähernd gefunden; die Tuberkelbacillen treten zwar nicht selten ebenfalls zu dichteren häufchenartigen Gruppen zusammen, ohne sich jedoch aber jemals zu solchen compacten kuge- ligen Bacillenhaufen, und vollends zu ganzen Lagern von solchen, STEUTn tr Di, ERS $ Theil eines Durchschnittes durch einen leprösen Hautknoten. Alkoholhärtung. Ehrlich’sche Bacillen-Färbung (Anilinwasserfuchsin), Nachfärbung mit Methylgrün. Zeiss Object BB, Ocul.1 (70fache Vergrösserung). zu aggregiren, wie es die in den Geweben wuchernden Lepra- bacillen regelmässig thun. Bis vor kurzem waren nun alle Autoren ” darin einig, dass die erwähnten kugeligen Leprabacillenhäufchen ” so gut wie ausnahmslos innerhalb der grossen runden Leprazellen gelegen oder doch in letzteren ursprünglich herangewachsen seien, eine Anschauung, welche die charakteristische, regelmässig runde” Gestalt der Häufchen auf das beste erklärte. In neuester Zeit hat jedoch Unna diese Ansicht für irrig erklärt; die Untersuchung lepröser Gewebe mittels des von ihm ersonnenen Antrocknungs- verfahrens 33) führte ihn zu dem Resultate, dass die in Rede stehenden Bacillenhaufen niemals in Zellen, sondern sammt und sonders frei in Lymphbahnen gelegen seien. Was man bisher für das die Bacillenklumpen umschliessende Zellprotoplasma ge- halten habe, sei in Wirklichkeit die Schleimhülle der Ba- eillenhaufen; die Kerne, die man innerhalb der Bacillenhaufen ° zu sehen geglaubt,. gehörten in der That nicht den letzteren, sondern nachbarlichen an die betreffenden Bacillenklumpen innig x A: angeschmiegten Zellen an. Ein heftiger Streit ist seitdem um “4 e » * ur — 6535 — diese Unna’sche Auffassung entbrannt. Touton*?*), Neis- ser*35), Hansen*%), Melcher und Ortmann*?”) und viele andere Forscher #38) traten auf Grund sorgfältiger Control- untersuchungen für die Richtigkeit der älteren Anschauung ein, - Unna vorwerfend, ‚dass sein Antrocknungsverfahren die normale Gewebsstructur erheblich schädige und verzerre, mithin die mittels der Trockenmethode gewonnenen Bilder nicht als Ausdruck der - _präformirten histologischen Verhältnisse erachtet werden könnten. 4 Unna seinerseits #39) vertheidigte energisch seine Methode gegen 5 die ihr gemachten Vorwürfe und seine Ansicht von der wesentlich extracellulären Entwicklung der Leprabacillenhäufchen fand in Kühne) und Chassiotis**!), welche, Unna’s Antrocknungs- - methode vermeidend, auch mittels anderer, möglichst schonender Methoden (des älteren Alkohol-Oel-Balsamverfahrens, Kühne’s 4 neuer Fluorescein-Methode etc.**?) Präparate mit grösstentheils oder ausschliesslich frei, d. h. nicht in Zellen liegenden Bacillen- colonien aus dem Material lepröser Nerven (Kühne) und leprösen Rückenmarkes (Chassiotis) gewannen, gewichtige Fürsprecher. Was uns betrifft, so sind wir, nach eingehender Prüfung der Sach- - lage, unter möglichst vorurtheilsfreier Musterung eigener Präpa- — rate sowohl als auch der Präparate Unna’s und derjenigen seiner 7 Gegner (Touton, Ortmann) zu der Ueberzeugung gelangt, dass - die ältere Ansicht, wonach die rundlichen Leprabacillenhaufen grösstentheils in Zellen liegen, die richtige ist. Eine ausführliche - Motivirung dieses unseres Standpunktes würde hier zu weit führen; — wir müssen uns darauf beschränken, Folgendes in dieser Beziehung - hervorzuheben. Zunächst gestatten wir uns auf Bilder, wie sie z. B. unsere Figur 75 darstellt, welche einem unserer eigenen Prä- _ parate (Färbung nach der Methode der Ehrlich’schen Tuberkel- bacillenfärbung [unter vorsichtiger Benutzung der Säure — stark verdünnte Salzsäure —], Aufhellung in Nelkenöl, Balsam-Ein- schluss) entlehnt ist, hinzuweisen: ein Zweifel, dass die Lepra- bacillenhäufchen in den (epithelioiden) Zellen des leprösen Gewebes liegen, kann danach wohl kaum bestehen! Ausser diesen und ähnlichen Anschauungsbeweisen möchten wir noch auf folgendes Argument zu Gunsten der Auffassung von dem wesentlich intra- eellulären Sitz der Leprabacillencolonien Gewicht legen: Die An- sammlung der Leprabacillen resp. der charakteristischen Häufchen derselben ist in den Lepraknoten der Haut eine so dichte, gleich- mässige, dass schon hiernach eine vorwiegende oder vollends aus- 42* — 654 — schliessliche Localisation derselben in den Lymphgefässen kaum denkbar erscheint. Färbt man Schnitte von solchen ba- cillenreichen Lepraknoten in Methylviolett mit Bismarckbraun- Nachfärbung, so wird man zunächst vor der Masse der gefärbten Bacillen die Zellen fast gar nicht gewahr; lässt man aber solche Präparate, in Balsam conservirt, längere Zeit liegen, so ver- schwindet allmählich die Bacillenfärbung und da, wo früher dichte Schwärme und Häufchen von Bacillen lagen, treten nun überall, in lückenloser Aneinanderlagerung, die Zellen der leprösen Neubildung hervor. Wären die Bacillen überwiegend in Lymph- gefässen (resp. erweiterten Saftkanälchen) der leprösen Haut ge- legen, dann müssten doch, nach dem Verblassen der Bacillen- färbung, die bacillenerfüllten, erweiterten Lymphräume als unge- färbte Stellen oder doch wenigstens, falls man einen, entweder in der Bacillen- oder in der Grund-Farbe dauerhaft tingiblen Bacillen- schleim annehmen wollte, als kernfreie Schollen und kernfreie vari- cöse Stränge zur Anschauung kommen, was aber eben durchaus nicht der Fall ist. Nehmen wir sonach die Zellen der leprösen Neu- bildung als den hauptsächlichen Entwicklungs- und Aufenthalts-Ort der Leprabacillencolonien an, so soll doch keineswegs behauptet sein, dass gar keine freien Bacillenhaufen in Saftlücken, Lymph- gefässen oder künstlich durch den Druck der wachsenden Bacillen- colonie erzeugten Gewebsspalten vorkämen; so weit ist, soviel wir sehen können, auch kein Gegner der Unna’schen Interpretation gegangen und Kühne’s und Chassiotis’ oben erwähnte Bilder scheinen ja sogar nicht zu beanstandende Zeugnisse dafür zu liefern, dass unter gewissen Verhältnissen die Leprabacillencolonien grössentheils frei in Lymphbahnen resp. künstlichen Gewebs- lücken gelegen sein können. Derartige Ausnahmezustände können ’ einmal darauf beruhen, dass, wieesin Kühne’s und Chassiotis Beobachtungen der Fall war, die Bacillencolonien in relativ wenig zu Zellproliferation geneigtes Gewebe, wo es also an dem bevorzugten Entwicklungsboden jener Colonien, den epithelioiden Leprazellen, fehlt, eingebettet sind; anderseits können aber ‚freie’ Bacillenklumpen auch dadurch entstehen, dass ursprünglich in Zellen (Bindegewebszellen, Endothelien der Lymph- und Blut-Gefässe, neugebildete Epithelioidzellen, Lymphkörperchen) heranwachsende Bacillencolonien allmählich den Zellleib völlig aufzehren, ein Vorkommniss, welches uns bereits aus der Geschichte der Go- norrhoe- Kokken und der Mäuseseptikämie -Bacillen geläufig. ist. P ET N u te - Ba k \F _ 655 — - Können wir nach alledem nicht für Unna’s These von der aus- - schliesslich extracellulären Lage der Bacillenklumpen in der Lepra- - haut Partei ergreifen, so schätzen wir darum das Verdienst dieses Forschers um die vorliegende Frage der Lepra- Histologie nicht _ geringer; seiner Anregung, seinem unermüdlichen, begeisterten _ Eintreten für seine Sache, welche er durch neue sinnreiche Me- j thoden und durch scharfsinnige Deductionen imponirend zu stützen 4 wusste, ist es zu danken gewesen, dass die wichtige Frage nach F _ dem Sitze der Leprabacillen in den Geweben von Seiten aller E Be essen auf's Neue gründlichst geprüft wurde; dass eine Re- - vision der Frage nicht überflüssig war, beweist wohl hinlänglich der Umstand, dass heutigen Tages koch nicht unter den Sach- verständigen volle Einstimmigkeit in derselben erzielt ist und wenn, - woran wir nicht zweifeln möchten, die ältere Auffassung von dem vorwiegend intracellulären Sitz die Anwartschaft hat, in dem _ Kampfe mit der ihr entgegenstehenden neuen Lehre den Sieg endgültig davon zu tragen, so hat hierzu die neue Befestigung, welche sie im Streite mit Unna’s Opposition erworben, gewiss nicht wenig beigetragen. Was nun die Localisation, die Verbreitung der Lepra- -bacillen innerhalb des inficirten Menschenkörpers anlangt, so treffen dieselben am häufigsten in der Haut, sowie in den der Kopf- und Hals-Region angehörenden Schleimhäuten (Mund-, Rachen-, | R ehlkopf-, Nasen-Schleimhaut, Conjunctiva oculi), eingeschlossen in die tuberösen, maculösen und papulösen Lepra-Eruptionen der ge- nannten Theile, deren klinisches Verhalten zu erörtern, hier nicht ‚ unsere Aufgabe sein kann. Der Haut und den Schleimhäuten reihen sich die peripheren Nerven in der Häufigkeit des Befallenwerdens seitens unserer Parasiten an (Lepra nervorum, Lepra anaesthetica) ; Fi ı Fällen von Lepra nervorum zeigen, wie Budeköwitäch 443) er- F nittelt, meist auch die Ganglien, ae die cerebrospinalen, illäre Infiltrationen ; den gleichen Befund erhob derselbe Autor an den Pacini’schen Körperchen; ob auch das Central- Nervensystem häufiger von den Bacillen in Beschlag genommen wird, lässt sich zur Zeit nicht beurtheilen; vorläufig liegt nur eine hierhergehörige Beobachtung von Chassiotis (s. 0.) vor, welcher in einem Falle von Lepra anaesthetica den gesammten Rücken- markscylinder (sowie das Kleinhirn) von ungeheuren Massen von Leprabacillen durchwuchert fand. Häufig werden fernerhin auch die entsprechenden Lymphdrüsen bei lepröser Erkrankung der — 656 — ı Haut- und Schleimhäute von den Bacillen durchsetzt gefunden (le- pröse Bubonen). Seltener begegnet man den Bacillenansiedlungen in den visceralen Organen: am häufigsten scheinen unter diesen ° die Hoden ergriffen zu werden, demnach die Leber, sodann die Milz und die Nieren (viscerale Lepra). Das Vorkommen einer Lungen-Lepra war bis vor Kurzem strittig; neuestens hat Bo- nome*4*) ein unzweifelhaftes Beispiel von menschlicher Lungen- Lepra mitgetheilt. Ob es eine menschliche Darm-Lepra giebt, ist noch fraglich; ältere Beobachtungen aus der vorbacillären Zeit ° (Danielssen und Boeck) machen das Vorkommen derselben wahrscheinlich, aber der allein Sicherheit gewährende Befund von ” Leprabacillen in der Darmwand von leprösen Menschen steht noch aus. Klebs**5) erwähnt einen Fall von ‚Mesenterialdrüsen- Lepra’ eigener Beobachtung aus älterer Zeit mit nachträglichem 7 Nachweis der charakteristischen Bacillen; über das Verhalten des Darms in dem betreffenden Falle fehlt leider eine Angabe. Jeden- falls dürfte, nach dem vorliegenden Beobachtungsmateriale zu © schliessen, die Darm-Lepra, wie wohl auch die Lungen-Lepra, beim Menschen zu den seltenen Localisationen des leprösen Processes gehören und fast immer erst in einer späten Periode der Krank- heit auftreten. “ Das topographische Verhalten der Bacillen in den einzelnen leprösen Organen ist namentlich an der Haut sehr gründlich ° studirt worden. Die Untersuchungen Neisser’s, Cornil’s*#), Köbner’s*N, Thin’s**),, Babes’ *%), P. Guttmann’ Ss), | Verf.’s#59), Unna’s #2), Touton’s®°°) u. A. haben die ein schlägigen Verhältnisse mit grosser Vollständigkeit klargelegt. Die” eigentliche Masse der Bacillen sitzt in den. bindegewebigen Theilen der Haut und des Unterhautgewebes, die epithelialen Theile (Oberhaut, Haare, Haarbälge und Drüsen) werden nur in untergeordnetem Maasse von der Bacilleneinlagerung betroffen. In noch nicht ulcerirten Knoten der Haut ist der regelmässige Be- fund der, wie ihn unsere Figur 76 veranschaulicht: Oberhaut und deren Appendiculargebilde (namentlich Schweiss- und Talg-Drüsen). — in den Haarbälgen und Haaren trifft man schon häufiger ver- einzelte oder auch reichlichere Bacillennesterchen — gänzlich oder so gut wie gänzlich frei von Bacillen, fast das gesammte cutane und subeutane Bindegewebe (nebst den Wandungen der einge schlossenen Blutgefässe) dagegen dicht und massig durchsetzt von den bacillären Wucherungen. Letztere bilden meist keine ganz — 65T — gleichmässige Masse, sondern mehr gröbere Züge und Heerde, welche durch Ausläufer mannigfach unter einander zusammen- hängen, ‘ganz congruent den leprösen Zellwucherungen der Haut, von welchen bereits Virchow dieselbe Form der Ausbreitung ge- schildert hat. In der Axe resp. im Centrum der Züge und Heerde "sind fast immer grössere Blutgefässe nachzuweisen, deren Adven- ‚titia resp. der Raum zwischen Adventitia und Media (perivasculärer "Lymphraum) dabei meist die stärkste Ansammlung der Bacillen- häufchen darbietet. In der Media und Intima finden sich meist nur spärliche, zuweilen aber doch auch ganz ansehnliche Bacillen- invasionen. Gelegentlich kommt es sogar zu einer ganz gleich- mässigen Austapezirung der Intima von Haut-Arterien und -Venen IE = \ _ mit Bacillenhaufen (Unna). Im Lumen der Blutgefässe, also im | "Blute derselben, werden nur ausnahmsweise spärliche Einzelbacillen oder kleinere Bacillenhäufchen, frei oder in Zellen (weissen Blut- körperchen PER EN ONE abgestossenen Endothelien) ange- j 'roffen. Gleich den epithelialen Bestandtheilen bleiben auch die i glatten Muskelfasern der Haut (Arrectores pilorum), auf deren des öftern in der leprösen Haut zu beobachtende hypertrophische Ent- wicklung schon Virchow aufmerksam gemacht, in der Regel auf- fallend ‘von den bacillären Einlagerungen verschont; eine völlige Immunität besitzen aber auch diese Gebilde nicht; doch wurden bisher nur spärliche Bacillen oder Nesterchen von solchen und auch diese nur mehr ausnahmsweise darin gefunden. Bemerkenswerth ist, dass auch die oberflächlichste, dicht an das Rete Malpighii anstossende Gewebszone der Cutis, so lange die Knoten noch nicht zerfallen sind, frei oder fast frei von Bacillen bleibt (vergl. unsere Figur 76). Wenn wir der voranstehenden Schilderung der Topographie ‚der Bacillenwucherung in der leprösen Haut, welche ganz und gar die analogen Verhältnisse der leprösen Schleimhäute zu ‚übertragen ist, noch einige Angaben über die durch die bisherigen, im Ganzen noch nicht sehr zahlreichen Beobachtungen festgestellte srtheilung der Leprabacillen in den anderen leprösen Organen ireihen sollen, so beschränken wir uns hier auf die kurze Her- rhebung der wichtigsten Punkte, hinsichtlich des Details auf die legungen der betreffenden Autoren verweisend. In den Lymph- üsen (Neisser*°*) liegt die Hauptmasse der Bacillen in den ıdenknoten (Follikeln) der Drüsen. Die Bacillen befinden sich auch hier wiederum, zu runden Häufchen gruppirt, meist im Leibe r epithelioiden Leprazellen, häufig auch in den grossen, riesen- Er, un ar 4 zellenähnlichen, aber meist einkernigen, häufig auch kernlosen Protoplasmaklumpen, welche zuerst von Iwanowsky*°5) als Be- standtheile der leprösen Neoplasie in den Lymphdrüsen beschrieben worden sind. Hiermit im wesentlichen übereinstimmende Bilder beobachteten Melcher und Ortmann®°°) an Präparaten ihres Falles von experimenteller Lymphdrüsen- und Darm-Lepra ; die Gunst ihres Beobachtungsobjectes ermöglichte es den genannten ° Forschern, eine noch weit vollständigere und klarere Anschauung über die Entwicklung, Verlauf und Ausgänge der leprösen Er- krankung der Lymphdrüsen (und Follikularapparate der Darm- ° wand) zu gewinnen, als sie die bisherigen Befunde am Menschen hatten erlangen lassen. In den leprösen peripheren Nerven (Neisser®”), Kühne*5®) liegen die Bacillen, falls es sich um Fälle von vor- geschrittener Lepra nervorum handelt, in reichlichsten Massen so- wohl in der äusseren Nervenscheide, als im Neurilem und den Septis zwischen den feineren Nervenbündeln, als schliesslich und namentlich auch in dem eigentlichen Perineurium, dem feinen Bindegewebe zwischen den einzelnen Nervenfasern. In den Nerven- fasern trifft man niemals Bacillen. Die Häufchen der letzteren befinden sich auch hier grösstentheils in den epithelioiden Zellen der leprösen Zellwucherung. Nach Kühne’s Präparaten (s. 0.) kommen in histologisch noch wenig veränderten Nerven von Lepra- kranken auch Ansammlungen von freien Bacillenklumpen in Lymphgefässen vor. — Bei der Lepra der Ganglien (Sudake- witsch) sind die Leprabacillen vorwiegend innerhalb der Gang- lienzellen gelegen, einzeln oder zu mehreren, ohne jedoch so” dichte intracelluläre Häufchen darin zu bilden, wie in den epitheg | lioiden Leprazellen. | Im Hoden (Neisser*°°) liegen die Bacillen sowohl im inter- | tubulären Gewebe, an spindelförmige Bindegewebszellen gebunden, als auch in den Samenkanälchen, hierselbst theils in den Drüsen. epithelien, theils in verschiedentlichen Umwandlungsproducten der bacillenhaltigen Drüsenepithelien (den schon von Virchow be- schriebenen ‚Riesenzellen’, in Hansen’s ‚gelben Schollen’ [Neis- | ser’s ‚Globi’]). In der Milz (Neisser *°%), Virchow *°') lagerten die Bacillen, in den wenigen bisher beobachteten Fällen, wesentlich in der Pulpa, auf dem Boden neugebildeter Anekader Zellheerdchen, an deren zellige Elemente in der bekannten Häufchenform gebunden, | — 658 — IR — 659 ° — In der Leber (Cornil*°%), Neisser*°%) fanden sich die charakteristischen bacillenhaltigen Leprazellen innerhalb inter- und _ intraaeinöser chronisch-entzündlicher Wucherungen; Cornil giebt _ an, sie auch in den Leberzellen gesehen zu haben. R In den Lungen traf Bonome*‘*) in seinem, zum ersten _ Male die Existenz einer Lungenlepra sicher beweisendem Falle die Leprabacillen, in. der typischen Häufchenform meist in Zellen gelegen, in leprösen chronisch-bronchopneumonischen und peribron- _ chialen Wucherungsheerden an. a. Im Blute (gesunder Theile, des Herzens und der grossen Gefässe) sind die Bacillen bis jetzt noch nicht mit voller Sicher- heit nachgewiesen worden *°°); doch kann natürlich, angesichts des Charakters der Lepra als allgemeine Infectionskrankheit, kein Zweifel darüber bestehen, dass die Leprabacillen, wenn auch nur in relativ geringer Zahl und periodenweise, im Blutstrom circuliren müssen *°®), | Was nun schliesslich die Uebertragungsmodi und die Eintrittspforten der leprösen Infection anlangt, so sind die- selben noch weit strittiger, als diejenigen der menschlichen Tuber- kulose, weil das Experiment uns bisher über die einschlägigen Fi Fragen noch so gut wie keine Aufschlüsse hat geben können und die natürlichen Infectionsvorgänge bei der Lepra noch sehr viel _ weniger klar und eindeutig liegen, als bei der Tuberkelkrankheit. 7 s zweifellos darf wohl gelten, dass die Quelle der leprösen Infection ausschliesslich der leprakranke menschliche Organismus ist; denn eine Fortpflanzung der Leprabacillen in der Aussen- "welt, in den oberflächlichen Bodenschichten, im Schlamme von Sümpfen und Flüssen ete., ist nach den Erfahrungen über das Verhalten der Leprabacillen auf künstlichen Nährböden, welche die genannten Mikroorganismen als streng endogene Parasiten kenn- zeichnen, nicht wohl denkbar und ebensowenig ist mangels jeg- licher directer Beobachtung hierüber anzunehmen, dass die Lepra- acillen ihre Entwicklungsstätte etwa im Körper irgendwelcher Thiere haben könnten. Wenn aber demnach die lepröse In- feetion nur als durch Uebertragung vom leprakranken Menschen mittelt gedacht werden kann, so zwingt die ganze Geschichte der Leprakrankheit wohl auf das Bestimmteste dazu, der Ueber- tragung durch äussere Ansteckung eine jedenfalls nur sehr untergeordnete Rolle bei der Fortpflanzung der Krankheit zuzu- ‚schreiben. Einst ebenso wie die Tuberkulose fast über den ge- — 660° — sammten bewohnten Erdboden verbreitet, ist die Lepra gegenwärtig in dem grössten Theile aller civilisirten Länder fast spurlos ver- schwunden; in Europa kommt der Aussatz zur Zeit nur noch in Finnland, in den russischen Ostseeprovinzen, in einigen Theilen Schwedens, namentlich aber in Norwegen in grösserer Verbreitung vor. Nun trifft es sich doch aber nicht gar selten, dass Lepra- kranke nach völlig aussatzfreien Ländern kommen und länger da- selbst und zwar ohne isolirt oder sonst als Träger einer anstecken- den Krankheit behandelt zu werden, verweilen; trotzdem ist in neuerer Zeit für das aussatzfreie Gebiet Europas nirgends eine Einschleppung, ein neuer Ausbruch der Leprakrankheit constatirt worden, eine Thatsache, die doch gewiss die Annahme, dass sich die Lepra vornehmlich durch äussere Contagien, mittelbare oder unmittelbare (durch Uebertragung von an leblosen Gegenständen haftenden, aus dem leprakranken Organismus stammenden Bacillen), sich fortpflanze, in hohem Grade unwahrscheinlich macht. Der erwähnten Erfahrung in den europäischen Ländern widerspricht zwar anscheinend das Beispiel der Lepraausbreitung auf den Sandwichs-Inseln, auf welches besonders Neisser #6) als | Zeugniss für den maassgebenden Einfluss der äusseren Ansteckung auf die Verbreitung der Lepra grosses Gewicht legt; die Beweis- kraft der einschlägigen Thatsachen in dem letzteren Sinne er- scheint jedoch nach der ablehnenden Kritik eines der competentesten ° Autoren auf dem Gebiete der historischen Lepraforschung, Aug. l. Hirsch’s*°%), in hohem Grade fraglich. Noch handgreiflicher fast als durch die Thatsache der mangelnden Fortpflanzung der Krankheit in den aussatzfreien Ländern Europa’s wird die geringe Bedeutung der äusseren Ansteckung für die Verbreitung des Aus- satzes durch die zahllosen Erfahrungen veranschaulicht, welche bezeugen, dass auch in Aussatzländern Gesunde, trotz des innig- sten, langjährigen Verkehrs mit leprösen Individuen, als Kranken- | 'pfleger, Ehegatten, Geschwister, Kinder, nicht an Lepra erkrank- ten #°°%), Hierzu kommt noch, dass die ganze Localisation der leprösen Processe — das meist gleichzeitig multiple Auftreten der ° Hauteruptionen, die grosse Seltenheit lepröser Erkrankungen der Lungen und des Darms, namentlich in den früheren Stadien der Krankheit — keinem der gangbaren Modi der äusseren Infection, der Ansteckung durch Impfung, Einathmung oder Verschluckung der 'specifischen Krankheitsparasiten das Wort redet. So werden wir denn per exclusionem dahin gedrängt, die innere, die erb- — 661 — _ liche Infection, wie schon bei der Tuberkulose so nun auch bei der Lepra als den hauptsächlichen Uebertragungsmodus anzuer- _ kennen. Hiermit lassen sich auch, wie uns scheint, alle über die - Aetiologie, Epidemiologie und Pathologie des Aussatzes bekannten wohlverbürgten Thatsachen am besten vereinen. Die ganz hervor- ragende Bedeutung der Erblichkeit für die Lepraaetiologie ist von den Lepraforschern aller Zeiten und Zonen übereinstimmend an- erkannt; sie tritt mit solcher Sicherheit und Häufigkeit gegenüber allen anderen Möglichkeiten der Uebertragung in der Geschichte der Aussatzkrankheit hervor, dass Aug. Hirsch, der berühmte Schriftsteller auf dem Gebiete der historisch-geographischen Patho- logie, sie für die einzig festgestellte Art der Lepraübertragung erklärt. Der Rückgang der Krankheit von ihrer einstigen ge- _ waltigen Ausbreitung bis zu ihrer jetzigen Beschränkung dürfte sich wohl auch am leichtesten vom Standpunkt unserer Auffassung begreifen lassen, wenn wir berücksichtigen, dass die in früheren Zeiten bis zur Grausamkeit ausschreitenden Vorbeugungsmaassregeln gegen die Verbreitung des Aussatzes seitens der Behörden etc. vor- _ wiegend gerade auch gegen die erbliche Fortpflanzung der Krankheit gerichtet waren (Eheverbote, Kastration der Männer, Unterbringung _ der Leprösen in geschlossenen Anstalten [Leproserien]) und dass die ausgesprochene Scheu vor der Krankheit die Gesunden auch freiwillig von dem geschlechtlichen Verkehr mit den mit der leicht kennt- ‚ lichen Krankheit Behafteten fern hielt. Und was schliesslich die Pathologie betrifft, so entspricht die Localisationsweise der leprösen Processe, auf deren Nichtübereinstimmung mit den vom Stand- punkt der eigentlichen Contagiositätslehre zu erwartenden Verhält- nissen wir oben hingewiesen , vollständig der Annahme der Ent- ‚stehung durch hämatogene Infection, wie sie die erbliche Ueber- tragung in sich schliesst. Diesen, unsere Auffassung von der vor- _ wiegend durch hereditäre Ilenkion vermittelten Fortpflanzung der - Leprakrankheit unterstützenden Thatsachen gegenüber kann der Umstand nicht in’s Gewicht fallen, dass bisher noch kein Fall von foetaler Lepra oder von ar bei Kindern in den ersten Lebensmonaten beobachtet worden ist, vielmehr nach den bis jetzt darüber vorliegenden Erfahrungen, die Lepra sich nicht früher als im zweiten oder dritten Lebensjahre manifestirt. Nach seinem ganzen pathogenen Verhalten zu schliessen ist der Leprabacillus ein noch erheblich langsamer wachsender Parasit, als der Tuberkel- bacillus und es kann uns daher der erwähnte relativ späte Aus- u — 62 °— bruch der Symptome der ererbten Lepra, gemäss unseren Dar- legungen über die entsprechenden Verhältnisse bei der Tuberkulose, in unserer Auffassung nicht beirren. 9) Der RBotzbacillus (Bacillus mallei). Der Rotzbacillus hat für die menschliche Pathologie weitaus nicht dasselbe hohe Interesse, wie etwa der Tuberkel- und Lepra- Bacillus, da die durch ihn verursachte Krankheit, der Rotz (Rotz- Wurmkrankheit, Malleus et Farciminum, Maliasmus), eine wesent- lich dem Geschlechte der Pferde (und verwandten Einhufer) angehörige Krankheit ist, welche nur durch directe Ansteckung von rotzkranken Thieren auf den Menschen übertragen wird. Trotz dieses seines im Ganzen glücklicherweise nur seltenen Ein- dringens in den Menschenkörper werden wir doch hier dem Rotz- bacillus eine etwas eingehendere Besprechung nicht versagen dürfen, da derselbe zu den beststudirten pathogenen Mikroorganismen ge- hört und die durch ihn hervorgerufene Krankheit eine der typische- sten Infectionskrankheiten darstellt. ° Hatte sich auch die Ueberzeugung von dem ansteckenden Charakter der Rotzkrankheit seit dem Ende des 18. Jahrhunderts fast allseitig Bahn gebrochen und namentlich in Deutschland un- bestrittene Geltung verschafft, so waren doch die anfänglichen ” Bestrebungen (Langenbeck, Hallier, Zürn, Christot und Kiener, Klebs), die Natur des Rotzcontagiums festzu- stellen, nicht von entscheidendem Erfolge begleitet #79). Möglicher- weise sind die echten Rotzbacillen schon von einigen Beob- achtern (Babes ?’!), v. Roszahegyi ?’?) gelegentlich der Unter- ” suchung einzelner Fälle von thierischem resp. menschlichem Rotz gesehen worden, ein Schluss auf die ätiologische Bedeutung der gesehenen Gebilde liess sich jedoch aus den vereinzelten Beob- achtungen nicht ziehen. Erst den Untersuchungen von Löffler und Schütz??®) blieb es vorbehalten, das Rotzvirus in Form eines specifischen Bacillus bestimmt zu charakterisiren, indem es ihnen gelang, diesen Bacillus constant in den specifischen Produeten 1 der Rotzkrankheit nachzuweisen, ihn in künstlicher Reincultur zu | isoliren und durch Do easlong der reincultivirten Bacillen auf Thiere, speciell auch auf Pferde, legitimen Rotz zu erzeugen. | Höchstwahrscheinlich hat auch 0. Israel*’*), welcher kurze” — 6635 ° — Zeit nach dem Erscheinen der ersten Löffler-Schütz’schen - Publication, über die Ergebnisse seiner einschlägigen Untersuchun- gen berichtete, die echten Rotzbacillen mittels Cultur der Substanz von Rotzknoten aus der Pferdelunge selbständig ermittelt; mit absoluter Sicherheit lässt sich die Identität der Israel’schen mit & den Löffler-Schütz’schen Bacillen indessen nicht behaupten, da sich erstere tinctoriell etwas abweichend von letzteren verhielten _ und eine Rückimpfung der Israel’schen Bacillen auf Pferde _ nicht vorgenommen wurde, sondern nur auf Kaninchen, die danach allerdings an einer rotzähnlichen Affection erkrankten, welcher Impferfolg aber immerhin die verimpften Bacillen doch nicht so sicher als echte Rotzparasiten legitimirt, wie es die Erzeugung _ eines typischen Pferderotzes gethan haben würde. Wird man trotz der erwähnten, einen Zweifel nicht völlig ausschliessenden - Punkte nicht wohl Anstand nehmen wollen, Israel das Verdienst - der Mitentdeckerschaft des specifischen Rotzparasiten zuzuerkennen, so muss der diesbezügliche Anspruch Bouchard’s, Capitan’s und Charrin’s*’5) als unbegründet bezeichnet werden. Die E französischen Autoren beschreiben die Erreger der Rotzkrankheit, -im Widerspruch mit den deutschen Beobachtern, nicht als Ba- ‚allen sondern als Kokken (Streptokokken) und stützen sich für ‚ihre Ansicht auf das Ergebniss von Culturversuchen mit Rotz- - secreten in flüssigem Culturmedium (Bouillon); sie konnten in a ‚Ihren Culturgläsern ausschliesslich die erwähnten Kokken nach- weisen und vermochten durch Uebertragung der kokkenhaltigen uillon bei Pferden und Eseln Rotz hervorzubringen. Die Un- | Eerässigkeit dieser Beweisführung braucht wohl nicht näher er- rt zu werden; angesichts der ganz sicheren Argumente, welche —.. Beobachter für die ätiologische Bedeutung des Rotz- bacillus beigebracht haben, kann es keinem Zweifel unterliegen, dass die vermeintlichen Rotzkokken nichts anderes als accidentelle Organismen der Rotzsecrete waren, welche, mit den Rotzbacillen in die Bouillon übertragen, darin zu überwiegender Wucherung gelangten, so dass die Rotzbacillen verdeckt, wenn auch nicht so vollständig unterdrückt wurden, um nicht noch die specifische Virulenz der Culturen zu sichern. Die Angaben von Löffler und Schütz über den specifischen Ri bacillus sind in raschem Anschluss von Seiten verschiedener i torscher, namentlich durch die eingehenden Untersuchungen von Kitts) und Weichselbaum ?’”) durchaus bestätigt und in — 664 — manchen wichtigen Einzelheiten noch ergänzt worden. Löffler selbst *7®) hat dann später noch weitere werthvolle Beiträge zur Biologie und zu dem pathogenetischen Verhalten des von ihm ent- deckten Mikroorganismus geliefert); so dass gegenwärtig der Rotz- bacillus nicht nur allgemein als der ausschliessliche Erreger der Rotzkrankheit anerkannt ist, sondern auch, wie gesagt, den best- gekannten parasitischen Mikrobien würdig an die Seite gestellt werden darf. Die Rotzbacillen sind in Form und Grösse den Tuberkel- und Lepra-Bacillen ziemlich ähnlich, nur ein wenig kürzer und nicht so schlank, wie diese Organismen. (Vergl. Figur 77); die in flüssigen Cultursubstraten gewachsenen Bacillen erscheinen etwas dicker und kürzer, als die auf festen Nährböden, speciell auf erstarr- tem Serum gezüchteten. Die UNINENSIN Rotzbaeillen, aus einer Motzbacillen liegen sowohl in AH SENNS, N jungen Kartoffelcultur, /NZNENZAN Deckglastrockenpräparat, 4 ‚ INDAUTGR Yirlang in einfacher den Culturen als auch in den My INKUNZ RUASANND a Zeiss."homog. Immers eweben meistens einzeln; doch oc trifft man sie auch, namentlich in ersteren, nicht gar selten paar- weise in der Längsrichtung mit einander verbunden; und in älteren Kartoffeleulturen sieht man sie sogar theilweise in längeren, die Länge des Einzelbacillus um das 8- bis 10fache übertreffenden fädchenförmigen Verbänden auftreten. In den Geweben gruppiren sich die Bacillen öfter zu Häuflein parallel gelagerter oder in ver- schiedenen Richtungen sich durchkreuzender Einzelstäbchen. Figen- bewegung besitzen die Rotzbacillen nicht; der Schein einer solchen kann aber durch die äusserst lebhafte Molecularbewegung, welche sie bei Untersuchung im hängenden Tropfen darbieten, erweckt werden. An gefärbten Präparaten zeigen die Rotzbacillen in ihrem Innern ganz ähnliche ungefärbte Stellen, wie die Tuberkel- und Lepra-Bacillen, und zwar finden sich derartige Bacillusexemplare sowohl im Inhalte von Rotzknötchen als in Culturen, besonders reichlich und ausgeprägt in älteren Kartoffeleulturen. Betreffs der Deutung der ungefärbten Stellen herrscht unter den Autoren die- selbe, wenn nicht noch grössere Uneinigkeit, wie bezüglich der ähnlichen Erscheinung in den Tuberkel- und Lepra-Bacillen. Weichselbaum fasst die farblosen Partien wegen ihrer Aehn- lichkeit mit den von Koch bestimmt als Tuberkelbacillen-Sporen angesprochenen Bildungen als Sporen der Rotzbacillen auf, ohne freilich seinerseits diese Auffassung durch directe Beweise (Nach- 77. Een — 665 — _ weis der Resistenz gegen Eintrocknung, hohe Temperaturen etc.) zu begründen. Löffler dagegen hält die Sporennatur der in Rede stehenden Bildungen für in hohem Grade zweifelhaft, be- _ sonders deswegen, weil, worauf wir später noch näher zu sprechen _ kommen, die eingetrockneten Rotzbacillen in der Mehrzahl der Fälle ihre Entwicklungsfähigkeit in den ersten Wochen nach der Eintrocknung einbüssen. Doch berichtet anderseits Löffler selbst über Versuche, welche eine drei Monate lange Er- haltung der Virulenz eingetrockneter Rotzbacillen darthun, eine Resistenz, welche unseres Wissens bei sporenfreien Bacillen _ anderweitig noch nicht mit Sicherheit nachgewiesen ist und dem- gemäss das Vorhandensein sporenhaltiger Bacillen in den be- treffenden Culturen wahrscheinlich macht. Zu Gunsten des Vor- kommens echter endogener Sporen in den Rotzbacillen hat auch die Neisser’sche Sporenfärbungsmethode entschieden, welche ?7°) zuerst, im Laboratorium des Verf.’s, von Rosenthal mit positivem Erfolg angewandt wurde. Ueber die Häufigkeit dieses Vorkommens und die näheren Bedingungen desselben müssen aber erst weitere Untersuchungen belehren; die bisherigen Ergeb- nisse der Sporenfärbungsversuche beweisen nur, dass die Rotz- bacillen unter Umständen zweifellos endogene Sporen zu bilden vermögen, ob aber alle bei gewöhnlicher Färbung in den Stäb- chen ungefärbt bleibenden Stellen endogene Sporen darstellen, oder ob nicht vielmehr viele dieser Stellen in der That nur, wie Löffler von allen angenommen, Degenerationserscheinungen sind, ist noch zu ermitteln; auch bei anderen Bacillen, z. B. den Milzbrandbacillen, SER ja sicher beides vor, die vacuoläre _ Degeneration einerseits und die echte endogene Sporenbildung | anderseits. Was nun die tinctoriellen Eigenschaften der Rotzbacillen anlangt, so färben sich letztere am Deckgläschen mit den ver- schiedenen Anilinfarben, wie Methylenblau, Gentianaviolett und Fuchsin, schon in ahfach wässeriger Lösung; jedoch ist die Fär- bung wenig intensiv. Weit bessere Tinctionen bewirken alkalische arblösungen (ca. 3 com Kalilösung 1:10000 auf ein Uhrschälchen ‚Aqua dest. und Zusatz von ca. 1 cem concentrirter alkoholischer Methylenblau-, Gentianaviolett- oder Fuchsin-Lösung). Sehr inten- sive Färbungen erzielt man, nach Löffler, auch mit alkalisirter Ehrlich’scher Fuchsin- Oder Gentianaviolatt-Lösung 479), Nach- ‚dem die Deckglaspräparate etwa 5 Minuten auf der alkalischen m» % a f TE | - Farblösung gelegen haben, kommen sie auf eine Secunde in 1pro- centige Essigsäure, welcher man durch Tropäolin *80) eine etwa rheinweingelbe Farbe gegeben hat; dann wäscht man schnell mit destillirtem Wasser nach. An Gewebsschnitten ist mittels nicht alkalisirter Farblösungen keine oder eine nur ganz unzu- reichende Tinction der darin vorhandenen Rotzbacillen zu bewirken. Das beste Färbungsmittel ist hier die alkalische Methylenblau- lösung; die Schnitte brauchen darin kaum länger als die Deck- glaspräparate zu verweilen. Zur Differenzirung eignet sich bei ° den Schnitten besser als die Essigsäure-Tropäolin- Mischung eine Flüssigkeit, welche aus 10 ccm Aqua dest. mit Zusatz von 2 Tropfen concentrirter schweflicher Säure und 1 Tropfen 5procentiger Oxal- säure hergestellt ist. Feine Schnitte setzt man etwa 5 Secunden dieser Entfärbungsflüssigkeit aus; dickere müssen etwas länger darin verweilen; die richtigen Zeitgrenzen müssen hier für den ° Einzelfall ausprobirt werden. Alle diese die Färbungstechnik des Rotzbacillus betreffenden Vorschriften rühren, wie wir zu betonen nicht unterlassen wollen, von Löffler **!) her. Gute Färbungen der Rotzbacillen in Gewebsschnitten erzielt man auch mit Kühne’s neuer Garbol-Methylenblaumethode *8?). Eine isolirte Bacterien- färbung für die Rotzbacillen zu finden, ist bisher trotz aller Be- mühungen Löffler’s und anderer Forscher nicht gelungen: nach dem Koch-Ehrlich’schen Tuberkelbacillen - Färbungsverfahren, nach der Gram’schen Methode, nach Lustgarten’s Färbungs- 7! procedur der ‚Syphilisbacillen’ (s. später) entfärben sich die 7 Rotzbacillen. | } Gehen wir nun zu dem culturellen Verhalten des Rotz- bacillus über, dessen Kenntniss uns in allen Hauptpunkten die © Untersuchungen Löffler’s und Schütz’s erschlossen haben, so sei in erster Linie das Wachsthum auf der Schnittfläche” gekochter Kartoffeln hervorgehoben, welcher für die Rotz- 7 bacillen ganz charakteristisch ist. Wie unabhängig von Löffler und Schütz, auch Kitt und Weichselbaum ermittelten, bilden die Rotzbacillen auf der Schnittfläche gekochter Kartoffeln bei Brut- wärme einen zarten, gelblichen, durchsichtigen Ueberzug, ähnlich ” einer dünnen Schicht Honig, welcher bereits am zweiten Tage nach ” der Aussaat entwickelt ist. Nach 6 bis 8 Tagen verliert der | Ueberzug die frühere Durchsichtigkeit und die honig- oder bern- ° steingelbe Färbung geht dabei in eine an das Roth des Kupfer- oxyduls erinnernde Farbe über. Die an die Cultur angrenzende | Achttägige Cultur des Rotzbacillus auf gekochter Kartoffel. AUMGARTEN, Mykologie. Verlag v. Hararp BRUHN, Braunsch Lith.Anst.Julius Klinkhardt, Leipzig- ei TEBr Te WER: u # ar: B E . — 6671 — Zone des nicht bewachsenen Theils der Kartoffelfläche nimmt dabei ein gelbgrünliches Colorit an (vergl. nebenstehende Tafel). Die geschilderte Wachsthumsweise auf der gekochten Kartoffel theilt kein anderer uns bekannter Mikroorganismus vollständig mit dem Rotzbacillus. ‚Eine gewisse Aehnlichkeit besitzen zwar die Kartoffel-Culturen des Koch’schen Cholerabacillus mit denen des Rotzbacillus; doch haben erstere von vornherein ein bräunliches Aussehen und werden später niemals so dunkelbraun, sondern be- wahren dauernd die anfängliche hellgraubräunliche Färbung und zerfliessen schliesslich zu einem dünnen Brei, während die Rotzbacillen- rasen bis zuletzt eine zäh-schleimige Consistenz darbieten. Schwieriger ist die Kartoffeleultur des Bacillus pyocyaneus von derjenigen des 3 Rotzbacillus zu unterscheiden ; doch fehlt ersterer die exquisite honig- oder bernsteinartige Transparenz und ausserdem zeigt sie, auf Filtrirpapier ausgestrichen und in Berührung mit NH,-Dämpfen gebracht, sofort eine blaugrüne Färbung, sowie mit eintretendem "Alter einen perlmutterartigen Glanz, Erscheinungen, welche der totzbacillenceultur abgehen. Nimmt man die mikroskopische Unter- ‚suchung hinzu, so ist eine Verwechslung vollends ausgeschlossen, ndem die Bacillen des blaugrünen Eiters dicker sind als die Rotz- bacillen und ausgesprochene Eigenbewegung besitzen, «welcher Eigenschaft, wie wir schon erwähnten, die Rotzbacillen ermangeln. "Unter den sonstigen künstlichen Nährböden ist das erstarrte Pferde- und Hammel-Blutserum derjenige, auf welchem die otzbacillen am üppigsten und zugleich am meisten charakteristisch jedeihen. Am dritten Tage nach der Aussaat treten die auf den n Brutschrank bei Körpertemperatur gehaltenen Serumböden sich entwickelnden Bacillencolonien in Form gelblich durchscheinender etwa 8 bis 10 Tagen ein milchig-weisses Aussehen annehmen. Die ‚milchige Trübung beruht auf der Anwesenheit rundlicher kleiner Krystalle vorläufig unbekannter Natur. Ganz ähnlich, aber ent- ‚schieden weniger lebhaft wachsen die Rotzbacillen auch auf Rinderserum. In dem Condensationswasser der Serumculturen öliferiren die Rotzbacillen ebenfalls, wie auch in neutralisirter juillon mit und ohne Zusatz von Pepton. In der Bouillon bilden die wachsenden Rotzbacillen eine, am Ende des zweiten und Anfang des dritten Tages deutlich werdende, das Substrat in männigfachen Krümmungen durchsetzende Trübung, welche sich schliesslich als weissliche, schleimige Masse am Boden absetzt. aumgarten, Mykologie, 43 e [3 ü Tröpfchen von zäh-schleimiger Beschaffenheit hervor, welche nach — 668 — Auch in gewöhnlicher Nährgelatine und Nähr-Agar lassen sich, wie Weichselbaum zuerst angegeben, die Rotzbacillen züchten. Die” gewöhnliche Nährgelatine eignet sich jedoch wenig zur Cultivirung unserer Mikrobien, weil dieselben zu ihrer gedeihlichen Entwicklung höherer Temperaturen bedürfen, welche die Gelatine verflüssigen. In der im Brütofen aufbewahrten verflüssigten Gelatine wachsen die Rotzbacillen ganz so wie in Bouillon. Nach Raskina*®) gelingt es, den Rotzbacillus auch bei gewöhnlicher Zimmertempe- ratur auf Gelatine- (und Agar-) Böden gut zur Entwicklung zu bringen, wenn man statt des Fleischwasser-Peptons Milchserum- Hühnernatronalbuminat zur Herstellung der letzteren ver- wendet. Die im Brütschrank gezüchteten Agar-Culturen stellen sich als tröpfchenartige, weiche grauweisse Oberflächenvegetationen dar; wählt man statt des gewöhnlichen Nähr-Agars Milch-Agar- Böden (Raskina), so sollen sich, nach Raskina, bei 37 bis 39% die Culturen des Rotzbacillus rasch und üppig entwickeln, bereits | | am zweiten Tage einen dichten, matt-weissen Oberflächenbelag bil-” den, welcher am dritten bis vierten Tage eine bernsteingelbe, leicht” in’s Orange spielende, in den tieferen Schichten in’s Braunroth übergehende Farbe annehme, wonach diese Culturen auf Milch-" Agar-Böden an charakteristischem Verhalten den Kartoffeleulturer nicht nachstehen würden. Nach Kranzfeld*°*) bietet auch die Glycerin-Agar-Mischung von Nocard und Roux*#°5) einen vor- züglich günstigen Nährboden für den Rotzbacillus, auf welchem derselbe sogar bei Zimmertemperatur, wenn auch etwas langsa meı | als bei Brutwärme, kräftig — in Form eines matt- weisslicheı | durchscheinenden Streifens längs des Impfstriches, welcher in 6 bis 8 Tagen 7 bis 8Smm Breite erreicht — wächst. In Decocten oder kalt bereiteten Infusen von Heu, Stroh, Pferdemist, Hafer, Weizeı kommen dagegen die Rotzbacillen (in strietem Gegensatz z. B. zı den Milzbrandbacillen) auch unter günstigsten Temperaturverhält. nissen nicht fort. Wie schon erwähnt, liegt das Temperatur | Optimum für das Rotzbacillen-Wachsthum bei 37 bis 38° C. als unterste Grenze ist — scl. für die Culturen auf den gewöhnlic verwendeten Nährböden, über das Ausnahmeverhalten auf besonder präparirten Cultursubstraten sprachen wir oben — 22°C, a oberste 43°C. zu betrachten. — Den geschilderten biologische Eigenschaften nach erscheinen die Rotzbacillen als ziemlich streng” endogene Parasiten; eine ectogene Vegetation derselben dürfte unter natürlichen Verhältnissen nur ausnahmsweise möglich sein. Hi 0 In Betreff der Tenacität der Rotzbacillen erwähnten wir chon oben bei Gelegenheit der Besprechung der morphologischen jeite der Sporenfrage, dass dieselben der Eintrocknung in der egel nicht länger als 14 Tage, höchstens 3 Wochen Widerstand eisten, ausnahmsweise allerdings noch nach dreimonatlicher Zintrocknung fortpflanzungsfähig und virulent befunden wurden. ie aus rotzig erkrankten Geweben resp. Rotzsecreten tammenden Rotzbacillen verlieren meist schon nach einer Ein- rocknung von wenigen Tagen die ‚Entwicklungsfähigkeit. Mit ieser von Löffler, Kitt*®), Cadeac und Malet*?”) fest- stellten Thatsache der in der Regel ziemlich schnellen Deviru- nzirung der Rotzbacillen durch Eintrocknung stimmen auch die esultate der meisten Untersucher aus der vorbacillären Zeit ***) jerein. Man wird daraus wohl schliessen müssen, dass die Rotz- acillen gemeinhin innerhalb des rotzkranken Organismus keine auerformen (Sporen) bilden. Die Möglichheit aber, dass es gelegentlich ausserhalb des lebenden Thierkörpers bei ier, eventuell unter besonders günstigen Aussenbedingungen Platz eifenden natürlichen ectogenen Vegetation geschieht, wird dagegen ch den erwähnten Erfahrungen über die Virulenzfähigkeit von drei nate lang eingetrockneten Culturbacillen, sowie gemäss den oben ssprochenen positiven Resultaten der Sporenfärbungsmethode zuzu- ben sein. Für das Verständniss der Geschichte der ‚spontanen’ tzinfectionen, die sich, nach Angabe vieler Autoren, bisweilen in ieirten Stallungen noch ereignen, nachdem letztere sehr lange (bis 1%, Jahr) leer gestanden, ist die Berücksichtigung ser Möglichkeit nicht ohne Bedeutung. — Im feuchten stande, bei günstiger Temperatur auf Hammelblutserum con- virt, erhalten sich, nach Löffler’s Ermittlungen, die Rotz- illen nicht länger, als höchstens 3 bis 4 Monate entwick- ssfähig.. Ob nicht auf anderen Cultursubstraten, z. B. ge- hten Kartoffeln, unter Vermittlung von Sporenbildung oder eicht auch ohne dieses Moment, eine längere Üonservirung tfinden könne, bedürfte noch der besonderen Prüfung. — Der Iniss widerstehen die Rotzbacillen, nach Cad&ac und Ma- ‚ relativ lange Zeit (bis 24 Tage). — Desinfectionsmitteln der Erhitzung gegenüber erwiesen sich, in Löffler’s be- ichen Versuchen, die Rotzbacillen ebenso hinfällig; wie sporen- Bacilen a B. die nicht zur Sporenbildung gekommenen Milz- Ibacillenj, gleichviel, ob sie mit ‚sporoiden’ Stellen versehen h 43* > ; er a waren oder nicht. Eine 5 Minuten dauernde Einwirkung der 3- bis 5procentigen Carbolsäure, der 2 Minuten lange Aufenthalt in einer 1:5000 Sublimatlösung, die 10 Minuten anhaltende Erhitzung in Wasser von 55° 0. genügte, die an Seidenfäden angetrockneten, resp. in Wasser aufgeschwemmten reincultivirten Rotzbaeillen zu ' zerstören. In der Praxis wird man daher mit kochendem Wasser, einer Carbolsäure von 3 bis 5%, und einer Sublimatlösung von 1%. die Desinfection rotzbacillenhaltiger Objecte wohl stets er- reichen (Löffler). | Was nun die Bonichnasn der Rotzbacillen zur. Rotzkrankheit betrifft, so ist, worauf wir schon eingangs hin- wiesen, durch Löffler Ad Schütz experimentell festgestellt, dass die Rotzbacillen, in Reincultur auf Pferde verimpft, das ty- pische Krankheitsbild des Pferderotzes hervorzubringen vermögen. Die Rotzbacillen sind daher als ausreichende Ursache der Rotzkrank-" heit unzweifelhaft legitimirt und, da sie in allen Fällen von echter” Rotzkrankheit innerhalb der specifischen Krankheitsproducte und” zwar, falls letztere noch nicht ulcerirt oder sonstwie secundär ver ändert sind, unvermengt mit anderweitigen Bacterien und ferner” auch ausschliesslich bei rotzigen Processen sonst bei keine anderen Krankheit gefunden wurden, als einzige und ausreichende” Ursache der Rotzkrankheit anzusehen, welcher letzteren durch diese” Erkenntniss ihrer Aetiologie die, ihr zwar vordem schon ziemlich” allgemein, aber doch nicht widerspruchslos zuerkannte Stellung als specifische Infectionskrankheit endgültig gesichert worden ist. Betrachten wir die specifisch-pathogene Wirkung unserer Bacillen etwas näher, so stellt sich heraus, dass die charakteristische Ge webserkrankung, welche sie erzeugen, pathologisch-histologisch vie Aehnlichkeit mit der von uns eingehend besprochenen specifiscl tuberkulösen und leprösen Gewerbserkrankung, besonders der erste besitzt. Wie die Tuberkelbacillen, so rufen auch die Rotzbacillei in den von ihnen invadırten Geweben vorwiegend die Bildun: kleiner zelliger Knötchen, die sog. Rotzknötchen, hervor. Di Grösse dieser Rotzknötchen schwankt zwischen Hirsekorn- une Erbsen-Umfang ; die Mehrzahl von ihnen erreicht bei den Pferde und anderen Einhufern bis Hanfkorngrösse, während die Knöte hei des experimentellen Rotzes der kleineren Versuchsthiere meist nich die Grösse von Hirsekörnchen überschreiten, also in dieser Hinsich ganz mit den Producten der Miliartuberkulose übereinstimmen Die histologische Zusammensetzung der Rotzknötchen ist, wie Ve f | — 0 — — 61 — nach vergleichenden histologischen Untersuchungen zwischen Impf- rotz (der Feldmäuse und Meerschweinchen) einerseits, Impftuber- kulose anderseits aussagen darf, ebenfalls im wesentlichen dieselbe wie die der Miliartuberkel: gleich letzteren bestehen auch erstere anfänglich hauptsächlich aus ephithelioiden Zellen, zwischen denen sich später, vom Rande her eindringend, mehr und mehr Rotzknötchen aus der Leber einer Feldmaus. Chromsäure-Alkoholhärtung. Färbung mit Bismarckbraun. Die Rotzbacillen nach einem mit Löffler’s alkalischer Methylenblau- lösung gefärbten Präparate aus der Schnittserie desselben Knötchens eingetragen. Vergrösserung ca. 250fach, die Bacillen in doppelt so starker Vergrösserung gesehen und gezeichnet. K = Karyokinetische Figuren an den epithelioiden Zellen des Rotzknötchens. + leukocytäre Elemente ansammeln. (Vergl. Figur 78.) Bei dieser L ebereinstimmung in den Grundzügen des histologischen Baues A en wir wohl auch dasselbe histologische Bildungsprincip an- aehmen und demzufolge die epithelioiden Zellen des Rotzknötchens ls Abkömmlinge der wuchernden fixen Gewebszellen (Binde- ewebszellen, Gefässwandzellen, epitheliale Elemente), die leuko- Ytären Zellgebilde des Rotzheerdes als eingewanderte, aus den Ge- fässen stammende farblose Blutkörperchen betrachten. Eine directe Begründung erhält diese Auffassung durch die von Verf. wieder- holt gemachte Beobachtung des Vorkommens von karyokinetischen Figuren an den epithelioiden Rotzzellen (wofür auch unsere Figur 78, bei K, Zeugniss ablegt), da an ausgewanderten Leukocyten nie- mals echte Karyokinese beobachtet wird, während die Herkunft der leukocytären Rotzzellen aus den Gefässen nach. den (ebenfalls aus unserer Figur 78 ersichtlichen) Lagerungsverhältnissen derselben in und zu den Gefässen nicht wohl zweifelhaft sein kann. Es ist wohl bestimmt anzunehmen, dass sich bei weiterem Studium die Uebereinstimmung in den grundlegenden histogenetischen Vor- sängen bei den in Vergleich stehenden. pathologischen Producten auch bezüglich des wichtigsten Punktes, der Constatirung karyo- kinetischer Figuren, an den präexistirenden fixen Ge- webszellen der von den Rotzbacillen in Beschlag genommenen Territorien direct nachweisen lassen wird. Ist das histologische” Bildungsprineip das gleiche, so machen sich im weiteren Ver- laufe der Entwicklung und in den Ausgängen der beiderlei” Neubildungen bemerkenswerthe Verschiedenheiten geltend. Zu-” nächst kommt es in den Rotzknötchen nur ganz ausnahmsweise zur Bildung mehrkerniger Epithelioidzellen. Verf. hat solche bisher nur in Rotzknötchen der Leber von Feldmäusen gesehen, ° wo dieselben unzweifelhaft aus wuchernden Leberzellen hervorge- gangen waren (vergl. unsere Figur 78). Langhans’sche Riesen-” zellen, die fast regelmässigen und pathognomonischen histologischen” Attribute der echten Tuberkel, fehlen den Rotzknötchen gänzlich. Während ferner bei den Tuberkeln die leukocytäre Infiltration nur mehr ausnahmsweise so hohe Grade erreicht, dass die Epithelioid- zellenwucherungen dadurch gänzlich oder fast gänzlich verde kt | werden, ist dies bei den älteren Rotzknötchen wohl stets der Fal und ausser dieser quantitativen Differenz ist noch der qualitative Unterschied augenfällig, dass die überwiegende Mehrheit der leuko cytären Rotzzellen im Formgewand der protoplasmareichen Leuko- cyten mit zertheiltem Kern (Eiterkörperchen) auftreten, während die leukocytären Tuberkelelemente vorwiegend den Formcharak- ter der Lymphocyten besitzen. Mit fortschreitender Eiterzellen- infiltration wird die Substanz des Rotzknötchens weicher und weicher und zerfliesst schliesslich zu einer eiterartigen Masse, welche sich von typischem Abscesseiter zwar durch reichlichere | Beimengung von nekrotischen Zellformen und von Zell- und Ge — 62 — — 69 — ‘webs-Detritus unterscheidet, aber doch immerhin eine sehr erheb- _ Iiehe Zahl von wohlerhaltenen Eiterkörperchen aufweist. Das Rotz-. knötchen steht demnach in seinen späteren Entwicklungstadien - der wiliaren Abscessbildung ziemlich nahe, während der miliare -_ Tuberkel, wie wir oben bei Besprechung der -Tuberkelhistogenese -_ näher ausführten (p. 568), sich in jedem Stadium seiner Entwick- _ lung durchgreifend von einem miliaren Abscess unterscheidet, indem _ er zuvörderst überhaupt nur eine relativ geringe Zahl von, den 3 Be rmtypus der Eiterkörperchen tragenden .Leukocyten, sondern, _ wie gesagt, vorwiegend solche vom Formtypus der Lrmphkienen chen enthält, weiterhin aber erst dann einschmilzt, erweicht, nach- dem seine lliein Elemente sammt und sonders der N Eos ver- 3 fallen und in käsigen Detritus umgewandelt sind. Die geschilderten Differenzen in der histologischen Geschichte der Rotz- und Tuberkel- F Knötchen können natürlich nur auf Verschiedenheiten in der histo- pathogenetischen Wirksamkeit der specifischen Mikrobien beider "Producte beruhen. Wir ersehen daraus, dass die Rotzbacillen be- züglich ihrer schädlichen Wirkung auf die Gewebe etwa eine Mittel- stufe zwischen den pure eiterungserregenden Bacterien einerseits und der Gruppe der striete chronisch-entzündliche Gewebs- wucherungen verursachenden Mikrobien, zu welchen in erster Linie die Tuberkel- und Lepra-Bacillen Schören; einnehmen. | Ausser den umschriebenen Knötchen rufen die Rotzbacillen L> ıber auch noch, ganz analog den Tuberkelbacillen, diffuse Infil- H = ‚trationen Baba welche im wesentlichen denselben histologischen harakter besitzen, wie die heerdförmigen Eruptionen. Auf die jildung von Roteknötähen oder Rotzinfiltraten lassen sich sämmt- che der äusserlich so mannigfach gestalteten anatomischen Mani- festationen der Rotzwurmkrankheit zurückführen, bezüglich deren genauerer Kenntnissnahme wir besonders auf die classischen Dar- degungen Virchow’s*%°) und Bollinger’s*°°) verweisen müssen. Yur die wichtigsten Züge des pathologisch-anatomischen Bildes der ankheit seien hier kurz hervorgehoben. Bei den Pferden und n verwandten Einhufern (Esel, Maulthier, Maulesel) beginnt die Jontane Rotzerkrankung in der Regel an der Nasenschleim- haut. Es entstehen daselbst, unter starker entzündlicher Schwel- ig und Schleimabsonderung der Membran, zahlreiche Knötchen, elche ulceriren, dann confluiren, so dass sich nach und nach I» imer ausgedehntere und Balires Geschwüre mit trübem, gelb- lichen, ‚speckigen’ Rand und Grund bilden, Dem Primärnken an — 614 — der Nasenschleimhaut, welcher sich stets auch auf die Schleim haut der Nebenhöhlen der Nase und später, auf die des Laryux und der Trachea forterstreckt, folgt die rotzige Erkrankung der nächstgelegenen (sübinaziliaren) Eymphdrüsen (Rotzbubenen)/und nach kürzerem oder längerem Zeitintervall die der inneren Organe , (Lungen, Nieren, Hoden). An Häufigkeit weit obenan steht unter den visceralen Rotzaffectionen beim Pferde der Lungenrotz, wel- cher seinem groben anatomischen Aussehen nach etwa zwischen metastatischer Abscessbildung der Lungen und der grossknotigen ” Form verkäsender Lungentuberkulose (tuberkulöser käsiger Pneu- monie) mitten inne steht. In einer Minderzahl der Fälle beginnt die Rotzerkrankung der Pferde etc. nicht an der Nasenschleimhaut, sondern an einer beliebigen Stelle der äusseren Haut, vorzugs- 7 weise der der Brust- und Hals-Gegend, welche Fälle man unter der besonderen Bezeichnung des Hautwurms abzugrenzen pflegt. Hier bilden sich im Unterhautgewebe, seltener in der Cutis selbst, 7 grössere, nicht scharf umschriebene Anschwellungen, sog. ‚Wurm- © beulen’, von denen aus sich die Erkrankung längs der Lymph- © gefässe fortpflanzt, welch letztere sammt dem umgebenden Binde- 7 gewebe hierdurch zu knotigen Strängen intumesciren — sog. | ‚Wurmstränge’, ‚reitender Wurm’. Im weiteren Verlauf der Er- ® ehkunr werden dann die nächstgelegenen Lymphdrüsen von dem 3 specifischen Process in Mitleidenschaft gezogen und die Thiere er liegen entweder den Folgen einer sich allmählig einstellenden Cachexie oder aber einer hinzutretenden allgemeinen Rotzinfection, welche sich in Rotzeruptionen an:der Nasenschleimhaut und in den inneren Organen ausspricht. Zu erwähnen ist noch, dass, nach Angabe der Veterinärpathologen, in einer Anzahl von Fällen der Rotzprocess sich primär und ausschliesslich in den Lungen localisiren soll (sog. primärer Lungenrotz). eo Nicht unerheblich abweichend von dem kurz skizzirten klinischen und grob-anatomischen Bilde des Pferderotzes gestaltet sich der Rotz beim Menschen. Die specifische Erkrankung der Schleim- haut der oberen Luftwege, speciell der Nase, tritt hier, obwohl sie, nach Ausweis der genaueren anatomischen Untersuchung bei der Obduction, wohl nur selten fehlt (Virchow), klinisch sehr in den Hintergrund gegenüber den vornehmlich an der Haut und in den Muskeln hervortretenden krankhaften Veränderungen. Aus” gebreitete bullöse oder pustulöse Exantheme, erysipelartige, phleg- monöse oder carbunkelähnliche Hautaffectionen, abscessähnli he A I — 605 — Heerde in der Rumpf- und Extremitäten-Muskulatur beherrschen - hier das klinische Bild, so dass Verwechslungen mit andersartigen - Krankheitszuständen leicht möglich sind. Auch die Betheiligung der Lymphdrüsen tritt verhältnissmässig zurück, während hinsicht- lich der Erkrankung der inneren Organe die Uebereinstimmung _ eine grössere ist, indem Lungen, Nieren und Hoden auch beim - Menschenrotz häufig und zwar in ganz ähnlicher Weise, wie beim - Rotz der Pferde erkrankt gefunden werden, welchen Erkrankungen sich jedoch nicht selten auch noch metastatische Rotzerkrankungen der Milz, der Leber, der Gelenke, zuweilen auch des Knochenmarks - (Virchow) hinzugesellen. — Eine der Wurm-Erkrankung der _ Pferde analoge Affeetion kommt beim Menschen ebenfalls vor, - aber auch hier sind, wenn auch weniger bedeutende, Abweichungen R- in den heidersaitinäk klinischen Bildern vorhanden, indem Wurm- _ knoten und Wurmstränge beim Menschen nur Halte so charakte- I ristische Formen annehmen wie beim Pferde und eine grössere Neigung zur Geschwürsbildung an den Tag legen, so dass uns der Hautwurm des Menschen meist in Gestalt tiefer sinuöser Geschwüre mit dünner, schlechter Absonderung, welche geringe Heiltendenz be- sitzen und nach zeitweilig eingetretener Vernarbung, durch Bildung neuer, ulcerirender Knoten am Rande, immer wieder aufbrechen, entgegentritt. | Einhufer und Menschen sind nun aber nicht die einzigen Species, welche der Infection mit Rotzbacillen zugänglich sind. Es sei in dieser Hinsicht zunächst auf die des öfteren constatirte Erfahrung hingewiesen, dass Raubthiere in Menagerien (Löwen ınd Tiger), welche mit rotzigem Fleisch gefüttert wurden, an pischem Rotz zu Grunde gingen. Ebenso bekannt: ist, dass Jauskatzen, welche in Thierarzneischulen von rotzigen ads heilen. ninschtten. rotzkrank wurden und auch experimentell ist die Empfänglichkeit der genannten Thiere für das Rotzvirus vielfach erprobt worden. Weiterhin sind die Ziegen sowohl durch die i jeobachtung spontaner Rotzerkrankungen als auch durch erfolg- eiche Experimente als für die Rotzbacillen disponirte Species legi- k mirt. Eine geringere Empfänglichkeit als die genannten Thier- species besitzen nach den hierüber vorliegenden Erfahrungen die Ss chafe und Hunde für die Rotzinfection. Schweine scheinen Dur äusserst wenig empfänglich *°'), Rinder immun zu sein. Unter ! en kleineren Thieren bekundet das Geschlecht der Nager eine ‚hervorragende Disposition für die Infection mit Rotzbacillen, wenig- E ® E ‚ # ö F = ET TB Mh, A BB: stens für die durch das Experiment vermittelte; spontane Rotz- erkrankungen dieser Thiere sind bisher noch nicht beobachtet. Unter den für den experimentellen Impfrotz empfänglichen Nage- thieren stehen, nach Löffler’s Ermittlungen, die Feldmäuse, welchen sich, nach Kitt’s*%) Versuchen, die Waldmäuse, Wühlmäuse und die Igel, nach Kranzfeld’s*%) Angabe auch der Spermophilus guttatus (ein in Südrussland sehr verbreitetes, dem Getreide schädliches Nagethier) mit gleich hohem Empfänglichkeitsgrade anschliessen, an der Spitze, während die weissen Mäuse und Ratten, nach Löffler’s Experimenten, als fast völlig refractär anzusehen sind. Kaum weniger disponirt als die genannten Nager sind die Meerschweinchen, welche in Löffler’s zahlreichen Experimenten ausnahmslos an Impfrotz er- 7 krankten. Gleichfalls, aber nicht so constant und charakteristisch 7 wie die‘ vorgenannten Thierspecies reagiren auf die Rotzbacillen- verimpfung die Kaninchen. Bei den Feldmäusen und Consorten verläuft der Impfrotz unter einem der Impftuberkulose makro- skopisch-anatomisch sehr ähnlichen Bilde; Prädileetionsorgane der ” disseminirten submiliaren Rotzknötcheneruptionen sind bei den Feldmäusen die Leber und Milz, weniger die Lungen, während ° bei den Wühlmäusen und Igeln letztere Organe stets in hervor- ” ragendem Maasse sich betheiligt zeigen und bei den Waldmäusen ein enormer Milztumor, welcher zahllose feinste, vom blossen Auge ° | eben sichtbare, bis stecknadelkopfgrosse Rotzknötchen einschliesst, ° | in den Vordergrund des pathologisch-anatomischen Befundes tritt. 7 Der Impfrotz der Meerschweinchen ähnelt dagegen klinisch und \ anatomisch weit mehr dem typischen Pferderotz: die charakte- ” ristische Nasenaffection ist hier in deutlicher Ausprägung vorhan- den, wenn sie auch meist nicht zu einer so starken Schleim- 7 absonderung führt, wie der Nasenrotz der Pferde; schmerzhafte” Entzündungen in und um die Gelenke, multiple abscedirende Haut- knoten, bei Männchen auf echter Orchitis und Epididymitis malleosa Pernihane Anschwellungen der Hoden und Nebenhoden, bei Weib- chen entsprechende der Mammae und der grossen Labien, im’ Innern des Körpers submiliare bis linsengrosse Rotzknstchai in. Lungen, Niere und Leber, erbsen- und darüber grosse Rotzknoten im retroperitonäalen Bindegewebe, im Netz und Aufhängeband der | Leber, das sind die weiteren, wie man sieht, im Grossen und Gahren mit den Aeusserungen der spontanen Rotzwurmkren beim Pferde resp. beim Menschen nahe übereinstimmenden | — 61 — scheinungen des künstlichen Meerschweinchenrotzes. — Zur Ver- vollständigung dieser, die Empfänglichkeit der verschiedenen Thier- species für die Rotzinfection betreffenden Angaben sei noch erwähnt, ‘ dass sich unter den Vögeln Hühner und Hänflinge in den bis- herigen Versuchen (Löffler) absolut immun gegen die Ueber- tragung der Rotzbacillen erwiesen haben, während Tauben nicht ganz unempfänglich zu sein scheinen. In den Localisationen des experimentellen Rotzes der kleinen Thiere sind nun die Rotzbacillen stets in erheblich grösserer Zahl vorhanden und daher viel leichter mikroskopisch nachzuweisen als in den Producten der spontanen Rotzkrankheit, in welch letzteren es oft nur mit Mühe gelingt, die specifischen Bacillen mittels directer - mikroskopischer Exploration aufzufinden. Ein ähnliches Verhältniss kennen wir ja auch von anderen Infectionsprocessen, z. B. beson- - ders von der Tuberkulose. So reichlich aber, wie wir die Tuberkel- - bacillen in den Impftuberkeln finden, finden wir die Rotzbacillen niemals, selbst nicht in den relativ bacillenreichsten Impfrotzknöt- chen. Wahrscheinlich beruht aber diese relative Bacillenarmuth £ der Rotzknötchen weniger auf einer wirklichen Spärlichkeit der Bacillenvegetation, als vielmehr auf dem derzeitigen Mangel einer 7» vollkommenen mikroskopischen Nachweisungsmethode. Hinsichtlich der Lagerung der Rotzbacillen in den Rotzheerden ist zu be- 3 merken, dass die dichteste Ansammlung der Bacillen immer im ME oentrum der Knötchen zu finden ist; nach den Rändern hin nimmt _ die Zahl der Bacillen mehr und ieh ab. Der grösste Theil der Bacillen liegt wohl frei, zwischen den Zellen, viele aber befinden sich auch einzeln oder zu mehreren innerhalb der Zellen, namentlich der epithelioiden Rotzzellen, woselbst sie auch öfterer kleine dichte, den Zellkörper völlig oder fast völlig verdeckende Häuf- chen, ähnlich z.B. den intracellulären Leprabacillencolonien bilden. 2 Die Rotzbacillen sind offenbar strenge Gewebs-, keine Blut- "Parasiten; denn im Blute rotzkranker Thiere, speciell Pferde, trifft "man sie, nach übereinstimmender Angabe der Autoren, nicht con- ‚stant und immer nur in relativ geringer Anzahl an. In die Se- "und Excrete des rotzkranken Körpers gehen die Rotzbacillen zweifellos, und wie es scheint, nicht selten, über; Weichsel- baum und Philipowicz*%*) fanden dieselben im Harn, Fer- faresi und Guarnieri*°) in der Galle rotzkranker Thiere resp. Menschen. Ebenso steht es nach klinischen und experimen- ‚tellen Beobachtungen *%°) fest, dass die Rotzbacillen aus dem Körper ee 4 he De A | v a rotzkrank werdender trächtiger Thiere auf den Foetus über-. gehen können. Fragen wir nun nach der Art und Weise, wie die na- türliche Infection mit Rotzbacillen zu Stande kommt, so stellt sich bei dem legitimen Pferderotz die specifische Nasen- affection so sehr in den Vordergrund der klinischen Erschei- nungen, dass ungemein nahe gelegt wird, ihr, analog dem speci- fischen Primäraffeet bei der Syphilis, die Bedeutung der primären Localinfection, welche den Ausgangspunkt der weiteren Verbreitung des Processes im Körper auf den Wegen der Continuitätspropa- sation und der Metastase bildet, zuzuschreiben. Von vorn herein hat es ja auch gar keine Schwierigkeit, sich vorzustellen, dass die Rotzbacillen, sei es durch directen Contact mit rotzbacillenhaltigen Stoffen, sei es mittels Einathmung, von der unverletzten*°”) oder auch leicht verletzten Nasenschleimhaut primär aufgenommen werden und sich von dem primären Ansiedlungs- und Wucherungs- Centrum der erkrankten Nasenschleimhaut aus allmählich weiter im Körper verbreiten. Was aber dazu auffordert, die unbedingte und alleinige Gültigkeit dieser Auffassung in Frage zu stellen, ist il der Umstand, dass die charakteristische Nasenaffection unzweifel- haft auch secundär, metastatisch auftreten kann, wie die erwähnten Fälle von Pferderotz, welche an der äusseren Haut beginnen (Haut- wurm), sowie die Erfahrungen beim Impfrotz, der Pferde sowohl als auch der kleineren Versuchsthiere (Meerschweinchen und Ka- ninchen), wobei nach subcutaner oder intravenöser Uebertragung der Rotzbacillen sich ebenfalls ein echter Nasenrotz entwickelt, ge- nugsam beweisen. Es erscheint danach denkbar, dass auch der anscheinend primäre Nasenrotz der Pferde in vielen Fällen wenig- stens, ein durch hämatogene Infection von einem anderweitigen Infeetionsatrium aus bedingter Secundäraffect ist, welcher nur des- wegen so sehr als Ausgangspunkt des Gesammtleidens imponirt, weil er zu den constantesten und der klinischen Beobachtung am leichtesten zugänglichen Manifestationen desselben gehört. Zu Gunsten dieser Auffassung spricht, dass die Uebertragung virulenter Rotzsecrete auf die unverletzte Nasenschleimhaut, welche von Seiten älterer Experimentatoren*?®) wiederholt angestellt wurde, keine Rotzinfection zur Folge hatte, man also ein häufiges Vor- | handensein kleiner Verletzungen in der Nasenschleimhaut, annehmen müsste, was bei der relativ geschützten Lage der Nasenhöhlen nicht sehr wahrscheinlich ist. Wie dem nun aber auch sein möge — 618 ° — iu 1 — 6719 — - jedenfalls benutzt die spontane Rotzinfection noch eine andere Ein- - trittspforte als die Nasenhöhle, nämlich allfällige kleine Hautwun- _ den, wie sie ja.bei Pferden durch das Geschirr etc. leicht und häufig veranlasst werden. Einen directen Hinweis auf das Vorkommen dieses Infectionsmodus liefern die mehrfach erwiesenen Fälle von primärem -_ Hautwurm. Höchstwahrscheinlich liegt aber der genannte Infec- - tionsmodus nicht nur der Entstehung der letzterwähnten Fälle zu ‘Grunde, sondern er spielt überhaupt neben der etwaigen In- feetion von der Nasenschleimhaut aus in der Aetiologie der spon- tanen Rotzerkrankungen die maassgebende Rolle. Dies ist daraus - zu erschliessen, weil das Inkrafttreten sonstiger gangbarer Infec- _ tionsmodi, der Infection von den Lungen oder den Digestions- wegen aus, für die Rotzkrankheit durch die einschlägigen Er- fahrungsthatsachen sehr zweifelhaft gemacht wird. Für das > NWorkommen einer Infection von den Lungen aus scheinen zwar die Fälle von sog. ‚primären Lungenrotz’ zu. sprechen; da indessen in den Experimenten Cad&ac’s und Malet’s*°°) die Inhalation trocken verstäubten, virulenten Rotzmaterials gänzlich erfolglos blieb und selbst die directe Trachealinjection von virulenten, rotzigen Flüssigkeiten bei gesunden Thieren (Eseln) nur ausnahms- weise eine Rotzerkrankung bewirkte, so ist es, wie dies auch die französischen Forscher aus diesen ihren Versuchen schliessen, ausserordentlich unwahrscheinlich, dass auf natürlichem Wege ein Inhalationsrotz zu Stande kommt; die Fälle von scheinbar primärem ungenrotz dürften demgemäss wohl so zu erklären sein, dass in denselben die in der äusseren Haut (oder ev. Nasenschleimhaut) befindlichen specifischen Primäraffeette nur von geringfügiger In- und Extensität waren, und somit der Beobachtung entgingen, welche \innahme angesichts der Thatsache, dass sich Rotzaffecte der usseren Haut resp. Nasenschleimhaut spontan zurückbilden resp. efinitiv vernarben können, gewiss statthaft erscheint. Was die frage einer primären Rotzinfection vom Darmkanal aus an- ingt, so ist das Vorkommen einer solchen schon deshalb in hohem irade unwahrscheinlich, weil specifische Rotzaffectionen der Darm- and überhaupt bisher gar nicht beobachtet worden sind. Dazu ommt das vielfach negativ ausgefallene Resultat der Fütterungs- ersuche an für Rotz empfänglichen Thieren mit rotzigem Fleisch. er gegentheilige Erfolg, z. B. die oben erwähnte Erfahrung des otzigwerdens von mit dem Fleische rotzkranker Thiere gefütterten Raubthieren, kann, den angeführten widersprechenden Beobach- men _ - - PPENRIFE WE ae TIL VE Zu. a EEE ENTER RERLTETTEERNNETNN or x HESS TE. Eu Mn. “U — 680° — tungen gegenüber, die Infectionsmöglichkeit vom Darmkanale aus nicht stützen, da die beim Zerkauen der an dem verfütterten Fleische belassenen Knochen gesetzten kleinen Wunden der Maul- schleimhaut als hinreichende Eingangspforten der Rotzinfeetion zu dienen im Stande sein konnten. | Während die überwiegende Mehrzahl aller Rotzerkrankungen der Thiere sich auf unmittelbare oder mittelbare äussere An- steckung von rotzigen Thieren her zurückführen lässt, bleibt eine gewisse Anzahl von Rotzfällen übrig, bei welchen trotz genauester Nachforschung, keinerlei Zusammenhang mit einer voraufgegangenen Rotzkrankheit anderer Thiere nachgewiesen werden kann (sog. ‚spontaner’ Rotz ‚der Autoren). Es versteht sich von selbst, dass auch diese Fälle nur durch das Eindringen des specifischen Rotz- bacillus oder dessen Sporen in den Thierkörper — durch irgend welche Form versteckter mittelbarer Ansteckung — hervorgerufen wurden. Beim Menschen sind solche Fälle von ‚spontanem’ Rotz unseres Wissens nicht beobachtet; es gelang stets, die Erkrankung auf directe Ansteckung seitens rotzkranker Thiere (oder ev. Men- schen? 500) zurückzuführen. Bezüglich des Ansteckungsmodus gelten für den menschlichen Rotz wesentlich dieselben Gesichts- punkte, wie für den Pferderotz. | Es erübrigt noch, ein Wort über die diagnostische Bedeutung der Rotzbacillen zu sagen. Handelt es sich um Untersuchung eines rotzverdächtigen, noch nicht exulcerirten Knotens, dann wird es in der Regel gelingen, falls wirklich ein Rotzknoten vorliegt, an gefärbten Deckglas- oder Schnitt- Präparaten die charakteristischen Bacillen zu finden; sichrer wird man bei dem oft nur spärlichen Gehalt der Knoten an mikro- ” skopisch nachweisbaren Bacillen gehen, wenn man gleichzeitig Blutserum- oder Kartoffel-Culturen von Theilchen der Knoten- substanz anlegt, welche, wenn letztere rotziger Natur ist, stets’ zur Entwicklung der charakteristischen Rotzbacillencolonien führen’ werden. Anders, wenn es sich um Untersuchung rotzverdächtiger Secrete (Nasenausfluss, Geschwürseiter) handelt. Hier kommt man mittels der erwähnten Verfahren nicht zum Ziele, weil in den rotzigen Secreten ausser den Rotzbacillen immer auch noch ver- schiedene andere Bacterien vorhanden sind, welche die specifischen ° Bacillen in den Serum- und Kartoffel-Culturen leicht überwuchern werden und an gefärbten Deckglaspräparaten ev. ebenso aussehen können wie die Rotzbacillen, die sich ja, wie wir wissen, weder | a © BA } , rs — 681 — _ durch ihre Farbenreaction, noch durch Form und Grösse von vielen _ anderen Baeterien unterscheiden lassen. Das Hilfsmittel, welches unter diesen Umständen bequem zur Diagnose verhelfen kann, ist ‚die Verimpfung des Secrets auf Meerschweinchen. Feldmäuse, die ‚sonst wegen ihres geringeren Kostenpreises, und namentlich wegen der noch grösseren Sicherheit und viel grösseren Schnelligkeit, mit _ welcher der allgemeine Impfrotz bei ihnen eintritt und abläuft, den . Meerschweinchen als Reagens auf Rotzbacillen. vorzuziehen wären, eignen sich zu diesen diagnostischen Impfungen deshalb nicht, weil sie sehr empfänglich für septikämische Bacterien sind, an denen ja in Geschwürssecreten meist kein Mangel ist. Das Meer- schweinchen ist weit weniger disponirt für die letzterwähnten Organismen; es werden in ihm mithin, falls rotzbacillenhaltiges Beeret übertragen wurde, in der Regel nur die verimpften Rotz- baeillen fortkommen, welche dann in den Producten des Meer- schweinrotzes mit Leichtigkeit aufzufinden sind. 10) Der Syphilisbacillus (2). Das Musterbild einer typischen 'Infectionskrankheit, mit dem Vorzug einer offenkundigen, der frühzeitigen bacteriologischen Intersuchung leicht zugänglichen Eintrittsstelle ausgestattet, harrt zleichwohl — von vornherein sei es eingestanden — die Syphilis och bis heutigen Tages der sicheren Entdeckung ihres parasiti- chen Erregers. Nachdem sich die früheren Versuche, das specifische syphilismikrobion aufzufinden — wir nennen hier in erster Linie ® mühsamen Cultur- und Impf-Experimente von Klebs>°%, so- ann die mikroskopischen Befunde von Aufrecht>"?) und von irch-Hirschfeld 50°), schliesslich die Cultur- und Uebertragungs- ersuche von Martineau und Hammonic°’%*) — zu keinem sfriedigenden Resultate geführt hatten und die Streptokokken- funde von Kassowitz und Hochsinger bei hereditärer Lues ch als Erscheinungen einer accidentellen Infection mit dem Strepto- )kkus pyogenes herausgestellt hatten 55), schien es anfangs, als i in dem Lustgarten’schen ‚Syphilisbacillus®°) der so ge vergeblich gesuchte bacterielle Repräsentant des Syphilis- ntagiums endlich gefunden. Lustgarten, welcher unter C. Veigert’s bewährter Leitung arbeitete, beschrieb den ‚Syphilis- jacillus’ als ein dem Tuberkelbacillus der Form und Grösse nach Pa FPZ e Ku a ee [7 EWR Eu aus 2 Zug bmibhne u E R » Den = 7 Sem. in Senn ® 1 era. DM “eh, Pi — 62 — sehr ähnliches, aber von ihm sowie von allen sonst bekannten j Bacterien durch ein besonderes tinctorielles Verhalten (s. später) ! ausgezeichnetes Mikrobion, welches seinen Untersuchungen zu- folge als ein constantes und ausschliessliches Attribut aller echt syphilitischen Processe anzusehen sei. Leider ist indessen die hier- nach eine Zeit lang fast allseitig getheilte Annahme, dass der Lustgarten’sche Bacillus die Ursache der Syphilis darstelle, neuerdings in hohem Grade zweifelhaft geworden, seitdem Alvarez und Tavel507) sowie, nach des Autors Darlegung, unabhängig") - von den französischen Forschern, auch Matterstock 0°) ermittel- © ten, dass Bacillen von wesentlich gleichem Form- und Tinctions- Verhalten 510), wie die Lustgarten’schen ‚Syphilisbacillen’, auch im Smegma präputiale, im Secret zwischen den grossen und kleinen Schamlippen und am Anus gesunder Men- schen vorkommen. Da nach dem Ergebniss der eigenen Unter- suchungen Lustgarten’s sowie der zahlreichen Nachunter- suchungen, welche dieselben hervorgerufen haben, als feststehend ° betrachtet werden darf, dass die Lustgarten’schen Bacillen regelmässig und zahlreich nur im Secrete syphilitischer Producte” der Genital- und Anal-Region, dagegen in Gewebe der Syphilisheerde dieser und namentlich anderer, abseits von der Genitalgegend gelegener Körperstellen nur ER auanährun Sl und vereinzelt anzutreffen sind, so ist der Einwurf gar nicht z widerlegen, dass Lustgarten’s vermeintliche Syphilisbacilleni grösstentheils nichts anderes als banale ‚Smegmabaeillen’ waren welche secundär in das Geschwürsecret, gelegentlich auch in’s” Gewebe der Syphiliseruptionen an den äusseren Genitalien und am After hineingelangten. Man könnte aber trotzdem die Specifität der Syphilisbacillen aufrecht zu erhalten suchen, darauf gestützt dass nicht alle durch Lustgarten’s Verfahren und seine ver: schiedenen Modificationen 51!) nachweisbaren Bacillen — so nich die in syphilitischen Producten der Rumpf- und Extremitäten-Haut der Mundschleimhaut und namentlich innerer Organe von Lust. garten, Doutrelepont>!?), Matterstock und E. Fränkel°43 aufgefundenen — als ‚Smegmabacillen’ gedeutet werden könnte trotz der Uebereinstimmung in Form, Grösse und Färbungsverhalter € seien Syphilis- und a Bacilien verschiedene Dinge; dure die Auffindung der letzteren sei zwar der diagnostische We orthe der ersteren erheblich eingeschränkt, nicht aber die ätiologisch Bedeutung ihnen genommen worden. In der That stehen Weigert®19, BR. Matterstock und Doutrelepont — welcher letztere Forscher übrigens, wie nicht vergessen werden soll, erwähnt zu werden, "unabhängig von Lustgarten, mittels eines eigenen Färbungs- verfahrens 515), Bacillen, welche in Form und Grösse mit den Lustgarten’schen übereinstimmten, im Gewebe syphilitischer - Producte (einige Male auch im Blute Syphilitischen) entdeckte — _ auf diesem Standpunkt, zu dessen Unterstützung sie auch noch eeltend machen, dass die Controluntersuchung des Gewebes nicht- syphilitischer Krankheitsheerde auf Lustgarten’sche Ba- illen bisher nur negative Resultate ergeben habe. Was zunächst - das letzterwähnte Moment betrifft, so dürfte dasselbe indessen des- halb nicht als sehr maassgebend erachtet werden können, weil, wie erwähnt, einerseits zahlreiche Untersucher (Alvarez und Tavel, Klemperer52%), Köbner>!?), v. Zeiss1518) trotz gründ- lichster Durchforschung eines umfangreichen Materials, auch in syphilitisch erkrankten Geweben niemals den Lustgarten- schen Syphilisbacillus aufzufinden vermochten — auch Verf. hatte, mit Ausnahme eines einzigen positiven Befundes an einer Initialsklerose des Präputiums ausschliesslich negative Ergebnisse zu verzeichnen — und weil andererseits nichtsyphilitische Krank- heitsheerde der Genital- und After-Gegend und sonstiger Bezirke “der äusseren Haut und Schleimhäute doch bisher nicht in dem Umfang genau auf Lustgarten’s Bacillen untersucht worden ıd, dass man als sicher annehmen könnte, sie kämen im Gewebe ichtsyphilitischer Krankheitsheerde überhaupt gar nicht vor. Hin- sichtlich der positiven Befunde der in Rede stehenden Bacillen in syphilitischen Heerden, welche entfernt von den bisher bekannten Vohnstätten der Smegmabacillen zur Entwicklung gekommen sind, ürften zuvörderst alle diejenigen als zweifelhaft auszuschalten sein, che sich auf syphilitische Producte der äusseren Haut und °hleimhäute beziehen, weil es möglich, ja sogar doch wohl recht ährscheinlich ist, dass den ‚Smegmabacillen’ ähnliche Schmeer- acillen auch noch an anderen Stellen der Hautoberfläche und der ichstangrenzenden Schleimhautbezirke vorkommen, als an den isseren Genitalien und am After, um dann gelegentlich und ver- zelt im Krankheitsheerde der betreffenden Regionen secundär ein- dringen. Was nun aber den sehr kleinen Rest derjenigen ‚Syphilis- eillen’-Befunde, welche an Syphilomen innerer Körpertheile ge- nacht worden sind, anbelangt, so muss die Frage aufgeworfen wer- len, ob die vermeintlichen ‚Syphilisbacillen’ in Wirklichkeit nicht Baumgarten, Mykologie, 44 un BB 2 ie er s. " [er . er — 644 — Tuberkelbacillen gewesen seien. Da die Tuberkelbacillen auf das Lustgarten’sche Färbungsverfahren und seine Modificationen gleichfalls positiv reagiren und nahezu die gleichen Form- und Grössen-Verhältnisse besitzen, wie Lustgarten’s ‚Syphilis- bacillen’ 5'°%), da ferner einerseits allgemein zugestandenermaassen Verwechslungen zwischen Syphilomen und grösseren Tuberkelknoten möglich sind, anderseits, nach Verf.’s Ansicht??0), höchstwahrschein- lich auch Mischgeschwülste von Syphilis und Tuberkulose vorkom- men, da schliesslich Verf., trotz eifriger Bemühungen, niemals im Stande war, in zweifellosen uncomplicirten visceralen Syphilomen mittels des Lustgarten’schen Verfahrens (resp. seiner Modifica- tionen) Bacillen nachzuweisen (ein Ergebniss, welches nach den nur ganz vereinzelten Publicationen über positive Bacillenbefunde in | Syphilomen wohl die meisten Untersucher gleichfalls zu verzeichnen gehabt haben), so dürfte die Berechtigung, obigen Zweifel auszu- sprechen, wohl nicht bestritten werden können. Jedenfalls werden erst neue, den hier erhobenen Einwand beseitigende, bezügliche Nachweise abzuwarten sein, ehe das Vorkommen Lustgarten- scher Bacillen in Srphiloman innerer Organe als eine völlig gef | ‚sicherte Thatsache angenommen werden darf. 4 Die bisherigen Versuche, die Lustgarten’schen Baeillen in 4 künstlicher Reincultur zu sole en, haben ein die Specifieität resp. die Verschiedenheit derselben von den Smegmabacillen begründen- des Resultat nicht geliefert. Matterstock gelang es, trotz mannigfachster Bemühungen, überhaupt nicht, Reinculturen von die Farbenreaction der Lustgarten’schen Barilläh gehende | Bacterien aus syphilitischen Materialien darzustellen, D outre- lepont erhielt daraus nur Culturen solcher Bacillen, welche nacl ihrem Verhalten zu fettlösenden Reagentien (Bienstock ’*!), Gott- stein 5??), nach Doutrelepont’s eigenem Ausspruch, al Smegmabacillen angesprochen werden mussten. ' Neben Lustgarten’s ‚Syphilisbacillus®’ haben in neuester Zeit auch noch Eve’s und Lingard’s5?°) ‚Syphilisbacillen’, sowie, die ‚Doppelpunktbacillen’ (resp. kapsulirten Diplokokken) Disse = und Taguchi’s’?*) um die Anerkennung als specifische Parasitall der syphilitischen Processe gerungen. Leider erfüllen indessen dies beiden Mikrobienarten nicht die nothwendigsten Ansprüche, eich an den Nachweis specifischer Syphilisorganismen gestellt werden müssen. Eve’s und Lingard’s ‚Syphilisbacillen’ werden als Stäbchen durchschnittlich etwa von der Form und Grösse der Tu — 65 — berkelbacillen geschildert, welche in nicht mit Merkur behandelten ‚philisfällen regelmässig im Blute und in den specifisch erkrankten | eben anzutreffen seien; die Bacillen lassen sich, nach den Autoren, tittels gewöhnlicher Anilinfärbung und mittels des Gram’schen Ver- ahrens darstellen, auf das Lustgarten’sche Verfahren reagiren je nicht; die künstliche Reincultur derselben gelingt unschwer durch ° _Uebertragung von Blut oder Theilchen syphilitisch erkrankter Gewebe auf erstarrtes Blutserum; sie bilden auf der festbleibenden Oberfläche des letzteren eine dünne, leicht gelbe oder gelbbräunliche Schicht. "Verimpfungen der reincultivirten Bacillen auf Affen blieben erfolglos; doch vermochten auch Inoculationen der syphilitischen Gewebs- mi ssen selbst bei den genannten Thieren keine Syphilis hervor- zubringen. Wie aus diesen Angaben zu ersehen, bieten die ‚Sy- "philisbacillen’ der englischen Forscher keinerlei Merkmale, welche sie von weitverbreitet vorkommenden saprophytischen Bacterien unterscheiden lassen könnte; ihre specifisch-pathogene Bedeutung erscheint daher unerwiesen; selbst ihr regelmässiges Vorkommen in syphilitischen Krankheitsheerden muss sehr, bezweifelt werden, la, nach Angabe aller sonstigen Autoren und eigenen negativen 3efunden, mittels der von den Autoren angewandten einfachen Färbe- jethoden in nicht ulcerirten Syphilisheerden, gleichviel ob dieselben von Syphilisfällen mit oder ohne Merkurbehandlung herrühren, in ler Regel keinerlei Bacterien aufzufinden sind. Den ‚Syphilisbacterien’ Disse’s und Taguchi’s ist vor allem tgegenzuhalten, dass dieselben nur im Blute und nicht auch n den specifisch-syphilitisch erkrankten Geweben von Syphilitikern chgewiesen wurden. Ferner ist zu bemerken, dass die Disse- h ‚guchi’schen Bacterien in morphologischer, tinctorieller und ureller Hinsicht durch keine besondere Eigenschaften, welche von anderen Bacterien unterscheiden lassen könnten, ausge- chnet sind. Den hauptsächlichen Beweis für die apestfisch. path ie Bedeutung der in Rede stehenden Bacterien erblicken deshalb Entdecker derselben selbst in dem Resultat der Uebertragung ft Bacterien auf Thiere (Kaninchen, Hunde, Schafe); dasselbe de ahin aus, dass die geimpften Thiere Hure von einer, nbar durch: die verimpften Bacterien hervorgerufenen chronischen ectionskrankheit ergriffen wurden, welche die Autoren auf Grund wisser Aehnlichkeiten der dieselbe charakterisirenden pathologisch- ;omischen Veränderungen mit denjenigen, welche bei der mensch- »n Syphilis auftreten und wegen des Uebergangs der Erkran- 44* TE SpEFEN guy Fr Dr ee ae 4 kung auf die Embryonen der vor oder nach dem Belegen erkrankten Mutterthiere als Syphilis ansprechen. Dieser letzteren Auffas- sung steht jedoch erstens der Umstand entgegen, dass die Ueber- tragbarkeit der Syphilis auf Thiere überhaupt, speciell auch auf Kaninchen, nach den zahllosen negativen, mit den virulentesten syphilitischen Producten angestellten Versuchen ??5) von vornherein zum mindesten als sehr unwahrscheinlich bezeichnet werden muss; direct betrachtet bietet die Krankeit der Disse-Taguchi’schen Versuchsthiere pathologisch-anatomisch neben einigen Aehnlich- keiten doch auch so erhebliche Verschiedenheiten gegenüber der menschlichen Syphilis dar, dass die Identität der ersteren mit letzterer aus dem pathologischen. Symptomenbilde der Impfkrank 1 heit keinesfalls mit Sicherheit gefolgert werden kann. Berück- sichtigen wir, dass auch aus anderen Quellen stammende Mikrobien ähnliche VERS ENBE Wirkungen hervorzubringen vermögen (7. B Manfredi’s ‚Kokken der progressiven Granulombildung’ ??%), so ist wohl Grund genug vorhanden, zu bezweifeln, dass die Krank- heit der Disse-Taguchi’schen Versuchsthiere wirklich Syphilis gewesen sei. Danach vermögen die Disse-Taguchi’schen Mi- krobien den Anspruch, die specifischen Syphilisorganismen darzu- stellen, in keiner Weise sicher zu begründen; höchstwahrscheinlie haben sie lediglich die Bedeutung accidenteller und secundärer Ein dringlinge, welchen die syphilitischen Ulcerationsprocesse der Haut und Schleimhäute den Weg zum Blute der Syphilitiker bahnten | Das Vorkommen solcher bacterieller Seeundärinvasionen ist uns ja jetzt eine geläufige Erscheinung und speciell auch bei der Syphilis haben wir, wie Sie sich erinnern, bereits den Streptokokkus pyc genes als Vertreter einer unzweifelhaften Secundärinfeetion kenne gelernt. es f — 6856 — ” 11) Der Rhinosklerombaecillus (?). Die zuerst von Hebra>?”) als besondere Krankheitsspecie erkannte, mit dem Namen ‚Rhinosklerom’ belegte Erkrankun der oberen Theile der VERSENDER speciell der Nase, ist, trot ihres rein localen und auf die genannten Theile beschränkten Aı tretens sowie des bisher ausstehenden Nachweises der Contagiosi höchstwahrscheinlich eine Infectionskrankheit. Es spricht hie einerseits das zuerst von Mikulicz eingehend studirte und — 637° — ollkommener Weise klargeleste histologische Verhalten des Rhino- skleromgewebes, wonach sich letzteres in histologischer Structur und Geschichte eng an die Granulationsbildungen bei Tuberkulose, Lepra, Syphilis, Rotz etc. anlehnt, anderseits das constante Vor- "handensein bestimmter Mikroorganismen in dem genannten Gewebe. Auf den infectiösen Ursprung des Leidens dürfte ausserdem auch “noch der Umstand hinweisen, dass dasselbe in gehäufter Zahl nur an gewissen Orten (namentlich in Wien), sonst nur in vereinzelten ‚Fällen oder gar nicht vorkomnit. Klinisch-anatomisch stellt sich das Rhinosklerom nach der Beschreibung der Autoren (Hebra, Kaposi, Mikulicz, "Ganghofer, Schmiedecke, Chiari-Riehl u. A.) als ein in der Regel an der Schleimhaut des Nasenrachenraums beginnender, von da auf die vorderen Partien der Nasenschleimhaut, sowie auf die äussere Haut der Nase, zuweilen auch nach unten hin auf die ‘Schleimhaut des Larynx bis zum Anfang der Trachea sich fort- erstreckender Wucherungsprocess im Schleimhaut- resp. Haut- Gewebe dar, welcher zur Bildung derber, flachknotiger, an der Schleimhaut leicht ulcerirender, an der Haut mehr persistenter, die Epidermis intact lassender Verdickungen führt. In ausgesprochenen Fällen der Erkrankung erscheint demgemäss bei äusserer Besich- tigung die Nase an der Spitze und an den Flügeln hart, unbeweg- lich und flach-höckerig intumescirt. Histologisch erweist sich, nach Mikulicz’s 528), von Seiten aller späteren histologischen Untersucher (Cornil, Alvarez, Babes, Wolkowitsch, Dittrich u. A.) bestätigten Beschrei- 'bungen, das Rhinosklerom als chronischer, granulirender Entzün- lungsprocess, welcher ein eigenartiges histologisches Gepräge durch las reichliche Vorhandensein eigenthümlicher degenerirter Zellformen erhält, die sich auf der Höhe ihrer Ausbildung als kernlose, helle, läschenartige Elemente, welche die leukocytären Zellen des Granula- ionsgewebes an Grösse bedeutend überragen, darstellen. Mikulicz asst die erwähnte Zelldegeneration als hydropische Quellung it Auflösung der Kerne auf, eine Interpretation, welche wir nach n von Mikulicz und seinen Nachfolgern gegebenen objectiven Beschreibungen resp. Abbildung für durchaus zutreffend halten. Jie Ursache der Degeneration blieb Mikulicz noch unbekannt; heute dürfen wir wohl, namentlich auf Grund der Ermittlungen Jittrich’s°?°), mit Bestimmtheit annehmen, dass der Kern- chwund und die hydropische Entartung des Zellprotoplasmas - > eo | a — 688 — \ durch den intracellulären Vegetationsprocess der Rhinosklerombae- terien veranlasst wird. Was die Herkunft der ‚Mikulicz’schen Zellen’, wie wir die erwähnten Gebilde mit Dittrich nennen. wollen, anlangt, so halten wir es, nach den objectiven Beschrei- bungen der Autoren und nach Analogie mit den Erscheinungen bei anderen infectiösen Granulationsprocessen zu schliessen, für sehr wahrscheinlich, dass dieselben aus den epithelioiden (fibro- plastischen) — nicht den leukocytären — Elementen des Gra- nulationsgewebes hervorgehen und alles in allem also der Bedeu- tung nach den in kernlose Schollen umgewandelten Epithelioid- zellen der tuberkulösen, leprösen und syphilomatösen Neoplasien” an die Seite zu stellen sind. Wenn wir uns nun zu den Rhinosklerombacterien wenden, so gebührt A. v. Frisch ?°) das Verdienst, die erste grundlegende” Beschreibung derselben geliefert und ihre Bedeutung als wahrschein-" liches ätiologisches Agens der in Rede stehenden Krankheit hervor- gehoben zu haben. Unabhängig von v. Frisch soll, nach Palt- auf und v. Eiselsberg3t), auch Pellizari über das Vor- kommen kleiner Bacillen beim Rhinosklerom Mittheilungen gemacht haben; allgemeinere Beachtung ist denselben jedoch nicht zu Theil geworden. v. Frisch wies nach, dass im Innern des Rhinosklerom gewebes constant ein und dieselbe Form sehr kurzer, meist zu zweien verbundener Bacillen anzutreffen ist, welche ihre Lage vor- wiegend in den Mikulicz’schen Zellen haben. Derselbe Forscher stellte auch schon künstliche Züchtungsversuche der Rhinosklerom- bacillen auf Blutserum und Gelatine an, die zur Bildung von Bac terienvegetationen auf den genannten Nährboden führten. genauere Beschreibung des Aussehens etc. der Culturen gab der Autor nicht. Verimpfungen der von v. Frisch cultivirten Bacilleı auf Thiere blieben ohne Erfolg. Cornil und Alvarez>®2) e gänzten die Befunde v. Frisch’s wesentlich durch nähere mittlungen über das mikroskopische Verhalten der Rhinosklerom bacterien, als deren bemerkenswerthestes Ergebniss die Feststellun der Thatsache zu nennen ist, dass die in Rede stehenden Bacterie mit einer deutlichen Schleimhülle, einer Gallertkapsel, ganz äh lich der bei den Friedländer’schen ‚Pneumoniebacterien’ auf tretenden, ausgestattet sind. Dass v. Frisch diese ‚Kapseln’ der Rhinosklerombacterien nicht gesehen, lag an der von diesem For : scher ausschliesslich angewandten Färbung mittels Methylenblau welches Verfahren die Kapseln nicht zur Anschauung bringt. Bereit: | ‘E ne — 689 — Friedländer hatte dieses Umstandes bei Beschreibung der Dar- ‚stellung der Kapseln seiner ‚Pneumoniebacterien’ erwähnt und nach Paltauf und v. Eiselsberg gilt dies eben auch für die Kapseln der Rhinosklerombacterien. _Der präcise Nachweis der letzteren ge- ‚lingt mittels aller der Methoden, welche zur Kenntlichmachung der Kapseln der Friedländer’schen und A. Fränkel’schen Pneumonie- - Kapselbacterien führen; wir glauben daher bezüglich dieses Punktes _ auf die entsprechenden Angaben im Abschnitt: ‚Pneumoniekokken’ verweisen zu dürfen. Nach Alvarez>3®) wird die Darstellung der Kenn der Rhinosklerombacterien wesentlich gefördert, wenn man - die zu untersuchenden Gewebsstückchen nach oder besser noch vor IB Alkoholhärtung der Einwirkung einer Iprocentigen Osmium- säure aussetzt, welches Reagens übrigens auch schon Fried- länder als ein Mittel, die Contour der Hüllen seiner Pneumonie- baeterien deutlich hervorzuheben, empfohlen hatte. Legt man die Gewebsstückchen unmittelbar nach der Excision 24 Stunden lang in Iprocentige Osmiumsäure, hierauf in absoluten Alkohol, färbt sodann die Gewebsschnitte einige Minuten in erwärmter Anilin- wasser-Methylviolett- (6B) Lösung und behandelt weiter nach Gram, so erhält man, nach Alvarez, höchst anschauliche und klare "mikroskopische Bilder: es resultirt eine exacte isolirte Bacterien- “färbung, die Kapseln ihrerseits sind durch den bräunlichen Farb- ton, welchen sie der vorangehenden Einwirkung der Osmiumsäure verdanken, scharf markirt und auch die Zell- und Kern-Contouren eten mit grosser Deutlichkeit hervor. Verzichtet man auf den Nachweis der Kapseln, dann führen die gewöhnlichen Färbungen mit wässerigen oder wässerig-alkoholischen, kernfärbenden Anilin- farbstoffen, die gewöhnliche Gram’sche Methode (Wolkowitsch 535) — bei deren Anwendung allerdings Paltauf und v. Eiselsberg eine theilweise Entfärbung der Bacterien eintreten sahen — ner, nach Dittrich °°), namentlich auch die Färbung mit $renacher’s Hämatoxylin bequem zum Ziele. Bezüglich der gerung der Rhinosklerombacterien in den erkrankten Geweben bestätigten alle späteren Beobachter (Cornil, Alvarez, Babes>®”), Paltauf und v. Eiselsberg, Köbner?®), Wolkowitsch, Dittrich u. A.) die schon von v. Frisch hervorgehobene That- äche des vorzugsweisen Sitzes der Bacterien in den Mikulicz- schen Zellen; Alvarez fügte die, später von Paltauf und . Eiselsberg, Wolkowitsch und Dittrich verificirte Beob- ichtung hinzu, dass reichlichere Menge der Bacterien auch in er- — 60 — weiterten Lymphgefässen der erkrankten Theile anzutreffen sind, eine Beobachtung, welche Alvarez auf die Ansicht brachte, dass das Lymphgefässsystem überhaupt den wesentlichen An- siedlungs- und Entwicklungs-Ort der Rhinosklerombacterien dar- stelle; die bacterienerfüllten Mikulicz’schen Zellen werden dem- entsprechend von Alvarez als Durchschnitte von bacterienhaltigen Lymphgefässen gedeutet. Es ist indessen diese Alvarez’sche Ansicht, welche, wie man sieht, in die Rhinoskleromhistologie die Fackel eines ganz ähnlichen Streites, wie er neuerdings in der Leprahistologie zum Ausbruch gekommen ist, hineinträgt, durch die Beobachtungen des Autors keineswegs genügend begründet und sprechen die von Mikulicz und Dittrich beobachteten Ueber- gangsformen von kernhaltigen, protoplasmatischen Zellen zu den Mikulicz’schen Bildungen entschieden gegen Alvarez’s Auf- fassung. Ausser in den Mikulicz’schen Zellen und in Lymph- bahnen kommen die Rhinosklerombacterien auch noch in anderen Zellen des Granulationsgewebes, sowie frei in der Grundsubstanz des letzteren vor; in. die Blutgefässe dringen sie, nach Alvarez, niemals ein. Bemerkenswerth ist noch, dass, wie Alvarez zuerst” constatirt hat, nur die im Gewebe gelegenen Bacterien, niemals” diejenigen innerhalb der zweifellosen Lymphbahnen, die Erschei-" nung der Kapselbildung aufweisen. Wie erwähnt, hatte bereits v. Frisch Züchtungs- und Ueber- tragungs-Versuche mit den Rhinosklerombacterien in Angriff ge- nommen; wegen der mangelnden Beschreibung der makroskopischei N Wachsthumserscheinungen der Culturen und wegen des er Ausfalls der Impfexperimente kann es indessen nicht als sicher” angesehen werden, dass v. Frisch die eigentlichen ‚Rhinosklerom- bacterien’ in Reinculturen gewonnen hatte. Paltauf und v. Eisels- berg’?°) waren es, welche die ersten eingehenden Mittheilung on über das culturelle und thierpathogene Verhalten der Rhinosklerom- bacterien brachten, Mittheilungen, welche auf so gründlichen und umfassenden Studien beruhten, dass sie von den späteren Unter- suchern (Babes, Wolkowitsch, Kranzfeld°*9%), Dittrich Jakowski°*!) nur in allen Hauptpunkten vollkommen bestätigt, in nichts wesentlich ergänzt oder erweitert werden konnten. a diesen Forschungsresultaten besitzen die Rhinosklerombacterien, nd deren morphologische Aehnlichkeit mit den Friedländer’schen Pneumonie-Kapselbacterien schon hervorgehoben ist, auch in cultu reller Beziehung mit den letztgenannten Mikrobien, deren Cultur Bi: — 691 — verhalten Sie ja genau kennen (s. o. p. 241 ff.), dermaassen weit- - gehende Uebereinstimmungen, dass eine sichere Unterscheidung der - Culturen beider Organismen kaum möglich sein dürfte. Dittrich _ hebt zwar hervor, dass die Culturköpfchen (‚Nagelculturen’) der Friedländer’schen Organismen durch ihre durchscheinende, opalescirende Beschaffenheit von den mehr undurchsichtigen, gelb- lich-weissen, viel stärker glänzenden Culturköpfchen der Rhinos- klerombacterien zu unterscheiden seien, doch wird diese an sich wohl etwas prekäre Differenz von Babes°*?) als nicht durch- greifend erklärt. In Betreff der Wirkung auf Thiere zeigen beide Organismen zwar ein constant verschiedenes Verhalten, welches jedoch wesent- _ lich gradueller Natur ist: die Rhinosklerombacterien wirken weniger 3 virulent, sonst aber ebenso wie Friedländer’s Pneumonie- Organismen auf die benutzten Versuchsthiere (Meerschweinchen, "Mäuse, Kaninchen). Eine dem menschlichen Rhinosklerom auch nur entfernt ähnliche Affection gelang keinem der Experimenta- 4 toren durch die reincultivirten Rhinosklerombacterien, trotz mannig- facher Variation des Infectionsmodus, hervorzubringen. ' Es fragt sich nun, ob wir nach den soeben in Kürze zu- sammengestellten deitien Kenntnissen über die Rhinosklerom- bacterien berechtigt sind, dieselbe als die Ursache des Rhino- "skleroms zu erachten? Eine der zur bejahenden Beantwortung dieser Frage nothwendigen Forderungen ist unzweifelhaft erfüllt: das constante Vorkommen der in Rede stehenden Organismen im "Rhinoskleromgewebe und zwar in den specifischen Krankheits- _ producten entsprechender Menge und Vertheilung; besonders über- zeugend weist in letzterer Hinsicht das hauptsächliche Gebunden- sein der Bacterien an die für das Rhinosklerom charakteristischen Mikuliez 'schen Zellen auf die pathogenetische Bedeutung der Rhinosklerombacterien hin. Weniger günstig liegen für unsere ' Bacterien die Dinge bezüglich der zweiten, behufs Nachweis der a Bedeutung nothwendig zu erfüllenden Forderung, nämlich hinsichtlich der Ausschliesslichkeit des Vorkommens i der Rhinoskleromkrankheit. Wir erwähnten schon, dass unsere erien scharfe Differenzirungsmerkmale gegenüber den Fried- länder’schen ‚Pneumonie-Mikrobien’ nicht aufzubringen vermögen und ausserdem ist hier an die Ihnen schon aus früheren Vor- lesungen 54°) über die Pneumonie-Organismen bekannten Beobach- tungen von Löwenberg, Klamann, Platonow, Thost u. A, } zu erinnern, wonach den Friedländer’schen ‚Pneumoniebacterien’ gleichende Kapselbacterien im Nasensecret bei vom Rhinosklerom total verschiedenen Krankheitszuständen der Nase, bei Ozaena, bei Rhinitis aus verschiedenen anderen Ursachen, sogar bei ein- fachem Schnupfen ziemlich regelmässig anzutreffen sind. Wie, wenn die vermeintlichen ‚Rhinosklerombacterien’ nichts anderes wären, als diese so häufigen Kapselbacterien des Nasenschleims, die secundär in die durch den specifischen Rhinoskleromprocess gelockerte und ulcerirte Nasenschleimhaut eingedrungen und da- selbst zu fortschreitender Wucherung gelangt waren. Mit Be- stimmtheit wird sich diese Deutung der Erscheinungen in der That nicht abweisen lassen; dass sie die richtige sei, darf indessen wohl bezweifelt werden. Trotz der weitgehenden Aehnlichkeiten, die unzweifelhaft zwischen den vulgären Kokken des Nasenschleims und den Rhinosklerombacterien bestehen, kann doch die Identi- tät beider Organismenformen nicht als sicher angenommen werden, weil neben den Aehnlichkeiten immerhin auch gewisse Differenzen existiren, welche möglicherweise als der Ausdruck einer Wesens- verschiedenheit derselben anzusehen sind. Erstens tritt nämlich der stäbchenförmige Formcharakter bei den Rhinosklerom- bacillen weit mehr in den Vordergrund, als bei den Kapselbacterien des Nasenschleims (resp. Friedländer’s ‚Pneumonie-Organismen’), welche gemeinhin in der Kokkenform oder höchstens in Gestalt ganz kurzer, stäbchenartiger Bildungen auftreten 5**); ferner zeigen die Rhinosklerombacillen nach übereinstimmender Angabe der 7 Autoren auch in den künstlichen Culturen stets ohne weiteres ” Kapseln, während die künstlich cultivirten Kapselbacterien des Nasenschleims (ebenso wie Friedländer’s ‚Pneumonie-Mikrobien’) die Erscheinung der Kapselbildung erst nach Behandlung mit war- mer Bouillon und auch dann, nach unseren Erfahrungen 545), keineswegs constant, hervortreten lassen; weiterhin reagiren, wie erwähnt, erstgenannte Organismen, grossentheils wenigstens auf die Gram’sche Färbung, während die letzterwähnten Mikroorga- nismen durch die Jodbehandlung nach Gram, mögen sie zuvor noch so intensiv gefärbt worden sein, sämmtlich entfärbt werden; schliesslich ist der wenn auch nur graduelle, aber ganz constante Unterschied in der Virulenz beider Organismen immerhin, als ein Zeichen biologischer Verschiedenheit, beachtenswerth. Es ist dem- nach sehr wohl möglich, dass die Rhinosklerombacterien zwar eine { den gewöhnlichen Kapselbacterien des Nasenschleims u. s. w. sehr — 693 — _ nahestehende, aber doch nicht mit ihnen identische Mikrobien- art darstellen, sondern eine besondere pathogene Species derselben, } wie wir ja z. B. auch unter der Gruppe der ‚Kommabacillen’ in dem Koch’schen Cholerabacillus eine besondere pathogene Art kennen gelernt haben, welche morphologisch und selbst culturell mit anderen nicht pathogenen Arten derselben Gruppe mehr oder - minder ausgesprochene Aehnlichkeit besitzt. Was indessen beim ; Kommabacillus gewiss ist, ist beim Rhinosklerombacillus, wie ge- - sagt, eben nur möglich; für wahrscheinlich halten wir es, % wegen des in erster Linie hervorgehobenen Umstandes, dass die - Rhinosklerombacterien ganz constant in grosser Reichlichkeit, in { vollständiger oder nahezu>*®) vollständiger, natürlicher Reincultur innerhalb des Rhinoskleromgewebes, daselbst vorzugsweise gebunden _ an die, dem Erkrankungsprocess seine histologische Eigenartigkeit verleihenden Mikulicz’schen Zellen, deren besonderes Gepräge wohl unzweifelhaft durch die Einwirkung der wuchernden Rhino- sklerombacterien auf das Zellprotoplasma bedingt ist, vorkommen. Mit voller Sicherheit werden die Rhinosklerombacterien aber erst dann als die eigentlichen Erreger des Rhinoskleroms anzusprechen sein, wenn es gelingen sollte, durch Uebertragung der reinculti- virten Mikrobien auf eine geeignete Thierspecies den vorliegenden - Krankheitsprocess in wohlcharakterisirter Form zu erzeugen. So _ lange dieser Nachweis aussteht, wird immerhin bezweifelt werden - können , ob wirklich unsere ler sinbaeieria, oder aber 2 statt ihrer irgend eine andere, sich einstweilen der Beobachtung _ noch entziehende Bacterienart, oder vielleicht auch irgendwelche 4 nichtbacterielle Schädlichkeit die eigentliche Ursache der Rhino- skleromerkrankung ist, welch letztere dann erst das Gewebe der ehleimhant zu einem besonders günstigen Entwicklungsboden “für die ‚Rhinosklerombacterien’ machen würde. Das Rhinosklerom ‚wäre danach ev. als eine Mischinfection, durch die combi- nirte Einwirkung der noch zu findenden ruhen Rhino- on Organismen und pathogener Kapselkokken der Nasenhöhle bedingt, aufzufassen, eine Möglichkeit, welche auch Dittrich schon angedeutet kat Der Zukunft bleibt also noch die definitive tscheidung über die ätiologische Bedeutung der ‚Rhinosklerom- terien’, resp. die volle Aufklärung der Klare des Rhino- sroms vorbehalten. N 7 ee ee — 64 — 12) Der Diphtheriebacillus (?). Dass es nicht an Bestrebungen gefehlt hat, die Aetiologie der Diphtherie (Br&tonneau), zweifellos der mörderischesten unter den bei uns einheimischen Infectionskrankheiten, aufzuklären, dafür legt die reiche Zahl einschlägiger Arbeiten, welche die medicinische Literatur der letzten drei Jahrzehnte aufzuweisen hat, wohl hinläng- lich Zeugniss ab 547). Wenn es trotz aller aufgewandten Mühen bis auf den heutigen Tag. noch nicht gelungen ist, das Wesen des Diphtheriecontagiums in einem Mibrobion mit voller einwandsfreier Sicherheit zu ermitteln, so liegt dies offenbar daran, dass der Lösung der in Rede stehenden Aufgabe ungewöhnliche, mit den bis- herigen Hilfsmitteln der Untersuchung wohl kaum zu bewältigende Schwierigkeiten entgegenstehen. Das Haupthinderniss ist wohl in dem Umstande begründet, dass die charakteristischen geweblichen Ver- änderungen, in denen sich die Diphtherie ausspricht, an der Schleim- haut ‘des Rachens und des oberen Theils der Luftwege auftreten, an Stellen also, welche bei eintretender Lockerung oder Abstossung ihrer schützenden Epitheldecke oder vollends tiefgreifender Gewebs- zerstörung eines secundären Eindringen von allerhand nicht patho- genen und pathogenen bacteriellen Organismen in hohem Grade ausgesetzt sind. Schon die normale Mundrachenhöhle beherbergt bekanntlich eine ansehnliche, zahlreichen Arten 5*®) entsprossene Organismenflora, mit deren pathogenen Species Sie ja grossen- theils 5?°) schon von früheren Vorlesungen her wohlvertraut sind; stellt sich vollends irgend eine mit vermehrter Schleimsecretion verbundene Erkrankung der Mund- und Rachen-Schleimhaut ein, ! dann steigert sich nicht nur die Masse der Mundbacterien noch 7 sehr erheblich, indem die vorhandenen Arten stärker in Wuche- 7 rung gerathen, wobei es geschehen kann, dass einzelne Arten, welche im normalen Mundschleim nur spärlich gefunden werden, zu auffallender Wachsthumsentfaltung gelangen, z. B. die Zahn- schleimspirillen (Spirochäte denticola) bei einfachem Mundkatarrh, sondern es entwickeln sich wohl auch im pathologisch veränderten ° Mundsecret noch andere Arten, welche im normalen Mundschleim nicht anzutreffen sind. Dass nun diese wuchernden Bacterien des r Mundschleims die Fähigkeit besitzen werden, in etwaige auf die Oberfläche der Mund- oder Rachen -Schleimhaut abgesetzte Ex- sudate oder auch in etwaige nekrotisirte Bezirke des Schleimhaut- s bindegewebes secundär einzudringen und daselbst mehr oder minder » Be ä — 699 — E üppige Colonisationen zu bilden, ist a priori gewiss nicht zu be- streiten und wird ganz direct durch die Thatsache erwiesen, dass wir z. B. constant in den Secretpfröpfen bei einfacher Angina tonsillaris, ferner, wenn auch nicht mit gleicher Regelmässigkeit und namentlich Massenhaftigkeit, in croupösen und diphtheritischen Membranen der Rachentheile den Wucherungen des vulgärsten Mundschleimsaprophyten, des Leptothrix buccalis, begegnen. Ebenso wie der Leptothrix buccalis werden aber natürlich auch andere im Mundschleim schmarotzende Bacterienarten die crou- pösen oder diphtheritischen Membranen zu besiedeln im Stande sein und zwar, wenn, was ja leicht denkbar, der gegebene Nähr- boden einer unter den eindringenden Arten am besten zusagt, - unter vorwiesender Entwicklung dieser einen bestadaptirten Art. Man wird daher auf Mikrobienwucherungen, welche sich auf die eroupösen Exsudate oder die diphtheritisch abgestorbenen Schleim- _ hautbezirke beschränken, falls es sich dabei um Mikrobien handelt, welche auch in der normalen Mundhöhle oder bei andersartigen Erkrankungszuständen der- selben als bei Diphtherie, vorkommen, selbst wenn die - betreffenden Mikrobienwucherungen ganz constant und sehr reich- - lich in den diphtheritischen Membranen vorhanden wären, keinen entscheidenden Werth legen dürfen, es sei denn, dass es möglich wäre, mittels Uebertragung von Reinculturen dieser Mikrobien typische Diphtherie zu erzeugen. Dem Erfülltsein dieses Postulates _ stehen nun aber, wie wir sogleich näher auszuführen haben werden, sehr grosse, um nicht zu sagen nicht zu beseitigende Bedenken _ entgegen. In neuester Zeit nun wird, während keine der früher als ‚Diph- theriebacterien’ aufgestellten Organismenformen irgend allgemeinere Anerkennung sich zu erringen vermochte, mit immer mehr wach- - sendem Vertrauen der Klebs-Löffler’sche ‚Diphtheriebacillus’ ‚als das eigentliche Diphtheriecontagium angesehen. Von Klebs>5®) zuerst als regelmässiger bacterieller Befund in einer grösseren "Reihe von Diphtheriefällen mittels mikroskopischer Untersuchung . erkannt, ist dieser Bacillus zuerst von Löffler >51) als eine be- ‚sondere Bäcterienspecies durch das Reinculturverfahren auf festen Nährböden charakterisirt worden. Hiernach bildet derselbe un- bewegliche, meist leicht gekrümmte Stäbchen von im ganzen sehr wechselnder, durchschnittlich etwa von derselben Länge, wie die Tuberkelbaeillen, aber ungefähr doppelt so breit, wie diese. Die ne Endstücke der Bacillen sind in der Regel abgerundet. Statt dieser typischen Bacillenformen findet man aber oft auch solche, deren End- stücke kugelig (‚Hantelform’) oder keulenförmig aufgetrieben sind; zuweilen erscheint auch das Mittelstück der Bacillen stark verdickt; schliesslich beobachtet man auch Formen, welche eine Zusammen- setzung aus mehreren rundlichen oder ovalen Abschnitten oder ein wurstförmiges Aussehen aufweisen. Alle diese von der typischen Bacillenform abweichenden Gestaltungen trifft man vorzugsweise in den Culturen auf künstlichen Nährböden und zwar hier um so häufiger und ausgeprägter, je weniger letztere den Bacillen zu- sagen, je kümmerlicher also das Wachsthum vor sich geht. Man wird daraus schliessen müssen, dass die erwähnten Abweichungen von dem regulären Formtypus des Bacillus Involutionsformen darstellen. Hiermit stimmt überein, dass die Bacillen in den diphtherischen Membranen, wo sie meist in reichlicher Zahl, ein dichtes Lager bildend, angetroffen werden, jene atypischen Formen nur spärlich und wenig augeprägt erkennen lassen. In den ungefärbten Bacillen sieht man mehr oder minder häufig an den Polen oder auch an anderen Stellen stärker glänzende Theil- chen hervortreten; die Bedeutung derselben ist ungewiss: sie für endogene Sporen zu halten, verbieten die Beobachtungen von Löffler, wonach die Bacillen, mögen sie solche stärker licht- brechende Partien enthalten oder nicht, durch t%stündigen Auf- enthalt in Wasser von 60° ausnahmslos getödtet werden. Im Widerspruch hierzu giebt allerdings Babes an, dass Culturen, welche Bacillen mit sporenähnlichen glänzenden Körperchen ent- hielten, noch nach Erhitzung auf 100° C. ihre Lebensfähigkeit bewahrten und auch der längeren Eintrocknung Widerstand leiste- ten; dem Neisser’schen Sporenfärbungsverfahren unterworfen, reagirten, nach Babes, die sporenähnlichen Kügelchen gleichfalls wie echte endogene Sporen. Die Frage, ob der ‚Diphtheriebaeillus’ Sporen zu bilden vermag oder nicht, ist mithin noch strittig. v. Hofmann, welcher gelegentlich seiner später zu besprechen- den wichtigen Untersuchungen über die Diphtheriebacillen auch der Sporenfrage Aufmerksamkeit geschenkt hat, bemerkt, dass er von endogener Sporenbildung in den Bacillen nichts wahrzunehmen vermochte, obwohl sich die Culturen desselben, feucht conservirt, ° bis 5 Monate lang entwicklungsfähig erhielten. — Durch Ein- wirkung der gewöhnlichen Fuchsin-Methyl- oder Gentianaviolekii | Lösung ist der Bacillus nur ungenügend zu tingiren; besser, als } — 6% — = — in den genannten Farblösungen färbt er sich in einfacher (Klebs), - intensiv in Löffler’s alkalischer Methylenblaulösung. Die dickeren Enden der Stäbchen absorbiren den Farbstoff stärker als die - Mittelstücke, wodurch die ‚Hantelform’ der Bacillen noch mehr _in’s Auge fällt, als am ungefärbten Präparate. — Was die cultu- | rellen Eigenschaften des ‚Diphtheriebacillus’ anlangt, so wächst derselbe, nach Löffler’s Ermittlungen, am besten auf einem er- ; starrten Blutserum von folgender besonderer Zusammensetzung: Drei Theile Hammel- oder Kälber-Serum werden mit einem Theil neutralisirter Kalbsbouillon, welcher 1%, Pepton, 1%, Trauben- zucker und 1, % Kochsalz Engesetzt sind, vermischt. Durch Ver- _ wendung dieses Nährbodens konnte Lör fler den Diphtherie- _ bacillus in Reincultur gewinnen, indem er Theilchen des diphthe- rischen Rachenbelages in Wasser stark verdünnte und nun Tröpfchen dieser Verdünnung auf das erstarrte Serum verimpfte. Bei 37°C. entwickelten sich auf der geimpften Serumoberfläche die ‚Diphtherie- -bacillen’ als opake, weisse, tröpfchenförmige Colonien, die dann leicht durch Ausstrich auf neue Serumböden fortzuzüchten waren. _ Diese neuen Stricheulturen wuchsen zu dicken, undurchsichtigen weissen feuchtglänzenden Ueberzügen heran, Walele bereits in 2 bis 3 Tagen das Maximum ihrer Enbwicklinig erreicht hatten. Auf Gelatineböden kommt der ‚Diphtheriebacillus’ nur kümmer- lich fort; im Impfstich entstehen bei 22° C. — unterhalb dieser _ Temperatur wächst der Bacillus überhaupt nicht, Körpertemperatur % das Optimum, 42° die obere Grenze — kleine, kugelige weiss- he Colonien, welche die Gelatine niemals verflüssigen; in Platten von 15%, Gelatine ausgegossen, bildet der Bacillus ebenso be- chaffene Colonien, welche sich unter dem Mikroskop, bei .. Vergrösserung gemustert, als runde oder ovale, nicht scharf contourirte dunkelbraune Scheiben von grobgranulirtem ‚Gefüge darstellen. Nach Flügge>°?) gedeiht der ‚Diphtherie- ‚baeillus’ in Fleischinfus-Pepton-Agarplatten, welche bei 35° C. gehalten werden, fast ebenso trefflich, wie auf Löffler’s Blut- rummischung; doch ist dieses Merlidften nach v. Hofmann (8. Peter) nicht die Regel; in äusserer Form und mikroskopischem ‚Aussehen gleichen die Agarcolonien denen in den Gelatineplatten. - Aut Kartoffeln gehen die Bacillen überhaupt nicht an. Was nun das pathogene Verhalten des ‚Diphtheriebaecillus’ betrifft, so hat Löffler durch sehr zahlreiche Experimente fest- gestellt, dass der Bacillus für verschiedene kleine Thiere, nament- BE N RR OO ‘ lich Meerschweinchen, in hohem Grade pathogen ist. Nach subcutaner Application von Reinculturen des Bacillus bilden sich an der Impfstelle weissliche, pseudomembranartige Exsudate nebst ausgedehnten blutigen Zellgewebsödemen in der Umgebung, an welche Lokalerscheinungen sich ein Allgemeinleiden anschliesst, | dem die Thiere am zweiten oder dritten Tage nach der Impfung zu erliegen pflegen. Bei der Obduction findet man Hämorrhagien in den Lymphdrüsen, blutige Ergüsse in den Pleurahöhlen und lobuläre Pneumonien. Wurden die Bacillen in die eröffnete Trachea von Kaninchen, Hühnern, Tauben oder in die leicht verletzte Con- junctiva resp. Vagina von Kaninchen resp. Meerschweinchen ein- gestrichen, so entstanden auf den inficirten Schleimhäuten pseudo membranöse Exsudationen von ganz ähnlichem Aussehen wie menschliche Croupmembranen. Auch in diesen Fällen folgte den ” primären Lokalaffeeten in der Regel die tödtliche Allgemeininfeetion, ° und zwar um so schneller und sicherer, je jünger die verwendeten ° Thiere waren. Im Blute und in inneren Organen konnten die verimpften Bacillen niemals aufgefunden werden, regelmässig da- gegen in den Entzündungsheerden des Unterhautgewebes, während sie in den Pseudomembranen der Schleimhäute wiederum fehlten oder nur vereinzelt anzutreffen waren. Bei einigen der inficirten ” Thiere waren auch lähmungsartige Zustände der Extremitäten zu beobachten, die jedoch nicht als ‚diphtherische’ Lähmungen auf- 1 gefasst werden konnten, da Harnsäurebildung m den Ger lenken als Grund dericihen nachzuweisen war. Diese von Löffler erhaltenen Infectionsresultate bieten, keiner näheren Ausführung bedarf, mannigfache Uebereinstimmungen mit dem Symptomenbilde der menschlichen Diphtherien dar, und haben demnach wohl wesentlich mit dazu beigetragen, in weiteren Kreisen die Ueberzeugung zu vermitteln, dass in dem Klebs- Löffler’schen ‚Diphtheriebacillus®’ nun endlich das wahre para- sitische Mikrobion der epidemischen Diphtherie, mindestens be stimmter Kategorien von Fällen dieser Krankheit, entdeckt sei, zumal da der genannte Bacillus die anderen beiden Forderungen, welche an die Legitimation eines specifischen Krankheitsparasiten gestellt werden müssen, nämlich die Constanz und Ausschliesslich- # keit des Vorkommens bei der betreffenden Krankheit, hinlänglich zu erfüllen schien. Forschungen der allerneuesten Zeit haben in- dessen Beobachtungen zu Tage gefördert, welche, wenn sie, woran zu zweifeln kein Grund vorliegt, zuverlässig sind, die Bedeutun 0 unseres Bacillus als specifischen Diphtherieerregers, wenn nicht völlig erschüttern, so doch sehr zweifelhaft erscheinen lassen _ müssen. 3 Die grosse Häufigkeit, ja wahrschemlich Constanz des Vor- _ kommens des in Rede stehenden Bacillus in den charakteristischen _ Membranen der echten Rachen- und Hals-Diphtherie, namentlich _ der genuinen Formen dieser Krankheit, darf allerdings, nach - Klebs’ und namentlich Löffler’s Ermittlungen, welcher letztere _ Forscher den Bacillus bei seinen fortgesetzten Untersuchungen neuer- dings 553) in 10 nach einander untersuchten Diphtheriefällen mittels des Culturverfahrens in den Membranen stets gefunden hat, als festgestellte Thatsache betrachtet werden. Was jedoch die Aus- ‚schliesslichkeit des Vorkommens bei Diphtherie anlangt, so ist diese Annahme nach den erwähnten Forschungsergebnissen, keinesfalls mehr zu halten, letztere machen es vielmehr wahrschein- lich, dass der ‚Diphtheriebacillus’ ein häufiger, wenn nicht regelmässiger Bewohner der Mundhöhle des Menschen ist. Bereits Löffler hatte in seiner grundlegenden einschlägigen Abhandlung angegeben, dass er den ‚Diphtheriebacillus®’ ein Mal auch in der Mundhöhle eines ganz gesunden Kindes angetroffen ‚habe. Konnte aus dieser vereinzelten Beobachtung noch kein be- ‚stimmter Schluss gegen die Specificität des Bacillus gezogen wer- den, so machte aber zunächst wiederum Löffler 54) selbst die weitere Beobachtung, dass in den diphtherischen Membranen neben dem ‚Diphtheriebacillus’ eine Bacillusart anzutreffen war, welche sich von ersterem ausser durch gewisse, wenig markante — so- gleich noch näher zu besprechende — Differenzen des morpho- logischen und culturellen Verhaltens 555) nur durch den Mangel der Virulenz für Thiere unterschied. Diese von Löffler als Pseudodiphtheriebacillus’ bezeichnete Bacterienart hat dann später v. Hofmann>5®) durch eine ausgedehnte Untersuchungsreihe als ‚einen ausserordentlich häufigen, wahrscheinlich constanten Schma- rotzer des Pharynxschleims erwiesen. Ausser den von Löffler hervorgehobenen Unterscheidungsmerkmalen des ‚Pseudodiphtherie- bacillus’ von dem echten ‚Diphtheriebacillus’ betont v. Hofmann noch den Umstand, dass letzterer im Gegensatz zu ersterem, auf Agar nur sehr schlecht fortkomme. Wären nun die angegeben Unterschiede zwischen dem ‚Diphtheriebacillus’ einerseits und dem ‚Pseudodiphtheriebacillus’ anderseits durchgreifende und constante, ;0 könnten die beiden Mikroorganismen sehr wohl, trotz aller Baumgarten, Mykologie, 45 — 70 — sonstigen Uebereinstimmungen, als zwei verschiedene Bacterien- species, ebenso wie z. B. die Kommabacillen des faulen Käses und die der Cholera asiatica, auseinander gehalten und die Aus- schliesslichkeit des Vorkommens des echten ‚Diphtheriebacillus’ bei Diphtherie mithin gerettet werden. Die vereinzelte Beobach- tung Löffler’s, die Auffindung des letzteren in der Mundhöhle eines gesunden Knaben betreffend, würde daran nichts ändern, da ja durchaus nicht alle vereinzelten, auf der äusseren oder inneren Oberfläche des lebenden Körpers abgesetzten specifischen Bacterien nothwendig zu ‚inficiren’ brauchen. Die fortgesetzten Forschungen v. Hofmann’s haben jedoch ergeben, dass das handgreiflichste der aufgestellten Unterscheidungsmerkmale zwischen Pseudo- und wirklichen ‚Diphtherie-Bacillen’, nämlich die erwähnte Differenz in dem pathogenen Verhalten, wonach die letzteren für Thiere exquisit virulent, die ersteren ganz unschädlich sein sollten, inconstant ist. Aus den Membranen typischer Diphtheriefälle erhielt v. Hof- mann zwar constant Oulturen von Bacillen, welche morphologisch und culturell vollständig mit Löffler’s Diphtheriebaeillen über- einstimmten, die diesen Bacillen zugeschriebene Infectiosität jedoch nicht als constantes Merkmal aufwiesen, indem die Culturen einiger Fälle, auf Thiere, speciell Meerschweinchen übertragen, entweder gar keine oder erst nach Anwendung sehr grosser Dosen patho- logische Störungen hervorzurufen im Stande waren. Weiterhin züch- tete z. Hofmann bei einer grösseren Zahl von Masern- und Scharlach- Fällen sowie solcher Control-Fälle (meist Phthisen), in welchen die Rachen- und Hals-Organe normal, oder doch wenigstens keine Spur von diphtheritischen oder croupösen Veränderungen zeigten, aus dem Pharynxschleim Bacillen, welche theils den virulenten, theils den avirulenten Culturen des Löffler’schen ‚Diphtheriebacillus’ ent“ sprachen. Schliesslich constatirte v. Hofmann, dass früher vie rulente Culturen, nachdem sie vier Wochen sich selbst überlassen worden waren, ihre Virulenz ganz oder theilweise eingebüsst hatten. ° Ist also der a Charakter keine constante Eigenschaft des ‚Diphtheriebacillus®’ und kommt anderseits auch ohne Diph- therie im Munde häufiger ein Bacillus vor, welcher, bei gleichem Form- und Cultur-Verhalten, dieselben a Eigenschaften besitzt, wie der ‚echte Diphtheriebacillus’, dann hat man nur die Wahl riechen zwei Aunakınen® Entweder die ‚Pseudodiphtherie’- und ‚Diphtherie’-Bacillen gehören ein und derselben Organismen- species an, welcher man dann die Fähigkeit zuschreiben miseheg 4 % i rs a 1 op A — WI — gewisse Schwankungen der Form- und Wachsthums-Erscheinungen _ und einen spontanen Wechsel zwischen einem infectiösen und einem _ nichtinfeetiösen Zustande darzubieten oder: ‚Pseudodiphtherie’- und ‚Diphtherie’-Bacillen sind trotz aller Aehnlichkeit zwei verschie- _ dene Örganismenspecies; dann wird man aber erstens zugeben müssen, dass die ‚Diphtheriebacillen’ auch ohne Diphtherie häu- figer in der Mundhöhle sich aufhalten und dass sie zweitens des wichtigsten der sie von den ‚Pseudodiphtheriebacillen’ unterschei- - denden Merkmals sowohl innerhalb als ausserhalb des menschlichen Körpers spontan theilweise oder gänzlich verlustig gehen können. _ Eine ganz sichere Entscheidung dieser Alternative dürfte sich zur Zeit nicht wohl treffen lassen; die grössere Wahrscheinlichkeit steht jedoch, unseres Erachtens, der ersterwähnten, der Identitäts- Annahme zur Seite. Um die gegentheilige Auffassung, die An- _ nahme der Artverschiedenheit, zu begründen, wollen uns die von den Autoren angegebenen morphologischen und culturellen Diffe- renzen, welche, nach Wegfall der Infectiosität als ausschlaggebenden - Difierenzirungsmomentes, allein noch zur Stütze des Nichtidentitäts- Standpunktes übrig geblieben sind, nicht scharf und sicher genug erscheinen. Nach Löffler sind die echten: ‚Diphtheriebacillen’ etwas grösser als die ‚Pseudodiphtheriebacillen’, zeigen häufiger Individuen mit kolbigen, terminalen Anschwellungen, ihre isolirten Colonien bieten eine deutlichere Zähnelung des Randes dar und die Culturen auf Blutserum, Agar und Gelatine sehen weniger weiss aus als diejenigen der unechten Diphtheriebacillen. v. Hof- mann fügt, wie schon erwähnt, diesen Differenzen noch die hinzu, dass die ‚Pseudodiphtheriebaeillen’ auf Agar kräftig, die ‚Diphtherie- baeillen’ dagegen nur misslich wüchsen. Ueberblickt man die auf- gezählten Unterschiede, so wird zuzugeben sein, dass dieselben rein gradueller und z. Th. ziemlich diffhiciler Natur sind, wobei noch in Frage zu stellen wäre, ob die angenommenen Unterschiede ' denn auch wirklich ganz constante seien. Gerade für das re- lativ greifbarste der angegebenen Unterscheidungsmerkmale, näm- "lich für das differente Verhalten auf dem Agarboden, liegt Grund vor, diesen Zweifel auszusprechen, da Löffler diese Differenz nicht hervorhebt und Flügge (s. 0.) ganz im Gegensatz zu v. Hof- mann, das Agar als ein treffliches Nährmedium für den ‚Diph- theriebacillus’ bezeichnet. Dem Identitäts-Standpunkt anderseits steht die Analogie zur Seite, dass auch bei anderen Bacterien Abstufungen der Virulenz von einem Virulenzmaximum bis zu voll- i 45* — 12 — ständigem Virulenzverluste und damit bisweilen Hand in Hand gehend kleine graduelle Schwankungen des morphologischen und _ eulturellen Verhaltens vorkommen. Abgesehen von aller Analogie spricht unseres Erachtens für die Identität direct die von v. Hof- mann festgestellte Thatsache, dass der ‚Diphtheriebacillus’ seine charakteristischste Eigenschaft, die Infectiosität spontan völlig ab- zulegen vermag; kann aber dies geschehen, dann ist auch die Möglichkeit nicht wohl von der Hand zu weisen, dass derselbe Bacillus aus dem nicht virulenten Zustande in den virulenten spon- tan zurückzukehren vermöge. Die zwischen ‚Pseudodiphtherie’- und ‚Diphtherie’-Bacillen zu beobachtenden kleinen Differenzen des morphologischen und culturellen Verhaltens, welche wir als zu gering erachten mussten, um eine Verschiedenheit der Species zu begründen, stimmen sehr wohl mit der Annahme eines blossen Wechsels zwischen virulentem (parasitischen) und avirulentem (sapro- phytischen) Lebenszustande überein. Wie man sich aber auch das Verhältniss zwischen ‚Pseudo- diphtherie’- und ‚Diphtherie’-Bacillen denken wolle, soviel steht, nach den durch v. Hofmann ermittelten Beobachtungsthatsachen fest, dass die Löffler’schen ‚Diphtherie’- Bacillen mit allen ihren ° Eigenschaften nicht ausschliesslich bei Diphtherie, sondern auch, und zwar häufig, ohne dass Diphtherie vorhanden ist, m der Mundhöhle des Menschen vorkommen, womit sowohl der diagnostische Werth des Befundes dieser Baeillen unsicher, als auch ihre ätiologische Bedeutung für den diphtherischen Process zweifelhaft geworden ist. So wie die Dinge jetzt liegen, lässt sich die Auffassung nicht bestimmt zurückweisen, dass die Klebs- Löffler’schen Bacillen nicht die parasitären Erreger, sondern nur saprophytische Bewohner der diphtherischen Membranen sind, n welche sie vom Mundsecrete aus eindringen, um sich in ihnen, als einen für ihr Gedeihen günstigen Boden lebhaft zu vermehren, Unterstützt wird diese Auffassung unseres Erachtens durch den Umstand, dass die ‚Diphtheriebacillen’ nur in den mehr oberfläch- lichen Schichten der diphtherischen Membranen, niemals in den tieferen Lagen derselben oder vollends innerhalb des noch nicht nekrotisirten Schleimhautgewebes gefunden werden und auch in ; inneren Organen von Klebs sowohl als von Löffler, welcher nicht nur mikroskopisch, sondern auch mittels des empfindlichen Reagens seines Blutserumverfahrens danach suchte, stets vollständig vermisst wurden. Dass die localen diphtheritischen Gewebsverände- ., f rungen sowie das diphtherische Allgemeinleiden, welche den Erkran- kungsprocess in typischen Diphtheriefällen zusammensetzen, durch derartig oberflächlich nistende, mehr ausserhalb als innerhalb des _ lebenden Körpers gelegene, er Ganzen doch nur spärliche Bac- terienansiedlungen, wie sie die Colonisationen des ‚Diphtherie- bacillus’ in den diphtherischen Membranen darstellen, sollten her- vorgerufen werden können, ist nach Analogie mit den Erfahrungen über sonstige genauer bekannte bacteritische Infectionsprocesse, welche uns lehren, dass die pathogenen Bacterien in der Regel min- destens bis in die obersten Bindegewebsschichten eindringen oder falls dies unterbleibt (wie es bei der Cholera-Infection der Fall zu sein scheint [?]), dann wenigstens ganz massenhaft zur Wucherung gelangen müssen, wenn sie krankheitserregend wirken sollen, wenig wahrscheinlich. Undenkbar ist es allerdings nicht, man müsste dann aber annehmen, dass der ‚Klebs-Löffler’sche ‚Diphtheriebacilus’ ganz besonders intensive phlogogene, pyrogene etc. Toxine zu erzeugen im Stande sei, wofür es indessen bis jetzt an jeglichem directen Nachweis fehlt. Gegen diese Zweifel an der ätiologischen Bedeutung des Klebs- Löffler’schen Diphtheriebacillus wird nun freilich eingewendet werden können, dass Löffler ja durch zahlreiche Experimente den pathogenen Charakter dieses Bacillus erwiesen und gezeigt habe, dass das durch ihn bei gewissen Thieren hervorgerufene Krankheitsbild in den wichtigsten Zügen demjenigen der mensch- lichen Diphtherie geglichen habe oder doch sehr ähnlich gewesen sei, speciell auch bezüglich des Punktes Uebereinstimmung geboten hätte, dass auch hier die in diesen Fällen doch sicher als die eigentlichen Krankheitserreger wirkenden ‚Diphtheriebacillen’ nie- mals über die Entzündungsproducte der Infectionsstelle hinaus im "Blüte oder den inneren Organen anzutreffen waren. So bestechend dieser Einwurf auf den ersten Blick auch erscheint, so vermag er ‚doch bei näherer Erwägung den aufgeworfenen Zweifel nicht zu beseitigen. Dass der Klebs-Löffler’sche ‚Diphtheriebacillus’ auf gewisse Thiere exquisit pathogen wirkt, ist allerdings eine un- umstössliche Thatsache; doch lässt sich zuvörderst nicht behaupten, dass er, wie dies nach Maassgabe der Befunde beim Menschen ‚angenommen werden müsste, seine pathogene Wirkungen durch "blosse Vegetation an der freien Oberfläche oder innerhalb der oberen Schichten der Epithellage vollziehe, da er ja auf die unver- letzte Schleimhaut aufgetragen, keinerlei pathologische Störungen — 14 — veranlasst, sondern entweder in’s Bindegewebe injieirt oder in ver- letzte Schleimhäute eingerieben werden muss, um pathogene Wirkungen zu entfalten. Weiterhin beweist der Umstand, dass er für Thiere überhaupt pathogen ist, an sich noch nicht, dass er auch für den Menschen pathogen ist, denn es giebt, wie Sie wissen, eine ganze Zahl von für gewisse Thiere exquisit pathogenen Bacterien, welche für den Menschen völlig unschädlich sind. Gerade auch der menschliche Mundspeichel resp. die diphtherischen Mem- branen enthalten bekanntlich einige derartige Bacterien (z. B. die Kaninchenseptikämiebacillen) und zu ihnen könnte ja auch der ‚Diphtheriebacillus’ gehören. Es wird also im vorliegenden Falle nicht sowohl darauf ankommen, zu beweisen, dass der ‚Diphtherie- bacillus’ überhaupt pathogen, als vielmehr darauf, dass er wirklich diphtherogen ist, d. h. dass er eine mit der menschlichen Diphtherie nicht bloss ähnliche, sondern im wesentlichen identische ° Krankheit hervorzurufen im Stande ist. Prüfen wir vom Stand- punkte dieser Forderung aus die Sachlage, so müssen zunächst die ° durch subcutane Injection der ‚Diphtheriebacillen’ erzielten Er- kränkungen als Vergleichsobjecte mit den menschlichen Diphtherien ganz ausgeschaltet werden. Dass kein Patholog diese wesentlich durch progrediente hämorrhagische Entzündungen des Unterhaut- gewebes, durch Lymphdrüsenhämorrhagien und sanguinolente Er- güsse in die serösen Höhlen anatomisch gekennzeichneten Eı krankungen als ‚Diphtherien’ bezeichnen würde, bedarf wohl keiner näheren Ausführung. Dagegen kann allerdings den von den” Schleimhäuten, speciell von der eröffneten Trachea aus, ins Leben gerufenen Krankheitsprocessen, gemäss der oben in den Hauptzügen wiedergegebenen Beschreibung Löffler’s, die Bedeu- tung als Parallelerkrankungen der menschlichen Diphtherien nich! ohne weiteres abgesprochen werden. Eine Anzahl von Gründer vereinigt sich jedoch dahin, die Identität als fraglich erscheinen zu lassen. Löffler selbst hat sich mit der ihm eigenen Objecti- vität bezüglich der Identifieirung zurückhaltend geäussert; er macht selbst als Bedenken geltend, dass in den experimentell erzeugte Pseudomembranen die ,‚Diphtheriestäbchen’ nicht in derselbei Menge und Anordnung, wie in den diphtheritischen Membran en des Menschen zu finden waren, dass ferner die Pseudomembran- bildung nicht durch Uebertragung auf die intacten, sondern nur durch Einimpfung in die verletzten Schleimhäute zu bewirken war und dass schliesslich bei den Thieren, welche die Impfungen — 105 — überlebten, keine Lähmungserscheinungen auftraten. Wir glauben unserseits diesen Bedenken noch erstens hinzufügen zu müssen, dass pseudomembranöse Ausschwitzungen auf Schleimhäuten mit, namentlich wenn die Trachealschleimhaut als Applicationsstelle gewählt wird, tödtlichem Ausgang für die Thiere nicht allein durch Verimpfungen der ‚Diphtheriebacillen’, sondern durch sehr verschiedenartige Einwirkungen, theils durch Einspritzung von ge- wissen chemischen Stoffen (Aetzmittel, Jequirityn etc.) theils durch Infection mit diversen anderen pathogenen Bacterien hervorzubringen sind, welche, den experimentirenden Pathologen seit Langem be- kannte Thatsache noch neuestens von Penzoldt>5”) durch ein- schlägige, unter specieller Bezugnahme auf die ‚Diphtheriebacillen’- _ Frage mit verschiedenen, von den Löffler’schen ‚Diphtherie- bacillen’ sicher differenten Bacterienarten angestellte, positiv ausgefallene Experimente erhärtet worden ist. Hierdurch com- plicirt sich natürlich die Frage nach der Beweiskraft der Löffler- schen Experimente bedeutend. Hält man an der Anschauung der Kliniker fest, dass die Diphtherie eine specifische, durch ein ein- heitliches infectiöses Agens verursachte Krankheit sei, dann wird man die ‚Diphtherie der Löffler’schen Versuchsthiere ebenso- wenig als eine mit der menschlichen Diphtherie identische Er- krankung ansehen können, wie alle sonstigen ‚experimentellen Diphtherien’, es sei denn, dass die ‚Diphtherie’ der Löffler’schen - Versuchsthiere einen höheren und zur Annahme der Identität hin- reichenden Grad von Uebereinstimmung mit der Diphtherie des - Menschen allen sonstigen experimentellen Diphtherien gegenüber darböte. Dass letzteres wirklich der Fall sei, müssen wir jedoch einstweilen bezweifeln: durchgreifende Unterschiede zwischen den von Löffler mittels der ‚Diphtheriebacillen’ erhaltenen Experi- _ mentalerfolgen und den auch durch allerhand andere Bacterien - resp. sonstige Noxen erzielbaren ‚experimentellen Diphtherien’ ver- mögen wir nicht zu erkennen. Liesse man dagegen auf Grund der erwähnten Experimente die Anschauung von der Specificität der menschlichen Diphtherie fallen und gäbe mithin zu, dass der Klebs-Löffler’sche Diphtheriebacillus ein ätiologisches Agens der Diphtherie repräsentire, dann würde es behufs Beurtheilung der ätiologischen Rolle des ‚Diphtheriebacillus’ für die mensch- liche Diphtherie wesentlich darauf ankommen, zu entscheiden, in wie viel Fällen von echter menschlicher Diphtherie denn eigentlich der Klebs-Löffler’sche ‚Diphtheriebacillus’ in den diphtherischen Pr — 706 — Krankheitsheerden ausschliesslich oder doch allen anderen Bacterien gegenüber in so überwältigender Menge vorhanden sei, dass ihm allein oder doch hauptsächlich die Bildung der croupösen oder diph- theritischen Processe in den betreffenden Fällen zugeschrieben werden müsse. Die Zahl derartiger Fälle scheint sich nun nach den bisjetzt ° darüber vorliegenden Untersuchungen nicht gar so hoch zu stellen. Wenn Löffler auch, wie erwähnt, neuestens mittels seines Cultur- verfahrens (s. 0.) in 10 Fällen von echter Diphtherie den ‚Diphtherie- bacillus’ in Reincultur gewinnen konnte, so war doch das Resultat seiner eigenen mikroskopischen Untersuchungen von Schnitt- präparaten durch die ganze Dicke der erkrankten Schleimhautbezirke — welche Untersuchungen für die zu- verlässige Beantwortung der vorliegenden Frage selbstverständlich allein als maassgebend betrachtet werden können — ein anderes. Unter 22 Fällen von in der genannten Weise mikroskopisch unter- suchten Fällen von genuiner Diphtherie fand Löffler in 9 Fällen H wohlcharakterisirte Lager der ‚Diphtheriestäbchen’ in der Substanz der Membranen, in 13 Fällen dagegen vermochte er nichts von solchen, wohl aber andere Bacterien, namentlich Strepto- kokken, theils in den Membranen, theils im Gewebe der erkrankten 1 Schleimhaut nachzuweisen. In den quoad ‚Diphtheriebacillen’ posi- tiven Fällen waren ferner ausser den, wie gesagt, stets nur in den Membranen, und zwar deren mehr oberflächlichen Schichten, ge legenen Vegetationen der Stäbchen noch anderweitige Mikroorganis- men (Streptokokken, diverse andere Bacterien) theils in den Mem- branen, theils auch in dem darunter gelegenen Schleimhautgewebe, und zwar nicht selten in beträchtlicher Anzahl, vorhanden. Wenn wir diesen objectiven Befunden Löffler’s hinzufügen, dass auch wir selbst die Klebs-Löffler’schen Stäbchen nur in der kleineren Zahl der von uns untersuchten Fälle als dominirenden bacteriellen Befund in den Schnittpräparaten durch die diphtherischen Krank- heitsheerde erhalten haben, so würden also die ‚Diphtheriebacillen’ nur für einen Theil, bestenfalls für die kleinere Hälfte der Fälle von genuiner Diphtherie als ätiologisches Agens in Betracht kommen können, für die grössere Zahl der Fälle wären wir genöthigt, nach $ anderen Ursachen zu suchen. Unseres Erachtens ist es nun aber, nach aller Analogie zu schliessen, nicht wahrscheinlich, dass eine so typische Infectionskrankheit, als welche die epidemische Diph- therie des Menschen sich darstellt, durch ganz verschiedene Ursachen sollte in’s Leben gerufen werden können und wir glauben daher, uns te A a. a mit Heubner, A. Fränkel und anderen Forschern die Identität aller der bisher hervorgebrachten ‚experimentellen Diphtherien’, die Diphtherie der Löffler’schen Versuchsthiere nicht ausge- schlossen, mit der echten menschlichen Diphtherie in Frage stellen zu müssen, wenn wir auch dem Klebs-Löffler’schen ‚Diphtherie- bacillus’ die Fähigkeit, fibrinöse Pseudomembranbildung beim Menschen hervorzurufen, nicht bestreiten wollen, obgleich der sichere Beweis, dass ihnen diese Potenz innewohnt, bisher nur für Thiere und auch bei diesen nur für verletzte Schleimhäute erbracht ist. Es bestärkt uns nun in diesem unseren Zweifel an der Identität der ‚Diphtherie’ der Löffler’schen Versuchsthiere mit der echten menschlichen Diphtherie noch ein weiterer Grund, näm- lieh die Thatsache, dass eine der menschlichen Diphtherie gleich- zustellende Krankheit bei Thieren, speciell den gebräuchlichen Versuchsthieren, spontan, soweit unser derzeitiges Wissen reicht, nicht vorkommt. Dass die seucheartig auftretenden sog. ‚Diph- therien’ des Geflügels, der Lämmer und Kälber nicht als Parallel- erkrankungen der menschlichen Diphtherie angesehen werden können, dürfte gegenwärtig, nach den bacteriologischen Ermittlungen Löff- ler’s>5®), welche als Erreger dieser Erkrankungen ganz andere Bacterien als die, welche in den menschlichen Diphtheriemembranen gefunden werden, aufgedeckt haben, sowie auch in Berücksichtigung der klinischen Beobachtungsthatsachen, welche, wie noch neuestens Pütz 559%) in zusammenfassender, kritischer Darlegung überzeugend begründet, keinen sicher erweisbaren ätiologischen Zusammenhang mit den menschlichen Diphtherien erkennen lassen, wohl eine aus- gemachte Sache sein. Wäre die ‚Diphtherie’ der Löffler’schen Versuchsthiere wirklich mit der echten epidemischen Diphtherie des Menschen identisch, dann wäre es kaum zu verstehen, warum nicht beispielsweise die Meerschweinchen, die doch, nach Löff- er’s Versuchen, so sehr empfänglich für den ‚Diphtheriebacillus’ ind, bei ihrem häufigeren näheren Zusammenleben mit Menschen cht wenigstens gelegentlich der spontanen Ansteckung mit dem iphtheriecontagium unterliegen sollten. Bis heutigen Tages ist eben weder für Meerschweinchen, noch sonst für ein anderes Thier (die anthropoiden Affen vielleicht ausgenommen) ein einziger icherer Fall spontaner Diphtherieübertragung vom Menschen auf las Thier constatirt worden. Nach alledem kann trotz der zahlreichen sehr verdienstvollen “orschungen, welche über diesen eminent wichtigen Gegenstand RER 2 2 FREE ; 1 er Be — 18 — in älterer, neuerer und neuester Zeit angestellt sind, Forschungen, unter denen diejenigen Löffler’s unbestreitbar als die bedeutungs- vollsten, alle vorangehenden Bestrebungen an Sicherheit der Me- thodik, planvoller, umfassender Durcharbeitung und Erfolg weitaus überragenden anzuerkennen sind, die Frage nach der Natur des Diphtheriecontagiums nicht als gelöst angesehen werden. Wie Sie” sich erinnern, haben wir unsererseits den Versuch gemacht), die” Ansicht zu begründen, dass eine grosse Zahl der Fälle von Diph- theritis faucium et laryngis, welche charakteristische Lokal-” erkrankung bekanntlich theils als Hauptsymptom der genuinen Br&ötonneau’schen Diphtherie, theils aber auch, hier allerdings meist auf Gaumen- und Rachen-Theile beschränkt bleibend, secundär” nach anderen Infectionskrankheiten (Scharlach, Masern u. s. w.) auftritt, durch den Streptokokkus pyogenes her vorgerufen seien. Wir haben um so weniger Grund heute von dieser Ansicht abzugehen, als fortgesetzte eigene sowie auch A, Fränkel’s neueste Befunde °°*), welcher Forscher in zwei (dem Verlaufe nach allerdings von dem typischen Gang der genuine Diphtherien abweichenden) Fällen von primärer Rachen- und Hals Diphtheritis den Streptokokkus pyogenes in vollständiger Rein cultur sowohl in den erkrankten Rachentheilen als auch im Blut und in den eitrigen resp. diphtheritischen Localisationen verschie dener innerer Organe nachwies, uns in derselben nur haben be stärken können. Halten wir es aber auch für sicher, ‘dass de Streptokokkus pyogenes ein sehr häufiger Erreger der Hals- un Rachen-Diphtheritis ist, so lassen wir doch ausdrücklich dahin gestellt, ob der genannte Mikroorganismus die Ursache der Diph therie, d. h. der ganzen Krankheit, die wir nach Bretonneau Vorgang mit diesem Namen bezeichnen und als eine Infection: krankheit sui generis, gleich Masern, Scharlach u. s. w. au fassen, darstelle. Die Möglichkeit, dass dem so sei, wird zwa keineswegs stricte abzuweisen sein: Wenn wir dem Streptokokkı pyogenes die Eigenschaft nicht bestreiten können, beim Mensche ausser Phlegmonen, Flächenabscessen, Pyämien auch das klinise als eine selbständige, typische Infeetionskrankheit imponirenc Erysipel, bei Thieren, je nach der Quelle, aus der er gewonne (locale Abscesse, pyämische Heerde, diphtheritische Producte, ur reine Erde u. s. w.), bald nur unscheinbare locale Affectionen, | bald verschiedene, klinisch scharf von einander abgegrenzte, pyämie- | oder septikämieartige Allgemeinerkrankungen zu erzeugen 562), & N | u} i 2 — 719 — ist es gewiss keine zu gewagte Annahme, dem Streptokokkus pyo- _ genes auch die Fähigkeit, die Diphtherie zu verursachen, zuzu- _ schreiben. Ob wir uns die Thatsache, dass ein uns seinen morpho- _ logischen und culturellen Merkmalen nach als gleichartig erscheinen- der Mikroorganismus klinisch so verschiedenartige Krankheitsprocesse zu bewirken vermag, so vorstellen wollen, dass wir es mit morpholo- gisch und culturell zwar übereinstimmenden, functionell aber con- stant von einander differirenden Arten, Racen oder Varietäten von Mikrobien oder aber mit verschiedenen Virulenzstufen einer und der- ‚selben Mikrobienart zu thun haben, ist theoretisch gewiss eine sehr “wichtige und interessante, praktisch indessen belanglose Frage; "huldigt man der ersterwähnten Vorstellung, so würde man ebenso gut wie man einen ‚Streptokokkus erysipelatis’ aufgestellt hat, ‚auch einen ‚Streptokokkus diphtheriae’ als besondere Kettenkokken- ‚species oder als besondere Varietät des Streptokokkus pyogenes "aufstellen können. Anderseits ist aber auch, und zwar namentlich “mit Rücksicht auf den Umstand, dass der Streptokokkus pyogenes nicht in allen Fällen von genuiner Diphtherie in den charakte- ristisch erkrankten Theilen gefunden wird, die Möglichkeit offen zu halten, dass die specifische ee ner welche wir EDiphtherie’ nennen, durch ein Virus veranlasst er welches uns heutzutage noch neh unbekannt ist, wie das Scharlach! oder _ Masern-Virus und welches, ähnlich ah noch ungleich häufiger wie das unbekannte Scharlachcontagium, an der Rachenschleim- ‚haut Veränderungen setzt, die das Eindringen und die Entwicklung diphtheritiserzeugender Bacterien (des Streptokokkus pyogenes, ev. des Klebs-Löffler’schen ‚Diphtheriebacillus’, oder auch noch ‚anderer Mikrobien) — die dann als in der normalen Mundhöhle stets gegenwärtig gedacht werden müssten, was hinsichtlich des Klebs-Löffler’schen ‚Diphtheriebaecillus’ für einen grossen Theil der Fälle zutreffen würde, hinsichtlich des Streptokokkus pyogenes, der bisher noch nicht in der normalen Mundhöhle gefunden, erst noch zu erweisen wäre*) — in hohem Maasse begünstigen. Die echte Diphtherie wäre danach in einer grossen Zahl der Fälle als eine Mischinfection, als das Resultat der vereinigten Ein- wirkung des noch unbekannten ‚Diphtherievirus’ einerseits, be- 'stimmter Diphtheritisbacterien anderseits aufzufassen. Als dritte Möglichkeit wäre schliesslich noch die denkbar, dass die localen *) Nachträgl. Anmerk. Neuestens berichtet Netter über positive bez. Be- funde ; dieselben erscheinen jedoch nicht vollkommen beweiskräftig (cfr. Anm. 549). — 1 — diphtheritischen Veränderungen bei der Diphtherie ebenso wie die Allgemeininfection directe Producte des noch unbekannten Diph- therievirus seien, wonach dann die in den diphtheritischen Mem- branen zu findenden pyogenen Streptokokken, ‚Diphtheriestäbchen’, ebenso wie die sonstigen häufiger in den Membranen anzutreffenden. Mikroorganismen, nur mehr zufällige bacterielle Beimengungen dar- stellen würden, welcher ihrerseits freilich durch secundäre Invasion (pyogene Streptokokken!) in den diphtheriekranken Körper letzteren eine neue schwere Gefahr bereiten könnten. Welche von diesen. drei zur Zeit möglichen Anschauungen die richtige sei, ig zu= künftige Untersuchungen zu entscheiden haben. | 13) Bacillen bei Dysenterie; Anhang: der Bacillus de - ‚Darmdiphtherie des Kaninchens’ (Ribbert). | Die epidemische Dysenterie (Ruhr) hat insofern Aehnlichkeit mit der epidemischen Diphtherie, als auch bei ihr die im Mittel- punkte der Erkrankung stehende Localstörung in der Regel den Charakter der diphtheritischen Entzündung trägt. Aller dings sind zwischen der dysenterischen Darmdiphtheritis und der diphtherischen Rachen- und Hals-Diphtheritis gewisse typische Unterschiede in der pathologisch - anatomischen Gestaltung und Verlaufsweise des diphtheritischen Entzündungsprocesses vorhanden, Unterschiede, welche wesentlich mit in Differenzen der pathogene- tischen Wirkung der beiderseitigen Krankheitsursachen, des Diph- therievirus einerseits, des Dysenterievirus andererseits, begründet sein müssen. Leider kennen wir zur Zeit das Wesen des Dysen- terievirus resp. die specifischen Dysenteriebacterien noch weit we- niger sicher als die specifischen Diphtherieorganismen. Dass die Schwierigkeiten, die echten Dysenterieorganismen zu finden, fast noch grössere sein müssen, als diejenigen, welche der Erkenntniss” der echten Diphtheriebacterien entgegenstehen, bedarf angesichts der noch ungleich grösseren Menge von Bacterien verschieden artigster Abstammung, welche der Darminhalt gegenüber dem” Mund- und Rachen-Schleim bereits unter normalen Verhältnissen beherbergt und angesichts ferner des von Ribbert und Bizzo- zero festgestellten Factums ), dass ein erheblicher Theil dieser Bacterien fort und fort schon in die gesunde Darmschleimhaut eindringt, nach den bezüglichen Bemerkungen in dem Capitel über i — 11 — len ‚Diphtheriebacillus’ keiner weiteren Erörterung. Fast scheint es, als habe die Voraussicht, bei der Untersuchung auf nahezu “"unüberwindliche Hindernisse zu stossen, die meisten der auf dem "Gebiete der pathologischen Mykologie thätigen Forscher davon zurückgehalten, die Frage der Dysenterieorganismen energisch in Angriff zu nehmen. ‘Denn es liegen in der Literatur nur sehr _ wenige auf dieses Thema bezügliche Angaben vor. Wenn wir von den später zu erwähnenden ‚Dysenterie-Amöben’ absehen, so wüssten wir nur die, möglicherweise z. Th. auf dasselbe Beob- Biene, sich beziehenden, Mittheilungen von Ziegler 6°), Klebs>°5), sowie Chantemesse und Widal>5°° über ‚Dysen- terie-Bacillen’ anzuführen. Ziegler fand in zahlreichen Fällen von epidemischer Dysenterie constant sowohl innerhalb der Ex- sudate als auch im erkrankten Schleimhautgewebe massenhafte Einlagerungen von „sehr kleinen Bacillen “, welchen er wegen der Constanz ihres Vorkommens und wegen der Art ihrer Verbrei- ing in den Erkrankungsheerden pathogenetische Bedeutung für betreffende Kategorie von Fällen zuzusprechen geneigt ist. Zwei demonstrative Abbildungen, welche Ziegler in seinem be- kannten Lehrbuch von dieser ‚bacillösen Diphtheritis des Dick- darms’ giebt, veranschaulichen die bezüglichen Befunde. Klebs legt auf Ansammlungen von „kleinen Bacillen“ Gewicht, welche Er ihm im Lumen der nekrotisirten und von der Wand abge- sten Epithelschläuche der Lieberkühn’schen Drüsen, sowie, yenn auch nur sehr selten und spärlich, im Gewebe der eigent- ichen Mucosa und Submucosa des Darms in Fällen von Dysenterie :obachtet wurden, während er derartige Bacillen in nicht dysen- rischen Därmen vermisste. Es gelang Klebs auch, die kleinen 3acillen in Reinculturen zu gewinnen; „sie bilden auf Nährgelatine klei 1e, ziemlich durchscheinende, weissliche Punkte, die sich zu en Seiten des Impfstriches nur sehr wenig verbreiten und sehr ngsam zusammenfliessen; dabei dringen sie nicht in die Tiefe des Nährsubstrates ein und verflüssigen dasselbe nicht“. Sporen- dung wurde, bislang wenigstens, nicht. an den Bacillen beob- st, was nach Klebs, „mit der Verbreitungsart, sowie mit anerkanntermaassen fehlenden Infectionsgefahr der getrock- ' würde“. Infectionsversuche, welche Klebs mit den cultivirten 3acillen an Hunden und Kaninchen anstellte, führten bisher zu ‘einem positiven Resultate. Chantemesse und Widal endlich, Ben. a welche ihre Untersuchungen in Cornil’s Laboratorium ausführten, züchteten aus Dysenterie-Stühlen von 5 verschiedenen Krankheits- fällen, sowie aus dem Gewebe des Dickdarms, der Mesenterial- drüsen und der Milz eines tödtlich.verlaufenen Dysenteriefalles einen „kleinen Bacillus“, welchen sie für specifisch und für die wahr- scheinliche Ursache der Dysenterie halten. Der Bacillus ist sehr” beweglich, färbt sich schlecht mit Anilinfarbstoffen, verflüssigt die Gelatine nicht und bildet auf letzterer, ebenso wie auf allen an- deren Nährböden, gelbe trockene Culturen. Seine Colonien in Agar-Platten stellen sich anfänglich, bei schwacher Vergrösserung : gemustert, als ganz helle Fleckchen dar, welche später eine Zu- sammensetzung aus einer dunkleren, unscharf begrenzten centralen Zone und einer hellen, scharf contourirten peripheren Zone er- kennen lassen. Nach Injectionen der Culturen per os oder direct in den Dickdarm entstand bei den Versuchsthieren (Meerschwein- chen) eine diphtheritisähnliche Entzündung der Dickdarmschleim- haut und im Inhalt sowie im Gewebe des erkrankten Darmbezirkes, zweimal auch in coagulationsnekrotischen Heerden der Leber, liesser sich sich die injieirten Bacillen nachweisen. | Offenbar reichen die voranstehend kurz &ngeführten Beob achtungen noch nicht aus, die gefundenen Bacillen als Erreger der epidemischen Dysenterie des Menschen sicher zu legitimiren. And tomisch am besten als solche begründet erscheinen Ziegler‘ Bacillen; doch wird sich erst nach ihrer Darstellung in Rein culturen und Uebertragung der letzteren auf Thiere ein bestimm teres Urtheil über ihre pathogenetische Bedeutung gewinnen lassen, Klebs’ Bacillen müssen wegen ihrer fast ausschliesslichen Lage rung im Lumen der nekrotischen Drüsenschläuche den Verdach accidentelle Bacterienansiedlungen darzustellen, erwecken; ihre Culturen keinerlei charakteristische, sie von anderen nicht pathogenen Bacillenarten sicher unterscheidende Merkmale b sitzen und da die Uebertragungsversuche auf Thiere negativ aı fielen, so vermögen sie diesen Verdacht zu Gunsten der Annahme einer specifisch-pathogenen Bedeutung nicht zu beseitigen. Die Ba cillen von Chantemesse und Widal, welche, nach ihrem cu turellen Verhalten zu schliessen, sicher von anderer Art als die Klebs’schen ‚Dysenteriebacillen’ waren, haben den Umstand fü sich, dass sie bei Thieren eine diphtheritisartige Entzündung der Dickdarmschleimhaut zu bewirken im Stande waren; doch lassen sich ganz ähnliche Affectionen der Darmschleimhaut auch mittels 1 — 71 — "intraintestinaler Injection verschiedener anderer Bacterien, z. Th. "solcher, welche, wie Brieger’s ‚Faecesbacillus’, Escherich’s _Bacillus coli communis, als für den Menschen ganz unschuldige Arten zu betrachten sind, bei Thieren hervorrufen, so dass der thierpathogene Effect, welchen die Bacillen von Chantemesse und Widal auszulösen vermochten, nicht die Bedeutung dieser _ Bacillen als Erreger der menschlichen Dysenterie verbürgt. Neuerdings beobachtete Ribbert 5°”) bei mehreren, unter den gleichen Verhältnissen lebenden, grösstentheils Bere Kaninchen eine Erkrankung, welche in Betreff ihres vorherrschenden patho- logischen Symptoms, einer ausgebreiteten diphtheritischen Affec- tion des Dünn- und Dick-Darms eine grosse Aehnlichkeit mit der Dysenterie des Menschen darbot, insofern jedoch von letz- terer abwich, als sich bei ihr neben der Darmerkrankung noch Schwellung der Mesenterialdrüsen und punkt- bis stecknadelkopf- grosse entzündlich-nekrotische Knötchen in Leber und Milz fanden. Alle die genannten pathologischen Veränderungen waren von einer Wucherung kurzer Bacillen begleitet, welche innerhalb der er- krankten ÖOrganbezirke reichlich, meist dichte Haufen bildend, an- zutreffen waren. Die Färbung der Organismen in Schnittpräpa- raten gelang nicht so leicht, wie bei vielen anderen Organismen, insbesondere versagte die ER sche Färbung. Elegante Bilder erhielt Ribbert durch Tincetion der Schnitte in Anilinwasser- fuchsin, Abspülung in Wasser, Einlegen in wässeriges Methylenblau und Entfärbung in Alkohol. Es gelang unschwer, die Bacillen auf künstlichen Nährböden zu cultiviren: In Strich allrran auf Agar und Gelatine bildeten dieselben bandförmige, leicht perlmutterartig glänzende Vegetationen mit stellenweise, namentlich am Rande, fein granulirter Oberfläche, welche die Gelatine nicht verflüssigten; längs des Impfstichs war die Entwicklung nur eine minimale; ‚auf Kartoffeln wuchsen die Bacillen in Form eines weisslichen, flachen, langsam sich ausbreitenden Belags. Die Culturbacillen stellten sich als Stäbchen von 3 bis 4 x Länge und 1 bis 1,4 u Dicke mit leicht abgerundeten Enden dar, welche die Neigung be- kundeten, sich vielfach zu zweien und vielen aneinander zu legen und so nicht selten lange, gerade oder leicht gebogene Fäden zu bilden. Nach subeutaner, intravenöser oder intraperitonäaler In- jection der Reineulturen starben die Kaninchen je nach der Con- centration der verwendeten Emulsion in 3 bis 14 Tagen; bei der Obduction der Thiere fanden sich die erwähnten Knötchen in Leber — TU — und Milz, ferner Anschwellung der stromaufwärts von der Impfstelle gelegenen, so wieder mesenterialen Lymphdrüsen, aber keine Darm- affection ; letztere trat jedoch unter dem wesentlich gleichen Bilde, wie bei den spontan erkrankten Thieren nach Einführung der Culturen in den Verdauungskanal hervor, sei es, das diese durch Einspritzung in eine freigelegte Darmschlinge oder durch Einspritzung in die” Mundhöhle bewirkt wurde. Bei letzterer Applicationsweise zeig- ten sich ausser der Darmschleimhaut ausnahmslos auch die Ton- sillen, sowie die submaxillaren und jugularen Lymphdrüsen von den Bacillen invadirt, so dass kein Zweifel bestehen konnte, dass” die Tonsillen (und wahrscheinlich auch die sonstigen Follikular- apparate der Maulrachenhöhle) neben den Follikeln der Darm- schleimhaut die Eintrittspforten der Infection abgegeben. Es decken sich,- beiläufig bemerkt, diese Befunde Ribbert’s vollständig mit den Feststellungen des Verf.’s über den Invasionsmodus der mit | der Nahrung in den Körper eingeführten Tuberkelbacillen. Durch mechanische oder chemische Verletzung des Epithelüberzugs der Maulrachenhöhle wurden, wie sich Ribbert durch directe Versuche überzeugte, auch die sonst verschont bleibenden 5°8) fol- likelfreien Stellen der Maulrachenschleimhaut für die Bacillen durchgängig. Nach den mitgetheilten Resultaten ist als erwiesen anzusehen, dass die in Rede stehenden Baecillen die Erreger jeneı dysenterieähnlichen Erkrankung der Kaninchen, welche Ribbert vorschlägt, als ‚Darmdiphtherie des Kaninchens’ zu bezeichnen, darstellen. Ob Ribbert’s Bacillen auch für die menschliche Darm diphtheritis, speciell für die epidemisch auftretenden Formen E | selben, ätiologische Bedeutung haben, dies zu entscheiden, ble künftigen Forschungen vorbehalten; wahrichein ie ist dies von vorn herein nicht, da die Darmdiehtkerg des Kaninchens’ sick von der chen Dysenterie durch die concomitirenden ent zündlich-nekrotischen Veränderungen in Lymphdrüsen, Leber und Milz, welche bei letztgenannter Krankheit in dieser Art gänzlich” fehlen, eingreifend unterscheidet. Mit den ‚Dysenteriebacillen’ voı Klebs einerseits, Chantemesse und Widal andererseits sin die Ribbert’schen Bacillen, wie wohl kaum besonders hervorge- hoben zu werden braucht, jedenfalls nicht zu identificiren, da - | von den Klebs’schen Bacillen sowohl bezüglich der Pathogenität als auch der culturellen Eigenschaften, von den Bacillen Chantal messe’s und Widal’s mindestens bezüglich der letzteren wesent lich differiren. E | ai — 15 — 14) Der ‚Bacillus Malariae° von Klebs und Tommasi-Crudeli. 2 Aus Erde und Luft von Malariagegenden züchteten Klebs und Tommasi-Crudeli5‘®) Bacillen, welche, auf Kaninchen übertragen, bei diesen Thieren intermittirende Fieberanfälle mit _Milzschwellung und Melaninbildung in Milz und Leber hervor- riefen. Auf Grund dieses Infectionserfolges sprachen die ge- "nannten Forscher die gefundenen Bacillen .als die specifischen Erreger des menschlichen Malariafiebers an. Waren die Züch- tungsversuche von Klebs und Tommasi-Crudeli mit den damals noch unvollkommenen Culturmethoden, welche eine sichere Isolation einzelner Organismenspecies nicht gestatteten, angestellt, so dass die genannten Forscher in ihrem formenreichen ‚Bacillus "Malariae’ 570) wahrscheinlich nicht bloss eine einzige Bacterienart sondern ein Gemisch verschiedener Bacterienarten vor sich hatten, so gelang es neuerdings Schiavuzzi°’”N) mit Hilfe der Koch’schen Methodik aus der Luft verschiedener Malaria- localitäten constant eine Bacillusart in Reincultur zu gewinnen, welche, nach Tommasi-Crudeli’s Bericht, dieselben Wuchs- formen (sämmtliche? Verf.) und dieselbe pathogene Wirkungsfähig- keit, wie die ihrer Zeit von Klebs und Tommasi-Crudeli aus Malaria-Luft und -Erde hervorgezüchteten Bacillen aufwies. ı dem Umstande, dass Schiavuzzi den in Rede stehenden jacillus in der Luft malariafreier Gegenden nicht aufzufinden ‚vermochte, erblicken die Entdecker des ‚Bacillus Malariae’ ein weiteres überzeugendes Argument zu Gunsten ihrer Annahme von ler Speeificität und ätiologischen Bedeutung des genannten Bacillus i ir die Malariakrankheit. Wir wollen den mühevollen, von hoher Begeisterung für die zu lösende schwierige Aufgabe zeugenden Forschungen von Klebs und Tommasi-Crudeli ehrende Anerkennung nicht versagen, len Preis, die Aetiologie der Malaria aufgeklärt zu haben, ver- nögen wir denselben jedoch nicht zuzuerkennen. Die allererste Anfe derung, die man an einen Organismus, welcher als Ursache iner bestimmten Krankheit anerkannt zu werden beansprucht, zu stellen berechtigt ist, ist doch zweifellos die, dass derselbe inner- 1alb des lebenden Körpers der von der betreffenden Xrankheit ergriffenen Individuen nachweisbar ist. Dass Baumgarten, Mykologie, 46 SL re # im Schlamme und in der Luft von Sumpffieberdistrieten allerhand ’ j für Thiere pathogene Bacterien vorhanden sein werden, darf im voraus angenommen werden; kommen doch schon im gewöhnlich- sten Erdreich zwei für Thiere eminent pathogene Bacterien, die Bacillen des malignen Oedems und die Tetanushacillen fast regel- mässig vor. Die Untersuchungen von Klebs, Tommasi-Crudeli und Schiavuzzi haben nun gezeigt, dass in Erde und Luft von Malariaorten regelmässig ein vordem noch nicht bekannter Bacillus ° anzutreffen ist, welcher bei Kaninchen ein dem menschlichen Malariafieber einigermaassen ähnliches Krankheitsbild hervorzurufen ° vermag, und sie haben ferner dargethan, dass dieser Bacillus in Erde und Luft von malariafreien Gegenden fehlt. Das ist ja ein an sich ganz interessantes Ergebniss, aber für die Aetiologie des mensch- lichen Malariafiebers bleibt dasselbe so lange bedeutungslos, als nicht der Nachweis erbracht wird, dass derselbe Bacillus auch im malariakranken Menschen während der Fieberanfälle regelmässig zu finden ist. Wie die Dinge heute stehen, darf man aber sagen, dass nicht nur der Beweis des Vorhandenseins des ‚Bacillus Malariae’ im malariakranken Organismus aussteht, sondern eher der Beweis des Nichtvorhandenseins darin für eine sehr grosse Zahl der Fälle geliefert ist. Es existiren zwar in der Literatur” vereinzelte Angaben 572) über das Vorkommen von stäbchenförmigen Organismen im Blute von Wechselfieberkranken; indessen stehen” diesen wenigen positiven Angaben zahllose negative Resultate 2 4 mikroskopischen Exploration des Malariablutes in Bezug auf je wede bacilläre Organismen seitens aller übrigen Untersucher gege über und haben gegenwärtig diese vereinzelten Bacillenbefuni wohl alles Gewicht zu Gunsten der Existenz eines specifische ‚Bacillus Malariae’ verloren, seitdem weder v. Sehlen 57?) noc Be aöntlich Marchiafava und Celli5”*) bei ihren überaus za reichen und denkbarst variirten Culturversuchen mit Malariahlı N jemals Vegetationen einen bacillären Organismus erhalten haben, woraus wohl unbedingt die Abwesenheit des ‚Bacillus Malariae in allen den betreffenden Blutproben gefolgert werden muss, da, | laut Angabe seiner Entdecker, der ‚Bacillus Malariae’ auf dem’ üblichen künstlichen Nährböden leicht angeht. Davon, dass der’ ‚Bacillus Malariae’ ein regelmässiger Begleiter des ne Maar sei, kann also nieht wohl die Rede sein und de wird die Annahme eines ätiologischen Zusammenhanges zwische diesem Bacillus und der Malariakrankheit hinfällig. Es Koma 1 = — 1 — “aber noch ein anderer Grund hinzu, ‘dem ‚Bacillus Malariae’ den "Platz als ätiologisches Agens der Malariaerkrankung streitig zu “machen, nämlich die Entdeckung der später eingehend zu be- sprechenden ‚Malariaplasmodien’, parasitärer Gebilde, welche so constante und innige Beziehungen zu der Malariakrankheit an “den Tag legen, dass sie mit hoher Wahrscheinlichkeit als die Ur- ‚sache derselben betrachtet werden dürfen. 15) Der Tetanusbacillus. Die Entstehungsweise des ‚Trismus und Tetanus trau- maticus’, sein Auftreten nach, oft nur ganz minimalen, Ver- etzungen legte von vorn herein die Annahme des infectiösen Ur- ‚sprungs der genannten Krankheit nahe. Den ersten Beweis dafür, dass der menschliche Tetanus eine übertragbare Infectionskrankheit darstellt, erbrachten im Jahre 1884 Carle und Rattone?°”5), "indem es ihnen gelang, durch Verimpfung des Eiters der Infections- stelle eines Falles von menschlichem Tetanus bei Thieren (Kanin- chen) in Generationen fortpflanzbaren tödtlichen Starrkrampf her- vorzurufen. Bald hierauf wurde in Flügge’s Laboratorium von N icolaier®”‘) die Thatsache gefunden, dass in weitester Ver- breitung in allerhand Erdsorten Bacillen existiren, welche bei Mäusen, Meerschweinchen und Kaninchen, subcutan übertragen, ty jischen Trismus und Tetanus mit tödtlichem Ausgang bewirken. Rosenbach5””) zuerst zeigte sodann an einem einschlägigen Falle, dass Nicolaier’s ‚Tetanusbacillen’ auch bei mensch- ichem Tetanus im Gewebe des Infectionsatriums vorhanden sind nd der Nachweis der genannten Bacillen ist später so vielfach sowohl für Fälle von Tetanus adultorum resp. puerorum (Bo- nome>”®), Hochsinger”®9), Beumer°°), Ohlmüller und oldschmidt>®'), Morisani?®), v. Eiselsberg°®°®), Bon- ardi5®%) als auch für solche von Tetanus neonatorum (Beu- | er, Peiper>®5) sowie endlich auch für Fälle von Tetanus trau- maticus der Thiere (Bonome) einschliesslich des ‚Castrirungs- etanus’, bestätigt worden, dass gegenwärtig als ausgemachte Sache zelten darf, dass der a etanins des Menschen und der Thiere aus- el iesslich durch Nicolaier’s ‚Tetanusbacillen’ hervorgerufen wird. - Die Tetanusbacillen stellen sich als feine schlanke Stäbchen dar, etwas länger, aber kaum dicker, als die Bacillen der Mäuse- 46* — 8 — septikämie, welche re längere fädchenartige Verbände, meist jedoch, wenigstens innerhalb des (fast immer im Zustande der Abscedirung betroffenen) Gewebes der Infectionsstelle, BR, mässige Haufen bilden und durch eine charakteristische Form der Sporenbildung ausgezeichnet sind. Letztere wird durch eine gleich- mässige Verdickung der Stäbchen eingeleitet, worauf das eine Ende | derselben stärker anschwillt, um daselbst eine ovale, scharf be- 1 grenzte, glänzende Spore hervortreten zu lassen, welche, wenn sie zu voller Entwicklung gelangt ist, den mittlerweile zu einem dünnen f | Fädchen verschmächtigten Rest des Bacillus um das 3- bis 4fache an Dicke übertrifft. In diesem sporenhaltigen Zustande haben also die Tetanusbacillen etwa die Form von ‚Stecknadeln’, während sie ° im sporenfreien Zustande ein ‚borstenförmiges’ Aussehen darbieten. ° Die Sporenbildung tritt sowohl innerhalb des infieirten Thier- und ° Menschen-Körpers als auch in den künstlichen Culturen mit grosser ° Reichlichkeit auf und es finden sich neben den sporenhaltigen Ba- cillen immer auch viel freie Sporen. — Die Bacillen sind der Färbung mit alkoholisch-alkalischer Methylenblaulösung und mit Fuchsin leicht zugänglich. Ihre Reincultivirung auf künst- lichen Nährböden unterliegt grossen Schwierigkeiten, weil sie im Wundeiter tetanischer Menschen und Thiere, in welchem allein sie sich in grösserer Zahl vorfinden, immer mit verschiedenen anderen Bacterien gemengt sind und weil sie zu den strengen Anaerobien gehören, als welche sie in den gewöhnlichen Gelatine- und Agar- Platten, die sonst ja leicht ihre Trennung von den accidentellen Bacterien vermitteln würden, überhaupt nicht zur ' Entwiekli g Keräokisen zu bringen, muss man Partikelchen des Wundeiters in die tieferen Schichten erstarrten Blutserums übertragen, wonach sich, wenn die Röhrchen bei Körpertemperatur gehalten werden, in dem Condensationswasser eine Trübung entwickelt, welche vor- zugsweise aus den Tetanusbacillen besteht. Immerhin hat man es dabei nicht mit Reinculturen, sondern eben mit Mischeulturen der Tetanusbacillen mit diversen anderen Bacterienarten zu thun, welche Mischeulturen man indessen durch verschiedene Verfahren er hitzung, Antrocknung etc. des Culturmaterials) wenigstens soweit von den accidentellen Bacterien reinigen kann, dass nur noch eine | Doppelcultur, eine Mischung der Tetanusbacillen mit einer sehr gewöhnlichen, rein saprophytischen, massenhafte dicke, ovale, nicht: A ganz endständige Sporen bildenden Bacillusart zurückbleibt Flügen | AR Ir — 719 — _ Rosenbach, Bonome u. A.). Durch 5 Minuten langes Erhitzen auf 100° C. erzielte Flügge aber auch wirkliche Rein culturen ger Tetanusbacillen und Hochsinger gewann das nämliche Re- “ sultat durch Cultur des Aderlassblutes von einem lebenden tetani- “schen Menschen, welches, nach diesem Resultat zu schliessen, die Tetanusbacillen resp. en Sporen unvermengt mit anderen Ehe: terien enthielt. Diese echten Reinculturen der Tetanusbacillen sind jedoch merkwürdiger Weise, im Gegensatz zu den Misch- und Doppel-Culturen, nicht auf neuen Serumböden fortzupflanzen, was zu der Annahme zwingt, dass die Tetanusbacillen zu ihrem .ge- deihlichen ectogenen Fortkommen eines Zusammenlebens mit an- deren Bacterien bedürfen. Dass sie jedoch behufs Ansiedlung im lebenden Körper und Auslösung der charakteristischen Symptome der Tetanuskrankheit der Mitwirkung anderer Bacterien nicht be- nöthigen, beweisen die Versuche Hochsinger’s, welcher mittels seiner soeben erwähnten echten Reinculturen exquisiten Impftetanus hervorrufen konnte. - Wie Brieger>®®) ermittelt, enthalten die sterilisirten Culturen der Tetanusbacillen ein Toxin, welchem die Fähigkeit innewohnt, schon in sehr geringen Din bei Mäusen typische Anfälle von Trismus und Tetanus, welche stets mit dem Tode enden, zu ver- ursachen. Ausser diesem, von ihm ‚Tetanin’ genannten giftigen chemischen Körper fand Brieger noch drei andere Toxine in den Tetanusculturen, das ‚Tetanotoxin’, dessen Wirkung sich in all- mählig an In- und Extensität zunehmenden Krampfanfällen mit schliesslicher totaler Lähmung äusserte, ferner das ‚Spasmotoxin’, welches die Thiere unter heftigen NORDEN und tonischen Krämpfen niederstreckte und schliesslich ein ‚salzsaures Toxin’, welches neben der Erregung- tetanischer Attaken auch noch eine Steigerung der eichel- und Thränen-Secretion herbeizuführen im Stande war. kus dem Umstande, dass alte Culturen, welche früher die Tetanus- bacillen in grosser Zahl beherbergt hatten, zwar Fleisch unter widerlichem Gestank auflösten, indessen bei Thieren, welchen der- artige Culturen injieirt wurden, gar keinen Effect bewirkten, schliesst Brieger, dass die vier genannten Toxine nur der Think der Tetanusbacillen und. nicht anderen Bacterien ihren Ursprung ver- ankten. Direct und ganz sicher wird natürlich letztere Annahme erst durch den Nachweis der Toxine in Reinculturen der Tetanus- bacillen erwiesen sein. Neuestens 5#”) ist es nun Brieger ge- lungen, sein Tetanin auch aus dem frisch amputirten Arme eines — 720 — an Tetanus erkrankten Menschen darzustellen, so dass es, angesich der grossen Aehnlichkeit, welche zwischen den Symptomen der Intoxi- cation mit den Brieger’schen Toxinen und denjenigen der natür- lichen Tetanuskrankheit resp. der künstlichen Infection mit Te- tanusbacillen besteht, in hohem Grade wahrscheinlich ist, dass die | tetanuserzeugende Wirkung der Tetanusbacillen auf der Produckoiig der genannten Toxine, speciell des Tetanins, im Körper tetanischer Menschen oder Thiere beruht. Da, wie oben erwähnt, die Tetanus- Ä bacillen innerhalb des letzteren reichlich und constant nur an der Infectionsstelle, im Blute dagegen und in inneren Organen, speciell auch im ihre dagegen nicht regelmässig und nur spärlich gefunden werden, so dürften die tetanischen Anfälle haupt- sächlich durch Resorption der im Infeetionsatrium seitens der Tetanusbacillen gebildeten specifischen Toxine hervorgerufen werden. Doch ist, da durch die Beobachtungen und Experimente Flügge’s °#°), Rosenbach’s und Shakespeare’s5®°) die Gegenwart der Tetanus- bacillen im Centralnervensystem sicher dargethan und die man- gelnde Constanz dieses -‚Nachweises durch die relativ geringe der anwesenden Bacillen bedingt sein könnte, die Möglichkeit nich ausgeschlossen, dass an der Erzeugung der tetanischen Anfäll ‚eine innerhalb des Centralnervensystems seitens der in dasselbe eingedrungenen Tetanusbacillen bewirkten Tetaninbildung einer N wesentlichen Antheil nimmt. Um über die grössere oder geringere Bedeutung dieses letzteren eventuellen Factors ein bestimmtes theil zu gewinnen, wären Versuche darüber anzustellen, ob bei mit Tetanusbacillen inficirten Thieren an der Infectionsstelle soviel Tetanin gebildet würde, dass durch Injection desselben "- Unterhautgewebe von Thieren derselben Species und dessel Körpergewichts tetanische Anfälle zu Stande gebracht we könnten. & Wie bereits ihr Entdecker, Nicolaier, dessen bezü ich Beobachtungen von anderen Forschern, namentlich Beumer°® bestätigt und noch erweitert worden sind, festgestellt hat, kom er die Tetanusbacillen resp. deren Sporen in ungemeiner Verbrei und Häufigkeit in der Aussenwelt und zwar an Erde und Staub g bunden vor; ihr hauptsächlicher Aufenthaltsort. ist die Oberfläe!l des bewohnten Erdbodens, doch fehlen sie, nach Boume auch im reinen, ‚jungfräulichen’ Balreiche; sowie in den tieferen Bodenschichten nicht ganz; die bevorzugteste Fundstelle bildet ai | verunreinigte Kehricht und Staub der Strassen sowie der erdige | — 321 — - Kehricht und Staub der Wohnungen. Bei dieser Sachlage könnte ‚es auf den ersten Blick befremdend erscheinen, dass die Fälle von — spontanem Wundstarrkrampf im Ganzen doch nicht gerade häufig vorkommen. Es erklärt sich dieser anscheinende Widerspruch je- _ doch wohl hinlänglich dadurch, dass dem gedeihlichen Wachs- _ thum der Tetanusbacillen die rat freien Sauerstoffs hinder- - lieh ist, die Infection also von kleinen oberflächlicheren Wunden En, welche den Zutritt des Luftsauerstoffs gestatten, bedeutend _ erschwert wird; auch bei experimenteller Infection müssen die _ Tetanusbacillen in grösserer Zahl in die Tiefe des Unterhautgewebes B echt werden, wenn die Infection von Erfolg begleitet sein soll. & 16) Die Bacillen bei Xerosis conjunctivae und bei der E acuten Conjunctivitis. Nachdem schon frühere Beobachter (Bezold, Horner, Reymond, Colomiatti und Perroncito) über den Befund on Bacterien in den eigenthümlichen, trockenen, weisslich glänzen- den, aus desquamirenden, in fettiger Degeneration begriffenen "Epithelien bestehenden Belägen des Lidspaltenbereiches, welche die Xerosis conjunctivae’ charakterisiren, berichtet hatten, wiesen Erst Kuschbert und Neisser°°!) nach, dass die in den "xerotischen Flecken enthaltenen Bacterien wesentlich einer einzigen rienart angehören, welche ganz constant in üppigster Pro- liferation in den genannten pathologischen Stellen der Bindehaut anzutreffen ist. Da die gefundene Bacterienart sich durch ihre orphologischen und culturellen Merkmale von den damals genauer bekannten Mikrobienarten unterschied, dieselbe mithin als eine der _ Xerosis allein zukommende Bacterienspecies aufgefasst werden zu ‚dürfen schien, so nahmen Kuschbert und Neisser, obwohl es ihnen nicht geglückt war, durch Uebertragung der reincultivirten Bacillen auf gesunde Conjunctiven die Xerosis in charakteristischer orm zu reproduciren, an, dass die ‚Xerosisbacillen’ die Erreger der i in Rede stehenden rankung seien. Unabhängig von Kusch- bert und Neisser war auch der bekannte hervorragende Oph- thalmologe Leber5"2) bei zahlreichen bacteriologischen Unter- suchungen xerotischer Bindehäute zu wesentlich denselben Resul- taten wie die vorgenannten Forscher gekommen, ja, er erweiterte die Befunde der letzteren noch dahin, dass nicht nur für die leichteren, Ba. | 7 in Xerosis conjunctivae und Hemeralopie sich aussprechenden, , sondern auch für die schweren, mit Keratomalacie und einem fast stets zum Tode führenden Allgemeinleiden verbundenen Formen der Xerosiskrankheit die Gegenwart der ‚Xerosisbacillen’ festgestellt wurde: Leber fand in einem typischen Falle von xerotischer Keratomalacie die ‚Xerosisbacillen’ nicht nur in der erkrankten Conjunctiva, Cornea und im panophthalmitischen Bulbus, sondern auch auf der Mundschleimhaut, ferner im Epithelüberzuge des Nierenbeckens, welcher makroskopisch eine ähnliche Umwandlung ° zeigte, wie das Epithel der xerotischen Conjunctiva, sowie schliess- lich in kleinen Blutungen und Geschwüren der Darmschleimhaut. Diese Beobachtungen Leber’s, das gleichzeitige Vorkommen der ‚Xerosisbacillen’ in inneren Organen betreffend, welche bald darauf von R, Schulz5°®) an einem anderen Falle der nämlichen Krankheit bestätigt wurden, trugen wesentlich dazu bei, die An- schauung von der ätiologischen Bedeutung der ‚Xerosisbaeillen’ 3 zu befestigen, da auch die klinischen Verhältnisse dahin drängten, | die in Rede stehende Erkrankung als eine allgemeine Infections- krankheit aufzufassen, von der die Localaffeetion in der Conjunctiva’ nur das constanteste und hervorstechendste Symptom darstelle. Den, den Specificitätsstandpunkt in der Lehre von den ‚Xerosis- bacillen’ begründenden und vertretenden Arbeiten von Kuschbert und Neisser, Leber, R. Schulz folgten nun aber zunächst die Mittheilungen von Schleich°°®) und von Sattler >), ‚nach den ‚Xerosisbacillen’ völlig gleichende Mikroorganismen - J im Secret gewisser Conjunctivitisformen, die mit Absonde | eines eigenthümlich ‚schaumigen’ Exsudates und mit Hypersec secre | tion der Meibom’schen Drüsen einhergehen, constant vorkommen, Angaben, welche durch die eingehenden Untersuchungen Be und Franke’s5%%) nicht nur voll bestätigt, sondern sogar noch dahin erweitert wurden, dass auch noch bei verschiedenen anderen Erkrankungen des Auges (phlyctänulärer Conjunctivitis und Ker: - titis, alten Trachom mit Pannus u. s. w.), welche mit der Bildung eines ‚schaumigen’ Secretes einhergehen, stets die ‚Xerosisbaci len’ zu finden sind. Ausserdem zeigten Fränkel und Franke, dass die tiefergreifenden, destructiven Veränderungen, welche der Bulbus in den malignen Formen der Xerosiskrankheit erfährt, 11 die Keratomalacie und Panophthalmitis, nicht, wie Leber ia = H R. Schulz angenommen, den ‚Xerosisbacillus’ zug ech werden können, sondern durch den Staphylokokkus pyogenes ve | — 723 — ursacht sind, ein Beobachtungsresultat, zu welchem, unabhängig von E. Fränkel und Franke, auch Verf.) auf Grund histo- logischer und bacteriologischer Prüfung eines einschlägigen Falles gelangt war. Musste nach diesen Befunden die locale Malignität der ‚Xerosisbacillen’ als unerwiesen und als in hohem Grade un- BE rscheinlich bezeichnet werden, so erschienen nun auch die Vermuthungen , welche Kuschb ae und Neisser, namentlich aber Leber und R. Schulz hinsichtlich des ätiologischen Zu- "sammenhanges dieser Bacillen mit den, die Xerosis conjunctivae € mit Hormhautverschwärung häufig beeloitende, Allgemeinleiden geäussert, in einem sehr zweifelhaften Lichte. In dieser Hinsicht urgirten schon Fränkel und Franke, dass die nach dem morpholo- ‚gischen Verhalten angenommene Identität der in den inneren Organen gefundenen Bacillen mit den Bacillen der xerotischen Conjunctiva nicht durch Darstellung und Vergleich von Reinculturen der ‚beiderlei Bacterien geprüft und erhärtet wurde. Wir müssen dem hinzufügen, dass wir selbst bei der Obduction eines ganz typischen Falles von infantiler Xerosis mit Hornhautverschwärung °°%) keine Spur von bacillärer Erkrankung in inneren Organen aufzufinden vermochten. Wenn nun aber auch nach alledem die ‚Xerosisbacillen’ nicht mehr als die Ursache der Keratomalacie und des Allgemeinleidens in der Xerosiskrankheit aufrecht zu erhalten waren, konnten sie nicht trotzdem doch die Erzeuger der örtlichen Serschen Veränderungen der Conjunctiva sein? Fränkel und Franke haben diese Frage, wenn auch mit Vorbehalt, wegen des constanten und massenhaften Vorkommens der in Rede stehenden Bacillen in den xerotischen ‚Auflagerungen, bejahend beantwortet; da sie indessen dieselben Bacillen ebenso constant und reichlich in dem ‚schaumigen Con- junctivalsecrete’ fanden, so wurden sie zu dem Schlusse gedrängt, „dass man es in dem schaumigen Secrete einer- und den xeroti- schen Veränderungen der Conjunctiva andererseits nur mit klinisch differenten Zuständen einer und derselben, durch den beschriebenen Bacillus hervorgerufenen Erkrankung zu thun habe“. Gegenwärtig ist jedoch die Voraussetzung dieser Schlussfolgerung, dass nämlich die ‚Xerosisbacillen’ nur bei den beiden genannten Krankheits- ständen der Conjunctiva vorkämen, hinfällig geworden, indem neuestens von K. Schreiber5°°), einem Schüler Neisser’s, der ganz sichere Nachweis erbracht wurde, dass die sog. Kara bacillen’ nicht nur bei Xerosis conjunctivae und bei Core ıleetionen mit schaumigem Conjunctivalsecrete, sondern auch bei — 124 — verschiedenen anderen Erkrankungen des Auges, und zwar zuweilen in derselben Reichlichkeit wie bei den vorgenannten Affectionen, ja sogar auch auf der gesunden Conjunctiva, hierselbst aller- dings nur in geringer Anzahl, zu finden sind. Nach diesem Er- gebniss dürfte die bereits von anderen Untersuchern (Weeks 60%), E. Fick°!) ausgesprochene, aber nicht sicher begründete An- nahme, dass die sog. ‚Xerosisbacillen’ nichts anderes, als harmlose Schmarotzer des Conjunctivalsecretes sind, welche bei allfälligen, mit verstärkter Secretion einhergehenden pathologischen Processen der Conjunctiva in lebhaftere Wucherung gerathen und gerade m den xerotischen Belägen sowie in den ‚schaumigen’ Conjunctival- secreten einen dermaasssen günstigen Boden finden, dass sie darin stets zu üppiger, alle sonstigen Conjunctivalschmarotzer verdrängen- der Entwicklung gelangen, kaum mehr zweifelhaft sein können, um so mehr, als die von Fränkel und Franke mit echten Rein culturen der sog. ‚Xerosisbacillen’ an der Conjunctiva der Menschen oder der Thiere angestellten zahlreichen Uebertragungsversuch« sämmtlich vollständig. negativ ausgefallen sind. Es möge nicht unerwähnt bleiben, dass Neisser jetzt selbst rückhaltslo: die Specifieitäts-Auffassung fallengelassen hat. Die Geschichte deı sog. ‚Xerosisbacillen’ liefert uns also ein lehrreiches Zeugniss fü die im allgemeinen noch zu wenig beachtete Möglichkeit, dass eine wohlcharakterisirte Bacterienart in den charakteristischen Pro: ducten eines bestimmten Krankheitsprocesses in so gut wie voll ständiger natürlicher Reincultur vorhanden sein kann, ohne des halb die Ursache der betreffenden Krankheit darzustellen. Ist sonach der Nimbus einer specifisch-pathogenen Bedeutun von unseren ‚Xerosisbacillen’ abgestreift, so bieten letztere do: immerhin, wegen ihres constanten massenhaften Vorhandenseins I gewissen Conjunctivalaffectionen, speciell der Xerosis Co tivi Ir ein Sewisses, unter Umständen praktisch diagnostisches Interess dar und deshalb seien in aller Kürze die wichtigsten morpholog schen und culturellen Merkmale dieser Bacillen hier angefüh: Die folgende Beschreibung ist grossentheils nach den Be eigener Nachprüfung der Angaben der Autoren gegeben. z Die ‚Xerosisbacillen’ stellen kleine Stäbchenformen dar, dur ırch- schnittlich von der Länge der Mäuseseptikämiebacillen, aber n a 2; unbeträchtlich dicker, als diese (vergl. Figur 50 mit nebenstehen- = I der Figur 79). An are Präparaten bemerkt man fast a allen Bacillen einen querverlaufenden Theilungsspalt, wodurch di — 725 — _ Einzelstäbehen in je zwei, annähernd quadratische Hälften zer- legt werden. Zuweilen finden sich in den etwas längeren Stäbchen zwei derartige quere Trennungslinien. Die Bacillen sind ohne Eigen- _ bewegung. Die gewöhnlichen Anilinfärbungen nehmen sie gut an. Ob die ‚Xerosisbacillen’ (endogene) Sporen zu bilden vermögen, ist noch nicht als ganz entschieden an- Xerosisbacillen; aus ‘a Leg NIS d a > DU P zusehen. Fränkel und Franke einem Deckglastro- 2 NE yMHd z } ckenpräparat von N KIEL DIA “konnten keine sicheren Anhalts- einem xerotischn Fly st me ng 3 Schüppchen der Con- In HE en 2 2 _ punkte für das Vorkommen echter Te - Sporenbildung in den Bacillen ge- mog. Immers. Yız, 29 Oecul.4, Vergröss. 950. . _ winnen; ihre Beobachtung, dass _ Culturen, welche 4 Wochen bei Zimmertemperatur gestanden, ihre - Fortpflanzungsfähigkeit eingebüsst hatten, sprach direct gegen das "Stattfinden des genannten Vorgangs. Neisser®0) hingegen und Ernst 2) treten für die endogene Sporenproduction ein. Neisser hatte schon früher 6%) das Auftreten endständiger kugeliger An- -schwellungen an den Bacillen beobachtet, welche er als Sporen EBedeutet, ausserdem aber noch ein von ihm als ‚Gonidienbildung’ aufgefasstes Auswachsen der Bacillen zu einer Kette von Gliedern, "welche, anfangs scheibenförmig, nach dem einen oder auch beiden "Enden der Kette hin immer breiter werden, bis schliesslich das Endglied (resp. die Endglieder) eine exquisit birnenförmige Ge- ‚stalt annehmen, beschrieben. Ernst gelang es nun, mittels einer ‚Doppelfärbung (Vorfärbung in Löffler’s alkalischer Methylen- ‚blaulösung und Nachfärbung in schwacher Bismarckbraunsolution) aus künstlichen Culturen von ‚Xerosisbacillen’ Präparate zu ge- 'winnen, welche distinet blau nethlar Körner, in regelmässigen "Abständen angeordnet, innerhalb der braun sefiishten Bacillus- substanz zeigten und zwar trat dieses Bild auch an Bacillusele- menten hervor, welche bei einfacher Fuchsinfärbung die Erschei- nung der Naidker ’schen ‚Gonidienbildung’ in exquisiter Weise dargeboten hatten. AufGrund dieses Färbungsresultates ist Ernst eigt, das Vorkommen endogener Sporenbildung in den ‚Xerosis- bacillen’ anzunehmen und speciell auch die Neisser ’sche ‚Goni- ‚dienbildung’ als eine im Zusammenhang mit der Snorenforiiiaiin ‚stehende Erscheinung aufzufassen. Zu. wesentlich demselben Er- ‚gebniss war auch Neisser bei seinen fortgesetzten Studien über den in Rede stehenden Gegenstand gelangt. Seinen neuerlichen Untersuchungen zufolge sind die vermeintlichen scheiben- und birnenförmigen Bacillussegmente in Wirklichkeit nichts anderes als — 726 — durch die sich vergrössernden Sporen bedingte Auftreibungen der Bacillussubstanz. Die Richtigkeit der Auffassung, dass die durch verschiedene Doppel- und Misch-Färbungen in, von der Bacillus- farbe contrastirender Färbung kenntlich zu machenden ‚Körner? | thatsächlich Sporen, d. i. Fructificationsorgane und zwar zugleich Dauersporen sind, sucht Neisser durch Beobachtungen, | Auswachsen der Ka zu Stäbchen und die grössere Tenacität betreffend zu erhärten. Doch lassen diese beiden letzteren Beweis- momente, welche allein die definitive Entscheidung über die Frage, ob Sporen oder nicht, herbeizuführen berufen sind, an Sicherheit noch zu wünschen übrig, wie ja auch Neisser z. Th. zugesteht. Was nun das culturelle Verhalten der ‚Xerosisbacillen’, welches zuerst Fränkel und Franke nach den Methoden der Koch’schen Reinculturtechnik eingehend geprüft und klargelegt haben, betrifft, so sei Folgendes darüber erwähnt: Von der xero- tischen Conjunctiva her auf künstliche Nährböden übertragen, gehen die ‚Xerosisbacillen’ mit aller Sicherheit nur auf coagulirtem Blutserum (Hammelblutserum), welches bei 34 bis 39°C, ge- halten wird, an. Auf den gewöhnlich benutzten Agar- und Ge- latine-Böden schlagen diese primären Culturen meist fehl; doch giebt neuestens K. Schreiber an, bei Verwendung des im Neisser’schen Laboratorium angefertigten Agars®0) stets po- sitive Erfolge gehabt zu haben. Auf den Sefumböden einmal ent wickelt, lassen sich die Culturen dann leicht auf Agar, Bouillon u. s. w. fortzüchten. Die Culturen auf den Serumböden stellen sich, wenn sie etwas älter geworden (nach etwa 8 Tagen), als iso- lirte, stecknadelkopf- und darüber grosse, weisse Heerdchen von rosettenförmiger Gestalt und fettig glänzender Oberfläche dar. Ganz ähnlich verhält sich, nach K. Schreiber, das primäre Wachsthum auf schräg erstarrtem Agar. In neutraler Bouillon entfalten die auf Serum vorcultivirten Bacillen eine üppige Wuche- rung, die sich durch Bildung feiner Flöckchen und Schüpp ze | kundgiebt, welche den Wänden des Gläschens adhäriren und s am Boden zu grösseren Massen sammeln. Auf Kartoffelflichen findet kein Wachsthum statt. 2 Im Anschluss an die ‚Xerosisbacillen’ wollen wir hier noc N ganz kurz einer Banilinsart gedenken, welche bei gewisse ne‘ epidemisch auftretenden Conjunctivitisformen e Pe | | wie es scheint, constanten Befund bildet, Der betreffende Bacillus ist zuerst von R. Koch®®) gelegentlich seiner Untersuchungen übe — MB — die, den virulenten Conjunctivalerkrankungen der Aegypter, den sog. ‚ägyptischen Augenentzündungen’, zu Grunde liegenden Organismen, _ entdeckt worden. Koch stellte fest, dass eine Gruppe dieser Ent- zündungen durch die constante Gegenwart eines, dem Neisser- ‚schen Gonorrhoe-Kokkus morphologisch voll gleichenden "Mikrobions im Secrete der erkrankten Bindehäute sugegeichnei ist, eine andere Gruppe dagegen die constante Anwesenheit eines dem Mäuseseptikämiebaeillus ähnlichen Bacteriums aufweist, welches, ‚wie der Gonorrhoe-Kokkus, meist in den Eiterkörperchen der Secrete seinen Sitz hat. Durch Kartulis 0) wurden diese Be- funde Koch’s auf das vollkommenste bestätigt, die Identität des ersterwähnten Kokkus mit dem Neisser’schen Gonorrhoe-Kokkus durch Probeimpfung auf die menschliche Urethralschleimhaut defi- nitiv erwiesen. Impfversuche mit dem in künstlichen Reinculturen gewonnenen, an zweiter Stelle genannten stäbchenförmigen Orga- nismus schlugen zwar an Thieren (Affen, Hunde, Kaninchen, Meerschweinchen und Hühner) sämmtlich fehl; auch bei Ver- impfung auf die menschliche Bönfusetivalschlennhsat er- hielt Kartulis unter 6 Fällen 5 Mal negative Resultate; eine Impfung fiel jedoch positiv aus und zwar war das ante Krankheitsbild ein ganz charakteristisches: es entstand ein typi- scher Bindehautkatarrh, welcher 10 Tage lang anhielt und in dessen Secret die klsnistischen Bacillen, in Eiterkörperchen eingebettet, vorhanden waren. Kartulis hehe es demzufolge für höchst wahrscheinlich, dass die Koch’schen Conjunctivitis- Bacillen die durch ihre I nast gekennzeichnete Form der ägyptischen Augenentzündungen verursachen.‘ Etwa gleichzeitig und unabhängig von Kartulis hatte Weeks 08) Gulturver- suche mit dem Secret einer acuten katarrhalichen Con- junctivitisform, welche im Heimathland des Autors (New- York) contagiös und epidemisch im Frühjahr und Herbst auf- tritt und, nach Weeks’ mikroskopischen Secretuntersuchungen, in einer Wucherung ganz ähnlicher Bacillen, wie die acute Stäb- ehen-Conjunctivitis der Aegypter begleitet war, in Angriff ge- nommen. Es gelang Weeks nicht, Reinculturen der in Rede stehenden Bacillen herzustellen, sondern immer resultirte aus len Züchtungen auf Nährböden, Auf welchen überhaupt ein Wachs- hum der Bacillen zu Stande kam, eine Mischcultur der "letzteren mit einem gleichzeitig im Secrets vorhandenen plump teulenförmigen Bacterium,. Dagegen war es leicht, Reinculturen N — 723 — des letztgenannten Bacteriums zu erhalten durch Züchtung au 3 Nährböden, auf denen der feine Bacillus überhaupt nicht wuchs. Während nun Verimpfungen der reincultivirten keulenförmigen ° Bacterien in den menschlichen Conjunctivalsack ohne jegliche Re- action blieben, hatten ebensolche Applicationen der Mischculturen - constant den Erfolg, eine acute Conjunctivitis in optima forma hervorzurufen, in deren Secret die feinen Bacillen stets vorhanden waren. Da Controlexperimente mit Reinculturen diverser anders- artiger aus dem Conjunctivalsack isolirter Bacterien niemals einen “ ähnlichen Erfolg auslösten, so hält es Weeks für sicher, dass die feinen Bacillen das Contagium der in Rede stehenden Form von acutem infectiösen Bindehautkatarrh darstellen, welche er, wegen des Vorkommens der gleichen ee bei beiden, nicht ansteht, für identisch mit der acuten virulenten Stäbchen-Conjunc-= tivitis der Aegypter zu erklären. Hinsichtlich der nothwendig auf zuwerfenden Frage, ob die Koch’schen ‚Conjunctivitisbacillen’ mit den ‚Xerosisbacillen’ identisch seien, sprechen sich beide Forscher Weeks wie Kartulis, unabhängig von einander, mit Bestimmt- heit gegen die Identität aus. Berücksichtigt man indessen die Formähnlichkeit, welche zwischen beiderlei Bacillen besteht, — bei beiden wurde von den Autoren die Form des Mäuseseptikämie- 'bacillus als das nächstliegende Vergleichsobject herangezogen — und vergleicht man ferner die Beschreibung, welche Kr | von den Reinculturen der ‚Conjunctivitisbacillen’ auf erstarrtem Blut- serum und Agar giebt 6°%) mit dem uns bekannten Wachsthum 15 : verhalten der Xerosisbacillen auf den genannten Nährböden, so ist Ri nicht zu verkennen, dass weitgehende Aehnlichkeiten der morpho: logischen und culturellen Eigenschaften zwischen beiden Org: nismen vorhanden sind. Demgegenüber können die bisher vor s liegenden Impfresultate die Verschiedenheiten beider in Vergleie stehenden Mikrobien resp. die specifisch-pathogene Bedeutung der ‚Conjunctivitisbacillen‘ nicht vollkommen sicher begründen, d& Weeks’ Impfungen, als mit Nicht-Reinculturen angestellt, I eine e absolute Beweiskraft zu beanspruchen vermögen und Kartulis Impfungen nur einen einzigen positiven Erfolg aufzuweisen hatt en der als solcher ja immerhin auch anderweitige Deutungen (zufälli spontane Infection, Einwirkung von, den verwendeten Culture e| möglicherweise noch anhaftenden Basien des Conjunctivalseeretes, dessen Contagiosität auf einen ganz anderen, noch unerkannten Mikroorganismus beruhen könnte) zulässt. Wir wollen damit die [dentität der ‚Conjunctivitisbacillen’ mit den unschuldigen, Xerosis- -bacillen’ keineswegs behauptet haben; aber jedenfalls bedarf es ch weiterer Untersuchungen, ehe die Specifität der ‚Conjuncti- vitisbacillen’ als feststehende Thatsache angesehen werden kann. ; - Von verschiedenen Seiten ist neuerdings der Versuch gemacht _ worden, auch das Carcinom und die bösartigen Geschwülste iberhaupt, den Infectionskrankheiten anzureihen und ihre parasi- äre Natur zu begründen. Vom Standpunkt der Cohnheim- ‘schen Theorie der Geschwulstentwicklung, nach welcher die echten ‚Geschwülste in Anomalien der embryonalen Entwicklung begründete ewebliche Afterproductionen darstellen, ist natürlich dieser Ver- such von vorn herein als ein aussichtsloser zu bezeichnen. Einen specifischen Carcinom- oder Sarkom-Parasiten fordern, hiesse hier- auch die Entdeckung specifischer Teratom- und Missbildungs- arasiten erwarten. Cohnheim’s Auffassung der Natur der ten Geschwülste ist freilich im Ganzen nur eine Hypothese, die zwar sehr viel für sich hat — soviel,- dass wir selbst sie für die richtige Erklärung des Wesens der echten Geschwülste halten töchten, die aber immerhin doch auch Einwendungen gestattet 619), Ausgeschlossen und undenkbar ist daher die Möglichkeit einer ander- weitigen, speciell einer parasitären Genese der echten Geschwülste icht. Dass indessen letztere Annahme weder wahrscheinlich noch ollends nothwendig ist, glauben wir bestimmt betonen zu müssen. Venn wir sehen, dass auch im fertigen ausgewachsenen Organismus ununterbrochen physiologische Zellwucherungen stattfinden, und: war z. Th. sehr lebhafte und ergiebige, wie z. B. in den Lymph- füsen, wenn wir ferner sehen, dass nach Durchtrennungen oder igen Verwundungen die Gewebszellen jeder Zeit in Prolifera- ı gerathen, um die verloren gegangenen Theile zu restituiren, nn ist der Beweis geliefert, dass die zelligen Elemente des förpers die Fähigkeit besitzen, auch ohne jeden parasitären Ein- 55 zu wuchern und in Wucherung zu gerathen und damit die ichkeit dargethan, dass auch stärkeres zur Geschwulst- ung führende Zellwucherungen durch nichtparasitäre aetio- logische Momente hervorgerufen werden. Soweit ist allerdings wohl auch Niemand gegangen, die parasitäre Hypothese der Geschwulst- 17) Der sog. ‚Carcinombacillus’. — 730 — entstehung als nothwendig hinzustellen, aber vielfach ist doch die Meinung ausgesprochen worden, dass diese Hypothese a priori grosse Wahrscheinlichkeit für sich habe und zwar deshalb, ° weil die malignen Geschwülste in ihrem fortschreitenden, schranken- losen Wachsthum, in ihrer Metastasirungs- und Generalisations- 4 Fähigkeit, in ihrem Vermögen, ein cachectisches Allgemeinleiden ° herbeizuführen, Eigenschaften bekundeten, welche auf nahe Ana- logien in dem Wesen der bösartigen Geschwulstbildungen mit dem echt infectiöser Processe schliessen liessen. Doch hat bereits Cohn- heim in seinem grossen Werke über allgemeine Pathologie klar und scharf auseinandergesetzt, dass es mit der vermeintlichen „In-" fectiosität’ der malignen Geschwülste eine ganz andere Bewandtniss hat, als mit der Infectiosität wirklicher Infeetionskrankheiten. Erstere sind nur innerhalb desselben Individuums wachsthums- 7 und disseminationsfähig, nicht aber zugleich, wie letztere, von In- dividuum zu Individuum übertragbar, wenigstens ist bis jetzt trotz reichlichster Gelegenheit zu etwaiger spontaner Infection und trotz zahlloser Impfversuche noch kein sicherer Fall von spontaner oder künstlicher Carcinom- resp. Sarkom-Uebertragung bekannt geworden 611), Wären die echten Geschwülste übertragbar, sc brauchten sie deshalb noch nicht nothwendig parasitär zu sein, denn auch zellige Elemente können ohne jeden parasitären An- - trieb nicht nur, wie erwähnt, innerhalb des eigenen, sondern auch wie die Trassplanielonkentälge mit Oberhaut, Periost und Knorp« beweisen, in einem fremden Organismus forte Sind aber ie malignen Geschwülste, wie wir annehmen müssen, gemeinhin nich übertragbar, so brauchten sie allerdings dw noch nicht not wendig nichtparasitär zu sein, denn wir kennen einzelne parasitär Processe, z. B. die Malaria, velek: wenn auch nicht vollständi; unübertragbar, so doch nur unter besonderen, künstlich geschaffener Bedingungen übertragbar sind; aber es wird dadurch doch ; li parasitäre Natur der echten Geschwihts die wirkliche ‚Infectiositä deren Anschein das klinische Verhalten der Geschwülste, ihr Be gressives Wachsthum und ihre Metastasenbildung erweckte, sehr unwahrscheinlich gemacht. Kann also das klinische Verhalten nicht die Wahrscheinlichkeit der parasitären Genese begründen, macht vielmehr die Nichtübertragbarkeit diese Genese unwahr- scheinlich, so trägt das histologische Verhalten der echten Geschwülste wesentlich dazu bei, die Unwahrscheinlichkeit der | parasitären Auffassung zu verstärken. Was wir bisher von deı % — n31 — histologischen Leistungen. nicht nur der Bacterien und Pilze, sondern parasitärer Lebewesen überhaupt kennen, beschränkt sich. auf die Erscheinungen der Nekrose, sowie der exsudativen und chro- ‚nischen, granulirenden Entzündung. Auch alle die uns bekannten, durch parasitäre Mikrobien hervorgerufenen geschwulstför- migen Bildungen, die sog. ‚Infectionsgeschwülste’ erweisen sich. -histologisch als Produete der chronischen, granulirenden Entzün- dung; eine schrankenlos fortschreitende, alle übrigen Gewebe in geschlossenem Wachsthum durchbrechende und vernichtende Pro- liferation eines typisch geformten Gewebes, wie sie uns das Carcinom vor Augen führt, steht ausserhalb des Bereiches dessen, was uns die pathologische Mykologie, und die Parasitologie über- haupt, bisher kennen gelehrt hat. Was indessen nach aller Analogie zu schliessen in hohem Grade unwahrscheinlich ist, kann trotzdem möglich sein und wenn uns gezeigt wird, dass in den Krebsen oder anderen malignen Geschwülsten, constant bestimmte Bac- terien- oder sonstige Mikroorganismen - Arten vorkommen, die nur in den betreffenden Geschwülsten und sonst nirgends zu finden sind und die, auf Thiere übertragen, bei diesen die betreffenden ma- lignen Geschwülste hervorbringen, dann sind eben alle aprioristischen Bedenken aus dem Felde geschlagen und wir werden uns in diese Um- wandlung der Anschauungen über die Natur der echten Geschwülste finden müssen, wie wir auch andere liebgewordene Auffassungen auf Grund uns eines besseren belehrender sicherer Erkenntniss- thatsachen preisgeben mussten. Aber exacte, einwurfsfreie Beweise werden wir verlangen dürfen, ehe wir uns zu solchem Schritt ent- schliessen ! In der That glaubt nun in neuester Zeit Scheurlen‘!?) die geforderten Beweise in Bezug auf das Carcinom erbracht zu haben, indem es ihm gelang, mittels Cultur von Krebsaft auf harten ‚menschlichen Serum aus einer grösseren Zahl von Mamma-Carci- nom constant eine Bacillusart zu isoliren, welche ihm von allen anderweitig vorkommenden Bacterien verschieden zu sein schien®!°) und welche, in das Mammagewebe von Hunden verimpft, die Bil- dung von anfänglich bis zu Wallnussgrösse heranwachsenden, dann auf Haselnuss-- oder Bohnen-Umfang einschrumpfenden, aus ge- wucherten, stellenweise, epithelioiden’ Zellen bestehenden Knoten ver- anlasste, in denen mikroskopisch und durch Cultur der ‚Carcinom- bacillus’ nachgewiesen werden konnte. Die Publication Scheur- len’s rief begreiflicherweise allerorts das grösste Aufsehen hervor Baumgarten, Mykologie, 47 — 132 — $ stätigende Mittheilungen in Betreff der Scheurlen’schen Befunde” einliefen. So meldete sich Prof. Domingos Freire aus Rio Ja- neiro als Entdecker eines ‚specifischen Careinombacillus’ und nahm die Priorität der Entdeckung, Scheurlen gegenüber, in An- spruch®14); Schill®#'5) berichtete über den Befund von ‚Doppel- punktstäbchen’ in Carcinomen und Sarkomen; Lampiasi-Ru- bino 16) theilte mit, unabhängig von dem Berliner Forscher ein dem Scheurlen’schen Bacillus ähnliches Bacterium constant bei allen bösartigen Tumoren gefunden zu haben; C. Franke) schliesslich gab an, dass er den Scheurlen’schen Bacillus” aus dem Blute von Careinom- und Sarkom-Kranken züchten konnte. Eine Reihe anderer Untersuchungen führten jedoch” zu einem für den ‚Carcinombacillus’ durchaus ungünstigen Er- gebnis. Nachdem Ballance und Shattok®*1°) bereits vor Scheurlen’s Publication über sehr zahlreiche, offenbar mit grosser Exactheit und Gründlichkeit angestellte bacteriologische Untersuchungen von Geschwülsten Bericht erstattet hatten, welch | hinsichtlich des Nachweises specifischer Geschwulstorganismen total negativ ausgefallen waren, darf nach den unabhängig von ein ander ausgeführten und ziemlich gleichzeitig publieirten Controk " untersuchungen von E. Senger 1°), Verf.#?°) und Rosenthal‘? A. Pfeiffer 622) und van Ermengem ®28), welchen sich die neue sten Forschungen von Makara °?*) mit identischem Schlussergeb- niss angeschlossen haben, als festgestellt betrachtet werden, das: der Scheurlen’sche Carcinombacillus mit der Aetio- logie des Carcinoms nichts zu thun hat, sondern ei: sehr verbreiteter und harmloser Saprophyt ist. Uebe die Classification des Saprophyten gehen die Ansichten der Autoren noch auseinander; während ihn Senger, van Ermengem und Verf. zu der Gruppe der sog. ‚Kartoffelbacillen’ rechnen möchten, hält ihn A. Pfeiffer mit dem Proteus mirabilis (Hauser) oder ev. mit einem ‚Wurzelbacillus’ für identisch. Dieser Classifications- streit ist natürlich für die Hauptfrage von ganz untergeordneter Bedeutung. Wichtig aber erscheint der Umstand, dass ch Verf.’s und Rosenthal’s Untersuchungen der S chen ’sche | ‚Carcinombacillus’ höchstwahrscheinlich identisch mit dem schon von früher her bekannten ‚Leptothrix s. Bacillus epidermidis (Bizzozero und Bordoni-Uffreduzzi?°) ist, wodurch es verständlich wird, dass der sog. Corcinonkasi sowohl von und sie erlangte um so grösseren Ruf, als anfangs mehrfach 2 es. — 13 — cheurlen selbst als auch in den Controluntersuchungen von erf. und Rosenthal nur bei den Züchtungen nachgewiesen wurde, welche mit Theilchen von der Haut nahe gelegenen 2 Ebildungen vorgenommen wurden. Dass von den mit der Haut- ‚oberfläche communicirenden Drüsenkanälen, speciell den Milch- gängen aus, die Keime von iiahionhyien gelegentlich in das bekanntermaassen so sehr zu nekrobiotischen Vorgängen tendirende e 6 sschwulstgewebe "eindringen, ist doch wohl nicht unwahrschein- lich. Für blosse ‚zufällige Verunreinigungen’ der Cultursubstrate ae ‚auch wir — in diesem Punkte constatiren wir gern unsere Uebereinstimmung mit Scheurlen®?6) — die aus den Krebssaft-Züchtungen resultirenden Vegetationen des ‚Carcinom- bacillus’ nicht halten. Um das Kapitel über die ‚Carcinomparasiten’ zu vervollstän- digen, sei hier noch des Curiosums der Angaben von Fortes 6?”) gedacht, wonach die wahren Careinome auf Einwanderung und Wucherung von „Blasenthieren, welche viel Aehnlichkeit mit dem nckökkas; namentlich mit dem Echinokokkus multilocularis zeigen“, beruhen. „Die ‚Epithelzellen’ sind die Früchte der Para- siten, die von Virchow immer wieder geforderte alveoläre Structur ellt die Blasenwände dar, deren gallertiger Inhalt durch eine Art Joagulation uns als Balkengerüst oder als Netzwerk imponirt“. Fortes gelangte zu dieser wunderbaren, all unser bisheriges Wissen über die Structur und Histogenese des Krebses über den Haufen werfenden Vorstellung auf dem Wege der Maceration von dünnen mikroskopischen Schnitten von in Alkohol erhärtetem Carcinom- gewebe in v. Wittich’s Glycerinmagensaft. Was für Dinge der Autor eigentlich gesehen, lässt sich ohne directe Controle seiner räparate nicht bestimmt sagen; dass aber das, was er gesehen, veder Blasen- noch sonstige ‚Thiere’, sondern nichts anderes, als ungenügend verdaute Reste des Krebsgewebes waren, bedarf wohl ines Beweises. 2 EN 40% By: ı 18) Bacillenbefunde bei Keuchhusten, bei A und bei Nekrose der Magenschleimhaut, bei Enteritis, Cholerine und Sommerdiarrhöen, bei Endocarditis, bei Pneumonie, bei Meningitis, bei Nephritis, bei hämeor- rhagischen Processen, bei der ‚Miliaria von Palermo’, bei der Beriberi-Krankheit, bei „Bacteriurie’, bei Gan- graena senilis, bei Elephantiasis Arabum. f Im folgenden Capitel stellen wir eine Reihe von or befunden zusammen, deren Bedeutung sich theils wegen der Ver- einzeltheit theils der Unsicherheit der Beobachtung noch in keiner Weise übersehen lässt. Wir lassen dabei absichtlich diejenigen Befunde ganz unerwähnt, welche bereits durch maassgebende” Controlforschungen als unwesentliche oder irrthümlich gedeutete Dinge erkannt sind. | = Bei Keuchhusten hat Burger®*®) im Sputum der Kranken kurze, in der Mitte häufig eingeschnürte Stäbchen gefunden unc . dieselben als Erreger der Krankheit angesprochen, ohne jedoch hinreichende Beweise für diese Annahme zu erbringen. Neuer dings wies Affanassieff°2°) in dem Sputum von Keuchhusten- ‘kranken constant eine Bacillusart nach, welche in den schleimig- eitrigen Klümpchen des am Ende eines Anfalles expectorirten Secretes in‘ massenhafter Vegetation und nahezu in natürlicher Reincultur vorhanden war und deren künstliche Reineulturen, m die Trachea von jungen Hunden und Katzen injieirt, eine fieber- hafte tödtlich endende Bronchopneumonie hervorrief, welche bis weilen, namentlich bei Reizung der Thiere, nach Affanassieff’s Angabe, typische Keuchhustenanfälle im Gefolge hatte. Der ü Rede stehende Bacillus stellt kleine schlanke, lebhaft bewegliche # mit der Fähigkeit zu endogener Sporenproduction ausgestattete Kurzstäbchen dar, welche in Gelatineplatten runde oder ovale, hellbräunliche, nicht verflüssigende Colonien, in Gelatine- oder Agar-Sticheulturen grauweisse Oberflächenbeläge mit nur geringer Entwicklung längs des Stichkanals, auf Kartoffeln einen schnell die Oberfläche überziehenden dichten, anfangs gelben, später braunen Rasen bildet. Affanassief f ist der Meinung, dass der beschriebene Bacillus von allen sonst bekannten Bacterien ver- schieden sei und zieht sonach aus der Summe seiner Beobachtungen den Schluss, dass der von ihm gefundene Bacillus der specifische $ En Be j Re \ Erreger des Keuchhustens ist. Um diesen Schluss voll zu recht- _ fertigen, fehlen jedoch Controluntersuchungen darüber, ob derselbe Baeillus nicht auch im Bronchialschleim bei anderen Krankheiten _ des Respirationsapparates vorkomme und ob nicht auch andere Bacterien die gleiche künstliche Erkrankung bei Hunden und "Katzen hervorrufen können, eine Erkrankung, deren Identität mit dem menschlichen Keuchhusten durchaus nicht ohne Weiteres an- zuerkennen ist. | Klebs#°°) fand drei Mal in braunen Flecken resp. bräun- lichen Erosionen der Magenschleimhaut Einlagerungen von ‚theilweise sporentragenden Bacillen, welche eine Länge von 5,9 bis 11,76, eine Breite von 1,47 x besassen. An den erkrankten Stellen fanden sich die Bacillen nicht nur in der zellig infiltriten "Drüsenschicht, sondern auch durch die ganze Dicke der Magen- wand hindurch in anscheinend den perivasculären Lymphräumen angehörenden, wenig scharf begrenzten Kanälen; in dem dritten der einschlägigen Fälle, welcher ein an acuter Leberatrophie ver- 'storbenes Mädchen betraf, wurden sie ‚auch in dem Blutgefässe der Submucosa des Magens sowie ausserdem innerhalb der Capil- Jaren der peripheren Zonen der Acini in den besser erhaltenen 'Theilen der Leber, stellenweise die Lumina dicht erfüllend, ange- troffen, woraus Klebs auch eine ursächliche Beziehung der Ba- allen zu dem Process der acuten Leberatrophie anzunehmen ge- neigt ist. Klebs identifieirt mit diesen Fällen von ‚Gastritis bacillaris’ einen später von Nasse°°!) publicirten Fall von "Bacillenansiedlungen in heerdförmigen Nekrosen der Magen- schleimhaut bei einem 60jährigen Futterknechte, der an einer ‚heftigen Magenblutung gestorben war. In der That bot der mikro- skopische Befund hinsichtlich der Form und Vertheilung der Ba- ‚@llen in den Erkrankungsheerden der Magenwand mit der beiden ersten der bez. Klebs’schen Beobachtungen viel Aehnlichkeit. Ob die vorgefundenen Bacillen als die Ursache der betreffenden Magen- affectionen oder aber als secundäre, vielleicht rein saprophytische Ein- dringlinge i in die zuvor aus anderen rkniden erkrankte Magenschleim- haut aufzufassen seien, dürfte nach den bisher der Beurtheilung vorliegenden Beobachtungsthatsachen schwer zu entscheiden sein. Nach Klebs®3#2) sind auch gewisse Fälle von Fleischver- 'giftung als eine Form von ‚bacillärer Gastritis’ anzusehen. Die betreffenden Fälle, in der Umgebung von Zürich beobachtet, verliefen unter heftigen, choleraartigen Symptomen, nahmen je- — 76 — doch sämmtlich, trotz starker Collapserscheinungen, einen günsti- j gen Ausgang. Das Fleisch, welches die in Rede stehenden Er- h krankungen veranlasst hatte, war von auffallend schöner rotheii Farbe gewesen, eine Figenschaft, die sich auch an dem Muskelfleische von Thieren wiederfand, die nach dem Genusse von Spülwasser jenes 3 Fleisches gestorben waren. Die Section dieser Thiere ergab ausser- dem starke Schwellungen der Magenschleimhaut und der Mesenterial- drüsen nebst Enteritis katarrhalis. Strichceulturen von dem Darm- inhalt, sowie den erkrankten Theilen des Magens und der Lymph- drüsen auf Gelatine führte zur Entwicklung kleiner, die Gelatine rasch verflüssigender Bacillen, welche Klebs auf Grund des Um- standes, dass weisse Ratten, deren Nahrung mit der bacillen- haltigen Culturflüssigkeit versetzt war, in ähnlicher Weise er- krankten, wie die oben erwähnten Thiere, speciell auch wiederum die eigenthümlich rothe Farbe des Muskelfleisches erkennen liessen, als die Erreger der vorliegenden Form von ‚Fleischinfeetion’ an spricht. Da jedoch zugleich mit den Bacillen die Culturflüssig- keit verfüttert wurde, da ferner auch Abkochungen des Fle sches ebenso wirksam waren wie die Culturen und da schliesslic] in dem Gewebe der Magendarmwand der erkrankten Thiere di« Bacillen nicht nachgewiesen werden konnten, so dürften wohl weniger die Bacillen als vielmehr ein von len — vielleicht abeı auch von anderen in dem Fleische angesiedelten Bacillen, denn di vollständige Reinheit der Culturen erscheint durch das angewandte Verfahren nicht sicher verbürgt — erzeugter toxinartiger Kör per die in Rede stehende Erkrankung herbeigeführt haben. ‚dieser Weise fassen auch Nauwerck®3®) und Ehrenberg®®# die Pathogenese einer Reihe von schweren Krankheitsfällen au & welche in der Tübinger Gegend in Folge des Genusses von Wür sten vorgekommen waren. Nauwerck isolirte aus den Würste einen schnell wachsenden, die Gelatine verflüssigenden Ba illu nebst zwei Kokkenarten; der Bacillus bekundete exquisit fäulnis erregende Eigenschaften und war pathogen für Kaninchen. de R;j selben Bacillus isolirte Nauwerck aus dem Magendarmkanal von gesunden Schweinen und nimmt demgemäss an, dass der Bacillu j direct aus dem Schweinedarm in die Würste gelangte, um nun entweder schon ausserhalb oder, was nach dem Krankheitsverl: ıf 7 wahrscheinlicher, erst innerhalb des menschlichen Darmkanals ei in 4 Zersetzung der Wurstmasse einzuleiten, deren giftige Producte 0 die Erkrankungen bewirkten. u — 131 — | Als Erreger einer besonderen, anatomisch wesentlich durch das Auftreten von trockenen Schorfen auf der Höhe der Schleimhaut- falten des Jejunums und im Dickdarm charakterisirten Form von nteritis, welche er in einem schon vor längerer Zeit beob- _achteten Krankheisfalle constatirte, spricht Klebs m) „unbeweg- ‚liche Stäbchen von 30 bis 40 x» Länge“ an, welche in den nekro- tischen und hämorrhagischen Stellen der Dormrad in den stark Be: und geschwellten Mesenterialdrüsen, ferner in den me- ‚senterialen Lymphgefässen, sowie im Blute, in letzterem neben okokken, in grosser Masse gefunden wurden. Zu dieser Form ‚von ‚Enteromykose’ rechnet Klebs auch den seiner Zeit von 'Fisch1°3°) beschriebenen Fall von eigenthümlicher hämorrhagischer Enteritis mit bacillärem und hyphomycetischem Organismenbefunde. $ In einem Falle von CGholerine fand Hueppe*3”) in dem ihm zur Untersuchung übergebenen Reiswasserstuhl neben einigen indifferenten,, an Menge ganz zurücktretenden Mikrobien kurze Bacillen in reicher Zahl, welche ihren morphologischen und cultu- zellen Merkmalen nach am meisten den später, im Capitel über den Koch’schen Cholerabacillus näher zu besprechenden ‚Neapler Bacillus®’ (Emmerich) glichen, jedoch, bei subcutaner Injection, weniger perniciös auf Meerschweinchen wirkten als jene. Hueppe hält es, angesichts des vorliegenden Befundes, für kaum zweifel- haft, dass die erwähnten Bacterien als die Ursache des Cholerine- anfalles zu betrachten waren. Wahrscheinlich ist der ätiologische Zusammenhang so zu deuten, dass in Folge des Genusses von sehr kaltem Bier bei starker nitrang zuvörderst eine vermehrte Secretion und Transsudation in den Darm erfolgte und dass nun in dem chemisch veränderten Darminhalt die zufällig als Wohnparasiten in spärlicher Zahl vorhandenen Bacterien in Wucherung geriethen und dabei aus dem eiweisshaltigen Darmsecret ein Toxin produ- eirten, welches die Erscheinungen des Cholerineanfalles auslöste. ‚Es schliesst diese Deutung natürlich nicht aus, dass in anderen Fällen auch eine directe Infection von aussen durch Einführung der in Rede stehenden Bacterien mit der Nahrung oder dem Ge- tränk eintreten kann. Hueppe betont mit Rücksicht auf den vorliegenden Fall die Nothwendigkeit, bei der Untersuchung von choleraähnlichen Fällen nicht allein auf die Koch’schen und Finkler-Prior’schen Kommabacillen, sondern auch auf die Bacterien der ‚Typhusgruppe’ zu fahnden, unter welcher Bezeich- nung Hueppe eine Anzahl von Bacillenarten zusammenfasst, Ba © welche, wie die hier besprochene, in ihrem Verhalten zur Gelatine, / „unserem bacteriologischen Gruppenreagens“, dem Typhusbacillus 7 ähneln, Bacterienarten, deren Hueppe bereits, wie er mittheilt, nicht weniger als acht, durch kleinere oder grössere Differenzen des biologischen und Halhögenen Verhaltens von einander ng } den, kennen gelernt hat. Bei den in Leicester seit vielen Jahren grassirenden Sommer- diarrhoen cultivirte Tomkins3®) aus den, in den Obductions- fällen der genannten Krankheit fast stets vorhandenen kleinen 7 Darmgeschwüren Bacillen, welche sich dadurch auszeichnen sollen, dass die Culturen (welche,. wie der Autor angiebt, niemals vol- ständig rein zu bekommen waren) in der 4. und 5. Generation einen specifischen Geruch entwickelten. Aus dem Luftkreis der vorzugsweise belasteten Stadtgegenden — welcher 2000 bis 6000 Keime pro 1 ccm enthielt, während die freien Gegenden deren nur 60 bis 900 pro ccm aufweisen — konnte Tomkins die. gleichen Culturen mit demselben specifischen Geruch gewinnen. Ueber- tragung kleiner Mengen der Culturen auf Thiere erzeugte be letzteren starken Diarrhoe-Anfall. Aus den ermittelten Thatsacheı glaubt Tomkins auf einen ätiologischen Zusammenhang de Bacillen mit den Sommerdiarrhoen schliessen zu dürfen; wie vie indessen an der sicheren Begründung dieser Annahme fehlt brauchen wir wohl nicht auseinanderzusetzen. u Als Erreger der ‚infectiösen grünen Diarrhoe’ de Kinder betrachtet Lesage®°) einen aus den grünen iso lirten Bacillus, welcher, auf künstlichen Nährböden cultivirt, grünen Farbstoff producirt und auf säugende Kaninchen mitt intravenöser oder intraduodenaler Einspritzung oder Verfütte Bi: übertragen, nach Lesage, „grüne Diarrhoe“ unter üppiger mehrung der Bacillen im Darmkanale zu erzeugen im Stande ist Nach der Schilderung der morphologischen und culturellen Merl male zu schliessen, ist der ‚Bacillus der grünen Diarrhoe’ wol kein anderer, als en in Asaheh bacteriologischen Laborato: allbekannte saprophytische ‚Bacillus fluorescens non nut (Eisenberg). Sollte askaelhs wirklich, was a priori unwahr- scheinlich und durch die Experimente von Losieh nicht bestimmt erwiesen ist, die Grünfärbung des Darminhalts und der De jectionen bei der sog. grünen Diarrhoe bedingen, so wäre er damı j doch noch nicht als Erreger des Darmleidens, welches, wie der Autor angiebt, in vielen Fällen den Charakter einer schweren ' — 19 — '_ lebensgefährlichen Krankheit annimmt, legitimirt. Ihm diese Rolle zuzuschreiben, reichen die Ermittlungen des Autors, wie keiner "Motivirung bedarf, nicht aus. Für die Endocarditis verrucosa haben Fränkel und Sänger °*°%) ausser den pyogenen Kokken noch zwei Bacillenarten, den bekannten Bacillus pyogenes foetidus (Passet) und einen un- beweglichen kurzen, gleichfalls foetide Zersetzungen einleitenden Bacillus als pathogenetisch hingestellt und für Endocarditis ulcerosa wurde von Netter und Martha**!) gewissen kleinen Bacillen, welche die Autoren in einem einschlägigen Falle, an- scheinend in mikroskopischer Reincultur in den Klappenvegetationen vorfanden, ätiologische Bedeutung zugesprochen. Die Fränkel- Sänger’schen Beobachtungen haben wir schon bei früherer Ge- legenheit (p. 301 und p. 305) kurz erörtert, mit dem Ergebniss, dass die genannten Bacillen eine ganz sichere Stellung als ‚Endo- carditisbacillen’ zur Zeit nicht beanspruchen könnten. Den Netter- Martha’schen Bacillen kommt zwar der Umstand zu statten, dass sie (anscheinend) in Reincultur in den kranken Klappen vor- handen waren; indessen ist dabei zu berücksichtigen, dass die Bacillen, nach Netter’s eigenen Ermittlungen %*?), zu den Be- wohnern des normalen Darmschleims gehören und dass im vor- liegenden Falle die Endocarditis sich im Anschluss an in Folge von Cholelithiasis entstandene Leberabscesse, in welchen die näm- lichen Bacillen zu finden waren, sich entwickelt hatte. Da nun Netter in den von ihm angestellten Experimenten den Nachweis intensiverer phlogogener Leistungsfähigkeit seitens der als Er- zeuger einer ulcerösen Endocarditis beschuldigten Bacillen nicht hat erbringen können, so erscheint nicht ausgeschlossen, dass letztere secundäre, an sich ganz unschuldige, Eindringlinge waren, welche von den Gallenwegen aus in die Abscesse der Leber und ' von da in’s Blut gelangten, um schliesslich theilweise an den zu- ' vor aus anderer Ursache (Invasion pyogener Kokken) erkrankten Klappen fixirt zu werden, woselbst sie dann post mortem in so reichliche Wucherung geriethen, dass die eigentlichen pathogenen _ Mikrobien bei der blossen mikroskopischen Untersuchung übersehen werden konnten. Erst durch einwandsfreiere Beobachtungen würde daher den Netter-Martha’schen ‚Endocarditisbacillen’ ein Platz unter den bacteriellen Endocarditis-Erregern gesichert werden können. In je einem Falle von croupöser Pneumonie wiesen Klamann %*) und H. Neumann **) das Schou’sche ‚Mikrobion — 710 — der Vaguspneumonie’ (‚Bacillus pneumonieus agili’, Flügge) mittels des Culturverfahrens in der hepatisirten Lungensubstanz nach. Neben dem Schou’schen Mikrobion war darin aber auch, nm” Neumann’s Fall wenigstens, der A. Fränkel’sche Pneumonie- kokkus, und zwar in der Ueberzahl vorhanden. Neumann, welcher sich durch sehr zahlreiche Thierexperimente von der phlogogenen Wirkungsfähigkeit des in Rede stehenden Mikrobions ° überzeugte, wonach sich letzteres pathogenetisch eng an die Eiter- kokken, speciell die pyogenen Staphylokokken anschliesst, spricht © die Ansicht aus, dass die Gegenwart des Schou’schen Mikrobions in der hepatisirten Lunge wahrscheinlich ebenso, wie dies hin- sichtlich der nicht seltenen Anwesenheit der pyogenen Kokken in letzterer feststehe, als der Ausdruck einer Mischinfection au- zufassen sei; vielleicht werden sich, wie man mit Neumann er- warten darf, je nach der Verschiedenartigkeit der mit dem eigent- lichen Pneumonie-Erreger vergesellschafteten Mikrobien auch Ve schiedenheiten im klinischen Bilde der croupösen Pneumonien auf finden lassen. 3 In einem Falle von genuiner eitriger Meningitis isc lirten Neumann und Schäffer *) aus dem eitrigen Exsudat: als ausschliesslichen bacteriellen Insassen in reicher Colonienzahl einen Baecillus, welcher morphologisch und culturell dem Typhu ; bacillus sehr ähnelte, sich aber von letzterem durch ein ander: | Sachsthumsyerhalten auf der Kartoffel — statt eines unsichtbz vollständigen Ueberzugs, wie jener, bildete er einen im we: lichen auf die Impfstelle beschränkten, grauweissen Belag — so namentlich dadurch unterschied, dass er mit grosser Regelmässig- keit bei Thieren phlogogen resp. pyogen wirkte. Die erwähnte Beobachtungsresultate machen es gewiss in hohem Grade wahr: scheinlich, dass der gefundene Bacillus die eitrige Menin dem Ba in Falle erzeugt hatte; doch zwingt der Umsta dass der betreffende Bacillus ee noch niemals bei eit = 34 oder sonstigen entzündlichen Processen constatirt wurde, dazu, eu a bestimmtes Urtheil über seine pathogene Bedeutung vorläufig noch zurückzuhalten. d 3 Als Ursache einer Form von ‚primärer Nephritis’ Deo trachtet Letzeri ch®#%) einen sporentragenden Bacillus, welch in dem Urin sowie in dem interstitiellen Gewebe dr erkrankt Nieren nachweisen, aus dem Urin der Kranken cultiviren und i Nierenschnitten von damit geimpften Kaninchen wiederfinde — 14 — konnte. Das Untersuchungsverfahren des Autors genügt jedoch nicht hinlänglich den Anforderungen, welche gegenwärtig an bac- teriologische Forschungen gestellt werden müssen und können dem- “nach die Schlussfolgerungen des Autors nicht als hinreichend ge- sichert angesehen werden. Als Erreger einer Form von ‚hämorrhagischer Nephritis bei Kühen’ spricht Rivolta®*”) im Ganzen ziemlich kurze, leicht tingible, inmitten der erkrankten Nieren-Bezirke gelagerte "Bacillen an. Da Züchtungs- und Impf-Versuche mit den Bacillen ‚nicht angestellt wurden und ausserdem der Verdacht einer etwaigen postmortalen Entwicklung derselben nicht bestimmt auszuschliessen ist, so muss die specifisch-pathogene Bedeutung der Rivolta- schen ‚Nephritisbacillen’ zweifelhaft bleiben. Als ‚hämorrhagische, bacilläre Mykosen’ (‚hämmor- rhagische Infection, Ceci’) fasst Klebs ®*°) eine Gruppe von Pro- cessen zusammen, welchen das Auftreten von ausgedehnten Hämor- rhagien in den verschiedensten Theilen gemeinsam ist und bei denen die Anwesenheit von Bacillen in oder an den Blutgefässen auf eine bacilläre Entstehungsweise des hämorrhagischen Processes hindeutet. Klebs rechnet zu dieser Gruppe erstens gewisse Er- krankungsfälle, welche mit diphtherieähnlichen Rachenaffectionen beginnen , denen sich dann Blutungen in’s Gehirn oder in die Hirnhäute anschliessen. Zum Unterschied von der echten Diph- therie finden sich nach Klebs an der Oberfläche der croupösen oder diphtheritischen Membranen nicht die Klebs-Löffler’schen Diphtheriestäbchen, sondern grössere Bacillenformen in regelmässig senkrechter Anordnung. Ferner rubriciren nach Klebs in die er- wähnte Gruppe „zahlreiche Fälle, die als Purpura hämorrhagica ‘oder Morbus maculosus beschrieben worden sind“. Man findet in diesen Fällen, im Gegensatz zu den „nichtinfectiösen“ Formen von Blutfleckenkrankheit des Gehirns, veldhe nur kleinere, in der weissen Substanz gelegene Blutungen ken, verbreitete Hirkintiier ationen der Pia mater, welche nur wenig auf die Hirnrinde und die Mark- substanz übergreifen. In den am tiefsten in der Gehirnsubstanz befindlichen Heerden hat man die Anfänge des Processes in Gestalt kleiner perivasculärer hämorrhagischer Erweichungsheerde vor sich, in deren Centrum das zusammengefallene Gefäss, in seiner Scheide von Bacillen dicht erfüllt, lieg. Sehr ähnliche Fälle kommen nach Klebs auch bei Typhus abdominalis vor. Weiterhin gehören nach Klebs in die hier besprochene Krankheitsgruppe noch ge- — 12 — wisse endemisch auftretende Formen von hämorrhagischen Er- krankungen bei kleinen Kindern, welche „gewöhnlich als Hämo- philie der Neugeborenen beschrieben worden sind“. Nach Klebs sind jedoch diese Formen von der hereditären Hämophilie wegen ihres endemischen Auftretens und infectiösen Charakters entschieden zu trennen. Bei der mikroskopischen Untersuchung der in den verschiedensten Theilen des Körpers sich bildenden Blutungen „fehlen vollständig entzündliche Vorgänge, das Blut liegt in dem unveränderten Gewebe; dagegen sind die Blutgefässe in grosser Ausdehnung von Bacillen verstopft, so dass man annehmen kann, dass die Blutung eine Folge der Gefässobstruction sei“. Endlich” möchte Klebs auch die scorbutischen Erkrankungen wegen ihres namentlich in Gefangenenanstalten nicht seltenen endemischen Vor- kommens der Gruppe der hämorrhagischen Infectionen zurechnen, obwohl ihm die anatomische Untersuchung einschlägiger Fälle bis-" her keine positiven Resultate ergeben hat. Es dürfte wohl, ın- serer Einsicht nach, mit den soeben erwähnten positiven Booh achtungen kaum ieh als der erste, noch unsichere Schritt ; Begründung der Parse Natur der in Rede stehenden häm 01 rhagischen Processe gethan sein. ig Bei ihren auf die Erforschung der Aetiologie der Milieri von Palermo’ — einer in Palermo häufig vorkommenden ty pischen Infectionskrankheit — gerichteten Studien, isolirten Le- pidi-Chiöoti und de Blasi‘*°) in zwei Fällen ‚der genannte Krankheit theils aus dem durch Punction entnommenen Milzsz ” 1 theils aus den Faeces einen Bacillus, welcher in jeder Beziehun; N; mit dem Bacillus typhi abdominalis übereinkam. Eine besti nmmt Schlussfolgerung im Sinne der Identität der ‚Miliaria von Palerm 1C mit dem Abdominaltyphus ziehen die Vortass aus dem erwähnt Befunde mit gewiss nur zu billigender Vorsicht einstweilen nicht, s01 dern suspendiren das Urtheil bis auf die Exploration weiterer Fä n Aus dem Blute von an Beriberi (Kakke) leidenden Mer schen züchteten de Lacerda°5°%), Ogata®5t) Bacillen, | den Milzbrandbacillen in Form und Grösse ähnlich, nur et kleiner waren, als diese und deren Verimpfung auf Thieres na Angabe der Autoren, von den für die Kakke charakteristische Symptomen gefolgt war. Im Widerspruch hierzu stellen Pekel haring und Winkler°5?2) eine bestimmte Kokkenart, welche sie durch Cultur des Blutes von Beriberikranken gewannen, : u E | Grund von, nach Annahme der Autoren, erfolgreichen Experimenten — 143 — an Kaninchen, als Ursache der Beriberikrankheit hin. Die Aetio- logie der letzteren muss demnach als — von Seiten der bacterio- logischen Forschung wenigstens — noch unaufgeklärt bezeichnet werden. Einen bisher einzig in seiner Art dastehenden Fall von Ba- eillenbefund im frisch entleerten Urin (‚Bacteriurie’) beschreiben Schottelius und Reinhold#5®), Der Fall betraf einen Herzkranken, welcher während der ganzen Zeit der Kranken- beobachtung dauernd in grösster Menge und in absoluter Rein- eultur kleine Stäbchenbacterien mit dem Urin entleerte. Die Bac- terien zeigten keinerlei besonders charakteristische morphologische Merkmale, gediehen auf allen gebräuchlichen Nährböden, ver- flüssigten die Gelatine nicht. Irgend ein Anhaltspunkt hinsichtlich der Genese der ‚Bacteriurie’ war nicht aufzufinden. Bei mit ‚Gangraena senilis’ Behafteten fand Tricomi 5) sowohl in der Brandjauche als auch im Gewebe an der Demar- kationslinie sowie schliesslich im Leichenblute einen feinen, nicht sehr langen Bacillus, welcher zuweilen mit einer end- oder mittel- ständigen Spore ausgestattet war, Anilinfarbstoffe gut aufnahm und sich in allen gangbaren Cultursubstraten leicht cultiviren liess. Durch Injection von 1, bis 1 gr Gelatinecultur des Bacillus in’s Unterhautgewebe erzeugte Tricomi bei Hausmäusen, Meerschwein- chen und Kaninchen progressive tödtliche Gangrän der Haut und der darunter gelegenen Weichtheile. Tricomi hält diesen Unter- suchungsergebnissen zufolge den Bacillus für die Ursache der Gangraena senilis. Diesem Schlusse können wir jedoch nicht bei- treten. Die grundlegende Ursache der Gangraena senilis ist nicht in specifischen Bacterien zu suchen, sondern sie besteht bekannt- lich in Arterienveränderungen, welche die Circulation in dem betreffenden Theile soweit herabsetzen, dass geringfügige äussere Schädlichkeiten (Traumen, vielleicht auch die Invasion phlogogener Bacterien) den Brand (Nekrose) des Theils herbei- führen. Des brandig gewordenen Gewebes bemächtigen sich nun ‚sofort die ubiquitären Fäulnissbacterien, um dasselbe unter Ge- stank zu zersetzen, es ‚gangränös’ zu machen. Zu der Classe der ubiquitären Fäulnissbacterien dürfte jedenfalls auch Tricomi’s Bacillus gehören; es liegt wenigstens nichts vor, was dagegen ‚spräche und ihm die Dignität eines specifischen Gangränbacillus verleihen könnte. Dass die Injection relativ gewaltiger Mengen von Cultur dieses Bacillus brandige Entzündung und den Tod der — 1 — Thiere herbeiführte, legitimirt die specifisch-pathogene Bedeutung des Bacillus an sich nicht ausreichend; denn dieser Erfolg, welchen ° bereits Rosenbach 5°) mit einem gemeinen Fäulnissbacterium ebenfalls erzielte, lässt sich dahin deuten, dass den saprogenen Bacterien entweder durch die gewebsschädigenden Einflüsse des mit der Injection verbundenen Traumas oder aber durch aceiden- telle Infection mit pyogenen Mikroorganismen der nöthige Boden? für ‚ihre Ansiedlung und Vermehrung geschafien wurde. In einem Fall der ‚erysipelatösen’ Form der Elephan tiasis | Arabum konnte Ines®5®) mittels halbstündiger Färbung der Schnitte” | in schwacher Methylenblaulösung und nachträglicher kurzer Behand- lung mit ‚Jode jodure’ im Bindegewebe „zahlreiche gerade, blau- gefärbte Bacillen mit dünnen Enden“ nachweisen. Die Bestätigung dieses Befundes bleibt abzuwarten. Ines unterscheidet, wie wi beiläufig noch erwähnen wollen, von obiger ‚erysipelatösen’ Form der Elephantiasis Arabum (welekie nach Ines fast nur in Aegypten vorkommt) die ‚lymphorrhagische’ Form, deren Entstehung, nach” Ines, auf Invasion der Filaria sanguinis zurückzuführen ist. Am Schlusse des den pathogenen Bacillen gewidmeten Ab- En schnittes seien noch einige derselben kurz besprochen, welche, ‚bisher beim Menschen noch nicht beobachtet, vorläufig nur für | die Veterinär- und für die Frperimental-Patkoleril Interesse haben. 19) Der Bacillus der Rinderpest. Das Contagium der Rinderpest, einer gefährlichen Seuche des Rindviehs mit einem dem enterischen Typhus des Menschei ähnlichen pathologisch-anatomischen Befunde, dürfte mit ziemlicher Gewissheit durch die neuesten Untersuchungen von Metschni- koff65”) und Gamaleia°5®) in einem specifischen Baeillus er mittelt sein. Dieser Bacillus findet sich nach Metschnikoff ik: den Geschwüren des Magendarmkanals, namentlich denen des ab magens, constant in starker Vegetation. Er bildet daselbst mehr oder weniger kurze Stäbchen, welche bisweilen zu längeren lepto- thrixartigen Fäden auswachsen können. Neben den Bacillen kommen in einigen Geschwüren als offenbar secundäre bacterielle Beimengu noch Mikrokokken vor. Ausser in den Geschwüren der Magendart wand findet sich der ‚Rinderpestbacillus®’ auch im Blute der pe kranken Thiere vor, aber nur in geringer Zahl und nicht constar R: Ä — WU — In künstlicher Reincultur isolirt, verhält er sich auf Gelatineböden ® a ach Metschnikoff „ähnlich wie der Typhusbacillus“. Ueber die Eerhumsecheinungen auf anderen Nährböden, speciell der Kartoffel, ist leider, wenigstens in der uns zugänglichen Literatur- zu uelle, süchts angegeben. Durch Uebertragung der reincultivirten _ Bacillen auf Kälber und Meerschweinchen gelang es Gamaleia, welcher die Untersuchungen Metschnikoff’s fortsetzte, die Er- scheinungen der Rinderpest zu reproduciren. Ausserdem 9 genannte Forscher, dass das virulente Blut rinderpestkranker Thiere nach Filtration durch Pasteur-Chamberland’sche Filter seine Ansteckungsfähigkeit verliert. Metschnikoff hebt, ın Kritisirung der früheren Angaben über Bacterienbefunde bei - Rinderpest, hervor, dass die von Semmer beschriebenen Strepto- kokken (s. o. p. 394), sowie die von Kolesnikoff angegebenen "Spirillen, in reinem Materiale, namentlich im Blute rinderpest- kranker Thiere, nicht Eatreifen seien. , 20) Der Bacillus der Acne contagiosa E . Genglische Pocke’) der Pferde (?). Aus den aufgeweichten Eiterkrusten der Pusteln der genannten Krankheit züchteten Dieckerhoff und Grawitz5°) eine Ba- eillusart, deren Individuen etwa die halbe Länge der Tuberkel- bacillen und etwas grössere Dicke als diese besitzen. Ausser den Stäbchenformen beobachteten die Autoren in den Acnepusteln stets auch noch kokkenähnliche, zuweilen in kurzen Ketten an- einandergereihte bacterielle Elemente, welche, wie sich die Autoren bei Beobachtung von Culturen im hängenden Tropfen überzeugt haben wollen, durch Theilung aus den Stäbchen hervorgehen. ' Nach dem derzeitigen Stande unseres Wissens ist es jedoch recht unwahrscheinlich, dass ein solcher genetischer Zusammenhang zwischen Stäbchen- und Kokken-Formen existirt und dürften dem- nach wohl in den Acnepusteln zwei verschiedene Bacterienarten, kurze Bacillen einerseits und Kettenkokken andererseits, vorhanden gewesen sein. Ob es den Autoren gelungen ist, die beiden Arten von einander zu trennen, wird einigermaassen zweifelhaft bleiben, da sie eben auch in den Culturen die kokkenartigen Gebilde beobachtet haben. Aus diesem Grunde lässt sich auch nicht sicher ermessen, welchem von den beiden bacteriellen Bewohnern der — 146 — Acnepusteln, den Acnebacillen oder den Acnekokken, die so- gleich zu erwähnenden Erfolge der mit den Culturen angestellten Uebertragungsversuche hauptsächlich oder allein zuzuschreiben waren. Wurden die Culturen in*die Rückenhaut von Pferden eingerieben, so entstanden regelmässig die typischen Acnepusteln; bei Hunden, Kälbern und Schafen rief die Inunction zwar ebenfalls Pusteln hervor, doch waren sie hier kleiner, der Ge- sammtverlauf der Impfkrankheit ein milderer. Die Haut von Meerschweinchen reagirte in der Regel auf die Einreibung der Bacillen mit einer heftigen erysipelatösen und phlegmonösen Entzündung, welcher sich, unter toxischen Symptomen, nach 48 Stunden der Tod anschliesst; nur ausnahmsweise entstand, unter besonderen Verhältnissen, auch bei diesen Thieren, nach Application der Culturen auf die Haut der rein locale Effect typischer Pusteleruptionen. Nach subceutaner Injection erfolgte bereits nach -24 Stunden der tödtliche Ausgang; unter den Ob- ductionsbefunden trat eine hämorrhagische Infiltration der Darm- submucosa mit stellenweiser Abhebung der Mucosa als wesent- lichstes pathologisch-anatomisches Symptom hervor. Da die ver- impften Bacterien in den inneren Organen nicht nachgewiesen werden konnten, so bleibt nur übrig, die schädlicheu Allgemein- 'wirkungen durch Resorption eines in den Localheerden von den wuchernden Mikrobien erzeugten Toxins zn erklären. Anders als auf Meerschweinchen, wirkten die Culturen auf Kaninchen; ber Verreibung der Cultursubstanz auf die unverletzte Haut der ge- nannten Thiere entwickelte sich ein pustulöser Ausschlag mit heftiger Entzündung im subcutanen Fettgewebe, welch’ letztere jedoch nur ganz ausnahmsweise das Allgemeinbefinden bis zı tödtlicher Schwere alterirte; nach subeutaner Application konnt zwar auch der Tod unter toxischen Erscheinungen erfolgen, doch begrenzte sich ebenso oft der örtliche Process, ohne letztere her- beigeführt zu haben. Graue Hausmäuse, Feldmäuse ın weisse Mäuse vertrugen die Einreibung der Culturen auf die geschorene unverletzte oder der Epidermis beraubte Haut ohr 2 jede schädliche Folgen; nach subcutaner Impfung verendeten sie | jedoch in den ersten oder nach fünf bis zehn Tagen und man fand bei der Obduction der an späteren Tagen gestorbenen Thiere das Bild der Pyämie: locale ausgedehnte Eiterung, 1 inneren Organe von Bacillenheerden und bacillenhaltigen Abscessen | durchsetzt, Sa, Ueberblickt man die erhaltenen Infectionsresultate, so muss 3 man, angesichts der Mannigfaltigkeit derselben, in der Ansicht bestärkt werden, dass mehr als eine einzige Bacterienart in den _ Culturen zugegen war. Das Erkrankungsbild der infieirten Meer- _ schweinchen und Kaninchen erinnert sehr an den pathogenen Eiffect jener von Flügge°°) auf Grund ihrer übereinstimmenden pathologischen Wirkungsweise zu einer besonderen Gruppe ver- einigten Bacterienarten, welche mittels eines von ihnen producirten -_ Toxins den Tod unter gastro-enteritischen Erscheinungen bewirken; das Erkrankungsbild der Mäusearten dagegen veranschaulicht uns _ die Wirkung echt pyogener Mikroorganismen. Die bezüglichen Untersuchungen von Dieckerhoff und Grawitz werden daher nochmals von dem Gesichtspunkte einer schärferen Trennung der in den Acnepusteln vorhandenen Mikrobienarten zu revidiren sein, um festzustellen, ob die ‚Acne contagiosa’ der Pferde durch die bacillären oder die kokkenartigen Elemente der Pusteln oder ev. durch beide, als Mischinfection, hervorgerufen werde. 21) Der Bacillus der ‚Pseudotuberkulose des Kaninchens’, Bei einem stark abgemagerten, zu anatomischen Zwecken ge- tödteten Kaninchen fand Eberth‘'!) in der Serosa des Colons, in dem zu einem gut bleistiftdicken Strange umgewandelten Netz, in der Leber, den Nieren, der indurirten Milz und im Knaa mark grössere und re; makro- und mikroskopisch tuberkel- ähnliche Knötchen, in deren Centren (resp. bei den älteren, central nekrotisirten Knötchen, in deren noch lebensfrischer Peripherie) sich mittels Löffler’s alkalischer Methylenblaulösung und zwar nur mittels dieser Färbungsmethode, bacilläre Mikroorganismen nach- weisen liessen. Dieselben stellten sich als kurze, etwa doppelt so lange als breite, die zweifache Dicke der Tuberkelbacillen be- sitzende, an den Enden abgerundete Stäbchen dar, welche theils zu vielfach gewundenen, aus kürzeren und längeren Gliedern be- stehenden Ketten, die oft in dichten Knäueln bei einander lagen, ‚vereinigt waren, theils aus einer grösseren Zahl von Einzelexem- plaren zusammengesetzte Haufen bildeten. Hinsichtlich der Struc- tur dieser Bacillen betont Eberth, dass die Mehrzahl derselben Baumgarten, Mykologie, ’ 48 — 148 — nicht gleichmässig tingirt waren, sondern in einer lichter ge- färbten Hauptmasse dunkler gefärbte Partien, ‚Plasmaballen’, an den Enden, seltener in der Mitte darboten; ob diese ‚Plasma- ballen’ mit der Sporenbildung in Zusammenhang stehen, etwa als Vorstadium derselben zu deuten sind, lässt Eberth dahin- gestellt; offenbar handelte es sich hier um dieselbe Structur- erscheinung, wie sie jüngst von Ernst und Neisser bei den Xerosisbacillen (s. 0.) eingehend beschrieben und als Sporenbildung gedeutet worden ist. Eberth bezeichnet den vorliegenden Krankheitsprocess als ‚bacilläre Pseudotuberkulose des Kaninchens’ und begründet die Ansicht, dass dieselbe mit der bacillären Form der vielbesprochenen ° ‚Tuberculose zooglöique’ von Malassez und Vignal identisch ist. Es möge erwähnt sein, dass es neuestens Ohantemesse 9%?) ge glückt ist, diese ‚Tuberculose zooglöique’ auf experimentellem Wege zu erzeugen, nämlich durch intraperitonäale Uebertragung von Wattestückchen, durch welche je 100 Liter Luft aus mit Phthisikern belegten Krankensälen hindurch geleitet waren. Chante- messe constatirt gleichfalls die Identität der ‚bacillären Pseudo- tuberkulose Eberth’s mit der sog. ‚Zooglöa-Tuberkulose’ und es dürfte nunmehr als ausgemachte Sache zu betrachten sein, dass die Erreger der letzteren Krankheit von den Tuberkelbacillen vol- ständig verschiedene Organismen und nicht etwa, wie Ma. lassez und Vignal für möglich erachtet hatten, besondere Vegetationsformen der specifischen Tuberkelorganismen sind. Der ätiologischen Verschiedenheit beider Krankheiten, der echten Tu- berkulose einer-, der ‚Tuberculose zoogleique’ resp. ‚bacillärer Pseudotuberkulose’ andererseits entspricht nun aber auch die Ver- schiedenheit der histologischen Structur und Geschichte der ana tomischen Producte beider Krankheiten, ein Punkt, den Verf. von Anfang an urgirt hat (s. o. p.380 und p.533) und welchen auch Eberth sowie Chantemesse volle Beachtung zollen. N Knötchen der ‚Tubereulose zooglöique’ resp. den bacillären Pseudo- tuberkeln’ fehlen die charakteristischen histologischen Attribute der echten Miliartuberkel, die Langhans’schen Riesenzellen und die Epithelioidzellenreste gänzlich und auch die regressive Me- tamorphose, deren sie nicht ermangeln, weist greifbare Unter- schiede von der typischen Form der tuberkulösen Verkäsung auf. Wir möchten daher vorschlagen, der hier in Rede stehenden Krank- heit, welche wohl identisch sein dürfte mit Manfredi’s ‚progres- Bi % H N “- u Ya» “ Sr Ir A . — 149 — ‚siver Granulombildung der Thiere’ (s. p. 380) und vielleicht auch mit Disse’s und Taguchi’s ‚Syphilis’ der Versuchsthiere (s. o., p- 685), die nur zu Missverständnissen führenden Namen der ‚Tu- berculose zoogleique’ resp. der ‚Pseudotuberkulose’ zu ent- Pe & x ziehen und dafür etwa die Namen: ‚Granulie zoogleique’ oder: % ‚multiple infectiöse Granulom- s. Leukocytombildung’ zu wählen. 22) Der Bacillus der Frettchenseuche. k Bei zwei Frettchen (Mustela furo), welche an einer zu Eis- leben unter einem grösseren Frettchenbestande aufgetretenen ver- _ heerenden Seuche eingegangen waren, fanden Eberth und Schim- _ melbusch®®®) einen pathogenen Bacillus, welcher in seinen mor- _ ‚phologischen und culturellen Merkmalen eine mehrfache Ueberein- stimmung mit dem von uns in einem früheren Capitel (s. o., p. 490 ff.) eingehend besprochenen Bacillus der ‚Septikämia hämorrhagica’ besitzt, in einigen wichtigen Punkten jedoch von letzterem differirt, unter welchen Differenzpunkten die Autoren die ausgesprochene Eigenbewegung des Frettchenseuche-Bacillus und seine Unwirk- ‚samkeit gegen Hühner besonders hervorheben. Durch die freund- liche Zusendung einer Reincultur des in Rede stehenden Bacillus Dr ai der Herren Autoren war Verf. Gelegenheit geboten, den Rede stehenden Bacillus aus eigener Anschauung kennen zu ornen, wonach, was wohl kaum einer besonderen Erwähnung be- darf, Verf. in der Lage ist, die von den Autoren über Morpho- ie, Biologie und pathogenes Verhalten dieses Bacillus gemachten Kan, vollkommen zu bestätigen. Was die Frage der Iden- tät mit dem Bacillus der ‚Septikämia hämorrhagica’ anlangt, so möchte Verf. unter den gegen die Identität sprechenden Argu- menten, abgesehen von dem Moment der Eigenbewegung, welche ja dem Bacillus der ‚Septikämia hämorrhagica’, im Gegensatz zum Frettchenseuche-Bacillus vollständig®®*) zu fehlen scheint, besonders auf das differentielle Verhalten beider Organismen zum Kaninchen- ‚körper Gewicht legen, da sich gezeigt hat, dass der Bacillus der ‚Septikämia hämorrhagica’ ganz constant, gleichviel, ob er zuvor im Leibe von Kaninchen, Schweinen, Rindern, Wildthieren oder Federvieh gehaust, auf Kaninchen übertragen, letztere an der ty- pischen ‚Septikämie’ verenden macht, während der Bacillus der 48* — 150 — Frettchenseuche bei Kaninchen nur locale Entzündungsprocesse, welche, ohne das Allgemeinbefinden erheblich zu stören, wieder rückgängig werden, hervorzurufen vermag. Weniger durchgreifend erscheint uns die erwähnte Differenz des Verhaltens zum Organis- mus der: Hühner, da es bisher bekanntlich (s. o., p.503) auch Ri mit den Bacterien der deutschen ‚Schweineseuche’ sowie der ‚Wild- seuche’ nicht gelungen ist, Hühner zu inficiren. > 23) Der Bacillus des erysipelatösen Proceses beim Kaninchen (Koch). Obiger Bacillus wurde von Koch gelegentlich seiner Ihnen so vielfach genannten experimentellen Untersuchungen über Wund- infectionskrankkeiten gefunden. Nach einer Impfung am Kaninchen: ohr mit Mäusekoth, der in destillirtem Wasser aufgeweicht war entstand eine langsam von der Impfstelle bis zur Ohrwurzel fort- schreitende Röthung und Schwellung des Ohrs. Als Ursache der entzündlichen Affection gaben sich bei der mikroskopischen Unter: suchungen eigenthümliche Bacillen zu erkennen, welche die 2 sammte Knorpeloberfläche mit einem dichten Haus überzogen, An vielen Stellen hatten sich die gewucherten Bacillen zu haaı wulstähnlichen Klumpen vereinigt, von welch’ letzteren dann nach allen Richtungen hin parallel verlaufende, peripherwärts imme feiner werdende Züge von Bacillen ausstrahlten. Es erinnerte somit das Bild dieser Bacillenwucherung an die sternartigen Ba terienfiguren, wie sie nach Impfung mit verschiedenen Bacterii in das Hornhautcentrum auftreten. Unmittelbar über dem Ne der proliferirenden Bacillen lagerte eine Schicht leukocytärer E mente, offenbar weisse Blutkörperchen, welche aus den in s ark entzündlicher Hyperämie begriffenen Blutgefässen ausgetreten w a Die in Rede stehenden pathogenen Bacillen besassen durchschni lich die halbe Länge und den vierten bis dritten Theil der Di der Milzbrandbacillen. Leider sind bisher weitere Mittheilung über diese interessante pathogene Bacillenspecies nicht erfolgt. y — BS5 — 24) Der Baeillus der ‚Faulbrut' der Bienen (Bacillus alvei). Die den Bienenzüchtern seit Langem unter dem Namen der ‚Faulbrut’ (‚todte Brut’) bekannte infectiöse Krankheit der Bienen wird, wie Watson Cheyne®°®) entdeckt, durch einen specifischen Bacillus, den ‚Bacillus alvei’ hervorgerufen. "Aus den Darlegungen des genannten Autors greifen wir folgende wesentliche Punkte heraus: Die der Faulbrut-Krankheit erlegenen _ Larven zeigen eine gelbliche Farbe und fast flüssige Consistenz. In dem Safte finden sich zahlreiche bewegliche Bacillen. Letztere ‚sind durchschnittlich 3,5 x lang, 0,8 x breit, an den Enden rund oder konisch zugespitzt; oft zeigt deck an einem der letzteren ein heller Fleck. Nach dem Tode der Larven entwickeln sich in den Baeillen Sporen; dieselben sind aussergewöhnlich gross, länglich ‘oval und bilden sich in spindelförmigen Auftreibungen der Stäbchen. "Die Tinctionsfähigkeit der letzteren ist keine sehr ausgesprochene; am wirksamsten erweisen sich Methylenblau und Methylviolett. Die Sporen verweigern jede Art der Färbung. Die Bacillen gedeihen auf allen üblichen Nährböden. Das Wachsthum in Gelatine- Sticheulturen ist charakteristisch: auf der Oberfläche sowohl als im Impfstich bilden sich radiär vom Centrum abgehende Strahlen, w elche sich stellenweise, besonders an den Endpunkten, kolbig ver- licken. Nach einiger Zeit verflüssigt sich die Gelatine langsam von oben her, wobei durch Verdunstung, ähnlich wie bei den als- bald zu besprechenden Koch’schen Kommabacillen, ein mit Luft gefüllter Raum an der Stichpforte entsteht. Die verflüssigte Gela- fine nimmt eine gelbliche Farbe und einen Geruch nach nicht "ammoniakalischem Urin an; die nämliche Farbe und denselben Ge- uch bieten auch die infieirten Larven am Ende der Erkrankung Auf Agar ist das Wachsthum weniger charakteristisch. Auf Sartoffeln ist die Vegetation träge; es bilden die Bacillen hier eine trockne, gelbliche Oberflächenschicht. In Milch proliferiren die Bacillen bei Körpertemperatur üppig; nach einigen Tagen tritt Gerinnung, gelbliche Verfärbung und der beschriebene Geruch ein. Auf coagulirtem Blutserum wachsen die Bacillen selbst bei Körper- wärme nur sehr langsam; es bilden sich dabei lange Bacillen- fäden, welche geringe Neigung zur Sporenbildung bekunden. — 2 — Unter 16° C. findet überhaupt keine Vermehrung der Bacillen statt; für die Gelatineculturen liegt das Temperatur-Optimum bei 20°C,, für die übrigen Nährmedien bei Körperwärme, letztere stellt zu- gleich das Optimum für die Sporenproduction dar. Der Nachweis, dass die beschriebenen Bacillen die Ursache” der Faulbrutkrankheit sind, wurde von Watson Cheyne sowohl durch Feststellung der Thatsache, dass diese Bacillen constant und ausschliesslich der erwähnten Krankheit zukommen, als auch auf experimentellem Wege erbracht. Besprengungen von belegten Waben mit Milcheulturen der Bacillen sowie Verfütterungen von Reinculturen derselben an erwachsene Bienen erzeugten die Bran X heit. Schmeissfliegen, welche von einer Cultur naschten, nach etwa 22 Stunden dem ee 1] Literatur und Anmerkungen zu Vorlesung 9. Zum Capitel: Der Müzbrandbacillus. } 1) M&moires de la Societ6 de Biologie t. II, annde 1850 (Paris 1) p. 141. 2) Casper’s Vierteljahrsschr. f. ger. Med. Bd. VII, 15 3) Virchow’s Archiv Bd. XI, 1857. 4) Beiträge zur Biologie Pflanzen Bd. II, Heft 2 (1876) p. 277 und: Mitth. a. d. Kaiser!l. Ges.-Amt 1881, Artikel 2 p. 49. 5) Zur Pathologie des Milzbrandes u. 1872 und: Der Milzbrand, in v. Ziemssen’s Hdbch. der speciellen Pathologie Bd. II. 6) Bullet. de Pacad. de med. 187 7, 1880, no. 28; Gazette med. 1879 no. 10; Comptes rendus Bd. XCHL. ' Zur Bacterienfrage (Virchow’s Archiv, Bd. LXXXVII, 1882). 8) Centralbl.’ f. d. med. Wissensch. 1884, No. 23; Orig. Mitth. und: xperimentelle Untersuchungen über das Anthraxgift [Inaug.-Diss.]. Je rpat 1855; ein ausführlicheres kritisches Referat über diese immerhin nerkenswerthe aber in den Schlussfolgerungen sicher fehl gehende Arbeit findet der Leser in des Verf.’s Jahresber. f. pathog. Mikro- anismen pro 1886. 9) Zur Untersuchung von pathogenen Organismen fitth. a. d. Kaiserl. Ges.-Amt Bd. I, 1881). 10) Wie K. Huber 1 öxperim. Studien über Milzbrand Deutsche med. Wochenschr. 1881, \0. 8]) zuerst hervorgehoben, schwankt die Grösse (besonders der Dicken- irchmesser) der Bacillen nach den Thierspecies, auf welchen sie achsen, nicht unerheblich; im allgemeinen sind danach die Dimensionen r Stäbchen um so ansehnlicher, je disponirter die betreffende Thier- pe ies für die Infeetion mit Milzbrandbaeillen ist; unter den geprüften "hierarten zeigte demgemäss die Maus die grössten, das Rind die klein- En Stäbehenformen; mittlere Grössen- speciell Dicken-Verhältnisse boten Meerschweinchen und Kaninchen. Diese Resultate Huber’s, welche leicht zu bestätigen sind, stimmen überein mit dem, was man im allge- meinen bei künstlichen Bacterieneulturen sieht und je geeigneter der Nährboden, desto voller sind im allgemeinen die entwickelten Formen. Apenst, wie wir zu erwähnen nicht unterlassen wollen, diese Ueber- nstimmung mit für die Richtigkeit des von uns nachdrücklich hervor- zehobenen Gesichtspunktes, wonach die Verschiedenheit der Wachsthums- Geschicke von innerhalb verschiedenartiger lebender Geschöpfe prolife- rirender Bacterien in erster Linie nach Analogie der Verschiedenheit ler Wachsthumsverhältnisse auf different zusammengesetzten Nährböden Baumgarten, Mykologie. a [2] zu beurtheilen sind. 1m Vergl. Th. I p. 57. 12) Kitt (Zur Aetiologie des Milzbrandes. Sitzungsber. d. Gesellsch. f. Morphol. u. Physiolog. 1885, Heft 1 p. 23) hat experimentell nachgewiesen, dass auf steri- lisirtem, alkalischen Rinderkoth, der mit Milzbrandblut (also blos bacillen haltigem Material) bestrichen wurde, die Bacillen, wenn auch nicht regelmässig, zu sporentragenden Fäden gediehen; üppigere Cul- turen lieferte Kuhkoth, der vor dem Sterilisiren und der nachherigen Beschiekung mit Milzbrandblut, schon reichlich mit Blut beschmiert un vermengt war (bei 25 ©. in zwei Tagen Sporenbildung, bei Zimmer- temperatur in 3 bis 6 Tagen); selbst frischer nicht sterilisirter Rinder- koth, mit Milzbrandblut bestrichen und unter feuchter Glocke gehalten liess "Entwicklung von anfangs isolirten Milzbrandcolonien (? Sporenbil dung, Verf.) aufkommen. — Soyka ermittelte experimentell, dass auf Quarzsand, welcher durch Milzbrandbaeillen enthaltende Nährlösung be feuchtet wurde, die Baecillen reichlich Sporen bildeten und zwar: reich licher als in den Controlversuchen mit sandfreier Nährlösung. Mit deı in der Natur gegebenen Verhältnissen können aber die Versuchsanort nungen beider Forscher nicht ohne weiteres parallelisirt werden, da i letzteren die Concurrenz der Fäulnissbaeterien möglichst ferngehalter wurde. 13) Bacteriolog. Mittheilungen (Revue f. Thierheilk. u. Thier zucht, herausgeg. von A. Koch 1885, No. 3 p. 33). 14) Vergl. Th. p. 54 und Vorl. 7. 15) Ueber Desinfeetion von Wohnräumen (Virchow’s Archiv Bd. CVII, 1887, p. 459). 16) R. Koch, Ueber Milzbran impfung. Entgegnung an Pasteur. Kassel 1882, Fischer; Koch Gaffky und Löffler, Experimentelle Studien über Abschwächun der Milzbrandbacillen und Milzbrandinfeetion durch Fütterung (Mitth. 3 d. Kaiserl. Ges.-Amt Bd. II, 1884, p. 147). 17) Ueber das Verhalten vo A Infectionsstoffen im Verdauungskanale ee s Archiv Bd. XCH, 1883). 18) Archiv f. exper. Pathol. u. Pharmakol. Bd. XX, 188 p. 309. 19) Die Milzbrandbaeterien uhr ihre Vegetationen in ler - lebenden Hornhaut. Sitzungsber. der Wiener Acad. d. Wissensch. 187 III. 20) Vergl. Th. Ip. 122. 21) Vergl. Th. Ip. 87 ff; daselbst sind au die Hinweise auf die betreffenden Literaturstellen angegeben. 22) P: steur selbst hielt allerdings bei seinem Abschwächungs-Verfahren nic die benutzte hohe Temperatur, sondern den Luftsauerstoff für den eige lich wirksamen Factor; die erstere wandte Pasteur nur deshalb 2 gleich an, um die Bildung von Sporen, welch letztere, wie Pasteur Recht angenommen, der Mitigation unzugänglich sind (s. später), zu verhüten. Er stützte sich zur Begründung dieser Auffassung auf den Umstand, dass die Milzbrandbacillen trotz Züchtung bei 42—43 IC, ihre Virulenz beibehalten, wenn den Culturen der Luftsauerstoff ent- zogen wird. Koch (Ueber die ‚Milzbrandimpfung. Kassel we die Unhaltbarkeit der Pasteur’schen Sauerstoff-Theorie aufgedeel Aus seinen und Chauveau’s Beobachtungen geht unzweifelhaft h vor, dass die Abschwächung eine Folge der Temperatursteigeruing il 1; ausser der Wärme spielt aber höchstwahrscheinlich nach Koch “= 4 die Anhäufung schädlicher Stoffwechselproducte in den Cultursubstrate eine wesentliche Rolle. Hierfür spricht namentlich die von Koch fundene Thatsache, dass die Virulenz eines Vaceins, welchen man lan [3] sit in derselben Nährflüssigkeit lässt ohne ihn weiter zu züchten, all- ih vollständig verloren geht, vorausgesetzt, dass es inzwischen nieht. zur Sporenbildung kam (wodurch der jeweilige Virulenzgrad fixirt wird). Dass trotz der Einwirkung der hohen Temperatur bei gleichzeitigem Sauerstoffabschluss keine Abschwächung stattfindet, beruht nach Koch larauf, dass ohne Sauerstoff die Milsbrandbapillen überhaupt nicht ehsen also auch nicht jene die Abschwächung befördernden schädlichen Stoffwechselproducte bilden können. 23) Die im Text gegebene Skizze des Pasteur’schen Verfahrens entlehnen wir den ausführlichen histo- u... Darlegungen Beumer’s in dessen neuester Schrift: Der der- zeitige Standpunkt der Schutzimpfungen. Wiesbaden 1887, Bergmann. 24) A.d.sub 16 c.0. 25) Dass nicht nur die Angaben Pasteur's in 3etreff der Herstellung seiner Vaceins, sondern auch oft letztere selbst sich n Bicht als genügend zuverlässig bewährten, wiesen die genannten Forscher nach. Die ‚premiers vaceins’ Pasteur’s waren nicht selten von zu schwacher, die ‚seconds vaceins’ von zu starker Wirkung. Als Kriterium für einen zuverlässigen ersten Vacein stellten die genannten Forscher den- En Virulenzgrad der mitigirten Culturen auf, welcher den sog. ‚Mäuse- milzbrand’ repräsentirte, d. h. Milzbrandbacilleneulturen, welche soweit abgeschwächt sind, dass sie nur noch Mäuse tödteten; als Kriterium für den zweiten Vacein Milzbrandeulturen, welche unfehlbar Mäuse und serschweinchen, aber grössere Kaninchen nicht mehr mit Sicherheit 3 erben machten. 26) R. Koch, Zur Aetiologie des Milzbrandes (Mitth. a. d. Kaiserl. Ges.-Amt Bd. I, 1881) und a. d. sub 16 c.O. 27) Pasteur jatte ebenfalls die Infection bei der Futteraufnahme als den gewöhn- liehen Ansteckungsmodus des spontanen Milzbrandes bei Thieren ange- jommen, war indessen gemeint gewesen, dass hierbei kleine durch stach- iges Futter bewirkte Verletzungen der Maul- und Rachen-Höhle die egelmässige Eingangspforte der Infecetion bildeten. Koch und seine Mi arbeiter wiesen in den eitirten Arbeiten gegen diese Anschauung asteur’s die Dünndarmschleimhaut als das reguläre Atrium des spon- nen Fütterungsmilzbrandes nach. 28) Klebs (allg. Pathologie I Bo) hat den hemmenden Einfluss der Luftdruckerhöhung auf das Mi Bendvs ehsthum näher studirt und gefunden, dass schon bei 4 cm scksilber-Ueberdruck eine Verminderung des Wachsthums in Strich- € iltoren auf Agar bemerkbar wird: statt in Form eines zusammen- hängenden Streifens längs des Striches gehen die bei comprimirter Luft gewachsenen Culturen in Gestalt isolirter rundlicher Heerde auf. 23) Schweizer Archiv f. Thierheilk. Bd. XXVII, 1885, p. 63 und ibidem Bd. XXVIII, 1886, Heft 3. 30) Comptes rendus 1880; nach den im Texte genannten französischen Forschern bewirkt Carbolsäure von 1:600 nnerhalb 24 Tagen vollständige Abschwächung der bei 35 ° C. gehal- snen Cultur; Chromsäure von 1:2000 bis 1:5000 vermag die Culturen derart zu mitigiren, dass sie nur noch kleine Thiere, nicht aber Hammel mehr tödten; 2procentige Schwefelsäure 8 bis 10 Tage auf Milzbrand- oren bei 35 °C. applieirt, schwächt diese in dem Grade, dass eine sche Gelatine-Cultur derselben zwar Meerschweinchen aber "nicht mehr Kaninchen zu tödten im Stande ist. 31) Archives de Physiol. norm. et pathol. 1886, no. 3 p. 209. 32) Solche ‚Milzbranddistriete’ sind z. B. a* [4] in Deutschland die oberbayerischen Alpen, in Frankreich die Auvergne; am fürchterlichsten wüthet der Milzbrand in Sibirien: sog. ‚sibirische Pest’. Nord-Amerika und England haben dagegen von der Seuche fast gar nicht zu leiden. 33) Milzbrandübertragungen auf Menschen (Ber. ü. d. Veterinärwesen i. Kgr. Sachsen pro 1885 p. 68. 34) A.d. sub 10 e. 0. 35) Comptes rendus vol. LX p. 1296 und Bull. de l’acad. de med. XXXII p. 620. 36) Vergl. die unter Virchow gearbeitete Dissertation von Ritter: Ueber den Milzbrand. Berlin 1872. 37) Archiv. d. Heilkunde Bd. XV p. 23. 38) A. d. sub 9 c.0. 39) Lehrbuch der patholog. Anatomie, 5. Auflage (1887) Bd. I p. 385. 40) Experimentelle Untersuchungen über : Localisation von Krankheitsstoffen (Virchow’s Archiv Bd. CVI, 1886, p. 32). 41) Ueber Immunität und Phagocytose (Fortschr. d. Med. 1887, No. 13; Orig.-Mitth.). 42) Ueber Antagonisten unter den Baeterien (Correspondenzbl. f. Schweizer Aerzte Jahrg. XVII, 1887). 45) Ueber Heilung von Infeetionskrankheiten [Vernichtung vor Milzbrandbacillen im Organismus] (Tagebl. d. 59. Versamml. deutscher Naturf. u. Aerzte zu Berlin, 1886, No. 145 und Archiv f. Hygiene 1887), 44) Ueber die Heilung des Milzbrandes durch Baeterien (Virchow’s Archiv Bd. CVIII, 1887, Heft 3). 45) Vergl. Th. I p. 104. 46) Ueber den Kampf der-Zellen gegen Erysipel-Kokken (Virchow’s Archiv Bd. CVIL, 1887, Heft 2 p. 209) und: Ueber den Phagoeytenkampf beim Rückfallstyphus (ibidem Bd. CIX, 1887, Heft 1 p. 176). 47) Ueber Immunität und Phagocytose (Fortschr. d. Med. 1887,N0.13). 48) Fortschr. d. Med. 1887, No. 17. 49) Untersuchungen zur Phagoeytenlehre (Vir- chow’s Archiv Bd. CIX, 1887,.p. 365). 50) Beitrag zur vergleich. ° Patholog. der Hausthiere. München 1872 und: v. Ziemssen’s Hdb Bd. III, 2. Aufl. p. 538. 51) Ein Fall von tödtlicher Pilzkrankheit, [Jubiläumsschrift für Radius] Leipzig 1872; ferner: Die Intestinal- mykose und ihre Beziehung zum Milzbrand (Archiv der Heilkunde ‚Bd. XV). 52) Fälle von Wahl, v. Recklinghausen, Buhl, Walz deyer, Burkart; dieselben sind eitirt und besprochen in E. Wag- ner’s grundlegender Arbeit (Archiv der Heilkunde Bd. XV, ». 0). 93) Leube und Müller (Archiv f. klin. Med. Bd. XII, 1874, p. 517); Fränkel und Orth (Berl. klin. Wochenschr. 1874, No. 22); Strauss (Arch. de Physiolog. norm. et patholog. 1883) u. A. 54) Koecl . Gaffky und Löffler, a.d.sub 16e.0. 55) Ein Fall von ‚Paralysi ascendante aigue’ mit Pilzbildung im Blut (Archiv d. Heilkunde 1876). 56) Bemerkungen ü. d. Verhalten des Centralnervensystems bei acuten Infeetionskrankheiten (Verhdlgn. d. V. Congresses f. innere Mediein zu Wiesbaden, 1886). 57) Ueber einen merkwürdigen Fall von Milzbrand bei einer Schwangeren mit tödtlicher Infection des Foetus (Virehow’s Archiv Bd. CIX, 1887). 58) A.d. sub 9 c.O0. 59) v. Fodor, Neuere Versuche mit Injeetion von Bacterien in die Venen (Deutsche med.’ Wochenschr. 1886, No. 36). 60) Ueber die experimentelle Erzeugung des Milzbrandeontagiums aus den Heupilzen und Versuche über die Entstehung des Milzbrandes durch Einathmung (Münchener Academie- berichte 1880, 3. Heft; Math.-Phys. Kl. ferner: Virehow’s Archiv Bd. XCI, 1883, p. 410). 61) Die Eingangspforten der Infeetions organismen [Inaug.-Diss.]. Berlin 1881. 62) Neue Versuche über Info u N N 4 | B. [5] von den Lungen aus (Centralbl. f. Baeteriologie Bd. I, 1887, No. 11 -p. 321). 63) Von der Königberger med. Faeultät gekrönte Preisarbeit, gegenwärtig noch nicht publieirt. 64) Vergl. Anmerkung 114 der 8 ‚Vorlesung. 65) Zur Technik der mikroskopischen Bacterienuntersuchun- gen (Virchow’s Archiv Bd. LXXXIV, 1881, p. 275). 66) Um die Möglichkeit jeglicher gleichzeitiger Verl. etzun g der Digestionsschleim- haut auszuschliessen, verfuhr Koch in der Weise, dass er frische Kar- ‚toffeln in längliche viereckige Stücke schnitt, von jedem Stücke durch einen Schnitt eine dünne Schicht abspaltete und deckelartig in die Höhe klappte; hierauf wurde das Innere des Stücks ausgehöhlt, die Höhlung mit Milzbrandsporen gefüllt und mit dem Deckelscheibchen verschlossen ; das gefüllte Kartoffelstückchen wurde sodann auf die hintere Partie der Zunge des Hammels, (welchem ein Diener das Maul öffnete) geschoben und danach von dem Thiere anstandslos verschluckt. 67) Die Fähigkeit des Blutes, Bacterien zu vernichten (Deutsche med. Wochenschr. 1887, No. 34). 68) A. d. sub 63 c. O. 69) Beitrag zur Lehre von der sym- pathischen Ophthalmie (Archiv f. Augenheilkunde von Knapp und Schweigger Bd. XVII, 1886, Heft 1 p. 14). 70) Ueber das Auf- treten pathogener Mikroorganismen im Harne (Wiener med. Blätter 1885 p. 22). 71) Sull’eliminazione dei virus dall’organismo animale (Rivista internaz. di med. e chir. 1886, no. 9 e 10). 72) Archiv. de Physiol. 1883 p. 436. 73) Comptes rendus t. CI, 1885, no.6et8. 74) Sopra un easo di pustula maligna non trasmessa dalla madre al feto (Morgagni e°9) 75) Ueber erbliche Uebertragung pathogener Mikroorganismen irchow’s Archiv Bd. CV, 1886, p. 192). 76) A. d. sub 57 e. ©. Gaz. med. Ital. Lombardia 1883 (eitirt nach F. Marchand). 78) A d. sub 74 c. 0. 79) Berichte d. deutschen chem. Gesellsch. 1884, Heft 16. 80) Ueber die Natur des Milzbrandgiftes (Wiesbaden 1886, Bergmann). 81) v. Ziemssen’s Hdbch. d. en Pathologie und Therapie Bd. III, 2. Auflage (1876) p. 499. 82) Pasteur’s Bulletin de V’acad. de med: 1880, no. 28. 83) Ueber die Regenwürmer als Zwischenträger des Milzbrandgiftes (Arbeiten a. d. patholog. Institut zu München, herausgegeb. von A. Bollinger, p. 209. Stuttgart 1886, Enke). 84) Die Beziehungen der Bodencapillarität zum Transport von Be (Zeitschr. f. Hygiene Bd.I, 1886, p. 394). 85) Zur Aetiologie es Milzbrandes (Sitzungsber. d. Gesellsch. f. Morpholog. und Physiol. ı München Bd.I, 1885, Heft1 p. 25). 86) Zur Aetiologie des Milzbrandes | [Inaug.-Diss.]. München 1885 (Leipzig, Hirschfeld) und: Deutsche Zeitschr. f. Thiermed. und vergl. Patholog. Bd. XI, 1885. 87) Ueber as Vorkommen des Milzbrandes unter den Rindern im Kgr. Sachsen in den letzten 25 Jahren [1859 bis 1884] (Ber. über d. Veterinärwesen i. Kgr. Sachsen, 1884, p. 171). 88) Friedrich hat (a.d. sub 85 e. 0.) m diese, wie er selbst sagt, „scheinbar widersprechende Thatsache“, it der Grundwassertheorie zu vereinigen, folgende Erklärungen zu geben versucht: Entweder bewirkt die rasche Verdunstung des Gewitterregens eine stärkere Strömung der Grundluft oder es werden durch die nieder- fallenden Regengüsse die in Folge der vorausgegangenen Trockenheit fest gewordenen obersten Bodenschichten gelockert und damit für die Grundluft permeabel gemacht. 89) Ueber Milzbrand. Ein Beitrag zur i [6] örtlichen und zeitlichen Disposition (Zeitschr. f. Hygiene Bd. I, 1886, Heft 3 p. 369). 90) Die Vermehrung der Bacterien im Wasser (Ar- beiten a. d. Kaiserl. Ges.-Amt Berlin, Bd. II, 1886 p. 455). n Zum Capitel: Die Bacillen des malignen Oedems. 91) Arbeiten a. d. Kaiserl. Ges.-Amt Bd. I, 1881 (Artikel: Zur Aetiologie des Milzbrandes p. 4 fi... 92) Sur le vibrion septique (Bullet. de l’acad. de med. 1877 et 1881). 93) Experimentell erzeugte Septikämie ete. Mitth. a. d. Kaiserl. Ges.-Amt Bd. I, 1881, p. 12 d. genannten Abhandlung. 94) Ueber Züchtung der Baeillen des malignen Oedems (Deutsche med. Wochenschr. 1885, No. 14 p. 214). 95) Li borius, Beiträge zur Kenntniss des Sauerstoffbedürfnisses der Bacte- rien (Zeitschr. f. Hygiene Bd. I, 1886, p. 158); Flügge, Die Mikro- organismen. 96) Vergl. Th. I p. 177. 97) W. u. R. Hesse geben an, dass man bereits in eben verstorbenen Thieren vereinzelte, in Sporenbildung begriffene Bacillen antreffen könne. Kitt (Malignes Oedem [Jahresber. d. Kgl. Central- Thierarznei -Schule in München 1884—1885. Leipzig 1886, Vogel]), nimmt auf Grund positiver Ueber- tragungsversuche mit getrockneten und gefaulten Theilen von an ma- lignem Oedem zu Grunde gegangenen Thieren an, dass schon intra vitam Sporen in den Oedembaeillen gebildet würden; doch ist diese Annahme nicht unanfechtbar, da die Materialien eben von bereits todten Thieren stammten und weiterhin auch nicht auszuschliessen ist dass ‚sich die Sporen erst ectogen, vor der völligen Eintrocknung resp. wäh- rend der Fäulniss gebildet hatten. 98) Lustig (Ueber Bacteriämis bei Pferden [Zwölfter Jahresber. der Tbierarzneischule zu Hannover beschreibt eine Anzahl tödtlicher Erkrankungen bei Pferden als dereı Ursache er Baeillen ansieht, welche der Beschreibung nach möglicher weise z. Th. Oedembaeillen gewesen sind. Später scheinen Arloing und Chauveau (Etude experimentale sur la septieömie gangraeneus Archives veter. 1884 p. 366 et 817) wirkliches malignes Oedem b Pferden beobachtet zu haben und über zwei unzweifelhaft als sole] charakterisirte Fälle dieser Erkrankung berichten neuestens Jense und Sand (Deutsche Zeitschr. f. Thiermed. Bd. XIII, 1887, Heft 1 99) Berliner klin. Wochenschr. 1882, No. 44. 100) Mikroorganismı bei den Wundinfeetionskrankheiten des Menschen. Wiesbaden 188 Bergmann. 101) Untersuchungen über malignes Oedem und Rauschbra: (Jahresber. d. Kgl. Central-Thierarzneischule zu München 1883 — 18 p. 38. Leipzig 1885, Vogel) und: Ueber malignes Oedem (Ibideı 1884—1885. Leipzig 1886, Vogel). 102) Ueber einen neuen path genen Mikrophyten am Menschen und an den Thieren (Centralbl. Baeteriol. Bd. II, 1887, No. 2/3 und: La Riforma medica 1887, Maggi De Zum Capitel: Rauschbrandbacillus. 103) Studium über den sog. Rauschbrand des Rindes (Zeitschr. prakt. Veterinärwissensch. Bern 1876; ferner: Der Milzbrand auf de F, [7] ' oberbayerischen Alpen. Berlin 1879, Hirschwald; sowie: Deutsche Zeitschr. f. Thiermed. Bd. VI, 1880, p. 371). 104) Deutsche Zeitschr. f. Thiermed. Bd. I p. 297 und: Sitzungsber. der Morpholog. Gesellsch. zu München, 12. Juni 1878. 105) Die Beobachtungen und Experimente der genannten französischen Forscher sind in deren Werke: Le charbon symptomatique du boeuf 2. ed. Paris 1887, Asselin et Houzeau zu- _ sammengestellt. Die erste Mittheilung über ihre bezüglichen Unter- suchungen erschien im November 1879; die Priorität des Nachweises, dass der Rauschbrand eine selbständige, von dem früher mit ihm zu- sammengeworfenen Milzbrand verschiedene Erkrankung repräsentire, sowie der Entdeckung der specifischen : Rauschbrandbacillen gebührt demnach unzweifelhaft Feser und Bollinger, wenngleich durch die Arbeiten der genannten französischen Autoren unsere Kenntnisse in Be- treff der Aetiologie, Pathologie und Prophylaxe der in Rede stehenden Krankheit ganz ausserordentlich gefördert worden sind. 106) Nach den Untersuchungen von Arloing, Cornevin und Thomas besteht das gebildete Gas wesentlich aus Kohlensäure; Kitt (Der Rauschbrand [Centralbl. f. Bacteriol. Bd. I, 1887, No. 23]) theilt mit, dass nach einer, auf seine Veranlassung vorgenommenen Analyse von Tappeiner das "Rauschbrand -Gas in 100 Theilen 13,15 CO,, 76,51 H und 10,34 N enthalten habe. 107) Die Angaben von W. Koch (Milzbrand und Rauschbrand [Deutsche Chirurgie, Liefg. 9. Stuttgart 1886]) und Eh- lers (Untersuchungen über den Rauschbrandpilz [Inaug.-Diss.], Rostock 1884) über Reineulturen der Rauschbrandbacillen auf Blutserum, Gela- tine und Kartoffeln geben von vorn herein zu erheblichen Zweifeln An- lass und konnten von Kitt in keiner Weise bestätigt werden. 108) Die Schutzimpfung mittels des unabgeschwächten Rauschbrandvirus gelingt theils durch Uebertragung relativ geringer Dosen des Virus in das ‚Unterhautgewebe, theils durch intravenöse oder intratracheale Einfüh- rung des Virus, theils durch Verimpfung des letzteren in das festgefügte und mit relativ niederer Temperatur versehene Gewebe des distalen Schwanzendes der Rinder. Nach allen diesen Uebertragungsmodi ent- stehen nur leicht vorübergehende Erkrankungen, nach deren Ablauf die Thiere gegen den Impf-Rauschbrand immun geworden sind. Zuver- lässig und bequemer als diese Methoden ist die Schutzimpfung mittels des abgeschwächten Rauschbrandvirus. Als Abschwächungsmittel be- dienten sich die französischen Forscher mit Erfolg aller derjenigen Agentien oder Maassnahmen, welche sich Pasteur und seinen Schü- lern, ferner Toussaint und Chauveau bei der Abschwächung der Mikrobien der Hühnercholera, des Milzbrandes, des Schweine-Rothlaufes als wirksam bewährt hatten, also der erhöhten Temperatur, diverser Desinfectionsstoffe, der successiven Fortzüchtung in künstlichen (flüssigen) Culturmedien, der längeren Aufbewahrung in einem und demselben Öultur- glas. Weitaus am geeignetsten zur Herstellung brauchbarer Vaceins erwies sich, wie beim Milzbrand die Wärme; als Vacein I diente ‚Rauschbrandvirus, welches auf 100— 104° C., als Vaccin II solches, welches auf 85— 90° C. erhitzt war. Höchst interessant und für die © Praxis der Rauschbrandimpfung belangreich ist die von den französischen ‚Autoren entdeckte, gleichfalls von Kitt bestätigte Thatsache, dass ein [8] stark abgeschwächter Rauschbrandvacein durch Zusatz von 1 säure in einen Zustand extremer Virulenz versetzt werden kann. — Bezüglich alles Näheren muss auf das Originalwerk von Arloing, Cornevin und Thomas verwiesen werden; ein treffliches ausführ- liches Referat über das genannte Werk enthält der sub 106 eitirte Artikel Kitt’s: ‚Ueber den Rauschbrand’, worin zugleich dieses For- schers eigene, die Angaben der französischen Autoren in allen Punkten bestätigende Untersuchungsresultate mitgetheilt sind. 109) Be Archiv f. Thierheilk. 1885 Heft 1, 1886 Heft 2, 1887 Heft2. 110) Be-> richt über die entschädigten Rauschbrand- und Milzbrand-Fälle im Canton Bern während der Jahre 1884 u. 1885, nebst wissensch. Ab- handlung ete. Bern 1886, Jent & Reinert. 111) Badische thierärztl. Mittheil. 1887, No. 2. 112) Oesterr. Monatsschr. f. Thierheilk. 1886, No. 17 u. 18. 113) Oesterr. Revue f. Thierheilk. 1887, No.3 u.4. Zum Capitel: Die Bacillen des Schweine - Rothlaufs und der Mäuse - Septikämie. | 114) Untersuchungen ü. d. Aetiologie der Wundinfeetionskrank- heiten p. 40. Leipzig 1878. 115) Zur Immunitätsfrage (Mitth. a. d. Kaiserl. Ges.-Amt Bd. I, 1881). 116) Experimentelle Untersuchungen über Schweine - Rothlauf (Arbeiten a. d. Kaiserl. Ges.-Amt; Beihefte zu den Veröffentl. des Kaiserl. Ges.-Amtes Bd. I, Heft 1u.2 p. 46. Berlin” 1885). 117) Ueber den Rothlauf der Schweine und die Impfung mit demselben (Arbeiten a. d. Kaiserl. Ges.-Amt; Beihefte zu den Veröffentl. des Kaiserl. Ges. -Amtes Bd. I, Heft 1 u. 2 p. 56. Berlin 1885) und: Archiv f. wissensch. u. prakt. Thierheilk. Bd. XII, 1886, Heft 1. 118) Der Rothlauf der Schweine, seine Entstehung und Verhütung (Schutzimpfung nach Pasteur). Nach amtl. Ermittlungen im Gross- herz. Baden im Auftrag des Grossherz. Ministeriums der inneren Ange- legenheiten. Mit 23 Tfln. Wiesbaden 1885, Bergmann. 119) Schutz impfungen gegen den Rothlauf der Schweine (Revue f. Thierheilk. u Thierzucht 1886). 120) Les baeilles du rouget (Archives de Physiolog norm. et patholog. 1886, no. 1 p. 89). 121) Zur Schutzimpfung gegeı Schweineseuche (Schweizer Archiv f. Thierheilk. Bd. XXVIII, 1886 Heft 3). 122) Premiere etude sur le rouget du pore. Paris 1886 123) Pampoukis giebt an, dass die in die weissen Blutkörperehe eingeschlossenen Bacillen häufig „äusserst zart und klein“ gewesen seien während die Bacillen, welche frei im Gefässinhalt sich befanden, länger waren und ihm auch weniger zart erschienen seien; ausserdem be- merkte er in den von den zarten und kleinen Bacillen in Beschlag ge- nommenen Leukocyten mehr oder minder zahlreiche blaugefärbte ‚Körn- chen’, welche wohl unterschieden von ‚Nucleinkörnchen’ gewesen seien, denn diese letzteren besässen eine genau runde Gestalt und seien auch grösser. Nun wissen wir aber, dass die Nucleinkörnchen durchaus nicht immer „genau rund“ sind und äusserst klein sein können. Esist mithin gewiss nicht erwiesen, dass Pampoukis’ Körnchen kein Kern- detritus, sondern Baeillentrümmer waren. Was nun die vermeintliche e | | | | | [9 Verringerung der Längen- und Dicken-Dimensionen an den intracellulär gelegenen Baeillen betrifft, so wissen wir ja, dass die Länge der ein- zelnen Rothlaufstäbehen (ebenso wie die aller anderen pathogenen Bac- terien) überhaupt gewissen Schwankungen unterliegt; ausserdem muss die, durch etwaige Schieflage in dem Zellkörper bedingte perspecti- vische Verkürzung in Betracht gezogen werden. Nur ganz ausgedehnte, auf sorgfältigsten Messungen der Bacillen ausserhalb und innerhalb der _ weissen Blutkörperchen beruhende Untersuchungen könnten demnach darüber entscheiden, ob thatsächlich in Folge des Einschlusses in den Zell- leib der Leukocyten die Rothlaufbacillen eine wirkliche Verkürzung erfahren. Noch weit schwieriger dürfte sich an den schon im normalen Zustand minimal dünnen Bacillen eine wirkliche Abnahme der Dicke feststellen lassen und drückt sich ja in dieser Hinsicht der Autor selbst zurückhaltend über die Bedeutung seiner Beobachtungen aus. 124) Sur le rouget ou mal rouge des pores. La vaccination du rouget des pores A T’aide du virus mortel attenue de cette maladie (Comptes rendus 1883, t. 95 p. 1120; Bullet. de l’acad. de med. 1883, no. 48; Rec. d. med. veter. 1883; Archives veter. 1883, no. 24 p. 221). 125) Von den im Grossherzogthum Baden präventiv geimpften Thieren starb allerdings, nach Lydtin’s neuerlichem Bericht (Bad. thierärztl. Mittheilungen 1886 p. 9) während der Sommer- und Herbst-Monate des Impfjahres _ keines an spontanem Rothlauf, während 9 der nicht geimpften Control- thiere an der genannten Krankheit fielen. Eine gewisse Schutzwirkung - der Pasteur’schen Präventivimpfung gegen den spontanen Rothlauf scheint hiernach wohl erwiesen, indessen einen bestimmten Schluss auf den Grad und die Dauer des Schutzes gestatten diese Beobachtungen noch nicht. 126) In der Versuchsreihe von Lydtin und Schotte- lius betrug die Mortalität 5%, ; ungleich grössere Verluste hatten Hess und Guillebeau zu verzeichnen: sie verloren unter 46 Impf- lingen nicht weniger als 18 Thiere, welche theils an acutem, theils an chronischem Rothlauf zu Grunde gingen. Zu Capitel 5. 127) A. d. sub 114 e. O. p. 59. 128) Experimentell erzeugte Septikämie ete. (Mitth. a. d. Kaiserl. Ges.-Amt. Bd. I, 1881). 129) Ueber die Wildseuche und ihre Bedeutung für Nationalökonomie und Hygiene. (Berl. klin. Wochenschr. 1886, No. 44 p. 753.) 130) Bulletin de lacad. de med. 1872 et 1873. 131) Nach Salmon (On swine-plague; [Second annual rapport of the bureau of animal industry for the year 1885. Washington 1886]) besitzen allerdings die Bacterien der amerika- nischen ‚swine plague’, einer offenbar mit der ‚Schweineseuche’ der Deut- schen identischen Krankheit, ausgesprochene Eigenbewegung. 132) Vergl. Th. I p. 54. 133) Vergl. z. B. die Culturversuche Kitt’s mit den 'Mikrobien der Hühnercholera (Experimentelle Beiträge zur Kenntniss des epizootischen Geflügeltyphoids [Jahresber. d. Kgl. Central-Thier- arzneischule in München 1883—1884. Leipzig 1885, Vogel] und: ‚Beiträge z. Kenntniss der Geflügelcholera und deren Schutzimpfung [Deutsche Zeitschr. f. Thiermed. u. vergl. Pathol. Bd. XIII, 1886]). 110] Während Kitt bei seinen ersten einschlägigen Untersuchungen ein deutliches Oberflächenwachsthum an den Culturen der Hühnercholera- Mikrobien beobachtete, vermisste er ein solches bei seinen späteren Untersuchungen gänzlich. 134) Contribution to the study of the mierobe of rabbit septicaemia (Journal of comparative medieine and surgery vol. II, 1887 Jan., p. 24). 135) Comptes rendus t. XC, 1880, p. 239, 952, 1080; t. XCH, 1881, p. 426. 136) A. d. sub 153 c. 0. 137) Vergl. die Abhandlung von Völsch: Beitrag zur Tenaeität der Tuberkel- bacillen |Inaug.-Diss.]. Königsberg 1887 und: Beiträge zur patholog. Anatomie und Physiologie herausgeg. von Nauwerck und Ziegler, Bd II, Heft 2, 1887. 138) A. d. sub 137 e. O. 139) Baumgarten, Ueber das Jodoform als Antiparasiticum (Berlin. klin. Wochenschr. 1887, . No. 20) und: Kunz, Ueber die Wirksamkeit des Jodoforms auf ” Infeetionsmikroorganismen [Inaug.-Diss.]. Königsberg 1887 sowie: Bei- träge zur pathol. Anatomie und Physiologie herausgeg. von Ziegler und Nauwerck, Bd. II, Heft 2, 1887. 140) Die Angaben von Semmer (Centralbl f. d. med. Wissensch. 1880, No. 48), wonach die Bacterien der Kaninchenseptikämie durch Toussaint’s bezügliches Verfahren abgeschwächt und in ein Vacein gegen die virulenten Mikro- ° bien umgewandelt werden können, vermochte Löffler (Zur Immunitäts- frage [Mitth. a. d. Kaiserl. Ges.-Amt Bd. I, 1881]) nicht zu bestätigen. 141) A. d. sub 133 e.O. 142) Nach Kitt’s Versuchen tödtet VaeeinI kleine Vögel und Tauben ausnahmslos, Vacein II Hühner häufig, wenn ° der Impfstoff in den Brustmuskel applieirt wird. In die äusserste muskelarme Spitze des Flügels geimpft, bewirkt Vacein II bei Hühnern und Enten allerdings nur locale Affectionen; indessen schütst das” Ueberstehen der letzteren Hühner nicht gegen den Angriff der voll- virulenten Mikrobien; nur die am Flügel vorgeimpften Enten (3 Stück) sowie eine am Brustmuskel vaceinirte Henne widerstanden dauernd der Inoculation des unabgeschwächten Virus. Die Sehutzimpfung‘ Pasteur’s wäre hiernach also höchstens bei Enten praktisch anzu- wenden; doch steht auch dieser sehr beschränkten Verwendung nament- lich der Umstand entgegen, dass die schutzgeimpften Vögel als wirk- same Verbreiter des Ansteckungsstoffes nach Kitt’s hierauf gerichteten Untersuchungen gelten müssen. 143) Bullet. de l’acad. de med. 1881. 144) Bordoni-Uffreduzzi ee Di Mattei, $ulla septicämia salivare nei conigli (Archivio per le scienze mediche 1886, t. X, no. 7 p. 149). 145) Ueber den gegenwärtigen Stand der Frage des Uebergangs patho- gener Mikroorganismen von Mutter auf Kind (Bresl. ärztl. Zeitschr. 1886, No. 11 u. 12). 146) A. d. sub 135 ec. O. 147) Nähere Angaben über das Vorkommen specifischer Mikrobien bei der Hühnercholera waren schon vor Pasteur von Perronecito gemacht; Toussaint war Pasteur mit Züchtungsversuchen der betreffenden Mikrobien voran gegangen; die (in der Hauptsache) zutreffende morphologische Be schreibung sowie vor allem den exacten Nachweis der ursächlichen Be deutung der echten Hühnercholera-Bacterien hat aber erst Pasteur geliefert. 148) Zur Immunitätsfrage (Mitth. a. d. Kaiserl. Ges.-Amt Bd. I, 1881, p. 137). 149) Una epizootia di cholera dei polli nella campagna di Roma. Bullet. della commiss. spec. d’Igiene. Roma 1883. i F D : # ü j N 11] 2 150) Observation sur la topographie des Bacilles de la Lepre dans les ' tissus et sur les Bacilles dei chol&ra de poules (Archiv. de Physiologie 1883). 151) Investigations of Fowl Cholera (Report of the Commissioner of Agriculture for the years 1881, 1882. Washington). 152) A. d. sub 133 e. O0. 153) Vergl. Th. I p. 110 ff. 154) Experimentelle Unter- _ suchungen über den Schweinerothlauf. (Arbeiten a. d. Kaiserl. Ges.-Amt - [Beihefte z. d. Veröffentlichungen d. Kaiserl. Ges.-Amtes Bd. I, Heft 1 u.2p. 46] Berlin 1885.) 155) Ueber die Schweineseuche (Arbeiten a. d. Kaiserl. Ges.-Amt Bd. I, 1886, p. 376). 156) On swine - plague - (Second annual report of the bureau of animal industry for the year 1885. Washington 1886). 157) Ueber eine experimentelle, der Rinder- _ seuche (Bollinger) ähnliche Infecetionskrankheit (Sitzungsber. d. Ges. - f. Morphol. u. Physiolog. 10. Novbr. 1885 und: Jahresber. d. Kgl. Central-Thierarzneischule in München pro 1885—1886, p..80. Leipzig 1887, Vogel). 158) Septische Pleuropneumonie der Kälber (Fortschr. d. Med. 1886, No. 12 p. 388 und: Afdruck nit het verslag van den Koning van de bevindingen en hondelingen van het veeartsemkundig staatstoenicht in Nederland in het jaar 1886). 159) Ueber die Wild- seuche. und ihre Bedeutung für Nationalökonomie und Hygiene (Berl. klin. Wochenschr. 1886, No. 44, 45 u. 46). 160) Vergl. die angeführten - Beobachtungen Pasteur’s über die Aenderungen der virulenten Eigen- schaften .des Rothlaufbaeillus beim Durehgang durch den Organismus der Tauben resp. des Kaninchens; wir fügen dem hinzu, dass Kitt - (Einiges über den Milzbrand der Vögel und die Pasteur’sche Schutz- impfung [Jahresber. d. Kgl. Central - Thierarzneischule in München -1884—1885 p. 85. Leipzig 1886, Vogel]) constatirt hat, dass künst- “lich abgeschwächte Milzbrandbacillen durch Passage des lebenden Meerschweinchenkörpers in einen Zustand erhöhter Giftigkeit versetzt ‚werden können. 161) Untersuchungen über die Aetiologie der eitrigen Phlegmone des Menschen. Berlin 1885, Fischer. Zum Capitel: Der Typhusbacillus. 162) Arch. f. exper. Pathologie Bd. XI, XIIIu.XV. 1880-—-1881. 163) Virchow’s Archiv Bd. LXXXI, 1880 und LXXXII, 1881. 164) Zur Untersuchung von pathogenen Mikroorganismen (Mitth. a. d. ‚ Kaiserl. Ges.-Amt: Bd. I, 1881.) 165) Untersuchungen ü. d. Bacillus des Abdominaltyphus [Inaug.-Diss.|. (unter ©. Friedländer) Berlin 1881. 166) Zur Aetiologie des Abdominaltyphus (Mitth. a. d. Kaiser!l. Ges.-Amt Bd. II, 1884). 167) Die ätiologische Bedeutung des Typhus- baeillus. Hamburg 1886, Voss. 168) Seitz, Bacteriolog. Studien zur Typhusätiologie. München 1886, J. A. Finsterlin. 169) Beiträge’ zur Kenntniss des Neapler Cholerabaeillus (Archiv f. Hygiene Bd. III, 1885, p- 361). 170) Typhusbaeillen im Trinkwasser (Fortschr. d. Med. 1886, No. 11). 171) The baeilli of typhoid fever. (The Lancet 1886, vol. II, no. 3, 17 July.) 172) Vergl. Th. I p. 139. 173) Vergl. d. spätere Capitel: Tuberkelbacillus.. 174) Vergl. Th. I p. 138. 175) Unter- suchungen über die Pilze der Cholera asiatica (Archiv f. Hygiene 1885 p. 291). 176) Ueber die Emmerich’schen sog. Neapler Cholera- 12] bacterien (Zeitschr. f. Hygiene Bd. I, 1886, Heft 2 p. 315). 177) Weitere Untersuchungen über die Aetiologie des Abdominaltyphus (Zeitschr. f. Hygiene Bd. I, 1887, p. 138). 178) Die Vermehrung der Baeterien } im Wasser (Arbeiten a. d. Kaiserl. Ges.-Amt Bd. II, 1886, p. 455). 179) Beiträge z. Kenntniss des Neapeler Cholerabaeillus und einiger dems. nahestehender Spaltpilze (Archiv f. Hygiene 1885 p. 61). 180) Ueber Ptomaine (Berl. klin. Wochenschr. 1886, No. 18 p. 281). 181) Die giftigen Wirkungen dieses ‚Typhotoxins’ konnte Brieger bisher nur an Mäusen erproben. Das in Rede stehende ‚Typhotoxin’ ist wahr- ” scheinlich mit einem schon früher von Brieger aus Typhusculturen in Fleischbrei und Bouillon erhaltenen Toxin identisch, welches Meer- schweinchen der willkürlichen Bewegung beraubt und daneben noch die Speichel- und Darm-Secretion erregt, vielleicht auch identisch mit einem aus faulem Pferdefleisch dargestellten Alkaloid. 182) Contribution a l’etiologie de la fievre typhoide & propos de l’&pidemie du Pas-des- Laneiers (Journ. de l’anat. et de la physiolog. 1886, no. 3). 183) Ep- pinger (Hdbch. d. patholog. Anatomie von Klebs, 7. Lief., 1880) und Klebs (Die allg. Pathologie p. 175. Jena 1887) glaubten die specifisch-typhöse Natur dieser Geschwüre durch den Nachweis der specifischen Typhusbaeillen im Grunde derselben positiv erhärtet zu haben; indessen wurde die Identität der gesehenen Baeillen mit echten Typhusbaeillen nicht durch Culturversuche dargethan und die Angabe von Klebs, dass die betreffenden Bacillen nach Gram’scher Methode zu färben waren, spricht direet gegen diese Identität. 184) Ueber Abdominaltyphus (Deutsche med. Wochenschr. 1887, No. 6). 185) Vergl. p. 235 (Rheiner’s ‚typhöse’ Erysipele) und p. 258 (Bordoni- Uffreduzzi’s ‚typhöse’ Pneumonie).. 186) Nachweis der Typhus- bacillen am Lebenden (Berl. klin. Wochenschr. 1886, No. 6) und: Weitere Untersuchungen über den Baecillus des Abdominaltyphus (ibidem, No. 24). 187) Ueber den Befund von Typhusbacillen in dem Blute‘ von Lebenden (Centralbl. f. klin. Med. 1887, No. 9). 188) Zur Aetiologie des Abdominaltyphus (Archiv f. experim. Pathologie Bd. XIX, 1885 p. 420). 189) A. d. sub 167 und 177 e. O.; die genannten Forscher (Reher, Fränkel und Simmonds) wiesen nach, dass die heerd- förmigen Bacilluswucherungen in den inneren Organen (besonders der Milz) um so leichter und reichlicher aufzufinden sind, je älter — innerhalb gewisser Zeitgrenzen — die Leiche ist, woraus sie schliessen, dass diese für besonders charakteristisch gehaltenen Heerde, wenn nicht ausschliesslich, so doch grösstentheils als eine Leichenerscheinung zu betrachten seien; bei ausgesprochener Fäulniss verschwinden jedoch die Typhusbacillen alsbald gänzlich. 190) Vergl. die vorige Anmerk. i 191) Ueber den Nachweis der Typhusbacillen im Darminhalt und Stuhlgang (Deutsche med. Wochenschr. 1885, No.29 p.500). 192) Referat über die Abhandlung von Wyssokowitsch (Fortschr. d. Med. 1886, p. 447). 193) Münchener med. Wochenschr. 1886, p. 491. 194) A. d. sub 171 ec. 0. 195) Dimostratione dei baeilli dell’ileo-tifo nelle fecce degli ammalati (Giorn. internaz. delle scienze med. 1886, fase. 4 p. 317). 196) Vergl. die lehrreichen Auseinandersetzungen von Gaffky, a.d. sub 166 e. 0. p. 400 ff. 197) Typhusbaeillen im Trinkwasser (Fortschr. u=- . 03] d. Med. 1886, No. 11 p. 353). 198) Der Brunnen der Stadt Mühl- heim etc. (Ergänzungshefte z. Centralbl. f. allg. Gesundheitspflege 1886). 199) Epidemie de famille de fievre typhoide (eing malades). Gaz. hebd. 1886, No. 45 p. 726. 200) Zur Aetiologie des Typhus abdominalis (Deutsche med. Wochenschr. 1887, No. 28). 20i) Meade Bolton (Ueber das Verhalten verschiedener Bacterienarten im Trinkwasser [Zeitschr. f. Hygiene Bd. I, 1886, p. 76]) fand, dass in sterilisirten Wasserproben künstlich dahin gebrachte sporenhaltige Typhusbacillen noch nach 4 Wochen nichts von ihrer Entwicklungsfähigkeit eingebüsst hatten, obwohl der Nährwerth der Wasserproben zu gering war, um eine Vermehrung der eingeführten pathogenen Keime zu ermöglichen. 202) Wolffhügel und Riedel, welche, wie erwähnt, (a. d. sub 178 e. OÖ.) im sterilisirten Gebrauchswasser nicht nur eine längere Er- haltung, sondern sogar eine gewisse Vermehrung der Typhusbaeillen constatirten, sahen die Vermehrung ausbleiben, wenn das Wasser nicht sterilisirt, also die Concurrenz mit den ‚Wasserbacterien’ nicht aus- geschlossen war. 203) Vergl. Anmerk. 189. 204) Koch (a. d. sub 164 ce. 0. p. 35) fand, dass der Reichthum an Mikroorganismen im Erd- boden nach der Tiefe zu sehr schnell abnimmt und dass kaum einen Meter tief der nicht umgewühlte Boden fast frei von Bacterien ist; Roth, Cramer und Meade Bolton constatirten, dass das tief- gelegene Grundwasser in der Regel so gut wie keine Bacterien- keime enthält. 205) Vergl. p. 293 (Th. II). 206) Ueber Gährungs- vorgänge im Verdauungstract und die dabei betheiligten Spaltpilze (Deutsche med. Wochenschr. 1885, No. 40 p. 843). 207) Mitgetheilt von Gaffky, a. d. sub 166 c. O. p. 380. 208) Ueber eine von typhösen Darmgeschwüren ausgehende secundäre Infeetion (Deutsche med. Wochenschr., 1886, No. 4 p. 56). 209) Ueber die Ursachen eitriger Entzündungen und Venenthrombosen: im Verlauf des Abdominal- typhus (Deutsch. Arch. f. klin. Med. Bd. XXXIX, 1886, Heft 3). 210) A.d. sub 184 c. O. 211) Ueber die pathogenen Eigenschaften des Typhusbaeillus (Verhdlgn. d. VI. Congresses f. innere Mediein p. 179. Wiesbaden 1887, Bergmann). 212) Bemerkungen über das Verhalten des Centralnervensystems bei acuten Infectionskrankheiten (Verhdlgn. d. V. Congresses f. innere Mediein zu Wiesbaden 1886). 213) Vergl. hierüber Naunyn’s eingehende Darlegungen in dessen Abhandlung: _ Kritisches und Experimentelles zur Lehre vom Fieber und von der Kaltwasserbehandlung (Archiv f. exper. Pathologie und Pharmakologie Bd. XVII, 1884). 214) A. d. sub 188 e. 0. 215) Weitere Unter- - suchungen ü. d. Baeillus des Typhus abdominalis (Berl. klin. Wochenschr. 1886, No. 24). 216) Die positiven Befunde von Meisels (Ueber das Vorkommen von Typhusbaeillen im Blute und dessen diagnostische Be- deutung [Wiener med. Wochenschr. 1886, No. 21—23]) und von Hein (Centralbl. f. d. med. Wissensch. 1886 p. 695), welche Untersucher sich auf die mikroskopische Exploration des Finger- und Milz-Blutes be- schränkten, sind demnach nicht vollkommen einwandsfrei. 217) Die Autoren über Typhusbaeillenbefunde in den Typhusdejectionen sowie im Roseolenblute sind an den entsprechenden Stellen des Haupttextes eitirt; über die rein mikroskopischen Befunde von Typhus- [14] Pe a 5 2 7) Tas bacillen im Fingerblute von Typhuskranken siehe die vorige Anmerk., Fränkelund Simmonds, Seitz, Lucatello (Sulla presenza del baeillo tifoso nel sangue ete. Bollet. d. R. Accademia med. di Genova 1886, no. 8) konnten weder bei mikroskopischer noch eultureller Unter- suchung des Blutes der Körperperipherie von Typhösen Typhusbaeillen nachweisen. 218) A. d. sub 217 c. 0. 219) Ueber die diagnostische Verwerthung der Milzpunktion bei Typhus abdominalis (Wiener med. Blätter 1886, No. 6 u. 7). 220) Le bacille de la fievre typhoide (The Lancet 1887 15 Jan., p. 145.) 221) Die Mikroorganismen. 222) Ueber die Schicksale der in’s Blut injieirten Mikroorganismen im Körper der Warmblüter (Zeitschrift. f. Hygiene Bd.I, 1886, p. 3). 223) Zur Lehre von den pathogenen Eigenschaften des Typhusbacillus (Centralbl. ($ klin. Med. 1886, No. 10 und: Verhdlgn d. VI. Congresses f. innere Med. Wiesbaden 1887, Bergmann). 224) Zur aetiologischen Bedeutung der Typhusbaeillen (Centralbl. f. klin. Med. 1886, No. 37) und: Bacteriolog. Studien über die aetiolog. Bedeutung der Typhusbaeillen (Zeitschr. f. Hygiene Bd. I, 1886, p. 489 und Bd. II, 1887, p. 110). 225) Die” Uebertragung von Typhusbacillen auf Versuchsthiere (Zeitschr.f.Hygiene Bd. I, 1886, p. 465). 226) Baumgarten, Ueber. Infeetionsversuche mit Typhusbacillen (Centralbl. f. klin. Med. 1887, No.4); Wolfowiez, Ueber die Frage der pathogenen Eigenschaften des Typhusbaeillus |Inaug. Diss.). Königsberg 1887. 227) Sur les inoculations du mierobe de la fievre typhoide (Progr&s med. 1885, No. 34) und: Sur le mierobe de la fievre typhoide de ’homme; eulture et inoeulation (Comptes rendus- b. XCK a, t. C, CI, KERN u ’ v. Zum Capitel: Der Tuberkelbacillus. 228) Ueber die geschichtliche Entwicklung der Tuberkulose-Lehre | bis zur Entdeckung des Tuberkelbaeillus verweisen wir auf die a lichen trefflichen Darstellungen inWaldenburg’s Werk: Die kulose, die Lungensehwindsucht und Serophulose. Berlin 1869, Hirs wald, sowie in Johne’s Schrift: Die Geschichte der Tuberkulose e at, Leipzig 1883, Vogel- 229) Buhl selbst bezeichnete freilich die Tuberkulose vom Standpunkt seiner Käse-Resorptionstheorie als eine specifische Resorptions- und Infeetions-Krankheit, indem er annahm, dass in den käsigen Entzündungsheerden ein bestimmter specifischer Stoff gebildet werden -müsse, weil der Tuberkel doch eben eine bes charakterisirte, specifische Neuhildung sei. In der zweiten Auflage sein berühmten Buches: Lungenentzündung, Tuberkulose und Schwindsuch h | (München 1873, Oldenbourg) erörtert er sogar die Möglichkeit, dass der tuberkelerzeugende specifische Stoff von Bacterien gebildet se in und durch sie transportirt werden könne. Aber zu einer klaren I 2 kenntniss des echt infeetiösen Charakters der Tuberkulose kommt Buhl trotz alledem nicht! Dass die käsigen Primärheerde sebst schon ein Produkt des specifisch tuberkulösen Virus sein könnten und nach Fi Analogie mit wirklichen Infectionskrankheiten es. auch sein müssten, dieser Gedanke findet in Buhl’s Schriften keinen Ausdruck. Bas 5 kann demnach nicht eigentlich zu den Förderern der Specifieitäts-Lel | 1 1 M | ; | = | [15] gerechnet werden, wenn auch seine Arbeiten von grosser Bedeutung und bleibenden Gewinn für die Doctrin der Tuberkulose gewesen sind. - 230) v. Gräfe’s Archiv Bd. XXV, Heft 4 p. 1. 231) Experimentelle | Untersuchungen über Fütterungstuberkulos (Virchow’s Archiv Ä Bd. LXXVI, 1879). 232) Experimentelle und histologische Unter- _ suchungen” über die en und tuberkulösen Gelenkleiden. Stutt- gart 1880, Enke. 233) Ueber das Verhältniss von Perlsucht und Tuberkulose (Berl. klin. Wochenschr. 1880, No. 49 u. 50). 234) A.d. sub 233 ce. O.; ferner: Ueber Tuberkulose (Deutsche med. Wochenschr. 1882, No. 22); Ueber die Wege der tuberkulösen Infection (Zeitschr. f. _ klin. Med. Bd. IV, Heft 1); Antikritische Bemerkungen zur Tuberkulosen- frage (Deutsche med. Wochenschr. 1883, No.14). 235) A. d. sub 234 e. Orten. 236) Aftryk fra Nord. Med. Arkiv XI, 1879. 237) The _ Praetitioner, April 1883. 238) Zur Contagiosität der Tuberkulose (Centralbl. f. d. med. Wissensch. 1881, No. 15). 2339) Wo ausnahms- _ weise die Autoren genauere Angaben über das mikroskopische Verhalten der nach Einführung nichttuberkulöser Fremdkörper auftretenden ‚Tu- berkel’ gemacht haben, wie z. B. Schottelius in seiner von den - Gegnern der Speeifieität der Tuberkulose als Stütze viel eitirten Arbeit über die durch Einathmen verschiedentlicher nichttuberkulöser Stoffe erzeugten sog. Inhalationstuberkel, zeugen sie für die Richtigkeit unserer Voraussetzung. Die Schottelius’schen Knötehen der Hundelungen - bieten sammt und sonders keinerlei histologische Erscheinungen dar, welche sie als echte Tuberkel legitimiren könnten: weder die Struetur des | - Epithelioid- und Riesenzell-Tuberkels, noch vollends eine echte tuberku- löse Gewebsverkäsung ist an ihnen demonstrirt worden. Wir wollen hieran anschliessend erwähnen, dass auch die neuesten Experimente "von Sternberg (Americ. journ. of the med. sciences 1885, January), elche aus Anlass der von dem amerikanischen Pathologen Formad (The Philad. Medical Times 1882, Nov.) noch nach Entdeckung des ‚speeifischen Tuberkelbacillus mit Bestimmtheit aufgestellten Behauptung, ‚dass man auch durch Einführung anorganischer Fremdkörper Tuberkulose erzeugen könne, unternommen waren, zu dem Resultat geführt haben, dass danach zwar Knötchen auftreten können, welche makroskopisch Tuberkeln ähnlich sehen können, sich aber mikroskopisch als Heerdehen von einfach fibröser Structur ohne Riesenzellen und ohne Verkäsung er- _ weisen. Selbstverständlich fehlte diesen „Glasstaub-, Sand- und Ultramarin- Tuberkeln“, wie überhaupt allen durch nichtvermehrungsfähige Fremd- körper erzeugten Pseudo-Tuberkeln auch die Disseminationsfähigkeit der eehten Tuberkel. Sternberg theilt mit, dass sich Formad von dem seine (Formad’s) obige Behauptung widerlegenden Ausfall der Stern- berg’schen Experimente. überzeugt habe. 240) Bei der früher meist ausgeübten Impfung in’s Unterhautgewebe ist die eventuelle Concurrenz einer spontanen Tuberkulose schwer zu beurtheilen. Anders bei den Impfungen in die vordere Augenkammer, die von Cohnheim und Salomonsen sowie Verf. hauptsächlich als Impfstelle benutzt wurde. Eine Iristuberkulose kommt spontan so gut wie gar nicht vor; ihr Auftreten ist also ein fast absolut sicheres Zeichen der künstlichen In- fection ; andererseits bleibt die Iristuberkulose, falls die Impfung überhaupt a [16] mit Tuberkulose beantwortet wird, niemals aus; eine nach Impfung in die vordere Augenkammer bei Freibleiben der Iris in inneren Organen sich etablirende Tuberkulose ist also stets als eine spontane aufzufassen. 241) Ueber Tuberkulose (Tagebl. d. Versamml. deutscher Naturf. und Aerzte’ zu München 1877). 242) A. d. sub 232 e. ©. 243) Comptes rendus und Revue veterin. 1880 et 1881. 244) Patholog. Mittheilungen Heft 1. Magdeburg 1881, Faber. 245) Die Aetiologie der Tuberkulose (Berl. klin. Wochenschr. 1882, No. 15 und: Mitth. a. d. Kais. Ges.-Amt Bd. II, 1884). 246) Tuberkelbacterien (Centralbl. f. d. med. Wissensch. 1882, No. 15), Ueber Tuberkulose (Deutsche med. Wochenschr. 1882, No, 22). Ohne meine Auffindung der Tuberkel- bacillen mit Koch’s Entdeckung auf eine Stufe stellen zu wollen, muss ich doch unbedingt für mich in Anspruch nehmen, unabhängig von K.och eine specifische, bisher von Niemand gesehene Bacillusart als ein integrirendes Element des tuberkulösen Processes nachgewiesen und diese Bacillusart auf anderen Wegen, als den von Koch eingeschlagenen, als die einzige und ausreichende Ursache der specifischen Tuberkel- bildung demonstrirt zu haben. Ich sehe mich zu dieser Geltendmachung meines Rechts genöthigt, da die meisten neueren Schriftsteller über Tuberkulose meinen Antheil an der Entdeckung des speeifischen Tuberkel- bacillus entweder ganz mit Stillschweigen übergehen oder denselben durch Bemerkungen wie: dass ich die specifischen Tuberkelbaeillen zwar gesehen aber nicht als solche erwiesen hätte oder: dass ohne Koch’s Entdeckung meine Tuberkelbacterien wohl das Schicksal von ° Klebs’ ‚Monas tubereulosum’ ete. gehabt haben würden, herabzusetzen bestrebt gewesen sind. Solcher geringschätzenden Beurtheilung gegen- über darf ich wohl darauf hinweisen, dass ich gleich in meiner ersten Mittheilung meine Tuberkelbacterien als ganz specifische, von allen übrigen Baeterien durch Form, Grösse und Anordnung, besonders aber durch ihr Verhalten zu Farbstoffen total verschiedene Mikroorganismen und in Menge und Vertheilung derartig an die histologischen Produete der speeifischen Impftuberkulose, welche als das Prototyp echt tuber- kulöser Erkrankung angesehen werden musste, gebunden nachwies, dass ich hieraus den Satz hatte ableiten können: „Ohne (diese) Tuberkel- bacterien keine Tuberkulose, ohne Tuberkulose keine Tuberkelbacterien“. In fortgesetzten zahllosen Untersuchungen tuberkulöser (insbesondere auch menschlicher) sowie nicht tuberkulöser Substanzen, über welche ich summarisch in dem eitirten Vortrag ‚Ueber Tuberkulose’ berichtet habe, konnte ich die Richtigkeit dieses Satzes bestätigt finden. Schon hierdurch hatte ich diejenigen Beweismittel für die speeifisch pathogene Bedeutung meiner Tuberkelbacterien beigebracht, welche von Koch gelegentlich seiner Forschungen über die Cholera-Actiologie als völlig ausreichend zur Begründung der aetiologischen Dignität eines bei einer Krankheit gefundenen Mikroorganismus anerkannt worden waren, näm- lich die Constanz und Ausschliesslichkeit des Vorkommens der betreffenden Mikrobien bei der betreffenden Krankheit, in den spe- eifischen Krankheitsprodueten entsprechender Menge und Vertheilung. Ich habe mich jedoch mit der Beibringung der genannten Beweismittel nicht begnügt, sondern auf einem bisher für andere Bacterienkrank- u ah rn WELTEERIN NE a \ nein me a ee —— ER RE: Fi _— ” -_ er - heiten noch ‚nicht betretenen Wege der direceten histologischen Beob- achtung der tuberkulösen Infectionsvorganges nämlich (vergl. die be- züglichen Darlegungen im Haupttext), einem Wege, dessen Beweisfähig- keit den Uebertragungsversuchen mit künstlich reineultivirten Bacterien mindestens als gleichwerthig zu erachten ist (vergl. Th. I p. 13) meine Tuberkelbacterien als die ausschliesslichen Erreger des tuber- kulösen Processes ad oculos demonstrirt. Dass trotzdem meine Tu- berkelbacterien, ohne Koch’s Entdeckung, gleich dem ‚Monas tuber- kulosum’ von Klebs ete., der Vergessenheit anheimgefallen sein würden, kann ich um so weniger einräumen, als meine Tuberkelbacterien von Jedem, der gewissenhaft danach in jugendfrischen Tuberkelproducten mit Hilfe des von mir angegebenen Verfahrens suchte, gefunden werden mussten, wenn anders er sich nicht das Zeugniss völliger Unvertrautheit mit derartigen Untersuchungen ausstellen wollte, während die früher als Tuberkelmikroorganismen bezeichneten Gebilde (‚Monas tuberkulosum’ von Klebs, Aufrecht’s ‚Tuberkelbacterien’) selbst von Bacterio- skopikern ersten Ranges (Weigert, Koch u. A.), trotz aufrichtigster Bemühung, selbst nicht in den allergünstigsten Objeeten (frischen Impf- tuberkeln) constatirt werden konnten. Nach alledem halte ich mich ent- schieden für berechtigt, die Entdeckung des specifischen Tuberkel- bacillus mit für mich in Anspruch zu nehmen. 247) Ueber den Nach- weis der specifisch-pathogenen Bedeutung der Tuberkelbaecillen auf anatomisch-histologischem Wege (Centralbl. f. d. med. Wissensch. 1881, No. 42) sowie: Die Histogenese des tuberkulösen Processes (Zeitschrift f. klin. Mediein Bd. IX und X und als. Sep.-A., Berlin 1885, Hirsch- wald). 248) Beitrag zur Frage nach der Tenacität der Tuberkelbaeillen. [Hnaug-Diss.). Königsberg 1887. 249) Die Spaltpilze. Breslau 1885, Trewendt. 250) Chronische Lungenentzündung, Phthise und miliare Tuberkulose (Virchow’s Archiv Bd. XCVII, 1884, p. 91). 2351) Zur Morphologie des Mikroorganismus der Lepra (Dermatol. Studien, her- ausgeg. von P. Unna, Heft I. Hamburg 1886, Voss). 252) Ueber Tuberkelbaeillen und die Tuberkelspore (Tagebl. d. 59. Versamml. deutscher Naturf. u. Aerzte zu Berlin, 1886, p. 144). 253) Sur la nature mycosique de la tuberculose et sur l’&evolution bacillaire du Microsporon furfur, son champignon pathogene (Le Progr&s med. 8 Mai 1886, p. 396). Prof. Gosselin (Gaz. hebdom. 1886, No. 19 p. 309) und Cavagnis (Atti del R. Instituto Veneto di Scienze, Lettere ed Arti, t. II, IV, V, serie VI. 1885 e 1886, sowie: Comptes rendus 29. ‚Novbre 1886) haben sich der Mühe unterzogen, die Angaben Duguet’s und H&ricourt’s nachzuprüfen; die Resultate dieser Controlunter- suchungen, standen, wie nicht anders zu erwarten war, in absolutem Widerspruch mit den Angaben von Duguet und Hericourt: Gos- selin ist geneigt anzunehmen, dass letztere Forscher ihre Studien an zufällig verschimmelten Präparaten machten; Cavagnis’ Vebertragungsversuche mit pilzhaltigen Schuppen von Kleiengrind-Haut an Meerschweinchen fielen totalnegativ aus. 254) Vergl. Th. I, 5. Vor- lesung. 255) Beiträge zur Darstellungsmethode der Tuberkelbaeillen (Zeitschr. f. wissensch. Mikroskopie Bd. I, 1884). Schon vorher hatten Liehtheim (Fortschr. der Med. 1883, No. 1), de Giacomi (ibidem Baumgarten, Mykologie. b 117] [18] No. 5), Prior (Berlin. klin. Wochenschr, 1883, No. 33), Petri (ibidem No. 48) angegeben, dass man die Tuberkelbaeillen auch in einfachen Lösungen basischer Anilinfarbstoffe tingiren könne, es war jedoch diesen Angaben von maassgebender Seite (Friedländer, Notiz über die Färbung der Tuberkelbaeillen [Fortschr. d. Med. 1883. No. 5]) sofort widersprochen worden. Nach der eitirten Untersuchung des Verf.’s ist die Tinetionsfähigkeit der Tuberkelbaeillen in einfachen wässrigen (oder verdünnt alkoholischen) Methylviolett- und Fuchsin - Lösungen allseitig anerkannt worden (vergl. die bestätigenden einschlägigen Ori- ginal-Abhandlungen von B. Fränkel [Berl. klin. Wochenschr. 1884, No. 13], Ehrlich [Charit&-Annalen 1886], Wesener [Centralbl. f. Baeteriologie Bd. I, 1861, No. 15] sowie die bekannten bacteriologischen Lehrbücher von F. Hueppe und von C. Fränkel). 256) Beiträge zur “Theorie der Baecillenfärbung (Charit6-Annalen 1886). 257) Be- merkungen über das Färbungsverhalten der Tuberkelbaeillen (Deutsche med. Wochenschr. 1886, No. 42 p. 737). 258) Die Rosaniline un Pararosaniline (Dermatolog. Studien Heft 4. Hamburg 1887, Voss). 259) Vor allen kommt es in schwierigen Fällen darauf an, besonders dünne und möglichst gleichmässige Präparatschichten herzustellen. Zu diesem Zwecke verwendet Ehrlich zur Untersuchung erstens n Partikelehen von bestimmter, empirisch leicht festzustellender Gröss die er nicht mittels der gewöhnlichen Mikroskopirnadel, sondern mittels des Federhalters mit halbseitig durchbrochener Schreibfeder entnimmtz zweitens benutzt er dünne, nicht zu spröde Deckgläschen von 0,01 bis 0,012 em Dicke; drittens lässt er, bei sehr zähen Sputis, die Deck ‘ gläschen, zwischen denen das Sputum ausgebreitet ist, vor dem Von. einanderziehen so lange auf der ‚Hitzplatte’ (Ehrlich) an einer unter halb 100° C. gelegenen Stelle liegen, bis eine leichte, auf Coagulation hindeutende Trübung entstanden ist. Zur Färbung bedient sich, Ehr- lich gewöhnlich des Anilinfuchsins — bei dünnen Schichten Me | eine Einwirkung von 2 bis 4 Stunden — zur Entfärbung der Salpeter: säure die mit 2 Theilen einer gesättigten Sulfanilinsäure versetzt ist (Letzterer Zusatz hat den Zweck, etwa entstehende salpetrige Säure welche entfärbend wirkt, zu binden. (Dieser Gefahr entgeht man natür- lich ohne weiteres, wenn man statt Salpetersäure Salzsäure, die, unserer Erfahrung nach, nur Vorzüge vor der Salpetersäure und keinerlei Nachtheile hat, verwerthet.) Die Entfärbung wird nicht eontinuirlich, sondern in Absätzen von nur wenigen Secunden Dauer vorgenommen wobei die Säure jedes Mal durch reichliches Wasser weggespült wird. — Der Einschluss geschieht in durch Erhitzen verdicktem Canada- balsam, auf der Kupferplatte bei 100° C. Die derartig conservirtei Präparate haben noch nach drei Jahren nichts von ihrer ursprüng- lichen Schönheit eingebüsst. — Zum Nachweise der Tuberkelbaeillen in Gewebsfragmenten (Granulationsmassen u. dergl.) schlägt Ehr- lich folgendes Verfahren vor: 1. Färben der Deckglaspräparate in wässriger Fuchsinlösung durch 24 Stunden. — 2. Fuchsinanilin dure 24 Stunden. — 3. Kurzes Spülen mit Alkohol resp. kurze Behand- lung mit Sulfanilinsalpetersäure mit nachherigem energischen Spülen in Wasser. — 4. Einlegen in eine concentrirte Natriumbisulfidlösung j | [19] > durch 24 bis 36 Stunden. — 5. Einlegen in eine Schale kurz vorher gekochten Wassers. — 6. Trocknen der Präparate und Untersuchung - derselben, ohne Nachfärbung, in Canadabalsam. Mittels dieser Me- thode hat Ehrlich z. B. in einem vielfach disceutirten Fall von - Zungengeschwür, in welchem mehrere Beobachter vergeblich nach _ Baeillen gesucht hatten, letztere sofort am ersten Präparate ge- funden. 260) Deutsche med. Wochenschr. 1883, No. 5. (Bedeutung der Tuberkelbaeillen für Diagnose und Prognose). 2361) Mitgetheilt von Johne (Fortschr. d. Med. 1885, No. 7 p. 200, Anmerk.). 262) Ueber die Färbung des Koch’schen Baeillus ete. (Berl. klin. Wochenschr. 1884, No. 13). 263) Annales de l’Institut Pasteur 1887, no. 1 p. 19. 264) Ueber die Desinfection des Auswurfs der Phthisiker (Mitth. a. d. Kaiserl. Ges.-Amt Bd. II, 1884, p. 131). 265) Ueber die Uebertrag- barkeit der Tuberkulose durch die Nahrung und über Abschwächung der pathogenen Wirkung der Tuberkelbacillen durch Fäulniss (Centralbl. f. klin. Med. 1884, No. 2). 266) Sulla virulenza dello sputo tubercolare (Annali universali di med. e chir. 1886, Luglio). 267) Beitrag zur Impf- tuberkulose (Berl. klin. Wochenschr. 1885 p. 774) und: Ueber das Verhalten von Infeetionsstoffen im Verdauungskanal (Virchow’s Archiv Bd. XCIII, 1883, p. 177). 268) A. d. sub 165 ec. O0. 269) Archiv f. exper. Pathol. u. Pharmakol. Bd. XX, 1886, p. 446. 270) A. d. sub 267 an zweiter Stelle c. O. 271) A. d. sub 265 e. 0. 272) A. d. sub 269 e.0. 273) Contre il virus tubercolare e contre la tubereulosi (Atti del R. Instituto Veneto die Scienze, Lettere et Arti t. III, IV, V, serie VI, 1885 e 1886). 274) Ueber das Verhältniss von Perlsucht und Tuberku- lose (Berl. klin. Wochenschr. 1880, No. 49 u. 50). 275) E. Marchand, Ueber die Bildungsweise der Riesenzellen um Fremdkörper und der Einfluss des Jodoforms hierauf [Inaug.-Diss.]. Königsberg 1883 und: Virchow’s Archiv Bd. XCIII, 1883, p. 518). 276) Ueber das Jodo- als Antiparasiticum (Berl. klin. Wochenschr. 1887, No. 20). Ueber die Wirksamkeit des Jodoforms auf Infeetionsorganismen Inaug.-Diss.]. Königsberg 1887. 278) Hat das Jodoform eine anti- überkulöse Wirkung (Fortschr. d. Med. 1887, No. 9). 279) Ueber die ituberkulöse Wirkung des Jodoform (Bruns, Beiträge zur klinischen irurgie. Tübingen 1887, Laupp). 280) Zur Abscessbehandlung "Therapeutische Monatshefte 1837, April). Nach freundlicher brieflicher heilung hat Beely im Mai d. J. eine eitrige (tuberkulöse) Klein- elenkentzündung bei einem 11 Monate alten Kinde erfolgreich durch infache Punction (mittels Pravaz’scher Spritze) behandelt. 281) Kri- ische und experimentelle Beiträge zur Lehre von der Fütterungstuber- ose [Habilitationsschrift]. Freiburg 1885, Mohr. 282) Ueber Tuberkel md Tuberkulose Theil I: Histogenese des tuberkulösen Processes chr. f. klin. Med. Bd. IX u. X, 1885 und als S.-A. Berlin 1885, lirschwald). 283) Sur les phönomenes de karyokin®se observes dans ı tuberculose (Etudes experimentales et eliniques sur la tubereulose, ublices sous la direetion de Verneuil). Paris 1887, Masson. 284) Ueber "heilungsvorgänge an den Wanderzellen, ihre progressiven und regres- iven Metamorphosen (Archiv f. mikroskop. Anatomie Bd. XXX, 1887, (eft 2). 285) Eine scheinbare, und sie in ihrer wahren Bedeutung nur b* [20] denen, obwohl bei bacterioskopischer Untersuchung (nach Ehrlich’s Verfahren) des zur Impfung verwendeten Materiales keine Bacillen nachgewiesen werden konnten, trotzdem legitime Impftuberkulose nach der Uebertragung auftritt. In diesen Fällen aber lässt sich jedes Mal 1 constatiren, dass innerhalb des in der Vorderkammer befindlichen Impf stückehens eine massenhafte Entwicklung von Tuberkelbaeillen und zwar nur dieser und keiner anderen Mikroorganismen stattgefunden hat, eine Entwicklung, die selbstverständlich nur aus vereinzelten in dem Material ä vorhandenen, aber ihrer geringen Zahl wegen bei der mikroskopischen - 1 Untersuchung übersehenen Baecillen (oder deren bacterioskopisch nicht nachweisbaren Dauerformen [Sporen]) ausgegangen sein kann. 286) Kleb s (Archiv f. exper. Pathologie XVII, Heft 1 u. 2) hatte in Bemängelung N der absoluten Beweiskraft der Koch’ schen Experimente die Ansicht ausgesprochen, dass sich „feinkörnige Mikrokokken“ sowohl in den Eiweissculturen (auch in denen Koch’s), als auch in den jüngsten Formen des Impftuberkels vorfinden und dass demnach als unentschieden zu betrachten sei, welche der beiden Bacterienformen, die feinkörnigen Mikrokokken oder die Baeillen, als die eigentlich wirksamen tuberkel- erzeugenden Mikroorganismen angesehen werden müssten. (Koch’s Entgegnung auf diesen Einwand von Klebs siehe Mitth. a. d. Kaiserl. Ges.-Amt II, 1884, p. 54). 287) Zeitschr. f. wissensch. Mikroskopie Bd. I, 1884, Heft 1. 288) Vergl. l. e. 281 p. 23, 289) Die Kern- theilungen erfolgen, wie ich nach meinen Beobachtungen annehmen muss, auch unter den hier der Untersuchung unterzogenen pathologischen ‘Verhältnissen nicht gleichzeitig fortdauernd, sondern schubweise, wie dies Flemming als allgemeines Prineip bei den physiologischen Kerntheilungen festgestellt hat. 290) Experimentelle Untersuchungen zur Mykosenlehre (v. Gräfe’s Archiv Bd. a 1884, Heft 3 p. 127). 291) Pester med.-chir. Presse 1883, No. 38. 292) Ueber den a bestätigende Ausnahme von dieser Regel machen nur die Fälle, in der Zellen gegen Erysipelkokken (Virchow’ 8 Pi Bd. CVIL, 1887 p. 209). 293) Das tuberkelähnliche Lymphadenom (Archiv d. Heil- kunde Bd. XI u. XII). 294) Zur Aetiologie der kalten Abscesse ete. (Deutsche med. Wochenschr. 1886, No. 34 p. 581). 295) Ueber den tuberkulösen Hirnabscess (Deutsche med. Wochenschr. 1887, No. 18 296) Um dies zu constatiren, muss man allerdings bald nach Eintri der Erweichung untersuchen, weil in die erweichten Käsemassen späte theils von dem entzündeten Conjunctivalsack, theils von dem m in der Vorderkammer her frische Eiterkörperchen in mehr oder minder srosser Zahl einwandern. Besser noch als an dem Object der oeularen Impftuberkulose lässt sich daher der so gut wie vollständige Mangel’ an erhaltenen Riterkörperchen in dem ‚tuberkulösen Eiter’ der Impf- tuberkelheerde anderer Organe (subeutanes Gewebe, Lymphdrüsen) feststellen. 297) Wenn bei den intraocularen Tuberkelimpfungen statt des fibrinösen ein eitriges Exsudat (Hypopyon) in der Vorderkammer auftritt, so ist, wie wir demnach mit Bestimmtheit annehmen zu dürfen elauben, stets eine complieirende Infection mit pyogenen Mikroorganismen im Spiele. Eine direete Bestätigung erhält diese Annahme durch den Nachweis Wagenmann’s (Zur Kenntniss der Iridoeyelitis tubereulosa 3 3 m la. u: [21] [Arch. f. Ophthalm. Bd. XXXII, 1886, Abth. IV, p. 225]), dass bei einem Falle von menschlicher tuberkulöser Iridoeyelitis aus dem dabei vorhandenen Hypopyon-Eiter, welcher unmittelbar nach der Enueleation des Auges auf Agar übertragen wurde, der Staphylokokkus pyogenes in Reineultur keimte. 298) Ueber die sog. Organisation des Thrombus. Leipzig 1887; ferner: Centralbl. f. d. med. Wissensch. 1876, No. 45 und ibidem 1878, No. 13. 299) Vergl. die Arbeit von E. Marchand: Ueber die Bildungsweise der Riesenzellen etc. (Virchow’s Archiv Bd. XCIH, 1877). 300) Ueber den Einfluss der Pilze auf die Bildung von Riesenzellen mit wandständigen Kernen (Archiv f. experim. Patho- logie Bd. XIV, 1885, Heft 1 u. 2). 301) Zur Kenntniss der anti- bacteriellen Wirkung des Jodoforms (Virchow’s Archiv Bd. CVI, 1886, p..281). 302) Auch von andern Beobachtern ist auf die Ueber- einstimmung der Thatsache mit unserer Auffassung hingewiesen worden. So hebt E. Fränkel (Ueber Schilddrüsentuberkulose [Virchow’s Archiv Bd. CIV, 1886, p. 58]) hervor, dass er bei Untersuchung von 6 Fällen von Schilddrüsentuberkulose in 5 Fällen spärliche Tuberkel- bacillen bei reichlichen Tuberkelriesenzellen, in einem Falle dagegen massenhaft Baecillen bei vollständiger Abwesenheit von Riesen- zellen fand. 303) Die Resultate unserer Untersuchungen über das Ver- halten des künstlich erzeugten Lungentuberkels stimmen in wesentlichen Punkten, betreffend die Anatomie und Histologie desselben, mit den einschlägigen früheren Befunden und. Auffassungen von Burdon Sanderson, Klein, Hering, Orth, Schüller, Watson Cheyne, Veraguth und Schäffer (E. Leyden) überein. Die Deutung, welche die früheren Beobachter ihren Befunden gegeben haben, entbehrte jedoch des sicheren Beweises und der Begründung durch das genetische Detail, da bei den meisten früheren Untersuchungen weder die Tuberkel- baeillen noch die karyokinetischen Figuren, von Watson Cheyne, Veraguth und Schäffer zwar die Tuberkelbacillen, aber nicht die ‚karyokinetischen Figuren verwerthet wurden. 304) Deutsche med. Wochenschr. 1883, No. 36. 305) Mitth. a. d. Kaiserl. Ges.-Amt Bd. II, 1884. 306) R. Schaeffer, Die Verbreitung der Tuberkulose in den Lungen [Inaug.-Diss.]. Berlin, Mai 1884. — E. Leyden, Klinisches über den Tuberkelbacillus (Zeitschr. f. klin. Med. Bd. VII, Heft 5). 307) Vergl. des Verf.’s Originalarbeit: Ueber Tuberkel und Tuberkulose p. 83. Berlin 1885, Hirschwald. 308) Ueber die Uebereinstimmung der Tuberkelablagerung mit den Entzündungsprodueten (Annalen d. Charit&-Krankenhauses zu Berlin Bd. I, 1850). 309) Lungenentzündung, Tuberkulose und Schwindsucht. Zwölf Briefe. München 1873. 310) Ueber latente Tuberkulose (Volkmann’s Sammlung klin. Vorträge No. 218). 311) Ueber disseminirte Miliartuberkulose der Lungen (Virchow’s Archiv Bd. LXXXVII, 1881). 312) A. d. sub 305 e. O. 313) Aetio- logisches und Anatomisches über Lungenschwindsucht [Jubiläumsschrift]. Berlin 1887, Hirschwald. 314) Wenn Arnold in seiner oben (im - Haupttext) erwähnten Schrift der Meinung Ausdruck gegeben hat, dass die objeetiven Resultate unserer Untersuchungen nicht ausschlössen, dass ein Theil der epithelioiden Tuberkelzellen aus emigrirten farblosen Blutzellen hervorgegangen sei, indem er darauf hin- [22] weist, dass, namentlich an den von uns vorzugsweise benutzten Chrom- und Pikrinsänre- Präparaten eine Unterscheidung der Abkömmlinge fixer Bindegewebszellen von umgewandelten Leukoeyten nicht möglich sei, so können wir diesen Einwand des hochgeschätzten Autors nicht als sich: haltig anerkennen. Weder an Chrom- und Pikrinsäure-Präparaten von normalen, noch solehen von durch anderweitige Reize (verdünnte Jod- und Silbersalpeter- Lösungen) in Entzündung versetzten Regenbogen- häuten, haben wir jemals an den intra- und extravaseulären Leukocyten Veränderungen beobachtet, welche sie auch nur im Entferntesten den epithelioiden Tuberkelzellen ähnlich gemacht hätte. Vom ersten bis zum letzten Tage unserer Beobachtungen sind an unseren Präparaten die leukocytären Elemente von den fixen &ewebszellen und deren Abkömm- lingen scharf und sicher durch die (im Haupttext) angegebenen morpho- logischen und tinetoriellen Differenzen zu unterscheiden gewesen, es sind an den leukocytären Elementen niemals karyokinetische Figuren oder sonstige progressive Wandlungen constatirt, und es ist schliesslich mit aller Sicherheit gezeigt worden, dass die Epithelioidzellentuberkel i bis zur vollen Entwicklung so gut wie frei von Leukocyten bleiben können. 315) A. d. sub 279 c.O. 316) Diese Behauptung behält ihre thatsächliche Richtigkeit, auch wenn wir, wie wir es rückhaltslosthun, mit Weigertdas Auftreten der Langhans’schen Riesenzellen als den ersten Beginn der repressiven Metamorphosen in den Tuberkelheerden auffassen. Denndie Langhans’schen Riesenzellen kommen in den Tuberkelheerden immer erst zum Vorschein, wenn die Periode der Kerntheilungen vorüber oder wenigstens im Erlöschen begriffen ist und an den Langhans’schen Riesenzellen selbst ist es Verf. niemals und anderen Beobachtern nur ganz ausnahmsweise (Nauwerck) gelungen, Karyokinesen aufzu- » finden. Die Langhans’sche Riesenzelle entsteht zwar durch Kern- proliferation einer -Zelle, wie die Beobachtung des Vorkommens von Epithelioidzellen mit me hrfachen Karyokinesen (Verf.) unzweifelhaft darthut; aber wenn die im Leibe der wuchernden Zelle gelegenen Bacillen einen Theil des kernhaltigen Protoplasmas abgetödtet haben, dann ist es mit den weiteren KOriHCHUNESH in der Zelle in der Regel zu Ende. Die Vermuthung Neelsen’s (Vortrag in der Gesellschaft für Heilkunde zu Dresden 1887), dass die Tuberkelbaeillen in erster Linie eine Abtödtung einzelner Gewebszellen hervorbrächten, und R dass erst später, als Ersatzwucherung für die untergegangenen Zellen die Proliferation der fixen Gewebselemente aufträte, lässt sich dureh die u direeten Beobachtungen nicht stützen. Trotz aufmerksamster Unter- ” suchung ist an den von den Tuberkelbaeillen invadirten Geweben vor Eintritt der Proliferationsperiode und während derselben auch nicht die Spur eines Kern- oder Zell-Defeetes an den sesshaften Gewebselementen zu entdecken. 317) Ueber die sog. Organisation der Thrombus. Leipzig 1877, Wigand; Zur Lehre von der sog. Organisation der Thromben und zur Frage von der patholog. Bindegewebsneubildung (Virchow’s Archiv Bd. LXXVII, 1879). 318) A. d. sub 275 ce. O. 319) Beiträge zur patholog. Anatomie herausg. von Ziegler und Nauwerk, Iu.H. 320) Ueber die Rolle der Endothelien bei der Endarteriitis post ligaturam- (Zeitschr. f. Heilkunde Bd. VI, 1885). 321) Ueber die Veränderungen ; [23] im Unterhautbindegewebe.bei der Entzündung (Deutsche med. Wochenschr. 1886, No. 27). 322) Sarkome und plastische Entzündung (Virchow’s Archiv Bd. CVII, 1887). 323) Untersuchungen über die histologischen Vorgänge und das Verhalten des Blutes in doppelt unterbundenen Ge- fässen [Inaug. Diss.]. Königsberg 1887. 324) A.d. sub 284 c.0. 325) Bei Meerschweinchen bleiben, wie schon Koch angegeben und Löffler speciell hervorgehoben, merkwürdiger Weise, die Nieren fast immer frei von Tuberkelknötehen. 326) Ueber Venentuberkel und ihre Beziehungen zur tuberkulösen Blutinfeetion (Vircho w’s Archiv Bd. LXXXVIII, 1882); Die Verbreitungswege des Tuberkelgiftes nach dessen Eintritt in den Organismus (Verhälgn. d. I. Versamml. d. Gesellsch. f. Kinderheilkunde a. d. 56. Versamml. deutscher Naturf. u. Aerzte in Freiburg, 1884); Neue Mittheilungen-über die Pathogenie der acuten allgemeinen Miliartuber- kulose (Deutsche med. Wochenschr. 1883, No. 24). 327) Vergl. p. 406° Anmerk. 114. 328) Vergl. die vorige Anmerkung. 329) Auf welche Weise die Bacillen in die Blutgefässe der Darmwand hineingelangen,, muss dahingestellt bleiben; unseres Wissens kennt man auch den Modus des Eindringens der Chymuskügelchen in diese Gefässe nicht; möglicher- weise existiren hier ähnliche Verbindungen zwischen Lymph- und Blut- Gefässsystem, wie beim Canalis Schlemmii (Schwalbe) oder bei den Pachioni’schen Granulationen (Key und Retzius). 330) Wir haben 40 Fütterungsexperimente mit tuberkelbaecillenhaltigen Stoffen ausgeführt und in allen Fällen, in denen überhaupt eine tuberkulose Erkrankung nachzuweisen war, den Darm, mit Ausnahme eines einzigen Falles, er- . krankt gefunden. Dieser Ausnahmefall betraf ein Thier der ersten Ver- suchsserie, welches bereits vor Ablauf der 6. Versuchswoche getödtet _ wurde und anscheinend nur eine Mesenterialdrüsen - Tuberkulose darbot. Später stellte sich heraus, dass um diese Zeit die Verände- rungen in der Darmschleimhaut noch so geringfügig sein können, dass ‚sie makroskopisch leicht zu übersehen sind während die Tuberkulose der Mesenterialdrüsen wird, da letztere Sammelstellen und Filtra der gesammten Darmlymphe repräsentiren und demzufolge die resorbirten Bacillen hier auf relativ engem Raum concentrirt werden, makroskopisch früher und leichter sichtbar wird. Nach diesen unseren Versuchsresultaten glauben wir berechtigt zu sein, anzunehmen, dass Orth (l. ce.) und Wesener (l. e.), welche von erfolgreichen tuberkulösen Infectionen vom Darmkanale aus (Tuberkulose der Mesenterialdrüsen) bei Frei- bleiben der Darmwand berichten, in den bezüglichen Fällen, (Wesc- ner’s betreffende Versuchsthiere starben alle verhältnissmässig sehr frühzeitig, Orth’s bezügliche Thiere lebten länger, indessen war die Virulenz seines Infectionsmaterials [Perlsucht] überhaupt eine relativ geringe) den vorhandenen tuberkulösen Darmaffeet wegen seiner noch ‚niedrigen Entwicklungsstufe übersehen haben. 331) Aetiologisches und Anatomisches über Lungensehwindsucht [Jubiläumsschrift]. Berlin 1887, Hirschwald. 332) Vergl. Th. I p. 102. 333) Zur Aetiologie der Tuberkulose. München 1883, Rieger. 334) Ein Fall von Tuberkulose der Haut (Archiv d. Heilkunde 1874 p. 484). 335) Tuberkelbacillen in einem sog. Leichentuberkel (Centralbl. f. Chirurgie 1885, No. 32 p- 565). 336) Centralbl. f. Chirurgie 1885, No. 36 p. 631. 337) Dass [24] alle sog. Leichentuberkel auf tuberkulöser Infeetion beruhen, möchte Verf. bezweifeln. Er hatte jüngst Gelegenheit, einen typischen ‚Leichen- tuberkel’, welchen Prof. Schneider von dem Finger eines am Sections- cursus betheiligten Studirenden exeidirt hatte, zu untersuchen; es fand sich der Bau eines Papilloms mit mächtiger Epithelverdiekung; im Be- reiche der hypotrophischen Papillen und der subpapillaren Bindegewebs- schichten verstreute, unscharf begrenzte Zellheerde; von Riesenzellen, Tuberkeln oder Tuberkelbaeillen keine Spur! 338) Tubereulosis verru- cosa cutis (Vierteljahrschr. f. Dermat. u. Syphilis 1886, No. 19). 339) Die hierhergehörigen Fälle sind in den Jahresberichten des Verf.’s j pro 1885 und 1886 zusammengestellt und kritisch erörtert; neuestens hat Leser (Klinischer Beitrag zur Lehre von der tuberkulösen Infeetion, Fortschr. d. Med. 1887, No. 16) die Casuistik um einen einschlägigen Fall bereichert, der freilich mit zu den am wenigsten beweiskräftigen seiner Gattung. gehören dürfte. 340) Die betreffende Literatur ist in dem Jahresberichte des Verf.’s (pro 1886) referirt. 341) Trotz des” Nachweises der Identität der histologischen Structur durch Fried- länder, des Nachweises der Anwesenheit des speeifischen Tuberkel-" baeillus durch Koch, Demme, Pfeiffer, Doutrelepont u. A, sowie des von Koch erzielten Experimentalerfolges der Erzeugung typischer Tuberkulose mittels reincultivirter Lupusbaeillen bezweifeln auch heute noch dermatologische Autoritäten wie Kaposi und Schwimmer die tuberkulöse Natur des Lupus, gestützt auf gewisse klinische Verschiedenheiten zwischen Lupus einerseits und anderweitigen schon früher allgemein als solche anerkannten Formen von Hauttuber- "kulose andererseits. Es liegt aber auf der Hand, dass noch weit grössere klinische Verschiedenheiten, als die hier in Betracht kommenden, sich in der nachgewiesenen Einheit des aetiologischen Moments auflösen müssten. Uebrigens sind die von den genannten Autoren hervorgehobenen Differenzen sicherlich nicht grösser, als sie zwischen den verschiedenen Formen der Lungentuberkulose ebenfalls vorkommen. 342) Nach diesem Resultat unserer über mehr als ein Jahrzehnt ausgedehnten Beobachtungen vermögen wir die gegentheiligen Angaben anderer Autoren (Koch u. A, nur so zu erklären, dass die betreffenden Thiere auf andere Weis als durch Inhalation (durch tuberkulöse Infecetion von Bisswunden, odeı durch Verschluckung tuberkulöser Stoffe, ev. auch durch Vererbung) zu ihrer Tuberkulose gekommen seien. 343) Sulla trasmissibilitä dell tubereulosi per mezzo degli sputi dei tisiei. (Gaz. degl. ospitali 1885 no 25 und Giorn. internaz. delle scienze med. 1886, no 1). 344) Sulla virulenza dello sputo tubercolare (Annali universali di med. e chir. 1886, Luglio). 345) Ancora intorno alla profilassi della tubereulosi (Estratto dagli Atti della R. Accademia medica diRoma. Anno XII, 1886, Vol. II). 346) Experimentelle Untersuchungen über Kohlenstaubinhalationen bei lungenkranken Thieren. [Inaug. Diss.]. Königsberg 1886. 347) Vergl‘ Johne (Fortschr. d. Med. 1883, No. 21). 348) Intorno alla Toni della tuberceulosi (Arch. per le scienze med. t. VII, 1883, p. 233). 349) Zur Aetiologie der Tuberkulose. München 1883, Rieger. 350) A. sub 343 e. O. 351) Traumatische Phthise. Nebst Bemerkungen über Inhalationstuberkulose [Inaug.-Diss.]. (präside Leyden) Berlin 1885. a en een N PORN — 13 — [25] % T. j 352) Spillmann und Haushalter (Comptes rend., t. CV, 1887, no. 7 - p- 352; vide Jahresbericht III p. 213); E. Hofmann, Ueber die Verbreitung der Tuberkulose durch unsere ‚Stubenfliege "(Correspon- _ denzbl. d. ärztl. Kreis- und Bezirks-Vereine i. Königr. Sachsen 1883, No. 12). 353) Recherches exp6rimentaux sur la transmission de la _ tuberculose par les voies respiratoires ee rend. t. CV, 1887, p. 1190; vide Jahresber. III p. 180). 354) Vergl. pp. 549, 553/554 u. 602/603. 355) Virchow’s Archiv Bd. XCVI, 1885, P-:319, 356) Vergl. p. 602/603. 357) Tuberkelfreies Fleisch tuberkulöser Thiere kann selbstverständlich seinen etwaigen Tuberkelbaeillengehalt nur dem in ihm vorhandenen Blute verdanken. Das Blut tuberkulöser Thiere (oder Menschen) enthält aber, nach den zuerst von Verf. (Zur Contagiosität der Tuberkulose, Centralbl. f. d. med. Wissensch. 1881, No. 15) hierüber angestellten und seitdem vielfach (Schuchardt, Weichselbaum, Bang u. A.) bestätigten Untersuchungen nur bei der acuten allgemeinen Miliartuberkulose nachweisbare Bacillenmengen und diese selbst sind so gering, dass ihre Gegenwart meist nur durch den Impfversuch, nicht durch die mikroskopische Untersuchung fest- gestellt werden konnte. Es wird demgemäss das knotenfreie Fleisch nur ausnahmsweise bacillenhaltig und wegen der geringen Zahl der vor- handenen Bacillen wohl so gut wie niemals infectiös — wenigstens ei Einführung in den Nahrungskanal — sein können. Mit dieser Schlussfolgerung stimmen sowohl die Ergebnisse der bezüglichen Ex- imente an Thieren (die einschlägige Literatur s. bei Johne, a.d. i 228 c. O.) als namentlich auch die von Reubold und Häcker + © ehottelius, Zur Kritik der Tuberkulosen-Frage [Virchow’s Archiv, XCI, 1883, Heft 1]) erbrachten statistischen Ermittlungen überein, wonach Menschen Jahre lang Fleisch tuberkulöser Rinder, gekocht und roh, ohne tuberkulös zu werden, genossen haben. 358) Ueber die Kar der Milchkühe und über ‚tuberkulöse Milch’ (Deutsche itschr. f. Thiermed. und vergleich. Pathologie Bd. XI, 1884). Bang zeigte zunächst, dass die Eutertuberkulose ein weit hätfigeres Leiden der Milchkühe ist, als vordem angenommen wurde, er zeigte ferner, dass das tuberkulös affieirte Euter, "selbst wenn die Erkrankung bereits bis zu starker diffuser Schwellung des Organs gediehen ist, zuvörderst noch eine scheinbar ganz gesunde Milch liefert, welche aber gleichwohl stets bald spärliche bald reichlichere, mitunter sogar sehr reichliche, Tuberkelbacillen einschliesst. Gegensätzlich der von Koch ver- muthungsweise geäusserten, von May (Archiv f. Hygiene Bd. I, 1883, Heft 1) auf Grund direeter Impfversuche vertretenen Ansicht, wonach die Milch tuberkulöser Kühe nur bei vorhandener Eutertuberkulose tuberkelbacillenhaltig wird, fand Bang auch in der Milch von tuber- sen nicht mit Eutertuberkulose behafteten Kühen zwei Mal unter 3 Fällen Tuberkelbaeillen, das eine Mal mittels Verimpfung auf Kanin- chen, das andere Mal — wenn auch in äusserst spärlicher Zahl — durch ecte mikroskopische Untersuchung. 359) Ueber die Fütterungs- versuche mit ‚tuberkulöser Milch’ aus der vorbacillären Zeit siehe Johne, a.d. sub 228 e. O.; .; aus der Zeit nach Entdeckung des Tu- arten, Mykologie, 51 a 1a berkelbaeillus rühren die ersten einschlägigen Experimente von Verf. und Fischer (a. d. sub 265 und 269 e. O.) her, welche künstlich mit Tuberkelbaeillen versetzte Milch mit constant positivem Ergebniss an Kaninchen verfütterten; Fütterungsexperimente mit natürlicher 7 tuberkelbaecillenhaltiger Milch stellte dann später Bang (l. ec.) an Ka- ninchen und Ferkeln an, die gleichfalls ein durchweg positives Resultat lieferten. 360) A. d. sub 281 e.0. 361) Galtier (Dangers de l’utili- sation des produits, tels que le petit-lait et le fromage, obtenus avec le lait de vaches tuberculeuses [Comptes rend. t. CV, 1887, p. 1333; vide Jahresber. III p. 176]) zeigte, dass aus künstlich mit tuberkulösen Stoffen versetzter Milch bereitete Molken und Käse, auf Thiere verimpft, in einer nicht geringen Zahl der Experimente, Tuberkulose hervorrief. 362) Vergl. die oft eitirte Untersuchung von Wyssokowitsch, Ueber die Schicksale von in’s Blut injieirten Bacterien. 363) Rühle, Zur Heredität der Tuberkulose (Bericht ü. d. Verhandlgn. d. VI. Congr. f. innere Mediein in Wiesbaden 1887, Orig.-Referat i. Centralbl. f. klin. Mediein 1887, No. 24). 364) Von Tuberkulose der äusseren Geni- talien resp. der Urethral- und Vaginal-Scheimhaut (die nicht von Tuber- 7 kulose der höher gelegenen Abschnitte des Genital-Apparates fortgeleitet waren) existiren, abgesehen von den ‚Beschneidungstuberkulosen’ (s. u.), unseres Wissens überhaupt nur drei Fälle: Die Fälle von De- champs 1885, Chiari 1886 und Zweigbaum 1887 (vergl. unseren Jahresber. III p. 203); demnächst wird Herr Bierfreund einen exquisiten derartigen, in der hiesigen gynäkolog. Klinik beobachteten Fall beschreiben. In diesen so vereinzelten Fällen fragt sich überdies noch, ob die Affeetion wirklich primär durch directe äussere In- feetion oder secundär (metastatisch) entstanden war; in Bierfreund’s Fall z. B. waren gleichzeitig eine tuberkulöse Gelenkerkrankung ur unzweifelhafte Erscheinungen von älterer Lungentuberkulose vorhan- den. Ungleich häufiger als die Tuberkulose der äusseren Genitalier ist diejenige der inneren (allein oder combinirt mit derjenigen de uropoetischen Apparats [‚Urogenitaltuberkulose’]) aber in der überwie- senden Mehrzahl wenn nicht in allen dieser Fälle finden sich in dei Leichen der betreffenden Individuen ältere oder gleichaltrige tuberkulöst Processe anderer Organe, so dass der grösste Theil der Urogenital tuberkulosen sicher oder höchstwahrscheinlich nicht durch äussere, son dern durch innere (metastatische) Infeetion zu Stande gekommen ist; eii zweifelloser Fall von wirklich primärer Urogenitaltuberkulose dürft bisher überhaupt kaum demonstrirt sein. Dass diese ausserordentlich Seltenheit einer protopathischen Tuberkulose des Genitalapparates, spe ciell der äusseren Genitalien nicht auf einer besonderen Unempfänglichke der genannten Theile für die äusserliche Infeetion mit Tuberkelbaeilleı beruht, bedarf wohl kaum des besonderen Beweises. Das Gegenthei lehren ja z. B. die ‚Beschneidungstuberkulosen’ (vergl. den Haupttex p. 611/612) ferner die bisher noch nicht veröffentlichten (nur in einer kur- 7 zen Notiz [Jahresber. III p. 202, Anmerk. 309] beiläufig erwähnten) Ex | perimente des Verf.’s, über künstliche Erzeugung von Urogenitaltuber- kulose, welche gezeigt haben, dass sogar von der völlig unverletzte Harnröhre aus auf dem Wege der einfachen Contact-Infeetion ganz regelmässig eine typische diffuse Tuberkulose der gesammten Harnröhre mit nachfolgender Allgemeintuberkulose zu erzielen ist. (Cornet a. d. sub 352 ce. O.] hat neuestens diese Experimente bestätigt und zugleich gefunden, dass auch Einspritzung von Tuberkelbaeilleneultur in die Vagina in dieser oder im Uterus „reichliche Knötchenbildungen mit retardirter Allgemeintuberkulose“ hervorruft.) Dass es trotz dieser Geneigtheit der Schleimhäute des Urogenitaltraetus, der tuberkulösen Infeetion als Eingangspforte zu dienen, in Wirklichkeit wohl niemals zu einer Ansteckung auf dem Wege des Geschlechtsverkehrs kommt, kann also nur an dem Mangel geeigneter Infectionsbedingungen liegen. Dieser Mangel begreift sich leicht, wenn man die bezüglichen Verhält- nisse berücksichtigt. Tuberkulöse Affeetionen der äusseren Genitalien, _ welche, gleich den analogen Erkrankungen bei der Syphilis und bei der Gonorrhoe die Infection durch sexuellen Contact vermitteln könnte, ge- hören, wie erwähnt, zu den grössten Raritäten und Männer mit einer tuberkulösen Verschwärung der Prostata oder ulcerirter Nebenhoden- tuberkulose, Frauen mit einer bis zur Vagina fortgeschrittenen Uterus- tuberkulose verzichten wohl darauf, der Möglichkeit einer direeten In- fection auf sexuellem Wege die Hand zu bieten. Aus den Untersuchungen -Jani’s und Weigert’s (Virchow’s Archiv Bd. CII, 1886, p. 522) _ wissen wir ferner zwar, dass der Samen von Phthisikern auch ohne tuberkulöse Gewebserkrankungen der Genitalorgane Tukerkelbaeillen - enthalten kann, aber doch jedenfalls in so minimaler Menge, dass das Ausbleiben einer Infecetion der Genitalschleimhaut durch denselben wohl verständlich erscheint. 365) Zur Aetiologie der Phthise (Virchow’s Archiv Bd. XCVII, 1884, p. 289). 366) Klinisches über den Tuberkel- -baeillus (Zeitschrift f. klin. Med. Bd. VIII, 1885, Heft 5). 367) Ueber die Wege der tuberkulösen Infection (Zeitschr. f. klin. Med. Bd. VI, 1883, Heft 1). 368) Contribuzione sperimentale alla patologia delle infezione nella vita embrionale (Estratto dalla Rivista internaz. Anno IV, 1887; vide Jahresber III, p. 385). 369) Leyden, Klinisches über den Tu- berkelbaeillus (Zeitschr. f. klin. Med. Bd. VIII, 1885, p. 375); Men- delssohn, Traumatische Phthise ete., ([Inaug.- Diss. Berlin 1885] und Zeitschr. f. klin. Med. 1886); M. Wolff, Ueber erbliche Ueber- tragung pathogener Mikroorganismen (Virchow’s Archiv Bd. CV, 1886, p. 192 und ibidem 1888). 370) Revue de medecine 1883, Dee. und: Sur quelques faits experimentaux relatifs & l’'histoire de l’her&do- tubereulose (Etudes experimentaux et cliniques sur la tuberculose, pu- bliees sous la direetion de M. le Professeur Verneuil fasc. 1. Paris 1887, Masson). 371) Contre il virus tubercolare e contro la tubereu- losi. Tentativi sperimentali. Con appendice: Contributo sperimentale alla dottrina della ereditarietä della tuberculosi e sulla eziologia della tubereulosi (Atti del R. Instituto Veneto di Scienze, Lettere et Arti t. II, IV, V, serie VI, 1885 e 1886); cfr. Referat in des Verf.’s Jahresber. II (Literatur pro 1886) p. 204. 372) Erster Bericht z. Sammelforschung über Tuberkulose (Zeitschr. f. klin. Med. Bd. VII, 1884, p. 559). 373) Fortschr. d, Med. 1885, No.7 p. 198. 374) Ueber 51* — 55 — die einschlägigen Beobachtungen aus der vorbaeillären Zeit vergleiche des Verf.’s Aufsatz: Ueber latente Tuberkulose (Volkmann’s Samm- lung klinischer Vorträge No. 218); aus der Zeit nach der Entdeckung des Tuberkelbaeillus sind ausser dem im Haupttext angeführten Fall von Merkel zuvörderst die Beobachtungen von Demme (Verhälgn.d. Gesellsch. f. Kinderheilk. i. d. pädiatrischen Section a. d. 20. Versamml, deutscher Naturf. u. Aerzte in Freiburg i. Br. p. 13. Leipzig 1884, 7 Teubner) zu erwähnen, welche sich auf tuberkulös-phthisische Processe 7 mit Nachweis der Tuberkelbacillen in Lunge und Darm bei ° Kindern von 12, 17, 21 und 29 Lebenstagen beziehen; ferner die Be- obachtungen von Landouzy und Queyrat (Note sur la tuberculose infantile [Gaz. hebd. de Med. et de Chirurg. 1886, 16 et 23 Avril p. 272]), ° Landouzy (De la frequence de la tuberculose du premier äge [Revue 7 de Med. 1887, no. 5 p. 383]) und Lannelongue (De la tuberculose externe congenitale et precoce [Etudes exp6rim. et clin. sur la tubereu- ” lose, publiees sous la direction de M. le Professeur Verneuil fase. 1. Paris 1887, Masson|), welche tuberkulöse (durch den Baeillennachweis 7 als solche zweifellos legitimirte) Erkrankungen, namentlich der Lunge, bei Kindern in den ersten Lebenswochen betreffen; hierher darf auch noch der Befund Demme’s einer isolirten primären Tuberkulose der Thymus bei einem Kinde von 42 Tagen (Zweiundzwanzigster Bericht über die Thätigkeit des Jenner’ schen Kinderspitales) gerechnet werden. 375) Trousseau, Med. Klinik des Hötel-Dieu in Paris, deutsch 7 von Dr. Culmann. Würzburg 1866. 376) Die bezüglichen Citate siehe” sub 374. 377) Vergl. des Verf’s Aufsätze: Ueber latente Tuberkulose (Volkmann’s Samnl. klin. Vorträge No. 218) und: Ueber die Wege der tuberkulösen Infeetion (Zeitschr. f. klin. Med. Bd. VI, 1883, Heft1). 378) Vergl. z.B. F.Marchand, Die neuen Anschauungen ü. d. Natur der Tuberkulose (Deutsche med. Wochenschr. 1883, No. 15); ferner O0. Bollinger, Ueber Entstehung und Heilbarkeit der Tuberkulose (Münchener med. Wochenschr. 1888, No. 29 u. 30). 379) Am be- weisendsten sind in dieser Beziehung wohl die Erfahrungen an dem” grossen Schwindsuchtshospital zu London (Brompton - Hospital), welehe” zeigen, dass die mit der Krankenpflege daselbst vertrauten Personen trotz vieljährigen Verbleibens in der Anstalt durchaus nicht häufiger an Tuberkulose erkrankten, als es der gewöhnlichen Erkrankungsziffer der Tuberkulose entspricht; solehen Erfahrungen gegenüber, die durch die- jenigen an allen anderen Krankenhäusern im Ganzen gewiss nur Be stätigung finden werden, muss die Beweiskraft der in der Literatur” einzeln niedergelegten oder in Statistiken (Sammelforschungen) zu- sammengestellten casuistischen Beobachtungen, welche die Ansteckung unter Eheleuten, Geschwistern ete. beweisen sollen, höchst problematisch ° erscheinen. In einer unter Naunyn’s Leitung abgefassten Dissertation von Behnke: Die Verbreitung der Lungentuberkulose (Lungenphthise) durch Contagion (Königsberg i. Pr. 1884, Leupold) findet der Leser die hierhergehörigen Beobachtungen, welche die in den letzten Jahren neu erwachte Begeisterung für die Contagiositätslehre noch um eine beträcht- liche Zahl vermehrt hat, zusammengestellt; ebenda ist aber auch der | — 157 — zweifelhafte Werth soleher Einzelbeobachtungen resp. der Zusammen- stellung derselben betont und hervorgehoben, dass nur solche Statistiken die Frage nach der Bedeutung der Ansteckung für die Verbreitung der Tuberkulose entscheiden können, wo sämmtliche der überhaupt zur Beobachtung gelangten Fälle auf die etwaige Entstehung durch Conta- gion geprüft werden. ‘Eine in dieser Weise von Behnke selbst er- hobene Statistik sprach gegen eine maassgebende Rolle der Contagion als Verbreitungsmodus der Tuberkulose. 380) Vergl. hierüber: Johne, Geschichte der Tuberkulose ete. Leipzig 1883, Vogel. 381) Wir ver- weisen hier besonders auf die instructivren, von Leichtenstern (Deutsche med. Wochenschr. 1883, No. 33 p. 494) mitgetheilten Beob- achtungen, denen zufolge in einem bis dahin ganz gesunden Hühner- bestande ein Hahn zur Zucht eingethan wurde, der, beim Ankauf ein „wahres Prachtexemplar“ darstellend, nach Ablauf eines Jahres zu kränkeln anfing und, geschlachtet, eine verbreitete Tuberkulose der Baucheingeweide darbot. Die gesammte von diesem Hahne abstam- mende Nachzucht ging allmählig an Tuberkulose, welche wesentlich die -Baucheingeweide (bei integrer Darmschleimhaut) betraf, zu Grunde. „Alle Recherchen, ob die Hühner vielleicht zu Abfällen perlsüchtigen Rindviehs oder zu Sputis tuberkulöser Menschen gelangt sein könnten, führten zu einem entschieden negativen Resultat“. Dasselbe Geschick ereilte auf einem anderen Hühnerhofe sämmtliche Nachkömmlinge eines anderen von demselben Händler bezogenen Hahnes, welcher sich gleich- falls als tuberkulös erwies. In den Knoten der verstorbenen oder ge- schlachteten Hühner wurden von Leichtenstern kolössale Mengen von Tuberkelbacillen nachgewiesen. Dass es sich in den vorliegenden Fällen um nichts anderes, als um echte hereditäre Tuberkulosen handeln kann, wird von Leichtenstern selbst ausdrücklich her- vorgehoben. 382) Vergl. Jani, Ueber das Vorkommen von Tuberkel- baeillen im gesunden Genitalapparat bei Lungenschwindsucht mit Be- merkungen über das Verhalten des Foetus bei acuter allgemeiner Miliartuberkulose der Mutter (Virchow’s Archiv Bd. CIII, 1886, p. 522). 383) Etude sur les conditions anatomiques de l’her6dit6 de la tubereulose (Extrait de la Revue de Medeeine 1887, Janvier). 384) A. d. sub 382 c. O. 385) Dass in ganz oberflächlichen Wunden - der Cutis die Tuberkelbaeillen, trotz inniger Einreibung reichlicher ‚Mengen derselben, nur sehr ausnahmsweise zum Auswachsen gelangen, ist oben (Haupttext p. 610) hervorgehoben. 386) Diese Experimente sind anderweitig noch nicht veröffentlicht. 387) Vergl. Haupttext p. 548 und 549 sowie p. 587, 597 ete. 388) Die Impftuberkulose des Auges und ihr Zusammenhang mit der allgemeinen Impftuberkulose (Virchow’s Archiv Bd. LXXXVIII, 1882, p. 28). 389) Ueber Tuberkulose (Deutsche med. Woschenschr. 1882, No. 22). 390) Vergl. z. B. die Mittheilungen von Schottelius (Virchow’s Archiv Bd. XCI, 1883 „Zur Kritik der Tuberkulosen-Frage“) über von Reubold und Häcker angestellte Beobachtungen, denen zufolge Menschen Jahre lang das Fleisch tuber- kulöser Rinder z. Th. ungekocht genossen haben, ohne an Tuberkulose zu erkranken. — 158 — Zum Capitel: Der Leprabacillus. 391) A. Hansen (Virchow’s Archiv Bd. LXXIX, 1880, p. 32 und Virchow’s Archiv Bd. XC, 1882, p. 542);-Neisser, Zur Aetio- 7 logie der Lepra (Breslauer ärztl. Zeitschr. 1879, No. 20 u. 21) und: ° Weitere Beiträge zur Aetiologie der Lepra (Virchow’s Archiv © Bd. LXXXIV, 1881, p. 514). .392) Beretning om Lungegaardshospita- lets Virksomhed i Treaaret 1883 bis 1885 (N. Mag. f. Laegev. 1886, No. 9). 393) Virchow’s Archiv Bd. LXXXIV, 1881, p. 514 und ibidem Bd. CII, 1886, p. 355. 394) Comparaison entre les bacilles de la tuberculose et ceux de la lepre (Acad&mie des sciences 30. Avril 1883). 395) Ueber die Cultur der Leprabaeillen (Zeitschr. f. Hygiene Bd. III, 1887, p. 178). 396) Hansen, Neissera. d. sub 391 e. OÖ., Guttmann, Ueber Leprabaeillen (Berl. klin. © Wochenschr. 1885, No. 6). 397) Die Leprabacillen in ihrem Verhält- ” niss zum Hauptgewebe (Dermatolog. Studien herausgeg. von P. Unna Heft 1, Hamburg 1886, Voss). 398) A. d. sub 395 e. 0. 8399) Vir- chow’s Archiv Bd. CII, 1886, p. 355. 400) A. d. sub 395 ce. 0.7 401) Lutz, Zur Histologie des Mikroorganismus der Lepra (Dermatol. Studien herausgeg. von P. Unna Heft 1, Hamburg 1886, Voss). 402) Unna, Zur Histologie und Therapie der Lepra (Verhdign. d. V. Congresses f. innere Medicin zu Wiesbaden, p. 227, Wiesbaden 1886, Bergmann). 403) Lutz definirt die ‚Kokkothrix’ - Gattung folgendermaassen: Kleine, runde, kokkenähnliche Zellen, die sich ohne Mitbetheiligung der Zellmembran nur in einer Richtung theilen und daher einzeln oder in Reihen angetroffen werden. Dieselben sind von den gedehnten, allmählig gallertig verquellenden Zellhäuten überzogen ; «zwischen den einzelnen Zellen befinden sich Interstitien, welche den Durchmesser der Zellen an Grösse übertreffen. Durch” Färbung der innersten Schichten der membranös - gallertigen Hülle” entstehen Bilder, welche wie auf Fäden angereihte Perlen oder wie Stäbehen aussehen. Es finden sich ausserdem grössere, z. Th. ovale und doppelt contourirte Zellen, theils frei, tbeils am Ende der Zell- reihen. 404) Verhdign. d. V. Congr. f. inn. Med. 1886, Discussion zu Unna’s Vortrag. 405) Ueber die Unterscheidungsmerkmale der Bacillen der Tuberkulose und der Lepra (Monatshefte f. prakt. Dermatol. Bd. III, 1884, No. 7) und: Ueber Untersuchungsmethoden zur Unterscheidung von Lepra- und Tuberkel-Baeillen (Zeitschr. £ wissensch. Mikroskopie Bd. I, 1884, p. 367). 406) Beiträge zur Dar- stellungsmethode der Tuberkelbaeillen (Zeitschr. f. wissensch. Mikro- skopie Bd. I, 1884, p. 51). 407) Etude comparative des bacteries de la löpre et de la tubereulose (Compt. rend. de l’Acad6mie des sciences 1883 23. Avril). 408) Zur Färbung der Lepra- und Tuberkel-Baeillen (Centralbl. f. Bacteriol. u. Parasitenk. Bd. II, 1887, No. 5 p. 131), 409) Die Aetiologie der Tuberkulose (Berl. klin. Wochenschr. 1882, No. 15). 410) Ueber die Lungenlepra (Virchow’s Archiv Bd. OXL 1888, p. 114). 411) A. d. sub 395 c. O. 412) A. d. sub 405 ce. 0. — 159 — 413) Färbungs-Methoden zum Nachweise der fäulnisserregenden und pathogenen Mikroorganismen 2. Auflage Leipzig 1885, Voigt). 414) Ueber Leprabacillen (Berl. klin. Wochenschr. 1885, No. 6). 415) Uebertragung von Lepra auf Kaninchen (Berl. kl. Wochenschr. 1885, No. 13) und: Experimentelle Darm- und Lymphdrüsen-Lepra (Ibidem 1886, No. 9). 416) Beiträge zur patholog. Anatomie der Lepra. I. Nervenzellen und Leprabacillen (Ziegler’s und Nauwerck’s Beiträge z. patholog. Anat. und Physiol. Bd. II, 1887, Heft 1). 417) A.d. sub 395 e. O. 418) A. d. sub 410 c. 0. 419) A. d. sub 406e.0. 420) Virchow’s. Archiv Bd. XC, 1882, p. 545 ff. 421) A. d. sub 395 e. O0. 422) Es muss zunächst auffallend erscheinen, dass auch Bordoni-Uffreduzzi, ebenso wenig wie seinen Vorgängern, die Culturen aus dem Material der leprösen Hautknoten gelangen, sondern nur mit dem Knochenmark einer Lepraleiche. Weiterhin erregt das tinctorielle Verhalten einiges Bedenken; die eultivirten Leprabacillen färbten sich schwerer, als die Leprabacillen der Gewebe; per analogiam sollte man doch aber er- warten, dass sich ganz frisch gezüchtete Bacillen eher leichter, als schon längere Zeit in den Geweben ansässige Baeillen sollten tingiren lassen. Schliesslich ist auch das beständig negative Ergebniss der Impfungen in die vordere Augenkammer den positiven Erfolgen von Damsch, Vossius sowie Melcher u. Ortmann etwas befremdend. Unmöglich erscheint es demnach nicht, dass sich statt der Leprabaeillen eine accidentelle, den Leprabacillen in Form und Farbenreaction ähn- liche Mikrobienart aus dem Knochenmark der Lepraleiche entwickelt habe. Dass solche Mikrobien überhaupt nicht bekannt seien, müssen wir Bordoni-Uffreduzzi (Notiz über Leprabacillen [Berl. klin. Wochenschr. 1885, No. 11]) gegenüber mit dem Hinweis auf das Bei- spiel der Smegmäbacillen bestreiten. Die grössere Wahrscheinlichkeit hat aber trotz alledem wohl unbedingt Bordoni-Uffreduzzi’s Deutung für sich. 423) Uebertragungsversuche von Lepra auf Thiere (Virchow’s Archiv Bd. XCI, 1883, p. 20). 424) Uebertragungs- versuche von Lepra auf Kaninchen (Ber. d. XVI. Vers. der Ophthal. Gesellsch. Heidelberg 1884). 425) A. d. sub 415 ce. O. 426) Viertel- Jahrsschr. f. Dermatol. u. Syph. 1887 p. 435. 427) Münchener med. Wochenschr. 1887, No. 18. 428) Köbner (Virchow’s Archiv Bd. LXXXVII, 1882, p. 282); Hansen (Ibidem Bd. XC, 1882, pP. 542); Campana (Arch. per le Scienze med. 1883 p. 83; Clinica dermopatica 1883; Bollet. della reale Accad. med. di Genova 1886, no. 7; Vierteljahrsschr. f. Dermatol. u. Syphilis 1887 p. 435); Pro- feta (Giorn. internat. delle Seienze med. VI, 1884; Vierteljahrschr. f. Dermat. u. Syph. 1885 p. 340); Thin (Vierteljahrschr. f. Derm. u. Syph. 1886 p. 337); Schottelius (Tagebl. d. 59. Versamml. deutscher Naturf. u. Aerzte zu Berlin 1886, p. 379); Arning (Mittheilung i. d. Discussion zu Schottelius eben eitirten Vortrag); Wesener (Mün- chener med. Wochenschr. 1887, No. 18; Tagebl. d. 60. Versamml. deutscher Naturf. u. Aerzte zu Wiesbaden 1887, p. 277. Die Experi- mentalergebnisse Wesener’s sprechen indessen, objectiv betrachtet, weit eher für, als gegen die Uebertragungsmöglichkeit der Lepra auf Thiere [vergl. hierüber des Verf.’s Bemerkungen im Jahresber. über die Fortschr. in der Lehre von den pathog. Mikroorg. Bd. III, 1888, p. 227 f.]); Bordoni-Uffreduzzi (A. d. sub 395 e. O.; des” italienischen Forschers Uebertragungsversuche mit seinen eultivirten Leprabaeillen fielen, wie schon oben erwähnt, trotz Anwendung sämmt- licher gangbarer Infectionsmodi bei Mäusen, Kaninchen und Meer- schweinchen beständig negativ aus). 429) Vergl. des Verf.’s Zusatz zu Prof. E. Burow’s Mittheilung: Ueber Lepra taurica (Ergänzungs- heft 1885 der Monatshefte f. prakt. Dermatol.); ferner auch Lutz: Zur” Morphologie des Mikroorganismus der Lepra (Dermatol. Studien herausgeg. ° von P. Unna Heft 1.: Hamburg 1886, Voss). Nicht zu verwechseln 1 mit den vielkernigen Langhans’ schen Riesenzellen sind die später noch näher zu erwähnenden grossen riesenzellenähnlichen, namentlich in den leprösen Lymphdrüsen und in leprösen Hoden häufiger vorkommen- den Protoplasmaklumpen, welche meist nur einen Kern besitzen oder auch kernlos sind, Gebilde, deren Genese und histologische Bedeutung noch strittig ist. Bei der experimentellen (Darm-) Lepra kommen allerdings, nach Melcher’s und Ortmann’s Befunden, vielkernige” Zellen vor, welche sich von den Langhans’schen Tuberkel -Riesen- zellen nur durch die geringere Grösse und den Mangel unregelmässig zackiger Contouren auszeichnen. 430) Die krankhaften Geschwülste Bd. II, p. 494 ff., 1864—65. 431) Bordoni-Uffreduzzi sah auf seinen mit Substanz von leprösen Hautknoten beschickten Cultursub- straten häufig die pyogenen Streptokokken aufwachsen. 432) Vir- chow’s Archiv Bd. LXXXIV, 1881 und v. Ziemssen’s Handbuchd. spec. Pathologie u. Therapie Bd. XIV p. 620. 433) Zur Färbung der Leprabacillen (Monatshefte f. prakt. Dermatol., Ergänzungsheft 1885, p. 47). 434) Wo liegen die Leprabacillen? (Fortschr. d. Med. 1886, No. 2); Erwiderung auf Unna’s: Wo liegen die Leprabacillen? (Deut- sche med. Wochenschr. 1886 No. 8 u. No. 13); Demonstration von Leprabaeillen in Hautschnitten (Verhälgn. d. V. Congresses f. inne Mediein zu Wiesbaden p. 242. Wiesbaden 1886, Bergmann); Zur Topo- graphie der Bacillen in der Leprahaut (Virchow’ s Archiv Bd. CIV, 1886, p. 381). 435) Histologische und bacteriologische Lepra-Unter- suchungen (Virchow’s Archiv Bd. CII, 1886, p. 355). 436) Die” Lage der Leprabacillen (Virchow’s Archiv Bd. CIII, 1886, p. 388). 437) Experimentelle Darm- und Lymphdrüsenlepra (Berliner klinische Wochenschr. 1886, No. 9). 438) Vergl. des Verf.’s „Jahresberichte über die Fortschritte i in der Lehre von den pathogenen Mikroorganis- men’ I und II. 439) Wo liegen die Leprabacillen? (Deutsche med. Wochenschr. 1886, No.8 p. 123); Die Bacillenklumpen in der Haut ut sind keine Zellen Virchow’ s Archiv Bd. CIII, 1886, p. 553); Die Leprabacillen in ihrem Verhältniss zum Hautgewebe (Dermatol. Studien herausgeg. v. P. Unna Heft 1. Hamburg 1886, Voss); Zur Histologie und Therapie der Lepra (Verhdlgn. d. V. Congr. f. innere Med. i Wiesbaden p. 227. Wiesbaden 1886, Bergmann). 440) Zur patholog. Anatomie der Lepra (Dermatol. Studien, herausgeg. v. P. Unna Heft j p. 15. Hamburg 1887, Voss); Demonstration von Lopra pre — 6 — (Tagebl. d. 60. Versamml. Deutscher Naturf. u. Aerzte zu Wiesbaden 1887, p. 625). 441) Ueber die bei der anästhetischen Lepra im Rücken- _ marke vorkommenden Bacillen (Monatshefte f. prakt. Dermat. Bd. VI, 1887, No. 23). 442) Zur Färbetechnik (Zeitschr. f. Hygiene Bd. I, 1886, Heft 3 p. 553). 443) Beiträge z. pathol. Anat. d. Lepra etc. (Beiträge z. pathol. Anatom. u. Physiol. herausgeg. v. Ziegler u. Nauwerck Bd. II, 1887, Heft 1). 444) Ueber die Lungenlepra (Vir- chow’s Archiv Bd. CXI, 1888, p. 114). 445) Die allgemeine Patho- logie ete. p. 247/248. Jena 1887, Fischer. FERN Cornil et Suchard, Note sur le liege des parasites de la Lepre (Ann. de Derm. .et Syph. 1881, 4, p. 653). 447) Demonstration von Leprapräparaten (Berl. med. Gesellsch. 10. Dec. 1884; Referat Berl. klin. Wochenschr. 1884). 448) Report on leprous infiltration of the epiglottis and its dependence of the baecillus leprae (Brit. med. Journ. II, 1884, p. 101). 449) Obser- vations sur la topographie des Bacilles de la Le&pre dans les tissus etc. (Arch. d. Physiol. 1883, 5, p. 41). 450) A. d. sub 414 ec. 0. 451) A. d. sub 429 c. ©. 452) A. d. sub 439 an dritter Stelle e. O0. 453) A. d. sub 434 an dritter und vierter Stelle e. O. 454) A. d. sub 435 ec. 0. 455) Ueber die Veränderung der Lymphdrüsen bei Lepra tuber- eulosa (Virchow’s-Archiv Bd. LXXXI, 1880, p. 507). 456) A. d. sub 437 e. O0. 457) A. d. sub 435 e. O. 458) A. d. sub 440 e. ©. 459) A. d. sub 435 .c. O0. 460) A. d. sub 435 c. O. 461) Demon- stration von Lepra laryngis [Verhdlgn. d. Berl. med. Gesellsch.] (Berl. klin. Wochenschr. 1885, No. 12). 462) A. d. sub 446 c. O0. 463) A. d. sub 435 e. 0. 464) A.d. sub 444 ec. O. 465) Vergl. hierüber Neisser, a. d. sub 435 e. O. 466) Als ein directes Zeugniss für den Transport der Leprabacillen mittels des Blutstroms ist die Beobachtung von Babes anzuführen, welcher (Les Bacteries ete., 1° &d. p. 657) in einem Falle von Lepra in allen Geweben, selbst denjenigen, welche normal zu sein schienen, in den Endothelien der Lungen- und Nieren- Gefässe, vor allem in den Glomerulis, die charakteristischen Bacillen auffand. 467) v. Ziemssen’s Handb. d. spec. Path. u. Therapie Bd. XIV. 468) Handb. d. histor.-geogr. Pathologie. 2. vollständig neue Bearb. II. Abth. Stuttgart 1883. 469) Vergl. z. B. Virchow, Die krankhaften Geschwülste p. 506; Bälz (Monatshefte f. prakt. Dermatol., Ergänzungshefte 1885); Chomse, Ein Beitrag zur Casuistik der Lepra in den ÖOstseeprovinzen Russlands. Mitau 1887, Felsko; Zambaco, La Lepre est-elle contagieuse? (Congr&s des mödeeins Grees & Athönes, avril 1887. — La Semaine med. 1887, no. 17 p. 179). Zum Oapitel: Der Rotzbacillus. 470) Näheres über die Vorversuche zur Entdeckung des Rotzeon- fagiums siehe bei Löffler: Die Aetiologie der Rotzkrankheit (Arbeiten 2.d. Kaiserl. Ges.-A. Berlin 1886, Springer) und bei Klebs: Die all- gemeine Pathologie ete. Jena, Fischer. 471) Vergl. Cornil und Babes, Les bacteries ete. p. 523. Paris 1885, Alcan. 472) Vergl. den bez. Aufsatz von Dirner, Pester med.-chir. Presse 1882, No. 35. #18) Löffler und Schütz (Deutsche med. Wochenschr. 1882, No. 52) 4 - Mn >; — 12 — und Löffler, a. d. sub 470 e.O. 474) Berl. klin. Wochenschr. 1883, No. 11. 475) Sur la culture du mierobe de la morve et de la trans. mission de cette maladie & l’aide de liquides de culture (Bullet. de l’Academ. de Med. 1882 no. 51 et 1883 no. 41). 476) Versuche über Züchtung des Rotzpilzes (Jahresber. d. Kgl. Central-Thierarzneischule i. München 1883:1884. Leipzig 1885, Vogel). 477) Zur Aetiologie d. Rotz- krankheit des Menschen (Wiener med. Wochenschr. 1885, No. 21-24). 478) A.d. sub 470c.0. 479) Cf. Baumgarten, Bacteriolog. Mittheil. (Centralbl. f. Bacteriol. u. Parasitenk. 1888, Bd. III, No.13). 479) Mi- schung von gleichen Theilen einer Kalisolution 1% 10 ‚000 (resp. einer halbprocentigen Lösung von Liquor Ammonii caust.) mit Ehrlich’scher Fuchsin- oder Gentianaviolett-Lösung. Die Mischung muss stets un- mittelbar vor dem Gebrauche vorgenommen werden, da sich aleba | Niederschläge in derselben bilden. 480) Der Tropäolinzusatz hat, nae Löffler, die Wirkung, das Zellprotoplasma ganz und gar, die Keil etwas zu entfärben, ohne die Baecillenfärburg zu beeinträchtigen, mithir ein noch besseres Hervortreten der letzteren zu bewirken. 481) A. d. sub 470 e. O. 482) Praktische Anleitung zum mikroskopischen Nach-” weis der Bacterien im thierischen Gewebe. Zum Gebrauche für Aerzte und Studirende nach eigenen Erfahrungen bearbeitet. Leipzig 1888, Günther. 483) Raskina, Frau M. A., Bereitung durchsichtiger fester Nährböden aus Milch und Culturen einiger pathologischer Bacterien auf” ihnen (Wratsch 1887, No. 40 und 41; Referat Zeitschr. f. wissensch. Mikroskopie Bd. IV, 1887, Heft 4 p. 502). 484) Zur Kenntniss des” . Rotzbaeillus (Centralbl. f. Bacteriol. u. Parasitenk. Bd. II, 1887, No. 10° p. 273). 485) Vergl. d. Haupttext p. 546. 486) Nachtragsnotiz zu dem Capitel: Versuche über die Züchtung des Rotzpilzes (Jahresber. d, Kgl. Central-Thierarzneischule i. München 1884—85 p. 84). 48) L resistance du virus morveux & l’action destructive des agents atmosphe riques et de la chaleur (Progr&s med. 1886, 21 Avril). 488) Uebe dieselben berichtet in ausführlicher historisch-kritischer Darlegung die sub 470 eitirte Abhandlung Löffler’s. 489) Die krankhaften Ge schwülste Bd. IIp. 543. 490) v. Ziemssen’s Hdbech. d. spee. Patholog u. Therapie Bd. III. 491) Cad&ac et Malet (La transmission de morve sur le pore ete. [Rec. de med. veterin. 1886, fasc. 5]) mp neuestens ein Schwein erfolgreich mittels Rotzschleim. Die seitherig: Rotzimpfungen (und Rotzfütterunger) an Schweinen waren (vide Löft le a. d. sub 470 ce. O.) negativ oder zweifelhaft ausgefallen. 492) Ir rotz bei Waldmäusen (Centralbl. f. Bacteriol. u. Parasitenk. Bd. I, 18 No. 9 p. 241) und Impfrotz bei Mühlratten (Oesterr. Monatsachr. Thierheilk. ete. 1881, No. 1). 493) A. d. sub 484 c. 0. 494) Weichse baum, a. d. sub 477 c. 0. und Philipowicz, Ueber das Auftr: pathogener Mikroorganismen im Harne (Wiener med. Blätter 188 No. 22 u. 23). 495) Ferraresi u. Guarnieri, $ovra un caso morva nell’uomo (Atti della R. Accad. Med. di Roma anno XI 1886—87, serie II, vol. III). 496) Dass rotzkrank werdende trächtige Stuten rotzige Füllen gebären können, ist eine längst bekannte Er- fahrung; Löffler, Cad&ae und Malet (Rec. de med. veterin. 18 — 15 — fase. 5), sowie Ferraresi und Guarnieri (a. d. sub 405 ce. O.) _ haben die Thatsache der intraplacentaren Uebertragbarkeit des Rotz- “virus auch experimentell (an Meerschweinchen) erhärtet; nach den ge- nannten italienischen Forschern wird die intrauterine Infeetion durch Blut- austretungen in der Placenta begünstigt. 497) Die Möglichkeit einer Infection von der unverletzten Nasenschleimhaut scheint für gewisse Baeterien durch die neuesten Experimente Roth’s (Ueber das Verhalten der Schleimhäute und der äusseren Haut in Bezug auf ihre Durchlässig- keit für Bacterien [Zeitschr. f. Hygiene Bd. IV, 1888, p. 151]) erwiesen. 498) Citirt bei Löffler, a. d. sub 470 c. O. 499) Etude exp6rimen- tale de la transmission de la morve par contagion mediate ou par in- feetion (Revue de med. 1887, no. 5). 500) Unseres Wissens existirt in der Literatur nur ein Fall, welcher mit Bestimmheit als eine durch Ansteckung vom Menschen, und zwar von einer menschlichen Rotz- Leiche aus, entstandene Rotzinfection beim Menschen aufgefasst wird: Der in Fachkreisen vielbesprochene Krankheitsfall des Prosectors Dr. Albrecht in Petersburg, vide Kernig, ein Fall von chronischem Rotz (Wurm) beim ansehen (Zeitschr, f. klin. Med. Bd. XII, 1887, p. 191). Die Deutung dieses Falles als einer menschlichen Rotzkrankheit scheint uns jedoch begründeten Zweifeln Raum zu geben (vergl. die kritische "Bemerkung in unserem Jahresber. III p. 161, Anmerk. 256). Zum Capitel: Der Syphilisbacillus. 501) Archiv f. experim. Pathologie u. Pharmakologie Bd. X, 1878, Heft 3 u. 4. 502) Centralbl. f. d. med. Wissensch. 1881 p. 228. 503) Centralbl. f. d. med. _Wissensch. 1882, No. 33. 504) Vergl. Cornilet Babes, Les Bacteries ete. p. 774. 505) Vergl. oben den Haupttext p. 392. 506) Lustgarten, Die Syphilisbacillen (Wiener med. Jahrbücher 1885, Heft 1 p. 89). 507) Recherches sur le bacille de Lustgarten (Archives de Psysiologie norm. et pathol. t. VI, 1885, no. 7 p. 303). 508) Ueber die bezügliche Prioritätsfrage vergl. Tavel: Zur Geschichte der Smegmabaeillen (Centralbl. f. Bacteriol. u. Parasitink. Bd. I, 1887, No. 23 p. 673). 509) Ueber Baecillen bei Syphilis (Mitth. a. d. med. Klinik d. Univ. Würzburg. Wiesbaden 1886, Bergmann). 510) Es ist, namentlich von Klemperer (Ueber Syphilis- und Smegma- - Bacillen [Deutsche med. Wochenschr. 1885, No. 47 p. 809]) versucht worden, diagnostisch verwerthbare tinctorielle Unterschiede zwischen ‚Syphilis’- und Smegma-Baeillen ausfindig zu machen; doch haben sich nach Matterstock’s (vide a. d. sub 509 e. O.) und Bitter’s (Vir- chow’s Archiv Bd. CVI, 1886, Heft 2 p. 209) Untersuchungen die hervorgehobenen Differenzen nicht als durchgreifend bewährt. 511) Lust- garten’s ursprüngliche Methode war folgende: Färbung der (mög- lichst feinen!) Schnitte in Ehrlich- Weigert’scher Gentianaviolett- lösung, zunächst 12 bis. 24 Stunden bei Zimmertemperatur, sodann 2 Stunden bei 40°C. im Wärmeschrank ; darauf mehrere Minuten langes Abspülen in Alkohol absol.; danach Ueberführung in ein Uhrschälchen (mittels einer am besten rechtwinkelig gebogenen Glas- oder Platin- nadel), welches mit ca. 3 ccm einer 1'/,procentigen wässerigen Lösung — 164 — f i von übermangansaurem Kali gefüllt ist (es entsteht dadurch ein brauner flockiger Niederschlag von Manganhyperoxyd); nach 10 Seeunden langem Verweilen Entfärbung in reiner schwefliger Säure (wobei schwefelsaures Mangan sich bildet); nach momentäner oder ganz kurz dauernder Ein- wirkung der Säure Abspülen in aqua dest.; dann von neuem (aber jetzt und die folgenden Male nur 3 bis 4 Secunden) in die Lösung von Kaliumpermanganat u. 8. f., bis die Schnitte völlig farblos erscheinen, was in der Regel nach einer 3- bis Amaligen Wiederholung der Procedur geschehen ist; danach Entwässerung in absolutem Alkohol, Aufhellung in Nelkenöl, Einschluss in Xylol-Canadabalsam. Trockenpräparate von Secreten oder Gewebssaft werden ähnlich behandelt, nur muss statt des absoluten Alkohols destillirttes Wasser zur Abspülung verwendet und die Zeitdauer der Einwirkung der genannten chemischen Stofie, entsprechend der geringeren Dieke der Präparate, abgekürzt werden. Nachfärbungen des Gewebes mit braunen oder rothen Farbstoffen sind nicht zu empfehlen. — Lustgarten’s complieirte Methode ersetzte de Giacomi (Neue Färbungsmethode der Syphilisbaeillen [Correspon. 4 denzblatt der Schweizer Aerzte 1885, No. 12]) durch ein weit ein -.facheres Verfahren: Die Deckglastrockenpräparate werden, nach ge- wöhnlicher Fixation derselben in der Flamme, in heisser Fuchsinlösun rn wenige Minuten lang gefärbt, sodann in Wasser, dem einige Tropfen Eisenchloridlösung zugesetzt, abgespült und hierauf in concentrirter 1 Eisenchloridlösung entfärbt. Die ‚Syphilisbacillen’ bleiben roth, alle” anderen Bacterien entfärben sich. Das Präparat kann beliebig unter- i gefärbt werden. Gottstein (Zusatz zum Referat über de Giacomi’s: _ Färbung der Syphilisbaeillen [Fortschr. d. Med. 1885, No. 16 p. 545]) zeigte dann, dass de Giacomi’s Methode auch für Schnitt präparate” wohlanwendbar ist: Die 24 Stunden in Fuchsin (oder Anilin und Gen- tianaviolett) gefärbten Schnitte werden nach der Abspülung in aq. dest, nur auf wenige Secunden in eine reine oder verdünnte Lösung von liquor ferri gebracht, dann in Alkohol abgespült; hierauf Nelkenöl odeı Xylol und Canadabalsam ; der Schnitt hat dann eine hellviolette Farbe; jede Kerntinction ist verschwunden. Alvarez und Tavel (a. d. su 507 c. 0.) empfehlen, das Eisenchlorid stark anzusäuern; das Lust: garten’ sche Verfahren modifieirten die genannten Forscher da hin dass sie statt der schwefligen Säure 2procentige Oxalsäure verwandten eine zweistündige Tinetion der (Deckglas-) Präparate in erwärmt E Farblösung halten sie für ausreichend; Doppelfärbungen erzielen sie durch Safranin, Eosin, Pierocarmin. NachMatterstock (a. d. sub 50) c. OÖ.) genügt auch .bei Anwendung des Lustgarten’schen Verfahren für Deekglaspräparate schon ein 5 bis 10 Minuten langer Aufenthal ji in bis zur Dampfbildung erwärmte Farblösung; der Färbung in Anili gentianaviolettwasser ist nach Matterstock diejenige in Carbol- 63 fuchsin (Ziehl, siehe den Haupttext p. 543) vorzuziehen, weil durch sie den Bacillen die Eigenartigkeit ihrer Form besser gewahrt bleibe, Bitter (a. d. sub 510 ce. O.) hebt bezüglich der Anwendung der Lustgarten’schen Methode hervor, dass die Präparate nach der Ent färbungsprocedur mit kali hypermanganicum und schwefliger Säure 4 — 5 — _ nicht länger als höchstens 30 Secunden der Alkoholeinwirkung ausge- setzt werden dürfen, dass dagegen der Entfärbungsturnus in kali. hypermang. und schwefliger Säure oft noch viel häufiger wiederholt werden muss, wenn anders eine ausreichende Entfärbung des Gewebes erzielt werden soll. Doutrelepont (Ueber die Baeillen bei Syphilis [Vierteljahrschr. f. Dermatol. u. Syphilis Bd. XIV, 1887, p. 101] em- pfiehlt neuerdings als wirksamste Modification der ‚Syphilisbacillen - Färbung folgendes Verfahren: 48stündige Färbung der Schnitte in wässeriger Methylviolett (6B)- oder Brieger’scher Thymol-Methyl- violett-Lösung; Entfärbung nach de Giacomi mit liquor ferri und Alkohol; die Eisenchloridlösung darf nicht zu lange einwirken, damit wenigstens eine leichte Kernfärbung erhalten bleibt. 512) Doutre- lepont und Schütz, Ueber Bacillen bei Syphilis (Deutsche med. Wochenschr. 1885, No. 19 p. 320); Doutrelepont, Ueber Baeillen bei Syphilis (Ibid. 1885, No. 47 p. 812); Doutrelepont, Ueber die Bacillen bei Syphilis (Vierteljahrschr. f. Dermat. u. Syph. Bd. XIV, 1887, p. 101). 513) Ueber Tracheal- und Schilddrüsen - Syphilis (Deutsche med. -Wochenschr. 1887, No. 48 p. 1035). 514) Vergl. Deutsche med. Wochenschr. 1885, No. 51 p. 885 (Sitzung des Vereins f. innere Mediein vom 7. December 1885). 515) 24- bis 40stündige Färbung in 1procentiger wässeriger Gentianaviolettlösung; Entfärbung durch wenige Secunden in schwacher Salpetersäure (1: 15 Wasser); hierauf 5 bis 10 Minuten Einlagerung in 60procentigen Alkohol, danach Unterfärbung durch einige Minuten in frisch bereiteter schwacher wässe- riger Safraninlösung, dann ganz kurzes (wenige Secunden) Abspülen in 60procentigen, hierauf ebenso kurze Entwässerung in absoluten Alkohol; schliesslich Cedernöl, Balsam. Mittels dieser seiner ‚Syphilis’-Bacillen- Färbungsmethode vermochte Doutrelepont die Smegmabacillen nicht aufzufinden und er sowohl als auch Klemperer haben auf dieses Moment für die Unterscheidung und Wesensverschiedenheit von Syphilis- und Smegma-Bacillen Gewicht gelegt; es dürfte indessen hier- bei zu berücksichtigen sein, dass den Färbungs- und Entfärbungs-Proce- duren gegenüber dieselben Bacillen sich oft recht verschieden verhalten können, je nachdem sie am Deckglas angetrocknet oder im gehärteten Schnitt sich befinden. Es wäre demgemäss ganz wohl denkbar, dass die Smegmabacillen der entfärbenden Wirkung der Säure und des Al- kohols in Doutrelepont’s Verfahren zwar nicht am Deckglas, aber ‚doch im Gewebsschnitte Widerstand zu leisten vermöchten. 516) A. d. sub 509 e. O0. 517) Mittheilung im Verein f. innere Mediein zu Berlin, anschliessend an Klemperer’s Vortrag (s.d. vorige No.). 518) Unter- suchungen über den Lustgarten’schen Baecillus in Syphilisprodueten und Secreten derselben (Wiener med. Presse 1885, No. 48). 519) Vir- chow’s Archiv Bd. LXXVI, 1879, p. 485 ff.; ibidem Bd. XCVII, 1884, p. 21 ff.; ibidem Bd. CXI, 1887, p. 267/268. 520) Die Unterscheidungs- möglichkeit der Tuberkelbaeillen von Lustgarten’s Syphilisbaeillen esp. den Smegmabacillen ist trotz der erwähnten Uebereinstimmungen dadurch gegeben, dass letztere durch das elassische Koch-Ehrlich’sche Tuberkelbaeillenfärbungsverfahren nicht darstellbar sind, wenn man die 7 — 76 — Einwirkung der Säuren und des Alkohols genügend lange ausdehnt; sie verlieren dann die blaue resp. rothe Farbe. Es beruht dieser Unter- schied, nach Bienstock’s und Gottstein’s Ermittlungen (s. d. i folgenden Anmerk.) darauf, dass die. Smegmabaeillen (resp. sog. Syphilis- $ baeillen) die auch ihnen zukommende bedeutende Säure-Resistenz (Al- varez und Tavel) der Einhüllung i in einen Fettmantel verdanken, welcher durch Zutritt des Alkohols in Lösung übergeführt wird, während die Säureresistenz der Tuberkelbacillen auf Eigenschaften der Baeillus- substanz selbst beruht. Dementsprechend geben die Tuberkelbaeillen auch dann noch die Ehrlich’sche Farbenreaction, wenn sie zuvo mit fettlösenden Reagentien behandelt werden (Erhitzung der Präparate mit Kalilauge in Alkohol, 2—5%, Gottstein), während die Smegma- bacillen nach dieser Behandlung die Säurefestigkeit einbüssen; ausser- dem werden durch längere Nachfärbung in Vesuvin die Smegmabaeillen 1 braun, während die Tuberkelbaeillen die einfache Vesuvinfärbung unter keinen Umständen annehmen (vergl. hierüber besonders die Abhand- lungen von Bitter (a. d. sub 510 e. O.), Bienstock (a. d. sub 521° e. O.) und Gottstein (a. d. sub 251 c. O.). 521) Zur Frage der sog. Syphilisbaeillen- und der Tuberkelbaeillen-Färbung (Fortschr. d. Med. 1886, No. 6). 522) Die Beeinflussung des Färbungsverhaltens von Mikro- organismen durch Fette (Fortschr. d. Med. 1886, No. 8); vergl. Anmerk. 520. 523) On a Baeillus cultivated from the blood and from the diseaded tissues in Syphilis (The Lancet No. XV, Vol. I, 1886, 10 Avsil); Verf. in s. Jahresber. II p. 264. 524) Disse und Taguchi, Ueber das Contagium der Syphilis (Deutsche med. Wochenschr. 1886, 'No. 14 - p.235); Disse, Das Contagium der Syphilis (Deutsche med. Wochensch 1887, No. u; Disse u. ee Das iz der Syphilis. der Syphilis auf Thiere [Wiener med. Wochenschr. 1883, No. 29]) und. von J. Neumann (Ist die Syphilis ausschliesslich eine "Krankheit les menschlichen Geschlechts? ete. [ibidem 1883, No. 8 und 9]). 526) Vergl den Haupttext p. 380. we. Zum Capitel: Der ‚Rhinosklerombacillus’ (2). 527) Wiener med. Wochenschr. 1870, No. 1. 528) v. Langen- beck’s Archiv f. klin. Chirurg. Bd. XX p. 485. 529) Zeitschr. f. Heil- kunde Bd. VIII, 1887. p. 251. 530) Wiener med. Wochenschr. 18 82, No. 32. 531) Fortschr. d. Med. Bd. IV, 1886, No. 19. 532) Archives de Physiologie norm. et pathol. t. VI, 1885, no. 5 p. 11. 535) Nacl den genannten französischen Forschern soll die Kapsel der Rhinosklerom- bacterien chemisch von derjenigen der Friedländer’schen Pneumonie- bacterien wesentlich verschieden sein, nicht wie letztere aus einer weichen, mueinösen, sondern aus einer harten, kolloiden Substanz be- stehen. Die späteren Unterstufen erwähnen von einem derartigen Unter- schied nichts. 534) Archives de Physiol. norm. et path. 1886, no. 2 p. 196. 535) Centralbl. f. d. med. Wissensch. 1886, No. 47; Orig.- Mitth, 536) A. d. sub 529 .c. O. 5837) Bacteriologia. "Budapest, 1886, % ” % 2 MN A B > oo En En nn en Sure nn \ E u I a Te" “ 538) Sitzungsber. d. Vereins f. innere Med. Sitzung vom 15. Juni 1885 (Berl. klin. Wochenschr. 1885). 539) A. d. sub 531 e. ©. 540) Citirt _ bei Wolkowitsch a. d. sub 535 ec. O. 541) Gazetta Lekarska 1887 - (Polnisch) ; ef. d. Ver f.’s Jahresber. III, pro 1887, p. 236. 542) Referat _ über Dittrich’s einschlägige Arbeit (Centralbl. f. Bact. u. Parasitenk. - 1887, Bd. II, No. 4). 543) Cf. p. 243 u. p. 384 des Textes. 544) Cf. p. 401, Anmerk. 60. 545) Cf. p. 239 des Textes. 546) Nach Babes (a. d. sub 537 ce. O.) finden sich bisweilen neben den ‚Rhinosklerom- ‚bacterien’ Streptokokken -Colonien in den Blut- und Lymph - Gefässen des Rhinoskleromgewebes. Dittrich (a. d. sub 529 c. O.) hielt es nach seinen Befunden an mikroskopischen Schnittpräparaten sowohl als auch nach dem Ergebniss seiner Culturversuche für nicht unwahrscheinlich, dass in dem Rhinoskleromgewebe ausser den ‚Rhinosklerombacte- rien’ auch noch Individuen verschiedener anderer Bacterienarten an- wesend seien. Zum Capitel: Der Diphtheriebacillus (2). 547) Ausser den p. 420, Anmerk. 282 eitirten Arbeiten sind als ganz hervorragende Leistungen auf dem Gebiete der Aetiologie und Pathogenese der Diphtherie noch zu nennen die Untersuchungen von Heubner (Die experimentelle Diphtherie, Leipzig 1883, Veit u. Co.), sowie das grosse Werk von Oertel (Die Pathogenese der epidemi- ‚schen Diphtherie, Leipzig 1887, Vogel [ef. des Verf.’s Jahresber. II, p- p- 247]), beide Arbeiten haben indessen den Schwerpunkt ihrer Bedeutung mehr auf allgemein - pathologischem und pathologisch - histo- logischem, als auf bacteriologischem Gebiete. Die sehr bemerkens- werthen vorläufigen Mittheilungen Emmerich’s über eine von ihm eultivirte ‚„Diphtheriebacillen’- Species (Verhdlgn. d. hygien. Congr. im Haag) sind leider von keiner ausführlichen Publication gefolgt gewesen. 548) Vergl. hierüber die Arbeiten von Miller (Ueber Gährungsvorgänge im Verdauungstraet und die dabei betheiligten Spaltpilze [Deutsche med. Wochenschr. 1885, No. 40]), von Vignal (Recherches sur les miero- organismes de la bouche [Arch. de Physiol. norm. et pathol. 1886, no. 8]) und Biondi (Die pathogenen Mikroorganismen des Speichels [Zeitschr. f. Hygiene Bd. II, 1887]). 549) a) Der Mikrokokkus der Sputumseptikämie p. 403, Anmerk. 84. b) Der Kaninchenseptikämie- ‚Bacillus p. 495. ce) Der Staphylokokkus pyogenes p. 293 (vergl. auch Biondi’s neueste Abhandlung: Die pathogenen Mikroorganismen des Speichels [Zeitschr. f. Hygiene Bd. II, 1887, p. 194] und Vignala. d. sub 548 c. O.). d) Der Mikrokokkus tetragenus, vergl. Biondi, |. e. e) Die von Flügge aus Speichel isolirten pathogenen Mikrobienarten, vide Flügge, Die Mikroorganismen p. 257—261. f) Der Leptothrix- buccalis, von Leber (Archiv f. Ophthalmologie Bd. XV) als ein Erreger progressiver Eiterung (Hypopyon-Keratitis nach Verimpfung in’s*Horn- hautcentrum von Kaninchen) erkannt. g) Der Friedländer’sche Pneu- 'monie-Kokkus, vide Netter (Compt. rend. hebd. d. seances de la societ6 ‚de biologie 1887, 4. novbr., no. 34). — Nach Netter’s (Prösence du streptocoque pyogene dans la salive de sujets sains [Bullet, med, annde LI, — 168 — \ | 1888, no. 59]) kommt auch der Streptokokkus pyogenes im Munde ge- | « sunder Menschen vor; doch macht es die von Netter angewandte Nach- weisungsmethode (Einimpfung des Speichels unter die Haut und Cultur ” aus dem Herzblut der den Folgen.der Impfung erliegenden Thiere) B einigermaassen fraglich, ob Netter wirklich den eigentlichen Strepto- kokkus pyogenes vor sich hatte, da letzterer gemeinhin für Thiere nur wenig pathogen ist. 550) Verhdign. d. 2. Congresses f. innere Med. zu Wiesbaden und Schweizer Correspondenzblatt 1883. 551) Mit- theilungen a. d. Kaiserl. Ges.-A. Bd. II, 1884. 552) Die Mikroorga- nismen p. 228. 553) Centralblatt f. Bacteriologie u. Parasitenk. Bd. I, 1887, No. 4 p. 105. 554) eod. loc. 555) Vergl. den Haupttext p. 701. 556) "Tagebl. d. 60. Versamml. Deutsch. Naturf. u. Aerzte in Wiesbaden 1887 und Wiener med. Wochenschr. 1888, No. 3u.4. 557) Deutsches Archiv. f. klin. Med. Bd. XLII, 1887, Heft 13 p. 19. 558) A.d. sub 551 c. 0. 559) Oesterr. Zeitschr. f. Veterinär- Wissensch. Bd. L, 1887, Heft 1. 560) 8. v. p. 352. 561) Zeitschr. f. klin. Med. Bd. XII, 1887, Heft 1. 562) Vergl. Flügge, Die Mikroorganismen p. 149156. Be. . Zum Capitel: Bacillen bei Dysenterie. 563) Bizzozero, Ueber das eonstante Vorkommen von Bacterien 1 in den Lymphfollikeln des Kaninchendarms (Centralbl. f. d. med. Wissensch. 1885, No. 45 p. 801); Ribbert, Ueber das Vorkommen von Spaltpilzen in der normalen Darmwand des Kaninchens (Deutsche med. Wochenschr. 1885, No. 13 p. 197). 564) Lehrb. d. spee. pa- -tholog. Anatomie 4. Auflage, p. 240. 1886. 565) Die allgem. Patho- logie I, p. 203. 1887. 566) Cornil, au nom de Chantemesse = | Widal: Sur les mierobes de la dysenterie epid&mique (Bullet. de !’ Acad. Bi de med. 1888, no. 16 et 17). 567) Ueber einen bei Kaninchen fundenen pathogenen Spaltpilz [Baecillus der Darmdiphtherie der Kanin- chen] (Deutsche med. Wochenschr. 1887, No. 8). 568) Die neue Versuche von Roth (Ueber das Verhalten der Schleimhäute und‘ - i äusseren Haut in Bezug auf ihre Durchlässigkeit für Bacterien [Zeitschr. f. Hygiene Bd. IV, 1888, p. 151]) bestätigen die Erfahrung Ribbert’ z dass die Mundschleimhaut, abgesehen von den follikeltragenden Stellen, eine schützende Decke gegen das Eindringen der Ribbert’schen ‚Dysenteriebacillen’ bildet. Er Zum Capitel: Der ‚Bacillus Malariae’ von Klebs und Tommasi-Orudeli. 569) Archiv f. exper. Pathol. u. Pharmakol. Bd. XI, p. su, 570) Klebs beschreibt die Morphologie des ‚Baeillus Malariae’ seinem Lehrbuche (Allgem. Pathologie, p. 149) folgendermaasse: Stäbchen von in minimo 2,25 ku Länge, c. 0,5 f Breite, welche sich theilen oder zu längeren Fäden heranwachsen ; in letzteren bega schon am 4. Tage z. Th. Sporenbildung. Dieselben lagen in den Stä chen endständig, bisweilen fand sich auch in der Mitte eine dritte Spondi Die glänzenden Körner in den längeren Fäden zerfielen bisweilen zu f — 79 — feinkörnigen Massen, dürften daher vielleicht nicht als Sporen bezeichnet werden. Die sich weiter theilenden Fäden reihten sich zu längeren, sog. Scheinfäden zusammen, welche, indem sie sich theilweise neben einander verschoben, auch Scheinverzweigungen bildeten. Die Mannig- faltigkeit der Formen des ‚Bacillus Malariae’ veranschaulicht namentlich Tafel IV der Original- Abhandlung, s. d. vor. Citat. 571) Cf. Tom- masi-Crudeli, Sopra un bacillo trovato nelle atmosfere malariche dei dintorni di Pola (Istria) ete. (Rend. delle R. accad. dei Lincei, Se- duta del 4. aprile e 2 maggio 1886); ferner: Tommasi-Crudeli, Ricerche sulla natura della Malaria, eseguite dal Dr. Bernardo Schiavuzzi in Pola. (Eod. loc., Seduta del 5. dicembre 1886). 572) Cuboni und Marchiafava, Neue Studien über die Natur der Malaria (Arch. f. exper. Pathol. Bd. XIII p. 265); Lanzi und Per- roneito, eitirt bei Klebs, allg. Pathol. p. 150. 573) Studien über Malaria (Fortschr. d. Med. Bd. II, 1884, p. 586 und Virchow’s Archiv Bd. CIV, 1886, p. 319). 574) Vergl. das spätere Capitel über das ‚Plasmodium Malariae’. Rx Zum Capitel: Der Tetanus-Bacillus. 57%) Studio sperimentale sull’etiologia del tetano (Giorn. dell. R. accad. d. Med. di Torino 1884 marco). 576) Beiträge zur Aetiologie des Wundstarrkrampfes [Inaug.-Diss. Göttingen 1885]. 577) Zur Ae- tiologie des Wundstarrkrampfes beim Menschen (Verhdlgn. d. XV. Congr. d. deutsch. Ges. f. Chirurgie zu Berlin 1886 und Arch. f. klin. Chirurgie Bd. XXXIV, 1886, p. 306). 578) Sull’etiologia del tetano (Giorn. del RB. accad. di med. di Torrino 1886, fasc. 1 e 2); ferner: Ueber die Aetiologie des Tetanus (Fortsch. d. Med. Bd. V, 1887, No. 21 p. 690). 979) Zur Aetiologie des menschlichen Wundstarrkrampfes (Centralbl. f. Bact. u. Parasitenk. Bd. II, 1887, No. 6 und 7). 580) Zur aetiolo- gischen Bedeutung der Tetanusbacillen (Berl. klin. Wochenschr. 1887, No. 30) und: Zur Aetiologie des Trismus sive Tetanus neonatorum (Zeitschr. f. Hygiene Bd. III, 1887, p. 242). 581) Ueber einen Bac- terienbefund bei menschlichem Tetanus (Centralbl. f. kl. Med. 1887, No. 31; Orig.-Mitth.). 582) Ricerche sperimentali sulla etiologia del tetano traumatico. Napoli 1887, Bellisario e C. 583) Experimentelle Beiträge zur Aetiologie des Wundstarrkrampfes (Wiener klinische _ Wochenschr. 1888, No. 9—13). 584) Contributo all’etiologia all’ana- tomia patologica del tetano traumatico (Tolto dalla Gazetta Medica Italiana-Lombardia. 1888). 585) Zur Aetiologie des Trismus sive tetanus neonatorum (Centralbl. f. klin. Med. 1887, No. 31; Orig.-Mitth.). 586) Zur Kenntniss der Aetiologie des Wundstarrkrampfs [Vortrag mit ' Demonstration, gehalten im Verein f. innere Mediein zu Berlin] (Berl. klin. Wochenschr. 1887, No. 17 p. 311 und Deutsche med. Wochenschr. 1887, No. 15 p. 308). 587) Ueber das Vorkommen von Tetanin bei einem an Wundstarrkrampf erkrankten Individuum (Berliner klinische Wochenschr. 1888, No. 17). 588) Die Mikroorganismen p. 276. 589) Preliminary report experimental researches eoncerning the infec- tions nature of traumatie tetanus (Originalber. über die beim IX, internat. Baumgarten, Mykologie, 52 med. Congress gehaltenen bacteriol. Vorträge [Centralbl. f.. Bacteriol. u. | Parasitenk. Bd. II, 1837, No. 18 p. 541]. 590) A. d. sub 580 e. O. — 1 — Zum Capitel: Die Bacillen bei der Xerosis conjunctivae und bei der aculen Conjunctivitis. 591) Zur Pathologie und. Aetiologie der Xerosis epithelialis con- junctivae und der Hemeralopia idiopathica (Breslauer ärztl. Zeitschr. 1883, No. 4 und Deutsche med. Wochenschr. 1884, No. 21 und 22). 392) 'Die Xerosis der Conjunetiva und Cornea kleiner Kinder (v. Gräfe’s. Archiv 1883, XXIX, 1., p. 328); — Ueber die Xerosis der Bindehaut und die infantile Hornhautverschwärung,, nebst Bemerkungen über die Entstehung des Xerophthalmus (ibid. XXIX, 3., p. 225); — Präparate h von Xerosis conjunctivae (Ber. d. 15. Versamml. d. ophthalm. Gesellsch. 1883, p. 195). 593) Beitrag zur Lehre von der Xerosis conjunctivae ete. (v. Gräfe”s Archiv XXX, 4., p. 123). 594) Zur Xerosis conjuncetivae (Mittheil. a. d. ophthalmiatr. Klinik in Tübingen 1884, II, p. 145). 595) Mittheilung auf der 59. Naturforscherversammlung zu Berlin 1886 | im Anschluss an Franke’s Vortrag über Xerosisbaeillen (Tageblatt 7 d. Versamml. p. 223). 596) Ueber den Xerosebaecillus und seine ätio- logische Bedeutung (Arch. f. Augenheilk. Bd. XVII, 1887, Heft 2° p. 176). 597) Of. Jahresber. über die Fortschr. in der Lehre v. d. & pathogenen Mikroorganismen II (Literatur pro 1886), p. 283, An- merk. 396. 598) Of. d. sub 597 eitirte Stelle. 599) Ueber die Be- deutung der sog. Xerosebacillen (Fortschr. d. Med. 1888, No. 17). 600) Xerosis conjunctivae bei Säuglingen und bei Kindern (Arch. f. ‚Augenheilk. Bd. XVII, 1887, Heft 2 p. 193). 601) Ueber Mikroorga- nismen im Conjunctivalsack. Wiesbaden 1887. 602) Versuche über die Sporenbildung bei Xerosebaeillen, Streptokokken und Choleraspirillen (Zeitschr. f. Hygiene Bd. IV, 1888, p. 165). 603) Ueber den Bacillus xerosis und seine Sporenbildung (Zeitschr. f. Hygiene Bd. IV, 1888, p. 25). 604) Vergl. Neisser’s Bemerkungen zu Kuschbert’s einschlägiger Abhandlung : Deutsche med. Wochenschr. 1884, No. 21 u. 22. 605) Neisser und Jacobi, Kleine Beiträge zur baeterio- logischen Technik (Centralbl. f. Bacteriol. u. Parasitenk. Bd. III, 1888, No. 16 u. 17). 606) R. Koch’s Berichte an den preussischen Staats- minister des Innern. 607) Zur Aetiologie der ägyptischen katarrhali- schen Conjunetivitis (Centralbl. f. Bacteriol. u. Parasitenk. Bd.I, 1887, No. 10 p. 289). - 608) Der Bacillus des acuten Bindehautkatarr "2 (Arch. f. Augenheilk. Bd. XVII, 1887, Heft 3 p. 318). 609) Die Be- schreibung des eulturellen Verhaltens "der ‚Conjunetivitisbaeillen’ lautet im wesentlichen wie folgt: Auf Gelatine wachsen die Bacillen von vorn- herein nicht; dagegen entstehen auf Agar und Blutserum bei 28 bis 36° C. charakteristische Culturen: es bilden sich 30 bis 40 Stunden nach der Uebertragung längs des Impfstrichs feine, aus kleinen, grau- weissen Pünktchen bestehende Rasen, welche allmählich breiter werdend, ungleichmässig wellige oder zackige Ränder erhalten und sich stark über das Niveau des Nährbodens erheben. „Die Reineultur ist dann fettig glänzend und in der Farbe dunkler.“ Von solchen Rei | z | ee | gehen die Baeillen auch auf Gelatine an, vegetiren daselbst aber nur sehr kümmerlich. — Sporenbildung vermochte Kartulis in den Ba- eillen nicht zu constatiren. Zum Capitel: Der sog. ‚Carcinombaeillus’. 610) Cf. hierüber H. Kühne’s gedankenreiche Darlegung: Ueber die Entstehungs-Ursachen der pflanzlichen und thierischen Gewebsneu- _ bildungen (Verhdlgn. d. II. Congr. f. innere Med. zu Wiesbaden 1883, p. 281). 611) Vergl. hierüber E. Senger’s Abhandlung: Studien zur Aetiologie des Careinoms (Berl. klin. Wochenschr. 1888, No. 10). 612) Die Aetiologie des Careinoms (Deutsche med. Wochenschr. 1887, No. 48 p. 1033). 613) Die Methode und die Resultate seiner Züchtungs- versuche schildert Scheurlen folgendermaassen: Die Mammacareinome (10 Fälle) mit ihren Drüsen wurden unaufgeschnitten unmittelbar vom Operationstisch im antiseptischen Verbande nach Hause befördert und die Züchtungsversuche sofort vorgenommen. Als Nährboden diente hydropische Flüssigkeit vom Menschen. Von jedem Careinom und jeder Drüse wurden immer mindestens 20 Uebertragungen mit dem Krebssaft (Stieheultur) gemacht. Stets gingen hiervon mindestens 7, oft mehr, selten alle Impfungen an; die übrigen Impfböden blieben steril; Ver- unreinigungen wurden nie beobachtet. Im Brütofen bei 39° ©. gehalten, erscheinen die Culturen gewöhnlich vom 3. Tage ab als farblose, die ganze Oberfläche des Serums bedeckende Häutchen, welche allmählig faltig werden und eine braungelbe Färbung annehmen. Längs des Stich- kanals findet kein Wachsthum statt. Die Häutchen bestehen, ungefärbt untersucht, theils aus meist kurzen (1,5—2,0 jı langen, 0,5 { breiten) Bacillen, die wenig in die Augen fallen, theils aus fast ebenso langen, oyoiden, hell glänzenden, grünlich schillernden Formen, die Scheurlen als Bacillen-Sporen betrachtet. Die Bacillen sowohl als die Sporen zeigen leichte Bewegungserscheinungen. Die Baeillen sind jeglicher Färbungsmethode gut zugänglich, doch werden sie durch Alkohol fast sofort entfärbt. Sehr geeignet zu ihrem Nachweis ist Gram’s Ver- fahren. Die Tinction der Sporen gelingt nur mittels der Tuberkel- baeillen-Doppelfärbung (Neisser’s Sporenfärbungsmethode). Die rein- eultivirten Bacillen wachsen üppig auf Agar, Kartoffeln, in Bouillon und in Kohlinfus; langsamer und kümmerlicher vegetiren sie dagegen auf Gelatine. Auf allen den genannten Nährböden bilden die Baeillen ganz ähnliche Häutehen, wie auf dem Serum, welche schon nach 12 bis 24 Stunden die gesammte Oberfläche der Substrate überzogen haben. In Agar-Culturen tritt bereits nach 12 Stunden Sporulation auf: fast jeder Bacillus trägt dann eine endständige Spore. Die Bacillen direct von der Geschwulst auf Agar zu züchten, ist Scheurlen unter 70 Ver- üchen nur 6 Mal geglückt. — Höchst auffallend, weil aller Analogie idersprechend, musste es von vorn herein erscheinen, das Scheurlen bei mikroskoöpischer Untersuchung der Geschwülste fast nur die 3poren seines ‚Careinombaeillus’ zu Gesicht bekommen. War hierbei Jicht eine Verwechslung mit andersartigen, Sporen vortäuschenden Kugel- /hen untergelaufen, so musste daraus doch geschlossen werden, dass die 52* — mM — vermeintlichen Careinom-Organismen nicht im proliferirenden, sondern im ruhenden, unthätigen Zustande in den Careinomen vorhanden waren, was mit der Annahme einer pathogenetischen Bedeutung derselben sich nicht vereinbaren liess. 614) Briefliche Mittheilung an Geh. Rath Leyden, seine Krebsforschungen betreffend (Verhdign. d. Vereins f. innere Med. vom 5. December 1887 ; Deutsche med. Wochenschr. 1888, No. 1 P- 14). 615) Ueber den regelmässigen Befund von Doppelpunktstäbehen in car- cinomatösen und sarkomatösen Geschwülsten (Deutsche med. Wochensehr. 7 1887, No. 48 p. 1034). 616) Sulla natura parassitaria dei tumori cancerosi (La Riforma med. gennajo 1888). 617) Münchener med.” Wochenschr. 1884, No. 4. 618) Report on eultivation experiments with malignant new 'groths (British medical Journal no. 1400, 29. October 1887, p. 929). 619) A. d. sub 611 c. O. 620) Ueber Scheurlen’s Careinombaeillus (Centralbl. f. Bacteriol. u. Parasitenk. Bd. III, 1888,7 No.13 p. 397. 621) Untersuchungen über das Vorkommen von Mikroorga FI nismen in Geschwülsten, namentlich Careinomen, mit besonderer Berück- sichtigung des Scheurlen’schen Careinombacillus (Zeitschr. f. Hygiene Bd. V, 1888, p. 161). 622) Der Scheurlen’sche Krebsbaeillus ein” Saprophyt (Deutsche med. Wochenschr. 1888, No. 11). 623) Etiologie du eancer. — Le bacille de Scheurlen [Note additionelle lue & la seance du 31 mars 1888] (Bullet. des s6ances de la Societ6 belge de mieroscopie 31 mars 1888). 624) Untersuchungen über die Aetiologie des Carci noms (Deutsche med. Wochenschr. 1888, No. 31). 625) Bizzozert (Virchow’s Archiv Bd. XCVII, 1884, p. 451) und Bordoni, . Uffreduzzi, Ueber die biologischen Eigenschaften der normalen Haut mikrophyten (Fortschr. d. Med. 1886, No. 5; Orig.-Mitth.). 626) Z Careinomfrage (Deütsche med. Wochenschr. 1888, No. 30 p. 617, 627) Careinom und Sarkom. Coburg 1888. Zum Capitel: Bacillenbefunde bei Keuchhusten, bei Gastritis ete. 628) Der Keuchhustenpilz (Berl. klin. Wochenschr. 1883, No. 1 629) Die Aetiologie und klinische Baeteriologie des Keuchhust (St. Petersburger med. Wochenschr. 1887, No. 39-42). 630) 6 und Enteritis baeillaris (Die allgemeine Pathologie I. p. 206. ee 18 Fischer). 681) Ein Fall von partieller Nekrose der Magenschleimh: mit auffallendem Bacillenbefunde (Virchow’s Archiv Bd. CIV, 1& p. 548). 632) A. d. sub 630 ce. O. p. 209. 6833) Wurstverg ftu (Med. Correspondenzbl. d. württemberg. ärztl. Landesvereins 18 No. 20). 634) Ueber einige in einem Falle von sog. ‚Wurstvergift “ aus dem schädlichen Materiale dargestellte Fäulnissbasen, sowie einige, durch die Thätigkeit eines besonderen, im gleichen Mate aufgefundenen Baecillus gebildete Zersetzungsproducte [Mitth. aus ( physiol.-chem. Institute d. Univ. Tübingen] (Zeitschr. f. physiol. ie Bd. XI, 1887, p.'239). 635) A.d. sub 630 e. O., p. 212. 636) A -hiv f. experim. Patholog. u. Pharmakol. Bd. XVI, p. 105. 637) Zur / Ar | logie der Cholerine (Berl. klin. Wochenschr. 1887, No. 32 p. 5A). 638). Bacteriologische Untersuchungen bezüglich der a e (The Lancet 1887, 20. Aug.). 639) De la diarrh&e verte des enf PAKOR , N \ j Eat ae du premier age (Le bullet. med. 1887, 26. Octobre). 640) Unter- - suchungen über die Aetiologie der Endocarditis (Virchow’s Archiv Bd. CVII, 1887, p. 286). 641) De l’endocardite vegstante ulc6reuse dans les voies biliaires (Archives de Physiol. norm. et pathol. 1886, no. 5 p. 7; vide Jahresber. II p. 46). 642) Presence normale de deux mierobes pathogönes (staphylococcus et bacille eourt) dans le chol6- doque. Injections de m&me nature au cours d’affeetions du foie et des voies biliaires de l’homme (Progrös med. 13 Novembre 1886 p. 992; vide Jahresber. II p. 391). 643) Cf. unseren Jahresber. III p. 257, nachträgl. Anmerk. 644) Zur Kenntniss des Bacillus pneumonieus agilis [Schou] (Zeitschr. f. klin. Med. Bd. XIII, 1887, Heft 1). 645) Zur Aetiologie der eitrigen Meningitis (Virchow’s Archiv Bd. CIX, 1887, p. 477). 646) Untersuchungen und Beobachtungen über Nephritis bacillosa interstitialis primaria. Eine neue Mykose (Zeitschr. f. klin. Med. Bd. XIII, 1887, p. 33). 647) Da una nefrite bacillare nei bovini (Giorn. d’Aanatomica e Fisiologia degl’animali 1887, fasc. Gennajo e Febbrajo). 648) A.d. sub 630 e.0.p. 213. 649) Sul -baeillo della Miliare di Palermo (Giorn. internaz. delle scienze med. 1886, fase. 11). 650) Cf. Berl. klin. Wochenschr. 1886, No. 28 (Briefliche Mittheilung an Prof. ©. A. Ewald). 651) Untersuchungen über die Aetiologie der Kakke [Beri-Beri] (München, ärztl. Intelligenzbl. 1885, No.47). 652) Pekelharing, De Beri-Beri in Atjeh (Weekblad v. h. Ned. Tijdschr. v. Geneesk. 1887, No. 25); Pekelharing und €. Winkler, Mittheilungen über die Beri-Beri (Deutsche med. Wochenschr. 1887, No. 39 p. 845). — Das neueste eingehende Werk "Prof. Pekelharing’s und Dr. C. Winkler’s (Recerches sur la nature et la cause du B£ri-Beri. Utrecht 1888, Kemink & fils) erhielten wir soeben erst durch die Liebenswürdigkeit Prof. Pekelharing’s, ver- mochten es also hier nicht mehr zu berücksichtigen. 653) Ueber Bac- teriurie (Centralbl. f. klin. Med. 1886, No. 37 p. 635). 654) Il miero- parassita della gangrena senile (Revista internaz. di Med. e Chirurg. 1886, fase. 2—4). 655) Mikroorganismen bei den Wundinfections- krankheiten des Menschen. Mit 5 Tfin. Wiesbaden 1884, Bergmann. 656) Recherches sur l’&tiologie de l’&l&phantiasis des Arabes (Extrait du Bullet. de /’Institut Egyptien de l’anne 1886; Le Caire 1887). Zum Capitel: Der Bacillus der Ründerpest. 657) Bericht über die Untersuehungen betreffend das Rinderpest- contagium (Ruskaja Medieina 1886, No. 40 [Russisch]; Referat: Centralbl. f. Bacteriol. u. Parasitenk. Bd. I, 1887, No. 21 p. 633). 658) Ueber die Experimente zur Erforschung der Rinderpest (A. d. sub 657 e. O). Zum Capitel: Der Bacillus der Acne contagiosa (‚englische Pocke') der Pferde (?) - 659) Die Acne eontagiosa des Pferdes und ihre Aetiologie (Vir- chow’s Archiv Bd. CII, 1885, p. 148). 660) Die Mikroorganismen, p. 266 ff. | er Zum Capitel: Der Bacillus der ‚Preudotuberkadlose des Kaninchens’. 661) Der Baeillus der Pseudotuberkulose des Kaninchens (Vir- 5 chow’s Archiv Bd. CI, 1886, p. 488). 662) Annales de l’Institut Pasteur 1887, no. 3. a N Capitel: Der Bacillus der Frettchenseuche, e 663) Der Bacillus der Frettehenseuche (Fortschr. d. Med. Bd. VI, 1888, p. 295). 664) Eine Ausnahme von der Regel schien der Bacillus der amerikanischen Schweineseuche (Hog cholera) — s. o. Haupttext p.- 501 — zu machen, welcher, nach der Schilderung der Autoren ex- quisit beweglich ist; die von uns als wahrscheinlich angenommene Iden- tität dieses Hog-cholera -Bacillus mit dem Löffler-Schütz’schen ° Schweineseuche- Bacillus ist jedoch neuestens streitig geworden. Zum Capitel: Der Bacillus der Faulbrut der Bienen (Bacillus alvei). 665) Frank, R. Cheshire and W. Watson Cheyne, The pathogenie History and History under Cultivation of a new Baeillus (B. alvei), the Cause of a Disease of the Hive Bee hitherto known as Foul Brood (Journal of the Royal Microseop. Society 1885, March). — 15 — $; Zehnte Vorlesung. g Die pathogenen Spirillen. 1) Die Choleraspirochäte (Koch’s Kommabacıllus = der Cholera asiatica). 2) Die Recurrensspirile (Spirochaete Obermeyeri). S- 1) Die Choleraspirochäte. (Koch’s Kommabacillus der Cholera: asiatica). Nachdem alle früheren Bemühungen, den seit Langem ver- "mutheten, dann von v. Pettenkofer 6%) auf Grund der von ihm ermittelten epidemiologischen Thatsachen mit Bestimmtheit postu- -lirten specifischen Parasiten der Cholera asiatica aufzufinden, zu keinem sicheren und überzeugenden Ergebniss geführt hatten 667), gelang es R. Koch®®®), welchen die deutsche Reichsregierung an die Spitze einer im Jahre 1883 zur Erforschung der Cholera nach _ Egypten und Indien entsandten Commission gestellt hatte, ein der echten Cholera eigenthümliches Mikrobion in seinem ‚Komma- -bacillus der Chölera asiatica’ nachzuweisen. — Koch errang diesen -eminenten, die Augen der ganzen gebildeten Welt seiner Zeit auf ‚sich lenkenden Erfolg wesentlich durch die planvolle Anwendung ‚seiner ingeniösen Methode der Bacterien-Reincultur, welche es ihm ermöglichte, aus dem bunten Bacteriengemisch des Choleradarm- inhaltes das wesentliche und charakteristische Mikrobion zu iso- liren. Die Lehre Koch’s, dass in diesem seinen ‚Kommabacillus ‚der Cholera asiatica’ die einzige und ausreichende Ursache der genannten Krankheit zu erblicken sei, hat sich allerdings nicht so schnell -unbestrittene Geltung verschafft, wie die Lehre von dem specifischen Tuberkelbacillus, weil der experimentelle Beweis für die specifisch-pathogene Bedeutung des Koch’schen Cholera- bacillus nicht sicher zu erbringen war und weil ferner die durch v. Pettenkofer festgestellte Art und Weise der epidemischen Verbreitung der Cholera in manchen Punkten nicht mit den von Koch ermittelten biologischen Eigenschaften des Cholerabacillus in Einklang gebracht werden konnte. Trotzdem ist gegenwärtig Koch’s Lehre von der specifisch-pathogenen Bedeutung seines Cholerabacillus für den Choleraprocess zu so gut wie allseitiger Anerkennung gelangt — unseres Erachtens mit vollem Recht! In der Fluth der äusserst zahlreichen Nachuntersuchungen #6), welche durch die Entdeckung des Koch’schen Cholerabacillus allerorts, wo seitdem die Cholera, sei es in verheerendem Seuchenausbruche sei es in kleineren Epidemien oder mehr vereinzelten Fällen auf- trat, hervorgerufen wurden, haben sich die beiden Grundpfeiler — 6 — der Koch’schen Lehre, die Constanz und die Ausschliess- lichkeit des Vorkommens des Bacillus bei der echten Cholera, als Fundamente von unerschütterlicher Festigkeit be- währt. Damit sind die beiden hauptsächlichen Beweisstücke für die ätiologische Bedeutung des Cholerabacillus erbracht. Dass der ° letztere Thiere nicht, wenigstens nicht mittels irgend eines den | natürlichen Ansteckungsmodi entsprechenden Infectionsverfahrens zu inficiren vermag, kann seine ätiologische Bedeutung nicht er- ” schüttern, muss dieselbe vielmehr stützen, da ja Thiere weder je- mals, soweit unser zuverlässiges Wissen reicht, spontan °70), noch auch nach experimenteller Infection mit natürlichen Cholera- stoffen 671) (frischen Dejectionen, Blut oder Organtheilchen cholera- kranker Menschen) — von der später noch näher zu besprechenden nur unter Beihilfe sehr gewaltsamer Maassregeln zu erzielenden ‚Hunde- und Meerschweinchen-Cholera’ als einem sehr zweifelh: Vergleichsobject abgesehen — an echter Cholera erkranken, mithin geradezu als absolut immun gegen die Infection mit dem echten Cho: leravirus angesehen werden müssen. Was aber den theilweisen Wider- spruch zwischen der Epidemiologie der Cholera und der Biologie des Cholerabacillus anlangt, so wird uns auch dieses Moment nich veranlassen können, die durch das constante und ausschliesslie Vorkommen des Bacillus bei der Cholera gewonnene Ueberzeuguı von der pathogenetischen Bedeutung des ersteren für letztere auf- 4 zugeben, sondern wir werden die Zuversicht hegen müssen, das es künftigen Forschungen gelingen werde, die noch bestehen ıde Widersprüche befriedigend zu lösen. £ Wenn wir nach diesen einleitenden Bemerkungen zu kurz zusammenfassenden Darstellung unserer Kenntnisse üb Morphologie, Biologie und pathologische Beziehungen des Koch schen Cholerabacillus übergehen, so bemerken wir im Voraus, dass wo nicht andere Autoren besonders genannt sind, sämmtliche der anzuführenden Beobachtungsthatsachen durch R. Koch, | Koch und seine beiden Mitarbeiter Gaffky #7?) und Fische erschlossen wurden. Zu eigener Controle der Beobach ng über den Cholerabacillus war Verf. insoweit Gelegenheit gegeben, als ihm Reinculturen sowohl der Koch’schen Choleramikrobien, als auch der ihnen morphologisch und biologisch nahestehenden Deneke’schen, Finkler-Prior’schen und Miller’schen ‚Komma bacillenarten’ zur Verfügung standen; Fälle von menschlicher a zu untersuchen, war Verf. jedoch, seit Entdeckung des Koch’sch m Cholerabacilius, nicht in der Lage. > — MM — Fassen wir zunächst das morphologische Verhalten der Koch’schen Choleramikrobien in’s Auge, so sehen wir dieselben " hauptsächlich in Form leicht gekrümmter Stäbchen auftreten, welche etwa 1% oder höchstens %, so lang wie die Tuberkel- bacillen, aber dicker, als diese, sind. Die erwähnte Krümmung übertrifft in der Regel nicht die eines ‚Kommas’, doch kommen _ auch Elemente mit halbkreisförmiger Biegung N AR BIFADEN (\ vor, welche aber wohl nicht einer einzelnen Inxü ASS S Bacterienzelle, sondern ei h der Theis Gar Bacterienzelle, sondern einem nach der Thei- 5 Ser, sezı A Jung im Zusammenhang gebliebenen Zellen- Ar! NS, paar entsprechen. Häufiger noch als den (ar - ‚Halbkreis-Formen’ begegnet man den ‚S-For- men’, welche dadurch entstehen, dass zwei 80. mit entgegengesetzter Krümmung versehene rn. mmahacen ae ‚Komma’s’, resp. Halbkreise, mit einander in Syn ne on ernscnen Verbindung geblieben sind. (Vergl. hierzu ziel. Feus 15 EF igur 80.) Ausser den erwähnten Bildungen 8 cu ı veraross 930. trifft man nun aber auch noch, namentlich in künstlichen Culturen, weit seltener im ‚Choleradarm, mehr oder minder lange fäd- ehenförmige Verbände der ‚Komma’s’, welche an gefärbten Deckglaspräparaten oft nur wie einfach wellig gebogene Fädchen aussehen (vergl. Figur 81), bei Untersuchung im leben- den Zustande jedoch (Beobachtung im hängen- in mkomen on Koch" schen ‚Kommabacillen’. Deck- > . . . ] t :k a ” - den Bouillontropfen) sich als ganz typische Sieht mehr kann Hunson (Stk £ igen), bei. 1600. Schraubenformen erweisen, welche in Ge- Ädatmecultur. armune in -stalt und Beweglichkeit lebhaft an die als- zu;. ee: "bald zu besprechenden Recurrens-Spirochäten + Yergröss. 90. - erinnern. Zwischen den S- und den typischen Spirochäten-Formen sind alle Uebergänge in Gestalt kürzerer oder längerer schraubiger Fäden vorhanden. Hiernach kann es nicht wohl zweifelhaft sein, dass ‚die Choleramikrobien nicht eigentlich zu den Bacillen, sondern zu ‚den Spirillen gehören; die an Trockenpräparaten als einfach der Länge nach gekrümmte Stäbchen erscheinenden Formelemente, (die sog. ‚Kommabaeillen’, sind in Wirklichkeit kurze Schrauben- ‚abschnitte. Mit dieser Auffassung steht auch die sogleich näher zu be- ‚gründende Thatsache im Einklang, dass die Choleramikrobien keine ‚Sporen, wenigstens sicherlich keine endogenen, zu bilden vermögen, indem die unter den echten Bacillenarten so verbreitete Erscheinung der endogenen Sporenproduction bei den derzeit bekannten An- — N — gehörigen der Gattung Spirillum (s. o. p. 128) nur ganz ausnahms- weise beobachtet wird, welche demzufolge fast sämmtlich, wie eben auch die ‚Komma’- und Spirochäten-Formen der Choleramikrobien, behufs Erhaltung der Art ausschliesslich auf Flüssigkeiten an- gewiesen sind. Die Choleramikrobien besitzen die Fähigkeit höchst lebhafter Eigenbewegung, welche wahrscheinlich von der An- wesenheit einer Geissel an den Enden der ‚Komma’- und Schrauben- Formen herrührt, die man ja in der That mittels der neuesten apochromatischen Systeme von Zeiss wahrzunehmen im Stande sein soll. In frappantester Weise offenbart sich die Eigenbewegung in | Culturen im hängenden Bouillontropfen; stellt man den Rand eines solchen Tropfens bei starker Vergrösserung ein, so erhält man ein Bild, welches man, hat man es nur einmal gesehen, nicht so leicht wieder vergisst: wie ein ‚tanzender Mückenschwarm’ schwirren die ‚Kommabacillen’ hier durcheinander und zwischen den schwärmen- den ‚Komma’s’ tauchen die ebenfalls mit lebhafter, aber nicht so” stürmischer, an den langen Exemplaren nur mehr mit hin und her wackelnder Bewegung versehenen Spirochätenformen auf. Fast den- selben hohen Grad von Schwärmfähigkeit sahen schon andere Beob- achter die ‚Kommabacillen’ bei mikroskopischer Betrachtung von Tröpfchen frisch entleerter, ‚reiswasserähnlicher’ Choleradejeetionen an den Tag legen; nach den Schilderungen, welche einige frühere Be- obachter, namentlich Pacini®”°?) und Leyden®”®) von den Motilitäts- erscheinungen der in frisch untersuchten Cholerastühlen enthaltenen Bacterien gegeben, kann es wohl keinem Zweifel unterliegen, dass” diese Beobachter, speciell Leyden, bereits die echten Cholerami- krobien vor Augen gehabt. — Wie schon erwähnt, entbehren die Choleramikrobien, wenigstens deren bis jetzt bekannte Entwicklungs- formen, vollständig der Fähigkeit, endogene Sporen zu bilden; die in gefärbten Präparaten von alternden Choleraculturen nicht selten zu beobachtenden hellen centralen Stellen in den gefärbten ‚Komma’s’, welche von Ceci®’5) als endogene Sporen interpretirt wurden, sind ebenso wenig als solche aufzufassen, wie die gefärbten Ent - | partien dieser mit ungefärbtem Mitteltheil versehenen Formen, welchen von ihnen als ‚Polkörner’ bezeichneten Endstücken Fo E ler und Prior #76) die Bedeutung von Sporen eingeräumt wissen wollten; denn es steht nach dem übereinstimmenden Urtheil Jen { REN Untersucher (K o ch 677) und seine Schüler Flügge %"®), Klebs #7°9), Neisser #%0) u. A.) fest, dass Culturen, welche di e 3 erwähnten Formen massenhaft halten; keine grössere Resistenz besitzen, als ganz frische Culturen, wölche frei von ihnen sind. 2 ’ En a EHE u nn En en er ern. Wenn nun aber auch als definitiv erwiesen gelten darf, dass der Vorgang der endogenen Sporenbildung bei den Choleramikrobien ‚nicht vorkommt, so wäre von vornherein möglich, dass irgend eine andere Form der Fructification bei ihnen stattfände. In dieser Hin- “sicht wäre zunächst an die Bildung von Arthrosporen (8.0. p. 54 und 126) zu denken. In der That hat Hueppe*®t) bei directer mi- onischer Beobachtung von Objectträgerculturen der Cholerabac- ‚terien eine Gliederung derselben in stärker lichtbrechenden Kügelchen eintreten sehen und weiterhin ebenfalls direct mit dem Auge ver- folgen zu können geglaubt, dass einzelne dieser Kügelchen sich "unter Verminderung ihres Brechungsvermögens zu einem kurzen "Stäbchen streckten, welches sich unter Verlängerung zu einem Komma krümmte, nn nachdem es die S-Form erreicht, sofort in zwei ‚Komma’s’ zerfiell. Nach Hueppe sind demgemäss die er- wähnten Kügelchen unzweifelhaft als Arthrosporen der Cholera- spirochäten aufzufassen. Leider haben jedoch Hueppe’s ausser- ‚ordentlich wichtige Beobachtungen seitens anderer maassgeben- ‚der Bacteriologen (Flügge°°®), C. Fränkel°®°), Nicati und Rietsch °°*) u. A.) nicht die erwünschte Anerkennung gefunden und zwar namentlich aus dem Grunde, weil diese Forscher sich von einer höheren Resistenz der mit den Hueppe’schen ‚Gliedersporen’ reich- lich versehenen Culturen gegenüber anderen, welche dieser Bil- dungen ermangelten, nicht überzeugen Kontten; Auch Gruber®®), welcher den Thatbestand der Hueppe’schen Beobachtungen auf Grund eigener controlirender Untersuchungen bestätigt, giebt an, dass die ‚Arthrosporen’ die Austrocknung ebenso wenig vertragen, wie die typischen vegetativen Elemente der Choleramikrobien, die ‚Komma’s’ und Schrauben. Das ist nun allerdings ein sehr ge- wichtiger und kaum zu verwerfender Einwand gegen Hueppe’s Deutung. Wenn auch diesem ausgezeichneten Bacteriologen unbe- dingt zuzugestehen ist, dass die Anforderungen an die Resistenz von ‚Dauerformen’ nicht schematisch von dem classischen Para- digma der endogenen Milzbrandsporen hergeleitet werden dürfen, so ist doch andererseits daran festzuhalten, dass jegliche als wahre 'Dauerform anzuerkennende Bildung charakterisirt sein muss ‚durch eine erheblich grössere Resistenz gegenüber schädigenden Einflüssen, speciell der Austrocknung, wie die zugehörigen vegeta- tiven Elemente. - Die Frage der Arthrosporenbildung bei den Cho- lerabacterien kann demnach, trotz Hueppe’s sehr verdienstvoller Beobachtungen, deren ausserordentliche Schwierigkeiten, nament- lich bezüglich des maassgebenden Punktes der Sporenauskeimung, — 70 — selbst bei einem so exacten und feinen Beobachter, wie Hueppe, überdies eine Täuschung nicht ganz ausgeschlossen erscheinen lassen, nicht als positiv beantwortet angesehen werden. — Denkbar wärenun von vorn herein wohl auch noch, dass die uns bekannten ‚Komma’- und Spirillen-Formen der Choleramikrobien in den Entwicklungs- kreis irgend einer höher organisirten (‚pleomorphen’) Bacterienart, ” vielleicht sogar (?) irgend eines eigentlichen mikroskopischen Pilzes hineingehörten. In diesem Sinne lauten denn auch wirklich die ” Angaben, welche v. Schrön®$s°) und Ferran®®”) über die Ent- ODE der Choleramikrobien gemacht haben. Was | Ferran’s desbezügliche Beobachtungen anlangt, wonach die Koch’schen Cholerabacterien Entwicklungsformen einer Perono spora-Art — einer zu den Hyphomyceten (Schimmelpilzen) ge- hörigen Species, deren bestgekanntes und wichtigstes Beispiel, die später kurz zu besprechende ‚Peronospora infestans’, der Pilz der Kartoffelkrankheit, repräsentirt — darstellen sollten, so sind diese Beobachtungen längst als Täuschungen erkannt; Ferran’s ‚An- theridien’ und ‚Ogonien’ der Koch’schen Cholerabacterien waren. wie die gleichzeitigen Controluntersuchungen von Koch, v. Ermen. gem®®®), Raptschewski®®®), Doyen‘°®) u. A. alsbald klarstellten. nichts anderes als Producte der Involution, welche, wie Sie gleich noch des Näheren erfahren werden, zu den wunderlichsten Verun- staltungen der typischen Formen der Koch’schen Mikrobien führen kann. Was v. Schrön’s in Rede stehende Beobachtunger betrifft, so beziehen ‘sich dieselben auf einen nach v. Schrön „in Choleradarm constant vorhandenen Bacillus, welcher in eir ige er Punkten Aehnlichkeiten mit dem Koch Fe Kommabacillus hat > Dieser Bacillus soll nach v. Schrön die Fähigkeit ee Sic in „schlauchförmige Gebilde umzuwandeln, von Kokken und 9 kleinen Bacillen dicht erfüllt, die sofort die lebhafteste Beweg annehmen, wenn man sie in Contact mit der Luft bring 0 1 ihnen eine dem Blutserum ähnliche Flüssigkeit zusetzt, wora er die contractilen Schläuche ihren wirbelartig sich a halt auspressen“. v. Schrön glaubt auf Grund entsprechenc mikroskopischer Befunde annehmen zu dürfen, dass die Allgem i T erkrankung bei der Cholera durch eine ae Invasion d: Brut des Bacillus in die inneren Körperorgane hervorgerufen wirt Wir würden die erwähnten auffallenden Beobachtungen nicht ar geführt haben, wenn sie nicht von einem Autor mitgetheilt wär : der sich auf anderen Gebieten als ein trefflicher Mikroskopil vielfach bewährt hat; undenkbar erscheint es nicht, dass die B . obachtungen an sich richtig sind, da ja in der Entwicklung _ gewisser ‚pleomorpher’ Bacterienarten (Beggiatoen, s. o. p. 50) _ ähnliche Formenkreise unzweifelhaft vorkommen; ob sich aber _ v. Schrön’s Beobachtungen auf Koch’s Choleramikrobion und nicht vielmehr auf einen ganz anderen im Choleradarm vorhandenen Mikroorganismus beziehen, muss als höchst fraglich erachtet werden, da weder Koch selbst noch andere competente Bacteriologen jemals etwas, was an v. Schrön’s Befunde auch nur entfernthin erinnert, in den Culturen der Koch’schen Cholerabacterien gesehen haben. Nach alledem müssen wir vorläufig die oben beschriebenen kommaähnlichen, S- und Schrauben-Formen als die einzig sicher constatirten typischen morphologischen Producte der progressiven Entwicklung der Choleramikrobien ansehen. Es ist dabei zu be- merken, dass die Spirochäten-Formen nicht eigentlich den Höhe- punkt der fortschreitenden Entwicklung anzeigen, sondern auf ein langsameres Wachsthumstempo, auf das herannahende Ruhe- stadium der Entwicklung hinweisen. Je jünger und üppiger wachsend die Cultur, desto weniger, je älter und kärglicher _ wachsend, desto mehr enthält sie Spirillen. Ganz frische Culturen "in schwach alkalischer Bouillon, welche mit das beste uns bekannte _ künstliche Nährmedium für die Cholerabacterien abgiebt, weisen (vergl. Figur 80) so gut wie keine Spirillen auf; in etwas älteren _ Gelatineculturen (vergl. Figur 81) findet man dagegen deren stets in Menge. Ist die Cultur dem Absterben nahe oder ist die Entwicklung von vorn herein durch ungünstige Ernährungsverhältnisse beein- trächtigt, so treten allerhand Abweichungen von den geschilderten regulären Formtypen, die namentlich von van Ermengem, Rap- tschewski, Babes°®Y), Buchner‘®), Gruber’) und Klebs s%*) genauer studirten Involutionsformen auf. Die ‚Komma’s’ und Schrauben werden dicker und plumper; erstere -_ wandeln sich weiterhin in rundliche oder ovale Gebilde um, welche nur noch durch eine da und dort sichtbare bohnenförmige Ein- schnürung an der einen Seite ihre Abstammung von einem einsti- gen ‚Komma’ verrathen; letztere, die Spirillen erfahren an ihrem einen Ende oft unförmlich grosse blasige Auftreibungen, welche sich leicht von dem Schraubenfaden ablösen oder sie nehmen Flaschen- oder Spindel-Gestalt oder andere bizarre, schwer zu be- schreibende Formen an. Neben diesen Producten der Involution findet man immer gleichzeitig auch noch andere Degenerations- formen, welche das Absterben, den Zerfall, die Auflösung der bacteriellen Elemente anzeigen; es markiren sich diese Erschei- = | I nungen der Degeneration theils in mangelhafter oder mangelnder Tinctionsfähigkeit, derart, dass zunächst die centralen Theile der aufgequollenen ‚Komma’s’, resp. der ihnen entsprechenden Schrauben- abschnitte oder das ganze ‚Komma’ resp. die ganze Schraube dieg ö Färbung verweigert, theils durch körnigen Zerfall der ‚Komma’s’ und Schrauben, resp. deren Involutionsformen. Die Kris derh beschriebenen Tivonlleie: und Degenerations-Formen, welche, wie ı oben erwähnt, den verschiedentlichen irrthümlichen Angaben über endogene Sporenproduction und Sporangienbildung bei den Cholera- mikrobien als Vorlage gedient haben, ist auch praktisch von = heblicher Wichtigkeit, indem dieselben in gleicher oder sehr ähn- licher Weise auch im menschlichen Choleradarm vorkommen können. ° Hinsichtlich des tinctoriellen Verhaltens der Cholerabacte- 4 rien ist zu bemerken, dass dieselben allen kernfärbenden Anilin- | farbstoffen zugänglich sind, jedoch weniger leicht als viele andere” Bacterien. Als die zweckmässigste und beste Färbungsmethode hat sich uns für Deckglas-Präparate eine 5 Minuten lange Tinction in frisch bereiteter Ehrlich’scher Fuchsinlösung be- währt; für Schnitte dürfte, nach den damit neuestens, von Kühne®#®5) und von Pfeiffer °%) erzielten, die früher mit an- deren Methoden erhaltenen übertreffenden, Resultaten, von welchen später noch die Rede sein wird, die Tinction mit Kühne’s Fluo- rescein-, oder neuer Carbol- Möthylenblammetlibile sowie die Färbung mit 2 fler’s alkalischer Methylenblaulösung am meisten zu empfehlen sein. Doppelfärbungen der Schnitte lassen sich leider bei den Cholerabacterien nicht anwenden, da letztere weder der Entfärbung in Säuren noch derjenigen nach Gram Stand halten. Wenn wir uns nun zu den culturellen Merkmalen der Koch’schen Cholerabacterien wenden, so ist diesen eine besonders aufmerksame Beachtung zu schenken, da die voranstehend geschil- derten morphologischen und tinctoriellen Eigenschaften nicht ge- nügen, die Cholerabacterien von anderen Bacterien mit Sicherheit zu unterscheiden. Zur Zeit, als Koch seine ‚Kommabacillen’ ent- deckte, kannte man anderweitige gleichgeformte Bacterien fast garnicht, so dass schon das morphologische Verhalten allein eine sichere Diagnose der echten Choleraorganismen zu gestatten schien. Gegenwärtig weiss man, dass eine ganze Zahl verschiedener ‚Komma- bacillenarten’ vorko welche z. Th. den Koch’schen Cholera- bacterien der blossen Form nach bis zum Verwechseln ähnlich 1 sind. Es gehören hierher: 1) die zuerst von Miller 6%), später von Lewis®®) beschriebenen ‚krummen Bacillen’ des Mund- und — 185 — i " Zahn-Schleims gesunder Menschen, welche Lewis und Klein $°°) _ nicht Anstand nahmen, für lentsch mit den Koch’schen Komma- bacillen zu erklären, was jetzt definitiv widerlegt ist; — 2) die von Finkler und Prior?®°°) in Stühlen von Ohalere nostras - entdeckten und anfänglich ebenfalls für identisch mit Koch’s Cholerabacterien angesprochenen, später als Ursache der Cholera nostras aufrechterhaltenen ‚Kommabacillen’, welche jedoch, wie wir hier gleich erledigen wollen, weder constant — Koch, v. Er- mengem?’), Watson Cheyne’%), Biedert?%®) Mey- hofer?%), Hweppe?’) suchten danach z. Th. selbst in tödtlichen und zur Obduction gekommenen Fällen von Cholera nostras vergeblich — noch ausschliesslich vorkommen — Miller ?°6) fand dieselben in cariösen Zähnen, Nicati und Rietsch’?'?) so- wie Kuisl?°®) im Darminhalt gesunder Menschen, Lustig”) in echten Cholerastühlen, Gruber”?!°) bei anderweitiger Darmerkran- kung, Verf. neuestens in den Verunreinigungen eines bei puer- peralkranken Wöchnerinnen benutzten Irrigators —, so dass sie, da auch der Nachweis eines Parallelismus zwischen den Krank- heitserscheinungen und der Vegetation der Bacillen im Darm nicht erbracht ist, bis auf Weiteres wenigstens, nicht als specifische Parasiten der Cholera nostras anerkannt werden können; — 3) die von Deneke’!!) in altem Käse aufgefundenen ‚Kommabacillen’. — 4) die von Escherich ”!?) in diarrhoischen Entleerungen der Säuglinge als nahezu constante Elemente nachgewiesenen komma- und spirillenförmigen Bacterien ; — 5) die von Weibel aus mensch- lichem Nasenschleim isolirten Schraubenbacterien; — 6) die von van Ermengem im Meerschweinchendarm 7) die von Esche- rich°!3) im Katzendarm angetroffene Spirillenart; — 8) die von Weibel aus Heuaufgüssen reingezüchteten Spirochätenspecies. Mehrere der aufgezählten Schraubenbacterienarten sind ja allerdings allein schon durch Verschiedenheiten der Form und Grösse von den Koch’schen Cholerabacterien hinlänglich differen- irt; für andere dagegen z. B. die Finkler-Prior’schen und die eneke’schen Spirillen, welche differential-diagnostisch gerade besonders in Betracht kommen, gilt dies entschieden nicht. Man hat zwar mit Recht hervorgehoben, dass die Komma’s und Schrauben der Finkler’schen Bacterien im allgemeinen grösser, dicker und plumper 13), diejenigen der Deneke’schen Mikrobien eher kleiner, feiner und zierlicher erscheinen, als die entsprechenden Formen der Koch’schen Cholerabacterien; indessen handelt es sich dabei nicht um absolute und constante Unterschiede, denn auch die Bd. ae Koch’schen Choleramikrobien, wie wohl überhaupt alle Bacterien, erscheinen bald etwas grösser und dicker, bald etwas kleiner und feiner je nachdem sie, auf verschiedenem Boden ceultivirt, mehr’ -oder ‘weniger rasch und üppig gewachsen sind (vergl. die bezüg- lichen Differenzen auf unseren obigen Figuren 80 und 81) und eine etwas dürftig entwickelte Finkler-Cultur kann demnach bis zum Verwechseln ähnliche Präparate liefern, wie eine gut- gediehene echte Choleracultur und ausserdem wissen wir ja, dass durch Involution und Degeneration die anfangs zarten und gracilen Koch’schen Komma’s und Spirillen in gröbere, dicke plumpe” Formen umgewandelt werden können. Es wäre daher gewiss eir missliches Ding, eine ganz sichere, jeden Zweifel ausschliessende Differentialdiagnose zwischen den echten Cholerabacterien und de in ziemlich weiter Verbreitung, speciell auch häufig im Darminhal vorkommenden saprophytischen Kommabacillenarten zu begründer wenn die Differenzirbarkeit allein auf die erwähnten Differenzen der Form und Grösse angewiesen sein sollte. Durch ihr cultu relles Verhalten sind nun aber die Koch’schen Cholerabacterieı mit grosser Sicherheit von allen sonst bekannten Spirobacterie arten, speciell auch den Finkler’schen und Deneke’schen, z unterscheiden sind. Be Das zuverlässigste Mittel, die Eigenartigkeit des Wachs thums der echten Choleramikrobien gegenüber denen andere ähnlicher geformter Bacterien hervortreten zu lassen, ist die Aı lage von Stich- und Platten-Culturen in 10procentiger äht gelatine. In Gelatineplatten erscheinen, 24 Stunden nach d Aussaat der Keime, die si Gelatine - Plattencul- aprah Kelatine- Platteneu- entwickelnden Choleraba | | | a 2 schen Cholerabaecil- . x - en @ In bei Znmeriem. terien Colonie bei schwäcl o peratur von 16-170 C, .. ® 08 ans ke. Vorgrs“ rer Vergrösserung als klei i serung: Zeiss, Ob- 2 . ne h Vol blasse Tröpfchen, welchea 82. 36. enach 48 Stunden, nicht wie die meisten d B y teriencolonien völlig kr rund, sondern mit unebenem, rauhen oder höckerigen Rande Y sehen sind (vergl. Figur 82 bei a). Bald danach nehme m Colonien ein granulirtes Aussehen an (vergl. Figur 82 welches mit dem fortschreitenden Wachsthum derselben jun deutlicher wird; die-Granula erhalten dann einen‘ starken Gl so dass die Oolonient sich wie „Häufchen von Glasbröckchen“ a nehmen (vergl. Figur 82 bei c). Späterhin verflüssigt sich m die Gelatine in der nächsten Umgebung der Colonien, deren E er | ee 3 sich mikroskopisch durch das Auftreten eines hellen Lichtsaums - kenntlich macht; zu gleicher Zeit sinken die Colonien etwas tiefer - in die Gelatine hinein, wodurch bei gewisser Beleuchtung der opti- sche Effect eines von ersteren ausgehenden rosigen Reflexes her- _ vorgerufen wird; mit dem weiteren Fortschreiten der Verflüssigung entstehen nun kleine scharfumrandete trichterförmige Einsenkungen, in deren Grunde die herabgesunkenen Colonien lagern; mikro- skopisch markirt sich der äussere Rand des Verflüssigungstrichters als eine kreisförmige Contour, an welche sich nach innen hin eine graue ringförmige Zone anschliesst, welche der verflüssigten, mit abgelösten Theilchen der Colonie vermengten Gelatine: entspricht; _ während im Centrum des Bildes die Colonie selbst als bräunlich- gelbe, ungleichmässig körnige Scheibe von mattem Aussehen und verschwommener Begrenzung hervortritt. Die Verflüssigung der Gelatine greift selbst nach tagelangem Wachsthum der Colonien "nie sehr weit über letztere hinaus, so dass die Platten, wenn die ausgesäten Keime genügend isolirt liegen, nicht leicht in toto verflüssigt werden, ein Verhalten, welches die Cholerabacterien von vielen anderen verflüssigenden Bacterien unterscheidet. Das Aus- sehen der mit Cholerabacterien beschickten Gelatineplatten ist nach alledem auch schon makroskopisch charakteristisch: ist die Verflüssigung um die Choleracolonien eingetreten, was je nach ‚der Höhe der Aussentemperatur und dem Grade der immanenten Wachsthumsenergie der Bacterien am Anfang des zweiten bis Ende des dritten Tages zu geschehen pflegt, so bieten die Platten einen Anblick, als seien sie mit lauter kleinen Grübchen versehen ; ist die Verflüssigung etwas weiter vorgeschritten und die Flüssig- keit von der Oberfläche her noch stärker verdunstet, so erhält man den Eindruck, als hätten sich massenhafte kleine Öashläschen der Gelatine RE Auch in früheren Stadien der Entwick- ung, noch ehe makroskopische Verflüssigung erfolgt ist, zeigen die latten, wenn sie sehr zahlreiche, dieht bei einander liegende Colonien enthalten, bei rarhiung mit blossem Auge ein charak- ristisches Bild: die Oberfläche der Gelatine sieht dann aus wie iejenige einer ‚mattgeschliffenen Glasplatte’. _ Vergleicht man das beschriebene Verhalten der Cholera- #Plattenculturen mit demjenigen der ihnen morphologisch und bio- ‘ogisch noch am nächsten stehenden Deneke’schen und Finkler- >rior’schen Schraubenbacterien — die übrigen der genannten ‚chraubenföormigen Bacterienarten wachsen entweder gar nicht ‚Kommabacillen’ des Mundes) oder so total verschieden auf der Baumgarten, Mykologie, 53 — 786 — 1Oprocentigen Gelatine, dass jede Verwechslungsmöglichkeit mit den echten Cholerabacterien ausgeschlossen ist — so genügt wohl ein 4 Blick auf unsere, einer, unter ganz gleichen Aussenverhältnissen wie obige Choleracultur, gehaltenen Plattencultur der Finkler- Prior’schen Mikrobien entlehnte Figur 83, welche bei gleicher Vergrösserung gezeichnet wurde, wie die vorige Figur 82, um die handgreiflichen Verschie- denheiten des Wachs- thumsverhaltens zwischen - den echten Cholera- und den Finkler-Prior- schen Organismen erken- nen zu lassen: Die Colo- nien sind um das vielfache grösser, von dunklem, gelbbräunlichen Aussehen, 83. exquisit scharf contourirt Gelatine-Platteneultur der Finkler-Prior’ schen Schrau- (so lange noch keine Ver- N benbacterien, bei Zimmertemperatur von 16—170 C, ge- nileng N zu wachsen ; en & u De Re IV. Hüssigung eingetreten), 3 gleichmässig fein gekörnt und ohne jenen eigenthümlichen Glanz der Cholera-Colonien; nach 48 Stunden ist trotz der relativ niedrigen Aussentemperatur, bei welcher das Wachsthum in unserem Falle vor sich gegangen, bereits eine evidente Verflüssigung der Gelatine um die Colonien erfolgt, ge- kennzeichnet durch einen breiten hellen Saum, welcher die letzteren | umgiebt (s. Figur 83 bei ec). Schnell, wie sie begonnen, schreitet nun auch die Verflüssigung der Gelatine fort; allenthalben entstehen m den Platten grosse mit Flüssigkeit gefüllte Löcher, welche sich immer mehr vertiefen und verbreitern, bis am Ende des dritten, spätestens Ende des vierten Tages, bei gewöhnlicher Zimmertemperatur und einigermaassen reichlicher Einsaat, die ganze Platte zerflossen is! Nicht so leicht wie dieFinkler’schen sind die Deneke’se hen Spirillen von den Cholerabacterien in Plattenculturen zu = scheiden. Immerhin ist die Unterscheidbarkeit dadurch gesichert dass die Deneke’schen Bacterien die Gelatine, und zwar constant und unter allen‘ Umständen, sichtlich schneller verflüssigen, als die Cholerabacterien. Danach erhält man zu einer Zeit wo die Choleraplatte erst das oben erwähnte Aussehen einer” ‚mattgeschliffenen Glastafel’ darbietet, bereits das wie wurmstichige von feinen Löcherchen und Bläschen durchsetzte Bild einer Cholera- % er - — 11 0° — platte späteren Datums und wann die Choleraplatte den letzter- - wähnten Anblick gewährt, dann zeigt eine Deneke-Platte bereits - viel gröbere mit Flüssigkeit erfüllte trichterförmige Aushöhlungen, - ähnlich einer Finkler-Platte früheren Datums. Unter dem Mikro- skop markirt sich der durch die schnellere Verflüssigungskraft der - Deneke’schen Spirillen gegebene Unterschied dadurch, dass zu _ einer Zeit, wo die Choleracolonien noch keine Spur von Verflüssi- gungsring erkennen lassen (vergl. Figur 82 bei c) oder höchstens einen feinen Lichthof zum Zeichen des Beginns derselben aufweisen, die Deneke-Colonien bereits von einem ziemlich dicken Verflüssi- _ gungsgürtel (ähnlich Figur 83 bei c) umzogen erscheinen. Ausser diesem quantitativen Unterschied in der Verflüssigungsenergie zeigen aber die Colonien der Deneke’schen Bacterien auch gewisse mehr qualitative Differenzen gegenüber den Colonien der echten Cholera- bacterien, die jedoch weit weniger significant sind und demnach ein sehr geübtes Auge behufs richtiger Beurtheilung derselben voraussetzen. Statt der weisslichen oder gelbweisslichen Farbe der Choleracolonien besitzen die. Deneke-Colonien, wie wir mit €. Fränkel’?!*) finden, makroskopisch eine deutlich gelbliche "Färbung; unter dem Mikroskop bei schwacher Vergrösserung liefern die Deneke-Colonien, namentlich im Centrum ein gelbgrünliches oder srünlichbraunes Colorit, welches den Choleracolonien fehlt, ihre äussere Configuration = noch unregelmässiger als Bein der letzteren, der eigenthümliche Glanz tritt mehr am Rande als in der Mitte hervor. Wenden wir uns nun zu der Gelatine-Stichcultur der Koch- schen Cholerabacterien, so ist diese fast noch charakteristischer als die Plattencultur. 24 Stunden nach der Impfung entwickelt sich, bei Zimmertemperatur von 16—18° C., längs des Stichkanals ein feines weisses, nach der Einstichsstelle hin sich allmählig etwas verdickendes Fädchen; nach weiteren 24 Stunden ist das Fädchen zu einem etwas dickeren Faden mit konischer oberer Anschwel- lung verbreitert. Zunächst im Bereiche der letzteren, dann weiter nach abwärts schreitend längs der ganzen Cultur, beginnt nunmehr eine langsam Platz greifende Verflüssigung der an die Cultur nächst- ' angrenzenden Gelatineschicht; an der Stichöffnung entsteht, durch das Herabsinken der Cultur in die erweichte Gelatine und ‚Ver- dunstung der obersten Theile der letzteren, eine ganz analoge, nur weit umfänglichere trichterförmige Einsenkung, wie an den Co- lonien in den Platten, welche sich nach unten hin in einen abwärts D9* — 18 — immer schmäler werdenden Verflüssigungszapfen fortsetzt. Da der Hohlraum des Trichters durch Luft ausgefüllt wird, so gewinnt die Cultur in diesem Stadium das Aussehen, als schwebe über ihr eine Luftblase. Die Cultur selbst bildet jetzt nicht mehr einen zu- sammenhängenden Faden, sondern sie ist in einzelne Theile zer- fallen; die Hauptmasse befindet sich als grösseres, compaktes, gelblichweisses Klümpchen unmittelbar unter der Luftblase; in den % mittleren Partien des Stichs sind aber nur kleine, lockere, isolirte ° Flöckchen in der klaren Säule der aufgelösten Gelatine upon 1 oder letztere ist daselbst wohl auch ganz frei von Partikelchen der Cultur, während im unteren Abschnitte des Stichkanals die herabgesunkenen Theilchen der Cultur mit dem Endausläufer der = Bacterienfigur ‘zu einem korkzieherähnlich gewundenen gelblich- weissen Fädchen aufgereiht erscheinen (vergl. Figur 84). Im wei- | teren Verlaufe schreitet nun das Wachsthum der Bacterienmasse ; und mit ihm die Verflüssigung der Gelatine langsam, aber stetig fort, bis letztere, je nach der Höhe der Aussentemperatur etwas | Früher oder später, frühestens wohl am Ende des 4., spätestens 1 am Ende des 6. Tages, zunächst in den obersten Schichten den Rand des Reagensglases erreicht; um diese Zeit bietet die Stich- cultur der Cholerabacterien ein ähnliches Bild, wie es die Stich- cultur der Deneke’schen Käsebacterien, bei demselben Tempe- raturgrade gezüchtet, bereits zwei Tage früher zeigt und welches unsere Figur 85 veranschaulicht; doch ist selbst zwischen der” älteren Choleracultur und der jüngeren Deneke-Cultur der sehr” bemerkenswerthe und, soviel wir gesehen, ganz constante Unter- schied vorhanden, dass die mittleren Theile des verflüssigten Gelatinezapfens bei ersterer absolut klar, während sie bei jetzterer von einer feinkörnigen Trübung durchsetzt sind. Ver- gleicht man vollends gleichalterige und bei gleicher Tem- peratur gehaltene Sticheulturen der Koch’schen und Deneke- schen Spirillen, so kann wohl, wie die Nebeneinanderstellung unserer Figuren 84 und 85 bezeugen dürfte, von einer Ver- wechslungsmöglichkeit beider Mikrobienarten gar nicht die Rede sein. Noch viel gröber, sinnfälliger sind, wie wir gleich hier an- schliessend erledigen wollen, die Unterschiede zwischen gleich- alterigen und bei derselben Temperatur gehaltenen Sticheulturen der Koch’schen und Finkler’schen Schraubenbacterien. Man vergleiche unsere Figuren 84 und 86 und es wird keiner besonderen Beschreibung bedürfen, um die Verschiedenheit beider Culturen zu a _ markiren: dort ein feiner Flüssigkeitseylinder mit fadenartiger Zu- _ spitzung nach unten, leichter trichterförmiger, von einer ‚Luftblase’ _ erfüllter Erweiterung nach oben, in der Mitte isolirte gelblichweisse - Flöckchen, nach unten ein spiralig oder lockig gewundenes Sträng- "chen in dem sonst ganz klaren Inhalt enthaltend, dort eine grobe, _‚strumpfförmige’ Figur, ein mächtiger Zapfen verflüssigter Gelatine, 85. Gelatine - Sticheultur Sticheultur des De- Sticheultur des des Koch’schen neke’schen Käse- Finkler-Prior- Bee irillum, bei spirillum, bei Zim- schen Spirillum, bei Nena mertemperatur von Zimmertemperatur von u. 180 € 16—180 C. gewachsen, von 16—180 C, ge- gen ‚Anfang Anfang des 4. Tages; wachsen, Anfang des 4, T 8; ja Be natürl, Grösse, 4. Tages; natürl. önie: rösse, ssen obere Theile bis an den Rand des Reagensglases reichen, rch und durch erfüllt mit einer gleichmässig feinkörnigen grauen rübung, die am unteren Ende des Zapfens einen etwas stärkeren gelblichweissen Niederschlag bildet. Die erwähnten Verschieden- ‚heiten in dem Aussehen gleichalteriger Sticheulturen der echten ‚Cholerabacterien einer-, der Deneke’schen und Finkler’schen — WW — Spirillen andererseits, welche so handgreifliche sind, dass sie jeder Zeit die etwaige Differentialdiagnose selbst für einen wenig ge- übten Untersucher sichern müssen, sind allerdings nur dann in voller Prägnanz wahrzunehmen, wenn man die drei Organis- menarten auf derselben schwach alkalischen 10procentigen Gela- tine und bei genau gleicher Temperatur züchtet; wählt man eine Gelatine von geringerer Concentration oder eine solche von, wenn auch nur ganz schwach saurer Reaction, welche das” Wachsthum der echten Cholerabacterien so gut wie gar nicht von statten gehen lässt, aber auch die Vegetationsfähigkeit der beiden anderen Kommabacillenarten stark beeinträchtigt, züchtet man ferner bei ungleich hoher oder bei zu niedriger Temperatur (unter 16°C.), so können sich die besprochenen, bei richtigem Prüfungsver- fahren so ausserordentlich charakteristischen Unterschiede mehr oder minder erheblich verwischen, so sehr, dass eine be- stimmte Unterscheidung der drei Arten nach dem blossen Aus- sehen ihrer Gelatinesticheulturen unmöglich wird. Es ist dies auch wohl begreiflich, wenn man berücksichtigt, dass die be- schriebenen Differenzen des makroskopischen Verhaltens der Gela- tine- Platten- und Stich-Culturen wesentlich auf der grösse en Schnelligkeit des Wachsthums und der damit Hand in Fa gehenden stärkeren Verflüssigungsenergie der Deneke’schen und Finkler’schen Spirillen gegenüber den echten CholerahapgerE n beruhen. Versetzt man also z. B. eine Cholerasticheultur unter” sehr günstige, eine Finkler-Sticheultur dagegen unter sehr un- günstige Temperaturverhältnisse, so kann es kommen, dass beide Culturen einander selbst an den gleichen Tagen nach der Stich“ impfung recht ähnlich sehen. Auch die berühmte ‚Luftblase’ ks M unter solchen und analogen Verhältnissen an den Finkler-Culturen beobachtet werden, wie wir Finkler und Prior”?*), sowie Buch: ner?16) nach eigener Beobachtung zugeben; nun ist indessen die ‚Luftblase’ an sich, die ja auch, und zwar ganz regelmässig beim Deneke’schen Spirillum und noch bei einigen anderen Bacterien vorkommt, ist ebensowenig charakteristisch für das echte Cholera spirillum, wie irgend ein anderes herausgegriffenes culturelles Einzel merkmal, sondern nur das ganze Wachsthumsverhalten unter be stimmten gekannten Bedingungen entscheidet, neben der Berück- sichtigung der sonstigen morphologischen ud biologischen Merk male, die Diagnose, des Cholerabacillus nicht minder als auch deı meisten anderen Bacterien. F E j | Be Die erwähnten graduellen Difterenzen in der Verflüssigungs- energie lassen gleichaltrige und bei gleicher Temperatur gehaltene Sticheulturen der drei Kommabacillenarten auch in späterer Zeit noch von einander unterscheiden. Wenn die Finkler-Cultur be- seits eine vollständige, die Deneke-Üultur eine etwa auf die beiden oberen Drittel ausgedehnte Verflüssigung der Gelatine her- jeigeführt hat, ist in der Choleracultur die Verflüssigung erst etwa bis zu dem Umfang gediehen, wie ihn unsere Finkler- Ei vom 4. Tage darbietet. Allmählig erreicht aber auch in Choleracultur die Verflüssigung den Grund des Gläschens; selbst in diesem Zustande aber unterscheidet sich die Cholaie: ‚eultur von der entsprechenden, d. h. gleichfalls total verflüssigten Jultur der Deneke’schen und Finkler’schen Spirillen durch jenes schon oben erwähnte, auch in den früheren Entwicklungs- "stadien der Culturen neben dem Unterschiede in dem Verflüssi- "gungsgrade hervortretende Differentialkriterium, dass nämlich die verflüssigte Gelatine in der Choleracultur nicht gleichmässig grau getrübt ist, wie in der Deneke- und Finkler-Cultur, sondern, speciell in den mittleren Schichten, — abgesehen von den etwa in schwebenden discreten Bacterienflöckchen — vollkommen klar erscheint. Gerade in dem hier in Rede stehenden Endstadium der Entwicklung bewirkt dieses differentielle Moment — welchem, da es auch verschiedenaltrige, in der Verflüssigung gleich weit vorgeschrittene Culturen der in Vergleich stehenden Arten sicher n einander unterscheiden lässt, ein sehr bedeutender Werth für die Differentialdiagnose zugeschrieben werden muss — eine sofort | in die Augen springende Verschiedenheit des Aussehens der Chole- aculturen von den Culturen der beiden anderen ‚Kommabacillen’- Arten: abgesehen von einem dünnen, wenig cohärenten, weisslichen 5 Oberflächenhäutchen resp. einer schmalen, trübgrauen, oberen Grenz- schicht hat sich in den total verflüssigten Choleraculturen der ge- mmte übrige Theil der Bacillenvegetation im Verlaufe des Ver- | sigungsprocesses allmählig vollständig als lockerer, graugelb- | Pass er Niederschlag. zu Boden gesenkt und die Ecke beiden Schichten befindliche flüssige Gelatine zeigt eine absolute Transpa- en — ganz im Gegensatz zu den total verflüssigten Deneke- und nkler - Culturen, welche ausser dem massigen Bodensatz noch | ; das gesammte Substrat von oben nach unten gleichmässig | dure chdringende dichte grauweisse Trübung enthalten. Es beruht der erwähnte Unterschied darauf, dass die Cholerabacterien in eini- . Baumgarten, Mykologie, 54 25 * WW E> a N — 12 — ger Entfernung von der sauerstoffreichen Oberfläche weit frühzei- tiger ihre Eigenbewegungeu einstellen und deshalb viel rascher und vollständiger zu Boden sinken, als die Deneke’schen und Pr ler’schen Bacterien. 5 Gleichfalls charakteristisch ist das Wachsthumsverhalten der E Choleraspirillen auf der Schnittfläche gekochter Kartof- feln. Bei Temperaturen unter 24° ©. jegliche Vegetation auf dem genannten Boden versagend, bilden sie daselbst ‚bei höheren Wärmegraden dünne, graubräunliche Rasen von breiig- zerfliess-, licher Consistenz , welche am meisten an das Aussehen älterer Kartoffeleulturen des Rotzbacillus erinnern, jedoch von helleren | Colorit und nicht so cohärent. wie diese sind. Finkler’s Sp rillen produciren dagegen schon 'bei gewöhnlicher Zimmertempe- ratur im Laufe von 48 Stunden einen graugelben, schleimigen, bis zum Rande der Kartoffel sich erstreckenden Belag. Die Deneke’ | schen Spirillen wachsen selbst bei Temperaturen zwischen 30 ö | N 40° C. nicht regelmässig auf Kartoffeln aus; schlägt die Impfung an, so macht sich die Vegetation in Form eines dünnen gelblicher | eberanzs bemerklich. j Auch das Wachsthumsverhalten in sterilisirter Milch biete | einen sehr brauchbaren Anhaltspunkt zur Unterscheidung der drei in Vergleich stehenden Bacterienarten. Während die Choler= bacterien, wie schon Koch ermittelt, in der Milch üppig prolife riren, ohne sie dabei makroskopisch zu verändern, bewirken, nae Hueppe’”'”), die Deneke’schen und noch intensiver die Finl ler’schen Mikrobien Gerinnung der Milch mit nachträglic j: | trypsinähnlicher Peptonisirung des Caseins. In den Milcheultur der Deneke’schen Spirillen tritt ausserdem (Hueppe) auf & Oberfläche des Rahms ein schwefelgelbes Pigment auf, welches d beiden anderen Bacterienarten niemals zeigen. A | Auf anderen Nährböden ist das Wachsthum der Chol lera- bacterien viel weniger charakteristisch. In neutralisirter od schwach alkalischer Bouillon erzeugt die Vegetation derselbi eine diffuse graue Trübung, an welche sich bald die Abscheidui eines zarten gebrechlichen Häutchens an der Oberfläche anschliesst. Auf Agar bilden die Cholerabacterien graugelbliche, etwas faltige. feuchtglänzende Ueberzüge; coagulirtes Blutserum wird unt reichlichem Wachsthum langsam verflüssigt. Unter den genannten Culturen bieten allein diejenigen in Bouillon eine gewisse Eigen- artigkeit dar; doch wachsen u. a. die Deneke’schen und Fink- — 13 — _ ler’schen Bacterien sehr ähnlich, wenn auch rascher und reich- licher. Die grössere Schnelligkeit und Ausgiebigkeit des Wachs- "thums resp. der Verflüssigung kommt auch bei den Agar- resp. Blutserum - Culturen der letztgenannten beiden Mikrobienarten gegenüber denjenigen der echten Cholerabacterien zum Ausdruck; doch ergeben sich hieraus nicht entfernthin so charakteristische nterschiede, wie zwischen den Gelatine-Culturen der drei Bacterienarten. Was nun die Stoffwechselproducte der künstlich culti- irten Cholerabacterien anlangt, so bewirken nach den eingehenden emischen Untersuchungen verschiedener Forscher, namentlich Brieger’s’!®) und Salkowski’s”!%), die Choleramikrobien, gleich anderen specifischen bacteriellen Organismen, im Grossen und Ganzen dieselben chemischen Zersetzungen der todten Nähr- substrate, wie die Fäulnissbacterien. Stinkende Stoffe werden "jedoch von den Choleramikrobien nicht gebildet; höchstens ein "aparter, mehr aromatischer, an frisch entleerten Urin erinnernder 86 Geruch macht sich in den Gelatine-Culturen derselben bemerklich. 4 in weiterer Unterschied in den chemischen Leistungen der Cholera- bacterien gegenüber denjenigen der Fäulnissbacterien besteht darin, dass, nach Salkowski’s, von Brieger’?) und Bujwid’?\) bestätigtem Nachweis, ie Ammoniak zu salpetriger Säure zu ‘oxydiren vermögen, während letztere im Gegentheil Nitrate und Nitrite zu Ammoniak reduciren. Diese nitrificirende Fähigkeit ist aber keineswegs eine besondere Eigenschaft der Cholerabacterien, sondern es kommt dieselbe nach Heraeus’???), Celli’s und Marino-Zucco’s”?3) sowie Bujwid’s??*) Ermittlungen auch noch sehr vielen anderen Bacterien, speciell auch den Finkler’- schen und Deneke’schen Spirillen, zu. Wie Buchner und ‚ Bitter??5) gezeigt, produciren die künstlich gezüchteten Cholera- mikrobien in Fleischwasserpeptonlösungen ein peptonisirendes und in stärkehaltigen Nährlösungen ein diastatisches Ferment; die bekannte Verflüssigung der Gelatine ist demnach höchstwahr- scheinlich nicht als unmittelbare Wirkung des Lebensprocesses der Cholerabacterien, sondern als Effect des von letzteren erzeugten - peptonisirenden Fermentes anzusehen. Auch diese fermentprodu- eirenden Eigenschaften theilen die Cholerabacterien nachgewiesener- maassen mit den Finkler’schen und Deneke’schen Spirillen und wahrscheinlich mit allen gelatineverflüssigenden Bacterienarten. Ob die Cholerabacterien, ausser den constant oder in grösserer Allge- 5H4* ‘ N Es er) — 71M — 7 meinheit als Producte bacterieller Zersetzung todter organisch Substanzen auftretenden Stoffen auch noch specifische Pr ducte bei ihrem Wachsthum in künstlichen Nährboden hervor- bringen, muss als noch ungewiss bezeichnet werden. Man glaubt zwar anfangs in der von verschiedenen Forschern (Poehl’?9), Bujwid’?”), Dunham’?®), Brieger”?°) selbstständig entdeckten Rothfärbung, welche in Pepton-Gelatine-Culturen der Cholera- bacterien nach Einwirkung von Mineralsäuren auftritt, eine den Cholerabacterien-Culturen eigenthümliche Erscheinung erblicken dürfen, bedingt durch die Anwesenheit eines specifischen Indoldeı vats, des von Brieger sog. ‚Choleraroths’. In der Fels stellte sich jedoch heraus, dass auch in den Gelatine-Culturen ver schiedener anderer Bacterien, speciell auch der Finkler’schen unc Deneke’schen Spirillen, ässch Mineralsäure - Zusatz eine ähn- 4 liche Rothfärbung, wie in den Choleraculturen zu erzielen is [Jadassohn”?P), Bujwid ’®)] und durch Salkowski’ s’) Untersuchungen sind wir darüber belehrt, dass die in stehende Färbung eine ganz gewöhnliche Indoll Reaction in den Bacterienculturen ist, eine Reaction, die allerdings in den Cul keiner anderen Bacterienart so rasch und intensiv eintritt, wie i denen der echten Cholerabacterien. Aus letzterem Grunde behält die Reaction bis auf Weiteres einen gewissen differential-diagnosti- schen Werth, wenn es auch, wie mit Ali-Cohen’”?®) contra Bujwid”3®), festzuhalten sein dürfte, als bedenklich erachtet wer- den muss, in fraglichen Fällen aus der Farbenreaction allein, ohne die charakteristischen Wachsthumserscheinungen in Gelatine abzuwarten, die Diagnose auf Cholerabacterien stellen zu wollen. Im Anschluss hieran sei gleich noch einer anderen chemischen Reaction gedacht, welche die Cholerabacterien zwar nicht von allen übrigen Bacterien, wohl aber von den Finkler’schen und De- neke’schen Spirillen zu differenziren geeignet ist. ‘Dieselbe i von Cahen?35), der unter ©. Weigert’s Leitung arbeitete, s° legentlich von Untersuchungen über das Reductionkveieie de Bacterien gefunden worden und beruht darauf, dass die Fähigkeit eit, Lakmuslösung (durch Reduction) zu entfärben, von den Cholerabac- terien auch bei höherer Aussentemperatur (37° C.) bethätigt wird, während die Finkler’schen und Deneke’schen Mikrobien ihr: Reductionsthätigkeit jenseits 27° C. einstellen; überträgt man von der Platte her verdächtige Kommabacillen-Colonien auf Lakmus- Bouillon und hält die Cultur bei 37° C., so kann man, demgemäss, — 1 — nach Cahen, falls sich am nächsten Tage die Bouillon entfärbt "zeigt (und Verunreinigungen mit anderen Bacterien ausgeschlossen { sind), mit Sicherheit auf Spirillum Cholerae schliessen. — Seit- dem Koch die Annahme befürwortet, dass der Symptomencomplex ‚des eigentlichen Choleraanfalles im Wesentlichen als eine Ver- giftung anzusehen sei, hat man sich von den verschiedensten Seiten bemüht, in den künstlichen Choleraculturen theils auf che- mischem, theils auf experimentellem Wege das Vorhandensein spe- eifischer Cholera-Toxine nachzuweisen. Diese Versuche ‚haben indessen bis jetzt ein einwandsfreies positives Resultat nicht zu Tage gefördert. Die Gelatine-, Pepton-Bouillon- und Fisch- Hleisch-Culturen der Cholerabacterien können zwar, laut Aussage der Thierexperimente von van Ermengem”®), Koch’), {lebs?®®), Pouchet??®), Cantani’*%), Nicati und Rietsch?’*t), Berdez’*), de Simone’*?), Tizzoni und Cattani”*) gif- tige chemische Stoffe enthalten, welche bei Thieren (Fröschen, Weerschweinchen, Hunden) ing der Extremitäten-Muskulatur ind Herz- und Respirations-Stillstand oder auch krampfartige Er- heinungen (Pupillenverengerung, Dyspnoe, Muskelzittern, Streck- 'ämpfe) hervorzurufen im Stande sind; indessen sind erstens diese Giftstoffe, welche Klebs, Pouchet, Nicati und Rietsch, nd royer 745) auch chemisch zu Bahr, im Stande waren, sineswegs constant in den Reinculturen der Choleramikraliien vorhanden, wie aus den vollständig negativ ausgefallenen zahl- reichen TER NE Experimenten Koch’s in Indien, sowie den durchweg oder doch theilweise negativen Erfolgen andaper, späterer &xperimentatoren (Doyen’*®), Berdez, Nicati und Rietsch, de Simone) hervorgeht, und zweitens und vor allem ist es Eng ich, ob diese Giftstoffe ausschliesslich in den Reinculturen ler Choleramikrobien vorhanden sind. Berdez ist, soviel wir hen können, der einzige Autor, welcher über bezügliche Con- irsuche berichtet; letzterem zufolge sind Culturen des Ba- illus subtilis und der Finkler’schen Kommabacterien im Stande, lieselben Giftwirkungen auszulösen, wie die Choleraculturen. Die In nahme yon der Existenz ‚specifischer Toxine’ in den künstlichen oleraculturen kann daher, wie gesagt, durch die bisherigen Re- ite der chemischen und experimentellen Prüfungen die Cholera- sterien nicht als positiv erwiesen angesehen werden. Wenn wir uns nach obigen kurzen Darlegungen über die uchsformen, über die Wachsthumserscheinungen und Stoffwechsel- En rg ‚ ERIT7 ag > we Es SAUER ER 162 SEE ehe m Ta En zn men er a (mn mn. mn ae A > 71796 — vorgänge in den künstlichen Culturen nunmehr zu den Wachs- thumsbedingungen der Cholerabacterien wenden, so ist darüber ° auf experimentellem Wege hauptsächlich folgendes festgestellt. Hin- sichtlich der Qualität und Quantität der Nährstoffe sind die Cholerabacterien relativ sehr wenig anspruchsvoll. Sie gedeihen, wie wir gesehen, bei geeigneter Temperatur auf allen gebräuchlichen ° künstlichen Nährböden. Nach Koch’s Versuchen in Indien sind sie ausserdem auch in schwach alkalisch gemachtem Sagowasser, Tragantschleim, Althaeadecoct, Salepdecoct, Reiswasser, Urin, auf” feuchter Wäsche und feuchter Erde, nach Babes???) auf frischem‘ | Fleisch, gekochten Eiern, Mohrrüben, Kohl, angefeuchtetem Brod” und Hülsenfrüchten (möglichste Sterilisation aller der genannten” Substrate vorausgesetzt) zu proliferiren im Stande. Sie wachsen ferner nach Meade Bolton’s?*°) Versuchen noch reichlich in Bouillon, welche mit der 40- bis 60fachen Menge Wassers verdünnt ist, ja sogar im (sterilisirten) Gebrauchswasser (Fluss-, Brunnen-, Leitungs-Wasser) kommen sie, nach Wolffhügel’s und Riedel’s”49) Ermittlungen unter günstigen Temperaturbedingungen gut fort,” während sie allerdings im nicht sterilisirten Gebrauchswasse nach Wolffhügel und Riedel’s, sowie C. Kraus’ 50) Kipa menten, offenbar unter dem Einfluss der Concurrenz der bes adaptirten ‚Wasserbacterien’, in wenigen Tagen, völlig oder fas i völlig zu Grunde gehen. So bescheiden somit die Cholerabacterien bezüglich der Quantität und Qualität der ihnen dargebotenen Nährstoffe sind, so anspruchsvoll erweisen sie sich hinsichtlich der’! Reaction des Nährmediums sowie im allgemeinen auch betrefs der Sauerstoffzufuhr. Sobald die Gelatine oder die Bouillon auch nur eine Spur von saurer Reaction zeigen, findet nur ein ganz kümmerliches Wachsthum der eingesäten Cholerabacterien statt, und bei deutlich saurer Reaction der genannten Nähr: substrate bleibt die Entwicklung der Bacterien vollständig aus. | Ebenso steht die Proliferation der Cholerabacterien in der Milch. welche im frischen Zustande, wie wir wissen, einen trefflichen Nährboden für unsere Bacterien bildet, sofort still, sobald die Milch anfängt, sauer zu werden (Kitasato”?5!) und auf sauren Früchten und Gemüsen bleibt jedes Wachsthum aus (Babes). Das: jedoch nicht alle Säuren in gleichem Grad entwicklungshemn ond wirken, beweist das allerdings nur unter dem begünstigenden Ein flusse höherer Wärmegrade erfolgende Wachsthum unserer Bacte- rien auf der Schnittfläche gekochter Kartoffeln, welche bekanntlich” 2 — IN — wohl in Folge des Gehalts an Apfelsäure, schwach sauer reagiren _ und Kitasato’®?) hat in einer umfassenden Untersuchung die Differenzen, welche hinsichtlich der entwicklungshemmenden Wirk- samkeit der verschiedenen Säuren auf die Cholerabacterien be- stehen, genau festgestellt. Am erwünschtesten ist den Cholera- # bacterien eine ganz schwach alkalische Reaction der Nährböden: - doch kommen sie auch auf streng neutral reagirenden Böden gut fort. In Betreff des Sauerstoffbedürfnisses stehen die - Choleramikrobien unter den pathogenen Bacterien mit obenan. Sie gehören zwar nicht zu den streng obligaten A&robien, wogegen ja schon die Thatsache ihrer gewaltigen Vermehrung im Darmkanale - cholerakranker Menschen streitet, woselbst sich doch nur Spuren freien Sauerstoffs vorfinden dürften, sondern, gleich den sonstigen, näher auf ihr Verhalten zum Sauerstoff geprüften pathogenen - Bacterien, in die Reihe der facultativen Anaörobien, wie durch die > Versuche von Flügge-Liborius”5®?) und Hueppe direct fest- ‚gestellt ist; immerhin ist ihr Wachsthum bei erheblicherer Be- | -schränkung oder gar Aufhebung der Sauerstoffzufuhr in der ihnen sonst so sehr zusagenden leicht alkalischen Nährgelatine ein n nur recht kümmerliches, Im Eiweiss roher Eier dagegen, welche “nach der durch eine kleine Oeffnung in der Eischaale mittels Platinnadel bewirkten Infection sofort luftdicht geschlossen wurden, eonstatirte Hueppe”°*) neuerdings eine üppige Entwicklung der eingebrachten Cholerabacterien, ein Experimentalergebniss, welches mit der lebhaften Vegetation der Bacterien im Darmkanale des Menschen in Parallele steht. — Weiterhin ist die Entwicklungs- fähigkeit der Cholerabacterien an bestimmte Temperatur- grenzen gebunden; unterhalb 16° C. wachsen die Cholerabacte- ‚rien nicht; bei 17 bis 18° C. geht jedoch die Entwicklung schon ziemlich lebhaft und von hier ab bis zum Temperaturoptimum ‚(30 bis 40° C.) gradatim rascher von statten. I Was nun die Tenacität der Cholerabacterien betrifft, so ist #| dieselbe fast allen bacterienfeindlichen Einflüssen gegenüber eine \ erheblich geringere, als wir sie bei den allermeisten anderen pa- ‚thogenen Bacterien zu finden gewohnt sind. Am auffallendsten = tritt die geringe Widerstandsfähigkeit unserer Bacterien bei der © Eintrocknung derselben hervor. Während sich z. B. die sporen- freien Milzbrandbacillen, in dünnster Schicht an Deckgläschen an- getrocknet, mehrere Tage, einige andere sporenfreie Bacterienarten ‚sogar mehrere Wochen in demselben Zustande lebensfähig erhalten, re ee 7 Ä sterben die in dünner Schicht, aus Bouillon- Cultur entnommen, am Deckglas an der Luft angetrockneten Cholerabacterien, mögen sie jungen oder alten Culturen entstammen, spätestens in drei Stunden ab. In etwas dickerer Schicht, — wie sie z. B. bei ° Entnahme aus der breiigen Substanz einer Kartoffeleultur resul- tirt — am Deckglas angetrocknet, halten die Bacterien den Ein- trocknungsprocess, offenbar weil derselbe hier nicht so rasch durch- greifen kann, etwas länger aus; aber über 24, höchstens 48 Stunden hinaus bleiben auch in diesem Falle die Bacterien nicht am Leben. Dieser von Koch festgestellten Thatsache ist, wie wir schon oben bei Erörterung der morphologischen Seite der ‚Sporenfrage’ er- wähnt haben, die Allgemeingültigkeit von einzelnen Forschern be- stritten, von der überwiegenden Mehrzhal der Controluntersucher jedoch, so namentlich auch seitens der neuesten Bearbeiter des Gegenstandes, Neisser”?°5) und Kitasato”5®), ist dieselbe als vollkommen zutreffend befunden worden; nur lehren Kitasato’s Experimente, dass bei anderer, als der von Koch gewählten Ver- ' suchsanordnung der Eintrocknungstod mehr oder minder beträcht- lich — bis auf 13 Tage hin — hinausgeschoben werden kann, so z. B. wenn die Bacterien statt am Deckgläschen ausgebreitet, an Seidenfäden aufgenommen der Trocknung unterworfen werden, weil in letzterem Falle eben erst weit später eine vollständige Ein- trocknung erreicht wird, als in ersterem Falle. Im feuchten ° Zustande dagegen halten sich die Cholerabacterien, wenn sie aus- reichende und passende Nahrung haben und nicht dem Kampf um’s ° Dasein mit anderen dem Nährboden besser adoptirten Bacterien ausgesetzt sind, Bedingungen, welche, wenn auch nicht ausschliess- ° lich, so doch ganz vorwiegend, nur in künstlichen Reinculturen re- i alisirt sein dürften, recht lange Zeit lebensfähig; in Gelatine- resp. — 198 — abet) Agarculturen wurden dieselben noch nach 7- resp. 10montalicher (Guttmann und Neumann’’”), Hueppe”’®), Canestrini und Morpuge’>®), von Koch?) in Agareulturen sogar nach“ 2jähriger Aufbewahrung fortpflanzbar angetroffen; in sterilisirten Wässern (Brunnen-, Leitungs-, Meer-, Fluss-, Kanal-, Bilge-Wasser) | konnten sie Babes, Koch, Nicati und Rietsch, Ringe- ling”’‘!) noch 7 bis 81 Tage, Wolffhügel und Riedel sowie Pfeiffer”°) noch 7, 9, ja über 12 Monate nach der Einsaat n vermehrungsfähigem Zustande nachweisen; Canestrini und Mor- pugo’®3) geben sogar an, im sterilisirten destillirten Wasser mehrmonatliche Erhaltung der Lebensfähigkeit bei unseren Bacte- — 19 — rien beobachtet zu haben, eine Beobachtung, welche jedoch, ange- sichts der gegenüberstehenden übereinstimmenden Befunde von 5 Meade Bolton sowie Wolffhügel und Riedel, wonach die - Choleramikrobien im destillirten Wasser ausnahmslos schleunigst - zu Grunde gehen, nur so zu erklären sein dürfte, dass die italieni- schen Forscher grössere Portionen der Choleraculturen und damit etwas reichlichere Mengen von nährtüchtigen Stoffen in ihre Wasser- 1 proben einführten. Ist das Wasser nicht sterilisirt, die Concurrenz der saprophytischen ‚Wasserbacterien’ also nicht ausgeschlossen, so fallen, wie wir schon oben erwähnten, die Cholerabacterien in den Wasserproben gleichfalls sehr rasch dem Untergang anheim; 2 Fr I ” "u - W - m C. Kraus’ bezüglichen Experimenten z. B., welche möglichst - den natürlichen Verhältnissen anzupassen versucht wurden, er- wiesen sich die Cholerabacterien bereits 2 Tage nach der Einsaat als vollständig abgestorben. Dass in der Natur Ausnahmen von dieser durch das Experiment festgestellten Regel vorkommen kön- nen, werden wir später sehen. — Wie gegen die Eintrocknung, so zeigen sich auch der Erhitzung, der Einwirkung schädlicher che- " mischer Stoffe und der Concurrenz mit anderen Bacterien gegen- _ über die Choleramikrobien im Allgemeinen hinfälliger als die - meisten anderen Bacterien. Was zunächst den Einfluss der Er- hitzung betrifft, so werden die Cholerabacterien nach der über- einstimmenden Angabe fast aller Autoren (C. Fränkel’‘*), Ni- -cati und Rietsch’®), Canestrini und Morpugo’®%%), Ba- bes’‘”), Kitasato’‘) u. A.), in Wasser von höchstens 60° C. spätestens innerhalb 10 Minuten sammt und sonders vernichtet; nach Forster ”‘®) genügt eine wenige Secunden lange Erwärmung auf 56° C. mit unmittelbar daranf folgender Abkühlnng, um die - Bouilionculturen der Cholerabacterien vollständig zu sterilisiren; ob die Culturen alt oder jung, bedingt, wie namentlich Kitasato gegenüber früheren Angaben von Nicati und Rietsch sowie Canestrini und Morpugo, wonach jüngere Culturen eine grössere Hitzeresistenz als ältere besitzen sollten und zugleich in _ weiterer Widerlegung der bereits durch das Resultat der Ein- -_ trocknungsversuche erschütterten Annahme von der Anwesenheit resistenter Dauerformen in den älteren Culturen, feststellte — keinen Unterschied in der Widerstandsfähigkeit gegen Erhitzung. Niedrige Temperaturen vertragen dagegen die Cholerabacterien sehr gut; selbst vollständiges Durchfrieren der Culturen hebt die Be a Resistenz gegen bacterienfeindliche chemische Agentien betrifft, so ist schon oben der ungemeinen Empfindlichkeit gedacht, welche die Cholerabacterien gegenüber Säuren an den Tag legen; han- delte es sich dort um die Feststellung des entwicklungshem- menden: Einflusses der Säuren, so ist hier der Ort, den Tödtungs- effect derselben zur Sprache zu bringen. Koch hatte gelegentlich seiner zahlreichen Thierversuche ermittelt, dass die Cholerabacterien im sauren Magensafte sehr rasch, in der Regel in wenigen Stun- den, vollständig zu Grunde gehen und dieses Resultat der Ein- wirkung der Salzsäure des Magensaftes zugeschrieben; obwohl nun andere Bacterien z. B. die Milzbrandbacillen, welche ja auch im Magen lebender Thiere zu Grunde gehen, durch blosse Ein- wirkung einer Salzsäurelösung von so geringer Concentration, wie wir sie im sauren Magensafte vor uns haben (0,2%!), nach Nencki’s und Dyrmont’s??0) Versuchen, durchaus nicht abge- tödtet werden, so ist dies doch für die Cholerabacterien nach Kitasato’s?”") neuesten, in Koch’s Laboratorium angestellten Experimenten wirklich der Fall. Auch fast alle anderen Säuren, Mineralsäuren sowohl als Pflanzensäuren, wirken, nach Kitasato’s bereits erwähnten Versuchen, selbst in sehr diluirten, für die meisten übrigen Bacterien nicht verderblichen, Lösungen abtödtend auf die Cholerabacterien. Dem schädigenden Einflusse der Kohlen- säure, welche nicht allein, wie früher vielfach angenommen wurde, indirect, durch Verdrängung des Sauerstoffs, störend in die Lebens- thätigkeit der Bacterien einzugreifen vermag, sondern, wie wir namentlich durch die neuesten Untersuchungen Gaffky’s und Hochstetter’s?72) sowie C. Fränkel’s?7°) wissen, auf bestimmte "Bacterien, darunter die wichtigsten pathogenen Arten, direct deletär einwirkt, erliegen die Cholerabacterien ebenfalls rascher und voll- ständiger, als die sonstigen, daraufhin geprüften, pathogenen Arten. Gegen Alkalien sind die Cholerabacterien verhältnissmässig weniger empfindlich, wie gegen Säuren (Kitasato); immerhin genügt nach Liborius’’’®%), von Kitasato bestätigten Experimenten, z. B. ein Kalkgehalt von 0,0246 Procent, um, bei mehrstündiger Ein- wirkung, die Cholerabacterien dauernd zu vernichten. Den eigent- lichen Antisepticis und Desinfectionsstoffen gegenüber zeigen sich die Cholerabacterien wiederum empfindlicher und hinfälliger, als alle sonstigen, vergleichsweise geprüften pathogenen Bacterien; sogar dem Jodoform, welches allen anderen pathogenen Mikro- bien direct so gut wie keinen Schaden zuzufügen vermag, sind die } ; ‘+ Rn en Zei a A ei v Y 2 > F RR Cholerabacterien nicht zu trotzen im Stande: wie Buchner ?”®) und Neisser”’®) gleichzeitig und unabhängig von einander fest- stellten, wird durch Einwirkung der Dämpfe des Jodoforms jegliche Entwicklung der Cholerabacterien verhindert und ein etwas längerer inniger Contact mit dem Jodoform tödtet sogar, nach Neisser, die letzteren. An der Prüfung des Verhaltens der Choleramikrobien unter dem Einflusse verschiedener bewährter eigentlicher Antiseptika und Desinfectionsstoffe haben sich ausser Koch und seinen Mit- arbeitern namentlich van Ermengem ??”), Babes ”?”®) und Nicati und Rietsch”??°) betheiligt; da es uns hier zu weit führen würde, auf Einzelheiten in den Resultaten dieser Untersuchungen einzu- gehen, heben wir nur das praktisch wichtigste Ergebniss derselben hervor, nämlich dies, dass sich unter allen geprüften Substanzen die Carbolsäure als das beste Desinfectionsmittel 'gegen Cholera- bacterien erwiesen hat. Die Carbolsäure tödtet letztere, nach Koch, bereits in 1%procentiger Lösung sicher und vollständig binnen wenigen Minuten und sie hat vor anderen für die Des- infectionspraxis bei Cholera in Betracht kommenden Mitteln, nament- lich den Metallsalzen (Sublimat, Kupfersulfat, Eisensulfat) den Vor- zug, auch in organischen Flüssigkeiten ihre volle Desinfections- wirkung zu entfalten, weil sie darin nicht, wie jene, zerlegt und damit ganz oder theilweise unwirksam gemacht wird. Ein der Car- bolsäure noch überlegenes Desinficiens gegen Cholerabacterien hat uns die neueste Zeit in dem Creolin kennen gelehrt; letzteres ver- nichtet, nach v. Esmarch’s”?®®) und Eisenberg ’s ?®') Versuchen, die Cholerabacterien in der Bouillonreincultur bereits bei einem Gehalt von 1 resp. 2 p. M. in 10 resp. 1 Minute. — Was nun schliesslich die Widerstandsfähigkeit der Cholerabacterien im Kampfe um’s Dasein mit anderen Bacterien anlangt, so kommt hierbei sehr viel auf die Verhältnisse an, unter welchen dieser Kampf ab- spielt. Ist der Nährboden ein mangelhafter, die Temperatur un- günstig, Verhältnisse, wie sie z. B. im kühl gehaltenen Trink- oder - Nutz-Wasser gegeben sind, so werden die Cholerabacterien, wie _ wir gesehen, von den mitanwesenden anspruchsloseren saprophyti- _ schen Bacterien sehr schnell überwuchert. Sind dagegen die Ent- - wicklungsbedingungen für die Cholerabacterien günstig, wohl- geeignetes Nährsubstrat, warme Temperatur, reichliche Sauerstoff- zufuhr vorhanden, und treten noch dazu die Cholerabacterien in ihren Mitbewerbern überlegener Zahl in den Kampf ein, Verhält- nisse, wie sie z. B. bei den Culturversuchen Koch’s mit frischen er a # = i TR f — 802 — kommabacillenreichen Choleradejectionen auf feuchter Leinewand oder Erde, ferner bei der später noch, ihres diagnostischen Interesses wegen, näher zu besprechenden Versuchsanordnung von Schotte- lius, welcher Portionen von Cholerastühlen mit Bouillon verdünnte und das Gemisch in einem offenen Gefäss an einem warmen Ort 10 bis 12 Stunden stehen liess, realisirt sind, dann tragen die Cholera- bacterien den Sieg über ihre saprophytischen Concurrenten davon und gelangen zu üppigster, ihre Mitbewerber unterdrückender Ent- wicklung; freilich nicht: auf lange Zeit; denn die Vegetationsdauer der Cholerabacterien ist eine kurze: rasch, wie sie emporgestiegen, sinkt die Curve der Vermehrung herab, das Wachsthum steht still und damit werden die unterdrückten Saprophyten die Herren des Bodens, welcher so gründlich von ihnen in Beschlag genommen wird, dass wenige Tage nach der Aussaat keine Spur mehr von den Cholerabacterien nachzuweisen ist. In Substanzen, welche in _ stinkender Zersetzung begriffen sind, scheinen die Cholerabacterien, nach Koch’s, von verschiedenen Forschern bestätigten experi- mentellen Ermittlungen, selbst wenn sie in grösseren Mengen hin- eingelangen, in der Regel keine fortschreitende Entwicklung er- fahren zu können, sondern sehr schnell vollständig zu Grunde zu gehen. Koch fand z. B., dass die Cholerabacterien in Berliner Kanaljauche nur 6—7 Tage, mit Koth gemischt nur 27 Stunden sich erhielten, in Abtrittsjauche schon nach 24 Stunden nicht mehr nachzuweisen waren. Es ist fraglich, worauf dieser so verderbliche Einfluss fauliger Substanzen, speciell des Kothes, beruht, da nach Kitasato’s?®?) neuesten Versuchen (welche die Thatsache des schnellen Untergangs der Cholerabacterien im Kothe vollständig bestätigten) die Reinculturen der Kothbacterien sich indifferent gegen die Cholerabacterien verhalten und nach Kitasato m sterilisirtem Koth die Cholerabacterien ziemlich lange (bis 25 Tage) am Leben bleiben, in sterilisirter Spüljauche sich sogar, nach Frankland’®3), äusserst lebhaft vermehren. Es erscheint demnach unaufgeklärt, wodurch der rasche Untergang der Cholerabacterien in fauligen Substanzen bewirkt wird. Uebrigens scheint nicht in allen Fällen die Fäulniss das Leben und Gedeihen der Cholerabacterien unmöglich zu machen. Gruber?®%) beob- achtete nämlich, dass es in Proben von Cholerastühlen, welche nach der soeben erwähnten Methode der Vorcultur nach Schot- telius behandelt wurden, bisweilen erst nach 4, 7 ja 15 Tagen zur Bildung des hauptsächlich aus den Cholerabacterien zusammen- “ RE TRETEN AMOS ME, Ba Lastauh we Ar alla, r- u 4 i a gesetzten Häutchens an der Oberfläche kam, nachdem die Culturen bereits einen furchtbaren Fäulnissgestank um sich verbreitet hatten. Kitasato hat allerdings neuestens auf Grund des Ergebnisses, dass aus künstlich‘ mit Cholerabacterien beschickten Stuhlproben, welche fünf Tage nach der Einsaat der specifischen Organismen dem Verfahren der Schottelius’schen Vorcultur unterworfen, keine echten Cholerabacterien mehr zur Entwicklung gelangten, wohl aber ein Oberflächenhäutchen erstand, welches sich aus einer den Choleramikrobien ähnlichen Bacterienart recrutirte, die Richtig- keit der Beobachtungen Gruber’s einigermaassen in Zweifel ge- zogen; doch waren einerseits die Versuchsbedingungen in den beiderlei Experimenten nicht ganz die gleichen, indem Gruber Choleradejectionen, Kitasato künstlich mit Cholerabouilloneultur versetzte, frischentleerte normale Faeces als Prüfungsmaterial be- nutzte, andererseits darf man wohl annehmen, dass Gruber die immerhin erheblichen Differenzen, welche zwischen den echten Cholerabacterien und der von Kitasato beobachteten Mikrobien- art bestehen, nicht entgangen sein würden, so dass vorläufig Gruber’s Deutung, deren definitive Bestätigung von grosser Wich- tigkeit für gewisse epidemiologische Fragen in der Choleralehre sein würde, nicht als beseitigt angesehen werden kann. Wenn wir uns nunmehr zu den Ermittlungen wenden, welche - in Betreff des Verhältnisses der Cholerabacterien zur Cholera- Krankheit gewonnen worden sind, so wurde schon in der Ein- leitung angeführt, dass die Constanz und Ausschliesslich- keit des Vorkommens unserer Bacterien bei der echten Cholera gegenwärtig als eine definitiv gesicherte und allseitig anerkannte - Thatsache anzusehen ist. Können wir uns, wie oft hervorgehoben, nach unserem derzeitigen Wissen, angesichts der erwähnten That- sache kein anderes Verhältniss zwischen Koch’s Cholerabacterien _ und der echten Cholera denken, als dass erstere die Ursache _ der letzteren sind, so. wird diese Auffassung dadurch noch näher begründet, dass die Localisation und der Entwicklungsgang der Cholerabacterienvegetation im cholerakranken Körper mit der Lo- calisation, dem Verlauf und Ablauf der charakteristischen, das Krankheitsbild beherrschenden Localstörung bei der Cholera asiatica vollkommen übereinstimmt. Der Sitz der Choleraerkrankung ist bekanntlich der Darm und hier finden sich auch die Cholerabac- terien. Die ersten diarrhoischen, noch fäculenten Ausleerungen, welche den Beginn der Erkrankung kennzeichnen, enthalten bereits — 804 °— die Cholerabacterien, aber erst in geringer Zahl; die hierauf fol- genden, charakteristischen, ‚reiswasserähnlichen’ Entleerungen, welche dem Höhestadium der Krankheit entsprechen, weisen da- gegen die Cholerabacterien in gewaltiger Menge auf, während dann gleichzeitig alle anderweitigen Bacterien fast gänzlich fehlen, so dass die Cholerabacterien nahezu in natürlicher Reincultur in den Dejectionen vorhanden sind; wendet sich die Krankheit zur Hei- lung und werden demgemäss die Ausleerungen wieder fäculent, so nehmen die Cholerabacterien darin wieder mehr und mehr an Zahl ab, bis sie schliesslich, nach dem vollständigen Ueberstehen des Choleraanfalles, ganz verschwunden sind. Im Erbrochenen werden die Cholerabacterien nur ausnahmsweise und zwar nur dann an- getroffen, wenn durch die Brechbewegungen Darminhalt im den Magen übergeführt und nach aussen befördert worden ist. Ganz ähnliche Befunde ergiebt die Untersuchung der Choleraleichen: Der Mageninhalt erweist sich frei von Cholerabacterien. Das Ver- halten im Darm wechselt je nach dem Stadium der Erkrankung, in welchem der Tod eingetreten ist. Ist letzterer. während des eigentlichen Choleraanfalles, im stadium algidum, erfolgt, so zeigen sich in acut verlaufenen Fällen im ‚reiswasser-’ oder ‚mehlsuppen- ähnlichen’ (Koch) Darminhalt kolossale Mengen von Cholera- mikrobien, nahezu ungemischt mit anderen Bacterien und zwar entspricht ihre Vertheilung im Darmrohr genau dem Grade der Alteration der Darmschleimhaut, indem sie in den oberen Partien, wo die Gefässinjection und Epitheldesquamation geringere Grade aufweist, minder zahlreich sind, als in den weiter unten gelegenen, stärker afficirten Darmabschnitten, um in der Nähe der Ieocoecal- klappe, woselbst die Hyperämie und Epithelabschilferung den höch- sten Grad erreicht haben, die massenhafteste Ansammlung darzu- bieten. In weniger rasch lethal verlaufenen Fällen, in welchen die früher gleichmässig hellrothe, Rosa- oder Lila-Färbung der Darmschleimhaut in eine dunkelrothe bis blauschwarze umge- schlagen ist, mehr oder minder zahlreiche Blutextravasate sowie superficielle Nekrotisirungen in den unteren Abschnitten der Dünn- 1 darmschleimhaut sich vorfinden und der Darminhalt statt der früher i gänzlich oder fast gänzlich farb- und geruchlosen Beschaffenheit ° ein sanguinolentes Aussehen und üblen, fauligen Geruch oder auch j wieder einen mehr fäculenten Charakter angenommen hat, treten die Cholerabacterien im Darminhalt an Zahl gegen die überhand nehmenden saprophytischen, speciell fäulnisserregenden Bacterien Eee ne Fa A et Kt are A ä | | — 805 — _ mehr und mehr zurück und verschwinden nach vollständig über- standenem Choleraanfall gänzlich. So die Befunde im Darminhalte. Was die Darmwandung betrifft, so fehlen nach Koch und an- deren Autoren die Cholerabacterien in den ganz acut verlaufenen Fällen daselbst völlig; doch schliesst dies wohl erstens nicht aus, dass innerhalb und dicht unterhalb des Epithels Ansiedlungen und Wucherungen der Cholerabacterien stattgefunden hatten, welche zu- gleich mit den invadirten Epithelschichten durch den Transudat- strom abgehoben und dem Darminhalt beigemischt wurden und zweitens nicht, dass vielleicht weitere Untersuchungen mittels der _ inzwischen noch verbesserten Färbungsmethoden auch in diesen Fällen bezüglich der Anwesenheit von Cholerabacterien in den et- was tieferen Schichten der Mucosa noch positive Resultate zu Tage fördern werden. In Fällen mit weniger foudroyanten Verlauf wur- den dagegen die Cholerabacterien, innerhalb der mit der charakte- ristischen Hyperämie versehenen Schleimhautbezirke (welche Hyper- ämie nicht immer diffus über grössere Strecken hin gleichmässig ent- _ wickelt, sondern nicht selten mehr isolirt in Form hyperämischer Kränze um die Peyer’schen Plaques auftritt) stets, theils in den - erweiterten Lumen der Lieberkühn schen Drüsen und deren näch- - ster Umgebung theils an der Oberfläche und oft auch im Gewebe - der Darmzotten in bedeutender Menge gefunden und in den schwe- - ren, mit blutiger Infiltration der Darmschleimhaut einhergehenden R Fällen sah man sie in den tieferen Schichten der Schleimhaut, stellen- weise bis zur Muskelhaut des Darms, ja sogar bis in’s Bindege- - webe zwischen den beiden Muskelschichten vorgedrungen. Der- - artige Fälle mit blutiger Anschoppung der Darmschleimhaut waren es auch, in denen Kühne und Pfeiffer ihre schon oben (p. 782) _ erwähnten Befunde von Spirochätenformen der Koch’schen Choleramikrobien in der Wandung des Choleradarms machten. Kühne sowohl als Pfeiffer erblicken in der blutigen Durch- tränkung der Darmwand ein prädisponirendes Moment für das Eindringen der Cholerabacterien in dieselbe; ebenso gut wäre aber auch denkbar, dass die blutige Durchtränkung die Folge einer besonders massenhaften Entwicklung der Cholerabacterien im Gewebe der Darmwand war. Wir geben letzterer Annahme den Vorzug, weil sie uns die einfachere und natürlichere zu sein - scheint und zudem ja doch auch ganz und gar der Auffassung entspricht, welche gesicherte Beobachtung über das analoge Ver- 'hältniss bei anderen bacteritischen Processen begründet hat, wo — 806 — wir doch auch nicht annehmen, dass die specifischen Bacterien in h die unter ihrem Einflusse erkrankten Gewebe erst secundär hin- eindringen. In den schlauchförmigen Drüsen und oft auch in de- ren Umgebung finden sich die Cholerabacterien eine Zeit lang noch ziemlich reichlich, während der Darminhalt deren schon nur noch ° wenige enthält. ‘Ist indessen der Choleraanfall vollständig über- wunden, und sterben die Kranken an einer Nachkrankheit, so lässt sich auch in den Darmdrüsen keine Spur von Cholerabacterien mehr nachweisen. Nach alledem ist ein Zweifel an der specifisch- ° pathogenen Bedeutung der Koch’schen Cholerabacterien nicht wohl möglich; ihr ganzes Verhalten entspricht vollkommen demjenigen j anderer specifischer Krankheitsparasiten: sie kommen ausschliess- ° lich bei der bezüglichen Krankheit vor, wenn letztere beginnt, er- scheinen auch sie, ihre Zahl wächst proportional dem Fortschrei- ten des Krankheitsprocesses, neigt sich dieser dem Ende zu, so’ nehmen sie allmählig an Zahl ab und ist die Krankheit geheilt, so sind auch sie aus dem Körper verschwunden. Ihre Localisation deckt sich ebenfalls mit der Ausbreitung des Krankheitsprocesses i und auf der Höhe der Krankheit ist ihre Entwicklung eine so massenhafte, dass die grundlegenden pathologischen Veränderungen \ dadurch hinreichend erklärt werden. Den unmittelbaren Beweis dafür, dass die Cholerabacterien die einzige und ausreichende Ursache der Cholera asiatica dar- stellen, könnte natürlich allein das Experiment erbringen und Koch voran sowie viele andere Forscher nach ihm haben daher auch so zu sagen alle Hebel daran gesetzt, durch Uebertragung der rein cultivirten Cholerabacterien auf Thiere die Cholerakrank- heit bei diesen hervorzurufen. Leider haben alle desfalligen Be- strebungen das erwünschte Ziel nicht erreicht; es ist nicht mit Sicherheit gelungen, echte Cholera bei den Versuchs- thieren zu erzeugen. Wie Koch von Anfang an hervorge- hoben, waren die Aussichten, sichere Erfolge in der genannten Richtung zu erringen, von vorn herein verschwindend geringe. Eingehendste, von Koch und seinen Mitarbeitern im Heimath- lande der Cholera eingezogene Erkundigungen sowie ausserordent- lich zahlreiche von ihnen mit Dejectionen, Blut etc. von Cholera- kranken angestellte Experimente hatten nämlich die schon aus der grossen Summe früherer negativer Beobachtungen und Ex- perimente sich ergebende Wahrscheinlichkeit, dass das Thierge- schlecht unempfänglich für die Cholerainfection sei, zu fast un- . — 807° — _ umstösslicher Gewissheit erhoben. Könnte, sagt Koch?®5), „irgend eine Thierspecies an Cholera erkranken, dann hätte dies in Ben- galen, wo während des ganzen Jahres und über das ganze Land hinweg der Cholerainfectionsstoff verbreitet ist, irgend einmal in zuverlässiger Weise beobachtet werden müssen. Aber alle darauf gerichteten Erkundigungen sind negativ ausgefallen“. Und mit dieser negativen Erfahrung in Betreff eines spontanen Vorkommens der Cholera bei Thieren standen, wie gesagt, die hinsichtlich Er- zeugung eines echten Choleraprocesses vollständig negativen Re- sultate der von Koch und seinen Mitarbeitern in Aegypten und Indien an den verschiedensten Thierspecies vorgenommenen Ueber- tragungsversuche mit natürlichen Cholerastoffen in vollem Ein- klang. Es konnte demnach nicht auffallen, entsprach vielmehr ganz dem Verhalten anderer pathogenen Bacterien, welche weder > spontan, noch künstlich auf Thiere übertragbar sind, dass nun auch alle die in Indien in grossem Maassstabe von der deutschen Choleracommission in’s Werk gesetzten Versuche, Thiere durch Infection mit den reincultivirten Cholerabacterien cholerakrank zu machen, ohne jeglichen Erfolg blieben. Im Gegensatz hierzu wurden allerdings später, zuerst von Nicati und Rietsch?®®), _ dann von v. Ermengem?’?”), Koch’®®) selbst, Doyen?®®), Tizzoni und Cattani’°%) u. A. unter besonderen Versuchs- "bedingungen bei Meerschweinchen und Huuden Erkrankungen her- vorgerufen, welche klinisch und namentlich pathologisch-anatomisch unverkennbare Aehnlichkeit mit dem Symptomenbild der Cholera ‚asiatica bekundeten. Nicati und Rietsch, sowie v. Ermen- gem u. A. injieirten Theile von Choleradejectionen oder von Rein- eulturen der Cholerabacterien in das aus der Bauchhöhle hervor- gezogene Duodenum, erstere nachdem sie zuvor noch den Gallen- “gang unterbunden, welcher Eingriff sich als von entschieden begünstigenden Einfluss auf das Gelingen der Experimente heraus- stellte. Koch führte 10 cc einer Suspension von Cholerabacterien in Bouillon mittels Schlundsonde in den Magen von Meerschwein- chen ein, nachdem zuvor durch Verabfolgung von 5 cem Soda- lösung auf gleichem Wege der Mageninhalt alkalisirt und dem Thierchen zwecks Lähmung der Darmperistaltik eine intraperito- näale Opiumeinspritzung (1 cem Tinct. Opii simpl. auf etwa 200 g des Thiergewichts) gemacht worden war. Doyen liess die künst- liche Entsäuerung des Magens und die intraperitonäale Opium- injection weg, spritzte aber dafür den Thieren vor der Einführung Baumgarten, Mykologie, 55 , Ed. "u a y — 808 — der Cholerabacterien eine Dosis 4Oprocentigen Alkokols (1,6 bis 1,3 ccm auf 100 g des Versuchsthieres) in den Magen ein. Bei den auf diese Weise behandelten Thieren trat nun mit grosser Regelmässigkeit am zweitfolgenden Tage ein dem stadium algidum der Cholera in mancher Hinsicht ähnlicher (aber keineswegs ganz mit ihm übereinstimmender) Zustand auf — Erkaltung der Körper- oberfläche, bedeutende Schwäche der Herz- und Respirationsthätig- keit, Parese der unteren Extremitäten — welchen die Thiere nur wenige Stunden überlebten und bei der Section fand man den Dünndarm stark geröthet und schwappend mit einer wässerig- flockigen, farblosen Flüssigkeit gefüllt; Magen und Coecum ent- hielten nicht, wie gewöhlich, feste Massen, sondern grosse Mengen derselben Flüssigkeit wie die höheren Darmabschnitte; im Mast- darm lagerten meist noch harte Kothballen, entsprechend dem Umstand, dass Durchfall bei den Thieren in der Regel nicht | zu Stande kam. Es bedarf nun aber wohl keiner näheren Aus- führung, dass bei den genannten Versuchsmethoden theils auf dem j Wege starker traumatischer Insultation theils durch chemische Ein- ° wirkungen die Vitalität der betreffenden Gewebe bedeutend herab- gesetzt und die normalen Schutzvorrichtungen des Körpers mehr oder minder brachgelegt wurden. Dass unter solchen Verhältnissen auch ganz gewöhnliche saprophytische Mikroorganismen im leben- den Thierkörper Boden gewinnen und schädlich wirken können, dafür fehlt es ja nicht an Beispielen und in der That haben Koch’ 2 eigene Controlversuche sowie die späteren Experimente von Finkler und Prior???) direct gezeigt, dass bei gleicher Präparation der ö | Versuchsthiere auch die saprophytischen ‚Kommabacillen’ Fink- ler’s, Miller’s und Deneke’s sehr ähnliche pathologische” union hervorzubringen vermögen, wenn auch weniger regel- mässig wie die echten Cholerabacterien. Ausserdem wird bei Be- urtheilung der in Rede stehenden Experimentalerfolge zu berück- sichtigen sein, dass, so wenig bisher ein mit der menschlichen | Cholera sicher identischer Krankheitsprocess bei Thieren beob- achtet worden ist, choleraähnliche Erkrankungen doch durch a sehr echielann Bacterien, ja sogar durch chemiche Noxen i (Arsen und gewisse andere ERER sowie pflanzliche Si bei Thieren, speciell Meerschweinchen und Hunden, in’s Leben zu rufen sind. So gelingt es z.B. mittels des vielhespe chem g ‚Neapler Bacillus’, welcher, einst, und zwar gerade auch auf Grund seiner thierpathogenen Leistungsfähigkeit, als Gegen- — 809 — candidat des Koch’schen Cholerabacillus aufgestellt, jetzt, durch Weisser’s”®?) Ermittlungen, als ein harmloser Darm- 'schmarotzer des Menschen erkannt ist, leicht und sicher, ohne An- wendung forcirter Infectionsmaassregeln, durch welche allein, wie wir sahen, den Koch’schen Cholerabacillus zur Aeusserung dele- tärer Wirkung auf den Thierkörper verholfen werden kann, bei Meerschweinchen und verschiedenen anderen Thieren einen der menschlichen Cholera sowohl den klinischen Symptomen als auch den pathologisch-anatomischen Befunden nach sehr ähnlichen Krankheitsprocess zu erzeugen. Und wie der ‚Neapler Bacillus’ verhalten sich in letzterer Hinsicht auch der von Brieger aus menschlichen Faeces isolirte ‚Bacillus cavicida’ und noch einige andere wohlbekannte bacterielle Organismen. Den sicheren experi- mentellen Beweis für die aetiologische Bedeutung der Koch’schen Cholerabacterien werden wir daher weder in den positiven Resul- taten der oben erwähnten gewaltsamen Infectionsexperimente mit den genannten Bacterien noch auch in der neuerlichst von Hueppe’*?) mittels intraperitonäaler Einverleibung kleiner - Mengen unserer Bacterien erzielten ‚Meerschweinchencholera’ er- - blicken können. Selbst wenn man annehmen wollte, dass in diesen Hue ppe’schen Experimenten die Cholerabacterien den Effect des - künstlichen ‚Choleraprocesses’ ganz selbständig d. h. ohne Mithilfe _ prädisponirender künstlicher Einwirkungen auf die Darmwand — zu Wege gebracht hätten — welcher Annahme der Umstand ent- gegensteht, dass früher Koch wiederholt ganze Spritzen von _Bouillon- oder Gelatine-Reincultur der Cholerabacterien in das Peritonäum von Meerschweinchen injicirt, ohne den Thieren da- durch zu schaden, und dass Pfeiffer und Vincenzi’°*), bei directer Nachprüfung der Hueppe’schen Versuche, den von diesem Forscher angegebenen Erfolg nur dann erhalten konnten, wenn "der Darm, sei es durch Einklemmung, Abbindung oder Kauteri- ‚sation, absichtlich insultirt wurde — selbst wenn wir, sage ‚ich, annehmen wollten, dass auch ohne Mitwirkung besonderer Hilfs- ursachen, die Cholerabacterien, in geringen Mengen in die Perito- näalhöhle eingeführt, im Stande seien, bei Meerschweinchen eine choleraähnliche Enteritis zu bewirken, so wäre damit ein unverwerf- ‚licher Experimentalbeweis für die specifisch pathogene Bedeutung der - Koch ’’schen Cholerabacterien nicht erbracht, da ja eben auch andere Bacterien, welche für den Menschen ganz unschädlich sind, denselben, ebenerwähnten pathologischen Effect auszulösen im Stande sind, D0* — 810 — Das Thierexperiment wird nach alledem schwerlich das letzte Wort in der Frage nach der aetiologischen Bedeutung der Koch- schen Cholerabacterien zu sprechen haben. Wenn, wie nach dem oben Gesagten feststehen dürfte, die Cholera, gleich Syphilis, Ma- sern, Scharlach u. a., eine ausschliesslich dem Menschen geschlechte zugehörige Infectionskrankheit ist, so würde der zuverlässige Ex- perimentalbeweis für die specifisch-pathogene Bedeutung der Koch- schen Cholerabacterien nur durch absichtlich angestellte oder zu- fällig herbeigeführte. Infectionsexperimente mit den reincultirten Cholerabacterien am Menschen resp. durch Beobachtungen, welche an Beweiskraft gelungenen Experimenten nahezu gleich kämen, zu erbringen sein. Es wird nun berichtet, dass Boche- fontaine in Paris und Klein in Bombay absichtlich mit Cholera- bacterien versetzte Stoffe verschluckt hätten, ohne an Cholera zu erkranken, und man hat aus diesem Ergebniss den Schluss ge- | zogen, dass die Cholerabacterien nicht die Ursache der Cholera sein könnten, wenigstens nicht in dem Zustande, in welchem sie den kranken Körper verlassen und in künstlichen Culturen fort- gepflanzt werden. Dieser Schluss erscheint indessen nicht gerecht- fertigt. Erstens ist nicht zweifelsfrei erwiesen, dass in den genossenen ‚Proben echte Cholerabacterien in lebensfähigem Zustande enthalten waren und zweitens konnten sich ja die Experimentatoren zufällig einer sog. „individuellen Immunität“ erfreuen, welche unleugbar eine gewichtige Rolle in der Choleraaetiologie spielt und die sich gerade mit der Annahme, dass der Koch’sche Cholerabacillus’ das Choleravirus darstellt, sehr gut verträgt, da derselbe, wie wir wissen, ausserordentlich empfindlich gegen den sauer reagiren- den Miböninhelt ist und daher den Magen wohl nur dann unbe- schädigt passiren kann, wenn durch gewisse physiologische oder pathologische Verhältnisse (nüchterner Zustand, Gastrieismen ete.) die Acidität des Mageninhalts stark RR oder aufgehoben ist. Dass die reincultivirten Cholerabacterien in der That befähigt ch ne sind, die Cholerainfection zu vermitteln, scheint dagegen ganz sicher der bekannte Fall von spontaner Choleraerkrankung zu beweisen, welche einen Theilnehmer an den Koch’schen Choleracursen in Berlin betraf. Derselbe erkrankte an einem ziemlich heftigen Cholera- anfalle, nachdem er einige Tage zuvor an gastrischen Störungen | und Durchfall gelitten und in seinen Dejectionen fanden sich reich- liche unzweifelhafte Cholerabacterien. Da zu jener Zeit weder in Berlin noch sonstwo in ganz Deutschland ein anderweitiger Fall’ — si — von Cholera existirte, konnte die Ansteckung im vorliegenden Falle wohl nur durch die Reinculturen, mit welchen der betreffende Arzt handtiert hatte, hervorgerufen sein. Bis jetzt steht allerdings dieses Beispiel von gelungener Choleraübertragung durch Reinculturen der Koch’schen Cholerabacterien völlig isolirt da, und man wird auf eine so vereinzelte Beobachtung ein allzu grosses Gewicht vor- erst nicht legen dürfen. Aber wir brauchen auch die Infections- 'experimente an Menschen nicht unbedingt nothwendig, um die Ueberzeugung von der aetiologischen Bedeutung der Koch’schen Cholerabacterien zu gewinnen. Durch die Thatsachen der Constanz und Ausschliesslichkeit des Vorkommens dieser Bacterien im cholera- kranken Körper und des vollkommenen Parallelismus, welcher zwi- schen der ganzen Art und Weise ihrer Vegetation daselbst und den charakteristischen Krankheitserscheinungen besteht, ist, unseres Erachtens, die Annahme, dass sie die einzige und ausreichende Ursache der menschlichen Choleraerkrankungen sind, hinreichend sicher gestützt. RER Halten wir es für ausgemacht, dass in den Koch’schen Cholerabacterien das specifische Choleravirus gefunden ist, so wäre nunmehr die Frage aufzuwerfen, in welcher Weise wir uns die krankhaften Erscheinungen, welche den Cholera- "process kennzeichnen, durch unsere Bacterien zu "Stande gebracht denken sollen. Soweit unser einschlägiges "Wissen reicht, lässt sich darüber folgendes sagen. Was zunächst die charakteristisch Darmerkrankung anlangt, welche die Grundlage des Gesammtleidens bildet, so ist dieselbe ungezwungen “von unmittelbaren Einwirkungen der Cholerabacterienvegetation im Darmkanale abzuleiten: die stürmische Proliferation der specifischen Mikrobien auf und in der Darmschleimhaut, durch welche in "kürzester Frist der Darmkanal mit erstaunlichen Massen para- "sitischer Lebewesen erfüllt wird, muss, nach den im allgemeinen "Theile gegebenen Erörterungen über die Einflüsse pathogener Bacterienvegetationen auf das lebende Gewebe, nothwendiger Weise ‚zu rasch eintretenden, eingreifenderen Ernährungsstörungen der nächstbetroffenen Gewebstheile, des Darmepithels und der Capilla- rität des Darmrohrs, führen, Ernährungsstörungen, welchen die ! Eigenartigkeit der Ernährungsenergie und des Assimilationsvermö- gens der specifischen Bacterien gewisse typische Besonderheiten gegenüber den durch andere specifisch-pathogene Bacterien einge- leiteten Nutritionsanomalien der Gewebe verleihen muss, und so — 3122 — dürfen wir die schleimige Degeneration und Lockerung der Darm- epithelien sowie die Erweiterung und erhöhte Durchlässigkeit der Darmcapillaren, welch’ letztere die Bildung jenes für die Cholera pathognomonischen, copiösen, die gelockerten Epithelien vielfach von ihrer Unterlage ablösenden Flüssigkeitsergusses in das Darm- lumen bedingt, als directe Folgen des Lebensprocesses der wuchern- | den Choleramikrobien auffassen. Die Annahme, dass die Cholera- bacterien die erwähnten charakteristischen Alterationen des Epithels und der Capillarwandungen der Darmschleimhaut nicht direct, ” sondern mittels eines von ihnen erzeugten Toxins hervorriefen, er- scheint vollkommen entbehrlich. Wie zind nun aber die schweren ° Störungen, welche der Choleraproces im Gesammtorganis- mus bewirkt, die Schwächung, ja nahezu völlige Erlahmung der Herzthätigkeit, welche in der Pulslosigkeit, in der starken Cyanose, | in der Kälte der Glieder ihren merklichsten Ausdruck findet, das | Versiegen aller Secretionen, speciell der Harnabonln: die | Austrocknung der Gewebe (Auieies cholerica”), die schmerzhaften Muskelkrämpfe, der tiefe Kräfteverfall, Symptome, welche sich zu ” dem erschreckenden Bilde der RER Cholera’ (‚stadium algidum cholerae’) vereinigen, zu erklären? Dass die erwähnten .Allgemeinsymptome ebenfalls, wie die Localsymptome, auf directe Einwirkungen der Cholerabacterien zurückzuführen seien, muss vor- läufig mit Bestimmtheit verneint werden, da es, trotz der gegenthei- ligen Befunde einzelner Autoren (Doyen?®), Babes’), Tizzoni und Cattani?9”), als sichere Thatsache gelten darf, dass die Cholera- | bacterien im lebensfähigen Zustand in der Regel ausschliesslich i Darm, sonst in keinem anderen Organ und auch nicht im Blute cho- lirsnkir Individuen vorkommen. Es kann sich also nur darum han-" deln, zu entscheiden, ob der Symptomencomplex des stadium algidum wesentlich als unmittelbare Folge des Darmleidens, namentlich der ° massenhaften Transsudation aus den Blutgefässen der Darmwand, der „serösen Verblutung“, anzusehen ist, oder ob derselbe haupt- sächlich durch Resorption eines oder auch mehrerer von den wuchernden Choleramikrobien im Choleradarm erzeugter löslicher” specifischer Giftstoffe hervorgerufen wird. Die erstere Auffassung war, irren wir nicht, vor der Entdeckung der Koch’schen Cholera- bacterien die herrschende und ist seiner Zeit wohl von Niemandem beredter und überzeugender motivirt worden, als von dem ver- storbenen Niemeyer. Die letztere Auffassung fand jedoch in Koch einen mächtigen Fürsprecher und hervorragende Forscher, — 85 — \ wie Klebs und Hueppe?°®) schlossen sich ihm hierin vollstän- dig an, während Cantani’°®) zwar ebenfalls der „Gifttheorie“ huldigte, als das giftig wirkende Princip indessen nicht giftige - Stoffwechselproducte der Cholerabacterien, sondern die todten Leiber der letzteren selbst ansah, welche resorbirt, den Körper so vergiften sollten, „wie dies genossene giftige Schwämme thun“. - In Vertheidigung der ersterwähnten Lehre hat sich in neuerer Zeit namentlich Samuel8°0), mit scharfem Angriffe gegen die Gift- theorie gewendet und auch Kühne?) ist letzthin zu Gunsten der ersteren in die Schranken getreten. Wir unsererseits müssen den beiden letztgenannten Forschern Recht darin geben, wenn sie urgiren, dass weder ein strieter Beweis für die Gifttheorie noch auch eine Nöthigung zur hypothetischen Annahme derselben vorliegt; denn die Anwesenheit specifischer Choleratoxine in dem Inhalte des lebenden Choleradarms ist bisher noch von Niemandem überzeugend dargethan und es lassen sich, unseres Erachtens, die Symptome der asphyktischen Cholera auch ohne Zuhilfenahme besonderer Giftwirkungen, allein von der Darmerkrankung, namentlich der durch sie herbeigeführten im- mensen serösen Transsudation und der hieraus resultirenden Blutein- dickung und Blutlaufstockung ungezwungen ableiten, in welcher Hin- sicht wir auf die eingehenden bezüglichen Beweisführungen Nie- meyer’s und Samuel’s, welchen wir uns im wesentlichen vollkommen anschliessen, verweisen müssen. Der Einwand Koch’s, dass der eigentliche Choleraanfall nicht selten auch zu Stande käme, ohne dass erhebliche Mengen von Flüssigkeit aus dem Blute in den Darm ausgeschieden worden seien, verdient gewiss Beachtung, kann in- dessen, wie schon Samuel hervorgehoben, nicht als ausreichend erachtet werden, die Blut-Theorie zu entkräften, da die Fälle von Cholera-Asphyxie ohne sichtliche Bluteindickung factisch zu den grossen Seltenheiten gehören dürften, da ferner ausser der Blutein- _ diekung durch den Wasserverlust such wohl noch die Zurückhaltung eines erheblichen Theils der Blutmenge in den erweiterten Capillaren des Darmkanals sowie reflectorische, durch die Darmnerven vermittelte Störungen der Circulation als eiiopenehiäche Momente in Be- tracht kommen und schliesslich der verschiedene Grad individueller Resistenz gegen den Säfteverlust etc. zu berücksichtigen ist. Was die positiven Argumente der Gifttheorie betrifft, so ist hier nament- lich auf die schon oben erwähnten Nachweise giftiger Stoffe in den künstlichen Culturen der Cholerabacterien Gewicht gelegt worden, um so mehr als Pouchet, Villiers, sowie besonders Nicati — 84 — und Rietsch dieselben Stoffe sowohl im Darminhalt als auch im Blute und Organsaft von frischen Choleraleichen gefunden haben. Der Annahme, dass in diesen Substanzen die Agentien der prä- t 4 sumirten specifischen Cholera-Intoxication ermittelt seien, steht ° jedoch erstens der Umstand entgegen, dass die überwältigende Mehrzahl der so ausserordentlich zahlreich in älterer und neuerer Zeit mit frischen Dejectionen sowie Blut ete. cholerakranker Indi- viduen ausgeführten Uebertragungsversuche auf Thiere trotz An- wendung z. Th. sehr bedeutender Mengen der erwähnten Stoffe, vollständig wirkungslos geblieben ist, es mithin bis auf Weiteres sehr bezweifelt werden muss, dass die in Rede stehenden Stoffe zur Zeit des eigentlichen Choleraanfalles im lebenden Organismus vorhanden sind und zweitens decken sich die durch die sog. ‚Cho- leratoxine’ an Thieren hervorgerufenen krankhaften Erscheinungen, wenn solche auftreten, keineswegs genügend mit den Allgemein- Symptomen des menschlichen Choleraanfalles, um auf eine Identität der in beiden Fällen wirksamen Potenzen sicher schliessen zu lassen. Wenn es nach alledem weder als erwiesen noch als wahrscheinlich gelten kann, dass die Erscheinungen des asphyktischen Stadiums der: Cholera wesentlich durch bestimmte Toxine verursacht werden, so ist nicht zu bestreiten und wohl auch zu keiner Zeit bestritten worden, dass im sog. ‚Typhoidstadium’ der Cholera eine Intoxication des Organismus mit deletären chemischen Stoffen eine wesentliche Rolle spielt. Die hierbei wirksamen toxischen Substanzen sind aber wohl sicherlich nicht, selbst nicht theilweise, Producte des Stoff- wechsels der Cholerabacterien, sondern theils anormale oder ab- normer Weise zurückgehaltene Stoffwechselproducte des cholera- kranken Organismus selbst, theils wohl auch Stoffwechselproducte der secundären (saprogenen) Bacterienvegetationen, welche die Cholerabacterienvegetation im Choleradarm ablösen. Wahrschein- lich stammen die oben erwähnten, aus Darminhalt und Organsub- stanz von Choleraleichen isolirten chemischen Gifte aus solchen, erst mittelbar auf Rechnung der Cholerabacterien zu setzenden. Stoffen her. Auf eine Darlegung und Erörterung der Symptome des Cholera- Typhoids näher einzugehen, kann hier nicht unsere Aufgabe sein. Fragen wir nun nach den Bedingungen des Zustandekom- mens der Cholerainfection, so kann es zunächst gar keinem Zweifel unterliegen, dass die Cholerabacterien allein vom Darme aus ihre krankheitserregende Wirkung entfalten. Denn nur in diesem Organ kommen sie, wie die Erfahrung lehrt, zur Wucherung. | ee ee eds in Ts re en ru a 5 m ar Ro ze - ag Hieraus ergiebt sich mit fast unweigerlicher Consequenz, dass _ die Cholerabacterien nur dann dem menschlichen Organismus ge- - fährlich werden können, wenn sie in lebensfähigem Zustande - direct in den Darmkanal desselben hineingelangen. Zwar wissen wir, dass der Darm ebenso, wie jedes andere Organ, _ nicht nur direct, sondern auch indirect, vom Blute aus, inficirt werden kann, aber eine Erkrankung durch hämatogene Infection kommt, soweit unser gesichertes Wissen reicht, in der Regel nur - dann zu Stande, wenn die betreffenden Mikroorganismen entweder - im Gewebe der Invasionspforte oder in anderen Organen oder im - Blute in Wucherung gerathen, weil sie gegentheiligenfalls nicht - oder nur zum allergeringsten Theile die zwischen der Infections- > pforte und dem befallenen Organ gelegenen Lymphdrüsenketten zu " passiren vermögen und sich in den Geweben und Säften, in welchen sie nicht proliferiren, baldigst auflösen; Ausnahmen von. dieser Regel kommen zwar vor, aber höchstwahrscheinlich nur unter Mit- wirkung besonderer prädisponirender Momente (Traumen, voraus- ” gegangene Entzündungen), welche die Ablagerung der verein- -zelt im Blute kreisenden Mikrobien wesentlich begünstigen, wie dies z. B. bei den, Ihnen bekannten, sog. ‚kryptogenetischen’ _ Infectionen der Fall ist. Aehnliches wäre ja auch bei der Cholera- infection denkbar und thatsächlich sahen wir in den oben erwähnten Experimenten Hueppe’s und Vincenzi’s eine durch Import vom Blute aus vermittelte Wucherung der Cholerabacterien im Darmkanale eintreten. Auf die Aetiologie der menschlichen Cho- lera gestatten indessen die in Rede stehenden Experimente keinen Schluss, weil weder der in letzteren gehandhabte Infectionsmodus (intraperitonäale Injection) noch derartige Läsionen der Darmwand, wie sie zum sicheren Gelingen jener Versuche erforderlich waren, bei der natürlichen Cholerainfection in Betracht kommen können. Die einzige Eingangspforte, welche für eine hämatogene Infection des Darmkanals bei der menschlichen Cholera a priori in An- “spruch genommen werden könnte, wäre der Respirations- reine. Gerade von hier aus ist nun aber, wie wir aus den " Inhalationsexperimenten mit nichtbelebten feincorpusculären Elemen- "ten und mit Bacterien aller Art wissen, der Eintritt in das Blut- gefässsystem, aus Ihnen bekannten Gründen, ganz besonders er- ' schwert und man darf, nach Maassgabe dieser Experimente, wohl bestimmt behaupten, dass von solchen Bacterien, welche nicht im Lungengewebe oder in den Lymphdrüsen oder im Blute zu wu- . chern befähigt sind, so gut wie keines lebendig in das Blut | hineingelangt, mögen sie noch so reichlich inhalirt oder in die \ Bronchialwege injicirt werden. Schon aus diesem Grunde allein müsste die etwaige Annahme, dass die Infection des Darms mit Cholerabacterien durch inhalirte Individuen der letzteren ver- mittelt sein könnte, hinfällig werden. Hierzu kommt aber noch, ° dass, von Ausnahmeverhältnissen, in denen eine Verspritzung cholerabacterienhaltiger Flüssigkeiten erfolgt, abgesehen, die Cho- lerabacterien, wie alle anderen Mikrobien, nur nach vorheriger Eintrocknung und Verstäubung in die Lungen eindringen können, in welchem Zustande dieselben aber, wie wir wissen, nicht mehr lebensfähig sind. Von einer Entstehung der mensch- lichen Cholera durch Inhalation der Koch’schen Cholera- bacterien kann also im Grossen und Ganzen nicht wohl die Rede sein; der fast ausschliesslich in Betracht kommende Infections- modus bleibt mithin die Aufnahme der Bacterien in den Ver- dauungskanal. Nun scheint auf den ersten Blick gegen die Wirksamkeit dieses Infectionsmodus die Ihnen aus der obigen Er- örterung über die Biologie der Cholerabacterien bekannte That- sache zu sprechen, dass die genannten Mikrobien sehr rasch im sauren Magensafte zu Grunde gehen; ein näherer Einblick in die betreffenden Verhältnisse lehrt jedoch, dass sich das erwähnte bio- logische Verhalten der Bacterien sehr wohl mit der Bethätigung ihrer Infectionswirkung vom Darmkanale aus vereinigen lässt. Denn erstens giebt es Zustände, in welchen der Mageninhalt nur sehr schwach sauer oder neutral oder sogar alkalisch reagirt: bei nüchternem Magen (C. A. Ewald °°°), bei dyspeptischen, apepti- schen und gastrischen Störungen; ferner sind bei stark mit Speisen gefülltem Magen die in denselben eingeführten Cholerabacterien vor der zerstörenden Einwirkung des sauren Magensaftes relativ’ geschützt; weiterhin kann bei eröffnetem Pylorus ein sehr schneller Transport der Speisen und namentlich des Getränks in das Duo- denum stattfinden und damit ein mehr oder minder grosser Theil der in den Ingestis etwa enthaltenen Cholerabacterien der Er- tödtung durch den Magensaft entgehen; schliesslich kommt, bei gastrischen Zuständen, ein Ersatz der Salzsäure durch andere, in Folge abnormer Gährungsvorgänge entstandene Säuren (Milchsäure, Buttersäure) vor, welche nicht in gleichem Grade deletär auf di Cholerabacterien wirken, wie die Salzsäure. Es fehlt also nicht” an Möglichkeiten, welche es erklären, dass die Cholerabacterien, — 86 — EEE TE En REN WEN — 81 — trotz ihrer ungemeinen Empfindlichkeit gegen das Magensecret, in wirksamen Zustand in den Dünndarm einzudringen vermögen. Andererseits ist aus der Thatsache der grossen Hinfälligkeit un- serer Bacterien gegen den sauren Magensaft die Folgerung zu ent- nehmen, dass erstens gewiss oft genug die Einführung wirksamer Cholerabacterien in den Magen ohne Schaden verläuft, weil die gefährlichen Eindringlinge darin vollständig vernichtet werden und dass zweitens die Gefahr, an Cholera zu erkranken, ganz erheb- lich eingeschränkt werden kann, wenn für ein normales Verhalten der Magen- (und Darm-) Functionen — denn auch Darm störun- gen (Verlangsamung der Darmbewegung) müssen der Ansiedlung und Entwicklung der Bacterien im Darm Vorschub leisten — Sorge getragen und namentlich Ueberladung des Magens mit Speisen vermieden wird. Hiermit stimmt überein, dass kaum bei einer anderen Infectionskrankheit so sehr, wie gerade bei der Cho- lera die sog. ‚individuelle Prädisposition’ eine bedeutsame Rolle spielt, indem arme, hungernde und kranke Menschen einen sehr viel grösseres Contingent zu den Choleraerkrankungen stellen, als gutsituirte und gesunde und auch die bekannte Erfahrung, dass zu Cholerazeiten die meisten Cholerafälle sich am Montag und Dienstag, an den Nachtagen des, Unmässigkeiten aller Art veran- lassenden, Sonntag ereignen, findet in der erwähnten Eigenschaft der Cholerabacterien ihre befriedigende Erklärung. Auf welche Weise gelangen nun aber die Cholerabacterien in den Verdauungskanal des Menschen? Eine grosse Zahl von Möglichkeiten springt hier in die Augen. Die gemeinsame Quelle jedweder Uebertragung der Cholerabacterien auf den Menscheu bilden — abgesehen von dem endemischen Choleragebiete, wo, wahrscheinlich wenigstens, ausserdem primäre und selbständige Reproductionsheerde des Choleravirus im Boden vorhanden sind _— die Dejectionen der Cholerakranken, ausnahmsweise auch das Erbrochene derselben. Von den Dejectionen aus werden nun offenbar die Cholerabacterien auf den allerverschiedensten Wegen in den Darmkanal des Menschen zurückgeführt werden können. Es würde uns zu weit führen, wollten wir alle hierbei in Betracht zu ziehenden Möglichkeiten einzeln aufzählen; es muss genügen, auf die wichtigsten derselben kurz hinzuweisen. Zuvörderst ist da die unmittelbare Uebertragung in’s Auge zu fassen, wie sie durch Berührungen von Choleradejectionen oder damit verun- reinigten Kleidungsstücken, Wäsche etc. zu Stande kommen N en 2. kann. Als besonders durch die directe Infection gefährdet müssen die Wäscherinnen erscheinen, welche die mit Choleradejectionen behaftete Wäsche zu reinigen haben, um so mehr, als, wie wir wissen, die in den Dejectionen enthaltenen Cholerabacterien auf dem genannten Substrate in äusserst üppige Wucherung gerathen können und in der That lehrt die Erfahrung, dass die in Rede stehenden Personen ganz besonders häufig an Cholera erkranken; ausser der Infection mittels des Fingers etc. wird übrigens in diesem Fall auch eine Uebertragung der Cholerabacterien durch verschluckte Theilchen des verspritzten Waschwassers in Wirksamkeit treten können. Bedeutungsvoller für die Ausbreitung der Krankheit, als die Infectionsgelegenheiten durch directen Contact mit den Cholera- dejectionen selbst sind die indirecten Uebertragungsmöglich- keiten, in welcher Beziehung vor allem die Uebertragung durch inficirtes Trink- und Brauch-Wasser und durch infieirte Nah- rungsmittel zu berücksichtigen wäre. Während die Infection durch unmittelbare Uebertragung von Theilchen virulenter Cholera- dejectionen zwar die Entstehung einer mehr oder minder grossen Zahl von Einzelfällen — die sich freilich um.so mehr häufen können, je weniger der Reinlichkeitssinn und die Vorsicht der be- ß treffenden Bevölkerung entwickelt und geschärft sind — nicht jedoch die Massenerkrankungen an Cholera, speciell nicht das zuweilen geradezu explosionsartige Auftreten derselben unter den Bewohnern eines Ortes, zu erklären im Stande ist, würde uns die eventuelle indirecte Infection durch mit Cholerabacterien verunreinigte Nah- rungsmittel und namentlich Trinkwasser — eine Infectionsmöglichkeit, deren sichere Vermeidung nur innerhalb einer intelligenten Bevölke- rung durch strenges Einhalten ganz besonderer Vorsichtsmaassregeln zu erreichen wäre — die epidemische Ausbreitung der Krankheit gut verständlich machen können. Dass eine Verunreinigung von 4 Nahrungsmitteln und des Trink- und Brauchwassers durch Cholera- dejectionen auf die mannigfaltigste Weise erfolgen kann und that- sächlich auch vielfach erfolgen wird, ist ja nicht zu bezweifeln. ° Die Infection von Nahrungsmitteln dürfte wohl am häufigsten durch mit Choleradejectionen beschmutzte Finger oder Geräthe, nicht selten aber auch durch Insecten, namentlich Fliegen 808) vermittelt werden. Dass gelegentlich auch eine Masseninfection ° von Nahrungsmitteln durch cholerabacterienhaltige Stoffe bewirkt ° werden kann, darauf weist z. B. die Beobachtung hin, welche” Koch in Toulon machte, wo die Marktfrauen die Gewohnheit üben, ° | a Ren _ ihre Waaren zeitweise mit einem in vorbeifliessendes Rinnstein- wasser -getauchten Besen zu besprengen, ein Act, welcher, falls, was ja sehr leicht möglich war, eine Zumischung von Cholera- dejectionen zu dem Rinnsteinwasser eintrat, zu einer sehr aus- giebigen Infection der feilgebotenen Früchte und Gemüse führen musste. Das Trink- und Brauchwasser nun kann namentlich da- durch mit Cholerabacterien inficirt werden, dass Dejectionen, oder Spülwasser von Cholerawäsche von der Bodenoberfläche aus, wohin sie absichtlich oder unabsichtlich gegossen wurden oder auch von den Abortsgruben aus durch allfällige Zuflüsse (Rinnsale, Gänge, Rückläufe für das überschüssige Wasser etc.) in einen undichten Brunnenschacht, in offnes, stagnirendes Brauchwasser (Wasser von Binnenhäfen, Kielwasser von Schiffen, Teiche u. s. w.) hinein- gelangen. Die Grösse der Gefahr, welche den Menschen aus der Verunreinigung von Nahrungsmitteln und Wasser durch Cholera- dejectionen erwächst, wird nun selbstverständlich davon abhängen, ob die Cholerabacterien auf resp. in den betreffenden Nahrungs- mitteln und Wässern sich zu vermehren oder, wenn nicht dies, so doch längere Zeit zu erhalten im Stande sind oder ob sie im Gegentheil mehr oder minder schnell darauf resp. darin zu Grunde gehen. Das letztere wird der Fall sein müssen bei allen solchen _ Nahrungsmitteln, auf welchen aus Mangel an Feuchtigkeit oder _ wegen des Gehalts an den Cholerabacterien feindlichen Substanzen _ ein schneller Tod der übertragenen Mikrobien durch Eintrocknung oder Vergiftung stattfindet. Babes®°*), welcher sich der dan- kenswerthen Mühe unterzogen, das Verhalten der Cholerabacterien auf einer grösseren Zahl verschiedener Nahrungsmittel zu prüfen, fand, dass die Reinculturproben der genannten Organismen, auf ‚saure Früchte, saure Gemüse, Senf, Zwiebeln, Knoblauch, Bier und Wein übertragen, bereits nach 24 Stunden vollständig abge- ‚storben waren; etwas länger, bis 48 Stunden, erhielten sich die "übertragenen Cholerabacterien auf Käse, frischen Gemüsen, rohen Kartoffeln, Fruchtsäften, Zuckerwasser, Chocolade Eine Ver- mehrung der übertragenen Cholerabacterien gestattet, wie wir wissen, vor allen ein Nahrungsmittel in ganz hervorragendem Maasse: die Milch, so lange sie noch frisch, d. h. noch nicht sauer geworden ist. Proliferationsfähig sind ferner, wie Sie sich erinnern, die Cholerabacterien, nach Babes, auf frischem Fleisch, gekochten Eiern, Mohrrüben, Kohl, angefeuchtetem Brod und Hülsenfrüchten; doch ist fraglich, ob unter natürlichen Ver- — 320 — " hältnissen die Proliferation wirklich zu Stande kommt, da die Züchtungsversuche auf den genannten Nährsubstraten nur dann sichere positive Resultäte ergaben, wenn dieselben nach Möglichkeit sterilisirt und bei 36° C. gehalten wurden; jedenfalls aber dürfen wir wohl eine längere Conservirung der etwa auf die erwähnten Nähr- mittel gelangten Cholerabacterien als möglich voraussetzen. Ueber- blicken wir die über das Verhalten der Cholerabacterien auf den sebräuchlichsten Nahrungsmitteln bekannten Thatsachen, so würde also in erster Linie die mit Cholerabacterien inficirte Milch als eine sehr gefährliche, auf grössere Kreise der Bevölkerung ein- wirkende Quelle der menschlichen Cholerainfection in Betracht zu ziehen sein; demnächst wären wohl inficirte und roh genossene Früchte (Obst) als gefahrdrohendste Objecte zu erachten. Es er- scheint, nach unserem derzeitigen Wissen, durchaus annehmbar, dass durch den Genuss der genannten infieirten Materialien nicht nur, wie durch die etwaigen unmittelbaren Infectionen durch Cho- leraentleerungen oder die mittelbaren Ansteckungen durch Nahrungs- mittel anderer Art oder sonstige anderweitige Objecte mehr oder minder gehäufte Einzelfälle, sondern ganze, gleichzeitig aus- brechende Massenerkrankungen an Cholera herbeigeführt werden. Wie steht es nun mit der Gefahr der Cholerainfection durch mit Choleradejectionen verunreinigtes Trink- und Brauch-Wasser? Dass in letzterem unter natürlichen Verhätnissen in der Regel nicht nur keine Vermehrung der eingedrungenen Cholerabacterien, ° sondern sogar ein recht rascher Untergang derselben eintreten wird, | darf nach den oben angeführten experimentellen Thatsachen als fest- stehend angesehen werden; Ausnahmen von dieser Regel sind in- dessen sehr wohl denkbar und dass sie wirklich vorkommen können, | beweist der bekannte Befund Koch’s, welcher in dem Wasser eines indischen Tanks, unter dessen Anwohnern zu jener Zeit eine Choleraepidemie krachen war, so reichliche Mengen von Cho- lerabacterien nachwies, dass eine Vermehrung der letzteren in dem Tankwasser wohl alälheft angenommen werden musste. Frei- \ lich ist dieses Tankwasser ein Schmutzwasser allerschlimmster Sorte, wie es bei uns zu Lande wohl kaum jemals getrunken oder zur Bereitung von Speisen verwendet werden wird; aber Koch hat darauf hingewiesen, dass unter Umständen auch in unseren Trink- und Brauch-Wässern eine Vegetation der Cholerabacterien möglich sein werde, an solchen Stellen nämlich, „wo ein Rinnstein” oder der Ablauf einer Abtrittsgrube in ein stehendes Gewässer ein- er L i — 321 — mündet, wo Pflanzentheile, thierische Abfallsstoffe u. dgl. liegen und der Zersetzung durch Bacterien ausgesetzt sind“. Man könnte dem allerdings entgegenhalten, dass die Cholerabacterien an solchen Stellen im Kampfe mit gleichzeitig daselbst vorhandenen sapro- - phytischen Organismen wohl meist den kürzeren ziehen und schnell _ von ihnen überwuchert werden würden ; indessen wäre dieser Ein- wurf nicht stichhaltig, da, wie früher ausführlich dargelegt, die Cholerabacterien unter gewissen Bedingungen, welche in dem hier gegebenen Falle sehr wohl zeit- und stellenweise realisirt sein könnten, die Cholerabacterien im Kampfe mit anderen bacteriellen Mitbewerbern das Feld siegreich, wenn auch nicht auf lange Zeit, zu behaupten im Stande sind. Eine weittragende und allgemeine ' Bedeutung werden wir aber trotzdem diesen etwaigen localisirten Vegetationen der Cholerabacterien im Wasser für die Beurtheilung der Infectionsgefahr durch inficirtes Trink- und Brauch-Wasser nicht ' einräumen können, weil der Einfluss solcher umschriebenen Vege- ' tationscentren sich nur auf die nächstangrenzenden Bezirke der be- treffenden Wassermasse erstrecken und ausserdem nur bei stagni- _ renden Wassern zur Geltung kommen kann. Es erhebt sich nun die Frage, ob unter diesen Umständen dem Wasser eine erheb- liche Rolle als Vermittler der menschlichen Cholerainfectionen zu- geschrieben werden darf. Von Koch und seiner Schule ist diese Frage unbedingt bejaht und der Genuss cholerabacterienhaltigen Wassers sogar als die hauptsächlichste Ursache der epidemischen Ausbreitung der Cholera hingestellt worden. Es stützt sich diese jetzt herrschende Anschauung namentlich darauf, dass die Cholera besonders solche Gegenden und Orte mit heftigen Seuchenausbrüchen heimsuche, welche an schlechter Wasserversorgung leiden, während sie umgekehrt Gegenden und Orte mit guter Wasserversorgung, namentlich solche, welche ihr Trink- und Brauch-Wasser einer ‚wohleingerichteten Wasserleitung entnehmen, auffällig zu verschonen pflege; dass ferner mit der Verbesserung der Wasserversorgung die frühere Heftigkeit des epidemischen Aufloderns der Krankheit an den betreffenden Orten sichtlich nachgelassen, ja z. Th. einer fast völligen Immunität derselben Platz gemacht habe. Als ein - directes Zeugniss für die Entstehung von Choleraepidemien durch ' mit Cholerabacterien verunreinigtes Trink- und Brauch-Wasser wird die Epidemie unter den Anwohnern jenes indischen Tanks angeführt, in welchem zur Zeit der Höhe der Epidemie die Cholerabacterien in reicher Menge aufgefunden wurden, während sie gegen das Ende % . 2 I a” & 7 % E ‚ derselben daraus verschwunden waren. v. Pettenkofer verneint dagegen ebenso bestimmt die aufgeworfene Frage und bestreitet die Beweiskraft der soeben erwähnten Argumente der ‚Trinkwasser- theorie’ mit aller Entschiedenheit. Gestützt auf ein in seiner Reichhaltigkeit und Ausführlichkeit fast einzig dastehendes statisti- sches Material epidemiologischen Inhalts stellt v. Pettenkofer die behauptete Abhängigkeit zwischen Cholerabewegung und Trink- wasserversorgung vollständig in Abrede; wo ein derartiger Zu- sammenhang zu bestehen scheine, handele es sich um zufällige Coincidenzen; die Cholerabewegung sei allein abhängig von der ‚örtlich-zeitlichen Disposition’, d. h. von einer gewissen Be- schaffenheit des Bodens — poröser und in bestimmten Grade durch- feuchteter, für Wasser und Luft durchlässiger, an organischen Substanzen reicher Boden — sowie von gewissen meteorologischen Verhältnissen (Menge der atmosphärischen Niederschläge, Tem- peratur); wenn innerhalb der durch die örtlich-zeitliche Disposition bedingten Fluctuationen der Cholera auch Abwärtsbewegungen der- selben constatirt würden, welche wohl unzweifelhaft den getroffenen sanitären Maassregeln zu danken seien, so wäre nicht die Wasser- verbesserung, sondern die gleichzeitig oder schon vorher eingeleitete ° .Bodenverbesserung (Canalisation, geregelte Abfuhr) als der hier- bei maassgebende Factor zu erachten. Das Beispiel der erwähn- ten Tankepidemie könne nicht als strieter Beweis für die Richtig- keit der ‚Trinkwassertheorie’ gelten, da die Cholerabacterien nicht vor dem Auftreten der Cholerafälle unter den am Tank ansässigen Hindu’s, sondern erst nachdem die Epidemie ihren Höhepunkt er- reicht hatte, in dem Tankwasser nachgewiesen wurden, die Bacterien also selbstverständlich durch die bereits anderswoher erkrankten Anwohner in das Wasser hineingerathen sein könnten. Fehlt es somit, nach v. Pettenkofer, epidemiologisch an jedem sicheren Beweise für die ‚Trinkwassertheorie’, spricht vielmehr, nach ihm, die Gesammtbetrachtung der epidemiologischen Thatsachen durchaus gegen sie, so hält v. Pettenkofer diese Theorie auch vom bacterio- logischen Standpunkt aus für in hohem Grade unwahrscheinlich, weil die in das Wasser gelangten Antheile von Choleradejectionen darin so ausserordentlich verdünnt werden müssten, dass sie schwerlich das betreffende Wasser ‚infectiös’ machen würden. Denn zur wirk- samen Infection, namentlich derjenigen per os, gehöre nicht nur eine gewisse Qualität, sondern auch eine gewisse Quantität von pathogenen Organismen, wie die Infectionsexperimente gelehrt hätten, t — 832 — —_ Br 5 = BE "und da die Cholerabacterien im natürlichen Wasser nicht vermeh- rungsfähig seien, im Gegentheil schnell darin dem Untergang an- heimfielen, so sei eben nicht zu erwarten, dass das Wasser durch die etwaige Verunreinigung mit Choleradejectionen mit einer zur Vermittlung der Infection ausreichenden Menge von Cholerabacterien _ versehen werden würde. Die Richtigkeit dieser seiner Deduction fand v. Pettenkofer durch ein eigens angestelltes Experiment "mit Milzbrandsporen bestätigt. Hammel, welche bekanntlich sehr _ empfänglich für die Milzbrandinfection per os sind, wurden 4 Wochen lang nur aus einem Brunnen getränkt, dessen Wasser einen solchen "Zusatz von Milzbrandsporen erhalten hatte, dass auf 1 ccm des- selben mehr als 50 Sporen kamen; dennoch erfolgte keine Er- "krankung der Versuchsthiere. Die Einwendungen, welche der be- | rühmte Altmeister der wissenschaftlichen Epidemiologie gegen die jetzt herrschende Annahme, dass der Genuss von mit Cholera- | stoffen verunreinigtem Wasser eine Hauptrolle bei der seuchen- -artigen Ausbreitung der Cholera spiele, erhebt, verdienen gewiss "vollste Beachtung und man wird zugestehen müssen, dass es der "erwähnten Anschauung zur Zeit nicht nur an ganz a Stützen fehlt, sondern dass auch manches gegen sie zu sprechen scheint; für widerlegt oder an sich unwahrscheinlich vermögen wir dieselbe ‚ jedoch trotzdem nicht zu halten. Denn wir kennen ja die Menge lebensfähiger Cholerabacterien nicht, welche nothwendig ist, um eine Cholerainfection per os beim Menschen zu bewirken, möglicher- ‚weise genügen hierzu in der That sehr geringe Mengen, vielleicht sogar einige wenige Exemplare. Die verschiedenen Infectionsorga- "nismen verhalten sich ja hinsichtlich der Quantität, in welcher sie, um die Infectionskrankheit auszulösen, einverleibt werden müssen, keineswegs gleich und von maassgebendem Einflusse ist hierbei "auch der Empfänglichkeitsgrad des Wirthsorganismus und die je- "weilige Eingangspforte der Infection. So vermag notorisch ein nziger Milzbrandbacillus vom Unterhautgewebe aus ein Meer- schweinchen zu tödten, während andere für Milzbrand empfängliche Thiere, z. B. Rinder, nicht selten die subeutane Injection sehr grosser Mengen von Milzbrandbacillen schadlos vertragen ; dagegen erliegen wiederum Rinder sehr leicht der natürlichen Infection vom /Darmkanale aus, (die doch in der Regel gewiss nur durch sehr wenige verschluckte Milzbrandsporen vermittelt wird), während "Meerschweinchen wiederum ziemlich grosse Sporendosen per os eingeführt erhalten müssen, um sicher milzbrandig zu werden. Der Baumgarten, Mykologie, 56 0 4 soeben als nothwendige Präsumption hingestellten Annahme, dass der spontane Fütterungsmilzbrand gemeinhin durch minimale Men- gen von Sporen hervorgerufen werde, scheint allerdings das oben erwähnte v. Pettenkofer’sche Experiment zu widersprechen; in- dessen. ist das negative Resultat desselben so auffallend, dass sich der Verdacht irgend eines unvermerkt untergelaufenen Versuchs- fehlers schwer beseitigen lässt; waren die Sporen wirklich von Haus aus virulent, und wenn dies der Fall, waren sie wirklich in dem ausgepumpten Wasser vorhanden, oder waren die benutzten Hammel immun? Das sind Fragen, die wohl erst direct in posi- tivem resp. negativem Sinne beantwortet sein müssten, ehe das Ergebniss des v. Pettenkofer’schen Experiments als sicherer Maassstab für die Beurtheilung der Frage nach der Infectionsgefahr inficirten Trinkwassers verwerthet werden könnte. Bei den Cholera- bacterien dürfte nun um so eher die Möglichkeit, (dass minimale Mengen von lebensfähigen Individuen derselben die Infection vom Darmkanale aus vermitteln könnten, in’s Auge zu fassen sein, als für dieselben der Darmschleim des Menschen offenbar ein ausser- ordentlich günstiges Nährsubstrat darstellt. Können wir daher die ‚Irinkwassertheorie’ nicht so a limine zurückweisen wie v. Petten- kofer es thut, müssen wir dieselbe vielmehr als berechtigte Hypo- ‘these gelten lassen, so möchten wir doch andererseits nochmals ausdrücklich betonen, dass wir in dieser Annahme zur Zeit eben nur eine Hypothese, nicht aber eine durch Thatsachen sicher begründete Theorie erblicken können und uns dagegen aussprechen, dass diese eine Möglichkeit der Krankheitsübertragung den an- deren zahlreichen, oben angeführten Möglichkeiten der unmittel- baren und mittelbaren Contagion gegenüber, welche zum grossen Theile weit besser zur Vermittlung wirksamer Infectionen geeignet, erscheinen, als der Infectionsweg durch das Wasser, allzusehr in’ den Voriaun gestellt werde. E Mit der obigen kurzen Erörterung über die ‚Trinkwassertheorie” haben wir uns mitten in die Arena der Bde zur Zeit noch so sehr controversen Fragen des epidemiologischen Theils der Cholerätiologie begeben. v. Pettenkofer, welchem wir, wie ge- sagt, die wissenschaftliche Begründung des genannten Gebiets in erster Linie verdanken und dessen Urtheil in den betreffenden Fragen daher gewiss volle Berücksichtigung verdient, leugnet nun nicht nur die Infection durch das mit Choleradejectionen ver- unreinigte Trinkwasser als Ursache epidemischer Verbreitung‘ Re — 325 — je N EP der Cholera, sondern er bestreitet überhaupt die Contagiosität der ‚Cholera resp. der Choleraentleerungen als maassgebendes Moment ‚der Choleraverbreitung. Die von ihm ermittelten epidemiologischen "Thatsachen haben ihn zu der Anschauung geführt, dass der in den Choleradejectionen enthaltene Cholerakeim (x) erst unter der Ein- wirkung der örtlichen und zeitlichen Disposition des Bodens (y) 6 die Qualität als eigentlicher Choleraerreger (z) erlange. Es liege ier, meint v. Pettenkofer, ein ähnliches Verhältniss vor, wie Pi dem Hefepilz (x), welche die Zuckerlösung (y) nothwendig habe, um das berauschende Gift des Alkohols (z) zu erzeugen oder — welcher neuerdings®°) von v. Pettenkofer gewählte Vergleich passender erscheint, — wie bei dem Keim (x) des Rostpilzes der Fichte, welcher des Zwischenwirths der Rhododendron-Pflanze (y) bedarf, um sich zu dem eigentlichen Rostpilze, der Chrysomyxa Rhodo- -dendri (z), zu entwickeln. Es liesse sich für v. Pettenkofer’s Anschauung auch noch eine uns näher liegende Analogie aus der Geschichte der pathogenen Mikroorganismen heranziehen, das Bei- ‚spiel des Milzbrandbacillus nämlich, welcher in der Bacillen-Form (x), in welcher er im infieirten Thierkörper vorkommt, keine Infection jer os zu erzielen vermag, sondern erst in der Aussenwelt, an der Bodenoberfläche oder auf geeigneten pflanzlichen Nährböden (y), zu | ‚der die Infection vom Magendarmkanale aus ermöglichenden Sporen- Form (z) heranreift. Dass der in den Dejectionen enthaltene Cho- Nlerakeim erst eine solche ‚Reifung’ im Boden durchmachen müsse, k ie er die Cholera neu erzeugen könne, hält v. Pettenkofer deshalb für sicher, weil die ganze feschieils der Choleraepidemien b aweigerlich ER hinweise, dass ohne die Anwesenheit der er- ähnten örtlich-zeitlichen Aeiaeition des Bodens trotz noch so zahlreicher Einschleppungen des Cholerakeims durch Cholerakranke niemals eine Choleraepidemie in einem Orte entstanden sei. Die Erfahrung habe gelehrt, dass es Orte gäbe, welche jeder Zeit immun gegen Choleraepidemien seien (Lyon, Versailles, Stuttgart, Jannover, Würzburg u. a. m.) und für diese Orte lasse sich denn auch der bestimmte Nachweis führen, dass dieselben der oben arakterisirten, zur ‚Reifung’ des Cholerakeims nothwendigen Boden- beschaffenheit ermangelten, also z. B. auf festem undurchlässigen Felsenuntergrund oder Lehmboden oder auf einem dauernd zu stark durchfeuchteten Boden gebaut seien. In älterer, neuerer und neuester Zeit hat man versucht, die Allgemeingültigkeit der Behauptung v. Pettenkofer’s, dass die von ihm angegebene 56* — 326 — Bodenbeschaffenheit nothwendige Voraussetzung für das Zustande kommen von Choleraepidemien bilde, zu widerlegen, und in de That hat es den Anschein, als ob in einzelnen Fällen die tha sächlichen Verhältnisse mit v. Pettenkofer’s Annahme nicht übereinstimmten (z. B. in Genua, Bombay und Gothenburg, welche, obwohl anscheinend ganz oder theilweise auf undurchlässigem Boden gebaut, doch von schweren, alle Stadttheile gleichmässig betreffenden, Choleraepidemien heimgesucht wurden). Doch wird man angesichts dieser vermeintlichen Ausnahmen des Umstandes eingedenk bleiben müssen, dass ihrer Zeit auch die Cholerastädte Gibraltar und Malta sowie die Krainer Choleraorte als angeblich auf undurchlässigem Fels gelegene Localitäten gegen v. Pettenkofer’s Lehre angeführt wurden, bis dieser Forscher durch eigene Nachforschung an Ort und Stelle nachwies, dass der vermeintlich compakte Fels der ge nannten Orte von massenhaften durchlässigen Einsprengungen durch- setzt war. Aehnliches könnte wohl auch eine genauere Untersuchung des Bodens von Genua, Bombay und Gothenburg ergeben. Wenn wir nun mit v. Pettenkofer an dem maassgebenden Einfluss der örtlichen und zeitlichen Disposition für die Entstehung von Cholera- epidemien festhalten, ist es dann aber auch zugleich unbeding nothwendig, seine Ansicht von dem Reifungsprocess des Cholera- “ keims im Boden zu theilen? Mit unserem derzeitigen Wissen über die Cholerabacterien lässt sich obige Ansicht nicht wohl vereinigen. Auf die Cholerabacterien angewendet würde letztere ja doch nur die Bedeutung haben können, dass die genannten Mikrobiem unter dem Einfluss des Bodens Dauerformen bilden, welche Elemente allein geeignet wären, die Cholerainfeetion beim Menschen zu bes wirken. Nun wissen wir aber, dass alle bisherigen Bemühungen, Dauerformen irgend welcher Art bei den Cholerabacterien nach“ zuweisen, ein vollständig negatives Resultat ergeben haben; es ist deswegen recht unwahrscheinlich, wenn auch nicht gerade absolut ausgeschlossen, dass die Choleramikrobien Dauersporen überhaupt zu bilden vermögen. Nähmen wir aber nun selbst an, letzteres geschähe unter bestimmten, unserer Einsicht bisher verborgen ge= bliebenen Verhältnissen doch, so wäre trotzdem unwahrscheinlich, dass dies gerade im Boden der Fall sein solle. Denn um zu fructificiren, bedürfen die Bacterien durchgehends eines noch höhe ren Wärmegrades und — soweit es sich nicht um obligate Ana& robien handelt — einer noch reichlicheren Sauerstoffzufuhr, als zur Erzeugung der vegetativen Wuchsformen. Da nun die Cholera- = © N | a) 'mikrobien unter 16° C. überhaupt nicht wachsen und, zwecks Proli- feration, auf fast allen todten Nährböden wenigstens, sehr grosse "Ansprüche bezüglich der Gegenwart freien Sauerstoffs machen, so muss es a priori als sehr zweifelhaft erachtet werden, dass selbst die oberflächlicheren, vollends aber die tieferen Bodenschichten im mittleren Europa das geeignete Substrat für die Bildung der etwaigen Dauerformen der Cholerabacterien abgeben könnten, wo- E noch das Bedenken käme, dass die Concurrenz mit der Ueber- zahl saprophytischer Boden- resp. Fäulniss-Bacterien dem Fructifi- eationsprocesse der specifischen Organismen im Boden wohl ein schwer zu überwindendes Hinderniss entgegensetzen würde. That- sächlich zeigten die neuesten Versuche C. Fränkel’s®°°), dass die Cholerabacterien selbst auf bestgeeignete künstliche Nährsub- strate verpflanzt und in diesen vor der Concurrenz mit anderen Bacterien geschützt, in Brunnenröhren, welche nach Temperatur-, | euchtigkeits- etc. Verhältnissen sich im wesentlichen übereinstim- imend mit Bodenschichten von 3 Meter Tiefe verhielten, nur aus- nahmsweise auswuchsen. Liessen wir aber auch alle diese Gegen- eründe fallen und subsumirten wir, die Cholerabacterien brächten es wirklich im Boden zu reichlicher Sporenbildung, wie sollte nun der Mensch dazu kommen, sich mit diesen im Boden gebildeten Sporen ‚der Cholerabacterien zu inficiren? Dass die Sporen etwa von ihrer Bildungsstätte im Boden aus zunächst in’s Grundwasser und mit ‚diesem dann in’s Trinkwasser gelangten, ist — ganz abgesehen ‚davon, dass v. Pettenkofer ja selbst die Infection durch das jarinkwasser ausschliesst — als regulärer Vorgang wenigstens, ‚keinesfalls anzunehmen, da nach den neuesten Ermittlungen ver- : hiedener Forscher, insbesondere den Ergebnissen der ebenso um- fassenden als exacten Untersuchungen C. Fränkel’s ®”) feststeht, dass im eigentlichen Grundwassergebiet der Boden fast vollständig, ‚häufig sogar absolut bacterienfrei ist, so gross auch in den darüber gelegenen oberen Bodenschichten die Zahl der Boden- bacterien sein mag. Es wehrt eben der Boden selbst auf das er- folgreichste eine Verunreinigung seiner tieferen Lagen ab, indem er, ähnlich wie bei der Wasserfiltration durch Sandfilter, ursprüng- lich für Bacterien durchgängig, allmählig durch Bildung einer Art ‚Schlammdecke bacteriendicht wird. Ebensowenig wie auf dem ge- nannten Umwege durch das Grund- und Trink-Wasser würden die im Boden producirten Cholera-Sporen durch Aufwärtsbewegung an die Erdoberfläche und von hier aus in den menschlichen Or- — 328 — } ganismus gelangen können, da es an den nöthigen Kräften, die einen solchen Auftrieb vermitteln könnten, fehlt. Wenn aud Soyka®"s) für eine bestimmte Versuchsanordnung ermittelt hat, dass sich Bacterien mittels der capillaren Steigung des Wassers i Bodenproben 20 bis 30 cm aufwärts bewegen können, und Schot- telius®°°%) sowie Hueppe°!°) diese Versuche, deren Richtigkeit von A. Pfeiffer®!!) bestritten wurde, an sich vollkommen be- stätigt haben, so lehren doch andererseits A. Pfeiffer’s Experi- mente, dass schon bei einer kleinen Aenderung der Versuchsbedin- gungen die Emporbeförderung ausbleibt und vollends auf die natürlichen Verhältnisse dürfte das Resultat der Soyka’ schen Röhrenversuche schon deshalb wohl nicht zu übertragen sein, ‚weil hier unzweifelhaft, worauf schon A. Pfeiffer mit Recht hinge- wiesen, der Effect der aufwärts gerichteten schwachen capillaren Strömungen durch die positiv-nachgewiesene starke Filtrationskraft. des Bodens vereitelt werden wird. Indessen könnten wir ja einen besonderen Auftrieb der präsumptiven Cholerasporen aus der Boden- tiefe nach der Oberfläche ganz ausser Spiel lassen, wenn wir uns überhaupt, trotz der gegen dieselben sprechenden Gründe, zu der Concession verstehen wollten, dass die Cholerabacterien im Boden zu fructificiren vermögen, denn es könnten ja von vorn herein ge ‘rade die obersten Bodenschichten die Stätte dieses Processes bilden. Diese mit Cholerasporen durchsetzten obersten Schichten des Bodens würden dann die Quelle jeder Cholerainfeetion, speciell® Wegen unter dieser Voraussetzung die Infection des menschlichen Organismus zu Stande kommen könne, so eröffnen sich da einer seits, indem der Mensch und seine Utensilien, ferner die Nahrungs mittel und das Trink- und Brauch-Wasser in mannigfaltigster Contact mit Theilchen des inficirten Bodens kommen können, alle diejenigen Möglichkeiten der Uebertragung, welche wir oben unter der Annahme, dass die in den Entleerungen der Cholerakranken enthaltenen Cholerabacterien ohne weiteres, d. h. ohne zuvor em ectogenes Reifungsstadium durchgemacht zu haben, das wirksam Choleracontagium darstellen, andererseits würde aber jetzt noch die Uebertragung mittels der Luft als wesentlicher Infectionsweg hinzukommen, da die etwaigen Cholerasporen, nach aller Ana logie zu schliessen, die Austrocknung vertragen und sonach durch Verstäubung der sie enthaltenden obersten Bodenschichten in in- fectionstüchtigem Zustand der Luft beigemengt werden können. we } 2 Für v. Pettenkofer kommt nun, da er die Uebertragung durch das Trinkwasser als Infectionsweg aus den angegebenen Gründen verwirft und die sonstigen Uebertragungsmöglichkeiten des fertigen Bodengiftes für ihn nur von untergeordneter Bedeutung sind, fast aus- schliesslich der letzterwähnte Infectionsmodus, die Uebertragung des ‚Choleragifts’ durch die Luft in Betracht, wobei er den Athmungs- apparat als die alleinige Eingangspforte des Giftes in den Kör- - per in Anspruch nimmt. Da sich indessen die Entstehung der mensch- "lichen Choleraerkrankung nach allem, was wir über die Ansiedlung und Verbreitung pathogener Organismen im Körper sicheres wissen, auf Einathmung der specifischen Cholerakeime, selbst eine der Eintrocknung Widerstand leistende infectiöse Dauerform derselben - vorausgesetzt, nicht wohl zurückführen lässt, wie wir oben ein- gehend erörtert, so könnte demnach der Lufttransport nur durch etwaige Verschluckung der zugeführten Keime die Infection bewirken. Das würde nun zwar ein sehr ungewöhnlicher Infections- “modus sein, indem bei keiner anderen Infectionskrankheit die Ver- - schluckung infieirter Luft als ausreichende Ursache der Erkrankung _ anerkannt ist, immerhin wäre aber diese Entstehungsweise an sich als möglich zu erachten. Es stellt sich jedoch derselben (und selbstverständlich auch der an sich sehr problematischen etwaigen Infection durch Inhalation der verstäubten Cholerasporen) der Um- stand entgegen, dass dann gerade grosse Trockenheit der ober- sten Bodenschichten die Ausbreitung der Krankheit ganz wesentlich befördern müsste, während factisch das Umgekehrte der Fall zu sein | scheint, was ja eben v. Pettenkofer damit erklärt, dass starke Trockenheit des Bodens die ‚Reifung’ der Chölerakeime verhindere; auch das, wenn ja auch sehr seltene Vorkommen von Choleraepidemien im Winter, ferner das zwar ebenfalls nur ausnahmsweise, aber immerhin doch in einigen Fällen ganz sicher beobachtete Auftreten schwerer und nachhaltiger Choleraepidemien auf Schiffen würde sich kaum begreifen lassen, wenn die Verstäubung eines zur Er- langung seiner Virulenz auf Reifung im Boden angewiesenen Cho- leravirus der ausschliesslich wirksame Entstehungsweg epidemischer Choleraerkrankungen darstellen sollte. Ziehen wir aus voranstehen- den Erörterungen über v. Pettenkofer’s ‚Bodentheorie’ der Cholerainfection das Facit, so müssen wir gestehen, dass dieselbe nicht nur mit den derzeitigen Ermittlungen über die Biologie der als Ursache der menschlichen Cholerakrankheit anzuerkennenden Koch’schen Cholerabacterien, sondern z. Th. auch mit sicheren — 3830. — Erfahrungssätzen der allgemeinen Bacteriologie, ja sogar mit man- chen epidemiologischen Thatsaschen nicht wohl in Einklang zu” bringen ist. Es muss demnach die Frage an uns herantreten, ob sich nicht die durch v. Pettenkofer nachgewiesene Abhängigkeit ” der epidemischen Choleraverbreitung von Ort und Zeit auch ohne Zugrundelegung der Bodentheorie des genannten hochverdienten ° Forschers einem Verständniss erschliessen lässt. Koch, Flügge $ und mit ihnen viele andere Autoren haben diese Frage auf das Bestimmteste bejaht und speciell von den beiden etervühnten Forschern ist mit grossem Scharfsinn systematisch versucht worden, die auch von ihnen anerkannte Abhängigkeit der Choleraepidemien von örtlichen und zeitlichen Verhältnissen vom Standpunkt der von ihnen vertretenen, der Pettenkofer’schen ‚localistischen’ ° oder Boden-Theorie streng entgegengesetzten ‚contagionistischen’ Auf- fassung, welche die in den Entleerungen der Cholerakranken ent- haltenen Cholerabacterien als das fertige specifische Choleravirus ansieht, fassbar zu machen. So hat Koch darauf hingewiesen, dass ie Immunität von Lyon wohl zum grossen Theile darin ihren Grund haben könne, dass dort die Sitte herrsche, die Wäsche nicht in der Stadt, sondern entweder auf Waschkähnen im rasch ” fliessenden Rhönewasser 81?) oder in dem benachbarten Dorfe Cra- ponne reinigen zu lassen, wodurch die Stadtbewohner vor dem Einfluss einer der gefährlichsten Quellen der Cholerainfection ge- ” schützt werden müssen, und Flügge hat diese Deutung unterstützt. v. Pettenkofer hebt allerdings demgegenüber hervor, dass einer- seits auch exquisite Choleraorte die Einrichtung.der Waschkähne ° hätten und bekannt ist andererseits, dass choleraimmune Orte ohne jene Einrichtung existiren. Doch suchen ja die Vertreter der Con- tagiositätslehre den Grund der Immunität Lyon’s und anderer gegen Cholera immuner Orte nicht in einem einzigen, sondern vielmehr in der Combination mehrerer oder aller der zahlreichen Factoren, welche” a priori als der Choleraverbreitung durch Ansteckung von den Choleradejectionen aus entgegenwirkend gedacht werden müssen. Es würde über das Programm unserer Vorlesungen hinausgehen, wenn wir diese verchiedenen Factoren eingehender erörtern wollten; wir müssen uns mit einigen Andeutungen hierüber begnügen, wegen des Näheren auf die ausführlichen bezüglichen Begründungen ° Koch’s und Flügge’s®!®) verweisend. Sehen wir die in den Choleraentleerungen enthaltenen lebensfähigen Cholerabacterien als’ das fertige Choleravirus an, von dessen Aufnahme in den mensch- \ — 81 — lichen Körper alle und jede Choleraerkrankung abhängt, so wird offenbar die Gefahr des Umsichgreifens der Erkrankung in einem Orte, in welchen die Cholera eingeschleppt wurde, um so geringer sein müssen, je vorsichtiger nach allen Richtungen hin mit den Choleradejectionen umgegangen wird, je besser ferner die sanitären Einrichtungen des betreffenden Ortes sind (geeignete Anlagen für gute Wasserversorgung und für rasche und gründliche Entfernung der Abfallsstoffe), je ungeeigneter weiterhin die Bodenbeschaffen- heit sowie die meteorologischen Verhältnisse für eine Conservirung und ev.‘ Vermehrung der mit den Dejectionen auf den Boden, in’s Wasser, auf Speisen etc. gelangenden Cholerabacterien sind und je geringer schliesslich die individuelle Disposition für die Cholera- infection (s. oben) in der Bevölkerung des Ortes ausgebildet ist. Träfen wirklich alle die genannten, der Entwicklung und Fort- pflanzung der Choleraerkrankung ungünstigen Momente an einem Orte zusammen, dann würde man es in der That begreiflich finden müssen, dass die Cholera daselbst trotz wiederholter Einschleppun- gen keine epidemische Ausbreitung gewinnen könne, auch wenn wir dabei ganz und gar von einer ‚Reifung’ des Cholerakeims im Boden absähen, sondern die in den Dejectionen enthaltenen lebensfähigen Cholerabacterien als das fertige, jeder Zeit infections- tüchtige specifische Choleravirus erachteten. Nun ist freilich weder erwiesen noch wahrscheinlich, dass in den choleraimmunen Orten sich dauernd alle die erwähnten Hemmungsbedingungen zusammenfinden; aber es erscheint dies auch nicht unbedingt noth- wendig, da schon die Combination einer Anzahl der erwähnten Mo- mente genügen dürfte, einen mehr oder minder weit reichenden Schutz gegen eine stärkere Ausbreitung der Cholerainfection zu gewähren. v. Pettenkofer’s epidemiologische Beobachtungen weisen wohl unweigerlich darauf hin, dass der Boden eine wesent- liche Rolle bei dem Zustandekommen der Choleraepidemien spielt; sie zeigen, wie wir gesehen, dass ein poröser, durchlässiger, mässig durchfeuchteter Boden die Entwicklung von Choleraepidemien be- günstigt, ein fester undurchlässiger Boden letztere im Gegentheil hintanzuhalten geeignet ist. Wir glauben nun mit Flügge, dass dies Verhalten auch vom Standpunkt der Contagiositätslehre einer Erklärung zugänglich ist. Aus den Experimenten Koch’s wissen wir, dass in Choleradejectionen, welche auf feuchten Boden ge- langen, ein sehr lebhafter Proliferationsprocess der in jenen ent- haltenen Cholerabacterien Platz greifen kann. Findet nun ein _ A Absinken des Grundwasserstandes statt, welche Erscheinung ja nach v. Pettenkofer den besten Index für jenen Zustand des porösen Bodens abgiebt, welcher der Entwicklung der Cholera- epidemien förderlich ist, so bildet sich eine oberflächliche ‚Ver- dunstungszone’, in welcher die gewucherten Cholerabacterien relativ lange conservirt bleiben können, um von dieser Ablagerungsstätte aus einem mannigfaltigen Rücktransport in den menschlichen Darm- kanal unterworfen zu sein. Ja es bedarf nicht einmal der voraus- gehenden Proliferation auf durchfeuchtetem Boden, sondern die primäre Deposition von Choleraentleerungen in die ‚Verdun- stungszone’ des Bodens genügt, die Aufstapelung eines längere Zeit wirksamen Infectionsmaterials zu sichern. An der Ober- fläche des festen undurchlässigen Bodens kann dagegen weder eine Vermehrung noch selbst eine längere Conservirung der daselbst abgelagerten Cholerabacterien stattfinden, weil letztere hier durch schnelle vollständige Eintrocknung zu Grunde gehen müssen, falls sie nicht zuvor durch Regengüsse vertheilt und nach den Flüssen etc. weggeschwemmt worden sind. Selbstverständlich vermag aber die Bodenbeschaffenheit allein, ebensowenig wie irgend eine der anderen, oben angeführten disponirenden resp. hemmenden Einzel- bedingungen, vom Contagiositätsstandpunkt aus, die örtliche Immunität eines Ortes gegen Choleraepidemie ausreichend zu er- klären; es müssen dabei immer noch andere Factoren als mit- wirkend gedacht werden. Dass in der That ausser und neben der Bodenbeschaffenheit auch noch andere der oben als Hemmungs- ursachen der Choleraverbreitung aufgeführten Momente bei der Bewirkung der örtlichen Immunität gegen Cholera wesentlich be- theiligt sind, dafür scheint das Studium der Geschichte der ein- zelnen gegen Cholera mehr oder minder immunen Orte vielfach unverwerfliches Zeugniss abzulegen. Liegen auch keineswegs die Dinge überall so klar, um die Erscheinungen der ‚örtlichen und zeitlichen Disposition’ sowie alle sonstigen, durch die Erfahrung festgestellten Besonderheiten im Verlaufe der Choleraepidemien vom Standpunkt der Contagiositätslehre befriedigend erklären zu können, sind vielmehr noch manche dunkle Punkte aufzuhellen, mancherlei Zweifel und anscheinende Widersprüche zu lösen, so glauben wir doch nicht daran zweifeln zu sollen, dass es den Forschungen der Zukunft gelingen werde, die noch vorhandenen Lücken in der vollen Erkenntniss der Choleraätiologie im Sinne der Contagiositätslehre auszufüllen. Jedenfalls dürfte letztere Lehre N 2 200 77 ee TREE N Be u. e ah a DRS EEE, 5 NE Musa We FREI EEE DIDA BE ee — vorläufig besser als v. Pettenkofer’s ‚Bodentheorie’ dazu an- gethan sein, die Grundlage unserer theoretischen Anschauungen über die Cholerainfection zu bilden, weil sie sich auf der Basis der gesicherten Erkenntnissthatsachen über die Biologie der als Erreger‘ der Choleraseuche wohl unzweifelhaft legitimirten Koch- schen Cholerabacterien sowie der Analogie mit den sicheren Er- mittlungen über Infectionsweise und Infectionsbedingungen aller sonstigen bekannten bacteriellen Infectionsorganismen bewegt, wäh- rend v. Pettenkofer’s ‚Bodentheorie’, einstweilen wenigstens, auf eine Begründung durch die Erfahrungsthatsachen der modernen Bacteriologie verzichten muss. Zum Glücke für die Bevölkerungen, deren Wohl und Wehe hierbei auf dem Spiele steht, decken sich die von beiderlei Partei- standpunkten aus getroffenen prophylaktischen Maassregeln in der Sache selbst in vielen Punkten (Sorge für gutes Trink- und Brauch-Wasser, für Assanirung des Bodens, für Reinlichkeit und zweckmässige Lebensweise der Bewohner) so verschieden auch der Werth, die Wirkungsweise der betreffenden Maassregeln von den Vertretern der einander gegenüberstehenden Richtungen aufgefasst wird. In nicht ganz wenigen Punkten freilich führen die grellen Differenzen der theoretischen Anschauungen auch zur Aufstellung diametral entgegengesetzter praktischer Maassnahmen ; so z. B. be- züglich der Beschränkung und Ueberwachung des Verkehrs, der Desinfection der Exceremente, der sicheren Constatirung und Iso- lirung der ‚ersten Fälle’, welche von Seiten der Contagionisten ge-. forderten Maassregeln von den Localisten für nutzlos, ja z. Th. für unzweckmässig — Befürwortung der ‚Choleraflucht’ seitens Localisten! — erklärt werden. Da der cholerakranke Mensch unter allen Umständen der Träger des specifischen Cholera- keims, die Choleraentleerungen ausserhalb des endemischen Cholera- gebietes unter allen Umständen die einzige Quelle der Verbreitung dieses Keimes in der Aussenwelt sind, so müsste, unseres Frach- tens, doch wohl auch vom Standpunkt der ‚Bodentheorie’ die Durchführung der eben erwähnten und aller anderen, den Prin- cipien der Contagiositätslehre entsprechenden Maassnahmen nach Möglichkeit anzustreben sein. Liessen wir aber auch die Gründe gelten, welche die localistische Auffassung gegen den Werth aller der auf möglichste Verhütung und Ueberwachung der Einschlep- pung und Verschleppung sowie schnellste und gründlichste Des- infection der Entleerungen gerichteten Vorkehrungen erhebt, die — 834 — Sorge für die allgemeine Wohlfahrt würde trotzdem, unseres Er- achtens, die Anordnung und thunlichste Durchführung der erwähn- ten Maassnahmen erheischen. Gesetzt selbst, es geschähe damit wirklich ein zuviel, die Opfer an Geld und Mühe wären wirklich überflüssig, sie kämen nicht in Betracht gegenüber dem schweren Schaden, welcher der Bevölkerung aus der Unterlassung jener Maassnahmen erwachsen müsste für den Fall, dass, wie die Contagiositätslehre es annimmt, die Entleerungen Cholerakranker - das specifische Choleravirus in wirksamer Form enthalten und die eigentliche Quelle der Choleraepidemien bilden. Wenn nun letztere Annahme, wie oben dargelegt, nicht bloss möglich, sondern sogar höchst wahrscheinlich, ja fast gewiss ist, so kann wohl kein Zweifel darüber obwalten, dass in der öffentlichen und privaten Choleraprophylaxe die leitenden Gesichtspunkte der Contagiosi- tätslehre obenan zu berücksichtigen sind. Seitdem Pasteur’s Erfolge von Neuem die Hoffnung erregt, dass auch gegen andere Infectionskrankheiten, als gegen die Pocken, ein wirksames und praktisch - verwerthbares Schutzimpfungsver- fahren gefunden werden könne, sind auch betreffs der Cholera derartige Bestrebungen auf die Tagesordnung gesetzt worden. Den Reigen eröffneten Ferran’s vielbesprochene Cholera - Schutz- impfungen in Spanien. Ferran injieirte zahlreichen Menschen, welche sich ihm zu den Versuchen hergaben, Theile von Bouillon- culturen der Koch’schen Cholerabacterien in’s subcutane und intermuskuläre Bindegewebe und erwartete nun, ob mit Recht oder Unrecht wollen wir hier dahin gestellt sein lassen, dass die. Ge- impften vor der spontanen Cholera geschützt sein würden. Der erwartete Erfolg trat indessen nicht ein; Ferran’s Impflinge fielen in nicht geringerem Procentsatz der einbrechenden Cholera zum Opfer, als die Nichtgeimpften 81*). Die späteren Schutz- impfungs-Versuche von Gamaleia °'°) und Löwenthal ®'!6 sind an Thieren angestellt. Gamaleia berichtet zunächst die Thatsache, dass es gelingen solle, durch einfache (subcutane) Ver- impfung von Cholerabacterien Tauben und Meerschweinchen erfolg- reich zu inficiren, ein Ergebniss, welches an sich sehr auffallend ist, da die bisherigen Impfversuche mit reincultivirten Cholera- bacterien, wie Sie wissen, durchaus negativ ausgefallen sind. Aller- dings erzielte Gamaleia diesen Effect ebenfalls nicht sicher mit den gewöhnlichen künstlichen Reinculturen der Cholerabacterien, wohl aber in angeblich sehr prägnanter und constanter Weise da- — 8535 — durch, dass er Blut von zuvor mittels Culturen ‚cholerakrank’ gemachter Meerschweinchen auf Tauben und das Blut der inficirten Tauben, welches sehr reichlich Cholerabacterien enthielt, auf Meer- ‚schweinchen verimpfte. Durch successive Züchtung im Tauben- körper erlangen, nach Gamaleia, die Cholerabacterien allmählig eine so hohe Virulenz, dass geradezu minimale Dosen des ‚Cholera- blutes der Tauben‘ Meerschweinchen tödten. Gegen die Wirkung dieses hochvirulenten Taubenblutes sind nun aber, nach Gamaleia, Meerschweinchen immun zn machen, wenn sie zuvor eine Impfung mit den gewöhnlichen künstlichen, nicht sehr virulenten Culturen durchgemacht haben. Auch durch Vorinjection von (durch Erhitzung) sterilisirten künstlichen, aus dem hochvirulenten Cholerablut gewonnenen Culturen soll es, nach Gamaleia, gelingen, Meer- schweinchen und Tauben gegen jede Inoculation mit den höchst- virulenten Cholerainfectionsstoffen refractär zu machen. Gama- leia hofft, dass sich letztere Methode, die Schutzimpfung mittels sterilisirter Vaccine, bald so verfeinern und vervollkommnen lassen werde, dass sie auch auf die Präventivimpfung des Menschen gegen Cholera würde ausgedehnt werden können. Uns will es in- - dessen fraglich erscheinen, ob sich aus den Erfolgen der Gamaleia- schen Thierversuche, deren Bestätigung von anderer Seite wohl auch erst noch abgewartet werden müsste, Schlüsse auf das Ver- halten beim Menschen ziehen lassen. Die Cholera ist auf den Menschen wohl sicherlich nicht durch Impfung übertragbar. die gesammte ärztliche Erfahrung und auch die Resultate der Ferran’schen Impfungen sprechen dagegen; es muss mithin sehr zweifelhaft erscheinen, ob der Mensch durch präventive Impfung gegen die bei ihm allein vom Darmkanale erfolgende Infection mit Cholerabacterien refractär gemacht werden könne. — Von anderer Art, als diejenigen Gamaleia’s sind die Versuche Löwenthal’s. Dieser Forscher giebt an, es durch Züchtung auf einem der mensch. lichen Nahrung möglichst ähnlich zusammengesetzten und mit Pancreassaft versetzten Brei bewerkstelligen zu können, dass Cholera- bacterienculturen die verloren gegangene frühere ‚Virulenz und Toxicität’ wiedererlangen, ja sogar bei successiver Fortzüchtung auf neuen Böden eine Steigerung derselben erfahren. Durch Vor- impfung mit den Culturen von schwächerer Virulenz und Toxicität sind, nach Löwenthal, Mäuse immun gegen die Impfung mit den Culturen von maximaler Virulenz und Toxicität zu machen. Wir dürfen nicht unterlassen, auf das Auffallende auch dieser An- — 836 — gaben hinzuweisen, indem in Koch’s sehr zahlreichen Experi- menten Mäuse auch gegen ganz frisch (aus Choleradärmen) ge- züchtete Cholerabacterien, wenigstens gegen die subcutane und stomachale Application derselben, völlig unempfänglich sich erwiesen haben. Von praktischem Interesse ist die weitere Angabe Löwen- thal’s, dass die Cholerabacterien in dem erwähnten Brei, welcher ihnen die verlorene Giftigkeit wiederzugeben befähigt sein soll, zu Grunde gerichtet werden, wenn der Brei einen Zusatz von1%, Salol (v. Nencki) erhält, indem unter dem Einfluss des Pancreassaftes, wie bekannt, das Salol in seine beiden Hauptbestandtheile, Salieyl- und Carbol-Säure, zerfällt. Löwenthal verspricht sich gemäss diesem Resultate seiner Versuche, dass sich das Salol, welches, in den für den vorliegenden Zweck erforderlichen Dosen, dem Organis- mus keinerlei Schaden bringe, sich als Verhütungs- und Heil-Mittel der Cholera beim Menschen bewähren werde. Hiermit ist das Kapitel dermedicamentösen Choleraprophylaxe und der Cholera- therapie berührt. Dass die nähere Besprechung dieses Kapitels nicht in den Rahmen unserer Vorlesungen hineingehört, ist selbst- verständlich. Nur einige wenige einschlägige Bemerkungen können deshalb hier Platz finden. Da die Cholerabacterien den Säuren und den eigentlichen Desinficientia gegenüber, wie wir wissen, ausserordentlich hinfällig sind, so erscheint es durchaus nicht irrationell, in Cholerazeiten der Gefahr der Choleraansteckung durch Einführung unschädlicher Mengen der betreffenden Stoffe in den Körper zu begegnen. Es ist deshalb der Vorschlag, bestimmte Dosen von Salzsäure (Rossbach 817) oder von Gerbsäure (Dubou6 819) oder collodirte Dünndarmpillen mit Benzolkörpern (Klehbs) als Präservativ gegen die Cholera einzunehmen, nicht von der Hand zu weisen, während der Rath Cantani’s 1%), die Gerbsäure prophylaktisch in Form von Klystieren anzuwenden, wohl schwer- lich Anklang bei Aerzten und Publikum finden dürfte, ganz ab- gesehen davon, dass eine Tödtung der etwa in den Dünndarm ein- gedrungenen Cholerabacterien auf dem genannten Wege, nach Kitasato’s®?20) bezüglichen Desinfectionsexperimenten zu schliessen, nicht wohl zu erreichen sein dürfte. Zweckmässiger jedoch, als irgendwelche medicamentöse ist jedenfalls die diätetische Prophylaxe, welche auf der genauen Kenntniss der Quellen, Wege und Bedingungen der Choleraansteckung fusst. Die einschlägigen - wissenschaftlichen Thatsachen sind Ihnen bekannt; die praktischen Öonsequenzen derselben für die öffentliche und private Cholera- as prophylaxe ergeben sich danach von selbst. Unter sorgfältiger Berücksichtigung der betreffenden Verhaltungsmaassregeln muss es, sofern die jetzt herrschende Lehre über Ursache und Wesen der Cholera die richtige ist, wovon wir überzeugt sind, möglich sein, die Gefahr der Cholerainfection ziemlich sicher von dem eigenen Leibe fern zu halten. Auch in der Choleratherapie dürfte vor- läufig die diätetische und die sonstige rationelle symptomatische Behandlung grösseren Werth als die Anwendung von antibacteriellen Mitteln besitzen, welche in den zulässigen Dosen wohl kaum im Stande sein dürften, eine bereits mehr oder minder weit in der Entwicklung vorgeschrittene Vegetation der Cholerabacterien im Darm zu hemmen und zu vernichten, mit welcher, aus der Analogie mit den bezüglichen Experimentergebnissen bei anderen bacteriellen Infectionskrankheiten zu entnehmenden Voraussetzung ja auch die Erfahrung am Krankenbett übereinzustimmen scheint ®?!). Dass Cantani’s Enteroklyse mit Gerbsäurelösungen, welcher ihr Autor - treffliche praktische Erfolge beim Choleraanfalle nachrühmt, die beabsichtigte Wirkung der Cholerabacterienvernichtung höchst- wahrscheinlich nicht herbeizuführen befähigt ist, haben wir schon oben erwähnt. Vielleicht bewährt sich das Creolin in Zukunft als ein wirksames Antibactericum gegen den Choleraprocess, da dasselbe mit einer sehr bedeutenden Desinfectionskraft speciell auch gegen die Cholerabacterien den, anderen Desinficientien nicht zukommenden, Vorzug verbindet, vom Darmkanale aus selbst in sehr grossen Dosen gänzlich unschädlich zu sein. Dass auf der Höhe des Choleraanfalles, im stadium algidum, jegliche antibacte- rielle Therapie nutzlos sein muss, liegt auf der Hand. Dagegen scheint in der continuirlichen subcutanen Salzwasserinfusion nach Samuel ein werthvolles Mittel zur Beseitigung der, den Krank- heitserscheinungen dieses Stadiums wesentlich zu Grunde liegenden Bluteindickung gegeben zu sein. Zum Schluss noch einige Worte über die Diagnose der asiatischen Cholera. Dass weder das klinische Bild noch der pathologisch-anatomische Befund der Krankheit absolut patho- gnomonisch für letztere sind, ist bekannt; nicht nur die einheimische Cholera (Cholera nostras) sondern auch die Vergiftungen durch Arsen, Sublimat, Brechweinstein, durch gewisse pflanzliche Gifte, durch giftige Pilze ete. können der asiatischen Cholera sehr ähnliche Krankheitserscheinungen hervorrufen. Wird man trotz- dem in ausgesprochenen Fällen, welche während des Herrschens — 8388 — einer Choleraepidemie auftreten, allein schon auf Grund der klinischen Symptome gewiss nicht über die Natur der Erkrankung im Zweifel bleiben, so ist letzteres.doch möglich in vereinzelt auf- tretenden Fällen, deren rechtzeitige Erkennung wegen der zu treffen- den Vorsichtsmaassregeln gegen die weitere Ausbreitung der Krank- heit gerade von einschneidendster Wichtigkeit ist. Es kommt daher der Koch’schen Entdeckung der specifischen Cholera- bacterien, durch welche ein absolut pathognomonisches Kennzeichen der asiatischen Cholera gefunden wurde, auch eine ganz ausser- 1 ordentliche praktisch-diagnostische Bedeutung zu. Der Nach- weis der Koch’schen Cholerabacterien wird in den Fällen, in denen dieselben reichlicher in den Dejectionen resp. im Darm- z inhalte vorhanden sind, — und das sind sie in fast allen frischeren Fällen — demjenigen, welcher mit den bacteriologischen Unter- suchungsmethoden überhaupt vertraut ist, keinerlei Schwierigkeiten bereiten können. Fertigt man von den verdächtigen Dejectionen 1 resp. Darminhaltsmassen in der bekannten Weise Deckglastrocken- präparate an und färbt dieselben, am besten wohl (s. 0.) mit frischbereiteter Anilinfuchsinlösung, so wird die mikroskopische Untersuchung mittels Oel-Immersionssystem und Abbe’scher Be- leuchtung die Anwesenheit der Koch’schen Kommabacillen in den erwähnten Fällen stets offenbaren. Wie häufig es schon auf diesem Wege gelingt, die in Rede stehenden Organismen in den Cholera- Dejectionen nachzuweisen, geht aus einer Untersuchung Weisser’s und Frank’s ®??) hervor, welche in 90 Fällen von Cholera die Koch’schen Bacterien 83 Mal an Deckglaspräparaten vom Darm- inhalt aufzufinden vermochten. Hinreichende Sicherheit erlangt die Diagnose aber aus den Ihnen wohl bekannten Gründen erst durch die Darstellung von Reinculturen unserer Bacterien, welche auf dem Wege des classischen Plattenculturverfahrens, dessen Anwendungsweise Ihnen ja vollkommen geläufig ist, bei einigermaassen reichlichem Gehalt des Untersuchungsmaterials von Cholerabacterien, stets leicht zu erreichen sein wird. Sind nur spärliche Kommabacillen in den Stuhl- oder Darminhalts- Proben vorhanden, so empfiehlt es sich, der Ausführung des Plattencultur- verfahrens die Vorcultur nach Schottelius vorauszuschicken. Dieselbe wird folgendermaassen bewerkstelligt: Eine grössere Quan- tität — etwa 100 bis 200 gr — der verdächtigen Entleerung ° werden mit 250 bis 500 cem alkalischer Fleischbrühe oder mit zehnfach verdünnter gewöhnlicher Koch’scher Nährgelatine ge- — 889 — mischt, das Ganze gut umgerührt oder geschüttelt und dann in einem Becherglas (ev. einem Bierseidel) 10 bis 12 Stunden an einem warmen Ofen (die Temperatur darf 40°C. nicht überschreiten) stehen gelassen. Die zur Entwicklung gelangten Kommabacillen streben, ihren Sauerstoffbedürfniss folgend, nach der Oberfläche der Flüssigkeit und es genügt daher, einen Glasstab in letztere einzutauchen, um in dem hängenden Tropfen nahezu eine Rein- eultur der Cholerabacillen vor sich zu haben, wovon man sich so- wohl durch Untersuchung des Tropfens auf dem hohlgeschliffenen Objectträger, als auch an gefärbten Deckglaspräparaten überzeugen ‘kann. Noch reinere Präparate erhält man, nach di Vestea°?°), wenn von dem nach Schottelius behandelten Materiale fractio- nirte Culturen im hängenden Bouillontropfen angefertigt werden; schon nach der dritten Fraction erhält man dann, nach diVestea, fast absolute Reinculturen der Cholerabacterien. Wie Gruber ®2*) beobachtet, kommt es nicht selten erst nach mehreren, ja bisweilen erst nach 7 und 15 Tagen in den Vorculturen nach Schottelius zur Bildung des hauptsächlich aus den Cholerabacterien bestehen- den Oberflächenhäutchens: man darf also die betreffenden Be- obachtungen nicht zu frühzeitig abbrechen. Noch sicherer, als das Verfahren von Schottelius führt noch Gruber eine zuerst von Buchner °?°) angewandte Methode zu dem Ziele, in Stuhlproben, welche nur wenige Cholerabacterien neben einer Ueberzahl ander- weitiger Bacterien enthalten, eine präparatorische Vermehrung der ersteren herbeizuführen. Die betreffende Methode besteht darin, ‚ als Nährsubstrat für die Vorcultur eine Mischung von sterilisirter älterer Bouilloncultur der Cholerabacterien mit der etwa zehn- fachen Quantität sterilisirter O0,6procentiger Kochsalzlösung (oder gleichen Theilen sterilisirter Fleischbrühe, Gruber) anzuwenden. - In dieser Nährflüssigkeit gelangen die in dem unreinen Aussaat- materiale spärlich vorhandenen Cholerabacterien schnell zu prä- valirender Entwicklung, weil die in derselben anwesenden Zer- ‚setzungsproducte der Cholerabacterien diesen weit weniger schädlich sind als den anderweitigen Mikrobienarten, so dass sich nun auf der Oberfläche der mit Theilchen des Aussaatmateriales beschickten und 24 Stunden bei 30 bis 37°C. ceultivirten Nährflüssigkeit stets ein Häutchen bildet, welches die Cholerabacterien reichlich, ja oft fast in Reincultur enthält. Begnügen darf man sich jedoch in wichtigen Fällen mit diesen einfacheren Verfahren der Vorcultur nach Schottelius, Buchner und Gruber nicht, sondern Baumgarten, Mykologie, 57 Be muss stets die Oberflächenhäutchen zwecks Herstellung echter Reinculturen nach dem Koch’schen Plattenculturverfahren ver- arbeiten. 2. Die Becurrensspirochäte (Spirochäte Obermeieri). Die Entdeckung der Recurrensspirillen durch Obermeier ®?6), deren Ruhm zu geniessen dem als Opfer seines Berufes früh dahin- gegangenen hoffnungsvollen Forscher nur kurze Zeit vergönnt war, bildet einen der wichtigsten Marksteine auf dem Wege der Erkennt- niss der parasitären Natur der menschlichen Infectionskrankheiten, Abgesehen vom Milzbrand, welcher ja die menschliche Patho- logie nicht in erster Röhe interessirte, war hier zum ersten Male bei einer typischen menschlichen Teste nnre die Gegenwart eines eigenartigen Lebewesens aus der Classe der Bacterien darge- than, an dessen ursächlicher Bedeutung für den Krankheitsprocess — angesichts der von allen späteren Beobachtern $?”) bestätigten Constanz und Ausschliesslichkeit seines Vorkommens bei dem letz- teren, angesichts ferner der ungeheuren Menge, in welcher dasselbe auf der Höhe der Anfälle in der Regel, und zwar ohne jede Zu- mischung von andersartigen Bacterien, im Blute der Erkrankten gefunden wurde, sowie schliesslich seines den Fieberattaken paral- lelen Erscheinens und Verschwindens — wohl kein ernstlicher Zweifel ” bestehen konnte. In der That-ist-wohl auch keinem anderen speci- fisch-pathogenen Bacterium von vornherein einmüthiger der aetiolo- gische Charakter zuerkannt worden, als Obermeier’s Recurrens- spirochäte. Leider sind unsere Kenntnisse über die Lebensgeschich dieses interessanten Parasiten zur Zeit noch recht dürftig; was wir über denselben wissen, besteht wesentlich in folgendem: Die Be seschklen — oder. Recurrensspirillen, wie wir. sie der Kürze wegen lieber fortab nennen wollen — besitzen der Form und Grösse nach eine grosse Aehnlichkeit mit den ausge- sprochenen Spirochätenformen der soeben abgehandelten Koch- schen Cholerabacterien, nur sind sie im allgemeinen entschieden feiner und zierlicher als diese (vergl. Figur 87 mit Figur 81). Sie kommen, soweit bekannt, ausschliesslich in der vollen Schrauben- gestalt vor, niemals trifft man daneben, wie bei den Cholerabacte- rien und anderen, Kom henarten; komma- oder’ S-förmige Schrschennhschorue Ebensowenig ii an den Schraubenfäden, — 8341 — selbst bei Anwendung der besten Oelimmersionssysteme, eine der Zusammensetzung aus gekrümmten Einzelzellen entsprechende Glie- _ terien ®?®), sowie für alle sonstigen - Spirillumarten zutrifft. Die Länge der Pe * 7 en Du schnittlich nur den vierten bis dritten - Theil des Dickendurchmessers der Cho- derung zu constatiren, ein Verhältniss, welches allerdings auch für die Spirochätenformen der Cholerabac- schraubigen Fäden wechselt zwischen 14 bis 40 u; die Dicke beträgt durch- leraspirochäten. An den Enden er- Deckglastrockenpräparat‘ von Blut eines Recurrenskranken. Färbung mit wässe- scheinen die Spiı illen deutlich z uge- riger Fuchsinlösung. Zeiss, eg E " .Sj 1.3 V öss. 950. 1 spitzt. Von Endo- oder Arthro-S Po- re ee Ad nr ren der Recurrensspirillen ist nichts irgendwie sicheres bekannt; ob die körnigen Bildungen, welche im Blute Recurrenskranker während der Intermissionszeit von einzelnen Beobachtern $?°) ge- sehen und als Sporen oder junge Entwicklungsformen der Spi- rillen gedeutet wurden, diese Deutung verdienen, muss als sehr zweifelhaft bezeichnet werden. Die Fortpflanzung der Spirillen vollzieht sich daher höchstwahrscheinlich ausschliesslich auf dem Wege der Theilung; directe Beobachtungen über den Theilungs- vorgang liegen jedoch, unseres Wissens, nicht vor, wenn wir von der Angabe Metschnikoff’s®?0), wonach sich im Blute von mit Recurrensspirillen geimpften Affen zu Beginn der Fieberanfälle viele Spirillen „in Theilung begriffen“ zeigten, absehen. Die Recurrens- ' spirillen sind mit einer höchst lebhaften Beweglichkeit ausge- stattet. Die Bewegung besteht in raschen Drehungen um .die imaginäre Längsaxe der spiraligen Fäden, bald nach der einen, bald nach der anderen Seite hin. Ausser den Drehungen sieht man die Spirillen noch Vor- und Rückwärts-Bewegungen sowie seit- liche Bewegungen ausführen, Bewegungserscheinungen, welche jedoch nicht auf besonderen Formen activer Locomotion beruhen, sondern rein passiv aus der Drehbewegung hervorgehen (Heydenreich ®°'): indem die sich drehenden Spiralfädchen gewisse Hindernisse, welche ihnen seitens des Blutserums geboten werden, zu überwinden haben, schieben sie sich, je nach der Richtung der Drehung, bald vor-, bald rückwärts; die Seitenbewegungen andererseits entstehen durch partielle Ermüdung oder partielles Absterben der Fädchen, wo- durch der unbewegte Theil gegen den bewegten mehr oder minder starkwinkelig abgeknickt und durch den letzteren in passive, 57* — 342 — eine selbständige Seitenbewegung vortäuschende Locomotionen ver- setzt wird. Die Drehbewegungen werden mit verhältnissmässig grosser Kraft ausgeführt: im hängenden frisch entleerten Bluts- tropfen sieht man wie die rothen Blutkörperchen durch die in vehementer Drehung begriffenen Spirillen unsanft hin- und her- gestossen werden; oft wird man erst durch diese passiven Ortsver- änderungen der rothen Blutzellen auf die Anwesenheit der zarten durchsichtigen beweglichen Spiralfädchen hingewiesen. Bisweilen findet ein Einbohren der Spitze der Spirillen in die weiche Substanz der Blutkörperchen statt, welches so erheblich werden kann, dass bei dem späteren Loslösen der Spirillen der Leib der rothen Blut- r zellen an der Haftstelle zu einem dünnen Faden ausgezogen wird. Die Bewegungen der Spirillen werden durch Geisselfäden vermittelt, N welche sichtbar zu machen, Koch gelungen ist ®3?). Hinsichtlich des miksachemn ach Verhaltens weichen, | wie Weigert®?®) ermittelt, die Recurrensspirillen (wie wohl auch j sämmtliche andere echte Spirillumarten) z. Th. nicht uner- heblich von den Kokken- und Bacillen-Arten ab; sie reagiren im Gegensatz zu diesen, mehr wie protoplasmatische, als wie Kernsubstanzen. In erster Linie ist hier der mangelnden Resi- j stenz gegen verdünnte Kalilauge und concentrirte Essig- h säure, sodann des Umstandes zu gedenken, dass die Spirillen ‚durch sog. Kernfärbungsmittel nicht eben viel intensiver tingirt werden, wie das Zellprotoplasma, und dass sie saure Farblösungen gar nicht annehmen (Günther). Eine sehr zweckmässige Methode, die Färbung von Recurrensspirillen in Blutpräparaten zu be- j wirken, besteht darin, die am Deckglas in gewohnter Weise Be öckaste und durch Erhitzung fixirte Blutschicht, vor der. Einwirkung der Färbflüssigkeit (als welche sich am Birke die Weigert’sche Anilin-Gentianaviolett-Lösung eignet), 10 Secunden mit 5procentiger Essigsäure zu benetzen, wodurch das Hämoglobin aus den Blutscheiben ausgezogen und körnige Niederschläge des Untergrundes aufgelöst werden, so dass nunmehr die Spirillen bei der nachträglichen Tinction, nicht mehr, wie bei directer Anfärbung z. Th. verdeckt durch die blaugefärbten Scheiben der rothen Blut- zellen und die Untergrundskörnungen, um so zahlreicher und klarer hervortreten (Günther °°®). F Was nun die biologischen Eigenschaften der Recurrens- spirillen anlangt, so sind unsere Kenntnisse hierüber deshalb so dürftig, weil alle bisherigen Versuche, unsere Organismen a A >. 0 J 4 “ er 4 — 345 — in künstlichen Nährmedien zu züchten, vollständig fehlgeschlagen sind. Die einzige progressive Wandlung, welche bisher die Spirillen _ auf künstlichen Nährböden zu erkennen gegeben haben, bestand in einem Auswachsen der Spirillen zu längeren, unter einander verfilzten Fäden, welches von Koch®3>) constatirt wurde; aber eine eigentliche Vermehrung, vollends ein in Generationen fort- pflanzbares künstliches Wachsthum vermochte weder Koch noch irgend ein anderer Forscher zu erzielen. Die hiernach anzunehmende fast absolute Unfähigkeit zu saprophytischer Vegetation verweist die Recurrensspirillen in die Reihe der streng obligaten Parasiten, welche allein in dem lebenden, specifisch adaptirten Wirthskörper die Bedingungen gedeihlichen Wachsthums finden. In Anbetracht dieses Umstandes ist den Versuchen über das Verhalten unserer Organismen zur Temperatur, zum Sauerstoff ete., welche an dem - lebenden Körper entnommenen Spirillen angestellt wurden, nur ein sehr bedingter Werth zuzuerkennen. Wenn z. B. Heyden- reich 3°), von welchem vornehmlich die diesbezüglichen Versuche herrühren, fand, dass die Recurrensspirillen im, in Glasröhrchen ein- geschlossenen Recurrensblut bei Temperaturen zwischen 16 bis 22° C. bis 14 Tage lang lebten, während sie bei 37 °C. nur etwa 20, bei 39,5 bis 41,7 nur 4 bis 12 Stunden sich lebendig erhielten und bei 42,5° bereits in 2 bis 3 Stunden abgestorben waren, so lässt sich aus diesen Resultaten kein Schluss auf die Abhängigkeit des Spirillenwachsthums von der Temperatur ziehen ; wie unzutreffend ein derartiger Schluss sein würde, ergiebt sich aus dem Factum, dass die Recurrensspirillen im Blute lebender Menschen (und Affen) ‘bei normaler und fieberhaft gesteigerter Körpertemperatur ja eben - aufs üppigste proliferiren, während sie im kühl werdenden Blute der Recurrensleichen wahrscheinlich sofort zu wachsen aufhören, was aus dem Factum zu entnehmen sein dürfte, dass in demselben in der Regel keine Spirillen mehr nachzuweisen sind, obwohl der Tod meist auf der Höhe der Anfälle erfolgt. Die betreffenden Ver- suche Heydenreich’s lehren also nicht mehr und nicht weniger, als dass die Spirillen auf einem für ihr Fortleben ungeeigneten Boden bei höheren Temperaturen (ceteris paribus) schneller ab- sterben als bei niederigeren. Ebensowenig wie über das Verhalten zur Temperatur können uns die am todten Recurrensblute ange stellten Versuche über den Einfluss des Sauerstoffs auf die Spirillen einen Aufschluss bezüglich des Sauerstoffbedürfnisses der im lebenden Blute wachsenden Recurrensspirillen geben; sah — 834 — Heydenreich in den bezüglichen Versuchen die Beweglichkeit bei ungehemmter Sauerstoffzufuhr ebenso schnell erlöschen wie bei sehemmtem Sauerstoffzutritt, so ist damit nicht ausgeschlossen, ° dass das Wachsthum der Spirillen innerhalb gewisser Grenzen bei einem reichlichen Sauerstoffangebot besser vor sich geht, als” bei einem geringeren, und in der That ist letzteres ja per ana- logiam aus der Thatsache zu erschliessen, dass unsere Orga- nismen allein im relativ sauerstoffreichen Blute, niemals in den sauerstoffarmen oder -freien lymphatischen Flüssigkeiten oder den ° festen Körpergeweben gefunden werden. Die Versuche Heyden-" reich’s über das Verhalten der dem lebenden Körper entnomme- A nen Recurrensspirillen in mit Kochsalzlösung oder destillirtem Wasser verdünnten Blute, in Speichel und Harn sind insofern be- deutungsvoll, als sie lehren, dass im stärker verdünnten excorpo- rirten Blute, in aus dem Körper entfernten Se- und Excreten die Spirillen ceteris paribus noch rascher zu Grunde gehen, als im unverdünnten Aderlassblute. Auf die natürlichen Verhältnisse lassen sich indessen die Zeitgrenzen, welche Heydenreich’s Experimente hinsichtlich der Conservirungsfähigkeit der Spirillen’ in excorporirtem Blut und anderen Körperflüssigkeiten feststellten, nicht übertragen, da in den Experimenten im Gegensatz zum Verhalten unter natürlichen Aussenbedingungen die Concurrenz anderweitiger Mikrobien, speciell der Fäulnissbacterien, möglichs t | abgehalten war, unter deren Einfluss, nach aller Analogie zu” schliessen, die an sich nur kurz VEIBE Lebensdauer der au i i dem handen Körper entfernten Spirillen höchstwahrscheinlich noch bedeutend abgekürzt werden dürfte. Vom Standpunkt der Erkenntniss, dass die Recurrensspiri zu den streng obligaten Parasiten echtester Qualität gehören, deren Forterhaltung in der Aussenwelt in die denkbar engsten Grenzen eingeschränkt erscheint, indem sie keinerlei resistente Dauerfo: m besitzen und aus dem Töhsiiden Körper entfernt, sich selbst über- lassen, höchstwahrscheinlich ausserordentlich BR zu Grunde gehen, ist die febris recurrens als eine contagiöse Infectionskrank heit von reinstem Typus zu erachten, als eine Erkrankung alsc die nur durch unmittelbare Ansteckung, durch direeten- Verkehr mit Rückfallsfieberkranken erworben werden kann. Wie und wo- durch die Ansteckung zu Stande kommt, ist allerdings zur Zeit vollständig dunkel; denn wir kennen weder die Wege, auf welchen die Recurrensspirillen den inficirten Körper verlassen, noch wisser v | > — 835 ° — wir irgend etwas bestimmtes über die Eintrittspforte der Infection. Die Recurrensspirillen wurden bisher innerhalb des inficirten Orga- nismus ausschliesslich im Blute resp. in den Blutgefässen der Organe gefunden; die Se- und Excrete des Körpers liessen, so oft sie darauf hin untersucht wurden, die Gegenwart der Spirillen stets vermissen. Doch ist gleichwohl nicht anzunehmen, dass letztere in die Se- und Excrete wirklich garnicht übergehen sollten; absolut bac- teriendicht sind ja, wie wir wissen, die Capillarwandungen im allge- meinen nicht und gerade bei den Recurrensspirillen wäre ein durch die bohrenden Bewegungen derselben vermitteltes Durchdringen durch die weiche Substanz der Capillarröhren besonders leicht denkbar; factisch ist die Penetrationsfähigkeit der Spirillen durch die Capillar- wandungen,“ wenn auch nicht absolut eindeutig bewiesen, so doch höchstwahrscheinlich gemacht durch den Umstand, dass wiederholt im Blute von Foeten, deren Mutter während der Gravidität an Rück- fallsfieber erkrankt waren, Recurrensspirillen beobachtet wurden 3”). Wenn letztere wirklich die Blutbahnen gar nicht verliessen und nicht in irgend einer Weise an die äussere Körperoberfläche ge- langten, dann wäre gar nicht zu begreifen, wie die Ansteckung sich bei der febris recurrens vollziehen solle, es sei denn, dass eine Ueber- tragung durch ‚blutsaugende Hautparasiten‘ angenommen würde, eine Möglichkeit, die Klebs®°®), mit Bezugnahme auf die von Huber ermittelte Thatsache, dass Flöhe Milzbrandbacillen auf- nehmen, andeutet. Vielleicht spielt aber dieser mögliche Infections- modus wirklich eine bedeutsame Rolle bei der Verbreitung unserer Krankheit. Denn a priori würde ja kaum ein anderer Ueber- tragungsweg als derjenige durch Impfung für die natürliche Infection mit Recurrensspirillen in Betracht zu ziehen sein, da die - Uebertragung mittels Einathmung wegen des Mangels an resistenten Dauerformen, diejenige durch Verschluckung wegen der, gemäss dem sonstigen biologischen Verhalten unbedingt zu präsumirenden Unfähigkeit der Spirillen, sich im Wasser oder auf Nahrungsmitteln, selbst auf kürzeste Zeitstrecken hin, lebensfähig zu erhalten, als reguläre Infectionswege der Recurrenskrankheit ausgeschlossen werden müssen. Dass die febris recurrens in der That durch Verimpfung der Spirillen übertragen werden kann, lehren die erfolgreichen Uebertragungsversuche mit spirillenhaltigem Blut, welche von Motschutkowsky®?°) an Menschen, von Koch ®%°), Carter®*!) und Metschnikoff®?) an Affen ausgeführt wurden. Wenn nun aber jeglicher Anhaltspunkt dafür fehlt, dass gröbere — 846 — Wunden die Infection bei der febris recurrens vermitteln, so blieben factisch nur feine, unvermerkte Continuitätstrennungen der äusseren Haut und Schleimhäute resp. eben Insectenstiche als Ein- gangspforten der Recurrens-Infection anzunehmen übrig. Ueber die pathogenetischen Beziehungen unserer Spi- rillen zu dem Symptomenbilde der Recurrenskrankheit sind wir gleichfalls zur Zeit nur sehr unvollkommen unterrichtet. Wir wissen zwar, dass die Recurrensspirillen ausschliesslich im Blute resp. in den Blutgefässen der Organe anzutreffen, dass sie Blutpara- siten von reinstem Typus sind und mithin ihre pathogenen Wir- kungen ausschliesslich vom’ Blute resp. den Blutgefässen aus ent- falten können; näheres über die Art und Weise der pathogenen Wirkung aber wissen wir nicht. Die klinischen Symptome der Krank- heit bestehen, wie bekannt, vornehmlich in wiederkehrenden Fieber- anfällen, welche durch vollständig fieberfreie Zwischenzeiten unter- ° brochen sind, wonach die febris recurrens unverkennbare Aehnlich- keit mit dem Malariafieber darbietet, nur dauern sowohl die Fieberanfälle, als auch die fieberfreien Intervalle bei ersterer länger, N | wie bei letzterer, und der Wechsel zwischen beiden Zuständen lässt beim Rückfallsfieber die typische Regelmässigkeit vermissen, welche die Fieberbewegung beim Malariafieber charakterisiren. Da das Erscheinen der Spirillen im Blute den Fieberanfällen vorausgeht (Heydenreich), da ferner während der letzteren eine jedenfalls bedeutende, wenn auch nicht immer der Intensität des Fiebers proportionale Vermehrung der Spirillen stattfindet und letztere gegen Ende der Anfälle einige Zeit vor dem Beginne der Krise spurlos aus dem Blute verschwinden, um erst unmittelbar vor ° dem Auftreten eines neuen Fieberanfalles wieder im Blute zu erscheinen, so kann es keinem Zweifel unterliegen, dass das Recurrensfieber von der Anwesenheit und der Vermehrung der Recurrensspirillen im Blute abhängt. Auf welche Weise aber die Spirillen das Fieber erzeugen, darüber lassen sich nur Vermuthungen äussern, Vermuthungen, betreffs deren wir den im allgemeinen Theil (p. 109 ff.) gemachten bezüglichen Andeu- tungen nichts neues hinzuzufügen wüssten. Unter den sonstigen klinischen Krankheitserscheinungen sind die constant und meist schon frühzeitig die Anfälle begleitenden Muskelschmerzen besonders bemerkenswerth, welche bei änderen bacteriellen Infections- krankheiten nicht in gleicher Intensität und Regelmässigkeit beob- achtet werden. Dass dieselben in irgend einer Weise durch die — 84 0 — im Blute vorhandenen Spirillen hervorgerufen sein müssen, steht ausser Frage, wie aber der Zusammenhang ist, entzieht sich der sicheren Beurtheilung.. Man könnte wohl daran denken, dass vorübergehende Verstopfungen der Muskelcapillaren durch die sich anhäufenden Spirillen die Schmerzen bewirkten (Klebs), indessen dürfte diese Erklärung nicht ausreichend sein, da doch gewiss auch bei anderen Blut-Infectionskrankheiten, so vor allen beim Milzbrand, solche bacterielle Gefässverstopfungen in der Muskulatur ebenso häufig vorkommen dürften, ohne dass Muskelschmerzen zu den vorstechenden Symptomen des menschlichen Milzbrandes gehören. Hinsichtlich der pathologisch-anatomischen Befunde bei der Recurrenskrankheit ist bemerkenswerth, dass die wichtigsten Veränderungen sich an denjenigen Organen zeigen, welche uns als bevorzugte Ablagerungsstätten von im Blutstrom kreisenden Bac- terien wohlbekannt sind und welche demgemäss den Einwirkungen der bacteriellen Blutparasiten am intensivsten und nachhaltigsten ausgesetzt sein müssen: Die Milz, das Knochenmark und die Leber. Die namentlich von Ponfick ®*3) eingehend pathologisch-anatomisch und -histologisch studirten Erkrankungen der genannten Organe bieten an sich anatomisch-histologisch nichts eigentlich specifisches, d. h. der Recurrens absolut eigenthümliches, dar, sondern kommen in ähnlicher Weise auch bei anderen Infectionskrankheiten, nament- lich beim enterischen und exanthematischen Typhus vor; in der gleichen Constanz und demselben Ausbildungsgrade, wie beim Rückfallsfieber, finden sie sich jedoch wohl bei keiner anderen Krankheit. Am auffälligsten ist die Affection der Milz, welche sich in Form des acut-entzündlichen Milztumors darstellt, mit welcher diffusen Veränderung sich häufig heerdförmi ge Process combiniren, die sich theils als gröbere, infarktähnliche, theils als kleinere, an die Milzfollikel gebundene Nekrosen mit ser 2 Enacher Erweichung oder eitriger Einschmelzung erweisen. Ganz analoge Veränderungen, wie die Milz, lässt das Knochenmark er- kennen, während die Leber regelmässig nur die Erscheinungen der parenchymatösen Schwellung zur Schau trägt, zuweilen aber daneben auch ähnliche nekrotisch-entzündliche Heerdchen, wie Milz und Knochenmark darbietet. Das erwähnte pathologisch-anatomische Verhalten lehrt uns, dass die nach obigem anzunehmende reich- lichere Ansammlung der Recurrensspirillen in der Capillarität der genannten Organe theils Processe diffuser acuter Entzündung — entzündliche Hyperämie mit serös-zelliger Exsudation, trüber Schwel- BT - ai — 8348 — lung der Parenchymzellen — hervorruft. Ob die heerdförmigen Nekrosen mit oder ohne Combination mit circumseripter eitriger Entzündung wirklich Effecete der Recurrensspirillen und nicht viel- mehr Resultate der accidentellen Einwirkung von pyogenen Mikroorganismen sind, bedarf erst noch der directen Feststellung ; der von Birch-Hirschfeld erbrachte Nachweis der Anwesenheit von beweglichen Spirillen in den Milzheerden kann selbstverständlich nicht genügen, vorliegende Frage zu entscheiden, es muss auch noch die Abwesenheit: der pyogenen Organismen in den Heerden speciell dargethan werden. Die Berechtigung, letztere Forderung zu stellen, dürfte nicht zu bestreiten sein, da wir einerseits bisher mit Sicherheit nur die bekannten pyogenen Mikroorganismen als 7 Erzeuger ähnlicher Processe, wie die hier in Rede stehenden, kennen und wissen, wie häufig die genannten Organismen sich als secundäre 7 Eindringlinge in den Wirkungskreis anderer specifisch-pathogener Mi- 7 krobien hineinmischen, während andererseits jene Heerde keineswegs mit solcher Regelmässigkeit in den Leichen von Recurrenskranken ge- funden werden, um hieraus die directe ursächliche Beziehung der Spi- 7 rillen zu den Heerden ohne weiteres mit Bestimmtheit ableiten zu 7 dürfen. Von den sonstigen in Recurrensleichen anzutreffenden patho- = logisch-anatomischen Veränderungen verdienen noch erstens die Schwellungen der Follikulargebilde des Darmes — welch letztere ja ebenfalls, sammt den Lymphdrüsen, gleich Milz, Knochenmark und Leber zu den bevorzugten Depositionsstätten von im Blutstrom circulirenden Mikrobien gehören und deren Veränderungen dem- gemäss pathogenetisch ebenso zu beurtheilen sein dürften, wie die diffusen acut-entzündlichen Veränderungen der Milz und des Knochenmarks — sowie ferner die fettige Degeneration der quer- gestreiften Muskelfasern, namentlich des Herzens, der Nierenepithe- lien, Leberzellen und Gefässendothelien Erwähnung, welche in solcher In- und Extensität auftreten können, wie sie sonst fast nur bei Phosphorvergiftung beobachtet werden. Ob die fettige Degene ration Folge einer durch die proliferirenden Spirillen direct bewirkten Blutveränderung (Alterationen der normalen chemischen Zusammensetzung der Blutkörperchen resp. der Blutflüssigkeit, Bildung schädlicher chemischer Umsatzproducte) oder aber Folge des intensiven Fiebers ist, muss dahingestellt bleiben; wahrschein- licher dürfte wohl das letztere sein, da es feststeht, dass jede erheblichere fieberhafte Störung mit einer gewissen, dem Grade nach der Höhe und Dauer des Fiebers annähernd proportionalen — 8349 — fettigen Degeneration der genannten Gewebselemente einhergeht, während es fraglich ist, ob die durch die Spirillen direct bewirkten chemischen Blutveränderungen, welche wir, obwohl darüber zur Zeit nichts näheres bekannt ist, trotzdem annehmen müssen, im ' Stande seien, die in Rede stehende degenerative Veränderung her- vorzurufen, da bei anderen Blutinfectionskrankheiten, welche, wie z. B. der Milzbrand, eine noch gewaltigere Proliferation der speci- fischen Parasiten im Blute erkennen lassen, wie die Recurrens, die fettige Degeneration der erwähnten Gewebselemente nicht entfernt- hin dieselbe Intensität und Ausbreitung erreicht, wie sie bei der Recurrens beobachtet wird. Bekanntlich endet die Recurrens in der ganz überwiegenden Mehrzahl der Fälle mit Genesung. Wie kommt letztere zu Stande? Man hat geglaubt (Heydenreich), die Spirillen gingen im Blute Recurrenskranker durch die hohe Temperatur des- selben auf der Höhe der Anfälle zu Grunde; diese Annahme ist _ jedoch durch Heydenreich’s bezügliche Versuchsresultate, wie oben erörtert, keinesfalls erwiesen und, nach Analogie zu schliessen, in hohem Grade unwahrscheinlich, da selbst die Maximal-Tempe- ratur von 42 bis 43°C. zwar eine Sistirung der Proliferation von Bacterien, nicht aber eine Tödtung derselben herbeiführen könnte; hiernach müsste nach eingetretener Defervescenz alsbald die Ver- mehrung der Spirillen von neuem beginnen und der Anfälle wäre kein Ende. In der holien Fiebertemperatur kann also nicht der wesentliche Grund der Heilung des Rückfallstyphus liegen. Metsch- nikoff®**) hat neuestens versucht, auch für die Recurrens dem ‚Phagocytismus’ die Rolle der Heilkraft zu zuertheilen. Auch dieser Versuch muss jedoch als missglückt angesehen werden *°). Sie erinnern sich wohl, dass wir früher bei der allgemeinen Be- sprechung der Metschnikoff’schen Phagocytenlehre (p. 90 ff.) _ gerade den Rückfallstyphus als ein Zeugniss für die Unzutrefiend- heit derselben angeführt haben, indem bei dieser in der Regel in Heilung auslaufenden Krankheit „auch nicht eines der parasitären Mikrobien von den weissen Blutzellen ‚gefressen’ oder auch nur - umschlossen werde“. Metschnikoff hat demgegenüber geltend gemacht, dass bei künstlich mit Recurrensspirillen inficirten Affen es sich im Blute zwar so verhalte, wie von uns angegeben, nicht aber in der Milz, woselbst gegen das Ende der Fieberanfälle und namentlich im Anfangsstadium der Apyrexie regelmässig zahlreiche Spirillen in weisse Blutkörperchen eingeschlossen gefunden würden, — 850 — und er glaubt, von dieser Beobachtung ausgehend, den Beweis liefern zu können, dass die Beendigung der einzelnen Fieberanfälle und die schliessliche Heilung der-Krankheit eben auf dem ‚Ge- fressenwerden’ der Spirillen seitens der ‚Milzleukocyten’ beruhe. Die Unwahrscheinlichkeit dieser Annahme leuchtet nun aber ohne weiteres ein: wenn die Milzleukocyten wirklich im Stande wären, die ganze Masse lebenskräftiger Spirillen, welche von Anfang bis gegen das Ende des Anfalls im Blute herangewachsen ist, in der kurzen Zeit bis zur Krise vollständig aufzufressen, warum bethätigen sie denn da diese immense Vernichtungskraft nicht gleich vom ersten Beginne der Spirillenwucherung im Blute, sondern lassen anfangs die Spirillen, nach Metschnikoff’s eigener Angabe, so gut wie unbehelligt die Milz passiren? Warum werden ferner die Spirillen denn nur in der Milz von den Leukocyten gefressen und nicht auch im Blute und, wenn etwa die langsamere Strömung dies be- dingen sollte, warum nicht ebenso in den Capillaren anderer Organe, in denen sie doch unzweifelhaft ®*%), obwohl von Metschnikoff hierselbst nicht beobachtet, circuliren? Und schliesslich, wie kommt es denn, dass „fast auf einmal die ganze Masse der Spirillen in die Milz gelangt“, um sich dort binnen wenigen Stunden von den Leukocyten auffressen zu lassen; welche Macht treibt die, nach Metschnikoff’s Auffassung vollkommen lebenskräftige Parasiten- schaar in die Gruft des Todes und weshalb entflieht nicht wenig- = stens ein kleiner Theil, einige Exemplare der gewaltigen Spirillen- menge den fressgierigen Wegelagerern, um sofort von neuem das kri- tisch gewordene Blut mit neu heranwachsenden Spirillen zu bevölkern? Alle diese Fragen vermag die Phagocytenlehre nicht zu beantworten - und es müssen sich demnach berechtigte Zweifel an der Richtigkeit des Metschnikoff’schen Erklärungsversuches erheben. Betrachten ° wir die einschlägigen Beobachtungen Metschnikoff’s ganz ob- jectiv, so erscheint durch dieselben zwar unzweifelhaft bewiesen, dass gegen das Ende des Fieberanfalls und im Anfangsstadium der Apyrexie ein grosser Theil der in den Milzgefässen enthaltenen Spirillen innerhalb von Leukocyten sich befindet. Aus dem blossen Factum des Einschlusses bacterieller Elemente in den Leib von Leukocyten folgt aber, wie wir oft genug hervorgehoben, nicht im geringsten, dass die Bacterien in voller Lebenskraft von den Zellen 3 aufgenommen und durch die Aufnahme um’s Leben gebracht werden; vielmehr muss der Umstand, dass die Spirillen in den Capillaren der Milz (und wahrscheinlich auch in denjenigen anderer Organe) 3 I n + 4 a % a u ö ” [4 - R BErUNT gg ee Zr | — 851 — nur zur Zeit um die Krise in grösserer Zahl von den Leukocyten aufgenommen werden, zu Beginn und auf der Höhe der Anfälle da- gegen nicht, und dass sie im grossen Blutstrome sich niemals von Leukocyten eingeschlossen zeigen, den Gedanken nahelegen, dass der Einschluss in Leukocyten erst dann erfolgt, wenndieSpirilleninihrer Lebenskraftabgeschwächt, dem Absterben nahe oder bereits abgestorben sind. Nehmen wir diese Interpretation an, dann erklärt sich auch das bei Metschnikoff’s Auffassung völlig räthselhafte Verschwinden der Spirillen aus dem Blute in der vorkritischen Periode und ihre alleinige Nachweisbarkeit in der Capillarität der Milz (und anderer Organe) im Anfangsstadium der Apyrexie. Von dem Augenblicke ab nämlich, in welchem die Spirillen im Blute Recurrenskranker ihre Proliferation einstellen, verhalten sie sich wie in’s Blut in- Jieirte nichtpathogene Bacterien, deren Schicksal es, wie wir wissen, ist, selbst in grosser Menge injicirt, innerhalb kürzester Frist aus dem Blute zu verschwinden, um in den Capillaren der Organe, speciell Milz, Leber und Knochenmark abgelagert zu werden, woselbst sie alsbald dem völligen Untergang anheimfallen, gleich- viel, ob sie zuvor von Zellen, speciell Leukocyten, aufgenommen wurden oder nicht. Bei dieser Auffassung der Erscheinungen, welche wir für die allein aus den Thatsachen zwanglos abzu- leitende halten müssen, bleibt freilich der eigentliche Grund für das Absterben der Spirillen im Blute noch unerklärt. Da weder die Fiebertemperatur, noch die Phagocyten als Ursache des Spi- rillentodes erachtet werden können und für die Bildung etwaiger spirillentödtender Stoffe im Recurrensblute kein Anhaltspunkt vor- liegt, so sind wir, wie in so vielen anderen Fällen, auch hier darauf angewiesen, den Untergang der specifischen Krankheitsparasiten innerhalb des inficirten Körpers wesentlich zurückzuführen auf die _ spontane Erschöpfung der Proliferationskraft der inficirenden Mikrobien, deren aus einer gewissen Individuenzahl emporgewachsene Generationen, nach immanenten Lebensgesetzen unter dem Einerlei der äusseren Verhältnisse an eine nur kurze Lebensdauer gebunden, nach dem Ueberschreiten des Vegetations-Blüthestadiums einem natürlichen Absterben anheimfallen. Da der Verlauf der Recurrens in der Regel nicht mit einer einmaligen Vegetationsperiode der Spirillen abgeschlossen ist, sondern mehrfache Vegetationscyklen, durch Pausen unterbrochen, aufeinander folgen, so wird ange- nommen werden müssen, dass in der Regel von dem Bestande — 852 — einer früheren Generationsreihe einige Spirillenindividuen lebens- fähig und virulent übrig bleiben, um in dem mittlerweile restau- rirten Blute in der Zwischenzeit zwischen dem vorangegangenen und dem nächstfolgenden Anfall zu einer neuen Generationsreihe heranzuwachsen, eine Annahme, welche, auch ohne Zuflucht zu der Hypothese von Dauerformen, welche wir bekanntlich an den Spirillen nicht kennen, zu nehmen, nichts gezwungenes hat, da wir ja an den künstlichen Culturen von nichtsporenbildenden Bacterien etwas ganz ähnliches beobachten können, indem auch hier einige wenige, in der im Ganzen abgestorbenen Cultur noch am Leben gebliebene Elemente bei Uebertragung auf neue Nährböden die Forterhaltung der Vegetation sichern können. Andererseits erscheint aber auch denkbar, dass ausnahmsweise schon beim ersten, um so leichter aber bei jedem späteren Vegetationscyklus, das Absterben der Spirillenbrut so schnell vollständig durchgreifend wird, dass, wenn die Restauration der Blutmasse eintritt, in der That kein einziges lebendes Spirillum zur Erzeugung einer neuen Generationsreihe mehr übrig geblieben ist, wonach es unter Um- ständen bei einem einzigen, in der Regel bei zwei oder drei An- fällen sein Bewenden haben muss; möglicherweise wird der weiteren Wiederholung der Anfälle wesentlich auch mit dadurch ein Ziel gesetzt, dass unter dem Einfluss der einmaligen oder wiederholten Spirillenvegetation die Blutmasse unempfänglich gegen eine weitere Entwicklung der Spirillen wird. Weitere Untersuchungen werden hoffentlich über diesen, sowie die leider nicht wenigen übrigen noch unerledigten oder nicht völlig aufgeklärten P I d in der Aetiologie und Pathogenese der Recurrens befriedigenden na Aufschluss erbringen. “ — 855 — Zum Capitel: Die Choleraspirochäte (Koch’s Kommabacillus der Cholera asiatica). 666) Untersuchungen und Beobachtungen ü. d. Verbreitungsart der Cholera nebst Betrachtungen über Maassregeln, derselben Einhalt zu thun. München 1855. 667) Die Resultate der älteren Untersuchungen ü. d. Cholera-Aetiologie findet der Leser in kurzer kritischer Uebersicht zusammengestellt bei: O. Riedel, Die Cholera, Entstehung, Wesen und Verhütung derselben. Berlin 1887, Enslin. 668) Bericht ü. d. Thätigkeit der zur Erforschung der Cholera i. J. 18383 nach Egypten und Indien entsandten Commission. Unter Mitwirkung von Dr.R. Koch bearb. von Dr. G. Gaffky. Berlin 1887, Springer. 669) Nur die - wichtigeren derselben mögen hier, in wesentlich chronologischer Reihen- folge zusammengestellt, angeführt sein: van Ermengem, Recherches sur le microbe du cholera asiatique. Paris 1885, Carr&; Brüssel, Manceaux; Ceci et Klebs, Recherches anatom. et experim. sur le baeille-virgule du cholera asiatique (SocietE Medico-Chirurg. de Liege. 6. Nov. 1884); Ceeci, Sull’Etiologia del Cholera asiatica. Summario delle ulteriuri ricerche. Genova 1885; Klebs, Ueber Cholera asiatica, nach Beobachtungen in Genua. Basel 1885, Schwabe; Klebs, Mittheilungen z. Aetiologie der Cholera (Correspondenzbl. f. Schweizer Aerzte 1885); Babes, Untersuchungen über Koch’s Kommabacillus (Virchow’s Archiv Bd. XCIX, 1885, p. 148); Nicati et Rietsch, Recherches sur le chol&ra. Le bacille en virgule dans l’organisme, sa culture, ses produits de fermentation et leur action sur les animaux (Archives de physiol. norm. et pathol. 1885 p. 72); Klein, On the Etiologie of Cholera (British med. Journ. 1885 no. 1265 and 1266); Watson Cheyne, Report on the Cholera-Bacillus (British med. Journ. 1885 no. 1269— 1273); Doyen, Recherches anatomiques et exp6rimentales sur le chole&ra epidömique (Archives de physiol. norm. et pathol. 1885 p. 179); Schottelius, Zum mikroskopischen Nachweis von Cholera- bacillen in Dejeetionen (Deutsche med. Wochenschr. 1885, No. 14 p. 213); Emmerich, R., Untersuchungen ü. d. Pilze der Cholera asiatica (Archiv f. Hygiene 1885 p. 291); Buchner und Emmerich, Die Cholera in Palermo (Aerztl. Intelligenz-Blatt, Münchener med. Wochenschr. 1885, No. 44 p. 1); de Simone, Altre ricerche sul colera; Epidemie di Palermo del 1885 (Giorn. internaz. delle Seienze med. fasc. 8, 1886); Nicati et Rietsch, Recherches sur le cholera. Paris 1886, Alcan; Canestrini e Morpugo, Notizie biologiche sul Baeillus-Komma (Estr. dagli Atti del R. Istituto veneto di sceienze lettere et arti t. IV, 8. VI, 1886); Tizzoni und Cattani, Untersuchungen über Cholera (Centralbl. f. d. med. Wissensch. 1886, No. 43 p. 769); Cunningham, Relation of Cholera to Schizomycete Organisms (Scientific memoirs of the Medical ÖOfficers of the Army of India Part I [Caleutta 1885]; Pfeiffer, A., Das erste Erscheinen der asiatischen Cholera auf deut- — 84 — schem Boden nach Entdeckung des Kommabaeillus (Deutsche med. Wochenschr. 1886, No. 47); Gruber, Bacteriol. Unters. v. cholera- verdächtigen Fällen unter erschwerenden Umständen (Wiener med. Wochenschr. 1887, No. 7 u. 8); Lustig, Bacteriol. Studien ü. Cholera (Centralbl. f. d. med. Wissensch. 1887, No. 16 u. 17 und Zeitschr. f. Hygiene Bd. III, 1887, p. 146); Zäslein, Ueber die Choleraepidemie ° des Jahres 1886 in Genua (Deutsche Medicinalztg. 1887, No. 23 p. 261); Zäslein, Ueber den praktischen Nutzen der Koch’schen Platten- eulturen in der Choleraepidemie des Jahres 1886 in Genua (Deutsche Medicinalztg. 1887, No. 34 p. 389); Roy, Brown and Sherrington, Preliminary Report on ‘the Pathology of Cholera asiatica (Proceedings of the Royal Society Vol. XLI, 1886, no. 247 p. 173); Shakespeare, Address on some new aspects ofthe Cholera question since the discovery by Koch of the Comma-Bacillus (The Journal of the Amer. med. Asso- cation 1887, no. 18). 670) In dieser Hinsicht sind namentlich die später (p. 807) zu erwähnenden, vollständig negativ ausgefallenen Nach- forschungen R. Koch’s über das etwaige Vorkommen spontaner Cholera bei Thieren im Heimathlande der Cholera von entscheidender Bedeutung, aber auch alle sonstigen Erhebungen haben kein sicheres Beispiel von spontaner Thiercholera an den Tag zu bringen vermocht. 671) Vergl. namentlich die hinsichtlich der Erzielung eines choleraartigen oder auch nur choleraähnlichen Krankheitsprocesses durchaus erfolglos gebliebenen, von Koch und seinen Mitarbeitern in Aegypten und Indien vorgenom- menen bezüglichen Uebertragungsversuche. 672) Vergl. den sub 668° eit. Bericht Gaffky’s. 673) Del processo morbose del colera asiatico. Firenze 1880. 674) Vergl. die unter Leyden’s Leitung gearbeitete Dissertation Wiewiorowsky’s: De cholerae asiaticae pathologia et therapia. Regiomonte 1866. 675) Semaine med. 1885, Mars. 676) For- schungen über Cholerabacterien (Ergänzungshefte zum Centralblatte für allgemeine Gesundheitspflege Bd. I, 1885, Heft 5 u. 6). 677) Conferenz z. Erörterung der Cholerafrage [Zweites Jahr] geh. i. Kaiserl. Ges.-A, vom 4.-8. Mai 1885 (Berl. klin. Wochenschr. 1885, No. 37a p. 376). 678) Die Mikroorganismen p. 344. Leipzig 1886, Vogel. 679) Die” allgemeine Pathologie I. Theil, p. 359/360. 680) Versuche über die” Sporenbildung bei Xerosebacillen, Streptokokken und Choleraspirillen (Zeitschr. f. Hygiene Bd. IV, 1888, p. 165). 681) Ueber die Dauer- formen der sog. Kommabaeillen (Fortschr. d. Med. 1885, No. 19 p. 619). 682) Die Mikroorganismen p. 344/345. Leipzig 1886, Vogel. 683) ri | riss der Baeterienkunde p. 255. Berlin 1887, Hirschwald. 684) Recher- ches sur le chol&ra. Paris 1886, Alcan. 685) Bacteriol. Unters. v. choleraverdächtigen Fällen unter erschwerenden Umständen (Wiener | med. Wochenschr. 1887, No. 7 u. 8). 686) Ueber e. Bacillus i. Cholera- darm (Tagebl. d. 59. Versammlung deutscher Naturf. u. Aerzte zu Berlin 1886, p. 419). 687) Ueber die Morphologie des Kommabaeillus (Zeitschr. f. klinische Mediein Bd. IX, 1885, Heft 3 u.4 p. 361). 688) Recherches sur le mierobe du chol6ra asiatique. Paris et Bruxelles 1885. 689) Zur | Be BET 17 Se ey fe, TER et rn TER u E4 Morphologie der Cholerabacillen Koch’s (Wratsch 1885, No. 29). | 690) Recherches sur l’6volution du baecille virgule du cholera (Progeäg Bu - me — 855 — m&d. 1885, no. 27). 691) Unters. ü. Koch’s Kommabaeillus (Vir- chow’s Archiv Bd. XCIX, 1885, p. 148). 692) Ueber die Koch’schen und Finkler-Prior’schen Kommabaeillen (Sitzungsber. d. Ges. f. Morphologie u. Physiol. in München I, 1885, p. 21). 693) Ueber die als ‚Kommabacillen’ bezeichneten Vibrionen von Koch und Finkler- Prior (Wiener med. Wochenschr. 1885, No. 9 u. 10 p. 262). 694) Die allgemeine Pathologie I. Theil, p. 359. 695) Ueber das Vorkommen der Spirochätenform des Koch’schen Kommabacillus im Gewebe des Cholera- ‚darms und über Herstellung verschiedener Fluoresceinpräparate (Ber. ü. d. Verhdlgn. d. VI. Congresses f. innere Medicin. Wiesbaden, 1887). 696) Choleraspirillen in der Darmwand (Deutsche med. Wochenschr. 1887, No. 23). 697) Deutsche med. Wochenschr. 1884, No. 25 u. 36. 698) The Lancet 1884, 20. September. 699) On the Etiologie of Cholera. Royal medical and chirurgical society (Brit. med. Journ. 1885, no. 1265, 1266). 700) Forschungen ü. Cholerabacterien (Ergänzungs- hefte z. Centralbl. f. allg. Gesundheitspflege Bd. I, 1885, Heft 5 u. 6). 701) A. d. sub. 688 c. O. 702) Report on the Cholera-Bacillus (Brit. med. Journ. 1885, vol. I, no. 1269— 1273). 703) Der neueste Stand der Cholerafrage (Deutsche Medicinalztg. 1885, No. 81 u. 82); und: Die Cholera. Der kritischen Uebersichten dritte Reihe (Deutsche Medi- einalztg. 1888, No. 59—63). 704) Section eines Falles von Cholera asiatica (Deutsche med. Wochenschr. 1885, No 13). 705) Zur Aetio- logie der Cholerine (Berliner klin. Wochenschr. 1887, No. 32 p. 591). 706) Demonstration von Bacillen der Mundhöhle (Deutsche med. Wochenscehr. 1885, No. 9 p. 138). 707) Recherches sur le cholera (Archives de physiol. norm. et path. 1885 p. 72). 708) Beiträge z. Kenntniss der Bacterien im normalen Darmtractus (Münchener Aerztl. Intelligenzblatt 1885, No. 36 u. 37). 709) Baeteriol. Studien ü. Cholera asiatica (Zeitschr. f. Hygiene Bd. III, 1887, p. 146). 710) Bacteriol. Unters. v. choleraverdächtigen Fällen unter erschwerenden Umständen (Wiener med. Wochenschr. 1887, No. 7 und 8); neuestens (Cholera in Oesterreich 1885 — 1886, Heft XVII a. d. Arbeiten der Hygien. Sectionen d. Internat. Congr. f. Hygiene u. Demographie in Wien 1887) fand allerdings auch Gruber den Finkler’schen Kommabacillus in einem tödtlichen Falle von Cholera nostras, daneben aber auch den „Neapler Bacillus’. Da jedoch das Finkler’sche Mikrobion, zuweilen wenigstens, auch im normalen Darminhalt vorkommt, kann seine ge- legentliche Anwesenheit im Darminhalt bei Cholera nostras die ange- nommene pathogene Beziehung des Mikrobions zu letzterer nicht be- gründen. 711) Ueber eine neue, den Choleraspirillen ähnliche Spalt- pilzart (Deutsche med. Wochen 1885, No. 3 p. 33). 712) Beiträge z. Kenntniss der Darmbacterien (Münchener med. Wochenschr. 1886, No. 1, 43 u. 46). 713) a. d. sub 712 c. O. 714) Grundriss der Bacterien- kunde p. 274. 715) A. d. sub 676 ec. O.). 716) Ueber die Koch- schen und Finkler-Prior’schen Kommabaeillen (Sitzungsber. d. Gesellsch. f. Morphol. und Physiol. in München I, 1885, p. 21). 717) Ueber Fortschritte i. d. Kenntniss der Ursachen der Cholera asiatica (Berl. klin. Wochenschr. 1887, No. 9-12). 718) Zur Kenntniss der Baumgarten, Mykologie. 58 VE Stoffwechselproducte des Cholerabacillus (Berl. klin. Wochenschr. 1887, No. 44, p. 817). 719) Ueber das Choleraroth und das Zustandekommen der Cholerareaction (Virchow’s Archiv, Bd. COX, 1887, p. 366). 720) Ueber die Cholerafarbstoffe (Virehow’s Archiv Bd. CX, 1887, p. 614), 721) Zur Frage von der Cholerareaction (Centralbl. f. Bacteriol. Bd. ILS 1888, p. 169). 722) Ueber das Verhalten der Baceterien im Brunnen- wasser, sowie über reducirende und oxydirende Eigenschaften der Bac- terien (Zeitschr. f. Hygiene Bd. I, 1886, p. 193). 723) Sulla nitrifica- zione (Rendiconti della R. accademia dei Lincei, 6 giugno 1886). 724) A. d. sub 721 c. O.. 725) Ueber Fermentausscheidung von Vibrio Koch etc. (Archiv f. Hygiene Bd. V, 1886, Heft 2). 726) Ueber einige biologisch-chemische Eigenschaften der Mikroorganismen im allgemeinen und über die Bildung der Ptomainen durch die Cholerabaeillen im spe- ciellen (Petersburger med. Wochenschr. 1886). 727) Eine chemische Reaction für die Cholerabacterien (Zeitschr. f.. Hygiene Bd. II, 1887, p. 52). 728) Zur chemischen Reaction der Cholerabacterien (Zeitschr. f. Hygiene Bd. II, 1887, p. 337). 729) Zur Kenntniss des Wundstarr- krampfes nebst Bemerkungen über das Choleraroth (Deutsche med. Wochenschr. 1887, No. 22). 730) Zur Kenntniss des Choleraroths (Breslauer ärztl. Zeitschr. 1887, No. 16 u. 17). 731) A. d. sub 721 e. 0. 7132) A. d. sub 719 ec. O. 733) Zur Bedeutung des sog. Choleraroths (Fortschr. d. Med. 1887, No. 17) und: Zur Frage von der Cholerareac- tion (ibidem 1888, No. 6). 734) A. d. sub 721 ec. O. 735) Ueber da Reductionsvermögen der Bacterien (Zeitschr. f. Hygiene Bd. II, 1887 ‚Heft 3 p. 386). 736) Recherches sur le mierobe du cholera asiatique, Paris et Bruxelles 1885. 737) Conferenz zur Erörterung der Cholera frage [zweites Jahr] (Berl. klin. Wochenschr. 1885, No. 37a, p. 376) 738) Mittheilungen z. Aetiologie d. Cholera (Correspondenzbl. f. schweizer Aerzte 1885, No. 13). 739) Sur la presence des sels biliaires dans le sang des choleriques et sur l’existence d’un alcaloide toxique dans les dejeetions (Comptes rendus 1884, II, p. 847) und: Sur une substance alcaloidique extraite de bouillons de eulture du mierobe de Koch (Comptes rendus 1885, II, p. 510). 740) Ueber die Giftigkeit di | Cholerabaeillen (Deutsche med. Wochenschr. 1886, No. 45, p. 789), 741) Recherches sur le cholera. Paris 1886, und: Odeur et efleis toxiques des produits de la fermentation produite par les bacilles en virgule (Compt. rend. t. XCIX, p. 928). 742) Does Koch’s Comma bacillus produce a pecular poison ? (British med. Journ. 1885, no. 1247 743) Altre ricerche sul cholera (Giorn. internaz. delle Scienze mei fasc. 8, 1886). 744) Versuche über Infection und Vergiftung ı Cholera (Centralbl. f. d. med. Wissensch. 1887, No. 29). 745) A. sub 718 e. OÖ. %46) Recherches anatomiques et experimentales sur Je chol&ra epid&mique (Archives de physiol. norm. et path. t. VI, 1885, p. 179). 747) Untersuch. ü. Koch’s Kommabaeillus (Virehow’8 Archiv Bd. XCIX, 1885, p. 148) 748) Ueber das Verhalten verschie dener Bacterienarten im Trinkwasser (Zeitschr. f. Hygiene Bd.I, 1886, p. 76). 749) Die Vermehrung der Bacterien im Wasser (Arbeiten a. d. Kaiserl. Ges.-A. p. 455. Berlin 1888, Springer). 750) Ueber das Ver , 2 — 857 — halten pathogener Bacterien im Trinkwasser (Archiv f. Hygiene Bd. VII, 1887, Heft 2 p. 234). 751) Das Verhalten der Cholerabacterien i. d. Milch (Zeitschr. f. Hygiene Bd. V, 1888, p. 491). 752) Ueber das Ver- halten der Thyphus- und Cholera-Bacillen zu säure- oder alkalihaltigen Nährböden (Zeitschr. f. Hygiene Bd. III, 1888, p. 404). 753) Beiträge z. Kenntniss d. Sauerstoffbedürfnisses der Bacterien (Zeitschr. f. Hygiene Bd. I, 1886, p. 115). 754) Ueber die Verwendung von Eiern zu Cultur- zwecken (Centralbl. f. Bacteriolog. u. Parasitenk. Bd. IV, 1888, No. 3 p. 80). 755) Vers. ü. d. Sporenbildung bei Xerosebacillen, Strepto- kokken und Choleraspirillen (Zeitschr. f. Hygiene Bd. IV, 1888, p. 165). 756) Die Widerstandsfähigkeit der Cholerabaeterien gegen das Ein- trocknen und gegen Hitze (Zeitschr. f. Hygiene Bd. V, 1888, p. 134). 757) Zur Lebensdauer der Cholerabacillen (Berl. klin. Wochenschr. 1885, No. 49 p. 801). 758) Ueber die Dauerformen der sog. Kommabaeillen (Fortschr. d. Med. 1885, No. 19). 759) Resistenza des Bacillus Komma in eulture veechie al calore (Atti di R. Istituto di scienze, lettere et arti t. V, 1887, serie VID). 760) Cf. Riedel, Die Cholera u. s. w. p. 38. Berlin 1887. 761) Bijdrage tot de kennis van het ruimwater van schepen. [Inaug.-Diss.]. Amsterdam 1886. 762) Die Beziehungen der Bodencapillarität zum Transport von Bacterien (Zeitschr. f. Hygiene Bd. I, 1886, p. 398). 763) Notize biologiche sul Bacillus Komma (Atti del R. Istituto veneto di scienze, lettere et arti t. IV, 1886, serie VI). 764) Grundriss der Bacterienkunde p. 255. 765) A. d. sub 684 ec. O. - 766) A. d. sub 759 e.0. 767) A. d. sub 691 c.O. 768) A.d. sub 756 e.0. 769) Over het „pasteuriseeren“ van bacteriön (Mededeelingen der Könninklijke Akad. van Wetenschapen, Afdeeling Naturkunde, 3. Reeks, II, p. 22). 770) Einige Beobachtungen ü. d. Milzbrandbaeillen (Arch. f. exper. Patholog. u. Pharmakol. Bd. XX, 1886, p. 309). 771) A. d. sub 752 c. ©. 772) Ueber Mikroorganismen im künstlichen Selters- wasser etc. (Arb. a. d. Kais. Ges.-A. Bd. II, 1887, Heft 1 u. 2, p. 1). 773) Die Einwirkung der Kohlensäure a. d. Lebensthätigkeit der Mikroorganismen (Zeitschr. f. Hygiene Bd. V, 1888, p. 332). 774) Einige Unters. ü. d. desinfieirende Wirkung des Kalkes (Zeitschr. f. Hygiene Bd. II, 1887, p. 15). 7%5) Ueber die Einwirkung der Jodo- form-Dämpfe a. d. Cholera-Vibrio (Münchener med. Wochenschr. 1887, No. 25, Sep.-A.). 776) Zur Kenntniss der antibacteriellen Wirkung des Jodoforms (Virchow’s Archiv Bd. COX, 1887, p. 281). 77%) A. d. sub 736 e.0. %%8) A. d. sub 747 c.0. 779) A. d. sub 684 c.O. 780) Das Creolin (Centralbl. f. Baeteriol. u. Parasitenk. Bd. II, 1887, No. 10 und 11). 781) Wiener med. Wochenschr. 1888, No. 17. 782) Das Verhalten der Cholerabacterien im menschlichen Koth (Zeitschr. f. Hygiene Bd. V. 1888, p. 487). 783) On the multiplication of mieroorganisms (Procee- dings of the Royal Society no. 245, 1886, p. 541). 784) A. d. sub 710 e. O0. 785) Koch’s Bericht a. d. Staatssekretär d. Innern. Kal- kutta, 2. Februar 1884. 786) Recherches sur le chol&ra. Exp6riences d’inoeulation (Revue de med. XV, 1885, no. 6) und: Recherches sur le - cholera (Archives de physiol. norm. et pathol. XVII, 1885, p. 72). 787) A. d. sub 688 c. O. 788) Conferenz z. Erörterung der Cholerafrage 58* — 858 — [zweites Jahr] (Berl. klin. Wochenschr. 1885, No. 37a). 789) A. d. sub 746 c. O. 790) A. d. sub 744 ec. 0. 791) A. d. sub 700 e. O0. 792) Ueber die Emmerich’schen sog. Neapler Cholerabacterien (Zeitschr. f. Hygiene Bd. I, 1886, p.315). 793) A. d. sub 717 c.0. 794) Ueber intraperitonäale Einspritzung von Koch’schen Komma- bacillen bei Meerschweinchen (Deutsche med. Wochenschr. 1887, No. 17 u. 26). 795) A. d. sub 746 c. O. 796) Cholera in Ungarn 1886. 797) Unters. ü. Cholera (Centralbl. f. d. med. Wissensch. 1886, No. 43 p. 769) und: Ueber die Uebertragungsfähigkeit der Cholera-Infeetion v. d. Mutter a. d. Foetus (Centralbl. f. d. med. Wissensch. 1887, No. 8). 798) Klebs: Die Allgemeine Pathologie. Capitel: Cholera indica. Jena 1887; Hueppe, a. d. sub. 717 e. O0. 799) A. d. sub 740 e. 0. 800) Ueber die Choleraintoxication (Berl. klin. Wochenschr. 1885, No. 36) und: Die Resultate der subeutanen Infusion als Behandlungs- methode der Cholera (Deutsche med. Wochenschr. 1887). 801) A.d. sub 695 e. O. 802) Vergl. Theil I p. 203. 803) A. d. sub 797 e. 0. 804) A. d. sub 691 e.0. 805) Zum gegenwärtigen Stand der Cholera- ° frage (Archiv f. Hygiene Bd. VI (1886) u. VII (1887); auch separat. München 1887, Oldenbourg). 806) Unters. ü. d. Vorkommen von Mikro- organismen i. d. verschiedenen Bodenschichten (Zeitschr. f. Hygiene Bd. II, 1887, p. 521). 807) A. d. sub 806 c. O0. 808) Prager med. Wochenschr. 1885, No. 28; Zeitschr. f. Hygiene 1887, II, p. 96. 809) Notiz z. d. Ref. über A. Pfeiffer’s sub 811 zu erwähnende Mitthei- lungen (Centralbl. f. Bacteriol. u. Parasitenk. Bd.1I, 1887, No. 1p.14). 810) Die Methoden der Baeterien-Forschung 4. Aufl. Wiesbaden 1889, Kreidel. 811) Die Beziehungen der Bodencapillarität z. Transport v. Bacterien (Zeitschr. f. Hygiene Bd. I, 1886, p. 394) und: Antwort a.d. Entgegnung des Herrn Dr. Soyka etc. (Zeitschr. f. Hygiene Bd. II, 1887, p. 239). 812) Nach Marey ständen jedoch die Waschkähne von Lyon nicht in der schnell fliessenden Rhöne, sondern in der trägen Saöne und wären daher gerade als eine Ursache der Choleraverbreitung zu erachten (vergl. Biedert, Die Cholera [Deutsche Medieinal-Zeitung, 1888, No. 59—63, Sep.-A., p. 16]). 813) Koch, Conferenz z. Er- örterung der Cholerafrage [zweites Jahr] (Berl. klin. Wochenschr. 1885, No.57a); Flügge, Die Mikroorganismen p. 364 ff. 814) Vergl. Gibier et van Ermengem, Recherches exp6erimentales sur le chol&ra (Compt. rend. t CI, 1885, p. 470). 815) Ueber Präventivimpfung gegen Cholera asiatica (Bericht Pasteur’s a. d. Academie des sciences zu Paris am 20. August 1888). 816) Ueber das Virus und die Vaceine der Cholera (Semaine med. 1888 no. 35) und: Ueber den Cholerabaeillus (Acad&mie des sciences ä Paris 1888, 31. Decembre). 817) Cholera indica und Cholera nostras (v. Ziemssen’s Hdbch. der spec. Pathol. u. Therapie, 3. Auflage Bd. II, 2. Theil. Leipzig .1886, Vogel). 818) Traitement prophylactique et curatif du cholera asiatique. Paris 1885. 819) Gif- tigkeit der Cholerabacillen (Deutsche med. Wochenschr. 1886, No.45 p. 789). 820) A. d. 752 c. O. 821) Vergl. hierüber Rossbach a.d. sub 817 c. OÖ. 822) Mikrosk. Unters. von an Cholera asiatica ver- storbenen Indern (Zeitschr. f. Hygiene Bd. I, 1886, p. 379). 823) Sulla — 859 — bontä de metodo Schottelius per la diagnosi batterioscopica del co- lera asiatica (Giornale internaz. delle scienze med. 1886, fasc. 4, p. 311). 824) A. d. sub 710 e. OÖ. 825) Buchner und R. Emmerich (Münchener med. Wochenschr. 1885, No. 44 p. 1). Zum Capitel: Die Recurrensspirochäte. 826) Vorkommen feinster, eigene Bewegung zeigender Fäden im Blute von Recurrenskranken (Centralbl. f. d. med. Wissensch. 1873, No. 10) und: Weitere Mittheilungen über febris reeurrens (Berl. klin. Wochenschr. 1873, No. 35). 827) Engel, Berl. klin. Wochenschr. 1873, No. 35). Weigert (Berl. klin. Wochenschr. 1873, No. 49 u. 1874, No. 5); Birch-Hirschfeld (Deutsches Archiv f. klin. Med. Bd. XIII, 1874); Naunyn (Berl. klin. Wochenschr. 1874, No. 7); Litten - (ibidem); Laptschinsky (Centralbl. f. d. med. Wissensch. 1875, No. 6); Erichsen (St. Petersburger med. Zeitschr., 1875, p. 161); Laskowsky (Medizinsky Westnik, 1876). Weigert (Deutsche med. Wochenschr. 1876); Heydenreich, der Parasit des Rückfallstyphus. Berlin 1877; Koch, (Deutsche med. Wochenchr. 1879); Guttmann (Virchow’s Archiv 1880); Mühlhäuser, (Virchow’s Archiv, Bd. XCVII, 1884); v. Jaksch, (Wiener med. Wochenschr. 1884, Juli). 828) Nach C. Fränkel (Grundriss der Bacterienkunde p. 254) ist allerdings an bei starker (1000facher) Vergrösserung aufgenommenen Photogrammen der Choleraspirillen die Zusammensetzung aus gleich- _ mässig grossen ‚Kommabaeillen‘ immer deutlich zu constatiren. 829) Vergl. z. B. P. Guttmann (Virchow’s Archiv 1880). 830) Ueber _ den Phagocytenkampf beim Rückfallstyphus (Virchow’s Archiv Bd. CIX, 1887, p. 176). 831) Ueber den Parasiten des Rückfallstyphus p. 55. Berlin 1887. 832) Nach J. Eisenberg, Tabellen. 1886. 833) Deutsche med. Wochenschr. 1876 und: Zur Technik der mikro- skopischen Bacterienuntersuchungen (Virchow’s Archiv Bd. LXXXIV, 1881, p. 292). 834) Fortschr. d. Med. 1885, No. 23 p. 755. 835) Deutsche med. Wochenschr. 1879. 836) A. d. sub 831 e. ©. 837) Spitz, die Recurrensepidemie in Breslau i. J. 1879, I.-D. Breslau 1879; Albrecht (Petersburger med. Wochenschr. 1880, No. 18). 838) Die allgemeine Pathologie I, p. 386. Jena 1887. 839) Experimentaluntersuchung über die Inoculationsfähigkeit der Typhen (Moskowsky Wratschebny Westnik 1876, No. 4 p. 49 — 50 und: Deutsches Archiv f. klin. Med. Bd. XXIV). 840) A.d. sub 835 e. O. 841) Med.-chir. Transact. XXXVI; British med. Journ. 1881, October. BR A.d. sub 830.0. 843) Virchow’s Archiv Bd. LX, 1874, p. 162. 844) A. d. sub 830 ec. O. 845) Vergl. die bezüglichen kritischen Be- merkungen Weigert’s (Fortschr. d. Med. 1887, No. 22 p. 732) und des Verf.’s ausführliche kritische Abhandlung: Zur Kritik der Metschni- koff’schen Phagoeytentheorie (Zeitschr. f. klin. Med. Bd. XV, 1888, Heft 1 u. 2). 846) Vergl. Koch (Mitth. a. d. Kaiserl. Ges.-A. I, 1881, p. 40) uud C. Fränkel (Grundriss der Bacterienkunde p. 293. 1887). — 860° — Elfte Vorlesung. Pathogene Arten aus der Olasse der ‚Pleomorphen Bacterien’. Ob unter den wirklich ‚pleomorphen’ Bacterienarten, zu welchen wir, wie Sie sich erinnern '), Zopf’s Leptothricheen und Cladothricheen und, vorläufig, auch Hauser’s Proteusarten (ob- wohl es nicht als ganz ausgemacht gelten kann, dass dieselben eine echte ‚Pleomorphie’ besitzen und nicht vielmehr noch unter ° die Gruppe der sog. ‚monomorphen’ Bacterienarten, speciell unter die Formgattung der Bacillen unterzubringen sind), ob, sagen wir, unter der Gruppe dieser wirklich ‚pleomorphen’ Bacterienarten neben den nichtpathogenen auch pathogene (infectiöse) Arten vorkommen, muss — wenn wir dabei vom ‚Actinomyces’ (s. später) vorläufig absehen — als noch unentschieden betrachtet werden. Foa und Bonome?) haben allerdings neuestens die Ansicht zu begründen gesucht, dass Hauser’s ‚Proteus vulgaris’ nicht, wie bisher wohl fast allgemein angenommen), zu den rein saprophytischen, sondern zu den facultativ-parasitischen Mikrobien gehöre, die für diese Auffassung beigebrachten Beweise erscheinen ‘indessen nicht zwingend, wie aus dem folgenden hervorgehen dürfte. Den Anstoss zu ihren diesbezüglichen ‘Untersuchungen gab ein Obductionsfall, welcher einen unter den Erscheinungen ° des Ieus gestorbenen 23jährigen Lohgerber betraf. Die Ob- duction ergab eine intensive hämorrhagische Infiltration des oberen Dünndarmabschnittes und der entsprechenden Mesenterial- bezirke nebst Thrombosen der zugehörigen Mesenterialvenen, ohne Zeichen einer mechanischen Verlagerung der Därme (Achsendrehung). In den Schnittpräparaten der verschiedenen Organe sowie in den, aus Blut und Organsaft angelegten Culturen fand sich ausschliess- lich ein und dieselbe Bacterienspecies, welche sich nach genauer Prüfung ihrer morphologischen und culturellen Eigenschaften als” identisch mit dem Proteus vulgaris (Hauser) erwies. Die an verschiedenen Warm- und Kalt-Blütern mit den a As ag En NEE 0T 2 SPREETE der Mikrobien angestellten sehr zahlreichen Uebertragungsversuche führten bei fast allen geprüften Thierspecies constant und rasch — bei den Warmblütern oft schon in weniger als 24 Stunden, bei den Kaltblütern bereits binnen 30 Minuten — den Tod herbei, | während die Uebertragung von Blut und Organtheilchen der — 861 — an den Folgen der Uebertragung zu Grunde gegangenen Thiere wirkungslos blieb. So sehr dies letztere Ergebniss und die erwähnte grosse Schnelligkeit des pathogenen Effects der Culturen für eine rein toxische und nicht auch infectiöse Wirksamkeit der letzteren sprach, so schien dennoch die weite Verbreitung der injicirten Bacterien in den, der Injectionsstelle benachbarten, Geweben, sowie die Unschädlichkeit von durch Erhitzung sterilisirten Culturen den Verf. im Sinne der Annahme zu argumentiren, dass die pathogene Wirksamkeit der Culturen an das Leben und die Vermehrung der Bacterien im lebenden Organismus der Ver- suchsthiere gebunden sei. Die Verff. glauben demnach, dass der Proteus vulgaris als ein eigentlicher Infectionsorganismus an- gesprochen werden müsse, welcher durch seine Proliferation inner- halb des lebenden Menschen- und Thier-Körpers ein heftiges, den tödtlichen Ausgang verschuldendes Gift erzeuge. Speciell nehmen sie an, dass der Proteus vulgaris resp. seine Abarten: Proteus mirabilis und Zenkeri einen Theil der sog. ‚hämorrhagischen Infectionen ®) (Ceci)’, deren Gebiet sie sowohl den oben ange- führten als auch einen zweiten, sogleich zu erwähnenden Fall ihrer Beobachtung hinzurechnen, verursache.,. Den infectiösen Charakter der Hauser’schen Proteusarten zu begründen, reichen jedoch die Beobachtungen der italienischen Autoren offenbar nicht aus. Was zunächst den ersten oben in seinen hauptsächlichen "Daten kurz angeführten, Obductionsfall anlangt, so lässt sich der- selbe, wie schon Klebs) hervorgehoben, pathogenetisch auch so interpretiren, dass eine nachträglich wieder rückgängig gewordene mechanische Verlagerung der Därme durch venöse Stauung zur hämorrhagischen Infiltration der Darmwand mit secundärer Throm- bose führte, und dass die im Darminhalte vorhandenen Keime der - Proteusarten in die allmählig der Nekrose verfallende Darmwand - eindrangen, durch die Lympheirculation verschleppt wurden, um sich nun post mortem in den Thromben der Gefässe, im Blut und in den Organen zu vermehren. Angesichts der von den Verff.n selbst ermittelten Nichtübertragbarkeit der Proteus- “Krankheit von einem Thier auf das andere, hat diese Auf- fassung vor derjenigen der italienischen Autoren die ungleich grössere Wahrscheinlichkeit für sich. Der Umstand, dass die, zu- gleich mit reichlicheren Mengen der Culturflüssig- keit übertragenen Proteus-Mikrobien in den Geweben im Be- reiche der Injectionsstelle zur Proliferation gelangten, eine Be- — 862 — obachtung, welche bereits vor Foä und Bonome von Watson Cheyne®) gemacht worden war, kann letztere Auffassung eben- sowenig widerlegen wie das constatirte Factum der Unwirksamkeit sterilisirter Culturen. Denn “durch Scheuerlen’s”) und Grawitz’s®) Untersuchungen wissen wir, dass gewisse Stofi- wechselproducte der ‚Fäulnissbacterien’, zu deren verbreitetsten Repräsentanten ja eben die Proteusarten gehören, deletäre, speciell nekrotisirende Wirkungen auf das Gewebe auszuüben befähigt sind und es ist danach erklärlich, dass unter solchen Verhältnissen auch an sich rein saprophytische Mikroorganismen im lebenden Thierkörper Platz greifen und wuchern können; die Unwirksamkeit 7 der sterilisirten Culturen könnte aber sehr wohl darauf beruhen, 7 dass die schädlichen Stoffwechselproducte in den Culturen, welchen 7 präsumptiv die Wirksamkeit der nichtsterilisirten Culturen allein zuzuschreiben, durch die Erhitzung verändert oder zerstört wurden ° und beweist daher nicht sicher, dass die Wirksamkeit der nicht- sterilisirten Culturen nicht von den darin vorgebildeten Toxinen, sondern von den darin enthaltenen lebenden Organismen abhing. Wir möchten dem Gesagten noch hinzufügen, dass neuestens auch Hlava°), gestützt auf die Untersuchung eines ähnlichen Erkran- kungsfalles beim Menschen und auf die Ergebnisse von mit Cul- turen der Proteus vulgaris an Hunden und Kaninchen angestellten Experimenten den genannten Mikroorganismus für einen reinen Sapro- phyten erklärt, welcher eben nur mittels der von ihm auf todten Substraten vorgebildeten toxischen Substanzen dem lebenden Organis- mus Schaden zu bereiten im Stande ist. — Was nun den zweiten der Fälle anlangt, auf dessen Untersuchungsresultate Foa und Bonome ihre Anschauung von dem infectiössen Charakter der Proteus-Arten gründen, so bewies Bordoni-Uffreduzzi, welcher die bacteriologische Prüfung des Falls in die Hand genommen, durch fortgesetzte Untersuchungen !°), dass der in diesem Falle vorhandene Mikroorganismus mit den Proteus-Arten Hauser’s so gut wie nichts gemein hat, sondern eine bisher nicht beachtete, echt pathogene Mikrobienspecies repräsentirt. Foa und Bonome1!) haben demgegenüber freilich ihre Ansicht von der Identität des in Rede stehenden Mikrobions mit Hauser’s Proteus aufrecht zu erhalten gesucht; dieser Versuch erscheint uns indessen nicht ge- lungen, denn der von Bordoni-Uffreduzzi reingezüchtete Mikro- organismus unterscheidet sich, nach der Schilderung des Autors, sowohl in seinen morphologischen als auch in seinen culturellen — 653 — und pathogenen Eigenschaften durchgreifend von Hauser’s Pro- teus-Arten. Während letztere charakteristische, mit der Fähigkeit exquisiter Schwärmbewegung ausgestattete Zooglöaformationen bil- den und, wenn auch vielleicht keine ganz ausgesprochene echte ‚Pleomorphie’, so doch immerhin eine über den Formenkreis typi- scher ‚monomorpher’ Bacterienarten etwas hinausgehende Mannig- faltigkeit der Wuchsformen darbieten, erzeugt ersterer nichts von jenen charakteristischen wandernden Zooglöen, auch seine ein- zelnen Individuen sind vollkommen unbeweglich und sein Formen- kreis ist kein grösserer, als wir ihn auch bei gewöhnlichen Bacillenarten, z. B. den Milzbrandbacillen, zu finden gewohnt sind: er wächst je nach dem Nährboden und der : Temperatur, auf welchen resp. bei welcher er gezüchtet wird und je nach der Zeit- dauer der Züchtung, theils in Form von kurzen, dicken, fast wür- feligen Elementen, theils in langen Fäden, theils in Zwischenstufen zwischen diesen beiden Form-Extremen. Der Bordoni-Uffre- duzzi’sche Mikroorganismus producirt ferner bei günstiger Ent- wicklung typische Gallertkapseln, besonders schön auf Agar, eine Eigenschaft, welche an den Proteusarten Hauser’s bisher nicht demonstrirt worden ist. Zu keiner Zeit verflüssigt ferner der Bordoni-Uffreduzzi’sche Organismus die 5- bis 10procentige Gelatine, bildet vielmehr darauf den ‚Nageleulturen’ der Fried- länder’schen Pneumonie-Bacterien ähnliche prominente Ober- flächen-Vegetationen und erzeugt nie mit üblem Geruch einher- gehende Zersetzungen, während die Proteus-Arten die (öprocentige) Gelatine regelmässig verflüssigen und dieselbe (resp. Bouillon) stets unter Gestank zersetzen. Schliesslich bekundet das Bordoni- Uffreduzzi’sche Mikrobion für gewisse Thierspecies, namentlich Mäuse, im Gegensatz zu den wesentlich, wie gesagt, nur durch ihre in den Culturen vorgebildeten toxischen Producte pathogen - wirkenden Proteus-Arten, evident infectiöse Eigenschaften; die bei Mäusen, Meerschweinchen und Kaninchen durch Verimpfung der Bordoni-Uffreduzzi’schen Mikrobien hervorgerufene Infectionskrankheit ähnelt nach Verlauf und bacteriologischem Be- funde dem Impfmilzbrand. Bei trächtigen inficirten Mutter- thieren (Meerschweinchen, Kaninchen) gehen, beiläufig bemerkt, die Bordoni-Uffreduzzi’schen Mikrobien in die Foeten sowie in die Milch über. Nach alledem dürfte es wohl keinem Zweifel unterliegen, dass der Bordoni-Uffreduzzi’sche Mikroorganismus eine von den saprophytischen Hauser’schen Proteus-Arten gänz- —. 864 — lich verschiedene, specifisch-pathogene Bacterienspecies darstellt, welcher man lieber einen anderen Namen geben sollte, als den ihr von Bordoni-Uffreduzzi verliehenen des: ‚Proteus hominis capsulatus’, welcher die irrthümliche Annahme wach zu er- halten geeignet ist, als sei der in Rede stehende Organismus, wenn auch nicht mit den Proteus-Arten identisch, so doch ein naher Verwandter derselben, eine infectiöse Species des im übrigen, so- weit bekannt, rein saprophytische Arten aufweisenden ‚Genus Pro- teus’. Viel näher als den ‚Proteus-Arten’ Hauser’s steht offen- bar der ‚Proteus hominis capsulatus’ seinen gesammten Eigen- schaften nach der Gruppe der sog. ‚Kapselbacterien’, aus welcher wir in den Friedländer’schen und A. Fränkel’schen Pneumonie- bacterien, den Rhinosklerombacillen etc. bereits eine Anzahl wohl- charakterisirter pathogener Arten kennen gelernt haben. Die relativ weitgehendste Aehnlichkeit zeigt unter diesen schon früher bekannten pathogenen Kapselbacterien der Friedländer’sche Pneumonie-Organismus mit unserem ‚Proteus hominis capsulatus’; doch bestehen neben den Aehnlichkeiten auch so vielfache wesent- liche Differenzen, dass von einer Identität beider Organismen- species nicht wohl die Rede sein kann. Dagegen scheinen nach Banti’s 12) neuesten Ermittlungen ausser Bordoni-Uffreduzzi’s ‚Proteus capsulatus’ noch mehrere andere bisher unbekannt ge- Eakiarie ‚capsulirte Bacillenarten’ zu existiren, welche dem Fried- länder’schen ‚Pneumoniebacterium’ dem metp ho bio- logischen und thierpathogenen Verhalten nach noch näher stehen als der ‚Proteus capsulatus’, andererseits aber wiederum mit letzterem die Eigenschaft theilen, beim Menschen ein infectiöses Allgemeinleiden von ähnlichem Charakter hervorzurufen. Nach Bordoni-Uffreduzzi bietet die durch den ‚Proteus hominis’ in’s Leben gerufene Infectionskrankheit, von welcher er drei Fälle beobachtete, den klinischen und pathologisch-anatomischen Symptomen nach viel Aehnlichkeit mit der sog. ‚Hadernkrank- heit’? (‚woolsorters disease’, Greenfield) dar, einer Krank- heit, welche früher fast allgemein ausschliesslich als eine Milz- brandaffection angesehen wurde, was sie in der That auch in vielen, wenn nicht den meisten Fällen, nach Paltauf’s und Eppinger’s neuesten Untersuchungen, unzweifelhaft ist. Alle drei Fälle der von Bordoni-Uffreduzzi beobachteten, durch den ‚Proteus capsulatus’ hervorgerufenen Infectionskrankheit endeten tödtlich und zwar nach 2 bis 4 Tagen. In zweien der — 365° — Fälle war der Respirationsapparat vorwiegend ergriffen — Athem- beschwerden, Husten, bei der Obduction: doppelseitiger Hydro- thorax, hämorrhagische Infiltration der Luftröhrenschleimhaut und der Bronchialdrüsen, daneben auch eine solche der Mesenterial- drüsen und der Unterleibsorgane — in dem dritten dominirten die Erscheinungen von Seiten des Digestionsapparates — starker Entleerungsdrang, Kolikschmerzen, Erbrechen und Diarrhoe, An- schwellung des Unterleibes, bei der Obduction: intensiver Darm- - katarrh mit hämorrhagischer Schwellung der Mesenterialdrüsen, - Congestion der Unterleibsorgane — die Milz in allen drei Fällen nicht vergrössert. Im Blute, sowie in den Organen (den hämor- rhagischen Lymphdrüsen, der Milz, Leber, Nieren, Darmwand) fanden sich bei mikroskopischer Untersuchung in mehr oder minder reichlicher Anzahl die Individuen des ‚Proteus capsulatus’, welche sich hier im Gegensatze zu dem Verhalten auf künstlichen Nähr- böden als kapselfreie Bacillen darstellten, den Milzbrandbacillen der Form und Grösse nach ähnlich, jedoch durch grössere Dicke, unregelmässige Länge, durch eigenthümliche verschiedenartige Krümmungen sowie durch ihr häufiges Vorhandensein in den Lymphgefässen und zwischen den Gewebselementen, von ihnen unterschieden. Am zahlreichsten wurden die Mikrobien in den hämorrhagischen Lymphdrüsen angetroffen und zwar in der Peri- pherie derselben, in den Lymphbahnen und zwischen den Lymph- zellen. Einige ähnliche, wenn auch nicht identische Krankheits- fälle beobachtete nun, wie gesagt, Banti. Die von ihm hierbei beobachteten und als Erreger der Krankheitsfälle wahrscheinlich gemachten pathogenen Organismen waren nicht unter einander identisch, sondern in jedem einzelnen der Fälle mehr oder weniger von einander verschieden, so dass Banti „vier neue Species von - Proteus-Arten oder capsulirten Bacillen“ aufstellt: 1) den Proteus capsulatus septicus, 2) den Bacillus capsulatus septicus, 3) den Bacillus capsulatus pneumonicus und 4) den Bacillus putrificus capsulatus.. Der erstgenannte ‚Proteus capsulatus septicus’ ist nach Banti möglicherweise identisch mit Bordoni-Uffreduzzi’s ‚Proteus hominis capsulatus’, zeigte aber doch einige bemerkens- werthe Differenzen von letzterem, Differenzen, welche auf eine noch grössere Verwandtschaft des ‚Proteus capsulatus septicus’ mit dem Friedländer’schen Pneumoniebacterium hinzuweisen scheinen, als sie der ‚Proteus hominis capsulatus’ erwähnter- maassen besitzt. Noch näher als der ‚Proteus capsulatus septicus’ — 866. — stehen, nach Banti’s Befunden, die drei anderen der von dem ge- nannten Forscher isolirten Kapselbacterienarten dem Friedländer- schen ‚Pneumoniebacterium’, ohne dass jedoch auch nur eine der- selben mit dem letzterwähnten Bacterium, bis auf weiteres wenigstens, als vollkommen identisch angesehen werden dürfte. Die Ermitt- lungen Bordoni-Uffreduzzi’s und Banti’s über pathogene, gewisse infectiöse Allgemeinleiden veranlassende, dem Fried- länder’schen Pneumoniebacterium ähnliche, aber, theils sicher, theils wahrscheinlich nicht mit ihm identische capsulirte Bacillen- Et arten lassen die Frage aufwerfen, ob der neuestens von Weichsel- baum?) als Ursache „einer, von einer Otitis media suppurativa ausgehenden Allgemeininfection“ beschriebene Organismus, welchen der genannte Forscher auf Grund sehr nahe übereinstimmender Merkmale als identisch mit dem ‚Bacillus pneumoniae’ (Fried- länder) anspricht, wirklich mit letzterem Mikrobion identisch und | nicht vielmehr jener besonderen Gruppe für den Menschen patho- gener ‚capsulirter Bacillen’ angehört. Ist nach den voranstehenden Darlegungen die Annahme, dass 8 die Hauser’schen Proteus-Arten als gelegentliche Parasiten auf- treten können, nicht als erwiesen zu betrachten und lassen sich ° | die wirklich parasitären sog. ‚Proteus-Bacterien’ ungezwungen als Organismen vom Formcharakter der Bacillen auffassen, so haben also die bisher mitgetheilten Beobachtungen kein sicheres Zeugniss für das Vorkommen echt pathogener Organismen unter der Gruppe der sog. ‚pleomorphen’ Bacterienarten erbracht. Aber auch die ° sonstigen, spärlichen Angaben über pathogene, der pleomorphen Gruppe angehörige Bacterienarten erscheinen — wiederum vom ‚Actinomyces’ (s. u.) abgesehen — zweifelhaft, entweder hinsicht- ° lich des Punktes der Classification oder bezüglich des pathogenen Charakters der beobachteten Mikroorganismen. Ob zunächst das Mikrobion des ‚Finger-Erysipeloids’, welches Rosenbach'M, nachdem er dasselbe früher zu ‘den Kokkenarten gerechnet, jetzt auf Grund neuerer Culturversuche, als eine Cladothrix- Art bezeichnet, wirklich diese Bezeichnung verdient, und nicht ebenfalls, wie die pathogenen. ‚Proteus-Arten’, den Bacillen zuge- rechnet werden kann, dürfte fraglich, mindestens nicht als definitiv im Sinne der ersteren Ansicht erledigt zu erachten sein; von den charakteristischen Merkmalen einer typischen Cladothrixart fehlt dem Rosenbach’schen ‚Erysipeloid’-Mikrobion jedenfalls manches. Das gleiche trifft ferner z. Th. auch für den neuestens von Rabe *°) er — 867 — entdeckten, als ‚Cladothrix canis’ beschriebenen pathogenen Mikro- organismus zu, obwohl derselbe, nach Beschreibung und Abbildung 'zu schliessen, morphologisch, wie auch der Autor nicht unterlassen hat, hervorzuheben, eine unverkennbare Aehnlichkeit mit dem als- bald zu besprechenden Actinomyces darbietet, sich jedoch immerhin morphologisch und, beiläufig bemerkt, auch tinctoriell, durch seine Färbbarkeit mittels des Ziehl-Neelsen’schen Tuberkelbacillen- Färbungsverfahrens von diesem unterscheidet. Um eine un- zweifelhafte Cladothrix- (resp. Leptothricheen-) Art handelte es sich dagegen schliesslich bei dem jüngst von Naunyn!‘) mitge- theilten Mikrophytenbefunde in Hirnhäuten und endocarditischen Excrescenzen bei einem Falle von Chorea St. Viti, welcher, vom Verf. obducirt, hinsichtlich des erwähnten eigenthümlichen Mikro- phytenbefundes von Neumann, Zopf und Verf. näher unter- sucht wurde; hier ist jedoch die pathogene Bedeutung der gefundenen pflanzlichen Mikroorganismen ungewiss, indem Neu- mann und Verf. neuerdings ganz übereinstimmende pflanzliche Bildungen in einigen gewöhnlichen, sicher nicht infectiösen, hämor- rhagischen Heerden sowie in gefaulter Galle antrafen; ja es scheint sogar nicht absolut ausgeschlossen, wenn auch nach dem ge- sammten Verhalten des obigen Mikrophytenbefundes nicht wahr- ‚scheinlich, dass die in Rede stehenden Organismen aus der Wasser- leitung stammten, deren, zum Uebergiessen der Organe benutztes Wasser zu jener Zeit reichlich Lepto- und Cladothricheen-Arten von gleichem Aussehen, wie die, welche in den hämorrhagisch infiltrirten Hirnhäuten und den endocarditischen Excerescenzen des Choreafalles sich vorfanden, enthielt. Weitere Nachforschungen _ über ähnliche Befunde werden hoffentlich den wahren Sachverhalt aufdecken und die Bedeutung des vorliegenden Befundes sicher- - stellen. Sollte sich — woran wir nicht zweifeln — die neuere Auf- fassung wonach der früher zu den mikroskopischen Pilzen (sensu strietiori) gerechnete Actinomyces, dessen Geschichte wir sogleich eingehend zu besprechen haben werden, als eine Cladothrixart zu betrachten sein würde, als die richtige bewähren, so würden wir in dem Actinomyces wirklich ein specifisch- pathogenes Mikrobion aus der Gruppe der echt ‚pleomorphen’ Bacterien vor uns haben. — 868 — Literatur und Anmerkungen zu Vorlesung 11. 1) Vergl. p. 128/129. 2) Sur les maladies caus&es par les miero- organismes du genre Prot&us [Hauser] (Archives ital. de Biologie t. VIII, 1887, fasc. II). 3) Hauser selbst (Ueber Fäulnissbaeterien und deren Beziehung zur Septikämie. Ein Beitrag zur Morphologie der Spaltpilze. Leipzig 1885, Vogel) hatte allerdings die Frage, ob die ” Proteusarten pathogen d. h. wachsthumsfähig innerhalb des leben- den Thierkörpers seien, unentschieden gelassen, obwohl seine eigenen Experimente eigentlich ziemlich unverwerflich für den niehtpathogenen Charakter der in Rede stehenden Bacterienarten sprachen (vergl. das Referat in unserem Jahresber. 1[1885]); Watson Cheyne (Report on a study of the conditions of infection) stellte indessen später fest, dass die Proteusarten an sich rein saprophytische Organismen sind, die nur durch die von ihnen in todten Substraten vorgebildeten toxischen Substanzen dem lebenden Organismus Schaden bringen können, und ermittelte zu- gleich, dass jene Toxine die Resistenz der lebenden Gewebe derart her- abzusetzen vermögen, dass letztere nunmehr als Boden für die Wuche- rung der Proteus-Bacterien zu dienen geeignet werden. 4) Vergl. p. 741. 5) Referat über Foä’s u. Bonome’s einschlägige Arbeit im Centralbl. f. Baeteriol. Bd. II, 1887, No. 20 p. 594. 6) Vergl. oben, Anmerk. 3. 7) Weitere Untersuchungen über die Entstehung der Eite- rung, ihr Verhältniss zu den Ptomainen und zur Blutgerinnung (Fortschr. d. Med. 1887, No. 23 p. 762). 8) Ueber die Bedeutung des Cadaverin’s ‘(L. Brieger) für das Entstehen von Eiterung (Virchow’s Archiv Bd. CX, 1887, p. 1). 9) S&eonde eontribution & l’&tiologie des infee- tions hämorrhagiques (Archives Boh@mes de medeeine t. II, fasc. 3 p. 387. Prag 1888. 10) Ueber einen neuen pathogenen Mikrophyten am Menschen und an den Thieren (Centralbl. f. Bacteriol. u. Parasitenk. 7 Bd. II, 1887, No. 2 p. 33) und: Ueber den Proteus hominis eapsulatus” und über eine neue, durch ihn erzeugte Infecetionskrankheit des Menschen (Zeitschr. f. Hygiene Bd. III, 1887, p. 333). 11) Sulla biologia del Proteo capsulato (Estratto dal Giorn. della R. Ace. di Medieina — Anno 1888, no. 1). 12) Sopra quattro nuove specie di protei o baeilli capsu- lati (Dal Giorn. med. — Lo Sperimentale, Agosto 1888). 13) Ueber eine von einer Otitis media suppurativa ausgehende und durch den Bacillus pneumoniae (Friedländer) bedingte Allgemeininfeetion (Monatschr. f. Ohrenheilk. 1888, No. 8/9). 14) Ueber das Erysipeloid (Arch. f. klin. Chirurgie Bd. XXXVI, 1887, Heft 2 p. 346). 15) Ueber einen neuentdeckten, pathogenen Mikroorganismus bei dem Hunde (Berl. thierärztl. Wochenschr. 1888, No. 43 u. 44). 16) Ein Fall von Chorea St. Viti mit Pilzbildungen i. d. Pia mater (Mittheilungen a. d. med. Klinik zu Königsberg i. Pr. p. 296. Leipzig 1888, Vogel). : — 869 — Zwölfte Vorlesung. Der Actinomyces. Der Actinomyces wurde beim Thiere von Bollinger), beim Menschen von James Israel?) entdeckt und als Erreger einer eigenthümlichen Infectionskrankheit des Thier- resp. Menschen- Geschlechts nachgewiesen. Bollinger fand in gewissen, beim Rinde vorkommenden, rein localen, geschwulstähnlichen Erkran- kungen, besonders des Kiefers, aber auch der Zunge, des Schlundes, des Magens u. s. w., Erkrankungen, welche von den Thierärzten früher als ganz verschiedenartige Processe betrachtet und als ‚„Kinnbeule’, ‚Holzzunge’, ‚Schlundbeule’, Knochenkrebs, Knochen- tuberkulose, Zungentuberkulose u. s. w. bezeichnet worden waren, constant einen Mikrophyten von ausserordentlich charakteristischem morphologischem Verhalten, für welchen der Botaniker Harz?) in München, dem Bollinger den merkwürdigen Befund zu nähe- rer botanischer Untersuchung vorlegte, den Namen: Actinomyces (Strahlenpilz) vorschlug, welcher in der Folge auch ganz allgemein gebräuchlich wurde. Der entdeckte Mikrophyt wurde sofort von Bollinger als die Ursache der in Rede stehenden Erkrankungen mit Bestimmtheit angesprochen und letztere -demgemäss als ‚Actinomykosen’ bezeichnet. Nahezu gleichzeitig und jedenfalls vollständig unabhängig von Bollinger erkannte James Israel den in Rede stehenden Mikrophyten als Ursache einer ungemein wichtigen, vordem in ihrer Eigenartigkeit und Selbständigkeit durchaus verkannten, Krankheit des menschlichen Geschlechts, welche er als „eine neue Mykose des Menschen“ in die Pathologie einführte.e Pon- fick*), welcher zwei Jahre später seine erste einschlägige Beob- ‚achtung machte, hob dann zuerst die in die Augen springende Uebereinstimmung des Bollinger’schen und Israel’schen Mi- krophytenbefundes hervor und sprach sich demgemäss für die Identität der Israel’schen Mykose mit der Actinomykose der Thiere aus, eine Ansicht, von deren Richtigkeit wohl Niemand, der Bollinger’s und Israel’s Befunde mit einander verglich oder beide aus eigener Anschauung kannte, trotz auf der Hand liegen- den Verschiedenheiten in den klinischen Bildern beider Krankheiten, zweifeln konnte und die demnach auch alsbald allgemein anerkannt wurde. zn Da wir uns hier in erster Linie und hauptsächlich mit den ” menschlichen Mykosen zu beschäftigen haben, so wird unsere Darstellung vornehmlich der menschlichen Actinomykose gewidmet sein müssen. Die ersten grundlegenden Beobachtungen James Israel’s über diese Krankheit, welche wir hier theils ihres histo- rischen Interesses wegen, theils weil wir durch sie in trefflicher ” Weise in die Pathologie der Erkrankung eingeführt werden, zum Ausgangspunkt unserer Besprechung machen wollen, waren, kurz resümirt, folgende: $ In einem Krankheitsfalle, der sich klinisch unter dem Bilde einer eigenthümlichen Form von chronischer Pyämie darstellte, constatirte der genannte Forscher theils schon intra vitam in den Eiterheerden der Haut, deren grösster, wie die Section ergab, mit einer mächtigen Abscesshöhle der linken Lunge communicirte, theils post mortem, sowohl in letztgenannter Abscesshöhle als auch in sämmtlichen äusseren und inneren Abscessheerden, welch’ letztere sich in zahllosen, meist nur linsengrossen, aber auch bis Apfel- grösse erreichenden Exemplaren in Leber, Nieren, Milz und Darm vorfanden, hirsenkorngrosse, schwefelgelbe Körnchen von talgartiger Consistenz, die, wie die mikroskopische Untersuchung feststellte, aus einem Convolut feiner, gerader oder häufiger wellig gebogener oder oft ein Mal oder wiederholt dichotonisch sich verzweigender Fäden, sowie eigenthümlichen, stark glänzenden, keulen-, kolben- oder birnförmig gestalteten, nicht selten wie die. Finger einer aus- gespreizten Hand mit einander verbundenen ‚conidienähnlichen’ Bildungen bestanden. Indem letztere der Peripherie des Faden- convolutes in regelmässiger radiärer Anordnung aufsassen, erinnerte das mikroskopische Bild der Körnchen an dasjenige einer gefüllten Aster oder einer Sonnenblume (vergl. Figur 88). | Eine genauere Untersuchung liess erkennen, dass die birn- förmigen Körper nicht für sich bestehende Elewenie, sondern die terminalen Anschwellungen von Fäden darstellen (vergl. Figur 88 unten, Mittelfigur). — Ganz die gleichen pflanzlichen Bildungen fand nun Israel bei mehreren anderen Individuen in locale 18 Abscessen, welche von schadhaften Zähnen ausge- gangen waren, sowie in den Wurzelkanälen der letzteren selbst, so dass die Vermuthung nahe gelegt wurde, dass die Pilze in dem” soeben erwähnten Fall von generalisirter Actinomykose ebenfalls” diese Ursprungsstelle gehabt und von der Mundhöhle aus per aspirationem zunächst in die Lungen und von hier aus theils dure y — 871 — Continuitätspropagation, theils durch embolische Verschleppung in die angrenzenden Weichtheile der Brustwand theils in entferntere Theile der Körperperipherie sowie in innere Organe gelangt waren, eine Vermuthung, welche durch eine spätere Beobachtung James Israel’s5), wo in einer actinomykotischen Höhle der Lunge ein etwa linsengrosses abge- bröckeltes Zahnfragment nachgewiesen wurde, glänzend- ste Bestätigung fand. In einem Anhange zu seiner ersten ein- schlägigen Abhandlung theilt J. Israel mit, dass bereits vor ihm v. Langenbeck, der berühmte Chirurg, in einem ‚nichtpublieirten Fall von: tödt- lich verlaufener prävertebra- ler Phlegmone offenbar die- 88. selben pflanzlichen (Gebilde, wie Actinomycesvegetationen aus actinomykotischen Heerden eines Falles von Lungenactinomykose er (I srae 1) sie gesehen und (eigene Beobachtung des Verf.’s); frisches Prä- parat in Kochsalzlösung. Vergrösserung 450. ‚beschrieben , beobachtet habe, Oben drei solitäre Pilzkörnchen (Actinomyces- : Mr z drusen) verschiedener Grösse; unten fingerartige ohne indessen damals über die Sprossungen und dichotomische Verzweigung von "Natur und die Bedeutung der- ne selben zu einem bestimmten Urtheil gelangen zu können. — Kurze Zeit darauf fügte Israel®) seiner ersten merkwürdigen Beobach- tung von allgemeiner menschlicher Actinomykose eine zweite, ganz ‚analoge hinzu, bei welcher jedoch die Krankheitserreger nicht von den Zähnen aus, die sich in diesem Falle sämmtlich gesund er- wiesen, sondern höchstwahrscheinlich von den Mandeln her, in deren Krypten sowohl, als auch in deren stellenweise‘ abscedirten _ Parenchym sich ganz ähnliche Mikrophytenbildungen, wie in den inneren Organen, in grösster Reichlichkeit vorfanden, in die Lun- ‚gen eingedrungen waren. Gleich Bollinger erklärte, wie schon erwähnt, auch J. Israel die nachgewiesenen pflanzlichen Gebilde und zwar auf Grund ihrer constanten Anwesenheit in allen, selbst den jüngsten, Heerden der Krankheit mit voller Bestimmtheit für die alleinige Ursache der Krankheit, eine Ansicht, welcher durch die später zu erwähnenden Thierexperimente eine weitere, sichere Stütze zu Theil geworden ist. Rosenbach, Ponfick, James Israel selbst und viele Andere haben dann in rascher Folge neue Beispiele von menschlicher Baumgarten, Mykologie. 59 — IN — Actinomykose veröffentlicht, so dass jetzt bereits eine sehr statt” liche Zahl von sorgfältigen Beobachtungen aus fast allen Ländern über diese Mykose in der Literatur?) vorliegt, welche Krankheit sich danach rühmen darf, mit zu den bestgekannten menschlichen Infectionskrankheiten zu gehören. | Gehen wir nun nach diesem kurzen Ueberblick etwas näher” auf die Geschichte des Actinomyces und der menschlichen Actino-” mykose ein, so hätten wir zuvörderst die Morphologie des Mikro phyten noch etwas genauer, als öben geschehen, zu berücksichtigen. Das typische makro- und mikroskopische Verhalten der Actino- mycesvegetationen innerhalb des inficirten Organismus ist oben in den wesentlichen Punkten bereits angegeben. Aber dieser ge wissermaassen classische Formtypus erleidet mannigfaltige Abwei chungen. Zunächst schwankt die Grösse der körnchenförmigen Colonien des Pilzes in relativ erheblichem Maasse; von eben sicht baren Körnchen bis zu Kugeln von 2 mm Durchmesser kommen alle Uebergänge vor. Ferner wechselt die Farbe der Pilzkörn- chen beträchtlich; ausser den typisch gelblich gefärbten sieht maı vielfach auch farblose, transparente, oder weissliche, sepiabraune gelbgrüne bis dunkelgrüne, ja sogar fleckig gefärbte Pilzkörnchen. Weiterhin variirt die Gestaltung der Oberfläche der letzteren; bald ist die Oberfläche, unabhängig von der Grösse der Körnchen, glatt "bald höckrig, maulbeerförmig. Bedeutsamer als die makroskopischer sind die mikroskopischen Verschiedenheiten der Beschaffenheit de einzelnen Actinomycesvegetationen. Von dem oben kurz besch ie benen und durch unsere Abbildungen 88 und 89 (s. später) ver anschaulichten Mustertypus des mikroskopischen Baues der Actino mycescolonien entstehen zuvörderst insofern Abweichungen als di Keulen rudimentär entwickelt sein oder an vielen ja an sämmt lichen Fäden der kugeligen Actinomycescolonien vollständig fehle können. Solche keulenlose Actinomyceshaufen unterscheiden si dann in nichts von den Vegetationen des, von Cohn als Strepto thrix Foersteri beschriebenen, in Concrementen der Thräneı kanälchen des menschlichen Auges häufig anzutreffenden Mikro phyten, welcher im System unter die Cladotricheen zu rubr ciren ‚sein würde. Weiterhin kann auch die Dichotomie der Fäde wegfallen und die Wellenbiegung und Spiralwindung derselben durc einen gradlinig gestreckten Verlauf ersetzt werden und schliesslie F kommen auch solche Actinomycescolonien vor, welche selbst da relativ constanteste Merkmal der typischen Architektur des Actine — 835 — ‚myces, nämlich die radiäre, strahlenförmige Anordnung der Fäden vermissen lassen und nur aus unregelmässig locker durchflochtenen, ‚leicht gebogenen oder gerade gestreckten Fäden bestehen, Erschei- nungsformen, welche dann keinerlei Abweichung von dem, seinerseits ebenfalls häufig in Gestalt makroskopischer Kügelchen vom Aussehen der Actinomyceskörnchen auftretenden gewöhnlichen Leptothrix der Mundhöhle zu erkennen geben. Ausser den erwähnten Variationen des Structurtypus, welche sich fast in jedem Falle von menschlicher Actinomykose constatiren lassen, schildert J. Israel das gelegentliche Auftreten von Lagern kokkenähnlicher Bildun- gen im Centrum der Fädenconvolute sowie das Vorkommen von solchen Actinomyceshäufchen, welche fast nur aus kokkenartigen Elementen, mit da und dort an der Peripherie der Häufchen auf- ‚schiessenden Keulen bestehen. Dieser letztere Befund hat indessen ‚nicht®) von allen Forschern bestätigt werden können und auch Verf. war, trotz Untersuchung eines ziemlich reichlichen bezüglichen Materials, nicht in der Lage, denselben bestimmt zu verifieiren, ‚allerdings macht sehr häufig das Centrum der Actinomyceshaufen ‚einen ‚körnigen’ Eindruck ; nach sorgfältigem Zerzupfen, resp. Zer- drücken solcher Colonien oder bei Untersuchung von nach Gram ‚gefärbten Schnittpräparaten derselben mittels gut auflösender Oel- immersionssysteme hat Verf. immer nur Fäden oder die stäbchen- artigen Glieder derselben zu isoliren resp. die anscheinende Körn- chenmasse als einen Filz aus dichtverschlungenen Fäden zu er- kennen vermocht. Dagegen traf Verf. wiederholt in Fällen von menschlicher Actinomykose neben den mehr oder minder typisch gebauten Actinomycescolonien Ballen von kokkusartigen Elementen an, welche mikroskopisch vollständig Colonien legitimer Haufen- ‚oder Ketten-Kokken glichen ®) und Babes!®) und Ullmann’) haben aus actinomykotischem Eiter die classischen Eiterkokken -(Staphylo- und Strepto-Kokkus pyogenes) durch das Culturverfahren isolirt. Ueber einen eigenthümlichen Kokkenbefund in Actino- "mycescolonien berichtet neuestens Langhans'?), nämlich über das Vorkommen von „langen Reihen ziemlich grosser Kokken, welche zwar im allgemeinen radiär verliefen, aber in der mannig- fachsten Weise gebogen waren, wellen- und korkzieherförmig mit ‚gleichmässig und ungleichmässig hohen Biegungen“. Langhans ‚deutet die erwähnte Beobachtung im Sinne einer ‚Symbiose’ des eigentlichen Actinomyces mit andersartigen Mikroorganismen, eine Auffassung, welche ihm auch noch durch folgende anderweitige 59* ee, eigene Befunde an Actinomyceskörnern nahe gelegt wurde. Er sah nämlich auf gefärbten Deckglaspräparaten der letzteren ausser den typischen homogenen ‚Streptothrixfäden’ auch solche mit stäbehen- artiger und kokkenähnlicher Gliederung sowie ferner freie Stäb- chen ‘und ‚Kokken’, letztere oft in dichter Lagerung, wie feiner Staub; aus dem Vergleich ungefärbter und gefärbter Präparate von Actinomyceskörnern (ohne Keulen) gelangte Langhans weiter hin zu der Annahme, dass die Hauptmasse der Körner von Fäden gebildet sei, welche ‚keinen Farbstoff aufnehmen, wie er auch die charakteristischen keulentragenden Fäden nur ausnahmsweise zu tingiren vermochte. Aus alledem schliesst nun eben Lang- hans, dass der Actinomyces, häufig wenigstens, wahrscheinlich keine einheitliche Mikrophytenspecies sei, sondern eine (symbiotische) Vereinigung mehrerer solcher darstelle. Die erwähnten objectiven Beobachtungen des trefflichen Forschers lassen sich nun aber auch so deuten, dass der Actinomyces zu den sog. ‚pleomorphen’ Mikro- phyten- (speciell Bacterien-) Arten gehört; denn der gesammt Formenkreis, den Langhans an den Actinomyceskörnern beoh achtet, geht ja, wenn man von den keulentragenden Fäder absieht, vollständig in denjenigen pleomorpher Bacterienarten speciell der Cladothricheen !®) (Zopf) auf, und die keulen tragenden Fäden können sehr wohl als Involutionsformen de typischen Fäden betrachtet werden. Bollinger (Harz), J. Israe u. A. hatten zwar die Keulen als den ‚Conidiensporen’ der Schim melpilze analoge Proliferationsorgane aufgefasst und es war darz hin der Actinomyces eine Zeitlang fast allgemein als eine Schimmel pilzspecies angesehen worden, eine Annahme, welche noch durch die späteren Beobachtungen Lichtheim’s'") über abortiv Schimmelpilzvegetationen, welche unter den Actinomycescolonie sehr ähnlichen mikroskopischen Bildern auftreten, eine weite Stütze zu erhalten schien. Die Beweise indessen, welche von den oben erwähnten u. a. Beobachtern für die prolifere Natur der Keulenformen des Actinomyces beigebracht wurden, waren im gan zen doch recht unsichere, während die Argumente zu Gunsten de Annahme, dass die in Rede stehenden Bildungen Involutionsforme darstellen, ziemlich triftige sind. In dieser Hinsicht erscheint vo allem das Resultat der künstlichen Zächtungsversuche m dem Actinomyces von Bedeutung, welche es fast zweifellos gemacht haben, dass unser Mikrophyt zu den ‚pleomorphen’ Bacterien ge hört und zwar eine ‚Oladothrixart’ ist, deren fädige Wuchsform u | Sale: unter ungünstigen Entwicklungsbedingungen an den freien Enden keulenförmig anzuschwellen pflegen. Nachdem Harz, Johne u. A. vergeblich bemüht gewesen, künstliche Culturen des Actinomyces zu gewinnen, berichtete zuerst O0. Israel'’) über gelungene desbezügliche Versuche. Auf coagu- lirtem, möglichst locker erstarrtem Blutserum beobachtete O. Israel im Umkreis der strichförmigen Aussaat das Auftreten eines sehr dünnen, sammetartig rauhen, leicht trocken aussehenden Rasens mit zackiger Randcontour, welcher bei schräg auffallendem Lichte deutlicher, am besten aber bei durchfallendem Lichte zu sehen war; mit der Zeit (nicht vor 14 Tagen) machten sich in und um diesen Rasen kleine, gleichfalls am leichtesten bei durchfallendem Lichte zu erkennende Knötchen bemerklich, welche mikroskopisch vollständig mit den im menschlichen und thierischen Organismus vorkommenden ‚Actinomyceskörnern’ übereinstimmten. O. Israel’s Angaben über die Formentwicklung der künstlichen Actinomyces- colonien waren indessen ziemlich aphoristisch, so dass ein be- stimmteres Urtheil über die botanische Stellung unseres Mikrophy- ten nicht daraus gewonnen werden konnte. Näheren Aufschluss hierüber brachten erst die ausführlicheren einschlägigen Mitthei- lungen Boström’s!®). Boström fand zu den Culturversuchen am besten diejenigen Actinomyceskörnchen geeignet, welche frei im Eiter oder ganz locker im Granulationsgewebe liegen. Doch erhielt Boström auch mit solchem Material nur dann sichere Erfolge, wenn die Körnchen nicht direct auf die Oberfläche der Nährböden ausgestrichen, sondern zuvor in verflüssigter Gelatine vertheilt und mit dieser dann auf Platten ausgegossen wurden. Auf diese Weise war es ermöglicht, diejenigen Pilzpartikel aus- zulesen, welche frei von der Entwicklung accidenteller Organismen, - speciell Fäulnissbacterien, geblieben waren. Wurden jetzt die ge- eigneten Partikel auf erstarrtes Blutserum, Agar und Gelatine übertragen, so gelang es, typische Kulturen des Actinomyces zu erzielen. Die Culturen entwickelten sich dann ziemlich schnell, am besten, wenn sie bei einer Temperatur zwischen 33 bis 37° C. gehalten wurden: nach 5 bis 6 Tagen war das Wachsthum be- endet. Die Anfänge des Wachsthums markiren sich nach Boström _ dadurch, dass sich der Impfstrich verbreitert und ein körnig weiss- liches Aussehen annimmt. Bald hierauf bilden sich im Centrum der Cultur kleine, gelblich-röthliche, meist runde, knötchenförmige Stellen, welche am Rande mit äusserst zarten, wolkig aussehenden, — 86 — verzweigten Ausläufern versehen sind. Allmählig nehmen die gelbröthlichen Knötchen mehr und mehr an Zahl zu und treten auch an der Peripherie auf. Schliesslich confluiren die knötchen- förmigen Heerde und bedecken sich mit einem flockig - weissen Ueberzuge, der sich über den Rand der Heerdehen noch etwas ausbreitet. Bezüglich der mikroskopischen Erscheinungen ist zu- nächst die Beobachtung von besonderem Belange, dass die peri- pheren Keulen auf den künstlichen Nährböden niemals irgend welche Wachsthumsphänomene an den Tag legten, sondern nur degenerative Zustände (tannenzapfenförmige Einkerbungen) mit schliesslichem Untergang erkennen liessen, während das centrale Fadenwerk der übertragenen Actinomycespartikelchen schnell und üppig auskeimte. Die entwickelten Colonien stimmten mikre skopisch in allen wesentlichen Beziehungen mit den Actinomyces- körnern des Menschen und der Thiere überein; sie bestanden aus” demselben System von strahlig angeordneten Fäden, welche echte Verzweigungen bildeten und dann durch Septirung in allmählig immer kürzer werdende Abschnitte von schliesslich kokkenähnlichem Aussehen zerfielen. Keulenförmige Auftreibungen an den Spitzer der neugebildeten Fäden wurden ebenfalls beobachtet, aber nur in den tieferen Schichten der Culturen und dort, wo der Nähr- boden bereits erschöpft war. | 4 Nach voranstehenden Beobachtungen Boström’s, an deren Exactheit zu zweifeln um so weniger Grund vorhanden sein dürfte, als Paltauf !”) und allerneuestens auch Afanassiew !®) bei ihren diesbezüglichen Versuchen zu im wesentlichen ganz überein- stimmenden Ergebnissen gelangt sind, kann über die Natur des den Actinomyces am meisten auszeichnenden morphologischer Merkmals, der peripheren Keulen, eine Unsicherheit kaum w oh mehr bestehen: dieselben sind hiernach keine proliferen Wuchs: formen, etwa Conidien, wie man früher glaubte, sondern Producte der regressiven Metamorphose, Involutionsformen, wie wir sie in ähnlicher Gestalt auch an anderen bacteriellen Mikrobien, z. B den Milzbrand-, den Cholerabacterien, allerdings nicht an dere Vegetationen innerhalb des lebenden Körpers sondern nur an den jenigen auf künstlichen Nährsubstraten, kennen. Die häufige Ver kalkung der mit Keulen versehenen Actinomycesvegetationen, sowie die Nichtfärbbarkeit der ersteren durch basische Anilinfarbstoff steht ganz im Einklang mit obiger Auffassung. Nehmen wir abeı den Actinomycesvegetationen die Keulen, so bleiben nur noc + — IT — Wuchsformen übrig, wie wir sie sowohl einzeln als auch zu einem Gesammtbilde vereinigt bei der Gruppe der sog. ‚pleomorphen’ Bacterien speciell bei den ‚Cladothricheen’ zu finden gewohnt sind und danach erscheint es wohlbegründet, den Actinomyces als eine pathogene Cladothrixart zu betrachten. Wenn wir den Angaben über das morphologische und cultu- _ relle Verhalten des Actinomyces noch einige Worte über die tinc- toriellen Eigenschaften desselben hinzufügen sollen, so beweist schon die grosse Zahl der empfohlenen Färbungsmethoden, dass der Actinomyces im allgemeinen zu den schwierig färbbaren bacteriellen Organismenformen gehört. Allerdings betrifft die Schwierigkeit der Farbstoffaufnahme nur die Keulen resp. die - diekeren keulentragenden Fäden der Actinomycesvegetation; die feineren keulenfreien Fäden der letzteren nehmen die kernfärbenden Anilinfarbstoffe, namentlich das Gentianaviolett, leicht und dauer- haft an. Wir erwähnten schon oben, dass die Eigenschaft, sich _ den basischen Anilinfarbstoffen gegenüber ablehnend zu verhalten, mit der Auffassung im Einklange stände, dass die Keulen und -keulentragenden Fäden Involutionsformen resp. im Niedergang des Lebens befindliche Elemente der Vegetation darstellen. Wei- gert!°) ermittelte zuerst in dem von Wedl in die Histotechnik eingeführten Orseille einen Farbstoff, welche eine gute Tinction _ der keulentragenden Theile der Actinomyceskörner hervorzubringen "im Stande ist. Färbt man die in Orseille vorgefärbten Schnitte mit einprocentiger wässeriger Gentianaviolettlösung nach, so erhält man Bilder, welche das centrale Fadenwerk blau, die keulentragende Peripherie der Strahlenpilzeolonien rubinroth gefärbt zeigen ?°). Eine ähnliche Doppelfärbung erzielte O. Israel?!) mit einem ein- zigen Farbstoff, dem Orcein??); doch ist diese Färbungsmethode, soviel wir nach eigenen Prüfungen gesehen haben, launischer als die ersterwähnte; wenigstens versagt die Blaufärbung recht häufig. _Plaut?®) hat zuerst die heisse Anilinwasser- Fuchsinlösung (mit "Nachfärbung durch Pikrinsäurelösung) mit Erfolg zur farbigen Darstellung der Actinomycescolonien verwendet; letztere erscheinen danach gleichmässig roth in, ganz oder theilweise, gelbgefärbter Umgebung; das System der feinen Fäden kommt dabei aber nicht klar zur Anschauung. Der gleiche Mangel haftet der von Ba- ransky?*) warm empfohlenen Färbung mittels Pikrocarmin- lösung an, wodurch die Mikrophytenhaufen gleichmässig gelb, die Umgebung roth tingirt werden, ferner auch der, im übrigen sehr BR A rühmenswerthen, Weigert’schen Säurefuchsin-Methode 25), welche die Actinomycesheerde, namentlich deren Keulenzone pracht- voll roth erscheinen lässt, sowie schliesslich nicht minder der von Babes?°) angewandten Safranin-Jod-Behandlung an, welch’ letz- teres Verfahren auf Deckglaspräparate von actinomyceshaltigem Eiter oder zerdrückten Actinomyceskörnern angewandt, die Keulen und keulentragenden Fäden in schöner gelblich-rother Farbe her- vortreten macht. Die souveränste Methode, um das System der Theil eines Schnittpräparats durch einen actinomykotischen Heerd der menschlichen Leber h (noch nicht näher publieirter Fall des Verf.’s?®9),. Gram'sche Methode, Nachfärbung mit Eosin; ca. 80fache Vergrösserung. Man sieht zwei Actinomycescolonien, umgeben von einer Zone eitrig zerfallenen Granulations- gewebes; die centrale Fädenmasse und deren periphere leptothrix- und streptothrixartige Ausläufer blau, die periphere Keulenzone blassgelblichroth, die Eiterkörperchenzone $ rosigroth gefärbt. feinen Fäden in der ganzen Reichhaltigkeit seiner Entwicklung hervorzuheben, ist unstreitig die Gram’sche Methode (resp. deren zweckmässige Modificationen durch Günther, Weigert und Kühne), welche, unseres Wissens, zuerst von Johne?”) und weiter- hin von sehr vielen anderen Forschern ?°) als Tinctionsmittel de b Actinomyceskörner benutzt worden ist. Unsere Figur 89 zeigt‘ einen nach gewöhnlicher Gram’scher Methode gefärbten Durch- schnitt durch einen, in eitrig eingeschmolzenes Granulationsgewebe eingebetteten Actinomycesheerd; man sieht das centrale Fadenwerk- mit seinen nach- der Peripherie ausstrahlenden leptothrix- und streptothrixartigen Ausläufern, blau gefärbt mit grosser Deutlich- 17 u A — 879 — keit hervortreten, während die periphere Keulenzone, gelblich-roth gefärbt, die Form der einzelnen Keulen allerdings weniger distinct wahrnehmen lässt; in letzterer Hinsicht sind die oben erwähnten Orseille-, Säurefuchsin- etc. Methoden der Gram’schen Färbung resp. deren Modificationen (mit Nach- oder Vor-Färbung in Eosm- oder Pikrocarmin-Lösungen) entschieden überlegen; doch lassen sich auch Combinationen der die distinctere Darstellung der Keulen- formen bewerkstelligenden Verfahren mit Gram’s, wesentlich das Fädensystem herauszeichnenden, Methode mit sehr befriedigendem Erfolge ausführen, wie dies bereits Babes bezüglich der von ihm empfohlenen Safranin-Jod-Behandlung angegeben. Gerade solche der Gram’schen Färbung oder den erwähnten combinirten Fär- bungen unterworfene Schnittpräparate von Actinomyceskörnern könnten nun für die von Langhans aufgestellte Auffassung, dass die Bildung der Actinomyceskörmner durch eine Symbiose verschie- dener Organismenarten bewirkt werde, einnehmen, indem sie den Eindruck erwecken, als ob die blaugefärbten feinen Fäden und die roth- resp. gelbgefärbten Keulenformen von einander ganz getrennte, genetisch nicht zusammengehörige Dinge seien; doch kann man sich, wie bereits Boström und Babes gefunden, na- mentlich an Isolations- (Deckglas-) Präparaten, aber bisweilen auch _ an glücklich getroffenen Schnittpräparaten mit aller Sicherheit . davon überzeugen, dass die blaugefärbten feinen Fäden einerseits theilweise gleichfalls mit feinen blaugefärbten kolben- oder knopf- förmigen Endstücken versehen sind, andererseits theilweise in das Innere der charakteristischen roth- resp. gelbgefärbten keulen- förmigen Gebilde eintreten, Befunde, welche, unseres Erachtens, die durch die Resultate der Boström’schen Culturversuche ge- wonnene Anschauung von der einheitlichen Genese der Formelemente der Actinomyceskörner, speciell von der genetischen Zusammen- - gehörigkeit der leptothrix-. und streptothrixartigen Fäden mit den - charakteristischen Keulenformen, durchaus zu stützen geeignet sind. Wenn wir nun die Art und Weise der pathogenetischen Wirkung des Actinomyces etwas näher, als oben in kurzer Ueber- sicht geschehen, in’s Auge fassen, so verdient da zuvörderst der auf den ersten Blick sehr auffallende Umstand eine Erörterung, dass die pathologische Wirkung unseres Mikrophyten auf den menschlichen Organismus anscheinend sehr verschieden von derjenigen auf den thierischen Organismus ist. Während, wie oben schon kurz angeführt, der Actinomyces beim Thiere rein locale, — 880 °—: geschwulstähnliche, pathologisch-anatomisch unter die ‚Granula- tionstumoren’ zu rubricirende Producte hervorbringt, erzeugt er beim Menschen Krankheitsheerde, welche zwar ebenfalls, wie Ponfick zuerst, J. Israel gegenüber, welcher anfangs die actinomykotischen Gewebsveränderungen beim Menschen als reine Eiterungsprocesse betrachtet hatte, begründet hat, eine granulationsartige Structur als Grundlage besitzen, aber, in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle wenigstens, eine ausgesprochene Neigung zu eitriger Ein- schmelzung einerseits, zu flächenhafter Ausbreitung und metasta- tischer Dissemination andererseits bekunden, sodass sie makrosko- pisch und klinisch in der Regel unter dem Bilde von Abscessen und Phlegmonen auftreten, welche häufig durch die Multiplieität ihrer Entwicklung der Erkrankung den Charakter eines, der chro- nischen Pyämie ähnlichen, infectiösen Allgemeinleidens verleihen. Dass die genannte Differenz auf eine verschiedene Reaction des thierischen und menschlichen Organismus gegenüber dem Actino- myces zurückzuführen sein sollte, ist, nach aller Analogie zu schliessen, nicht sehr wahrscheinlich. Ebensowenig kann die er- wähnte Verschiedenheit in den Krankheitsbildern auf eine etwaige Artverschiedenheit zwischen Actinomyces bovis und Actinomyces ho- minis bezogen werden; denn die in den actinomykotischen Krank- heiten des Rindes einer- und denen des Menschen andererseits vor- kommenden Actinomycesvegetationen zeigen sowohl morphologisch“ als auch tinctoriell ganz das gleiche Verhalten und wenn hieraus allein die Wesensgleichheit des Actinomyces bovis mit dem Actino- ' myces hominis noch nicht unzweifelhaft gefolgert werden könnte, so geht aus den oben erwähnten Experimenten J. Israel’s, Bo- ström’s und Rotter’s®"), welche die Uebertragbarkeit des Actinomyces hominis ‚auf Thiere und seine Fähigkeit, bei Thieren Producte von wesentlich gleichem Verhalten, wie die thierischen Ac- tinomycesgeschwülste zu erzeugen, positiv feststellten, zusammen- genommen mit der vollen Uebereinstimmung der morpholo in : Eigenschaften die Identität wohl unweigerlich hervor. Die er- E wähnten Verschiedenheiten der menschlichen und thierischen Acti- nomykose müssen also auf anderer Ursache als den vorgenannten Möglichkeiten beruhen und wir glauben nicht fehl zu gehen, wenn wir den eigentlichen ‘Grund der Erscheinung darin suchen, dass die menschlichen Actinomykosen meist keine reinen actinomykotischen Processe, sondern Mischinfectionen bedingt durch den Actino- myces und gleichzeitig oder nachträglich eingedrungene pyogene — 81 — Mikroorganismen darstellen. Diese Auffassung wird einerseits ge- stützt durch das erwiesenermaassen häufige Vorhandensein der pyo- genen Kokken in den menschlichen Actinomykosisproducten, anderer- seits durch die Thatsache, dass auch beim Menschen streng locali- sirte und der Neigung zu eitriger Einschmelzung gänzlich entbehrende ‚ actinomykotische Geschwülste, ganz analog denen des Rindes, vor- kommen können, wie der interessante Fall Bollinger’s°!) be- weist, in welchem sich die Actinomykose anscheinend primär und ohne manifeste sonstigen Localisationen innerhalb des Gehirns in Form eines solitären myxomähnlichen Tumors entwickelt hatte, woraus hervorgeht, dass die Eigenschaft, Eiterung zu erregen, auch dem menschlichen Actinomyces nicht nothwendig innewohnt. Unsere Annahme hat aber weiterhin auch noch das für sich, dass sie uns alle die erwähnten Besonderheiten, welche der menschlichen Actinomykose gegenüber der thierischen eigenthümlich sind, unge- zwungen erklärt, in welcher Hinsicht zu berücksichtigen sein dürfte, dass sich bei der gemeinschaftlichen Einwirkung des Actinomyces und der Eitermikrobien auf die lebenden Gewebe die pathogenen Wirkungen beider Mikrobienarten höchstwahrscheinlich nicht nur einfach summiren werden, sondern dass auch ein potenzirender Einfluss des Eiterungsprocesses auf die pathogenen Leistungen des Actinomyces insofern ausgeübt werden wird, als die durch die Eiterung herbeigeführte Durchfeuchtung und Auflockerung des Gewebsbodens das Wachsthum des Actinomyces begünstigen muss, wenn auch andererseits anzuerkennen ist, dass der Eiterungsprocess durch die ihm innewohnenden ‚eliminirenden’ Eigenschaften vielfach zu einer rechtzeitigen Entfernung der Actinomyceten aus dem in- fieirten Körper führen und damit im Sinne einer Heilung der actino- - mykotischen Erkrankung thätig sein wird. Unzweifelhaft trägt ferner der durch die Eiterung bewirkte Zerfall der actinomykotischen Heerde wesentlich mit dazu bei, dass bei der menschlichen Acti- nomykose weit häufiger als bei der thierischen ein Eindringen von Actinomyces-Elementen in die Bronchialwege und den Verdauungs- kanal stattfindet, indem durch Ulceration actinomykotischer Heerde - in Mund- und Rachenhöhle, welche die häufigsten Localisationen der Strahlenpilzinfeetion bei Menschen und Thieren bilden, wirksamste Gelegenheit zur Aspiration und Verschluckung der specifischen Mikrophytenelemente gegeben ist. Es muss nun allerdings auf den ersten Blick auffallend erscheinen, warum nicht auch bei der thierischen Actinomykose die weitverbreiteten, ja allgegenwärtigen Eitermikro- —_— 882 0 — bien sich als Hilfsgenossen an den Invasionen und Wanderungen des Actinomyces in den und im lebenden Organismus betheiligen ; doch erklärt sich dies wohl einfach aus dem oft hervorgehobenen Umstand, dass die Thiere, wenigstens etliche Species derselben, i bei weitem nicht in dem Grade für die vulgären Eitermikroorga- nismen empfänglich sind, wie das Menschengeschlecht. Dokumentirt sich also fast stets das histologische Substrat der menschlichen Actinomykose mikroskopisch als ein in eitriger Einschmelzung begriffenes Granulationsgewebe, so ist als eine be- sondere, fast pathognomonische Eigenthümlichkeit dieses Granula- tionsgewebes noch die grosse Neigung desselben zu ausgedehnter fettiger Degeneration hervorzuheben, welche so durchgreifend ist, dergestalt, dass Präparate solchen Granulationsgewebes meist Musterbilder dichter Ansammlungen von ‚Fettkörnchenzellen’ liefern. Haben wir die allgemeinen Grundzüge des Charakters der acti- nomykotischen Erkrankungen des Menschen soeben etwas näher be- leuchtet, so erübrigt uns nun noch, die Einzelheiten der Erscheinungs- weise und des Verlaufs derselben etwas eingehender darzulegen. Das anatomisch-klinische Bild der einzelnen Fälle von menschlicher Acti- nomykose gestaltet sich sehr verschieden, je nach der Eingangs- pforte, welche die actinomykotische Infection nimmt. Am häu- figsten sind es Punkte der Mund-Rachenhöhle und zwar in erster Linie cariöse Zerstörungen der Zähne, in zweiter Reihe Verletzungen und Fisteln der Kieferknochen, endlich entzündliche Processe an Pharynx und Tonsil- len, welche das Atrium der Strahlenpilzinfection abgeben. Nahezu die Hälfte aller bisher beobachteten Fälle von menschlicher Acti- nomykose gehören unter diese Gruppe der primären Oral- und Pharyngeal-Actinomykosen. Die Krankheit offenbart sich in diesen Fällen klinisch in der Regel unter der Form chronisch- entzündlicher, torpide und wenig schmerzhaft verlaufender, zu lang- samen fistulösem Durchbruch der anfangs unbetheiligten Haut neigender, circumscripter oder mehr diffuser Anschwellungen von eigenthümlicher ‚brettartiger’ Härte, welche stets in mehr oder minder naher Nachbarschaft der erwähnten schadhaften Stellen, also entweder central in der Mandibula — dies jedoch äusserst selten (scl. beim Menschen!) — oder — und zwar bei weitem am häufigsten — hart am Rande des Unterkiefers, vorwiegend den angulus mandibulae umfassend, oder in der Submaxillar- oder Submental-Gegend, oder schliesslich, bei Ausgang vom Oberkiefer, in den oberen Partien —_— 883 — der Wange und in der Joch- und Schläfenbein-Gegend gelegen sind. Während die vom Unterkiefer entspringenden actinomyko- tischen Processe in den bisherigen Beobachtungen einen relativ gutartigen Charakter bekundeten, keine sehr erheblichen localen Zerstörungen anrichteten und durch Incision oder Ausschabung, zuweilen durch ev. partielle Resection des erkrankten Unterkiefers fast sämmtlich dauernd geheilt werden konnten, mehrmals sogar nach spontaner°?) Eröffnung sich zu definitiver Heilung an- schickten, sind die vom Oberkiefer ausgehenden Actinomykosisfälle prognostisch weit ungünstiger zu beurtheilen, weil bei der unmittel- baren Beziehung des Oberkiefer-Alveolarfortsatzes zum Schläfenbein und zur Schädelbasis die Möglichkeit eines Uebergreifens der Er- krankung auf die Schädelbasis. und von hier aus ins Gehirn oder auf die Halswirbelsäule gegeben ist und dieses Uebergreifen in der That in mehreren der hierhergehörigen Beobachtungen factisch erfolgte. Die Erfahrungen über die actinomykotischen Erkrankungen in der Region des Unterkiefers lassen keinen Zweifel darüber, dass manche der früher unter der Bezeichnung der ‚Angina Ludo- vici’ zusammengefassten und sehr gefürchteten acut-entzündlichen Anschwellungen des submentalen, speciell submaxillaren, Bindegewebes in das Gebiet der submentalen Actinomykosen gehört haben; ist auch der Verlauf der letzteren, wie erwähnt, gemeinhin ein chro- nischer, so kommen doch, worauf Roser°?) und Kapper°*) zu- erst aufmerksam gemacht, auch acute Formen von submentaler Actinomykose vor, welche dann klinisch ganz unter dem Bilde des sogen. ‚Angina Ludovici’ verlaufen. -Alle Fälle der letztgenannten Erkrankung indessen als submentale Actinomykosen aufzufassen, wäre viel zu weit gegangen; es kommen entschieden acute Phleg- monen des submaxillaren Bindegewebes vor, welche ausschliesslich einer Invasion des Strepto- oder Staphylokokkus pyogenes (resp. beider zusammen) ihren Ursprung verdanken, wofür Verf. selbst mehrere Fälle eigener Beobachtung als Belege anführen kann. Nächst der Mund-Rachenhöhle ist der Respirationsappa- rat die häufigste Eingangspforte der actinomykotischen Infection. Höchstwahrscheinlich dringen die Actinomyceskeime nicht, oder doch nur ganz ausnahmsweise, direct mit der Athmungsluft, sondern erst von vorgängigen Niststellen in der Mund-Rachenhöhle aus per aspirationem in die Bronchien und in die Lungen ein; es spricht für diese Auffassung namentlich die Thatsache, dass nahezu in — 834 — allen Fällen von primärer Lungen-Actinomykose entweder cariöse Zähne oder kranke Tonsillen vorhanden waren, welche Stellen, wie wir wissen, bevorzugte Ansiedlungsstätten des Actinomyces sind; in einigen Fällen von primärer Lungenactinomykose gelang es auch in der That, Nester unseres Mikrophyten an den genann- ten Orten direct nachzuweisen und Sie erinnern sich, dass James Israel durch den Befund eines cariösen Zahnfragments in einer actinomykotischen Höhle der Lunge den augenscheinlichen Beweis für ein Zustandekommen der Lungenactinomykose mittels Trans- ports von zuvor in kranken Zähnen angesiedelten Actinomyces- elementen nach der Lunge liefern konnte. Für die Annahme einer Entstehung der primären Lungenactinomykose durch directe Ein- athmung von Actinomyceskeimen fehlt es dagegen an jeglicher be- weisenden Beobachtung und es stehen derselben a priori gewichtige Bedenken gegenüber, welche principiell grösstentheils mit denjenigen zusammenfallen, welche wir gegen die Einathmungstheorie der menschlichen Lungenphthise angeführt haben. Die primäre Lungenactinomykose stellt sich nach den bis- herigen Beobachtungen unter zwei wesentlich verschiedenen Formen . | dar: erstens als mikrophytische Oberflächenerkrankung, als Bron- chitis actinomycotica superficialis und zweitens als eigentliche f parenchymatöse Lungenactinomykose. Die erstere Form ist aller- dings bisher nur ein einziges Mal und zwar nur klinisch, von Canali®5), beobachtet; die Erkrankung stellte sich super a als chronischer diffuser Bronchialkatarrh dar ohne nachweisbare Alteration des Lungenparenchyms mit foetide riechender spärlicher Absonderung, deren Sediment ausser Eiterkörperchen und Lungen- epithelien massenhafte Actinomyceselemente enthielt. Trotz lang- Jährigen Bestehens der Affection war ein ungünstiger Einfluss der- selben auf das Gesammtbefinden nicht nachweisbar. Ueber das anatomische Verhalten der Bronchien resp. der Lungen bei dieser superficiellen Form der Actinomykose des Respirationstractus lässt sich wegen Mangel des Obductionsbefundes zur Zeit nichts aus- sagen. = Völlig anders als die superficielle verläuft die parenchyma- töse Form der Lungenactinomykose. Hier kommt es unter der Einwirkung der specifischen Mikrophyten auf das Lungengewebe zur Bildung peribronchitischer und pneumonischer Heerde von sehr verschiedener, bisweilen nur miliarer, meist jedoch durch Confluenz zu Kirschen- bis Apfel-Umiang heranwachsender Grösse, welche n wet IE ET ENTRIES — 85 — gleich den von der Mund-Rachenhöhle ausgegangenen actinomy- _ kotischen Heerden, histologisch aus granulationsartigen Wucherungen mit Neigung zu exquisiter fettiger Nekrobiose und secundärer eitriger Einschmelzung bestehen. Der Einschmelzungsprocess führt zur Bildung von mehr oder minder umfänglichen, mit Bronchien com- municirenden Höhlen, deren Inhalt aus Eiterkörperchen, Zell- und Gewebs - Detritus und den Actinomycesrasen zusammenge- setzt ist. Die Inhaltsmassen mischen sich natürlich dem Bron- chialsekrete bei und so kann das Sputum der Kranken schon in einer relativ frühen Periode des Krankheitsprocesses die cha- rakteristischen Mikrophytenelemente- enthalten und durch deren Nachweis die Diagnose der Krankheit, welche durch ihre son- _ stigen Erscheinungen der klinischen Untersuchung nur in den späteren Stadien bestimmtere diagnostische Anhaltspunkte liefert, mit positiver Sicherheit gestellt werden. Durch Confluenz benach- barter Höhlen entstehen dann immer grössere, bisweilen kolos- sale Cavernen, während das zwischen den Höhlen und in deren Umkreise befindliche Lungengewebe einer chronischen Ent- zundung anheimfällt, welche sich entweder als gewöhnliche chronisch- interstitielle (fibröse) Entzündung oder als sog. ‚Carnefication’ des Lungengewebes (inter- und intra-alveoläre entzündliche Binde- gewebsneubildung) darstellt. Nachdem auf solche Weise grössere oder geringere Bezirke des Lungengewebes — es wird fast stets nur eine Lunge und zwar überwiegend häufig die linke ergriffen — durch den actinomykotischen Process direct oder indirect zer- stört und verödet worden sind, greift der specifische Process sowohl i auf dem Wege des continuirlichen Fortschreitens als häufig auch - durch metastatische (embolische) Verbreitung über die Grenzen der Lungentextur hinaus auf die Nachbartheile resp. auf entferntere Organe über und es entstehen nun nach vorgängiger Verwachsung der Pleurablätter jene diffusen actinomykotischen Erkrankungen des peripleuralen, prävertebralen , mediastinalen und retroperito- - näalen Zellstoffes, die abgekapselten actinomykotischen Abscesse unter ‚dem Zwerchfell, die actinomykotischen Senkungsabscesse längs des -Neopsoas u. s. w. mit ihren Folgezuständen (Perforationen der äusseren Haut, des Pericardiums, des Peritonäums), welche durch ihre mächtige Entwickelung die primären Localisationen des Pro- _ cesses in der Lunge im pathologisch-anatomischen Gesammtbilde oft ganz in den Hintergrund treten lassen. Die metastatischen Eruptionen des in der Lunge wurzelnden actinomykotischen Pro- — 886 — cesses localisiren sich am häufigsten im subeutanen und intermus- kulären Bindegewebe, aber auch sämmtliche viscerale Organe, Lungen 3%), Leber, Nieren, Darm, Herz und Gehirn 3”) können hier- von einzeln oder insgesammt befallen werden. Durch Perforation f der metastatischen Heerde in die betreffenden serösen Höhlen (Peritonäum, Pleuren, Pericardium, Meningen) werden schnell tödtliche diffuse eitrige Entzündungen der letzteren hervorgerufen. (sehen die Kranken nicht auf diesem Wege zu Grunde, so fallen sie sicher dem sich allmählich einstellenden Marasmus zum Opfer, der häufig noch beschleunigt wird durch die Entwicklung einer ausgebreiteten amyloiden Degeneration der Unterleibsorgane mit bedeutendem Anasarka und Hydrops. Der Verlauf der Krank- heit ist dann immer ein sehr chronischer: 2 bis 3 Jahre pflegen, wenn eben nicht die erwähnten intercurrenten acuten Entzündungen der serösen Häute ein schnelleres Ende bewirken, fast stets vom ersten wahrnehmbaren Beginn der Erkrankung bis zum Tode zu vergehen. e Als eine dritte Eingangspforte der actinomykotischen Infeetion ist der Intestinaltraetus durch eine grössere Zahl zuverlässiger Beobachtungen beglaubigt. Ob die Actinomyceselemente nach direeter Verschluckung (an Nahrungsstoffen resp. an Luftstäub- chen haftend), die Infeetion bewirken können oder ob sie gleichfalls ° zuvor, wie wir dies bei der Infection von den Respirationswegen aus als das wahrscheinlichere erachten mussten, in kranken Zähnen etc. zuvor colonisirt werden müssen, lässt sich aus dem vorliegen- den Beobachtungsmaterial nicht entscheiden. Ebenso wie die Acti- nomykose des Respirationstracts kann auch die Intestinalactinomykose in zwei klinisch sehr verschiedenen Formen auftreten, erstens als nicht destruirende Oberflächenerkrankung und zweitens als destruc- tive parenchymatöse Affection. Von der ersterwähnten Form ist bisher gleichfalls nur ein Fall bekannt, dieser aber ist auch durch das Sectionsergebniss zweifellos als solcher legitimirt. Der bezügliche ° Befund wurde zufällig von Chiari®) bei einem an .‚progressiver Paralyse verstorbenen Manne erhoben ; nahezu die gesammte Schleim- haut des Dickdarms zeigte sich mit. weisslichen plaqueartigen Ein- lagerungen versehen, die aus der Mucosa unter Zurücklassung 1 schüsselartiger Defecte zu entfernen waren und ganz und gar aus den charakteristischen Actinomyceselementen bestanden. Welche Symptome das Darmleiden intra vitam hervorgerufen, ist unbekannt und dahingestellt muss ferner vorläufig bleiben, ob ein Uebergang 4 ER re der superficiellen Form in die sogleich näher zu betrachtende tief- - greifende Form stattfinden kann. Letztere wurde bisher an den - Dünndärmen, am Blinddarm und Mastdarm beobachtet und zwar theils als isolirte, heerdförmige Erkrankung, theils in mul- tiplen Localisationen, stellenweise auch als diffuser Process. Aus kleinen linsen- bis erbsengrossen Knötchen im submucösen oder _ mucösen Gewebe entwickelt sich der actinomykotische Process durch Ulceration der Knötchen zu sinuösen Geschwüren mit zerfressenem, nicht selten bis zur Muskelschicht reichenden Grunde, Geschwüre, welche durch Confluenz und peripherwärts fortschreitenden ulcera- _ tiven Zerfall zur Bildung ausgedehnter tiefgreifender Ulcerations- flächen führen können. Von der primär befallenen Darmpartie aus geht der Process weiterhin zunächst per continuitatem auf die benachbarten Theile über, so, wenn die betreffende Darmpartie der Bauchwand anlag, nach vorgängiger Verwachsung der Perito- näalblätter direct in die Bauchwand, oder, falls die betreffende Darmabtheilung entfernt von der Bauchwand lag, in die Cavi- tät der Peritonäalhöhle, woselbst dann einfache oder multiple, oft vielfach mit einander communicirende abgekapselte actinomy- kotische Abscesse entstehen, die ihrerseits nun wiederum in ein anderes Darmstück oder in die Harnblase oder in die Bauch- decken durchbrechen können etc. In der Regel erfolgt, welche der verschiedenen möglichen Richtungen auch der Process durch Fortpflanzung in der Continuität eingeschlagen haben mag, doch schliesslich der Durchbruch durch die Bauchdecken. Meist ver- gehen auch hier viele Monate, ehe der Process aus der Tiefe bis zur Oberfläche empordringt, falls nicht das Hinzutreten septisch- pyogener Processe, welche Complication sich leicht durch die Zu- mischung von Darminhalt zu den actinomykotischen Gewebszer- -störungen einstellt, einen rascheren Verlauf herbeiführt. — Ausser durch Fortleitung in der Continuität kann sich die Intestinal-Acti- momykose aber ebenso, wie die Lungenactinomykose, auf dem Wege der Metastase weiter im Körper verbreiten. Am häufigsten ' wird, aus naheliegenden Gründen, die Leber von dieser Meta- ' stasenbildung ergriffen, aber auch die verschiedensten anderen ' Organe, speciell auch die Gelenke, können von der primären Darm- ‚ actinomykose aus metastatisch afficirt werden. Von besonderem Interesse ist dabei, dass der specifische Process an seiner Eingangs- pforte, der Darmwand, natürlich unter Zurücklassung entsprechen- ‘der Narben, vollkommen zur Abheilung gelangen kann, während 60 Baumgarten, Mykologie, — 888 — er in den metastatisch ergriffenen Organen seine zerstörende Thä- tigkeit ununterbrochen fortsetzt. Eine offenbar im diesem Sinne zu deutende Beobachtung machte Verf. gelegentlich der Obduction eines Falles von anscheinend primärer Leber-Actinomykose ?°), } wo sich indessen bei genauer Untersuchung des Darms im pro- cessus vermiformis eine wenig umfangreiche, aber tiefgreifende, nach- der histologischen Untersuchung unzweifelhaft einer einst > stattgehabten Perforation entsprechende Narbe aufgefunden wurde, welche als Markstein des actinomykotischen Primäraffeetes zu be- trachten gewiss die grösste Wahrscheinlichkeit für sich hatte, Einen ganz ähnlichen Fall hat neuestens Langhans*®) beschrieben und in gleichem Sinn gedeutet. | Ueberblickt man die mannigfaltigen Krankheitsbilder, unter welchen die vom Intestinaltractus ausgegangene Actinomykose sich‘ klinisch manifestirt, so ergiebt sich daraus, wie J. Israel, auf? dessen lichtvolle und erschöpfende Schilderung des wechselvollen’ klinischen Verlaufs unserer Krankheit *') wir behufs Ergänzung unserer kurzen desbezüglichen Darstellung dringend hinweisen möchten, mit Recht hervorhebt, für den ärztlichen Diagnostiker der Hinweis, künftighin stets, wenn er sich ätiologisch dunkler Fällen von chronischer Peritonitis, von Kothabscessen, Becken ‚abscessen, Darmtumoren etc. gegenübergestellt sieht, die Möglichkeit” einer actinomykotischen Erkrankung mit in den Kreis der dia gnostischen Erwägungen zu ziehen. Der einzige Weg freilich, im solchen Fällen zu einer sicheren Diagnose, vor dem Durchbruch” der Heerde des Intestinaltractus durch Haut, Blase oder Darm, z | gelangen, besteht in der Vornahme der Probepunktion mit Ver wendung nicht zu enger, die Passage der Actinomyceskörner er: möglichender, Nadeln. Ein positiver Befund ist dann selbstvei ständlich entscheidend, während der negative nichts gegen di actinomykotische Natur des Processes beweist, weil erstens di specifischen Mikrophyten relativ spärlich in dem Abscessinha vorhanden sein können, so dass also das aspirirte Flüssigkeit quantum keine derselben zu enthalten braucht und weil zweiter die von einer actinomykotischen Darmaffection ausgehenden secut dären Abscessbildungen sehr wohl allein durch Einwirkung de concomitirenden pyogenen Organismen, ohne Mitbetheiligung Strahlenpilze, zu Stande kommen können. Ist der Durchbrw der actinomykotischen Heerde nach der äusseren Haut erfolg dann giebt die mikroskopische Untersuchung des Sekrets resp. d a — Granulationsgewebes der Durchbruchsstellen sichere Gewähr, die - specifischen Mikrophyten aufzufinden und damit die Diagnose fest- zustellen. Bei den Durchbrüchen in die Blase oder in die Darm- höhle wird eine sorgfältige Exploration des Urins oder der Fäces auf. Actinomyceselemente die Natur des Processes klarzulegen im Stande sein. 2 Ausser den drei genannten Stellen, — der Mund-Rachenhöhle, dem Respirations- und dem Digestionstractus, — kann ausnahms- weise auch noch der Desophagus*?) sowie die. äussere Haut als Pforte der actinomykotischen Infection dienen. Nach den Au- toren wäre die Infection durch die Haut sogar keine allzu seltene; jedoch sind die meisten der von den Autoren in letzterem Sinne _ interpretirten Fälle nicht beweiskräftig ?°), indem andere Deutungs- möglichkeiten betrefis der Invasionspforte nicht ausgeschlossen, ja - sogar wahrscheinlicher erscheinen: nur der neuestens von E. Müller _ aus der Bruns’schen Klinik zu Tübingen publicirte Fall **) einer „In- fection mit Actinomyces durch einen Holzsplitter“ lässt keinen Zweifel über die Richtigkeit seiner Deutung als primärer cutaner Acti- nomykose übrig. — Von Zemann®) ist auch noch die Möglich- keit einer Infection durch den (unverletzten) Genitalkanal ange- nommen worden, indessen begründet der von ihm beobachtete (bis jetzt in seiner Art einzig dastehende) Fall von solitärer Tuben- _ actinomykose nicht wohl diese Deutung, sondern dürfte derselbe vielmehr, wie wir mit J. Israel*°) glauben, als durch Infection vom Darme aus enstanden aufzufassen sein. Auch über Fälle mit sog. ‚kryptogenetischer‘ Infection wird ‘in der Literatur der menschlichen Actinomykose berichtet, unter welchen der oben erwähnte Fall Bollinger’s von anscheinend primärer Gehirn-Actinomykose der bemerkenswertheste ist. Wir sind indessen der Meinung. dass sich in den betrefienden Fällen bei sehr genauer Untersuchung doch immer mehr oder minder deutliche anatomische Kennzeichen der Einbruchsstelle der Para- siten an einer oder der andern der genannten Infectionsatrien würden nachweisen lassen. Bei der Häufigkeit, mit welcher die Actinomykose beim Thier- geschlecht, namentlich bei den Rindern vorkommt, lag die Ver- ' muthung nahe, dass unsere Krankheit, ähnlich wie Milzbrand und Rotz , vorzugsweise von kranken Thieren aus auf den Menschen übertragen werde, Diese Vermuthung hat sich jedoch nicht be- stätigen lassen, denn in der einschlägigen Casuistik finden sich 60* — 890 ° — nur ganz wenige Fälle, welche Menschen aus Berufsklassen betrafen, H die in directe Beziehung zum Vieh treten, wie Landleute, Fleischer, Viehhändler etc. Es bleibt daher nur übrig anzunehmen, dass sich der Mensch in der Regel aus derselben Quelle infieirt, wie das Thier.. Wo aber haben wir diese Quelle zu suchen? Eine ” Reihe von Gründen spricht dafür, dass der Actinomyces seine ” ectogene Wohn- und Entwicklungs-Stätte auf vegetabilischen z Substraten, speciell Getreidearten hat. Zunächst ist in dieser Hinsicht schon. der Umstand von maassgebendem Belange, ° dass die Actinomykose gerade bei den Rindern in so grosser Häufigkeit vorkommt und dass alle Localisationen der Krankheit hier evident auf ein Eindringen der specifischen Parisiten mittels der Nahrung hinweisen. In demselben Sinne argumentiren dann weiterhin die Beobachtungen von Johne?”), welcher in den Ton- sillentaschen von Schweinen, (die nach Johne, Ponfick u. a. ebenfalls, wenn auch weit seltener als die Rinder an echter #°) Actinomykosis erkranken), sehr häufig Grannen von Getreidearten, namentlich Gerste, fand, deren freies Ende mit mikrophytischen ° Gebilden besetzt war, die eine grosse Aehnlichkeit mit den ‚Keulen’ des Actinomyces besassen; ferner die Beobachtung eines dänischen Thierarztes, Jensen *°), welcher eine Endemie von Actinomykose unter einem Rinderbestande auf Seeland nach Fütterung mit Gerste, F die auf neu angelegtem stark durchfeuchtetem Boden geerntet war, eintreten sah; schliesslich die interessanten Befunde Piana’s > welche das Eindringen des Actinomyces mittels sich beim Ve schlingen des Futters in das Gewebe einbohrender Getreidetheilchen unmittelbar darthun. Piana constatirte nämlich wiederholt ir actinomykotischen Knötchen der Zunge von Kühen actinomy- kotische Knötchen, welche in ihrem Innern verschieden grosse Bündel von Getreidefäserchen enthielten, die von den charakteristi- schen Vegetationen des Actinomyces umgeben waren. Dass auch beim Menschen der Actinomyces ganz vorwiegend mit der Nah- rung in den Organismus eindringt, befürwortet ja zunächst eben. falls die ganze Geschichte der von uns oben kurz besprochenen Localisationsweise der menschlichen Actinomykose und es ist den bezüglichen Darlegungen hier noch die Erwähnung der Thatsache hinzuzufügen, dass auch beim Menschen, wenngleich viel seltener, als beim Rinde, eine primäre Zungen- Actinomykose 5!) beobachte worden ist. Dass es auch beim Menschen speciell vegetabilisch Subs anzen sind, welche den Import der Actinomyceskeime in di >- — 891 — _ Speisewege vermitteln, ist nach Analogie der bezüglichen Erfah- rungen beim Thier sehr wahrschemlich; eine direct den Import mittels vegetabilischer Stoffe bezeugende Beobachtung liefert uns der Fall Soltmann’s5?), in welchem sich eine actinomyko- tische Erkrankung im Bereich der Rücken-Wirbelsäule nach Ver- schlucken einer von Hordeum murinum stammenden Aehre aus- bildete, die in dem sich nach aussen entleerenden actinomyko- tischen Abscesse theilweise wieder zum Vorschein kam. Einen weiteren, noch augenscheinlicheren Beweis für die Einschleppung des Actinomyces in den menschlichen Körper mittels vegetabili- scher Substanzen erbringt uns der oben erwähnte Fall E. Müller’s, indem hier direct constatirt wurde, dass die Oberfläche des infi- cirenden Holzsplitters dicht mit den charakteristischen Actinomyces- rasen besetzt war. Es wäre natürlich im Interesse der Prophylaxe der Krankheit äusserst erwünscht, weiteres und näheres über die ectogenen Nist- und Aufenthalts-Stätten des gefährlichen Parasiten zu erfahren. Literatur und Anmerkungen zu Vorlesung 12. I) Ueber eine neue Pilzkrankheit beim Rinde (Centralbl. f. d. med. Wissensch. 1877, No. 27). 2) Neue Beobachtungen auf dem Gebiete der Mykosen des Menschen (Virchow’s Archiv Bd. LXXIV, 1878, -p. 15. 3) Deutsche Zeitschr. f. Thiermed. 1879, Suppl.-Heft p. 125. 4) Breslauer ärztl. Zeitschr. I p. 117; Berl. klin. Wochenschr. 1879 p. 347; Die Actinomykose, eine neue Infeetionskrankheit. Berlin 1882. 5) Centralbl. f. d. med. Wissensch. 1886, No. 18; Orig.-Mitth. und: - Archiv f. klin. Chirurgie Bd. XXXIV, 1886, Heft 1 p. 160. 6) Virchow’s Archiv Bd. LXXVIH, 1879, H. 3. 7) Vergl. die einschlägigen Mono- graphien von Ponfick, a. d. sub 4 a. dritter Stelle ec. O.; von J. Israel, Klin, Beiträge z. Kenntniss d. Actinomykose d. Menschen. Berlin 1885, Hirschwald; von Moosbrugger, Ueber die Actino- mykose d. Menschen in P. Bruns’ Beiträgen z. klin. Chirurgie Bd. II, H.2. Tübingen 1886, Laupp (Moosbrugger konnte i. J. 1886 bereits 75 genauer publieirte Fälle von menschlicher Actinomykose zusammen- stellen); ferner die Jahresberichte des Verf.’s über pathogene Mikro- Organismen pro 1885, 1886, 1887 sowie die neuesten Publicationen von Ullmann (Beitrag zur Lehre von der Actinomykose [Wiener med. Presse 1888, No. 49 ff.]), Th. Langhans (Drei Fälle von Actino- mykose [Correspondenzbl. f. Schweiz. Aerzte 1888]), Hanau (Zwei Fälle von Actinomykose [Correspondenzbl. f. Schweiz. Aerzte 1889]). 8) Vergl. z. B. Klebs, Die allg. Pathol. Ip. 281; Moosbrugger, a.d. sub 7 ec. 0. und Hanau, Zwei Fälle von Actinomykose (Cor- respondenzbl. f. Schweiz. Aerzte 1889). 9) Vergl. d. Verf.’s Jahresber. I p. 143, sowie Moosbrugger’s oben citirte Monographie, Sep.-A.p. 45, E 10) Ueber einige pathologisch-histologische Methoden u. d. dadurch er- zielten Resultate (Virchow’s Archiv Bd. CV, 1886, p. 511). 11) Bei- trag z. Lehre v. d. Actinomykose (Wiener med. Presse 1888, No.49 ff ). j 12) Drei Fälle von Actinomykose (Correspondenzbl. f. Schweiz. Aerzte 1888, Sep.-A.). 13) Vergl. p. 51 Fig. 19 dieses Buches. 14) Die Asper- gillusmykosen (Berl. klin. Wochenschr. 1882, No. 9 u. 10). 15) Ueber die Cultivirbarkeit d. Actinomyces (Vi rehow’s Archiv Bd XCV, 1884, p. 140) 16) Ueber Actinomykose (Bericht ü. d. Verhandl. d. IV. Con. & gresses f. innere Med. Wiesbaden 1885). 17) Sitzungsber. d. K. K. Ges. d. Aerzte Wien 1886. 18) Bericht ü. d. Sitzungen des III. medie. Congresses Russlands, bacteriolog. Section (Wratsch 1889, No.2 p. 47). 19) Zur Technik der mikroskopischen Bacterienfärbungen (Virchow’s Archiv Bd. LXXXIV, 1881, p. 245). 20) Bei der Ausführung dieser Weigert’schen Färbung verfährt man folgendermaassen: Von reiner Orseille, welche zwecks Befreiung von Ammoniak längere Zeit an der Luft gelegen haben muss, löst man, nach Wedl, in einer Mischung von 40 cem Aqua dest., 20 ccm Alkohol absol., 5 cem Essigsäure soviel, dass die Lösung dunkelroth und nach dem Filtriren rubinroth erscheint. In dieser Färbungsflüssigkeit verweilen die Schnitte *) eine Stunde, Hierauf werden sie abgespült und 10 Minuten oder länger i in einprocentige wässerige Gentiana-Violett-Lösung gebracht und dann in der bekannten Weise, wie bei der &ewöhnlichen Bacterienfärbung weiterbehandelt. 21) Ueber DORDeIpREDE mit Orcein (Virchow’s Archiv Bd. CV, 1886, p. 169). 22) Ein Pflanzenfarbstoff, welcher in sich die wesentlichen 24 Eelöriellen Eigenschaften der sog. "basischen, sowie der sauren Farb- stoffe vereinigt und dazu eine glückliche Combination zweier Contrast- farben ist. Bezüglich der Vorschriften bei der Anwendung der Färbung muss auf O. Israel’s Originalabhandlung verwiesen werden. 23) Fär- bungsmethoden z. Nachweis der fäulnisserregenden und pathogener Mikroorganismen 2. Aufl. p. 24. Leipzig 1885, H. Voigt. 24) Zu ir Färbung des Actinomyces (Deutsche med. Wochenschr. 1887, No. 1 p. 1065). 25) Diese, die bekannte, von Weigert gleichzeitig auch zur Färbung des Oentralnetvensystems angegebene Methode führt man, nach Hanau’s neuerlichst erprobter Vorschrift (vergl. d. sub 8 eit. Publin cation dieses Forschers) so aus, dass die Celloidinschnitte nach 1%- b s einstündigem Verweilen in einer einprocentigen Säurefuchsinlösung, Ju “ zunächst in Wasser abgespült, sodann eine Minute in eine kleine Schale von Alkohol übertragen werden, welcher 1 bis 2 Tropfen einprocentig 12 *) Sind, wie es häufig der Fall ist, die Actinomyceskörner verkalkt, so müssen dieselben natürlich erst vor dem Schneiden entkalkt werden (Einlegen der Gewebsfragmente in salzsäurehaltigen Alkohol, dann, nach gründlichem Auswaschen, in absoluten Alkohol). Be — 893 — alkoholischer Kalilösung zugesetzt sind. Beim Wiedereinführen in Wasser _ verschwindet dann die rothe Farbe aus fast allen Gewebsbestandtheilen, nur die Actinomycesheerde behalten den intensiv rothen Farbton. 26) Ueber einige pathologisch-histologische Methoden und die dadurch erzielten Resultate (Virchow’s Archiv Bd. CV, 1886, p. 511); Babes versetzt concentrirte wässerige Safraninlösung mit 2 Procent Anilinöl, erwärmt auf ca. 60°, filtrirt warm und lässt auf dieser Flüssigkeit Deck- glaspräparate von verdächtigem Eiter oder zerdrückten Actinomyces- körnern 24 Stunden schwimmen ; die gefärbten Deckglaspräparate kommen dann auf 1 Minute in die Lugol’sche Jodlösung, hierauf in Alkohol und schliesslich in Nelkenöl. Ebenso sind Schnittpräparate actinomyces- haltiger Gewebsmassen zu behandeln. 27) Ber. ü. d. Veterinärwesen i. Kgreh. Sachsen f. d. Jahr 1884, p. 46. 28) Vergl. z. B. Boström, a. d.sub 16 c.O., Verf.’s Jahresber. I, 1885, p. 143, Babes, a. d. sub 25 c. O., Moosbrugger, a. d. sub 7 c. OÖ. 29) Vergl. des Verf.’s Jahresber. II, 1886, p. 315 Anmerk. 448 und p. 317 Anmerk. 452, 30) Demonstration von Impfaetinomykose (Tagebl. d. 60. Versamml. Deutsch. Naturf. u. Aerzte in Wiesbaden 1887, p. 272). 31) Ueber primäre Actinomykose des Gehirns beim Menschen (Münchener med. Wochenschr. 1887, No. 11). 32) Vergl. die sogleich noch speeieller zu berücksichtigenden Fälle von Roser (Zwei Fälle von Actinomykose [Deutsche med. Wochenschr. 1886, No. 22 p. 369]). 33) A. d. sub 32 ce O0. 34) Ein Fall von acuter Actinomykose (Wiener med. Presse 1887, No. 3). 35) La Broneo-Actinomicosi nel’uomo (Rivista clinica 1882). 36) Die secundären actinomykotischen Eruptionen des Lungengewebes können natürlich ausser durch Transport der Actinomyceskeime auf dem - Blutwege auch durch Verschleppung der Keime mittels des Stromes der pulmonalen Lymphgefässe oder durch Aspiration der Keime aus mit. dem Bronchialbaum communieirenden actinomykotischen Zerfallshöhlen zu Stande kommen. Für letztere Entstehungsweise liefert z. B. der Moosbrugger’sche Fall von Lungenactinomykose (Sep.-A. der Mono- graphie p. 46) ein sehr klares Zeugniss. 37) Verf. secirte vor einiger Zeit einen in der Königsberger chirurgischen Klinik beobachteten Fall von Lungenactinomykose, bei welchem sich als einzige metastatische Affection ein grosser actinomykotischer Abscess des Gehirns vorfand. 38) Prager med. Wochenschr. 1884, No. 10. 39) Vergl. d. Verf.'s Jahresber. II, 1886, p. 315 Anmerk. 448 und p. 317 Anmerk. 452. 40) Drei Fälle von Actinomykose (Correspondenzbl. f. Schweiz. Aerzte 1888). 41) A.d. sub 7c.O. 42) Ponfick, Ueber Actinomykose ohne Actinomyces (Breslauer ärztl. Zeitschr. 1885, No. 3) und Soltmann, Zur Aetiologie der Actinomykose (ibidem). 43) Vergl. die Kritik einiger der bezüglichen Fälle bei J. Israel (sub 7 eitirte Monographie p. 132) und bei Verf. (Jahresber. II, 1886, p. 316 Anmerk. 450). 44) Beiträge z. klin. Chirurgie, Mittheil. a. d. chir. Kl. zu Tübingen, herausgeg. v. P. Bruns Bd. III, 1888, Heft 3 p. 355. 45) Ueber die Actinomykose des Bauchfells u. der Baucheingeweide beim Menschen (Wiener med. Jahrb. 1883). 46) Vergl. d. sub 7 eitirte Monographie J. Israel’s p. 138 ff. 47) Centralbl. f. d. med. Wissensch. 1881, No. 15. 48) Ausser — 34 — dem Actinomyces bovis et hominis kommt beim Schweine auch noch, wie zuerst durch Beobachtungen von Duncker in Berlin (Zeitschr. f. Mikroskop. u. Fleischschau Bd. III), welcher allerdings anfänglich wohl die Meinung hegte, einen mit dem Actinomyces bovis et hominis iden- tischen Mikrophyten vor sich zu haben — vergl. hierüber Johne: Zur Frage der Actinomykose beim Schweine (Deutsche Zeitschr. f. Thiermed. u. vergleich. Pathol. Bd. XIII, 1889) — erkannt worden ist, eine Abart der Actinomyces bovis et hominis, der Actinomyces suis vor, welcher sich von jenem, abgesehen von gewissen morpho- logischen und tinctoriellen Differenzen, wesentlich dadurch unterscheidet (Johne, Hartwig), dass er sich ausschliesslich in der Substanz der quergestreiften Muskulatur lokalisirt und fast niemals am Orte seiner Ansiedlung geschwulstähnliche, sondern nur degenerative und gering- gradige entzündliche Veränderungen hervorruft. 49) Vergl. Bang, Deutsche Zeitschr. f. Thiermed. u. vergl. Pathol. Bd.X p.261. 50) Actino- micosi incipiente. Actinomyces svilluppate alla superfocil di frusti di fessato vegetale fibrovasenlare inciscodati sotto la mucosa della lingua nei bovini (Archivio per le seienze mediche vol. X, 1886, no.5 p. 137). 5l) Hochenegg, Zur Casuistik der Actinomykose des Menschen (Wiener med. Presse 1877, No. 16—18) und Mayer, Beiträge z. Actinomykose des Menschen (Prager med. Wochenschr. 1887, No. 20). 52) A. d. sub 42 e. O. — 895 — Dreizehnte Vorlesung. Die pathogenen Hyphomyceten und Sprosspülze. Die pathologische Bedeutung der Schimmel- und Spross-Pilze haben wir bereits im Anschluss an die Schilderung der morpho- logischen und biologischen Eigenschaften dieser Pilze im allgemei- nen Theile so ausführlich dargelegt und erörtert, dass uns hier nur noch erübrigt, einige Punkte, so namentlich die Art und Weise der histo-pathogenetischen Wirkung der einzelnen pathogenen Species aus der in Rede stehenden Mikrophytengruppe specieller abzuhandeln. Berücksichtigen wir in dieser Bosieküng zunächst die patho- genen Arten aus der Classe der hochorganisirten Schim- melpilze, deren im allgemeinen Theile genannte Repräsentanten inzwischen, wie zu erwarten war, einen Zuwachs durch mehrere neuerlichst entdeckte Arten ') erfahren haben, so glauben wir uns hier auf die eingehendere Darlegung der pathologisch-histologischen Wirkungsweise der bekanntesten pathogenen Schimmelpilzspecies, des Aspergillus fumigatus, beschränken zu dürfen, da die anderen Arten sich in Betreff der wesentlichen histologischen Processe ganz übereinstimmend verhalten, wenn auch gewisse gra- duelle desbezügliche Differenzen zwischen den durch die einzelnen Arten derselben Gattung, namentlich aber zwischen den durch die Aspergillusarten einer-, den Mucorarten andererseits bewirkten Er- krankungen bestehen, welche Differenzen zusammengenommen mit der Verschiedenheit der Localisation der mykotischen Erkrankungen das makroskopische Gesammterkrankungsbild der Aspergillusmyko- ‚sen von demjenigen der Mucormykosen in der Regel auf den ersten Blick unterscheiden lassen. Am.besten sind die pathologischen "Aspergilluswucherungen und die Genese der durch sie hervor- gerufenen charakteristischen Gewebsveränderungen an der Horn- haut sowie an den Nieren von Versuchsthieren zu verfolgen, welchen pathogene Aspergillussporen in’s Hornhautcentrum resp. 'ın die Blutbahn injieirt worden waren. Umstehende Figur ver- ‚anschaulicht uns die Erscheinungen der künstlichen Aspergillus- mykose des Hornhautgewebes. ÜCJ entspricht der Stelle des Ein- stichs der Injectionskanüle; ein grösserer Haufen von Eiter- körperchen, in der Figur durch kleinste schwarze Pünktchen — 8% — 4 gekennzeichnet, hat sich daselbst angesammelt, indem vom Con- junctivalsecrete her zahlreiche Leukocyten in das durch das Trauma eröffnete Hornhautgewebe eindrangen?). Im unmittelbaren An- schluss an diesen centralen Zellinfiltrationsheerd breitet sich das ' üppig entwickelte Mycelgeflecht der aus den injicirten Sporen her- vorgegangenen Aspergilluskeimlinge aus; an Stelle und im nächsten Umkreis der Pilzwucherung ist das Hornhautgewebe nekrotisch geworden, was aus dem Verlust der Tinctionsfähigkeit seiner Ge- RpE / 2 wi Asia Rp.E 9. Keratomykosis aspergillina, experimentell durch Injection von pathogenen Aspergillussporen in’s Hornhautcentrum eines Kaninchens erzeugt. Flachschnitt mittels Gefriermikrotom. Färbung in Hämatoxylin; nur die Pilze sind farbig wieder- gegeben. Ganz schwache, circa 50faehe Vergrösserung. Erklärung im Text. webskerne hervorgeht. An die nekrotische Zone grenzt ein mä 14 tiger Wall dichtester Zellinfiltration an: das ringförmige periphere Eiterinfiltrat (R.p.E.), offenbar durch Einwanderung von aus den Gefässen des Hornhautrandes emigrirten Leukocyten zu Stande ge kommen; die wallartige Ansammlung der Leukocyten hart an der Grenze der nekrotischen Zone ist wohl so zu erklären, dass m Bereiche der Letzteren die lymphatische Gewebsflüssigkeit ge ronnen und das Gewebe damit für die wandernden Zellen weit —_ #- er. — 897° — - schwieriger durchgängig geworden ist; vollständige Undurchgängig- keit besteht natürlich nicht und so gelingt es, wie unsere Zeich- nung ja auch erkennen lässt, den andrängenden Leukocyten, all- mählig auch in dem nekrotischen Bezirk Boden zu gewinnen und das Pilzgetlecht zu umzingeln resp. in das Innere desselben hinein- zukriechen. — Es wirken also die pathogenen Aspergilleen auf das Hornhautgewebe ähnlich, wie die pyogenen Strepto- und Sta- phylo-Kokken: auch diese letzteren riefen Ja, wie Sie sich erinnern (p. 342 ff.) nach künstlicher Einbringung in’s Hornhautcentrum theils localisirte Nekrose des Gewebes in nächster Umgebung ihres Vegetationsheerdes, theils eine difiuse Emigrations-Entzündung der Conjunctiva hervor, durch welche der. inficirte Cornealbezirk zu- nächst vom Centrum, später auch vom Rande her mit eingewan- derten Leukocyten infiltrirt wurde; doch lösen die pathogenen _Schimmelpilze entsprechend der geringeren Schnelligkeit ihres Wachsthums in der Hornhaut, die genannten schädlichen Folgen nicht so rasch und stürmisch aus, was u. a. bedingt, dass die Vor- sänge der Nekrose einerseits und der zelligen Infiltration des Ge- webes andererseits, die bei der Infection mit pyogenen Kokken von Anfang an mehr coincidiren, bei der Aspergillusinfection mehr gesondert von einander zu beobachten sind. Ausser dieser gra- duellen Differenz, besteht aber noch eine wichtige principielle Ver- schiedenheit zwischen den histo-pathogenen Wirkungen beider in Vergleich stehender Mikrophytenarten: die pathogenen Schimmel- pilze vermögen an und für sich keine eigentliche Eiterung, keine abscedirende Entzündung zu bewirken. Es scheint dieser Annahme allerdings der Umstand zu widersprechen, dass das eben beschriebene Symptomenbild der Keratomykosis aspergillina später ausnahmslos, sowohl beim Versuchsthier, als auch, nach Maassgabe der darüber vorliegenden Beobachtungen beim Menschen, in das- jenige einer typischen Hypopyon-Keratitis mit Hornhaut- verschwärung übergeht. Nach unserem Dafürhalten ist jedoch dieser pyogene Schlusseffect das Resultat einer Secundär-Infection mit pyogenen Organismen, an denen es im Secrete der normalen, besonders aber der entzündeten Conjunctiva wohl niemals fehlt). Für diese unsere Interpretation spricht, dass es in innern Organen, welche, wie wir wissen, in der Norm überhaupt bacterien- frei sind und mithin auch keine pyogenen Kokken enthalten, nie- mals zur eigentlich eitrigen Entzündung, zur wirklichen Abscess- bildung durch die Keimung und Wucherung der pathogenen Asper- — 898 — gilleen kommt. Die Aspergillus-Heerde innerer Organe besitzen nicht die charakteristischen Kennzeichen der Abscesse, sondern ähneln makroskopisch vielmehr grauen oder gelben (verkästen) Tuberkelknötchen und -knoten, wenn sie auch zu keiner Zeit die regelmässig kugelige Form der echten Miliartuberkel und, selbst in ihren frühesten Entwicklungsstadien nicht, das charakteristische perlgraue, halb durchsichtige Aussehen junger Tuberkelformationen- besitzen. Studiren wir die Zusammensetzung der Aspergillusheerde AspT. Gf£. N.L. N. i Gl E G£. Asp.T 4 MG. ql. g1. Mykosis aspergillina der Kaninchenniere. Schnittpräparat, Schnittrichtung parallel den ‚Mark- strahlen. Färbung mit wässeriger Methylenblaulösung; nur die Pilzfäden sind farbig‘ wiedergegeben. Vergr. 180. MS. — Markstrahlen. — NL. — Nierenlabyrinth. — Gl = Glome- ruli. — Gf. — Gefässe mit rothen und abnorm zahlreichen weissen Blutkörperchen gefüllt, welch’ letztere vielfach in Randstellung und Auswanderung begriffen erscheinen. — Asp, T. = Aspergillusheerde; nähere Erklärung im Text. ee . Pa innerer Organe an dem Beispiele der Aspergillusheerde der Niere, so bestehen diese anfänglich nur aus Nestern keimender Sporen resp. mehr oder minder ausgewachsenen Keimlingen, welche in den Blutgefässen resp. Glomerusschlingen wurzelnd, die Gefässwandun- gen und die angrenzenden Parenchymzellen in den verschiedensten Richtungen durchsetzen. (Vergl. Figur 91.) Alsbald machen sich indessen an den in die Heerde eingeschlossenen und denselben nächstbenachbarten Capillaren und kleinen venösen Gefässen die 4 | ge _ bekannten Zeichen der Emigrationsentzündung bemerklich und nun _ wandern die extravasirten Leukocyten in solcher Menge und Schnelligkeit in die Heerde hinein, dass nicht nur die ursprüng- lichen Gewebsbestandtheile, sondern auch die Mycelfäden dadurch bald vollständig verdeckt werden. Während es durch Anwendung NEPirE,, von Färbungsmethoden, speciell der Methylenblaufärbung, welche wie Lichtheim zuerst ermittelt, die Aspergillusmycelien besonders schön kennzeichnet, oder durch Aufhellung der Schnitte in ver- _ dünnter Kalilauge, gelingt, die Pilzfäden selbst aus der dichtesten _Leukocytenmasse klar und deutlich hervortreten zu machen, wobei man Gelegenheit hat, sich von der absoluten morphologischen Inte- - grität der parasitischen Gebilde zu überzeugen, lässt sich über das Schicksal der präformirten Gewebszellen nicht ebenso leicht ein sicheres Urtheil gewinnen. Man muss zu diesem Behufe Heerde "aufsuchen, welche noch nieht so stark von Leukocyten infiltrirt sind, um die ursprüngliche Gewebsstructur unkenntlich zu machen, was bei gründlicher Nachforschung ja auch stets gelingt, und in solchen Heerden lässt sich constatiren, dass die präformirten “ Parenchymzellen unter dem Einflusse der Pilzwucherung sehr be- deutende degenerative Veränderungen erleiden, unter welchen die durch Kernschwund und Umwandlung zu kernlosen, glänzenden Schollen gekennzeichnete ‚Uoagulationsnekrose‘ der Gewebszellen, ‚speciell der Nierenepithelien, die bestcharakterisirte und häu- fisste ist. Aber nicht nur die ursprünglichen, sondern auch die eingewanderten Zellen werden und zwar in relativ kurzer Frist, "in den Aspergillusheerden zu Grunde gerichtet. Der Leukocyten- ‘tod vollzieht sich indessen nicht oder wenigstens nur ganz aus- nahmsweise unter der Form der Coagulationsnekrose, sondern die meist schon von vornherein gelappten oder ‚zertheilten‘ Kerne der immigrirten farblosen Blutzellen zerfallen in immer kleinere Stücke, “welche sichtbar und intensiv färbbar bleiben, bis schliesslich an Stelle der normalen Leukocyten-Kerne nur noch ein körniger Detritus vorhanden ist, der an Affinität zu den basischen Anilin- farbstoffen mit intensiv färbbaren Mikrokokken wetteifert. Während diese Zerfallserscheinungen an den Kernen vor sich gehen, bleibt auch der Leib der Leukocyten nicht unversehrt; er schrumpft mehr und mehr ein und zerfällt schliesslich ebenfalls zu Detritus. Selbst in dieser Periode vorgeschrittensten Zerfalls der geweblichen Bestandtheile der Aspergillusheerde, welche in den foudroyanten Fällen von Aspergillusmykose schon 48 Stunden nach der Injec- Ba 1 £ tion der Sporen erreicht ist, erweichen die Heerde nicht, sondern“ bleiben fest und auch bei einem chronischerem Verlauf der Er- krankung oder in Heilungsfällen, welche leichtere Formen der Krankheit, wie Sie sich erinnern, zu Stande kommen, wenn statt. grosser Spöbennionen weniger reichliche oder Re geringe Quantitäten applieirt werden, bleibt eine secundäre Erweichung der abgestorbenen Gewebsmasse in den Heerden aus. Die Heilung vollzieht sich wie bei den einfachen (gutartigen) Infarkten und bei manchen Tuberkeln unter Resorption des Gewebsdetritus und der Zerfallsreste der Pilze (welche natürlich in solchen Fällen mit gün- stigem Ausgang schliesslich gleichfalls absterben und in Trümmer zerfallen) durch Bildung von Narbengewebe, welches den durch die mykotische Erkrankung bewirkten Gewebsdefeet ganz oder theil- weise räumlich deckt. Man ersieht aus der gegebenen Beschreibung, dass die Aspergillusheerde histologisch mancherlei Aehnlichkeit sowohl mit miliaren Abscessen als auch mit miliaren Tuberkeln darbieten; wie sie sich aber einerseits durchgreifend von Abscessen dadurch unterscheiden, dass das von den eingewanderten Leukocyten durch- drungene Gewebe sich nicht, wie es bei der echten Eiterung der Fall ist, verflüssigt, sondern fest bleibt, wie bei den frischen Tuer, so unterscheiden sie sich andererseits doch auch wiederum wesent- lich von den echten Tuberkeln und zwar erstens insofern, als in. ‘ihnen niemals eme Wucherung der fixen Gewebszellen, sondern nur Degeneration und Zerfall derselben stattfindet, dass zweitens die eingewanderten Leukoeyten nicht der Coagulationsnekrose, son- dern einer anderen Form des Kern- und Zell-Zerfalls unterliegen und dass drittens niemals, wie es so häufig bei den echten Tuberkelr geschieht, in ihnen eine secundäre Erweichung der abgestorbenen infiltrirten Gewebsmasse Platz greift. q Ausser den charakteristischen heerdförmigen Veränderun- r gen bewirkt die Wucherung der Aspergilluspilze in den Nieren auch noch diffuse entzündliche Veränderungen, welche die bekannten Erscheinungen der acuten parenchymatösen Nephritis in sich‘ schliessen. Aehnliches findet sich auch in anderen von den Asper- gilleen befallenen Organen. Bei den Mucor-Mykosen sind diese, die heerdförmigen Processe begleitenden diffusen a 2a weit stärker entwickelt und tragen, bei intensiver Erkrankung, eine ausgesprochen hämorrhagischen Charakter. 3 4 Einige Worte seien noch der Frage nach der Ursache ic wie oben beiläufig erwähnt, unter Umständen zu beobachtenden ä Hs 2 — WW — _ Untergangs der pathogenen Schimmelpilze innerhalb _ des invadirten |lebenden Thierkörpers gewidmet. Wir constatiren _ diesen Untergang, wie gesagt, ganz regelmässig in Fällen, in denen nur geringe Mengen hochmaligner Schimmelsporen injieirt wurden ; -_ wir begegnen demselben aber auch nach Injection sehr reichlicher “ Quantitäten von weniger malignen Schimmelsporen (Sporen des - Aspergillus subfuscus [Olsen], des Aspergillus nidulans [Lindt]), ja z. Th., d. h. in bestimmten Organen, sogar nach Injection be- deutender Mengen von hochmalignen Schimmelsporen, wie denen _ des Aspergillus fumigatus und flavescens. Es unterliegt für uns “nicht dem geringsten Zweifel, dass der wesentliche Grund für das _ Absterben der Keimlinge in den genannten Fällen in der relativen _ Ungunst der Lebens- und Entwicklungs-Bedingungen liegt, welche unseren Pilzen seitens der im Innern des Körpers befindlichen Organe, in welche sie hineingerathen sind, geboten werden. Vor allem der Mangel an freiem Sauerstoff, weiterhin die alkalische Reaction, schliesslich gewiss auch die mechanischen Widerstände seitens der Gewebstextur sind als wesentliche, der Entwicklung ‚der Schimmelpilzvegetationen im lebenden Thierkörper hinderliche Momente in Betracht zu ziehen. Wie bedeutend diese Entwick- Jungshemmung ist, geht ja vor allem aus der Thatsache hervor, ‚dass selbst die malignesten, also dem lebenden Organismus noch relativ am besten angepassten, Schimmelpilze, der Aspergillus fumigatus und flavescens, innerhalb des lebenden Organismus unter keinen Umständen die Akme ihrer Entwicklung, die Bildung der Fruchtträger und vollends der Fructificationsorgane erreichen und dass auch der Keimungsprocess innerhalb des lebenden Organis- "mus erschwert ist, beweist der Umstand, dass die Entwicklung des "Mycels in den lebenden Organen viel langsamer erfolgt, als unter geeigneten Ernährungsbedingungen ausserhalb des lebenden Körpers. "Wenn aber der Wachsthumsentfaltung so beträchtliche Hemmnisse gegenüberstehen, dann begreift es sich ohne Weiteres, dass von ‚den injieirten pathogenen Schimmelsporen ein Theil entweder über- haupt nicht oder erst relativ spät zum Auskeimen gelangt, dass manche der jungen Keimlinge, noch bevor sie es zur Mycel- bildung gebracht, wieder zu Grunde gehen und dass schliesslich auch das entwickelte Mycel an eine relativ kurze Daseinsdauer gebunden ist. Analogen Erscheinungen begegnet man ja auch, wenn Getreidekörner auf ungünstiges Ackerland ausgesät oder wenn Proben irgend einer Bacteriencultur auf einen für das Wachs- — 992 — thum und Gedeihen der betreffenden Bacterien wenig geeigneten künstlichen Nährboden übertragen werden. Ausser den genannten noch weitere besondere Erklärungsmomente für die erwähnten Er- scheinungen mangelhaften Wachstums und regressiver Metamorphose heranzuziehen, scheint uns gänzlich überflüssig. Wenn Ribbert in einer interessanten Arbeit) zu dem Resultat gelangt, dass in der Einhüllung durch einen Leukocytenmantel das wesentliche Moment für den Untergang der pathogenen Schimmel- pilze im lebenden Organismus gegeben sei, so können wir dieser Anschauung nicht beipflichten. Wie wenig das Wachsthum patho- gener Organismen, welche dem lebenden Thier- oder Menschen- Körper gut parasitisch adaptirt sind und demnach mit voller Energie in ihm proliferiren, durch eine noch so dichte Leuko- cytenumhüllung gehemmt wird, lehrt ja die Geschichte der Pyämie, der Tuberkulose, des Rotzes, der Lepra u. s. w. zur Genüge und das oben beschriebene Verhalten der Aspergilluswucherungen in der Kaninchen-Niere und -Hornhaut zeigt uns, dass auch die Asper- gilluskeimlinge trotz der schon sehr frühzeitig und massig auf- tretenden Einhüllung und Umschliessung durch Leukocytenansamm- lungen unbehindert fortwachsen und, ohne selbst dabei den ge- ringsten sichtbaren Schaden zu leiden, die sie bedeckenden und umzingelnden leukocytären Gebilde zertrümmern. Hat man sich durch das Studium der Kerato- und Nephro-Mykosis aspergillina von der völligen Machtlosigkeit der Leukocyten-Mäntel und -Wälle gegenüber der Aspergilluswucherung überzeugt, dann wird man schwerlich Ribbert in seiner Deutung folgen können, wenn er die von ihm in anderen Organen (Leber, Lunge), namentlich nach Injection geringer Mengen von Aspergillussporen beobachteten Erscheinungen eines nicht regelmässigen Auskeimens der injieirten Sporen und eines bereits vor dem Absterben der Leukocyten zu constatirenden Zerfalls der Aspergilluskeimlinge auf den Einfluss der sich einstellenden Umzingelung der Sporen resp. Keimlinge durch Leukocyten bezieht. Auch noch ein anderer Umstand scheint uns von vornherein gegen Ribbert’s Deutung zu sprechen. Wäre letztere richtig, dann müssten im Gehirn, welches bekannt- lich gänzlich immun gegen Aspergilluswucherung ist, die Leuko- cyten so prompt ihre Umzingelungsarbeit ausführen, dass auch nicht eine einzige der in’s Gehirn gewiss nicht minder zahlreich als in andere Organe, z. B. die Nieren, eindringenden Sporen zur Auskeimung‘ gelangen könnte. Eine befriedigende Erklärung für dies zu präsu- | | ! | — WW — mirende, so verschiedene Verhalten der Leukocyten in den verschie- denen Organen dürfte gewiss schwer aufzufinden sein; Ribbert glaubt, dass in der Leber und in der Lunge die Gefässeinrich- tungen günstiger als z. B. in der Niere construirt seien, um einen frühzeitigen und reichlichen Einschluss der Leukocyten zu ermög- lichen; wenn uns diese Annahme schon fraglich erscheinen will, so _ dürfte noch weniger ein genügender Anhaltepunkt dafür gegeben sein, die Gefässeinrichtungen des Gehirns als mit am allergünstig- sten zur Realisirung des in Rede stehenden Effects geartet zu er- achten, günstiger speciell als die der mit einem ausserordentlich reichlich entwickelten Capillarsystem versehenen Muskeln, welche trotzdem neben der Niere die bevorzugtesten Stätten der Asper- gilluswucherungen im Körper darstellen. Wenn wir also auch die Richtigkeit der Ribbert’schen Angaben, dass die Aspergillus- Sporen und -Keimlinge in Lungen und Leber im allgemeinen häu- _ figer, frühzeitiger und reichlicher von Leukocyten umsponnen werden, als in der Niere, und dass gerade die eingeschlossenen Sporen und Keimlinge es seien, welche nicht auskeimen, resp. ein verkümmertes Wachsthum zeigen, nicht bezweifeln wollen, so glauben wir doch be- streiten zu müssen, dass in dem Leukocyteneinschluss der wesent- liche Grund für das Ausbleiben der Keimung resp. für den Miss- wuchs der Keimlinge gelegen sei. Objectiv betrachtet sind Ribbert’s Beobachtungen ja auch so zu deuten, dass die Leukocyten gerade etwaige nicht keimende Sporen resp. kümmerlich wachsende Keim- linge wegen der mangelnden resp. wenig energischen Wachsthums- bewegung derselben leichter umzingeln können, als keimende Sporen resp. lebhaft wachsende Keimlinge. Wenn wir der letzteren Deu- tung aus den oben angegebenen Gründen unbedingt den Vorzug geben, so bleibt uns nun allerdings die Frage zu beantworten übrig, warum die Aspergillussporen und Aspergilluskeimlinge z. B. in der Leber und den Lungen weniger leicht keimen und ge- deihen als z. B. in der Niere und den Muskeln. Wir beantworten diese Frage von dem von uns wiederholt präcisirten Standpunkt aus, welchen wir überhaupt gegenüber dem Problem der Empfänglich- keit der lebenden Körpergewebe für resp. der Immunität gegen patho- gene Mikrobienwucherungen einnehmen. Wir betrachten den leben- ‚den Thierkörper als einen natürlichen Nährboden, der für gewisse ‘Mikroorganismen hervorragend, für andere weniger gut, für noch andere gar nicht zur Ernährung geeignet ist. Für die Schimmel- pilze besitzt der lebende Thierkörper aus den oben vermerkten Baumgarten, Mykologie, 61 I END ar — 04 — Gründen überhaupt nur eine beschränkte Nährfähigkeit; inner- halb dieser nicht eben besonders günstigen Nährbodendisposition des Gesammtkörpers existiren nun aber Abstufungen dieser Disposi- tion seitens der einzelnen Organe; einige derselben (Nieren, Muskeln) repräsentiren das relative Optimum der nutritiven Dis- 4 position, andere geringere Grade derselben (Leber, Lungen) und in noch anderen (Gehirn etc.) ist die Nährfähigkeit auf O0 reducirt. Wie nun »erfahrungsgemäss auf künstlichen Nährböden, welche für eine Mikrobienart. nur wenig gut adaptirt sind, von den auf ° denselben übertragenen keimfähigen Elementen der betreffenden ° Species eine mehr oder minder grosse Zahl nicht ‚angeht? resp. nur in Krüppelformen aufspriesst, so geschieht dies auch in den, ° den Wachsthumsansprüchen der Aspergilluskeime im Ganzen nur ° wenig entgegenkommenden natürlichen Nährböden der Kaninchen- leber und Kaninchenlunge. Auf welche Umstände die in Rede stehende geringere Nährbodenqualität der letztgenannten Organe zurückzuführen ist, darüber lassen sich freilich zur Zeit nicht ein- mal Vermuthungen äussern; dies kann aber natürlich unsere Auf- fassung in keiner Weise entkräften, da wir ja auch nicht im Stande 7 sind anzugeben, warum z. B. der Gonorrhoe-Kokkus künstlich am besten auf Menschenblutserum, weniger gut auf Thierserum, gar nicht auf Agar oder Gelatine aufzuziehen ist; geringfügige Diffe- venzen der Reaction, des Sauerstofigehaltes ete., die Anwesenheit besonderer entwicklungshemmender, resp. die Abwesenheit beson- derer die Entwicklung begünstigender Stoffe könnten hierbei maass- gebend sein, wofür sich aus der Geschichte der künstlichen Mi- | krobienzüchtungen mannigfache Analogien heranziehen liessen. Dass bei reichlicher Injection von pathogenen Aspergillussporen sich zuweilen sehr üppige Vegetationen des Aspergillus in Leber unc Lungen entwickeln, steht, wie wir, einem Einwand Ribbert’s begegnend, schliesslich noch hervorheben wollen, ebenfalls nich im Widerspruch mit unserer Auffassung; denn bei den Mikrobien- züchtungen auf todten Nährböden begegnen wir ja ganz analogeı Erscheinungen: so ist z. B. bekannt, dass die Tuberkelbacillen und ebenso die Gonorrhoekokken auf coagulirtem Blutserum, welches, im Verhältniss zu den lebenden Geweben, für die ge nannten Mikroorganismen einen immerhin nicht besonders günstr gen Nährboden darstellt, in sehr geringer Menge aufgetragen, entweder gar nicht oder nur kümmerlich angehen, währen« sie, in reichlicher Quantität auf das Serum verpflanzt, darauf I A Er. — 90 — ' üppige Vegetationen zu bilden vermögen. Es rührt dies wahr- _ scheinlich daher, dass eine grössere Zahl von entwicklungsfähigen - Keimen einen gegebenen Nährboden besser zu verwerthen im Stande ist, als wenige, indem sich die auf den Nährboden einwirkenden _ assimilirenden Kräfte der Mikrobienzellen summiren und dadurch - eine raschere und ausgiebigere Stoffzerlegung, welche die für die - Erhaltung und die Vermehrung der übertragenen Mikrobien nöthi- gen Nährmittel frei macht, herbeiführen. : Wenn wir uns nunmehr von den hochorganisirten pathogenen Schimmelpilzen zu den pathogenen Species aus der tiefer stehen- - den Oidium-Gruppe°) der Fadenpilze wenden, so gehören hier- her die Pilze der bekannten drei ‚Dermatomykosen’, des. - Favus, des Herpes tonsurans und der Pityriasis versi- - eolor, nach der früher herrschenden Ansicht auch der Soor-Pilz. - Wir wollen in die kurze Besprechung der erwähnten Dermatomykosen nicht eintreten, ohne daran erinnert zu haben, dass sie die ersten - Erkrankungen auf dem Gebiete der menschlichen Pathologie waren, bei denen in unzweifelhafter Weise Mikroorganismen aus der Klasse der niederen Pilze als specifische Krankheitserreger nachgewiesen wurden. Die Entdeckung des Favus-Pilzes (i. J. 1839) verdanken wir dem berühmten Kliniker Schönlein, zu dessen Ehren der Pilz den Namen ‚Achorion Schönleinii’ erhalten hat; der Herpes- Pilz — Trichophyton tonsurans geheissen — wurde im Jahre 1845 von Gruby und Malmsten, der Pityriasis-Pilz — Mikrosporon furfur genannt — im Jahre 1846 von Eichstedt entdeckt. Die erwähnten drei Pilzformen wurden in der Folge von Hallier aus botanischen, von Hebra, Pick u. A. aus klinischen und experi- mentell-pathologischen Gründen für identisch und zwar für Ab- kömmlinge des Penicillium glaucum erklärt, während später Gra- witz, welcher der Erforschung der Morphologie und Entwicklungs- geschichte unserer Dermatophyten sehr eingehende Studien gewidmet, ‚dieselben anfangs ®) zwar ebenfalls für identisch hielt, indessen ‚nicht Penicillium, sondern Oidium lactis, den gewöhnlichen Milch- schimmel, als gemeinschaftliche Stammform ansprach ; neuerdings”) hat jedoch Grawitz, auf Grund einer erneuten Prüfung an der Hand der Koch’schen Reinculturmethoden die frühere Annahme der Identität zurückgezogen, indem er beim Vergleiche der Rein- eulturen der drei Dermatophyten theils unter einander, theils mit Reinculturen von Oidium lactis neben grossen und vielfachen Aehn- lichkeiten doch auch so greifbare und constante Unterschiede auf- 61* — 6 — fand, dass die Pilze der drei Dermatomykosen als besondere, nicht mit Oidium lactis identische Species der Oidiumreihe angesehen werden mussten. Dass es Grawitz bei diesen Untersuchungen thatsächlich mit Culturen des echten Favus- und Herpes tonsurans- Pilzes zu thun hatte, wurde von ihm durch gelungene Uebertragungs- versuche am Menschen erwiesen. Ausser Grawitz hat auch Quincke®) die künstliche Reincultur der Favus- und Herpes-Pilze erfolgreich in Angriff genommen und ist dabei zu dem Resultate ° gekommen, dass nicht, wie bisher allgemein angenommen, nur ein einziger, sondern mindestens drei verschiedene Pilze das Bild der als Favus bezeichneten Hauterkrankung bedingen können. Quincke bezeichnet die drei Pilze unpräjudicirlich zunächst als «-, ß- und y-Pilz. Mit Oidium lactis erwies sich keiner derselben als iden- tisch; der y-Pilz, unzweifelhaft der häufigste von den dreien, ver- hielt sich morphologisch und culturell so übereinstimmend mit dem von Grawitz reingezüchteten ‚Favus-Pilz’, dass die Identität wohl ° sicher angenommen werden durfte, obwohl Quincke’s Impfungen mit dem y-Pilz weder beim Menschen noch bei Thieren anschlugen. Mit dem «-Pilze erzielte dagegen auch Quincke sowohl beim Menschen als auch bei Thieren (Maus und Hund) typische Er- krankungen; doch glichen letztere nicht dem ‚Favus vulgaris’ der behaarten Hautstellen, sondern stellten mehr herpesähnliche, ober- flächlich sich ausbreitende Affectionen dar, die sich nur nach Impfung an nicht behaarten Theilen der Haut entwickelten, Affec- tionen, welche nach Form und Sitz ganz den Originärerkrankungen beim Menschen, die die Fundstätten des «-Pilzes gebildet hatten, entsprachen, weshalb Quincke dieselben von dem gewöhnlichen Favus der behaarten Hautstellen als eine besondere Favus-Form: ‚Favus herpeticus’ absondert. Der von Quincke aus den herpetischen Schuppen eines typischen Falles von Herpes tonsu- rans reingezüchtete Pilz stimmte dem morphologischen und cultu- rellen Verhalten nach im Wesentlichen mit dem Herpes-Pilz von Grawitz überein; nur glückte es Quincke nicht, wie Grawitz, charakteristische Imnlarfolge zu erhalten, ein Umstand: der in- dessen die Identität beider Pilze nicht zu ie vermag, da, wie Grawitz für seine Experimente direct feststellte, das Gelingen der Impfung von besonderen Bedingungen abhängt, nme erstens von einer gewissen Prädisposition der Haut und zweitens davon, dass die Culturen sich im Stadium vollendeter Gonidienbildung befinden, | E 7 EN Nach den Ermittlungen der genannten Autoren, welche von - Nauwerck°) völlig bestätigt werden konnten, bildet der Pilz - des Favus vulgaris (Quincke’s y- und B-Pilz) auf schrägerstarrtem Pepton-Agar, in der Wärme (bei c. 30°C.) gezüchtet, flache rund- liche Vegetationen yon weisslicher Farbe mit deutlich radiärer Anordnung der Mycelsprossung, Vegetationen, welche anfänglich _ ganz in den oberflächlichsten Schichten des Substrates selbst ge- legen sind; erst nach etwa 8 Tagen und zunächst nur in der Mitte der Vegetation, schiesst ein weisser, zarter Flaum kurzer Luftästchen über die Oberfläche empor, welcher sich allmählig zu einer flachen Auflagerung von mehlstaubartigem Aussehen ver- dichtet, deren Centrum nach einiger Zeit buckelförmig über die dabei faltig werdenden Randtheile der Colonie hervortritt. Mit zunehmendem Alter nimmt die Unterfläche der Pilzrasen eine schwach schwefelgelbe Farbe an. Aehnlich ist das Wachsthum auf andern festen Nährböden (Gelatine, Blutserum, Kartoffeln) ; die Gelatine wird unter dem Einfluss der wachsenden Favuscolonie langsam zu einer dicklichen, stark alkalischen, ammoniakalisch riechenden Masse verflüssigt. Unerlässliche Bedingung für ein gutes Gedeihen des Pilzes ist eine leicht alkalische Reaction der Gelatine- (Agar- und Serum-) Böden. In mancher Hinsicht ähnlich wie der Pilz des Favus vulgaris - wächst auch der Pilz des Herpes tonsurans auf den künstlichen Nährböden, jedoch sind auch eine Anzahl gutcharakterisirter Unter- schiede vorhanden, welche die Differentialdiagnose zu einer nicht allzuschwierigen gestalten. Es entwickelt sich nämlich die Cultur des Herpes schneller und von vornherein mehr wirklich auf der Oberfläche der Substrate, so dass sich relativ rasch eine weisse trockene Schimmelkruste von ansehnlicher gleichmässiger Dicke - bildet, in welcher später die Bildung sehr ausgeprägter concentri- scher Falten Platz greift; ferner hat die Unterfläche der Rasen eine intensivere, mehr braungelbe, als schwefelgelbe Farbe und die Gelatine wird von der wachsenden Colonie nicht nur schneller, sondern auch vollkommener verflüssigt. Eine weit grössere cultu- relle Aehnlichkeit als mit dem Pilz des Favus vulgaris (y- [und ß-] Favuspilz Quincke’s) hat der Herpes-Pilz mit dem «-Favuspilze Quincke’s, so dass man versucht sein könnte, die Identität beider anzunehmen; doch existiren immerhin einige bemerkens- werthe und constante Unterschiede !°) in dem Culturverhalten beider Pilze, welche eine Differentialdiagnose ermöglichen. N; ent Der Pilz der Pityriasis versicolor ist noch nicht auf festen Nährböden gezüchtet worden; eine Vergleichung seines Wachsthumsverhaltens mit den beiden anderen Dermatophyten ist daher zur Zeit nicht möglich. Eine Reincultur des Pilzes gelang Grawitz in dünner, schwach saurer Bouillon herzustellen. Was nun die Morphologie der Dermatophyten betrifft, so ist schon erwähnt, dass dieselben das Formverhalten der Pilze aus der sog. Oidium-Reihe darbieten. Die Unterscheidung der einzelnen Arten dieser Reihe nach den Form-Merkmalen ist bei der relativ grossen Einfachheit und. Gleichförmigkeit der Wuchs- Zupfpräparat aus dem unteren Theile einer Favusborke, die Elemente des Favulpilzes nebst Zellen des Rete Malpighi zeigend. Vergr. ca. 700fach. (Nach Kaposi.) formen der hierhergehörigen Pilze natürlich weit schwieriger, als bei den höher entwickelten, durch specifische Fructificationsorgane gekennzeichneten Arten der höher entwickelten Schimmelpilze; es existiren zwar zwischen der bestgekannten saprophytischen Species aus der Oidium-Gruppe, dem Oidium lactis, einerseits und den Dermatophyten andererseits, ebenso wie zwischen den drei Derma- tophyten selbst, gewisse Unterschiede in der Form, Grösse und. Verzweigungsart der Fäden sowie in. der Grösse der Sporen (Go- nidien); diese Unterschiede sind indessen doch nicht charakteristisch genug, um aus ihnen ohne Zuhilfenahme der cultuturellen Merk- male die Differentialdiagnose mit Sicherheit zu stellen. Der wich- tigste morphologische Unterschied zwischen dem (gewöhnlichen) Favus- und dem Herpes tonsurans - Pilze kommt darauf hinaus, dass die Fäden des ersteren breiter, die Sporen grösser, als die EEE N Fäden und Sporen des letzteren sind. Ausser diesen Differenzen macht sich namentlich noch der Unterschied geltend, dass die Sporen- (Gonidien-) Bildung beim Favus-Pilze reichlicher ist, als beim Herpes-Pilze. (Vergl. Figur 92 und Figur 93.) Vom «-Favus- Pilze (Quincke) unterscheidet sich der Herpes-Pilz morphologisch- mikroskopisch nach Quincke nur dadurch, dass die Fäden an _ den freien Enden nicht verjüngt, sondern einfach abgerundet Senkrechter Durchschnitt durch Haar und Haarwurzelscheide bei Herpes tonsurans eapillitii, die reichliche Durchsetzung der genannten Theile mit den Elementen des wuchernden Herpes-Pilzes zeigend. Vergr. ca. 700fach. (Nach Kaposi.) sind und dass sie gradliniger verlaufen, so dass die Verzweigung bei schwacher Vergrösserung etwas auffallend starres bekommt. Der Pilz der Pityriasis versicolor zeichnet sich durch Reich- lichkeit und Grösse seiner Sporen, welche oft zu umfänglichen Haufen zusammengeballt in den Vegetationen des Pilzes innerhalb der erkrankten Hautstellen anzutreffen sind, aus. Wenn wir nun schliesslich noch das pathogene Verhalten unserer Dermatophyten etwas näher in’s Auge fassen, so ist zu- nächst im allgemeinen zu bemerken, dass sich die parasitische Thätigkeit derselben, in der Regel wenigstens, durchaus auf die ’ — 90 — OÖberhaut beschränkt; in die Bindegewebsschichten der befallenen Hautstrecken dringen die Mycelfäden der Favus-, Herpes- und Pityriasis-Pilze, wenn überhaupt, so jedenfalls nur ganz aus- nahmsweise !!), ein. Daher erklärt sich, dass eine Verbreitung der- selben auf dem Lymph- und Blutgefässwege, eine metastatische Entwicklung der durch sie hervorgerufenen krankhaften Processe bisher in keinem Falle beobachtet wurde. Wenn Kaposi!?) un- längst in einem wohl als Unicum dastehenden Falle von ‚Favus uni- versalis’ ausser dem fast über die gesammte Körperoberfläche ver- breiteten Hautfavus auch noch eine Gastro-Enteritis favosa vor- fand, so kann es keinem Zweifel unterliegen, dass die Invasion der Magendarmschleimhaut hier nicht durch metastatische Verschlep- pung, sondern durch Verschluckung der specifischen Pilzelemente zu Stande gekommen war. — Was nun die speciellen pathologi- schen Wirkungen der drei Dermatophyten anlangt, so müssen wir die makroskopisch-klinischen Bilder des Favus, Herpes tonsurans und der Pityriasis versicolor als bekannt voraussetzen resp. betreffs derselben auf die Lehrbücher der Dermatologie verweisen. Nur in aller Kürze sei desbezüglich hervorgehoben, dass der Favus vulgaris, der sich meist an der behaarten Kopfhaut, seltener an nicht behaarten Theilen der Haut sowie in der Nagelsubstanz (Onychomykosis favosa) entwickelt, charakterisirt ist durch die Bildung linsengrosser, scheibenförmiger, in der Mitte gedellter Borken von schwefelgelber Farbe, welche an Stelle der Epidermis sitzen und stets von einem Haare durchbohrt sind. Diese Borken, ‚Favus-Scutula’ genannt, fliessen, wenn sie nicht entfernt wer- den, zu umfänglicheren Krusten zusammen. Die in den Favus- borken eingeschlossenen Haare atrophiren, sie erlangen ein glanz- loses, wie bestäubtes Aussehen und lassen sich leicht ausziehen. u Fertigt man senkrechte mikroskopische Durchschnitte durch favus- kranke Hautstellen an, so gewahrt man, dass das ‚Favusscutulum’ aus einem dichten Filz von Mycelfäden und massenhaft eingelager- ten Gonidiensporen zusammengesetzt ist. Das Pilzlager wurzelt in einer umschriebenen Stelle des Rete Malpighi, um sich nach oben schild- oder scheibenartig zu verbreitern, indem die sporenbilden- den Fäden nicht nur senkrecht sondern auch schräg nach beiden Seiten hin von der Infectionsstelle im Rete aus nach oben laufen. Das Stratum corneum der Epidermis wird durch die wuchernde Pilz- masse emporgehoben, so dass also das Scutulum seinen Sitz wesent- lich zwischen Rete Malpighi und Stratum corneum hat. Das Cen- — 91 — trum des Favusscutulums nimmt stets ein Haarbalg ein; die Haar- _ wurzelscheiden und die nächstangrenzenden FEpidermisbezirke sind - es mithin vornehmlich, innerhalb deren sich die zum typischen - Favusscutulum heranwachsende Pilzcolonie entwickelt. Doch zeigt sich auch die Lichtung des Haarbalgs sowie Haarschaft und Haar- - zwiebel von den Elementen der Colonie dicht und innig durchsetzt. Nach dieser Localisation der Pilzwucherung kann es nicht zweifel- _ haft sein, dass die Mündungen der Haarbälge das Atrium der Favusinvasion abgeben. Die unterhalb des Favusscutulums ge- legene Schicht der Cutis sammt der zugehörigen Retepartie er- 3 scheint in Folge des Druckes seitens der Pilzwucherung napfförmig vertieft; hart an der Grenze zwischen Bindegewebs- und Epidermis- Schicht zieht sich ein schmaler Streif leukocytärer Infiltration hin. Mit dem fortschreitenden Wachsthum der Favuscolonie wird einer- seits die das Scutulum bedeckende Hornschicht abgestossen, so dass die Pilzmasse frei an der Oberfläche hervortritt und alsbald durch _ Verdunstung zu einer gelbweisslichen, bröckeligen Masse eintrocknet, _ andererseits atrophirt das Haar und oft auch die Haarpapille. Von dem beschriebenen Bilde des Favus vulgaris weicht das- jenige des ‚Favus herpeticus’ (Quincke) in mancher Hin- sieht ab. Die Differenzen bestehen nach Quincke in folgendem: Der Favus herpeticus kommt allein (oder vorzugsweise) auf der "unbehaarten Haut vor; er beginnt, wie der Herpes tonsurans, als _ umschriebenes, schuppendes Ekzem, in dessen Bereich die gelben am Eingang der Haarbälge auftreten; doch dringt die _ Pilzwucherung in die Haarbälge und Haare selbst nicht ein, wohl aber verbreitet sie sich von den Haarbalgmündungen aus flächenhaft zwischen den Epidermislamellen, was die Bildung ‚her- etischer Höfe’ von 1 cm und mehr Breite zur Folge hat. Nach ist der bei Mäusen (und Katzen) vorkommende Favus "nicht durch den Pilz des ‚Favus vulgaris’, sondern durch den des Favus herpeticus Besrorgerufen **) — Noch sei erwähnt, dass, gan sich der Favuspilz im Nagelgewebe ansiedelt, dann in letzterem schwefelgelbe Einlagerungen oder diffuse Verdickungen unter allmählicher Umwandlung der verdickten Nagelsubstanz in eine gelbe käseähnliche Masse zu Stande kommen (Onychomykosis favosa). Was nun den Herpes tonsurans anlangt, so tritt dieser sowohl an der behaarten als an der unbehaarten Haut auf. Der Herpes tonsurans capillitii ist klinisch charakterisirt durch — 912 — das Auftreten pfennig- bis thalergrosser, glatter oder mit Schüppä chen bedeckter, am Rande leicht gerötheter Scheiben, in deren Bereiche die Haare abgebrochen und ausgefallen sind. Nicht selten entstehen pustulöse Entzündungsheerde um die Haarbälge, welche” sich’ in Borken umwandeln. Entwickelt sich der Herpes tonsurans an der Barthaut, so kommt es regelmässig zu der ereühnenf Pustelbildung. Man hat diese im Gefolge der Invasion des Herpes- pilzes entstehende Sykosis mit Köbner, welcher zuerst auf das. Vorkommen derselben hingewiesen, als Sykosis parasitaria be- zeichnet zum Unterschied von der gewöhnlichen, vermeintlich nicht parasitären Form der Sykosis (Acne mentagra), eine Bezeichnung, welche indessen gegenwärtig nicht mehr haltbar ist, seitdem wir, namentlich durch Bockhart’s'*) Untersuchungen, wissen, dass auch die gewöhnliche Sykosis eine echt parasitäre Affection, näm-” lich eine durch Invasion des Staphylokokkus pyogenes aureus in die Haarbälge bedingte eitrige Entzündung der Haarbalgwandungen ist. Obwohl unseres Wissens der directe Beweis dafür noch aus- steht, kann es doch als se gut wie sicher gelten, dass auch di nach Eindringen des Herpespilzes in die Haarbälge sich etablirende” Eiterung um die invadirten Haarfollikel auf Einwirkung der pyo- genen Staphylokokken beruht, dass also die ‚Sykosis parasitaria” der Dermatologen Produkt einer Mischinfection mit dem Herpes- ' pilze einerseits und den pyogenen Staphylokokken andererseits ist Gelangt der Herpespilz in nichtbehaarten Hautstellen zur An: siedlung und Wucherung, so bilden sich Gruppen oder Kreise von Bläschen (Herpes vesiculosus, Herpes circinatus) oder rothe schup: pende Flecke und Kreise (Herpes squamosus). Es bleibt zu er mitteln, ob nicht auch bei- diesen Formen des Herpes die pyogenei Staphylokokken oder andere phlogogene Bacterien neben dem Herpespilze pathogenetisch betheiligt sind. — Localisirt sich die Herpespilzwucherung in der Nagelsubstanz, so entsteht di ‚Onychomykosis trichophytina’; die erkrankten Nägel ech T verdickt, rauh, aufgefasert und brechen schliesslich in grössere Stücken ab. — Ausser den genannten Affectionen beruhen seh wahrscheinlich auch noch einige andere, von den Dermatologei mit besonderen Namen bezeichnete Dermatitisformen — das ‚Ekzem: marginatum’ (Köbner, Kapaer, das ‚Erythrasma’ (v. Bäre n sprung), die ‚Pityriasis rosea’ (Gibert), die ‚Pityriasis mac je und circinata’ (Bazin), die ‚Roseola furfuracea herpetiformis (Behrend), die ‚Impetigo contagiosa’ (H. v. Hebra) — auf dı \ ! — 93 — - Einwirkung unseres ‚Trichophyton tonsurans’ oder eines ihm nahe - verwandten Fadenpilzes resp. der combinirten Einwirkung derselben und bestimmter phlogogener Bacterienarten. In den typischen Fällen von Herpes tonsurans der Kopf- oder Barthaut findet man ’die Wucherungen des Trichophyton vor allem in den Haarwurzelscheiden und in den Haaren selbst, und zwar in der Weise, wie es unsere obige Abbildung Figur 93 veran- schaulicht, ausserdem aber auch mehr oder minder ausgebreitet _ innerhalb der anstossenden Epidermisstrecken. Bei Herpes ton- _ surans squamosus bildet nach Kaposi die Pilzwucherung ein zu- sammenhängendes Lager zwischen den obersten Lagen des Rete Malpighi, dicht unter dem Stratum corneum. Was nun schliesslich die dritte der drei Dermatomykosen Ha &£oyiv, die Pityriasis versicolor betrifft, so manifestirt sich dieselbe in der Bildung blassbrauner,, knndeiine bis handtellergrosser, nicht über das Niveau der Haut prominirender _ Flecken, welche vorwiegend am Rumpf und an den oberen Extremi- täten localisirt sind. Bei mikroskopischer Untersuchung der er- _ krankten Exidermisstellen findet man darin in reicher Menge die verzweigten Mycelfäden,, EIER und Sporenhaufen des ‚Mikro- sporon furfur’. Fi Zu den Schimmelpilzen niederer Ordnung, wenn auch zu einer anderen Klasse derselben als der, welcher die eben besprochenen _ drei Dermatophyten zufallen, Sohört nun auch der parasitische Erreger einer, den ‚Dermatomykosen’ pathologisch-anatomisch nahe verwandten Affection, des allbekannten ‚Soors’ der Schleimhäute. Von seinem Tintdecker Robin als Oldie albicans’ bezeichnet und von ihm und den späteren Autoren als identisch mit dem „Oidium lactis’, dem gewöhnlichen Milchschimmel, betrachtet, hatte in der Folgezeit Grawitz '°) die Ansicht zu begründen gesucht, ‚dass der Soorpilz keine Oidium-, sondern eine Sprosspilz-Art dar- stelle, und zwar mit dem bekannten Pilz der Wein-Kahmhaut, der „Mycoderma vini’, wenn nicht identisch, so doch sehr nahe ver- wandt sei. Plaut !®) hat hingegen in hohem Grade wahrschein- lich zu machen gewusst, dass der Soorpilz weder eine eigentliche ‚Oidium-, noch eine eigentliche Sprosspilz-Art, sondern mit ‚Monilia candida (Bonorden)’, einem weitverbreitet in der Natur vor- ' kommenden, der Familie der Torulaceen angehörenden Schimmel- pilz niederer Ordnung identisch ist. Abgesehen von diesem mehr untergeordneten Punkte der Classification sind aber die an der TEE TEEN — 94 — Hand der Brefeld’schen Objectträgereulturen gewonnenen Re- sultate der Grawitz’schen Untersuchungen über die Morphologie des Soorpilzes, seitens der späteren Bearbeiter des Gegenstandes (Kehrer!”), Plaut, Stumpf'®), Baginsky/'°), Klemperer?), welche sich fast sämmtlich zur Vornahme der Sooreulturen des Koch’schen Züchtungsverfahrens auf festen durchsichtigen Nähr- { böden bedienten, im wesentlichen vollkommen bestätigt worden. Unterwirft man eine typische Soormembran der mikroskopi- schen Untersuchung an Isolations- oder Schnitt-Präparaten, so ge- wahrt man neben unveränderten Plattenepithelien, Leptothrix und Mikroskopische Elemente einer Soormembran des Oesophagus. Vergrösserung 250. (Erklärung im Text.) anderen Mundschleimbacterien massenhafte verzweigte, septirte und in Gonidienbildung begrifiene Pilzfäden, sowie mehr oder mindeı zahlreiche, stark glänzende freie Gonidien, welche letztere Bildunger vorwiegend in den obersten Schichten der Membran liegen. (Vergl. Figur 94.) 3 Ausser den genannten Elementen findet man nun aber, abg sehen von nicht constant vorkommenden Mycelfäden diverser ge wöhnlicher Schimmelpilze, als regelmässigen pilzlichen Bestandthei der Soormembran noch sprosspilzähnliche Vegetationen, welche g: n den Eindruck gewöhnlicher Hefesprossungen machen. Früheı glaubte man wohl auch allgemein, dass diese sprosszellenartige Bildungen in den Soormembranen zufällige Beimengungen von Ele. menten der gewöhnlichen Alkohol-Hefe darstellten, bis durch die er: wähnten Untersuchungen von Grawitz und der späteren Forsche — 95 — gezeigt wurde, dass die in Rede stehenden Pilzformen in den Ent- wicklungskreis des eigentlichen Soorpilzes gehören. Wie Sie sich _ erinnern, besitzen ja auch die hochorganisirten Schimmelpilze die Fähigkeit, unter Umständen (vergl. p. 25), hefezellenartige Vegeta- tionsformen zu erzeugen, resp. nach dem Typus der Sprosspilze zu . wachsen; bei unserem Soorpilze tritt dies Vermögen aber noch weit - ausgesprochener hervor, so dass derselbe, sammt den übrigen An- gehörigen der Classe der Torulaceen, eine Mittelstellung zwischen $ den typischen Spross- und Faden-Pilzen einnimmt. Durch Variation R der Culturbedingungen ist es in die Hand des Untersuchers ge- } geben, den Soorpilz entweder nach dem Typus der Mycel- oder - nach demjenigen der Spross-Pilze wachsen zu lassen. Je diluirter _ und namentlich zuckerärmer die Nährlösung, in welcher man ja züchtet, ist, um so mehr wird das Mycel, entgegengesetzen Falles _ das hefeartige Wachsthum hervortreten; wird der Pilz auf Apfel- - scheiben, Kartoffeln oder Brod ceultivirt, so wächst er ganz wie ein Sprosspilz, während er in Sticheulturen auf Gelatine (also - zuckerfreiem und stickstoffreichem Boden) sowohl Fäden als Hefe- formen producirt, und zwar, je näher der Oberfläche, um so mehr Hefe, je weiter nach der Tiefe und entfernt vom Impfstich, um so reichlicher Fäden, was ganz dem Verhältniss entspricht, wie es auch bei den spontanen Soorwucherungen in der Mundhöhle ge- - funden wird. Auf ungünstigen resp. erschöpften Nährböden treten an den Soorfäden ‚Involutionsformen’ — bauchige Auftrei- bungen in der Mitte und kugelige Anschwellungen an den Enden — auf; auch die von Baginsky abgebildeten und als ‚Sporan- _ gien’ gedeuteten Bildungen stellen wohl sicher eine Involutions- - form dar, und sehr wahrscheinlich sind nach Plaut auch Gra- witz’s ad Kehrer’s ‚Dauersporen’ des ee in gleichem Sinne aufzufassen. | Bezüglich des makroskopischen Verhaltens der Culturen des _ Soorpilzes ist anzuführen, dass letzterer in Stichculturen auf Gela- tine, Agar und Blutserum sog. ‚Nagelceulturen‘ bildet, mit milch- _ weissem Kopf und allseitig von dem centralen Pilzfaden ausstrah- lenden zarten Fädchen. — Was nun das pathogene Verhalten betrifft, so erzeugt der Soorpilz an der Oberfläche der von ihm befallenen Schleimhäute (Mund-, Rachen- und Oesophagus-Schleim- haut, Schleimhaut der vagina, ausnahmsweise auch noch andere Schleimhäute) die bekannten diffusen oder mehr circumseripten weisslichen Auflagerungen, welche makroskopisch eine gewisse Aehn- ee 5 — 96 — lichkeit mit croupösen Membranen besitzen, sich indessen von letzteren durch ihre Weichheit und Brüchigkeit sowie den Mangel jeg- licher stärkeren Adhärenz an der Unterlage unterscheiden. Ueber den bezüglichen mikroskopischen Befund ist bereits oben berichtet; als auffallend ist in dieser Hinsicht das unveränderte Aussehen der Schleimhautepithelien hervorzuheben , obwohl die Gonidien des Soorpilzes vielfach innerhalb der Epithelzellen gelegen sind ; freilich ist bisher, unseres Wissens, auf das Verhalten der Epithelkerne den kernfärbenden Farbstoffen gegenüber nicht geachtet worden, eine Untersuehung, welche aller Wahrscheinlichkeit nach, ein, wenigstens theilweises, Ausbleiben der Kernfärbung als Zeichen des vollzogenen oder nahe bevorstehenden Zelltodes ergeben würde. Eine mit dem menschlichen Soor ganz übereinstimmende Affection vermochte Plaut durch Uebertragung von Reinculturen des Soor- pilzes (oder der ‚Monilia candida‘) auf die (verletzte) Kropf- schleimhaut von Tauben zu erzeugen. Die Beobachtung, dass der Soor in der Regel nur auf den Schleimhäuten von schwächlichen Säuglingen oder von Erwachsenen, welche durch schwere Krank- heiten (Typhus, Tuberkulose, Diabetes) erschöpft sind oder auf der Vaginalschleimhaut schwangerer Frauen vorkommt, und dass er auch experimentell nur auf der verletzten Schleimhaut zur Ansiedlung und Wucherung zu bringen war, befürwortet die Annahme, dass die Ansiedlung des Soorpilzes durch einen gewissen Resistenzmangel der Epitheldecke, wie sie bei allgemeiner Körper- schwäche oder local durch Traumen oder andere Krankheitszustände der Schleimhaut gegeben ist, wesentlich begünstigt wird; doch ist ” die Entwicklung der Soorerkrankung nicht unbedingt von den erwähnten prädisponirenden Verhältnissen abhängig, wie das ge- legentliche Vorkommen von Soor bei gesunden Erwachse- nen?) darthut. Gleich den Pilzen der Dermatomykosen beschränkt sich auch der Soorpilz, in der Regel wenigstens, in seiner Wuche- rung durchaus auf die Epithelschicht; nur ausnahmsweise wachsen seine Mycelfäden in das Bindegewebe und die Blutgefässe der Schleimhaut hinein (E. Wagner??). Die merkwürdige, vor ge- raumer Zeit gemachte Beobachtung Zenker’s??), welcher in der Leiche eines mit Soor behafteten Kindes multiple Gehirnabscesse vorfand, in deren Innern sich regelmässig Pilzelemente vom Aus- | sehen keimender Soorpilzsporen nachweisen liessen, steht auch heute noch vereinzelt da; eine metastatische Soorentwicklung muss daher als ein äusserst seltenes Ereigniss angesehen werden. Bars Vonkank E MeaL a En Zu Ze 2 — 11 — Die Möglichkeit der Soormetastase wird aber nicht allein durch Zenker’s Fall, sondern auch durch das Ergebniss der Thier- - Experimente Klemperer’s bewiesen, welcher zeigte, dass Injec- tion von Reincultur des Soorpilzes in die Blutbahn von Kaninchen ‚letztere einer generalisirten Soor-Mykose erliegen macht. Die me- Empusa Muscae. Die Fäden links stellen Mycelium- schläuche mit simultaner Sporenabschnürung, die beiden Figuren rechts oben gekeimte Sporen, secundäre Sporen (Sporidien) abschnürend, dar (Vergr. 150); die Figuren rechts unten zeigen hefeartige Sprossungen der Sporidien im Blute der Stubenfliege. (Vergr. 400). Nach Brefeld. tastatischen Soor-Heerde boten jedoch ebensowenig wie die localen Affeetionen des Glaskörpers und des Peritonäums, welche schon früher Grawitz und nach ihm auch Plaut durch Injection von Soorpilzeultur in die genannten Körperstellen hervorriefen, den Charakter von eitrigen Entzündungen resp. von Abscessen dar und dass auch der spontane oder experimentelle Soor der Mund- -höhle ete. nicht mit Eiterung verläuft, braucht nach dem oben darüber Gesagten nicht noch besonders constatirt zu werden. Der Zenker’sche Fall kann danach wohl nur als eine Misch-Infec- tion mit Soorkeimen und pyogenen Organismen aufgefasst werden, _ wie eine solche ja in der That zuweilen auch local beim Mund- -Soor beobachtet wird. Wahrscheinlich waren die Soor-Metastasen "in Zenker’s Fall von einer derartigen primären Misch-Infection ausgegangen. 5 Wie im allgemeinen Theile dargelegt, spielen die Schimmel- Pilze, speciell die höher organisirten Arten derselben, bei niederen PD RE DIR SD HERE ER AED DEE PENDEL I ME % BT — 98 — Thieren und hochentwickelten Culturpflanzen eine weit grössere Rolle als Krankheitserreger wie bei den Menschen und den höhe- ren Thieren. In Ergänzung der bezüglichen Angaben im ersten Theile seien hier die Abbildungen zweier der hierher gehörigen pathogenen Hyphomycetenarten beigefügt. Die erste betrifft einen insectentödtenden Pilz, den Erreger der bekannten Schimmel-Mykose unserer Stubenfliege, die sog. Empusa Muscae. Die Sporen des, der Ordnung ‚Basidiosporeae‘ angehörigen Pilzes gelangen auf der Bauchhaut ‚gesunder Fliegen leicht zur Keimung; der . Keimling durchbohrt alsbald die Haut und bildet dann kurze rundliche Gonidien, welche sich abtrennen und im Blute der Fliege weiter verbreiten. Nachdem sich die abgetrennten und ins Blut N übergegangenen Gonidien umfänglich durch Sprossung vermehrt, i wachsen sie weiterhin zu längeren Keimschläuchen aus, dere . Peronspora infestans. Die Figur links stellt einen verzweigten Sporangienträger dar (Vergr. 200); rechts oben ein Sporangium mit 5 Sporen (Vergr. 400); nach unten davon Austritt der Sporen aus dem Sporangium; weiter nach rechts zwei freie Sporen (Schwärmsporen); (nach de Bary). ie vd Br keulenförmiges Ende (Basidium) endlich durch die Haut des Hinter- leibes hervorwächst. An der Kuppe des Basidiums entsteht nun eine rundliche Spore, welche durch den beim Platzen des ge schwollenen Basidiums ausgespritzten Protoplasmainhalt abgelöst und fortgeschleudert wird. Auf diese Weise wird schliesslich der Hinterleib der erkrankten Fliegen von einem dichten, weisse: 2 Sporen-Staub überzogen. Letzterer gelangt in die Tat und ve mittelt dann die Infection anderer Fliegen. Die vorstehende Abbildung veranschaulicht die Wuchsformer der ‚Peronspora infestans‘, des Parasiten der bekannten Pilzkrankheit der Kartoffen. Der, der Ordnung ‚Phycomyce E — 99 — _ zugehörige Pilz siedelt sich auf dem Kartoffelkraut, namentlich an der Unterseite der Blätter, an, bildet im Gewebe der Blätter resp. _ der Stengel, ein Mycelium, aus welchem die Fruchtträger des Pilzes _ hervorwachsen, um dann an der freien Unterfläche der Blätter - resp. Stengel zu fructificiren. Die Blätter erhalten dadurch ein - braunfleckiges Aussehen und zeigen sich an der Unterseite mit einem feinen, grauen Schimmelüberzug bedeckt. Von den kranken - Blättern und Stengeln aus gelangen die Sporen auf die Oberfläche - der Knollen, um in dieselben zu penetriren und in ihnen zu einem _ zerstörenden Mycelium heranzuwachsen. Literatur und Anmerkungen zu Vorlesung 13. j) Die Mehrzahl der betreffenden Funde wurden von Lindt, einem Schüler Liehtheim’s gemacht. Lindt entdeckte zunächst zwei neue pathogene Mucorarten, den Mucor pusillus und den Mucor ramosus, er erwies ferner den pathogenen Charakter eines, wie sich nachträglich herausstellte, bereits von Eidam aufgefundenen und als ‚Sterygmatocystis nidulans’ bezeichneten, den Medi- - einern aber bisher unbekannt gebliebenen Aspergillus, für welchen er den Namen ‚Aspergillus nidulans’ vorschlug und er statuirte schliesslich das Vorkommen einer pathogenen ‚Eurotium’-Form, des von ihm sog. ‚Eurotium malignum’ in dem menschlichen Gehör- gang. Ein weiterer hierhergehöriger Befund wurde von Olsen er- hoben, der einen neuen pathogenen Aspergillus, den ‚Aspergillus subfuscus’ auffand. Bezüglich des Näheren über diese neuen patho- genen Schimmelpilze muss auf die betreffenden Originalabhandlungen: Lindt, Mittheilung über einige neue pathogene Schimmelpilze (Archiv f. exper. Pathologie Bd. XXI, 1886 p. 269) und: Ueber einen neuen _ pathogenen Schimmelpilz aus dem menschlichen Gehörgang (ibidem 1889 p. 257); Olsen og Gade, Undersögelser over Aspergillus sub- fuscus som patogen mugsop (Aftryk fra Nord. med. arkiv 1886, bind XVII, n. 9) resp. auf die bezüglichen Referate in des Verf.s Jahresberichten Jahrg. II (1886) und Jahrg. IV (1888) verwiesen wor- den. 2) Vergl. über diese Deutung der Entstehung des centralen Horn- hautinfiltrates die bezüglichen eingehenden Darlegungen gelegentlich der Besprechung der ‚centralen bacteritischen Keratitis’ p. 342 fl. 3) Vergl. diesbezüglich namentlich die Monographie von E. Fick: Ueber Mikroorganismen im Conjunctivalsecrete. Wiesbaden 1887, Berg- mann. 4) Der Untergang pathogener Schimmelpilze im Körper. Bonn 1887, Cohen u. Sohn. 5) Vergl. Th. I, p. 22 ff. 6) Beiträge zur systematischen Botanik der, pflanzlichen Parasiten ete. (Virchow's Baumgarten, Mykologie. 62 — 20 — Archiv, Bd. LXX, 1875). 7) Ueber die Parasiten des Soors, des Favus und Herpes tonsurans (Virchow’s Archiv Bd. CIII, 1886). 8) Ueber Favus (Tagebl. d. 58. Versamml. Deutscher Naturf. u. Aerzte 1885, p. 417; Ueber Favuspilze (Archiv f. exper. Pathol. u. Pharmakol. Bd. XXI, 1886); Ueber Favus (Monatsh. f. prakt. Dermatol. Bd. VI, 1887, No. 22); Ueber Herpes tonsurans (ibidem). 9) Anmerkung zu dem Ref. üb. Grawitz’s sub 7 c. Arbeiten i. d. Fortschr. d. Med. 1886, No.12. 10) Nach Quineke wächst der Herpespilz auf Gelatine bei Zimmertemperatur langsamer als der «-Pilz, hat vielmehr Tendenz, in die Gelatine hineinzuwachsen und kommt auf Kartoffeln — hierin ganz verschieden von dem «-Pilze — gar nicht fort. 11) Vergl. R. Campana’s neueste Mittheilungen über das gelegentliche Vorkommen einer ‚Trichophytiasis dermica’ (Archiv f. Dermatol. u. Syphilis 1889, Heft 1). 12) Vorstellung eines Falles von Favus universalis. (Anzeiger d. K. K. Gesellsch. der Aerzte in Wien 1884, 23. Octob. u. 4. Decbr.) 13) Aus Mäusefavus waren schon vor Quincke durch Niecolaier (ef. Flügge, Die Mikroorganismen p. 100. Leipzig 1886 und Boer |Vierteljahresschr. f. Dermat. u. Syphilis 1887, Heft 2 p. 429]) Rein- eulturen bestimmter Pilze vom Formcharakter der Oidiumarten gewonnen worden; Nicolaier scheint einen anderen Pilz vor sich gehabt zu haben als Quinceke, während der Boer’sche Mäusefavuspilz wohl mit dem von Quincke sowohl aus Mäusefavus als aus Favus herpeticus vom Men- schen isolirten «-Pilze identisch sein dürfte. 14) Ueber die Aetiologie und Therapie des Impetigo, des Furunkels und der Sykosis (Monatshefte hi f. prakt Dermat. Bd. IV, 1887, No. 10). 15) A. d. sub 7 ec. O0. 16) Beitrag z. systematischen Stellung d. Soorpilzes i. d. Botanik. Leip- zig 1885, Voigt und: Nene Beiträge zur systematischen Stellung des Soorpilzes in der Botanik. Leipzig 1887, Voigt. 17) Ueber den Soor- pilz; eine medicinisch-botanische Studie. Heidelberg 1883. 18) Unter- suchungen ü d. Natur d. Soorpilzes (Münchener ärztl. Intelligenzbl. 7 1885, No. 44). 19) Ueber Sooreulturen (Deutsche med. Wochenschr. 1885, No. 50). 20) Ueber die Natur des Soorpilzes (Centralbl. f. klin. Med. 1885, No. 50) und: Ueber den Soorpilz; Inaug.-Diss. Berlin 1886. 7 21) Vergl. d. Fälle von Freudenreich: Ueber $oor beim gesunden Erwachsenen (Centralbl. f. klin. Med. 1886, No. 46). 22) Jahrb. f. Kinderheilkde. I, p. 58. _23) Ber. d. Gesellsch. f. Natur- und Heilk. Dresden 1861/1862. e=, , — 92 — Vierzehnte Vorlesung. Die pathogenen Protozoen und Mycetozoen. 1) Die ‚Malaria-Plasmodien’. Die Hämatozoen der ‚Surra’. Infusorien- und Flagellaten- Befunde bei Scorbut und perniciöser Anämie. 2) Amöben bei der Dysenterie der Aegypter. FProtozoen bei Keuchhusten. Amöben bei den Pockenprocessen. Sporozoöen des Molluscum contagiosum. Ansteckendes Epitheliom und ‚Flagellaten-Diphiherie’ der Vögel. Gregarinose der Thiere - wnd des Menschen. 3) Die Sporozoen (Mikrosporidien) der Fleckenkrank- heit (Pıbrine) der Seidenraupen. Die allgemeinen naturgeschichtlichen Verhältnisse der Myceto- zoen und Protozoen haben wir bereits im allgemeinen Theile unserer - Vorlesungen, soweit als es uns für die Zwecke unserer Betrachtungen nothwendig erschien, zur Sprache gebracht und haben daselbst auch schon einen kurzen Ueberblick über die bisher bekannten u fi Da ei E77 a0 NZ parasiıtischen Arten aus den genannten Abtheilungen des Örganismenreichs gegeben. Im Anschluss an die damaligen Aus- führungen möge jetzt noch eine etwas nähere Besprechung des pathogenen Verhaltens der einzelnen, für die medicinische Forschung wichtigsten, pathogenen Arten aus der in Rede stehenden Para- sitengruppe Platz finden. 1) Die ‚Malaria-Plasmodien’”. Die Hämatozoön der ‚Surra’ Infusorien- und Flagellaten-Befunde bei Scor- but und perniciöser Anämie. e Die Malariaparasiten haben ein ähnliches Schicksal durchzu- + E - machen gehabt, wie die Erreger mancher anderer parasitärer Infectionskrankheiten. Sie haben es erleben müssen, dass man . 2 - wiederholt ganz falsche Prätendenten statt ihrer auf den Thron der allgemeinen Anerkennung erhob, bis schliesslich der rechte Mann kam, der sie aus ihrer Verborgenheit und Unerkanntheit _erlöste. Ich erinnere hier nur an die ihrer Zeit Aufsehen erregen- den Entdeckungen Salisbury’s, wonach mikroskopische Algen, den Palmellen angehörig, das Wechselfiebermiasma repräsentiren sollten, ferner an den ‚Bacillus Malariae’ von Klebs und Tom- masi-Örudeli, welcher eine Zeit lang von vielen Seiten beifällig aufgenommen, gegenwärtig nur noch sehr vereinzelte überzeugte Anhänger für sich haben dürfte‘). Laveran?) und Richard?) in Frankreich, sowie besonders zwei italienischen Forschern, 62* — 22 — Marchiafava und Celli*) gebührt der Ruhm, die echten Malaria- parasiten entdeckt zu haben. Die Befunde der erwähnten, nament. lich der letztgenannten Forscher sind so klar und überzeugend, sie sind bereits von so vielen zuverlässigen Forschern ®) bestätigt und namentlich durch die glänzenden, sogleich näher zu besprechenden Beobachtungen Golgi’s in so bedeutsamer, den ätiologischen Zu- sammenhang der in Rede stehenden Gebilde mit der Krankheit bis zur Evidenz bezeugender Weise ergänzt worden, dass ein nochmaliger Sturz der Herrschaft der Malariamikrobien wohl nicht zu befürchten ist. Wenn von verschiedenen, z. Th. sehr hervorragenden Forschern (Bareggi, Tommasi-Crudeli, Klebs, F. Cohn, v. Sehlen, Mosso, W. Pfeiffer u. A.) Zweifel an der parasitären Natur der Marchiafava’schen ‚Plasmodien’ geäussert wurden und ver- sucht worden ist, letztere als Degenerationsproducte rother Blutkörper hinzustellen, so zerschlagen sich diese Zweifel an der Beweiskraft der von Marchiafava, Celli, Golgi, Coun- cilman u. A. zu Gunsten des parasitären Charakters der Gebilde erbrachten Beobachtungsthatsachen ; wer die letzteren aus eigener Anschauung, sei es auch nur nach von den genannten Autoren versendeten Balsampräparaten kennt und sachverständig zu be- urtheilen weiss, der wird die Marchiafava’schen ‚Plasmodien’ unbedingt als parasitäre Organismen anerkennen, um so mehr, als nach den Untersuchungen maassgebender Zoologen, namentlich ° Danilewsky’s, bei Reptilien und Vögeln Blutparasiten von ganz ähnlicher Form und pathogener Wirkungsweise wie die ‚Malaria- Plasmodien’ vorkommen ®). | Die nunmehr aufgefundenen echten Malariaorganismen ge- hören weder den Bacterien noch Pilzen, sondern den niedersten thierischen Wesen, den Protozoen an. Im allgemeinen Theile unserer Vorlesungen hatten wir die in Rede stehenden Organismen, im Anschluss an Marchiafava und Celli, zu den ‚Mycetozoen’, einer besonderen, an der Grenzscheide von Thier- und Pflanzen- Welt stehenden Gruppe niederster Lebewesen, gerechnet, mit welchen sie auch in der That unverkennbare Aehnlichkeiten hinsichtlich der Form und Entwicklungsverhältnisse darbieten; doch haben es neuere eingehende Untersuchungen, welche Metschnikoff”) sowie Celli und Guarnieri°) über die feinere Structur der sog. ‚Malaria-Plasmodien’ angestellt haben, in hohem Grade wahr- scheinlich gemacht, dass unsere Mikrobien echte Protozoöen und zwar speciell der als ‚Sporozo@n’ bezeichneten Klasse derselben ei en u ut 3 nu u EN u ara, = 1 EL Zn 0 An art P- z s e 5 4 x © 3 Im — 923 — einzureihen sind. Auf bisher unbekannten Wegen dringen die Keime der Malariamikrobien in den lebenden menschlichen Orga- nismus ein und wählen ausschliesslich das Blut und zwar allein oder doch ganz vorzugsweise dessen rothe Körperchen als. Wohnsitz und Entwicklungsstätte. Von sehr kleinen Primordial- formen aus, welche nicht mehr als %, oder höchstens ‘4 des Um- fanges der alba Blutzellen betragen, wachsen die endoglobulären Parasiten allmählig mehr und mehr heran und nähren sich dabei ganz direct von der Substanz ihrer Wirthszellen, welche sie da- durch allmählig zerstören. Als Zeugnisse dieses ihres Assimilations- w.Bl. r.Bil; | ; " : Ro N r.Bl, . Bg»| u Pe SA 5 a @ y 12 Aa, en uns IePl FEW hs | ER A u . PIERRE “. Rad PER : 4 N r m. Bat ar r.Bl +Pl Ö u Kr °> AR, 2 a AR 36 ® r.Bl+Pl. r.Bl.+Pl. 97. Eine Stelle aus einem Trockenpräparat eines Blutstropfens, der Fingerkuppe eines an Febris intermittens perniciosa leidenden Mensch“n entnommen. (Öriginal- präparat von Prof. Marchiafava.) Methylenblaufärbung. Zeiss, homog. Immersion Ya Ocul. 4, Vergr. 950. r. Bl. + Pl. = rothe Blutkörperchen mit Plas- modien; fr. Pl. — — freigewordene Plasmodien; r. Bl. rothe, w. Bl. weisse Blut- körperchen. processes findet man in dem Körper der Himopläsnedian sehr häufig, wenn auch nicht constant), die umgewandelten Reste des aufgenommenen Hämoglobin in Gestalt kleiner schwarzer Körnchen, - des typischen Malaria-Melanin, wieder (vergl. Figur 97), ein anidlungeniod, welches, wie wir beiläufig zu erwähnen nicht _ unterlassen wollen, nach E. Neumann’ s Untersuchungen, trotz seiner evidenten Entstehung aus dem eisenhaltigen Hämoglobin, - ebenso wie das ‚Hämatoidin’ eisenfrei ist, resp. das Eisen nicht in einer für die bekannten Reactionen nachweisbaren Form enthält. Wenn die Plasmodien die Substanz der rothen Blutzellen völlig aufgezehrt haben, erscheinen sie als ‚freie’, ausgewachsene — 924 — ‘ Plasmodien im Blutplasma und in diesem Zustande sind dieselben von den früheren Beobachtern unzweifelhaft vielfach fälschlich für melaninhaltige weisse Blutkörperchen gehalten worden. Doch kommen auch wirkliche pigmenthältige Leukocyten im Wechsel- fieberblute vor, wovon gleich noch die Rede sein wird; ihre Zahl ist jedoch immer eine nur geringe. Das Pigment, anfänglich mehr in der Peripherie der Plasmodien, später in ziemlich gleichmässiger Vertheilung darin angeordnet, beginnt jetzt, nachdem die Plas- modien ‚frei’ geworden, sich nach der Mitte der Plasmodien zu concentriren, dergestalt, dass zunächst sternförmige Pigmentfiguren, sodann streng central gelegene Pigmenthäufchen entstehen. Nach dem Schwinden der peripheren Pigmentstrahlen macht sich nun in der pigmentfrei gewordenen äusseren Zone der parasitischen Körper- chen ein Segmentationsprocess geltend, welcher entweder zur Abschnürung regelmässig radiär gruppirter, anfangs birn- förmiger, später sich mehr und mehr abrundender Gebilde oder zur Zertheilung in einen Kranz rundlicher Körperchen führt. Die pigmentfreien Theilungsformen trennen sich schliesslich von dem pigmentirten Kern los und verschwinden kurz vor dem neuen Fieberanfalle aus dem grossen Blutstrom, um in den Organen, namentlich denen mit verlangsamter Blutströmung (Milz, Leber, Knochenmark) eine Weile zu stationiren, während die ebenfalls vollständig oder doch grösstentheils nach den genannten Organen abgeführten Pigmentmassen dortselbst von den weissen Blutkörper- chen aufgenommen werden. Bei Beginn und im Verlaufe des neuen Fieberanfalles sowie den Tag nach demselben gehen die Plasmodien wieder in stetig zunehmender Menge in’s Blut über, befallen successive immer neue und neue rothe Blutzellen, um innerhalb und später ausserhalb derselben den oben geschilderten Entwicklungsgang von Neuem durchzumachen. | Untersucht man das Blut lebender Malariakranker unmittelbar 7 nach der Entnahme in seiner natürlichen Beschaffenheit, so. kann man wahrnehmen, dass viele der Plasmodien innerhalb der rothen Blutkörperchen mehr oder weniger lebhafte amöboide Bewegungen ausführen; unter den frei im Blutplasma befindlichen Plasmodien- formen sicht man zuweilen in solchen frischen Präparaten einige, die mit einem oder mehreren langen Geisselfäden versehen sind, welch’ letztere stürmische, theil peitschende, theils, wenn sie sich ! vom Plasmodiumkörper losgerissen haben, vor- und rückwärts schiessende Locomotionen auszulösen im Stande sind. Diese geissel- AR ED EEE TON REN TEE FETTE — 925 — tragenden Formen haben Laveran und Richard bei ihren be- züglichen Untersuchungen vornehmlich ins Auge gefasst und dem- zufolge sie als die wesentlichen Formen der Malariaparasiten betrachtet; es kann jedoch nach den Forschungsergebnissen Mar- chiafava’s und Celli’s sowie denen aller späteren Autoren keinem Zweifel unterliegen, dass die geisseltragenden Bildungen nur, im Ganzen seltene, Entwicklungsformen der in den rothen Blutkörperchen heranwachsenden ‚Plasmodien’ Marchiafava’s und CGelli’s darstellen, welch’ letztgenannten Forschern demnach das Verdienst, die typische Grundform der specifischen Malaria- parasiten entdeckt oder wenigstens zuerst mit voller Klarheit er- kannt und beschrieben zu haben, unbedingt zuerkannt werden muss. Ein sehr wesentlicher Antheil an der Klarlegung der Para- sitologie der Malaria kommt aber, wie oben schon bemerkt, auch noeh Golgi zu, welcher nicht nur die oben kurz angeführten theilweise bereits von Marchiafava und Celli gesehenen und als Vermehrungserscheinungen gedeuteten Spaltungsvorgänge der reifen Plasmodien zuerst in vollem Umfang erkannt und deren Be- deutung als Proliferations- (Sporulations-) Erscheinungen sicher nachgewiesen, sondern zugleich auch ermittelt hat, dass zwischen dem Entwicklungskreislauf der Malariaparasiten im Blute der Malariakranken und der Zeitfolge der Fieberanfälle ein ganz ge- setzmässiger Zusammenhang besteht. Golgi fand nämlich, dass bei der einen Hauptform des Wechselfiebers, der einfachen febris quartana, der oben in seinen aufeinander folgenden Phasen an- gegebene Entwicklungsgang der Malariaplasmodien, vom Beginn - der Invasion der rothen Blutzellen bis zur vollendeten Theilung der reifen Plasmodien in die, zur neuen Invasion der rothen Blut- zellen bestimmten Tochterelemente, genau drei Tage, also einen Zeitraum, welcher dem Intervall zwischen zwei Anfällen von regel- mässigem (Juartantypus entspricht, in Anspruch nimmt, während bei der anderen Hauptform, der Febris tertiana, jener Entwick- lungsgang innerhalb zweier Tage abläuft. Diese Verschiedenheit der Entwicklungsdauer beruht nun, wie Golgi nachwies, nicht auf zufälliger Schwankung in der Entwicklungsweise eines und desselben Parasiten, sondern es ist dieselbe in einer Species- differenz der dem Quartanfieber einerseits, dem Tertianfieber andererseits zu Grunde liegenden Plasmodien begründet. Die specifischen Unterschiede beider Abarten von Malariaparasiten be- stehen, nach Golgi, abgesehen von der Verschiedenheit der Ent- - > — 26 — wicklungsdauer, theils in gewissen anderweitigen Verschiedenheiten der biologischen Eigenschaften, theils aber auch in Differenzen des morphologischen Verhaltens. Was die biologischen Unterschiede betrifft, so zeigen die endoglobulären Plasmodien des Tertianfiebers sehr viel lebhaftere amöboide Bewegungen, als die des Quartan- fiebers; erstere zerstören ferner das Hämoglobin viel schneller und vollständiger als letztere, so dass beim Tertianfieber die rothen Blutkörperchen schon bei relativ geringer Grösse der endoglobu- lären Parasiten als total entfärbte Scheiben erscheinen, während beim Quartanfieber selbst um die fast zu maximaler Grösse ge- i langten endoglobulären Parasitenformen der übrig gebliebene schmale Restsaum der Blutkörperchenscheibe die charakteristische gelb- srünliche Farbe bewahrt; schliesslich bewirken die endoglobulären Plasmodien des Quartanfiebers eine Schrumpfung, die des Tertian- fiebers eher eine Aufquellung der Blutkörperchenscheiben. Bezüg- lich der morphologischen Unterschiede betont Golgi, dass die Parasiten des Tertianfiebers ein viel feiner und zarter aus- sehendes Protoplasma und weniger deutliche und bestimmte Um- risse, als diejenigen des Quartanfiebers besitzen, dass die ersteren sehr viel feinere Pigmentkörnchen enthalten als letztere und dass vor allem die Theilungsvorgänge sich bei den beiden Plas- modienarten in ganz verschiedener Art und Weise abwickeln: Die Plasmodien des Quartanfiebers zerfallen in 6 bis 12, die der febris tertiana dagegen in 15 bis 20 entsprechend kleinere Tochter- elemente; ferner sind die Theilungsformen der Plasmodien des Quartanfiebers anfänglich birnförmig gestaltet und radienartig um ein centrales, nicht von einer besonderen Wandung abgegrenztes 7 Pigmenthäufchen angeordnet (‚Gänseblümchenform’ der Malaria- plasmodien), während die Theilungsformen der Parasiten des Tertian- fiebers gleich nach der Segmentirung kugelig gestaltet und kranz- förmig um ein mit besonderer Wandung versehenes pigmentirtes” ‚Centralgebilde gruppirt sind (‚Sonnenblumenform der Malariaplas- modien’). Für die nicht dem regulären Quartan- oder Tertian- typus folgenden Fälle (Fälle von ‚febris quotidiana’, solche von sog. ‚doppeltem Quartantypus’, Fälle von irregulärem Typus) wies 3 Golgi nach, dass dieselben grossentheils nichts anderes sind als Abarten des regelmässigen Quartan- oder Tertianfiebers. Dieselben kommen nämlich, nach Golgi, theils dadurch zu Stande, dass ° nicht nur eine Generation der den Tertian- oder Quartantypus bewirkenden Parasiten, sondern zwei oder drei Generationen der- —_— MN — - selben nach einander in Abständen von je einem Tage in demselben - Individuum ihren Entwicklungskreislauf beginnen und dann inner- - halb der gesetzmässigen Frist von zwei oder drei Tagen vollenden (die Fälle von ‚doppelten Quartantypus’ und die von ‚febris quoti- diana’”), theils resultiren sie daraus, dass sich der Entwicklungs- - kreislauf der Parasitengenerationen ausnahmsweise nicht an die gesetzmässige Zeit von zwei oder drei Tagen bindet, sondern in unregelmässigen Zeitabständen sich vollzieht (Fälle von unregel- ‘ mässigem Fiebertypus). Ein anderer Theil der Fälle von irregu- - Järem Fieberverlaufe wird nach Golgi’s Beobachtungen höchst- wahrscheinlich durch eine andere Abart von Malariaparasiten \ hervorgerufen, welche durch das Auftreten ‚halbmondförmiger’ - Gebilde charakterisirt ist. Diese halbmondförmigen Bildungen waren schon von Laveran gesehen und auch von Marchiafava und Celli sowie Councilman beobachtet, jedoch nicht als einer be- - sonderen Parasitenart angehörig, sondern als relativ seltene Ent- - wicklungsformen des für eine einzige pleomorphe Organismenspecies e - gehaltenen Malariaparasiten betrachtet worden. Seine gegentheilige ; Annahme, dass die Halbmondformen Entwicklungsstufen einer be- - sonderen Art von Malariaorganismen darstellen, gründet Golgi _ auf die Beobachtung, dass die in Rede stehenden Formen inner- halb des Entwicklungskreises der typischen Parasitenarten des - Tertian- und Quartanfiebers nicht auftreten, sondern eine andere, a allerdings noch nicht genau bekannte Entwicklung haben 1°). Die - Fälle, in denen sich die Halbmondformen finden, sind ausser “ durch die Unregelmässigkeit des Fieberverlaufs, zugleich auch "noch durch ihre Schwere ausgezeichnet; man trifft die in Rede g stehenden Gebilde meist, wenn nicht ausschliesslich !!) frei, d. h. be ausserhalb von rothen Blutkörperchen, im Blutplasma gelegen. _ Bemerkenswerth ist noch die ausserordentliche Widerstandsfähig- keit der halbmondförmigen Gebilde gegen die Einwirkung des -_ Chinins, während die amöboiden endoglobulären Plasmodienformen - auf Verabreichung des genannten Mittels prompt zum Verschwinden zu bringen sind, eine Differenz, auf welche zuerst Councilman “nachdrücklich hingewiesen hat. Nach Golgi gehören möglicher- weise auch die Geisselformen der Malariaorganismen, wenn sie jedenfalls auch nur eine Phase anderer und wahrscheinlich ver- -schiedener Formen darstellen, in den Entwicklungskreis einer (oder mehrerer?) besonderen, von den Parasiten des Tertian- und Quartanfiebers verschiedenen, Species von Malariaorganismen. — 128 — In Berücksichtigung der erwähnten Beobachtungsthatsachen hinsichtlich des Verhältnisses der verschiedenen Entwicklungsformen der Malariaparasiten zu den Typen und Stadien des Fieberverlaufs ist nun, nach Golgi, die Möglichkeit gegeben, allein auf Grund der mikroskopischen Blutuntersuchung bestimmt zu ent- | scheiden, ob man es mit einem Falle von Tertian- oder von Quartan- fieber oder den angegebenen Combinationen beider oder mit Fällen von irregulärem Typus zu thun hat, sowie ferner auch die Zeit des Fieberausbruchs vorauszusagen. Da weiterhin in dem Auf- treten der ‚Halbmondformen’ im Blute ein gewichtiger Anhalts- dunkt für die Annahme besonders schwerer Formen der Er- ‚krankung gegeben ist, da sich ferner aus der Anzahl der im Blute vorhandenen Parasiten mit ziemlicher Sicherheit auf die Intensität der Anfälle schliessen lässt, indem im allgemeinen ° ein gerades Verhältniss zwischen beiden Erscheinungen besteht (Golgi), und da schliesslich die charakteristischen Parasitenformen bei sachkundiger Untersuchung in jedem '?) Falle von echter (nicht mit Chinin u. dergl. behandelten) Malaria zu finden sind und sonst bei keiner anderen Krankheit angetroffen werden 1?), so kommt den Malariaparasiten eine praktisch-diagnostische und pro- gnostische Bedeutung zu, wie sie kaum einem anderen pathogenen Mikroorganismus in gleichem Maasse nachzurühmen sein dürfte. Dass durch die erwähnte Constanz und Ausschliesslichkeit des Vor- kommens der ‚Malariaplasmodien’ bei der Malaria sowie durch die besprochene Congruenz des Entwicklungskreislaufes der ersteren mit den Fieberperioden der Krankheit auch die ätiologische Bedeutung unserer Organismen mit hinreichender Sicherheit be- gründet ist, braucht wohl kaum noch besonders hervorgehoben zu werden. Zugegeben muss freilich werden, dass der absolute Beweis für die specifisch-pathogene Bedeutung unserer Malaria- mikrobien, nämlich der der Wiedererzeugung der Krankheit durch die reincultivirten Mikrobien, noch aussteht, da es bisher nicht gelungen, die Malariaplasmodien in künstlichen Culturen zu züchten; wenn aber aus letzterem Grunde Zweifel an der parasi- tären Natur der Plasmodien erhoben worden sind, so sind diese Zweifel gewiss nicht berechtigt; auch die Trichinen, die Recurrens- spirillen und viele andere wohllegitimirte parasitäre Organismen haben sich ja der künstlichen Züchtung als unzugänglich erwiesen, Beobachtungen, welche, wie wir wissen, zu dem Schlusse nöthigen, dass gewisse Organismen überhaupt nicht auf den anwendbaren — 29 — künstlichen Nährböden zu züchten sind, sondern als „streng obli- gate Parasiten“ die Bedingungen ihres Lebens ausschliesslich im Leibe ihrer ‚Wirthe’ finden. Das negative Ergebniss der künst- - lichen Züchtungsversuche mit Malariaplasmodien widerlegt also nicht - im geringsten deren Organismennatur, die ja durch die Beobachtung der amöboiden Bewegungen, der Wachsthums- und Vermehrungs- - Vorgänge an unseren Gebilden hinlänglich sichergestellt ist. Wenn wir nun die Frage aufwerfen, in welcher Weise die Störungen in der Structur und Function, welche die einzelnen Organe bei der Infeetion mit den Malariamikrobien erleiden, zu Stande kommen, so kann es wohl keinem Zweifel unterliegen, dass _ dieselben im Ganzen mehr durch die seitens der Mikroorganismen - bewirkten Blutveränderungen als durch die Mikroorganismen selbst hervorgerufen werden; doch spielen wohl sicher directe Ein- flüsse seitens der wuchernden Mikrobien mit. Bekanntlich sind es - vorzugsweise die Milz, dann die Leber und das Knochenmark, _ weiterhin das Gehirn und die Nieren, welche charakteristische Er- = krankungen bei der Malaria aufweisen. Die Malariamilz bietet, i je nachdem es sich um frische oder inveterirte Fälle von Malstını infection handelt, das anatomische Verhalten des acuten oder des chronischen Milztumors dar. Der wesentliche Unterschied in dem Bilde der durch Malariainfection bewirkten Milztumoren gegenüber - demjenigen anderer Formen acut- und chronisch-entzündlicher Milz- _ - schwellung ist durch die Anwesenheit mehr oder minder reichlichen ‚schwarzen Pigments in den Gefässen und Gefässwandungen sowie in den Pulpazellen gegeben. Die Herkunft dieses Pigments ist uns g erannt; dasselbe ist nicht, wie man früher glaubte, in der Milz entstanden, sondern wird Biber vom Blute aus abgelagert. Es _ wäre nun zunächst denkbar, dass die Erscheinungen der acuten _ und chronischen Splenitis durch die erwähnten reichlichen Pigment- _ ansammlungen ausgelöst würden, doch sind die histologischen Ver- änderungen zu bedeutend, um allein auf die Einwirkung der, nach aller Analogie zu schliessen, wohl kaum zu einer stärkeren Reizung befähigten Pigmentkörperchen zurückgeführt werden zu können. Es ist daher wahrscheinlich, dass an der Erregung der patho- logischen Processe, welche dem Milztumor bei Malaria zu Grunde liegen, die Malariaorganismen selbst einen wesentlichen Antheil haben, was um so plausibler erscheint, als die oben angeführten Beobachtungen über das Verschwinden der Theilungsformen der Plasmodien aus dem Blute der Inficirten kurz vor dem Anfall, zu- = EN ee ES — 930 .— sammen mit Councilman’s Ermittlung, dass jeder Zeit die para- sitären Bildungen, namentlich die in Theilung begriffenen, im Milz- blute weit zahlreicher vertreten sind, als im Fingerblute, darauf hinweisen, dass gewisse Organe, speciell die Milz, Brutbildungs- stätten der in den lebenden Körper eingedrungenen Malaria- organismen abgeben. Ganz ähnlich wie die Milz verhält sich bei der Malaria das Knochenmark und sind demgemäss dessen Veränderungen analog wie diejenigen der Milz zu beurtheilen. In der Leber finden sich entweder nur mehr oder minder reichliche Pigmentansammlungen in den Gefässen, speciell den Lebercapil- laren, ohne sichtliche Integritätsstörung des Gewebes oder die Pigmentansammlungen sind von mehr oder minder tiefgreifenden Gewebsveränderungen begleitet. Das. letztere ist regelmässig der Fall bei anhaltender und bei schwerer Malariainfection; fettige Degeneration der Leberzellen, das Auftreten miliarer Heerde, aus verfetteten Leberzellen und Leukocyten zusammengesetzt, die Ent- wicklung chronisch-interstitieller Entzündung werden von den Autoren in dieser Hinsicht beschrieben. Guarnieri'®), welcher jüngst Untersuchungen über die histologischen Veränderungen der g Leber bei schwerer Malaria (febris perniciosa comatosa) angestellt hat, constatirte theils Nekrosen theils karyokinetische Wucherungen an den Leberzellen (und den Kupffer’schen Sternzellen); diese Veränderungen sind nach Guarnieri Folgen der bis zur Stase gehenden Verlangsamung der Pfortadercirculation, welche, ihrer- seits bedingt durch Ansammlung von Leukocyten, Pigmentmassen und untergehende Plasmodienformen in den Lebercapillaren, Er- nährungsstörung und schliesslich Nekrose der Parenchymzellen her- beiführt, wonach, behufs Ersatz der zu Grunde gehenden Gewebs- elemente, eine Proliferation der intact gebliebenen Gewebszellen einsetzt. Die Beeinträchtigung bis Aufhebung der Pfortader- ströomung macht Guarnieri nun auch noch theilweise für die Erscheinungen des Malaria-Coma verantwortlich und weist zur Begründung dieser Annahme auf das bekannte Ludwig’sche Ex- periment der Pfortaderunterbindung hin, bei welchem ähnliche Störungen der Gehirnthätigkeit beobachtet wurden. Wir vermögen dem Autor in dieser letzteren Auffassung nicht zu folgen; andere | Erkrankungen der Leber, z. B. die gewöhnliche Lebereirrhose, be- wirken ebenfalls bedeutende Störungen der Pfortadereirculation, bedeutendere noch als sie wohl jemals die Malarialeber herbei- führt, ohne dass es dadurch zu comatösen Zuständen käme 2 ; — 93 — ausserdem liegt zur Erklärung der letzteren jedenfalls eine andere i Ursache sehr viel näher, nämlich die sogleich zu besprechende massenhafte Anfüllung der Gehirncapillaren mit Plasmodienformen. — — Ausser Milz, Knochenmark und Leber erleiden auch die Nieren starke Veränderungen bei schweren Malariaerkrankungen; nach - den Schilderungen der Autoren treten in der Nierenrinde disse- - minirte blassgraue miliare Heerde auf, welche sich histologisch als eircumscripte Leukocyteninfiltrate erweisen; daneben finden sich fettige Degenerationen des Harnkanälchenepithels in mehr oder _ minder grosser Ansdehnung; schliesslich entwickelt sich eine Art - von secundärer Schrumpfniere. In wie weit alle diese Verände- - rungen durch die Anomalien der Blutzellen und der Bluteirculation - einerseits, wie weit etwa andererseits durch directe Wirkungen der - Plasmodien hervorgerufen werden, bleibt noch zu ermitteln. Noch _ ein Organ ist es, welches in Fällen von schwerer Malaria ein- - greifend alterirt wird, das Gehirn dessen in ausgesprochenem _ Coma sich documentirende Functionsstörung in dem Krankheits- - bilde der pernieiösen Wechselfieberfälle vielfach ein so hervor- stechendes und bedeutungsvolles Symptom bildet, dass die Gruppe _ der betreffenden prognostisch ungünstigsten Fälle unter der Sonder- - bezeichnung der ‚febris intermittens comatosa’ zusammengefasst wird. Man war früher geneigt, den comatösen Zustand der‘ Wir- kung der hohen Fiebertemperatur zuzuschreiben, eine Erklärung, _ welche sich indessen gegenwärtig in keiner Weise mehr halten _ lässt; man glaubte ferner die Ursache des Malaria-Coma’s in einer - Verstopfung der Gehirncapillaren mit dem Malaria-Melanin suchen zu dürfen, aber die mikroskopische Untersuchung des Gehirns liess in manchen, ganz charakteristischen Fällen von Febris comatosa die vermuthete Ansammlung von Malariapigment in den Gehirn- capillaren vermissen. Seitdem die ‚Ptomaine’ und ‚Toxine’ als Producte des Mikrobienstoffwechsels erkannt und darunter auch solche mit deletärer Wirkungsfähigkeit auf das Centralnervensystem gefunden, hat man auch daran gedacht, das Malaria-Coma auf die Einwirkung eines muthmaasslich von den Malariamikrobien produ- _ cirten Malariatoxin’s zurückzuführen. Seitdem jedoch Marchia- w SI A & fava und Celli den Nachweis geliefert, dass bei der febris coma- - tosa die Gehirncapillaren ganz constant mit jungen endoglobulären Plasmodienformen dicht erfüllt sind, haben wir nicht mehr nöthig, ein hypothetisches Malariatoxin zur Erklärung des Malaria-Coma’s in Anspruch zu nehmen, sondern die massenhafte Gegenwart der E parasitischen Elemente in den Blutgefässen des Gehirns, welche der Blutbewegung ein bedeutendes mechanisches Hemmniss bereiten und durch Beschlagnahme und Zerstörung des Oxyhämoglobins der rothen Blutzellen die Gewebsathmung beeinträchtigen, das Gehirn des, seine Thätigkeit wesentlich anregenden, Sauerstoffs grossen- theils berauben müssen, genügt wohl hinlänglich, die Erscheinungen des Gehirntorpors, das ‚Coma’ zu erklären. Die Beobachtungen Marchiafava’s und Celli’s lehren zugleich in klarster Weise, & dass die früher als Ursache des Malaria-Coma angeschuldigte An- wesenheit von Melanin in den Gehirngefässen gänzlich irrelevant F für die in Rede stehende Störung des Gehirnlebens ist, denn letztere tritt in den nicht seltenen Fällen, in denen die Melaninbildung aus den degenerirenden rothen Blutzellen gänzlich ausbleibt und mit- hin die endoglobulären Plasmodien in den Gehirngefässen völlig pigmentfrei sind (s. o.), mit derselben Schwere auf, wie in den Fällen, wo jene Plasmodien den reichlichsten Pigmentgehalt auf- ° weisen. | Wie schon oben beiläufig erwähnt, sind die Wege, auf welchen die Malariamikrobien in den menschlichen Organismus eindringen, vollständig unbekannt. Möglicherweise spielt, ebenso wie wir dies bei der Recurrens, welche ja ebenfalls eine ‚krypto- genetische’ Infectionskrankheit reinster Art repräsentirt, als Ver- muthung hingestellt, die Uebertragung durch Insectenstiche eine maassgebende Rolle als Modus der Malariainfection. Dass die Malaria nicht ‚contagiös’ im eigentlichen Wortsinn ist, erklärt sich durch die von Marchiafava und Celli direct festgestellte Thatsache, dass die Malariamikrobien in die Se- und Excrete des malariakranken Organismus nicht übergehen, während die frühere Annahme, dass die Malaria deshalb nicht ansteckend sei, weil‘ die specifischen Malariakeime im !IKörper der Malariakranken nicht im infectionstüchtigen Zustand vorhanden seien, sondern letzteren nur durch Entwicklung im Boden erlangen könnten, durch die Experimente Gerhardt’s sowie Marchiafava’s und Celli’s hinfällig geworden ist, welche zeigten, dass durch Verimpfung von Blut malariakranker Individuen auf Gesunde das Malariafieber in typischer Weise reproducirt werden kann. : Wir haben uns nun schliesslich noch die Frage vorzulegen, wie es kommt, dass die Malariamikrobien in dem Körper der In- ficirten in so vielen Fällen ihre Proliferation einstellen und ver- schwinden, so dass die Krankheit in Heilung übergehen kann.’ — -21— F | — 33 — az 2 rn Dass die Heilung der Malariakrankheit in der überwiegenden Mehr- . zahl der Fälle durch die Therapie, speciell durch die Verabreichung der Chinin- oder Arsen-Präparate, herbeigeführt oder doch ganz wesentlich befördert wird, ist eine durch die ärztliche Erfahrung längst festgestellte Thatsache und die wissenschaftlichen Unter- suchungen der Neuzeit haben dargethan, dass der salutäre Ein- fluss des Chinin’s auf der Vernichtung der Malariaorganismen - innerhalb des inficirten Körpers durch das genannte Mittel beruht, ein Factum, welches, beiläufig bemerkt, die durch anderweitige - ungünstige Erfahrungen fast gesunkene Hoffnung, Infectionskrank- heiten durch Anwendung parasitentödtender Mittel zu heilen, _ gewiss von Neuem beleben darf; ebenso sicher aber ist, dass die - Malaria auch ohne Chinin, Arsen oder sonstige Antiparasitica _ den Ausgang in Heilung nehmen kann. In diesen Fällen müssen _ wir annehmen, dass die Malariaorganismen entweder „von selbst“ innerhalb des inficirten Körpers absterben oder durch irgend welche - seitens des letzteren sich geltend machende Einflüsse vernichtet. _ werden. Der analogen Alternative haben wir schon bei allen früher von uns besprochenen Infectionskrankheiten gegenüberge- standen und dieselbe, wie Sie sich erinnern, im Sinne der erst- erwähnten Annahme entscheiden zu müssen geglaubt. Wenn wir betreffs der Malaria das Gleiche thun, so geschieht dies, weil die bezüglichen Verhältnisse bei der Malaria in nichts anderes liegen, als bei den übrigen Infectionskrankheiten. Wir kennen keine Po- ı# tenz innerhalb der Physiologie des malariakranken Organismus, von welcher es wahrschs’nlich oder vollends nachgewiesen wäre, dass sie im Stande sei, die heranwachsende Generation vegetations- kräftiger Malariaplasmodien in ihrem Wachsthum zu hemmen oder gar zu zerstören. Wenn Metschnikoff'°), Marchiafava und - Celli!%), Guarnieri!”) und Golgi'®) den ‚Phagocyten’ diese - Fähigkeit zuschreiben möchten, so vermögen wir einen Beweis für diese Meinung in den objectiven Beobachtungen der genannten Autoren nicht zu erkennen. Wären wirklich die Phagocyten wirksame Gegner der inficirenden Malariaorganismen, so müssten sie ihre aggressive Thätigkeit am lebhaftesten in jener Periode der Krankheit entfalten, in welcher die junge Brut der Parasiten '_ die rothen Blutzellen überfällt und in ihnen, den Wirthszellen, Tod und Verderben bringend heranwächstt. Gerade in dieser Periode des Schmarotzerthums in den rothen Blut- körperchen, in welcher also die Malariaparasiten ihr eigent- = | b a liches Angrifts- und Zerstörungs-Werk beginnen und vollenden, ver- 3 harren die Fresszellen vollständig oder so gut wie vollständig unthätig, wie aus den objectiven Schilderungen aller Autoren her- ; vorgeht und wie Golgi, welcher die Erscheinungen des ‚Phago- cytismus’ bei der Malaria am eingehendsten studiert hat, ausdrücklich angiebt; erst im Endstadium der Entwicklung einer Generations- reihe, in welchem die Parasiten, nachdem sie die betreffenden rothen Blutkörperchen zerstört, zur Reife gelangen und sich theilen, werden einige der in Theilung begriffenen Formen oder einige der frei gewordenen Theilungsproducte von den Phagocyten verschluckt. Diese Theilungsformen können nun aber nicht als gleichwerthig mit den wachsthumsfähigen Plasmodien betrachtet werden, sondern sind höchstwahrscheinlich als Eiformen (Sporen) der letzteren zu betrachten, Gebilde, die sich mithin, so lange sie‘ nicht keimen, den Fresszellen gegenüber wie todte Körperchen verhalten. Man : könnte nun freilich wohl der Meinung Raum zu geben versucht sein, in dem partiellen Einschluss der Eiformen ein prophylakti- sches Hilfsmittel zu erblicken, dahin wirkend, die Intensität der neuen Anfälle successive abzuschwächen und sie schliesslich er- löschen zu machen, eine Interpretation, welche Golgi in der That seinen Beobachtungen zu geben geneigt ist, wenn er auch mit an- erkennenswerther Objectivität eingesteht, dass letztere eine Deutung in anderem Sinne nicht ausschliessen. Um indessen die ersterwähnte Deutung begründet erscheinen zu lassen, fehlt vor allem der Nach- weis, dass die Eiformen durch die sie einschliessenden Phagocyten wirklich zu Grunde gerichtet werden, ein Nachweis, der um so mehr direct erbracht werden müsste, als wir gar keine Analogien dafür besitzen, dass die Phagocyten der höheren Thiere (und des Men- schen) lebende Eier oder Sporen parasitischer Organismen zu ver- nichten im Stande seien; selbst wenn wir aber, trotz des Man-- gels des bezüglichen directen Nachweises und der Unwahrschein- lichkeit des Gelingens eines solchen, die Sporentödtung durch die’ Phagocyten zugeben wollten, so würde obige Deutung immer noch“ sehr unwahrscheinlich bleiben, weil nach den darüber von Golgi gemachten Angaben die Einschlüsse der Sporen in Leukocyten viel zu gering erscheinen, um als wirksame Maassregel im Sinne einer allmähligen Niederkntenz der sehr fruchtbaren Krankheitserreger angesehen werden zu können. Kann hiernach der Grund für der na spontanen Stillstand in der Fortpflanzung der Malariaparasiten im’ Körper der Infieirten nicht wohl in dem ‚Phagocytismus’ gesucht — 95 — _ werden, und lässt sich auch sonst kein anderes äusseres Moment _ (etwaige Vernichtung durch die Fiebertemperatur oder etwaige Ausscheidung aus dem Körper) als Erklärung für diesen Stillstand heranziehen, so bleibt nichts übrig, als ein allmähliges ‚spontanes’ Versiechen der Proliferationskraft der Mikrobien anzunehmen, wel- ches Moment wir so oft schon als die eigentliche Ursache der -Spontanheilung infectiöser Processe hinstellen mussten und zu _ dessen Annahme uns vielfache Analogien aus der Lebensgeschichte - niederer Thiere und Pflanzen berechtigen 1°). Die Hämatozoen der ‚Surra’. | Der Besprechung der ‚Malaria-Plasmodien’ wollen wir hier - diejenige einer Protozo&n-Species anreihen, welche zwar weniger in - zoologischer, um so mehr aber in pathologischer Beziehung den _ Hämoplasmodien der Malaria nahe steht, indem dieselbe, gleich letzteren, ausschliesslich im Blute der inficirten Individuen vege- _ tirt und dadurch eine bestimmte Erkrankung der allgemeinen - Blutmasse herbeiführt. Es handelt sich um den Blutparasiten der sog. ‚Surra’, einer in Indien unter Pferden, Mauleseln und Ka- - meelen oft in mörderischen Epizootien auftretenden Krankheit. Die Symptome der letzteren sind diejenigen einer perniciösen Anämie. Das Blut der kranken Thiere enthält, wie Evans en- - deckte, zahllose Mikroorganismen, welche von dem Entdecker als - ‚Spirochäten’ bezeichnet, von Lewis dagegen als Geisselmonaden - (Flagellaten) betrachtet und für sehr nahe verwandt, wenn nicht identisch, mit den von ihm (Lewis) aufgefundenen Geisselmonaden - des Rattenbluts erklärt wurden. Neuerdings hat Crookshank?°) die - Morphologie der ‚Surra’- Parasiten mit Hilfe mikrophotographischer Darstellung derselben eingehend studirt und ist danach zu dem - Resultate gelangt, dass die Parasiten aus einem cylindrischen, ge- streckten oder einfach resp. spiralig gekrümmten Mittelstück be- stehen, welches an dem einen Ende in einen feinen, flexilen Geissel- ee nach dem anderen in einen dornartigen, steifen Fortsatz übergeht. Ausserdem constatirte er, dass der Körper des Para- siten mit einer leicht sich abhebenden Membran versehen ist, “welcher durch die Contractionen des protoplasmatischen Inhalts "lebhafte undulirende Bewegungen mitgetheilt werden. Nach ver- - gleichenden Untersuchungen statuirte Crookshank die volle - morphologische Identität der ‚Surra’- Parasiten mit den Geissel- _ monaden des Rattenblutes einerseits und Mitrophanow’s Hi Baumgarten, Mykologie; 63 — 936 — ! matomonaden des Karpfenblutes andererseits; er ist der Ansicht, dass die in Rede stehenden Mikroorganismen dem Genus: ‚Tricho- monas’ angehören und räumt ihnen und etwaigen ähnlichen im Blntez | anzutreffenden Arten die Untergattung: ‚Trichomonas sanguinis’ ein. Da diese Trichomonaden im Blute ch ganz gesunder y Ratten und Fische in grösster Menge gefunden werden, a Crookshank auch die pathogene Bedeutung der ‚Surra’- ‚Para siten für zweifelhaft. Wir unsererseits theilen diese Zweifel nicht: dass die Ratten und Fische, in deren Blute ähnliche Geissel- j monaden angetroffen werden, wirklich gesund sind, ist nicht er- wiesen; es hindert nichts EEE R dass die betreffenden Thiere j an einer der ‚Surra’ analogen Krankheit leiden, welche im Körper der Kaltblüter und der gegen alle Infectionsorganismen auffallend resistenten Ratten weniger flagrante Symptome hervorruft, als bei den wie für viele andere pathogene Mikrobien so auch für die” ‚Surra’-Parasiten besser disponirten Species der hochstehenden Warmblüter. Wie Sie sich erinnern ?'), kommen auch im Blute” von Hamstern zuweilen ganz ähnliche Geisselmonaden vor, wie im Blute von Ratten; v. Wittich, welcher diesen Befund zuerst machte, hielt die betreffenden ee gleichfalls für gesund; Koch jedoch, welcher den Befund v. Wittich’s bestätigte, constatirte’ an seinen Thieren Symptome schweren Krankseins und die Thiere starben, ohne dass bei der Untersuchung post mortem eine andere Krankheits- oder Todes-Ursache hätte nachgewiesen werden können, als eben die massenhafte Anwesenheit der Geisselmonaden im Blute. So dürfte sich wohl auch bei weiterer Untersuchung heraus- stellen, dass die Ratten und Fische, deren Blut von Geisselmonaden befallen ist, nicht gesund sondern krank sind; jedenfalls kann der fragliche Gesundheitszustand der genannten Thiere nicht als ein Argument gegen die specifisch-pathogene Bedeutung der ‚Surra’- Organismen benutzt werden, deren constantes und massenhaftes Vorkommen im Blute der an ‚Surra’ leidenden Thiere mit hoher Wahrscheinlichkeit dafür spricht, dass sie die Ursache der in einer tiefgreifenden Veränderung der allgemeinen Blutmasse sich aus sprechenden Krankheit darstellen. | Durch den Nachweis, dass zwei typische Blutkrankheiten, die Malaria des Menschen und die Surra-Anämie der Warmblüte durch Mikrobien aus der Klasse der Protozoen hervörger n werden, haben die schon im I. Theile unserer Vorlesungen (p. 76) angeführten Beobachtungen von Klebs über das Vorkommen be- — BT — stimmter Infusorien (Cercomonas globulus und C. navicula) im Blute von Scorbutischen und von Flagellaten im Blute von an progressiver perniciöser Anämie leidenden Menschen erhöhtes In- teresse und Bedeutung gewonnen. DBestätigende Mittheilungen über diese Befunde sind jedoch, unseres Wissens, bisher nicht erfolgt. 2) Die Amöben bei der Dysenterie der Aegypter. Pro- tozoen bei Keuchhusten. Amöben (?) bei den Pocken- processen. Sporozoön bei Molluscum contagiosum. Ansteckendes Epitheliom und ‚Flagellaten-Diphtherie’ der Vögel. Gregarinose der Thiere und des Menschen. Hatten wir in den voranstehenden Beobachtungen Lebewesen aus der Classe der Protozoen mit der Eigenschaft reiner Blut- Parasiten kennen gelernt, so sehen wir dieselben in den folgenden sich auch als reine Gewebs-Parasiten bethätigen. Nicht alle der hierhergehörigen Befunde sind freilich genügend sichergestellt, wie sich aus der kurzen Darlegung derselben ergeben wird. Amöben bei der Dysenterie der Aegypter. Angeregt durch einen Befund R. Koch’s, welcher gelegent- lich seiner Cholera-Forschungen in Aegypten in Darmschnitten von verschiedenen an Dysenterie verstorbenen Aegyptern eine Art von Amöben nachwies, stellte sich Kartulis?*) die Aufgabe, eine grössere Anzahl von ägyptischen Dysenteriefällen auf das Vor- kommen von Amöben zu prüfen. Ueber 150 Fälle der genannten Krankheit wurden explorirt und bei jedem derselben die Amöben im Stuhlgang gefunden, während die Dejectionen von an allen möglichen anderen Formen von Enteritis leidenden Individuen nie- mals solche zu erkennen gaben. 12 Mal fand Kartulis die Amöben auch in Darmschnitten von Dysenterie-Leichen, wäh- rend er dieselben wiederum in 30 Controlfällen andersartiger Darmgeschwüre (Typhus, Phthise, biliöses Typhoid, Bilharzia) vermisste. Auch in vernarbten dysenterischen Geschwüren fehlten die Amöben. In einigen Präparaten frischer dysenterischer Ulcerationen traten die Amöben in solcher Menge auf, dass die ganze Submucosa des verschwärten Theils voll von ihnen war. In fünf Fällen waren neben den Amöben zugleich Monadinen (Schwär- 63* (E — 3 — mer) in grosser Zahl in den Entleerungen vorhanden. Die in Rede stehenden Mikroorganismen zeigten alle Eigenschaften ge- wöhnlicher Amöben; ihre Grösse schwankte bei ruhenden Exem- plaren zwischen 0,012 bis 0,030 mm. Eine isolirte Kernfärbung der Amöben zu bewirken, gelang nicht: Protoplasma und Kern tingirten sich mit allen der gebräuchlichen Anilinfarbstoffe gleich- mässig, nur die Vacuolen blieben ungefärbt. Trotzdem traten die Amöben an mit alkoholischen Lösungen von Methylenblau und Gentianaviolett gefärbten Schnitten sehr deutlich hervor. Züch- tungsversuche in allen möglichen Flüssigkeiten und bei verschie- denen Temperaturen schlugen fehl. Uebertragungsversuche in den Darm von Meerschweinchen und Kaninchen hatten keinen Erfolg. Gleichwohl hält Kartulis die specifisch - pathogene Bedeutung den Amöben durch den Nachweis der Constanz und Ausschliess- lichkeit des Vorkommens bei der tropischen Dysenterie (deren Identität mit der europäischen er mit Recht als fraglich hinstellt) ° für gesichert. Wir wollen dieser . Auffassung nicht widersprechen, obwohl nach den Angaben verschiedener älterer und neuerer Be- obachter ganz ähnliche Amöbenformen auch noch bei anderen Krankheitszuständen des Darms und sogar in den normalen Fäces vorzukommen scheinen?®), Für unwahrscheinlich halten wir in- dessen, dass die Amöben die Gesammtheit des dysenterischen Processes zu Stande bringen. Die Dysenterie besteht anatomisch in einer Combination diphtheritischer und eitriger Entzündung, welche schnelle und tiefeingreifende Ulcerationen der erkrankten Theile herbeiführt: Dass amöbenartige Parasiten ulcerative Processe in’s Dasein rufen können, dafür existirt bisher unseres Wissens keine Analogie; wir möchten daher glauben, dass ausser der Amöben auch die pyogenen Mikroorganismen, welche uns als Erreger geschwüriger Processe wohlbekannt sind, wesentlich mit an dem Zustandekommen der tropischen Dysenterie betheiligt sind. Für die Richtigkeit dieser Annahme scheint uns die neuer- lichst von Kartulis?*) gemachte Beobachtung zu sprechen, dass in den Abscessen der Leber, welche sich bekanntlich relativ ° häufig an die Dysenterie der Tropen anschliessen, neben den ‚Dysenterie-Amöben’ regelmässig Colonien von pyogenen Bacterien angetroffen wurden. In welcher Weise sich die Amöben mit den pyogenen Organismen in die Erzeugung des dysenterischen Ge- sammtprocesses theilen, dies zu ermitteln, bleibt allerdings wei- teren Untersuchungen vorbehalten. — 939 — | Protozoen bei Keuchhusten. Nach Deichler??) werden im Keuchhustenschleim auf der - Höhe des Processes constant und massenhaft und ohne Bei- mischung sonstiger Mikrobien amöbenartige Protozo@n angetroffen. Dieselben stellen, lebend (auf dem geheizten Objecttisch) unter- sucht, gestreckte, keulenartige Formen dar; das spitze Ende ist _ oft in einen cilienähnlichen Fortsatz ausgezogen, während das ab- - gerundete amöboide Fortsätze aussendet. In diesem Zustande ge- winnen die in Rede stehenden Elemente Aehnlichkeit mit Leuko- cyten, doch ist ihre Contractilität weit erheblicher. Das spitze Ende legt sich oft an Secret-Zellen an, umfasst sie und „strebt in - sie einzudringen“. Bei gewöhnlicher Untersuchung erscheinen die Gebilde meist gekrümmt, winkelig, kreis- oder hufeisenförmig ge- bogen. Der von den Schenkeln des Hufeisens umschlossene Raum beherbergt in der Regel ein kleines, bewegliches, scheibenförmiges oder in sich aufgerolltes keulenartiges Körperchen, welches Deich- ler wegen der Aehnlichkeit mit der es umgebenden Mutterzelle als embryonales Gebilde auffasst. Bisweilen erhielt Deichler 4 Bilder, als seien diese Embryonen im Ausschlüpfen aus der ‚Mi- ” r z kropyle’ der hufeisen- oder halbmondförmigen Mutterzelle be- griffen. Bestätigende Mittheilungen über diese Beobachtungsresul- tate Deichler’s sind bisher nicht erfolgt. Amöben (2) bei den Pockenprocessen. Nachdem alle Versuche, in den Vaccine- und Pocken- Pusteln specifische Pocken-Organismen aus der Reihe der Bacterien und niederen Pilze nachzuweisen, als gescheitert zu erachten waren ?®), lag es nahe, die specifischen Mikrobien der Pockenprocesse im Reiche der Protozoen aufzusuchen. Nach L. Pfeiffer?”) und v. d. Loeff?®) sollen in der That protozoenartige Bildungen ganz constant in reicher Zahl im Inhalt von Vaccine- und Pocken- - Pusteln vorkommen. L. Pfeiffer sieht jedoch andere Gebilde - als die eigentlichen pathogenen Protozo@n der Pockenprocesse an, als v. d. Loeff. L. Pfeiffer’s bezügliche frühere und jetzige Darlegungen weichen insofern von einander ab, als in der ersten Publication des genannten Autors die specifischen Pocken- parasiten als ‚Sporozo@n’ aufgefasst werden, während sie der Autor in der letzten einschlägigen Mittheilung als grobgranulirte amö- boide Elemente geschildert, identisch oder doch ganz nahe ver- wandt mit den bekanntlich in gesunden und kranken Geweben Er in weiter Verbreitung vorkommenden sog. ‚Mastzellen’ Ehrlich’s. L. Pfeiffer hebt am Schlusse seiner bezüglichen Abhandlung selbst hervor, dass eine bestimmte Deutung der fraglichen Gebilde in dem einen oder anderen Sinne — als Protozoen (Amöben) oder als zellige Elemente des höheren Organismus — so lange als ver- früht erachtet werden müsse, „als noch die histologischen und chemisch-tinctoriellen Kennzeichen für die lange Reihe ähnlich ge- arteter Zellen so wenig präcis vorhanden wären, und die Zoologen eine Nachprüfung der Bewegungs- resp. auch der Fortpflanzungs- Vorgänge noch nicht vorgenommenen hätten“. Sporozoen bei ‚Molluscum contagiosum'; amsteckendes Epitheliom und ‚Flagellaten-Diphtherie' der Vögel. Ueber die Natur der sog. ‚Molluscumkörperchen’, welche den charakteristischen Bestandtheil der als ‚Molluscum contagiosum’ bezeichneten, meist multipel auftretenden kleinen Geschwülste der menschlichen Haut ausmachen, ist lange gestritten worden. Diese Körperchen erscheinen bei mikroskopischer Untersuchung als kuge- lige oder eiförmige Bildungen von starkem fettähnlichen Glanz, inmitten der gewucherten Schichten der Rete Malpighii, dessen zapfenförmige Proliferation in das Cutislager das zellige Material B: zum Aufbau der kleinen Geschwülste liefert. Die Discussion über die Natur der in Rede stehenden Bildungen drehte sich wesentlich um zwei einander schroff gegenübergestellte Auffassungen; nach der einen waren die ‚Molluscumkörperchen’ nichts anderes als eigenthümlich veränderte Epidermis- resp. Talgdrüsen-Zellen (Kaposi u. A.), nach der anderen stellten dieselben paritäre Elemente dar (Klebs, Virchow, Bollinger, Neisser). Nach- dem Virchow bereits auf die Aehnlichkeit der ‚Molluscumkörperchen’ | 2 mit den Gregarinen (Psorospermien) des Kaninchens hingewiesen, sprach Bollinger?°) zuerst die in Rede stehenden Gebilde mit voller Bestimmtheit als echte Gregarinen an und zwar auf Grund der von ihm nachgewiesenen Uebereinstimmung des mikro- skopischen Verhaltens zwischen dem ‚Molluscum contagiosum’ des Menschen einerseits und einer exquisit contagiösen Hautaffection des Geflügels, den sog. ‚Geflügel-Pocken’ andererseits, für welch’ letzteren Process er die Identität der ‚Molluscumkörperchen’ mit wirklichen Gre- garinen zufolge seiner Untersuchungen als zweifellos erachtete. Durch die neuesten Untersuchungen Neisser’s?°) und L. Pfeiffer’s®%) ist die Virchow-Bollinger’sche Auffassung wohl zu voller Ge- — Al — _ wissheit erhoben worden. L. Pfeifer’s gründliche Forschungen _ über die Aetiologie und Pathogenese des ansteckenden Epithelioms der Vögel lassen kaum einen Zweifel darüber, dass die Epitheliom- - bildung durch Einwanderung der Keimlinge eines Protozoon aus - der Klasse der Sporozoen (Gregarinen) in die Zellen der Rete Malpighii hervorgerufen wird. Während die von den Parasiten 7 befallenen Zellen bis auf einen schmalen Randsaum und den an _ den Rand gedrängten Kern aufgezehrt werden, stellt sich eine - Proliferation der noch unversehrt gebliebenen Epithelzellen in der ‘Nähe des Invasionsbezirkes ein, deren Abkömmlinge dann gleich- falls successive von den Parasiten invadirt werden, bis deren Ver- ” mehrung aufhört und damit der Process der Heilung zustrebt. Neisser’s äusserst mühevolle, alle Hilfsmittel der modernen Technik mit gewohntem Geschick verwerthende Untersuchungen an Fällen von menschlichem ‚Epithelioma contagiosum’ führten im _ wesentlichen zu ganz gleichen Ergebnissen, wie diejenigen Pfeif- - fer’s, wenn auch der Entwicklungsgang der Parasiten nicht mit der gleichen Vollständigkeit beobachtet werden konnte, wie an - Pfeiffer’s, mit Zuhilfenahme des Experiments gewonnenen Ob- - jecten. Eine Vermittlung der beiden oben erwähnten, einander gegenüberstehenden Ansichten über die Natur der Molluscum- körperchen hat sich aus den übereinstimmenden Resultaten der Forschungen Pfeiffer’s und Neisser’s insofern ergeben, als die „Molluscumkörperchen’ aus einer Verbindung des Parasitenkörpers mit der degenerirten Substanz der invadirten Zellen bestehen, indem sie „in toto verhornte, kern- resp. kernresthaltige, mit den Parasiten angefüllte Epithelzellen“ (Neisser) darstellen. Nach Pfeiffer steht nun das ansteckende Epitheliom des Geflügels in naher ätiologischer Beziehung zu einer anderen infec- tiösen Erkrankung der Vögel, welche klinisch allerdings unter einem von den Geflügel-Pocken ganz verschiedenen Bilde verläuft, nämlich als maligne, meist tödtlich endende diphtheritische Affection der Schleimhäute mit ausgesprochener Neigung zum Uebergreifen auf tiefer gelegene Theile. In den diphtherischen Exsudatmassen findet man grosse Mengen von Mikroorganis- men, welche weitgehende Aehnlichkeit mit Geisselmonaden (Flagel- laten), namentlich den bekannten ‚Trichomonas’- Formen besitzen. Innerhalb des diphtheritischen Gewebes zeigen sich jedoch andere, geisselfreie Formen, welche den Uebergang in die Amöboid- und Dauerform des Parasiten darstellen. In diesen letzteren Entwick- — 42 — lungszuständen gleicht dann der ‚Diphtherie’-Parasit vollständig den Entwicklungsformen des ‚Epitheliom’-Parasiten, so dass es sich höchstwahrscheinlich bei beiden Infectionen um einen und den- selben specifischen Parasiten handelt, der, wenn der Entwicklungs- boden es gestattet, die Form der Geisselmonade annimmt, letztere Gestalt dagegen mit der Amöben-Form vertauscht, wenn der Ent- wicklungsboden (festes Gewebe) die Ausübung der Flagellum- Thätigkeit verhindert. Die Annahme der ätiologischen Identität des Epithelioms und der ‚Flagellaten’- Diphtherie wird auch durch das Ergebniss der Impfversuche gestützt, indem Schleimhaut- Impfung mit ‚Epitheliom’-Inhalt die ‚Diphtherie’ und Haut-Impfung mit ‚Diphtherie’-Stoff das ‚Epitheliom’ erzeugt. Rückschlüsse auf die Aetiologie der menschlichen Diphtherie lassen sich aber aus der Ermittlung der Infectionsorganismen der ‚Geflügeldiphtherie’ nicht ziehen, da an eine Identificirung beider Krankheiten, wie wir dies schon bei früherer Gelegenheit hervorgehoben, trotz gewisser Aehnlichkeiten in Betreff der Localsymptome, wegen der durch- greifenden Verschiedenheiten des Krankheitsverlaufes etc. nicht wohl gedacht werden kann. Dagegen sind natürlich die von Löffler?) als muthmaassliche Erreger der ‚Taubendiphtherie’ hin- gestellten Bacillen durch L. Pfeiffer’s obige Untersuchungs- resultate, falls sich dieselben bestätigen, der ihnen zugeschriebenen specifisch-pathogenen Bedeutung entkleidet worden; nach L. Pfeif- fer stellen diese Bacillen nur accidentelle Mikrobien dar, welche allerdings ‚septische’ Complicationen des ‚Diphtherie’- Processes zu veranlassen im Stande sind. Gregarinose der Thiere und des Menschen. Bei verschiedenen warmblütigen Thierarten (Kaninchen, Kalb, Hund, Ziege, Hühnern, Tauben) kommen häufig im Darm (bei Kaninchen vielleicht noch häufiger in der Leber als im Darm) Schmarotzer aus der Familie der ‚Coccidien’ vor, einer Pro- tozoengruppe, welche, nach Bütschli’s, Leuckart’s, Bal- biani’s u. A. ÜOlassification, eine der drei Hauptabtheilungen der ‚Sporozoen’ (sive ‚Gregarinen’) ausmacht. Die Coccidien sind strenge Epithel-Parasiten. Die amöboiden spindel- oder sichel- förmigen Keimlinge derselben dringen in die Epithelzellen des Darms resp. der Gallengänge ein und verharren darin bis sie ziemlich ausgewachsen sind; gegen das Ende der Wachsthums- periode umgiebt sich der junge eiförmige, aus einer gleichmässig — 4 — feingekörnten Masse bestehende Parasit mit einer Schale und tritt dann aus der abgetödteten Wirthszelle heraus. Die weitere Ent- wicklung des frei gewordenen Parasiten geht in der Weise vor sich, dass der feinkörnige Inhalt sich zu einer centralen Kugel zu- sammenballt, welche in zwei, später in vier Tochterkugeln (‚Sporen’, ‚Psorospermien’) zerfällt, die weiterhin eine ebensolche Schale wie der Mutterorganismus erhalten. Im Inneren der Tochtereysten entstehen schliesslich einfache, spindelförmige oder (nach Balbiani) paarige, sichelförmige Keimlinge. Durch die Invasion und Proli- feration der Coccidien werden mehr oder minder umfangreiche Ab- schnitte des Darmepithels resp. der Leber zerstört und es kann in Folge dessen der Tod der infieirten Thiere eintreten; in vielen Fällen wird indessen die Infection mit Coccidien lange Zeit ohne _ _nachweisliche Störungen der Gesundheit ertragen und oft genug heilt der Process in der Leber unter Hinterlassung entsprechender Narben definitiv ab. Frischere Infectionsheerde der Leber stellen sich als weissliche, unscharf begrenzte Knötchen von Hirsekorn- bis Hasel- nuss-Grösse dar, welche auf Durchschnitten eine Zusammensetzung aus kleinen breiigen gelblichen Heerdchen und seiner festeren, weissen, fibrösen Grundmasse erkennen lassen. Mikroskopisch be- stehen die gelblichen Massen aus massenhaften freien Coccidien sowie Eiterkörperchen in allen Stadien des fettigen Zerfalls, freiem _ fettigen Detritus, den Resten zerstörter Gallengangsepithelien und Gallenpigment. Die fibröse Grundmasse wird durch das verdickte periportale Bindegewebe gebildet, welches in jüngeren Erkrankungs- heerden noch deutlich die Gallengänge recognosciren lässt, deren Lumen und Epithelschicht die Niststelle der Coccidienwucherungen abgiebt. In älteren Heerden ist von der Structur der Gallengangs- wandungen nichts oder nur wenig mehr zu erkennen, die Coceidien- nester zeigen sich umgeben von einer sehr zellenreichen Gewebs- schicht, die viele epithelioide und Riesenzellen enthält, welch’ letztere häufig einzelne oder mehrere Coccidien einschliessen. Aehnliche Coccidien- oder, wie sie auch genannt werden, ‚Psorospermien’-Knoten kommen gelegentlich auch in der Leber und im Darmepithel des Menschen vor. Künstler und Pitres°?) trafen Coceidien ferner in einem pleuritischen Exsudate beim Men- schen an, Lindemann fand dieselben im Bindegewebe der Niere in einem Falle von Morbus Brightii und in Nischnei-Nowgorod sollen sie an sonst unveränderten menschlichen Haaren wiederholt beobachtet worden sein ?*). — 94 — Eine weitere pathogene Gregarinenart repräsentiren die ‚Psoro- spermienschläuche’ der Muskeln (‚Sarkosporidien’, Balbiani), deren bestgekanntes Beispiel die sog. Miescher’schen oder Rainey- schen Schläuche in der Muskulatur des Schweines sind. Wie die Trichinen liegen auch die erwähnten Mikrobien innerhalb der con- tractilen Substanz der Muskelfasern und erscheinen daselbst als dunkelkörnige, von einer zarten Kapsel umgebene ovale oder mehr gestreckte, bis über 1 mm lange Gebilde; die dunkle Körnung löst sich bei stärkeren Vergrösserungen in eine Aggregation zahlloser kleiner Körperchen von nierenförmiger oder ovaler Gestalt auf, welche als den Coccidienkeimen (Psorospermien) gleichwerthige Bildungen zu betrachten sind. Nicht selten fallen die Psoro- spermienschläuche der Verkalkung anheim. Die Anwesenheit de in Rede stehenden parasitären Organismen ruft in dem Muskel- fleisch keinerlei oder doch nur recht geringfügige degenerative resp. entzündliche Veränderungen hervor; auch das Allgemeinbefinden der Thiere wird durch die Psorospermieninvasion in der Regel nicht merklich gestört. Der Genuss psorospermienhaltigen Fleisches kann nach den darüber vorliegenden zahlreichen Erfahrungen als ungefährlich bezeichnet werden. Die pathologische Bedeutung der Miescher’schen Psorospermienschläuche ist nach alledem eine sehr geringe. Ausser beim Schweine kommen Psorospermien- schläuche von wesentlich gleichem morphologischen und pathogenen Verhalten auch noch bei sehr vielen anderen Säugethierarten sowie bei Vögeln und Fischen vor. Bei Schafen entwickeln sich die Psorospermien mit Vorliebe in der Speiseröhre und zwar treten sie hierselbst in zwei verschiedenen Formen auf, einmal als intra- fibrilläre Form, welche ganz den Miescher’schen Schläuchen der Schweinemuskeln gleicht, andererseits als interstitielle Form, welche rundliche hirsekorn- bis haselnussgrosse Knoten bildet 3). Ob auch beim Menschen Psorospermienschläuche (Sarkosporidien) vorkommen, muss als fraglich bezeichnet werden. L. Pfeiffer °®) hat die Vermuthung aufgestellt, dass die von E. Wagner, Un- verricht, Hepp und Strümpell beobachteten Fälle von ‚Poly- myositis acuta’ beim Menschen durch Infection mit Muskel- gregarinen bedingt gewesen sein könnten, obwohl es ihm nicht gelang, dieser Vermuthung durch Untersuchung von Theilen der betreffenden Muskeln einen festeren, thatsächlichen Anhaltepunkt zu geben. Zu bestimmteren positiven Ergebnissen gelangte dagegen an dem gleichen Untersuchungsmateriale Rieck ?”), welcher in ar ee — 945. den bezüglichen Muskeln dieselben amöboiden Entwicklungsformen der Sarkosporidien gefunden zu haben glaubt, wie sie von ihm zuvor in zwei Fällen von Myositis gregarinosa bei Thieren beob- achtet worden waren. Doch entbehrt Rieck’s erwähnte Deutung der von ihm gesehenen Formen noch der abschliessenden Sicher- heit. Immerhin verdient die von L. Pfeiffer und Rieck an- gebahnte Auffassung volle Beachtung seitens der zukünftigen Forschung. Wir müssen uns mit obigen Aphorismen über die pathogene Coceidien- und Psorospermien begnügen; wer sich eingehender über diese Parasitenformen und ihr Verhalten im thierischen resp. menschlichen Organismus zu unterrichten wünscht, findet in den eitirten Arbeiten von L. Pfeiffer und Rieck eine treffliche Zu- sammenstellung des durch eigene Forschungen der beiden genannten Autoren bereicherten derzeitigen Wissens über die in Rede stehen- den Gebilde nebst erschöpfenden Literaturangaben. 3) Die Sporozo@n (Mikrosporidien) der Pebrine- Krankheit der Seidenraupen. Die Ansicht, dass die parasitischen Erreger der ‚Pebrine’, eine der verheerendsten Krankheiten der Seidenspinner, als psoro- spermienartige Gebilde anzusehen seien, war schon von dem Ent- decker derselben, Leydig, geäussert worden; doch trat diese Auffassung später gegenüber der Annahme zurück, dass die in Rede stehenden Mikroorganismen den Spaltpilzen oder Spaltalgen angehörten (Nägeli, Lebert u. A.), bis namentlich durch Bal- biani’s®®) hervorragende Untersuchungen, welche in neuester Zeit durch L. Pfeiffer®®) vollkommen bestätigt worden sind, die erst- erwähnte Ansicht zu fast allgemeiner Anerkennung gelangte. Nach Balbiani sind die Pebrineorganismen den niedrigsten, wenigst- entwickelten aller bekannten Sprozoönarten, den von ihm sog. ‚Mikrosporidien’ einzureihen. Der Entwicklungsgang dieser in der Insectenwelt weit verbreiteten parasitischen Sporozo6nspecies ist | der, dass aus kleinen eirunden, mit glänzender Hülle versehenen Körperchen, den Keimen (Sporen, Dauerformen) der Parasiten, amöboide Keimlinge ausschlüpfen, welche auf Kosten der invadirten Gewebs- und Blut-Zellen des Insectenkörpers zu sog. ‚Sarcode- klümpchen’ (‚pecto-plasmatisches Stadium’ der Entwicklung nach L. Pfeiffer) heranwachsen, in deren Innern sich sodann die — A — neuen Sporen bilden. Nachfolgende Abbildungen, welche dem be- rühmten Werke Balbiani’s: „Lecons sur les Sporozoaires“ ent- lehnt sind, veranschaulichen den erwähnten Entwicklungsceyklus des Pebrineparasiten. ® % Sporen (die sog. ‚Cornalia’schen Körperchen’) des Pebrineparasiten, welche sich an einem Ende öffnen, um den amöboiden Keimling austreten zu lassen, Sarcodeform des Pebrineparasiten; Entwicklung der Sporen (Cornalia’sche Körperchen) im Innern der Sarcodemasse. Der gesammte Entwicklungsgang, von der Sporenkeimung bis zur Bildung der reifen, mit neuen Sporen dicht erfüllten Sarcode- formen, vollzieht sich im Leibe des infieirten Insects; nach voll- endeter Reife zerfällt der Leib der Sarcode, da derselbe eben voll- RT ARE iz N ee SS IIy ol 23 \ ih % ‘ Theil einer Ovarial-Scheide von einer erwachsenen Seidenraupe. Man sieht sowohl ein Ovulum und die entsprechenden vitellogenen Zellen als auch die epitheliale Deckschicht von Mikrosporidien befallen (Figuren 99, 100 und 101 nach Bal- biani, Lecons sur les sporozoaires). ständig durch die Bildung der Sporen aufgezehrt ist und letztere zerstreuen sich nun nach allen Richtungen, um an anderen Stellen des Körpers von neuem den Entwicklungsgang einzuleiten, bis, bei intensiver Infection, der Organismus des inficirten Insects schliess- a are lich durch und durch von Mikrosporidien durchsetzt ist. Von dieser, von Balbiani gegebenen Darstellung weicht L. Pfeiffer nur insofern etwas ab, als sich nach ihm die reifen Sarcode- klümpchen mit einer doppelten, von den Körper- zellen abstammenden Hülle umziehen, nach deren Abstreifung resp. Platzen die Sporen erst frei werden. Von grösstem Interesse ist nun die zuerst von Pasteur constatirte und von allen späteren Be- obachtern bestätigte Thatsache, dass die Pebrine- Organismen auch in die Ei- und Samen-Zellen der pebrinekranken Thiere übergehen (vergl. Figuren 99, 100, 101), und dass die betrefienden Genera- tionszellen trotzdem nicht, wie man a priori ge- neigt sein könnte, zu glauben, vernichtet werden, sondern, ganz im Gegentheil, die Fähigkeit der Befruchtung und Keimung beibehalten, um den todbringenden Parasiten auf das neu sich aus ihnen entwickelnde Insect zu übertragen. Es bezeugt diese Thatsache in denkbarst klarer, unverwerflicher Weise das Vorkommen einer echten parasitären Infection auf dem Wege der Zeugung, was angesichts der herrschenden Abneigung gegen die Annahme eines derartigen Infectionsmodus bei den Infectionskrankheiten der hö- heren Thiere resp. des Men- schen auch an dieser Stelle nochmals nachdrücklich be- tont sein möge. Pasteur hat der Seidenindustrie einen ausserordentlich wichtigen Dienst geleistet, indem er durch Einführung des Ver- fahrens der ‚Zellengrainage’, wobei die Schmetterlings- pärchen in nummerirten 101. Follikel des Hodens einer gut entwickelten Seiden- raupe, Haufen von Mikro- sporidien enthaltend, die mit den inneren Sperma- toblasten gemischt sind, 100. Spermatisches Bündel einer Seidenraupe, wel- ches sowohl unter der Hüllmembran als auch zwischen den spermati- schen Filamenten von Mi- krosporidien invadirt ist, Isolir- Zellen separirt und nach der Eierablegung und dem Ab- sterben mikroskopisch auf Pebrineorganismen untersucht werden, um nach Feststellung des Vorhandenseins der Parasiten in den Schmetterlingsleibern. die Eier der betreffenden Thiere von der — 948 — Zucht auszuschliessen, der Verbreitung der verheerenden Seuche in den Seidenzüchtereien Einhalt zu thun gelehrt hat. Der er- wähnte praktische Erfolg des Pasteur’schen Verfahrens liefert zugleich den evidenten Beweis, dass die erbliche Uebertragung den hauptsächlichen, wenn. nicht den ausschliesslichen Weg der spontanen Fortpflanzung der in Rede stehenden epizootischen Er- krankung der Seidenspinner darstellt. © Die Pebrine - Krankheit kann allerdings auch durch Ansteckung mittels des mit Pebrine- organismen behafteten Futters übertragen werden, wie die bezüg- lichen Experimente Balbiani’s, Maillot’s, L. Pfeiffer’s u. A. festgestellt haben; ob indessen unter natürlichen Verhältnissen die Infection häufig auf letzterem Wege zu Stande kommt, muss an- gesichts des durchschlagenden Erfolgs der Pasteur’schen Vor- beugungsmaassregel - um so mehr bezweifelt werden, als Ten- hold’s 0%) neueste einwandsfreie Versuche gezeigt haben, dass die Infeetion nach Fütterung junger Räupchen mit Eichenblättern, welche an den Rändern stark mit mikrosporidienhaltigem Brei bestrichen waren, keineswegs regelmässig eintrat, sondern bei der Hälfte der Versuchsthiere ganz ausblieb und bei der Mehrzahl der übrigen Thiere nur eine sehr spärliche Entwicklung von Pebrine- organismen im Thierkörper zur Folge hatte. Man hat bisher die Pebrinekrankheit der Seidenspinner als identisch mit der sog. ‚Fleckenkrankheit’ der genannten Thiere betrachtet; die neuesten Ermittlungen Tenhold’s *!) machen indessen diese Annahme zweifelhaft. Dieser Forscher fand näm- lich bei einer jüngst angestellten grösseren Versuchsreihe, dass die Raupen und Schmetterlinge, welche sich aus pebrinehaltigen Eiern entwickelten, durchaus nichts von den Symptomen der sehr acut verlaufenden ‚Fleckenkrankheit’ darboten, sondern nur einem chronischen Siechthum ohne jegliche Fleckenbildung an der Körper- oberfläche verfielen, welcher langsame Krankheitsverlauf ganz mit der langsamen Entwicklung der Pebrineorganismen übereinstimmt. Tenhold vermuthet daher, dass das pathogene Agens der ‚Flecken- krankheit’ irgend ein Bacterium sei, wie ja auch andere seuchen- hafte Krankheiten von Insecten, speciell auch der Seidenspinner, auf die Einwirkung pathogener Bacterien zurückgeführt sind *2), Dass bisher bei der ‚Fleckenkrankheit’ so häufig Pebrineorga- nismen gefunden wurden, erklärt sich nach Tenhold aus der un- 7 gemein grossen Verbreitung der letztgenannten Parasiten beim Seidenspinner und aus der von vornherein zulässigen Annahme, e | | u dass die mit Pebrine behafteten Individuen der Infection mit dem präsumptiven nosogenen Bacterium der Fleckenkrankheit leichter zugänglich sind und erliegen, als gesunde Thiere. Literatur und Anmerkungen zu Vorlesung 14. Zum Capitel 1: Die ‚Malaria- Plasmodien’. Die Hämatozoen der ‚Surra’. Infusorien- und Flagellaten- Befunde bei Scorbut und perniciöser Anämie. 1) Vergl. oben: p. 715 sowie Golgi’s neueste Abhandlung : Ueber den angeblichen Bacillus malariae von Klebs, Tommasi-Crudeli und Schiavuzzi (Ziegler’s Beiträge zur patholog. Anatomie Bd. IV, 1889). 2) Comptes rendus 1882, no. 17; Trait& des fievres palustres. Paris 1884; Les H&matozoaires du paludisme (Annales de l’Institut Pa- steur 1887, no. 6). 3) Comptes rendus 1882, no.8. 4) Marchia- -fava und Celli, Untersuchungen über die Malaria-Infeetion (Fortschr. d. Med. 1885 p. 339 u. 787); Studi ulteriori sulla infezione malarica (Archivio per le scienze mediche vol. X, 1886, no. 9 p. 185); Sulla in- fezione malarica (Estratto dagli Atti della R. Accademia medica di Roma Anno XII, 1886—1887, serie VI, vol. ID). 5) Couneilman und Abbot, A contribution to the pathology of malaria fever (Amer. Journ. of the med. sc. 1885, p. 416); Golgi, Sull’infezione malarica (Archivio per le scienze mediche vol. 1886, no.4 p. 109); Golgi, Ancora sulla infezione malarica (Estratto dalla Gazetta degli Ospedali 1886, no. 53); Sternberg, The malarial germ of Laveran (The Medical Record vol. XXIX, no. 18, May 1886). Councilman, Certain elements found in the blood in cases of malarial fever (Transact. of assoc. of amer. phisicians p. 89, Philadelphia 1886) und: Further observations on the ‘ blood in cases of malarial fever (Medical News vol. I, 1887, no. 3 p. 59) sowie: Neuere Untersuchungen über Laveran’s Organismus der Ma- laria (Fortschr. d. Med. 1888, No.12 u. 13); Metschnikoff, Zur Lehre von den Malariakrankheiten (Russkaja Medicina 1887, No. 12 [Russisch]; cf. Referat in des Verf.’s Jahresber. f. pathog. Organismen IH, 1887, p. 325); Chenzinsky, Zur Lehre über den Mikroorganis- mus des Malariafiebers (Centralbl. f. Bacteriologie und Parasitenk. Bd. III, 1888, No. 15); Guarnieri, Ricerche sulle alterationi del fegato nella infezione da Malaria (Estratto dagli Atti della R. Accademia med. di Roma Anno XII, 1886—1887, serie II, vol. II); Osler, The hämatozoa of malaria (Transactions of Pathological Society of Phi- ladelphia vol. XII and XII, 1887, p. 45); Sacharoff, Untersuchungen über den Parasiten des Malariafiebers (Protokolle d. Sitz. d. kaukasisch. medic. Gesellsch. zu Tiflis 1888, No. 6 p. 147 [Russisch] ; ef. Centralbl. f. Bacteriol. Bd. V, 1889, Nr. 13 p. 452); Celli und Guarnieri $ull’ etiologia dell’infezione malarica (Atti della R. Accademia med. di Roma — 950 — Anno XV, vol. IV, Serie I); Golgi, Ueber den Entwicklungskreislauf der Malariaparasiten bei der Febris tertiana (Fortschr. d. Med., 1889, No. 3 p. 81 bis 100). — Auffallend ist, dass unseres Wissens aus Deutschland bisher noch keine bestätigende Mittheilungen über das Plasmodium Malariae eingelaufen sind. Verf. selbst hat seit der Publieationen M.’s und C.’s nur an zwei Fälle von Intermittens Blut- untersuchungen anzustellen Gelegenheit gehabt. Das Resultat war in beiden Fällen bezüglich des Plasmodiennachweises ein negatives. Irgend welchen Schluss aus diesem negativen Ergebniss zu ziehen, ist um so weniger zulässig, als in beiden Fällen vor der Untersuchung Chinin resp. Arsen genommen worden war. Doch wäre immerhin die Möglich- keit in’s Auge zu fassen, dass die Wechselfieber bei uns zu Lande von denjenigen in den celassischen Malariadistrieten ebenso ätiologisch ver- schieden seien, wie die Cholera nostras von der echten indischen Cho- lera. 6) Näheres über die erwähnte Streitfrage findet der Leser in dem Jahresber. des Verf.’s pro 1886 und 1887; vergl. hierzu ausserdem : Golgi, Ueber den angeblichen Bacillus Malariae etc., a. d. sub1 c. 0. sowie: Cattaneo und Monti, Alterazione degenerative dei corpuscoli rossi del sangui e alterazioni malariche dei medesimi. Diagnosi differen- tiale (Archivio per le scienzi mediche. Vol. XII, 1888, no. 6). Da- nilewsky’s ausgezeichnete bezügliche Beobachtungen sind in des Autors neuestem Werke: La parasitologie compar6de du sang I., Charkoff 1889 zusammengestellt. 7) A. d. sub 5 c. O. 8) Sulla intima strut- tura del Plasmodium malariae (Riforma med. 1888, no. 208 u. 236) und: Sull’etiologia dell’infezione malarica (Atti della R. Accademia med. di Roma Anno XV, vol. IV, serie I). 9) In den schweren Fällen von Malaria (febris perniciosa) vermissten Marchiafava und Celli das Pigment in den Plasmodien zuweilen vollständig. Auch wird, worauf Golgi zuerst hingewiesen und Marchiafava und Celli bestätigt, der Pigmentgehalt der Plasmodien von den Jahreszeiten beherrscht, indem im Frühling und Winter vorzugsweise pigmentirte, im Sommer und Herbst überwiegend unpigmentirte Formen auftreten. 10) Marchia- fava und Celli schildern den allmähligen Entwicklungsgang der Halbmondformen aus kleinen spindelförmigen, melaninhaltigen Körper- chen innerhalb der rothen Blutzellen; es ist jedoch fraglich, ob die von M. und C. angenommene Entwicklungsreihe dem thatsächlichen Ent- wicklungsvorgange entspricht. 11) Councilman vermochte bei seinen ausgedehnten Untersuchungen die Halbmondformen niemals innerhalb der rothen Blutzellen zu finden. 12) Councilman vermochte in 150 Fällen von Malaria (in denen kein Chinin verabreicht worden war) die Plasmodien ausnahmslos nachzuweisen. 13) Nach L. Pfeiffer (Zeitschr. f. Hygiene Bd. II, 1887, p. 397) sollen im Blute von Vaceinirten und Scharlachkranken Gebilde vorkommen, welche mit den Malariaplas- modien grosse Aehnlichkeit besitzen. Die der Abhandlung beigegebenen Abbildungen gestatten nicht, ein sicheres Urtheil über die etwaige Iden- tität oder Nichtidentität der Pfeiffer’schen Beobachtungsobjeete mit den Malariaplasmodien abzugeben. Undenkbar wäre aber keineswegs, dass auch Scharlach und Vaceine (resp. Variola) durch Mikrobien aus De 2257 EEE. er — 95 — der Classe der Protozoön hervorgerufen würden. 14) Ricerche sulle alterazioni del fegato nella infezione da Malaria (Atti della R. Aceca- demia med. di Roma Anno XIII, 1886—1887, vol. III, serie II). 15) A. d. sub 5 c. 0. 16) Sulla infezione malarica (Atti della R. Accademia medica di Roma Anno XIII, 1886—1887). 17) Ricerche sulle altera- zioni del fegato nella infezione da Malaria (ibidem). 18) Il fagoecitismo nell’infezione malarica (Riforma med. Anno IV, 1888, Maggio). 19) Vergl. Th. I, p. 114. 20) Flagellated Protozoa in the Blood of Di- seaded and apparently Healthy Animals (Journal of the-Royal Microse. Society 10th. November 1886). 21) Th. I, p. 76. | Zum Capitel 2: Die Amöben bei der Dysenterie der Aegypter. Die Protozoön bei Keuchhusten etc. 22) Zur Aetiologie der Dysenterie in Aegypten (Virchow’s Archiv Bd. CV, 1886, p. 521. 23) Die Literatur über Amöben-Befunde im Darm- kanal findet der Leser sehr sorgfältig zusammengestellt und kritisch ge- ‚sichtet in L. Pfeiffer’s Abhandlung: Weitere Untersuchungen über Parasiten im Blute und in der Lymphe bei den Pockenprocessen (Corre- spondenzbl. d. allgem. ärztl. Vereins von Thüringen 1888, No. 11). 24) Zur Aetiologie der Leberabscesse. Lebende Dysenterie-Amöben im Eiter der dysenterischen Leberabscesse (Centralbl. f. Bacteriol. u. Parasitenk. Bd. II, 1887, N6. 25). 25) Ueber parasitäre Protozoön im Keuchhusten- Auswurf (Zeitschr. f. wissensch. Zoologie Bd. XI. III, 1886, Heft 1). 26) Vergl. Th. II, p. 388 ff. 27) a. Ein neuer Parasit der Pockenprocesse aus der Gattung Sporozoa (Leuckart). (Correspondenzbl. d. allg. ärztl. Vereins von Thüringen 1887, No. 2) und Monatschr. f. prakt. Dermat. 1887, No. 10. b. A. dem sub 24 c.O. 28) Ueber Protoiden in den ani- malischen Impfstoffen (Monatschr. f. prakt. Dermat. 1887, No. 5) und: Ueber Proteiden oder Amöben bei Variola vera (ibidem) 1887, No. 10). 29) Ueber die Ursache des Molluscum contagiosum (Tagebl. d. Ver- samml. Deutscher Naturf. u. Aerzte in Cassel 1878 und: Vierteljahrschr. f. Dermat. u. Syphilis 1879 p. 152); ferner: Ueber Epithelioma con- tagiosum beim Haushuhne ete. (Virchow’s Archiv, Bd. LVIIL, 1873). 30) Ueber das Epithelioma (sive Molluscum) contagiosum. (Viertel- Jahresschr. f. Dermatol. u. Syphilis 1888 p. 553). 31) Ueber Grega- rinose, ansteckendes Epitheliom und Flagellatendiphtherie der Vögel (Zeitschr. f. Hygiene Bd. V, 1888, p. 363). 32) Vergl. p. 707. 33) Sur une psorospermie trouv6e dans une humeur pleuritigue (Journ. de _ mierogräphie 1884). 34) Vergl. Perls’ Lehrb. d. allgem. Pathol. II, p. 94. 35) Eingehende Mittheilungen über die Psorospermienkrankheit - der Schafe bringen die neuesten Arbeiten von Morot (Recueil de Med. veter. p. 369, 1886) und von L. Pfeiffer (die Psorospermienschläuche (Sarco- und Myerosporidia), speciell von der Speiseröhre des Schafes und die Myositis gregarinosa der Warmblüter (Zeitschr. f. Hygiene Bd. IV, 1888, p. 402). 36) A.d. soeben c. O0. 37) Sporozoön als Krankheitserreger bei Hausthieren (Deutsche Zeitschr. f. Thiermed. XIV, 57). Baumgarten, Mykologie, 64 — 912 — Zum Capitel 3: Die Sporozoen (Mikrosporidien bei der Pebrinekrankheit der Seidenraupen). 38) Lecons sur les sporozoaires. Paris 1884, Doin; daselbst sind auch die früheren einschlägigen Arbeiten B.’s eitirt. 39) Die Mikro- sporidien und die Fleckenkrankheit (Pebrine) des Seidenspinners (Zeitschr. f. Hygiene Bd. III, 1888, p. 469). 40) Neue Studien über die Pebrinekrankheit der Seidenspinner (Centralbl. f. Bacteriol. u. Pa- rasitenk. Bd. IV, 1888, No. 16 p. 481). 41) A. d. soeben e. O0. 42) Th. II, p. 394 fi). ’ i Autoren-Register. Abbe 155. 156. 838. Affanassieff 734. 876. Alibert 382. Ali-Cohen 794. Alvarez 682. 688. .687- 6%. | Archangelski 394. Arloing 64. 441. 472. 474. 477. Arning 273. 475. 476. Arnold 556. 570. 579. 590. 591. 601. d’Arsonval 190. Artigalas 238. 254. Aufrecht 392. 535. 583. 681. Auspitz 382. 383. Babes 230. 384. 385. 389. 393. 497.564. 641. 642 656. 662. 687. 690. 691. 696. 781. 796. 798. 799. 801. 812. 819. 873. 878. 879. Baginsky 914. 915. Bahrdt 386. | Balbiani 942-948. Ballance 732. Bang 624. . Banti 298. 865 866. Baransky 877. Bareggi 389. 922. v. Bärensprung 912. de Bary 15. 17. 21. 22. . 54. 56. 66. 72-74. 97. 126. Baumgarten 13. 31. 19. 200. 212. 296. 297. 453. 532-534. 540-544. 548. 549. 553. 555. 559. 562. 571. 579. 581. 582. 584. 591. 594. 596. 598. 610. 611. 615. 618. 625. 637- 639. 645. 656. 665. 672. 683. 684. 723. 732. 733. 749. 783. 867. Bazin 912. Bechamp 59. 395. Becker 290. 297. 298. 307. 321. Beely 552. Behrend 912. Benda 546. Bender 612. Berdez 79. Berg 634. Bergkammer 596. 597. Bergmann 67. 280. Bertoye 298. 327. 328. Besancon 300. Beumer 518. 527. 528. SATT, Bezold 721. Biedert 540. 583. 783. Bienstock 684. Billroth 119. 120. 229. 23. Binz 551. Biondi 287. 293. Birch-Hirschfeld 300. 681. 848. Bitter 294. Bizzozero 388. 710. 732. de Blasi 742. Block 612. Bochefontaine 810. Bockhart 274-276. 279. 284. 293. 298. 302. 304. 305. 310. 912. Boeck 656. Bohn 393. " Boinet 393. Bollinger 107. 266. 385. 428. 452. 464-466. 475. 502. 602. 610. 617. 673. 869. 871. 874. 881. 889. 940. Bonnardi 717. Bonome 258. 298. 299, 324-327. 645. 656. 659. 717. 719. 860. 862. Bonorden 913. Bordoni - Uffreduzzi 238. 247-250. 388. 389. 392, 474. 475. 495. 641-643. 645-647. 732. 862-866. at 875. 876. 879. Bouchard 663. Bouley 393. Bourcheron 298. Boy-Teissier 393. Bramwell 300. Brauell 6. 8. 427. Brazzola 264. Brefeid 22. 56. 162. 189. 914. Bretonneau 694. 708. Brieger 67. 263. 294. 299. 303. 362. 471. 512. 525. 527. 713. 719. 720. 793- 795. 809. Brown 134. Bruns 551. 552. Buchner 30. 83. 121. 122. 146. 439. 454. 508. 512. 781. 790. 793. 801. 839. v. Buhl 86. 519. 530. 579. 582. Bujwid 793. 794. Bumm 271-283. 291. 297. 298. 302. 305. 306. 309- 312. 349. | Burdon-Sanderson 388. Burger 384. 734. Burkart 300. Bütschli 942, Cadeac 620. 669. 679. Cagniard Latour 3. Cahen 794. 795. Campena 647. Canali 884. Canestrini 798. 799, 64* Cantani 795. 813. 836. 837. Capitan 663. Carle 717. Carter 41. 845. Cattani 795. 807. 812. Cavagnis 549. 550. 629. Ceei 778. 861. Celli 7. 75. 111. 140. 497. 615-617. 620. 716. 793. 922. 925. 927. 931-933. Chamberland 206. 441. 461. 462. Chantemesse 527. 7T11-. 714. 748. Charrin 663. Chassiotis 653-655. Chauveau 88. 388. 441. 472. 474. Chiari 687. 886. Chotzen 392. . Christot 662. Cohn, F., 35. 44-46. 57. 59. 61. 64. 119. 120. 123. 125. 388. 922. — Cohnheim 29. 30. 41. 269. 285. 313. 317. 342, 347. 383. 529-531. 533. 590. 730. Colomiatti 721. Columella 1. Cornet 619. 620. Cornevin 475-477. 483. 485. 487. 489. Cornil 230. 384. 389. 393. 555. 656. 659. 687-689. 712. Councilman 922. 927.930. Coze 388. Crooke 386. Crookshank 935. 936. Curschmann 445. 453 524. Cushing 299. 350. 504 Dähnhardt 391. Damsch 647. Danielssen 641. 656. Danilewsky 76. 922. Davaine 8. 427. 428. 443. 4%. 493. 49. Deichler 939. Demme 391. Deneke 776. 783-794. 808. Dieckerhoff 745. 747. Dirckinck-Holmfeld 319. 447. 450. Disse 684-686. 749. Dittrich 687-691. 693. — 94 — Doleris 349. Doutrelepont 682-684. Doyen 299. 360-363. 780. 195. 807. 812. Duboue 8356. Duclaux 64. 298. Duguet 541. Dunham 794. Dunin 298. 524. v. Dusch 59. Dyrmont 438. 800. Eberth 7. 236. 300. 331. 338. 344. 378-381. 505. 506. 523. 590. 747-749. Edington 385. 387. Ehrenberg 313. 736. Ehrlich 132. 139. 140. 142. 143. 377. 471. 509. 542. 543. 559. 643. 644. 655. 666. 782. 940. Eichhorst 392. Eichstedt 905. v. Eiselsberg 234. 297- 299. 360-362. 688-690. 717. Eisenberg 801. Eisenlohr 300. Emmerich 192. 234. 448. 511. Engelmann 64. Eppinger 393. 864. v. Ermengem 732. 780. 781. 783. 795. 801. 807. Ernst 298. 725. 748. Escherich 293. 298. 306. 713. 783. vw. Esmarch 801. Eve .685. Ewald, C. A., 203. 816. Falk 438. 548. 549. 638. Falkenheim 125. Fatichi 238. 250. 253. Fehleisen 223. 226. 229. 230. 274. Feiler 389. Feltz 388. Ferran 780. 834. Ferraresi 677. Feser 475. Fick, E., 724. Finkler 737. 776. 778. 783-791. Fischer, F., 549. 553. 635. 638. 776. Fischer, H., 548-550. Flemming 521. 561. Flügge 226. 239. 366. 39. 455. 460. 461. 470. 474. 475. 478. 491. 527. 599, 697. 700. 701. 717- 720. 747. 778. 779. 797. 830. 831. Foä 238.247-250. 860.862. v. Fodor 58. 93. 458. Fokker 428. Fol 191. 393. Forbes 395. 396. Forster 218. 799. Fortes 733. Fox, Hingston, 663. Frank 467. 838. Franke 722-726. 732. Fränkel, A., 7. 176. 223. 237-241: 243. 245-247. 249-251. 255. 258. 260. 263. 265. 271. 326. 350. 352. 366. 376. 385. 386. 524. 527. 568. 689.707. 708. 739. 740. 864. Fränkel, B.,' 298. 529. 530. 544. Fränkel, C., 226. 273. 293. 508. Fränkel, E., 300. 301. 307. 321. 327. 504-506. 512. 515-517. 524. 527. 528. 682. 722-726. 779. 787. 799. 800. 827. Franken 201. Frankland 802. Freire, Dom., 732. Fresenius 38. Freudenberg. 386. Friedländer 7. 80. 236- 244. 260. 264. 268. 316. 366. 367.376. 508. 523. 531-534. 565. 688-692. 864-866. Friedrich 466. v. Frisch 439. 688. 690. Frobenius 236. 244. Fürbringer 41. Fütterer 141. Gaffky 31. 174. 206.216. 367. 470. 471.489.491. 493-495. 506-509. 513. 515. 518-520. 527. 776. 800. Gamaleia 744. 745. 834. 835. Ganghofer 687. Garre 81. 290. 297-299, 302-305. 310. 389-391. 448, 568, _ Gärtner 217. 226. 295. 437 Geisler 189. Gerhardt 932. de Giacomi 141. 142. Gibert 912. Gifford 298. 460. Goethe 27. Goldschmidt 717. Golgi 922. 925-928. 933. 934. Goodsir 47. Gottstein 141. 542. 685. Gram 141. 142. 224. 245. 264. 273. 274. 280. 291. 305. 306. 338. 367. 373. 432. 509. 511. 666. 685. 689. 692. 713. 782. 878. 879. Grassi 76. Grawitz 24. 29-31. 35-37. 89, 90. 121. 122. 288. 289. 303. 304. 307-310. 313. 316. 317. 590. 745. 747. 862. 905. 906. 908. 913-915. 917. Greenfield 864. Grenacher 689. Groh& 28-30. 35. 36. Grube 392. Gruber 779. 781. 783. 802. 803. 839. Gruby 76. 905. Grünhagen 602. Gscheidlen 58. Guarnieri 140. 366. 615- 617. 620. 677.922 930. 933. Guillebeau 483. 489. Günther 236. 842. 878. Guttmann 299. 389. 390. 437. 642. 645. 656. 798. Häckel 91. Hadelich 291. Hafner 477. Hajek 270. Hallier 45. 662. 905. Hamonic 681. Hänsell, P., 532. Hansen 7. 641. 642. 646. 649. 653. 658. Harz 869. 874. 875. Haupt 634. Hauser 58. 128. 860-863. Haushalter 620. Hebra 687. 912. Heiberg 300. 350. Heller 301. Henle 2-4. Hepp 944. Heraeus 793. Hericourt 541. Hess 441. 451. 477. 483. 484. 489. Hesse, R., 469. 470. Hesse, W., 192. 469. 470. Heubner 386. 707. 711. v. Heukelem 591. Heydenreich 841. 843. 844. 846. 849. Heyn 296. Hildebrandt 455. 614. Hiller 58. 287. Hingston Fox 603. Hirsch, Aug., 660. 661. Hlava 393. 862. Hochsinger 382. 392. 681. 717. 719. Hochstetter 800. Hofia 280. 287. 297. 298. 463. 568. v. Hofmann 620. 696. 697. 699-702. Hohnfeldt 313. Homen 590. Hoppe-Seyler 287. Horner 721. Huber 319. 443. 447. 845. Hueppe 46. 47. 64. 126. 146. 148. 176. 187. 192. 288. 490-494. 502. 517. 737. 738. 779. 780. 783. 792. 797. 798. 809. 813. 815. 828. Ines 744. Israel, James, 869-871. 873. 874. 880. 884. 888. 889. Israel, O., 7. 662. 663. 875. 877. Iwanowsky 657. Jaboulay 278, Jadassohn 79. Jakowski 690. Jamieson 385. 387. Jani 636. Jenner 87. Jensen 474. 890. Johne 375-378. 630. 875. 878. 890 Jürgensen 236. 261. 265. Kaposi 687. 912, 918. 940. Kapper 883. Karg 616. Kartulis 374. 375. 727. 729. 937. 938. Kassowitz 392. 687. Kaufmann 31. 38. Keber 388, Kehrer 914. 915. Kiener 662. Kitasato 796-799. 800, 802. 803. 836. Kircher, Athan., 1. Kitt 433. 477. 483. 485- 487.489. 491. 493. 494. 497. 498. 502. 663. 666. 669. 676. Klamann 384. 691. 739. Klebs 7. 9. 10. 76. 79. 89. 162. 163. 189. 236. 265. 291. 300. 320. 335. 350. 352. 384.889. 393. 394. 427. 428. 505- 508. 535. 656. 662. 681. 695. 697. 698. 702. 703. 705-707. 709. 711. 712. 714-716. 735. 737. 741. 7142. 778. 781. 795. 813. 836. 845. 847. 861. 921. 922. Klein 385-387. 393. 394, 810. Klemperer 287. 288. 683. 914. 917. Köbner 382. 656. 683. 689. 912. Koch 6. 7. 9-12. 31. 68. 75. 76. 78. 80. 82. 83. 88. 95. 122. 132. 138. 141-144. 154. 155. 162- 164. 166. 170. 171. 174. 186. 187. 190. 192. 203, 209. 213. 216. 223. 229. 236. 260. 265. 311. 312. 355-359. 364. 365. 371. 374. 375. 389. 428. 438. 440. 441. 443. 444. 453. 458. 464-468. 478. 481. 482. 489. 494. 495. 505- 508. 535. 539. 540. 542. 543. 545-548. 551. 562. 577. 579. 603. 610. 644. 666. 667. 693. 726-728. 7137. 750. 751. 775-778. 180-783. 788. 795-798. 800-802. 805-812. 816. 820. 829-831. 836. 838. 840. 842. 843. 845. 905. 914. Kolesnikoff 745. Kolisko 392, Korn 616. Köster 222, 300. 324. 534. Koubassoff 461. Krannhals 35. Kranzfeld 297. 668. 676. 690. Kraske 298. Kraus, C., 796. 799. Krause 297. 274.275. 290, 293. 295. 297. 298. 307. 321. 324. Kreibohm 239. Kreis 274. Kretzschmar 443. Kröner 497. Kühne 653. 654. 657. 666. 782. 805. 813. 878. Kuisl 783. Kuliscioff 349. 350. Künstler 943. Kunz 296. 297. 493. 551. Kuschbert 721-723. Küssner 58. 579. de Lacerda 742. Lanceraux 300. Langenbeck 662. 871. Langhans 565. 570. 573- 575. 587-589. 626. 649, 651. 672. 748. 873. 874, 879. 888. Landouzi 629. 631. Lannelongue 631. Lassar 392. Lauth 250. Laveran 75.921.925. 927. Leber 31. 721-723. Lebert 945. Leeuwenhoek 1. Leistikow 274. 275. 277. Lemaistre 393. Lepidi-Chioti 517. 742. Lesage 738. Letzerich 384. 740. Leube 61. 299. Leuckart 6. 942. Lewis 76. 782. 783. 935. Leyden 236, 579. 626. 778. Leydig 395. 945. Liborius 64. 294. 470. 472.474. 475. 797. 800. Lichtheim 31. 33. 35. 38. 41. 874. 899. Lieberkühn 76. 711. 805. Liebig 4. 5. 12. Lindemann 943. Lindt 901. Lingart 684. Linne 1. Lister 65. 287. — 56 — v. d. Loeff 939. Löffler 7. 89. 139. 174. 187. 206. 216. 217. 274. 275. 352. 377. 386. 478. 483. 485. 497. 500. 509. 662-666 669. 670. 676. 677. 695-707. 709. 725. 741. 747. 782. 942. Lomer 350. Longgard 293. Löwenberg 384. 691. Löwenthal 834. 835. Lübbert 293-296. 303. 307. 308. 310. 321. 322. 324. 327. de Luca 392. Lucatello 527. Lugol 141. Lundström 274. Lustgarten 141. 142, 666. 681-685. Lustig 264. 265. 783. Lutz 540. 642-644. Lydtin 88. 483. 485, 486, 488. Maas 67. Maffucei 461. 628. Maier, R., 300. Maillot 948. Majocchi 383. Makara. 732. Malassez 380. 392. 748, Malet 620. 669. 679. Malmsten 90. en 380. 381. 686, Marchand, E., 570. 591. 931-933. Marino-Zucco 793. Marotta 389. Martha 300. 301. 739. Martin 629. Martineau 681. Matterstock 682-684. ‘ Meade Bolton 518. 796. 799. Meisels 524. Meissner 58. Melcher 645. 647. 653. 657. Mendelssohn 64. 617. Merke 437. 517. 630. Metschnikow 90-93. 102. 104. 113. 230-233. 263. 296. 550. Marchand, F, 453. 462. Marchiafava 7 IB: Fi 497. 716. 922. 925. 927. 281. 283. 284. 318. 320. 346. 347. 356. 357. 446. 447. 449-451. 481. 482. 564. 569. 628. 744. 745. 841. 845. 849-851. 922. 933. Meyer 506. 508. 514. Meyhofer 783. Michael 508. 518. Michel 371-374. Michelson, P, 388. 392. Mikuliez 328. 550. 551. 686-692. Miescher 944. Miller 66. 523. 776. 782. 808. Miquel 192. Mitschel Prudden 321. Mitrophanow 935. Morisani 461. 462. 717. Morpugo 798 799. Moers 518. Morse 38. 83. 84, 454. v. Mosetig-Moorhof 550. Mosso 922. . Motschutkowsky 845. Müller, E., 889. Müller, R. 31. 147. Müntz 61; | Muskatblüth 454, 456. Nägeli 24. 27. 28. 45. 59, 119. 120. 121. 570. Nasse 735. Naunyn 201. 867 Nauwerck 261. 551. 582. 590. 736. 907. Neelsen 543. 867. Neisser 7. 146. 152. 271. 273-277. 287. 371. 374. 570. 641-644. 646. 649. 650. 653. 656. 657. 659. 660. 696. 721-727. 748. 778. 798. 801. 940. 941. Nencki 47. 67. 463. 800. 836. Netter 239: 250. 261. 263. 299. 300. 301. 393. 709. 739. Neuhauss 516. 526. Neumann, E., 923. Neumann, H., 739. 740. 798. 867. Nicati 779. 783. 795. 798. 799. 801. 807. 813 Nicolaier 79. 366. +717. 720. Niemeyer 530. 812. 813. Nocard 546. 547. 668. 257. 325. Be RE rs Aue: „>: ... “ Kr a EL = Nolen 266. v. Nussbaum 227. Obermeier 7. 840. Ogata 742. Ogston 289. 290. 297. 311. 312. 315. 316. 358 360- 362. Ohlmüller 717. Orth 99. 222. 300. 307. 322. 350. 532, 581. 582. 602. 606. 607. Ortmann 343. 344. 645. 647. 653. 657. Osol 428. Paeini 655. 778. Paltauf 41. 383. 611. 688- 690. 864. 876. Pampoukis 483. 485. Pane 238. 255. 256. Panum 67. 360. Passet 226. 227. 239. 290. 293-295. 297. 298. 301. 321. 324. 327. 328. 503- 505. Pasteur 5. 10. 25. 59-61. 64. 87. 88. 122. 163. 350. 395. 428. 439-441. 464. 468. 470. 477. 485. 487-490. 492-495. 498- 500. 639. 834. 947. 948, . Pawlowsky 448. Payne 382. Peiper 527. 528. 717. 'Pekelharing 742. Pellizari 688. Penzoldt 705. Pernice 615. 617. 620. Perroneito 264. 721. Peterlein 264. v. Pettenkofer 86. 519. 520. 775. 822-833. Peyer 805. Pfeiffer, A ‚466. 517. 732. 782. 798. 805. 809. 828. Pfeiffer, L., 939-942, 944. 945. 948 Pfeiffer, W., 922. Pflüger 62. Philipowiez 461. 527.677. Piana 890. Picchini 383. Pick 591. 905. Pincus 388. Pipping 242. 268. Pitres 943. Be Plagge 217. 226. 295. 437. Platonow 384. 691. Plaut 645. 877. 913-916. Pohl 388. 794. Pollender 6. 427. Poels 265. 266. 502. Ponfick 595. 847. 869. 871. 880. 890. Pouchet 795. 813. Prazmowski 56. Prior 737. 776. 778. 783. 785. 786. 808. Pütz 707. (Jueirolo 262. Quincke 906. 907. 909. 911. Rabe 375-377. 866. Rainey 944. Raptschewski 780. 781. Raskina 668. Rättig 76. Rattone 717. Rayer 427. Reaumur 1. v. Recklinghausen 189. 523. Reher 516. 526. Reinhardt 579. Reinhold 743. de Renzi 255. Reymond 721. Rheiner 235. Ribbert 99. 100. 113. 142. 307. 318. 321-324. 337. 347. 448. 601. 710. 713. 714. 902-904. Richard 921. 925. Rieck 944. 945. Riedel 468. 512. 796. 799. Riehl 383, 610. 687. Rietsch 513. 779. 783. 795. 798. 799. 801. 807. 814. Rindfleisch 138. 382. 383. Ringeling 798. Rivolta 375-377. 393.741. Rodet 307. 321. 322. 327. Rosenbach, J., 79. 176, 226. 227.290. 292. 294. 297-299. 307. 312. 321. 327-330. 354. 355. 358, 360-362. 472. 568. 719. 720. 744. 866. 871. Rosenbach, O., 300. 320. Robin 913. Rosenberger 122, Rosenthal 665. 732. 733. Roser 883. Rossbach 836. Roszahegyi 662. Roth 388. Rotter 880. Roustan 300. Roux 441. 546. 547. 668. Rovsing 296. 551. Rühle 625. Ruijs 287. Rütimeyer 516. Sachs 612. Salisbury 2. 921. Salkowski 793. 794. Salmon 491. 497.500. 501. Salomonsen 205.287. 531. 533. 638. Salvioli 237. 250. 253. Samuel 813. Samuelson 579. Sand 474. Sangalli 462. Sänger 300.301. 307. 321. 327. 504. 505. 739. Santi-Sirena 615. 617.620. Sattler 298. 369. 370-372. 722. Schäffer, R., 579. 740. Schede 296. Scheltema 313. 316. 317. 590. 591. Scheurlen 287. 731-733. 862. Schiavuzzi 715. 716. Schiefferdecker 149. Schiff. 382. Schill 548-550. 638. Schimmelbusch 749. Schleich 722. Schlösing 61. 190. Schmidt, Alex, 287. Schmiedeberg 67. Schmiedecke 687. Schönlein 905. Schottelius 88. 483-486. 488. 743. 802. 803. 828. . 838. 839. Schou 269. 739. 740. Schreiber 616. 723. 726. Schröder 59. v. ker 540. 541, 780. Schröter 169. 170, Schuchardt 638. Schüller 532. 535. Schulz, R., 722. 723. Schulze, F', 5. 9, Schüppel 534. 588-590. Schütz 7. 38. 39. 88. 264. 265. 478. 485. 488. 491. 622. 663. 666. 670. “ Schwann 3. 59. v. Sehlen 192. 392. 716. 922. : Seifert 384. Seitz 506. 508. 512. 513. 517. 524. 527. Selmi 67. Semmer 394. 745. Senftleben 590. Senger 300. 523. 732. Shakespeare 720. Shattok 732. Siebenmann 32. 41. Siedamgrotzky 466. Sigel 540. 583. Simmonds 298. 506. 512. 516. 517. 524. 527. 528. Simon 388. de Simone 226. 233. 795. Sinnety 277. Sirotinin 597. Smith 492. 493. 496. Soltmann 891. Soyka 86. 431. 433, 464. 828. Spallanzani 59. 466. 477. Sperk 477. Spillmann 620. Strassmann 622. Strauss 287. 461. 462. Strebel 477. Strümpell 944. Stumpf 914. Suchanka 477. Sudakewitsch 645. 655. 657. Sussdorf 265. Taguchi 684-686. 749. Talamon 237, Tavel 682. 683. Tayon 528. Tenhold 948. Terillon 550. Thaon 268. 352. 353. Thin 392. 656. N Thomas 477. Thost 384. 691. Tiegel 9. 427. v. Tieghem 53. 54. 61. 66. 72 Tilanus 297. 299. 354. 475. 476. 504. Tizzoni 795. 807. 812. de Toma 548. 615. 620. Tomkins 738. Tommasi-Crudeli 79. 715. 716. 921. 922. Toussaint 88. 152. 439. 441. 535. Touton 653. 656. Trambusti 461. Traube 58. Tricomi 743. Trousseau 631. Tyndall 174. Ullmann 873. Unna 152. 540. 542. 642- 644. 653. 654. 656. 657. Unverricht 944. Varro 1; Verneuil 550. 551. di Vestea 839. Vignal 380. 748. Vilchour 508. 517. Villemin 528-531. Villiers 813. Vincenzi 809. 815. Virchow 6. 108. 229. 300. 313. 443. 530. 579. 580. 588-591. Voigt 389. Völsch 454. 493. 496. 540. 548. Vossius 374. 647. Wagner, E., 28. 83. 443. 452. 515. 565. 580. 589, 590. 916. 944. Wagner, P., 100. 300. Waldenburg 529. 530. Waldeyer 350. Watson Cheyne 533. 751. 152. 783. 862. Weeks 724. 727. 728. Weibel 783. | Weichselbaum 237. 238. 242. 245-253. 256-260. 263. 271. 299. 300. 307. 321. 324. 325. 385. 663. 664. 666. 668. 677. 866. Weigert 140. 147. 149. 285. 316. 338. 339. 347. 348. 350. 391. 458. 459. 556. 569. 574. 575. 577. 588. 595-600. 636. 644. 651. 681. 682. 794. 842. 877. 878. Weisser 511. 809. 838. Wesener 553. 602. 624. 645. 648. Widal 527. 711-714. Widmark 298. Wigand, A., 59. 60. Winkler 742. v. Wittich 76. 733. 936. Wolff, M., 381. 461. Wolffberg 90. Wolffhügel 209, 468. 512. 796. 798. Wolfowiez 527. Wolkowitsch 687. 689. Wyssokowitsch 58. 93. 99. 100. 104. 300. 307. 320- 322. 334. 335. 458. 460. 461. 527. 598. Zahn 58. 331. 338, Zeiss 778. v. Zeissl 683. Zemann 889. Zenker 6. 28. 40. 916. 917. Ziegler 230. 269. 382. 443, 446. 591. 650. 711. 712. Ziehl 509. 867. Zopf 45. 47. 49. 75. 123. 125. 129. 540. 860. 867. 874. Zürn 662. Zweifel 58. Sach-Register. Abbe’s Beleuchtungsapparat 153. 155. 156. Abscesse, actinomykotische 880. “ — u. Eiterungen in inneren Organen, 'experimentelle Erzeugung 324. Abschwächung, künstliche, d. Hühner- cholerabacillen 87. —, d. Hundswuth-Virus 87. 88. —, d. pathog. Mikroorganismen 87. —, d. Milzbrandbacillen 87. —, d. Rauschbrandbacillen 88. 89. —, d. Schweine - Rothlaufbaecillen 7 KA En n "> EEE u Absterben d. Mikroorganismen i. Kör- per 105. — v. Mikroorganismen - Generationen — pathog. Mikroorganismen im leb. Thierkörper 105. Be nat d. Pferde, Bacillus der Acrasieen 72. 73. Actinomyces 869. —, Aehnlichkeit m. d. Leptothrix buc- calis 873. | —, Invasion mittels inficirter Getreide- oder Holztheilchen 890. 891. —, Literaturverzeichniss 89 '—, Morphologie 872. —, tinetorielles Verhalten 877. —, ectogenes Vorkommen a. vegetabi- lischen Substraten 890. —, pathog. Wirkung 879. —, künstl. Züchtung 875. —, erste Beobachtungen über mensch- liche 870. Actinomykose d. Bronchien 884. — d. Darms 886. —-, Diagnostisches 888. — .d. Gehirns 889. — d. äuss. Haut 889. — d. Kopf- u. Halsgegend 882, — d. Leber 888. — d. Lungen 884. Actinomykose d. Oesophagus 889. d. Tuben 889. -—, Uebertragung 890. — d. Zunge 8%. Actinomykotische Heerde, Histologie 880. — Infeetion, Quellen 890. -— .—, Eingangspforten 882. Aerobien 64. Agar-Agar 166. —, Herstellung 174. Aegyptische Augenentzündungen 371. Algen, mikroskop., als Träger d. Wech- selfiebermiasmas 2. Alkohol als Antisepticum u. Desinf. 214. Allylalkohol als Antisepticum u. Desinf. 213. | Alveolar-Tuberkel d. Lunge 577. Amöben bei Dysenterie 937. — b. d. Pockenprocessen 939. Anaörobien 64. Angina Ludowici 883. Anilinfarben 1355. Ansteckungsmodus 80. Antiseptica 209. 212. Antrocknungsmethode (Unna) 152. Aphelidium deformans 75. Area Celsi, Kokkenbefunde bei, 392. Arsenigsaures Kali als Antisepticum 215. Arsenik, desinficirende Wirkung, 215. Arthro-Bacterium 46. Asci bei Schimmelpilzen 22. — — Sprosspilzen 23. Ascokokkus Billrothii 376. Ascosporen 22. Aspergillus flavescens 32. 41. fumigatus 32. 41. —, specielles pathog, Verhalten 89. —, Vorkommen s. Sporeni. Brote 35. —, Wachsthumsenergie 35. glaucus 17, 31. niger 31. —, Verwesungs- u, Gährungserre- ger 25. Er — Aspergillusheerde der Nieren, Histolo- gie 898. Aspergillusmykose 111. —, Allgemeines 27. 38. 40. 41. Aetherische Oele als Antiseptica 213. Augenkammer, vordere, als Reincultur- apparat 199. 200. Bacillen 127. 128. — d. malignen Oedems 468. — — —, freies Vorkommen 78. — d. Schweinerothlaufs, freies Vor- kommen 79. — — u. d. Mäuseseptikämie 478. Bacilli capsulati, neue 865. Bacillus alvei 751. 752. Amylobacter 46. 56. 61. cavicida 809. coli communis, Escherich’s 713. d. Darmdiphtherie d. Kaninchens (Ribbert) 713. 714. epidermidis 732. Malariae 715. Megaterium 56. pseudopneumonicus 239. pyogenes foetidus 301. 503. — -—-, morpholog. u. culturelle Merkmale 505. Scarlatinae (Jamieson u. Edington) 387. 388. ° — sputigenus crassus. 239. Bacterien, aörobe u. anaörobe 64. —, Allgemeines 44. —, Bewegungsfähigkeit 53. —, spontane Bildung 60. —, Classification 126. —, Eintheilung 45-47. —, Erreger der Gährung 26. —, Farbstoffe der, 46. 61. — -Färbung 134. — —, Anwendung v. Säuren b. ders. 141. 142. — —, differentialdiagnostische 143. — —, Differentialdiagnose d. Bact. v. Kerndedritus u. Mastzellen-Kör- nungen 140. — —, Einbettung d. Schnittmaterials zur, 149. — —., Einklemmung d. Schnittmate- rials zur, 149. — —, Entfärbungsmittel bei 137. —_ F een 147. — —, Erhöhung d. Färbungsenergie d. Anilinfarbstoffe 138. — -—, Härtung d. Gewebe z., i. Al- kohol 148. — —, Härtung d. Gewebe z., i. Mül- ler’scher- oder Pikrinsäure-Lö- sung 147. 148. Mer San | Bacterien, Kerndetritus, isolirte 140, — —, —, Anwendung v. Salzlösung Zwecks ders. 141. — ——, —, Gram’sche Methode 141. — —, —, Nachfärbung b. ders. 142. — — ji. Schnittpräparaten 150. * -— — —, Aufhellungsmethode 151. _ — — —, Unna’sche Antrocknungs- methode 152. 153. — —, Schnittverfahren f. d., 148. 149. — -—, Ueberfärbung bei 137. — —, Zeitdauer 136. — —, Zusatz v. Alkalien z. d. Farb- lösungen 138. als Fäulnisserreger 59. Fermentbildung durch 62. die verschiedenen Formen 47. Formconstanz 120. 125. Fortpflanzung 53. Gallertmembranen 49. Gelatine, verflüssigende u. nicht verflüssigende 180. Gruppirungen 49. Hemmungsvorrichtungen d. unbe- schränkten Vermehrung 57. —, Involutionsformen 125. — d. Koch-Gaffky’schen Kaninchen- septikämie 489. ‚ monomorphe 45. 47. 124. 127. 128. , parasit. u. saprophyt. 65. 66. ,‚ pathog., Allgemeines 66. ‚—, freies Vorkommen 78. ‚ pleomorphe 45. 47. 124. 125. 128. 129 | »-» we ww 02 0 ,w = ww - —, Vegetation b. Krankheiten, Frage nach der pathogenen Bedeutung ders. 7. 8. ‚ Vermehrungsfähigkeit 57. Vorliebe ders. f. bestimmte Thier- species 68. —, Wachsthumsbedingungen 62. Bacterienseptikämie (Davaine) 490. Bacterienzelle 46. -——, chem. Bestandtheile 46 —, Membran 46. 47. Bacterioskopie 153. Bacterium photometricum 64. Bacteriurie 743. Basidien bei Penieillium glauc. 16. Beggiatoa 46. 129. — alba 45. Beleuchtungsapparat (Abbe) 153. _ Benzoösäure als Antisepticum u. Desinf. 214. Benzoösaures Natron als Antisepticum u. Desinf. 214. Beriberi, Bacillenbefunde bei 742. 743. Biologie d. Recurrensspirochäte 842. Blausäure als Antisepticum 215. Blut- und Gewebs-Parasiten 221. 222. — Hl — Blutserum, coagulirtes 166. —, —, Herstellung 185. — -Culturen 187. — -Sterilisationsapparat 186. Boden-Theorie d. Cholera 825. Borax als Antisepticum u. Desinf. 214. Borsäure als — — 214, Botrytis Bassiana 26. — cinerea 26. Bouillon, Nährboden f. Bacterienzüch- tungen 163. 170. Brand d. Getreides 26. Brom, desinficirende Wirkung 213. Bronchopneumonie, Invasionsmodus d. pathog. Mikrobien 267. —, Staphylokokkus u. Streptokokkus pyogenes als Erreger der 268. ame, Nährboden £. a Buttersäure-Gährung 61. Carbol, desinfieirende u. antisept. Wir- kung 213. 217. Carbolöl, — — — 214. Careinom, parasitäre Hypothese 729. Carcinombacillus 729. —, ätiolog. Bedeutung 732. 733. “ —, Historisches 731. 732. Careinomparasiten, Forbes’ 733. Chinin als Antisepticum u. Desinf. 214. 219. Chionyphe Carteri 41, Chlor, desinficirende Wirkung 213. Chlorealeium als Antisepticum u. Des- "Chlornatrium — — — 214. Chloroform — — — 214. Chlorsaures Kali — — — 214. Chlorzink, desinficirende u. antisept. Wirkung 215. Cholera, Abhängigkeit ders. v. d. örtl. u. zeitl. Disposition 825. —, Boden-Theorie ders. 825. —, Diagnose 837. . —, Epidemiologie 824. —, rien Prädisposition f. dies. — d. Versuchsthiere 806. Cholerabacillen, freies Vorkommen 78. Cholerabacterien, speecif.-pathog. Be- deutung ders. 775. 776. —, Differenzirung v. anderen Spirillen- arten 782 —; Experimente am Menschen 810. =, Historisches 7. 775. —, Involutionsformen 780. 781. —, Literatur 853. —, ceulturelle Merkmale 782. —, Morphologie 777. —, Sporenbildung bei den 779. Cholerabacterien, Stoffwechselproducte 793. —, Tenacität 797. % —, Uebertragung .durch inficirte Nah- rungsmittel 818. —, Uebertragung durch inficirtes Trink- und Brauch-Wasser 820. —, Uebertragungswege 817. x a tinctorielles Verhalten 782. —, Verhältniss z. Cholerakrankheit 803. —, Wachsthumsbedingungen 796. Cholera-Infection, Bedingungen 814. — -Prozess, Pathogenese 811. — -Phyton 2. — :-Prophylaxis 833. — -Roth 794. —, Schutzimpfung gegen 834. — -Spirochäte 775. — -Therapie 836. — -Toxine 79. Choleraimmune Orte 825. Cholerine, Bacillenbefund bei 737. 738. Chorea St. Viti, Cladothricheen bei 867. Chromsäure, antisept. u. desinficirende Wirkung 215. Cilien der Boctarlert 53. Cladothricheen 129. —, Allgemeines 47. — bei Chorea St. Viti 867. Cladothrix canis 867. — dichotoma 45. Clostridiumarten 128. Coccidien 942. Collidin 67. Columella 19. Conidien bei Penicillium glauc. 17. Conjunctivitisbacillen 726. Contagium vivum, historische Entwick- lung d. Theorie v. 1. Copulationszellen b. d. Mucorineen 21. Cornalia’sche Körperchen 946. Crenothrix 129. — Ruhniana 45. Croupöse Pneumonie durch Typhus- bacillen 515. Culturen i. mikroskop. Glaskammern 189. — ji. hängenden Tropfen 188. Cylindrotaenium cholerae asiaticae 2. Oystopus candidus 97. Dampfsterilisationscylinder 174. 175. Darm-Actinomykose 886. — -Milzbrand 452. — -Spirillen van Ermengem’s 783. — — Eischerich’s 783. Dauerpräparate pathogener Mikroorga- nismen 136. Deckglastrockenpräparate 132. 133. — 92 — Decocte von Mist, Heu, Früchten etc. als Nährböden 189. Dermatomykosen, Specielles 905. Desinfection, Allgemeines 65. 209. — durch hohe Temperaturgrade 215. — -Mittel, Prüfung auf ihre Wirksam- keit 209. — -Stoffe, Wirkung a. d. Tubelkel- bacillen 549. — -Versuche mit gasförmigen Mitteln 211. 212. Desinficientia 209. 212. Diagnose der Cholera 837. Diarrhoe, infectiöse grüne, Bacillen- befunde 738. 739. Digestionstract-Tuberkulose 622. ri Kokkenbefunde 347. 383. —, Streptokokkus pyog. als Erreger der 708. 7 E — een durch Flagellaten bedingt Diphtheriebacillen 694. 699. —, ätiolog. Bedeutung _702. —, Differenzirung des, v. Pseudodiph- theriebacillen 701. —, culturelle Eigenschaften 697. —, Sporenbildung 696. —, pathog. Verhalten 697. —, tinctorielles Verhalten 696. 697. Diphtheriebacillus, Klebs-Löffler’scher, Morphologie 695. 696. Diplokokken 127. Diplokokkus Koryzae 384, Dysenterie-Amöben 937. Dysenteriebacillen 710. . Dysen teriebacillus von Chantemesse u. Wijidal 712. — Kebs’ 711. 712. — Ziegler’s 711. 712. Ehrlich’sche Farblösung 139. Einathmung, Infecetion durch 84. Eingangspforten d. actinomykot. In- fection 882. Eintheilung der Bacterien 45. Eisensalze, Bestandtheil d. Bacterien- zellhaut 47. Eiterkokken d. Kaninchen 310. 311. Eiterung, Allgemeines 285. —, Aetiologie 287. —, — b. Milzbrand 444. —, — b. Tuberkulose 568. —, Quelle d. Eiterkörperchen 316. — b. d. typh. Geschwürsbildung 523. —, histolog. Vorgänge b. d. typ. Binde- gewebs- 311. —, Spontanheilung bei 318. —, Terpentin, Gewebszellenwucherung bei 316. 317. Ekzema marginatum 912, Elektrieität, Einfluss a. d. Bacterien- wachsthum 64. ROLAND Arabum, Bacillenbefund Empfänglichkeit der verschiedenen Le- bensalter f. Infeetionskrankheit 95. Br ae progressives gangränöses Empusa Muscae 27. — —, Specielles 918. Endocarditis, acute, experimentelle Er- zeugung 320. — -Bacillen, Netter-Martha’sche 739. -——, Mikroorganismen als Erreger der 299. 320. 337. — verrucosa, Bacillenbefunde bei 739. Endothelzellen, Beziehungen der, z. d. parasit. Mikroorg. 105. 109. Enteritis, Bacillenbefunde bei 737. Entnahme v. Blut a. d. Ader lebender Menschen 205. — v. Höhlenflüssigkeiten, Gewebssaft R lebender Menschen — v. Infectionsmaterial a. Leichen 206. — d. Infectionsmaterials a. d. infieirten Thierkörper, Vorsichtsmaassregeln bei 203. Entzündliche Proliferation der fixen Gewebszellen 590. Entzündungen, acute, Aetiologie 286. — b. Bacteriomykosen 107, 112. 222. ‘* Epidemiologie der Cholera 824. Epitheliom, ansteckendes, d. Vögel 940. Erysipel, Erklärung d. Heilung 231. Erysipelas, Entstehung durch ver- schiedene Mikrobien 235. — durch Typhusbaeillen 515. Erysipelatöser Process b. Kaninchen, Bacillus des 750. Erysipelkokken 223. | —, Absterben vom invadirten Gewebe 230. — ji. Blute 233. 234. —, Culturverhalten 224. —, Differenzirung v. Streptokokk. pyo- genes 226. —, pathog. Eigenschaften 227. —, Einwirkung von Fiebertemperatur a. d. 233. | | —, Färbungsverfahren 224. -——, Historisches 223. —, Infectionsmodus 234. —, Infectionsprocess 231. —, Localisation i. d. erysipelatösen Haut 229. —, Morphologie 223. 224. —, Verhalten z. Desinfectionsstoffen 228. | —, Vorkommen%234, j en a$) I ua ner an —: ve TIERE WITN — 9658 — Erysipelkokken, Wahrscheinlichkeit d. saprophyt. Natur 235. —, Wucherung d. Bindegewebszellen i. d. v. d. invadirten Gewebe 230. Erysipelübertragung, intrauterine 234. * Erythrasma 912. Essigmutter 60. Essigsäure als Antisepticum u. Desinf. 214 _ -Gährung 60. Eucalyptol als Antisepticum u. Desinf. 214. Fadenpilze, Allgemeines 16. Faecesbacillus Brieger’s 713. Farbstoffe der Bacterien 46. 61. ni der Bienen, Bacillus der 751. 752. — -Bacterien, Wachsthumsverhältnisse der, im lebenden Gewebe 58. —, Eiweissspaltung durch 59. — -Erreger 26. — u. Gährung durch pflanzliche Mikro- organismen erregt 5. — -Toxine b. d. Septikämie 363. Favus, Allgemeines 27. Favuspilze, culturelles Verhalten 907. —, morpholog. Verhalten 908. —, pathog. Verhalten 910. — , Specielles 907. Febris intermittens comatosa 931. — quartana 925. — quotidiana 926. — tertiana 925. Fermente, durch Bacterien erzeugte 62. Feuchte Kammer 179. Fieber b. Infectionskrankheiten, Er- klärung 109. Fiebertemperatur, Heilwirkung der, auf den erysipelatösen Process 233. Filtration, Aenderung der Zusammen- setzung von Lösungen durch 9. Finger-Erysipeloid 866. Flagellaten, Allgemeines 75. 76. — -Diphtherie der Vögel 941. Fleckenkrankheit d. Seidenraupen 948. Fleischbrei, Nährboden für Massen- eulturen 170. Berenaln als flüssiges Culturmedium Fortpflanzung d. Bacterien 53. Frettchenseuche, Bacillus 749. 750. Fruchtträger d. Schimmelpilze 16. Fütterungs-Infection b. Pebrine 948. Gährung, 25. 60. 67. —, alkoholische 24, — -Erreger 26. Gährung-Fermente, als Analoga organi- sirter Krankheitserreger 3. Gallertmembranen der Bacterien 49. kin 77 senilis, Bacillenbefunde 743. 744. Gastritis, Bacillenbefunde 735. 736. Gattine der Seidenraupen 39. Gefässe, Beziehung ders. z. Immunität “u. Prädisposit. einzelner Gewebe 98:99. Gehirn-Actinomykose 889. Geisselformen der Malaria-Plasmodien 924. 927. Geisselmonaden i. Hamsterblute 936. — d. Rattenblutes 935. Gelbes Fieber, Kokkenbefunde 393. Gemmen der Mucorarten als Ursache d. alkohol. Gährung 24. 25. — b. Schimmelpilzen 23. Genital-Tuberkulose 626. Gewebsnekrose, progressive, d. Mäuse 358. 359. Glycerin als Antisepticum u. Desinf. 214. Gonorrhoekokken 102. 271. —, Historisches 271. —, tinctorielle Eigenschaften 272. 273. —, Erklärung d. Localisation des durch ' dens. hervorgerufenen Krankheits- process 281. —, Localisation i. gonorrhoischen Eiter 273. 274. —, Mischinfection durch den, u. pyo- gene Mikrobien 280. —, Morphologie 271. 272. —, pathogene Eigenschaften des 277. —, Propagation i. inficirten Schleim- hautgewebe 277. —, culturelles Verhalten 274. Gonorrhoe-Mikrokokken, Historisches”. Gram’sche Färbungsmethode b. Frän- kel - Weichselbaum’s Pneumonie- kokken 245. — — bei Friedländer’s Pneumonie- mikrokokkus 241. — .— b. Gonorrhoekokken 273. — — b. Staphylokokkus pyogenes aureus 291. — — d. Typhusbacillen 509. — Methode der Bacterienfärbung 141. Granuloma fungoides, Kokkenbefunde 382. 383. Gregarinose 942. Grundwassertheorie b. Typhus abdo- minalis 519. Grüner Kolbenschimmel 17. — Pinselschimmel 16. Halbmondformen der Malaria - Plas- modien 927. Hämatomonaden d. Karpfenblutes: 936, — 964 — Hämatozoön d. Surra 935. Haemophilia neonatorum, Kokkenbe- funde 393. Harnstoffgährung 61. Hautactinomykose 889. Hautmilzbrand 442. Haut- und Schleimhaut-Affectionen d. Menschen, einzelne, durch Para- siten bedingt, Historisches 6. 27. Hauttuberkulose 611. Hefe 24. Heilung der Gonorrhoe 282. — d. Malaria 932. ° Heilungsmechanismus d. Recurrens 849. Herpes circinatus 912. er — squamosus 912. — tonsurans, Allgemeines 27. — — -Pilz, culturelles Verhalten 907. — — —, morpholog. Verhalten 908. — — — pathog. Verhalten 911. — — — Specielles 907. — vesiculosus 912. Heuaufgussspirochäten Weibel’s 783. Heubacillen 53. 56. —-, Historisches 30. Heusarcine 125. Histogenese d. typhösen Infiltrate 521. — d. Tuberkulose 555. Histologische Identität d. verkäsenden Miliartuberkels u. d. verkäsenden Lobulär- u. Lobär-Pneumonie 579. 580. Hodgkin’sche Krankheit, Kokkenbefund ‘ 383. Hühnercholera, Bacterien 490. — -Bacillen 103. —, Infeetionsmodus 499. —, Krankheitsbild 497. —-, Sopor bei 498. 499. Hüttenrauch-Pneumonie b. Rinde 617. Hyphomyceten u. Sprosspilze, pathog , Specielles 8%. Ichthyol als Desinfectionsmittel gegen d. Erysipelkokkus 227. Identität d. Bacillus d. Septikaemia haemorrhagica mit dem Frettchen- seuchebacillus 749. — d. Carcinombacillus m. d. Lepto- thrix s. Bacillus epidermis 732. — d. Diphtherie- u. Pseudodiphtherie- bacillen 701. 702. | — d. Erysipelkokkus u. d. Strepto- kokkus pyogenes 227. — d. Kaninchenseptikämie-, Geflügel- cholera-, Schweineseuche-, d. Wild- u. Rinderseuche-Bacterien 502. 503. — d. Pseudotuberkulose d. Kaninchens ni Tuberculose zoogleique 748, Identität d. Schweinerothlauf- und Mäuseseptikämie-Bacterien 478. — d. Streptokokkus pyogenes u. des Kokkus der progressiven Gewebs- nekrose d. Mäuse 358. 359. Immersion, homogene 153. 155. 156. Immunität 93. — einzelner Gewebe 98. —,.künstliche 87. Impetigo contagiosa 912. Impfung, cutane, Technik 198. —, subcutane, Technik 199. Impfversuche, erste, als Beweismoment ‚; d. Contagium vivum 8. — nm. filtrirten, infectiösen Flüssig- keiten 9. — m. stark verdünnten, infectiösen Flüssigkeiten 8. 9. _ A Prädisposition für Cholera Indol als Antisepticum u. Desinf. 214. Infection, Allgemeines 78. —, Ansteckungsgefahr 85. —, conceptionelle sive germinative 102. — durch flüchtige u. fixe Contagien 80. .— durch Einathmung 84. —, germinative bei Pebrine 947. —, intrauterine sive placentare 102. —, locale u. allgemeine 100. Infectionskrankheiten, Allgemeines 2. —, Heilung von 112, Infectionsmethode, Ausführung 196. — v. Digestionstractus aus 202. — mittels Einbringung d. Infections- stoffs i. d. vordere Augenkammer 199. 200. | — cutaner mp 198.2. 8 — subcutaner Impfung 199, — Inhalation 202. — Injection i. d. Blutbahn 201. - — Trachealinjection 201. -Nachtheile gegenüber der künstl. Culturmethode 19. 123, 193. en d. Recurrensspirochäte Infectionsorganismen, endogene und ectogene 79. 80. Infectionsstoff, rein chemischer, An- nahme e. solchen gänzlich hypo- thetisch 13. —, gelöster, Unmöglichkeit d. Anwesen- heit e. solchen i. e. Impfstoff aus- 3 zuschliessen 10. 12. Infectionsvorgänge, unmittelbare mikro- skopische Beobachtung 13. Influenza, Kokkenbefund 384. ‘ Inhalation zerstäubter bacterienhalt. Flüssigkeit, Technik 202. Vorzüge v. d. künstl. Culturmethode en Zn ann) Na 2 —_ 965. — Inhalationsmilzbrand 453. Inhalationstuberkulose 613. Injection bacterienhalt. Flüssigkeit i.d. Blutbahn, Technik 201. — — — i. d. Trachea 201. Isolirung v. Bacterien n. d. Koch’schen Verfahren 164. _ — — I RER RER Verfahren 163. —, methodische, v. Bacterien durch d. Reinculturverfahren 163. Jequirity-Entzündung 286. 287. Jod, desinficirende Wirkung 213. Jodoform, antituberkulöse Wirkung 550. —. Unwirksamkeit gegenüber parasit. Mikroorgan. 295. 236. Kahmhaut 24. 60. ; Kalimethode z. mikrosk. Nachweis v. Bacterien 145. 146. 154. ganptar als Antisepticum u. Desinf. 214. Kaninchenseptikämie-Bacillen 86. 103. - — -Krankheitsbild 495. 496. Kapselbacillen, neue 865. Kartoffeleulturen 187. 188. Kartoffelkrankheit 26. Kartoffeln, gekochte, a. Nährboden f, Bacterienzüchtungen 170. Kefirbacillus 50. 60. Keratomycosis aspergillina 39. Keuchhusten, Bacillenbefunde 734. 735. —, Kokkenbefunde 384. —, Protozoön 939. Kokken 127. —, Allgemeines 47. — 24. Erreger epidem. Erkrankungen v. Insecten 394. — d. jaundice 395. 396. — d. Krankheit d. Graupapageien 381. E= Ed Mrko-Doment d. Pferde (Johne) 375. — — — —, morpholog. Verhalten | 376. — — — —, tinctor. u. cultur. Ver- halten 377. — .— — —, patholog. Vorkommen d. 375. 3 —_— pathogene Wirkung 377. —, pathog., entzündl. Gewebsstörungen durch 222. 223. — d. progressiven Abscessbildung b. Kaninchen 355. 356. m; ut ie EERDaMeRS0e d. Mäuse 358. Er Re Granulombildung (Manfredi) — _— .— der Thiere 380, 381. Kokken d. Pseudotuberkulose des Meer- schweinchens 378# 379. — d. Pyämie bei Kaninchen 357. 358. — d. Sputumseptikämie 366. Kokkothrix 644. Kommabacillus d. Cholera asiatica 775. — Deneke’s 783. 785. —, Finkler-Prior’scher 783. 785.- — Miller’s 782. 783. Larynxgeschwüre b. Typhus abdomi- nalis 515. ki Leberactinomykose 888. Leberatrophie, acute gelbe, Kokken- befunde 393. Lebertuberkulose 585. ‚Leichentuberkel 611. Leprabacillen 641. —, specif.-pathog. Bedeutung 647. —, tinetor. Eigenschaften 645. —, , Historisches 7. ai Infectionsmodus 82. —, Lage 652 —, Morphologie 641. —, Sporenbildung 643. —, Uebertragungsmodi ders. 659. —, Verbreitung i. inficirten Menschen- körper 655. —, culturelles Verhalten 646. 647. SEE: histolog, Structur Leptothricheen 129. —, Allgemeines 47. Leptothrix 129. — buccalis 66. Leukonostoc 49. 61. Licht, Einfluss a. d. Bacterienwachs- thum 64. 65. Literatur ü. Cholerabacterien 853. — ae pleomorphe Bacterien — ü. d. Recurrensspirochäte 859. Luftmycel b. Mucor stolonif. 19, Lungenactinomykose 884. Lungenseuche d. Rinder 265. 266. Lungentuberkulose 577. 622. Lupus, hämatog. Ursprung 612. Lymphdrüsentuberkulose 575. Lyssa, Kokkenbefunde 393. Madurafuss 41. Malaria, Allgemeines 72. 75. -Bacillen, freies Vorkommen 79, -Coma 931. ‚ Verhalten d. Gehirns 931. ‚ Heilung 932. -Infection, Wege ders. 932. ‚ Verhalten d. Knochenmarks u. d, Leber 930. — -Milz 929, RBERRE — .%6 — Malaria, Verhalten d. Nieren 931. —, Rolle d. Phagocyten 933. — -Plasmodien, ätiol. Bedeutung 928. —— Beziehung z. d. Fieberanfällen 925. — —, Geisselformen 924. 927. — —, Halbmondformen 927. — —-, Historisches 7. — -—-, morpholog. Verhalten 922. — —, Specielles 921. Masern, Kokkenbefunde 384. 385. Maul- und Klauen-Seuche der Schafe, Kokkenbefund 393. 394. Mäuseseptikämiebacillen 93. ?-, culturelles Verhalten 479. 480. — , Immunität gegen 482. 483. —, Morphologie 478. 479. —, tinctor. Verhalten 479. —, freies Vorkommen 78. —, pathog. Wirkung 480. Meningitis, genuine eitrige, Bacillen- befund 740. Merismopedia sive Merista, Allgem. 47. Metallverbindungen als Antiseptica u. Desinf. 214. — durch d. pyogenen Mikroorg. 330. Metastatische Abscesse, Entstehungs- modus u. Histologie 334. — Endocarditis, Entstehungsmodus u. Histologie 337. — Nierenabscesse, Entstehungsmodus u. Histologie 339. Methylenblaulösung , Koch 138. Mischinfection v. Actinomyces u. pyog. Organismen 880. Mikrobion des Finger-Erysipeloids 866. — der Vaguspneumonie 739. 740. Mikrokokken 127. Mikrokokkus bombyeis 395. — botryogenus 376. — pyogenes tenuis 354. 355. — tetragenus 367. 368. Mikroorganismen, Mutabilität 119. —, parasit., Absterben i. Organismus 105. —, —, Erklärung d. pathog. Wirkung 106. alkalische nach Er —, —, mechan. Schädigung d. Gewebes durch 106. —, —, Stoffentziehung durch 106. 107. ae Dee | ie je i. Gewebe durch —, pathog., Erklärung d. erfolglosen Nachweisversuche ders. i. d. Luft 192. 193. —, —, mikroskop. Nachweis i, Wasser u. Boden 153. m, ra in Flüssigkeiten 131. Mikroorganismen, pathog., Nachweis ders. 131. —, —, — i. d. Luft 19. —, —, — ders. i. Wasser u. Boden 190. Mikroskop. Nachweis von pathogenen Mikroorg. 131. — — — —, Entfettung 134. 145.154. Mikrosporidien d. Pebrine 945. Milch als Nährboden 189. - E— nn Vehikel d. tuberkul. Infection Milchsäuregährung 60. Milchschimmel 22. pen von Palermo, Bacillenbefunde Milzbrand, Aetiologie d. Eiterung 444. —, Bedeutung d. Exeision des Primär- heerdes 445. 446. —, primärer Darm- 452. —, re Einfluss d. Eiterung‘ 447. — —d. Fiebörteinpeiikis 448. Epidemiologie 464. experimenteller 453. — Fütterungs- 458. — Impf- 456. Heilungsmodus 445. Historisches 6. primärer Haut- 442. Inhalations- 453. 454. durch Injection i. d. Glaskörper erzeugter 460. —, — — id. vordere Augenkammer ‚erzeugter 459. —, durch intraven. Injection erzeugter 458. 459. —, metastatische Heerde 445. —, Schutzimpfung gegen 439. —, Verschied. Verhalten d. Thiere gegen Impf- u. Fütterungs- 454. Milzbrandbacillen 53. 56. 86. 103. 427. —, EN a..d. infieirten FE 60 BEER ul “ Ss _ “ —, Beweis i. pathog. Bedeutung. 9. - —, Historisches 427. 428. —, Infectionsmodus 82. 83. —, cultur. Merkmale 432. —-, Morphologie 428. —, Nekrotisirungsfähigkeit 444. 445. —, saprophyt. Natur 433. a4. —, Sporenbildung 431. 432. —, Tenacität 434. —, Uebertritt v. d. Mutter a. d. Foetus 461. 462. —, Ursache d, deletären Wirkung 482. —, pathogenes Verhalten 441. —, tinctorielles Verhalten 432. —, freies Vorkommen 78. Milzbrandinfection nach intratrachealer ‚ Injection 455. 456. Sr a Milzbrandtoxin 463. Te contagiosum, Sporozoen bei Molluseumkörperchen 90. Monas tuberculosum 535. -Monilia candida (Bonorden) 913. Morphologie d. Recurrensspirochäte Mucor corymbifer 33. 41. — -Krankheiten, Allgemeines 41. — mucedo 17. 31. — —, Verwesungs- u. Gährungs-Er- reger 25. — -Mykosen, Unterschied v. d. Asper- gillusmykosen 895. 900. — stolonifer s. Rhizopus 19. 31. rhizopodiformis 33. 41. Muscardine 26. Mutabilität d. Bacterien u. Pilze 119. Mycelium d. Schimmelpilze 16. Mycetozoen, Allgemeines 72. —, pathogene, Specielles 921. Mykoderma vini 24. Myko-Desmoids der Pferde, Vergleich dess. m. d. Actinomykose 378. Mykoprotein 47. ... hämorrhag., bacilläre 741. Mykosis intestinalis 452. Myringomycosis aspergillina, meines 27. 40. —, e. echte Aspergillusmykose 40, 41. Myxomyceten 72. Nährboden, Erschöpfung 57. —, erforderl. Reaction 62. 63. —, nothwendiger Wassergehalt 63. Nährgelatine 162. —-, Herstellung 171. Nasenschleimspirochäten Weibel’s 783. Neapler Bacillus 737. — —, Aehnlichkeit m. d. Typhus- bacillus 511. — —, thierpathog. Verhalten 808. Neisser’s Gonorrhoe-Kokkus als Er- reger der ägypt. Augenentzündun- gen 371. er Aetiologie b. Milzbrand 444. 5 Allge- —, hervorgerufen durch d. Staphylo- kokkus pyog. aureus 312. 325. 360. -—-, — durch d. Streptokokkus pyog. 335. 345. 358. 360. — d. Magenschleimhaut, Bacillenbe- funde 735. —, Zusammenhang von, u. Gangrän- bildung 360. —, hanıdahag: ‚ b. Kühen, Bacillen- befunde 741. —-, primäre, Bacillenbefunde 740. 741, Baumgarten, Mykologie, Nieren-Tuberkulose 584. Nitrification 61. Nivellirapparat 177. Nostocaceen, Allgemeines 44. Nutritionsstörungen d. Zellen durch Mikroorg. 108. Nutzen d. Pilze u. Bacterien 24. Öbjectträgerculturen 184. Oedem, malignes, experimentelle Er- zeugung 472. — -Bacillen 86. 103. — als Erreger d. progress, gangrä- nösen Emphysems 472. —, Morphologie 468. 469. h; —-, culturelles Verhalten 469. —, tinctorielles Verhalten 469. —, Vorkommen 471. 472. Odontomycosis aspergillina, meines 27. Oidium-Arten, pathogene 905. — lactis 22. — — als Erreger der Cholera 2. — Tuckeri 26. Onychomykosis aspergillina, Allgemei- nes 27. — favosa 911. _ = und Plan 912. 2. . haryngeal-Actinomykosen Kokkenbefund bei der Allge- EEE 383. Oertliche u. zeitl. Disposition f. Cho- lera 825. Östeomyelitis, acute, Erzeugung 321. Packetkokken 127. Palmellen 49. Pathogenese d. Choleraprocesses 811. — d. Recurrens 846. Pebrine 76. 105. - —, germinative Infection bei 947. —, Infection durch das Futter 948. —, Sporozoön, Specielles 945. Pemphigus, Kokkenbefunde 391. 392. Penetrationsfähigkeit d. normalen Ge- fässmembranen für Bacterien 460. 461. Penieillium glaucum 16. 31. — —, Verwesungs- und Gährungs- Erreger 25. Perithecium 22. Perlöche, Kokkenbefund 393. Peronospora infestans 26. —_ ae 918. Phagoc en, b. d. progr. Abscessbildung en 356. 357. — h Streptokokkus-Infectionen 346, — b. d. Tuberkulose 569. 577. 65 experimentelle Fhagoc ten b. Typhus abdom. 526. a sprookeken 318. — N Erysipelas 231. — b. d. Gonorrhoe 281. 283. 284. — b. d. Kaninchen-Pyämie 357. 358. -—— b. d. croupösen Lobärpneumonie 264, — b. Malaria 933. — b. d. Mäuseseptikämie 481. 482, — b. Milzbrand 446. 749. — b. Recurrens 849. — -Theorie 90. 104. Phosphorescenz-Erscheinungen, durch Bacterien hervorgerufene 62. Phragmidiothrix 129. Pigment-Gährungen 61. Pikrinsäure als Antisepticum 215. Pilze, Allgemeines 15. —, Erreger v. Zersetzungsvorgängen 24. — als Krankheitserreger 26. —, pathog., freies Vorkommen 78. Pilzkrankheiten, Allgemeines 26. Pityriasis cireinata 912. — maculata 912. — rosea 912. — versicolor, Allgemeines 27. — — -Pilz, morphologisches Verhalten 909. — — -—, pathog. Verhalten 913. — — —, Züchtung 908. Plasmodien, Allgemeines 73. —-, Ernährungsmodus 74. —, Keimungsbedingungen 74. an Brassicae 74. Plasmodium Malariae 75. Plattenculturen, Herstellung 176. —, Mikrosk. Musterung 181. 182. Pleomorphe Bacterien 860. — —-, Literatur 868. Pleuropneumonie, septische, der Kälber 266. Pneumonie, croupöse, Bacillenbefunde 739. 740 —, gemeine croupöse d. Pferde 264. 265. —, hämatogene 269. — , Hüttenrauch, d. Rinder 617. —-, croupöse Lobär-, Heilungsmechanis- mus 263. 264. — — —, Hyperinose d. Blutes 263. —, Infectionsmodus u. Propa- gation 260. 267. —, anderweitige Organer- krankungen bei 261. - , Staphylokokkus aureus als Erreger 257. 258. —, Streptokokkus pneumoniae als Erreger 256. 257. —, verkäsende Lobulär- u. Lobär-, 579, — “= Ba | ö $ $ Pneumonie, pleurogene 271. Pneumoniebacterien, kritische Erwä- gung der pathogenen Dignität der verschiedenen 259. 260. Pneumoniekokken, Historisches 236. (Fränkel-Weichselbaum) 245. —, specif.- pathog. Bedeutung 249. 259. —, künstl. Immunisirung v. Thieren gegen 249. —, Infectionsmodus durch 252. 253. 260. — —, tinctor. Verhalten 245. -—, Virculenzverlust a. künstl. Nährboden 247. —— —, pathog. Wirkungen 247. — (Friedländer) 238. — —, Anwendung d. Gram’schen Färbungsmethode 241. —, specif. Bedeutung 242. —, Culturen 241. —, Färbungsverfahren 240. —, Infectionsversuche 241. 242, —, Morphologisches 238. 239. —, Tenacität 242. Pneumoniemikrobien (Artigalas) 254. — FE Pneumonie - Mikrokokken, Histo- risches 7. Pneumonomycosis aspergillina, Allge- meines 27. 38. — mucorinea, Allgemeines 41. Pocken 102. Pockenprocesse, Amöben 939. Pockenthierchen 2. Polymyositis acuta gregarinosa (?) 944. Postmortale Vermehrung der Typhus- bacillen 516. Praedisposition 93. — einzelner Gewebe 98. Prophylaxis d. Cholera 833. Proteus-Arten 128. 860. — —, neue 865. — hominis 474. 475. — capsulatus 863. -— vulgaris 860. Protozoön, Allgemeines 75. 76. — b. Keuchhusten 939. —, pathogene, Specielles 921. Pseudo-Gonorrhoe, Kokken bei 284, 285. —- -Oedembacillen 472. 474. Pseudospora aculeata 75. i Pseudo-Tuberkulose des Kaninchens, Bacillus der 747. Psorospermien 76. 943. — ji. d. Speiseröhre d. Schafe 944. — -Knoten der Leber 4943. — -Schläuche der Muskeln 944. Ptomaine 67. 68. 109. U 2 ZU Sa ZI EU on nd ut Az, Pulmonale Actinomykose 884. Pustula maligna 442. Putride Intoxicationen 67. ‚Pyogene Kokken 285. — —, Einfluss d. Menge d a. d. Zu- standekommen e. Allgemein- infection 333. 334. — — als Erreger d. Septikämie 362. — — b. Typhus abdominalis 523. 524. — —, als Ursache d. demarkirenden rei b. Gangränheerden 7 (Juellen d. actinomykot. Infection 890. Rauschbrand, Differenzirung v. d. ma- lignen Oedem 475. —, Schutzimpfung 476. 477. Rauschbrandbacillen 475. —, NEE v. Oedembacillen —, Morphologie 475. 476. —, Uebergang v. d. Mutter a. d. Foetus 477. 478. Reagentien z. Differenzifung v. Bacte- rien in mikrosk. Präparaten 133. Recurrens, Heilungsmechanismus 849. —, Pathogenese 846. — -Spirillen 93. 102. — -—, Zerstörung durch verdünnte Alkalien in mikrosk. Präpa- raten 134. Recurrensspirochäte 840. —, Biologie 842. —, Infectionsmodus 844. —, Literatur 859. —, Morphologie 840. —, tinctorielles Verhalten 842. Reinculturapparat, natürlicher 11. —, künstlicher 12. Beate v. Bacterien, Historisches 1. —, Purification verunreinigter 36. Reinculturmethoden 162. Reizung, formative, d. Zellen durch Mikroorg. 108. Rhinosklerombacillen 686. —, specif.-pathog. Bedeutung 691. —, Lagerung i. erkranktem Gewebe 689. 690. —, morpholog. u. tinctorielles Ver- halten des 688. 689. -—, Züchtungs- und Uebertragungsver- suche mit den 690. 691. Rhinosclerombacterien 243. — , Histologie 687. 688. —, klinisch-anatom. Bild des 687. Riesenzellen , Ursache d. Rand- u. "Radiärstellung d. Kerne i, d. 574. 575. Riesenzellen, Ursache u. Wesen d. Bil- dung 571. Rinderpest, Bacillus 744. 745. —, Kokkenbefunde 394. Roseola furfuracea herpetiformis 912. Rotzbacillen 103. 662. —, diagnost. Bedeutung 680. 681. —, Beziehungen z. Rotzkrankheit 670. —, tinetorielle Eigenschaften 665. 666. —, Empfänglichkeit d. verschiedenen Thierspecies f. dies. 675. —, Historisches 7. 662. —, Infectionsmodus 82. 678. —, histolog. Verhalten 6. —, Morphologie 664. 665. —, Tenaeität 669. 670. —, culturelles Verhalten 666. Rotzknötchen, Histologie 670. Rückfallstyphus, Historisches 7. Saccharomyces cerevisiae 24. Salicylsäure als Antisepticum u. Desinf. 214. 219. Salzsäure als Antisepticum u. Desinf. 214. Sarkosporidien 944. Sauerstoffbedarf d. Bacterien 63. — d. Pilze 25-27. Scarlatina, Kokkenbefunde 385. Scarlatinakokkus (Klein) 385. 386. Scatol als Antisepticum u. Desinf, 214. Schanker, weicher, Kokkenbefunde 392. Schimmelpilze, Abhängigkeit i. Wachs- : thums v. d. Temperatur 36. 37. —, Allgemeines 16. —, geschlechtl. Fortpflanzung 21. —, in inneren Organen nach Injection v. Sporen 28. 29. —, nichtpathogene, Allgemeines 31. —, pathogene, Allgemeines 31. — —, Untergang i. Thierkörper 901. — —, Vegetationsmodus 37. —, Theorie v. d. Unfähigkeit i. leben- den Gewebe zu wachsen 28. —, — d. accomodativen Züchtung 30. Schimmelpilzkrankheiten, geringe Em- pfänglichkeit d. Lungenparenchyms 38-40. —, Verschiedene Empfänglichkeit d. Thierspecies 38. 39. —, Erklärung d. Seltenheit ihres Vor- kommens 37. 38. 40. Schizophyten, Allgemeines 45. Schlauchfrüchte b. d. Aspergillus- u. Penicillium-Arten 21. Schleimgährungen 61. Schutzimpfung 87. — gegen Cholera 834. — b. Hundswuth 88. 65* — NO— Schutzimpfung gegen hyphomykot. Er- krankungen 89. — — Mäuseseptikämie 89. — — Milzbrand 88. 439. — — Schweinerothlauf 88. — Theorien über 89. Schwärme 52. Schwefel, Bestandtheil d. Bacterien- zelle 46. Schwefelsäure als Antisepticum u. Des- inf. 214. Schweflige Säure, antisept. u. desinfi- cirende Wirkung 215. Schweinerothlauf-Bacillen 103. — -—, Differenzirung v. Mäusesepti- kämiebacillen 483. 484. — —, Infectionsmodus 485. — —, Sporenbildung 486. —, Originäre Entstehung 487. —, Krankheitsbild 484. 485. —, Schutzimpfung gegen den 487, Schweineseuche, Bacterien 490. —, Infectionsmodus 501. —, Krankheitsbilder 500. 501. Sclerotien 22. 73. Seidenraupen, Fleckenkrankheit 948. —, Pebrine 945. Sepsin, schwefelsaures 67. Septico-pyämische Krankheitsgruppe, Historisches 6. Septikaemia haemorrhagica, künstliche Abschwächung der Virulenz der . Bacterien der 497. — +—, Bacterien 489. — —-, Morphologie d. Bacterien 490. 491. — —-, Tenacität d. Bacterien 49. — —, Uebergang d. Bacterien v. d. Mutter a. d. Foetus 497. — ——, culturelles Verhalten d. Bac- terien 491. 492. — -—-, tinctorielles Verhalten d. Bac- terien 491. —, Vorkommen d. Bacterien 49. Septikämie, Erklärung durch die Into- xicationstheorie 360. 361. — b. Kaninchen, Mikrokokkus 489. — -Kokken 359. — des Menschen, Allgemeines 359. 360. — -Mikrobien d. Thiere, Immunität d. Menschen gegen 366. Septikämien d. Thiere 364. ie, Bacillenbefunde 8. Soor, Allgemeines 27. — i. Blutgefässen d. Mundhöhle 28. — ji. Gehirnabscessen 28. 40. Soorpilz, Infectionsversuche 916, 917. —, Morphologie 914, Soorpilz, Specielles 913. —, culturelles Verhalten 915. —, pathogenes Verhalten 916. Sopor b. Hühnercholera 498. Spaltalgen, Allgemeines 45. Spaltpflanzen, Allgemeines 45. Spaltpilze, Allgemeines 45. Spirillen 128. —, Allgemeines 47. Spirillum amyliferum 46. Spirochäte Obermeieri 840. Spirochäten 128. —, Allgemeines 47. Spirulinen 128. y Sporangium b. Mucor mucedo 19. Sporen, Keimen 56. Sporenbildung d. Bacterien 54. — —, Bedingung 57. — d. Plasmodien 73. Sporenfärbung 146. Sporenschläuche 22. Sporozoen 76. — b. Molluscum contagiosum 940. — .d. Pebrine, Specielles 945. Sprosspilze, Allgemeines 22. 24. —, Erreger d. alkohol. Gährung 24. Sprossverbände 23. Spulwürmer, als Erreger d. Cholera 2. Staphylokokken, pyogene 289. —, —, Historisches 289. 290. Staphylokokkus albus 327. 328. cereus albus et flavus 328. — citreus 327. 328. — pyogenes albus, freies Vorkommen dess. 78 aureus, specif. -pathog. Bedeu- tung 302. — —, Biologie 293. -—— ji. Blute 299. — — als Erreger d. eroupösen Lobärpneumonie 257. 258. als Erreger heerdförm. Ne- krosen 326. 327. — — —, pathog. Eigenschaften 297. ‚ als Erreger d. Keratoma- lacie u. Panophthalmitis b. maligner Xerosis conjunct. 722. Infectionsversuche a. Men- schen 302. —, — a. Thieren 307. —, eultur. Merkmale 292. BJ — — | | | | = Se —, Morphologie 290. 291. —, Propagationsmodus i. inva- dirtem Gewebe 313. —, Tenaeität 29. — ji. Variolapusteln u. Vari- cellenbläschen 389. Verhalten geg. Desinfec- tionsmittel 29. & Il Er : i aa paul nn Dun 2a Tb u nn A in de a u ae we ae Staphylokokkus pyogenes aureus, tinct. Verhalten 291. 292. — — —, Verhältn. z. Endocarditis 299 —-, Virulenzunterschied für Thiere u. Menschen 309. —, Vorkommen 293. —, Vorkommen i. gonorrhoi- . schem Eiter 280. —, freies Vorkommen 78. —, pathol. Vorkommen 297. —, gene: Wirkung — — — u _— — 09 Stärke, Bestandtheil d. Bacterienzelle 6 Sterilisation durch discontinuirl. Kochen nach Tyndall 174. — v. Glassachen 172. 173. Sterygmen b. Penicillium glauc. 16. Sticheulturen 183 184, Stoffwechselproducte d. Cholerabacte- rien 793. Stolonen b. Mucor stolonif. 20. Streptokokken 127. Streptokokkus erysipelatis 223. == Bee (Weichselbaum) 256. 7 — pyogenes 328. Blute hereditär - Kinder 392. — — — Scharlachkranker 386. 2 isn: erg 706. als Erreger diphtherit. Krank- heitsprocesse 347. — v. Gewebsnekrose 335. 336. 338-341. 345-347. 358. — —, Identität m. d. Streptokokkus erysipelat. 226. 328. — —, Metastasenbildung durch 330. — — b. Variola 390. 391. — —, pathol. Vorkommen 329. —_ —, at Wirkungen 334. — —i syphilit. _— peptonisir. Wirkung 330. septicus 366. Sublimat, desinfieir. Wirkung 212. 218. Surra, Haematozoen 935. Sykosis parasitaria 912. Syphilis 103. —, Kokkenbefunde b. 392. Syphilisbaeillen 681. —, Eve’s u. Lingard’s 684. 685. —, Lustgarten’s, specif.-pathog. Be- deutung 681. Syphilisbacterien, Disse’s u. Taguchi’s 685. 686. Tafelkokken 127. Temperaturgrenzen f. d. Bacterien- wachsthum 62. Tenacität d. Cholerabacterien 797. Tetanusbacillen, Historisches 717. —, Morphologie 717. 718. —, Toxine 719. 720. —, culturelles Verhalten 718. 7 19. —, freies Vorkommen 79. —, Vorkommen u. Infectionsbedin- gungen 720. 721. Tetanusbacillus 717. Tetrakokkus variolae 389. Therapie d. Cholera 836. Thermostaten 190. Thierexperimente m. Cholerabacterien 6 Thymol als Antisepticum u. Desinf. 213. Tinctorielles Verhalten d. Recurrens- spirochäte 842. Toxinbildung d. Milzbrandbacillen 463. —, d. Typhusbacillen 513. Trachoma conjunctivae 368. 369. Trachomkokken 368. — Michel's 371. — Sattler's 369. Traubenkrankheit 26. Trichinenkrankheit, Historisches 6. Trichomonas sanguinis 936. Trinkwassertheorie d. Cholera 822. Trockene Hitze, desinficir. Wirkung 216. Tubenactinomykose 889. Tuberculose zoogleique 748. 749. Tuberculosis verrucosa cutis 611. Tuberkel, Abkapselung 566. —, Histogenese d. Darm- 586. —, — d. Leber- 585. 586. —, — d. Lungen- 577. —, — d. Lymphdrüsen- 575. —, — d. Nieren- 584. —, Leichen- 611. —-, Riesenzellenbildung 571. —, Verkäsung 569. Tuberkelbacillen 103. —, Abschwächung d. Virulenz 638. —, Beweis i. pathog. Bedeutung 10. 13. —, tinetor. Eigenschaften 143. 541. —, Einfluss d. Virulenzgrades a. den Verlauf der Infection 638. —-, geringe Gefahr e. äusseren Infection 64 —, Hüllentheorie 542. 543. —, Infecetionsmodus 81. 82. — , Invasions- und Verbreitungs-Modus i. lebenden Thierkörper 592. —, culturelle Merkmale 545. —, Morphologie 538. —, rei d. Nachweises 143, 543, 544. — 12 — Tuberkelbacillen, mikrosk. Nachweis durch d. Kalimethode 145. 146. 154. —, Prädisposition einzelner Organe 594, 621. —, Schutzmittel des Körpers gegen d. Infection mit den 609. —, Species- u. individuelle Immunität gegen 603. —, Sporenbildung 539. —, Tenacität 548. —, Tenaeitätsverhältniss sporenfreier u. sporenhaltiger 553. —, congenitale Uebertragung. 635. —, biologisches Verhalten 545. —, pathogenes Verhalten 555. 592. —, Rolle d. Wanderzellen b. deren Verbreitung i. Gewebe 562. Tuberkelbacillenfärbung 143. Tuberkelbacillus 528. Tuberkelreticulum 565. Tuberkulose 103. —, Ansteckungsmodus 537. 538. —, Cavernenbildung 583. —, Diabetes i. s. Beziehung z. Prä- disposition f. 608. —, erbliche Disposition 609. = —, phtisischer Habitus i. s. Beziehung ° z. Prädisposition f. 607. 608. .—, primäre Haut- 611. —, Histogenese 555. 587. , Historisches 528. -, Inhalations- 613. -, latente 631. 632. ‚ hämatog. Ursprung d. Lungen- 622, ,‚ manifeste congenitale 630. ‚ Säuglings- 631. ‚ Ursache d. späten Manifestation d. erblich übertragenen 627. —, Vererbung 626. Tuberkulöse Infection, 603. 637. — — v. Digestionstractus aus 622. — — durch Genuss roher Milch 623. — — durch d. geschlechtl. Verkehr 626. — — d.rituellen Beschneidungswunde 611. 612. Tuberkulöser Eiter 568. 570. Typhöse Geschwürsbildung 523. Typhotoxin 524. 525. 527. Typhus abdominalis, Aetiologie der Larynxgeschwüre 515. — —, Grundwassertheorie 519. 520. — —, Heilungsmodus 525. 526. — —, Histogenese 521. — —, Rolled.pyog.Kokkenb. 523.524. Typhusbaeillen 103. 505. —, specif.-pathog. Bedeutg. 505. 506. —, Differenzirung v. Neapler Bacillus. 511. BRashig Bedingungen Typhusbacillen als Erreger von Erysi- pelas 515. — — croupöser Lobärpneumonie 515. —, Experimente mit 527. 528. > Historisches 7. —, Infectionsmodus 517. 520. —, Morphologie 506. —, diagnost. Nachweis 526. 527. —, Toxinbildung 513. —. Veberai v. d. Mutter a. d. Foetus —, culturelles Verhalten 509. —, pathogenes Verhalten 513. —, tinctorielles Verhalten 509. —, ectogene Vermehrung 518. —, postmortale Vermehrung 516. —, freies Vorkommen 78. —, Wachsthumshemmung durch che: sche Mittel 513. Uebertragung d. Actinomykose 890. — .d. Cholerabacterien durch inficirte Nahrungsmittel 818. — — durch infiecirtes Trink- Brauch-Wasser 820. — intrauterine, d. Bacterien d. Septi- kämia hämorrhagica 497. ER d. Milzbrandbacillen 461. ‚ d. Rauschbrandbacillen 477. — , der Typhusbacillen 526. Uebertragungswege der Cholerabacte- rien 817. Unterhefe 24. Uredineen 26. Ustilagineen 26. Vaccinekokken 388. Vagus-Pneumonie 269. Variolakokken 388. Varicellenkokken 388. Vegetationskästen 190. Vererbung pathog. Mikroorg. 102. — der Tuberkulose 626. Verflüssigung d. Gelatine durch Bac- terien 180. Verkäsung d. Tuberkel 569. Vermehrung durch Intussusception, durch Juxtaposition 4. Vermehrungsfähigkeit, eigene, Krankheitserreger 3. —, unbeschränkte, organ. Stoffe durch rein chem. Vorgänge 4. Verwandtschaft d, Schimmel- u. Spross- Pilze 23. Verwesung 25. Vibrionen 128. —, Allgemeines 47. Y und vieler DEE Zn EZ du u Dim 2 on Med | 6a — 9a — W achsthumsbedingungen d. Cholera- bacterien 796. Keen. sa. pathog. Mikro- bien i. embryonal sich entwickeln- den Geweben 629. RAD desinfieir. Wirkung 216. 1 Wege d. Malaria-Infection 932. Weisser Milchschimmel 22. Wild- und Rinder-Seuche 502. — —-, Bacterien 490. Wurzelhaare b. Mucor stolonif, 20. Xerosisbacillen, specif. - Spathog: Be- deutung 724. —, Historisches 721. —, , Morphologie der 724. —, cultur. Verhalten 726. Zellen, formative Reizung durch Mi- kroorg. 108. —, Nutritionsstörungen durch Mikro- org. 108. Zellengrainage 947. Zoogloeen 49. 52. Zungen-Actinomykose 80. Zygosporen b. d. Mucorineen 21. De ne a ee E PLEASE DO NOT REMOVE CARDS OR SLIPS FROM THIS POCKET UNIVERSITY OF TORONTO LIBRARY ” Baumbarten, Paul Clemens von Lehrbuch der patholoeisch B38 Mykologie vr I Bd.2 Biological A in ” Ei f a sh un _ RRNER va 49% A En h wer tan} 4 > Se Be Ren hi a NIeree Eae, Be 8 u NER HerI BR ver) ir mn Ari I Veen Hi Kt Dirken: 2 Ph First Be Eee yet: Kant Ste {! h B ASERb: ad $ wre ARSCH [Art r H Bu BE kr * lass Er ET. FR me ha hen we ir an j " N #, N # Ian BR ah « ne IR Ki » we »e * IRRE uk wirih br Kurt v a u KV