TK D. H. HILL LIBR;«y NORTH CßOLIN^ ST4TE C0LLE6E ENT0M0L0eiC4L COLLECTION 50M— May-54 — Form 3 Digitized by the Internet Archive in 2009 with funding from NCSU Libraries http://www.archive.org/details/leitfadenderforsOOns Leitfaden der Forstinsektenkunde. Von Dr. Otto Nüfslin, Großh. Bad. Hofrat, Professor der Zoologie und Forstzoologie an der Technischen Hochschule, Vorstand am Großh. Naturalieukabinett in Karlsruhe. Mit 356 Textabbildungen und den Bildnissen hervorragender Forstentomologen. BERLIN. Verlagsbuchhandlung Paul Parey. ■\ erlag für Landwirtschaft, Gartenbau und Forstwesen. SW., Hedemannstrasse 10. 1905. Übersetzun^srecht vorbehalten. Vorwort. Der vorliegende Leitfaden stellt sich die Aufgabe, dem Leser das Wissenswerteste aus dem Gebiete der forstlichen Insektenkunde darzubieten. Die Veranlassung zur Bearbeitung dieses Leitfadens war das Bedürfnis nach einem möglichst kurzen, jedoch genügenden und auf der Höhe der Wissenschaft stehenden Lehrbuche unserer Wissen- schaft. Verfasser hat diese Lücke seit Jahren empfunden, so oft es sich darum gehandelt hat, den forstlichen Zuhörern ein passendes Buch zur Stütze bei den Vorlesungen oder zur Vorbereitung für ein Examen empfehlen zu müssen. In diesem Sinne ist der vorliegende Leitfaden entstanden und zu beurteilen. Seine Tendenzen sind vor allem: möglichst kurze und knappe Form, didaktische 1) Anordnung mit Bevorzugung analytischer Tabellen, sodann, dem akademischen Unterricht entsprechend, volle Berück- sichtigung des wissenschaftlichen Charakters, der neuesten Forschungs- methoden und Literatur.^) Andererseits ist niemals außer acht gelassen worden, daß die forstliche Insektenkunde keine reine, sondern eine für die Interessen der Forstwirtschaft angewandte Wissenschaft ist und daher immer die Ziele und Zwecke der Praxis vor Augen haben muß. In letzterem Sinne ist der zoologische Anteil, obwohl er natur- gemäß sowohl Grundlage als Hauptsache darstellt, immer nur als Mittel für die Zwecke der Praxis aufgefaßt worden. 1) Der Grad der Wichtigkeit und forstlichen Bedeutung der einzelnen Insekten, bezw. Abschnitte ist durch verschiedenen größeren oder kleineren Druck zum Ausdruck gebracht worden. -) Infolge einer mehrmonatlichen Erkrankung im laufenden Sommersemester ist es mir leider unmöglich gewesen, die neueste Literatur nochmals kontrollierend durchzusehen. Auch konnte eine Anzahl der Originalphotographien infolgedessen nicht mehr von mir selbst besorgt worden. TT^ Vorwort. Alle Materien der reinen Zoologie haben nur so weit Berück- sichtigung gefunden, als sie für die praktischen Endziele unserer an- gewandten Wissenschaft unmittelbare Voraussetzung bilden. Sodann entspricht der „Leitfaden" den Einrichtungen der Vor- lesungen an der Karlsruher Hochschule, an welcher seit einem Viertel- jahrhundert die Forstinsektenkunde als besondere Vorlesung den xein wissenschafdichen Vorträgen über Zoologie, in welchen auch die Entomologie behandelt wird, nachfolgt. Wir setzen daher in dem „Leitfaden" rein entomologische Kenntnisse voraus. Weiterhin wird in dem „Leitfaden" im Interesse der Kürze auf erschöpfende systematische Diagnosen verzichtet, indem wir der Ansicht sind, daß zur sicheren Bestimmung der Arten die entomolo- gischen SpezialWerke stets unentbehrliche Hilfsmittel bleiben. Alle diagnostischen Darstellungen des Leitfadens, auch unsere Bestimmungs- tabellen mögen in dem Sinne der Voraussetzung jener Hilfsmittel^ bezw. der Anlehnung an Vorlesungen, Kurse und Sammlungen auf- gefaßt werden. Auch an dieser Stelle empfehlen wir für das eingehendere Stu- dium der Forstinsektenkunde dringend Judeich-Nitsches Lehrbuch der mitteleuropäischen Forstinsektenkunde, das derzeitige klassische Hauptwerk unserer Wissenschaft, dem auch der Verfasser fast über- all gefolgt ist, wo ihm nicht eigene oder neuere Forschungen als Quelle dienen konnten. In bezug auf die Abbildungen unseres Leit- fadens durften wir uns der großen Vorteile des Paul Parey sehen Verlages erfreuen, der uns ebensowohl die Klischees seiner forst- entomologischen Hauptwerke zur Verfügung gestellt, als auch in bezug auf Originalbilder das größte Entgegenkommen bewiesen hat. Die Quellen der entlehnten Abbildungen sind, soweit möglich, an- gegeben, sie entstammen insbesondere Judeich-Nitsches mittel- europäischer Forstinsektenkunde („Nitsche"), Henschels schädlichen Forst- und Obstbauminsekten, 3. Aufl. („Henschel") und Ecksteins Forstzoologie („Eckstein"). Seinem Charakter gemäß soll der Leitfaden in erster Linie den Zwecken des akademischen Unterrichts dienen, seine angewandte Richtung wird denselben auch für die Bedürfnisse der forstlichen Praxis brauchbar erscheinen lassen. Karlsruhe, im September 1904. Dr. O. Nüfslin. Autoren-Verzeichnis. (Erklärung der Abkiirzuugeu.) In der Hauptsache nach der Liste des zoologisclien Museums für Naturkunde in Berlin, 2. Auflage 1S96. Adl. = Adler. Altttm (Alt.) = Altum. Bach = Bach. Bärenspr. = Bärensprung. Bkh. = Borkhausen. Boh. = Bohemann. Born. = Böruer. Boiiche = Bouche. Bretiii = Bremi. Brd. = Bruand. Bridle = Brülle. Btirgsd. = V. Burgsdorf. (Cast.) Lap. = Laporte, Comte de Castelnau. Chap. = Chapuis. Charp. = de Charpentier. Chldky. (Cholodk.) = Cholodkovsky. Christ = Christ. Clerck (Cl.) = Clerck. Com. = Comolli. Cotnst. = Comstock. Dahlb. = Dahlbom. Dalm. = Dalman. (Deg.) Geer = de Geer. Donov. (Don.) = Donovan. Dougl. = Douglas. Dreyfus = Dreyfus. Diif. = Dufour. Du/t. (Dft.) = Duft- schmid. FJchh. = Eichhoff. Er. — Erichson. Eschz. (Eschsch.) = Eschscholz. Esp. = Esper. F. (Fabr.) = Fabricius. Fahrs. = Fahraeus. Fairm. = Fairmaire. Fald. =■ Faldermann. Fall. = Fallen. Fei'r. — Ferrari, Graf. Fisch. -WaldJi. (Fisch.) = Fischer v. Waldheim. F. R. = Fischer v. Bößler- stamm. Fortsc. = Fonscolombe de Boyer. Forst. = Förster. Forst. = Forster. Foiirc. (Fourcr.) = Four- croy. Frey = Frey. Fröl. = Frölich. Füßl. = Füßly. Geer (Deg.) = de Geer. Gebt. = V. Gebier. Geoß. = Geoffroy St. Hi- laire. Georg = Georg. Germ. = Germar. Gerv. = Gervais. Girattd = Giraud. Gn. Ind. (Gn.) = Guenee, A. Iudex etc. Göse = Göze. Grav. (Grv.) =: Graven- horst. Grng. ^ Geruing. Gyll. = Gyllenhal. Hausm. = Hausmann. Haw. = Haworth. Hb. = Hühner. Hbst. = Herbst. Heer =^ Heer. Hein. (Heinem.) = v. Hei- nemann. Henschel = Henschel. ' Hey den = C. H. G. v. Heyden. Hfn. = Hufnagel. H-Sch. (H.-S.) = Herrich- Schöffer. Htg. = Theod. Hartig. III. = Illiger. Jacobson = Jacobson. Janson (Jans.) = Jansen. Jur. =^ Jurine. Kerr = Kerr. Kiesw. (Kies.) = v. Kiesen- wetter. Kirsch = Kirsch. Kl. = Klug. Kltb. = Kaltenbach. Knotek = Kuotek. Koch = C. L. Koch. Koll. = Kollar. Kug. = Kugelanu. L. = Linne. Laichart. = Laicharting. Lap. (Cast.) = Laporte, Comte de Castelnau. Latr. = Latreille. J. Licht. (Lcht.) = Jul. Lichteustein. Lindem. =^ Lindemann. VI Autoren-Verzeichnis. Lw. = Herrn. Low. F. Lw. = Franz Low. Mannerh. = Graf v. Man- nerheim. Marsham (Marsh.) — Marsham. Meig. = Meigen. L. Mill. (Mill.) = L. Miller. Mordw. = Mordwilko. Müll. = Müller. Muls. = Mulsant. ^^^5 = Nees V. Esenbeck. Nördl. = Nördliuger. Now. (Nowic.) = Nowicki, Nyl. = Nylander. Ochsh. = Ochsenheimer. Ol. (Oliv.) = Olivier. Pall. = Pallas. Panz. = Panzer. Pass. = Passerini. Payk. = V. Paykull. Perris =^ Perris. Piller = Piller. Plane/ton (Planch.) = Planchon. Hag. = Kagonot. Rtzb. (Ratz.) = Katzeburg. Redt. (Redtb.) = Eedten- bacher. Reitt. = Reitter. Retz. = Retzius. Rey = Eey. Rossi = Rossi. i?o//. = V. Rottenburg. Rübs. = Rübsaamen. Sahlb. = Sahlberg. Scalitzky = Scalitzky. Schaller (Schall.) = Schaller. Schiff. = Schiffermüller. Schlecht. =y. Schlechtendal. Schm. = Schmidt. Schönh. = Schönherr. Schrank (Schrk.) = Schrank. Schreiner = Schreiner. Schumm. = Schummel. Schwäg. (Schwägr.) = Schwägrichen. Scq/>. = Scopoli. Sign. = Signoret. Steph. (Stph.) = Stephens. Stierl. = Stierlin. Sturm (St.) = Sturm. S. V. = System. Verzeichnis der Schmetterlinge der Wiener Gegend. Swed. = Swederus. J. Thoms. = James Thomson. Tr. = Treitschke. View. = Vieweg. Wachtl = Wachtl. Wlk. (Walk.) = Walker. Westw. =^ Westwood. Winn. =^ Winnertz. Woll. = Wollaston. Zadd. = Zaddach. Zett. =^ Zetterstedt. Zell. (ZU.), (Z.) = Zeller. Zk. = Zinken. Inhalt. Einleitung. Seite Aufgabe der Forstinsektenkunde 1 Geschichte und Literatur der Forstinsektenkunde 1 I. Buch. Allgemeines. I. Teil. Zoologisches 9 Kapitel 1. Anatomie und Physiologie der Insekten 9 § 1. Der Darmtrakt der Insekten und dessen Verrichtungen •• • • 10 § 2. Anatomie und Verrichtung der Geschlechtsorgane 15 A. Die weiblichen Organe und ihre Verrichtung 15 B. Die männlichen Organe und ihre Verrichtung 19 C. Eier und Samen der Insekten 20 Kapitel 2. Biologie der Insekten 22 § 1. Individuelle Lebensbiologie 22 § 2. Fortpflanzungsbiologie 23 I. Zweigeschlechtliche Fortpflanzung (Gamogenie, Amphigonie) • 23 1. Sonderung in Geschlechtspersonen 23 2. Begattung und Befruchtung 24 3. Eiablage • • 25 4. Generation 26 5. Lebensdauer 27 II. Eingeschlechtliche Fortpflanzung (Parthenogenese) 27 III. Gemischte Fortpflanzung (Heterogonie) 28 § 3. Die Bedeutung der Insekten 28 II. Teil. Forstliches 29 Kapitel 1. Das forstliche Verhalten der Insekten 29 § 1. Nützliche Forstiusekten 29 I. Direkt nützliche 29 II. Indirekt nützliche 29 § 2. Schädliche Forstinsekten 30 I. Art des Angriffs 30 II. Art des Vorkommens 30 III. Grad des Schadens 31 1. Die Art des Insekts 31 2. Die Holzarten 32 yni Inhalt. Seite 3. Das Alter der Holzarten 32 4. Die Jahreszeit 32 5. Die Witterungsverhältnisse 83 6. Die Standortsverhältnisse 33 7. Die waldbaulichen Verhältnisse 33 Kapitel 2. Die Hilfsmittel zur Erkennung und Beurteilung der forst- lichen lusektenschäden 34 § 1. Im allgemeinen 34 § 2. Im einzelnen 35 Kapitel 3. Die Hilfsmittel zur Abwehr von Insektenschäden 37 § 1. Vorbeugungsmittel 37 I. Bei der Forsteinrichtung 37 II. Beim Waldbau 37 III. Bei der Forstbenutzung .38 IV. Bezüglich des Forstschutzes 38 § 2. Vertilgungsmittel 39 I. Im allgemeinen 39 II. Im besonderen 40 1. Direkte Vertilguugsmittel 40 2. Indirekte Vertilgung der Schädlinge durch Selbstfänge • • 41 II. Buch. Spezielle Forstinsektenkunde. Grundsätze der Behandlung 43 Systematische Reihenfolge 43 I. Teil. Die Käfer (Coleoptera) 44 Kapitel 1. Unterordnung Adephaga 47 § 1. Familie Carabidae, Laufkäfer 47 I. Unterfamilie Cicindelini, Sandkäfer 47 II. Unterfamilie Carabini, Laufkäfer 47 Kapitel 2. Unterordnung Staphylinoidea 49 § 1. Familie Kurzflügler (Staphylinidae) 49 § 2. Familie Aaskäfer (Silphidae) 49 § 3. Familie Stutzkäfer (Histeridae) • • • 49 Kapitel 3. Unterordnung Diversicornia 49 § 1. Familie Weichkäfer (Cantharidae) 49 § 2. Familie Buntkäfer (Cleridae) 50 § 3. Familie Schnellkäfer, Schmiede (Elateridae) 50 I. Übersicht der forstlichen Elateriden-Käfer 51 IL Übersicht der forstlichen Elateriden-Larven 52 III. Die forstliche Bedeutung der Elateriden 53 1. Die Beschädigungen der Elaterideu-Imagines 53 2. Die Beschädigungen der Elateriden-Larven 54 § 4. Familie Prachtkäfer (Buprestidae) 55 I. Allgemeines 55 II. Bestimmungstabelle der forstlichen Buprestiden • • 57 . Inhalt. IX Seite III. Das forstliche Verhalten im einzelnen 59 1. Gruppe. Die Arten brüten in mittleren und älteren Hölzern 59 A. In Lauhholz 59 B. In Nadelholz 60 2. Gruppe. Die Arten brüten in Pflanzen und jüngeren Stämmen 60 A. In Laubholz 60 B. In Nadelholz, und zwar besonders in Kiefern • • ■ 62 3. Gruppe. Die einzige Art Agrilus (^Coraebus) bifasciatus Ol. ringelt schwächere Stämmchen und Äste der Eiche 62 § 5. Familie Werftkäfer (Lymexylonidae) • • • 63 § 6. Familie Nagekäfer (Anobiidae) 64 I. Allgemeines 64 II. Systematische Übersicht der forstlichen Anobiiden 65 III. Die forstliche Bedeutung der Anobiiden 66 1. Gruppe. Anobiiden von physiologisch schädlichem Charak- ter, welche junge Triebe zum Absterben bringen • • • 66 2. Gruppe. Anobiiden, welche in Nadelholzzapfen leben und die Samenernte beeinträchtigen 66 3. Gruppe. Anobiiden, welche nur technisch schädlich werden 67 A. Arten, die in anbrüchigen Stellen noch stehender lebender Bäume brüten 67 B. Arten, welche an gelagertem und verarbeitetem Holze technische Beschädigungen verursachen 67 § 7. Familie Lyctidae 68 § 8. Die nützlichen Familien der Diversicornier 68 Kapitel 4. Unterordnung Heteromera 68 § 1. Familie Pflasterkäfer (Meloidae) 68 § 2. Familie Schwarzkäfer (Melaudryidae) 69 § 3. Familie Dunkelkäfer (Tenebrionidae) ■ • 70 Kapitel 5. Unterordnung Phytophaga 71 § 1. Familie Bockkäfer (Cerambycidae) 71 Allgemeines 71 Systematische Übersicht der forstlichen Arten 72 Biologische Gruppierung 75 I. Gruppe. Physiologisch schädliche Bockkäfer 75 1. An Nadelholz 75 2. An Laubholz 81 Gattung Lamia 81 Gattung Cerambyx 83 II. Gruppe. Teclinisch schädliche Bockkäfer au lebendem Holze 83 1. An Laubholz 83 2. An Nadelholz 86 X Inhalt. Seite III. Gruppe. Technisch schädliche Bockkäfer an gefälltem und verarheitetem Holze 86 § 2. Familie Blattkäfer (Chrysomelidae) 87 Allgemeines 87 Analytische Tabelle der forstlichen Arten 88 Biologische Gruppierung 90 I. Blattkäfer der Weiden (und Pappeln) 90 IL Blattkäfer der Eichen 94 III. Blattkäfer der Erlen 95 IV. Blattkäfer der Ulmen 96 V. Blattkäfer der Kiefern 96 § 3. Familie Samenkäfer (Bruchidae) 96 Kapitel 6. Unterordnung Ehynchophora 97 § 1. Familie Breitrüßler (Anthribidae) 98 § 2. Familie Spitzmäuschen (Apiouidae) 98 § 3. Familie Blattroller (Rhynchitidae) 98 § 4. Familie Rüsselkäfer (Curculionidae) 101 I. Kurzrüßler (Curculionides) 101 1. Analytische Übersicht der forstlichen Gattungen und Arten 101 2. Biologie und forstliche Bedeutung im allgemeinen ■ • • 106 3. Forstliches Verhalten im einzelnen 107 A. An Fichte 107 B. An Kiefer 108 C. An Weimutskiefer 108 D. Au Lärche 108 E. An Tanne 108 F. An Eichen 109 G. An Erlen 109 H. An Ahorn-, Eschen- und Vogelbeerpflanzen • • • 109 J. In Weidenhegern 109 IL Langrüßler (Rhynchaenides) 110 Analytische Übersicht der forstlichen Gattungen und Arten 110 Die einzelnen Unterfamilieu der Langrüßler 113 1. Unterfamilie Hylobiini 113 Gattung Cleonus 113 Gattung Hylobius 113 A. Biologie 114 B. Forstliche Bedeutung 118 C. Erkennung 118 D. Gegenmittel 119 2. Unterfamilie Pissodini 122 Einzige Gattung Pissodes 122 A. Allgemeines 122 B. Die einzelnen Arten 125 Inhalt. XI Seite a) An Kiefern 126 b) An Fichte 128 c) An Tanne 130 3. Unterfamilie Cryptorhynchini 131 4. Unterfamilie Balauini 133 5. Unterfamilie Springrüßler (Orchestini) 131 6. Unterfamilie Blattschaber (Cionini) 136 7. Unterfamilie Triebrtißler (Magdalini) 136 8. Unterfamilie Anthouomiui 138 § 5. Familie Cossonidae 138 § 6. Familie Borkenkäfer (Scolytidae) 139 Übersicht der Unterfamilien und Gruppen (Gattungen) der Scolytiden 141 Allgemeines 142 I. Unterfamilie Scolytini 156 1. Gruppe Scolytides 156 Einzige Gattung Scolytus (Eccoptogaster) 156 A. An Ulmen 157 B. An Birken 159 C. An Eichen 160 D. An Hainbuche und Hopfenbuche 161 E. An verschiedenen Ahornarteu 161 F. An Obstbäumen, Traubenkirsche, Eberesche und Weißdoru 161 2. Gruppe Hylesinides 162 Gattung Hylesinus i. w. S. 162 Biologische Gruppen 164 A. Laubholz-Hylesinides 164 B. Nadelholz-Hylesinides 169 I. Wurzelbrüter 169 IL Stamm- und Kronenbrüter 171 3. Gruppe Tomicides 181 Gattung Tomicus i. w. S. 181 Bestimmungstabelle der Untergattungen 181 Biologische Gruppen 183 I. Eindeubrüter 183 A. Nadelholz-Tomicides 183 1. Typographus-Gruppe 184 2. Curvideus-Gruppe 191 3. Bidentatus-Gruppe 195 B. Laubholz-Tomicides 203 IL Holzbrüter 204 IL Unterfamilie Kernkäfer (Flatypiui) 212 Xn luhalt. Seite Kapitel 7. Unterorduuiig Lamellicornia 212 § 1. Einzige Familie Scarabäidae 212 I. Unterfamilie Schröter (Lucanini) 212 II. Unterfamilie Blatthornkäfer (Melolontliini) 213 1. Systematische Übersicht der forstlichen Melolonthinen • • 213 Gattung Meloloutha 214 1. Biologie 215 2. Bedeutung 217 3. Gegenmittel 219 A. Vorbeugung 219 B. Vertilgung 221 IL Teil. Die Schmetterlinge (Lepidoptera) 224 Allgemeines 224 System 226 Kapitel 1. Großschmetterlinge (Macrolepidoptera) 227 § 1. Familie Weißlinge (Pieridae) 228 § 2. Familie Schwärmer (Sphingidae) 228 § 3. Familie Glasschwärmer (Sesiidae) 230 Analytische Übersicht der forstlich bemerkenswerten Arten 230 Biologische Gruppen 231 § 4. Familie Holzbohrer (Cossidae) 234 § 5. Familie Notodontidae 237 § 6. Familie Prozessionsspinner (Cnethocampidae = Thaumetopoedae) 238 Übersicht der Arten 239 Biologische Gruppen ■ 240 § 7. Familie Spinner (Glucken), Bombycidae (Lasiocampidae) • • • 244 Gattung Bombyx 245 a) An Kiefer 245 b) An Laubholz 255 c) Polyphag an Laub- und Nadelholz 258 § 8. Familie AVoUspiuner (Liparidae [Lymautriidae]) 259 Gattung Liparis 259 a) Polyphag an Nadelholz und Laubholz 259 b) Laubholz-Arten • • 277 Gattung Orgyia 282 § 9. Familie Eulen (Noctuidae) 285 1. Kiefern-Bestandsverderber 286 2. Polj'phage Kulturverderber 288 3. Laubholz-Bestandsverderber 292 § 10. Familie Spanner (Geometridae) 293 a) An Kiefer 293 b) An Laubholz , 298 Die einzelnen Arten 299 § 11. Familie Kahnspinner (Cymbidae) 302 Inhalt. XTTT Seite Kapitel 2. Kleinschmetterlinge (Microlepidoptera) 303 § 1. Familie Zünsler (Pyralidae) 304 a) An Nadelholz 304 b) Au Laubholz 306 § 2. Familie Wickler (Tortricidae) 307 1. Unterfamilie Tortricinae 308 A. An Laubholz 308 B. An Nadelholz 309 a) Polyphag, besonders an der Kiefer 309 b) An Fichte 310 c) An Tanne 311 2. Unterfamilie Grapholithinae 313 A. An Nadelholz 313 a) An Tanne 313 b) An Fichte 315 c) An Kiefer 319 d) An Lärche 323 B. An Laubholz 328 § 3. Familie Gespinstmotteu (Yponomeutidae) 329 1. Unterfamilie Yponomeutinae 329 2. Unterfamilie Argyresthinae 330 a) An Lärche 331 b) An Tanne 332 c) An Fichte 333 d) An Kiefer 333 e) An Arve 338 §^ 4. Familie Gelechiidae 333 § 5. Familie Elachistidae 334 a) An Lärche 334 b) An Eiche 337 c) An Erle 337 § 6. Familie Gracilaridae r • • 337 § 7. Familie Nepticulidae 338 III. Teil. Die Hautflügler (Hymenoptera) 339 I. Hymenoptera ditrocha 340 Kapitel 1. Phyllophaga 340 § 1. Einzige Familie Blattwespen (Tenthredinidae) 340 I. Tabelle der forstlichen Blattwespen 342 II. Die einzelnen Gattungen 344 Gattung Lophyrus 344 Gattung Lyda 348 1. An der Kiefer 349 2. Au Fichte 353 XIV Inhalt. Seite Gattung Nematus 357 1. An Fichte 357 2. Au der Lärche 359 3. An Laubholz 359 Gattung Cladius 360 Gattung Hylotoma 361 Gattung Cimbex, Knopf hornblattwespe 361 Kapitel 2. Xylophaga 362 § 1. (Einzige) Familie Holzwespen (Uroceridae) 362 1. Tabelle der forstlichen Holzwespen 362 2. Gattung Sirex 363 Kapitel 3. Parasitica 365 A. Gallwespen 365 § 1. Familie Gallwespen (Cynipidae) 365 B. Die Schlupfwespen im weiteren Sinne 371 Übersicht der Familien 371 § 1. Familie Chalcididae 372 § 2. Familie Proctotrypidae 373 § 3. Familie Braconidae 373 § 4. Familie Evaniidae 373 § 5. Familie Ichneumonidae 373 Allgemeines über die Schlupfwespen i. w. S. 375 II. Hymenoptera monotrocha 377 Kapitel 4. Eaubwespen (Rapientia) 377 § 1. Familie Faltenwespen (Vespidae) 377 § 2. Familie Ameisen (Formicidae) 378 IV. Teil. Die Zweiflügler (Diptera) 381 Allgemeines 381 System 383 Die einzelnen forstlichen Arten 383 Kapitel 1. Unterordnung langfühlerige Mumienpupper (Nematocera) • • 383 § 1. Familie Gallmücken (Cecidomyidae) 383 I. Gallmücken der Weiden 384 A. Zweiggallenerzeuger 384 B. Triebspitzen-Gallmücken 388 C. Blattgallen-Gallmücken 389 11. Gallmücken an anderen Laubhölzern 389 A. Au Buche 389 B. Au Eichen 389 C. An Esche 390 D. An Birke 390 III. Gallmücken an Nadelhölzern 390 A. An Kiefern 390 B. An Fichte 391 Inhalt. XV Seite C. An Lärche 392 D. An Wacholder 393 § 2. Familie Rieseuschuaken (Tipulidae) 394 I. An Nadelholzsämlingen 394 II. Au Weideusetzlingeu "395 Kapitel 2. Unterordnung. Kurzfühlerige Mumienpupper (Tanystomata) 395 Kapitel 3. Unterordnnug. Kurzfühlerige Tönuchenpupper (Muscaria) • 395 § 1. Familie Schweb- oder Schwirrfliegen (Syrphidae) 395 § 2. Familie Eumyidae (Muscidae) 396 I. ünterfamilie Blumenfliegen (Anthomyidae) 396 II. Unterfamilie Raupeufliegeu (Tachininae) 397 III. Unterfamilie Fleischfliegen (Sarcophaginae) 398 Teil. Die Schnabelkerfe (Rhynchota) 399 Allgemeines 399 System der forstlichen Familien 400 Die einzelnen Formen 400 Kapitel 1. Unterordnung Wanzen (Heteroptera, Hemiptera) 400 § 1. Familie Schildwanzen (Scutati = Pentatomidae) 401 § 2. Familie Langwanzen (Lygaeidae) 401 § 3. Familie Hautwanzeu (Membranacei) 402 Kapitel 2. Unterordnung Zirpen (Cicadina) 402 § 1. Familie Kleinzirpen (Cicadellidae) 402 Kapitel 3. Unterordnung Pflanzenläuse (Phytophthires) 403 § 1. Familie Blattflöhe (Psyllidae) 403 § 2. Familie Echte Blattläuse (Aphidae) 403 I. Unterfamilie Aphidinae 405 IL Unterfamilie Lachniuae (Baumläuse) 405 A. Lachnus-Arten des Nadelholzes 406 B. Lachnus-Arten der Laubhölzer 406 a) An Buche 406 b) An Eiche 407 III. Unterfamilie Schizoueurinae 407 A. Schizoneurinen an Nadelholz 408 B. Schizoneurinen an Laubholz 410 a) An Ulme 410 b) An Linde 410 c) An Aspe 410 IV. Unterfamilie Pemphigiuae 411 A. Pemphigiuen an Nadelholz 411 B. Pemphiginen an Laubholz 413 a) An Ulme 413 b) Au Esche 413 c) Au Pappeln 414 XVI Inhalt. Seite § 3. Familie Afterblattläuse (Phylloxeridae) 414 I. Gattung Chermes 415 1. Chermes-Arteu mit vollständigem Entwickelungszyklus ■ • 420 A. Die Zwischeukonifere ist eine Lärche 420 B. Die Zwischenkonifere ist eine Kiefer 423 C. Die Zwischenkonifere ist eine Tanne 424 2. Chermes-Arteu mit reduziertem Entwickelungszyklus • • • 426 3. Chermes-Arteu, die ausschließlich auf Zwischenkonifereu vorkommen 428 IL Gattung Phylloxera 428 § 4. Familie Schildläuse (Coccidae) 429 I. Allgemeines 429 IL Die einzelnen Arten 432 III. Gegenmittel gegen die Pflanzenläuse 440 VI. Teil. Geradflügler (Orthoptera) 441 § 1. Familie Grabheuschrecken (Gryllidae) 441 § 2. Familie Laubheuschrecken (Locnstidae) 443 § 3. Familie Feldheuschreckeu (Acridiidae) 443 Einleitung. Aufgabe der Forstinsektenkunde. Die Forstinsektenkunde stellt sich die Aufgabe, die schädlichen und nützlichen Insekten des Waldes mit Rücksicht auf das praktische Bedürfnis der Forstwirtschaft kennen zu lehren. Die Forstentomologie ist daher eine angewandte, zoologisch- forstliche Disziplin und hat als solche zwei Seiten, eine zoologische und eine forstliche. Beide müssen zur Darstellung gelangen. Von der zoologischen Seite sind zunächst die morpholo- gisch-physiologischen Bestandteile so weit zu berücksichtigen, als dadurch ein Erkennen der Insektenart und ein Verständnis der praktisch wichtigen Lebensverrichtungen ihrer Organe gewonnen werden kann. Genauer ist die Biologie der Insekten in Betracht zuziehen. Die eingehende Kenntnis der Lebensweise eines Insekts ist die wichtigste Grundlage für alle Maßnahmen, welche in der Praxis gegenüber dem betreffenden Insekt zu geschehen haben. Von der forstlichen Seite hat die Forstinsektenkunde das spezielle forstliche Verhalten der Forstinsekten und ihre spezielle forstliche Bedeutung kennen zu lehren und die Hilfsmittel namhaft zu machen, welche dem Forstwirt zu Gebot stehen, um den Wald gegen die schädlichen Insekten zu schützen, die nützlichen Insekten dagegen und die den Schädlingen feindlichen Faktoren zu fördern. Diese Hilfsmittel sind zum Teil vorbeugender, zum Teil direkt ab- stellender Natur. Im allgemeinen wie im speziellen Teil dieses Leitfadens soll sowohl die zoologische als die forstliche Seite Berücksichtigung finden. Geschichte und Literatur der Forstinsektenkunde. Der Reichtum an Forsten und die frühzeitige Entwickelung einer rationellen Forstwirtschaft in Deutschland haben hier früher als in anderen Ländern zu einer Forst-Wissenschaft geführt. Auch die Nüßlin, Leitfaden der Forstinsektenkunde. 1 D. H. HILL LfBRARY Einleitung'. Veröffentlichungen über Forstinsekten aus älterer Zeit stammen fast ausschließlich aus Deutschland. Hier sind auch die ältesten Kompendien, wie Bechstein und Scharfenbergs „Vollständige Naturgeschichte der für den Wald schädlichen und nützlichen Forstinsekten", Leipzig 1804 und 1805, erschienen, so daß die Forstinsektenkunde in genetischem Sinne eine deutsche Wissenschaft genannt werden darf. Ältere Abhandlungen über einzelne Gruppen von Forstinsekten ragen noch weiter zurück, wie Gmelin, „Abhandlung über die Wurmtrocknis", Leipzig 1787, Hennert, „Über den Raupen- fraß und Windbruch etc.", Leipzig 1798, v. Sierstorpff, „Über einige Insektenarten, welche den Fichten vorzüglich schädlich sind etc.", Helmstädt 1794. Rösels „Monatliche Insekten- belustigungen", Nürnberg 1749, hatten den Sinn für die genauere Beobachtung der Biologie der Insekten geweckt und so auch der Forstinsektenkunde wirksam vorgearbeitet. In der ersten Hälfte des 19. Jahr- hunderts beginnt nun Ratzeburgs^) Wirken. Seine Schriften und seine Schule haben den eigentlichen Grund zu einer wissenschaftlichen Forstinsekten- kunde gelegt. Ratzebu rgs Hauptwerk „Die Forstinsekten" erschien in drei Bänden, und zwar im Auf- trag und auf Kosten der preußischen Regierung. Der erste Band „Die Käfer" 1837, der zweite „Die Falter" 1840, der dritte „Die Ader-, Zwei-, Halb-, Netz- und Gradflügler" 1844. Mit pracht- vollen, meist kolorierten Tafeln reichlich wie auf unserem Gebiete kein anderes Buch bis heute ausgestattet, ebenso ausführlich wie gediegen im Texte, bedeutete dieses Werk einen außerordentlichen Fortschritt, begründete im eigentlichen Sinne unsere forst- J. Th. Ratzeburg. 1) Katzeburg, Theodor, ist 1801 in Berlin als Sohn des Professors der Tierarzneikunde daselbst geboren. Vom Vater frühzeitig in die Botanik ein- geführt, promovierte er nach mehrfachem Schwanken in der Berufswahl 1825 zu Berlin mit einem botanischen Thema, studierte Medizin und habilitierte sich für Medizin in Berlin. Bei der Gründung der preuß. Forstakademie Eberswalde (1830) übernahm er daselbst das Gesamtgebiet der Naturwissenschaft, warf sich jedoch als Forscher und Schriftsteller «anz besonders auf die forstliche Entomologie. Er starb 1871. Eiuleituug. 3 entomologische Wissenschaft und bildet noch heute eine hoch- willkommene Grundlage für den Forscher. Ratzeburgs „Forst- insekten" charakterisieren zugleich die I. Periode der wissenschaft- lichen Forstentomologie, welche etwa bis zum Erscheinen von Eichhoffs „Europäischen Borkenkäfern" (1881) währt. Schon 1841 empfand jedoch Ratzeburg das Bedürfnis, das umfangreiche Gebiet seiner Wissenschaft in einem kürzeren Handbuch zusammenzufassen. So entstanden „Die Waldverderber und ihre Feinde" in I. Auflage 1841, in 6. 1869, in 7. durch Judeich vollständig neu- bearbeiteter Auflage 1876. Unmittelbar an die Vollendung seiner „Forstinsekten" schließen sich Ratzeburgs „Ichneumoniden der Forstinsekten" an, die ebenfalls in drei Bänden in den Jahren 1844, 1848 und 1852 erschienen sind und rein entomologische Be- deutung besitzen. Manche spätere entomologische Beobachtung ist weiter in Ratzeburgs „Waldverderbniß", 2 Bände, 1866 und 1868, enthalten, einem sehr ungleichen, meist botanisch-forsdichen, gegen die früheren Arbeiten minderwertigen Werke des gealterten Forschers. In die Ratzeburgsche Periode unserer Wissenschaft fällt vor allem die Haupttätigkeit zweier hervorragender Forscher im gleichen Gebiete: Th. Hartigs und H. Nördlingers. Th. Hartig^) hat einerseits durch eine Anzahl rein entomologischer Monographien über forstlich schädliche Insekten Hervorragendes geleistet, („Die Familien der Blatt- und Holzwespen" 1837, „Über die Familie der Gallwespen" 1840,-) „Nachträge" hierzu 1841 und 1843,-) »Ver- such einer Einteilung der Pflanzenläuse" 1841),-) andererseits auch den angewandten Teil der Forstinsektenkunde durch eine Reihe wichtiger Abhandlungen wesentlich gefördert. H. Nördlinger^) ver- legte den Schwerpunkt seiner praktisch entomologischen Forschungen auf die landwirtschaftliche Seite („Die kleinen Feinde der Land- wirtschaft" 18551, hat aber auch wertvolle Publikationen über ^)Hartig, Theodor, 1805 in Dillenburg geboren, Sohn des preuß. Oberlandforstmeisters und Mitbegründers der deutschen Forstwissenschaft Georg Ludwig Hartig, 1831 Oberförster und Dozent in Berlin, 1838 — 77 Professor der Forstwissenschaft in Braunschweig und Mitglied der Forstdirektion daselbst, gestorben 1880. 2) Germars Zeitschrift für Entomologie. 3) Nördlinger, Hermann, 1818 in Stuttgart geboren, Sohn des dortigen Ministerialreferenten für Berg- und Forstwesen, studierte Forstwissenschaft, nach mehrfachen Reisen in Deutschland und Frankreich 1843 Professor der Forst- wissenschaft in Grand-Jouan (Frankreich), 1815 Professor in Hohenheim, 1881 in Tübingen, gestorben 1897. 4 Einleitung. Forstinsekten geliefert (seine „Nachträge zu Ratzeburgs Forst- insekten", begonnen 1848/) in 2. Auflage 1880 selbständig heraus- gegeben und zahlreiche Aufsätze, besonders in Pfeils „Kritischen Blättern"). Zuletzt verfaßte er noch ein Lehrbuch über „Forst- schutz" 1884. In die Ratzeburgsche Periode fällt auch die Tätigkeit des Entomologen E. L. Taschenbergs. ^) Dieselbe ist jedoch vorwiegend der Landwirtschaft gewidmet. Sein Hauptwerk in diesem Sinne ist die „Praktische Insektenkunde", 5 Teile, 1878 — 1880. Forstlich trat er als Schriftsteller 1874 mit seiner „Forstwirtschaftlichen Insektenkunde" hervor. Rein entomologisch sind seine Hymen- opteren Deutschlands. Theodor Hartij Herniann v. NörclÜDKer. Für Ratzeburgs Wirken darf nicht unerwähnt bleiben, daß dieser ausgezeichnete Forscher durch die Regierungsorgane des preußischen Staates, sowie besonders durch dessen zahlreiches aus- gezeichnetes Forstpersonal, insbesondere durch eine Reihe tätiger Mitarbeiter wesentlich unterstützt worden ist. Ratzeburg starb 1871. Ihm folgte schon 1869 als Lehrer an der Forstakademie Eberswalde B. Altunr^i nach, welcher alsbald ^) Stettiner Entouiol. Zeitung. 2) Taschenberg, Ernst, Ludwig, 1810 zu Naumburg geboren, 1871 Professor der Entomologie in Halle. ^) Altum, Bernard, 1824 zu Münster geboren, Sohn eines Schuhmachers, studierte zuerst Philosophie und Theologie zu Münster. 1849 Priesterweihe. Be- gann später zoologische Studien bei Johannes Müller und Lichten st ein in Berlin, 1855 Promotion in Berlin, 1858 Lehrer am Realg.ymnasium und Privatdozeut in Münster, 1869 Professor in Eberswalde, gestorben 1900. Eiuleitung. 5 eine äußerst fruchtbare schriftstellerische Tätigkeit aufnahm. Schon 1874 erschien der III. Band seiner Forstzoologie „Die Insekten", I. Abt.: „Allgemeines und Käfer", 1875 2. Abt.: „Schmetter- linge, Haut-, Zwei-, Gerad-, Netz- und Halbflügler". Fast gleichzeitig beginnen auch die überaus zahlreichen Auf- sätze AI tum s, welche sich auf fast alle Gruppen der Forstinsekten erstrecken und in ungeminderter Zahl bis zum letzten Lebensjahre dieses Autors (1900) fortsetzen. Sie sind fast ausschließlich in der Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen erschienen. Ebensowohl durch seine fruchtbare schriftstellerische Tätigkeit als durch seine ausge- zeichnete praktische Lehrbefähigung in der freien Natur ist Altum •nach Ratzebu rgs Tode an die erste Stelle in unserer Wissenschaft getreten. Altums glänzende Beobachtungsgabe und dessen große Wilh. Jos. Eichhoff. Bernard Altum. Liebe zur Natur haben viele neue Resultate gewonnen; seine starke Tendenz nach Verallgemeinerung und rascher Schlußfolgerung ohne genügende empirische Begründung haben jedoch manche Theorien und Hypothesen unserer Wissenschaft zugeführt, die der Kritik nicht standhalten konnten. Altum hat unser Einzelwissen wesentlich ver- mehrt, jedoch ist es ihm nicht gelungen, die Wissenschaft als solche auf eine höhere Stufe zu erheben. Die Wirksamkeit Altums hat mehr als zuvor den Streit der Meinungen entfacht und eine gewisse Unsicherheit erzeugt. Ganz besonders begannen solche Zweifel seit dem Erscheinen von Eichhoffs^) „Europäischen Borkenkäfern" 1881 über die 1) Eichhoff, Wilh. Jos., 1823 zu Prüm (Trier) geboren, Sohu eines preuß. Forstmeisters, studierte in Eberswalde Forstwissenschaft. Oberförster, zuletzt bis 1891 in Elsaß-Lothringen, gestorben 1894. 6 Eiuleitung. Frage der Generationsdauer. Mit diesem Werke hebt gleichsam ein neuer Geist in unserer Wissenschaft an: der Geist einer mögHchst exakten Naturerforschung. Sowohl nach der morphologischen als nach der biologischen Seite hat Eichhoff glänzende Beispiele ge- geben. Als erster Autorität für die Familie der Borkenkäfer verdanken wir ihm eine gründliche Revision der Systematik dieser Familie und die scharfsichtige Trennung mancher bisher zusammengeworfenen Arten. Ebenso reformierte Eichhoff die Ansichten über die Gene- rationsdauer der Borken- und Rüsselkäfer und basierte seine Schluß- folgerungen zum Teil auch auf das Experiment. Mit Eichhoffs „Europäischen Borkenkäfern" datiert deshalb eine neue zweite Periode unserer Wissenschaft, mit welcher die Willkür und Nach- H. Nitsclie. Gustav Henschel. lässigkeit in der Bestimmung und Namengebung aufzuhören beginnt, die systematischen Forderungen der reinen Zoologie Berücksichtigung finden und auch die biologische Forschung in neue Bahnen gelenkt wurde. In dieser Periode ist das „Lehrbuch der mitteleuropäischen Forstinsektenkunde" zustande gekommen, in welchem H. Nitsche^) (in Vereinigung mit F. Judeich) das gesamte Wissen seiner Zeit in streng wissenschaftlicher Weise gesichtet und niedergelegt hat. Nitsches Lehrbuch ist in 3 Abteilungen in den Jahren 1885, 1890 ^) Nitsche, Hinrich, 1845 zu Breslau geboren, Sohu eiues Juristen, studierte Zoologie, promoTierte 1870 in Berlin mit einer Dissertation über Bryozoen, habilitierte sich 1871 in Leipzig und übernahm 1876 den neu ge- gründeten Lehrstuhl für Zoologie an der sächsischen Forstakademie in Tharand. Außer der praktischen Ichthyologie waren Jagdzoologie und Forstentomologie seine hauptsächlichsten Forschungsgebiete, Gestorben 1902. Einleitung. 7 und 1895 ^^^^' Vollendung- gelangt und am Schlüsse mit Nachträgen versehen worden. Es erhebt sich ebensowohl inbezug auf Voll- ständigkeit des Inhalts und der Literaturnachweise, als auch durch die exakte Fomi und die vortreffliche Methode seiner Darstellung weit über alle bisherigen Kompendien und wird ein klassisches grund- legendes Werk für alle Zeiten bleiben. Das größte Verdienst aber hat sich Nitsche in seinem Werke durch seine eigene Nach- forschung um die forstentomologische Wissenschaft erworben, durch welche das bisherige Wissen vielfach verbessert, vermehrt und ver- tieft und durch erweiterte Gesichtspunkte auf eine höhere Stufe ge- hoben worden ist. In die zweite Pei^iode fällt auch die Tätigkeit Gustav A. O. Henschels.^) Sein Hauptwerk ist der Leitfaden zur Be- stimmung der schädlichen Forst- und Obstbaum-Insekten, der in I. Auflage 1861, in 3. sehr erweiterter Bearbeitung 1896 erschienen ist. Henschel hat aber auch durch zahlreiche Aufsätze, insbesondere über Borkenkäfer und Dipteren (Zentralblatt für das ges. Forst- wesen), die forstentomologische Wissenschaft gefördert. Für das Ge- biet der forstlichen Nadelholz-Gallmücken ist er als erster schöpferisch tätig gewesen. In neuester Zeit scheint sich für unsere Wissenschaft eine neue dritte Periode zu gestalten, deren Fortschritte hauptsächlich die Biologie betreffen. Verbessertes Experimentieren, genaueste Er- forschung der individuellen Entwickelung und Zuhilfenahme der Anatomie und Histologie zur Begründung und Erklärung bio- logischer Erscheinungen treten jetzt in den Vordergrund. Wir werden im speziellen Teil einzelne derartige Forschungen kennen zu lernen haben. Was die Lehrbücher betrifft, so sind die oben schon genannten Kompendien Ratzeburgs und Taschenbergs heute völlig veraltet. Auch die hierher gehörenden Teile von Altums Forstzoologie ent- sprechen keineswegs mehr den heute zu stellenden Anforderungen. Unübertroffen und unentbehrlich für den Forscher sowohl wie für jedes eingehendere Studium bleibt Judeich-Nitsches mittel- europäische Forstinsektenkunde. Für die Bedürfnisse des akademischen Unterrichts ist dasselbe jedoch zu ausführlich gehalten. ^) Henschel, Gustav, 1835 zu Zellhof in Oberösterreich geboren, Sohn eines Coburgschen Forstdirektors, studierte in Eisenach Forstwissenschaft, war in der forstlichen Praxis tätig, zuletzt als Oberförster. 1877 Professor der Forst- wissenschaft an der Hochschule für Bodenkultur in Wien. Starb 1896. 8 Einleitung. Ihnen dienen besser zwei andere forstentomologische Kom- pendien: einmal Henschels Buch „Die schädlichen Forst- und Obstbaum-Insekten (3. Aufl. 1895), sodann der IV. Abschnitt des Forstschutzes von R. Heß (3. Aufl. 1898), in welchem die Forst- insekten in kürzerer Form und in didaktisch vorzüglicher Weise zur Darstellung gelangt sind. Als weiteres Kompendium kann der Abschnitt über Insekten in Eckstein „Forstliche Zoologie" (1897) S. 350 — 571 in Be- tracht kommen. Im speziellen Teile dieses Leitfadens werden wir die Fach- literatur für einzelne Gruppen und Arten unter Berücksichtigung der Spezialforschungen namhaft machen. Hierbei sollen jedoch nur die wichtigeren und vor allem die grundlegenden Arbeiten Erwähnung finden. Eine solche Auswahl entspricht dem Charakter dieses Leit- fadens. Die genauesten und vollständigsten Literaturangaben für unsere Wissenschaft sind in Judeich -Nitsches mitteleuropäischer Forstinsektenkunde zu finden. I. Buch. Allgemeines. I. Teil. Zoologisches. Die Forstentomologie ist eine angewandte zoologische Wissen- schaft. Ihr Charakter ist fast ausschließlich ein biologischer. Alles kommt im letzten Grunde auf die Wechselbeziehungen des lebenden Insekts und der lebenden Pflanze an und auf die praktischen Konse- quenzen, die daraus folgen. Die genaueste und tiefste Erkenntnis jener Beziehungen muß das wichtigste Forschungsziel unserer Wissen- schaft sein. Wie aber alle Lebensvorgänge nur auf Grund einer genauen Kenntnis des Baues und der Verrichtung des materiellen Substrats verstanden werden können, so ruht auch das biologische Erkenntniswissen der Forstentomologie wieder im allerletzten Grunde auf genauester Kenntnis vom Bau und von der Verrichtung der Organe der Insekten. Unsere allgemeinen Betrachtungen müssen daher bei einer morphologisch-physiologischen Darstellung der Insekten ihren Anfang nehmen. Dabei setzen wir jedoch für unseren Leitfaden voraus, daß der Leser schon durch akademische Vorträge über reine Zoologie in dem Gebiet der Insekten, soweit es sich um Morphologie und Anatomie, um Systematik und Entwickelungsgeschichte handelt, in den Hauptsachen genügend vorbereitet ist. Wir werden daher in diesem Abschnitt aus den genannten Einzel- disziplinen nur noch solche Gegenstände zur näheren Darstellung bringen, welche für das Verständnis der Biologie im Hinblick auf den angewandten (praktischen) Charakter der Forstentomologie von be- sonderer Bedeutung sind. Kapitel 1. Anatomie und Physiologie der Insekten. Die Nervenorgane, die Sinnesorgane, die Bewegungs- organe und die Verrichtungen dieser Organsysteme können hier übergangen werden, ebenso aus dem Ernährungssystem im weiteren Sinne die Organe der Atmung, des Kreislaufs und der Exkretion. Sie werden uns kaum Aufschluß geben können zur Beantwortung von IQ I. Buch. Allgemeines. Fragen praktischer Bedeutung. Anders steht es mit den Organen der Verdauung und insbesondere der Fortpflanzung. Darm- trakt und Geschlechtsorgane und deren Verrichtungen haben für das Verständnis biologischer Fragen mehr weniger grundlegende Be- deutung, so daß wir ihnen eine spezielle Betrachtung zu widmen haben. Beim Darmtrakt kommt es freilich mehr auf die Untersuchung des Inhaltes an, bei den Geschlechtsorganen dagegen können ins- besondere der Reifezustand der Eier und Samenzellen, der Entwicke- lungsgrad der akzessorischen Drüsen, die Anwesenheit oder das Fehlen der männlichen Samenzellen in den weiblichen Samentaschen, sowie einige weitere Symptome wichtige Kriterien zur Beantwortung der praktisch wichtigen Fragen über die Generation abgeben. ij I. Der Darmtrakt der Insekten und dessen Verrichtungen. Bei einem verdächtigen Insekt wird die Entscheidung, ob dasselbe Pflanzen- oder Fleischfresser oder beides zugleich ist, nötig. Die Mund teile liefern nun zwar häufig präzis entscheidende Charaktere, jedoch nicht immer. Eine Pflanzenlaus mit ihren saugenden Mund- teilen kann nur Pflanzensäfte saugen, lebt niemals von tierischer Kost, ebenso verhält es sich mit anderen Insekten mit ausgesprochen saugenden Mundteilen, wie bei den Imagines der Schmetterlinge. Anders steht es schon bei den saugenden Hemipteren und Dipteren: manche saugen tierische Säfte (Schildwanzen, Bettwanze, Tierläuse, Stechmücken, Bremsen), während nahe verwandte Gattungen nur Pflanzensäfte aufnehmen. Viel unsicherer wird die Entscheidung da, wo es sich um Insekten mit beißenden Mundteilen handelt. Wohl deuten im all- gemeinen die kräftigen scharfen Oberkiefer auf räuberische Lebens- weise und tierische Kost, die schwachen Oberkiefer dagegen auf pflanzliche Nahrung. So sind die Laufkäfer fast durchweg Fleisch- fresser, die Schnellkäfer, Prachtkäfer und Lamellikornien Pflanzen- fresser. Aber manche Laufkäfer (der Getreide-Laufkäfer und andere) machen als gelegentliche Pflanzenfresser eine Ausnahme, ähnlich wie Bär und Dachs unter den Raubsäugetieren. Neuerdings haben sich die Fälle vermehrt, welche insbesondere kleinere Laufkäfer als Schädlinge insbesondere in Pflanzschulen verdächtig erscheinen lassen. Auch können typische Pflanzenfresser (Holzlresser) mit großen und spitzigen Oberkiefern ausgestattet sein (Bockkäfer, Lucaniden). Auf diese Weise sind die Merkmale an den Mundteilen durch- aus nicht als vollentscheidende und durchgreifende Kriterien für die Beurteilung der Lebensweise bezw. Freßart anzuerkennen. I. Teil. Zooloo'isches. 11 Am Darmtrakt selbst sind mancherlei Kennzeichen, welche Rückschlüsse auf die Biologie gestatten. Der Darm der Insekten besteht wie bei allen höheren Tieren aus den drei histologisch, physiologisch und entwickelungsgeschichtlich getrennten Hauptabteilungen: Vorder-, Mittel- und Hinterdarm. Vorder- und Hinterdarm sind mit einer oft längsgefalteten harten inneren Chitinhaut (Intima), unter welcher meist kaum sicht- bare Epithelien liegen, und starker, oft quergestreifter Muskulatur ausgestattet; beide sind als Mund- und Aftereinstülpungen der äußeren Haut entstanden, beide haben vorwiegend die mechanischen Funktionen der Ein- und Ausfuhrbewegung der Nahrungsstoffe. Anders der Mitteldarm. Er ist zartwandig, muskelarm, mit großen schlauch- förmigen Epithelzellen, nicht oder kaum entwickelter Chitinhaut ver- sehen und trägt drüsige Gebilde oft in Form zottiger Blindschläuche; Fig. 1. Darmtrakt der Raupe von Bombyx pini L. a Speicheldrüse, a' Spinndrüse, h Vorder- darm, c Mitteldarm, h und k Teile des Hinterdarms, i Harn- (oder Malpighische-) Gefäße. Aus Nitsche (nach Suckow.) er hat ganz besonders die chemischen Funktionen der Verdauung und Resorption, daher drüsigen Charakter. Alle drei Hauptabteilungen können wieder in einzelne Ab- schnitte zerfallen. Der Vorderdarm spaltet sich oft deutlich in Mundhöhle, Speiseröhre und Kropf (Kaumagen); der Mittel- darm kann deutlich geschieden sein in Magen-ähnliche Erweiterungen und in Abschnitte mit drüsigen Bekleidungen; der Hinterdarm zeigt häufig einen vorderen dünnen Teil (Dünndarm)^) und eine hintere Anschwellung (Mastdarm), welche radiäre Einstülpungen zeigt und wohl mit der Formierung des Kotes betraut ist (Raupen). Der Darmtrakt verläuft im allgemeinen bei gestreckten Larven fast gerade, so bei der Kiefernspinnerraupe (Fig. i), bei den Imagines dagegen mehr weniger gewunden (Fig. 2). Innerhalb der Imagines ist im allgemeinen der Darmtrakt bei den Fleischfressern kürzer, bei den Pflanzenfressern länger. Während er z. ß. bei den Lauf- ^) Bei manchen Insektengruppen der Kesorptiou dienend. 12 1. Buch. Allo-emeiues. käfern (Fig. 2) kaum länger als der Körper erscheint, übertrifft er bei den Borkenkäfern (Fig. 6 u. 7) die Körperlänge um das z^lJache, beim Maikäfer um das 5 fache. Auch der Vorderdarm ist nach Länge, Umfang und Sonderung je nach der Art der Ernährung ver- schieden. Insekten, welche nur flüssige Nahrung aufnehmen, haben eine als Saugorgan wirkende, durch Muskeln erweiterungsfähige Mund- Fig.^ Darmtrakt eines Laiifkäfers. b Speiseröhre, c Kropf, d Kaumagen (b + c + d = Vorderdarm), f Mitteldarmteil mit längeren Blindsohläuclien (Zotten), g Mitteldarmteil ohne Blindschläuche, h Dünndarm, k Mastdarm (h-j-k Hinterdarm), i Harngefäße, 1 After- drüsen. Aus Nitsche. höhle, eine dünne lange Speiseröhre, und an Stelle des Kropfes ein meist langgestieltes Reservoir (sog. Saugmagen), so die Schmetter- linge, einzelne Netzflügler und Fliegen (Fig. 3). Insekten, welche auf einmal große Nahrungsmassen aufnehmen, besonders Pflanzenfresser, haben umfangreiche Speiseröhre und Kropf, Fig. 3. Darmtrakt der Schmeißfliege {Sarcophaga carnaria L.). a Speicheldrüsen, b Speise- röhre, c sog. Saugmagen, f und g Mitteldarm, h und k Hinterdarm (Dünndarm und Mast- darm), i Harngefäße. Aus Nitsche. so die Feldheuschrecke (Fig. 4), Borkenkäfer (Fig. 5 u. 7), unter den Fleischfressern die Laufkäfer (Fig. 2). Auch sind in solchen Fällen häufig besondere Chitinbildungen im Innern zu treffen, öfters von sehr komplizierter Art, welche scheints zum Teil die Aufgabe haben, die Nahrung zurückzuhalten und allmählich in kleineren Partien in den Mitteldarm abzuführen (Fig. 6). Auch die Sonderungen am Mittel da rm lassen Rückschlüsse auf die Lebensweise zu. Bei Pflanzenfressern ist der vorderste Ab. schnitt oft magenartig erweitert (Fig. 4, 6 u. 7), ganz besonders beim Öl- I. Teil. Zoologisches. 13 käfer, wo die Flügeldecken fehlen.^) Auch bei den Larven ist der Mitteldarm vorn stark erweitert. Auf die magenartige Erweiterung des K '"ok9L___ iiiWili?SriMJiilli'iiliillllllillll^ Aß '" M^ TTD% BM Ovd'l Ovtl% AB Vg Fig. 4. Ein Teil der Anatomie der 9 Feldheuscli recke, schematisch. VDj Speise- röhre, VD2 Kropf, (VDi + VDo = Vorderdarm), MD Mitteldarm mit Blindschläuchen (BS), HDi Dünndarm, HD., Mastdarm, (HDi + HD., = Hinterdarm), HG Harngefäße, Hz Rücken- gefäß (Herz), Ao Aorta, oSg Gehirn, uSg unteres Schlundganglion, Bm Bauchstrang, Ov rechter Eierstock, Ovd Eileiter, SB Samenblase, Vg Vagina, K Kopf, B Brust, H Hinter- darm. Aus Nitsche (z. T. nach Burgers). VD., Kpl Rz Kbst MDi Fig. 5. Kaumagen und Anfang des Mitteldarms vom Buchdrucker {Tomicus typogra- phus L.). VD., Kaumagenteil des Vorderdarms, MDj Magen-artiger Teil des Mitteldarms, Kpl Chitin-Kauplatten, Kbst Chitin-Kaubüi-sten, Rz Chitin-Reusenzähne, trM trichter- förmige Mündung des Vorderdarms in den Mitteldarm, m (innere) Radiär- und (äußere) Rings-Muskeln des Chitinapparates. Man sieht dreierlei Darm-Kontenta: gröbste (Holz- und Rindenspäne) vor Rz, feinere hinter Rz, feinste hinter trM. Original (nach Photographie). vorderen Mitteldamns folgen bei den Pflanzenfressern die mit längeren 1) Harte feste Chitinbildungen (Hautskelett, Flügekleckeu) scheinen eine starke Füllung größerer Darmteile nicht zu gestatten. 14 I. Buch. Allgemeines. und kürzeren (Divertikeln) Blindschläuchen versehenen drüsigen hinteren Abschnitte (Fig. 6 u. 7». Bei Fleischfressern und bei saugen- den Insekten sind umgekehrt die mit Blindschläuchen versehenen Ab- schnitte vorn gelegen (Fig. 2 u. 3). Auch noch speziellere und weiter- gehende Schlußfolg-erungen hat man^) neuerdings aus der Gestaltung des ^^\..Xaumaae?t -JCaumaßen, " ^Minddarm- 'Ursprung' derJfodpig'ii-sdai ^efä/se. h Fig. 6. Darmtrakt von Scolytus 'prv.ni. (Nach Sedlaczek.) "•,Minddar.'K- \'-JJ!verlik-el- 1/ re^wn/. Ursprung' der GfefaTse. Fig 7. Darmtrakt von Tomicus curvidens. *" (Nach Sedlaczek.) 1) Sedlaczek, Über den Dannkanal der Scolytiden; Zeutralbl. für das gesamte Forstw. 1902. I. Teil. Zoologisches. 15 Darmtraktes abgeleitet. So haben unter den Borkenkäfern die Skolytinen und Hylesininen eine allmählich sich nach hinten erweiternde Speise- röhre, einen kurzen Mitteldarm ohne die Divertikelregion (Fig. 6), die Tomi einen dagegen eine scharf abgesetzte Speiseröhre, einen langen Mitteldarm mit Blindschlauch- und langer Divertikelregion (Fig. 7). Bei ersteren soll die Nahrung rasch den Darmtrakt durchlaufen, daher ein rasch erneuertes Nahrungsbedtirfnis vorhanden sein, bei letzteren dagegen soll infolge des langsamen Durchgangs der Nahrung und der intensiveren Ausnutzung derselben die Fähigkeit vorhanden sein, länger hungern, weiter (außerhalb der Nahrungspflanze) wandern und daher wirksamer (schäd- licher) sich verbreiten zu können. Bezüglich der Untersuchung des Darminhalts zum Zweck der Eruierung der aufgenommenen Nahrung muß natürlich vor allem der Vorderdarm und der magenartige Abschnitt des Mitteldarms zur Untersuchung geöffnet werden, da hier die Nahrungsbestandteile noch am wenigsten verändert sind. § 2. Anatomie und Verrichtung der Geschlechtsorgane, 9 9"^) und cfcf^) Geschlechtsorgane bestehen aus den Geschlechts- drüsen (Eierstöcke, Hoden), den geschlechtsleitenden Ausführgängen (Eileitern, Samenleitern) und den Organen, welche die Begattung (Begattungs- und Samentasche, Penis) und (beim 9) die Eiablage {Legeröhre) besorgen. Außerdem können noch absondernde Drüsen vorkommen (Schleimdrüsen, Kittdrüsen). A. Die 9 9 Organe und ihre Verrichtung. Die Eierstöcke sind paarig-') angeordnet und bestehen jeder- seits aus einer Anzahl von „Eiröhren", welche nach hinten den paarigen Teilen der Eileiter (Eikelche) aufsitzen, während sie nach vorn durch die „Endfäden" am Rücken des Thorax angeheftet sind. Jede Eiröhre läßt*) 2 Teile unterscheiden: das „Keimfach" {Endfach) und die eigentliche Eiröhre. Das Keimfach enthält un- differenzierte Zellelemente. Aus diesen sondern sich am hinteren Ende die die eigentliche Eiröhre bildenden Elemente: die Eizellen, J^ährzellen und Epithelzellen. *) 9 Zeichen für „weiblich". 2) (^ Zeichen für „männlich". ^) Bei den gamogenetischen 99 mancher Pflanzen! äuse (Holzneria, Chermes) gelangt nur eine einzige unpaare Eiröhre zur Entwickelung, aber auch hier ist in den ersten Stadien ein Paar vorhanden, von dem die eine Hälfte später verkümmert. *) Speziell bei den Borkenkäfern und Rüsselkäfern. 16 I. Buch. Allgeraeines. Bei noch unreifen Genitalien (Fig. 9) sind diese Elemente noch nicht gesondert, die eigentliche Eiröhre (i.e. S.) erscheint als ein kurzes gewundenes Gebilde. Anders bei dem mehr weniger reifen Organ (Fig. 10). Hier ist die eigentliche Eiröhre bedeutend verlängert und durch Einschnürungen in Eifächer (Eikammern) getrennt, welche vom Keimfach zum Eikelch allmählich an Größelund an Reife zu- nehmen. Auch ist die Sonderung in Eizellen und Epithelzellen (und Nährzellen) von vorn nach hinten immer deutlicher geworden. Eigentliche Nährzellen können übrigens fehlen (Fig. 8 I), oder sie sind im vorderen Teil der Eifächer ange- ordnet (Fig. 8 IIj, oder sie bilden eigene Nähr- zellenfächer (Dotterzellenfächer) (Fig. 8 III). XeimfacTi Uiröhre III Fig. 8. Halbschematische Dar- stellung des Baues der Ei- röhre n. I Eiröhi-e ohne Ei- nährzeUen, II Eiröhren mit Einähi'zellen, III Stück einer Eiröhre mit gesondertem Ei- und Dotterzellenfache. Ef End- faden, A Keimfach, E Eizellen, Nz Einährzellen, Ep Eiröhren- epithel, Esch Eischale, rE reife Eizellen. Aus Nitsche. Uileiier o 12; 1. Einjährige ( 1900 + + • • H — — — - Generation \ 1901 — — - - - — — • • + + Gemeine Kiefern-Buschhornblattwespe (Lophyrus pini L.). 2. Doppelte ( Generation \ Maikäfer (Mclolontha vulgaris L.). 1900 + + — — ©•+ +-- — — ©© © 1901 © © ©©• •++ 1900 1901 1902 1903 1904 + + + + + + + + - + — • + + 3. Vierjährige Generation Diese Schemas geben ein vorzügliches Bild der Biologie einer Art, jedoch nur solange dieselbe streng regelmäßig verläuft. Wir werden sie für solche Fälle auch später in Anwendung bringen. Im Falle langer Lebensdauer der Imagines, lang hingezogener Eiablage, Ineinandergreifen der geschwisterlichen Generationen sind solche Scheraas unmöglich, ihre Anwendung daher die AVahrheit entstellend und verwirrend. o. Lebensdauer. Nicht immer, wiewohl zu allermeist, fällt die Zeitdauer der Generation mit der Lebensdauer des Individiums zusammen. Ver- einzelte Insekten (Hylobius, Pissodes, Honigbiene) sind mehr oder weniger langlebig, wodurch die Generationsfrage wesendich kompliziert und die Möglichkeit gegeben wird, daß einzelne Insekten- individuen ihre eigenen Enkelgenerationen erleben. II. Eingeschlechtliche Fortpflanzung (Parthenogenese). Parthenogenese (Jungfernzeugung), wobei ein Weibchen ohne Mithilfe des cf Samens, lediglich aus seinen unbefruchteten Eiern Nachkommen zeugt, kommt bei den Gliederfüßlern und speziell bei Insekten vielfach vor. Sie ist bei Schmetterlingen, Hautflüglern, Zwei- flüglern und Schnabelkerfen bekannt geworden. Im allgemeinen pflegt 2g I. Buch. Allgemeines. sie neben der zweigeschlechtlichen (gamogenetischen) Fortpflanzung einherzugehen. Entweder so, wie bei der Biene, bei welcher die- selbe Königin bald durch Gamogenese Königinnen und Arbeiter, bald durch Parthenogenese Drohnen zu zeugen vermag, oder indem in örthch getrennten Verbreitungsgebieten, wie bei Psyche helix, nördlich der Alpen nur Parthenogenese, südlich Gamogenese auf- tritt. Am häufigsten kombiniert sich jedoch Parthenogenese mit Gamogenese in der Form eines zeitlichen Wechsels beider Fort- pfanzungsweisen, wobei meist im Herbst eine gamogenetische Generation zur Erzeugung des befruchteten Wintereis auftritt, während Frühjahr und Sommer über parthenogenetische Generationen zeugen (Blattläuse). In neuerer Zeit häufen sich auch die Fälle, in welchen höchst wahrscheinlich die parthenogenetische Fortpflan- zung ganz allein für sich besteht. III. Gemischte Fortpflanzung (Heterogonie). Bei den Insekten herrscht, wie soeben gesagt wurde, Partheno- genese in der Form eines Generationenwechsels mit Gamogenese vor. Bald wechselt eine parthenogenetische Generation mit einer gamogenetischen (Gallwespen), bald mehrere aber unter sich gleiche parthenogenetische Generationen mit einer gamogenetischen (Aphiden i.e. S.), bald sind die parthenogenetischen Generationen unter sich wieder verschieden, (Reblaus, CJiernies, Schizonetira, Pemphigus). § 3. Die Bedeutung der Insekten. Die Insekten spielen in der Natur eine bedeutende Rolle. Durch ungeheure Artenzahl (= ca. ^/^ aller Tierarten), und noch größere Individuenzahl ersetzen sie ihre stets relativ geringe Größe, ebenso durch die Manchfaltigkeit ihres Vorkommens in der Luft, auf der Erde und im Süßwasser. Sie ermöglichen vielen größeren Tieren das Vorkommen. Viele Vögel, einzelne Säugetiere, allerlei Kriechtiere und Fische leben faßt ausschließlich von Insekten. Sie leisten den höheren Blutenpflanzen hochwichtige Dienste durch die von ihnen beim ßlütenbesuch unfreiwillig bewirkte Wechselbefruchtung. Sie verzehren selbst größere Tierleichen und andere absterbende organische Substanzen relativ rasch und verteilen durch ihre winzigen Exkremente die organische Substanz. Sie arbeiten auf diese Weise mit an der Erzeugung fruchtbarer Erdschichten. IL Teil. Forstliches. 29 Erst sobald der Mensch sich und seine Wirtschaft in den Mittelpunkt stellt, entstehen die Begriffe „nützlich" und „schädlich". II. Teil. Forstliches. Kapitel I. Das forstliche Verhalten der Insekten. § I. Nützliche Forstinsekten. I. Direkt nützliche. Von sehr untergeordneter Bedeutung" sind heute im gepflegten Walde die direkt nützlichen Insekten. In Deutschland könnte nur die spanische Fliege, Lytta vesicatoria Z,., in Betracht kommen, welche gelegentlich besonders an Eschen und Liguster massenhaft auftritt und alsdann gesammelt, getrocknet und an Apotheken verkauft werden kann. Übrigens ist dieses Insekt zugleich durch Massen- blattfraß an jungen Eschen, besonders in Baumschulen schädlich. In Österreich - Ungarn bilden heute noch die Gallen der Knopperngallwespe, Cynips calycis Bitrgsd., eine Nebennutzung für die großen östlichen Eichenwälder. II. Indirekt nützliehe. Von erheblicher Bedeutung ist dagegen für die Forstwirtschaft der indirekte Nutzen zahlreicher Insekten. Viele fleischfressende Insekten werden durch direkte Vertilgung schädlicher Forstinsekten nützlich. Unter den Käfern zählen hierher Vertreter aus den Familien der Carabiden, Staphyliniden, Silphiden, Histeriden, Cle- riden, Trogositiden, Nitiduliden, Cucujiden, Colydiiden und Coccinelliden, welche teils auf dem Boden, teils kletternd an den. Stämmen und auf den Bäumen, teils eindringend in die Fraßgänge, bald als Larven, bald als Imagines ihre Beute bewältigen. In ähn- licher Weise verfahren unter den Hautflüglern Ameisen, Weg-, Grab- und Faltenwespen, unter den Zweiflüglern Raub- und Schwirrfliegen, aus den anderen Insektenordnungen die Larven der Ameisenlöwen, Florfliegen, Kamelhalsfliegen, manche Landwanzen, Libellen, die Maulwurfsgrillen u. a. Viel wichtiger aber ist die Rolle, welche die Schmarotzer- insekten zu gunsten der Forstwirtschaft spielen. Unter den Käfern gehört hierher nur die Familie der Anthribiden. Die Hautflügler liefern die zahlreichsten Entoparasiten aus den Familien der Ichneu- 30 I. Buch. Allgemeines. moniden, Evaniiden, Braconiden, Proctotrypiden und Chal- cididen, welche als „Schlupfwespen" zusammengefaßt werden, einige wenige ferner aus der Familie der Gallwespen. Zahlreich und sehr nützlich ist wieder das Heer der Raupen- fliegen (Tachininen und Sarcophaginen) aus der Ordnung der Zweiflügler. Alle diese Schmarotzer leben meist im Innern ihrer Wirte, selten äußerlich saugend, die meisten in den Larven und Puppen, wenige in den Eiern und Imagines ihrer Wirte. Die ganz auffallende Vermehrung dieser Schmarotzer gegen das Ende der großen Fraßkalamitäten läßt den ursächlichen Zusammenhang beider Erscheinungen erkennen. Die Schlupfwespen und Raupenfliegen sind im Verein mit den parasitischen Pilzen die Hauptfaktoren, welche infolge des Vorsprunges durch ihre massenhafte Vermehrung auf natürlichem Wege das Gleichgewicht wieder herstellen. § 2. Schädliche Forstinsekten. I. Art des Angriffs. Am häufigsten und wichtigsten sind die Beschädigungen der Insekten mit kauenden Mundteilen, welche auf der Zerstörung fester Pflanzenteile beruhen und die verschiedensten Teile der Pflanze betreffen können. Viel geringer ist die Schädlichkeit der saugenden Insekten, welche durch Saftentzug entweder die Pflanze nur schwächen, oder zugleich Mißbildungen der Form herbei- führen, die zur Entstehung eigentlicher Gallen führen können. II. Art des Vorkommens. Zunächst lassen sich monophage und polyphage Forst- insekten unterscheiden, wobei jedoch normal monophage Arten ge- legentlich und ausnahmsweise auch an anderen Pflanzen gefunden werden können. Das Vorkommen wird auch bedingt durch den jeweiligen Saft- und Gesundheitszustand der Pflanze, indem manche Forstinsekten ganz gesunde Pflanzen für gewöhnlich vermeiden oder doch nur im Falle der Nahrungsnot angehen. Man kann danach primäre Insekten, welche gesunde Pflanzen befallen und sekundäre Schädlinge, welche kränkelnde Bäume auswählen, unterscheiden. Je nach dem Alter der Pflanzen lassen sich K ul tu rver derber und Bestandesverderber trennen, je nachdem die Forstinsekten jüngere Pflanzen, oder Stangenhölzer und Althölzer befallen. Weiter wird unterschieden zwischen physiologisch- und technisch- schädlichen Forstinsekten. Die ersteren gefährden das Leben der Bäume, die letzteren die technische Verwendbarkeit der II. Teil. Forstliches. 31 Baumprodukte, insbesondere des Holzes. Die letzteren können an lebenden und toten Bäumen vorkommen. Manche Insekten, die teils in Rinde, teils im Holz leben (Tetropiwn luridum, Xyleborus dispar, Monochaiiinius-Avten, sind ebensowohl physiologisch, wie technisch schädlich. Nach der Zeit des Vorkommens unterscheidet man Frühjahrs- Sommer- und Herbstfralj. Nach den Teilen an der Pflanze lassen sich Wurzel-, Rinden-, Holz, Stamm-, Zweig-, Knospen-, Blatt-, Blüten- und Früchte-Beschädigungen unterscheiden. III. Grad des Schadens. Die von Saxesen zuerst aufgestellte, von Ratzeburg ange- nommene Klassifikation der Forstinsekten in „unmerklich", „merk- lich" und „sehr" schädliche hat wegen der großen Schwierigkeit ihrer Durchführung einen sehr bedingten Wert. Ratzeburg selbst hat in seiner Beurteilung geschwankt und vielfach geirrt. Manche Forstinsekten werden ihrer verborgenen Lebensweise wegen unterschätzt. So manche Kleinschmetterlinge (Tinea dodeceUa L., Tortrix du plana Hbn), manche kleine Borken- Rüssel- und Bock- käfer, welche in den schwachen Ästen hoch in der Krone leben (Tomicus micrographiis GylL, chalcographus L., Hylesinus niinimus F., Pissodes scabricollis Mill., Pogo}iochaerus-A\-ien), ebenso manche verborgen lebenden Pflanzenläuse (Hohneria poschingeri Holzner, Mindarus abietinus, Koch) und andere Insekten. Solche Insekten arbeiten mehr oder weniger versteckt und im kleinen (an Wurzeln, in Knospen, an schwachen Ästen), dafür aber an Pflanzenteilen, welche für das Leben des Baumes höchst wichtig sind. Auch scheint der Fraß der an schwachen Ästen vorkommenden Insekten einen primäreren Charakter zu haben, als der augenfälligere Fraß der Borken-, Rüssel- und Bockkäfer des Hauptstammes. Selbstverständ- lich läßt sich auch der Grad der Schädlichkeit nicht für alle Zeiten feststellen, da die Erfahrung gelehrt hat, daß im Haushalte der Natur immer wieder neue, bisher kaum bemerkte Arten in die Phalanx der gefährlichen Schädlinge einrücken, um so früher und häufiger, je mehr der Wirtschafter künstliche, von der Natur abweichende Bestandes- verhältnisse hervorruft. Verschiedene Faktoren bestimmen den Grad der Schädlichkeit und damit die Bedeutung eines Forstinsektes. 1. Die Art des Insehts. Je nach der Spezies, ja selbst Familie (Borkenkäfer, oder Blatt- käfer) und Ordnung (kauende Käfer und saugende Schnabelkerfe) ist 32 I- Blich. Allgemeines. die Schädlichkeit verschieden. Ebenso hängt deren Grad von der speziellen Biologie des Insektes ab. Die Kiefcrneule, welche als Raupe ihren ersten Angriff schon im April an den auskommenden Trieben beginnt, ist intensiver schädlich, als der Kiefernspanner, dessen Raupe erst im Juli den Fraß beginnt, zu einer Zeit, da die Triebe sich schon gestreckt und die Nadeln ihre Funktionen zum Teil schon verrichtet haben. 2. Die Holzarten. Die Laubhölzer sind härter und heilungsfähiger, desgleichen unter den Nadelhölzern die Lärche, während die immergrünen Nadelhölzer, die ihre Reservestoffe zum Teil in den Nadeln auf- speichern, beim völligen Verlust ihre Benadelung meist dem Tode verfallen sind. Die eine Holzart vernarbt und regeneriert besser^ als die andere, so die Tanne viel besser, als die Fichte. S. Das Alter der Holzarten. Im allgemeinen sind die Pflanzen gegen Blatt-, Knospen-^ Rinden- und Wurzelfraß und ebenso gegen Saftverlust durch saugende Insekten um so empfindlicher, je jünger sie sind. 4. Die fJahreszeit. Die Zeit, in welcher der Hauptangriff erfolgt, macht sich bei allen denjenigen Insekten besonders geltend, welche in mehreren Generationen nacheinander auftreten. Wenn die ersten Generationen der Borkenkäfer im Frühjahr den Baum zur Zeit des aufsteigenden Holzsaftes befallen und dadurch Saftausfluß und Hemmung des Saft- stromes zur Krone verursachen, so ist die Wirkung des Fraßes, ins- besondere bei warmem Wetter, rasch an der jungen Krone zu merken^ welche vergilbt und den Tod des Baumes beim Nadelholz ankündigt, während die Rinde fest bleibt. Ganz anders ist die Wirkung der späteren Generationen im Nachsommer. Ihr Angriff trifft den Baum in der Periode des absteigenden Rindensaftes. Eine Reaktion von Seiten der Krone ist jetzt undenkbar, diese bleibt grün und unver- sehrt. Dagegen strömt der nahrungsreiche Saft aus den Bohrlöchern der Rinde und die kambiale Schicht, welche jetzt im Zuwachs und in der Neubildung steht, leidet not, was den Abfall der Rinde zur Folge haben kann. Der Tod erfolgt jetzt langsamer. Ein starker Nadelfraß schadet den Nadelhölzern im Frühjahr gleichfalls weit mehr als im Spätsommer, weil die Hochsommerhitze infolge der durch den Fraß gehemmten Verdunstung in der Kambialschicht tödliche Tem- peraturen erzeugt. Umgekehrt ist ein früher Kahlfraß für die Laub- II. Teil. Forstliches. 33 hölzer günstiger, weil diese alsdann bei ihrem raschen Regenerations- vermögen eine Neubegrünung im gleichen Jahre zu vollenden vermögen. 5. Die Witte7'un,gsverhältnisse. Sehr wichtig ist deren Rolle, und zwar in doppeltem Sinne. Sie können zunächst das Leben und die Vermehrung der schädlichen Insekten und ihrer Feinde beeinflussen. Nasse Winter wirken ebenso ungünstig auf die im Bodenlager und unter der Rinde befindlichen schädlichen Insekten, wie günstig für die Vermehrung ihrer Pilzfeinde. Rascher Wechsel von warm zu kalt hemmt in der Saison außer- ordentlich die Vermehrung vieler Pflanzenfeinde, während die tierischen Entoparasiten nicht wesentlich beeinflußt werden. Anhaltende trockene Hitze bereitet den Borkenkäfern und Rüsselkäfern passende Brut- stätten und beschleunigt zugleich enorm ihre Entwickelung. Auch in anderer Richtung hängt der Grad des Schadens vielfach von der Witterung ab. Sehr kalte Winter sind für manche Bäume nach vorhergegangenem Blatt- und Nadelfraß leicht die Ursache des Ab- sterbens infolge des Erfrierens der mangelhaft verholzten Triebe. Umgekehrt führen sehr heiße Sommer den Tod licht gefressener Nadelhölzer herbei, wie schon erwähnt worden ist. 6. Die Stan Zabrus tenebrioides Goeze (= Z. gibbus F. [Fig. 24]) ist schon längst als Getreideschädling bekannt. Aber auch forstlich sind einzelne verwandte Arten schädlich oder doch verdächtig geworden. Ganz besonders Harpalus pubescens'^Y-) Müll, {ruficornis F.), der in Saatkämpen an Saatbeeten, die zum Schutz gegen Vögel mit Brettern bedeckt worden waren, beobachtet wurde. Der Käfer nagt an Laub- und Nadelholzsamen und beißt Keimpflanzen (Fichte) über dem Boden ab. Schon Seh aal ^) hatte verschiedene Laufkäfer als Samenfresser in Verdacht. Er fand sie in mit Moos bedeckten Saatbeeten, diese durch- wühlend, es waren Harpalus tardus Panz., aeneus Latr., Calathus cisteloides Panz. und Pterostichus (Poecihis) lepidus F. ') Czech, Eutomol. Notizen (Laufkäfer als Schädlinge im Walde); Zentral- biatt f. d. g. Forstw. 1878, S. 209. ^) Nitsche, Ein neuer Fall von Saatkampbeschädigung durch Laufkäfer; Forstl. naturw. Ztschr. 1893, S. 48. ^) Schaal, Über das Bedecken des in die Fichten saatkämpe ausgesäten Samens; Allg. Forst- u. Jagdztg. 1865, S. 209. I. Teil. Die Käfer. 49 Heß^) beobachtete H. tardus Panz. direkt als Samenverzehrer im Gießener akad. Forstgarten. Kapitel 2. Unterordnung Staphylinoidea. § I. Familie Kurzflügler (Staphylinidae). Die schmalen, durch ihre stummelförmigen Flügeldecken larvenartig aus- sehenden Käfer dieser Familie leben ähnlich wie die Mehrzahl der Carabinen unter der Bodeudecke, unter Rinde, teils von verwesenden Tier- und Pflanzen- teilen, teils räuberisch von lebender Beute. Ganz besonders kommen die Larven kleinerer Arten ^) in Betracht, welche in Borkenkäfergängen angetroffen wurden und sich wahrscheinlich von den Eiern, Larven und Puppen der Borkenkäfer ernähren. § 2. Familie Aaskäfer (Silphidae). Die meist schwärzlichen, vereinzelt gelb und rot gefärbten, aus Mund und After stinkende Säfte ausscheidenden Silphiden leben vorherrschend von Aas, legen ihre Eier an Tierleichen und verwesende Pflanzenstoffe. Einzelne räubern lebende Insekten, einzelne verzehren lebende Pflanzensubstanz. Forstlich nützlich ist die kletternde gelbe Silpha quadri punctata Z.., welche besonders den Spannerraupen (Frostspanner) im Frühjahr auf niederem Laubholz nachstellt. Schädlich sind die asseiförmigen schwarzen Larven von Silpha atrata L. und opaca L. insbesondere an Eübenpflanzen geworden. § 3. Familie Stutzkäfer (Histeridae). Die mit abgestutzten, stark glänzenden Flügeldecken versehenen Käfer leben vielfach in Mist, stellen aber auch zum Teil räuberisch Insekten nach. So wurden unter der Rinde in Borkenkäfergängen Platysoma oblongttm F. und Flegadems discisus Er. als Feinde von Borkeukäferlarven gefunden, ersterer in den Gängen von Tomicus 6-dentatus Born., letzterer in denen von Cryptnrgtis pusilliis Gyll. Kapitel 3. Unterordnung Diversicornia. § I. Familie Weichkäfer (Cantharidae). Die Larven und Imagines dieser mit weichen, lederartigen Flügeldecken versehenen Käfer leben meist vom Raub. Einzelne Arten, insbesondere Cantharis obsciira L.^Y) (schwarz, Halsschildseitenränder gelb gesäumt), 1) Heß, Der Forstschutz, 3. Aufl. 1898, S. 238. ^) In Judeich-Nitsche, Mitteleurop. Forstinsektenkunde I. Bd., S. 291 findet sich eine Zusammenstellung der beobachteten Arten, geordnet nach den Borkenkäferspezies. 3) Ratzeburg, Insektensachen No. 6 in Pfeil, Krit. Bl. Bd. XXXII, 1. Heft, S. 143. *) Derselbe, Forstinsektensachen No. 5 in Grunert, Forstl. Bl. 5. Heft, S. 155. Nüßlin, Leitfaden tter Forstinsektenkunde. 4 50 II. Buch. Spezielle Forstinsektenkunde. haben sich als Imagines durch Benagen von jungen Trieben an Eichen- heisteru und Eichenstockausschlägen schädlich erwiesen. Die Triebenden der benagten Pflanzen knickten oberhalb der Nagestellen ab und schwärzten sich, ebenso C. riistica Fall. (Halsschild gelb, in der Mitte schwarz) an Eichen- heistern. Döbncr') hat ähnliche Beschädigungen durch C. fusca L. (Hals- schild ü'elb mit schwarzem Fleck am Vorderrand) an Kiefern trieben be- obachtet. § 2. Familie Buntkäfer (Cleridae). Cleriis fonincariiis L. Sowohl der eigenartig schwarz, weiß und rote Käfer als die rosafarbige Larve stellen energisch den Borkenkäferlarven und Puppen nach. Gauz besonders häufig und gefährlich ist diese forstlich nütz- liche Spezies den Larven von Hylesinus piniperda L. § 3. Familie Schnellkäfer, Schmiede (Elateridae). Die meist schmal-ovalen Schnellkäfer sind vor allem durch die Einrichtung und Fähigkeit zum Emporschnellen ausgezeichnet (Fig. 26). Die Vorderbrust & läuft in einen Stachel nach hin- ten aus, welcher in eine Grube der Mittelbrust einge- legt werden kann. Fig. 26. Elater aenens L. A von der Bauchseite, B im Profil in der Stellung vor dem Sprunge, den Bruststachel am Rande der Brust- grube eingestemmt, C im Profil im Moment des Sprunges, a Ecken des Halssclaildes, b vordere Verlängerung der Vorderbrust, c Brust- stachel, d ßrustgrube, Pfeil I Richtung des Stoßes, Pfeil II Richtung des Rückstoßes. Aus Nitsche. Fig. 25. Ehiter san- guineus L. (nat. Gr.). Aus Nitsche. Will sich der Käfer emporschnellen, so legt er zunächst seinen Eücken mittels einer Eückwärtskrümmung des sehr beweglichen Hals- schildes hohl, stellt den Bruststachel wie ein Stellholz am Yorderrand der Mittelbrustgrube fest (Fig. 26 B), löst alsdann diese Stellung durch kräftige Muskelwirkung so, daß der Stachel plötzlich in die Brustgrube zuiückfährt und der Käfer, mit der Flügeldeckenbasis auf der Unterlage aufschlagend, emporgeschnellt wird (Fig. 26 C). Das Einschnappen des Bruststacbels ist mit knipsendem Geräusch verbunden. Meist fällt der Käfer, sich in der Luft drehend, auf die Bauchseite wieder zu Boden und sucht alsdann mittels ^) Handbuch der Zoologie II, S. 77. I. Teil. Die Käfer. 51 der Beine zu entfliehen. Die Schnellvorrichtung ist mit dem Instinkt sich totzustellen und fallen zu lassen verbunden. I. Übersieht der forstlichen Elateriden-Käfer. 1' Fühler in tiefe spaltiörmige Gruben einlegbar (1. Uiiterfam. Agrypiiini). Einzige forstliche Gattung Lacon. Breit, plump, mit wolkiger grauer Beschuppung. Einzige Art, 11—15 mm. L. nutritiits L. li Tiefe Fühlerfurchen fehlen (2. Unterfam. Elaterini). Gattung Elater, 2' Stirn mit scharfem, aufrechtstehendem Querrand. 3' Erstes Fußglied wenig länger als das zweite (Untergattung Limonius). Dunkelmetallgrün, gelblich-grau behaart, 9—11 mm. E. aeriigiiiostis Ol. 3i Erstes Fußglied so lang als das zweite und dritte zusammen. (Untergattung Athous). 4' 12—13 mm, tiefschwarz, glänzend fein grau behaart. E. hirtus Hrbsf. (niger L,). 4i 8—9 mm, rötlich-gelbbraun. E. subfuscus Müll. 2i Stirn ohne scharfen aufstehenden Querrand. 8' Fühlerglied 2 deutlich kleiner als 3, Mund endständig. 4' Fühlerglied 3 und 4 gleich (Untergattung Corymbites). 5' Käfer oben braun metallisch fleckig behaart, 13—15 mm. E. tesse latus L. 5^ Käfer rot oder gelb. 6' Flügeldecken gelb, die Spitze schwarz, 9—10 mm. E. castmieus L. 6i Flügeldecken rot mit je 2 Längsrippen, 10—13 mm. E. hämatodes F. 4i Fühlerglied 3 schmäler und kürzer als 4 (Untergattung Diacanthus). Metallgrau, stahlblau oder metallgrün, 11—15 mm. E. aeneiis L. \ Fühlerglieder 2 und 3 kaum verschieden, Oberlippe auf die Unter- seite herabgebogen. Gattung Agriotes. 4' Seitenrand des Halsschildes scharf, fast gerade, zur Mitte des Auges hinlaufend (Untergattung Dolopius). Einzige Art, 6 mm. A. marginatiis L. 4i Seitenrand vorn abwärts unter die Augen gerückt, sich mehr weniger verlierend (Untergattung Agriotes). 5' Fühler fadenförmig oder stumpf gesägt, Glied 2 und 3 von den folgenden wenig verschieden. 4* 52 II. Buch. Spezielle Forstinsektenkunde. 6' Flügeldecken einfarbig, 9 — 10 mm. A. obsciirus Gyll. 6i Flügeldecken braun mit je 2 dunkeln Längslinien, 8 bis 9 mm. A. lineatiis L. 5i Fühler gesägt, Glied 2 und 3 klein, fast kugelig, die folgenden dreieckig. Schwarz, sehr fein behaart, 11 mm. A. aterrimus L. II. Übersicht der forstlichen Elateriden-Larven. Die Larven der Elateriden zeigen zweierlei Typen ; die Untergattungen lassen sich- wie folgt in diese beiden Typen einreihen und unter sich nach den Gattungen und Untergattungen unterscheiden: ct. Ir. Fig. 27. Elateriden -Larve, a vom Rücken, b von der Seite; A Lacon murinus L., B AgHotes lineatus L. Aus Nitsche (z. T. nach Schiödte). C. Fig. 28. Afterglieder von Elateriden- Larven. a Athous subfuscus Müll., b Diaean- thits aeneus L., c Agriofes lineatus L., d Dolo- pius maginatus L. Aus Nitsche (z. T. nach Schiödte}. 1' Larvenkörper abgeflacht, letztes Segment hinten zangenartig aus- geschnitten (I. Typ.) (Fig. 27 A). 2' Letztes Segment an der Oberfläche ausgehöhlt, am Ausschnitt spitz- winkelig (Fig. 27 Aa). Lacon. 2^ Letztes Segment an der Oberfläche eben oder schwach konvex. 3' Alle Hinterleibsegmente über die vordere Hälfte der Oberseite hinaus stark punktiert. Athous. 3j^ Nicht alle Segmente punktiert, oder Punktierung ganz fehlend. 4' Letztes Segment ohne Furchen, stark gerunzelt. Corymbtfes. 4^ Letztes Segment mit 4 Furchen. Diacantlins. IjL Larvenkörper stielrund, letztes Segment zugespitzt (U. Typ.) (Fig. 27 B). 2' Ohne Gruben. Dolophis. 2i Nahe der Basis jederseits mit runder Grube. Agriofes. I. Teil. Die Käfer. 53 III. Die forstliche Bedeutung der Elateriden. 1. Die Beschädigungen der Elateriden- Itnagines, Dahin gehört das Benagen von Laubholz- und Nadelholz- Jungtrieben, so daß diese absterben oder umknicken (Fig. 29 u. 30). An Eichentrieben (Fig. 29) sind in diesem Sinne schädlich geworden: Lacon murinus L.,^) El. tesselatus L., El. castanens L., El. häma- todes F.,'^) El. aeriiginosus Ol.-') und Agr. aterrimus L.'^) An den Haupt- trieben 4 — 6 jähriger Fichten (Fig. 30) wurde in gleicher Weise schadend El, tesselatus beobachtet. (Fraglich bleibt, ob hier sjaelandicus Müll. [= tesselatus F.] oder tesse- latus L. [= holosericeus OL] gemeint war.)^) In der Karls- ruher Gegend und in Herren- wies ist an Fichten der letztere gemein. Agriotes niargitia- Fig. 29. Junger Eichentrieb von Ela- teren durchnagt. Aus Eckstein. Verkl. Fig. 30. Junge Fichtentriebe von Ela- teren befressen. x Nagestelle. Aus E c k s e i n. Verkl. tus L. soll 2jährige Kiefern^) über dem Wurzelknoten abgefressen haben. Der Imagoschaden steht bei den Elateriden gegenüber dem Larven- schaden erheblich zurück. ^) Heyrowsky iu Vereiusschrift f. Forst-, Jagd- und Naturk., herausgeg. V. d. Ver. böhm. Forstw. 1864, Hft. II, S. 73. 2) Henschel, Die schädl. Forst- und Obstbaum-Insekten, 3. Aufl., S. 58. ^) AI tum, Zerstörer von Eichenmaitrieben; Ztschr. f. Forst- u. Jagdvv. XXIV, 1892, S. 249. *) Ratzeburg, Die Forstinsekten, Bd. I, Nachtrag S. 7. 5) Blume in Verhandl. d. Hils-Sollingschen Forstver. 1858, S. 36. 54 II. Buch. Spezielle Forstinsektenkunde. 2. Die Beschädigungen der Elateriden- Larven. A. Beschädigungen durch Befressen keimender Samen, ins- besondere in Saatkämpen. Häufig werden Saateicheln^) befallen. In Fällen, wo nur die Kotyledonen befressen wurden, können sich die Pflanzen noch entwickeln. An Eicheln wurden die Larven von Lacon niurinus L., Elater subfusens Müll., El. aeneus L. und Agriotes lineatus L. konstatiert. El. subfusciis Müll, ist ferner als Beschädiget von Buchein und von Hainhuchensamen bekannt geworden. Auch in Ahornsamen wurden Elateridenlarven schädigend angetroffen. Ganz besonders schädlich werden Elateridenlarven durch Aus- fressen von Nadelholzsamen-) (Fichte, Tanne, Lärche, Schwarz- kiefer), wobei in Saatschulen eine Agriotcs\?ccvQ. fest- gestellt werden konnte. B. Beschädigungen junger Pflanzen durch Befressen ihrer Wurzeln. AI tum-') hat als Be- schädiger i jähriger Fichten und Kiefern Agr. marginatus L. und El. aeneus L. erzogen. Hierbei wurden die Tauwurzeln abgenagt, die Pfahlwurzeln „. „ T.. , , ., durchgefressen. Auch an jungen Akazien pflanzen Flg. 31. Eichel mit 2 '^ J » r eingefresseneu Lar- fand AI tum wurzehibefressende Elateridenlarven. ven von Elater siih- r^ r-, ; •■ / • 7 7 1 1 1 •« o" fuseus Müll. Aus ^' Beschädigung durch Abbeifsen von Sam- Nitsche. Hugen. Baudisch^) fand in einem Verjüngungs- schlage 30 — 40 ^/q der aufgegangenen Tannensäm- linge unter der Bodenoberfläche von Elateridenlarven abgebissen und vermutet El. hirtus Hbst. und Agr. alerrimus L. als die Täter wegen ihrer großen Häufigkeit am Tatorte. Bekannt ist ja auch der erhebliche Schaden, den Elateridenlarven in Feld und Garten, an Obst und Rosen, an Gramineen und Klee, an Kohl und Salat, an Kartoffeln und Eüben schon angerichtet haben. Als Vertilgungsmittel kommen in Betracht: i. Sammeln der Larven gelegentlich des Umgrabens der Saatbeete; 2. Verbrennung des ursprünglichen Rasens (in Plaggen) und nachträgliches Unter- graben der Aschenreste. ^) Altum, Elaterenlarven ; Ztschr. f. Forst- u. Jagdw. 1875, S. 369; 1876, S. 498; 1879, S. 73. 2) Beling, Über Schuellkäferlarven; Thar. forstl. Jahrb. 1879. 3) AI tum, Elaterenlarven; Ztschr. f. Forst- u. Jagdw. 1875, S. 369; 1876, S. 498; 1879, S. 73. *) Baudisch, Die Elaterlarve als TaDneuschädling; Zentralbl. f. d. ges. Forstw. 1884, S. 312. 1. Teil. Die Käfer. 55 § 4. Familie Prachtkäfer (Buprestidae). I. Allgemeines. Ähneln in der Gestalt den Schnellkäfern. Auch ein Vorder- bruststachel ist vorhanden und paßt gleichfalls in eine Grube der Mittelbrust, doch fehlt die Beweglichkeit und die Fähigkeit zum Schnellen. Die Prachtkäfer, welche meist schön metallisch gefärbt^ öfters auch bunt gezeichnet sind, erscheinen zur wärmsten Jahreszeit, fliegen im heißesten Sonnenschein, sitzen, Pollen verzehrend, auf Blumen, bei kühler Witterung sind sie träge. Ihre Larven entwickeln sich fast ausschließlich im Innern von Holz und Rinde, sind weich, weißlich, fast stets fuß- und augenlos. Sie sind durch die mehr weniger große scheibenförmige Vorderbrust ausgezeichnet. Die Larven fressen stark geschlängelte Gänge, deren Fig. 32. Larve von Chryso- bothrys solieri Lap. a von oben, b von der Seite. Aus Nitsche (nach Perris). Fig. 33. Puppenwiege von Bitpresiis ruHlaits F. ImLäugssclinitt; a Flug- loch, bb mit Fraßmehl vollgefropfter Gang zwischen Holz und Riude. Vi- Aus Nitsche (nach AI tum). Fig. 34. Flugloch von Buprestis näila>is F. Von außen. Vi- Aus Nitsche (nach Altum). Lumen mit Bohrmehl vollgestopft erscheint. Die Fluglöcher der Käfer sind querelliptisch, die stärker konvexe Bogenhälfte des Fluglochs entspricht dem konvexeren Bauchprofil. Die forstlich wichtigeren Formen gehören 3 wohlcharakterisierten Unterfamilien an, die sich auch in bezug auf Larvenformen und Lebensweise mehr weniger unterscheiden. Am reichsten an Gattungen mit prachtvollen und großen Arten, dagegen am unwichtigsten in bezug auf die forstliche Bedeutung ist die 1. Unterfamilie der Buprestini. Die hierher gehörenden Käfer haben mit Ausnahme von Aiithaxia nie dreieckige Schildchen. Dieses ist entweder rund oder quer oder punktförmig. Die Larven sind mit auffallend großem i. Brustring (Fig. 32) versehen, gegen welchen die Hinterleibsegmente ausnehmend schmal erscheinen. Der Leib der Larve ist dorsoventral stark platt- gedrückt, auf dem Vorderbrustschilde mit einer Gabelzeichnung, am 56 II. Blich. Spezielle Foistinsektenkunde. letzten Hinterleibsring mit abgerundeter Spitze versehen. Die Larven liegen eingerollt am Ende des Fraßganges, ihre Puppenwiege hat elliptischen Querschnitt; sie drehen sich vor der Verpuppung in derselben um, mit dem Kopfende dem Eingangsloch zugewendet. Der Jungkäfer geht durch das Eintrittsloch der Larve nach außen (Fig. 33 u. 34). Die 2. Uiiterfamilie Chrysobotlirini enthält nur die einzige Gattung Chrysobothrys. Käfer (Fig. 39) mit dreieckigem zugespitztem Schildchen und einfachen Klauen, das Halsschild doppelt so breit als lang, Flügeldecken breiter als das Halsschild mit goldglänzenden Gruben („Chrysobothrys"), Larven wie bei den Buprestinen, auch das Verhalten in betreff der Puppenwiege und des Ausflugloches wie bei den Buprestinen. a t n 1 m ' ]'i!'''r.'' ■•mg m Fig. 35. Larve von Agrilus viridis L. Aus N i t s c h e (nach Eatzeburg). Fig. 36. Puppenwiege von Agi-Uics elongattts übst. Im Längsschnitt (entrindetes Fraß- stück) ; a Flugloch, c Eintrittsloch der er- wachsenen Larve in die Puppenwiege. Vi- Aus Nitsche (nach Altum). Fig. 37. Fluglöcher von Agrilus sp. '/j. Aus Nitsche. 3. Unterfamilie der Agriliui. Die sehr schmalen Käfer (Fig. 40) sind durch dreieckiges Schildchen und gespaltene oder gelappte Klauen gekennzeichnet. Die Larven (Fig. 35) zeigen einen ganz anderen Typ als die der Buprestinen und Chrysobothrinen. Der I. Brustring ist nur wenig verbreitert und nur wenig abgeflacht, die übrigen Leibesringe sind relativ breit, nur wenig schmäler als der 1. Brustring und fast zylindrisch. Das letzte Hinterleibsegment mit 2 stark chitinisierten Spitzen. Diese Larven liegen in ihren Gängen nicht eingerollt, drehen sich in den Puppenwiegen nicht um, nagen die Puppenwiege bogen- förmig weiter bis dicht unter die Rinde, so daß der austretende Käfer ein neues Loch fertigen muß, die Puppenwiege daher 2 Löcher, je eines für Ein- und Austritt zeigt (Fig. 36). lu bczug auf die Larvenformen der Elaterideu und Buprestiden besteht folgende Parallele: I (abgeplatteter) Typ bei den Gattungen Lacou und Elater i. w. S., Bnprestis i. w. S. und Chrysobothrys \ I. Teil. Die Käfer. 57 n (zylindi-ischer) Typ bei den Gattungen Agriofes i. w. S., Agrilus i. w. S. Im nachfolgenden geben wir zunächst für alle drei Unterfamilien eine Bestimmungstabelle für die forstlichen Gattungen und Arten. II. Bestimmungstabelle der forstlichen Buprestideii. 1' Scbildcheu mit Ausnahme der Gattung Autbaxia nie dreieckig, sondern rund, quer oder punktförmig. Larven vom I. Typ, liegen eingerollt, Jungkäfer verläßt die Puppenwiege durch das Eingangsloch der Larve. 1. üuterfam. Buprestini = Gattung Buprestis i. av. S. 2' Schildchen dreieckig (Untergattung An- thaxia). Einzige forstliche Art, 4—6 mm. B. qtiadripimctata L. (Leicht an der einfarbig schwarzbraunen Ober- seite und den 4 in einer Querreihe [am Hals- schild] stehenden Grubeupunkten zu erkennen.) 2i Schildchen nie dreieckig. 3' Schildchen quer, gerade abgestutzt (Unter- gattung Poecilonota). 4' Oben dunkel erz- oder kupferfarbig, unten rötlich kupferfarbig, 8—10 mm. B. variolosa Payk. (= conspersa GylL). 4i Oben und unten grüngold, 11—15 mm. 5' Halsschild vorn allmählich verengt. 5j Halsschild vorn plötzlich verengt. 3, Schildchen rund, punktförmig. 4' Spitze der Flügeldecke jederseits abgestutzt (Untergattung Dicerca). Jede Flügeldeckeuspitze ausgeraudet mit 2 spitzen Zähnchen. Oben braunerzfarbig, Halsschild und Flügeldecken gerunzelt, 20 mm. B. aenea L. 4i Spitze der Flügeldecken gerundet. Hinter- rand des Halsschildes zweimal gebuchtet (Untergattung Melanophila). Käfer oben einfarbig blau oder dunkel mit blauem Schimmer, unten grüuglänzend, 10 — 11 mm. B. cymiea F. li Schildchen dreieckig. 2' Jede Flügeldecke mit goldglänzenden Gruben (Fig. 39). Larven wie bei den Buprestini (2. Uiiterfam. Clirysobothriiii). Einzige Gattung Chrysobothrys. 3' Oben fein und dicht punktiert, jede Flügeldecke mit 3 runden goldgrünglänzenden Gruben. Fig. 38. Anthaxia qiiadri- punctata L. Nach Ratze- burg. "/i. (Schema.) B. riitilans L. B. decipiens Mannerh. Fig. 39. Chrysobothrys affinis F. Original, nat. Gr. (Schema). 58 II. Buch. Spezielle Forstiusekteukunde. 3i 4' Die letzte Grube rund, die mittlere Läogsrippe kaum berührend, 10—15 mm. Ch. affinis F. 4i Die letzte Grube quer, über die mittlere Längsrippe hinaus- gehend, 9 mm. Ch. solieri Lap. Oben grobgerunzelt und punktiert, 3 stark erhabene Längslinien und je 2 Gruben auf jeder Flügeldecke, 11 — 14 mm. Ch. chrysostigiua L. 2i Flügeldecken ohne goldglänzende Gruben, Käfer sehr schlank (Fig. 40). Larven vom IL Typ, liegen nicht eingerollt, Jungkäfer verläßt die Puppenwiege durch ein neues zweites Loch. 3. Unterfam. Agri- lini = Gattung Agi'ilus i. w. S. 3' Erstes Glied der Hinterfüße kaum länger als das folgende (Unter- gattung Coraebus). 4' Flügeldecken mit wellenförmigen, grau behaarten Querbinden. 5' Zwei zackige Querbinden, 11 — 13 mm. A. bifasciatiis Ol. 5i Eine schmale wellenförmige Binde, 10 mm. A. midatus F. 4j^ Die ganze Oberfläche einfarbig, braun, metallisch-grün, 6 mm. A. elatus F. 3^ Erstes Glied der Hinterfüße so lang als die folgenden zusammen, 7 — 9 mm. Käfer auffallend schmal (Untergattung Agrilus). 4' Fußklauen an der Wurzel mit Zahn, Flügeldecken ohne reif- artige Behaarung. 5' Letzter Bauchring an der Spitze mehr weniger ausgerandet. 6' Fühler schwach gesägt, 6 — 8 mm. Oberseite grün, blau oder bronzefarbig. A. elongatus Hbst. (^^ tenuis Rtzb.). 6i Fühler tief gesägt, beim Männchen fast gekämmt gesägt, 4,5 — 5,5 mm, grün, blau etc. A. angustiilns III. 5j^ Letzter Bauchring abgerundet. 6' Seitenrand des Halsschildes gegen die Mitte nicht scharf abgesetzt. 7' Halsschild jederseits hinter der Mitte mit schräg gegen die Seiten verlaufendem Eindruck. Färbung äußerst variabel, 5 — 10 mm. A. viridis L. 7j Sehr ähnlich, besonders durch den Mangel des erhabenen Längsleistchens in den Hinterecken des dichter gerunzelten Halsschildes ausge- zeichnet. A. aiiricollis Kies. 6-1 Seitenrand des Halsschildes verflacht und gegen die Mitte scharf abgesetzt, Halsschild sehr breit, 5 mm. A. betuleti Rtzb. Fig. 40. Agrilus elongatus Hhat. Nach Ratze- burg. */j. (Schema.) I. Teil. Die Käfer. 59 4^ Fuüklaucn an der Spitze gespalten, 7 — 14 mm. 5' Schildchen ohne oder mit nur schwach angedeuteter, stumpfer Querleiste, Unterseite, Kopf und Halsschild grünblau, Flügel- decken goldgrUn, 7 — 9 mm. A. subaiiratits Gebl. 5i Schildchen mit scharf erhabener Querleiste, Flügeldecken mit weiß behaarten Flecken. 6' Halsschildhinterecken ohne erhabene Leistchen, nur eine deutliche Makel hinter der Mitte neben der Naht, zwei schwache Makeln am Seitenrande, 12 — 14 mm. A. pannonicns Piller (= bigitttatiis F.). 6]^ Halsschildhinterecken mit deutlich erhabenem Leistchen, 3 Makeln, eine an der Wui-zel, eine hinter der Mitte, eine vor der Spitze, 10 — 12 mm. A. sexgnftatus Hbst. III. Das forstliche Verhalten im einzelnen. Das forstliche Verhalten der merklich schädlichen Prachtkäfer kann gruppenweise betrachtet werden. Zunächst unterscheiden wir 3 Gruppen und klassifizieren innerhalb dieser wieder nach den Holzarten. 1. Gruppe. Die Arten brüten in mittleren und älteren Hölzern. A. In Laubholz. a) In Eiche. Hierher gehören 2 Arten: 1. Agrilus pannonicns Piller. Zweipunktiger Eichenpracht- käfer. In alten Eichen.^) Die geschlängelten Gänge verlaufen zwischen Holz und Rinde, den Splint nur schwach angreifend. Verpuppung in der Borke. 2. Agrilus (Coraehns) undatus F. Wellenbin diger Eichen- prachtkäfer. In alten Eichen-) zwischen Rinde und Holz. Letzterer ganz besonders im Süden in den Korkeichen-^) durch technische Entwertung des Korkes schädlich. Larvengänge zunächst im Kambium, dann in die Korkschicht eindringend. Eine dieser beiden Arten ist auch in Baden (Forstbezirk Eberbach) erheblich schädlich aufgetreten. Die nähere Bestimmung war damals unmöglich. b) In Linde. Buprestis (PoecUonota) riitilans L. Linden- prachtkäfer. Besonders in den Ästen starker Linden. Die Gänge teils in der Einde, teils im Splint, ebenso Puppenwiege teils in der Rinde, teils im ^) AI tum, Forstzoologie. 2) Nördlinger, Die kleinen Feinde der Landwirtschaft, 2. Aufl. S. 5. ^) Lamey, Les iusectes uuisibles au chene-liege; Eev. des eaux et forets XXV, 1886. S. 359 QQ II. Buch. Spezielle Forstinsektenkunde. Holze. Die Art schädigt besonders in Parkanlagen und auf Alleen nicht unerheblich,^) sie kann am Stamme selbst die Rinde auf mehrere Meter Ausdehnung in Streifen unterminieren, besonders auf der Südseite. Die Einde der befallenen Zonen vertrocknet und fällt ab. Der Käfer fliegt schon Ende Mai. c) In Ulme. Buprestis (Poecilonota) decipiens Männer h. Ähnlich wie rutilans Z,., in Ulmen lebend. d) In Pappeln und AVeiden. Buprestis (Poecilonota) vario- losa Payk. Ähnlich wie die vorigen, aber in älteren Aspen lebend. Agrilus sexgtiftatus Hbst. in Pyramiden-, Schwarz- und kanadischen Pappeln,-) in Sal- und Silberweiden. Larvengänge in Bast und Splint. Puppenwiege im Holz. Wenn die Angriffe von Jahr zu Jahr zunehmen, haben sie für Pappeln tödlichen Ausgang. B. In Nadelholz. Buprestis (Melanophila) cyanea F. Diese Art kommt in Deutsch- land indifferent an der gem. Kiefer, in Südfrankreich als erheblicher Schädling an der Seekiefer ■^) vor. 2. Gruppe. Die Arten brüten in Pflanzen und jüngeren Stämmen (aulserdem in Asten älterer Stämme). Dahin zählen zum Teil recht schädliche Arten. A. In Laubholz. a) In Eiche, in untergeordnetem Maße auch in anderen Laubhölzern. Dahin gehören: Chrysohothrys affinis F. und chrysostigma L., Agrilus (Corae- hus) elatns F., Agrilus elongatus Hbst., subauratiis Gebl. und ajtgus- tulus III. Soweit bekannt, führen alle eine ähnliche Lebensweise. Die im Juni und Juli fliegenden Mutterkäfer belegen jüngere Eichen mit Eiern. Die Larven fressen geschlängelte, sich durchkreuzende Gänge im Bast. Die Generation soll 2Jährig sein. Ganz besonders wird die Südwestseite der Stämnichen und die Ansatzstelle der Äste mit Eiern belegt. Erkennungszeichen sind leichte Hebung der Rinde über den Larvengängen, später Abblättern der Rinde. 1) Altum, Ztschr. f. Forst- u. Jagdw. Bd. XII, 1880, S. 99. -) Döbner, Handb. d. Zoologie II, S. 70. 3) Perris, Histoire des Insectes du Pin maritime; Auual. d. 1. soc. eutom. d. France 1854, Ser. 3, Bd. II. I. Teil. Die Käfer. 61 Der Schaden tritt besonders in trockenen Lagen hervor; unter- drückte Stämmchen und verpflanzte Eichen werden besonders be- fallen. Die Käfer sind also vorwiegend sekundär. An Heistern und schwächeren Stangen sind wiederholt erhebliche Beschädigungen beobachtet worden, zum Teil mit tödlichem Ausgang. Zur Vorbeugung wird in Anbetracht des sekundären Charakters der Schädlinge Erziehung möglichst kräftiger Pflanzen und Fig. 41. Fraßgänge von Chrysohothrys, (Nach Altum.) Fig. 42. Buchenstämmchen mit Larven- gängen und Finglöchern von Agrilus viridis L. Aus Nitsche. rechtzeitige Durchforstung empfohlen. Auch ein Anstrich ge- fährdeter noch nicht belegter Stämmchen mit einer Mischung von 2 Teilen Lehm, i Teil Kalk und i Teil Kuhdünger ist vorgeschlagen worden. Zur Vertilgung ist die rechtzeitige Verbrennung der befallenen Stämmchen in Anwendung zu bringen. b) In erster Linie in Buche, außerdem in Eiche, Erle, Aspe, Linde, Birke und Ahorn (Knotek). Agrilus viridis L. Ist in Buchenkulturen erheblich schädlich geworden (Eig. 42). 62 II. Buch. Spezielle Forstinsekteukiiude. c) In Erle. Bupr. aciica L. Einmal in Bayern an 8—10 cm starken Weiß- erlen in den Donauauen des Forstamts Dillingen i) erheblich schädlich geworden. Die Erlen mußten gehauen werden. d) In Birke. Agrilus betitlet i Rtzb. B. In Nadelholz, und zwar besonders in Kiefern. Chrißsobothrys solieri Lap. kommt in der gemeinen Kiefer und Seekiefer, teils in bis zu 15 cm starken Stämmchen, teils an Fig. 43. Fraß- gänge V. Bupres- tis (Anthaxia) quadripunctata L. (Kiefernzweig). Aus Nitsche. A B Fig. 44. Fraßgänge von Btiprestis (Anthaxia) quadripunctata L. A von der Bastseite, B von der Splintseite (Eintrittslöclier der Larven in das Holz deutlich sichtbar). Ältere Fichte. Originalphotographie nach einem Fraßstück von Prof. Knotek. alten Stämmen in Ästen vor; Buprestls (AtitJiaxia) quadripunctata L. in Kiefern und Fichten, besonders in kümmernden jüngeren Kiefern. Wohl ausgesprochen sekundär (Fig. 43 u. 44). 3. Gruppe. Die einzige Art Agrilus (Coraebus) bifasciatus Ol. ringelt schwächere Stämmchen und Äste der Eiche. Das Ringeln kann das Absterben völlig gesnnder Eichen- stäinmchen, bezw. Äste an älteren Stämmen, zur Folge haben. An 1) Osterberg, Monatsschrift f. d. Forst- u. Jagdw. 1860, S. 439. I. Teil. Die Käfer. 63 verschiedenen Eichen, auch Stein- und Korkeichen. Der im Juni, Juli fliegende Mutterkäfer legt je ein Ei in die Nähe einer Knospe eines Eichenmaitriebes ab. Die Larve frißt zuerst im Baste, dann in der Markröhre des einjährigen Zweiges nach unten weiter, geht dann, in spiraligem Verlaufe sich abwärts fortbewegend, in den Holz- körper, oft in die äußere Splintschicht des zwei- und mehrjährigen Sortimentes. Der mit Fraßmehl fest ausgestopfte Gang kann so durch mehrere Jahrgänge sich erstreckend über 1,5 m Länge erreichen. Vor der Verpuppung wii'd der Ast oder das Stämmchen durch einen tief in den Splint und den Bast der Rinde eingreifenden Ringel- oder Spiralgang derart eingeschnitten, daß die Saftzufuhr daselbst unterbrochen ist und der über dem Ringelschnitt liegende Ast, bezw. die Krone des Stämmchens, abstirbt (Fig. 45). Dann geht die Larve wieder etwas nach oben und in das Holz, um hier eine Puppenwiege zu fertigen. Diese Spezies ist in Deutschland ganz besonders im Elsaß^) (Kolmar) in Eichen- schälwaldungen schädlich aufgetreten, aber auch im Osten. So wurde er in Bosnien-) und in Ungarn,-^) wo er in 50 — 80jährigen Eichenwaldungen die Gipfel heimsuchte, nachgewiesen. In Südfrankreich ist er ein be- sonders schlimmer Feind der jungen Kork- eichenpflanzungen. Gegenmittel: Ausschneiden der welkenden Sortimente vor Eintritt der Flugzeit und Verbrennen derselben. Fig. 45. Eichenzweig von Agrilus (COraebus) hifasciatus Ol. Spira- lig geringelt. Aus Nitsche (nach Nördlinger). § 5. Familie Werftkäfer (Lymexylonidae). Diese Übergangsgruppe von den Cautharideu zu den Ano bilden enthält in Deutschland 2 Arten, welche zu den beiden Gattungen Lymcxylon und Hylecoetus gehören. Die Käfer sind langgestreckt, mit langem Ab- domen und weichen Flügeldecken, die Larven ebenfalls langgestreckt, weißlich, mit großer kapuzenförmiger, den Kopf etwas umfassender Vorder- brust und wohlentwickelten Beinen. Unsere beiden Arten sind: ^) AI tum, Der zweibiudige Prachtkäfer (ein neuer Eichenfeind); Zeitschr. f. Forst- und Jagdw. Bd. XI, 1879, S. 145. -) Knotek, Auftreten des zweibindigen Prachtkäfers im Okkupations- gebiet; Österr. Forstztg. XI, 1893, S. 302. ^) Illes, Coraebus bifasciatus; Österr. Forstztg. 1888, S. 128. 64 II. Buch. Spezielle Forstinsektenkunde. a. 1. Lyniexylon (Hylecoetua) dermestoides L. Flügeldecken be- decken den ganzen Hinterleib. Die Larve mit langem, zweiteiligem Schwanz- fortsatz am Ende (Fig. 46 A). 2. Der Schiffswerftkäfer, Lymexylon navale L. Flügeldecken lassen die Spitze des Hinterleibes frei. Larve am letzten Segment mit einem zylindrischen, nach oben aufgetriebenen Fortsatz (Fig. 46 B). L. dermestoides L., bei uns häufig an Laub- und Nadelholz- stöcken, besonders von Buche und Tanne, hat gewöhnlich keine forst- liche Bedeutung. In einem Fall wurde seine Larve in Parketthölzern technisch schädlich angetroffen. Dagegen ist L. navale L., der stehende und liegende Eichen an von Rinde entblößten Stellen belegt, ein technisch schäd- liches Insekt des Eichenholzes, ins- besondere auf Schiffswerften undLager- stätten von Eichenholz. Über die Entstehung der Gänge haben wir noch keine klaren Vorstellungen. Die Larven scheinen besondere Ausführgänge anzulegen, durch welche sie massenhaft Bohrmehl herauswerfen (L. der- mestoides L.). Gegenmittel: Teeranstrich, Imprägnierung. Fig. 46. A Larve von Lymexylon dermesto- ides L., etwa ^/j. B Larve von L. navale L ''^/i. Aus Nitsche. § 6. Familie Nagekäfer (Anobiidae). I. Allgemeines. Die kleinen walzigeu Käfer dieser Familie, deren kapuzenförmiges Halsschild den Kopf zum Teil einschließt, erinnern an Borkenkäfer, haben aber im Gegensatz zu diesen ögliedrige Tarsen und nicht gekniete Fühler. Auch ihre weißlichen Larven erinnern in der Gestalt an die der Borken- käfer, haben aber wohlgebildete Füße (Fig. 47). Die Larven leben im Innern von Holz und anderen Pflanzenteilen, meist in abgestorbenem und teilweise selbst in sehr ausgetrocknetem Material. Ihre Hauptbedeutung liegt in ihi'er technischen Schädlichkeit, insbesondere in aufgearbeitetem Holze. Die Familie läßt sich, wie die folgende Tabelle zeigt, in 3 Unter- familien teilen. Wir geben im folgenden die forstlich bemerkenswertesten Gattungen und Arten. Für unsere Zwecke genügen die 3 Gattungen: Anobium, Ptilinus und Apate, je eine für jede TJnterfamilie. Die weiteren, im jetzigen System üblichen Gattungen fügen wir als Untergattungen bei. Fig. 47. Larve von Anolium emarginatum Duft. ^/j. Aus Nitsche. I. Teil. Die Käfer. 65 II. Systematische Übersicht der forstlichen Anobiiden. 1' Erstes und zweites Fußg-lied ziemlich gleich lang. 2' Fühler nicht sägeförmig gezähnt und mit drei länglichen Endgliedern. 1. Unterfain. Auobiiui (Byrrhini) = Gattung Anohimn. 3' Flügeldeckeu mit Punktstreifen (Untergattung Anobium). 4' Pechbraun, sehr fein grau behaart, 3 — 4 mm. A. domesticiim Fourc. 4, Mattschwarz, kurz bräuulich behaart, 4 — 5^2 Dim. A. pertinax L. 3, Flügeldecken punktiert, aber ohne Puuktstreifen. 4' Fußglieder kurz und dick (Untergattung Xestobium). 5' Pechbraun, oberseits mit Flecken goldgelber Härchen, 6—9 mm. A. rufo-villosiim Geer. (tesselatum F.). 5, Schwarz, oberseits mit grünlichem Metallglauz mit gelber oder bräunlicher Behaarung, 41/2—6 mm. A. plumbeum 111. 4, Fußglied 1 verlängert, die folgenden allmählich kürzer (Unter- gattung Ernobius). 5' Endglieder der Fühler doppelt so lang als breit oder kürzer. 6' Schildchen nicht heller behaart als die übrige Oberseite, röt- lich-gelbbraun, Fühler und Beine heller, 3 mm. A. piiii Sturm. 6, Schildchen mit einem deutlich von der übrigen Behaarung verschiedenen weißlichen Filze bedeckt. 7' Halsschild ohne Erhabenheiten mit gebogenem Hinterrand, rötlich-braun, 4 — 5 mm. A. moUe L. 7, Halsschild vor dem Schildchen mit kurzen, glänzenden, erhabenen Höckern, mit fast geradem Hinterrand, rötlich- gelbbrauu, 3 — 4 mm. A. abietis F. 5, Endglieder der Fühler 4 mal so lang als breit oder länger. 6' Mittlere Fühlerglieder länglich, Halsschild an der Basis mit drei mehr weniger deutlichen Höckerchen, 5 mm. A. abietimim Gyll. 6, Mittlere Fühlerglieder kurz, Halsschild ohne Erhabenheit. T Halsschild nach hinten auffallend verschmälert, schwarz- braun. Flügeldeckenspitzen heller, 2,5 — 3 mm. A. angusticolle Rtzb. 7, Halsschild nach hinten nicht verengt. 8' Die acht ersten Fühlerglieder kurz, gleich, pechschwarz, Fühler und Beine braungelb, 2,5 mm. A.longicorne Sturm. 8, Die vier ersten Fühlerglieder länger als dick, die vier nächsten sehr kurz, 3 — 4 mm. A. nigrinum Sturm. 2, Fühler sägeförmig gezähnt oder gekämmt. 2. Unterfam. Xyletinini. cf Fühler wedeiförmig. Gattung Ptilinus. 3' Flügeldecken ohne erhabene Längslinien, 4^/2 — 5^2 mm- Pt. pectinicornis L. 3, Flügeldecken mit drei Längslinien, 5 mm. Pt. costatiis Gyll. 1, Erstes Fußglied sehr klein, oft kaum sichtbar, zweites und fünftes am längsten. 3. Unterfam. Apatini (Bostrychini) = Gattung Apate. Nüßlin, Leitfaden der Forstinsektenkunde. 5 ßg II. Buch. Spezielle Forstiusektenkunde. 2' Fühler mir 9gliedrig (Uutergattung Xylopertha). Halsschild rost- rot 4—5 mm. A- pusttilata F. 2, Fühler lOgliedrig. 3' Fühler mit drei uach inueu gesägten Endgliedern (Untergattung Apate [Bostrj^chus]). Kopf, Brust, Halsschild schwarz, Flügeldecken ziegelrot, 6—12 mm. A. capucina L. 3 Fühler mit drei sehr großen Endgliedern, welche einen dreizähnigen Kamm bilden, Flügeldecken-Absturz flach mit Zähnen (Untergattung Sinoxylou). Flügeldecken schwarzbraun, am Absturz je ein langer Zahn in der Mitte nahe der Naht und drei Höckerchen am Außen- raude, 7 mm. A. bispinosa Ol. III. Die forstliche Bedeutung der Auobiideu. In bezug auf die forstliche Bedeutung und das Vorkommen lassen sich die Anobiidae in 3 Gruppen wie folgt teilen. 1. Gruppe. Anobiiden von physiologisch schädlichem Charakter, welche junge Triebe zum Absterben bringen. Anohlum (Emohins) nigrinuiii Stürmt) Die Larve frißt die Mark- höhle von Kiefern maitrieben von unten nach oben aus. Ist in Ebers- walde in einer 6jährigen Kultur umfangreich schädigend aufgetreten. Fraß erinnert an den des AValdgärtners. Apate (Sinoxylou) bispinosa Ol. Als ein den Eeben schädliches Insekt in Südtirol (in Bozen „Eebendreher" genannt) und Italien längst bekannt. Die Larve scheint den Trieb zuletzt ähnlich wie Agrilus bifasciatus Ol. zu ringeln, so daß derselbe abbricht. Forstlich bemerkens- wert ist die Art durch ihre Anwesenheit in den Ästen 15 — 30 jähriger Eichen-) geworden, welche Äste zum Absterben gebracht worden sind. Auch in Ulmen- und Edelkastanien ästen. Vielleicht durch Eichen- und Kastanien-Eebfähle in die Rebberge verschleppt? Apate (Xylopertha) pustiilata'-^) F. Ähnlich wie bispinosa OL, doch wohl nur in Eichen. Apate sinuata?^) ist ein Eichen-Fraßobjekt unserer Sammlung bezeichnet (Etikette von Nördlinger stammend), welches ganz ähnlichen Fraß zeigt. 2. Gruppe. Anobiiden, welche in Nadelholzzapfen leben und die Samenernte beeinträchtigen. Anobiuiu (Ernobius) abietis F. In Fichtenzapfen. Mutterkäfer belegen die am Baume hängenden Zapfen. Die Larven befressen die ') Auch Anobium pini Sturm, ist aus Kiefernmaitrieben erzogen worden. 2) F. G., Ein neuer Feind der Eiche; Österr. Vierteljahrsschr. f. Forstw. VL Bd., 1. Hft., 1856, S. 271. ^) Henschel, Die schädl. Forst- u. Obstbauminsekten, 3. Aufl. S. 67. *) Nach freundlicher Mitteilung des Herrn Edm. Reitter (Paskau) ist hierunter Xylopertha sinuata F. (— retusa Ol.) zu verstehen. I. Teil. Die Käfer. 67 Spindel und die Basis der Schuppen. Die bald abfallenden Zapfen ver- raten sich durch Harzausfluß und meist auch durch Krümmung. Eine ähnliche Entwickelung zeigen Anobinm (Ernobins) longicorne Sturm und Anohiuni (Ernobins) angusticolle Rtsb.^) In Kiefernzapfen lebt Anohiuiti (Ernobins) abietinum Gyll.^) 3. Gruppe. Anobiiden, welche nur technisch schädlich werden. A. Arten, die in anbrüchigen Stellen noch stehender'^) lebender Bäume brüten. Hierher gehören : Anobiutti (Xestobinm) rufo-villoswn Geer., meist an Eiche und Edelkastanie, und A, (X.) pliimbeiim III. an Buche und Birke, FtiUnns pectinicornis L. an Hart- hölzern und Pt. cos latus Gyll. besonders an Pappeln und Weiden. Physiologisch schädlich könnten sie nur indirekt ' ' wü-ken dui-ch Beförderung der Gelegenheiten zum ^^e-. ^^- ^»''*'"»' '•"/'0- Eintritt schädlicher Pilze. ^) Sie setzen aber selbst Henschei. schon schadhafte Stellen voraus, seien es nun von der Einde bloßgelegte Stammstellen oder Astwunden. Das Anteeren solcher Stellen versagt auch ihnen den Eintritt. B. Arten, welche an gelagertem und verarbeitetem Holze technische Beschädigungen verursachen. Obgleich die hierhergehörigen Arten im Haushalt des Menschen zu den schädlichsten aller Anobiiden zu rechnen sind, berühren sie doch das forst- liche Interesse am wenigsten. Es zählen hierher : Anobiutn doniesticum Foiirc, A. per- tinax L., A. (Xestobinm) rufo - villosiim Geer., „. ,„ „,.,. ,. . ,,. .~, \ ' . , ■' ' Fjo;. 49. Ptihnus pecttm- Fig. 50. ApatecapuotnaL. A. (Ernobins) mollc L., comis L. aus Henschei. Aus Henschei. Ptilinus pectinicornis L. und costatus Gyll. und Apate capucina L. 1) Judeich-Nitsche S. 345. 2) An stehendem, völlig gesundem Holz brütet in der älteren Borke von Fichte (und Kiefer) Anobinm eniarginatuni Duft., macht hier oberflächliche, mit Fraßmehl verstopfte Gänge. Physiologisch und technisch völlig gleichgültig. Kann durch seine TypogyapJms-ahxAich.&n Fluglöcher an stehendem Holz zu unnötigen Befürchtungen Veranlassung geben. 3) Eichhoff, Käferschaden nach Aufästungeu; Ztschr. f. Forst- u. Jagdw_ 1. Bd., 1869, S. 137. 68 II. Buch. Spezielle Forstinsektenkunde. A» molle L. bevorzugt berindetes Nadelholz und ist ein arger Yerderber von Fraßstück- und Holzsammlungen ; Ap. capucina L. findet sich in Eichenholz und in Edelkastanie und trat schädlich in Faß- daubenholz auf. Die meisten Anobiiden dieser Gruppe treten auch noch in völlig lufttrockenem Holze auf, infolgedessen oft lange Jahre nach der Ver- arbeitung des Holzes. Kleine Häufchen von Bohrmehl an ruhenden Hölzern (Möbeln) verraten ihre Wirksamkeit. Als Gegenmittel der Vorbeugung und Vertilgung kann nur Imprägnation in Betracht kommen, am besten mittels alkoholischer Lösungen von Sublimat, arsenigsaurem Natron, Zinnchlorür und Chlorzink. § 7. Familie Lyctidae. Hierher zählt der oft zu den Anobiiden gezählte Lyctus unipunctatus Hbst. = canaliculatus F., ein 3 — 4 mm großes, braunes Käferchen mit fast vier- eckigem Halsschild, welches in Eichennutzholzvorräten, Fig. 51. Lyctus uni- ^^q^qj^^q^.^ [^ Splintholze (auch in Faßdauben) technisch punctatus Hhst. Aus Henschei. schädlich auftritt. § 8. Die nützlichen Familien der Diversicornier. Es folgen nun eine Eeihe von Familien der Diversicornia, nämlich die Trofßositidae, NitiduUdae, Cucujidae, Colydiidae und Coccinelli- dae, welche nur forstlich nützliche Arten enthalten. Die kleinen, meist sehr gestreckten Käferchen der 4 ersten Familien werden in den Gängen der Borkenkäfer als deren Feinde angetroffen. Besonders von den Trogo- sitiden: Neniosoitia elongahtm L. bei verschiedenen Arten und in ver- schiedenen Hölzern; von den Nitiduliden: Rhizophagus grandis Gyll. und depressus F., JPityophagus ferrugineus L. und Glischrochilus quadripushdatus L.; von den Cncnjiden: Laeniophloeus ferrugineus Stph.; von den Colydiidcn: Colydium filiforme F. und Oxylaetnus variolosus Duf. Die Coccinelliden oder Marienkäferchen leben als Larve und Image oberflächlich auf den Pflanzen und stellen in zahlreichen Arten schädlichen Insekten, insbesondere Pflanzenläusen nach, woduixh sie sich als forstnützliche Insekten bewähren. Kapitel 4. Unterordnung Heteromera. § I. Familie Pflasterkäfer (Meloidae). Einzige schädliche Art: Spanische Fliege (Lytta vesicatoria L.) (Fig. 52). Dieser 11 — 20 mm große, gold- oder bräunlich-grüne, weich- häutige Käfer ist leicht an seiner Erscheinung und an seinem unangenehmen Gerüche zu erkennen, an letzterem oft aus großer Entfernung. In manchen I. Teil. Die Käfer. 69 Jahren erscheint er im Mai und Juni in Massen, findet sich dann be- sonders auf der Esche, deren Blätter er befrißt, nicht selten bis zum Kahlfraß. Neben der Esche kommen besonders Liguster und Flieder, von forstlichen Gewächsen nächstdem Ahorn und Pappeln in Betracht. Seine Entwickelung ist eine sehr komplizierte (Hypermetamorphose), indem die Larve ganz verschiedene Formzustäude annimmt. Sie lebt zuerst auf Blumen, dann parasitierend in Erdnestern von Bienen, dann verläßt sie zur Überwinterung die Bienennester und vergräbt sich im Boden. Generation einjährig. Die forstliche Bedeutung liegt im Kahlfraß au Eschen und steigert sich in manchen Jahren durch Häufigkeit und insbesondere durch Kahlfraß an jungen Eschen, die alsdann kümmern und eingehen können, da gewöhnlich die Wieder- begrünung erst im folgenden Jahre eintritt. Gegenmittel: Zur Vertilgung der Käfer kommt allein der direkte Fang derselben in Be- tracht, welcher bei massenhaftem Auftreten des Käfers zugleich lohnend ist. Die Tötung geschieht am besten mit Äther oder Terpentinöl, welche den in verschlossene Gefäße gebrachten Käfern zugefügt werden. Vor dem Verkaufe sind die u- =„ r » ■ , ■ t ■^ ° Flg. 52. Lytta vesicatotia L. Käfer künstlich zu trocknen, event. in Backöfen i/^. Aus Henschei. zu dörren. Eichtig behandelte Käfer sind mit 6 — 12 Mk. pro Kilo zu verwerten. (Zui* Bereitung des Cantharidin für Apotheken.) § 2. Familie Schwarzkäfer (Melandryiden). Einzige, mehr technisch schädliche Art: Serrojialjms barbatus^) Sc/taller. Die für die Familie auffallend große, 10—15 mm lange Art ist braun mit seidenglänzeudem Haarüberzuge, das Halsschild mit beinahe bis zur Spitze reichendem scharfen Seitenrande. Die Larve, an die Mehlwürmer erinnernd, gelblich-weiß, weniger chitinisiert, nach vorn und hinten verjüngt, fast un- behaart. Der Käfer, nachts sehr flüchtig, am Tage versteckt, legt seine Eier in Eindenritzen von Tanne und Fichte. Die Larve frißt zylindrische, allmäh- lich dickere, mit Fraßmehl verstopfte Gänge von außen nach innen in das Holz. Die Gänge kehren ähnlich den Holzwespen-Larvengängen bogenförmig zur Peripherie zurück. Verpuppung am Ende des Ganges. Der Käfer nagt sich durch die Holzrinde mittels eines kreisrunden Flugloches nach außen durch. Der Mutterkäfer geht an stehende und gefällte, aber berindete Stämme. 1) Wachtl, Serropalpiis barbatus Schaller etc.; Mitteilungen aus dem forstl. Versuchsw. Österreichs 1, 1878, S. 92. 70 II. Buch. Spezielle Forstinsektenkunde. Ist besonders in den Vogeseu in größerem Umfang aufgetreten, jedoch ohne besondere Bedeutung. § 3. Familie Dunkelkäfer (Tenebrionidae). Die 3 forstlich schädlichen Arten zählen zu 2 Unterfamilien und lassen sich wie folgt zusammenstellen: 1. Unterfamilie Pediniiii. Ohne Grabbeine, Tarsen auf der Unterseite nur behaart, nicht stachelig. Einzige Art : Meliopates (Olocrates) gibbtis F. Käfer schwarz, etwas glänzend. Flügeldecken undeutlich punktiert-gestreift. Flugflügel fehlen, 7,5 — 8,5 mm. 2. Unterfamilie Opatrini. Abgeplattete Käfer von ovalem Umriß mit typischen Grabbeinen. Gattung Oiiatrum. a) Umgeschlagener Seitenrand der Flügeldecken die Spitze nicht erreichend, Halsschildhinterrand beiderseits stark ausgebuchtet (Untergattung Opatrmn). Mattschwarz, Halsschild viel breiter als laug, mit vorspringenden Hinter- winkeln, Vorderschienen an der Spitze in einen dreieckigen Zahn erweitert. Flugflügel vorhanden, 7 — 8 mm. O. sabtdositm L. b) Umgeschlagener Seitenrand der Flügeldecken bis zur Spitze reichend, Hinterrand des Halsschildes nur schwach gebuchtet (Untergattung Microzoiim). Einzige europäische Art. Käfer mattschwarz, 2,5 — 3 mm. O. tibiale F. Alle 3 Arten sind durch Beschädigung und Vernichtung einjähriger Kiefern und zwar im Sandgebiete des Eegierungsbezirks Königsberg schädlich aufgetreten. Die ganz vereinzelten, auf Grund von Berichten an Altum^) von diesem veröffentlichten Mitteilungen geben noch kein 1 genügendes Lebensbild derselben. Danach soll Opatrtini (Microzotmt) tibiale F. gesellig, teils unterirdisch bis 4,5 cm Tiefe die zarten Wurzeln der gepflanzten gutwüchsigen Kiefern abgebissen und die Pfahlwurzel tief ins Holz hinein benagt, ^Käfer AuTe'c k s t e i^n ^^^^^ ^'^^^ ^®^' 'E'VÖiQ die Einde der Pflanze bis zu (nach Aitum). den Nadeln hinauf befressen haben. Den Käfern von Opatrutn sabulositm und Heliopates gibbtis F. wird zur Last gelegt, daß sie ganz in der Art wie die Saateulenraupen die Köpfe einjähriger Kiefern abbeißen. Gegenmittel: Direktes Sammeln der Käfer, vielleicht indirekt durch Fanggräben. 1) Opatrum tibiale F., ein neuer Kiefernfeind; Ztschr. f. Forst- und Jagdw. XIX, 1887, S. 466. Opatrum sabulosum L. und gibbum F., zwei neue Kiefernfeinde; daselbst XX, 1888, S. 495. I. Teil. Die Käfer. 71 Kapitel 5. Unterordnung Phytophaga. § I. Familie Böckkäfer (Cerambycidae). Allgemeines. Die Bockkäfer oder Böcke sind in der äußeren Ersclieinung ziemlich einheitlich. Ihre langen, borsten- oder fadenförmigen oder gesägten Fühler mit den knotigen Gliedern haben ihnen als besonders charakteristische Gebilde zum deutschen Namen verholfen. Der Größe der Fühler entspricht auch der mehr weniger kräftige geneigt oder senkrecht gestellte Kopf. Im übrigen haben sie die Phytophagenmerkmale. insbesondere an den großen kräftigen Beinen die ki'yptopentameren Füße mit stark behaarter Sohle. Im Durchschnitt mittelgroß bis groß, bald schwarz oder dunkel, häutiger heller, öfters metallisch oder bunt gefärbt, sind sie auffällige Er- scheinungen. Viele leben im Walde, viele sind lebhafte Tagestiere. Sie erscheinen meist erst zu Beginn des Sommers. Ihre Larven sind gemäß ihrer versteckten Lebensweise, meist im Innern von Holzpflanzen, weißlich gefärbt und mit Ausnahme des stark chitinisierten Kopfes weich. Sie erinnern in der Gestalt und infolge der vergrößerten breiten scheibenförmigen, den Kopf umfassenden Vorderbrust an Prachtkäferlarveu. Die beiden folgenden Brustringe gehen in die Hinterleibsringe unmerklich über, welch letztere sich allmählich nach hinten verjüngen. Sehr charakteristisch sind die oben und unten vom zweiten Brustring bis zum siebenten Hinterleibsring entwickelten Haftscheiben. Beine sehr klein oder fehlend, Kopf meist augenlos. Leben meist in Holzgewächsen, in lebendem oder totem ]\Iaterial, selten in Krautpflanzen oder Gräsern, nur eine Gattung (Dorcadion) in der Erde an Wurzeln. Die in lebenden Hölzern vorkommenden Arten sind meist physiologisch, manche zugleich technisch schädlich. Die Bewohner der toten Hölzer sind zum Teil technisch schädlich, zumeist ganz indifferent, sofern sie in an- brüchigem Holze und in Stöcken oder unter toter Binde brüten. Diese letzteren werden wir wegen ihrer völligen forstlichen Gleichgültigkeit ganz übergehen, obgleich sie, wie die Gattungen Rhagiiim, Spondylis, Priomis, Rosali a, Purpuricemis, zu den auffälligsten Erscheinungen holzbewohnender Insekten gehören und deshall) auch bisher in unverdienter Weise in den forstentomologischen Werken Beachtung gefunden hatten. Nur wenige Bockkäfer können als sehr schädliche Arten bezeichnet werden : als physiologischer Schädling fast nur die Untergattung Tetropmm, vielleicht auch Monochauinnis, als technische Schädlinge bloß Ccranibyx ccrdo L. und bajtilits L. Bemerkenswert physiologisch schädlich sind weiter: Lainia fascicidata Geer., Lamia textor L., Cerambyx mo- schatiis L., Lamia carcharias und popidnea L.; bemerkenswert tech- nisch schädlich: Cerambyx minutus F. und einige Arten der Unter- gattungen Callidium und Clytiis. 72 II. Buch. Spezielle Forstinsektenkimde. Systematische Übersicht der forstlichen Arten. Von den 5 Unterfamilien der Bockkäfer kommen nur 2 als forst- lich beachtenswert in Betracht, da die 3 Unterfamilien der Lepturinen, Spond3dinen und Prioninen nur Formen enthalten, die teils unter der Binde toter Baume leben {Rhaghim-Arten), teils in schon anbrüchigem Holze und in toten Stöcken (Spondylis, Prioniis, Ergates, Aegosoma). Die forstlich beachtenswerten Formen lassen sich wie folgt gruppieren: V Kopf nach vorn geneigt, hinten nicht halsförmig verengt, Endglied der Kiefertaster abgestutzt (Fig. 54 links), Chitinkopf der Larve breiter als lang, Larve mit deutlichen Brustfüßen (Fig. 55 A, B u. D). Unterfam. Cerambycini. Gattung Ceranibyx i. w. S. 2' Flügeldecken nicht verkürzt. 3' Halsschild ohne Seitendorn. Fig. 54. BockkäfertjT)eii; links Ceranibyx cerdo L. als Vertreter der Unterfamilie der Ceram- bycinae, rechts Saperda carcharias L. als Vertreter der ünterfamilie der Lamuna e. A Käfer in nat. Gr., B Vorderbeine von innen und unten, C Unterkiefer (B und C vergr.). Nacli Nitsche. Flügeldecken der forstlichen Arten ohne scharf abgesetzte Zeichnungen. 5' Augen zweiteilig. 6' Halsschild so lang als breit. (Untergattung Tetropiitm.) 7' Halsschild sparsam punktiert, daher stark glänzend. Halsschild schwarz, Flügeldecken, Fühler und Beine normal braun, 10 — 16 mm. C. luridus L. a) Flügeldecken schwarz, var. fulcratus F . b) Der ganze Käfer schwarz, var. auliciis F. 7, Halsschild dicht runzelig punktiert, daher schwach glänzend. Halsschild schwarz, vorn und hinten rötlich, Flügeldecken gelbbraun, 10 — 14 mm. C.fusciis Gyll. 6, Halsschild doppelt so lang als breit, 4,5 — 6 mm. Der ganze Käfer hellkastanienbraun, sehr schmal. (Untergattung Gracilia.) Einzige Art: C. ntinutiis F . I. Teil. Die Käfer. 73 Augen nur niereufürmig ausgeschnitten. 6' Der die Vorderhüften trennende Fortsatz breit. (Untergattung Hylotrupes.) Braun, Halsschild mit zwei glänzenden Höckern, seitlich pelzartig behaart, 8 — 20 mm. Einzige Art: C. bajulus L. G, Genannter Fortsatz schmal. 7' Mittelbrustfortsatz zwischen den Mittelhüften ausge- randet. (Untergattung Rhopalopus.) Flügeldecken grün erzfarbig, an der Basis grob gerunzelt, Schenkel stark keulenförmig verdickt, 18 — 24 mm. C. insiibrictis Germ, (hiingaricits übst.). 7, Mittelbrustfortsatz nicht ausgerandet. abgerundet oder zugespitzt. (Untergattung Callidiiim.) Fig. 55. Larven von Bockkäfern. — A, B und D von Ceramlyx cerdo L. A Larve von der Seite mit erkennbaren Füßen und Stigmen, B von oben, C die Kopfkapsel (schraffiert) und die Brustringe (punktiert). C, E und F die Kopfkapseln von Bhagiuin, Prionus und Saperda. C— F schematisch. Aus Nitsche. 8' Halsschild an den Seiten winkelig erweitert mit unebener Oberfläche, schwarz. Flügeldecken zinnober- rot, 10 — 11 mm. C. sanguineus L. 8, Halsschild an den Seiten gerundet. 9' Halsschild ungleichmäßig punktiert, mit glatten, meist erhabenen Stellen. 10' Flügeldecken fein punktiert, Färbung sehr variabel, 8 — 14 mm. C. variabilis L. 10, Flügeldecken dicht und tief runzelig punktiert, ebenfalls in der Farbe sehr variabel, 7 — 10 mm. C. lividus Rossi. 9, Halsschild gleichmäßig dicht oder runzelig punk- tiert, viel breiter als lang. 10' Oberseite blau oder violett, 10 — 15 mm. C. violaceiis L. 10, Oberseite erzfarbig metallisch-grün, 11 bis 13 mm. C. aeneits Geer. 4, Flügeldecken bunt. (Untergattung Clytits.) 74 11- Buch. Spezielle Forstinsektenkunde. Schildchen gelb, daneben Flügeldeckenbasis rötlich, Flügeldecken laug und schmal, 10 — 16 mm. C. tropicus Paiiz. 3, Halsschild mit Seitendoru. (Untergattung Cerambyx i. e. S.) 4' Käfer einfai'big, schwarz. Forstliche Art. 20 — 50 mm. C. cerdo L. 4, Käfer metallisch-grün. (Untergattung Aro))iia.) Einzige Art. 20 — 30 mm. C. moschatiis L. 2, Flügeldecken verkürzt. (Untergattung Caenoptera.) Jede Flügeldecke mit hellem Strichfleck, 6 — 8 mm. C. minor L. 1, Kopf mit senkrechter Stirn, Unterkiefertaster zugespitzt (Fig. 54 rechts). Chitinkopf der Larven viel länger als breit. Larven ohne deutliche Beine (Fig. 55F). Unterfam. Lamiini. Gattung Laniia i. w. S. 2' Halsschild mit Seitendorn. 3' Schenkel an der Spitze plötzlich (keulenförmig) verdickt. 4' Flügeldecken flachgedrückt, Fühler sehr lang. (Untergattung Acatithociims.) Flügeldecken doppelt so lang als zusammen breit, braun mit dichtem grauen Überzug, 13 — 19 mm. L. aedilis L. 4, Flügeldecken walzig, Fühler langhaarig. Kleine Formen. (Untergattung Pogonocliaerus.) Flügeldecken spitz abgestutzt, aber ohne Zähne. Mit breiter weißbehaarter Binde hinter der Wurzel, 5 — 6,5 mm. L. fasciculata Geer. 3, Schenkel nicht plötzlich verdickt. 4' Fühler kürzer als der Körper. (Untergattung Laniia i. e. S.) Einzige Art. Graubräunlich behaart, 14 — 20 mm. L. textor L. 4, Fühler länger als der Körper. (Untergattung Monochammus.) 5' Beine schwarzbraun, Behaarung des Körpers graugelb. 6' Schildchen gelbfilzig mit nackter Mittellinie, 16 — 25 mm. L. siitor L. 6, Schildchen gelbfilzig ohne nackte Mittellinie, 26 — 32 mm. L. sartor F. 5, Beine braunrot, Behaarung des Körpers rötlich. L. galloprovincialis Ol. 2, Halsschild ohne Seitendorn. 3' Fußklauen nicht gezähnt. (Untergattung Saperda.) 4' Beine dunkel, Flügeldecken gegen die Spitze verengt, Körper mit graugelbem Filze bedeckt, 22 — 28 mm. L. carcharias L. 4, Beine dunkel, Flügeldecken walzig, Halsschild mit gelbem Seitenband, jede Flügeldecke mit 4 — 5 gelben Flecken, 8 — 13 mm. L. popiilnea L. 3, Fußklauen gezähnt. (Untergattung Oberea.) I. Teil. Die Käfer. 75 4' Halsschild rotgelb mit 2 schwarzen Punkten, Decken blaugrau, 16 — 20 mm. L. ocidata L. 4, Ganz schwarzbraun, Beine gelb, 11 — 14 mm. L. linearis L. Biologische Gruppierung. I. Gruppe. Physiologisch schädliche Bockkäfer. I. An Nadelholz. a) In erster Reihe an Fichte. Gattung Ceranibyx (Unter- gattung Tetropinm) mit den beiden Arten: Ceranihyx Inridus L. Fig. 56. Cerambyx (Tetropinm) fusciis GyU. Larvenfraß im Bast. In den Gängen ist noch stellenweise das festgestopfte Fraßmehl erhalten, einzelne länglich-ovale Fluglöcher sind zu erkennen. Etwas verkleinert. Originalphotographie. und fusciis Gyll. Beide Arten kommen vor allem an der Fichte vor und können für diese Holzart als häufige und sehr schädliche Insekten 76 II. Buch. Spezielle Forstinsektenkunde. angesehen werden. C. lurichts L. ist von verschiedener Seite auch in Lärche, vereinzelt (besonders in Rußland) auch in der Kiefer be- obachtet worden. Im badischen Schwarzwalde (Herrenwies) ist an der Fichte C. fuscus Gyll. weitaus die vorherrschende Art. Hier haust C. fuscus Gyll. gemeinsam mit Pissodes harzyniae Hbst. fast in jeder als „Dürrständer" abgestorbenen Fichte, ebenso- wohl in unterdrückten Stangen als in alten Stämmen. Lebensweise. Der Käfer fliegt am hellen Tage und ist außer- ordentlich beweglich; die Begattung findet am Stamme auf der Rinde statt und die längere Zeit fest zusammen- hängenden Käfer lassen auch bei Auf- scheuchung nicht leicht los und entfliehen alsdann laufend in copula. Das Weibchen versteckt mittels seiner Legeröhre die relativ kleinen länglichen Eier unter Borkenschuppen, meist mehrere an einer Stelle. Die Larven fressen unregelmäßige, relativ breite, mit Fraßmehl ausgefüllte Gänge (Fig. 56), die anfangs nur im Bast verlaufen, daher rotbraun gefärbt er- scheinen. Später wird auch der Splint angenagt und die sehr breit gewordenen, unregelmäßig gewundenen Gänge er- scheinen jetzt mit weiß und braun ge- mischtem Fraßmehl ausgefüllt. Erwachsen nagt sich die Larve meist durch ein flach- ovales Loch ins Innere des Holzes. Dieser Holzgang geht eine kleine Strecke in radiärer Richtung, um bald darauf in der Form eines Hakens (Fig. 57) in die Längsrichtung umzukehren. In diesem Haken findet die Verpuppung statt; der Eingang und ein Teil des Hakens ist mit Wurmmehl verstopft. Die Puppe liegt mit dem Kopf dem Eingang zu. Der Jungkäfer nagt sich durch den Wurmmehl- pfropfen und schließlich mit flach-ovalem Flugloch (Fig. 56) nach außen durch. Öfters trifft man bei C. fuscus Gyll. die Puppe auch in einer Fraßmehlwiege zwischen Rinde und Holz. Die Generation ist eine einjährige, die Entwickelungszeit von Ei zu Imago eine sehr kurze, sie kann in etwa 3 Monaten vollendet sein. Im Gebirge fliegt der Käfer von Juni an. Legezeit wohl von da an bis an das Ende der Saison. Infolgedessen am bleichen Stamme Fig. 57. Ceramby.x (Tetropium) fuscus Oyll. Ein Hakengang im Splint. Fast nat. Gr. Originalphotographie. I. Teil. Die Käfer. 77 so verschiedene Altersstadien. Meist beginnt die Eiablage unten, später anfliegende Käfer besetzen dann nach und nach höhere Stammpartien. Sehr häufig finden sich daher an im Juni oder Juli infolge der Mitwirkung der Hitze abgestorbenen Fichten zu unterst schon Fluglöcher der Jungkäfer oder gar Spechthiebe nach Tetropium- larven und Puppen, während nach der Mitte zu ganz- und halb- erwachsene Larven erscheinen. Die ersteren mögen von der Eiablage vom Juni, Juli, die letzteren von der Eiablage vom August, Sep- tember des vorhergehenden Jahres stammen. Forstliche Bedeutung. Die Frage, ob Tetr Opium ein völlig oder nur bedingt^) primäres Insekt ist, läßt sich schwer entscheiden, da die Art wohl selten allein am Stamme vorkommt, sondern mit Pissodes und Borkenkäfer kombiniert erscheint. Sie geht auch an ganz frisch gefällte Fangbäume, was für bedingt primären Charakter zu sprechen scheint. Jedenfalls verlangt sie noch gutsaftiges Material und ist am gleichen Baume ihren Begleitern (harzyniae Hbst., typographus L., amitintis Eichh., micrographns Gyll., chalcographxis L.) meist zeitlich vorangegangen. Tetropitim geht ebenso an Stangenhölzer wie an ältere Stämme. Größere Fraßerscheinungen sind an Fichte aus Ost- preußen-) und Böhmen,-^) an Lärche aus dem Spessart,-*) an Kiefer aus Rußland'^) bekannt geworden. Infolge der oft tief gelegenen Puppenwiegen und der sehr häufigen und umfangreichen Spechtarbeit tritt bei Tetropium auch technische Beschädigung hinzu. Erkennung. Vor dem Ausfluge und der Sichtbarkeit der Spechtarbeit kann allein die welkende Krone oder Lockerung der Rinde Aufschluß geben; die Ausfluglöcher sind insbesondere an den unteren Stammteilen, wo sein Erscheinen beginnt, zu suchen. Gegenmittel. I. Zeitige Fällung und Abfuhr oder Unschädlichmachung der befallenen Bäume vor dem ersten Ausflugstermin, also bis Mai. Da die meisten Larven und Puppen tief im Holze sitzen, ist Schälen allein ohne Wirkunsr. ^) Baudiscti, Callidium luridum L. etc. als Bewohner der durch Hallimasch befallenen Fichten; Zentralbl. f. d. ges. Forstw. 1896, S. 252. 2) Ahlemann, Der Insektenfraß in der Oberförsterei Guttstadt; Grunerts forstl. BI. Heft 6, 1863, S. 89. ') Hlawsa, A., Tetrophim luridum et fuscum; Vereinsschrift d. Böhm. Forstver. 1879, S. 78. «) Döbner, Handbuch der Zoologie, 1862, II, S. 189. ö) Ratzeburg, Forstinsektensachen No.5. Fichtenbockkäfer etc. ; Grunerts forstl. Bl. Heft 5, 1863, S. 164. 78 II. Buch. Spezielle Forstiusekteukunde. 2. Fangbäume. Diese müssen von Juni ab gefällt und dicht dem Boden angelegt werden. Die anliegende, frisch bleibende Rinden- seite zieht insbesondere die Käfer an. Die Fangbäume sind noch im Laufe des Sommers zu entrinden, solange die Larven nicht ins Holz gegangen sind. Später gelegte Fangbäume müssen noch im Herbst entrindet werden. Gattung Latnia (Untergattung Monochanitnus) sarfor F., der Schneiderbock, und L. (Mon.) sutor Z,., der Schusterbock, sind bisher ausschließlich an Fichte getroffen worden. Bezüglich ihrer Lebensweise ist fast nichts bekannt geworden. Dieselbe wird mit der von L. (Mon.) galloprovincialis Ol. im wesentlichen übereinstimmen und verweisen wir hierin auf das weiter unten Gesagte. In ihrer forstlichen Bedeutung kommt sowohl physiologische wie technische Beschädigung in Betracht. Bezüglich der ersteren sind wir ganz auf eine Mitteilung von Wachtl über L. sittor L. in einem Kataloge der Wiener Weltausstellung an- gewiesen. Danach geht diese Spezies in Galizien starke stehende Fichten bis in die Gipfelpartien an und bringt dieselben zum Absterben. Die technische Beschädi- gung ist bedeutend, da die tiefen und ge- räumigen Holzlarvengänge die befallenen Stämme zu Nutzholz untauglich machen. b) An Kiefern, i. Der Kiefern- zweigbock, Lamia (Pogoiiochaerns) fasci- ciilata Geer., bewohnt schwache, i — 5 cm dicke Sortimente der Kiefer, vor allem die Äste in den Kronen alter Kiefern, aber auch 5 — i5Jähriger Stämmchen. (Ausnahmsweise wurde sie auch aus Weimutskiefern, Fichten und Edelkastanien erzogen.) In der Kiefer lebt die Art gemeinschaft- lich mit anderen Schädlingen, insbesondere mit Hylesintts miuiinus F. und Pityogenes bidentatus Hbst. Die Larvengänge unter der Rinde greifen tief in den Splint ein (Fig. 58), sind scharfrandig und mit weißem Genagsei ausgefüllt. Sie verlaufen in Windungen verschlungen um den Zweig herum und gehen zuletzt mit kurzem Hakengang ins Holz, wo die Verpuppung stattfindet. Fig. 58. La'iiia {Pogonochaeriis) fasciculata Geer. Kiefernzweig mit Larvenfraß. Etwa uat. Gr. Originalplioto^rapliie. I. Teil. Die Käfer. 79 cf Forstliche Bedeutung". Altum^) hält den Kiefernzweigbock für relativ primär und schädlich als Kultur- und Bestandesverderber, da er in letzterer Hinsicht durch seine Zweigzerstörung in den Kronen der Althölzer wesentlich zu deren Lichtung beiträgt. Aus- schließlich physiologisch schädlich. Gegenmittel. In Kulturen Verbrennung der befallenen Pflanzen, im Altholz Verbrennung des durch Stürme herabgeworfenen befallenen Reisigs. Lamia (3Ion.) galloprovincialis Ol. (Fig. 59 u. 60). Diese Spezies ist von Perris-) iu Südfraukreich an der Seekiefer gefunden und genauer geschildert worden. Sie kommt aber recht häufig auch z. B. in der badischen Eheinebene vor (bei Karls- ruhe und jlilannheim), auch bei Frankfurt. 3) Bezüglich ihi'er Lebensweise stehen dem Verfasser mehrjährige Erfahrungen zu Gebote. Der Käfer erscheint von Ende Juni an, lebt vorzugsweise in den Kronen alter Kiefern, gebt aber auch an Fang- bäume, wo er auch ganz frisch .gefällte Stämme in der Eegion der ■dünnen Spiegelrinde am Stamm und an den Asten mit Eiern belegt. Die Larven wachsen rasch heran, machen von Anfang an breite Plätzgänge (Fig. 60), welche bei dichterBesetzung mehr und mehi* verschmelzen. Schon gegen Sep- tember sind die zuerst entstandenen Larven halb erwachsen und gehen nun mittels eines flach-ovalen Loches ins Holz, nicht in einem Hakengang, sondern in tief das Innere durch- wühlenden Gängen, welche die ganze Dicke der oberen Stammpartien Fig. 59. Lamia (Monochammus) galloprovincialis Ol. (j^ uud 9 nf^t- *Jfi'- Originalphotographie. *) AI tum, Cerambyx fascicularis etc. nach einem Herbststurme; Ztschr. f. Forst- u. Jagdw. YII, 1875, S. 126. — Derselbe, Wipfeldürre der Kiefernüber- ständer; daselbst XVI, 1884, S. 21. 2) Histoire des Insectes du Pin maritime; Ann. d. 1. soc. entom. de France 3. Ser., IV, Paris 1856, S. 440. 3) Dr. Lucas von Heydeu, Die Käfer von Nassau und Frankfurt. Wies- ibaden 1877, S. 334. 80 IL Buch. Spezielle Forstinsektenkunde. durchsetzen können. Die Verpuppung findet am Ende des Ganges nahe der Splintoberfläche statt. Der Jungkäfer nagt sich mittels eines großen kreisrunden Loches nach außen. Die Generation ist eine einfache. Nur ausnahmsweise bleiben einzelne Individuen ins 3. Jahr liegen und brauchen alsdann 2 Jahre zur Entwickelung. Fig. 60. Lamia (Monochammus) galloprovincialis Ol. Larvenfraß im Splint. Die papierdünne Spiegelrinde ist größtenteils abgefallen, rechts noch sichtbar. Das äußerst grobfaserige Fraßmehl ist oben noch erhalten, einzelne Einbohrlöcher der Larven im Holz sind sicht- bar. Etwas verkleinert. Originalphotographie. Erkennung. Die Larve wirft enorme Massen von Fraßmehl heraus; die Nagespäne sind schon im Juli äußerst grobfaserig, woran die Art leicht zu erkennen ist (Fig. 60). Forstliche Bedeutung. Von namhafter Beschädigung ist bis jetzt nichts bekannt geworden. Die Beobachtungen lassen aber vermuten, daß die Art, wenn auch nicht ganz primär, lebende Stämme zum Absterben bringen kann. Ihre technische Beschädigung steht, soweit die Kiefer als Nutzholz verwendet wird, außer Zweifel. I. Teil. Die Käfer. 81 2. An Laub holz. a) An Pappel- und Weidenarten. Die meisten Bockkäfer, welche physiologisch das Laubholz beschädigen, gehören hierher. Gattung Lamia, 1. Der große Pappel bock, Latn. (Saperda) carcharias L. (Fig. 61). Er lebt in allen Pappelarteu und in Baumweiden, am häutigsten in der Aspe. Er geht 5 — 20jährige Stämmchen an, ältere mit borkiger Einde werden gemieden. Flugzeit von Juni an. Die Larve frisst zuerst platzend in den jüngsten Jahresringen, dringt alsdann in die tieferen Holzschichteu nach oben in langgestrecktem Gang. In diesem bleiben zum Teil grobe Nagespäne liegen, zum Teil werden solche unten aus- geworfen. Generation wird als 2j ährig angenommen. Erkennung an den aus- geworfenen Spänen ohne Kot, sowie an Anschwellungen am unteren Stammteil. Forstliche Bedeutung. Junge Stämmchen können bald absterben, ältere leben noch lange und werden technisch geschädigt. In Pflanzschulen, in Anpflanzungen (Pappeln, Baumweiden) verhängnisvoll. Öfters schadet er in Gesellschaft mit Cossiis cossus L. und Sesia apiformis L. Gegenmittel. Fangen der Käfer durch Abschütteln. Verbrennen der be- fallenen Pflanzen. Bei wertvollen Stämm- chen kann auch durch schützenden Anstrich vorgebeugt werden. 2. Der kleine Aspenbock, Lani. (Saperda) populnea L. Er lebt fast ausschließlich in der Aspe, ausnahmsweise in andern Pappeln und in Weiden. Er liebt schwache Sortimente, vor allem die bis 2 cm dicken Äste jüngerer und älterer Aspen, kommt aber auch in Stämmchen 2 — 6 jähriger Pflanzen und in Stockausschlägen vor. Der Käfer fliegt von Mai ab, legt einzeln seine Eier in Eindenrisse oder in selbstgefertigte Löcher. Oft ist ein Zweig in geringen Abständen mehi^fach belegt. Die Larve geht alsbald radiär in den Holzkörper und nagt hier einen mit Fraßmehl gefüllten Hohlraum, der in der Form einem halben Zylindermantel entspricht und in den mittleren Holzschichten des Zweiges gelegen ist. Die Folge dieses Fraßes ist bei Pappeln (nicht bei Weiden) eine knotenartige An- schwellung (Fig. 62) der befallenen Stelle. Später geht die Larve bis in die Markröhre (Fig. 62Bc) und frißt hier einen bis 5 cm langen Nüßlin, Leitfaden der Forstinsektenkuude. 6 Fig. 61. Lamia (Sapenhi) carcharias L. Käfer und Larve. Nat. Gr. Aus Henschel (n. Taschenberg). 82 II. Buch. Spezielle Forstiusektenkuude. Zentralgang, in welchem sie sich zuletzt verpuppt. Der Jungkäfer nagt sich in ungefährer Höhe der Eiablagestelle mittels kreisrunden Flugloches nach außen. Die Generation wird von den meisten Autoren als 2jährig ange- nommen, doch haben Judeich und Nitsche in 1jährigen Stockausschlägen im Herbst das fast vollendete Fraßbild beobachtet, was für 1jährige Generation spricht. Die Erkennung ist bei Pappeln durch die knotenförmigen Anschwellungen ermöglicht. Forstliche Bedeutung. Wo der Käfer an jungen Pappelpflanzungen in größerem Umfange auftritt,^) wird die Art zu einer recht schädlichen. Die Angriffsstellen können zwar über- wallen, aber die Pflanzen kümmern und gehen auch ein, sofern sie stärker befallen sind. Auch hackt der große Buntspecht gern nach der Larve und erweitert und zerschlitzt die Wund- stellen. Gegenmittel. Zeitiges Sammeln und Vernichten der Knotenstellen im ersten Frühjahr trägt natürlich zur Ver- minderung der Käfer und damit der Ge- fahren bei. Einzelne wertvolle Pflanzen könnten auch durch Anschneiden der Larven in der Markröhre und Teeran- strich geschützt und gerettet werden. 3. Der rothalsige Weidenbock, Laui. (Oberea) ocnlata L. Die Larve frißt einen bis 30 cm langen Markgang in 1 und 2jährigen Trieben verschiedener AVei den arten. Die Eier werden Juni, Juli entweder an die Triebe selbst in ausgenagten Rindenstellen oder, wie Altum^) in den Weidenhegern bei Eberswalde fand, an die freien Enden der Steck- linge abgelegt. Generation wohl Ijährig. Erkennung an den anfangs herausgeworfenen Nagespänen und an den oberhall) des Fraßganges abge- welkten Eutenspitzen. Fig. 62. Lainia (Saperda) popuhiea L- Fraß an Aspe. A Querschnitt, B Längs- schnitte einer Galle, a Anfangstelle des Larvenfraßes, b peripherer, c zen- traler Larvenfraß, d Flugloch. Aus Nitsche. ') In der Karlsruher Umgebung. (Nach Mitteilungen des Herrn Forst- meister J. Hamm.) 2) Forstzoologie 2. Aufl., III, 1, S. 353. I. Teil. Die Käfer. 83 Fürstliche Bedeutung für Weidenanlagen zeitweise nicht uner- heblich. Gegenmittel. Abschneiden und Verbrennen der befallenen Zweige, tiefes Einsetzen der Stecklinge und Bedecken ihrer Spitzen mit Erde (gegen eventuelle Eiablage). 4. Der Web er bock, Lainia textor L. In stärkeren Weiden und in Aspe. Genauere Lebensweise noch nicht bekannt. Schädlich in den größeren Setzlingsstöcken^) der Weidenheger, in denen die Larve Gänge frißt und die treibenden Euten zum Absterben bringt. Um den Käfer abzuhalten, werden daher tiefe Stöcke, die durch Anhöhen der Erde unter diese gebracht werden, empfohlen. Vertilguugsmittel sind: Ver- brennung der befallenen Stöcke und Fang der leicht kenntlichen Käfer. Gattung Cerainbyx. Der Moschusbock, Cer» (Aromia) moschatiis L. Gewöhnlich nur in anbrüchigen Stellen alter Weiden stamme, kommt aber auch gelegentlich in alten Setzlingsstöcken von Weidenhegern vor und scheint alsdann wie der Weberbock, öfters mit ihm gemeinsam zu schaden. b) An Eiche. Cer'anibyx (Clytus) iropicus Panz. hat nach Eichhoff'^) im Ober- elsaß kränkelnde Eichenoberständer in größerer Zahl befallen und deren Absterben beschleunigt. c) An Haseln. Der Ha seibock, ^) Laniia (Oberea) linearis L., ausnahmsweise auch an Hainbuche, Erle, Korkrüster und Hopfenbuche. Der von Mai an fliegende Käfer belegt die vorjährigen Zweige nahe der Spitze mit je 1 Ei. Die Larve frißt in zylindrischem Markhöhlengang abwärts, zuletzt in den vor- vorjährigen Zweigen. Generation soll 2jährig sein. Die jungen Triebe ober- halb der Fraßstelle welken und bleiben im nächsten Jahre blattlos : sie ver- raten hierdurch den Fraß dieser Art. Fraß schmälert den Ertrag an Früchten. II. Gruppe. Technisch schädliche Bockkäfer an lebendem Holze. /. An Laiibholz. a) An Eiche. Der große Eichenbock, Cerambyx cerdo L. (Fig. 63). Gelegentlich (im Süden) auch an Esche und Nußbaum. Diese Spezies ist nur da häufig, wo größere reine Eichenwaldungen vorkommen, innerhalb dieser Gebiete jedoch nicht überall. Er fehlt im eichenreichen Nordwesten Deutschlands, ist dagegen im Südwesten und Nordosten häufig, ^) Altum, Die den Weidenhegeru schädlichen Insekten; Ztschr. f. Forst- u. Jagdw. Bd. XL, 1879, S. 17. 2) Technisch schädliche Forstinsekten; Ztschr. f. Forst- u. Jagdw. XV, 1883, S. 221. ^) Eckstein, Oberea linearis L.; Forstuaturw. Ztschr. 1892, S. 163. 6* 84 II. Buch. Spezielle Forstinsektenkunde. ebenso in Ungarn und Italien. Er fliegt vom warmen Juni an, und zwar ziemlich tief und in der Dämmerung. Die Eiablage geschieht an von Rinde entblößten Stellen. Die Larve frißt zuerst scharfrandige Gänge zwischen Rinde und Holz, welche tief in den Splint eingreifen; darauf geht sie tief ins Holz, und zwar in das gesunde, nicht in an- brüchiges. Die im Querschnitt flach-ovalen dauraenstarken Gänge (Fig. 64) Fig. 63. Ceramhyx cerdo L. Käfer und Larve. Nat. Gr. Aus Heuschel (n. Taschenberg). sind wie die Gänge unter der Rinde mit grobem Genagsei ausgefüllt. Die Gänge schwärzen sich bald. Am Ende des unregelmäßigen Ganges lindet in abgerundeter Wiege die Verpuppung statt. Der Jungkäfer verläßt den Baum durch den vorhandenen Larvengang. Generation melu'j ährig. Forstliche Bedeutung. In hohem Maße technisch schäd- lich. Die stark durchfressenen Stammteile sind als Nutzholz völlig entwertet. Auch in physiologischer Beziehung kann der starke I. Teil. Die Käfer. 85 Besatz nicht gleichgültig sein und wird das partielle Absterben der alten Eichen sicher beschleunigen, wenn auch der Käfer zu seiner Ei- ablage schon anbrüchige Stellen voraussetzt. 0'\.*., fM^m^^^ E r k e n n u n g an ausgeworfenem Fraß- -■ 'itoylfsrao!:: r.K^ mehl und an der Käfererscheinung. B egegn u ng kaum ausführbar. Immer- hin könnte Verminderung der Käferbeständc durch Wegfangen der Käfer angestrebt werden. Als weitere technische Eichenfeinde des *'^9Ws'^!«t stehenden Holzes könnten Cer. (Clytiis) tropicus m i n- y i^- lä^Hi Fig. 64. CV/M-„!j. ..,,;:, L. Larvenfraß in Eichenholz. ■,'3. Aus Nitsehe. Fig. 65. Ceramhijx (Rhopalopus) insubricus Germ. Ein Haken- gang im Holz von Bergahorn. Links erkennt man die geschwärzte Stelle des ehemaligen Plätzfraßes der Larve. Der Baum überwand die Beschädigung und hatte seitdem zahlreiche Jahresringe zugelegt. Etwas verkl. Original- photographie nach einem von AI tum zu Geschenk er- haltenen Objekt. Panz. (s. 0.) und wahrscheinlich auch noch einige weitere Arten der Untergattungen Cfyhis und Callidimn in Betracht kommen, da ältere, noch 86 IL Buch. Spezielle Forstinsektenkunde. stehende Eichen nicht selten die Rindenplätzgänge solcher Arten zeigen, deren Puppenwiegen ins Splintholz eintreten. Näheres noch unbekannt, b) An Ahorn. Der Ahornbockkäfer, Cer. (Rhopalopiis) itisu- brictis Genn. (hungaricus Hbst.),^) hat sich am Bergahorn in West- falen und in Österreich schädlich gezeigt.-) Die Larven machen zuerst Rindengänge, gehen dann in einem weiten Haken (Fig. 65) zur Verpuppung ins Holz. Durch Überwallung und weiteren Zuwachs der Bäume können die Fraßbilder ins Innere des Holzkörpers gelangen. Das Holz wird als Nutzholz gänzlich entwertet. Auch phj^siologisch scheint der Käfer nicht gleichgültig gewesen zu sein. 2. An Nadelholz. Hierher müssen für die Fichte vor allem der Schneider bock, Laniia (Monochammiis) sorfor F., und der Schusterbock, sutor L. (s. S. 78), gezählt werden, deren tiel ins Holz gehenden Larvengänge das- selbe technisch entwerten. Aber auch die beiden Arten der Untergattung Tetropium sind ihrer oft tief ins Innere des Splints dringenden Puppeuwiegen halber hierher zu zählen. Für die Kiefer kommt in ähnlichem Sinne Laniia (Moiiochaiiimus) galloproviticialis Ol. in Betracht (s. S. 79). III. Gruppe. Technisch schädliche Bockkäfer an gefälltem und verarbeitetem Holze. Unter der großen Zahl der Arten, die hier in Betracht kommen können, hat sich nur eine Spezies als sehr schädlich kund gegeben: Der Haus bock, Ceramhyx (Hylotrupes) bojulus L. Derselbe kommt im Freien nur in Stöcken von Nadelhölzern vor, ist dagegen durch sein Auftreten in verarbeitetem Holze verderblich, ganz besonders in Balken und Möbeln aus Nadelholz. Die Larve durchnagt mit Schonung der Oberfläche die ganze Splintregion in dicht aneinanderstoßenden Gängen, so daß ein äußerlich gesunder Balken unter der Oberfläche vollkommen morsch geworden sein kann. Über die Generationsdauer-^) ist nichts Sicheres bekannt; es wird sogar von einzelnen angenommen, daß der Käfer, ohne herauszukommen, sich weiter fortpflanzen könne. Jedenfalls trifft man den Schaden noch lange nach der Verarbeitung des Holzes (in einem nachgewiesenen Falle noch 9 Jahre). •^) ^) Von einzelnen Eutomologeu wird insnbriciis Genn. und hungaricus Hbst. spezifisch getrennt und dem hungaricus Hbst. der Ahornschadeu zugewiesen. 2) AI tum, Der Ahornbockkäfer (Callidium insuhricnm Germ.): Ztschr. f. Forst- und Jagdw. VII, 1875, S. 129. 3) Näheres und Literatur in Judeich-Nitsche I, S. 585. I. Teil. Die Käfer. 87 ff I i \ v/S V ,¥^^ Schädigungen au Möbeln und in Bauten sind wiederholt bekannt geworden. Neuerdings ist er in Rußland in den aus Kieferurundholz ge- bauten Forsthäusern mehrerer Reviere so schädlich geworden, daß dieselben schon nach 10 — 15 Jahren unbrauchbar geworden sind.^) Gegenmittel. Zur Vor- beugung: 1 . Vermeidung der Ver- wendung von Splintholz; 2. Teer- oder Kreosotanstrich neuer Holz- bauten ; 3. Imprägnierung wie gegen die Anobiiden. An Nadelholz könnten noch in Betracht kommen : D e i' Z i m m e r - bock, Cerambyx (Acanthocinus) acdilis L., welcher Kiefernstämme durch seine öfters in den Splint genagten Puppenwiegen, und Ce- rambyx (Caenoptera) minor L., der durch die tiefen Spliutgänge Geländer etc. aus Fichtenholz be- schädigt. Weiter schaden technisch in Nadel- und Laubholz: Ceraiu- hijx (Callidium) violaceiis L. und aeneiis Geer.; in allerlei Laub- holz (Buchen, Hainbuchen, Eichen, Edelkastanien, Obstbäumen) : Ce- rambyx (Callidium) sangitiiieus L., variabilis L. (Fig. &&)^ lividus Rossi (besonders in Eiche und Roß- kastanie), Cerainbijx (Gracilia) minutus F. (in allerlei Laub- hölzern, auch in Weiden). C. lividus Rossi und C uiinutus F. sind speziell Beschädiger der Faßreifen, letztere Art auch dei' Weidenkörbe. § 2. Familie Blattkäfer (Chrysomelidae). Allgemeines. Die gedrungen gestalteten, ovalen bis rundlichen Käfer mit ihren stets ungeknieten, meist relativ kurzen, stets einfachen, meist fadenförmigen Fühlern sind bald mehr halbkugelig, bald mehr zylin- Fig. 66. Cevainhyx (Callidiuiii) vartahiUs L. Fraß in Buche. Fraßgänge auf der Splintoberfläche, sowie ein Hakengang ins Innere sichtbar. Va- Aus Nitsche. 1) Guse, Hylotrupes bajnlns ; Ztsclir. f. Forst- u. Jagdw. XXV, 1893, S. 102- gg II. Buch. Spezielle Forstiusektenkiiude. drisch geformt. Als Bewohner der Blätter und Nadeln frei an der Oberfläche lebend, ist auch ihre Färbung bunt, oft äußerst lebhaft, öfters von metallischem Glanz. Ihre Larven, die meist frei wie die Imagos leben, sind mit wohlausgebildeten Beinen, Fühlern und Augen versehen, meist dunkel, öfters auch bunt gefleckt. Sie benagen gesellig, oft dicht beisammen sitzend, das Parenchym der Blätter, verschonen mehr weniger die Blattrippen und skelettieren auf diese Weise die Blätter, während die Käfer mehr Löcherfraß verursachen. Einzelne Larven leben in sackförmigen Kotgehäusen. Die Ver- puppung findet meist freihängend an den Blättern statt, selten am Boden. Eier meist frei an den Blättern, oft lebhaft gefärbt. Gene- ration zum Teil i jährig, bei anderen doppelt und mehrfach. Über- winterung meist als Käfer. Forstliche Bedeutung im großen nur unbedeutend, da fast nur Laubhölzer in Betracht kommen. Nur in Weidenhegern und an jungen Pflanzen kann der Schaden zu einem bedeutenden heranwachsen. Analytische Tabelle der forstlichen Arten. 1' Körper mehr weniger halbkugelig-, Larven freilebend. 2' Fühler an der Basis weit voneinander entfernt. (Unterfam. Chrysomelini) = Gattung Chrysoniela. 3' Flügeldecken rot, oder gelblich mit dunklen Flecken. 4' Fühler vom 6. Glied an erweitert, Halsschildbasis fast so breit wie die Flügeldecken, Fußklauen einfach. (Untergattung Mclasonia zum Teil.) 5' Flügeldecken rot. 6' Flügeldecken au der äußersten Spitze schwarz, bis 10 mm. Chr. popiili L. 6^ Flügeldecken ganz rot. 7' Halsschild-Seitenrand hinten schwach gerundet, Hals- schild mit seichten Längseindrücken, 7 — 9 mm. Chr. trennt lae F. 7i Halsschild-Seiteurand hinten gerade oder ausgeschweift, Halsscliild-Läugseindrücke tief, grob punktiert, 8 bis 10 mm. Chr. longicollis Siiffr. 5i Flügeldecken blaßgelb mit je 9 — 10 metallisch - grünen dunklen Flecken, 6 — 8 jnm. Chr. viginti-punciata Scop. 4j^ Fühler vom 7. Glied an erweitert, Halsschildbasis schmäler als die Flügeldecken, Fußklauen an der Wurzel gezähnt. Eot- gelb, mehr oder weniger schwarz gefleckt. (Untergattung Phytodecta.) Beine schwarz, Fühler nur an der Wurzel rötlich, 5 — 8 mm. Chr. viminalis L. I. Teil. Die Käfer. 89 3i Flügeldecken metallisch-grün, blau-violett oder kupferig. 4' Fußklaueu einfach, Fühler kurz. (Untergattung7l/(?/<7So/;/rtz.Teil.) Halsschild neben dem Seitenrand ohne punktierten Längsein- druck, 6—8^2 mm. Chr. aeiiea L. 4i Fußklauen an der Wurzel gezähnt, Fühler ungefähr so lang als der halbe Körper. 5' Flügeldecken länglich mit fast parallelen Seiten. (Untergattung Phyllodecta.) 6' Fühlerglied 2 so lang oder länger als 3, 4—5 mm. Chr. viilgatissinia L. 6^ Fühlerglied 2 kürzer als 3. 7' Käfer nicht ganz doppelt so lang als breit, 4 — 5 mm. Chr. vitelUnae L. ?! Käfer doppelt so lang als breit, 5 — 6 mm. Chr. tibialis Suffr. 5i Flügeldecken breit, eiförmig. (Untergattung Plagiodera?} 3 — 5 mm. Chr. versicolora Laichart. 2i Fühler au der Basis einander genähert. 8' Hinterschenkel nicht abnorm verdickt, Vorderbrust ohne Leiste zwischen den Vorderhüften. (Unterfam. Ga/^r//c/«/) = Gattung Galeruca. 4' Flügeldecken gelbbraun. 5' Flügeldecken wenigstens um die Hälfte länger als zusammen, breit. (Untergattung Galerucella) 6' Flügeldecken deutlich punktiert, Stirn ohne glänzend schwarze Erhabenheiten, 5 — 5,5 mm. G. lineola F. 6i Flügeldecken fein lederartig gerunzelt, Stirn mit schwarzer Doppelschwiele, Unterseite der Flügeldecken schwarz, 5 — 7 mm. G. luteola Müll, (xanthomelacna Schrank.). 5-1 Flügeldecken kaum länger als zusammen breit. (Untergattung Lochniaea.) Oben gelbbraun, runzelig punktiert, 5 — 6 mm. G. capreae L. 4i Flügeldecken blau oder schwarz. 5' Käfer einfarbig schwarzblau. (Untergattung Agelastica.) Einzige Art. 6 — 7 mm. G. alni L. 5i Käfer mit geradem Halsschildvorderrand. (Untergattung Lnperiis). Fühlerglieder 2 und 3 gleichlang, Flügeldecken schwarz, 4 mm. G. pinicola Suffr. 3i Hinterschenkel keulenförmig verdickt (Springbeine), Vorderbrust mit Leiste zwischen den Vorderhüften. (Unterfam. //rt//?V//;/) = Gattung Haltica. 90 II- Buch. Spezielle Forstiusekteukimde. Metallisch-grün bis blau. Flügeldecken an der Basis viel breiter als das Halsschild, nach hinten etwas verbreitert, 3 — 4 mra. H. eriicae Ol. Ij Körper walzenförmig, Pygidium nicht von den Flügeldecken bedeckt, Larven bauchwärts eingekrümmt, Kot-Sackträger. (Unterfam. Cryptocephalini) = Gattung Cryptocephalas. Kopf und Halsschild bräunlich-rot, Flügeldecken blaßbräunlich, 4 bis 5 mm. Cr. pini L. Biologische Gruppierung. Die Blattkäfer lassen sich nach ihren Fraßpflanzen in die nach- folgenden biologischen Gruppen teilen. I. Blattkäfer der Weiden (und Pappeln). Die hierher gehörigen Arten sind unter allen Blattkäfern die forstlich wichtigsten, die allein und zwar nur mit Rücksicht auf Weidenheger als sehr schädlich bezeichnet werden können. Nach dem Vorgang von Judeich-Nitsche klassifizieren wir dieselben in 3 Gruppen, wie folgt. I. Große rote. Chrysomela (Melasoma) treiiiiilac F., populi L. (Fig. 67) und longicoUis Suffr. Es scheint nur der erste, Ch. tremiilae F., der große rote Weidenblattkäfer, als verderblicher Schädling der Weide, besonders der Purpurweide, in Betracht zu kommen, die beiden anderen scheinen die Pappeln, insbesondere die Aspen- stockausschläge, vorzuziehen. Die Käfer überwintern unter ver- schiedenen Bodenverstecken, legen bald nach dem Laubausbruche ihre gelblichen Eier aufrechtstehend in länglichen Häufchen auf die Unter- seite der Blätter. Die nach 8 — 10 Tagen auskommenden Larven befressen skelettierend das Blattfleisch. Nach etwa 3 wöchentlichem Fraß erscheint die Puppe, nach weiteren 10 Tagen der Jungkäfer. Dieser setzt den Fraß fort, mehr einzelne Löcher ausnagend. Meist wird noch eine zweite Generation, oft schon im September vollendet. Der Schaden an Pappeln besteht im Zuwachs verlust; bei den Weiden kann die Entwickelung derart gehemmt werden, daß nur geringwertiges oder ganz wertloses Material zur Entwicke- lung gelangt. 2. Mittlere gelbe. Dahin gehören Galeruca (Lochmaea) caprcac L., (Galerncella) lineola F., Cln^jsomela (Melasoma) viginti-piiiictata Scop. und Chr. I. Teil. Die Käfer. 91 (Phytodecta) viminalis L.^) Genauere Nachrichten über forstliche Bedeutung und Lebensweise sind in der Literatur-) bisher nur über G. capreae L. und liiieola F. bekannt geworden. Die Käfer scheinen in der Bodendecke zu überwintern, erscheinen oft schon Anfang April, befressen die Blätter der erst fingerlangen Triebe und belegen die Unterseite der Blätter mit Häufchen von etwa 20 Eiern. Die nach 8 — 14 Tagen auskriechenden Larven skelettieren die Blätter, besonders an den neu entstandenen Seitentrieben, und zwar von der Fig. 67. Chr. tremulae F. Links ein Pappelzweig mit Skelettfraß, 3 jungen Larven und hängender Puppe, rechts oben der Käfer, darunter die Puppe von der Bauchseite, rechts unten Chr. poimli L. Aus Henschel (nach Taschenberg). Triebspitze nach der Basis des Triebes fortschreitend. Die Ver- puppung findet im Boden statt. Generation soll bis 4 fach vor- kommen. Beide Arten haben in manchen Jahren bei Aachen Hunderte von Morgen der Weidenheger verheert und die Ruten fast wertlos gemacht, besonders an Mandelweide Salix triandra L., Hanfweide S. viminalis L. und Sahl weide S. caprea L. ^) Chrys. viminalis L. hat wiederholt Kahlfraß an Sahlweiden in Herren- wies verursacht. ^) Krähe, Lehrbuch der rationellen Korbweidenkultur, 4. Aufl., 1886. 92 ■ II- Buch. Spezielle Forstinsektenkunde. 3. Kleine metallglänzende. Hierher zählen: CJiri/somela (Phyllodecta) vitellinae L., vul- gatissima L., tibialis Suffr. und (Plagiodera) versicolora Laicharl. Die kleinen grün-, blau-, erz farbigen Käfer sind die aller- verbreitetsten und deshalb bedeutungsvollsten Weidenschädlinge. Genauere Beobachtungen über Lebensweise und Schaden sind ins- besondere von vitellinae L. und viilgatissima L. bekannt geworden. Die Käfer überwintern nicht nur am Boden, sondern ganz besonders über demselben, so unter und zwischen den Schuppen der Rinde, zwischen Knospen in den Quirlen von Kiefern, in hohlen Pflanzenstengeln u. a. O. Sie verlassen zeitig im April das Winter- lager und durchlöchern durch ihren Fraß die kaum hei'vorgekommenen kleinen Blättchen. Sie sollen dabei im Gegensatz zu Galernca capreae L. und lineola F. zuerst die tiefer stehenden Blätter angehen. Die Ab- lage der etwa 20 gelbgrauen Eier geschieht in 2 Reihen auf der Unterseite der Blätter (Fig. 68 a). Die ausgekommenen schwarzen Larven fressen in dichten Kolonnen (Fig. 68b) und skelettieren die Blätter, deren Blattfleisch auf der Unterseite ausfressend. Zur Ver- puppung gehen auch hier die Larven in den Boden. Die Jungkäfer befressen im Hochsommer die Blätter vom Rande her. Die von ihnen erzeugten Larven und Käfer der 2. Generation meiden die schon ge- schädigten Weiden und suchen neue Pflanzen auf; die Käfer der zweiten Generation fressen auch platzend an der Rinde (Fig. 68 f),^) so daß dieser späte Fraß zum Absterben der Rutenspitzen führen kann. Bezüglich der Weidenarten soll CJir. viilgatissima L. (Fig. 68) fast ausschließlich die Hanfweide (S. viminalis L.), Chr. vitellinae L. vorzüglich die Purpurweide (S. pitrptirea L.) heimsuchen. Die Mandelweide (S. triandra L.) soll ganz verschont bleiben, nur ihre Bastarde werden noch in der Not angegangen. Aber auch andere Weiden (Sahlweide) und Pappeln werden angegangen. Gegenmittel. Für alle Weidenblattkäfer kommt in erster Reihe das Sammeln und Töten der Käfer und Larven während der Saison an den Fraßpflanzen in Betracht. Die Käfer sind in unter- gehaltene Kästen abzuschütteln, die entweder um den Hals aufgehängt oder wenn möglich auf Schiebkarren 2) (Fig. 69) zwischen den Pflanzen ^) Eckstein, Die Korbweiden blattkäf er; Ztschr. f. Forst- u. Jagdwesen XXII, 1890, S. 145, und AI tum, Zur Lebensweise und Vertilgung der Chryso- mela viilgatissima L.; daselbst XXIII, 1891, S. 34. -) Die Krahesche Käferfalle (Fig. 69) enthält auf einem schmalen Karren eine Zinkwanne und zwei verstellbare Bürsten. Die Bürsten fassen beim Durch- fahren des Karrens die Weidenruten zweier Reihen, welche darch die Bürsten I. Teil. Die Käfer. 93 Fig. 68. Chrysomela (Phylloäecta) vulgatissima L. Weidenzweig mit Eiern (a), Larven (b) und Käfern, c Plätzfraß der Käfer an Blättern, f an der Rinde des Zweiges, d, e Massenfraß. der Käfer an Blättern, '/j. Rechts oben (i) Käfer vergrößert. Aus Eckstein. 94 II. Buch. Spezielle Forstinsekteukimde. durchgefahren werden. Die Lar^xn können durch insektentötende Flüssigkeiten, und zwar durch Anspritzen oder mittels Bürsten un- schädlich sremacht werden. Fig. 69. Krähe sehe Käferfalle. Nach Eckstein (Technik des Forstschutzes). Auch im Winterlager können die Käfer, besonders die im Boden überwinternden durch Zusammenrechen und Verbrennen der Boden- decke, sowie, wo dies möglich ist, durch Unterwassersetzen der Fläche vernichtet werden. II. Blattkäfer der Eiche. Nächst den Weiden leidet die Eiche am empfindlichsten durch den Fraß eines zu den ,. Erdflöhen" zählenden Blattkäfers, des Eicheu- Erdflohs (Haltica erucae Ol.). Der metallisch-blaue oder grüne, nach Flohart springende Käfer gleicht dem in Gemüsegärten gemeinen H. oleracea L., hat aber nicht die Längsfalte an den Seiten der Flügeldecken. Er überwintert in der Bodeudecke oder in Eindenritzen und benagt vom Frühjahr an bis spät in den Herbst als Käfer oder Larve die Eichen- blätter. Schon die gerade aus der Knospe hervorkommenden Blättchen werden befressen, dann auf der Unterseite mit Eierhaufen belegt. Die schwärzlichen, langgestreckten Larven skelettieren später die Blätter (Fig. 70) und verpuppen sich Ende Juli unter der Bodendecke oder in Einden- ritzen. Im August erscheint der Jungkäfer, welcher bis zum Eintritt des Frostes das Zerstörungswerk fortsetzt. In Saaten, i) sowie an Eichenjung- holz kann dieser Erdfloh empfindlichen Schaden verursachen, er haust aber durchgleiten müssen. Hierbei werden die Käfer abgestreift und fallen in die mit Wasser (8 Teile) und Petroleum (2 Teile) gefüllte Wanne. Die Karre kostet (bei P. W. Herrmanns, Prummern bei Gelsenkirchen) 15 Mk. (Eckstein, Technik des Forstschutzes, 1904.) ^) Taschenberg, Forstwirtschaftliche Insektenkunde und Praktische Insektenkunde. I. Teil. Die Käfer. 95 auch an alten Eichen. Bei starker Befressung- erscheinen die Eichen in- folge der Bräunung und Kräuselung der skelettierten Blätter wie ver- brannt. Scheints besonders an der Stieleiche, gelegentlich auch an Hasel und Schwarzerle. Fig. 70. Haltica enicae OL Skelettierungsfraß der Larve aa Eichenblättern. Verkleinert. Originalphotographie. Begegnung wohl nur in Saatschulen möglich und infolge des Springvermögens schwierig. Abklopfen der Käfer in Schirme, die mit Klebstoff bestrichen wui-den. Begießen oder Bespritzen der Pflanzen (Larven) mit insektentötenden Flüssigkeiten. III. Blattkäfer der Erle. Vor allem der blaue Erleublattkäfer Galenica (Agelastica) alni L., sodann der erzfarbige Erlenblattkäfer Chrysomela (Mela- Fig. 71. Gahruca (Agelastica) ahii L. Links Käfer und Larve vergr., rechts Erlenblätter mit Eiern, Larven, Käfer und Fraß. Xat. Gr. Aus Heuschel (nach Taschenberg). somaj aeuea L. G. alni L. (Fig. 71) überwintert als Käfer im Bodenlaub. 96 II. Buch. Spezielle Forstinsekteukunde. befrißt vom Frühjahr an die Blätter und belegt sie mit seinen dotter- gelben Eiern. Die glänzend schwarzen Larven skelettieren die Blätter, können aber auch die Rinde benagen. Verpuppung flach in der Erde. Scheints nur eine Generation. Sehr gemein, jedoch nur in Saatschulen und jüngeren Pflanzungen i) ernstlich schädlich, besonders an heurigen und vorjährigen Pflanzen. An allen Erleuarten. Begegnung. Wohl nur in Saatschulen. Abschütteln. Isoliergräben gegen die Larven. Chr. aenea L. ist bis jetzt noch nicht namhaft schädlich geworden. IV. Blattkäfer der Ulmen.-) Der ülmenblattkäfer, Galeruca (Galerticella) lutcola Müll, (xanthomelaena Schrank.). Weit verbreitet und stellenweise sehr häuflg kommt dieser Blattkäfer, jedoch nur für Parkanlagen in Betracht, wo er (als Käfer und als Larve) durch Massenfraß Ent- blätterung der Ulmen verursachen kann. V. Blattkäfer der Kiefer. Die beiden hierher gehörigen Arten Galeruca (Luperus) pinicola Siiffr.^ der schwarze Kie- fernblattkäfer (Fig. 72) und Cryptocephaltis pini L., der gelbe Kiefernblattkäfer, be- fressen als Käfer die Nadeln und Einde der Maitriebe von jüngeren bis etwa 20jährigen Kiefern verschiedener Arten und können dadurch schädlich werden. Biologie noch ganz unbekannt. Fig. 72. Galeruca (Luperus) pinicola. ^ und (J" vergr. Aus Henschel. § 3. Familie Samenkäfer (Bruchidae). Diese Familie bildet den Übergang von den Phytophagen zu den Ehynchophoren und wurde meist zu den letzteren gestellt. Sie schließt sich speziell an die Anthribidenfamilie der Ehynchophoren an. Wie die Anthribiden, besitzen auch die Bruchiden eine Oberlippe und frei vor- stehende bewegliche Kieferntaster. Sie sind von gedrungener Gestalt und messen bis zu 3 mm. Die Larven leben und entwickeln sich im Innern von Samen, der fertige Käfer frißt sich aus dem Samen heraus. ^) Bock, Über Chrysomela alni\ Ztschr. für Forst- u. Jagdwesen XXIV, 1892, S. 595, und Jahresbericht des Forstiuspektors des Kantons Graubüuden für das Jahr 1865; Schweiz. Ztschr. für das Forstwesen 1866, S. 101. ^) An Schneeballarten ist Galeruca (Galeriicella) vibiirni Payk. eine sehr häufige Erscheinung. Das $ legt seine Eier im Herbst in das Innere von Trieben, wo sie überwintern. I. Teil. Die Käfer. 97 Besonders laiid- und gartenwirtschaftlich schädlich durch Zerstörung von Legumiuosensameu. Forstlich kommt nur Bruchus villosiis F. als Zerstörer der Samen von Akazie und Besenpfrieme in Betracht. Kapitel 6. Unterordnung Rynchophora. Die Rhynchophoren bilden morphologisch durch die nahtlose Verwachsung der Chitinplatten an Kopf und Vorderbrust ein ge- schlossenes Ganzes. Auch sonst erweisen sie sich durch die nach- folgenden Charaktere als eine einheitliche Gruppe: 1. die einzelnen Familien reihen sich naturgemäß aneinander, 2. die Embryonalentwickelung ist übereinstimmend, 3. die Larvenform ist bei allen gleichartig, meist nahezu farblos, mit chitinisiertem Kopf und eingekrümmter Bauchseite, äugen- und beinlos. Die Rhynchophoren stehen durch die nahe verwandte, meist zu ihnen gerechnete Familie der Bruchiden mit den Phytophagen in Fig. 73. Anthribus variegatus Fourc. (Links) Fig. 74. BJujnchites leiulae L. (Links) Unter- Unterkiefer, (Mitte) Unterlippe, (rechts) Kopf, kiefer, (Mitte) Unterlippe, (rechts) Kopf. Aus Nitsche. Aus Nitsche. nahem Zusammenhang und erscheinen als eine hochentwickelte, sehr eigenartig ausgebildete Unterordnung. Die einzelnen Familien lassen sich übersichtlich wie folgt an- ordnen : i' Kiefer- und Lippentaster fadenförmig", frei, Oberlippe vorhanden, Unterkiefer mit zwei Laden (Fig. 73). i. Familie Anthribidae. I, Kiefer- und Lippentaster sehr kurz, kegelförmig, Oberlippe fehlt, Unterkiefer mit einer Lade (Fig. 74). 2' Fühler ungekniet (Fig. 74), Kaumagen fehlt. 3' Flügeldecken bedecken vollständig die Hinterleibssegmente, die 3 letzten Hinterleibssegmente beweglich. 2. Familie Apionidae. 3, Flügeldecken lassen die Hinterleibsspitze frei, die 3 letzten Segmente unbeweglich (Fig. 74). 3. Familie Rhynchitidae. 2, Fühler gekniet (Fig. 75 u. 76), Kaumagen vorhanden. 3' Kopf stets rüsselförmig verlängert (Fig. 75). Nüßlin, Leitfaden der Forstinsektenkunde. 7 98 II. Buch. Spezielle Forstiusektenkumle. 4' Fußglieder breit, bürstenförmig, Fühlerkeule ge- gliedert. 4- Familie Curculionidae. 4, Fußglieder meist einfach, Fühlerkeule ungegliedert. 5. Familie Cossonidae. Fig. 75. Pissodes pini L. (Links) Unterkiefer, (Mitte) Unterlippe, (rechts) Kopf. Aus Nitsclie. Fig. 76. Tomicus typographus L. (Links) Unter- kiefer, (Mitte) Unterlippe, (rechts) Kopf. Aus Nitsche. 3, Kopf nicht oder kaum rüsselförmig verlängert (Fig. 76), FußgUeder meist drehrund, ohne bürstenförmige Sohle. 6. Familie Scolytidae. § I. Familie Breitrüfsler (Anthribidae). Diese Familie steht in naher Beziehung zu den Bruchiden und bildet daher das Übergangsglied von den Phytophagen zu den Rhynchophoren. Die Anthribiden sind durch kurzen, breiten Rüssel und durch die vorhandene Oberlippe kenntlich, sie schwanken in der Größe erheblich (von I1/2— 13 mm), ebenso in der Lebensweise ihrer Larven. Einzelne entwickeln sich gleich den Bruchiden iu Samen, andere in anbrüchigem Holz, wieder andere schmarotzend im Innern weiblicher Schildläuse. Nur die letzteren gewinnen dadurch als einigermaßen nützliche Insekten forstliches Interesse. So die Gattung Anthribns. A. variegatiis Fourc. (variiis F.) in Lecannim hemicryphmn Dalm., A. fasciatus Forst, in Schildläusen des Bergahorns und der Hainbuche. § 2. Familie Spitzmäuschen (Apionidae). Allen gemeinsam und daher charakteristisch sind lange, hochgewölbte Gestalt, ein langer, dünner, bogenförmiger Rüssel und geringe Größe. Ihre Farbe ist schwarz, schwarzblau oder schwarzgrün, selten rot. Einzige Gattung: Apion. Die Mutterkäfer legen, soweit bekannt, ihre Eier in die Frucht- knoten der Blüten von Wicken, Erbsen, Klee und Obstarten, oder in Stengelteile (Klee), die Käfer finden sich nagend an allerlei Pflanzen, gelegentlich auch an AValdbäumeu. So z. B. Apion pomonae F. an jungen Buchenblättern. Das oft massenhafte Vorkommen von Apton-Axten auf Nadelhölzern läßt vermuten, daß diese Arten dort Nahrung suchen und schädigen, doch ist darüber noch nichts bekannt geworden. § 3. Familie Blattroller (Rhynchitidae). Die Familie der Ehynchitiden steht gleich den Apioniden ver- mittelnd zwischen Anthribiden und Curculioniden, mit ersteren die unge- I. Teil. Die Käfer. 99 knieten Fühlern, mit letzteren die Bildung der Muudteile und den meist wohlentwickelten Rüssel teilend. Ihre Größe schwankt zwischen 2^/.2 und 9 mm. In der Färbung gibt es auffalleude, rote und metall-glänzende, Vertreter. Die 9 9 legen ihre Eier in kunstvoll zusammengerollte Blätter, oder in das Innere von Stengelteilen und Früchten, welche Pflanzenteile sie zuvor durch Bisse in einen den Larven zusagenden Zustand des Welkens versetzt haben. Die erwachsenen Larven verlassen meist diese Brutstätten, um sich in der Erde zu verpuppen. Entwickelungsdauer etwa 3 Monate, Generation wohl einjährig. Überwinterung meist als Käfer. Biologisch hochinteressant, forstlich aber kaum von Bedeutung. Eine Art, Rhynchitis betuleti F., ist dem Weinstock erheblich schädlich. Übersicht der forstlichen Gattungen und Arten. 1' Kopf hinter den Augen stark halsförmig verengt und verlängert. Gattung Apodet'tis. Einzige Art: Halsschild und Flügeldecken korallrot, 6 mm. A. coryli L. 1, Kopf hinter den Augen nicht halsartig verengt, nicht oder wenig verlängert. 2' Vorderschienen innen sägeartig gezähnt, an der Spitze mit 2 Hornhacken. Gattung Attelabus. Einzige Art: Käfer stark gewölbt, Hals und Flügeldecken blutrot, 5 mm. A. ctirculiottides L. 2, Vorderschienen nicht gezähnt, ohne Horn- hacken. Gattung Hhynchites. 3' Flügeldecken schwarz, sehr zart behaart, 2,5 — 4 mm. Rh. betulae L. 3, Flügel blau, grün, braun, kupfer- oder gold-glänzend. 4' Flügeldecken verworren, runzelig, punktiert, höchstens mit schwachen Spirren von Streifen, purpurrot-goldglänzend, 4 — 5,5 mm. Rh. bacchtis L. 4, Flügeldecken nie gerunzelt mit mehr weniger regelmäßigen Punktstreifen. 5' Oberseite des Käfers kaum behaart, Flügeldecken fast viereckig, wenig länger als zusammen breit. 6' Oberseite grün, erzfarbig, kupferig oder golden. Unterseite blau, 4 bis 6 mm. Rh. poptili L. 6, Ober- und Unterseite gleich, blau oder grün-golden, 6 — 9 mm. 5, Oberseite deutlich behaart. 6' Rüssel lang, fadenförmig stielrund, Zwischenräume der Punkt- streifen mit einer mehr weniger regelmäßigen Punktreihe. 7' Oben blau oder blaugrün. 7* Fig. 77. Apoderus coryli L. Aus Henschel. Fig. 78. Rhynchites betuleti F. Aus Henschel. Rh. betuleti F. 100 II. Buch. Spezielle Forstiusektenkunde. 8' Halsschildseiteu beiuahe gerade, vorn verengt. Flügel- decken wenig länger als zusammen breit, 3 — 4 mm. Rh. conicus IlL 8, Halsschild an den Seiten gerundet, nach vorn kaum verengt. Flügeldecken fast um die Hälfte länger als zusammen breit, 2,5 — 3,5 mm. Rh. alliariae Gyll. 7, Oben braun-metallisch oder kupfergläuzend, fein nud dünn weißgrau behaart, 4,5 mm. Rh. ciipreits L. 6, Rüssel kurz, mehr weniger eckig, an der Spitze meist er- weitert, Kopf fein punktiert, Augen wenig vorragend. Körper blau, 6 — 7 mm. Rh. piibescens F. 3,, Flügel rot, Naht schwärzlich, 3 — 4 mm. Rh. aequattis L. Biologisch lassen sich folgende Gruppen imterscheideu. I. Blattwickler, welche 1. ohne die Blattfläche selbst anzuschneiden, ein Blatt oder mehrere Blätter zusammen zu einer länglichen, hängenden Rolle aufwickeln, nach- dem sie oberhalb der Rolle den Trieb ange- schnitten haben. So lebt der besonders au Aspen vorkommende Bh ynch ites populi L. und der auf Laubhölzern polj'phage Bh. hetiileti F., der auch als „Rebeu- stecher" besonders in den Weinbergen des Südens gefürchtet ist. 2. die Blattflüche nahe der Basis ein- schneiden und das welkende Spitzeustück Und zwar g-eschieht der Einschnitt Fig. 79. Apoderus coryli L. Haselblattrolle. Aus Nitsche. Fig. 80. Attelahus cureiiUo- niäes L. Blattrolle (Edel- kastanie) verkleinert. Aus Nitsclie. zu einer Rolle zusammenwickeln entweder a) einseitig, die Mittelrippe treffend. So bei Apoderus coryli L. (Fig. 79) an Hasel und anderen Laubhölzern, Entwickelung hier rascher und im Wickel ganz zum Abschluß gelangend; oder b) von beiden Seiten, wobei aber die Mittelrippe unversehrt bleibt. Hier- her gehört Attelahus cnrculionides L., der an Eiche und Edel- Kastanie kurze Röllcheu fertigt, indem er die IVIittelrippe selbst um- rollt (Fig. 80). Sodann zählt hierher die länglich trichterförmige Rolle (Fig. 81 B), welche von Bh. bettilae L. insbesondere aus dem Birkenblatt gefertigt wird, wobei der Käfer korrekte S-förmige Kurvenscliuitte (Fig. 81 A) fertigt und dabei kunstvoll ein mathematisches Problem löst. Auch gelegentlich an Buche, Hainbuche. Erle, Hasel. 1. Teil. Die Käfer. 101 Fig. 8t. Rhynchites betulae L. A Birkenblatt mit den beiderseitigen regelrechten S-förmigen Ein- schnitten, B fertiger Wickel. Aus Nitsche. II. Blattstecher, welche die Mittelrippe am Grunde auboliren und das Ei in das Bohrloch einlegen. Das Blatt fällt später ab, nachdem es infolge der Stiche verwelkt ist. So lih. alliariae Payk. an Eiche und Obst. III. Triebbolirer und Zweigbohrer. Schneiden junge Triebe nahe der Basis an, legen das Ei aber in der Nähe der Spitze in ein tiefes Loch, Triebe welken und fallen zu Boden. Hierher gehört Mli. coniciis III. an Obst. Andere bohren das Ei in holzige Zweige, hier- her gehört Jili. piibescens F. au holzigeu Zweigen der Eiche. IV. Fruehtbohrer legen das Ei in junge Früchte, schneiden deren Stiele an, so daß die Früchte welken und zu Boden fallen. Uli. bacchtis L. an Apfelbaum und Weißdorn. Hh . aeqiiattis Z. an W e i ß d o r n , Eberesche und Obstbäumen. Sil. ciipreus L. au Kirschen, Pflaumen, Zwetschen, Vo- gelbeeren, Haseln, Birken. Die Rhynchites - Arten schädigen außerdem durch Be- nagen vou Blättern, Blüten und Knospen. Gegenmittel. Abklopfen der Käfer, zeitiges Sammeln der Eollen, der besetzten Triebe, des Fallobstes, und Unschädlichmachen der gesammelten Objekte. § 4. Familie Rüsselkäfer (Curculionidae). Diese große Familie wird naturgemäß in 2 Gruppen getrennt, in die Kurzrüßler (Curciilionides), bei denen der Rüssel kurz und wenig gebogen ist und die Fühler nahe an der Spitze des Rüssels eingelenkt sind, und in die Langrüßler (Rhynchaenides) mit ver- längertem walzen- oder fadenförmigem Rüssel und meist nahe der Mitte des Rüssels eingelenkten Fühlern. I. Kurzrüfsler (Curculionides). 1. Analytische Übersicht der forstlichen Gattungen^) und Arten. V Kopf hinter den Augen kaum verlängert, Halsschild kugelig oder kurz eiförmig, Flügeldecken ohne Schultern. Ungeflügelt. Unterfain. Otiorhynchini. 2' Fühlerfurche kurz, nicht scharfrandig. herabgebogen (Fig. 82). 3' Fußklauen völlig getrennt, Eüsselbasis lappenartig erweitert. Gattung Otiorhijnchus. Zahlreiche Arten. (Siehe S. 103.) ') Die große Zahl der Arten macht es hier unbedingt nötig, die üblichen Gattungen unserer Behandlung zugrunde zu legen. 102 II- Blich. Spezielle Forstiusektenkunde. 3, Fußklauen gabelig, am Grunde teilweise verwachsen. 4' Flügeldecken an der Basis gemeinschaftlich ausgerandet. Gattung Peritelus. Braun und grauscheckig beschuppt, länglich-eiförmig, 5 bis 7,5 mm. P. griseus Ol. 4, Flügeldecken an der Basis gerade abgestutzt. Gattung Omias. Flügeldecken kurz eiförmig, mit weißlichen Börstchen in den Streifenzwischenräumen, pechbraun, glanzlos, 3 mm. O. forticornis Boh. 2, Fühlerfurche scharfrandig, herabgebogen (Fig. 83). 3' Fühlerschaft die Augen kaum überragend. 4' Augen beruhigen bei eingezogenem Kopf beinahe das Halsschild. Gattung Stropliosonius. 5' Flügeldecken mit erhabenem AVui-zelrand, Oberseite sparsam mit silber- oder kupfer- Fig. 82. Kopfskizze von glänzenden Schüppchen bedeckt, 4 mm. otiorhynchus. 5^^ lateralis Payk. (limbatus F.). A.11S !H G n s 0 li c 1 5, Flügeldecken ohne erhabenem Wurzelrand, Oberseite dicht mit glanzlosen bräunlichen und grauen Schüppchen besetzt. 6' Flügeldeckennaht basalwärts unbeschuppt, schwarz, 4 — 5 mm. Str. coryli F. Jrtrm°/unte?7arrnse ^' Flügeldeckennaht basalwärts beschuppt, herabgebogener Fühler- graubraun, 4 — 5 mm. furche. Aus Hen schal. ^fy obesits Marsham. 4, Augen vom Halsschild deutlich entfernt, 1. Geißel- glied viel dicker und größer als 2. Gattung Cneorhinus. Punktstreifenzwischenräume mit weißen Börstchen, 4 — 5 mm. Cn. plagiatus Schaller. (geminatiis F.). 3, Fühlerschaft die Augen weit überragend. 4' Rüssel ohne Längsfurche. Gattung Brachyderes, Käfer ca. 3 mal so lang als breit, grau, braun, rötlich be- schuppt, 8 — 11 mm. Br. iiicanus L. 4, Rüssel mit tiefer Längsfui"che. Gattung Bari/pithes. Länglich - eiförmig, pechbraun, Geißelglied 2 doppelt so lang als 3, Flügeldecken tief punktiert-gestreift, 3 — 3,5 mm. B. araneiformis Schrank. 1, Kopf hinter den Augen verlängert, Halsschild melu* weniger zylindrisch, Flügeldecken geschultert. Geflügelt. Unterfam. Phyllobiini. 2' Freie Fußklauen. Halsschild mit 3 heller beschuppten Längsstreifen. Gattung Sitones. 3' Rüssel mit feiner Mittelrinne, fein und dicht punktiert, 4—5 mm. S. lineatus L. I. Teil. Die Käfer. 103 3, Rüssel furcheiiartig- vertieft, grobrunzelig punktiert, 3.5 — 5 mm. S. rcgensfeiiiensis Hhsf. 2, Fußklauen am Grunde verwachsen. 3' FUhlerfurchen kurz, nach der Oberseite des Eüssels konvergierend. Gattung Phyllohius. Zahlreiche Arten. (Siehe S. 105.) 3, Fühlerfurchen unter die Augen herahgebogen (Fig. 83). 4' Glieder 4 — 7 der Fühlergeißel länglich. 5' Eüssel mit halbkreisförmiger, erhaben umrandeter, glatter Fläche an der Spitze. Gattung Sct/troptis. Flügeldecken bräunlich fleckig beschuppt, Naht und Seiten- rand silberweiß, 6,5 — 10 mm. Sc. niiisfc/a Hhsf. 5, Rüssel ohne eine solche Fläche. Gattung Polydrusus. 6' Schaft der Fühler reicht über die Augen hinaus. 7' Schenkel gezähnt, Flügeldecken fleckig beschuppt, 4 — 4,5 mm. P. cervimis L. 7, Sckenkel ungezähnt, Flügeldecken mit heller be- schuppter Binde, 4 — 4,5 mm. P. uiidatiis F. 6, Schaft reicht höchstens bis zum Hinterrand der Augen. 7' Oberseite gold und kupferig beschuppt, 7,5 — 8,5 mm. P. inicojis F. 7, Oberseite metallisch-hellgrün oder blaugrün beschuppt, Fühler und Beine gelblich, 4,5 — 7,5 mm. P. Serie eus Schaller. 4, Glieder 3 — 7 der Fühlergeißel quer, breiter als lang. Gattung 31etallites. 5' Zwischenräume der Flügeldeckenpunktstreifen fast 4 mal so breit als die Punktstreifen, 5,5 — 7 mm. M. inollis Germ. 5, Zwischenräume kaum über doppelt so breit, 4 — 5 mm. M. atomar ins Ol. Die zahlreichen Arten der Gattungen Otiorhynchiis und Pht/llobiiis sind, soweit sie forstlich Interesse beanspruchen können, in den nach- folgenden Tabellen aufgeführt. Gattung Otiorhynchus. Übersicht der forstlichen Arten. V Geißelglieder 3 — 7 länger als dick, verkehrt kegelförmig, Keule läng- lich, sehr schmal. 2' Beine ganz oder doch die Schenkel rot oder rotbraun. 3' Käfer 14 — 16 mm, Flügeldecken auf der Scheibe abgeflacht. O. planatiis F. 3, Käfer bis 12 mm. 104 II. Buch. Spezielle Forstinsektenkunde 4' Halsschild Länglich, dicht und fein lederartig gerunzelt. Käfer länglich, fast kahl, Flügeldecken gekerbt-gestreift, ZAvischen- räume undeutlich gerunzelt, 8—12 mm. O. fiiscipes^) Ol. 4, Halsschild so lang als breit, dicht gekörnt, Flügeldecken runzelig. 5' Streifen zum Teil undeutlich, weitläufig punktiert, Flügel- decken beim $ breiter, 8 — 12 mm. O. niger F. 5, Streifen schwach mit undeut- lichen grübchenartigen grau- filzigen Punkten, 8 — 12 mm. O. villosopiinctatiis Schönh. 2, Beine ganz schwarz. Flügeldecken wenigstens für das unbe- waffnete Auge mit deutlich vertieften Längsstreifen, Eüssel mit feiner erhabener Mittelfurche, fein grau l)ehaart. 4' 10 — 11 mm, Flügeldecken mit kleinen, hier und da reihenbildenden, graugelb behaarten Grübchen, breit kugelig-eiförmig. O. niiiltipunctatus F. 4, 6 — 7 mm, Flügeldecken mit runze- ligen Zwischenräumen und zahl- reichen graugelben, grün- oder bläu- lich-glänzenden, behaarten runden Flecken. O. irritans Hbst. 1, Geißel glieder 3 — 7 kurz, an der Spitze abgestutzt, Keule länglich-oval, schmal, Schenkel nicht gezähnt. Käfer unten dichter, oben sparsamer mit gold- und messingglänzenden Härchen bekleidet, 10 — 11 mm. O. perdix Ol. 1,, Geißelglieder 3 — 7 kurz, dicker als lang oder knopfförmig oder kugelig, Keule dicker, eiförmig oder länglich-eiförmig. 2' Schenkel nicht gezähnt, Oberseite mit rundlichen Schüppchen bedeckt. 3' Alle Zwischenräume der Streifen flach oder gleichmäßig gewölbt. 4' Die Punkte in den Streifen einfach und etwas undeutlich, Zwischenräume eben, Halsschild körnig punktiert, Flügeldecken init sehr dichtem Überzug weißgrauer braungefleckter Schüppchen, 5,5 — 6,5 mm. O. raitciis F. Fig. 84. Otiorhynchus. Aus Henschel. ^) Die rotbraune Färbung der Beine ist nicht immer zur Ausbildung gelangt. I. Teil. Die Käfer. 105 4, Die Punkte augenförmig mit einem weißen Schüppchen in der Mitte, Halsschild fast so lang als breit, Zwischenräume mit einer Reihe rückwärts geneigter Börstchen, 6,5 — 7 mm. O. siiigularis L. (picipes F.). 4,, Schuppen gelblich, meist metallisch, Halsschild ohne Mittelrippe wenigstens so laug als breit, Flügeldecken um die Hälfte länger als breit, Geißelglied 2 um ^/^ länger als 1. O. subdeiitatus Stierl. (—frigidus Muls.). 8, Die abwechselnden Zwischenräume der Punktstreifen erhabener als die anderen. 4' Braun, Flügeldecken gestreift, mit ziemlich großen Augenpunkten, die mäßig erhabenen Zwischenräume mit einer Reihe Börstchen besetzt, 5,5 mm. O. septcntrionis Hbst. (scaber L.). 4, Pechschwarz, Naht und abwechselnde Zwischenräume sehr- stark erhaben, mit Börstchen besetzt, 5 mm. O. porcatus Hbst. 2, Schenkel gezähnt. 3' Halsschild auf der Scheibe fein zerstreut punktiert, an der Seite gekörnt, Flügeldecken seicht punktiert-gestreift, Zwischenräume breit, flach, fein lederartig gerunzelt, schwarz, kaum behaart, 8 — 12 mm. O. morio F. (imicolor Hbst.). 3, Halsschild grob gekörnt, Flügeldecken punktiert-gestreift, fein grau behaart, schwarz, Fühler und Beine rotbraun, 4,5 — 5 mm. O. ovatiis L. Gattung Phyllohiiis. Übersicht der forstlichen Arten. 1' Geißelglieder 3 — 7 fast knopfförmig. 2' Schenkel deutlich gezähnt, Flügeldecken mit länglichen, kupferigen, goldigen oder grünlichen Schuppen, 5,5 — 8 mm. P. piri L. 2, Schenkel nicht gezähnt. Unbeschuppt, schwarz, nur Halsschild und Brust mit smaragdgrünen Schuppen, 4 mm. P. viridicollis F. 1, Geißelglieder 3 — 7 kurz kegelförmig, Schenkel immer deutlich gezähnt. 2' Oberseite grau behaart, Flügeldecken heller oder dunkler braun, 4,5 — 5 mm. P. oblongus L. 2, Oberseite beschuppt. 3' Schuppen länglich haarförmig. 4' Grau, graugelb, selten grün oder kupferig beschuppt, Hals- schild vorn kaum eingeschnürt, Schildchen halboval mit ab- gerundeter Spitze, 6 — 9 mm. P. glaucus Scop. (calcaratus F.). 4, Grün oder blaugrün beschuppt, Halsschild vorn deutlich ein- geschnürt. Schildchen dreieckig zugespitzt, 6 — 9 mm. P. urticae Geer. (alneti F.). 3, Schuppen rund, Beschuppung dicht. 106 il- Buch. Spezielle Forstiusektenkuude. 4' Flügeldecken außer der Beschuppung noch mit aufstehenden langen Haaren. 5' Fühlergruben an den Seiten des Rüssels, Halsschild wenig breiter als lang, Schuppen dicht, Behaarung lang, braun, Schienen und Füße blaß bräunlich-gelb, 7 — 8,5 ram. P. psittacinus Germ. 5, Fühlergruben mehr auf die Oberseite des Eüssels gerückt, Halsschild mehr als um die Hälfte breiter als lang, Be- haarung sparsamer, weißlich, mehr gereiht, 5 — 6 mm. P. argentatus L. 4, Flügeldecken außer der Beschuppung nur mit sehr kurzen, kaum über die Schuppen vorragenden Haaren. 5' Käfer blaugrün oder grün, unten und oben sehr dicht be- schuppt, Beine schwarz, Füße rotbraun, 4,5 — 5 mm. P. inactdicornis Germ. 5, Käfer sparsam beschuppt, Fühler und Beine rostrot, 5 — 6 mm. P. pineti Redt. 2. Biologie und forstliche Bedeutung im allgemeinen. Biologisch stimmen, soweit bekannt, alle Kurzrüßler darin überein, daß ihre Larven frei im Boden leben und sich hier nach Art der Engerlinge von Pflanzenwurzeln ernähren, während die Käfer oberhalb der Erde teils die Rinde, teils die Knospen, teils die Blätter und Nadeln jüngerer bis etwa 2ojähriger Gewächse befressen. Der Larvenfraß ist bisher nur bei wenigen Arten als forstlich schädlich erkannt worden, der Käferfraß dagegen bei zahlreichen Arten. Einzelne Arten {OtiorliyncJms- Arten und Brachyderes incanus L.J schaden als Larve und Imago. Genauer ist die Biologie bei Otiorhyjichus niger F. bekannt geworden. Die Hauptfortpflanzungszeit scheint der Mai zu sein. Das 9 legt seine Eier in den Boden. Die Larven benagen alsbald die Wurzeln junger Fichtenpflanzen, indem sie die zarten Wurzeln ganz abfressen, an den stärkeren dagegen die Rinde schälen. Ende Juli erwachsen, verpuppen sich die Larven etwa Anfang A u g u s t in der Erde und liefern Ende August und September den Jungkäfer, der teils schon im Geburtsjahre über der Erde erscheint, teils in den Puppenhöhlen überwintert und erst im folgenden Frühjahr hervor- kommt. Der Mutterkäfer scheint nach der Eiablage seinen Haupt- fraß auszuüben, er ist auch im Schwarzwald im Monat Juni am häufigsten. Die große Zahl der in Betracht kommenden Arten, ihre teil- weise (Otiorhynchits) sehr schwierige Determinierung, die Mannig- I. Teil. Die Käfer. 107 faltigkeit des Fraßes und die schwierige Beobachtung desselben in der freien Natur bringen es mit sich, daß unsere Kenntnisse über die Biologie und forstliche Bedeutung der einzelnen Arten noch sehr unsicher sind. Einzelne Arten sind sehr polyphag an Nadel- und Laubholz, andere beschränken sich auf einzelne Nadel- oder Laubholzarten. Ganz besonders ist im Gebirge die Fichte von den schwarzen Arten der Gattung Otiorhynchiis heimgesucht, während die Kiefer der Ebene insbesondere durch die grauen Arten der Gattungen Ciicorhiuiis, Brachydercs und Sfrop/iosomiis leidet. Die metallisch- grünen und kupferigen Arten bevorzugen dagegen das Laubholz. Der Grad der Schädlichkeit scheint je nach der Gegend für einzelne Arten sehr wechselnd zu sein, kann aber in einzelnen Jahren recht bedeutend werden, indem ausgedehnte Kulturen dem Fraß der Käfer zum Opfer fallen können. Insbesondere haben sich Otiorhynchus niger F., MetalUtes mollis Germ, und atomariiis Ol. an Fichte und Tanne, Strophosomus obesus Marsham, lateralis Payk. und Cneorhinus plagiatus Schauer an 1jährigen Kiefern, und Strophosomtis coryli F. an Eichenpflanzungen verderblich gezeigt. Die Abwehrmittel bestehen im Abschütteln der Käfer, in der Anlockung derselben durch Fangrinden und Fangreisig oder durch Stücke der Bodennarbe, in der Abhaltung durch Gräben und Leimringe. Diese Mittel haben an verschiedenen Orten wechselnden Erfolg gehabt. 3. Forstliches VerJialten iui einzelnen. Was die wichtigsten Arten betrifft, so sind nachfolgende zu erwähnen. A. An Fichten. An jüngeren bis 4 jährigen Pflanzen sind im Imagozustande als Schädlinge angetroffen worden: Otiorhynchus ovatus L., perdix OL, septentrionis Hbst., singidaris L., Strophosomus corylt F.; an älteren richtenpflanzen wurden Otiorhynchus niger F.,^) PhylloMus pineti Redt., MetalUtes mollis Germ, und atomariiis Ol. beobachtet. Alle genannten zeigten sich als Käfer schädlich durch Benagen der Eiude, der Knospen und Nadeln. Au 1 und 2 jährigen Fichten wurde für einzelne Arten (Ot. ovatus L., singiilaris L., septentrionis Hbst.) auch ein Eindenplätzfraß dicht über dem Boden beobachtet, der das Eingehen der Pflanzen zui" Folge hatte. ^) Im badischen Schwarzwald treten Ot. fiiscipes Ol. und siibdentatus Stiert, sehr häufis' au Fichteu auf. 108 II. Buch. Spezielle Forstinsekterikiinde. und ovatus L. durch Benagen In ähnlicher AVeise haben sich Einzelne von den genannten Arten sind aber auch als Larven schädlich geworden, und zwar ganz besonders Otiorhynchns niger F. der Wurzeln 1 — lOjähriger Fichten, auch die Larven von Brachyderes incamis Z,., Otiorhynclnis miilti- punctattis F. und planatiis Hbsf.^) an 2jährigen Fichten schädlich gezeigt. B. An Kiefer. Hier sind besonders die Arten, welche 1 und 2jährige Pflanzen benagen, bemerkenswert. Es sind Cneorhinus plagiaius Schaller (Fig. 85), Sti'ophosomns obesiis Marshain und lateralis Payk.^ sowie Otior- hynchiis irritans Hbsf.\ an älteren Pflanzen fressen die Käfer von Br«c/t2/- deres incaniis L. und Metallites atomarhis OL, letzterer an gerade hervorwachsenden Nadeln. C. An Weimutskiefer. An jüngeren Pflanzen ist hervor- zuheben: der Larvenfraß von Otior- hyiichus niger F. und der Käferfraß von Polydrosiis niicans F. und StropJiosomus obesus Marsham. D. An Lärche. Schädlich werden die oben bei der Kiefer als Larvenschädlinge ge- nannten OtiorhyncJius-Avten an ein- jähi'igen Pflanzen; als Käfer schaden gelegentlich die ßletallites-Aiten, so- wie Polydrosus cervimis L. durch Befressen der Nadeln. Fig. 85. Cneovrhinus plagiatus SchaUer. Fraß an nocli jungen Kiefernadeln. Vergr. Aus Eckstein. (Original.) E. An Tanne. Hier kommen ganz besonders die beiden 3Ietallites -Arteii in Betracht, welche die Nadeln und Einde junger Triebe benagen. Die Triebe werden bald rot, knicken um und sterben ab. Außerdem sind durch Be- ^) Im österreichischen Gebirge ferner die Larven von Ol. irritans Hbst. und perdix Ol. I. Teil. Die Käfer. 109 fressen der Maitriebe Otiorhynchus siiigitlaris L., porcatits Hbst. und septentrionis Hbst. gelegentlich schädlich. Die Schädlinge der Laubhölzer sind weit artenreicher, jedoch der Holzart entsprechend auch meist harmloser; alle Beschädigungen stammen soweit bekannt von Imagines her. F. An Eichen. Insbesondere ist Stropliosomiis coryli F. durch Benagen der vor- jährigen Triebe und der Spitzenknospen emptindiicli schädlich geworden, in ähnlicher Weise ohesus Marsham^ Cneorhitius plagiatiis Schaller, Otiorhynchus sitigularis L. Außerdem Polydrosiis inicaiis F. und cervinus Z., sowie Sitones lineatiis L. Auch der polyphage Barypithes arauei- formis Schaller wii'd durch Benagen der Knospen an Eichen schädlich. G. An Erlen. Hier ist neue- steus^) Polydrosus sericeus Schaller durch starkes Be- fressen der Blätter (Fig. 86) und jungen Triebe 1 jährig ver- schulter Pflanzen schädlich geworden. Außerdem sind häufig an Erlen: Phyllobius glaucus Scop. und urticae Geer. H. An Ahorn-, Eschen- und Vogelbeerpflanzen zeigte sich Otiorhynchus niger F. verderblich und vernichtete ganze Anpflanzungen. J. In Weidenhegern. Hier hat der sehr polj^phage Barypithes araiieiformis Schrank. (auch an Eichenausschlägen, jungen Fichten- und Kiefernpflanzen) durch Ausfressen der Triebaugen bis etwa 8 cm Höhe über der Erde erhebliche Zerstörungen angerichtet. Zum Zwecke seiner Vertilgung wurde An- köderung mit Mohrrüben- und Runkelriibenschnitten angewendet. Fig. 86. Polydrosus sericeus Schaller. Käferfraß an den Blättern ijährig verschulter Erlen. Verkleinert. (Original.) ^) Im Karlsruher Forstü-arten 1904. 110 II. Buch. Spezielle Forstiusektenkunde. Weniger erheblich erscheinen die Käferbeschädigungen an anderen Laubhölzern: an Buche und Hainbuche durch Metallites atomar ins OL, Polifdvosufi micans F., luida/iis F., cerviuits L., Fhißloh'ms argentatus L., viridicollis F., Perifelus grtseiis Ol.\ an Birke besonders durch Phyllobms piri L. und aj'geiitafus L. II. Laiigrüfsler (llliyiichaenides). Der Charakter dieser Gruppe liegt in dem stets langen und meist drehrunden Rüssel und in der meist nahe der Mitte des Rüssels gelegenen Einlenkungsstelle der Fühler. Wir geben auch hier zunächst eine analytische Übersicht der hierher gehörigen forstlichen Gattungen und Arten. Analytische Übersicht der forstlichen Gattungen und Arten. V Pygidium von den Flügeldecken bedeckt, Fußklauen meist frei, unten nicht gezähnt. 2' Vorderhüften in der Mittellinie aneinanderstoßend, Eüssel dick, Fühler nahe der Eüsselspitze eingelenkt (Übergangsgruppe von den Cur- culionides zu den Ehynchaenides). 3' Klauen frei, getrennt. Uiiterfam. Hylobiini. Gattung Hylohins. 5' Halsschild längsrissig gerunzelt, Zwischenräume der Flügel- deckenpunktstreifen mindestens doppelt so breit als die Punktstreifen, nach der Basis nicht verengert, 9 — 14 mm. H. abietis L. 5, Halsschild nicht längsgerunzelt, Zwischenräume der Punkt- streifen nach der Basis verengert. Punktstreifen hier zur gleichen Breite der Zwischenräume erweitert, 7 — 9 mm. H. pinastri Gyll. 3, Klauen am Grunde verwachsen. Gattung Cleonus. 2, Vorderhtiften in der Mitte voneinander abstehend, Fühler kurz vor oder hinter der Mitte des Eüssels eingelenkt. 3' Eüssel nicht einschlagbar. Vorderhüften durch eine Leiste der Vorderbrust getrennt. Uiiter- fam. Pissodini. Gattung Pissodes. 4' Hinterecken des Halsschildes rechtwinkelig oder spitz, Scheibe runzelig punktiert. 5' Käfer 5 — 9 mm. 6' Punkte in den Streifen der Flügeldecken gleichförmig, meist zweifarbige hintere Querbinde (gelbrötlich und weiß), einfarbige, an der Naht unterbrochene vordere Querbinde. I. Teil. Die Käfer. Hl 7' Halsschild-Hiutereckeu spitzig. -Hinterrand deutlich 2buclitig. 5 — 7.5 mm. P. iiotatus F. 7, Halsschild-Hiuterecken reclitwiukelig. -Hinterraud kaum 2 buchtig, 5 — 7,5 mm. P. validirostris Gyll. 6, Punkte in den Flügeldecken ungleichförmig, einzelne sehr groß. 7' Flügeldecken mit einer breiten Binde, 6 — 10 mm. P. piceoe III. 7, Flügeldecken mit zwei in Makeln aufgelösten Binden, vordere meist nur angedeutet, 6 — 9 mm. P. pini L. 5, Ki\fer 3 — 4 mm, Halsschild-Hinterecken nicht scharf recht- winkelig. P. scabricollis J. Mill. 4, Hinterecken des Halsschildes abgerundet, Scheibe punktiert. 5' Schwarz, zwei weißliche unterbrochene Fleckenbinden, 6 bis 7 mm. P. harcyniae Hbsf. 5, Eostbraun, jederseits nach hinten und außen ein rötlicher Schuppenfleck, 4 — 5 mm. P. piniphihis Hbsf. 3, Rüssel in eine Furche der Mittelbrust einschlaghar. Uiiterfam. Cryptorliynchini. Einzige forstliche Art: Flügeldecken im hinteren Drittel kalkweiß. 9 mm. CryptorhynchHS lapathi L. 1, Pygidium von den Flügeldecken nicht bedeckt oder Klauen gezähnt. 2' Episternum der Mittelbrust zwischen dem Grunde der Yorderbrust und den Flügeldecken sichtbar, Hinterleib nach hinten zu ansteigend, Hinterleibsriuge 2 — 4 an den Seiten nicht zahnartig vorgezogen. Unterfam. Balauiiiini. Körperumriß rhombisch, Fühler hinter der Mitte eingelenkt. Gattung Balaninus. 8' Käfer 5 — 7 mm, Geißelglieder gegen die Spitze kurz, das letzte kaum länger als dick, Käfer grau oder gelbgrau beschuppt, Rüssel rotbraun, 5 — 7 mm. B. nucitni L. 3, Käfer 4,5 — 8 mm, Geißelglieder alle länglich, das letzte mindestens doppelt so lang als dick. 4' Halsschild mit heller beschuppter Längslinie und helleren Seiten. Graugelb, 6 — 8 mm. B. glandium Marsham (venostis Germ.). 4, Halsschild ohne heller beschuppte Längslinie. Flügeldecken- naht der ganzen Länge nach erhaben. 5' 4,5 — 6 mm, dicht grau oder graugelb scheckig beschuppt. B. tesselatiis Foiirc. (tiirbatns Gyll.). 5, 6 — 7,5 mm, dicht rötlich-gelbbraun und weißlich beschuppt. B. elephas Gyll. ]^]^2 il- Buch. Spezielle Forstinsektenkimde. 2, Episterneu nicht sichtbar. 3' Hinterbeiue Springbeiue. Unterfam. Orcliestiui. 4' Hiuterscheukel gezähnt. Gattung Orchestes. 5' Flügeldecken rot oder gelbbraun. 6' Flügeldecken mit großer unpaarer schwarzer Makel hinter der Mitte, 3 mm. O. olni L. 6, Flügeldecken einfarbig gelblich -braun, Hiuterschenkel sägeartig gezähnt, 2,5 — 3,5 mm. O. quercits F. 5, Flügeldecken schwarzbraun, gleichmäßig grau behaart, deut- lich gestreift-punktiert, 2,5 mm. O. fagi L. 4, Hiuterschenkel ungezähnt, Oberseite schwarz, gleichmäßig be- haart. Schildchen weiß, 2 mm. O. populi L. 3, Hinterbeine keine Springbeine. 4' Hinterleibsringe 2 — 4 zahnartig verlängert. Unterfam. Cionini. Gattung C'ionus. Eotbraun, fein graubeschuppt, in der Mitte eine pechschwarze Makel unpaar auf beide Flügeldecken übergreifend, 3 — 3,5 mm. C. fraxmi L. 4, Hinterleibsringe nicht zahnartig verlängert, Fühlergeißel 7 gliedrig. 5' Hinterecken des Halsschildes nach unten spitzeckig. Unterfam. Mag^dalini. Gattung Magdalis. 6' Flügeldecken schwarz oder blau. 7' Zwischenräume der Punktstreifen flach mit deutlichen Punkten, dunkelblau. 8' Mittlere Zwischenräume regelmäßig 1 reihig punktiert, Halsschild so lang als breit, 3 — 5 mm. M. dupUcata Germ. 8, Alle Zwischenräume unregelmäßig, zum Teil doppel- reihig punktiert, Halsschild länger als breit, 5,5 bis 6 mm. M. phlegmatica Hbst. 7, Zwischenräume grob gerunzelt und punktiert oder fein gerunzelt und mit kleinen Härchen besetzt. 8' Käfer blau, Halsschild breiter als lang, 4 — 6 mm. M. violacea L. 8, Käfer schwarz, Halsschild so lang als breit, 5 — 7 mm. M. menmonia Fald. 6, Flügeldecken rotbraun, 3,5 — 4 mm. M. rufa Germ. 5, Halsschild-Hinterecken unter den Schultern nicht spitz-eckig. Schildchen groß erhaben, Flügeldecken-Yorderrand erhaben. Unterfam. Anthonomini. I. Teil. Die Käfer. 113 6' Fühler vor der Mitte eingelenkt. Gattung Anthononiits. Flügeldecken einfarbig, grau behaart, ohne Binde, i'ut- braun, 3 mm. A. va?'iaiis Pavk. G, Fühler hinter der Mitte eingelenkt. Gattung Brarhoniß.r. Flügeldecken rotgelb, 2,8 mm. B. pineti Payk. (i)idigena Hbst.). Die einzelnen Untevfamilien der Langrüfsler. 1. Unterfamilie Hylobiini. Die Hylobiinen sind eine Übergangsgruppe von den Kurz- rüßlern zu den Langrüßlern, da sie wohl den langen Rüssel der letzteren, jedoch die mundständige (Fig. 87c) Einlenkungsstelle der Fühler der ersteren besitzen. Von den beiden Gattungen Hylobiiis und Cleoniis bildet die letztere in biologischer Hinsicht den Übergang von den Kurzrüßlern zu den übrigen Langrüßlern, indem die Larve von Cleoniis wie bei den Kurzrüßlern noch engerlingsartig im Boden lebt, während jene in Pflanzenteilen brüten. Gattung Cleonns. Eine Art, der „große weiße Rüsselkäfer" (CI. turbatus^) Fahrs.), hat sich seit langer Zeit in der forstlichen Entomologie eingebürgert, obwohl wir ihn nur als verdächtig schädlich bezeichnen dürfen. Seine engerlings- artig lebende Larve soll an den Wurzeln von Kiefernpflanzen fressen; der Käfer selbst wird in Gemeinschaft mit Hylobius abietis L. insbesondere in den Käfergräben oft in großer Menge angetroffen. Eine wirkliche Be- schädigung ist jedoch weder der Larve noch dem Käfer nachgewiesen worden. Gattung Hylobius. Der große braune Rüsselkäfer (Jlyl. abietis L.) wurde lange Zeit als einziger forstlicher Schädling der Gattung Htjlobius auf- gefaßt. Später hat man jedoch erkannt, daß eine zweite Art, der etwas kleinere Myl. pinastri GylL, sich an den Beschädigungen des abietis L. wesentlich beteiligt. In Thüringen und Sachsen ist die Vorkommensziffer des pinastri auf etwa 8^/0 von derjenigen des abietis festgestellt worden. Eine dritte größte Art (Hyl. piceiis Geer.J, von den vorigen leicht durch das unbehaarte Schildchen und die kaum gezähnten Schenkel unterschieden, ist bis jetzt nur als verdächtig zu betrachten. Er brütet in Lärchenstöcken und soll Lärchenzweio-e benao-en. ^) Fußglieder 1—3 ohne filzige Sohle, 2. Glied der Fühlergeißel nicht länger als das erste, Flügeldecken hinten nicht zugespitzt, jede vor der Spitze mit einem hinten nackten schwarzen Höcker. Weißgrau-fleckig behaart, 11 — 12 mm. Nüßlin, Leitfaden der Forstinsektenkunde. 8 114 II. Buch. Spezielle Forstinsekteukuude. Biolog-isch und forstlich verhalten sich H. abietis L. und pinastri GylL, soweit bekannt, gleichartig und können daher im folgenden Gegenstand einer gemeinsamen Darstellung sein. (//. pinastri soll die Fig. 87. Der große braune Eüsselkäfer (HyloHus aUetis L.). a Käfer (b in nat. Gr.), c Kopf von der Seite, d Larve, e Puppe. Aus Henschel. Kiefer bevorzugen, leichter fliegen, dadurch auch die Kronen hoher Kiefern besuchen und mehr im westlichen Deutschland vorkommen.) A. Biologie. Der große braune Rüsselkäfer brütet in Stöcken und Wurzeln von Nadelhölzern, besonders in Fichte und Kiefer. Zur Begattung und Eiablage können die Käfer, welche nach eingetretener Fortpflanzungsreife ihre höchste Lebensenergie erreicht haben, auf die Schlagflächen fliegen, während sie bald darauf flugunfähig zu werden scheinen. Die Begattung findet bald oberirdisch, bald in der Erde selbst statt. Zur Eiablage nagt das 9 Löcher in die Rinde und legt in denselben je i bis etwa 5 Eier versteckt ab. Die nach etwa 14 Tagen auskommenden Larven fressen Gänge, die mit fortschreitendem Wachstum umfangreicher werden, anfangs nur im Bast verlaufen, später auch immer tiefer in den Splint eingreifen. Die Gänge sind mit Wurmmehl, anfangs nur mit braunem, später mit weiß und braun gemischtem, gefüllt. Zur Verpuppung nagt die erwachsene Larve eine Art Hakengang (Fig. 88b), dessen Eingang mit groben Spänen verstopft wird. Nach kurzer Puppenruhe entwickelt sich der Käfer. Der fertige Jungkäfer verläßt seine Brutstätte durch ein rundes Loch. Der im Spätsommer und Herbst ausgekommene Jungkäfer begibt sich alsbald nach Kulturen, um hier an jungen Nadelhölzern seinen schäd- lichen Rindcnplätzfraß („Herbstfraß") auszuüben. Dasselbe tut auch der Mutterkäfer nach Überwinterung im Frühjahr, nach, bezw. während I. Teil. Die Käfer. 115 seines Fortpflanzungsgeschäftes („Frühjahrsfraß") und später bis in den Herbst hinein. Die Überwinterung geschieht teils auf den Schlagflächen, teils, wie v. Oppen gezeigt hat, in großen Massen in jungen Schonungen (in jenem speziellen Falle in lojährigen), und zwar in der Erde selbst. Von der größten Bedeu- tung im hiteresse einer erfolg- reichen Begegnung ist die ge- naue Kenntnis der Fortpflan- zungsbiologie, der Generations- dauer und der zeitlichen Be- ziehungen der einzelnen Ent- wickelungsstadien. Über diese Verhältnisse gehen die Ansichten weit auseinander. Die vor- herrschende Meinung hält noch immer an der Annahme einer zweijährigen Generations- dauer des Hyl. abietis L. fest, welche am entschiedensten von Altum vertreten und auch in der Hauptsache von Judeich- Nitsche angenommen worden ist. Wir lassen zur bildlichen Erläuterung das aus Judeich- Nitsche entnommene Schema Fig. 88. Hylobius abietis L. a Käferfraß an einer Fichtenpflanze, b Larveufraß (oben) und Puppenwiegen (unten) an einem Wurzelstück. Aus Henschel. (etwas vei ■einfacht) folgen, welches die Auffassung Altums darstellt. j_, ^ -O ii <" Jahr 2 55 :cS es Vr-I 'S ^ OD 3 fcß a CD o a 1 CS 'S S < 1=1 l-T •-5 E3 Cl< ^ > N ^ 1 c& 1 < CO O ^ 1880 ++ +++ ±±± ±±± © © 1881 © o © © © ©©• •• + + + + + -f 1882 + + +++ +++ + + Dieses Schema besagt: Zweijährige Generation (von Ei zu Ei), Eiablage von Ende März bis Mitte Mai, Larven von Ende Mai bis Mitte Juni des nächsten Jahres, Puppen von da bis Mitte Juli, Jung- 8* WQ II. Buch. Spezielle Forstiusekteukuude. käfer von Ende Juli des zweiten bis zum Frülijahr des dritten Jahres, Überleben der Mutterkäfer nach der Eiablage bis zum Juli, ferner Hauptfraß der Mutterkäfer während und nach der Eiablage im Mai und Juni, Spätsommerfraß der Jungkäfer Ende Juli und August. Die von Nitsche wieder ausgegrabenen VeröffentHchungen aus früherer Zeit [v. Lips,i) K. E. G. Zimmer,-) Georg':)] und vor allem die ausgezeichneten Arbeiten v. Oppens^) beweisen dagegen aufs klarste: 1. daß der große braune Rüsselkäfer sehr langlebig ist, nicht schon zwei Monate nach der Eiablage abstirbt, sondern überwintert; 2. daß die Mutterkäfer die ganze Saison hindurch, also bis September fortpflanzungsbereit sind; 3. daß die aus überwinterten Larven stammenden Jungkäfer sich noch im Jahre ihres Auskommens fortpflanzen, und zwar gleich- falls den ganzen Rest der Saison hindurch; 4. daß die Generation 12 Monate oder weniger mehr dauert; 5. daß infolge der lange sich hinziehenden Fortpflanzungsperiode auch die Nachkommenschaft nach und nach zu entsprechenden Zeitpunkten entsteht. Es ist klar, daß unter solchen Verhältnissen von einer 2Jährigen Generation nicht die Rede sein kann. In der Hauptsache wird die- selbe I jährig sein, in einzelnen Fällen etwas länger als 12 Monate dauern. Schon Ratzeburg hat in seinen Forstinsekten Bd. I, 1837 damit übereinstimmende Ansichten vertreten; S. 108 sagt er: „Wir können bestimmt behaupten, daß die Brut eines Pärchens meistens in dem Jahre ihrer Entstehung nicht mehr zur Entwickelung kommt, und wenn es geschähe, so würden sie sich doch unter keinen Um- ständen in demselben mehr fortpflanzen. Aber auch länger als ein Jahr dauert die Generation gewiß nicht." Später hat er diese Meinung zugunsten längerer Dauer modifiziert. Die früheren Mitteilungen (Georg, v. Lips) und neuere von Eich ho ff machen ^) V. Lips, Der große Rüsselkäfer; Smolers Vereiüsschr. f. Forst-, Jagd- und Naturkunde Heft 18, 1854, S. 55. v. Lips, Der Rüsselkäfer; Pfeils Krit. Bl. XXXVI, 1855, 2, S. 152. 2) Zimmer, K. E. G., Der Citrculio pini und Mittel zu seiner Vertilgung; Smolers Vereinsschrift etc. Heft 30, 1858, S. 63; Heft 31, 1859, S. 3; Heft 37, 1860, S. 48. 3) Georg, Insektensachen; Pfeils Krit. Bl. XL, 1, 1858, S. 165. *) V. Oppen, Zur Lebensdauer des Hylobius abietis; Ztschr. f. Forst- und Jagdwesen XV, 1883, S. 547. v. Oppen, Untersuchungen über die Gene- rationsverhältnisse des Hylobius abietis; daselbst XVII, 1885, S. 81; daselbst XIX, 1887, S. 344. I. Teil. Die Käfer. 117 es zweifellos, daß unter günstigen Verhältnissen der Jungkäfer schon im ersten Jahre (im Jahre seines Eizustandes) auskommen kann. An Fangbäumen in der Karlsruher Gegend im April angesiedelte Hylobins waren schon Ende Juli desselben Jahres ausgekommen. Wahrscheinlich wird ein solches Auskommen im Jahre der Eiablage nur in mildem Klima und in Jahren mit frühzeitigem warmem Früh- jahr und warmem Sommer vorkommen, fortpflanzungsfähig wird je- doch der Jungkäfer erst nach Überwinterung im folgenden Frühjahre werden. Daß ein als erwachsene Larve überwinterter und im fol- genden Mai oder Juni auskommender Jungkäfer im gleichen Sommer nicht mehr fortpflanzungsfähig sein soll, wie es das Schema Nit seh es verlangt, ist nach Analogie der so ähnlichen P/soö^^s-Biologie ganz unwahrscheinlich und zugleich der Hauptirrtum der Vertreter der 2Jährigen Generation. Ein zweiter Hauptirrtum ist die Annahme einer engbegrenzten Legezeit und, damit zusammenhängend, zweier abgegrenzter Fraß- perioden, eines Frühjahrs- und Herbst- (oder Nachsommer-) fraßes. Da die langlebigen Mutterkäfer ebensowohl wie die Jungkäfer im Jahre ihres Auskommens die ganze Saison hindurch fortpflanzungsbereit, be- ziehungsweise hungrig sind, so gehen beide Funktionen fortlaufend nebeneinander einher und der Fraß an Pflanzen kann ein kontinuier- licher werden. 1) Dies alles ist gleichsam in potentia geltend, das heißt für den Fall der Möglichkeit der Befriedigung beider Triebe. Wo in der Natur durch die speziellen forstlichen Verhältnisse zu gewissen Zeiten der Saison keine Brutstätten dem Käfer zur Ver- fügung stehen (im Fall sehr sorgfältiger Stock- und Wurzelrodung), da werden 12 Monate später auch keine Jungkäfer auskommen und keine solchen fraß- und fortpflanzungsbereit sein. Eine monotone, sehr regelmäßige, nach dem Kalender genaue und zugleich sehr sorgsame Wirtschaft wird die Biologie des Käfers wesentlich beein- flussen und das periodische Erscheinen seiner Stadien regeln. In diesem Sinne erklären sich wohl phänologische Abweichungen der Biologie des Käfers an verschiedenen Orten und damit auch zum Teil, aber nur zum Teil, die Meinungsverschiedenheiten der Autoren. Die Entdeckungen der langen Lebensdauer und der stetigen Fortpfanzungsbereitschaft des großen braunen Rüsselkäfers sind praktisch von größter Bedeutung und geben die Hoffnung, daß die Gegenmittel in der Zukunft richtiger und wirksamer zur Anwendung kommen werden. 1) Siehe später die v. Oppeu sehen Faugergebuisse S. 120. 118 II. Buch. Spezielle Forstinsektenkimde. B. Forstliche Bedeutung. In forstlicher Beziehung ist der Larvenfraß völlig unschädlich, da nur absterbende, welkende Wurzeln vom Mutterkäfer zur Eiablage angenommen werden; dagegen ist der Käferfraß von größter schäd- licher Wirkung. Der Käfer ist durch seine große Häufigkeit und weite Verbreitung, sowohl in der Ebene wie hoch im Gebirge, und durch die hartnäckige Beständigkeit und gleichmäßige Wiederholung seines Auftretens und die Gefährlichkeit seines Fraßes der schlimmste Kultur verderber geworden. Sein Fraß geschieht fast ausschließlich an jungen Nadelholzpflanzen und ist ein platzweises Abnagen der Rinde (Fig. 88a) an bis etwa 5jährigen Pflanzen bezw. Trieben. i) Töd- lich wird der Käfer, wenn er an jüngeren Pflanzen nahe am Boden aus- giebig und mehr oder weniger ringelnd platzt. Dagegen können sich ältere Pflanzen erholen, wenn der Fraß in größerer Höhe stattfindet. Obgleich der Käfer die Kiefer allen anderen Nadelhölzern vorzieht, wird er doch der Fichte am gefährlichsten, weil die Kiefer sich durch ihre Scheidentriebe leichter zu regenerieren vermag. Die übrigen Nadelhölzer (insbesondere die Tanne) kommen weniger in Betracht, teils weil der Käfer sie weniger gern angeht, teils weil ihre waldbaulichen Verhältnisse (natürliche Verjüngung, Holzartenmischung) seiner Ver- mehrung weniger Vorschub leisten. An Laubhölzern kann der polyphage Käfer nur schädlich werden, wenn solche auf frischen, nicht gerodeten Nadelholzschlägen gepflanzt werden, wie er z. B. auf solche Weise jungen Eichenpflanzungen verderblich geworden ist. Auch eingeführte Koniferen (Weimutskiefer, Douglastanne u. a.) nimmt Hylobius an. C. Erkennung. Die Fraßwirkungen des großen braunen Rüsselkäfers sind bei jungen Nadelholzpflanzen: rasches Kränkeln, Vergilben, Verdürren und Absterben. Bei genauerer Besichtigung erscheinen die harzigen, braun- fleckigen Ränder der Plätzstellen. Da Hylobius nur von außen nagt, sind die Wundränder meist anders als bei den kleinen wurzelbrütenden Hylesinen, welche sich gern in die Rinde eingraben und dadurch die Wundränder unterwühlen. Bei Hylobius sind die Plätzstellen dagegen nach dem Splint zu verengt. Der Täter wird bei sorg- fältigem Suchen an den Pflanzen bald entdeckt, noch rascher an zum Zwecke frühzeitiger Erkennung und sicherer Orien- tierung versuchsweise auf den Kulturen ausgelegten Rinden- stücken. ^) Der Käfer (mutmaßlich uur Hylob. pinastri Gyll.) frißt auch in den Kronen älterer Bäume (Kiefern). I. Teil. Die Käfer. 119 D. Gegenmittel, a) Die Vorbeitgimgsmiitel betreffend muß hier zu allererst an die im allgemeinen Teil (S. 37 und 38) erwähnten Maßregeln aus den Ge- bieten der Forsteinrichtung und des Waldbaues erinnert werden. Da der große Rüsselkäfer gleich dem Maikäfer erst durch die Herstellung großer Schlagflächen Brutstätten und damit Fortpflanzungs- und Vermehrungsbedingungen und durch die Begründung von Massen- kulturen auf den Schlägen Fraßmaterial, beides im großen Stile, empfängt, so liegt die hervorragendste Methode der Vorbeugung in der Vermeidung solcher Waldverhältnisse. Die natürliche Verjüngung ist das sicherste Mittel zur Verhütung größerer Rüsselkäferschäden; wo sie nicht angeht, sind kleine Schlagflächen und innerhalb eines halben bis ganzen Jahrzehnts von Ort zu Ort wechselnd zu wählen. Auf diese Weise stößt an eine Schlagfläche eine mindestens 5^iojährige Schonung an, es verbleibt also bloß eine Gefährdung für die auf der Schlagfläche selbst zu begründende Kultur, ^j die Nachbarschonungen sind der Gefahr entwachsen. Kleine Schlagflächen beseitigen die Gelegenheit einer Massenvermehrung und der vorhergenannte Wechsel der Schlagflächen die Gefahr eines Massenfraßes. In anderer Weise, aber in ähnlichem Sinne wirken zwei weitere Mittel vorbeugend: Die vollständige Stock- und Würze Irodung be- seitigt durch Entziehung der Brutstätten die Möglichkeit der Ver- mehrung; Schutzgräben um neue Kulturen halten die Käfer mehr weniger von diesen ab und beseitigen oder vermindern hierdurch die Gefahren einer Fraßkalamität. Bei der Rodung müssen auch die feineren Wurzeln ausgegraben werden, da der Käfer noch in Wurzeln von I cm Durchmesser brütet; hierauf ist besonders bei der Baumrodung zu achten, bei welcher die vor dem Wurfe vom Stamme getrennten Wurzeln nachträglich ausgegraben werden müssen. Die Rodung sollte erst im Laufe des Sommers geschehen, weil alsdann die Mutterkäfer durch die Stöcke zur Eiablage angelockt und ihre Brüten vertilgt werden können. Die Isolierungsgräben werden um die Kultur herum oder nur längs der Grenze einer anstoßenden Schlagfläche angelegt; sie werden, wie die Fanggräben, 30 cm tief und 15 cm breit gemacht, mit 4eckigen, 15 cm breiten Fanglöchern in der Grabensohle. Die hereingefallenen Käfer müssen gefangen und getötet werden. Die Gräben sind im 1) Durch vollständige Stock- und Wurzelrodung würde auch auf dieser Fläche allen Gefahren vorgebeugt. 120 II- Buch. Spezielle Forstiusektenkuiide. Frühjahr am wirksamsten, wie es die Prozentziffern der Fangergebnisse lehren. Wie die ganze Kulturfläche durch Isoliergräben, so können einzelne Pflanzen durch Bestreichen der unteren Partien mit Raupen- leim^) oder mit Kalk geschützt werden. Ein weit verbreitetes und viel angewendetes Vorbeugungsmittel gegen Hylobius ist die bis 3jährige Schlagruhe. Da jedoch in Anbetracht der neuerdings bekannt gewordenen Langlebigkeit des Käfers ein längeres als 3Jähriges Brachliegen der Schläge für einen guten Erfolg benötigt würde und durch dieses Mittel absolut nichts im Sinne einer Verminderung des Käferbestandes geleistet wird, und da, insbesondere für die Kiefer, eine die Kultivierung erschwerende Verunkrautung des Bodens, andererseits eine erhebliche Geldeinbuße durch Zuwachsverlust veranlaßt wird, so kann die Schlagruhe un- möglich zu den rationellen Mitteln der Vorbeugung gezählt werden. b) Die eigentlichen Vertilgungsmittel. Sie dürfen sich nicht allein das Ziel setzen, die Kulturen durch Vernichtung der auf denselben vorkommenden Käfer vor dem Fraß schaden zu schützen, sie müssen vor allem darauf gerichtet sein, die Rüsselkäfer auf einen kleinen harmlosen eisernen Bestand herabzubringen und auf diesem zu erhalten. Dies kann nur erreicht werden, wenn die Vertilgungsmittel ebensowohl auf den Brutstätten (Schlag- flächen), als auf den Fraßstätten (Kulturen) zur Anwendung ge- langen, und zwar ausgiebig, intensiv und fortgesetzt so lange, als zu viel Käfer (Mutterkäfer und Jungkäfer) vorhanden sind, das heißt je nach Bedarf die ganze Saison hindurch. Wenn v. Oppen auf einem 3 ha großen Kahlschlag,-) der April — Mai 1881 geführt, nicht gerodet und weder 1881 noch 1882 kultiviert worden war, im Jahre 1882 im Laufe der Monate Mai bis Juli ein Gesamt-Fangergebnis von 700C0 Käfern und hiervon für den Monat Mai 36 "^/q, für Juni 51 ^/o, für Juli 13 ^/o nachweisen konnte und bei anderen ausgedehnten Einsammlungen-^) von Mai bis September 2463150 Stück und zwar für Mai 12 ^Jq, Juni 43 ^/q, Juli 27 ^/q, August 12 "^/q, September 6 *^/o des Gesamtergebnisses gefunden hat, so beweisen solche Zahlen, daß nicht von einem käferlosen Intervall zwischen Frühjahrs- und Herbstfraß die Rede sein kann, sondern daß ein konti- nuierliches Vorhandensein und Fressen stattfinden kann und dem- gemäß bei solchen Fällen das Sammeln nicht unterbrochen werden darf. ^) AI tum, Abwehr des Hylobitis abietis durch Raupenleimanstrich; Zeitschr. für Forst- und Jagdw. XXII, 1890, S. 765. 2) Zeitschr. f. Forst- und Jagdw. 1885, S. 150. 3) Ebenda S. 83. I. Teil. Die Käfer. 121 Die erstere Mitteilung v. Oppeii beweist auch wohl die I jährige Generation und zwar für die Verhältnisse im Freien. Als Beweis der Hartnäckigkeit der Fraßkalamität und zugleich der scheinbaren Hilflosigkeit des Forstwirts dem Hylobiits abietis gegenüber seien die Zahlen wiedergegeben, welche v. Oppen als Fangergebnisse für den Forstbezirk Bärenfels und für vier aufeinander- folgende Jahre anführt. Sie betragen für 1881 ca. 1,4, 1882 2,1, 1883 2,7 und 1884 3,7 Millionen Käfer. Diese Zahlen wären trostlos, wenn nicht V. Oppen betont hätte, daß die Intensität des Fangens von Jahr zu Jahr gesteigert und in den letzten Jahren neben den Kulturflächen auch die Seh lag flächen abgesucht worden waren. So aber bieten diese Zahlen einen Fingerzeig für die Zukunft. Bei Beginn einer abnormen Vermehrung muß in umfassendster Weise die ganze Saison hindurch und überall, das heißt auf Schlag- und Kulturflächen, mit der Vertilgung vorgegangen werden. Es gibt hierfür drei Mittel: Fangrinden und ähnliches Material, Fanggräben und Brutknüppel. 1. Die Fangrinden, -knüppel, -reisigbündel. Am besten wirken, wenn vorhanden (bei Sommerwirtschaft), ca. 30 cm lange, 20 cm breite Stücke von saftiger Fichten- oder Kiefernrinde, die mit der Bastschicht auf den Boden gelegt und mit Steinen beschwert und wöchentlich oder öfter durch neue ersetzt werden (pro Hektar ca. 100 Stück). Unter die Rinden können zweckmäßig noch kleine Stücke heuriger Kieferntriebe zum frischen Fraß gelegt werden. Die Fang- knüppel (Äste) werden besonders für die Kiefernbestände (Winter- wirtschaft) verwendet. Sie können zweckmäßig längs eines ca. 3 cm breiten Streifens entrindet und an dieser Stelle in eine rinnenförmige Vertiefung des Bodens gelegt werden. Die Fangreisigbündel sind armlange und schenkeldicke Bündel aus frischem Kiefern- oder Fichtenreisig, sie müssen beim Absuchen über Tüchern abgeklopft werden und sind weniger zuverlässig und weniger ergiebig. Alle diese Fangmittel müssen täglich nach Käfern abgesucht werden. Wie lange ihre Darreichung fortzusetzen ist, muß der Be- fund an Ort und Stelle ergeben. Wie schon erwähnt, müssen diese Fangrinden etc. sowohl auf den Schlagflächen als auch auf den Kulturen zur Anwendung gelangen. 2. Fanggräben werden in gleicher Weise wie die bei der Vor- beugung genannten Isoliergräben angewendet. Sie dienen zur Um- fassung der Schlagflächen, ebensowohl um die hier entstandenen Jungkäfer als auch um die daselbst angeflogenen und brütenden 122 II- Bucli. Spezielle Forstiusektenkunde. und dann zu Fuß wegwandernden Mutterkäfer zu fangen ; ferner zur Umfassung von Kulturflächen, um die von benachbarten Schlag- flächen herzuwandernden Käfer abzuhalten und zu vernichten. Die letzteren Gräben sind schon gelegentlich der Vorbeugungsmittel ge- nannt worden. Auch Durchschneid ungsgräben können auf Kultur- und Schlagflächen wirksam sein. 3. Das Eingraben von Brutknüppeln. Etwa i m lange, 8 cm dicke Prügel von Fichte oder Kiefer werden schräg eingegraben, so daß das eine Ende noch etwa 10 cm aus der Erde hervorsieht. Sie sollen die Käfer zum Brüten anlocken. Sie müssen zeitweise revidiert und zuletzt verbrannt werden. Sie sind relativ wenig ergiebig. 2. Uiiterfamilie Pissodiiii. Sie schließt sich äußerlich an die Hj^lobiinen an und eröffnet die Eeihe der echten Laugrüßler, bei denen die Fühler nahe an der Mitte (Fig. 90) des walzenförmigen oder fadenförmigen Eüssels eingelenkt sind. Einzige Gattung Pissodes. A. Allgemeines. In der äußeren Erscheinung, Gestalt, Färbung und Zeichnung er- innert die Gattung, insbesondere Piss. pini, an Hylobius, doch bestehen leicht kenntliche Unterschiede: einmal für Pissodes die nahe der Mitte eingelenkten Fühler, dann für Hylohius die eckig und weit hervor- ragenden Schultern (Fig. 87), infolgedessen die Basis der Flügeldecken des Hylobius wesentlich breiter als die des Halsschildes ist, während bei Pissodes die Breite der Halsschildbasis etwa gleich der Breite der Flügel- deckenbasis ist (Fig. 90). Auch biologisch schließt sich. Pissodes an Hylobius an; bei beiden nagt die Larve unter der Rinde von Nadelhölzern Gänge: bei Pissodes jedoch nicht wie bei Hylobius an absterbendem, sondern an leben- dem Materiale. Infolgedessen wird bei Pissodes ganz besonders die Larve schädlich, während schädlicher Käferfraß nur bei einzelnen Arten, und auch da nur vereinzelt, bekannt geworden ist. Jedoch ist die Larve von Pissodes nicht rein primär, sie bevorzugt kränkelndes Material: so von Waldbrand geschädigte Kiefernschonungen, von Hüttenrauch krank gewordene Fichten, von Krebs befallene Tannen. Die P/ssoff^s-Fraßbilder zeichnen sich im Falle des Fraßes an stärkeren Sortimenten durch die Neigung der Larvengänge zur Strahlenfigur (Fig. 89) und durch die Spanpolsterwiegen für die Verpuppung aus (Fig. 90 u. 91). Die Strahlenfigur entsteht im Falle der Ablage mehrerer Eier an derselben Stelle durch den nach verschiedenen Richtunsren divergierenden Verlauf der Larvengänge. I. Teil. Die Küfer. 123 Die Spanpolsterwiegen sind dickwandig" Ivoiconartig und mehr oder weniger in den Splint, selten mehr in die Rinde (P. piceae), versenkt. Infolgedessen erscheinen sie meist hell, weißlich oder gelblich. Sie sind das charakteristischste Kennzeichen für den Pissodesfraß. In der Spanpolsterwiege verpuppt sich die Larve, in ihr verfärbt sich allmählich der Käfer und verläßt später durch ein kreisrundes Flugloch die Wiege und Rinde. In l)ezug' auf die Gener a tio 11 s Verhält- nisse herrschen für die Gattung Pissodes ähn- liche Verhältnisse wie für Hylobiiis. Auch für die Gattung Pissodes wurden in der Literatur in bezug auf die Generationsfrage ganz extreme und diver- gierende Auffassungen vertreten. Nicht nur sind die Anschauungen ver- schiedener Autoren für ein und dieselbe Spezies auseinander gegangen, es wurde die Generations- dauer auch für ver- schiedene Spezies der Gattung ganz verschieden angegeben. Dem mittel- großen Piss. notatus wurden 3 Generationen für 2 Jahi'e, von manchen sogar doppelte Generation, der größten Art P. piceae einjährige, den kleineren Arten P. harzyniae und piniphilits dagegen zweijährige Generation zugewiesen! Li neuerer Zeit haben jedoch die Arbeiten von Nüßlin^) und Mac Dougall-) die Fortpflanzungsbiologie der Gattung Pissodes klar gestellt 1) Nüßliu, Über Generation und Fortpflanzung der P/55o^^5-Arten ; Forstl.-naturw. Ztschr. VI, 1897, S. 442. -) Mac Dougall, Über Biologie und Generation von Pissodes notatus; der- selbe, Über Pissodes piniphiliis ; Forstl.-naturw. Ztschr. VII, 1898, S. 161 u. 201- ililMlIllillliillM Fig. yy. Pissodes pini L. Strahlenfraß der Larven an Weimutskiefer im Bast. V-2- -Ä-Us Nitsche (nach Judeich). 12-4 II- Buch. Spezielle Forstiüsekteukuride. uud zu ähulichen Eesultaten wie die Untersuchungeu v. Oppens l)etreffs der Gattung Hylobins geführt. Beide Autoren haben an verschiedeneu Orten, Ntißlin in Baden, Mac Dougall in Schottland, unabhängig von- einander geforscht und sind zu überraschend übereinstimmenden Resultaten gelangt. Die geringen Differenzen in bezug auf die Entwickelungszeiten erklären sich aus den verschiedenen Methoden der Zucht und aus den klimatischen Verschiedenheiten der Beobachtungsorte. Mac Dougall hat Gelegenheit gehabt, ganz im Freien (im Botanischen Garten der Universität Edinburgh) zu experimentieren, seine Entwickelungszeiten dürften daher denen der freien Natur entsprechen. Durch Nüßlin sind die Beobachtungs- daten auf ihren anatomisch-phj'siologischen Grund zurückgeführt worden. Die Hauptergebnisse der Forschung sind die nachfolgenden: 1. Die Pissodes^B-iex sind in hohem Maße langlebig, bis zu 2, ja 3 maliger Überwinterung. 2. Die Eiablage findet die ganze Saison hindurch von April bis September statt, wobei eine einmalige Begattung und Füllung der Samentasche des $ im Frühjahr genügt. Ein und derselbe Mutter- käfer, im April begattet, vermag mit seinem Samenvorrat in der Samentasche bis in den September, ja sogar nach der Über- winterung Eier abzulegen. Dieses Resultat ist durch das Experiment in der Weise festgestellt worden, daß den gleichen, von Männchen getrennten $ 9 Mutterkäfern von Monat zu Monat frisches Brutmaterial auf kurze Zeit zur Eiablage gewährt und darauf wieder entzogen und zur Untersuchung auf Brut zurückgelegt wurde. 3. Infolge des langsamen Reifens der Genitalien ward für gewöhnlich der im Jahre der Eiablage entstandene Jungkäfer nicht mehr fortpflanzungsfähig, sondern erst nach der Über- winterung. Selbst im Juli ausgekommene Jungkäfer aus der Eiablage von Anfang April lieferten, an Brutmaterial angesetzt, keine Nachkommen.^) 4. Die Generationsdauer ist daher für die Regel einjährig. 5. Dagegen haben die P/ssofl'^s-Arten, ähnlich wie Hylobins und auch die meisten anderen Rüsselkäfer und die Borkenkäfer, eine relativ kurze Entwickelungsdauer von Ei bis Imago. Sie währt nach Nüßlin 2 — 3^/3, nach Mac Dougall 3^/0 — 4^/2 Monate für die in der Saison geborenen und ausgekommenen, dagegen 7 — 8, nach Mac Dougall 10 — 11 Monate für die als Larven oder Puppen überwinterten Jungkäfer. ^) Die Mögliclikeit einer Eiablage im Jahre des Eizustands des Jungkäfers soll damit nicht ganz ausgeschlossen werden. Nüßlin 1. c. S. 464 und Mac Dougall 1. c. S. 175 drücken sich in diesem Punkte sehr vorsichtig aus. I. Teil. Die Käfer. 125 6. Infolge der Langlebigkeit der Mutterkäfer, ihrer sukzessiv erfolgenden, sich über die ganze Saison von April bis September erstreckenden Eiablage, ihrer relativ kurzen Entwickelungsdauer von Ei bis Imago treffen wir fast zu jeder Zeit in der Saison alle mög- lichen Entwickelungsstadien: jüngere und ältere Larven, Puppen, Jungkäfer und alte (abgeriebene) Mutterkäfer gleichzeitig (neben- einander) an. 7. Infolge der von April bis September erfolgenden stetigen Eiablage ist auch die Gefahr für den Wald eine stetig drohende. Die Gegenmittel (Fangbäume, Leimringe) haben sich danach zu richten und es darf nicht an bestimmte kurze Flugzeiten gedacht werden. Obgleich die Pissodes-Avten von Natur sekundär sind, daher schlechtwüchsiges oder kränkelndes Material vorziehen, kann doch im Falle besonders begünstigender Umstände (z. B. Raupenfraß, Hütten- rauch) die Vermehrung so überhand nehmen, daß die Individuen alsdann genötigt werden, auch gesunde Pflanzen anzunehmen und dadurch Kalamitäten herbeizuführen. Wenn auch das bisher Gesagte in seinen allgemeinen Zügen für alle Pissodes-Arten gültig ist, gibt es doch auch biologische Einzel- unterschiede. Vor allem ist die Dauer der Saison für die Gebirgs- arten eine kürzere, ganz besonders in Jahren mit spätem Schneefall und kalter Frühjahrsperiode. In diesem Sinne kann alsdann die Zeit des ersten Auftretens erst mit Mai, in der Hauptsache erst mit Juni beginnen, während in zeitigen Frühjahren in der Ebene schon im März, April Pissodes- Individuen fortpflanzungsbereit sind. B. Die einzelnen Arten. i) Die 7 heimischen Arten zeigen nach ihrem Vorkommen viel Ab- wechselung. In bezug auf Holzart und Sortiment wählen wir die nachfolgende Zusammenstellung. 1' P/sso^^s-Arten an Kiefern. 2' An Stamm und Ästen. 3' Vorzugsweise in Kulturen, besondei's in den unteren Eegionen 4 bis- Sjähriger Kiefern (auch Schwarz-, See- und Weimutskiefern, selbst ausnahmsweise in Fichten und Lärchen,'^) ausnahmsweise auch in den Gipfeln bis SOjähriger Kiefern). Kiefernkulturpissodes, Weißpunktrüsselkäfer (P. notaius F.), ^) Die morphologische Übersicht der Arten siehe S. 110. 2) Nördlinger, Lebensweise von Forstkerfen; Stuttgart 1880, S. 18. 126 ^^- Buch. Spezielle Forstinsekteukuude. 3, Vorzugsweise in der Kroiienregion älterer Kiefern, an Weimuts- kiefern am ganzen Stamm, an Krummholzkiefern an Ästen (aus- nahmsweise an Fichte und an jüngeren Kiefern). Kiefernaltholzpissodes (P. piui L.). 3,, Vorzugsweise in 30 — 40 jährigem Kiefernstaugenholz (ausnahms- weise auch in der Spiegelrindenregiou und in den Ästen älterer Kiefern). Kiefernstangenpissodes (P. piniphUus Hbst.). 2, In den Zapfen der Kiefer (und Schwarzkiefer). Kiefernzapfeupissodes (P. validirostris GylL). 1, Pissodes-Arten an Fichte. Der große Fichtenpissodes oder Harzrüsselkäfer fP. harzy- niae Hbst.). Der kleine Fichtenpissodes (P. scabricoUis J. MilL). 1,, Pissodes- Art an Tanne. Der Tannenpissodes (P. piceae Ill.J. a) An Kiefern. I. Der Kiefernkulturpissodes (Pissodes notahis F.) tritt ins- besondere auf geringeren Bonitäten und nach Schädigungen (z. B. durch Lauffeuer) empfindlich auf. Auch der Käfer selbst schadet, wenn auch harmloser als die Larve, durch Anstechen und Benagen der Kiefern- maitriebe. An solchen kann die Rinde siebartig durchlöchert sein. Der Käfer erscheint in manchen Jahren schon Ende März und ist bis zum September fortpflanzungsbereit. Er ruht gern zwischen den Knospen der Quirle. Die Spezies scheint das Gebirge nicht zu lieben. In den schwachen Sortimenten der Kiefernpflanzen kommt es nicht zum Strahlenfraß der Larven. Die Larvengänge verlaufen in Bogenlinien der Länge nach, meist abwärts gerichtet (Fig. 90), auch noch in die Wurzeln reichend, an schwachen Trieben tief in das Holz eingreifend. Er brütet am liebsten an 4 — 8jährigen, jedoch selbst noch an 2jährigen Pflanzen. Die Puppenwiegen tief im Splint, daher mit weißen Spanpolstern. Besonders gern in der Nähe der Quirle. Als Gegenmittel wirkt alles vorbeugend, was auf eine Er- ziehung gesunder Kulturen und auf Vermeidung von Schädigung der- selben hinwirkt. Vorbeugend und vertilgend wirkt auch die sorgsame Entfernung aller kränkelnden Pflanzen, welche das bevor- zugte Brutmaterial für notahis F. bilden. Alle als befallen erkannten Pflanzen müssen so früh als möglich entfernt werden, als ob jeden Monat ein Ausflug stattfinden könnte. Auch künstlich geringelte Pflanzen können zum Zweck der Anlockung zu Brutmaterial gemacht I. Teil. Die Käfer. 127 und dann vernichtet werden; ebenso lallt sich Jiotatiis durch halb oder schief eingegrabene Prügel anlocken und vertilgen, auch kann der Käfer in Schinne ab- geschüttelt werden. 2. Der Kieferu- a 1 1 li u 1 z p i s s 0 d e s (Pis- sodes pini L.). lu der Ebene wie im Gebirge. Im Schwarzwald (Herreu- wies) eine regelmäßige Erscheinung, von Mai (in günstigen Jahren April) an bis August in Kopula zu treffen. Brütet hier- selbst in der Gipfelregion älterer Kiefern: die Lar- vengänge laufen in den schwächeren Sortimenten wirr durcheinander ohne Strahlung, Puppenwiegen oft tief im Holze. In Wei- mutskiefern (Karls- ruher Schloßgarten) brütet P. pini L. gern unter starker Einde am Stamm und macht alsdann schön- strahlige Fraßbilder 1) (Fig. 89). Ausnahmsweise auch in schwachem Ma- terial,-) auch in Krumm- holzkiefer. •^) Größere Schädi- gungen sind noch nicht bekannt geworden. ^) Siehe auch Ju- Fig. 90. Pissodes notatus f. Links Käfer, Puppe und Larve deich-Xitsche S 389 vergr. Käfer und Larve auch in nat. Gr. Rechts unteres 2" „ , . ' " Ende einer Kiefernpflanze, der von Rinde entblößte Teil ) ü e 1 1 n g , Lntomol. zeigt die charakteristische Spanpolster-Puppenwiegen und Mitteihmgen; Allg. Forst- Teile von Larvengängen (außerdem Fluglöcher). Aus u. Jagdz. XXXIII, 1883, S.83. H e n s c h e 1. 3) Letzner, Bewohner und Beschädiger des Knieholzes: Arb. d. schles. Gesellsch. f. vaterl. Kultur 1851, S. 87. Auch bei Herrenwies (Badeuer Höhe). 128 II- Buch. Spezielle Forstiusektenkunde. Als Gegenmittel wären Fangprügel, d. h. kurze Aststücke und Eollen zu verwenden, die fest an den Boden angelegt werden müssen. Keine andere Pissodes-Art fängt sich so leicht und so absolut sicher. Die Käfer, meist in Kopula- Stellung, sitzen besonders nahe der Unterseite. 3. Der Kiefernstangenpissodes (Pissodes piniphilus Hbst.). Liebt zum Brüten glatte, dünne Rinde, ist deshalb besonders in Kiefern- stangenhölzern zu Hause, geht aber auch in die Krone älterer Stämme. Obwohl normal sekundär und anderen SchädHngen (Forleule, Klein- schmetterlinge) nachfolgend, kann er doch auch primär an gesundem Material auftreten. Für ihn wurde irrtümlich die Legende von der 2 jährigen Generation und der engbegrenzten Flugzeit ganz besonders zähe festgehalten, er macht jedoch keine Ausnahme von der typischen Pissodes-^iologve. Schon wiederholt umfangreich schädigend aufgetreten. Gegenmittel. Kräftige Durchforstung der Stangenhölzer, zeitige Entfernung kränkelnder Stangen. Auch P. piniphilus frißt als Käfer stechend und platzend an der Rinde junger Kiefernzweige. 4. Der Kiefernzapfenpissodes (Pissodes validirostris Gyll.)^) In Kiefern- und Schwarzkiefernzapfen. 1 — 3 Larven, gewöhnlich jedoch nur eine Larve in einem Zapfen. Befallene Zapfen nicht merklich kleiner, aber mehr zugespitzt, mehr grün, später gelbgrau und ohne so ausgeprägte Schuppenbildung wie an normalen Zapfen. b) All Fichte. 5. Der Harzrüsselkäfer (Pissodes harzyniae Hbst.) (Fig. 91). Dieser Käfer lebt normal in den unterdrückten älteren Stangenhölzern und ist im Schwarzwald (Herrenwies) ein fast normaler Insasse der aus unterdrückten Hölzern hervorgehenden sog. Wurmfichten oder Käferfichten. Auch Seh aal berichtet: „Im Erzgebirge begann ^der Fraß immer in den beherrschten Stämmen."^) Auch die Erfahrungen Schiers-^) im Chemnitzer Stadtwald, welcher schwer durch Hüttenrauch geschädigt und danach von P. harzyniae heimgesucht wurde, sprechen deutlich für den sekun- dären Charakter auch dieser Art. Von ihren normalen Brutstätten geht sie alsdann auch auf gesunde Bäume über, in 50 — 120jährige ^) Synonym mit P. strobili Redt., der aus Schwarzkiefernzapfen ge- zogen wurde. 2) Judeich-Nitsche S. 386. 3) Waldbeschädigungen durch den Harzrüsselkäfer: Forstwiss. Zentralbl. XXXVI, 1892, S. 336. I. Teil. Die Käfer. 129 Bestände. Der Mutterkäfer soll die schwächere Rinde zur Eiablage bevorzugen. Vom Frülijahr bis zum Nachsommer sind Käfer fort- pflanzungsbereit. Die Erfahrungen in Chemnitz haben gezeigt, daß der Käfer im Frühjahr die Bäume erklettert und sich deshalb dort unterhalb der Leimringe ansammelte. Es waren überwinterte Käfer. Fii 91. Pissodes Imrzyniae Hbst. LarveugäBge (a) und Puppenwiegen (b) im Bast der Fichte. Aus Henscliel. Die für diese Spezies noch zähe festgehaltene zweijährige Gene- ration wird sich bei weiterer Forschung als irrig erweisen und die Spezies sich dem allgemeinen obigen Schema einfügen lassen. Die forstliche Bedeutung des Harzrüsselkäfers ist seit den 1860 er Jahren als eine wichtige erkannt worden. Er hat zuerst im hannoverischen und braunschweigischen Harz Jahre hindurch erheb- liche Opfer verursacht und ist später in Sachsen, neuerdings dort besonders im Chemnitzer Stadtwald, verderblich aufgetreten. Nüßliu, Leitfaden der Forstinsektenkunde. 9 130 !!■ Buch. Spezielle ForstiDsektenkuiide. Der stets vorhandene starke eiserne Bestand im Schwarzwald macht ihn auch hier zu einem drohenden, keineswegs harmlosen Feind. Die Reaktion eines Baumes auf den Fraß an kleinen be- grenzten Stellen ist zwar eine schwache. Es läßt sich an den unter dem Einfluß der ersten intensiveren Wärme im Juni in der Krone welk gewordenen Fichten nicht selten solch eng begrenzter alter Fraß mit Fluglöchern neben jüngerem vorjährigem und heurigem Larvenfraß nachweisen, so daß daraus hervorzugehen scheint, daß der Baum (ähnlich wie auch beim Fichtenbockkäfer) längere Zeit eng begrenzten Fraß gut erträgt. Solche Fälle scheinen aber auch zu beweisen, daß der Harzrüsselkäfer recht primär auftreten kann. Die Erkennung der befallenen Bäume ist im Anfangsstadium wohl unmöglich. Harzaustritt und vertrocknete Harzflecke sind keine notwendigen Begleiterscheinungen des /z<7r^v///W- Angriffes, sie treten nicht immer auf. Welken der Krone findet sich erst bei stärkerer Besetzung. Gegenmittel. Da der eiserne Bestand des harzyniae in unter- drückten Fichten, besonders im älteren Stangenholz haust, so sind überall Reinigung und starke Durchforstung die gegebenen Vorbeugungs- mittel gegen Übervermehrung und eventuelles Übergreifen auf ge- sunde Stämme und zugleich Vertilgungsmittel zum Zweck der Herabsetzung des eisernen Bestandes. Die befallenen Stämme müssen entrindet, die Rinde verbrannt, die tiefliegenden Puppenwiegen mit eisernen Kratzbürsten gereinigt werden. 6. Der kleine Fichteupissodes (Pissodes scabricollis L. Mill.J ist erst seit 1892^) bei Gelegenheit des bayrischen Nonnenfiaßes für die Forstentomologie bekannt geworden. Wir wissen von ihm bis jetzt nur. daß er ähnliche, wenn auch zierlichere Fraßbilder"-) an der Fichte erzeugt wie harzyniae, und daß er daher mit diesem gemeinsam zu fressen und zu schaden scheint. Die gelegentlichen Fangergebnisse (an den Nonnen- leimringen) haben ihn als eine häufige Spezies, deren Individuenzahl oft die des harzyniae übertrifft, erkennen lassen. Er gehört daher zu jenen versteckt (hoch in der Krone) lebenden Arten, deren forstliche Bedeutung, bis vor kurzem ganz unbekannt, wahrscheinlich unterschätzt wird. c) An Tanne. 7. Der Tannenpissodes ^l*»ssof?es/>/c^(7t' ///.^ ist ein häufiger Bewohner der Tannenbestände. Im Schwarzwald (Herrenwies) tritt 1) Lang, Forstl.-naturw. Ztschr. I, 1892, S. 48. ^) Pauly, Über die Biologie des Pissodes scabricollis; Forstl.-uaturw. Ztschr. I, 1892, S. 364 n. 375. I. Teil. Die Käfer. 131 er vom Frühjahr (April, Mai) bis in den Spätsommer fortpflanzungs- bereit und an den heurigen Stöcken der Tanne oft in kopula sitzend auf. Er brütet wie harzyniae ebensowohl im Stangenholz als im stärksten Altholz. Dort liebt er die unterdrückten Individuen, hier besonders die Krebstannen. An den starken Tannen mit ihrer steinharten dicken Rinde dringt er zur Eiablage nur an Wunden, an Astlöchern, an Krebsstellen ein, und wohl deshalb und in- folge des starken Sortiments treffen wir gerade bei piceae den strahlenreichsten Strahlenfraß, weil die Mutterkäfer an den be- schränkten genannten Eintrittsstellen alter Tannen zahlreiche Eier unterzubringen streben. Infolge der dicken Rinde liegen bei dieser Spezies auch die Puppenwiegen vielfach mehr in der Rinde und erscheint daher auch ihr Spanpolster mehr bräunlich gefärbt. Der Käfer brütet auch gern an Stöcken und Scheitholz. Im badischen Schwarzwald findet er in den Krebstannen willkommene Brutstätten, von hier aus weiter schreitend wird er auch manche gesunde Stämme in Angriff nehmen. Die Tanne erträgt meist lange beschränkten Fraß; auch für diese Spezies gilt dasselbe in bezug auf die Begegnung: starke Durchforstung, Reinigung des Waldes von Krebstannen. Auch P. piceae bildet eine drohende Gefahr für den Wald, da sein eiserner Bestand ein recht bedeutender ist. 3. l nterfamilie Cryptoiiiyncliini. Die einzige forstliche Art dieser Unterfamilie, der plumpe Erlenrüsselkäfer oder Erlenwürger {Crijj^forhijnclitis lapothi L.), welcher durch sein kalk- oder rötlich-weißes Hinterende unmöglich zu verkennen ist, schadet als Larve an Erlen und Weiden, aus- nahmsweise an Birke und Pappel. Derselbe nagt als Larve in jüngeren Stämmchen, in Loden und Ästen, teils im Rinden-, teils im Holz- körper seine Gänge. Auch der Käfer selbst kann durch Benagen an Ruten in Weidenhegern, sowie an Erlenaufschlag schädigen. Die Larve frißt zuerst platzend unter der Rinde, geht dann auf- recht steigend in den Holzkörper, um hier einen bis lo cm langen, rund- lichen Gang zu nagen (Fig. 92). Bei Weiden soll der Rindenplätzfraß übersprungen^) werden. An ganz schwachen Sortimenten liegt der Längsgang in der Markhöhle, an stärkeren exzentrisch. Der Gang ist zum Teil mit groben braunen Nagespänen angefüllt, zum Teil werden solche an der erweiterten Eingangsöffnung der Larve hinaus- gedrängt. An den Stellen des Plätzfraßes vertrocknet die Rinde, ^) Eckstein, Erle uud Weide von Cryptorhyiiclins lapathi befallen; Ztschr. f. Forst- und Jagdw. XXIII, 1891, S. 373. 9* 132 II. Buch. Spezielle Forstinsektenkuucle. sinkt ein, bröckelt ab und legt die vom austretenden Saft zu- sammengehaltenen Nagespäne bloß. Die erwachsene Larve dreht sich zur Verpuppung um. Puppe am Ende des Längsganges. Der Jungkäfer durchschreitet die Nagespansäule und frißt sich durch ein kreisförmiges Loch nach außen. Je nach der Eiablage kommt die Larve mehr vereinzelt oder dicht beisammen (in schwächeren Weiden) vor. Flugzeit und Generationsdauer sind noch ungenügend er- forscht. Die verschiedenartigen Literaturangaben lassen sich am besten zu einem befriedigenden Ganzen vereinigen, wenn wir ähnlich wie bei der Gattung Pissodes lange Legezeit von Mai bis August, a (X- Fig. 92. Ci-yptorhyuchus lapathi L. an Erle. A geöffneter Larvengang im Holz mit Larve (c), B älteres Fraßstück mit der an den Rändern überwallenden äußeren Plätzfraßwunde, C Fraß- stück mit Flugloch und äußerlich sichtbaren Nagespänen; a oberflächlicher Plätzfraß, b innerer Längsgang, d Nagespäne, e Flugloch. Aus Nitsche. kurze Entwickelungsdauer von 3 — 4 Monaten, vorherrschende Über- winterung des noch geschlechtsunreifen Jungkäfers und in der Haupt- sache I jährige Generation annehmen. In erster Reihe liebt der Käfer die Erle, bald mehr die Schwarz-, bald die Weißerle, auch die Alpenerle (Almts viridis Dec.) in der Höhe des Arlberges und Brenners, i) In bezug auf das Sortiment sind ihm 2 — 3jährige Loden am liebsten, doch geht er auch an 30jährige und ältere Stangen. An Weiden (Salix ^) V. Tubeuf, Zwei Feinde der Alpenerle; Forstl.-naturw. Ztsclir. I, 1892, S. 387. I. Teil. Die Käfer. 183 caprca L., viniiiia/is L., imrpurea L., triandra L.) findet er sich sowohl an 2 und mehrjährigen Ruten als an den Mutterstöcken, bei I jährigem Schnitt der Ruten nur an den Stöcken. An 5jährigen Birken ist er Ende Juli in vorjährigen Trieben als entwickelte Larve, die gegen Mitte August den Jungkäfer lieferte, getroffen worden.^) Außerdem an kanadischen Pappeln. Die Erkennung wird teils durch die welkenden, zum Teil herabhängenden Triebspitzen oberhalb der Larvenfraßstellen, teils durch die hervortretenden (öfters anklebenden) Nagespäne (Fig. 92 C), sowie durch aufgeblähte, dann vertrocknete Rindenstellen, später durch Fluglöcher, Spechthiebe, Überwallungen, Anschwellungen und durch krebsiges Aussehen ermöglicht. Die forstliche Bedeutung ist stellenweise so erheblich, daß ganze Erlen bestände vernichtet wurden. Auch Weidenkulturen sind durch Larven- und Käferfraß erheblich geschädigt worden. Jüngere Erlenloden gehen ein oder werden oberhalb der Fraßstellen vom Winde gebrochen. Die überlebenden werden durch Über- wallungen deformiert und entwertet, so daß die Spezies physio- logisch und technisch schädlich wirkt. In Weiden hegern schaden Laive und Käfer. Die Larve schädigt 2 bis mehrjährige Ruten; liegt sie in Stecklingen, so können infolge ihres Fraßes die jungen Loden absterben. Der Käfer selbst entwertet durch seinen Fraß an den Rutenspitzen das einjährige Material. Der Schaden an Weiden ist vorwiegend ein technischer. Begegnung. Rechtzeitiges Unschädlichmachen des erkannten Fraßmaterials durch Verbrennung der ausgeschnittenen, bezw. aus- gehauenen, mit Larven besetzten Hölzer scheint bis jetzt das einzige wirksame Gegenmittel zu sein. Bei hartnäckigem Fraß wird zu anderen Holzarten übergegangen werden müssen. Vorbeugend könnte in Weidenhegern das Einpflanzen der vom Käfer bevorzugten Erle im Sinne eines Lockmittels in Betracht kommen. 4. tiiterfainilie Baitanini. (Fig. 93.) Die einzige in Betracht kommende Gattung HaJaninus-) enthält drei Arten: niicitm L., glandium Marsham und tesselatiis Foiirc, welche, scheints polyphag für Eiche und Hasel, als Larven die Früchte dieser Holzarten befressen und dadurch vernichten. Hieran schließt sich noch Balaninus elephas Gyll. für Zerreiche und Edelkastanie. ^) Nördlinger, Lebensweise von Forstkerfen; Nachträge etc. 1880, S. 19. Der hier mitgeteilte Fall spricht klar für höchstens 1jährige Generation, da der Käfer seiue Eier nur an vorjährige Triebe ablegt. 2) Systematische Übersicht siehe S. 111. 134 II. Buch. Spezielle Forstinsekteukuude. Fig. 93. Balaninus nucum L. Aus Henschel. Das 9, das sich durch viel schlankere und längere Form des an sich schon langen, fadendünnen, stark gebogenen Rüssels kennzeichnet, bohrt im Sommer die halbwüchsige Frucht zur Eiablage an. Die Larve frißt den Samen mehr weniger auf und ist im Herbst erwachsen. Die be- setzten Früchte fallen meist zeitiger als die normalen zu Boden, worauf die Larve sich durch die nunmehr hart gewordene Schale mittels kreis- förmigen Loches hindurchfrißt, um, in den Boden gehend, sich in schleimig ausgeglätteter Höhle zu verpuppen und hier zu überwintern. Der Jung- käfer kommt von Mai, Juni an hervor und ist dann auf seinen Brut- bäumen anzutreffen. Normal ist die Generation einjährig, doch wurde auch Uberjährigkeit mit 2 und mehrjähriger Entwickelungsdauer festge- stellt. Obwohl überall vorkommend, sind doch umfangreiche, hartnäckig andauernde Schädigungen noch nicht bekannt geworden. In einzelnen Jahren wird die Eichel ausbeute beeinträchtigt. Emplind- licher kann der Schaden an der Edelkastanie werden. Zur Begegnung kann allein das rechtzeitige Sammeln und Ver- nichten der zeitlicher abfallenden Früchte in Anwendung kommen. Andere Arten leben: in Obst (B. cerasorum Hbst.) ; iu G allen {B. villosus F. in der Galle von Teras terminalis, B. brassicae F. iu Weidenblattgallen). 5. Uiiterfamilie Spriiigriifsler (Orchestini). Die mittels ihrer verdickten Hinterschenkel springenden, mit einem anfangs senkrecht, dann schief zurückgebogenen Eüssel versehenen, bis 3,5 mm großen Käferchen erscheinen in zahlreichen Arten schon beim ersten Laubausbruch auf verschiedenen Laubholzarten. Am häufigsten und be- kanntesten ist die Lebensweise des Buchenspringrüßlers (Orchestes^) fagi LJ. OrcJiesies fagi L. Jahr N April Mai *^ 3 •-5 < a 02 O S a > o 1^ a «> N Q 1900 1901 + + + + + + + -- •±± + ± + + + + Der in der Bodendecke überwinternde Käfer befrißt von Ende April an die zum Teil noch zusammengefalteten Buchenblätter, die- selben vollständig durchlöchernd. Eiablage alsbald an die Mittelrippe ^) Systematische Übersiclit siehe S. 112. I. Teil. Die Käfer. 135 eines unversehrten, frisch entAvickelten Blattes, meist ein Ei an einem Blatt, seltener in Abständen auch mehrere Eier. Die Larve miniert in der un- g:efähren Richtung- einer Seitenrippe zuerst in schmalem Gang, dann gegen die Spitze in breit platzendem Fraß (Fig. 94). Alles Blattparech5'm wii'd verzehrt, die Oberhäute werden belassen, der Kot wird im Innern abge- lagert. In der Plätzmine tindet nach etwa 3 wöchentlichem Fraß die Verpuppung in besonderem Kokon statt. Nach etwa 10 Tagen ent- schlüpft der J u n g k ä f e r und befrißt nun von Mitte Juni an den ganzen Rest der Saison hindurch in sehi' mannigfaltiger Weise, teils an der Buche bleibend, deren Blätter, sowie die Stiele und Becher der Or-^ Fig. 94. Ofchestes fagi L. Buchenblatt mit Larvenfraß (a) und Käferfraß (b). Aus Nitsche. Fig. 95. Orckestes qiiercus F. Eiclienblatt mit Mine, E Eiablage (links unten vergrößerte MitteMppe mit Ei). Aus Nördlinger. Fruchtansätze, teils schädigt er in der Nachbai'schaft an jungem Obst, an Himbeeren, an Blumenkohl, an jungen Ähren vom Roggen. Erst mit der Herbstkälte geht er ins Winterlager. Seine forstliche Bedeutung beruht auf dreierlei: 1. Benagen der jungen Buchenblätter als Mutterkäfer, 2. Minieren derselben als Larve, 3. Benagen der Fruchtansätze der Buche als Jungkäfer. Bei massenhaftem Auftreten kann er durch Benagen und Minieren der Buchenblätter infolge nachträglicher Bräunung der Blätter Er- scheinungen hervorrufen, die an die Folgen starken Frostes erinnern. Zuwachsverlust ist die Folge. Eingehen von Buchen ist noch nicht bekannt geworden. Der Fraß der Jungkäfer an Fruchtansätzen beein- ;[36 II- Bucli. Spezielle Forstiusekteukuude. trächtigt die Buchelernte. Bucheckern sollen vorzeitig sich öffnen und taub bleiben. Vereinzelt ist schon Massenfraß aufgetreten (insbesondere 187") auf Eugen). Gegenmittel ganz aussichtslos. Orchestes qiiercus L..'^) an allen sommergrünen Eichen, besonders an unterständigen und unterdrückten Bäumen. Käferfraß scheints nicht auffällig. Eiablage tief in die Mittelrippe. Larve frißt eine Strecke lang im Innern der Mittelrippe, dann ähnlich wie O. fagi L. (Fig. 95). Manchmal so zahlreich, daß die Eichen ein gelbscheckiges Aussehen zeigen. Orchestes alni L. hat sich in Holland als erheblicher ITlmeu- schädling-) gezeigt, so daß ältere Stämme völlig entblättert und einige sogar nach 2jährigem Fraß zum Absterben gebracht wurden. Orchestes poptt/i F., auf Pappeln und Weiden;'^) auf letzteren schädlich geworden. Außerdem noch andere zahlreiche Arten auf Eiche, "Weiden, Birke, Ulme. 6. Uiiterfaniilie Blattschaber (Cionini). Nur eine Art, C'iomis fraxini Geer, kommt forstlich und zwar für die Esche iu Betracht, im Süden auch am Ölbaum. Der bis 3,5 mm große, rotbraune, in der Mitte beider Flügeldecken gemeinschaftlich schwarz gefleckte Käfer überwintert in der Bodendecke, Im ersten Frühjahr be- ginnen seine Schädigungen durch Benagen der Knospen. Nach dem Blatt- ausbruch durchlöchert er die jungen Blätter. Eiablage auf der Unterseite der Blätter. Die Larve frißt meist vou unten die Blätter plätzweise aus, die Rippen und die gegenüberliegende Epidermis verschonend. Die Fraßränder bräunen sich, die Blätter werden scheckig, viele vertrocknen. Die Larven sitzen in klebriger Schleimhülle und verpuppen sich in einem tönnchen- artigen Schleimkokon, teils in der Bodendecke, teils am Blatte. Larven- entwickeluüg ca. 14, Puppe ca. 8 Tage dauernd. Mehrere Generationen in einem Sommer. Die forstliche Bedeutung liegt in der Beeinträchtigung des Zu- wachses. (Am Ölbaum durch Vernichtung der Oliveufrüchte schädlich.) 7. ruterfamilie Triebrüfsler (Magdalini). Die Gattung 3Iagdatis^) enthält mehrere, meist blaue und schwarze Arten, welche in Nadel- und Laub holz -Kulturen an 3 — 10jährigen Pflanzen, insbesondere in den Zweigen der Gipfelregion, außerdem in Zweigen älterer Bäume brüten. ') Nördliuger, Lebensweise von Forstkerfen; Stuttgart 1880, S. 20. -) Ritzema-Bos, Beschädigungen von Ulmen durch den Rüsselspring- käfer; Die landw. Versuchs-Stationen XXXIV, 1887, S. 116. ^) V. Thümen, Österr. Forstztg. V, 1887, S. 284. *) Systematische Übersicht siehe S. 112. Eiablage im Frülijalir eiuzelii in die Einde der Triebe. Larven fressen Gänge, teils unter der Binde, teils in die Holzschichten und in die Markröhre eingreifend. Verpuppung in einer napf- förmigen Spliutwiege oder in der Markröhre. Generation e i n j ä h r i g. Über- winterung als Larve oder als Käfer, je nach der Zeit der Ei- ablage und der Larvenentwickelung. Die forstlich bemerkenswerten Arten leben alle an Nadelholz (mehrere landwirtschaftlich schäd- liche Arten in Zweigen von Kir- schen-, Pflaumen-, Apfel-, Quitten- und Mispelbäumen), alle sind zwei- fellos sekundär und schädigen ins- besondere durch ihr geselliges Auf- treten mit und nach anderen Schäd- lingen. Ihre Fraßweise scheint nicht ganz übereinstimmend, die Arten selbst scheinen nicht monophag zu sein. Unsere Kenntnisse sind noch unsicher. Größere Bedeutung kommt ihnen jedoch nicht zu. 3Iagdalis violacea L.. insbe- sondere an 3 — 10 jährigen Kiefern (nach Judeich auch an Fichte). Die Ansichten, ob die Larve sich mehi" peripherisch oder auch in die Markhöhle eindringend entwickele, sind geteilt. An der Kiefer gern in Gemeinschaft mit Pissodes nota- tus. Buprestis quadripunctata u. a. Magdalis phlegmatica Hbsf. in den Gipfeltrieben älterer Fich- tenkulturen.i) Larvengänge im 137 ') In Baden (Mosbach) auch aus Kiefernpflanzen erzogen. Fig. 96. a Magdalis viohu-ea L. Larvengänge, Puppenwiegen und Fluglöcher an Fichte. — b Marjdalis duplicata Germ. Junger Kiefern- zweig mit Larvengängen und Puppenwiegen, zum Teil im Marke. Nat. Gr. Aus Eckstein. 138 II- Bucl). Spezielle Forstinsekteukiinde. Splint bald seicht, bald tief, au einjährigen Trieben bis in die Markröhre eindringend. M. dupUcafa Germ, wurde von Czech^) mit phlegmatica Hbsf. an Fichte (in Begleitung von Grapliolitha paciolana ZU.) sekundär schädigend getroffen. iVuch an Kiefern. Fraßgänge und Puppenwiege bis in die Markröhre gehend (Fig. 96b). M. memnonia Fald. an Kiefern (Seekiefer). M. riifa Germ, mit Fraßgängen bis in die Markröhre, auch in der Krone älterer Kiefern. 8. liiterfamilie Aiithoiiomini. Die Gattung Anthonomus, Blutenstecher, enthält -i Arten, welche in der Obstbaumkultur durch Anstechen der Blütenknospen und Larvenfraß iin Innern der jungen Fruchtknoten erheblichen Schaden an- richten. Eine weitere Art, der Kiefernknospenstecher (A. varians Payk.), ist forstlich bemerkenswert. Der Käfer benagt im Frühjahr die Nadeln und Achsen der Kiefernmaitriebe und legt 1 — 2 Eier in die Terminal- knospe. Die Larve frißt die Knospe mehr weniger aus, so daß diese entweder ganz vertrocknet oder noch einen dürftigen, verkrümmten Trieb entwickelt. Wurde in Rußland durch Lindemann-) als ein die Kiefernnach- wüchse erheblich schädigendes Insekt beobachtet; erzeugt krüppelhaften Wuchs. Die Gattung ßrachonyx enthält nur eine forstliche Art: Br. pineti Payk. Der im Boden überwinternde Käfer legt je 1 Ei an die eben hervor- wachsenden Nadelu der Maitriebe der Kiefer und zwar oberhalb der Nadel- scheide in ein an eine der inneren Nadelflächen genagtes Loch. Die zitronen- gelbe Larve frißt^) im betr. Nadelinuern einen Gang nach unten and nagt sich alsdann zur anderen Nadel des Nadelpaares durch. Verpuppung am unteren Ende des Fraßganges. Der Jungkäfer frißt sich im August mittels runden Loches nach außen. Die befallenen Nadeln bleiben kürzer und werden zuletzt rot. Der Käfer selbst benagt Nadeln und Achsen der Maitriebe. § 5 Familie Cossonidae. Die kleine Familie der Cossoniden, die sich morphologisch insbe- sondere durch die fast ungegliederte Fühlerkeule von den echten Rüssel- käfern (Ciirculioiiidae) unterscheidet, bildet ebensowohl in der äußeren ') Czech. Zentralbl. für das gesamte Forstw. V, 1879, S. 78. '•') Koppen, Die schädlichen Insekten Rußlands, Petersburg 1880. ^) Eckstein, Die Kiefer und ihre tierischen Schädlinge I, BerlinT1893; derselbe, Brachonyx iiidigetia; Zeitschr. f. Forst- u. Jagdw. XXV, 1893, S. 36. I. Teil. Die Käfer. 139 Erscheinung- wie im Bau des Kaumagens und auch in der Lebensweise den Übergang von den echten Rüsselkäfern zu den Borkenkäfern. Die Gattung Rhvncolus enthält Arten, die äußerlich den Hylesiiiinen fast zum Verwechseln ähneln, auch in der Lebensweise mit den Borken- käfern darin übereinstimmen, daß das 9 zur Eiablage selbst ins Innere der Ptlanzenteile eindringt. Allerdings verschmilzt hier im Gegensatz zu den tj'pischen Borkenkäferfraßbildern die Arbeit des Mutterkäfers und diejenige der Larven zu einer nicht unterscheidbaren Fraßmasse; auch bleiben die Mutterkäfer nach Art der Anobien Generationen hindurch im Innern des Holzes. Einheimische Arten der Unterfamilie der Cossonini leben in abge- storbenem Holze und können durch ihre Gänge in bereits verwendetem Holze technisch schädlich werden. Eine eigentlich forstliche Bedeutung kommt ihnen nicht zu. Interessant ist ihr zum Teil verborgenes Auftreten in eingegrabenen Hölzern. So wurde Cossontts parallelopipediis Hbst. im Holze einer 9 Jahre in der Tiefe von etwa 2 m gelegenen Wasserleituugsröhre gefunden, wobei das von den Gängen durchsetzte Holz den Druck des Wassers nicht mehr aushielt. Rhyncoliis ciilinaris Geri)i. wurde von Xitsche') iu Steiukohlen- grubenholz gefunden; die Zernaguugsarbeit vollzog sich hier an 2 m langen, 15 — 20 cm dicken Nadelholzrollen, die 370 m tief unter der Erde gelegen waren. Auch an oberirdischen, längere Zeit liegenden Hölzern (Bauholz) können sich Cossoninen einnisten, so Rhyncohis porcatiis Germ, und tmnconim Germ. Zu den Cossoniden zählen auch als Unterfamilie die Calaudriueu, deren An- gehörige (Calaudra ^ro/mna Z,., der Kornwurm, oryzae L., der Reiskäfer) Schädlinge des aufgespeicherten Getreides sind. § 6. Familie Borkenkäfer (Scolytidae)/"^) Charakter. Das Fehlen eines eigentlichen Rüssels, ciie meist gegliederte Fühlerkeule, die meist drehrunden Fußglieder unterscheiden diese Familie von den vorhergehenden Rhynchophoren. In der Lebensweise sind die meisten Borkenkäfer durch zwei Merkmale von allen anderen Rhynchophoren unterschieden: I. Der 9 Mutterkäfer begibt sich durch besonders genagte Gänge („Muttergänge") zur Eiablage ins Innere der Pflanze. ') Nitsche, Mitteilungen über die durch einen Rüsselkäfer Rhyncohts culinaris Germ, verursachte Beschädigung der Streckenzimmerung iu einer Steinkohlengrube; Thar. forstl. Jahrb. Bd. 4ö, 1. Heft, 1895. S. 121. 2) Eich hoff, Die europäischen Borkenkäfer, 1881 (grundlegendes Werk über Borkenkäfer). — Barbey, Auguste, Les Scolytides. Geneve et Paris 1901 (auch in deutscher Ausgabe). — Trede, Rnd., zurzeit in Prüfening bei Regensburg hat Etiqnetten für Borkenkäfer herausgegeben und kleinere und größere Sammlungen heimischer Borkenkäfer in tadelloser Ausstattung und äußerst preiswert (50 Arten zu 5 Mark) zusammengestellt. 140 n. Buch. Spezielle Forstinsektenkunde. 2. Die Larven „nagen" besondere, von den „Muttergängen" unter- scheidbare „Larvengänge". 1) Beide zusammen bilden das sog. „Fraßbild". Bei polygamen Arten übernimmt das Männchen den ersten Anfang des Fraßbildes, indem es den Einbohrgang und den Begattungs- raum, die sog. „Rammelkammer", fertigt. Die auf solche Weise erzeugten Fraßbilder zeigen eine so große Mannigfaltigkeit im einzelnen, daß es meist viel leichter ist, die zahlreichen Arten der Borkenkäfer nach ihren Fraßbildern als nach den morphologischen Kennzeichen der Käfer selbst zu erkennen und zu bestimmen. Die meisten Arten sind klein, nur wenige erheben sich auf die Länge von etwa 8 mm (Hylesiniis niicans Kug., Touiicus sexdentatiis Boern.), die meisten schwanken um 3 — 4 mm, mehrere sinken auf 1,5 mm und darunter. Fast alle Borkenkäfer sind gleichmäßig schwarz oder braun, kein einziger ist bunt gefärbt, nur vereinzelt treten durch hellere Haare Fleckenzeichnungen hervor (Hylesinus fraxini F., vittatus F.). System.-) Die sichere Unterscheidung der zahlreichen Gattungen, bezw. Untergattungen und Arten (bei uns etwa 70 Arten) ist daher durch die gewöhnlichen Methoden der Lupenuntersuchung nur äußerst schwierig, den meisten Untersuchern sicher unmöglich. Dagegen sichert und erleichtert die mikroskopische Untersuchung, insbesondere der Fühler, außerordentlich die Erkennung der Gattungen und Unter- gattungen, während für die Unterscheidung der Arten ganz besonders die Skulptur der Flügeldecken (Bezahnung, Streifung und Behaarung etc.) in Betracht kommt. Die sichere Gruppierung der Borkenkäfer in Unterfamilien und Gruppen ist noch nicht möglich, da noch zu wenig auf innere morphologische Charaktere geachtet worden ist. Sofern man die Gattung Platypus nicht zu einer besonderen Familie erheben und von den übrigen Borkenkäfern trennen will, was streng genommen geschehen sollte, muß dieselbe als Unterfamilie den übrigen Gattungen entgegengesetzt werden. Innerhalb der letzteren halten wir uns noch an die meist übliche Dreiteilung, obwohl eigentlich weit mehr Abteilungen unterschieden werden müßten. ^) Unter den forstlichen Arten fehlen „Larvengänge" nur bei wenigen Arten der Untergattung Xyleborus. 2) Keitter, Edm., Bestimmungstabelle der Borkenkäfer, Brüuu 1894, Selbstverlag (Hauptwerk). — Escherich, C. u. Gr., Bestimmungstabelle der deutschen forstschädlichen Borkenkäfer; Forstnaturwiss. Ztschr. 1897, 1. Heft (kleinere Auswahl). I. Teil. Die Käfer. 141 Übersicht der Unter familien und Gruppen (Gattungen) der Scolytiden. V Halsschild den Kojjf oben mehr weniger überragend, Augen quer- verlängert abgeflacht, erstes Fußglied kürzer als die folgenden zu- sammen (Fig. 97, 99 u. 101). 1. Uiiterfam. Scolytiiii. 2' Halsschild überragt von oben gesehen den Kopf nur teilweise, 3. Fußglied meist 2 lappig (Fig. 97, 99 u. 100). 3' Flügeldecke nach der Spitze fast gerade verlaufend, Halsschild an den Seiten der Fig. 97. Scolytus in- tricatus RtzJ>. Vordei'- bein stark vergr. Aus Nitsche. Fig. 98. Scolytus ratzeburgii Janson. Stark vergr. Aus Eckstein (nach Heß). Fig. 99. Scolytus multistria- tiis Marsham. (^. Aus Eck- stein (nach Heß). ganzen Länge nach kantig gerundet, Hinterleib vom 2. Segment an steil nach oben abfallend (Fig. 98 u. 106, S. 156). 1. Gruppe Scoltjtides. Einzige Gattung Scolytus (Eccopto- gaster). 3, Flügeldecken an der Spitze steil nach abwärts gebogen, Halsschild an den Seiten abgerundet, nicht durchgehend gerandet, Hinterleibssegraente allmäh- lich nach oben gewendet (Fig. 100, sowie 2 u. 3 S. 162). 2. Gruppe Hylesinides = Gattung Hylesinus i. w. S. 2, Halsschild überragt von oben gesehen meist den ganzen Kopf, 3. Fuß- glied immer zylindrisch, Halsschild vorn meist gekörnelt oder ge- höckert, Flügeldecken hinten häufig vertieft (Absturz), und hier gekörnt oder gezähnt^) (Fig 101 u. 102). 3. Gruppe Tomicnles = Gattung Tomicus i. w. S. Fig. 100. Hyltsmus (Myelophilus) minor Htg. Aus Eckstein (nach R i t z e 111 a - B o s). ^) Vielen Tomicides fehlt jedoch ein Absturz, desgleichen körn- oder zahu artige Skulptur daselbst, die Gruppe läßt sich zurzeit nicht scharf keunzeichüeu. 142 U. Buch. Spezielle Forstinsektenkuucle. 1, HalsschildvordeiTaiul abgestutzt, den Kopf nicht überragend, Augen rundlich, vortretend. 1. Fußglied etwa so lang als die folgenden zusammen (Fig. 103). 2. Uuterfam. Piatypini. Einzige heimische Gattung Platypus. Fig. 102. Tomicus chalcographics L. (^ von der Seite. Aus Eckstein (nach Wachtl). Fig. 101. Tomicus chalcographus L. (^ , -^/i- Aus Eckstein (nach "Wachtl). Fig. 103. Piatypus cylindrus F. A Käfei', B Vorder- bein. Aus Nitsche. Allgemeines. Vorkormnen. Der typischste Charakterzug der Borkenkäfer- biologie ist das fast ausschließliche Innenleben aller Entwickelungs- stadien im Innern der Brutpflanze. Fast nur zum Zwecke des Auf- suchens neuer Brutpflanzen verläßt der Borkenkäfer die für ihn untauglich gewordenen Brutorte, sei es, daß die Mutterkäfer als lang- lebig nach Vollendung ihrer Muttergänge sich aufs neue an anderer Stelle zum Brüten einbohren, sei es, daß die Jungkäfer die alte Brut- pflanze durch besondere „Fluglöcher" verlassen, um an eine neue Brutpflanze anzufliegen. Nur wenige andere Käferfamilien, wie Atiobiiden, Cossojiideii und vielleicht einzelne Cerambyciden (Hylotrupes), zeigen eine ähnliche verborgene Lebensweise mit einem fast ununterbrochenen Aufenthalt im Innern ihrer Brutpflanzen. Die Borkenkäfer sind typische Bewohner holzartiger Gewächse, nur wenige Arten leben im Innern krautartiger Pflanzen (wie Hylastes trifolii und Arten der Untergattung Tliaiiniiirgits), oder in Früchten (wie Coccotrypes dactylipcrda). I. Teil. Die Küfer. 143 Das Austreten aus der Brutpflanze geschieht aus dreifachem Grunde: erstens zum Aufsuchen neuer Brutpflanzen von seiten geschlechtsreifer Käfer, zweitens zum Aufsuchen von Fraßplätzen zum Zwecke der Ernährung, insbesondere von Seiten der noch geschlechtsunreifen Jungkäfer und drittens zum Aufsuchen von Überwinterungsplätzen. Das Aufsuchen neuer Brutpflanzen zum Zwecke der Ei- ablage vollzieht sich öfters in größeren Flügen, welche den Aus- druck „Schwärmen" rechtfertigen. Insbesondere tritt ein solches Schwärmen in Massen auf, wenn nach langer ungünstiger Witterung im Frühjahr hohe Temperaturen eintreten, oder wenn im Sommer eine abnorme Vermehrung Platz gegriffen liat. Das Schwärmen wird durch die Temperatur ausgelöst und diese ist für die ver- schied e n e n A r t e n verschieden. Es lassen sich im großen F r ü h - und Spätschwärmer unterscheiden. Die Frühschwärmer er- scheinen, nachdem die Tageswärme einige Tage 9*^ C. Durchschnitts- temperatur erreicht hat, meist im März, April, ausnahmsweise schon im Februar (z. B. bei Hylesiiiiis piniperda L. 1885, 1899 und 1900). Die Spätschwärmer beginnen ihr Schwärmen erst im April, Mai, im Gebirge oft erst im Juni (so Tomicits actuninatns in der Ebene, Tom. typographiis im Gebirge). Die anschwärmenden Borkenkäfer sind wählerisch in bezug auf ihre Brutorte. Ein feiner Geruchsinn leitet sie bei ihrer Wahl. Sie sind wählerisch in bezug auf Holzart, Sortiment und Ge- sundheitszustand, infolgedessen haben jede Holzart und hier wieder die verschiedenen Baumteile ihre speziellen Borkenkäferarten. Diese Beziehungen sind im allgemeinen konstant, können jedoch auch einzelne Ausnahmen erleiden. In bezug auf die Wahl der Holzart sind zunächst größere Gruppen ausschließlich Laubholzbewohner (so alle Scolytides, die Untergattungen Hylesirius i. e. S., Ernoporus^ Glyptoderes)^ andere ausschließlich Nadelholzbewohner (die Untergattungen Tomicus, Cry- phalus, Polygraphits und andere). Was die einzelnen Arten betrifft, so gibt es nur wenige, die auf Laub- und Nadelholz zugleich vor- kommen, wie Xyleboriis saxeseni Rtzb.; manche sind polyphag an Laub- holz (Xyleborus dispar F., Xyloterus domesticus L.), andere an Nadel- holz (insbesondere Tomicus-Arten), die meisten sind normal m o n o p h a g. In bezug auf das Sortiment und den Baumteil gibt es Unter- gattungen, die nur schwache Sortimente bewohnen, wie (Pt pyo- gen csj^) Carphobonts, Pityophthorus, Cryplialus und Ernoporiis, des- gleichen einzelne Arten anderer Untergattungen (Tomicus voroutzoivi ^) = Tomicus i. e. S. „Bidentatus-Gruppe". 144 II- Buch. Spezielle Forrtinsektenkuncle. Jacobson)] andere Arten leben vorzugsweise unter starker Rinde (Scolvtns ratzeburgi Janson, scolytus F., Myclophilas pinipcrda L., Dendroctonus rnicans Kiig., Hylesinus crenafus F., Tomicus typo- graphus L.); wiederum andere Arten bewohnen die Wurzelregion (insbesondere mehrere Hy las f es- Arten). In bezug auf den Gesundheits- und Saftzustand sind die einen mehr primär, die anderen mehr sekundär. Die Konstanz und die Mannigfaltigkeit des Vorkommens nach Holzart und Sortiment erleichtert aufjerordentlich die Erkennung der Arten, indem dadurch die Zahl der an einem Baumteil normal vor- kommenden Arten mehr weniger eingeschränkt wird. Zieht man hierbei noch die Form des Fraßbildes zu Rate, so bleibt nur selten ein Zweifel darüber, um welche Art es sich handelt, selbst wenn der Borken- käfer nur auf Untergattungszugehörigkeit geprüft worden ist. Die ge- nauere morphologische Artbestimmung ist daher nur in einzelnen Fällen notwendig, in welchen mehrere Arten einer Untergattung an einem Sortiment gesellschaftlich nebeneinander leben, so z. B. in der Wurzelregion der Kiefer (Hylastes ater Payk., opacus Er., atteniia- tus Er., aiignstatiis Hbst.), in den Ästen der Kiefer (Tomicus bidentatus Hbst. und quadridens Htg.), im Holz der Eiche (Xyleborns monographiis F., dryographits Rtzb., dispar F.). Einzelne nahe ver- wandte Arten hausen an den gleichen Sortimenten verschiedener Holzarten, sind gleichsam stellvertretend. So Hylastes ater Payk. an Kiefernwurzeln, Hyl. cunicularis Er. an Fichtenwurzeln, Tomicus bidentatus Hbst. und quadridens Htg. an Kiefernästen, bistripentatus Eiclih. an Krummholzkiefernästen, Pityophthorus lichtensteini Rtzb. und glabratus EicIih. an Kiefernästen, Pit. micrographus Gyll. und exsciilptus Rtzb. an Fichten- (und Tannen-) ästen. Ein ganz besonderes Vorkommnis ist eine Art von Wohnungs- parasitismus, indem eine Art die Muttergänge einer anderen zum Eintritt ins Innere benutzt. Mit einer gewissen Regelmäßigkeit tun dies die Crypturgus-Avten, ausnahmsweise aber auch andere (z. B. Tomicus clialcographus L. bei Tomicus typographus L.). Ernährung. Die Borkenkäfer ernähren sich als Imagines und insbesondere als Larven von Bestandteilen ihrer Fraßpflanzen. Be- züglich der Larvenernährung sind noch manche Fragen zu lösen. Auch die Rindenbrüter, die bald mehr im Bast, bald mehr im Splint fressen, scheinen den Saft ihrer festen Nahrungsteile als wesent- lichen Bestandteil zur Ernährung zu bedürfen. Deshalb entwickeln sie sich langsamer in saftarmem, gar nicht in ausgetrocknetem Materiale. Der Splint scheint nahrungsreicher zu sein, daher sind die Larven- I. Teil. Die Käfer. 145 gänge, welche mehr in den SpUnt eingreifen, kürzer als die mehr im Bast verlaufenden. Besonders deutlich tritt dieser Unterschied bei den nahe verwandten Arten Myelophiliis piiiipcrda L. und minor Htg. hervor; pinipcrda Z., fast gar nicht in den Splint eingreifend, macht sehr lange, minor Htg., tief in den Splint eingreifend, auffallend kurze Larvengänge. Unter den Holzbrütern nehmen die Arten der Untergattung Xyloferits nur sehr wenig feste Nahrung zu sich; bei den meisten J()7^(^o;7/s-Arten hört sogar jegliche Aufnahme von fester Holznahrung auf, die Larven haben nur die Auswahl, sich entweder vom Holzsafte, der an den Wänden der Muttergänge ausschwitzt, oder von den da- selbst angesiedelten Pilzwucherungen zu ernähren. Was die Imagines betrifft, so ernähren sich dieselben zum Teil nach Larvenart; so z. B. viele Jungkäfer, die von den Puppenwiegen aus bis zur Erlangung ihrer Geschlechtsreife nach Larvenart weiter- fressen. Auch die Mutterkäfer scheinen zum Teil zu ihrer Ernährung an den Muttergängen Erweiterungen zu nagen. Bei einzelnen Arten bohren sich die Jungkäfer (und die Mutterkäfer?) zum Ernährungsfraß in normaler Weise an den gewohnten Brutstätten ein (z. B. Tomiciis vorojitzoivi Jocobson), ohne jedoch die Regelmäßigkeit der Brütungs- fraßbilder einzuhalten. Wieder andere Arten machen Gänge, die völlig von den normalen Brutgängen abweichen, wie Hyl. fraxini F. in den sog. „ Eschen rosen". Bekannt ist auch das Einbohren der Myelo- philiis piniperda L. und minor Htg. in den Trieben der Kiefer, der Jungkäfer in den einjährigen, der Mutterkäfer i) auch in vorjährigen, welches nicht des Brütens, sondern der Ernährung halber geschieht. Von besonderem Interesse ist auch der halbäußerliche Fraß mehrerer Hylastcs-h.x\.Q.n an der Rinde junger Nadelhölzer, gleich- falls der Nahrung wegen. Alle diese Fraßerscheinungen, welche zur Ernährung der Imagines dienen, wollen wir als „Ernährungsfraß" zusammenfassen und dem „Brütungsfraß", der zur Eiablage führt, gegenüberstellen. -) Der Ernährungsfraß kann auch die Stätten zur Überwinterung liefern, so bei Tom. vorontzowi Jacobson, Hyles. fraxini F. u. a. Die Überwinterung kann in allen Stadien erfolgen. Werden die Mutterkäfer bei spätem Brütungsfraß von der Kälte überrascht, so verbleiben sie in den normalen Muttergängen, event. in der ') Kuoche, Forstw. Zentralbl. XX, 1900, S. 389. 2) Knoche, 1. c. S. 391, hat erstere Fraßerscheinimgeu „Primärfraß", letztere „Sekundärfraß" genannt, doch sind diese Worte schon zur Bezeichnung anderer Begriffe in Gebrauch, und daher in dem von Knoche gemeinten Sinne irreführend. Nüßlin, Leitfaden der Forstinsektenkunde. 10 146 II- Buch. Spezielle Forstinsektenkunde. Rammelkammer. Dieselbe Art kann als Larve in allen Stadien, als Puppe und als Käfer überwintern (z. B. P. poligraphus L.).^) Ob einzelne Arten oder gar Gattungen (Sco/v/tis) regelmäßig nur in einem Stadium, als Larve oder als Käfer, überwintern, bedarf noch genauerer Nachforschung. Die Überwinterung kann auch in anderen Hölzern als den normalen Brutstätten stattfinden (z. B. bei Tom. curvidciis Germ, unter Buchenrinde, bei Tow. typographus L. unter Tannenrinde). Foftpflanzung. Die Begattung vollzieht sich entweder vor dem Schwärmen an den Geburtsstätten oder nach dem Anschwärmen an oder in den neuen Brutstätten. Der erstere Fall ist nur von Xyleboj'i^s-Arten bekannt, bei welchen das Männchen flugunfähig ist. Der letztere Fall ist der normale. Männchen und Weibchen verlassen im Fluge die Geburtsstätten und beide schwärmen an die neuen Brutstätten an. Die Begattung findet alsdann vor dem Einbohren am Bohrloch oder nach dem Einbohren im Innern, oft in dem erweiterten Anfangsraum der Muttergänge (in der sog. „Rammel- kammer") statt. Erstere Art der Begattung scheint bei den mono- gamen, letztere bei den polygamen Borkenkäfern die Regel zu bilden. Die meisten Borkenkäfer leben monogam (alle Sco/yfits, fast alle Hylesinides, viele Tomicides), mehrere polygam (so die Unter- gattungen Polygraphus und Carphoboms, Tomicus und Piiyophthorus). Die polygamen Arten bauen sog. „Sterngänge", indem die Brutgänge der einzelnen Weibchen von einer „Rammelkammer" ausstrahlen. Sind bloß zwei Weibchen vorhanden, so können die beiden Muttergänge in einer Geraden liegen (z. B. in der Regel bei Tom. typographus L.). Bei den polygamen Arten beginnt das Männchen das Brut- fraßbild, indem es den Einbohrgang und die Rammelkammer nagt. Die nacheinander in die letztere einkriechenden 99'^) werden daselbst begattet und fressen von hier aus ihre Brut- oder Muttergänge. Bei den monogamen Arten scheint das Weibchen die ganze Arbeit des Brutfraßbildes, auch den Einbohrgang, zu machen, oft begattet hier das Männchen von außen das halb eingekrochene Weibchen. Bei anderen monogamen Arten {Hylurgus ligniperda F., Xyloteriis- Arten) scheint die Begattung im Innern der Gänge zu geschehen. Beim Einbohren wählen die Borkenkäfer die dünnsten Rinden- stellen des jeweiligen Baumteiles aus, sie kriechen deshalb gern unter ^) Nüßliu, Fauuist. Zusammenstellung der Borkenkäfer Badens. Forstl.- naturw. Ztschr. 1898, S. 277. 2) Im Gegensatz zu anderen Insekten (z. B. den Nachtfaltern) scheinen hier die 99 durch das cT angelockt zu werden. I. Teil. Die Käfer. 147 Borkenschuppen (Tom. /vpograp/uis L.) oder in Ritzen der Borke (Mycloph. piniperda L., Tom. curvidens Germ.), hier die dünnsten Stellen aufsuchend. Die Einbohrlöcher sind infolgedessen, im Gegen- satz zu den stets direkt nach außen führenden Ausfluglöchern der Jungkäfer, schwer zu finden. Die Borkenkäfer sind entweder Rindenbrüter oder Holz- b r ü t e r. Die Rindenbrüter bohren sich nur durch die Rinde bis aufs Holz ein; Mutter- und Larvengänge verlaufen insbesondere in den kambialen Schichten an der Grenze von Holz und Rinde, bald mehr im Bast, bald mehr im Splint. Die in letzterem Sinne gewählte Klassi- fikation in Bastkäfer (Hylesinidcs) und Splintkäfer (Scolvfidcs) hat wenig Wert, da die einzelnen Arten sich sehr wechselnd verhalten, wie dies z. B. miiwr Htg. und piniperda L. unter den Hylesinides deutlich zeigen. Die Holzbrüter bohren sich mehr weniger tief in das Holz selbst ein; diese Eingangsröhre verläuft meist radial in der Richtung der Markstrahlen. Die Weibchen fressen von der Eingangsröhre abgehend ent- weder „röhrenförmige" oder „plätzförmige" Muttergänge, in welchen die Eier entweder einzeln in besondere Gruben oder haufen- weise zusammen abgelegt werden. Die Eiergruben liegen in den röhrenförmigen Brutgängen in Abständen und zweizeilig angeordnet; jede Grube empfängt ein Ei und wird durch Genagsei gegen das Lumen des Mutterganges zugedeckt. Die auskommenden Larven fressen bei den Rindenbrütern mehr weniger lange, bald mehr gerade, bald gewundene Gänge, die entsprechend dem Wachstum der Larve an Dicke zunehmen und am Ende sich erweitern, woselbst die Verpuppung stattfindet (Puppen- wiege). Sind regelmäßige Eiergruben vorhanden, so liegen auch die Larvengänge in regelmäßigen Abständen und das Fraßbild selbst hat regelmäßige Form. Die Jungkäfer verlassen entweder alsbald ihre Geburtsstätte, indem sie sich von der Puppenwiege aus mittels kreisrunder Flug- löcher direkt nach außen durchbohren, so bei einzelnen Arten als Regel, bei anderen im Falle der Überwinterung als Larven, Puppen oder Jungkäfer, wenn nach Vollendung ihrer Metamorphose günstige Witterung herrscht, oder sie nagen von den Puppenwiegen aus un- regelmäßige Gänge, durch welche sie die Regelmäßigkeit der Fraß- bilder zerstören. Dies tun besonders die Saisonjungkäfer, wenn sie durch ungünstige Witterungsverhältnisse zurückgehalten wurden oder zur Erlangung" ihrer Geschlechtsreife nahrungsbedürftig sind. 10* 148 H^- ß"cli. Spezielle ForstiusektenkuiKle. Bei den Borkenkäfern, welche Plätzgänge nagen, werden die Eier mehr in Haufen abgelegt; die Larven fressen dann öfters dicht in Kolonnen beisammen (Dendr. niicans Kug.)^ infolgedessen keine regelmäßigen Brutfraßbilder entstehen. Die Brutfraßbilder der Riudeiibrüter lassen sich wie folgt klassi- fizieren : 1. Stcriigäuge der polygamen Arten. Hierbei können die ein- zelnen Brutarme entweder gleichmäßig strahlenförmig divergieren (Fig. 104, 5), oder mehr die Quere (Fig. 104, 4b), oder die Längsrichtung (Fig. 104, 3b) einhalten. 2. Doppelte Lotgänge (Fig. 104, 3 a) polygamer (bigamer) Arten, wenn nur 2 $ eingedrungen sind ; sie gehen durch dreiarmige Fraß- bilder in Sterngänge über. 3. Einarmige Lotgänge monogamer Arten (Fig. 104, la). 4. Eiji- und 'zweiarmige Wagegänge (Fig. 104, 2 u. 104, 4a). Bei I. bis 4. sind fast stets regelmäßige Eiergruben vorhanden; die Larvengänge verlaufen anfangs mehr weniger senkrecht auf die Richtung der Muttergänge, können jedoch später erheblich von dieser Richtung abweichen. 5. Plätzgänge mit getrennten Larvengängen (Fig. 104, ib). 6. Plätzgänge mit verschmolzenen unregelmäßigen Larven- gängen (Fig. 127 A S. 176). Die Brutfraßbilder der Holzbrüter lassen sich wie folgt klassi- fizieren : 1. Leitergänge, wenn die Larven kurze, den einzelnen Puppen- wiegen entsprechende Höhlungen ausfressen (Fig. 104, 7). 2. Familiengänge, wenn die Larven gemeinschaftliche Fraß- räume nagen (Fig. 104, 8). 3. Horizontale Gabel gänge ohne Larvenfraß (Fig. 104, 9). 4. Gabelgänge mit nach allen drei Richtungen des Raumes ver- zweigten Brutröhren ohne Larvenfraß (Fig. 104, 10). Nur in den Leitergängen werden die Eier in zweizeilig nach oben und unten angeordnete Eiergruben gelegt, in den Familiengängen sowie in den Gabelgängen findet haufenweise Eiablage in den Brutröhren statt. In den Gabelgängen fehlt jeglicher Larvenfraß fester Holzteile. Bei allen holzbrütenden Borkenkäfern verlassen die Jungkäfer die Geburtsstätte durch die Eingangsröhre des Mutterkäfers. Das einzige Eingangsloch dient auch zum Austritt für sämtliche Nachkommen der Mutterkäfer. Bei den Rindenbrütern gibt es bei einzelnen Arten neben den Einbohr- und Ausfluglöchern noch Löcher längs der Muttergänge, ja I. Teil. Die Käfer, 149 sogar längs der Larvengänge (Tom. proximus Eichh.)\ sie werden „Luftlöcher" genannt und sollen der Ventilation dienen. Fig. 104. Schematische Bratbildertypen von Borkenkäfern. AusNitsche. Siehe Näheres im Text S. 148. (Der kleine aufgesparte Kreis soll das Einbohrloch des Mutterkäfers bedeuten.) Generatiou. Die Generationsfrage ist bei den Borkenkäfern noch nicht aufgeklärt. 150 II- Buch. Spezielle Forstinsekteukimde. In ähnlicher Weise wie bei Hylohiits und Pissodcs sehen wir auch bei vielen Borkenkäfern eine über die ganze Saison sich erstreckende Fortpflanzungsbereitschaft. Ich verweise hier auf eigene^) und insbesondere auf Eichhoffs^) Beobachtungs- daten. Wenn noch am 28. September, ja Mitte Oktober, Arten wie Hyl. ater Payk.^ Tom. sexdentatiis Boern., aciiminatus Gyll.y proxinms Eichh., bidentatus Hbst. aufs neue Eier ablegen, Arten, die im Juli, August desselben Jahres ausgeflogene Saisonjungkäfer gezeitigt hatten, so musste auf mehrfache, wenigstens doppelte Generation geschlossen werden. Erst die Forschungsresultate bei Pissodes-^) hatten die Möglichkeit eröffnet, die späten Brüten der Saison auf die Tätigkeit langlebiger Mutterkäfer zurückzu- führen. Die Frage, wie viele Borkenkäferspezies eine wahre 2. Gene- ration haben, muß bis jetzt als noch unbeantwortet angesehen werden. Zweifellos besteht eine solche bei einer Anzahl von Formen. ^) Die Eiablage der Borkenkäfer weist uns klar darauf hin, daß von zeitlich scharf begrenzten „Schwärmzeiten" nicht die Rede sein kann. Der Mutterkäfer schwärmt im Frühjahr am gleichen Baume zu verschiedenen Zeiten an, wie die verschiedenen Entwickelungs- stadien der Fraßbilder am oberen und unteren Ende eines Baumes deutlich zeigen. Zeitlich noch verschiedener vollzieht sich das An- schwärmen an den verschiedenen Bäumen eines größeren Waldgebietes. Im gleichen Muttergange vollzieht sich wiederum die Eiablage nach und nach, wie die sehr verschiedene Länge und Entwickelung der Larvengänge kund geben. Auf solche Weise müssen also die Individuen der ersten Generation ihre Entwickelung zu erheblich verschiedener Zeit beginnen und vollenden. Nennen wir den Tag, an welchem der i. Mutterkäfer im Frühjahr nach der Überwinterung ein Ei abgelegt hat, T (= Erster Termin), nennen wir die Zeit, welche zwischen dem Anschwärmen des ersten und letzten von der Überwinterung stammenden Mutter- ^) Nüßliu, Zur Vertilgung der Borkeu- und Rüsselkäfer; Allg. Forst- u. Jagdztg. 1883, Maiheft. -) Europäische Borkenkäfer. ^) Nüßliu, Über die Geueratiou der Fortpflanzung der Pissodes- Arten; Forstl.-naturw. Ztschr. 1897, S. 446. '^) Derselbe, Die Generationsfrage bei den Borkenkäfern; Forstw. Zeutral- blatt 1904, S. 1. I. Teil. Die Käfer. 151 käfers verstreicht, S (= Schwärmdauer), so wird der letzte der Mutterkäfer zur Zeit T + S zur Eiablage gelangen. Die Entwickelungsdauer des Einzelindividuums vom Ei bis zum fertigen Jungkäfer (= E) ist wie bei Pissodcs eine relativ kurze, ja noch kürzer als dort, wie nach der Kleinheit der Borkenkäfer a priori zu erwarten gewesen ist. Dieses E kann durch- schnittlich ungefähr auf 2 Monate geschätzt wer- den.^) Die Zeit, welche der einzelne Mutterkäfer gebraucht , um seinen Brutgang zu fertigen und darin nach und nach die Eier abzulegen, also die Legezeit (=L) ist sicherlich sehr ver- schieden und von der Zahl der zu legenden Eier (bezw. der Länge des Muttergangs) ab- hängig, ganz besonders aber auch von der Tem- peratur. Bei plötzlichem Kälterückschlag" im Frühjahr können Fraß- bilder monatelang ohne jegliche Fortschritte bleiben;^) die Eiablage wird dabei einfach so Fig. 105. Bnitbild eines Rindenbrüters mit Muttergang, Larvengängen in verschiedener Ausbildung und Länge, sowie mit Eiergruben. In den Larvengängen jüngere und ältere Larven, Puppen und Jungkäfer. Die Länge E ver- sinnlicht ungefähr die individuelle Entwickelungs- dauer eines Jungkäfers vom Ei bis zum Imago, die Länge L die Legezeit, die ein 9 Mutterkäfer von der Ablage des ersten bis letzten Eies bedarf. Ganz schema- tisch. (Original.) * lange unterbrochen, bis wieder die notwendige höhere Temperatur erreicht worden ist. Die Legezeit für das ganze Fraßbild einer Familie muß bei polygamen ^) Nüßlin, Über normale Schwarmzeiten uiul über Generationsdauer der Borkenkäfer. Allgem. Forst- und Jagdzeituug 1882, S. 73. ^) Derselbe, Über Generation und Fortpflanzung der Pissodes- Arten; Forstl.-naturw. Ztschr. 1897, S. 462, Fussn. Knoche, Beitr. zur Generations- frage der Borkenkäfer; Forstw. Zentralblatt 1900, S. 387. Derselbe, Beitr. zur Generationsfrage der Borkenkäfer; daselbst 1904 (z. Z. noch nicht abge- schlossen). 152 li- Blich. Spezielle Forstinsektenkuude. Arten erheblich länger als bei monogamen sein. Sie ist im einzelnen auf etwa einen Monat geschätzt worden, i) Am schwierigsten ist die Abschätzung des Faktors S. Da die Borkenkäfer bei manchen Arten in allen Stadien überwintern können, sogar als frisch eingebohrte, gerade zur Eiablage bereite Mutterkäfer, aber ebenso auch als Jungkäfer der letzten Saison, so kann S im Einzelfalle mindestens = E sein, d. h. 2 Monate betragen, ja mehr, da noch die Geschlechtsreifung frischer Jungkäfer hinzukommen kann. Da aber auch allerlei Larvenstadien überwintern können, so liegen zwischen dem Anfangs- und dem End-Termin von S die ver- schiedensten Anflugstermine. Wir könuen daher für die erste (eventuell einzige) Generation der Saison die nachfolgenden Formeln aufstellen: Es sind fertig: A^ der erste Jungkäfer der 1. Familie zur Zeit T + E. B^ der letzte Jungkäfer der 1. Familie zur Zeit T + L + E. C^ der letzte Jungkäfer der letzten Familie zur Zeit T -f- vS + L + E. Da zwischen T und T + L der Zahl der Eier und dem Tempo der Eiablage entsprechende Zwischentermine gelegen sind, da ferner zwischen T und T+ S (wegen der ungleichen Metamorphosenzustände der Überwinterung, wegen der verschiedenen Wärmeverhältnisse je nach Höhenlage und Ex- position, wegen wechselnder Temperaturverhältnisse im Frühjahr) ver- schiedene Termine für Anschwärmen und Fortpflanzungsbereitschaft ein- geschaltet werden müssen, so folgt, daß zwischen den Terminen T -|- E und T + E + L + S sehr verschiedene Zeiten der Jungkäferreife ange- nommen werden müssen. Als wichtigstes Resultat dieser theoretischen Abteilung muß angesehen werden, daß zwischen Anfang und Ende der Abwickelung der I. Generation (A^ u. O) fast zu jeder Zeit (potentiell!)^) schwärmende Borkenkäfer angetroffen werden können, teils Mutterkäfer zwischen T und T + S, teils Jungkäfer zwischen T -(- E und T + S + L + E. Setzen wir z. B. mit Rücksicht auf Tom. typograplius L. für: T = 1. Mai, E = 2 Monate, L = 1 Monat, S = 1 Monat, ^) Nüßlin, Über normale Schwarmzeiten und über Generationsdauer der Borkenkäfer. Allgem. Forst- und Jagdzeituug 1882, S. 73. ^) Weuu die Witteruugsverhältuisse günstig uud Brutgelegeuheiteu vor- handen sind. I. Teil. Die Käfer. I53 SO wäre fertig: A^ am 1. Juli. B^ am 1. August, C^ am 1. September. Xelimeii wir S = 2 Monate an, so wäre C^, d. h. der letzte Juug- käfer der ersten Generation, am 1. Oktober fertig. Der letzte Mutterkäfer wäre zur Zeit T + S, also im 1. Fall am 1. Juni, im 2. Fall am 1. Juli fortpöanzungsbereit. Da jedoch, günstige Verhältnisse vorausgesetzt, nachweisbar zwischen Juli und Oktober eierlegende Käfer angetroft'en werden können, bleiben uns nur folgende Annahmen: a) Die Zeit S hat beträchtlich längere Dauer, wobei die Mutter- käfer langlebig die ersten Fraßbilder der Saison verlassen und zu neuem Brüten anschwärmen oder b) die Jungkäfer der Saison werden selbst geschlechtsreif und schreiten zu einer 2. Generation. (Wie schon oben erwähnt, scheinen beide Fälle für die Familie der Borkenkäfer vorzukommen.) Für eine 2. Generation hätten folgende Formeln zu gelten: Es sind fertig: A^ der erste Jungkäfer der 1. Familie zur Zeit T + E + E = T + 2E.i) B"^ der letzte Jungkäfer der 1. Familie zur Zeit T + 2E + L. Setzen wir in diese Formeln die obigen Zeiten, so würde A-, d. h. der erste Jungkäfer der 2. Generation, am 1. September (= 1. Mai + 4 Monate) fertig sein, also gleichzeitig wie der letzte Käfer der 1. Generation. C- würde noch erheblich später entwickelt sein. D ie Gener ationen(lu. 2) können also ineinander übergreifen, und es läßt sich ohne direktes Experiment niemals sagen, ob ein Jungkäfer der Spätsaison von der 1. oder 2. Generation entstamme. Forstliche Bedeutung. Die Borkenkäfer sind teils physio- logisch, teils technisch schädlich. Sie sind vorzugsweise sekundäre Schädlinge. Sie begehren (vor allem die Bewohner des Nadelholzes) mehr weniger stockende Säfte und finden sich daher mit merk- würdiger Sicherheit an kränkelnden und beschädigten Bäumen, an Wind- würfen, Schneebrüchen und an gefällten Stämmen ein. Je schwächer die Sortimente, desto primärer scheint der Charakter der sie bewohnenden Spezies zu sein. Daher wird häufig die Beschädigung der Althölzer durch Borkenkäferspezies der Krone ihren Anfang nehmen. Die Borkenkäfer der Laubhölzer scheinen im allgemeinen mehr primär zu sein. Haben 1) Die Zeit, welche der Jungkäfer braucht, um geschlechtsreif zu werden, is^ hier vernachlässigt worden, unter der Annahme, daß ein ausfliegender Jungkäfer .auch alsbald geschlechtsreif und fortpflauzuugsfähig sei, eine Annahme, die je- doch nur bei einem Teil der Borkenkäfer zutrifft. 154 If- Buch. Spezielle Forstiusektenkuude. die Borkenkäferarten durch geeignete Verhältnisse, welche ihnen gün- stige Brutverhältnisse schufen (Windwurf, Schneebruch, Feuer, Hütten- rauch, Raupenfraß u. a.), ihren eisernen Bestand erheblich vermehren können, so gehen auch die sekundären Arten an vollsaftige Stämme, sie werden, hungrig und brünstig zugleich, aus Not primär. Nicht selten erleiden die zuerst in vollsaftige Nadelholzstämme eindringenden Käfer den Tod durch Ersticken im Harze oder werden doch durch Harzausfluß zum Austreten gezwungen. Durch die Angriffe solcher Pioniere werden jedoch die Bäume allmählich für die nachfolgenden Individuen prä- pariert. Bei allen großen Borkenkäferverheerungen sind völlig ge- sunde Bestände befallen und vernichtet worden. Welchen Umfang Borkenkäferverheerungen anrichten können, dafür sei als ein Beispiel der Fraß des Tom. typographiis L. und seiner Genossen erwähnt, welche 1872 — 1876 im Bayrischen Wald und Böhmerwald zusammen etwa 5 Millionen Festmeter Holz zum Absterben gebracht haben. Gegenmittel. Wie bei den meisten Schädlingen, hat auch bei den Borkenkäfern fast jede große Kalamität ihre Entwickelung durch Vermehrung des autochtonen eisernen Bestandes infolge be- günstigender Umstände desselben genommen, und zwar meist von wenigen Stellen (Herden) aus. Der eiserne Bestand der Borkenkäfer brütet jahraus jahrein in den unterdrückten Stangen und Stämmen, in schlechtwüchsigen Pflanzen, in Windwürfen und Schneebrüchen, in liegen gebliebenem Reisig, in gefällten Stämmen und im aufgeklafterten Holze, zum Teil auch in Stöcken. Wo sich viel solches naturgemäßes Brutmaterial ansammelt, da wächst auch der eiserne Bestand zu steigender Höhe heran. Es kann eine solche Ansammlung ebensowohl durch nach- lässige, unsaubere Wirtschaft, wie durch unverschuldete ungünstige Faktoren (Sturm, Schneebruch u. a.) veranlaßt werden. Vorbeugung. Allen Vorbeugungsmitteln gegen Borkenkäfer- gefahren muß nach Obigem vorangestellt werden: I. Saubere Wirtschaft im Walde, um den eisernen Bestand auf unschädlicher Höhe zu erhalten. StarkeDurchforstungen, Reinigungs- hiebe, Entfernung kränkelnder Pflanzen und Stämme, Schälen oder Beräppeln des Nutzholzes, Verbrennung des Abraums, Anwendung luftiger, sonniger Holzlagerplätze zur raschen Austrocknung der ge- fällten Hölzer sind unerläßliche Forderungen. Es ist hierbei in Betracht zu ziehen, daß einerseits alles be- fallene Material rechtzeitig unschädlich gemacht wird, andererseits das noch nicht befallene Fällungsergebnis wenigstens zum Teil als Lockmittel verwendet und erst nach der Besetzung durch den Borken- käfer unschädlich gemacht wird. I. Teil. Die Käfer. 155 Würde man dem eisernen Bestand zu energisch die Gelegen- heiten zum Brüten in unschädlichem Material entziehen, so wäre eine Besetzung" gesunder Pflanzen zu befürchten. 2. Regelmäßige Untersuchung" der Bestände auf den Stand der Borkenkäfer. Hierbei leisten insbesondere Fangbäume (bezw. zu solchem Zwecke liegen gelassene Stämme der jährlichen Fällungen), die nach Bedarf und zu verschiedenen Zeiten der Saison und an ver- schiedenen Stellen gelegt werden, unentbehrliche Dienste. Sie zeigen aufs deutlichste durch Dichtigkeit und Tempo, in denen sie befallen werden, die Masse des vorhandenen eisernen Bestandes an. Je nach- dem sind neue Fangbäume zu fällen, sowohl zur Kontrolle, dann auch zur Vertilgung". Ganz besonders sorgfältig" müssen die Bestände untersucht werden, wenn die Borkenkäfer schon bedrohlich zugenommen haben. Es sind alsdann intelligentere Holzhauer anzuleiten, welche eine Revision vornehmen und sogleich auch die verdächtigen Hölzer unschädlich machen. Als wichtige Vorbeugungsraittel kommen noch Maßregeln des Waldbaues und der Forsteinrichtung in Betracht. Da die Borken- käfer kränkelndes Material vorziehen, sollen möglichst gesunde Bestände erzogen werden, vor allem durch richtige Wahl der Holzart, in welchem Punkte, meist in guter Absicht, am meisten gefehlt wird. Man soll nicht höher hinauswollen, als es die Verhältnisse des Stand- orts gestatten und sich beschränken auf die längst gesammelten Er- fahrungen und auf die natürlichen heimischen Holzarten. Da die Borkenkäfer vorherrschend monophag sind, vermeide man reine Bestände, insbesondere bei der sehr gefährdeten Fichte; in gleichem Sinne weit ausgedehnte gleichalterige Bestände, wähle also kleine Hiebszüge und Ortswechsel der Schlagflächen. Yertilgung. Das einzige Mittel hierzu sind Fangbäume (Fang- reisig). Dieselben müssen nach Bedürfnis gelegt werden, je nachdem die ganze Saison hindurch. Man legt dieselben besonders an freie Stellen und an Ränder. Liegen sie dem Boden an, so halten sie sich lange fängisch. Nach eigenen und anderen Erfahrungen i) ist in bezug auf das Fängischbleiben kein wesentlicher Unterschied, ob der Baum entastet wird oder nicht. Der ganze Baum zieht alsdann auch die Feinde der Krone an. Als Fangbäume können auch die Hölzer der jährlichen Schläge .benutzt werden. Die Fangbäume sind etwa i^/.t Monate nach ihrer Besetzung zu entrinden; die Rinde und die Äste der Krone sind durch Verbrennung" unschädlich zu machen. ^) Siehe Bargmauu, Allgemeine Forst- uud Jagdztg. 1897, Novemberheft. ]^56 II- Buch. Spezielle Forstinsekteukuiule. I. Uiiterfamilie Seolytini. 1. Gruppe Scolytides. Einzige Gattung Scolytus (Eccoptogaster). Die Scolytus- Alten sind leicht von allen anderen Borkenkäfern durch die oben angegebenen Merkmale zu unterscheiden. Die Gattung enthält ausschließlich Laubholzarten, die ihre Gänge mehr weniger tief in den Splint eingreifen lassen („Splintkäfer"). Die Käfer sind Spätschwärmer und fliegen von Mai bis September. Fast allgemein wurde einjährige Generation angenommen, auch soll die Überwinterung im Stadium der Larve geschehen. Nach neueren Untersuchungen besteht jedoch beim großen Ulmensplintkäfer sicher doppelte Generation. 1) Sie leben monogam, die Zahl der cfcf und $? soll ungefähr gleich sein. Fraßbilder vorherrschend einfache Lotgänge mit sehr zahlreichen, anfangs quer abgehenden, dann oft deutlich strahlenförmigen, zum Teil recht langen Larvengängen. Nur 2 Arten (Sc. iniricatus Rtzb. und carpiui Rtzb.) haben kurze, einarmige Wagegänge mit langen, lotrecht verlaufenden Larvengängen. Als Laubholzborkenkäfer sind die Scolytus- Arien nicht aus- schließlich sekundär, doch gehen sie gern an Fangbäume.. Die bekannteren Arten lassen sich wie folgt durch einfache Merk- male unterscheiden. Gattung Scolytus (Kopf von oben sichtbar, Flügeldecken hinten nicht gewölbt. Bauchprofil vom 2. Segment an aufsteigend). 1' Zweites Bauchsegment ohne Höcker in der Mitte. 2' Flügeldecken mit zweierlei Punktstreifen: Hauptstreifen mit groben, Zwischenstreifen mit feinen Punkten. Größte Arten von 4 — 7 mm. 3' Stirn ohne Längskiel. cT und 9 mit Höcker am 3. und 4. Bauch- segment, 4 — 6 mm. Sc. scolytus F. (geoffroyi Goetze). Fig. 106. Scolytus ratzeburgü janson. Man 3, Stirn mit erhabenem Längskiel, erkennt die Geschlechtsunterschiede von ^^^^ . ^^.^ ^^^^^^ ^^ g ^^^ (5^ und y. Aus Nitsche. Leiste am 4. Bauchsegment, 4,5 bis 7 mm. Sc. ratzebiirgii Janson. 2, Flügeldecken nur mit einer Art Punktstreifen, d. h. Haupt- und Zwischenstreifen ziemlich gleich stark punktiert oder nadelrissig. Kleinere Arten bis 4,5 mm. ^) Nüßlin, Die Geueratiousfrage bei deu Borkeukäferu ; Forstw. Zentral- blatt 1904. S. 6. I. Teil. Die Käfer. 157 3' In Haupt- und Zwischenstreifcn mit deutlichen Punktreilien. Flügel- decken glänzend. 4' Naht bis ül^er die Mitte der Flügeldecken tief gefurcht, 3,5 bis 4,5 mm. Sc. pruni Rtzb. 4, Naht nur um das Schildchen herum eingedrückt, 3 mm. Sc. carpini Rtzb. 3, Flügeldecken zwischen den Hauptstreifen an Stelle der Zwischenstreifen nadelrissig oder querruuzelig, daher matt. 4' Halsschild kürzer als breit, stark glänzend, 3.5—4 mm. Sc. intricatus Rtzb. ^'S- io7. Scoiytus »mi- ' tistriatiis Marsham. 4, Halsschild länger als breit, wenig glänzend, i erster Bauchring, 2 — 2,5 mm. Sc. rttgulositS Rtzb. 2 der starke Dorn des 1, Zweites Bauchsegment mit medianem Höcker, zweiten Bauchringes. ° ' Aus Nitsche. 3 — 3,5 mm. Sc. mtiltistriattis Marsham. Bei der großen Übereinstimmung der Sco/y/ws-Arten in ihi'em Ver- halten genügt zur biologischenGruppierung eine Übersicht der Arten nach ihrem Vorkommen an den verschiedenen Holzarten. A. An Ulmen (Feld- und Flatterulme). Im ganzen leben 5 Arten an Ulmen. Am häufigsten sind bei uns 2 Arten: Der große Ulmensplintkäfer Scol. scolytiis F. (geoffroyi Goetze) und der kleine Ulmensplintkäfer Scol. multistriatus Mars- ham. Beide bewohnen jüngere und ältere Ulmen, sowohl die starke Stammregion, wie die Äste. Von letzteren ausgehend, hat scolytus F. wiederholt nach mehrjährigem Fraß Ulmenalleebäume zum Absterben gebracht (Berlin, Karlsruhe). Oft hausen beide Arten zusammen. Scolytus F. hat dickere und relativ kürzere Lotgänge (Fig. 108 Mitte u. 109A), sowie weniger zahlreiche, in größeren Abständen stehende Larvengänge. Das zierlichere Fraßbild von multistriatus Marsham ist durch den viel schmäleren, relativ längeren Muttergang (Fig. 108 oben und unten u. 109B) und die viel zahlreicheren und dichtstehenden Larvengänge unterschieden. Nächst den beiden genannten Arten ist insbesondere in Öster- reich (Böhmen, 1) Bosnien '2) Scol. laevis'-^) Chap. als Feind derU.lmen, 1) C zech, Ein wenig bekauutei- Ulmeuschädling; Österr. Forstztg. V, 1887, S. 70. 2) Knotek, „Die Bosn.-Herzeg. Borkenkäfer"; in Wissensch. Mitt. aus Bosnien etc. II. Bd., 1894. Derselbe, Beiträge zur Biologie einiger Borkenkäfer aus dem Okkupationsgebiete; Österr. Vierteljahrsschrift für Forstw. 1897, S. 137. 3) Gleichsam ein kleiner Scol. scolytus F., aber fast ohne die gelbliche Stlrnbehaaruno-. 158 II. Buch. Spezielle Forstinsekteukunde. die Kronen von Alleebäumen zum Absterben bringend, bekannt geworden. Seine Fraßbilder, nach Knotek denen von Scol. primi Rtzb. ähnelnd, zeichnen sich durch stiefelartige Anfangsstellen des Fig. 108. Brutbilder des großen imd kleinen Ulmensplintkäfers im Bast. In der Mitte Sc. scolytus Bfc-6. mit dem viel breiteren Muttergang und den spärlicheren Larveugängen, oben und unten Sc. multistriatus Marsham mit etwa gleich langen, aber viel scbuiäleren Muttergängen. Die dichter stehenden Larvengänge sind infolge starker Besetzung des Fraßstückes nicht voll zur Entwickelung gekommen Etwas verkl. Originalphotographie. 4 — 6 cm langen Muttergangs und durch sehr feine und dichtgestellte Larvengänge aus, deren Anfang ganz im Baste gelegen ist, während die Puppenwiegen tief ins Holz gehen. Besonders in den Ästen. Sorgfältiges Aussägen und Vernichten der Äste soll die dem Baum gefahrdrohende Ausdehnung des Fraßes verhindern. I. Teil. Die Käfer. 159 Weitere seltene Arten der Ulme sind Seol. kirscJii Scalitsky und Scol. pyginactis F. Fig. 109. A Brutbild von Scolytus scohjttis F., B solches von Sc. viuUisiriatus Älarsham. Etwas verkl. Originalphotographie. B. An Birken. Einzige Art: Der Birkensplintkäfer/) Scof. rafzcburgii Jaii- son (destructor Rtzb.). Diese dem großen Ulmensplintkäfer ähnliche Art lebt an älteren und jüngeren Birken. Ihre Muttergänge erreichen eine bedeutende Länge (bis lo cm), beginnen mit hakenförmiger Krümmung und sind durch zahlreiche Luftlöcher gekennzeichnet (Fig. iio u. iii). Die Larvengänge gehen von Anfang an tief in den Splint, die Puppen- wiege liegt aber mehr im Bast. Larvengänge sehr zahlreich, sehr dicht und sehr lang. Einer der Mutterkäfer (nach Eichhoff das ö'), nagt quer verlaufende, ebenfalls mit Luftlöchern (Fig. iii) versehene „Ernährunsfseänöe". ^) Pauly. Über die Generation des großen Birkensplintkäfers: Forstl.- iiatnrw. Zeitschr. 1892. 5. u. 6. Heft. 160 II. Bucli. Spezielle Forstiusektenkunde. Der Birkensplintkäfer ist entschieden sekundär und befällt am liebsten kränkelnde Birken, wird aber durch Beschleunigung Fig. 110. Sciihjtiis ratzeburgii Janson. Fraß- tild am Splint einer Birkenrolle. '/.,. Aus Nitsclie. Fig. 111. Scolytus ratzeburgii Janson. Berindete Birkenrolle mit Luftlöchern des Käfers. Die senkrechten Reihen gehören zu den Mutter- gängen, die queren zu Miniergängen. '/j. Aus Nitsche. deren Absterbens einigermaßen schädlich, insbesondere an Alleebirken und im Nordosten, wo Scol. ratzeburgii Janson bis nach Sibirien mit der Birke eine häufisre Erscheinunsr ist. C. An Eichen. Scohjtus intricatiis Rfzb. (An verschiedenen in- und aus- ländischen Arten, ausnahmsweise an Buche und Hopfenbuche.) Der „Eichensplintkäfer" kommt besonders in den Ästen aller Altersklassen, sodann an jungen Eichen auch am Stämmchen selbst vor. Seine Muttergänge sind äußerst kurz (etwa 2 cm lang), ver- laufen quer oder schräg; die längs verlaufenden Larvengänge sind dagegen sehr lang, der ganzen Länge nach in den Splint eingreifend (Fig. 112). Obwohl ursprünglich mehr sekundär, daher auch an ab- I. Teil. Die Käfer. 161 getrennten Ästen brütend, ist er doch schon merkhch schädUch ge- worden. D. Au Hainbuche und Hopfeubuche (ausnahmsweise au Rotbuche). Der H a i n b u c h e n s p 1 i u t k ä f e r (Scolytus carpini Rtzb.). Seine Fraß- bikler ähneln denen von intricatiis Rtzb. zum Verwechseln. Selten und wenig beachtenswert. E. An verschiedeneu Ahoruarten. Der Ahornsplintkäfer (Scolytus aceris Knotek)S) Von Kuotek in Bosnien entdeckt; macht bis 6,5 cm lange „Lotgänge". F. An Obstbäumen, Traubenkirsche, Eberesche und Weißdorn. Zwei Arten: „Der große Obstbaumsplintkäfer" (Scol, priini Rtsb.) (Fig. 113) und „der kleine Obstbaumsplintkäfer-' (Scol. rtigttlosiis Rtzb.). Der kleine zieht die Stein- obstbäume vor. Pnini Rtzb. hat etwa 6 cm, ausnahmsweise bis 12 cm lange Lot- gänge, rugiilosiis Rtzb. nur etwa 3 cm lange. Die Muttergänge des „großen" beginnen mit einer lappigen Fig. 112. Scolytus intricatiis Rtzb. An Eiche. Man erkennt die kurzen queren Muttergänge (a) und au dem schwächeren Sortiment A auch die längsverlaufendeu Larvengänge. A künst- lich erzogenes Brutbild. Aus Nitsche. Fig. 113. Scolytus pruni Rtzb. Fi'aßbild an Eberesche. Aus Nitsche. Ausrandung, die des „kleineu" ohne eine solche. Beide, obwohl kränkelnde 1) Kuotek, „Zwei neue Scolytidae aus dem Okkupationsgebiete"; Wiener entom. Ztff. XL Jahrg., Heft VIIL Nüßlin, Leitfaden aer Forstinsektenkunde. 11 ]^ß2 II- Biicli- Spezielle Forstiusekteukiiude. Bäume vorziehend, schädigen doch erheblich die Obstbäume, der kleine besonders Zwetschgen- und Aprikosenbäume. 2. Gruppe. Hylesinides. Die hier einstweilen noch zusammengefaßten Untergattungen sind . morphologisch und biologisch sehr verschieden. Polygraphiis gehört morphologisch besonders gestellt, Carphoborns schließt sich an die Touiicides an. Die von Reitter aus Hylastes und den bisher zu den Touiicides gezählten Untergattungen Crypturgiis und Thamnurgiis getroffene Ver- einigung zu einer den übrigen Hylesinides ebenbürtigen Gruppe (Hylastini) erscheint bei der nahen Verwandtschaft der Gattung Hy- lastes mit Hyhirgus, Myelophilus u. a. nicht berechtigt. Die Gruppierung der Hylesinides i. o. S. muß vorerst als eine provisorische betrachtet werden. Die Hylesiniden sind zum großen Teil Frühschwärmer mit langer Legezeit, daher Überwinterung in verschiedenen Stadien. Gattung Xylesimis i. w. S. Bestimmimgstab eile der wichtigeren forstlichen Untergattungen und Arten. 1' Fühlerkeule geringelt, 3. Tarsalglied herzförmig verbreitert. 2' Fühlergeißel 7gliedrig. 3' Fühlerkeule zusammengedrückt, verlängert eicheiförmig (s. 1). 4' Ganz schwarz, ohne Schüppchen. Untergattung Hylesinus i. e. S. 5' Fast unbehaart, 4,5 — 5,5 mm lang. H. crenatiis F. 5, Längs der Naht stark und aufrecht behaart, 2,5 mm lang. H. oleiperda F. 4, Gescheckt infolge hellerer Schüppchen, 2 — 3 mm lang. 5' Flügeldecken hinten flach abgerundet, 2,5—3 mm. H.fraxim F. (1 u. 2). i) 5, Flügeldecken hinten steil abgerundet, 2 — 2,5 mm. H. vittafus F. (3). 3, Fühlerkeule stielrund und eiförmig (s. 6). Untergattung Hylastes. 4' Halsschild so lang oder länger als breit, allmählich nach vorn verjüngt (s. 4 u. 5). 5' Größere Arten von 4 — 5 mm. 1) Die Zahlen hinter den einzelnen Arten etc. dieser Bestimmuugstabelle weisen auf die zugehörig uumerierten Abbilduugen hin. Die Figuren 1 — 11, sowie 13. 17 uud 18 aus Nitsche, 12, 14, 15 und 16 Originale. I. Teil. Die Käfer. 163 6' Halsschildränder gerade und parallel. 4 — 5 mm. H. atcr Payk. (4). 6, Halsschildränder abgerundet, 3,5 — 4,5 mm. H. cunicularius Er. (5. u. 6). 5, Kleinere Ai-tcn unter 4 mm. 6' Rüssel ohne Längsrinne oder Iviel, 2,5 — 3 mm. H. opaciis Er. 6, Eiissel mit Längsrinne. 7' Halsschild an der Basis am breitesten, 2 — 2,5 mm. H. attenuatus Er. 7, Halsschild im hinteren Drittel am breitesten, 2,5 bis 3 mm. H. angiistatus Hbst. 4, Halsschild kürzer als breit, vorn plötzlich verengt (s. 7). => e 7 8 9 11 5' Halsschildseiten, dicht und fein punktiert, 4 — 5 mm lang. H. glabratus Zeit. 5, Halsschüdseiten, runzelig punktiert, 3 mm lang. H. pall latus Gvll. (7). 2, Fühlergeißel 6gliedrig. 3' Keule kugelig (s. 8). Untergattung Hyhiryus. Einzige Art. 4—5 mm. H. ligniperda F. (8). 3, Keule eiförmig (s. 9). Untergattung 31yelophilus. 4' Flügeldecken hinten ..Schattenfurchen" infolge Aufhöreus der Behaarung in der 2. Zwischenreihe (s. 10, 2), 4—4,5 mm. M. piniperda L. (9 u. 10). 4, Flügeldecken hinten gewöhnlich, 3,5 — 4 mm. M. minor Htg. (11). 2„ Fühlergeißel 5gliedrig. 3' Fühlerkeule kugelig oder eiförmig, 4 ringelig (s. 12, 14 u. 15). 4' Größte Form von 8—9 mm, Augen vorn nicht ausgeschnitten. Untergattung Dendroctonus. Einzige Art. 8—9 mm. D. micans Ktig. (12 u. 13). 4, Kleine Formen bis 3 mm. 11* 164 II. Buch. Spezielle Forstinsektenkuude. 51 2 — 3 mm laug, Augeu schwach ausgerandet. Untergattung Xylechinvs. Einzige Art. ^- pHosus Rtzb. (14). 5, 1 — 1,5 mm lang, Augen tief nierenförmig ausgerandet. Untergattung CarpJiobortis. C. miiiiuuis F. (15). 3j^ Fühlerkeule länglich mit 8 deutlich getrennten Gliedern (s. 16). Untergattung Phtorophloeus. In Fichte. 1,5 — 2 mm. Plit. spmtdosiis Rey (16). 1, Fühlerkeule ungeringelt, Auge 2 teilig, 3. Tarsalglied zylindrisch, Geißel Sgliedrig. Untergattung Polj/ffrapJiits. 2—2,5 mm. P. poUgraphiis L. (17 u. 18). Biologische Gruppen. A. Laubholz-Hylesinides. Einzig die Untergattung Hylesinns i. e. S. a) An Esche. Drei Arten kommen an Esche vor: der große schwarze EschenkMer fHi/lesinus crenalus F.J,^) der kleine bunte Eschenkäfer (Hi/l. fraxhii F.) und Hyl. olciperda F. Der große schwarze Eschenbastkäfer, Hyl. crenafits F., der auch ausnahmsweise in Eiche-) brütet, liebt besonders die borkige Rinde älterer Eschen. Er ist schon Anfang April (1897 „Kasten- ^) Nitsche, „Über den Fraß von Hylesinns crenatus^^ ; Thar. Forstl. Jahrb. XXXI, 1881, S. 172. 2) Körb er, Hylesinns crenatus; Ztschr. f. Forst.- u. Jagdw. VII, 1875, S. 234. I. Teil. Die Käfer. 165 wörth" bei Karlsruhe), aber ebenso noch in der 2. Augusthälfte (1881 ,.Lußhardf' l)ei Bruchsal) fortptlanzuugsbereit. Seine Muttergänge sind kurze ein- oder doppelarmige Wage- oder Schräggänge von großer Unregelmäßigkeit, aber durch ihre Dicke leicht zu erkennen. Die La rv engäuge verlaufen anfangs in der Längsrichtung, biegen dann die Fig. 114. Hylesimis crenatus F. Esclien- rolle mit Fraßbildern. I normaler zweiarmiger Muttergang (ab) mit sehr langen Larvengängen (c'), welche zum Teil (c") wieder von hinten herumliommen ; II u. III angefangene abnorme Muttergänge. Verlil. Aus Nitsche. Fig. 115. Hylesinus crenatus F. Stark besetzte Eschen- rinde mit dichtgedrängten Fraßbildern. Verkleinei't. Aus Nitsche. äußeren fast quer, die mittleren mehr schräg ab und erreichen liedeutende Länge (Fig. 114). Sie greifen deutlich in den Splint ein, die Puppenwiegen liegen mehr in der Kinde. Oft verlaufen die Larvengänge in buntem WiiTwarr durcheinander (Fig. 115). Über den Grad seiner Schädlichkeit ist noch wenig bekannt. Im „Kastenwörth"' bei Karlsruhe geht er gern an Fangbäume. 166 II. Buch. Spezielle Forstiusektenkiiude. An Hyl. crcnatus F. schließt sich der viel kleinere, ebenfalls schwarze Hyl. ol ei per da F. an, der vorzugsweise mediterran am Ölbaum brütet, aber auch nördlich der Alpen vereinzelt an Esche (und Syriuge) auftritt. Seine Fraßbilder halten die Mitte zwischen crenatus F. und fraxini F., indem sie die Mutter gänge von fraxini F. und die Larven- A B Fig. 116. Hyhsinus oJeiperda F. A normaler zweiarmiger Muttergang mit den langen bogen- förmig verlaufenden Larvengängen und tiefen Eingangslöchern in den Splint, B einarmiger Muttergang mit halbvollendeten Larvengängen. Vi- Originalphotographien. gänge von crenatus F. vereinigen (Fig. 116). Puppen wiegen tief im Holz. Generation bei uns einjährig. Oleiperda F. hat junge Eschen, die an einer vStraße in der Nähe von Karlsruhe gepflanzt worden waren, zum Teil zum A])sterben gebracht^) ^) Nüßlin, Fauuist. Zusammeustellung der Borkenkäfer; Badens. Forstl.- naturw. Ztschr. 1898, 8. Heft, S. 275». I. Teil. Zoologisches. 167 Der kleine bunte Eschenbastkäfer, Hißl. fraxini F., ist einer der häufigsten Borkenkäfer, ein Früh seh wärmer, der etwas nach crenatus F. im April erscheint und lange fortpflanzungsbereit ist. Sein Brutbaum ist bei uns die Esche, im Süden auch Ornus und Ölbaum (ausnahmsweise Akazie und Apfelbaum). Die Esche be- fällt er in jedem Alter, sogar einjährige Loden (Henschel), am liebsten die glatte Rinde schwächerer Stammteile und der Äste älterer Eschen. Er geht gern an Fangbäume, sogar an ältere Spalthölzer, befällt aber auch die oberen Stammteile und die Krone gesunder Eschen. Fig. 117. Hylesinus fraxini F. Normale Fraßbilder in einem stärkeren Sortiment. '/.. Aus N i t s c'h e. Fig. 118. Hyl. fraxini F. Abnorm längsgericlitete Muttergänge in einem scliwachen Aste, '/a- -^^^ Nitsche. Seine Fraßbilder zeigen meist regelmäßige, oft sehr lange doppelarmige Wagegänge (Fig. 117), die an schwachen Sortimenten mehr weniger schräg, selbst lotrecht verlaufen können (Fig. 118). Die Larvengänge sind auffallend kurz, sehr regelmäßig, meist lotrecht, greifen bei schwächerer Rinde tief in den Splint ein, an schwachem Material laufen sie schief, an Loden greifen sie tief in den Holzkörper bis zur Markröhre ein, an dickborkiger Rinde liegen sie fast ganz im Bast. Eine Besonderheit der Spezies ist der Ernährungs- und Überwinterungsfraß der Käfer in den sog. „Rindenrosen" der Esche. Die Käfer fressen dabei kaum 2 cm lange Gänge in der 168 II. Buch. Spezielle Forstiusektenkuude. Rinde, welche an diesen Stellen durch krebsartige Wucherungen reagiert (Fig. 119). Obwohl sekundär, veranlaßt fraxini F. doch nicht selten das Absterben relativ gesunder Eschen. Seine Tätigkeit in der Krone wird oft jahrelang ertragen, mehrt sich aber alljährlich und bringt zuletzt den Baum zum Absterben. Generation scheints einjährig. Fig. 119. Hylesimis fraxini F. Sog. Rindenrosen an Eschen. Ernäh- rungsfraß und Überwinterungs- gänge. Va- Aus Nitsche. Fig. 120. Hyl. vittatus F. Fraßgänge in Ulmen- rinde. '/,. Aus Nitsche. b) An Ulme. An schwachen Sortimenten der Ulme, an bis ca. 6 cm dicken Stämmchen, sowie an Ästen älterer Ulmen brütet Hyl. vittatus F. (und der sehr nahe stehende kraatzi Eichh.). Beide machen doppel- armige Wagegänge, deren Anfänge mehr äußerlich im Bast gelegen sind (Fig. 120). -H»/?. vittatus F. ist ausgesprochener Frühschwärmer (1903 „ Kasten wörth" schon Ende März). Hjßl. vittatus F. ist an Ulmenheistern schon merklich schädlich geworden. i) ^) Schindler, Krankheiten und Feinde der Ulme; Vereinsschr. Böhm. Forstwirte 1861, Heft 39, S. 12. Kritische Blätter 44, 1, S. 218. Nördliuger, Nachträge 1880, S. 26. I. Teil. Die Käfer. 169 Weitere Laiibholzarten an forstlich iudiffereuten Gewächseu sind: Phloeophthorus rhododactylus Marsham (spartii Nördl.) an Besen- pfrieme (SarothaHiniis). Kissophafßiis hederae Schrii. an alten Efen- ranken, Ht/lastes trifolii Müll, an Kleewurzeln. B. Nadclholz-Hylcsinides. 1. Wurzelbrüter. a) An Kiefer. Hierher zählen: Hiflastes atcr Payk., opaais Er., attciuiatiis Er. und angiistatus Hbst., außerdem Hißlurgits ligniperda F. Ihr gemeinsamer biologischer Charakter besteht darin, daß sämtliche Arten in Wurzeln und Wurzelstöcken ihre Entwickelung durchmachen. Von den genannten ist nur Hyl. augusfafus Hbst. auch an Fichte getroffen worden, die anderen leben ausschließlich an Kiefern. Alle brüten normal unter der Rinde von Stöcken und deren Wurzeln, ausnahmsweise auch in der Pfahlwurzel junger Pflanzen.^) Alle zeigen mehr weniger lange, oft unregelmäßige, oft geschwungene Lotgänge mit regelmäßigen Eiergruben und anfangs queren Larven- gängen. In schwächeren Wurzeln kreuzen sich die letzteren wirr durcheinander und verlaufen so dicht, daß die Rinde in einer zu- sammenhängenden Schicht unterwühlt erscheint. Dieser Larvenfraß ist ähnlich wie bei Hy lob ins abictis L. forstlich ganz indifferent. Die wurzelbrütenden Hylesinen zeigen aber außerdem als Käfer Ernährungsfraß, der teilweise schädlich zu wirken vermag. Als Ernährungsfraß ist zunächst das massenhafte Einbohren und kolonnenartige Weiterfressen insbesondere an feucht liegenden Stamm- teilen (Fangbäumen), aber auch an Stöcken zu rechnen. Ganz be- sonders gehört aber hierher der schädliche Fraß an jungen, 2 bis lojährigen Kiefernpflanzen, teils unterirdisch am Wurzelknoten und an der Pfahlwurzel, teils über der Erde in der unteren Region der Stämmchen (Fig. 121). Auch dieser letztere Fraß ähnelt dem ent- sprechenden Fraß des Hylobiits abietis Z., verläuft aber nach Borken- käferart mehr unter der Rinde, in welcher sich der Käfer nach Mög- lichkeit einfrißt, die Fraßränder durch Gänge unterhöhlend. Die wurzelbrütenden Hylesiniden sind Frühschwärmer, die schon im März erscheinen und bis zum September, Oktober fort- pflanzungsbereit sind. Ihre forstliche Bedeutung liegt im Käferfraß in Kulturen. Jüngere Pflanzen gehen ein, ältere kränkeln und fallen anderen Schädlingen zum Opfer. ^) Siehe Judeich-Nitsche S. 455. 170 II. Buch. Spezielle Forstinsektenkiinde. Die Erkennung des Fraßes ist teils durch den welkenden Zu- stand der Pflanzen, teils durch den Harzausfluß an den Fraßstellen und die unterhöhlten grindigen Fraßränder ermöglicht. Gegenmittel. Für die Vor- beugung gilt das gleiche wie bei Hylobius abietis L., dessen Begleiter die wurzelbrütenden Hylesiniden sein können. Wo Rodung der Stöcke und Wurzeln nicht möglich ist, wäre in Anbetracht der kürzeren Lebens- dauer zweijährige Schlagruhe eher am Platze, als bei Hylobius. Da die wurzelbrütenden Hyle- siniden massenhaft in Gräben hinein- fallen, so sind Fanggräben zur Isolierung der Kulturflächen von benachbarten Schlägen für sie ähn- lich wirksam, wie bei Hylobius. An feucht gelegene oder halb ein- gegrabene Ast- und Stammstücke, ebenso an Fangbäume gehen sie sehr gern, teils zum Brüten, teils der Ernährung wegen. Alle wel- kenden Pflanzen sind durch Ver- brennung unschädlich zu machen; die Pflanzen sind womöglich mit Ballen auszuheben, da beim Aus- ziehen die an den Wurzeln fressen- den Käfer leicht zurückbleiben könnten. Von den einzelneu Arten ist ater Payk. weitaus der häufigste und daher schädlichste. Bei ihm läßt sich ganz besonders häufig das kolonnen- weise Einbohren und Fressen (Ernährungsfraß) beobachten, und zwar die ganze Saison hindurch. Am liebsten sucht er hierzu die dem Boden an- liegenden feuchten Stellen der Fangbäume und eingegrabenen Prügel auf. Nebst ater Payk. ist opacus Er. und alsdann attenuatus Er. in Südwest- deutschland verbreitet. Die kleineren brüten gern an schwächeren Wurzeln. Noch wenig- in bezug auf Pflanzeuschädigung ist Hylurgiis Ugniperda F. bekannt; er liebt zum Brüten Stöcke mit starker Borke und macht öfters un- regelmäßig geschwungene, selbst geweihartig verzweigte Gänge. Fig. 121. Hylastes ater PayTt. Ernährungs- fraß an einer jungen Kiefer, '/a- Aus Eckstein. 1. Teil. Die Käfer. 171 Der mehr nördliclie Hylastes angtisiatiis Hbst. ist auch au Fichte, und zwar au Pflauzeu brütend gefuudeu wordeu. b) An Fichte. Hylastes cnniciilarius Er. ist der Stellvertreter des ater Payk. an der Fichte. In der Erscheinung und Größe gleichen sich beide außerordentlich. Auch haben beide gleiche Lot- Muttergänge und gleichlange Fortpflanzungsbereitschaft. Auch in der Biologie, im forstlichen Verhalten und in bezug auf Schädlichkeit und Begegnung gilt das gleiche. Über Hylastes aiigiistafns Hbst. siehe oben. II. Stamm- und Kronenbrüter. I. An Kiefer (auch Weimutskiefer, Seekiefer, Legföhre). Die Untergattung Myclophilus ist biologisch abgeschlossen und enthält Fig. 122. Hylesinus (Myelophilus) piniperda L. Ein Fig. 123. Hyl. (Myelophihis) minor Htg, Stück Kieferiirinde mit Brutbildern, Einbohrlooh Kiefernrolle mit Brutbildern, oben sind. mit krückenförmigem Anfang, Luftlöcher im an der erhaltenen Spiegelrinde die Muttergang. Verkl. Aus Nitsche. durchgefressenen Muttergänge und Fluglöcher, unten die völlig freigelegten Brutbüder zu erkennen. Verkl. Aus Nitsche. 2 Arten, die unter Kiefernrinde brüten und außerdem als Käfer zu ihrer Ernährung i und 2jährige Kieferntriebe aushöhlen. Beide sind Frühschwärmer, besonders M. piniperda L. Beide, morphologisch kaum zu unterscheiden, haben ganz verschiedene Fraß- bilder und bevorzusren verschiedene Sortimente am Baume. 172 II. Buch. Spezielle Forstinsekteiikunde. Der wenig größere, sogen, große Kiefernmarkkäfer oder „Waldgärtner"^ i?/./»/;//)!)^rr/rtZ,.; machteinarmige Lotgänge (Fig. 122) und zieht starkborkige, also untere Stammteile vor; er haust normal besonders an gefälltem oder deutlich kränkelndem stehen- den Holz. Der sog. „kleine Kiefernmarkkäfer", M. minor H fg. macht doppelarmige Wagegänge (Fig. 123), liebt die dünne Blatt er rinde der oberen Stammteile und Äste und ist primärer und mehr an stehendem Holze, als piniperda L. In Kieferntriebe gehen die Imagines beider Arten. M. minor Htg. ist deshalb in bezug auf den Brütungsfraß der forstlich be- deutungsvollere. Gegen beide sind Fangbäume, und zwar besonders zu Anfang der Saison die wirksamsten Gegenmittel, insbesonders gegen pini- perda L. M. piniperda L. ist der bekanntere, der sich infolge seines Fraßes an unteren Stammteilen leichter und früher bemerk- bar macht, als minor Htg., wohl auch der häufigere. Auch erscheint er als allererster Frühschwärmer meist im März (1885, 1899 und 1900 schon im Februar; Karls- ruhe). Seine Einbohrungen verraten sich am stehenden Stamm vor allem durch „Harztrichter", am liegenden besonders durch große rote Bohrmehlhaufen. Der Muttergang beginnt mit einer „Krücke" („Stiefel"), ist sehr verschieden lang, oft gebogen, meist mit einem „Luftloch", oft von festgewordenem Harz inkrustiert und am stehenden Stamm nach oben fortlaufend; er furcht nur unbedeutend den Splint, während die Eiergruben und Larvengänge meist ganz im Bast, die Puppenwiegen oft weit nach außen in der Borke gelegen sind. Die Bäume werden oft so massenhaft angeflogen, daß die einzelnen Larvengänge und Fraßbilder kaum unterschieden werden können. Trotzdem kommen wenigstens an unseren Fangbäumen relativ wenig Jungkäfer zur Ent- wickelung, was zum Teil den unter der Rinde lebenden Feinden, ganz besonders der rosafarbigen Larve von Clcrns formicarius L. zugeschrieben werden dürfte. Fig. 124. Hylesimts (Myelophibis) piniperda L. [minoi' Htg.). Triebzer- störungen durch Ernälirungsfraß. Ein vom Käfer ausgehöhlter Trieb (d aufgeschnitten), c Bohrloch mit Harztrichter. Aus Nitsche. I. Teil. Die Käfer. 173 Die Entwickelung der Jungbrut wird öfter trotz des frühen An- flugs sehr verzögert, da bei starken Wärmerückschlägen jedes Wachs- tum, ja auch die Eiablage unterbrochen wird,^) was außerdem den Gesundheitszustand der Brut ungünstig zu beeinflussen scheint. Der Ernährungsfraß in den Trieben wird teils schon früh- zeitig-) (in diesen Fällen nach Knoche durch langlebige Mutterkäfer), in vorjährigen Trieben, teils später durch Jungkäfer in heurigen Trieben vollzogen (Fig. 124). Die ausgehölten Triebe fallen fast immer zu Boden^ ins- besondere unter dem Einfluß der Oktober- und Novemberstürme. In einzelnen Jahren fallen sie aber schon zu Anfang August in Massen herab. Die heurigen Triebe sind meist bis nahe zur Knospe aus- gehöhlt. Der Käfer war in einer Entfernung von 2 — 5 cm unter der Knospe eingetreten, an welcher Stelle oft ein Harztrichter zum Bohr- loch führt. Zur Überwinterung bohren sich die Mutterkäfer am Fuße alter Stämme unter der Bodendecke bis zum Splint in die Rinde ein (Taschenberg). Bei M. piniperda L. hat der Triebfraß eine weit höhere forstliche Bedeutung als der Larvenfraß. Während der letztere ausgesprochen sekundär ist, M. piniperda L. daher nur in Begleitung, bezw. in der Gefolgschaft anderer feindlicher Faktoren (Windbruch, Schneedruck, Überschwemmung, Waldbrand, Pilzerkrankung, Raupen- fraß, Käferfeinden) gefährlich werden kann, bedeutet der primäre Triebfraß des sehr gemeinen „Waldgärtners" {piniperda) Jahr für Jahr eine mehr weniger erhebliche Gefährdung des Wachstums und der Entwickelung der Kiefernkronen. Diese werden durch zahl- reiche Triebeinbußen deformiert (Fig. 125), insbesondere an den freien Bestandesrändern, sowie an einzelstehenden Bäumen. Die die Baumkronen zustutzende Tätigkeit hat den Käfern den Namen „Waldgärtner" verschafft. Der kleine Kiefernmarkkäfer (M. minor Htg.) verdient den Namen des „Waldgärtners" in gleichem Sinne wie piniperda L. M. minor H/g. schwärmt etwas später. Seine meist doppelarmigen Wagegänge-^) (Fig. 123) liegen meist unter dünner Spiegelrinde ') Siehe darüber die neuesten genauen Mitteilungen E. Knoches. Forstw. Zentralblatt 1904. 2) Nitsche fand schon Mitte Mai solche Einbohrungen. Ähnlich Eck- stein; Österr. Forstzeituug 1890. S. 76. ^) Oft sind diese Muttergänge, besonders in schwachen Sortimenten, sehr abnorm, siehe Milani, Forstl.-naturw. Ztschr. 1893, S. 140. 174 IL Buch. Spezielle Forstiusekteukimde. am Stamm und au den Ästen. Die Muttergänge beginnen mit einem Haken, der die beiden Arme klammerartig zusammenfaßt. Die Larvengänge sind sehr kurz und gehen tief in den Splint, ebenso ihre Puppenwiegen. Die forstliche Bedeutung dieses Rindenfraßes ist weit ernster als bei pinipcrda L., da minor Hfg. gern noch relativ gesundes Holz befällt und allmählich von oben nach unten zum Absterben bringt. Seine tief in den Splint einschneidenden • -T'-'^r" ^'-r"\ii •^%'^ß^;' -\ Fig. 125. Zwei Kiefern mit Kronendeformationen durcli den „AValdgärtner". AusHenscliel. Fraßbilder, insbesondere die oft sehr langen und ineinandergreifenden Muttergänge müssen wie Ringelung wirken und die Saftzirkulation unterbrechen. Sein Fraß ist auch aus diesem Grunde viel gefährlicher als der von piniperda L. Untergattung Carphoboriis. In Deutschland nur C. minimus F. (auch in Schwarzkiefer). Dieser kleinste Hylesinide beginnt im April zu schwärmen und brütet in schwächeren und schwächsten Ästen in den Kronen jüngerer und älterer Stammhölzer, aber auch in jungen Pflanzen. Seine Fraßbilder sind Sterngänge mit 3 — 5 kurzen, bis I. Teil. Die Käfer. 175 3,5 cm messenden Muttergängen, die an dünnen Ästen tief ins Holz einschneiden und in der Längsrichtung verlaufen (Fig. 126). Als Bewohner von sehr schwachen Sortimenten scheint er zum Primärfraß zu neigen, obwohl er auch an gehauene Äste anfliegt. Alt um hält ihn für wesentlich schädlich durch seine Beteiligung im Sinne der Lichtung der Kronen älterer Kiefernbestände. 2. An Fichte. Untergattung Dendrortonus. Einzige Art: „der Riesenbastkäfer", D. viicaiis Kug. Der größte Borkenkäfer. Biologisch sehr eigenartig. Spätschwärmer. Vom Mai bis August fortpflanzungsbereit. Echtes Fichteninsekt, nur ausnahmsweise in Kiefernstangen brütend.^) Am ursprünglichsten ist wohl sein Vorkommen an 20 — 40jährigen Stangenhölzern, und zwar in deren unterster Stammregion, am Wurzelstock, an den zu- tage tretenden Wurzeln, am Stamm bis in Brusthöhe. Außerdem kommt er aber auch höher '^) und an älteren Stämmen vor. ■^) Fälle, in welchen micans einer Stammhöhe von 15 — 20 m sogar den Vorzug-) gab, müssen als Ausnahme betrachtet werden, wohl hervorgerufen durch starke Rindenbeschädigungen in der Gipfelregion infolge Schnee- und Eisbruchs. Der Mutterkäfer bevorzugt zum Einbohren verletzte Rinden- stellen mit Harzaustritt, so Schäl wunden des Wildes, Rindenverletzungen durch Wagenräder, durch Reibung bei Fällung und Beibringung ver- ursachte Schadstellen. Die Muttergänge sind unregelmäßige, bald mehr röhrenförmige, bald plätzförmige Gänge, bald mehr längs-, bald querlaufend (Fig. 127). *) Henschel, Forstentomol. Notizen; Zeutralbl. f. d. gas. Forstw. XI, 1885, S. 534. 2) Glück, Das Auftreten von Hylesimis micans im königl. Forstrev. Xeupfalz (Coblens); Ztschr. f. Forst- u. Jagdw. VIII, 1876, S. 385. 3) So in Herren wies 1881 an einer 120jährigen Fichte von unten bis in die oberen Stammreifioneu. Fig. 126. Hylesinus (Car- phoborus miuimus F. Kiefernzweig mitßrnt- büdern. Vi- Aus Eck- stein. 176 IL Buch. Spezielle Forstiusektenkunde. Die Eiablage findet haufenweise in einem länglichen, an eine Seite des Muttergangs angeschlossenen „Eierlager" statt. Dieses Eier- lager (Fig. 127 Aee) ist zuletzt scharf vom Muttergang dadurch ge- schieden, daß die 50 — 150 Eier bald vereinzelt, bald gruppenweise in ein Nagespänegemengsel eingebettet liegen, das scharf ab- gegrenzt erscheint. Die ausgekrochenen Larven fressen sich vom Eierlager aus in die benachbarten Rindenschichten weiter, und zwar kolonnenweise fortschreitend, dicht nebeneinander bleibend. ihln. Fig. 127. Hylesinus (Dendroctonus) viicans Kurj. A Bnitbild mit begonnenem Larvenfraß. a (punktiert) Bohrloch, b der letztere verschließende ßohrmehlpfropf, cc eigentlicher Mutter- gang, d begonnenes Luftloch, ee Eierlager mit Bohrmehl, ff mit ßohrmehl vollgestopfter LarvenfamUiengang, gg die Front der dichtgedrängt fressenden jungen Larven. B ver- schiedene Formen von Muttergängen. Aus Nitsclie (nach Pauly). Auf diese Weise entstehen zusammenhängende Larvenfraßflächen,, welche durch unverletzte inselartige Baststellen getrennt erscheinen. Mutter- und Larvengänge greifen auch in den Splint ein; die Rinde wird oft so weit nach außen durchfressen, daß die Larvenfraßsteilen stellenweise oberflächlich frei zu liegen kommen. Nach Pauly ,1) dem wir die genauere Erforschung des D. micans- Fraßes verdanken, verschließt der Mutterkäfer (Weibchen ?) den Ein- gang durch einen festen Pfropf von zusammengepreßtem Bohrmehl 1) Borkenkäferstiulieu ; Forstl.-uaturw. Ztschr. 1892, 7., 8. u. 9. Heft. I. Teil. Die Käfer. 177 (künstliche Zucht). Meist sei nur noch ein Mutterkäfer im Mutter- gang zu finden. Öfters werden ein oder zwei „Luftlöcher" genagt. Die Larvenfamiliengänge sollen nur eine Maximaltiefe von 2 mm erreichen. Zuletzt fressen die Larven (Jungkäfer?) in der Umgebung des Larvenfamilienganges weite fingerförmige, verästelte Gänge. Hier liegen später zwischen Fraßmehl eingeschlossen die Jungkäfer, in einem fingerförmigen Gangstück zuweilen 6 — 8 Käfer. Nach Lindemann sollen sich die Jungkäfer an den Geburts- stätten begatten, und Pauly hält es für möglich, daß solche Jung- käfer, ohne auszuschwärmen, in der Nähe ihrer Geburtsstätten neue Brutgänge anlegen. Wenn Paare, wie solches an verletzten Rindenstellen gern geschieht, in nächster Nachbarschaft gruppenweise brüten, so fließen die Fraßbilder ineinander, so daß der Einzelfraß vollständig ver- wirrt wird. Die Erkennung des ;/;/ca;/s-Fraßes wird durch den starken Harzaustritt aus den etwa 3 mm großen Einbohrlöchern leicht ge- macht. Dieses Harz, oft mit Fraßmehl vermischt, erhärtet an der Luft zu weißlichen Klumpen, die Mörtelbrocken gleichen, oder zu großen Harztrichtern. Die forstliche Bedeutung ist eine nicht unerhebliche. Der Käfer ist zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten recht schädlich aufgetreten, so im Erzgebirge, ^) im Harz, ^) in den Rhein- landen. Er ist sowohl im Gebirge wie in der Ebene heimisch. Neuerdings ist sein Erscheinen an verschiedenen Orten ■^) (auch bei Karlsruhe) im Zunehmen begriffen. Bei seiner anfangs eng lokalisierten Fraßweise an Wundstellen können die befallenen Bäume noch längere Zeit am Leben bleiben, gehen aber mit der Ausbreitung des Fraßes sicher zugrunde. Gegenmittel der Vorbeugung sind vor allem in der Ver- meidung von Beschädigungen in der Wurzel- und unteren Stammregion der Fichte gelegen. In dieser Hinsicht ist vielfach der Büschelpflanzung, die gern zu Zwillingsbildungen führt, ungünstiger Einfluß in bezug auf Mt'cai!s-Fra& zur Last gelegt worden. Frühzeitiges Ausschneiden gehäufter Pflanzen würde die Büschelpflanzung un- 1) Stein, Über einige Borkenkäferarten; Thar. Forstl. Jahrb. X, 1854, S. 270. -) Geitel und Genossen, Über Hylesinus micans; Verh. d. Harzer Forst- vereins 1867, S. 13. — Gebbers, Über Hylesinus micans; ebenda 1872, S. 58. 3) Metzger, Forstentomol. Mitteilungen; Müudener Forstl. Hefte XII, 1897, S. 59. Nüßlin, Leitfaden der Forstinsektenkunde. 12 178 II. Buch. Spezielle Forstinsektenkunde. «fl \;^; schädlich erscheinen lassen. Sorgfältige Entfernung aller durch Bringung und Abfuhr oder durch das Wild verletzter Bäume kommt in zweiter Reihe in Betracht. Einzelne wertvolle Bäume, Parkfichten etc., können durch Ausschneiden der gerade begonnenen Fraßstellen und Teeranstrich gerettet, bezw. durch Umhüllung der unteren Stammteile mit einer Schutzschicht auch vor Anflug bewahrt werden. Diese Schutz- schicht wurde durch Mischung von Lehm, Kuh- mist und Rindsblut hergestellt.^) Zur Vertilgung dienen Entfernung der befallenen Hölzer samt Rodung der Stöcke und Wurzeln und Verbrennung des Abraums, sowie Fangbäume. Hylastes glabratus Zeit, (decumamis Er.) (auch au Zirbelkiefer). -) Diese sowohl im Norden (Sibirien) als im höhereu Gebirge (bis 2000 m) vor- kommende Art ist ein ausgesprochener Spät- schwärmer (1903 Herrenwies Anfang Juni). Seine etwa 3 mm breiten, oft geschwungenen, bis 6 cm langen Muttergänge sind Lotgänge, beginnen mit einem Stiefel und liegen fast ganz im Bast. Die sehr dicht gestellten Larvengänge liegen größtenteils im Bast und verschmelzen hier mehr weniger zu einer Fraßmasse, erst das Ende und die Puppenwiegen treten, isoliert uud in den Splint eingegraben, deutlicher hervor. Über die Bedeutung dieses seltenen Käfers ist wenig bekannt. Anfang des 19. Jahrhunderts soll er auf den Höhen des Thüringer Waldes häufig und recht schädlich 3) gewesen sein. Xylechimis pilosus Rtsb. (Mit sehr zarten gelblichen Bortenreihen auf den Flügeldecken.) (Auch in Lärche.) Spätschwärmer. Doppel- armige, in den Splint tief eingeschnittene Wage- gäüge. Ausgesprochen sekundär. Bis jetzt ohne wirtschaftliche Bedeutung. Hat neuestens durch 7\ •l'i m Fig. 128. Phthorophlocus spi- mdosus Bey. Bnitblld an einem Ficlitenzweige. Etwa natüii. Gr. Original- photographie. 1) Vielleicht würde ein Anstrich mit Raupenleim sicherer zum Ziel führen. ^) Henschel, Vagabundagen im Bereich des Insektenlebeus; Zentralbl. f. d. ges. Forstw. VIII, 1882, S. 9. ^) Kellner, Über die im Thüringer Wald vorkommenden Fichtenborken- käfer; Zentralbl. f. d. ges. Forstw. VI, 1880, S. 421. I. Teil. Die Käfer. 179 Milan i^) eiue erschöpfende Bearbeitung- erfahren. Daselbst vorzügliche Ab- bildungen seiner Fraßbilder. Phthovophlocus spintdosiis Rey (rhododactylus MarshamJ, wie pilosus Rtzb. durch die gelblichen Borstenreihen unter allen Fichtenborken- käferii leicht kenntlich, baut tief in den Splint gegrabene doppelarmige Schräggänge. Arme meist ungleich und meist in spitzen Winkel gestellt (Fig. 1281 Insbesondere au Ästen. Bis jetzt ohne forstliche Bedeutung (Karls- ruhe — Rittnert.). c) Polyphag an Nadelholz (Fichte, Kiefern, Tanne und Lärche). Hylastes palliatus Gyll., in erster Reihe in der Fichte lebend, ist aus- gesprochener Früh seh wärm er, der im März, im Gebirge im April ins- besondere schattig und feucht gelegene Hölzer befällt. Sein Mutter- ITC r y^j Fig. 129. Hylastes palliatus Oyll. Zwei junge Brutbilder an FicMe. Die Muttergänge mit deutlichem „Stiefel", die Larvengänge anfangs miteinander verschmolzen, noch kurz. Verkl. Originalphotographie, gang ist ein kurzer, bis 5 cm langer Lotgang mit deutlichem Stiefel, oft gebogen oder schräg gestellt (Fig. 129). Die Eier, wenig zahlreich, werden entweder regelmäßig in Eiergruben, oder reihenweise bis zu 5 Stück in einer Reihe in seitliche Ausbuchtungen des Mutterganges („Eierkammer") abgelegt, 2) im letzteren Fall durch einen Wurmmehl- streifen abgeti'ennt. Die spärlichen Larvengänge verlaufen entweder regelmäßig und deutlich geschieden (in starker Weünutskieferrinde gleicht das Fraßbild dem von Scolyfus scolytits F.), oder sie durchkreuzen ein- ander und verlaufen in verschiedenen Bastschichten, oder sie verschmelzen stellenweise zu Familienfraßplatten. 1) Forstl.-naturw. Zeitschrift VIT. Jahrg. 1898, S. 121. 2) Knotek, 2. Beitrag zur Biologie einiger Borkenkäfer etc.; Österr. Viertel Jahrsschrift für Forstw. 1899. 12* 180 II. Buch. Spezielle Forstinsektenkunde. Fig. 130. Polygraphus poUgraplius L. Brutbilder in FicMeni'inde, an welchen die große Rammelkammer, an einem auch 3 Muttergänge deutlich zu sehen sind. V». Aus Nitsche. H. palliattis Gyll. ist ausgesprochen sekundär, er befällt selbst Bäume, die schon von anderen Borkenkäfer arten verlassen wurden. Über seine forstliche Bedeutung sind die An- sichten getrennt. Sicher ist er seiner Häufigkeit wegen ein häufiger Begleiter primärer Arten, besonders in Fichte. Untergattung Tohjgra- plius. Die Gattung steht durch ungegliederte Fühler- keule, durch das geteilte Auge, das zylindrische 3. Fußglied und die „reifartiga" Be- haarung morphologisch unter den Hylesiniden einzig da. Biologisch ist die Polygamie und infolgedessen der stern- förmige Bau des Fraßbildes mit auffallend großer Eammel- kammer (Fig. 130) der hervor- tretendste Charakter. In Deutsch- land 3 Arten: poligraphus L., subopaeits J. Thoms. und gran- diclava J. Thoms. Sie lassen sich wie folgt zusammenstellen: V Beine (von ausgefärbten Exem- plaren) gelb, Keule mäßig groß. 2' Keule zugespitzt, Halsschild fein und weitläufig punktiert, sehr glänzend, 2 — 2,5 mm. poligraphns L. 2, Keule an der Spitze abge- rundet , Halsschild schüpp- chenartig behaart, fast matt, 1,8 — 2mm. subopaetisT/nns. sehr groß, stumpf zugespitzt, grandiclava J. Thoms. näher bekannt. Fig. 181. Polygraphus poligraphus L. An Fichten- holz. Matt erkennt nur einzelne Bruchstücke von Larvengängen. V2- Aus Nitsche. 1, Beine braun, Tarsen gelb, Fühlerkeule Halsschild wenig glänzend, ca. 3 mm. Forstlich ist nur P. poligraphns L. Spät seh wärm er (April, Mai). Fraßbilder größtenteils in der Rinde, nur die Endstücke der Larvengänge greifen häufig etwas in den Splint ein. I. Teil. Die Käfer. 181 Von der Rammelkammer gehen öfters nur 2 Brutarme ab, wodurch das Fraß- bild öfters als doppelter Wagegang aufgefaßt wurde (Eatze bürg, Judeich, Kitsche). Die Larvengänge laufen meist in sehr verschiedenen Schichten, wodui-ch einzelne abgerissene Stücke auf einer Fläche entstehen (Fig. 131). Puppenwiegen bald ganz im Bast, bald auch im Splint gelegen. Seine forstliche Bedeutung ist insbesondere in jüngeren, 15 bis 40jährigen Fichtenbeständen nicht unerheblich. Bemerkenswerte Schädi- gungen sind aus der Gegend von Aschaffenburg, ^) Nidda 2) und Laubach =^) in Hessen, sowie aus Tharand bekannt geworden. d) An Wacholder, Thujen und Zypressen brütet P/tloeosimis thiijae Perris und bicolor Briill. Beide sind mediterran und machen doppel- armige Läugsgänge. Der erstere ist auch nördlich der Alpen, in Ober- und Niederösterreich, sowie Südwestdeutschlaud gefunden worden. Abbildung der Fraßbilder bei Nördlinger.'') 3. Gruppe Tomicides. Die hier zusammengestellten Untergattungen sind wieder mor- phologisch noch biologisch zusammengehörig. Die Nutzholzborkenkäfer bilden nach beiden Seiten eine Gruppe für sich, Ernoporus und Crypturgtis weichen von Tomicus w^eit ab und zeigen Beziehungen zu Hylesiniden. Gattung Tomicus i. w. S. Bestimmungstabelle der Untergattungen. V Fühlergeißel Sgliedrig (s. 1, 2, 3, 4, 5, 7, 8). 2' Absturz der Flügeldecken mit breitem Eindruck, dessen Eänder wenigstens beim cT gezähnt sind, Keule stark zusammengedrückt mit verschiedener Vorder- und Hinterfläche. 3' Keule auf der vorderen Fläche mit einer Quernaht, auf der hinteren mit 8 Quernähten. Untergattung Tomicus i. e. S.^) (1). Zahlreiche Arten. 8, Keule vorn und hinten mit gleichen Quernähten, cf an dem tief eingedrückten kreisförmigen Absturz mit 2 geraden Zähnen, 9 am Absturz mit Körnchen, 2 — 8,5 mm. Untergattung Xylocleptes (2). Einzige Art. X. bispinus Duft. ') Döbner, Einige Bemerkungen über schädliche Forstinsekten; Allgem. Forst- und Jagdzeitung 1862, S. 275. ^) Joseph, Käferfraß in Oberhesseu; Allgem. Forst- und Jagdzeitung 1878, S. 442. 3) Thum, Käferfraß in der Gegend von Lanbach; ebenda 1885, 8. 24. *) Lebensweise von Forstkerfeu, Nachträge 1880, S. 24. ö) Figur 1 (S. 182) zeigt die hintere Fläche der Keule. 182 II. Buch. Spezielle Forstinsektenkunde. 2, Absturz der Flügeldecken in Form zweier Furchen jederseits der Nalit, Keule durch tiefe Einschnitte beinahe gegliedert, sehr lang- gestreckte kleine Formen, 1,5 — 2 mm. Untergattung Pityophthoriis (3). (5 Arten.) 2„ Hinterende der Flügeldecken ohne Eindruck und ohne Zähne, manchmal abgeflacht und mit Körnchen. 3' Keule langeiförmig, fast drehrund, gegliedert. Kleine gedrungene Formen mit halbkreisförmigem Halsschild, 1,3—2 mm. Untergattung Glyptoderes (4). (4 Arten.) 3^ Keule kurz, rundlich, zusammengedrückt. 4' Augen vorn tief ausgeschnitten (s. 6). 5' Halsschild auf der Scheibe tief und gleichartig punktiert; brüten in krautartigeu Pflanzen uud erzeugen hier galleuartige An- schwelluugen, 1,5 — 3,3 mm. Untergattung Thaninurgus. (5 Arten.) 5, Halsschild vorn deutlich gekörnt oder gehöckert, hinten fein punktiert. Nutzholzborkenkäfer in Laub- und Nadelholz, 1,5 — 4 mm. Untergattung Xyleborus (5, 6). (8 Arten.) 4, Augen am Vorderrand nicht oder kaum ausgerandet (s. 9). 1) Die Figuren 1, 2, 3, 4, 6, 9, 10—14 aus Nitsche, 5, 7 und 8 Originale. 1. Teil. Die Käfer. 183 5' Keule kreisrund, cT hinten mit kreisförmig abgeflachtem Deckenabsturz, 9 mit dichter Stirnhaarbürste. Untergattung Taphronjchus (7). Bei uns nur T. bicolor Hbst. 5, Keule ähnlich wie bei Tomicus, auf beiden Seiten ungleich- artig, vorn mit einer Quernaht, hinten mit 3 Nähten, 1,7 bis 4 mm. Untergattung Dryocoetes^) (8, 9). (5 Arten.) 1, Fühlergeißel 4gliedrig (s. 10, 11, 12). 2' Augen einfach, höchstens etwas -ausgeschnitten. Kleine Formen von 1,3 — 2 mm, Keule geringelt. 3' Quernähte der Keule so herumlaufend, daß sie auf der einen Seite konkav, auf der anderen konvex gegen die Spitze gerichtet sind ; Augen ausgerandet. Untergattung Cryplialus (10). (4 Arten.) 3, Quernähte auf beiden Seiten der ovalen Keule undeutlich und gleich- mäßig konvex gegen die Spitze gerichtet; Augen nicht ausgerandet. Untergattung Ernojmrus (11). (3 Ai'ten.) 2, Augen zweiteilig, Fühlerkeule ohne jegliche Gliederung und ohne Nähte, 2,8 — 3,5 mm. Nutzholzborkenkäfer. Untergattung Xi/foterus (12, 13). (3 Arten.) 1„ Fühlergeißel 2gliedrig, Keule ungeringelt (s. 14). Kleinste Formen, 1 — 1,4 mm. Untergattung Cryptiirgits (14). Bei uns 2 Arten: 2' Kleiner, stark glänzend, schwach behaart. Decken fein punktiert, 1 mm. Cr. pusillits Gyll. 2, Größer, fast ohne Glanz, ziemlich stark behaart, Streifenpunkte breit, 1,2—1,4 mm. Cr. cinereiis Hbst. Biologische Gruppen. I. Rindenbrüter. A. Nadelholzarten. Während die Scolytides ausschließlich Laubholzborkenkäfer sind, die Hylesinides in der Gattung Hylesimis noch sehr bemerkenswerte ') Fig. 8 a Vorderseite, b Hinterseite. 184 II. Buch. Spezielle Forstinsektenkunde. Laubholzschädlinge enthalten, sind bei den rindenbrütenden Tomicides die Laubholzarten ohne jegliche forstliche Bedeutung, weshalb wir mit den Nadelholzbewohnern beginnen und die Laubholzarten ganz kurz behandeln werden. Unter den ersteren steht die Untergattung Tomictis als wichtigste obenan. Untergattung Toniicus i. e. S. Die zahlreichen wichtigen Arten sollen zunächst in drei morphologische Gruppen gesondert werden, die wir nach repräsentierenden Arten benennen wollen. 1. Typographus-Gruppe. Größte Spezies von 3 — 8 mm; Absturz schräg, oft nahezu die halbe Länge der Flügeldecken erreichend, breit und tief. Zähne bei cf und $ kräftig entwickelt. Gestauchte Formen, Decken nur wenig länger als das Halsschild. 1' Absturz jederseits mit 6 Zähnen, 4. am längsten, 5,5 — 8 mm. sexdeiitatiis Boern. (stenographiis Duft.) (1). 1, Absturz jederseits mit 4 Zähnen, 3. am längsten (2). 2' Absturz matt seifenglänzend, undeutlich punktiert, 4,5 — 5,5 mm. typographus L (2). 2, Absturz stark lackglänzend, tief punktiert. 3' 4 — 4,5 mm, sparsam behaart. amitinits Eichh. 3, 4,6 — 5,5 mm, dicht und lang behaart. cemhrae Heer. 1„ Absturz jederseits mit 3 Zähnen, 3. am stärksten bei cT zweizackig, 3 — 3,7 mm. acuminatus Gyll. (3 cT u. $). a) An Fichte (ausnahmsweise an Kiefer ^j und Lärche). Der acht- zähnige große Fichtenborkenkäfer oder „Buchdrucker", Tom. typographus L. Der treue Begleiter der Fichte von Lappland bis zu den Alpen, sowohl im Mittelgebirge als in der Ebene (Ostpreußen). Spätschwärmer; April, Mai, Anfang Juni. ^) Stein, Bostrychus typographus mit Hylesimis piniperda uud minor. iu Kiefern; Thar. forstl. Jahrb. 1854, S. 270. — Pauly, Über einen Zuchtversuch mit Bostrydms typographus an Föhre; Forstl.-naturw. Ztschr. 1894, S. 376. I. Teil. Die Käfer. 185 Bevorzugt die borkige Rinde stärkerer Fichten, findet sich normal^) in Fichten von 70 Jahren und darüber, geht aber auch bei Mangel, an glatte Rinde und Stangenhölzer. Er bohrt sich zwischen Rinden- ritzen und unter Rindenschuppen fast unbemerkbar hindurch, wirft da- bei große Massen groben braunen Bohrmehls aus, da der Eingang und die Rammelkammer ganz in der Rinde gelegen sind. Die Rammelkammer ist daher normal weder auf der Innenseite des Bastes noch auf dem Splint zu sehen. Meist ist er 2-\v e i b i g , nächstdem 3- w c i b i g , meist ist da- her sein Muttergang ein doppelter Lotgang (Fig. 132), nächstdem ein 3 armiger Längsgang. Seltener sind mehr- armige Stern- oder ein- armige Lotgänge. Die Eiergruben, 30 — 50 pro Brutarm, werden in weiten Ab- ständen angelegt, daher die Larvengänge weit voneinander abstehen. Diese sind auffallend kurz, 5 — IG cm lang, und verbreitern sich rasch (Fig. 132). (Die Larven- gänge des typographus in Kiefern beim Zucht- versuch Paulys waren lang, allmählich ver- breitert, piiiiperda-öhn- lich.) Auch die Puppen- wiege ist sehr breit, oft eckig. Die Muttergänge mit einigen Luftlöchern. Die Bäume werden meist z u e r s t in den oberen Regionen des borkigen Stammteils, von da alsdann abwärts weiter- schreitend beflogen. Die Entwicklung des Jungkäfers währt je nach der Temperatur 6 — 13 Wochen, da anhaltend kühle Witterung (Rück- schläge im Mai und Juni) die Entwickelung hemmt. Die mögliche Fortpflanzungsbereitschaft vom April, Mai bis September ist eine 1) Eichhoff (Die europ. Borkenkäfer, S. 226) hat iu der Eifel. wo 1850 bis 1860 in größerem Umfang nur jüngere Fichtenbestäude waren, vergeblich nach T. typographus L. gesucht. Fig. 132. Tomicus typographus L. Rindenstiick mit Brut- bildern. Man sieht in den Muttergängen die Luftlöcher; die Rammelkammern zwischen zwei zusammengehörigen Mnttergängen sind dagegen durch eine Bastschicht ver- deckt. \',. Aus Nitsche. 1^86 II- Bi^ch- Spezielle Forstiusekteukunde. gerade hier feststehende und bei der Bedeutung des typograplms wichtige Tatsache. Typographiis ist sicher sekundär, geht daher mit besonderer Vorliebe rcgehnäßig und sicher an Fangbäume, doch geht er auch ebenso sicher in der Not der Übermehrung an gesundes Material. Ganz besonders liebt er zum Anflug sonnige, trockene Lagen, be- vorzugt auch entschieden die dort gelegten Fangbäume. Typographus ist wohl die häufigste Fichtenborkenkäferspezies ; sein eiserner Bestand ist meist ein hoher, er ist auch wohl der gefähr- lichste aller Borkenkäfer. Die forstentomologische Literatur verzeichnet deshalb gerade für ihn die häufigsten und zugleich die größten Verheerungen, die je Käferschädlinge in Wäldern verursacht haben. Die von ihm bekannten Verheerungen gehen in frühere Jahrhunderte zurück. So mußten in neuerer Zeit infolge seines Angriff's 1781 — 1783 im Harz 2^/2 Millionen Fichten gehauen werden. Die schlimmsten Verheerungen datieren aus der 2. Hälfte des 19. Jahi'hunderts. Die ostpreußische Borken- käferverheerung währte bis 1862 und folgte sekundär auf einen großen 1854 begonnenen Nonnenfraß. Hier hatte der Borkenkäfer schließlich fast die gleiche Holzmasse zum Absterben gebracht, wie vorher die Nonne. Der große Borkenkäferfraß im Böhmer- und Bayrischen Wald folgte auf große Wind- und Schnee-Brüche infolge der Stürme am 9. November und 7. Dezember 1868. Erst 1870 konnte die Aufarbeitung des gefallenen Holzes beendigt werden. Dann kam der neue Sturm vom 26. und 27. Oktober 1870. Schon 1869 hatte die Massenvermehi-ung begonnen. In den folgenden Jahren konnte durch Arbeiter- und Geldmangel nicht rasch genug aufgearbeitet werden. 1873 zeigten sich allein in 4 Bezü-kshaupt- mannschaften des Böhmerwaldes 104100 ha befallen; hier wurden mit 7000 einheimischen und 1400 auswärts beschafften Arbeitern die Gegeumaßregeln energisch in Angriff' genommen. Erst 1875 konnte die Gefahr als über- wunden betrachtet werden. 300000 Fangbäume waren gefällt worden. Mit 1300000 Gulden Lohnaufwand wurden 2 700000 fm Holz aufbereitet, i) Auch im Bayrischen Walde waren um dieselbe Zeit relativ große Verheerungen. Die Erkennung des Fraßes ist am Einzelbaume meist erst möglich, wenn der Baum zu reagieren begonnen hat: im Frühsommer durch Verfärbung der Krone, die bei höherer Temperatur Mai, Juni rasch rot wird; im Hoch- und Spätsommer durch Verfärben, Auf- blähen, Abfallen der Rinde. *) Judeich-Nitsche S. 515. I. Teil. Die Käfer. 187 Die Gegenmittel sind schon im allgemeinen Teil der Borken- käfer behandelt worden. Wir wiederholen hier: Fangbäume nach Bedarf zum Zweck der Orientierung" (Revision) und Vertilgung. Gegen keinen anderen Borkenkäfer der Fichte sind Fangbäume so Avirksam und so wichtig, als gegen typographus. Tom. aniitiniis Eichh. In erster Reihe an Fichte, oft mit typographus L. zusammen. Im Schwarzwald (Herrenwies) stets gegenüber typograpliits L. in großer Minderheit, in Thüringen kann er dagegen nach Kellner an einzelnen Stämmen sogar die Mehrheit ausmachen. Amitiniis Eichh. geht auch gern an Kiefer, Zirbel-, Krummholzkiefer und Lärche. Es werden ihm deshalb auch jetzt die Vor- kommnisse in Kiefern und Lärchen zugeschrieben, die vor Eichhoffs Artunterscheidung auf typographus bezogen worden waren. Amitiniis geht lieber in die oberen Regionen des Stammes und in die Äste der Krone, am Stamme besonders gern in die Nachbarschaft der Äste. Seine Muttergänge sind enger und kürzer, liegen mehr im Splint; von der Rammelkammer gehen 3 — 7 Stern arme ab, die wesent- lich in der Längsrichtung, je- doch auch mehr weniger schräg • und gebogen verlaufen. Die Luft- löcher sollen zahlreicher als bei typographus sein (Fig. 132 u. 134). In bezug auf die forstliche mittel gilt, soweit unser Wissen reicht, das gleiche wie für typo- graphus. Tom. dtiplicatiis Sahlb. ^= infucatits Eichh. ^jiideichi Kirsch.). Fiim- laud, Ural. Au Fichte, Kiefer, Zirbelkiefer. Fig. 133. Tunücus amitinus Eichh. Junge Brut- bilder mit freigelegter Rammelkammer und erst zum Teil (nahe der Rammelkammer) ent- wickelten Larvengängen. Nahezu nat. Gr. Originalphotographie. Bedeutung und die Gegen- 188 II. Buch. Spezielle Forstiusektenkuude. b) An Lärche und Zirbelkiefer. Tom. cembrae Heer. Diese den beiden vorigen nahe verwandte Art ist für die Lärche ein wichtiger und schädlicher Feind, welcher die- selbe in der Schweiz i) von 400 m bis ins Hochgebirge begleitet und in letzterem auch die Zirbelkiefer bewohnt. Die Fraßbilder sind amitinus- ähnlich, nur von größerem Kaliber; in der Lärche soll er vorwiegend 3 armige Sterngänge machen. c) An Kiefern. Toni, sexdentatus Boern. An Kiefer, Schwarzkiefer, See- kiefer, ausnahmsweise an Fichte. 2) Von Lappland bis zum Mittel- meer. An Kiefern ver- schiedenen Alters, teils unten an borkiger Einde, teils, wie es scheint, vom frühschwärmenden Wald- gärtner verdrängt, oben an Spiegelrinde. Späterer Frühschwärmer, April. Fraßbild mit großer Rammelkammer und etwa 4 mm breiten, bis über 40 cm langen Brutarmen. Larvengänge auffallend kurz mit großen schüsselartigen Puppen- lagern. Seltener 2 armige, meist 3 armige Längs- gänge (Fig. 135). Deut- lich sekundäi". Toui. acuminatus Gyli. An Kiefer (und Schwarzkiefer). Von Lappland bis Sizilien, besonders in Süd- deutschland und Öster- reich. Spätschwärmer (Mai). Unter Spiegelrinde, teils an jungen Kiefern, teils in der Kronenregion älterer Bäume. Fraßbilder sind ^) Keller, Tierische Forstbeschädiguugeu au der Arve; Österr. Forst- zeitung 1890, S. 267. Keller, lusektenschädeu im Gebirgswalde; ebenda 1885, S. 289. — 2) Neumeister, Mitteilungen über eine Borkeukäferkalamität in Sachsen; Thar. Jahrb. 1871, S. 292. Fig. 134. Tomicus amitinus Eichh. Rindenstück mit Brut- bildern. Die Muttergänge verlaufen mehr gebogen, ^l-,. Aus Nitsche. I. Teil. Die Käfer. 189 vielarmige Sterngänge mit Rammelkammer, beide tief in den Splint Fig. 135. Tomtciis sexdentatus Boern. A ausgebildete Brutbilder im Kiefernbast. '/g. B Teil derselben Fraßbilder in \', nat. Gr. C Anhang eines Fraßbildes in Fichte (X Einbohrloch). •\. Aus Nit sehe. eingreifend; Eiergruben sehr weit auseinander, Larvengänge daher 190 II. Buch. Spezielle Forstiusektenkuude. weit voneinander abstehend, relativ kurz (Fig. 136 u. 137). Rammel- kammern meist untereinander durch längs oder quer verlaufende Gänse verbunden. Fig. 136. Tomicus acutninatus Gyll. Zwei Fig. 137. Tomicus acuminatus Gyll. Brutbild mit Brutbilder mit begonnenen Muttergängen fast vollendeten Larvengängen; letztere stehen und Eiergruben. Beide hängen durch einen weit voneinander ab. Etwas verkl. Original- Quergang zusammen. Etwas verkleinert. Photographie. Originalphotographie. Mehr primär als die bisherigen Kiefernborkenkäfer, daher auch gefährlicher. Tom.mannsfeldiWachtl. Spezifisch au Schwarzkiefer. In Nieder- österreich, Bosnien,!) Korsika. Fraßbilder acuminatus-'ähnlioh.. 1) Kuotek, ÖsteiT. Vierteljahrsschrift für Forstw. 1899, III. und IV. Heft. I. Teil. Die Käfer. 191 2. Curvidens-Gruppe. Mittlere Spezies von 3 — 4 mm; Absturz steil, fast senkrecht und flach; Zähne beim 9 viel schwächer, Grundtyp 5 oder 4 Zähne ^) jeder- seits; Gestalt mehr gestreckt, besonders die Flügeldecken relativ länger. 1' Nur 4 Zähne, der 4. etwa in der Mitte der Absturzhöhe; 3 — 4 mm. proxiiuus Eichli. (1). 1, 5 Zähne, der 5. etwa im unteren Drittel der Absturzhöhe. 1 2 -) 3 2' 2. Zahn beim cT am stärksten, hakenförmig, oder kolbig verdickt 9 mit langer goldgelber Stirnbürste. 3' 2. Zahn des i/zowi Jakobson. ^) Beim $ sind die Zähne öfters undeutlich, bei sntiiyalis Gyll. lassen sich nur 3 unterscheiden. 2) Fig. 1 Original, 2 u. 3 ans Nitsche. Fig. 2 ist bei Xitsche Riii ctirvidens Germ, bezogen, gehört jedoch nach der fast horizontalen Stellung des 1. Zahnes zu spinidens Reitt. 192 IL Buch. Spezielle Forstiusekteukuude. 2, 2. Zahn in beiden Geschlechtern kurz. 3' Zwischenstreifen mit feinen Punkten weitläufig punktiert, Absturz breit, fast kreisförmig, cT und 9 ziemlich gleich bezahnt, auch Zahn 3 und 4 sehr schwach; 3,5 — 4 mm. laricis F. 3, Zwischenstreifen runzelig punktiert, Absturz schmal, lang-eiförmig, 3 mm. siitiiralis Gyll. a) An Tanne (auch Balsamtanne, Nordmannstanne und Pechtanne). Tom. ciirvidens Germ, (ausnahmsweise an Fichte, Kiefer, Wei- mutskiefer, Lärche. Ceder). Gehört mit der Tanne dem Mittelgebirge an und scheint hier nicht hoch x zu gehen. In Herrenwies, einer Hochmulde von ca. 8oo m fand sich curvidens innerhalb 25 Jahren nur einmal, dagegen etwas tiefer am Westabhang alljährlich; auch Bargmann^) Fig. 139. Ganz junges Brutbild von Tomicus curvidens Genn. Zwei begonnene doppelarmige Wegegänge mit je 1 9 j hängen dui-ch längsverlaufende Eingangs- röhren zusammen. Letztere entspringen vor einem Eingaugsloch und enthalten I (j^. Nat. Gr. Original. Fig. 140. Tomicus curvidens Germ, Tannenrolle mit vollendeten Brutbildern. In der Mitte ein typisches _l förmiges. Vs- Aus Nitsche. hat ähnliches gefunden. Frühschwärmer, schon Anfang April. Hauptsächlich unter stärkerer Rinde. Fraßbilder noch nicht ganz aufgeklärt. Meist paarweise an den langen Eingangsröhren ver- einigte doppelte Wagegänge oder Schräggänge (Fig. 139 u. 140). Seltener einfache Doppelwage- oder Schräggänge oder in größerer Anzahl vereinigte Doppelgänge, wodurch sterngangartige Fraßbilder entstehen. Junge Fraßbilder zeigen nicht selten, daß das aus 2 Wage- gängen vereinigte Fraßbild von einer aus i cf und 2 9 bestehenden, also bigamen Familie genagt worden ist (Fig. 139). Es wäre möglich, daß curvidens bald monogam, bald polygam brütet. Bargmann^) hält ihn für monogam. 1) Bargmann, Allgem. Forst- und Jagdztg. 1897, S. 382. I. Teil. Die Käfer. 193 Cttrvidciis ist bis Oktober fortpflanzungsbereit. Er ist relativ primär, bei ihm ist schon wiederholt der vergebliche Anflug^) an gesunden Tannen beobachtet worden, wobei die Käfer dem heraus- quellenden Harz entflohen oder von ihm erstickt worden waren. Das Harz vertrocknete außerhalb in Tränen und ließ die Tanne wie mit Kalk bespritzt erscheinen. Curvidetis befällt gern Einzelstämme und verbreitet sich von da horstweise weiter. .Er befällt besonders gern NO- und NW- Hänge (Barg mann).-) In Südwestdeutsch- land sind schon wiederholt erhebliche Be- schädigungen durch ihn veranlaßt worden. Ganz besonders bemerkenswert sind die Mitteilungen Bargmanns über die Ver- heerungen des Curvideus im Oberelsaß.-) Tom. vorontzowi Jakobson, der kleinere Tannenborkenkäfer, bewohnt insbesondere die dünnere Rinde der oberen Stamm- und Kronenregion. Sein Fraßbild ist deutlich sternförmig (Fig. 141), Eingang und Rammel- kammer wird wie gewöhnlich vom (S^ die Brutarrae werden von den $$ genagt. Im Elsaß,-) Baden und im Osten Europas be- obachtet. Forstliche Bedeutung wie bei curvideus Germ. Tom. spmidens Reift, ist neuerdings von Reitter'^j aufgestellt worden. Mit curvideus und z;oro;//2;ozy/ zusammen, scheints besonders in den oberen Stammpartien. b) Insbesondere an Kiefern (im übrigen mehr polyphag an Nadelholz). Tom. laricis F. (auch an Fichte, Lärche und Tanne). Diese stellenweise (Baden, Niederelbe) ^) sehi- seltene polyphage Art ist ein Spätschwärmer (Mai) und zeigt von seinen Verwandten sehr abweichende Fraßbilder. Der Muttergang besteht Fig. 141. Tomicus vorontzoun Jacobson. Weißtannenast mit Brutbildern. Unten ein fünf- straliliges Brutbild. Die Mutter- gänge verlaufen mehr weniger horizontal und in langer Aus- dehnung herumlaufend. Originalphotographie. 1) Eichlioff, Die eiu-opäischeuBorkeukäfer, S. 247. — Nüßl in, Faiiuistische Zusammenstelhing der Borkenkäfer Badens, Forstl.-naturw. Zeitschr. 1898, S. 282. -) Bargmann, AUgem. Forst- und Jagdztg. 1897, S. 382 u. ff. ^) Über die nächsten Verwandten von Ips. (Tomicus) airvidens Germ.; Wien. Ent. Ztg. 1897, S. 243. *) Hagedorn, Die Borkenkäfer der Niedereibfauna; Naturw. Zeitschrift für Land- und Forstwirtschaft 1903, 4. Heft. Nüßlin, Leitfaden der Forstinsektenkunde. 13 194 il. Buch. Spezielle Forstiüsekteukuiide. aus einem kurzem, oft mit Stiefelknickuug begiuuendeu, vereinzelt verästelten Längs- oder Schrägg-ang, in welchem die Eier haufenweise abgelegt werden. Die Larven fressen Familiengänge, die in einer oder in mehreren öfter verzweigten Fronten fortschreiten (Fig. 142). Eich- hoff nennt laricis monogam, Nörd- linger hat unter seinen Fraßbildern i) eines mit 5 eingezeichneten Käfern, das ebensowohl als poh^garaer Brutfraß, wie als Eruährungsfraß gedeutet werden könnte. Laricis F. ist ausgesprochen sekundär, oft in Cxemeinschaft mit an- deren Arten. Tom. suturalis Gyll. An Kiefern (auch an Schwarz- und Zirbelkiefer und Fichte). Spätschwärmer, Mai. Be- vorzugt die dünne Rinde, infolgedessen besonders in jüngeren Hölzern und in der Wipfelregion älterer Stämme. Macht polygame Längs-Sterngänge, Eammelkammer oft mit zapfenförmigen Fortsätzen, Brutarme (gegenüber proxi- niits Eiclih.) nicht selten von der Längs- Fig. 142. Tomicus laricis F. Halbschematisclie Zu- sammenstellung von Fraßbildern, a Eierhaufen, b Larven, welche zum Teil Familiengänge machen. Fig. 143. Tomicus proximus Eichh. Einbohrloch schwarz. V2- ^^us Nitsche (nach 3 Muttergänge, einer mit begonnenen N ö r d 1 i u g e r und E i c h h o f f). Larvengängen. \'i. Aus Eckstein. richtung abweichend. Fraßbild, besonders gegen das Ende der Larven- gänge, tiefer in den Splint eingreifend. ^) Lebensweise von Forstkäferu, 1880, S. 29. I. Teil. Die Käfer. 195 Ist auch au etwa 5 jährigen Pflanzen (Schwarzkiefern) brütend^) und die- selben vernichtend gefunden worden. Forstlich wohl bedeutsamer als laricis. Tont, proximus Eichh. An Kiefer (und Fichte, Bosnien). Be- sonders in der oberen Stammregion unter dünner Rinde, weniger in Ästen. Spätschwärmer (Mai) mit acuminatiis Gyll. (in Baden i) und Bosnien)"^) in manchen Jahren zu den häutigen Arten der Spätsaison zählend. Die Fraßbilder ähneln sntitralis Gyll.^ sind aber deutliche Längs- Sterngänge (Fig. 143), oft 3 armige, wie bei typographiis L. Rammel- kammer eng und mit seitlichem Zapfen. Muttergänge oft gewellt, mit meist dichten Eiergruben, tief in den Splint eingesenkt. Larven- gänge sehr dicht, fast ganz im Bast verlaufend, hier oft eine zusammen- hängende Fraßplatte bildend, mit feinen Luftlöchern nach außen. Jungkäfer öfters in geweihartig verzweigten Gängen (Er- nährungsfraß). Tom. erosus Woll. = rectaugttlits Eichh. 3Iediterrau an verschiedeueu Kiefern. Tom. lougicollis Gyll. In ganz Europa an Kiefern, sehr selten. 3. Bidentatus-Gruppe (= Untergattung Pityogenes). Kleinste Spezies, 1,5 — 2,5 mm. cf mit deutlichen Zähnen, 9 ohne eigentliche Zähne und ohne Absturz, statt dessen je eine Furche beider- seits der Naht. 1' Einfarbig, cT stets mit je einem großen Hakenzahn am oberen Eande des fast kreisförmigen Absturzes, 9 mit Furchen ohne Zähne; 1,5 — 2,5 mm. 2i cf ohne weitere Zähne außer den Hakenzähnen, bideiifatus Hbsf. (1). 2.2 d" oberhalb, bezw. vor den Hakenzähuen mit je 1 kleinen stumpfen Zahn. bidenlatiis Hbsf. (var. B.) (2). 1') 2 34 2.3 cf wie bei 2^, aber dazu noch ein kleiner Zahn im unteren Drittel des Absturzes. quadridens Htg. (3). 2^ cf wie bei 2« und dazu den unteren Zahn von 2.,. bistrideutatns Eichh. (4). 1, Zweifarbig, schw^arz und in der hinteren Gegend der Flügeldecken hellkastanienbraun, cf und ? mit Furchen jederseits der Naht an Stelle 1) Nüßlin, Faunistische Zusammenstellung der Borkenkäfer Badens; Forstl.-naturw. Zeitschrift 1898, S. 282. — Judeich- Nitsc he, Lehrbuch, S. 50Ü. ■■*) Kuotek, Beitrag etc.; Österr. Vierteljahrsschrift für Forstw. 1897. ^) Die Figuren 1 — 4 aus Nitsche. 13* 196 IL Buch. Spezielle Forstiusekteukunde. des Absturzes, cf jederseits mit 3 nach oben und innen gerichteten deutlichen Zähneu, 9 mit je 3 sehr schwachen Zähnen; 1,5 — 2 mm. chalcographiis^) L. (Fig. 101 u. 102, S. 142). a) An Kiefern. Tom. bidentatiis Hbst. (auch an Weimutskiefer, Schwarz-, See-, Zwerg- kiefer, ausnahmsweise an Lärche und Fichte). Spät seil wärm er. Be- wolmer der dünnen Spiegelrinde aller Altersklassen, von den Kronen der Althölzer bis zu den 5 jährigen Kulturen. Polygam. 3 — yarmige Stern- gänge. Das ganze Fraßbild tief in den Splint eingegraben. Muttergänge, je nach der Sortimentsstärke, mehr schräg oder (in schwachen Ästen) mehr längs verlaufend. Eiergruben bezw. Larvengänge ziemlich weit von- einander getrennt (Fig. 144). Außerordentlich häufig, relativ primär und daher einer der schäd- lichsten Kiefernborkenkäfer. Seine Be- deutung liegt besonders in zweierlei: 1. ist er ein Kulturschädling, 2. trägt er sehr wesentlich zur Licht- stellung der alten Kiefernbe- stände bei. Kulturschädlich hat er sich so- wohl an Kiefer als an Fichte er- wiesen. So wurden 1872 loooo 7Jährige Kiefern-) von ihm be- fallen, auch an See- und Weimuts- kiefer-Kulturen^) sind erhebliche Schädigungen bekannt geworden. Ein besonders interessanter Fall ist der T?--. ^.A w TA i , XTT, * T5,..,+ ^) DiesB Ai't blldct in der Skulptur Jig. 144. Totntcus hideiifatus Eist. Brut- ■' ^ bilder an einem Kiefernast. Vi- Aus der $ Flügeldecken und in bezug auf die Eckstein. Brutbilder den Übergaug zur Untergattung Pityophthorus. ■'') Taschenberg, Forstw. Insekteukuude, S. 161. 3) AI tum, Forstzoologie III, 1, S. 306. I. Teil. Die Käfer. 197 Fraß an 8 — 9jährigen Fichten,^) welche im Schutz eines älteren Kiefernbestandes erzogen worden waren und von da aus befallen und zur Hälfte vernichtet wurden. Bidentatus geht leicht an ungeästete Fangbäume, des- gleichen an Fangreisig. Tom. quadridens Hfg. Auch in Legföhren und in der sibirischen Fichte. In Lebensweise und Fraßbildern dem bidentatus Hbst. sehr ähnlich. Tom. bistridentatus Eiclili., besonders in Legföhre (Badener Höhe häutig), aber auch in anderen Kiefern. Tom. lipperti Henscliel, iu Aleppokiefer; Dahnatieu. ToiH. pilidens Reitt., in Schwarzkiefer (und Paiizerfölire); Herzegowina, Amasia. lom. atistriacits-) Waclitl. ^= trepaiiatiis Nor dl.). An Ästen der Kiefer und Schwarzkiefer. (Österreich, Stuttgart.) b) An Fichte (ausnahmsweise an Tanne, Kiefer, Weimutskiefer, Zirbelkiefer und Lärche). Tom. chalcographus L. Spätschwärmer, aber nach Eichhoff etwas früher als typographus L., auch nach Pauly^) bei niederer Temperatur als typographus schwärmend. Bevorzugt dünne Rinde, ist daher besonders in Stangen- hölzern und in den Kronen der Althölzer zu finden. Gelegentlich auch in Kulturen (8 — 12jährigen Fichten).*) Polygam. Stern- gänge. Rammelkammer wie bei typographus in den äußeren Bast- schichten gelegen, weshalb die Brutarme auf der Innenfläche des Bastes und auf dem Splint nicht in einem Punkte zusammentreffen (Fig. 145 A u. B). Brutarme radiär, öfters mit Neigung zur Querrichtung, häufig geschwungen. Zahlreiche Larvengänge. Muttergänge wenig in den Splint eingreifend. In bezug auf seine forstliche Bedeutung dürfte sein zeitlicher Vorsprung, sowie sein Vorkommen an schwachen Sortimenten und die dadurch ermöglichte Hinneigung zum Primär- fraß, sowie seine große Häufigkeit ins Gewicht fallen. Durch alles dieses ist er zum Vorgänger des typographus L. bei Verheerungen ^) Hartig, 5., bideus in Fichten; Ztschr. f. Forst- u. Jagdw. 1870' S. 403. ^) Diese Art ist gleichsam ein chalcographus Z,., das 9 jedoch mit großem, tiefem Stirnloch. ^) Über die Generatiou der Bostrychideu; Allg. Forst- und Jagdztg. 1888, Nov.-Heft. ^) Heu sehe 1, Entomol. Beiträge: Zeutralbl. f. d. ges. Forstw. 1878, S. 11. 198 IL Buch. Spezielle Forstiusektenkunde. prädestiniert. In Wirklichkeit ist er auch bei solchen einer der hauptsächlichsten und regelmäßigsten Begleiter gewesen. Ihm muß deshalb in Fichtenwaldungen neben typographus L. und amitimis Eichli. die größte Aufmerksamkeit zugewendet werden. Durch Fangbäume, die nicht entästet werden sollten, ist er leicht anzulocken. Untergattung Pityophthorus. Diese Gattung bildet morphologisch und biologisch den nächsten Anschluß an die Bideii/a/tis-Grn^\^e der Gattung Toniicits (besonders an clialcograpJnts). Hier wie dort kleine meist schmale Formen Fio'. 145. Tomicus chalcographus L. In FicMe. A eine Rolle in 'ja, B ein Baststück in '-'j. In beiden ist die ßammelkammer, weil mehr in der äußeren Rinde liegend, iinsicMbar. Aus Nitsche. von 1,5 — 2 mm, hier wie dort ein Brüten an schwachen Nadelholz- sortimenten und polygame Sterngänge. Von der für die Gattung Tomicus so typischen Bildung des gezähnten Deckenabsturzes ist bei den cTcT, gleichsam als Rest, der Zustand des weiblichen bidentatus geblieben: schmale Furchung ohne Zähne. Ein besonderes Kenn- zeichen der Gattung sind die gelben Stirnhaare der Weibchen, ähn- lich wie bei curvidens etc. Auch das forstliche Verhalten und die forstliche Bedeutung ist die gleiche wie bei der Bidenlaius-Grum^e. Als Bewohner der Kronenregion jüngerer und älterer Nadelhölzer und jüngerer Pflanzen kommt ihnen ein mehr primärer Charakter zu, der zu recht schädlichem Auftreten führen kann. Die Arten sind zum Teil nicht streng monophag. I. Teil. Die Käfer. 199 Übersicht der Arteu. r Spitze der Flüg-eldeckeii an der Naht winkelig vorgezogen, Formen sehr gestreckt. 2' Außenränder der Furchen von gleicher Höhe wie die Naht und mit ihr gleich stark abfallend, 1,3 mm. P. uiicrographits Gyll. (1). 2, Außenränder der Furchen höher als die Naht und steiler abfallend als die mehr flache Naht; 2 mm. P. exsciilptus Rtzb. (2). 1, Spitze der Flügeldecken stumpf ab- gerundet, Foi-men weniger gestreckt. 2' Furchen mit bürstentragenden Höckerchen; 1,5 — 1,7 mm. 2, Furchen kahl; 1.8 — 2 mm. a) Vorzugsweise an Fichte. Tit. micrographiis Gyll. (Auch an Weisstanne und ausländischen Tannen, an Douglasfichte, an Kiefer und Weimutskiefer.) Spätschwärmer. Sterngänge mit scharf in den Splint (Fig. 146Bb) genagter Eammelkammer und weitläufiger ge- i'j P. lichtensicini Rtzb. P. alabratns Eichh. Kig. 146. Tonücna ynirrogrni)hus Gyll. An Fichte. A vollendetes Brutbild, B Sterngänge mit Ei ergruben. Aus Nitsche. stellten Larvengängen (Gegensatz zu c/ia/cographiis), öfters mit Hinneigung der Brutarme zur horizontalen Richtung (Gegensatz zu bideulafiis). Ist in Fichtenstangenhölzern (im Bad. Forstbezirk Gengen- bach)-) schädlich aufgetreten, befällt und tötet auch gern jüngere aus- ') Figur 1 u. 2 aus Nitsche. -) Nach einer ]Hitteilung des Herrn Forstmeisters Hübsch. 200 11. Buch. Spezielle Forstiusekteukuude. läudische Kouiferen (Douglasfichteu im Karlsruher Schloßgarten). Geht gern an Fangbäume. ^) Plt. exscitlphts Rtzb. — macrographits Schreiner. In dünuriudigen Sortimenten von Fichte. In Schlesien (Schreiner), neuerdings auch in Württemberg durch Tredl gefunden worden. Die Muttergänge sind Längssterngänge mit fast kreisrunder Eammelkammer mit 2 — 6 sehi" langen Brutarmen (bis 35 cm), die fast parallel in der Längsrichtung verlaufen, und sehr weit vonein- ander abstehenden Larvengängen (Fig. 147). b) An Kiefer. Plt. lichtensteini Rtzb. und glabratus Eichh. Beide an Kiefernzweigen. Pit. lichtensteini an stärkereu, meist bis zu 1 cm dicken Asten und an Pflanzen. An dünneren Ästen 2 — 3, an stärkeren 6 — 7 armige Sternbilder. Erstere ähneln niinimus. letztere chalcographus. Pit. glabratus Eichh. an bis ^Z., cm dicken Kiefern- zweigen. Eammelkammern und Brutarme oft tief bis ins Mark eindringend. Untergattung Criiphalus i. e. S. Kleine bis 2 mm messende Käfer von gedrungener Gestalt. Halsschild fast halbkreisförmig, buckelig gewölbt, mit vorderem Höcker'fleck. Die Arten sind Frühschwärmer, leben monogam, machen Plätzgänge, in welchen die Eier häufen w^eise abgelegt werden. Die Larven fressen jedoch gesonderte Gänge. Leben unter schwächerer Rinde, daher meist in jüngeren Bäumen und in der Krone der Althölzer. Mehr w'eniger pol3'phag. K.-,.. 1! I' I, Fig. 147. Tumicus exsculptus Etzb. Vollendetes Brutbild an einem Fi chtenast. Etwas verkl. Oi'iginal nach einem von Herrn Foi'stassessor Tredl geschenkten Stücke. 2, Flügeldecken ohne 2 mm. Übersicht unserer Arten. Flügeldecken mit langen, aufgerichteten Haaren; 1,5 — 2 mm. Cr. piceae Rtzb. Flügeldecken mit kurzen, schwer sichtbaren Haaren. 2' Flügeldecken punktiert gestreift, einfarbig dunkelbraun; 1,7 — 2 mm. Cr. abietis Rtzb. Punktstreifen, hinten stets deutlich heller; Cr. saltuarius Weise. ') An Fichten (Herreuwies), Tauueu (Rittuert.). I. Teil. Die Käfer. 201 An Tanne. Der „kleine Tannenborkenkäfer", Crtjph. piceae Rtzb. (Aus- nahmsweise an Fichte und Lärche.) Schwärmt schon März, April. Ein häufiger Tannenfeind, vielfach mit ciirvidens zusammen. Piceae geht am liebsten in die oberen Regionen der Bäume, kann aber auch tief herab vorkommen. Während sich ciirvideiis im Oberelsaß nicht über 800 m Meereshöhe erhebt (Bargmann), ^) brütet piceae mit 41 ^/^ seines Gesamtvorkommens (an Fangbäumen, Bargmann)^) in Höhen zwischen 800 und 1000 m. Er bevorzugt SO. -Hänge (Bargmann). ^) \ -, \ ,».*..4. ^'■.. 1 1 i l % Fig. 148. Cryphalus piceae Btzh. An Tanne. A Rindenstück mit Mutter- (Platz-) gangen, B ein solcties mit naliezu aus- gebildeten Larvengängen. Etwa nat. Gr. Originalplioto- graphie (etwas nachgeholfen). Fig. 149. Tomicus abietis Rtzb. Fichtenhast mit Brutbild, '/i- Aus Nitsche. Piceae macht ausgesprochene Platz -Muttergänge (Fig. 148); seine Larvengänge liegen vorwiegend in der Rinde, besonders die Puppen- wiegen, die regelmäßig oval ausgeglättet erscheinen. Piceae ist schon früher von Eichhoff, neuerdings von Bargmann^) für recht schäd- lich und in dieser Richtung als ebenbürtig mit curvidens und Ver- wandten, von Eichhoff sogar für schädlicher erachtet worden. Er geht gern an Fangbäume. Cry2>h. abietis Rtzb. und saltuarius Weise (= asperatns Rtzb.). Cryph. abietis brüten zwar in erster Linie in Fichte, aber auch recht häufig in Tanne, ja selbst in Kiefernarten. Insbesondere ersterer kommt *) Allgem. Forst- und Jagdzeituug 1897, Nov.-Heft. 202 II. Buch. Spezielle Forstiiisekteukiiude. •) iu Ästen und Stangen, aber auch in Pflanzen vor (2 — 6jährigen Fichten- büschelpflanzen und 6 — 10jährigen Weimutskiefern). Seine Fraßbilder, ähnlich piccae, au schwachen Ästen tief ins Holz greifend, gehen an stärkerer Binde tiefer iu den Bast. Larveugänge spärlich, besonders längslaufeud (Fig. 149). Crypli. intermediits Fen:, iu Lärchen im Hochgebirge. Untergattung Cnjp- turf/tiü. Die beiden Arten (s. S. 183) von nur 1 — 1.4 mm erinnern in ihrem Äußeren an die kleineren Hylastes- Arten. Sie sind polj^- phag an Nadelhölzern und zeichnen sich biologisch dadurch aus. daß sie mit Vorliebe die Muttergäuge anderer Arten zum Ein- tritt benutzen und schon hierdurch einen ausge- sprochen sekundären Charakter tragen. Ihi'e Fraßbilder sind infolge ihres Parasitismus sehr unregelmäßig, die Larven- gänge wirr durcheinander laufend und verästelt. Perris hat einen kurzen, breiten Längsmuttergang mit sehi' dichten Eiergruben und stark gewundenen Larvengängen gefunden. Spätere Frühschwärmer. In Bäumen von allen Altersklassen. Cr. pusillus Gyll. An Fichte, Kiefer, Weimutskiefer, Seekiefer Legföhre (Herrenwies), Tanne und Lärche. Nach Henschel für 12 bis 15jähi"ige Fichten als Mithelfer an der Beschädigung nicht harmlos, nach Altum auch in schwächeren Pflanzen. Cr, cincretis Hhsf., in Kiefer (Fig. 150) und Fichte. Untergattung Dryocoetes, In der Erscheinung ebenfalls Hylesiniden- ähnlich. Fünf Arten, eine an Nadelholz, vier an Laubholz. Brüten gern in der Einde von Stöcken, sind alle forstlich unbedeutend. Übersicht unserer Arten. V Zweierlei Punktstreifen: Hauptstreifen mit groben und Zwischenstreifen mit feinen Punkten. Fig. 150. Crypturgus puäillus (siyU. lirutgänge ausgehend von 3 Muttergängen des HyJes. minor Htg. '/i- -A-US Eckstein. 1. Teil. Die Käfer. 203 2' Naht fast eben, sog. Nahtstreil'eu iiiclit vertieft; 3 — 4 mm. Dr. aiitographiis Rtzb. 2, Naht erhaben, Nahtstreifen besonders gegen die Spitze vertieft. 3' Punktierung gewöhnlich, Behaarung schwach; 2 — 2,3 mm. Dr. aliii Georg. 3, Punkte in den Hauptreihen tief und kerbartig, Behaarung lang und dicht; 2,3 — 3 mm. Dr. villosiis F. 1, Punktierung in Haupt- und Nebenstreifen gleich, etwas unregelmäßig; 1,7 — 2 mm. 2' Naht am Flügeldeckeuabsturz deutlich hervortretend. Dr.coryli Perris. 2, Absturz gleichmäßig gewölbt. Dr. aceris Lindem. Dr. aiitograplius Rtzb. Zottiger Fichtenstockholz -Borkenkäfer, (auch in Tanne und Weimutskiefer). Eine sehr häufige Erscheinung in Fichtenstöcken, sowie an der unteren feuchten Seite von Fangbäumen und an eingegrabenen Fichtenprügeln. Frühschwärmer. Macht breite, kurze Längsgänge, oft mit Ausl)uchtungen, legt seine Eier haufenweise ab. Oft stellenweise zusammenfließender Larvenfraß. In Herrenwies auch einmal in der unteren Partie von etwa 5jährigen Fichtenpflanzen, die oben von chalcographits befallen waren, brütend. B. Laitbholz-Toiuicides. Die hierher gehörigen Arten sind forstlich noch nicht bedrohlich aufge- treten, sie verdienen deshalb nur eine flüchtige Beachtung. Untergattung XJry/ocoe^es. a) An Eiche: Diwillostts F., „Zottiger Eichenstockliolz-Borkeukäfcr". Auch an der Edelkastanie. Besonders an Stöcken. Eichhoff bezweifelt das von Ratzehurg angegebene Vorkommen in Eicheu- kronen und dessen Erzengen der Spieße daselbst. Macht Qnergänge (und Sterngänge'?). b) An Erle: Dr. ahn Georg. Längliche, unregelmäßige Mnttergänge. Norddeutschland.') c) An Ahorn: Dr. aceris Lindern. In fingerdicken Zweigen des Spitzahorns. Rußland. d) An Haseln: Dr. coryli Perris. Auch in Reisig von Hainbuche. Deutschland. Untergattung Ernopoviis, Die Gattung Avurde bis in die neueste Zeit (Reitter) trotz der großen morphologischen Unterschiede-) mit Cryphahis vereinigt. Ihre Arten haben rein äußerlich große Ähnlichkeit mit Cryphahis.^ tragen ebenfalls auf dem halbkreisförmigen Halsschild einen Höckerfleck, doch ist bei allen der Vorderrand des Halsschildes in der Mitte durch 2 — 4 vor- stehende Höcker gekennzeichnet, meist etwas gestreckter. Sie leben in Ästen. Ihre Muttergänge neigen zur queren Richtung mit buchtigeu Erweiterungen. Forstlich gleichgültig. ^) Nach briefl. Mitteil, von Herrn Rud. Tredl auch in Süddeutschland gefunden. ^) Lindemann, Monographie d. Borkenk. Rußlands. Die cryphaloiden Tomiciden. Moskau 1877. 204 II- Blich. Spezielle Forstinsekteukimde. Übersicht unserer Arten: V Keiileuuähte fast gerade, Halsschiklfleck mit kouzentriscbeu Halbkreiseu: 1,3 — 2 mm. F.. tiliae Pans. 1, Nähte kreisförmig gekrümmt, Halsschild vorn mit zerstreuten Höckerchen. 2' Flügeldecken l^l^ys^&X so lang als das Halsschild, ohne Punktstreifen; 1—1,7 mm. E. fagi F. 2, Flügeldecken kaum 2 mal so laug als das Halsschild, mit Puuktstreifeu: 1,5 mm. F. caucasiciis Lindem, (schreinert Eichli ). a) An Buche: F. fagi F. b) An Linde (bes. Tilia parvifolid): F. tiliae Panz, F. caucasiciis Lindem, (auch in Hihisciis syriacus und in Hainbuche). Untergattung GhjptoderesJ) Auch diese Gattung wird neuerdings noch von Reitter trotz der großen Unterschiede in der Fühlerbildung (s. Fig. 4, S. 182) als Untergattung zu Cryphabis gezogen. Auch hier sind nur rein äußerlich große Übereinstimmungen, insbesondere mit Frnoporus vor- handen. Flügeldecken mit weißen oder gelben, schüppcheuartigen Borstenreiheu. Forstlich indifferent, meist an schwachen Ästen vorkommend. 4 Arten. Übersicht unserer Arten: V Höckerfleck des Halsschildes breit, nach hinten gerundet, fast den ganzen Vorderteil des Halsschildes einnehmend. 2' Flügeldecken oben deutlich punktiert gestreift; 1,7 — 2 mm. 3' Beine gelb. Gl. gramilatus Rtzb. 3, Schenkel und Schienen braun, Tarsen gelb. Gl. rybinskii Reitt. 2, Flügeldecken oben glatt, hinten mit je 1 Zähnchen: 1,3 — 2 mm. Gl. asperatiis Gyll. 1, Höckerfleck schmäler, nach hinten eckig vorspringend und erhöht, aus zer- streuten Körnchen gebildet, Gestalt viel schlanker; 1,5 — 1,7 mm. Gl. alni Lindem. a) An Erle (Weißerle):-) Gl. alni Lindem. b) An Pappeln: an Aspe: Gl. asperatiis Gyll. {= binodtilits Rtzb.)., an Silberpappel: Gl. gramilatus Rtzb. c) An Weide: Gl. rybinskii Reitt. (Galizien). Untergattung Tajthrorychits. Forstlich indiiferent. a) In Buche: T. bicolor Hbst. (auch in Hainbuche und Walnuß), macht sternförmige, äußerst undeutliche Fraßbilder. Muttergäuge läugslaufend. In stärkerem, krankem oder gefälltem Holz. Frühschwärmer. b) In Eiche: T. villifrons Ditf. (auch in Buche). (Südfrankreich.) Außerdem sind noch zu erwähnen: Xylocleptes bispinus Duft, in Waldrebe und die Thamnmgiis-Arten in krautartigen Gewächsen. II. Holzbrüter. Bohren sich zur Eiablage durch die Rinde mehr weniger tief in das Holz ein und machen ihre Entwickelung im Innern des Holz- ^) Glyptoderes Fichh. = Trypophloeiis Fairm. 2) Fraßbilder siehe Lindemann, 1. c. S. 95. I. Teil. Die Käfer. 205- körpers durch. Die jungkäfer verlassen ihre Geburtsstättc stets durch das Eingangsloch der Mutterkäfer. Die Art der Brutgänge ist bei den 2 hierher zählenden Untergattungen sehr verschieden. Da die Mutterkäfer rasch ins Holz eindringen, werfen sie alsbald weißes Holzbohrmehl nach außen, so daß der Angriff aller Holzbrüter bei liegen- dem Holze leicht an den weißen Bohrmehl häufen zu erkennen ist. Die Holzbrüter sind durchweg technisch schädlich und haben dadurch den Namen Nutzholzborkenkäfer erhalten. Nur ver- einzelt befallen hierher gehörige Arten auch lebende jüngere Laub- hölzer und können dadurch physiologische Schädlinge werden ('L. B. dispar F., dorn est icus L.). Untergattung XyJoterus {Trjtpodendvon). Morphologisch durch die Fühlerbildung (4 gliederige Geißel und ungegliederte Keule), sowie durch die zweiteiligen Augen scharf charakterisiert (s. Fig. 12, 13, S. 183), zeigen die drei Arten auch einheitliche Geschlechtsunterschiede. Die (S& haben ein kürzeres, fast viereckiges Halsschild und eine tief ausgehöhlte Stirn, die 9 9 ein halbkreisförmiges Halsschild und eine gewölbte Stirn. Äußerlich sind alle 3 Arten leicht an den hellgestreiften Flügel- decken kenntlich. Biologisch ist die Gattung dadurch charakterisiert, daß cf und 9 zur neuen Brutstätte anfliegen und beide sich einbohren,, daß das 9 wie bei den Rindenbrütern in den röhrenförmigen Brut- gängen zweizeilig Eiergruben nagt und daß die Larve, jede für sich, einen Gang frißt. Abweichend von allen Rindenbrütern sind hier die Eiergruben nach oben und unten angebracht und die Larvengänge nicht viel länger und breiter als der Körper der erwachsenen Larve, bezw. des späteren Jungkäfers. Solche Fraßbilder hat man Leiter- gänge (Fig. 7, S. 149) genannt, vergleichbar einer Leiter, an deren einzigem Baum die Sprossen rechts und links angebracht sind. Die Larvengänge (Leitersprossen) stehen also im Fraßbild stets^ nach oben und unten und alternieren meist. Das Gesamtfraßbild besteht aus einer radiären, in der Richtung der Markstrahlen ein- dringenden Eingangsröhre (Fig. 151 e) und aus davon abzweigenden mehr weniger zahlreichen und meist ungefähr in der Richtung der Jahresringe meist in verschiedener Tiefe des Querschnittes verlaufen- den Brutgängen (Fig. 151 1). Seltener verlaufen diese Leitergänge mehr radiär (Fig. 151 r). Eingangs- und Brutgänge Hegen in einer Querschnittsebene, senkrecht auf die Längsachse des Stammteiles. Der Mutterkäfer verschließt nach Ablage jedes Eies die Eier- grube gegen den Brutgang mit einem gewölbten Deckel aus weißem Genagsei. Nachdem die Larve ihren Gang genagt hat, verstärkt sie diesen Abschluß durch ihren angedrückten Fraßkot, legt sich erwachsen 206 II. Buch. Spezielle Forstiüsekteukunde. mit dem Kopf gegen die Verschlußstelle und verpuppt sich, ihren Fraßgang als Puppenhöhle verwendend. Es erscheint natürlich, daß die Holzmasse dieser Puppenwiege nicht zur Ernährung der Larve hinreicht und daß dieser die im Innern ausschwitzenden Holz- säfte in erster Reihe zur Ernährung dienen. Der Jungkäfer nagt Fig. 151. Xyloterus Uneatus Ol. In Tanne. Auf der Querscbnittsfläche 3 Brutbilder mit je 2 Brutröhren, außerdem einige angeschnittene Leitersprossen (Larvengänge oder Puppen- höhlen). Auf den längsgespaltenen Flächen sind teils radiäre Eingangsröhren (e, e) und Leitergänge (r, r), teils in der Richtung der Jahrringe oder diese schwach kreuzende Leiter- gänge (1, 1) zu erkennen, ^/j. Aus Eckstein. später die Verschlußstelle durch, begibt sich in den Muttergang und verläßt seine Geburtsstätte durch die Eingangsröhre. Alle Arten sind Frühschwärmer, je nach Höhenlage im März, April oder Mai beginnend; sie haben eine lange Fortpflanzungs- bereitschaft. Übersicht der Arten. I' Flügeldecke an der Spitze gefurcht, das ganze Halsschild schwarz; 3 mm. X. doniesticus L. I, Flügeldecke ohne Furchen, Halsschild wenigstens hinten hell ge- färbt, Flügeldecke gelb mit dunkeln Längsstreifen. 2' Punktstreifen tief und ziemlich grob, Fühlerkante innen stumpf- spitzig; 3,5 mm. X. signattis F. (quercus Eichh.). 2, Punktstreifen sehr fein, Keule nach innen abgerundet; 3 mm. X. Uneatus Ol. I. Teil. Die Käfer. 207 a) In Nadelholz. Der ge in eine Nutzholzborkenkäfer (X. liiieafiis Ol.) (Fig. 152). In erster Linie in Tanne, dann in Fichte, Kiefer, Lärche. Ausgesprochen sekundär. Selten an stehende Bäume, dann nur an kränkelnde unterdrückte Hölzer gehend, brütet diese Art meist im gefällten Holze, sowie in Stöcken und geht selbst an entrindete Stämme, wenn diese noch saftig genug sind (im Winter gefällte und schattig oder feucht liegende Hölzer, besonders in kaltfeuchten Früh- jahren). Die Fraübilder sind gegenüber den Laubholzarten durch die meist kürzeren Eingangsröhren und durch meist vorwiegend in der Richtung der Jahrringe verlaufende Brutgänge ausgezeichnet. Es kann ein Brutarm vorhanden sein, meist sind es zwei (Fig. 151), doch gibt es auch deren mehrere. Die forstliche Bedeutung dieser Art liegt ausschließlich in der technischen Be- schädigung. Da jedoch die Gänge fast nur im äußeren Splint verlaufen, so werden die Hölzer nur für solche Verwendungen stark entwertet, bei denen auch der Splint in Betracht kommt. Gelegentlich kann der Erlös beim Ver- kauf der befallenen Hölzer herabgedrückt werden.^) Gegenmittel. Vorbeugend gegen Übervermehrung der vor- handenen eisernen Bestände wirken: 1. Entfernung der kränkelnden Hölzer und Stöcke. 2. Rechtzeitige Abfuhr des gefällten Holzes vor dem Auskommen der Jungkäfer. 3. Sommerhieb und Schälen oder Kantigbeschlagen der Hölzer und Lagerung an luftigen trockenen Plätzen zwecks Austrocknung. Die Erfahrung hat gelehrt, daß der Käfer nicht leicht in die zur Saftzeit entrindeten Hölzer geht, sofern diese an zugige, trockene Lager- plätze gebracht worden sind. Auf dieser Erfahrung beruht schon seit langer Zeit die im Schwarzwald und in den Vogesen übliche Sommer- fällung mit sofortigem Schälen oder Beräppeln der Nutzholzstämme. Fig. 152. Xyloterus lineatus Ol. 5 Käfer. Aus Henschel. ^) So wurde im Elsaß in einem Forstbezirk (Schirmeck) in einem Wirtschatsjahr der Erlös um 30000 Mk. vermindert, indem wegen massenhafter Angriffe des lineatus für den Festmeter Tannenholz statt 20 Mk. nur 9 Mk. geboten worden war. Eich hoff, Die europäischen Borkenkäfer, S. 300. 208 II. Buch. Spezielle Forstinsektenkunde. Zur Verminderung des eisernen Bestandes wirken ferner Fangbäume, die durch Aufspalten ausgetrocknet werden müssen. Es können hierzu unterdrückte Stangen gewählt werden, b) In Laubholz (polyphag). Der Buchen-Nutzholzborkenkäfer (X. doiuesticus L). Be- sonders in Buche, auch in Eiche, Birke, Erle, Ahorn. In schwächerem und stärkerem Material, in Ästen und Stöcken. Das Fraßbild geht tiefer ins Holz (2 — 4 cm) und die Brutarme durchschneiden die Jahresringe in der Regel schief (Unterschied von lineatus) (Fig. 153). In Eichen, Birken und Ahorn wird er tech- nisch schädlich. Auch physiologisch kann er in jüngeren Hölzern gemeinsam mit dispar F. schädigen (so z. B. in Bad Wildungen an jungen gepflanzten Ahornen). X. stgnafus F. (= qiterciis Eichh.). Besonders an Eiche, auch an Buche, Birke, Linde, Ahorn. Sonst wie doiuesticus. Untergattung Xylehovus. Dryocoetes in der Fühler- bildung nahestehend, aber mit tief eingeschnittenem Augenvorderrand (Fig. 5 u. 6, S. 182) und mit deutlichen Geschlechtsunterschieden. Biolo- gisch ist die Untergattung keines- wegs geschlossen und müssen hier 3 Gruppen gebildet werden. Die cTcf sind flugunfähig. Es muß da- her die Begattung an der Geburtsstätte vollzogen und der Brutgang vom 9 allein gemacht werden. Alle sind mehr weniger polyphag. Übersicht unserer Arten. V Halsschild fast kugelig, Seiten abgerundet. 2' Flügeldecken abwechselnd mit gröberen und feineren Punktstreifen, Halsschild hinten fast glatt. cT kugelig-eiförmig, 2 mm; $ walzig, 3 — 3,5 mm. X. dispar F. 2, Flügeldecken mit einerlei Punktstreifen, Halsschild hinten tief punktiert; cT 1,5 mm, 9 2,3 mm. X. cryptographus Rtzb. 1, Halsschild beträchtlich länger als breit, walzenförmig, mit fast geraden parallelen Seiten. Fig. 153. Xylotertis domesticus L. Brut- bild vom Querschnitt aus gesehen, ah Eingangsröbren, bc Brutröhreu. Aus Ni tsche. I. Teil. Die Käfer. 209 2' Halsschildvorderraud beim 9 gerade (daher das Halsschild 4 eckig), beim cT vorn tief ausgehöhlt, mit vorspringenden Zähnchen; 3,5 bis 4 mm. X. eitrygraphus Rtzb. 2, Halsschild beim $ vorn stark abgerundet, beim cf zuweilen mit Eindruck und vorragendem Zahn, dann Oberseite hellbräunlich. 3' Körper dunkler, Beine und Fühler heller (gelblich); 1,5 — 2 mm. X. saxeseni Rtzb. 3, Käfer einfarbig. 4' Flügeldecken hinten flach abgestürzt, daselbst ohne Streifen, aber mit deutlichen Körnchen; cT 2 — 2,3 mm, 9 2,3 — 3,2 mm. X. monographiis F. 4, Flügeldecken hinten steil abgewölbt, daselbst mit deutlichen Streifen; cf 2 mm, 9 2,3 — 2,6 mm. X. dryographns Rtzb. Biologische Gruppen. 1. Grruppe. Die Fraßbilder enthalten Plätzgänge (Fig. 104, 8, S. 149). Einzig hierher gehörig: X. saxeseni Rtzb. Forstlich wenig be- deutend, vorzugsweise technisch schädlich. Das Verständnis seiner Fraßbilder läßt sich, wenn die Schilderung Nördlingers^) zutrifft, am besten von denen der Untergattung Xyloteriis ableiten. Hier wie dort wird eine Eingangsröhre genagt, von der in verschiedener Tiefe, bald rechts, bald links Brutröhren abgehen, welche in der Richtung der Jahres- ringe verlaufen. Zum Unterschied von Xyloteriis legt jedoch bei X. saxeseni Rtzb. das 9, welches allein an die Brutstätte anfliegt, seine Eier haufenweise in den Brutröhren, nicht wie dort in Eiernischen ab. Die auskommenden Larven fressen nun, wie bei Xyloteriis, nach oben und nach unten, aber nicht jede für sich einen Gang, wie bei Xyloterus, sondern alle ge- meinsam einen Larvenfamilienplätzgang, der nach oben und unten uui'egelmäßig begrenzt erscheint. Das 9 reinigt diesen Larvengang vom Kot, der ausgeworfen wrrd. Mutter- und Larvengänge schwärzen sich bald durch Pilzüberzug, während bei Xyloterus der Larvengang, solange er verschlossen ist, weiß bleibt. Die Srt.r^s^;/ /-Larven haben daher gegen- über den JTy/o/^rMS-Larven den Vorzug, auch die schwarzen Pilze zur Nahrung benützen zu können. Die Eiablage geht sehr allmählich vor sich ; Eier, Larven, Puppen und Jungkäfer liegen daher bunt durcheinander. Auch dauert nach Nördliuger das Ausreifen der Jungkäfer sehr lange. Die einzige Ai't dieser biologischen Gruppe X. saxeseni Rtzb. ist an der hellen Färbung, den gelblichen Beinen und der kleinen schmalen Gestalt leicht zu erkennen, das cT nur -/g so lang als das 9 • cf sehr selten, 1) Lebensweise von Forstkerfen, 1880, S. 39. Nüßlin, Leitfaden der Forstinsektenkunde. 14 210 II- Blich. Spezielle Forstinsekteiikuude. auf etwa 30 99 1 cf. cf mit verwachsenen Decken und verkümmerten Flügeln. In einem Plätzgang etwa 80 — 120 Jungkäfer. Begattung viel- leicht im Plätzgang 9 bohrt sich gern unter Benutzung schon vorhandener Bohrlöcher (monographus F., aufographits Rtzb.) ein. Saxesetii ist der polyphagste Borkenkäfer; er geht an Laub- und Nadelholz und ist schon in Eiche, Buche, Birke, Erle, Ahorn, Linde, Pappel, Yogelbeerbaum, Obstbaum, Eoßkastanie, sodann in Kiefer, Fichte und Lärche gefunden worden. Er geht an kranke stehende Bäume (Blitzbäume), an die Äste zopfkranker Eichen, auch noch an vorjährig gefälltes Holz, andererseits aber auch in lebende Hei st er pflanzen. Forstliche Bedeutung bis jetzt gering. In Obstbaumschulen scheint er physiologisch schädlich aufzutreten. 2. Gruppe. Ausschließlich Gabelgänge, die in einem Querschnitte liegen (Fig. 104, 9, S. 149). Rein technisch schädlich. Die Fraßbilder dieser Gruppe, zu der die meisten Xylehorus- Arten zählen, lassen sich dadurch von Xyloteriis domesticus ableiten, daß man die Leitersprossen (Larvengänge) des domesticus in Wegfall bringt. Es sind mehr weniger tief ins Holz eindringende Eingangsröhren mit zahlreichen Brutröhren. Das 9, welches allein die Gänge macht, legt seine Eier, wie bei saxesciii, haufenweise in den Brutröhren ab; aber die Larven machen keine Fraßgänge mehr, sie können sich daher allein durch Holzsäfte und durch die schwarzen Pilzrasen ernähren, die auch hier alsbald in sämtlichen Gängen zur Entwickelung kommen. Die Larven liegen reihenweise in den Brutgängen, so daß sie mit den Köpfen von der Eingangsröhre abgekehrt sind. Die Jung- käfer verlassen daher, mit dem Hinterende zuerst austretend, die Geburtsstätte durch das Eingangsloch der Mutter. Die hierher ge- hörigen Arten sind ziemlich streng monophag und leben an älteren Hölzern, besonders an Stöcken; sie scheinen nur technische Schäd- linge zu sein. a) An Eiche. Die beiden hierher zählenden Arten gehören zu den wichtigsten technischen Schädlingen der Eiche; ihre Larven sind unter dem Namen des „kleinen schwarzen Wurms" von den Holzkäufern gefürchtet. X. monographus F. Beide Geschlechter hinten schief und flach abgestutzt, mit 4 starken Höckern, cf kürzer, dicker, mit vorderer Aushöhlung am Halsschilde. Seine Fraßbilder (Fig. 104, 9, S. 149) zeichnen sich aus: i. durch häufig geschwungene Eingangsröhre, die bald nur i — 2 cm, aber auch bis 8 cm tief ins Holz gehen kann, 2. durch mehr weniger geschwungene Brutröhi^en. Er wählt besonders gern ältere Eichen, die durch Blitzschlag" I. Teil. Die Käfer. 211 oder durch Ccranibyx ccrdo beschädigt sind, ferner abständige stehende Bäume und Stöcke. Das 9 scheint ebenfalls gern durch die Ein- gangsröhre anderer Artgenossen einzutreten, um alsdann den Mutter- gang zu verlängern. X. dryograp/iiis Rtzb. d kürzer und mit Aushöhlung vorn am Halsschild, cf seltener (auf 14 99 i cf). Brutbilder durch gerade, sehr lange (bis 15 cm) Eingangsröhre und gerade, schräg die Jahres- ringe kreuzende Brutarme ausgezeichnet. Vorkommen in Eichenholz wie bei monographiis (ausnahms- weise in Buche und Ulme). Dryographiis ist der tiefer eindringenden Fraßbilder wegen wohl die schädlichere Art. Als Gegenmittel gegen die beiden Eichenfeinde könnte nur die Entfernung alles kranken Materials und der Stöcke genannt werden, um so den eisernen Bestand zu vermindern. \^or allem empfiehlt sich der Verkauf und die Abfuhr der Hölzer vor März. Besonders wertvolle Stämme auf Lagerplätzen könnten entrindet und mit Teer bestrichen werden. b) An Kiefer (besonders Schwarz- kiefer). X. eiirygraphus Rtzb. Soll Gänge ähnlich dryographiis machen. Nament- lich in Südeuropa, Osterreich. 3. Gruppe. Ausschließlich Ga- belgänge, Brutarme jedoch in ver- schiedenen Ebenen gelegen (Fig. 104, 10, S. 149). Vorwiegend physio- logisch schädlich. Einzige Art: X. dispar F. Breiteste, plumpe, schwarze Art. cf ein fast halbkugeliger Zwerg, flugunfähig. Zahl der cfcf zu den 99 wie 1:4. Polyphag in Laubhölzern, soll er auch in Kiefern brüten (Schreiner). Am häufigsten in Eiche, Buche und Obst- bäumen. Auch in bezug auf das Alter der Bäume nicht wählerisch. Eichhoff fand ihn in alten Eichen- und Buchenstöcken und ist der Meinung, daß hier seine gewöhnliche Brutstätte sei. Andererseits brütet er in jungen Pflanzen (Fig. 154) und wird hier- durch besonders schädlich. Wiederholt hat er Eichenheister und junge Obstbäume befallen und zum Absterben gebracht. Die Eiablage und Entwickelung der Larven wie bei monographus. Forstlich ist er in altem Material noch kaum, dagegen in jungen Pflanzen sehr schädlich geworden. AI tum zählt in seiner 14* Fig. 154. Xylehorus dispa7-F. in einem Heister. Eiche? Aus Nitsche. 212 II- Buch. Spezielle Forstinsektenkimde. Forstzoologie mehrere Fälle größei^er forstlicher Schädigungen auf. Hier seien noch ein tödlicher Fraß von dispar (in Begleitung von Xylot. domesticus) an jungen Allee- Ahornen (Bad Wildungen 1880) und wiederholte Schädigungen speziell an Rot eich enheistern (im Karlsruher Wildpark) erwähnt. Die befallenen jungen Pflanzen brechen leicht an der Fraßstelle ab. Gegenmittel: Entfernung des Brutmaterials durch Rodung der Laubholzstöcke und rechtzeitige Vernichtung alles befallenen Materials. In Obstgärten eventuell Verschmieren der Bohrlöcher. II. ITuterfamilie Keriikäfer (Piatypini). Einzige Gattung Piatypus. Bei uns nur Platypiis cyliiidrus F. In Eiche und Edelkastanie, mehr südlich vorkommend, jedoch in Baden nachgewiesen. Macht Leitergänge,^) soll im Süden auch physiologisch schaden. PI. oxyurits Dtif. In Grichenlaud (iu Stöcken von Abtes cephalonica) und auf den Pyrenäen. Macht ebenfalls Leitergänge, ^j Kapitel 7. Unterordnung Lamellicornia. Die Lamellicornien sind nächst den Rhynchophoren die höchst stehenden Käfer, mit hoch entwickelter Fühlerfoi"m, welcher sie ihren Fig. 155. Fühler des Hirschkäfers Fig. 156. Fühler des Maikäfers {Melo- (Lucanus cervus L.). Aus Nit sehe. lontha vulgaris L.). Aus Nit sehe. Namen verdanken. Die geknieten Fühler sind entweder mit einer un- beweglichen Kammkeule (Fig. 155), oder mit einer beweglichen Blätter- keule (Fig. 156) versehen. Auch die Beine sind hoch differenziert, die Vorderbeine meist im Bau der Schienen zu Grabbeinen ausgebildet. Die Larven mit ventral wärts eingekrümmtem, hinten sackförmig verdicktem Körper (Engerlinge), seitlich liegend, weißlich, mit braun chitinisiertem Kopf, mit Fühlern und Beinen. § I. Einzige Familie Scarabäidae. I. Unterfamilie Schröter (Lucaiiiiii). Von den 4 Unterfamilien der Lamellicornien sind die durch unbeweg- liche Kammkeule (Fig. 155) ausgezeichneten Schröter forstlich fast in- different, da die Larven nur in anbrüchigem, mulmigem Holze leben, die ^) Kuotek, Ost. Vierteljahrsschr. f. Forstw. 1897. 2) Derselbe, 2. Beitrag etc.; Ost. Vierteljahrsschr. f. Forstw. 1899. I. Teil. Die Käfer. 213 Käfer meist nur ausfließende Säfte leckeu. Nur eine kleinere Art, der 11 — 14 mm lange, metallisch glänzende, meist stahlblaue oder erzgrüne Platycerus carahoidcs L. hat sich durch Annagen junger Eichentriebe als ein wenn auch kaum beachtenswerter Schädling erwiesen. II. Unterfamilie Blatthonikäfer (Melolonthiui). Mehrere schädliche, zum Teil sehr schädliche Arten enthält dagegen die Unterfamilie der Melolonthiui, welche zu den Scarabäiden mit be- weglicher und zwar 3 — 7 blättriger Blätterkeule zählen (Fig. 156). 1. Systematische tJbersicht der forstliclien 3Jefolonthinen. V Fühlerkeule der cfcf und $9 mehr als 3 blättrig, Länge über 18 mm. 2' Fühlerkeule des cf 7 gliedrig, des 9 über 4 gliedrig. 3' Fühlerkeule des 9 6 gliedrig. Körperlänge 20 — 30 mm. Gattung Melolontha. 4' Außenrand der Flügeldecke nie schwarz eingefaßt, 3. Fühler- glied des cT einfach, Afterdecke lang und allmählich ver- schmälert (Fig. 157 a); 25 — 30 mm. M. vulgaris L. Abarten des M. vulgaris L. sind : dis- cicollis Mids. (Halsschildmitte duukel- rot i ; ruficoUis Mids. (gauz rotes Hals- schild); albida Redt. (Kopf uud Hals- sehild sehr dick und lang behaart, Flügeldecken sehr dicht mit weißgrauen Haarschuppen besetzt) ; higubris Mids. (ganz schwarzbraun). 4, Außenrand der Flügeldecke schwai'z pig. 157. Hinterieibsenden eingefaßt, 3. Fühlerglied des cT mit der beiden Maikäfer. rj \ \ Ci. ^ ^ ^ ttit a Melolontha vulgaris, b M. Zahn. Alterdecke kurz, am Ende ver- , . , . \ ' , ' ' hippocastant. AUS Eck- breitert und abgestutzt (Fig. 157b): stein (n.Ritzema-Bos). 20 — 25 mm. M. hippocastani F. Abarten des M. hippocastani F. sind: coronata Mtüs. (schwarze Halsschildränder); nigricollis Mids. (ganz schwarzes Halsschild); nigripes Com. (ganz schwarzes Halsschild und schwarze Beine). 3, Fühlerkeule des 9 5 gliedrig, Körperlänge 30 — 36 mm. Gattung Polyphylla. Flügeldecken scheckig. P. fullo L. 2, Fühlerkeule des cT 5 gliedrig, des 9 4 gliedrig. Gattung Ano.xia. Unterseite dicht pelzig behaart, Flügeldecken ohne farbige Längsstreifeii. Kopfschild seicht ausgeraudet, 24 — 29 mm. A. villosa F. 1, Fühlerkeule der iis Eotf , c fonnicaeformis Esp. d spheciforniis Grng., e culiciformis L. ';<,. Originalphotograpllie. 6, Afterbusch schwarz und gelb gemischt, 8 — 9 mm. S. cep/ii/orinis Oclisli. 5, Querbinde spitzenwärts braunrot, 8 — 11 mm. S. z'cspifor}}iis L. (asiliforuiis Rott.). Biologische Gruppen. a) In Pappeln. Der Hornissen-Glasschwärraer, Sesia (TrocJüfiHin) apiformis Clerck (Fig. 163 a, 164 a u. b). tj ;-! -*^ 1— > s-< 0 Jahr n :3 P- '5 CS ^ 5jd S 0 s a CS 0 S < 1-5 i-s P ft Jaä ta- N ^ ^ < CO 0 0 1900 + + - — — — — 1901 — — — - — - — — — — — — 1902 - - - ~ • + Flugzeit Juni, Juli. Raupe besonders in Schwarzpappeln und Aspen, in der Wurzelgegend. Kot grob, sägespänartig, ver- rät den Fraß. Generation 2jährig? (Altum). 232 ll- B'ich. Spezielle Forstinsekteukuude. Der kleine Pappelschwärmer, Sesia (Sciapteron) tabani- formis Rott. (Fig. 163b). Flugzeit Juni, Juli. Raupe besonders in Aspen, Schwarzpappeln und kanadischen Pappeln in den unteren Stannntcilen bis etwa Brusthöhe, geht sowohl an Heister- pflanzen, wie an ältere Stöcke. Generation 2Jährig? (Altum). Beide Arten sind technisch und physiologisch schädlich, letztere besonders an jüngeren Pflanzen. b) In Weiden. Der Weidenglasschwärmer, Sesia formi- cacformis Esp. (Fig. 163c). Flugzeit Mai — Juli. Raupe in Stamm- und Rutenstummeln verschiedener Weiden, Längsgang ins Mark gehend. In Weidenhegern sehr beachtenswert. Gegenmittel: Tiefer Rutenschnitt (keine Rutenstummeln I), Entfernung und Ver- nichtung des befallenen Materiales. c) An Erlen und Birken. Der Erlenglasschwärmer (S. sphedformis Grng.) (Fig. 163 d). Flugzeit Ende Mai, Anfang Juni. Raupe besonders in jungen Erlen, tief unten am Wurzelknoten, Flg. 164. Scfiia apiformis Clerck. a Raupe, b Puppe. Aus Henschel. meist vereinzelt lebend. Zuerst Plätzfraß unter Rinde, dann kaum 10 cm langer Längsgang ins Holz. Kot tritt wurstförmig nach außen. Generation 2Jährig? (Witsche). Auch in Erlenstöcken, sowie in Stockausschlägen der Birke (Fig. 165). Forstliche Bedeutung nicht gering, die Art kann gutwüchsige Erlenpflanzungen stark lichten, ja ganz zerstören. Nach Nitsche (Lehrbuch S. 764) wird der Fraß gern mit dem des Cryptorhynchus lapathi L. verwechselt. Die Stockausschläge der Birke brechen leicht ab. Birkengiasschwärmer (S. culiciformis L.) (Fig. i63e). Flug- zeit Ende Mai, Anfang Juni; belegt besonders Maserwucherungen in alter Birkenrinde, frische Birkenstöcke, Aststümpe, jedoch auch Erlenstöcke und jüngere Erlenpflanzen. Raupe anfangs unter Rinde platzend, später mehr weniger tief ins Holz gehend. Generation einjährig. Forstliche Bedeutung beachtenswert. Jüngere geästete (ge- schneidelte) Birken können eingehen, ebenso jüngere Erlen (Altum). II. Teil. Die Schmetterlinfi-e. 233 Gegenmittel. Vorbeugend wirkt das Anteeren der Schnitt- flächen frischer Erlen und Birkenstöcke an der Grenze von Holz und Rinde, um die Brutstätten möglichst einzuschränken. Ausschneiden und Vernichten bereits befallenen Materials. Anteeren der Fraß- stellen von außen, um das Auskommen des Falters zu verhindern. ABC Fig. 165. A und B zwei Birken, C ein Erlenstämnichen mit Fraß von Sesia sphecifoi-tnis Gmg. A zeigt zwei herausragende leere Puppenhüllen, B aufgeschnittener Fraßgang, in dem eine leere Puppe steckt, C mit ausgeworfenem Kotklumpen, durch den sich die noch volle Puppe hervorgeschoben hat. ^o Aus Xitsche. Sesia scoliaeformis Bkli. An Masern in stärkerer Birkenrinde. Ohne forstliche Bedentung. d) An Eichen. Sesia conopiformis Esp. nnd vespiformis L. (asili- formis Rott.). Bis jetzt ohne forstliche Bedeutung. In Apfelbäumen ist S. niyopaeformis Bkh., in Johanuisbeersträuchen S. tipuliformis Clerck empfindlich schädlich. 234 IL Buch. Spezielle Forstiusekteiikuude. sij 4. Familie Holzbohrer (Cossidae). Große Falter mit dickem Leib. Am Vorderflügel 2, am Hinter- flügel 3 Innenrandsadern, Mittelzelle geteilt mit eingeschobener Zelle. Fig. 166. Der Weiäenhohver {Cossiis cossus L.). Fraßstück mit freigelegter Raupe und Puppe (im Kokon), außerhalb ein Falter, '/j. Aus Henschel. Fühler gesägt oder gezähnt. Ohne Eollzunge. Eaupeu kaum behaart, mit chitinisiertem Nackenschild, wie bei den Sesiiden mit Kranzfüßeu; im Holz lebend. Puppe gleichfalls mit Hakenreihen; schiebt sich vor dem Ausfliegen des Falters gleichfalls aus dem von der Larve gefertigten Kokon her- vor. Generation zweijährig. Physiologisch und technisch schädlich. II. Teil. Die Sclimctterliu£:e. 235 Der Weideub ohrer (Cossus cossiis L. \lignipcrda F.]J (Fig. 166). Falter graubraim, weißgrau gemischt mit zahlreichen schwarzbraunen Wellen- linien. Sehr plump. Eaupe etwas platt, fleischrot bis rotbraun. Flugzeit Juni, Juli (s. Generationstab. S. 231). Eiablage gruppenweise zwischen Eindenrisse, insbesondere unten am Wurzelstock. Eaupe platzt zuerst unter Binde, geht dann ins Holz, auch ins gesunde, auf- und abwärts, aufwärts bis etwa Manneshöhe, abwärts in flachstreichende Wurzeln. Sie frißt Gänge von flachem Quer- schnitt oft handbreit aus. Ein Teil des Genagsels und Eaupenkotes wird ausgeworfen, an welch letz- terem die Art gegenüber den Weiden - Bockkäfern erkannt werden kann. Eaupe geht gern, auf dem Boden weiter wandernd, von Stamm zu Stamm. Nach zweimaliger Überwinterung Yerpuppung im Mai, meist an der Fraß- stätte (Fig. 166) in einer Puppenwiege, die mit Holzspäuen ausgekleidet ist, oder in Kokons in der Bodendecke nahe am Fraßbaum. Geht am liebsten an Weiden und Pappeln, ist aber sehr polj^phag. (Auch an Obstbäumen, Traubenkirsche. Walnuß, Ulme. Erle, Eiche. Linde, Esche, Buche und Ahorn) (Kiefer?). Forstliche Bedeutung nicht erheb- Fig. 167. Das Blausieb {Zt:Hzera pyrina L. [F. S.]). 9 Falter. */,. Originalphotographie. Fig. 168. Das Blausieb (Zeiuera pyrina L. [F. S.];. Eaupe. Aus Henschel. lieh; entwertet zum Teil die Hölzer und schadet so technisch. Gegen- mittel (kaum anwendbar): Vernichtung der Eaupen im Freien und durch Auf- spalten der befallenen Stämme; einzelne Bäume können durch Bestreichen der Stammbasis mit einer Mischung von Lehm, Blut und Kuhmist geschützt werden. Das Blausieb (Zeuzera pyrina L. [Fauna Suec], aesculi L. [Systema nat.]/ Falter weiß mit blauschwarzen Punktflecken (Fig. 167), insbesondere auf Vorderflügeln und Brust; Raupe orange- gelb mit schw^arzen Punkten (Fig. 168). (Siehe Tabelle S. 237.) Flugzeit Juni, Juli. Polyphag an Laubhölzern. Eiablage einzeln, besonders an Harthölzer und jüngere Stämme i) (H eiste r- ^) Henschel (Die schädlichen Forst- uud Obstbaum-Insekten, 3. Aufl., 1895, S. 304) faud die Raupe auch in Maitrieben in Pui)pcugespiust und ist der 236 II. Buch. Spezielle Forstinsekteukiinde. pflanzen), gern unten am Boden, aber auch oben, auch an Ästen. Fraß zuerst platzend unter der Rmde, dann im 2. Jahre in auf- A B C Fig. 169. Blausieb (Zeuzera pyrina L. [F. S.]). Kaiipenfraßgänge geöffnet. A und C in Eiclie, B in Eberesche. Bei A Puppe rechts vorgeschoben, bei C ist (unten) der Plätzfraß vom eigentlichen Längsgang zu unterscheiden. Vs- Aus Nitsche. steigendem, drehrundem, bis 20 cm langem Gang im Innern des Holzes Meinung, daß die Eaupe im 2. Jahre halbvFüchsig- ausgewandert sei und den Maitrieb bezogen habe. Vielleicht erklären sich diese Fälle auch durch An- nahme einjähriger Generation? II. Teil. Die Schmetterlinae. 237 (Fig. 169). Der Kot wird durch eine besondere Öffnung ausgeworfen. Verpuppung in der Nähe der Auswurföffnung. ^ ;h ;-! L4 o a N Q 1900 + + ~ ~ ~ • • • 1901 • • • + Flugzeit Mai, Juni. Raupenfraß Juli, August, September, dann Verpuppung ohne Gespinst in der Erde. Überwinterung als Puppe. Polyphag, besonders an Linde, Weide und Eiche. Entblättert im Spätsommer gern einzelne Äste, die alsdann kahle Stellen der Baumkrone bilden. Forstlich besonders durch Kahlfraß in Weidenhegern beachtenswert. Vertilgung: Sammeln der Raupen. § 6. Familie Prozessionsspinner (Cnethocampidae = Thaumetopoedae). Diese Familie enthält nur eine Gattung: Cnethocariipa Sfph. (Thaumetopoca Hbst.). Die hierher gehörigen Arten sind relativ kleine, plumpe, graufarbige Falter, die Vorderflügel mit dunkleren Querlinien, die Hinterflügel heller, mehr weniger weißlich, oft mit grauem Fleck am Hinterwinkel (Fig. 172). Der plumpe, bräunlich-gelbe Hinterleib abgestutzt, das $ mit Afterwolle. Fühler bis ans Ende zweireihig gekämmt. Rollzunge fehlt. Raupen lang und locker graugelb behaart, mit 4 — 11 sammetartigen Flecken (Spiegeln) auf den Hinterleibsringen (Fig. 174b), leben in Nestern und laufen in „Prozessionen" (Fig. 171) vom Nest zur Fraßstätte, teils am Baume selbst, teils von Baum zu Baum über den Boden. Alle haben giftig wirkende Haare, und zwar sind dies nach Nitsche nicht die großen sichtbaren Haare, sondern die winzigen mikroskopischen „Spindelhaare" auf den Spiegeln (Fig. i74d). Verpuppung in Kokons im Nest oder im Boden. Forstlich schädlich durch Blatt- und Nadelfraß, direkt schädlich durch ihre Gifthaare, die Entzündungen empfindlicher Fig. 171. pjicliruiirozessions Spinner {Cnetliocampa proeessio- nea L.). Raupen in Prozession. Ve- Aus Nitsche. II. Teil. Die Schmetterlinge. 239 Hautstellen, besonders an der Bindehaut des Auges und an den Schleimhäuten von Nase, Mund und Schlund hervorrufen. Es ent- stehen juckende Bläschen, die sich bald zu einem roten Ausschlag dd 99 Fig. 172. Prozessionsfalter (^(^ und 59- ^ ^"- pityocampa Schilf., 2 Cn. pinivora Tr., 3 Cn. processionea L. Etwas verkl. Originalphotographieen. vereinigen und wochenlang schmerzen. Die Infektion geschieht teils durch direkte Berührung", teils durch X'ermittlung der Luft, insbesondere bei Verwehung durch Wind. Nicht nur lebende Raupen, sondern auch Häute, Nester sind wirksam. Schäd- lich für Mensch und Vieh. Begegnung. Vernichtung der Ver- puppungsnester, die sich bei processio- nea L. am Baume, bei pinivora Tr. und pityocampa Schiff, im Boden befinden, Ver- nichtung der Raupen in den Prozessionen durch Überstreichen mit dünnflüssigem Teer (mit Pinsel). Übersicht der Arten. i' Falter mit geschlossen dicht behaarter Stirn, ohne Hahnenkammfortsatz (Fig. 173A). Raupe mit rötlich-braunen Spiegelflecken, unten grünlich -hellgrau, seitlich graublau mit dunklerem Rücken- streif. Cn. processionea L. I, Falter in der Mitte der Stirn nackt, mit Hahnenkammfortsatz (Fig. 173 B). 2' Vorderflügel gelblich-grau, Mittelfeld nach vorn sehr bedeutend erweitert, Fig. 173. A Kopf vom Eichen- prozessionsspinner (OMe<Äoca?npa processionea L.) mit einfacher Stirnwölbung, B vom Cn. pini- vora Tr. mit Hahnenkammfort- satz (c), a rudimentäre Mnnd- teile, b Stellen, an denen die sonst dichtstehende Stirnbe- haarung entfernt worden ist. ^1. Aus Nitsche. hinterer Querstreif scharf 240 II. Buch. Spezielle Forstiusektenkunde. gezähnt. Raupe mit sam metschwarzen, rotgelb gerandeten Spiegelflecken, oberseits vorherrschend grüngrau. Cn. pinivora Tr. 2, Vorderflügel weißgrau, Mittelfeld vorn schwach erweitert, hinterer Querstreif kaum gezähnt. Spiegelflecke der Raupe wie bei pinivora, aber die Oberseite durch schieferblaue bis schwärzliche Färbung unterschieden. Cn. pityocampa Schiff. Biologische Gruppen. a) An Eiche. (Auch an ausländischen Eichen: coccinea, ccrris, palustris.) Der Eichen-Prozessionsspinner, Cn. proccssionca L. ^ t-i ;-i ^ Sm a •-:) fe < 0 ^ Q 1900 + + - - — 0 • • • 1901 - • • • + II. Teil. Die Schmetterliuffe. 243 Flugzeit Mai, Juni. 9 liebt schlechtwüchsige, lockere und besonders jüngere Kiefernbestände, legt seine weißen Eier in Sjnraltouren um ein Nadelpaar (Fig. 176 D) und hüllt sie mit den Deckschuppen seiner Afterwolle ,.rohrkolben" -artig ein. Die Raupen befresseu zuerst die vorjährigen Nadeln, und zwar Lophvrus-^rtig, anfangs unter Verschonung der Mittelrippe, erst später gehen sie aus Not an die Maitriebe. Sie fressen gesellig, bauen jedoch kein eigentliches Nest, ruhen aber gesellig und häuten sich in Klumpen beisammen. Ihre Prozessionen sind auch am Tage zu sehen und geschehen mit Vorliebe eini-eihig. August, September erwachsen, graben sie sich in leichten Sand ein und verpuppen sich hier in dicht gedrängt und aufrecht stehenden Kokons. Ein flaches Gespinst am Boden verrät das Puppenlager. B C D Fig. 176. Kiefemprozessionsspinner [Cn. pinivora Tr.). A Raupe, B Puppe, C Kokon. Sämtlich in nat. Größe. Aus Nitsche (nach Ratzeburg). D Kiefernnadelpaar mit Ei- zylinder. -/j. Nach Nitsche. Die Generation scheint vorwiegend einjährig zu sein,^) doch kommt häufig ein Überliegen ins 2. Jahr, ja noch viel länger (bis ins 4. Jahr) vor. Überhaupt ist der Entwickelungsgang vielen Schwankungen unter- worfen und kommen Überwinterungen im Eizustand und später Falter- flug vor. ^) Nach AI tum (Neuere Beobachtungen über d. Kiefernprozessionsspinner; Ztschr. f. Forst- u. Jagdw. 1896, S. 649) 2jährig, erste Überwinterung als Ei, zweite als Puppe. Am 4. August fanden sich nebeneinander: alte Eier, junge und alte Raupen, Schmetterlinge, neue Eierzyliuder. 16* 244 II. Buch. Spezielle Forstinsekteukuude. Die forstliche Bedeutung ist bei starker Vermehrung nicht un- erheblich, da der Fraß in geringen Bonitäten stattfindet und meist in Ge- meinschaft mit anderen Kiefernfeinden. Kahlfraß ist jedoch selten. Auch bei dieser Art sind die E au penhaare gefährlich. 2. Der Pinien-Prozessionsspinner (Cn. pityocampa Schiff.). Im Mittelmeergebiet, in den südlichen Alpentälern hoch hinaufsteigend (z. B. bei Brieg bis 1045 m). ^ ;> b i-< ^ ;-( o 4- 2 C3 ^^ UD ^— o ^ Jahr c :5 < Ca "5 5} < '7} -4-2 c s o Q 1900 + ~ ~ ~ - 1901 - - — — — © m + Flugzeit Juli (Tirol). Eiablage wie bei pinivora, und zwar an allerlei Kiefern des Südens (piuca, piiiasfer, laricio, halepensis). Im Fig. 177. Pinienprozessionsspiuner (Cn. pityocampa Schiff.). 2 Nester. Riviera dl Levante. Verkl. Originalphotographie. nördlichsten Vorkommen auch an der gewöhnlichen Kiefer. Eaupen überwintern in Nestern, die in der Krone befestigt sind (Fig. 177). Verpuppung jedoch wie bei pinivora im Boden. Daher Frühjahrs- und Herbstfraß der Raupe wie beim Kiefernspinner. Raupenhaare sollen besonders gefährlich sein. § 7. Familie Spinner (Glucken), Bombycidae (Lasiocampidae). Ohne Xebenaugen, häutig mit behaarten Netzaugen, Fühler doppelt gekämmt, cf mit besonders langen Kammzähneu, Rollzunge verkümmert, II. Teil. Die Schmetterlinsfe. 245 Leib plump, dicht wollig behaart. Hinterflügel ohne Haftborsten. 16 füßige Eaupeu ohne eigentliche Warzen, mehr weniger dicht und weich behaart. Yerpuppung in festem Kokon. Die hierher gehörigen Gattungen sind nur in geringer Zahl forstlich beachtenswert. Eine Art, pi)ii Z,., der Kiefern- spinner, zählt dafür zu den schädlichsten aller Schmetterlinge. Wir wollen die wenigen Arten in die eine Gattung (Bombyx) zu- sammenfassen. a) An Kiefer. Der Kiefernsp inner (Bomhyoc [Dejidrolimtis] pini L.). Beschreibung. Die sehr veränderliche Färbung des Falters schwankt zwischen braunrot und schiefergrau, ähnlich den Farben der Kiefernborke. Vorderflügel bald fast einfarbig rotbraun, bald erscheint das Feld zwischen hinterem Querstreifen und der Wellenlinie mit dem Wurzel- feld und meist auch mit den Hinterflügeln korrespondierend rotbraun und von dem grauen Mittel- und Saumfeld abstechend. Im vorderen Querstreifen ein weißer Mondfleck. Die Raupe, bis 8 cm lang, ist besonders durch die stahlblauen „Nackenstreifen" auf dem 2. und 3. Brustring gekennzeichnet (Fig. 178c). Ihre Färbung sehr variabel. Meist rötlich und schie- fergrau, vereinzelt sehr hell ins Weißliche. Haare beiderseits auf Warzen stehend. Vor der i. Häutung schmutzig-gelblich, die 3 ersten Ringe deutlich gelb. ^ %* ;-i 0 12; s 1900 + + ^ :^ ^ -- - 1901 - - — — — --• •+ Biologie. Flugzeit Juli; Falterpaare tagsüber an den Stämmen niedrig sitzend, träge; cf etwas beweglicher und auch am Tage bei Beunruhigung fortfliegend. Oft in copula. Am Stamme schwer sichtbar. 9 legt bis 200, anfangs blaugrüne, später graue, hanfkorngroße Eier (Fig. lySf), in Häufchen von je 50 Stück, meist wenig versteckt an die borkige Rinde der Stämme, auch an Äste der Krone und an den Unterwuchs. Nach etwa 3 Wochen schlüpfen die Räupchen aus, befressen anfangs die Nadeln schartig, besonders die alten, später geht der Fraß ein- seitig oder auf beiden Seiten bis zur Mittelrippe. Bis zum Herbst Flg. 178. Kiefernsplnner (Bombyx pini L.). a (j^, b $ Falter, c Eaupe, d Puppe, e Kokon, f Eier, g mit Ichneumon circumflexum L. besetzte Puppe, li Raupe, bedeckt mit den Tönuchen von Microgaster, rechts unten eine dieser Schlupfwespen. Alles '/j. Aus Henschel. II. Teil. Die Sclimetterlinge. 247 haben sie 2 — 3 Häutungen durchgemacht, fressen die Nadehi jetzt bis zu den Scheiden auf und gehen mit Eintritt der Herbstkühle, Ende Oktober, Anfang November, zur Überwinterung in den Boden, ins „Winterlager". Der Fraß im i. Jahr wird Herbstfraß genannt. Normal geschieht die Überwinterung zwischen der 2. und 3. Häutung, etwa drittelwüchsig (2,5 cm). Stammabwärts wandernd, wählen die Räupchen Plätze in nächster Nähe des Stammes. Sie suchen sich dabei trockene Stellen aus und liegen eingerollt oberflächlich unter der Bodenstreu, nicht in der Erde selbst. Werden die Raupen von der Kälte überrascht, so bleiben sie erstarrt in der Krone sitzen, werden dann leicht von Winden zu Boden geworfen und suchen später bei milderer Witterung Lagerplätze, die alsdann regellos zer- streut liegen. Die Raupen sind gegen Kälte außerordentlich wider- standsfähig und können selbst das Einfrieren ertragen. Dagegen leiden sie durch Feuchtigkeit infolge von Pilzbildungen. Daher finden sie sich im Winterlager viel eher fast unbedeckt in einem durch Streu- rechen fast nackten Boden, als unter dichtem Moospolster. ^) Vereinzelt überwintern Raupen auch in Borkenritzen am Stamm. Die Größe der überwinternden Raupen ist im allgcmeuien großen Schwankungen unterworfen, je nach der Zeit des Auskommens und der Witterung im Herbst. Ganz allgemein nimmt die Größe bei Massenveimiehrung von Jahr zu Jahr ab, so daß schon im 2. Jahre eines Massenfraßes die Durchschnittsgröße nach Nitsche auf 1,5 cm herabsinkt. Durch die Frühjahrswärme erwachen die Raupen zur Lebenstätigkeit, ver- lassen das Winterlager und wandern am Baume empor. Entscheidend ist hierbei das Temperatur-Maximum. Das „Steigen" beginnt an den sonnigen Bestandesrändern bei ca. 9^ C. Lufttemperatur-Maximum, selbst wenn das Minimum noch unter Null liegt, im Schatten des Wal- des erst nach Aufhören des Frostes bei etwa 4^ C. Bodentemperatur. Erst dann ist auf allgemeines Steigen zu rechnen, dessen Tempo und Intensität durch anhaltend hohe Temperatur ungemein gefördert wird.^) Je nach der Witterung beginnt das Steigen im Februar oder März, das allgemeine Steigen vollzieht sich meist im März-') oder April. Zuerst steigen die kleinsten Raupen. Die aufgebäumten Raupen beginnen alsbald ihren Hauptfraß oder Frühjahrsfraß. Jetzt wird ^) Eine dichte, den Boden frisch erhaltende Bodendecke scheint daher dem Interesse der Raupen entgegenzuwirken. -) Der Aufstieg kann sich alsdann in wenigen Tagen vollziehen, während schwankende Temperaturen denselben auf Wochen hinziehen können. ^) 1889 in Reilingen zwischen 15. und 20. März. 248 li- I^ucli. Spezielle Fors;tinsektenkunde. der Fraß intensiver und rücksichtslos, auch die Basis der Nadel mit der Scheidenknospe, auch die Nadeln des Maitriebs, selbst der weiche Trieb kann jetzt befressen werden. Der Frühjahrsfraß ist deshalb be- sonders gefährlich, weil durch denselben die Holzbildung gestört wird. Das Nahrungsbedürfnis der Raupe steigt zuletzt enorm. Nach Ratze- bu rgs Versuchen frißt eine Raupe bis zur 6. Häutung etwa 520 Nadeln, von da bis zur Verpuppung, in einem Zeitraum von nur etwa 5 Tagen, noch etwa 350 Nadeln, also -/^ des ganzen bisherigen Fraßes vom Herbst und Frühjahr. Bald nach der 6. Häutung beginnt das Ein- spinnen Ende Juni, Anfang Juli^) zur Verpuppung. Die spindel- förmigen Kokons (Fig. lySe) finden sich teils am Stamme, teils in der Krone, teils am Unterholz. Die Puppenruhe währt etwa 3 Wochen. Obgleich die Raupe des Kiefernspinners im Gegensatz zur Nonnenraupe träge ist und an ihren Fraßplätzen beharrlich festhält, macht sich doch im Juni ein Wandern bemerklich, welches teils frei- willig, teils durch Regen- und Windeinflüsse veranlasst ist. Die Raupen gelangen dadurch in größerer Zahl wieder zu Boden. Sie bäumen dann entweder am Hauptbestand wieder auf oder gehen an Neben- bestand und Unterwuchs oder wandern jenseits der bisherigen Fraß- orte nach bisher verschonten Beständen. Sie geraten hierbei auch massenhaft in angefertigte Durchquerungs- und Isoliergräben, wie Versuche im Forstbezirk St. Leon (Baden) bei dem Fräße von 1888/89 deutlich gezeigt haben. Forstliche Bedeutung. Der Kiefernspinner ist der gefährlichste Kiefernfeind; er ist Bestandesverderber (normal in 60jährigen bis ganz alten Be- ständen) und völlig primär. Trotzdem bevorzugt er die geringen und geringsten Bonitäten. Zur Erklärung hierfür kommen insbesondere 2 Momente in Betracht: 1. erleichtern solche meist sehr licht gestellte, meist des Neben- bestandes entbehrenden und wenig Unterwuchs besitzenden Be- stände den Anflug des schwerfälligen Falters, der freie Flugbahnen vorzieht, und 2. findet die Raupe in dem trockenen Sandboden der geringen Bonitäten das geeignetste, nicht durch humose Moosschicht bezw. Feuchtigkeit gefährdete Winterlager. ^"i Bei Masseuvermehnmg deliDt sich die Verpuppuugsperiode von Mai bis August hin und wird alles unregelmäßig. II. Teil. Die Sclimetterlinge. 249 Aus diesen Gründen sind auch die der worfenen Bestände für die Mas- senvermehrung des Kiefern- spinners ganz besonders ge- eignet. In bezug auf das Alter der Bestände werden äJtere Bestände normal bevorzugt. Der hierbei ent- scheidende Faktor ist der Lichtungs- grad der Bestände. Mittelalte Kiefern- bestände zeigen normal Schluß und frische Moosdecke. Beides gewährt dem Kiefernspinner, dem Falter so- wohl wie der Raupe, ungünstige Existenzbedingungen. Wo jedoch in- folge geringer Böden und Streunutzung die mittelalten Kiefernbestände den Schluß und die Moosdecke verloren haben, sind hier für den Kiefernspinner die Existenzbedingungen ebenso gün- stig wie im Altholz. Er befällt als- dann ebensogern wie Althölzer auch mittelalte und jüngere Bestände.^) Die Folgen des Spinnerfraßes sind je nach dessen Intensität ver- schieden. Sind die Bestände nur mehr weniger licht gefressen, so hängt alles davon ab, ob Wiederholungen drohen oder nicht. Selbst kahl gefressene Be- stände können sich durch Wieder- begrünung erholen, falls genügend Knospen erhalten geblieben sind, keine Wiederholung des Fraßes oder neue Feinde drohen und die Witterungs- verhältnisse günstig sind. Kahlfraß mit Beschädigung der normalen Spitzen- knospen hat stets Absterben der Be- stände zur Folge, auch wenn die S t r e u r c c h u n u' u n t e r ^) Im Reiliuger Gemeindewald (Forst- bezirk St. Leou in Baden) sind nach der Denk- schrift des jetzigen Herrn Forstrat Wittmer bei dem Fraß 1889/90 die 30 bis 60 jährigen Bestände am meisten heimsresucht worden. Fig. 179. Ein vom Kiefernspinner fast Italil oefressener Kiefernzweig:. End- linospen vertrocknet. Zwei ..Rosetten- triebe". Aus Xitsche (nach Ratzeburg). 250 II- Blich. Spezielle Forstlusekteiikuude. Kiefern durch Rosettentriebe und Scheidentriebe sich dürftig begrünt haben (Fig. 179). Dabei sind jüngere bis 40jährige Kiefern empfind- hcher als ältere. In den jüngeren Beständen werden auch die Maitriebe und Knospen eher beschädigt als in den älteren, auch reagiert der jüngere Baum rascher, der Splint kann sich in jungen kahl oder fast kahl gefressenen Kiefern schon im Herbste bräunen. Nach Ratzeburg" ist baldiges Absterben zu prognostizieren, wenn Knospen massenhaft beschädigt und ganze Maitriebe abgefressen sind und wenn die Safthaut am Stamme abnorm gefärbt erscheint. Ein Fraß dauert bei Massen Vermehrung und wenn keine energischen Maßregeln dagegen getroffen werden, stets mehrere Jahre. Schon im 2. Jahre treten Unregelmäßigkeiten in der Entwickelung ein; die Raupen erreichen alsdann im Herbst, teils infolge Nahrungs- mangels, teils infolge verspäteter Eiablage nicht mehr normale Größe für das Winterlager, die Unregelmäßigkeiten und die Degenerierung mehren sich zunehmend, zugleich vermehren sich die Feinde, besonders die Schmarotzerinsekten 1) und Pilze.-) Die Kalamität erlöscht dann nach einigen Jahren, nicht immer im 3. Jahre, von selbst. Der Kiefernspinnerfraß wiederholt sich periodenweise und zwar in kürzeren Perioden als bei der Nonne. Welche Bedeutung eine Verheerung durch den Kiefernspinner annehmen kann, zeigt der bestbekannte Fraß von 1862 — 1872, der in Brandenburg seinen Ursprung nahm und von da nach Pommern, Westpreußen, Posen, Schlesien und Sachsen ausstrahlte auf eine Gesamtfläche von 2349 Quadratmeilen (über 7 mal so groß als Baden). In dem Hauptfraßgebiet wurden damals 10244 ^a kahl gefressen und 2 Millionen Festmeter Raupenholz eingeschlagen. Erkennung. Eine drohende Kiefernspinnergefahr kann zu- nächst an zwei Kennzeichen vorausgesehen werden: I. an der abnormen Vermehrung des Falters (an Stämmen sitzend) im Juli; ') Ratze bürg hat den Schmarotzerinsekten des Kieferuspiuners größte Aufmerksamkeit zuteil werden lassen. Von den Schlupfwespen leben einzelne im Ei, z. B. Teleas laeviusciilus Rtsb., (sie verlassen das Ei durch ein kreisrundes Loch, während die Raupe durch ein zerschlitztes auskriecht); andere in der Raupe, z. B. Microgaster (globatus Rtsb.), der wohl die drei Arten M. nemorum Htg., M. Ordinarius Rtsb. und reconditus Nees umfaßt und dessen weiße Töiuichen (Fig. 178h) die toten Raupen bedecken; wieder andere in der Raupe und später in die Puppe übergehend: z. B. Anomalon circumflexum L. (Fig. 178g), Pimpla mussii Htg., Pteromalus piipariim L. Die Tachinen oder Raupenfliegen-Larven treten entweder vor der Verpuppung auf oder gehen in die Puppe über. Arten noch unbekannt. ^) Cordiceps militaris als /sar/a-Stufe und Spaltpilze. II. Teil Die Schmetterliuge. 251 2. an der Lichtung der Bestände durch den Herbstfraß. Zeigen diese Symptome eine Gefahr an, so ist zur Kontrolle als 3. Mittel das Probesammeln im Winterlager vorzunehmen, dessen Resultat alsdann den Ausschlag zu geben hat, ob geleimt werden muß. Das Probesammeln geschieht in der Weise, daß etwa im Dezember pro Hektar etwa 10 — 12 Stämme, je in i m Umkreis, auf die Zahl der daselbst im Winterlager befindlichen Raupen untersucht werden. Die Auswahl der Stämme wird entweder durch Probebahnen oder so getroffen, daß man die Arbeiter in gewissen Abständen eine bestimmte Zahl Schritte machen und die so getroffenen Stämme untersuchen läßt, um möglichst durchschnittliche Resultate zu erzielen. Die Resultate werden pro Stamm in Listen eingetragen und zuletzt im Durchschnitt pro Stamm berechnet. Erfahrungsgemäß wird auch bei guter Schulung der Arbeiter nur etwa ^/., der Raupen im Winterlager gegenüber der Zahl gefunden, die später pro Stamm an den Leimringen erbeutet wird. Feinde des Kiefernspinners sind vor allen Fledermäuse, Kuckuck, Ziegenmelker, Meisen, Krähen, Häher, Star, Drosseln, Baumläufer u. a., unter den Raubinsekten Calosoma und Ameisen, vor allen aber die Schlupfwespen i) und Raupenfliegen. i) Altum-) fand von 8311 Kokons 1788 von Schlupfwespen, Raupen- fliegen, Meisen, Krähen etc. zerstört (Heß). Vor allem aber sind die Pilze von der größten Bedeutung, da sie öfters die Raupen in großen Massen (50 — 75%, Heß; Forstschutz 3. Aufl. S. 414) vernichten. Begegnung. Vorbeugend wirkt jede Verhinderung einer Massenvermehrung. Auch für den Kiefernspinner gilt das gleiche, was wir für andere Feinde i. Ranges früher hervorgehoben haben: wo irgend möglich, Vermeidung ausgedehnter reiner gleichaltriger Bestände durch Maßregeln der Forsteinrichtung und des Waldbaues, sorgfältige Aufmerksamkeit auf den eisernen Bestand, wenn nötig, zeitweise Untersuchung mittels Probesammeln oder Leimen an den Bestandes- rändern.-^j Für den Kiefernspinner muß noch ganz besonders die 1) Siehe Note 1 S. 250. 2) Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen 1890, S. 400. ^) Insbesondere an den als Ausgangsherd verdächtigen Waldorteu. Ratze- burg sagt (Nitsche S. 884): „Im köuigl. Biesentaler Revier haben wir z. B. Orte, welche in jedem Winter revidiert werden müssen, meist allerdings nur einige Liter Raupen liefern, ab und zu aber auch schon ein Hektoliter und mehr ergaben. So haben wir jährlich nur 300 Mk. durchschnittlich dafür ausgegeben, gleichsam eine Assekuranzprämie für 7000—8000 Hektar.-' 252 II- Buch. Spezielle Forstinsektenkunde. Erhaltung einer dichten Bodenbedeckung und des Schlusses in Betracht kommen, weil die Raupe unter dichter Bodendecke leichter der Verpilzung unterworfen ist. Endlich Schonung der natürlichen Feinde, künstliche Vermehrung derselben durch Nistkästen im Walde (insbesondere für Stare und Meisen). Vertilgung. Von allen Mitteln der Vertilgung, welche im Falle einer drohenden Massenvermehrung in Betracht kommen, hat allein das Leimen der Bestände, d. h. das Anlegen von Leimringen an den Stämmen eine sichere und durchschlagende Wirkung. Die Wirkungssicherheit dieses Mittels beim Kiefernspinner ist neuerdings durch Verbesserung der Leimsubstanzen eine so große geworden, daß die Kiefernspinnerkalamität heute wohl noch als eine kostspielige Plage, jedoch nicht mehr als eine wirkliche Gefahr für den Wald angesehen werden darf, vorausgesetzt, daß der Wirtschafter seine Schuldigkeit tut. Die Wirkungssicherheit des Leimens ist so groß, daß dieses Mittel erst bei erheblicher Anschwellung des eisernen Bestandes in Anwendung gebracht wird, erst dann, wenn ein ge- fährlicher Massenfraß sicher in Aussicht steht. Während man früher, als noch geteert wurde, schon Teerringe anlegte, wenn beim Probe- sammeln die Zahl von 5 Raupen pro Stamm festgestellt worden war, wird jetzt erst geleimt, wenn im Altholz über 50, im Stangenholz 30 — 40, in Dickungen 15 — 20 Raupen^) pro Stamm angetroffen worden sind. Mit Recht sagt jedoch Nitsche (S. 890): die Erfahrung lehre, „daß bis jetzt eher zu wenig als zu viel geleimt wurde, und daß mancher durch die vorgesetzte Behörde an den Vorschlägen des Revierverwalters vorgenommene Abstrich sich später schwer ge- rächt hat". Die Entscheidung der Frage, ob geleimt werden soll, ist im einzelnen schwierig, d. h. es handelt sich in letzter Instanz um eine finanzielle Frage. Dabei ist jedoch zu bedenken, daß bei Ver- säumnissen eine spätere Ausdehnung des Kiefernspinners auf eine größere Fläche wahrscheinlich ist und die eventuellen Kosten dadurch von Jahr zu Jahr wachsen. Immer muß im Anfang an den Herden und in jüngeren Beständen viel eher geleimt werden als später bei ausgebrochenem Massenfraß und in den Altholzbeständen. Ist das Leimen beschlossen, so haben zunächst Durchforstung und Rötung zu erfolgen. Durchforstungen sollen möglichst kräftig geschehen, um später Kosten zu ersparen. ^) Nach einer Vorschrift von Oberforstmeister Tramnitz (Refer. im Königl. preuß. Minist, f. Landw.) von 1880. Nitsche S. 890. II. Teil. Die Sclnnetterling-e. 258 Die Rötung läßt man am besten mit dem Schnitzmesser machen in einer Breite von 15 — 20 cm. Durch Entfernung aller vor- springenden ßorkenschuppen soll eine möglichst glatte Fläche her- gestellt werden. Das Leimen muß vor allem rechtzeitig geschehen. Zu dem Zwecke muß der Leim^) schon Mitte Februar beschafft sein (Bestellung frühzeitig, wegen der in Raupenjahren durch Häufung der Bestellungen möglichen Verzögerungen), die Rötung soll gleich- falls bis gegen Mitte Februar beendet sein. Da guter Leim 3 Monate fängig bleibt, kann schon frühzeitig mit Leimen begonnen werden^ event. schon um Mitte Februar. Der Leim wird am besten durch Holzspatel in bis 4 cm breiten Ringen etwa 3 mm hoch aufgetragen. Solch dicke Ringe werden selten von den Raupen bestiegen; die Raupen sammeln sich unterhalb an (bis zu 10 000 Stück an dicken Stämmen), bleiben lange träge sitzen^ erkranken, verhungern zum Teil und fallen später ab. Einzelne Raupen, welche den Ring übersteigen, beschmutzen sich und gehen später ebenfalls zugrunde. Die Kosten des Lei mens schwanken besonders nach der Arbeits- gewandheit, den Arbeitslöhnen und den Transportkosten des Leimes. Der Leimverbrauch pro Hektar beträgt 50 — 60 kg, der Leimpreis pro 100 kg 12,5 — 20 Mk. Die Gesamtkosten des Leimens schwanken zwischen 12 — 50 Mk. In Norddeutschland sind die Kosten infolge der langen Erfahrung und Ü])ung durchweg viel niederer als in Süddeutschland. So betrugen dieselben im Regierungsbezirk Frankfurt a. 0. im Mittel 1886/91: 12,28 Mk. pro Hektar (Heß, Forstschutz S. 426), davon das Eöten 2,91 Mk., das^ Leimen 2,63 Mk., der Leim 5,80 Mk., der Leimtrausport 0,90 Mk., Geräte etc. 0,04 Mk. pro Hektar. Im Kgl. sächsischen Eevier Gohrisch betrugen die Kosten 1889: 23,8 Mk. pro Hektar, davon das Röten 6,00 Mk., das Leimen 8,6 und die Leimanschaffung 9,2 Mk. In Baden, Gemeindewald Reilingen, Forstbezirk St. Leon, 1889: 38 Mk. pro Hektar, davon das Röten 9,00 Mk., das Leimen 14,00 Mk., der Leim 12,25 Mk., der Leim- transport 2,75 Mk. In Darmstadt 1888: 50,90 Mk., davon das Röten 6,43 Mk., das Leimen 11,25 Mk., der Leim 33,22 Mk. Isoliergräben. Infolge Nahrungsmangels, durch Regengüsse, Stürme und infolge einer Unruhe der nahezu erwachsenen Raupen 1) Bei der Bestellung muß 3 mouatliche Klebedauer und ein dem Wasser ungefähr gleiches spezifisches Gewicht ausbedungeu werden. Versuche in Sachsen (1889) haben ergeben, daß von den norddeutschen Leimfirmen Huth und Richter. Berlin, den besten Leim liefern. Gleich guten Leim soll nach den Erfahrungen von Heß die süddeutsche Firma A. Wingenroth, Mannheim, liefern. 254 II. Buch. Spezielle Forstiusekteukunde. gelangen zahlreiche Raupen wieder zu Boden und beginnen Wan- derungen nach Fraßplätzen, nach Kulturen und in benachbarte un- versehrte Bestände. Durch Isolier- und Fanggräben (in leichten Böden) können solche Raupen in ihrer Wanderung aufgehalten, bezw. erbeutet werden. Die Gräben sind 30 cm breit und tief zu machen und auf der Sohle mit 30 cm breiten und 50 cm tiefen Fanglöchern zu versehen. In St. Leon (obengenannte Denkschrift) zeigte sich anfangs Juni eine Wanderlust der Raupen; in wenigen Tagen füllten sich damals die Gräben, so daß in den etwa 1500 Löchern der Grabensohle etwa i Million Raupen zur Vertilgung kamen. Die Raupen müssen täglich herausgenommen Fig. 180. Ringelspinoer {Bomhyx neustria L.). a Eierring, 1) Raupe, c Falter. Aus Henscliel. und getötet werden (Zerstampfen). An die Stelle von Isoliergräben können da, wo Gräben nicht gut ausführbar sind, isolierende Leim- stangen und Leimzäune (aus zerschlagenen Leim-Faßdauben) treten. Die Stangen müssen dem Boden überall fest anliegen, die Zäune etwas eingegraben werden. Abprallen. In bis 30jährigen Stangenhölzern, wo die Stangen noch mit der Hand geschüttelt werden können, ist es möglich, die Bäume auch noch im Mai zu retten, indem die Raupen herab- geschüttelt und sofort gesammelt und vernichtet oder aber durch Anlage von Leimringen, „Sommerleimen", am Wiederaufstieg ver- hindert werden. In St. Leon fielen (1888) pro Stange oft über 100 Raupen zu Boden und wurden auf diese Weise in jüngeren Stangen- hölzern wohl I — 2 Millionen Raupen vertilgt. IL Teil. Die Schmetterlina-e. 255 Das Prellen mit Axt oder Schlegel ist zu unterlassen, da die Nadelhölzer unheilbare Verwundungen^) davontragen. b) Au Laubhülzern. Der Eingelspiuner, Bouibt/x(Malacosoma) tieitsfriaL. (Fig. 180), gehört zu der Glucken-Gruppe ,.ohiie weißen Fleck auf dem Yorderflüg-el". Grundfarbe entweder ockergelb oder rotbraun, wenig gebogene einfache Querstreifen, meist ockergelb auf rotl)raunem Grunde, oder dunkel auf hellem gelblichem Grunde. Mittelfeld oft dunkler. Raupe leicht kenntlich durch die weißliche mediane Rückenlinie und die blauen Seitenstreifen (Livree-Raupe). Puppe in lockerem doppeltem schmutzig- weißem oder gelblichem Kokon. Eier werden mittels eines festen braunen Kitts in mehrreihigen dichten Ringen an dünnere Zweige des Fraßstamms angeklebt („Ringelspinner") (Fig. 180 a). •^ •^ rO ?H N ^ f^ «i O o P 1900 + • • 1901 ■ — — .:• + Flugzeit Juli. Falter bei Tage versteckt. Eier überwintern im bekannten Eierring. Mit dem Laubausbruch entschlüpfen die Raupen, zer- fressen anfangs gesellig die eben ausschlagenden Blatt- und Blütenknospen, machen dabei gemeinschaftliche dünne Gespinste (Fig. 181), besonders in Zweiggabeln, wo auch die Häutungen stattfinden. Diese Gespinste sind vor dem vollständigen Laubausbruch leicht zu entdecken. Später zerstreuen sich die Raupen und leben vereinzelt. Verpupp ung im Juni. Bedeutung. In erster Linie an Obstbäumen, im Walde selten erheblicher schädlich, besonders an Eiche, Hainbuche und Pappeln. In hohem Maße polyphag, sogar an Himbeeren und Wacholder. Gegenmittel: Vernichtung der Eierringe, Bespritzen der gesellig lebenden jüngeren Raupen mit einer Lösung von schwarzer Schmierseife, in Pflanzschulen besonders Zerquetschen der am Tage dicht gedrängt sitzenden Raupen mit umwickelten Stangen. Birkennestspinner, Boinbißx(Eriogaster) lancstris L. (Fig. 182). Falter zimmetrötlich-braun, äußerst dickleibig, mit weißlichem hinteren Querstreif; vorderer Querstreif fehlt, auf dem Vorderflügel 2 weiße Flecke, einer im Wurzelfeld, einer im Mittelfeld. Raupe tief schwarzbraun mit ') Hartig, Über den Einfluß verschiedener Raupeuvertilguugsmethoden etc. ; Zeitschrift für Forst- und Jao-dwesen 1871, S. 390. 256 II. Buch. Spezielle Forstinsekteukunde. 2 Eeihen rotgelber Flecken auf Eing 2 — 11, AfterfUße rot und schwarz gefleckt. Eier in länglichem Bande um einen Zweig herumgerollt, mit der grauen Afterwolle des ? bedeckt (Fig. 183 links oben). u ^ ^^ ,^ ^ s N i-s fR «3 CO O o ß 1900 + ^ ^ :=- • • • • « 1901 • • • + Flugzeit von April an. Raupen alsbald mit Laubaus- bruch tätig und ein Nest spinnend, von dem sie des Nachts in unregelmäßigen Zügen zum Fraß ausziehen und Äste entblättern. Tages- ruhe und Häutung im Neste, das, nach und nach wachsend, als großer Beutel vom Zweig herabhängt. Zuletzt fressen die Raupen vereinzelt und d Fig. 181. Rmgeläyiinnev (Bomhyxneustria L.). Junges Gespinst und erster Fraß am Eierringast (Apfel- baum), '/i Nach Eckstein. Fig. 182. Birkenspinner (Bornhyx lanestris L.). ^\^. Originalphoto- graphie. verpuppen sich Ende Juli in festem gelblichen Kokon im Boden. Oft liegen die Puppen in folgende Jahi'e über. II, Teil. Die Schmetterliuafe. 257 Besonders au Birke, sodcann an Kirsche, Pflaume und Apfel, auch an Weißdorn, Schlehe, Linde, Eiche, Weide. Flg. 183. Birkenspinner (Bomb, lanestris L.). Junges Nest und Fraß an Birke, oben links der Eierscliwamm. ^2- Nach Eckstein. Forstliche Bedeutung- gering. Gelegentlich Kahlfraß an Birken auf Alleen. Begegnung: Vernichtung der Nester und Eierbänder. Nüßlin, Leitfaden der Forstinsektenkunde. 17 258 II. Buch. Spezielle Forstiusekteukuude. c) Polyphag an Laub- uud Nadelholz. Eichenspinner oder ..QuittenvogeT' (Bonibyx [Lasiocampa] quercits L.). cT dunkel kastanienbraun, 9 ockergelb. Beide Geschlechter mit weißem Mittelfleck (Fig. 184), der hintere helle Querstreif auf allen Flügeln mehr weniger deutlich nach außen verwaschen. cT Fig. 184. Eiclienspinner (Bonibyx quercus L.). *!-. Origiiifilphotographie. Raupe braungelb behaart mit sammetschwarzen weißpunktierten Eingeinschnitten und weißem Seitenstreifen. !^^5^ ^ ^ !-H rO %* OJ Oi Co N "-* ,j_j •F-l P4 •o .o ^ Jahr ,s -i fe < M O o P 1900 + ^ - ^ - - 1901 - - — — — • + Flugzeit Juli. Raupe bis spät in den Herbst fressend, dann in Winterruhe tretend. 1897/98 1) fraß die Raupe während des milden Winters an einjährigen Kiefern und Fichten die Nadeln bis auf die Scheide. Im folgenden Frühjahr verübte sie Kahlfraß an Birken und Eichen, an diesen sogar Knospeufraß; im Mai wanderte sie dann auf angrenzende Eichen- uud Kiefernsaaten. Eine 0.7 ha große Kiefern- ^) Altum, Zerstörung von Eichen- und Kiefernsaaten durch Gastropacha quercus L.; Ztschr. f. Forst- u. Jagdw. 1899, S. 35. II. Teil. Die Sclimetterliuge. 259 saat wurde völlig kahl gefressen. lu Isolier grüben lingen sich enorme Mengen, Mitte Mai in einem Loch über 1000 Eaupen. § 8. Familie Wollspinner (Liparidae [Lymantriidae]). Ohne Nebenaugen, mit nackten Netzaugen. Fühler beim cT bis zur Spitze doppelt gekämmt, Rollzunge verkümmert, Hinterflügel mit Haftborste. Die i6 füßigen Raupen verschieden, teils mit behaarten Knopf- warzen, teils mit langen Haarbüscheln, auf Ring 9 und 10 häufig mit ausstreckbarem Wärzchen. Puppe dünn büschelig behaart, ohne Kokon, nur mit wenigen Fäden angesponnen. Gattung Liparis. Raupe ohne Bürsten, nur mit Knopfhaaren. a) Polyphag an Nadelholz und Laubholz. Nonne (Liparis [Lyinaiitria] monacha L.) (Fig. 185 u. 186). Beschreibung. Falter: Vorderflügel kreideweiß mit schwarzen Zickzacklinien, Hinterflügel grau. Hinterleib beim cT schmal, am Ende mit breiter Endbürste, oben mit mittlerer Reihe schw^arzer Flecken, gegen die Spitze rosenrot, beim 9 hinten in eine einziehbare Legeröhe aus- tretend; 9 9 Hinterleibssegmente hinten breit rot gerandet. Raupe vor der i. Häutung durch 6 Reihen schwarz behaarter^) Warzen sehr dunkel, erwachsen mit hellbraunem Kopf von weißlicher, gelblicher oder grünlicher Grundfarbe. Ein dunkler Rückenstreifen beginnt auf Ring 2 (Fig. 186) mit herzförmiger Verbreiterung, setzt sich fort bis Ring 7, hat auf 4, 5, 6, 7 seitliche Erweiterungen, setzt auf 8 ganz aus, so daß hier ein ovaler heller Fleck mit 2 dunklen Punkten ent- steht, erscheint dann wieder auf 9, 10 und 11. Auf 9 und 10 je ein rotes ausstreckbares Wärzchen. Die Nonne variiert sehr. Falter (ab. ercmita Oclish.) und Raupe können fast schwarz werden, doch hängen diese beiden Melanismen nicht genetisch zusammen. Aus einer schwarzen Raupe kann ein heller Falter entstehen und umgekehrt. Dagegen ist nach Versuchen von Metzger-) der Melanismus des Falters erblich und tritt be- ^) Die 4 iimereu Warzeureiheu tragen bis zur 1. Häutung kurze uu- bedornte Haare, die an der Grenze des unteren Drittels zu einer luftgefüllteu Blase aufgetrieben sind und das spezifische Gewicht verringern. Wachtl und Kornauth, „Beiträge"; Mitt. aus d. forstl. Versuchsw. Österr. 1893, XVI. Heft. 2) Die Nonnenraupe und ilire Bakterien; Mündener forstl. Hefte, L Bei- heft 1895. 17* 260 IL Buch. Spezielle Forstiusektenkuude. sonders im cT Geschlecht auf, auch wird er höchstwahrscheinHch durch die Ernährung mit Kiefern- und Laubholz begünstigt, woraus sich auch die Seltenheit von ereniita in den Fichtenrevieren Ober- bayerns erklärt. Dagegen sind die schwärzlichen Raupen im Nadel- holz, die sehr hellen im Laubholz am häufigsten. Durch Metzger wissen wir, daß es zweierlei Nonnenraupen gibt: Vi erbaut er und Fünfhäuter; die letzteren werden bedeutend größer und brauchen auch erheblich längere Zeit bis zur Verpupp ung. Fig. 183. Nonne {Liparis monacha L.). ^T (oben) und $ in Ruhestellung an der Rinde sitzend {(^ nahezu ein gleichseitiges l\ bildend). Vi- Aus Nitsche. Fig. 186. Nonnenraupe, '/i Aus Eckstein (nach "Wachtl). In Metzgers Versuchten brauchten die Vierhäuter 46, die Fünfhäuter 56 Tage. Auch wissen wir durch Metzger, daß die 6' (kleinere) Puppe länger liegt als die $ Puppe: erstere 19, letztere lö^/o Tage. Infolge- dessen entstanden aus dem Gelege eines $ zu 4 verschiedenen Terminen i) Nachkommen. Danach treten bei der Nonne zuerst 9 9 auf, sie ist also protogyn. 1) Zuerst nach 62' /a (= 46 + I6V2) Tagen $ 9 , dann nach 65 (= 46 + 19) Tagen cfcf, dann nach 72V2 (= 56 + I6V2) Tagen wieder 9 9, endlich nach 75 (= 56 + 19) Tagen cTcT. Hierdurch wird die Inzucht der Geschwister verhütet. II. Teil. Die Sclimetterliiiffe. 261 Puppe mit Bronzeschimmer, glänzend, mit Büscheln gelblicher bis rötlicher Haare in einem aus wenigen Fäden bestehenden Gespinst in Rindenritzen u. a. O. befestigt. Eier zusammengedrückt, zuerst helllila, dann hellbraun, kurz vor dem Ausschlüpfen perlmutter weißlich. :^ ^ ^ b o o Jahr 2 rt ^ •^ ■-g 43 a a tu c: T S N • ~ ■ ^^ ''''^i^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^l WM Jj^^ t^^ü^^>^V*^tij^^*V^^i^||^|*c^' ^'^."^Jj^^^ssH^^I^^^^^HI^^H ^ff'H i kI l^^feiyimi Bll 1 / ^^n ^M^K^^^i^^^B ^EH ^/ Fig. 187. Xonneufalter an einer Fichte sitzend. ',',. Aus Nitsche (nach v. Tubeuf). selbst 9 9 ) fliegen bei Beunruhigung auch an warmen Tagesstunden. Der Falter bevorzugt zwar freie Flugbahnen und Bestandesränder, gebt aber bei Massenvermehrung auch in den Schatten des ge- schlossenen Waldes. Nächtlich zwischen 10 Uhr und i Uhr sind die Falter in hellen Nächten am beweglichsten und umschwärmen dann auch die Baumwipfel. Sehr gern fliegen sie hellem, künstlichem Lichte 262 II- Buch. Spezielle Forstinsektenkuude. zu (z. B. Massenflüge in die Stadt München) und am liebsten gegen den Wind. Ihre große Beweglichkeit begünstigt den Überflug, und zwar stets in der Nacht, besonders in mondhellen Nächten. Die Er- fahrung zu Anfang der 90er Jahre hat dies klar und sicher festgestellt. So fanden z. B. Überflüge (zum Teil über den Bodensee) Ende Juli 1891 von Württemberg (Weingarten) nach Baden (Markdorf) statt. Diese Flüge scheinen freiwillig zu erfolgen. Die Begattung erfolgt scheints nur in der Nacht und ist von kürzerer Dauer; Kopula-Stellung wird daher viel seltener beobachtet als beim Kiefernspinner. Das 9 legt seine (etwa 260) Eier in Partien von 20 — IOC Stück sehr geschützt besonders unter Rindenschuppen borkiger Rinde und unter den Flechtenbesatz bei glatter Rinde ab, nicht hinter, sondern neben und unter sich. Es vermag diese ver- steckte Eiablage durch die große Beweglichkeit seiner legebohrer- artigen Hinterleibsspitze zu bewerkstelligen. Normal findet die Ei- ablage bei Fichte und Kiefer an den Schutz bietenden Stellen der borkigen Rinde, daher in den unteren Stammregionen statt, bei Massenvermehrung dagegen überall an Stamm und Krone, selbst am Moos der Bodendecke. Das Ei (bezw. die junge Raupe in der Eischale) überwintert. Mitte April bis Anfang Mai kriecht die Raupe aus. Die jungen, schwärzlichen Raupen bleiben noch einige Tage gesellig beisammen im sog. „Spiegel", wandern dann, Fäden spinnend und ihren Weg durch diese Gespinste verratend, zur Krone. Hindernisse auf dem Wege werden mit Gespinsten, durch sog. „Schleier" zu überziehen versucht. Die junge Nonnenraupe ist in höchstem Maße beweglich. Fäden spinnend läßt sie sich bei jeder Beunruhigung herab, dabei am Faden hin und her pendelnd, um irgendwo wieder anzusitzen oder sich bis zum Boden „abzuspinnen". Ruhelos versucht sie dann einen neuen Aufstieg auf ihren bisherigen Fraßbaum oder auf benachbarte Bäume oder auf Bäume des Nebenbestandes oder des Unterwuchses. Stärkerer Wind „verweht" die herabspinnenden pendelnden Räupchen oft weit weg, „üb er weht" sie an Waldrändern sogar in Nachbarbestände. Die Raupen häuten sich anfangs gesellig beisammen in sog. „Häutungsspiegeln" (Fig. 188). Nach der 2. Häutung hört das „Abspinnen", nicht aber das Spinnvermögen auf; die Raupe ist jetzt zu schwer geworden. Ihre Beweglichkeit hört jedoch nicht auf. Ganz besonders zeigt sich dieselbe nochmals zu Ende ihres Raupenlebens, jetzt erscheint eine tägliche Periodizität des Wanderns. In der Morgenfrühe geht die Raupe zu Boden, um sich über Tag in der ir. Teil. Die Schmetterliuy-e. 263 Bodendecke oder unten am Stamm zu verbergen; spät abends steigt sie zur Krone, um hier des Nachts zu fressen. Alle diese Raupenbewegungen haben eine große praktische Bedeutung insofern, als in deren Folge wohl die meisten Raupen im Laufe ihres Larvenlebens wenigstens einmal wieder zum Boden herab- kommen und deshalb durch Leimringe am Wiederaufstieg gehindert werden können. Verpuppung Ende Juni, Anfang Juli. Das Larvenleben dauert danach nur etwa 2 Monate, beim Kiefernspinner 6 Monate! Die Verpuppung erfolgt normal in Borkenrissen und am Flechten- besatz am Stamm, bei Massen- vermehrung überall: am Boden, am Unterwuchs, in der Krone, dann öfters gesellschaftlich ver- einigt und in Dutzenden am After- griffel zusammengesponnen. Die Nonne ist eines der polyphagsten Forstinsekten, an Nadel- und Laubholz. Nur vor Erle, Esche, Akazie (Ahorn), Roßkastanie, Birnbaum, Liguster und Evonymus scheint sie Ab- neigung zu haben, dagegen frißt sie in der Not Heidel- und Preißelbeeren und anderes und fristet an solchen Pflanzen öfters in kahl gefressenen Beständen ihr Leben, ohne weiterzuwandern. Vor allem liebt die Nonne Fichte, Kiefer und Buche, und zwar ältere Bestände, geht aber bei Vermehrung auch in jüngere^) Bestände und sogar in Kulturen. Der Fraß der Nonnenraupe ist in hohem Maße ver- schwenderisch, jedoch in verschiedenen Phasen der Entwickelung und je nach Holzart sehr verschieden. Weitaus am gefährlichsten ist der Anfangsfraß an der Fichte; die junge Raupe befrißt hier die jungen Maitriebe, ja selbst die austreibenden Knospen. Erst nach der 2. Häutung geht sie an vorjährige Nadeln, diese von der Spitze an abfressend. An der Kiefer Fig. 188. „Häutungsspiegel" der Nonuenraupe an Buclie. Aus Nitsche (nacli v. Tubeuf). ^) In Schweden verschonte sie Bestände unter 30—35 Jahren. Meves, Nonnenkalamität in Schweden. Ztschr. f. Forst- und Jagdw. 1901, S. 532. 264 II. Buch. Spezielle Forstinsektenkunde. werden im Gegensatz zur Fichte von den jüngsten Raupen nur die vorjährigen Nadeln, und zwar unten von der Fläche aus befressen;^) erst später kommen die Maitriebe daran. Ältere Raupen fressen die Fig. 189. Fraß der Nonnenraupe. A Löcherfraß der jungen Raupe an Buche, B Typischer Ankerfraß der älteren Raupe an Buche, C zu Boden gefallenes Buchenblatt mit Ankerfraß und oben durchgebissener Mittelrippe, D Buchenzweig mit stehengebliebenen Rippen und Blattresten, die Ergänzungsstlicke zu C darstellen (hei x neu aiistreibeude Knospen), E Ankerfraß an Eiche. Nach Nitsche. Kiefernnadel von der Mitte bis zur Scheide, die Spitze zu Boden fallen lassend. Ebenso an der Weimutskiefer. *) In JuDgliölzern werden auch bei der Kiefer die Maitriebe von Anfang an befallen. II. Teil. Die Schmetterlinge. 265 Beim Laub holz fressen die jüngsten Räupchen nur an der Knospe, später Löcher in das Blatt: Löcherfraß (Fig. 189A). Erst nach der 2. Häutung wird die Blattfläche zusammenhängend abge- weidet, bei kurzgestielten Blättern meist beiderseits mit Verschonung der Mittelrippe und der Spitzenteile des Blattes: „Ankerfrali" (Fig. i89B,C,D, E). Oft wird oben die Mittelrippe durchgenagt, worauf der Spitzen- teil zu Boden fällt (Buche) (Fig. 189 C). Bei langgestielten Blättern (Birke, Apfelbaum) wird nur der untere Teil befressen, die Mittel- rippe durchgenagt, der größte Teil des Blattes fällt hier zu Boden. Normal ist der Fraß in der unteren Krone und nahe dem Stamme am intensivsten wegen der normal am unteren Stammteil vor- herrschenden Eiablage und wegen des wiederholten Herabkommens der Raupen; er schreitet von da nach oben und außen fort; am Unter- wuchs, wo die Raupen von oben herabkommen, ist es umgekehrt. Bei Massenvermehrung, wenn die Eiablage ganz unregelmäßig an Stamm und Krone stattfindet, hören alle Gesetzmäßigkeiten auf. Bäume mit tief herabgehender Beastung (Fichte) werden stärker befressen als solche mit hochangesetzter Krone (Kiefer), da im ersteren Fall die herabgesponnenen Raupen immer wieder am gleichen Baume Nahrung finden. Forstliche Bedeutung. Laubhölzer und Lärche gehen selten durch Nonnenfraß zugrunde; nur frisch gepflanzte Stämmchen können absterben, sonst begrünen sie sich im Jahre des Fraßes. Zu- wachs und Samenverlust sind alsdann die einzigen schädlichen Wirkungen des Fraßes. Anders bei den immergrünen Nadel- hölzern. Bei Kahlfraß geht die Fichte unrettbar^) zugrunde; zeitig kahl gefressene Fichten entwickeln im August i — 2 cm lange „Ersatztriebe" (R. Hartig) aus Präventivknospen an der Basis der Endtriebe, spät (durch überwehte Raupen) kahl gefressene Fichten mit normalen Endknospen entwickeln aus diesen richtige Johannis- triebe. Ersatz- wie Johannistriebe gehen meist noch im gleichen Jahre ein und bewirken nur raschere Erschöpfung der Bäume. ^) *) Diese Tatsache ist zwar längst bekannt (s. v. Linker, Der besorgte Forstmann, Weimar 1798, S. 178 und 390), ist aber erst durch E. Hartig näher erforscht worden. Trotzdem erhoben sich immer wieder gegenteilige Stimmen, die jedoch nie Recht behielten. Siehe Pauly, Die Nonne in den bayerischen Waldungen 1890. Mit einem Anhang von R. Hartig, Frankfurt 1891. -) Der physiologische Grund des Absterbens liegt nach R. Hartig (Das Erkranken und Absterben der Fichte nach der Entnadelung durch die Nonne ; Forstl.-naturw. Zeitschrift 1892, S. 1—13, 49—62, 89—102) zum Teil in der 266 I^- Buch. Spezielle Forstinsekteukiiude. Wenn die Fichten nicht völHg kahl gefressen wurden, kommt es auf den Lichtungsgrad, ^) sowie auf die Temperaturverhältnisse des folgenden Winters und Sommers an. Viele von zunächst ergrünten Fichten gehen in den Folgejahren ein. Im Fraßjahr selbst findet stets auf Kosten der noch in der Um- gebung des Kambiums befindlichen Reservestoffe die Bildung eines ^ '3 — ^/.2 Jahresringes statt, im Folgejahr unterbleibt derselbe ganz ; die Jahrestriebe sind im Folgejahr kurz, am kürzesten jedoch im 2. folgen- den Jahre und in diesem Jahre entstehen bei der Fichte Triebe mit äußerst dichtgestellten Nadeln: „Bürstentriebe" (Ratzeburg). Weitaus am meisten leidet die Fichte, was ganz besonders auf die Art des ersten Fraßes und die Unfähigkeit (gegenüber der Kiefer), sich zu entlasten, zurückgeführt werden muß. Die Nonne ist sicher auch ein gefährliches Kieferninsekt, für die Fichte ist sie jedoch das allergefährlichste, welches wir überhaupt kennen. Die Nonne ist für die Fichte viel schlimmer als der Kiefernspinner für die Kiefer, weil das Gegen- mittel des Leimens, der Biologie der Nonne entsprechend, hier nur relativ unsichere Erfolge gewähren kann. Für die Kiefer scheint die Nonne nur in jüngeren Stangenhölzern lebensgefährlich zu werden. Schon die Erfahrungen 1837 — 40, dann diejenigen Altums aus den 70 er Jahren bei Eberswalde, zuletzt die Ergebnisse in Schweden (Meves) gaben hierfür Beweise. Die Erklärung hierfür liegt wohl in der normalen Fraßart der jungen Nonnenraupe an der Kiefer. Altum hatte die Theorie aufgestellt, daß die Nonne lichtgefressene Kiefern- bestände verlasse, wodurch völliger Kahlfraß vermieden werde. Die Erfahrungen in Bayern haben jedoch deutlich gezeigt, daß die Falter selbst in kahlgefressenen Beständen massenhaft ihre Eier ablegen. Furchtbar verheerende Nonnenkalamitäten haben schon in früheren Jahrhunderten stattgefunden. Genaueres wissen wir jedoch erst seit Ende des 18. Jahrhunderts. 1792 — 97 verwüstete die Nonne Wälder im ganzen mittleren Deutsch- land, von 1794 an besonders auch in Preuß. Litauen. In dieser Periode entstand eine erste, reiche Literatur über die Nonne. Eines der wichtigsten tödlichen Überhitzung des Kambiums. Das Kambium hat bei entnadelten Fichten im Sommer eine durchschnittlich um S** C. höhere Temperatur als bei benadelten. An ganz schattenlosen Stellen erhöhte sich diese Temperatur kahlgefressener Fichten bis auf 44« C. ') Bei dem großen Nonnenfraß 1853 — 57 in Ostpreußen starben auch die */5 der Krone entnadelten ab. Auch von den ^/^ entnadelten gingen noch 5% im folgenden Frühjahre zugrunde. IL Teil. Die Scliraetterliuge. 267 Ergebnisse aus damaliger Zeit war die Feststellung der Tatsache, daß überall die Nonne im ersten Entstehen übersehen und unter- schätzt worden ist. 1837 — 40 fand die erste große Nonnen Vermehrung des 19. Jahr- hunderts statt. In Norddeutschland wurde vorzugsweise die Kiefer be- fallen. Hier sammelte man auch die Erfahrung, daß die Nonne im Kiefern- wald, mit Ausnahme junger Stangenorte, nicht so verheerende \Yirkung ausübt, daß die kostspieligen, wenig wirksamen Begegnungsmaßregeln rentieren könnten. In Thüringen, Bayern (Nürnberg, Ansbach, Dinkelsbühl, Schwa- bacli) und Württemberg (Weingarten, Ellwangen) befiel die Nonne die Fichte. In Thüringen sah man 1835 noch wenig Falter, erst 1836 und 37 erschienen sie vermehrt, aber noch unbedenklich! 1838 traten sie schon verheerend auf; in Württemberg wurde die Kalamität sogar erst 1839 bemerkt, nachdem Bestände schon teilweise verwüstet waren. Überall endete sie 1840 unter gleichzeitigem Auftreten massenhafter Nonnenfeinde. 1845 — 1867 erfolgte ein 2. Massenfraß der Nonne und der ihi' folgenden Borkenkäferfraß in West-Rußland, West- und Ostpreußen; es war der denkbar großartigste Insektenfraß des ganzen Jahrhunderts. In Eußland schon 1845 beginnend, in Ostpreußen erst 1853 und 54. Der Fraß scheint von dem russischen Gouvernement Lublin ausgegangen zu sein. Im ganzen wurden 1600 D Meilen Wald befallen und 55 Millionen Klafter Holz zum Absterben gebracht. Noch ganz neu ist der 3. Fraß von 1889 — 92 in Bayern (besonders Oberbayern), Württemberg (Weingarten), Baden (Meersburg, Markdorf), Hessen (bei Mainz). Endlich der allerneueste Nonnenfraß 1898 — 1901 in Schweden. Erkennung. Die Nonne ist für gewöhnlich an den meisten Orten ein sehr seltenes Insekt, der eiserne Bestand daher sehr gering. Schon die einfache Beobachtung des Falters hier und da, sei es an den Stämmen am Tage, sei es in der Nacht im Anflug an Lichter, muß als ein bedrohliches Symptom angefaßt werden, welches die Aufmerksamkeit des Forstbeamten für die nächste Zu- kunft fordert, weil die Vermehrung bei fortlaufend günstigen Existenz- bedingungen für die Nonne in den Folgejahren zu einer Kalamität führen kann. So ist dem Verfasser die Zunahme der Nonne schon i886 und 1887 aufgefallen, erst 1889 erregte sie die Aufmerksamkeit der Forstwirte. Umgekehrt hat die erhebliche Vermehrung des eisernen Bestandes der Nonne in den Jahren 1899 und 1900 im nördlichen Schwarzwald in der Folge nicht angehalten, schon 1901 war sie seltener und 1902 kaum noch bemerkbar. Die Nonne verlangt danach mehrere Jahre hindurch günstige Bedingungen, um bedrohlich anzuwachsen. Eine Überraschung des Forstwirts durch die Nonne 268 II. Buch. Spezielle ForstlDsekteukunde. m scheint danach nur in den Fällen möglich zu sein, wo Überflug vor- liegt; dann aber muß in der Nachbar- schaft eine Kalamität bestehen. In letzter Reihe entsteht die Nonne immer aus Fraßherden durch lokali- sierte Vermehrung der eisernen Be- stände. Die Feinde der Nonne sind für ge- J. i ai'Mw ^ wohnlich viel wirksamer als beim Kiefern- Spinner, daher auch die Seltenheit der Nonne. Eine Erklärung hierfür ist nicht schwierig, besonders aus 3 Gründen: I. fällt der weiße Schmetterling überall auf; 2. bietet das etwa 9 Monate lang relativ frei liegende Ei den Meisen, Spechtmeisen, Baumläufern und Spechten im langen Winter leicht zugängliche Beute, und 3. ist das auf die beiden Monate Mai und Juni konzentrierte Raupenleben sehr von der Witterung abhängig, be- sonders das Jugend leben, das z. T. in die Periode der Maifröste fällt. Feinde sind vor allem: Fledermäuse, Ziegenmelker, Eulen, Meisen und andere kletternde Vögel, Stare,^) Kuckuck u. a. Von den Schmarotzerinsekten treten im Gegensatz zum Kiefernspinner die Schlupfwespen hinter den Raupen- fliegen zurück. Von letzteren befallen die Sarcophaga^)-Arten erst die Fig. 190 Fichteugipfel, der das „"Wipfeln" der erki-ankten Nonnen- raupen zeigt. Aus N i t s eh e (nacli Ratzeburg). ') Die Stare siedelten sich beim letzten bayer. Fraß in großen Massen im Walde an, aber erst nachdem derselbe so weit gelichtet war, daß die Bestände den Charakter eines Duukelschlags trugen. Ihr Mageninhalt zeigte Raupe, Puppe und Falter. Der Kuckuck war damals nicht besonders häufig. 2) Bei dem Nonnenfraß in Schweden 1898 bis 1901 wählten sich die Sarcophaga-Arten wohl nur kranke oder tote Raupen und Puppen. (Meves, Nonnenkalamität in Schweden; Ztschr. für Forst- und Jagdwesen 1901.) II. Teil. Die Schmetterlinge. 269 Puppe oder die Raupe während der Verpuppung, auch die meisten Tachinen scheinen erst spät die Raupen zu befallen. Bei Massen- vermehrung schwärmen auch die Raupenfliegen in großen Mengen. Ganz besonders sind bei der Nonne die Pilzfeinde Gegen- stand des Interesses und der Experimente geworden, wie es scheint, unverdient und wenig Erfolg und Bedeutung für die Zukunft ver- sprechend. Insbesondere ist für die Flacherie- oder Schlaffsucht- Erkrankung nach den Forschungen von Tange^) und Metzger und Müller-) weder der Urheber der Krankheit, noch die Möglichkeit künstlicher Übertragung als erwiesen zu betrachten. Die schlaff- süchtigen Raupen werden träge und sammeln sich in keulenförmigen Klumpen an den Zweigspitzen der Krone: „Wipfelkrankheit" (Fig. 190), hängen sich zuletzt gern mit den Afterfüßen am Zweige fest. Die Schlaffsuchtepidemie tritt immer erst nach der Massenver- mehrung ein.-^) Zu dieser Zeit sind aber auch die Raupenfliegen zu solcher Vermehrung gelangt, daß das Ende der Nonnenkalamität be- siegelt ist. Metzger möchte daher die Raupenfliegen für wichtiger halten und die künstliche Zucht derselben eingeführt wissen (durch Zwinger). Begegnung. Vorbeugung: i. Anlage gemischter Bestände. Für die Fichte ist diese Forderung wohl überall zu erfüllen. 2. Kleine Hiebszüge mit vielen Anhieben und daher raschem Wechsel der Altersklassen. 3. Sorgfältige Kontrolle des eisernen Bestandes, also rechtzeitige Erkennung der Fraßherde, die nach den seitherigen Erfahrungen besonders im Innern größerer Waldkom- plexe zu erwarten sind. 4. Schonung und künstliche Vermehrung der Nonnenfeinde. Bezüglich der rechtzeitigen Erkennung einer bedroh- lichen Vermehrung in den Fraßherden ist noch folgendes zu bemerken: Hat die bedrohliche Vermehrung des Falters dem Forstwirt das erste Anzeichen einer Gefahr gegeben, so muß nunmehr die ungefähre Quantität der Schädlinge näher erforscht werden, und zwar: ') Bakteriologischer Beitrag zur Nonnenraupenfrage ; Forstw. Zentralhlatt 1893, S. 209. 2) Die Nonnenraupe und ihre Bakterien; Mündener Forstl. Hefte, I. Bei- heft 1895. 3) Im Anfang der Kalamität auch zu spät in der Saison; siehe Meves, 1. c. S. 533. 270 ^^- Buch. Spezielle Forstinsektenkiiude. 1. Durch nächtliche Revision mit Zinkfackeln oder Blend- laternen und weißen Schirmen^) auf Faltermenge, insbesondere von 9 bis i Uhr nachts. Die Zinkfackeln (pro Stück etwa 2 Mk.) wirken auf 300 m Entfernung. Durch Bestreichen der Schirm- flächen können die Falter zugleich gefangen werden. Meist fliegen mehr cfd" (Nitsche fing am 3. August 1891 ab 10 Uhr in 1-^/4 Minute durch Hin- und Herfahren eines kleinen Netzes vor einer Fackel 504 dd und 2 9$)- Die Menge der gefundenen Schmetterlinge muß gezählt, die Zahlen müssen in Listen eingetragen werden. Hat sich in einzelnen Waldteilen eine gefährliche Anzahl von Faltern ergeben, so hat der Wirtschafter noch die zwei folgenden Kontrollmittel zur Ver- fügung: 2. Das Eierzählen an Probestämmen. In den verdächtigen Beständen sind von September an an verschiedenen Stellen Probestämme (2 Stämme pro Hektar) zu fällen, diese der Länge nach (etwa alle 3 m) in Abschnitte zu teilen und die Zahl der Eier in den verschiedenen Stammhöhen festzustellen. Die Borken- schuppen müssen losgelöst, die Zahl der Gelege und in diesen die Eier bestimmt werden. Nach Erfahrungen können von 2 Waldarbeitern und 6 Frauen täglich 6 starke Stämme oder bis 20 Stangen erledigt werden. Die Befunde sind tabellarisch, event. in Karten einzutragen. Es werden Klassen gemacht (z. B. Klasse I bis 50 Eier pro Stamm, Klasse II bis 200 usw.) und diese Er- gebnisse mit Berücksichtigung des Bestandesalters eingetragen. Die Belegung mit Eiern kann pro Stamm auf 20000 und darüber steigen.-) 3. Das Probeleimen im nächsten Frühjahr (im Mai) ist in den Anfangsstadien das einfachste und sicherste Mittel, da gerade zu Beginn der Nonnenkalamitäten das geübte Personal fehlt, um 1) Die Schirme sind ca. IV2 "i breite und V2 ^ ^ohe weiße Tücher, welche au 2 Seiteu au Stangen befestigt und in Gesichtshöhe über dem Boden durch Einstecken der zugespitzten Stangen ausgebreitet werden. Zinkfackeln werden auf Pfähle in 1^2 m Abstaud vor und hinter dem Tuch angebracht. Auch hat mau Tücher von 2 m im Quadrat, dann bis zum Boden reichend, aufgestellt. Bei Massenflug kann in kurzer Zeit der Boden durch die abfallenden Falter hand- hoch bedeckt sein. 2) Nach Meves wurden in Schweden bei der Eierrevision anfangs (1898) 5 Klassen unterschieden: I ganz entnadelt, II halb entnadelt, III über 1500 Eier pro Stamm, IV 500—1500, V bis 500. Später wurde Klasse III geteilt in III a über 3000 und III b 1500—3000. War das Maximum (anfangs 1500, später 3000) erreicht, so wurde, um Kosten zu ersparen, nicht weitergezählt. II. Teil. Die Schmetterlinge. 271 beim Eiersuchen zuverlässige Resultate zu gewährleisten. In den von der vermehrten Faltererscheinung her verdächtigen Beständen werden regelmäßig verteilte Stämme (Horste) oder in Probebahnen Stamm für Stamm in Brusthöhe geleimt. Spätestens bis Ende Mai wird man alsdann durch Untersuchung der geleimten Stämme wissen, ob Gefahr droht. Alsdann ist die Leimung allgemein und rasch zu vollziehen. Haben alle diese Untersuchungen ergeben, daß die Nonne in einem oder mehreren Waldteilen eine gefahrdrohende i) Vermehrung angenommen hat, so sind diese Waldteile (Fraßherde) i. räumlich genau festzustellen, also z. B. durch Ankalken von Grenzstämmen zu markieren; 2. von den noch mehr weniger nonnenfreien Wald- gebieten durch geleimte Schutzgürtel, Fanggräben, Fangstangen zu isolieren;-) ebenso müssen innerhalb eines Fraßherdes gelegene Kulturen isoliert werden, um die wandernden Raupen von gesunden Orten abzuhalten. Zur Isolierung wird zunächst die Grenze frei gemacht; im Alt- holzbestand müssen hier die Unterhölzer in etwa 60 m Breite ent- fernt und die Bäume eines Schutzgürtcls geleimt werden; in jüngeren Beständen wird eine 3 — 4 m breite Bahn frei gehauen, mit möglichster Benützung von Wegen und freien Linien. Längs der Grenzen sind entweder Raupengräben zu errichten oder Leim- stangen zu legen. Außerdem sollte noch jenseits der Grenze ein Gürtel von Stämmen in Brusthöhe geleimt werden, um als Kontrolle für die Sicherheit der Absperrungsmittel zu dienen und event. selbst als solches zu wirken. Sind die Fraßherde abgegrenzt und isoliert, so ist auf denselben mit der energischsten Vertilgung vorzugehen. Vertilgung. Die Literatur des großen Nonnenfraßes 1792 — 97 kannte als Vertilgungsmittel allein das Vertilgen der Eier und Spiegel, das Sammeln der älteren Raupen, Puppen und Falter, die Leuchtfeuer für Falter, den Kahlhieb abgefressener Bestände, die Entrindung der Stämme und Verbrennung der Rinde behufs Vertilgung der Eier. ') Nach den Erfahrungen in Schweden (Meves) ist ein Leimen nur dann von deutlichem Erfolg, wenn der Eierbelag unter 1500 beträgt; nur dann zeigte sich später ein deutlicher Unterschied im Aussehen der geleimten und nicht geleimten Bestände. Natürlich besitzt auch diese Zahl, bezw. Grenze nur einen vorläufigen Wert, gehäufte und erneute Beobachtungen werden erst sichere Durchschnittszahlen ergeben. 2) Die Isolierung wird übrigens von Meves und Dorrer (s. u.) für über- flüssig gehalten, weil die Raupen keine weiten Wanderungen unternehmen sollen. 272 II. Buch. Spezielle Forstiusekteukuude. Gelegentlich der Fraßperiode 1837 — 40, teilweise schon vorher hat man zwei neue Methoden der Vertilgung kennen gelernt: die Raupengräben und Teer ringe. Man sammelte auch in Nord- deutschland Erfahrungen über den Erfolg und die Kosten der einzelnen Methoden und kam zu dem Resultate, daß die Vernichtung der Spiegel die wirksamste und billigste Methode sei. Die Vernichtung von einer Million Spiegelraupen kostete damals 1,5 — 3 Mk. Setzt man die Kosten für die stückweise Vertilgung im Spiegel = 1, so kostet die Vertilgung der Eier 31, der größeren Raupen 173, der Puppen 583 und der Falter 596. (Nach den damaligen Erfahrungen.) Die Raupengräben wurden insbesondere in Württemberg (Ellwangen) mit Erfolg angewendet, sowohl längs der Grenzen als in der Mitte der Bestände. Teerringe wurden schon 1829 in Schlesien 3 Fuß über der Erde angelegt, um die durch Wind und Regen herabgefallenen Raupen am neuen Aufstieg zu verhindern. Der Versuch hatte sehr günstige Resultate. Später (1877 durch Altum) kam auch das Hoch- leimen in etwa 6 m Höhe auf. Die letzte Nonnenkalamität von 1888— 1892 hat zu allerlei weiteren Experimenten, zum Fangen der Falter mit elektrischem Bogenlicht mittels Exhaustoren, zum Vernichten der Raupen durch Bespritzen mit insektentötenden Flüssigkeiten (Antinonnin!), zur Tötung der Raupen durch Bakterien-Infektion geführt. Wir müssen jedoch mit Beschämung bekennen, daß keines dieser mit großer Anpreisung und mit bedeutendem Kostenaufwand in Anwendung gekommenen Mittel irgend welche Erfolge gehabt hat. Wir verfügen heute, strenge genommen, wenn wir von der Verbesserung der Leimringe absehen, über kein einziges Vertilgungsmittel gegen die Nonne, das nicht schon in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts in Anwendung gekommen wäre. Jedoch sind die Methoden der Begegnung disziplinierter ge- worden. Wir sind uns auch heute mehr wie früher bewußt, daß auf den Fraßherden frühzeitig und mit aller Energie vorgegangen werden muß. Hier darf kein Mittel zu teuer sein, alle sind nach- und nebeneinander zur Anwendung zu bringen. Als Vertilgungs- mittel sind folgende zu nennen: I. Das Leimen in Brusthöhe. Es ist nach den Erfahrungen der 1890er Jahre als das beste aller Vertilgungsmittel auch gegen die Nonne zu betrachten. Die außerordentliche Be- weglichkeit der Nonnenraupe, das Herabgelangen der meisten Raupen zum Boden ermöglichen die Wirksamkeit der Leimringe, da immerhin II. Teil. Die Schmetterliui;e. 273 ein großer Prozentsatz der am Baume aufgestiegenen Raupen durch den Ring, bezw. über oder unter demselben vertilgt werden kann. Die Nonnenraupe kriecht nicht auf die Leimmasse, wie nicht selten der Kiefernspinner, sie bleibt unberührt unterhalb oder oberhalb und verhält sich dabei viel lebhafter als die Kiefernspinnerraupe. Hin und her laufend und dabei Fäden spinnend, erzeugt sie Spinnfäden- gewebe („Schleier") unterhalb des Ringes, vom Baum zu seinen Ästen, zum Unterwuchs („Zellschleier"), zum Boden, zum Nachbar- baum („Brücken") (Fig. 191). Fig. 191. ..Schleier", „Brücken" und „Zelte" (links), gesponnen von Nonnenräupchen, die durcli Leimringe am Wiederaufstieg gehemmt worden waren. Aus Xitsche. Aller Unterwuchs, auch die Heidelbeeren, wird kahl gefressen. Nach der vorherrschenden Auffassung muß das Leimen mit Isolierung (siehe auch Fußnote 2 S. 271) an den Bestandesrändern verbunden wer- den. Das Leimen, nur etwa 2 — 3 cm breit und 3 mm dick, geschieht teils durch die Hand mittels Spatel, teils mittels der Wappeschen Leim- stricke, teils mit Hilfe von Maschinen (Schläuchen-Spritzen, Quetschen) i) (Fig. 192). Dem Leimen hat Durchforstung, Entfernung des ^) Auch in Schweden hat sich die Hofmaunsche Leim dose (C. Staub in München, Klausestraße 55), konstruiert vom Forstmeister Hof mann in Anzing, ganz besonders bewährt. Nüßlin, Leitfaden der Forstinsektenkunde. 18 274 II. Bucli. Spezielle Forstiusekteukuude. Nadelholzunterwuchses und der den Aufstieg zum Stamme ermög- lichenden Zweige, sowie das Röten voranzugehen. Das Leimen verfolgt und erreicht eventuell 2 Wirkungen: es vernichtet eine Masse Raupen, die unterhalb der Leimringe verhungern; ebenso können die Raupen getötet werden, die später, nahezu erwachsen, herabkommen und oberhalb der Ringe halt machen. Sodann be- wahrt es, falls nicht allzuviel Raupen am Baume waren, diesen vor Kahlfraß, also eventuell vor dem Absterben Das Leimen soll Ende April geschehen, ist aber auch noch später wirksam. 2. Das Hoch leimen wäre theoretisch, unter der Voraussetzung, daß die Mehrheit der Eier unter ca. 6 m Höhe abgelegt worden sind (Befund an den Probestämmen I), die rationellste Methode; es ist aber viel teuerer, schwer ausführbar und hat den Nachteil, daß die später herabwandernden Raupen oben gehalten werden, ohne vertilgt werden zu können. Auch findet bei Massenvermehrung regel- lose Eiablage statt. Es verdient wohl kaum, an Stelle des Leimens in Brusthöhe in Vorschlag zu kommen. 3. Das Töten der Spiegel ist nach früherem die wirksamste und billigste Methode direkter Vertilgung. Es hat nur den Miß- stand, daß innerhalb 8 — 14 Tagen, oft noch vorher, die ganze Arbeit geleistet werden muß ; es erfordert daher in zeitlicher Beziehung größte Aufmerksamkeit auf das Auskommen der Eier und ein zu jeder Stunde verfügbares Arbeiterpersonal. Es geschieht gewöhnlich durch Zerquetschen mittels Stangen, an deren einem Ende Werg- oder Leinwandballen angebracht sind, könnte auch durch dünnflüssigen Teeranstrich mittels Pinsel bewirkt werden. 4. Das Sammeln der Eier. Heute kaum noch zu empfehlen. 5. Das Sammeln der Raupen und Puppen ist für Kulturen und jüngere Schonungen ein empfehlenswertes Vertilgungsmittel. Die Raupen werden mittels einfacher Drahtklammern einzeln gefaßt oder durch Anprallen auf Tücher herabgeschüttelt. 6. Das Sammeln der Falter. Im Anfang eines Fraßes ist auch das Sammeln der am Stamme sitzenden Falter empfehlenswert. Die Bestände müssen aber frühzeitig in der Saison und fort- während abgesucht werden, damit die 9? nicht zur Eiablage kommen, an warmen Tagen besonders zwischen 4 und 9 Uhr vor- Fig. 192. Die Hofmannsche Leimdose. Etwa Vs- Aus Nitsche. II. Teil. Die Schmetterlinge. 275 mittags (halber Tagelohn). Das Fangen und Vernichten durch Leucht- feuer und an Blendschirmen ist meist wenig ergiebig, weil dabei vor- wiegend cTcf gefangen werden. Gelegentlich der Xuuueukalamität 1888 — 1892 sind nachfolgende Zusammenfassungen und Anleitungen erschienen: Pauly, Die Nonne in den baj^erischen Waldungen 1890, Frankfurt 1891, mit Anhang von E. Hartig. — "NVachtl, Die Nonne; Wiener Entom. Zeitg. 1891, auch separat. — Die Nonne. Auf Veranlassung der beteiligten Staats- ministerien (Ba3'erns) zusammengestellt für waldbesitzende Gemeinden etc. und Privatwaldbesitzer, 2. Aufl., München 1891 (Rieger). — Dorrer, Die Nonne im oberschwäbischen Fichtengebiet, Stuttgart 1891. — Nitsche, Die Nonne, Wien 1892 (Sep-Abdr. aus der mitteleurop. Forstinsektenkunde). Alle oben angeführten Vertilgungsmittel sind nur unter der Voraussetzung Erfolg versprechend, daß es sich um rechtzeitig entdeckte Nonnenherde handelt. Ein solcher Fall ist in der Praxis noch nicht dagewesen. Immer ist bisher der Wirtschafter von bereits eingetretener Massenvermehrung überrascht worden. Wir müssen deshalb auch diesen gewöhnlichen Fall in Be- tracht ziehen und die Frage auf werfen, was zu geschehen hat, wenn der Forstmann sich einer schon ausgebrochenen Nonnenkalamität gegenüber befindet. Die Antwort hierauf fällt nach dem Standpunkt der verschiedenen Beurteiler verschieden aus. In einigen Punkten wird jedoch Über- einstimmung herrschen. Diese sind: 1. Absehen von allen in diesem Falle gänzlich nutzlosen Me- thoden der direkten Vertilgung. 2. Leimen der noch zu rettenden Bestände in Brusthöhe, insbesondere in der Peripherie der heimgesuchten Waldgebiete, sowohl zur Erhaltung der befallenen Bestände, als zur Bewahrung der anstoßenden noch unversehrten Waldteile, um der Kalamität gleichsam „Halt" zu gebieten. 3. Unterlassen jeglicher Vertilgungsmittel in den bereits stark heimgesuchten Beständen; diese ihrem unabwendbaren Schicksal, d. h. dem Kahlfraß durch die Nonne, überlassend. 4. Vor der Entscheidung in betreff des Leimens gründliche Unter- suchung des Eierbelags. Nach den Erfahrungen in Schweden ist Kahlfraß trotz Leimens in Aussicht zu nehmen, wenn der Eierbelag 1500 pro Stamm über- schritten hat. Solche Bestände wären ihrem Schicksal zu überlassen. 18* 276 I^- Buch. Spezielle ForstiDsekteiikuude. Weniger Einigkeit wird in bezug auf die Frage der Isolierung durch Gräben und Leimstangen bestehen. Das Auswandern der Raupen ist von Dorr er geleugnet worden; auch Meves hat dasselbe nach den Erfahrungen in Schweden in Abrede gestellt. Andere Praktiker sind entgegengesetzter Ansicht. Die letzte Nonneukalamität in Schweden (1898 — 1901) ist von größtem Interesse, und zwar aus den nachfolgenden Gründen: 1. sind hier die noch ganz frischen Erfahrungen des Nonnenfraßes 1889 — 1892 in Anwendung gekommen. 2. ist mit sehr beachtenswerter Überlegung und nach klarem Plane ^) vorgegangen worden. 3. ist es allein bei dieser Kalamität dem Wirtschafter gelungen, derselben „Half zu gebieten. Von Jahr zu Jahr konnte Verminderung konstatiert werden, so daß man sogar im 3. Jahre (1900) die Leimung in den schwach (unter 500 pro Stamm) belegten Beständen zum Teil unterlassen hatte. Die Erfahrungen-) bei diesem allerletzten Nonnenfraße sind sehr bemerkenswert, dürfen aber nicht ohne weiteres übertragen werden, da ^) Bewundernswert war dabei die Energie und Opferwilligkeit der Ee- gierung. Obwohl das Noiiuengebiet, welches etwa 30 Kilometer größte Aus- dehnung hatte, zumeist Privat- (und Gemeinde-) Waldungen umfaßte, wurden doch sofort reichliche Staatsmittel zur Verfügung gestellt und aufs rationellste zur Anwendung gebracht. So wurden mehrere Entomologen für wissenschaftliche Untersuchungen angestellt, ein Forstbeamter zwecks genauer Information nach Bayern und Österreich gesandt. Da auch in Schweden das Forstpersonal von der bereits ausgebrochenen Kalamität überrascht wurde (im Entdeckuugsjahre 1898 war schon auf 325 ha Kahlfraß), so wurde von allen Methoden direkter Ver- tilgung abgesehen und alle Tätigkeit darauf gerichtet, die Ausdehnung des Fraß- gebietes zu verhindern. Das Leimen wurde nach vorhergegangener Eierrevision auf die schwächer besetzten äußeren Zonen des Fraßgebiets beschränkt, zugleich aber wurden für spätere eventuelle Anwendung allei'lei Probeversuche angestellt. 2) Die hauptsächlichsten praktisch wichtigen Ergebnisse waren folgende: 1. Kiefern werden nicht lebensgefährlich entnadelt, auch nicht bei hohem Eierbelag. 2. Fichten können auch nach der Leimung kahl gefressen werden, wenn der Eierbelag 1500 überschreitet. 3. Fichtenbestände unter 30—35 Jahren bleiben, auch nicht isoliert und in direkter Nachbarschaft entnadelter Althölzer, verschont. 4. Längere zielbewußte Wanderungen der Raupen fanden nirgends statt; ein Gürtel geleimter Hölzer von 20 — 30 m genügt zum Schutze noch nounen- freier Nachbarorte. 5. „Wipfeln" wurde im 2. Fraßjahre (1899) (nach der Entdeckung!) erst am 17. Juli beobachtet, als schon die meisten Raupen verpuppt waren, und zwar nur IL Teil. Die Schmetterlinsre. 277 ihnen zum Teil Erfahrungen des Nonnenfraßes 1889 — 92 zuwiderlaufen und die Möglichkeit besteht, daß der schwedische Nonnenfraß durch ungünstige Faktoren des Klimas oder Wetters in Schranken gehalten wurde. Auch im badischen Schwarzwalde zeigten sich 1898 und 99 zahlreiche Nonnen, wurden aber in den Folgejahren immer seltener. Immerhin müssen wü* jene Erfahrungen beachten, um sie event. später zu berücksichtigen und zu kontrollieren. b) Laubholz-Arten. Den Übergang von der sehr polyphagen Nonne zu den reinen Laubholzarten der Gattung Liparis bildet der große Schwamm- /ß.y^iV.ßi> Fig. 193. Der große Schwammspinner (Liparis äispar L.). Oben $ und (rechts) c^ Falter, links unten der $ Falter den „Eierschwamm" hinter sich ablegend. Außerdem die locker eingesponnene Puppe und die Eaupe. Aus Henschel. in den beiden stärkst befallenen Klassen ; erst 1900 trat dasselbe schon sehr frühe in der Saison auf. 6. Von Parasiten kamen insbesondere Pitnpla arctica Zeit, und P. examinator F. in Betracht; Tachinen waren selten, Sarcophaga-Arten belanglos, da sie nur kranke oder tote Eaupen und Puppen gewählt hatten. 278 II. Buch. Spezielle Forstinsektenkuude. Spinner Lipuris (Lf/manfria) dispar L., da er ausnahmsweise (in der Not) auch an Nadelholz geht. cT braungrau, den braunen Melanismen der Nonne etwas ähnUch (Nonne mit mehr zackiger Wellenlinie, helleren Hinter- flügeln und hellerem Hinterleib als die Farbe der Oberflügel). $ mit schmutzig-weißen Oberflügeln, dunkelbraunen gezähnten Querstreifen und auffällig plumpem, breit abgestutztem Hinterleib. Raupe leicht kenntUch, indem die vordere Hälfte der mittleren Knopfwarzen blau, die hintere rot gefärbt ist. Die schwarzbraune Puppe mit röt- lichen Haarbüscheln zwischen wenig Fäden eingesponnen. Eier in Haufen bis 400 Stück durch die gelblich-braune Afterwolle schwammartig" zugedeckt (Fig. 193). Vh ;-> J-i ^ 0 a P 1900 + + . - • 1901 • • • ' — — — — • + Flugzeit: Ende August, Anfang September, cT auch am Tage beweglich, $ träge sitzend, seine Eierschwämme an die Rinde des Stammes, an Zweige, Zäune etc. ablegend. Eierschwamm über- wintert. Mit dem Laubausbruch entschlüpfen die Raupen, leben anfangs gesellig, auch spinnend, vereinzeln sich später und ver- puppen sich im August in lockeren Fäden zwischen Blättern. Sehr polyphag, im Walde besonders an Eichen, landwirtschaftlich sehr schädlich an Obstbäumen, auch gelegentlich an Rosen, im Notfall selbst an Nadelhölzern, hier auch schon forstlich schädlich geworden. An Eichen hat dispar (mit chrysorrhoca) z. B. 1888 im Großh. Wildpark (Karlsruhe) Kahlfraß bewirkt; gelegendich auch an ca. 2jährigen Kiefern, auf welche die Raupe nach Abweiden der Boden- kräuter gelangte, erheblich geschadet. In Nordamerika, 1) 1869 dahin von Europa verschleppt, hat dispar von 1889 an eine drohende Vermehrung gezeigt. 1897 wurden über 1/2 Million Mark zu seiner Vertilgung aufgewendet. In Nordamerika zeigte dispar in heißen Sommern 2 Generationen. Gegenmittel: Entfernung der Eierschwämme (Überstreichen mit durch Erdöl verdünntem Teer). Zerquetschen der Raupen, so lange sie in Haufen beisammen sitzen. ') Dr. Schenk, Schwammspiuner iu Nordamerika; Allgem. Forst- und Jagdztg. 1898, S. 146. H. Teil. Die Schmetteiliiiire. 279 Der kleine graue 8ch \v am msp inner, Liparis (Ocneria) detrita Esp. Falter fast einfarbig braungrau. Nur bis 30 mm Flügelspannung. In Deutschland nur in der nord- deutschen Tiefebene. Eaupe hat schon einige Male schlechtwüchsige Eichen- kulturen erheblich geschädigt. Braunschwänziger Gold- after, Liparis (Euproctes) chry- sorrhoea L. (Fig. 194A). Falter weiß, Hinterflügel mit Ader 5, Hinterleibsende bräunlich-goldgelb. Raupe mit gelblichen Knopf warzen- haaren, in der Rückenmitte mit braunroten Zeichnungen. Puppe mit zahlreichen helleren Haar- büscheln. Eier in länglichen braunen „Schwämmchen" auf der Blattunterseite. Fig. 194. A Liparis clirysorrhoea £., B Lip. similis Fiifsl. ^ ^ Falter. \,\. Original- photograpliie. tH ^ Lj -= S-l 0 0 Jahr = c5 CS 'S ~ 03 g 0 a ■ a 7* ^* -:! i-s 3 S^ ^ t» N < CO 0 '^ Q 1900 + + - ^ ^ ^ - - 1901 - - - — — • + Flugzeit: Juni, Juli. Raupe entschlüpft Juli, August und skelettiert das Blatt des Eierschwamms und Nachbarblätter, spinnt dieselben schließlich äußerst fest (lederartig) zu einem dichten Über- winterungsnest zusammen, sog. „Großes Raupennest" (Fig. 195). Nach Überwinterung im ersten Frühjahr, wenn die Knospen sich öffnen, kriechen die Räupchen aus und überfallen die austreibenden Blatt- und Blütenknospen, leben anfangs gesellig und immer wieder vom Fraß zum Neste zurückkehrend, später zerstreuen sie sich und verpuppen sich einzeln zwischen Blättern oder am Boden in durchsichtigen graubraunen Kokons. Polyphag an Laubholz. Forstlich beachtenswert durch intensiven Fraß an Eiche (1888 Wildpark bei Karlsruhe Kahlfraß mit dispar zusammen). Auch ältere Eichen können hierdurch eingehen (Potsdamerstraße Berlin, Ratzeburg). ^) Ganz besonders schädlich an Obstbäumen, wo er die Fruchternte zerstört und die Bäume selbst zum Kümmern bringt. ') Waldverderbnis S. 154. 280 II. Buch. Spezielle Forstinsekteukunde. Begegnung: Entfernung der „großen Raupennester" im Winter, Zerquetschen der in Haufen beisammensitzenden Raupen im Frühjahr (Mai). Fig. 195. Nester des hrauaen Goldaitevs {Liparis chnjsorrhoea L.) -/,. Originalphotograpliie. Gelbschwänziger Goldafter, Llparis (Porthesia) similis Füßl. (auriflua F.) (Fig. 194B). Falter weiß, ohne Ast 5 der Hinterflügel, gelbe Hinterleibsspitze. Eaupe mit 2 zinnoberroten Streifen neben der Mittellinie. a Fig. 196. Weidenspinner (Pappelspinner) (Liparis Salicis L ). a 9 Falter, b Raupe, c Puppe, d Eierscliaumfleck. Aus Henschel. Puppe und Eier wie beim braunschwänzigen Goldafter. Eierschwamm mehr goldgelb. Flugzeit Juli. Eäupchen überwintern ohne gemein- schaftliches Nest in Eindenritzen oder in der Bodendecke, einzeln in kleinen II. Teil. Die Schmetterliufi'e. 281 Gespinsten. Pol343hag. Forstlich unbedeutend. Dem Obstbau er- heblich schädlich. Pappel- (We iden-)Spinner, Llparis (Stilpnotifi) Salicis L . (Fig. 196). Falter rein weiß mit Atlasglanz. Raupe leicht kenntlich an den weiß oder gelb gefärbten Flecken des Rückens, die zusammen eine helle Mittellinie bilden. Puppe mit goldgelben Haarbüscheln. Eier in schneeweißem, schaumigem, erhärtetem Überzug (Schaumfleck) (Fig. 196 d). — ^^^^ ■rl ^ -^ ,2 0 ü ci — ^ Fl cc a SU g N ^ fe < za 0 0 Q 1900 4- + • ■ . • . 1901 • • • ' — — • + Flugzeit: Juni, Juli. Eierschaumfleck meist an der Rinde. Eier überwintern meist, ausnahmsweise die jungen Raupen in Rinden- ritzen. Raupe skelettiert anfangs, später frißt sie die Blätter bis auf ein kleines, am Stiel zurückbleibendes Stück. Verpuppung im Juni in sehr lockerem Gespinst zwischen Blättern oder an den entlaubten Zweigen. Besonders an Pyramiden- und kanadischer Pappel, weniger an Weiden (übrigens ausschließlich auf Pappeln und Weiden). Forst- lich besonders in Pappeln- und Weidenanlagen, sowie in Baum- schulen schädlich. Sehr schädlich bei mehrjährigem Fräße für Pappel- alleen (Karlsruhe z. B. 1888 — 1889). Öfters in Massen auftretend. Gegenmittel: Abkratzen oder Überleimen der Eierflecke. Ver- nichten (Zerdrücken) der zur Häutung zusammensitzenden Raupen. Gattung Orgi/ia. Raupe mit bürsten- oder pinselartigen Haar- büscheln (Fig. 198). Alle hierher gehörigen Arten sind polyphag auf Laubholz und Nadelholz. Der Rotschwanz, Orgyia (Dasychira) pudibimda L. Falter rötlich-grauweiß mit welligem, nicht zackigem hinterem Querstreif, fast geradem, breitem vorderem Ouerstreif und mit relativ länglichen Flügeln (Fig. 197). Raupe grünlich-gelb oder bräunlich-rot, auf Ring 4 — 7 je eine Haarbürste, zwischen diesen sammetschwarze Einschnitte. Ring 11 mit rötlichem Haarpinsel (Fig. 198) (Rotschwanz). Eier bläulich-grau, in Haufen ohne Afterwolle auf Rinde. Puppe mit gelblichen Haaren in doppeltem lockerem Gespinst. Besonders an der Ostseeküste und in Westdeutschland. 282 II. Buch. Spezielle Forstinsektenkuucle. Jh S-l k4 J^ ;-i O) CD Jahr 2 a 1-5 '5h ■ o s 03 N o 1900 + + - ^ • + • • • 1901 • ' • ■ — — -•t Flugzeit doppelt: Juni- Juli und September. 9 flugunfähig, legt seine Eier auf das eigene Puppengespinst oder in der Nähe ab. Raupe der 2. Generation, aus den meist überwinternden Eiern des Septemberflugs, frißt April, Mai und Juni; Raupe der 1. Generation Juli- August. Verpuppung in länglichen Kokons. Polyphag an Laub- und Nadelholz. Forstlich schädlich durch zeit weises Befressen, selbst Kahlfraß von 15 — 40jährigen Fichten und Kiefern. Gewöhnlich an Obstbäumen schädlich. Abwehr: Vernichtung der Kokons, besonders im Winter. § g. Familie Eulen (Noctuidae). Falter mit Nebenaugen, wohlentwickelter Rollzunge, borsten- förmigen Fühlern, kurzem aber kräftigem Leib; Flügel relativ klein, insbesondere schmale Vorderflügel, länglich-dreieckig; Hinterflügel kürzer ?! aber breiter, faltbar, mit Haftborste. Ruhestellung meist steil dachförmig. Färbung meist bescheiden, im Mittel grau und braun, auf dem Vorder- flügel fast immer Bestandteile der sog. Eulenzeichnung (vorderer und hinterer Querstreif, gezackte Wellen- linie im Endfeld, Zapfen-, Ring- und Nierenmakel im Mittelfeld) (Fig. 201). d" und 9 wenig verschieden. Leb- hafte Nachtfalter, welche Blüten und Fi° 201. Vorderflügel einer Eule. A Vorderrand, Binnenrand, C Saum oder Außenrand, D Vorderwinkel (Spitze), E Hinterwinkel, ab „Wurzelfeld", am „Mittelfeld"', al ..Saumfeld", zwischen Wurzel- und Mittelfeld der „vordere süßen Säften nachgehen. Raupen Querstreif" (sa), zwischen Mittelfeld und Saumfeld der „hintere Ouerstreif"^ (sp), im Saumfeld die „Wellenlinie" (wv) mit pfeilartigen Vorsprüngen zur puppung meist ohne Gespinst im Wurzel (ms), im Mittelfeld die 3 Ma- T-, , T-j .. 1 T I T- • kein: mr Nierenmakel, mo Ringmakel, Boden. Puppen gewöhnlich. Eier ^a Zapfenmakel. Aus Xit sehe (nach meist vereinzelt. Raupen meist äußer- v. Heine mann). lieh und oberirdisch an Pflanzen, vereinzelt in der Erde, häufig nächtlich. Überwintern meist als meist 16 füßig, meist unbehaart und unbedornt, mit Klammerfüßen. Ver- 286 II- Blich. Spezielle Forstinsektenkunde. Raupen (57 o/^), häufig als Puppe (35 °/o), selten als Ei (4 ^j^) und Imago (4 0/0). Nach der Lebensweise können wir 3 Unterfamilien unter- scheiden. 1. ünterfainilie Spinner-Eulen (\octuinae bombyciformes). cT wie bei den Spinnern teilweise mit doppelt gekämmten Fühlern, 9 teilweise mit dickem Leib, Raupen wie die Spinnerraupen lang behaart und zur Verpuppung oberirdische Kokons spinnend. Die hierher gehörigen Arten leben an Kraut- pflanzen und Laub hölzern, letztere mehr weniger polj'phag. Die auf- fälligste und charakteristischste Spinnereule ist die Ahorneule, NocUia (Acronicta) aceris Z,., ^) deren rotgelbe, mit langen fuchsroten Haarpinseln versehene Eaupe gleichzeitig mit der Rotschwanzraupe lebt und ferne Ähn- lichkeit mit ihr besitzt. Auch der Schmetterling hat entfernte Ähnlichkeit in der Färbung. Außerdem sind hier noch zu nennen: Noctiia (Diloha) caendeocephala L.-\ und Noctiia (Detnas) coryli L.^) 2. Unterfamilie eigentliche Eulen (Noctuinae genuinae). Vom obigen Mittelt3^p. Eaupeu stets nackt und stets 16 füßig. Fast alle Eulen zählen hierher. Die meisten leben polyphag an krautartigen Pflanzen. Einzelne können durch Massenvermehi'ung landwirtschaftlich schädlich werden an Gras, Kohl etc. Die auf Laubholz lebenden haben meist eine geringe forstliche Bedeutung; in einzelnen Jahren macht sich ihre Tätigkeit bemerkbar, indem zahlreiche Arten im Frühjahr zusammenfressen, in Gemeinschaft insbesondere mit den Frostspannern. Auf Nadelholz lebt nur ein kleiner Bruchteil und unter ihnen gibt es nur einige forstlich wichtige Arten. Wir unterscheiden die forstlichen Arten in den folgenden biologischen Gruppen. 1, Kiefern-Bestandsvei'dei'ber. Die Forleule, Noctua (Panolis) griseovaricgafa Goetse (piui- perda Panz.). Falter (Fig. 202) leicht kenntlich durch die zimmet- rötlich und gelbgrau gemischten Vorderflügel, die deutlichen weißen Ring- und Nierenmakeln. Hinterflügel dunkel-gelbbraun. Raupe grün mit 3 breiten weißen Rückenstreifen und je einem gelben (orange ge- säumten) Seitenstreifen (Fig. 203) ; Kopf glänzend gelblich mit roter Netz- zeichnung. Nur anfangs kann die Raupe nach Art des Spanners spannen und zugleich Fäden spinnen. Später verliert sie diese Fähigkeit. Vor jeder Häutung graugrün. Puppe am Griffel 2spitzig. ') Ratzeburg, Waldverderbnis IL, S. 293 und 296. Besonders an Ahorn, Roßkastanie und Eiche. ^) Derselbe, Forstinsekten IL, S. 168. Besonders im Frühjahr an Eiche. ^) AI tum, Forstzoologie III. 2, S. 128 und 144. Au Hasel, Eiche, Buche und anderen Laubhölzeru. IL Teil. Die Soliiuetteiliiiire. 287 Eier blaßgrün, brotförmig reihenweise (meist 4 — 8 Stück) auf der Unterseite der vorjährigen Nadel (Fig. 203E). Kot länglich, durch Einschnürungen 3 teilig. Fig. 202. Kieferneiile (Noctua griseovarie- gata Götze), (f (oben) und § Falter, '/i. Originalphotographie. Fig. 203. Kieferneule. Eaupe an einem Kiefern- zweig, an einer Nadel (E) die Eier. Aus Henschel. TT— • — .+^ ^ ^ ttJ 0 Jahr « "o 'S 'S 'S ^ s 0 a a ^ ^ < 0 0 1900 + + - :. ^ ^ • • • • • 1901 • • •+ Flugzeit: Mitte März und April; Flug auch am Tage. Ei- ablage besonders in Stangenhölzern, und zwar in der Krone. Raupe von April an, geht zuerst an die Maitriebe, öfters während des Hervorbrechens aus der Knospe, frißt dabei gern die Rinde an, ist anfangs sehr beweglich, läßt sich, beunruhigt, an Fäden herab, um bald wieder aufzusteigen. Später befrißt die Raupe die vorjährigen Nadeln. Zur Verpuppung geht die Raupe meist im Juli in den Boden, in sandigen Böden oft einige Zentimeter tief. Verpuppung im August. Forstliche Bedeutung. Die Kieferneule gehört zu den er- heblich schädlichen Kieferninsekten, sie befällt besonders die mittleren Stangenhölzer des Hügellandes, mit Vorzug die durch Streurechen der Bodendecke beraubten Bestände. Der Fraß ist im allgemeinen schäd- licher als der Fraß des Kiefernspanners. Kahl gefressene Bestände gehen zugrunde, da die normalen Knospen durch Zerstörung der Mai- triebe vernichtet sind. Licht gefressene erholen sich, wenn die normalen 288 II- Buch. Spezielle Forstinsektenkunde. Knospen erhalten sind. Die Bäume neigen dann im Folgejahr zur Bildung von Scheidenknospentrieben, welche die Saftzirkulation er- möglichen. Dagegen sind die im Fraßjahr auftretenden abnormen Rosettentriebe meist ein schlechtes Vorzeichen und führen nur zur Erschöpfung des Baumes. Große Forleulenkalamitäten sind besonders aus [dem Norden und Nordosten Deutschlands, mäßigere aber auch aus Bayern und Hessen bekannt geworden. (In einer Oberförsterei des Reg.- Bez. Gumbinnen mußten 1869 und 1870 293905 rm geschlagen werden. 1867 wurden in der Rhein- und Mainebene gegen 15000 ha befallen.) Die Forleulenkalamitäten erlöschen rascher als die anderer Schmetterlinge, oft schon nach 1—2 Jahren; längere als 3jährige Fraßdauer ist nicht bekannt geworden. Von den natürlichen Feinden kommen ganz besonders die Pilze in Betracht, welche das lange dauernde Bodenstadium von Raupe und Puppe (Juli — März) gefährden. Insbesondere hat sich Ento- inophfhora aiiUcae Reichhardt als wirksam erwiesen. Begegnung. Vorbeugend gegen Massenausdehnung eines Fraßes wirken auch hier die Mittel des Waldbaues und der Forst- einrichtung, welche die Entstehung ausgedehnter gleichaltriger und reiner Kiefernbestände verhindern. Sodann kommt für noch unver- sehrte Bestände in der Nähe eines Fraßes die Isolierung derselben durch Gräben oder Leimstangen in Betracht. Ebenso die Schonung der Feinde, event. künstlicher Eintrieb von Schweinen und Hühnern (s. u.). Zur Vertilgung steht in schwachen Stangenhölzern, die noch mit der Hand zu schütteln sind, das Anprallen mit gleichzeitigem Leimen^) zur Verfügung; hierdurch könnte im gegebenen Falle wenigstens Kahlfraß verhindert werden. Als ältestes Vertilgungsmittel ist der Schweineeintrieb hervorzuheben, der gegen die Forleule, überall wo genügende Schweineherden zur Verfügung stehen, deshalb besonders erfolgreich ist, weil der Eintrieb von August an bis zum Frost möglich ist. Eventuell könnten von der Forstverwaltung zu diesem Zwecke Schweine gewöhnlicher Rassen angekauft, gemästet und später wieder verkauft werden. Auch Hühner, die im Boden nach Nahrung scharrend eine Masse von Raupen und Puppen im Winterlager vertilgen, müssen für den Zweck der Vertilgung ernstlich in Betracht gezogen werden. 2. Polyphaye Kultiirverderber. Die Arten der Untergattung Agrotis (Ackereule) zählen zwar vor allem zu den landwirtschaftlichen Feinden, einige sind jedoch auch füi- junge Nadel- und Laubholzpflanzen erhebliche Schädlinge. ^) Das Leimen ist auch iu dem Sinne wirksam, als die jungen Raupeik sich wie bei der Nonne geru an Fäden herablassen. II. Teil. Die Schmetterlinge. 289 d Die Kiefer nsaateule, Noctiia (Agrotis) vcstigialis Rott. (valli- gcra Hb.) Falter: Oberflügel unruhig durch hellere Zeichnungen auf gelblich-braunem Grunde; beson- ders charakteristisch ist eine aus der Wurzel ausstrahlende hellere Längs- linie. Vorderer Querstreif fehlt, Wellenlinie mit 5 — 6 dunkelbraunen Pfeilflecken. Hinterflügel gelbgrau. Raupe erdgrau, ins Grünliche oder Fleischfarbene spielend, mit Drei- eckszeichnungen auf dem Kopf, wo- bei das A am Kopfschild und das A auf dem Scheitel mit den beiderseits zugekehrten Spitzen zusammen- stoßen (\><^). Bis jetzt nur aus Nord- und Ostdeutschland als forstschädlich bekannt. 9 Fig. 204. Kiefernsaateule (Agrotis vesti- gialis Bott.). cT u. 9 Falter. Vi- Original- photographie. Lh Jahr 2 c CO •.cö 'S '3 >^ OD bß a O 3 a a 1-5 Ph - a ^ f^ *i: 03 o O 1900 + + - ::: ^ - - - 1901 - - - - • + Flugzeit: Ende Mai, Juni. Eiablage einzeln im Boden. Raupe von Juni bis September, Oktober, dann überwinternd und wieder im März, April fressend. Verpuppung: Mai im Boden. Die durch Zerstörung des jungen Getreides sehr schädliche Larve lebt Fig. 206. "Wintersaateule (Agrotis segetwn Schiff.). Falter und Raupe. Aus Henschel. Fig. 207. Erbseneule (Mamestra pisi L.). Falter und Eaupe. Vi- Aus Henschel. ähnlich wie vcstigialis, ist auch an Keimlingen und ijährigen Pflanzen, besonders von Fichte, Lärche und Buche, auch von Kiefer, schädlich geworden. Keimlinge beißt sie unter den Kotyle- donen ab, I jährige Pflanzen werden unterirdisch bis zum Wurzel- knoten entrindet. Gegenmittel wie bei vestigialis. Auch die Getreideeule, Noctua (Af/rotis) tritici L.,^) ist nach Altum-) durch erhebliche Schädigungen an ijährigen Kiefern forst- lich bemerkenswert geworden. 1) Zapfenmakel groß, dunkel, sehr deutliche helle King- und Nierenmake], deutliche Wellenlinie mit Pfeilflecken. 2) Agrotis tritici; Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen 1878, S. 19. 19* 292 II. Buch. Spezielle Forstiusektenkunde Vereinzelt sind noch in Forstkulturen schädlich geworden: Noctna (Scopelosoina) safellitia L. an Buchenaufschlag, ^) und dieErhseu-Eule (Fig. 207), Noctna (Maniestra) pisi L. an 3 — 5jährigen Fichten.^) S. Laubholz-Bestandsverderber. Eine große Zahl vou Euleuraupen frißt alljährlich, besonders im Früh- jahr, au allerlei Laubhölzeru. Nicht selten findet sich stelleuweise Lichtfraß, doch beteiligen- sich meist mehrere Euleuarten, ja außerdem uoch allerlei Spauner. Der Auteil der eiuzeluen Spezies ist iu solchen Fällen schwer fest- zustelleu, auch ist der Schaden im allgemeinen meist unerheblich. Alle sind mehr weniger polyphag. Wir wollen deshalb hier nur die Namen einzelner der hierher gehörigen Arten uud deren vorzüglichste Fraßpflauzen nenneu. So Noctna (Dichonia) aprilina L. an Eiche, Linde, Buche; Noctna (Tänio- canipa) incerta Hfn. au Eiche uud Birke, pulverulenta Esp. an Eiche und Birke, munda Esp. an Buche und Linde; Noctna (Calytnnia) trapesina L. sehr gemein uud sehr polyphag, besonders an Eiche; pyralma View, polyphag. Eine Art: Noctna (Gortyna) ochracea Hb. (flavago Esp.) hat nach HenscheT^'j eine größere forstliche Bedeutung gewonnen. Falter goldgelb, braun gezeichnet, Wurzelfeld zum Teil uud ge- wässerte Binde braun, große Makeln. Raupe schmutzig-fleischrot mit weißlichem Rückenstreif und Seiten, Kopf glänzend kastanienbraun, Nacken- schild geteilt, pechbraun, Brustbeine und Afterklappe glänzend schwarz. Flugzeit: August, September. Raupe lebt im Marke von Ki'aut- stengeln und von AVeidenmaitrieben (Salix viminalis L.). Der Fraß- kanal ist bis 32 cm lang, der grobe Raupenkot wird durch ein Loch aus- geworfen. Die Raupe frißt abwärts weiter und verpuppt sich in einem erweiterten Puppenlager, das gegen den Fraßgang nach oben und unten durch Holzmehlpfropfen abgeschlossen ist. Larve nagt vor der Verpuppung ein ovales Flugloch. Verpuppung Juli. Die Rutenspitze vertrocknet oberhalb des Fraßkanals schon Anfang Juli. Die Rute knickt an der Fraßstelle um. Vertilgung durch Abschneiden und Verbrennen der be- fallenen Ruten im Juli. 3. Uuterfamilie Spannereulen (Noctuinae geometriformes). Falter zum Teil im Flügelumriß Spanner- ähnlich, Raupen zum Teil nur 12 füßig, dadurch ebenfalls sich den Spannern nähernd. Die Gammaeule, Noctna (Plusia) gamma L., oft verheerend für die Landwirtschaft, doch auch in Kiefernsaaten*) schädlich geworden. Die Ordensbänder, Noctna- (Catocala-) Kvieu., zum Teil an Laub- hölzeru. ^) Altum, Die Feinde des Bucheuaufschlags; Zeitschr. für Forst- und Jagdw. 1882, S. 547. 2) Altum, Forstzoologie 111, 2, S. 133. 3) Die schädl. Forst- und Obtsb.-Insekteu, 3. Aufl., 1895, S. 366. *) Altum, Forstzoologie III, 2, S. 141. II. Teil. Die Sclimettcrliuije. 293 § lo. Familie Spanner (Geometridae). Falter meist ohne Nebenaugen; Fühler borstenförmig, beim a aj tS) 1-5 f^ < O o P 1900 + + :; - - - - - -. 1901 • • • m • + Flugzeit: Mitte Mai, Juni.^) Eiablage (im ganzen bis I20 Stück) einreihig, je etwa 7 auf die Unterseite einer vorjährigen Nadel. Raupe, von Ende Juni an auskommend, spannt und spinnt sogleich, benagt anfangs die Nadeln von der Fläche, frißt erst später, an der Spitze beginnend, den Rand an, so daß die Nadelränder schartig werden und zuletzt nur noch die Mittelrippe mit zackigen Resten der Nadelfläche übrig bleibt (Fig. 210 links). An diesen Stellen treten Harztropfen aus und verhärten. Diese Nadel-Mittelrippen bleiben des späten Fraßtermins wegen noch lange grün, erst spät vergilben und vertrocknen sie. Zur Verpuppung wandern oder spinnen sich die Raupen erst herab, wenn die Winterkälte kommt; vereinzelte bleiben oft noch bis Dezember oben. Die Raupen liegen dann sehr zerstreut zwischen Bodendecke und Erde oder oberflächlich in der Erde und bleiben vereinzelt oft noch längere Zeit unverpuppt liegen. Überwinterung als Puppe, Verpuppung ohne Kokon etwa im De- zember, vereinzelt erst im Januar, teils in der Bodendecke, teils im Boden selbst. (Nach einer Probeuntersuchung fanden sich 35^/0 in der Moos- und Nadeldecke, 60 ^/q in der eigentlichen Humusschicht, 5*^/0 im Mineralboden.) Die Spannerraupe ist äußerst hart gegenüber von Witterungs- einflüssen, selbst heftige Oktoberstürme bringen nur wenige dieser spinnfähigen Raupen zu Boden. 1895^) waren sie in der Mehrzahl erst einem heftigen Schneefall am 22. November mit nachfolgendem ^) Vereinzelt schon Ende April, aber auch zum Teil bis tief in den Juli (Gebirge). 2) Knauth, Auftreten des Kiefernspanners etc.; Forstl.-naturw. Ztschr. 1896, 2. Heft. n. Teil. Die Schmetterliuq^e. 295 Frost gewichen, einzelne jedoch konnten noch am 6. Dezember fressend in der Krone g-etroffen werden. Fig. 210. Kiefernspanner. Kaupenfraß: links an Kiefer, rechts an Fichte. ^U. Nach Nitsche. Der Kiefernspanner bevorzugt im allgemeinen dürftige Kiefern- bestände auf magerem Boden im Alter von 20 — 70 Jahren; in dicht- stehende Schonungen unter 15 Jahren geht er nicht, wohl aber bei 296 II- Buch. Spezielle Forstiusekteakunde. großer Vermehrung auch in die ältesten Hölzer. Da der lebhaft fliegende leichte Schmetterling vom Winde fortgetrieben wird, gelangt er an den zugigen Bestandesrändern und auf lichten Blößen weniger zur Eiablage; solche Orte erscheinen daher später weniger befressen als die geschützteren Waldteile. Auch neigt die Spezies leichter zum Überflug (wahrscheinlich durch Windströmungen). Forstliche Bedeutung. Der Kiefernspanner ist im allgemeinen der wenigst gefährliche der 3 Kieferngroßfalter, und zwar besonders seiner späten Fraßperiode halber. Selbst Kahlfraß durch den Spanner hat in der Regel kein Absterben zur Folge. Nur sehr frühe eintretender und frühe (Anfang September) ^l vollzogener Kahlfraß bewirkt für die Mehrheit der Bäume den Tod. Werden jedoch Bestände zweimal hintereinander kahl gefressen, so sind sie immer verloren, i) meist auch, wenn auf einen ersten stärkeren Fraß ein zweiter frühzeitiger Kahlfraß folgt. Gewöhnlich tritt bei Spannerfraß eine völlige Entnadelung erst im Herbst ein, und zwar bei noch unbeschädigten Bäumen kaum vor Anfang Oktober; alsdann kann ziemlich sicher darauf gerechnet werden, daß die Bäume sich wieder begrünen. Triebe und Nadeln des Folge- jahres sind kürzer, im 2. Jahre werden sie jedoch schon wieder normal.-) Mit dem Abtrieb nach Spannerfraß muß daher gewartet werden. Erst wenn im folgenden Frühjahr an Probestämmen die Safthaut in der Krone braun gefärbt erscheint, ist jede Hoffnung ver- loren. Die Fällung muß dann baldigst geschehen. Der Stammteil zeigt die Bräunung meist erst nach Einwirkung der Julihitze. Da die normalen Knospen erhalten bleiben, treten keine Nadelscheidentriebe und nur selten Rosettentriebe nach Spannerkahlfraß auf. Trotz des im allgemeinen harmloseren Charakters des Kiefern- spanners kann derselbe doch eine sehr große Bedeutung erlangen, wie die letzte Fraßperiode 1892 bis 1896 gelehrt hat; dann nämlich, wenn Wiederholung des Fraßes und kalte Winter zusammentreffen. Der Fraß hatte in Mittelfranken schon 1892 (Juni 1892 zeigten sich schon Massenschwärme) begonnen, 1893 war schon auf 284 ha, 1894 bereits auf 10882 ha (der 38fachen Fläche) Kahlfraß bewirkt. Ganz besonders wurde der Nürnberger Reichswald heimgesucht. ') E. Hart ig, Folgen des 1895 er Spanuerfraßes im Nürnberger Reichs- wald; Forstl.-naturw. Ztschr. 1896, S. 311. 2) Derselbe, Absterben der Kiefer nach Spanuerfraß: Forstl.-naturw. Ztschr. 1895, S. 396. IL Teil. Die Schmetterlinge. 297 Von den 30000 ha dieses Waldgebietes (10 Forstärater) wurden 1894 9430 ha kahl und licht gefressen (Nitsche).^) Der Reichswald steht vor- zugsweise auf gelbem Diluvialsand, der zum Teil dünenartige Anhäufungen bildet und meist Bonitäten III und IV aufweist. Er ist schon wiederholt der Schauplatz größerer Eaupen Verheerungen gewesen, hat 1822 einen großen Eulenfraß, 1837—1840 die Nonne, 1879—1881 zum erstenmal den Kiefern- spanner, 1887 — 1889 den Kiefernspinner erduldet. Infolge des Kahlfraßes von 1894 mußten 4000 ha kahl abgetrieben und dazu 1200 Arbeiter herbeigerufen werden. Der letzte Spannerfraß zeigte sich in Bayern infolge des strengen Winters 1894/95 verderblicher als der letzte Nonnenfraß, da es sich beim Spannerfraß um meist jüngeres, schlecht verwertbares Holz gehandelt hat und so gut wie gar keine Mittel der Vorbeugung und Vertilgung zur Verfügung gestanden waren. Auch in anderen Ländern, wie in Baden (Schwetzingen und Mannheim), in Hessen (Gießen), in Preußen (Eberswalde), trat der Kiefernspanner 1894 — 1896 verheerend auf. Erkennung. Ein vermehrter Falterflug im Juni deutet auf vorhergegangenen, wie auf die Möglichkeit kommenden Fraßes. Die Falter sind bei sonnigem Wetter von 10 Uhr an lebhaft, an trüben, regnerischen Tagen und in der Morgenfrühe sitzen sie dagegen träge, oft in Klumpen an der Bodendecke. Ein sehr vermehrter Falterflug machte sich schon 1892 in Bayern bemerkbar; es mußte daher, wie R. H artig sehr richtig bemerkt, schon 1891 ein stärkerer Fraß stattgefunden haben. Er wurde jedoch übersehen. Der Fraß der Raupe ist erst sehr spät in der Saison zu be- merken. So gehörte nach Knauth-) noch am 10. Oktober (in einem 80 jährigen Bestände) ein scharfes Auge dazu, um die Fraßwirkung mit bloßem Auge zu beobachten, obgleich gefällte Probestämme einen Besatz von 1400-') Raupen pro Stamm ergeben hatten. Erst gegen den halben November war damals Mißfärbung in der Krone zu entdecken. Begegnung. Vorbeugend wirken die Anzucht gemischter Bestände und der Schutz der Feinde. Neuerdings ist mit Rücksicht auf die Wiederaufforstung im Nürnberger Reichswald auf den geringen ') Nitsche, Der neueste Kiefernspannerfraß im Nürnberger ßeichswald; Thar. Jahrb. 1896, S. 154. (Nach R. Hartig sogar 1894: 11000 ha Kahlfraß und 5000 ha Lichtfraß.) ^) Forstl.-naturw. Ztschr. 1896, 2. Heft. ^) Nach Erfahrungen in der Oberpfalz köunen 1 — 2000 Raupen pro Stamm Halbfraß, 2000-3000 Lichtfraß, über 3000 Kahlfraß bewirken. 298 II- Buch. Spezielle Foistinsekteukuude. Bonitäten die Mischung der Kiefer mit ^j.. Weimutskiefern und Akazien vorgeschlagen worden, i) Von den Feinden des Kiefernspanners treten die Tages vögel in den Vordergrund, vor allem Star, Kuckuck, Krähen und Drosseln. Bei Massenvermehrung sind insbesondere die Schlupfwespen und Raupenfliegen wirksam. 1896 fanden sich schon 53,6^/0-) der Puppen von Insektenparasiten besetzt. Vertilgung. Bei Massenvermehrung steht kein Mittel zur Ver- fügung. Direktes Sammeln sowohl wie Schweineeintrieb sind im großen undenkbar; Streuentnahme kann den Fraß wohl um ca. 35^/0 vermindern, hat aber auf den sehr schlechten Böden erhebliche Nach- teile. Leimringe sind fast wirkungslos, da bei der großen Trägheit der Raupe höchstens 2—3^/0 der Raupenmenge abgehalten werden sollen. Auch Isolierungsmittel sind fast ohne Erfolg. Bei Beginn einer abnormen Vermehrung in den Raupen- herden sollte dagegen mit aller Energie vorgegangen werden und hier im kleinen stehen allerlei Mittel zur Verfügung: 1. Der Schweineeintrieb vom ersten Frühjahr nach Weggang des Schnees an. Die Schweine müssen kolonnenweise arbeiten und dabei vom Hirten aufgemuntert werden; sie brechen etwa 5 bis 6 Stunden. 35 Schweine konnten 3 ha in 16 Tagen vollständig umbrechen und kosteten 12,80 Mk. (80 Pfg. pro Tag für den Hirten). 2 j 2. Hühnereintrieb. 3. Zusammenharken der Bodendecke und Verbrennen mit nachheriger Verteilung der Asche, sowie Absuchen der Puppen auf dem abgerechten Boden. 4. Sammeln der Schmetterlinge zu Anfang der Flugzeit in den Morgenstunden, wenn die Falter träge am Gras sitzen. Nach Knauth ergab ein einstündiges Suchen 95 cTcf und 109 $ 9- Mit dem Kiefernspanner fressen zusammen an der Kiefer: Geonietra (EllopiaJ prosapiaria L. (Eaupe rötlich-braun) und Geonietra {3IacariaJ liturata Clerck. (Eaupe der des Kiefernspanners ähnlich, aber rotköpf ig). b) An Laubholz (Frostspanner). Die cTcf der hierher zählenden Arten fliegen zur kalten Jahres- zeit, je nach der Art im September, Oktober, November, Dezember, Januar, Februar, März, April; ihre $$ sind flügellos oder haben 1) Endres, Allgeni. Forst- uud Jagdzeitung 1896, S. 233. -) Kuauth, Forstl.-naturvv. Ztschr. 1897, Aprilheft. II. Teil. Die Sclimetterliii"-e. 299 verkümmerte Flügel, kriechen daher nach der Begattung am Baume empor, um die Eier in der Krone an den Zweigen abzulegen. Die Raupen befressen im ersten Frühjahre die jungen Blätter und Blüten und sind besonders dem Obstbau, doch auch den Waldbäumen recht schädlich. Gegen alle sind Leimringe, welche die flugunfähigen 9 9 am Aufstieg verhindern, ein wirksames, sicheres Gegenmittel. Die einzelnen Arten. Der gemeine Frostspanner Geometra (Cheimatobia) bru- niata L. (Fig. 21 lA). d Falter: Vorderflügel graurötlich, glänzend, Hinterflügel von gleichem Farbton, aber heller. 9 Hinterflügel nicht bis zum halben Hinterleib reichend. Raupe gelblich-grün mit feinem dunklen Dorsalstreif, Kopf grünlich. Fig. 211. A Gemeiner Frostspanner (Geometra britmata L.), B Biiolien-Frostspanner (G. boreata JShn.J. i/i- Nach Nitsche. 1-t t-i S-i 2 ^^ ^ 03 -i fH < CO 0 0 1900 + + . 1901 • • • — — — • • • • • + Flugzeit: Ende Oktober, Anfang November, bei hartem Frost unterbrochen, von der Nachmittagsdämmerung an beginnend. cT um- fliegt und begattet das emporkriechende 9 und nimmt es oft im Fluge mit sich. Die frühzeitig auskommende Raupe dringt gern in die Knospen ein, diese oft völlig auffressend und Gespinste machend; sie befrißt auch junge Früchte (Obst), durchlöchert und zerfrißt später die jungen Blätter (Fig. 212), viele Blattstücke fallen auch zu Boden. Ende Mai, Anfang 300 II. Buch. Spezielle Forstinsekteukimde. Juni läßt sie sich an Fäden herab und verpuppt sich mehr weniger tief in der Erde oder in der Bodendecke. Im Walde, besonders auf Hainbuche (Fig. 212) und Eiche, auch anderen Laubhölzern, nicht auf Buche, besonders in Stangenhölzern und am Unterwuchs. Öfters starker Licht- oder Kahlfraß. Durch beharrliche Wiederholung sehr lästig und schädlich. Häufig Wiederbegrünung durch Johannistriebe Fig. 212. Fraß des gemeinen Frostspanners an Hainbuche. Originalphotographie. mit nachherigem Erfrieren der ungenügend verholzten Triebe. Zu- wachsverlust, Samenverlust (Eiche). Buchenfrostspanner, Geometra (Chehtintohia) horeata Hb. (Fig. 211 B). cf Falter: Vorderflügel graurötlich (gelblich), Hinterflügel reinweiß. $ : Hinterflügel länger als der halbe Hinterleib. Raupe grün mit 2 dorsalen weißlichen Längslinien, seh warzköpfig. Weniger bekannt. Fliegt etwas früher. Auf Buche und Birke. Wurde häufig II. Teil. Die Schmetterliuye. 301 mit brumata verwechselt. Mit Sicheriieit ist nur ein Fraß dieser Spezies in ßuchenbeständen der Oberförsterei Oberaula (Cassel) durch Borgmann^) bekannt geworden, wobei auch der 3 — 5jährige Aufschlag befressen und zum Teil vernichtet wurde (Fig. 213). Der große Frostspauner, Geometra (Hibernia) defoliaria L. (Fig. 214). cf Falter: Vorderfliigel gelblich, breit, braun gebändert. 9 ganz flügellos. Raupe liclitgelb mit breitem, rotbraunem, fein schwarz eingefaßtem Rücken streifen und rotbraunem Kopf. Fig. 213. Geotn. boreata Hb. An Buchenaufschlag. Die zweite und dritte Pflanze mit ausgetriebenen Blättern. Vi- Nach Eckstein. Flugzeit: Oktober, November. Raupe frißt, ohne Blätter zusammen- zuspinnen, auf allerlei Laubhölzern. Forstlich besonders an Eiche und Buche schädigend und sich mehr weniger am Fraß von brumata und boreata beteiligend. Besonders schädlich an Obstbäumen, an denen die Raupe auch die jungen Früchte annagt. Verpuppung im Juli im Boden. Der orangegelbe Frostspanner, Geomefra (Hihernia) miraii- tiaria^) Esp. cT Falter mit orangegelben Yorderflügeln und ebensolchem ') Cheimatobia brumata L. und boreata Hb.; Verh. d. Hess. Forstv. (XL, XII. und XIII. Vers.), Hanau 1886, S. 30. 2) Ferner Hibernia marginaria Bkh. (progemmaria Hb.). Flugzeit Februar bis April, 9 ^^it den längsten Flügelstummeln. Leticophaearia Schiff. Flugzeit Februar und März. 302 IL Buch. Spezielle Forstiusektenkunde. schlanken Leib. 9 graubraun mit ganz kurzen Flügeln. Eaupe rot- braun, auf jedem Ring 2 kleine gelbe Pünktchen, welche auf Ring 1, 2, 3 und 11 größer sind. Kopf hellbraun mit schwärzlichem Querstrich. Flugzeit: September, Oktober. Polyphag wie defoliaria. Der Roßkastanien-Frost Spanner, Geometi'a (Anisopterix) acscularia^) Schiff, cf Falter: In der Größe und Färbung an hriimata erinnernd, der hintere zackige Querstreif beginnt jedoch am Vorderrand mit deutlich hellem Fleck. $ ganz flügellos. Raupe weißlich-grün mit mehreren weißen Längsstreifen. Kopf grün. Flugzeit: Januar bis April. $ legt die Eier in Form einer Ringspirale ähnlich dem Ringelspinner ab. Raupe bespinnt die Fraß- stellen. An verschiedenen Laubhölzern, auch an Erle und Roßkastanie. Im Garten z. B. an Rosen (Karlsruhe). Gegenmittel gegenüber den Frost- spannern. Das einzig hier in Betracht kommende Leimen kann in der Forstwirtschaft nur in beschränktem Maße zur Anwendung ge- langen. In allen Beständen mit Unterholz ist dasselbe ausgeschlossen. Das Leimen kann forstlich befürwortet werden: 1. wenn in Laubholzbeständen (ohne Unter- wuchs) erheblicher Fraß mehrere Jahre wiederkehrt und starker Zuwachsverlust und Ausfall der Mast droht; 2. wenn bei natürlicher Buchen Verjüngung der junge Aufschlag durch herabgehende Spannerraupen bedroht ist. Fig. 214. Großer Frostspanner (Geom. defoliaria L ). (Oben) (^ verkl., (rechts unten) 5 Falter, außerdem Raupe und Puppe. ^/i. Aus Henscliel § II. Familie Kahnspinner (Cymbidae). Diese kleine Familie zeigt zu den Wicklern, Eulen und Spinnern Beziehungen. Die Raupen haben langgestreckte Nachschieber und Klammer- füße, wickeln die Blätter durch Gespinstläden zusammen und spinnen Kokons. Nui' eine Art ist forstlich beachtenswert. Der Weidenkahn Spinner, SaW«s ^-Earirt«; c/?/orrt;/rt Z. (Fig. 215). Falter dem Eichenwickler ähnlich, mit grellgrünen Vorderflügeln, jedoch mit weißen Hinterflügeln. Raupe in der Körpermitte am dicksten, weiß- lich mit 2 braunen seitlichen Rücken streifen. Auf langblättrigen Weiden in einer aus der Rutenspitze durch Zusammenspinnen der Blätter gefertigten ') Ferner Anisopteryx aceraria Schiff. Flugzeit September bis Dezember. II. Teil. Die Schmetterlinge. 303 Gespinströhre lebend und die Blätter, Knospen und Triebteile befressend. Verpuppung außerhalb der Gespinströhre an der Pflanze in weißem, kahnförmigem Kukon. "Wahrscheinlich doppelte Generation mit Flug- zeit im April und Juli. Forstlich schädlich in Weidenhegern durch Fig. 215. "Weidenkahnspinner (Halias chlorana L.). a Raupe außerhalb ihrer Blätter- gespinstrohre, b Kokon, c Puppe, d Falter. Vi- Aus Eckstein (nach Ä.ltum). Hemmung der normalen Entwickelung der Euten. Gegenmittel: Ab- schneiden und Vernichten der befallenen Eutenspitzen. Der Buchenkahn Spanner, Halias (Hyalophila) prasiuana L. An Buchen, Eichen, Birken, jedoch ohne forstliche Bedeutung. Kapitel 2. Kleinschmetterlinge (Microlepidoptera). Wie schon oben bemerkt wurde, lassen wir die Gruppe der Kleinschmetterlinge nur aus dem praktischen Gesichtspunkte der leichteren Übersichtlichkeit bestehen, obwohl die neuere Systematik gezeigt hat, daß die einzelnen Familien der Kleinschmetterlinge keine nähere Verwandtschaft unter sich besitzen und nicht von den Groß- schmetterlingen zu trennen sind. Am meisten noch erweisen sich die Raupen durch ihre Kranz- füße als einheitlich^ da auch die oberirdisch und äußerlich lebenden Kleinschmetterlingsraupen Kranzfüße besitzen, während solche bei den Großschmetterlingsraupen nur da auftreten, wo die Raupen im Innern der Pflanzenteile oder in Säcken leben (Sesiidae, Cossidae, Psychidae). Die meisten Kleinschmetterlinge haben ferner am Hinterflügel 3 Innenrandsrippen. Nur wenige Kleinschmetterlinge leben ganz offen 304 II- Buch. Spezielle Forstinsektenkunde. manche zwischen zusammengesponnenen Blättern oder in sonstigen Gespinsten, die meisten im Innern der Pflanzenteile, teils minierend in Blättern und Nadeln, teils in Knospen und Trieben, in Rinde und Holz, oder in Früchten. Keine erreichen den Grad der Schädlichkeit wie die gefähr- lichsten Spinner, Eulen und Spanner; mehrere werden trotzdem „recht schädhch" und den Charakter „schädlich" dürften im ganzen mehr Kleinschmettei'lingsarten als Großschmetterlinge erreichen, da ihr Fraß im Innern wichtigster Teile, wie in Knospen, Trieben und Nadeln, intensiver wirkt, als der äußere Fraß der meisten Großraupen. Ihrer Kleinheit und Verborgenheit halber werden sie zweifellos unterschätzt. § I. Familie Zünsler (Pyralidae). Im allgemeinen größere, i) schlanke vSchmetterlinge mit schmal drei- eckigen Vorderfiügeln und breiten, faltbaren Hinterflügeln (Fig. 216). Fühler borstenförmig, beim cT gekämmt, EoU- zunge meist lang, Nebenpalpen vorhanden. Hinterflügel stets 3 Innenrandsadern, Ader 16 wurzelwärts nicht gegabelt. Flügelhaltung in der Euhe dach- förmig oder mit horizontal ttbereinander- geschobenen Vorderflügeln. Bald Tag-, Fig. 216. FichtenzapfenziinslerrP/ij/cis Mnph+fQlfPv abütella S. V.). Falter. Vi- Original- "^^^ INaCÜUaiier. Photographie. Eaupen mit chitinisiertem Nacken- schild auf dem 1. Ring, spinnen Blätter zusammen oder leben bohrend in Stengeln, in Einde und Früchten oder von tierischen Substanzen. Forstliche Arten nur in der Unterfamilie der Phycitinae. Neben- palpen versteckt oder fehlend. Eippe 1 der Vorderflügel nicht gegabelt. Hinterflügel an der Wurzel der hinteren Mittelrippe bewimpert. a) x\n Nadelholz. Fichtenzapfen- und -trieb-Zünsler, Phycis (DioryctHa) abietella S. V. (Fig. 216). Falter: 3 cm Spannung, 2) Vorderflügel aschgrau mit weißen, schwarz eingefaßten Querzeichnungen, Hinterflügel weißlich. Eaupe schmutzig-rötlich oder grünlich mit dunklem Eücken- und Seiten- streif, Kopf und Nackenschild braun. 1) Diese Familie enthält die größten Kleiuschmetterlinge, deren Vorder- fiügelläDge 12 mm und darüber erreichen und in der Größe kleine Spanner über- treffen kann. 2) Bei den Kleinschmetterlingen wählen wir zur Größenangahe die größte. Entfernung der Spitzen der ausgebreiteten („gespannten") (Vorder) flügel. II. Teil. Die Schmetterlinge. 305 r^ . »- -1.^ ,Q ;-< -s i-s Ph M c» s 1-5 fH < Cd O ;^ P 1900 + +- ~ ~ © © © 1901 O © © © ©. • + Flugzeit: Juui, Juli. Eier einzeln oder in kleinen Haufen nahe der Fraßstellen. Eaupe besonders in Fichtenzapfen (Fig. 217), auch in Chermesgallen der Fichte und in Mai- trieben 8 — 20 jähriger Fichten, ferner in Tannenzapfen und in Maitrieben 10 bis 20 jähriger Tannen. Die Raupe frißt Ende Juli, August, September Aushöhlungen in Zapfen und Maitrieben, in letzteren oft in die Terminal- und Seitenknospen ein- dringend. Der Gang ist mit Kot- und Harz- krümeln mehr weniger ausgefüllt, die zum Teil durch eine Öffnung austreten und die Larve verraten. In den Fichtenzapfen fressen oft mehrere Larven, die zentrale Partie verschonend, die Samen und Samen- lager sowie die Zapfenschuppen, letztere ankerförmig aus (Fig. 217 a). Die Hohl- räume sind teilweise mit Kot gefüllt, der auch hier zwischen den Schuppen austritt und die Larven verrät. Die Zapfen fallen, frühe sich bräunend und oft verkrümmt, zeitig ab. Im Oktober verlassen die Eaupeu ihre Fraßstellen durch eine runde Öffnung und gehen in die Bodendecke, um hier in rund- lichem Gespinst zu überwintern und sich im nächsten Frühjahr zu verpuppen (Mai, Juni). Forstlich insbesondere durch umfang- reiche Zerstörungen der Fichtenzapfen be- merkbar (Schlesien 1874), i) aber auch durch Triebzerstörungen in Fichtenpflanzungen.-) Kiefernzapfen- und -trieb-ZünsIer (Harzbeulenzünsler), Phycis (Dioryctria) Splendidella H.-Sch. (sylvestrclla Rtzb.) (Fig. 218). 1) Altum, Tinea abietinella; Ztschr. f. Forst- uud Jagdvv. 1875, S. 371. 2) Borries, Tidsskrift for Scovbrug XII, 1891, S. 249. Xüßlin, Leitfaden dei" Forstinsektenkunde. 20 Flg. 217. Ficlitenzapfenzünsler. b Raupenfraß in einem Fichten- zapfen, a eine befressene Schuppe isoliert. Aus Eckstein (nach Altum). Fig. 218. Phycis sphndideila H.-Sch. Falter, '/j. Originalphotographie. 306 U. Buch. Spezielle Forstiusekteukimde. Falter kaum deutlich von ahictcUa S. V. verschieden, biologisch durch die Fraßpflanze und durch die Verpuppung am Fraßorte statt im Boden von abictella abweichend. Besonders an Kiefernzapfen, die bald äußerlich, bald im Innern benagt werden. Im ersteren Falle werden auch die benachbarten Nadeln befressen (Eckstein, Forstzoologie S. 511). Auch Kieferntriebe, See- kiefer (Nördlinger), Schwarzkiefer, Bergkiefer und Weimuts- kiefer werden ausgefressen. Ebenso findet sich die Raupe an verletzten Stellen der Kiefer, in den Harzansammlungen. Immer ausgeworfener krümeliger Kot. b) An Laubholz. Eichentriebzünsler, Phycis (Acrohasis) zelleri Rag. (titmi- della Zk.). Falter: Flügelspannung 20 mm. Wurzelfeld violettrot, vorderer Querstreif weiß, hinterer grau, gezackt ; Mittelfeld mit 2 schwarzen Punkten. Ohne abstehende rote Schüppchen (Fig. 219). Raupe grau- grün, mit geteiltem Nackenschild und einer Afterklappe, auf jedem Ring 2 Paar Chitinplättchen, Kopf dunkel. ^ ,d S-i Jahr - a 2 <5 'S *^ "9 CD o n > g •-^ P^ ■< CO O o n 1900 + • • • 1901 • • — -• + Flugzeit: Juli. Eiablage an Eichenknospen. Ei überwintert. Raupe benagt im Frühjahr nächtlich die Epidermis der jungen Blätter von Eichenheistern, diese skelettisierend. Die Blätter ballen sich zu einem faustdicken Nest zusammen (Fig. 220). Die inneren Blätter sind röhrenförmig zusammengesponnen. Hier lebt tagsüber die Raupe. Raupe verpuppt sich im Juni im Boden in einem mit Erde vermischten Gespinste. In jungen Eichenorten merklich schädlich. Gegenmittel: Abbrechen der Nester. Kiefernsamenzünsler, Phycis (Ephestia) eliitella Hb. Falter: Flügelspannung 15 mm. Vorderflügel bräunlich-aschgrau, am Innenrande rötlich, mit 2 hellgrauen Querstreifen und verloschenem Mittelfleck. Hinter- flügel weißlich-grau (Fig. 221). Raupe weißlich mit hellgelbbraunem Kopf, Nackenschild längsgeteilt, hell, Afterklappe dunkel. II. Teil. Die Schmetterlinge. 307 Flugzeit: Juli. August. Raupe befrißt im Herbst lebende und tote Stoffe (Dürrobst, Insektensammlungen, Herbarien), auch die Kiefern- samen in den Samendarren, spinnt dabei bis 20 Samenkörner zu- sammen. Dadurch forstlich schädlich. Fig. 219. Eiclientriebzünsler (Phycis zelleri Rag.). Falter. ',. Originalphot. Fig. 220. Eiclientriebzünsler-Nest. '/a- Nach Nitsche. Fig. 221. Kiefrnsamenzünsler (Phycis elutella Hh.). Falter, ^/j. Originalphot. § 2. Familie Wickler (Tortricidae). Mit Nebenaugen, aber ohne Nebenpalpen; Fühler borsten- förmig, beim cT gewimpert. Vorderflügel bei den typischen Formen durch rasche Verbreiterung der Wurzelgegend „geschultert" und dadurch mehr weniger viereckig mit parallelen Vorder- und Innen- rändern und zu diesen fast senkrechtem Saum. Diese Flügelform geht jedoch bei vielen Arten mehr weniger in die dreieckige über. Vorderflügel oft lebhaft gefärbt und mannigfaltig gezeichnet, insbesondere durch Querstreifen, welche besonders deutlich am Vorderrand und oft gegabelt in Form der sog. Häkchen ent- springen. Diese Querstreifen werden Bleilinien genannt, wenn sie metallisch gefärbt sind. Öfters findet sich auch an der Oberflügel- spitze ein absonderlich gefärbter und gezeichneter Fleck, der sog. Spiegel. Nachtfalter. Ruhestellung der Flügel dachförmig. Raupen löfüßig, wie die Zünslerraupen mit Nackenplatte und After- klappe und chitinisierten, einzelne Härchen tragenden Plättchen auf den Leibesringen. 20* 308 II. Buch. Spezielle Forstinsektenkunde. Die Raupen leben meist zwischen versponnenen Blättern und Nadeln („Wickler") oder im Innern der Pflanzenteile (Knospen, Stengel, Rinde, Früchte, Wurzeln). Verpuppung in und an den Pflanzenteilen oder in der Bodendecke ohne eigentlichen Kokon. Fig. 222. Eostgelter Eichen- wickler (Tortrix fermgana Tr.). Falter. '/^ Originalphot. 1. Unterfamilie Tortricinae. Falter zeigen die Viereckform der Oberflügel und die Schulterung am ausgesprochensten. A. An Laub holz (besonders an Eiche). Rost gelber Eichen wie k 1er, Tortrix (Acalla) fen'tigana Tr. (Fig. 222). Falter: Spannung 17 mm. Vorderflügel ockergelb bis rötlich-braun, dunkel gesprenkelt, 2 braun- rote oder schwärzliche Flecken am Vorder- rande und einen damit oft zusammenhängen- den Fleck über der Flügelmitte. Raupe bräunlich-weiß oder hell schmutzig-grünlich mit 5 olivenfarbigen Längsstreifen und glän- zend braunem Kopfe. Flugzeit: Herbst und Frühjahr. Falter überwintert unter dürren Blättern. Raupe beim Laubausbruch polyphag auf Laubholz, besonders auf jungen Eichen (auch Birke, Buche, Erle und Pappel), zieht die jungen Blätter mittels Gespinstfäden zusammen und skelettiert die- selben, wobei jede einzelne Raupe ein zähes, röhrenartiges, die be- nachbarten Blätter zusammenklebendes Ge- spinst macht. Die Gespinste erscheinen später als feste, mit Raupenkot durchsetzte Klumpen. Forstlich recht schädlich. Bei starker Vermehrung gehen die Eichen- pflanzen ein. So wurde in Sachsen eine etwa 8 ha große 7jährige Eichensaat durch fermgana vernichtet. Gegenmittel: Ab- schneiden der Nester bezw. der mit Nestern besetzten Zweige. Grüner Eichenwickler (Tortrix viridana L.) (Fig. 223). Falter: Vorderflügel lebhaft hellgrün mit schmalem gelbem Vorder- rand, Hinterflügel grau. Raupe schmutzig-grün, schwarz punktiert, mit schwarzem Kopf. Fig. 223. Grüner Eiclienwickler (Tortrix viridana L.). ^j^. Originalphotographi e. II. Teil. Die Schmetterlinge. 309 r, ;m j_^ ^ ■4^ .o ;~r Oi (D Jahr a 1^ 'S s ^ a o a a S 1900 + + ■ • . 1901 • • • ' — — • + Flugzeit: Juni, Juli. Eiablage in der Krone, Ei über- wintert. Raupe beginnt Ende April, Anfang Mai mit dem Aus- treiben der Tanne ihren Fraß an den jungen Maitrieben. Die Raupe fertigt dabei ein lockeres Gespinst, welches den Trieb umhüllt. Die Nadeln werden oft nur am Rande befressen und später meist an der Basis abgebissen, so daß die Nadelreste im Gespinste hängen bleiben (siehe auch Fig. 230). Auch die zarte Rinde kann benagt werden, was Triebverkrümmungen und selbst Absterben des terminalen Teiles zur Folge haben kann. Die Nadeln der befallenen Triebe, anfangs bleich vergilbend, werden später rot und zuletzt braun. Nadeln und Nadelreste der befallenen Triebe werden im Laufe des Sommers durch Regen und Wind entfernt, so daß kahle Endtriebe in der Krone im Spätsommer ein charakteristisches Symptom eines heurigen Murinana-Fraßes bilden. Wiederholt sich ein Fraß mehrere Jahre, so erscheinen auch die vor- und vorvor- jährigen Triebe kahl (Fig. 228). Die Verpuppung der gesunden Raupen soll nach WachtP) nur in der Bodendecke stattfinden; die Raupen lassen sich dazu an Fäden herab. Bei dem Murinana- ^) Der Werßtannentriebwickler, Wien 1882. 312 II. Buch. Spezielle Forstinsektenkuude. Fraß bei Baden-Baden (1888) war Verpuppung an der Fraßstelle (am Unterwuchs) sehr häufig zu beobachten. Verpuppung meist Anfang Juni. Puppenruhe 10 — 16 Tage (Wachtl). Mitrinana ist monophag an der Tanne, überflog bei dem Massenfraß (in Böhmen) Fig. 228. Tannentriebwickler. Älterer Fraß. Die Triebe der 3 letzten Jahrgänge sind mehr weniger kahl gefressen. Gespinste bereits verloren gegangen. '/.,. Nach Nitsche. die Fichtenbestände; liebt besonders ältere Bestände, und zwar deren Gipfel. Bei Massenvermehrung wird jedoch auch der Unter- wuchs ganz allgemein befressen (Baden-Baden), ebenso der Rand anstoßender Jungbestände. Die forstliche Bedeutung des Tannen- wicklers ist anfangs überschätzt worden. Die Tannen halten selbst II. Teil. Die Schmetterliuge. 313 mehrjährigen Fraß aus, da immer nur die Maitriebe befressen werden und so Reservestoffe genügend übrig bleiben. Auch die Zuwachsverluste sind nicht so bedeutend, die Breite der Jahresringe sind in den Folgejahren auf wenig über die Hälfte reduziert. Eine größere Gefahr liegt jedoch in dem Vorschub, den Mitrinaua den Borkenkäfern und dem Rüsselkäfer (Pissodes piceae) leistet. Murin an a hat schon wiederholt tiber große Gebiete die Tannen- wälder befallen. So brach 1852 im nordwestlichen Böhmen (Karlsbad) ein Miiriiiaiia-Fra& aus, der sich über 197500 ha ausdehnte und 12 Jahre wähi'te. Ein zweiter großer Fraß, der sich über Mähren, Österreich- Schlesien und Niederösterreich ausdehnte und in jedem einzelnen Gebiet etwa 6 Jahre währte, fand in den 60 er und 70 er Jahren statt und endete etwa 1880. Auf 130000 ha Waldfläche wurden etwa 70 000 ha Tannenbestände befallen; Absterben wurde nirgends beobachtet, der Schaden an Zuwachs- verlust wurde auf 740000 fl. geschätzt. 1877 — 1881 war ein Fraß im württembergischen Enz- und Nagold- gebiet, von 1888 an im Bad. Schwarzwalde, wo tnnriiiana bisher auch den Entomologen^) ganz unbekannt war. 1890 wurde für nmrinana auch in der Schweiz eine stärkere Vermehrung beobachtet. Gegenmittel: Schutz den Feinden, besonders den kleinen Vögeln, auch der Misteldrossel und den Wildtauben; Mischung von Fichte und Tanne. Zur Vertilgung ist Räuchern mit grünem Reisig nach vor- hergehender Durchforstung gegen die Raupe, Streu rechen, in ebenen Beständen, w^o es möglich ist, Schweineeintrieb gegen die Puppe, Leuchtfeuer gegen den Falter empfohlen worden. Alle diese Mittel versprechen jedoch wenig Erfolg und sind in den natürlich verjüngten Tannenwäldern auch kaum anwendbar. 2. Unterfamilie Grapholithiiiae. Die hierher gehörigen Formen sind fast stets mit Vorderrandhäkchen, öfters mit ,. Spiegel" und mit Bleilinien gezeichnet, Hinterflügel meist braungrau. A. An Nadelholz. a) An Tanne. Der rotköpfige Tannentriebwickler, CrvaphoUtha (Stega- noptychaj rnßniitrana H.-Sch. (Fig. 229). Falter 12 — 16 mm, Kopf ^) Siehe Reutti, Übersicht der Lepidoptereufauna des Großh. Baden, II. Ausgabe, 1898, S. 222. 314 II. Buch. Spezielle Forstiasektenkunde. und Brust rostgelb, Vorderflügel gelbgrau mit vielen Bleilinien. Eaupe schmutzig-gelbgrün, Kopf rostrot. Flugzeit etwa 14 Tage später als bei mtiriiiana. Eaupe erst um Mitte Juni er- wachsen. Lebensweise und Fraß (Fig. 230) wie bei murinaiia. Jedoch tritt rufimitrana gegenüber murinana an Häutigkeit sehr in Hintergrund, hat sieh jedoch fast immer als Begleiter gezeigt. T a n n e n k n 0 s p e n w i c k 1 e r , Civapho- litha nigricana H.-Sch. (Fig. 231). Falter: Spannweite 11 — 13 mm. Yorderflügel dunkel- Fig. 229. Rotköpfiger Tannen- triebwickler (Tnrtrix rufimitrana H.-Sch.). >/j. Originalphot. Fig. 230. Rotköpfiger Tannentriebwlckler. Frischer Maitriebfraß') mit den Gespinsten. '/2. Nach Nitsche. braun mit veilrotem Schimmer, mit bleigrauen, zu Quer- und Schrägbändern zusammengestellten Linien. Raupe anfangs hellbraun, dann rotbraun mit Borstenbehaarung, schwarzem Nackenschilde und schwarzem Kopfe. 5!J ;-! tH Sh .4J .=> ;-l o o Jahr 2 rt -S < 'es 1 ^ OD 2 B B > s fe < CO o :z; Q 1900 _]_ + - - - - - - 1901 - - — — — • + ^) Der Raupenfraß vou Murinana Hb. sieht genau ebenso aus. II. Teil. Die Schmetterlinge. 315 Fig. 231. Taunenknospenwickler (Tortr. nigricana H.-Sch.). Falter. Vi- Originalphotographie. Flugzeit: Juui, Juli. Eiablage an die Knospen junger Tannen, besonders an die Gipfeltriebe. Raupe höhlt im Spätsommer die Knospen am Triebende aus und überwintert in einer Knospe. Im folgenden Frühjahr frißt die Raupe bis Mai, Anfang Juni in den Knospen weiter, wandert dabei von Knospe zu Knospe, oft äußer- lich unter Gespinstdecken. Raupe wirft Kot- krümel nach außen. Schon beim Spätsommer-, noch mehr beim Frühjahrsfraß tritt Harz aus. Harzaustritt, Kotkrümel und Gespinstbrücken verraten die Art. Verpuppung meist im Boden. Besonders in natürlichen Unterwüchsen. Forstlich bisher unbe- deutend. Gegenmittel kaum in Betracht kommend. Crrapholifha conifevana Stzh. Der sehr dunkle Falter entkommt mit Eegelmäßigkeit iu Begleitung von Sesia cephiformis den eingezwiugerten Weißtaunenkrebsen ; die Larve macht daselbst Gänge in der Eiude. b) Au Fichte. 0 1 i V e n b r a u n e r F i c h t e n r i n d c ii - Wickler, Gi-apholitha pactolaua Zell. Fal- ter 12 — 14 mm Spannweite, Vorderflügel olivenbraun mit einer weißlichen ununter- brochenen doppelten, rechtwinkelig ge- brochenen Mittellinie, Spiegel mit deutlichen schwarzen Punkten (Fig. 232). Raupe blaß- rötlich, Kopf und Nackenschild hellbraun. Fig.232. Olivenbrauner Fichten- rindenwickler (Tortr. paetolana Zell.). Falter. Vi- Originalphot. p-i Jahr a a ^ fR < in 0 0 1^ 0 1900 + + - ~ ~ ~ - - 1901 - - — — • + Flugzeit: Ende Mai bis Mitte Juni. Eiablage an die Rinde, be- sonders an der Basis der Quirltriebe von 8 — 25 jährigen Fichten, ins- besondere am Stämmchen. Die Raupe nagt von Juni an unregelmäßige Gänge in der Rinde, die mit Gespinstfäden ausgekleidet sind. In milden Wintern kann der Fraß zeitweise wieder aufgenommen werden, im folgenden Frühjahr geht der Larvenfraß bis zur Verpuppung im Mai. An den Fraßstellen tritt Harz und Kot aus und verraten den Larvenfraß (Fig. 233 A). Das Harz erhärtet in Tropfen und 316 II. Buch. Spezielle Forstiiisekteukunde. Streifen, an denen der Kot haften bleibt. Nahe der Austrittsstelle des Kotes ist auch das Puppenlager; die Puppe schiebt sich wie bei Sesia etwas nach außen hervor (Fig. 233 d). Alter, wiederholter Fraß läßt die Rinde an solchen Stellen krebsartig und geschwärzt erscheinen. Auch bewirkt die Anstauung des Saftes oberhalb der A B C Fig. 233. Gemeiner Ficlitenrindenwickler. A Fichtenquirl, in nat. Gr. a Kotklümpclien, b ein freigelegter Gang, c Harztränen, d die aus den Kotklümpchen vorragende Puppen- hülle. Aus Nitsche (nach Ratzeburg). B und C Teile von Fichtenstämmclien, welche mehi'fache Fraß stellen und Verzweigungsfehler zeigen, d d vorragende Puppenhüllen. Verkl. Nach Nitsche. Fraßstelle Anschwellungen und gallenartige Verdickungen der Quirl- stellen. Pactolaiio liebt besonders die Ränder von Kulturen und einzeln stehende Pflanzen (Friedhof Karlsruhe), geht ebenso an gutwüchsige wie an schlechtwüchsige, in Frostlöchern stehende oder durch Wildverbiß beschädigte Stämmchen. Die Rinde muß eine gewisse Dicke, die Fraßstelle eine bestimmte Höhe haben. Deshalb werden II. Teil. Die Schmetterlinge. 317 die 3 obersten und die 4 — 6 untersten Quirle verschont und ältere Stämmchen als 20 — 25Jähi-ige nicht mehr angegangen (Altum, Forst- zoologie). Forstliche Bedeutung. Bei starkem Besatz, wenn mehrere Raupen (bis 6) an einem Quirl fressen und ihre Fraßgänge zusammen- fließend den Quirl mehr weniger ringeln, sterben die Fichten, bezw. ihre Äste ab. Sonst kränkeln sie bloß, bekommen Wuchs- und Ver- zweigungsfehler und können anderen Feinden, Magda/is- Arten, Borkenkäfern, auch Pilzen (Nectria citciirbitnla Fr.) zum Opfer fallen. Begegnung. Bei jüngeren Pflanzen kann nach Entfernung der Fraßstelle auf neue Wipfelbildung gehofft werden, bei älteren kann rechtzeitig entdeckter Fraß durch Überleimen unschädlich ge- macht werden, wenigstens im kleinen. Aushauen der absterbenden Pflanzen, Ausbesserung der Kulturen durch Kiefernballenpflanzen. Der dunkelbraune Fichtenrindenwickler, GraphoiifJia dupli- cana Zeit. (Fig. 234). Falter 15—16 mm Spannweite. Yorderfliigel dunkel- braun, durch den deut- ^^ Fig. 234. "Weißfleckiger Fichten- rindenwickler (Tortrix duplicana Zeit.). Falter, '/i. Originalphot. Fig. 235. Ficlitennestwickler (Tortr fedeUa ClercJ;). Falter. Vi- OriginalphotograpMe. liehen weißen Mond- fleck, der seine freie Spitze der Flügelspitze zukehi't, dessen anderes Ende an die Mitte des Innenrandes anstößt, leicht kenntlich, da- durch an conifcrana Rtzb. erinnernd, sonst in der Bildung der Häkchen, der Querlinien und des Spiegels Aev pacfolaiia L. ähnlich. Raupe? Flugzeit: Mitte Juni, An- fang Juli, etwa 3 Wochen später als pactolana L. Sonst Lebensweise und Vorkommen wie bei pactolana L., nur weniger häufig. Altum ver- mutet, daß duplicana besonders an den Asten auftritt und sein Fraß auch durch den Angritf der an den Zweigen befindlichen Nadeln etwas abweicht. Das Vorkommen der duplicana Zeit, an Tanne (und Wacholder) könnte auf Verwechselung mit conifcrana Rtzb. beruhen, welche Verfasser regelmäßig aus Tannenkrebsen erzogen hat. Der Fichtennest Wickler, Gvapholitha (Epiblenia) tcdella Clerck. Falter 12 mm Spannweite. Vorderflügel goldig-braun mit unverhältnismäßig breiten silbrigen Querlinien, daher auch die Häkchen auffallend deutlich (Fig. 235). Raupe hell-gelbbraun mit 2 Rückenlinien, Kopf und Nacken- schild braunschwarz s.efleckt. 318 II. Buch. Spezielle Forstiiisektenkimde. ^^"^^ !-i b ^ Sh BS9 ^ ^ < m 0 "^ P 1900 + + — :^ — • -. • • . • • 1901 • m • + Flugzeit: März, April. Raupe in den jungen Maitrieben 2 — öjähriger Kiefern, dieselben in der oberen Hälfte aushöhlend; ^) Wir wählen bier statt Grapholitha (i. w. S.) den in der Literatur so gebräuchlichen Gattungsnamen Retinia. 320 II. Buch. Spezielle Forstinsektenkunde. sie verläßt den auf solche Weise teilweise ausgehöhlten Trieb, um sofort in neue Maitriebe einzudringen. Auf diese Weise höhlt eine Raupe mehrere Triebe aus. Die ausgehöhlten Triebe welken sehr rasch, erscheinen anfangs nur etwas zur Seite geneigt, dann umgebogen und zuletzt heruntergeknickt. Nach und nach werden sie welkend grüngrau, gelblich-rot und vertrocknen zuletzt. Ende April, Anfang Mai findet sich fast noch in jedem verdächtigen Triebe auch eine Raupe; später werden die Raupen in den beschädigten Trieben seltener, weil die meisten Triebe schon verlassen sind. Ende Juni Ver- puppung in leichtem Gespinst meist nahe der Basis einer Fraßpflanze. Im Anfang der 80 er Jahre mehrere Jahre hin- durch bei Karlsruhe ^) ge- mein und sehr schädlich an jungen Kulturen, so daß ständige Ausbesse- rungen nötig wurden und einzelne Kulturen nur langsam in die Höhe kamen. In einzelnen Jah- ren wohl die schädlichste Re/iiiia- Art. Gegen- mittel: Abbrechen und Vernichten der be- fallenen Triebe zeitig im ersten Frühjahr. Der Kiefernknospenwickler, Hefinia (EvetHa) turionana Hb, (Fig. 238). Falter 17 — 20 mm Spannweite. Kopf und Thorax gelbrot, Vorderflügel braungrau, von zahlreichen, dicht und in unregelmäßigen Abständen gestellten bleigrauen Querlinien durchzogen. Spitze gelbrot. Eaupe gelbbraun. Fig. 237. Kiefemtriebwick- 1er (Eetinia duplana Hb.). Nat. Gl'. Originalpliot. Fig. 238. Kiefernknospen- wickler (Eetinia turionana Hb.). Nat. Gr. Originalpliot. Fig. 239. Kiefernknospen- triebwickler [Retinia buoli- ana Schiff.). Nat. Gr. Originalphotograpliie. Fig. 240. Kiefernharzgallen- wickler {Eetinia resineUa L,). Nat. Gr. Originalpliot. S-^ t^ }-^ JS <ü N i-s P^ < CO Q 0 P 1900 + + = ^ = ^ ~ - 1901 - — — • + ^) Auch in der benachbarten Bayr. Pfalz (nach Mitteilungen des jetzigen, Herrn Forstrat Eßlinger in Speyer). II. Teil. Die Schmetterline:e. 321 Flugzeit: Mai, Juui. Eaupe liijhlt die Termiualknospe 6 — ISjäliriger Kiefern aus, überwintert iu der Knospe und verpuppt sich daselbst im April. Mai. Die Terminalknospe erscheint schon im "Winter dunkel mißfarbig und vertrocknet im Frühjahr. Forstliche Bedeutung trotz der Häufigkeit der Spezies recht gering, da eine der seitlichen Quirlknospen den Längentrieb ül)ernimmt. Hetinia (Evetvia) pinivorana Zell iu manchen Jahren (Karlsruhe 1883) sehr häufig : wie tiirionana, aber in Qnirlknospen lebend. Kiefer nknospent rieb Wickler, Methiia (Evetria) biioliana Schiff. (Fig. 239). Falter 18 — 22 mm Spannweite. Vorderflügel gelb- ziegelrot mit silberigen Querlinien. Raupe rotbraun. Kopf und Nackenschild elänzend schwarz. s-< Sh ^ *-* ü « Jahr 3 a s 2 P4 'S *s "3 0 g a 0 ^ -< 1-5 i-s s u< ^ > M ^ J^H < 0 CO 0 0 1^; Q 1900 + + ^ ^ ^ ^ - 1901 - - — — — • + Flugzeit: Juni, Juli. Raupe frißt sich noch im gleichen Jahre in die Quirlknospen 6 — 12jähriger Kiefern ein, überwintert da- selbst kaum halbwüchsig, um im Frühjahr weiter zu fressen. Biioliana kombiniert den Fraß von tiirionana und duplana, indem die Raupe im Frühjahr auch in die jungen Triebe geht. Die Maitriebe werden jedoch am basalen Teil ausgehöhlt und krümmen sich in der Folge. Ganz junge Triebe sterben hierdurch ab und vertrocknen. Haben die Triebe Vorsprung gewonnen, so können sie am Leben bleiben, wo- bei jedoch allerlei Verkrümmungen erfolgen können. Im Juni findet die Verpuppung an der Fraßstelle statt. Buoliana findet sich außer an der gemeinen Kiefer auch an Schwarz- und Seekiefer, an Weimutskiefer und anderen Kiefern. Schlechtwüchsigen Kulturen auf geringen Böden wird nor- mal der Vorzug gegeben. Forstliche Bedeutung. Bei massenhaftem Vorkommen und Fraß-Wiederholung nicht unerheblich. Die oft aller normalen Knospen beraubten Kiefern regenerieren sich durch Zwischennadelknospen und erhalten ein struppiges Aussehen (Fig. 241). Dagegen ist die sog. „Posthorn" bildung eine Ausnahme, die dadurch zustande kommen kann, daß an der Basis angefressene herabgebogene Triebe horizontale Nüßlin, Leitfaden der Forstinsektenkunde. 21 322 II. Buch. Spezielle Forstinsektenkuude. Lage annehmen und an ihrer Spitze Längstriebe entwickeln, oder dadurch, daß die eine End- oder Ouirlknospe eines Seitentriebs den Längstrieb übernimmt, aber auch von den anderen Urhebern als von bitoliaiia herrühren kann. Fig. 241. Kiefernknospenti'iebwickler (Ret. huoliana Schiff.). Folgen eines starken und ■wiederholten Fraßes. Alle normalen Knospen und Triebe sind zerstört. Regeneration aus Zwischennadelknospen führte bei dem linksseitigen Endtrieb zu einem kugeligen Büschel (1904). Etwas verkl. Originalphotographie. Abwehr nur im ersten Anfang eines Massen-Fraßes durch recht- zeitige Entfernung und Vernichtung aller befallenen Teile denkbar. Kiefernharzgalleuwickler, Betinia (Evetria) rcsincUa L. (Fig. 240). Falter 16 — 21 mm Spannweite. Vonlerflüg-el tief schwarz- braun mit silberig-bleigrauen Querlinien. Raupe gelbbraun. II. Teil. Die Schmetterlinsfe. 323 f-, fc4 , i-i -bS ^ ;-! -i f^ Jahr >- :s3 'S 1^ "a 3 3 5 -^ O g s CS S < r^ 1-5 ►-5 < P4 CO O > o 1900 + + + • • • 1901 • • — — • + Fig. 244. Grauer Lärchenwickler (GraphoUtha diniana Gn. Ind.). Nat. Gr. Originalphotographie. Flugzeit: Juli, August, September. Eiablage an Kurztriebe. Überwinterung als Ei. Raupe, von Mai an auskommend, lebt bis zur zweiten Häutung in einer Gespinströhre in dem saftigen Herzen des Nadelbüschels eines gerade austreibenden Kurztriebs fressend. Nach der zweiten Häutung geht sie an einen neuen Kurztrieb, spinnt die inneren Nadeln zu einem „Trichter" zusammen und benagt die Nadeln von der Innenfläche. Erst nach der vierten Häutung benagt die Raupe (in einem neuen „Trichter") die Nadeln von einer Kante aus, so daß nur die gegen- überliegende Kante als feiner Faden übrig bleibt, oft mit unversehrter Spitze (Fig. 243). Diese Nadelreste röten sich. Der Fraß verbreitet sich von unten nach oben. Später erscheint bei Massenfraß der ganze Baum rot und kahl gefressen. In den Gespinsten häufen sich die Kotmassen. Kot, Nadelreste, an Fäden hängende Raupen gelangen zu Boden. Verpupp ung etwa Mitte Juli, teils auf dem Baume, teils am Boden. Diniona ist im Hochgebirge ein gefährlicher Feind der Lärche. Die Art ist in Tirol, im Unter- und Oberengadin schon wiederholt zur Massenvermehrung gelangt. Sie liebt sonnige, freie, lichte Lagen; die tiefst gelegenen Lärchenwälder der Talsohle und die Wälder der obersten Lärchenzone werden anfangs gemieden. Alte, überständige Bäume werden besonders gern heimgesucht. Auch die Arven des Hochgebirges, vereinzelt auch die Fichte im Mittelgebirge und die Kiefer im Flachlande (Norddeutschland) können von diniana befressen werden. An Arven, Kiefern und Fichten geht diniana nur an die jungen Triebe, benagt hier die Rinde und bewirkt Krümmungen. Forstliche Bedeutung im Hochgebirge sehr erheblich, da bei Wiederholung minder kräftige Bäume absterben. Ein Fraß dauert meist 3 Jahre. Trotz der baldigen Wiederbegrünung im Fraßjahre (August) ist Zuwachsverlust eine sichere Folge für die am Leben bleibenden Bäume. 326 II. Buch. Spezielle Forstiusektenkunde. Gegenmittel einzig allein vorbeugender Art: Mischung der Lärchen mit Arve, Fichte und Kiefer (eventuell mit fremden immer- grünen Koniferen des Nordens und der Hochgebirge Asiens und Nordamerikas. Coaz.)^) Lärchenbüschelwickler, OvaithoUtha (Tnietocera} ocellana F. V. lariciana Hein. (= Tm. zellerana'^-) Borgiuaun). Falter 11 — 14 mm Spannweite. Vorderflügel aschgrau, kreidig blaugrau bestäubt, nicht perl- mutterglänzend (wie ocellana)^ das hellere Mittelfeld mit deutlichem ver- kehrt dreieckigem Fleck am Vorderrand. Raupe schmutzig-graubraun, Kopf und Nackenschild schwarz. Flugzeit: Juni. Eier überwintern? Raupe Anfang Mai in zusammengesponnenenNadelbüscheln derLärche, benagt zuerst die Oberseite der Nadeln, später wird die ganze Nadel, von der Spitze beginnend, ge- fressen. Raupe zieht die mittleren Nadeln der Büschel vor und wandert von einem Büschel zum andern. Puppe aufrecht innerhalb des zu- sammen gesponnenen Nadelbüschels (Juni). Eine Generation. j^^^ ^^ Die Stammart ocellana F., der bekannte ^^^■^^^ Knospenwickler au Laubholz und besonders an ' Kernobst. ' Der Lärchengallenwickler, Crra- phoUtha zebeaua Rtzb. Falter (Fig. 245) 17 mm Spannweite. Vorderflügel grau- schwarz, Vorderrand in der Spitzenhälfte breit schwarz von den weißen Häkchen unterbrochen, Spiegelfleck lila eingefaßt, Spiegelstriche tief schwarz. Raupe schmutzig-gelbgrün, braunköpfig. Fig. 245. Lärchengallenwickler (Grapholitha zeleana Rtzb.). Nat. Gr. Originalpliotographie. Jahr a 2 :<:ö 'S 'a ^^ S ,0 b4 a -0 ^ ^ < 0 0 t?; P 1900 + ^ ~ ~ ~ ~ - 1901 - - - - - - - - - - - - 1902 — — - • + Flugzeit: Mai. Eiablage an der Basis einjähriger Triebe. Raupe bohrt sich Mai, Juni daselbst in die Rinde ein, platzt in ^) Über das Auftreten des grauen Lärcheuwicklers in der Schweiz. Bern 1894. ^) Borgmann, Ein neuer Lärcheufeind; Forstl.-naturw. Zeitschr. 1895, S. 171. II. Teil. Die Sclimetterlino-e. 327 derselben und erzeugt dadurch Harzausfluß und eine Anschwellung oberhalb (Galle) mit teilweisem Bersten der Rinde. Der innere Gang, der bis zum Splint fortgesetzt werden kann, wird mit Gespinstfäden ausgekleidet, der Kot teilweise ausgeworfen. Bis zum Fig. 246. Lärcliengallenwickler (GraphoUtha zeheana Rtzh.). A 1jährige, B und C 2jährige Gallen, gg die Gallen, kk austretende Kothäufchen, hh Harzausfluß, der in C unten ein vorjähriges Nadelbüschel verklebt hat. V,. Nach Nitsche. Herbt ist die Galle erbsengroß. Die Larve überwintert zweimal in ihrer Wohnung (wie resiiic/la), verschheßt die Auswurfsöffnung bei Kälte, öffnet sie im Winter wieder bei mildem Wetter. Im 2. Jahre wächst die „Galle" bis Kirschengröße; neuer weißer Harz- ausfluß und gröberer Kot mischt sich jetzt mit den alten gebräunten Harzmassen und den feinen Kotkrümeln des vorigen Jahres. Nach 328 II. Blich. Spezielle Forstinsektenkunde. der 2. Überwinterung frißt die Larve im März weiter, verspinnt dann die Auswurfsöffnung und verpuppt sich im April an der letzten Fraßstelle. Nach längerer Puppenruhe schiebt sich die Puppe nach Sesienart etwas vor und entläßt im Mai den Falter. Zcbeana bevorzugt junge 4 — lojährige Lärchen, geht hier sowohl an das Stämmchen wie an die Äste, bei großer Vermehrung können einige 40 Gallen an einer Pflanze sein; dann geht sie auch an ältere bis etwa 40jährige Lärchen, an deren Äste. Die forstliche Bedeutung ist erheblich. Bei starker Besetzung können Äste und obere Stammteile eingehen und abnorme Wüchse entstehen. Vor allem aber bilden die Gallenöffnungen, wie Borgmann und R. Hart ig festgestellt haben, die Eingangspforte für den Pilz des Lärchenkrebses {Peziza wilkommü). Gegenmittel: Abschneiden der Zweiggallen spätestens im April des 3. Jahres; Bestreichen der Stammgallen mit Raupenleim. B. An Laubholz. Hier kommt unter den Grapholithinen nur die Untergattung Car- pocapsa in Betracht, deren Arten sich in Früchten und Samen entwickeln. Die forstlichen Arten schädigen die Samen von Eiche, Buche, Hasel und Edelkastanie. (Die bekannteste landwirtschaftliche Art ist der „Apfel Wickler''.) Die cfcf belegen die noch unreifen Samen mit je einem Ei; die Raupe zerstört mehr weniger das Innere des Samens bezw. der Frucht. Die Samen fallen vorzeitig herab; die Larve geht im Herbst aus dem Samen in den Boden, überwintert daselbst in weißem Kokon und verpuppt sich im nächsten Frühjahr. Die Flugzeit ist Juni, Juli. Siehe nachstehendes Schema. !h ^ ^ ^ S-i 0 B N P 1900 + •+ ~ ~ ~ - 1901 - - - — — •+ ') = Hyponomeutidae. 2) Siehe S. 227. 330 II. Buch. Spezielle Forstinsekteukuude. Flugzeit: Juni uud August. 2 Generationen. Junge Raupe der 1. Generation iniiiicvt in Eschenblättern, die Minen sind ohne regel- mäßige Form und mit brauneiu Kot gefüllt. Später frißt die Eaupe frei an der Oberseite der Blätter, so daß nur die Unterhaut übrig bleibt; darauf spinnt die Raupe 2 Blätter zusammen und frißt L!3- cher aus (H). Verpuppuug meist am Boden zwischen dürren Blättern. Die Raupen der 2. Generation minieren anfangs ebenso wie die der 1. Generation, beim Blattabfall (Anfang Oktober) verlassen sie die Minen und gehen in die Terminal - knospe zur Überwinterung (B). Nach Aushöhlung der Terminal- knospe im nächsten Frühjahr frißt sie frei an den gerade austrei- benden Eschenblättern (C). Auch frißt die Raupe öfters im Trieb, denselben aushöhlend E). V er- pupp ung äußerlich am Zweige im Juni in hängenmattartigem Gespinst. Hauptsächlich an jun- gen, besonders an überschatteten Eschen. Forstliche Bedeutung. Blattfraß gleichgültig, Knospenfraß Ursache der Zwieselbildung, in- dem nach Zerstörung der Terminal- knospe die beiden Seitenknospen zur Entwickelung gelangen. Be- gegnung: Verhinderung dieser Gabelbildung durch schiefen Schnitt (Fig. 250 E), wenigstens in Pflanzen- schulen. Fig. 249. Tponomeufa cognatellus Tr. Fraß und Gespinst an Pfaifenliütchen. {Evonymus euro- paeus.) a Kokons. '/.;• Nach Nitsche. 2. ünterfamilie Argyresthinae. Ohne Nebenaugen, ohne Nebenpalpen. Flügel schmal, lanzettförmig, echt mottenartig, mit langen Fransen. Vorderflügel stark glänzend (metallisch). Forstliche Arten nur an Nadelholz. II. Teil. Die Schmetterliuse. 331 a) An Lä}'chc. Lärchenlängstriebmotte (Argyresthia lacvigatclla H.-Sch.) (Fig. 251.) Falter: Spannweite 10 — 12 mm. Vonlerflügel lebhaft blei- Flg. 250. Esclienzwieselmotte (Prays curtiselhis Donov). A Falter, ^/j. B Herbstfraß der jungen Raupe in der Endknospe. Das Bohrloch ist dui-ch einen schwarzen Punkt ange- deutet. Die punktierte Linie deutet den Schnitt an, durch den die Zwieselbiklung ver- mieden werden kann. C die junge Raupe hat die austreibende Knospe im Frühjahr ver- lassen und sitzt äußerlich zwischen Gespinstfäden. D und E Fraß der Frühjahrsraupe im Triebe selbst. F, G, H Fraß der Sommerraupen an den Blättern. Aus Nitsche (nach Borgmann, D und E nach Altum). g'länzencl mit dunklerem Vorderrand und grauen Franzeu. Raupe anfangs hellgelb, dann hellr(3tlich-grau mit schwarzem Kopf. S-i ;-i . ^ -o ■ u 0 0 Jahr CO CS 2 :c3 < 'S >^ ^ a CD O g g ^ fe < CO ,3 ^ C 1900 + + - ^ ^ ^ = = - 1901 - - — — •+ Flugzeit: Ende Mai, Anfang Juni. Eiablage am unteren Teil des diesjährigen Triebes. Die Raupe frißt platzend unter der Rinde, über- 332 IL Buch. Spezielle Forstiusektenkunde. wintert daselbst und frißt im Frühjahr weiter. Die Gänge sind mit Fraß- mehl gefüllt. Meist ist zuletzt der Bast auf eine Strecke von 2 cm ringsum Fig. 251. Lärchenlängstriebmotte (Argyresthia lävigateUa H.-Sch.). Nat. Gr. Originalphotographie. zerstört, so daß der Trieb oberhalb der Fraß- stelle welkt und abstirbt (Fig. 252). Ver- puppung im Mai an der Fraßstelle; die Raupe hat zuvor ein Flugloch genagt. Erst im Frühjahi" wü'd die Wirkung des Fraßes, nämlich das Absterben des Triebes, erkenn- bar. Die der Fraßstelle zunächst gelegenen Kurztriebknospen können noch kurze Nadeln bilden. bj Ati Tanne (auch an Fichte). Tanuennadelmotte (Argyresth iafun- della F. R.) (Fig. 253). Falter: Oberflügel weiß mit brauner, aus unterbrochenen Quer- binden bestehender Zeichnung. Raupe matt- grün mit glänzend schwarzem Kopf und dunkel gekörntem Nackenschild. Fig. 252. Lärchenlängstrieb- motte (Argyresthia lävigateUa H.-Sch.). Die durch den abge- storbenen Längstrieb charak- terisierte Fraßerscheinung. '/.... Nach Nitsche. Fig. 253. Tanuennadelmotte (Argyresthia fimäella F. B.), Nat. Gr. Originalphotographie. ;-i b . ;h jj ^ )-> «u .w CS .„_■ • r- ( CO j: w ^ ^ Jahr s a ä ä 3 S •-5 bJD 1 a B ^ Pm ^ O ^ . Q 1900 ^ :^ ^ ~ ~ ^ - 1901 - - — — — • + Flugzeit: Mai. Eiablage an die Lärchennadeln. Nach etwa lo Tagen beginnt die ausgekommene Raupe sich an der Eisteile in die Nadel einzubohren; man sieht alsdann dem Ei gegenüber später eine hellgrüne weißgerandete Stelle und in deren Mittelpunkt das Räupchen als bräunlichen Punkt. Erst gegen den halben September sieht man eine etwa ^j^ cm lange ausgehöhlte weiße Mine an der Spitze der Nadel. Vor dem .Nadelabfall nagt die Larve den ausge- höhlten Nadelteil ringsum ab, denselben als „Sack" für sich verwendend und zu- richtend. Der Sack .ist an beiden Enden offen, vorn zum Aus- tritt des Vorder- körpers, hinten zum Austritt des Kots. Die Raupe kriecht jetzt, den Vorder- körper frei herausge- streckt, umher, um sich, insbesondere an den Kurztriebknospen, zur Überwinterung mit dem Kopfende des Sackes festzuspinnen. Im nächsten März, April, wenn die Lärchen eben ausschlagen, erblickt man schon die grauen Säcke an den grün werdenden Spitzen des Kurz- triebs. Die Raupen kriechen jetzt in die Spitzen der jungen Nadeln, um diese daselbst auszuhöhlen, und zwar ein Räupchen von Nadel zu Nadel, immer größere Löcher und immer längere Minen an den Nadeln hinterlassend. Bald wird der wachsenden Raupe der alte Sack zu eng, sie spinnt deshalb das vordere Ende des alten Sackes in der Nähe des Eingangsloches der zuletzt ausgehöhlten Nadel an diese an und schneidet alsdann den alten Sack, wie auch die neue ausgehöhlte Nadel an der Be- rührungsstelle beider der Länge nach auf, die klaffenden Ränder oft mit ansehnlicher Gespinstmasse verbindend. Dabei sind die beiden Sack- hälften oft in der Längsrichtung verschoben, so daß der neue zu- Fig. 255. Lärchenminier- motte (Coleophora lari- cella Hh.). Natürl. Gr. Originalphotographie. Fig. 25R. Lärchenminiermotte (Co- leophora laricella Hb.). Fraß: aus- geliöMte weiße Nadelspitzen mit an- sitzenden Säcken. Aus Henscliel. 336 II- Buch. Spezielle Forstinsektenkimde. sammengeflickte Sack nicht nur breiter, sondern auch länger wird. Die Fertigstellung des neuen Sackes kann schon sehr frühzeitig er- folgen, so im milden Frühjahr 1884 schon am 19. März (Karls- ruhe). Ende April, Anfang Mai findet die Verpuppung im Sack statt. Vor dem Auskommen schiebt sich die Puppe etwas aus dem Sack hervor. Forstliches Verhalten. Laricclla ist überall, in der Ebene wie im Hochgebirge, und begleitet die Lärche überallhin; sie geht an alle Altersklassen von etwa 6jährigen Pflanzen an bis zum Altholz. Das Stangenholzalter soll bevorzugt sein. Am Einzelbaum ist sie besonders außen und oben und geht von da nach innen und unten weiter. Auch ausländische Lärchen werden heimgesucht, auch die japanische Lärche. Letztere soll zwar weniger^) leiden und widerstands- fähiger sein. Sonnige Lagen, Bestandesränder, westliche Expositionen sollen besonders heimgesucht werden. Forstliche Bedeutung. Laricella gehört zu den aufdring- lichensten, fast alle Jahre wiederkehrenden Feinden. Der Frühjahrs- fraß ist der schädlichere, geht aber so allmählich in den Herbstfraß über, daß dieser eine Wiederbegrünung im Frühjahr meist unmöglich macht. Nur durch die Langtriebe, deren Nadeln immer verschont bleiben, erhält sich bei starkem Fraß die Lärche mehr weniger grün. Zuwachsverlust, allmähliches Kränkeln, Disposition für andere Feinde sind die schlimmen Folgen hartnäckiger Fraßvorkommnisse. Einzelne Lärchen gehen ein, ja manchmal findet auch ein Absterben in größerer Ausdehnung statt. Die forstliche Bedeutung der Spezies ist daher eine recht er- hebliche. Begegnung. Vorbeugend und vertilgend wirkt gegenüber Laricella einzig allein der Schutz der kleinen Vögel,-) insbesondere derjenigen, welche den Säckchen nachstellen. Es sollen dies insbesondere der Buchfink, der Fitislaubvogel und die Meisen sein. Bei Forst- insekten von so winziger Größe, welche wie laricella, tedella, viridana, murinana und andere in kaum zählbaren Massen auftreten, ist für den Wald natürlich jedes direkte Vertilgungsmittel ausgeschlossen. Da laricella überall und fast in jeder Altersklasse, in reinen und ge- mischten Beständen die Lärche heimsucht, ist kaum eine Hoffnung vorhanden, diesem Feinde durch Methoden des Waldbaues oder der Forsteinrichtung entgegenzutreten. ^) Schwappach, Allgem. Forst- und Jagdzeitung 1898, S. 340. ^) Loos, Einige Beobachtungen über Coleophora laricella etc.; Zentralbl. d. ges. Forstw. 1891, S. 375 und 1892, S. 425. II. Teil. Die Schmetterliuge. 337 b) An Eiche. Eicheukuospenmotte (Coleophora liitipenclla Zell.). Falter 15 mm Spannweite. Vorderflügel lehmfarbig ockergelb, Hinterflügel grau. Fühler hell und dunkel geringelt. Eaupe grau, Kopf schwarz. Flugzeit: Juli. Überwinterung unbekannt. Junge Eaupe frißt sich, je eine, iu eine Knospe junger und alter Eichen ein. Später geht die Eaupe heraus und spinnt sich einen Sack, frißt an jungen Blättern und wandert dabei au Blättern und Zweigen umher. Die Art ist durch Massenvermehrung schon schädlich geworden. In den Jahren 1865, 1867 und 1869 blieben 40 — 100 jährige Eichenbestäude in einer Ausdehnung von 75 ha kahl dui'ch Zerstörung aller normalen Kuospen (Oberförsterei Sonderburg). Erst Ende Juni fand damals aus Blattachselknospen eine Begrünung statt. ^) c) An Erle. Die Erlenknospenmotte (Coleophora fuscedinella Zell.). Falter: cT 10, 9 12 — 13 mm Flügelspannung. Vorderllügel dunkel braungrau, besonders beim cf etwas ins Gelbliche ziehend. Hinterflügel dunkelgrau. Eaupe schokoladebraun, Kopf und Nackenschild schwarz. 3. und 4. After- fußpaar verkümmert, daher scheinbar 12 füßig. Sack aus einem Blattstück gefertigt. Flugzeit: Mai — Juli. Überwinterung als Ei an Knospen. Eaupe frißt sich im Frühjahr, nachdem sie sich einen ersten Sack ge- sponnen hat, an verschiedenen Stellen in die Knospe ein; hierdurch wird der Inhalt der Knospe vernichtet. Später platzt die Eaupe an jungen Blättchen, so daß nur die gegenüberliegende Epidermis übrig bleibt, wodurch die Blättchen vertrocknen. Zuletzt durchlöchert sie ältere Blätter und macht sich einen zw^eiten größeren Sack. Verpuppung im Sacke. Wahrscheinlich 2 Generationen. Die Art lebt zwar polyphag und ist forstlich durch Massenfraß an 20 — 30jährigen Schw^arzerlen^) recht schädlich geworden, indem solche durch mangelhafte Begrünung ,.zopftrocken" wurden. § 6. Familie Gracilaridae. Einzige forstliche Art: Die Eichen- minier motte, Gracilaria (Tischeria) com- planella Hb. (Fig. 257). Falter: Spannweite 12 mm. Vorderflügel dottergelb, am Vorder- und Fig.257. Eichenminiermotte Hinterrand bräunlich. Hinterflügel grau mit mehr (Graduna compiandia m.). „,. , ^ ^ Nat. Gr. Originalphot. weniger gelblichen Fransen. Eaupe gelb, zu- ') Hart ig, ß., Coleophora lutipenella Zell.; Ztschr. f. Forst- u. Jgdw. 1870, S. 405. -) Altum, Das „Rabenfederchen" (Coleophora coracipenella Hb.); Ztsciir. f. Forst- u. Jgdw. 1894, S. 639. Nüßlin, Leitfaden der Forstinsektenkunde. 22 338 II. Buch. Spezielle Forstiusektenkimde. sammengedrückt, Kopf und Afterriug etwas dunkler, Afterfüße rückgebildet. Flugzeit: Mai, Juni, August (Reutti). 2 Generationen? Eaupe miniert in Eicheublättern. (Auch an Edelkastanien.) Die übrig ff Fig. 258. Eichenminiermotte (Gracüaria complanella Hb.). Eichenblattminen mit den blasenartigen Raupenplätzen, '/i. Nach Eckstein. gebliebene Epidermis weiß und stellenweise blasig (Fig. 258). Bei Massenvermehrung können die Eichenki'onen ihi'e grüne Farbe vollständig verlieren. § 7. Familie Nepticulidae. Einzige forstliche Art: Die Ahornminier- motte, Nepticula sericopeza Zell. (Fig. 259). Falter 6 mm Spannweite. Vorderflügel schwarz- braun, die Wurzel, eine schräge Binde vor der Fig.259 Ahornminiermotte ^-^^^ ^^^^ 3 Flecken in der Endhälfte gelblich. (Nepncula sericopeza Zell.). ° Nat. Gr. Originaiphot. Hinterflügel grau. 2 Generationen. Raupe der III. Teil. Die Hautfltigler. 339 1. Generation miniert die Blätter, Eaupe der 2. Generation (bernsteingelb) die Früchte von Ahoruarten. (Auch in Akaziensamen?) Die besetzten Ahornfrüchte fallen frühzeitiger ab. Verpuppung beider Generationen außerhalb der Fraßgänge in Kokons. III. Teil. Die Hautfltigler (Hymenoptera). Die äußere Erscheinung der Hautfltigler tritt uns am charak- teristischsten in dem Mitteltyp der Wespen entgegen mit ihren vier durchsichtigen Flügeln, ihrer schlanken Gestalt, den beißenden Kiefern, dem beweglichen Stachel und der lebhaften, wenn auch einfachen Färbung. Männchen und Weibchen sind meist deutlich unterschieden. In biologischer Beziehung sind die Imagines mannigfach verschieden. Die meisten fliegen fast ständig, nur wenige bewegen sich vorherrschend laufend (Ameisen). Die einen ernähren sich (Honig saugend) durch Blütenbesuch und haben infolgedessen vielfach halbsaugende, den Blüten jeweils angepaßte Mundteile; die meisten aber sind räuberisch und daher ausschließlich mit echten beißenden Mundteilen ausgestattet. Auch ihre Fähigkeiten sind verschiedenartig und zum Teil hoch entwickelt. Viele leben als Parasiten, teils in Tieren (Schlupfwespen), teils in Pflanzen (Gallwespen), einzelne leben sozial und sind durch Arbeitsteilung poly- morph geworden. Brut-, Gesellschafts- und Bauinstinkte haben in dieser Ordnung die höchste Entwickelung erreicht. Auch die Fort- pflanzungsverhältnisse sind zum Teil sehr kompliziert (Parthenogenesis, Heterogonie). Ihre Larven sind ebenfalls sehr verschieden. Als Extreme stehen sich die weißen fuß-, köpf-, ja afterlosen, in Zellen lebenden Bienenmaden und die bunten, mit wohl ausgebildetem Kopf und meist sehr zahlreichen Fußpaaren versehenen, meist frei auf Pflanzen leben- den Larven der Blattwespen gegenüber, letztere der Ähnlichkeit mit den Raupen der Schmetterlinge wegen Afterraupen genannt. Da- zwischen stehen die mit Kopf und kleinen Brustfüßen ausgestatteten, den Bockkäferlarven ähnlichen Holzwespenlarven und die mannig- faltig verschiedenen Larven der Schlupfwespen. Biologisch verhalten sich die Larven ebenfalls sehr verschieden. Von fester Pflanzen- substanz leben die Larven der Blatt- und Holzwespen, von Pflanzen- säften die Bienen- und die meisten Gallwespenlarven, von tierischer Substanz nähren sich sowohl die Raub- als die meisten Schlupf- wespenlarven. Die Hymenopteren puppe ist stets frei, zarthäutig und liegt meistens in einem Kokon oder in einer Zelle. Die forstliche Bedeutung dieser nächst den Käferarten reichsten^) Ordnung tritt ^) Im europäischen Faunengebiet kommen etwa 10000 Arten vor. 22 = 340 II- Biicli. Spezielle Forstinsektenkunde. gegenüber den Käfern und Schmetterlingen sehr zurück. Die Zahl der Schädlinge ist relativ klein, beschränkt sich fast ausschließlich auf die Larven der beiden Familien der Blatt- und Holzwespen und erreicht bei keiner Spezies einen erstklassigen Grad. Viele Arten sind fast indifferent (Gallwespen), die allermeisten sogar nütz- lich durch Vertilgung forstlich schädlicher Insekten, so vor allem die Schlupfwespen, aber auch die Ameisen und Raubwespen. Einzelne Arten zeigen sogar direkten Nutzen, wie die Honigbiene und einige Gallwespen. Systematische Anordnung. Unseren praktischen Bedürf- nissen entspricht am besten das biologisch begründete System Th. Hartigs,^) wobei jedoch einzelnen Gruppen ein höherer Rang als Familienrang zugewiesen werden muß. Die Th. Hartigsche Klassifikation ist die folgende: I. Hymenoptera ditrocha (Terebrantia), d. h. Hymenopteren mit zwei Schenkelringen an den Beinen und einer Legeröhre zur Unterbringung der Eier (an Stelle des Stachels). 1. Gruppe: Blattwespen (Phyllophaga). Einzige Familie Tenthrediiiidae. 2. Gruppe: Holzwespen (Xylophaga). Einzige Familie Uroceridae. 3. Gruppe: Gall- und Schlupfwespen (Parasitica). Die Familien Cynipidae, Chalcididae, Proctotrypidae , Bracoiiidae, Eyaniidae und Iclmeumonidae. IL Hymenoptera monotrocha (Aculeata), d. h. Hymenopteren mit einem Schenkelring an den Beinen und einem Wehr Stachel mit Giftdrüse. 4. Gruppe: Raubwespen (Rapientia). Die Familien der Chrysididae, Heterogyna, Formicidae, Pompilidae, Crabronidae und Vespidae. 5. Gruppe: Blumen wespen (Anthophila). Einzige Familie Apidae. Wir beginnen mit der forstlich wichtigsten Familie. I. Hymenoptera ditrocha. Kapitel 1. Phyllophaga. § I. Einzige Familie Blattwespen (Tenthredinidae). Mit gleichbreit an der Hinterbrust ansitzendem Hinterleib, der jedoch im Gegensatz zu den Holzwespen beim $ eine kurze, nicht vorragende Legescheide trägt. Die Vorderschienen mit 2 Dornen. ^) Die Familien der Blatt- und Holzwespen. Berlin 1837. III. Teil. Die Hautflügler. 341 Ganz besonders scharf charakterisieren sich die Larven der Blatt- wespen, welche, meist frei auf den Blättern und Nadeln lebend, meist lebhaft gefärbt sind, am Kopf ein Punktauge, am Leib stets 3 Brust- füße und außerdem entweder Fig. 260. Zahl der Bauclifüße bei den „After- raupen". Schemata (die Brustringe und Brust- füße sind scliraffiert). A Lophyrus, Cymhex und Selanäria zum Teil; B Nematus, Cladius, Hylofovia zum Teil, Selanäria zum Teil; C HyJotoma zum Teil; D LyHa. Originale. nur ein Paar (Nachschieber) oder 6 — 8 Paar Bauchfüße haben, also stets andere Ver- hältnisse der Bauchfüße (oder Afterfüße) als die Schmetter- lingsraupen zeigen. Die Rau- pen der Schmetterlinge haben 2 — 5 Paar Bauchfüße, sind also im ganzen 10 — 16 füßig. In beifolgender Skizze (Fig. 260) sind die Vorkommnisse in bezug auf Zahl und Stellung der Bauchfüße der Blattwespenlarven zur Darstellung gebracht.^) Die Familie der Blattwespen hat unter allen Hymenopteren die größte forstliche Bedeutung. Einzelne Arten der Kiefer und Fichte können erheblich schädlich werden. Imago-Schaden ist nur ausnahmsweise für die Gat- tung CiDibex (Ringeln junger Buchenzweige) bekannt ge- worden. Erheblichere Bedeutung haben nur die an Kiefer und Fichte vorkommenden Arten der Gattungen Lophyrus, Lyda und Nematus erlansrt. Fig. 261. Lophyrus pini L. Am Vorderflügel be- deuten: st Flügelmal (stigma), r RadialzeUe, c'— c'' die 4 Kubital Zellen des Vorderflügels, d^— d' die 3 Diskoidalzellen; zwischen d' n. d* liegt die erste, zwischen d^ u. d' die zweite rücklaufende Ader. Im folgenden wird eine analytische Übersicht der forst- lich bemerkenswerten Gattungen gegeben werden, wobei zugleich für die Gattungen Lophyrus und Lyda die wichtigeren Arten zusammen- gestellt wurden, bei Lophyrus auch die Larven. Das Erforderliche für das Verständnis der folgenden Tabelle ist in der Ei-kläi-ung zu Fig. 261 mitgeteilt. ') Bei deu im Innern der Fraßpflauzen lebenden Blattwespenlarven können die Füße rudimentär werden. 342 II. Buch. Spezielle Forstinsektenkunde. I. Tabelle der forstlichen Blattwespeu. 1' Fühler weit über 9 Glieder. 2' 17 — 23gliederig, beim cf' lang gekämmt, beim $ gesägt (s. 1). Gattung Lophyrus (1). Kiefern-Buschhornblattwespe. 1. Hinterleib gelblich, mittlere Ringe schwarz, Fühler 18 — 20- gliederig, Flügelspannung 16 mm. L. pini L. und siiniiis Htg. 2. Hinterleib rotgelb mit rotbraunen Binden, Fühler 18 gliederig, Flügelspannung 22 mm. L. pallidus Kl. 3. Hinterleib einfarbig rotgelb (stellenweise rotbraun), Fühler 23 gliederig, Flügelspannung 19 mm, Kokons weißlich. L. ruf HS Reiz. 4. Fühler 19gliederig, Flügelspannung 16 mm. L. socius Kl. V Kopf schwarz. Dornraupe (d. h. mit Querreihen feiner Dörnchen). 2' Leib schwarz mit dottergelben Zeichnungen. L. similis Htg. 2, Leib grüngrau mit helleren Längsstreifen. L. ruftis Retz. 1, Kopf braun. 2' Leib schmutzig-grün mit Semikolonzeichnungen (über jedem Bauchfuße), Dornraupen. 3' Semikolon schwarz. L. pi)ii L. 3, Semikolon grün, mit Eücken- und Seitenstreif. L. pallidus Kl. 2, Leib grün, ohne Semikolonzeichnung, Dornraupe. L. socius Kl. ci G (> ^ O ö ^ o» o 'TS < e ■>^ _© Oj "rt •n c s, ^ ^ 'S 'cö H 'S ? I 2, 18 — 36 gliederig, borstenförmig, einfach (s. 2). Gattung Lyda (2). Gespinstblattwespe. 1. Hinterleib in der Mitte (Ring 2 — 5) ganz rotgelb. L. campestris L. 2. Hinterleib braunschwarz, an den Seiten rostrot. L. stcllata Christ (pratensis F.). 3. Hinterleib ganz blauschwarz. L. erythrocaphala L. 4. Hinterleib rostrot, an der Basis schwarz. L. hypotrophica Htg. ^) In den Tabellen der Lophyrus- Arten sind nur die wichtigeren und in Massen auftretenden aufgenommen worden. 2j Die Figuren aus Nitsche. < ci g oi- ^ piS) 0) Jh CM- rS Qi O 'S r2 rt Ci fl III. Teil. Die Hautflügler. 343 Fühler 9 gliederig (s. 3). 2' Vorderflügel mit 1 Radialzelle (s. 4). 3' Vorderflügel mit 2 — 4 Kubitalzellen, beide rücklaufenden Adern aus Kubitalzelle 2. Gattung Nematus (3 u. 4) (zahlreiche Arten). 3, Vorderflügel 4 Kubitalzellen. 1. rücklaufende Ader aus Kubital- zelle 2. 2. rücklaufende Ader aus Kubitalzelle 3. Gattung Cladius. Cl. vitniiialis Pall., gelbe Pappelblattwespe. 2, Vorderflügel mit 2 Radialzellen (s. 5). 3' 4 Kubitalzellen; beide rücklaufende Adern aus Kubitalzelle 2. Gattung Dineura. Au Birke: D. alni L. An Erle: D. rufa Panz. 3, 4 Kubitalzellen; rücklaufende Ader 1 aus Kubitalzelle 2. Eücklaufende Ader 2 aus Kubitalzelle 3 (s. 5). 4' Kleinere Formen mit kurz-eiförmigem Hinterleib. Gattung Seiandria (5). 5' Körper teilweise punktiert oder zum Teil nadelrissig. 6' Einfarbig schwarz. Sei. iiigrita F., schwarze Eschenblattwespe. 6, Brustrücken rot. Sei. ovata Z,., rotfleckige Erlenblattwespe. 5, Körper glänzend schwarz, ohne Skulptur. Sei. annulipes Kl., kleine Lindenblattwespe. 4, Größere Formen mit verlängertem Hinterleib, Hinterhüften auffallend verlängert. Gattung MaciopJuja. M. punctum album L., weißpunktierte Eschenblattwespe. 1,, Fühler unter 9 gliederig (s. 6 u. 7). 2' Fühler 3 gliederig, Glied 3 sehr verlängert. Gattung Hylotoma (6). Hy/. puUata Zadd.., blauschwarze Birkenblattwespe. 2, Fühler 5 — 7 gliederig, an der »Spitze geheult (s. 7). Gattung Cimbex (7), Knopfhornblattwespe. 3' 5 freie Glieder, Keule andeutungsweise geringelt. 4' Oberlippe winzig linear, Kopf und Brust kaum behaart. C. variabilis Kl. 4, Oberlippe groß, abgerundet dreieckig, Brust lang behaart. C. Incormu L. 3, 4 freie Glieder, Keule solid. Oberlippe löff'elförmig. C. amerinae L. 344 II. Buch. Spezielle Forstinsektenkunde. II. Die einzelnen Gattungen. Busch Jiornblatfwespe fX^attung Lophyrus). Die Lophyrus- Arten sind relativ klein und von gedrungener Gestalt. Die kleineren d'cf Fig. 262. Gemeine Kiefernbuschhornblattwespe (Lophyrus pini L.). a u. b (j^ u. § "Wespe, c Fühler des (f, d Kiefernzweig mit Larven und 1 Kokon, e Larvenkopf, f im Kokon über- winternde Larve, g Puppe, li Hinterleib des § ™it dem Sägeapparat. Aus Henschel. durchweg schwarz mit buschig doppeltgefiederten, die 9 ? heller mit sägezähnigen Fühlern. Das $ schlitzt zur Eiablage die Nadeln am Rande rinnenförmig auf und kittet die länglichen Eier reihen- förmig in der Rinne fest, je lo — 20, im ganzen bis etwa 120 Stück. Die 22 füßigen Larven halten sich mit ihren zahlreichen Bauchfüßen, III. Teil. Die Hautflügler. 345 besonders mit den hinteren, fest, nehmen gern S förmige Stellungen an (Fig. 262 d) und machen bei Beunruhigung mit dem Vorderleib hin- und herschlagende Bewegungen. Sie sind träge^ bleiben gern klumpen- weise zusammen und zerstreuen sich erst nach dem Kahlfraß des von ihnen angefallenen Kiefernastes. Ihr Fraß erstreckt sich in der Jugend nur auf die Ränder der Nadeln, so daß, als sehr kenn- zeichnend, die Mittelrippe fadenartig stehen bleibt (Fig. 263). Älter geworden, fressen sie die ganzen Nadeln, meist nur die Scheide übrig lassend. Aus- nahmsweise befressen sie auch die Rinde plätzweise. Ihr Fraß trägt mehr sekundären Charakter ; ihre Vorliebe für ältere Nadeln, für kränkelndes Material und für freie, lückige, sonnige Stellen ist bekannt. Gewöhnlich nehmen sie nur vorjährige Nadeln an. Die Larven häuten sich 5 — 6 mal, wobei sie die abgestreifte Haut ringförmig um die Nadeln fest- kleben, und spinnen zur Ver- puppung einen glatten, ovalen Kokon (Fig. 262 d links). Ihi-e Puppenruhe selbst dauert etwa 2 Wochen. Über Winter liegen sie eingekrümmt lange Zeit im Kokon, ehe sie zur Puppe werden. Ein solches „Über- liegen" kann Monate, ja selbst Jahre dauern. Die Wespe nagt beim Aus- schlüpfen einen regelmäßig um- randeten Deckel ab. Doppelte Generation scheint für die meisten Arten die Regel zu sein. Die erste Generation vom Wespenflug im April hat ähnlich der Nonne eine kurze zweimonatliche Larvendauer während des Mai und Juni. Die zweite Generation vom Wespenflug im Hochsommer frißt vom August bis Oktober und geht dann eingesponnen aber Figj. 263. Gemeine Kiefernbuschhornblattwespe. Larvenfraß an einem vorj ährigen Kleferntriebe. Die erhaltenen Mittelrippen sind charakte- ristisch für den Fraß bis mittelwüchsiger Larven, die basalen Nadelstümmel deuten auf den Fraß älterer Larven. Aus Henschel. 346 II. Buch. Spezielle Forstinsekteiikiuide. unverpuppt zur Winterruhe in den Boden. Die Winterkokons sind dicker und liegen im Boden, die Sommerkokons sind dünner und über der Erde an Zweigen, Zäunen u. a. befestigt. Durch „Überliegen" der eingesponnenen Frühjahrslarven bis zum nächsten März kann ein- jährige, durch längeres Überliegen mehrjährige Generation ent- stehen. Der normale Zyklus läßt sich schematisch wie folgt darstellen. Wir unterscheiden danach zwei Fraßperioden: Früh- jahrs- und Herbstfraß. S-i -^ rä St Jahr 2 S3 & 'S 'a ^ s o s cö S -< >-i *^ ^ P* M t» N *-5 fe : bi 1-3 Pq <^ o ^ Q 1880 + + - - - © © © © 1881 C3 © © © © © © © © © © © 1882 © © © © © © © © © © © © 1883 © © © © • + Diese Schema Judeich-Nitsches lautet daher, wie folgt: Alle drei Jahre (im Schema 1880 und 1883) Hauptfraß, in den Zwischenjahren jedoch da und dort schwächerer Fraß, sei es, daß ein Teil der Larven schon im 2. oder 3. Frühjahr zu Puppen wird (1 oder 2jährige Generation), sei es, daß verschiedene Stämme (Jahrgänge) mit 3jähriger Generation nebeneinander laufen.^) Bei dem großen Fraß in den 20er Jahren folgte z. B. 1826 auf 1825 als Massenfraßjahr. Forstliche Bedeutung. Von den Lyda-Arten der Kiefer ist stellata Christ weitaus die beachtenswerteste. Bis zu einem gewissen Grade sekundär, haust sie gern in Beständen geringerer Bonität und liebt die Nachfolgeschaft anderer Kiefernschädlinge; dazu kommt die Neigung zu massenhaftem Auftreten, zu verschwenderischem Fraß und zu hartnäckigem Wiederauftreten, wenn auch meist nur in Perioden mit Zwischenpausen. Die forstliche Literatur verzeichnet für die 20 er und 80 er Jahre des 19. Jahrhunderts (Schlesien, Sachsen und Brandenburg) ausgedehnte Wald Verheerungen mit teil weisem Kahlfraß und darauf nötig gewordenem Abtrieb. Gegenmittel sind bei stellata schwierig in Anwendung zu bringen. Die in den Kronen älterer Bäume fressenden Larven lassen sich während der Fraßzeit kaum bekämpfen (Anprallen). Am ehesten ist der Larve im Winterlager durch Schweineeintrieb, durch Umbrechen des Bodens mit dem Waldpflug beizukommen (wobei im letzteren Falle die Larven ein Opfer der insektenfressenden Vögel, eventuell künstlich eingeführter Hühner) und der Beunruhigung werden. Auch der Massenfang der Wespen mittels dicht eingesetzter, mit Leim bestrichener Fangstangen ist in Anwendung gekommen. Von durch- schlagender Wirksamkeit könnten solche Mittel nur sein, wenn sie ^) Altum, Das Auftreten der Gespinstblattwespeu Lyda pratensis F. etc.; Zeitschrift für Forst- und Jagdw. 1882. Über die Gespinstblattwespen Lyda pratensis etc.: daselbst 1884. Eckstein, Weitere Beiträge zur Kenntnis der Gespinstblattwespeu; daselbst 1890. 352 IL Buch. Spezielle Forstinsektenkimde. auf einem Fraßherd kleineren Umfangs frühzeitig und energisch betrieben werden. 2. Lyda crythrocephala L ./) die s t a h 1 b 1 a u e K i e f e r n s c h o n u u g s - Gespinstblattwespe. Wespe stahlblau mit rauchgrauen Flügeln, $ mit Fig. 265. Eotköpflge Kiefernscilonuiigs-Gespinst'blattwespe (Lyda crythrocephala L.). Kiefernzweig mit Kotsack-Gespinsten, '/j. Nach Eckstein. rotem Kopfe. Larve ähnlich der stellata, auf dem Eücken jedoch mit Querreihen dunkler Flecken. Füße immer hell. Wespe fliegt April ^) K. S aj 6 , Zur Lebensweise vou Lyda crythrocephala L. und L. stellata Christ.; Forstl.-naturw. Ztschr. 1898, S. 237. III. Teil. Die Hautflüger. 353 (März, ilai), legt 5 — 6 aufaugs duttergclbe, später gTünliche Eier nebeneinander auf ältere Nadeln, besonders gern auf tiefgehende Zweige, nicht über maunshoch, besonders auf etwa 10jährigen Pflanzen. Auf Kiefer, Bergkiefer, Weimutskiefer und Arve. Larven leben an den vorjährigen Trieben gesellig in einem Grespinst, das nur wenig Kot enthält, jede wieder in besonderer Eöhre. Sie fressen nur vorjähiige Nadeln meist den Mai hindurch und gehen Ende Mai oder Juni (Juli) in den Boden. Genera tions Verhält- nisse unl^ekannt. Fraß nur selten in größerer Ausdehnung. Absterben befallener Pflanzen ist noch niemals beobachtet worden, forstliche Bedeutung daher gering. 3. Lijda cainpcsfris L. (Fig. 266 a), die gelbe oder die K otsack- Kiefernkultur- Ge- spinstblatt wespe. Hinterleib in der Mitte rotgelb, Flügel gelblich mit blauen Flecken. L ar V e (b) schmutzig-grün mit bräunlichem Kopfe. Wespe fliegt erst im Juni, legt nur 1 Ei an einen Maitrieb. Die Larve lebt einzeln meist am mittleren Maitrieb in röhrigen, ganz mit Kot angefülltem, durch dessen Schwere später sack- förmig sich senkendem Gespinst (c) an 3 bis 4jährigen Kiefern, Schwarzkiefern und Weimutskiefern und verzehi't von hier die Nadeln des Mitteltriebs, später auch die Seiten- triebe. Juli, August geht die Larve zui- Winterruhe in den Boden. Generation nor- mal wohl einjährig. Überliegen jedoch vor- kommend und schon Eatzeburg bekannt. Trotz ihi'es häufigen Vorkommens nach bis- herigen Erfahrungen ohne besondere forstliche Bedeutung. 2. An Fichte. Fichten - Gespinst - Blattwespe (Lijda hypotrophica Hfg.). Die Wespe in beiden Geschlechtern mit vorherrschend rotgelbem Hinterleib, die Larve im Gespinst graugrün mit glänzend schwarzen Chitinteilen, dunkler X förmiger Kopfzeichnung und dunklem Längs- strich auf der Mitte der unteren Afterklappe. Larven und Puppen Nüßlin, Leitfaden der Forstinsektenkunde. 23 Fig. 266. Kiefernkultm- - Ge- spinstblattwespe (Lyda cam- pestris L.). c Kotsack und Fraß an einem Kiefermnai- trieb, b Larve, a Wespe. Aus Henschel. 354 II. Buch. Spezielle Forstinsekteukuude. in der Mehrzahl grün, zu ca. 13^/0 goldgelb (unabhängig vom Ge- schlecht), ^j Die Wespe fliegt Mai, Juni etwa 4 Wochen lang, nur die cfcf schwärmen höher fliegend, um die in den Mittagsstunden am Baum emporkriechenden, sonst am Boden versteckten 99 in den Baumkronen zu befruchten. Das 9 legt seine 25 zylindrischen grünen Eier, je 4 — 12 Stück, ringsum an eine Nadel ab, fast nur an vor- jähiigen Trieben (Fig. 267 ). Die jungen Larven wan- dern von dem vorjährigen Triebe ein oder zwei Triebe abwärts nach einer Zweig- gabel, legen hier, gesellig und an Zahl immer mehr zunehmend, ein Gespinst an, welches sich bald mit Kot anhäuft, und fressen von da I, 2 und 3jährige Nadeln. Im August gehen die Larven in die Boden - decke oder in den Boden selbst. Im Boden wird die Larve bald grün, bald gelb, die Chitinteile bekommen braune Färbung. Erst im folgenden oder bei der Mehrzahl im 2., ja 3. Früh- jahr,-) meist April, Mai findet die Verpuppung statt. Puppe bald gelb, bald grün, liefert nach 2 — 3 Wochen die Wespe. Larvenfraß also kurz, besonders Juni, Juli. Das Schema würde ähnlich wie bei L. stellata lauten. Fig. 2G7. Gemeine Ficliten-Geppinstblattwesspe (Lyda hypotrophica Htg.). Mit Eiern belegter Fichtentrieb. 2/„. Nach W. Baer iThar. Jahrb. 1903). ') Bälir, W., Beobaclituugeu über Lyän hypotrophica Htg. etc ; Tliar. forstl. Jahrb. Bd. 53, 1903, S. 171. -) Von Laug wird 3jähnge Geueratiou als Norui augenoinmen. III. Teil. Die Hautfliioler. 355 Besonders in älteren 60— i2oiährigen, weniger in jüngeren Beständen, ausnahmsweise selbst in 3 und 4jährigen Kulturen. Die Fig. 268. Durch Lyäa hypotrophica Htg. im Jahre 1900 befressener Fichtenholzhestand. Nach W. Baer (Thar. Jahrb. 1903). Larve befrißt gewöhnlich die älteren Nadeln mit Verschonung der Maitriebe, an der Krone von oben nach unten weiterschreitend. 23* 356 II- Buch. Spezielle Forstinsekteukunde. Bei starkem Fraß werden jedoch sämtliche Triebe angegangen, einzelne Bäume ganz entnadelt (Fig. 268), auch jüngere Fichten, sogar Kulturen befressen. Die Knospen bleiben verschont. Die forstliche Bedeutung ist trotz des oft massenhaften Vor- kommens (es hind bis 2cco Lrrven pro i qm im Boden gezählt worden) und trotz der schon vorgekommenen großen Ausdehnung des Fraßes (1893 waren im bayerischen Oberfranken etwa 20000 ha mehr weniger befallen), sowie trotz des erschreckenden Aussehens der mehr weniger kahl gefressenen, mit roten Kotballen übersäeten Bestände nicht erst- klassig. Der späte Fraß und die erhaltenen Knospen an den meist kräftigen Maitrieben ermöglichen meistens Wiederbegrünung. Meist sind daher normal Zuwachsverlust, späteres Ausschlagen und Kümmern im Folgejahre die einzigen Fraßwirkungen, doch können auch einzelne kahlgefressene Stämme in der Folge eingehen (so z. B. 15 — 20°/q bei dem Alt-Reichenauer Fraß in Schlesien [Judeich- Nitsche S. 658]). Größere Fraßerscheinuiigen wurden zuerst (1862) aus der württem- berg'ischen Bodenseegegend (Waldsee) bekannt, i) In den 80 er Jahren in Preuß. Schlesien (Alt-Eeichenberg) und vSachsen (Geyer),-) dann 1890 in Mähren,-^) neuestens in großer Ausdehnung 1888 — 1896 im Bayer. Fichtel- gebirge, ^) gleichzeitig auch in Böhmen.^) Als Gegenmittel hat sich besonders die Anlage von Leim- ringen in Brusthöhe bewährt, da die 9 9 sehr träge sind, nur wenig und nieder fliegen und zum größten Teil durch die Leimringe an der Eiablage verhindert werden können. Die Anwendung der Leimringe wird empfohlen (Lang), wenn mehr als 50 Larven pro I qm beim Probesuchen angetroffen wui"den. Das Umgraben des Bodens, sowie Schweineeintrieb können erst in 2. Reihe empfohlen werden. Vor natürlichen Feinden wird ganz besonders (Lang, Doli es) Rhapidia ophiopsis, eine Kamel halsfliege genannt, welche besonders als Larve den Eiern und den Larven von Lyda hypotrophica in den Nestern (nicht im ^) Nor dl in g er, Die gesellige Fichteuhlattwespe; Pfeils krit. Bl. 1864, S. 248. 2) Nitsche, Thar. forstl. Jahrb. 1888, S. 58 und 285. 2) Baudisch, Lyda hypotrophica; Zentralbl. für d. ges. Forstw. 1891, S. 220. *) Laug, Das Auftreten der Fichtenblattwespe Lyda hypotrophica etc.; Forstl.-naturw. Ztschr. 1893, 1894, 1895, 1897. ^) Zenker, Böhm. Vereinsschrift für Forst-, Jagd- und Naturkunde, Heft 179, 1892/93 und Heyrowsky, Heft 182, 1892/93; ferner Ho ff mann, Österr. Forstzeitung 1894. III. Teil. Die Hautflüirler. 357 Boden) uachstellt. (regen das Ende der Fraßperiode (August 1902) erschienen große Mengen von Schlupfwespen (W. Baer). Außer Lyda hypotrophica Hfg. kommt an der Fichte noch vereinzelt die sehr variable L. arveiisis Patiz. vor, deren Larve ihr Nest nur an vor- jährigen Trieben macht, wenig Larvenkot ansammelt und nur vorjährige Nadeln verzehrt. Sie ist bisher nur in Jütland') bestandesgefährdeud aufgetreten. Die Larve einer 3. Fichtenart (Lyda klugii Hfg.?) lebt einzeln in körperlaugem rötlichen Kokon auf der Unterseite vorjähriger Triebe.-) Gattung Keuiatus. Zahlreiche Arten. Wespen meist kleiner, selten größer als die Lophyrusa.i-ten. Fühler borstenförmig, relativ lang, aber nur ggliedrig (s. Tab.i. Larven 20 füßig (I. und 8. Hinterleibsring ohne Füße) (Fig. 260 B). V e r p u p p u n g meist in Ko- kons im Boden, bei einigen Arten inStengeln. Lebens- weise sehr mannigfaltig. /. Ah Fichte. Nematus abictiiiiis Christ'^) (abietiDJi Hfg.), die kleineFichtenblatt- wespe. 4,5 — 6 mm lang. Schenkel mit schvv^arzem Innenrande, Larve grün wie eine junge Fichtennadel, mit schwarzen Augen, da- her schwer am Maitrieb zu erkennen. Flugzeit: Ende April, Anfang Mai. Die Eier werden an eben 1) Borries, Tidskrift for Skovbrug 1889, S. 38. 2) W. Baer. Beobach- tungen über Lyda hypotro- phica Htg.; Thar. forstl. Jahrb. 1903, S. 184. '^) Steht einigen anderen Arten sehr nahe, so conipressits Htg., ambigitiis Fall. (= par- VHS Htg.). Fi». 269. Kleine Fichtenblattwespe (Nematus ahietimis Christ). Larvenfraß an Fichtenmaitrieben. ' j. Xach Eckstein. 358 ir. Buch. Spezielle Forstinsektenkunde. auskommende Maitriebe an die jungen Nadeln in taschenförmige Schlitze abgelegt. Larve, nach wenigen Tagen (Stunden?) aus- kommend, frißt Ende Mai bis Mitte Juni an den Na- deln des Maitriebes, meist in Mehrzahl. Zuerst werden die Nadeln nur benagt, später bis auf Stümpfe abgefressen (Fig. 269). Noch im Juni geht die Larve in den Boden, liegt ziemlich oberflächlich, 2 — 3 cm tief, in dichtem Kokon bis zum nächsten April. Dann Verpuppung. Generation also I jährig mit kaum I monatlicher Fraßdauer. An jüngeren bis etwa 60jährigen, besonders an 20 — 60jährigen Fichten. Die Nadelreste der befressenen Maitriebe werden bald rot,^) die Triebe entwickeln jedoch meist kräftige Knospen. Nur bei stärkerem und wieder- holtem Fraß sterben die Trieb- spitzen ab. Die Regeneration erfolgt alsdann aus Präventiv- knospen durch fleischige Er- satztriebe am Grunde der ein- gegangenen Triebe (Schopf- bildungen, Fig. 270). Die Fraßfolgen sind insbesondere Zuwachsver- 1 u s t und Wachstums- störungen,-) bei ununter- ^) Die Triebe können dann aussehen, als seien sie durch Spät- Fig. 270. Wipfelmißbildimg an einer Fichte in- folge wiederholten Fraßes von Nematus aUetinus Christ. Aus W. Baer (Thar. Jahrb. 1903). froste beschädigt worden. 2) Nach einer brieflichen Mitteilung des Herrn Oberförster Schwab (Radolfzell) vom Jahre 1881 hatte der mehrjährige Fraß im dortigen Forstbezirk zur Folge, daß die Fichten eine abnorme abgerundete Baumform erhielten mit verworrener buschiger Verzweigung, z. T. wie beschnitten oder vom Wild verbissen. Siehe auch Fig. 270. UI. Teil. Die Hautflüglcr. 359 brochenem Fräße schließlich allmähliches Absterben. Neuerdings (seit 1895) haust dieses Insekt in 20 — 60jährigen Beständen des Naun- hofer Reviers bei Leipzig auf 226 ha in verderblicher Weise. ^) Be- gegnung schwierig, da die Larven im Kokon liegen. Gegebenenfalls Abschütteln der Larven auf Tücher und Bespritzen der Fichtenkronen (s. bei Lophyrus S. 348). Nematus saxeseni Htg., vou abietinus Christ iusbesoiulere durch nicht schwarz geraudete Schenkel verschieden, wird vou Eckstein-) als Fichteu- schädliug aufgeführt. Die Larve zerstört die eben auskommenden Jhiitriebe, indem sie die inneren Knospennadelu am Grund benagt. Diese, sich bräunend, werden eine Zeit lang durch äußere unversehrte Nadeln zusammeiigcli alten. Diese Triebe gehen zugrunde. Besonders an 10 — 15jährigen Fichten. In ähnlicher Weise schilderte einst Th. Hartig'^) die Beschädigungsart seines Nem. abietnm. Neuerdings*) wird eine solche Beschädigung A^^/w. ambiguus Fall. (= parviis Htg.) zugeschrieben. Dieser Fraß steht einzigartig da, indem die Larven die Nadeln der eben ausbrechenden Knospen derartig befressen, daß nur die gegenüberliegende Oberhaut als ein durchsichtiges Häutchen stehen bleibt. s) 2. An Lärche. Insbesondere zwei Arten. 1. Nein, crichsoni Htg.., die große Lärchenbluttwespe. Die Wespe besonders an dem zum größeren Teil (basal) roten Hinterleib und den rotgelben Hinterbeinen, die Larve an der grauen, median dunkleren Färbung zu erkennen. Larven befressen insbesondere die Büschelna dein der Kurztriebe, nur anfangs die Nadeln der Langtriebe. Fraß bis Mitte August. 2. Ketii. laricis Htg.., die kleine schwarze Lärcbenblatt- wespe. Wespe ganz schwarz, Larve grasgrün mit braunem Kopf. Befrißt besonders die Nadeln der Lang triebe, jedoch auch die Kurztriebe. Von beiden Arten ist schon mehrfach eine bis zum Kahlfraß gehende Beschädigung einzelner bis etwa lOj ähriger Kulturen beobachtet, ja sogar ein Absterben''^) als Folgeerscheinung festgestellt worden. Im all- gemeinen ist die Bedeutung der Lärchenblattwespen nicht erheblich. ß. An Lanbholz. Hier kommen insbesondere die an Weiden schädigenden Arten in Betracht. Vor allen Netn. angiistus Htg.., die Weiden markblatt- 1) W. Baer, Beobachtungen etc.; Thar. forstl. Jahrb. 1903, S. 186. '^^ Forstl. Zoologie S. 464. ^) Forstl. Konversationslexikon 1834, S. 981. *) Judeich-Nitsche 8. 1338, laut brieflicher Mitteilung von Borries. 5) W. Baer, Beobachtungen etc.; Thar. forstl. Jahrb. 1903, S. 194. 6) Roßmäßler, Thar. forstl. Jahrb. 1845, S. 197. 360 II. Buch. Spezielle Forstiiisekteiikuude. wespe. Wespe schwarz, nur an den Beinen stellenweise rötlich; Larve schmutzig-grün, mit verkümmerten Brust- und Bauchfüßen. Larve lebt in der Markröhre der Ruten der Hanfweide {Sa/ix vimiiialis L.) und von Salix alba Z,., befrißt auch den Holzkörper und verpuppt sich im Innern in braunem Kokon. 2 Gene- rationen. Die Eute stirbt oberhalb der Fraß- stelle ab. Ist schon schädlich aufgetreten. Nem. pentandrae Retz. lebt ebenfalls als Larve im lunero von Stengeln imd erzeugt au Zweigen von Pappeln und Weiden Holz- galleu (Fig. 271). Nem. gollicola Westw. (saliceti Dahlb.) erzeugt die bekannten ganz harmlosen bohnen- förmigen Gallen an Weidenblättern. Kern, Salicis L. befrißt die Blätter der Weide. Keni. septentrionalis Z,., die breitfüßige Birkeublattwcspe. Die auffällige.schwarzgefleckte, vom und hinten gelbliche Larve (Fig. 272) befrißt polyphag die Blätter von Birken, Weiden, Erlen, Pappeln etc. Ohne besondere Bedeutung. Gattung Cladius. Cfadius vimiiialis PalL. die gelbe Pappelblattwespe. Wespe mit gelbem Hinterleib; Larve dunkelgelb mit schwarzem Kopf und schwarzen Fleckenreihen (Fig. 273). Larve frißt oft zahlreich auf Pappeln, be- sonders Pyramiden- und Balsampappeln. Verpupp ung in unregelmäßigem, dünnem Kokon, meist am Stamme. Fig» 271. Nematus pentandrae Retz. Weidenzweig mit 3 Holz- (Mark-) Gallen, '/i. Nach Eck- stein, Fig. 272. Breitfüßige Birkenblattwespe (Nematus septentrionalis L.). Links W^espe, rechts 3 Larven in S-Stellung. Vi- Aus Henschel. Die auf der Tabelle (S. 343) folgenden Gattungen Dineura, Seiandria und Macrophya haben, wie die Tabelle im einzelnen angibt, eine Anzahl an in. Teil. Die Haiitfiüffler. 861 Birke. Erle, Esche mul Liude fressender Arten. Ihre forstliche Be- deutung ist jedoch sehr gering. Gattnuff Hi/lotoina. Etwas mehr Beachtung verdient Hj/fotonia piiUata Zadd.. die blau- schwarze Birkeublattwespe, deren gelbe mit blauschwarzem Kopf und eben- solchen Körperzeichnungen versehene Larve schon Kahlfraß und selbst Ab- sterben von Birken veranlaßt hat. Fig. 273. Gelbe Pappelblattwespe (C\a- dius viminalis Fall.). Larve, '/i. Alis Henschel. 6l b t Gattung C'imbex, Knopf liornhlattwespe, C. variabilis Kl. (Fig. 274). Die veränderliche Knopfhorn- blattwespe tritt in zahlreichen Formen auf, auch die Larve variiert nach den Holzarten, auf denen sie lebt (Birke, Buche, Weide und Erle, in Rußland auch an Ulme). Obwohl gelegentlich kahlfressend, hat sie doch als Larve unter ihren Verwandten am wenigsten geschadet. Dagegen ist von ihi" ein Wespenfraß in Form schmaler Eiuge- lung junger Zweige und zwar bis Sjähriger Buchen- fFig. 275), Hainbuchen-, Birken-Triebe (auch Esche, Aspe, Pappel, Eberesche) vom Mai bis Juli bekannt. Die nur 1 mm breite Ringelwunde hat an den Rändern Überwallungswülste zur Folge. C lucormn L., die Hain-Knopfhornblatt- wespe, hat als Larve am meisten von ihren Verwandten Kahlfraß bewirkt, besonders an Birke, dann an Weide und Erle. C. amerinac L., _ die gelb bindigeKnopf - hornblattwespe, ist speziell durch Fraß an glattblätterigen Weiden für Weidenheger erheblich schädlich geworden. Alle Cimbex -Larven sind durch ihre Größe und Dicke und durch die gelb- lich- oder bläulich-grüne Färbung auffällig. Verpuppung iu Kokons. Generation einjähiüg, mit Larvenfraß von Ende Juni bis Ende August. Als Gegenmittel Fi's, 274. Die veränderliche Knopfhornblattwespe (Cimbex variabilis Kl.), ^j^. Aus Henschel. Fig. 275. Cimbex varia- bilis Kl. Ringelung an einem Buchenzweig, b frische Ringelungen, a Überwallungen. Aus Nitsche (n. Beling). 362 II. Buch. Spezielle Forstiusektenkunde. sind Abschütteln der Larven, die tagsüber zusammengerollt sitzen und nachts fressen, und »Sammeln der Kokons empfohlen worden. Kapitel 2. Xylophaga. § I. (Einzige) Familie Holzwespen (Uroceridae). Die Formen der Untergattung Sirex sind langgestreckt und an dem gleichbreit an der Hinterbrust ansitzenden Hinterleib und dem kräftigen, über den A . Hinterleib deutlich hinaus- ragenden Legebohrer des $ leicht erkennbar (Fig. -276 A). Die Vorderschienen nur mit einem Dorn, cf und 9 meist auffällig verschieden gefärbt, cf auch wesentlich kleiner und schlanker. Die Larven langgestreckt, weißlich, ohne Bauchfüße, mit schwachen Brustfüßen, deutlichem Kopf und meist verkümmerten Füh- lern; Hinterleibsende in einen Dorn auslaufend 1) (Fig. 276 B). Leben im Innern des Holz- körpers. Puppen meist ohne Kokon. Forstliche Bedeutung besitzen nur die 3 im Nadel- holz lebenden Sirex-Avien als technische Schädlinge. Mg. 276. Die gelbe Fichtenholzwespe (Sirex gigas L.). A 2 Wespe, B Larve. Vi- -^us Henschel. 1. Tabelle der forstlichen Holzwespen. Kopf breit am Brustteil ansitzend. 2' Hinterleib drehrund (?) oder von oben zusammengedrückt (cf). Gattung Sirex i. w. S. 3' Fühler 18 — 20gliedrig, doppelt so lang als Kopf und Brust. (Untergattung Sirex.) An Nadelholz. 4' Kopf hinter den Augen gelblich. 5' Hinterleib gleichmäßig schwarzbraun bei cf und $, Lege- röhre so lang als Hinterleib. S. spectrum L. ^) Gattung Xiphydria mit wohleutwickelten 4gliedrigen Fühlern (W. Leise- witz, Xiphydria dromedariiis F. an Ulme; Forstl.-naturw. Ztschr. 1897, S. 207). III. Teil. Die Hautflügler. 363 5, Hinterleib beim cT rot mit schwarzbrauner Basis und Spitze, beim 9 hellgelb, mittlere Einge schwarzviolett. S. gigas L. 4, Kopf ohne Gelb. O' Hinterleib rotgelb, Basis und Spitze schwarzblau, $ ganz schwarzblau. S. juvencus L. 3, Fühler 12 — 16gliedrig, kaum länger als Kopf und Brust. (UutergattuDg Trauex.) An Laubholz. (An anbrüchigen Buchen: S. [Tr.] ßiscicornis F. und magus F.) 2, Hinterleib seitlich zusammengedrückt. Gattung Cephus. (An Obstbäumen: C. compressus F.) 1, Kopf eiuem laugen Fortsatz der Vorderbrust aufsitzend. (Gattung Xiphydria.) (Arten in Birken, Pappeln und Ulmen [z. B. X. droniedarius F.]) 2. Die Untergattung Sirex. Das 9 mit lang vorstehendem Legeapparat, der aus 2 halbrinnen- förmigen Scheiden und dem zu ihnen senkrecht stellbaren, allein ins Holz eindringenden Legebohrer besteht (Fig. 277). Letzterer setzt sich aus 3 Stücken zusammen, der oberen unpaaren ,.Schienenrinne" und den an ihr in Falz und Nut verschiebbaren ,. Gräten"', die gezähnelt den eigent- lichen Bohrapparat darstellen. Mit diesem Bohrer stechen sie mit großer Schnelligkeit durch die Rinde in den Splint, mit jedem Stich ein Ei in die Tiefe legend, den Bohrer sofort herausziehend und daneben wieder einstechend. Die aus- gekommene Larve frißt sich ins Holz, ihrem Wachstum entsprechend in immer weiter werdendem zylindrischen Gange, diesen hinter sich mit Fraß- mehl verstopfend. So macht sie einen bis 20 cm langen, mehr' weniger bogenförmig verlaufenden, schließlich oft im Bogen umkehi-enden Gang, dessen Ende zum Puppenlager wird (Fig. 278). Die Wespe nagt sich schließlich durch ein kreisrundes Loch nach außen. Der Wespenflug und die Eiablage linden vom Juni bis September statt. Das Larvenleben dauert mehr weniger lange, wahrscheinlich sehr verschieden, je nach dem Saftzustaud des Baumes. Die Dauer der Generation ward als mindestens 2j ährig angenommen, doch kann sie weit länger wählten. Dies beweisen die Fälle, in welchen Wespen nach Jahren aus verarbeitetem Holz in Häusern entschlüpfen. Dabei sollen sich die Wespen duixh Verputz, ja sogar Blei- platten^) hindurchuagen können. Forstliche Bedeutung. Die Holzwespen gehen niemals an gesundes lebendes Material, sondern teils an kränkelnde stehende, teils an gefällte Stämme. Ganz besonders lieben sie verletzte Stellen zur Eiablage, niemals leben dagegen die Larven in zersetzten Holzstellen. Wohl aber findet die Eiablage an entrindeten Stämmen, 1) AUg. Forst- uud Jagdztg. 1859, S. 446. 364 II. Buch. Spezielle Forstiiisektenknude. ja selbst an zu Brettern zerschnittenem Materiale statt. Ihre S c h ä d 1 i c h - keit ist fast ausschließlich rein technisch und kann in diesem Sinne zu bedeutender Höhe heranwachsen. Besonders schlimm er- scheint der Schaden für den Holzkäufer, weil die Anwesenheit der Holzwespe vor dem Ausfluge (Fluglöcher) schwer festzustellen ist. Auch sekundäre Schäden^) können nachträglich durch die aus- kommenden Wespen hervor- gerufen werden, wenn sich diese später nach außen durch- bohren. Fig. 277. Die S(?li\\ ;iivj' !■ i< l.iruholz- wespe (Sirex specttum L.j. Zwei Weib- clien auf einem Fichtenstock Eier ab- legend. Das unten stehende mit erst halb-, das oben stehende mit ganz versenktem Bohrer. Nach Nitsche. Fig 278. Die gemeine Holz\ves]if (.Si/> ' ./ureii- cusL). Ältere Fichte, Spaltstück. Keclits oben ein beginnender Larvengang; in der Mitte ein Bruchstück eines solchen, nur zur Hälfte noch mit Fraßmehl gefüllt; links zwei Endstücke von Larvengängen mit den Puppenwiegen, in denen die Wespen zu erkennen sind, '/ai Nach Nitsche. Ein physiologischer Schaden läßt sich nicht ganz leugnen. Stehende, schon von anderen Insekten (Holzameise, Pissodes) befallene, aber noch lebende Hölzer können durch Hinzukommen der Wespe ') In dem Gebäude der Karlsruher Jubiläums-Kuustausstelluug (1902) wurde der Liuoleumbelag des Fußbodens durchlöchert. Die durch Blech sich durch- uagenden Wespen verursachten an verschiedenen Orten in den Bleikammern von Schwefelsäurefabriken durch Ausfluß erhebliche Benachteiliguns-eu. III. Teil. Die Hautflügler. 365 rascher zum Absterben gebracht werden. 1903 gingen in einem Be- stände (Forstbezirk Herrenwies) zahlreiche unterdrückte Weißtannen, welche schon Anfang Mai Fluglöcher von Sirex zeigten, erst im Laufe des Sommers nach und nach ein. Die Wespe hatte die Stangen wahrscheinlich sclion 1900 befallen und das Absterben beschleunigt. Begegnung. Da die Holzwespen nur kränkelndes (unter- drücktes) und besonders durch Verwundung (Schälwunden u. dergl.) offengelegtes Material angehen, so ist zur Vorbeugung gegen aus- gedehnte Eiablage und Vermehrung des eisernen Bestandes vor allem die Beseitigung solcher Hölzer, also reine Wirtschaft zu empfehlen. Die einmal durch Eiablage befallenen Hölzer sind nur durch Im- prägnierung vor weiterem Verderb durch Weiterentwickelung der Larven und Ausflug der Wespen zu retten, was jedoch Sache des Käufers ist. Der Forstwirt hat die Verpflichtung, die von ihm als befallen erkannten Sirex-Hölzer als solche beim Verkaufe zu bezeichnen. Die gemeine Holzwespe (Sirex juvencus L.), Links (j", in der Mitte 5, rechts Larve. Aus Henschel. Die 3 Arten der Gattung Sirex scheinen ähnliche Lebensweise zu haben. In bezug auf das Vorkommen sind alle 3 Ai*ten in der Fichte zu treffen, spectrmn L. außerdem in der Tanne, juvencus L.^) (Fig. 279) vorherrschend in der Kiefer, gelegentlich auch noch in Tanne, gigas L. noch in Tanne, seltener auch in Kiefer und Lärche. Die in Laubholz lebenden Gattungen (Tremex, Xiphydria, Cephtis) haben keine forstliche Bedeutung. Die in Birntrieben lebende Cephtis compressiis F. ist landwirtschaftlich schädlich, da der befallene Astteil abstirbt. Kapitel 3. Parashica. A. Gallwespen. § I. Familie Gallwespen Cynipidae. Die Gallwespen sind durch den seitlich zusammengedrückten, ge- stielten oder ,.anhängenden" kurzen Hinterleib, über welchen die Flügel weit ^) Juvencus L. wird von manchen in juvencus L. (basale Fühlerglieder rot, in der Fichte) und noctilio F. (Fühlerglieder durchweg schwarz, in der Kiefer) zerlegt. 566 II. Buch. Spezielle Forstinsektenkunde. hinausragen, charakterisiert (Fig. 280). Flügel ohne ,.Mal-'. mit reduzierter Aderung. Larve mit undeutlichem Kopf und fußlos. $ legt mit seinem nach oben gekrümmten Legebohrer (Fig. 280) seine gestielten Eier an oder in Pflanzenteile, welche bei den echten Gallwespen auf den Reiz des sich entwickelnden Eis (nicht auf Reize durch etwa ausgeschiedene Säfte der Gallwespen) mit Wucherungen reagieren und eine „Galle" erzeugen. Die Pflanzensubstanz bildet zunächst um das Ei eine zartwandige an Eiweiß, Zucker und Öl reiche „Nährschicht", um diese herum eine aus harten Sklerenchymzellen bestehende Schutzschicht. Beide bilden, oft deutlich nach außen getrennt, die Innengalle. Zu äußerst liegt die gerbstoft- reiche Außenschicht, wobei der Gerb- stoff" bei den beerenartigen und frucht- artigen Gallen ein Schutzmittel gegen das Gefressenwerden durch Vögel dar- zustellen scheint. In ihrer Fortpflanzung zeigen viele Gallwespen Heterogonie,^) das heißt Wechselfolge von gamogenetisch und parthenogenetisch zeugenden Ge- nerationen. Die parthenogenetische Generation kann bei einzelnen Arten allein übrig bleiben, so bei Cynips HA jp' vffH setninatioiiis Adl. und Verwandten, ^ 1 // Vjli wo cfcf ganz unbekannt sind. Mit vereinzelten Ausnahmen -) wii'd nur die Eiche von Gallwespen heimgesucht, während die Gall- bildungen bei anderen Laubhölzern und bei Nadelhölzern fast ausschließ- lich von Pttanzenläusen, Gallmücken und Gallmilben hervorgerufen werden. Die große Zahl der Eichengallen hängt vielleicht mit dem Gerbstoffreichtum '^) der Eiche zusammen. Im nach- Fig. 280. Cynips folii L. Eierlegendes par- thenogenetisches 9- ^U- ^^s Nitsche (nach Beyerinck). 1) Sie ist insbesondere durch Adler nachgewiesen worden; Zeitschr. für wissenschaftliche Zoologie 1881, S. 151. Die genauere Literatur über Gallwespen enthält Beyerinck, Beobachtungen über die ersten Entwickelungsphasen einiger Cynipidengallen, Amsterdam 1882. Mayr, Die mitteleuropäischen Eichengallen in Wort und Bild, Wien 1871. Derselbe, Die europäischen Cynipidengallen mit Ausschluß der auf Eichen vorkommenden Arten, Wien 1876. Derselbe, Die europäischen Arten der gallenbewohuendeu Cyuipiden, Wien 1882, u. a. 2) So gibt es z. B. Gallwespengalleu an Ahorn, Akazie, Sorbus, Rosa und krautartigen Gewächsen. 3) C. Keller, Forstzoologischer Exkursionsführer, 1897, S. 35. III. Teil. Die Hautflüo-ler. 367 folgenden sollen die bekanntereu Eichengallen vorgeführt werden, wobei nur die Galle selbst nähere Berücksichtigung fiuden wird. Von einer Beschreibung der Gallwespen selbst muß in Anbetracht der geringen forst- lichen Bedeutung der Gallwespen abgesehen werden. Die Eichengallen kommen an Blättern, Blüten und Früchten, an Knospen, an Einde von Stengeln und Wurzeln vor. Ein und dieselbe Art erzeugt in ihren ver- schiedenen Generationen ganz verschiedenartige Gallen, in der Eegel erzeugt jedoch eine Generation nur eine Gallenform, nur ausnahmsweise deren mehrere. So kann z. B. Cynips mcgaptera^) Panz. (geschl. Gener.) gleich- zeitig Knospen-, Wurzel- und Blattgallen her- vorbringen ; die Galle entsteht hier eben aus dem Vegetationspunkt einer schlafenden Knospe. Wir lassen einige der auffälligsten Gallen folgen. In einen Entwickeluugszyklus gehören : Fig. 28 1. b Galle von Cynips folü L. (parthen. Gen.), avon Cynips taschen- lergi Schlecht, (gamogen. Gen.). Aus Heuschel. Fig. 282. Galle von Cynips lenticularis Ol. Aus Keller. Fig. 283. „Megaptera"-Ga,U.en (= Cynips crustalis Rtg.). Aus Keller. 1. Cynips (Dryophanta) folii L. (^ scutellaris 01.)'-^) (parthenogetische Generation) mit Cynips (Dryophanta) taschenbergi Schlecht, (gamogenetische Generation) (Fig. 281). C. folii L. erzeugt die allerbekannteste Eichenblatt- galle, jene großen gelben (oft rotbackigen) Kugeln auf der Unterseite (b), aus denen nach dem Blattabfall (bei Kälte erst im Februar oder März) partheno- genetische geflügelte 9 9 ausschlüpfen, welche alsbald schlafende Knospen von Eichenzweigen (besonders von „Wasserreisern") mit je einem Ei belegen. Die schlafende Knospe entwickelt sich bis zum Blattausbruch der Eiche im Frühjahr ') C. Keller, Eichenbeschädigungeu durch Cynips megaptera Pans.; Schweiz. Zeitschr. für Forstw. 1896, S. 345. 2) Ebenfalls kugelige, gelbliche bis rote Blattgallen rühren von C longi- ventris Htg. (bis 1 cm Galleudurchmesser) und C. divisa Htg. (0,6 cm) her. 368 II. Bucli. Spezielle Forstiusektenkunde. zu eiuer '/i ^^ laiigeu Knospengalle (a), aus der im Mai, Juni je ein cf oder 9 der Geschlechtsgeneration (taschenbergi) ausschlüpft. Nach der Begattung legt das 9 seine Eier an die Adern der jungen Blätter und erzeugt hierdurch jene Blattapfelgallen. Obgleich diese Blattapfelgalleu etwa Vi ihi'es Lnft- trockengewichtes Gerbsäure enthalten und oft in großen Massen auftreten, rentiert sich doch ihre Verwendung nicht, da sie im frischen Zustande zu wässerig sind. 2. Cyiiips (Neuroterus) lenticularis^) Ol. (parthenogenetisch) und Cynips (Spathegaster) baccarum L. (gamogenetisch). C. lenticularis Ol. (Fig. 282) erzeugt oft in fabelhafter Menge flach linsenförmige, gelblich-weiße Gallen mit zentralem rötlicheu Buckel auf der Unterseite, öfters auch auf der Oberseite der Blätter. C. baccariun L., ebenfalls Blattgalle, einer jungen /b///-Galle ähnlich, aber schon im Mai ausgebildet, sehr saftig und lauchgrün. Fig. 284. B Reife Kaitoftelgalle \ on Cyn termmahs F (gamogen. Gen), b Längsschnitt einer solchen (mehikammeiig), A Wurzelgalleu von Cyn. apteta F. (paithen. Gen.), a leere Galle mit Flugloch. Vi- A.us Nitsclie (nach Adler). 3. Cynips (Biorhiza) remwi Giraiid (parthenogenetisch) und Cynips megaptera Panz. (Trigonaspis crnstalis Htg.) (gamogenetisch). Die Renum-Galle, September, Oktober, klein, nierenf örmig, oft reihenweise an den Eippen der Blattunterseite. Die Gallen selbst fallen im Oktober zur Erde. Die Megaptera-GaWe (Fig. 282) (oft kirschenartig), an alten Eichenstöcken, besonders zwischen Gras und Moos versteckt und aus schlafenden Knospen am Stock und an Stockausschlägen entstehend, aber auch an Wurzeln, selbst Blättern. Mai, Juni. Bei massenhaftem Auftreten (1896 wurden von C. Keller in Zürich an einem Stock bis 80 Gallen gefunden) ist diese Gallenbildung wegen Vernichtung der Knospen von schädlicher Wirkung. ^) Ähnlich, aber in der Mitte vertieft, sind die Liusengallen von L. mtmis- matis OL, ebenfalls linsenförmig die von fumipenuis Htg. 111. Teil. Die Hautflüffler. 369 4. Cyiiips (Biorhiza) aptcra F. (partheuogenetisch) (Fig. 284 a) und Cynips (Teras) terminalis F. (gaino- genetisch) (Fig. 284 B). Die Aptcra- Galle entwickelt sich unterirdisch an Eicheuwurzeln ; traubig, anfangs weiß- lich-rot, später dunkelbraun verholzend. Die TerDiina/is-GnWe, eine mehr- kammerige, mit mehreren Eiern be- legte Galle, entsteht aus einer Knospe (meist Endknospe) und eri'eicht ge- waltige Größe (Kartofi'elgalle). Ihre "Wespen fliegen im Juni aus. 5. Cynips (Aiidricus) sicboldi Hfg. (parthenogenetisch) (Fig. 285 B u. C) und Cynips (Andricits) testa- ceipes ///§".(garaogenetisch) (Fig. 285 a). Die Sit'bo/di-Ga\le, meist dicht gehäuft und in der Xähe des Wui'zelhalses junger Eichenstämmchen auftretend, er- scheint insbesondere in Pflanzschulen recht schädlich. Die Tesiaceipes-Galle besteht in länglichen Anschwellungen der Blattstiele und Eippen. Fig. 285. A Eichenblatt mit 2 Blattrippen- gallen und einer Blattstielgalle von Cynips testaceipes Hfg. i'x, x, x) (gamogen. Gen.); B Eichenstämmchen mit Gallen von Cynips sieboldi Htg. tparthen. Gen.), i,die Gallen mit Flugloch sind verlassen); C Längsschnitt dni'ch Sieholdi-Gailen (man sieht das Ein- dringen der Gallen ins Holz). -,'3. Aus Nitsche (A und B nach Adler). Fig. 286. A kohli'übenartige Gallen, obere noch mit Blättern, von Cynips inflator Htg. (gamogen. Gen.), (Längs- schnitt); C Cynips globuli Htg. -GaUen (parthen. Gen.); D reife daraus aus- gelöste Innengalle. -/j. Aus Nitsche (nach Adler). Fig. 287. A (f Blütenkätzchen der Stieleiche mit 2 Gallen (x) von Cynips pilosa Acll. {ga.mogen. Gen.): B 2 hopfenfruchtartige Gallen von Cynips fecunda- trix Htg. (parthen. Gen.) ; C eine solche längsdurch- schnitten mit noch unreifer Innengalle; D eine am Boden gereifte InnengaUe. -'3. AusXitsche (A, B, D nach Adler, C nach Mayr). Nüßlin, Leitfaden der Forstinsektenkunde. 24 370 IL Blich. Spezielle Foi'stiusektenkunde. 6. Cynips (Andriais) globiiU Htg. (parthenogenetisch) (Fig. 286 C) und Cynips (Andrictts) inßator Htg. (gamogeuetisch) (Fig. 286 A). Die G/obiili-GaWe ist eine grüne, kugelige Knospengalle von Erbsen- große, die im Oktober abfällt und zweimal überwintert. Die Inßator-GaWe, ebenfalls eine Kuospengalle, bildet Triebmißbildungeu, die anfangs „Kohl- rüben "-ähnlich sind. 7. Cynips (Andri- ciisj fecnndatrix Htg. (parthenogenetisch) (Fig. 287 B) und Cynips (An- dricus) pilosa Adl. (Fig. 287 A) (gamogeuetisch). Die Fecundatrix- Galle (Knospengalle) äh- nelt einer Hopfenfrucht; die Pilosa-GoiWe entsteht an den cfcT Bluten- ständen. Den bisher erwähn- ten Eichengallwespen 1) kommt als Schädlingen eine nur unerhebliche- forstliche Bedeutung zu. Am ehesten verdienen die- jenigen Beachtung, welche normale Knospen jüngerer Eichenpflanzen mißbilden, wie die Sieboldi-(j?i\\Q au jungen Stämmchen. Keine Bedeutung haben die Blattgallen. Nur selten (in Pflanzschulen und Kulturen) wird es sich Fig. 288. „Knopperii"-Gallwespe (Cynips cahjcis Burgsd.). A „Knopper", welche die Eichel völlig verdrängt hat; B Längsschnitt durch eine solche; C „Knopper", welche nehen der Eichel gewachsen ist; D Längsschnitt durch eine solche; E Längsschnitt durch zwei rechts und links von einer verkümmerten Eichel gewachsenen „Knoppern". In allen bedeiitet: a Eichel oder Eichelreste, b Becher, c Knopper, d' Mündung der Gallenhöhle, f Larvenkammer von Eiumietern. "/j. Aus Nitsche. Original. lohnen, durch rechtzeitige Vernichtung der Cxalleu einer zu starken Vermehrung Einhalt zu gebieten. Einzelne Gallwespen werden direkt nützlich, da sie infolge des hohen Gerbstofi'gehaltes in ihrer äußeren Umhüllung zur Herstellung von Gerbstoff dienen können. In Mitteleuropa zählt hierher einzig nur die ^) Ausnahmsweise kommen auch, wie oben erwähnt wurde, AYespengallen au wenigen anderen Holzarten vor. Cynips (Pediaspis) aceris L. erzeugt an Blättern (Unterseite) von Acer psondoplatanus erbsengroße, blaßgelbe, rötlich angelaufene Gallen. Die dazu gehörige partheuogenetische Generation erzeugt an Ahornwiirzeln rotbraune Galleu. III. Teil. Die Hautflügler. 371 8. Knoppern-CTallwespe (Cyiiips calycis Biergsd.J. Von ihr ist nur die partheuogenetische Generation bekannt, die in den zu Boden ge- fallenen Galleu überwintert. Die Galle ist eine Fruchtgalle. Die 9 Blüte (oder Blutenknospe?) wird belegt, die Galle, die ,.Knopper"', wuchert zwischen Becher und Eichel. Fast nur an der Stieleiche. Öfters sind noch Beste von Becher und Eichel sichtbar, meist jedoch nicht mehr, sie stellen alsdann einen uubeschreibbaren, unregelmäßighöckerigen Körper dar (Fig. 288). Die Galle, auch bei uns zeitweise häufig (Kassel),^) gedeiht insbesondere in den alten lichten Eichenwäldern des Ostens und Südens (Ungarn, Ki'oatien, Dalmatien usw.). Dort bildet sie noch heute eine wichtige forstliche Nebennutzung (früher Hauptnutzung). Der Gerbstoff- gehalt beträgt ca. 31 ^/q. Die Knoppern werden namentlich zur Bereitung von lohgarem Sohl- und Fahlleder benutzt (Nitsche). 9. Die Färber-Gallwespe (Cyiiips tincioria-) Htg.) (levantinische Gallwespe) erzeugt an den strauchartigen Beständen von Ouorus infec- A B C Fig. 289. Levantinische Gallwespe (Cyn. tincioria Htg.). Beste Gallen (sog. „Aleppogallen"). A ohne Flugloch, B mit Flugloch, C Längsschnitt mit zentraler Larvenkammer. to7'ia Ol. in Kleinasien, Spanien, Griechenland (Istrien) an Stelle von Seitenknospen die ,.Aleppogallen"' (Fig. 289), die zur Tintenbereitung und bei der Türkisch-Eotfärberei Anwendung finden. Sie haben bis Q& ^Jq Gerbstoffgehalt. Einzelne Gallwespen, die Aftergallwespen, entwickeln sich als Einmieter in Gallen echter Gallwespen ; wieder andere, die Schraarotzer- gallwespen, entwickeln sich im Innern von Insekten und bilden so biologisch den Übergang zu den Schlupfwespen. B. Die Schlupfwespen im weiteren Sinne. Sie enthalten selbst eine Reihe verschiedener Familien, welche sich wie folgt anordnen lassen. Übersicht der Familien. V Kleine und kleinste Formen bis etwa 8 mm Flügelspannung, mit ver- kümmertem Flügelgeäder ; Fühler kurz, oft gekniet (Fig. 291 u. 292). 1) Baden-Baden (Lichtenthaler Allee) 1904. 2) Ähnliche, aber geringwertigere Galleu sind die von Cynips kollari Htg. und C. hungarica Htg. an unseren Eichen. 24* 372 IL Buch. Spezielle Forstiusektenkunde. 2' Der Legebohi-er des $ entspringt vor der Hinterleibspitze; Vorder- fltigel ohne Eandmal (Fig. 291). 1. Familie Chalcididae (ohne Kokons). 2, Der Legebohrer entspringt aus der Spitze des Hinterleibs; Yorder- flügel mit Eandmal (Fig. 292). 2. Familie Proetotrypidae (mit Kokons). 1, Flügelgeäder der Vorderflügel mehr weniger entwickelt, 1 — 3 Kubital- zellen; Fühler lang (Fig. 293). 2' Höchstens eine rücklaufende Ader am Vorderflügel (Fig. 293). Fig. 290. Ichneumonidenflügel (Paniscus). r Radial- zelle, cS c-, c^ Kubitalzellen, d', d''', d'' Dislioidal- zellen. Die beiden „i-ücklaufenden" Adern sind Fig. 291. Pteromalus puparum Swed. **/,. zm* Kennzeichnung in punktierte Linien einge- Aus Eckstein (nacli Leunis- schlossen. -/i. Aus Nitsche. Ludwig). 3' Hinterleib am unteren Ende der Hinterbrust angeheftet; kleinere Formen, bis etwa 10 mm Flügelspannung. 3. Familie Braconidae. 3, Hinterleib oben an der Hinterbrust eingefügt. 4. Familie Evaniidae. 2, 2 zurücklaufende Adern am Vorderflügel (Fig. 290); meist größere Formen, meist über 10 mm Flügelspannung. 5. Familie Ichneumouidae. § I. Familie Chalcididae. In der Lebensweise bilden die Chalcididen den Übergang zu den (xall Wespen, indem einzelne ihrer Gattungen von Pflanzensäften leben und in Pflanzenteilen schmarotzen. Ihren Namen haben sie von dem schönen Metallglanz ihr-er Chitinbedeckung. Viele Arten schmarotzen in Larven von Borken- und Rüsselkäfern, in Eiern, Raupen und Puppen von Schmetterlingen, in Pflanz;enläusen, ganz besonders auch in Gall- wespen. Von den Pflanzenbewohnern ist die Gattung 3Ietastigums^) zu 1) Zu den Pflanzenbewohneru gehört auch die südeuropäische Blastophaga psenes Z., welche in den Geißfeigen lebt und die Befruchtung (Kaprifikation) der eßbaren Feige vermittelt. III. Teil. Die Hautflügler. 378 erwähnen und zwar zum Teil als forstschädlich. So zerstört die Larve von 3Ietastigmus strobilohiiis Ratz, das Innere der Weißtannensamen. Forst nützlich ist insbesondere die Gattung Pterotnalus mit zahl- reichen Arten. § 2. Familie Proctotrypidae. Die in der Fühlerform und durch die einfachen Vorderflügel den Chal- cididen nahestehenden Proctotrypiden sind ausschließlich Insektenschmarotzer, insbesondere die Arten der Gattung Teleas in Eiern und Larven von Schmetterlingen, in Gallmückenlarven und in Blattläusen. § 3. Fig. 292. Teleas phalaenarum Nees. ^. %. Aus Eckstein (nacli Leunis- Ludwig). Familie Braconidae. Die Braconiden sind meist kleine Formen, die sich von den bis- herigen durch die vielgliedrigen fadenförmigen Fühler und durch die ent- wickelte Flügeladerung unterscheiden. Die Vorderflügel haben jedoch nie mehr als eine rücklaufende Ader. Die Gattung Aphidius schmarotzt in Blattläusen. Forstlich kommt besonders die Gattung Microgaster in Betracht. Ihre bis ca. 4,5 mm großen Arten leben als Larven in Schmetterlingsraupen (Fig. 293). Zur Verpuppung bohren sie sich nach außen und spinnen sich in Kokons ein. Eine allgemein bekannte Erscheinung sind die weißen Kokons von M. nemontni Htg. Fig. 293. Microgaster nemorum Htg. "/j. AusEckstein(nacliLeuiiis- Ludwig). und seiner Verwandten, welche in Massen die toten Kiefernspinnerraupen bedecken können (Fig. 178 h S. 246 und Fußnote 1 S. 250). § 4. Familie Evaniidae. Von der kleinen Familie der Evaniiden kann nur die Gattung Aulacus forstlich in Betracht kommen, welche in Holzwespenlarven schmarotzt. § 5. Familie Ichneumonidae. Diese Familie ist besonders reich an Gattungen und Arten, die durch reicher geäderte Flügel, lange Fühler und bedeutendere Größe ausgezeichnet sind. Auch sind hier die $ $ häufig durch lange Legebohi'er ausgezeichnet. 374 II. Buch. Spezielle Forstinsektenkuude. Die Larven weiß, fußlos, stets mit einem Kopfteil, der Oberkiefer^) trägt. Verpuppung meist in Kokons. Die Eier werden teils äußerlich an die Haut des Wirts angeklebt, teils ins Innere desselben eingestochen. Die zahlreichen Arten, von denen viele in allerlei Forstschädlingen vorkommen, werden in 6 Unterfamilien geschieden, aus denen wir einige wenige der gemeinsten Vei^treter im nachfolgenden herausgreifen wollen. 1. (Jnterfamilie Ichneumoninae. Durch niedergedrückten ge- stielten Hinterleib und meist versteckten Legebohrer ausgezeichnet. Z. B. Ichneumon nigritarius Grav., ein Schmarotzer der Puppen von Kiefernspanner und Kieferneule. 2. Unterfamilie Cryptinae. Durch niedergedrückten gestielten Hinterleib und weit vorstehende Legebohrer gekennzeichnet. Z. B. Cryptus seticornis Rfzb., eben- falls in der Puppe der Kieferneule. 3. Unterfamilie Trypho- ninae. Hinterleib niedergedrückt, sitzend oder gestielt, meist nach hinten kolbig. Legebohrer in der Regel kurz und versteckt. Z. B. Tryphon lophyrorum Htg., gemein in Blattwespen, besonders in Larven von Lophyrus- Äxten. 4. Unterfamilie Pimpla- rinae. Hinterleib niedergedrückt, oben gewölbt, sitzend. Legebohrer lang vorragend. Z. B. JPimpla instigator F. (Leib schwarz, Beine rot, Legebohrer kaum halb so lang als Hinterleib), ist einer der ge- meinsten polyphagen Schmarotzer von Schmetterlingspuppen (Nonne. Kiefern- spinner, Schwammspinner, Forleule etc.). Pimpla mussii Hfg. (Fig. 294). EpJiialtes manifestator L. (bis 30 mm, Leib schwarz, Legebohrer länger als der Körper), in größeren Käferlarven und Puppen, so insbesondere in Bockkäfern. Rhyssa persuasoria L. (bis 28 mm, schwarz mit weißen Flecken am Kopf, Brust und Hinterleib ; Legeborer länger als der Körper), gemeiner Schmarotzer in Sirexlarven. 5. Unterfamilie Banchinae. Hinterleib seitlich zusammen- gedrückt, sitzend. Z. B. JBanchus compressus F. (bis 13 mm, schwarz, Hinterleibsringe gelb gerandet, Legebohrer nicht hervortretend), «^ 0 Fig. 294. a Kokon des Kiefernspinners mit Fluglöchern von Pimpla mussii Htg., b derselbe aufgeschnitten, um die Kokons der Schlupf- wespe zu zeigen, '/i- Aus Eckstein. ^) Ein Unterschied gegenüber parasitischen Dipterenlarveu. III. Teil. Die Hautflügler. 375 gemein iu der Eaupe dei" Kieferueule. Die dottergelbe Larve bolnt sich vor der Yerpuppuag aus der Eaupe heraus und macht eiuen schwarzen Kokon zur Überwinterung im Moos. 6. Unterfamilie Ophioninae. Hinterleib seitlich zusammen- gedrückt, gestielt. Z. B. Anomalon circtimßexum L. (Fig. 295a) (bis 30 mm, Hinterleib gelbrot mit schwarzer Spitze, Legebohrer sehr kurz), häutig iu der Kiefernspinnerraupe. Ophion ijierdarius Grav. (bis 18 mm, braungelb, Hinterleibsende braungrau, Legebohrer wenig vor- a b Fig. 295. a Anomalon circumflexum L., b Ophion lideus Grav. '/,. Aus Henschel. tretend), gemein in der Eaupe der Kieferneule. Die dunklen Tönnchen häufig im Moos. Ophion lutcits Grav. (Fig. 295 b) in Spinner- und Eulenraupen. Allgemeines über die Schlupfwespen i. iv. S. Aus dem bisherigen zeigte sich, daß Schlupfwespen in Vertretern fast aller forstschädlichen Insektenordnungen vorkominen und daß sie zum Teil polyphag, zum Teil monophag sind, ja an ganz bestimmte Ent- wickelungsstadien des Wirts angepaßt sein können. Über die Gene- rationsverhältnisse wissen wir sehr wenig, für einzelne Arten nahm schon Ratzeburg doppelte Generation an. Einzelne z. B. in Eiern und Puppen lebende Arten entwickeln sich innerhalb weniger Wochen, andere leben dagegen als Larven sehr lange. Sie befallen zur Ei- ablage ihren Wirt meist als Puppe und Larve, seltener als Ei, sehr selten als Imago. In einzelnen Fällen geht die Ichneumonidenlarve bei der Verwandlung des Wirts in dessen höheres Stadium über. Die Schlupfwespe belegt den Wirt äußerlich oder innerlich entweder mit einem oder mit mehreren Eiern. In einzelnen Fällen (Puppen- schmarotzern) belegen mehrere Weibchen denselben Wirt. ^) Meist leben die Schlupfwespen im Innern des Wirtes, kleine Chalcididen- larven auch äußerlich, die Säfte durch die Haut hindurchsaugend. Sehr wahrscheinlich ernähren sich auch die innerlich lebenden durch ^) So können 6 — 700 Pteromalus-Iudividuen aus einer Schmetterlingspuppe auskommen. 376 II. Buch. Spezielle Forstinsekteukuude. Saugen von Säften und nicht durch Fressen am Fettkörper. Die Schlupfwespen befallen wahrscheinlich gesunde und kränkelnde Wirte, während Ratzeburg nur kranke Wirte annahm. Kein einziger Grund spricht für Ratzeburgs Meinung. Hätte Ratzeburg recht, so würde die Bedeutung der Schlupfwespen sehr herabsinken. Die forstliche Bedeutung der Schlupfwespen ist eine doppelte: Erstens vernichten sie eine große Anzahl forstschädlicher Insekten. Einzelne Schädlinge beherbergen zahlreiche Arten von Schlupfwespen. Die Schlupfwespen spielen in diesem Sinne eine ähnliche Rolle wie die parasitischen Zweiflügler (Raupenfliegen). Bei einzelnen der größten Schädlinge, wie beim Kiefernspinner undKiefernspanner, überwiegt die Bedeutung der Schlupfwespen, bei anderen, wie bei der Nonne undEule, diejenige der Raupen- fliegen. Infolge der Erkenntnis der Nützlichkeit der Schlupfwespen hat man schon vor Ratzeburg künstliche Eingriffe versucht, Fig. 296. Schlupfwespenlar\en, die häufiger um durch Anlage VOn Raupen- in den Winterraupen des Kiefernspinners vor- ^^ingern die ungestörte Ver- kommen, a u. b altere und jüngere Ajiowaion- " ^ Larve, erstere umhüllt; c Micro gaster-j,a.rve mehrung der Schlupfwespen zu (bis 100 in einer Eaupe); d mikroskopisch gewährleisten und dieses Gegen- kleine, noch unbekannte Larve, in lungeren • , . i . j- tvt ^ T, J ,. „_ c+- 1 it ^ gewicht, welches die Natur gegen- Raupen bis zu 20 Stuck zusammenlebend. & ' ti » Aus Nitsche. über von Insektenkalamitäten zu Gebot gestellt hat, künstlich zu erhalten und zu vergrößern. Die Durchführung solcher Maßregeln ist jedoch in der Praxis erfahrungsgemäß kaum möglich, am ehesten noch für nahezu erwachsene Schmetterlingsraupen und deren Puppen, die in Zwingern so unterzubringen und im Walde zu verteilen sind, daß wohl die Schlupfwespen, nicht aber die Schmetterlinge ins Freie gelangen können. Zweitens bilden die Schlupfwespen für den Forstwirt ein wichtiges Kriterium zur Beurteilung des jeweiligen Gefährlich- keitsgrades eines Raupenfraßes und für die Wahl der Gegenmittel. Wenn ein großer Teil der Schädlinge von Schlupfwespenlarven be- fallen ist, so ist die Gefahr für die Zukunft eine geringere. Dies gilt besonders für die überwinternden Puppen der Eule und des Spanners. Beträgt hier der Prozentsatz der besetzten Puppen 50 und mehr, so wird man von Gegenmitteln absehen und die Puppen ungestört sich selbst überlassen. Dagegen darf man sich beim Kiefern- lll. Teil. Die Hautflügler. 377 Spinner bei gleichem Besätze nicht von Gegenmitteln abhalten lassen, falls sie sonst nötig befunden worden sind, da befallene Kiefern- spinnerraupen z. T. ebensolange leben und fressen, wie unversehrte. Die Untersuchung der Puppen und Eaupen geschieht unter Wasser, indem man das Hiuterende durchschneidet und den gesamten Kürperinhalt von vorn nach hinten mittels Hindurchziehen zwischen den Schenkeln einer zusammengedrückten Pinzette ins Wasser ahstreift. Die Untersuchung muß event. das Präpariermikroskop zu Hilfe nehmen, da manche Schlupf- wespenlarven durch das bloße Auge nicht erkannt werden können. Die Form der Schlupf wespenlarven ist eine sehr mannigfaltige, jedoch ist die Zugehörigkeit zu den einzelnen Spezies ^) nur bei wenigen bekannt (Fig. 296). Auch kann die Schlupfwespenlarve in verschiedenem Alter verschiedene Gestaltung haben. II. Hymeiioptera monotroclia. Kapitel 4. Raupwespen (Rapientia). Von den sechs Familien der Eaubwespen verdienen nur zwei, die Faltenwespen und die Ameisen, nähere Beachtung im forstlichen Sinne. Die übrigen Familien sind zum Teil nützlich, wie die Grab- und Weg- wespen, welche räuberisch leben und gelegentlich auch forstliche Schädlinge ergreifen, zum Teil forstlich ganz indifferent, wie die bei anderen Hymenopteren schmarotzenden Goldwespen und Heterogynen. § I. Familie Faltenwespen (Vespidae). Obwohl die Angehörigen dieser Familie als räuberische Insekten manches schädliche Insekt vertilgen, so kommt doch forstlich nur eine Art, und zwar als schädlich, näher in Betracht. Es ist dies die Hornisse (Fespa crabro L.), unsere bekannte größte gesellige und in Nestern lebende Wespe. Diese Nester, oft 30 cm im Umfang messend, werden besonders gern in alten hohlen Bäumen, aber auch in Gebäuden unter- gebracht. In der Nachbarschaft solcher Nester findet gelegentlich eine erhebliche Beschädigung durch Schälen von Hölzern statt. Schwächere Stämmchen bis etwa 8 m Höhe, besonders die Esche, dann die Erlen (Weiß- und Schwarzerle) (Fig. 297) werden in breiten, unregelmäßigen Flächen von Rinde entblößt. Auch Zweige älterer Stämme können geschält werden. Dabei wird die ganze Rinde und zwar öfters ringsum entfernt. Meist erst im Juni, Juli, wobei die Wespe teils des Saftes wegen, teils zum Zwecke der Gewinnung ^) Ganiu. Beiträge zur Erkenntnis der Entwickelungsgeschichte bei den Insekten; Zeitschrift für wissenscliaftliche Zoologie 1869. 378 II. Buch. Spezielle Forstiusektenkunde. von Nestbaustoff zu schälen scheint. Seltener werden auch andere Hölzer geschält (Birke, Weiden, Linde, Pappel, Eichen etc.). Junge Stämmchen können zum Kümmern und Absterben der über ausgedehnten Fraßstellen gelegenen Partien gebracht werden. Fig. 297. Hornissenschälung. A an Esche, B und C an Schwarzerle. Aus Nitsche. Original. Begegnung besteht vor allem in der Vernichtung der Nester und im Wegfangen der Wespen in besonderen Flaschen mit Honig (in Pflanzschulen). § 2. Familie Ameisen (Formicidae). Forstlich kommen Vertreter zweier Unterfamilieii in Betracht: einerseits der Drüsenameisen (Formicinen), welche sich durch ein- gliedrigen Hinterleibsstiel und nicht eingeschnürten eigentlichen Hinterleib auszeichnen, und andererseits der Knotenameisen (Myrmicinen) mit 2 gliedrigem (2 knotigem) Hinterleibsstiel. III. Teil. Die Hautflüffler. 379 lu forstlicher Beziehung sind unsere Ameisen teils nützlich, teils und ganz vereinzelt schädlich. NützUch werden die Ameisen in zweifacher Weise : 1. Durch A'ertilgung schädlicher Forstinsekten. Die Ameisen scheinen besonders von Säften zu leben, pflanzlichen (Baumsäften) wie tierischen. Um letztere zu gewinnen, überfallen sie insbesondere Raupen, zerreißen sie und saugen sie aus. Seit langer Zeit weiß man, daß diejenigen Bäume (z. B. Kiefern, Fichten, Pappeln), deren Fuß sich in der Nähe von Ameisenuestern befindet, bei Raupenkalamitäten verschont bleiben. Man hat deshalb eine künstliche Vermehrung der Ameisenkolonien im Walde erstrebt. Ganz besonders kommt hierbei die gewöhnliche Wald- oder Hügelameise (Fovniica riifa L.) in Be- tracht, welche besonders in Nadelholzwaldungen große, hügelige Nesterhaufen baut. Sie verdient daher Schonung und Schutz gegen sogen. Ameisen- jäger, welche die Kokons (..Ameiseneier") zum Verkaufe als Vogelfutter sammeln. In Preußen ist das Sammeln von Ameisen- eiern deshalb gesetzlich verboten. Anderwärts liefert dieses Sammeln sogar eine forstliche Nebennutzung (Steiermark). 2. Sorgen die Ameisen durch Aufzehren verwesender Substanzen für Reinigung in der Natur und insbesondere werden die in alten Stöcken (Fig. 298) bauenden und brütenden Arten durch raschere Umwandlung vermodernder Pflanzen- substanz in Bodennährstoff'e verdient. Ganz be- sonders muß hierfür die Holzameise, Fortiiica (Lasius) ßiligijiosa Lafr., genannt werden, eine glänzend schwarze Ameise, welche in alten Baum- stöcken (besonders in Laubhölzern) brütet. Hierher gehört auch die rote Knotenameise, tormica (^lyruiica) laevinodis Nyl. Schädlich werden nur vereinzelte Arten: 1. Insbesondere die beidenRiesenameisen, Fovniica ('Camponotiis) ligniperda Latr. und hercnleana L. (Fig. 299) (in Südfrankreich noch pubescens F. in Seeföliren). F. hercnleana L. ist an dem ganz schwarzen Hinterleib des Arbeiters von ligniperda Latr. zu unterscheiden, bei welcher Art der Hiuterleibsstiel und öfters auch die ersten Segmente rotbraun gefärbt sind. Beide Arten benutzen lebende Baumstämme und Stöcke zum Bau ihrer Nester, indem sie im Innern der Hölzer die weicheren Sommer- Flg. 298. Altes Nadelholz (Stockliolz) von Ameisen, behufs Anlegen ihrer Woh- nung durchfressen. 380 II Buch. Spezielle Forstiusektciikuude. schichten der Jahrringe stellenweise zerbeißen und auf diese Weise kon- zentrische, durch stehenbleibendes Herbstholz und die härteren Astteile Fig. 299. Kiesenameise (Foi-mica herculeana L.). Links ^, rechts Arbeiter. ^Z,. Aus Eckstein (nach Leunis- Ludwig). zusammengehaltene komplizierte Hohlraumsysteme herstellen (Fig. 300). Stehende Bäume, die an der Basis ins Innere dringende Verwundungen haben, können auf diese Weise bis zu 10 m Höhe im Innern zerfressen Fig. 300. Holzameise (Formica ligniperda Latr.). Zu Wohnungsanlagen ausgehöhlte Nadelholzstämme. A Längs-, B Querschnitt. ^U- Aus Nitsche. Original. sein. Die Nagespäne werden unten herausgeworfen. Hierdui'ch, sowie durch tiefgehende Spechtlöcher (Schwarzspecht) verrät sich die Anwesenheit der Eiesenameisen an stehenden Bäumen. IV. Teil. Die Zweiflügler. 381 Ganz besonders schadet auf solche Weise F. ligtiiperda Latr., und zwar an Fichte, in zweiter Reihe an Tanne. Gelegentlich werden auch Laubhölzer, Eiche, Linde, Akazie befallen. Auch gefällte Stämme werden angenommen. Der Schaden ist in erster Linie ein technischer; am lebenden Baum tritt hierzu der physiologische, da die von Riesenameisen bewohnten Stämme bald anderen Feinden zum Opfer fallen. Eine Begegnung kann nur in raschem Aufarbeiten der befallenen Stämme und Vernichtung der besetzten Holzteile und ihrer Bewohner bestehen. 2. Vereinzelte, noch nicht ganz klargestellte Schädigungen sind noch anderen Arten zugeschrieben worden. So soll F. riifa L. Knospen au Ahornpflanzen ausgefressen, an anderen Orten Kiefernsämlinge als Baumaterial abgebissen haben. In manchen Fällen kommen Ameisen ungerechtfertigterweise in Verdacht, da sie oft massenhaft, Blattläusen nachgehend, an jungen Trieben getroffen werden. Die Ameisen besuchen jedoch solche Pflanzenteile meist nur deshalb, weil sie die am After aus- tretenden Zuckersäfte der Pflanzenläuse leidenschaftlich gern auflecken. Einzelne im Easen, unter Steinen, an Wurzeln bauende Arten können auch durch übermäßige Bodenlockerung, vielleicht auch durch die Abschei- dung von Ameisensäure zartere Pflanzen in der Wurzelregion gefährden. IV. Teil. Die Zweiflügler (Diptera). Allgeynelnes. Die allein entwickelten häutigen Vorderflügel, das Fehlen ent- wickelter Fraßzangen (Oberkiefer), die Umbildung der Mundteile zu saugenden Organen läßt keine Verwechselung der hierher gehörigen, uns als Mücken, Schnaken, Bremsen und Fliegen bekannten Formen mit anderen Insekten zu. In der Hauptsache treten uns die Zweiflügler in zweierlei Gestalt entgegen: als dünnleibige, schlanke^ langbeinige und langfühlerige Schnaken oder Mücken und als dickleibige, plumpe, kurzfühlerige und kurzbeinige „Fliegen". Stech- schnake und Stubenfliege rufen uns diese extremen Gestalten vor Augen. Alle Dipteren haben große Netzaugen. In biologischer Hinsicht sind die Imagines ausschließlich Land- und Tagestiere, die frei in der Luft leben, zeitweise fliegen, zeitweise an Pflanzen und Tieren zu Zwecken der Ernährung oder der Eiablage sitzen. Einige sind tierische Ektoparasiten geworden (Pupi- paren). Ihre Ernährung geschieht fast ausschließlich durch Säfte, die sie entweder durch Anstechen der pflanzlichen Nektarien (zur 382 II- Buch. Spezielle Forstinsekteukunde. Honiggewinnung) oder der tierischen Haut (zum Blutsaugen) ge- winnen oder durch Auflösen fester löslicher Substanzen (Zucker) mittels des eigenen Speichels (Stubenfliege). Nur ausnahmsweise neh- men sie auch winzige feste Körper (Pollenkörner). Ihre Larven sind morphologisch und biologisch viel mannigfaltiger als die Imagines. Die frei im Wasser lebenden sind durch wohlentwickelten Kopf mit Fühlern gekennzeichnet. Bei den Larven der übrigen langfühlerigen und mancher kurzfühlerigen Zweiflügler existiert statt des vollständigen Kopfes eine sog. „Kieferkapsel", das ist ein kleiner chitinisierter Abschnitt, welcher meist nur die Kiefer und Fühler, nicht aber wie sonst der „Kopf" im Innern den Schlundring enthält. Bei vielen Larven geht auch die chitinisierte Kieferkapsel verloren; der weiche Kopfteil trägt alsdann nur „Mundhaken", oder es fehlen auch diese (Pupiparen). Die große Mehrzahl der Zweiflügler-Larven ist weiß oder schmutzig-weißlich, die Zuckmückenlarven speziell sind rot, die oberirdisch lebenden Syrphiden grünlich, zum Teil sogar mit Zeichnungen. Allen fehlen die Brustfüße, einige haben eine Art Bauchfüße. Die Lebensweise der Larven ist sehr verschieden: viele leben im Wasser, im Schlamm, in moderiger Erde, in verwesen- den Pflanzen und Tieren, einzelne in lebenden Pflanzenteilen (Ceci- domyiden) und lebenden Tieren (Oestriden, Tachinen u. a.). Sie ernähren sich teils fressend, teils saugend. Die Puppen der Dipteren sind entweder nach Art der Schmetterlingspuppen Mumienpuppen, diese zum Teil mit großer Beweglichkeit am Hinterleibe (Culiciden- puppen); zum Teil Tonnenpuppen, wobei die letzte Larvenhaut verbleibt und sich zu einer kokonartigen „Tonne" verdickt und erhärtet, in welcher eine „freie" Puppe gelegen ist (Museiden u. a.). Die Fortpflanzungsverhältnisse sind einfach. Partheno- genesis ist sehr selten, dann in Form von Pädogenesis. cf und 9 meist kaum verschieden, bei einzelnen Unterschiede am Kopfe (Augen, Fühler). Eier meist länglich und farblos. Meist ovipar, vereinzelt ovovivipar (Schmeißfliegen und viele Raupenfliegen), wobei unmittel- bar nach der Eiablage die junge Larve die Eihaut sprengt, selten nahezu vivipar (Pupipara). Die forstliche Bedeutung der Dipteren ist trotz der großen Artenzahl ^) gering. Nur etwa 3 Cecidomyiden-Arten können als merklich schädlich angesprochen werden. Viel wichtiger dagegen ist der Nutzen, den die „Raupenfliegen" als Entoparasiten schäd- licher Forstinsekten, insbesondere wichtiger Schmetterlinge, stiften. 1) Wie bei den Hymenopteren etwa 10000 deutsche Arten. IV. Teil. Die Zweiflügler. 383 System. Die neuere Systematik teilt die Zweiflügler nach der Art der Ver- puppung und der Bildung der Fühler in 3 Unterordnungen. Wir lassen dieses Sj'stem mit Einreihung der forstlich bemerkenswerten Familien hier folgen. I. Unterordnung: Langfühlerige Mumienpupper. Nema- tocera (mit Mumienpuppe und mehr als 6 Fühlergliedern). Familien Cecidoinyidae, Tipiilidae. IL Unterordnung: Kurzfühlerige Mumienpupper. Tany- stomata (mit Mumienpuppe oder scheinbarer Tonnenpuppe, mit weniger als 6, meist 3 Fühlergliedern). Familien Asüidae, Tabanidae. III. Unterordnung: Kurzfühlerige Tönnchenpupper. Mus- caria (mit Tönncheupuppe mit Deckel und 3gliedrigen Fühlern). Familien Syrphidae, Miiscidae. Die Tanystomata stehen in der Mitte, sie haben die kurzen Fühler der Muscarien, dagegen in den Mundteilen durch die meist vorhandene Verlängerung mit Stiletbildung und in der Verpuppung Ähnlichkeit mit den Nematocera. Wo bei ihnen eine Tönncheupuppe auftritt (Stratiomyiden)^ öffnet sich das Tönnchen nie durch einen Deckel, sondern durch eine f förmige Eückenspalte, ähnlich wie die letzte Larvenhaut bei den Nematocera. Die einzelnen forstlichen Arten. Kapitel 1. Unterordnung langfühlerige Mumienpupper (Nematocera). § I. Familie Gallmücken (Cecidomyidae). Vom Typ der Stechmücke, aber äußerst zart und klein; Leib meist nur 2 mm, höchstens 5 mm lang. Besonders kenntlich an den relativ breiten, aber meist nur mit 3 Längsadern versehenen Flügeln und den perlschnurartigen, oft wirteiförmig behaarten Fühlern. Kopf klein. 9 mit dickei'em Leib und mit Legeröhre. Larven länglich-eiförmig, am 1. Segment mit sehr kleiner Kieferkapsel, mit 2gliedrigen Fühlern und Kieferrudi- menten. Meist mit einer systematisch wichtigen „Brustgräte", einer inneren Chitinbildung, die ventralwärts im 3. Segmente gelegen ist. Meist rötlich- gelb. Puppe öfters in einem Gespinstkokon. Biologie. Mit Ausnahme weniger frei lebender und einiger als Einmieter in Gallmücken- und Gallwespengallen lebender Arten sind alle Galler zeuger. Diese Gallen finden sich an verschiedenen Pflanzen- teilen; an Blättern, Blüten, Früchten, Knospen und Stengeln. Öfters sind die Gallen mit echten hüllenbesitzenden Larvenkammern versehen. In der Regel wird das Ei äußerlich abgelegt und erfolgt die Gallenbildung durch eine Reaktion des benachbarten Pflanzengewebes. Im folgenden sind die 384 IL Buch. Spezielle Forstinsekteukuude. Gallen ausschließlich zur Charakterisierung der Arten verwendet; von der Beschreibung der Fliegen ist ganz Abstand genommen worden. Einzelne Gallmücken sind landwirtschaftlich arge Pflanzenzerstörer; die sog. Hessenfliege ist z. B. einer der Hauptfeinde des Getreides. In forstlicher Beziehung enthalten die Gallmücken zwar die schädlichsten Zweiflügler, doch sind nur einige Weidengallmücken zu den erheblich schädlichen Forstinsekten zu rechnen. Im folgenden wählen wir in der Hauptsache die biologische Einteilung, welche Nitsche gegeben hat. I. Gallmücken der Weiden. A. Zweiggalleuerzeuger. Hierher zählen die beiden forstlich schädlichsten Gallmücken: I. Die Weiden Jiolz-Gallinücke (Cecidomyia saliciperda Diif.) (Fig. 301). An zwei- und mehrjährigen Zweigen. Fig. 301. Weidenholz-Gallmücke (Cecidomyia saliciperda Duf.). A cf, B 2 Fülilerglieder des- selben, C Haltezange desselben, D $ , E 2 Füblerglieder desselben, F Larve von der Seite, G Larve von unten, H Kopfende einer Larve, stark vergr., I Puppe. A, D, F, G und I = "/i (nach v. Siebold). C nach Rübsaamen. B, E, H (Orig.). Aus Nitsche. Flugzeit: (April) Mai. Eiablage kettenweise an die Rinde verschiedener Weidenarten (Salix triandra L., alba L., fragilis L., capreae L. und purpurea L.), mit Vorliebe an die breitblättrigen und Baumweiden, auch an zwei- und mehrjährige bis armstarke Äste und Stämmchen der Silberpappel. Die Larve gelangt all- mählich durch die Rinde in die Kambialschichten des wachsenden Holzringes. Dieser bildet, durch den Reiz maserig wuchernd, radiär- längliche Larvenkammern um die einzelnen Larven herum. Längere Zeit bleibt die Rinde erhalten und bedeckt den Fraßherd („versteckter Fraß") (Fig. 302A), später löst sich die Rinde fetzenweise ab, die freie Splintschicht erscheint dann wabenartig durchlöchert. Die orange- IV. Teil. Die Zweiflügler. 385 farbige Larve überwintert in der Larvenkammer, verpuppt sich im nächsten April ganz peripherisch liegend und nur durch eine dünne ^ -%' Fig. 302. AVeidenholzgallmücke. Weidenknüppel mit Gallen. A ^nicht aufgebrochener Fi-aß", ß Längsschnitt durch denselben, C und D „aufgebrochener Fraß", an dem man deutlich die Larvenkammem erkennt, '/a- Aus Nitsche. Rindenlamelle von der Außenwelt getrennt, welche später von der Puppe selbst durchstoßen wird. Da die Eiablage gern in nächster Nachbarschaft der Ausfluglöcher wiederholt wird, verdickt und ver- Xüßlin. Leitfaden der Forstinsektenkunde. 25 386 II. Buch. Spezielle Forstiiisekteiikunde. größert sich die Brutstätte immer mehr und die Larvenlcammern kommen alsdann in radialer Richtung übereinander zu liegen (Fig. 303). Die Brutstätten können sich der Länge nach über einen halben Meter, der Quere nach ringsherum ausdehnen. In der Regel be- schränkt sich jedoch die Eiablage in der Quere auf eine Seite, in welchem Falle alsdann Überwallung erfolgen kann. Die Wirkung der Beschädigung kann zum Absterben der befallenen Zweige und Setzstangen oberhalb der Brutstätten führen. Die forstliche Bedeutung des Insektes ist daher für Weidenheger sehr erheblich. Einmal vermindert dasselbe bei starkem Auftreten die Gewinnung stärkerer Sortimente (Loden für Bandstöcke, Stiele), sodann richtet es noch erheblicheren Schaden in Kopfweidenanlagen durch teilweise Vernichtung der Setzstangen und Gefährdung des Ausschlages an. Schon wiederholt und an verschiedenen Orten sind große Beschädigungen durch die Weidenholzgallmücke verursacht worden. Begegnung: Frühzeitige Ent- fernung der befallenen Zweige und Setzstangenteile im Stadium der Anschwellung (vor Abfall der Rinde). Die befallenen Zweige sind durch mangelhaftere Belaubung, bei gelbrindigen Weiden auch durch Verfärbung zu erkennen. Bei Setz- stangen ist tief abzuhauen. Vernichtung des abgeschnittenen Materials. Rechtzeitige Leimung der befallenen Stellen verhindert das Aus- kommen der Fliegen, schützt die Anlagen vor der weiteren Aus- dehnung der Beschädigung und ermöglicht es so, die Anlagen zum Teil zu retten. 2. Die Weidenruten-Galltnücke, Cecidomyia Salicis'^) Schrank. Flugzeit: Mai, Juni. Eiablage haufenweise an heurige Ruten schmalblättriger Weidenarten, fast ausschließlich an Salix purpiirea L. Die mennigrote Larve im Innern des Markkörpers von bis 4 cm langen, i cm dicken Stengelgallen, in brauner Masse, jede Larve wiederum von brauner länglicher Gallenkapsel umschlossen. Oft finden sich an einer Rute an verschiedenen Internodien Gallen über- einander, die kleineren Gallen meist nach oben (Fig. 303 C). Galle Fig. 303. Weidenholzgallmücke. Quer- schnitt eines befallenen Weidenknüppels mit einseitiger Gallenanschwellung. a letzter, h vorletzter .Jahresring, beide mit Larvenkammern. Aus Nitsche. ^) Cecidomyia dubia Kieff. nnd C. karschi Kieff. macheu ähuliche Euteuffalleu au Salix anrita L. und cinerea L. S. Judeich-Nitsche S. 1112. IV. Teil. Die Zweiflüffler. 387 bald zentrisch und ringsum entwickelt, meist jedoch einseitig und alsdann Verkrümmungen des Triebes veranlassend. Die erwachsenen Larven dringen unter Verlängerung der Gallenkapsel durch den Holz- körper bis zur Epidermis und über- wintern in der Stengelgalle. Ver- pupp u ng im Frühjahr. Die Puppe arbeitet sich, die Epidermis durch- stoßend, etwas heraus (Fig. 304 Ax). Die Puppen- (Flug) löcher nadel- stichgroß und regellos verteilt. Die Epidermis löst sich oft platten- weise ab, wodurch die mißfarbige geschwärzte Rinde zum Vorschein kommt. Einige Autoren ( H e n s c h e 1) nehmen doppelte Generation mit Flugzeiten im Mai und Juli an. Forstliche Bedeutung bei Massenvermehrung infolge der tech- nischen Entwertung der Ruten als Flechtware erheblich. Die Ver- heerungen haben schon einige Male große Dimensionen ange- lt. „ Fig.304. Weidem'uteiigallmücke('Cecirfonii/ia nommen. Die Begegnung besteht ,aiicis Schrani-.). Ruten vonSaUx purpurea einzig im rechtzeitigen Abschneiden mit Gallen, a u. b alte Gallen mit Fiug- und Verbrennen der befallenen ^"'^^'"'^ ^^<^ Puppenhülsen (x), c Längs- schnitt zweier Gallen, um die Larven- K.Uten. kammern zu zeigen. V,. Aus Nitsche. Fig. 305. A Cecidomyia terminalis Lw. Schädliche mehrkammerige Termiualgalle an Salix iriandra L. Nach Krähe. B Schädliche, einkammerige, weiJSbehaarte Terminalgallen an „Salix amygdalina var. viridis und vifellina^ Cecidomyia apicijjerda zugeschrieben (nach Altum), X weiße Behaarung. A und B verkl. Aus Nitsche. 25* 388 II. Buch. Spezielle Forstiasektenkuude. B. Triebspitzen-Galliuückcii . 1. Cecidomyia terminalis Lw. lebt als Larve gesellig in einer 2—3 cm langen, aus 3—5 Endblättern gebildeten Galle (Fig. 305 A), angeblich auf Salix fragilis L. Nitsche^) glaubt, daß die von Krähe-) bei Aachen gefundene und als verheerend beschriebene, einer jungen Haselnuß gleichende Galle an den Eutenspitzen ver- schiedener Korbweiden, insbe- sondere an Salix triandra L. der C. terminalis zuzuschreiben sei. 2. Weidenrosen - Gall- tnüche, Cecidonii/ia rosaria Lw. (Flg. 306). Zur Zeit der Kuospen- schwellung legt das $ je 1 Ei an die Endknospen verschiedener Weidenarten. Infolgedessen streckt sich der Trieb nicht, die Blätter Fig. 306. Weidenrosengallmücke (Cecidomyia rosaria Liv.). Galle am Ende eines Weiden- triebes. Aus Henschel. Fig. 307. Cecidomyia niarginem torqueus Winn. Blätter von Salix viminalis L. mit Blattrand- gallen, '/j. Aus Nitsche. entspringen dichtgedrängt übereinander und bilden Eosetten. Im luuern der Rosette eine mennigrote Larve. Die Blätter der Rosette fallen im Herbst nicht ab, sondern bräunen sich. Rosette je nach der Weidenart von ver- schiedener Form. Die Rosetten treiben im Frühjahr nicht aus, wodurch bei 1) Judeich-Nitsche S. 1112. 2) Lehrbuch der Korbweidenkultur, 4. Aufl., 1886, S. 196. IV. Teil. Die Zweiflügler. 389 häufigem Vorkommeu Schaden eutsteheu kann. Bisher ohne wesentliche Be- deutung. 3. Cecidoiuf/ia apiciperda Alhim nennt Altum^) die unbekannte Gallmücke einer ihm aus Steiermark bekannt gewordenen, der Cec. rosaria- „Weidenrose"' ähnlichen Galle, die sich durch einen terminalen, glänzend weißen Haarschopf auszeichnet (Fig. 305 B). C. Blattgallen-Gallmücken. 1. Uecidoiiiyia marginem torqiieus Winn. (Fig. 307). Die gelbroten Larven erzeugen auf der Unterseite der Blätter von Salix incana Schrank, und S. viminalis L. an verschiedenen Stellen ümrollungen und Verdickungen des Blattrandes, oft bis zur Mittelrippe, sowie Verfärbungen der umgerollten Stellen, die anfangs gelblich und gelbrot, dann bräunlich erscheinen. Nicht ganz unschädlich. 2. Cecidoniyia capreae Winn. erzeugt insbesondere auf der Salweide harte, Galläpfel-artige, auf Ober- und Unterseite vorragende Blattgallen, die jedoch ohne merkbare schädliche Wirkung sind. II. Gallmücken an anderen Laubhölzern. A. An Buche. 1. Cecidoniyia fagi Htg. Die schon im März, April fliegende Mücke legt ihre Eier an Buchenknospen. Die Larven zwängen sich zwischen die Knospenblättchen. Im Mai, Juni wird die Gallenbildung bemerklich. Die Galle bildet große, eiförmige, zugespitzte, dickschalige, harte, anfangs grüue, dann rote, später bräunliche Gallen auf der Oberseite der Bucheublätter, oft in großer Häufigkeit, jedoch ohne wesentliche Bedeutung (Fig. 308 a u. b). 2. Cecidoniyia anmilipes Htg. bildet niedrige, anfangs weiß-, später braunbehaarte Galleu ebenfalls auf der Oberseite von Buchenblättern. Gleich- falls bedeutungslos (Fig. 308 b u. c). B. An Eichen. An unseren Eichen ist nur Cecidomyia inflexa Bremi bekannt ge- worden, die als Larve in Umklappungen der Bänder von Eichenblättern lebt. An fremden Eichenarten kommen dagegen echte Galleu vor, die an Gallen von Gallwespen erinnern. Auf der Zerr eiche macht sich insbesondere Cecidomyia cerris Koll. öfters in solchen Massen bemerkbar, daß alle Blätter bedeckt sind. Die Galle ist auf Ober- und Unterseite der Blätter sichtbar, oben in Form von glatten, kegelförmigen Erhebungen, unten behaarte Kuchen bildend. Die Larve verläßt im Oktober die Galle an der Unterseite und verpuppt sich im Boden. Die Art ist merklich schädlich und kann Absterben von Ästen bewirken (Fig. 309 c u. d). ^) Waldbeschädigungen durch Tiere und Gegenmittel, Berlin 1889. 89(1 II. Buch. Spezielle Forstinsektenkunde. Eine zweite Galle der Zerreiche wird durch Cecidomyla circinans Girmtd verursacht (Fig. 3ü9au. b). Galle ebenfalls oben und unten sichtbar, unten in Form großer, bis 5 mm erreichender behaarter Kuchen, oben kleinere glatte, mit Randwällen versehene Scheiben bildend. Verpuppung in der Galle. Fig. 308. Buchenblattgallen, a u. b von Ceci- domyia fagi Stg., c U. d von Ceeidomyia annuUpes Htg. a u. c = V21 die Längsschnitte b u. d vergr. Aus Nitsche. Fig. 309. Zerreiehenblatt mit Gallmücken- gallen, a u. b von Ceeidomyia circinans Giraud, a die Gallenöffnungen auf der Oberseite des Blattes, b die haarigen auf der Unter- seite des Blattes befindlichen Gallen selbst; c u. d von Ceeidomyia cerfis Koll., c kegel- förmiger Gallenteil auf der Blattoberseite d haariger Teil auf der Blattunterseite. Etwas '/i- Aus Nitsche. C. An Esche. Cecidotnyia acrophila Winn. Larve in den gipfelständigen Blättern, deren Fiedern schotenartig deformiert werden. In denselben Gallen leben auch C. iiivocata Winn. und pavida Winn. als Einmieter. Cec, betularia Winn. deformiert die Blattrippen zu einer länglichen Galle. D. An Birke.'^) Ceeidomyia behilae Winn. Die rötliche Larve in den Samen der Birke, in besonderer Gallenkapsel, die mit der Zapfenspindel verwachsen ist, wodurch die befallenen Samen nicht abfallen. Die April, Mai entkommende Fliege umschwärmt die jetzt blühenden 9 9 Kätzchen zur Eiablage. III. Gallmücken an Nadelhölzern. A. An. Kiefern. Die Kiefemnadel-Gallniüche, Ceeidomyia hrachyntera Schzvaeg. (Fig. 310). Flugzeit: Mai. Eiablage zwischen den Nadeln der eben aus- ^) An Linde gibt es einige Oecidomyia-Gallen ; an Aspe die kugelige Galle an Knospen, Blättern von Cec. tremtdae Winn. IV. Teil. Die Zweiflüß-lcr. 391 kommenden Nadelpaare der Kiefer, Scliwarzkiefer und besonders auch der Bergkiefer (Krummholzkiefer) in allen Altersklassen, besonders auf geringeren Bonitäten. Schon unter dem Einfluß des Eis verwächst das Nadelpaar innerhalb der Scheide meist unter knollenförmiger Auftreibung (Fig. 310 c), manchmal auch mit Verdrehungen. Meist 1 — 3 gelbliche Larven in einer Galle. Kommt die Larve zur Entwickelung, so bleibt das Nadelpaar kurz, wird gelb, später braun und fällt im Herbst oder Winter zu Boden. Erwachsene Larve geht früher oder später aus der Galle und ver- p u p p t sich in feingesponnenem Kokon bald innerhalb der aufgetriebenen Scheide, bald außerhalb am Zw^eige, an Nadeln, Einde, Flechten, bald (wohl meist) im Boden. Kenn- zeichen sind das Kurzbleiben und Verfärben der Nadelpaare bei gleichzeitigem Vorkommen der Galle (Larve). Forstliche Bedeutung. Bei starker Vermehrung und Besetzung fast aller Nadel- paare können einzelne Äste zum Absterben kommen, auch bleiben die Äste von Anfang an kurz. Im höheren Gebirge an der Berg- kiefer schädlich geworden (Riesengebirge). ^) Gegenmittel aussichtslos. Die der Cec. brachyntcra Scliivaeg. sehr ähnliche Cec. phii Geer lebt völlig indiflerent auf verschiedenen Nadelhölzern in Harzausflüssen und verpuppt sich in weißen Kokons an Nadeln. B. An Fichte. 1. Die Fichten trieb -Gallmücke (Cecidoniyia abietiperda Henschel) (Fig. 311). Die mennigrote Larve lebt im Maitriebe in tönnchen- förmigen Gallen, welche teils in die Binde, teils in den Holzkörper, oft bis zur Markröhre ragen. Die Maitriebe bleiben verkürzt, zum Teil nadellos und verkrümmt. Nach Henschel ist die Generation eine doppelte (Flug- zeit: April, Mai und Juni). Die Larve der 2. Generation überwintert in der Galle. Henschel fand die Art an 8 — 12jährigen Pflanzen. E. Hart ig fand eine wohl damit identische Gallmücke in den Zweigen der Gipfel SOjähriger Fichten. a b c Fig. 3to. Kiefernnadelscheiden- Gallmücke (Cecidomyia hrachyntera Schu'äg.). Deformierte Kiefern- nadeln. a gedrehtes Nadelpaar, b an der Basis durch die Galle an- geschwollenes Nadelpaar, beide in der Scheide, c aus der Scheide ge- löstes Nadelpaar, um die durch die Gallenbildung veranlaßte Ver- wachsung zu zeigen. Aus Nit sehe. ^) Auch gelegentlich auf der Badener Höhe selir intensiv auftretend. 392 II. Buch. Spezielle Forstinsektenkunde. 2. Cecidomyia piccae Henschel. Die raeimigrote Larve, meist in Mehrzahl, iu der zwiebelartig aufgetriebenen Basis der von den Knospen- schuppen umgebenen Basis der heuingen Seitentriebe besonders freistehen- der Fichten des Stangenholzes und mittleren Alters. Die Triebe brechen leicht aus und lassen die schwärz- lichen Knospenschuppenbecher frei stehen. Sitzen bleibend, werden die neuen Triebe infiziert. Diese Triebe vertrocknen zuletzt. Flug- zeit: Ende April, Mai. 3. Die Fichtensamen- Gral Imücke (Cecidomyia strobi WiiiJi.J? Die rötliche Larve lebt im Innern von Fichtensamen und Fig. 311. Cecidomyia ahietiperda Henschel. Längs- durchschnittener Fielitenzweig. a heuriger Trieb mit noch von Larven besetzten Gallen in den Knospen an seiner Basis, b vorjähriger Trieb mit bereits verlassenen Gallen. Aus Nitsche (nach R. Hartig). Fig. 312. Cecidomyia strobi Winn. ? a vier von Larven besetzte Fichtensamen, b nor- male Samen, ^/j. Aus Nitsche. bringt dieselbe zum Verkümmern. Die Gestalt der Samen ist unregel- mäßig geschrumjift und verkleinert (Fig. 312 a). In Tharand zeigten sich bis zu 15 ^/o der Samen besetzt. Zucht noch nicht geglückt. Wahrschein- lich ist die Mücke die obengenannte Art (Nitsche). C. An Lärche. Die Lärchenknospen- Gallmücke (Cecidomyia kellnert HenschelJ (Fig. 31S). Flugzeit: April, Mai. Eiablage bald nach dem Austreiben der Kurztriebnadeln an Lärchen jeden Alters, vorzugsweise in den Alpen, doch auch bei uns (Tharand, Karlsruhe, München). Die rötliche Larve gelangt in die Terminalknospe des Kurztriebs, auch in Blüten- knospen, i) auf den Grund des Vegetationskegels, liegt anfangs frei, später in besonderer linsenförmiger Larvenkammer. Anfangs Winter spinnt die Larve einen Kokon und verpuppt sich im Frühjahr. Die befallene ^) V. Tubeuf, Neuere Beobachtungen über die Cecidomjäa-Galle der Lärcheu- kurztriebe: Forstl.-uaturw. Zeitschrift 1897. S. 224. IV. Teil. Die Zweiflüg-ler. 393 Knospe schwillt bis August mächtig au und treibt die Nadeln flach strahlen- förmig auseinander (Fig. 313 b). Die Knospe scheidet Harz aus, welches anfangs durchsichtig ist und daher die braunen Deckschuppen durchsehen läßt, später aber weiß ki-ümelig undurchsichtig wird. Die meisten Knospen sterben ab und hinterlassen nach Öffnung der Knospenschuppen schwarze Becher. An einzelnen Kurztrieben- treiben die befallenen Knospen dürftig aus, werden im nächsten Jahr wieder befallen und lassen alsdann häßliche bis 3 cm lange Stummeln entstehen. Die forstliche Bedeutung ist Fig. 313. Lärchenknospen-Gallmücke (Ceciäomyia Tcellneri Henschel). A Zweig mit einem normalen (a) und einem besetzten (b) Kurztrieb. B und C Lärchenzweige zur Zeit des Nadelausbruchs, c kurze Gallen, d auf älteren Kurztrieben befindliche Gallen, e normale Nadelbüschel. D Längsschnitt durch eine Galle mit Larve. Aus Nitsche. Öfters nicht unerheblich, wenn einzelne Äste, Kurztrieb für Kurztrieb, be- fallen sind und infolgedessen absterben, insbesondere schädlich in den Alpen, wo die Spezies sehr häufig ist (Tarasp). Gegenmittel aussichtslos. n. All Wacholder.'^) Cecidotnyia juniperina Z,.^) Larve in den Triebspitzen, die hierdurch zu 4 — 6 nadeligeu Rosetten-Gallen werden (die sog. Kickbeeren). Cec. jtmiperiana IVtnn.^) erzeugt an den Spitzen der Wacholderzweige knospenförmige Gallen, die aus 3 deformierten, zusammengewachsenen Gipfelnadeln gebildet sind. ^) A"u Taxus erzeugt Ceciäomyia taxi eine Chermesgallen-ähnliche Bildung am Triebende. -) Kaiteubach, Die Pfianzenfeinde, 1874, S. 682. 394 IL Buch. Spezielle Forstiusektenkunde. § 2. Familie Riesenschnaken (Tipulidae).i) Die hierher gehörigen Mücken sind durch ilire beträchtliche Größe, die langen Fühler und Beine und durch das längliche Tasterendglied ge- kennzeichnet. Sie sind in ihrem Typ gleichsam Eiesenstechmücken. Ihre schmutzig-graubraunen Larven sind langgestreckt, mit kleiner Kieferkapsel und kräftigen Oberkiefern, mit breitem,- durch Fortsätze und ein Luftlöcher- paar ausgestatteten Hinterleibsende. Sie leben in der Bodendecke und im Mulm von verwesenden Pflanzenteilen, gehen aber auch nagend an lebende zarte Pflanzenteile, an Stengel und Wurzeln und können dadurch in der Landwirtschaft (Gras, Getreide, Gemüse) und Forstwirtschaft (Nadel holz Sämlinge) erheblichen Schaden anrichten. I. An Nadelholzsäinlingen. 1. Die f/elbbindif/e Riesenschnahe (Tipula crocafa L.) (Fig. 314). $ bis 18 mm lang. Hinterleib schwarz, vorn mit 3 safrangelben Quer- binden. Larve grüngrau, etwa 25 mm lang, ihr Hinterende mit 6 die bei- den Stigmen sternförmig umstehenden Zapfen ohne Chitinhörner. Die Larve schadete (Braun- schweiger Forstgarten) im Frühjahr nächtlich durch Abnagen der Einde vorjähriger Saatpflänzchen der Balsamtanne und Lärche oberhalb und unterhalb der Bodenfläche. Die wie geringelt erscheinenden Pflanzen gingen zugrunde. Eine ganz ähnliche Beschädigung zeigte sich an Fichten anfangs der 1880 er Jahre im südlichen Schwarz- wald (St. Blasien). Auch Abbeißen und Abknicken von Fichtensämlingen wurde der Tip. crocata Z,., wenn auch ohne sicheren Nachweis, zur Last gelegt. Noch andere Tipula-AxtQU stehen im Vei'dacht, ähnlich geschädigt zu haben. 2) Tip. ßavolineata Meig. (Hinterleib grau mit blaßgelbem Mittelstreif). Tip. melanoceros Schumni. wurde von Nitsche (in einem Exemplar) aus Lavven erzogen, deren Hinterende durch 4 gemskrikelartige Chitin- ') Beling, Beitrag zur Naturgesch. verschied. Arten aus der Familie der Tipuliden; Verhaudl. der zool. bot. Gesellsch., Wien, XXIII, S. 575; XXVIII, S. 21; XXXVI, S. 171. 2) Siehe auch Eckstein, Ztschr. f. Forst- und Jagdw. 1904, S. 364. Fig. 314. Tipula crocota L. A ^, B Larve, C Puppe, D (vergr.) Hinterende der Larve. Aus Nitsche. IV. Teil. Die Zweiflüi-ler. 395 hi3ruei' vou der crocata-havve unterschieden war, und welche heurige Kiefernsämlinge unterhalb des Nadelansatzes dui'chbissen und die Wurzeln wohl aufgefressen hatten. II. An Weidensetzliugen. Die Larven nagen ^) nächtlich im April, Mai ober- und unterhalb der Erde die aus den Setzlingen hervorbrechenden Schößlinge ab. An einem Setzling fanden sich bis 17 Larven; bei feuchtem und dunklem Wetter wandern sie über der Erde, sonst unter der Erde. Die schädigende Ai't ist noch nicht sicher erkannt und nur mutmaßend als Tiptila pra- tensis L. angesprochen worden. Kapitel 2. Unterordnung. Kurzfühlerige Muniienpupper (Tanystoniata). Einiges forstliches Interesse besitzt hier die Familie der Eaubf liegen (Asiliden), meist größere, behaarte, in der Körpergestalt in der Mitte stehende Formen mit kugelig vorgequollenen Augen. Die Larven einzelner Arten bohren sich unter der Erde und unter Rinde in andere lebende Insektenlarven; ihre Imagines fallen räuberisch über andere Insekten her (Gattungen AsiUis, Laphi'ia). Zu den Tanystomeu zählen auch die lästigen Bremsen (Tabanidae). Kapitel 3. Unterordnung. Kurzfühlerige Tönnchenpupper (Muscaria). § I. Familie Schweb- oder Schwirrfliegen (Syrphidae). Die Gattung Siirphiis enthält zahlreiche Arten mit bald breitem, bald schmalem, meist gelbgebändertem flachem Hinterleib und sehr großen, beim cT zusammenstoßenden Augen. Die Fliegen leben auf Blumen und ..schweben"' in der Luft. Die Larven bewegen sich blutegelartig, sind läng- lich-kegelförmig, meist grünlich, öfters bunt, mit spießartigem Kopfe (Fig. 315). Sie erbeuten insbesondere Blattläuse, die sie aufspießen, den Kopf alsdann mit der Beute in die Brutringe ein- ziehen und aussaugen. Sehr räuberisch in Blattlauskolonien und dadurch nütz- lich. Tonne keulenförmig, mit dem dünnen Ende an Pflanzen befestigt. Syrphus seleniticus Meig. z. B. in den Kolonien von Chermes piceae Rtzb. an Tannenrinde. Fig. 315. Eine Schwebfliege (Syrphus). Auf dem Blatt die Fliege und das verlassene Puppentönnchen, unten die Larve. Aus Henschel. 1) Krähe, Lehrb. der Korbweidenkultur; 4. Aufl., 1886, S. 197. 396 II. Buch. Spezielle Forstinsektenkunde. § 2. Familie Eumyidae (Muscidae). Die große Familie der Eumyiden, die im Gegensatz zu den Sj-r- phiden sämtlich eine Stirnspalte besitzen, zerfallen in zahlreiche Unter- familien, von denen drei forstlich, und zwar zwei als sehr nützlich, in Be- tracht kommen. Nur eine enthält land- und forstwirtschaftliche Schädlinge. I. Unterfamilie Blumeufliegen (Anthomyidae). Mit Flügelschuppe, ohne Spitzenquerader (Querader von Längsader 4 zu Ader 3) (Fig. 316 Sp. Qu. ad.). Stirn des cT sehr schmal. Im ganzen der Stubenfliege ähnlich. Larven in faulenden Substanzen, doch auch in lebenden Pflanzen (Wurzeln, Knollen, Blättern). Die rotköpfige Blumenfliege (Anthornyia rußceps Meig.) ist bis jetzt der einzige bekannt gewordene forstliche Schädling. Flugzeit: Juli. Larve benagt im Boden, 3 — 4 cm tief liegend, Samen und Keimpflanzen, Sjs.öu.aSH %. öu..a ^ Flügel desselben, C junger Buchenzweig mit aufgesprungener Rinde, D Querschnitt dui'ch den- selben, um das wuchernde Gallengewebe zu zeigen, E Querschnitt durch einen Zweig mit vorjähriger Galle, a Längsrisse der Rinde, b vorjährige Galle durch geschwärzte Rinde bedeckt, c neue Gallenbildung. Aus Nitsche. (B nach Altum, A, C, D, E nach Rob. Hartig.) holung Sterben die Äste und die Spitzen der Stämmchen ab. Öfters in Gemeinschaft mit dem Buchenkrebspilz (Nectria ditissima TuL). Gegen- mittel: Anstrich mit Raupenleim, Erdöl-Schmierseifemischung. b) An Eiche. Zwei Arten, 4 — 6 mm lang, die einen Rüssel von 3faclier Körperläuge erreichen können. Lachnus quercus L. und longirostris Altiuu leben in Eindenspalteu mittlerer Eichen {longirostris auch an Birken, Pappeln, Weiden, Ahorn) und ziehen hier insbesondere Formica (Lasius) fiiliginosa Latr. an sich heran, die sich alsdann besonders an Wurzelausläufern ansiedelt und, die ßinde unterhöhlend, Schaden anrichten soll. Eine dritte Art, Lachnvs roboris L., 3—1 mm lang, schwarz glänzend, lebt gesellig in den Achseln alter Äste der Eiche. III. Unterfamilie Schizoiieiiriiiae. Die stets einfach gegabelte 3. Schrägader kennzeichnet morpho- logisch die meisten der hierher gehörigen Geflügelten. Durch ver- 408 IL Buch. Spezielle Forstiusektcukiiude. mehrte Wachsausscheidung und vor allem durch Gestalts- und Größen- unterschiede der einzelnen Generationen weichen die Schizoneurinen von Aphis und Lackniis ab und bilden Anschlüsse an die Pemphiginen. A. Schizoneurinen an Nadelholz. Die Weißtannentrieblaus,^) Schizoneura (3Iiticlarus) abie- tina Koch. Die Geflügelte kennzeichnet sich durch das Fehlen jeglicher Wachsausscheidung, sowie durch grünen, schwärzlich quer- gebänderten Hinterleibsrücken (Fig. 325). Eiablage im Juni an die frischen Triebe, besonders an die Endknospen und an die Triebachse. Das längliche Ei ist durch den Silberglanz seiner Schale kenntlich. Dem Ei entschlüpft im April, Mai eine Larve, welche nach 3 Häutungen zur erwachsenen Fundatrix wird (Fig. 324). J Diese i. Generation, gelblich-grün und un- Fig. 324. Tanuentrieblaus (Schizoneura ahietina Koch). Uno;efliigeltes partlie- nogenisches § der 1. C4eiipration (Fun- datrix), im Innern sind noch 6 Junge erkennbar, die Mehrzahl ist sclion abgelegt. ^^ ,. Origiunlpliotographie. Fig. 325. Tannentrieblaus (Schizoneur.A ahietina Koch). Geflügeltes parthenogenisches 9 ^^^' '^- Generation (Sexupara). ^/,. Originalphotographie. geflügelt, saugt versteckt und ohne viel Wolle an den zarten Teilen des Maitriebes, anfangs gern unter den Knospenschuppen des vor- brechenden Triebes versteckt. Sie erzeugt lebendig gebärend die 2. Generation der Geflügelten oder Sexupara, diese ebenso die cfcf und 99 der 3. oder Sexual es- Generation. Die 2. Gene- ration scheidet in der Jugend enorme Massen von bläulich- weißer Wolle ab, in welcher die Exkrementtropfen, Gummikugeln ') Nüßliu, Über eine Weißtanuentrieblaus (Mindants abietiniis Koch)\ Allgem. Forst- und Jagdztg. 1899. Derselbe, Über das Auftreten der Weißtauuen- trieblaus; Allgem. Forst- und Jagdztg. 1904. V. Teil. Die Sclniabelkerfe. 409 ähnlich, sich anhäufen. Die Gefkigelte selbst ist ganz ohne Wolle und fliegt von Trieb zu Trieb, von Tanne zu Tanne. Das be- gattete 9 legt wenige Eier, deren Schale es mit Wachsfäden bedeckt und dadurch silberig macht. Durch das Saugen der Läuse werden die zarten Triebe deformiert, die Nadeln verkrümmt und stellenweise mit der Unterseite nach oben gekehrt (Fig. 326). Fig. 326. Tanneutrieblaus. Deforniierung der Maitriebe. Gewöhnliche Schädigung; Triebe und Eadknospen sind erhalten, erstere verkürzt, die Nadeln zum Teil verki-ümmt, deren Unterseiten nach oben gewendet, wodurch die Maitriebe einen hellgraugrünen Schimmer erhalten. Originalphotographie. Diese Umkehrung ist ein charakteristisches Kennzeichen und verleiht den befallenen Trieben eine graue Färbung. Je nach dem Zeit- punkt und der Stärke des Angriffes kann nur leichte Deformierung (Fig. 326) an der Triebspitze oder als äußerstes Extrem völlige Ver- nichtung der Maitriebe erfolgen (Fig. 327). In letzterem Falle röten sich die Triebe und die Tannen sehen wie erfroren aus. Die Laus kann alsdann Wachstumsstörungen und Zuwachsverluste herbeiführen. 410 II. Buch. .'Spezielle Forstinsckteukuude. Eine verwandte Art, Schizoneura (Mindarus) obliqiia Chldky., lebt äluilich auftretend an der ainerikanisclieu Picea alba. B. Scliizoiieuriucu an Lanbhoh. a) An rime. Die Ulme beherberg-t mehrere Blattläuse, darunter 2 Schizoueuriuen. Der erzeugte Schaden ist jedoch nicht eiheblich. 1. Die Beutelgallen-Ulraenblattlaus (Schizoneura lanuginosa Htg.) (Fig. 328 B). Die fertige Galle stellt bis kartoffelgroße, hohle, zeit- weise geschlossene Beutel von höckeriger Oberfläche dar. Sie entstehen durch Einkrüm- mung und Zusammenwachsen der jugendlichen Blättcheu einer Knospe. Die Fundatrix belegt im Frühjahr die Endknospe eines Seitentriebes, insbesondere au struppigen, freistehenden, strauchartigen Feldulmeu. In den Galleu lebt die Nach- kommenschaft und fiudeu sich große gummiartige Exkremen- tanhäufungen. 2. Die Blattrollen- Ulm enblattl aus (Scliizo- neuva iilmi L.) (Fig. 328 A). Die Fundatrix saugt im Früh- jahr am Rande junger Ulmen- blätter auf deren Unterseite und legt daselbst ihre alsbald saugenden Jungen ab. Die Folge ist Umrollung des Blatt- randes und späteres Verfärben und Vertrocknen. 3. Die Hahncnkamm-Ulmenblattlaus (Schizoneura cotnpressa Koch) erzeugt an Blatt rippen stehende weiße, behaarte, Hahnen- kamm-ähnliche, seitlich zusammengedrückte Gallen. (Besonders an Flatter- ulme.) b) An Linde. Schizoneura re'amiuiri Kltb. erzeugt an jungen Trieben, insbesondere an Stammschosseu der Tilia parvifolia, im Mai, Juni durch massenhaftes Saugen eine spiralige Drehung des Triebes. c) Au Aspe (und anderen Pappeln). Schizoneura tremulae Geer lebt in großen Gesellschaften saugend Juli, August an der Spitze saftiger Triebe. Die Triebspitzen werden da- durch zu Nestern zusammen cezoeen. Fig. 327. Tannentrieblaus. Deformierte Maitriebe. Intensivster Schädigungsgrad. Triebe völlig zerstört und abgewelkt. Verkl. Originalphotograpliie. V. Teil. Die Schuahelkerfe. 411 Zu den Scliizoiieiiiidcu geliürt auch die gefährliche Blutlaus Schizo- neura lanigera Hatism.,, welche die Apfelbäume schwer heimsucht und krehs- artiffe Wucheniugen an Stammteilen verursacht. '^'fff^\ C B Fig. 328. Dreierlei UlmeDgallen. A Blattrand galle von Schizoneura ulmi L., B 3 behaarte Beutelgalleu von Schiz. lanuginosa Htg. am Ende eines Seitentriebs, C Glatte Tascliengallen von Pemphigus ulmi Geer. auf der Blattoberseite. Etwa Vi- Aus Nitsche. IV. Unterfamilie Pemphiginae. Die Pemphiginen sind morphologisch, insbesondere durch die un- gegabelte 3. Schrägader (Fig. 329 D) der Vorderflügel ausgezeichnet. Sie haben meist reiche Wollabsonderung und eine sehr verwickelte Fort- pflanzungsbiologie, wobei Wanderung auf Zwischenpflanzeu und zwerghafte Geschlechtsgenerationen vorkommen können. A. Pemphiginen an Nadelholz. Bis jetzt nur eine, aber wichtige Art: Die Tannenwurzellaus,^) Pemphigus (Holzneria) poschin- geri Holzner. An den Wurzeln der Weißtanne, Balsamtanne, Pechtanne, der Abies fraseri Lindl., nicht aber, wie es scheint, der Nordmannstanne, lebt eine bis 2,5 mm lange, schmutzig-weißliche, mit schneeweißen, bürstenartigen, oft gekrümmten Wachsausscheidungen (Fig. 329 A) versehene ungeflügelte Laus, welche parthenogenetisch vom Frühjahr bis Herbst, in milden Wintern auch über Winter Junge gebärt. Die frischgeborenen sind schlank, Rüssel und Hinterbeine ') Nüßlin, Die Taunenwurzellaus; Allg. Forst- uud Jagdztg. 1899, S. 4C2. 412 II. Buch. Spezielle Forstiusekteukimde. überragen die zapfenartige Hinterleibsspitze (Fig. 329 C). Dieses erste Stadium trägt nur 4gliedrige Fühler, ist sehr beweglich, kommt gelegentlich auch über die Erde. Bald saugt es sich an Wurzeln fest, wird nach jeder Häutung plumper, bekommt zuerst 5, dann ögliedrige Fühler und verbleibt träge saugend unter der Erde. Erwachsen gebärt die Laus etwa 30 Junge, welche sich wie ihre Mutter weiter entwickeln. So folgen zahlreiche parthenogenetische, unterirdisch lebende Generationen aufeinander. Im Oktober wird ein Teil dieser Läuse zu Geflügelten, die eine gewaltige Wollauscheidung zeigen, gelblich-grün gefärbt sind und über die Erde kommen. Diese sexupare 2. Generation erzeugt lebendig gebärend die cTcT und $9 der 3., oder Sexuales-Generation, jede Sepupare etwa 5 Sexuales. Das cT ist Fig. 329, Tannenwiirzellaus (Pemphigus poschingeri Holzner). A erwachsenes ungefl. partlien. 9 der ersten Generation (fundatri.x) mit den Waclisausschwitzungen, B dessen FüMer. C ganz junges Exemplar desselben (vor der 1. Häutung), D Flügel der 2. (sexuparen) Generation, x hervorragender Schnabel. Aus Nitsche (A nach Boas, B— D nach Holzner). nur 0,8, das $ i mm lang, beide sind innerlich rückgebildet; das gelbliche $ legt ein einziges, 0,4 mm langes, längliches Ei mit gelb- brauner Schale ab, dessen weiteres Schicksal noch unbekannt ist. Die Tannen würz eil aus ist an verschiedenen Stellen, ins- besondere in Pflanzenschulen erheblich schädigend aufgetreten. Das Saugen der Läuse und ihre Ausscheidungen lassen die stark befallenen Wurzelstellen etwas abgeplattet verbreitert, öfters teils geschwärzt, teils bläulich bereift erscheinen. Die Pflanzen, und zwar auch ältere, ca. 8jährige, zeigen ein kränkelndes Aussehen, verkürzte Triebe, später von der Spitze aus vergilbende Nadeln und gehen zuletzt zugrunde. Die Laus scheint ziemlich primär zu sein; sehr kränkelnde Pflanzen werden meist verlassen; sie geht langsam von Pflanze zu Pflanze, die Pflanzen sterben langsam ab. V. Teil. Die Schnabelkerfe. 413 Gegenmittel: Zeitiges Ausziehen und Vernichten aller be- fallenen Pflanzen. B. Pemphiginen des Laubholzes. Zahlreiche, aber meist unwiclitige Arten. a) An Ulme. 1. Die Blattgallen - Ulmenblattlaus, Peniphigus (Tetra- neuraj^) iihiii Geer {Y\g. 328 C). Die junge Fundatrix saugt sich an der Unterseite der jungen Blätter der Feldulme zwischen zwei Rippen fest. Das sich entwickelnde Blattgewebe stülpt sich über der Mutterlaus nach oben, so daß auf der Oberseite des Blattes allmählich eine gestielte, bis bohnen- große, glatte, grüne, später rötlich-braune Galle entsteht, die, zeitweise völlig geschlossen, die Mutterlaus und ihre Nachkommen enthält und sich später an der Basis öffnet. Die 2. Generation wird zur Geflügelten, welche die Ulme verläßt, um, auf Gräser überfliegend, ihre Nachkommen (3. Generation) an Graswurzeln (besonders an Mais) unterzubringen. Hier entsteht eine 4. geflügelte Generation, welche zur Ulme zurückkehrt und die 5. Generation der Geschlechtstiere er- zeugt. Der Zyklus hat also 5 Generationen, welche ganz ähnlich wie bei Chermes alternieren. Oft in großer Menge an Ulmenblättern vorhanden, so daß die Zweige sich beugen und der Wuchs gefährdet werden kann. 2. Die haargallige Ulmenblattlaus, P. {Teti'anenra)'^)alba Rtsb., lebt in behaarten, haselnußgroßen, an der Basis der Ulmenblätter an der Mittelrippe stehenden Gallen. 3. P. (Tetraueuva) rubra J. Lcht.^ in kleinen roten unebenen be- haarten Blattgallen. b) An Esche. 1. Die Blattnest-Eschenblattlaus (Pemphigus nidificus F. Low.), lebt auf der Unterseite der Eschenblätter an den hängenden Zweig- enden. Die Blätter krümmen sich ein, wodurch nestartige Bildungen an den Zweigspitzen entstehen (Fig. 330). In großen Mengen und fast alljährlich vorkommend.-) Besonders an jüngeren Eschen in bezug auf den Wuchs nicht unschädlich. 2. Die Esche nzweigblattla US (Pemphigus bumeliae Schrank. J, lebt an Zweigen der Esche, besonders au vorjährigen. Bei den Geflügelten ent- springen die Schrägaderu der Hiuterflügel nicht aus einem Punkte [Tetranetira- Charakter). ^) Bei der Gattung Tetraneura entspringen die beiden Schrägadern der Hinterflügel fern voneinander aus der Läugsader (Fig. 322 K). -) Auch in der Karlsruher Umgebung eine jährlich wiederkehrende sehr verbreitete Erscheinunsr. 414 IL Buch. Spezielle Forstinsektenkunde. c) An Pappeln (besonders au Schwarzpappel uud Pj'raraidenpappel). Nitsche (S. 1209) zählt nachfolgende Arten') auf: F. pyriformis L. als Erzeuger birnförmiger Anschwellungen der Blattstiele dicht unterhalb tles unveränderten Blattes: 2*. spirothecae Pass. wwA. P. protospirae J. Lcht. als Erzeuger spiralig gedrehter Anschwellungen des Blattstieles; P. marsiipialis Koch, als Erzeuger langer, rötlicher Blattgallen längs der Oberseite der Mittel- rippe; P, affinis Kltb. als Erzeuger schotcnartiger Zusammeufaltungen der Fig. 330. Blattnest-Eöchenblattlaus (Pemphigus nidificus F. Low.). Ein Blattnest. Aus Nitsche. (Original.) ganzen Blätter; P. vesicariiis Pass. als Erzeuger großer, verästelter Blasen an den Seiteuknospeu der Triebe und P. biirsarius L. als Erzeuger von Kindengalien an Blattstielen und Zweigen. Keine von wesentlicher Bedeutung. § 3. Familie Afterblattläuse (Phylloxeridae).-) Die Afterblattläuse kennzeichnen sich durch kleine, gedrungene Gestalt, durch kurze Fühler, die bei den ungeflügelten, partheno- genetischen Weibchen Sgliedrig, bei den Geschlechtstieren 4, bei den Geflügelten ögliedrig, immer aber kurz sind. Ebenso die Beine kurz. 1) Siehe Lichtensteiu J. Les Pucerous; Monographie des Aphidiens I, Genera 1885. Mit farbigen Abbildungen der Pappelpemphigiden. 2) Dreyfuß, Über Phylloxerinen. AViesbaden 1889. V. Teil. Die SL'lmal)elkei-fL'. 415 Alle Cxenerationeu ausschließlich ovipar. Die Vorderflügel der Ge- flügelten stets mit 8 einfachen Schrägadern (Fig. o31D). Nur zwei Gattungen: Cheniics und Phylloxera. fr ^ f Fig. 331. Gattung Chennes. Die Haupttypen der verschiedenen Generationen in gleicher Vergr. ; B ungefl. parthen. 1. Generation (fundatri.^) von Ch. aUetis L., rechts vor der ersten Häutung (Überwinterungsstadium), links nach der 3. Häutung (Eierlegeriu im Frühjahr); C gestielte Eier derselben; D gefl. parthen. 2. Generation (Gallenbewohnerin) von Ch. ahietis L., unten links Larve (etwa nach der l. Häutung), rechts Nymphe (nach der 3. Häutung) (Flügelstummeln), oben Geflügelte (nach der 4. Häutung); A (^ und § der 5. Generation der Sexuales von Ch. coccineus Chloky. Aus Nitsche. I. Gattung Chennes.^) Auf Nadelholz beschränkt; ihre parthenogenetischen $9 haben meist deutliche Chitinplatteu und Wachsausscheidung, ihre cfcT und 99 ausgebildete Mundteile und Darm, sowie 4gliedrige Fühler; ihre Geflügelten legen die Flügel dachförmig und haben ögliedrige Fühler. Ihre Normalbiologie zeigt 5 Genei'ationen und Wirtswechsel. Die Haupt- wirtspflauze ist stets eine Fichte. Auf ihr erzeugt die aus dem befruchteten Ei hervorgehende 1. Generation (Fundatrix) eine Galle, auf ihr ent- wickelt sich in dieser Galle als 2. Generation die geflügelte Gallenlaus (Migrans alata), zu ihr kehrt die geflügelte Sexupara, die 4. Ge- neration des Zyklus, zurück, auf ihr lebt die 5. Generation der Sexuales (cTcT und 99) und auf ihr wird endlich auch das befruchtete Ei abgelegt. Allen anderen Nadelhölzern, den Kiefern, den Lärchen und den Tannen, welche als „Zwischenkoniferen" C//6'r;//^5-Läuse beherbergen, M Cholodkovsk}', Beiträge zu einer ]\Iouograpliie der Kouifereuläuse; Horae societatis eutomologicae Eossicae T. XXX uud XXXI, Petersburg 1895 und 1896. 416 II. Buch. Spezielle Forstinsektenkunde. gehört nur eine Generation, die 3. oder die e migrans -Generation (und bei einzelnen Arten deren Wiederholungen, die exul ans -Generationen) ausschließlich an. Die beiden geflügelten Generationen des Zyklus: die Migrans alata und die Sexupara leben nur insoweit auf der „Zwischen- konifere", als die erstere den Hintransport der Spezies durch Ablage der Eier für die emigrans bewirkt, die letztere ihre erste Entwickelung auf der Zwischenkonifere durchmacht, um alsdann auf die Fichte zurückzukehren. Bei einer Chermes-kxt haben wir also normal fünferlei Generationen, die auch morphologisch verschieden sind. Die 1. Generation (fitndafrix) ist ein parthenogenetisches 9, un- geflügelt, mit 3 gliedrigen Fühlern, ausschließlich auf der Fichte lebend und die Galle erzeugend; die 2. Generation (migrans alata) wird nach der 4. Häutung geflügelt, bekommt alsdann 5gliedrige Fühler, zusammengesetzte Augen und 3 Nebenaugen, sie entwickelt sich in der Galle auf der Fichte und fliegt dann normal auf die Zwischenkonifere, um dort ihre Eier auf Nadeln abzulegen; die aus diesen Eiern entstehende 3. Generation (emigrans) ähnelt ihrer großmütterlichen, der fundatrix, und bleibt auf der Zwischenkonifere, um dort zu überwintern und im Frühjahr Eier abzulegen, aus denen entweder wieder ihresgleichen entstellt (exul ans) oder die 4. Generation (sexupara), die in jeder Beziehung ihrer großmütterlichen Generation, der migrans alata, gleicht, nur kleiner bleibt, daher weniger fruchtbar ist und, von Anfang an freilebend, in den ersten Häutungs- stadien von jener etwas abweicht. Sie lebt und entwickelt sich auf den N a d e 1 n der Zwischenkonifere und fliegt auf die Fichte zurück, wo sie auf Nadeln ihre Eier ablegt, aus denen die zweierlei Formen der 5. Generation (Sexuales), die schlankeren cfcf nnd die plumperen $9 hervorgehen. Beide bleiben kleiner, ohne zwerghaft zu werden, und haben 4gliedrige Fühler. Das begattete 9 legt im Hochsommer auf der Fichte ein einziges befruchtetes Ei ab, aus welchem die überwinternde Fundatrix hervorgeht. Der öteilige Zyklus braucht daher 2 Jahre und zweierlei Nadelhölzer zu seinem Abschluß. Nach dem Gesagten treten im Chennes-ZyWxi^ nur dreierlei Haupt- formen auf: parthenogetische Ungeflügelte, parthenogenetische Geflügelte und die Geschlechtstiere, cf und 9. In Wirklichkeit vermehi-t sich jedoch die Zahl, da jede dieser Formen in den 3—4 Häutungsstadien mehr weniger verschieden gestaltet ist. Ganz besonders wechselt die Gestalt zwischen dem ersten und dem letzten Stadium der parthenogenetischen geflügelten Migrans alata (Fig. 331 D). Zur sicheren Unterscheidung der einzelnen Chermes-Arten werden Charaktere der Geflügelten und des ersten Stadiums der fundatrix, sowie emigrans zugrunde gelegt, insbesondere die Fühler der Geflügelten und die Chitinplatten der Ungeflügelten. Auch die Form der Galle und die Wollausscheidungen sind zum Teil sehr V. Teil. Die Schnabelkerfe. 417 charakteristisch, weniger die Farbe der Eier, der fundatrix und der Geflügelten. Aus der Biologie ist hervorzuheben, dal] die Gallenbildung durch das Saugen der wachsenden Fundatrix zur Zeit der Knospenent- ---v^.V-.^^^^" p ^^j^Cv ^i ä ^^ ^^7, Fig. 332. A Gipfeltrieb einer jungen Fichte mit 3 großen und einer kleinen Galle von Ch. abietis Klth. (oder viridis Rtzh.). 'j^. B halbschematisclier Längsschnitt dm-ch eine Galle. C D E allmähliche Umwandlung einer Nadelanlage in eine Gallenschuppe, a b c d freier (Ofinungs-) Rand der Schuppe, aefd dauernde Verwachsungsränder, t" u. G Schemas der Verbindiing der Gallenschuppen. K einzelne Gallenschuppe mit unverändert erhaltener Nadelspitze. Aus Nitsche (C u. D nach Frank). Wickelung eingeleitet wird. Die Galle ist stets eine Knosp engalle, die Fundatrix setzt sich entweder nahe der Basis der Knospe oder in einiger Entfernung von derselben zum Saugen an. Die Umwandlung der Knospe zur Galle beruht auf einer basalen, schuppenförmigen Verbreiterung der jungen Nadelanlagen (Fig. 332 C, D, E). Bald verbreitert sich von da aus fast die ganze Nadel, bald ragen noch unveränderte grüne Spitzenteile Nüßlin, Leitfaden der Forstinsektenkunde. 27 418 II- Buch. Spezielle Forstlusektenkuude. der Nadeln über die verfärbte Schuppe hinaus (Fig. 332 H u. 334). Bald werden im raschen Tempo die Nadeln der ganzen Knospe schuppenartig umgewandelt (Fig. 336), bald ragt ein unveränderter, normal sich ent- wickelnder Spitzenteil der Knospe als Trieb oder Schopf über die Galle hinaus (Fig. 334). Bald geschieht die schuppige Umwandlung ringsum, bald nur einseitig. Bald erfolgt die Umwandlung in so raschem Tempo, daß die Triebachse äußerst verkürzt bleibt (Fig. 336), bald verlängert sich die Knospenachse und die Galle wird gelockert und triebartig mehr weniger gestreckt (Fig. 337 u. 338). Stets schließt sich die schuppenartige Ver- breiterung der Nadel, sei es nach dem Trieb, sei es nach den benach- barten Nadeln zu, ab, so daß je eine völlig isolierte Gallenkammer in jeder Nadelachsel zur Entstehung kommt. Diese Gallenkammern entstehen unter der saugenden Mitwirkung der Nachkommen der Fundatrix. Letztere war im ersten Frühjahr rasch herangewachsen, legte alsbald zahlreiche Eier, deren ausgeschlüpfte Jungen sofort in die Achseln der sich eben schuppen- artig entwickelnden Knospennadeln kriechen, bald eine, bald mehrere Jungläuse pro Nadel. Die Galle paßt sich jetzt gleichsam den Jungläusen an, indem sie geschlossene Zellen um diese entwickelt (Fig. 332 B). Insbesondere verwachsen die Schuppenränder fest miteinander. Oft erscheinen die Verwachsungsränder rötlich gefärbt und bekommt die Galle hierdurch z. B. bei Ch. abietis Kltb. und viridis Rtzb. ein buntes Aussehen. Herangereift springt die Galle stets an diesen Verwachsungsrändern spalten- förmig auf (Fig. 332 F u. G), um die jetzt zu Nymphen gewordenen Gallen- läuse herauszulassen. Nur die Fundatrix erzeugt Gallen und nur auf der Fichte. Die der Fundatrix nahestehende Emigrans ist nicht befähigt, auf einer Zwischenkonifere Gallen hervorzurufen.^) Wohl aber können durch sie abnorme Bildungen an Nadeln, Trieben und Stammteilen hervorgerufen werden, wie insbesondere durch die Emigrans beziehungsweise Exulans von Chennes piceae Rtzb. auf Tanne und Nordmannstanne (Fig. 343). Die anderen Generationen, die Geflügelten und die Sexuales, vermögen durch ihr Saugen nur vergilbende Stellen an den Nadeln hervorzurufen. Die forstliche Bedeutung der Chermes- Arten ist keines- wegs gering. Ihre Schädigung ist nach dem Vorhergesagten von doppelter Art: I. Durch Gallenbildungen an Fichten, ganz besonders in Kulturen. Bei sehr reicher Besetzunsr können diese Gallenbildungen ') Neuestens wird solches für die emigrans von Ch. piceae Rtzb. auf der amerikanischen Tanne (Abtes tiobilis var. glauca) angegeben ; Zool. Anz. XXVI, 1903, S. 258. Es handelt sich jedoch wahrscheinlich um eine durch das Saugen hervorgerufene Deformierung der Mai triebe, die mit der Chermesgalle der Fichte nicht verelicheu werden darf. V. Teil. Die Schuabelkerfe. 419 auf Jahre hinaus das Gedeihen und den Wuchs der Pflanzen be- einträchtigen (Fig. 333). Sind die Kulturen in das jüngere Stangen- üLy Fig. 333. Mißbildungen durch Chermes abiefis Kltl., bezw. viridis Rtzh. Etwa Vz- Gipfel einer etwa 1 m hohen Fichte, an welche alle Triebe, besonders der Längstrieb durch Gallen deformiert sind. Aus Nitsche. holzalter gelangt, so nimmt die Tätigkeit und Bedeutung der Gall- erzeuger mehr und mehr ab. 2. Durch das Saugen der emigrans- beziehungsweise exiilans- Generationen an Nadeln, Trieben und älteren Stammteilen von 27* 420 II- Buch. Spezielle Forstiusekteukuude. Zwischenkoniferen. So vor allem an den Nadeln der Lärche, an den Maitrieben der Tannen und Zirbelkiefern, an den Stäm- men und Ästen der Tannen und der Weimutskiefern. Der Schaden kann hier im einzelnen noch beträchtlicher werden, als der durch die Gallenerzeuger verursachte. So z. B. bei Chernies piccae Rtzb. an Tannen. Die einzelneu Chernies- kxiQXi lassen sich wie folgt gruppieren: 1. Chemies-Arten mit vollständigem EnttviclielungszijTxlus, mit ursprünglich 5 Generationen, 2jähriger Entwickelung und Migration auf eine ZwischenJconifere. A. Die Zivischenkonifere ist eine Lärche. Dahin zählen die beiden am längsten bekannten und häufigsten Arten : 1. Chermes viridis Rtzb. (Ch. abietis L. zum Teil/ Die groß- schuppigen Gallen sind bald ringsum, bald einseitig an der Basis eines Triebes entwickelt (Fig. 334), stets mit Schopf oder unversehrtem Endtrieb, bunt dunkelgrün mit rötlich-braunen Verwachsungsrändern, sammetartig be- haart; sie werden spät, etwa Mitte Juli, reif. Fundatrix (1. Stadium) (s. Fig. 355 A) überwintert am Hals einer Fichtenknospe, von bläulich-grauem, kurzem Wachsflaum bedeckt. Auf ihren Chitinplatten stehen fast durchweg 4 gleichgroße, doppeltkonturierte Wachs- poren gruppenweise zusammen. Fundatrix breit -oval und von Anfang an dunkelgrün. Die Eier der fundatrix dunkelgrün, geflügelte Gallen- läuse rötlich oder gelb-bräunlich, ihr 3. Fühlerglied länger als das 4., die Sexuparen schmutzig-grün. Eier der Gallenläuse intensiv grün; $ gelblich- grün, cT schwefelgelb. Die jüngste Emigrans, der fundatrix ähnlich, saugt auf Nadeln, verkriecht sich zur Überwinterung in Rindenritze; die eierlegende emigrans fast ohne Poren, klein, ca. 1 mm lang, in ein weißes Wollklümpchen eingehüllt, etwa 15 intensiv grüne Eier legend. Die jungen gelblichen und hellgrünen, ganz nackten Sexuparen saugen sich in der Mitte der Lärchennadeln fest, wodurch die Nadeln sich umknicken. Chermes viridis Rtzb. ist die einzige Art, welche streng in 5 Generationen verläuft, bei welcher es keine von der emigrans- Generation abzweigende ex ul ans -Generationen gibt. 2. Chermes strobilobius Kltb. Galle kurz, zapfenartig, ohne deutliche Nadelendteile an den Zapfenschuppen, entweder ohne (Fig. 336) oder mit kleinem terminalem Nadelschopf, kahl, mit Wachsanflug, bleich- grün, gelblich oder weißlich, oft mit äußerlich saugenden Läusen bedeckt; Verwachsungsränder selten rötlich; früh, etwa Mitte Juni, reif. Fundatrix (1. Stadium) (s. Fig. 335B), auf Fichtenknospen sitzend, mit langen, lockeren und gekrümmten Wachsborsten bedeckt; die Chitinplatten V. Teil. Die Sclinabelkerfe. 421 tragen Gruppen von Waciisporeu, in welchen eine mittlere, große, doppelt- kouturierte Pore von dicht henimstehenden kleinen Poren umgeben ist. Die erwachsene Fnndatrix ist durch ihre lang herabhängende AVoile aus- gezeichnet; ihre Eier sind schmutzig -grüngelb bis grünbraun. Geflügelte Galleuläuse duukelrot, 3. und 4. Fühlerglied abgestumpft-kegelig, 4. Glied ein wenig länger als das 3. Die junge Emigraus leicht kenntlich an dem Fig. 334. Typische Gallen von Chenms abletis Klih. (bezw. vindis Rtzh.). Aus Nitsche (nach R atzeburg). Kopfschild, der durch Verwachsung sämtlicher Chitinplatten von Kopf und Prothorax entsteht. Die eierlegende emigraus sitzt au der Basis der Lärchenkurztriebe, erreicht eine bedeutende Größe, ist erzfarbig-braun, ganz ohne Wolle und legt eine große Anzahl bräunlicher Eier ab. Die jungen Sexuparen sind schwärzlich, saugen auf den jungen Lärchennadeln, knicken dieselben ebenfalls (=Eatzeburgs CJierines gcniciilaius zum Teil). Auch die 422 II. Buch. Spezielle Forstinsektenkunde. Nymphen sind schwärzlich, die geflügelten Sexuparen grünlich-braun. 99 olivengrün, die cTcT orangegelb. Die "^^ Fig. 335. Die überwinternden Fundatrices (l. Generation von der l. Häutiing) der 4. Spezies. A Chermes abietis Kltb. (bezw. viridis Rtzh.). B Ch. strohilohiiis Klth. (bezw. lapponicits Cliläky.). C Ch. coccineus Chldky. D Ch. Sibiriens Chldky. Etwa **^/i. Neben jeder Art links unten eine stärker vergrößerte einzelne Chitinplatte mit ibren typischen Charakteren. Aus Nitsche. Fig. 336. Gallen von Chermes strobilobius Kltb., bezw. lapponicus Chldky. an Fichte. Aus Nitsche. Nicht alle Nachkommen der emigrans werden zu Sexu- paren. Ein Teil bleibt ungeflügelt, ähnelt erwachsen im allgemeinen der emigrans -Mutter. Jedoch sind sie kleiner, die Drüsen- fazetten weichen etwas ab, auch scheidet die dunkelbraune Laus weiße Wolle aus, in welcher die Eier geborgen werden. Sie saugt an Lärchennadeln und knickt dieselben gleichfalls (= Chermes geniculatus Rtzb. zum Teil). Die auf die Lärche gewanderten Emi- grans-Generationen der beiden vor- stehenden Arten führten bisher mehrere Namen (Chermes laricis, geniculatus, hamadryas). V. Teil. Die Schuabelkerfc. 423 B. Die Zivischenkonifere ist eine Kiefer. 1. Chermes Sibiriens Chldky. ist eine von Cliolodkovsky im nörd- lichen Eußland entdeckte, nenerdings auch von Keller') im Hochgebirge der Schweiz (über 1600 m) gefundene Art, die da aufzutreten scheint, wo Fichte und Arve zusammen vorkommen. Die Galleu sind von den viridis- und sfrobi/obiiis-Giülen weit ab- weichend gebaut, indem hier der Trieb weniger verkürzt erscheint und die einzelnen Nadeln nur an der Basis schuppig deformiert sind (Fig. 337j. Die Galle ist übrigens sehr variabel. Die Fundatrix sitzt und saugt in einiger Entfernung von der Eudknospe an der Basis einer Xadel, in reiche Wolle ein- Fig. 337. Galle von Qhermes sihirieus Chldky. (nach Cholodkovsky). Fig. 338. Gallen von Chermes orienfalis Dreyfus. An Picea orientalis. Oi'iginalpliotographle. gehüllt, die im Frühjahr zu einer Wollkugel anschwillt. Die Chitinplatten sind mit dichtsteheuden, doppeltkoaturierteu, polygonalen Drüsenporen über- säet (^Fig. 335 D), aus denen die dichtgestellten, im Querschnitt ebenfalls polygonalen Wachsfädeu ausgeschieden werden. Die Geflügelten, die emigrans- und die Geschlechtstiere sind rote Läuse. Auch exulans- Generationen sind beobachtet worden und leben wie die emigrans und sexupara auf den Maitrieben der Arve. 2. Chermes orientalis Dreyfus steht der Sibiriens sehr nahe. Die Galle kommt auch bei uns auf der aus Kleinasicn stammenden Picea orientalis Link vor und bildet langgestreckte, oft einseitig gekrümmte, bald dichtere, ^) Neuere Beiträge zur Kenntnis der schweizerischen Forstfauua: Schweiz. Ztschr. für Forstw. 1903. 424 II. Buch. Spezielle Forstiiisekteiikuncle. bald gelockerte Formen mit grünen Nadelspitzen (Fig. 338). Die Zwischen- konifere ist nach den Erfahrungen des Verfassers die Bergkiefer. 3. Chernies pini Koch gehört nur teilweise hierher, da nur die (emi- grans-) exulaus-Generationen auf Kiefernmaitrieben, die Sexupareu und Sexuales, nicht aber die fundatrix, die Galle und Gallengeuerationen be- kannt geworden sind. Cholodkovsky ') konnte neuerdings konstatieren, daß die Sexupareu auch auf der Kiefer selbst Eier ablegten uud Nachkommen ent- wickelten. C. Die Zci'ischeukouifere ist eine Tanne. 1. Chernies cocciueiis Chldky. Bis jetzt nur aus dem Nordosten Europas durch Cholodkovsky bekannt geworden. Die Galle ist kurz zapfen- förmig, ohne Schopf, kahl und mattgrün, ohne Wachsauflug und '»'" ^t^ Amm^ ohne bunte Verwachsungsränder, « d^^fe ü^Bk- ^ stets ohne äußerlich saugende Fig. 339. Chermes piceae Etzh. Haut einer Exulans. Man erkennt die Verteilung der Chitinplatten. Zu Oberst die 2 Kopfplatten mit den Fühlern, dann die 4 Platten der Vorderbrust, dann je 6 Platten der Mittel- und Hinterbrust, darauf je 6 Platten des l.— 5. Hinterleibsegmentes, 4 Platten des 6., 2 deutliche Platten des 7. Hinterleib- segmentes. "",',. Originalphotographie. ^. «^. Fig. 340. Chermes piceae Mtzh. Erwachsene Exulans. Knospenform mit starker buckeliger Chitinisierung, wenig Drüsenplatten, daher geringer WoU- ausscheiduug. ^"U. Originalphot. Läuse (sonst wie Fig. 336). Die Fundatrix (1. Stadium) (Fig. 335 C) hat auf dem Abdomen 4 Reihen von Chitiuplatten. Die Wachsausscheidungen bilden einen 2 reihigen Rückeukamm und horizontal gestellte Bürsten au den Seiten ; zwischen der weißen Wachswolle zeigt sich die schwärzliche Haut. Die Geflügelten sind rot; ihr 3. und 4. Fühlerglied sind fast zylindrisch, das 4. Glied ist das längste. Die emigrans lebt vorzugsweise an der sibirischen Tanne, weniger au anderen Tannen. ') Aphidologische Mitteilungen; Zool. Auz. XXVI, 1903, S. 260. V. Teil. Die Scliuabelkerfe. 425 2. Die Tauueuriiulenlaus (Chemies piceac Rtzb.). Ähnlich wie bei Chermes pini Koch kennen wir in Mitteleuropa von dieser Spezies nur die (emigrans-) bezw. exulans-, die Sexupara- und die Sexuales -Generationen,^) nicht aber die Fundatrix und die Gallen- laus, ebensowenig die Galle. Bei der großen Häufigkeit der Tannen- rindenlaus muß es wahrscheinlich erscheinen, daß die letzteren in Mittel- europa-) nicht vorkommen und daß die Fortpflanzung ausschließlich parthenogeuetisch geworden ist. Die Sexuparen und Sexuales scheinen in der Rückbildung begrifien, er- scheinen auch wie bei Ch. pini nicht mehr regelmäßig. Die exulans erinnert im ersten Stadium (Fig. 339) sehr an die emigrans und funda- trix von Ch. coccineus Chldky., ist aber, wie auch die geflügelte, von dieser Spezies deutlich ver- schieden. Die exulans ist in ihren späteren Stadien sehr vari- abel nach Form und Vorkommen, bald stärker (Fig. 340), bald schwächer chitinisiert, bald mit reicherer, bald mit geringerer Wollausscheidung begabt; sie hält sich bald in massiger Wolle an älterer Tannenrinde auf (Fig. 341), bald in einzelnen Wollflaumen an den Nadeln (Fig. 342) (=funifectUS DreV- Fig. 3-tl. C/ter,»e. piceae iJ^.?,. Exulans (Rinden- \ ^ ^\^ " -^ -■ form). Ein Stücli Rinde einer älteren Weiß- fus), bald fast ohne Wolle an tanoe mit zahlreichem Besatz von Exulans jüngeren Xrieben (Fig. 343) in allen Stadien und dichter Wollausscheidung j T^ o i. L 1 Etwas verkl. Originalphotographie. und Knospen. Sehr charak- teristisch ist, daß ihre Jugend- zustände die Maitriebe oft äußerst dicht besetzt halten, und daß einzelne solcher Jugendzustände (Fig. 339) ein ganzes Jahr im ersten Stadium beharren, um dann im folgenden Frühjahre am jetzt ') Ntißlin, Die Biologie von Cliermes piceae Rtzb.; Naturw. Ztschr. für Land- n. Forstw. 1903. — Derselbe, Zur Biologie der Gattxmg Chermes Htg.\ Verhandl. d. naturw. Ver. Karlsruhe, 1903. ^) Cholodkovsky hat aus dem Kaukasus Galleu erhalten, welche viel- leicht zu piceae Rtzb. gehören. 426 II. Buch. Spezielle ForstiusekteDkuDde. vorjährigen Trieb zu massenhafter Eiablage zu schreiten (Fig. 343). Ch. piccac lebt ganz besonders an Tanne und Nordmannstanne. Sie ist vielleicht die schädlichste Cherrucs- Art, die sowohl durch Befallen der Maitriebe (Fig. 344) j unge Pflanzen, als auch durch Be- fallen der Stammrinde (Fig. 341) nach früheren Berichten jüngere und ältere Tannen zum Küm- mern und Absterben bringen kann. Im letz- teren Fall hielt die Laus vorher sehr wahrschein- lich auch die jüngeren Triebe besetzt, wie es neuerdings auch bei einer ausgedehnten Ka- lamität im Heidelberger Stadtwalde der Fall ge- wesen ist, wo zahlreiche bis 40jährige Tannen,^) die von oben bis unten Fig. 342. Chermes piceae Btzl. Exulans (Nadelform). Tannen- ,, K f^f t «zarf^n zweig mit 3 Maitriebeu, welche auf der Unterseite der "^^^^ DCSetZl waren, Nadeln Wollbüschel zeigen, deren jedes eine eierleaende CherifieS picecie Rtzb. Exulans mit samt ihren wenig zahlreichen Eiern einhüllt. r\ i f 11 "1 Etwas verkl. Originalphotographie. zum Upier gefallen Sind. 2. Chernies-Arten mit reduziertem Entivickelungszyklus, welcher nur aus den beiden Generationen der ftmdatrioc und der fjeflügelten Gallenlaus besteht, daher 1 jährig ist und rein parthenogenetisch verläuft. Hierher zählen, soweit bis jetzt bekannt geworden ist, nur 2 Formen, welche die größte Ähnlichkeit mit den auf Lärchen emig-rierenden Arten Ch. viridis Rfzb. und strobi/obius Kltb. besitzen. Cholodkovsky will neuerdings auch konstante morphologische Unterschiede'-) nachgewiesen haben und sie daher spezilisch von diesen getrennt und benannt wissen. ') Die betr. Bestände waren höchstens 40jährig (1903). '-) Was die Farbe der Eier betrifft, so ist dieselbe nicht konstant. So haben hier die aus Galleulauseiern direkt gezüchteten Fundatrices von abietis Kltb. nicht hellgelbe, sondern grüne Eier abii'elegt. V. Teil. Die Schnabelkerfe. 427 1. Chernies abietis üf//Z>.ist zunächst der Parallel- gänger von Ch. viridis Rtzb. Die Farbe der über- winterndcu Fuudatrix ist dimkelgelb, bei viridis grün, ihre Gestalt schmal oval; die Eier sind bei abietis hell- gelb/) (?) bei viridis an- fangs gelblich-grün, später dunkelgrün. Die Gallen sind von viridis-GdWtn nicht zu trennen, nur werden sie später reif, Ende Juli, Anfang August, bei viridis schon Anfang bis Mitte Juli. Die geflügelten Gallenläuse sind bei abietis anfangs hell- gelb, später dunkelgelb, bei viridis rötlich oder gelb- braun. Die a6;V//5-Geflügel- ten legen 30—60 Stück hellgelber Eier auf Fichtennadeln (Anfang August), die viridis-Ge- flügelten dagegen intensiv grüne Eier auf Lärchen- nadeln. Auch ist bei der abietis-Geüügelten das 3. Fühlerglied kürzer als das 4., bei viridis um- gekehrt. 2. Cheruies lappo- nicus Chldky. Diese tritt nach Cholodkovsky in 2 Va- rietäten auf: Ch. praecox Chldky. und tardns Drey- fus , deren Hauptunter- schied in dem Termin der Gallenentwiekelung ge- legen ist. Die praecox- Fig. 343. Teil eines vorjährigen Tannentriebes mit diclit ansitzenden Exulans - Eierlegerinneu, die in äußerst zahlreiche Eierhüschel eingehüllt sind, im Frühjahr. Vergr. ^/i. Originalphotographie. 1) Siehe Fußnote 2 S. 426. Flg. 344. Ch,:rnus inn'aeEtzh. Exulans (Trieb form). 3 Mai- triebe von Ahies nordmanniana mit deformierten Nadeln und Trieben. An den Trieben selbst sitzen zahllose Jung- läuse (meist im Stadium von der ersten Häutung). Nat. Gr. Originalphotographie. 428 II- Blich. Spezielle Forstinsektenkunde. Gallen öffnen sich wie die sti-obi/obiiis-GMen schon Mitte Juni, die tardiis- Gallen erst vom halben Juli bis in den August. Die morphologischen Unterschiede der /a/)/)o»/c2/s-Varietäten gegenüber strobilobius sind gering. Praecox stimmt in der Fühlerbilduug der Geflügelten mit strobilobius überein, indem bei beiden das 3. Glied kürzer als das 4., bei tardus dagegen das umgekehrte der Fall ist. Bei praecox und strobilobius legen die Geflügelten nur bis 20 gelbrote Eier ohne Wolle ab ; praecox auf alte Fichtennadeln, strobilobius auf Lärchennadeln; die /arf^ws-Geflügelte legt dagegen bis 30 rötliche Eier mit viel Wolle auf alte Fichtennadeln ab. In forstlicher Beziehung können wir alle 5 Formen: viridis Rtzb., abietis KItb., strobilobius Kltb., lapponiciis Chldky. var. praecox Chldky. und lapponiciis Chldky. var. tardus Dreyfiis zusammenfassen. Sie schaden alle 5 durch ihre Gallenerzeuger, die beiden ersteren außer- dem durch die auf der Lärche saugenden, die Nadeln massenhaft beschädigenden Generationen. Die viridis- und r7Z>/V//s-Gallen sind insbesondere an freien Stellen, daher auch in hohen Lagen besonders häufig. Keller fand sie in der Schweiz noch in Höhen von 1900 m massenhaft und recht schädlich; die strobilobius- und lapponicus-GaWen- erzeuger scheinen dagegen schattige Lagen vorzuziehen. 3. Cherines- Arten, die ausschliefslich auf ZtviscJienkonifereii vorkonitiien. Hierher zählt strenggenommen nur Chermes viridamts Chldky.,'^) die nur in einer einzigen und zwar geflügelten Generation im Frühjahr ander Rinde junger Lärchentriebe lebt. Die überwinternde Larve ähnelt in der Hautstruktur der viridis Rtsb., auch geflügelt erinnert sie im Fühlerbau an viridis, doch weicht die Aderung des Hinterflügels ab und ähnelt strobilobius Kltb. Die Geflügelte legt ihre dunkelgrünen Eier auf Lärchennadeln ab. Die bald auskommende Larve saugt zuerst an Nadeln, geht dann zur tber- winterung in Eiudenrisse. Die Larven und Nymphen leben in reicher Woll- ausscheidung. Einstweilen ist hierher auch Cher-nies strobi Htg. zu rechnen, eine Art, die oft in großen Massen auf der Rinde der Zweige und Stämme der Weimutskiefer in Wollausscheidungen lebt, ähnlich wie Ch. piceae Rtzb. an älterer Tannenrinde. Man kennt von ihr- nur die mutmaßliche ^.rw/a WS-Generation, die Sibiriens Chldky. nnä pini Koch Exulanten ähnelt. Die Laus ist schwarzgrün. Die ähnlichen, auch auf AVeimutskiefer vorkommenden roten Läuse werden für pini Koch gehalten. IL Gattung Phjiloxera. Auf Laubholz beschränkt. x\lle Stadien haben nur Sgliedrige Fühler. Geschlechtstiere mit rückgebildetem Darm, ohne Schnabel. ') Cholodkovskj', Über den biologischen Zyklus von Chermes viridanus Chldky., Revue russe d'Eutomol. 1902, No. 3. V. Teil. Die Sclmabelkorfe. 429 Keine deutlichen Chitinplatten, keine Wachswolle. Nur 3 Generationen ohne Migration. 1. Phylloxera qiiercus Foiisc. (cocciiica Hey den). Dreierlei Generationen: Ungefliigelte scharlachrote partheuogenetische 59, im Sommer hintereinander in größerer Zahl folgend, im Herbst geflügelte, ebenfalls scharlachrote parthenogenetische 99; die kleine nud große Eier legen, ans denen die roten (j^cT ^^^ die gelben 9 9 der zwerghaften Ge- schlechtsgeneratiou hervorgehen. Das begattete 9 l^§t ein einziges Wiuterei. Diese Art lebt von Juni bis September auf der Unterseite von Eicheublättern und erzeugt durch ihr Saugen kleine gelbliche Flecken. ()fters massenhaft auftretend, dann nicht ganz harmlos. 2. fhißlloxera corticalis Kltb. lebt an der glatten Rinde junger Eichen. Ebenfalls rot. Hierher gehört auch die Reblaus (Phylloxera vastatrix Planchon). § 4. Familie Schildläuse ^) (Coccidae). I. Allgemeiues. Nur I gliedrige, i krallige Füße. cT meist geflügelt, und zwar nur mit Vorderflügeln versehen, stets rüssellos. 9 auffallend ver- schieden vom cf, stets ungeflügelt, mit kurzem, i oder 2gliedrigem Schnabel, aber mit langen Stechborsten. Die 9 9 der verschiedenen Gattungen unter sich sehr verschieden, mehr weniger schildartig. Fortpflanzung ohne Komplikationen, durch Eier, bei einzelnen ovo- vivipar. Die indi\'iduelle Entwickelung der Schildläuse führt auf Larven zurück, die am meisten an C/?^r;;/ ^s-Larven erinnern, jedoch mehrgliedrige Fühler, dafür aber einen kürzeren, 1 — 2gliedrigen Schnabel, sow^ie 1 gliedrige und 1 krallige Füße besitzen (Fig. 345 A). Von dieser Larvenform aus entwickelten sich cf und 9 nach so verschiedenen Eichtungen, wie solches bei keiner anderen Pflanzenlaus, ja bei nur wenigen Insekten der Fall ist. Das 9 bleibt immer mehr larvenartig, erfährt keinerlei höhere Bildung, w'eder der Gliedmaßen, noch der Fühler und Augen und bleibt stets-) ungeflügelt, ja dasselbe verliert bei manchen Gattungen Beine, Fühler und Augen mehr oder weniger vollständig. Dafür bleibt es festgesaugt sitzen und erzeugt durch Hautaussonderungen oder Chitinverdickungen schildförmige Bildungen zur Unter- bringung und zum Schutze der Eier und Nachkommen. 1) Insbesondere: Signoret, Essai sur les Cochenilles; Aunal. d. 1. soc. entom. de France, 1868—1876. Siehe auch Reh, 111. entom. Ztschr. 1899—1903. 2) Vorausgesetzt, daß die Gattung Aleiirodes von den Cocciden ausge- schieden und denPsylliden oder Aphiden angereiht oder zu einer besonderen Familie der Pflanzenläuse erhoben wird. 430 II. Blich. Spezielle Forstiiisekteukunde. Das cf dagegen strebt in seiner Entwickelung so hoch empor, daß die sonst bei Pflanzenlänsen normale allmähliche Umbildung nicht genügt, sondern ähnlich wie bei der vollkommenen Verwandlung eine Rückbildung der Larven- orgaue und eine Neubildung- von iraagoorganen erfolgt. Die Ähnlichkeit mit der vollkommenen Verwandlung wird dadurch erhöht, daß diese Umwandlungen während eines ernährungsloseu Ruhezustandes in scheinbarem Kokon, in Wirklichkeit unter einem Schild durchgemacht werden. Dem Larvenzustand der Metabola entspräche bei der rf Schildlaus allein das 1. Stadium, in welchem die Larve Mundteile besitzt, sich ernähren und wachsen kann. Dem Puppenzustaud der Metabola entsprächen die Stadien von der 1. Häutung Fig. 34.5. A— E halbscliematisclie Dar.stelluug der Entwickelung einer ^T Sehildlaus (Gruppe Aspidiotus). A geschlechtlich noch indifferente junge Larve. B Rück- und Neubildungs- stadium. C und D weitere Entwickelung zur Nymphe. E geflügeltes (j^; a Fühler, b\ h", h' Beine, P Vorderflügel, f^ rudimentäre Hinterflügel, r penis. F rudimentäre Hinterflügel des cT Lecanium hemicryphwn Dalni. Q Kopf mit Netzaugen und Antennenanfang des (J^ MonophUlus. H Kopf mit 10 Punktaugen und Fühleranfang der Kermes-Schildlaus. J Bein der Larve von Coccus fagi Bärenspr., fem. Überschenkel, tib. Schienbein, tar. Igliedriger Fuß mit einer Klaue und 3 geknöpften Borsten. Aus Nitsche (A — E nach Witlaczil, G u. H nach Signoret). bis zur letzten, wobei jedoch die cf Schildlaus einige Häutungen durchmacht und dabei allmählich imagoähnlich wird. Die Imago ist mit meist lOgliedrigen Fühlern, mit in Haufen stehenden Punktaugen, seltener mit wirklichen Netz- augen, mit Vorderflügeln, langen Beinen, langem Penis und öfters mit Schwanz- fäden ausgestattet. Ein Schnabel fehlt dagegen völlig, die Hinterflügel sind meist als Stummeln nachweisbar. Für die Unterscheidung der forstlichen Arten soll nur auf das er- wachsene 9 Rücksicht genommen werden, welches in größter Mannig- faltigkeit Schilder bildet, deren Unterschiede auch sehr augenfällig hervortreten. Im nachfolgenden berücksichtigen wir die Klassifikation, wie sie Nitsche in seinem Lehrbuch gegeben hat, dessen Darstellung der Schildläuse ebenso original wie musterhaft ist. In bezug auf die V. Teil. Die Schnabelkcrfe. 481 Bildung der Schilder können wir zunächst 3 Kategorien unterscheiden, für welche wir mit Nitsche die Gattungen Cocciis, Aspidiotus und Lecauium festhalten (siehe Fig. 346 A — F). 1. Gattung- Coccus. Die Haut zeigt keinerlei besondere Chitin- verdickung, sie bildet entweder noch keinen eigentlichen Schild, sondern scheidet einfach lockere Wachswolle aus (A u. B, Fig. 346) (Coccus fagi Kltb. und fraxini Kltb.), oder die Wachsausscheidung wird zu einem festen Gehäuse, wobei der Körper kapselartig umfaßt wird (C, Fig. 346). Im letzteren Fall bilden sich die Beine zurück (Coccus quercicola Sign.). Der Schild ist bei Coccus stets ein reines Wachssekret. 2. Gattung Aspidiotus. Vor der i. und 2. Häutung verdickt sich das Chitin am Rücken; die abgeworfene i. und 2. Haut bildet zunächst 2 übereinanderliegende Schildplatten, dazu kommt nach der Fig. 346. Schematische Querschnitte durch den Körper verschiedener § Schildlausformen. a bedeutet jeweilig den eigentlichen Körperquerschnitt der Laus (durch Punktierung be- zeichnet). Die feinere oder dickere Umrißlinie soll den Grad der Chitinisierung der Haut wiedergeben (bei E u. F dickes dorsales Hautchitinschild), b erste, b' zweite abgeworfene Larvenhaut, c lockere WachsabsonderuDg, d feste W^aohshüUe. A, B, C verschiedene F'ormen von Coccus i. w. S. D Aspidiofus. E u. F Lecanium. Aus Nitsche. 2. Häutung eine Wachsausscheidung, die unter den Schildplatten liegt und sich nach hinten fortsetzt (D, Fig. 346). Beim cf zeigt der Schild nur die i. Larvenhaut und darunter und dahinter ein schmales kleines Wachsschild (Fig. 351 D). Der Schild ist also bei Aspidiotus eine Summierung von Larvenhaut und Wachssekret. 3. Gattung Lecanium. Hier besteht der Schild w'eder aus Wachssekreten noch aus Larvenhäuten, sondern aus einer chitinigen Verdickung der Rückenhaut des letzten geschlechtsreifen Stadiums (E u. F, Fig. 347); die Beine können erhalten bleiben oder rückgebildet werden. Dieses Chitinschild liegt an den Rändern dem Pflanzenteil an, öfters getrennt durch eine ringsum gehende, von der Bauchseite stammende Wachsausscheidung. Nach innen vom Rand ist der Wölbung des Schildes entsprechend eine Höhlung, in welcher die Eier abgelegt werden. Nach der Eiablage kann die weiche Bauch- seite völlig einschrumpfen. Durch Einkrümmung der Rückenhaut nach der Bauchseite können völlig knopfartige Schilder entstehen (Fig. 346 F). 432 IL Buch. Spezielle Forstinsektenkunde. Die forstliche Bedeutung der Schildläuse ist in einzelnen Fällen nicht unwesentlich, bei der Akazienschildlaus z. B. recht erheblich, im allgemeinen jedoch gering. Landwirtschaftlich erreichen die Schildläuse der Obstbäume und der Eebe erheblich größere Bedeutung, allen voran die San Jose- Schildlaus (Aspidiotits perniciosus Cornsf.). Nebenbei sei nochmals hervorgehoben, daß zahlreiche Schildläuse sogar hervorragend nützlich werden, wie die ameri- kanische Cochenillelaus, Coccus cacti L. (Karminfarbe) und die indische Lackschildlaus, Coccus lacca Kerr. (Schellack und rote Lackfarbe). II. Die einzelnen Arten. \. Gattung Coccus (Schema A, B und C, Fig. 346). Erwachsene 9 9 teils mit Beinen, teils beinlos. 1. Die Eschen-Wollschildlaus (Coccus [Pseudochermes] fraxini Klth.) (Schema B, Fig. 346 u. Fig. 347). Die erwachsene $ Schildlaus ist 20(7, Fig. 347. Eschen- Wollschildlaus (Coccus fraxini Klth.). A erwachsenes, noch unhefruclitetes-- 9 ; B dessen Fühler ; C UmgebuDK seiner Geschlechtsöffnung; D erwachsenes, geschlechts- reifes cf: E dessen Fühler; F eine Kolonie auf Eschenrinde in nat. Gr. Aus Nitsche. mit Beinen und 6gliedrigen Fühlern versehen und erinnert im allgemeinen an eine erwachsene Emigrans von Chermes (Fig. 347 A). Sie wird etwa 1 mm lang, ist hellrötlich und lebt in weißen, später grauen Wachsfilz- säckchen an der glatten Rinde der Esche (F). Das etwa halb so große d ist durch das Fehlen der Flügel, durch die einfachen Augen und kurzen Beine der Larve relativ ähnlich, es hat Sgliedrige, keulenförmige Fühler (D). Die Eier werden in die Säckchen abgelegt. Die Larve überwintert insbesondere an der glatten Einde junger Eschen und an Überwallungsstellen aufgeästeter- älterer Eschen. Bis jetzt nicht erheblich schädlich geworden. V. Teil. Die Schnabelkerfe. 433 2. Die Ulme n-AVü 11 Schild laus fCorcu.s ii/iiii Geoff.) ist nach AI tum an 7 — 9jährigen Ulmen in Pflanzungen verschiedener Gegenden getrofien worden. Die länglichen, braunen $ $ sind von einem weißen Wollsaum umgeben. Sie traten stellenweise so massenhaft auf, daß viele Pflanzen abstarben, cf ungeflügelt. 3. Die Buchen- Wollschildlaus (Cocciis fagi Bärenspr.) {ßchGYn^i B, Fig. 346 u. 348). 9 nur etwa 0,6 mm lang, fast kreisrund, von gelb- licher Färbung, völlig beinlos (A), in dichtem Wollüberzug, der die ganze Einde dicht bedecken, aber auch nur einzelne Flocken bilden kann. Die Einzellaus ist schwierig herauszulösen. Sie befällt Rotbuchen jeden Alters. Überwinterung wohl als Larve, cf noch unbekannt. Die forst- liche Bedeutung ist nicht unerheblich. An jungen bis etwa 30jährigen Buchen erzeugt die Laus Krebsbildungen. Unter Fig. 348. Buclien-WoUschildlaus (Coccus fagi Bärenspr.). A erwachsenes § > ^ FüMer- stummel, a Punttauge, g Geschlechtsöifnung, st^ u. st^ die beiden Stigmenpaare; B Fühler- rndimente stärker vergr. ; C Umgebung der Geschlechtsöifnung mit Haaren und "Wachsporen; D junge Larve; E zweite Larvenform im Profil. Aus Nitsche. einer Kolonie saugender Läuse bildet sich zunächst durch Zellwucherung eine pockenartige Galle, die später platzt und eine rundliche Krebsstelle von der Größe eines 1 -Markstückes hinterläßt. Infolge ausgedehnter solcher Krebswucherungen können die Stäramchen ober- halb absterben. Bei älteren Stämmen i'eagiert die vei'härtete Einde zwar nicht mehr durch Krebswucherungen, doch können bei massenhaftem Besatz auch ältere Bäume zum Absterben gebracht werden. Die Eichen-Pockenschildlaus (Coccus qiiercicola Sign. [= C. variolosus Rtzb.]) (Fig. 349 u. 350). $ erwachsen in einer Wachshülle von Schema C (Fig. 346), nach hinten mit einem kleinen stumpfen Schwänzchen, ohne Spuren von Füßen, fast kreisrund, ohne Segmentierung (Fig. 349 E). Die Sekrethülle greift ringsum, ist aber auf dem Eücken dicker. Am Eande findet sich ein Kranz doppelter Wachsfäden (B u. C), die aus Drüsenporen (D) des Leibrandes ausgeschieden wurden. Auf der bauchwärts eingeschlagenen Hülle sind jederseits 2 zu den beiden Stigmenpaaren führende Furchen. Nüßlin, Leitfaden der Forstinsektenkunde. 28 434 II. Buch. Spezielle Forstiusektenkunde. Die cfcf entwickeln sich unter einer zarten, oblongen, nur 1 mm langen, gelblichen Hülle. Die 99 Läuse, das heißt ihre Sekrethüllen erscheinen et 3: Fig. 349. Ei'lieu-Purkenschildlaus (Coccus quei-cicola Sign.). A ein Eichenstämmchen von der Laus befallen, B ein 9 Schild im Früh- jahr mit deutlichem Wachshaarkranz, C Hinterende des Wachs- schildes mit der doppelten Wachsfadenreihe, D Rand des Leibes des erwachsenen 9 ™^t den beiden Porenreihen (die eine mit Doppelporen), E erwachsenes aus dem Wachsschild gelöstes 9 mit den Fühlerrudimenten (eines daneben stark vei'größert), st', st^ Stiomen, F 1 Larvenform, G Fühler stärker vergrößert. Aus Nitsche. Fig.3.iO. Eichen-Pocken- schildlaus. A und B. Zwei Eichentriebe in nat. Gr., A mit 9 9 , B mit Pockennarben, C zwei Pockennarben ver- größert. Aus Nitsche (nach Ratzeburg). als flachgedrückte, bis zu 2 mm im Durchmesser erreichende gelbliche oder grünliche Halbkugeln, die von einem durch den Stich der Laus ver- ursachten, von der Pflanze gebildeten Ringwall eingefaßt sind. Nach ihrer V. Teil. Die Scliuabelkerfe. 435 Loslijsung verbleibt an der Pflanze der Eiugwall und die kraterartige Aushölilung im luneru (Fig. 850 B u. C). Die mit zalilreicbeii Läusen besetzten Zweige erscheinen nach Abfallen der Läuse wie pockennarbig. Die Laus kommt auf heimischen und fremden Ei eben arten vor und befällt die glattrandigen Baumteile bis zu den jüngsten Trieben. Verdickung der Maitriebe, Welken der Blätter sind öfters Er- kennungszeichen. Bei starker Besetzung springt infolge Vertrocknung der Bastschicht die Rinde auf, die Äste und Stämmchen sterben ab. Schon mehrfach sind durch die Laus sonst gesunde Eichenpflanzen zugrunde gegangen, bei älteren Eichen wird die Rinde deformiert. Fig. 351. Gemeine weiße Miesmuschel-Scliildlaus (Aspidiotus Salicis L.). A eine Kolonie völlig entwickelter Scliildläuse auf Eichenrinde ; die großen scliinkenförmigen sind § ?) die kleinen schmalen (f (f Schilde (links unten ist ein Schild entfernt, um die Eier zu zeigen; B u. D stärker vergrößertes § und (^ Schild, bei beiden die erste Larvenhaut Lhl, beim 9 Schild auch die zweite Ijarvenhaut Lhll sichtbar; Wsch Wachsteil des Schildes; C er- wachsenes 9 , oben links stärker vergrößerte Fühlerrudimente, st', st^ Stigmen, g Geschlechts- öffnung; E ganz junge Larve. Aus Nitsche. 2. Gattung Aspidiotus i. w. S. (Schema D, Fig. 346). Erwachsene $9 stets beinlos. Die Miesmuschel-Schildlaus {Aspidiotus Salicis L., [=fraxini Sign.]) (Fig. 351). Der Untergattung Chionaspis angehörig, weil der 9 Schild breit schinkenartig ist, die Larvenhüllen an der Spitze gelegen sind und der cf Schild klein, schmal, langgestreckt ist (D). Die erste Larvenhülle des Schildes beim 9 und cf gleich und noch die Fühler der Larve zeigend. Der Wachsschild des 9 zeigt deutlich bogenartige An- wachsstreifen. Eier blutrot, d teils geflügelt, teils ungeflügelt. Lebt polyphag auf der Rinde jüngerer und älterer Bäume, auf Weiden und Pappeln, auf Esche und Vogelbeerbaum. 9? und dcT Schilder sitzen zwischeneinander (A), oft massenhaft und sich gegenseitig drängend. 28* 436 II- Buch. Spezielle Forstinsektenkuncle. Bei dichter Besetzung hebt sich die Eiude an schwachen Ästen und Stämmchen blasenartig em^jor, wodurch Vertrocknung erfügt. Jüngere Eschen und Schwarzpappeln sind schon wiederholt ernstlich geschädigt worden. An Nadelhölzern, und zwar auf den Nadeln, leben insbesondere 2 Arten. Zunächst auf Kiefern die der Salicis L. im Schilde ähnliche kleinere A. pini Htg., sodann auf Nadeln von Fichte, Kiefern und Tanne die A. abictis Schrank.^ welche der Untergattung Aspidiotiis angehört, weil das Schild rundlich ist und die Larvenhüllen in der Mitte gelegen sind. Gattung Lecaniwn, (Schema E und F, Fig. 346.) Der eigent- liche Körper des 9 bleibt stets dorsoventral zusammengedrückt; er bildet durch dorsale Chitiuverdickung und Einwölbung 'selbst den Schild, der sich hoch wölben kann. Die 9 9 behalten meist ihre Beine. Die 2. Larven- form zeigt am Hinterende systematisch wichtige Gebilde: einen tiefen Einschnitt, wodurch die den Einschnitt bildenden „großen Schwanzlappen-' (dd, Fig. 352) und nach innen am Einschnitt die beiden ..kleinen Schwanz- lappen" (c c) zustande kommen. Unter diesen liegt eine aus- und einziehbare, meist mit 6 Borsten besetzte Papille (e, Fig. 352 E). Die Akazien-Schildlaus (L. robiniarum Doiigl.). Die von Mai an erwachsenen 9 9 erscheinen später als länglich halbkugelige, glatte, braune Schilde; das cJ, im Mai erwachsen, findet sich unter einem kleineren, schmaleren, durchscheinenden Schilde. Beide an den glattrindigen Ast- und Stammteilen der Akazien verschiedener Spezies. Die Begattung erfolgt im Mai nach der 4. Häutung des 9, worauf dieses innerhalb 2 — 3 Wochen das 40 — 50 fache seines bisherigen Volumens erreicht. Unter dem hochgewölbten Schilde finden sich alsdann, einem weißen körnigen Pulver ähnlich, äußerst zahlreiche Eier: nach Nitsche bis über 300. Im Juni begeben sich die winzigen, gelblich-weißen Larven auf die Unterseite der Akazienblätter, um hier kolonieweise zu saugen. Sehr langsam wachsend, erreichen sie im Herbst nach der 2. Häutung 1 mm Länge und begeben sich nach Nitsche zur Über- winterung auf die Unterseite der unteren Aste und an den Stamm, nach Sajö^) nach den Triebenden. Erst im März gehen sie nach Nitsche wieder nach oben, beginnen jetzt ihr Saugen an den 1 und 2jälirigen Zweigen und häuten sich noch zweimal. Die forstliche Bedeutung der Akazien-Schildlaus ist überall da eine erhebliche, wo Akazien in reinen Verbänden als Nutz- holz (Rebpfähle) herangezogen werden sollen. Durch ihr Saugen 1) Die Akazienschildlaus; Forstl.-naturw. Zeitschrift 1896, S. 81. Y. Teil. Die Schnabelkerfe. 437 bringt sie Aste und bei masseuhaftem Auftreten die sämtlichen dünnrindig-en Stammteile zum Absterben. Der ganze Baum geht nur selten und nur im jugendlichen Alter zugrunde. So wurden 15jiihrige Pflanzen vernichtet. Die Schildlaus hat insbesondere bei Saarlouis auf mehreren 100 ha Akazienpflanzungen und in Ungarn Fig. 352. Akazien-Scliildlaus (Lecanium rohiniaruin Dougl.). A Akazienzweig mit alten Q Schilden C/i); ein kleines vergrößertes Stück eines solclien (-/,), a 9 9 Schilde (hinterer Körpereinschnitt), f 2 Larven nach der l. Häutung; C eine solche Larve ("»/i); D Hinter- leibsende der letzteren von oben Hi); E derselbe (zum Teil) von unten (^w/j), b hinterer Einschnitt, dd die großen Schwanzlappen, cc die kleinen inneren Schwanzlappen, e die von langen Borsten (b) umgebene Afteröfifnung ; F Fühler der Larve. Aus Nitsche. Schaden angerichtet. Ihr Schaden beruht insbesondere in einer Ver- schlechterung des Materais und Verlangsamung des Wachstums. 2. Die Ahorn-Schildlaus (Lecanium aceris^) Boiiche) lebt an Zweigen junger Ahorne, besonders am Bergahoru. Die Schilde werden etwa so hoch wie lang.. In einem Fall (in Mecklenburg-Strelitz) verursachte diese Art das Absterben vieler Heisterpflanzen. ^) In den 9 9 Schilden der Ahorn-Schildlaus lebt als Parasit die Larve von Anthribiis fasciatus Forst. 438 II. Buch. Spezielle Forstinsektenkunde. 3. Ebenso ist eine Haiubuchen-Schildlaus (Lecaniuiii carpini L.?) in Böhmen schädlich aufgetreten und vernichtete dort 30^/q der Hainbnchenheisterpflanzen. Viel weniger wissen wir bezüglich anderer an Waldbäumen angetroffe- ner Lecanien, so bezüg- lich des TjCc, fraxini Sign, an Esche, und des Lee. cambii Rtzb.. welches an verletzten Eindenstellen an dem sich verhärtenden Kambium, nach Alt um auch an 30 jährigen Eichen schä- digend auftreten soll. Die nachfolgenden Namen: Leeaniutn betii- lae L., populi Sign., tremulae Sign., tiliae L. u. a. weisen darauf hin, daß auch an anderen fürstlichen Laubhölzern^) Lecanien vorkommen. Die Fichtenquirl- Schi 1 d 1 a u s (Leeaniutn, heinicrypJmm Datm. [= Coccus racenwsus Rizb.y {¥ig.354). Die im Mai geschlechtsreifen $$ erscheinen zuletzt als etwa 3 mm lange braune, an auf- getriebene Kaffeebohnen erinnernde beinlose Ge- bilde mit tiefem Spalt auf der Bauchseite. Sie sitzen an der Basis der vor- jährigen Quirltriebe und am vorjährigen Längstrieb mit dem Hinterende nach oben, mit dem Vorderende nach den Knospenschuppen oder ihrer ^) Erwähnt sei beiläufig auch die Kermes- oder Karmoisin-Schildlaus, Lee. ilicis Z.., welche an Quercus coccifera vorkommt und ehedem zur Scharlach- färbung benutzt wurde. Fig. 353. Ahoru-Schildlaus (Lecanium aceris Bouche) an einem Bergahomzweig. V2- Aus Nitsclie. V. Teil. Die Schuabelkerfe. 439 Nadelbasis gerichtet und hier mit den Stechborsten festgesaugt. Die im Mai erwachseneu (fd" entwickeln sicli unter einem durchsichtigen läng- lichen "Wachsschilde (H) an Nadeln. Die PJegattung erfolgt im Mai, worauf Fig. 354. Ficlitenquirl-Scliildlaus (Lecanium hemycryphum Bahn.). A. Ficlitenwipfel mit aus- gebildeten 9 9 Scliilden Cjo). B Ein solcliei' Schild (^/i), von der Bauchseite in normaler Richtung (das Hinterende nach obeni; x ein zufälliger, von einer Xadel erzeugter Eindruck. C Hinterende mit den beiden Schwanzlappen. D rudimentäre Fühler des 9- ^ Quer- schnitt durch ein völlig ausgebildetes 9 (Schild). F Larve vor der 1. Häutung. G 9 Larve nach der i. Häutung mit den deutlichen "Wachspoi'en. H cf Larve nach der 1. Häutung an einer Nadel. I rosettenföimige Wachspore einer 9 Larve nach der 1. Häutung von oben. K dieselbe im Profil mit Wachshaaren. L Wachspore der gleich- altrigen (j^ Larve im Profil; a die ventrale Spalte des 9» ^'o ^'^h dessen Seitenränder zur Bildung eines Brutraums umgeschlagen haben; b Schwanzlappen; c Brutraum; d Eier; e Wachsporen; ff Schwanzfäden. Aus Nitsche. 440 II- Buch. Spezielle Forstinsektenkuude. das befruchtete $ rasch zu jenem unförmlichen Gebilde heranwächst. Das völlig ausgebildete 9 ist mit seinen Seitenrändern förmlich eingerollt, wodurch der ventrale Spalt und im Innern eine fast abgeschlossene Brut- höhle entsteht (Fig. 346 F u. 354 E). Im Herbst zerstreuen sich die scheints längere Zeit in der Bruthöhle bleibenden Larven und machen ihre erste Häutung durch; die cTcT Larven setzen sich an Nadeln, die .$ 9 Larven unter die Deckschuppen der heurigen Triebbasen, um zu überwintern. Im folgenden Frühjahr scheiden die cfcT eine durchsichtige Wachskruste, die 9 9 Wachsfäden aus und häuten sich mehrmals bis zur Geschlechtsreife. Die forstliche Bedeutung ist nicht erheblich. Die Quirl- schildlaus bevorzugt 3 — 15jährige Fichten, kommt jedoch auch in der Krone von Althölzern vor. Sie scheint kränkelndes Material zu lieben und ist daher besonders auf ungeeigneten Ständorten auf schlecht- wüchsigem Material zu finden. Da wo sie dicht gedrängt, oft mehrere Zentimeter hoch übereinander an den Trieben saugt, hemmt sie den Längen wuchs. An den flüssigen Exkrementen, welche die Triebstellen und Nadeln bedecken, gedeiht ein saprophytischer Pilz, dessen Fäden und Gonidien einen schwärzlichen, kleisterähnlichen Überzug bilden. Der Pilz selbst ist harmlos. In den 99 Schildern entwickelt sich als Parisit Authribus varius F., sowie eine Anzahl von Schlupfwespen. III. Gegenmittel gegen die Pflanzenläuse. Die Aussichten auf eine Bekämpfung der Pflanzenläuse im Walde sind fast hoffnungslos. Dies muß einleuchten, wenn wir be- denken, daß selbst in Obstgärten der Kampf gegen die relativ leicht zugängliche Blutlaus oft nur wenig zu leisten vermag. Im Walde kann eigentlich nur in Betracht kommen, die Ausbreitung infolge Übertragung durch eine energische Vernichtung der Herde zu verhindern. Dies muß beizeiten geschehen. Principiis obsta! Dazu gehören Kenntnisse und fleißige Beobachtung. Im kleinen, d. h. in Forstgärten und auf kleineren Kulturen, läßt sich vielleicht durch Ausschneiden befallener Pflanzenteile, sowie durch Anwendung von Raupenleim und insektentötenden Flüssigkeiten etwas ausrichten. Diese müssen billig und wirksam sein, ohne die Pflanzen zu schädigen. Ganz besonders sind in diesem Sinne Schmierseifenlösungen mit geringem Petroleumzusatz zu empfehlen, deren Konzentration im speziellen Falle, je nachdem es sich um zarte Maitriebe oder ältere Triebe oder Stammteile handelt, zu ermitteln ist. VI. Teil. Die Geradflügler. 441 VI. Teil. Die Geradflügler (Orthoptera). Die echten Geradflügler, zu denen allein forstliche Schäd- linge zählen, sind durch das Fehlen wirklicher Larvenmetamorphose, durch kräftige, beißende Mundteile, durch schmale, lederartig ver- dickte Oberflügel und breite, reichgeaderte, faltbare Unterflügel zur Genüge gekennzeichnet. Die wenigen forstlichen Arten zählen zu den Springheuschrecken (Saltatoria), die verdickte Hinter- schenkel (Sprungbeine) tragen. Ihr Lebenszyklus ist einfach, sie haben einjährige Generation, das Ei wird entweder im Sommer oder am Schluß der Saison abgelegt; im ersteren Fall überwintert die Larve, im letzteren das Ei. Hauptsächlich Pflanzenfresser. Sie zerfallen in 3 Familien. § I. Familie Grabheuschrecken (Gryllidae). Die Maulwurfsgrille oder Werre (Gryllus gryllotalpa L.) (Fig. 355). Besonders kenntlich durch die. ähnlich wie beim Maulwurfe Fig. 355. Maulwui-fsgrille (Oryllus gryllotalpa L.) mit ausgebreiteten Flügeln. Aus Hensehel. ZU Grabschaufeln umgebildeten Vorderbeine, den langen, erdfai'bigen, zylindrischen Körper, die gewaltige Vorderbrust und die kui'zeu Flügel- decken. Begattungszeit von Ende Mai bis Juli. Um diese Zeit 442 II- B^^ch. Spezielle Forstiiisektenkuude. gelegentliches Fliegen, häufiges Hervorkommen über die Erde und monotones Schrillen des cT. Begattung nachts unterirdisch. Eiablage: Mitte Juni bis Mitte Juli; bis zu 250 Stück gelblich-weiße, hanf korn- große Eier. Das 9 baut zur Eiablage aus Erde und Speichel ein festes, kugeliges Nest in einer Tiefe bis zu etwa 12 cm, zu welchem anfangs flach, dann plötzlich in die Tiefe gehende, oft im Bogen verlaufende Gänge führen. Die Alten leben noch längere Zeit nach der Eiablage und sollen die eigene Nachkommenschaft gefährden. Die nach 1 — 2 Wochen ausschlüpfenden 5 mm langen Larven, anfangs weiß und noch ohne Grabfüße, bleiben 3 — 4 Wochen im Nest, häuten sich bis zum Winter 3 mal, werden etwa 25 mm lang und gehen dann tiefer zur Winterruhe. Im folgenden Frühjahr häuten sie sich noch 2 mal und kommen immer häufiger über die Erde. Ihr Hauptleben spielt sich jedoch unterirdisch in selbstgegral)enen, je nach dem Alter verschieden dicken Gängen durchaus maulwurfartig ab. Ihre Gänge, etwa 2 cm unter der Erde, prägen sich oberflächlich bei lockerem Boden als langgestreckte, leichte Aufwürfe aus, besonders nach Regenwetter. Die Maulwurfsgrille lebt von tierischer und pflanzlicher Kost; sie frißt Würmer, Schnecken, Insektenlarven, aber auch pflanzliche Stoffe. Ihre forstlich schädliche Bedeutung liegt wie beim Maul- wurf hauptsächlich in der Zerstörung infolge ihrer Grabarbeit. Hierbei zerreißt und zerbeißt sie Wurzeln und hebt Keim- pflanzen aus. Gelegentlich schadet sie auch wahrscheinlich durch Zerbeißen von jungen Keimpflanzen. Ein Hauptfeind der Gärtnerei, schadet sie auch forstlich in erster Linie in den Forstgärten und Kulturen, besonders an 1 und 2jährigen Kiefern und Fichten, aber auch an anderen Nadelhölzern, sowie an Laubholzpflanzen, vor allem im lockeren Sandboden. Begegnung. 1. Das radikalste Mittel ist das Reinigen der anzupflanzenden Fläche durch Umhacken in ganzer Ausdehnung bis zu 20 cm Tiefe zur Zeit des Brutgeschäftes, wobei alle zu Tag gekommenen Werren gesammelt und vernichtet werden müssen. Dieses Um- hacken könnte zur Sicherheit wiederholt werden. Zur Abhaltung der von außen zuwandernden Werren muß die Fläche durch Gräben mit auf der Sohle eingelassenen Fangtöpfen oder Fanglöchern isoliert werden. 2. Sammeln der Nester und Zerstören der Brut. Löcher in der Erde, die besonders nach leichtem Regen sichtbaren Gänge, welkender Pflanzenwuchs deuten die ungefähre Stelle der Nester an. Die nähere VI. Teil. Die Geradflügler. 443 Lage wird durch Verfolgung der Gänge mit dem Finger aufgesucht. Da wo die Gänge plötzlich in die Tiefe, oder wo sie im Bogen verlaufen, befindet sich das Nest in 8 — 12 cm Tiefe. 3. Aufsuchen und Vernichten der Werreu zur Fort- pflanzungszeit. Es geschieht dies teils durch Fang der über die Erde kommenden Tiere, teils durch Aufsuchen ihrer Verstecke. Durch leises Nahen und Horchen auf die monotonen Schrilltöne an warmen Tagen, zu Anfang Juni, um die Zeit des Sonnenuntergangs, lassen sich einzelne Werren durch einen raschen Schlag mit der Hacke herauswerfen. Man wird jedoch auf diese Weise besonders cfcf fangen. 4. Eingraben von Fangtöpfen und Vernichten der hinein- gefallenen Werren. Gewöhnliche Blumentöpfe mit verstopften Abzugs- löcheru werden etwa von Meter zu Meter bis zum Rande in die Erde gelassen und womöglich noch durch etwa 5 cm hohe, dem Boden fest augelegte Latten der Länge nach verbunden. Die in der Dämmerung- oberirdisch umherlaufenden Werren geraten entweder direkt oder durch das Hindernis der Latten diesen entlang laufend in die Töpfe und können hier vernichtet werden. 5. Eingießen von gewöhnlichem Öl mit Wasser^) oder von Petroleum mit W^asser u. a. in die Löcher. Die im Grunde der Gänge sitzenden, vom Öl getroffenen Werren eilen sofort nach außen und können erbeutet werden. Eine oft sehr ergiebige Fangmethode. § 2. Familie Laubheuschrecken (Locustidae). Hier sind nur das Heupferd (Locusta viridissima L.) und der Warzenbeißer fDecticits verritcivortts L.), die beiden Eiesen unter den heimischen Laubheuschrecken, zu erwähnen, welche schon jüngere Kiefern schädigend befressen haben sollen. § 3. Familie Feldheuschrecken (Acridiidae). Die Wanderheuschrecke (Pachytylus migratorius L.) hat im Osten (Schlesien) an jungen Kiefernkulturen, in Istrien durch Kahl- fraß an Eichen und Eschen geschadet. Von einheimischen Feldheu- schi-ecken wäre besonders das gemeine AcridiuinfGoiii2)hocerusJ bigtittatum Charp. zu erwähnen. 18 mm lang, mit keulenförmigen Fühlern; Flügel- decken hellgefleckt und mit hellen Spitzen. Es kann im Herbst „durch *) Ney, Über die Vertilgung der Maulwurfsgrille; Allgem. Forst- und Jagdztg. 1867, S. 69. — Kuli mann, Zur Vertilgung der Maulwurfsgrille; Forstw. Zentralblatt 1888, S. 367. 444 II. Buch. Spezielle Forstinsektenkunde. — VI. Teil. Die Geradflügler. Abfressen von Kiefern-Sämlingen, deren Stengel es dm-chnagf (Eckstein). Schaden ani'ichten (Fig. 356). Fig. 356. Acridium UgxUtatum Charp. Kiefemsämünge mit Fraß. ^\. Aus Eckstein. Fezzotettioc a/piints Koll. hat in Steierma.vk an bis zu 60jährigen Buchen erheblichen Schaden angerichtet (10 ha Kahlfraß) und auch an Erlen schädigend gefressen. Alphabetisches Register. (Die skursiv" gedruckten Namen beziehen sich auf Synonyme oder Untergattungen in unserem Sinne. Die eingeklammerten Seitenzahlen weisen auf Bestimmungstabellen und allgemeine Darstellungen hin.) Aaskäfer 49. Acalla 308. AcaiitJiocinus s. Lamia. Ackereule 288. Aeridiidae 443. Acridium biguttatum Charp. 443. Acrobasis 306. Acronicta 286. Aculeata (340). Adephasra (46). 47. Afterblattläuse (400). Aftergallwespen 371. Agelastica s. Galeruca. Agrilini 56, 58. Agrilus ang-ustulus ///. (58), 60. — auricollis Kies. (58), 61. — betuleti Rtzb. (58). 62. — bifasciatus Ol. (58), 62. — biffuttatus F. 59. — elätus F. (58), 60. — elongatus Hbst. (58), 60. — pannonicus Filier 59. — sexguttatus Hbst. (59), 60. — subauratus Gebl. (59), 60. — tenuis Rtsb. 58. — undatus F. (58). 59. — viridis L. (58), 61. Agriotes aterrimus L. (52), 53, 54. — lineatus L. (52), 53, 54. — marginatus L. (51), 53. — obscurus Gyll. (52), 54. Agrotis 288. Affrypuini 51. ! Ahorubock 86. Ahorneule 286. Ahornminiermotte 338. Ahornscbildlaus 437. Akazienschildlaus 436. Aleppogallen 371. Aleurodes 429. Ameisen 378. AHciricus 369. Anisopteryx 302. Anobiidae 64. (65), 66. Änobiinae (65). Anobium (65). — abietinum Gyll. (65), 67. — abietis F. (65), 66. — ansrusticolle Rtsb. (65), 67.^ — domesticum Foiirc. (65), 67. — emarginatom Duß. 67. — longicome Sturm (65), 67. — molle L. (65), 67, 68. — nigrinum Sturm (65), 66. — pertinax L. (65), 67. — pini Sturm (65). — plumbeum ///. (65), 67. — rufo-villosum Geer (65). 67. — tesselatum F. (65). Anomala aenea Geer (214). 223. — frisch ii F. 223. Anomalen circumflexum L. 375. Anoxia villosa F. (213), 223. Anthaxia s. Buprestis. Anthonomini (112). 138. Anthonomus variaus Payk. (113), (138). Anthomvidae 396. Anthopliila (340). Anthribidae (97). 98. Anthribus 98. — fasciatus Forst. 98. Anthribus variegatusi^t>«rc. 98. — varius F. 98. Apate (65). — bispiuosa Ol. 66. — capucina L. (66), 67, 68. — pustulata F. 66. Apatini 65. Aphidae (400), 403. ApMdinae (404), 405. Aphidius 373. Aphis capreae F. 405. — saliceti Kltb. 405. — vitellinaeScÄra«^(405). Aphodius (214). Aphrophora Salicis Fall. 402. — spumaria L. 402. Apidae (340). Apion pomonae F. 98. Apionidae (97), 98. Apoderus coryU L. (99), 100. Aradus cinnamomeus Patts. 402. Argyresthia var. copiosella Frey 333. — fundella F. R. 332. — üluminatella Zell. 333. — laevigatella //.-Sc/z. 331. — piniariella Zell. 333. Argyrestliidae (227). Argyresthinae 330. Aromia s. Cerambyx. Asilidae 395. Asilus 395. Aspenbock 81. Aspidiotus fraxini Sign. 435. — Salicis L. 435. Asthenia 319. Athous s. Elater. Attelabus curculionides /,. (99). 100. 446 Alphabetisches Register. Aulacus 373. Authomyia ruficeps Meig. 396. Balauiuini (111), 133. Balaniuus brassicae F. 134. — cerasorum Hbst. 134. — elephas Gyll. (111), 133. — glandiiim Marsh. (111), 133. — uucum Germ. (111), 133. — tesselatus Foiirc. (111), 133. — tiirbahis Gyll. (111). — venosus Germ. (111). — villosiis F. 134. Banchinae 374. Banchns compressus F. 374. Barypithes araueiformis Schrank (102), 109. Baumläuse 405. Beutelgallen-Ulmenblatt- laus 410. Bidentatus-Gruppe 195. Biorhiza 368, 369. Birkeublattwespe, breit- füßige 360. — schwarze 361. Birkengallmücke 390. Birkenglasschwärmer 232. Birkenspinner 255. Blastophae:a psenes L. 372. Blattflöhe''(400), 403. Blattgallen-Gallmücken 389. — Ulmenblattlaus 413. Blatthornkäfer 213. Blattnest-Eschenblattlaus 413. Blattrollen-Ulmenblattlaus 410. Blattroller 98. Blattwespeu (340), 340,(341). Blausieb 235. Blumenfliegen 396. Blumenfliege, rotköpfige 396. Blumenwespeu (340). Bockkäfer 71. Bombycidae (227), 244. Bombyx lanestris 255. — ueustria 255. — piui 245. — quercus 258. Borkenkäfer 140. Bostrychini s. Apatini. Bostrychus s. Apate. Brachonyx indigena Hbst. (113). — pineti Payk. (113), 139. BrachyderesincanusZ,.(102), 106. 108. Braconidae (340), (372), 373. Breitrüßler 98. Bremsen 395. Bruchus villosus F. 97. Buchelwickler 329. Buchenblatt-Baumlaus 406. Buchenfrostspanner 300. Buchenkahuspinuer 303. Buchenkrebs-Baumlaus 406. Buchenwollschildlaus 433. Buntkäfer 50. Biipaliis 293. Buprestidae 55. Buprestini (55), 57. Buprestis 57. — aenea L. (57), 62. — conspersa Gyll. 57. — cyanea F. (57), 60. — decipiens Mannerh. (57), 60. — quadripunctata L. {hl), 62. — rutilans L. (57), 59. — variolosa Payk. (57), 60. Buschhornblattwespe 344. Butalidae (227), 334. Byrrhini s. Anobiinae. Cacoecia 309. Caenoptera s. Cerambyx. Calandra granaria L. 140. — oryzae L. 140. Calandrini 140. Calathus cisteloides Pans. 48. Callidhim s. Cerambyx. Calosoma Inquisitor L. 48. — sycophanta L. 47. Calymnia 292. Camponotiis 379. Cantharidae 49. Cantharis fusca L. 50. — obscura L. 49. — rustica Fall. 50. Carabidae 47. Carabiui 47. Carabus auroniteus F. 48. Carphoborus (164), 174. Carpocapsa 328. Catocala 292. Cecidomyia abietiperda Henschel 391. Cecidomj'ia acrophila Winn. 390. — aunulipes Htg. 389. — apiciperda Alttim 389. — betulae Winn. 390. — bctularia IVinn. 390. — brachyntera Schwaeg. 390. — capreae Winn. 389. — cerris Koll. 389. — circinans Giraud 390. — dubia Kieff. 386. — fagi Htg. 389. — iuflexa Bremi 389. — invocata Winn. 390. — juniperiana Winn. 393. — juniperina L. 393. — karschi Kieß. 386. — kellneri Henschel 392. — margiuem torqueus Winn. 389. — pavida Winn. 390. — piceae Henschel 392. — pini Geer 391. — rosaria Lw. 388. — saliciperda Dtif. 384. — Salicis Schrank 386. — strobi Winn. 392. — taxi 393. — terminalis Lw. 388. — tremulae Winn. 390. Cecidomyidae 383. Cephus 363. — compressus/^. (363), 365. Cerambycidae 71. Cerambycini 72. Cerambyx aeneus Geer (73), 87. — bajulus L. (73), 86, 87. — cerdo L. (74), 83, 84. — fuscus Gyll. (72), 75, 76. — hnngaricns Hbst. (73), 86. — insubricu8G^rw«.(73),86. — lividus Rossi (73), 87. — luridus L. (72), 75, 76. — minor L. (74), 87. — minutus F. (72), 87. — moschatus L. (74), 83. — sanguineus L. (73), 87. - tropicus Panz. (74), 83, 85. — variabilis L. (73), 87. ~ violaceus L. (73), 87. Cercopis san^-uinolenta L. 402. Cetouia (214). Alpliabetisches Register. 447 Chalcididae (340), 372. Cheimatobia 299. Chermes abietis Kltb. 427. — (abietis L^ 420. — cocciueus Chldky. 424. — lappouicus Chldky. 427. — orieutalis Dreyfiis 423. — piceae Rtzb. 425. — piui Koch 424. — var. präcox Chldky. 427. — Sibiriens Chldky. 423. — strobi Htg. 428. — strobilobius Kltb. 420. — var. tardus Dreyfus 427. — viridanus Chldky. 428. — viridis Rtzb. 420. Chrysidiae (340). Chr3'sobothrini (56), 57. Chrysobothrys 57. — affiuis /. (58). 60. — chrysostigma L. (58). 60. — solieri Lap. (58), 62. Chrvsomela aenea L. (88), 95. — lougicollisS?/^r.(88),90. — populi L. (88), 90. — tibialis Sitffr. (89), 92. — tremulae F. (88), 90. — versicolora Laichart. (89), 92. — vigiuti-pimctata Scop. (88), 90. — viminalis L. (88), 91. — vitellinae L. (89), 92. — vulgatissima L. (89), 92. Chrysomelidae 87. Clirysomelini 88. Clirysopa 43. Cicadellinae (400), 402. Cicadina (400), 402. Cicindela 47. — campestris L. 47. — hybrida L. 47. Ciciudelini 47. Cimbex ameriuae L. (343), 361. — lucorum L. (343), 361. — variabilis Kl. (343), 361. Cioniui (112). 136. Ciouus fraxini L. (112), 136. Cladius vimiaalis Fall. (343), 360. Cleonus turbatus Fahrs. (HO), 11.3. Cleridae 50. Clerus formicarius L. 50. Clytus s. Cerambvx. Cueoriiiims geminattis F. 102. — plagiatusScÄa//^r(102), j 107, 109. Cnethocarapa piuivora Tr. (240), 242. — pityocampa Schiff. (240), 244. — processiouea L. (239), 240. Ciiethocampidae (227), 238. Coccidae 242, (400). Cocciuellidae 68. Coccus fagi Bärenspr. 433. — fraxiuT Kltb. 432. — quercicola Sign. 433. — racemosus Rtzb. 438. — ulmi Geoff. 433. — variolosus Rtzb. 433. ColeophorafuscediuellaZ^//. 337. — laricella Hb. 334. — lutipeuella Zell. 337. Coleophoridae (227). Coleophoriuae 334. Coleoptera 44. Colydiidae 68. Colydium filiforme F. 68. Coraebus s. Agrilus. Corymbites s. Elater. Cossidae (226). 234. Cossoiiidae (98), 139. Cossouus parallelopipedus Hbst. 139. Cossus cossus L. 235. — ligniperda F. 235. Crabrouidae (340). Cryphalus (183). — abietis Rtzb. (200), 201. — asperatus Rtzb. 201. — iutermedius Ferr. 202. — piceae Rtzb. (200), 201. — saltnarius Weise (200), 201. Crj'ptinae 374. Cryptocephalini 90. Cryptocephalus piui L. (90), 96. CryptorhynchiDi (111), 131. Cryptorhynchus lapathi L. (111), 131. Crypturgiis (183). — cinereus//Ä5A(183),202. — pusillus Gyll. (183), 202. Crvptus seticornis Rtzb. 374. Cucujidae 68. Curculionidae (98), 101. Curculionides 101. Curvidens-Gruppe 191. Cymbidae (227), 302. Cyiiipidae (340), 365. Cynips aceris L. 370. — aptera F. 369. — baccarum L. 368. — calycis Biirgsd. 371. — criistalis Htg. 368. — divisa Htg. 367. — fecundatrix Htg. 370. — folii L. 367. — fumipennis Htg. 368. — globuli Htg. 370. — huugarica Htg. 371. — iüflator Htg. 370. — kollari Htg. 371. — leuticularis Ol. 368. — lougiventris Htg. 367. — megaptera Paiiz. 367, 368.^ — numismatis Ol. 368. — pilosa Adl. 370. — reuum Giratid 368. — seilt ellaris Ol. 367. — semiuatiouis Adl. 366. — sieboldi Htg. 369. — tascbenbergi Schlecht. 367. — termiualis F. 369. — testaceipes Htg. 369. Uasychira 282. Decticus verrucivorus Z.443. Demas 286. Deiidroctoims (163), 175. Dendrolimus 245. Diacanthiis s. Elater. Dicerca s. Buprestis. Dichonia 292. Diloba 286. Dineura (343), 360. — alai L. (343). — rufa Panz. (343). Dioryctria 304. Diptera 381. Diversicornia (46), 49. Dolopius s. Agriotes. Dryobius 406. Dryocoetes (183). — aceris Lindem. 203. — alni Georg 203. — autographus Rtzb. 203. — coryli Perris 203. — villosiis F. 203. Dryophanta 367. Düneukäfer 228. 448 Alphabetisches Register. Earias 302. Eccoptogaster s. Scolytus (141), 156. Echte Blattläuse (400), 403. Eichelwickler 329. Eichenblattfloh 94. Eicheublattkäfer 94. Eichenbockkäfer. — großer 83. Eicheuknospenmotte 337. Eichenmini ermotte 337. Eichenpockeuschildlaus 433. Eichenprozessionsspinner 240. Eichenspinner 258. Eichenwickler, grüner 308. — rotgelber 308. Elachistidae (227), 334. Elateridae 50. Elateriden 51. — Tabelle 51. — Larven-Tabelle 52. Elater aeneus L. (51), 53, 54. — aeruginosns Ol. (51), 53. — castaneus L. (51), 53. — liämatodes F. (51), 53. — hirtus Hbst. (51), 54. — holosericeus Ol. 53. — niger L. 53. — tesselatus F. 53. — tesselatus L. (51), 52, 53. — sjaelandicus Müll. 53. — subfuscus Müll. (51), 53, 54. Ellopia 298. Ephestia 306. Ephialtes manifestator L. 374. Epiblema 317. Erbseneule 292. Eriogaster 255. Erlenblattkäfer 95. Erlenglasschwärmer 232. Erlenknospenmotte 337. Erlenrüsselkäfer 131. Erlenwürger 131. Ernobius s. Anobiuni. Ernoporus (183). — caucasicus Lindetn. 204. — fagi F. 204. — sehr einer i Eiclih. 204. — tiliae Pans. 204. Eschengallmücken 390. EscheuwoUschildlaus 432. Eschenzweigblattlaus 413. Eschenzwieselmotte 329. Eulen 285. Eumyidae 396. Euproctes 279. Evaniidae (340), (372), 373. Evetria 319. Faltenwespe 377. Färbergallwespe 371. Feldheuschrecken 443. Feuerwanze 401. Fichtenblattwespe. — kleine 357. Fichtengespinstblattwespe 353. Fichtennestwickler 317. Fichtenquirlschildlaus 438. Fichteuriu den Wickler, oli- veubrauner 315. — dunkelbrauner 317. Fichtensamengallmücke 392. Fichtentriebgallmücke 391. Fichtentriebwickler 310. Fichtenzapfeuwickler 319. Fleischfliegeu 398. Florfliegeu 43. Forleule 286. Formica fuliginosa Latr. 379. — herculeana L. 379. — laevinodis Nyl. 379. — ligniperda Latr. 379. — rufa L. 379. Formicidae (340), 378. Frostspanner, gemeiner 299. — grosser 301. — orangegelber 301. Galeruca alni L. (89), 95. — capreae L. (89), 90. — liueola F. (89). 90. — luteola Müll. (89), 96. — pinicola Siiffr. (89), 96. — viburni Payk. (89), 96. — xanthomelaena Schrank (89), 96. Galerucella s. Galeruca. Galerucini 89. Gallmücke 383. Gallwespen (340), 365. Gammaeule 292. Garten-Laubkäfer 223. Gelechia dodecella L. 333. — reussiella Rtzb. 333. Gelechiidae (227), 333. Geometra aescularia Schiff. 302. — aurautiaria Esp. 301. Geometra boreata Hb. 300. — brumata L. 299. — defoliaria L. 301. — leucophäaria Hb. 301. — liturata Clerck 298. — marginaria Bkh. 301. — piniaria L. 293. — progenimaria Hb. 301. — prosapraria L. 298. Geometridae (227). 293. Geotrupes (214). Gespinstblattwespe 353. Gespinstmotten 329. Getreideeule 291. Glasschwärmer (226), 230. Glischrochilus quadripustu- latus L. 68. Glyptoderes (182). — alni Lindem. 204. — asperatus Gyll. 204. -- binodiütis Rtzb. 204. — granulatus Rtzb. 204. — rybinskii Reitt. 204. Goldafter, braunschwänzig. 279. — gelbschwänziger 280. Gomphocerus 443. Gortyna 292. Grabheuschreckeu 441. Gracilaria complanella Hb. 337. Gracilaridae (227), 337. Gracilia s. Cerambyx. Gradflügler 441. Grapholitha amplana Hb. 329. — coniferana Rtzb. 315. — diniana Gn. Ind. 323. — duplicana Zett. 317. — grossana Haw. 329. — herzyniana Tr. 318. — var. lariciaua Heinem. 326. — uauana Tr. 318. — nigricana H.-Sch. 314. — ocellaua F. 326. — pactolana Zell. 315. — pinicolana Zell. 323. — - pygmaeaua Hb. 319. — reaumurana Heinem. S2d. — rufimitrana //.-Sc//.313. — spleudana Hb. 329. — tedella Clerck 317. — zebeana Rtzb. 326. — zellerana Borgmann 226. Grapbolithinae 313. Alphabetisches Register. 449 Großschmetterliuge (226), 327. Gryllidae 441. Gryllus gryllotalpa L. 441. Haargallige Ulmenblattlaus 413. Haarschuppeukäfer, woll- haariger 223. Hahneukamm-Ulmenblatt- laiis 410. Haiubucheusehildlaus 438. Falias chloraua L. 302. — prasiüana L. 303. Haltica erucae Ol. (90), 94. Halticiai 89. Harpalus 48. — aeaens Latr. 48. — pubesceus Müll. 48. — ruficornis F. 48. — tardus Paus. 48. Haselbock 83. Hausbock 86. Hautflügler 339. Hautwanzen (400). 402. Heliopates gibbus F. 70. Heliozelidae (227). 1 Hemerobius 43. I Hemiptera 400. ' Heterogj'ua (340). Heteroiuera 46, 68. Heteroptera 400. Heupferd 443. Hibeniia 301. Histeridae 49. Holzbohrer 234. Holzbrüter 204. Holzneria 411. Holzwespen (340), 362. Hornisse 377. Horuissenglasschwärmer 231. Hyalophila 303. Hylastes (162), 169. Hylecoetns s. Lymexylon. Hylesinides (141), 162. Hylesinus angustatus Hbst. (163). 169. 171. — ater Payk. (163), 169. — attenuatus£"r.(163),169. — bicollor BriiUe 181. — crenatus F. (162), 164. — cunicularins Er. (163 1, 171. — decumanus Er. 178. — fraxini F. (162i, 167. — glabratusZ^//. 1 163), 178. Hylesinus grandiclava /. Thoms. 180. — hederae Schlimm. (163), 169. — kraatzi Eichh. 168. — ligniperda F. (163), 169. — raicans Kiig. (163), 175. — minimns F. (164), 174. — minor Htg. (163). 172. — oleiperda F. (162), 166. — opacus Er. (163\ 169. — palliatus Gyll. (163), 179. — pilosus Rtzb. (164), 178. — piniperda L. (163), 172. — poligraphus L. (164), 180. — rhododactylus et mit. Chap. 179. I — rhododactylus Marsham 169. ~ spartii Nördl. 169. — spinulosns Rey (164), 179. — subopacus J. Thoms. 180. — thujae Perris 181. — trifolii Müll. 169. — vittatns F. (162), 168. Hylesinus i. e. S. (162), 164. Hylobiini (110), 113. Hylobius abietis L. (110), 113. — piceus Geer 113. — pinastriGy//. (110), 113. Hylotoma (.343). — pullata Zadd. (343), 361. Hylotrupes s. Cerambyx. Hylurgus (163), 169. Hj^menoptera 339. — ditrocha 340. — monotrocha (340). 377. Hyponomeutidae(221), 329. Ichneumon nigritariusGraz;. 374. Ichneumonidae (340), (372). 373. Ichneumoninae 374. Julikäfer, 223. Junikäfer schwarzkeuliger 223. Käfer 44. Kahuspinner 302. Kamelhalsfliege 44. Nüßlin, Leitfaden aer Forstinsektenkunde. Kiefernbestandes - Gespinst- blattwespe 349. Kiefernblattkäfer 96. Kiefernharzgallenwickler 322. Kiefernknospentriebmotte 333. Kiefernknospentriebwickler 321. Kiefernknospen Wickler 319. Kiefernkultur -Kotsack- Ge- spinstblattwespe 353. Kiefernnadelgallmücke 390. I Kiefernprozessiousspinner 242. Kiefernrandwanze 402. Kiefernsaateule 289. Kiefernschonuugs-Gespinst- [ blattwespe, stahlblaue j 352. Kiefernschwärmer 229. Kiefernspinner 245. Kieferntriebwickler 320. Kiefernzweigbock 78. Kissophagus 169. Kleinschmetterlinge (227), ; 303. Kleinzirpen (400), 402. Knopper 371. Knopperngallwespe 371. Kurzflügler 49. Kurzrüßler 101. Lachninae 405. Lachnus agilis Kltb. 406. — croattcus Koch 406. — exsiccator Altum 406. — faffi L. 406. — fasciatus Kltb. 406. — grossus Kltb. 406. — longirostris Altum 407. — nudus Geer 406. — piceae Wlk. 406. — pichtae Mordiv. 406. — piueti Koch 406. — pini Kltb. 406. — quercus L. 407. — roboris L. 407. — täniatus Koch 406. Lacon murinus L. (52), 53, 54. Laemophloeus ferrueineus Steph. 68. Lärchenblattwespe, kleine schwarze 359. — große 359. Lärchenbüschelwickler 326. 29 450 Alphabetisches Register, Lärchengallenwickler 326. Lärchenknospengallmücke 392. Lärchemniniermotte 334. Lärchentriebmotte 331. Lärcbenwickler, grauer 323. Lamellicornia 46, 212. Lamia aedilis L. (74), 87. — carcharias L. (74), 81. — fasciculata Geerij^, 78. — galloprovincialisO/.(74), 79, 86. — liuearis L. (75), 83. — oculata L. (75), 82. — populuea L. (74), 81. — sartor F. (74), 78, 86. — sutor L. (74), 78, 86. — textor L. (74), 83. Lamiini (74), 74. Langrüßler (101), 110. Langwanzeu (400), 401. Laphria 395. Lasiocampa 258. Lasiocampidae (227), 244. Lasius 379. Laubheuschrecken 443. Lavernidae (227). Lecauium aceris Bouche iBl . — betulae L. 438. — cambii Rfsb. 438. — carpiui L. 438. — hemicryphumZ)«/m.438. — populi Sign. 438. — robiniarum Doiigl. 436. — tiliae Sign. 438. — tremulae Sign. 438. Limonius s. Elater. Liparidae (227), 259. Liparis 259. — aurißua F. 280. — chrysorrhoea 279. — detrita Esp. 279. — dispar L. 278. ■ — monacha L. 259. — Salicis L. 281. — similis Füßl. 280. Lochmaea s. Galeruca. Locusta viridissima L. 443. Locustidae 443. Lophyrus (342), 344. — elongatiihts Kl. 346. — frutetorum F. 346. — herzyuiae Htg. 346. — laricis Jur. 346. — nemorum F. 346. — pallidus Kl. (342), 346. — pallipes Fall. 346. Lophyrus pini L. (341), 342—346. — politus Kl. 346. — polytomus Htg. 346. — rufus Rtsb. (342), 346. — similis Htg. (342), 346. — socius Kl. (342), 346. — variegatus Htg. 346. — virens Kl. 346. Lucaninen (212), (214). Luperus s. Galeruca. Lyctus canalictdatus F. 68. — uuipustulatus Hbst. 68. Lyda (342), 348. — arveusis Pans. 357. — campestris L. (342), 353. — erythrocephala L. (342), 352. — hypotrophica Htg. (342). 353. — klugii Htg. 357. — piri Schrank 349. — punctata F. 349. — stellata ChristCU2), 349. Lygaeidae (400), 401. Lymantria 259. Lymantriidae (227), 259. Lymexylon dermestoides L. 64. — navale L. 64. Lymexylonidae 63. Lytta vesicatoria 68, (69). Macaria 298. Macrolepidoptera (226), 227. Macrophya (343), 360. — punctum album L. (343). Magdaliui (112), 136. Magdalis duplicata Germ. (112), 138. — memnonia Fald. (112), 138. — phlegmatica.^,6s/. (112), 138. — rufa Germ. (112), 138. — violacea L. (112), 138. Maikäfer, gemeiner 214. Malacosotna 255. Mamestria 292. Maulwurfsgrille 441. Melandryidae 69. Melanophila s. Buprestis. Melasoma s. Chrysomela. Meloidae 68. Melolontha hippocastani F. (213), 214. Melolontha var. corouata Muls. (213). — var.nigricollisil/?//5.(213). — var. nigripes Com. (213). Melolontha vulgaris L. (213). (214), 214. — var. albida Redt. (213). — var. discicollis Muls. (213). — var. lugubris Muls. (213). — var. ruficollisM//5. (213). Melolontbini 213. Membrauacei (400), 402. Metallites atomarius Ol. (103). 107, 108, 110. — moUis Germ. (103\ 107. Metastigmus strobilobius Rtsb. 373. Microgaster nemorum Htg. 373. Microlepidoptera (227), 303. Microzoum s. Opatrum. Miesmuschelschildlaus 435. Moudfleckbürstenspinner 284. Mondvogel 237. Monochatnmus s. Lamia. Moschusbock 83. Mumienpuppen, kurzfühle- rio-e (383), 395. — langfühlerige 383. Muscaria (383), 395. Muscidae 396. Myelophilus (163), 171. Myrmica 379. Nagekäfer 64. Nematocera 383. Nematus (343). — abietinus Christ 357. — abietum Htg. 357. — ambiguus Fall. 357. 359. — angustus Htg. 359. — compressus Htg. 357. — erichsonii Htg. 359. — gallicola Westw. 360. — laricis Htg. 359. — parvtis Htg. 357, 359. — pentandrae Rets. 360. — saliceti Dahlb. 360. — Salicis L. 360. — saxeseuii Htg. 359. — septentrionalis L. 360. Nemosoma elongatum L. 68. Nepticula sericopeza Zell. 338. Nepticulidae (227), 338. Alphabetisches Kegister. 451 Xeuroptera 43. Neuroteriis 368. Nitidulidae 68. Noctua aceris L. 286. — apiilina L. 292. — caeruleocephala L. 286. — coryli L. 286. — gamma L. 292. — griseovariegata Götze 286. — incerta Hfn. 292. — munda Esp. 292. — ochracea Hb. 292. — piniperda Paus. 286. — pisi L. 292. — pulverulenta Esp. 292. — pvralina View. 292. — satellitia L. 292. — segetum Schiff. 290. — trapezina L. 292. — tritici L. 291. — valligera Hb. 289. — vestigialis i?o//. 289. Noctuidae (227), 285. Noctuiuae bombyciformes 286. — genuinae 286. — geometriformes 292. XoiiEe 259. Xotodoütidae (226), 237. Oberea s. Lamia. Ocnerea 279. Ocnerostoma 333. Olethreutes 318. Olocrates s. Heliopates. Omias forticoruis Boh. (102). Opatrum sabulosum L. 70. — tibiale F. 70. Ophiouiuae 375. Ophion luteus Grav. 375. — merdariiis Grav. 375. Orchestes alni L. (112). — fagi L. (112), 134. — popiili F. (112), 136. — quercus F. (112), 136. Orchestini (112), 134. Orgyia 282. — antiqua L. 284. — pudibunda L. 282. — selenitica Esp. 284. Orthoptera 441. Otiorhynchini 101. Otiorhynchus//7^?^«5il/M/5. (105). — fuscipes Ol. 107 (108). — irritans Hbst. (104), 108. Otiorhyuchus morio F. (105). — multipuuctatus F. (104), 108. — niger F. (104), 107, 108. — ovatus L. (105\ 107, 108. — perdix Ol. (104), 107. — picipes F. (105). — plauatus F. (103), 108. — porcatus//<^5/.(105),109. — rauciis F. (104). — scaber L. (105). — septentrionis//^5/.(105), 107, 109. — siugularis L. (105), 107, 109. — subdentatus (105), 107. — unicolor Hbst. (105). — villosopunctatus F. 104. Oxylaemus variolosus Dtif. 68. Pachytylus migratorius L. 443. Panolis 286. Pappelbock, großer 81. Pappelglasschwärmer, klei- ner 232. Pappelspinner 281. Parasitica (340), 365. Pediaspis 370. Pediniui 70. Pemphiginae (405), 411. Pemphigus affinisir//ö. 414. — &\h& Rtsb. 413. — bumeliae Schrank 413. — bursarius L. 414. — marsupialis Koch 414. — nidificus F. Lw. 413. — poschingeri//o/s'«er411. — protospirae J. Licht. 414. — pyriformis L. 414. — rubra /. Licht. 413. — spirothecae Pass. 414. — ulmi Geer 413. — vesicarius Pass. 414. Pentatomidae 401. Peritelus griseus Ol. (102), 110. Pezzotettix alpinus Koll. 444. Pflauzenläuse (400). Phalera bucephala L. 237. Phloeophthorus 169, 179. Phloeosinus 181. Phtorophloeus (164), 179. Phycis abietella S. V. 304. — elutella Hb. 306. Phycis spleudidella H.-Sch. 305. — sylvestrella Rtzb. 305. — twnidella Zk. 306. — zelleri Rag. 306. Phycitinae 304. Phyllaphis 406. Phyllobiini 102. Phyllobius alneti F. (105). — argentatus L. 100, 110. — calcaratus F. (105). — glaucus Scop. (105). 109. — maculicornisG^rw. (106). — oblougus L. (105). — pineti Redt. (106), 107. — piri L. (105), 110. — psittacinus Germ. (106). — urticae Geer (105), 109. — viridicollis F. (105), 110, Phyllodecta s. Chrysomela. Phyllopertha horticola L. (214), 223. Phyllophaga 340. Phylloxera coccinea Hey den 429. — corticalis Klth. 429. — quercus Fonsc. 429. Phylloxeridae (400). Phytodecta s. Chrysomela. Phytophaga 46, 71. Phytophthires (400), 403. Pieridae (226), 228. Pieris crataegi 228. Pimpla instigator F. 374. — mussii Htg. 374. Pimplarinae 374. Pinienprozessiousspinner 244. Pissodes harzyuiae Hbst. (111), 126, 128. — notatusF.(lll),125,126. — piceae///.(lll).126,130. — piui L. (111\ 126, 127. — piuiphilus Hbst. (111), 126, 128. — scabricollis Mill. (111). — validirostris Gyll. (111), 126, 128. Pissodiui (110), 122. Pityogenes 195. Pityophagus ferrugineus L. 68. Pityophthorus (182), — exsculptus Rtzb. ('199), 200. — glabratus Eichh. (199), 200. 29* 452 Alphabetisches Kegister. Pityophthorus lichtensteini Risb. (199), 200. — macrographiis Schrei- ner 200. — luica-ooTaphus Gyll. (199), 199. Plagiodera s. Chrysoinela. Platycerus caraboides 113. Platypiai (142), 212. Piatypus (142j. — cyliüdrus F. 212. — oxyurus Ditf. 212. Platysoma oblongum F. 49. Plegaderus discisus Er. 49. Phisia 292. Poecilonota s. Buprestis. Poecilus s. Pterostichus. Pogouochaerus s. Lamia. Polydrosus cervinusZ,. (103), 109, 110. — micaus/^. (103), 108, 109, 110. — sericeus Schrank (103), 109. — undatus F. (103), 110. Polygraphus (164), 180. Polyphaga 46. Polyphyila fullo L. (213), 223. Pompilidae (340). Porthesia 280. Prachtkäfer 55. Prays curtisellus Donov. 329. Proctotrypidae (340), (372), 373. Prozessionsspiuuer 238. Pseudochermes 432. Psyllidae (400), 403. Pteromaliis 373. Pterostichus lepidus F. 48. Ptiliuus 65. — costatus Gyll. (65), 67. — pectinicornis L. (65), 67. Pyralidae (221), 304. Pyrrhocoris apterus L. 401. Quitteuvogel 258. Rapientia (340), 377. Eaubwespen (340), 377. Eaupeufliege 397. Ketinia buoliaua Schiff. 321. — duplana Hb. 319. — piuivorana Zell. 321. — resiuella L. 322. — turionaua Hb. 320. Ehaphidia 44. Ehizophagus depressus F. 68. — graudis Gyll. 68. Ehopalopus s. Cerambyx. Ehyuchaeuides (101), 110. Ehyuchites aequatus L. (100), 101. — alliariae Gyll. (100), 101. - bacchus L. (99j. 101. — betulae L. (99), 100. — betuleti F. (99), 100. — conicus ///. (100), 101. — cupreus L. (100), 101. — populi L. (99), 100. — pubesceus F. (100), 101. Ehyuchitidae (97), 98. Ehyiichophora 46, (97). Ehyuchota 399. — System 400. Ehyucolus culiuaris Germ. 139. — porcatus Germ. 139. — truucorum Germ. 139. Ehyssa persuasoria L. 374. Eiesenschuake, gelbbindige 394. Eieseuschuakeu 394. Eiudeubrüter 183. Eingelspiuuer 255. Eizotrogus solstitialis L. {2U\ 223. Eoßkastauieu-Frostspanner 302. Eoßkastanieu-Maikäfer 214. Eotscliwauz 282. Eüsselkäfer 101. Saltatoria 441. Sameukäfer 96. Saperda s. Lamia. Sarcophaga 398. Sarcophagiuae 398. Scarabaeidae 212. Schaumzirpe, gemeine 402. Schiffswerltkäfer 64. Schildläuse (400). Schildwauzeu (400), 401. Schizoueura abietiua Koch 408. — compressa Koch 410. — lanuginosa Htg. 410. — lauiyera Haiisni. 411. — obliqua Chldky. 410. — reaumuri Kltb. 410. — tremulae Geer 410. — ulmi L. 410. Schizoneuriuae (405), 407. Schleheuspinuer 284. Schlupfwespen (340j. — im weiteren Sinne 371. Schmarotzergallwespen 371. Schmetterliuge,Allgemeiues 224. — System 226. Schmiede 50. Schnabelkerfe 399. Schneeballblattkäfer 96. Schneiderbock 78, 86. Schnellkäfer 50. Schröter 212. Schusterbock 78, 86. Schwammspinner, ffroßer 278. — kleiner grauer 279. Schwärmer (226), 228. Schwebfliegen 395. Schwirrfliegen 395. Sciapteron (230). 232. Scolytidae (98), 140. Scolytides (141), 156. Scolytini (141i, 156. Scolytus aceris Knotek 161. — carpiui Rtzb. (157), 161. — destrucior Rtzb. 159. — geoffroyi Goetze (156). 157. — kirschi Scalitzky 159. — laevis CJiap. 157. — iutricatus Rtzb. (157), 160. — multistriatus Marshani (157). — pruni Rtzb. (157). — pygmaeus F. 159. — ratzeburgii/fl«50«(156). 159. — rufi-ulosus Rtzb. (157). — scolytus F. (156), 157. Scopelosoma 292. Scutati (400), 401. Scytropus mustela Hbst. (103). Selaudria (343). 360. — aunulipes Kl. (343). — uigrita F. (343). — ovata L. (343). Serropalpus barbatus Schal- ler 69. Sesia i. e. S. (230i. — apiformis Clerck (230), 231. — asiliformis Rott. (231). — cephiformisOc//5//.(231). Alphabetisches Register. 453 Sesia couopiformis Esp. (230\ 233. — culiciformis L. (230), 232. — formicaeformis Esp. (231), 232. — mj^opiformis Bkh. 233. — scoliaeformis Bkh. (231), 233. — spheciformisG/'«^.(231), 232. — tabaniformis Rott. (230), 232. — tipuliforiuis Clerck 233. — vespiformis L. (231), 233. Sesiidae (226), 230. Silpha atrata L. 49. — opaca L. 49. — quadripunctata L. 49. Silphidae 49. Siuoxylou s. Apate. Sirex (362\ 363. — fuscicornis F. (363). — gigas L. (363), 365. — juveucus L. (363), 365. — magus F. (363). — noctilis F. 365. — spectrum L. (362), 365. Sitoues lineatus L. (102), 109. — regensteinensis Hbst. (103). Sonnwendkäfer 223. Spanuereuleu 292. Spathegaster 368. Sphingidae (226j, 228. Spinnereiilen 286. Spinx pinastri L. 229. Spitzmäuschen 98. Springhenschrecken 441. Springrüßler 134. Staphylinidae 49. Staphyliüoidea (46), 49. Steganoptycha 313. 318, 323. Stilpnotia 281. Strophosomus coryli/".(102), 107, 109. — lateralis Payk. (102), 107, 108. — limbatus F. 102. — obesus Marsham (102), 107. 108, 109. Stutzkäfer 49. Syrphidae 395. Syrphus seleniticus Meig. 395. Tabanidae 395. Tachiiia fera L. 397. Tacliiuiuae 397. Tauneukuospenwickler 314. Tauueupfeil 229. Taunentriebwickler 311. — rotköpfiger 313. — zieeeumelkerfarbiger 311.^ Tanvstomata (383), 395. Taphrorychus fl83). — bicolor Hbst. 204. — villifrous Ditf. 204. Teleas 373. Teuebrioüidae 70. Teuthrediuidae 340. Teras 369. Terebrantia 340. Tetranetira 413. Tetropium s. Cerambys. Tettiü-onia viridis F. 402. Tham'uurgus (182), 204. Thaiimefopoea 238. Thaunietopoedae (227), 238. Tineidae (227). Tipula crocata L. 394. — flavoliueata Meig. 394. — melanoceros Meig. 394. — prateusis L. 395. Tipulidae 394. Tischeria 337. Tnietocera 326. Tomicides (142j, 181. Tomicus (i. e. S.) acuminatus Gyll. (184), 188. — amitinus Eichh. (184), 187. — austriacus Wachtl 197. — bideutatus Hbst. (195), 196. — bistridentatus Eichh. (195), 197. — cembrae Heer (184), 188. — chalcographus L. (196), 197. — curvidens Germ. (191), 192. — duplicatus SaJilb. 187. — erosus Woll. 195. — jiideichi Kirsch 187. — infttcatiis Eichh. 187. — laricis F. (192), 193. — lipperti Henschel 197. — longicollis Gyll. 195. — mannsfeldi IVachtl 190. — pilideus Reitt. 197. Tomicus proximus Eichh. (191), 195. — quadrideus Htg. (195), 197. — rectangiilus Eichh. 195. — sexdeutatus Born. (184), 188. — spiuideus Reitt. (191), 193. — stenographtisDuft.ilM). — suturalisG>'//.(192), 194. — trepanatiis Nördl. 194. — typographus L. (184), 184. — Toroutzowi Jacobson (191), 193. Tonüeupuppen. kurzfühle- rige (383), 395. Tortricidae (227), 307. Tortriciuae 308. Tortrix ferrugana Tr. 308. — histrionana Fröl. 310. — muriuana Hb. 311. — piceana L. 309. — viridaua L. 308. Tremex 363. Triebspitzengallmückeu388. Trigonaspis 368. Trochilium (230), 231. Trogositidae 68. Tryphoniuae 374. Tryphon lophyrorum Htg. 374. Trypodendron s. Xyloterus. Typographus-Gruppe 184. Ulmenblattkäfer 96. Uroceridae (340), 362. Vespa crabro L. Sil. Vespidae (340), 377. TVacholdergallmücken 393. Walker 223. Wanderheuschrecke 443. Wanzen 400. Warzenbeißer 443. Weberbock 83. Weichkäfer 49. Weidenblattkäfer, große rote 90. Weidenbock, rothalsiger 82. Weidenbohrer 235. Weideuglasschwärmer 232. Weidenholzgallmücke 384. Weideukahnspinner 302. Weidenmarkblattwespe 359. 454 Alphabetisches Register. Weidenschaumzirpe 402. Weidenspinuer 281. Weidenrosengallmücke 388. Weidenrutengallmücke 386. Weißlinge 228. Weißtannentrieblaus 408. Werftkäfer 63. Werre 441. Wickler 307. Wintersaateule 290. Wollspinner 259. Xestobium s. Anobium. Xiphydria dromedarius F. (363). Xyleborus 182. — cryptographusi?/5Z».208. — dispar F. (208), 211. Xyleborus dryographus Rtzb. (209), 211. — eurygraphus Rtsb. (209), 211. — monographus F. (209), 210. — saxeseni Rtsb. (209), 209. Xylechinus (164), 178. Xyletinini 65. Xylocleptes bispinus Duft. (181), 204. Xylopertha s. Apate. Xylophaga (340), 362. Xyloterus (183). — domesticus L. (206), 208. — lineatus Ol. (206), 207. — qiterciis Eichh. 208. Xyloterus signatus F. (206), 208. Tponomeuta cognatellus//6. 329. — evonymellus L. 329. — padellus L. 329. Yponomeutidae (227). Zabrus gibbus F. 48. — tenebricoides Göze 48. Zeuzera aescnli L. S. N. 235. — pyrina L. F. S. 235. Zirpen (400), 402. Zünsler 304. Zweiflügler, System 381, 383. Eruck von Fr. Stollberg in, Merseburg. Verlag von Paul Parey in Berlin SW., Hedemannstraße lo. Die Forstbenutzung. Vou Dr. Karl Gayer, Geheimer Rat uud ord. Professor an der k. Universität zu München. Neunte, yermehrte Auflage, bearbeitet unter Mitwirkung von Dr. Heinrich Mayr, Professor der forstlichen Produktionslehre an der k. Universität zu München. Mit 341 Textabbildungen. Gebunden, Preis 14 M. Der Waldbau. Von Dr. Karl Gayer, Geheimer Rat und ord. Professor an der k. Universität zu München. Yierte, verbesserte Auflage. Mit 110 Textabbildungen. Gebunden, Preis 14 M. Die Forstbenutzung. Ein Grundriß zu Vorlesungen mit zahlreichen Literaturnachweisen. Vou Dr. Richard Hess, Geh. Hofrat, o. ö. Professor der Forstwissenschaft zu Gießen. Zweite, neubearbeitete und erweiterte Auflage. Preis 8 M. Geb. 9 M. Kauschingers Lehre vom Waldschutz. Sechste Auflage. Herausgegeben von Dr. H. Fürst, Königl. Oberforstrat, Direktor der forstlichen Hochschule in Aschaftenburg. Mit 5 Tafeln. Gebunden, Preis 4 M. Die Holzmefskunde. Anleitung zur Aufnahme der Bäume und Bestände nach Masse, Alter und Zuwachs. Von Dr. Franz Baur, o. ö. Professor der Forstwissenschaft an der Universität in München. Vierte, umgearbeitete und vermehrte Auflage. Mit 86 in den Text gedruckten Abbildungen. Gebunden, Preis 12 M. Lehrbuch der niederen Geodäsie. Vorzüglich für die praktischen Bedürfnisse der Forstmänner, Landwirte, Kameralisten und Geometer, sowie zum Gebrauch an militärischen und technischen Bildungsanstalteu bearbeitet vou Dr. Franz Baur, 0. ö. Professor der Forstwissenschaft an der Universität in München. Fünfte, vermehrte und verbesserte Auflage. Mit 304 Textabbildungen und einer lithogr. Tafel. Gebunden, Preis 12 M. Zu beziehen durch jede Buchhandlung. Professor an der Forstakademie Eberswalde, Dirigent der zoologischen Abteilung des forstlichen Versuchswesens in Preußen. Verlag von Paul Parey in Berlin SW., Hedemannstraße lo. Forstliche Zoologie. Von Dr. Karl Eckstein, Professor an der Königl. Forstakademie in Eberswalde. Mit 660 Textabbildungen. Gebunden, Preis 20 M. Forstliche Botanik. Von Dr. Frank Schwarz, Professor an der Königlichen Forstakademie in Eberswalde. Mit 456 Textabbildungen und 2 Lichtdrucktafeln. Gebunden, Preis 15 M. Die Technik des Forstschutzes gegen Tiere. Anleitung zur Ausführung von Vorbeugungs- und Vertilgungsmaßregeln in der Hand des Eevierverwalters, Forstschutzbeamten und Privatwaldbesitzers. Von Dr. Karl Eckstein, idemie Eberswalde, Dirigent der z( stlichen Versuchswesens in Preußi Mit 52 Textabbildungen. Gebunden, Preis 4 M. 50 Pf. Illustriertes Forst- und Jagd-Lexikon. Zweite, neubearbeitete Auflage. Unter Mitwirkung von Prof. Dr. Bühler-Tübingen, Prof. Dr. Conrad-Aschaffenburg, Forstrat Efslinger-Speyer, Forstmeister Frh. v. Nordenflycht-Lödderitz, OberforstmeislerRunnebaum-Stade, Prof. Dr. Spangenberg-Aschaffenburg, Prof. Dr. Weber-München, Prof. Dr. Wilhelm-Wien herausgegeben von Dr. H. Fürst, Königl. Oberforstrat und Direktor der Königl. forstlichen Hochschule Aschaffenburg. Mit 860 Textabbildungen. In Halbleder gebunden, Preis 23 M. Lehrbuch der Mitteleuropäischen Forstinsektenkunde. Von Dr. J. F. Judeich, weil. kgl. Sachs. Geh. Oberforstrat und Direktor der Forstakademie zu Tharand, und Dr. H. Nitsche, Professor der Zoologie an der Forstakademie zu Tharand. Als achte Auflage von Ratzeburgs Waldverderber uud ihre Feinde in vollständiger Umarbeitung herausgegeben. Mit Ratzeburgs Bildnis, acht bunten Tafeln und 352 Textabbildungen. Zwei Bände in Großoktav. Gebunden, Preis 40 M. Zu beziehen durch jede Buchhandlung. ^^s ^^n P mKl^^^i^: ^H -^ IWW Wt: ^ ^=5=~===i^£r:=> --% ^= m^-:;~~~- ^ Vi''^^ ' ^ >=:. ==■ wM^^^ ^Ä n^-'— ^si-:^^^^ 7 r=^t — :^JL= Ä^ - "*> ■ :-t: /^^zsssr S ^►"^''^^'-^^^^''^i Kf'% " ' "^ -^ - - ^1^ 3 ^J=: 5=^- . m rr=^ ' -s?-:^^-^="^ - ?~; ;=: ;?- ,■ ^^^ = == «r'-r^^ =r; L^ -^ ■-= ~ — =^ -j A ^~ -"v '== ===- — ^ -r= ='^^.~'^=^g^Ux- ^=_ä;s:^S^ — ^ i=- M- ^ w,r " ^* — ■■"^^ ■*" .*n="'~;x '■■"'' !