III 538939 8 Leilſader en Schweizer. Anterförfter- und Bannwarten⸗Kurſe 1761 01 c —ů—ů — — 1 — S — — — 3 . Von 8 5 Dr. Franz Fankhauſer = Fünfte, verbefferte Auflage 2 4 Bern N Ir. Semminger, vormals J. Heuberger, Verlag LIBRARY FC JLTY_OF FORESTRY — 49 1 * reger Ei Tray RE ST e EN 5 4 Be? 5 & * n IK er | Be: 5 | SR | I it 3 g Net faden e 5 ur 4 l * ; für Ichmeiz Auterförkter: u. Danunwartenkurfe, . Als fünfte, verbeſſerte Auflage 3 R von | 5 fantonsforſtmeiſter F. Fankhaujer’s „Leitfaden für die Bannwartenkurſe im Ranton Bern“ A | herausgegeben von Dr. Franz Fankhauſer, eidg. Forſtinſpektor. Bern Fr. Semminger, vormals J. Heuberger's Verlag 1912 N. Dürrenmatt⸗ Egger Buchdruckerei in * us a & vr BL gi 2 Vorwort zur erjien Auflage. en Ausführung der Verordnung des Regierungsrates vom N (RS 27. Januar 1862, findet jährlich ein ſechs Wochen dauern- der Zentralbannwartenfurs auf der Rütti bei Bern ſtatt, in welchem bis dahin vom Kantonsforſtmeiſter und vom HDODberförſter des Reviers der Waldbauſchule theoretiſcher und praf- tiſcher Elementarunterricht in den erforderlichen Disziplinen der Forſtwiſſenſchaft erteilt wurde. Bei der Unmöglichkeit, durch Diktate den jeweiligen Beſuchern ein Mittel zum nachträglichen Selbſtunterricht an die Hand zu geben, erzeigte ſich der fatale Umſtand, daß, trotz der zirka drei Vierteile der Zeit umfaſſenden Exkurſionen und praktiſchen Arbeiten und des im allgemeinen ſehr guten Gedächtniſſes der Teilnehmer, das während des Unterrichtes Gelernte von manchem teilweiſe wi.ieder vergeſſen wurde. 2 Dieſem QÜbeljtande abzuhelfen, beauftragte die Forſtdirektion den Anterzeichneten, im Laufe dieſes Winters den forſtlichen Lehr— kurs, wie er für die Bannwarte gegeben wurde, ſo für den Druck auszuarbeiten, daß er ſowohl als Leitfaden beim Unterricht ſelbſt, hauptſächlich aber zum Nachſchlagen und Repetieren des Gehörten und als Ratgeber bei praktiſchen Arbeiten von den Bannwarten gebraucht werden könne. 4 Der vorliegende Leitfaden iſt demnach in eriter Linie nur für diejenigen Bannwarte des Kantons Bern geſchrieben, welche den Kurs auf der Rütti beſucht und den Drang haben, durch öfteres Nachleſen das Gelernte dem Gedächtniſſe dauernd einzuprägen. Er enthält in möglichſt einfachem Gewande im allgemeinen alles, was ein tüchtiger Bannwart vom Walde kennen ſollte, vermeidet dagegen, wo immer tunlich, das Gebiet der reinen Theorie und ſucht haupt— ſchlich diejenigen Kapitel einläßlich zu behandeln, welche in den eeigentlichen Wirkungskreis des Bannwarten einſchlagen. Aus dieſem Grunde wurde denn auch, was auf den erſten Anblick vielleicht auffallen möchte, mit Abſicht das Kapitel über „50% Bo anbau“ weitläufiger behandelt, als dasjenige der „Holzzucht“, da . in den meiften Fällen jener den Bannwarten überlaſſen, dieſe aber durch den eigentlichen Wirtſchafter ausgeführt werden wird, was ſomit nur eine genauere Kenntnis des „Holzanbau“ von Seiten des Bannwarten bedingt. Ahnlich verhält es ſich mit einigen andern Kapiteln, ſo beſonders mit demjenigen über den „Mittelwald“, welcher deswegen mit Abſicht nur beiläufig erwähnt wurde, weil er im Kanton nicht vorkommt. Nur durch eine derartige Ausſcheidung der Haupt— und Nebenſachen iſt es gelungen, dem Buche den gewünſchten, mäßigen Amfang zu geben. Jede Arbeit hat ſich, — gerne oder ungerne — einer alſobald folgenden Kritik zu unterziehen und wird daher auch die vor— liegende der Kritik forſtlicher Fachgenoſſen kaum entgehen können. Dieſe möchte ich erſuchen, bei Beurteilung derſelben den oben angedeuteten Zweck nicht aus den Augen verlieren zu wollen und ſie gleichzeitig verſichern, daß mir der Gedanke fernliegt, dieſe kleine Arbeit als vollkommen zu betrachten. Bern, im Mai 1866. Zr. Fankhauſer, Kantonsforſtmeiſter. 3 4 ne Vorwort zur fünften Auflage. „ie wohlwollende Aufnahme, welche die Erweiterung dieſer = . Schrift zu einem auch für eingehendern forſtlichen Unter— | 4 richt dienenden Lehrmittel im In- und Auslande gefunden S hat, machte es dem Verfaſſer zur Pflicht, auf die vor— liegende Ausgabe die größte Sorgfalt zu verwenden. Verſchiedene Abſchnitte, wie diejenigen über Bodendüngung, über beſtockte Wei— den, über Durchforſtungen u. a. wurden umgearbeitet, zahlreiche andere verbeſſert und ergänzt, manche verkürzt und vereinfacht. Alberall fanden die in den letzten Jahren auf forſtlichem Gebiete erfolgten Fortſchritte und die eigenen neuen Erfahrungen, ſoweit ſie auf den behandelten Stoff Bezug haben, gewiſſenhafte Be— rückſichtigung. Von den beigegebenen Figuren iſt eine größere Zahl nach Zeichnungen des ältern Sohnes des Verfaſſers neu angefertigt worden. Herrn von Sury, eidg. Forſtſekretär, ſei für ſeine zuvorkommende Mithilfe bei den Korrekturen der beſte Dank ausgeſprochen; desgleichen dem Herrn Verleger für die Verbeſſerungen der Aus— ſtattung des Buches. Möge es auch fernerhin zur Hebung unſerer Forſtwirtſchaft beitragen. Bern, im Auguſt 1912. Dr. Fr. Fankhauſer. 2 ty, * * 2 2 BER» er F . ; ö i DEN — 3 Bee 3 Inhalt. Einleitung. Bedeutung und Nutzen des Waldes - - : : >: 2 22 nn. 81. Wichtigkeit und Vorkommen des Waldes. $ 2. Die Erzeugniſſe des Waldes. $ 3. Einfluß des Waldes auf das Regime der Gewäſſer. S 4. Einfluß auf Klima und Terraingefahren. $ 5. Der Schutzwald. $ 6. Vorzüge des Waldes überhaupt. S 7. Der Waldbeſitz. $ 8. Der Holzertrag der Waldungen. Einige forſtliche Grundbegriffe und techniſche Ausdrücke 8 9. Betriebsarten. $ 10. Beſtandsgründung. $ 11. Beſtands⸗ verhältniſſe. 5 Standoriskunde. 2 ee 108 Otömbortes 2 72 2 —2:f;: /// ccc Ki’ 8 13. Allgemeines. § 14. Die atmosphäriſche Luft. § 15. Die Temperatur. 8 16. Wirkungen der Wärme auf die Pflanzen. § 17. Wirkungen der Kälte. $ 18. Die Luftſtrömungen. $ 19. Die Be Luftfeuchtigkeit. §S 20. Die Bedeutung der Niederſchläge für das 1 Pflanzenleben. § 21. Die Wirkung des Lichtes. GoB? EEE ET N En 8 22. Boden und Untergrund. S 23. Die Beſtandteile des Bodens. 0 § 24. Die Bodenarten. $ 25. Die Bodenfeuchtigkeit. § 26. Die V“uUkeindigkeit des Bodens. § 27. Die Bodenwärme. $ 28. Die . Gründigkeit. $ 29. Die Bodendecke. § 30. Standortsgewächſe. Die D ee IR § 31. Die Expoſition. $ 32. Die Bodenneigung. $ 33. Die Höhenlage. Seite 11 15 15 26 34 Allgemeiner Teil A en § 34. Die Zellen und Gefäße. § 35. Innerer Bau des Holztörpers. $ 36. Das Holz. $ 37. Die Rinde. 8 38. Die Wurzeln. 8 39. © Die Blätter. $ 40. Die Blüten. $ 41. Die Frucht. 8 42. Die Keimung. 5 43. Die Ernährung der Pflanze. § 44. Das Licht- bedürfnis der Holzarten. $ 45. Das Wachstum. § 46. Das Gr 2 Ausſchlagsvermögen. - Besonderer eiii ee Die Laubhölzer. 8 47. Allgemeines 5 48. Die Buchttteea en re Ras 8 49. Die Eichen ie 2 8 5 50. Die Ahoerſe E re ae 8 51. Die Ele . 2. ñ;ĩ?n% N „Die Anmeenmnmsmsnn 2 2 8 „ Dlie Hagebu chte Te n Dirlke „„ CC VVV Pr „ Die Bappeitn . . 1. 412” nie re Se Fr „Die Weiden Die Linbennn Die Naſtanetetetetete A 3 3 Der Walnußbau mmm a So 80 Die Robinie E 3 2. Der Goldregen S 3. Der Vogelbeerbaum, der "Meblbeerbaum, der SLabrerhuin 2 4. Die wilden Obſt bäume zu 2 DD e — — 9 UN UR UR RUN UR UN UR UN URN UN UN DB SS EEE HIER Die Nadelhölzer. 8-65. Allgemeines A i De | 8.66. Die Fichte Re Te : we, 8 67. Die Tanne —¶kͤʃ ! 2 8 68. Die gemeine Kieferr ru „ 2 BR 4 8 69, Die Bergliefer . . 0... nen 1 0. Die Schwarz kiefer; T! ö 1. Me Arve U . ⸗ a 2. Die Weymmihstieſ err ee ; 8. Die L ee A * 14 2 2 „ 3 Er 1 Waldbau. ER 1 Seite rr ¼¼ / 105 > 5 8 74. Die Aufgaben des Waldbaues. Reine und gemiſchte Beſtän de. 106 335 § 75. Vorteile der Miſchung. 8 76. Allgemeine Grundſätze für die Re Miſchung. Gleichaltrige und ungleichaltrige Beſtändde 109 8 77. Der gleichaltrige Hochwald. $ 78. Der ungleichaltrige Hoch— wald. 8 79. Die beſtockte Weide oder Wytweide. 8 80. Der Niederwald und Mittelwald. Die künſtliche Beſtands gründung . 116 8 81. Wahl des Verfahrens. r PPC ccc 117 § 82. Beſchaffung des Samens. 8 83. Aufbewahrung des Samens. | S 84. Güte des Samens; deren Prüfung. $ 85. Saatmethoden. § 86. Vorbereitung des Bodens zur Saat. S 87. Ausführung der Saat; Samenmenge. 8 88. Saatzeit. $ 89. Bedeckung des Samens. S 90. Die Keimung. 8 91. Pflege der Saaten. N ee enge . 129 8 92. Beſchaffung der Pflanzen. § 93. Ständige und wandernde Forſtgärten. §S 94. Wahl des Platzes zu einem Forſtgarten. § 95. Herrichtung des Platzes. S 96. Düngung des Bodens. / re. 2 21 § 97. Einteilung der Fläche. § 98. Anſaat der Beete und Bedeckung des Samens. 8 99. Schutz und Pflege der Saatbeete. S 100. Anſaat der verſchiedenen Holzarten. / A EEE ee 145 S 101. Zweck der Verſchulung. $ 102. Ihre Anwendung. $ 103. Ausheben der Sämlinge. $ 104. Einrichtung, Beſtellung und Pflege der Pflanzſchule. Vorbereitung und Ausführung der Pflanzung. . 149 § 105. Beſeitigung eines Aberzuges von Heidekraut, Beeren— fräutern ꝛc. $ 106. Entwäſſerung verſumpften Bodens. S 107. Beſchaffenheit des Pflanzenmaterials. § 108. Ausheben, Be— ſchneiden und Einſchlagen der Pflanzen. $ 109. Verpackung und Transport der Pflanzen. $ 110. Pflanzzeit. S 111. Pflanz⸗ verband, Pflanzweite und Pflanzenmenge. $ 112. Ginzeln- pflanzung mit nackten Wurzeln in Löcher. § 113. Hügelpflanzung, Ballenpflanzung, Büſchelpflanzung. S 114. Stecklinge, Setz ſtangen und Ableger. Pflanzverfahren bei den wichtigſten Holzarten . . . 166 § 115. Laubhölzer. § 116. Nadelhölzer. S 117. Anlage von Miſch— pflanzungen. 1 u ar I „ * Pen en Im >= ı up a Be De PF ( et 2 5 r 1 8 — 2 vr — Seite Die natürliche Beſtands gründung . § 118. Arten der natürlichen Beſtandsgründung. Die natürliche Beſtandsgründung durch Samen BA; 8 119. Allgemeines. § 120. Naturbeſamung durch Kahlſchlag. § 121. Schlagweiſe Schirmverjüngung. 8 122. Femelſchlagweiſe Schirmverjüngung. $ 123. Plenterweiſe Schirmverjüngung. S 124. Verjüngung der Beſtockung auf Wytweiden. Beſtandsgründung durch Ausſchlgnie ee 181 § 125. Verjüngung des Niederwaldes. Beſtandsgründung durch Samen und Ausſchläge 184 8 126. Verjüngung des Mittelwaldes. Die Waldpflege. Reinigungsbie ed mm na 186 § 127. Deren Zweck und Ausführung. Durchforſ tungen er . 187 § 128. Die natürliche Beſtandsentwicklung. S 129. Zweck der Durch⸗ forſtungen. $ 130. Allgemeine Grundſätze der Durchforſtungen. 87131. Ausführung der Durchforſtungen. Anhang. Die Lichtungshiettte ann wa 193 Aufäſ tungen a 193 § 132. Vor- und Nachteile der Aufäſtungen. § 133. Ausführung der Aufäſtungen. rene . . Forſtbenutzng. § 134. Die Aufgaben der ForſtbenutzuununnPnn nung . 197 Die Hauptnugung. . : 3.1... 5 ie a . 197 § 135. Nutzholz und Brennholz, Derbholz und Reiſig ıc. Sigenſchaften des Holes a 198 § 136. Gewicht, Dichtigkeit. S 137. Härte, Feſtigkeit. S 138. Bieg⸗ ſamkeit, Zähigkeit, Elaſtizität, Spaltbarkeit. § 139. Schwinden und Quellen, Reißen. 8 140. Dauer, Konſervierung. S 141. Brennkraft, Verkohlung. Holzbauereibe trie K- 204 S 142. Akkord und Taglohn. § 143. Winter⸗ und Sommerhau, Schlaganzeichnung. § 144. Fällung, Holzhauerwerkzeuge. $ 145. Aufrüſtung, Sortimentsausſcheidung, Aufarbeitung des Nutz- holzes. § 146. Aufarbeitung des Brennholzes. S 147. Schlag⸗ abnahme. Holztransp ort. ) ß» 214 8 148. Rücken des Holzes. § 149. Transport auf Wegen. S 150. Einrichtung der Fahrwege. S 151. Einrichtung der Schlitt- und Rieswege. $ 152. Transport mittels Rieſen. § 153. Trans- port zu Waſſer. — > 4 7 5 & a N * $ — 5 er ge a Kae) 2 * a RR * 2 PR, g N Ng u a en nen. 2 age er a 4 3 Ya * * Ne N — BR, = XIII — 1 Seite Von den Nebennutzunge nnn 222 8 154. Allgemeines. 8 155. Gerberrinde. 8 156. Harz. S 157. Baumfrüchte. 8 158. Futterlaub, Leſeholz. 8 159. Waldweide. 8 160. Grasnutzung. § 161. Streunutzung. $ 162. Landwirt⸗ ſchaftliche Zwiſchennutzung. 8 163. Lehm, Sand, Steine, Beeren 2c. , ͤ¶ Pr en Bee 235 Forſtſchutz. * § 164. Die Aufgaben des Forſtſchutz es 239 R = Gefährdungen durch die unorganiſche Natur 239 * Schutz gegen Sturmſchadde nn 239 S 165. Windbruch und Windwurf. Schutz gegen Froſtſchaedde ndnd 241 § 166. Froſtriſſe, Spät⸗ und Frühfröſte, Barfroſt. Schub gegen Schneeſchade nd 243 S 167. Schneebruch und Schneedruck, Duftanhang. J C !.. 244 S 168. Boden⸗ und Gipfelfeuer. Löſchmaßregeln. Gefährdung durch Pflanzen 247 Schutz gegen Ankrautſch adden 247 S 169. Heidelbeere, Heidekraut, Sträucher, Gräſer, Weidenröschen, Brom⸗ und Himbeere, Schlingpflanzen ꝛc. r ee 250 § 170. Kiefernſchüttepilz, Buchenkeimlingspilz ꝛc. 8 171. Hautpilze. . 7 dung durch Lie e 255 JJ ͤͤNvö 7 ˙ ꝓ‚— ͤ f a 255 S 172. Allgemeines über die Inſekten. § 173. Forſtſchädliche Schmetterlinge. S 174. Forſtſchädliche Käfer, der Maikäfer. S 175. Rüſſelkäfer. S 176. Die Borkenkäfer im allgemeinen. § 177. Borkenkäfer der Fichte. § 178. Borkenkäfer der Tanne und der Kiefer. S 179. Borkenkäfer der Lärche, der Arve und der Laubhölzer. S 180. Nutzholzborkenkäfer. § 181. Forſtſchäd— liche Weſpen; die Maulwurfsgrille ıc. § 182. Schonung der Inſektenfeinde. Schutz gegen wild lebende Wirbeltieer 279 § 183. Eichhörnchen, Mäuſe, Wild. JJ pP een 280 § 184. Einſchränkung der Weide; Einfriedigungen. Gefährdung durch Menſ chess g „ | a Sicherung der Wald grenzen 283 3 8 185. Vermarchung. Marchſteine. ' 5 Schutz gegen Übergriffe Serpitutsberechtigter - - - -» - . . . - 208.” 5: 4 8 186. Ablöſung von Dienſtbarkeiten, Aberwachung ihrer Ausübung. a = Schutz gegen Forſtfre ven 2 . 285 3 # $ 187. Verhütung und Verfolgung von Forſtfreveln. = 3 Feldmeſſen. Dorbe griffe ee 287 § 188. Punkt, Linie. Fläche, Körper. Das metriſche Syſtem. 8 189. Gerade und Winkel. § 190. Dreieck und Viereck. 8 191. Vieleck und Kreis. 5 Abſtecken und Meſſen gerader Linien und rechter Winkel. 292 Ss 192. Abſtecken und Meſſen gerader Linien. $ 193. Abſtecken rechter Winkel. Aufnahme gerabliniger Figuren sE 25 S 194. Aufnahme eines Vielecks. 8 195. Pläne und Karten, Maßſtab. Abstecken bon Kurven 00 mV 296 S 196. Das Einrückungsverfahren. ieren . 299 § 197. Staffelmeſſung, Abſtecken einer Weglinie mit dem Gefälls⸗ meſſer von Boſe. Aufnahme und Abſtecken von Profilen 5525 . 302 S 198. Aufnahme von Querprofilen. § 199. Profilieren; Böſchungs⸗ maßſtab. f Forſtliche Baukunde. Geneine sss RE, 305 § 200. Begriff. G ² A ne T 305 § 201. Steine, Holz, Eiſen. Baubeftandtele . ꝶĩBůn 8 § 202. Faſchinen, Flechtzäune. § 203. Sickerdohlen. § 204. Pfla⸗ ſterung. § 205. Mauern. $ 206. Fundierungen. Wegbauarbeiten 5 207. Erdarbeiten. $ 208. Böſchungen, Stütz- und Futtermauern. § 209. Oberbau. S 210. Waſſerableitung. ein und Bahhverbau ........-..: 222022. 1 S 211. Allgemeines. ne 6 30 S 212. Veranlaſſung, Begegnung. Re ei 318 S 213. Begriff, Verbau im allgemeinen. S 214. Verbau mittels Flechtzäunen, Depotmauern, Verkleidungen ꝛc. .., dd. ee . 321 S 215. Art des Verbaus. 4040 n Er Er 821 S 216. UBrſache und Wirkung der Wildwaſſer. S 217. Bändigung des Wildbaches durch Aufforſtung. § 218. Bachverbau mittels Talſperren. S 219. Grundſchwellen, Streichſchwellen. Beraſung und Aufforſtung nackten Bodens N: 7; S 220. Beraſung. S 221. Aufforſtung. %%% „„ 329 S 222. Verſchiedene Arten von Lawinen. S 223. Verbau der Lawinen im allgemeinen. S 224. Freiſtehende Mauern, Mauer- terraſſen. 8 225. Bermen mit Pfahlreihen, Erdterraſſen. S 226. Schneebrücken, Eiſenpfähle. 8 227. Vertikaler Abſtand der Einbauten. Ausführung von Bauarbeiten . 337 S 228. Akkord und Regie, Unterkunft und Verpflegung der Arbeiter, Auslöhnung. bdenloha⸗ Tabelle —2— 341 Einleitung. ä . Bedeulung und Nutzen des Waldes. 81. Der Wald iſt eines der wichtigſten und koſtbarſten Geſchenke der Natur. Sein ausreichendes Vorkommen bildet, namentlich in einem Gebirgsland, eine unerläßliche Bedingung für das allgemeine Wohl. Er liefert uns das Material zur Befriedigung einer un— überſehbaren Menge von Lebensbedürfniſſen; er gewährt uns Schutz gegen verderbliche Naturereigniſſe verſchiedenſter Art und trägt da— mit weſentlich zur Erhöhung der Bewohnbarkeit und Fruchtbarkeit einer Gegend bei; er bietet Gelegenheit zu lohnender Beſchäftigung und iſt von günſtigem Einfluß auf die Geſundheitsverhältniſſe; endlich wird er, jederzeit allen offenſtehend, durch ſeine Schönheit und Annehmlichkeit zu einer unerſchöpflichen Quelle hoher Genüſſe für Geiſt und Gemüt. Der Wald iſt in den verſchiedenen Ländern recht ungleich ver— treten.] Er fehlt gänzlich auf den unabſehbaren, baumloſen Ebenen, den ſog. Steppen Rußlands, Nordamerikas ꝛc. Anderwärts be— deckt er noch ausgedehnte Gebiete als Urwald, der von menſch— licher Kultur unbeeinflußt geblieben iſt. 8 In Europa nehmen die Waldungen im Durchſchnitt nicht ganz einen Drittel, in der Schweiz 21,9% der Geſamtfläche oder 903,000 ha ein. Von unſern Nachbarſtaaten find Oeſterreich mit 32,5 und Deutſchland mit 25,9 %% der Geſamtfläche am beſten beſtockt. In Frankreich macht der Wald 18,2%, in Italien nur 14,6% äder Landesfläche aus. 1 Bringen wir für die Schweiz von der 4,132,400 ha betragenden Geſamt— aaäusdehnung des Landes die Felſen, Schutthalden, Gletſcher, Gewäſſer und andere unabträgliche Gebiete mit rund 1,042,000 ha in Abzug, jo entfallen von der übrigbleibenden produktiven Fläche 29,2% auf den Wald. 1 In den einzelnen Kantonen beträgt die Bewaldungsziffer in Prozenten der Geſamtfläche: Zürich 27,7% ͤ Bern 22,9% „ Luzern 22,6% , Ari 11,5%, Schwyz 18,5% ͤ Obwalden 25,7% ͤ Nidwalden 23,8%, Glarus 15,4%, Zug 21,8%, Freiburg 18,8% , Solothurn 37,1% , Baſel-Stadt 8,9% , Bajel-Land 34,1%, Schaffhauſen 40,6% ‚ͤ Appenzell A.-Rh. 24,1% ͤ Appenzell J.⸗Rh. 19,5 %, St. Gallen 20,9% ‚ͤ‚ Graubünden 19,5% ‚ͤ‚ Aargau 31,9%, Thurgau 17,8% ,', Teſſin 25,7% , ͤ Waadt 25,4% , Wallis 15,4% , Neuenburg 29,6 %, Genf 9,1 %. Im großen ganzen ſind der Jura und Schaffhauſen die beſtbewaldeten Gebiete der Schweiz. In der Ebene, dem Hügelland und den Vorbergen findet ſich die Beſtockung in der Hauptſache auf weniger fruchtbare Böden und in Lagen, welche eine anderweitige Benutzung nicht geſtatten, zurück- gedrängt. Am ſchwächſten iſt die Bewaldung in den Alpen; ſie hat hier, an manchen Orten zum großen Nachteil für die Allgemeinheit, vielfach der Weide weichen müſſen. Immerhin iſt zu berückſichtigen, daß im Gebirge gegen 900,000 ha Boden, davon etwa */,, nur als Weideland benutzbar, ob der Baumvegetationsgrenze gelegen ſind. 8 2. Einen unmittelbaren Nutzen gewährt der Wald ſeinem Beſitzer und damit auch der Allgemeinheit durch die hervorge- brachten Erzeugniſſe. Das wichtigſte derſelben iſt das Holz. Es dient als Brennholz zur Feuerung oder als Nutzholz zu den mannigfachſten anderen Zwecken im menſchlichen Haushalt. Außer dem Holz liefert der Wald noch weitere mehr oder weniger geſchätzte Produkte, die man als Nebennutzungen bezeichnet. Als ſolche ſind anzuführen: Gerberrinde, Baumfrüchte und Samen, Streu, Futterlaub, Harz, Baumſäfte, Beeren, eßbare Pilze ꝛc. Die zeitweiſe Benutzung des Waldbodens als Acker— oder Weideland, zur Gewinnung von Lehm, Sand, Steinen, die Ausübung der Jagd uſw. ſind ebenfalls zu den Nebennutzungen zu rechnen. Ein Wald, bei deſſen Bewirtſchaftung nur auf die Erzeugung von Holz und anderen Forſtprodukten Rückſicht zu nehmen iſt, heißt Wirtſchaftswald oder Nutzwald. In früheren Zeiten ſahen ſich die meiſten Länder darauf angewieſen, ihren Holzbedarf in der Hauptſache aus den eigenen Waldungen zu decken. Der Transport zu Waller war das einzige Mittel, Holz auf größere Ent⸗ fernungen zu befördern. Dies iſt anders geworden, ſeit durch Bau der Eiſen⸗ bahnen und Hebung der Schiffahrt der Verkehr einen jo gewaltigen Auf— ſchwung genommen hat. Amerika liefert uns heute nicht nur koſtbare Hölzer für die Kunſttiſchlerei, ſondern macht ſelbſt unſerm Eichen- und Kiefernholze Konkurrenz. Namentlich aber ſind es Oeſterreich und Süddeutſchland, welche große Holzmengen in der Schweiz abſetzen. S A e Einfuhr Menge Wert 9 Fr. Brennholz, Papierholz und | N es Me 2,085,000 5,111,000] 279,000 674,000 Rohes u. beſchlagenes Nutzholz, | r 5 1,113,000 7,098,000] 161,000 925,000 Rohes u. beſchlagenes Nutzholz, | a] N a a g 267,000 2,361,000 79,000 707,000 Bretter, Nadelholz 1,408,000 16,158,000 91,000 992,000 Bretter u. Schwellen, Laubholz] 297,000 4,679,000 17,000 165,000 Total 5 5,170, 000 355 407 000 627,000 3,463,000 Die UBER. Einfuhr von Holz und Holzwaren überſtieg die Ausfuhr um Fr. 41,786,000. Noch ein anderer Amitand aber hat die in früheren Zeiten ſehr ge— fürchtete Gefahr der Holznot weſentlich verringert. Zu unzähligen Zwecken, für welche einſt das Holz unentbehrlich ſchien, werden heute Erſatzmittel ver— wendet. Statt Brennholz benutzt man in allen größern Betrieben Steinkohlen, Braunkohlen, Koks ꝛc. Beim Schiffsbau und Brückenbau hat Eiſen das Holz größtenteils verdrängt. Beim Bau der Häuſer gelangen immer mehr eiſerne Balken und Beton zur Verwendung. Auch zur Anfertigung landwirtſchaft— licher Geräte und zahlloſer Dinge des täglichen Bedarfes treten heutzutage Eiſen oder andere Metalle in zahlreichen Fällen an Stelle des Holzes. Trotz dieſer Tatſachen ſteht nicht zu befürchten, daß das Holz und be— ſonders das Nutzholz mit der Zeit im Werte ſinken werde, denn die Erſatz— mittel genügen nur zur Deckung des außerordentlich geſteigerten Bedarfes. Für das Holz aber eröffnen ſich immer neue Verwendungsarten. Diesfalls ſei z. B. an den rieſigen Abſatz von Holz zur Papierſtoffabrikation erinnert. — Auch wird es ſtets genug Fälle geben, da ſich das Holz zum häuslichen Bedarf weder durch Steinkohle, noch durch Eiſen oder Stein erſetzen läßt. 83. Für das allgemeine Wohl iſt der Wald von größter Bedeutung wegen des von ihm auf ſeine Umgebung ausgeübten günſtigen Einfluſſes. Die wichtigſte dieſer Wirkungen beſteht, namentlich in einer Oebirgsgegend, in der Regulierung des Abfluſſes von 9 Die ſchweizeriſche Zollverwaltung berechnet den m? Eichen- und Hagen— buchenholz zu 8 J, Almen-, Eſchen⸗, Ahorn- und Buchenholz zu 7,5 q, Erlen-, Bappel-, Weiden- und Lindenholz zu 6 q, Nadelholz zu 5,5 J. (1g 100 kg). 1 Kohle zu 4,5 q Holz gerechnet. Regen- und Schneeſchmelzwaſſer. Durch das Kronendach der Bäume und noch mehr durch die den Boden deckende Streu— oder Moosſchicht wird ein großer Teil des Waſſers zurückgehalten. Was zum Abfluß gelangt, begegnet auf ſeinem Wege unzähligen kleinern und größern Hinderniſſen, ſodaß ein fernerer Teil Zeit findet, in den lockern Boden einzudringen, ja ſelbſt bis auf größere Tiefe zu verſickern. Der Gberſchuß aber erreicht erſt nach längerer Zeit die offenen Gewäſſer. An kahlen Hängen hingegen fließt bei jedem ſtärkeren Regenguß das Waſſer raſch oberflächlich ab, ſchwemmt Erde, Sand und auch gröberes Material mit fort und ſammelt ſich weiter unten zum verheerenden Wildbach. Der Wald wirkt ſomit der Bodenabſchwemmung und den Ver— wüſtungen durch die Hochwaſſer entgegen. Anderſeits trägt er bei zur nachhaltigen Speiſung der Quellen und Bäche, ſodaß ſie bei andauernder Trockenheit nicht verſiegen. Es iſt dies für die Frucht— barkeit des Landes, ſowie für die vielen Waſſerwerkanlagen von größter Bedeutung. Nach den im Kanton Bern während 12 Jahren angeſtellten Beobach⸗ tungen gelangen in einem geſchloſſenen Fichtenbeſtande von der jährlichen Niederſchlagsmenge nur etwa / auf den Boden. Der Reit wird von den Nadeln und Zweigen zurückgehalten und verdunſtet. Im Buchenwalde, der im Winter kahl ſteht und ziemlich viel Waſſer längs den Stämmen abfließen läßt, dürfte die Wirkung des Kronendaches etwas geringer ſein. Umſomehr Waſſer wird dafür von der Laubdecke des Bodens aufgeſogen, nämlich das 2—3 fache ihres Gewichtes. Auch in der Moosdecke des Nadelwaldes bleibt eine große Menge Waſſer hängen. Auf geneigtem Terrain wird dadurch der ſeitliche Ablauf des Waſſers nicht nur vermindert, ſondern auch bedeutend verzögert. Der Wald trägt ſomit in ſehr hohem Maße dazu bei, Wildbach⸗ verheerungen und Aberſchwemmungen zu verhüten. Ein anderer Umſtand kommt aber noch in Betracht. Durch das Kronen⸗ dach der Bäume wird auch die Verdunſtung der in den oberſten Boden- ſchichten vorhandenen Feuchtigkeit gehemmt. Auf freiem Felde verdampft 2—2½ mal ſoviel Waſſer, wie von dem ſtreubedeckten Waldboden. Im Ge⸗ birgswald geht ſogar nur etwa ½0 der zu Boden gelangten Niederſchlags⸗ menge durch Verdunſtung verloren. Dieſer Wirkung iſt nicht zum mindeſten der günſtige Einfluß zuzuſchreiben, welchen der Wald auf die Speiſung der Quellen ausübt. Von den Quellen der Waſſerverſorgung der Stadt Bern iſt nach 10 jähriger Beobachtung diejenige aus dem waldreichen Schlierental (den größten Quellenerguß gleich 100 geſetzt) auf ein Minimum von 37 geſunken. Im kahlen Scherlital ſtellte ſich das Verhältnis wie 100: 15. Bei dieſer letztern Quelle trat im außerordentlich trockenen Sommer 1893 der kleinſte * 1 4 ps pP * 2 A . 4 3 a Bun nett n ta r / -K ̃² Dh Dh e + ET Erguß ſchon am 30. September, im gut bewaldeten Gebiet aber erſt 6'/, Monate ſpäter ein. | Der Wald, indem er die Schwankungen im Stande eines Waſſerlaufes verringert, verbeſſert deſſen „Regime“. § 4. Eine weitere wohltätige Wirkung übt der Wald auf jeine Um— gebung aus durch Mildern der nachteiligen Wirkung heftiger, ſtändiger oder ſtark austrocknender Winde. In ebenem, ſtark dem Luftzug ausgeſetztem Gelände werden nicht ſelten En Waldungen angelegt zum Schutze der landwirtſchaftlichen Kulturen. Da dieſer 7 ) günftige Einfluß des Holzwuchſes ſich nur auf beſchränkte Entfernung geltend- 9 macht, ſo verteilt man den Wald in Streifen, die ſenkrecht zur herrſchenden * Windrichtung verlaufen. 13 Im waadtländiſchen Teil der Rhoneebene haben die dortigen Gemeinden 28 von 1892—1902 mit Unterſtützung von Bund und Kanton acht ſolcher Wald— a ſtreifen von mindeſtens 50 m Breite und im geſamten 68 ha Ausdehnung durch Pflanzung begründet. — Ahnliche Shubjftreifen hat der Kanton Bern auf dem durch Entwäſſerung für die Kultur gewonnenen Großen Mooſe ſchon ſeit 1876 angelegt. Früher ſchrieb man dem Wald auch einen weſentlichen Ein- fluß auf das Klima einer Gegend zu und nahm an, er vermehre 3 5 die Niederſchläge, mache den Sommer kühler, den Winter wärmer. 12 Der unanfechtbare Nachweis für die Richtigkeit dieſer Voraus— Bea ſetzungen iſt durch die angeſtellten genauen Beobachtungen bis jetzt 23 | nicht erbracht worden, doch kann die Frage noch nicht als endgiltig en erledigt betrachtet werden. Sicher ift nur, daß der Wald jeden- falls nicht eine ſo große klimatiſche Wirkung beſitzt, wie man früher glaubte. Die gleichzeitig im Walde und im Freien angeſtellten forſtlich— meteorologiſchen Beobachtungen haben ergeben, daß im geſchloſſenen Walde die mittlere Jahrestemperatur der Luft im allgemeinen etwas kühler iſt als im Freien, daß aber der Anterſchied kaum 1°C beträgt. Am größten iſt er im Hochſommer (im Tagesmittel 1—2“ C), äußerſt gering im Winter. Ahnlich verhält es ſich mit der relativen Luftfeuchtigkeit. Auch dieſe ſtellt ſich im Jahresmittel nur um einen minimen Betrag, nämlich um 4-10 % im Walde höher als auf freiem Felde. Noch weniger beſtätigt ſich nach den vorgenommenen exakten Unter» ſuchungen die Anſicht, der Wald ſei allgemein imſtande, Hagelwetter zu unſchädlichen Gewitterregen aufzulöſen. Immerhin gibt es Fälle, in denen der Holzwuchs bei mehr lokalen Gewittern namentlich den in ſeinem Wind— ſchatten gelegenen Ländereien Schutz gegen Hagelſchlag gewährt. 8 Eine ganz hervorragende Bedeutung kommt dagegen dem Walde im Hochgebirge zu durch Verhinderung des Ent— ſtehens von Lawinen und durch Schutz gegen Stein— und Eisſchlag. Selbſt der widerſtandsfähigſte Wald iſt zwar nicht imſtande, Lawinen, welche ſich hoch ob ſeiner oberen Grenze gebildet haben, aufzuhalten. Von der Wucht der einmal in raſchere Bewegung gelangten großen Schneemaſſen wird auch der ſtärkſte Stamm weggefegt. Dagegen verhindert eine gute Beſtockung das Abgehen der Schneedecke, während freilich an ſehr ſteilen Hängen auch in gelichteten Beſtänden Lawinen entſtehen können. Der Wald ſichert unterliegende Gelände gegen fallende Steine, wie ſie, beſonders im Kalkgebirge, ſich von den Felswänden infolge deren Ver— witterung ablöſen. Desgleichen vermag er an felſigen, von Tagwaſſer über⸗ rieſelten Hängen die im Frühjahr bei Tauwetter abſtürzenden Eisblöcke zurückzuhalten. Durch Verhinderung der Bodenabrutſchung und Verrüfung an den von ihm bekleideten Berglehnen kann der Wald ebenfalls für die anſtoßenden Grundſtücke wichtig werden. Häufig haben nämlich ſolche Ereigniſſe die Aberführung unterhalb gelegenen Kulturlandes mit Schutt oder den Nachſturz oberhalb anſtoßender Güter zur Folge. In zahlreichen Fällen werden Bodenabrutſchungen und Verrüfung da⸗ durch veranlaßt, daß bei ſtarker Neigung des Terrains der kahl abgeholzte oder von der ſchützenden Raſendecke ſtellenweiſe entblößte Boden durch Regen- und Schneewaſſer nach und nach abgeſchwemmt oder zum Abrutſchen gebracht wird. Auf dem zutage tretenden Untergrund kann, wo er felſig, der Pflanzen⸗ wuchs nur ſchwer wieder Fuß faſſen. Beſteht erſterer aus lockerem Material (Flyſch, Gletſcherſchutt ꝛc.) ſo wird auch dieſes angegriffen. Es bilden ſich Waſſerfurchen, die ſich fort und fort vertiefen und erweitern. Damit entſteht die immer weiter nach oben und nach den Seiten ſich ausdehnende Rüfe. Wo die UArſache der Rüfenbildung in der Auſweichung des Bodens durch Sickerwaſſer oder, wie ſolches häufig längs Wildbächen der Fall, in der UAnterwaſchung des Fußes eines Einhanges zu ſuchen, vermag ſelbſtverſtändlich der Wald keinen Schutz zu gewähren, ſondern ſtürzt mit dem Boden in die Tiefe. § 5. Hat ein Wald Bedeutung als Schutz gegen eine der in den beiden vorhergehenden Paragraphen aufgezählten Schädigungen, ſo nennt man ihn Schutzwald. Da er als ſolcher nicht nur wegen ſeines Ertrages für den Eigentümer von Wert iſt, ſondern ſeine Erhaltung und zweckentſprechende Behandlung auch im allge— meinen Intereſſe liegt, ſo werden die Schutzwälder unter beſondere Aufſicht des Staates geſtellt. Es iſt leicht verſtändlich, daß nicht alle Schutzwaldungen die nämliche Wichtigkeit beſitzen. In der Ebene und im Hügelland kann es ſich nur um klimatiſchen Schutz für die nähere Umgebung handeln. Im Gebirge dagegen kommt die Sicherung vor Naturereigniſſen in Betracht, die Leben und Gigen- tum der Bewohner bedrohen und durch Aberſchwemmung und Geſchiebs— ablagerung nicht ſelten über weitentfernte, ausgedehnte Niederungen Verderben und Elend bringen. Den Waldungen des Gebirges oder gar des Hochgebirges iſt daher im Haushalte der Natur eine unvergleichlich bedeutungsvollere Auf— gabe zugewieſen, als denjenigen tieferer Lagen. Deshalb werden denn auch in Berggegenden gewöhnlich alle Wälder als Schutzwälder erklärt. Solches erſcheint umſo gerechtfertigter, als hier die Beſtockung meiſt auf den abſo— luten Waldboden zurückgedrängt iſt, d. h. auf Flächen, die ſich zu einer anderweitigen Benutzung nicht mehr eignen. § 6. Der Wald leiſtet aber noch fernere Dienſte, die, wenn von ihnen auch nicht die Sicherheit des Menſchen und ſeines Beſitztums . abhängt, doch gleichwohl für ſeine Exiſtenz, ſein Wohlbefinden und RR feine Annehmlichkeit von nicht zu unterſchätzender Bedeutung find. 5 Diesfalls ſei zunächſt die durch den Wald gebotene Ge— 2 legenheit zum Arbeitsverdienſt angeführt. Zufolge der eidg. Betriebszählung vom 9. Auguſt 1905 beſchäftigt in der Schweiz die Forſtwirtſchaft in 4057 ſelbſtändigen Betrieben 18,252 Perſonen. Nicht inbegriffen find in dieſer Zahl alle als Taglöhner, Fuhrleute, Leſeholz— und Beerenſammler ꝛc. nur zeitweiſe im Walde Tätigen, ſowie die in Säge— reien, Holzſpaltereien, Imprägnieranſtalten, Holzhandelsgeſchäften ꝛc. Wirkenden. Auf unſer Wohlbefinden iſt der Wald dadurch von Ein— fluß, daß er die Ausgleichung der verſchiedenen Elemente der Luft“) vermittelt und die letztere von ſchädlich wirkenden Beimengungen reinigt. Durch die Atmung, die Verbrennung, die Verweſung ꝛc. wird der athmosphäriſchen Luft Sauerſtoff entzogen und ihr dafür Kohlenſäure zuge— führt. Die Blätter der Pflanzen nehmen dieſe letztere wieder auf. Den Kohlenſtoff verwenden ſie unter der Einwirkung des Lichtes zur Herſtellung des Zellengewebes und hauchen den für das tieriſche Leben unentbehrlichen Sauerſtoff aus. Die Luft des Waldes zeichnet ſich aber auch durch ihre Reinheit aus. Sie iſt frei von Rauch und Staub, von ſchädlichen Gaſen und Dünſten; von den als UArſache mancher Krankheit erkannten Spaltpilzen enthält fie ver— hältnismäßig ſehr geringe Mengen. ) Vergleiche $ 14. 3 Schließlich ſei auch noch der Schönheit des Waldes ge— dacht und des unvergleichlichen Schmuckes, mit dem er jede Land— ſchaft ziert. Unwiderſtehlich fühlen wir uns zu ihm hingezogen und immer neu entzückt uns ſein in unerſchöpflicher Mannigfaltigkeit wechſelnder Reiz. Nirgends aber wie im Walde finden wir Ruhe und Erholungen von des täglichen Treibens Mühen und Sorgen und ſchöpfen neue Kraft zur Erfüllung unſerer Lebensaufgabe. § 7. In früheſten Zeiten waren die Waldungen teils Gemein— eigentum der Niedergelafjenen, teils hatten ſich weltliche und geiſtliche Herren in deren Beſitz geſetzt. Wo dieſes des Fall war, wurden den Bewohnern oft weitgehende Rechte zum Bezug des für ihren Bedarf nötigen Holzes, zur Ausübung der Weide ꝛc. eingeräumt. Vielfach erwarben ſie ſich im Laufe der Zeit das Eigentumsrecht; an andern Orten ging letzteres an den Staat über. In ſolcher Weiſe entſtunden einerſeits die Gemeinde- und Korporationswaldungen, andererſeits die Staatswal— dungen. Der Privatwaldbeſitz war anfangs nur von ge— ringer Ausdehnung und bildete ſich erſt nach und nach aus, meiſt durch Teilung von Staats-, Gemeinde- und Korporationswaldungen. Einen ſehr weſentlichen Einfluß auf die Beſitzverhältniſſe des Waldes hat einerſeits die Staatsform, andererſeits die Art der Beſiedelung ausgeübt. In den demokratiſchen Kantonen der Arſchweiz z. B. nahm die Geſamtheit der Bewohner den Wald als ihr Eigentum in Anſpruch, ſei es getrennt nach Anſiedlungen, ſei es gemeinſam über ganze Gaue. Es gehören deshalb hier die Wälder in der Hauptſache entweder den Gemeinden oder aber ganzen Bezirken. Staatswaldungen hingegen fehlen. Letztere kommen namentlich da vor, wo Wald durch Kauf oder Eroberung aus dem Beſitz des einzelnen Machthabers in denjenigen von Gemeinweſen überging, oder wo ſpäter die Kirchengüter eingezogen wurden. Fand die Beſiedlung vorherrſchend dorfweiſe ſtatt, wie dies im Hoch— gebirge und im Jura beinahe ausnahmslos geſchah, ſo blieb der Wald meiſt in gemeinſamem Beſitz. Auch in der Ebene und im Hügelland hat ſich bei uns der Gemeinde- und Genoſſenſchaftswald ſehr lang, und vielfach bis zur Jetztzeit erhalten. In den Vorbergen der Alpen hingegen brachte die Boden— geſtaltung es mit ſich, daß die Anſiedlung mehr hofweiſe erfolgte. Dadurch wurde der Privatbeſitz und die Verteilung des Waldes ungemein begünſtigt. So ſehen wir denn auch am Nordabfall der Alpen quer durch die ganze Schweiz vom obern Ende des Bodenſees bis ins Unterwallis eine beinahe ununterbrochene Zone verlaufen, auf der Gemeinde- oder Korporationswald ſozuſagen gänzlich fehlt. Dies iſt namentlich der Fall in Appenzell A.-Rh., 7 4 1 | u 9 N W. * im Toggenburg, im Zürcher Oberland, im Entlebuch und Emmental, im Simmental und Saanenland, im Pays d'Enhaut und den Ormonts. Noch zu Anfang des 19. Jahrhunderts nahm übrigens der Staats- und Gemeindebeſitz einen ungleich größeren Teil der geſamten Waldfläche ein, als gegenwärtig. Von den Staatswaldungen mußten beträchtliche Gebiete zur Ablöſung der Dienſtbarkeiten an die Berechtigten abgetreten werden. Die Gemeindewälder hingegen wurden während der Mediationsperiode, ſowie infolge der politiſchen Umwälzungen der 1830er und 1840er Jahre beſonders in den Niederungen und im Hügellande in großer Ausdehnung zum Eigentum unter die Bürger verteilt. Gegenwärtig machen von der geſamten Waldfläche der Schweiz die Staatswaldungen 4,2% ͤ‚die Gemeinde- und Korporationswaldungen 67,5% aus, beide zuſammen jomit, als ſog. öffentliche Waldungen, 71,7%, Ihnen ſtehen die Privatwaldungen mit 28,3% gegenüber. Aber die Vertretung der verſchiedenen Eigentumskategorien in den ein— zelnen Kantonen gibt die nachfolgende Zuſammenſtellung Aufſchluß: Waldfläche Kantone der ch | des Gemeinden der I im Staates und Rorpo- | Privaten Geſamten rationen ha ha I} ha Z 172,476 | 2,344 20,553 24,839 47,736 ein We 684,450 | 12,572 82,825 61,206 156,603 r 150,080 760 6,452 26,739 33,951 r 107,600 85 11,049 1,230 | 12,364 J 90,826 — 14,317 2,500 16,817 aden 47,480 15 11.275 905 | 12,195 | Nidwalden 29,050 100 5,300 1,500 6,900 c 69,120 — 9,850 800 10,650 —AWw 23,920 — 3,730 1485 | 5215 o 167,460 | 3,525 | 15,462 12,540 | 31,527 rr 79,151 1,044 22,404 5,902 29,350 Bareltadt : .....4.. 3,976 — 104 215 319 Baſellandſchaft . . | 42,747 . 11,282 3,295 | 14,577 Schaffhauſen 29,422 | 1,908 8,190 1,840 11,938 | Appenzell A.⸗Khd. . . 24,249 112 1,331 4,404 5,847 u e eee 17,288 60 1,195 2112. 3,367 | 201.900 1,136 25,000 16,110 42,246 ünden 713,280 265 125,849 13,200 139,314 Z 140,410] 2,987 33,848 7,917 44,752 T 101,160 | 1,450 5,481 11,062 | 17,993 A 280,090 — 57,004 | 15,101 72,105 v 325,200] 7,588 52,126 22,869 82,583 r 522,450 65 73,719 4,780 | 78,564 | — ⅛˙ Ä 80,780] 2,005 11.302 10,573 23,880 . 28,235 31 185 2,362 | 2.578 38,052 609,833 255,486 903,371 Total |4,132,400 $ 8. Der wirkliche Holzertrag der ſchweizeriſchen Waldungen kann gegenwärtig zu rund 2,5 Millionen m', nach andern ſogar nur zu 2,3 Millionen m? veranſchlagt werden. Wie der Vergleich von Einfuhr und Ausfuhr ergibt (ſ. S 2), genügt dieſes Quantum bei weitem nicht für den von Jahr zu Jahr ſteigenden Bedarf. Durch ſorgfältigere Bewirtſchaftung unſerer Waldungen ließe ſich der Ausfall, wenn nicht ganz, ſo doch zu einem großen Teile decken. Wir haben ſomit alle Arſache, uns die Pflege des Waldes angelegen ſein zu laſſen. Noch ein anderer, zum mindeſten ebenſowichtiger AUmſtand gibt dazu Veranlaſſung. Allein der zweckentſprechend und ſchonend behandelte Wald vermag nämlich die von ihm gewünſchte Schutz— wirkung zu gewähren. Wo die Beſtände an ſteilen Hängen kahl abgetrieben oder durch Streunutzung der ſchützenden Bodendecke beraubt wurden, kann von einer wohltätigen Regelung des Waſſer— abfluſſes nicht mehr die Rede ſein; wo ſchonungsloſer Weidgang die rechtzeitige Verjüngung der Beſtockung verunmöglicht oder durch den Tritt des Viehes den Boden verwundet, können gleich- wohl Lawinen und Erdabrutſchungen entſtehen; wo die Kraft des Waldes durch Gbernutzung geſchwächt wurde, vermag er weder gegen Stein- und Eisſchlag, noch gegen ungünſtige klimatiſche Einwirkungen Schutz zu bieten. Nur der geſchonte, pfleglich behandelte Wald iſt ſomit imſtande, die ihm im Haushalte des Menſchen, wie in demjenigen der Natur zugewieſene Rolle voll und ganz zu erfüllen. Dieſes Ziel zu er— reichen, iſt die Aufgabe der Forſtwirtſchaft. EL 1 Einige forſtliche Grundbegriffe und fechnijche Ausdrücke. § 9. Wie in der Landwirtſchaft verſchiedene Syſteme der Bewirt— ſchaftung vorkommen, ſo gelangen auch bei der Forſtwirtſchaft mehrere Betriebsarten oder Verfahren der Waldbehandlung zur Anwendung. Sie unterſcheiden ſich voneinander vornehmlich nach der Art und Weiſe der Verjüngung und Erziehung des Waldes und nach dem Alter, welches man das Holz erreichen läßt. Die wichtigſten forſtlichen Betriebsarten ſind: 1. Der Hochwaldbetrieb. 2. Der Niederwaldbetrieb. 3. Der Mittelwaldbetrieb. Beim Hochwaldbetrieb erfolgt die Verjüngung entweder aus dem von den vorhandenen Bäumen abfallenden Samen oder aus der Hand des Menſchen durch Saat oder Pflanzung. Man läßt die Bäume ein ſo hohes Alter erreichen, daß ſie keimfähigen Samen zu erzeugen vermögen, ihr größtes Wachstum vollenden können und die wertvollſte Holzmaſſe liefern. Im Hochwaldbetrieb ſtehen alle Nadelholzwälder, ſowie die aus Samen gezogenen Laub— holzwälder. Beim Niederwaldbetrieb findet die Verjüngung auf natürlichem Wege aus Stock- oder Wurzelausſchlag ſtatt, indem alle Bäume ſchon in frühem Alter, meiſt zwiſchen 10 und 30 Jahren, abgetrieben werden. Der Mittelwald ſtellt eine Verbindung der beiden ange— führten Betriebsarten dar. Er beſteht aus dem niederwaldartig be— handelten Unterholz und dem zu ſamentragfähigen Bäumen, ſogen. Oberſtändern, erwachſenden Oberholz. Erfolgt die jährliche Nutzung regelmäßig nur auf einem be— ſtimmten Teil der Waldfläche, ſo betreibt man ſchlagweiſe Wirtſchaft und erhält gleichaltrige Beſtände. Wird hin— gegen die Nutzung da und dort im Walde herum bezogen, ſodaß ältere und jüngere Bäume überall gemiſcht durcheinander ſtehen, ſo nennt man dies Plenterbetrieb. Er kommt hauptſächlich im Hochwald vor, iſt aber auch auf den Niederwald anwendbar. Mitunter dient eine Fläche gleichzeitig der Holzerzeugung und der land— wirtſchaftlichen Produktion. Eine ſolche Art der Benutzung nennt man ge— miſchte Betriebsart. Hierher gehören der Kopfholzbetrieb und der Schneidelbetrieb, bei welchen die infolge Köpfens oder Aufäſtens ſich bildenden Ausſchläge von Zeit zu Zeit genutzt werden, während darunter der wenig beſchattete Boden noch einen laͤndwirtſchaftlichen Ertrag abwirft. Ahnlich dienen auf den beſtockten Weiden oder Wytweiden der Alpen und des Jura die offenen Stellen der nur teilweiſe beſtockten Fläche der Graserzeugung. Der Waldfeldbau und die Hackwaldwirtſchaft, d. h. die land⸗ wirtſchaftliche Benutzung des Bodens im Hochwald und im Niederwald nach dem Schlag, find nicht als eigentliche Betriebsarten, ſondern als Neben- nutzungen zu betrachten. § 10. Zur Begründung des Hochwaldes iſt man auf kahler Fläche auf die künſtliche Verjüngung angewieſen. Je nachdem der Boden mit Holzſamen oder jungen Holzpflanzen beſtellt wird, unterſcheidet man zwiſchen Saat und Pflanzung. Wo bereits ſamentragfähige Beſtockung vorhanden, kann auch die natürliche Verjüngung zur Anwendung kommen. Sie findet gewöhnlich entweder durch Saumſchläge ſtatt, d. h. durch Abtrieb ſchmaler Streifen, welche vom anſtoßenden alten Holze beſamt werden oder unter Schirmſtand. Im letzteren Falle ſtellt ſich die Verjüngung unter dem gelichteten Mutterbeſtande ein, deſſen Schutz ſie genießt, bis jener nach und nach weggenommen wird. Geſchieht dies in 6 oder 8 bis 10 Jahren, jo ſpricht man von raſcher Verjüngung, ſind dazu 30—40 Jahre nötig, von langſamer Verjüngung. Am langſamſten erfolgt ſie im Plenterwald, wo ſie ſoviele Jahre dauern kann, als zur Erziehung ausgewachſenen Holzes notwendig ſind. Im Niederwald entſteht die natürliche Verjüngung als Stock— ausſchlag an den abgehauenen Stöcken oder als Wurzelbrut aus den Wurzeln. Der Schlag, welcher im Hochwald den Zweck hat, die Beſamung zu veranlaſſen, wird als Samenhieb oder Beſamungsſchlag bezeichnet. Die ſich einſtellenden jungen Pflanzen heißen Aufſchlag bei ſchwerem und Anflug bei leichtem Samen. Schon vor dem Samenhieb erſchienene Ver— jüngung nennt man Vorwuchs. Da die erſtarkenden jungen Pflanzen mehr Licht, Wärme und Feuchtigkeit verlangen, jo lichtet man den Mutter- beſtand durch Nachhiebe oder Lichtſchläge. Der letzte Hieb, zur Be— ſeitigung des Reſtes von alten Bäumen, iſt die Abräumung oder der Endhieb. Alle aus Samen entſtandene Pflanzen werden Samen- oder Kern- wüchſe genannt, im Gegenſatz zu den Stock- und Wurzelloden. Aus Saat oder Pflanzung hervorgegangene Verjüngungen heißen Kulturen. Aufforſtungen find Kulturen vorzugsweiſe auf bis dahin nicht zur Holz- zucht verwendetem Boden. in 211 Ein Beſtand, d. h. ein von ſeiner nächſten Umgebung durch die Beſchaffenheit des Holzwuchſes ſich unterſcheidender Waldteil von hinreichender Größe, wird verſchieden bezeichnet, je nach ſeinem Alter. Er heißt: Jungwuchs bis zum Zeitpunkt, da eine größere Zahl zurückgebliebener Stämmchen von den vorgewachſenen unter— drückt werden; Mittelwuchs oder Stangenholz bis zu ca. 20 em Stammſtärke in Bruſthöhe; angehend haubares oder Baumholz bis zu ca. 35 em Stammſtärke und haubares oder Altholz bei größerem Durchmeſſer. Der Beſtand ift rein oder gemiſcht, je nachdem nur eine oder mehrere Holzarten nebeneinander darin vorkommen. Die am ſtärkſten vertretene Holzart heißt die vorherrſchende; die übrigen ſind beigemiſcht oder eingeſprengt. Man unterſcheidet Ein— zelmiſchung, reihen-, gruppen- und horſtweiſe Miſchung, wenn die verſchiedenen Holzarten Stamm für Stamm, in Reihen, in kleinen Gruppen oder etwas größeren Horſten miteinander abwechſeln. Den mehr oder weniger dichten Stand der Bäume bezeichnet man als Beſtockung (vornehmlich im Niederwald), wogegen der Schluß ſich auf die einander mehr oder minder berührenden Baumkronen bezieht. Er iſt gedrängt, vollkommen, räum— lich, licht, lückig. Kleinere holzleere Stellen inmitten eines Beſtandes heißen Lücken, größere Blößen. Anterdrückte oder verdämmte Stämme nennt man die durch andere überwachſenen und allmählich eingehenden Bäume. Die Unterdrücker ſind die herrſchenden oder dominierenden. Sie bilden zuſammen den Haupt— beſtand, die unterdrückten den Nebenbeſtand. Von Zeit zu Zeit werden 8 die letztern als überflüſſig vermittelſt einer Durchforſtung herausgenommen. = Das durch die Durchforſtungen gewonnene Holz macht die Zwiſchennutz— 7 8 ungen aus, im Gegenſatz zur Hauptnutzung, welche die beim Abtrieb * des jchlagreifen Holzes erhaltene Holzmaſſe in ſich faßt. In weiterem * Sinne heißt Hauptnutzung alles, was an Holz aus dem Walde bezogen 5 wird, im Gegenſatz zu Nebennutzungen, von denen ſchon früher (8 2) die Rede war. Gewährt der Wald fortdauernd und alljährlich annähernd eine gleich große Nutzung, ſo nennt man dieſe nachhaltig. Wird ein die Nachhaltig— keit überſteigendes Holzquantum bezogen, jo findet Abernutzung ſtatt. Erfolgt nur von Zeit zu Zeit eine Nutzung, ſo ſpricht man von ausſetzen— dem Betrieb. i * fi Dar 8 97, * 2 Ta * * £ e = 7 a * * 4 7 ale 5 8 ji eh 2 0 x . . — e 1 2 RE x 5 8 — N S 8 A 0 5 ; 7 fl. u 2 * 5 * «zZ * * 8 Er 1 25 2 5 En a 2 u 2 * * = n rn Sp “ Pi u} er r a e ee 2 Wahr b er: 4 de 8 3 x 2 kr 5 Hat das Holz dasjenige Alter erreicht. in dens 35 je nach der g ählten ; a Betriebsart, dem Standort und den Abſichten des Waldbeſitzers zur Mutzur 8 reif iſt, ſo tritt ſeine Haubarkeit ein. Der Zeitraum, in welchem in de 2 a: Regel alle Beſtände eines Waldkomplexes einmal zum Abtriebe gelangen, Re heißt Amtriebzeit. Sie richtet ſich nach dem angenommenen Haubarkeits⸗ 2 De alter, indem dieſes von der Mehrzahl der Beſtände erreicht werden ſoll. Die Amtriebszeit ſchwankt für den Hochwald gewöhnlich zwiſchen 80 und 120 Jahren, im Gebirge zwiſchen 140 und 160 und mehr Jahren, für den Nieder- wald zwiſchen 20 und 30 Jahren. Im Mittelwald beſitzt das Oberholz eine dem Hochwaldbetrieb und das Anterholz eine dem Niederwaldbetrieb ee ſprechende Amtriebszeit. Standortskunde. $ 12. Das Gedeihen der Pflanzen hängt ab, wenn man von menſch— lichem Zutun abſieht, von Beſchaffenheit und Zuſtand der Luft, welche ſie umgibt und des Bodens, in dem ſie wurzeln. Die Geſamtheit dieſer Wachstumsbedingungen bezeichnet man als Standort. Das Silima. $ 13. Jedermann weiß, was man unter Witterung zu verſtehen hat. Alle aufeinanderfolgenden Witterungserſcheinungen zuſammen bilden das Klima einer Gegend. Die Beſchaffenheit des Klimas wird durch eine Reihe von Ein— flüſſen beſtimmt. Einer der maßgebendſten iſt die geographiſche Lage eines Ortes auf der Erdkugel. Zunächſt dem Aquator iſt das Klima am heißeſten. Gegen den Nord- und Südpol zu wird es umſo rauher, je mehr man ſich dieſen nähert. Im höchſten Norden und Süden decken Eis und Schnee ununterbrochen Sommer und Winter den Boden. Man unterſcheidet eine heiße, eine ge— mäßigte und eine kalte Zone. Mitteleuropa fällt in die gemäßigte Zone. In gleicher Weiſe verändert ſich das Klima mit der Erhebung über Meer. Je höher man ſteigt, umſomehr nehmen die Feuchtigkeit und Niederſchläge zu, die Wärme dagegen ab. In unſern Alpen beginnt der ewige Schnee in einer Höhe von 2700 bis 3000 m ü. M. In ſüdlichern Gegenden liegt die Schneegrenze höher, in nördlichen tiefer. * 3 ro N * Im ferneren wird das Klima durch die Geſtaltung der Erdoberfläche beeinflußt, in erſter Linie durch die Verteilung von Waſſer und Land. Küſtengebiete ſind durch ein gleichmäßiges Klima ausgezeichnet. Im Innern der Kontinente herrſcht ein Klima mit großen Wärmeſchwankungen. Auf dem Feſtlande wird der Charakter des Klimas im weiteren durch die Bodengeſtaltung bedingt. Form, Ausdehnung und Lage der Gebirge nach der Himmelsrichtung machen ſich dabei ſehr bemerkbar. Ein Hochtal kann, wenn es durch Bergketten gegen rauhe Oſt- und Nordwinde geſchützt iſt, ein milderes Klima beſitzen, als ein exponiertes tieferes Tal oder offenes Flachland. Umgekehrt haben Hochebenen einen viel rauheren Witterungscharakter, als vereinzelte Berge von der nämlichen Meereshöhe. Man bezeichnet das Klima als: warm, wo die Weinrebe gut gedeiht und Feigen- und Mandelbaum noch fortkommen; mild, wo der Weinbau ſich nur in günſtigen Lagen noch lohnt, die zahme Kaſtanie aber auch in gewöhnlichen Jahren ihre Früchte zur Reife bringt; gemäßigt, wo die gewöhnlichen Obſtbäume und Feldfrüchte noch gut gedeihen; rauh, wo von Getreidearten nur Roggen und Hafer mehr anbauwürdig ſind und in den Waldungen die Fichte ausgeſprochen vorherrſcht; kalt, wo der Baumwuchs nicht mehr in geſchloſſenem Beſtand, ſondern nur noch vereinzelt oder in kleinere Gruppen aufgelöſt vorkommt. $ 14. Die klimatiſchen Vorgänge jpielen ſich ab in der atmo— ſphäriſchen Luft (kurzweg Atmoſphäre genannt), welche die Erde in einer beiläufig 64 km hohen Schicht rings umgibt. Sie iſt ein Gemenge zweier Gaſe, nämlich von 21 Raumteilen Sauer— ſtoff und 79 Raumteilen Stickſtoff. Überdies find ihr etwa /100 "lo Kohlenſäuregas und in noch bedeutend ſchwächerem Verhältnis Ammoniak beigemiſcht. Die Luft enthält auch wechſelnde Mengen von Waſſerdampf (Feuchtigkeit). Die atmoſphäriſche Luft übt durch ihr Gewicht auf die Erdoberfläche einen bedeutenden Druck aus, welcher für jeden em? ungefähr 1 kg ausmacht. Er ſchwankt je nach der Wärme und dem Feuchtigkeitsgehalt der Luft. Je mehr ſich dieſe erwärmt, umſomehr dehnt fie ſich aus und umſo⸗ leichter wird ſie. Ebenſo wird mit ſteigendem Gehalt an Waſſerdampf ihr Gewicht geringer. Umgekehrt machen Kälte und Trockenheit die Luft ſchwerer. Der Luftdruck ändert ſich aber auch mit der Höhe über Meer; je höher man ſteigt, umſomehr nimmt er ab. c 11 Zum Meſſen des Luftdruckes dient das Barometer. In Meereshöhe beträgt der mittlere Barometerſtand 760 mm, bei 500 m Höhe 718 mm, bei 1000 m 676 mm, bei 2000 m 598 mm, bei 3000 m 528 mm ıc., unter Annahme der mittleren Jahrestemperatur der betreffenden Höhenſtufe. Die Verwendbarkeit des Barometers zur Vorherſage der Witterung beruht darauf, daß die Luft durch kalte und trockene, gewöhnlich von hellem Wetter begleitete Winde verdichtet wird. Der Druck gegen das untere, offene Ende der das Queckſilber einſchließenden Glasröhre nimmt alſo zu und dieſes ſteigt. Umgekehrt iſt warme und viel Feuchtigkeit enthaltende, ſomit zu Niederſchlägen geneigte Luft leichter und bringt das Barometer zum Fallen. $ 15. Der wichtigſte Faktor des Klimas iſt die Wärme. Die für die Vegetation einzig in Betracht fallende Wärmequelle iſt die Sonne, welche durch ihre Strahlen den Erdboden und damit indirekt auch die Luft erwärmt. Die Wirkung der Sonnenſtrahlen iſt um ſo kräftiger, je ſenkrechter ſie einfallen. Dies iſt beſonders in der heißen Zone der Fall, während die Sonnenſtrahlen die Erdober— fläche in um ſo ſchieferem Winkel treffen, je weiter der betreffende Ort vom Aquator entfernt liegt. Aus dem gleichen Grund nimmt ein Südhang mehr Wärme auf als eine Ebene und iſt die Sonne im Sommer, da ſie ſich lange und hoch über den Horizont erhebt, wirkſamer als im Winter. Das größere oder geringere Maß der Wärme nennt man Temperatur. Sinkt dieſe unter den Gefrierpunkt des Waſſers, ſo ſpricht man von Kälte. Die Höhe der Temperatur wird beſtimmt mit Hilfe des Thermo— meters. In ſchmelzendes Eis getaucht, zeigt dasſelbe den Nullpunkt, in ſiedendem Waſſer einen zweiten Firpunkt, den Siedepunkt an. Der Abſtand zwiſchen beiden wird in 100 gleiche Teile, Grade nach Celſius, oder Centigrade () geteilt. Die nämliche Einteilung ſetzt man auch unter dem Nullpunkt fort zur Beſtimmung der Kälte. 3. B. 15“ unter 0 ſchreibt man — 15° C). Die atmoſphäriſche Luft empfängt ihre Wärme nicht direkt von den Sonnenſtrahlen, ſondern hauptſächlich von der Erdoberfläche, an der ſich die Luft erwärmt. Es erklärt uns dies, warum die Temperatur umſomehr ſinkt, je höher wir ſteigen, d. h. je mehr wir uns von der Erde entfernen. Die Ab— nahme beträgt für je 100 m Erhebung ungefähr ½ C. Die Lufttemperatur iſt fortwährenden Schwankungen unterworfen. Zwiſchen 4 und 8 Uhr morgens — im Sommer früher, im Winter ſpäter — ) Nach Réaumur wird der Abſtand zwiſchen Null- und Siedepunkt in 80 Grade geteilt. 4° R entſprechen daher 5° C. Die Réaumurſche Ein— teilung iſt als veraltet zu betrachten. 2 = PP . ie 2 „ ME > 4 be 7 + a * ne 1 > * Ta WER N 5 7 n Se EN EI TS u a > I a * — 9 a 2 n. — ar 5 = N > en N * u LE ET RE = Er 2 . - 72 - 8 5 K 2 7 * A 3 18 R * 5 RE . { l Ed ſteht fie in der Regel am niedrigften, zwiſchen 2 und 4 Uhr nachmittags am a; höchſten; fie erreicht alsdann ihr Minimum und ihr Marimum. Der — Durchſchnitt der Temperaturen der Einzelnſtunden gibt das Tages mittel. Durch täglich mehrmalige Beobachtung der Lufttemperatur während einer längeren Reihe von Jahren erhält man die mittlere Jahrestemperatur. Beiſpielsweiſe ſei ſolche für einige Orte der Schweiz angeführt. Sie beträgt: für Lugano 11,4 C, Genf 9,5“, Baſel 9,4, Neuenburg 8,9“, Chur 8,6“, Zürich 8,6, Luzern 8,5“, Bern 8,1“, St. Gallen 7,2“, Davos 2,7“, Rigi 2,0%, Großer St. Bernhard — 1,4“, Säntis — 2.4“. $ 16. Von den verſchiedenen Einflüſſen des Klimas auf das Leben der Pflanzen iſt keiner ſo augenfällig, wie derjenige der Temperatur. Wir ſehen, daß die Gewächſe im Winter ihre Lebenstätigkeit ſo— zuſagen ganz einſtellen; ihr Wachstum ſtockt und erwacht erſt im Frühjahr mit Eintritt einer erhöhten Luft- und Bodenwärme wieder. Unter deren Wirkung entfalten ſich die Knoſpen, ent— wickeln ſich die Blätter und Blüten, reifen die Früchte. Während mäßige Wärmegrade das Gedeihen der Pflanzen fördern, können ihnen andauernde Hitze oder große Kälte verderblich werden. Die Hitze wirkt ſchädlich, beſonders bei mangelnder Bodenfeuchtigkeit, indem ſie die Pflanzen zu ſtarker Verdunſtung anregt. Geben dieſe durch die Blätter mehr Feuchtigkeit ab, als ſie durch die Wurzeln aufzunehmen vermögen, ſo hört das Wachs— tum auf und vertrocknet ſchließlich die Pflanze. Von der Hitze leiden kleine Pflanzen mehr, als ſolche, die mit ihren Wurzeln in tiefere, längere Zeit ſich friſch erhaltende Bodenſchichten hin— unterreichen. Selbſt für größere Bäume kann aber, namentlich auf magerem, flachgründigem Boden, die Hitze nachteilig werden. Sie bilden nur ſchmale Jahrringe aus und laſſen die Blätter frühzeitig fallen. Als Wirkung der Hitze allein iſt der ſog. Rin denbrand zu betrachten. Wenn nämlich der Schaft eines wenig beaſteten Baumes plötzlich den Sonnen- ſtrahlen ausgeſetzt wird, ſo erhitzt ſich bei manchen dünnrindigen Holzarten auf der Süd- und Südweſtſeite des Stammes die Baſtſchicht ſo ſehr, daß ſie abſtirbt. Die Rinde trocknet ein und fällt ab und das Holz erliegt der Fäulnis. 1 Die Wirkung der Kälte auf die Pflanzen äußert ſich eben— falls in verſchiedener Weiſe. Die Winterkälte wird unſern Waldbäumen, nur wenn ſie einen ſehr hohen Grad erreicht, verderblich. Aus wärmeren Gegenden e 3 - 391 8 4 * — — 7 Wand ſtammende Holzarten, wie z. B. die Robinie und die zahme Kaſtanie, können daran zu Grunde gehen. Auch bei weniger empfind lichen aber bilden ſich unter Amjtänden ſog. Froſtriſſe, indem das Holz des Stammes in deſſen Längsrichtung und von der Rinde gegen das Mark zu plötzlich aufreißt. Froſtriſſe werden dadurch veranlaßt, daß bei ſtrenger Kälte die waſſer— reichen äußeren Holzſchichten ſich infolge des Gefrierens ſtärker zuſammen— ziehen, als die waſſerarmen inneren, und dieſe daher die erſteren zerſprengen. Die Wunde verwächſt gewöhnlich ſpäter wieder, doch verliert der Stamm gleichwohl an Nutzwert und iſt überdies an der betreffenden Stelle der Fäul- nis ausgeſetzt. Während der Vegetationszeit, d. h. vom Ausbrechen der Knoſpen bis zum Eintritt der Saftruhe, wird auch ein geringer Kältegrad für das pflanzliche Leben verhängnisvoll. Reife, die im Frühjahr nach dem Laubausbruch auftreten, nennt man Spät- fröſte. Sie ereignen ſich namentlich, wenn nach naſſer Witterung unter Einwirkung des Nordwindes das Wetter ſich raſch aufhellt. Mulden, dem Luftzug verſchloſſene Örtlichkeiten, Niederungen mit naſſem oder gar ſumpfigem Boden ſind den Spätfröſten vor allen ausgeſetzt. Auch iſt zunächſt dem Boden die Abkühlung ſtets ſtärker, als von einer gewiſſen Höhe an. Es erfrieren daher häufig weniger als 1½s- meterhohe Pflanzen, während größere unbe— ſchädigt bleiben. Durch die Spätfröſte werden die Blätter, Blüten und ſaftigen Triebe getötet, ſodaß ſie welken und ſich braun oder ſchwärzlich färben. Raſches Auftauen, z. B. unter Einwirkung der Morgen— ſonne, vermehrt die nachteilige Wirkung des Froſtes. Die Spätfröſte betreffen bald eine ganze Gegend, bald — wenn weniger heftig — beſchränken ſie ſich auf ſog. Froſtlagen. Bodennäſſe ſpielt da— bei eine wichtige Rolle, weil durch Verdunſtung des Waſſers Kälte erzeugt wird. Es gibt Orte, wie z. B. die naſſen Lagen auf dem Hochplateau der Freiberge (bern. Jura), die, obwohl kaum 1000 m ü. M. gelegen, mitunter in keinem Monat des Jahres von Fröſten ganz verſchont bleiben. Nur in glanzhellen Nächten ſind Spätfröſte zu befürchten. Bedecken Wolken den Himmel, ſo verhindern dieſe die ſtarke Ausſtrahlung der Boden— wärme. Da die kalte Luft die ſchwerſte iſt, ſo fließt dieſe nach der Tiefe ab und lagert ſich über Mulden und Niederungen in einer oft nicht mehr als 1—2 m hohen Schicht. Durch bewegte Luft wird dieſes Abſetzen der kälteſten Schichten geſtört und der Froſt vermieden. An Oſt- oder Südoſthängen, wo die gefrorenen Pflanzenteile von den erſten Sonnenſtrahlen getroffen werden, iſt ſtets der Schaden beſonders empfindlich. Br 22 a f v 1 - 9 5 u FRA Auf der Nordſeite der Alpen glaubt man im Flach- und Hügelland die Gefahr der Spätfröſte, von ganz außergewöhnlichen Vorkommniſſen abge- ſehen, mit den Tagen der bekannten drei Eisheiligen Pankratius, Servatius und Epiphanus (12., 13. und 14. Mai) überſtanden zu haben. Lokale Ein⸗ flüſſe kommen aber hierbei, wie bereits angedeutet, ſehr in Betracht. Im warmen Mittelwallis z. B. erachtet man ſich erſt gegen Ende Mai für ge⸗ ſichert. Solange in den untern Alpweiden noch Schnee liegt, ſind bei der großen Steilheit der Talſeiten Kälterückſchläge immer zu fürchten. — Im Hochgebirge mit dem außerordentlich raſchen Abergang vom Winter zum Sommer kommen Spätfröſte ſelten vor. Frühzeitig im Herbſt, vor Abſchluß der Vegetation ſich ein— ſtellende Fröſte nennt man Frühfröſte. Sie kommen weniger häufig vor und richten im Walde ſelten großen Schaden an. Der letztere beſteht darin, daß die nicht vollſtändig verholzten jungen Triebe erfrieren. Am meiſten bedrohen ſie die Ausſchläge im Niederwald in gegen Norden offenen Lagen. Holzarten, die aus wärmern Gegenden ſtammen, oder aus der Niederung in Hochlagen verſetzt werden, haben am meiſten vom Frühfroſt zu leiden. Ihre lang andauernde Vegetationstätigkeit iſt noch nicht abgeſchloſſen, wenn im rauhen Klima bereits die Vorboten des Winters ſich einſtellen. Im Frühjahr aber ſchlagen fie erſt ſpät aus und entgehen ſomit den Spätfröſten, während dieſen letztern bei uns Pflanzen aus dem hohen Norden leicht zum Opfer fallen. Schließlich ſei noch der Einwirkung der Kälte auf den Boden gedacht, indem dieſe für die Pflanzen von nicht zu unter— ſchätzender Bedeutung iſt. Durch Gefrieren des im Boden be— findlichen Waſſers wird die Erde, beſonders wenn in groben Schollen behackt, gelockert, ihr Zuſtand alſo verbeſſert. Wiederholt ſich in ſchneearmen Wintern das Zufrieren und Auftauen der oberſten Bodenſchicht mehrmals, ſo werden dadurch nicht tiefwurzelnde junge Pflanzen ausgehoben, ſie wintern aus. Dieſe Erſcheinung, auch Baarfroſt genannt, iſt im Ge— birge, namentlich in ſüdlichen Lagen, eines der größten Hinderniſſe für den künſtlichen Anbau des Waldes. Die Bodenlockerung durch den Winterfroſt wird beim forſtlichen Kultur— weſen vielfach benutzt und leiſtet namentlich für ſchwere, ſtark bindige Böden gute Dienſte. Baarfröſte hingegen kommen vorzüglich auf leichtem, unberaſten, oder künſtlich gelockertem Boden vor. Durch Gefrieren des Waſſers in der oberſten Erdſchicht hebt ſich dieſe und mit ihr auch die Pflanzen. Beim Auftauen ſetzt ſich das Terrain rings um die Pflanze und dieſe kommt nach mehr— maliger Wiederholung des Vorganges mit den Wurzeln ganz obenauf, ſodaß ſie umfällt und vertrocknet. 2 x * * * * * 74 * nu, * N. Er . § 18. Durch die ungleiche Erwärmung der Erdoberfläche werden Luftſtrömungen (Winde) veranlaßt. In der heißen Zone ſteigt die erwärmte und damit leichter gewordene Luft empor. Sie wird durch kalte Luft erſetzt, welche von Norden und Süden gegen den Aquator zuſtrömt. Umgekehrt fließt die aufgeſtiegene warme Luft in den höhern Schichten der Atmoſphäre gegen die Pole zu ab. Infolge der Umdrehung der Erde werden dieſe beiden haupt— ſächlichſten Luftſtrömungen von ihrer urſprünglichen Richtung ab— gelenkt, ſodaß auf unſerer nördlichen Erdhälfte die eine von Südweſt gegen Nordoſt, die andere von Nordoſt gegen Südweſt verläuft. In der gemäßigten Zone ſinkt die polwärts gerichtete Strömung infolge Verengung ihrer Bahn teilweiſe herab und kommt in Wechſelwirkung mit der nordöſtlichen Strömung. Daraus erklärt ſich die Veränderlichkeit der Witterung in der gemäßigten Zone. Daneben hat die Bodengeſtaltung Einfluß auf die Rich— tung der Luftſtrömungen und gibt vielfach Anlaß zu lokalen Winden. Die Nord- und Oſtwinde ſind bei uns meiſt kalt und trocken. Mitunter wehen ſie mit großer Stärke (namentlich in der Südweſtſchweiz), doch richten ſie im Walde durch Niederwerfen und Entwurzeln der Bäume ſelten erheblichen Schaden an. Ge— wöhnlich iſt, wenn dieſe Winde herrſchen, der Boden trocken, im Winter ſogar gefroren, und finden daher die Wurzeln genügenden Halt. Dagegen wirken nördliche und öſtliche Luftſtrömungen oft nachteilig durch Austrocknen und Ausmagern des Bodens. Die Weſt- und Südweſtwinde find die häufigeren und er— reichen zeitweiſe große Stärke. Zudem ſind ſie in der Regel von Regen begleitet, welcher den Boden aufweicht und den Windfall begünſtigt. Die Stürme aus Weſten und Südweſten — mancher— orts freilich werden ſie durch den Verlauf der Täler und Berg— ketten zu Nordweſt- oder Südwinden abgelenkt — müſſen daher als die für den Wald am meiſten zu fürchtenden bezeichnet werden. Der Südwind iſt eine warme Luftſtrömung. Er tritt am Nordhang der Alpen als ſog. Föhn auf, der ſich durch große Trockenheit und in den innern Alpentälern häufig durch ſtürmiſche Heftigkeit auszeichnet. Aber dem Flachland verliert er ſeine Stärke r 656 * 10 4 3 r n 8 4 . ET EZ * 0 a « 3 nn — . 2 2 Pe 3.78 a Ne — 7 2 — 1 * — are. 2 N R Br *. K I Bere BR 256 und macht ſich meift nur noch durch die Wärme bemerkbar. Auf der Südſeite der Alpen ſind Südwinde faſt immer von Trübung und Niederſchlägen begleitet. Mitunter richtet der Föhn durch ſeine orkanartige Heftigkeit enormen Schaden an, indem er ganze Beſtände niederwirft, Haus— dächer fortträgt ꝛc. Glücklicherweiſe wiederholen ſich derartige Vor— kommniſſe von einigem Belang nicht alle Menſchenalter. Im Vor— frühling iſt mäßiger Föhn im Gebirge willkommen, weil er die großen Schneemaſſen in überraſchend kurzer Zeit wegſchmilzt. Ver— faſſer hat häufig beobachtet, wie unter der Einwirkung dieſes Windes eine Schneedecke von 60 cm Mächtigkeit innert 12 Stunden ver— ſchwand. Auf die Vegetation hingegen iſt er im Frühjahr von ungünſtigem Einfluß, indem er nicht nur die zarten Pflanzenteile, namentlich die Blüten, zerſtört und damit die Fruchtbildung un— möglich macht, ſondern ſelbſt die Blätter verſengt. Von den beiden allgemeinen Luftſtrömungen nennen wir diejenige, welche aus Südweſten zu uns kommt, Aquatorialſtrom, diejenige aus Nord- oſten Polarſtrom. Der erſtere hat bei ſeinem Zug über den atlantiſchen Ozean viel Waſſerdampf aufgenommen und bringt uns daher häufig Nieder- ſchläge. Der aus dem hohen Norden ſtammende Polarſtrom dagegen ſtreicht über Feſtland und iſt deshalb nicht nur kalt, ſondern auch trocken. Wie dieſe beiden Luftſtrömungen, ſo verdanken auch die lokalen Winde der ungleichen Erwärmung der Erdoberfläche ihre Entſtehung. Wir haben hiefür in der Schweiz zahlreiche Beiſpiele: Im untern und mittlern Rhonetal z. B. macht ſich bei ſchönem Wetter alltäglich von 9 oder 10 Uhr morgens bis 4 oder 5 Uhr abends ein vom obern Ende des Genferſees taleinwärts ſtreichender Luftzug bemerkbar. Er iſt mitunter von großer Heftigkeit und weht ſo beſtändig, daß der Baumwuchs, wie die landwirtſchaftlichen Kulturen arg von ihm leiden. So zeigen in der ganzen Rhoneebene ſämtliche Bäume eine mehr oder minder ſtarke Neigung des Stammes und der Äfte nach talaufwärts. — Ihre Erklärung findet dieſe Erſcheinung darin, daß im Wallis, ſobald die Wirkung der Sonnenſtrahlen ſich in der Talſohle und an den Hängen bemerkbar macht, von dieſen die warme Luft in die Höhe ſteigt. Zu ihrem Erſatz ſtrömen vom Genferſee her kältere und ſchwerere Luftſchichten zu. Ebenfalls ein lokaler Wind iſt der am Bieler- und Neuenburgerſee wegen ſeiner heftigen Stöße gefürchtete „Bergluft“ oder „Joran“. Er entſteht namentlich gegen Abend, wenn von den rauhen Hochlagen des Jura die kalte Luft durch nördliche Winde über die vorderſte Bergkette hinaus— geſchoben wird und ſich dann über den ſchroffen Südhang hinunter in die von einer wärmern und ſomit dünnern Luftſchicht bedeckte Ebene ſtürzt. Ahnlich erklärt man ſich die Entſtehung des Föhns. Er tritt auf, wenn auf der Nordſeite der Alpen ſich über deren Vorland eine Zone ſtark verdünnter Luft, eine ſog. Depreſſion hinzieht, während gleichzeitig auf der Südſeite hoher Luftdruck herrſcht. Nach der Zone verminderten Druckes wird aus den gegen Norden ſich öffnenden Tälern die Luft gleichſam herausgeſogen und über den Kamm der Alpen ſtrömt dafür von oben andere Luft herein. Dieſe letztere hat an ſich wenig Feuchtigkeitsgehalt, erwärmt ſich nun infolge des Herabſinkens und wird dadurch noch trockener. — Ein ähnlicher Wind, doch von Norden kommend, tritt mitunter bei umgekehrten Luftdruckverhält— niſſen in den ſüdlichen Alpentälern auf. § 19. Ein fernerer wichtiger Faktor des Klimas iſt die Luftfeuch— tigkeit. Wie bereits erwähnt, enthält die atmoſphäriſche Luft ſtets eine größere oder geringere Menge Waſſerdampf. Je wärmer die Luft iſt, umſomehr Feuchtigkeit vermag ſie gelöſt (unſichtbar) aufzunehmen. Kühlt ſich feuchte Luft ab, ſo ſcheidet ſich das Waſſer in Form von winzig kleinen Bläschen aus und es ent— ſtehen Wolken. Treten dieſe in unſerer unmittelbaren Umgebung auf, ſo nennen wir ſie Nebel. Schreitet die Abkühlung der Luft noch weiter fort, ſo fließen die Waſſerbläschen in Tropfen zuſammen und fallen als Regen zur Erde. Bei niedriger Temperatur bilden ſich feine Eisnadeln, welche ſich zu Schneeflocken zuſammenlegen. Die Entſtehung von Hagel ſchreibt man der Einwirkung von 5 auf ſehr raſch aufſteigende feuchte Luftſtröme zu. Ein m? atmoſphäriſche Luft vermag bei 30° C Wärme 30 gr Waſſer— dampf, bei 20“ C aber nur 17 gr, bei 0° C ſogar nur 5 gr Waſſerdampf gelöſt zu enthalten. Es iſt alsdann die Luft mit Feuchtigkeit geſättigt. Mit Hülfe des Hygrometers ermitteln wir den Grad der Lufttrockenheit. Wird einer mit Waſſerdampf geſättigten Luftſchicht noch mehr Feuch— tigkeit zugeführt, oder (was das nämliche bewirkt) Wärme entzogen, ſo erfolgt Nebel⸗ oder Wolkenbildung. Die Ausſcheidung des Waſſers als Regen, Schnee, Hagel ıc. nennt man Niederſchlag. Man drückt ihn aus durch die Höhe, welche die ſämtlichen Niederſchläge eines Jahres für einen ge— gebenen Ort erreichen. Für den größten Teil der ſchweizeriſchen Hochebene zwiſchen Alpen und Jura beträgt die jährliche Niederſchlagshöhe 90—110 em. Wit zunehmender Erhebung über Meer wird die Regenmenge beträchtlicher. Im Hügelland, in den Vorbergen und im größten Teil des Jura beträgt fie 110 —150 em. Im Hochgebirge ſteigt fie bis auf 200 em und noch höher an. — Die Nieder— ſchlagsmenge iſt ſtets größer auf der den feuchten Luftſtrömungen direkt ausgeſetzten Seite des Gebirges, als auf der entgegengeſetzten. Die Nieder- ſchlagshöhe iſt ſomit bedeutender auf der Weſtſeite des Jura, als an deſſen Oſthang, größer in den Berneralpen als in den Graubündneralpen. Ebenſo Ra liefern die feuchten ſüdlichen Winde dem Südhang der Alpen (Teſſin) ſehr viel Regen. Am wenigſten Regen fällt in der Schweiz in dem beidſeitig durch Gebirgszüge abgeſchloſſenen Mittelwallis (in Sitten nur 60 cm). § 20. Für das Leben der Pflanzen iſt die in der Luft vorhandene Feuchtigkeit von großer Bedeutung, weil ſie ihnen als Regen, Schnee ꝛc. das erforderliche Waſſer liefert. Anderſeits geben auch die Pflanzen mittelſt der Blätter Waſſerdampf durch Verdunſtung an die Luft zurück. Der Regen wirkt beſonders günſtig, wenn er warm und mäßig ſtark in feinen Tropfen fällt. Heftiger Platzregen dagegen wird der Vegetation nachteilig; er erzeugt auf dem unbedeckten Boden eine harte Kruſte, indem er deſſen Hohlräume mit fort— geſchwemmter feiner Erde verſtopft. Solche Platzregen liefern überdies ſehr große Waſſermengen, die raſch abfließen und oft Waſſerverheerungen anrichten. Eine ähnliche wohltätige Wirkung wie ſchwachem Regen wird dem Tau zugeſchrieben. Er ſchlägt ſich nach heißen Sommer— tagen in hellen windſtillen Nächten an den Pflanzen und andern ſtark abgekühlten Gegenſtänden der Erdoberfläche nieder. Im Ge— birge fällt er meiſt ſehr reichlich. Wind verhindert die Saubildung, ebenſo bedeckter Himmel oder Aberſchirmung durch Bäume. Erfolgt der Niederſchlag der Feuchtigkeit bei kaltem Wetter, ſo ſcheidet ſie ſich in Form von feinen Eisnadeln als Reif aus. Er läßt uns im Frühjahr und Herbſt die eingetretenen Spät- und Frühfröſte auf den erſten Blick erkennen. Zur Winterszeit bilden ſich die Eiskriſtalle auch an den Bäumen und werden dann Duft— anhang, im Volksmund Biecht oder Giecht genannt. Bei andauernd nebliger Witterung kann der Duftanhang ſo ſtark werden, daß die beſchwerten Aſte brechen. Der Schnee fällt bei geringer Kälte in großen Flocken; er iſt dann feucht und ſchwer und verurſacht deshalb häufig Schnee— druck. Bei kaltem Wetter dagegen iſt er trocken, ſandartig und bleibt weniger an den Bäumen hängen. In höheren Berggegenden, wo er meiſt die letztbeſchriebene Beſchaffenheit beſitzt, kommt denn auch im Walde ſeltener Schneeſchaden vor, als in tieferen Lagen. — Einen günſtigen Einfluß übt der Schnee dadurch aus, daß er dem Boden eine ſehr bedeutende Menge von Feuchtigkeit zuführt. 4 2 N 3 3 mar 28 » 3 RT | Im ferneren ſchützt er ihn, ſowie die jungen Pflanzen gegen große Kälte. Endlich verhindert eine hinreichend ſtarke Schneedecke die Beſchädigung von Jungwuchs beim Aufarbeiten und Ausbringen des gefällten Holzes aus den Schlägen. Der Hagel ſchadet den Bäumen, indem er Blätter, Blüten und Zweige, in beſonders exponierten Lagen ſogar Aſte abſchlägt und durch Verletzen der Rinde den Stamm ſchädigt. Gberdies verwundet er den Boden und begünſtigt damit an ſteilen Hängen deſſen Abſchwemmung. Für die Holzproduktion iſt keineswegs ein ſehr bedeutendes Maß von Feuchtigkeit notwendig; es genügt, wenn kein Mangel an ſolcher eintritt. Die Niederſchläge ſollten alſo von keinen langen Trockenperioden unterbrochen fein, ſondern ſich mehr gleichmäßig verteilen. Fallen die Viederſchläge haupt— ſächlich auf die Vegetationsperiode, ſo iſt dies beſonders vorteilhaft, da der Wald alsdann am meiſten Feuchtigkeit braucht. — In der Schweiz treffen dieſe günſtigen Verhältniſſe im allgemeinen zu: von der geſamten Regen— höhe fallen etwa ½1 auf die drei Sommermonate, je / auf Frühjahr und Herbſt und nur etwa ½ auf Dezember, Januar und Februar. Einzig in der Südſchweiz iſt der Anteil des Herbſtes etwas größer, als der des Sommers. Mit Bezug auf den Tau iſt noch zu bemerken, daß nach neueren UAnterſuchungen die Pflanzen wenigſtens zu einem Teil ſelbſt das als Tau ſich abſetzende Waſſer liefern. Mit den Wurzeln aus dem Boden aufge— nommen, wird dasſelbe durch die Blätter verdunſtet und ſättigt die unterſte Luftſchicht, ſodaß es ſich nach Abkühlung der Pflanzen durch Wärmeaus— ſtrahlung an dieſen niederſchlägt. — Der Tau macht während des ganzen Jahres nur etwa ½oöoo der geſamten Niederſchlagsmenge aus. Der Duft iſt für die Bäume auch von Nutzen, weil er aus der Luft Ammoniakgas aufſaugt und ſolches mit dem Waſſer als wichtigen Nahrungs— ſtoff zu den Wurzeln gelangen läßt. Die Höhe, bis zu welcher die Waldungen beſonders dem Schneedruck ausgeſetzt ſind, kann für die Schweiz etwa zu 800 —1000 m ü. M. angenommen werden. Mitunter richtet er aber auch noch bedeutend höheren Schaden an. Beſonders empfindlich wird dieſer, wenn der Schneefall zu einer Zeit erfolgt, da die Laubhölzer noch im Blattſchmuck ſtehen. § 21. Als eines weiteren für die Pflanzen unentbehrlichen klima— tiſchen Faktors ſei noch des Lichtes gedacht. Unter deſſen Ein— wirkung zerlegen ſie im Grün der Blätter das Waſſer, ſowie das aus der Luft aufgenommene Kohlenſäuregas und beziehen aus ihnen die zum Aufbau des Holzkörpers erforderlichen Stoffe. Nicht alle Holzarten find hinſichtlich ihres Lichtbedarfs gleich an— ſpruchsvoll. Einzelne (3. B. Eibe und Stechpalme) gedeihen noch a A im Schatten größerer Bäume. Die meiſten aber verlangen direktes Sonnenlicht; von andern überſchirmt, kümmern ſie, bleiben im Wachstum zurück und gehen ſchließlich ein, wie dies in jedem Walde die unterdrückten Stämmchen zeigen. Die Wirkſamkeit der Lichtſtrahlen wird durch verſchiedene AUmſtände, wie die Bewölkung, die Neigung des Terrains, die Höhenlage über Meer ıc. mehr oder weniger beeinflußt. Je weniger helle Tage ein Standort aufweiſt, umſomehr verlangt unter im übrigen gleicher Bedingung ein Baum freien Stand. Ebenſo iſt an einem Nordhang der Lichtgenuß beſchränkter, als am Südhang. Die Lichtwirkung nimmt zu mit der Erhebung über Meer, infolge der größeren Lufttrockenheit. Daher ſind die Blüten der Alpenpflanzen mit ſo lebhaften Farben geſchmückt. Der Boden. 8 22. Der Erdboden, auf welchem die Waldbäume ihr Fortkommen finden, läßt zwei mehr oder weniger ſcharf getrennte Lagen unter— ſcheiden, eine obere, den eigentlichen Boden, und eine untere, den Untergrund. Im Boden breiten die Pflanzen ihre Wurzeln aus und ſchöpfen ſie ihre Nahrung. Der Untergrund bildet ſeine Unterlage. Er beſteht bald aus maſſigem oder geſchichtetem Geſtein, bald aus mächtigen Ton- und Wergellagen, bald aus Kies und Sand. Die Fruchtbarkeit des Bodens hängt ab einerſeits von ſeiner Zuſammenſetzung, d. h. ſeinem Gehalt an Pflanzennährſtoffen, andererſeits aber von ſeinen phyſikaliſchen Eigenſchaften. Auf dieſen letzteren, d. h. der Feuchtigkeit, Lockerheit, Durchlüftung, Wärme ꝛc. beruht die Leiſtungsfähigkeit des Waldbodens in viel höherem Maße, als auf ſeiner Zuſammenſetzung. Immerhin übt dieſe auch einen beſtimmenden Einfluß auf jene Eigenſchaften aus. Für das Gedeihen der Pflanzen iſt auch die Beſchaffenheit des Unter— grundes wichtig. Aus ihm hat ſich meiſt der Boden durch Verwitterung gebildet und beſitzt ſomit eine ähnliche Zuſammenſetzung wie jener. Uberdies hängen von der Natur des Untergrundes, je nachdem er zerklüftet oder dicht, durchläſſig oder bindig, waſſerhaltig oder trocken ꝛc. iſt, auch manche Eigen⸗ ſchaften des aufgelagerten Bodens ab. Qinter dem Einfluſſe der atmoſphäriſchen Luft, des Waſſers, ganz beſonders aber des raſchen Wechſels von Hitze und Kälte, zerfällt das Geſtein im Laufe der Zeit, auch wenn es urſprünglich noch ſo hart war. Sodann Te werden durch das Waſſer, beſonders wenn es Kohlenſäure enthält, manche Mineralien nach und nach aufgelöſt. Seine löſende Kraft iſt um ſo wirkſamer, je mehr durch Zerkleinerung des Geſteins die Angriffsfläche ſich vergrößert hat. Auch die glatteſte Felswand wird ſchließlich rauh, ſodaß ſich die genügſamen Flechten und winzige Mooſe anſiedeln können, welche ihrerſeits ebenfalls das Geſtein angreifen und für größere Pflanzen Erde anſammeln. 8 23. Die Beſtandteile des Bodens find teils mineraliſcher, teils organiſcher Natur. Unter den erſteren hat man die Geſteinsreſte zu verſtehen, die in verſchiedener Größe, vom groben Kies bis hinunter zum Sand und feinſten Schlamm, miteinander gemiſcht, ge— wöhnlich die Hauptmaſſe des Bodens ausmachen. Die organiſchen Stoffe im Boden rühren von abgeſtorbenen Pflanzen, Pflanzen— teilen und Tieren her. Durch ihre Zerſetzung entſteht der Humus. Die feineren Beſtandteile des Bodens nennt man Feinerde. Ihr Vorkommen iſt für die Fruchtbarkeit des Bodens von be ſonderer Bedeutung. Sand und Ton herrſchen in der Feinerde gewöhnlich vor. Dazu kommen in wechſelndem Verhältnis Kalk und Humus, ſowie kleine Mengen einiger anderer Stoffe, als Eiſen, Mangan ꝛc. Endlich wären noch die im Waſſer löslichen, den Pflanzen als Nahrung dienenden Salze, als Verbindungen von Phosphorſäure, Kali und Stickſtoff anzuführen. Ob— wohl für das Gedeihen der Pflanzen unentbehrlich, finden ſie ſich doch im Boden gewöhnlich nur in verhältnismäßig geringen Mengen. Beſonders der Stickſtoff, einer der wertvollſten Nähr— beſtandteile, iſt meiſt im Mindeſtmaß vorhanden. Das Gedeihen der Pflanzen hängt aber von demjenigen Mährſtoff ab, welcher ihnen im Verhältnis zu ihrem Bedarf, in geringſter Menge zur Verfügung ſteht. Der Sand beſteht vornehmlich aus Körnern von Quarz, doch ſind außer dieſem auch andere Mineralien (Feldſpat, Glimmer ꝛc.) vertreten. Ebenſo iſt der Ton mannigfach zuſammengeſetzt, wird aber in der Hauptſache von kieſelſaurer Tonerde gebildet. Der Kalk im Boden iſt vorzüglich kohlen— ſaurer Kalk und kommt teils fein verteilt, teils in kleineren und größeren Steinen vor. Außer als Nährſtoff wirkt er günſtig durch Entſäuren des Bodens, Aufſchließen der Mineralien und Zerſetzen der organiſchen Beſtandteile. Schwere Böden macht er wärmer und lockerer; auch befördert er in hohem Maße deren Krümelung. Der Stickſtoff findet ſich hauptſächlich als Salpeterſäure und als Ammoniak. Er rührt vorzugsweiſe her von der Zerſetzung organiſcher Subſtanz und aus der atmoſphäriſchen Luft, deren a ee freier Stickſtoff durch die kleinſten Lebeweſen des milden Humus, ſowie durch die Wurzelknöllchen mancher Pflanzen (Erlen, Robinien, Lupinen ꝛc.) in ſtick⸗ ſtoffhaltige Verbindungen übergeführt wird. Der Humus iſt von ſehr verſchiedenartiger Beſchaffenheit. Erfolgt die Zerſetzung bei reichlichem Luftzutritt und genügender Feuchtigkeit verhältnis⸗ mäßig raſch, jo entſteht ſog. milder Humus oder Mull. Anter entgegen- geſetzten Bedingungen, wenn der Luftzutritt ungenügend oder zeitweiſe die Feuchtigkeit mangelt, bildet ſich ſog. Trockentorf (ſaurer Humus, Roh- humus), der wegen ſeines ſtark wechſelnden Feuchtigkeitsgehaltes und der Aus— ſcheidung von Humusſäuren ſehr ungünſtig auf die Baumvegetation einwirkt. Der Humus gibt dem Boden ſeine dunkle Farbe. § 24. Je nach ihren wichtigſten Gemengteilen unterſcheidet man folgende Hauptbodenarten: 1. Der Tonboden mit über 50% Son; der Reſt beſteht aus Sand und einer größeren oder geringeren Beimengung von Humus. 2. Der Lehmboden iſt ein inniges Gemenge von 30—50 % Ton mit einem größeren QOnantum Sand und einer Beimengung von Humus. 3. Der Sandboden beſteht aus mindeſtens 757% Sand. Den Reſt bilden Ton und Humus. 4. Im Kalkboden macht der Kalkgehalt mindeſtens 20% aus. Der Reſt beſteht aus Ton (bis 50%), Sand und Humus. Beträgt der Kalkgehalt nur 10-20%, jo ſpricht man von Mergel— boden. Neben dieſen Hauptbodenarten kommen zahlreiche Abergangs— formen vor, die, je nach ihrer Zuſammenſetzung, als ſandiger Lehm— boden, lehmiger Sandboden, kalkhaltiger Tonboden ıc. bezeichnet werden. Macht der Humusgehalt mehr als 57% aus, jo nennt man den Boden humos. In gut geſchloſſenen Beſtänden findet ſich unter der loſen Streudecke oft eine an mildem Humus ſehr reiche Erdſchicht. Es iſt dies die durch ihre ſchwarze Farbe und lockere Beſchaffenheit ausgezeichnete, ſehr fruchtbare Mullerde. Davon wohl zu unterſcheiden iſt: 5. Der reine Humusboden, wie er ſich vorzüglich dort bildet, wo die Zerſetzung der Pflanzenreſte durch ein Abermaß von Waſſer gehemmt wird. In dieſer Bodenart herrſchen die pflanz— lichen Uberreſte vor den mineraliſchen Beſtandteilen weit vor. Den Waldbäumen jagt der reine Humusboden im allgemeinen nicht zu. e eee . Zi" h * * . r e W W A h — 29 — Zur genaueren Bezeichnung des Bodens wird auch ſein Ge— halt an Steinen en Man nennt ihn etwas fteinig, wenn ſie ungefähr / und ſteinig, wenn fie die Hälfte oder noch mehr des Rauminhaltes ausmachen. Im allgemeinen find die Ton-, Lehm⸗, Mergel- und Kalkböden reicher an löslichen Salzen als Sandböden und daher meiſt mineraliſch kräftige. Alle Bodenarten werden durch reichen Gehalt an mildem Humus bedeutend fruchtbarer. Seine günſtige Wirkung auf den Pflanzenwuchs rührt haupt— ſächlich daher, daß er die phyſikaliſchen Eigenſchaften des Bodens in hohem Grade verbeſſert. Die letzteren ſollen daher im nachfolgenden kurz beſprochen werden. 8 25. Von ganz beſonderer Bedeutung für alles pflanzliche Leben iſt die im Boden enthaltene Feuchtigkeit. Das Waſſer dient der Pflanze teils direkt als Nahrung, teils zur Zufuhr der in ihm gelöſten mineraliſchen Nährſtoffe aus dem Boden. Es wird denn auch von den Bäumen in großer Menge durch die Wurzeln, vor— züglich durch die feinen Haarwurzeln, aufgenommen. Was davon nicht für den Aufbau der Pflanze nötig iſt, verdunſtet durch die Blätter, Nadeln und grünen Triebe. Trockenheit der Luft und eine große Blattmenge beſchleunigen die Waſſerabgabe. Hieraus erklärt ſich, warum ein belaubter Baum ſchwieriger zu ver— pflanzen iſt, als ein ſolcher, deſſen Knoſpen ſich noch nicht geöffnet haben und warum der trockene Föhn im Frühjahr den Kulturen oft verderblich wird. Freilich kommt in letzterem Falle noch dazu, daß Wind und Sonne die zarten Faſerwurzeln leicht austrocknen. Nicht alle Bodenarten beſitzen in gleichem Maße die Fähig— keit, Feuchtigkeit aufzunehmen und feſtzuhalten. Sie iſt am größten beim Humus. Ein Kubikmeter Humus vermag etwa / ms oder mehr als das Dreifache ſeines Gewichtes Waſſer zurückzuhalten. 1 m?’ Ton nimmt dagegen nicht ganz s und 1 m? Sand nur etwas über ½ m? Waſſer in ſich auf. Dem Vermögen, Waſſer aufzunehmen, entſpricht auch das— jenige, ſolches zurückzuhalten. Sand gibt die Feuchtigkeit am leich— teſten wieder ab; er trocknet raſch aus. Am längſten behalten ihre Friſche der Humus und der Tonboden. Anders verhält es ſich mit der Durchläſſigkeit des Bodens. Am leichteſten ſickert das Waſſer durch Sand- oder Kiesboden, am meiſten wird es vom Ton alten Kalk- und Lehmboden halten die Mitte. En at Die erwähnten Eigenſchaften werden vornehmlich vom größeren oder geringeren Gehalt des Bodens an Feinerde, ſowie von deſſen Lockerheit (von der in $ 26 die Rede) bedingt. Je feiner die erdigen Beſtandteile, um jo langſamer läßt der Boden das Waſſer eindringen, um ſo mehr ſaugt er von ihm auf und um ſo ſchwerer gibt er es wieder ab. Der Humus hingegen beſitzt die Fähigkeit, große Mengen Feuchtigkeit aufzuſaugen, einen Überſchuß in tiefere Schichten ſickern zu laſſen, jedoch nur ſchuen vollſtändig auszu⸗ trocknen. Abgeſehen von dieſen beſonderen Eigenſchaften hängt der Feuchtigkeitsgehalt des Bodens ſelbſtverſtändlich auch von der Waſſerzufuhr ab. Im Gebirge z. B., wo reichlichere Niederſchläge fallen, ift der Boden friſcher, als unter ſonſt gleichen Verhältniſſen in tieferen Lagen. Auch durch Grundwaſſer, das ſich in ebenen Talſohlen oft in geringer Tiefe ne fann die Boden- feuchtigkeit ſtark beeinflußt werden. Man unterſcheidet, je nach dem Waſſergehalt, folgende Abſtufungen: Naſſer Boden, wenn das Waſſer während des größten Teils des Sommers ſich an der Oberfläche zeigt, jedoch durch Zu- und Abfluß erneuert wird. Feuchter Boden, wenn er beim Zuſammenpreſſen das Waſſer noch tropfenweiſe abfließen läßt. Friſcher Boden, wenn er dem Gefühle nach von Feuchtigkeit mäßig durchdrungen iſt. Trockener Boden, wenn nach erfolgter Durchnäſſung die Waſſer⸗ ſpuren ſchon binnen einigen Tagen ſich verlieren. Dürrer Boden, wenn nach 24ſtündiger Abtrocknung jede ſichtbare Spur von Feuchtigkeit verſchwindet. Zu einem freudigen Gedeihen verlangen unſere Waldbäume einen mäßigen, doch möglichſt beſtändigen Grad von Feuchtigkeit. Immerhin ſind diesbezüglich die Anſprüche der verſchiedenen Holzarten ungleich. Den größten Grad von Bodentrockenheit ertragen die Akazien, die Kiefernarten und die Birke, am meiſten Näſſe die Schwarzerle und die Sumpfkiefer. Bei reichlichem, doch beſtändig ſich erneuerndem Waſſer im Boden vermögen auch Weißerle, Eſche, Pappeln und Weiden noch gut zu gedeihen, wogegen ftagnierende Näſſe nur noch der Sumpfkiefer ein kümmerliches Fort⸗ kommen geſtattet. Wit Bezug auf den Sumpf- oder Moorboden ſei noch erwähnt, daß man nach deren Bildung zwei Arten Moore unterſcheidet, nämlich: 1. Die Hochmoore (bei uns meiſt „Möſer“ genannt), entſtehen bei ſich nicht erneuerndem weichem (kalkarmen) Waſſer durch das Wachstum von WMooſen. In der Mitte erhöht (daher der Name), find die Hochmoore gewöhnlich von einem tief dunkelgefärbten Waſſerſpiegel umgeben. 2. Die Wieſenmoore (auch als „Ried“ oder „Riet“ bezeichnet), ſind dagegen am Rande ſtets trockener als in der Mitte. Auf ihnen finden ſich vornehmlich ſaure Gräſer und andere Sumpfpflanzen zahlreich vertreten, welche hartes (kalkreiches) Waſſer verlangen. 4 A 2 * . b 22 ͤ ee ehe $ 26. Die Bindigkeit oder Lockerheit des Bodens hängt in erſter Linie ab von deſſen größerem oder geringerem Gehalt an Ton. Die feinen Teile desſelben lagern ſich ſehr dicht zuſammen, der Boden verhärtet, ſodaß Luft und Waſſer abgehalten und die Wurzeln an der Ausbreitung im Boden gehindert werden. Sehr tonreiche oder ſchwere Böden ſagen der Vegetation nicht zu; auch laſſen ſie ſich ſchwer bearbeiten. Durch Beimengung von Sand oder Steinen wird der Boden lockerer. Lehm-, Mergel— und Kalkboden beſitzen daher geringere Bindigkeit. Am lockerſten bpbdder leichteſten ſind der reine Sand- und der Moorboden. . Beide haben den Nachteil, daß ſie den Baumwurzeln nicht den nötigen Halt bieten und auf ihnen die jungen Pflanzen ſtark vom Baarfroſt leiden. Dem Holzwuchs am zuträglichſten ſind die mäßig lockern Böden. Auf Kulturland wird die Lockerung des Bodens durch Be— arbeitung erzielt. Im gut gepflegten Walde beſorgen dieſe Auf— gabe die im Boden lebenden Tiere, vor allem die Regen— würmer. Die letzteren ſind daher für das Gedeihen der Wald— * bäume äußerſt wichtig. Bei zeitweiſe ſtarkem Austrocknen des Bodens verſchwinden die Regenwürmer. Auch bei ſchweren Bodenarten iſt die Bindigkeit eine ſehr ungleiche, je 1 nach dem Grad der Krümelung. Man verſteht hierunter das Zuſammen— 3 lagern der Tonteilchen zu kleinen Krümeln, zwiſchen denen Lücken bleiben. * Durch krümelige Beſchaffenheit wird auch bindiger Boden locker. Sie iſt 3 daher für ſolchen die erſte Bedingung der Fruchtbarkeit. Die Krümelung hängt vorzüglich von der Gegenwart löslicher Salze ab. Mit dieſen ver— ſchwindet ſie. Die Krümelung wird auch erzielt durch Bodenlockerung. In dieſer Beziehung ſind die im Boden wohnenden Tiere von ſehr großem Nutzen. Der Maulwurf z. B. trägt durch ſeine Gänge viel zur Waſſerableitung und Bodenlockerung bei. Ungleich höher aber iſt die Tätigkeit der Regen— würmer anzuſchlagen. Ihre Röhren gehen bis zu 1m und noch mehr Tiefe in den Boden und ſchaffen für Waſſer, Luft und Baumwurzeln Raum. Durch Zerſetzen der abgeſtorbenen Pflanzenreſte, von denen ſie leben, und durch gleichzeitige Aufnahme von erdigen Stoffen bewirken die Regenwürmer eine ſehr günſtige Miſchung der verſchiedenen Beſtandteile und fördern namentlich in hohem Grade die Krümelung. Wo daher ihre kleinen Kot— ballen den Boden bedecken, darf dies ſtets als ein gutes Zeichen betrachtet werden. Der größte Feind der Regenwürmer iſt die zweitweiſe Trockenheit. Wo ſie eintritt, gehen dieſe Tiere zugrunde oder wandern aus. ee § 27. Wie der oberirdiſche Seil der Pflanze, jo bedürfen auch deren Wurzeln zu ihrer Tätigkeit eines gewiſſen Maßes von Wärme. Dabei kommen beſonders die Zuſammenſetzung und der Feuchtig— keitsgehalt des Bodens, ſowie deſſen Farbe in Betracht. Je reicher er an Steinen iſt, um ſo leichter läßt er im Sommer die Wärme und im Winter die Kälte eindringen. Stark tonhaltige Böden erwärmen ſich dagegen langſam. Das nämliche gilt für naſſe Erdarten, weil dieſe durch Verdunſtung der Feuchtigkeit abgekühlt werden. Man nennt daher ſchwere Lehm- und Tonböden auch kalt. Im Gegenſatz zu ihnen ſtehen die der Wärme leicht zugänglichen Sand- und Kalkböden, welch’ letztere man als hitzig bezeichnet, wohl auch deshalb, weil ſie den Humus oder den Dünger raſch zerſetzen. Wo die Sonnenſtrahlen den Boden treffen, iſt auch deſſen Farbe von Belang. Schwarze Erdarten erwärmen ſich leichter und ſtärker als graue, oder gar als helle. § 28. Die Mächtigkeit oder Tiefgründigkeit des Wald— bodens geſtattet einerſeits dem Baum eine freiere oder beſchränk— tere Berbreitung ſeiner Wurzeln, anderſeits übt ſie aber auch auf die Bodenbeſchaffenheit einen Einfluß aus. In der fruchtbaren Erdſchicht findet der Baum ſeinen Halt und ſchöpft er ſeine Nahrung. Stoßen die in die Tiefe gehenden Wurzeln ſchon früh auf den Untergrund, jo läßt das Wachstum nach und hört namentlich die Weiterentwicklung nach der Höhe auf. Dem Sturmwind vermag der Baum unter ſolchen Umſtänden nur ſchwachen Widerſtand zu leiſten. Ein flachgründiger Boden kann aber auch nur wenig Feuchtig— keit aufnehmen. Er trocknet raſch aus und iſt ſchon aus dieſem Grunde von geringer Fruchtbarkeit. Man nennt den Boden flachgründig bei einer Mächtigkeit von weniger als 30 em, mittelgründig bei 30-60 cm, tiefgründig bei 60—120 em und ſehr tiefgründig bei über 120 em Mächtigkeit. § 29. Von allergrößtem Einfluß auf den Zuſtand des Bodens und damit auch auf den Holzwuchs iſt die Bodendecke. Sie beſteht aus abgeſtorbenen Pflanzenteilen oder aus lebenden Pflanzen. 1 * 1 „ Kl = io ; r R Ara 8 1 5 } * a * ar Durch jede lebende Pflanzendecke wird der Feuchtig— keitsgehalt des Bodens vermindert. Er iſt alſo z. B. unter Gras— oder Ankrautwuchs ſtets trockener als in nacktem Zuſtande. Noch bedeutend ſchlimmer wirken Heidekraut, Heidelbeeren, Alpenroſen ıc. Durch ihren dichten Wurzelfilz ſchließen ſie den Boden ab und verhindern nicht nur den Zutritt der Luft, ſondern auch das Ein— dringen des Waſſers durch die Bildung von Staubhumus, der die Feuchtigkeit nur ſchwer annimmt. Eine ſolche Pflanzen— decke beeinträchtigt das Gedeihen des Baumwuchſes in hohem Maße. Ganz anders iſt die Wirkung der Streudecke. Sie beſteht im Laubholzwalde aus dürren Blättern, unter Nadelholz aus einer mehr oder weniger von Moos durchwachſenen Nadeldecke. Durch deren Zerſetzung entſteht milder Humus und werden dem Waldboden nicht nur Nährſtoffe zurückgegeben, ſondern auch ſeine übrigen Eigenſchaften verbeſſert. Vor allem trägt die Streudecke zur Erhaltung der Bodenfeuchtigkeit und der Krümelung bei. Kahler Boden trocknet viel ſtärker aus, als ein durch eine Nadel-, Moos- oder beſonders durch eine Laubſchicht geſchützter. Im ferneren verhindert die Bodendecke bei Platzregen das Abſchwemmen der Feinerde, das Verſtopfen der Hohlräume und die Bildung einer feſten Kruſte, durch welche das Eindringen von Waſſer und Luft gehemmt wird. ; Alle dieſe günſtigen Wirkungen kommen ganz bejonders der von Blättern gebildeten Bodenſtreu zu. Daher das überraſchend lebhafte Wachstum des Nadelhozes, wenn ihm reichlich Laubholz beigemiſcht iſt. Ahnliche Dienſte, wie eine Streudecke, kann eine gut gelockerte Erdſchicht leiſten. Fleißiges oberflächliches Behacken des Bodens bietet daher einen wirkſamen Schutz gegen Trockenheit. Das Augenmerk einer pfleglichen Waldwirtſchaft muß vor allem auf die ſorgſame Erhaltung der Streudecke gerichtet ſein. Die Bewahrung der Bodenkraft und der ungeſchwächten Ertragsfähigkeit des Waldes ſteht damit im engſten Zuſammenhang. Die abgefallenen Blätter und Nadeln bilden, indem ſie ſich in Humus verwandeln, den natürlichen Dünger der Bäume. Durch ſeine Zerſetzung werden dem Boden die mineraliſchen Nährſtoffe, welche ihm durch den Holzwuchs entzogen wurden, in leicht aufnehmbarer Form zurückerſtattet. Reichliche Mengen verſchiedener Salze enthaltend, gelangt das Regen- und Schneewaſſer durch die Streu- und Humusdecke langſam in den Boden, wo es dieſe Stoffe abſetzt. Es erhöht damit deſſen krümelige Be— ſchaffenheit. Im nackten Boden hingegen werden die löslichen Salze aus— gelaugt, in die Tiefe geführt und damit dem Bereich der Wurzeln entzogen. 8 Dee Fe a 23 Von allergrößter Wichtigkeit iſt aber der Einfluß von Streudecke und Humus auf die Erhaltung einer gleichmäßigen Bodenfeuchtigkeit, dieſer erſten Bedingung eines gedeihlichen Wachstums unſerer Waldbäume. Die Boden- decke erleichtert nicht nur das Eindringen des Waſſers und hemmt deſſen Verdunſtung, ſondern nimmt durch den Humus auch aus der Luft Feuchtigkeit auf und erhöht überdies den Kohlenſäuregehalt im Boden. Endlich ſei noch angeführt, daß die lebloſe Bodendecke die Temperatur— verhältniſſe günſtig beeinflußt und den Boden im Winter wärmer und im Sommer kühler macht. § 30. Aus dem Vorkommen und dem Verhalten verſchiedener Gewächſe laſſen ſich Schlüſſe ziehen in betreff der Zuſammen— ſetung des Bodes. Den Sandboden kennzeichnen der Schafſchwingel, der Ginſter, die Beſenpfrieme, der Sanddorn ꝛc. Auf Kalkboden findet man die Fluhbirne, den Mehlbaum, die Waldrebe, Rojenarten, Leberblümchen (Anemonen), Enzianen ꝛc, wo— gegen Heidekraut, Heidelbeere, Stechginſter ꝛc. Kalkmangel andeuten. Für Tonboden iſt charakteriſtiſch der Huflattich, der Schachtel— halm ac. Den milden Humus zeigen an Weidenröschen, Fingerhut, Waldkreuzkraut, Brombeeren, Himbeeren, im Buchenwald auch der Waldmeiſter und das Maienriesli, bei weniger zerſetztem Humus die Einbeere, Tollkirſche, der Seidelbaſt ꝛc. Auf ſaurem Boden gedeihen Riedgräſer, Binſen, Schilf, Hahnenfußarten 2c. (auf Wieſenmooren) und Sumpfmooſe (auf Hochmooren). Die größere oder geringere Tiefgründigkeit des Bodens läßt ſich unſchwer nach dem ſchlanken und hohen oder kurzſchäftigen, gedrückten Wuchs der Bäume beurteilen. Die Lage. § 31. Die Eigenart des Klimas und des Bodens, ſowie deren günſtige oder nachteilige Einwirkung auf den Pflanzenwuchs ändern ſich je nach der Lage. Auch im nämlichen Tal wird der Standort große Verſchiedenheiten aufweiſen an Nord- und Südhang, bei ſtarker oder ſchwacher Neigung des Terrains, bei größerer oder geringerer Erhebung über Meer. — 35 — Die Lage eines Standortes zur Himmelsrichtungnennt man Ex— poſition. Man unterſcheidet Süd-, Nord-, Oſt- und Weſthang, jo- wie nach den Zwiſchenrichtungen Südweſt-,Nordweſthang ꝛc. (Fig. 1.) In den tiefern und mittlern Lagen ſind Süd- und Süd— weſtſeiten häufig trocken und daher im allgemeinen für den Wald am wenigſten geeignet. Weſthänge weiſen ähn— N. liche Verhältniſſe auf, doch ae u leiden ſie etwas weniger von Trockenheit. Dafür ſind ſie den Stürmen ſtark ausgeſetzt. In Nord- und Oſtlagen zeigen unſere wichtigſten Wald— bäume in der Regel das gün— ſtigſte Wachstum, dank der reichlichen Bodenfeuchtigkeit. Unter Amftänden können ihnen aber die rauhen Nordwinde 8. ſchaden, an öſtlichen Abhängen Sigi Windroſe. auch der Spätfroſt. Im Hochgebirge mangelt dem Holzwuchs in den letztgenannten Lagen die erforderliche Wärme. Sein Gedeihen iſt daher an Süd— und Südweſtſeiten um ſo günſtiger, als es hier an der nötigen Friſche des Bodens ſelten fehlt. § 32. Die Neigung des Bodens wird folgendermaßen bezeichnet: eben oder faſt eben bei einer Bodenneigung bis zu 5“, ſanft bei 6—10’ Neigung, lehn oder mäßig ſteil bei 11—20°, ſteil bei 21—30°, ſchroff bei 31—45", Abſturz bei über 45". Sanfte bis mäßige Abdachung ſagt dem Holzwuchs am beſten zu. Die Baumkronen haben hier verhältnismäßig mehr Luft und Licht zur Verfügung als in ebener Lage und die Wurzeln ver— fügen über eine größere Bodenfläche. Bei ſtarker Neigung des Terrains fließt das Waſſer raſch ab, dringt ſomit weniger in den Boden ein und ſchwemmt leicht die Feinerde mit fort. Steile Hänge ſind daher oft flachgründig und trocken. SW. so. ie $ 33. Die Erhebung über Meer eines Standortes übt auf deſſen Eignung für den Baumwuchs einen ſehr ausgeſprochenen Einfluß aus. Wir können etwa folgende vier Höhenregionen unterſcheiden: 1. Die untere Region, gekennzeichnet durch Wein- und Obſtbau; 2. Die Laubholzregion, wo im Walde die Buche vor— herrſcht oder doch bis zu ihrem Verdrängen durch Fichtenkulturen vorgeherrſcht hat; 3. Die Nadelholzregion, oberhalb der Buchenregion, ſoweit als das Vorkommen geſchloſſenen Waldes noch möglich iſt; 4. Die Alpenregion oder das Hochgebirge, wo der Baum— wuchs nur noch durch vereinzelte Stämme oder kleinere Baum— gruppen vertreten iſt. Die Abgrenzung dieſer Regionen hält ſich an keine beſtimmte Meereshöhe. Bald verlaufen ſie höher, bald tiefer, je nach den örtlichen Bedingungen. Die Höhenlage äußert ihren Einfluß auf den Baumwuchs durch die längere oder kürzere Vegetationszeit und die damit im Zuſammenhange ſtehende größere oder geringere Wärmemenge. Während in der Ebene zwiſchen Alpen und Jura das Wachstum der Bäume vielleicht 7 Monate dauert, iſt es z. B. im Oberengadin bereits nach 3 Monaten abgeſchloſſen. Je größere Anſprüche eine Holzart an die Wärme ſtellt, um ſo früher bleibt ſie zurück, am eheſten die zahme Kaſtanie, ſpäter der Nußbaum und die Hagebuche. — Schon etwas weiter gehen der Spitzahorn, die Eichen, dann die Linde, Ulme, Eſche, Weißerle, Buche ꝛc. — Noch höher ſteigen die Tanne, der Bergahorn, die Aſpe und die Birke. Die oberſte Grenze des Baum— wuchſes erreichen die Fichte, die Lärche, die Bergkiefer, die Arve und von Laubhölzern der Vogelbeerbaum und die Bergerle. Einen günſtigen Einfluß auf die Lebenstätigkeit der Pflanzen bringen in Hochlagen die reichliche Bodenfeuchtigkeit, die große Trockenheit der Luft und die überaus kräftige Wirkung der Sonnenſtrahlen hervor; ſie gleichen einigermaßen die Kürze der Vegetationszeit aus. Trotzdem nimmt der Zuwachs mit der Höhe über Meer raſch ab; der Baum erreicht ſchließlich nur noch eine geringe Größe und nimmt eine gedrungene Form an, welche ihn befähigt, der Ungunſt des Klimas, dem Druck der großen Schneemaſſen beſſer Widerſtand zu leiſten. Einzelne Holzarten, wie die Alpenerle und die Krumm- holzliefer, legen ſich mit dem Stamm ſogar direkt auf den Boden. Die oberſte Grenze des Vorkommens des Baumwuchſes nennt man Baumvegetationsgrenze oder kurzweg Baumgrenze. Sie liegt in der Nordoſt- und Zentralſchweiz etwa zwiſchen 1600 IR 1 2 5 4 ar 1 5 1800 m, im Innern der r allpen des Aare-, Reuß⸗, Limmat⸗ w Rheingebietes zwiſchen 1800 und 2000 m, im Engadin und Wallis ſogar zwiſchen 2200 und 2400 m, im Jura aber nur zwiſchen 1400 und 1500 m Meereshöhe. n In unſerem Hochgebirge erreicht der Baumwuchs die oberſte Grenze ſeines Vorkommens nicht als geſchloſſener Beſtand, deſſen Bäume nach und nach kürzer werden, bis ſie zuletzt verkrüppeln, wie z. B. die Buche auf den höchſten Kämmen der nahen Vogeſen. In den Alpen lichtet ſich der Wald gegen oben allmählich, löſt ſich dann in Baumgruppen und ſchließlich in vereinzelt ſtehende Stämme auf. Dieſe lichte Stellung geſtattet eine ſtarke Erwärmung des Bodens durch die Sonnenſtrahlen, wie ſie im geſchloſſenen Beſtand nicht möglich iſt. Für die Vegetation der Hochlagen iſt aber die Bodenwärme von allererſter Wichtigkeit. * Das ungleich hohe Anſteigen der Baumgrenze erklärt ſich aus den durch die Maſſenerhebung des Gebirges bedingten verſchiedenen klimatiſchen Ver— hältniſſen, dem Schutz durch vorliegende höhere Berge, dem Verlauf der Zaler ıc. Forſtbotanik oder Kenntnis der forſtl. wichtigeren Holzgewächſe. A. Allgemeiner Teil. $ 34. Wenn man das Innere eines Blattes, eines Stengels oder irgend eines andern Pflanzenteiles näher betrachtet, ſo gewahrt man ein mehr oder minder regelmäßiges Gewebe. Es erweiſt ſich unter dem Vergrößerungsglas als aus kleinen, mit Flüſſigkeit gefüllten Bläschen, den ſog. Zellen beſtehend (Fig. 2). Dieſe ſind bald weich und zart (wie z. B. im Fruchtfleiſch einer Kirſche), bald ſehr ſtark- und dickwan— dig (3. B. im harten Holze). Auch nach ihrer Geſtalt weiſen ſie große Verſchie— denheiten auf: es gibt enge und weite, | rundliche und flach- Fig. 2. Pflanzenzellen (ſehr ſtark vergrößert). gedrückte, langgeſtreckte und kurze Zellen. Sind mehrere über— einander gelegene längliche Zellen zu einer Röhre verbunden, ſo nennt man dieſe Gefäß. In lebenstätigem Zuſtande enthalten die Zellen und Gefäße Säfte und Nahrungsſtoffe, häufig auch feſte Körper und Luft. An jeder jungen Zelle läßt ſich unterſcheiden: 1. die Zellwand, aus ſog. Celluloſe (Zellftoff) beſtehend; 2. das Protoplasma, eine von Eiweißkörpern gebildete gallertartige Schicht, welche ſich gewöhnlich an die Zellhaut anlegt und als Träger des pflanzlichen Lebens zu betrachten iſt; 3. der Zellkern, im Protoplasma eingebettet und 2798. vr 4. der Zellſaft, welcher den Reft der Zelle füllt; er beſteht aus Waſſer, in dem die verſchiedenſten Stoffe enthalten ſind. In älteren, nicht mehr teilungsfähigen Zellen verſchwindet, beſonders im Holz, der Zellinhalt allmählich; zum Teil wird er durch Luft erſetzt. 4 $ 35. 7 2 Sowohl nach dem Bau ſeiner einzelnen Seile, als nach der * Aufgabe, welche dieſe zu erfüllen haben, unterſcheidet man an einem Baume: den Stamm und die Aſte, die Wurzeln, die Blätter, die Blüten und die Früchte. Der Stamm und deſſen Verzweigungen, die Aſte und Zweige, beſtehen aus dem Holzkörper und dem Rindenkörper. 2 2 Oberhaut Kork Rinde Jos = eg 9 2 Dr! Bildungsgewebe oder Kambium ’ } Herbſtholz N N Frühjahrsholz Gefäß —— Jahrringgrenze Herbſtholz Gefäß Frühjahrsholz - Jahrringgrenze Mark Fig. 3. Querſchnitt durch einen dreijährigen Lindenzweig (ca. 10fach vergrößert). Der Holzkörper ſetzt ſich aus verſchieden geformten Zellen zuſammen. In der Hauptſache beſteht er aus langgeſtreckten, an beiden Enden ſich verjüngenden und zwiſchen einander geſchobenen Holzzellen. Im Holz der Laubholzarten kommen auch Gefäße vor, die mit den Holzzellen zu Gefäßbündeln vereinigt ſind. BEN * 32 = > r r e Bu ci 0 N " Ba Sea Ei Bet aa Dale i, 5 2 Fe — * * 2 = € 8 Fu * — 85 ER ; R ER “ 53 en RR Jeweilen im Frühjahr, jo lange die Blätter weich und zart ſind, braucht der Baum am meiſten Waſſer. Er bildet dann lockeres, aus weitmaſchigen Zellen beſtehendes Gewebe, das ſog. Frühjahrsholz, in welchem das Waſſer leicht aufſteigen kann (Fig. 3). Im Sommer und Herbſt hingegen entſtehen mehr enge, beim Nadelholz gleichzeitig dickwandigere Zellen, das dichtere Herbſtholz. Meiſt iſt es auch durch ſeine dunklere Färbung von dem hellern Frühlingsholz unterſchieden. Frühjahrs- und Herbſtholz jeden Jahres bilden zuſammen eine Schicht, welche auf dem Querſchnitt als Jahrring ſichtbar wird. Nach der Zahl der Jahrringe läßt ſich das Alter eines Stammes oder Aſtes an der Schnittfläche beſtimmen. Die Gefäße der Laub— hölzer erſcheinen auf dem Querſchnitt als feine Punk- te, ſog. Poren. Dieſe ſind bei manchen Holzarten, z. B. der Eiche, der Eſche, der zahmen Kaſtanie ꝛc., jo groß, daß man ſie ſchon mit bloßem Auge erkennen kann. Solche weite Ge— fäße finden ſich meiſt nur im innern Teil des Jahr— ringes, im Frühjahrsholz. Andere Holzarten beſitzen nur feine Poren, die bald 5 gleichmäßig, bald unregel— Fig. 4. Innerer Bau des Holzes. mäßig über die Breite des (A Oberhaut, B Rinde, C Kambium, J Jahrringgrenze, Jahrringes zerſtreut vor— 1—7 Markſtrahlen). kommen. ER 111 g . — Die Nadelhölzer haben keine Gefäße, hingegen finden ſich im Holze der Kiefern-, Fichten- und Lärchenarten ſog. Harzkanäle. Den Tannen⸗, Giben- und Wachholderarten fehlen fie. Die Mitte des Stammes oder Aſtes nimmt das Mark ein. Seine Zellen find dünnwandig und, zum Unterſchied von den meiſt langgeſtreckten Holzzellen, gewöhnlich kurz und eckig. In jungen Pflanzen und Trieben iſt das Mark ſtark entwickelt und ſaftig. Später vertrocknen ſeine Zellen; ſie werden häufig weiß und bei den meiſten Holzarten ſo ſtark zuſammengedrückt, daß das Mark beinahe ganz verſchwindet. Nur bei einzelnen Holzgewächſen, (z. B. Hollunder) bleibt es auch ſpäter noch ſtark ausgebildet. N 2 EZ; u. Br. 4 * . 5 re. f vr En 1 { — 44 nz 2 3 1 > * 1 2.0 * * DET, » Gewöhnlich hat die Markröhre einen rundlichen Querſchnitt, bei der Eiche einen fünfeckigen, bei der Birke und den Erlen dreieckigen. Senkrecht zu ihrem Verlaufe werden die Jahrringe durch dünne Schichten kurzer, eckiger Zellen unterbrochen (Fig. 4). Man nennt dieſe Schichten, da ſie ſtrahlenförmig vom Mark gegen den Umfang zu verlaufen, Markſtrahlen. Bei manchen Hölzern z. B. dem der Eiche, kommen ſie auf der durch das Mark gehenden Spaltfläche (R) als glänzende Bänder, jog. Spiegel zum Vorſchein und heißen deshalb auch Spiegelfaſern. Die Markſtrahlen ſind auf dem Querſchnitt bald breit, leicht von bloßem Auge wahrnehmbar (z. B. bei der Haſel, Platane, Hagebuche), bald fein (Ahorn, Linde), oft kaum mehr erkennbar (Birke, Eſche, Ulme, Nußbaum), oder abwechſelnd teils breit, teils ſchmal (Eiche, Buche, Bergahorn ꝛc.). $ 36. Außer den bereits erwähnten Verſchiedenheiten in der Struktur des Holzes läßt ſich bei manchen Holzarten auch noch ein Unter— ſchied in der Farbe erkennen. Bei älteren Eichen, Nußbäumen, Kiefern, Lärchen ꝛc. iſt das Innere des Stammes dunkler gefärbt. Man nennt dieſen Teil des Holzes Kernholz. Die äußeren, heller bleibenden Holzſchichten dagegen heißen Splint (im Volks— mund auch Speck). Die Kernholzbildung iſt ein Zeichen der er— folgten vollſtändigeren Verholzung der Zellen. Sie wird jedoch nicht bei allen Holzarten in gleicher Weiſe ſichtbar. Die Fichte, die Tanne, die Buche laſſen einen Anterſchied zwiſchen Kern- und Splintholz nicht erkennen. Gleichwohl wird auch bei dieſen das Holz mit dem Alter feſter und widerſtandsfähiger, indem die Zell— wandungen ſich verdicken, die Poren ſich verſtopfen und der Zellinhalt vertrocknet. Man nennt dieſe Holzarten Reifholz— bäume. Die verſchiedenen Teile des Holzkörpers haben beſondere Aufgaben zu erfüllen und ſind dementſprechend gebaut. In den jüngſten Jahrringen wer— den Waſſer und mit ihm die Nährſtoffe nach oben geleitet: daher die vielen dünnwandigen Zellen und Gefäße. Je größer die Baumkrone und mit ihr die Waſſerverdunſtung, um ſo breiter der Splint und umgekehrt. Im inneren Holz ſteigt in der Regel kein Waſſer mehr empor. Dieſer Stammteil hat viel— mehr die Aufgabe, dem Baum die nötige Widerſtandskraft zu bieten: daher die verholzten, dickwandigen Zellen. Endlich dient der Holzkörper noch zur Aufſpeicherung von Reſerveſtoffen, als Stärkemehl, fettes Ol und Eiweiß, aus denen der Baum im Frühjahr die neuen Triebe und Blätter, im Herbſt die Samen bildet. Dieſe Stoffe werden vorzüglich in den kurzen Zellen der Mark— ſtrahlen des Splintes abgelagert. Je nachdem das lockere, poröſe oder aber das ſtark verholzte Gewebe im Holze vorherrſcht, wird dieſes weicher oder härter. Man unterſcheidet daher zwiſchen Weichhölzern, als Weiden, Pappeln, Roßkaſtanie 2c. und Harthölzern, wie Eiche, Alme, Eſche, Ahorn 2c. Das Holz der meiſten Nadelhölzer hält zwiſchen Hart⸗ und Weichholz die Mitte, nähert ſich aber doch mehr dem letzteren. Auch bei der gleichen Holzart, ja ſogar beim nämlichen Stamm, iſt das Holz ungleich hart. Am beſten wird es ſtets auf dem kräftigſten Boden im geſchloſſenen Beſtand. An jedem Baum iſt das Holz in der Nähe des Wurzelknotens und am Grund der Aſte am feſteſten. J Durch außergewöhnliche Härte und Elaſtizität ausgezeichnet iſt das Rot- holz der Fichte. Es entſteht dort, wo die Feſtigkeit des Holzes ganz be⸗ ſonders in Anſpruch genommen wird, wie z. B. auf der unteren Seite eines geneigten Stammes, oder der oft vom Schnee ſchwer belaſteten Aſte. Das Rotholz hat ausnehmend ſtark und eigentümlich verdickte Zellwände. 8 Die äußere Hülle des Stammes, Aſtes und Zweiges bildet der Rindenkörper. Er beſteht aus Geweben von teils kurzen, teils geſtreckten Zellen. Der innere, langfaſerige Teil der Rinde heißt Baſt. Aus dem ſodann folgenden Bildungs gewebe legt ſich jedes Jahr, wie innen an den Holzkörper, ſo auch gegen außen an den Baſt eine neue, freilich ſehr dünne Schicht an. Auch die Zellen der Rinde verhärten mit der Zeit, ſie verkorken. Im gleichen Maß wie der Holzkörper an Umfang zunimmt, wird der Rindenkörper mit Gewalt ausgedehnt. Nur bei wenigen Holzarten, wie z. B. der Buche und der Weißerle, bleibt er bis ins hohe Alter glatt. Gewöhnlich bekommt die Rinde Längsriſſe und bildet eine rauhe Borke (Eiche, Ulme, Kiefer, Lärche ꝛc.), oder ſie löſt ſich in dünnen Platten ab (Platane, Bergahorn ꝛc.) oder zerreiſt in biegſame Häute (Birke, Kirſchbaum ꝛc.) Zwiſchen Holz- und Rindenkörper ſchiebt ſich eine in der Regel ſehr ſchwache Schicht ein, das Kambium oder Bildungsgewebe. Dieſes be- ſteht aus dünnwandigen Zellen, welche die Fähigkeit beſitzen, ſich zu teilen und ſo neue Zellen zu bilden, die ſich ausdehnen und dann neuerdings teilen. Auf dieſem Vorgang beruht das Wachstum. Das neuentſtehende Bildungs- gewebe legt ſich auf der inneren Seite als Holz, auf der äußeren als Baſt an. 838. Die Wurzeln, als Verlängerung des Stammes in der Erde, gewähren dieſem die erforderliche Standfeſtigkeit und vermitteln LEE ah zugleich die Aufnahme der flüſſigen Nahrung aus dem Boden. Wie der oberirdiſche Teil des Baumes, beſtehen die Wurzeln aus Holz- und Rindenkörper von ähnlichem Bau wie jener. Der zunächſt an den Stamm anſchließende Teil der Wurzeln heißt Wurzelknoten. Eine bis zu größerer Tiefe lotrecht in den Boden eindringende Hauptwurzel nennt man Pfahlwurzel. Von dieſer oder vom Wurzelknoten gehen die Seiten wurzeln aus. Die äußerſten, feinen Verzweigungen der Wurzeln heißen Faſerwurzeln. Nur dieſe vermögen aus dem Boden Feuch— tigkeit aufzunehmen. Reißt man eine Pflanze gewaltſam aus, ſo bleiben die Faſerwurzeln im Boden zurück. Die Entwicklung der Aſte und des Wurzelwerkes iſt ſtets eine entſprechende. Bäume in gedrängtem Stand erwachſen, haben nicht nur eine kleine Krone, ſondern auch wenig Wurzeln. Das Holz der Wurzeln, vom Wurzelſtocke abwärts, beſitzt ſtets eine lockerere Beſchaffenheit, als dasjenige des Stammes und der Aſte. Die Zellen und Gefäße find dünnwandig, der Unterſchied zwiſchen Frühjahrs- und Herbſt— holz verſchwindet. — Die äußerſten Spitzen der Wurzeln tragen eine ſchützende Hülle, die ſog. Wurzelhaube. Oberhalb derſelben ſtehen feine Haare, die vorzüglich zum Aufſaugen der flüſſigen Nahrung beſtimmt ſind. Das Wachstum der Baumwurzeln iſt nicht, wie dasjenige der ober— irdiſchen Gebilde, an die warme Jahreszeit gebunden. Es dauert während des größten Teils des Jahres und erleidet nur in den Monaten Januar— Februar und Juli-Auguſt Unterbrechungen. Eine ausgeſprochene Pfahlwurzel beſitzen: Eiche, Nußbaum, Kiefer, Weymuthskiefer 2c.; tiefgehende Seitenwurzeln (Herzwurzeln): Eſche, Linde, Ahorn, Tanne, Lärche; flachwurzelnde Holzarten ſind: Erle, Birke, Robinie, Weide, Pappel, Fichte. Jede Holzart dringt ſo tief in den Boden, als ſie noch ein für ihre Anſprüche genügendes Maß von Luft zur Atmung findet. § 39. Die Blätter dienen zur Verarbeitung der von der Pflanze aufgenommenen Nahrungsſtoffe. Ihre erſte Anlage, ebenſo wie die der Blüten und der jungen Triebe, findet ſich im Herbſt und Winter bereits vorgebildet in der Knoſpe. Dieſe öffnet mit dem Erwachen der Vegetation die Deckſchuppen, ſo daß die von ihnen eingeſchloſſenen Teile zur Entfaltung gelangen können. Außer den gewöhnlichen Blattknoſpen und Blütenknoſpen gibt es noch ſog. ſchlafende Augen oder Proventiv-Knoſpen. Dieſe gelangen unter gewöhnlichen Berhältniſſen nicht zur Entwicklung, bleiben aber viele Jahre lebend und ſchlagen erſt aus, z. B. bei beſonders reichlicher Nahrungs— zufuhr infolge Abhiebes des oberhalb befindlichen Stammteiles. Dank dem - « . * Vorhandenſein ſchlafender Knoſpen vermögen die Laubhölzer vom Stock aus- = zuſchlagen. Unter Adventiv-Knoſpen dagegen verſteht man ſolche, die ohne Regelmäßigkeit an einer beliebigen Stelle der Triebe oder Wurzeln (3. B. bei Wurzelbrut) neue Sproſſe ausbilden. Die Blätter ſind geſtielt oder ſtiellos (ſitzend), einfach oder zu— ſammengeſetzt und auch ſonſt hin— ſichtlich ihrer Form von unend— licher Mannigfaltigkeit. Die Na- deln der Tanne, Fichte, Kiefer ꝛc., die kleinen grünen Schüppchen an den Zweigen des Lebensbaumes } Fig. 5. Keimpflanze Fig. 6. Keimpflanze Fig. 7. Keimpflanze der Buche. der Tanne. der Eiche. (Thuja) ſind ebenfalls Blätter. Bei den meiſten Baumblättern treten die Blattnerven als erhabene Rippen hervor. Dieſe verzweigen ſich bei den Laubhölzern zu einem feinmaſchigen SR > Adernetz. Den Reſt der Blattfläche füllt das Blattfleiſch aus, das auf der Ober- und Anterſeite von der Oberhaut Ü überzogen iſt. Das Blattfleiſch beſteht aus verſchiedenartig geformten Zellen, in deren Innerem kleine, grüne Körperchen, das ſog. Blattgrün, vorkommen. Be— ſonders auf der Unterſeite ſind die Zellen des Blattfleiſches weniger dicht nebeneinander gelagert, ſodaß zwiſchen ihnen mit Luft gefüllte Räume bleiben. Dieſe ſtehen mit zahlreichen feinen Offnungen in der Blatthaut, den ſogenannten Spaltöffnungen, in Verbindung und ermöglichen die Aufnahme und Abgabe von gasförmigen Körpern durch die Blätter. Von den gewöhnlichen Blättern in der Form verſchieden ſind diejenigen, welche ſich an der jungen Pflanze zuerſt nach der Keimung des Samens bilden. Man nennt fie Keimblätter oder Samenlappen (Sig. 5 und 6). Bei einzelnen Holzarten, z. B. der Eiche (Fig. 7), Kaſtanie, Haſel 2c. bleiben die Samenlappen im Boden. Bei unſern meiſten Laubhölzern dauern die Blätter nur vom Frühjahr bis zum Herbſt; ebenſo die der Lärche. Bei den übrigen Nadelhölzern und den wintergrünen Laubhölzern halten ſie mehrere Jahre aus, z. B. bei der Tanne 6—9 Jahre, der Fichte 5—7, der gemeinen Kiefer 2—3, der Bergkiefer 4—8, der Arve 4—5 Jahre. § 40. Die Blüten haben den Zweck, Früchte und Samen zu er— zeugen und ſo die Art jeder Pflanze zu erhalten. Eine vollſtändige Narbe Blüte beſitzt männliche und e / Staubbeutel weibliche Blütenorgane, um— geben von Kelch und Blu— menkrone (Fig. 8). Die männ— lichen Blütenteile heißen Staubgefäße. Sie tragen an fadenförmigen Gebilden, den ſogenannten Staubfäden, die Staubbeutel mit dem Staubfäden Blütenſtaub. — Die weibli— chen Organe, Fruchtblätter genannt, beſtehen bei unſern Laubholzarten aus dem ſoge— nannten Stempel, welcher in ſeinem unterſten Teil, dem Fruchtknoten, die Anlage des ſpäteren Samens, das Ei, einſchließt. Blumen⸗ ; J kronenblatt „ „ Keelchblatt Fruchtknoten Ei Fig. 8. Schnitt durch die Blüte der Linde - (ca. 5 fach vergrößert). Nach oben verjüngt ſich der Fruchtknoten zum Griffel, deſſen oberſtes Ende man Narbe nennt. — Bei den Nadelhölzern ſind die 555 Fruchtblätter nicht zu einem geſchloſſenen Stempel verwachſen, ſondern bilden Schuppen, an deren Grund das Ei eingebettet liegt. Die Befruchtung erfolgt in der Weiſe, daß zur Zeit der Blüte aus dem aufgeſprungenen Staubbeutel Blütenſtaub auf die Narbe, oder bei den Nadelhölzern an den Grund der Fruchtſchuppe gelangt. Jedes Blütenſtäubchen oder Pollenkorn wächſt in einen Schlauch aus, der bis zu den Eiern, den zukünftigen Samen, vordringt und dieſe befruchtet. Zahl, Länge und Stellung der Staubgefäße, ſowie deren Verwachſung unter ſich ſind beſonders wichtig, weil ſie Anhaltspunkte zur Erkennung der Pflanzen bieten. Zur Einteilung derſelben in ein Syſtem kommen aber auch die Fruchtblätter in Betracht. Nach ihnen unterſcheidet man namentlich die beiden großen Hauptabteilungen: 1. Die Nacktſamigen, zu denen auch die Nadelhölzer gehören, mit nackten Samenknoſpen oder Eiern, und 2. die Bedecktſamigen, bei welchen die Samenknoſpen in einem Fruchtknoten eingeſchloſſen find. Die letzteren Gewächſe teilt man, je nach der Zahl der Samenlappen, wieder in Einſamenlappige (Gräſer, Palmen ꝛc.) und Zweiſamenlappige (übrige Pflanzen). Dieſe Klaſſen zerfallen weiter in zahlreiche Ordnungen, Familien ꝛc., auf die hier nicht eingetreten werden kann. Nicht immer ſind in der nämlichen Blüte ſämtliche Teile vereint, wie z. B. beim Ahorn, der Linde, Robinie, dem Apfel— und Birnbaum ꝛc. Oft finden ſich die Staubgefäße in der einen und die Fruchtblätter in der anderen Blüte. Beide können ent— weder auf dem nämlichen Baume ſitzen (3. B. bei den meiſten Nadelhölzern, den Bircken, Erlen, Eichen, Buchen ꝛ2c.), oder auf verſchiedene Exemplare verteilt ſein, ſodaß der eine Baum nur männliche, der andere nur weibliche Blüten trägt (3. B. bei den Weiden und Pappeln). gs 41. Nach erfolgter Befruchtung welken raſch alle Teile der Blüte, ſoweit ſie nicht zur Weiterentwicklung des Eies zum Samen notwendig ſind. Dieſer mitſamt der ihn umgebenden Fruchthülle bilden die Frucht. Die Fruchthülle entſteht aus dem Fruchtknoten; ſie fehlt ſomit bei den Nadelhölzern. Bald iſt ſie trocken, hart oder lederartig (wie z. B. bei der Haſelnuß, der Eichel, der Buchel, oft auch mit einem Flügel verſehen, wie beim Ahorn, der Alme, Eſche ꝛc.), bald fleiſchig und ſaftig (3. B. bei der Kirſche, Walnuß ꝛc.). Der in der Frucht eingeſchloſſene Same beſteht aus Samenhaut und Kern. Im letzteren finden wir die Anlage zur künftigen Pflanze, nämlich das Würzelchen, die Samenlappen und das Knöſpchen oder Federchen. Die meiſten Baumfrüchte und Samen reifen vom Frühling bis zum nächſten Herbſt. Raſcher entwickeln ſich z. B. diejenigen der Almen, welche ſchon zu Ende Mai oder Anfang Juni aus- gebildet ſind. Die Samen der Kiefernarten dagegen werden erſt im zweiten Herbſt, alſo 1/ Jahre nach der Blüte reif. Die Fähigkeit, Samen zu tragen, beginnt bei unſeren Wald— bäumen bald nachdem ſie das halbe Haubarkeitsalter erreicht haben und hält bis ins höhere Alter an. Immerhin bringen ſie zu Anfang und zu Ende dieſes Zeitabſchnittes viel tauben Samen hervor. Ebenſo iſt der jedes Jahr zuerſt und zuletzt abfallende Samen gewöhnlich nicht keimfähig. Die Kraft des Baumes wird durch die Fruchtbildung ſtark in Anſpruch genommen. Es kommt daher bei nur wenigen Holzarten vor, daß zwei gute Samenjahre unmittelbar aufeinander folgen. Solche wiederholen ſich in milder Lage und auf gutem Boden häufiger, als z. B. im rauhen Hochgebirge. Die Samenerzeugung wird auch durch den freieren Stand begünſtigt. Dieſer geſtattet dem Baum bei vollem Lichtgenuß mehr Nahrungsſtoffe zu bilden und aufzuſpeichern. Geſchloſſene Beſtände bringen daher weniger reichlich und weniger oft Samen hervor, als gelichtete. Jahre, in denen die Bäume Samen tragen, nennt man Maſtjahre. Kommt ſolcher in großer Menge vor, ſo ſpricht man von einer Vollmaſt, wenn nur die Hälfte der Bäume ſolchen hervorbringen, von einer Halb- maſt. Finden ſich nur an einzelnen Bäumen Früchte, ſo hat man eine Sprengmaſt. § 42. Damit bei einem fruchtbaren Samenkorn die Keimung ein— trete, d. h. aus ihm ſich die junge Pflanze entwickle, bedarf es: 1. einer feuchten Umgebung, aus welcher der Same das nötige Waſſer aufſaugen kann; 2. eines angemeſſenen Wärmegrades (mindeſtens 6—8“, beſſer 12— 24“ C.); 3. eines genügenden Luftzutrittes. Durch Ausſaat des Samens in geeigneten Boden werden dieſe drei Bedingungen erfüllt. Fehlt eine derſelben, ſo unter— bleibt die Keimung. Die Zeit, während welcher Feuchtigkeit, Luft und Wärme auf das Samenkorn einwirken müſſen, damit aus ihm der Keimling erſcheine, nennt man Keimzeit. Dieſe iſt bei den verſchiedenen Holzarten ſehr ungleich lang: Robinienſame, ie z. B. geht ſchon nach 14 Tagen auf, ſolcher der meiſten übrigen Waldbäume nach 4-6 Wochen, der Same der Eſche, Linde, Hagebuche keimt erſt ein Jahr nach der Ausſaat, derjenige der Arve teils im erſten, teils im zweiten Frühjahr. Während ihrer erſten Lebenszeit nährt und entwickelt ſich die Pflanze mit Hilfe der im Samen aufgeſpeicherten Reſerveſtoffe. Dieſe halten ſolange vor, bis der Keimling unter gewöhnlichen Verhältniſſen imſtande iſt, mit dem Würzelchen und den erſten Blättchen ſelbſt die erforderliche Nahrung aus ſeiner Umgebung aufzunehmen und zu verarbeiten. Von der Keimzeit wohl zu unterſcheiden iſt die Keimdauer, welche angibt, wie lange ſich ein Same bei zweckmäßiger Aufbewahrung keimfähig erhalte. Sie beträgt bei den ſehr kleinen Samen der Weiden und Pappeln nur ganz wenige Wochen, bei den meiſten Kiefernarten 3—4 Jahre. Nachdem durch Aufnahme von Waſſer der Same aufgequollen iſt und jeine Schale geſprengt hat, ſtreckt ſich zuerſt das Würzelchen, hernach verlängert ſich das Stengelchen. Infolgedeſſen treten die Samenlappen über die Erd— oberfläche hervor, oder aber bei den Holzarten, deren Samenlappen im Boden bleiben (Eiche ꝛc.), erſcheint gleich das ſogenannte Federchen mit den erſten Blättchen. Alle unſere Laubhölzer beſitzen nur zwei, die Nadelhölzer aber mehrere Samenlappen. Auch wenn die letzteren zutage treten, bilden ſich im erſten Jahre noch einige Blätter oder Nadeln. Das Stengelchen ſchließt dann ſein Längenwachstum ab durch Anlage einer Knoſpe. § 43. Wie wir bereits bei Betrachtung der einzelnen Organe der Pflanzen geſehen haben, nimmt dieſe zu ihrer Ernährung aus dem Boden Waſſer mit darin gelöſten Stoffen und aus der Luft Kohlenſäuregas auf. In den jüngſten Holzſchichten ſteigt der rohe Nahrungsſaft aufwärts bis in die Blätter. In dieſen wird unter dem Einfluſſe des Lichtes und des Blattgrüns die Kohlen— ſäure in Kohlenſtoff und Sauerſtoff zerlegt. Den letzteren atmen die Blätter wieder aus, während der Kohlenſtoff mit dem Nahrungs— ſaft die zum Aufbau der Pflanze nötigen Beſtandteile liefert. Im ſog. Bildungsſaft gehen ſolche wieder abwärts und werden zum Wachstum verwendet oder als Reſerveſtoff für die Neu— bildung des nächſten Frühjahrs aufgeſpeichert. Wie in 8 23 erwähnt, find außer dem Waſſer noch verſchiedene in dieſem lösliche Nährſtoffe für die Waldbäume unentbehrlich, als beſonders Kali, Kalk, Magneſia, Eiſen, Phosphor und Schwefel. Da fie beim Verbrennen als Aſche zurückbleiben, fo nennt man fie auch Aſchenbeſtandteile. Sie RT wen gelangen in Form von Salzen zugleich mit Salpeterſäure und Kohlenſäure durch die Wurzeln in die Pflanze. 4 In den Zellen der Blätter bildet der aus der Kohlenſäure ausgeſchiedene 2 Kohlenſtoff mit dem Waſſerſtoff des Waſſers zunächſt Stärke, und dieſe wieder 3 verwandelt ſich mehrfach unter Verbindung mit den durch den aufſteigenden * Saftſtrom gelieferten Stoffen hauptſächlich in Holzſubſtanz, in geringem Maße Er auch in Eiweißſtoffe, Gerbſäure, Harz ꝛc. § 44. 5 Wie im vorigen Paragraph dargetan, bedarf die Pflanze zur Verarbeitung der ihr durch Blätter und Wurzeln zugeführten Nahrung 2 des Lichtes. Die diesfälligen Anſprüche der einzelnen Holzarten, 4 deren Lichtbedürfnis, ſind jedoch ſehr ungleich; es iſt klein z. B. bei der Tanne, groß bei der Lärche oder Birke. Das Lichtbedürfnis eines Baumes läßt ſich beurteilen nicht nur . nach deſſen Fähigkeit, im Schatten anderer zu gedeihen, ſondern 3 auch nach der Kronenbildung. Holzarten mit dichter Krone ver— 4 langen im Allgemeinem weniger Licht, als ſolche mit lockerer Be— laubung. Bei den erſten erhält jedes Blatt im Inneren der Krone verhältnismäßig wenig Licht; wenn es trotzdem leben und ſeine Aufgaben verrichten kann, ſo ergibt ſich eben hieraus ſeine Fä— higkeit, Schatten zu ertragen. Man teilt demnach die Holzarten 3 ein in lichtbedürftige, welche einen möglichſt freien Stand ver— langen, und in ſchattenertragende, die längere Zeit ſelbſt eine ſtarke Gberſchirmung aushalten. Gayer ſtellt folgende Reihenfolge der Holzarten nach deren Lichtbedürfnis auf, mit den lichtbedürftigſten beginnend und den ſchattenertragendſten ſchließend: * Lärche, Birke, 4 | gemeine Kiefer, Aſpe, Weide, 2 Eiche, Eſche, Edelkaſtanie, Legföhre, i f Ulme, Schwarzerle, Schwarzkiefer, b Weißerle, Linde, Weymuthskiefer, Ahorn, Arve, Fichte, Hagebuche, Rotbuche, Weißtanne, Eibe. Das Lichtbedürfnis wird nicht unweſentlich beeinflußt durch die Stand— ortsverhältniſſe, indem z. B. am Südhang die Wirkung des Lichtes kräftiger iſt als am Nordhang ꝛc. Man beobachtet aber auch, daß auf fruchtbarem und ganz beſonders auf an Feuchtigkeit reichem Boden ſelbſt die Lichthölzer 4 — 50 — ein viel größeres Maß von Beſchattung ertragen, als auf magerem und trockenem Boden. Es liegt dies jedoch weniger an einem auf geringen Ötand- orten größeren Lichtbedürfnis, als daran, daß hier die eingeengten Bäume in Folge der Wurzelkonkurrenz auch an Waſſermangel leiden. Da die Dichtigkeit der Belaubung mit dem Lichtbedürfnis der Bäume in einem gewiſſen Zuſammenhange ſteht, jo ſind im allge— meinen die Holzarten, welche viel Schatten ertragen, zugleich die— jenigen, welche viel Schatten geben. Man nennt ſie daher auch verdämmende Holzarten. Mit ihrer ſtark belaubten Krone verhindern ſie den Zutritt des Lichtes, ſodaß z. B. unter einem dicht geſchloſſenen Buchenbeſtand keine andere Pflanze mehr gedeihen kann. Nicht weniger aber halten ſie im Sommer die Wärme ab und verhindern damit das für das Wachstum der Bäume ſo äußerſt nachteilige Austrocknen des Bodens. — Ihnen gegenüber ſtehen die Bäume mit lichtdurchlaſſender Krone, unter deren Schirm man häufig die ſchattenertragenden nachzieht. § 45. Die vom Baum erzeugten Stoffe werden, außer zur Verdickung der Zellwandungen im älteren Holze (vergl. S 36), vornehmlich zur Bildung neuer Zellen, zum Wachstum, verwendet. Durch Ver— längerung der Spitzen des Stammes und der Zweige erfolgt das Längenwachstum, durch Enſtehung neuer Zellen zwiſchen Holz und Rinde das Stärke- oder Dickenwachstum. Beide zu— ſammen ergeben den Maſſenzuwachs. Das Wachstum des Stammes, der Aſte und Zweige beginnt mit Eintritt der Wärme im Frühjahr und dauert bis zum Ab— ſterben der Blätter im Herbſt. In den Wurzeln ſchließt das Wachstum erſt weſentlich ſpäter ab. Im allgemeinen iſt im jüngeren und mittleren Lebensalter das Längenwachstum der Bäume am lebhafteſten. Namentlich entwickeln ſich die meiſten Lichthölzer in der Jugend ſehr raſch. Bei den Schattholzarten dagegen hält die Zeit kräftigeren Längen— wuchſes länger an, ſodaß ſie nicht ſelten ſpäter die erſteren wieder einholen, oder ſogar überwachſen. — Das größte Stärkewachstum fällt ebenfalls noch auf das Stangenholzalter, tritt aber etwa 15—20 Jahre ſpäter ein, als das größte Längenwachstum. — Die größte Zunahme der Holzmaſſe erfolgt in noch höherem Alter, da, wenn auch die Jahrringe nicht mehr breiter werden, doch der an den dickern Stamm angelegte Holzmantel einen größeren Kubikinhalt 5 beſitzt. Im übrigen beſtehen diesfalls nicht nur von Holzart zu Holzart, ſondern auch je nach dem Standort, dem gedrängten oder freien Stande des Baumes, bedeutende Verſchiedenheiten. Mit Rückſicht auf deren raſchere oder langſamere Entwicklung unterſcheidet man ſchnell wachſende und langſam wach— ſende Holzarten. Die Holzmaſſe, um welche ſich ein Beſtand von einem Jahr zum anderen vermehrt, heißt laufender Zuwachs. Derſelbe iſt in der Jugend am flein- ſten, nimmt bis zum 40., 60. oder 70. Jahre (in Hochlagen wohl auch bis zum 100.—120. Jahre) zu und geht dann wieder zurück. Das Mittel der alljähr- lichen Maſſenzunahme nennt mann Durchſchnittszuwachs des betref— fenden Alters. Der Durchſchnittszuwachs erreicht ſeine größte Höhe beträchtlich ſpäter als der laufende Zuwachs. Den Durchſchnittszuwachs im Haubar— keitsalter bezeichnet man auch als Ertrags vermögen. Anjere Waldbäume beſitzen eine ſehr ungleiche Lebensdauer. In einzelnen Fällen geht ſie in die Jahrtauſende, in anderen iſt ſie ſchon nach wenigen Jahrzehnten abgeſchloſſen. Viele unſerer in der Jugend ſehr raſchwüchſigen Holzarten, wie z. B. die Pap— peln, Weiden, Erlen, Birken 2c. ſterben am früheſten ab. Auf günſtigem Standort und in freiem Stand iſt die Lebensdauer unter ſonſt gleichen Verhältniſſen ſtets am längſten. — Während 3. B. die Aſpe im Beſtandesſchluſſe kaum 60 Jahre aushält, werden Eibe, Eiche, Linde, Edelkaſtanien ꝛc. bis 500 und mehr Jahre alt. § 46. Eine wichtige Eigenſchaft, welche freilich nicht allen Holzarten zukommt, ſondern ſich auf die Laubhölzer und die Eibe beſchränkt, iſt das Ausſchlagsvermögen. Man verſteht darunter die Vefähi— gung, verlorene Seile, beſonders des Stammes und der Aſte, doch auch der Wurzeln, durch neue Triebe zu erſetzen. Schneidet man 3. B. eine junge Eiche ab, jo bilden ſich am Rande der Abhiebs— fläche und unterhalb derſelben Ausſchläge aus ſchlafenden Augen (8 39). Dieſe Fähigkeit iſt nicht allen Laubholzarten in gleichem Maße eigen. Bei den meiſten verliert ſie ſich ſchon in frühem, bei andern (z. B. der zahmen Kaſtanie, der Linde, der Platane) erſt in höherem Alter. Sehr kräftige Ausſchläge treiben z. B. die Eichen, Almen, Ahorne, Hagebuchen ꝛc. ſpärliche und geringe dagegen die Buche und Birke. Einzelne Holzarten, jo z. B. die Aſpe, Silberpappel, Feld— ulme, Weißerle, Robinie, der Kirſchbaum, Feldahorn ꝛc. ſchlagen r „ 0; 3 nach dem Abtriebe wie von dem Stocke, ſo auch von den Wurzeln aus. Oft werden die Wurzelausſchläge durch Verletzungen der Wurzeln veranlaßt. Aus oberirdiſchen Trieben können ſich unter Umſtänden auch neue Wurzeln bilden. Biegt man von einem beliebigen Laub— holz, ja ſelbſt von einer Nadelholzpflanze, einen Zweig auf den Boden nieder, und bedeckt ihn mit beſtändig feuchtgehaltener Erde, ſo faßt er hier Wurzel und kann bald, ohne einzugehen, von der Mutterpflanze abgetrennt werden. Von Weiden, Pappeln, Pla— tanen ꝛc. bewurzelt ſich im friſchen Boden ſogar ein abgeſchnittener Zweig. Die Kraft, vermöge welcher der Baum einen verlorenen Teil zu erſetzen ſucht, nennt man Reproduktionskraft. Sie iſt auch tätig zur Ausheilung von Wunden. - Eine nur oberflächliche Verwundung hat zur Folge, daß ſich in der Baſtſchicht ſog. Wundkork bildet, welcher die inneren Gewebe vor Ver— trocknung ſchützt. Geht die Wunde tiefer, ſo findet deren Ausheilung vom Rande der unverletzt gebliebenen Teile aus durch Aberwallung ſtatt. Das Kambium bildet hier einen Aberwallungswulſt, der nach und nach die Wunde deckt. Iſt fie groß, wie ſie z. B. beim Abhieb eines größeren Aſtes entſteht, jo dauert die Aberwallung mehrere Jahre oder ſelbſt Jahrzehnte. Anterdeſſen iſt das Holz in hohem Grade der Anſteckung durch Fäulnispilze ausgeſetzt. B. Beſonderer Teil. Die Laubhölzer. 8 47. Anſere einheimiſchen Laubhölzer zeichnen ſich durch die bekannte flache Form ihrer Blätter aus, welche bei faſt allen Arten nur vom Frühjahr bis zum Herbſt dauern. Die Säfte der Laubhölzer ſind wäſſerig, nie harzig. Die meiſten Laubholzarten verlangen einen beſſeren und tief— gründigeren Boden, ſowie ein milderes Klima, als die Nadelhölzer; ſie herrſchen daher in der Ebene und im Hügellande vor. Ihre gewöhnlich tiefgehenden Wurzeln ſichern ihnen eine größere Stand— feſtigkeit. Im allgemeinen zeigen die Laubhölzer mehr Neigung zur Ausbildung einer ſtarken Krone, als eines langen, geraden und aſtreinen Stammes. Von Inſekten, Pilzen und andern Krank— heiten haben ſie weniger zu leiden, als die Nadelhölzer; auch heilen ſie erlittene Beſchädigungen leichter aus. Be Im Wachstum ſtehen die Laubholzarten den Nadelhölzern nach. Dafür aber erzeugen wenigſtens die ſogenannten edlen Laubhölzer ein dichteres und wertvolleres Holz. Sie liefern meiſt reichliche Streu. Einzelne Arten beſitzen eine geſchätzte gerbſtoffhaltige Rinde. § 48. Die Buche (die Rotbuche). Kennzeichen und Form. Im geſchloſſenen Beſtand bildet ſie auf geeignetem Standort einen langen, glatten und aſtreinen Stamm und eine nur mäßig entwickelte Krone. Ausgezeichnet durch eine dichte Belaubung, wirkt ſie ſtark verdämmend, ſchützt aber dafür den Boden vor Austrocknung und verbeſſert ihn in hohem Maße. In der erſten Jugend treibt die Buche eine ziemlich lange Pfahlwurzel, erhält jedoch ſchon im 4.—5. Jahre zahlreiche Seiten— wurzeln, die ſich mehr ſeitlich ausbreiten, als in die Tiefe gehen. Sie iſt deshalb nicht ganz ſturmfeſt. Standort. Die Buche liebt eine gemäßigtes Klima. Sie iſt bei uns im Hügelland und in den Vorbergen — beſonders auch im Jura — mehr verbreitet, als in den Niederungen. Ebenſo dringt ſie im Hochgebirge nicht weit in die Täler ein. Selbſt an Sonn— ſeiten, die ihr in der Höhe am beſten zuſagen, herrſcht ſie über 1200-1300 m im Beſtande ſelten mehr vor, geht aber einzeln ein— geſprengt bis zu 1500 mi. M. In tieferen Lagen ſucht ſie mit Vor— liebe nördliche und öſtliche Hänge auf, ebenſo geſchützte Einſchnitte und Vertiefungen, doch wird ſie häufig ſelbſt an ſonnigen Lehnen getroffen. Ihr Fortkommen auf letzteren Standorten wird nur er— möglicht durch ihre gute Beſchattung und den reichlichen Blatt— abfall, durch welche ſie die Feuchtigkeit und Fruchtbarkeit des Bodens erhält. Denn dieſer muß für die Buche friſch oder mäßig feucht und womöglich humos ſein. Ganz beſonders liebt ſie den Kalkgehalt. Große Tiefgründigkeit iſt dagegen nicht not— wendig. Auf kräftigem Kalkboden und auf guten, namentlich etwas kieſigen Mergel- und Lehmböden gedeiht fie am beſten. Auf Sand— boden läßt ihr Wachstum frühzeitig nach. Kiesböden der Fluß— niederungen oder ſtagnierende Näſſe taugen für die Buche nicht. Fortpflanzung. Die Blüten erſcheinen mit dem Laubaus— bruch zu Anfang Mai. Der Same reift anfangs Oktober und fällt 2—4 Wochen ſpäter ab. Die Bucheckern enthalten viel Ol und — oe können daher längſtens bis zum Frühjahr aufbewahrt werden. Vollmaſt tritt nur alle 6—10 Jahre, in Hochlagen noch ſeltener ein. In der Zwiſchenzeit tragen jedoch häufig einzelne Bäume Samen. Im 80—100jährigen Alter iſt die Buche am fruchtbarſten. Wachstum. Der Längenwuchs der Buche iſt in der Jugend langſam, wird jedoch im Stangenholzalter ewas lebhafter. Sie erreicht eine Höhe von 25—30 m, ausnahmsweiſe ſogar von 40 m. Ihre Stärkezunahme iſt ebenfalls keine raſche, aber im ganzen gleich— mäßig. Wan zählt ſie zu den ziemlich langſam wachſenden Holz— arten. In der nämlichen Zeit liefern Fichte und Tanne eine erheblich größere Holzmaſſe als die Buche. Forſtliches Verhalten. Die Buche iſt eine geſellige Holzart, die, auch in Miſchung mit andern, nicht gern vereinzelt auftritt, ſondern ſich lieber in Gruppen oder Horſten an ihresgleichen an— ſchließt. Sie eignet ſich am beſten für den Hochwaldbetrieb und zwar für ſchlagweiſe Wirtſchaft. Immerhin zeigt ſie auch beim Plenterbetrieb auf ihr zuſagenden Böden ein günſtiges Verhalten und wird, namentlich in Geſellſchaft der Fichte und Tanne, lang— ſchäftig und aſtrein. Im Niederwald erzieht man ſie, weil ſie keine ſtarke und anhaltende Ausſchlagsfähigkeit der Stöcke beſitzt, nicht gern in reinem Beſtand, wohl aber in Miſchung mit anderen Holzarten wegen ihrer guten Beſchattung und Düngung des Bo— dens. Im Mittelwaldbetrieb ſindet ſie nur als Unterholz zweck— mäßige Verwendung; als Oberholz iſt ſie zu verdämmend und zu wenig abträglich. Im gleichaltrigen Hochwald erreicht die Buche das vorteil— hafteſte Alter der Schlagbarkeit im 80.— 100. Jahr; die Amtriebs— zeit wird nur ausnahmsweiſe höher angenommen. Als ſchattenertragende und überdies gegen Spätfröſte und Hitze empfindliche Holzart, wird ſie am beſten auf natürlichem Wege in Schirmſchlägen unter dem Schutze der Mutterbäume ver— jüngt. Saaten im Freien geraten nicht leicht, eher Pflanzungen. Ihre Nachzucht erfolgt ſelten mehr in reinen Beſtänden, weil ſie zu langſam wächſt und nicht ſehr geſchätztes Nutzholz liefert. Am den Buchenwald im Ertrag zu heben, muß man ihm als Nutzholz wertvolle Holzarten beimiſchen, wie namentlich Fichten und Tannen, auch Kiefern und Lärchen, oder von Laubhölzern die Eiche, den Ahorn, die Eſche, die Ulme, den Nußbaum ꝛc. In Geſellſchaft der Buche zeigen dieſe Bäume ein hervorragend A a Fe a günftiges Wachstum. Auch bleiben hier die Nadelhölzer meift von den fie ſonſt bedrohenden Krankheiten verſchont. Es kommt dies daher, daß die Buche den anderen Holzarten den Boden düngt und ſie in der Entwicklung nicht hemmt, ſondern ſich von ihnen überwachſen läßt, ohne ſtark davon zu leiden. Nur wo ihr die Madelhölzer zu reichlich beigegeben ſind, wird ſie von dieſen ver— dämmt und verſchwindet allmählich aus der Miſchung. Manche lichtkronige Holzarten, unter denen ſich der Boden bald ver— ſchlechtert, wie z. B. die Eiche und andere edle Laubhölzer, können nur ausnahmsweiſe ohne Beimengung der Buche erzogen werden. Die Buche verdient daher, wenn auch nicht um ihrer ſelbſt willen, ſo doch wegen ihrer vorteilhaften Entwirkung auf den Waldboden und den übrigen Beſtand, überall, wo ſie noch zu gedeihen vermag, in entſprechender Menge eingebracht und erhalten zu werden. Nutzen. Das Buchenholz iſt das geſchätzteſte Brennholz, welches als Maßſtab für den Brennwert der übrigen Holzarten dient und dabei als Einheit angenommen wird. Nur zur Brenn— holzerzeugung würden Buchen- und Tannenbeſtände ziemlich die nämlichen Gelderträge abwerfen. Durchwegs können aber die Nadelhölzer zu höheren Preiſen als Nutz- und Bauholz verwertet werden, während die Nachfrage nach Buchen-Nutzholz weniger groß iſt und dieſes auch nicht hoch genug im Preiſe ſteht. Vor— züglich findet es Verwendung als Wagnerholz, zu gebogenen Möbeln und zu Fußböden. In neuerer Zeit wird es vielfach auch zu Eiſenbahnſchwellen benutzt, doch muß es hierfür vorher mit Teeröl getränkt werden, da es ſonſt, der Feuchtigkeit ausgeſetzt, ſehr raſch fault. — Auch die buchene Kohle iſt von vorzüglicher Qualität. Nebennutzungen erhält man von den Bucheckern, welche viel und gutes Ol liefern, und von der Streu, doch muß das Sammeln der letzteren außerhalb der Wege als Raubwirtſchaft bezeichnet werden. Die Buchenaſche enthält reichlich Potaſche und gibt ein gutes Düngemittel. Feinde und Krankheiten. Die Feinde der Buche find nicht zahlreich: das Weidevieh verbeißt die jungen Pflanzen im Frühjahr; die Maikäfer ſetzen in den Flugjahren dem Buchenlaub ſtark zu; die Engerlinge benagen häufig die Wurzeln, namentlich in Kulturen. Des durch Spätfröſte und Hitze verurſachten Schadens wurde bereits Erwähnung getan. Der Schaft der Buche leidet, der . 1 nr 1 * 1 e d 2 ED, 3 Sonne ausgeſetzt, ſtark von Rindenbrand. Gedrängt geſchloſſenen jüngeren Beſtänden wird oft der Schnee verderblich. Verſchiedene Pilze veranlaſſen die Rot- und Weißfäule des Buchenholzes, und der Buchenkeimlingspilz das maſſenhafte Abſterben der Pflanzen im erſten Sommer. § 49. Die Stieleiche (die Sommereiche). Die Traubeneiche (die Wintereiche). Kennzeichen und Form. Die Stieleiche hat lang- geſtielte Eicheln und ſehr kurzgeſtielte Blätter; bei der Trauben— eiche beſitzen die Eicheln ganz kurze, die Blätter dagegen längere Stiele, als bei der vorigen. (Fig. 9 und 10). Die Stieleicheln ſind länglich, in friſchem Zuſtand an bräunlich-grünen Längsſtreifen leicht zu erkennen; die Früchte der Traubeneiche dagegen ſind kürzer, mehr rundlich und ſitzen traubenförmig beiſammen. Einmal ge— trocknet, laſſen ſich beide Eicheln meiſt nicht mehr mit Sicherheit unterſcheiden. — Die Eichen erreichen eine bedeutendere Größe als unſere meiſten übrigen Laubhölzer. Von Jugend an entwickeln ſie eine ſtarke Pfahlwurzel, ſpäter auch kräftige Seitenwurzeln. Die Traubeneiche zeichnet ſich aus durch einen regelmäßigen, auch in der Krone noch gerade emporſtrebenden Schaft und ſchwächere Aſte, wogegen die Stieleiche ſich häufig ſchon in geringer Höhe in ſtarke, wagrecht abſtehende Aſte teilt und eine breitere, rundliche, weit ausgelegte Krone annimmt. Die Eichen beſitzen eine nur wenig dichte Belaubung, fie find daher ſtark lichtdurchlaſſend und wenig verdämmend. Dafür decken und düngen ſie den Boden wenig. Die Rinde iſt nur in der Jugend grau und glatt, ſpäter wird ſie borkig und längsriſſig. Standort. Die Eichen haben ein milderes Klima nötig als die Buchen. Sie kommen deshalb am häufigſten in den tieferen Gegenden vor, beſonders die Stieleiche, welche reichliche, doch nicht ſtagnierende Näſſe liebt. Die Traubeneiche iſt in dieſer Hinſicht weniger anſpruchsvoll; ſie verträgt rauhere Witterung und bedarf geringer Bodenfeuchtigkeit, ja ſie geht einem größeren Maße ſolcher aus dem Wege. Sie ſteigt denn auch im allgemeinen höher in die Berge hinauf, als die Stieleiche, welche nur ausnahmsweiſe über 800-1000 m hinausgeht. Der Boden muß, beſonders für die Stieleiche, kräftig, recht tiefgründig, mäßig locker und friſch ſein. Gute Lehmböden gehen den anderen vor, doch ſieht man Eichen W 3 auch auf Shon-, Sand-, Kies- und Kalkboden gut gedeihen, wenn die übrigen Bedingungen vorhanden ſind. Die Wintereiche macht geringere Anſprüche an die Bodengüte, als die Sommereiche, paßt alſo beſſer für weniger gute Standorte. Fortpflanzung. Die Blüten erſcheinen im Wai, bei der | Stieleiche etwa 14 Tage früher, als bei der anderen. Die Eicheln reifen gegen Ende September und fallen ziemlich bald nachher im fi \ j 2 1 II RSS 7 . ne) N =/- 2 mM» 5 / - RUSS N DES Rn 2 2 D/ Ay Tue A) Ne — — N EL „ ö N D/ „ 4 5 8 YA 755 755 * — ke 2), SG Fig. 9. Blatt und Frucht der Stieleiche. Laufe Oktober ab. Aber Winter find die Eicheln nicht leicht auf— zubewahren, da man ſie nicht nur vor den Nachſtellungen der Mäuſe, ſondern auch vor dem Erhitzen und vor zu ſtarkem Austrocknen zu ſchützen hat. Die Keimung erfolgt im Frühjahr 4—5 Wochen nach der Ausſaat. Gute Samenjahre kehren alle 3—6 Jahre wieder, häufiger bei der Stiel-, als bei der Traubeneiche, deren Früchte faſt nur in guten Weinjahren geraten und daher im Handel ſchwieriger zu bekommen ſind. Die Fruchtbarkeit der Bäume im Walde iſt erſt etwa vom 100. Jahre an von Belang. Wachstum. Es iſt in der Jugend etwas raſcher, als 5 der Buche, doch holt die letztere die Eiche mit der Zeit meiſt wieder ein. Dagegen hält bei unbeengtem Stand das lebhafte Stärke— wachstum bei den Eichen viel länger an, nämlich 150, 200 und noch mehr Jahre. Sie werden 25—35 m hoch, bis über 1 m ſtark und können ſich bis zu einem Alter von 500 und mehr Jahren geſund erhalten. N In höherem Alter, wenn ſie ſich licht ſtellen und der Boden ſich mit Gras überzieht, laſſen reine Eichenwälder in der Regel im Zuwachs erheblich nach. Immerhin hält ſich die Traubeneiche * 5 Fig. 10. Blatt und Frucht der Traubeneiche. länger und beſſer geſchloſſen als die Stieleiche, welche lichtfordernder iſt und daher einen freieren Stand verlangt. Forſtliches Berhalten. Die Eichen waren früher in den Niederungen der Schweiz ſehr verbreitet und bildeten ausgedehnte Waldungen, von denen nur geringe Gberreſte geblieben ſind. Im allgemeinen kommt bei uns die Stieleiche viel häufiger vor als die Traubeneiche. Beide eignen ſich auf paſſenden Standorten für den Hochwald, wie für den Nieder- und Mittelwald. Außerdem ARD EEE werden die Eichen vielfach als Feldbaum längs Wegen und in Hecken, ſowie als Schneitelſtamm zur Gewinnung von Futterlaub gezogen. Wegen ihrer geringeren Anſprüche an den Boden, ihrer weniger großen Lichtbedürftigkeit und der beſſeren Schaftform ver— dient die Traubeneiche für unſere Verhältniſſe in der Regel den Vorzug. Die Stieleiche kann nur für die günſtigſten Standorte in tieferen Lagen empfohlen werden. Auch für den Niederwaldbetrieb eignet ſich die Traubeneiche beſſer. Im Hochwald erzieht man die Eichen aus den angegebenen Gründen gewöhnlich in Miſchung, jedoch nicht einzeln, ſondern in größeren oder kleineren Horſten eingeſprengt. Die natürliche Ver— jüngung wird häufig durch das unter älteren Eichen ſich einſtellende Geſträuch und Ankraut verunmöglicht. In dieſem Falle muß der Boden gerodet und die Eiche durch Saat oder Pflanzung nach— gezogen werden. Die Saat verdient dabei den Vorzug, weil beim Verpflanzen die lange Pfahlwurzel gewöhnlich beſchädigt oder abgeſchnitten wird und die in ſolcher Weiſe verſtümmelte Pflanze im Wachstum leidet. Beſonders macht ſich dieſer Gbelſtand bei Heiſterpflanzen geltend. Man verſchafft der Eiche einen Alters— vorſprung beſſer durch Anterſaat im alten Beſtand, deſſen Druck ſie lange ohne Nachteil erträgt. Nie pflanze man die Eiche auf unbeſamt gebliebenen Stellen, da dieſe in der Regel ausgemagerten, trockenen Boden beſitzen. Wo die Eiche im großen angebaut werden ſoll, hat man die Wahl, ſie entweder erſt rein nachzuziehen, oder aber ihr ſofort eine andere Holzart beizugeben. Zu dieſem Zwecke eignen ſich beſonders die Buche und die Hagebuche, unter Umſtänden auch die Weiß— tanne. Bei der gleichaltrigen Miſchung beſteht meiſt die Gefahr, daß die Eiche von den Buchen oder Tannen mit der Zeit über— wachſen werde. Den Vorzug verdient daher die reine Aufzucht der Eiche bis zum 30.— 60. Jahr, in welchem Alter man die gering— wüchſigen Stämme heraushaut und den ſo gelichteten Beſtand mit Buchen, Hagebuchen oder Tannen unterbaut. Dieſe entwickeln ſich unter der lichten Belaubung ganz gut, decken und verbeſſern den Boden und treiben die Eichen in die Höhe, ſodaß ſie langſchäftig und aſtrein werden. In Horſten, wie in reinem Beſtande empfiehlt es ſich, be— ſonders die Stieleiche anfangs in gutem Schluß zu erhalten, um ſie Re Gb zu verhindern, ihrer Neigung zur frühzeitigen Teilung des Stammes in ſtarke Aſte zu folgen. Die Durchforſtungen ſind daher erſt mäßig, ſpäter kräftiger zu führen und recht oft zu wiederholen. Wo eine ſolche Erziehung nicht möglich, darf nicht unterlaſſen werden, die ſchönſten Stämmchen von frühe an, doch nur ſehr allmählich auf— zuaſten, um aſtreines und wertvolles Nutzholz zu erziehen. Im Mittelwald iſt die Eiche nur als Oberholz am Platze, für dieſen Zweck aber eine der geſchätzteſten Holzarten. Sie erreicht als Oberſtänder in verhältnismäßig kurzer Zeit eine bedeutende Stärke, auf welche es bei der Eiche noch mehr ankommt, als auf große Länge. Ihre Verjüngung bietet hier inſofern einige Schwierig— keit, als die eingepflanzten Eichenheiſter vom Ausſchlagholz bald überwachſen werden und oft trotz Freihiebes eingehen. Man ver— meidet dies, indem man ſie nicht einzeln, ſondern in Gruppen kultiviert. — Als Unterholz leidet ſie bei ihrer Lichtbedürftigkeit von der Aberſchirmung durch die Oberſtänder. Im Niederwald wurde die Eiche früher in großer Ausdehnung zur Rindengewinnung angebaut. Man erzog ſie in ſogen. Schäl— waldungen gewöhnlich rein und brachte die Stockausſchläge im 15— 20 jährigen Alter zur Nutzung. Seitdem die Preiſe der Eichen— rinde infolge der Konkurrenz anderer, aus dem Auslande einge— führter, billiger Gerbſtoffe ſehr bedeutend zurückgegangen ſind, hat der Schälwald ſeine einſtige Abträglichkeit eingebüßt und wird da— her vielfach aufgegeben. Nutzen. Das Eichenholz beſitzt nur /10—- 950 des Brenn— wertes von Buchenholz und brennt zudem nicht beſonders leicht. Dafür liefert die Eiche um jo mehr und um ſo geſchätzteres Nuß- holz. Im Naſſen wie im Trockenen iſt es das dauerhafteſte Bauholz; es beſitzt beträchtliche Feſtigkeit und Härte, gute Spaltbarkeit und Elaſtizität, weshalb es auch als Handwerks- und Geſchirrholz vielfach verwendet wird. Der größte Teil einer ſchönen Eiche läßt ſich als Nutzholz gebrauchen, und da ſolches hoch im Preiſe ſteht, ſo liefert ſie ganz bedeutende Erträge. Immerhin ſind zur Erziehung der wertvollen Sortimente lange Zeiträume nötig. Schwächere Eichen haben verhältnismäßig viel Splint, der, weil weich und raſch faulend, zur Verwendung als Nutzholz untauglich iſt. An Nebennutzungen liefern die Eichen: Rinde als Gerb— material, Eicheln als Maſtfutter, Blätter als Futterlaub und als Streu. 3 — 4 1 u 4 £ 3 1 | S er A N EUR Feinde und Krankheiten. Weidevieh, Wild, Maikäfer und Engerlinge ꝛc. ſchaden der Eiche ähnlich wie der Buche. Die Larven einzelner Bockkäferarten bohren als weiße, fußloſe Maden Gänge in das Holz, ebenſo verſchiedene kleine Nutzholzborkenkäfer. Mehrere Schmetterlingsraupen, unter denen diejenige des grünen Eichenwicklers und des Eichenprozeſſionsſpinners die wichtigſten, verzehren die Blätter der Eiche. Gallweſpen veranlaſſen, indem ſie Blätter oder Knoſpen zum Ablegen der Eier anſtechen, ver— ſchieden geſtaltete Auswüchſe (Galläpfel, Knoppern), ohne jedoch eigentlich ſchädlich zu ſein. Die Eichen leiden von zahlreichen Krankheiten. Obenan ſtehen verſchiedene durch Pilze verurſachte Arten der Rot- und Weiß— fäule. Eichenmehltau überzieht die Blätter mit weißem Schimmel und bringt ſie zum Abſterben. Infolge großer Winterkälte ent— ſtehen Froſtriſſe, bei plötzlicher Freiſtellung des Stammes Klebäſte oder Waſſerreiſer, die durch Ableiten des Saftſtromes oft Gipfel— dürre veranlaſſen. Spätfröſte werden der Eiche nur in den erſten Jahren nachteilig. § 50. 1. Der Bergahorn. : 2. Der Spitzahorn (der Lybaum). 3. Der Feldahorn (der Maßholder). Kennzeichen und Form. Der Bergahorn beſitzt große, handförmige, ſtumpflappige Blätter, gelblichgrüne Knoſpen, glatte, im Alter ſchuppige Rinde, Blüten, die, gleichzeitig mit den erſten Blättern, in hängenden Trauben erſcheinen, und Früchte mit dickem, rundlichem Kern und ſtark umgebogenen Flügeln. (Fig. 11.) Der Spitzahorn hat große, fein ausgeſpitzte Blätter, rötliche Knoſpen, eine riſſige Rinde, vor den Blättern hervorbrechende, aufrechte Blüten mit annähernd gleichlangen Stielen, Früchte mit breitem, plattgedrücktem Kern und ziemlich breiten, geradeaus ſtehenden Flügeln. (Fig. 12.) Die Blätter des Feldahorns find klein, 3—ö5lappig, die Flügel der Früchte ſtehen einander gerade gegenüber, und die mehrjährigen Zweige tragen häufig in Längsrippen hervorbrechende Korkanſätze. (Fig. 13.) Der Bergahorn erwächſt zu einem Baum erſter Größe und erreicht eine bedeutende Höhe und Stärke; der Spitzahorn wird weniger groß und der Feldahorn bleibt häufig nur ein Strauch. I a ne a BEI BEE SS Bea Bel nt Ai 3 BEE is . u‘ 0 F ; j RR Die beiden erſteren Arten bilden einen gewöhnlich nicht ſehr langen, aber geraden und vollholzigen Schaft, und in freiem Stande eine ſtark entwickelte Krone. Die Belaubung iſt mäßig lichtdurch— laſſend. Der Spitzahorn und noch mehr der Bergahorn zeichnen 5 N Fig. 11. Blatt und Frucht des Bergahorns ſich durch kräftige, tiefgehende Herzwurzeln aus, welche dem Baum eine große Standfeſtigkeit verleihen. Der Feldahorn beſitzt forſtlich nur als Ausſchlagholz einige Bedeutung. Standort. Der Bergahorn iſt ein Gebirgsbaum, der Spitz— ahorn mehr eine Holzart der Niederungen. Der erſtere ſteigt im Gebirge bis zu 1800 m über Meer, kommt indeſſen auch in der Ebene gut fort. Der Spitzahorn, mehr im Hügelland zu Hauſe, geht nur ausnahmsweiſe über 1200 m Höhe. Er erträgt ſonnige, trockene Lagen beſſer als der Bergahorn. Beide verlangen einen * 5 I m PR, 2 . * l 22 R 2 r Bir 2 a n u RK) RR \ Te durchaus kräftigen, humoſen Kalk- oder Lehmboden. Der Feld— ahorn ſtellt geringere Anſprüche an die Bodengüte. Fortpflanzung. Der Spitzahorn blüht gewöhnlich zu Mitte oder in der zweiten Hälfte April, der Bergahorn 10—14 Tage ſpäter. Der Same reift im September und Oktober, doch Fig. 12. Blatt und Frucht des Spitzahorns. fallen die Früchte erſt den Winter über ab. Die Ahorne werden frühzeitig mannbar und tragen beinahe alle Jahre Samen. Wachstum. Dieſes iſt auf paſſendem Standort in der Jugend ziemlich raſch, läßt aber bald nach und muß im ganzen eher als langſam bezeichnet werden. Immerhin erreicht der Bergahorn eine Höhe von über 30 m, einen Durchmeſſer in Bruſthöhe bis zu 2½ m und ein Alter von über 400 Jahren. Forſtliches Berhalten. Die Ahorne find ungeſellige Holz— arten; man trifft ſie nur unter beſonders günſtigen Verhältniſſen in 3 kleinen reinen Beſtänden an, ſo den Bergahorn im Gebirge im lichten Streuwalde. Häufiger kommen ſie im Hochwald eingeſprengt vor, doch eignen ſie ſich wegen ihrer guten Ausſchlagsfähigkeit auch für den Niederwaldbetrieb. Im Mittelwald paſſen Berg- und Spitz— ahorn beſſer als Ober— holz, weil ſie hier raſch zum wertvollen Nutz— holzſtamm heranwach— ſen, als Unterholz aber nur wenig Schatten er— tragen. Zu Kopfholz— und Schneitelbäumen dienen ſie weniger, da— gegen ſind ſie als Al— lee⸗ und Zierbäume mit Recht ſehr beliebt. Ganz beſonders kann der Bergahorn auch zur Bepflanzung von Bergweiden empfohlen Fig. 13. Blatt und Frucht des BE werden. Im Hochwald treffen wir den Ahorn vorzugsweiſe in Wiſchung mit der Buche, ſei es einzeln, ſei es in kleinen Horſten. Mitunter treten zu ihnen auch die Eſche und Ulme. Meiſt dauert er nur auf den beſten Bodenſtellen und bei nicht zu ſtarkem Schluß bis in ein höheres Alter aus. Man darf ihn deshalb nicht auf vermagerten Blößen nachziehen. Auch wird er beſſer in Gruppen. als einzeln eingemiſcht. Wenig befriedigende Reſultate ergibt die Einſprengung des Ahorn in Nadelhölzer, etwa die Weißtanne ausgenommen, es ſei denn, daß er vor dieſen einen erheblichen Vorſprung im Alter | beige. Bei gleichzeitigem Anbau wird er durch das raſcher wach— ſende Nadelholz unterdrückt. Die natürliche Verjüngung dieſer Holzart im Hochwalde bietet in der Regel keine Schwierigkeiten, da ſie überall leicht anfliegt. Freilich werden oft Gras und Unkraut den Keimlingen verderblich; haben die Pflanzen aber einmal eine Höhe von 20 em erreicht, ſo ertragen ſie ſelbſt ziemlich ſtarke Beſchattung. Zur künſtlichen Ver— jüngung eignet ſich daher die Planzung beſſer als die Saat. Bei 543 — »». n „ e 2 r den Durchforſtungen ſuche man den Ahornen ſtets genügende Freiheit der Krone zu erhalten. Im Niederwalde ſind alle drei Ahornarten auf guten Böden wegen ihrer reichlichen und raſchwüchſigen Ausſchläge geſchätzt, doch paſſen ſie auch hier nur zur Miſchung mit einer Schattholzart. Nutzen. Das Ahornholz kommt als Brennholz demjenigen der Buche an Güte gleich, doch muß man dafür ſorgen, daß es gehörig austrockne, um nicht im Saft zu erſticken. Als Nutzholz findet es zu Schreiner-, Drechsler-, Wagner-, Parketterie- und Schnitzler— arbeiten vielfach Verwendung, da es ſich durch ſchöne, weiße Farbe, Dauerhaftigkeit und Härte auszeichnet. Es wird deshalb gut bezahlt; namentlich ſind die Maſern geſchätzt. Das grüngewonnene Laub gibt ein gutes Viehfutter. In Gebirgsgegenden werden im Herbſt die abgefallenen Blätter vielfach als Streu geſammelt. Feinde und Krankheiten. Die meiſten der für die Buche aufgezählten Feinde ſchädigen auch den Ahorn. Namentlich ſtellt ihm das Weidevieh nach und verhindert ſein Fortkommen auf Bergweiden, da er das Verbeißen, wie übrigens auch das Beſchneiden, nicht gut verträgt. Die junge Ahornpflanze iſt empfindlich gegen Spätfroſt. Mehr auffallend und häufig, als wichtig, iſt die Verunſtaltung durch die Schwarzfleckenkrankheit und durch die Ahornblattmotte, welch' letztere die Blattlappen zu kleinen Düten zuſammenrollt. $ 51. Die Eiche. Kennzeichen und Form. Ihr Stamm iſt meiſt gerade und regelmäßig, bis zu einer ziemlich bedeutenden Höhe aſtrein. Die Krone, nur in höherem Alter und freiem Stand ſtärker entwickelt, trägt eine lichte Belaubung und wirkt nur wenig verdämmend. Die Bewurzelung der Eſche zeichnet ſich weniger durch eine kräftige Pfahlwurzel, als durch zahlreiche, zum Teil ſehr tiefgehende Seitenwurzeln aus. Standort. Man findet die Eſche vorzüglich in den Fluß— niederungen und im Hügelland. In den Alpen ſteigt ſie ſelten über 1400 m Meereshöhe. Sie verlangt ein gemäßigtes Klima und einen tiefgründigen, recht kräftigen, friſchen bis naſſen Boden, kommt aber bei hoher Luftfeuchtigkeit auch auf trockenen Stand— orten fort. Fruchtbarer Kalk- oder Lehmboden mit reichlichem 5 Be Grundwaſſer — alſo ohne ſtagnierende Näſſe — jagt ihr beſonders zu, weshalb man ſie häufig auf dem angeſchwemmten Terrain der Talſohlen in der Nähe von Flüſſen und Bächen trifft. Fortpflanzung. Die unſcheinbaren grünlichen Blüten er— ſcheinen zu Anfang Mai, vor dem Ausbruch der Blätter. Die länglichen, flachen Flügelfrüchte reifen im Oktober und fallen den Winter über ab, keimen jedoch erſt im Jahr nach der Ausſaat. Die Eſche trägt häufig und reichlich Samen. Wachstum. Es iſt in den erſten Lebensjahren langſam, wird aber bald lebhafter, ſodaß die Eſche bei freiem Stand ſchon mit 70 —80 Jahren ganz anſehnliche Bäume liefert. An Größe wird ſie der Buche ziemlich gleich und erreicht auch ein ebenſo hohes Alter. Forſtliches Berhalten. Dieſes hat viel Ahnlichkeit mit demjenigen des Ahorns. Als Keimling empfindlich gegen Gras— wuchs, hält die Eſche nachher auf ihr zuſagendem Boden bis zum 8. oder 10. Jahr ſtarken Druck aus, liebt aber ſpäter einen etwas freien Stand. Als wenig geſellige Holzart trifft man ſie gewöhn— lich nur mit anderen Laubhölzern, beſonders der Buche, gemiſcht an. Im Hochwaldbetrieb verlangt ſie die nämliche Behandlung wie der Ahorn. Ihre beſte Haubarkeitszeit fällt zwiſchen das 70. und 120. Altersjahr. | Die vorzügliche Ausſchlagsfähigkeit, verbunden mit großer Raſchwüchſigkeit, macht die Eſche auf paſſenden Standorten auch zur Einſprengung im Niederwald ſehr geeignet. Im Mittelwald wird ſie beſonders als Oberholz ſehr geſchätzt. In Berggegenden benutzt man ſie vielfach als Schneitelbaum zur Futterlaubgewinnung. Auch hinſichtlich ihrer Verjüngung verhält ſich die Eſche ganz ähnlich, wie der Ahorn. Nutzen. Die Eſche gehört entſchieden zu unſern wertvollſten Waldbäumen, ſowohl wegen ihres raſchen Wachstums, als wegen ihres vortrefflichen Holzes. Ihre Nachzucht in Feld und Wald, an Flüſſen und Bächen kann nicht genug empfohlen werden. Eſchen— holz ſteht an Brennwert dem Buchenholz ungefähr gleich. Als Werkholz iſt es eines der beſten, indem namentlich ſeine Biegſam— keit, Zähigkeit und Feſtigkeit von wenigen anderen übertroffen werden. Es läßt ſich ſchon jung verwenden. Die Wagner, Drechsler und manche Spalt- und Flechtarbeiter, z. B. Sieb- und Wannen- 25 ER —*. 28 N i 1 5 f 7 4 4 1 7 N | i ‘2 een FEN N VO UN e r Fe ar macher, verwenden es. Das Laub gibt Viehfutter, das in Berg— gegenden viel gewonnen wird, jedoch keinen großen Nährwert beſtitzt. Feinde und Krankheiten. Vor allem leidet die Eſche ſtark vom Spätfroſt, gegen den ſie in der Jugend empfindlicher iſt, . k 0 g 8 als wohl irgend eine andere einheimiſche Holzart. Von Weidevieh 3 und Wild wird fie ſtark verbiſſen, Maikäfer und die giftige ſo— 1 genannte ſpaniſche Fliege verzehren die Blätter, Mäuſe benagen 8 die junge Rinde, und der bunte Eſchenbaſtkäfer frißt zwiſchen ; | Holz und Rinde des Stammes und der Aſte ſeine zierlichen Gänge. 1 § 52. Die Feldulme (die gemeine Ulme oder gemeine Rüſter). Die Bergulme (die Bergrüſter). Die Flatterulme (die Flatterrüfter). Kennzeichen und Form. Die Blätter der Feldulme ſind ziemlich langgeſtielt, oberſeits glänzend, in der Mitte am breiteſten. (Fig. 14.) Diejenigen der Bergulme zeichnen ſich aus durch bedeutendere Größe, rauhe Behaarung und kurzen Stiel; ihre 2 größte Breite befindet ſich nicht in der Mitte, ſondern mehr gegen ea vorn. (Fig. 15.) Die Flatterulme ſteht nach Größe und Geſtalt € der Blätter zwiſchen Feld- und Bergulme, läßt ſich aber leicht 7 erkennen an den langgeſtielten Blüten und Früchten, welch' letztere Ä am Rande Wimperhaare tragen. Die Früchte der beiden anderen 4 Almen dagegen ſind kahl und kurzgeſtielt. Der Kern ſitzt AR ziemlich in der Mitte des Flügels bei der Bergulme, mehr gegen die Spitze bei der Feldulme. — Im unbelaubten Zuſtande geben die Knoſpen ein gutes Erkennungsmerkmal ab: ſie ſind bei der 1 Feldulme dunkelbraun und kahl, bei der Bergulme dunkelbraun 3 mit roſtbraunen Härchen und bei der Flatterulme mit hellzimmet— = braunen, dunfelberänderten Schuppen. * Die Korkulme, welche an den Zweigen Korkleiſten trägt und früher 8 als eigene Art angeſehen wurde, iſt nur eine Abart der Feldulme. Die Flatterulme kommt in unſeren Waldungen wenig vor. Die beiden anderen Arten unterſcheiden ſich in ihrem Verhalten nicht weſentlich, weshalb ſie im Folgenden nicht geſondert behandelt werden. Nur unter ganz günſtigen Verhältniſſen erreichen die Almen die nämliche Größe wie Eiche und Eſche. Sie entwickeln einen ſtarken und hohen, wenn auch nicht regelmäßigen Stamm und eine breite, mäßig dichte, doch nicht beſonders verdämmende Krone, 2 aus der häufig einzelne Aſte ſtark hervortreten. Kräftige und tief— gehende, vielfach verzweigte Herzwurzeln ſichern dem Baum eine große Standfeſtigkeit. Standort. Die Feld- und Flattterulme lieben ein mildes Klima und ſind daher vorzugsweiſe in den Niederungen und den Vorbergen heimiſch. Die Bergulme ſteigt im Gebirge bis zu ca. 1300 m Meereshöhe. Alle Almen verlangen einen lockeren, Fig. 14. Blatt und Frucht Fig. 15. Blatt und Frucht der Feldulme. der Bergulme. tiefgründigen Boden mit reichlicher Feuchtigkeit und von großer Fruchtbarkeit. In letzterer Hinſicht machen ſie wohl von allen unſeren Waldbäumen die größten Anſprüche. Fortpflanzung. Die Ulmen blühen ſchon zu Ende März. Ihre Früchte reifen im Mai und fallen in der erſten Hälfte Juni ab. Ein großer Seil des Samens, nämlich 8 bis 8 iſt taub. Im Juni bei feuchtwarmer Witterung ſofort geſäet, keimt der Almenſame in 3—4 Wochen; läßt man ihn dagegen vorher trocknen, jo geht er oft erſt ein Jahr nach der Ausſaat auf. Zujammen- N ge gehäuft erhitzt er ſich leicht und verdirbt. — Die Fruchtbarkeit der Alme beginnt frühzeitig und iſt eine ſehr reiche. Wachstum. Auf entſprechendem Standort wächſt die Ulme ſo raſch wie der Ahorn, und zwar ſchon von Jugend an. Sie wird bis 30 m hoch, in Bruſthöhe über meterdick und mehrere hundert Jahre alt. Forſtliches Verhalten. Auch die Alme iſt eine ungeſellige Holzart und liebt mehr den freien Stand als den Waldesſchluß. Nichtsdeſtoweniger findet man ſie in den tieferen Gegenden ſowohl im Hochwald, als auch im Mittel- und Niederwald. In erſterem erlangt ſie ihr vorteilhafteſtes Haubarkeitsalter mit 90-120, im Ausſchlagwald mit 25—30 Jahren. Am beſten erzieht man fie, wie Eſche und Ahorn, in Wiſchung mit der Buche. In größeren, reinen Horſten ſtellt ſie ſich bald licht, ſelbſt im Niederwald, für den fie ſonſt ſehr gut paßt. Die Alme beſitzt nämlich eine große Ausſchlagsfähigkeit und zwar nicht nur am Stocke, ſondern auch am Stamm, auf friſchem Boden ſelbſt von den Wurzeln. Im Mittelwald eignet ſie ſich weniger zu Anter— holz, als zu Oberſtändern. Immerhin geben großblätterige Almen noch ziemlich ſtarken Schatten. Als Feldholzbaum liebt man ſie, weil ſie das Köpfen und Schneiteln gut verträgt und geſchätztes Viehfutter liefert. — Endlich iſt die Ulme ein wertvoller Zier— baum, als welchen man in Alleen namentlich auch der Flatter— ulme nicht ſelten begegnet. Zur natürlichen Anſamung verlangt dieſe Holzart einen nackten, wunden, doch nicht zu ſtark gelockerten Boden. Die Sämlinge ſind ſehr empfindlich gegen Aüberſchirmung durch Unkraut. Die Pflanzung, ſelbſt mit großen Pflanzen, bietet keine beſonderen Schwierigkeiten. Nutzen. Das Holz zeichnet ſich durch große Elaſtizität, Feſtigkeit, Biegſamkeit und Dauerhaftigkeit aus. Es wird von verſchiedenen Handwerkern, namentlich aber vom Wagner, ver— wendet und gut bezahlt. Hinſichtlich ſeines Brennwertes kommt es dem Buchenholz nahe. Die Feldulme und nach ihr die Bergulme liefert das am meiſten geſchätzte Nutzholz. Außer dem bereits erwähnten Futterlaub wird manchmal auch der Baſt benutzt. 5 Feinde und Krankheiten. Weder dieſe noch jene ſind von großem Belang. Wild und Weidevieh nehmen gerne die BE Blätter an. Solche werden auch durch zahlreiche Arten von Blattläuſen verunſtaltet. Der große und der kleine Almenſplint— käfer bringen mitunter Aſte alter, überſtändiger Bäume und ſchließlich wohl auch ganze Stämme zum Eingehen. $ 53. Die Hagebuche (die Hain- oder Weißbuche, der Hornbaum). Kennzeichen und Form. Mit der gewöhnlichen oder Rotbuche iſt die Hagebuche nicht näher verwandt, doch gleicht ſie ihr hinſichtlich der Rinde und der Blattform. Die Hagebuchen— blätter haben aber einen gezähnten Rand. Der Stamm iſt weniger rund und glatt, häufig ſpannrückig, d. h. in der Längsrichtung mit Furchen und Wülfſten verſehen, die Krone ſperriger, übrigens ebenfalls ſtark verdämmend. Ihre Wurzeln verlaufen mehr ober— flächlich als in die Tiefe gehend. Die Hagebuche erwächſt nur zu einem Baum II. Größe Standort. In den Niederungen und im Hügellande iſt die Hagebuche eine häufige Begleiterin der Buche, hingegen ſteigt ſie in den Alpen kaum über 800 m Meereshöhe an. Weſentlich genügſamer als die Buche, gelangt ſie doch nur auf mäßig lockerem, wenigſtens mittelgründigem, feuchtem und humoſem Boden zu vollkommener Entwicklung. Fortpflanzung und Wachstum. Blüte im April oder Mai, Fruchtreife im Oktober, Abfall des Samens über Winter, Keimung erſt im zweitfolgenden Frühling. Ihr Wachstum iſt nur in der erſten Jugend ein mäßig raſches, läßt aber, beſonders auf trockenen und geringen Böden, ſehr frühzeitig nach. Wohl kein anderer unſerer Waldbäume wächſt ſo langſam; auch keiner aber iſt ſo unempfindlich gegen Froſt. | Forſtliches Berhalten. Obwohl die Hainbuche nicht viel weniger Schatten erträgt als die Rotbuche, ſo trifft man ſie doch beinahe nur in Miſchungen an. Wegen ihres langjamen Wachstums wird fie im Hochwalde ſelten angebaut, doch geduldet, wo fie vereinzelt auftritt. Häufig begegnet man ihr als Anter— holz unter Eichen, zu welchem Zweck ſie ſich recht gut eignet. Sehr gern geſehen iſt die Hagebuche im Niederwald, da ſie vorzüglich ausſchlägt, auf beſſeren Standorten ſogar Wurzelbrut PPP 1 ee We 000000 27 EEE 25 . > u a treibt und die Ausſchläge viel raſcher wachſen als die Samen— pflanzen. — Da ſie auch den Schnitt gut erträgt, ſo verwendet man ſie zu Lebhägen, woher der Name. Nutzen. Zum Brennen iſt das Hagebuchenholz dem rot— buchenen noch überlegen. Seiner großen Härte und Zähigkeit wegen wird es zur Herſtellung gewiſſer Maſchinenteile (Schrauben, Radfämme ac. ſehr geſchätzt. Das Laub gibt ein gutes Viehfutter. § 54. Die Birke (die Weißbirke). Eine andere Birkenart, die ſog. Ruchbirke oder Haarbirke, zeichnet ſich dadurch aus, daß ihre Blätter nicht nur bei ein- und zweijährigen, ſondern auch bei älteren Pflanzen eine ſammetartige Behaarung tragen. Sie kommt auf Hochmooren des Jura und den Alpen häufig vor, wird jedoch hier gewöhnlich nicht über 5 m hoch und iſt daher ohne forſtliche Bedeutung. Kennzeichen und Form. Die gemeine Birke erreicht keine bedeutende Größe. Der ſchlanke, wenig vollholzige Stamm trägt eine lichte und dünnbelaubte Krone. Die Bewurzelung ver— läuft ziemlich oberflächlich. Standort. Obgleich ein Baum des hohen Nordens und daher rauhe Lagen gut ertragend, ſteigt ſie im Gebirge nur ; ausnahmsweiſe über 1700 m Meereshöhe. In den Niederungen 1 trifft man ſie faſt überall, doch nirgends zahlreich. Sie iſt äußerſt L genügjam, gedeiht aber auf warmem, lockerem, ſandig-lehmigem Boden am beſten. Fortpflanzung und Wachstum. Im Upril oder Mai blühend, reift die Birke ihren Samen im September, mitunter ſchon im Auguſt. Die meiſten Zäpfchen fallen dann bald aus— einander, während andere noch im Herbſt und ſelbſt im Winter am Baum bleiben. Der Same, namentlich der ſpät abfallende, enthält viele taube Körner; weil ſehr klein, läßt er ſich ſchwer aufbewahren. Zeitig im Frühjahr geſäet, keimt er ſchon nach 4—6 Wochen. Das Wachstum der Birke iſt von Anfang an ſehr raſch, nimmt aber bereits vom 40.—50. Jahr an bedeutend ab. Im Waldſchluſſe dauert der Baum ſelten 100 Jahre aus; gewöhnlich wird er beſſer ſchon mit 40—70 Jahren genutzt. Forſtliches Verhalten. Die Birke dürfte früher im Walde häufiger vertreten geweſen ſein, als gegenwärtig. Da ſie bei ihrem großen Lichtbedürfnis volle Gipfelfreiheit verlangt, ſo — 2 behagen ihr unſere gleichaltrigen Beſtände nicht. Auch läßt ſie, rein oder in größeren Horſten ſtehend, unter ihrem lichten Schirm den Boden verſchlechtern. Dagegen würde ſie verdienen, öfters im Hochwald, namentlich an Rändern, längs Wegen ꝛc. eingeſprengt zu werden, indem ſie, nach und nach herausgehauen, ſchöne Vorerträge abwirft und durch ihre Beſchattung kaum ſchadet. Mitunter aber wird ſie, beſonders der Fichte, dadurch nachteilig, daß die vom Winde bewegten herabhängenden Birkenzweige die Kronen des Hauptbeſtandes „peitſchen“. — Für den Niederwald— betrieb eignet ſie ſich wegen ihrer geringen Ausſchlagsfähigkeit wenig. Als Feld- und Zierbaum, bei Häuſern 2c. kann fie zum Anbau nicht genug empfohlen werden. Nutzen. Zum Brennen ſteht das Holz der Birke dem buchenen wenig nach. Ihr Nutzholz iſt durch Zähigkeit und große Elaſtizität ausgezeichnet und wird zu Deichſeln, Reifen, Schnitz— waren 2c. gerne verwendet. Die Rinde dient zur Herſtellung des Juchtenleders. Die Zweige geben Beſenreiſig. § 55. Die Schwarzerle. Die Weißerle. Die Alpenerle (die Bergerle, Gaucherle, Drosle od. Drueserle). Kennzeichen und Form. Belcaubt laſſen ſich die Erlen leicht an Form und Farbe der Blätter unterſcheiden. (Fig. 16, 17, 18.) Dieſe ſind bei der Schwarzerle rundlich, an der Spitze abgeſtutzt oder eingebuchtet, beidſeitig glänzendgrün und klebrig; bei der Weißerle eiförmig, zugeſpitzt, unterſeits weißlich filzig behaart; bei der Alpenerle von nämlicher Form wie bei der Weißerle, nur kleiner, überdies auf der Anterſeite kahl und grün. Vor dem Blattausbruch erkennt man die Schwarzerle an der grünlich— braunen, in höherem Alter an der ſchwarzbraunen, ſtark riſſigen Rinde und an den ſtumpfeiförmigen, langgeſtielten Knoſpen. Die Weißerle hat glatte, hellgraue Rinde und weniger langgeſtielte Knoſpen. Die Alpenerle beſitzt nur kurzgeſtielte und zugeſpitzte Knoſpen. Die Schwarzerle erwächſt zu einem Baum zweiter Größe; die Weißerle erreicht weder die Länge noch die Stärke der Schwarz— erle. Die Alpenerle iſt ein Strauch, welcher nur ausnahmsweiſe auf dem Stocke 12—15 em dick wird. Sämtliche Erlenarten haben eine ziemlich dichte Krone und vermögen durch ihre Beſchattung und den reichen Blattabfall Re 25 n n le „s — N * 3 rer TER au ak Be SH 7 1 5,3 * 2 - 5 HERE den Boden umſomehr zu verbeſſern, als ihre Wurzeln die Fähig— keit beſitzen, Stickſtoff aus der Luft aufzunehmen. Dabei wirken die Erlen nur wenig verdämmend. Ihre Bewurzelung iſt eine ſehr kräftige, aber ziemlich flachſtreichende. Standort. Die Schwarzerle iſt ein Baum der Niederung; man findet ſie an kleineren Waſſerläufen und an feuchten Stellen mit gutem, humoſem Boden, häufig ſogar an etwas verſumpften Orten. — Die Weißerle dagegen iſt auf angeſchwemmten Kiesböden Fig. 17. Blatt der Fig. 18. Blätter der Fig. 16. Blatt der Weißerle. Alpenerle. Schwarzerle. längs Gebirgsbächen und Flüſſen, auf Schuttkegeln, Gletſcher— moränen ꝛc., überhaupt auf lockerem, ſteinigem Terrain heimiſch, gleichgiltig, ob ſolches viel oder wenig Feuchtigkeit enthalte. Im Gebirge trifft man fie ſelten höher als 1400 —1500 m ü. M. — Die Bergerle iſt im Hochgebirge, nicht weniger aber in den Vor— bergen (Emmental, Entlebuch ꝛc.) ſehr verbreitet. In den Alpen ERBE bildet fie an Schattſeiten oft bis hinauf zu 2100 und 2200 m Meereshöhe den oberſten Holzwuchs. Fortpflanzung. Die Erlen blühen im März, die Weiß— erle gewöhnlich vor der Schwarzerle, die Alpenerle, je nach der Lage, ſpäter. Der Same reift im Oktober, derjenige der Weiß— und Bergerle ſchon früher. Die Zäpfchen laſſen den Samen während des Winters austreten. Er keimt, im Frühjahr geſät, nach 4 bis 6 Wochen. Wachstum. Schwarz- und Weißerle wachſen in der Jugend ungemein raſch, doch tritt, beſonders bei der letzteren, frühzeitig ein Nachlaſſen in der Entwicklung ein; mit 40 —60 Jahren iſt ſie meiſt ausgewachſen. Die Schwarzerle wird, namentlich in freiem Stand, erheblich älter. Die Bergerle entwickelt ſich viel langſamer als die beiden anderen Arten. | Forſtliches Verhalten. Die Schwarzerle kommt im Hoch— wald an feuchten Stellen rein oder auch mit der Eſche gemiſcht vor. Sie ſtellt ſich aber frühzeitig licht. Beſſer paßt ſie für den Niederwaldbetrieb, da fie reichlich vom Stocke ausſchlägt. In der Schweiz iſt ſie von geringer wirtſchaftlicher Bedeutung. Die Weißerle wird nur als Ausſchlagholz mit 10-, 15, höchſtens 20jährigem Amtrieb behandelt. Sie ſchlägt nicht allein vortrefflich vom Stock aus, ſondern treibt auch kräftige Wurzelbrut. Die Loden wachſen außerordentlich raſch, während bei dem guten Schluß und reichlichen Blattabfall durch Bildung von mildem Humus der Boden in ſehr hohem Grade verbeſſert wird. Zur raſchen Bekleidung zur Ruhe gelangter Rüfen eignet ſich in tieferen und mittleren Lagen keine Holzart ſo vorzüglich, wie die Weißerle. Sehr ſchätzbare Dienſte leiſtet ſie auch längs Bächen zur Sicherung der Ufer, als Schutzholz an exponierten Orten oder auf magerem, ſteinigem Boden zur Vorbereitung des Anbaues einer anſpruchs— volleren Holzart. Unter ihrem Schirme fliegt die Fichte leicht an, gedeihen aber auch ſehr gut die Tanne, die Buche und ſelbſt licht— fordernde Holzarten. Die Alpenerle findet ſich im Hochgebirge in ausgedehnten reinen Beſtänden. Häufig bedecken dieſe ſehr ſteile, von Lawinen beſtrichene Hänge, auf welchen hochſtämmiger Holzwuchs nicht auf— zukommen vermag. Trotz ihres geringen Holzertrages kommt hier der Alpenerle eine ſehr große Bedeutung zu, da ſie den Boden ſchützt und bei heftigen Niederſchlägen den Abfluß des Waſſers 7 en * — 3 l — 8 * 2 4 8 au 7 = | x 1 4 1 ui r e * 4 I 4 2 4 verlangſamt. In tieferen Lagen wird fie auf Weiden mitunter als Unkraut läſtig, iſt aber oft auch erwünſcht, weil unter ihrem Schutze wertvolle Holzarten aufzukommen vermögen. Die Nachzucht der Erlen bietet keine Schwierigkeiten. Sie fliegen ſehr leicht natürlich an. Die künſtliche Begründung erfolgt am beſten durch Pflanzung, da die Saat im Freien ſelten gelingt. Nutzen. Er iſt, neben der Schutzwirkung, vorzüglich darin zu ſuchen, daß die Erlen einen Ertrag abwerfen, wo eine andere Benutzung des Bodens ausgeſchloſſen erſcheint. — Das Erlenholz, anfangs weiß, wird an der Luft raſch rot. Sein Brennwert beträgt nur etwa 0 desjenigen von Buchenholz. Als Nutzholz findet am meiſten die Schwarzerle zu gröberen Schnitzwaren, Packkiſten, Fournieren 2c. Verwendung. Die Weißerle wird vielfach als Faſchinenmaterial beim Waſſerbau benutzt, iſt aber zu dieſem Zwecke nur brauchbar, wenn ſie beſtändig unter Waſſer zu liegen kommt. $ 56. 1. Die Aſpe (die Eſpe oder Zitterpappel). 2. Die Silberpappel. 3. Die Schwarzpappel (die Felbe, Alber oder Sarbache). Kennzeichen und Form. Die Aſpe iſt leicht zu erkennen an den langgeſtielten und daher bei jedem Windhauch „zitternden“ Blättern (Fig. 19), ſowie an der graugelbgrünen, am Stamm von dunkeln, viereckigen Korkwülſten durchbrochenen Rinde. Die Silber— pappel zeichnet ſich aus durch die unterſeits weißfilzigen Blätter (Fig. 20) und die weißgraue, im Alter ſtark aufgeriſſene Rinde. Die Schwarzpappel endlich beſitzt dreieckige bis rautenförmige, beiderſeits kahle Blätter (Fig. 21), und graue, im Alter ebenfalls ſehr grob- und tiefriſſige Rinde. Die Pyramiden-Pappel oder italieniſche Pappel fällt ſchon von weitem auf durch ihre ſchlanke Form infolge Aufſtrebens der Aſte. Sie iſt im übrigen mit der Schwarzpappel nahe verwandt, kommt aber im Walde kaum vor. Sämtliche Pappelarten erwachſen auf geeigneten Standorten zu Bäumen erſter Größe. Ihre Bewurzelung iſt mehr weitaus— greifend, als tiefgehend. Standort. Die Pappeln ſind Holzarten des Flach- und Hügellandes; einzig die Aſpe ſteigt im Gebirge bis zu 1600 m ü. M. und ſelbſt noch höher. In tieferen Gegenden findet man ſie faſt überall auf feuchten und kräftigen Böden. — Schwarz- und Silber— r a 7 992 r r . * . ER Be 3. HE a a a DE zu wg x u — nm; “ n Were 12 1 9 E f ; A $ . * Er 3 pappel lieben die Nähe fließenden Waſſers und ſind daher vor— züglich auf die Auwaldungen angewieſen. Die Pyramidenpappel, aus Perſien ſtammend, verlangt ein mildes Klima. Fortpflanzung und Wachstum. Die künſtliche Ver— jüngung aus dem außerordentlich kleinen, bereits im Mai und Juni reifen Samen verlangt zwar beſondere Sorgfalt, verdient jedoch allgemeine Anwendung, weil man nur ſo geſunde, gutwüchſige ä SE 2 Fig. 21. Blatt der i Schwarzpappel Fig. 20. Blatt der Silberpappel. Fig. 19. Blatt der Aſpe. Pflanzen erhält. Die Pappeln, mit Ausnahme der Aſpe, laſſen ſich auch durch Stecklinge vermehren. Alle Arten zeichnen ſich durch ſehr raſches Wachstum aus, ſodaß fie ſchon in 40—60 Jahren recht ſtattliche Bäume abgeben. Dafür aber haben ſie nur eine verhältnismäßig beſchränkte Lebensdauer. Am älteſten wird die Silberpappel. Forſtliches Berhalten. Alle Pappeln ſind ſehr licht— bedürftig und verlangen volle Kronenfreiheit. Sie finden deshalb ſelten im Hochwald Platz. Nur die Aſpe drängt ſich oft auf Schlägen mit fruchtbarem Boden in großer Zahl ein und verdämmt 2 . 05 2 5 2 x P tr IE,» 7 re Ze Be. erer 4 b Br w n * x e i As re e 2 rd * 8 die beſſeren Holzarten. Sie wird dann meiſt auf einmal heraus— gehauen, während es ſich häufig empfehlen würde, einzelne Stämme zu erhalten bis ſie einen Ertrag abwerfen. Für den Niederwald— betrieb eignet ſie ſich noch weniger, da geringe Sortimente ſich kaum verwerten laſſen. Im übrigen ſchlägt ſie nur wenig vom Stock aus und wenn fie auch üppige Wurzelbrut treibt, jo find doch die Ausſchläge häufig kernfaul. Die Schwarzpappel gehört in den Auwald der Flußniederungen. Sie gedeiht hier gut als Ausſchlagholz, doch lohnt ſich vor allem ihre Nachzucht als Oberſtänder. In gleicher Weiſe könnte auch die Silberpappel mit großem Vorteil erzogen werden, die man ſonſt meiſt nur als Zierbaum anbaut. Die Schwarzpappel paßt im fernern zur Bepflanzung von Flußufern zur Sicherung gegen Waſſereinbrüche, als Schutz gegen Windzug, ſowie als Kopfholz— und Schneitelſtamm. — In letzterer Weiſe dient auch die italieniſche Pappel zur Holzzucht, meiſt jedoch nur längs Straßen oder Kanälen, die ſie in den Talebenen oft mit langweiligen Alleen einſäumt. Nutzen. Pappelholz beſitzt nur etwa halb ſo großen Brenn— wert wie buchenes, iſt jedoch ſeiner Leichtigkeit und Weichheit wegen und weil es nur mäßig ſchwindet, als Nutzholz zu gewiſſen Zwecken ſehr geſchätzt. So benutzt man es gerne als Blindholz für Möbel, als Füllholz zum feinen Wagenbau (beſonders ſtarkes Silberpappelholz wird hierfür ſehr teuer bezahlt), zur Fabrikation von Papierſtoff, von ſchwediſchen Zündhölzchen und Zündholz— ſchachteln, von Holzſchuhen, zu Packkiſten ꝛc. 8 57. Die Sahlweide. Die weiße Weide. Von der bei uns vorkommenden großen Zahl von Weidenarten und ⸗Abarten beſitzen nur die obgenannten zwei einige forſtliche Bedeutung. Die übrigen fehlen entweder im Walde oder bleiben nur ſtrauchartig. Manche von ihnen ſind dagegen wichtig zur Erzeugung von Flechtruten oder Reifen. Dies gilt beſonders für die ſogenannte Korbweide, mit langen und ſtarken, gelblichgrünen Aſten, die Dotterweide mit dottergelben und die Purpur— weide mit roten, ſchlanken und zähen Ruten u. a. Kennzeichen und Form. Die Sahlweide trägt breite, eiförmige, unterſeits bläulichgrüne, filzig behaarte Blätter, die weiße Weide dagegen lange, ſchmale Blätter, beidſeitig, beſonders aber unten, mit weißen Seidenhaaren beſetzt. — Die Sahlweide As 9 eee * n 3 A | a n \ 8 a * 1 a Ana re ae N Fa Br, . rc: at * 8 72 . Im n 2 * 1 F Wr — ae U 2 * wird kaum über 10—12 m hoch, wogegen die weiße Weide nicht ſelten als Baum zweiter Größe auftritt. Standort. In mittlern und tiefern Lagen kommt die Sahl— weide, ähnlich der Aſpe, auf kräftigem und friſchem Boden bei— nahe in allen Verjüngungen vor. Man trifft ſie aber auch im Gebirge bis zu einer Höhe von 1600 —1800 m ü. M. Die weiße Weide dagegen iſt an Standorte mit reichlicher Bodenfeuchtigkeit gebunden. Fortpflanzung und Wachstum. Die Vermehrung der Weiden erfolgt mit größter Leichtigkeit durch Stecklinge. Das Wachs— tum iſt ein außerordentlich lebhaftes, doch wird die Sahlweide kaum 40 Jahre alt, wogegen die weiße Weide, inſofern man ihre regelmäßige Entwicklung nicht ſtört, 100 und mehr Jahre aushält. Forſtliches Verhalten. Da die Sahlweide einen nennenswerten Nutzen nicht zu gewähren vermag, dagegen oft durch Verdämmen beſſerer Holzarten ſchadet, ſo verdient ſie nur als Forſtunkraut Erwähnung. Höchſtens läßt ſie ſich mitunter zur Bekleidung kahler Rutſchflächen mittelſt Stecklingen verwenden, wenn das Löchergraben zur Pflanzung der ſonſt weit vorzu— ziehenden Weißerle nicht ratſam erſcheint. Die weiße Weide leiſtet im Auwald ähnliche Dienſte wie die Schwarzpappel. In feuchten Wieſen, längs Bächen 2c. wird ſie häufig als Kopfholz gezogen. Für dieſen Betrieb iſt ſie unſtreitig die ertragreichſte Holzart. Nutzen. Zum Brennen hat das Weidenholz geringen Wert, dagegen eignet es ſich zu Faſchinen, Faßreifen, Bindweiden und Flechtwerk ꝛc., ſtärkere Sortimente der weißen Weide auch als Blindholz. § 58. Die Sommerlinde (die großblättrige Linde oder Breitlinde). Die Winterlinde (die kleinblättrige od. Steinlinde, Spitzlinde.) Kennzeichen und Form. Abgeſehen von den größeren Blättern, Blüten und Früchten, zeichnet ſich die Sommerlinde durch eine weiche, weißliche Behaarung der untern Blattſeite und oft ſelbſt der jungen Triebe aus. Bei der Winterlinde kommen nur in den Aderwinkeln unterſeits an den Blättern roſtbraune Haarbüſchel vor. — Die Linden und beſonders die Sommerlinde, 18 erwachſen zu großen Bäumen mit dichtbelaubter Krone und tief— gehender, kräftiger Bewurzelung. Standort. Die Linden ziehen im allgemeinen ein mildes Klima vor, gedeihen aber in der ganzen Schweiz von den Niederungen bis hinauf in die Bergregion. Obſchon nicht wähleriſch, lieben ſie einen friſchen, tiefgründigen, kalkhaltigen Lehmboden. Die Winterlinde iſt die genügſamere. Fortpflanzung und Wachstum. Die Sommerlinde blüht gegen Ende Juni, die Winterlinde etwa 14 Tage ſpäter. Die Nüßchen reifen im Oktober, keimen aber erſt ein Jahr nach der Ausſaat. — Das Wachstum der Linden iſt im allgemeinen ein raſches, beſonders bei der Sommerlinde. Sie werden viele hundert Jahre alt. Forſtliches Verhalten. Im Hochwald iſt die Linde ſelten geworden, obwohl ſie in Miſchung mit der Buche gut aushält, den Boden gehörig beſchattet und ſowohl wegen ihres raſchen Wachstums, als wegen des gut bezahlten Nutzholzes häufiger nachgezogen werden ſollte. Vorzüglich vom Stocke aus— ſchlagend, kommt ſie häufiger im Niederwald vor, beſonders in Rebgegenden, wo ihr Baſt zum Aufbinden der Reben begehrt iſt. Für den Mittelwaldbetrieb paßt ſie weniger gut; als Ober— ſtänder verdämmt fie zu ſehr und als Unterholz erträgt ſie zu wenig Schatten. Mit Recht ſehr beliebt ſind dagegen die Linden als Allee- und Zierbäume. Nutzen. Lindenholz beſitzt geringen Brennwert, eignet ſich aber, weil leicht und weich, beſonders zu Schnitzlerarbeiten, zur Auskleidung von Kutſchen c. Zu erſtgenanntem Zweck iſt das weißere und etwas feſtere Holz der Winterlinde das wertvollere. In Rebgegenden wird auch der Baſt gut bezahlt. § 59. Die zahme Kaſtanie (die Edelkaſtanie oder eßbare Kaſtanie). Standort. Die zahme Kaſtanie iſt eine Holzart der Ge— genden mit warmem oder doch mildem Klima und erwächſt dort zu einem Baum erſter Größe. In der Schweiz findet ſie ſich nament— lich im Teſſin und den ſüdlichen Bündnertälern bis zu 900 und 1000 m Meereshöhe ſtark verbreitet. Auf der Nordſeite der Alpen kommt ſie mehr vereinzelt vor und zwar überall als r * - A ie * nn — 2] 2 1 * ee‘ * > 1 * Pr N r Te ET TE A N Re * „ > 2 * * Fruchtbaum. Sie verlangt einen friſchen, lockeren und mineraliſch kräftigen Boden. Forſtliches Verhalten und Nutzen. Die ausgedehnten reinen Hochwaldbeſtände der zahmen Kaſtanie, im Teſſin „Selve“ genannt, dienen in erſter Linie ſtets der Fruchtgewinnung. Sie ſtehen daher, trotz der ziemlich dicht belaubten Kronen, meiſt ſo licht, daß darunter noch gemäht oder geweidet werden kann. Das Holz bildet hier nur eine Nebennutzung. Ganz ausgezeichnet eignet ſich die Kaſtanie für den Niederwald— betrieb. Sie beſitzt eine unverwüſtliche Ausſchlagsfähigkeit und ein ſehr raſches Wachstum. Da ſie, ſo behandelt, ſich auch mit nur mäßig warmen Lagen begnügt, und überdies ein ſehr wertvolles, ziemlich feſtes und ungemein dauerhaftes Nutzholz liefert, jo verdient ſie namentlich in Weinbau treibenden Gegenden vollſte Beachtung. Mit 15— 20 Jahren geben die Ausſchläge Rebpfähle, die an Güte den eichenen gleichkommen. Die in den Gebirgen Nord- Griechenlands wildwachſende Roßkaſtanie iſt mit der eßbaren Kaſtanie nicht verwandt. Bei uns fehlt ſie im Walde gänzlich und verdient hier, in Betracht ihres ſehr geringwertigen Holzes, nicht eingeführt zu werden. Dagegen iſt ſie vielleicht der dankbarſte unſerer Zierbäume. § 60. Der Walnußbaum. Standort. Als Fruchtbaum in der Ebene und im Hügelland ſehr häufig, tritt der Nußbaum nur an wenigen Orten im Walde auf (bei Wallenſtadt, im Hasletal, am Genferſee ꝛc.). Er iſt eine ausgeſprochene Kalkpflanze, daneben aber, inſofern der Boden nur locker und tiefgründig, nicht anſpruchsvoll, wächſt er doch ſelbſt im unfruchtbarſten Kalkſchutt ganz vortrefflich. Forſtliches Verhalten. Freiſtehend entwickelt der Nußbaum eine ſtark ausgebreitete, dicht belaubte und verdämmende Krone; im Beſtandsſchluſſe hingegen wird er ſchlankſchäftig, aſtrein und vollholzig. Ziemlich ſchnellwüchſig hält er im Hochwald, in Gruppen der Buche beigemiſcht, mit dieſer bis zum höheren Alter Schritt. Seine Nachzucht kann in wärmern Lagen auf lockerem Kalkboden nicht genug empfohlen werden, denn ſein zu Möbeln, Schnitzereien, Gewehrſchäften ꝛc. ſehr geſchätztes Holz dürfte mit der Zeit um ſo teurer bezahlt werden, als leider dieſe Holzart als Frucht- und Zierbaum immer mehr verſchwindet. u > er A Ye ee 2 Si . * D vr * * — "AL * i 8. 81 Die Robinie (die falſche oder gemeine Akazie). Standort. Die Robinie, ſeit langem aus Amerika bei uns eingeführt, iſt ebenfalls ein Baum des warmen Klimas. Wird h ihr dieſes geboten, jo kommt fie auf den magerſten, trockenſten Sandböden und Schutthalden fort. Sie beſitzt in hohem Grade das Vermögen, den Boden zu verbeſſern, da ihre Wurzeln Stickſtoff aus der Luft aufnehmen. In das Gebirge und auf -ſchweren Ton gehört ſie nicht. Forſtliches Verhalten. Die Robinie iſt in der Schweiz mehr Zier- als Waldbaum. Trotz ihres ungemein raſchen Wuchſes, ihrer äußerſt leichten Vermehrung durch Wurzelbrut und der ausgezeichneten Beſchaffenheit des ſehr harten, feſten, zähen und überaus dauerhaften Holzes, wird ſie nur ſelten kultiviert. Manche dürre Halde könnte mit Robinien-Niederwald vor Bodenabſchwemmung geſchützt und ertragsfähig gemacht werden. Im Elſaß hat ſie ſich auch im Auwald vorzüglich bewährt. 8 62. Der Goldregen (der Bohnenbaum). Der Alpengoldregen mit kahlen, glänzenden Blättern iſt im Walde häufiger, als der mehr als Zierbaum gehaltene gewöhnliche Goldregen mit flaumig behaarten Blättern, Knoſpen und Trieben. Die goldgelb gefärbten Blütentrauben haben dieſem Baum ſeinen ſchönen Namen gegeben. Er iſt in der Weſtſchweiz, im Wallis und Teſſin im Walde recht verbreitet und nimmt hier mit dem trockenſten Boden vorlieb. Als Baum dritter Größe hat der Goldregen nur im Niederwald Bedeutung, eignet ſich aber für dieſen vortrefflich. Er beſitzt große Ausſchlagsfähigkeit und ein raſches Wachstum. Dabei liefert er ein ausgezeichnetes hartes, elaſtiſches und gut polier— bares Holz, welches nicht nur zum Brennen, ſondern namentlich auch als Drechslerholz ſehr geſchätzt iſt. Blätter, Blüten und vornehmlich die Samen des Goldregens wirken giftig. — § 63. Der Vogelbeerbaum (der Gürmſch, die e Wieleſche, Stink⸗ oder Fauleſche ꝛc.). Der Mehlbeerbaum. Der Elsbeerbaum. Dieſe drei beerentragenden Waldbäume laſſen ſich leicht nach der Geſtalt ihrer Blätter unterſcheiden, welche beim Vogelbeer— Fig. 22. Blatt des Vogelbeerbaumes. baum wie das Eſchenblatt gefiedert (Fig. 22), beim Mehlbeerbaum eiförmig, un- terſeits weißfilzig (Fig. 23) und beim Elsbeerbaum ge— lappt ſind (Fig. 24). Obwohl nur Bäume II. bis III. Größe und ohne beſondere forſtliche Bedeutung, verdienen ſie doch als für manche Gegen— den recht bezeichnende Holz— arten angeführt zu werden. Der Vogelbeerbaum iſt von allen Laubhölzern dasjenige, welches in eigent— licher Baumform im Gebirge am höchſten ſteigt, nämlich bis zu 1700-1900 m. In der obern Baumregion findet er ſich, einzeln eingeſprengt oder lichte Beſtändchen bil— dend, faſt überall und nicht ſelten geht er in Strauch— form noch über die Baum— grenze hinauf. Obwohl an und für ſich nicht von großem Wert, kann der Vogelbeerbaum doch recht erwünſchte Dienſte leiſten, indem er das Unkraut zurückhält und in ſeinem Schutze die Fichte und andere Holzarten ſich leicht anſamen und vortreff— lich gedeihen. Der Elsbeerbaum iſt dagegen ein Baum des Hügel⸗ und Flachlandes. Am häufigſten trifft man ihn in den Waldungen des Basler Juras, doch kommt er auch Schaffhauſen und anderwärts vor. Er U ia I U] N GS vg Blatt des Elsbeer— baumes. nicht. Sein Holz iſt eben— falls ſehr geſchätzt. Alle drei Holzarten werden häufig auch als Zierbäume kultiviert. Sie eignen ſich hierzu um ſo beſſer, als ihre Beeren verſchiedenen nützlichen Vögeln im Winter Nah— rung bieten. § 64. Die wilden Obſtbäume (der wilde Kirſchbaum und Pflaumenbaum). in den Kantonen Zürich, eignet ſich zur gruppen— weiſen Miſchung mit der Buche und verdient ſeines ausgezeichnet feinen und harten, höchſt wertvollen Holzes wegen begünſtigt zu werden. Der Mehlbeerbaum tritt in der Ebene, wie in den Bergen (bis zu 1700 m und darüber) auf, und meidet im Kalkgebiet ſelbſt ganz geringen Boden W ar \ N 07 Ns ’ Fig. 23. Blatt des Mehlbeer— baumes. Apfelbaum, Birnbaum, r EN EEE A ET ee 7 BR c 4 h 5 22 - - 2 e 2 x * . Obwohl nirgends abſichtlich nachgezogen, fehlen doch dieſe Holzarten in den Waldungen der Ebene und des Hügellandes ſelten gänzlich. Am eheſten kommt von ihnen der raſchwüchſige Kirſchbaum in Betracht, beſonders im Nieder- und Mittelwald. Sein Holz wird vom Tiſchler, Drechsler und Wagner verarbeitet. Die übrigen Wildobſtbäume wachſen zu langſam und erreichen eine zu geringe Größe, als daß ihnen bei der Wald— wirtſchaft beſondere Rückſicht getragen werden könnte. Die Nadelhölzer. 8 65. Die Nadelhölzer ſind vor allem ausgezeichnet durch die be— kannte nadel- oder ſchuppenförmige Geſtalt ihrer Blätter. Dieſe dauern mit wenigen Ausnahmen (Lärche) mehrere Jahre aus. Die gewöhnlich zapfenförmigen Früchte enthalten geflügelte Samen. Bei den meiſten Arten führen die jüngeren Pflanzenteile Harz. Als Beiſpiel für vorkommende Ausnahmen ſeien die Eibe und der Wacholder genannt, welche Scheinbeeren tragen und kein Harz ausſcheiden. — Die Nadelhölzer beſitzen vorwiegend einen ſchlanken, mehr nach der Höhe, als nach der Breite entwickelten Wuchs. Der Stamm iſt lang, gerade und vollholzig; er hält meiſt auch im Alter bis in die Spitze der Krone aus. Die Aſte ſind verhältnismäßig ſchwach, häufig quirlförmig geſtellt. Die Bewurzelung geht gewöhnlich weniger tief als bei den Laub— hölzern. Die Fähigkeit, Ausſchläge zu bilden, fehlt den Nadel— hölzern beinahe vollſtändig. Im großen ganzen ſind die Nadelhölzer genügſamer in ihren Anſprüchen an den Boden und nehmen auch mit rauherem Klima vorlieb. Trotzdem haben ſie ein raſches Wachstum und bringen in der nämlichen Zeit und bei gleicher Bodengüte weſentlich größere Holzmaſſen hervor als die Laubhölzer. Da zudem der Anfall an Nutzholz ein verhältnismäßig größerer iſt, ſo ſtellt ſich, ungeachtet des geringen Brennwertes, der Geldertrag der Nadel— holzwaldungen im allgemeinen höher. Dem iſt jedoch entgegen— zuhalten, daß die letzteren, beſonders in reinem Beſtande, von Inſekten und Pilzkrankheiten oſt ſchwer heimgeſucht, mitunter in großer Ausdehnung ſogar vollſtändig verwüſtet werden und auch ie ee sh von Sturm, Schnee, Feuer 2c. viel mehr zu leiden haben, als Laubholzbeſtände. 8 66. Die Fichte (die Rottanne). Kennzeichen und Form. An der ſchlanken Krone, welche bis ins höchſte Alter ſpitz-kegelförmig bleibt, iſt die Fichte ſchon von weitem zu erkennen. Im Beſtandsſchluſſe bildet ſie einen geraden, langen und ziemlich vollholzigen Stamm. Ihre AGberſchirmung wirkt infolge der dicht ſtehenden, 5— 7 Jahre alt werden- den Nadeln ſtark verdämmend. Dieſe ſelbſt ind 4⸗kantig, kurz und ſtacheligſpitzig (Fig. 25). Die Wurzeln der Fichte gehen nur ausnahms— weiſe in die Tiefe. Gewöhnlich verlaufen ſie, ſtark verzweigt, gewunden und verſchlun— gen, dicht unter der Erdoberfläche und ver— teilen ſich ſchließlich in zahlloſe feine Faſer— wurzeln, mit denen der Baum der oberſten Bodenſchicht eine große Menge Waſſer ent— zieht, aber gewöhnlich keine große Stand— feſtigkeit erlangt. Im Hochgebirge nimmt die Fichte mit Vorliebe Fichte (vergrößert). Säulenform an (Spitzfichte), welche weniger von Sturm und Schnee leidet. In mittlern und tiefern Lagen dagegen herrſcht eher die ſtärker benadelte Hängeform vor, die raſcher wächſt und mehr Schatten erträgt. Standort. Von Haus aus ein ausgeſprochener Gebirgsbaum, iſt die Fichte im abgelaufenen Jahrhundert bis in die Niederungen hinunter angebaut worden, ſodaß ſie dermalen in der Schweiz weitaus die ſtärkſt vertretene Holzart iſt. In unſeren Alpen ſteigt lie bis zu 1800 und 1900 m Meereshöhe, im Wallis und Ober— engadin ſogar bis zu 2100 m. Sie liebt vor allem kühle und feuchte Luft und reichliche, doch nicht ſtagnierende Bodenfeuchtigkeit. Daneben braucht das Terrain weder tiefgründig noch beſonders kräftig zu ſein. Fortpflanzung. Die Blüten erſcheinen im Mai und die Zapfen reifen im Oktober, bleiben aber meiſt bis im folgenden Sommer am Baum hängen (Fig. 26). Der Same fliegt im Fa Nachwinter und Frühjahr bei trockenen Oſt- oder Südwinden aus und verbreitet ſich weit. Zur Keimung bedarf er eines nackten, aber geſetzten Bodens. Er geht 4—6 Wochen nach der Saat auf. Die Fruchtbarkeit beginnt mit 50—70 Jahren; Samenjahre treten alle 4—5, im Gebirge alle 6—8 Jahre ein. Wachstum. Es iſt anfangs ein recht langſames. Nach 2— 3 Jahren erſcheinen die erſten Zweiglein und entwickelt nun die Pflanze zunächſt ein buſchig-dichtes Aſtwerk. Erſt wenn fie mit dieſem „den Fuß gedeckt hat“, oder wenn die Zweigſpitzen diejenigen der Nachbarpflanzen be— rühren, fängt der Gipfeltrieb an, ſich ſtärker zu ſtrecken. Im Stangenholzalter iſt das Höhen— x wachstum am lebhafteſten, doch läßt es nur N langſam nach und ſelbſt im hohen Alter ift ihre A Längenzunahme noch größer als bei den meiſten Holzarten. Sie erreicht daher auch nicht ſelten eine Höhe von 35, 40 und noch mehr Meter. Stämme von über 1 m Stärke in Bruſthöhe ſind hingegen nicht häufig. Ihr beſtes Hiebs— alter dürfte zwiſchen 80 und 120 Jahren, im Hochgebirge aber ſelten unter 140—160 Jahren liegen. Wegen ihres raſchen Längenwuchſes und der ſtark beſchattenden Krone iſt die Fichte höchſt unduldſam, d. h. ſie verdrängt im gleich— altrigen Beſtand die meiſten ihr einzeln oder nur in kleinen Gruppen beigemiſchten anderen Holzarten. Fig. 26. Zapfen Forſtliches VBerhalten. Die Fichte kann der Fichte. im Plenterbetrieb, wie im ſchlagweiſen Hoch— waldbetrieb bewirtſchaftet werden. Die erſtere GBehandlungsweiſe bildet beinahe nur noch im Gebirge die Regel und leider ſelbſt hier nicht mehr überall. Im gleichaltrigen Hoch- wald erzielt man die natürliche Verjüngung durch ſchmale Kahl— ſchläge (Abjäumungen) oder durch Schirmſchläge (allmählichen Abtrieb). Da jedoch der Erfolg des erſtern Verfahrens von vielen Zufälligkeiten abhängt und beim zweiten mit der Windgefahr zu rechnen iſt, andererſeits aber die Fichte ſich ſehr leicht und wohl— feil pflanzen läßt, ſo hat dieſe letztere Art der Verjüngung große E — 7 hr — — Dr I’ ers en N * ee Verbreitung gefunden, und gelangt der kahle Abtrieb mit nach— folgender künſtlicher Beſtandsgründung vielfach auch an Orten zur Anwendung, wo damit ſchwerwiegende Gbelſtände verknüpft ſind. Von ſolchen kommen beſonders die nachfolgenden in Betracht: Die Kulturen bleiben längere Zeit ziemlich empfindlich gegen Spätfröſte und gegen Trockenheit; Unkraut kann ſie im Wachstum ſtark aufhalten; Engerling und Rüſſelkäfer bringen nicht ſelten viele Pflanzen zum Eingehen. Iſt einmal der Schluß erzielt und da— mit das Anſchlagen der Aufforſtung geſichert, jo tritt infolge des raſchen Wachstums bald ein Drängen ein. Die ſpindelig aufge— ſchoſſenen Stämmchen werden von Schnee und Duftanhang neſter— weiſe niedergedrückt. Im Flachland und namentlich auf Böden, die durch landwirtſchaftliche Zwiſchennutzung gelockert wurden, läßt das üppige Jugendwachstum frühzeitig nach. Unter dem immer mehr in die Höhe rückenden Kronendach des gleichaltrigen Be— ſtandes verſchlechtert ſich der von einer dichten, undurchlaſſenden Nadelſchicht bedeckte Boden mehr und mehr. Er verhärtet; Wurzel— fäule und Pilzkrankheiten bewirken eine zunehmende Lichtung des Schluſſes und der kümmernde Beſtand muß oft lange bevor er das Alter ſeines höchſten Nutzwertes erreicht hat, geſchlagen werden. Aber auch dort, wo die Bedingungen des Standortes für die Fichte nicht ungünſtig ſind, hat dieſe in reinem Beſtande ſelbſt ſpäter noch von mannigfachen Schädigungen, wie Inſekten, Rot- fäule, Sturmwind, Schneedruck 2c. arg zu leiden, abgeſehen davon, daß in den Niederungen ein ſchwammiges Holz von geringerer Güte erwächſt. Zweckmäßige Durchforſtungen vermögen dieſe Nach— teile zu mildern, aber nicht ganz aufzuheben. Wirkſamer iſt die Miſchung mit anderen, paſſenden Holzarten, beſonders der Buche und der Tanne, unter Amſtänden auch mit der Kiefer, der Lärche ꝛc. Im Gebirge, der Heimat der Fichte, liegen die Verhältniſſe weſentlich anders. Obwohl hier eine Beimengung von Vogelbeer— baum, Mehlbeerbaum, Erle ꝛc. beſonders die Verjüngung der Fichte weſentlich erleichtert, ſo darf ſie doch unbedenklich auch rein nachge— zogen werden, wenigſtens im ungleichaltrigen Beſtand, im Plenter— wald. So behandelt, zeigt ſie in der Jugend ein weniger raſches und im Alter ein lebhafteres Wachstum. Allen äußern Gefahren wider— ſteht ſie beſſer und gewährt zugleich wirkſamen Schutz gegen Boden— abſchwemmung, Lawinenbildung, raſchen Waſſerabfluß ıc. Gber— 2 EEE u Bu ? 2 11 5 N — Br 22 zn KB RR dies entſteht bei dem gleichmäßigern Wachstum ein viel wert- volleres Holz. Nutzen. Die Fichte iſt eine unſerer geſchätzteſten Holzarten. Sie hat leichtes, weißes, weiches, leichtſpaltiges, tragkräftiges und ziemlich dauerhaftes Holz, das im Brennwert etwa des Buchen- holzes gleichkommt. Von einem geſunden Stamm kann der größte Teil als Nutzholz verwendet werden. Schon jung liefert ſie gut bezahlte Sortimente, als Bohnenſtecken und Baumpfähle, Latten, Telegraphen- und Kraftleitungsſtangen, Teuchelholz, Papierholz 2c., ſpäter Bau- und Sagholz, Spaltholz aller Art, koſtbares Muſik— holz ic. Vor dem Tannenholz beſitzt das fichtene den Vorzug größerer Feinheit und einer ſchönen weißen Farbe, die es zu Tiſchler- und Böttcherarbeiten beſonders beliebt machen. Von Nebennutzungen ſeien angeführt die Rinde als Gerb— material, das benadelte Reiſig als Streu und das Harz. Feinde und Krankheiten. Sie ſind recht zahlreich. Der verſchiedenen verderblichen Witterungseinflüſſe wurde bereits Er— wähnung getan. Weidevieh ſchadet bald durch Biß, bald durch Tritt. Von den Eichhörnchen, die den Knoſpen nachſtellen, rühren die bekannten „Abſprünge“ her. Auch ſchälen ſie mitunter im Gipfel die Rinde ab und gehen wie Spechte, Kreuzſchnäbel 2c. den Samen nach. Finken und andere kleine Vögel beißen in den Saat— beeten überdies die Keimlinge ab. Am verheerendſten treten die Inſekten auf. Die Borkenkäfer, von denen der zwiſchen Holz und Rinde lebende gemeine Fichten— borkenkäfer der wichtigſte, können ganze Beſtände zum Abſterben bringen. Der Genannte wird dabei gewöhnlich von einer Reihe verwandter Arten in der Weiſe unterſtützt, daß die kleineren den Gipfel und die Aſte befallen. Unter der Rinde des Stammes nagen auch verſchiedene Rüſſel- und Bockkäfer. Der linierte Borken— käfer bohrt Gänge im Holz; ebenſolche, doch größere, legen ver— ſchiedene Holzweſpen an. Vom Schaden des großen braunen Rüſſelkäfers und der Engerlinge in Kulturen war bereits die Rede. Verheerungen der Nonnen-Raupe, welche durch Verzehren der Nadeln im Flachland ſchon Hunderttauſende von Hektaren gleich— altriger Fichtenbeſtände zu Grunde gerichtet hat, ſind in der Schweiz, bis dahin wenigſtens, noch nicht vorgekommen. In hohem Grade leidet die Fichte auch von Schmarotzer-Pilzen. Die verderblichſten derſelben ſind der Hallimaſch (erkenntlich an den ag unter der Rinde des Wurzelſtockes entſtehenden weißen Häuten) und der Rotfäulepilz. Beide durchdringen die Wurzeln mit einem Gewebe feiner Fäden und führen durch Zerſtören der Zellen die Fäulnis des Holzes herbei. 5 Durch alle dieſe Schädigungen wird der Ertrag der Fichten— beſtände häufig ſehr bedeutend herabgeſetzt. 8 67. Die Tanne (die Weißtanne oder Edeltanne). Kennzeichen und Form. Im jugendlichen und mittleren Alter in der Form der Fichte ähnlich, bildet die Tanne mit der Zeit einen abgeplatteten, ſtorchenneſtartigen Gipfel aus. Der Stamm, ſehr vollholzig (gleichbäumig), wird bis 2 m ftarf und über 50 m lang. Die kräftige und ſehr tiefgehende Pfahlwurzel teilt ſich bald in mehrere Hauptſtränge und verleiht dem Baum eine große Stand— feſtigkeit. Die ſeitlich nicht weit ausgebreitete Krone iſt ſehr dicht und ſtark beſchattend. Die flachen, an der Spitze etwas eingekerbten Nadeln bleiben 6—9 und noch mehr Jahre am Baum. (Jig. 27.) Standort. Wie die Fichte in den Alpen, jo iſt die Tanne vornehmlich im Jura zu Haufe, doch kommt ſie auch im Hügelland und in den Vorbergen noch häufig vor, höher im Gebirge aber nur vereinzelt und über 1600 m Meeres- höhe ſelten. Sie beanſprucht ungefähr das näm— liche Klima wie die Buche. Kühle, ſchattige Lagen zieht ſie allen anderen vor und ſucht daher vorzüglich Nordhänge auf, gedeiht aber auch an trockenen Südhängen oft noch über— N raſchend gut. — Tiefgründigkeit, reichliche Boden- Fig. 27. Nadel der feuchtigkeit und genügender Gehalt an mine- Tanne (vergrößert! raliſchen Nährſtoffen ſind für das Fortkommen der Tanne beſonders wichtig. Sie liebt am meiſten friſchen, kräf— tigen, humoſen Kalk- oder Lehmboden, den letzteren namentlich, wenn ihm etwas Kies beigemengt iſt. Fortpflanzung. Blüte im Wai, Samenreife in der zweiten Hälfte September. Bei trockenem Wetter fallen die nicht hängen— den, ſondern auf den oberſten Aſten der Krone aufrechtſtehenden BR Zapfen (Fig. 28) ſchon 14 Tage nach der Reife auseinander, in- dem ſich die Schuppen mit den Samen von der Spindel ablöſen, die noch eine Zeit lang ſtehen bleibt. Der ölreiche Samen iſt über Winter ſchwer aufzubewahren. Vor 70-80 jährigem Alter trägt die Tanne jelten Samen, dann aber alle 3—6 Jahre. Wachstum. Es iſt anfangs noch langſamer als bei der Fichte; die junge Pflanze braucht 5—10 Jahre, um ½ m hoch zu werden. Vom dritten Jahre an wächſt ſie ſtark in die Aſte und entwickelt ſchon eine lange Pfahlwurzel. Nach eingetretenem Schluß nimmt auch das Längenwachstum zu. Es kommt an Lebhaftigkeit demjenigen der Fichte nicht gleich, hält aber ebenfalls lange an. Noch mehr gilt dies für den Stärkezuwachs. Im 80. Jahr enthalten Fichtenwälder ge— wöhnlich ſchon einzelne Bauholzſtämme, hier und da auch bereits ein Sagholz, während Tannenbeſtände keines von beiden aufzuweiſen haben. Im 100. Jahr gibt die Tanne häufig ſoviel Bauholz wie die Fichte, doch noch wenig Sagholz. Im 120. Jahre hingegen iſt die Tanne der Fichte an ſchönem Nutzholz oft überlegen. Ihre beſte Haubarkeitszeit liegt zwiſchen 100 und 140 Jahren, doch kann die Tanne 200 und 300 jährig werden. Fig. 28. Forſtliches Verhalten. Die Tanne Zapfen der Tanne. wird im ſchlagweiſen Hochwald- und im Plenterbetrieb bewirtſchaftet. Da ſie während der erſten Fahre in hohem Maße von Froſt und Hitze leidet, ſo muß die Kahlſchlagwirtſchaft tunlichſt vermieden werden. Wo man auf die künſtliche Verjüngung angewieſen, baut man auf offener Fläche die Tanne als 4—6 jährige verſchulte Pflanze an. Sicherer geht man, wenn ſie unter dem Schirme eines vorher kultivierten Schutzholzes (als Erlen, Kiefern, Weymutskiefern 2c.) nachge— zogen wird. Für die Verjüngung von Tannenbeſtänden hat die Be— nutzung der Naturbeſamung ſtets als Regel zu gelten. = 91: 'C- Im ſchlagweiſen Hochwald empfiehlt ſich eine recht langſame, 20 bis 40 Jahre dauernde Verjüngung. Durch die erſten Anhiebe wird das Entſtehen der Beſamung im Schutze des Mutterbeſtandes veranlaßt, und mittelſt allmählicher Auslichtungen verſchafft man dem Jungwuchs nach und nach den zu ſeiner Entwicklung nötigen Raum. Dabei erlangen gleichzeitig die noch längere Zeit in freiem Stande erhaltenen Mutterbäume einen vermehrten Zuwachs und gewinnen namentlich bedeutend an Nutzwert. Je langſamer die Verjüngung, um ſo notwendiger iſt auch eine ſorgfältigere Holzerei zur Vermeidung von Beſchädigungen am Jungwuchs, um ſo geringer aber wird anderſeits die Gefahr von Sturmſchaden im Altholz. In ganz ähnlicher Weiſe macht ſich die Verjüngung der Tanne im Plenterwald, nur werden hier nicht ganze Beſtände durchhauen, ſondern die Verjüngung beſchränkt ſich auf kleinere, überall im Walde zerſtreute Horſte. Bei der natürlichen Verjüngung der Tanne iſt ſtets eine Hauptſache, daß man der erfolgten Beſamung im 3. ſpäteſtens im 4. Jahr mehr Licht, Regen 2c. zukommen laſſe. Wird dies ver— ſäumt, ſo geht der Aufwuchs zu Grunde, während man ihn nach dem erſten Lichtſchlag vierzig und noch mehr Jahre ohne Nachteil im Schatten ſtehen laſſen kann. Nicht plötzlich, ſondern nach und nach freigeſtellt, nimmt er bald wieder das frühere Wachstum an. Dieſe Eigenſchaft macht die Tanne für die Plenterung ganz beſonders geeignet und ſchätzbar. Sagt der Standort dieſer Holzart nicht ganz zu, ſo erhält ſie in reinem Beſtand den Schluß nicht bis in ein höheres Alter. Der Boden verhärtet und die natürliche Verjüngung ſtößt auf Schwierigkeiten. In ſolchen Fällen iſt die MWiſchung, die auch für die Tanne bedeutende Vorteile bietet, beſonders angezeigt, obſchon ſich dieſe wohl beſſer als irgend ein anderer unſerer einheimiſchen Waldbäume rein erziehen läßt. Am meiſten behagt ihr die Geſell— ſchaft der Buche und der Fichte. Dieſe drei Holzarten zuſammen bilden, wo annähernd im nämlichen Verhältnis vertreten, von unſeren wertvollſten und ertragreichſten Waldungen. Jede einzelne von ihnen zeigt dabei das günſtigſte Wachstum, weil ihre ver— ſchieden geſtalteten Kronen und die in ungleicher Tiefe ſich aus— breitenden Wurzeln ſich gegenſeitig in der Entwicklung weniger hemmen, als im reinen Beſtand. Auch hat jede von ihnen viel weniger von den ihr ſonſt drohenden Beſchädigungen und Krankheiten zu leiden. — Da zudem der Ertrag einer Hektare Tannenwald vom 100. Jahr an denjenigen des Fichtenwaldes auf paſſendem Standort noch etwas überſteigt, ſo verdient bei den Aufforſtungen in tieferen Lagen die erſtere Holzart zum mindeſten die nämliche Berückſichtigung wie dieſe. Nutzen. Das Holz der Tanne enthält beinahe kein Harz; es iſt leicht, weich, leichtſpaltig, tragkräftig, ziemlich dauerhaft und von wenig geringerer Brennkraft als das Fichtenholz. Als Bauholz dem letzteren hinſichtlich Druckfeſtigkeit, wie Biegungs— feſtigkeit überlegen, beſitzt die Tanne überdies den Vorteil größerer Vollholzigkeit, ſodaß man daraus den ſtärkeren Balken ſchneiden kann, als aus einer Fichte vom nämlichen Durchmeſſer in Bruſt— höhe. Im Trockenen iſt Tannenholz von großer Dauer, ebenſo in der Erde und im Waſſer, weniger in wechſelnder Näſſe und Trockenheit. Beide Hölzer finden ganz ähnliche Verwendung und nur dort, wo es auf Schönheit und helle Farbe ankommt, verdient dasjenige der Fichte den Vorzug. Der mitunter für Tannenholz gebotene weſentlich niedrigere Preis iſt ſomit tat— ſächlich nicht begründet, ſondern beruht meiſt auf Unkenntnis und Vorurteil. N Aus den blaſigen Anſchwellungen der Rinde gewinnt man den jog. Straßburger-Terpentin und aus den Zapfen Terpentinöl. Die Tanne liefert auch gute Schneidelſtreu. Feinde und Krankheiten. Abgeſehen von Spätfroſt und Sonnenhitze leidet dieſe Holzart weniger von Witterungs— einflüſſen als die Fichte. — Weidevieh und Wild find der Tanne ſehr aufſäſſig, Eichhörnchen ſchneiden häufig die Gipfeltriebe ab. Von Inſekten ſind in erſter Linie die verſchiedenen krummzähnigen Tannenborkenkäfer zu nennen, die mitunter recht empfindlichen Schaden anrichten, doch ſelten ganze Beſtände zum Abſterben bringen. An ſchwächeren Bäumen ſchaden ähnlich der gekörnte Borkenkäfer, im Holz der Nutzholzborkenkäfer und die Holzweſpen. Der Engerling benagt die Wurzeln junger Pflanzen. Hallimaſch kommt auch an der Tanne vor, doch weniger häufig als an der Fichte. Ein anderer ſchmarotzender Pilz ver— urſacht mitunter Weißfäule. Infolge von Roſtpilzen entſtehen manche Nadel-Erkrankungen, ſowie auch die bekannten „Hexenbeſen“. Bilden ſich die letzteren am Grunde der Aſte, jo wächſt ſpäter die kugelige Anſchwellung in den Stamm ein und veranlaßt hier eine „Kresbeule“ (Kropf). An der betr. Stelle löſt ſich mit der Zeit die Rinde vom Holze ab, das letztere fault und der Stamm wird hier gewöhnlich vom Winde gebrochen. Es empfiehlt ſich daher, die friſchen, grünen Hexenbeſen abzuſchneiden und alle Kropfbäume unnachſichtlich herauszuhauen. Gberdies ſoll man in der Nähe von Tannenjungwuchs das Unkraut Vogelmiere (Hühnerdarm) beſeitigen, da von dieſem der Hexenbeſenpilz auf die Tanne übertragen wird. f Im großen Ganzen iſt die Tanne unvergleichlich weniger 7 gefährdet als die Fichte; auch vermag ſie erlittene Beſchädigungen 5 viel beſſer auszuheilen. Eine nennenswerte Schmälerung des Ertrages durch Krankheiten oder tieriſche Feinde gehört daher zu den Ausnahmen. § 68. Die gemeine Kiefer (die Föhre oder Dähle). Kennzeichen und Form. In der Jugend von ſehr regelmäßiger Geſtalt und Verzweigung, nimmt die Kiefer mit dem Alter eine flachgewölbte Krone an. Ihr Stamm iſt ſelten vollkommen gerade, gewöhnlich ziemlich abholzig, mitunter auch kurz und aſtig, beſonders wo ſie auf geringerem Boden künſtlich verjüngt wurde. Schon früh bildet ſie eine kräftige Pfahlwurzel, und ſpäter mehrere ſchief abſteigende, tiefgehende Seiten— wurzeln, welche ihr einen feſten Stand verleihen. Die zu zweien in einer Scheide ſteckenden Nadeln bleiben nur 2—3 Jahre am Baum (Fig. 29). Die Gberſchirmung der Kiefer iſt daher ziemlich ſchwach und wenig verdämmend. Standort. Arſprünglich ein Baum der ſandigen Tiefebene kommt die Kiefer unter ſo verſchiedenartigen Standortsverhältniſſen fort, wie kaum eine andere Holzart. Von den Niederungen der Nordſchweiz ſteigt ſie in den Alpen empor bis zu 1500 m Meereshöhe, an einzelnen Orten, wie im Wallis und Engadin, ſogar bis 1700 und 1800 m. Sonnige, freie Lagen ſagen ihr be— ſonders zu; desgleichen ein tiefgründiger, lockerer, nur mäßig friſcher Boden. Sie gedeiht jedoch auch an Schattjeiten und zeigt | nicht jelten auf humoſen, feuchten, lehmigen und ſelbſt tonigen Böden ein lebhaftes Wachstum, hält aber hier weniger lange aus und liefert ein geringeres Holz. Im übrigen iſt die Kiefer einer unſerer genügſamſten Bäume, der noch mit dem magerſten und trockenſten Boden vorlieb nimmt. * E n 1 NE - 7 r re nn * e n n PAR 15 er & - 2 e u x — N r — par Fortpflanzung. Die Kiefer blüht im Mai. Ihre Zapfen, an einem hakenförmig gebogenen Stiele hängend, ſind im Herbſt nur ſtark erbſengroß, grün und reifen im Oktober des zweiten Jahres. Die Schuppen öffnen ſich gegen das Frühjahr, vor— nehmlich bei Froſt, um den Samen austreten zu laſſen. Dieſer keimt 3—4 Wochen nach der Ausſaat. Samenjahre treten ſchon im 30—40 jährigen Alter ein und wiederholen ſich häufig. Wachstum. Es iſt von Jugend an ſehr raſch. Im zweiten Jahre bildet die Kiefer bereits Seitenäſte und erreicht eine Höhe von 15 cm, im vierten Jahre ſogar von 40—60 cm. Am leb— hafteſten iſt der Längenwuchs im 10 — 25 jährigen Alter, hält aber noch geraume Zeit an, ſodaß die Kiefer bis 40 m hoch wird. Etwa vom 40. Jahre an hört die Bildung regelmäßiger Aſtquirle auf. Das Wachstum in die Dicke dauert um ſo länger, je beſſer die Beſchaffenheit des Bodens. Auf geringen Stand— orten muß man die Kiefer mitunter ſchon mit 60 - 70 Jahren abtreiben, während man ſie auf ihr zuſagenden Böden mit Vorteil 120 und 150 Jahre alt werden läßt. Sie kann ein Alter von 400—500 Jahren erreichen. Forſtliches Verhalten. Gleichaltrige reine Kiefernbeſtände erhalten bis zum jüngeren Stangen— 5 holzalter einen guten Schluß und vermögen durch 8 ihre Beſchattung und den reichlichen Nadelabfall den der Kiefer. Boden weſentlich zu verbeſſern. Von da an aber macht ſich das ſtarke Lichtbedürfnis dieſer Holzart geltend, das Kronendach lockert ſich nach und nach immer mehr und der Boden beginnt bald, ſich zu verſchlechtern. Aus dieſem Grunde baut man die Kiefern nicht rein an, es ſei denn, daß auf dem betreffenden Boden keine andere Holzart mehr fortkomme. Mit großem Vorteil wird ſie ſchattenertragenden Holzarten, wie beſonders der Buche und der Tanne, allenfalls auch der Fichte, einzeln beigemiſcht. In vollem Lichtgenuß wächſt ſie dann voraus, während durch die Schatthölzer die Bodenkraft be— wahrt wird. Auf Standorten, die der Kiefer nicht ſehr gut zuſagen, holen freilich ihr zugeſellte Nadelhölzer ſie mit der Zeit wieder ein und bedarf ſie daher noch eines Altersvorſprunges. Als ſehr zweckmäßig empfiehlt ſich, einzelne wohlgeformte, geſunde =. u ZA ei ZI EN u; 9 1 * 2 17 * „ e u Be a . f 5 fr - r — 2 ED Kiefern während eines zweiten QUmtriebes überzubalten, wie ſolches vielfach in der Nordoſtſchweiz geſchieht. Ohne das Ge— deihen des übrigen Beſtandes im geringſten zu beeinträchtigen, wachſen ſolche QÜberjtänder oder Waldrechter zu höchſt wert— vollen, ſtarken Nutzhölzern heran. — Auf trockenen, vermagerten Standorten benutzt man die Kiefer häufig auch als Schutzholz, unter deſſen Schirm auf dem durch Nadelabfall gedüngten Boden ſich andere Holzarten nachziehen laſſen. Sie wird dann ſpäter durchforſtungsweiſe ganz oder bis auf einzelne zum Einwachſen beſtimmte Stämme herausgehauen. Reinen Kiefernplenterwald trifft man ſelten, da dieſe Holzart ſtärkere Uberſchirmung nicht längere Zeit verträgt. Im ſchlag— weiſen Hochwald fliegt ſie meiſt auch ohne beſondere Samenſchlag— ſtellung in genügender Zahl an. Sollte dies nicht der Fall ſein, ſo laſſe man einige Samenbäume ſtehen. Die künſtliche Verjüngung der Kiefer durch Pflanzung wird durch die in den erſten Jahren entſtehende Pfahlwurzel weſentlich erſchwert. Zur Beſtandsbegründung im großen würde ſomit die Saat den Vorzug verdienen. Wo es ſich aber nur um Einſprengung dieſer Holzart handelt, iſt man auf die Pflanzung angewieſen. Sie findet meiſt mit einjährigen Sämlingen, teils mit einjährig ver— ſchulten, zwei, allerhöchſtens drei Jahre alten Pflanzen ſtatt. Andere Schwierigkeiten bietet das Verſetzen ſelbſt nicht, nur muß man die Wurzeln ſorgfältig vor dem Vertrocknen ſchützen und beim Aus— heben mit größter Vorſicht zu Werke gehen, da die Rinde der im Saft befindlichen Würzelchen ſich ſehr leicht ablöſt. Wo tunlich, greift man daher gerne zur Ballenpflanzung. Nutzen. Das braunrote, harzreiche Kernholz alter Kiefern zeichnet ſich durch große Dauerhaftigkeit und Feſtigkeit aus; es kann ſtatt Eichenholz zu Waſſerbauten, Schwellen, Pfoſten, Fenſter— rahmen ꝛc. verwendet werden. Seine Brennkraft überſteigt die des Fichtenholzes, doch rußt es ſtark. Junges, noch nicht ver— kientes Kiefernholz dagegen beſitzt nicht mehr Brennkraft als Weichholz und iſt auch als Nutzholz von geringem Wert. An Nebenprodukten gewinnt man aus dem Stockholz Kien— ſpäne, Holzteer und Kienruß, aus den Nadeln Waldwolle ac. Feinde und Krankheiten. Die Kiefer beſitzt eine größere Zahl von Feinden, vornehmlich unter den Inſekten, als Ralle anderen Waldbäume. Zum Glück treten die gefürchtetſten J \ — 96 Schmetterlingsraupen in der Schweiz ſelten maſſenhaft auf. Die ſchädlichſte der von Nadeln lebenden einheimiſchen Arten, der Kiefernprozeſſionsſpinner, iſt bei uns nur im Wallis und Teſſin zu Hauſe. Von Käfern treiben die wichtigſten, der große Kieferborken— käfer und der Kiefermarkkäfer, wie übrigens noch verſchiedene kleinere Arten, zwiſchen Holz und Rinde ihr Weſen; in Kulturen finden wir wieder den großen braunen Rüſſelkäfer und den Engerling. Die bei der Fichte aufgezählten Fäulniskrankheiten kommen auch an der Kiefer vor und überdies noch andere, teils mehr, teils weniger gefährliche. Die ein- und mehrjährigen Pflanzen leiden häufig von der „Schütte“, infolge deren die Nadeln ſich rot färben und abfallen. 8 69. Die Bergkiefer (die Bergföhre, Bergdähle, Krummholzkiefer, Legföhre, Sumpfkiefer). Man pflegt unter der Berzeichnung Bergkiefer eine Reihe von AUnter- arten zuſammenzufaſſen, welche ſich ſämtlich durch kurze, dunkelgrüne Nadeln, nicht hakenförmig gebogene Zapfenſtiele und grauſchwarze Rinde des Stam— mes von der gemeinen Kiefer unterſcheiden. Es iſt hier nicht der Ort, auf dieſe Abarten näher einzutreten und ſei daher nur bemerkt, daß ſolche ſich nach ihrer Wuchsform und nach der Geſtalt der Zapfen in drei Gruppen teilen laſſen, nämlich: 1. Die geradſchäftige Bergkiefer, ausgezeichnet durch den auf- rechten, geraden Schaft und die meiſt in Haken auslaufenden Zapfenſchilder (daher auch Hakenkiefer genannt). 2. Die Legföhre oder Krummholzkiefer, deren Stamm und Aſte, ſchlangen⸗ förmig gewunden, ſich über den Boden ausbreiten, während nur die Gipfel lotrecht emporwachſen. 3. Die Sumpfkiefer, ein auf Torfmooren häufig vorkommender Zwerg— baum. Standort. Die Bergkiefern nehmen mit geringſtem Boden und ſehr rauhem Klima vorlieb, ſobald nur ein gewiſſes Maß von Feuchtigkeit nicht fehlt. Sie ſind daher vornehmlich Gebirgs— bäume. Gberall wirken ſie in hohem Grade bodenverbeſſernd, indem ihre Wurzeln Stickſtoff aus der Luft aufzunehmen ver— mögen. Die geradſchäftige Bergkiefer ſteigt in den Alpen bis zu 1600-1700 m, an einzelnen Orten, wie im Wallis und Engadin, ſogar zu 1900 — 2200 m. Sie erreicht in jenen hohen Lagen noch eine Länge von 12—14 m und einen Durchmeſſer in N ae Bruſthöhe bis zu 30 cm. Ihre Wuchsform iſt ſtets eine ge- drungene; auch im höchſten Alter wird ihre Krone nicht abgewölbt. Die Legföhre überzieht vornehmlich Geröllhalden der Kalk— alpen zwiſchen 1500 und 2000 m Meereshöhe. Im Jura kommt ſie nur vereinzelt vor. Ihr krummer, dem Boden aufliegender Stamm wird am Grunde bis 50 cm ſtark. Die Sumpfkiefer beſitzt einen aufrechten oder ſchief an— ſteigenden, kurz beafteten Schaft von ſelten mehr als 4—6m Länge und findet ſich auf den Torfmooren der Alpen und des Jura. Forſtliches Verhalten. Die Bedeutung der Bergkiefern liegt darin, daß ſie noch zu wachſen vermögen, wo andere Holz— arten nicht mehr fortkommen. Sie treten denn auch meiſtens rein auf; einzig die geradſchäftige Form findet ſich mitunter mit der Fichte, der gemeinen Kiefer oder der Arve gemiſcht. — Das Krummholz bildet oft ausgedehnte reine Beſtände, denen ſelbſt die Gewalt der Lawinen nichts anhaben kann, indem die Gipfel, nachdem der Schnee über ſie weggegangen, ſich unbeſchädigt wieder aufrichten. Sehr wertvolle Dienſte leiſtet die Legföhre im Hochgebirge dadurch, daß ihr dichtes Geäſt den Boden deckt und vor Abſchwemmung ſichert, herunterfallende Steine auffängt und, im Verein mit der ſtarken Nadeldecke, das raſche Abfließen des Waſſers bei Hochgewittern verhindert. — Die Sumpfkiefer iſt von geringer forſtlicher Bedeutung. Die Jortpflanzung der Bergkiefern macht ſich ähnlich wie die der gemeinen Kiefer. Das Wachstum iſt in Hochlagen außerordentlich langſam. Das Holz wird wegen ſeines hohen Harzgehaltes zum Brennen ſehr geſchätzt. § 70. Die Schwarzkiefer (die öſterreichiſche Kiefer). Kennzeichen und Form. Von der gemeinen Kiefer unterſcheidet ſie ſich durch die längern und dickern Nadeln, die lang und fein zugeſpitzten Knoſpen, die kräftigern Triebe und die größern, kurzgeſtielten Zapfen. In der Baumform iſt dieſe Kiefer der gemeinen ähnlich, nur wirkt ihre Krone verdämmender. Standort und forſtliches Verhalten. Die Schwarz— kiefer iſt eine äußerſt genügſame Holzart. Sie gedeiht ſelbſt auf dem magerſten und trockenſten Kalkboden, ſei er auch noch ſo flachgründig oder ſtark verhärtet und vermag ihn durch ihren — ‘ reichen Nadelabfall ungemein zu verbeſſern. Auf den kräftigen, friſchen Lehmböden zeigt ſie in der Jugend ein ſehr üppiges Wachstum, doch läßt ſolches früh nach; auch leidet ſie hier ſtark vom Schneedruck. In den ihr zuſagenden warmen Lagen der Kalkalpen erhält ſie, rein angebaut, länger einen guten Schluß als die gewöhnliche Kiefer, indem ſie mehr Schatten erträgt als dieſe. Im übrigen beſitzen beide Arten in ihrem forſtlichen Verhalten ziemlich große Ahnlichkeit. SB Die Arve (die Zirbelfiefer). Kennzeichen und Form. Von den bis jetzt betrachteten Kiefernarten iſt die Arve leicht zu unterſcheiden, weil bei ihr die Nadeln nicht zu zweien, ſondern zu fünfen in einer Scheide ſtecken. (Fig. 30.) Sie ſind ziemlich dick und fteif, die jungen Triebe ſammetartig roſtgelb behaart, die aufrecht ſtehenden Zapfen rundlich eiförmig, die Samen große, hartſchalige Nüßchen. Die Arve erwächſt zu einem Baum zweiter Größe mit unregelmäßiger Krone und außerordentlich kräf⸗ tiger, tiefgehender Bewurzelung. Standort. Das Hochgebirge, von 1600 oder 1700 m Meereshöhe bis an die oberſte Baum— grenze (2000 — 2400 m) iſt ihre Heimat. Sie liebt tiefgründige, lehmige Böden, die mit Stein— trümmern gemengt ſind und bis in die Tiefe Feuchtigkeit beſitzen, doch kommt ſie in Hochlagen auch auf flachgründigen oder ihr ſonſt nicht ſehr zuſagenden Standorten noch leidlich fort. Fortpflanzung und Wachstum. Die Arve blüht im Juni oder Juli; ihre Zapfen reifen im Oktober des zweiten Jahres. Die Samen fallen im Winter und Frühjahr aus. Tannhäher, Eichhörnchen und vielfach auch die Menſchen ſtellen den Nüßchen wegen deren eßbaren Kerns oft ſchon lange vor der Reife nach. Sie werden daher häufig auch von den Samen— händlern zu früh geſammelt, in welchem Falle der Kern beim Trocknen ſtark zuſammenſchrumpft. Die Keimung erfolgt teils im erſten, größtenteils aber erſt im zweiten Frühjahr nach der Ausſaat. — Die Arve wächſt außerordentlich langſam, was bei der kurzen, Fig. 30. Nadel⸗ büſchel der Arve. 4 f 4 * 80 oft nur 2 Monate dauernden jährlichen Vegetationszeit ihres Verbreitungsgebietes wohl begreiflich erſcheint. Sie iſt äußerſt zählebig; ſelbſt bei halbabgeſtorbenem Stamm oder vom Sturm arg zerſchlagener Krone geht ſie nicht ein, ſo lange ihr noch ein grüner Aſt bleibt. Sie erreicht ein Alter von vielen hundert Jahren. Forſtliches Berhalten. Man findet die Arve ſelten in größern reinen Beſtänden, ſondern mehr in Horſten und Gruppen. In den untern Lagen gemiſcht mit der Fichte, weiter oben bis gegen die Baumgrenze zu in Geſellſchaft der Lärche, mitunter auch der Legföhre, nimmt ſie ſtets einen mehr oder minder freien Stand ein. In die geſchloſſenen Wälder der tiefern Regionen paßt ſie nicht, dagegen leiſtet ſie als äußerſter Vorpoſten des Holzwuchſes unſchätzbare Dienſte. Sie verhindert die Verwilderung der Alpweiden und ſchützt die unterliegenden Waldungen vor den Anbillen des Hochgebirgsklimas. Leider hat die natürliche Verjüngung der Arve mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Der ſeltene Eintritt von Samenjahren, die vielen Nachſtellungen, denen die Arvnüßchen ausgeſetzt find, die Beſchädigung der jungen Pflanzen durch Weidevieh ıc. be— wirken, daß gewöhnlich nur ſehr ſpärlicher Naturanflug aufgeht. Die alten Stämme dagegen erliegen den Stürmen oder werden genutzt. Wenn daher dieſe Holzart nicht mit der Zeit verſchwinden ſoll, ſo iſt es unerläßlich, ſie künſtlich nachzuziehen. Es kann dies durch Steckſaat geſchehen oder durch Kultur verſchulter oder un— verſchulter Pflanzen, welche ſelbſt im Alpenroſen- und Heidelbeer- humus ganz gut gedeihen. Zum Schutze vor den Nachſtellungen der Mäuſe muß der Same mit Mennige präpariert werden. Nutzen. Das Arvenholz, gelblichweiß, ſehr fein und dauer— haft, iſt von vorzüglicher Güte; es wird als Schnitz- und Geſchirr— holz, ja, ſelbſt wenn es von vielen Aſten durchſetzt iſt, zu Zimmer— täfel hoch geſchätzt. § 72. Die Weyhmuthskiefer. Kennzeichen und Form. Die wie bei der Arve zu 5 in einem Büſchel ſtehenden Nadeln find ſchlank und weich, die jungen Triebe kahl, glänzend, grünlich, die Zapfen länglich, locker, die Samenkörner ſchwärzlich geſprenkelt. Die Weymuthskiefer erwächſt zu einem Baum erſter Größe. An dem ſchnurgeraden, glatten Stamm ſtehen die Aſte regelmäßig in Quirlen und bilden eine mäßig dichte Krone. Die Bewurzelung iſt ſo kräftig wie bei der gemeinen Kiefer. ' Standort. Aus Nordamerika eingeführt, gedeiht dieſe Holz— art bei uns im milden, gemäßigten und ſelbſt ziemlich rauhen Klima, von den Niederungen bis hinauf zu ca. 1400 m ü. M. Sie verlangt reichliche Bodenfeuchtigkeit und kommt ſogar auf etwas ſumpfigem Tonboden fort, zeigt aber auf tiefgründigem, friſchem und fruchtbarem Lehm das beſte Gedeihen. Fortpflanzung und Wachstum. Im Mai blühend, reift die Weymuthskiefer ihre Samen im September des zweiten Jahres und läßt ſie ſchon innert zwei Wochen abfliegen. Sie trägt früh und häufig Samen, fliegt auf nacktem Boden gerne an und läßt ſich auch leicht künſtlich verjüngen. — Ihr Wachstum iſt ein überraſchend ſchnelles und übertrifft dasjenige aller unſerer übrigen Nadelhölzer. Mit 40 —50 Jahren liefert fie mitunter ſchon ſchwächere Sagklötze. Forſtliches Verhalten. Obwohl einen gedrängtern Stand ertragend, als die gemeine Kiefer und bis zum höhern Alter einen guten Schluß erhaltend, eignet ſich die Weymuthskiefer weniger ſür den reinen Anbau, als zur Einſprengung in Beſtände von Schatt— hölzern. Dieſen eilt ſie in der Jugend voraus und hat dann ein ausgezeichnet günſtiges Wachstum aufzuweiſen. Ebenſo leiſtet ſie wegen ihres ſehr reichlichen Nadelabfalles und weil wenig empfindlich, vorzügliche Dienſte zum Vorbau auf geringen Böden oder in Froſtlagen. Zum Auspflanzen von Lücken paßt ſie hin— gegen nur, wenn der übrige Beſtand noch niedrig, oder die Blöße ziemlich groß iſt. Andernfalls kümmert ſie infolge der ſeitlichen Beſchattung und bleibt zurück. — Obwohl man in der Schweiz da und dort ſchon über 100 jährige Weymuthskiefern trifft, jo iſt doch, trotz ihres leichten Anſamens, die Möglichkeit einer natür— lichen Verjüngung erſt an wenigen Orten gegeben. Ihre Erziehung in Forſtgärten und ihr Verſetzen ins Freie bieten ſelbſt bei größern Pflanzen keine Schwierigkeiten. Nutzen. Das gelblichweiße, ſehr leichte und weiche Holz iſt von gleichmäßigem Gefüge, bei jüngern Stämmen aber von geringer Dauer. Es läßt ſich zu mancherlei Zweck verarbeiten und wird . A — 101 — vorzüglich von Tiſchlern und Modellſchreinern, zu Zündwaren, Holzwolle, Packfäſſern und Kiſten, Fußböden ꝛc. geſchätzt. Feinde und Krankheiten. Die Weymuthskiefer leidet in hohem Maße von verſchiedenen Fäulnispilzen, welche, beſonders in reinen Beſtänden, im Stangenholzalter mitunter geradezu ver— heerend auftreten. Unter den Inſekten hat fie kaum gefährliche Feinde, dagegen richten die Rehböcke in 1—2 m hohen Kulturen durch Fegen oft großen Schaden an. Gegen Schneebruch und ⸗Druck iſt fie bedeutend widerſtandsfähiger als die gemeine Kiefer. § 73. Die Lärche. Kennzeichen und Form. Von unſeren einheimiſchen Nadel— hölzern verliert die Lärche allein im Herbſte ihre Nadeln. Sie ſind zart und ſtehen an den jüngſten Trieben einzeln, an den ältern in Büſcheln (Fig. 31). Die Lärche erwächſt zu einem Baum erſter Größe, beſitzt aber ſelten einen vollkommen geraden Stamm. Sie treibt kräftige und tiefgehende Wurzeln, welche ihr einen ſoliden Stand ſichern. — Ihre lichte Krone wirkt nur wenig verdämmend. Standort. Beſonders in den lufttrockenen Hochlagen der Walliſer- und Graubündneralpen heimiſch, ſteigt ſie beinahe ſo hoch an wie die Arve (2000 — 2300 m ü. M.). Im Unterwallis und im Rheintal (bei Ragaz) geht ſie faſt bis zur Talſohle (500 m) hinunter. In den Voralpen dagegen kommt ſie wenig (3. B. Appenzell), im Jura gar nicht natürlich vor. Künſtlich iſt die Lärche weit über ihr urſprüngliches Berbreitungsgebiet, bis ins Tiefland hinaus, angebaut worden, vielfach aber mit unbe— friedigendem Erfolg. — Obwohl, wenigſtens in ihrer Heimat, nicht ſehr anſpruchsvoll, zeigt ſie auf tiefgründigem, mäßig lockerem, kräftigem und friſchem Boden in freier Lage das beſte Gedeihen. Zu gutem Fortkommen auf exponierten Standorten befähigt ſie auch eine große Sturmfeſtigkeit. Fortpflanzung und Wachstum. Je nach der Höhen— lage erſcheinen die Blüten im März, April oder Mai; die Samen reifen im Oktober oder November, fliegen jedoch ſehr langſam, zum Teil erſt im folgenden Sommer ab. Von den kleinen, gelblich- braunen Körnern ſind gewöhnlich taub. Friſcher Same keimt nach 3—5 Wochen, alter oft erſt im zweiten Jahr. Die Lärche trägt früh und ziemlich häufig Zapfen. — Ihr Wachstum a ne ift in der Jugend ſehr raſch und hält auf geeignetem Standort lange an. Sie wird hier ſo groß wie die Fichte und Tanne und erreicht ein ſehr hohes Alter. zuſagen, zeigt fie zwar mit- unter ein üppiges Jugend- wachstum, doch läßt es jehr bald nach; an dem meiſt krummen Stamm ſterben die untern Aſte frühzeitig ab und bedecken ſich mit Flechten, die Krone bleibt nur im alleroberſten Teile grün und mit 30 bis 60 Jahren wird der Baum von den ihm bei— gemiſchten Holzarten über— wachſen und unterdrückt. Forſtliches Verhalten. Neben der Birke unſere licht- bedürftigſte Holzart, eignet ſich die Lärche nicht zur Nach— zucht in reinem Beſtand. Nur in den von ihr ganz beſon— ders bevorzugten Gegenden vermag ſie in ziemlich gutem Schluß aufzuwachſen, ſodaß anfangs ihr Schatten nicht einmal Gras aufkommen läßt. Je weniger aber ein Stand— ort für ihre Anſprüche paßt, um ſo mehr verlangt ſie Kronenfreiheit und um ſo früher ſtellt ſie ſich licht. Der dadurch bewirkte ungünſtige Einfluß auf den Boden hat ein Nachlaſſen des Zuwachſes zur Folge. Dazu kommen an ſolchen Orten meiſt noch verſchiedene dieſer Holzart eigene Krankheiten. Ein gutes Gedeihen der Lärche wird daher in der Regel nur durch MWiſchung erzielt. Am beſten ſprengt man ſie einzeln Fig. 31. Ein⸗ und zweijähriger Lärchentrieb. In Lagen, welche ihr nicht ee et 5 > oder in kleinen Gruppen in jchattenertragende Holzarten ein. Sie wächſt bald über dieſe empor, ohne ſie durch Beſchattung weſent— lich in der Entwicklung zu hemmen. Andrerſeits bewahren die Schatthölzer die Bodenfeuchtigkeit und begünſtigen damit das Wachstum der Lärche. In tiefern Lagen eignet ſich zur Bei— miſchung vor allem die Buche. Die Auspflanzung von Buchen— verjüngungen mit einzelnen Lärchen iſt ein vorzügliches Wittel zur Erhöhung der Nutzholzausbeute und des Geldertrages. — Selten findet man ſie in Geſellſchaft der Tanne. Mit der Fichte verträgt ſie ſich gewöhnlich nur im Gebirge, doch gibt es auch im Hügellande Lagen, wo beide Holzarten nebeneinander gedeihen. Häufig aber wird hier die anfangs vorwüchſige Lärche ſchon mit 30—50 Jahren unterdrückt. Ihre entſchiedene Begünſtigung während dieſer Zeit iſt eine wichtige, jedoch lange nicht immer ausreichende Bedingung für ihre ſpätere befriedigende Entwicklung. In Hochlagen iſt ein Zurückbleiben weniger zu befürchten und paßt dieſe Miſchung ganz gut, namentlich wenn die Lärche in kleinen Gruppen ſteht. Das nämliche gilt für Arve und Lärche im oberſten Waldgürtel, wo die Bäume mehr vereinzelt aufwachſen. Im Gebirge baut man ſie mitunter auch als Schutzholz an, das im jüngern Stangenholzalter ſtark durchhauen und mit Schatthölzern unterpflanzt wird. — Ebenſo verwendet man ſie z. B. im Berner Oberland gerne zum Bepflanzen magerer, trockener Bergweiden und Mahde in Abſtänden von 10—15 m, um den Boden zu düngen und friſcher zu erhalten und dadurch den Grasertrag zu heben. Im Oberwallis hingegen iſt die Lärche in Weiden und Wieſen nicht beliebt. In ihrer Heimat ſamt ſie ſich auf gelockertem Boden mit großer Leichtigkeit an. Anderwärts verjüngt man ſie künſtlich und zwar am beiten durch Pflanzung im 2—3 jährigen Alter. Nutzen. Auf ihr zuſagendem Standort erzeugt die Lärche von allen unſern Nadelhölzern das koſtbarſte Holz. Der dunkel— rote Kern zeichnet ſich aus durch Feſtigkeit, Elaſtizität, Spaltbarkeit und ſehr große Dauerhaftigkeit. Der Splint und das in unge— eigneten Lagen erwachſene Holz beſitzen dagegen geringen Wert. Feinde und Krankheiten. Im Hochgebirge hat die Lärche, abgeſehen etwa vom Weidevieh, nur von wenigen Be— ſchädigungen zu leiden. Ihre gefährlichſten Feinde ſind hier er 1 ri‘, * 1 “a * 2 } h * die Raupe des grauen Lüörchenwicklers, weiches! = Radeln verze z . a 5 wu a Er 3 A a Ze . 1 — * Br 5 8 2 2 * 7 * * a Ya ni ur * — Buch x / — N) 2 = 55 8 £ RER, 2 — 8 Pi e Be 9 ö 1 1 5 fi DIE Es 1 * . 7 = 1 er N und der zwiſchen Rinde und Holz lebende webs Die Lärchenminiermotte vermag ihr hier wenig anzuhaben, fü ihrt 5 3 dagegen in Tieflagen nicht jelten den Tod des Baumes herbei. Das nämliche gilt in noch erhöhtem Maße von den durch den Lärchenkrebs- und den Lärchenſchütte-Pilz hervorgerufenen Krank- heiten. ar Waldbau. Einleitung. § 74. Der Wald bau befaßt ſich mit der Begründung und Erziehung der Beſtände. Dabei kann ein doppelter Zweck verfolgt werden: entweder die Erzeugung der größtmöglichen Menge Holz von wertvollſter Beſchaffenheit, oder aber die Erzielung eines wirkſamen Schutzes für die nähere oder weitere Umgebung des Waldes. Nur ſelten kommt die letztere Forderung allein in Betracht; in der Regel verlangt man auch vom Schutzwald einen Ertrag. Im ferneren haben alle waldbaulichen Maßnahmen ſich zu richten einerſeits nach den gegebenen Standortsverhältniſſen, andrer— ſeits nach der Eigenart der betreffenden Holzarten. Die letztere iſt bereits in der Forſtbotanik unter „Forſtliches Verhalten“ be— trachtet worden, weshalb wir hier nicht auf dieſen Punkt zurück— kommen werden. Für jeden Standort und jede Holzart gilt als oberſter Grund— ſatz die Sorge für ungeſchmälerte Erhaltung der Boden— kraft. Dieſe hängt beſonders ab von einem gewiſſen ſtändigen Maß von Bodenfeuchtigkeit und einem reichen Humus— gehalt. Beide werden am beſten geſichert durch ununterbrochene, ſorgfältige Erhaltung des Kronendaches und der Bodendecke. Nahezu alle unſere Holzarten zeigen das beſte Gedeihen bei einer voll— 1 kommenen, möglichſt gleichbleibenden, mäßigen Durchfeuchtung des Bodens. 7 Sie bedürfen großer Mengen Waſſer zur Löſung und Aufnahme ihrer | Nahrungsſtoffe, zum Aufbau des Pflanzenkörpers.“) Im ferneren iſt konſtante Feuchtigkeit notwendig, damit ſich die Streudecke des Waldes zu fruchtbarem, mildem Humus zerſetze. Dieſem letzteren kommt für den Holzwuchs nicht geringere Bedeutung zu, als dem Dünger für den Acker. Wit vollem Recht ) Ein haubarer Buchenbeſtand nimmt belaubt täglich per ha 25,000 bis 30,000 kg Waſſer aus dem Boden auf. * * ur ii = Men 4 e a... 4 14 1 — * 0 8 e Tr . . m F n — CTT A r ah Fr r R e * 5 0 * = iv Em Fi . . Ta 2 £ j a : NER 8 n 2 — 105 hat man den Humus als das wahre Kleinod der Waldvegetation bezeichnet. Nicht nur übt er den günſtigſten Einfluß auf die phyſikaliſchen Eigenſchaften des Bodens aus (deſſen Lockerheit, Feuchtigkeitsgehalt, Wärme ꝛc.), ſondern er führt ihm auch wichtige mineraliſche Nährſtoffe zu und liefert überdies Kohlenſäure und Stickſtoff. Ein humusreicher und dabei beſtändig friſch erhaltener Waldboden liefert deshalb den doppelten und dreifachen Holzertrag eines trockenen. N Da wir dem Waldboden nicht nach Belieben Waſſer zuführen können, ſo muß unſere Sorge ſein, die vorhandene Feuchtigkeit möglichſt vor Ver— dunſtung zu bewahren. Das beſte Mittel hierfür beſteht in der ununterbrochenen Beſchattung durch den Schirm der Baumkronen und im Schutz des Bodens durch die Streudecke. Damit allein erhalten wir dem Walde ſeine un— geſchmälerte Bodentätigkeit. Reine und gemiſchte Beſtände. 58 75. Nur wenige unſerer Holzarten ſind befähigt, für ſich allein Wälder zu bilden. Man nennt ſie herrſchende oder Haupt— holzarten. Zu ihnen gehören vor allem die Buche, die Tanne, die Fichte und die Kiefer. Auf gewiſſen, für ſie beſonders günſtigen Standorten können auch die Eiche, die Kaſtanie, die Erle, in Hoch— lagen allenfalls noch die Lärche, die Arve und die Bergkiefer herrſchend auftreten. Alle übrigen, gewöhnlich nur in Minderzahl beigemiſchten Laub- und Nadelhölzer heißen Nebenholzarten. Hinſichtlich ihrer forſtlichen Bedeutung beſtehen aber auch unter dieſen be— trächtliche Unterſchiede. | Natürlich fommen reine Beftände in der Regel nur vor, wo der Standort bloß einer einzelnen Holzart zujagt, wie z. B. oft im Hochgebirge oder auf ganz geringen Böden. Im übrigen findet man, ſofern nicht der Menſch ändernd eingegriffen hat, vorzugsweiſe gemiſchte Waldungen. Zweckmäßige Miſchungen gewähren eine Reihe wichtiger Vorteile: ſie erzeugen mehr und wertvolleres Holz; ſie geſtatten bei wechſelnden Bodenverhältniſſen ein beſſeres Anpaſſen des Be— ſtandes an dieſe; ſie bieten die Möglichkeit, lichtfordernde Holzarten zu erziehen, ohne den Boden der Vermagerung auszuſetzen; ſie produzieren die verſchiedenartigſten Sortimente und entſprechen da— mit beſſer dem Bedürfnis; ſie erhöhen auch die Schönheit des Waldes. Ganz beſonders hervorgehoben zu werden verdient, daß — 107 — gemiſchte Beſtände den Schädigungen durch Inſekten, Pilzkrank— heiten, Sturm, Fröſte, Schneebruch, Eis- und Duftanhang, Feuer ıc. viel weniger ausgeſetzt ſind als reine. Wir beſitzen in der Miſchung das wirkſamſte Mittel, um größern Verheerungen durch jene Er— eigniſſe vorzubeugen. Aus dieſen Gründen ſoll unſer Beſtreben ſein, wo irgend möglich gemiſchte Beſtände zu erziehen. § 76. Die aufgezählten Vorteile der Miſchung beſtehen nur, wenn dieſe zweckmäßig ausgeführt und dafür geſorgt iſt, daß jeder Holz— art während ihrer ganzen Lebensdauer eine ihren Bedürfniſſen entſprechende Stellung zugewieſen wird. Dabei kommen beſonders in Betracht: 1. Die Erhaltung der Bodenkraft. Mit Rückſicht auf dieſe ſollen die ſchattenertragenden Holzarten, als beſonders die Buche, die Tanne, die Fichte und im Niederwald allenfalls noch die Hagebuche ſtets im Beſtande vorherrſchen. Man kann ſomit wohl ſchattenertragende Holzarten mit Vorteil mit andern miſchen, nicht aber zwei oder mehrere Lichthölzer, wie z. B. Lärche und Kiefer oder Eiche und Birke. Beſonders zu empfehlen iſt die Miſchung von Nadel- und Laubhölzern, weil die letztern, im Winter kahlſtehend, mehr Waſſer zu Boden gelangen laſſen als die Nadelhölzer. Auch übt die Laubſtreu wegen ihres größern Düngwertes und ihrer leichtern Zerſetzbarkeit einen günſtigern Einfluß auf die Bodenkraft aus, als die Nadelſtreu. 2. Der Standort, da mit dieſem das Verhalten der Holz— arten zueinander wechſelt. So z. B. hat man in unſerm Hügel— land und der Ebene häufig die größte Mühe zu verhindern, daß die Buche durch die Nadelhölzer vollſtändig verdrängt werde, während auf dem Kalkboden des Jura eher die gegenteilige Gefahr beſteht. g 3. Der Wachstumsgang der zu miſchenden Holzarten. In deer Jugend raſchwüchſige Lichthölzer können wohl mit ſchatten— ertragenden und langſam wachſenden Holzarten gemiſcht werden, wie z. B. die Lärche mit der Buche. Hat dagegen die lichtfordernde Holzart nur ein gleich raſches oder gar ein langſameres Wachstum als das Schattholz, ſo wird ſie von dieſem unterdrückt und geht ein, wie z. B. Ahorne in gleich alten Fichten. n r gl ‘zZ a u r I 7 ve . 7% ber 7 Br. x - Pa > . 3 — 18 ee — 1 2 .; ar =. u ve 98 — 7 De ia, nn. & 9 — G ‚ — 23 * . 5 0 > x — * — Das beſte Mittel, um Holzarten von verſchiedenen Anſprüchen 1 dauernd in Miſchung zu behalten, beſteht darin, daß man den bes- drohten einen Altersvorſprung ſichert. Tannen, in um 20 Jahre jüngere Fichten eingeſprengt, laufen wenig Gefahr, von dieſen überwachſen zu werden. Läßt ſich ein ſolcher Altersunterſchied nicht herſtellen, ſo be— hilft man ſich mit der horſtweiſen Miſchung. Die Horſte ſind um ſo größer zu machen, je mehr zu befürchten, die betreffende Holzart möchte verdämmt werden. Auch darf man nicht vergeſſen, daß in einer Kultur 10 oder 20 Pflanzen nicht einen größern Raum einnehmen, wie im haubaren Beſtand ein einzelner Baum. Für die Auswahl der Holzarten und die Beſtimmung deren Wiſchungs⸗ verhältniſſes ſollte in der Regel die Weiſung oder der Rat des Forſttechnikers eingeholt werden. Es folgen daher diesbezüglich nur einige Andeutungen. Fichte und Tanne. Dieſe WMiſchung eignet ſich für tiefgründigen, kräftigen Boden. Selbſt auf dieſem aber wird die Tanne in der Jugend regelmäßig überwachſen. Trotzdem ſie mehr Schatten zu ertragen vermag als die Fichte, wird ſie doch leicht vollſtändig unterdrückt. Man darf ſie daher nicht vereinzelnt einſprengen, ſondern nur in Horſten, die man bis 1 Ar groß macht. Aberdies iſt die Tanne bei den Durchforſtungen entſchieden zu begünſtigen. Fichte und Buche. Die Gefahr verdrängt zu werden, beſteht für die Buche in noch höherem Maße als für die Tanne. Nur auf Standorten, welche der Buche ganz beſonders zuſagen, wie namentlich auf Kalkboden, geſchieht es, daß ſie die in den erſten Jahren langſamer wachſende Fichte nicht aufkommen läßt. Gewöhnlich aber gewinnt die letztere die Oberhand. Wo ſolches zu befürchten, ſoll die Buche nur in größeren, reinen Horſten angebaut werden und anfänglich mindeſtens die Hälfte oder zwei Drittel der Miſchung ausmachen. Tanne und Buche. Sie vertragen ſich zuſammen beſſer, als jede von ihnen mit der Fichte. Trotzdem beſteht bei Einzelmiſchung, beſonders auf kräftigen Böden, die Gefahr, daß die in der Jugend langſam wachſende Tanne dauernd zurückbleibe. Auch hier iſt dann die horſtweiſe Miſchung am Platz. Lärche mit Schatthölzern. Sie eilt dieſen in der Jugend raſch voraus und ſichert ſich damit die zu einem guten Gedeihen unerläßliche Kronenfreiheit, während die letzern von der lichten Aberſchirmung wenig leiden. In mittlern und tiefern Lagen holt gewöhnlich die Fichte mit der Zeit die Lärche wieder ein, weniger auf ſehr guten Böden und im Hochgebirge. Vorzüglich paßt die Lärche, einzeln oder in kleinen Horſten eingeſprengt, zur Buche, ſelten trifft man ſie in Geſellſchaft der Tanne. Kiefer mit Schatthölzern. Miſchungen von dieſer Art zeigen ein ähnliches Verhalten, wie die vorangehend erwähnten. Da jedoch die Kiefer ſtärker verdämmt, jo darf man ſie nicht in zu großer Zahl einſprengen; andernfalls werden die übrigen Holzarten im Wachstum gehemmt. — 408. — Eichen, Almen, Eſche oder Ahorne mit Schatthölzern. Als ziemlich langſam wachſende, aber lichtbedürftige Holzarten eignen ſie ſich nicht zur Miſchung mit der Fichte und Tanne, weil ſie von dieſen bald überholt werden. Einzig in Geſellſchaft mit der Buche vermögen ſie ſich auf frucht— baren Böden ohne Altersvorſprung zu halten. Auch dann aber müſſen ſie in kleinern oder größern Horſten angebaut werden. Birke, Aſpe ꝛc. mit Schatthölzern. Da dieſe Holzarten nicht das Abtriebsalter des Hauptbeſtandes erreichen, jo paßt für fie nur die Einzelmiſchung. Andernfalls würde ihr Aushieb Lücken im Beſtande hinterlaſſen. Im WMWittelwald ſollen im Oberholz vorzüglich Lichthölzer von hohem Nutzwert, im Unterholz dagegen die ſchattenertragenden Laubhölzer vertreten ſein. Zu erſterem Zweck ſtehen Eichen, Eſche, Ulmen, Birke, Pappeln ıc. und von Nadelhölzern die Lärche und Kiefer obenan. Im Anterholz— beſtand verdienen dagegen die Buche und Hagebuche den Vorzug. Meiſt miſchen ſich ihnen auch Eſche, Ahorne, Almen, Straucharten ꝛc. bei oder es treten im Auwald Weißerle oder Weiden an ihre Stelle. Im Niederwald kommen als Schatthölzer vornehmlich die Hagebuche, die Buche und allenfalls noch die Haſel in Betracht, denen die Aufgabe zu— fällt, die Bodenkraft zu erhalten. Je kräftiger und friſcher der Boden, um— ſomehr dürfen ihnen lichtfordernde Holzarten beigeſellt werden. Gleichaltrige und ungleichaltrige Beſtände. § 77. Im gleichaltrigen Wald finden ſich die Bäume gleichen Alters im nämlichen Beſtand vereinigt. Jede Altersklaſſe iſt ſtreng von den übrigen geſchieden. Im ungleichaltrigen Beſtand mengen ſich die verſchiedenen Altersſtufen, ſei es als Einzelnſtämme, ſei es als kleinere Baum— gruppen oder als größere Horſte, durcheinander. Der gleichaltrige Hochwald wird begründet: 1. Durch künſtliche Berjüngung, d. h. durch Saat oder Pflanzung auf der Kahlfläche, wie ſolches vorzüglich bei der Kahl— ſchlagwirtſchaft geſchieht; 2. durch Saumſchläge von der Form ſchmaler Streifen, welche vom danebenſtehenden Mutterbeſtande beſamt werden; 3. durch allmählichen Abtrieb oder ſchlagweiſe Schirmverjüngung, wenn der Beſtand gleichmäßig gelichtet wird und die Verjüngung aus dem von den Mutterbäumen ab— fallenden Samen erfolgt. In allen dieſen Fällen ergibt ſich auf der nämlichen Fläche eine Ver— jüngung von ganz oder nahezu gleichem Alter. Vorkommende Unterſchiede 2 DEE dd 2. 2 - — „ iin . M „ . 1 re EST : e Sr: FEN 8 Be 8 j Er Ki Erf 5 Be 3 5 7 8 > 3 1 * 2. 2 +. * 5 — 1 7 i von 5 oder 10 Jahren verſchwinden dem Auge nach und nach. Die Baum⸗ Er kronen befinden ſich alle in derſelben Höhe und bilden ein mehr oder minder geſchloſſenes Dach. Seitlich in der Entwicklung gehemmt, zeichnen ſich die Bäume durch ſchwache, hochangeſetzte Beaſtung und durch Schaftreinheit aus, die gefördert wird durch das Zuſammenſchlagen der vom Winde bewegten ſchmächtigen Kronen. Gleichaltrige Beſtände bieten folgende Vorteile: Sie liefern langſchäftiges, aſtreines Holz; Hieb und Schlagräumung machen ſich mit der größten Leichtigkeit. Dem ſtehen aber ſchwerwiegende Nachteile gegenüber: Durch teilweiſes oder gänzliches Kahl— legen des Bodens wird dieſer auf Jahre hinaus der zeitweiſen Aus— trocknung durch Sonne und Wind, ſowie der Verhärtung ausgeſetzt. Die ſchützende Streudecke verſchwindet, die Humusbildung hört auf, die Erde wird von Platzregen feſtgeſchlagen, Luft und Waſſer werden am Eindringen verhindert und an Hängen die feinen, frucht— baren Beſtandteile fortgeſchwemmt. Die Verjüngung leidet von Froſt, Trockenheit, UAnkrautwuchs, Pilzkrankheiten, Inſekten ꝛc. Alle dieſe Abelſtände wirken um ſo ſchädlicher, je ungünſtiger der Stand— ort und je vollſtändiger und andauernder die Entblößung des Bodens, am nachteiligſten alſo bei der Kahlſchlagwirtſchaft. Aber auch ſpäter iſt der gleichaltrige Beſtand mannigfachen Gefahren in vermehrtem Maße ausgeſetzt: im Stangenholzalter beſonders dem Schneedruck, in höherem Alter dem Sturmſchaden, den Inſektenverheerungen, den Fäulnispilzen ꝛc. Zudem liefert er kein ſtarkes Nutzholz, ſondern vorzugsweiſe geringere Sortimente. Beſonders auf ausgedehnten Kahlflächen, wie ſolche bei der langjährigen Aneinanderreihung von Kahlſchlägen entſtehen, ſtellen ſich der künſtlichen Verjüngung ſehr bedeutende Schwierigkeiten entgegen. Zwei unſerer wichtigſten Holzarten, Tanne und Buche, laſſen ſich auf freier Fläche nur mit Mühe, unter weniger günſtigen Verhältniſſen aber garnicht aufbringen. Rüſſelkäfer, Engerling und andere Inſekten verurſachen an den Kulturen großen Abgang, desgleichen trockene Frühjahrs- und Sommerwitterung oder wiederholte Spät— fröſte. Den Kiefern wird die Schüttekrankheit verderblich, an anderen Orten verkümmern die Pflanzen im Unkraut, das fie überwuchert und den Boden austrocknet. An Hängen fließt das Waſſer, ſtatt zur Befeuchtung der tiefern Bodenſchichten zu dienen, raſch oberflächlich ab und gibt oft zur Verrüfung und Runſenbildung Anlaß. Auch in ebenen Lagen aber waſchen die auf die nackte Erde gelangenden Regentropfen dieſe aus und führen die wichtigſten Nährſalze in die Tiefe; die Hohlräume verſtopfen ſich und der Boden ver— härtet. Die Bodentätigkeit geht zurück und die Zuwiderhandlung gegen das oberſte Geſetz des Waldbaues, die Forderung einer ungeſchmälerten Erhaltung der Bodenkraft, rächt ſich durch verminderte Zuwachsleiſtung. » N en u * Ban 9 n 9 W | 3 1 * a ö 3 - 111 — Auf günſtigen, friſchen Standorten jcheint freilich nicht ſelten das üppige Jugendwachstum von Fichtenpflanzbeſtänden die Richtigkeit des Geſagten zu widerlegen. Dieſer überraſchende Zuwachs erklärt ſich aber unſchwer daraus, daß die während langen Zeiträumen angeſammelten organiſchen Bodenbeſtand— teile raſch verweſen, die mineraliſchen Stoffe aufgeſchloſſen werden und ſo den Holzpflanzen eine Zeit lang überaus reiche Nahrung bieten. Auch der ihnen gewährte unbeſchränkte Lichtgenuß und verhältnismäßig große Wachsraum, ſowie die Bodenlockerung tragen bei weitſtändigen Kulturen oft zu dem be— ſtechenden Ergebnis bei. Der raſche Wuchs hält aber nicht dauernd an. Er nimmt ab, wie die künſtlich geſteigerte Bodentätigkeit zurückgeht und die ſich gegenſeitig bedrängenden Kronen, am Stamme in die Höhe rückend, immer kleiner werden. Dazu kommt, daß ſolche Beſtände ein ſchwammiges und wenig dauer— haftes Holz produzieren. Sie ſetzen daher auch den Verheerungen durch Fäulnispilze, Schneeauflagerung, Sturmwind ꝛc. nur geringen Widerſtand entgegen. Andrerſeits ſoll freilich nicht in Abrede geſtellt werden, daß beſonders die Kahlſchlagwirtſchaft den Vorzug denkbar größter Einfachheit beſitzt und deshalb zu ihrem Betrieb die beſcheidenſten Kenntniſſe und den geringſten Arbeitsaufwand erfordert. § 78. Am einen ungleichaltrigen Hochwald zu begründen, wird die Verjüngung nicht gleichmäßig auf der ganzen Fläche, ſondern nur da und dort in Gruppen oder Horſten eingeleitet. Man erreicht dies: 1. Durch femelſchlagweiſe Verjüngung, die unter Schirmſtand gruppen- und horſtweiſe in einem Zeitraum von vielleicht 30—40 Jahren bewirkt wird. Es entſtehen dadurch Altersunterſchiede, welche ſich bis zur Hiebsreife des neu be— gründeten Beſtandes erhalten; 2. durch Plenterung (Femelung), wenn die Verjüngung unter Schirmſtand ſolange dauert, daß von ihrem Beginn bis zu ihrem Schluß hiebsreife Bäume erwachſen können. Es ſteht ſomit im Plenterwald junges, mittelaltes und haubars Holz neben- und durcheinander. Im ungleichaltrigen Beſtand iſt das Kronendach uneben, unregelmäßig, am einen Ort hoch, am andern niedrig. Das Licht dringt tiefer in das Beſtandsinnere ein, doch wird gleichwohl der Boden überall durch vollen Schluß beſchattet. Die Bäume, nach und nach zu freierem Stand heran— gezogen, erhalten dauernd eine reichere Beaſtung und eine kräftige Bewurzelung. Als wichtigſte Vorteile des ungleichaltrigen Beſtandes ſeien genannt: die dem Jungwuchs auf freier Fläche drohenden Be— ſchädigungen ſind hier nicht vorhanden. Schneedruck, Sturm, Inſekten ꝛc. bilden inſofern geringere Gefahren, als die Bäume mehr Widerſtandskraft beſitzen. Ununterbrochene, vollkommene Be— ſchattung des Bodens ſichert den größten Zuwachs. Der ungleich⸗ altrige Beſtand bietet die günſtigſten Bedingungen für eine dauernde Miſchung verſchiedener Holzarten. Er gewährt die Möglichkeit, große Maſſen wertvollen Starkholzes zu erziehen. Im fernern erfüllt er, und namentlich der Plenterwald, allein die wichtige Auf— gabe, welche dem Schutzwald im Hochgebirge zugewieſen iſt. Als Nachteile fallen in Betracht: die Schwierigkeit der Wirt— ſchaft, wenn ſolche ſorgfältig und richtig geführt werden ſoll, ſodaß alle deren Vorteile zur Geltung gelangen. Die ungleichaltrige Beſtandsform iſt die naturgemäße; wir finden ſie im Arwald, wo die Baumvegetation ihre höchſte Vollkommenheit erreicht. Der Boden bleibt hier unausgeſetzt gegen Sonnenſtrahlen und Winde geſchützt. Er bewahrt daher beſtändig jene gleichmäßige, für das Gedeihen des Waldes ſo außerordentliche günſtige Friſche. Solche fehlt ſelbſt in Beſtandslöchern nicht, dank der hier zu Boden gelangenden größeren Niederſchlagsmenge und der ſeitlichen Beſchattung. Der Wechſel von Bäumen verſchiedener Höhe ver— hindert das Eindringen der austrocknenden Winde in das Beſtandsinnere. Man hört häufig den Einwurf, der ungleichaltrige Wald produziere nur aſtiges und daher geringwertiges Holz. In der Tat beſitzen hier die Bäume mehr und ſtärkere Aſte als im gleichaltrigen Beſtand, doch braucht ſolches nicht in übertriebenem Maße der Fall zu ſein. Alles hängt von der Art und Weiſe des Betriebes ab. Werden Jung- und Mittelwuchs in Gruppen und Horſten erzogen, jo laſſen ſich auch hier Längenwuchs uud Schaftreinheit fördern. Später folgt dann die allmähliche Freiſtellung und während der Verjüngung haben die wertvollſten Stämme im freien Stand einen ſehr be— deutenden Lichtungszuwachs. Indem aber in der Jugend das Wachstum zurückgehalten und im Alter begünſtigt wird, erhält man gleichringiges Holz von beſter Beſchaffenheit. In der ungleichaltrigen Miſchung kann jeder Holzart der ihrem Be— dürfnis entſprechende Platz angewieſen werden. Die Langſamerwachſende erhält einen Vorſprung im Alter; die ſich ſpäter Lichtſtellende wird mit einem Schattholz unterbaut; der Froſtempfindlichen gewährt man den Schutz des Altholzes ıc. Für das Hochgebirge kommt noch in Betracht, daß einzig der ungleich— altrige Beſtand und ſpeziell der Plenterwald fortwährend die nämliche Ver- faſſung behält und daher allein den größtmöglichen Schutz gegen Wildbach— verheerungen und Aberſchwemmungen, gegen Lawinen- und Rüfenbildung, gegen Stein- und Eisſchläge ꝛc. zu bieten vermag. Der Nachteil des ungleichaltrigen Waldes, daß er eine ſorgſamere Holzerei erfordert, ſoll nicht in Abrede geſtellt werden. Immerhin iſt nicht zu vergeſſen, daß wiederholte ſchwache Schläge ſtets unvergleichlich geringern Schaden am bleibenden Beſtand verurſachen, als ein einmaliger ſtarker Ausbieb. — 113 — Die angeführten wichtigſten Arten der Begründung gleichal- triger und ungleichaltriger Hochwaldbeſtände laſſen ſich in mannig— fachſter Weiſe miteinander verbinden. Wir erhalten damit eine Reihe weiterer Beſtandsformen, auf welche hier nicht eingetreten werden kann. § 79. Den ungleichaltrigen Hochwaldformen reiht ſich noch eine gemiſchte Betriebsart an, diejenige der beſtockten Weide oder Wytweide.“) Wegen ihrer hervorragenden forſtlichen Bedeutung für die Hochlagen der Alpen und des Jura iſt ſie wie der eigent— liche Wald dem Forſtgeſetz unterſtellt und möge deshalb auch hier kurz Berückſichtigung finden. Man verſteht unter obiger Bezeichnung Flächen, die gleichzeitig der Holz- und der Futter erzeugung dienen. Sie ſind bald mit einem lichten Holzbeſtand, bald mit größern oder kleinern Baumgruppen, wohl auch mit zer— ſtreuten Einzelſtämmen bewachſen, welche ſich unregelmäßig über das ganze Gebiet verteilen. Die von der Beſtockung offen ge— laſſenen, mit Raſen bekleideten Flächen werden als Weide benutzt. Das Verhältnis der vom Holzwuchs und vom Graswuchs in Anſpruch genommenen Fläche ſchwankt innerhalb weiter Grenzen: während am einen Ort die Beſtockung nur noch aus einzelnen Wettertannen oder aus Geſträuch von Erlen, Weichholz oder Dornen beſteht, nimmt fie am andern vielleicht 10 oder 0 der ganzen Weide ein. Je ſtärker der Beſatz mit Vieh, um ſo weniger vermag die Verjüngung aufzukommen und um jo mehr geht, beſonders in rauhen Hochlagen, der Holzwuchs zurück. Die wichtigſte Holzart der Wytweiden iſt die Fichte, weil ſie ſich am wirkſamſten des Weideviehes zu erwehren vermag. Auch die Buche nimmt, nicht zu arg verbiſſen, mit der Zeit eine ähnliche ſtumpf⸗kegelförmige Geſtalt an, wogegen Tanne, Kiefer und die meiſten Laubhölzer bald verkrüppeln und deshalb nur bei ſchwächerem Viehbeſatz ſich zu verjüngen im Stande find. Ahnlich verhalten ) Die Bezeichnung Wytweide oder Weitweide, im Jura und einem großen Teil des Gebietes zwiſchen Alpen und Jura ſchon ſeit dem 14. Jahr— hundert üblich, leitet ſich her von der offenen „Weite“, welche auf ſolchen Weiden die Beſtockung unterbricht. — Der erſt in neuerer Zeit aufgekommene Ausdruck „Weidwald“ iſt weder geſchmackpoll, noch zutreffend, da es ſich um Weide und nicht um Wald handelt. 8 er n * una En 44 ſich die Lärche und die Arve, welche ſtellenweiſe in den Alpen ebenfalls auf den Weiden auftreten. Der Holzbeſtand der beſtockten Weiden iſt ſtets ein ungleich— altriger; die Nutzung erfolgt durch Plenterung. Dabei liegt das Eigenartige darin, daß die Beſtockung mit der Zeit ihren Platz wechſelt: ſie wandert. Wo Holz zum Abtrieb gelangt, entſteht auf dem durch Nadelabfall gedüngten Boden neue kräftige Weide, während anderwärts auf offener Fläche Jungwuchs anfliegt, der für den Abgang Erſatz bietet. Von höchſter Wichtigkeit ſind die Wytweiden namentlich dort, wo ſie in der Nähe der oberſten Waldgrenze liegen und ihre Beſtockung die äußerſten Vorpoſten der Baumvegetation bildet. Verſchwindet hier deren wohltätiger Schutz gegen die rauhen Winde, ſo nimmt nicht nur der Ertrag der Weide ab, ſondern es weicht auch der unterhalb angrenzende geſchloſſene Wald zurück. | Zur Verminderung der Beſtockung trägt bejonders eine zu ſtarke Beſtoßung (Beſetzung) der Weide bei. Je nach der Höhenlage und der Fruchtbarkeit des Bodens bedarf es per Kuhrecht einer Fläche von etwa 1—3 ha offene Weide, wenn das Vieh nicht wegen Mangels an Gras ein Aufkommen von Jungwuchs verhindern ſoll. Ziegen machen meiſt überhaupt jede Verjüngung unmöglich. — Ghnlich wirkt eine den Zuwachs überſteigende Holznutzung, ſowie ein nicht ſach⸗ gemäßer Bezug der letzteren. Für ausgedehntere Wytweidegebiete kann deshalb ein Wirtſchaftsplan nicht entbehrt werden. — Endlich erleidet öfters die Beſtockung der Weiden eine ſchwere Beeinträchtigung durch das Ausreuten von JFungwuchs (Schwendten). Solches iſt ohne forſtamtliche Bewilligung durchaus unſtatthaft. Wo ſich abſoluter Weideboden vor— findet (ſog. Läger, Stafel), ſollen dieſe ausgemarcht werden und es ſteht dann innerhalb dieſer Grenzen dem Beſitzer frei, jeglichen Baumwuchs zu ver— hindern. Andrerſeits ſind aber auch die zu erhaltenden Waldpartien und der zur Bewaldung beſtimmte abſolute Waldboden auszumarchen und vor dem Weidgang zu ſchützen. Was nicht als abſoluter Weide- oder als abſoluter Waldboden bezeichnet iſt, bleibt Wytweide, auf der die gruppen— weiſe Beſtockung unvermindert zu erhalten iſt. Die verſuchsweiſe vorgenommene Ausſcheidung von Wald und Weide, alſo von zwei, ſtatt von drei verſchiedenen Kulturarten, hat im Gebirge durchwegs zu Mißerfolgen, z. T. zu ſchweren Abelſtänden geführt und ſoll deshalb hier unbedingt unterbleiben. $ 80. Auch im Niederwald kommen gleichaltrige und ungleich— altrige Beſtandsformen vor. — 115 — Der gleichaltrige Niederwald, in dem jeweilen die ganze Schlagfläche auf einmal kahl gelegt und verjüngt wird, iſt weitaus der verbreitetſte. Beim zweihiebigen Niederwald gelangen nach Verlauf der halben Umtriebszeit nur die ſtärkern Loden zur Nutzung. Die übergehaltenen werden nach einer weitern halben Umtriebs— zeit geſchlagen, alsdann aber die zuwachskräftigern der ſeit dem letzten Hieb entſtandenen geſchont. In gleicher Weiſe iſt auch ein dreihiebiger Betrieb möglich, wenn die Nutzung unter dreien Malen während eines UAmtriebes erfolgt. Der gefemelte Niederwald ergibt ſich, wenn der Schlag alle 2 oder 3 Jahre auf die nämliche Fläche zurückkehrt, jedes Mal aber nur einen entſprechend kleinen Teil des Vorrats trifft. Der gleichaltrige Niederwald iſt für die Erhaltung der Bodenkraft um jo ungünſtiger, je kürzer die Umtriebszeit, je öfters alſo die Fläche vollſtändig entblößt wird. Geſchieht dies nur alle 25—30 Jahre, ſo kann von Natur fruchtbarer Boden ſich immerhin in gutem Zuſtande erhalten, da der Schlag nicht lange unbedeckt bleibt. Auf geringen, trockenen Böden, an ſteilen Hängen, in hohen oder ſonſt rauhen Lagen verdienen der mehrhiebige und ganz beſonders der gefemelte Niederwald unbedingt den Vorzug. Solche ungleichaltrige Beſtandsformen bewahren beſſer die Boden— friſche, verhindern Abſchwemmungen, leiden weniger von Fröſten und ſchlagen viel beſſer aus. Bei gleicher Pflege iſt deshalb ihre Beſtockung vollkommener und ihr Zuwachs größer. Auch eignen ſie ſich zur Erzeugung wertvoller Nutzholzſtangen. Wo, wie in Auwaldungen, ein reiches Maß von Bodenfeuchtigkeit vorhanden oder ſonſt der Standort von ganz guter Beſchaffenheit iſt, mag immerhin der einhiebige Niederwald am Platze ſein. Im warmen Teſſin gibt man, ſicher mit Recht, dem zweihiebigen Nieder- wald den Vorzug. An den trockenen, ſteinigen Hängen des Alnterwallis, im benachbarten Teil des Kantons Waadt, ſowie an den heißen Südlehnen des Juras im Kanton Neuenburg findet von alters her im Niederwald der Femelbetrieb Anwendung. Trotzdem die Waldbehandlung nicht immer eine pflegliche, iſt die Beſtockung verhältnismäßig ſehr befriedigend, um ſo beſſer, je öfters der Hieb wiederkehrt. Wo nur einzelne Loden eines Stockes weggenommen werden, bilden ſich unzählige Ausſchläge. Sie bleiben aber klein, bis alle ältern abgetrieben ſind. Dann gehen ſie raſch in die Höhe. ne Fa Pi r ͤ ͤ ei rere, r e r 1 2 2 e che‘ % Be 1 vs x i — * B — 16 — Ganz beſonders jagt dieſe Behandlung der Buche zu. Sie legt hier eine Ausſchlagsfähigkeit an den Tag, wie nie bei kahlem Abtrieb und ihre volle Beſchattung trägt wohl die Hauptſache zum günſtigen Wachstum jener Waldungen bei. Dazu kommt ein ſehr wirkſamer Schutz gegen Fröſte, der geſtattet, im Anterwallis wie im Teſſin noch bei 1500 m Meereshöhe Niederwaldwirt— ſchaft zu treiben, wenn auch in jenen Lagen zweifelsohne der Hochwald beſſer am Platze wäre. Aus dem Geſagten ergibt ſich, daß die mehrhiebigen Niederwaldformen namentlich auf ungünſtigen Standorten am Platze ſind, aber auch auf gutem Boden den größten Ertrag abwerfen würden. Im Mittelwald iſt die Alngleichaltrigfeit durch das Vor— handenſein von Ober- und Anterholzbeſtand gegeben. Da bei jedem Hieb des Anterholzes neue Oberſtänder übergehalten werden, ſo wird die Zahl der Altersſtufen um ſo größer, je kürzer der Amtrieb des Unterholzes und je länger derjenige des Oberholzes. Die Bodenkraft wird im Mittelwald um ſo vollkommener erhalten, nicht nur je reicher er an Oberholz, ſondern namentlich auch je höher die Amtriebszeit des Unterholzes iſt. Die künſtliche Beilandsgründung. 88 Die künſtliche Begründung eines Beſtandes erfolgt durch Saat oder Pflanzung. — Beide Verfahren beſitzen je nach den ge— gebenen Verhältniſſen ihre Vor- und Nachteile. Die Saat wird vorzuziehen ſein: 1. bei günſtigem Standort und namentlich auf unkrautfreiem Boden, wo ſie bei geringern Koſten doch ſichern Erfolg verſpricht; 2. auf ſehr ſteinigem Boden, wo das Anfertigen von Pflanz— löchern Schwierigkeiten bietet; 3. zur künſtlichen Verjüngung unter Schirmſtand; 4. für Holzarten, welche, wie z. B. die Eiche, Kaſtanie ıc., ſich ihrer langen Wurzeln wegen nicht leicht verpflanzen laſſen. Die Saat bietet den großen Vorteil, daß man viel mehr Pflanzen als nötig erhält und ſomit alle ſchlecht veranlagten, gering— wüchſigen ausmerzen kann. Dagegen iſt die Pflanzung einzig am Platze: 1. auf verunkrautetem Boden, auf Standorten, welche zeit— weiſe von Trockenheit oder von Näſſe zu leiden haben, in rauhen, ſtark den Barfröſten ausgeſetzten Hochlagen, an ſteilen Hängen ıc.; 2. zur Nachbeſſerung von Kulturen oder zur Ausbeſſerung natürlicher Verjüngungen. Die Pflanzung gewährt einen Zuwachsvorſprung, der an— nähernd dem Alter der verwendeten Pflanzen gleichkommt. Auch hat man es beſſer in der Hand, eine gewünſchte Beſtockungsdichte zu erzielen. Infolgedeſſen leiden gepflanzte Beſtände weniger von Schneedruck, als aus zu dichter Saat hervorgegangene. Bei der Wahl der Kulturmethode wird ſtets in erſter Linie möglichſte Sicherheit des Erfolges anzuſtreben ſein. Wo aber dieſe auch von der Saat zu gewärtigen, hat es keinen Sinn, wegen des geringfügigen Zuwachs— vorſprunges oder aus bloßer Vorliebe für die Pflanzung, dieſer den Vorzug zu geben. Selbſt im Hochgebirge kann unter Amſtänden an Orten, wo Barfröſte nicht ſehr zu befürchten, die Saat empfohlen werden, indem gegen die oberſte Baumgrenze zu Gras und Unkraut ſelten mehr üppig wuchern. Auch wenn der Erfolg nur ein teilweiſer, ſo iſt in jenen Lagen die Saat wegen ihrer im Vergleich zur Pflanzung verſchwindend kleinen Koſten unter Umſtänden noch am Platz. Die Saat. $ 82. Die erſte Bedingung für das Gelingen der Saat iſt eine gute Qualität des Saatgutes. Am ratſamſten wäre es, den Samen ſtets ſelbſt zu ſammeln. Die Bäume vererben nämlich vielfach gute und ſchlechte Eigenſchaften. Von kräftig entwickelten, frei— kronigen, völlig mannbaren und geſunden Stämmen darf man am eheſten auch wieder gutwüchſige Nachkommen erwarten. Heut— zutage wird jedoch der meiſte Same aus dem Handel bezogen, in welchem Fall es ſchwierig iſt, über deſſen Herkunft Sicheres zu erfahren. Soweit irgend möglich, ſollte für Berggegenden Same, der aus ſolchen ſtammt und für das Hügel- und Flachland Same aus tiefern Lagen verwendet werden. Aus dem erſtern erwachſen nämlich widerſtandsfähige und harte, doch nur langſam ſich ent— wickelnde Pflanzen und ſolche von entgegengeſetzten Eigenſchaften aus dem letztern. Die ſchweren Laubholzſamen, wie Eicheln und Bucheln, ſo— dann die ganz leichten, wie Erlen-Birken-, Almenſamen ꝛc., und I den Weißtannſamen ſammle man immer ſelbſt, da ſie ihre Keim— fähigkeit raſch verlieren. Inſofern man den Samen ſelbſt gewinnt, wird man ihn erſt gehörig ausreifen laſſen. Bei denjenigen Arten, welche nicht ſofort abfliegen, trägt das Nachreifen am Baum weſentlich zur Erhöhung der Keimfähigkeit bei. Die zuerſt und zuletzt abfallenden Früchte ſind häufig taub. Das Sammeln der Nadelholzzapfen und des leichten Laubholzſamens muß durch Beſteigen der Bäume geſchehen. Eicheln, Bucheln ꝛc. können vom Boden aufgeleſen oder auf Tücher abgeſchüttelt werden. Mit bezug auf die einzelnen Samenarten ſei folgendes bemerkt: Fichtenzapfen werden im Winter gebrochen. Die Samenkörner ſind 4—5 mm lang, länglich-eiförmig, kaffeebraun und gehen (entflügelt) zu 130,000 — 150,000 Stück auf 1 kg. Die Zapfen der Tanne reifen gegen Ende September und fallen, beſonders nach Fröſten, ſchon innert 14 Tagen auseinander. Die Samen, 8—10 mm lang, von faſt dreifantiger Form und glänzend hellbrauner Farbe, enthalten reichlich Terpentinöbl. 1 kg hat 20,000 — 24,000 entflügelte Körner. Die Zapfen der gemeinen Kiefer können im Winter geſammelt werden. Die Samen, 3—5 mm lang, find entweder grauſchwarz bis dunfel- braun oder hellgelb. Auf 1 kg rechnet man 150,000 - 170,000 Körner. Bergkiefern⸗ und Schwarzkiefern-Zapfen werden ebenfalls im Winter gepflückt, Weymuthskiefern-Zapfen hingegen früher, da der Same bald nach der Reife abfliegt. Die Nüßchen der Arve fallen bis zum Frühjahr mitſamt den Zapfenſchuppen ab. Die Samen der Bergkiefer ſind denjenigen der gemeinen Kiefer ſehr ähnlich, nur unbedeutend kleiner. Auch die der Schwarzkiefer beſitzen die nämliche Form, find aber 5—6 mm lang, matt, gelblich-grau. 1 kg enthält 48,000 - 55,000 Körner. Die Weymuthskiefer hat 5—7 mm lange, eiförmige, dunkelbraune, ſchwärzlich geſprenkelte Samenkörner. Davon gehen auf 1 kg 55,000 65,000 Stück. Von den 8—12 mm langen, rotbraunen, hartſchaligen Arvnüßchen enthält 1 kg nur 4000 — 5000 Stück. Lärchenzapfen können vom Spätherbſt bis zum Frühjahr geſammelt werden. Sie laſſen die Samen ſchwer abfliegen. Die 4—5 mm langen, unregelmäßig⸗-eiförmigen Körner find gelblich- braun. Das Gewicht entſpricht ungefähr demjenigen des Fichtenſamens. Die Eicheln werden im Spätherbſt, wenn fie am ſtärkſten abfallen, aufgeleſen. Friſch laſſen ſich die Stieleicheln an ſcharfen, grünlich-braunen Längslinien erkennen, die beim Austrocknen verſchwinden. 1 hl Stieleicheln wiegt 65—75 kg à 250—300 Stück, 1 hl Traubeneicheln 60—70 kg à 300—400 Stück. Bucheln werden in gleicher Weiſe und zur nämlichen Zeit gewonnen. 1 hl wiegt 40—50 kg à 4000-4500 Bucheln. Ahorn-, Eſchen⸗- und Hagebuchen-Samen pflückt man nach dem Abfall der Blätter im Spätherbſt. Von den beiden erſteren gehen geflügelt 11,000— 14,000 Stück, von letzterem entflügelt zirka 30,000 Nüßchen auf 1 kg. ui x 5 > r* ’ * Aus BZ Re nr Br ar Pe 2 . - ea 2 1 N ba A 3 4 * 1 4 * * . * rt « — nns — 119 — Almenfamen wiſcht man nach dem Abfall im Juni am Boden zuſammen. 1 kg enthält 100,000 140,000 Körner. Die Bir kenzäpfchen müſſen im Auguſt oder September, wie ſie ſich braun färben, geſammelt werden, da diejenigen, deren Same keimfähig, bald nachher auseinanderfallen. Noch im Winter an den Bäumen ſitzende Zäpfchen enthalten meiſt taube Körner. 1 kg Birkenſamen zählt 1,600,000 — 1,900,000 Körner. Erlenzäpfchen pflückt man im November, ſobald ſie braun geworden ſind und bewahrt ſie an einem trockenen Orte auf, wo ſie ſich öffnen und der Same ausfällt. Auf 1 kg gehen 600,000 - 700,000 Körner. Die reifen Nadelholzzapfen entlaſſen den Samen, wenn man ſie der Sonne ausſetzt, oder in geheizten Räumen, jog. Samendarren, auf Hürden ausklengt. Vor Verwendung des Samens werden gewöhnlich die Flügel entfernt, was bei Fichten-, Kiefern- und Hagebuchenſamen leicht durch Reiben zwiſchen den Händen geſchieht. Die Flügel des Weißtannen- und Lärchenſamens hingegen müſſen abgebrochen werden, indem man ihn in halbgefüllten, leinenen Säcken mit leichten Dreſchflegeln ſchlägt. Man läßt ſodann den Samen eine Getreideputzmaſchine („Rönnle“) paſſieren, um die Körner tunlichſt von den Flügeln und andern Vnreinigkeiten zu jondern. 8 83. Mit Bezug auf die Aufbewahrung des Samens hat man ſich zu merken, daß Feuchtigkeit, Luft und Wärme unerläßliche Bedingungen für die Keimung ſind. Man wird ſomit die Ein— flüſſe fernhalten, welche die Keimung unzeitig wecken könnten. Zu— gleich muß aber auch ein zu ſtarkes Austrocknen vermieden werden, indem darunter die Keimkraft leidet. Selbſtverſtändlich iſt der Same überdies vor den Nachſtellungen von Tieren, z. B. der Mäuſe, zu ſchützen. Eicheln und Bucheln ſind vornehmlich vor Feuchtigkeit, die Schimmel— bildung hervorruft, ſowie vor zu großer Kälte und vor vollſtändigem Aus— dorren zu ſichern. Man erreicht dies, indem man ſie, mit trockenem Laub oder Sand vermiſcht, an einem luftigen, trockenen Ort aufbewahrt. Kleinere Samen breitet man in Speichern oder ungeheizten, aber gut gelüfteten Zimmern in ſchwachen Schichten aus und wendet fie, beſonders im Anfang, fleißig um. Das Aufbewahren in Säcken ſollte möglichſt vermieden werden, weil ſich der Same, namentlich ſolange er noch nicht vollſtändig abgetrocknet iſt, leicht erhitzt und verdirbt. Same in Zäpfen, die nicht auseinanderfallen, erhält am beſten in dieſen ſeine Keimkraft. Es darf verwendet werden: Fichten⸗, Kiefern⸗, Lärchen⸗, Arven⸗, Ahorn⸗, Eſchen⸗, Linden⸗, Hage— buchenſame höchſtens zweijährig; Eicheln, Bucheckern, Erlen⸗- und Weißtannſame höchſtens halbjährig; Almen- und Birkenſame nur ſofort nach der Ernte. — § 84. Es iſt notwendig die Güte des Samens zu kennen, nicht nur weil ſich nach dieſer deſſen Wert richtet, ſondern auch zur Be— ſtimmung der für die Saat nötigen Samenmenge. Bei größern und mittelgroßen Samenarten läßt ſich die Qualität mehr oder weniger ſchon nach deren Ausſehen beurteilen. Je größer und ſchwerer die Samenkörner, um ſo erwünſchter iſt ſolches, da aus dieſen auch wieder die kräftigſten Keimlinge entſtehen. Im fernern ſoll der Kern friſch ſein und die Schale vollſtändig aus— füllen. Man konſtatiert dies durch die ſogenannte Schnittprobe. Eicheln, Bucheln, Kaſtanien ſollen einen weißen, geſunden Kern be— ſitzen. Bei der Eſche ift er in keimfähigem Zuſtande wachsartig, von blau⸗ weißer Farbe, beim Ahorn ſchön grün und ſaftig. Guter Weißtannſame hat einen weißen Kern mit grünem Keim und beſitzt ſtarken Terpentingeruch. Auch die übrigen Nadelholzſamen haben einen weißen, beim Zerquetſchen auf einem Papier einen öligen Fleck zurücklaſſenden Kern. Im übrigen iſt nicht gejagt, daß alle geſund ſcheinenden Samenkörner auch wirklich feim- fähig ſeien. Zu größerer Sicherheit wendet man daher noch Keimproben an. Bei den Keimproben werden 100, 200 oder auch mehr Körner möglichſt raſch zum Keimen gebracht und ſodann die auf— gegangenen gezählt. Es kann dies geſchehen durch die Lappen— probe, wobei man den Samen, in das Ende eines weißen Flanell— ſtreifens eingeſchlagen, auf einen flachen Teller legt. Durch Ein— tauchen des andern Endes des wollenen Lappens in ein mit Waſſer gefülltes Gefäß wird dieſer beſtändig gleichmäßig feucht gehalten. Im warmen Zimmer keimt ſo behandelter Same ſchon nach 8—10 Tagen. Am raſcheſten erfolgt die Keimung, wenn man das Ende, in welches der Same eingewickelt, mit einer Stecknadel zuſammenheftet und den Streifen mit dem andern Ende in eine mit Waſſer gefüllte Flaſche hängt. Bei der Topf- oder Scherbenprobe werden die abge— zählten Körner in einen Topf voll guter Erde geſäet. Hält man dieſen an der Wärme und ſorgt für fortwährende Feuchtigkeit, ſo läßt ſich der Same auch in ſolcher Weiſe zum Keimen bringen, doch nicht in ſo kurzer Zeit. Endlich kann man den Samen zur Prüfung an die eidgenöſſiſche Samenunterſuchungsanſtalt in Zürich, Oberſtraß, einſenden). Faſt alle Samenhandlungen, auch die ausländiſchen, garantieren nämlich ein ) Käufer der franzöſiſchen Schweiz ſenden ihre Proben an die eid— genöſſiſche Samenunterſuchungsanſtalt in Lauſanne. Mont Calme. — 121 — gewiſſes Keimungsprozent und räumen dem Käufer bei Abnahme von mindeſt 5 kg einer Sorte das Recht ein, durch genannte Anſtalt ein Muſter koſtenfrei unterſuchen zu laſſen. Dasſelbe, von mindeſtens 50 gr bei kleinen Samen, 100 gr bei Nadelholzſamen und 250 gr bei großen Samen, iſt der von Grund auf durcheinander gemiſchten Ware in Gegenwart zweier unparteiiſchen Zeugen zu entnehmen, zu verpacken und mit dem Siegel des einen Zeugen zu verſiegeln. Das Muſter muß ſpäteſtens ſieben Tage nach Empfang der Ware frankiert zur Anterſuchung eingejandt werden. Ihm iſt der vom Verkäufer auszufolgende „Ausweisſchein“, nach Unterzeichnung desſelben durch den Käufer und die beiden Zeugen, beizugeben. Die Mitteilung des vorläufigen Anterſuchungsergebniſſes erfolgt in der Regel innert 24 Stunden, die des definitiven ſpäter. Stellt ſich heraus, daß der Same nicht der geleiſteten Garantie entſpricht, ſo iſt die Samenhandlung verpflichtet, für den Minderwert entſprechende Entſchädigung zu leiſten. (Vergl. die bezügliche Verordnung des ſchweizeriſchen Landwirtſchafts— departements, vom 20. März 1901.) Man bezeichnet den Samen als von guter Beſchaffenheit, wenn deſſen Keimprozent beträgt: 70 und mehr o für Kiefern, Fichte, Buche, Eichen, Hagenbuche, Eſche; 50—60 %% für Tanne, Arve, Kaſtanie, Ahorn, Robinie, Linde; 30 —40 %% für Lärche, Schwarzerle, Ulme; 20—30 „% für Weißerle und Birke. Je beſſer die Qualität des Samens, um ſo raſcher und gleichmäßiger tritt die Keimung ein. Bei Saaten im Freien iſt natürlich das Ergebnis ein viel geringeres; 100 im Waldgarten mit aller Sorgfalt geſäete Körner ergaben bei der Stieleiche 50—60 Pflanzen, bei Fichte und Buche 12—14, bei Kiefer, Tanne und Bergahorn 7—10, bei der Lärche 5—7 Pflanzen. § 85. Damit der Same die zu ſeinem Keimen geeigneten Bedingungen vorfinde, bedarf es einer entſprechenden Zubereitung des Bodens. Dieſe erfolgt in verſchiedener Weiſe je nach der Saatmethode, welche zur Anwendung kommen ſoll. Man unterſcheidet diesfalls: 1. Die Vollſaat, wenn der Same gleichmäßig über die ganze Fläche ausgebreitet wird. 2. Die Streifenſaat, bei welcher nur 30—60 cm breite, parallellaufende Streifen beſäet werden. Beträgt die Breite der Streifen 10—15 cm, jo ſpricht man von Rillenſaat, wenn ſie noch ſchmäler, von Rinnenſaat. 3. Bei der Plätze- oder Plattenſaat werden nur einzelne kleinere oder größere Plätze (von 30—60 em im Quadrat) beſäet, welche man in Abſtänden von 75— 150 cm von einander anlegt. RI NE Pa SERIE e a u a 1 Nm e } n N a — e A 4. Bei der Löcher- oder Steckſaat kommen die Samen— körner einzeln oder doch in geringer Zahl in hierfür angefertigte Löcher. Die Vollſaat iſt, außer etwa zur Ergänzung der natürlichen Ver— jüngung in Schirmſchlägen, wenig gebräuchlich. Sie verurſacht wegen der dafür notwendigen vollſtändigen Bearbeitung des Bodens und der erforder— lichen großen Samenmenge verhältnismäßig bedeutende Koſten. Noch am eheſten eignet ſie ſich für unkrautfreien, bis dahin landwirtſchaftlich benutzten Boden. Mitunter wird ſie in Verbindung mit einer Fruchtſaat ausgeführt, doch kann ſolches im allgemeinen nicht empfohlen werden. Die Streifenſaat läßt ſich ebenfalls in Schirmſchlägen und fait überall im Freien anwenden, ſelbſt wo Schaden durch Unkräuter droht. Sie verlangt weniger Bodenbearbeitung und eine geringere Samenmenge als die Vollſaat. Rillen- und Rinnenſaat haben beinahe nur für Saatſchulen Be— deutung. Im Freien leiden bei dieſen Verfahren die jungen Pflanzen zu ſehr von Verſandung und Graswuchs. Die Plätzeſaat findet bei der künſtlichen Beſtandsgründung am häufigſten Anwendung und dies mit Recht. Sie erheiſcht wenig Arbeit und wenig Samen. Man hat es dabei in der Hand, die geeignetſten Boden— ſtellen auszuwählen und bereits vorhandenen Naturanflug entſprechend zu Rate zu ziehen. Dagegen taugt ſie nicht für zeitweiſe naſſen Boden, da das Regenwaſſer ſich gern auf den Platten ſammelt. Die Steckſaat oder Löcherſaat koſtet am wenigſten, indem ſie nur geringe oder gar keine Bodenbearbeitung und wenig Samen erfordert. Dagegen mißlingt ſie leicht. Mit Vorteil macht man von ihr nur auf unkrautfreiem oder ſchwach benarbtem Boden und für große, ſtark dem Mäuſefraß aus- geſetzte Samen (Eicheln, Walnüſſe, Arvnüßchen ꝛc.) Gebrauch. § 86. Die Bearbeitung des Bodens übt in mehrfacher Hin- ſicht einen wohltätigen Einfluß aus. Sie wirkt günſtig durch Er— leichterung der Wurzelverbreitung, durch Mengung der verſchiedenen Bodenſchichten, durch Ermöglichung eines leichtern Eindringens von Luft, Wärme und Feuchtigkeit, durch Verminderung der Ver— dunſtung, durch Beſeitigung der Unkräuter ꝛc. Für die Vollſaat bedarf es, wenn der Boden locker und nur mit Laub und Moss bedeckt oder mit einer leichten Grasnarbe bekleidet iſt, keiner eigentlichen Bearbeitung. Es genügt, den Aber— zug bei Seite zu ziehen und unter Umſtänden die Bodenoberfläche mit einem eiſernen Rechen etwas aufzukratzen. Iſt dagegen das Terrain dicht und hart, ſo muß eine gründliche Bearbeitung ſtatt— finden. Man benutzt dazu meiſt die Haue oder den zweizinkigen Karſt, ſeltener Pflug und Egge. — 13 — Auf großen, ebenen Flächen leiftet zu einer oberflächlichen Verwundung des Bodens die Gliederegge gute Dienſte. Zu einer tiefergehenden Bearbeitung werden, wenn keine großen Steine oder ſtarken Wurzeln vorkommen, Pflüge verſchiedener Konſtruktion verwendet. Bei uns dürfte ſich zur Benutzung ſolcher nicht häufig Anlaß bieten. Auch bei der Streifenſaat iſt, je nach dem Zuſtande des Bodens, bald nur ein Bloßlegen desſelben, bald eine Bearbeitung notwendig. Eine tote Bodendecke wird abgeräumt, ein Gberzug von Ankräutern abgeſchält, doch ohne die fruchtbare Erde zu ent— fernen. Hernach wird der Streifen mit der Haue, dem Karſt oder dem Pickel genügend tief aufgehackt. Zum Schutz vor dem Aln- kraut macht man die Streifen um ſo breiter, je beſſer der Boden. An Abhängen werden fie mit Rückſicht auf die Gefahr der Ab— ſchwemmung horizontal angelegt, doch nicht über 5—6 m lang gemacht und von 1¼— 2 m breiten Lücken unterbrochen. Die ſeitliche Ent— fernung der Streifen von einander beträgt gewöhnlich 1—1 m. Zur Bodenbearbeitung für die Plätzeſaat wird in ähnlicher Weiſe verfahren. Bei der Steckſaat lockert man die Erde mit der Haue nur ſoweit, als zur Unterbringung einiger Samenkörner notwendig iſt. Bei nicht verhärtetem Boden genügt es, mit einem ſchief in die Erde geſtoßenen Steckholz oder einem ähnlichen Werkzeug ein Loch herzuſtellen. In hohen Gebirgslagen, wo Barfröſte zu befürchten, ſucht man dafür nicht etwa eine kahle, ſondern im Gegenteil eine beraſte Bodenſtelle aus. Bei den drei zuerſt angeführten Saatmethoden iſt bald eine leichtere, bald eine gründlichere Bodenbearbeitung notwendig, je nach der Beſchaffenheit des betreffenden Terrains. Lockerer, leichter Sand- oder Kalkboden verliert raſch ſeinen Feuchtigkeits- und Humusgehalt. Er darf daher in ſonnigen Lagen nicht tief umgegraben und namentlich nicht von der Streudecke entblößt werden. Umgekehrt wird in ſchweren, bindigen Lehm- und Tonböden die Lockerung um jo wohltätiger wirken, je tiefergehend (20—30 cm) und vollſtändiger ſie erfolgt. Sie ſoll auch mindeſtens einige Monate vor der Saat, am beſten aber im Jahre vorher ausgeführt werden, damit der in groben Schollen um— gehackte Boden während des Winters dem Froſt ausgeſetzt bleibe. In ſehr ſteinigem Terrain, wie z. B. an Schutthalden, kann es ſich ge— wöhnlich nur um Herſtellung eines Loches oder einer kleinen Platte handeln. Es werden in dieſem Falle die herausgegrabenen Steine auf der Unterſeite in flacher Böſchung hingelegt. Reicht die im Loch zurückbleibende Erde nicht aus, ſo läßt man ſolche in Körben herbeitragen. Für Anterſaaten von Tannen in älteren Beſtänden empfiehlt es ſich, den Mineralboden obenauf zu bringen und die Platten oder Streifen etwas erhöht anzulegen, die Bodenbearbeitung aber unbedingt ſchon im Vorjahre EN ER - I e, Eon * et { 4 13 7 a N 2 rg RE 1 vorzunehmen. Dadurch wird die in der oberſten Erdſchicht oft vorhandene freie Humusſäure unſchädlich gemacht. Noch gründlicher beſeitigt man dieſen wich⸗ tigſten Grund des häufigen Mißlingens von Anterjaaten durch Düngung mit Kalk. An ſehr ſteilen, kahlen Rutſchhängen kommt man mitunter in den Fall, den Boden zunächſt mittelſt einer Grasſaat zu binden. Dieſe wird vor— bereitet durch Anlage von 10—12 cm breiten, wagrechten Streifen in Ab— ſtänden von zirka 1m. Zur Saat verwendet man per 100 Laufmeter Streifen annähernd 280 gr Gras- und 1120 gr Eſparſetteſamen in Wiſchung. § 87. Bei der Vollſaat wird der Same breitwürfig ausgeſtreut. Streifen beſäet man neben dieſen hinſchreitend, feine Samen mit der Hand nahe der Erde (beſonders bei Wind) gleichmäßig aus— ſtreuend. Größere Samen werden in paſſenden Abſtänden eingelegt oder geſteckt. In ähnlicher Weiſe verfährt man bei der Plätze— jaat. Bei der Steckſaat läßt man von größern Früchten, wie Eicheln, Walnüſſen, Kaſtanien, ein oder mehrere Stücke in das Loch gleiten. Bei Bucheln, Arvennüßchen 2c. bedient man ſich, um ſie einzuführen, am beſten eines Kaffeelöffels. Die zu verwendende Samenmenge richtet ſich, abgeſehen von der Saatmethode, zunächſt nach der Qualität des Samens und dann nach der Gunſt oder Angunſt des Standortes. Je größer der zu gewärtigende Abgang, um ſo dichter wird man ſäen müſſen. Bei gutem und reinem Samen rechnet man nach Gayer bei ſonſt mittlern Verhältniſſen per ha folgende Mengen: Zur Zur | sur Zur | | Voll⸗ Streifen⸗ Plätze⸗ Steckſaat ſaat ſaat faat | hl hl hl hl | Sichen . 14 6—8 5—6 3—4 Buchen 666 3—4 2—4 1—2 | | kg kg kg kg | ohpuifaine . Irre 0 25 1520 1 Eſchenſammme 50 35 25—35 | Hagebuchenſame (entflügelt) 60 40 30—35 Erlenſamne fe 25 20 15 | | Almenſameme . 40 30 15—20 | Birlenſamnme 50 285-40 25-30 Tannenſame (entflügelt) | 70 50—60 30 | | Fichtenſame 2 45 12 7—10 | Kiefernſame — 8 588 4 Lärchenſame 2 20 15 10—15 Schwarzkiefernſame & Be 2 810 Ardenſa mee . 140 100 70 30 —40 | — 888. Die geeignetſte Zeit der Ausſaat iſt im allgemeinen die— jenige des natürlichen Samenabfalles, inſofern als dann der Same ſeine größte Keimfähigkeit beſitzt. Rückſichten mannigfacher Art zwingen jedoch zur Abweichung von dieſen Saatzeiten. Meiſt werden die im Nachſommer, Herbſt und Winter reifenden Samen— arten bis zum Frühjahr aufbewahrt. Dieſes iſt ſomit tatſächlich die wichtigſte Saatzeit. Sie bietet namentlich den Vorteil größerer Bodenfeuchtigkeit, inſofern die Saat rechtzeitig vorgenommen wird. In tiefern Lagen fällt fie gewöhnlich auf den Monat April, während ſie ſich im Hochgebirge mitunter bis zu Anfang Juni hinauszieht. Bei der Herbſtſaat iſt der Same in hohem Grade den Nach— ſtellungen durch verſchiedene Tiere ausgeſetzt und erleidet deshalb bis zum Frühjahr beträchtlichen Abgang. Ferner werden die Keimlinge infolge zeitigern Keimens mehr von Spätfröſten heim— geſucht. Nur die ſchon im Sommer reifenden Samenarten, wie die der Ulme, Pappel ꝛc., ſäet man ſtets am beſten ſofort nach der Reife; ſie keimen reichlicher und erſtarken bis zum Herbſt noch ge— nügend, um die Anbillen des Winters ohne Nachteil zu über— ſtehen. Unter Amftänden werden auch die über den Winter ſchwer aufzubewahrenden Eicheln, Bucheln, Kaſtanien und Tannenſamen ſchon im Herbſt geſäet. Für alle übrigen Samen gilt die Frühjahrs— ſaat als Regel. 8 89. Die Bedeckung des Samens richtet ſich nach der Größe der Samenkörner und der Beſchaffenheit des Bodens. Die ſchweren Baumfrüchte, wie Eicheln, Walnüſſe ꝛc. werden 3—5 cm tief, mittelgroße Laubholzſamen etwa 2 em tief und die kleinen Nadel— holzſamen kaum 1 em tief untergebracht, während man die ganz feinen Laubholzſamen, wie Birken, Erlen ꝛc. kaum deckt oder nur andrückt. Je leichter und je trockener der Boden, um ſo tiefer kann der Same eingebettet werden. Auf Sandboden darf man daher we— ſentlich ſtärker decken, als auf bindigem Lehm- oder feuchtem Ton— boden. — Im allgemeinen iſt eine nur mäßige Bedeckung einer ſtarken vorzuziehen. u Fo Sr C0000 | ET EN RER 2 — 3 er et. H n 17 N BE h 5 5 K 8 N 5 — 1 Bei der Vollſaat erfolgt die Bedeckung des Samens mittels des Rechens, der Egge oder der Strauchegge, für größere Samen durch Anterhacken. — Bei der Streifenſaat bedient man ſich ge— wöhnlich eines ſchmalen, hölzernen Rechens oder der Haue, während bei der Plätzeſaat das Anterbringen des Samens meiſt von Hand geſchieht. Die Natur ſtreut den Samen nur oben auf. Durch den Regen wird er feſtgeſchlagen und mit dem Boden verbunden, ſodaß er Feuchtigkeit aus dieſem erhält. Unter Amftänden deckt ihn noch das ſpäter abfallende dürre Laub ein. Der hauptſächlichſte Zweck des Bedeckens liegt in der Sicherung vor Tieren und der Erhaltung einer gleichmäßigen Feuchtigkeit. Luft und Wärme dagegen findet der Same an der Erdoberfläche beſſer als unter der— ſelben. Auch das Abhalten des Lichtes wirkt nicht günſtiger, ergibt doch z. B. Birkenſame, dem vollen Tageslicht ausgeſetzt, ein größeres Keimprozent als im Schatten. Schon aus dieſen Gründen muß man ſich hüten, den Samen tiefer, als gerade notwendig, unterzubringen. Dazu kommt noch, daß, wenn er zu tief eingebettet wird, der Keimling ſeine ganze Reſervenahrung auf- braucht, um nur bis an die Bodenoberfläche zu gelangen. Er hat dann ſeine Kraft erſchöpft, bevor er ſelbſtändig Nahrung aufzunehmen vermag. Weiteres über die Bedeckung des Samens in den Saatbeeten findet ſich in S 98. 8 90. Die Keimung des Samens erfolgt bald raſcher, bald langſamer, je nach der Samenart, der Friſche des Saatgutes und der Witterung. Bis zum Aufgehen oder Auflaufen der Saat dauert es unter mittlern Verhältniſſen: 1—2 Wochen bei den Pappeln; 2—3 Wochen bei der Robinie, Birke; 3—4 Wochen bei den Kiefern, der Lärche, der Ulme; 4—5 Wochen bei der Fichte, der Eiche und Buche; 4—6 Wochen bei der Tanne, den Ahornen und Erlen; 1 Jahr bei der Arve, der Eſche, Linde und Hagebuche. Gelangt der Same friſch und unausgetrocknet zur Saat, ſo keimt er ſtets viel raſcher. Arven- und Hagebuchennüßchen z. B. gehen in dieſem Falle teilweiſe ſchon im erſten Frühjahr auf. Umgekehrt braucht überwinterter Birkenſame 4—5 Wochen, alter Ahornſame, beſonders derjenige des Spitzahorns, ſogar ein Jahr zum Auflaufen. — Starkes Eindecken der Samen und kühle Witterung verzögern die Keimung. A! PTR * eee r 3 — 127 — Ein raſches und gleichmäßiges Aufgehen des Samens iſt auch inſofern wichtig, als die im Keimen begriffene Saat gegen äußere Einflüſſe ſehr empfindlich iſt. Namentlich kann während dieſer Zeit kaltes, anhaltend reg— neriſches oder beſonders trockenes Wetter ein vollſtändiges Fehlſchlagen zur Folge haben. Eine Bodendecke von Laub oder Moos mildert dieſe nach— teiligen Einflüſſe. Die Keimung kann dadurch gefördert werden, daß man den Samen während 24 Stunden in Waſſer einweicht. Ein längeres Einlegen iſt zwecklos. Vor dem Ausſäen läßt man den Samen leicht abtrocknen. Nie ſoll mehr Same eingeweicht werden, als man am folgenden Tag verwenden kann. Bei guter Beſchaffen— heit des Samens bedarf er einer ſolchen Vorbereitung nicht. Das Ankeimen des Samens vor der Ausſaat durch Einlegen in feucht gehaltene Sägeſpäne oder Sand kann nicht empfohlen werden, da es meiſt nur gute Reſultate liefert, wenn auf die Saat trübe Witterung folgt. Großen Vorteil bietet dagegen das Präparieren der Samen mit Mennige zum Schutz gegen Vögel und Mäuſe. Dieſes Mittel, ebenſo einfach als billig und von beſter Wirkung, ſollte für Nadel— holzſamen, Eicheln, Bucheln ꝛc. unter gewöhnlichen Verhältniſſen immer zur Anwendung kommen. Man verfährt dabei in folgender Weiſe: Der zu behandelnde Same wird in einem Zuber ſo ſtark befeuchtet, daß zwar jedes Korn naß wird, auf dem Boden des Gefäßes ſich aber kein Waſſer anſammelt. Wäre dies der Fall, ſo wird es abgegoſſen. Hierauf überſtreut man den Samen mit Mennig— pulver und ſetzt, unter beſtändigem Umrühren, von letzterem ſolange zu, bis jedes Korn ſich mit einem roten Aberzug bedeckt hat. Hernach wird der Same an der Sonne oder in einem geheizten Zimmer vollſtändig getrocknet, wobei der rote Überzug jo erhärtet, daß er ſelbſt nach jahrelangem Liegen im Boden nicht verſchwindet. Säet man dagegen den Samen, bevor der Mennig ganz trocken iſt, ſo wird er leicht wieder abgewaſchen. — Der Bedarf an Mennige beträgt bei kleinem Samen / bis ½“ des Samengewichtes, bei großen entſprechend weniger. Mennigpulver, eine giftige Bleiverbindung von gelblich-roter Farbe, koſtet im Handel Fr. 1.10 —1.20 per Kg. § 91. Die Pflege der Saaten beſchränkt ſich in der Regel auf die Beſeitigung des Ankrautes, wo ſolches den jungen Pflanzen gefährlich zu werden droht. Eine Hauptſache iſt dabei, daß deſſen Entfernung rechtzeitig erfolge. Gras und krautartige Gewächſe, welche rings um die Saatſtellen erſcheinen, können auch nur nieder— getreten werden. a Frhr Die jungen Keimpflanzen gleichen in ihrem Ausſehen älteren Exemplaren derſelben Holzart oft nur ſehr wenig. Es mögen daher hier einige Unterſcheidungsmerkmale folgen: Die Tanne kennzeichnen namentlich die zwei weißen Linien, welche die 4—6 Samenlappen auf der Oberſeite tragen. Der Keimling der Fichte beſitzt 6—9 (meiſt 7—8) hellgrüne Samenlappen und ein grünes, ſpäter grünlich-braunes Stengelchen. Bei der Lärche ſind die Keimblätter, 5—7 an der Zahl, zart und blau⸗ grün, das Stengelchen rot. Die Keimpflanze der gemeinen Kiefer hat ebenfalls 5—7, meiſt etwas aufwärts gebogene, reingrüne Samenlappen und ein grünlich-rotes Stengelchen. Sicherer laſſen ſich die einander recht ähnlichen Keimpflanzen der letzten drei Holzarten für ein ſehr ſcharfes Auge daran unterſcheiden, daß bei der Fichte ſowohl die Samenlappen, als auch die erſten Nadeln am Rande fein gezähnt ſind; bei der Lärche beide einen glatten Rand beſitzen; bei der gemeinen Kiefer die Samenlappen ganzrandig, die erſten Nadeln aber gezähnt ſind. Bergkiefern-Sämlinge gleichen denjenigen der gemeinen Kiefer, haben aber nur 3—5 Samenlappen. Bei der Schwarzkiefer find die 5—8 Samenlappen ebenfalls unge- zähnt, doch zirka 30—35 mm lang. Weymuthskiefer und Ar ve beſitzen 7—10 und 9—12 Samenlappen von 25—30 mm Länge. Dieſelben find mit Zähnchen beſetzt wie die erſten Nadeln, nur iſt der Keimling der Weymuthskiefer ſchlank und zart, derjenige der Arve aber ſtark und derb. Die Buche hat zwei große, nierenförmige Samenlappen. Bei der Eſche find fie lang und ſchmal, fiedernervig, ziemlich genau von der Geſtalt des Samens. | Auch die Ahorne zeichnen ſich durch zwei lange, ſchmale Samenlappen aus, deren Nerven aber ungefähr parallel dem Rand verlaufen. Die Linden entwickeln zwei ziemlich große, handförmig gelappte Keim- blätter. Die Hagebuche keimt mit zwei verkehrt eiförmigen, oberſeits dunkel- grünen, unterſeits weißlichen Samenlappen und einzelnſtehenden, gezähnten Blättchen. Die Ulme hat einen etwas kleinern, ſonſt aber ähnlichen Keimling wie die Hagebuche, doch erſcheinen an ihm die erſten Blättchen nicht einzeln, ſondern paarweiſe. Bei der Robinie find die beiden Samenlappen eiförmig, das erſte Blättchen rundlich, das zweite dreiteilig. Erlen und Birke beſitzen beide ganz kleine Keimlinge mit zwei winzigen, eiförmigen Samenlappen. Sie laſſen ſich aber an der Geſtalt der erſten Blättchen unterſcheiden, welche bei den Erlen ſägezähnig und bei der Birke dreilappig ſind. — 129 — Die Schwarzerle erkennt man an der glänzend grasgrünen Vnterſeite der Samenlappen. Bei der Weißerle find fie unten bläulich- bis graugrün, das Stengelchen rot, während das letztere bei der Alpenerle von gelblich— grüner Farbe iſt. Bei der Eiche, der Kaſtanie und dem Walnußbaum bleiben die Samenlappen in der Erde; die erſten Blätter ähneln mehr oder weniger den— jenigen der älteren Pflanze. Bei der Stieleiche ſind ſie unterſeits kahl, bei der Traubeneiche behaart. Die Pflanzung. $ 92. Als Mittel zur künſtlichen Beſtandsgründung bildet heutzutage die Pflanzung die Regel. Wegen der größern Sicherheit ihres Gelingens verdient ſie namentlich unter weniger günſtigen Standortsverhältniſſen entſchieden den Vorzug vor der Saat. Der Erfolg hängt jedoch in hohem Grade von der Qualität der verwendeten Pflanzen ab. Deren Beſchaffung kann erfolgen: 1. Durch Entnahme aus natürlichen Verjüngungen. Solche Pflanzen beſitzen meiſt eine ungenügende Wurzel- und Aſt— bildung, ſodaß ſie ſich faſt nur mit Ballen verſetzen laſſen. Anders ſchlagen ſie ſelten gut an. Auch ſchadet ihnen häufig, daß ſie, bis dahin im Schatten geſtanden, ganz unvermittelt ans volle Sages- licht kommen. So z. B. gehn aus natürlichen Aufſchlägen bezogene, mit entblößten Wurzeln verwendete Buchen faſt ausnahmslos ein, falls nach der Kultur trockene Witterung eintritt. Am beſten ſchlägt noch die Alpenerle an, von welcher man oft auf Weiden junge Pflanzen tadelloſer Beſchaffenheit findet. 2. Durch Entnahme aus Beſtandsſaaten. Wo die Pflanzen nicht zu dicht ſtehen, der Boden ſorgfältig gelockert und von Unkraut rein gehalten wurde, findet ſich in Beſtandsſaaten mitunter ein ganz brauchbares Pflanzenmaterial. Namentlich Pflanzen mit Ballen werden hier am beſten bezogen. 3. Durch Ankauf. Sowohl von ſolchen, die aus der Pflanzen— zucht ein Gewerbe machen, als auch von Waldbeſitzern, welche nicht ihren ganzen Vorrat ſelbſt brauchen, werden alljährlich große Mengen von Pflanzen in den Handel gebracht. Die erſtern haben bei der Pflanzenerziehung begreiflicherweiſe mehr die Menge, als die Qualität im Auge. Derjenige aber, welcher ſeinen Aberſchuß verkauft, wird die beſten Pflanzen zum eigenen Bedarf verwenden und die geringern veräußern. Man kann ſomit nicht immer darauf 9 * N — 130 — zählen, im Handel Pflanzen von tadelloſer Beſchaffenheit zu finden. Auch erhält man ſie, namentlich beim Bezug aus größerer Ent— fernung, oft nicht friſch. 4. Durch Aufzucht in eigenen Saat- und Pflanz- ſchulen. Sie bietet die größte Gewähr für gutes Anſchlagen der Pflanzung, weil man ſie im geeignetſten Zeitpunkt und mit friſchen Pflanzen vornehmen kann, die weder durch vorzeitiges Ausheben, noch durch langen Transport gelitten haben. Privatwaldbeſitzer, welche in der Regel nur kleine Pflanzenmengen brauchen, ſind ſelbſtverſtändlich auf den Ankauf angewieſen. Sie werden ſich daher an eine zuverläſſige Bezugsquelle zu wenden und rechtzeitig der guten Beſchaffenheit der Pflanzen zu verſichern haben. Beinah überall erziehen die Staatsforſtverwaltungen eine über das eigene Bedürfnis hinausgehende Pflanzenmenge, hinreichend groß, um damit auch den Bedarf der Privaten, ſowie der kleinen Gemeinden oder Korporationen decken zu können. Der Staat erfüllt damit eine ihm obliegende Pflicht, weil er die Aufforſtung aller Schläge und Blößen vorſchreibt. Die Pflanzenpreiſe ſtehen in der Schweiz ſeit einer Reihe von Jahren verhältnismäßig ſehr hoch. Es werden durchſchnittlich bezahlt per Tauſend: Fichten . 4-5jäbhr., verſchult Fr. 20-25; 2-3 jähr., unverſchult Fr. 8-10 Taunnn 8 5 „ 25-80; 34 „ 5 „ 10-14 Rieſe n 2a, A „ % „ 6-8 Bürchen N 9530: 4° 1 2 ei Weymuthskiefern 3-4 „ 5 „ 900 ? „ 10-14 Arden we N „ 40-50; 34 „ 1 152 Buchen B „ 25 300 © 8 „ 10-12 Ahorne, Eſchen ꝛc. 3-4 „ 95 „ 5 „ 10-12 Erlen 5 „ 12816 EN 2 „8-10 In obigen Breijen find die Koſten des Ausgrabeng, nicht aber diejenigen der Verpackung inbegriffen. Bei ſolchen Anſätzen kann die Pflanzenzucht, ſelbſt bei hohen Boden— preiſen und Arbeitslöhnen, einen ganz anſehnlichen Gewinn abwerfen. Es liegt für den Staat keine Veranlaſſung vor, Waldpflanzen an Private unter dem Koſtenpreis oder gar unentgeltlich abzugeben und dadurch die Kahl— ſchlagwirtſchaft unzweckmäßigerweiſe zu fördern. Auch wird bei zu niedrigen amtlichen Tarifanſätzen die private Tätigkeit auf dem Gebiete der Pflanzen— zucht unmöglich gemacht, was ebenfalls nicht wünſchbar erſcheint. 8 93. In den Saat- und Pflanzſchulen oder Forſtgärten werden teils Sämlinge, teils verſchulte Pflanzen erzogen. Man unterſcheidet ſtändige und wandernde Gärten. Bei ſtändigen Saat- und Pflanzſchulen wird das be— treffende Grundſtück dauernd oder doch für eine längere Reihe von — 131 — Jahren zur Pflanzenerziehung benutzt. Solche Anlagen verſorgen gewöhnlich ein größeres Gebiet (eine oder mehrere Gemeinden oder auch einen ganzen Forjtfreis) mit Pflanzen und find deshalb meiſt von bedeutenderem Amfange. Dadurch wird ſowohl der Betrieb, als auch die überwachung und Kontrolle erleichtert. Da— gegen bedürfen ſtändige Gärten einer kräftigen Düngung, was die Koſten der Pflanzenzucht einigermaßen erhöht. Als wandernde Forſtgärten benutzt man entweder Schlagflächen oder bei neuen Waldanlagen im Gebirge auch Weide— land. Der Boden dient dabei in der Regel nur einmal zur Saat und einmal zur Verſchulung, worauf er aufgeforſtet und der Garten verlegt wird. Eine Düngung braucht ſomit nicht einzutreten, doch findet immerhin eine namhafte Verminderung der Ertragsfähigkeit des Bodens ſtatt. Indem man dieſe nicht in Rechnung bringt, ſtellen ſich die Koſten der Pflanzenerziehung in wandernden Gärten niedrig, beſonders wenn in Schlägen durch Stockrodung und ein— maligen Kartoffelbau noch die Auslagen für die erſte Bearbeitung des Bodens erſpart werden können. Möglichſt nahe bei der Kultur— ſtelle gelegen, bieten ſolche kleine Saatſchulen auch den wichtigen Vorteil, die Pflanzen ganz nach Bedarf unmittelbar vor ihrer Verwendung ausheben zu können. Im Fernern ſind Beſchädigungen durch Inſekten und Krankheiten aller Art weniger zu fürchten, als auf ſtändig der Pflanzenzucht gewidmeten Flächen. Mit dem Zurückgehn der Kahlſchlagwirtſchaft ſind die ſtändigen Forſtgärten beinahe überall zur Regel geworden. Immerhin wäre es, wo Gelegenheit beſteht, den Pflanzenbedarf durch Anlegen wandernder Forſt— gärten zu befriedigen, unklug, ſolche nicht zu benutzen. Am häufigſten wird ſie ſich in den Niederungen finden, während man ſich im Gebirge mehr auf ſtändige Saat- und Pflanzſchulen angewieſen ſieht. Auch hier aber kann nicht genug empfohlen werden, ausgedehnte und mehrere Jahre dauernde Aufforſtungsarbeiten mit der Anlage kleiner wandernder Saatſchulen zu be— ginnen. Zur Beſtimmung der dem Forſtgarten zu gebenden Größe mögen folgende Anhaltspunkte dienen: Nach dem Kulturnachweis über die Staats— waldungen des berniſchen Mittellandes bedarf es zum nachhaltigen jährlichen Bezug von 1000 Stück verſchulten Pflanzen im Durchſchnitt einer Saat- und Pflanzſchulfläche von 0,7 a, Wege und Graben mit eingerechnet. Dabei kann man annehmen, daß im Mittel auf '/, a Saatbeet 1 a Verſchulfläche nötig ſei. Zur einmaligen Erziehung von unverſchult zu verwendenden Sämlingen braucht man per 1 ha Kulturfläche etwa / a Saatſchule, bei verſchulten Pflanzen zirka 5a Saat- und Pflanzſchule. n J d En Sr an . \ 4 ET DIE IE a DS I a a A * 0 Wien 7 5 2 5 > 11 § 94. Bei der Auswahl des Platzes zur Anlage einer ſtändigen Saat- und Pflanzſchule achte man namentlich auf folgende Punkte: 1. Die Lage ſoll ſowohl im Hinblick auf die Kulturflächen, als auch mit Rückſicht auf die Beſorgung des Gartens eine günſtige ſein. Auf nicht zu große Entfernung von der Wohnung desjenigen, dem die Beaufſichtigung und die Leitung der Arbeiten übertragen, muß beſonderes Gewicht gelegt werden. Wenigſtens ſollte ihm der Forſtgarten „am Wege liegen“. Eine gute Zu- und Vonfahrt iſt ſehr erwünſcht. 2. Auch für das Gedeihen der Pflanzen ſoll die Lage günſtig ſein. Ebene oder ſchwach geneigte und damit vor Abſchwemmung geſicherte Flächen mit Schutz ſowohl gegen die Morgenſonne, als auch gegen die rauhen Winde, eignen ſich zur Pflanzenzucht am beſten. Trockene und durch frühzeitiges Erwachen der Vegetation ausgezeichnete Südlagen oder den Fröſten ausgeſetzte feuchte Mulden und Niederungen ſind zu vermeiden. 3. Beſondere Wichtigkeit hat ſodann die Wahl eines frucht— baren, kräftigen Bodens von ausreichender Friſche und Tief— gründigkeit. Ein ſandiger, humusreicher, nicht ſteiniger Lehmboden eignet ſich im allgemeinen für einen Forſtgarten am beſten. Hat man die Auswahl zwiſchen Wies- oder Weideland und bis dahin beſtocktem Boden, ſo wird man dem letztern unter im übrigen gleichen Verhältniſſen den Vorzug geben. Sehr erwünſcht iſt endlich, daß ſich in der Nähe des Forſtgartens Waſſer finde. Im Gebirge kommt bei der Wahl des Ortes die Rückſicht auf den frühern oder ſpätern Beginn der Vegetationstätigkeit ganz beſonders in Be— tracht. Hochgelegene, ſchattige Kulturorte werden oft erſt im Mai oder Juni ſchneefrei, alſo zu einer Zeit, da in den Saat- und Pflanzenſchulen der Talſohle die Pflanzen längſt getrieben haben und infolgedeſſen beim Ver— ſetzen leicht eingehen. Für ſolche Aufforſtungen muß das Kulturmaterial auch in höhern Lagen erzogen werden. Wandernde, nur für Verſchulungen eingerichtete Gärten leiſten in ſolchen Fällen namentlich gute Dienſte. Für hochgelegene Saat- und Pflanzenſchulen verdient ein mäßig ge— neigtes Terrain vor ebenen Lagen den Vorzug. Gegen Norden exponierte Mulden, in denen ſich große, erſt ſpät im Frühjahr abgehende Schneemengen anſammeln, ſind ganz zu meiden, weil unter den letztern die Pflanzen im Winter faulen. Aber 1200— 1400 m ü. M wird der Erfolg überhaupt ſehr unlicher. 8 95. Die ausgewählte Flache wird nun abgeſteckt und am beſten in 10 m lange und 9% m breite, rechtwinklige Felder eingeteilt, a zwiſchen denen 1 m breite Wege offen bleiben. Zur Bearbeitung des Bodens gräbt man die Felder mit dem Spaten oder in anderer Weiſe möglichſt tief um, indem man gleichzeitig Steine oder Wurzeln entfernt. Je tiefer die Lockerung, um ſo vorteil— hafter, doch muß die beſte Erde ſtets wieder obenauf gebracht werden. Rings um den Garten legt man ebenfalls einen breiten Weg an. Außerhalb dieſem kommt, wenn Mäuſeſchaden zu be— fürchten oder an Hängen, wo abfließendes Waſſer in den Garten eindringen könnte, noch ein ½ m breiter und ebenſo tiefer Graben mit ſteilen Wänden. Überdies empfiehlt es ſich, den ganzen Platz zum Schutz gegen Menſchen und Tiere mit einem ca. 1m hohen, ſoliden, billig herzuſtellenden Zaun zu umgeben. Bei den heutigen hohen Arbeitslöhnen erweiſt ſich, wo die Pflanzen— erziehung im Großen betrieben wird, zum Umbrechen des Bodens auch der Pflug als vorteilhaft. — In allen Fällen ſollte, wenn irgendwie möglich, die erſte Bodenbearbeitung im Jahr vor der Beſtellung des Gartens erfolgen, damit die Erde, während des Winters in großen Schollen der Wirkung des Froſtes ausgeſetzt, recht locker und mürbe werde. Den in der Saat- und Pflanzſchule ſich ergebenden Abraum verwendet man zweckmäßig zur Herſtellung von Kompoſterde. Er wird zu dem Ende mit Erde, Laub, Nadeln, Schneidelſtreu, Trockentorf, Straßenkot ꝛc. in Haufen gebracht und von Zeit zu Zeit umgegraben. Nach gehöriger Zerſetzung der organiſchen Beſtandteile gibt der Kompoſt ein geſchätztes Düngemittel. Das ausgejätete Unkraut bringt man beſſer nicht in die Kompoſthaufen, weil deſſen Samen und Wurzeln, ſelbſt bei einer Zugabe von ungelöſchtem Kalk, ſich ſehr lange lebensfähig erhalten und, mit der Kompoſterde in die Saatſchule zurückgelangt, hier üppig aufgehn. Es empfiehlt ſich vielmehr das Ankraut zu trocknen und zu verbrennen, worauf die Aſche beim Amgraben der Kompoſthaufen dieſen beigefügt werden kann. Außer Kompoſt findet im Forſtgartenbetrieb auch Walderde (Mull- erde, vergl. §S 24) namentlich zum Eindecken der Saaten Verwendung. Man ſammelt ſie in alten, geſchloſſenen Beſtänden mit gutem Boden, in Ver— tiefungen, wo ſich viel Laub angehäuft hat ıc. $ 96. Eine unerläßliche Bedingung für die Erziehung kräftiger und geſunder Setzlinge iſt ein möglichſt fruchtbarer Boden. Nur auf dieſem erhalten wir widerſtandsfähige Pflanzen, welche das Ver— ſetzen ohne Nachteil ertragen; nur hier finden die Wurzeln die nötigen Nährſtoffe in allernächſter Nähe und bilden daher ein reiches, aber wenig verbreitetes Faſerwurzelwerk, welches eine leichte und ſichere Verpflanzung geftattet. — Aber auch urſprünglich — 184 — kräftiger Boden erſchöpft ſich, als Saat- und Pflanzſchule benutzt, raſch. Eine Fichtenſaat z. B. entzieht dem Boden jedes Jahr nicht weniger von den für die Pflanzen wichtigſten mineraliſchen Nährbeſtandteilen als Halmfrüchte oder Kartoffeln. Am den Boden dauernd in ertragsfähiger Verfaſſung zu erhalten, iſt des— halb eine tüchtige Düngung unerläßlich. Sie erfolgt entweder bevor der Forſtgarten beſtellt iſt, beim Umbrechen des Bodens oder aber nachher zwiſchen den Saat- und Verſchul-Reihen. I. Im erſtern Fall, bei der Düngung vor der Beſtellung der Beete (Borratsdüngung), erſtattet man dem Boden nicht nur die entzogenen Nährſtoffe, ſondern man gibt ihm gleichzeitig auch ſeine nach und nach zurückgegangene Lockerheit und krümelige Beſchaffen— heit wieder. Hierzu dienen Stalldünger, Kompoſt, Gründüngung ıc. Stalldünger, am beſten gehörig verrotteter Rindviehdünger, erfüllt, wenn in genügender Menge eingebracht, alle zu ſtellenden Forderungen, kommt jedoch meiſt ziemlich teuer zu ſtehn. Auch die Koſten der Gründüngung ſtellen ſich hoch, namentlich weil dabei die Pflanzenerziehung für ein Jahr ausgeſetzt werden muß. Man hat damit jedoch ein vorzügliches Mittel an der Hand zur Verbeſſerung der phyſikaliſchen Beſchaffenheit des Bodens und zu deſſen gleichzeitiger Bereicherung mit Stickſtoff. Beſonders empfiehlt ſich die Gründüngung für ſchwere, dicht gelagerte Böden. Man verwendet dazu am zweckmäßigſten Ackererbſen, Saubohnen oder Lupinen, welche im Mai oder Juni auf der betreffenden Fläche angeſäet und im Herbſt vor vollſtändiger Ausbildung der Frucht gemäht und untergehackt werden. Iſt die Düngung nicht mit einem reichlichen Quantum Stall— miſt erfolgt, ſo bedarf es in der Regel noch eines Zuſatzes von Phosphorſäure-, Kali- und event. Kalkdüngemitteln. — Phos— phorſäure gibt man dem Boden am beſten im Thomasmehl, von dem man ohne ſchädliche Wirkung 8—10 Kg per a verwenden kann. — Für die Kali düngung empfiehlt ſich nur konzentriertes (d. h. 40% iges) Kaliſalz, etwa 2 kg per a. — Kalk führt man zu als feingemahlenen (ungebrannten) Kalkſtein. — Mineraliſcher Stick— ſtoffdünger, wenn ſolcher neben Humusſtoffen noch notwendig, wird ſpäter als „Kopfdüngung“ verabfolgt. Es iſt von größter Wichtigkeit, daß der Dünger nicht tief unter— gehackt, ſondern tunlich mit der oberſten Bodenſchicht, in welcher die 2 5 2 1 2 . — 1 — Wurzeln ſich ausbreiten, tüchtig gemiſcht werde. Bei tiefer Düngung treiben die Pflanzen lange Wurzeln, was das Verſetzen erſchwert. Der Bedarf an Stalldünger beträgt, wenn die Bodenkraft unver— mindert erhalten werden ſoll, per Ar und per Jahr mindeſtens 180 —200 kg. Da die Düngung nur alle zwei oder drei Jahre erfolgt und ſomit jedesmal das doppelte bis dreifache Quantum eingebracht werden muß, ſo würde ein zweiſpänniges Fuder Miſt (ca. 10 q) höchſtens für 2—3 a oder 1m’ mäßig verrotteter Miſt (ca. 8-9 q) für 1½—2½½ ua reichen. Bei der Anwendung von Kompoſt bedarf es in der Regel ebenfalls noch eines Zuſatzes von mineraliſchem Dünger. Zur Gründüngungsſaat empfiehlt Engler für kalkreiche Böden per Ar 2—2 ½ kg Ackererbſen oder 6—10 kg Saubohnen, für falfarme, aber friſche Böden 2'/;—3 kg gelbe Lupinen, für hohe, rauhe und deshalb ſpäte Lagen 3—6 kg Ackererbſen. Das Ausſtreuen des Mineraldüngers hat, ſoweit tunlich, einige Zeit vor der Ausſaat ſtattzufinden. Wo dies nicht möglich, vermindert man die Düngermenge entſprechend und ſetzt den Reſt beim Eingraben der Gründüngung zu. Die Gründüngung muß auf der nämlichen Fläche alle 4—5 Jahre wiederholt werden. Wo fie zum erſtenmal ſtattfindet, zeigen die ſtickſtoff— bildenden Pflanzen oft ein kümmerliches Gedeihen, wenn der Same nicht vorher mit Nitragin oder das Pflanzbeet mit Erde aus frühern Lupinen-, Ackererbſen⸗- oder Saubohnen-Kulturen geimpft wurde. Wo die Pflanzenerziehung im Großen ſtattfindet, erweiſt ſich auch eine Verbindung mit land wirtſchaftlichem Betrieb als vorteilhaft. Dabei wird der Boden gewöhnlich nach einmaliger Saat und Verſchulung während ein oder zwei Jahren landwirtſchaftlich benutzt. Man erzielt damit nicht nur eine ſorgfältige und doch billige Lockerung des Erdreichs, ſondern auch eine gründliche Beſeitigung des Anfrautes. Die mineraliſche Düngung hat ſich jeweilen nach der Art des Bodens und dem Verhalten der Pflanzen zu richten. So wird z. B. auf ſaurem Humusboden und auf Sand ein reichlicher Kalkzuſatz beſſer vermieden. Es genügt hier in der Regel der in der Thomasſchlacke zu 45—50 9% vorhandene Kalk. Kainit eignet ſich nicht zur Düngung von Waldgärten, weil ſein beträchtlicher Gehalt an andern Salzen den Nadelhölzern und andern jungen Holzpflanzen ſchädlich wird. Hingegen ſoll Pottaſche auf Torfböden von vorzüglicher Wirkung ſein. Im übrigen dürften auch in der Saatſchule ſog. Feldverſuche gute Dienſte leiſten. Man verabfolgt dabei auf kleinern Flächen jeweilen nur den einen oder andern mineraliſchen Dünger, um nach dem Verhalten der Pflanzen beurteilen zu können, welche Nährbeſtandteile dem Boden fehlen und ſomit bei der Düngung zugeſetzt werden müſſen. II. Spätere Düngungen, die ſich nach Beſtellung des Forſtgartens als notwendig erweiſen, werden als Kopfdüngung verabreicht. Sie ſind beſonders angezeigt zur Beigabe von Stickſtoff in leichtlöslichen Formen, als Chiliſalpeter oder Ammoniakſalz weil der Boden dieſe am wenigſten zurückhält. Auch beim Kali kommt ein Auswaſchen und Verſickern in tiefere Schichten vor, wenngleich nicht in hohem Maße. Am wenigſten geht dem Boden die Phosphorſäure verloren, ſodaß bei ausreichender Vorratsdüngung mit ſolcher ein ſpäterer Zuſatz unnötig iſt. Per Ar und per Jahr verwendet man 1—2 kg Chiliſalpeter oder ebenſoviel Ammoniakſalz und /2—1 Kg konzentriertes Kali— ſalz. Die Düngung mit den angegebenen, in Waſſer gelöſten Salz— mengen erfolgt am beſten in zwei oder mehreren Malen in Zwiſchen— räumen von 2—4 Wochen. Man begießt mit den Löſungen längs den Pflanzenreihen, die man nachher noch mit reinem Waſſer tüchtig überbrauſt. Eine angemeſſene Verdünnung ergibt ſich bei Löſung von 1 Eßlöffel Kaliſalz oder 2 Eßlöffel der übrigen Salze in je einer Gießkanne Waſſer. Hinſichtlich der Düngung mit Stickſtoff, für den es wichtig iſt, daß die Pflanzen ihn zur Zeit erhalten, da ſie deſſen bedürfen, macht Ramann folgende Angaben: Fichte, Hauptbedarf im Juni; je eine Düngung Ende Mai und Mitte Juni. Kiefer, Düngung Anfang Juli bis Auguſt. Lärche, Düngung im Auguſt, event. bereits Mitte Juli. Tanne, Düngung im März, Anfang April, event. ſchwache Düngung im Gerbſt. Buche, Düngung nach Austrieb und im Juli. Eiche, Düngung mit langſam wirkenden Witteln (Hornmehl, Blutmehl, Guano) ſchwach vor und beim Austrieb, Anfang April, Ende Mai, Juni. Nach dem Auguſt ſoll kein Stickſtoffdünger mehr verabfolgt werden, weil ſonſt die Pflanzen nicht rechtzeitig verholzen. Mit Bezug auf den mineraliſchen Dünger im allgemeinen ſei ſchließlich noch bemerkt, daß deſſen Wert vom Gehalt an löslicher Phosphorſäure, lös— lichem Kali und Stickſtoff abhängt. Es richtet ſich darnach der Preis, doch ſchwankt der letztere auch nach den Marktverhältniſſen. Gegenwärtig werden annähernd bezahlt: 18% iges Thomasme hl per 100 kg Fr. 6.50 40 „ Kallſa f „i Chiliſalpe ter 400, Ammoniakſalz „ · „ „ Dieſe Düngmittel kauft man am vorteilhafteſten bei den landwirtſchaft⸗ lichen Genoſſenſchaſten, welche alle Gewähr für den Gehalt an Nährſtoffen bieten. — 137 Die Saatſchule. § 97. Sind die hergerichteten Felder im Frühjahr nochmals um— gehackt worden, ſo kann deren Einteilung in Saatbeete ſtatt— finden (Fig. 32). Am beſten macht man die letztern genau recht— winklig, 10 m lang und 1 m breit. Jedes Beet erhält ſomit 10 m? Fläche, was die Berechnung der notwendigen Samen- oder Düngermenge ıc. erleichtert. Bei einer Breite von mehr als im wird das Anſäen, Jäten 2c. in der Mitte des Beetes ohne Be— treten des letztern ſchwierig. Die Fußwege zwiſchen den Beeten Fig. 32. Einteilung der Saatſchule. erhalten zweckmäßig eine Breite von 40 cm und werden gewöhn— lich nicht ausgehoben, ſondern nur angetreten. Die Saatbeete ſollen um ſo flacher ſein, je mehr der Boden nach Beſchaffenheit und Lage zur Austrocknung neigt. Anter gewöhnlichen Verhält— niſſen dürfte eine Höhe von 5 em genügen; in Hochlagen kann man wohl auf 10 cm gehen. An Hängen, wo Bodenabſchwemmung zu befürchten, legt man die Quer- und nicht die Längsſeite der Beete in der Richtung des ſtärkſten Gefälls. Obwohl die regelmäßige und ſorgfältige Einteilung des Gartens für die Güte des erzogenen Pflanzenmaterials ohne Belang iſt, ſo empfiehlt es ſich doch, dieſem Punkte ebenfalls alle Aufmerkſamkeit zuzuwenden. Genau nach der Schnur angelegte und wohl unterhaltene Beete und Wege — der * 4 Eich es 5 Br er. 14 I Po) — 4 * Es 8 A 2 WE AED € 7 + EN ri * N r * 3 3 * — 138 — einzige, übrigens wenig koſtſpielige Luxus, welchen man ſich bei der Pflanzen⸗ erziehung geſtatten darf — gewinnen meiſt das Intereſſe und Wohlwollen des Beſuchers für die betreffende Anlage. Dieſer Punkt fällt beſonders dort in Betracht, wo die dafür erforderlichen Geldmittel von Gemeinde- oder Korporationsbehörden bewilligt werden. — Zweckmäßig bezeichnet man die vier Ecken jeden Beetes dauernd mit ſoliden Pflöcken und notiert auf einem breitern Pfahle Holzart, Datum der Anſaat und verwendete Samenmenge. $ 98. Bei der Anſaat der Beete wird der Same in der Regel nicht breitwürfig ausgeſtreut, ſondern in Rinnen geſäet. Die Vollſaat findet nur für ganz kleine Samen (als Birke, Erlen u. dergl.) Anwendung, weil ſolche in Rinnen zu tief untergebracht würden. Im übrigen iſt dieſe Saatmethode zu vermeiden, da lie jede jpätere Boden— lockerung unmöglich macht und auch das Jäten und das Aus— heben der Pflanzen erſchwert. Für Nadelholz und kleine Laubholzſamen Fig. 33. Rinnendrücker. macht man die Saat— rinnen mitdem Rinnen— drücker (Fig. 33) oder dem Saatbrett (Fig. 34) und legt ſie am beſten quer, d. h. parallel mit der kurzen Seite des Beetes an. Die Zwiſchenräume laſſen ſich ſo ſpäter leichter behacken. — Zur Anfertigung tieferer Rinnen für größere Samen, wie Eicheln und Bucheln, verwendet man eine kleine Haue und zieht in dieſem Falle die Reihen bequemer in der Längsrichtung. Ein Abſtand der Rinnen von 20 em erſcheint vollkommen genügend. Ihre Tiefe richtet ſich nach dem Maße der Bedeckung des Samens. Von größter Wichtigkeit iſt, daß die Anſaat in einer möglichſt ſchmalen Linie erfolge. Die Samenkörner dürfen alſo nach der Breite der Rinne nicht in größerer Zahl nebeneinander zu liegen kommen. Es bietet dies den Vorteil, daß die in einer ſchmalen Reihe aufgehenden Sämlinge zum mindeſten auf der einen Seite unbeſchränkten Lichtgenuß haben. Breitere Saat— ſtreifen liefern in ihrem Innern ſtets viele ſchwache und kümmernde Pflanzen. Stehen die letztern dagegen einzeilig, ſo geſtattet — 189 ihnen dies nicht nur eine beſſere Entwicklung, ſondern es kann auch unter Amftänden von einer Verſchulung abgeſehen werden. Dünne Saaten, auch wenn ſie im Anfang vielleicht einige Lücken auf— weiſen, ſind ſomit dicht wie Buchsbanden ſtehenden Reihen weit vorzuziehn. Verſchult man die Sämlinge ſchon einjährig, jo rechtfertigen ſich eine etwas dichtere Saat und ein Rinnenabſtand von nur 15 cm. Bei gutem Samen und einem Rinnenabſtand von 20 em kann man per Beet von 10 m? Fläche folgende Samenmengen rechnen: . Eur — = 5 ’ 2 Fig. 34. Saatbrett. g Fichtenſame 350 gr oder per Laufm. Rinne 6—7 gr | Kiefernſame S I 5 E Weymuthskiefernſame 750 „ „ „ 5 5 8 4 Lärchenſame . 8 11 4 1 Weißtannſame e 5 „ 30—40 „ m Arvnüßchen o 8 „ 50-60 „ A - - Eicheln 6000 * * * * 55 120 57 E Bucheln 3000 55 ” * * 55 40 — 60 55 Ahorn⸗- u. Eſchenſame 750 „ „ „ 5 8 15 7 Erlen- u. Birkenſame 500 „ für Vollſaat. Das Eindecken des Samens geſchieht nur bei größern . Früchten durch Herbeiziehen des Rillenaushubes mit dem 4 Rechen. Kleinere Samen, wie z. B. die der Nadehölzer, werden 1 beſſer mit lockerer Erde überſtreut. Wo irgend möglich ſollte man dazu Dammerde aus dem Walde oder gut zerſetzte, geſiebte Kompoſterde gebrauchen. Bei Verwendung ſolcher werden Birfen-, Erlen- und Almenſamen kaum gedeckt, Lärchen-, Weymuthskiefern— und Schwarzkiefernſame /—1 cm, Fichten- und gewöhnlicher Kiefernſame ſchwach 1 cm hoch. Der Same der Tanne iſt 1—2 cm Spin se, c 0 nn A on er 7 N ; 2 n N N 1. tief, derjenige der Arve, der Buche, der Eſche, der Ahorne, der Hagebuche 2—3 cm, ſolcher der Eiche, der Kaſtanie und der Robinie 3—5 cm tief unterzubringen. Im übrigen ſollen ſtets, wie bereits in $ 89 bemerkt, die Bodenverhältniſſe angemeſſene Berückſichtigung finden. . Nach Erlen- und Birkenſaaten wird der Boden mit einem Grettſtück etwas angedrückt, um dadurch das Keimlager feuchter zu erhalten. Ob zur Herſtellung der Saatrinnen der Rinnendrücker, eine ſcharf drei— kantige Latte, oder das Saatbrett diene, auf deſſen Anterjeite mehrere ſolcher Latten in angemeſſenen Abſtänden befeſtigt ſind, ſtets kommt es namentlich darauf an, daß die Rinnen gerade ſo tief, wie der Bedeckung des Samens entſpricht und überdies möglichſt ſcharf eingedrückt werden. Nur in dieſem Falle gleiten die von Hand eingeſäten kleinen Samenkörner über die glatten Wände der Rinne hinunter und vereinigen ſich in deren Grunde zu einem fe inen Streifen. Selbſtverſtändlich werden auch in den Saatſchulen die Samen zum Schutz gegen Vögel, Mäuſe, Eichhörnchen ꝛc. mit Mennigpulver präpariert (ſ. S 90). Schädliche Tiere laſſen ſich auch abhalten, indem man die Beete und Fußwege bis zum Aufgehen des Samens einige Zentimeter hoch mit fein— gehacktem, arg ſtechendem dürrem Wachholderreiſig bedeckt, das nach Auf— gehen der Saat wieder entfernt wird. § 99. Die aus dem Samen hervorgehenden Keimlinge ſind, nament— lich in ihrer erſten Jugend, einer Menge von Gefahren ausgeſetzt; es bedarf daher einer beſtändigen aufmerkſamen Pflege der Saaten. Die Erhaltung der für den Keimling notwendigen gleich— mäßigen Feuchtigkeit, deſſen Sicherung gegen Vögel, gegen Spät— fröſte und ſpäter gegen Sonnenhitze wird bewirkt durch Bedecken der Saatbeete. Zu dieſem Zwecke eignen ſich beſonders die ſog. Saatgitter (Fig. 35). Sie beſtehen aus einem ca. 5 m langen und Um breiten, ſoliden Rahmen aus Dachlatten, auf den in Abſtänden von 2 em Gipslatten aufgenagelt wurden. Um den f Luftzutritt nicht zu ſehr zu hemmen, deckt man die Beete häufig 0 ab und legt nach dem Aufgehen der Saat die Gitter, ſtatt un— mittelbar auf den Boden, auf 15—20 em hohe Unterlagen, welche mit der Zeit noch erhöht werden. An Stelle der Lättchen kann auch Drahtgeflecht verwendet werden, das man nach Bedarf mit leichten Zweigen belegt. Bei dieſen Drahtgittern läßt ſich die Bedeckung je nach Bedürfnis ſtärker oder ſchwächer halten. a 2 5 Statt der Gitter benutzt man häufig auch nur Zweige zum Bedecken der Saatbeete, am beſten Tannen- oder Kiefernreiſig. Grüne Fichtenäſte empfehlen ſich zu dieſem Zwecke weniger, da ſie die Nadeln bald fallen laſſen und dieſe, wenn ſie, von der Sonne ſtark erwärmt, mit den Keimlingen in Berührung kommen, ſolchen ſchaden. Dürres, entnadeltes Fichtenreiſig, in mehrfachen Lagen verwendet, dient dagegen recht gut und dauert mehrere Jahre. Auch die Üfte legt man lieber über auf Aſtgabeln ruhende Latten, als auf den bloßen Boden. Zeitweiſe müſſen die Beete abgedeckt werden, um Tau und ſchwachen Regen zu den Keimlingen gelangen zu laſſen; ſpäter iſt die Schutzdecke allmählich zu vermindern. Nach Ablauf der Froſtperiode werden alle dieſe Schutzmittel gänzlich entfernt, am zweckmäßigſten an einem Tag mit bedecktem Himmel oder ge— Fig. 35. Saatgitter. lindem Regen; bei Eintritt großer Sonnenhitze bringt man ſie über Tag wieder her. Als Bodendecke findet in Saatſchulen vielfach auch Moos oder dürres Laub Verwendung. Beide leiſten beſonders im Winter und Frühjahr als Schutz gegen Kälte und Barfroſt vortreffliche Dienſte. Sobald die Keimlinge über der Erde erſcheinen, muß dieſe Decke beſeitigt werden. Zwiſchen den Saatreihen hat Laub und Moos auch den Zweck, im Sommer die Boden— feuchtigkeit zu erhalten und das Feſtſchlagen der Erde durch Platzregen zu verhindern. Der Erfolg entſpricht aber nicht immer den Erwartungen. Anzweifelhaft das beſte Mittel gegen Trocknis iſt ein häufiges, doch nicht gerade auf die Zeit größter Trockenheit fallendes Behacken des Bodens zwiſchen den Saatreihen. Die dadurch entſtehende lockere oberſte Erdſchicht ſchützt das darunter befindliche Terrain, ähnlich wie Laub oder Moos, gegen Ver— trocknung, ohne das Eindringen von Tau und ſchwachem Regen oder die Verdunſtung eines Abermaßes von Feuchtigkeit zu ver— hindern. Hand in Hand mit dem Behacken hat das Ausjäten des Ankrautes zu gehen. Dieſes ſchadet den jungen Pflanzen nicht nur durch Abhalten von Licht und Niederſchlagswaſſer, ſondern auch durch Entzug der Bodenfeuchtigkeit. Es iſt deshalb r von größter Wichtigkeit, daß man das Unkraut frühzeitig entferne, bevor es die Saatpflanzen überwuchert hat. Behacken und Jäten müſſen während des Sommers ſo oft wiederholt werden als not— wendig, um den Boden ſtets ſauber und locker zu erhalten. Man betraut damit beſſer einige ſtändige Arbeiter, als deren nur zeit— weiſe eine größere Zahl zu verwenden. — Vom September an ſtellt man mit Rückſicht auf die Gefahr des Auswinterns die Bodenbearbeitung ein. Früh im Frühjahr ſollen allfällig vom Barfroſt ausgehobene Pflanzen wieder eingeſetzt werden. In Hochlagen, wo die Barfröſte ganz beſonders zu fürchten, erweiſt ſich ein Bedecken der Beete und ſpäter der Zwiſchenräume zwiſchen den Saatrinnen als von ſehr wohltätiger Wirkung. Man verwendet dazu Moos, Stroh oder dergl., welches mit Latten oder in anderer Weiſe feſtgehalten wird. Auch das Belegen des Bodens zwiſchen den Pflanzenreihen mit flachen Steinen, Schwartenbrettern ꝛc. hat ſich bewährt. Für empfindliche Holzarten, wie Tanne und Buche, welche während des Sommers gegen die Sonnenhitze geſchützt werden müſſen, empfiehlt es ſich auf der Südſeite der von Oſt nach Weſt verlaufenden Saatbeete einen Seiten— ſchirm anzubringen. Zu dem Behufe werden Tannäſte lotrecht in den Boden geſteckt und durch an eingeſchlagene Pfähle gebundene horizontale Stangen feſtgehalten. In trockenen Lagen gewähren ſolche Schirme einen wohltätigen Schatten, ohne den Pflanzen den Tau zu entziehen. Das Begießen der Saatbeete ſollte auf den Notfall beſchränkt werden. Nur bei ſtarkem Begießen dringt das Waſſer bis zu den Wurzeln. Aberdies wird dadurch bei öfterer Wiederholung die Beſchaffenheit des Bodens un— günſtig beeinflußt, indem die löslichen Nährſtoffe in die Tiefe geſchwemmt werden, der krümelige Zuſtand der Erde verſchwindet und die Bodenoberfläche zu einer feſten Kruſte erhärtet. Eine Bewäſſerung des Forſtgartens hat den Nachteil, die Pflanzen an ſehr reichliche Bodenfeuchtigkeit zu gewöhnen. Zur Pflege der Saaten iſt endlich noch deren Verdünnern zu rechnen. Wo die Pflanzen zu dicht aufgegangen, ſodaß früh— zeitig ein Drängen eintritt, werden die zurückbleibenden geringen Sämlinge durch Ausrupfen bei naßem Boden oder durch Aus— ſchneiden mit der Schere entfernt. Es geſchieht am beſten jeweilen im Frühjahr beim erſtmaligen Jäten. Die ausgerupften Pflanzen ſind als unbrauchbar wegzuwerfen, nur Erlen können noch zur Verſchulung benutzt werden. Namentlich vorteilhaft erweiſt ſich ein Verdünnern bei Licht— hölzern und bei der Erziehung von Pflanzen, welche länger als ſonſt gebräuchlich in der Saatſchule bleiben, um dann direkt zur Kultur verwendet zu werden. Man kann überdies, inſofern nur — 143 — ein Teil der Sämlinge länger überzuhalten iſt, je die zweite Reihe ausheben und auch dadurch den bleibenden mehr Raum ſchaffen. § 100. Je nach Gunſt oder Anguſt der Witterung, des Standortes ıc. wird ein genau in angegebener Weiſe beſätes und gepflegtes Saatbeet auch für die nämliche Holzart eine ſehr verſchiedene Zahl von Sämlingen liefern. Immerhin kann man im großen Durch— ſchnitt rechnen unter gewöhnlichen Verhältniſſen per 10 m' Fläche folgende Pflanzenzahlen zu erhalten: o 4000-7000, im Mittel ca. 6000 brauchbare 2jähr. Sämlinge enn 3000-6000, „ 1 „ 4000 8 2 3 gem. Kiefern .... 4000 6000, „ 5 „ 5000 5 . 3 E Weymuthskiefern 2000-3000, „ 8 „ 2500 „ 1 2 „ 8 Lerchen 2000. 2500 „ 2000 5 Be k 7 Buchen e 000 i = E Ahorn, Eſche ꝛc. . 2000— 3000, „ 8 „ 2000 3 > Hope * 1 ee 4000 8000, „ 8 „ 5000 „ 122. „ 1 1 Von den ausgeſtreuten Samenkörnern entwickeln ſich ſomit verhältnismäßig nur wenige zu brauchbaren Pflanzen. Dieſem Amſtand und der verſchiedenen Korngröße iſt beſonders bei der Samenbeſtellung Rechnung zu tragen. Um annähernd die nämliche Pflanzenzahl zu erhalten, bedarf es bei der Lärche etwa des vierfachen Gewichtes Samen wie bei der Fichte und bei der Tanne faſt 10mal, bei der Buche beinahe 20 mal jo viel wie bei der Fichte. Mit Bezug auf die Anſaat und Pflege der verſchiedenen Holzarten in der Saatſchule ſei noch folgendes bemerkt: 5 Die Fichten ſaaten, rechtzeitig im Frühjahr ausgeführt, gelingen ſehr 7 leicht. Wichtig iſt, daß die Beete öfters gelockert und von allem Unkraut rein gehalten werden. Gberdies find die flachwurzelnden Sämlinge vor dem Ausfrieren und Vertrocknen zu ſchützen. Spätfröſte hingegen ſchaden ihnen wenig. Bei der Tannenſaat beſteht die wichtigſte Sorge darin, die jungen Pflanzen vor den Frühlingsfröſten und der Sommerhitze zu bewahren. Während des Sommers müſſen die Beete wiederholt gehackt und gejätet werden. Die Saat der gemeinen Kiefer erfolgt in ähnlicher Weiſe wie die der Fichte. In der Regel bedürfen die Sämlinge weder der Beſchattung, noch des Schutzes gegen Froſt. Dagegen ertragen ſie den Graswuchs nicht gut. Wegen ihres raſchen Wachstums und großen Lichtbedürfniſſes ſäet man die Kiefer oft in Rinnen mit 25, ftatt nur 20 em Abſtand. Zweckmäßiger iſt, die . 2 5 Er Sämlinge nicht länger als ein Jahr im Saatbeet zu belafjen. Später bietet ihr Berpflanzen auch wegen der langen Wurzeln Schwierigkeit. Kiefernjaaten werden häufig von der „Schütte“ heimgeſucht, einer Pilzkrankheit, infolge deren die Nadeln ſich bräunen und abfallen. Beſonders verderblich wird ſie dichten Saaten. Schwarzkiefer und Weymuthskiefer werden wie die gemeine 5 Kiefer geſäet. Da die Vögel dieſen Samen beſonders eifrig nachſtellen, ſo müſſen fie entweder mit Mennigpulver präpariert, oder die Beete mit Saat- gittern gedeckt werden. Lärchenſaaten verlangen wie Kiefernſaaten einen lichten Stand und ſehr ſorgſamen Schutz gegen Unkraut. Deshalb die Vollſaat anzuwenden, wie es mitunter geſchieht, kann nicht empfohlen werden, hingegen ſollte man zu dicht aufgegangene Pflanzenreihen, wenn ſie einen zweiten Sommer in der Saatſchule bleiben, gehörig verdünnern. Die Arve hat man früher nur in Beete geſäet, welche zum Schutz gegen die Mäuſe mit einem gut ſchließenden Kaſten aus ſtarken Brettern eingefaßt und mit Drahtgeflecht gedeckt waren. Dadurch wird aber die Erziehung dieſer Holzart ganz bedeutend verteuert. Derartige Vorkehren und ebenſo das Vor— keimen der Arvnüßchen laſſen ſich unter gewöhnlichen Verhältniſſen entbehren, wenn man den Samen mit Mennige vergiftet. Freilich hat ſolches genau in der in $ 90 angegebenen Weiſe zu geſchehen, wenn es von Wirkung ſein ſoll. Namentlich halte man darauf, die gefärbten Samenkörner an der Sonne oder im warmen Zimmer gehörig zu trocknen, bevor ſie zur Ausſaat gelangen. Die Eichel wird in die Rillen wagrecht in Abſtänden von 2—3 cm ein- gelegt. Die jungen Pflanzen bedürfen des Schutzes gegen Spätfröſte; ſie verlangen zum guten Gedeihen eine wiederholte Lockerung des Bodens und fleißiges Ausjäten des Unkrautes. Auch die Buchen ſaaten find ſehr empfindlich gegen Spätfröſte und ebenſo ſpäter gegen Sonnenhitze. Vor erſterer Gefahr bewahrt man ſie außer durch Decken, auch durch Anhäufeln, indem der Froſt weniger die Samen— lappen, als das zarte Stengelchen tötet. In naſſen Sommern geht die junge Pflanze oft an einer durch den Buchenkeimlingspilz hervorgerufenen Krankheit zu Grunde. Dieſe kann übrigens die Keimlinge der meiſten Laub⸗ und Nadelhölzer zum Abſterben bringen. Der Ahorn ſame iſt möglichſt zeitig im Frühjahr zu ſäen. Die Keim— linge leiden ſehr vom Unkraut und werden auch von Spätfröſten heimgeſucht. Die Eſchen ſaat verlangt ſchon im erſten Sommer, alſo vor dem Auf— gehen, häufiges Jäten, damit nicht der Same mit dem Unkraut herausgeriſſen werde. Den Sämlingen ſchaden ebenfalls häuſig die Spätfröſte. Die Saat der Erlen gelingt nur bei beſonderer Vorſicht auf etwas feuchtem Boden. Man wendet dazu die Vollſaat an und deckt entweder gar nicht oder ſiebt ganz wenig lockere Walderde über das Beet, das man ſo— dann leicht andrückt oder mit der Gießkanne überbrauſt. Im ferneren muß ein Austrocknen der oberjter Bodenſchicht verhindert werden durch Beſchatten, am beſten mit entnadelten Fichten- oder Tannäſten und durch zeitweiſe Siberbraufen. — Die Alpenerle verlangt eine nördliche Lage und überdies 145 eine ziemlich ſtarke Beſchattung auch noch im zweiten Jahr. — Das anfangs langſame Wachstum der Erlen macht ein häuſiges Jäten unerläßlich. Mit Beginn des zweiten Jahres ſind ſie, wenn dicht aufgegangen, gehörig zu verdünnen. Bei der Bir ken ſaat wird in ähnlicher Weiſe verfahren, ebenſo bei der Almenjaat. Zur Saat der Aſpe werden die Kätzchen im Mai, ſobald einzelne auf- zuſpringen beginnen, bei trübem Wetter oder morgens früh geſammelt und in einem geſchloſſenen, warmen Raum möglichſt dünn ausgebreitet. Sofort nachdem die Samenwolle hervorgequollen, wird ſie geſammelt und auf dem vorbereiteten, ſchwach angefeuchteten Beet, Priſe für Priſe, leicht angedrückt. Man braucht zur Vollſaat per Beet 600-800 gr Samenwolle. Die weitere Behandlung iſt die nämliche wie für die Erlenſaat beſchrieben. In gleicher Weiſe verfährt man bei der Schwarz- nnd Silberpappelſaat. Die Verſchulung. 8 101. Bei lockern Saaten finden die jungen Pflanzen während 2—3 Jahren in den Saatbeeten hinreichend Raum zu einer guten Entwicklung. In vielen Fällen können ſie daher ganz wohl von hier direkt ins Freie verpflanzt werden. Will man ſie hingegen älter verwenden, oder verlangt die Angunſt des Kulturortes eine beſonders kräftige Ausbildung des Aſt- und Wurzelwerkes, ſo wird eine VBerſchulung nötig. Durch einen freiern Stand in beſtmöglichem Boden verhilft man der Pflanze zur vollkommenſten Entwicklung. Nach 1—3 weitern Jahren iſt ſie in der Regel genügend erſtarkt, um ſelbſt auf ungünſtigem Standort an- und fortzuwachſen. Nur ausnahmsweiſe, wenn eine Holzart als Heiſter (über 2 m hoch) verpflanzt werden ſoll, muß noch eine zweite Verſchulung auf größere Abſtände ſtattfinden. Während in früheren Zeiten ſehr wenige Waldpflanzen verſchult wurden, halten es heutzutage manche für fehlerhaft, überhaupt eine unverſchulte Pflanze zu verwenden. Das eine iſt gerade ſo wenig empfehlenswert wie das andere. In Frankreich hat die Staatsforſtverwaltung im Gebirge Hundert- tauſende von Hektaren Weideland, zum Teil unter ſehr ſchwierigen Verhältniſſen, mit ausgezeichnetem Erfolge mit unverſchulten Nadelhölzern aufgeforſtet. Die Verſchulung liefert im allgemeinen die kräftigern und widerſtands— fähigern Pflanzen. Sie erhöht aber auch ganz bedeutend deren Preis, wie ſolches aus den bezüglichen Angaben in $ 92 hervorgeht. Sie verlangt eine annähernd 10 mal jo große Fläche als die Erziehung von Saatpflanzen und beanſprucht vermehrte, nicht immer leicht zu beſchaffende Arbeitskräfte. Ver— ſchulte Pflanzen veranlaſſen auch weſentlich größere Transport- und Kultur— koſten. 10 — 146 — Im fernern darf nicht außer Acht gelaſſen werden, daß mit der Be— ſchaffung eines guten Kulturmaterials durchaus nicht alles getan iſt. Mindeſtens ebenſoſehr fällt in Betracht, daß die Pflanzen mit unverletzten Wurzeln ausgehoben, vor Trockenheit bewahrt und ſorgſam wieder eingeſetzt werden. Ohne dieſes wachſen ſie verſchult nicht beſſer an, wie unverſchult. Eine ſolche zweckentſprechende Behandlung iſt aber bei den kleinern Sämlingen viel leichter durchführbar, als bei den großen Verſchulpflanzen. Man wird ſomit nicht urteilslos alle Pflanzen gleich erziehen, ſondern die Verſchulung auf die Fälle beſchränken, wo ein größerer Aufwand an Geld, Arbeit und Zeit wirklich durch die Verhältniſſe geboten erſcheint. $ 102. Die Berſchulung der Pflanzen muß als unentbehrlich be zeichnet werden, wenn ſolche für unkrautreiche Kulturflächen, für 1 1 10 AN) 5 gi 57 N 60 Den N 0 — N en er 1 er n FH, 1 . W N 2 ST 45 7 * 1 nz; 5 AUS III ö ah G E Zu SE je — IA / S Ze — N. 3 = ef — — «/ u SS 13: — ——, S a >= = X 4 „jo ; 7 a BE = 2 . * — — —— PS — 17 ee 4 8 5 7 — — 7 - — .- — — — = 2 8 2 — — 8 Ze * os... er fe * , =a Fig. 36. Ausheben der Pflanzen. Fig. 37. Lagen, die von Froſt oder Hitze leiden, zur Nachbeſſerung von Jungwüchſen oder ähnliche Fälle beſtimmt ſind. Das Bedürfnis eines zeitweiſen Aufenthalts in der Pflanz— ſchule beſteht übrigens nicht für alle Holzarten in gleichem Maße. Bei einzelnen ſieht man ſogar lieber von einer Verſchulung ab, ſo z. B. bei der Kiefer und Eiche, die der ſtarken Wurzelentwick— lung wegen am beſten als einjährige Sämlinge verpflanzt werden. Bei andern, wie der ſehr leicht anwachſenden Erle, iſt die Ver— ſchulung in der Regel zwecklos, desgleichen bei der Arve, der Robinie ꝛc. Die übrigen Nadelhölzer und die meiſten Laubhölzer werden gewöhnlich verſchult, häufig aber mit Vorteil auch als Samenpflanzen verwendet. | b 3 2 * + * 5 . — 05 17 N. — 147 — Je nach ihrem Wachstum bleiben die Sämlinge 1 oder 2, ſelten 3 Jahre im Saatbeet. Im allgemeinen empfiehlt ſich eine frühzeitige Verſchulung, beſonders für die ſchnellwachſenden Holz— arten, wie z. B. die Lärche. Bei weniger Raſchwüchſigen gewährt längeres Belaſſen im Saatbeet den Vorteil, daß alsdann die Schwächlinge leichter zu erkennen ſind und ausgeſchieden werden können. Alter als zweijährig ſollte man, etwa außer der Arve und der ebenfalls langſamwüchſigen Gebirgsfichte, keine Pflanzen verſchulen. Dünn und ſpindelig aufgewachſene Sämlinge geben auch nach mehrjährigem Aufenthalt im Pflanzgarten kein gutes Kulturmaterial mehr; ſie dürfen daher nicht verwendet werden. Desgleichen unterlaſſe man ja nicht, alle Schwächlinge — erkenn— bar an ihrer geringen Größe und den ſpärlichen, ſchwachen Knoſpen — rückſichtslos fortzuwerfen. Es iſt dies für die ſpätere gute Entwicklung der Pflanzbeſtände von größter Wichtigkeit. Man ſäe deshalb mehr als nur für den unumgänglich notwendigen Bedarf, ſodaß man auswählen kann. § 103. Größte Sorgfalt erfordert das Ausheben der Pflanzen aus den Saatbeeten. Man betraue damit nur die allerzuverläſſigſten Arbeiter. Es werden dabei die Saatreihen gleichzeitig von beiden Seiten mit der Schaufel recht tief unterſtochen und ausge— hoben (Fig. 36). Noch empfehlenswerter iſt es, an einem Ende des Saatbeetes beginnend, die Pflanzenwurzeln ſeitlich mit dem Pickel tief zu untergraben bis die Reihen umfallen (Fig. 37). Die einzelnen Pflanzen werden ſodann durch Schütteln und Zerdrücken der Erdballen möglichſt behutſam und ohne die Wurzeln zu beſchädigen getrennt. Hierauf ſortiert man ſie, zählt die brauchbaren ab und ſchlemmt ſie an, d. h. man taucht die Wurzeln in dünnflüſſigen Lehmbrei, um ſie vor dem Vertrocknen zu bewahren. Sodann werden die Pflanzen unver— züglich eingeſchlagen, indem man ſie an einem ſchattigen Orte mit den Wurzeln in friſche Erde eingräbt. § 104. Zur Verſchulung wird der Boden ähnlich zubereitet wie für die Saat. Auch die Einteilung der Pflanzſchule in Felder erfolgt in gleicher Weiſe. Von der Anlage von Beeten wird in der Regel zur Raumerſparnis abgeſehen. Man ſetzt die J ! e — 148 — Pflanzen nach der Schnur in Reihen, welche auf geneigtem Terrain horizontal verlaufen ſollen. Die Entfernung der Reihen beträgt gewöhnlich 25—30 cm. Geringere Abſtände empfehlen ſich nicht, weil man die Felder zum Zwecke der Bodenlockerung muß betreten können. In der Reihe ſelbſt ſollen Nadelholzpflanzen 5—10 cm, Laubhölzer 10—20 cm voneinander entfernt ſtehen. Zur Erziehung von Heiſtern ſind entſprechend größere Abſtände nötig. Mitunter wird auch die Pflanzſchule in Beete von etwa 120 em Breite eingeteilt. Solches iſt nur am Platze auf ſehr bindigem Boden, der beim Verſchulgeſchäft zu feſt zuſammengetreten würde. Wo dies nicht zu befürchten, läßt ſich zur beſſern Ausnützung des Raumes von der Anlage der vielen Fuß⸗ wege füglich Umgang nehmen. Das Einſetzen der Pflanzen beim Verſchulen erfolgt nach zwei verſchiedenen Verfahren. 1. Man macht mit dem Setzholz ein Loch, ſtellt den Sämling, hinein und füllt das Loch mit Raſenaſche oder anderer guter Erde zu. Dieſe wird ſo feſt angedrückt, daß die Pflanze bei leichtem Ziehen nicht auszuheben iſt. Oder 2. man gräbt mit der Haue eine Furche ſo tief, als die Pflanzenwurzeln lang ſind und ſticht die eine Seite des Gräbchens mit der Stechſchaufel ſenkrecht ab. Hierauf ſtellt man die Pflanze an die ſenkrechte Wand, füllt die Furche mit Erde zu und drückt dieſe von Hand feſt an. Das erſte Verfahren verdient für kleine Sämlinge entſchieden den Vorzug. Sind aber ſolche über der Erde mehr als 4 oder 5 cm lang, jo fördert das zweite Verfahren mehr und findet daher auch die allgemeinere Anwendung. Zur Verminderung der Handarbeit und damit der Koſten des Verſchul⸗ geſchäftes gibt es auch ſogenannte Verſchulmaſchinen. Sie mögen Vor⸗ teile bieten, wo die Erziehung von Waldpflanzen, beſonders von Fichten und Kiefern, im Großen, beinahe „fabrikmäßig“ betrieben wird. Dagegen beſitzen ſie wenig Bedeutung bei dem verhältnismäßig geringen Pflanzenbedarf, wie er in Gegenden mit vorherrſchend natürlicher Waldverjüngung beſteht. Können die Pflanzen unmittelbar nach dem Verſchulen tüchtig begoſſen werden, ſo trägt ſolches, beſonders bei etwas vorgerückter Jahreszeit, zur Sicherung des Erfolges bei. Während der zwei bis drei Jahre, welche die Pflanzen in der Verſchulung ſtehen, bedürfen fie ebenfalls einer aufmerkſamen Pflege. Namentlich muß der Boden locker gehalten und hierzu jeden Sommer mindeſtens 2—3 mal gehackt werden, bei welchem Anlaſſe man auch das Unkraut ſorgfältig entfernt. Verſchulungen 8 RR l . — 149 — von Tannen und Buchen verlangen, wenn Spätfröſte zu befürchten, auch gegen dieſe einen Schutz. Er kann ihnen durch Einſtecken von Aſten zwiſchen den Pflanzenreihen meiſt in ausreichendem Maße gewährt werden. Zur Erziehung von Heiſtern werden jeweilen nur die beſtwüchſigen Pflanzen ausgewählt und auf Abſtände von 40 —70 cm verſchult. Dabei findet auch ein Beſchneiden der Krone und ein Kürzen der zu langen Wurzeln ſtatt. Ein zu weites Streichen der letztern wird übrigens am beſten durch möglichſte Fruchtbarkeit des Bodens verhindert. Vorbereitung der Pflanzung. § 105. Die künſtliche Beſtandsgründung durch Pflanzung erfordert mitunter wegen vorkommender eigenartiger Bodenverhältniſſe eine beſondere Herrichtung der Kulturfläche. Diesfalls kommen für unſere Verhältniſſe vorzüglich in Betracht: durch einen QÜber- zug von Heidekraut, Heidelbeeren u. dergl. verfilzter oder aber verſumpfter Boden. Wenn ein dichter Überzug von Heidekraut, Heidel- oder Preißelbeerſtauden, Alpenroſen ꝛc. den Boden deckt, ſo bildet ſich unter dieſen Sträuchern eine beſondere Art von Humus, welcher auf die meiſten Waldbäume einen ſehr ungün— ſtigen Einfluß ausübt. Raſch austrocknend und die Feuchtigkeit ſchlecht annehmend, verſchließt er den Boden und verhindert das Eindringen von Luft und Waſſer. Seine Wirkung iſt um ſo nachteiliger, als beſonders die erſtgenannten Pflanzen ohnehin vorzugsweiſe auf geringwertigem und magerem Terrain auftreten. Der Anpflanzung eines ſolchen Bodens muß die Beſeitigung jener ſchädlichen Sträucher vorangehen. Sie werden am beſten mitſamt ihrem dichten Wurzelfilz mit der Reuthaue weggehackt. Leichter als ein platzweiſes Ausreuten dieſer holzigen Pflanzen macht ſich ein Abſchälen des ganzen Bodenüberzuges in etwa meterbreiten Streifen. Für die nachfolgende Kultur haben Laubhölzer reichlich Ver— wendung zu finden, da deren Blattabfall das beſte Mittel zum Verdrängen jener Unkräuter iſt. Iſt der Boden flachgründig, wie dies häufig an Abhängen der Fall, ſo kann man auch Gräben auswerfen und mit deren Aushub Wälle anlegen, r a a a RE N Pe TG | Pd - 1 , 8 7 a | l VER ee = er N 7 2 n durch welche Heide und Beerenkräuter eingedeckt werden. Sie verfaulen dann mit der Zeit und vermehren damit die fruchtbare Erdſchicht. Bei trockenem Boden und ſtark geneigter Lage wirken dieſe 4—6 m langen Grabenſtücke auch günſtig, indem ſie das Regen- und Schneeſchmelzwaſſer zurückhalten und einſickern laſſen. Wo dagegen zu viel Bodenfeuchtigkeit vorhanden, legt man ſie zuſammenhängend ſo an, daß ſie zum Abführen des überſchüſſigen Waſſers dienen. $ 106. In verſumpften Boden wirkt das ſich nicht erneuernde (ſtagnierende) Waſſer nachteilig auf das Gedeihen des Baum— wuchſes dadurch, daß es Luft und Wärme abhält, die Entſtehung von Humusſäuren veranlaßt und die Nährſtoffe auslaugt. Die Aufforſtung verſpricht daher erſt Erfolg nach durchgeführter Ab— leitung des überſchüſſigen 3 Ta N Waſſers. Es geſchieht dies UN | durch Entwäſſerungmit— telſt offener Abzugs— gräben. Die Ausmaße der letztern wechſeln je nach der Tiefe, in welcher ſich die N D., undurchlaſſende Schicht findet UN RE", RS, „und nad der Möglichkeit, dem Dafjereinengenügenden Fig. 38. Profil eines Entwäſſerungsgrabens. Abfluß zu verſchaffen. Ge⸗ wöhnlich gibt man den Gräben eine Tiefe von 70—100 em; nur ausnahmsweiſe wird man ſich mit 60 em begnügen dürfen oder genötigt ſein, bis auf 120 oder 150 cm zu gehn. Da die Sohlenbreite ſtets 30 em beträgt und die Böſchung der Grabenwände in der Regel eine halbmalige ſein kann, ſo ergibt ſich eine mittlere obere Weite der Gräben von 100 —130 em (Fig. 38). Ein Laufmeter Graben dieſer Ausmaße hat jomit ca. 0,45 0,80 m? Inhalt und ein Kubikmeter Grabenaushub entſpricht 2/8 —-1 / m Grabenlänge. Je nachdem der Boden mehr oder minder naß, rückt man die Gräben näher oder weniger nahe zuſammen. Ein Abſtand von ca. 6 m zwiſchen je zwei parallelen Gräben dürfte auch für ſtark verjunipften und bindigen Boden ausreichen. Anderſeits wird man kaum über 20 m Entfernung hinausgehen. Im übrigen fällt für die Beſtimmung des Abſtandes natürlich auch die Tiefe — 151 der Gräben in Betracht, ſodaß man ſtatt der Geſamtgrabenlänge per ha beſſer den Kubikinhalt in Anſchlag bringt. Nach unſerer Erfahrung wird es ſelten mehr als 1000 ms Gräben per ha be— dürfen. Immerhin darf man nicht außer Acht laſſen, daß gut entwäſſert halb aufgeforſtet iſt. Größte Wichtigkeit kommt ſodann der richtigen Bemeſſung des Gefälles der Gräben zu. In der Ebene muß man ſich oft mit einer ſehr geringen Neigung begnügen. Bei einer ſolchen von % zieht das Waſſer noch ziemlich gut ab. Man faßt es hier am zweckmäßigſten mittelſt INN N \ N N) wo \ \ . N RN N * x N N \\ Ss V DIN N II 1 , N UN \ Mn N 5 DN N N N N D NS | 1 7 PR 44% 122 1)! \\ 4 N I) N len SV 0 e,, I 0 115 N _ u 7575 7 | IN I 0 N N 10 600 1 7% (| N m U) Mn \ . = ) 1 0 . 6 0 M a 7 I) 1 1 / 0, Inn 70 [If] N N N W 1 Tu 400% N 2 \ 1 77 N N ) N DR 77 IN N AN 55 NN \ W NUN NN b . ZN MM | TAN N N 15 60 0 N eee We IN a „ „ sr 2 \ NN N NN il N \ WN W * Fig. 39. Entwäſſerungsanlage. eines Netzes paralleler Sauggräben. Durch ſog. Seiten— gräben wird es den in der Richtung des ſtärkſten Gefälls ver— laufenden Hauptgräben zugeführt. Liegen die verſumpften Flächen an einem Abhang von wechſel— voller Geſtaltung, ſo kann von einem ſolchen regelmäßigen Graben— netz nicht mehr die Rede ſein. Hier müſſen die Sauggräben ſich mit einem beſtimmten, gleichmäßigen Gefäll dem Hange entlang ziehn (Fig. 39). Je ſteiler man ſie macht, um ſo kleiner wird ihr Einzug, um ſo geringer ihre entwäſſernde Wirkung. Bei zu ſtarker Neigung greift überdies das Waſſer die Grabenſohle an und * „ R u De Kr: r 5 „ „„ a at un * # 1 Ls# # En! a 5 3,7% 5 - - 7 MT 2 wi P 2 ee Ar 3 * 1 ** - * » TER, = rt 3 5 . 3 3 ja = > n 5 * ut 1 frißt ſich ein. — Ein zu geringes Gefäll hingegen hat zur Folge, daß das Waſſer Schlamm und Erde liegen läßt und der Graben ohne häufige Reinigung bald verwächſt. Als allgemeine Regel kann gelten, den Gräben nicht mehr Neigung zu geben, als gerade notwendig, damit ſich die Grabenſohle nicht durch Abſetzen von Sand und Schlamm erhöhe. Dieſes zweckentſprechende Gefäll ſchwankt freilich innert ziemlich weiten Grenzen, je nach der Beſchaffenheit des Bodens und der Menge des durchfließenden Waſſers. Während in ſtrengem Lehmboden die äußerſten, nur wenig Waſſer führenden Graben— verzweigungen mitunter noch bei 13-15% Gefäll ihre Sohle er— höhen, kommt in leichtem, ſandigem Boden bei zeitweiſe großer Waſſermenge ſchon bei 4% Neigung ein Vertiefen der Graben— ſohle vor. Für Sauggräben dürfte unter gewöhnlichen Verhält— niſſen das richtige Gefäll je nach der Bodenbeſchaffenheit zwiſchen 6 und 10% liegen. Dieſe Neigung muß weſentlich (ſelbſt bis zu 15% ) erhöht werden, wenn der Boden viele Steine enthält oder von Wurzeln durchſetzt iſt. Zahlreiche kleine Aberfälle bildend, ver— langſamen fie den Waſſerabfluß und bewirken eine Erhöhung der Grabenſohle. Im Innern des Waldes ſind deshalb beſonders die Sauggräben etwas ſteiler anzulegen, als auf freien Flächen. Je mehr Waſſer ein Graben zeitweiſe (bei heftigen Regen— güſſen ꝛc.) abzuführen hat, um jo geringer ſoll das Gefäll ſein. Die Hauptgräben leite man alſo nicht direkt über einen ſteilen Hang hinunter, ſondern im Zickzack und mit einer Neigung von höchſtens 35%, wenn der Boden ſteinig vielleicht bis 8%. Wo ſolches untunlich, läßt man das Waſſer am beſten über den beraſten Hang ohne alle Grabenanlage hinunterfließen. Zum Abſtecken der Entwäſſerungsgräben bedient man ſich am beiten einer 5m langen Latte mit aufgeſetzter Bleiwage oder Libelle, welche ein Ableſen des Gefälles geſtattet. Im übrigen empfiehlt es ſich, in ſteilen Lagen nicht größere Waſſermaſſen in einen Hauptgraben zuſammenzufaſſen. Man wird hier vielmehr eine möglichſt große Zahl von getrennten, kleinen Grabenſyſtemen anlegen. An Abhängen hat man ſtets in erſter Linie zu unterſuchen, ob nicht von einem oberhalb gelegenen Grundſtück Grundwaſſer in die zu entwäſſernde Fläche dringe. Wenn dies der Fall, ſo muß zu deſſen Ableitung nahe der Grenze ein genügend tiefer ſogenannter Kopfgraben angelegt werden. — 153 — Bei ſtärker geneigtem Terrain iſt die Unterſcheidung zwiſchen Haupt— und Nebengräben ohne praktiſche Bedeutung. Gewöhnlich werden hier feine eigentlichen Hauptgräben angelegt, ſondern das Waſſer von einem Saug— graben in den andern geleitet. Dem Umſtand, daß manche Grabenſtrecken mehr Waſſer abzuführen haben, als andere, läßt ſich durch etwas größere Weite und Tiefe und geringeres Gefäll gleichwohl Rechnung tragen. Die Böſchung der Grabenwände hat ſich nach der Beſchaffenheit des Terrains zu richten. Je ſandiger der Boden, um ſo flacher werden die Seitenwände gehalten. Bei dem ziemlich bindigen Lehm, wie ſolcher im Ge— biet des Flyſch die Regel bildet, hat ſich eine halbmalige Böſchung als ganz ausreichend erwieſen. Von Wichtigkeit iſt auch, wohin der Grabenaushub verbracht werde. Als Wall auf der oberen Grabenſeite verhindert er den Abfluß des Tag— waſſers. Die ausgehobene Erde wird daher entweder unterhalb des Grabens angelegt oder beſſer noch in kleinen Hügeln auf der Fläche verteilt. Wenn irgend möglich, ſollte die Entwäſſerung der Aufforſtung mindeſtens ein Jahr vorangehen, damit bis zu dieſer der Boden Zeit finde, ſeine un— günſtige Beſchaffenheit einigermaßen zu verbeſſern. Eine Entwäſſerungsanlage erfordert gewöhnlich auch noch einen Unter— halt der Gräben. Haben ſie wenig Gefäll, ſo müſſen ſie von Zeit zu Zeit gereinigt und die abgeſetzte Erde 2c. ausgehoben werden. — Häufiger noch kommt vor, daß zu ſteile Grabenſtrecken ſich vertiefen. In dieſem Falle ſchafft man Abhilfe durch Einlegen von Faſchinenmaterial und Beſchweren desſelben mit Steinen. Auch ein Belegen der Grabenſohle mit Raſenziegeln (fontinuier- lich oder unterbrochen) hat ſich gut bewährt, weniger dagegen der Einbau kleiner Schwellen, da dieſe infolge der Gberfälle Auskolkungen (Aus— waſchungen) der Sohle bewirken. Grabenanlagen brauchen übrigens nicht für alle Zeiten unterhalten zu werden, indem nach Schluß der Aufforſtung dieſe die Entwäſſerung über— nimmt. § 107. Die Kulturarbeiten laſſen einen guten Erfolg nur erwarten, wenn die Beſchaffenheit der Pflanzen gewiſſen Anforde— rungen entſpricht. Vor allem iſt notwendig, daß die Pflanzen friſch ſeien; namentlich müſſen die haarfeinen Verzweigungen der zarten Faſerwürzelchen mit größter Sorgfalt vor dem Vertrocknen bewahrt werden. Sobald ſie weiß geworden, ſind ſie tot, und weder An— ſchlemmen, noch Einſchlagen in feuchte Erde vermag ſie wieder lebensfähig zu machen. Die eingeſetzte Pflanze hat ſomit an Stelle der abgeſtorbenen neue Faſerwurzeln zu treiben, bevor ſie Nahrung aus dem Boden aufnehmen kann. Unterdeſſen aber ſchreitet, be— ſonders bei den Nadelhölzern, die Verdunſtung des in der Pflanze 3 r ee Se e 99 0 x A 3 enthaltenen Waſſers fort und dieſe ift der Gefahr des Vertrocknens ausgeſetzt. Die Nadeln werden gelb, was ſtets als ein ſicheres Zeichen vorgekommenen teilweiſen Verdorrens der Wurzeln zu be— trachten iſt. Im fernern ſoll die Pflanze ein gerades, kräftiges Stämmchen mit voller und gut ausgebildeter, tief angeſetzter Beaſtung beſitzen. Die Knoſpen ſollen gehörig entwickelt, jedoch noch geſchloſſen, die Nadeln friſch und von lebhaft grüner Farbe ſein. Endlich iſt ein möglichſt dichtes und reichliches, aber auf einen kleinen Raum be— ſchränktes Wurzelwerk notwendig. Selbſtverſtändlich darf auch die Pflanze keine Beſchädigungen erlitten und namentlich nicht beim Ausheben die feinen Wurzeln eingebüßt haben. N er 1 en 8 . Y 2 nn 2 W „eee In manchen Gegenden wird ganz beſonderes Gewicht auf eine möglichſt beträchtliche Größe der Pflänzlinge gelegt. Dieſelbe iſt jedoch an und für ſich durchaus kein Zeichen der guten Qualität des Kulturmaterials. Im Gegen— teil beweiſt ein langer Gipfeltrieb, daß die Pflanzen zu gedrängt ſtunden, ſich ſomit nicht gehörig nach der Seite entwickeln konnten. Ins Freie verſetzt, werden ſie im Anfang ſtets eine Zeit lang kümmern und deshalb regelmäßig von kleinern, aber bis auf die Erde vollkommen beaſteten Pflanzen in Kurzem überholt. $ 108. Mit Bezug auf das Ausheben der Pflanzen gilt das bereits in 8 103 Geſagte, nur iſt bei den zum Verſetzen ins Freie beſtimmten ſtets die doppelte Vorſicht notwendig. Der die Wurzeln umſchließende Erdballen muß mit dem Spaten oder durch Unter— graben mit dem Pickel vollſtändig freigelegt werden. Sodann löſe man die Erde durch Zerdrücken oder ſorgfältiges Schütteln ab. Je ſchwerer dies hält, um ſo notwendiger iſt es, recht ſchonend zu Werke zu gehen. — Das Ausheben der Pflanzen ſoll nur den zu— verläſſigſten und beſtbezahlten Arbeitern übertragen und nichtsdeſtoweniger beſtändig genau überwacht werden. Es empfiehlt ſich, nicht vollſtändig alle Erde von den Wurzeln zu entfernen. Was etwa noch daran haften bleibt, bietet Schutz gegen das Vertrocknen. Dem nämlichen Zweck dient das An— ſchlemmen, nach welchem der Lehm jedes Zäſerchen als dünne Kruſte überzieht und ſo deſſen Austrocknen verhütet. 5 2 g 2 3 i Im fernern werden die Pflanzen mit den Wurzeln unverzüg— lich in friſchen Boden eingeſchlagen, da die letztern keinen Augenblick der Sonne oder den austrocknenden Winden (beſonders dem im Frühjahr häufig wehenden Föhn) ausgeſetzt bleiben dürfen. Das Sortieren, Abzählen und in Bunde Binden der Pflanzen laſſe man im Schatten vornehmen. Allen Ausſchuß, wie er be— ſonders bei unverſchulten Pflanzen ſtets vorkommen wird, werfe man weg. Zurückgebliebene, geringe Sämlinge nachträglich noch zu verſchulen, iſt unzweckmäßig. Das Beſchneiden der Pflanzen ſoll, ſoweit es die Wurzeln anbelangt, auf das unumgänglich Notwendige beſchränkt leiben. Wittelſt eines ſcharfen Meſſers oder der Gartenſchere entfernt man verletzte oder ſehr lange, der feinen Wurzelhaare be— raubte Wurzeln. Faſerwurzeln hingegen ſollen nicht gekürzt werden. — Im gleichen Verhältnis, wie die Wurzeln, ſtutzt man auch den oberirdiſchen Teil der Pflanze ein. Im allgemeinen vertragen die Nadelhölzer das Beſchneiden nicht gut und werden daher deren Wurzeln und Zweige beſſer ganz gelaſſen. Eine Ausnahme ge— ſtattet am eheſten die Lärche. Die meiſten Laubhölzer ſind gegen den Schnitt weniger empfindlich und dürfen etwas ſtärker geſtutzt werden, beſonders wenn zu befürchten, eine zu reichliche Blatt— entfaltung möchte das Gleichgewicht zwiſchen Waſſer-Aufnahme und Verdunſtung ſtören. Für den Niederwald beſtimmte Pflanzen werden mitunter ge— ſtummelt, d. h. ihr Stämmchen 3—5 em über dem Wurzelknoten ganz abgeſchnitten. Wohl zweckmäßiger erfolgt das Stummeln erſt im folgenden oder zweitfolgenden Jahr, nachdem die Pflanzen ge— hörig angewachſen ſind. Das Ausheben der Setzlinge ſoll erſt im Augenblicke des Bedarfes und nicht ſchon tage- oder wochenlang früher ſtattfinden, wie es mitunter geſchieht, um die Pflanzbeete ſofort neu beſtellen zu können. Bei nachfolgen— der Gründüngung iſt man hinſichtlich der Zeit des Aushebens in keiner Weiſe eingeſchränkt. Stehn die Pflanzenreihen auf enge Abſtände, ſo vermeide man das Aus— ſtechen, um nicht die Wurzeln zu verletzen. Man gräbt in dieſem Falle beſſer, bei der äußerſten Reihe beginnend, längs derſelben eine tiefe Furche, wie ſolches auf Seite 146 (Fig. 37) zum Ausheben der Sämlinge empfohlen wurde. Heiſter werden ausgegraben, indem man ihre Wurzeln ringsum in einer Entfernung von 20—30 em vom Stämmchen mit tiefgehenden Spaten— ſtichen lostrennt und ſodann die Pflanze mit dem Ballen aushebt. In ähn— licher Weiſe wird auch mit kleinern, aber freiſtehenden Pflänzlingen (3. B. aus natürlichen Verjüngungen) verfahren, die als Ballenpflanzen (vgl. 8 113) zur Verwendung kommen ſollen. Handelt es ſich um die Verpflanzung eines Baumes, ſo hebt man im Winter rings um denſelben einen tiefen Graben aus, ſodaß ein entſprechend großer Ballen freigelegt wird. Dieſen begießt man bei eintretendem Froſt mit Waſſer und läßt die Erde gehörig feſtfrieren. In dieſem Zuſtande kann der Baum ausgehoben, an ſeinen Beſtimmungsort transportiert und hier eingeſetzt werden. Im Frühjahr muß dann eine nachträgliche Befeſtigung des Bodens ſtattfinden. Mit Bezug auf das Einſchlagen der Pflanzen ſei noch bemerkt, daß, wenn ſolches mehrere Tage dauern ſoll, die Bunde zu öffnen, die Bflänz- linge in dünnen Lagen auszubreiten und die Wurzeln jeder Schicht mit feuchter Erde zu bedecken ſind. Das Einſchlagen hat ſtets an ſchattigen Orten zu ge— ſchehen. Namentlich Nadelhölzer ſind durch Bedecken mit Aſten vor der Sonne zu ſchützen und zeitweiſe tüchtig zu begießen. Wenn möglich ſollte man ſie (beſonders Sämlinge) nicht über 5—6 Tage eingeſchlagen laſſen, während Laubhölzer ein 10tägiges und noch längeres Einſchlagen ertragen. Mitunter werden zu Kulturen in Hochlagen die Pflanzen ſchon im Herbſt an Ort und Stelle geſchafft und hier eingeſchlagen. Im Freien leiden fie aber in dieſem Falle ſtark von einem ſogenannten Kernpilz (Herpotrichia), der die Nadeln mit einem dichten, braunſchwarzen Schimmel überzieht und zum Abſterben bringt. Wit beſſerem Erfolg werden die Pflanzen in unbenutzten hochgelegenen Hütten eingeſchlagen, doch muß ſolches mit aller Sorgfalt ge— ſchehn, ſodaß die Wurzeln jeder einzelnen Pflanze von Erde umgeben ſind. $ 109. Selbſtverſtändlich müſſen auch während des Transportes der Pflanzen deren Wurzeln vor Trockenheit bewahrt werden. Iſt die Entfernung vom Forjtgarten zur Kulturſtelle keine große, ſo legt man die Pflanzenbunde nach dem Anſchlemmen auf feuchtes Moos oder Erde in einen Korb oder Karren und befördert ſie darin an den Ort ihrer Beſtimmung, wo fie ſofort gut einge— ſchlagen werden. Zu einem weitern Transport bedarf es einer ſorfältigen Verpackung. Ein ſchwach armsdickes Bündel langes Stroh wird ca. 30 em vom untern Ende gut zuſammengebunden und mit dem Bund nach oben, ſtrahlenförmig auf dem Boden flach ausgebreitet. Darauf bringt man feuchtes Moos, ſtellt das angeſchlemmte Pflanzenbündel mitten darauf, ſtreift das Stroh ringsum in die Höhe und ſchnürt es mit einer Wiede um das Bündel feſt. — 157 — Statt des Strohes kann man auch lange, biegſame Tannäſte, welche kreuzweiſe übereinander gelegt werden, verwenden. Kleine, unverſchulte Pflanzen laſſen ſich zweckmäßig in der Weiſe verpacken, daß man zwei Bunde mit den Wurzeln gegen— einander legt, ſie mit feuchtem Moos und Aſten rings umgibt und mit Wieden feſtbindet. Sehr gut eignen ſich auch zum Ver— ſand von ein- und zweijährigen Pflänzlingen Körbe, deren Boden man mit einer jtarfen Schicht feuchten Mooſes belegt hat. Mit ſolchem bedeckt man auch die eingeſchichteten Pflanzen und über— ſpannt ſodann den Korb mit Packleinwand. Ganz unſtatthaft iſt dagegen der Maſſentransport von Wald— pflanzen, wie er mitunter ohne Verpackung auf Eiſenbahnwagen vorkommt. Die aufeinander geſchichteten Pflanzen ſind bei dieſer Behandlung in höchſtem Grade dem Vertrocknen ausgeſetzt. Feuchtet man ſie aber an, ſo erhitzen ſie ſich und gehen ebenfalls zu Grunde. Bei allen Pflanzenſendungen mit der Eiſenbahn ſollte die Spedition ausnahmslos als Eilfracht ſtattfinden. Einerſeits wegen der damit verbundenen Arbeit und Koſten, anderſeits wegen der Vermehrung des Gewichtes ſind manche gar geneigt, wenn es ſich um einen Transport auf nur einige Stunden Entfernung handelt, von einer Verpackung der Pflanzen abzuſehn. Man kann hievon nicht genug abraten. Die dabei zu erzielenden Erſparniſſe ſind nur ſcheinbare. Die vermehrten Nachbeſſerungskoſten machen davon leicht den zehnfachen Betrag aus. Für Aufforſtungen im Hochgebirge, zu denen das Kulturmaterial oft mehrere Stunden weit bergaufwärts getragen werden muß, ſtellen ſich freilich auch die Transportkoſten hoch. Je nach der Größe der Pflanzen, der Menge an den Wurzeln belaſſener Erde, der Feuchtigkeit ꝛc. wiegen nämlich in verpacktem Zuſtande 1000 Stück: 4 jährige, verſchulte Fichten. 70—120 kg, im Mittel zirka 90 kg 3 2 Seine 80—140 „ „ 5 0 2—3 „ 5 Lärchen 50—100 „ „ 5 Me ) 3—4 „ 5 Ahorne, Eſchen ıc. 90—140 „ „ x SR || 5ER Die Erziehung des Pflanzenmaterials in möglichſter Nähe der Kultur— ſtelle hat ſomit in Berggegenden nicht nur wegen des ſicherern Gelingens der Aufforſtung, ſondern auch mit Rückſicht auf die Koſten des Transportes eine ganz hervorragende Bedeutung. $ 110. Die günſtigſte Zeit der Pflanzung liegt zwiſchen dem Zeitpunkt beendigten Abſchluſſes der Vegetation im Herbſt und demjenigen deren Wiedererwachens im Frühjahr. Je nach Am- EA ee = a 2 rr * 3 „ Pe 5 2 ftänden iſt bald die Herbſt- und bald die Frühjahrspflanzung vorteilhafter. Im allgemeinen verdient jedoch das Frühjahr und zwar die Zeit kurz vor dem Safteintritt den Vorzug.“ Namentlich die Laubhölzer ſollten vorzugsweiſe im Frühling ver— pflanzt werden, ebenſo aber die Nadelhölzer in ſonnigen Lagen, wo ſie nicht während des ganzen Winters von einer Schneedecke geſchützt ſind und dann leicht vertrocknen. Die Herbſtpflanzung dagegen empfiehlt ſich für Holzarten, welche im Frühjahr ſehr zeitig ausſchlagen. So ſollte man die Lärche, wenigſtens in Hochlagen, nur im Herbſt kultivieren. Bei ausgedehnten Aufforſtungen müſſen gewöhnlich beide Jahreszeiten benutzt werden. Beſonders trifft dies zu im Hoch— gebirge, wo der Schnee oft erſt zu Ende Mai oder Anfang Juni abgeht, der Abergang vom Winter zum Sommer außer— ordentlich raſch erſolgt und im Frühjahr die Arbeitskräfte ſehr geſucht ſind. Herbſtpflanzungen werden am zweckmäßigſten zu Ende der ſömmerlichen Periode der Wachstumsruhe, gewöhnlich alſo von Mitte September bis Anfang Oktober, vorgenommen. Es können dann die Wurzeln bis zum Eintritt des Winters noch anwachſen. Als ſehr zweckmäßig empfiehlt ſich, die Pflanzlöcher im Herbſt zu graben, die Pflanzung ſelbſt aber im Frühling ausführen. Es gewährt dies auf ſchwerem Boden auch für das Einſetzen der Pflanzen eine weſentliche Erleichterung infolge der eintretenden GBodenlockerung durch den Winterfroſt. Beim Hacken der Löcher hebe man aber die Erde nicht aus, ſondern belaſſe ſie in jenen. Ballenpflanzung kann, wenn mit Sorgfalt zu Werke gegangen wird, auch im Sommer ſtattfinden. mmm 1 UA VRRRERU RER VORRERNLAR OT SR Aer Im allgemeinen iſt zu Pflanzungen der Frühling unſtreitig die günſtigſte Jahreszeit. Die reichliche Bodenfeuchtigkeit und die eintretende Saftbewegung wirken vorteilhaft auf das Gedeihen der Kulturen. Auch kommt die Arbeit wegen der Länge der Tage meiſt billiger zu ſtehen. Im Herbſt hingegen iſt der Boden häufig trocken. Die friſch geſetzten Pflanzen leiden während des Winters mehr von Froſt, Waſſer ꝛc. Für unſere Verhältniſſe hat daher die Frühjahrspflanzung als Regel, die Herbſtpflanzung als Ausnahme zu gelten. § 111. Beim Aufforſten einer Fläche kann man die Pflanzen ent— weder in gleichmäßigen Abſtänden und in regelmäßiger Stellung zu einander ſetzen, oder aber, ohne Rückſicht auf beides, wo ſich ö ; ; 9 eben ein geeigneter Platz vorfindet. Im erſten Falle, beim Ein— halten eines beſtimmten Verbandes, kommen die Pflanzen nach der Schnur in Reihen zu ſtehn. Bei der Reihenpflanzung ſind die Abſtände zwiſchen den Reihen gewöhnlich etwas größer als diejenigen der einzelnen Pflanzen in den Reihen (Fig. 40). Wenn beide Abſtände einander gleich und je vier Pflanzen zu— ſammen ein Quadrat bilden, ſo ergibt ſich der Quadrat— verband (Sig. 41). rr BIST 8 a 5 JJ ĩ 777. ⁊ Be en 1 1 U 1 l ı ı ' 1 ! - l g } :::. a SER Be 8 FVV | | i | | h . nn e en 2 — Fig. 40. Reihenpflanzung. Fig. 41. Quadratpflanzung. Ein regelmäßiger Verband bietet den Vorteil einer einfachen und ge— nauen Berechnung des Pflanzenbedarfs. Gberdies erleichtert er ſpäter die Säuberungen und, inſofern die Reihen ungefähr ſenkrecht zu den Abfuhr— wegen, oder an ſteilen Hängen in der Richtung des ſtärkſten Gefälls ver— laufen, das Ausbringen des Holzes bei Durchforſtungen. Zur Ausbeſſerung natürlicher Verjüngungen, ſowie in un— ebenem, felſigem Terrain und ganz beſonders in rauhen Hochlagen kann von der Einhaltung eines regelmäßigen Verbandes nicht mehr die Rede ſein. Man wählt hier vielmehr für jede Pflanze die Stelle aus, welche für das ſpätere Fortkommen des Pflänzlings beſonders geeignet ſcheint. Ein beſtimmter mittlerer Abſtand zwiſchen den Pflanzen muß aber auch in dieſem Falle eingehalten werden. Je weiter die Pflanzen voneinander entfernt ſtehn, umſo länger dauert es, bis der Schluß eintritt, d. h. bis deren Zweige den Boden vollſtändig beſchatten und die einzelnen Bäumchen ſich gegenſeitig Schutz gewähren. Auch werden ſie bei weitem Ver— bande aſtiger und bekommen im allgemeinen ein weniger wider— ſtandsfähiges, geringerwertiges Holz. Zu dichte Pflanzungen dagegen verurſachen nicht nur unnötige Ausgaben, ſondern haben auch zur Folge, daß ſich bald ein Drängen „ u 2 > 5 7 ru 4 * * * E 2 er N . einſtellt. Die Bäumchen werden ſchwach und ſpindelig und bleiben, inſofern ihnen nicht frühzeitige Durchforſtungen Raum ſchaffen, im Wachstum zurück. Eine mäßige Pflanzweite, bei welcher 5—10 Jahre nach der Kultur der Schluß eintritt, dürfte im allgemeinen als die richtige bezeichnet werden. Man wählt daher einen engern Ver— band für Schatthölzer, beſonders die Buche, für Holzarten, die ein geringes Beſtreben zeigen, ſich ſeitlich auszubreiten, wie Kiefer, Eiche ıc., für Sämlinge und für trockene, magere Standorte. Um— gekehrt genügen größere Abſtände auf gutem, fruchtbarem, doch nicht ſehr unkrautreichem Boden, bei Verwendung kräftiger, ver— ſchulter Pflanzen, bei raſchwüchſigen Lichtholzarten, zur Begründung von Niederwald und in Lagen, wo ſchwächeres Durchforſtungs— material nicht Abſatz findet. Je nach dieſen Verhältniſſen wird die Pflanzenzahl per ha gewöhnlich zwiſchen 6000 und 8000, oder höchſtens 10,000 Pflanzen ſchwanken. Es bedarf nämlich zur Reihenpflanzung folgender Pflanzenmengen: Pflanzenabſtand in den Reihen | | Reihen⸗ abſtand 1 m|12m|13m 1m |15m|16m|ısm Stück Pflanzen per Hektar 0,8 15,625 1,0 12,500 10,000 1,1 11,364 9,091 | 8,264 12 10,417 8,333 |7,576| 6,944 1,3 9,615| 7,692 6,993 6,410| 5,917 1,4 7,143 | 6,494| 5,952[ 5,495] 5,102 1.5 6,667 6,061 5,556 5,128 4,762] 4,444 1,6 5,682 5,208 4,808 4,464 4,167 3,906 | 1,8 4,630) 4,274 3,968| 3,704 3,472] 3,086 2,0 | 3,571 3,333] 3,125) 2,778 Wichtiger als die regelmäßige Anordnung der Pflanzen ift, daß jeder von ihnen ein ihr möglichſt zuſagender Platz angewieſen werde. Inſofern alſo die Standortsverhältniſſe wenig günſtig ſind, pflanzt man, wo ſich die beſte Erde findet, wo Stöcke oder Felsblöcke Schutz gegen herabrollende Steine oder den ſeitlichen Druck des Schnees bieten, wo ein Strauch den Boden friſch erhält ꝛc. .cn 4 * 4 1 3 | d . 2 g A 9 — 161 — Im rauhen Hochgebirge ſollte den Bäumen zu einer kräftigen Entwicklung ein hinreichend freier Stand und gleichzeitig Seitenſchutz durch die Nachbarſtämme geboten werden. Dies läßt ſich erreichen durch den gruppenweiſen Verband. Dabei kommen einige Pflanzen (vielleicht 3—5 Stück), auf Abſtände von 50—70 cm zuſammen in eine Gruppe zu ſtehen. Zwiſchen den einzelnen Gruppen bleiben dafür größere Zwiſchenräume von 2 oder 3 m offen. Ebenſo kann man, z. B. auf ſtark verunkrautetem Boden, je 3—4 Pflanzen in die Ecken des nämlichen, doch entſprechend größer gehaltenen Loches ſetzen, wodurch gleichzeitig die Koſten verringert und die Säuberungen erleichtert werden. Nicht ſelten hört man die Anſicht verfechten, es laſſen ſich die Pflanzen ohne Nachteil in einem ganz weiten Verband von 2 oder gar 2½ und 3 m Abſtand anbauen. Statt 7000 Stück brauchen wir in dieſem Fall per ha 2500, bezw. 1600 oder 1100 Pflanzen und vermindern damit die Kultur— koſten in entſprechendem Verhältnis. Zudem kann ſich auf gutem Boden bei dieſem freien Stand das Jugendwachstum ſehr vorteilhaft geſtalten. Bis zu welchem Alter aber dieſe üppige Entwicklung anhält und ob ſolche Beſtände überhaupt ein höheres Alter erreichen, weiß man noch nicht. Sicher ſteht hingegen, daß ſie ein aſtiges, ungemein lockeres und poröſes Holz von geringer Feſtigkeit und Dauerhaftigkeit und ſomit von minimem Wert hervorbringen. Derartige Bäume erliegen denn auch beſonders leicht den Fäulnispilzen und werden arg von Schneedrud, Windfall ꝛc. heimgeſucht. Die bei einem beliebigen Reihenverband erforderliche Pflanzen— menge berechnet ſich, indem man die beiden Abſtände miteinander multipliziert und das Produkt in die gegebene Fläche dividiert. — 3. B., es betrage der Ab— ſtand der Reihen 1,25 m und in dieſen der Abſtand der Pflanzen 1 m, jo hat jede derſelben einen Standraum von 1,25 81 = 1,25 m? und beläuft ſich ſomit 10,00 . 125 8000 Stüc die Pflanzenzahl per Hektare auf 8 112, Bei der Ausführung der Pflanzung unterſcheidet man ver— ſchiedene Pflanzverfahren, je nachdem der Pflänzling mit entblößten Wurzeln oder mit einem Ballen, in ein Loch oder auf einen Hügel, einzeln oder zu mehreren in einem Büſchel oder in anderer Weiſe geſetzt wird. Die Einzelnpflanzung mit entblößten Wurzeln in Löcher iſt das bei Kulturen gewöhnlich angewendete Verfahren. Zum Setzen verſchulter Pflanzen oder größerer Sämlinge wird das Pflanzloch in der Regel mittelſt der Haue, in hartem, ſteinigem Terrain mittelſt des Pickels gegraben. — Das Pflanzloch ſoll mindeſtens ſo weit und ſo tief ſein, daß darin die Wurzeln in 11 #8 natürlicher Lage, alſo weder verkrümmt noch umgebogen, Platz finden. Je größer die Pflanzlöcher und je mehr gut gelockerte Erde die Wurzeln umgibt, um ſo beſſer iſt dies für das Gedeihen der Kultur. Nur in Hochlagen, wo das Auswintern kleinerer Pflanzen zu befürchten, verdienen mit dem Pickel angefertigte, 12—15 cm breite, doch 25—30 cm lange Pflanzlöcher (deren Längsrichtung wagrecht am Hange verläuft) den Vorzug. Bei beraſtem Boden wird zuerſt der Raſen abgeſchält und erſt hernach das Pflanzloch gegraben. Dabei iſt darauf zu achten, daß die rohe, rote Erde nicht mit der fruchtbaren, dunkeln gemiſcht, ſondern die letztere für ſich behalten werde. Diejenigen Arbeiter oder Arbeiterinnen, welche das Pflanzen beſorgen, führen die Pflänzlinge in einem Handkorb („Stein— kratten“), die Wurzeln ſorgfältig mit feuchtem Moos umgeben, mit ſich. Es iſt unerläßlich, jeden Pflanzenden mit ſolch' einem Korbe auszurüſten. Das Nachtragen der Pflanzen in der Hand oder gar deren vorheriges Verteilen auf die offenen Pflanzlöcher iſt ſtreng— ſtens zu verpönen. Zum Einſetzen der Pflanze faßt man dieſe mit der linken Hand unter den unterſten Aſtchen und hält fie gegen die vordere, ſenkrechte Wand des Loches, ſodaß der Pflänzling nach dem Setzen des 2 . Pr e , S DGDDAGTTERDED — . e , 7 — Fig. 42. Lochpflanzung. gelockerten Bodens gleich hoch zu ſtehen kommt, wie er im Forſtgarten ſtund (Fig. 42). Die Wurzeln werden hierauf natürlich ausgebreitet und mit der beſten Erde umgeben. Jede Hand voll Erde, welche man beifügt, wird angedrückt, ſodaß im Boden keine Hohlräume um die Wurzeln entſtehen und die Pflanze durch leichtes Ziehen nicht ausgehoben wird. Sodann füllt der Pflanzer das Loch vollſtändig aus, tritt die Erde um die Pflanze vorſichtig an und deckt ſie mit den um— gewendeten Raſenplaggen zu. Auf trockenem Boden empfiehlt ſich ſehr, die Pflanze noch mit flachen Steinen zu umgeben, von denen man die größten auf der Südſeite hinlegt. Es lohnt ſich, ſolche ſelbſt aus einiger Entfernung herbeizuſchaffen, indem ſie in hohem Grade zur Erhaltung der Bodenfeuchtigkeit beitragen. Nicht — 163 — weniger vorzüglich wirken ſolche Steine im Hochgebirge durch Verminderung der Gefahr des Auswinterns. Anerläßlich iſt beim Pflanzgeſchäft, wie überhaupt bei allen Kulturbeiten, eine beſtändige und genaue Beaufſichtigung der Arbeiter. Der mit der Überwachung Betraute ſoll daher beim Löchergraben oder Pflanzen nicht ſelbſt Hand anlegen, ſondern ununterbrochen Aufſicht führen. Seine Tätigkeit wird dadurch am lohnendſten. | Je größer die Pflanzen, um jo jorgfältiger jind fie beim Verſetzen zu behandeln. Umgekehrt kann dagegen bei der Verwendung von Sämlingen oder überhaupt jüngerer Pflanzen, inſofern der Boden leicht und locker, das Loch auch nur in die Erde geſtoßen werden. Man benutzt dazu am meiſten das Setzholz und pflanzt mit ihm ähnlich wie es im Garten geſchieht. An Stelle des Setzholzes bedient man ſich auch der Pflanzeiſen verſchiedener Konſtruktion. Bei der Spalt⸗ oder Klemmpflanzung wird eine Stech— ſchaufel oder ein ähnliches Werkzeug lotrecht in den Boden geſtoßen, durch Hin⸗ und Herwiegen eine Offnung gebildet, die Pflanze in dieſe eingeführt und der Spalt durch Zudrücken oder Einfüllen guter Erde geſchloſſen. Alle dieſe Pflanzverfahren ſind ſehr förderlich, doch im Erfolg nur auf vollkommen gelockertem, fruchtbarem Boden befriedigend, unter gewöhnlichen Verhältniſſen alſo zu verwerfen. Immerhin ſei erwähnt, daß mit der Spalt- pflanzung von Buchenſämlingen unter dem Schirm verlichteter Fichten ſchon ganz gute Ergebniſſe erzielt wurden. Heiſter werden in entſprechend große Löcher gepflanzt, doch der ſperrigen Wurzeln wegen nicht an eine Wand, jondern in die Mitte. Ein ſorgfältiges fortwährendes Andrücken der eingefüllten Erde iſt beſonders wichtig. — Baum— pfähle laſſen ſich im Wald in der Regel entbehren, zumal nicht angebundene Heiſter erfahrungsgemäß ein lebhafteres Wachstum zeigen. r een 8 113. Auf naſſem Boden ſammelt ſich in den Pflanzlöchern leicht Waſſer, weshalb auf ſolchen Standorten die Hügelpflanzung den Vorzug verdient. Dabei wird die Erde in Geſtalt eines kegel— förmigen, 25—40 cm hohen Haufens auf der Pflanzſtelle aufge— worfen, die Pflanze in dieſen Hügel eingeſetzt und ſolcher zum Schutz gegen Abſchwemmung und Vertrocknen mit umgekehrten Raſenplaggen gedeckt. Gewöhnlich wird dieſes Verfahren mit der Entwäſſerung durch offene Gräben verbunden, wobei der Aushub der letztern das Material zur Erſtellung der Hügel liefert. Die Hügelpflanzung kommt aber auch auf flachgründigem, auf ſehr bindigem, verhärtetem oder auf ſtark verunkrautetem Boden, ſowie in Froſtlagen gerne zur Anwendung. Sie zeigt unter ſonſt gleichen — 164 — Amſtänden meiſt ein beſſeres Gedeihen als die Lochpflanzung, iſt aber koſtſpieliger als dieſe. Als weitere Form der Hochpflanzung mag noch die Wallpflanzung Erwähnung finden. Bei dieſer werden die Pflanzen auf Erd wälle geſetzt, die bei Anlage der Entwäſſerungsgräben in engen Abſtänden entſtehen. Die Anwendung dieſer Pflanzmethode beſchränkt ſich auf total verſumpften Boden. Wird beim Ausheben, Transportieren und Wiedereinſetzen der Pflanze die ihre Wurzeln umgebende Erdſcholle ganz gelaſſen, ſo ſpricht man von Ballenpflanzung. Sie verlangt ein in etwas bindigem Boden und in größern Abſtänden erwachſenes Pflanzenmaterial, wie man es oft aus jungen natürlichen Anflügen oder lichten Beſtandsſaaten auf leicht benarbtem, nicht ſteinigem Boden beziehen kann. Inſofern die Größe des Ballens der Ver— breitung des Wurzelwerks entſpricht, bietet dieſes Verfahren am meiſten Sicherheit für ununterbrochenes Fortwachſen des Setzlings. Die Ballenpflanzung iſt jedoch nur möglich, wenn geeignete Pflanzen ſich nicht zu weit von der Kulturſtelle entfernt vor— finden. Am beſten paßt ſie für Nachbeſſerungen. Die Ballen werden mit der gewöhnlichen Stechſchaufel ausgeſtochen, ſelten mit dem Hohlſpaten, deſſen zylinderförmiges Eiſen beim Einſtoßen und umdrehen einen runden Ballen ausſchneidet. Das Pflanzloch muß genau der Größe des Ballens entſprechen oder der Zwiſchenraum ſorgfältig mit Erde ausgefüllt und durch Antreten geſchloſſen werden. Wenn die Koſten der Ballenpflanzung ſich nicht übermäßig hoch belaufen ſollen, jo darf man dazu nur kleinere, 1—3jährige Pflanzen verwenden. Selbſt dieſe wiegen bei einem Ballen von zirka 10 em Durchmeſſer und 12 em Höhe per Stück zirka 2 kg, was per Hektar für 7000 Pflanzen ein zu beförderndes Gewicht von zirka 140 q ausmacht. — Wie in Löcher, jo kann man mit Ballen auch in Hügel pflanzen. Bei der Büſchelpflanzung werden mehrere Pflanzen — ge— wöhnlich 2—4 Stück — in ein Loch geſetzt. Die reichbeaſteten Verſchulpflanzen find zu dieſem Zwecke nicht zu gebrauchen, ſondern es werden nur Sämlinge in Büſchel vereinigt. Für rauhe Hoch— lagen hat die Büſchelpflanzung nicht zu unterſchätzende Vorteile. Namentlich bieten die jungen Pflanzen ſich gegenſeitig Schutz und decken früher den Boden als die weniger reich verzweigte Einzel— pflanze. Das Verfahren kommt bier bejonders für Fichten zur Anwendung, doch empfiehlt es ſich in tiefern Lagen auch für die Buche. Lichtfordernde Holzarten, wie Lärche und Kiefer, dürfen dagegen nicht in Büſcheln gepflanzt werden. In früheren Zeiten hat man die Büſchel meiſt mit kleinen Ballen ver- pflanzt, indem man in den Saatreihen 30 oder 40 Pflänzchen mit gemeinſamen — 165 — Ballen aushob. Dieſes Verfahren ergibt jedoch wenig befriedigende Reſul— tate. — Für ſehr dem Winde ausgeſetzte Orte werden mitunter die Pflanzen auch in Büſcheln verſchult. Der oft der Büſchelpflanzung zugeſchriebene Vorzug, daß ſie weniger Nachbeſſerungen erfordere, trifft nicht immer zu, indem ſelten nur eine Pflanze, ſondern gewöhnlich der ganze betreffende Büſchel eingeht. Bei allen Pflanzverfahren mit entblößten Wurzeln kann das Anſchlagen und ſpätere Gedeihen der Pflanzung durch Beigabe von Kulturerde zu den Wurzeln gefördert werden. Eine ſolche Düngung erfolgt auf magerem Boden mittelſt Raſenaſche, Kompoſt, Walderde, Moorerde ꝛc. Unumgänglich notwendig wird das Zutragen von Erde in die Pflanzlöcher oft auf ſehr ſteinigem, ſchlechtem Boden. $ 114. Manche Holzarten, als bejonders Weiden, Pappeln und Platanen, laſſen ſich fortpflanzen, indem man von ihnen unbe— laubte Zweige, ſog. Stecklinge oder Setzſtangen, in friſchen Boden pflanzt. Die Stecklinge macht man im Frühjahr kurz vor dem Blattausbruch mit 20—50 cm langen Abſchnitten ein- bis drei— jähriger Triebe, die man am unteren Ende ſchief abſchneidet. Sie kommen zu etwa zwei Drittel der Länge in den Boden und müſſen bis zu den beſtändig feuchten Schichten hinunterreichen. Zum Einſetzen braucht man die Haue oder in lockerem Erdreich das Setzholz. Dieſes wird ſchief in den Boden eingeſtoßen, etwas gehoben, der Steckling in die ſich bildende Offnung eingeführt, das Setzholz zurückgezogen und die Erde wieder angetreten. Zu Setzſtangen nimmt man gewöhnlich 2—5 cm dicke und 2—3 m lange Aſte der angeführten Holzarten und ſchneidet daran die Seitenzweige ſauber weg. Mit dem Locheiſen wird ein 0,5—1 m tiefes, lotrechtes Loch angefertigt, in dieſes die Stange mit dem dickern Ende eingeſetzt und nachher mit guter Erde umgeben. Jede Beſchädigung der Rinde iſt, wie übrigens auch beim Setzen von Stecklingen, ſorgfältigſt zu vermeiden. Die im Laufe des erſten Sommers hervorbrechenden Triebe werden, mit Ausnahme der oberſten, abgeſtreift. Von den Weiden läßt ſich die Sahlweide nicht leicht als Steckling vermehren; desgleichen von den Pappeln die Aſpe und die Silberpappel. Der Stecklingspflanzung kommt einzig zur Anlage von Weidenkulturen, ſowie zur Befeſtigung von Ufern, Böſchungen ꝛc. einige Bedeutung zu, doch — 166 — verdient zu letzterem Zwecke die Pflanzung junger, bewurzelter Weißerlen weitaus den Vorzug. Setzſtangen pflanzt man vornehmlich zur Anzucht von Kopfholzbäumen. Stecklinge, wie Setzſtangen können auch in der Pflanzſchule erzogen und erſt in bewurzeltem Zuſtande ins Freie verſetzt werden. Größere Wichtigkeit in forſtlicher Hinſicht haben die Abſenker oder Ableger. Namentlich eignen ſie ſich zur Ergänzung von Lücken im Niederwald an ſteinigen, trockenen Südhängen. Aus— ſchläge bis zu 6 und 8m Länge werden im Frühling niederge- bogen und deren ausgebreitete Krone, ſei es durch Eingraben in 15—20 em tiefe Furchen, ſei es durch Befeſtigung mit Aſtgabeln oder Steinen und Aberwerfen mit Erde am Boden feſtgehalten, ſodaß nur noch die 20—30 cm lang hervorragenden Zweigſpitzen ſichtbar bleiben. Bei ſtärkern Loden kann man das UAmbiegen erleichtern durch Einſchnitte, welche man 60—100 em über dem Boden anbringt und durch aufgelegte Raſenſtücke vor dem Aus— trocknen ſchützt. Die Ableger treiben ſchon im zweiten Jahre Wurzeln und können in 4—5 Jahren von der Mutterpflanze ab— getrennt werden. Die meiſten Laubhölzer laſſen ſich durch Abſenker vermehren, am beſten die Almen, Ahorne, Linden, Hainbuche, Erlen, Haſel und ſelbſt die Buche, am wenigſten die Eichen und Birken. Auch Nadelhölzer, jo beſonders Lärchen und Fichten, können durch Ab— leger fortgepflanzt werden. Dieſes Verfahren kommt namentlich in Baum ſchulen zur Vermehrung ſeltener ausländiſcher Holzarten öfters in Anwendung. Für den forſtlichen Betrieb hingegen iſt es ohne Belang. Pflanzverfahren bei den wichtigſten Holzarten. $ 115. Außer den mitgeteilten allgemeinen Regeln hat man ſich bei der Pflanzung der einzelnen Laubholzarten noch folgendes zu merken: Die Buche wird am beſten im Frühjahr als 2—3 jähriger Sämling oder auch noch als 4—5 jährige verſchulte Pflanze ins Freie verſetzt. Aus natürlichen Aufwüchſen ſollte man nur Ballenpflanzen beziehen. Zur Büſchelpflanzung eignet ſich die Buche gut; zum Unterbau kann auch die Klemmpflanzung An— wendung finden. Bei der Miſchung mit andern Holzarten baue man fie nur in reinen und nicht zu kleinen Horſten (von 100 — 200 Stück) in engerem Berband an. Das Beſchneiden von Buchen— N A ²ůͤmuuJuk ·-w-m WWW ]‚/§W a nn un RRR is c a ö PERF 1 pflänzlingen ſollte tunlichſt unterlaſſen werden. Auch vermeide man, ſie tiefer zu ſetzen, als ſie früher ſtunden; andernfalls gehen ſie leicht ein. Die Pflanzung der Eiche kommt im allgemeinen weniger häufig zur Anwendung, da die Saat den Vorzug verdient. Im Hochwald und zu Oberſtändern im Mittelwald braucht man am liebſten 1—2 jährige Pflanzen, weil dieſe ſich meiſt ohne Kürzung der Pfahlwurzel verſetzen laſſen. Im Niederwald hat das Stutzen der Wurzel weniger nachteilige Folgen; ſelbſt die Stummelpflanzung iſt hier zuläſſig. Immerhin kann man die Eiche auch verſchult, 3— 4jährig oder noch älter, als Heiſter, mit Leichtigkeit verpflanzen. Die Kultur erfolgt am beſten im Frühjahr und zwar in ziemlich engem Verband. Große Pflanzlöcher und überhaupt gründliche Bodenlockerung ſind dabei beſonders wichtig. Die Erlen laſſen ſich ein- bis dreijährig ſehr leicht verpflanzen und bedürfen, wo ſie nicht zu gedrängt ſtehen, der Verſchulung nicht. Sie vertragen den Schnitt gut, weshalb zu ſchlank aufgeſchoſſene Sämlinge gerne auch als Stummel verwendet werden. Die Einzeln— pflanzung in Löcher mit ballenloſen Setzlingen bildet die Regel. Immerhin wird die Alpenerle mit Vorteil auch als Ballenpflanze auf Weiden ausgehoben. Die Ahorne, Eſchen und Almen werden meiſt als 3—4jäbhrige, verſchulte Pflanzen mit nackten Wurzeln in den Wald verſetzt. Heiſter ſchlagen ebenfalls noch gut an. Wildlinge dagegen ſind für Kulturen ſelten zu ge— brauchen, können aber mit Vorteil in die Verſchulung gebracht werden. Zum gruppenweiſen Einpflanzen in Buchenverjüngungen eignen ſich 100—150 cm hohe Exemplare am beſten. Eſche und Ahorn ſind zur Zwieſelbildung geneigt, laſſen ſich aber beſchneiden. Kulturen mit dieſen Holzarten verlege man auf das Frühjahr. Den Nußbaum, ſoweit er nicht durch Saat zur Verjüngung gelangt, pflanzt man ſeiner langen Pfahlwurzeln wegen möglichſt jung, am e als einjährigen Sämling ins Freie. Die Hagebuche läßt ſich 3 —4 jährig und älter ſicher verpflanzen, ſchlägt aber auch als zweijähriger Sämling gerne an. Den Schnitt erträgt ſie gut; ſie kann auch geſtummelt werden. Die beſte Pflanzzeit iſt das Frühjahr. Die Birke verpflanzt man am zweckmäßigſten verſchult, 3—4 Jahre alt. Sobald ihre Rinde beginnt weiß zu werden, gedeiht ſie nicht mehr ſo leicht und iſt dann mit Ballen zu verſetzen. Ein Beſchneiden der Birke ſuche man tunlich zu vermeiden und verpflanze ſie entweder ſehr zeitig im Früh— jahr oder aber im Herbſt. FREE RE 2 N REN 8 bu Fr “= 2 er >, er. 55 — 168 — § 116. Im allgemeinen beanſpruchen die Nadelhölzer beim Ver— pflanzen größere Sorgfalt als die Laubhölzer. Mit Bezug auf verſchiedene Holzarten ſei folgendes erwähnt: Die Pflanzung der Fichte gelangt bei uns in großem Um— fange zur Ausführung. Gewöhnlich verwendet man 4—5jährige, verſchulte Setzlinge, ſeltener 2—3 jährige Sämlinge. Beide werden in der Regel mit nackten Wurzeln einzeln in ein Loch geſetzt, doch paßt für die Fichte auch die Ballen, Büſchel- und Hügelpflanzung. Je mehr eine Kultur Schädigungen durch rauhe Winde, durch große Schneemaſſen 2c. ausgeſetzt iſt, in um jo weiterem Verbande ſollen die dazu beſtimmten Pflanzen verſchult werden, damit ſie ſich recht ſtufig und kräftig entwickeln. Alter als zweijährig darf man die Fichte nur verſchulen, wo fie in dieſer Zeit nicht 15 cm hoch wird. Ein zweijähriger Aufenthalt im Pflanzgarten genügt bei guter Pflege und fruchtbarem Boden vollkommen. 30 und mehr em hohe Setzlinge zeigen wegen der Schwierigkeit des Ver— pflanzens regelmäßig ein weniger gutes Gedeihen, als kleinere. Die beſte Pflanzzeit fällt auf das Frühjahr. Die Tanne pflanzt man vornehmlich verſchult, 5—6 jährig, kann fie jedoch auch 3—4 jährig unverſchult verwenden. Wildlinge ſchlagen, ins Freie verſetzt, nicht gut an, laſſen ſich aber im Alter von 2—3 Jahren mit Vorteil zu Verſchulungen benutzen. In dieſen bleibt die in der Jugend langſam wachſende Tanne meiſt drei Jahre. Das gewöhnliche Kulturverfahren iſt die Einzelnpflanzung mit bloßen Wurzeln in Löcher, doch geben auch Ballen- und Hügel— pflanzung recht gute Reſultate. Die Pflanzungen, für welche etwas dichter Stand anzuraten, werden am beſten im Frühjahr vorge— nommen. Die gemeine Kiefer verpflanzt man mit dem beſten Erfolg im einjährigen Alter. Ihrer langen Pfahlwurzel wegen wird das Verſetzen ſpäter um ſo ſchwieriger, als die Kiefer gegen ein Ver— letzen und ſelbſt ein bloßes Verbiegen ihrer Wurzeln ſehr empfind— lich iſt. Man verfahre beim Ausheben möglichſt ſorgfältig, da ſich die Rinde an den Wurzeln außerordentlich leicht ablöſt. Ein all— fälliges Verſchulen hat ſchon im einjährigen Alter zu erfolgen und es bleibt die Kiefer höchſtens zwei Jahre im Pflanzgarten. Zur Hügelpflanzung eignet fie ſich wenig, zur Büſchelpflanzung garnicht, — 169 — dagegen gelingt die Ballenpflanzung recht gut. Die beſte Pflanz— zeit fällt auf den Beginn des Frühjahrs. Die Lärche ſollte ebenfalls in der Regel einjährig verſchult und zwei⸗ oder höchſtens dreijährig ins Freie verpflanzt werden. | Bei lichter und gut gepflegter Saat ſchlagen auch zweijährige Säm— linge leicht an. Schon in der Pflanzſchule verlangt die Lärche eine räumliche Stellung und desgleichen wird ſie ſpäter nur in weitem Verbande angebaut. Die gewöhnliche Lochpflanzung gelingt bei einiger Sorgfalt vortrefflich; Hügel- und Büſchelpflanzung da— gegen paſſen für ſie nicht. Eine weſentliche Schwierigkeit entſteht für die Pflanzung der Lärche daraus, daß ſie ſehr zeitig im Früh— jahr zu treiben beginnt; ſie ſollte daher nur im Herbſt kultiviert werden. Die Arve wird am zweckmäßigſten in 3—4 jährigem Alter aus der Rinnenſaat, oder, wenn verſchult, 5, höchſtens 6jährig ins Freie verpflanzt. Ihr Anbau gelingt ſehr leicht. Sie gedeiht in reinem Trockentorf vorzüglich, weshalb beim Herſtellen der Pflanzlöcher nicht die mineraliſche Erde obenauf gebracht werden ſoll. Die Pflanzung erfolgt gewöhnlich mit nackten Wurzeln und Einzelnpflanzen, doch iſt auch die Büſchelpflanzung mit Vorteil anwend— bar. Kleine Gruppen von 3—5, in Abſtänden von etwa ½ m gepflanzten Setzlingen verdienen allerdings vor Büſcheln den Vorzug. Die Bergkiefer läßt ſich wegen ihres langſamen Wachstums zweijährig verſchulen und vierjährig ins Freie verſetzen. Dabei bildet die gewöhnliche Lochpflanzung die Regel. Die Verwendung in dieſem Alter bietet den Vorteil, daß der Setzling bereits erkennen läßt, ob er einen aufrechten oder aber einen am Boden hinkriechenden Stamm entwickeln wird. Die Berg— kiefer ſchlägt aber auch als 2—3 jähriger Sämling recht gut an. Die Schwarzkiefer verlangt bei ihrer Erziehung und ihrer Pflan— zung die nämliche Behandlung wie die gemeine Kiefer. Da ſie vornehmlich auf magerem und trockenem Boden angebaut wird, ſo iſt für ſie ein etwas engerer Verband zu wählen. Die Weymuthskiefer kultiviert man am beſten im 2-3 jährigen Alter als einjährig verſchulten Setzling. Die Lochpflanzung mit entblößten | Wurzeln bildet die Regel. Bei etwas naſſem Boden gedeiht fie auch auf 5 Hügeln vortrefflich. In Büſcheln von etwa 3 Stück pflanzt man ſie, wo * Schaden durch Fegen der Rehe zu befürchten iſt. 8117. Um bei der künſtlichen Beſtandsgründung verſchiedene Holz— a arten in einem beſtimmten Verhältnis zu miſchen, hat man ſich der Pflanzung zu bedienen. Es mögen daher hier noch einige Worte über die Anlage der MWiſchpflanzungen Raum finden. 8 u er T rl r r DE n A 8 5 £ * * — 170 Soll die Miſchung nur eine zeitlang erhalten bleiben, ſo ver— teilt man die verſchiedenen Holzarten einzeln und tunlichſt gleich— mäßig über die ganze Fläche. So wird z. B. die Kiefer der Fichte als Schutzholz in einer Froſtlage, oder die Weißerle der Buche oder Tanne zur Verbeſſerung des Bodens gewöhnlich in Einzeln— miſchung beigeſellt. Wo ein regelmäßiger Verband möglich, kann man ſie in einzelnen Reihen einbringen oder noch beſſer die ver— ſchiedenen Holzarten in den Reihen miteinander abwechſeln laſſen. Durch eine ſolche Miſchung wird am eheſten ein wirkſamer Schutz erzielt. Zudem können, ſobald er nicht mehr erforderlich, die vor— übergehend eingeſprengten Pflanzen herausgenommen werden, ohne daß Lücken entſtehen. Handelt es ſich hingegen um dauernde, womöglich bis zur Hiebsreife des Beſtandes zu erhaltende Miſchungen, ſo wird in der in 8 76 angedeuteten Weiſe vorzugehen ſein. Zur Anlage von Gruppen oder Horſten einer der Gefahr der Unterdrückung aus— geſetzten Holzart ſucht man in erſter Linie die ihr am meiſten zu— ſagenden Bodenſtellen aus und bezeichnet jede durch Einſtecken eines Pfahles oder Aſtes. Sodann wird zunächſt nur die betreffende Holzart angepflanzt, die übrige Fläche alſo erſt nachher kultiviert. Man würde ſomit beiſpielsweiſe vor allem entſprechend große Horſte von reinen Tannen oder Buchen auf den für ſie paſſendſten Stellen anlegen und hernach den Reſt des Schlages mit Fichten auspflanzen. Ganz beſonders wichtig iſt die dieſen Horſten zu gebende Größe, welche je nach Standort und Holzarten verſchieden ſein wird. Gayer empfiehlt, ſie im allgemeinen ſo zu bemeſſen, daß im mittlern Stangenholzalter noch ein Trupp von mindeſtens zehn wuchskräftigen Stämmen vorhanden ſein werde. Beinahe durch— gehends werden bei uns, beſonders für die langſam wachſende Buche und Tanne, die Horſte in Kulturen zu klein angelegt. Einfachheitshalber hat man ſich früher vielfach mit ſtreifenweiſer Miſchung beholfen, indem man die gleiche Holzart in mehreren aufeinander— folgenden Reihen anbaute. Das Ergebnis war durchgehends unbefriedigend. Abgeſehen davon, daß bei dieſer Miſchung auf die Beſchaffenheit des Bodens keine Rückſicht genommen werden kann, iſt namentlich die Geſtalt dieſer Streifen oder Bänder der Erhaltung des Miſchwuchſes wenig günſtig, da hier die langſamer ſich entwickelnden Holzarten beſonders leicht von beiden Seiten überwachſen werden. Man findet überall unzählige Beiſpiele dafür, daß Kulturen, in denen ſelbſt drei oder vier Reihen Buchen oder Tannen mit Fichten abwechſelten, ſchon nach 30 oder 40 Jahren zu reinen Fichtenbeſtänden wurden. 25 5 k € a VJ ²˙:N¼ʃʒ re En ann, il % ˙ʃwͤ U ˙--w . w' .‚ ir '³ v w 1 " — 171 — Zum Schluß ſei noch gewarnt vor der nicht ſelten vorkommen— den Sucht, vor Beginn der Pflanzung die betreffende Fläche von allem darauf vorhandenen Holzwuchs zu „ſäubern“. Um einen möglichſt regelmäßigen Jungbeſtand zu erhalten, werden nicht nur alle Sträucher, ſondern auch vereinzelte Sahlweiden, Aſpen, Weiß— erlen 2c., mitunter ſogar brauchbare Vorwuchsgruppen wertvollerer Holzarten unnachſichtlich weggehauen. Es muß dies als ein arger Mißgriff bezeichnet werden. Selbſt geringwertige Pflanzen leiſten, jo lange fie nicht in Uberzahl vorkommen, meiſt ſehr erwünſchte Dienſte durch wohltätige Beſchattung, Erhaltung der Bodenfriſche, Schutz vor Winden ꝛc. Sie ſollen daher, vor allem in trockenen oder exponierten und rauhen Lagen, ſorgfältig geſchont und er— halten werden. Die nalürliche Beitandsgründung. § 118. Die natürliche Verjüngung des Waldes kann, wie die künſt— liche, in verſchiedener Weiſe bewirkt werden. Sie erfolgt entweder aus Samen oder aber durch Ausſchläge. Die erſtere Art der Beſtandsgründung iſt ſelbſtverſtändlich nur anwendbar, wo ſamentragfähige Bäume vorkommen. Dabei werden die Schläge ſo geführt, daß die abfallenden Samen keimen und die aufgehenden Pflanzen ſich weiter entwickeln können. Dieſe Verjüngungsart beſchränkt ſich auf den Hochwald und den Ober— holzbeſtand im Mittelwald. Die Verjüngung durch Stock- oder Wurzelausſchläge gründet ſich auf die Fähigkeit der Laubhölzer, an den Stöcken und Wurzeln abgehauener Bäume neue Sproſſe, Ausſchläge, zu bilden, wenn der Abtrieb in jugendlichem Alter erfolgt. Von dieſer Eigenſchaft der Laubholzarten wird zur Verjüngung des Niederwaldes und des UAnterholzes im Mittelwald Gebrauch gemacht. Natürliche Beſtandsgründung durch Samen. § 119. Die natürliche Beſamung iſt möglich: 1. auf der Kahlfläche, indem der Same von in der Amgebung des Schlages befindlichen Mutterbäumen überfliegt, oder aber n 4 n K „ % e TE u En 2 a a RSS 5 „ een U BE SIERSE SE GE * N 7 * * N * 3 > * e 2. unter Schirmſtand, wenn die Samenbäume auf der Verjüngungsfläche ſelbſt vorkommen. Sie dienen dann gleichzeitig zur Beſchirmung des jungen Ausſchlages. Wo die Beſamung unter dem Mutterbeſtande erfolgen ſoll, können die Schläge | a. entweder auf einer zuſammenhängenden Fläche gleichmäßig eingelegt werden, nach dem Verfahren der ſchlagweiſen Schirmverjüngung (allmählicher Abtrieb); b. oder aber der Beſtand wird nur da und dort, plätzweiſe oder löcherweiſe, angehauen und von dieſen, ſowie ſpäter von weitern Angriffspunkten, breitet ſich die Verjüngung nach und nach über die ganze Fläche aus; man bezeichnet dies als femel— ſchlagweiſe Verjüngung; c. oder endlich die Hiebe treffen nicht einen einzelnen, ſondern abwechslungsweiſe in kurzen Zwiſchenräumen ſämtliche Beſtände, ſodaß fortwährend der ganze Wald in Beſamung ſteht. Es iſt dies die plenterweiſe oder femelweiſe Verjüngung. Die natürliche Beſamung auf der Kahlfläche, ſowie die ſchlagweiſe Verjüngung unter Schirmſtand ergeben im allgemeinen mehr gleichaltrige, die femelſchlagweiſen und plenterweiſen Hiebe dagegen mehr ungleichaltrige Be— ſtände. In der Praxis werden aber dieſe hauptſächlichſten Verjüngungs— verfahren in verſchiedenartigſter Weiſe miteinander verbunden und ineinander übergeführt, ſodaß die manigfachſten Beſtandsbilder entſtehen. $ 120. Eine Naturbeſamung durch Kahlſchlag iſt nur möglich bei Holzarten mit leichtem, geflügeltem Samen. Auch für dieſe aber kann auf eine ſichere und vollkommene Verjüngung nicht ge— rechnet werden, wenn die Schlagfläche eine größere Ausdehnung beſitzt. Bleiben die Samenjahre längere Zeit aus, ſo überzieht ſich der Boden mit Unkraut oder er vermagert und verhärtet. In beiden Fällen wird die Verjüngung ſehr erſchwert. Am eheſten laſſen ſich dieſe Abelſtände vermeiden bei möglichſt ſchmalen Schlägen, ſogenannten Saumſchlägen. Man legt ſie nicht breiter an, als die zu fällenden Bäume lang ſind und führt ſie gegen die heftigſten Winde, ſomit gewöhnlich in der Richtung von Nordojt nach Südweſt oder von Nord nach Süd. Als weitere Gbelſtände dieſes Verjüngungsverfahrens wären die bereits in S 77 mit Bezug auf die Kahlſchläge überhaupt 1 „ 1 C 0 — 173 — angegebenen zu erwähnen. Saumſchläge können am eheſten mit Vorteil angewendet werden für Holzarten, welche freigeſtellt von Stürmen leiden und in der Jugend keinen Schutz verlangen, wie 3. B. die Fichte und Kiefer. Zur Förderung der Beſamung empfiehlt es ſich, 10 oder 12 Jahre vor dem Schlage eine kräftige Durch— forſtung einzulegen. Dadurch wird eine entſprechende Vorbereitung des Bodens und die Entſtehung einer Verjüngung ſchon unter dem Mutterbeſtande erzielt. Die natürliche Beſamung in Saumſchlägen wird oft mit derjenigen unter Schirmſtand verbunden. So läßt ſich z. B. auch die Buche durch entſprechende Lichtung des Mutterbeſtandes verjüngen und dieſer hernach in ſchmalen Streifen abtreiben. In ähnlicher Weiſe iſt eine Verbindung mit der gruppen— oder horſtweiſen Naturbeſamung möglich. Häufig weiſt die durch Randbeſamung erzielte Verjüngung größere oder kleinere Lücken auf und muß in dieſem Falle die Beſtockung auf künſtlichem Wege, am beſten durch Pflanzung, ergänzt werden. $ 121. Bei der ſchlagweiſen Schirmverjüngung — welches Verfahren man früher meiſt als „allmählichen Abtrieb“ bezeichnete — wird der Mutterbeſtand in zwei oder mehreren Malen in mehr— jährigen Zwiſchenräumen gelichtet und, nachdem die erſchienene Verjüngung genügend erſtarkt iſt, abgetrieben. Die Lichtungen er— ſtrecken ſich gleichmäßig über die ganze Verjüngungsfläche, damit auch die Beſamung ſich überall möglichſt gleichzeitig einſtelle und gleichförmig entwickle. Dieſe Verjüngungsart gewährt den Vorteil, die Bäume zur Samenbildung anzuregen, das Unkraut zurückzuhalten, den Boden vorzubereiten und ihn vor übermäßiger Austrocknung zu bewahren. Empfindliche Holzarten genießen in der Jugend eines wohltätigen Schutzes. Dagegen eignet ſich das Verfahren nicht für ſolche, welche keine Beſchattung ertragen oder leicht vom Winde geworfen werden. Endlich iſt der Anflug bei der Fällung, der Aufarbeitung und dem Transport des Holzes vielen Beſchädigungen ausgeſetzt und kommen gleichwohl die bezüglichen Koſten höher zu ſtehen, als beim Kahlſchlag. Zur ſchlagweiſen Schirmbeſamung werden die Hiebe ebenfalls von Nord oder Nordoſt nach Süd oder Südweſt gegen die heftig— ſten Winde geführt. — Je nach dem dabei verfolgten Zweck unterſcheidet man: Vorbereitungsſchlag, Dunkelſchlag, Lichtſchläge und Räumungsſchlag. a) Der Vorbereitungsſchlag wird notwendig, wenn der Boden nicht für die Beſamung empfänglich iſt oder die Bäume noch keine zu ausgiebiger Samenerzeugung befähigte Kronen be— ſitzen. Er trifft Stämme mit geringen, unterdrückten oder einge— klemmten Kronen, durch deren Wegnahme der bleibende Beſtand gekräftigt und ein allfällig vorhandenes Abermaß von Laubſtreu, Moos, Humus ıc. zerſetzt wird, ſodaß die Würzelchen der Keim— linge bis zum mineraliſchen Boden gelangen können. Eine er— hebliche Unterbrechung des Beſtandsſchluſſes iſt bei den Vor— bereitungshieben möglichſt zu vermeiden. b) Mit dem Dunkel- oder Samenſchlag ſoll die Be— ſamung herbeigeführt werden. Man verlegt ihn daher auf ein Samenjahr. Dabei wird der Schluß des Mutterbeſtandes ſoweit unterbrochen, daß Licht und Regen ıc. beſſer auf den Boden ge— langen können. Anderſeits aber haben die bleibenden Bäume dem erſcheinenden Jungwachs doch Schutz gegen Froſt, Hitze, An- kraut 2c. zu bieten. Sie ſollen deshalb auf der Fläche möglichſt gleichmäßig verteilt ſtehen und ſich mit den Zweigſpitzen beinahe berühren. Als Samenbäume werden am beſten kräftig entwickelte, vollkronige, doch nicht überſtarke Stämme erhalten. Je nach der Holzart und dem Standort wird der Samenſchlag bald ſtärker, bald ſchwächer geführt. Im allgemeinen iſt eine dunkle Stellung vorzuziehen, weil dieſe den Boden empfänglich erhält, falls die Beſamung nicht erfolgen oder wieder eingehen ſollte. c) Der erſte Lichtſchlag iſt einzulegen, ſobald die Beſamung ſtattgefunden hat und die jungen Pflanzen ſoweit erſtarkt ſind, daß ſie mehr Licht, Wärme, Feuchtigkeit ꝛc. brauchen. Meiſt tritt dies im 2. oder längſtens im 3. Jahre ein. Je nach Bedürfnis werden die Lichtungen ſpäter in Zwiſchenräumen von mehreren Jahren wiederholt. Die Hiebsführung erfolgt einzig nach den Anjprüchen des Jungwuchſes, ſtärker wo er kräftig, ſchwächer wo er zurückgeblieben iſt. Lichthölzer deckt man raſch, mit einem Hieb, ab, Schatthölzer allmählich. Zur Schonung des Jungwuchſes werden die Lichtſchläge auf die Zeit verlegt, da jener durch eine Schneedecke geſchützt iſt. d) Der Räumungsſchlag folgt, ſobald der Jungwuchs einen freien Stand zu ertragen vermag. Dabei werden alle noch 5 5 Da vorhandenen Mutterbäume weggenommen. Bei deren Fällung, Aufrüſtung und Transport iſt möglichſte Schonung der Verjüngung zu beobachten und deshalb der Hieb nur im Winter bei Schnee zuläſſig. Wegen teilweiſen Mißlingens der Beſamung darf die Ab— räumung nicht hinausgeſchoben werden. Die betreffenden Stellen ſind ungeſäumt durch Pflanzung in Beſtand zu bringen. In der Praxis werden bei der ſchlagweiſen Schirmverjüngung die ver— ſchiedenen Hiebe ſelten ſtreng getrennt und regelmäßig aufeinanderfolgend geführt, wie vorſtehend angegeben. Wenn z. B. beim Anhieb bereits genügend 5 Jungwuchs vorhanden, jo wird ein Lichtſchlag und bald darauf der Räumungs— 8 ſchlag am Platze ſein. Wo ſich ſtellenweiſe Vorwuchs eingefunden hat, lichtet N man, indem man am einen Ort dem Bedürfnis des Aufſchlages, am andern der Entſtehung einer Beſamung Rechnung trägt. In allen Fällen aber verlangt, neben dem Standort und andern ört— lichen Verhältniſſen, die Eigenheit der betreffenden Holzart ganz ſpezielle Be— rückſichtigung. Mit Bezug auf dieſen letztern Punkt ſei noch folgendes bemerkt: Bei der Tanne müſſen der Samen- und der erſte Lichtſchlag dunkel geführt werden. Den letztern darf man aber nicht über drei Jahre nach ein— getretener Beſamung hinausſchieben. Nach dieſer ſchwachen Lichtung erträgt E die Tanne die Beſchattung ſehr gut und ſogar auf längere Zeit, ohne dabei 1 Schaden zu nehmen. Hat die junge Pflanze einmal einen leidlichen Gipfel— F trieb angeſetzt, jo darf man ſicher ſein, daß fie gedeihen wird und kann un- 4 bedenklich zu ſtärkern Lichtungen übergehn. Vorhandener Vorwuchs iſt ſorg— . fältig zu ſchonen. — Verletzungen durch die Schlagführung heilt die Tanne verhältnismäßig leicht aus. Immerhin ſind von Jungwuchs umgebene Mutter— * bäume vor der Fällung vollſtändig aufzuaſten. = Die ganze Verjüngung von der Bejamung bis zur Räumung dauert etwa 12 bis 15 Jahre. Zur Schirmbeſamung der Fichte muß mit Rückſicht auf die Gefahr des Windwurfes die Samenſchlagſtellung, wenn möglich, während längerer Zeit vorbereitet werden. Da die Fichte Seitenlicht und nicht Oberlicht verlangt, iſt der Beſtandsſchluß ſchon in der Samenſchlagſtellung durch Lücken zu unter— brechen. Nach erfolgter Beſamung können Licht- und Räumungsſchlag raſch folgen. Man wird damit umſoweniger zuwarten, je mehr Windſchaden droht. Bei der Kiefer und der Lärche wird ſchon der Samenſchlag ſo licht geſtellt, daß er einem gewöhnlichen Lichtſchlag gleicht und die Räumung bald nach Erſcheinen der Beſamung vorgenommen. Die Buche iſt wegen ihrer Empfindlichkeit gegen Froſt und Hitze ähnlich zu behandeln wie die Tanne. Man hält ſomit den Samenſchlag dunkel, ſo— daß ſich die Kronenränder noch beinahe berühren. Der erſte Lichtſchlag hat 2 oder längſtens 3 Jahre nach eingetretener Beſamung zu folgen. Der Reſt der Mutterbäume wird unter zweien oder dreien Malen, nach je 2—gjährigen Unterbrechungen weggenommen. Wenn die Verjüngung ein Alter von 8—12 Jahren erreicht hat und ziemlich den Boden deckt, kann die Räumung eintreten. In gemiſchten Beſtänden richtet ſich die Hiebsführung nach der Holzart, die am meiſten Schutz bedarf oder die begünſtigt werden ſoll. In allen Fällen kommt den örtlichen Verhältniſſen eine beſondere Bedeutung zu. Von Nadelholzmiſchungen fällt namentlich die aus Tannen und Fichten gebildete in Betracht. Bei der Schirmbeſamung ſolcher Beſtände iſt je nach Bedürfnis durch dunkle Schlagführung die Tanne, durch ſtärkere platzweiſe Lichtung die Fichte zu begünſtigen. Eine Bevorzugung der Tanne rechtfertigt ſich inſofern, als die Fichte die Tanne in der Jugend leicht überwächſt und zudem ohne Mühe in den Lücken künſtlich eingebracht werden kann. — Bei Miſchungen von Kiefern und Fichten iſt die letzte vor Anter- drückung durch die raſchwüchſige Kiefer zu ſchützen, indem man den Samen- ſchlag ſo hält, wie er der Fichte zuſagt und die Lichtungen nur allmählich vornimmt. Häufiger ſtellt ſich die Aufgabe, Miſchungen von Buchen mit Tannen oder Fichten oder mit beiden in regelmäßigem Schirmſtand zu verjüngen. Man wird in dieſem Falle gegenüber der Fichte gewöhnlich die Buche und Tanne begünſtigen müſſen, was namentlich durch dunkle Schlag⸗ ſtellung und langſame Lichtung geſchieht. Wo Tanne und Buche einander die Herrſchaft ſtreitig machen, hat man es in der Hand, durch ſtärkere oder geringere Beſchattung die Verjüngung der einen oder andern Holzart zu fördern. Dabei muß man ſich nur merken, daß Tannenanflug einen Schluß- grad erträgt, bei dem die Buche nicht mehr fortkommt, und daß andrerſeits Buchen-Mutterbäume das Licht beſſer abhalten, als Tannen. § 122. Die femelſchlagweiſe Schirmverjüngung hat mit der vorſtehend beſprochenen große Ahnlichkeit. Während aber bei der letztern die Beſamung auf der ganzen Verjüngungsfläche gleichmäßig und gleichzeitigt erfolgt, findet ſie beim Femelſchlag— verfahren nur in zerſtreuten Gruppen oder Horſten ſtatt. In jedem einzelnen dieſer Horſte, in welche man ſich den Beſtand zer— legt denken kann, wird die Verjüngung, ähnlich wie angegeben, durch Hiebe zur Vorbereitung, Beſamung, Lichtung und Räumung durchgeführt, jedoch nicht gleichzeitig, ſondern früher oder ſpäter als in den angrenzenden Horſten. — Die Verjüngung beginnt anſchließend an allfällig bereits vorhandene, brauchbare Vor— wuchsgruppen. Zugleich wird, wo der Boden entſprechend vor— bereitet oder ältere, abgängige Stämme vorhanden oder aus andern Gründen die Nutzung angezeigt erſcheint, durch Be— ſamungshiebe für gruppenweiſe Entſtehung von Jungwuchs ae) Wh a zu gejorgt. Die Lichtungen beſtehen in Amfäumungen der Beſtands— ränder rings um die Jungwuchshorſte. Indem man den Mutter- beſtand hier zurückhaut, wird die Verjüngung abgedeckt und gleichzeitig dem Seitenlicht weiterer Zutritt ins Beſtandsinnere verſchafft, ſodaß die Beſamung auch auf der ringsum angrenzenden Fläche erfolgen kann. Damit erweitern ſich die Samenhorſte nach und nach, während an andern Stellen die Entſtehung neuer Jungwuchsgruppen veranlaßt wird. In ſolcher Weiſe fährt man mit den kleinen Samenſchlägen und den ſchmalen Amjäumungs- hieben zu, bis die immer weiter ſich ausbreitenden Verjüngungs— horſte zuſammenfließen und ſchließlich der Mutterbeſtand ganz abgetrieben iſt. Es bedarf dazu, je nach Umſtänden, 25—30 oder 40 Jahre. Zur Ergänzung unbeſamt gebliebener Stellen kommt die Pflanzung zur Anwendung. Die femelſchlagweiſe Verjüngung gewährt wichtige Vorteile. Sie ermöglicht namentlich eine gute Erhaltung der Bodentätigkeit; ſie bietet große Sicherheit im Gelingen der Verjüngung und ge— ſtattet, die ſchönſten Stämme durch längeres Gberhalten zu wertvollem Starknutzholz heranzuziehen. Die femelſchlagweiſe Schirmbeſamung eignet ſich vor allem zur Ver— jüngung gemiſchter Beſtände, kann aber auch für reine mit Vorteil ange— wendet werden, inſoſern ſie aus Schattenhölzern beſtehen. Wohl am häufigſten dient ſie zur Begründung von Miſchungen aus Buchen, Fichten und Tannen. Die Verjüngung beginnt hier mit dem Freihieb wuchskräftiger Tannen- und Buchenvorwuchshorſte. Zugleich wird da und dort die Entſtehung ſolcher durch entſprechende, kleine Dunkelſchläge veranlaßt. Nach einigen Jahren folgen Amſäumungshiebe zur Erweiterung dieſer Horſte. Grit wenn Buche und Tanne in ausreichendem Maße verjüngt ſind, beginnen etwas ſtärkere Eingriffe in den Mutterbeſtand, damit ſich nun auch die Fichte anſame. Herrſcht anfangs die Buche nicht ſtark vor, ſo wird ſie mit der Zeit von den Nadelhölzern unterdrückt und verſchwindet aus der Miſchung. Ghnlich geht es der Tanne, wenn ſie nicht vor der Fichte einen gehörigen Vorſprung im Alter beſitzt. — Anbeſamt gebliebene oder abſichtlich unbeſamt gelaſſene Stellen werden mittelſt Pflanzung ergänzt, bei welchem Anlaß ſich auch Licht— hölzer in gewünſchtem Verhältnis einſprengen laſſen. So zweckmäßig und empfehlenswert der Femelſchlagbetrieb für die meiſten Standorte iſt, ſo darf doch nicht vergeſſen werden, daß er nur in der Hand eines ſehr tüchtigen und kenntnisreichen Wirtſchafters befriedigende Ergebniſſe liefert. | 8 123. Die plenterweiſe oder femelweiſe Schirmbeſamung erfolgt ebenfalls in kleinen Gruppen oder größern Horſten. Da 12 Be A Bug e * * er ta: * 2 — 118 aber die Verjüngung eines Beſtandes nicht in 30 oder 40 Jahren beendigt iſt, ſondern 100, 200 Jahre (ſolang wie die Amtriebszeit) dauert, jo wird auch der Anterſchied zwiſchen dem jüngſten und älteſten Holz ſo groß. Wir erhalten alſo den Plenterwald oder Femelwald, in welchem die nach Alter und Größe ver— ſchiedenen Bäume unregelmäßig miteinander gemiſcht vorkommen. Er paßt vor allem für die rauhen Gebirgslagen. Dadurch, daß der Boden fortwährend mit Holz jeden Alters, alſo auch mit ſtärkern Stämmen beſtockt bleibt, erhält der Beſtand eine große Widerſtandsfähigkeit gegen ihn bedrohende äußere Gefahren. Er bietet den wirkſamſten Schutz gegen Lawinen, Stein- und Eisſchlag, gegen Erdabrutſchungen und Abſchwemmungen, gegen Sturm— ſchaden, Schnee- und Duftanhang. An ſteilen Hängen verhindert er den raſchen Abfluß des Waſſers bei wolkenbruchartigen Regen— güſſen und bewahrt damit die Niederungen vor Muhrgängen und Aüberſchwemmungen. Die ununterbrochene, vollkommene Gberſchirmung übt im fernern einen ſehr wohltätigen Einfluß aus durch Erhaltung einer gleichmäßigen Bodenfeuchtigkeit, durch Schutz des Jungwuchſes vor Froſt und Hitze, durch Gewährung eines unbeengten Wachsraumes für die nach und nach freigeſtellten und daher ſtandfeſten ältern Bäume 2c. Alle dieſe AUmſtände tragen aber auch zur Förderung des Wachstums bei und machen es höchſt wahrſcheinlich, daß der pfleglich behandelte Plenterwald einen erheblich größern Ertrag abwerfe, als der ſchlagweiſe Hochwald. Außer Zweifel ſteht ſo— dann, daß der Plenterwald Holz von beſſerer Beſchaffenheit erzeugt. Da er zudem alle möglichen Sortimente liefert und ſeine Bewirt— ſchaftung von der Umgebung wenig abhängig iſt, jo eignet er ſich auch wie kein anderer für den kleinen Waldbeſitzer. Wohl überall noch ſind Gemeinden oder Privaten gehörende Plenter— waldungen zu finden, in denen die ganze Wirtſchaft nur auf möglichſt be⸗ quemen Bezug der eben dienlichen Sortimente gerichtet iſt. Da der Pflege des Beſtandes keine Aufmerkſamkeit geſchenkt wird, jo bleibt die Ver— jüngung aus oder es müſſen als ſolche unbrauchbare Vorwüchſe benutzt werden; das mittelwüchſige Holz leidet von Aberſchirmung oder rückſichtsloſer Holz» fällung, und in der Klaſſe des Altholzes kommen zahlreiche ſchwachkronige, zuwachsloſe Stämme vor, welche ſeit langem hätten beſeitigt werden ſollen. Wird nun gar noch eine den Zuwachs überſteigende Nutzung ausgeübt, infolge deren der Hieb von Jahr zu Jahr jüngeres Holz trifft, ſo lichtet ſich die Beſtockung immer mehr, der Boden verhärtet, die Samenbäume werden ſelten und ſchließlich iſt mit der Verjüngung ſogar die Erhaltung des Be— ſtandes gefährdet. — 19 — Daß ein ſolcher Wald weder hohen Ertrag, noch großen Schutz ge— währen kann, verſteht ſich wohl von ſelbſt. Ganz unzutreffender Weiſe aber hat man den Plenterbetrieb verantwortlich machen wollen für die Ergebniſſe einer Waldbehandlung, welche die Bezeichnung als „Wirtſchaft“ gar nicht verdient. Jede Mißhandlung des Waldes, ſei derſelbe gleichaltrig oder ungleichaltrig, wird die nämlichen verhängnisvollen Folgen nach ſich ziehen. Ja, es treten ſolche beim ſchlagweiſen Betrieb ſogar viel raſcher und viel ſchärfer herbor, als beim Plenterwald, deſſen beinahe unerſchöpfliche natür- liche Lebenskraft ſtets beſtrebt iſt, die ihm geſchlagenen Wunden wieder auszuheilen. Umgekehrt aber erweiſt ſich der Plenterwald auch ſehr dankbar für eine ſorgfältige Pflege; in kürzeſter Zeit macht ſich in ihm der wohltätige Einfluß einer geordneten Wirtſchaft auf das Gedeihen des Beſtandes bemerkbar. Daß er im Gebirge unentbehrlich iſt und durch keine andere Betriebsart erſetzt werden kann, ſteht außer allem Zweifel. Immer mehr aber wird in neuerer Zeit die Plenterwirtſchaft mit ausgezeichnetem Erfolge auch in tiefern Lagen zu Ehren gezogen. Im gut beſtockten, mäßig holzreichen und nicht überalten Plenterbeſtande dürfte es ſelten an genügender Verjüngung fehlen, weil hier der Boden für die Beſamung ſehr empfänglich iſt. Falls aber wegen zu ſtarken Vorherrſchens des mittelalten und älteren Holzes kein brauchbarer Jungwuchs hat aufkommen können, ſo er— folgen, zunächſt an den den beſten Erfolg verſprechenden Stellen, wiederholte, vorſichtige Aushiebe ſchadhafter oder überſtändiger, mißgeſtalteter oder zu ſtark verdämmender Stämme, ſolcher mit eingeklemmter Krone ꝛc. Man veranlaßt da und dort kleine Lücken, gewährt den wertvollen zukünftigen Hauptbäumen einen freiern Stand, lockert angehend haubare Partien, deckt Stangenholzgruppen ab und ſchafft damit zugleich die Bedingungen, daß nach genügend langer Zeit einzelne Beſamungsgruppen erſcheinen können. Sollten dieſe jedoch zu lange ausbleiben, der Boden ſich mit Unkraut über— ziehn oder verhärten, ſo greift man zur Nachhülfe mittelſt Saat oder Pflanzung. Weitere Nach- und Lichtungshiebe aber dürfen nur eingelegt werden, wo ſich Verjüngungshorſte bereits vor— finden. | Alle Schläge im Plenterwald dienen gleichzeitig zum Bezug der Hauptnutzung und zur Beſtandspflege. Bei deren Anzeich— nung hat man alſo fortwährend auch die Begünſtigung des Jung— wuchſes, die Durchforſtung des mittelalten Holzes, die allmähliche Freiſtellung der ältern, zuwachsfähigen Bäume, die Regelung der Holzartenmiſchung ꝛc. im Auge zu behalten. Stärkere Aushiebe an der nämlichen Stelle ſind tunlich zu vermeiden, einerſeits um = DW den Schluß nicht für längere Zeit zu unterbrechen, andrerjeits weil dabei der durch die Holzfällung und -Aufrüſtung angerichtete Schaden unverhältnismäßig groß wird. Gleichwohl kehren die Schläge nicht alljährlich in denſelben Beſtandsteil zurück, ſondern nach Zwiſchenräumen von 5, 10 oder mehr Jahren. Nur bei ganz kleinem Waldbeſitz iſt die Einhaltung eines ſolchen Hiebsumlaufes untunlich. Durch Plenterſchläge laſſen ſich am leichteſten verjüngen die Tanne, dann aber auch die Fichte, weniger die Buche. Ganz be— ſonders paßt dieſe Betriebsart für den aus genannten drei Holz— arten gemiſchten Wald. In dieſem finden überdies, je nach dem Standort, auch die verſchiedenen Kiefernarten, dann die Lärche, die Eiche, ſowie manche andere Laubhölzer Raum. Man begegnet vielfach der Meinung, auch der gleichaltrige Hochwald laſſe ſich ohne weiters durch Plenterſchläge verjüngen und es genüge zu dieſem Zwecke in haubaren Bezirken durch löcherweiſe Aushiebe eine Be— ſamung in kleinern oder größern Horſten zu veranlaſſen. Dieſe Art des Vorgehens iſt aber ſelten von Erfolg begleitet; häufiger erliegt ein derart gelichteter Beſtand, namentlich bei Vorherrſchen der Fichte, dem Sturmwind. Eine Gberführung des gleichaltrigen Waldes in den Plenterwald muß zu langer Hand vorbereitet werden. Schon in mittelwüchſigem und angehend haubarem Holze iſt auf eine horſtweiſe Verjüngung und auf die Erziehung ſtandfeſter bis in ein höheres Alter überzuhaltender Nutzholzſtämme hinzu⸗ arbeiten. Eine ſolche Wirtſchaft, wie überhaupt ein zweckentſprechender, pfleglicher Plenterbetrieb, erfordert viel fachmänniſches Verſtändnis und praktiſche Tüchtigkeit. So leicht und einfach der ungleichaltrige Wald ſich durch einen plumpen Kahlſchlag und nachherige Kultur in einen gleichaltrigen ver— wandeln läßt, ſo ſchwierig geſtaltet ſich der umgekehrte Schritt. Nur nach ſehr langen Zeiträumen und mit einem großen Aufwand an Mühe und Arbeit, Sachkenntnis und ſelbſt finanzieller Einbuße iſt der begangene Fehler wieder gut zu machen. Man überlege daher reiflich und verſäume jedenfalls nicht, ſachverſtändigen Rat einzuholen, bevor man ſich im Plenterwald zu einem Kahlſchlag, dieſem äußerſten Mittel entſchließt, durch welches ohnehin mißliche Waldzuſtände in 99 von 100 Fällen noch bedeutend verſchlimmert werden. § 124. Die Verjüngung der Beſtockung auf Wytweiden 6 79) erfolgt im großen Ganzen nach den für den Plenterwald geltenden Regeln. Je ſtärker der Beſatz mit Vieh und beſonders mit Ziegen, um ſo mehr iſt mit der Holznutzung zurückzuhalten. Namentlich — 181 — wird man hier nur lichten, wo ſich ſchon Verjüngung eingeſtellt hat oder die Beſtandspflege es erfordert. Vor allem ſind die Randbäume der Horſte möglichſt zu ſchonen und die letztern von ihrer Mitte aus zu verjüngen. Die einzeln oder in kleinen Gruppen ſtehenden Stämme dagegen ſuche man tunlichſt lange zu erhalten. Nirgends erſcheint dies notwendiger als an der allen Anbillen eines rauhen Hochgebirgsklimas ausgeſetzten oberſten Baumgrenze. Hier darf kein noch lebensfähiger Stamm zur Fällung angezeich— net werden, wenn man nicht die Weide wie den Holzwuchs in gleichem Maße ſchädigen will. Mancherorts beſteht denn auch mit vollem Recht die geſetzliche Beſtimmung, daß in der oberſten Wald— region kein lebender Baum geſchlagen werden darf. Will ſich trotz allen Zurückhaltens mit den Sieben eine Ver— jüngung nicht einſtellen, ſo bleibt nichts übrig, als entſprechende kleinere Bezirke einzufriedigen und hier die Naturbeſamung ab— zuwarten. Bedeckt den Boden ein ſtarker Überzug von Heidekraut, Heidelbeeren, Alpenroſen und dergl., ſo greift man zum ſtreifen— weiſen Amhacken, im Notfall auch zur künſtlichen Verjüngung durch Pflanzung. Wo im Laufe der Zeit eine Verſchiebung des Holzwuchſes auf den Wytweiden eintritt, richtet ſich das Beſtreben des Wirtſchafters darauf, die weniger abträglichen Weideflächen, die felſigen und flachgründigen Bodenſtellen, abſchüſſige Lehnen, exponierte Rücken, angebrochene, verrüfte Hänge ꝛc. nach und nach mit Beſtockung zu bekleiden und dafür in gleichem Verhältnis die fruchtbaren, flachern Bezirke allmählich von altem Holze abzuräumen. Dies ſoll jedoch nie ſoweit gehn, daß man größere offene Flächen ſchafft, auf denen der Graswuchs des wohltätigen Schutzes entbehrt, den ihm die Beſtockung durch Brechen des Windes und Erhalten der Bodenfeuchtigkeit bietet. Auch vor dem einſeitigen Abräumen von Geſträuch und Dornen aller Art, von Erlen und Weiden ꝛc. muß dringend gewarnt werden, da dieſe Pflanzen als Schutz der Nadelhölzer vor dem Tritt und dem Maule des Viehes von größter Wichtigkeit ſind und häufig allein noch das Auf— kommen von Verjüngung ermöglichen. Beſtandsgründung durch Ausſchläge. § 125. Die Fähigkeit der Laubhölzer, nach dem Abtrieb vom Stock oder den Wurzeln auszuſchlagen, findet Verwendung vornehmlich zur natürlichen Verjüngung des Niederwaldes. Die haupt— — 182 — ſächlichſte Bedeutung kommt dabei den am Stock ſich bildenden Ausſchlägen zu, da nur verhältnismäßig wenige Arten auch Wurzelbrut entwickeln und dieſe letztere häufig kernfaul iſt. (S. S 46). Die Ausſchlagfähigkeit iſt im allgemeinen im jugendlichen Alter am größten. Sie nimmt nach der Zeit des größten Längenwachs— tums und mit dem Hart- und Borkigwerden der Rinde allmählich ab. Bei den Weichhölzern und Sträuchern erliſcht ſie am früheſten. Durch hohe Amtriedszeiten werden daher im Niederwald im all- gemeinen die beſſern Holzarten begünſtigt und die wertloſen ver— drängt. In milden Lagen und auf friſchen, kräftigen Böden behalten die Bäume ihre Ausſchlagsfähigkeit länger, als unter gegenteiligen Verhältniſſen. Anderſeits aber fällt auf geringen Böden in Be— tracht, daß deren Qualität um ſo mehr zurückgeht, je häufiger der Beſtand abgetrieben wird. In der Regel ſchwanken die Umtriebs— zeiten je nach den Holzarten, dem Standort und dem Zweck der Wirtſchaft zwiſchen 20—30 Jahren; nur ausnahmsweiſe erſcheint es vorteilhaft, bis auf 15 Jahre hinunter, oder über 40 Jahre hin— aus zu gehen. Die Ausführung der Schläge wird im Niederwald am beſten auf den Nachwinter, Februar und März, verlegt. Es bilden ſich bei dieſer Hiebszeit reichlichere und kräftigere Ausſchläge, als bei der Fällung im Vorwinter. Immerhin muß die Schlagräumung noch vor dem Erſcheinen der neuen Ausſchläge ſtattfinden können, um Beſchädigungen an letztern zu vermeiden. Einzig die Eiche wird zur Nutzung der Rinde im Schälwald während der Saftzeit, im Mai, abgetrieben. Von größter Wichtigkeit für eine gute Verjüngung des Nieder— waldes iſt eine ſorgfältige Hiebsführung. Durch Zerſplittern oder Spalten der Stöcke, Ablöſen der Rinde und dergl. wird die Aus— ſchlagsfähigkeit ſchwer beeinträchtigt. Man verwende daher nur eine gut geſchliffene, nicht zu ſchwere Axt oder ſür ſchwächere Aus— ſchläge einen ſcharfen Gertel, doch iſt auch die Säge wohl zuläſſig. Die Abhiebsfläche ſoll glatt und etwas geneigt ſein, damit das Waſſer leicht abfließen kann. Ob der Hieb hoch oder tief geführt werde, hängt vornehmlich vom Zuſtand, der Stöcke ab. Im allgemeinen verdient der tiefe Hieb den Vorzug, weil bei dieſem die Ausſchläge in der Nähe des Bodens entſtehen und ſich ſelbſtändig bewurzeln, der alte Stock „ —ͤ⁰˙ 0 ⁰⁰N T — 183 — ſomit durch junge erſetzt wird. Sind dagegen die Stöcke ſchon von frühern Hieben her hoch und mit dicker Borke bekleidet, ſo darf nur im jungen Holz gehauen werden. Namentlich gilt dies für die Buche, welche allein aus dünner Rinde brauchbare Ausſchläge liefert. Auf recht kräftigem, friſchem Boden können unter AUm— ſtänden auch ältere hohe Stöcke durch einen tiefen Hieb verjüngt werden. Die Richtung, in der die Schläge aneinander gereiht werden, hat im Niederwald ſelbſt bei der Kahlſchlagwirtſchaft viel geringere Bedeutung, als im Hochwald. Gewöhnlich rückt man mit ihnen von Südweſt gegen Nordoſt vor, damit auf den Schlägflächen die empfindlichen jungen Ausſchläge durch das älteſte Holz einigen Schutz gegen die kalten Nord- und Oſtwinde erhalten. Beim un— gleichaltrigen Niederwald ſind ſolche Rückſichten entbehrlich. Zu einem guten Gedeihen bedarf der Niederwald vor allem eines mineraliſch kräftigen Bodens und eines ziemlich milden Klimas. Wo ſich dieſe Bedingungen nicht vereinigt finden, paßt der Ausſchlagwald nicht hin. Mit Bezug auf das Verhalten unſerer wichtigſten Holzarten im Nieder- wald iſt folgendes zu bemerken: Die Buche, obwohl ſie keine große Reproduktionskraft beſitzt, muß wegen ihrer guten Beſchattung und bodenverbeſſernden Eigenſchaften als eine Hauptholzart des Ausſchlagwaldes betrachtet werden. Namentlich auf Kalk— boden empfiehlt ſich für fie eine hohe Umtriebszeit von 30, 40 und ſelbſt 50 Jahren als finanziell beſonders vorteilhaft. Beim Hieb ſollen alle am Boden ſich hinziehenden Aſte und die bei ſpätem Abtrieb ſich meiſt zahlreich einſtellenden jungen Samenpflanzen ſorgfältig geſchont werden, indem fie für die Verjüngung von größter Bedeutung ſind, abgeſchnitten aber durchaus nicht immer ausſchlagen. Gſchen, Ahorne und Almen verdienen auf gutem, friſchem Boden beſonders begünſtigt zu werden, weil ſie reichlich vom Stock ausſchlagen, raſch wachſen und außer geſchätztem Brennholz auch Nutzholz liefern. In reinem Beſtande decken ſie jedoch den Boden zu wenig; man muß ihnen daher ein Schattholz beimiſchen. Die Hagebuche eignet ſich mehr für geringe, trockene Standorte. Sie ſchützt mit ihrer dichten Belaubung den Boden ſehr wirkſam, entwickelt zahl— reiche gutwüchſige Ausſchläge, beſitzt einen außerordentlich dauerhaften Stock und gibt ein vortreffliches Brennholz. Auch die Eiche, vornehmlich die Traubeneiche, Liefert reichliche und gutwüchſige Ausſchläge, welche ſich bei tiefem Hieb ſelbſtändig bewurzeln. Soll ihre Rinde als Gerbmaterial verwendet werden, zu welchen Zweck ſie, ſolange fie glatt und unaufgeriſſen iſt, den größten Wert beſitzt, jo erzieht man die Eiche im ſog. Schälwald mit 12—15- oder höchſtens 20 jähriger — 18141 = Amtriebszeit. Dieſe einſt ſehr abträgliche Betriebsart hat ſeit der Ein⸗ führung verſchiedener billiger fremdlöndiſcher Gerbſtoffe ihre Bedeutung größtenteis eingebüßt. Die zahme Kaſtanie hat ebenfalls ein vortreffliches Ausſchlags— vermögen. Auf geeigneten Standorten liefert fie ſchon bei 15jährigem Um⸗ trieb wertvolle, ſehr dauerhafte Rebpfähle. Sie verdient in warmen, weinbau— treibenden Gegenden auf mineraliſch kräftigen, friſchen Böden in vermehrtem Maße angebaut zu werden. Ahnliche Verwendung findet die Robinie auf leichtem Boden, den ſie raſch in ſo hohem Maße verbeſſert, daß nicht ſelten die jungen Ausſchläge durch den üppigen Unkrautwuchs verdrängt werden. Die Birke iſt im Niederwald keine geſchätzte Holzart, da ſie nicht kräftig vom Stock ausſchlägt. Man erhält ſie hier nur einzeln eingemiſcht. Die Erlenarten dagegen beſitzen eine große Reproduktionskraft und eignen ſich vortrefflich für den Niederwaldbetrieb. Auf naſſen Böden verdient die Schwarzerle mit 20—35 jährigem AUmtrieb den Vorzug. Die Weißerle, welche mehr für kieſiges Terrain paßt, läßt dagegen häufig ſchon im 10—15jährigem Alter im Ausſchlagsvermögen nach. Sie wirkt ſehr bodenverbeſſernd; desgleichen die Alpenerle. Von den Pappelarten macht ſich auf guten Stands oft die Aſpe im Ausſchlagwald breit. Sie liefert zwar viel, doch geringes Brenn— holz und beſchattet den Boden nur ungenügend, weshalb ſie nicht verdient, begünſtigt zu werden. Ahnlich verhält ſich die Sahlweide, während die Haſel wenigſtens durch reichlichen Laubabfall den Boden düngt. Vollſtändig wertlos und deshalb unbedingt zu beſeitigen find dagegen der Schwarz- und Weißdorn. Am einfachſten und zweckmäßigſten werden Weichhölzer und Sträucher im Niederwald verdrängt, in dem man den Abtrieb entſprechend weit hinausſchiebt. Sie bleiben dann zurück und werden von den beſſern Holz— arten, die man unter e auch künſtlich einbringen kann, nach und nach unterdrückt. Anders liegen dagegen die Verhältniſſe im Auwald auf den vom Grundwaſſer durchrieſelten Kiesböden der Flußniederungen. Die bier zeit— weiſe vorkommende Aberſchwemmung des Bodens wird namentlich im Sommer nur von wenigen Holzarten auf die Dauer mehrerer Tage ertragen. Für ſolche Lagen paſſen vor allem die Pappeln, Weiden und Erlen, welche man in kurzem Umtrieb bewirtſchaftet, doch verdient hier der Mittelwald vor dem Niederwald den Vorzug. Beſtandsgründung durch Samen und Ausſchläge. $ 126. Im Mittelwald erfolgt die Verjüngung teils durch Samen, teils durch Ausſchläge. Als Oberholz dienen am beſten ſolche Holzarten, welche wenig beſchatten, gleichwohl aber viel und wertvolles Nutzholz 3 = 185 — liefern. Es ſind dies vor allem die Eiche, die Lärche und die Kiefer, dann die Eſche, die Ulme, der Ahorn und allenfalls noch die Fichte und Tanne. Birke, Kirſchbaum und dergl. darf man kein hohes Alter erreichen laſſen. Weniger paßt die ſtark ver— dämmende Buche und garnicht die Hagebuche, wogegen beſonders in Auwaldungen die Silberpappel und die Schwarzpappel mit Vorteil übergehalten werden. Bei der Auswahl von Oberſtändern achte man vornehmlich auf kräftig entwickelte, gerade Stämmchen, welche aus Samen er— wachſen find. Ausſchläge, beſonders ſolche auf ältern Stöcken, laſſen im Wachstum frühzeitig nach. Fehlt es an geeigneten Kern— wüchſen, ſo kann man ſolche künſtlich einbringen, entweder als 2—3 m hohe Heiſter, oder beſſer noch als kleinere Pflanzen, welche in größern Gruppen angebaut werden. Ob mehr oder weniger Oberholz überzuhalten ſei, hängt ab vom Standort, von den vorhandenen Holzarten und vom Bedürf- nis des Waldbeſitzers. Je kräftiger und friſcher der Boden, um jo mehr iſt ein reicher Oberholzbeſtand zuläſſig. Setzt er ſich zu— ſammen aus lichtkronigen, wenig verdämmenden Bäumen, das Unterholz dagegen vorzugsweiſe aus Schatthölzern, jo kann die Zahl der erſtern größer ſein, als bei umgekehrten Verhältniſſen. Endlich kommt in Betracht, welche Holzſortimente vorzugsweiſe produziert werden ſollen. Ein Teil der Oberſtänder, ſo z. B. die Birken, dann alle gering— wüchſigen oder ſchadhaften Stämme, wird man ſchon 50—60 jährig. beſſere Eſchen, Almen, Fichten und Tannen 2c. vielleicht 80 —90 jährig nutzen. Schöne Kiefern oder Lärchen ꝛc. kann man das vierfache Alter des Anterholzes und einzelne beſonders gutwüchſige Eichen noch eine fünfte Umtriebszeit der Stockausſchläge erreichen laſſen. Als Unterholz eignen ſich im Mittelwald von den für den Niederwald paſſenden Holzarten vorzugsweiſe diejenigen, welche viel Schatten ertragen, alſo in erſter Linie die Hagebuche und Buche. Je lichter der Oberholzbeſtand, um ſo eher können mit ihnen auch andere Laubhölzer in Miſchung treten. Oft tragen die Oberſtänder durch den abfallenden Samen ebenfalls zur Ergänzung des Anterholzes bei, doch muß durch eine ſorgfältige Beſtandspflege dafür geſorgt werden, daß nicht die raſcherwüchſigen Stockloden die Kernwüchſe verdrängen. Das nämliche gilt beim Erſatz der ab— gehenden Stöcke durch Pflanzung. | Zur Ergänzung des Oberholzbeſtandes eingepflanzte Heiſter zeigen häufig ein wenig befriedigendes Gedeihen; ſie werden dann leicht von den Stockausſchlägen überwachſen und unterdrückt. Mit mehr Erfolg baut man die betreffenden Holzarten in größern, geſchloſſenen Gruppen auf den beſten Bodenſtellen an, die vorher umgegraben und von allem Unterholz geſäubert wurden. Zahlreiche Oberſtänder ſind nicht immer das geeignetſte Mittel, um den Ertrag des Mittelwaldes zu ſteigern. Auf geringen, magern Standorten kümmert das Anterholz unter einem ſtarken Oberholz und vermag die Bodenfeuchtigkeit nicht zu erhalten. Umgekehrt wirkt ein gut geſchloſſenes Ausſchlagholz auch günſtig auf das Wachstum der Oberſtänder ein. Wie im Niederwald, jo erweiſt ſich daher auch im Unterholz eine höhere Am- triebszeit als vorteilhaft. Die langen Stockloden tragen überdies weſentlich dazu bei, daß die Oberſtänder bis zu einer beträchtlichen Höhe aſtrein und geradſchäftig werden. Die erſten beim Abtrieb des Unterholzes übergehaltenen Oberſtänder nennt man Laßreidel. Diejenigen, welche doppelt ſo alt ſind, heißen Oberſtänder, diejenigen der 3. Altersklaſſe angehende Bäume, die der 4. Bäume und die noch ältern Hauptbäume. — Bei jedem Sieb des Unterholzes werden nicht nur die älteſten Oberſtänder genutzt, ſondern in allen Altersklaſſen die weniger frohwüchſigen, die ſchadhaften oder aus andern Gründen für einen längern Gberhalt nicht geeigneten. Jede nächſt⸗ höhere Altersklaſſe iſt ſomit ſchwächer vertreten, als die vorhergehende. Beiſpielsweiſe würden per ha auf 40-50 Laßreidel 20—30 Oberſtänder, 8—10 angehende Bäume, 4—5 Bäume und 1—2 Hauptbäume fallen. In den Auwaldungen gedeihen als Oberſtänder auch Eſchen und Ahorne vorzüglich, doch nur, wo der Boden nicht zeitweiſe unter Waſſer geſetzt wird. Uberſchwemmungen ertragen, neben den beſonders abträglichen Pappeln und Weiden, die Eiche, Ulme und Kiefer am beſten. Die Waldpflege. Reinigungshiebe. 8 127. Damit ein Beſtand während ſeiner ganzen Lebensdauer ſich möglichſt gedeihlich entwickle und ſchließlich Erzeugniſſe von höchſtem Nutzwert liefere, bedarf es einer fortwährenden entſprechenden Pflege. Die in der erſten Jugend erforderlichen Eingriffe ſind die Reinigungshiebe. Man verſteht darunter die Entfernung von verbutteten, unbrauchbaren Vorwüchſen, von Stockausſchlägen im Hochwald, von Zwieſelwüchſen („Zweidöldnern“), von Ge— ſträuch, Dornen oder maſſenhaft angeflogenen Weichhölzern, überhaupt von Holzpflanzen, die man ſpäter im Beſtand nicht dulden will. Dieſe Aushiebe werden zweckmäßig ſchon vor Eintritt des vollen Beſtandsſchluſſes vorgenommen. Immerhin hat man _ ka a u u a he — 187 — dabei den örtlichen Verhältniſſen angemeſſen Rechnung zu tragen. Auf einer den rauhen Winden ausgeſetzten Kahlfläche oder in einer Froſtlage z. B. wird man ſich wohl hüten, ſolche unwüchſige, geringwertige Holzpflanzen wegzunehmen, ſolange ihr Nachteil durch Verdämmen der beſſern Holzarten den Nutzen, welchen ſie durch ihren Schutz gewähren, nicht ganz entſchieden überwiegt. Beſonders im Gebirge, wo ſich an exponierten Orten jeder Strauch und jeder Stein von wohltätigſter Wirkung erweiſt, wäre es ver— kehrt, alles aushauen zu wollen, was nicht ſpäter in den Beſtand einwachſen ſoll. Aber auch in tiefern Lagen darf man, namentlich was die Weichhölzer betrifft, nicht zu ängſtlich ſein. Selbſt eine Aſpe, eine Birke ꝛc. kann ſpäter einen hübſchen Ertrag abwerfen und ſogar eine Sahlweide iſt immer noch vorteilhafter, als eine nackte, der Austrocknung und Vermagerung ausgeſetzte Bodenſtelle. Letztere zu vermeiden, begnügt man ſich unter Amſtänden mit einem bloßen Köpfen der läſtigen Pflanzen. Jedenfalls ſollen Reinigungshiebe vorſichtig und nicht zu ſtark auf einmal vorge— nommen werden. Nicht ſelten wird es notwendig, auch von denjenigen Holzarten, welche ſpäter den Beſtand bilden ſollen, ſchon im frühen Alter einen Teil auszu— hauen. Dieſer Fall tritt namentlich ein, wenn eine Holzart bedroht iſt, durch die übrigen verdrängt zu werden. Aushiebe zum Zweck, ſolches zu ver— hindern, nennt man Läuterungen oder Läuterungshiebe. Beim Verdünnern zu ſtark verdämmender, vorwüchſiger Lichthölzer werden in erſter Linie ſtets die ſchwächlichen oder die tiefbeaſteten Exemplare entfernt, welche doch nie wertvolles Nutzholz geben. — Kommen hingegen z. B. Fichte mit Buche und Tanne, oder Eiche mit Buche in Einzelnmiſchung vor, ſo hat man auf die Bildung reiner Horſte von nur einer Holzart hinzuarbeiten, indem man gruppenweiſe die andern und beſonders die unduldſamen unter ihnen, vollſtändig heraushaut. Selbſtredend darf aber ſolches nicht auf einmal geſchehen, ſondern ſind dazu wiederholte ſchwache Läuterungen notwendig. Durchforſtungen. § 128. In natürlich oder künſtlich begründeten Beſtänden finden ſich im jugendlichen Alter auf dem Raum, den ſpäter ein einziger Baum einnehmen wird, oft hunderte von Pflanzen. Deren ſcheinbar unnötig große Zahl iſt für das gute Gedeihen aller unerläßlich. Durch ſie wird der Boden vollſtändig überſchirmt, ſeine Friſche und Fruchtbarkeit bewahrt und die Entſtehung übermäßig ſtarker Aſte verhindert. Wie aber mit zunehmendem Alter die Pflanzen n Wanne 15 r Big Wr N — „ r a a ie. 2 888 * 05,2 7 * * * * car u. Fa; a5 I — m — . „rg * * e 4 — 188 größer werden, reicht der Raum nicht mehr zur gehörigen Enz wicklung jeder einzelnen. Die einen bleiben zurück, während die andern, von Natur kräftiger veranlagt oder etwas günſtiger plaziert, auf Ankoſten der erſtern einen Vorſprung gewinnen. Alle aber veranlaßt das Streben nach dem Licht, ihr Wachstum hauptſächlich auf die oberſte Gipfelpartie zu verlegen. Die im Kampf ums Daſein Schwächern werden bald ganz unterdrückt und ſterben, wenn ſie einer lichtbedürftigen Holzart an— gehören, raſch ab oder vegetieren noch eine Anzahl Jahre kümmer— lich weiter, wenn ſie mehr Schatten zu ertragen vermögen. Auch die dominierenden oder herrſchenden Pflanzen aber treiben ſchlank und ſpindelig in die Höhe. Da ihnen der Raum zur ſeitlichen Ausdehnung und zur Erzeugung einer normalen Blattmaſſe mangelt, ſo iſt ihr Wachstum ebenfalls gering. Der nämliche Vorgang wiederholt ſich ununterbrochen während des ganzen Beſtandslebens, am heftigſten aber ſolange das ſtarke Längenwachstum dauert. Von den anfänglich herrſchenden Stämm— chen werden fortwährend neue unterdrückt und ausgeſchieden, ſo— daß ein ſehr bedeutender Zuwachsverluſt die Folge dieſes ge— drängten Standes iſt. — Er zieht aber noch weitere Abelſtände nach ſich. Die zu ſchlanken, wenig beaſteten und dementſprechend auch ſchwach bewurzelten Bäume vermögen allen äußern Einflüſſen nur ungenügenden Widerſtand entgegenzuſetzen. Sie erliegen leicht dem Sturmwind, dem Eis- oder Duftanhang, vor allem aber dem Schneedruck, der nicht ſelten ganze Beſtände zu Grunde richtet. Am den einzelnen Pflanzen einen räumlicheren Stand zu ver— ſchaffen und die erwähnten Nachteile zu vermeiden, werden von Zeit zu Zeit diejenigen Stämmchen herausgehauen, welche die übrigen in der Entwicklung hemmen, ohne ſelbſt für die Zukunft einen großen Ertrag zu verſprechen. Dieſe Aushiebe nennt man Durchforſtungen. Nach den Unterſuchungen der forſtlichen Verſuchsanſtalten ſteht auf einer Hektare Waldboden mittlerer Güte bei vollkommenen Schluß im reinen Be— ſtand annähernd folgende Anzahl Stämme: Im Alter Fichten Kiefern von 30 , 900 4,000 „ 40 5 „ 2,700 „ 00 = N re 1,400 „ 80 1 BEER ER 900 „ 100 8 r 620 120 a a De SE 490 W n rn — . 0 Kae u; RR c f . 5 4 189° Die Stammzahl nimmt während der Jugendperiode viel raſcher ab und es erweitert ſich der Raum, deſſen der Baum zu ſeiner geſunden Entwicklung bedarf, viel ſchneller als in ſpäterm Alter. Auch ſtehen von der lichtbe— dürftigen Kiefer weniger Stämme auf der Hektare als von der mehr ſchatten— ertragenden Fichte. Die erſtere nimmt dieſen größern Standraum ſchon verhältnismäßig früher in Anſpruch und es hat ſich daher bei ihr die Aus— ſcheidung zwiſchen Haupt⸗ und Nebenbeſtand in der Hauptſache eher voll— zogen als bei der Fichte. Die Stammzahl per Hektare iſt endlich bei gleichem Alter um ſo geringer, je beſſer die Beſchaffenheit des Bodens. Je raſcher der Baum wächſt, um fo eher wird der ihm zur Verfügung ſtehende Raum ungenügend. Aus dem gleichen Grund nehmen umgekehrt die diesfälligen Anſprüche ab, je höher man im Gebirge ſteigt. Früher nahm man an, es werde das Längenwachstum der Bäume durch den Beſtandsſchluß gefördert. Genauere Beobachtungen ergeben aber, daß im freien Stand nicht nur der Stärfen-, ſondern auch der Höhenzuwachs erheblich größer iſt, doch wird dabei die Form ſehr abholzig. $ 129. Die Durchforſtungen find im fernern ein vortreffliches Mittel, um dem namentlich die Nadelholzwaldungen bedrohenden Inſekten— ſchaden vorzubeugen. Da die große Mehrzahl der forſtſchädlichen Käfer die kranken Bäume zur Ablage der Brut den geſunden vorzieht, ſo ſind richtig durchforſtete, lebenskräftige Beſtände einer ſtarken Vermehrung dieſer kleinen Feinde des Waldes am wenigſten günſtig. Die Durchforſtungen gewähren auch die Möglichkeit, minder geſchätzte Holzarten, oder ſolche, die man vor einer allfälligen Ver— jüngung entfernt haben möchte, ohne allen Nachteil für den bleibenden Beſtand nach und nach herauszunehmen und nutz— bringend abzuſetzen. | Umgekehrt geſtatten die Durchforſtungen, Holzarten oder Stämme, welche einſt wertvolles Nutzholz geben werden, zu be— günſtigen und in ihrer Entwicklung zu fördern. Endlich werfen die Durchforſtungen, wenn auch nicht immer die erſten, ſo doch jedenfalls die ſpätern, einen ſehr namhaften Ertrag ab. Die Geſamtheit dieſer Erträge (Zwiſchennutzungen) machen der Maſſe nach unter Amſtänden bis über einen Dritteil des Abtriebsergebniſſes (der Hauptnutzung) aus. Die Durch— forſtungen tragen damit weſentlich zu einer beſſern Verzinſung des im Walde angelegten Kapitals bei, welches im Hochwald mit 00, jeinen großen Holzvorräten zu einer bedeutenden Höhe anwächſt. Aberdies liefern die Durchforſtungen verſchiedene Sortimente, wie z. B. Bohnenſtecken, Baumpfähle, Hopfenſtangen, Zaunlatten, Dach— känel uſw., welche nur auf dieſem Wege mit Vorteil bezogen werden können. Indirekt tragen ſie damit zur Verminderung des Holzfrevels bei. 8 130. Jede Durchforſtung wird auf die gegebenen beſondern Ver— hältniſſe, als Lage und Boden, Alter und Holzart, Beſtandsform und zu erziehende Sortimente ꝛc. Rückſicht zu nehmen haben, und ſomit in jedem Falle ihre Eigenart aufweiſen. Immerhin ſoll der Aushieb in erſter Linie ſtets treffen: f 1. die kranken und ſchadhaften Bäume; 2. ſolche, die zur Regelung des Miſchungsverhältniſſes entfernt werden müſſen; 3. ſolche, welche die Entwicklung der beſten und zukunfts— reichſten Stämme hemmen. Im gleichaltrigen Beſtand — der ungleichaltrige bedarf der Durchforſtungen zwar ebenfalls, doch nicht in gleich dringendem Maße — ſollten die letztern möglichſt frühzeitig beginnen, ſobald ſich ein Drängen einſtellt. Die Durchforſtungen ſollen ſich im fernern möglichſt häufig wiederholen, namentlich ſolange das lebhafte Längenwachstum des Beſtandes dauert, und verhindern, daß die Kronenlänge der herrſchenden Bäume unter einen Drittel der Schaftlänge zurückgehe. Das Maß der Durchforſtung ſoll dem Lichtbedürfnis der betr. Holzart entſprechen, doch nie ſo ſtark werden, daß es eine Unterbrechung des Kronenſchluſſes, welche eine Schwächung der Bodenkraft zur Folge hat, bewirkt. Im allgemeinen kann man ſagen, die Durchforſtungen ſollen im Anfang ſchwach, während der Zeit des ſtärkſten Längenwachstums mäßig und ſpäter ziemlich kräftig gehalten ſein. Vom Stangenholzalter an wird man die wuchskräftigſten Stämme, welche einſt das wertvollſte Nutzholz zu geben verſprechen, immer ent— ſchiedener begünſtigen. Während alſo die erſten Aushiebe mehr die zurückbleibenden Bäume treffen, verfallen ſpäter auch vorge— wachſene der Axt, inſofern ſie die ſchönſten in der weitern Ent— wicklung hemmen. Um aber keine Lücken zu veranlaſſen, wird e Ze 4 2 AA rn SE 1 la = ww er ee - 7 — — 191 — dafür das unterdrückte Holz, ſoweit es noch lebensfähig, um ſo mehr geſchont. Kranke und ſchadhafte Stämme, als fernfaule und Kropfbäume, durch Schnee entgipfelte oder gebogene Stangen, von Borkenkäfern befallenes Holz 2c. wird man bei den Durchforſtungen ſtets und überall entfernen. Zwieſel— wüchſe, krumme, zu wenig oder zu ſtark beaſtete Stämme ꝛc. kann man vor— läufig noch belaſſen, wenn durch ihre Wegnahme Lücken entſtünden. — Ganz beſondere Aufmerkſamkeit erheiſcht die Regelung des Wiſchungsverhältniſſes, damit z. B. Tannen⸗ und Buchenhorſte von der Fichte nicht verdrängt werden, eingeſprengte Kiefern die Hauptholzart nicht zu ſehr unterdrücken, Buchen die beigemiſchten Eichen nicht überwachſen ꝛc. Im übrigen hat man früher bei den Durchforſtungen vielfach nur das mehr oder weniger unterdrückte Holz herausgenommen. Damit wird natür- lich der Hauptzweck des Eingriffes, die Förderung des Wachstums am bleibenden Beſtand, nicht erreicht. — In der Jugend des Beſtandes iſt aller- dings eine Begünſtigung der einſtigen Hauptbäume nicht möglich, da ſolche durchaus nicht immer aus den anfangs Vorwachſenden hervorgehen. Es genügt deshalb eine mehr gleichmäßige, ſchwache Lichtung. — Später zeichnen ſich die „Zukunftsſtämme“ entſchiedener aus und können nun von den fie bedrängenden Nachbarſtämmen mit beinahe gleich hohen, doch eingeklemmten Kronen ganz allmählich befreit werden. Damit erhalten aber auch die bis dahin Anterdrückten mehr Licht; fie entwickeln ſich wieder kräftiger und erfüllen in vollkommenerem Maße die Aufgabe des Bodenſchutzes. Es ge— ſtattet dies die Durchforſtung im höhern Alter des Beſtandes kräftiger fort— zuſetzen, ſodaß an den dominierenden Stämmen die Krone nicht weiter in die Höhe rückt, als daß ſie noch einen Drittel des Schaftes bekleidet. Indem man mit ſchwachen Durchforſtungen beginnt, allmählich zu mäßigen und ſchließlich zu ziemlich kräftigen übergeht, wird das Wachstum in der Jugend zurückgehalten und nur nach und nach verſtärkt. Man erhält Holz von gleichmäßiger Jahrringbreite und damit von höchſtem techniſchem Gebrauchswert. Bei jeder Durchforſtung muß auch den Standortsverhältniſſen Rechnung getragen werden. Am trockenen Südhang hat man eine Unterbrechung des Beſtandsſchluſſes viel ängſtlicher zu vermeiden, als in einer friſchen Mulde. Auf geringen Böden ſcheidet ſich der Nebenbeſtand langſamer aus und wird der Beginn der Durchforſtung früher notwendig, als unter entgegengeſetzten Verhältniſſen. Desgleichen ſind auch die Eigenart der Holzarten, deren Miſchung, die Gleichaltrigkeit und Ungleichaltrigkeit des Beſtandes ıc. zu berückſichtigen. Je früher eine Durchforſtung eingelegt und in je kürzern Zwiſchenräumen ſie wiederholt wird, um ſo geringer die jedesmal wegzunehmende Holzmaſſe. Für den Beſtand iſt dies ein großer Vorteil, hingegen wird dadurch der Geldertrag vermindert. Unter Umſtänden überſteigen ihn die Koſten jogar nicht unweſentlich. Der Koſtenpunkt verdient aber ebenfalls tunliche Berückſichtigung. Immer— hin darf man nicht vergeſſen, daß der Zweck der Durchforſtung nicht im Bezug einer Nutzung liegt, ſondern in der Steigerung des Zuwachſes und der Widerſtandskraft des Beſtandes, ein Ziel, das auch ein finanzielles Opfer vollkommen rechtfertigt. Beſondere Grundſätze müſſen für die Durchforſtung im Hochgebirge zur Anwendung kommen. Die Anbilden des außer— ordentlich rauhen Klimas erfordern hier einerſeits möglichſt un— gehemmte Entwicklung des einzelnen Stammes zu voller Wider— ſtandsfähigkeit. Andrerſeits aber kann dieſer in der exponierten Hochlage des Schutzes ſeiner Nachbarn ſelbſt im höhern Alter nicht ohne Nachteil für ſein Gedeihen entbehren. Erhält man alſo dem GBeſtand den wohltätigen Schluß, jo fehlt dem einzelnen Stamm die Möglichkeit zu ſeiner hinreichend kräftigen Ausbildung. Erzieht man ihn dagegen zu voller Kronenfreiheit, ſo mangelt ihm der wichtige Seitenſchutz. — Beiden Forderungen läßt ſich gleichzeitig nur genügen, wenn an die Stelle des Einzelſtammes die kleine Stammgruppe tritt. Dieſe geſtattet jedem ihrer Glieder, ſich zu voller Widerſtandskraft zu entwickeln, während ſie durch den ringsum abſtehenden dichten Mantel von Aſten die ungünſtigen äußern Einflüſſe, namentlich die heftigen und rauhen Luftſtrömungen abhält. — Die Durchforſtung im Hochgebirge muß ſomit auf die Erziehung eines von ſolchen kleinen Stammgruppen gebildeten Beſtandes gerichtet ſein. § 131. Die Ausführung der Durchforſtung wird eingeleitet durch die Anzeichnung der herauszunehmenden Stämme mittelſt des Baumreißers oder durch Anplätten mit der Axt. In Jung— wüchſen, wo dies zu umſtändlich wäre, kann man den Aushieb unter beſtändiger Aufſicht nach einem auf einem kleinen Teil der Fläche ausgeführten Muſter vornehmen laſſen. In älterem Holz, wo die Durchforſtung auch in den Hauptbeſtand eingreift, wird ſie zweckmäßig unter zweien Malen vorgenommen, indem man zuerſt im herrſchenden und erſt nachher nach Bedürfnis im Nebenbeſtand durchforſtet. Je ſchwieriger im übrigen die Auswahl der zu ent— fernenden Bäume wird, um ſo vorſichtiger muß vorgegangen werden, ſtets eingedenk des Grundſatzes: beſſer ſchwach aber häufig, als ſelten und ſtark durchforſten. — Im Laubholz erfolgt die An— zeichnung am zweckmäßigſten bei belaubtem Wald. Für Fällung und Aufarbeituug des Durchforſtungs- holzes iſt der Nachſommer oder Herbſt die geeignetſte Zeit. E 3 E. 7 1 E f Ä 3 * — 4 2 * * 8 = e Befürchtet man im durchforſteten Beſtand Schneedruck, jo verdient der Nachwinter oder das Frühjahr den Vorzug, weil in dieſem Falle die bleibenden Stangen die längſte Zeit zur Erſtarkung vor ſich haben. Der Winter mit Schnee iſt für die Arbeit nicht förder— lich. Es empfiehlt ſich, zu den Durchforſtungen nur zuverläſſige und tüchtige Holzhauer zu verwenden und auch dieſe gut zu überwachen. Zum Herausſchaffen des Durchforſtungsmaterials dürfen die Beſtands— ränder unter keinen Amſtänden aufgeäſtet werden, ſondern es genügt, in angemeſſenen Abſtänden Fußwege, jog. Schleifpfade, anzulegen, auf welchen das geſchlagene Holz herausgeſchleift wird. Anhang. Die Lichtungshiebe. Da für die Durchforſtungen der Grundſatz gilt. daß ſie den Beſtandsſchluß nicht oder doch nur vorübergehend unterbrechen dürfen, jo laſſen ſich ihnen die Lichtungshiebe nicht unmittelbar zuzählen. Durch letztere erhalten nämlich im höhern Alter des Beſtandes die wert— vollſten Bäume zur Verſtärkung des Lichtzufluſſes eine ſo räumliche Stellung, daß die Kronen ſich nicht mehr berühren. Dadurch wird eine Vermehrung der Nadeln und Blätter und zugleich eine regere Tätigkeit dieſer Organe bewirkt. Gleichzeitig findet eine lebhaftere Zerſetzung des Humus ſtatt, während andrerſeits die Nährſtoffe des Bodens einer geringeren Stammzahl zu gute kommen. Dieſe verſchiedenen Amſtände regen den Baum, inſofern er überhaupt noch entwicklungsfähig, zu einem weſentlich geſteigerten Wachstum an. Er erreicht in kürzerer Zeit die zu einer vorteilhaften Verwertung als Nutzholz erforderliche Stärke. Die Amtriebszeit kann ſomit herabgeſetzt und der Ertrag des Waldes geſteigert werden. Andrerſeits ſtellt der Lichtungsbetrieb hohe Anforderungen an die Fruchtbarkeit des Bodens. Deſſen Kraft erſchöpft ſich mit der Zeit und muß deshalb durch Unterbau erhalten werden. — Im fernern iſt notwendig, daß die Lichtſtellung zu langer Hand durch angemeſſene Durchforſtungen vor— bereitet werde, wenn man nicht ſchwere Schädigungen durch Sturm ꝛc. ge— wärtigen will. — Die Lichtungshiebe erfordern ſomit nicht nur eine genaue Würdigung aller in Betracht fallenden Faktoren, ſondern auch eine ſehr intenſive Wirtſchaft. Wo dieſe Vorbedingungen fehlen, kann dem Walde aus Lichtungen großer Nachteil erwachſen. Aufäſtungen. $ 132. Die Wegnahme von Aſten am lebenden Baum kann zu ver- ſchiedenen waldbaulichen Zwecken erfolgen: Entweder will man damit die Gberſchirmung vermindern, durch welche einzelne Bäume ihren Nachbarn oder dem Unter— wuchſe ſchaden, 13 — 194 — oder aber es handelt ſich darum, die Schaftform eines frei— ſtehenden Stammes zu verbeſſern, ihn aſtreiner und vollholziger zu machen. Im erſten Fall werden grüne, im zweiten, je nachdem, grüne oder dürre Aſte entfernt. Man unterſcheidet demgemäß See und Trockenäſtung. Die Trockenäſtung hat für den Baum keine nachteiligen Folgen, inſofern dabei der Stamm nicht verletzt wird. Sie ſoll verhindern, daß abgeſtorbene Aſte in den Schaft einwachſen und ſpäter als leicht herausfallende ſogen. „Hornäſte“ den Wert des Nutzholzes verringern. Die Grünäſtung hat, abgeſehen von der Aſtreinheit, eine Verminderung des Zuwachſes am untern und eine Erhöhung des— ſelben am obern Schaftteil, ſomit eine größere Vollholzigkeit zur Folge. Andrerſeits iſt die Wegnahme lebender Aſte ſtets mit einer Gefahr für die Geſundheit des Baumes verbunden. Dieſe Gefahr wird um jo größer, je ſtärker die abgeſchnittenen Aſte waren und je länger es ſomit dauert, bis die Wunde vollkommen ausgeheilt iſt. Im allgemeinen ertragen die Nadelhölzer die Grünäſtung weniger gut als die Laubhölzer; es entſteht dabei Harzausfluß, der das Wachstum beeinträchtigt, aber auch zugleich die Wundfläche, wenn ſie nicht zu groß iſt, gegen Fäulnis ſchützt. Bei den Laubhölzern, von welchen man beſonders häufig die Eiche aufaſtet, überwallt die Wunde raſcher, namentlich wenn der Baum jung iſt und ein kräftiges Wachstum zeigt. Schneidet man ſtärkere Aſte, d. h. ſolche von mehr als 6—7 cm Durchmeſſer ab, jo tritt leicht Fäulnis des Holzes auf der Abhiebsfläche ein, noch bevor dieſe überwallt iſt. Dieſe Zerſetzung des Zellgewebes ſchreitet dann, wenn durch Schmarotzerpilze veranlaßt, auch nach vollſtändiger Bedeckung der Wundſtelle im Innern des Stammes fort. Sein Nutzwert kann ſomit eine ganz bedeutende Verringerung erfahren. Gegen eine ſorgfältig ausgeführte Trockenäſtung iſt wenig einzu- wenden. Sie bietet aber bei ſchwachen Aſten, wie z. B. in befriedigend ge- ſchloſſenem Stangenholz, auch keinen großen Vorteil. Da nämlich beim Abſterben eines Aſtes deſſen unterſter Teil von 1—3 em Länge lebensfähig bleibt, ſo wächſt dieſer während der folgenden Jahre feſt in den Stamm ein und inzwiſchen fällt meiſt der dürre Teil ab. — Die Wegnahme ſtärkerer — 195 — und deshalb ausdauernder toter Aſtſtummel, z. B. an Eichenoberſtändern, an Kiefernwaldrechtern ꝛc. kann dagegen ganz empfehlenswert jein. Anders verhält es ſich häufig mit den Grünäſtungen inſofern ſolche nicht mit Rückſicht auf bedrängte oder unterdrückte Bäume ſtattfinden und dann den weniger wichtigen Beſtandsteil treffen. An Stämmen, welche noch längere Zeit erhalten bleiben ſollen, muß die Entfernung lebender Aſte im allgemeinen als ein Abel bezeichnet werden, weil fie ſtets mit einer Gefahr für die Geſundheit des Baumes verbunden iſt. Auf der Wundfläche und noch mehr zwiſchen Holz und Rinde, wenn ſich letztere beim Aufäſten etwas abgehoben hat, dringen nämlich leicht Keime von Schmarotzerpilzen ins Innere des Holzkörpers und verbreiten die Fäulnis nach unten und oben. Am meiſten leidet dabei die harzarme Tanne, deren Holz ſich leicht zerſetzt und ſtark entwertet wird. Auch an jungen Fichten in Beſtandsrändern, in weit— ſtändig erwachſenen Kulturen oder auf Wytweiden entſteht durch Wegnahme grüner Aſte großer Schaden. — Bei wertvollen Laubhölzern läßt ſich die Aufäſtung zur Verbeſſerung der Stammform nicht immer ganz entbehren. Man wird in dieſem Falle ſuchen, durch eine ſorgfältige und zweckent— ſprechende Ausführung die Nachteile möglichſt zu mildern. 8 133. Bei der Grünäſtung darf nicht eine zu große Menge von Aſten auf einmal weggenommen werden. Man erleichtert dadurch die Aüberwallung und vermeidet die Bildung von Waſſerreiſern („Klebäſten“). Je glätter der Schnitt, um ſo raſcher heilt die Wunde und um jo geringer iſt die Gefahr des Eintrittes von Fäulnis. Der Schnitt erfolgt am beſten nicht ganz glatt am Stamme, jondern 2—3 mm davon entfernt. Namentlich wichtig iſt, daß rings um die Schnittfläche die Rinde ſich nicht vom Holz ablöſe. Solches geſchieht notwendig, wenn ein ſchwerer Aſt von obenher eingeſägt wird, ſodaß er, ſich allmählich ſenkend, die Rinde auf der untern Seite losſprengt, oder wohl auch ein Stück weit ganz abreißt. Stärkere Aſte ſind deshalb erſt mit einem Handbeil 20—30 em vom Stamm zu kürzen, worauf erſt der Stummel ab- geſägt wird. Zum Aufäſten bedient man ſich am zweckmäßigſten der ſogen. Flügelſäge, bei jungen Pflanzen der Baumſchere. Beim Aufäſten von Laubhölzern iſt ſehr zu empfehlen, bei der Wegnahme ſtärkerer Aſte ſogar unbedingt geboten, die Wunde ſofort mit Steinkohlenteer zu beſtreichen. Man verhindert damit die Fäulnis und das Eindringen der von der Wundfläche aus— gehenden braunen Färbung ins Innere des Holzes. Die Grünäſtung darf von Ende E en bis Ende üs vorgenommen werden, doch eignen ſich dafür die Monate November und Dezember am beſten. Zur Saftzeit bleibt das Teeren wirkungs⸗ los, da der Teer nicht in die Poren eindringt. Es gilt als Regel, unter keinen Amftänden höher als bis zu / der Stammlänge aufzuäſten. Im jugendlichen Alter können Aſte mit dem ge— ringſten Nachteil entfernt werden, indes ſoll man damit nicht der natürlichen Reinigung vorgreifen. Die größte zuläſſige Stärke der wegzunehmenden Aſte hängt von den Wachstumsverhältniſſen ab; ſelbſt wo dieſe günſtig, darf der Durchmeſſer der Wundfläche nicht über 7 em betragen. Bei geringem Wuchs iſt 4—5 cm das höchſte zuläſſige Maß. Wird bei Nadelholz Kern- holz bloß gelegt, ſo iſt auch hier das Teeren unerläßlich, da nur aus dem Splint Harz austritt. Waſſerreiſer am Schaft der Eiche werden am zweckmäßigſten nicht weg⸗ geſchnitten, ſondern, ſolange ſie noch jung und weich ſind, von Hand aus⸗ geriſſen. 2 Forſtbenutzung. $ 134. In der Regel iſt es Sache des Waldbeſitzers, das Holz zu fällen, im Rohen auszuformen (aufzurüſten) und aus dem Schlage zu ſchaffen. Häufig muß er auch den Transport an die dem all— gemeinen Verkehr dienenden Straßen übernehmen oder doch für die hiezu erforderlichen Einrichtungen ſorgen. Endlich hat er ſich mit der Gewinnung und Verwertung der ſonſtigen Walderzeugniſſe zu befaſſen. Die Forſtbenutzung lehrt uns dieſe Aufgaben in einer für den Wald und deſſen Beſitzer möglichſt vorteilhaften Weiſe erfüllen. Die Hauplnutzung. § 135. Die Hauptnutzung des Waldes, das Holz, findet Verwendung als Nutzholz oder als Brennholz. Bei beiden unterſcheidet man Derbholz, d. h. die oberirdiſche Holzmaſſe von 7 und mehr Zentimeter Durchmeſſer und Nichtderbholz, zu dem das Reiſig von geringerer Stärke, ſowie das Stock- und Wurzelholz gehören. Als Nutzholz bezeichnet man alles Holz, das nicht zu Brenn— zwecken dient. Hier reiht ſich ſomit ein, was beim Hoch-, Erd-, Waaſſer⸗, Brücken- und Schiffsbau an Sag- und Bauholz, Stangen und Nutzreiſig Verwendung findet, was die verſchiedenen Gewerke an Spalt-, Schnitt-, Span- und Flechtholz verarbeiten, was der landwirtſchaftliche Betrieb erfordert, was die Fabriken in Holz— papierzeug und Zelluloſe verwandeln uſw. — Ein ſehr bedeutender Teil des Ertrages unſerer Wälder aber dient als Brennholz zum Heizen und Kochen oder wird verkohlt. Für die Eignung des Holzes zu dieſen verſchiedenen Zwecken kommen nicht nur die beſondern Eigenſchaften jeder Holzart in Betracht, ſondern auch die Qualität, wie ſie durch den Standort, — 198 — die Wirtſchaft, den Schutz vor Beſchädigungen ꝛc. bedingt wird. Namentlich tragen neben Stärke und Vollholzigkeit zur Erhöhung des Gebrauchswertes von Nutzholz bei: Gleichheit der Jahrring- breite, gerader Faſerverlauf, Aſtreinheit und Fehlen von ſchad— haften oder kranken Stellen. Eigenſchaften des Holzes. 8 136. Das Gewicht des Holzes wechſelt mit der Holzart, hängt aber gleichzeitig ganz beſonders vom Waſſergehalt ab. Der letztere macht bei grünem Holz / — / des Geſamtgewichtes aus. Bei den meiſten Holzarten nimmt das Gewicht des Holzes nach den obern Teilen des Baumes zu; das leichteſte beſitzen die Wurzeln, das ſchwerſte die Aſte. Dagegen hat Holz von alten Stämmen ein ge- ringeres Gewicht als ſolches von jungen Bäumen, harzarmes ein geringeres als harzreiches. Zur Saftzeit gehauen enthält das Holz mehr Waſſer als im Winter und iſt ſomit grün ſchwerer, wogegen ſich bei trockenem Holz ein Einfluß der Fällungszeit auf das Gewicht nicht mehr nachweiſen läßt. Nach eigenen Ermittlungen wiegt ein Ster Buchen-Spältenholz friſch gefällt 750 Kg, 1 Jahr unter Dach 500 Kg Fichten-Spältenholz „ „ 3 1 RR bar x „ Es entſpricht dies per m? annähernd folgendem Gewicht: Buchen-Stammholz friſch gefällt 1000 kg, 1 Jahr unter Dach 700 Kg Fichten⸗Stammholz „ 5 C 5 „ 00 Das Gewicht des Holzes ſchwankt im übrigen innert ziemlich weiten Grenzen. Im allgemeinen entſpricht bei gleichem Trocken— heitsgrad dem größern Gewicht auch das beſſere Holz. Die feſte Holzſubſtanz beſitzt bei allen Holzarten ziemlich dasſelbe ſpezifiſche Gewicht; ſie iſt nämlich etwas über 1½ mal jo ſchwer wie Waſſer. Der Anterſchied zwiſchen leichtem und ſchwerem Holz rührt ſomit nur daher, daß das erſtere mehr mit Luft gefüllte Poren enthält. Vornehmlich kommen ſolche Hohlräume im Frühjahrsholz vor, wo ſie zur Saftleitung dienen. Gayer teilt die Holzarten nach ihrem Gewicht in vier Klaſſen: l. ſehr ſchwere Hölzer: Eibe, Legföhre, Elsbeere, Eſche, Stieleiche; I. ſchwere Hölzer: Traubeneiche, Hagebuche, Nußbaum, Robinie, Buche; III. mittelſchwere Hölzer. Almen, Ahorne, zahme Kaſtanie, Birke, Lärche; IV. leichte Hölzer: Erlen, Sahlweide, Kiefer, Pappeln, Tanne, Linde, Fichte, Arve und Weymuthskiefer. 2 * = . ⁵“! se on u ln nd m 0 a al N — 199 — Je nach dem Grade der Austrocknung des Holzes unterſcheidet man: waldtrocken, nach längerem Liegen auf luftigen Sammelplätzen und lufttrocken (dürr), nach längerer Aufbewahrung unter Dach. Die Dichtigkeit des Holzes ſteht in engſtem Zuſammenhang mit deſſen Gewicht. Sie iſt um ſo größer, je weniger zur Waſſer— leitung dienende weite Poren vorkommen. Ein freier Stand des Baumes, eine große, blattreiche Krone begünſtigen die Bildung von poröſem Holz. Raſches Wachstum hat aber durchaus nicht immer die Entſtehung von lockerem Holz zur Folge. Es fällt da— bei namentlich auch die Beſchaffenheit des Bodens in Betracht. Iſt dieſer mineraliſch kräftig, ſo bildet ſich beſonders bei den Laubhölzern ein dichteres und ſchwereres Zellengewebe. Es kann ſomit beiſpielsweiſe auf reichem, friſchem Lehmboden raſch er— wachſenes Holz beſſer ſein als feinringiges ab magerem Sand. Mehr als größere oder geringere Breite der Jahrringe iſt maßgebend für die Dichtigkeit des Holzes das Verhältnis zwiſchen dem poröſen Früh— jahrs⸗ und dem feſten Spätholz. Einen je größern Teil das letztere vom Jahrring ausmacht, um ſo dichter wird das Holz ſein. Daher auch die hervorragende Qualität des Holzes aus dem Hochgebirge, wo der Übergang vom Winter zum Sommer ſehr raſch erfolgt, ſodaß ſich beinahe kein Früh— jahrsholz bildet. § 137. Die Härte des Holzes zeigt ſich bei ſeiner Bearbeitung. Je dichter und ſchwerer es iſt, um ſo größern Widerſtand ſetzt es den Angriffen der Axt und der Säge entgegen. Gberdies kommt aber noch der Zuſammenhang der Holzfaſern in Betracht. Trockenheit erhöht die Härte, desgleichen bei den Nadelhölzern der Harzgehalt (Hornäſte). Es gehören nach Gayer zu den ſehr harten Hölzern: Sauerdorn, Buchs, Kornelkirſche (Hartriegel), Schwarz— und Weißdorn ıc.; harten Hölzern: Hagebuche, Ahorne, Robinie, Mehlbeerbaum, Eibe, Stiel— eiche ıc.; ziemlich harten Hölzern: Eſche, Legföhre, Platane, Almen, Buche, Trau— beneiche ıc.; weichen Hölzern: Fichte, Tanne, Erlen, Birke, Lärche, Kiefer ꝛc.; ſehr weichen Hölzern: Weymuthskiefer, Bappelarten, Weiden, Linden ıc. Unter Feſtigkeit des Holzes verſteht man deſſen Wider— ſtandskraft gegen das Zerreißen, Zerbrechen, Zerdrücken und Zer— drehen. Am größten iſt beim Holz die Zugfeſtigkeit, am geringſten . kn die Druckfeſtigkeit, welche z. B. Säulen, Pfoſten, Radfelgen ꝛc. aus- halten müſſen. Die größte Wichtigkeit kommt der Biegungsfeſtig- keit (Tragkraft) zu. f Die größte Feſtigkeit wird der Eiche zugeſchrieben; ihr folgen unſere einheimiſchen Nadelhölzer, dann die Eſche. Brüchig und als Tragholz garnicht verwendbar ſind Buche, Birke und Erle. $ 138. Die Biegſamkeit des Holzes äußert ſich auf zweierlei Weiſe, als Elaſtizität und als Zähigkeit, je nachdem es bei Aufhören des Druckes wieder ſeine frühere Form annimmt oder nicht. Der Grad der Zähigkeit iſt verſchieden je nach Holzart, Standort, Feuchtigkeitsgehalt ic. Weichhölzer erweiſen ſich im all— gemeinen zäher als harte, junge, grüne zäher als alte und trockene. Im halbtrockenen Zuſtand beſitzt das Holz die größte Zähigkeit. Sie läßt ſich durch Dämpfen künſtlich erhöhen. Das Holz der Wurzeln iſt meiſt zäher als dasjenige des Stammes und der lite. Als beſonders zähe gelten junge Ausſchläge von Weiden, Birken, Hagebuchen, Haſeln, Eſchen ꝛc. und die Aſte der Fichte. Vom Stammholz gehört dasjenige der Birke, des Vogelbeerbaumes, der Weide, der Pappeln zum zähern. Die Elaſtizität iſt vorzugsweiſe den ſchweren Hölzern eigen, doch kommen dafür auch der gleichmäßige Verlauf der Faſern, die Aſtreinheit 2c. in Betracht. Durch Austrocknen wird die Elaſtizität erhöht. N Beſonders elaſtiſch iſt das Holz der Eibe, Lärche, Fichte, Kiefer, Tanne, Robinie, Eichen, Eſche ꝛc., wogegen demjenigen der Pappeln, Buche, Birke, Erlen ꝛc. dieſe Eigenſchaft abgeht. Die Spaltbarkeit des Holzes begünſtigen ein gerader Ver— lauf der Holzfaſern und große Elaſtizität der letztern. Grünes Holz ſpaltet leichter als dürres, junges leichter als ſolches von alten Stämmen. Langſchäftigkeit, Aſtreinheit, glatte Rinde, ſowie die Windung des Stammes von rechts über oben nach links (ſonniges Holz) gelten als Anzeichen guter Spaltbarkeit. Leicht ſpalten: Fichte, Tanne, Weymuthskiefer, gemeine Kiefer, Lärche, Erle. Mäßig leicht: Eiche, Buche, Eſche, Ahorn, Arve ıc. Schwer ſpalten: Hagebuche, Ulme, Maßholder, Legföhre ıc. 55 $ 139. As Schwinden und Quellen bezeichnet man die mit der Abgabe und der Wiederaufnahme von Feuchtigkeit verbundene Veränderung des Amfanges, das „Arbeiten“ des Holzes. Beim Trocknen zieht es ſich zuſammen, doch nicht nach allen Richtungen gleich ſtark: am wenigſten ſchwindet es nach der Länge, etwas mehr gegen das Mark zu, am ſtärkſten aber in der Richtung der Jahrringe. Infolge dieſes ungleichen Zuſammenziehens tritt das Reißen des Holzes ein. Je mehr Feuchtigkeit es enthält und je raſcher es austrocknet, um ſo mehr wird es reißen, im Sommer gefälltes ſomit mehr als im Winter gefälltes, ganz ge— ſchältes mehr als nur plätz- oder ſtreifenweiſe entrindetes. Da— gegen reißen große Holzſtücke mehr als kleine, ſtarkes, entrindetes Rundholz mehr als Hälblinge und dieſe wieder mehr als Bretter oder gar Fourniere. Ebenſo ſchwellt im Waſſer oder in feuchter Luft das Holz am ſtärkſten, welches am meiſten geſchwunden iſt. Da auch das Quellen nach den verſchiedenen Richtungen in ungleichem Maße erfolgt, ſo tritt beſonders bei verarbeiteten Holzſtücken „Werfen“ ein. Im allgemeinen ſchwinden die Laubhölzer mehr als die Nadelbölzer. Wenig ſchwinden: Weymuthskiefer, Fichte, Lärche, Tanne, Stieleiche ꝛc. mäßig: Ahorne, Kiefer, Pappeln, Eſche, Traubeneiche ꝛc.; ziemlich ſtark: Erlen, Birke, Almen ꝛc.; a ſt ark: Buche, Linden, Nußbaum ıc. $ 140. Die Dauer des Holzes hängt ab einerſeits von der Holz— art, dem Alter des Baumes, dem Standort, auf dem es erwachſen ac., andrerſeits aber von der Art der zerſtörenden Einflüſſe. Luft und Feuchtigkeit tragen inſofern am meiſten zu deſſen Zerſtörung bei, als ſich nur bei ihrer Anweſenheit die die Fäulnis bewirkenden ſehr kleinen Pilze entwickeln können. Fehlt die eine oder andere dieſer Bedingungen, ſo iſt das Gedeihen dieſer Pilze und damit auch die Fäulnis ausgeſchloſſen. Aus dieſem Grund beſitzt das Holz beſtändig im Trockenen oder aber ganz unter Waſſer, wo die Luft nur wenig Zutritt findet, eine ſehr lange Dauer. Ahnlich verhält es ſich eingebettet in Lehm oder Ton, der die Luft abhält, wogegen abwechſelnde Näſſe und Trockenheit die Zerſtörung in , * ET / 5555 EN PER . eee a ae an 5 Yves u: ' , . 2 = > 5 — FR A» — 202 — hohem Grade begünſtigen. Eingerammte Pfähle faulen daher zu— erſt in der oberſten Bodenſchicht, während der obere wie der untere Seil viel länger geſund bleiben. Das dauerhafteſte Holz erzeugt jede Holzart auf dem ihr am beſten zuſagenden Standort, z. B. die Fichte im kühlen Gebirge, die Stieleiche in den warmen Niederungen. Holz von mittelalten Bäumen hält ſich länger als ſolches von jungen oder ganz alten. Beinah durchgehends kommt den dunkel gefärbten Hölzern eine lange, den hellen eine kürzere Dauer zu. Dementſprechend geht auch ſtets der Splint raſch zu grund, ſelbſt bei Holze deren Kernholz ſich als ſehr widerſtandsfähig erweiſt. Die Fällungszeit bleibt ohne Einfluß auf die Dauer des Holzes, inſofern ſofort nach dem Schlag für gründliche Austrock— nung geſorgt wird. In der Regel erfolgt dieſe jedoch im Walde nicht in ausreichendem Maße. Die Gefahr, daß Fäulnispilze in das Holz eindringen, wird dann um ſo größer, als ſich infolge des Entrindens Sprünge und Riſſe bilden, die jenen den Zutritt zum Stamminnern erleichtern. Bei der Winterfällung iſt dies weniger zu fürchten. Auch werden ſolche Hölzer erwieſenermaßen viel weniger von Inſekten angebohrt. Zu den dauerhafteſten Hölzern gehört dasjenige der Eichen, dann harz— reiches Lärchen- und Kiefernholz, namentlich das der Schwarzkiefer. Als ſehr widerſtansfähig gilt auch das Holz der Robinie und der zahmen Kaſtanie, während Erlenholz nur im Waſſer mit Vorteil Verwendung findet. Zu letzterem Zweck wird die Tanne der Fichte vorgezogen. Sehr geringe Dauer beſitzen die Weichhölzer, die Buche, die Weymuthskiefer ıc. Der reine Faſerſtoff erweiſt ſich als ungemein dauerhaft, wogegen der Holzſaft mit den in ihm gelöſten Stoffen, namentlich den Eiweißſtoffen, der Fäulnis Vorſchub leiſtet. Die Dauer des Holzes läßt ſich desbalb erhöhen durch ſorgfältige Austrocknung. Noch günſtiger wirkt die ſog. Impräg⸗ nierung, bei welcher dem Holz der Saft möglichſt entzogen und an deſſen Stelle eine fäulniswidrige Flüſſigkeit eingepreßt wird. — Von den zahl⸗ reichen Imprägnierungsverfahren ſei das für Stangenholz vielfach angewen— dete erwähnt, bei welchem man in die noch friſchen, berindeten Bäume eine Löſung von Kupfervitriol einpreßt. — Eiſenbahnſchwellen werden hauptſächlich mit Teeröl getränkt, indem man ſie in großen, eiſernen Behältern dämpft, oder einfach trocknet und ſodann unter ziemlich ſtarkem Druck Steinkohlenteer ein- treten läßt. Die Dauer der Schwellen wird damit verdoppelt und verdrei— facht. So behandelt, leiſten ſelbſt Schwellen aus Buchenholz vorzügliche Dienſte. In geringerem Maße erhöht man die Dauerhaftigkeit des Holzes durch bloßen Anſtrich mit Ölfarbe oder Teer, doch muß es vorher gründlich ge— | | — 203 — trocknet werden. Wirkſamer erweiſt ſich Carbolineum, namentlich wenn man ſolches möglichſt heiß aufträgt. § 141. Nach ihrer Brennkraft, d. h. nach der beim Verbrennen entwickelten Wärmemenge, verhalten ſich die verſchiedenen Holz— arten zu einander annähernd wie das Gewicht ihres Holzes in dürrem Zuſtande. Eine Ausnahme macht das Eichenholz, das weniger Heiz— kraft beſitzt, als ſeinem Gewichte entſprechen würde. Ein Unterſchied beſteht auch inſofern, als leichtes und ſomit poröſes Holz ſeine Hitze in lebhaft loderndem Flammenfeuer entwickelt, während die harten Holzarten eine mehr intenſive (kräftige) Hitze durch anhal— tende Kohlenglut erzeugen. Harzgehalt erhöht die Brennkraft, dagegen ſind die Fällungzeit, ſowie das Flößen, gleichen Trockenheits— grad vorausgeſetzt, ohne Einfluß. Beim Laubholz, namentlich der Buche, gibt das mittelwüchſige, beim Nadelholz das ältere Holz die größte Hitze. Weſentlich geringern Brennwert beſitzt die Rinde. In ganz beſonders hohem Maße iſt die Brennkraft des Holzes von deſſen Trockenheitsgrad abhängig. Bei Holz, das noch ½0 ſeines Gewichtes Waſſer enthält, geht die Hälfte, bei ganz grünem noch ein bedeutend größerer Seil ſeiner Heizkraft ver— loren. Bekanntlich entwickelt feuchtes Holz beim Verbrennen viel Rauch, der aus Waſſerdampf und unverbrannten Kohlenteilchen beſteht. Der annähernde Brennwert der verſchiedenen Holzarten iſt bereits bei deren Beſprechung in der „Forſtbotanik“ angeführt worden. Dagegen mögen hier noch einige Angaben über die Holzverkohlung folgen. Da die Kohle nur etwa / des Gewichtes des Holzes beſitzt, aus dem ſie hergeſtellt wurde, jo geſtattet die Verkohlung unter Amftänden aus dem Holz Nutzen zu ziehen an Orten, wo dieſes ſelbſt infolge Unwegſamkeit der Ge— gend nicht hätte fortgeſchafft werden können. Die fortwährende Verbeſſerung der Verkehrsmittel, das Steigen der Holzpreiſe und zudem die große Kon— kurrenz der Steinkohle machen aber die Köhlerei je länger je unrentabler und haben ſie auch in den ſchweizeriſchen Waldungen ungemein zurückgedrängt. Immerhin läßt ſich die Kohle zu verſchiedenen Zwecken nicht entbehren. Sie bietet den Vorteil, eine anhaltende, ſehr kräftige Hitze zu entwickeln, wie man ihrer namentlich beim Glühen und Schmelzen der Metalle bedarf. Die Verkohlung erfolgt bei uns faſt ausnahmslos in jog. ſtehenden Meilern, d. h. gewölbten Holzſtößen, in denen das Holz recht dicht zuſammen— gelegt und ſodann mit Raſen, Laub oder Moos und Erde ſorgfältig ein— gedeckt wird, um die Luft möglichſt abzuhalten. In der Mitte des Weilers läßt man einen mit leicht brennbarem Material gefüllten, vertikalen Kanal, die ſog. Quandel, offen, durch welchen das Einlegen des Feuers erfolgt. Seine De N EEE SE WW 5 1 ”* u weitere Regulierung geſchieht durch Einſtoßen von Luftlöchern in die Dede. Sie werden wieder zugefüllt, ſobald man an der Farbe des Rauches erkennt, daß die betreffende Schicht des Meilers gehörig verkohlt ift. — In der Regel macht man bei uns nur kleine Meiler von 20 —30 Ster Holz; fie d zum Verkohlen 6-8 Tage. Gute Kohle hat eine vollkommen ſchwarze Farbe, im Bruch einen me- talliſchen Glanz; ſie ſoll vollſtändig durchgebrannt und ſchwer zerbrechlich ſein, wenig abfärben, keine größern Riſſe beſitzen und beim Anſchlagen hell klingen. Holzhauereibetrieb. $ 142. Die Fällung und Aufarbeitung des Holzes geſchieht meijt im Akkord, ſei es, daß man mit einem einzelnen Unternehmer oder aber mit ſämtlichen Arbeitern einen Vertrag abſchließt. Nur in Fällen, wo das Holzereigeſchäft beſondere Sorgfalt erheiſcht, wie z. B. bei ſchwierigen Durchforſtungen oder bei Mangel an tüchtigen, geübten Arbeitern erſcheint es gerechtfertigt, die Fällung im Taglohn vornehmen zu laſſen. Die Beteiligung des Holz— empfängers beim Fällen und Aufarbeiten der Stämme oder gar die vollſtändige übertragung dieſer Arbeit an jenen iſt nur aus— nahmsweiſe zu geſtatten, wo die Herrichtung der auszuhaltenden Sortimente beſondere Kunſtfertigkeit erfordert. Man darf es dann nicht an ſtrenger Aufſicht fehlen laſſen, wenn der Waldbeſitzer nicht zu Schaden kommen ſoll. Früher war es in Gemeinde- und Korporationswaldungen üblich — und iſt es leider mancherorts heute noch — den Nutzungsberechtigten ihren jährlichen Holzteil ſtehend, „auf dem Stock“, anzuweiſen. Ihnen blieb dann über— laſſen, ihr Holzlos zu fällen, aufzuarbeiten und aus dem Walde zu ſchaffen. Solange die Nutzung durch kahlen Abtrieb erfolgt, läßt ſich gegen ein ſolches Verfahren nur einwenden, daß dabei viele Mißbräuche mitunterlaufen, die Loſe ungleich groß werden und niemand weiß, wie groß das aus dem Walde be— zogene Holzquantum tatſächlich iſt. Viel ſchwerer wiegende Gbelſtände zieht es dort nach ſich, wo die Verjüngung durch Naturbeſamung erfolgen joll, Von der Herſtellung eines beſtimmten, zweckentſprechenden Lichtungsgrades kann dabei eben ſo wenig die Rede ſein, als von der notwendigen Schonung des Jungwuchſes. Der durch Fällen, Aufarbeiten und Rücken der Holzteile angerichtete Schaden iſt jo groß, daß die natürliche Verjüngung zur Anmög- lichkeit wird. Nicht viel weniger leidet bei dieſer Nutzungsweiſe der Aus— ſchlagwald, in dem die ungeübten Holzer zu hohe Stöcke machen, ſie zer— ſplittern und entrinden. — Unſer Beſtreben muß daher darauf gerichtet ſein, 2 2 r 5 1 3 überall, wo die Abgabe von Loſen „auf dem Stocke“ noch beſteht, fie durch die Verteilung des Holzes in aufgerüſtetem Zuſtande zu erſetzen. Beim Abſchließen eines Holzhauerakkordes hat man den gegebenen örtlichen Verhältniſſen weitgehende Rückſicht zu tragen und laſſen ſich daher nicht allgemein gültige Regeln aufſtellen. Immerhin verdient überall als wichtigſter Grundſatz Beachtung, daß man die Arbeit genügend bezahle, damit ſich die Holzer ſolche angelegen ſein laſſen. Es macht dem Arbeiter viel aus, ob er per Ster einen um 20 oder 30 Ets. höhern Rüſtlohn erhalte, während der Waldbeſitzer dieſen Unterſchied wenig empfindet. Geringerer Schaden am Walde und ſorgfältigere Aufrüſtung, welche den Ver— kaufspreis ſtets günſtig beeinflußt, bringen zudem die Mehrkoſten meiſt reichlich wieder ein. Im fernern ſetze man für die wertvollern Sortimente auch verhältnismäßig höhere Rüſtlöhne feſt, damit der Arbeiter ſeinen Vorteil dabei finde, die erſtern nach Möglichkeit auszuhalten. Große Vorteile gewährt die Verwendung ſtändiger Holzhauer. Solche von Beruf, welche an regelrechte Aufrüſtung gewöhnt, am Morgen früh und abends ſpät bei der Arbeit ſind, die jeder Witterung trotzen, ihr Werkzeug ſelbſt in Stand zu halten wiſſen, ſuche man möglichſt zu begünſtigen und ununterbrochen im Walde zu beſchäftigen. Bei der fortwährend wachſenden Inanſpruchnahme der verfügbaren Arbeitskräfte durch die Induſtrie hält es oft ſelbſt bei hohen Löhnen ſchwer, die tüchtigen Holzhacker ihrem anſtrengenden, mehr oder minder gefahrvollen Berufe zu erhalten. Der Waldbeſitzer hat daher alle Veranlaſſung, auf jede Weiſe für ihr Wohl zu ſorgen. Es kann dies geſchehen, indem man ſie außer der Zeit der Holzerei bei Wegbauten oder Wegunterhalt, bei Kultur— oder Verbauungsarbeiten ꝛc. verwendet, für fie Holzhauerhütten und Alnter- kunftshäuſer erſtellt, die Einführung beſter Holzhauereigeräte begünſtigt, ihnen gegen geringe Vergütung unſchädliche Waldnebennutzungen gewährt und namentlich für fie Anfall- und Krankenkaſſen einrichtet. Dagegen muß die unentgeltliche Aberlaſſung der mitunter ganz gewaltigen Feierabendbürden als ein Unfug bezeichnet werden. $ 143. | Je nach der Zeit, zu welcher die Holzernte jtattfindet, unter— ſcheidet man zwiſchen Winter- und Sommerhau. An manchen Orten geſtatten diesfalls die örtlichen Verhältniſſe keinen großen Spielraum. Im Hochgebirge ſchränken hoher Schnee und ſtrenge Kälte die Hiebszeit auf die wenigen Sommermonate ein. In Brüchen und im Ausſchlag hat man die Holzerei auf den Winter .. ö * A 7 * a 4 — 206 zu verlegen. Kann man die Jahreszeit nach Belieben auswählen, ſo verdient die Winterfällung den Vorzug; der Schaden am Wald iſt alsdann am geringſten und überdies trocknet das Holz beſſer aus. Bei ſehr ſtrenger Kälte hingegen ſtellt man die Arbeit ein, einerſeits mit Rückſicht auf die Holzhauer, andrerſeits weil der Nachwuchs, wie auch die zu fällenden Stämme beſonders brüchig ſind, ſomit leicht Schaden nehmen. Soll zur Nutzung der Rinde das Holz geſchält werden, ſo iſt man auf den Safthieb angewieſen. Zur Sommerszeit gefälltes Nadelholz iſt zur Verhütung von Borkenkäferbeſchädigungen ſofort zu entrinden. Durchforſtungen werden zu jeder Jahreszeit ausgeführt. Man richtet ſich dabei tunlich nach den verfügbaren Arbeitskräften. Der Fällung geht die Schlaganzeichnung voran. Bei Kahl- und Abtriebsſchlägen genügt eine genaue Markierung des Umfanges der Schlagfläche. Wo nicht alles Holz auf einmal ge nutzt wird, bezeichnet man die zu fällenden Stämme durch An— pältzen und Anſchlagen mit dem Waldhammer an Stamm und Wurzel. Bei Verjüngungsſchlägen empfiehlt es ſich, im Anfang nur einen Teil der geſamten herauszunehmenden Holzmaſſe anzu— zeichnen und erſt wenn dieſer in der Hauptſache gefällt iſt, zur Verbeſſerung des Schlages die Anzeichnung zu ergänzen. Stämme, welche zur Schonung vorhandenen Jungwuchſes vor der Fällung entäſtet werden ſollen, macht man durch ein beſonderes Zeichen kenntlich. Durchforſtungen werden durch Anreißen der zu entfernenden Stämmchen mit dem Baumreißer oder durch Anplätten mit der Axt angezeichnet. Ihre Ausführung nach bloßer Anleitung der Arbeiter iſt nur in ganz jungen Beſtänden und bei ununterbrochener genauer Aberwachung zuläſſig. $ 144. Die Fällung des Holzes erfolgt durch UAmſägen, durch Amſchroten oder durch Baumrodung. Bei Anwendung der Säge macht man auf der Seite, nach welcher der Stamm fallen ſoll, einen Einſchnitt und nachher auf der entgegengeſetzten Seite, einen zweiten, in den man zwei Keile eintreibt. — Zum Umſchroten wird in ähnlicher Weiſe möglichſt nah am Boden ein erſter Schrot a und ſodann ihm gegenüber, — 207 — doch etwas höher, ein zweiter b gehauen (Fig. 44). — Bei ſtärkeren Stämmen gelangen meiſt Axt und Säge gleichzeitig zur Anwendung, indem man auf der Fallſeite möglichſt tief unten einen Sägeſchnitt b führt, darüber mit der Axt den ſog. Fallkerb ausſpaltet und ſo— dann auf der entge— gengeſetzten Seite die Säge in c anſetzt, um den Baum völlig durchzuſchneiden (Fig. 45). . Das AAmſchroten rechtfertigt ſich nur | | En bei ſchwachem Holz, ig. 44. : ; j Fällung mit der Art. en 5175 Fällung mit Säge und Axt. bei Durchforſtungen in jüngern Beſtänden. Sonſt ſoll es unter— bleiben, weil dabei ein beträchtlicher Teil des untern, wertvollen Stammendes in die Späne geht. Bei Benutzung der Säge erhält man auch eine mehr ebene Schnittfläche, und es hat der Holz— hauer den Baum mit Rückſicht auf die Fallrichtung beſſer in ſeiner Gewalt, beſonders wenn vorher ein Fallkerb, den man auch nur ſchroten kann, gehauen wird. — Die Säge iſt deshalb bei ſtärke— rem Holz und überall da anzuwenden, wo die Grtlichkeit es geſtattet. \ 2 NN — N NN SUN \ Ns N N * * INN NS 3 na uns v 5 — W 7 ET ee TE LK 5 U A n ; Hl, x N r NV . N \ Durch Gebrauch zweckmäßiger Holzhauerwerkzeuge kann die Ar— beitsleiſtung ganz bedeutend geſteigert werden. Die Konſtruktion der Wald— ſägen, zu denen nur, beſter Gußſtahl ver⸗ wendet werden ſoll, hat ſich in neuerer Zeit be- deutend vervollkomm— net. Die primitive ge— rade Schrot⸗ oder Zim⸗ mermannsſäge iſt im Walde von der Bogenſäge ziemlich verdrängt worden. Die nur wenig ge— ſchweifte amerikaniſche Nonpareil-Säge eignet ſich beſonders für Laubholz, wogegen die ſtärker gebogene ſteieriſche Säge (mit Krümmungshalbmeſſer von 1,55 m) auch im Nadelholz als die leiſtungsfähigſte gilt. Gayer be— fürwortet, geſtützt auf gründliche Anterjuhungen, eine Länge von 1,4—1,5 m, r ²˙. EL RN VERRTETENT: Fig. 46. Nonpareil-Säge. \ ren. Are * Er, „ 1 nF en 4 0 o en BER FRE ur? fr, 8 : N. — 208 — i f er eine Blattbreite von 22 cm (ohne Zahnbeſatz gemeſſen) und ein Gewicht von 2,5 kg. Hinſichtlich der Bezahnung gibt man teils ſteilen Dreiecks⸗ zähnen mit Zwiſchenraum, teils den amerikaniſchen Stockzähnen den Vor⸗ zug. Durch Hinterlohung des Sägeblattes wird die richtige Schärfung be— deutend erleichtert. Der Schrank der Säge muß etwas ſtärker bei Weichholz als bei Hartholz ſein, ſoll aber höchſtens das Doppelte der Blattſtärke am Zahnbeſatz betragen. Großen Vorteil bieten abnehmbare Patentgriffe, indem ſie geſtatten, die Säge trotz hinter ihr in den Schnitt eingetriebener Keile herauszuziehen. Bei der Aft iſt zu unterſcheiden zwiſchen Fällaft und Spaltazt. Die erſtere hat meiſt ein Gewicht von 1,4—1,5 kg und einen Helm von zirka 80 cm Länge. Bedeutend leiſtungsfähiger als die bei uns üblichen Fällärte ſind die amerikaniſchen mit gewölbten Wangen (zur Vermeidung des Klemmens) und langem, geſchwungenem Helm. Daß die amerikaniſchen Arte trotz ihrer l Fig. 47. Amerikaniſche Fällart. Vortrefflichkeit ſich bei uns nur langſam einbürgern, kommt von der beſon⸗ dern Handhabung, welche ſie verlangen. Der amerikaniſche Holzhauer faßt den Helm der Axt ganz nahe an ſeinem Ende und ſchwingt dieſe mit faſt geſtreckten Armen, ſo daß ſie einen Kreis beſchreibt. Das bei der unſern nötige ſeitliche Bucken, um die Schneide wieder frei zu bekommen, fällt weg. — Anſere Holzer würden dieſes Kunſtſtück ebenfalls leicht fertig bringen. Die Spaltaxt wiegt 2—2'/, kg und zeichnet ſich namentlich durch ein ſtarkes Haus aus. Endlich ſei noch der Keile gedacht, von denen der überall gebräuchliche Eiſenkeil mit hölzernem Kopfe, den oben ein eiſerner Ring zuſammenhält, ſich beſonders empfiehlt. Mit Bezug auf die Fällung gelten folgende allgemeine Regeln: Der Abhieb hat möglichſt nahe am Boden ſtattzufinden. Der Stamm iſt nach der Richtung hin zu werfen, bei der er ſich ſelbſt und andere, überzuhaltende Bäume am wenigſten beſchädigt, ſeine Aufarbeitung und Abfuhr ſich am leichteſten machen und vorhan— dener Jungwuchs am meiſten geſchont wird. An Hängen ſoll die Fällung, ſoweit irgend tunlich, bergwärts oder wenigſtens nach der Seite hin erfolgen. Wenn er, wie ſolches häufig der Fall, infolge der der auf der Talſeite ſtärker entwickelten Krone ſich dort— hin neigt, kann man ihn vorher entäſten. Dasſelbe hat zu ge— Ne 7 N ’ n A CC je (a 4 1 0 ſchehen bei ſchweren, ſtark beaſteten Bäumen, die in Jungholz ſtehen. Es dürfen in der Regel nicht mehr Stämme auf einmal zur Fällung kommen, als man am nämlichen oder folgenden Tage aufrüſten kann. Bei heftigem Wind iſt die Zällung einzuſtellen. Bei der Baumrodung werden die Wurzeln ringsum bloßgelegt und mit der Axt durchgeſchnitten. Auf der einen Seite haut man ſie ganz nahe am Stock weg und wirft dann den Stamm in dieſer Richtung mit Hülfe von Seilen oder von Stoßſparren. Der Hauptvorteil der Baumrodung beſteht darin, daß man den Schaft weiter unten abſägen kann und damit 20—30 cm wertvolles Stammholz ge— winnt. Auch laſſen ſich dabei die Stöcke mit geringerer Mühe ausheben, als wenn man ſie nach der Fällung ausgräbt. Zur Rodung des Stockes wird dieſer in ähnlicher Weiſe durch Ausgraben freigelegt und ſodann entweder ganz, oder aber, nachdem man ihn geſpalten, in einzelnen Stücken herausgeriſſen. Eines der älteſten, aber immer noch eines der beſten Hilfsmittel zur Erleichterung des Rodens iſt eine gewöhn— liche, ſtarke Wagenwinde. — Gute Dienſte leiſtet bei der Baum- und Stock- rodung auch der ſog. Waldteufel, ein zweiarmiger, hölzerner Hebel; nur iſt er ziemlich koſtſpielig, ſchwer zum Transportieren und bedarf häufiger Re— paraturen. Baum⸗ und Stockrodung können naturgemäß nur ſtattfinden, wo das Terrain ſicher und kein Schaden an Jungwuchs zu befürchten iſt. Am häu— figiten gelangen ſie zur Anwendung, wenn nach kahlem Abtrieb des Beſtandes der Boden vorübergehend landwirtſchaftlich benutzt werden ſoll. Eine ſolche Wirtſchaft kann jedoch wegen der damit für den Wald verbundenen ſchwer— wiegenden Nachteile im allgemeinen nicht empfohlen werden. § 145. Bei der Aufrüſtung des Holzes iſt deſſen Eigenſchaften angemeſſen Rechnung zu tragen, damit es ſeinem wirklichen Werte entſprechend zu den höchſten Preiſen Verwendung finde. Alles, was als Nutzholz tauglich, ſoll als ſolches aufgearbeitet werden und zwar in erſter Linie zu den Sortimenten, die am beſten be— zahlt find. Die vorgeſchriebenen Maße halte man genau ein, gebe aber kein Zumaß. Anbrüchiges oder ſonſt fehlerhaftes Holz muß vom geſunden ſtreng geſondert werden. Man unterſcheidet beim Nutzholz folgende hauptſächlichſte Sortimente: Langholz, Klotzholz oder Stammabſchnitte, Stangenholz, Schichtnutzholz. Dazu kommen noch, als nicht zum Derbholz gehörend, Nuß- reiſig und Nutzrinde. Das Brennholz teilt man ein in Scheitholz und Prügelholz, ſowie die beiden Nicht-Derbholz-Sortimente Stock- und Wurzel— holz und Reiſig. Leider beſitzen wir zur Zeit in der Schweiz noch keine einheitliche Sor— timentsausſcheidung und wird daher das Holz nach recht verſchiedenen Ausmaßen der einen oder andern Klaſſe zugeteilt. Immerhin kann man annehmen, daß alles Langholz 1 m vom untern Ende einen Durchmeſſer von über 14 cm beſitzen muß. Nur 14 em ſtarkes oder ſchwächeres bezeichnet man, ſoweit es überhaupt noch zum Derbholz gehört, als Stangenholz. Beim Klotzholz beträgt die Länge, je nach der Landesgegend, meiſt 3, 4, 6 oder 10 m; die Zopfſtärke (der Durchmeſſer am ſchwächern Ende) ſoll ſich min⸗ deſtens auf 25 em belaufen. Zum Knüppel- oder Prügelholz kommt, was am ſchwächern Ende 7—14 cm ſtark iſt; alles dickere wird aufgeſpalten zu Scheit- oder Spälten⸗ holz. In gleicher Weiſe unterſcheidet man auch Nutzprügel und Nutzſcheite. Mit Bezug auf die Aufarbeitung des Nutzholzes gilt als Regel, geſunde Bäume, beſonders Nadelhölzer, möglichſt in der ganzen Länge auszuhalten und ſo zum Verkauf zu bringen. Den Gipfel längt man bei 15 cm, an geringerem Holz bei 12 cm Zopf— ſtärke ab. In dieſem Zuſtand kann der Käufer den Stamm in der für ihn vorteilhafteſten Weiſe weiter zerſägen. In Verjüngungs— ſchlägen muß ſolches wegen des beim Ausbringen von Langholz entſtehenden großen Schadens am Jungwuchs vor der Abfuhr entweder durch den Käufer oder, nach deſſen Angaben, durch den Verkäufer geſchehn. Dabei kommen auch allfällige faule und ſonſt fehlerhafte Stellen im Innern der Stämme zum Vorſchein. Zum Zerlegen benutzt man ausſchließlich die Säge. Aſte werden mit der Axt glatt am Stamme weggenommen. — Im Sommer ge— fälltes Rundholz wird meiſt auch ſofort geſchält, jedenfalls alles Nadelholz, anderes mit Vorteil berappt, d. h. ſtreifenweiſe entrindet. Mit Bezug auf einzelne Sortimente ſei noch bemerkt, daß für Tele- graphen- und Krafleitungsſtangen von Fichten⸗, Tannen-⸗, Lärchen⸗ und Kiefernholz folgende Ausmaße verlangt werden: Länge 8, 10, 12, 14 u. ſ. f. bis 20 m, wobei je 30 em für die Anwendung des Imprägnierungsverfahrens zuzugeben find. Der Durchmeſſer am Fußende ſoll ohne Rinde betragen: bei 8 m Länge 18 cm, bei 10 m Länge 20 cm, bei 12 m Länge 22 cm, uſw. bis bei 20 m Länge 30 em. Am Zopfende wird ein Durchmeſſer ohne Rinde r . nm ee un icuNe von 12 em für 8 m lange, von 13 cm für 10 m lange, von 14 cm für 12 m lange, von 15 cm für 14 m lange und von 16 cm für 16—20 m lange Stangen verlangt. Die Stangen müſſen gerade, geſund und möglichſt friſch gefällt fein, überdies eine unverletzte Rinde beſitzen, weil ſie ſich ſonſt nicht zur Impräg⸗ nierung eignen. Als Schichtnutzholz wird Schindelholz, Holz zu Faßdauben ꝛc. und als Nutzknüppel beſonders auch Schleifholz zur Papierfabrikation aufgeſetzt. Der Durchmeſſer der Rundhölzer der letztern Art ſollte mindeſtens 10 em betragen. Beim übrigen Schichtholz richtet ſich die Scheitlänge, wie die Stärke der Scheiter vorzüglich nach dem Verwendungszwecke. Endlich gehören zum Nutzreiſig mancherlei geringere Sortimente, wie Faſchinenmaterial, Korbweiden ꝛc., während Gerberrinde als Nutzrinde bezeichnet wird. $ 146. Bei der Aufarbeitung des Brennholzes wird zur Zerlegung der Stämme in der Querrichtung ausſchließlich die Säge benutzt. Rundſtücke von mehr als 14 cm Stärke ſpaltet man ge- wöhnlich einmal (in Hälblinge), über 20 em ſtarke mehrmals, ſo— daß die Spälten, über den Rücken gemeſſen, nicht mehr als 12 bis 15 cm breit werden. Buchenholz iſt kleiner aufzuſpalten als Tannen— holz. Das feine Aufſpalten erhöht die Rüſtkoſten, gibt aber mehr Maß und iſt vorteilhaft, weil es das raſche Austrocknen des Holzes erleichtert. Wird durch Spalten die Scheiterzahl verdoppelt, ſo verringert ſich infolge der vermehrten Zwiſchenräume die feſte Holzmaſſe eines Sters um etwa ½. Abſchnitte von 14 em und weniger Durchmeſſer läßt man ganz als Prügel- oder Knüppelholz. Je ſchwächer die Prügel, um ſo weniger Holzmaſſe enthält ein Rundholzſter. In der Regel kommen je 3 Ster zuſammen in eine Beige von 1' m Höhe und 2 m Breite, das ſog. Waldklafter. Zum Aufſetzen des Holzes wählt man trockene, tunlichſt ebene Stellen. Bei abfallendem Terrain wird die Beige ſtets ſo aufgeſetzt, daß ihre Längsrichtung der Neigung des Hanges folgt. Dagegen iſt, wenn in dieſem Fall die Breite dem Boden nach gemeſſen wird, die Höhe nicht an den lotrecht eingerammten Klafterſtützen, ſondern ſenkrecht zur erſten Richtung zu beſtimmen. Bei ſtarkem Gefäll empfiehlt es ſich, die Beigen nicht über 1 m hoch zu machen. Auf weichem Boden ſollen ſie eine Anterlage erhalten, damit die un— terſte Holzſchicht nicht zu tief in die Erde gedrückt werde und ver— derbe. Zu beidſeitigen Stützen dienen 10 em ſtarke und entſprechend — 212 — hohe Stangen, welche mittelſt biegſamen Aſten in den Holzſtoß eingebunden werden. Das Anlehnen der Brennholzbeigen an Bäume iſt durchaus unſtatthaft. Reiſigholz von weniger als 7 em Stärke wird gewöhnlich in Wellen (Wedelen, Bürdeli) gebunden. Je nach dem örtlichen Ge— brauch ſchwankt deren Länge und Umfang zwiſchen 80 und 100 em. Solche von 100 cm Länge und ebenſoviel Umfang nennt man Normalwellen. Zum Binden der Wellen dienen Wieden oder ausgeglühter Eiſendraht. Die Wurzelſtöcke werden mit Keil und Spaltaxt oder durch Sprengung mit Dynamit oder Pulver zerkleinert und ſodann wie das Derb- Brennholz aufgeſetzt. | Beim Zerſägen des Stammholzes in Trumme hat man darauf zu achten, daß dieſe genau die Länge von einem Meter erhalten und daß der Schnitt ſtets ſenkrecht zur Baumachſe geführt werde. Andernfalls ergeben ſich ungleich lange Spälten. Ein gut aufgerüſtetes Klafter ſoll, wie auf der Vorderſeite, ſo auch auf der Rückſeite eben ſein. Das Aufſetzen des Brennholzes erfordert eine beſondere Geſchicklichkeit. Man betraut daher mit dieſer Arbeit nur die hiefür geeignetſten Holzhauer. Wichtig iſt, dabei nicht allein die verſchiedenen Holzarten, ſondern auch die einzelnen Sortimente ſorgfältig auszuſcheiden und alles anbrüchige Holz vom geſunden zu trennen. Wo wenig Holz der nämlichen Holzart vorkommt, wie mitunter im Ausſchlagwald, muß man ſich bei der Sortierung oft darauf be— ſchränken, die harten und weichen Holzarten geſondert aufzuſetzen. Mancherorts iſt es üblich, mit Rückſicht auf das Abdorren des Holzes ein ſog. Gbermaß zu geben und zwar von 5 em bei 1 m hohen Beigen und von 8 em bei 1½ m hohen. Dieſer Brauch rechtfertigt ſich jedoch in keiner Hinſicht, da das Holz ſehr ſelten bis zu ſeiner vollſtändigen Austrocknung im Walde bleibt, aber ſelbſt in dieſem Fall das Schwinden durch das Reißen faſt ganz wieder ausgeglichen wird. Das Gbermaß iſt ſomit ein dem Käufer ohne Grund gewährtes Geſchenk. Knüppelholz und Wellen werden in der Rinde leicht ſtockig und büßen damit bedeutend an Brennkraft ein; ſie dürfen deshalb nicht längere Zeit im Walde bleiben. Das Anfertigen der Wellen geſchieht gewöhnlich auf dem Wellbock, auf dem ſie mit einer Kette gewürgt werden. Zum Binden benutzt man am zweck— mäßigſten ausgeglühten Eiſendraht Nr. 9 oder 10. Man ſchneidet ihn in Stücke, die um 10 em länger ſind, als der Wellenumfang. 50 kg Draht koſten zirka Fr. 22 und geben wenigſtens 32—33 Hundert Bänder von 1m Länge. Bei hohen Arbeitslöhnen wird das Reiſigholz mit Art oder Gertel auch nur auf eine beſtimmte Länge gekürzt und in Stößen von je 1m Breite und Höhe aufgeſchichtet, oder gar ohne weitere Zurüſtung in Haufen von an⸗ nähernd gleichem Maſſengehalt (3. B. ungefähr 50 Normalwellen entſprechend) Mee S — 2 € 4 ha > 7 . NR rn 1 2 zuſammengelegt. Letzteres empfiehlt ſich beſonders, wo Nadeln und Zweig— ſpitzen als ſog. Schneitelſtreu Verwendung finden. Die Wellen werden, gewöhnlich nach Hunderten, ſo zuſammengeſtellt, daß fie ſich leicht nachzählen laſſen, indem man z. B. drei Stück aufeinander- legt, an dieſe zwei Stück aufgeſtellt anlehnt, dann wieder drei Stück legt u. ſ. f. — Für die Erhaltung der Wellen vorteilhafter iſt deren Aufſtellen, wobei etwa / Hundert zuſammen in eine Gruppe kommt. $ 147. Iſt der Schlag beendet und ſämtliches Holz aufgerüſtet, jo erfolgt die Schlagab nahme (Holzabnahme, Abpoſtung). Zu dem Ende werden zunächſt jeder Stamm oder Abſchnitt, jedes Loos Kleinnutzholz, jeder Stoß Brennholz, jedes Hundert oder Viertel— hundert Wellen, jeder Reiſighaufen ꝛc. mit einer fortlaufenden Nummer verſehen und ſodann in ein überſichtliches Verzeichnis, das Abpoſtungsbuch, eingetragen. Die Numerierung des Holzes geſchieht entweder mit Rot- oder Blauſtift 2c. von Hand oder noch beſſer mit dem beſonders praktiſchen Göhler'ſchen Revolver-Numerier— ſchlegel.) Beim Stammholz bringt man die Nummer auf der untern Abſchnittfläche, bei aufgeklaftertem Holz auf der Stirnfläche eines etwas hervorgezogenen Scheites in der Mitte des Stoßes, bei Kleinnutzholz, Wellen und Reiſighaufen ꝛc. auf einem dabei eingeſchlagenen Pfahl an. In das Verzeichnis werden für jede Nummer Sortiment, Holzart, Stückzahl, ſowie allfällige Bemerkungen über die Be— ſchaffenheit, bei Stammholz überdies die zur Beſtimmung des Kubikinhaltes zu meſſenden Dimenſionen eingetragen. In Betreff der Maſſenermittlung aufgerüſteten Holzes vergleiche Dr. F. Fankhauſer, Praktiſche Anleitung zur Holzmaſſenaufnahme, 3. Auf- lage, 1909. (Verlag von Fr. Semminger in Bern. Preis gebunden Fr. 2.50). In manchen Kantonen, beſonders der Nord- und Oſtſchweiz, wird das Stammholz auch dort, wo nicht Sommerhau üblich, unter der Rinde gemeſſen zum Verkauf gebracht. Es geſchieht ſolches, um den Wünſchen der Holz— händler entgegenzukommen. Leider zeigt die Erfahrung, daß für Holz ohne Rinde gewöhnlich nicht höhere Einheitspreiſe bezahlt werden als früher, da die Meſſung des Durchmeſſers über die Rinde erfolgte. ) Zu beziehen von der Eiſenwarenhandlung G. Meier & Co. in Burg» dorf zum Preiſe von Fr. 45.— für vierſtellige Zahlen. — Holztransport. g 148, Der Holztransport muß häufig, bald auf eine längere, bald auf eine kürzere Strecke vom Waldbeſitzer ſelbſt übernommen werden. Aber auch wenn ſolches nicht der Fall, hat dieſer wenigſtens die Einrichtungen herzuſtellen, welche geſtatten, das Holz mit den geringſten Koſten und dem kleinſten Verluſt an Menge und Güte an die Abſatzorte oder an die öffentlichen Verkehrswege zu ſchaffen. Wo dieſe Transportmittel fehlen, kann häufig nicht davon die Rede ſein, eine wirklich zweckentſprechende Wirtſchaft zu betreiben und noch weniger wird der Wald den von ihm andern— falls zu erwartenden höchſten Geldertrag abwerfen. Vom eigentlichen Holztransport zu unterſcheiden iſt das Rücken des Holzes. Man verſteht hierunter deſſen Herausſchaffen aus dem Schlag. Indem man es an die Wege oder an einen beſonderen Abfuhrplatz bringen läßt, erzielt man nicht nur eine vollkommenere Schonung des Waldes, ſondern zugleich auch einen nicht zu unterſchätenden Gewinn. Meiſt iſt nämlich der Käufer, welcher nicht immer über geübte Holzer verfügt wie der Wald— beſitzer, ſehr froh, wenn ihm dieſe unliebſame Arbeit zu gutem Preiſe abgenommen wird. Gerückt wird vor allem alles Brennholz, ſowie geringere Nutz- hölzer, an Hängen aber auch Langholz und Klötze. Es geſchieht durch Tragen, Schleifen, Fahren, Schlitteln, Seilen, Wälzen ıc. Aber die einzelnen Arten des Holzrückens ſei kurz folgendes bemerkt: Das Tragen wird nur bei kleinem Nutz- oder Brennholz und auf kurze Entfernung angewendet, etwa um ſolches aus hohem Nachwuchs heraus, oder aufwärts auf einen Weg zu ſchaffen. Es iſt die beſchwerlichſte und koſt⸗ ſpieligſte Art des Holztransportes, aber auch die jchonendite. Das Schleifen erfolgt durch Menſchen- oder Tierkraft, mit dem Sapy, mit Ketten, die um den Stamm geſchlungen oder an Haken oder Kloben (Gunteh befeſtigt werden ıc. In Verjüngungen jollte man zum Schleifen ſtets eine tüchtige Lage Schnee abwarten. Das Fahren beſchränkt ſich auf ebene Lagen und geſchieht mit Schieb— karren (für Brenn- oder Schichtnutzholz), mit hochräderigen Wagen und in neuerer Zeit mit eiſernen transportablen Waldbahnen. Auch das Schlitteln leiſtet zum Rücken des Holzes vorzügliche Dienſte. Meiſt bedient man ſich dabei leichter Handſchlitten. Das Seilen kommt für Stammholz an ſtark geneigten Hängen zur An⸗ wendung. Man braucht dazu ſolide Hanf- oder auch Drahtſeile, die mittelſt — 215 — Ring und Kloben an der hintern Schnittfläche des Holzes befeſtigt und ein— oder mehrmals um einen ſtehenden Baum geſchlungen werden. Durch all- mähliches Nachlaſſen des Seiles laſſen ſich die ſchwerſten Stämme ſelbſt in felſigem Terrain unbeſchädigt zu Tal fördern. Das Wälzen, Werfen und Schießen des Holzes find unpflegliche Rückverfahren, welche nicht geduldet werden ſollten. § 149. Der Transport des Holzes im engern Sinn, d. h. ſeine Ver— bringung nach dem Verbrauchsort oder auf größere Lagerplätze, kann zu Land oder zu Waſſer ſtattfinden. Seiner Weiterbeför— derung auf erſtere Art dienen vornehmlich die Wege oder die Rieſen verſchiedener Konſtruktionen, während der Holztransport zu Waſſer durch Trift oder durch Flößung bewerkſtelligt wird. Obgleich in einem Gebirgsland unter Umſtänden alle ver— ſchiedenen Holzbringungsarten benutzt werden müſſen, ſo beſitzen doch ſelbſt hier diejenigen zu Land und ſpeziell wieder der Trans— port auf Wegen weitaus die größte Bedeutung. Der wichtigſte Vorzug der Waldwege beſteht in ihrer bei ent— ſprechendem Anterhalt ſozuſagen unbegrenzten Dauer. Die Waldausbeutung braucht alſo nicht in einer beſtimmten Anzahl Jahre vollendet zu ſein, ſondern es laſſen ſich große wie kleinſte Holzmengen ohne Beeinträchtigung ihrer Güte und ohne Schaden für den Wald jederzeit abführen. Jeder Waldweganlage ſollte der Entwurf eines vollſtän— digen Wegnetzes vorangehen. Es bedarf dazu des eingehendſten und ſorgfältigſten Studiums aller einſchlägigen Verhältniſſe. Nur dann wird der Weg voll und ganz dem Bedürfnis entſprechen und keine unnützen Koſten verurſachen. Neue Wege haben, wie der Gegenwart, jo auch noch einer fernen Zu— kunft zu dienen. Man darf ſich daher nur mit einer Anlage zufrieden geben, welche die vollkommenſte Löſung der geſtellten Aufgabe ſichert und nicht mit jeder Verbeſſerung der bisherigen Zuſtände. Namentlich laſſe man ſich nicht durch übel angebrachte Sparſamkeits— rückſichten beſtimmen, einem unzweckmäßigen Projekt den Vorzug einzuräumen. Sachgemäß angelegte Waldwege — doch nur dieſe — ſind eine vorzüg— liche Kapitalanlage und werfen für die aufgewendeten Summen ſo hohe Zinſen ab, daß die Erſtellungskoſten in verhältnismäßig kurzer Zeit getilgt werden. Je nachdem zur Fortbewegung der Laſt auf Waldwegen Tier— kraft Verwendung findet oder nicht, unterſcheidet man zwiſchen Fahrwegen und Schlittwegen. Naturgemäß kommen die erſtern * Y N er ar * 1 er,» 1 * 2 8 — 2 wi . 9 „ K > * = u N 2 — 7 — 216 — mehr für Ebene und Hügelland, dieſe aber vornehmlich für das Gebirge in Betracht. $ 150. Die mit Räderfuhrwerken oder mit beſpannten Schlitten (Menn— ſchlitten) befahrbaren Waldwege werden, entſprechend ihrer Wich— tigkeit, bald als eigentliche Waldſtraßen, bald als gewöhnliche Waldwege gebaut. Die Waldſtraßen oder Hauptwege führen von den Sammelpunkten im Walde nach den Abſatzorten, während die Nebenwege die einzelnen Wald- teile aufſchließen. Nach der Inanſpruchnahme eines Weges hat ſich auch deſſen Gefäll, Breite, Weite der Kurven und Bauart zu richten, alles Punkte, von denen wieder die Höhe der Koſten abhängt. Von beſonders großer Bedeutung iſt das Gefäll. Je größer dieſes, um ſo mehr wird nicht nur die Benutzung des Weges er— ſchwert, ſondern auch ſein Unterhalt verteuert infolge Abnutzung durch den Radſchuh und Beſchädigungen durch das Waſſer. Wich— tige Waldwege ſollten nicht über 10% oder höchſtens 12%, Neben- wege aber nur ausnahmsweiſe über 12% Gefäll erhalten. Wo auch beladene Wagen bergauf fahren, darf es keinenfalls über 7 °Io betragen. Bezüglich der Wegbreite iſt zu berückſichtigen, daß ſchmale Wege zwar weniger koſten bei der erſten Anlage, dafür aber um jo mehr beim Unterhalt. Auch in Gebirgsgegenden wird man bei Nebenwegen ſelten unter 3 m, bei Hauptwegen nicht unter 4 m gehen, weil hier das Terrain häufig ein ſeitliches Ausweichen über die Wegſpur nicht geſtattet. Uber 6 m breite Waldſtraßen dürfte es bei uns wenige geben. Die Kurven müſſen hinſichtlich ihrer Weite ſtets der Länge des zu führenden Holzes entſprechen. Uberdies ſoll hier der Weg eine größere Breite und ein möglichſt geringes Gefäll beſitzen. Die Bauart des Weges hat ſich nach deſſen Inanſpruchnahme zu richten. Erdwege können meiſt nur bei Froſt oder trockener Witterung benutzt werden. Durch Gberführen mit einer Kiesdecke verbeſſert man ſie um ſo mehr, je mächtiger die letztere iſt. — Alle wichtigern Waldwege ſollten mit einem Steinbett verſehen ſein. Man verſteht hierunter eine 15—25 em hohe, gehörig gefügte Lage gröbern Steinmaterials, auf welches erſt die Bekieſung aufgefüllt wird. a 3 | EEE TE Von beſonderer Wichtigkeit ift bei den Waldwegen möglichſte Trocken— heit des Wegkörpers. Sie wird erzielt durch Gräben, die um fo notwendiger, je flacher das Gelände. An nicht zu entwäſſernden jumpfigen Stellen ſoll das Steinbett eine größere Mächtigkeit erhalten. Fehlt hiezu geeignetes Material, ſo kann man einen Prügelweg erſtellen. Dabei werden auf beidſeitig in der Längsrichtung des Weges gelegten Latten Prügel von 12—18 em Stärke und entſprechender Länge dicht aneinander gereiht und durch andere, beidſeitig aufgenagelte Längslatten befeſtigt. Statt des Prügel— holzes werden auch Faſchinen verwendet, die man mit Kies und Erde überdeckt. Zum gehörigen Unterhalt der Waldwege muß man hauptſächlich dafür ſorgen, daß auf ihnen das Waſſer leicht Abfluß finde. Eingeſchnittene Radgeleiſe ſind auszuebnen und mit Kies einzudecken, durch vielen Gebrauch entſtandene tiefere Löcher erſt mit größern Steinen, ſodann mit feinerem Material zu füllen und alle Beſchädigungen an Durchläſſen, Mauern ꝛc. unverzüglich aus— zubeſſern. In der ſofortigen Beſeitigung aller entſtandenen Schäden liegt überhaupt das einzige Wittel, die Waldwege mit den ge— ringſten Koſten ſtets in beſtem Zuſtand zu erhalten. Wege in Laubholzwaldungen bleiben trockener und in beſſerem Zuſtande, wenn man ſie im Spätherbſt nach dem Laubabfall wiſcht. $ 151. Im Gebirge treten an die Stelle der Fahrwege die Schlitt— wege, auf denen die Laſt ſich hauptſächlich dank ihrer eigenen Schwere fortbewegt und durch den Menſchen nur regiert zu werden braucht. Auf ihnen wird daher das Holz über die hohen und ſteilen Berglehnen herunter zu Tal an die Hauptwege geſchafft. Bergauf trägt der Arbeiter den Schlitten auf dem Rücken. Schlittwege ſollten nicht unter 1,80 bis 2 m Breite erhalten, ſchon deshalb, weil ſonſt die oberhalb gefällten Stämme über den Weg hinausſchießen. Ihr Gefäll muß ſchwächer oder ſtärker ſein, je nachdem ſie bei Schneebahn oder bei „aperem“ Boden benutzt werden ſollen; im einen wie im andern Falle jedoch iſt eine mög— lichſt gleichmäßige Neigung die wichtigſte Forderung. Zum Schlitteln bei Schneebahn erweiſt ſich ein Gefäll von 14 —16 am vorteilhafteſten, doch darf es auch etwas ſtärker oder ſchwächer ſein, wenn es nur nicht wechſelt. Bei ſteiler oder vereiſter Bahn hängt man, um die Schnelligkeit zu mäßigen, einzelne Holzſtücke oder Gebunde ſolcher mit Ketten hinten an den Schlitten und läßt ſie nachſchleifen oder man legt kleine Ketten um die Kufen. o N ET ER" a te a BE u a BEER „zZ Mi gr en PIE. r a Fe a > \ - l 5 . EN 1 . — Kun, BTL, « . 7 a = nalen Die Konſtruktionen der in unſerm Hochgebirge gebräuchlichen Schlitten wechſelt ſtark von einer Gegend zur andern. Eine Hauptſache iſt, daß ſie große Tragkraft mit möglichſter Leichtigkeit verbinden. Bei den Handſchlitten ver- wendet man für die Kufen am liebſten Buchenholz, eventuell auch Ahorn-, Eſchen⸗ oder Lärchenholz und für die Joche Eſchen-, eventuell Birkenholz. Das Gewicht beträgt meiſt 15 - 20 kg. Mancherorts braucht man auf ſehr ſteilen Bergſträßchen auch kurze „Bockſchlitten“ zum Transport von Langholz. Es kommt mit dem dickern Ende auf den Bock zu liegen und ſchleift im übrigen nach. Je nach der Schwere der Ladung bedarf es für dieſen Holztransport 1—2 Mann. Ein Bockſchlitten wiegt 22 —25 kg. Für die ohne Schnee zu benutzenden Trockenſchlittwege iſt ein Gefäll von 26 bis höchſtens 30 % erforderlich. Verlaufen ſolche Schlittwege ohne enge Kurven, ſo bieten ſie den großen Vorteil, daß ſie als ſog. Rieswege auch zum Abrieſen von Langholz verwendet werden können. Man läßt zu dieſem Zweck nur eine ſchmale Bahn offen und verſieht ſie auf der äußern Seite mit ſog. Wehrbäumen, um ein Ausſpringen des Holzes zu ver— hindern. Uberdies hat man zur Vermeidung von Beſchädigungen bei ſtarken Regengüſſen für ausreichende Waſſerableitung zu ſorgen. — Anter Amftänden iſt für Rieswege, namentlich in deren oberſten Verzweigungen, eine viel ſtärkere Neigung (bis 60 und mehr Prozent) zuläſſig, während bei ſchwachem Gefäll die Reibung durch Einlegen von Querrippen vermindert werden muß. Rieswege für Stammholz, welche man gleichzeitig als Schlittwege zur Bringung von Gipfel- und Aſtholz benutzen kann, find als das voll- kommenſte Holztransportmittel des Hochgebirges zu bezeichnen. Als Wegen kommt ihnen der Vorteil der immerwährenden Benutzbarkeit zu, während anderſeits die Koſten der Förderung ſich ſehr niedrig ſtellen, weil für das Stammholz das Wiederhinaufſchaffen eines Fahrzeuges wegfällt. Allerdings gilt als Vorausſetzung, daß beim Bau nicht größere Mengen Holz zur Ver— wendung gelangen müſſen. Rieswege ſollten keine Kurven unter 50—60 m Radius erhalten und in dieſen mit 30 —40 %% Neigung angelegt werden. Wo ſolches nicht möglich, behilft man ſich zur Not mit Spitzkehren. — Neben dem Gefäll kommen beim Abrieſen auch Witterung und Sortiment in Betracht: Trockenes Sommer— wetter, ganz trockener, oder naſſer Schnee ſind, namentlich für berindetes Holz, am ungünſtigſten. Sie eignen ſich am eheſten noch zum Rieſen von ſchwerem Langholz. Für kurzes Sagholz benutzt man gefrorenen Boden und ſchneeige Bahn. Leichte Stangen werden bei Eisbahn geliefert. Rieswege müſſen zahlreiche Waſſerabſchläge erhalten, wenn ſie nicht durch Auswaſchung leiden ſollen. — 219 — Der Bollftändigfeit halber ſei noch der Waldeiſenbahn gedacht, die unter gewiſſen, freilich nicht häufig zutreffenden Bedingungen einen raſchen und billigen Holztransport ermöglicht. 8 152. Der Transport mittelſt Rieſen geſtattet, das Holz aus höhern Lagen auf kürzeſtem Wege herunterzuſchaffen. Naturgemäß findet er faſt einzig in Gebirgsgegenden Anwendung. Die einfach— ſten Vorkehren zu dieſem Zweck find die Erdrieſen (Reiſt— züge, Holzlaſſe oder Holzſchleife), durch die man vorzüglich Stammholz an ſteilen Abhängen hinuntergleiten oder -rollen läßt. Selbſt— verſtändlich ſind dabei arge Schädigungen am zu befördernden Holz, wie am Wald nicht zu vermeiden. Beim Rieſen (Keiſten) des Holzes in Erdrieſen, der urſprüng— lichen und im Hochgebirge noch immer häufigen Bringungsart, haben der Jungwuchs und das ſtehende ältere Holz in hohem Maße zu leiden nicht nur von den herunterſtürzenden Stämmen ſelbſt, ſondern auch von den Steinen, welche jene in Bewegung ſetzen. Eintretende Fäulnis der Bäume iſt daher die unausbleibliche Folge. Der aufgewühlte Boden aber wird vom Waſſer fortgeſchwemmt und nur zu häufig läßt ſich die Entſtehung von Rüfen und Geröllhalden auf dieſe verderbliche Transportmethode zurück— führen. — Wo hingegen das Terrain felſig und ſomit ſolid, büßt das Holz durch Zerſplittern einen großen Teil ſeines Wertes ein. Die Erdrieſen ſollten daher, wo irgend möglich, aufgegeben und durch zweckmäßigere Einrichtungen erſetzt werden. Anter Holzrieſen verſteht man aus Latten oder Brettern erſtellte Rinnen oder Kanäle von genügendem Gefäll, durch welche man das zu fördernde Holz hinuntergleiten läßt. Ihre Bauart und ihre Ausmaße wechſeln, je nachdem ſie nur für Brennholz oder für Stammholz benutzt werden ſollen. Auch in unſern Alpen ziemlich gebräuchlich zur Zeit, da noch ganze Talſeiten kahl abge— holzt werden durften, beſchränkt ſich heutzutage ihre Anwendung auf die wenigen Fälle, wo ſie als ſtändige Holztransporteinrichtung dienen können. Die Dauer der Holzrieſen iſt eine ſehr kurze; ſie beträgt im aller— günſtigſten Fall 7 Jahre. Andrerſeits erfordert ihr Bau viel Holz und ver— anlaßt hohe Koſten. Man hat ſie daher vornehmlich dort benutzt, wo in kürzeſter Zeit große Holzmengen transportiert werden mußten. Unter beſondern Verhältniſſen kann die Holzrieſe aber auch als ſtändige Einrichtung gute Dienſte leiſten, wie ſolches z. B. im Sihlwald der Stadt Zürich der Fall iſt. — 220 — Wo höhere Felsbänder die Bringung des Holzes erſchweren, ſolches aber ohne große Koſten vor dem Transport zu Tal an eine Stelle zuſammengebracht werden kann, eignet ſich zum letztern auch die Drahtrieſe oder die Drahtſeilrieſe. Je nachdem Stammholz oder aber nur leichtere Brennholz-Sortimente zu fördern ſind, wird ein Drahtſeil oder ein einfacher ſtarker Draht, ſei es in einem einzigen Bogen, ſei es auf mehreren Unterſtützungen, mit genügendem Gefäll geſpannt. An einen ſolchen Draht hängt man die Laſt an Haken oder Rollen auf und läßt ſie frei hinuntergleiten. Für die an Drahtſeilen zu transportierenden ſchwerern Ladungen (bis 1 und 2 m? große Nadelholzklötze) bedarf es noch eines dünnern Drahtſeiles, des ſogen. Laufſeiles, zum Zurückhalten der Laſt. In der Regel zieht das letztere zugleich den aus zwei Rollen beſtehenden leeren Wagen auf einem ſchwächern Tragſeil wieder in die Höhe. Zur Regulierung des Laufes iſt das Laufſeil bei der obern Station um zwei Trommeln oder Scheiben geſchlungen, die gebremſt werden können. Die Konſtruktion der Drahtſeilrieſen hat in neuerer Zeit manche Ver— vollkommnung erfahren und dieſe zu bedeutender Leiſtungsfähigkeit gebracht. Beſonders groß iſt die letztere, wenn das Laufſeil, auch bei der untern Station über eine Welle gleitend und zu einem Seil ohne Ende verbunden, geſtattet, auf dem Tragſeil in entſprechenden Abſtänden gleichzeitig mehrere Laſten zu befördern, die mit Klemmvorrichtungen am Laufſeil befeſtigt werden. Die einfachen und leichten Drahtrieſen bieten den Vorteil, daß ſie ſich, je nach Bedürfnis, leicht abbrechen und anderswo wieder aufſtellen laſſen. Bei den Drahtſeilrieſen iſt ſolches begreiflicher Weiſe ſtets mit beträchtlichen Koſten verbunden. Da zudem ihre Dauer eine ziemlich begrenzte (10—12 Jahre), ſo gewähren ſie den größten finanziellen Nutzen, wenn ganze Wälder in kurzer Zeit ausgebeutet werden ſollen. § 153. Der Holztransport zu Waſſer erfolgt durch Flößen oder Triften. Die Flößerei, einſt von großer Bedeutung, hat dieſe be— ſonders auf den kleinern Waſſerläufen beinahe vollſtändig eingebüßt, ſeit die Eiſenbahnen zur Verfrachtung von Holz billigere Tarif— anſätze bewilligen. | Abgeſehen von den Eiſenbahnen, wird auch durch die ſich beſtändig mehrenden Wehrbauten zu Kraftanlagen der Flößereibetrieb immer mehr erſchwert. Ba 2 In Berggegenden wendet man zur Bringung von Scheit— holz und Sagklötzen da und dort noch die Trift oder Wildflößerei an. Die Holzſtücke werden dabei einzeln eingeworfen und erreichen frei ſchwimmend den Beſtimmungsort, wo ein Rechen ſie aufhält und geſtattet, ſie auszuziehen. Auch in unſern Alpen wie im Jura hat früher die Wildflößerei mancherorts eine große Rolle geſpielt, während man heutzutage in der Schweiz nur noch wenig Brennholz und wohl gar keine Sagklötze mehr triftet. In viele abgelegene Täler, aus denen vormals das Holz auf andere Weiſe garnicht herausgeſchafft werden konnte, führen gegenwärtig fahr— bare Straßen oder Schlittwege. Zudem erſetzen Steinkohle und Koks vielfach den einſtigen Bedarf an großen Brennholzmaſſen, wogegen andrerſeits der Wert des Nutzholzes bedeutend geſtiegen iſt. Auch die Erkenntnis des enormen Schadens, welchen die Trift in lockerem Terrain am Bachbett anrichtet, dürfte viel zu ihrer all— mählichen Verdrängung beigetragen haben. In den Bergwaſſern beginnt man mit dem Triften, wenn in den höhern Lagen der Schnee zu ſchmelzen anfängt. Das Holz muß möglichſt gut aus⸗ getrocknet ſein, weshalb man es vorher ſorgfältig aufſpaltet. Andernfalls geht davon ein großer Teil als ſog. Senkholz verloren. Ohnehin erleidet man beim Triften ſtets einen nahmhaften Verluſt, der bis zu 0 der einge— worfenen Holzmaſſe anſteigen kann. Muß das Triftholz einen See paſſieren, ſo wird es an der Ausmündung in jenen durch ſog. Rahmen zuſammengefaßt. Hierzu verbindet man 15 —25 cm ſtarke Latte an ihren Enden mit eiſernen Ringen oder Wieden und bewegt das damit eingeſchloſſene Holz durch Ziehen von Schiffen oder vom Ufer aus weiter. Nicht ſelten kommt es vor, daß, wo das Triftwaſſer enge Felsſchluchten paſſiert, die ganze Holzmaſſe ſich ſtaut und dann von den Flößern, oft mit Lebensgefahr, gelöſt werden muß. Hat ſich gegenteils der Bach in lockeres Material eingeſchnitten, ſo werden Sohle und Ufer durch die Holzſtücke auf— gewühlt; es vertieft ſich das Bett, die unterſpülten Hänge ſtürzen ein und es entſteht ein Wildbach, der bei Hochgewittern durch ſeine Ausbrüche die Niederungen verwüſtet. Beſonders verderblich wirkt in dieſer Hinſicht die künſtliche ſtarke Stauung des Waſſers durch ſog. Klauſen, deren QÜberreite man noch in manchen unſerer Hochtäler findet und die dazu dienten, den zum Triften nötigen hohen Waſſerſtand herbeizuführen. — Auch die Größe der Holzſtücke iſt nicht ohne Einfluß auf die Höhe des Schadens: Sagblöcke wirken begreiflicherweiſe viel nachteiliger als Brennholzſcheiter. — Man darf es nur begrüßen, wenn der Holztransport durch Wildflößerei immer mehr verſchwindet. Von den Nebennutzungen. § 154. Alle Erzeugniſſe des Waldes mit Ausnahme des Holzes werden zuſammengefaßt unter der Bezeichnung Nebennutzungen. Es kommt ihnen eine ſehr ungleiche Bedeutung zu inſofern, als wir der einen kaum entbehren können, während andere faſt belang— los ſind. Auch dadurch erlangen ſie für den Waldbeſitzer ver— ſchiedene Wichtigkeit, daß manche ſich ohne Bedenken erheben laſſen, während in andern Fällen ihr Bezug für den Wald ſchwere Nachteile zur Folge hat, ja oft geradezu deſſen Fortbeſtand in Frage ſtellt. Die Nebenprodukte rühren entweder von den Bäumen her, oder ſie werden unmittelbar vom Waldboden geliefert. Der Ertrag der Nebennutzungen macht in der Regel nur wenige Prozent der Hauptnutzung aus und geht mit zunehmender Sorgfalt des Wirtſchafts⸗ betriebes immer mehr zurück. $ 155. Manche Holzarten enthalten in den Zellen der Rinde, mit- unter auch in denjenigen des Holzes, eine beſondere Subſtanz, den Gerbſtoff, welcher zum Gerben der Häute verwendet werden kann. Die wichtigſte Gerberrinde liefert die Eiche, dann auch noch die Fichte. Lärchen-, Birken-, Weiden⸗-, Erlenrinde ıc. werden ſeltener benutzt. Gerbſtoffhaltig ſind vornehmlich die weichen, ſaftigen Teile der Rinde und beſitzt deshalb diejenige junger, raſch gewachſener Stämmchen und Stockausſchläge den größten Wert, während die abgeſtorbene alte Borke nur wenig geſchätzt wird. Zur Erzeugung von Gerberrinde erzieht man die Eiche im Niederwald mit 15—20 jährigem Amtrieb, als ſog. Schälwald.“ Die Nutzung findet ſtatt, ſolange die Rinde noch glatt und unauf— geriſſen iſt, indem ſie in dieſem Zuſtande, als Glanz- oder Spiegelrinde, am höchſten im Preiſe ſteht. Der Hieb erfolgt im Frühjahr zu beginnender Saftzeit, weil ſich alsdann die Rinde am leichteſten ablöſen läßt. Das Schälen geſchieht im Schlage ſelbſt, womöglich bei trockener Witterung. Durch den Regen wird nämlich der Gerbſtoff der Rinde ausgelaugt, ſodaß dieſe bedeutend an Wert verliert. Ca 27% en * f £ 5 * 9 „ 2 2 . * 8 * * (ph se 9 * * N * * 1 1 * Re Auch die Fichtengerberrinde kann ſelbſtverſtändlich nur bei Saft— hieb gewonnen werden und iſt ebenfalls ſorgfältig vor Näſſe zu bewahren. Da man in neuerer Zeit zum Gerben vielfach anderweitige Materialien benutzt, ſo ſind die Preiſe der Eichenrinde ſehr ſtark gefallen und hat damit der Schälwaldbetrieb ſeine einſtige Be— deutung vollſtändig eingebüßt. Das Gerbereigewerbe hat in den letzten Jahrzehnten eine ein— ſchneidende Umwandlung erfahren. Die früher vorherrſchenden hand— werksmäßigen Kleinbetriebe ſind nach und nach durch Großbetriebe verdrängt worden. Hand in Hand hiemit iſt die Benutzung von Eichenlohe zurückge— gangen und an deren Stelle hauptſächlich die Brühen- oder Grtraft- gerberei getreten. Man verſteht hierunter die Verwendung von Gerbſtoff— löſungen, welche man erhält, indem man gerbſtoffhaltige Pflanzenteile mit Waſſer auslaugt. Dieſe Verfahren bieten den großen Vorteil, den Gerbungs— prozeß ganz weſentlich abzukürzen und damit die Koſten der Fabrikation ſehr erheblich zu vermindern. Allerdings ſteht das dabei erhaltene Leder hin— ſichtlich ſeiner Güte dem lohgaren weit nach und iſt namentlich Waſſerdichtigkeit nur bei Benutzung von Eichenjungholzrinde zu erreichen. Gerbſtoff-Extrakte werden aus verſchiedenen einheimiſchen und fremden Holzarten hergeſtellt, am meiſten aber wohl aus dem in neuerer Zeit von Argentinien in enormen Mengen ausgeführten Quebrachoholz, das durchſchnittlich 20% Gerbſtoff enthält, gegen 10—18 % der Eichenrinde. Auch das Holz der zahmen Kaſtanie wird vielfach auf Extrakt verarbeitet. Weidenrinde dient in Rußland zur Fabrikation des Juchtenleders, das man lohgar mit Birkenöl tränkt. $ 156. Die Harznutzung beſteht darin, daß an Nadelholzſtämmen durch Verwundung Ausfluß von Harz veranlaßt wird zum Zwecke der Gewinnung des letztern. In frühern Zeiten war dieſe Neben- nutzung auch in unſern Waldungen nicht ohne Belang. Am meiſten wurde in Berggegenden die Fichte geharzt und zu dem Ende im Frühjahr vor dem Safteintritt die Rinde am untern Teil des Stammes in zwei oder auch mehreren lotrechten, nach unten ſich zuſpitzenden Streifen, ſog. Lachen, von 10—15 em Breite und etwa 1m Länge abgeſchält. Im Sommer kratzte man das aus— getretene und eingetrocknete Harz mit einem Scharreiſen ab und im nächſten Frühjahr wurde der Baum durch Erweiterung der Lache zu neuem Harzerguß angeregt. Begreiflicherweiſe muß eine ſolche Mißhandlung für die Pflanze von ſehr bedenklichen Folgen ſein: Nicht nur wird, wenigſtens bei — 2 längere Zeit andauerndem Harzen, der Zuwachs geſchwächt, ſondern es iſt auch das Holz in hohem Grade der Anſteckung durch Fäul— nis ausgeſetzt, und geht gerade der als Nutzholz wertvollſte Teil des Baumſchaftes für dieſen Zweck verloren. Da überdies der Preis des Harzes ſehr niedrig ſteht, ſo iſt deſſen Gewinnung unter unſern Verhältniſſen auch unrentabel und ſollte, wo ſie allenfalls noch vorkommen mag, aufhören. Wohl zuletzt wurde in der Schweiz die Harznutzung an der Fichte in größerem Maßſtabe auf der Hochebene der Freiberge (Berner Jura) be— trieben. Sie hat nun aber auch dort aufgehört, da ſie ſich bei der erdrückenden Konkurrenz des amerikaniſchen Harzes nicht mehr lohnt. Zudem war das Verfahren, das oben beſchrieben, ein gar zu primitives, weil dabei gerade der wertvollſte Beſtandteil des Harzes, das Terpentinöl, größtenteils ver— loren geht. Von andern Holzarten werden noch geharzt in Sſterreich die Schwarz— kiefer und im ſüdweſtlichen Frankreich in den Landes der Gascogne, die See- kiefer. — Von der Lärche gewinnt man durch Anbohren den jpg. venetianiſchen Terpentin, aus den Harzbeulen der Tannenrinde den Straßburger Terpentin und von der Arve den karpathiſchen Heilbalſam. $ 157. Eine mancherorts garnicht unwichtige Nebennutzung gewährt der Wald durch die Baumfrüchte. Sie werden gewonnen ent— weder als Sämereien oder zur Sierfütterung, mitunter auch zu ge— werblichen Zwecken. Das Sammeln und Zubereiten der Waldſämereien, vor— nehmlich der Nadelholzſamen, beſchäftigt in einzelnen Gegenden eine recht ahnſehnliche Zahl von Arbeitskräften. Die Schweiz be— zieht leider ihren diesfälligen Bedarf größtenteils noch aus dem Ausland, zum Seil ſogar in recht geringer Qualität, während ſich alles Erforderliche von beſter Beſchaffenheit im eigenen Lande vorfände. Immerhin iſt ein beſcheidener Anfang gemacht, inſofern als nun auch bei uns, im Gebirge wie im Flachland, einzelne Samenklenganſtalten entſtanden ſind, die, ſoweit ſie ſich als zu— verläſſig erweiſen, begünſtigt zu werden verdienen. Wenn die Induſtrie des Sammelns und Ausklengens von Waldſamen gedeihen ſoll, ſo bedarf ſie vor allem des unbedingten Zutrauens des Publikums. Hierzu genügen aber garantierte Reinheit und hohe Keimungsprozente des Samens allein nicht. Es muß auch ſonſt die Lieferung allen billigermaßen zu ſtellenden Forderungen genau entſprechen. Man darf alſo nicht z. B. bei Mangel an Weißerlenſamen unter dieſen Schwarzerlenſamen miſchen, oder ee ee — 225 — Samen der geringwertigen Krummholzkiefer ftatt ſolchen der aufrechten Form der Bergkiefer abgeben. Wo ſolches vorkommt, wird man ſtets auch andere Anterſchleife gewärtigen, die ſich nicht direkt nachweiſen laſſen. So iſt von höchſter Wichtigkeit, die Ernte bis zur vollen Reife des Samens zu ver— ſchieben. Er kann zwar auch ſchon vorher keimfähig fein, gibt aber in dieſem Falle erwieſenermaßen ſchwächliche Keimlinge. — Im fernern ſollte man mit größter Strenge darauf halten, daß der Same ſtets nur von den ſchönſten und beſtwüchſigen, geſunden und völlig mannbaren Bäumen gewonnen wird, indem von niedrigen, verkrüppelten auch nur ſchlecht ſich entwickelnde Nach— kommen zu erwarten ſind. Selbſtverſtändlich kann der Lieferant, welcher allen dieſen wichtigen For— derungen gewiſſenhaft nachkommen will, nicht niedrige Preiſe anſetzen, wie der Anzuverläſſige. Pflicht des Waldbeſitzers wird es alſo ſein, in ſeinem eigenen Intereſſe nicht auf die Billigkeit, ſondern auf die untadelhafte Qualität des Saatgutes Gewicht zu legen. Die Benutzung der Waldfrüchte zur Tierfütterung bezeichnet man als Maſtnutzung. Für dieſe kommen nur Eicheln und Bucheln in Betracht, welche man nach dem Abfall in Maſtjahren durch Eintreiben von Schweinen verwertet. In frühern Zeiten von großem Belang, wird dieſe Nebennutzung heutzutage bei uns kaum mehr irgendwo ausgeübt. Endlich wäre noch des Sammelns von Bucheln zur Sl— bereitung Erwähnung zu tun. Sie werden entweder in unter— gelegte Tücher von den Aſten abgeklopft oder am Boden zuſammen— gekehrt und durch Sieben gereinigt, mitunter auch einzeln auf— geleſen. Es empfiehlt ſich, die geſammelten Bucheln nur allmählich zu trocknen durch Ausbreiten auf luftigen Böden. Erſt ſpäter darf man ſie auf dem Ofen dörren. Sodann werden ſie zum Entfernen der Schalen gedroſchen und durch Werfen gereinigt. — 100 kg Bucheln geben annähernd 12 kg reines und 5 kg trübes DI. 8 158. Das Laub verſchiedener Holzarten gibt, in friſchem Zuſtand abgeſtreift oder mit den jüngſten Zweigen abgeſchnitten, ein gutes Futter für Ziegen und Schafe. Zur Futterlaubgewinnung eignen ſich als beſonders nahrkräftig die Blätter des Hollunders, Berg- und Spitzahorns, der Ulme, Sommerlinde, Aſpe, in zweiter Linie auch der Erle, Sahlweide, Winterlinde, Eiche, Eiche ꝛc. Das Laub wird meiſt getrocknet, mitunter aber auch grün verfüttert. In Zeiten von Futtermangel verabreicht man dem Vieh, namentlich in Berggegenden bei ſpätem Eintritt des Frühlings, auch feines Reiſig der Fichte und der Tanne und zwar nicht nur den 15 ee Ziegen und Schafen, jondern ſogar dem Großvieh. Geſchneidelte junge und mittelwüchſige Tannen, auf die man mitunter im Ge— birgswald ſtößt, ſind in der Regel zur Futtergewinnung verun— ſtaltet worden. Selbſtverſtändlich übt die Futterlaubnutzung auf das Wachstum eines Baumes immer eine ſehr nachteilige Wirkung aus. Da ſie jedoch im Walde meiſt in recht beſchränktem Maße und nur von ganz armen Leuten oder zu Zeiten großer Futternot betrieben wird, jo hat fie ſicher berechtigten Anſpruch auf die Nachſicht des Waldbeſitzers. Auch wächſt vorzüglich in jüngern Beſtänden an Weichhölzern, Vogelbeerbaum, Haſel, Hollunder-, Himbeer- und GBrombeerſträuchen, Waldreben ꝛc. viel Futterlaub, e Abgabe dem Wald nur zum Nutten gereicht. Junges Laub beſitzt den größten Nährgehalt, während andrerſeits ſeine Entnahme auch den größten Schaden verurſacht. Im Herbſt, wenn die Blätter für den Baum entbehrlicher werden, iſt ihr Nährwert gering. Im übrigen enthalten namentlich auch Knoſpen und Rinde der feinen Zweige ſchätzbare Nährſtoffe. Mit dem verhältnismäßig geringſten Schaden iſt die Ausübung der Futterlaubgewinnung im Nieder- und Mittelwald möglich. Vorzüglich werden jedoch im Kulturland längs Wegen, Grenzen ꝛc. ſtehende Schneidelſtämme zu dieſem Zwecke benutzt. Endlich ſei noch der Leſeholznutzung gedacht, unter welcher man den Bezug des am Boden liegenden dürren Aſt- und Reilig- holzes verſteht. Für den Waldbeſitzer ohne Wert, ſollte es den Armen in freigiebigſter Weiſe überlaſſen werden. Der da und dort noch beſtehende Brauch, das Sammeln von Leſeholz nur gegen Bezahlung einer Abgabe zu geſtatten, muß als engherzig und knauſerig bezeichnet werden. Auch die Einſchränkung dieſer Nutzung auf beſtimmte Tage der Woche ſollte nicht vorkommen, indem ſie den armen Leuten un⸗ möglich macht, Zeit und Witterung je nach Amftänden auszunützen. Wo für ausreichende und namentlich angemeſſen bezahlte Waldhut geſorgt iſt, bedarf es ſolcher Vorſchriften nicht. 5 159. Von den Nebennugungen, welche im Wald der Boden direkt bietet, ſteht in den Berggegenden meiſt obenan die Waldweide. Als Nahrung für das Vieh dienen teils Gras und Kräuter, teils die jüngern Teile des Holzwuchſes. Die Weide iſt ſomit am er— giebigſten in Schlägen und Jungwüchſen, in Lücken und Blößen, ſowie im Plenterwald. In geſchloſſenen, gleichaltrigen Beſtänden findet das Vieh nichts zu freſſen. 5 4 1 * a, Be 9 < > PP Rind vieh und Pferde nähren ſich vorzugsweiſe von den vorhandenen Futterpflanzen. Nur wenn dieſe zur Sättigung nicht ausreichen, gehen ſie zur Stillung des Hungers auch die Holz— pflanzungen an. Wo genügend Gras vorhanden, iſt der Schaden durch Verbeißen ziemlich belanglos. Nachteiliger wirkt unter Um— ſtänden, beſonders an ſteilen Hängen und auf ſtark durchweichtem Boden, der Tritt. Die Ziege liebt vor allem Abwechslung in ihrer Nahrung. Zeitweilig zeigt ſie für Gras, dann wieder für Holzpflanzen Vor— liebe und ätzt daher die letztern auch bei reichlichem Vorhandenſein beſſern Futters ab. Immerhin verbeißt ſie ſelbſtverſtändlich den Jungwuchs umſomehr, je ſpärlicher krautartige Pflanzen vorkommen. Unter Amftänden gebt ſie in dieſem Falle ſogar die Rinde jüngerer Stämmchen oder Aſte an. Mitunter iſt das Schälen nur eine ſchlimme Gewohnheit. Das Schaf hält gewiſſermaßen die Witte zwiſchen Rindvieh und Ziege ein, indem es wie dieſe ſich gerne von Holzpflanzen nährt, aber doch wie erſteres dem Gras den Vorzug gibt. Dabei hat es allerdings die Eigentümlichkeit, daß es den Raſen ſehr kurz abweidet und bei Futtermangel ſogar mit dem Wurzelſtock ab— beißt, infolgedeſſen die Pflanze eingeht. Da zudem, wo es in großer Menge aufgetrieben wird, ſeine ſcharfen Hufe den Boden verwunden, jo läßt das Schaf unter Amſtänden nicht nur keinen Holzwuchs aufkommen, ſondern verwüſtet überhaupt jede Vegetation. In den Niederungen und im Hügelland hat die Waldweide ſeit langem aufgehört. Im Gebirge hingegen, wo ſich die Be— völkerung faſt ganz auf Viehzucht angewieſen ſieht und durchgehends Mangel an Kulturland beſteht, beſitzt die Futtererzeugung im Wald größere Wichtigkeit. Die letztere iſt um ſo bedeutender, je nie— driger die Stufe, auf welcher ſich die Landwirtſchaft befindet. Demgemäß wird die Waldweide ſehr verſchieden ausgeübt. Auch in den Berggegenden haben heuzutage die meiſten Gemeinden den Weidgang im Wald abgeſchafft. An andern Orten findet im Sommer noch der Durchtrieb vornehmlich der Herdgeißen ſtatt, ſolange fie in die höhern Lagen zur Weide gehen, oder aber es kommt das Vieh bei ungünſtiger Witterung aus den Alpen her— unter in den Wald zur jog. „Schneeflucht“. Noch bedenklichere Zuſtände herrſchen, wo man dem Schmalvieh im Frühjahr und im Herbſt die ſonnigen untern Waldbezirke zur Weide angewieſen Te Fe hat. Als Anfug hingegen iſt zu bezeichnen, wenn Ziegen und Schafe zu jeder Jahreszeit, alſo auch im Winter, während meter— hoher Schnee den Boden deckt, in den Wald zur Weide getrieben werden, wie ſolches noch in einzelnen Tälern unſeres Hochgebirges geſchieht. Eine ſolche Wirtſchaft, bei welcher die Tiere nicht ſelten infolge von Hunger und Kälte zu Grunde gehen, ſollte ſchon als arge Tierquälerei ſtreng verboten ſein. Bei einer richtigen und ſorgfältigen Waldwirtſchaft, wie ſolche nun auch im Gebirge mehr und mehr Platz greift, iſt der Graswuchs in gleichaltrigen und ſelbſt in plenterartigen Beſtänden ein ſehr geringfügiger, da das Be— ſtreben darauf gerichtet ſein muß, alle vorkommenden Lücken und Blößen un⸗ geſäumt auf natürlichem oder künſtlichem Wege wieder zu beſtocken. Das im Walde weidende Vieh iſt ſomit beinahe ganz auf die jungen Holzpflanzen an⸗ gewieſen und richtet an dieſen einen Schaden an, gegenüber welchem der für die Landwirtſchaft erwachſende Nutzen in der Mehrzahl der Fälle verſchwindend klein erſcheint. Man ſollte deshalb tunlichſt darauf Bedacht nehmen, auch im Gebirge immer mehr das Weidevieh aus dem Walde auszuſchließen. Wo ſolches zur Zeit noch nicht möglich iſt, wird man ſuchen, zunächſt wenigſtens die wichtigſten oder am ſtärkſten gefährdeten Waldbezirke in Bann zu legen. Weſentlich anders liegen die Verhältniſſe auf den beſtockten Weiden oder Wytweiden (vgl. § 79), wo der Holzwuchs und die zwiſchen ihm ſich ausbreitenden fruchtbaren Weideflächen An— ſpruch auf gleiche Fürſorge haben, da ſie bei angemeſſener Bewirt— ſchaftung, weit entfernt einander zu beeinträchtigen, ſogar ſich gegen— ſeitig begünſtigen. Die Beſtockung bewahrt den Boden vor über— mäßiger Austrocknung und ſchützt den Graswuchs gegen den ſehr nachteiligen Einfluß der rauhen Winde, während andrerſeits in Höhenlagen, wo unſere Waldbäume nur in mehr oder weniger freiem Stande gut gedeihen, die Weide geſtattet, dem unbeſetzten Boden noch einen Ertrag abzugewinnen. In höhern Lagen iſt die Wytweide ſomit eine durchaus zweckmäßige und naturgemäße, ja die einzig berechtigte Betriebsart. Man ſuche ſie alſo zu verbeſſern, indem man ein Gberſetzen mit Vieh vermeidet und namentlich die Ziegen fernhält, gleichzeitig aber dort, wo die Verjüngung ausbleibt, durch platzweiſes, oberflächliches Verwunden oder grobſcholliges Ambaden des Bodens, Einfriedigen einzelner Stellen oder ſogar durch Saat und Pflanzung für Erzielung einer horſtweiſen Beſtockung ſorgt. — Will und kann man zur Begünſtigung des Holzwuchſes noch ein übriges tun, jo ge— ſchieht dies am einfachſten und zweckmäßigſten, indem man einen Randbezirk als eigentlichen Wald abſchließt, den Reſt aber als Wytweide fortbe— ſtehen läßt. 8 1 eee RK N * ENTE TER [i EST * 9 e * r TUN ee * — 229 — $ 160. Statt durch Ausübung der Weide kann die Benutzung des Graſes, welches in Schlägen, an Wegen ꝛc. vorkommt, auch durch Sammeln ſtattfinden. Sobald bei der Gewinnung mit der nötigen Schonung zu Werke gegangen wird, iſt dieſe Neben— nutzung mit einem Nachteil für den Wald nicht verbunden; im Gegenteil kann ſie durch Befreiung der überwachſenen jungen Pflanzen, durch Verringerung des Mäuſeſchadens ꝛc. recht gün— ſtig wirken. An Wegen, auf Holzablageplätzen, überhaupt wo feine Be— ſchädigung zu befürchten, darf unbedenklich der Gebrauch der Senſe geſtattet werden. In Kulturen erſcheint höchſtens die Verwendung der Sichel, oder, wenn die Pflanzen noch klein, nur das Ausraufen von Hand zuläſſig. Findet die Grasnutzung im Hochſommer ſtatt, ſo ſoll rings um die noch jungen Pflänzlinge das Gras ſtehen gelaſſen werden, indem ſie ſonſt, plötzlich freigeſtellt, von der Sonnen— hitze leiden, unter Umſtänden ſogar eingehen. Zweckmäßig werden die einzelnen Pflanzen vorher mit eingeſteckten Gerten bezeichnet. Wo man eine natürliche Verjüngung erſt erwartet, oder auf magerem, flachgründigem Boden hat ſelbſtverſtändlich jede Gras— nutzung zu unterbleiben. Es empfiehlt ſich, dieſe Nebennutzung unter gewiſſen, einem Mißbrauch vorbeugenden Bedingungen zu verſchenken oder zu verpachten. Andernfalls wird das Gras unrechtmäßiger Weiſe bezogen und, wie leicht begreiflich, nimmt der Frevler auf Schonung vorhandener Verjüngung wenig Bedacht. Als zweckmäßig erweiſt ſich, jedem Nutzungsberechtigten eine beſtimmte Fläche zuzuteilen, auf welcher er für vorgekommenen Schaden verantwortlich gemacht werden kann. Den letztern ahndet man durch eine für jede verletzte Pflanze feſtzuſetzende Buße oder durch Entzug der Bewilligung zum Grasraub. § 161. Außer Futter verlangt häufig die Landwirtſchaft vom Wald auch Streu. Als ſolche kann dienen die Streudecke, beſtehend aus dürrem Laub, Nadeln und Moos, oder der lebende Boden— überzug, wie er von verſchiedenen forſtlichen Unkräutern gebildet wird. Endlich benutzt man die Zweigſpitzen der Nadelhölzer mit den noch anhaftenden Nadeln als ſog. Schneidelſtreu. Im gewöhnlichen verſteht man unter Waldſtreunutzung den Bezug der ſog. Bodenſtreu, d. h. der abgefallenen Blätter und Nadeln, ſowie des Mooſes, von dem die letztern mehr oder weniger durchwachſen ſind. Sie iſt beſonders begehrt in den Gebirgs— Te a e N . tälern, wo das wenige produzierte Stroh größtenteils verfüttert wird und in manchen Weinbau treibenden Gegenden mit ſehr großem Düngerbedarf. Je vollkommener die Stall- und Dünger— wirtſchaft, je zweckentſprechender der landwirtſchaftliche Betrieb überhaupt, um ſo geringeres Gewicht wird auf die Waldſtreu ge— legt und umgekehrt. An den wenigſten Orten beruht ihre Ver— wendung auf einem wirklichen Bedürfnis. Jedenfalls wird ihr Nutzen durch den infolge ihrer Entnahme dem Walde zugefügten Schaden weit überwogen. Bereits in $ 29 wurde auf die außerordentliche Wichtigkeit hingewieſen, welche die Streudecke für den Wald beſttzt: ſie iſt deſſen natürlicher und einziger Dünger; ſie erhält die Feuchtigkeit des Bodens und verhindert, daß er, durch die Regentropfen feſt— geſchlagen, verhärtet. Dadurch wird die Bodenſtreu zur wichtigſten Bedingung für die Fruchtbarkeit des Waldbodens und muß ihre regelmäßige Entnahme für den Holzwuchs von den allerſchädlichſten Folgen ſein. Unter ihrem Einfluß kümmern die vormals ſchönſten Buchenwälder und machen nach und nach dem genügſamern Nadel— holz Platz. Aber auch bei dieſem geht, wo fortwährende Streu— nutzung ſtattfindet, der Zuwachs immer mehr zurück, der Schluß wird je länger je lichter, die Lebensdauer der Bäume wird verkürzt und die natürliche Verjüngung des Beſtandes unmöglich gemacht. Im Schutzwald kommt zur Einbuße am Ertrag noch die verminderte oder ganz aufgehobene Schutzwirkung. Sie macht ſich oft fühlbar lange bevor der Holzbeſtand ſtark gelitten hat. Nament— lich gilt dies mit Bezug auf die Verlangſamung des Waſſerabfluſſes. Wo die lockere Bodendecke fehlt und der Boden ſelbſt verhärtet iſt, darf man natürlich nicht auf ein großes Waſſerzurückhaltungs— vermögen rechnen, ſondern es fließt bei Wolkenbrüchen die Nieder- ſchlagsmenge ab faſt wie am kahlen Hang. Der Streuertrag ſchwankt ſogar auf der nämlichen Fläche von Jahr zu Jahr, je nach der vorherrſchenden Witterung. Er iſt in naſſen Sommern erheblich größer als in trockenen. In mittelwüchſigen bis haubaren, gut ge- ſchloſſenen Beſtänden ergeben ſich nach Ebermayer bei jährlicher Nutzung per ha im Mittel unter Buchen annähernd 41 q, unter Fichten ca. 35 q., unter Kiefern ca. 37 q lufttrockene Streu. Läßt man den Streuvorrat in den Beſtänden während mehreren Jahren ſich anſammeln, jo wächſt natürlich auch der Streuanfall. Der letztere wird aber nicht nur von Witterung und Holzart beeinflußt, ſondern ebenſo von der Standortsgüte, vom Beſtandsalter ꝛc. Und mit dieſen Umſtänden wechſelt auch die Rückwirkung auf den Wald. * ei 2 ® . 1 ccc wi . * * * En he * * Der Schaden der Streunutzung macht ſich um ſo empfindlicher fühlbar, je geringer der Standort. Je magerer und flachgründiger der Boden, je geneigter und exponierter die Lage, je wärmer das Klima, umſo mehr wird der Holzbeſtand von der Streuentnahme leiden. Die Wirkung am Süd⸗ und Weſthang wird ſomit nachteiliger ſein, als am Nordhang, auf trockenem Sand nachteiliger als auf friſchem Lehm oder Ton uſw. Bezüglich der einzelnen Holzarten beſteht ein UAnterſchied nur inſo— fern, als ein gegebener Standort eher ſoweit erſchöpft iſt, daß er z. B. der anſpruchsvollern Buche nicht mehr genügt, als etwa den anſpruchsloſern Nadelhölzern. ft aber für eine beſtimmte Holzart einmal dieſe zuläſſig ge— ringſte Bodengüte erreicht, ſo wird ihr die Streunutzung gleich verderblich, wie unter entſprechenden Verhältniſſen einer andern. Das Beſtandsalter kommt inſofern in Betracht, als die Entnahme der Streu- und Moosdecke am ſchädlichſten wirkt in der Jugend und im Stangenholzalter, ſowie im haubaren Beſtand, der bald verjüngt werden ſoll. Endlich übt natürlich auch die Art und Weiſe der Streuge winnung einen ſehr wichtigen Einfluß aus. Dabei ergibt ſich ein bedeutender Unter— ſchied nicht nur je nachdem die Nutzung alljährlich oder in größern Zwiſchen— räumen ſtattfindet, ſondern auch je nach der Jahreszeit und der Ausführung des Sammelns. Wenn der Boden den Sommer über ſchutzlos der Austrock— nung ausgeſetzt bleibt, ſo leidet der Holzbeſtand viel mehr, als wenn das Sammeln im Herbſt während des Laubabfalls erfolgt. Wo nur ſogen. „Bettlaub“ gewonnen wird, iſt der Schaden weniger empfindlich, als wo man mit dem Rechen auch noch die halbzerſetzte Streu oder gar die ſchwarze Humuserde wegſcharrt. | In unſern Gebirgswaldungen, die ſozuſagen ausnahms— los Schutzwald ſind, verbietet das Geſetz die Streunutzung ent— weder ganz oder verlangt, daß ſie, wie alle Nebennutzungen, auf ein wenig ſchädliches Maß eingeſchränkt werde. Läßt ſich die Streunutzung nicht ohne weiteres ganz aufheben, ſo beachte man wenigſtens folgende Maßregeln: Angünſtige Standorte und ſchlechtwüchſige, lückige Beſtände ſind von vornherein von jeder Streunutzung auszuſchließen. — Sie iſt im fernern unzuläſſig in den mittelwüchſigen und jüngern Wald— bezirken, ſowie in denjenigen, welche während der nächſten 10 Jahre ganz oder teilweiſe zum Hiebe kommen. In Plenterwaldungen ſoll mindeſtens ein Drittel der Fläche für jede Streunutzung in Bann gelegt werden. Auch dort, wo die Entnahme der Streudecke geſtattet werden kann, hat ein Wechſel ſtattzufinden, ſodaß die Nutzung früheſtens alle 3—6 Jahre, je nach dem Zuſtand des Waldes, auf dieſelbe Stelle wiederkehrt. 9 3 2 * ’ K 2 x; 8 7 N — 533 Pa - R 53 — Es ſoll nur die unzerſetzte Streu, nicht aber der darunter be— findliche Humus geſammelt werden. Die Moosdecke iſt nur plätze— oder ſtreifenweiſe abzuziehen, damit ſie ſich von den unberührt ge— bliebenen Stellen aus wieder ergänzen kann. Das Streuſammeln darf nur im Herbſt während des Laubabfalles, bei trockener Wit— terung ſtattfinden. Die Verwendung eiſerner Rechen iſt unzuläſſig. Für Gemeinde- und Korporationswaldungen wird die Streunutzung am zweckmäßigſten durch ſog. Streunutzungspläne geregelt, deren Entwurf jeweilen bei der Aufſtellung oder Reviſion von Wirtſchaftsplänen ſtattfindet. — Wo Laub-, Moos- oder Nadelſtreu abgegeben werden muß, hat eine möglichſt vollkommene Erhaltung des Beſtandsſchluſſes als erſte Regel zu gelten. Die Durchforſtungen ſind ſomit nur ſehr ſchwach zu führen; ganz beſonders wird man auch auf möglichſte Schonung allen Unterwuchſes oder Bodenſchutzholzes Bedacht nehmen. Der Bodenſtreunutzung mit ihren ſchädlichen Folgen läßt ſich im fernern wenigſtens einigermaßen entgegenwirken durch Abgabe von Streumaterial, welches der Wald ohne Nachteil entbehren kann, nämlich Schneidel⸗ und Ankrautſtreu. Schneidel- oder Hackſtreu ergibt ſich in ganz anſehnlicher Menge in den Schlägen und Durchforſtungen. Das feine Nadel— holzreiſig liefert eine vortreffliche Streu und iſt vielerorts zu dieſem Zwecke, beſonders dasjenige der Tanne, für ſchweren, bindigen Boden zum Kartoffelbau ſehr geſucht. — Schneidelſtreu darf nicht lange im Walde an Haufen liegen bleiben, da ſie ſich ſonſt erhitzt und die Nadeln abfallen. Selbſtverſtändlich wird durch dieſe Art der Streuabgabe dem Wald kein Schaden zugefügt, ſofern nicht zu ihrer Gewinnung von ſtehendem Holz Aſte heruntergehauen werden. Letzteres iſt natür— lich durchaus unzuläſſig und kennzeichnet ſich als Raubwirtſchaft, die in der Schweiz wohl kaum mehr vorkommen dürfte. Auch die Entnahme der AUnkrautſtreu gereicht dem Wald eher zum Nutzen als zum Nachteil, ſobald dabei mit der nötigen Vorſicht und Schonung zu Werk gegangen wird. Vornehmlich ſind es die holzigen Halbſträucher, welche zum Einſtreuen Verwen— dung finden, als Heidekraut, Heidel- und Preißelbeere, mancherorts auch die Beſenpfrieme, dann die Farnkräuter, die auf naſſen Blößen erſcheinenden Binſen- und Riedgräſer ꝛc. Zum Abſchneiden der holzigen Pflanzen benutzt man ſtarke Meſſer oder Sicheln, für die übrigen Unkräuter wohl auch die Senſe. Selbſtverſtändlich hat man ſorgſam darauf zu achten, daß vorkommender Jungwuchs nicht DD 0 — 233 — mit abgeſchnitten oder mit dem Unkraut nicht gleichzeitig auch die oberſte Bodenſchicht entfernt werde. $ 162. Wird nach kahlem Abtrieb des Holzbeſtandes der Boden während einem oder mehreren Jahren zum Anbau landwirtſchaft— licher Kulturpflanzen verwendet, ſo nennt man dieſe Nebennutzung landwirtſchaftliche Zwiſchennutzung oder Waldfeldbau. Sie iſt naturgemäß auf ebenes oder doch wenig geneigtes Terrain beſchränkt und kommt ſomit vorzugsweiſe in der Ebene und im Hügellande auf fruchtbaren, tiefgründigen Böden vor. Dabei wird im Winter oder zeitig im Frühjahr nach dem Schlag das Stock— und Wurzelholz gerodet, vorhandener Abraum verbrannt und die ganze Fläche ſorgfältig umgegraben. Im erſten Jahre pflanzt man gewöhnlich Kartoffeln, häufig auch noch im zweiten oder dann an deren Stelle Hafer, ſeltener Roggen, Korn oder andere Körner— früchte. Nachher geht der Ertrag gewöhnlich zurück und wird daher der landwirtſchaftliche Zwiſchenbau nur ausnahmsweiſe auf ein drittes oder gar viertes Jahr ausgedehnt. Wie leicht begreiflich, wirft der unter langjährigem Beſtands— ſchluß verbeſſerte Boden anfänglich meiſt reiche Ernten ab. Oft zeigt in den erſten Jahren auch die nachfolgende Aufforſtung noch ein freudiges Gedeihen. Je mehr aber Wurzeln und Steine aus— gegraben, der Boden gelockert und ſeine Nährbeſtandteile auf— geſchloſſen wurden, um ſo ausgeſprochener machen ſich ſpäter die in S 77 aufgezählten, der Kahlſchlagwirtſchaft anhaftenden Nach— teile geltend. Nicht nur werden die angeſammelten Nährſtoffe auf— gezehrt oder in die Tiefe geſchwemmt, ſondern der Boden verhärtet überdies ſo ſehr, daß der Holzwuchs zu kümmern beginnt. Oft ſchon im Stangenholzalter ſtellt ſich im betreffenden Beſtand, zu— mal wenn darin Laubhölzer fehlen, allgemeines Siechtum und ſtarke Verlichtung ein, ſodaß er lange vor der Zeit abgetrieben werden muß. Aus dem Geſagten dürfte ſich ergeben, daß der Waldfeldbau ſtets eine Schwächung der Bodenkraft und damit notwendig eine Verringerung des Zuwachſes am nachfolgenden Beſtand zur Folge haben muß. Er iſt ſomit eine mit einer pfleglichen Forſtwirtſchaft nicht vereinbare Nebennutzung und ſollte daher, wo irgend tunlich, aufgegeben werden. Der landwirtſchaftliche Zwiſchenbau wird, ähnlich wie im Hochwald, auch im Niederwald angewendet, als ſog. i doch iſt dieſer in der Schweiz nirgends üblich. Die Einführung des Waldfeldbaues im Hochwald datiert bei uns aus den 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts, aus der Zeit des erſten ver- heerenden Auftretens der Kartoffelkrankheit. Auf dem noch unverſeuchten Waldboden gediehen die Kartoffeln ausgezeichnet, ſodaß die landwirtſchaft⸗ liche Benutzung der Schlagflächen bald große Ausdehnung gewann. Be— deutenden Vorſchub leiſtete ihr die in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts in den Niederungen allgemein überhandnehmende Kahlſchlagwirtſchaft mit nachfolgender künſtlicher Verjüngung, vorzüglich durch Pflanzung reiner Fichten. Die ſchwerwiegenden Jibeljtände eines ſolchen Betriebes machen ſich jedoch in ſo bedenklicher Weiſe geltend, daß ſolcher immer mehr auf— gegeben wird. Wer in manchen Waldungen unſeres Hügel- und Flachlandes die einſt auf landwirtſchaftlich benutzten Flächen begründeten, kümmernden und ſtark verlichteten Stangenhölzer geſehen hat, welche mit 40 oder 50 Jahren ſchon abgetrieben werden müſſen, wird dieſer verſchwindenden Nebennutzung keine Träne nachweinen. Ebenſowenig zu beklagen iſt das Aufhören der Rüttholzwirtſchaft im Emmental und Entlebuch. Sie beſtand darin, daß der Boden, ſolange er einen Ertrag abwarf, mit Hackfrüchten oder Getreide angebaut, dann zur Be— raſung ſich ſelbſt überlaſſen und geweidet wurde, bis Alpenerlen und unter dieſen Fichten anflogen. Die letztern gelangten gewöhnlich mit 25-30 Jahren wieder zu Hieb. 8 163. Der Vollſtändigkeit halber ſei noch verſchiedener anderer Mebennutzungen gedacht, die, weil in forſtlicher Hinſicht von ganz untergeordnetem Belang, nur aufgezählt werden jollen. Lehm, Sand, Kies, Steine überläßt man meiſt gegen Entrichtung einer angemeſſenen Abgabe. Beeren, Arzneikräuter, Pilze haben für den Wald— beſitzer keinen Wert und ſollten daher von jedermann nach Belieben geſammelt werden dürfen. Namentlich der ärmern Bevölkerung gegenüber vermeide man alle engherzigen Einſchränkungen im Bezug dieſer geringwertigen Walderzeugniſſe. J. Eierſchwamm 6. Spitz-Morchel . Speiſe-Lorchel Einige der beiten eßbaren Pilze Verkleinerte Abbildungen aus Michael, Führer für Pilzfreunde Verlag von Förſter & Vorries in Zwickau Sa. en Im allgemeinen entſchieden zu wenig gewürdigt werden von den kleinen Nebenprodukten des Waldes die eßbaren Pilze oder Schwämme. Enorme Mengen ſolcher läßt man alljährlich aus Unkenntnis oder Vorurteil unbe— nutzt im Walde zu Grunde gehen, während ſie als ebenſo nahrhafte und zu— trägliche, wie ſchmackhafte Speiſe Verwertung finden könnten. Wer den Wald zu ſeinem Arbeitsfeld gewählt hat, ſollte wenigſtens einige der beſten und gewöhnlichſten Schwämme kennen. Gerade die Forſtkurſe bieten vortreffliche Gelegenheit, ganz nebenbei zum Sammeln und Verwerten eßbarer Pilze an— zuleiten. Wir ſchalten daher hier einige kurze Notizen über dieſen Gegen— ſtand ein. Es gibt abſolut kein allgemein geltendes Kennzeichen, nach dem man die ſchädlichen Schwämme von den eßbaren unterſcheiden könnte. Alles was diesfalls behauptet wird, iſt durchaus unzutreffend. Vor Vergiftung ſchützt einzig die genaue Kenntnis der zu ſammelnden Arten. Dieſe bietet jedoch jedoch keine Schwierigkeiten, ſobald man ſich auf einige wenige, nicht mit andern, giftigen, zu verwechſelnde Pilze beſchränkt. Eine kleine Auswahl ſolcher findet ſich auf umſtehender Tafel abgebildet. Aber die einzelnen Arten ſei folgendes bemerkt: 1. Der Steinpilz, ein ſehr geſchätzter und in manchen Gegenden viel verwendeter Speiſepilz, beſitzt einen bauchig verdickten Strunk, der 18—20 cm Höhe und 8—10 cm Dicke erreicht. An ſeinem obern Teil iſt der Stiel mit einem feinen, weißen Adernetz überzogen, welches ſich von der hellbraunen Grundfarbe deutlich abhebt. Der polſterförmige, kahle, feuchte, oft klebrige, dunkelbraune Hut trägt auf der Anterſeite feine Röhrchen, die, anfangs weißlich, ſpäter ſchwach gelb- oder grünlich werden. In der Jugend ſchließt ſich der Hut dicht an den Knollen des Strunks an und bekommt dadurch eine kugelförmige oder halbkugelige Geſtalt. Man findet den Steinpilz in lichten Wäldern, an Waldſäumen und auf ſchattigen Wieſen von Auguſt bis Oktober. Eine Verwechslung iſt nicht wohl denkbar, da dieſer Schwamm ſich an der weißen, netzförmigen Zeichnung des glatten, weder roten noch blauen, ſondern blaß-bräunlichen oder grauen Strunkes, an den feinen weißlichen oder gelblich-grünen Röhren und an dem weißen, faſt unveränderlichen, nie blau anlaufenden Fleiſch mit Sicherheit erkennen und von ſchädlichen Arten unterſcheiden läßt. Zur Zubereitung werden die Röhren entfernt und die fleiſchigen Teile in Scheiben geſchnitten. Sehr häufig finden ſich Strunk und Hut von den Gängen kleiner Würmchen durchſetzt und müſſen dann die betreffenden Teile weggeworfen werden. 2. Der Champignon kommt in verſchiedenen, einander nahe verwandten Arten vor. Beſonders der Feld-Champignon gehört zu unſern feinſten Pilzen, doch werden auch der Wald-Champignon, der Acker-Champignon, der Wieſen⸗Champignon u. a., welche ſich alle ſehr ähnlich ſehen, gerne genoſſen. BR 27 Alle Champignons haben einen dickfleiſchigen, in der Jugend ſtark ge- wölbten, dann aber allmählich ſich verflachenden Hut mit weißlicher, jeiden- artig glänzender oder mit Schüppchen beſetzter Oberſeite. Auf der Unterſeite trägt er anfangs weiße, ſpäter rojen- oder fleiſchrot und ſchließlich dunkel- braunrot werdende Blättchen (Lamellen). Den bis 12 cm hohen, weißen, im Innern maſſiven Strunk umgibt im obern Drittel ein weißer, häutiger Ring, welcher die Stelle bezeichnet, wo in der Jugend der halbkugelige Hut mit dem Strunk verwachſen war. Eine Verwechslung dieſes Pilzes in jugendlichem Zuſtande wäre möglich mit dem ſehr giftigen Knollenblätterſchwamm. Derr letztere beſitzt jedoch einen hohlen Strunk, einen dünnfleiſchigen Hut und weiße Blättchen (Lamellen), die nie rötlich werden. Bei ältern Exemplaren ſchält man den Hut und entfernt auch die dunkel⸗ gefärbten Lamellen, worauf man den Pilz zur Zubereitung in Stücke zerſchneidet. 3. Der Reizfer, einer unſerer ſchmackhafteſten, im Herbſt in Nadelholz— beſtänden und auf Wytweiden häufigſten Pilze, reiht ſich ebenfalls unter die Blätterſchwämme ein. Der fleiſchige ſchleimige Hut, von orangeroter Farbe, iſt in der Jugend ſtark gewölbt, ſpäter flacher, in der Mitte eingedrückt, mit parallelen, abwechſelnd hellern und dunklern Ringen gezeichnet. Auch die Lamellen und der Strunk, welcher 5—6 em hoch wird, ſind orange- oder faſt ziegelrot, das Fleiſch im Innern dagegen weißlich, mit reichlichem, rotgelbem Milchſaft. An der Luft läuft der letztere raſch grünſpanfarben an, ſodaß der Pilz nach Verletzungen — ſelbſtverſtändlich ohne Nachteil für ſeine Güte und Zuträglichkeit — ſehr unanſehnlich wird. Schädliche Verwechslungen braucht man kaum zu befürchten, da alle dem Reizker ähnlichen Pilze nicht ziegelroten, ſondern weißen Wilch— ſaft beſitzen. 4. Der Eierpilz oder Pfifferling, im Sommer und Herbſt faſt überall im Walde ſehr gemein und viel geſammelt, fällt auf durch ſeine ſchön hellgelbe Farbe. Der Hut, fleiſchig, kahl, anfangs gewölbt, wird ſpäter flach mit eingerolltem Rand und zuletzt oft trichterförmig, unregelmäßig buchtig. Der Strunk, voll und feſt, geht bei allen nicht ganz jungen Exemplaren all- mählich in den Hut über. Die Blättchen auf der Unterſeite des letztern gleichen fleiſchigen, oft gebogenen und verzweigten Rippen, die meiſt weit am Stiele herab verlaufen. Das Fleiſch des Pilzes, von gelblich-weißer Farbe, iſt in der Jugend zart, im Alter faſerig und zäh, aber ſelten von Inſekten— larven durchlöchert. Eine Verwechslung mit dem falſchen Eierpilz braucht man kaum zu fürchten, da der letztere ſich durch einen dünnen Stiel und tief orangerote Färbung auszeichnet, zudem bei uns ſelten vorkommt. 5. Der Ziegenbart oder Korallenſchwamm tritt ebenfalls in mehreren Arten auf, welche ſämtlich eßbar ſind. Den Korallenpilzen fehlt ein Hut. Auf dem dicken, fleiſchigen Strunk erheben ſich eine Menge zarter und zerbrech— licher, meiſt gedrängt ſtehender und vielfach verzweigter Aſte von weißlicher, grauer, gelber oder roſaroter Färbung. Die meiſten Arten erreichen 10 und noch mehr Zentimeter Höhe und einen entſprechenden Umfang. — 237 — Korallenſchwämme treten im Sommer und Herbſt in unſern Nadelholz— waldungen häufig auf. Obwohl fie nicht zu den ſchmackhafteſten Pilzen ge— hören, ſo werden ſie doch gerne geſammelt, da dabei eine Verwechslung mit ſchädlichen Arten vollſtändig ausgeſchloſſen erſcheint. Immerhin halte man darauf, nur ganz friſche, weder weich- noch zähgewordene Exemplare zu benutzen. 6. Die Morcheln. Auch bei dieſen unterſcheidet man verſchiedene Arten, welche alle zu unſern feinſten und wertvollſten Speiſepilzen gehören. Der hohle, bis fingersdicke, weißliche Stiel trägt einen fegel- oder eiförmigen Hut, der, im Innern hohl, auf der Außenſeite durch Längs- und Querrunzeln netzartig in grubige Felder geteilt iſt. Die Farbe wechſelt zwiſchen gelb und dunkelbraun. Die Morcheln erſcheinen vorzüglich im April und Mai nach warmen Regen in Wäldern und auf ſchattigen Wieſen mit ſchwerem, lehmigen und kalkhaltigem Boden. Eine Verwechslung ift bei ihnen nicht denkbar. Die Morcheln werden in kaltem Waſſer ſauber gewaſchen, größere Exemplare der Länge nach zerſchnitten und ſodann teils friſch zubereitet ge— noſſen, teils an Faden gereiht und an der Sonne oder beim Herdfeuer raſch getrocknet, aufbewahrt. Sie dienen dann als Beigabe zu Fleiſchſpeiſen und können zu dieſem Zwecke auch vorteilhaft verkauft werden. 500 gr getrocknete Morcheln ſollen Fr. 12—15 gelten. 7. Die Lorcheln, mit den Morcheln nahe verwandt, kommen ebenfalls in zahlreichen, als Speiſepilze beliebten Arten vor. Ihr weißlicher, hohler Stiel endigt in einen verworren faltigen oder buchig gelappten Hut mit gelb— licher oder bräunlicher Oberfläche. Man findet die Lorcheln beſonders in Nadelholzbeſtänden ebenſowohl im Frühjahr wie im Herbſt und genießt ſie friſch oder getrocknet. Auch bei dieſen Pilzen kann eine Verwechslung nicht vorkommen, hingegen hat man ſich zu merken, daß die im April und Mai erſcheinende frühe Speiſelorchel in friſchem Zuſtande einen Giftſtoff enthält, der vor der Verwendung durch Brühen des Schwammes in heißem Waſſer entfernt werden muß. Er verſchwindet auch beim Trocknen. Außer den genannten Schwämmen gibt es in unſern Waldungen noch eine gewaltige Zahl von Arten, die als Nahrungsmittel nicht geringern Wert beſitzen, und die bald da, bald dort maſſenhaft auftreten. Wer ſich mit dem Gegenſtand näher vertraut zu machen wünſcht, findet darüber in manchen kleinern und größern Schriften Belehrung. Als eines der gediegenſten ein— ſchlägigen Werke, ausgezeichnet namentlich durch prachtvolle, naturgetreue Abbildungen, können wir beſtens empfehlen: Michael, Führer für Pilz— freunde.) ) Von der Buchausgabe des Michael’ihen Pilzwerkes find drei Bände erſchienen. Der erſte Band (Preis Fr. 8.—) enthält 69 Gruppen der be— kannteſten eßbaren, verdächtigen und giftigen Pilze. Im zweiten Band werden weitere 107 Gruppen von bekannteren Arten und im dritten Band nochmals — 238 — Beim Sammeln der wertvollern Schwämme vermeide man, das feine Pilzgeflecht im Boden durch Ausreißen des Strunks zu beſchädigen. Man ſchneide dieſen vielmehr, um die Erzeugung neuer Pilze zu fördern, eben über der Erde ab. Im fernern vergeſſe man nicht, daß alle Pilze ſich ſehr raſch zerſetzen und dann giftig wirken. Man ſammle alſo nur ganz friſche Exemplare und werfe alle alten, von Maden durchlöcherten oder von anhaltendem Regen durchweichten fort. Nach Hauſe gebrachte Schwämme müſſen ſofort gereinigt und entweder gleich zubereitet oder mit Salz beſtreut, an einem luftigen und kühlen Ort bis längſtens 24 Stunden aufbewahrt werden. Pilzgerichte darf man nie aufheben oder gar aufoärmen. Zu längerer Aufbewahrung ſchneidet man größere Schwämme in Stücke und trocknet ſie an Faden gezogen. Bei Beachtung dieſer wenigen Regeln iſt eine Gefahr beim Genuß von Pilzen vollſtändig ausgeſchloſſen. V 131 Gruppen in Wort und Bild dargeſtellt. Jeder Band bildet ein abge- ſchloſſenes Ganzes für ſich und iſt einzeln käuflich. Außerdem exiſtiert eine billige Volksausgabe (Fr. 2.—) mit 34 der bekannteſten Arten aus dem erſten und zweiten Bande. * * h: > 2 2 . 1 * 2 N F 7 i N h 3 ; + {u 2 2 4 4 5 2 8 * Forſtſchutz. § 164. Die Wälder ſind von ihrer Jugend bis ins ſpäte Alter mannig— fachen Gefahren und Beſchädigungen ausgeſetzt. Der Forſtſchutz lehrt uns einerſeits dieſe Gefahren rechtzeitig erkennen, andrerſeits die geeigneten Mittel anwenden, um die nachteiligen Einflüſſe zu verhüten oder deren Folgen möglichſt unſchädlich zu machen. — Störende Einwirkungen drohen dem Wald ſowohl von Seiten der unorganiſchen Natur, als auch durch Pflanzen, Tiere und menſch— liche Handlungen. Im nachfolgenden ſollen die allerwichtigſten dieſer Schädigungen kurz beſprochen werden. l. Gefährdungen durch die unorganiſche Nalur. Schutz gegen Sturmſchaden. 8 165. Der Sturmwind bricht nicht nur einzelne Bäume entzwei oder reißt ſie mitſamt den Wurzeln aus dem Boden, ſondern er ver— heert nicht ſelten ausgedehnte Waldgebiete. Je nach der Art der Beſchädigung unterſcheidet man Windbruch und Windwurf. Häufig werden die Bäume auch nur in den Wurzeln gelockert, infolgedeſſen ſie kränkeln und, den Angriffen der Inſekten Preis gegeben, mit der Zeit eingehen. Die Stürme wirken am verderblichſten auf flachgründigem oder vom Waſſer aufgeweichtem Terrain und wenn ſie am Hang berg— abwärts ſtreichen. Keine Holzart iſt dieſer Schädigung mehr aus— geſetzt als die oberflächlich wurzelnde Fichte. Je langſchäftiger die Bäume, je höher angeſetzt und dichter deren Krone, mit um— ſomehr Wucht wird der Wind auf ſie einwirken. Ganz oder wenigſtens teilweiſe frei erwachſene Stämme, wie ſie z. B. der Plenterwald enthält, beſitzen eine viel größere Stand— feſtigkeit als ſolche des gleichaltrigen Beſtandes. Am meiſten ge— fährdet iſt der letztere, wenn er auf der Windſeite angehauen oder ſein Schluß durch Löcher unterbrochen wurde. Infolge OSffnens ſolcher Angriffspunkte kann ſelbſt bei ganz mäßigen Luftſtrö— mungen großer Schaden entſtehen. Am häufigſten kommt Windwurf vor; nur bei trockenem und bei hartgefrorenem Boden, oder wenn der Stamm durch Fäulnis, Kropfbildung ꝛc. geſchädigt war, ſtellt ſich Windbruch ein. Die gewöhnlich von Regen begleiteten Weſt- oder Südweſtwinde werden daher dem Wald am verderblichſten. Zur möglichſten Verhütung und Beſchränkung von Windfall dienen: 1. Die Erziehung kräftiger und widerſtandsfähiger Beſtände in angemeſſener, dem Standort entſprechender Miſchung. Mittel hiezu ſind eine zweckmäßige Begründung und eine forgfältige Pflege der Beſtände. 2. Die Führung und die Aneinanderreihung der Schläge gegen die heftigſten Winde, im Hochwald ſomit in der Regel von Oſt oder Nordoft gegen Weſt oder Südweſt. 3. Vermeidung einer Unterbrechung des Beſtandsſchluſſes im hohen, gleichaltrigen Holze durch Löcherhiebe, Anlage breiter Schneißen ꝛc. 4. Anlage offener Waſſerabzugsgräben, wo infolge Licht— ſtellung des Beſtandes Bodenvernäſſung eingetreten iſt. 5. Freiſtellung von vorausſichtlich ſpäter dem Sturmwind aus— geſetzten Beſtandsrändern im jugendlichen Alter durch ſog. Los— hiebe. 6. Erhaltung ſelbſt vereinzelter Stämme, welche dem Winde erfolgreich Widerſtand geleiſtet haben. Wo ſie bedroht erſcheinen, kann man ſie etwas aufaſten, um die Angriffsfläche für den Wind zu vermindern, dagegen hüte man ſich, ſie zu beſeitigen, in der Abſicht, die Schlaglinie geradezulegen. Noch fehlerhafter erweiſt ſich in größern Beſtänden die Fortſetzung der Verjüngung von den Windfallſtellen aus, in der Meinung, der Wald ſei nun ein— mal dem Winde geöffnet und es könne dem Sturmſchaden doch nicht mehr Halt geboten werden. Nur wenn in der Nähe Wege, Schluchten ꝛc. vorkommen, welche einer weitern Ausbreitung des 4 . r K „ 241 — Abels Schranken zu ſetzen verſprechen, darf man mit dem Abtrieb bis zu jener Stelle vorrücken. Hat Windfall ſtattgefunden, ſo muß durch entſprechende Auf— arbeitung weiterem Verluſt tunlichſt vorgebeugt werden. Während der Vegetationszeit geworfenes Nadelholz erfordert unverzügliche Entrindung zum Schutz gegen die Angriffe der Borkenkäfer. Am beſten wird Windfallholz auch ſofort veräußert, da es bei Auf— bewahrung bis zum nächſten Winter leicht fleckig oder blau wird. Nicht allein mit Rückſicht auf die Gefahr des Windwurfs ſoll der von gut beaſteten Bäumen gebildete Waldmantel ſorgfältig geſchont werden. Er ſchützt auch das Beſtandsinnere gegen Verwehen des Laubes, gegen Austrocknung und Verhärtung des Bodens. Steht zu befürchten, es möchte ſpäter durch die Schlagführung angren— zendes, noch jüngeres Holz dem Windfall ausgeſetzt werden, ſo treibt man vom alten Beſtand tunlich frühzeitig einen 10—15 m breiten Streifen ab. Bis auch der Reſt zum Hiebe gelangt, hat dann der junge Beſtand einen widerſtandsfähigen Waldmantel gebildet. Die Fläche dieſes Los hiebes wird ſofort mit entſprechenden Holzarten angepflanzt. Beſonders nachteilig wirken die ſtändigen und heftigen Luftſtrömungen in exponierten Hochlagen. Hier genügt ein bloßer Waldmantel nicht mehr, ſondern es muß mittels Plenterung dem empfindlichern Jungwuchs durch das alte Holz ein wirkſamer Schutz geboten werden. Schutz gegen Froſtſchaden. 8 166. Die verſchiedenen Wirkungen, welche die Kälte auf die Pflanzen ausübt, find bereits in S 17 beſprochen worden, weshalb hier auf das dort Geſagte Bezug genommen wird. Die nachteiligen Folgen großer Winterkälte laſſen ſich im Walde nur vermeiden, indem man gegebenenfalls von der Nachzucht der ſtark gefährdeten Holzarten abſieht. Als der Bildung von Froſtriſſen beſonders ausgeſetzt haben ſich im Winter 1879/80 erwieſen: die Eiche, dann die Buche und die Tanne. Als etwas weniger bedroht reihen ſich an: der Nußbaum und die Roß— kaſtanie, dann die Ahorne, Almen, die Eiche ꝛc. Die Spät- und Frühfröſte wirken um ſo verderblicher, je ſpäter im Frühjahr und je früher im Herbſt ſie auftreten. Je empfindlicher eine Holzart gegen Frühlingsfroſt, um ſo ſpäter erfolgt im allgemeinen ihr Laubausbruch. Die zuerſt ſich begrünenden Hagebuchen, Birken, Erlen, Almen, Aſpen, Weiden ꝛc. leiden am 16 \ — 242 — wenigſten von Fröſten; Eſchen, Eichen, Buchen, Tannen, Robinien dagegen am ſtärkſten. Naturgemäß werden junge und zarte Pflanzen (vor allem alſo Keimlinge) von den Spätfröſten am ärgſten mitgenommen. Be- ſonders groß iſt der Schaden in verunkrauteten Saatbeeten, da hier die ſtarke Waſſerverdunſtung des Graſes die Froſtwirkung bedeutend erhöht. — Die Herbſtfröſte dagegen werden namentlich den Stockausſchlägen im erſten Jahr verderblich, indem ſie, ſpäter entſtanden als die Triebe aus bereits vorgebildeten Knoſpen, oft nicht Zeit haben bis zum Herbſt gehörig zu verholzen. Als Schutzmaßregeln gegen Froſtſchaden empfehlen ſich: 1. Verjüngung der froſtempfindlichen Holzarten unter Schirm— ſtand und ſpäte, ganz allmähliche Wegnahme des letztern. 2. Bei Beſtandsgründung auf kahler Fläche: Anbau eines Schutzholzes von Erlen oder Kiefern, in ganz hohen Lagen auch von Alpenerlen, Vogelbeerbäumen oder geradſchäftigen Bergkiefern und Nachzucht der froſtempfindlichern Holzarten mittelſt Unterbau. 3. Abtrieb des Niederwaldes in der Richtung von Südweſt gegen Nordoſt zum Schutz der Schlagfläche durch das vorliegende ältere Holz. Wirkſamer noch erweiſt ſich ein zwei- oder mehr— hiebiger Betrieb (vergl. S 80). 4. In Forſtgärten, abgeſehen von zweckmäßiger Auswahl der Lage: ſpäte Saat, Reinhalten der Beete von Unkraut, ausgiebige Düngung (doch nicht nach Ende Auguſt), Bedecken der Saat mit Saatgittern oder Reiſig und Einſtecken von benadelten Zweigen zwiſchen den Verſchulreihen. Vom Auswintern oder dem Baarfroſt leiden beſonders flachwurzelnde Holzarten und junge Pflanzen (Sämlinge) in lockerem oder künſtlich gelockertem Boden. Man ſchützt ſich dagegen: 1. Im Freien: durch Anwendung der Pflanzung ſtatt der Saat, durch Benutzung kräftiger Setzlinge und durch Belegen des Bodens um die Pflanzen mit umgekehrten Rajen, flachen Steinen ꝛc. 2. In Saatſchulen: durch Unterlaſſen der Bodenlockerung vom September an, durch Bedecken der Zwiſchenräume zwiſchen den Pflanzenreihen mit Laub, Nadeln, Moos, Stroh ıc., oder durch Anhäufeln der Pflanzen. Hat der Baarfroſt Schaden verurſacht, jo läßt ſich dieſer zeitig im Frühjahr durch Wiedereinſetzen der ausgeworfenen Pflanzen oft wieder ausgleichen. n £3 9 * 1 fra e r * 44 * * x — 243 — Eine ſehr empfindliche Beſchädigung, welche man allerdings ebenſogut wie der Kälte, der Wirkung der Sonne oder des Windes zuzuſchreiben hat, kommt in ſtrengen Wintern häufig im Hochgebirge vor, indem der Nadelholz— Jungwuchs, ſoweit er aus dem Schnee hervorragt, rot wird und abſtirbt. Dieſe Erſcheinung findet ihre Erklärung darin, daß oft, während Nebel die Niederungen deckt, in den Hochlagen anhaltend ſchönes Wetter herrſcht. Durch die Sonne und die austrocknenden Winde werden aber die Nadeln zu ſtarker Verdunſtung angeregt. Ein Erſatz des abgegebenen Waſſers kann bei dem gefrornen Boden nicht ſtattfinden und es tritt ſomit Vertrocknung ein. Zu dieſem ſchlimmen Ausgang dürfte beitragen der große Unterſchied der Luft— temperatur zur Tages- und Nachtzeit, zumal der kurze Sommer oft nicht eine genügende Verholzung der jungen Triebe geſtattet. Auch dieſes Vorkommnis weiſt darauf hin, welche außerordentlich große Bedeutung im oberſten Wald- gürtel dem Schutz des alten Holzes für die Verjüngung zukommt, und wie ängſtlich man ſich hier vor größern oder kleinern kahlen Abholzungen zu hüten hat. Schutz gegen Schneeſchaden. 8 167. Die nachteilige Einwirkung des Schnees auf den Holzbeſtand äußert ſich als Schneebruch, wenn Aſte und Gipfel abgebrochen, oder als Schneedruck, wenn einzelne Stämmchen oder ganze Horſte durch die Laſt des Schnees zur Erde gebogen werden. Vom Schneebruch haben beſonders Holzarten mit brüchigem Aſtholz, als Kiefer, Schwarzerle, Robinie ꝛc., ſowie ältere Bäume zu leiden. Der Schneedruck dagegen trifft vorzüglich jüngere Be— ſtände, die, in dichtem Schluß erwachſen, ein ebenes, ununter— brochenes Kronendach bilden, auf welchem ſich der feuchte, groß— flockige Schnee als zuſammenhängende, ſchwere Decke lagert. Stellt er ſich zur Zeit, da die Bäume noch belaubt ſind oder bei Wind— ſtille ein, ſo nimmt der Schaden in Buchenbeſtänden mitunter einen ganz außerordentlichen Umfang an. Zur Winterszeit find dagegen die immergrünen Nadelhölzer im allgemeinen mehr gefährdet. Im gleichaltrigen Stangenholz kommt ſowohl Abbrechen der Gipfel, als horſtweiſes Zuſammendrücken vor, wogegen das letztere dem Plenterwald nichts anzuhaben vermag und hier auch der Schnee— bruch nur geringe Bedeutung erlangt. Im Mittelwald werden etwa friſch übergehaltene Laßreidel umgebogen, während der Nieder— wald faſt ganz verſchont bleibt. Als Vorbeugungsmaßregeln kommen in Betracht: 1. Frühzeitig beginnende und öfters wiederholte Durch— forſtungen. 2. Erziehung gemiſchter Beſtände, in denen Laub- und Nadel- holz miteinander abwechſeln und Begünſtigung der Ungleich— altrigkeit, damit der Schnee ſich nicht in gleichförmiger Schicht auflagere. 3. In jüngern Beſtänden von beſchränkter Ausdehnung kann unter AUmſtänden der Schnee mit Stangen herabgeſchüttelt werden, bevor er namhaften Schaden verurſacht hat. Wo in jungem Holz Schneedruck vorgekommen iſt, wird man zunächſt ſuchen, die gebogenen Stämmchen wieder aufzurichten. Erſcheint dies ausſichtslos, ſo ſchreitet man beförderlichſt zur Fällung und Aufarbeitung, damit das Holz nicht verderbe und Nadelholz nicht Borkenkäfern als Brutplatz diene. Im jungen Laubholz werden ſich die leeren Stellen bald wieder mit Stockausſchlägen decken. Im Nadelholz bedarf es der Auspflanzung, zu welcher man bei kleinen Lücken vorzüglich die ſchattenertragende Buche und Tanne, unter Almftänden noch die Weymuthskiefer, auf größern GBlößen aber auch andere dem Standort entſprechende Holzarten verwenden kann. Eine dem Schneedruck ähnliche, glücklicherweiſe aber viel ſeltenere Be— ſchädigung iſt der Duftanhang. Er beſchränkt ſich vornehmlich auf Höhen- lagen von etwa 700 bis 1200 m Erhebung ü. M., welche, noch innerhalb der winterlichen Nebelregion gelegen, den rauhen Nord- und Oſtwinden aus⸗ geſetzt ſind. Hier hängen ſich bei anhaltender Kälte jo große Mengen Raub- reif an Gipfel und Aſte der Bäume, daß dieſe ſich unter der Laſt biegen und unter Amftänden brechen. Am meiſten beſchädigt werden mittelwüchſige und angehend haubare Stämme an nördlichen Beſtandsrändern. Die brüchige Kiefer hat wohl am ſtärkſten von Duftanhang zu leiden, doch wird mitunter auch die Buche davon mitgenommen. Die ſorgſame Erhaltung der Beſtandsränder und die Vermeidung des Aberhaltes einzelner Bäume erſcheinen in ſolchen Lagen beſonders geboten. Schutz gegen Feuer. § 168. Waldbrände werden gewöhnlich durch Fahrläſſigkeit oder Bös— willigkeit der Menſchen und nur ſelten durch Glitzſchlag verurſacht. Am häuſigſten entſtehen ſie während der Monate März, April und Mai wegen des alsdann im Walde vorhandenen dürren 1e n 714 r . 3 . 0 g — 245 — Graſes. Bei der zu jener Zeit oft herrſchenden trockenen Witterung genügt unter Amftänden ein glimmendes Zündhölzchen, ein unge- löſcht weggeworfener Zigarrenſtummel, um einen Waldbrand zu veranlaſſen. Weht dann zufällig noch heftiger Wind, ſo kann das Feuer in kürzeſter Zeit große Ausdehnung gewinnen. Je nach der Art des Auftretens der Waldbrände unterſcheidet man Boden- und Gipfelfeuer. Das Boden- oder Lauffeuer, weitaus das häufigſte, ver— breitet ſich nur über den Boden hin. Es verzehrt den dürren Bodenüberzug, ſowie die Bodendecke und verſengt die untern Stammteile. Wo dieſe eine dicke Borke ſchützt, iſt der Schaden nicht groß, dagegen geht Jungswuchs und beſonders junges Nadel— holz in der Folge ſtets zu Grunde. Selbſt Stangenhölzer können ſo verletzt werden, daß ſie kränkeln und abſterben. Erhält das Bodenfeuer ſehr reichliche Nahrung, ſo ſteigt es in Nadelholz, namentlich Kiefernbeſtänden, mitunter an Unterholz in die Höhe und wird zum Gipfel- oder Kronenfeuer. Die von ihm betroffenen Beſtände gehen natürlich ein, doch kommt es bei uns glücklicherweiſe ſelten vor. Am dem Ausbruch von Waldbränden möglichſt vorzubeugen, hat man folgende Maßnahmen zu beachten: 1. Ausübung einer fleißigen Waldhut und genaue Gber— wachung im Walde ſich Aufhaltender während Trockenperioden; Fortweiſen von Arbeitsſcheuen und Landſtreichern. 2. Annötiges Feueranzünden iſt ſtrengſtens zu unterſagen. Zu Zeiten anhaltender Trockenheit, beſonders im Frühjahr, darf auch von Befugten nur an vollkommen ſichern Orten Feuer gemacht werden. Vor Verlaſſen der betreffenden Stelle iſt es mit Waſſer oder durch Aberwerfen mit Erde ſorgfältig zu löſchen. Auch Rauchende ſind zur größten Vorſicht anzuhalten. 3. Wo beſondere Gefahr beſteht, werden Nadelholzwaldungen ſenkrecht zur herrſchenden Windrichtung, mit ſog. Sicherheits- ſtreifen von 5 bis 10 m Breite durchzogen, welche man mit Laubholz bepflanzt. — Bleiben dieſe Streifen unbeſtockt, weil ſie gleichzeitig als Wege dienen, ſo müſſen ſie als ſog. Brand— ſchneiſen von allem Brennbaren reingehalten werden. Löſchmaßregeln. Im Entſtehen kann ein Waldbrand von wenigen Menſchen gelöſcht werden. Hat er einmal größern Am— fang angenommen, ſo bedarf es oft großer Anſtrengungen und — 246 — eines ſachkundigen, entſchiedenen Eingreifens, um ihn zu bewältigen. Man wird in dieſem Fall zunächſt für ſchleunigſtes Herbeirufen der nötigen Arbeitskräfte, ausgerüſtet mit Hauen, Schaufeln, Rechen und Axten, ſorgen und gleichzeitig das betreffende Forſtamt be— nachrichtigen laſſen. Lauffeuer ſucht man zu löſchen durch Ausſchlagen mit be— laubten Zweigen, Aberwerfen mit Erde und Beſeitigen des Boden— überzuges. Kommt man damit nicht zum Ziel, ſo wird man der weitern Ausbreitung des Feuers durch Abräumen eines angemeſſen breiten Streifens von allen brennbaren Stoffen begegnen. Am beſten eignen ſich hiefür Wege oder Schneiſen, doch müſſen dieſe ſoweit von der Brandſtätte entfernt ſein, daß die Arbeit bis zur Annäherung des Feuers vollendet werden kann. Um deſſen QÜber- ſpringen zu verhindern, wird die Mannſchaft, mit Aſten und Werkzeugen ausgerüſtet, längs dem abgeräumten Streifen auf— geſtellt. Noch größere Schwierigkeiten bietet die Löſchung eines Gipfel— feuers. Sie kann nur erfolgen, indem man ſeiner weitern Aus— breitung Schranken ſetzt. Zu dem Ende wird, ebenfalls anlehnend an einen Weg, einen Bach oder dergleichen, ein 5—10 m breiter Streifen kahl abgeholzt und von allem brennbaren Material mög— lichſt gereinigt. Auch hier iſt in genügender Entfernung vom Feuer zu beginnen, damit die Arbeiter nicht von dieſem überraſcht werden. Die Fällung erfolgt in der Richtung nach dem Feuer hin; ſoweit möglich werden die gefällten Stämme entaſtet und das Aſtholz beiſeite geſchafft. — Nach Vollendung der Arbeit ſtellt man, ſoweit es Rauch und Gitze geſtatten, die Leute längs der ge— hauenen Schneiſe auf, um allenfalls überfliegende Brände ſofort zu löſchen. Nach Dämpfung eines Waldbrandes muß die Brandſtätte ſolange bewacht werden, bis alle Gefahr eines neuen Ausbruches verſchwunden iſt. Oft glimmt in hohlen Bäumen, faulen Stöcken und Wurzeln das Feuer noch lange fort und muß dann mit Waſſer oder Zudecken mit Erde gelöſcht werden. Die größte Feuersgefahr beſteht im reinen Kiefernwald, deſſen harzreiche, trockene Nadelſtreu ſich außerordentlich leicht entzündet. Auch Heidekraut fängt ſehr gerne Feuer. Ein von einer Lokomotive ausgeworfener Funke genügt hier, um einen Waldbrand zu verurſachen. Tatſächlich ſind denn auch unter ſolchen Amftänden die Eiſenbahnen während der trockenen Jahreszeit eine große Gefahr für die von ihnen durchſchnittenen Waldungen. Man ſucht ſich M — 247 — dagegen zu ſchützen, indem man zu beiden Seiten der Bahn angemeſſen be— handelte Schutzſtreifen von 12—15 m Breite mit 1,5 m breiten Wundſtreifen einfaßt und abteilt. Damit dieſe Wundſtreifen eine Ausbreitung des Feuers unmöglich machen, werden ſie beſtändig wundgehalten. Rauch und Hitze geftatten nicht, einem ſtärkern Bodenfeuer in der Front entgegenzutreten. Man ſucht ihm daher in der Flanke beizukommen, indem man die Leute hauptſächlich auf beiden Seiten aufſtellt und durch Ausſchlagen, Uberwerfen mit Erde, Abſchürfen des Bodenüberzuges das Feuer immer mehr einengt, bis es ſchließlich, auf eine ſchmale Zunge zuſammengedrängt, ganz bewältigt werden kann. Am wirkſamſten erweiſt ſich das Ausſchlagen, wenn man, mit dem Zweige dicht über den Boden hinſtreichend, die Flamme gegen ihren Ausgangsort zurückkehrt. Auch empfiehlt es ſich im Takt nach Kommando zu arbeiten, je zehn Mann zuſammen unter einem Führer. — Vorzügliche Dienſte leiſten zum Löſchen von Bodenfeuern auch die Extinkteure. Hat ein Waldbrand ſo großen Umfang angenommen, daß es unmöglich erſcheint, ihm in anderer Weiſe Einhalt zu tun, jo wird Gegenfeuer an— gelegt. Zu dem Ende räumt man, genügend weit vor dem Feuer, längs einem Weg, einem Bach ꝛc. den Bodenüberzug ſorgfältig ab und zündet längs dieſem Streifen den Wald nach der Brandſeite hin an. — Dieſes äußerſte Mittel iſt nur ratſam, wo mit größter Vorſicht und vollem Verſtändnis zu Werke gegangen wird; andernfalls hat man unter Umſtänden unheilvolle Folgen zu gewärtigen. Es kann auch vorkommen, daß ein einzelner hohler Baum in ſeinem Innern brennt, der durch Blitz oder in anderer Weiſe angezündet wurde. Ein ſolches Stammfeuer erftidt man durch Verſtopfen der Öffnungen mit Raſenſtücken, Erde ıc. oder man fällt den betreffenden Baum. Endlich gibt es ſog. Erdfeuer, wenn trockener Moorboden in Brand gerät. Sie werden durch genügend tiefe Gräben abgegrenzt. Durch Waldbrand ernſtlich beſchädigte Beſtockung muß unver— züglich abgetrieben werden, Laubholz, damit es womöglich vom Stock ausſchlage, Nadelholz, weil angebrannte Stämme beſonders gerne von forſtſchädlichen Inſekten befallen werden. Raſche Wieder— aufforſtung der Fläche beugt der Verwilderung und Vermagerung des Bodens vor. II. Gefährdung durch Pflanzen. Schutz gegen Ankrautſchaden. $ 169. Man verſteht unter Forſtunkräutern Gewächſe, die, in größerer Menge auftretend, das Wachstum der Waldbäume be— einträchtigen. Es geſchieht dies, indem ſie, wie Heidekraut, Heidel— beeren ꝛc. eine ungünſtige Wirkung auf den Boden ausüben, oder aber, wie Brom- und Himbeeren, Waldrebe 2c. den Holzpflanzen durch Aberwuchern ſchaden. Aſpen, Sahlweiden ꝛc. werden mitunter auch als Forſtunkräuter bezeich- net, beſſer aber als Weichhölzer von jenen ausgeſchieden. (Vergl. S 127, Reinigungshiebe.) Die Heidelbeere (Heiti, Heubeere, Blaubeere) iſt unſer ſchädlichſtes Forſtunkraut. Sie gedeiht beſonders in kühler, friſcher Lage, auf bindendem Boden, beſſer in verlichteten Beſtänden, als im vollen Lichte. Sie ſchadet dadurch, daß ihr Wurzelfilz das Ein— dringen von Luft und Feuchtigkeit in den Boden verhindert. Das Verdrängen der Heidelbeere bietet oft große Schwierigkeit. In zu verjüngenden Waldteilen muß der Bodenüberzug ganz oder ſtreifen— weiſe abgeſchält werden. Mitunter verbrennt man den abgehobenen Ankrautfilz und benutzt die Aſche zur Düngung, doch vermag letz— teres gewöhnlich einem Vermagern des Bodens nicht vorzu— beugen. Beſſer wird der Abhub mit Erde überworfen (vgl. auch 8 105). Nicht ſelten ſtellt ſich die Heidelbeere trotz der Aufforſtung mit der Zeit wieder ein. Das beſte Mittel, ſie zurückzuhalten, iſt Laubſtreu. Unter der Buche kommt fie nicht fort, jo häufig fie in Fichten- und Tannenbeſtänden, oft ſelbſt bei noch leidlichem Schluß, auftritt. Man miſche daher bei der Kultur, wenn irgend möglich, reichlich Laubhölzer ein. Die rotfrüchtige Preißelbeere kommt auf trockenem, ſteinigem Boden vor. Im Gebirge und auf trockenen Stellen von Hochmooren findet ſie ſich oft in Geſellſchaft der gemeinen Heidelbeere und der Sumpfheidelbeere mit blauen, hellbereiften Früchten. Beide ſchaden ähnlich wie die gemeine Heidelbeere und werden wie dieſe bekämpft. — Das nämliche gilt für die in Hochlagen mitunter arg wuchernde Alpenroſe. Das Heidekraut (Bruch, Brüſch) erſcheinen am üppigſten auf trockenem, ſandigem Boden, der durch Streurechen oder Bloß— liegen vermagert iſt. Als ausgeſprochene Lichtpflanze wird es durch Beſtandsſchluß zurückgehalten. Ein ſtark wuchernder Heide— kraut⸗-Uberzug muß, wie ein ſolcher von Heidelbeeren, abgeſchält werden. Wo er ſchwächer, genügt oft eine Kiefernvollſaat. Die auf— gehenden Pflänzchen der für ſolche Standorte beſonders geeigneten Holzart finden anfangs wohltätigen Schutz; ſpäter verdrängen ſie die Heide und verbeſſern den Boden durch ihren Nadelabfall. Auch das Ausſäen von Thomasmehl leiſtet gegen das Heidekraut oft gute Dienſte. Den genannten Unkräutern ſchließt ſich noch an, wie dieſe als niedriger Strauch kleinere und größere Flächen überziehend, doch weniger ſchädlich, die SQ gelbblühende Beſenpfrieme. Sie liebt milde Lagen und Iehmig-jandige Böden. Unter vollem Beſtandsſchluß hält fie nicht aus. Nur wo fie üppig wuchert, wirkt ſie nachteilig; bei bloß lockerem Stand gewährt ſie den jungen Holzpflanzen einen oft ganz erwünſchten Schutz und nützt ihnen auch durch Bereicherung des Bodens mit aus der Luft aufgenommenem Stickſtoff (vergl. § 23). Zur Bekämpfung kommen in Betracht: Ausreißen, Abſchneiden während der Blütezeit oder Aushacken mit der Wurzel. — Ahnlich wird dem auf ſandigem Boden auftretenden Ginſter begegnet. Von größern Sträuchern ſind zu nennen: der Schwarzdorn (Schlehe), der Weißdorn (Hagedorn), der rote Hartriegel, die wilden Rojen, der Sauerdorn, die Haſel u. a., welche ſich nicht ſelten in heruntergekommenen Niederwaldungen breitmachen. Man hüte ſich, ſie durch Abtrieb des Beſtandes vertilgen zu wollen, da ſie nachher nur noch reichlicher ausſchlagen. Schiebt man da— gegen durch Erhöhung der Amtriebszeit den Hieb recht weit hinaus, ſo nehmen die guten Holzarten überhand und verdrängen die wert— loſen Sträucher und Weichhölzer immer mehr. Hier anſchließend ſei noch der Alpenerle Erwähnung getan, die oft in Kulturen läſtig wird. Sie läßt ſich zurückhalten, indem man im Sommer ihre Triebe umknickt, ohne ſie ganz abzubrechen. Die Gräſer ſtellen ſich auf kräftigem und magerem, auf trockenem und naſſem Boden ein, doch immer nur, wo ihnen ge— nügender Lichtgenuß geſichert iſt. Auf nur mäßig friſchen Standorten wirken ſie beſonders nachteilig dadurch, daß ſie, mehr als irgend eine andere Pflanze, dem Boden Waſſer entziehn, ihn austrocknen. Auch ſchließen fie ihn bei ſtarkem Aberhandnehmen mit einem dichten Raſenfilz ab, wie ſolches häufig bei ſauern Gräſern der Fall. Man vertreibt die letztern durch Entwäſſerung. Außer breitblättrigen Gräſern werden auf Schlägen mit reichem Boden noch verſchiedene krautartige Pflanzen der Verjüngung verderblich, jo das rotblühende Weidenröschen, der rote und gelbe Fingerhut, die durch ihre zierlichen weißen Sträuße auf— fallende Waldſpierſtaude (Geißbart), die bekannte Tollkirſche, das gemeine Springkraut u. a. Nicht nur hemmen dieſe Gewächſe das Wachstum der Holzpflanzen, ſondern, indem ſie ſich beim Ab— welken über die letztern legen und ſie im Winter, vom Schnee be— ſchwert, zu Boden drücken, veranlaſſen ſie oft deren Eingehen. In gleicher Weiſe macht ſich mitunter ſehr unangenehm fühlbar die Brombeere, weniger die Himbeere. Alle dieſe Unkräuter werden am wirkſamſten zurückgehalten durch natürliche Verjüngung der Beſtände mit ganz allmählichen Be ae und vorſichtigen Lichtungen. Haben fie ſich einmal eingefunden, ſo bleibt kein anderes Mittel, als wiederholter, ſorgſamer Aushieb allenfalls auch Niedertreten oder Niederſchlagen mit Knüppeln. Die Begegnung muß ſtattfinden, ſofort wie die Holzpflanzen überwachſen ſind, was gewöhnlich zur Zeit der Heuernte der Fall ſein wird. Wartet man länger, ſo hat die Pflanze ihr Längen— wachstum abgeſchloſſen. Die Freiſtellung kommt dann für eine Verlängerung des Gipfeltriebes zu ſpät und muß manches Jahr wiederholt werden. Auch auf gutem Boden wächſt das Unkraut ſelten ſoweit nach, daß es im Herbſt eines nochmaligen Aushiebes bedarf. Zur Erleichterung und Förderung der Arbeit trägt in Kulturen weſentlich bei, wenn man im Frühjahr die Pflanzen durch Einſtecken ſchwacher Gerten bezeichnet. Farnkräuter wurden nicht aufgezählt, da ſie höchſt ſelten verdämmend wirken. Dagegen ſei noch der forſtſchädlichen Schlinggewächſe gedacht. Von ihnen hat wohl die weiteſte Verbreitung die Waldrebe (Niele), die bis gegen 1200 m Meereshöhe anſteigt und oft noch 12 —20 Jahr alte Pflanzen überwuchert. Zu ihrer Beſeitigung bedarf es eines fleißigen Aushiebes. In den Niederungen wird mitunter der wilde Hopfen ſehr läſtig. Man entledigt ſich ſeiner durch Eintrieb einer mäßigen Zahl unter guter Hirtſchaft gehaltener Schafe. Schutz gegen Pilze. § 170. Viel zahlreichere, zugleich aber auch viel gefährlichere Feinde als unter den höhern Pflanzen beſitzt der Wald unter den Pilzen. Sie ſchaden dadurch, daß ſie in den lebenden Holzpflanzen ſchma— rotzen, d. h. ſich auf deren Unkoſten ernähren. Damit bringen ſie entweder ganze Pflanzen oder einzelne Teile derſelben zum Ab— ſterben. Leider kennt man nur für wenige von ihnen Gegenmittel. Es ſollen daher im folgenden auch nur einige der wichtigſten, mit Erfolg zu bekämpfenden Pilzkrankheiten angeführt werden. Der Kiefernſchüttepilz verurſacht die bekannte Kiefern— ſchütte, infolge deren die Nadeln 1—4 jähriger Pflanzen der ge— meinen Kiefer vertrocknen, rot werden und abfallen. Die An— ſteckung findet ſtatt im Auguſt und breitet ſich namentlich in dichten Saaten raſch aus, doch bräunen ſich die Nadeln erſt im folgenden r u 0m 24 r * c 8 3 — 251 — Frühjahr. Wohl mit Unrecht hat man daher die Kiefernnadel— ſchütte auch der Wirkung des Winterfroſtes zugeſchrieben. — Das beſte Vorbeugungsmittel gegen dieſe Krankheit beſteht in einer kräftigen Düngung der Saatbeete. Im fernern ſchützt man ſich dagegen durch zwei-, höchſtens dreimaliges Beſpritzen der Pflanzen von Mitte Juli bis Mitte Auguſt mit Bordeauxbrühe (dem nämlichen Mittel, welches man gegen den jog. falſchen Mehltau des Weinſtockes anwendet). Der damit erzielte Erfolg iſt ein höchſt befriedigender, ausgenommen für die Saaten des erſten Jahres. Die einzelnſtehenden Nadeln der Sämlinge beſitzen nämlich bis in den Auguſt hinein einen ſtarken Wachsüberzug, infolgedeſſen an ihnen die Kupferbrühe nicht haften bleibt, ſondern abrollt. Zur Herſtellung von 100 Liter 2% iger Bordeaupbrühe löſt man 2 kg Kupfervitriol in einem gut gereinigten hölzernen Gefäße in 501 Waſſer auf. Man hängt das giftige Salz, fein zerſtoßen, über Nacht in einem Säckchen in das Waſſer. Raſcher macht ſich die Löſung in einigen Litern heißen Waſſers, doch muß ſie vor weiterer Benutzung wieder er— kaltet ſein. In einem andern Gefäß bereitet man 501 Kalkmilch. Zu dem Ende werden 1½ kg friſch gebrannter (ungelöſchter) Kalk in einer irdenen Schüſſel nach und nach mit kleinen Mengen Waſſer übergoſſen; er zerbröckelt und zerfällt unter ſtarker Erhitzung zu feinem Pulver, das man unter all— mählicher weiterer Waſſerzugabe zu einer milchigen Flüſſigkeit anrührt. Dieſe wird durch ein Sieb gegoſſen und mit dem übrigen Waſſer gemiſcht, ſodaß man 501 Kalkmilch erhält. Beide Brühen werden, jede für ſich, mit einem Holzſtab tüchtig umge— rührt und dann die Kalkmilch in einem einzigen Guß in die Kupfer— löſung geſchüttet, ja nicht umgekehrt die Kupferlöſung zur Kalkmilch. Kupferlöſung und Kalkmilch laſſen ſich getrennt beliebig aufbewahren; die Miſchung hingegen hält ſich länger als einen Tag nur bei Zuſatz von Zucker (50 gr auf 100 1). Kupfer und Kalk für 100 1 Brühe koſten Fr. 1.20 — 1.70. Einfacher macht ſich die Zubereitung der Brühe mittelſt Bordeaurbrübe- pulver von Rudolf Maag in Dielsdorf (Zürich). Der Inhalt eines Pakets von 3 kg wird unter beſtändigem Umrühren nach und nach, in Zeit von 1—2 Minuten, in 1001 Waſſer geſchüttet. Rührt man die Löſung hernach noch während 4—5 Minuten kräftig auf, jo iſt ſie gebrauchsfertig. Der Preis des einzelnen Pakets beträgt ca. Fr. 1.80, bei Abnahme einer größern Zahl entſprechend weniger. Zum Beſpritzen verwendet man eine gute Weinbergſpritze. Vor dem Einfüllen iſt die Brühe tüchtig aufzurühren. Per ha bedarf es 200 — 2501 Brühe. Der Buchen-Keimlingspilz trägt ſeinen Namen inſofern mit Unrecht, als er, wie an der Buche, jo an den meiſten Laub— und Nadelhölzern, ſtets aber nur im erſten Jahr, auftritt. In ele 1 n N 5 * n he RN 3 4 RER a 2% ar 2 2 e at Ve U TR ee * 2 ER ’ ne een EN en ET 1 0 er \ Er Ey — PPTTVPTVTTVTTTTT re j Er ER * >. 8 2 EIER IS * 2 ; . — Pa . regenreichen Frühjahren richtet er in den Saatſchulen oft ſehr be— deutenden Schaden an. Er befällt die jungen Pflänzchen in der erſten Jugend (mitunter ſchon im Boden) am Stengelchen oder an den Samenlappen. Der Keimling ſtirbt bald ab, während ſich der Schaden durch Anſteckung raſch weiter ausbreitet. Erſcheint die Krankheit in einem Saatbeet, ſo entferne man alle Vorrichtungen (wie Saatgitter, Aſte ꝛc.), welche das Ab— trocknen erſchweren und überdecke die erkrankten Pflanzen vollſtändig mit Erde. Auch das frühzeitige Beſpritzen mit Bordeauxbrühe leiſtet gute Dienſte. Die Blätter vieler Laub- und Nadelhölzer werden von zahlreichen Arten von Roſtpilzen befallen, deren Schädigung man aber meiſt ziemlich machtlos gegenüberſteht. Als Beiſpiel ſeien die beiden auffallenden Roſtpilze erwähnt, welche an den Fichtennadeln gelbe Polſter erzeugen: der Alpen— roſenroſt im Auguſt, der Fichtennadelroſt im Mai. Ein Roftpilz verurſacht auch die bekannten Heßenbeſen der Tanne. An der Stelle, wo fie am Stamm oder Aſt aufſitzen, entſteht ſpäter eine Beule (Kropf, Krebs), die durch Vertrocknen und Ablöſen der Rinde das Holz der Fäulnis ausſetzt und damit eine empfindliche Entwertung des Stammes zur Folge hat. Kropfbäume find bei den Durchforſtungen heraus— zunehmen. Überdies ſollte man die noch grünen Herenbejen (die im Schatten ſtehenden ſind meiſt dürr) in den jüngern Beſtänden einſammeln laſſen. Ein anderer Feind der Tanne, der Tan nenrindenpilz, bringt an den Aſten und Zweigen auf mehrere Zentimeter Länge die Rinde zum Ab— ſterben, ſodaß der Aſt ob der kranken Stelle eingeht. In hohem Grade hat auch die Lärche von Pilzkrankheiten zu leiden: der Lärchenſchüttepilz bewirkt das frühzeitige Abfallen der Nadeln (im Juli und Auguſt); er tritt im Flach- und im Hügelland, ſoweit die Lärche nicht mit Laubholz gemiſcht iſt, ſehr ſchädigend auf. Der Lärchenkrebs⸗ pilz dagegen dringt an Wundſtellen in Zweige und Aſte ein, tötet hier das Holz und die Rinde und veranlaßt, ſich immer weiter ausdehnend, oft das Abſterben des ganzen Baumes. Durch normale Saftzirkulation wird die Ausbreitung der Pilzfäden verhindert und beſchränkt ſich deshalb ihr Wachs— tum am geſunden Baum auf Frühjahr, Herbſt und milde Winterwitterung. Hochlagen mit raſchem Abergang vom Winter zum Sommer und umgekehrt find aus dieſem Grunde dem Lärchenkrebs ungünſtig, während ſeine Ent- wicklung durch Kränkeln des Baumes in Folge gedrängter Stellung oder ihm nicht zuſagenden Standortes gefördert wird. Endlich ſei noch der oft in Verſchulungen ſich recht unangenehm be— merkbar machenden, ebenfalls durch einen Pilz veranlaßten Einſchnü— rungskrankheit gedacht. Sie verurſacht bei jungen Tannen, Fichten, Buchen, Eſchen, Ahornen ꝛc. dicht über dem Boden ein Abſterben der Rinde. — 253 — Infolgedeſſen wird oberhalb durch den abſteigenden Saftſtrom eine Wulſt gebildet und erſcheint die befallene Stelle als Einſchnürung. Alle an dieſer Krankheit zu Grunde gegangenen Pflanzen ſind auszuziehn und zu verbrennen. § 171. Zu den allerſchlimmſten Feinden des Waldes gehören manche ſchmarotzende Arten der ſog. Hautpilze, die in das Innere der Wurzeln oder des Stammes eindringen und hier durch Veran— laſſung von Fäulnis das Holzgewebe zerſtören. Als für Nadelholzbeſtände jeden Alters gefährlichſten Haut— pilz iſt zu nennen der Wurzelſchwamm (wurzeltötender Löcher— pilz), eine der häufigſten Urſachen der Rotfäule. Er befällt die Fichte, die gemeine Kiefer, die Weymuthskiefer, ſeltener die Tanne. Seine äußerſt feinen, vielverzweigten Fäden durchziehen in enormer Menge das geſunde Holz und zerſtören deſſen Zellen, bis es ſchließ— lich naßfaul geworden iſt und der Baum abſtirbt. Die Übertragung der Krankheit erfolgt hauptſächlich durch die ſich berührenden Wur— zeln benachbarter Bäume. Von der Anſteckungsſtelle ſteigt die Fäulnis bis zum Wurzelknoten empor und teilt ſich von hier aus den übrigen Wurzeln und dem untern Stammende mit. — Man erkennt dieſen Pilz als Urheber der Rotfäule an den im zer— ſtörten Holze auftretenden ſchwarzen, weiß umſäumten Flecken. Zur Bekämpfung der Krankheit, die ſich von einzelnen Punkten im Beſtand ausbreitet und darin Lücken veranlaßt, dienen Stich— gräben. Man umgibt mit ſolchen die erkrankten Stellen in ſo weitem Umfange, daß nur gejunde Wurzeln durchſchnitten werden, füllt aber dieſe Gräben wegen der Gefahr der Gbertragung durch Sporen (Fruchtkeime) wieder zu. — Als Vorbeugungsmittel dient die Erziehung gemiſchter Beſtände. Entſtandene Blößen ſind mit Laubholz aufzuforſten. Im allgemeinen mehr jüngere Pflanzen, mitunter aber auch noch angehend haubare und haubare Beſtände gefährdet ein Blätter- ſchwamm, der Hallimaſch, als Urſache des ſog. Harzſtickens. Er zerſtört, ähnlich wie der vorige, mit ſeinen Pilzfäden Baſt und Holz der Wurzeln und veranlaßt bei Nadelholz ſtarken Harzaus— fluß am Wurzelſtock. Unter der abgeſtorbenen Rinde bilden ſich, ſtrahlig ausgebreitet, derbe, ſchneeweiße Häute, die mehr oder we— niger weit am Stamm emporwachſen und ſtets mit Sicherheit den Hallimaſch als Urſache des Eingehens erkennen laſſen. — Man 4 er * 4 ER K a 1 Nr * 2 er 2 n ET ER aa TE m a er Fe Fe ee ep; we“ * 4 ? .. — — 4 " er \ — e Bi: findet ihn als Schmarotzer an allen Nadelhölzern, an Laubhölzern hingegen meiſt nur nach deren ſchon erfolgtem Abſterben, z. B. an alten Stöcken u. dgl. Aus den getöteten Wurzeln ſendet der Pilz ſtricknadel- bis bleiſtiftdicke, ſchwarze, wurzelartige Stränge hervor, die ſich im Boden verbreiten, wo ſie auf lebende Wurzeln ſtoßen, ſich in dieſe einbohren und damit die Fäulnis auf andere Bäume übertragen. Auf ſolchen Strängen oder an Stöcken wachſen im Herbſt 5—10 em große, hellbräunlichgelbe Blätterſchwämme, oberſeits mit haarigen, ſchwarzbraunen Schüppchen beſetzt, aus dem Boden heraus. Man ſchützt ſich gegen den Hallimaſch durch ſofortige Ent— fernung aller erkrankten Bäume. Ihre Stöcke und Wurzeln ſind ſorgfältig zu roden, desgleichen allfällig vorhandene alte Stöcke. Im übrigen beſteht in der reichlichen Einmiſchung von Laubholz ſtets das wirkſamſte Vorbeugungsmittel. Zahlreiche Hautpilze, meiſt Löcherpilze, geben bei Laub- und Nadelhölzern Veranlaſſung zur Entſtehung der Stammfäulnis. Ihren Weg ins Innere des Baumes finden ſie ſtets an Wundſtellen, wie ſie von Aufaſtung, Harz⸗ nutzung ıc. herrühren. Von dieſen aus verbreiten ſich die feinen Pilzfäden durch das geſunde Holz auf- und abwärts, deſſen Zellen zerſtörend, auch wenn die Wunde ſpäter wieder überwallt ſein ſollte. Der Kiefern-Baumſchwamm bewirkt die jog. Ringſchäle an der Kiefer und Fichte, ſowie an andern Nadelhölzern, indem er am raſcheſten den Jahrringen folgend fortwächſt und ringförmige Faulſtellen veranlaßt. Der Hartig'ſche Löcherpilz verurſacht an der Tanne und Fichte Weißfäule. i Der Feuerſchwamm tritt an Buchen und Eichen auf und zerſtört deren Holz in ähnlicher Weiſe. Dieſe und manche andere Schmarotzer-Pilze ſind an den braunen, fon- ſolenförmigen Fruchtträgern, welche ſie am befallenen Baum hervorbringen, leicht zu erkennen. — Alle Schwammbäume ſollen bei den Durchforſtungen ſtets in erſter Linie ausgehauen werden. — Zur Vermeidung von Anſteckung der Bäume durch Fäulnispilze aber hüte man ſich namentlich vor jeder nicht unumgänglich notwendigen und nicht mit größter Sorgfalt ausgeführten Auf- aſtung (vgl. S 132), wie überhaupt vor jeder Verletzung des Stammes. N IR | BES i nn da IWW. PERF * 5 2), r $ r * 4 * 8 — 255 — III. Gefährdung durch Tiere. Schutz gegen Inſekten. 8 172. Trotz ihrer Kleinheit können die Inſekten dem Walde ſehr bedeutenden Schaden zufügen, da ſie ſich, unter ihnen günſtigen Amſtänden, außerordentlich raſch vermehren und dann oft in ganz ungeheurer Menge auftreten. Aber nicht alle Inſekten des Waldes ſind für dieſen gefährlich. Manche werden im Gegenteil nützlich, indem ſie die ſchädlichen vertilgen. Und auch von den letztern, den ſog. Forſtinſekten, wirken nicht alle in gleichem Maße nachteilig. Zu den Umſtänden, welche im allgemeinen eine ſtarke Vermehrung der Forſtinſekten begünſtigen, gehört namentlich die Wärme und die Trocken— heit. Mehrere aufeinanderfolgende heiße Sommer haben leicht ein maſſen— haftes Auftreten dieſer Schädlinge zur Folge. Kälte und Regen dagegen werden ihnen verderblich, im Gegenſatz zu den Pilzen, deren Gedeihen und Verbreitung die Näſſe fördert. Die meiſten Inſekten haben zu ihrer vollkommenen Entwicklung vier ver— ſchiedene Verwandlungsſtufen zu durchlaufen, jede in einer Geſtalt, welche derjenigen der vorhergehenden Stufe nicht im entfernteſten ähnlich ſieht. Sie kommen zur Welt als Ei, aus dem nach kürzerer oder längerer Zeit ein Würmchen, die Larve, austritt. Die Larven allein haben die Fähigkeit zu wachſen. Sobald ſie ausgewachſen, verwandeln ſie ſich in Puppen. In dieſem Zuſtand nimmt das Tier keine Nahrung mehr zu ſich, ſondern ruht unbeweglich in der Erde, unter Baumrinde, im Holz, in einem Geſpinſt oder ſonſt möglichſt geborgen, bis es aus der letzten Verwandlung als fertiges Inſekt hervorgeht. Damit wird es geſchlechtsreif und es beginnt nach der Paarung und Eierablage der Kreislauf von neuem. Je nach der Geſtalt, welche die Inſekten nach ihrer ſog. vollkommenen Verwandlung annehmen, teilt man ſie ein in folgende fünf Ordnungen: 1. Schmetterlinge, 2. Käfer, 3. Weſpen, 4. Fliegen und 5. Netzflügler (zu welch' letztern z. B. die Waſſerjungfern gehören.) Außerdem gibt es noch Inſekten mit un vollkommener Berwand- lung: nämlich 6. Schnabelkerfe (Pflanzenläuſe und Wanzen) und 7. Gerad— flügler (Heuſchrecken und Grillen), bei welchen die Larven bereits eine auf— fallende Ahnlichkeit mit dem geſchlechtsreifen Tier beſitzen, zu denen aber nur ganz wenige bemerkenswerte Waldfeinde gehören. § 173. Die Schmetterlinge ſchaden einzig im Larvenzuſtand, als Raupen. Für unſere Waldungen ſind ſie glücklicherweiſe von untergeordneter Bedeutung, da fih nur ganz wenige Arten ab und zu verderblich bemerkbar machen. Diesfalls ſeien genannt: Der Pinien-Prozeſſionsſpinner iſt ein beinahe ſtän— diger Gaſt der Kiefernwaldungen des Wallis und der ſüdlichen Alpen— täler. Bei zeitweiſe ſtarker Vermehrung wird ſein Schaden durch Verzehren der Nadeln recht empfindlich. Außerdem beläſtigt er dadurch, daß die giftigen Haare der Raupe auf der Haut des Menſchen Entzündungen hervorrufen. — Die Raupe lebt vom Auguſt bis zum folgenden Mai familienweiſe in einem weißen, beutelförmigen Geſpinnſt, das, an den äußerſten Zweigen aufgehängt, ihre Anweſenheit ſchon von weitem verrät. Nachts verläßt ſie dasſelbe, um an den Nadeln der Umgebung zu freſſen. Im Mai verpuppt ſie ſich in lockerem Boden. Bei ihren Wanderungen bewegen ſich die Raupen in langem Zuge, je eine genau der an— dern folgend, daher der Name. Bekämpfung: Man ſchneidet mittels Baumſcheren an langen Stangen die Neſter ab und verbrennt ſie. Hängen ſie hoch, ſo benutzt man auch Leitern. Im Wallis läßt man die Arbeit gewöhnlich im Akkord ausführen und bezahlt, je nachdem der Beſtand niedrig oder hoch und die Nefter zahlreicher oder ſpärlicher vorkommen, 3—6 Ets. per Stück. — Die wegen der giftigen Haare beſtehende Gefahr wird vielfach übertrieben. Der graue Lärchenwickler iſt ein Bewohner des Hochge— birges, wo er während ſeinen in bald kürzern, bald längern Zwiſchen— räumen ſich wiederholenden, 3jährigen Fraßperioden der Lärche oft recht erheblichen Schaden zufügt und ſie nicht ſelten zum Ab— ſterben bringt. Das Räupchen ſchlüpft im Frühjahr mit Aufbruch der Knoſpen aus und nährt ſich, in einem loſen Geſpinſt lebend, von den Nadeln. Nach etwa einem Monat verpuppt es ſich und in der zweiten Hälfte Auguſt erſcheint der Schmetterling. Wirkſame Bekämpfungsmittel kennt man keine. Erziehung gemiſchter Beſtände erſcheint auch in dieſem Falle ratſam. Ein auch im Flachlande ſehr häufiger und bei ſtarken Auftreten nicht ungefährlicher Feind der Lärche iſt die Lärchen- Miniermotte. Die winzige Raupe frißt das Innere der Nadeln aus und überwintert in einem aus einer gehöhlten Nadel gebildeten Sack. Der Falter erſcheint im Mai und Juni. Wo die Motte ſtark auftritt, verfärben ſich die Lärchen oft ſchon zu Anfang des Sommers. Sie wird um ſo ſchädlicher, als ſie die Angriffe des Lärchenkrebſes vorbereitet, denen der Baum in den Niederungen häufig erliegt. HE n — 257 — Der Ordnung der Schmetterlinge gehören, abgeſehen von zahlreichen weniger wichtigen, verſchiedene Arten an, welche wie die Nonne, der Kie— fernſpinner, der Kiefernſpanner u. a. dem Wald ſchon ungeheuren Schaden zugefügt und ihn in einer Ausdehnung von vielen tauſenden von Hektaren vollſtändig zum Abſterben gebracht haben. Die Schweiz iſt von ſolchen Kataſtrophen bis dahin glücklich verſchont geblieben. Suchen wir ihnen auch für die Zukunft vorzubeugen, indem wir namentlich die Nachzucht der am meiſten gefährdeten unnatürlichen und unvorteilhaften, reinen und gleich— altrigen Nadelholzbeſtände aufgeben, wie ſolche ſeit Einführung der Kahl— ſchlagwirtſchaft mit künſtlicher Aufforſtung der Schläge im Hügel- und Flach⸗ land in ſo großer Ausdehnung entſtanden ſind. 8 174. Eine viel größere Bedeutung kommt als Forſtinſekten bei uns den Käfern zu. Sie treten teils als Kulturverderber an jüngern Pflanzen, teils, und zwar die gefährlichſten unter ihnen, als Be— ſtandsverderber an älterem Holze auf. Bald ſind es die Larven, bald die fertigen Inſekten, bald beide, die Schaden ſtiften. Von der außerordentlich großen Zahl von Käferarten, welche es über— haupt gibt, kommen verhältnismäßig nur wenige — immerhin aber doch mehrere hundert — als Feinde des Waldes in Betracht. Im Nachfolgenden ſollen nur einige von ihnen aus den Familien der Blatthornkäfer, der Borkenkäfer und der Rüſſelkäfer angeführt werden. Der Maikäfer oder Laubkäfer iſt als gefährlichſter Schäd— ling der Landwirtſchaft allbekannt. Während ſeiner Flugzeit, im April oder Mai, gräbt ſich das Weibchen an ſonnigen Stellen mit wenig bewachſenem, lockerem Boden zu wiederholten Malen 15—25 cm tief ein, um ſeine 60 —80 Eier in mehreren kleinen Häufchen abzulegen. Nach 4—6 Wochen kriechen aus ihnen die jungen Larven, die Engerlinge, aus. Sie leben anfangs von feinen Humusteilchen, ſpäter von zarten Wurzeln und ziehen ſich im Herbſt zum Gberwintern in die Tiefe. Im zweiten Jahr macht ſich der Schaden ſtärker bemerkbar, beſonders im Nachſommer, da mit dem Wachstum des Tieres auch deſſen Nahrungsbedürfnis zunimmt. Nach abermaliger Gberwinterung in froſtſicherer Tiefe frißt der Engerling nur noch bis im Juni, worauf er wieder tiefere Schichten aufſucht, um ſich zu verpuppen. Der Maikäfer verläßt die Puppe ſchon im Herbſt, bringt aber den Winter noch in der Erde zu. Zu ſeiner vollen Entwicklung braucht er alſo in der Regel 3 Jahre. ET TA, TE LM a a ur De CE TE D * „ 2 BE C — i 3 7 2 x IE — au * * — 28 Der Schaden des Käfers ſelbſt iſt für die Forſtwirtſchaft ohne großen Belang. Er entlaubt zwar mitunter manche Bäume vollſtändig, ohne aber damit mehr als einen vorübergehenden Zuwachsverluſt zu bewirken. Allen Holzarten zieht er die Eiche vor, frißt aber auch gerne das Laub der Ahorne, der Buche, des Nußbaumes, der zahmen Kaſtanie, Roßkaſtanie, Pappeln ıc.; dann die Nadeln der Lärche und Tanne. Ganz verſchont bleiben von Laub— hölzern wohl nur Eſche und Robinie. Empfindlicher wird für den Wald der Fraß des Engerlings. In lockerem Sandboden verunmöglicht er oft geradezu das Auf— bringen der Kulturen. Er frißt erſt die feinen Wurzeln ab und benagt dann die gröbern, vermag aber unter Amſtänden ſelbſt ſolche von über 2 em Stärke noch abzuſchroten. — Sehr arg haben hi häufig Forſtgärten von ihm zu leiden. Sämlinge beißt er knapp 3 unter der Bodenoberfläche ab, verſchulten Pflanzen beläßt er nur 7 kurze Wurzelſtummel. Vorbeugungsmittel: 1. Möglichſte Vermeidung der Kahlſchläge. 2. Schonung und Begünſtigung der Feinde der Maikäfer und Engerlinge, als Stare, Eulen, Fledermäuſe, Maulwürfe, Spitz— mäuſe, Igel, Füchſe, Krähen, Dohlen ꝛc. 3. Anwendung der Herbſtpflanzung in Flugjahren. Vertilgung: 1. Allgemeines Sammeln der Maikäfer vom erſten Beginn des Fluges an und Verhinderung der Eierablage durch Beſtreuen der Beete mit Atzkalk. 2. Aufleſen der Engerlinge beim Ambrechen des Bodens. Wo ſie in Saatſchulen freſſen, läßt ſich dies beim raſchen Welken der Pflanzen leicht erkennen. Mit einiger Aufmerkſamkeit kann man ſie dann mit dem Spaten ausheben und dadurch oft bedeutendem Schaden vorbeugen. 3. Vertilgen der Engerlinge in Saatſchulen mittels Schwefel— kohlenſtoff. Nach Decoppet ſtößt man bei feuchtem Boden in dieſen mit dem Setzholz per m? 6—8 Löcher von höchſtens 15 em Tiefe, gießt in jedes 6—8 gr Schwefelkohlenſtoff und tritt hierauf das Loch zu. Die durch Verdunſtung des Schwefelkohlen— ſtoffes enſtehenden Gaſe erſticken alle im Boden vorkommenden Tiere in kürzeſter Zeit. ü Schwefelkohlenſtoff entzündet ſich außerordentlich leicht. Bei ſeiner Ber- wendung iſt alles Rauchen ſtrengſtens zu verbieten. — Er übt, in mäßiger Menge in den Boden gebracht — nicht über 50 gr per m' — auf N * N * 2 — 259 — die Pflanzen keinen nachteiligen Einfluß aus, ſondern dient im Gegenteil als Dünger. Man hat beſondere Kannen konſtruiert, die jeweilen auf einmal nur die gewünſchte Menge ausfließen laſſen. Zur Verhinderung der Ver— dunſtung bedeckt man den Schwefelkohlenſtoff in den Gefäßen mit einer Schicht Waſſer.) Mitunter hilft auch die Natur mit bei der Vertilgung der Mai— käfer. Sie ſind nämlich ungemein empfindlich gegen Spätfröſte. Tritt während der Flugzeit ein plötzlicher Kälterückſchlag ein, vor dem ſie ſich nicht durch Verkriechen in den Boden flüchten können, ſo werden ſie mitunter beinahe ausgerottet. In der nämlichen Gegend entwickeln ſich die Maikäfer ſtets gleichzeitig. Sie fliegen ſomit in der Regel nicht jedes Jahr in kleiner Menge, ſondern nur gleichzeitig je im dritten, in einigen Hochgebirgstälern je im vierten Jahr. Aus den in den Zwiſchenjahren in geringer Zahl abgelegten Eiern hervor— gegangene Engerlinge werden nämlich von den im Boden bereits vorhan— denen ältern aufgefreſſen. Man kann in der Schweiz hauptſächlich folgende Maikäfer⸗Flugjahre unterſcheiden: Das Berner Jahr: 1906, 1909, 1912 uſw. Das Urner Jahr: 1907, 1910, 1913 uſw. Das Basler-Jahr: 1908, 1911, 1914 uſw.) ) 1 kg Schwefelkohlenſtoff koſtet zirka Fr. 1.50, en gros bezogen aber nur zirka Fr. 1.25. Seine Ausbringung in Gelatinekapſeln hat ſich nicht be— währt; ebenſo wenig die Anſteckung der Engerlinge mit dem bei ihnen eine tötliche Erkrankung hervorrufenden Engerlingspilz. ) Das Berner-Jahr, das ſtärkſt verbreitete, erſtreckt ſich über die ganze Weſtſchweiz und den Kanton Bern (ohne Oberaargau, Oberhasle und Pruntruteramt), über das Tal der Reuß und deren Zuflüſſe von Luzern ab— wärts, über das untere Limmat⸗- und Aaretal, das Rheingebiet von Steckborn— Frauenfeld bis Wallbach, das Linth-, Seez- und das Zürichjeegebiet oberhalb Thalweil⸗Küßnacht, das St. Galler- und Graubündner-Rheintal, und das Teſſingebiet von Faido abwärts. Das Arner-Jahr nimmt drei Bezirke ein, von denen der größte vom Bodenſee (Rorſchach-Steckborn) als breites, gegen Weſtſüdweſt ſchmäler wer— dendes Band bis etwas über den untern Teil des Zürichſees und die Limmat bei Höngg hinausreicht. Ein zweiter breitet ſich über das Gebiet der Aare und deren Zuflüſſe zwiſchen Aarwangen und Wildegg, ſowie das Tal der Ergolz oberhalb Frenkendorf aus. Einem dritten gehören Uri, der innere Kantonsteil von Schwyz, das Klöntal, das obere Leventina- und Maggiatal, ſowie das Oberhasle an. Von kleinern Bezirken ſind noch hier einzureihen der nördliche Teil des Kantons Schaffhauſen, das Prättigau von Luzein aufwärts, das Vorderrheintal von Ilanz bis Trins und das Bergell. Im Basler-Jahr fliegen die Maikäfer in der Umgegend von Baſel rheinaufwärts bis Möhlin, im ganzen Amt Prunrut, im Rhonetal bis hinunter an die Veveyſe, in Ob- und Nidwalden und im Sotte-Cenere. Sr OR Da die Maikäfer, beſonders bei Föhnwetter, ziemlich weit fliegen, ſo hat deren Sammeln nur Erfolg, wenn es allgemein durchgeführt wird. Man muß damit gleich bei Anfang des Fluges beginnen, da ſonſt die gefangenen Weibchen ihre Eier beits zum Teil abgelegt haben. Für die während der beiden erſten Flugwochen geſammelten Käfer ſollte ſomit eine höhere Vergütung bezahlt werden als ſpäter. — Durch Verpflichtung der Grund— beſitzer, ein gewiſſes Quantum Maikäfer abzuliefern wird dem Abel nur in ungenügender Weiſe begegnet. Viel wirkſamer erweiſt ſich die Ausſetzung einer angemeſſenen Entſchädigung per kg oder Liter geſammelte Käfer. Die dies⸗ fälligen Koſten haben Staat, Gemeinde und Grundbeſitzer gemeinſam zu tragen. Getötet werden die Maikäfer durch Abbrühen mit ſiedendem Waſſer. Man kann ſie ſodann in verſchiedener Weiſe verwerten; u. a. geben ſie kompoſtiert einen ſehr ſtickſtoffhaltigen Dünger. § 175. Die Rüſſelkäfer laſſen ſich unſchwer erkennen an dem bald längern, bald kürzern Rüſſel, zu dem ihr Kopf ſich zuſpitzt. Das forſtlich wichtigſte Inſekt aus dieſer ungemein arten— reichen Familie iſtder große braune Rüſſel— käfer, von den Niederungen bis hinauf gegen die oberſte Baumgrenze einer der gefährlichſten Nadelholzkulturverderber. Der Käfer (Fig. 47), 10—15 mm lang, dunkelbraun, mit 2—3 un⸗ regelmäßigen Querbinden von hellgelben Flecken Gig 47. Grohe auf den Flügeldecken, findet ſich in Schlägen Pen Rüſſelkäfer. häufig von Ende April bis in den Herbſt. Natürliche Größe. Das Inſekt braucht zu ſeiner vollen Entwick— (Nach Heß, Forſtſchutz.) lung 1—1 / ũ Jahr, bleibt dann aber als Käfer noch 1—2 Jahre am Leben. Während dieſer Zeit legt das Weibchen vom Frühjahr bis Ende Auguſt Eier, mit Vorliebe in Kahlſchlägen, an die flachſtreichenden Wurzeln friſcher Stöcke von Fichten und Kiefern. — Der Schaden entſteht dadurch, daß die Käfer vom April bis in Endlich gibt es noch beſondere, alle vier Jahre wiederkehrende Maikäfer— Flugjahre in manchen Graubündnertälern, als: Das Unterengadiner-Jahr (1905, 1909, 1913 uſw.) im Inntal von Remüs und im Münſtertal von Valcava abwärts. Das Bündner Oberländer-Jahr (1906, 1910, 1914 uſw.) im Vor⸗ derrheintal von Somviß bis oberhalb Ilanz und das Schamſer-Jaohr (1907, 1911, 1915 uſw.) in den Kreiſen Schams, Alvaſchein, Belfort und Puſchlav, während unterhalb dem Puſchlaverſee, im Kreis Bruſio, die dreijährige Generation (Berner-Jahr) herrſcht. E N ee * 4 * . e . ER ER 2 den September an 3—6jährigen und noch ältern Pflanzen aller Nadelholzarten und verſchiedener Laubhölzer die Rinde des Stämm— chens benagen. Sie freſſen an dieſem erbſengroßen Plätze, welche ſich bei Nadelholz mit grindigem Harz überziehen. Sind dieſe Verletzungen zahlreich, ſo kränkeln die Pflanzen und gehen meiſt ein. Vorbeugung: 1. Vermeidung von Kahlſchlägen und beſonders einer An— einanderreihung größerer Schlagflächen; Abgrenzung der jungen Kulturen durch Anlage von Fanggräben mit ſteilen Wänden; 2. Vornahme der Stock- und Wurzelrodung; 3. Anſchlemmen oder Ankalken den Pflanzen bis zu halber Höhe. Vertilgung: 1. Sammeln der Käfer unter Fangrinden. 30 —40 cm lange und halb jo breite Stücke friſcher Fichtenrinde (60—100 Stück per ha) werden mit der Innenſeite flach auf den Boden gelegt und mit Steinen oder Raſenziegeln beſchwert. Die unter der Rinde ſich einfindenden Käfer läßt man täglich einſammeln. Weſentlich erhöht und verlängert wird die anziehende Wirkung der Rindenſtücke, wenn man ihre Innenſeite von Zeit zu Zeit mit Terpentin anſtreicht. 2. Eingraben von armsdicken, friſchen Nadelholzknüppeln auf der gerodeten Schlagfläche. Sobald ſie mit Brut beſetzt ſind, werden ſie ausgezogen und verbrannt. Verſchiedene Rüſſelkäferarten (mit dem oben beſchriebenen nahe ver— wandt, meiſt aber etwas kleiner und ſchlanker), leben als Larven unter der Rinde von Nadelholz, Stangen- und Baumholz und richten dadurch oft nicht un— erheblichen Schaden an. Für unſere ſchweiz. Verhältniſſe kommt von dieſen Inſekten die größte Bedeutung dem Weißtannen-Rüſſelkäfer zu. Sein Weibchen legt im Laufe Juli ſeine Eier an Aſtwunden 50—100 jähriger Tannen. Die auskommenden weißen, fußloſen Larven freſſen bis zum Winter unter der Rinde anfangs feine, dann immer breiter werdende, gewundene Gänge, welche ſich ſtrahlenförmig nach allen Seiten ausbreiten. Im Mai verpuppt ſich die Larve und im Juni ſchlüpft das fertige Inſekt aus. — Be— fallen werden vorzugsweiſe kränkelnde, mitunter aber auch geſunde Bäume. Wenn einigermaßen ſtark beſetzt, gehn ſie bald ein. Bekämpfung: Rechtzeitige Fällung und Entrindung der ange— griffenen Stämme. In ähnlicher Weiſe werden Fichte, Kiefer, Weymuthskiefer und Arve namentlich als Stangenholz von verſchiedenen Rüſſelkäferarten befallen und oft zum Abſterben gebracht. § 176. Von allen Forſtinſekten hat der ſchweiz. Waldbeſitzer die Borkenkäfer weitaus am meiſten zu fürchten. Nicht nur in den e tiefern Lagen, wie man früher annahm, ſondern ſelbſt im Hoch— gebirge ſind durch ſie ſchon Tauſende von Stämmen zum Ab— ſterben gebracht worden. Die Borkenkäfer zeichnen ſich durch gedrängte, walzenförmige Geſtalt, dunkelbraune bis ſchwarze Farbe und geringe Größe aus. Die größten von ihnen erreichen 8—9 mm, die kleinſten kaum 1 mm Länge. Beinahe alle Arten leben im Innern der Holz— pflanzen. Die meiſten, unter ihnen auch die verderblichſten, ernähren ſich als Larve und ausgebildetes Inſekt zwiſchen Holz und Rinde, während einzelne Arten nur im Holz, andere dagegen in der Fig. 48. Gemeiner Fig. 49. Großer Fig. 50. Großer Fichten⸗ Borkenkäfer Kiefern ⸗Markkäfer Almen-⸗Splintkäfer. Jö nat. Größe. (Baſtkäfer). ’/, nat. Größe. (Nach Fürſt, Forſt⸗ / nat. Größe. (Nach Heß, und Jagd -Lexikon.) (Nach Fürſt, Forſt⸗ Forſtſchutz.) und Jagd-⸗Lexikon.) Rinde freſſen. Vor allem gehen ſie Nadelhölzer an; nur einige wenige Laubhölzer, wie Eſche, Ulme und Eiche, ſind ihren An— griffen in nennenswertem Grad ausgejeßt. Eine wichtige Eigentümlichkeit der Borkenkäfer beſteht darin, daß ſie im allgemeinen beſchädigte und kränkelnde Bäume den ge— ſunden und vollſaftigen vorziehen. Ausgetrocknete meiden ſie ganz. Stämme, welche der Sturm geworfen oder in den Wurzeln gelockert hat; die durch Schneedruck, Waldbrand und dergleichen beſchädigt wurden; ſolche auf durch Streurechen entkräftetem Boden oder auf Standorten, welche den betreffenden Holzarten nicht zuſagen; endlich Bäume in kümmerlich gedeihenden, verlichteten, gleichaltrigen Be— ſtänden werden ſtets in erſter Linie von den Borkenkäfern befallen. Der Grund hievon dürfte darin liegen, daß reichlicher Saftſtrom die ſich einbohrenden Tiere erſtickt. Immerhin gibt es auch ein— zelne Arten, die ſich dadurch nicht im geringſten behelligen laſſen. Wird den im Walde ſtets in beſchränkter Zahl vorhandenen Borkenkäfern z. B. durch einen bedeutenden Windfall, einen aus— gedehnten Raupenfraß oder dergleichen eine große Menge zur Brut— ablage geeigneten Materials geboten oder ihre Entwicklung durch andauernde Trockenheit in außergewöhnlicher Weiſe begünſtigt, ſo kann die Vermehrung ſo ſtark werden, daß die Käfer ſich am Ende genötigt ſehen, auch vollkommen geſunde Stämme anzufallen. Tau— ſende mögen dabei im Harz erſticken, den Nachfolgenden gelingt es ſchließlich dennoch an dem durch die vielen kleinen Wunden ge— ſchwächten Baum die Brut abzulegen, ſo daß er zu Grunde gehen muß. Ganze Beſtände, ja ausgedehnte Waldungen, welche ur— ſprünglich durchaus nicht krank waren, können in ſolcher Weiſe vernichtet werden. Andrerſeits aber bietet dieſes beſondere Verhalten der Borken— käfer auch die Möglichkeit, ihrem ſtarken Aberhandnehmen vorzu— beugen. Wir erwehren uns ihrer am wirkſamſten, wenn wir alle Schädigungen des Waldes hintanhalten und eine möglichſt natur— gemäße Wirtſchaft befolgen, bei welcher geſunde, ſoweit tunlich aus Laub- und Nadelholz gemiſchte, lieber ungleichaltrige als gleich— altrige Beſtände von beſtem Gedeihen und größter Widerſtandskraft nachgezogen werden. Die ca. 85 Borkenkäferarten, welche in der Schweiz vorkommen, gehören vier Unterfamilien an, von denen aber hier nur drei in Betracht fallen, nämlich: 1. die eigentlichen Borkenkäfer (Borkenkäfer im engern Sinn), 2. die Baſtkäfer und 3. die Splintkäfer. Die hauptſächlichſten gröbern Merkmale dieſer Unterfamilien veran— ſchaulichen am beſten die beigegebenen ſtark vergrößerten drei Abbildungen (Fig. 48, 49 und 50). Gemeinſam iſt allen der kleine, kugelige Kopf, das ihn beinah ganz deckende große Halsſchild und die ſtark gewölbten, hinten wie vorn annähernd gleich breiten Flügeldecken. Die letztern ſind bei den Borkenkäfern im engern Sinn am Hinterende öfters eingedrückt und mit Zähnchen oder Höckerchen beſetzt. Im Gbrigen laſſen ſich die Borkenkäfer ſchon wegen ihrer Kleinheit und wegen der zwiſchen manchen Arten beſtehenden großen Ähnlichkeit nach ihrer Geſtalt nicht immer leicht beſtimmen. Um fo ſicherer aber kann man ſie an der von ihnen angerichteten Beſchädigung, an der Fraßfig ur, er— kennen. Es ſoll daher im Folgenden mehr auf dieſe, als auf die Beſchreibung des Käfers Gewicht gelegt werden. Nach der Art ihres Schadens find die Borkenkäfer hauptſächlich Holz- oder Stammverderber. Nur wenige und im allgemeinen minder wichtige Arten gehen auch in die Zweige oder gar an die Wurzeln. Die meiſten Arten halten ſich an eine einzelne beſtimmte Holzart; andere treten an verſchiedenen auf. r / Weit * — Zu 8 — f 2 2 SE REN \ ME — 264 8 1775 Die Fichte beherbergt zahlreiche Arten von Borkenkäfern. darunter einzelne höchſt gefährliche. Obenan ſteht diesfalls der ® gemeine Fichten-Borkenkäfer (achtzähniger Borkenkäfer Buchdrucker). (Sig. 48 S. 262.) Mit der Fichte verbreitet von ’ den Niederungen bis hinauf zu 1800 m über Meer, muß er als 1 der ſchädlichſte aller Borkenkäfer bezeichnet werden. ä f Der zirka 5 mm lange Käfer ſchwärmt im April, Mai oder Juni, etwa mit Ausbruch des Buchenlaubes. Das Männchen bohrt ſich ſodann an angehend haubarem oder haubarem Holz am liebſten am obern Seil des Schaftes (unterhalb der unterſten Aſte), bei zahlreichem Vorkommen aber am ganzen Stamm, in die Rinde ein. In dieſer nagt es eine unregelmäßige geräumige Höhlung, die Rammelkammer, ohne dabei den Baſt zu berühren, ſo daß der Fraß beim Abheben der Rinde noch nicht ſichtbar wird. Von der Rammelkammer ausgehend legt jedes zur Familie gehörende 3 Weibchen (gewöhnlich 2 oder 3) lotrecht am Stamm auf- oder 4 abwärts einen geraden, 8—12 cm langen Muttergang an, welcher den Splint ſchwach berührt und zwei oder mehr Luftlöcher beſitzt. Seine 30—80 Eier bringt es beidſeitig in kleinen Kerben unter (Fig. 51). Nach 8—14 Tagen erſcheinen die Larven — zuerſt natürlich : diejenigen aus den erſtabgelegten Eiern — und freſſen im Baſt— a gewebe anfangs ganz ſchmale, mit zunehmender Größe des Würm— chens aber immer weiter werdende Larvengänge (Fig. 52). Nach fernern 2—3 Wochen ſind die weißen, fußloſen Larven aus— gewachſen, 4—5 mm lang und ſchicken ſich in einer etwas tiefer in die Rinde gehenden Höhlung zur Verpuppung an. Der aus— ſchlüpfende Käfer, anfangs weich und weiß, dann ſtrohgelb und ſchließlich braun, nagt, ſobald er genügend erſtarkt, ein kreisrundes Flugloch, um ins Freie zu gelangen. Die Entwicklung des Tieres wird durch Wärme gefördert, durch kühle und feuchte Witterung zurückgehalten. Je nach dieſer nimmt fie 6—12, im Mittel etwa 8 Wochen in Anſpruch. Günſtigſten Falls beginnt der zweite Flug in der letzten Hälfte Juni und folgt eine neue Brut, welche im Auguſt reif iſt. Aber auch ein Teil der Mutterkäfer ſchickt ſich bei trockener Witterung noch zu einer zweiten Brutablage an. Eine doppelte Generation, d.h. zwei Bruten in einem Jahre, bilden bei uns wohl die Regel. . ˙ TT 1 2 „ * = 5 1 m. A — — 265 — Zu einer erfolgreichen Bekämpfung des Fichten-Borkenkäfers ift vor allem notwendig, daß man ſein Vorhandenſein rechtzeitig i | . * A x 2 | | au €“ | E . vi | \ 14 \ 5 ? 1261 A Ele 1 ; — N i 73 | 9 2 e e N 8. 1 A | f = == 2 7, \ | 9 | | 8 8 — —— 0 t N f 1 . 2 a N i | | GG 7 3 r NS je A D | IL 85 ö 3 — N 3 0 / / | 8 . +} — * “= > ar Hi 1 i N | 0 2 5 K R X i | 5 A ) 5) N, So IR: | I: { I kA \ 2 — — ——— — — Fraßfigur des gemeinen Fichten-Borkenkäfers. Fig. 51. 2—3 Wochen nach dem Anflug. Fig. 52. 5—6 Wochen nach dem Anflug. ½ nat. Größe. % nat. Größe. (die linkſeitige Hälfte der Rammel⸗ (Alteſte Larven ausgewachſen, z. T kammer freigelegt.) bereits verpuppt.) wahrnehme Wenn ein Baum völlig abgeftorben, hat ihn der Käfer meiſt bereits verlaſſen. Vorher aber erkennt man ſeine Anweſenheit an dem vom Käfer ausge— worfenen Bohrmehl, das zwiſchen Rindenſchuppen, an Flechten, Moos, in Spinngeweben oder am FJuße des Stammes hängen bleibt. Später wird die Rinde mißfarbig u. erſcheint ſchließlich, wo die Käfer aus- geflogen, wie mit Schrot angeſchoſſen. Mit größter Sicher— heit läßt ſich natür⸗ lich ihr Vorkommen an gefälltem Holz konſtatieren, welches | man zu dieſem \ 1 IN Zwecke im Walde Il 16 55 . S liegen läßt. | | | Ofters nimmt man in der Borke älterer Fichten zahlreiche runde Bohr— löcher wahr, ähnlich denjenigen des Borken— käfers, welche aber die Baſtſchicht nicht berüh⸗ ren und daher auch keinen Schaden verur— ſachen. Sie rühren von einem ſog. Nagekäfer her. Selbſtverſtändlich Fig. 53. dürfen dieſe Bäume nicht mit den vom Bor- kenkäfer befallenen ver— ½ nat. Größe. wechſelt werden. Fraßfigur des achtzähnigen Kiefern-Borkenkäfers. 2, 7 wr ur =. 8 — 267 — Vorbeugung: Abgeſehen von den im vorhergehenden Paragraph angeführten allgemeinen Maßnahmen: 1. Frühe Schlagräumung und Entrindung alles nach dem 1. Mai im Walde belaſſenen Stammholzes. 2. Rechtzeitige Aufarbeitung und Abfuhr aller von Sturm, Schneedruck, Fäulnispilzen ꝛc. beſchädigten Hölzer. 3. Fleißige Duchforſtung. Vertilgung: 1. Häufiges und genaues Durchſuchen der Beſtände; unver— zügliche Fällung und Entrindung aller befallenen Stämme. Sind die Larven ſchon halbwüchſig oder älter, vielleicht ſogar Puppen oder Käfer vorhanden, ſo müſſen beim Entrinden Tücher unterlegt und die Rinde mit der Brut verbrannt werden. 2. Legen von Fangbäumen. Man verſteht darunter Bäume, welche man vom Frühjahr an gefällt und entaſtet, aber in der Rinde, im Beſtande liegen läßt. Sie werden von den Borkenkäfern ſtets zuerſt aufgeſucht. Etwa vier Wochen nach dem Anflug ſind dieſe Stämme zu ent— rinden und die Rinde zu verbrennen. Nur bei trockener, warmer Witterung und wenn die Larven noch nicht ausgewachſen, genügt es, die Rinde an der Sonne zu trocknen. Das Werfen von Fangbäumen wird alle vier Wochen, ſo lange nötig, unter AUmſtänden bis in den September wiederholt. Die Fällung findet jeweilen 14 Tage vor Entrindung der frühern Fangbäume ſtatt. Dem gewöhnlichen Fichten-Borkenkäfer außerordentlich ähnlich iſt der achtzähnige Kiefern-Borkenkäfer. Etwas ſchlanker und kleiner als jener, tritt er beſonders in Berggegenden häufig an der Fichte auf. Aberdies befällt er die gemeine Kiefer, die Bergkiefer, die Lärche und die Arve. Seine Fraßfigur (Fig. 53) erkennt man leicht an den geſchwungenen Muttergängen, welche ſternförmig von der den Splint berührenden Rammel— kammer ausgehn. Auch nach ſeiner Lebensweiſe iſt er dem gemeinen Fichten— Borkenkäfer verwandt und wird daher in ähnlicher Weiſe wie dieſer bekämpft. Im Hügel- und Flachland ein ſehr häufiger Begleiter des gemeinen Fichtenborkenkäfers iſt der ſechszähnige Fichten-Borkenkäfer. Wie jener vornehmlich das ſtärkere Holz befällt, ſo ſucht dieſer, ein kleiner, nur 1½ 2 mm langer Käfer, das dünnrindige Gipfel- und Stangenholz auf und wird dadurch mitunter empfindlich ſchädlich. Seine Fraßfigur (Fig. 54) zeichnet ſich dadurch aus, daß, wie beim gemeinen Fichtenborkenkäfer, die Rammel— kammer ganz in der Rinde liegt. Die Muttergänge verlaufen im Baſt, aber nicht in der Längsrichtung des Baumes, ſondern mehr ſchräg, ſtrahlenförmig. Er ſchwärmt etwas früher als die vorgenannten Arten und hat ebenfalls meiſt doppelte Generation. Bekämpfung wie oben. Ein recht ſchlimmer Feind der Fichte im Stangenholzalter, welcher ihr namentlich dadurch gefährlich wird, daß er auch voll— kommen geſunde Stämme angreift, iſt der doppeläugige Fich— ten-Baſtkäfer. Er beſitzt eine Länge von 2—2 / mm und eine graue, ziemlich dichte Behaarung, welche ihn gegen das austretende Harz zu ſchützen ſcheint. Seine erſte Schwärmzeit fällt mit der des gemeinen Fichten-Borkenkäfers zuſammen. Nicht nur die kleine Rammelfammer, ſondern auch die von ihr ſternför— mig ausgehenden gebogenen, unre— gelmäßigen Mut- tergänge verlau— fen ganz im In— nern der Rinde. Sogar die Lar— vengänge kom— men auf der In—⸗ nenſeite der Kinde nur teilweiſe, als unzuſammen— — . | — hängende Striche Fig. 54. Fraßfigur des ſechszähnigen und feine Kritzeln Fichten⸗Borkenkäfers. / nat. Größe. zum Vorſchein. (Fig. 55.) Er entwickelt in einem Sommer gewöhnlich zwei Gene— rationen. Hinſichtlich der Begegnung gilt das für den Fichtenborken— käfer geſagte. Hier anſchließend ſei noch des großen Fichten-Baſtkäfers (Rie⸗ ſenbaſtkäfer) gedacht, der glücklicherweiſe weniger häufig auftritt als die bis- her genannten, wo er ſich aber einſtellt, als in hohem Grade ſchädliches Inſekt bezeichnet werden muß. Dieſer größte einheimiſche Borkenkäfer, 8-9 mm lang, befällt nämlich vorzugsweiſe angehend mittelwüchſige bis angehend haubare Fichten von freudigſtem Wachstum. Er bohrt ſich am Wurzelknoten oder doch in geringer Höhe, mit Vorliebe an Wundſtellen, bis auf den Splint ein und nagt hier einen kurzen Muttergang. In dieſem legt das Weibchen , drsir 7 4 N N ui Net: Ann Pe N es 22 PO 7 e br EA r 3 n 7 * 4 7 4 2 e . DO Bl * r 4 0 — 269 — die Eier nicht einzeln, ſondern gruppenweiſe in ſeitliche Weitungen. Die ausſchlüpfenden Larven freſſen, dicht nebeneinander liegend, zwiſchen Holz und Rinde ſog. Familiengänge, d. h. bis handgroße Höhlungen, welche ſie hinter ſich mit harzgetränktem Bohrmehl füllen. Die Generation iſt wahr— ſcheinlich einſährig, hingegen lebt der Käfer ſehr lang und braucht wohl mehrere Monate (zwiſchen Mai und Auguſt) zur Ablage ſeiner Eier. Bekämpfung: Stark be- 7 fallene Stämme müſſen ge— ſchlagen, ſorgfältig entrindet und die Rinde verbrannt wer— den. Beim Vorhandſein nur einzelner Familien werden dieſe ausgeſchnitten und die | Wunde mit Teer beſtrichen. Man erkennt die Anweſenheit des Käfers an der trichter— förmigen Harzröhre, mit der er das Bohrloch umgibt. Mehrere Baſtkäfer treten auch als Kulturverderber auf. Der für uns wichtigſte von ihnen, der Schwarze Fich— ten-⸗Baſtkäfer, legt ſeine Brut zeitig im Frühjahr an friſche Fichtenſtöcke. Der Käfer ſelbſt ſchadet, indem er vom Juni an 2—6 jährige Fichten⸗ pflanzen in der Nähe des Wurzelknotens und bis in 1060 1 all A De INN ill um -_ N UU die Erde hinein befrißt, ſo 5 2 E55 daß ſie eingehn. Begegnung: Vermei⸗— dung von Kahlſchlägen; wo ſolche erfolgt, Stockrodung nach Fig. 55. b der Brutablage und Ankohlen Fraßfigur des doppeläugigen Fichten-Baſtkäfers. der Stöcke. Natürliche Größe. § 178. Die der Tanne verderblich werdenden Borkenkäfer be— ſchränken ſich auf wenige Arten. Wo dieſe Holzart ſtarke Ver— breitung beſitzt, iſt wohl ihr gefährlichſter Feind der krummzähnige Tannen- Borkenkäfer. Der 2½—3 mm lange Käfer befällt mit Vorliebe ältere Stämme, ohne Stangenholz ganz zu meiden. Seinen Angriff beginnt er jeweilen in der Krone. Er ſchwärmt ſchon von Anfangs April an und legt zwiſchen Holz und Rinde horizontal = 270 verlaufende Muttergänge, ſog. Wagegänge (Fig. 56) an, welche meiſt zu zweien oder ſelbſt zu vieren vom nämlichen Bohrloch ausgehn. Zur Verpuppung dringt er oberflächlich in den Splint ein. Er hat doppelte, in warmen trockenen Jahren ſogar drei— fache Generation. Der krummzähnige Tannen-Borkenkäfer iſt ein in höchſtem Grade ſchädliches Inſekt, das, wenn trockene Witterung ſeine ſtarke Vermehrung begünſtigt, oft ganze Beſtände verwüſtet. Seine Be— ja: = Ad — e — Fe . — 5 r e at N 7 75} en Sy a rt — et —— A nn Fig. 56. Fraßfigur des krummzähnigen Tannen-Borkenkäfers. Natürliche Größe. kämpfung erfolgt in ähnlicher Weiſe, wie die des Fichten-Borken— käfers, nur nimmt er Fangbäume nicht ſo gerne an, wie dieſer. Sie werden am beſten nicht gefällt, ſondern rechtzeitig ſtehend ge— ringelt. Größtes Gewicht muß auf eine häufige Durchſicht der . 1% > P ren ETF an Be Beſtände und unverzüglichen Aushieb der befallenen Stämme ge- legt werden. Wegen der Verpuppung im Splint iſt frühzeitige Entrindung geboten. Es kommt vor, daß die Fraßfigur dem umſtehenden Bild durchaus nicht gleicht, ſondern die Muttergänge, von einer Rammelkammer ausgehend, ſich unregelmäßig ſchräg am Stamme hinziehen. Man hat es in dieſem Falle mit dem dorn⸗zähnigen Tannen- Borkenkäfer zu tun, deſſen Lebens- weiſe aber mit der des krummzähnigen genau übereinſtimmt. — Auch im Aſt⸗ holz lebt häufig eine andere, etwas kleinere, aber nah verwandte Art. Der kleine Tannen- Borkenkäfer (gekörnte Tannen-Borkenkäfer) hat noch eine größere Verbreitung als der krummzähnige, kommt aber ſelten jo maſſenhaft vor. Da er zudem kleiner, nur 1½ —2 mm lang iſt, jo ver— urſacht er auch nicht ſo bedeutenden ä Immerhin bringt er öfters ebenfalls ganz geſunde Bäume zum Abſterben. Im allgemeinen zieht er dünnrindiges Holz vor. Seine Fraßfigur (Fig. 57) zeichnet ſich aus durch Fehlen eines Mutterganges. Die Eier werden in einer platzför— migen, an eine Rammelkammer erinnernden Weitung abgelegt, von der die Larvengänge ſtrahlenförmig ausgehen. Seine Generation iſt meiſt doppelt. Hinſichtlich Begegnung gilt das beim vorhergehenden Geſagte. Auch der gekörnte Tannen- Borkenkäfer zeigt keine ſehr ausgeſprochene Vor— liebe für liegendes Holz, weshalb man als Fangbäume ſtehendes Holz ringelt. — Die befallenen, vom Gip— fel nach unten gelb und dann rot werdenden Stämme ſind rechtzeitig zu beſeitigen. a |ı alle A Fig. 57. Fraßfigur des An der Kiefer treten eine kleinen Tannen-Borkenkäfers. ganze Reihe von Borkenkäfern Natürliche Größe. mehr oder minder ſchädigend auf. Von ihnen verdient in erſter Linie genannt zu werden der große Kiefernmarkkäfer (Wald— gärtner), (Fig. 49. S. 262). Dieſer 4—4 / mm lange, ſchwarze Baſtkäfer ſchwärmt ſchon im März oder April. Er nagt, vorzugs— weiſe an dickborkigen Kiefern, im Baſt einen 7—8 em langen Lotgang (Fig. 58), der mit einer von Harztröpfchen umgebenen Krümmung beginnt. Die ausfliegenden jungen Käfer ſchreiten . e a * Be 9 > SA“ bg Ra BR a Fe .. — 2 wahrſcheinlich erſt im folgenden Jahre zur Fortpflanzung. Die alten Käfer hingegen befallen nach der Brutablage die jungen Zweige nahe ſtehender Kiefern und höhlen hier das Innere der Triebe aus. Dabei erholen ſich die Muttertiere inſoweit, daß ſie nachher noch eine zweite Brut ablegen, was zur irrtümlichen Annahme einer doppelten Generation Anlaß gegeben hat. — Zum Gberwintern begibt ſich der Kiefernmarkkäfer in die dicke Borke alter Kiefern ohne aber dabei die Baſtſchicht zu berühren. Abgeſehen vom Schaden der Brut wird der Wald— gärtner namentlich durch Verunſtaltung der Baum— kronen nachteilig. Dieſe verlieren die den alten Kie— kA fern eigene kuppelförmig sy! gewölbte Geſtalt und neh⸗ = | men eine ſcharf zulaufende I Spitze an. Dercheſtand ver— lichtet und erleidet eine 8 fſtarke Zuwachseinbuße. Begegnung: Recht⸗ J zeitige Beſeitigung aller kranken und ſchadhaften 1 r K e Stämme und Fällung von 8 8 | | in NASE I x \ Fangbäumen vom März e eee bis zum Juli. * Wa — we ae A 2 * Lee eee 3 * r # 8 4 47 Pi; A u — S 2 5 5 N 1 u N N —— up Dem vorigen täuſchend ähn⸗ lich iſt der kleine Kiefern— [ marffäfer. Oft treten beide nebeneinander auf in der Weiſe, daß der letztgenannte, 3½ —4 mm lang, vornehmlich Fig. 58. . die dünnrindigen Baumteile, Fraßfigur des großen Kiefernmarkkäfers. der andere dagegen die bor— ½ natürl. Größe. kigen beſetzt. Sehr ausgeſpro— chen unterſcheiden ſie ſich durch die Fraßfigur, indem der kleine Kiefernmarkkäfer meiſt zweiarmige Wagegänge frißt. Er wird bekämpft wie für die größere Art angegeben. Zu den gefährlichen Feinden der Kiefer gehört noch der große Kiefern-Borkenkäfer (ſechszähniger Kiefern-Borkenkäfer). Er . , c Pe" re een 4 4 x pr 1 — . 4 beſitzt 5—8 mm Länge und zeichnet unter der Rinde dickborkiger Kiefern eine Fraßfigur, welche mit derjenigen des gemeinen Fichten— Borkenkäfers Ahnlichkeit hat, nur viel größer iſt. Die von der Rammelfammer auf- und abwärts ſtreichenden Lotgänge erreichen zuſammen bisweilen eine Länge von / m. Seine erſte Flugzeit fällt auf April und Mai. Er hat doppelte Generation. In der Schweiz findet er ſich nicht jo allgemein verbreitet, wie der große Kiefern-Mark— käfer, greift dafür aber mehr als dieſer auch geſunde Stämme an. Begegnung: Wie beim gemeinen Fichten-Borkenkäfer. Des achtzähnigen Kiefern⸗Borken— käfers wurde bereits in $ 177 Erwähnung getan. Als ſpezielle Feinde der Bergkiefer ſeien noch der Arven-Bor⸗ kenkäfer und der doppelt⸗ dreizäh⸗ nige Borkenkäfer (vgl. § 179 hiernach) angeführt. 2 Bm. —— a1) "ll - Blu MS Qt) a — 1 0 I ! 1 FU) | in" 0 00 | 8179. Die Zahl der Borkenkäfer, welche die Lärche heim⸗ ſuchen, iſt eine be— ſchränkte, dagegen findet ſich unter ihnen eine für dieſesNadel⸗ holz ſehr gefährliche Art, der Ar ven- Borkenkäfer. Er folgt der Lärche ſo— Fig. 59. weit ſie natürlich vor— Fraßfigur des Arven-Borkenkäfers. kommt, von der Nie- . nat. Größe. derung bis an die oberſte Baumgrenze. Dabei begnügt er ſich durch— aus nicht immer mit liegendem oder kränklichem Holz, ſondern bringt oft vollkommen geſunde Stämme zum Eingehen. Aberdies befällt er auch die Arve, die Bergkiefer und die Fichte. — Der nach Größe 18 = mm ll et und Geſtalt dem gemeinen Fichten-Borkenkäfer außerordentlich ähn— liche Käfer fliegt Stangen- und Baumholz an, je nach Umſtänden in der zweiten Hälfte April, im Mai oder erſt im Juni. Seine Ent— wicklung dauert 8—12 Wochen; in der Regel reift er 2, in höhern Lagen 1 Generationen. Bekämpfung: Wie für den Fichten - Borkenkäfer ange— geben wurde. — Fig. 60. Fraßfigur des doppelt-dreizähnigen Borkenkäfers. ?/, nat. Größe. Die Sterngänge des Arven-Borkenkäfers (Fig. 59) laſſen ſich mit den Lotgängen des Fichten-Borkenkäfers nicht wohl verwechſeln. 4—5 mm breit und verhältnismäßig kurz (ſelten 10 em lang) unterſcheiden ſie ſich unſchwer auch von den ſchmalen (2—2½ mm breiten), dafür aber bis 15 und noch mehr em langen Sterngängen des achtzähnigen Kiefernborkenkäfers (vgl. S 177, ©. 266). Gberdies hat der letztere die Eigentümlichkeit, ſeine Eier mehr oder minder regelmäßig auf die ganze Länge des Mutterganges in ziemlich großen Abſtänden zu verteilen, während beim Arvenborkenkäfer die Eier⸗ kerben mehr ſtreckenweiſe nahe beiſammenſitzen. 5 RTL L ER u 2 * Von allen Nadelhölzern unzweifelhaft am wenigſten durch Borkenkäfer gefährdet iſt die Arve. Die nach ihr benannte oben beſchriebene Art nimmt zwar liegende Arven gerne an, dürfte aber kaum ſtehende Bäume töten. An jüngern kränkelnden Arven, ſowie an beſchädigtem Aſt- und Gipfel— holz trifft man häufig den doppelt⸗dreizähnigen Borkenkäfer, welcher im Hochgebirge die nämliche Rolle ſpielt, wie im Hügel- und Flachland der ſechszähnige Fichtenborkenkäfer. Auch ſeine Fraßfigur (Fig. 60), hat mit derjenigen des letztgenannten einige Ahnlichkeit. Er legt nämlich 3—5 armige Sterngänge an, welche von einer nur bei dickerer Rinde den Splint nicht be— rührenden Rammelkammer ausgehen. Die 3—7 em langen, oft geraden Mutter- gänge greifen ziemlich ſcharf in das Holz ein. Er ſchwärmt zeitig (April, Mai) und hat gewöhnlich eine doppelte Generation. Der doppelt-dreizähnige Borkenkäfer gehört zu den merklich ſchädlichen, da er mitunter auch geſunde Stämmchen und außer der Arve namentlich die Bergkiefer und Fichte, weniger häufig die Lärche befällt. Zu ſeiner Be— kämpfung wird wie gegen den gemeinen Fichten-Borkenkäfer vorgegangen. Bei den Laubhölzern kommt es ſehr ſelten vor, daß ihr Tod durch die Angriffe der Borkenkäfer herbeiführt wird. Allenfalls vermag dies der große Almen-Splintkäfer (Fig. 50, ©. 262) zu bewirken, der mit Vorliebe ſtarke Ulmen bewohnt. Bei ge— ſunden Bäumen zeigt er ſich zuerſt im Gipfel und ſteigt, Gene— ration um Generation, ſtets tiefer herab, bis ſchießlich der Baum den Angriffen erliegt. Seine Fraßfigur beſteht aus einem 3—5 cm langen Lotgang und gedrängten, aber anfangs ſehr regelmäßig verlaufenden Larvengängen. Er hat häufig eine doppelte Gene— ration. — Noch nicht ſtark beſetzte Ulmen kann man durch Abſägen der Aſte und Teeren der Schnittfläche retten. Stark befallene wird man rechtzeitig beſeitigen und Rinde nebſt Aſten verbrennen. Ein überall ſehr gemeiner Laubholz-Borkenkäfer iſt ſodann der Eſchen-Baſtkäfer. Geſunde Bäume fliegt er nur ſelten an, dagegen bleibt im Sommer keine gefällte Eſche im Walde, die nicht an Stamm und Aſten über und über mit ſeinen regel— mäßigen zweiarmigen Wagegängen gezeichnet würde. Er hat ſtets nur einfache Generation und überwintert als fertiges Inſekt ganz oberflächlich in der Rinde vollſtändig geſunder Eſchenſtangen. Da dieſe kurzen Gänge die Baſtſchicht nicht berühren, verurſachen ſie keinen Schaden, fallen aber auf als dunkle, rauhe Stellen (Eſchen— roſen) an der ſonſt glatten Rinde. P n N ne on — 276 $ 180. Die bisher beſprochenen Borkenkäfer leben ausſchließlich 1 zwiſchen Holz und Rinde. Es bleibt noch eine Art anzuführen, 4 welche ſich in das Holz ſelbſt einbohrt und hier die Brut ablegt. 1 Der linierte Nadelholzbohrer (auch Nutzholz-Borkenkäfer 5 oder kleiner Wurm genannt) tritt ſozuſagen an allen Nadelholz— 2 arten, mit Vorliebe aber an Fichte und Tanne auf. Sehr früh— 7 zeitig ſchwärmend, bohrt er ſich in friſch gefällte, in kranke oder 85 von andern Inſekten beſchädigte Stämme ein. Die höchſtens 4—5 cm = tiefeindringenden Muttergängefolgen $ mehr oder weniger den Jahrringen 5 und haben beidſeitig auf- und abwärts f kurze Sproſſen, die Larvengänge. 2 Dieſe ſog.Leitergänge des Nadel- 4 holzbohrers (Fig. 61) werden bald ſchwarz und beeinträchtigen den Nuß- wert des Holzes, immerhin mehr bei geringern, als bei ſtarken Sorti— menten, ſodaß der Schaden weniger erheblich iſt, als oft behauptet wird. 3 — Der Käfer hat eine doppelte, x unter Amftänden jelbjt eine dreifache 7 Generation. Man begegnet ihm durch ſofortige Entfernung allen ſchad— * een er n Fig. 61. Leitergänge des 5 linierten Nadelholzbohrers in haften Holzes und rechtzeitige Ab— Fichtenholz. fuhr des Schlaganfalles. Auf Holz— a. Muttergänge, b. Larvengänge ablageplätzen verhindert man das und Puppenwiegen. Einbohren des Nutzholzborkenkäfers, 7 nat. Größe indem man die Stämme mit (Nach Heß, Forſtſchutz.) Bordeauxbrühe (S. 251) beſpritzt. Ein naher Verwandter dieſes Schädlings lebt im Buchen- und ein weiterer im Eichenholz. Überdies kommen in letzterem noch verſchiedene andere Arten vor, welche z. T. tief in den Stamm eindringen und ihn dadurch be— deutend entwerten. Es wäre unter den Käfern noch mancher Feind des Waldes zu nennen, doch würde uns dies zu weit führen. Die meiſten, ſo z. B. die an ihren langen Fühlern leicht kenntlichen Bockkäfer treten ohnehin nur zeitweiſe und in geringerer Ausdehnung wirklich ſchädigend auf. Durch unverzüglichen — 277 — Aushieb des befallenen Holzes und Vernichtung der Brut wird man ſich ihrer ohnehin in den meiſten Fällen leicht erwehren können. $ 181. Die Forftinjeften der übrigen Ordnungen reichen hinſichtlich ihrer Bedeutung bei weitem nicht an die Käfer heran. Von Weſpen wären die jog. Holzweſpen anzuführen, deren weiße, walzige Larven in kranken Nadelholzſtämmen kreisrunde, bis 8 mm weite Gänge bohren und unter der Bezeichnung „großer Holzwurm“ bekannt ſind. — Zu ihrer Bekämpfung genügt die rechtzeitige Abfuhr alles anbrüchigen Holzes. Zu den Weſpen gehören auch verſchiedene Blattweſpen, von denen am häufigſten die kleine Fichtenblattweſpe an Fichtenjungwüchſen ſchädi— gend auftritt. Die nackten grünen Afterräupchen entnadeln im Mai die jungen Triebe. Häufig gehen dann im Juli die Gipfeltriebe ein, beſonders wenn ſich der Fraß mehrere Jahre wiederholt. Ein wirkſames Gegenmittel gibt es nicht. Man wird alſo den Anbau reiner Fichten zu vermeiden haben. Hier einzureihen wären im fernern die Gallweſpen, welche an den Eichen verſchieden geſtaltete Gallen veranlaſſen, forſtlich aber ohne Belang ſind. Von den Inſekten mit un vollkommener Verwand— lung iſt allgemein bekannt die Maulwurfsgrille (Werre, Erd— krebs). Sie richtet häufig in Saatbeeten und Verſchulungen ſehr bedeutenden Schaden an, indem ſie die Wurzeln der jungen Pflanzen abbeißt und dadurch namentlich Nadelholzſaaten vernichtet. Sie liebt beſonders lockeren, ſandigen Boden. Das Weibchen legt ſeine 150—200 Eier im Juni und Juli 10—12 em tief unter der Erd— oberfläche in ein kugeliges Neſt. Bekämpfung: 1. Aufſuchen und Zerſtören der Neſter. Man findet ſie durch Verfolgen der wenige Zentimeter unter der Bodenoberfläche ver— laufenden fingerſtarken Gänge. 2. Eingraben von Blumentöpfen in die Beete oder Wege. Der Topf muß ſo tief eingelaſſen werden, daß die Werre bei ihren nächtlichen Wanderungen in jenen hineinfällt. Da man das Loch im Boden mit Holz, Steinchen ꝛc. verſchloſſen hat, jo kann ſie nicht mehr entweichen. Gbenfalls durch ein Inſekt mit unvollkommener Verwandlung, durch die Fichten⸗Rindenlaus, werden die bekannten haſelnuß- bis walnußgroßen, zäpfchenförmigen Gallen veranlaßt, welche man an den Zweigen 10—20jähriger Fichten oft in großer Zahl findet. Von erheblichem Belang iſt der Schaden gleichwohl ſelten. c A . ee a en > $ 182. Neben den angeführten Mitteln, dem Schaden der Inſekten im Walde vorzubeugen und ihn zu bekämpfen, erübrigt noch der Schonung der Inſektenfeinde Erwähnung zu tun. Als ſolche kommen aus der Ordnung der Säugetiere vornehmlich die Fledermäuſe, der Maulwurf, die Spitzmaus und der Igel in Be— tracht. Sie verdienen unbedingte Schonung. Anter den Vögeln gibt es bekanntlich eine ſehr große Zahl von Arten, welche den Inſekten nachſtellen und die deshalb durch das Geſetz geſchützt ſind. Die Meiſen, der Kuckuck, der Star u. a. gehören wohl zu den wichtigſten. Die Vermehrung der jog. Höhlen— brüter wird auch im Walde mit Vorteil begünſtigt durch Aufhängen von Niſtkäſten, von denen die jog. v. Berlep'ſchen Niſthöhlen') be- ſonders empfohlen zu werden verdienen. Die Mithilfe der nützlichen Wirbeltiere bei der Vertilgung forſtſchäd— licher Inſekten macht ſich vornehmlich dadurch geltend, daß die Zahl der letztern unter gewöhnlichen Verhältniſſen in mäßigen Grenzen gehalten wird. Im Falle einer Maſſenvermehrung der Schädlinge hingegen ſind Vögel wie Säuge— tiere außer Stande, in nennenswertem Maße zur Hebung des Abels beizu- tragen. Auch vergeſſe man nicht, daß ſie ohne Wahl nützliche wie ſchädliche Inſekten wegfreſſen. — Einzelne Vogelgattungen beſitzen ſogar einen Ruf als Waldfreunde, welcher aller Begründung entbehrt. Die Spechte z. B. laſſen in der Regel die kleine Borkenkäferbrut — mit Ausnahme etwa des großen Fichten⸗Baſtkäfers (vergl. S. 268) — ganz unbehelligt und ſtellen ſich erſt ein, wenn die fetten Bockkäferlarven die völlig abgeſtorbenen Stämme beſetzt haben. Ebenſo bleiben vom krummzähnigen Borkenkäfer befallene Partien der Tanne ungeſchoren, wogegen die dicken Larven des Tannen-Rüſſelkäfers (vgl. S. 260) eifrig hervorgehackt werden. Größere Bedeutung kommt den Waldfreunden aus der Ordnung der In— jeften zu. Die ſog. Schlupfweſpen legen ihre Eier meiſt in oder an die Larven der Waldverderber, welche von den ausgeſchlüpften Lärvchen bei lebendigem Leibe verzehrt werden. Ahnlich ſchmarotzen die Raupenfliegen, während die weniger maſſenhaft auftretenden Raubfliegen als Larve, wie als vollkommenes Inſekt von andern Inſekten leben. Ihre Gberlegenheit über die ſchädlichen Inſekten verdanken die nützlichen dem Umſtand, daß fie ſich viel raſcher vermehren als jene. ) Zu beziehen von der Niſthöhlenfabrik F. Bertſchinger in Lenzburg zum Preiſe von Fr. 1.10 und 1.30 per Stück; bei Bezug von mehr als ſechs Stück Rabatt. U n rr se Zu . 7 „ r Mr, Kur 7 3 * 5 * 2 . Pr 9 0 . — 279 — Schutz gegen wild lebende Wirbeltiere. $ 183. Die im Walde frei lebenden, ihm unter Umſtänden ſchädlichen Säugetiere hat die zunehmende Kultur größtenteils verdrängt. Nur wenige, meiſt kleinere Arten machen ſich etwa ab und zu noch unangenehm bemerkbar. Dies gilt u. a. für das Eichhörnchen, das in einzelnen Jahren den Lärchen-Stangenhölzern, ſeltener auch Fichten, Tannen, Buchen ꝛc. recht verderblich wird. Es ſchält nämlich mitunter im Frühling und Vorſommer in den Gipfeln die dünne Rinde ringsum oder in unregelmäßigen Plätzen ab, um darunter den Saft abzulecken. Geht, wie ſolches meiſt der Fall, in der Folge der Gipfel ein, jo wird dadurch der Stamm als Nutz— holz ſo entwertet, daß er ausgehauen werden muß. — Vom Eich— hörnchen rühren im fernern die ſog. Abſprünge her, fingerlange Zweige, welche ſich oft in großer Zahl unter Fichten finden. Das Eichhörnchen beißt ſie ab, um die daran ſitzenden Blütenknoſpen zu verzehren. In Tannen- und Fichten-Jungwüchſen ſchneidet es, ebenfalls der Knoſpen wegen, oft auch die Gipfel und die End— triebe der Aſte ab. — Geringfügiger iſt der Umſtand, daß es auch den Baumſamen zuſetzt. Leider hat man, um dem Schaden des niedlichen Tierchens zu wehren, kein anderes Mittel als deſſen Abſchuß, doch genügt zur Abhilfe oft das Erlegen weniger Exemplare. Die ſog. Wühlmäuſe benagen jüngere Pflanzen von Lärchen, Kiefern ꝛc., indem ſie ſolche platzweiſe entrinden, oder andere, wie beſonders Apfelbäume, Eichen, Pappeln ıc. am Wurzelknoten angreifen. Begegnung: 1. Schutz der Mäuſefeinde. 2. Vergiftung mit dem Löffler ſchen Mäuſebazillus, der bei den Mäuſen eine anſteckende Krankheit hervor— ruft, für andere Tiere aber unſchädlich iſt.“) Die Anwendung von Strichnin, Arſenik ꝛc. iſt zu verpönen, da damit auch die Mäuſefeinde vergiftet werden. Recht empfindlich ſchaden vielerorts in Kulturen der Ebene und des Gebirges die Rehe, weniger noch durch Verbeißen als durch das „Fegen“ der Böcke. Dieſe haben nämlich die ſchlimme Gewohnheit, im Frühjahr ihr Gehörn an glattrindigen, 2—5 em ſtarken Stämmchen (beſonders Lärchen, Weymuthskiefern, Arven, *) Der Löffler'ſche Mäuſebazillus kann bezogen werden vom Schweiz. Serum- und Impfinſtitut in Bern. Eine Flaſche mit 200 em’ Präparat und gequetſchtem Hafer, welche für 1 ha reicht, koſtet Fr. 5.—. ie Ahornen 2c.) zu reiben, um es vom anhaftenden Baſte zu reinigen. Die Pflanze wird dadurch entrindet und geht meiſt zu Grunde. Der Schaden macht ſich um ſo unangenehmer bemerkbar, als die Böcke beſonders eingeſprengte Miſch- und Fremdhölzer aufſuchen. Zur Begegnung empfiehlt man Anſtreichen der Stämmchen mit widerlich riechenden Miſchungen (3. B. Kalk mit Rinderblut und Jauche), Umbinden von 15 em breiten Papierſtreifen ꝛc., doch bleibt leider kein Mittel lange wirkſam. Man muß dann für ent- ſchiedene Berminderung des Rehſtandes ſorgen. Die dem Wald von Seiten der Vögel zugefügten Nachteile ſind im allgemeinen gering. In den Saatſchulen ſchaden Finken, Häher ꝛc. durch Verzehren der Samen, doch kann man ſich ihrer durch Scheuchen, Saatgitter und dergl. unſchwer erwehren. In Arvenkulturen wird oft Auer- und Birkwild läſtig, indem es im Winter, wenn die Pflanzen über den Schnee emporragen, deren Knoſpen abäſt. Man begegnet dieſer Beſchädigung durch Amwinden der Gipfelknoſpen mit ſog. Knoſpenſchützern (zackigen Blechſtreifen). Ihr Anbringen iſt jedoch um- ſtändlich und ziemlich koſtſpielig. Ein mäßiger Abſchuß dürfte zur Abwen⸗ dung des Schadens ausreichen. Wie das Eichhörnchen, ſo zwickt auch der Kreuzſchnabel an jungen Fichten, ſeltener an Tannen die Spitzen der Gipfel und obern Quirltriebe ab, um deren Knoſpen zu verzehren. Schutz gegen Weidevieh. § 184. © Wo der Eintrieb von Weidevieh in den Wald nicht ganz beſeitigt werden kann, hat man durch Beachtung entſprechender Maßnahmen den mit der Ausübung dieſer Nebennutzung ſtets ver— bundenen Schaden möglichſt zu verringern. Es geſchieht durch: s a. Beſchränkung der Weidefläche. Verjüngungen legt man in Bann, bis fie dem Maule des Viehes entwachſen ſind. Findet ſich, wie im Plenterwald, der Jungwuchs im ganzen Walde zerſtreut, ſo ſchließt man einen entſprechenden Teil der Geſamt— fläche, z. B. ein Viertel oder ein Drittel derſelben, dem Weide— vieh ab. Wo nur Großvieh eingetrieben wird, bedarf es einer kürzern Schonzeit und ſomit auch einer kleinern Schonfläche, als wo auch Schmalvieh und beſonders Ziegen zur Weide gehen. Je geringer der Boden und je rauher die Lage, um ſo länger muß man das Vieh fernhalten. N neee L r a Pi ner U ee he b 2 vn . > AR TO. DR 1 8 2 ur a S ö t * — 281 — b. Hut des Viehes. Sie iſt die erſte Bedingung zur Ein— führung geordneter Zuſtände. Es ſoll der Hirt für ſtattgefundene Abertretungen der aufgeſtellten Vorſchriften verantwortlich gemacht, zugleich aber beim Erheben von Bußen auch der Geldbeutel der Viehbeſitzer in Mitleidenſchaft gezogen werden. Ihnen kommt eine rückſichtsloſe, den Wald ſtark ſchädigende Ausübung der Weidenutzung in erſter Linie zu gut. Zweckmäßiger wird aller— dings der Hirt von der Gemeinde angeſtellt. c. Regelung der Weidezeit. Wenn das Vieh ausge— trieben wird, bevor die Futterpflanzen erſcheinen, oder im Herbſt, nachdem ſie holzig und ungenießbar geworden ſind, ſo zwingt man es, um ſich zu ſättigen, die Holzpflanzen anzugreifen. Im fernern ſollten ſteile Hänge bei naſſer Witterung wegen des Schadens durch den Tritt des Viehes nicht beweidet werden. d. Feſtſetzung von VBiehzahl und VBiehgattung. Wo Ziegen zur Weide gehen, machen ſie die Verjüngung des Holz— wuchſes, gleichviel, ob ſie auf natürlichem oder auf künſtlichem Wege eingeleitet wurde, zur Unmöglichkeit. Sie dürfen daher im Walde nur im Notfalle und in beſtimmten, ihnen ſpeziell zugewieſenen Bezirken geduldet werden. Den Armen allein iſt zu geſtatten, hier einige wenige Stück zur Weide zu ſchicken. Ihre Geſamtzahl hat ſich nach der verfügbaren Weide zu richten. Auch beim Großvieh muß die Stückzahl nach der vorhandenen Futtermenge bemeſſen werden, wenn nicht die Beſtockung empfind— lichen Schaden erleiden ſoll. Im übrigen darf man nicht vergeſſen, daß der beſte Schutz des Waldes gegen Weideſchaden in einem zweckmäßigen und verſtändnisvollen landwirt— ſchaftlichen Betrieb beſteht. Je fortgeſchrittener in dieſer Hinſicht eine Gegend iſt, um ſo weniger wird der Wald von der Weidenutzung zu leiden haben und umgekehrt. Wenn offenes Weideland oder Wytweide an Wald grenzt, iſt es unerläßlich den letztern durch eine ſolide Einfriedigung dem Zutritt des Viehes abzuſchließen. Zu dieſem Zwecke ver— dienen, wo ſich brauchbares Steinmaterial in der Nähe vorfindet, Mauern den Vorzug. Lebhäge von Fichten- oder Weißdorn— Pflanzen bieten ebenfalls ſehr wirkſamen Schutz, doch erſt nach einer längern Reihe von Jahren. Sie müſſen nämlich, damit die Hecke die nötige Dichtigkeit erhalte, ſchon vom zweiten oder dritten Jahre an unter der Schere gehalten werden. Gräben haben ſich ie S 8 r a, TE Li N h Fr x £ N S A f i 2 e ee a - 2 1 1 4 Pr — * — 282 — 8 Br: 7 FE e in gebirgigem Gelände nicht bewährt. Am wenigſten entſprechen Holzzäune. Bei geringer Dauer erfordern ſie bedeutende Mengen gutſpaltigen Holzes. Man erſetzt ſie daher in neuerer Zeit mehr und mehr durch Stacheldrahtzäune. Dieſe vereinigen Dauer- haftigkeit mit Billigkeit und beſitzen überdies den Vorzug, daß ſie allein ganz ſicher die Ziegen abzuhalten vermögen. In manchen Gegenden unſeres Hochgebirges, z. B. im Oberſimmental, haben ſie ſich bereits während langen Jahren als außerordentlich vorteilhaft erwieſen und verdienen daher allgemein eingeführt zu werden. Stacheldrahtzäune erhalten in der Regel eine Höhe von 1 m, an ſtark geneigten Hängen, wenn die Weide auf der obern Seite angrenzt, von 1,20 m. In Abſtänden von 1½, höchſtens 2 m werden die 16—20 cm ftarfen Pfähle 7080 cm tief eingegraben und ſolid mit Steinen verkeilt. Auf flach⸗ gründigem oder ſehr ſteinigem Terrain benützt man an Stelle von hölzernen Säulen mit Vorteil Winkeleiſen oder J-Eiſen, die zum Befeſtigen der Draht- litzen vorher in entſprechender Höhe gelocht wurden. In der Regel rechnet man bei 1m Zaunhöhe 4, bei 1,20 m 5 Drahtlitzen. Sie kommen in eine Höhe von 15, 35, 55 und 100 em, beziehungsweiſe von 15, 35, 55, 85 und 120 em über dem Boden. Damit werden ſowohl Ziegen als auch Großvieh abgehalten. Statt der oberſten Litze kann man eine Latte anbringen, doch empfiehlt ſich ſolches im allgemeinen nicht, weil dieſe leicht vom Schnee ge— brochen wird und dann an der betreffenden Stelle den ganzen Zaun zerſtört. Auch erleichtert die Latte den Ziegen das Gberſpringen der Einfriedigung. Zum Befeſtigen der aus 2 Drähten gewundenen Stacheldrahtlitze dienen Klammern (Agraffen) oder Hacken. Die letztern ermöglichen ein Ablegen des Zaunes im Winter, wie es dort unerläßlich, wo große Schneemaſſen fallen, oder der Zaun ſich quer an ſteilem Hange hinzieht. Es genügt dann hierzu ein Herausziehen des Drahtſtiftes, welchen man, um die Drahtlitze im Haken feſtzuhalten, unmittelbar über jener eingeſchlagen hat. Die geſamten Herſtellungskoſten belaufen ſich je nach den örtlichen Ver— hältniſſen (beſonders Transportkoſten) auf 50 bis 80 Ets., höchſtens Fr. 1.— per lf. m. Erfolgt die Anlage ſorgfältig und ſolid — namentlich müſſen die Drahtlitzen ſtets ſtraff angeſpannt ſein — ſo bietet der Stacheldrahtzaun für das Weidevieh auch nicht die mindeſte Gefahr. Will man eine ſolche Einfriedigung ſaſt unvergänglich machen, ſo kann dies geſchehen, indem man auf der betreffenden Linie gleichzeitig einen Lebhag anlegt, der allmählich in den Stacheldrahtzaun einwächſt. Schließlich ſei empfohlen, überall, wo die Einfriedigung Fußwege kreuzt, ſog. „Stapfeten“ (von beiden Seiten gegen den Zaun gelehnte Leiterchen) an- zubringen. Man beugt damit mancher Beſchädigung des Zaunes vor, ohne wie bei Gattertüren, Gefahr zu laufen, daß allenfalls Vieh eindringe. Il. Gefährdungen durch Menſchen. Sicherung der Waldgrenzen. § 185. Ein genauer Waldplan und eine ſorgfältige Marchbeſchrei— bung ſichern die Waldgrenzen am zuverläſſigſten. Sie ermöglichen, verlorengegangene Grenzzeichen jederzeit neu zu beſtimmen. Auf dem Terrain werden die Grenzen durch Marchſteine verſichert. Sie ſollen aus möglichſt widerſtandsfähigem Material (am beſten Granit) beſtehen, eine regelmäßige Form beſitzen und eine Nummer, allenfalls auch die Anfangsbuchſtaben der Anſtößer tragen. Die meiſten Kantone ſchreiben eine geſamte Länge der Marchſteine von 75 em vor. Der etwa 20 cm aus dem Boden hervorragende Kopf wird in einer Größe von zirka 15: 20 cm behauen. Der in den Boden zu verſenkende Seil joll dicker und unten flach, nicht zugeſpitzt ſein; man läßt ihn roh. Kommt auf dem Marchpunkt ein Felſen oder ein großer Lager— ſtein vor, ſo kann man das Grenzzeichen in dieſe einhauen. Da— gegen iſt es unzuläſſig, ſolches an einem Baum anzubringen oder die Eigentumsgrenzen durch Holzpfähle zu bezeichnen. Sandſtein⸗ und Nagelfluhfelſen beſitzen im allgemeinen nicht die für einen Marchſtein notwendige Härte und ſelbſt ſolche aus Kalkſtein werden beim Fällen und Rücken des Holzes nicht ſelten beſchädigt. Man verwendet daher zu Waldvermarchungen immer mehr granitne Steine aus den Steinbrüchen von Gurtnellen (Ari) oder Monthey (Wallis). Die Aktiengeſellſchaft Schweiz. Granitwerke in Bellinzona liefert 75 em lange Steine mit behauenem Kopf von 15: 20 em per Stück zu Fr. 1.10, ſolche von 70 em Länge mit Kopf von 15: 15 em per Stück zu 95 Ets., franko verladen in Gurtnellen. Auf eine Waggon-Ladung von 10 t gehen von den größern Marchſteinen zirka 150 Stück, von den kleineru zirka 220 Stück. Die Fracht koſtet per Waggon von Gurt— nellen nach Luzern Fr. 39, nach Bern Fr. 68, nach Zürich Fr. 44, nach St. Gallen Fr. 69. Marchſteine aus dem weniger harten Teſſiner-Granit kommen per Stück um 15 Ets. billiger zu ſtehen, doch belaufen ſich die Transportkoſten nach den übrigen Kantonen um ſo viel höher. In neuerer Zeit werden auch Marchſteine aus Zement (Beton) mit beſtem Erfolg verwendet, welche man leicht ſelbſt anfertigen kann und die dann per Stück auf zirka Fr. 1.— zu ſtehen kommen.) Die Eigentumsgrenzen ſind wenigſtens alle Jahre einmal zu begehen. Fehlt ein Marchſtein oder erweiſt er ſich als beſchädigt, jo wird man ihn unter Beiziehung des Anſtößers wieder herſtellen. Wo Wald an Wald grenzt, hält man die Marchlinie auf eine ) Eine Anleitung zur Herſtellung von Beton-Marchſteinen findet ſich in der „Schweiz. Zeitſchrift für Forſtweſen“, Jahrg. 1902, S. 9 ff. re KAT 8 n e BE Pr 4 5 77 fire Br e Breite von 1 m beſtändig offen, ſodaß man von einem Grenzſtein zum andern ſehen kann. Durch ſolche ſchmale Schneiſen geht dem Holzwuchs kein Raum verloren, dagegen gewinnt die Sicherheit der Grenze ganz weſentlich. Auch vermeidet man damit das Auf— wachſen von Bäumen, die, auf der Warchlinie ſtehend, beiden Be— ſitzern gemeinſam gehören und nicht ſelten Streitigkeiten veranlaſſen. Auf ebenem Terrain wird die Grenzlinie mit Vorteil durch einen Graben bezeichnet, der ſtets in entſprechendem Zuſtand zu halten iſt. Schutz gegen Übergriffe Servitutsberechtigter. § 186. Die meiſten Servitute (Dienſtbarkeiten) hindern den Eigen— tümer in der freien Bewirtſchaftung ſeines Waldes und ſchmälern ſeine Einnahmen mehr, als ſie diejenigen des Berechtigten ver— mehren. Zudem nehmen ſie dem Waldbeſitzer die Luſt, ſein Eigen— tum pfleglich zu bewirtſchaften und führen leicht zu Streitigkeiten und Prozeſſen. Es muß daher das Beſtreben des Waldeigen— tümers ſtets darauf gerichtet ſein, Servitute, deren Erhebung ihm größere und geringere Nachteile zufügt, abzulöſen. Es gibt folgende Arten von Berechtigungen: 1. Holzberechtigungen (Beholzungsrechte); 2. Rechte auf Nebennutzungen, als Weide-, Streu-, Gras-, Harz⸗, Maſt⸗ Rechte ıc. 3. Sonſtige Rechte, wie Wegrechte, Durchtriebsrechte, Waſſerleitungsrechte ꝛc. Selbſtverſtändlich wird der Waldbeſitzer oder ſein Vertreter ſtets darauf achten, daß der Berechtigte bei Ausübung ſeiner Nutzung ſich genau an deren durch Vertrag oder Geſetz beſtimmten Umfang halte. Keine Berechtigung, ſelbſt wenn das Maß des Bezuges nicht genau feſtgeſetzt iſt, darf ſo ausgeübt werden, daß ſie den Beſtand des Waldes oder deſſen nachhaltigen Ertrag gefährdet. Beholzungsrechte wirken beſonders nachteilig, wenn der Be— züger berechtigt iſt, das Holz ſelbſt zu fällen und aufzuarbeiten. Eine ſolche Aufrüſtung läuft ſelten ohne Schaden für den Wald ab und es hat daher der Waldbeſitzer alle Veranlaſſung, ſein mög— lichſtes zu tun, um ſich mit dem Berechtigten dahin zu einigen, daß dieſem das Holz gegen Bezahlung der Rüſtkoſten in aufgear— beitetem Zuſtande abgegeben werde. — Andrerſeits empfiehlt es ſich, die vertragsmäßig und geſetzlich zuläſſige Ausübung von Nutzungsrechten nicht zu verhindern oder zu erſchweren, indem dadurch Erbitterung hervorgerufen wird und ſchließlich der Wald die Zeche zu bezahlen hat. u rn nnn aa Schutz gegen Forſtfrevel. 8 187. Anter Forſtfrevel verſteht man vornehmlich die Entwen— dung von Walderzeugniſſen und das vorſätzliche oder unabſicht— liche Verurſachen von Beſchädigungen im Walde. Das wirkſamſte Mittel zur Verhütung von Forſtfreveln iſt eine fleißige und umſichtige Waldhut. Häufige Streiftouren des Forſtſchutzperſonals, auch zur Nachtzeit und bei ungünſtiger, ſtür— miſcher Witterung, müſſen diejenigen, welche dem Wald ſchaden wollen, zur Einſicht bringen, daß dieſer tatſächlich gehütet wird. Nicht die drohende hohe Buße hält den Frevler zurück, ſondern die Größe der Wahrſcheinlichkeit, daß ſein Vergehen entdeckt und er dem Gericht zur Beſtrafung überwieſen werde. Um ihn in ſteter Ungewißheit zu erhalten, werden die Waldbegänge möglichſt unbemerkt und zu wechſelnden Zeiten vorgenommen. Beim Heim— weg vermeidet man lieber die Hauptſtraßen, damit niemand ver— ſucht werde, ſich die Abweſenheit des Hüters in ſtrafbarer Weiſe zu nutze zu machen. Im Wald iſt den Anzeichen und Spuren vorgekommener Frevelfälle alle Aufmerkſamkeit zu ſchenken. Das Fällen von Holz, das Abbrechen von Aſten, das Witführen von Wagen laſſen ſich bei ruhiger Witterung ſchon auf größere Entfernung wahrnehmen. Für die Entwendung von Holz, Gras und Streu zeugen die zurückgebliebenen Stöcke oder der wunde, entblößte Boden. Vorhandene Spuren wird man ſofort aufmerkſam ver— folgen, da ſie oft zur Entdeckung des Täters oder wenigſtens des entwendeten Gegenſtandes führen können. Alle möglichen Kniffe gelangen zur Anwendung, um die Spuren began— gener Frevel zu beſeitigen: Stöcke werden mit Laub, Moos, Reiſig ꝛc. bedeckt, Wagengeleiſe durch Vertreten oder durch Verwiſchen mit Zweigen unkennt— lich gemacht. Manche vermeiden ſorgfältig Bodenſtellen, in denen Abdrücke zurückbleiben oder ſchlagen anfänglich eine ihrem Wohnort abgewendete Richtung ein. Andere verbergen gefrevelte Stämme im Dickicht oder in Straßen— gräben, um ſie erſt ſpäter bei günſtiger Gelegenheit nach Hauſe zu ſchaffen. Der Wald iſt nicht zu allen Zeiten des Jahres gleich gefährdet: im Frühling, wenn die Landwirtſchaft alle Arbeitskräfte in Anſpruch nimmt, kommen Frevelfälle ſeltener vor. Am eheſten finden dann QÜbertretungen des Weidverbotes ſtatt, während Streuentwendungen vorzüglich auf den Herbſt, Holzfrevel mehr auf den Winter fallen. Sehr gut bewährt ſich mit Bezug auf dieſe letztern die von manchen Staats- und Gemeinde-Forſtverwaltungen — 286 — getroffene Einrichtung, daß alle Frevelſtöcke bei ihrer Entdeckung vom Förſter oder Bannwarten mit einem beſonderen Waldhammer anzuzeichnen ſind. Weſentlich erleichtert wird der Forſtſchutzdienſt durch eine genaue Kennt- nis der Bevölkerung einer Gegend. Es hält dann bei vorgekommenen Forit- freveln meiſt nicht ſchwer, deren Urheber unter den wenigen arbeitsſcheuen und übelbeleumdeten Efiſtenzen ausfindig zu machen. Aberdies aber werden ſolche Leute, da fie ſich überwacht fühlen, ſich auch weniger Forſtvergehen zu Schulden kommen laſſen. Der Forſtſchutzdienſt ſtellt an den ihn Ausübenden hohe Anforderungen. Vicht nur bedarf es dazu guter Geſundheit, ſcharfer Sinne, großer Ausdauer, abſoluter Unerſchrockenheit, ſtrenger Rechtſchaffenheit, ſondern man verlangt auch vom Betreffenden, daß er ſeine beſte Kraft zur Erfüllung ſeiner Ob— liegenheiten aufwende, von früh bis ſpät tätig ſei, jeder Witterung Trotz biete und durch Pflichttreue und Tüchtigkeit die allgemeine Achtung erwerbe. Es entſpricht daher nur dem Gebot der Billigkeit, daß ein ſolcher Angeſtellter für ſeinen ſchwierigen und anſtrengenden Dienſt auch wirklich angemeſſen be- ſoldet werde. Er hat hierauf um ſo berechtigteren Anſpruch, als er in der Regel auch beim techniſchen Betrieb als Hilfsarbeiter mitzuwirken berufen iſt, und man in dieſem Falle von ihm noch ein nicht unbedeutendes Maß von Fach— kenntniſſen fordert. Forſtbehörden und Waldbeſitzer ſollten daher in ihrem eigenen Intereſſe darauf Bedacht nehmen, ihrem Forſtſchutzperſonal Be— ſoldungen auszuſetzen, welche deſſen Dienſtleiſtungen wirklich entſprechen. Ein ferneres vorzügliches Mittel, den Wald ſowohl vor Ent— wendungen, als vor böswilligen Beſchädigungen zu bewahren, beſteht darin, daß man Rückſicht nimmt auf den unentbehrlichen Bedarf der umwohnenden Bevölkerung an gewiſſen Walderzeug— niſſen und ihr Gelegenheit bietet, dieſen Bedarf auf rechtmäßigem Weg zu befriedigen. Es gibt im Wald geringe Holzſortimente, deren Gewinnung ſich für den Waldbeſitzer kaum lohnt. Stock— und Wurzelholz wirft nur einen minimen, Leſeholz und Schlag— abraum, wie Spähne, Rinden, Reiſig ꝛc. meiſt gar keinen Rein— ertrag ab. Man komme daher den Armen entgegen, indem man ihnen ſolche Sortimente unentgeltlich und ohne läſtige Einſchränk— ungen überläßt. Man geſtatte ihnen auch die Nutzung vorhan— denen Graſes, wo ſie ohne Nachteil möglich iſt, das Sammeln von Laub auf Wegen, die Gewinnung von Unkrautſtreu 2c.; man öffne den Wald in liberalſter Weiſe den Beeren- oder Pilze— Sammelnden, den Spaziergängern und man wird ihm damit Freunde erwerben, die an ſeinem Schutz ebenfalls Intereſſe nehmen. Wenn ſich dadurch auch nicht alle Forſtfrevel hintanhalten laſſen, ſo wird man doch wenigſtens diejenigen unterdrücken, welche Bos— heit und Rachſucht zur Arſache haben. f 2 W lee 2 * FPelbdmeſſen. Vorbegriffe. $ 188. Der Punkt hat keine Ausdehnung; er bezeichnet einen Ort 5 im Raum. E | Die Linie entſteht durch Bewegung eines Punktes. Sie hat eine Ausdehnung, die Länge. Gerade Linie oder Gerade, krumme Linie oder Kurve. Im allgemeinen entſteht durch Bewegung einer Linie eine Fläche, durch Bewegung einer Fläche ein Körper. Man unter— ſcheidet ebene Fläche oder Ebene und krumme Fläche. Sie begrenzen geradflächige und krummflächige Körper. Das metriſche Syſtem. Die Maßeinheit für Linien iſt der Meter (m), (Im = /, 00 000 des Erdumfanges). 1 Meter — 10 Dezimeter (dm) = 100 Zentimeter (em) = 1000 Milli- meter (mm). 1 Kilometer (km) = 1000 m. Die Maßeinheit für Flächen iſt der Quadratmeter (my. 1 Quadratmeter — 100 Quadratdezimeter (dm?) — 10,000 Quadratzenti— meter (cm?) ıc. Der Hektar (ha) = 10,000 m?. Der Ar (a) = 100 m’. Der Quadratkilometer (km?) — 100 ha. Die Maßeinheit für Körper ift der Kubikmeter (m') oder der * Ster (st.) u 1m?’ = 1000 Kubikdezimeter (dm?) = 1 Million Kubikzentimeter (cm?) ꝛc. 9 Als Hohlmaß bildet der Liter (ö) die Einheit; er entſpricht dem Raum— | inhalt von 1 Kubikdezimeter. 11 = 10 Deziliter (dl) = 100 Zentiliter (el). Der Hektoliter (hl) = 100 J, j der Dekaliter (dal) = 10 J. 7 Die Gewichtseinheit iſt das Gramm (g), (1 cm? Waſſer von 4’ C wiegt 1 g). 1g = 10 Dezigramm (dg) — 100 Zentigramm (eg) S 1000 Willi⸗ gramm (mg.) Das Kilogramm (kg) = 1000 g; der metriſche Zentner (q) — 100 kg; die Tonne (t) = 1000 kg. $ 189. Die Gerade ift beſtimmt durch zwei Punkte. Parallele Gerade liegen in der gleichen Ebene ohne ſich jemals zu treffen. (Fig. 62) AB CD. AB | 1 PPV Fig. 62. Parallele Gerade. 3 Zwei Gerade, die vom nämlichen Punkt, Scheitel, aus— f gehen, bilden zuſammen einen Winkel (Fig. 63). (L CAB oder Ca.) 3 AB und AC heißen ſeine Schenkel. 8 Die Größe eines Winkels hängt nicht ab von der Länge der Schenkel, ſondern von der Abweichung der Richtung dieſer Schenkel. Wenn zwei Gerade ſich ſchneiden (Fig. 64), ſo entſtehen A 3 BD . Fig. 63. Fig. 64. s 3 zwei Paar Scheitelwinkel (Ca und c; Cb und d) und vier Paar Nebenwinkel (Ca und b, b und c, c und d, d und a). Die einen Punkt umgebenden Winkel machen zuſammen einen vollen Winkel aus. Man teilt den vollen Winkel in 360 gleiche Teile oder Grade (). Der vierte Seil eines Voll— winkels heißt ein rechter Winkel, oder kurzweg ein Rechter (R) (Fig. 65). Ein Rechter hat 90“. Die beiden Schenkel eines Rechten ſtehen zu ein— ander ſenkrecht. Je zwei Neben- winkel meſſen zuſammen 2 R oder 180°. — 289 Ein Winkel, kleiner als ein Rechter, heißt ſpitz (La), größer als ein Rechter ſtumpf (L b) Fig. 66). Ein Grad wird weiter eingeteilt in 60 Minuten und jede Minute in 60 Sekunden. Man nennt dieſe Ein⸗ ö teilung Sefageſimal- Einteilung. In 3 £ ® . neuerer Zeit kommt vielfach auch die 3 CCC gentefimal-Einteilung zur Anwendung, | bei welcher der Vollwinkel 400“ beſitzt, jeder zu 100 Minuten, jede zu 100 Sekunden. * § 190. Drei Gerade, die ſich nicht im nämlichen Punkte ſchneiden, bilden ein Dreieck (Fig. 67). Fig. 67. Fig. 68. Die Summe der drei Winkel eines Dreiecks beträgt 2 R . (Fig. 68). Fig. 69. Gleichſchenkliges Dreieck. Fig. 70. Gleichſeitiges Dreieck. Im rechtwinkligen Dreieck (Fig. 71) heißt die dem rechten Winkel gegen— überliegende Seite 9 ypothenuſe, die beiden andern Katheten. Ein über der Hypothenuſe errichtetes Quadrat iſt gleich der Summe der über den beiden Katheten errichteten Quadrate. (Pythagoräiſcher Lehrſatz.) Höhe eines Dreieckes nennt man die von einer Ecke, der Spitze, auf die gegenüberliegende Seite, die Grundlinie, ge— fällte Senkrechte (Fig. 72). Jede Ecke kann als Spitze und jede Seite als Grundlinie betrachtet werden. 19 * a a = Sr 4 e N e 4 u ae Br N . a BR N nr 2 > > 1 x * 5 Zu * e r 5 * * Pr { — * * * ER Der Flächeninhalt () eines Dreiecks iſt gleich dem halben Produkt aus Grundlinie (g) und Höhe (h). 1 = Xu 8 Fig. 71. Rechtwinkliges Dreieck. Fig. 72. Das Viereck wird von vier Seiten begrenzt. Die Summe der vier Winkel eines Vierecks beträgt ſtets 4 R. Sind im Viereck beide Paare gegenüberliegender Seiten parallel, ſo heißt es Parallelogramm (Fig. 73). Der Inhalt eines Parallelo— gramms oder eines Rechtecks iſt gleich dem Produkt aus Grundlinie mal Höhe. I Sg Nh. * Fig. 73. Parallelogramm. Fig. 75. Quadrat. Beim Trapez ſind nur zwei Seiten parallel (Fig. 76). Der Inhalt iſt gleich der halben Summe der beiden parallelen Seiten, multipliziert mit der Höhe. 1 h. Fig. 76. Trapez. 291 — Das unregelmäßige Viereck (Fig. 77) hat ungleiche Seiten, von denen keine parallel. Zur Berechnung ſeines Flächen— inhaltes zerlegt man es in zwei i Be Dreiecke. Fig. 77. . Viereck. h -H Be = Hex bee — $ 191. Jede von mehr als vier Geraden begrenzte Figur heißt Vieleck. Es gibt Fünfecke, Sechsecke ꝛc., die entweder regel— mäßig oder unregelmäßig ſind. Fig. 78. Regelmäßiges Sechseck. Fig. 79. Unregelmäßiges Fünfeck. Die Vielecke laſſen ſich in Dreiecke zerlegen, deren einzelne Flächen ſummiert den Geſamtflächeninhalt des Vielecks ausmachen. Der Kreis (Fig. 80) iſt in allen ſeinen Punkten gleich weit vom Mittelpunkt (M) entfernt. Jede Gerade, welche die Kreis— linie mit dem Mittelpunkt verbindet, heißt Halbmeſſer oder Radius (Tr), eine ſolche, die zwei beliebige Punkte a und b der Kreislinie verbindet, Sehne. Geht die Sehne durch den Wittel— punkt, jo wird fie zum Durchmeſſer (d). d S2 r. Eine Gerade, die den Kreis nur in einem Punkte berührt, nennt man eine Berührungslinie oder Tangente (t); ſie ſteht ſenkrecht auf dem durch dieſen Punkt gehenden Halbmeſſer. Der Umfang (u) eines Kreiſes verhält ſich zu deſſen Durchmeſſer ungefähr wie 22:7. — Genauer ausgedrückt iſt der Umfang 3,1416 mal jo lang, wie der Durchmeſſer. Man berechnet ſomit u, indem man den Durchmeſſer (2 1) mit jener Zahl oder abgekürzt 7 mit 3,14 multipliziert. u = 3,14 & 21 und umgekehrt De „urn 3 3,14 2 x 3,14 Der Flächeninhalt des Kreiſes, die Kreisfläche, berechnet man aus dem Radius, indem man dieſen mit ſich ſelbſt und ſodann noch mit 3,14 multipliziert. F oder 1 Fig. 80. Der Kreis. Abſtecken und Meſſen gerader Linien und rechter Winkel. f § 192. i R Zum Abſtecken von Punkten dienen Pflöcke von ca. 35 cm f Länge, Jalons (2— 2,50 m lang, 3 cm dick, mit weiß und roter Halbmeter-Einteilung), Pfähle (50—100 em lang), Stangen mit 2 gekreuzten Brettern c. Die Höhe eines Punktes wird ſeitlich am 3 Pfahl durch einen Einſchnitt bezeichnet. a Zum Abſtecken einer geraden Linie genügt es, zwei Punkte derſelben abzuſtecken. Nach dieſen können beliebige Zwiſchenpunkte einviſiert oder in der Verlängerung liegende Punkte abgeſteckt werden. Wichtig iſt, die Jalons ſtets genau lotrecht aufzuſtellen. Am durch geſchloſſenen Wald eine gerade Linie abzuſtecken, welche zwei gegebene Punkte miteinander verbinden ſoll, verfährt man am zweck— mäßigſten in folgender Weiſe: Von einem Punkt A (Fig. 81) wird annähernd in der Richtung des zweiten Punktes B (nach Zurufen des hier aufgeſtellten Gehilfen) eine genau gerade Hülfslinie AC ganz ſchmal aufgehauen. Auf derſelben ſchlägt man alle 30 m einen Pflock. Am Ende der Linie wird der Abſtand vom geſuchten Punkt B gemeſſen und dieſe Länge, auf je 30 m gleichmäßig verteilt, von jedem Pflock aus nach der betreffenden Seite abgeſteckt. — 3. B. die Hilfslinie hatte 155 m Länge und ging 6,2 m neben Marchſtein B rechts vorbei. Sie verlief alſo 6,2 per Meter um 1 0,04 m zu weit rechts. Beim erſten Pfahl wird man ſomit 0,04 * 30 = 1,20 m, beim zweiten 0,04 X 60 = 2,40 m, beim dritten 3.6 m, beim vierten 4,8 m und beim fünften 6m nach links abmeſſen, ſtets genau 2 ſenkrecht zur Hilfslinie. Die ſo gefundenen Punkte bezeichnen die geſuchte Linie, welche nun leicht geöffnet werden kann. Fig. 81. Abſtecken einer Schneiſe. Zum Meſſen gerader Linien benutzt man Meflatten, Meßkette oder Stahlmeßband, wo nur geringe Genauigkeit ver— langt wird, wohl auch das gewöhnliche Meßband. Gberdies bedarf es zehn ſogenannter Zählſtifte. Beim Meſſen hat man nament— lich darauf zu achten, daß die gerade Richtung zwiſchen den Punkten, deren Entfernung man meſſen will, genau eingehalten werde. Je— weilen der hintere der beiden Meßenden richtet den vordern genau ein, bevor dieſer den Zählſtift einſteckt. Iſt die Linie ſehr lang, ſo empfiehlt es ſich, Zwiſchenpunkte einzuviſieren. In unebenem Terrain wird nicht dem Boden nach, ſondern ſtets horizontal gemeſſen (Fig. 82). Dabei iſt beim höher gelegenen Fig. 82. Staffelmeſſung. Punkt zu beginnen. Die Kette wird horizontal geſtreckt und der Zählſtift von ihrem vordern Ende genau lotrecht fallen gelaſſen. Bei ſtärkerer Neigung mißt man mit halber Kettenlänge oder ver— wendet zur Erzielung größerer Genauigkeit Meßlatten und Senkel. $ 193. 294 Häufig kommt man in den Fall, mit den einfachſten Hilfs⸗ mitteln einen rechten Winkel abzuſtecken, z. B. eine Öenf- X rechte zu einer gegebenen Linie zu ziehen. Hat man dazu nur eine Pflanzſchnur, ſo verfährt man in ſolgender Weiſe: Am eine Senkrechte auf die Linie XV (Fig. 83) im Punkt C zu errichten, mißt man von dieſem aus zwei gleiche Fig. 83. Errichten einer Senkrechten Strecken AC und CB von be— aus der Mitte. liebiger Länge ab und bezeichnet ſie mit Pflöcken. Sodann nimmt man eine Schnur, die erheblich länger iſt als AB, markiert ihre Mitte durch leinen Knoten, läßt die Enden in A und B feſt⸗ halten und bildet, indem man ſie ſpannt, ein gleichſchenkliges Dreieck. Es bezeichnet alsdann der Knoten in D einen Punkt der zu errichtenden Senkrechten. Soll ein rechter Winkel im Punkt A (Fig. 84) angelegt werden, ſo bildet man in der nämlichen Weiſe mit der Schnur das gleichſchenklige Dreieck ABC. Wird nun die Schnur in B und C feſtgehalten, das D Y 40 14 . . u 4 7 3 25 5 GA — B Fig. 84. Errichten einer Senkrechten am Ende einer Geraden Ende A dagegen nach Ai gebracht und jo einviſiert, daß A, genau in die Verlängerung von CB kommt, fo erhält man in Au die N \ Fig. 85. Freiung der Bauleute. geſuchte Senkrechte. Endlich läßt ſich ein rechter Winkel ſehr einfach abſtecken mit— tels eines rechtwinkligen Schnur— dreieckes, das man erhält, indem man ſeinen Seiten 3, 4 und 5 m Länge (Fig. 85) (oder Vielfache A davon) gibt. Der rechte Winkel liegt der längſten Seite gegenüber. r 0 3 s 22 . ic, 7 ". nemme ee x 1 Zum Abſtecken rechter Winkel dienen auch verſchiedene Inſtru⸗ mente, von denen die Winkeltrom⸗ mel und der Winkelſpiegel genannt ſein mögen. Man kann ſich übrigens ein einfaches Winkelkreuz ſelbſt konſtruiren, indem man auf einem quadratiſchen Brettchen von zirka 30 em Seitenlänge in den 4 Ecken Drahtſtifte ſo anbringt, daß die je 2 gegenüberliegende Stifte verbin— denden Linien ſich genau unter einem Fig. 86. Winkelkreuz. rechten Winkel ſchneiden (Fig. 86). Aufnahme geradliniger Figuren. § 194. Kleinere, von geraden Linien begrenzte Flächen laſſen ſich am einfachſten aufnehmen, indem man von ihren Endpunkten auf eine gemeinſame Standlinie Senkrechte fällt, und ſodann deren Länge, ſowie die Entfernung der Fußpunkte von einem nämlichen Aus— gangspunkt mißt. So z. B. wird zur Aufnahme des Vieleckes ABCDEFGHI (Fig. 87) durch dieſes eine Standlinie AF gelegt, und ſodann für jeden einzelnen Punkt die betreffenden Längen ermittelt, alſo für B die Diſtanzen Bb und bA, für Punkt C Ce und (A uſw. 3 Fig. 87. Aufnahme mittels Koordinaten. Dieſe Art der Aufnahme heißt Koordinaten-Methode. Die Ab— ſtände Bb, Ce, Dd ıc. bezeichnet man als Ordinaten, die Längen Ab, Ac, Ad ıc. als Abſziſſen. — 296 — Zur Aufnahme einer Fläche nach dieſem Verfahren fertigt man nach dem Augenmaße einen Handriß an und ſchreibt in dieſen die gefundenen Maße ein, am beſten ſo, daß ſie ſenkrecht zu der Linie, auf welche ſie ſich beziehen, und am Endpunkt derſelben ſtehen. Die Koordinaten-Methode gibt die beſten Reſultate bei langgeſtreckten Figuren. Ordinaten von bedeutender Länge können mit einfachen Mitteln nicht genau ſenkrecht zur Standlinie angelegt werden. Durch eine Vermeſſung nach obigem Verfahren erhält man zugleich die nötigen Zahlen zur Berechnung des Flächen— inhaltes des betreffenden Grundſtückes. Dasſelbe wird nämlich durch die geſtrichelten Linien teils in Trapeze, teils in rechtwinklige Dreiecke zerlegt, von denen man Grundlinien und Höhen kennt. Die Berechnung erfolgt, wie im § 190 angegeben, und es werden ſodann die gefundenen Reſultate ſummiert. § 195. Die bei der Aufnahme gewonnenen Angaben können über— dies auf Papier aufgetragen (kartiert) werden, ſodaß ein ge— naues und verkleinertes Bild der Geſtalt des vermeſſenen Grund— ſtückes, ein Plan oder eine Karte entſteht. Das Verhältnis dieſer Verjüngung nennt man Maßſtab. Wenn z. B. eine Länge auf dem Terrain von 1 m auf dem Plan durch eine Linie von 1 mm = ooo m Länge dargeſtellt wird, jo beträgt der Maßſtab 1:1000 oder 1660, wenn der Meter auf ½ mm oder „ mm ver— kleinert wird: 1:2000 oder 1:5000. Dieſes Verhältnis muß ſtets angegeben werden; häufig zeichnet man den Maßſtab direkt auf dem Plan, ſodaß darauf jede beliebige Länge abgegriffen werden kann. Inſtruktionsgemäß erfolgt bei uns die Kartierung der Waldungen im Maßſtab von 1: 2000, im Gebirge unter ſchwierigen Terrainverhältniſſen im Maßſtab von 1: 5000, ausnahmsweiſe von 1: 4000. Kleine Grundſtücke trägt man wohl auch im / auf, wogegen Gberſichtspläne im Maßſtab von 1:5000 bis 1:10,000 gezeichnet werden. Karten haben ſtets einen kleinern Maßſtab. Er beträgt für den topographiſchen Atlas der Schweiz im Maßſtab der Originalaufnahmen (Siegfriedkarte) 1: 25,000, für die Gebirgsgegenden 150,000; für die topographiſche Karte der Schweiz (Dufourkarte) 1: 100,000; für die Generalkarte der Schweiz 1: 250,000. Abſtecken von Kurven. § 196. Das Abſtecken von Kurven wird oft beim Waldwegebau not— wendig. Gewöhnlich kommen zur Verbindung gerader Wegſtrecken Kreisbogen zur Anwendung. Im offenen, flachen Terrain werden ſolche am einfachſten beſtimmt, indem man Bogenanfang und -Ende annähernd feſtſetzt, den paſſenden Mittelpunkt des Kreiſes aufſucht und die einzelnen Bogenpunkte verpflöckt. Dabei empfiehlt es ſich, allgemein für alle Arten der Kurvenabſteckung die Pfähle in gleichen Abſtänden voneinander zu ſetzen, indem dadurch die Beurteilung der Weglinie und deren Anpaſſung an das Terrain weſentlich erleichtert werden. Fig. 88. Abſtecken eines Kreisbogens durch Einrücken. Andernfalls bedient man ſich am bequemſten des ſogenannten Einrückungs verfahrens. Es beſteht darin, daß man die Gerade, an welche die Kurve in à (Fig. 88) angeſchloſſen werden ſoll, um eine beſtimmte Größe x verlängert, am Ende eine Senk— u rechte errichtet und auf dieſer die Länge y/2 abmißt. Durch den N jo gefundenen Punkt und den Anfangspunkt a wird neuerdings eine Gerade gezogen und um die Größe X verlängert, dann ſeit— wärts die Größe y, das Einrückungslot, aufgetragen, wodurch man einen zweiten Punkt des geſuchten Kreisbogens erhält. In ſolcher 1 Weiſe fährt man fort, indem man jeweilen um die Länge y ſeit— 1 wärts mißt. Nur am Anfang, beim Gbergang der Geraden in die Kurve, in a und am Schluß, beim Abergang der Kurve in die 5 Gerade, wird nur / aufgetragen. 1 Die Länge x kann beliebig gewählt werden. Für eine ge— | gebene Größe von x, z. B. 5 oder 10 m, richtet ſich das Einrückungs— lot y nach der Größe des Halbmeſſers r des Kreisbogens. Um einen Bogen von einem beſtimmten Halbmeſſer zu erhalten, berechnet man die Größe Y, wenigſtens annähernd, indem man die Zahl X mit ſich ſelbſt multipliziert und das Produkt durch die Länge des Halbmeſſers dividiert. 3. B. für einen Halbmeſſer von 20 m ergibt ſich, wenn x zu f 5 m gewählt wird ; ES er ara 1,25 m. Schließt die Kurve nicht genau an die gerade Linie an, jo wird man mit einem größern oder kleinern Einrückungslot pro— bieren, bis die gewünſchte Verbindung erreicht iſt. Die Beziehungen zwiſchen Einrückungslot und Kreisbogenhalbmeſſer er— geben ſich aus dem annähernden Verhältnis y: Xx Xr, alſo y= ; um⸗ gekehrt läßt ſich, wenn y bekannt, auch r ermitteln, nämlich r = — Genauer berechnet, beträgt die Länge des erſten, halben Ein⸗ * N NG y rückungslotes 2 in Metern: = 5 bei einem Kreisbogen⸗Halbmeſſer von m: | E a | | | | | s 10 12 15 18 20 22 25 28 30 | 32 | 35 | 38 | 40 > | Be 3 | 0,46 0,38 |0,30 10,55 0,23 0,21 % — | — | — Sr 5 1,34 | 1,09 | 0,86 | 0,71 0,64 0,58 0,50 0,45 0,42 0,39 | 0,36 | 0,33 | 0,31 8 4,00 | 3,06 2,31 | 1,88 | 1,67 | 1,51 1,31 1,17 | 1,09 1,02 0,92 0,85 | 0,81 10 || 10,00 | 5,37 | 3,82 | 3,03 | 2,68 | 2,40 | 2,09 | 1,85 | 1,72 | 1,60 | 1,46 | 1,34 1,27 | | | | — NB. Das zweite und alle folgenden Einrückungslote, mit Ausnahme des letzten, ſind doppelt ſo lang zu nehmen. Der zuläſſige geringſte Halbmeſſer richtet ſich nach der Länge des zu führenden Holzes und der Wegbreite. Man ermittelt ihn hinreichend genau, indem man die Länge ! des längſten zu transportierenden Stammes mit ſich ſelbſt multipliziert und das Produkt durch das 6fache der Wegbreite b divi— Ma 3. B.: Es betrage die Wegbreite in der Kurve 5 m, die 6b ; 30 K 30 900 Stammlänge 30 m, fo iſt der Halbmeſſer 1 =- 6 5 30 30 m diert: T= Mal ER Nivellieren. § 197. Man verſteht darunter das Meſſen des Höhenunterſchiedes von zwei oder mehreren Punkten. Seine Ermittlung erfolgt bei kleinern Aufgaben wohl am beſten durch Staffelmeſſung mit zwei geraden, kantigen Meßlatten. Die eine derſelben, die Setzlatte, wird mit Hilfe der bekannten Bleiwage, oder mittels einer Waſſer— wage (Libelle) genau horizontal geſtellt. Die Waſſerwage, eine ſchwach gekrümmte Glasröhre, iſt, bis auf eine kleine Luftblaſe⸗ mit Weingeiſt gefüllt und ſo eingefaßt, daß bei genau wagrechter Unterlage die Blaſe in der Mitte der Röhre ſteht. — Die andere Latte, die Nivellierlatte, trägt eine Einteilung in Meter, Dezimeter und Zentimeter. Alle Höhenmaße werden auf eine an— genommene wagrechte Ebene, den Horizont, bezogen, deren Höhe man = 0 annimmt. In der Regel legt man den Horizont durch den Anfangspunkt. Bei Gefällen erhalten die Höhenunterſchiede das Vorzeichen — bei Steigungen —. G N S D Fig. 89. Vivellieren. Der Höhenunterſchied zweier Punkte A und B (Fig. 89) be— rechnet ſich in folgender Weiſe: Gefälle — 1,20 m Steigungen -+ 2,90 m — 1,30 m + 1,85 m Total — 2,50 m + 210 m Total + 6,85 m Steigung von A bis B: + 6,85 — 2,50 = 4,35 m Höhenquote in A = 0 4 „ B= + 4.35 m. a 300 ER An Stelle der wagrechten Setzlatte kann auch ein genaueres oder ein⸗ facheres Nivellier-Inſtrument verwendet werden, welches ermöglicht, die horizontale Richtung leichter und unter Umſtänden auf bedeutendere Ent⸗ fernung überzutragen. Iſt es ſo eingerichtet, daß die Viſierlinie ſich nicht nur horizontal, ſondern auch auf eine beliebige Neigung einſtellen läßt, ſo geſtattet dies ein beſtimmtes Gefäll direkt abzuſtecken oder zu ermitteln. Es iſt ſolches namentlich zum Aufſuchen (Tracieren) von Weglinien in unebenem Terrain erwünſcht. e Eines der handlichſten und zweckentſprechendſten Inſtrumentchen dieſer Art iſt der Gefällsmeſſer von Boſe (Fig. 90). Er beſteht aus einem rechteckigen Brettchen von zirka 12: 16 cm Seitenlänge, das, an einem Ringe freihängend und durch ein angehängtes Gewicht oder einem beliebigem Stein beſchwert, eine genau lotrechte Stellung der beiden langen Seiten annimmt. Auf der einen Seite iſt eine Prozenteinteilung mit einem Schieber angebracht, der eine Viſiervorrichtung trägt. Eine zweite, feſte Viſiervorrichtung findet ſich an der andern Längsſeite genau in der Höhe des 0-Punktes.“) O Ei 203 8 50 — = 0 Op Bee =, = | = 80 | ® —— Fig. 90. Gefällsmeſſer von Boſe. Fig. 91. Zieltafel. Zum Aufſuchen einer Weglinie ſtellt man ſich mit dem mittels eines Bohrers oder eines Nagels an einem Stab aufgehängten Inſtrument am Anfangspunkt auf. Den Gehilfen läßt man mit der in gleicher Höhe über dem Boden wie der Gefällsmeſſer befeſtigten Zieltafel (Fig. 91) 5 Der Boſe'ſche Gefällsmeſſer wird in der beſchriebenen und abgebildeten einfachſten Ausführung von Herrn Optiker F. Büchi in Bern zum Preiſe von Fr. 6.— geliefert. — 801 — annähernd in der geſuchten Richtung ſoweit vorgehen, als man noch viſieren kann und notiert das abgeleſene Gefällsprozent, ſowie die durch Abſchreiten beſtimmte ungefähre Entfernung in Metern.) Hierauf wiederholt man auf dem feſtgelegten Punkte die nämliche Operation und fährt in ſolcher Weiſe fort bis zum Endpunkt. Jede Station wird mit einem zunächſt loſe ge— ſchlagenen Bodenpfahl, ſowie einem 50—60 cm langen Tagpfahl aus ge— ſpaltenem Holze bezeichnet. Die erhaltenen Zahlen ſtellt man etwa wie folgt in einer kleinen Aber— ſicht zuſammen: Länge eigens Station in in ’/o in Metern Bemerkungen Metern 5 3 * = + 55 9 40 N 2,0 0 — 1 „„ 2,4 I 2—3 * 5 0,9 3—4 70 8 4.2 5 4-5 T > Juſammen 250 12574 0,9 — 0,9 Geſamte Steigung 112 Die verfolgte Linie ſteigt ſomit auf eine Länge von 250 m um 11,2 m, woraus ſich das durchſchnittliche Gefäll in Prozenten ergibt, wenn man den Höhenunterſchied mit 100 multipliziert und durch die Länge der Linie teilt, alſo: N 448 oder rund 5%. Auf dieſes durchſchnittliche Gefäll wird nun der Gefällsmeſſer eingeſtellt und ſodann damit die Weglinie nochmals abgeſteckt, indem man den Gehilfen mit der Zieltafel durch Winken oder Zurufen — diesmal jedoch auf kürzere Abſtände, von 20, 30 Schritt — ſo einrichtet, daß ſich von einem Punkt zum andern genau die berechnete Neigung ergibt. Erreicht die ſo nivellierte Linie nicht den gegebenen Endpunkt, ſo wiederholt man die Abſteckung, indem man es mit einem etwas größern oder etwas geringern Gefäll verſucht, je nachdem man das erſtemal zu tief oder zu hoch herauskam. Bei nur geringer Ab— weichung genügt es, dieſe vom Endpunkte aus rückwärts durch Abſteckung mit etwas vermehrtem oder vermindertem Prozentſatz auszugleichen. ) Jeder ſollte die Länge ſeines Schrittes kennen und dieſe Zahl bei ge— gebenem Anlaß jeweilen prüfen. Beträgt die Schrittlänge 75 em, jo läßt ſich eine Entfernung ohne Rechnung in Metern beſtimmen, indem man beim Ab— ſchreiten immer den vierten Schritt nicht mitzählt. *) Die Neigung in Metern berechnet ſich, indem man die betreffende Länge mit dem zugehörigen Gefällsprozent multipliziert, z. B. 40 100 Fer 2,0. By, gr Dr er a > a as e A 7 Et 4 NE 2 . 4 n | Die in ſolcher Weiſe aufgefundene Linie bezeichnet man mit gewöhnlichen Pfählen. Sie entſpricht noch nicht der Wegmitte, ſondern gibt nur deren Höhenlage an. Die eigentliche Weglinie muß nun in Geraden und Bogen abgeſteckt werden, welche ſich an die aufge fundenen Höhenpunkte beſtmöglich anlehnen ſollen. Sobald die Wegmitte definitiv bezeich- net, wird ſie in Abſtänden von 10, 15 oder 20 m, im übrigen bei allen erheblichen Ver— tiefungen oder Erhöhungen verpflockt, und zwar mit einem auf Bodenhöhe geſchlagenen Boden- pfahl und einem mit der Länge bezeichneten Nummernpfahl (Fig. 92). — Wo nicht ſofort zur Ausführung geſchritten werden kann, er» folgt die Markierung am beſten durch An⸗ lage eines einfachen, nur ganz geringfügige Koſten veranlaſſenden Fußweges von 30 bis 40 em Breite. Fig. 92. Bezeichnung eines Profilpunktes. Zur Ausgleichung des Gefälles zwiſchen zwei Punkten von gegebener Höhe bedient man ſich mit beſonderem Vorteil der Viſierkreuze, deren Verwendung nachſtehende Zeichnung ver— anſchaulicht (Fig. 93). — Fig. 93. Verwendung der Bilierfreuze. Aufnahme und Abſtecken von Profilen. § 198. Die Anſicht eines vertikalen Durchſchnittes eines Körpers heißt Profil. Folgt dieſer Schnitt der Mittellinie eines Weges, der — 303 — Längsrichtung eines Waſſerlaufes ꝛc., ſo nennt man ſeine Dar— ſtellung, wie wir ſie durch Nivellieren erhalten, Längenprofil. Hiezu ſenkrecht ſtehende Schnitte werden durch Querprofile veranſchaulicht. Die Querprofile ſpielen eine große Rolle beim Wegebau; ſie ſind beſonders notwendig, wo es der Bewegung größerer Erd— maſſen bedarf und werden auf allen Punkten, an denen man die Wegachſe markiert hat, ſenkrecht zur letztern aufgenommen. Es geſchieht mittels Setz— Meg. latte und Bleiwage 3 oder Waſſerwage, , N 07; ähnlich wie beim Ni- EN EEE FE an ae Fig. 94. Aufnahme eines Querprofils. Bedürfnis erfolgt die Aufnahme des Querprofiles auf eine Breite von 6 bis 8 oder mehr Meter. Die bei der Aufnahme von Querprofilen erhaltenen Zahlen werden am zweckmäßigſten notiert, indem man das Profil nach dem Augenmaß zeichnet und in der Regel nur die Höhen durch eingeſchriebene Zahlen angibt, da die Horizontalen gleich lang, z. B. zu 3 m, angenommen werden, es ſei denn, be- ſondere Unregelmäßigkeiten erfordern eine Abweichung von dieſer Regel. Selbſtverſtändlich hat man ſich zu hüten, rechts und links zu verwechſeln; die Profile ſind immer in der gleichen Anſicht, von vorn, zu zeichnen. Jedes Profil erhält eine Nummer, am zweckmäßigſten entſprechend ſeiner Entfernung vom Anfangspunkt. 8 199. Sind Richtung und Höhenlage eines Weges endgültig feſt— geſtellt, ſo kann zum Profilieren geſchritten werden. Recht— winklig zur Wegmittel⸗ linie ſteckt man beid— ſeitig die halben Weg— breite ab und bezeich— net ſie, ebenſo wie all- fällige Gräben, mit Pfählen. Haben Ab— grabungen, Abtrag, ſtattzufinden, ſo wird am zweckmäßigſten auf die ganze Wegbreite (zuzüglich Gräben) und bis hinunter auf das Niveau des zu— künftigen Weges ein ſchmaler Einſchnitt von zirka 80 em Breite Fig. 95. Auftragsporfil. 304 ausgehoben. Er gibt als Sondiergrube gleichzeitig Aufſchluß über die Bodenbeſchaffenheit. Anſchüttungen, Auftrag, veranjchau- licht man mittels Profilen, wie in Figur 95 angedeutet. Die geneigten Latten bezeichnen die Böſchun gen, d. h. die zu beiden Seiten des Weges künſtlich hergeſtellten Neigungen. Sind Höhe und Breite gleich groß, jo hat man eine einfache Böſchung. Beträgt die Breite das Doppelte, Dreifache der Höhe, ſo ſpricht man von einer doppelten, einer dreifachen Böſchung und umgekehrt von einer halben, einer Drit- tels-Böſchung, wenn das Verhältnis der Breite zur Höhe wie 1:2 oder 1:3 (Fig. 96). In gleicher Weiſe wie Erdkörper werden auch Mauern durch Profile abgeſteckt. Man ſpricht aber in dieſem Falle nicht von Böſchung, ſondern von Anzug. Eine Stützmauer erhält z. B. , ½ Anzug. Zum Brofilieren verwendet man eingetriebene Pfähle und Stangen, ſog. Ständer, und daran genagelte Latten. Ständer ſind genau lotrecht zu ſtellen. Beträgt ihre Höhe mehr als 1½ m, jo werden fie nicht direkt ein- getrieben, ſondern an eingeſchlagene Bodenpfähle genagelt. — Die Böſchungs⸗ latten ſind ſtets auf der nämlichen Seite zweier Ständer zu befeſtigen. Zum Horizontalſtellen der Kronenlatten ꝛc. dient gewöhnlich die Bleiwage. Sie kann auch direkt zum Beſtimmen der Böſchungen benutzt werden, inſofern man darauf die verſchiedenen Neigungen mit entſprechenden Marken bezeich— net (Böſchungswinkel). — — —————5 Fig. 96. Böſchungsmaßſtab. Anu Forſtliche Baukunde. Allgemeines. 8 200. Nicht ſelten wird die Ausführung von Bauten im Walde oder zum Schutze des Waldes dem Forſtperſonal zugewieſen. Am häufigſten iſt dies der Fall bei Wegbauten, bei kleinern Waſſer— bauten, ſowie bei Terrain- und bei Lawinenverbauen. Wenn auch die Projektierung und Leitung von Arbeiten dieſer Art im allgemeinen Sache des Forſttechnikers iſt, ſo bleibt doch die Bauaufſicht ge— wöhnlich dem forſtlichen Hülfsperſonal überlaſſen. Gberdies hat es meiſt beim Unterhalt und bei der Wiederherſtellung ſolcher Werke mitzuwirken. Es erſcheint deshalb angezeigt, noch einige allgemeine Begriffe aus dem Ge— biet der Baukunde anzureihen. Hochbauten können dabei unberückſichtigt bleiben, da ſie im forſtlichen Betriebe ſeltener vorkommen. Bauſtoffe. 8 201. Die Steine finden gewöhnlich als Bruchſteine Verwendung, ſeltener als regelmäßig behauene Stücke (Hauſteine). Bauſteine ſollen vor allem dauerhaft ſein. Gleichmäßige, feinkörnige Steine beſitzen im allgemeinen größere Dauerhaftigkeit als geſchichtete. Die letztern find dagegen „lagerhafter“. Kommen in der Nähe der Bauſtelle keine oder nicht genug brauchbare größere Felsbrocken vor, ſo wird ein Steinbruch geöffnet. Dabei räumt man, außer der Erde, auch die oberſten, verwitterten („faulen“) Geſteinsſchichten ab. Die Steingewinnung erfolgt durch Brechen oder Sprengen. e Zur Felsſprengung werden die Bohrlöcher ſtets ſenkrecht zu den Schichten angelegt. Will man Bauſteine gewinnen, ſo macht man die Löcher nicht ſo tief, wie wenn größere Maſſen feſten Geſteins weggeſprengt wer— den ſollen. N 20 3908 Als Sprengmittel dient Schwarzpulver, wo es ſich darum handelt, das Geſtein nur zu lockern und zu zerreißen, jo daß die Bruchſtücke als Bau- ſteine dienen können. Soll hingegen eine große Sprengwirkung erzielt werden, jo verdient Dynamit den Vorrzug, da er viel raſcher explodiert. Seine Wirkung iſt ſechsmal ſo groß wie die einer gleichen Menge Sprengpulver. Es genügen daher engere und weniger tiefe Bohrlöcher. Sprengpulver wie Dynamit werden mittels Zünd ſchnur entzündet, nur muß man auf deren Ende zur Verwendung von Dynamitpatronen ein ſtarkes Zündhütchen aufſetzen. Bekanntlich iſt bei der Benutzung von Sprengſtoffen äußerſte Vorſicht unerläßlich und dürfen damit nur ganz zuverläſſige Arbeiter betraut werden. Holz gelangt teils beſchlagen, geſägt oder geſpalten, teils roh als Rundholz oder als Flechtruten und Faſchinen-Material zur Verwendung. Abgeſehen von letzterem, benutzt man ſozuſagen nur Nadelholz, vornehmlich Tannen- und Fichtenholz, ſelten Gichen- holz. Gber die Eigenſchaften der verſchiedenen Hölzer iſt in der „Forſtbenutzung“ (88 136 — 140) das Nötige mitgeteilt worden. Alles Stammholz, das nicht ſofort zur Verarbeitung gelangt, iſt zu entrinden. Rundholz darf nicht in der Rinde eingebaut werden, da es in dieſem Falle leicht „erſtickt“ und bald fault. Balken werden behauen oder geſägt und zwar voll— kantig, d. h. mit ſcharfen Kanten, oder nur beſchlagen, d. h. mit ſtumpfen Kanten. Je nach den Querſchnitten unter⸗ ſcheidet man hochkantige und quadratiſche Balken. Die größte Tragkraft beſitzen hochkantige Balken vom Ver— hältnis der Höhe zur Breite wie 7: 5. Man ermittelt dieſe Ausmaße für ein gegebenes Stück Rundholz wie Fig. 97 andeutet. | Breit ausgeformtes Schnittholz von 6— 10 em Dicke nennt man Bohlen oder Dielen, 2—5 em dickes Bretter. Geringere Dicke und Breite haben die Latten. Von Metallen kommt bei den in Frage ſtehenden Bauten einzig das Eiſen in Betracht. Schmiedeiſen dient in Form gebrauchter Eiſenbahnſchienen als Erſatz für hölzerne Balken beim Brückenbau. Aus ſolchem beſtehen auch Draht, Drahtſtifte, ge— ſchmiedete Nägel, Holzſchrauben, Bolzen oder Mutterſchrauben, gerade oder verſchränkte Klammern ꝛc. Endlich finden beim Brücken— bau als Belag und mitunter auch beim Lawinenverbau ſog. Zoreseiſen Verwendung. Schmiedeiſen, hart und zäh, läßt ſich biegen, dehnen und ſchweißen. Eiſenbahnſchienen für Normalbahnen ſind 10—13 em hoch, 6—9 m lang und wiegen per Laufmeter 30—40 kg. — Draht wiegt per 100 Laufmeter: Telegraphendraht (verzinkter Eiſendraht) 6 mm dick, 21,5 kg; 5 mm dick, 15,0 kg; 1 De: 8 A — rn. — 307 — 4 mm dick, 10 kg; 3 mm dick, 5,5 kg; Binddraht 2 mm dick, 2,4 kg; Wickel⸗ draht 1,7 mm dick, 1,8 kg; 1 mm dick, 0,6 kg. — Drahtſtifte, aus hart gezogenem Draht, 1—25 cm lang, 1—10 mm dick. — Von Hand geſchmie— dete Nägel bis 30 cm lang. — Klammern 1-3 cm ftarf, bis 35 cm lang, per Stück /—1½ kg ſchwer. — Zoreseiſen, halbrunde Walzeiſen von 4—8 m oder auch geringerer Länge. Die gewöhnlich verwendete kleinſte Größe (Profil Nr. 5) hat 12 em Breite und wiegt per Laufmeter 5,24 kg. Baubeſtandteile. § 202. Faſchinen, wie ſie beſonders beim Waſſerbau und Serrain- verbau Anwendung finden, ſind 25—30 cm dicke, runde Bündel von Ausſchlagholz verſchiedener Holzarten, als Erlen, Weiden, Pappeln, Sträucher ꝛc. Sie werden auf Faſchinenbänken gewöhn— lich in Längen von 3 m, ausnahmsweiſe von 6 m, hergeſtellt und in Abſtänden von 60 — 100 cm mit 1,8 —2 mm dickem Draht gebunden. Fig. 98. Faſchinenbank. Zu Faſchinenbänken (Fig. 98) benutzt man 5—6 cm ſtarke und 1½ —2 m lange Pfähle, die, je zu zweien gekreuzt, eingerammt und 50 em über dem Boden mit Draht gebunden werden. Das entlaubte Reiſig wird in die Gabeln der Böcke gelegt, mit einem Seil oder einer Kette von 90 em Länge gewürgt und dicht neben der betreffenden Stelle mit ausgeglühtem Draht gebunden. Senkfaſchinen oder Senkwalzen ſind 90 cm dicke Faſchinen, deren Inneres mit Kies gefüllt ift. Flechtzäune (Flechtwerke oder Etterwerke) beſtehen aus einer Reihe 10—15 cm ſtarker und 1,2—1,5 m langer Pfähle aus Fichten⸗ oder Tannenholz (beſſer Spaltholz als Rundholz), welche in Abſtänden von 60 — 70 cm etwa zur Hälfte ihrer Länge in den Boden gerammt und ſodann mit Aſtwerk (womöglich mit Fichten— äſten) verflochten werden (Fig. 99). Die zwei äußerſten Pfähle an beiden Enden des Flechtzaunes ſetzt man zweckmäßig auf nur 40 - 50 cm Entfernung und verhindert durch einen über dem Flecht— werk ſchief in den Boden getriebenen Pfahl das Auflöſen des erſtern. Man kann übrigens die oberſten Ruten auch mittels Drahtbunden befeſtigen. BEN Vor der Anlage eines Flechtzaunes auf geneigtem Terrain muß eine 25—30 em breite Berme ausgehoben werden. Bei feſtem Boden iſt zur Her- ſtellung der Löcher für die Pfähle ein Locheiſen notwendig. Zum Eintreiben der Pfähle dient ein ſchwerer Holzſchlegel; bei Benutzung von Eiſenſchlegeln bedarf es beſonderer Vorſicht, um das Splittern der Pfähle zu vermeiden. Starke Pfähle in etwas größern Abſtänden ſind ſchwächern, aber näher ge— ſetzten vorzuziehen, da die letztern raſcher der Fäulnis erliegen. Ganz un⸗ brauchbar zu Pfählen wie zu Flechtruten iſt, wegen äußerſt geringer Dauer, 1 * 1 . “u * * * 1 * b Fig. 99. Flechtzaun. Erlenholz, Buchenholz ꝛc. Auch die Verwendung ausſchlagsfähiger Holzarten in der Abſicht, lebende Flechtzäune zu erhalten, hat ſich als durchaus un⸗ zweckmäßig erwieſen. Nicht nur bleibt die Begrünung des Flechtzaunes eine ungenügende, ſodaß er doch bald eingeht, ſondern es wird auch die Zeit der Anlage auf wenige Wochen des Frühjahrs und Herbſtes beſchränkt. Den nämlichen Zweck erreicht man viel leichter und vollkommmer, indem man die betreffende Fläche mit Weißerlen oder andern geeigneten Holzarten anpflanzt. Etterwerk wurde früher ſehr allgemein verwendet, iſt aber, da es in vielen Fällen dem Zwecke wenig entſprach, etwas außer Gebrauch gekommen und wird nun oft durch andere Hülfsmittel erſetzt. Man hat dies nicht zu bedauern, ſchon der mißbräuchlichen Aufaſtungen wegen, zu denen die Ge— winnung der nötigen Flechtäſte oft Anlaß gab. Beſſere Dienſte leiſtet in vielen Fällen Packwerk. Zu deſſen Herſtellung werden horizontale Bermen ausgehoben und quer mit Reiſig belegt. Auf dieſes bringt man Faſchinen und pflöckt ſie mit ſtarken Pfählen an. 8 203. Mittels Sickerdohlen verſchafft man dem in den Boden eingedrungenen Waſſer leichtern Abfluß zum Zwecke der Beſeitigung eines Abermaßes von Bodennäſſe. Zur Erſtellung einer Sicker— dohle wird ein Graben von 30 — 40 em Sohlenbreite und den gegebenen Verhältniſſen entſprechender Tiefe von vielleicht 1,2—2 m, mit tunlichſt ſteilen Wänden ausgehoben. Wenn irgend möglich ſoll die Grabenſohle gepflaſtert oder ſorgfältig mit Steinplatten belegt werden. Sind flache Steine von genügender Größe vor— handen, ſo legt man damit einen gedeckten Kanal an (Fig. 100 a und b). Andernfalls bringt man auf den Grund des Grabens 30—50 em hoch, loſe aufgeſchichtet, große Steinbrocken. Der Reſt DE — 309 — des Grabens wird mit Aushubmaterial und nicht etwa mit Steinen ausgefüllt. Es iſt nämlich wichtig, daß das Tagwaſſer nicht direkt Fig. 100. Sickerdohlen mit Steinfüllung. in die Sickerdohlen gelange, weil dieſe mit der Zeit vom mit— geführten Schlamm verſtopft werden. Aus dem nämlichen Grunde vermeidet man, Entwäſſerungsgräben in Sickerdohlen einzuleiten. Drainröhren finden bei den in Frage ſtehenden Arbeiten wegen der gewöhnlich ſehr hohen Transportkoſten nur ausnahmsweiſe Anwendung. Fehlen Steine, ſo kann an deren Stelle auch Holz treten: ſorgfältig entlaubtes, aber nicht gebundenes gröberes Faſchinenmaterial (Fig. 101) oder Durchforſtungslatten (Fig. 102). Auch in dieſem Falle iſt die Pfläſte⸗ rung der Grabenſohle ſehr zu emp— fehlen. Zur Not belegt man ſie mit Latten, Ladenſchwarten und dergl. Wenn möglich, wird das Holzwerk mit Steinen eingedeckt, über dieſe eine Lage Raſenziegel gelegt und ſodann > erſt der Graben zugefüllt. — Sicker⸗ Fig. 101. Fig. 102. dohlen mit Holzeinlagen paſſen na- Sickerdohle mit Sickerdohle mit mentlich für in Bewegung befind- Faſchinenmaterial. Jurchforſtungslatten. liches Terrain, weil die Ruten oder Latten ſelbſt bei Rutſchungen noch die Verbindung für den Waſſerabfluß erhalten. § 204. Pflaſterungen werden zu verſchiedenen Zwecken bald horizontal, bald geneigt, aus größern oder kleinern Steinen, wie ſie eben zur Verfügung ſtehen, hergeſtellt. Die Pflaſterſteine ſind auf die ſchmale Kante zu ſtellen und ſollen eine Unterlage haben, — 310 — welche nicht vom Waſſer herausgeſpült werden kann. Als ſolche eignen ſich feſter gewachſener Boden, Kies oder Schotter, unter Amſtänden eine ſchwache Unterlage von Reiſig. Die Fugen und Zwiſchenräume zwiſchen den Pflaſterſteinen füllt man mit einge— triebenen Steinſplittern aus. Eine rauhe Oberfläche der Pflaſterung wirkt oft günſtig durch den Widerſtand, den ſie dem fließenden Waſſer entgegenſetzt, hat aber mehr von deſſen Angriffen zu leiden. In hohem Grade läßt ſich die Pflaſterung verſtärken, indem man ſie mit Pfahlreihen verbindet, als ſog. verpfähltes Pflaſter. Es geſchieht dies entweder jo, daß man 10—15 cm ſtarke Pfähle in Reihen mit 30—40 cm Abſtand und ebenſoviel Entfernung in den Reihen ſchlägt und ſodann die Zwiſchenräume ſolid mit Steinen auspackt; oder aber, indem man erſt das Pflaſter herſtellt und die Pfähle nachher, unregelmäßig verteilt, wo eben eine Lücke geblieben, einrammt. Je kleiner die Steine, um ſo näher wird man die Pfähle ſetzen und umgekehrt. Ihre Köpfe dürfen nicht weſentlich über das Pflaſter emporragen. Wo ſie beſtändig vom Waſſer überſpült werden, haben ſolche Pfähle eine ſehr lange Dauer. Ein großer Vorteil des verpfählten Pflaſters beſteht, abgeſehen von deſſen größern Widerſtandsfähigkeit, namentlich darin, daß, im Falle es an einer Stelle vom Waſſer aufgeriſſen wird, der Schaden nie eine ſo große Ausdehnung annimmt, wie wenn Pfähle fehlen. $ 205. Mauern werden ausgeführt als Mörtelmauerwerk oder als Trockenmauerwerk, je nachdem dabei ein Bindemittel benutzt wird oder nicht. Für den forſtlichen Betrieb ſind Trockenmauern allein von Belang. Je nach der Form unterſcheidet man gerade und geböſchte Mauern (Fig. 103). Auf der Rückſeite erhalten die letztern mitunter Abſtufungen. Auch bei der Herſtellung von Trockenmauern wird bald mehr, bald weniger Sorgfalt auf die Zurichtung der Steine ver— wendet. Hinſichtlich deren Anordnung im Mauerwerk (Fig. 104) hat man darauf zu achten, daß folgende Hauptregeln eingehalten werden: 1. Jeder Stein ſoll möglichſt breit und horizontal in die Mauer zu liegen kommen, und zwar ſo, wie er im Steinbruch gelagert war. 2. Die Lagerflächen ſind horizontal anzulegen; die durch zwei aufeinanderfolgende Lagerflächen begrenzten Mauerſchichten ſollen möglichſt gleiche Höhe erhalten. — 311 — ; 3. Die Läufer, d. h. Steine, welche nach ihrer größten Aus— * dehnung in die Längsrichtung der Mauer zu liegen kommen und die Binder, welche mit ihrer Längsſeite quer in die Mauer ein— gebaut werden, haben angemeſſen miteinander abzuwechſeln. 3 4. Die vertikalen Fugen, die Stoßfugen, zweier unmittelbar 7 aufeinanderfolgenden Schichten ſollen nie direkt übereinanderliegen, ſondern ſo verſetzt ſein, daß ſie von einem Steine zugedeckt werden. Diadurch entſteht der Mauer verband. 45 Um ſolides Trockenmauerwerk zu erhalten, iſt die Verwendung großer 5 Steine unerläßlich. Aberdies müſſen deren Lagerflächen durch Bearbeitung tunlich eben gemacht werden. Von einem Behauen der ſichtbaren Stein— häupter ſoll man dagegen, zur Vermeidung unnützer Koſten, Umgang % er Stoßfuge Binder Stoßfläche — Gi e 0 Lagerfläche eee 0 2 = ur ALINA | 4 r — Läufer 6 5 ” 22 IM 15 . „a a" INN) , 7, hg — Lagerfuge % DE 6 — e 2 N ale —— — r „ r e. — 5 Fig. 103. Gerade Fig. 104. Mauerverband. und geböſchte Mauer. nehmen. Um ſo ſorgfältiger iſt das Innere auszumauern, indem man alle Hohlräume und Fugen mit Steinbrocken auskeilt und ſo die Steine gegen— ſeitig verſpannt. 1 Hat eine Mauer bedeutenden Druck anszuhalten, oder ſteht nur kleines 1 Steinmaterial zur Verfügung, jo wird die Verwendung von Mörtel (gewöhn— = licher Mörtel, Zementmörtel 2c.) unerläßlich. Mörtelmauern darf man . nur durch geübte Maurer von Beruf aufführen laſſen. Auch die Herſtellung . von Trockenmauern überträgt man am beſten ſolchen, kann aber dafür zur Not auch anſtellige andere Arbeiter, welche längere Zeit als Handlanger mithalfen, verwenden. N Soll eine Mauer hinterfüllt werden, ſo darf dies, namentlich 1 bei waſſerzügigem Terrain, nicht mit Erde geſchehen, ſondern es werden dazu loſe Steinbrocken verwendet. Auch ſind in der Mauer entſprechende Durchläſſe anzubringen, um den Abfluß des Sicker— oder Schneeſchmelzwaſſers zu ermöglichen. Freiſtehende Mauern werden mit großen Steinplatten oder in anderer Weiſe gedeckt, zur Verhinderung des Eindringens von Niederſchlagswaſſer in die Mauer. — 312 $ 206. Jedes Bauwerk bedarf einer Fundierung, die um jo tiefer anzulegen iſt, je ſchwerer der Bau und je weniger widerſtands— fähig das Terrain. Den ſolideſten Baugrund gibt geſunder Fels, den ſchlechteſten Schlamm- und Sumpfboden, ſowie aufgefüllter Boden. Man gründet daher alle Bauten, ſomit auch Erdbauten (Dämme 2c.), ſoweit irgend möglich nur auf „gewachſenen Boden“. Zunächſt wird die oberſte, von Pflanzenwurzeln durchzogene Boden— ſchicht oder vorhandene Auffüllnng abgehoben. Beſteht der Bau— grund nicht aus Fels, ſo muß die Fundamentſohle ſo tief in den Boden kommen, daß der Froſt ſie nicht mehr erreichen kann, alſo mindeſtens 50 —80 em unter die Erdoberfläche. Die Sohle wird vollkommen horizontal geebnet; ſollen einzelne Teile des Funda— mentes größere Tiefe erhalten, jo darf der Übergang nicht geneigt ſein, ſondern muß ſtufenförmig angelegt werden. Nur Mauern, welche einen bedeutenden ſeitlichen Druck auszuhalten haben, gibt man mitunter in der Fundamentſohle eine ſchwache Neigung bergwärts. Beſondere Sorgfalt erheiſchen die Fundierungen in oder längs Waſſerläufen. Nicht nur hat man es hier häufig mit aufgefülltem Boden zu tun, ſondern es kommt dazu noch die Gefahr, daß das Waſſer, namentlich bei Aberfällen, den Boden wegſchwemme und das Fundament unterſpühle. Wo ſolches zu befürchten, iſt die Anlage eines Schwellenroſtes unerläßlich. Ein ſolcher beſteht aus mit Bolzen verbundenen Lang- und Querſchwellen oder Zangen und kommt ſo tief zu liegen, daß er ſtets unter Waſſer und vor Anterſpülungen geſchützt iſt. Gewöhnlich bettet man den Roſt auf eine Lage Tannäſte und mauert die Felder zwiſchen den Roſt— hölzern mit großen Steinen aus. | Anter Amftänden finden auch andere künſtliche Fundierungen An- wendung, doch ſcheint es nicht angezeigt, hier näher auf dieſen Gegenſtand einzutreten. ; Wegbauarbeilen. $ 207. Die allgemeinen Grundſätze für Weganlagen ſind in den SS 149—151, das Wichtigſte über Wegabſteckung in den SS 196—199 beſprochen worden. Nachſtehend ſoll noch einiges im Hinblick auf die dem forſtlichen Hilfsperſonal bei der Ausführung von Wegbauten zufallenden Obliegenheiten folgen. er — 4 1 { — 313 — Der eigentliche Wegbau beginnt mit der Abräumung des Bodenüberzuges, der Bodendecke und der Humusſchicht in der ganzen Breite des Wegkörpers. Sie werden ſeitwärts abgelagert, um die Humuserde ſpäter zum Decken der Böſchungen verwenden zu können. Auch vorkommende Stöcke ſind zu entfernen, da ſie ebenſowenig wie allenfalls Schnee im Grundbau belaſſen werden dürfen. Mit der Abgrabung wird begonnen, wo die Wegkrone mit dem natürlichen Boden zuſammenfällt, und das abgetragene Ma— terial ſofort an der Talſeite aufgeſchüttet. An ſtärker geneigten Hängen wird längs der untern Grenze der Böſchung ein Graben ausgeworfen und durch dammartigen Aufbau des Aushubes ein feſter Halt für den Auftrag gewonnen. Erdauffüllungen ſind ſchichtenweiſe feſtzuſtampfen, ſetzen ſich aber trotzdem noch mit der Zeit, weshalb man die Aufſchüttung um 5—10 ¼ höher macht, als projektiert. Alle ſumpfigen oder quelligen Bodenſtellen werden mittels Sickerdohlen (vgl. § 203) ſorgfältig entwäſſert. Ergibt die Abgrabung zu Mauern, Pflaſterung ꝛc. brauchbares Steinmaterial, ſo wird ſolches zu ſpäterer Verwendung aufgehoben. $ 208. Böſchungen ſchützt man durch Belegen mit Raſenziegeln oder durch Anſaat von Gras und Esparſette, in ſel— tenern Fällen wohl auch mit Flechtzäunen oder durch Bepflanzen mit Erlen, mit Weiden— ſtecklingen ꝛc. Die Böſchung darf um ſo ſteiler ſein, je ſolider das Terrain Bei ge— wöhnlichen Böden ſollte man nicht unter einfache, bei Sandböden nicht unter 1½ fache Böſchung gehn, wogegen für grobes Trümmergeſtein und leicht ver— witterbaren Felſen halbe Böſchung genügt. An ſteilen Hängen oder längs Waſſerläufen erſetzen oft Mauern die Erdböſchungen. Stützmauern dienen zum Stützen des Weg— körpers, Futtermauern dagegen zum Befeſtigen der Böſchungen Fig. 105. Stütz⸗ und Futtermauern. 7.8140 auf der Bergſeite (Fig. 105). Je nach der Größe und Solidität des Steinmaterials erhalten die Mauern / bis / Anzug. Nach den gleichen Amſtänden und zudem nach der Beſchaffenheit des Hinterfüllungsmaterials richtet ſich die mittlere Mauerſtärke; man gibt ihr mindeſtens / und höchſtens ½, gewöhnlich /s der freien Mauerhöhe. Stütz- und Futtermauern werden in der Regel aus Trocken— mauerwerk aufgeführt. Ihre Anlage hat nach den in SS 205 und 206 angegebenen Regeln zu erfolgen. Man geſtatte den Beginn erſt nachdem man den Fundamentaushub und nachher die Aus— führung des Fundamentes gutgeheißen hat. An Stelle des Mauerwerks gelangt mitunter auch Holzbau zur Berwen- dung. Langſchwellen werden mit kürzern Zangen befeſtigt und die Zwiſchen⸗ lagen mit grobem Steinmaterial, Spaltholz oder Prügeln ausgefüllt. Da ſolche Bauten ſehr geringe Dauer beſitzen, trotzdem ſie relativ ſtarkes und wertvolles Holz erfordern, ſo werden ſie, wo irgend tunlich, beſſer vermieden. — Beſonders ungeeignet iſt Holz zum Bau von Schlittwegen, Fußwegen und dergleichen an felſigen Hängen, da es in angefaultem Zuſtande leicht zu Un⸗ fällen Anlaß gibt. § 209. Haben ſich die Anſchüttungen des Wegkörpers genügend geſetzt, ſo ſchreitet man zur Herſtellung des Oberbaues. Er beſteht aus Bankette Randſtein Steinbett Beſchotterung Straßengraben Fig. 106. Normalprofil eines Weges mit Steinbett. dem Steinbett und der Bekieſung, unter Amftänden auch nur aus der letztern. Soll der Weg ein Steinbett erhalten, deſſen Höhe in der Regel 15—25 cm beträgt, ſo wird ſolches genau abgeſteckt und in entſprechender Tiefe jo ausgehoben, daß beidſeitig 40—50 em breite Banketten ſtehn bleiben (Fig. 106). Dabei läßt man, um dem Weg zur Erleichterung des Waſſerablaufes eine ſchwache Wölbung 7 93 6 5 | — 15 — zu geben, den Boden von den beiden Seiten gegen die Mitte zu etwas anſteigen. Die größten, lagerhaften Steine werden beidſeitig längs den Banketten als ſog. Randſteine ſorgfältig eingeſetzt. Dazwiſchen kommen die Geſtückſteine, aufrecht, möglichſt dicht zuſammengeſtellt und gut gegeneinander verſpannt. Die Zwiſchen— räume im Steinbett verkeilt man ſorgfältig mit Steinſplittern und überführt dasſelbe 8-10 cm hoch erſt mit grobem geſchlagenem Schotter, ſodann mit einer 3—5 cm ſtarken Schicht feinern Kieſes. Die Beſchotterung darf erſt erfolgen, wenn das Steinbett als ge— hörig hergeſtellt abgenommen iſt. Im übrigen hat man darauf zu achten, daß bei der Ausführung der Arbeit alle feſtgeſetzten Aus— maße genau eingehalten werden. Die Wölbung der Wegkrone zur Ableitung des Waſſers muß ſo bemeſſen ſein, daß nach beiden Seiten eine janfte Neigung von 5—7 % ent» ſteht. Man erhält dieſe, wenn man die Wegmitte um / — / der Wegbreite höher hält als die Banketten. Bei einem Weg von 3 m Breite würde ſomit der Höhenunterſchied rund 7—10 em betragen. Fehlen geeignete Bruchſteine zur Anlage eines Steinbettes, oder wird der betreffende Weg voraussichtlich nur wenig in Anſpruch genommen werden, ſo begnügt man ſich auch mit einer bloßen Bekieſung. Dieſe muß dann entſprechend höher und überdies ſo geſondert werden, daß der grobe Kies in die Tiefe und der feinere obenauf kommt. 8 210. Größte Aufmerkſamkeit hat man beim Waldwegbau der Waſſer— ableitung zu ſchenken. Je trockener der Wegkörper, um ſo wider— ſtandsfähiger erweiſt er ſich. Auf geneigten Wegen ſchadet auch das über die Fahrbahn abfließende Waſſer durch Auswaſchen der letztern. In ebenem Terrain und in Einſchnitten bedarf es beidſeitiger Straßengräben; fie müſſen jo tief ſein, daß ſie unter die Sohle des Oberbaues hinunterreichen. An Hängen genügt ein Graben auf der Bergſeite. An deſſen Stelle kann auch eine gepflaſterte Rinne treten. | Die Anlage der Straßengräben erfolgt gleich bei der Ausführung der Erdarbeiten. Man gibt ihnen eine Tiefe von mindeſtens 30—50 em und die nämliche Böſchung wie dem Wegkörper. Die Sohlenbreite beträgt gewöhn— lich 30 em. An Hängen muß das Waſſer aus den Gräben von Zeit zu Zeit nach der Talſeite abgeleitet werden. Es geſchieht dies meiſt durch ſteinerne Durch läſſe mit gepflaſterter Sohle, Seitenwänden re aus Trockenmauerwerk und darübergelegten Deckelplatten (Fig. 107). Die Lichtweite ſollte in der Regel nicht geringer ſein als 50: 50 em. Man kann zu Durchläſſen auch mindeſtens 30 em weite Zement- röhren verwenden, denen man ein ziemlich ſtarkes Gefäll gibt. Die Seitenmauern der Durchläſſe erhalten etwa 50 em Stärke und ſind genügend tief zu fundieren. Das Sohlenpflaſter dazwiſchen iſt muldenförmig, gut gefügt, mit ſanfter Neigung talwärts anzulegen. Die Deckelplatten ſollen beiderſeits noch 20 em aufliegen. Sie müſſen mindeſtens 20 em, Zementröhren 30 cm unter dem Niveau der Straßenkrone liegen. — Hölzerne Durchläſſe dürften ſich kaum noch irgendwo rechtfertigen. Bei Nebenwegen findet nicht ſelten die Ableitung des Waſſers über den Weg in offenen, gepflafterten Schalen oder mit Holz eingefaßten Rinnen ſtatt. Dieſes Syſtem empfiehlt ſich aber im allgemeinen nicht. Einzig bei Schlittwegen leiſten ſchräg über- RT: gelegte und mit Pflöcken feſtge— N 9 = e haltene Wegbäume in Ab- ER I ſtänden von je 50—100 m, = bei ſteilern Schlittwegen in 3 2 Pr 2 m Bas 22 \ Se — = Abſtänden von 30—60 m, gute F N os EL 7 1 N 8 NZ Dienite. LEN e Soll ein ſtändiger Waſſer— e N NN 7 ZER um 8 lauf unter der Straße durch— „ Br a geleitet werden, jo erhöht man , e, tunlichſt die Höhe des Durch- 5 6 laſſes; dagegen gibt man ihm Fig. 107. Steinerner Durchlaß. nicht gerne eine Breite von mehr als 60—70 cm. Reicht dieſe nicht aus, jo kann ein Doppeldurchlaß erſtellt werden, der in der Mitte einen Pfeiler und auf jeder Seite des letztern eine Durchflußöffnung beſitzt. Die Beſprechung eigentlicher Brücken gehört nicht mehr in den Rahmen dieſer Schrift. Terrain⸗ und Bachverbau. g 211. Anter Terrainverbauen hat man zu verſtehen die Maß— nahmen gegen Abrutſchung, gegen Verrüfung, gegen Stein- und Eisſchlag. Wenn auch nicht in ſo augenfälliger Weiſe wie bei den Wildbachſchäden, liegt doch auch bei den Serräingefährdungen gewöhnlich die Wirkungen des Waſſers als Arſache zu Grunde. — 317 — Terrainabrutſchungen (Erdſchlipfe) werden veranlaßt dadurch, daß an einem Hang der aus lockerem Material beſtehende Untergrund, durch Waſſer aufgeweicht und beſchwert, ſeinen Halt verliert und ſich in Bewegung ſetzt, oder aber, daß der Fuß einer ſolchen ſteilen Lehne von einem vorbeifließenden Waſſerlauf unter— ſpült wird und jene, ihrer Anterſtützung beraubt, in die Tiefe gleitet. Nicht ſelten ſtehen beide Urſachen mit einander im Zuſammenhang: während das im Boden vorhandene Sickerwaſſer, ſolange dieſer ruhig bleibt, durch die feinen Adern einen regelmäßigen unterirdiſchen Abfluß findet, ver— ſtopfen ſich dieſe Rinnſale, ſobald der Hang infolge Unterſpülung ſeines Fußes in Bewegung gerät. Das geſtaute Waſſer durchtränkt dann das Terrain und trägt ſo zu deſſen Abrutſchung bei. Von Verrüfung ſpricht man, wenn in ſteilen Lagen der fruchtbare Boden, ſei es durch Abſchwemmung ſei es durch leichtere Abrutſchungen, entfernt worden iſt, und der aus Geſteinſchutt oder leicht verwitterbarem Fels beſtehende Untergrund bloß liegt. Steinſchlag endlich kommt vor, wenn von ſtark der Ver— witterung ausgeſetzten Felſen ſich größere oder kleinere Stücke ab— löſen und über die ſteilen Talſeiten hinunterſtürzen. Eisſchlag dagegen entſteht, wenn an ſchroffen, felſigen Hängen, über welche Waſſer herunterrieſelt, im Winter ſich Eismaſſen bilden, die, bei Tauwetter losbrechend, das unterliegende Gelände ſchädigen. Terrainabrutſchung. 8 212. Am eine Terrainabrutſchung zu verhindern oder aufzuhalten, muß vor allem die Arſache des Abels beſeitigt werden. Wo flie— ßendes Waſſer einen Hang unterſpült, ſucht man in erſter Linie dieſes vom Fuß der Böſchung fern zu halten. Sehr häufig genügt ſolches, um weiter oben bemerkbare naſſe Bodenſtellen trocken zu legen. Von den Mitteln zur Verhinderung der VUnter— ſpülung wird bei Beſprechung des Bachverbaues (SS 218-219) die Rede ſein. Wo Sickerwaſſer die Veranlaſſung zu Erdſchlipfen bildet, iſt ſolches abzuleiten. Höher oben am Abhang vorhandene, wenig geneigte, verſumpfte oder muldenförmig vertiefte Stellen, an denen das Schneeſchmelzwaſſer in den Boden eindringt, wird man in erſter Linie aufſuchen und trocken legen. e Läßt ſich das Sickerwaſſer nicht abſchneiden, ſo iſt die Rutſch⸗ fläche zu entwäſſern. Es kann dies in der Regel nur mittels Sickerdohlen geſchehen, da ausgehobene offene Gräben gleich wieder zugeſtoßen werden. Beim Vorkommen quelliger Stellen verſchafft man zunächſt hier dem Waſſer Abfluß durch Sickergräben, die annähernd in der Richtung des ſtärkſten Gefälles verlaufen. Überhaupt werden Dohlen durchgehends mit erheblich ſtärkerer Neigung angelegt, als offene Gräben. Durch entſprechende Verzweigung läßt ſich immer— hin, ſoweit erforderlich, ein Netz von Entwäſſerungsſträngen über die ganze Fläche ausbreiten. Es iſt nicht immer notwendig, daß zur Ableitung des ein— gedrungenen Regen- und Schneeſchmelzwaſſers die Sickerdohlen bis hinunter auf die mitunter recht tief liegende undurchlaſſende Bodenſchicht reichen. Eine Tiefe von 1,5—2 m wird in der Mehr⸗ zahl der Fälle genügen, wenn nicht aus größerer Tiefe hervor— quellende Waſſeradern zu faſſen ſind. Der Verbau von Erdſchlipfen, für den im vorſtehenden nur einige allge- meine Andeutungen gegeben wurden, bietet, inſofern größere Terrainpartien in Bewegung geraten ſind, oft ſehr bedeutende Schwierigkeiten. Schon aus dem Geſagten dürfte hervorgehen, daß in ſolchen Fällen die Erſtellung von Flechtwerken zwecklos iſt. Mehr Erfolg hat mitunter die Anlage von Stützmauerwerk. Kleinere, ſehr ſteile Anbruchflächen mit übernatürlicher Böſchung laſſen ſich unter Am- ſtänden mit ſchweren und ſoliden, auf anſtehendem Fels fundierten Mauern halten. Dabei iſt eine ausgibige Hinterfüllung mit Steinmaterial und das Offenhalten genügender Waſſerabläſſe im Fundament beſonders wichtig. Verrüfung. $ 213. Im Gegenſatz zum Erdſchlipf iſt bei der Verrüfung die Be— wegung des Terrains mehr eine oberflächliche. Der ſchützenden Vegetationsdecke beraubt, wird der Boden, und nach ihm auch der lockere Untergrund, den atmoſphäriſchen Einwirkungen ausgeſetzt. Einerſeits Platzregen und beſonders Hagelſchlag, andrerſeits aller— dings auch der Froſt, bewirken eine oberflächliche Abwitterung, die um ſo ergibiger, je ſteiler die Hänge ſind. Das losgelöſte Material wird in die Tiefe geſchwemmt und von den Waſſerläufen als Schlamm, Sand und grobes Geſchiebe weiterbefördert. Rüfen | PN „ Tr N > S * 1 8 u Zw A * — 319 — kommen daher am häufigſten in den oberſten Verzweigungen der Wildbäche vor. Zum Verhindern und Aufhalten der Rüfenbildung fallen vor— nehmlich zwei Mittel in Betracht: das Ausgleichen der Böſchungen durch Stufen bildende Einbauten und der Schutz der Erdoberfläche durch eine lebende oder tote Decke. Die Einbauten zur Befeſtigung verrüfter Hänge beſtehen aus Stein, aus Holz und Stein oder auch nur aus Holz. Mauern ſind am Platz, wo ſich bei einem Antergrund von Steinſchutt oder leicht verwitternden Felſen ſehr ſteile Böſchungen ausgebildet haben, ſodaß bedeutende Terrainnachſtürze befürchtet werden müſſen. Zu Bauten dieſer Art genügen in der Regel Trocken mauern mit / Anzug und einer mittlern Stärke ent- ſprechend der halben Höhe. Für hohe Einbauten emp— fiehlt ſich die Aufführung in Stufen (Fig. 108). Die Fundierung hat auſ Fels oder auf gewachſenem Boden zu erfolgen. Stehen zu wenig oder nur kleine Steine zur Ver— fügung, ſo behilft man ſich mit hölzernen Schwellen mit Stützmauerwerk in Zwiſchenlagen von Stein. Sie entſprechen den zur Ufer— Stufen aufgeführt. verſicherung verwendeten (vgl. $ 219). Wo die betreffende Fläche nachher nicht vollſtändig begrünt werden kann, ſollte man von der Ver— wendung von Holz abſehen. Ganz unbrauchbar zu ſolchen Stützwerken, weil zu leicht, ſind Schwellen mit Holzfüllung. Fig. 108. 8 214. Im loſen Terrain des Flyſchſchuttes, der Gletſcherablage— rungen 2c. bilden ſich gewöhnlich keine übermäßig ſteilen Böſchungen aus. Zur Sicherung der Bodenoberfläche genügen in dieſem Falle Flechtzäune. Sie werden, wie in S 202 angegeben, erſtellt und in Vertikalabſtänden von 3—6 m angelegt, enger oder weiter, je nach der größern oder geringern Gefahr der Abſchwemmung. Haben Flechtwerke einen beſonders ſtarken Druck auszuhalten, oder droht ihnen von abrollenden Steinen Schaden, ſo hinterfüllt man den Zaun mit grobem Steinmaterial. — Größern Widerſtand leiſtet Packwerk (vgl. § 202). An Stelle der Flechtzäune treten oft mit Vorteil lebende Kordons (Fig. 109). Zu ihrer Anlage wird, unten am Hang beginnend eine horizontale, ca. 40 cm breite Berme ausgehoben, in Abſtänden von 10—15 em mit Säm- TT lingen von Erlen oder andern paſſenden Holzarten levent. abwechſelnd mit III: N IE Er SS N 2 7 . x N BG ERTL: \ ON Fig. 109. Kordon von Laubholz. Weiden⸗ und Pappelſtecklingen) belegt und ihre Wurzeln mit etwas Erde eingedeckt. Sodann füllt man die Berme mit dem Aushub der nächſten, einige Meter höher erſtellten, wieder auf. Zur Beruhigung ſehr ſteiler Schutt— halden, beſtehend aus großen und kleinen Steinbrocken, vermiſcht mit loſem feinerem Material, verdienen vor den Flechtzäunen die ſog. Depotmauern den Vorzug. Sie werden erſtellt, indem man in entſprechenden Abſtänden ſchmale horizontale Bermen ab— räumt und auf dieſen die größern Steine zu rohen, niedrigen (höchſtens 50 cm hohen) Böſchungsmauern zu— ſammenlegt. Der Raum dahinter wird mit den kleinern Steinen aus— gefüllt. Durch eine ſolche Verwendung des Steinmaterials bereitet 7 Fig. 110. Verkleidung. (Garnissage). a. Längen⸗ profil. b. Querprofil. man gleichzeitig die Fläche zur Aufforſtung vor. Sit der zu befeſtigende Bo- den von kleinen, zu gewöhn⸗ lichen Zeiten kein Waſſer führenden ſteilen Runſen durchfurcht, ſo empfiehlt ſich beſonders die Anwendung von Verkleidungen, jog. Gar- nissages (Fig. 110). Ihre An⸗ lage erfolgt, indem man die IR Grabenſohle mit einer viel- — W leicht meterhohen Schicht von , Faſchinenmaterial bekleidet. = Anten in der Runſe begin- nend, werden Stockloden von Erlen, Pappeln ꝛc., oder be— aſtete Stämmchen aus Nadel- holzjungwüchſen mit dem ſtärkern Ende in den Boden geſteckt, bachaufwärts nieder- gelegt und durch an Pfählen befeſtigte Querlatten feſtge— halten. Solche Verkleidungen verhindern nicht nur den raſchen Waſſerabfluß und damit eine weitere Vertiefung der Runſe, ſondern fie fangen auch das beidſeitig von den ſteilen Grabeneinhängen abwitternde — 321 — Material auf, ſodaß die Runen fich verbreitern und die ſeitlichen Böſchungen ſich ausgleichen. (Sig. 110 b.) Die Verhinderung der Abſchwemmung durch Be decken des Bodens mit totem Material (Aſten, Steinpflaſter) läßt ſich nur ganz im kleinen durchführen. Eine lebende Decke wird hergeſtellt durch Beraſung und Aufforſtung (vgl. SS 220 und 221). Stein⸗ und Eisſchlag. § 215. Verhältnismäßig ſelten läßt ſich Steinſchlag verhüten, indem man die abſturzdrohenden Felſen mit Mauerwerk ſtützt. Gewöhn— lich bleibt nicht viel anders zu tun, als die losgebrochenen Steine möglichſt nahe am Fuß der betreffenden n „ Es geſchieht dies mit Hilfe ſog. Fangmauern (Fig. 111). Sie er⸗ halten mindeſtens 80 em Kronen- breite, auf der Talſeite /s Anzug und auf der Bergſeite eine Hinter— füllung mit grobem Kies, der mit Erde und, wenn tunlich, mit Rajen- ziegeln eingedeckt wird. Meiſt verflacht fich ein an eine Fels⸗ wand lehnender Hang zu oberſt ein wenig. Am vordern Rande der in ſolcher Weiſe gebildeten, bald mehr, bald minder geneig— Fig. 111. Fangmauer. ten Terraſſe hat man die erſte Fangmauer anzulegen. Richtig plaziert, wird ſie in der Regel genügen. Nur wenn die Felswand eine bedeutende Höhe beſitzt und ſich ganz große Blöcke ablöſen, wird weiter unten eine zweite, ausnahmsweiſe vielleicht ſogar eine dritte Fang— mauer notwendig. Im übrigen hat man genau zu beachten, welchen Weg die Steine vorzugsweiſe einhalten. Gisſchlag kommt weniger häufig vor als Steinſchlag. Den bedeutend— ſten Schaden verurſacht er an Nordhängen, wenn das Eis gegen das Früh— jahr zu in größern Maſſen losbricht, während es ſich in ſüdlichen Lagen wiederholt und in kleinern Mengen ablöſt. Man begegnet dem Eisſchlag durch Ableitung des Waſſers oberhalb der Felſen, an denen die Eismaſſen entſtehen. Mittels offener Gräben oder in Sickerdohlen führt man es dem nächſten natürlichen Rinnſal zu. Wo ſolches nicht tunlich, ſind die nämlichen Vorkehren zu treffen, wie gegen Steinſchlag. Wildbachverbau. § 216. Von einem gewöhnlichen, harmloſen Bach unterſcheidet ſich der Wildbach vornehmlich dadurch, daß ſein Bett zeitweiſe 21 er ’ beinah trocken liegt, bei heftigen Niederſchlägen dagegen ganz ge— waltige Waſſermaſſen führt. Ihre Menge beträgt oft das 1000fache des bei Niederwaſſerſtand abfließenden Quantums. Statt durch Pflanzenwuchs zurückgehalten zu werden und zum Seil in den 5 Boden einzudringen, ſtrömt das Waſſer ungehindert über die 2 kahlen Einhänge ab. Von allen Seiten trifft es faſt gleichzeitig | im Grunde der Runſe zuſammen und ſchwellt in kürzeſter Zeit den 3 Bach zum tobenden Strome an. | Ä Mit der Waſſermenge wächſt aber die verheerende Gewalt des Baches in erſchreckendem Verhältnis. Während mäßiges Hochwaſſer ohne großen Schaden anzurichten verläuft, wälzen ſich die zu außergewöhnlicher Höhe angeſchwollenen trüben Fluten mit reißender Geſchwindigkeit durch das enge Bett. Die Menge des mitgeführten Geſchiebes vermehrt ſich fortwährend durch Angreifen der Bachſohle und Unterſpülen des Fußes der ſeitlichen Ein— hänge. Die letztern, ihrer Unterſtützung beraubt, rutſchen ab und 5 führen dem Waſſer neue Schuttmaſſen zu. Größere Abrutſchungen vermögen unter Amſtänden den Bach vollſtändig zu ſtauen, bis die ganze Maſſe, vom Waſſer durchweicht, ſchließlich dem auf ihr laſtenden Drucke nachgibt und ſich als ſog. Muhrgang in Be— wegung ſetzt, mit unausftehlicher Gewalt alles zermalmend, was ſich ihr in den Weg ſtellt. Wo der Wildbach aus dem engen Tobel heraustritt in ebeneres Gelände, nimmt das Gefäll und damit auch die Stoßkraft ab; das Geſchiebe bleibt liegen. Bei jedem Wildbach kann man drei Abſchnitte unterſcheiden: J. Im Einzugs- oder Sammelgebiet wird die Hauptmaſſe des Waſſers aufgefangen, welche den Wildbach bildet. Ringsum vom oberſten Kamm an fließen die Tropfen zuſammen, erſt zu feinen Waſſerfäden, dann zu kleinen Bächlein und ſchließlich zu größern Bächen, welche mit wachſender Geſchwindigkeit der Tiefe zueilen. II. Im Grunde des Tales nimmt ſie der Abflußkanal auf, der, oft tief eingeſchnitten und ſtark geneigt, Waſſer und Geſchiebe hinausleitet ins Haupttal. III. An der Ausmündung in das letztere häuft der Bach im Laufe der Zeit den Schuttkegel an, indem er, bald rechts, bald links ausbrechend, die mitgeführten Geſchiebsmaſſen ablagert. Die verheerende Wirkung des Wildbaches iſt hauptſächlich der Eroſion zuzuſchreiben. Man hat hierunter die Tätigkeit des Waſſers zu verſtehn, wenn es dem durchfloſſenen Gebiet Erde, Sand und Steine aller Größen ent- nimmt. Es geſchieht ſolches in verſchiedener Weiſe: das feine Material wird aufgeweicht und abgeſchwemmt; die darin eingebetteten Felsblöcke verlieren — 323 — ihren Halt und ſtürzen ab. Wo das Waſſer ſich ſammelt, wühlt und gräbt es ſtärker, prallt bald gegen das eine, bald gegen das andere Ufer, deſſen ſenkrechte Wände zuſammenbrechen und damit die Angriffe hoch hinauf am Hang fortpflanzen. Je höher und ſteiler das Sammelgebiet, je geringer die Widerſtands— fähigkeit des Terrains, um ſo verderblicher wird die Wirkung des Wild— baches. Seine erſten Angriffe machen ſich im Abflußkanal und in den in dieſen ausmündenden Runſen bemerkbar (ſoweit ſie wenigſtens nicht in ſolidem Geſtein verlaufen), weil hier die größten Waſſermaſſen arbeiten. Haben aber die ungünſtigen Zuſtände im Sammelgebiet ſchon längere Zeit angedauert, ſo ſetzt ſich die Eroſion immer weiter nach oben fort. Es gibt Wildbäche, in denen aller ertragfähige Boden nach und nach verſchwunden iſt, ſodaß das ganze Sammelgebiet nur noch aus einer einzige Rüfe beſteht. § 217. Aus dem im vorigen Paragraph Geſagten geht hervor, daß dort, wo ſich nach und nach ein Wildbach ausgebildet hat, der Grund ſeiner Entſtehung ſtets im oberſten Einzugsgebiet geſucht werden muß: Die ſteilen Lehnen des letztern ſind der ſchützen— den Pflanzendecke mehr oder minder beraubt worden, oder es iſt dieſe durch Mißwirtſchaft und Gbernutzung jo herunter— gekommen, daß ſie die ihr von der Natur zugewieſene Aufgabe nicht mehr zu erfüllen vermag. Nicht die weiter unten vor— kommenden Rüfen und kahlen Rutſchhalden bilden ſomit die Vr— ſache des Abels, ſondern fie find ſelbſt nur die Folge davon, daß an den ſtark geneigten Einhängen der Holzwuchs ſtark gelichtet oder ganz verdrängt wurde, daß der Boden durch maßloſes Streu— ſammeln ſeine ſchützende Decke eingebüßt hat, daß unter dem be- ſtändig gemähten oder abgeweideten Gras der Boden verhärtet iſt, der Tritt des Großviehes, der Ziegen und Schafe die Raſendecke durchlöchert hat, das ungehindert abfließende Waſſer daher überall ſeine verderbliche Wirkung ausüben kann. Zur Heilung des Abels muß ſomit in erſter Linie die verſchwundene Beſtockung wieder hergeſtellt wer— den. Hiefür kommen vor allem die ſtark geneigten Flächen zu oberſt und zu hinterſt im betreffenden Sobel oder Sälchen in Betracht. Der erſte Schritt hat in der Einſtellung jeder Art von Neben— nutzung auf dem ganzen mit der Zeit aufzuforſtenden Gebiet zu beſtehn. Schon dieſe Maßregel allein bewirkt in den meiſten Fällen und in kürzeſter Zeit eine überraſchende Verbeſſerung der Zuſtände: der nicht mehr durch die Hufe der Tiere verwundete Boden ſchließt — 324 8 ſich wieder, die Raſendecke wird dichter, die verweſenden Pflanzen— teile düngen den Boden und machen ihn locker; überall aber, wo, bis dahin durch die Senſe oder den Zahn des Viehes darnieder— gehalten, noch ein Holzpflänzchen vorhanden iſt, wird es in die Höhe gehn und ſo der künſtlichen Beſtockung Vorſchub leiſten. Nachdem in ſolcher Weiſe der Natur ermöglicht wurde, zur Heilung der ihr durch den Alnverftand der Menſchen geſchlagenen Wunden das ihrige beizutragen, hat die Aufforſtung ergänzend und nachhelfend einzugreifen. Für ihre Ausführung gelten die bekannten waldbaulichen Regeln. In manchen Fällen wird der künſtlichen Waldanlage die Sichernng des Terrains wie in 88 212 bis 214 angegeben, vorangehen müſſen. Statt mit der Beſeitigung der Amſtände, welche die Entſtehung des Wildbaches veranlaßt haben, zu beginnen, ſieht man ſich, um raſch einen Schutz zu erzielen, mitunter genötigt, zuerſt den Verbau des Bachbettes in Angriff zu nehmen. Es iſt unſchwer verſtändlich, daß in dieſem Falle alle Einbauten unvergleichlich ſtärker erſtellt werden müſſen und ſomit auch viel teurer zu ſtehen kommen, als wenn ihrer Anlage die Verbeſſerung des Waſſer⸗ regimes durch Aufforſtung vorangeht. Unter einigermaßen ſchwierigen Ver⸗ hältniſſen aber iſt man überhaupt nicht im Stande, die Bauwerke ſo wider— ſtandsfähig aufzuführen, daß ſie für ſich allein dauernden Beſtand haben. Man hat im fernern geglaubt, es genüge zur Bändigung eines Wild- baches, wenn deſſen Einzugsgebiet vollſtändig mit Graswuchs bekleidet ſei. Auch dieſe Annahme hat ſich nicht beſtätigt. Wenngleich ein dichter Rajen- filz verhältnismäßig viel Waſſer aufzuſaugen vermag, ſo bietet er doch bei ſtarken Niederſchlägen keinen ausreichenden Erſatz für Wald. Sehr gering hingegen iſt die Fähigkeit Waſſer zurückzuhalten bei Graswuchs, welcher regelmäßig gemäht oder abgeätzt wird. 8 218. Nicht in allen Fällen erweiſt ſich die Wiederbewaldung des Sammelgebietes eines Wildbaches als genügend, oder kann ihr die erforderliche Ausdehnung gegeben werden, um Schaden durch Hochwaſſer vollſtändig zu verhüten. Es bedarf alsdann die Auf— forſtung der Ergänzung durch den Bachverbau. Man verſteht hierunter Vorkehren, welche vornehmlich den Zweck haben, eine Vertiefung des Bachbettes und eine Unterſpülung der ſeitlichen Einhänge unmöglich zu machen. Das wichtigſte Mittel hiefür iſt die Talſperre, d. h. ein quer in das Bachbett eingebautes, mehrere Meter hohes Werk von Stein oder Holz, welches das Geſchiebe zurückhält und einen Aberfall des Waſſerlaufes bewirkt. 2 FN oe a Der planmäßige Verbau eines Wildbaches erfordert den Entwurf eines ſorgfältig ſtudierten, auf genaue Aufnahmen der Situation, von Längen- und Querprofilen geſtützten Verbauungsprojektes. Ohne auf dieſen Gegen- ſtand näher einzutreten, ſei nur bemerkt, daß der Talſperre meiſt nicht nur die Aufgabe zufällt, eine Vertiefung der Bachſohle zu verhindern, ſondern daß die letztere mit Hilfe dieſer Querbauten ge- radezu erhöht werden ſoll. Man erreicht damit eine Ablagerung von Geſchiebe und zugleich eine Verbreiterung des Bachbettes, wodurch die Gefahr der Anterjpü- lung der Bachborde vermieden wird. Endlich bewirkt der Gberfall, daß ſich die Geſchwin⸗ digkeit des Waſſers im Sturze bricht und dieſes damit an Stoßkraft ein⸗ büßt. Steinerne Sper— ren (Fig. 112) werden teils gerade, teils in Form eines liegenden Gewölbes gebaut. Wenn in Trockenmauer⸗ werk ausgeführt, gibt man ihnen eine Kronen⸗ breite entſprechend der halben freien Höhe auf der Oberſeite, und auf der Talſeite einen Anzug von / — 0 . Wo mög— lich, erfolgt die Fun⸗ dation auf Fels, andern⸗ falls erhält die Sperre einen Holzroſt und ein Sturzbett zur Ver— hinderung von Unter⸗ waſchungen durch das überfallende Waſſer. Bei Mangel an geeig⸗ netem Steinmaterial be- Aufriss F S U U 4. RACE — > No: r--— ans SD „ISA 2 1 * N 8 2,90 Pal NN ou Hi Wee Me 10 au, 2 er N 5 De = \ ai: a 100 at 0 2 ei UN N SSH, SR N N N N nn ALLAN Sn \ 1 1 de 0 Fig. 112. Steinerne Talſperre. hilft man ſich mit Kaſtenbau. Dabei wird die Stirnſeite aus ſtarkem Rund— holz (talaufwärts zurückgebunden durch lange Zangenhölzer) erſtellt und als Zwiſchenlagen grobes Steinmaterial verwendet. 320 Eine Hauptſache bei jeder Sperre, die ſeitlich nicht an Fels anlehnt, iſt, daß ſie genügend tief ins Ufer eindringe, damit das Waſſer fie nicht umgehn kann. Um dieſes in der Mitte zu halten, läßt man die Sperrenkrone auf beiden Seiten etwas anſteigen. Der horizontale Überfall muß aber möglichſt breit ſein, damit nicht die in der Mitte vereinigte große Waſſermaſſe Schaden 5 verurſache. — Häufig errichtet man zum Schutze der Ufer auf beiden Enden der Sperre ſog. Flügelmauern. Mitunter verlängert man ſie nach oben und unten als Streichmauern. Sie ſind inſofern leicht der Zerſtörung ausgeſetzt, als ausnahmsweis große Hochwaſſer (veranlaßt z. B. durch momentane Stau⸗ . ungen des Baches in ſeinem obern Laufe) darüber wegfluten und die Mauern von der Rückſeite angreifen. 8 219. 2 Auf den im Einzugsgebiet eines Wildbaches aufzuforſtenden Flächen haben ſich die vorkommenden Waſſerriſſe gewöhnlich noch nicht tief eingeſchnitten. Es genügen deshalb zu ihrer Sicherung KENT Weg Er RE Fig. 114. Kleine Grundſchwellen. nur kleine Bauwerke. An Stelle der Sperre tritt hier die ähnlich gebaute, aber höchſtens /- m hohe Grundſchwelle. Nied— rige Einbauten in größerer Zahl verdienen von wenigen aber höhern auch inſofern den Vorzug, als ſie billiger zu ſtehen kommen und weniger der Anterſpülung ausgeſetzt ſind. Die einfachſte Form einer derartigen Sohlenverſicherung ſtellt Fig. 113 dar. Sie beſteht aus Steinen, welche auf Faſchinen gebettet ſind und durch ein Querholz zurückgehalten werden. — Genügt eine einzige Schicht Steine nicht, ſo werden Zangen not— wendig, um die quer eingelegten Rundhölzer feſtzuhalten (Fig. 114). Sobald die Grundſchwelle meterhoch wird, iſt das untergelegte, vorn vorſtehende Faſchinenmaterial nicht mehr im Stande, die Anterſpülung durch das abſtürzende Waller zu verhindern und es muß dann ein gepflaſtertes Sturzbett einfachſter Konſtruktion hergeſtellt werden (Fig. 115). Auf der nämlichen Anterlage läßt 8 ſich die Schwelle, ſtatt in Kaſtenbau, auch in Trockenmauerwerk aufführen (Fig. 116). Bei allen Bauten in einem Wildbache hat man ſich zu merken, daß deſſen Bett ja nicht gelockert werden darf, z. B. durch Ent— nahme gröbern Steinmate— rials. Das letztere iſt viel— mehr von der Seite herbei— zuſchaffen. Kann die Grundſchwelle direkt auf Fels fundiert werden, ſo — bedarf es natürlich keines Sturz- / bettes. Einen allfälligen Schutz der Schwellenflügel erreicht man Fig. 115 der 5 Größere Grundſchwelle in Kaſtenbau. welches am Fuß der Böſchung hingelegt und mit grobem Steinmaterial be— ſchwert wird. 1 Zur Sicherung der Sohle kleiner Rinnſale ſind noch mannigſache andere Anlagen im Gebrauche, die ebenfalls ganz gute Reſultate geben können. Be— r — — ee EEE 3 7? N > N a N, Fig. 116. Fig. 117. Grundſchwelle in Trockenmauerwerk. Steinerne Streichſchwelle. ſonders angeführt zu werden verdient rohe Pflaſterung mit Ver pfählung, wie ſolche in S 204 beſchrieben wurde. Handelt es ſich darum, eine Stelle des Ufers gegen den Anprall des Waſſers zu ſchützen, ſo geſchieht dies gewöhnlich mit Hilfe einer Streich— ſchwelle in Stein oder Kaſtenbau. (Fig. 117.) Sie wird immer auf ein Roſtholz fundiert, das tief genug liegt, um vor Eroſion geſichert zu ſein und das in Abſtänden von 1½ —2 m durch Zangen gehalten wird. Beraſung und Aufforſtung nackten Bodens. § 220. Durch Abrutſchung oder Verrüfung von Pflanzenwuchs ent— blößtes Terrain muß nach ſeiner Beruhigung und Sicherung möglichſt raſch wie der mit Vegetation bekleidet werden. — 328 — Die künſtliche Beraſung erfolgt gewöhnlich durch Ausſaat von Samen, die man im Handel bezieht, oder von ſog. „Heu— blumen“ aus der betreffenden Gegend. Von käuflichen Grasſorten finden beſonders franzöſiſches Rabgras, Schafſchwingel, Wieſenſchwingel, gemeines Riſpengras, Timoteusgras ıc., ſo⸗ wie Eſparſette Verwendung (per ha 20—25 kg Grasmiſchung und 75—80 kg Eſparſette-Samen). Häufig iſt das Ergebnis der Grasſaaten, ſelbſt bei Be⸗ nutzung von Samen der in der Nähe natürlich vorkommenden Arten, ſehr wenig befriedigend, weil der bloßliegende rohe, meiſt ſehr magere und harte Untergrund den zarten Pflänzchen nicht zuſagt. Am raſcheſten und vollkommenſten erfolgt die künſtliche Be— raſung nackten Bodens durch Belegen mit Raſenziegeln, welche man feſtklopft und allenfalls noch anpflöckt. Die vollſtändige Bekleidung mit Rajenziegeln läßt ſich be- greiflicherweiſe nur für ganz kleine Flächen durchführen. Man begnügt ſich daher in der Regel mit einem ſtellenweiſen Belegen und ordnet dabei die Raſenſtücke zweckmäßig in zuſammenhängenden horizontalen Streifen, ſogen. Kordons an. In Abſtänden von 1m Höhenunterſchied werden jchmale Bermen ausgehoben und mit Raſenſtücken belegt. Die letztern erhalten 10—20 em Breite, je nach der Menge verfügbaren Raſens. Einzelne Raſen⸗ ziegel legt man überdies zerſtreut über die Fläche an, damit ſie ſich raſcher begrüne. Die Plaggen werden ſoweit in den Boden eingelaſſen, daß ſie nicht über dieſen hervorſtehn. Wo Gras nur in Büſcheln vorhanden, verwendet man es auch zur Pflanzung. Die zeitig im Frühjahr ausgegrabenen (nicht ausgeriſſenen) Grasſchöpfe werden in kleinere Büſchel zer— legt und dieſe unverzüglich in genügend tief ausgehobene, hori— zontale Rinnen, alſo ebenfalls als Kordons, gehörig eingeſetzt. Im erſten Sommer wird der angelegte oder gepflanzte Raſen meiſt rot, erholt ſich aber regelmäßig bis zum folgenden Frühjahr. 8.931. Die Aufforſtung nackter, unfruchtbarer Rüfen und Rutſch— halden ſollte man nie mit Nadelhölzern beginnen. Nicht nur iſt deren Anſchlagen unter ſolchen Verhältniſſen höchſt unſicher, ſondern ſie zeigen meiſt auch ein ſo langſames Wachstum, daß erſt nach Jahrzehnten Schluß und Bodenſchutz eintritt. Von den zur Pflanzung in Betracht kommenden Laubhölzern nehmen bis zu 1400-1500 m Meereshöhe die Weißerle, höher die Alpenerle die erſte Stelle ein. Sie werden am beſten als 2— 3 jährige, lichten Saaten entnommene Sämlinge in ziemlich — 329 — engem Verband angebaut. Für ſpäte Kulturen empfiehlt ſich die Verwendung rechtzeitig geſtummelter Pflanzen. Da die Erlen mitunter während der erſten Jahre kümmern, ſo verbindet man ihren Anbau mit künſtlicher Beraſung. Es genügt dann ein Ver— band von 1.2: 1,2 m. Sobald die Pflanzen gehörig angewachſen, ſetze man ſie auf den Stock, doch nicht alle im gleichen Jahr. Später werden ſie mit wertvollern Holzarten unterbaut, ſoweit dieſe ſich nicht natürlich einfinden. Von Kordons mit verſchiedenen Laubhölzern war bereits in $ 214 die Rede. Weiden und Pappeln — beſonders wären Korbweide, Purpur— weide und Schwarzpappel zu nennen — laſſen ſich auch als Stecklinge pflanzen, was oft erwünſcht iſt der minimen Koſten wegen, und weil dabei der Boden nicht aufgelockert zu werden braucht. Im allgemeinen aber verlangen dieſe Holzarten doch einen beſſern und friſchern Boden. Nur die Sahlweide ſtellt an ihn ſehr beſcheidene Anforderungen, ſchlägt aber als Steckling weniger leicht an. Als ziemlich erfolglos haben ſich in ſolchen Lagen Verſuche der Auf— forſtung mittelſt Saat erwieſen. Qawinenverbau. 8 Man unterſcheidet verſchiedene Arten von Lawinen, vor— nehmlich: 1. Grundlawinen, wenn an ſteilem, glattem Hang bei Tauwetter die Schneeſchicht infolge Abſchmelzens ihren Zuſammen— hang mit dem Boden verliert und mit zunehmender Geſchwindig— keit bergabwärts gleitet. 2. Staublawinen, beſtehend aus Maſſen von trockenem und lockerem, ſandartigem Schnee, welcher, bei kalter Witterung gefallen, ſich an ſtark geneigten Berglehnen in Bewegung ſetzt und, als große Staubwolke einen ungeheuren Luftdruck erzeugend, in die Tiefe ſtürzt. Es ergibt ſich aus obigem, daß Staublawinen im Winter bei nied— riger Temperatur niedergehn, Grundlawinen dagegen mehr zur Zeit der Schneeſchmelze im Frühjahr, bei Föhn und ganz beſonders, wenn in Neu— ſchnee bis auf die höchſten Berge hinauf ſtarker Regen fällt. Hohe und ſteile, gleichmäßig geneigte Talſeiten ſind namentlich von Lawinen gefährdet, wo— gegen an ſehr ſchroffen, von Felsbändern durchſetzten Hängen der Schnee vorweg in kleinern Mengen abrutſcht, ohne nennenswerten Schaden an— zurichten. — 330 — Außer den genannten Lawinenarten wären noch zu erwähnen die Oberlawinen, die entſtehn, wenn auf eine an der Oberfläche feſtgefrorne Schneeſchicht neuer Schnee fällt und wegen mangelnden Halts von jener ab— gleitet. Gewöhnlich reißt er dann, ſobald die Maſſe etwas größer geworden, auch die unterliegende Schneedecke mit und wird ſo die Oberlawine zur Grundlawine. Zur Lawinenbildung können im fernern äußere Umſtände beitragen, wie der Wind oder die Sonne, indem fie das Abfallen des Schnees von den Aſten der Bäume veranlaſſen und damit das Abgehn von Lawinen, beſonders von Oberlawinen, bewirken. In noch höherem Maße iſt dies der Fall beim Ab⸗ löſen von Schneeſchilden oder „G'wechten“. Man verſteht hierunter die Schneegeſimſe, welche am obern Rande von ſchroffen, felſigen Abſtürzen vom darüber wegfegenden Winde angeſetzt werden und oft mehrere Meter weit überhängen. Außer den Lawinen kommt an ſteilen Hängen für den Holz— wuchs noch das ganz langſame, für das Auge nur in der Wirkung wahrnehmbare Abgleiten der Schneedecke in Betracht. Die Be— wegung des,kriechenden Schnees“ („Sueggiſchnee“, Schleißem— ſchnee) rührt her vom Setzen der Schneedecke und ihrem Abſchmelzen zunächſt dem Boden. Der dadurch entſtehende Druck legt ſchwächere Holzpflanzen platt nieder, vermag aber auch Unebenheiten des Bodens abzuſchürfen und ſelbſt größere Steine fortzuſchieben. 8 223. Man bezweckt mit dem Verbau einer Lawine, deren Losbrechen zu verhindern; iſt die Schneemaſſe einmal in Be— wegung geraten, ſo kann ſie kaum mehr aufgehalten werden. Der Verbau muß ſich ſomit ſtets auch auf die alleroberſte Stelle des Arſprungs der Lawine ausdehnen und hier beginnen. Das Abgleiten der Schneedecke von der glatten ſchiefen Ebene wird verhütet, indem man der letztern eine möglichſt rauhe und unregelmäßige Oberfläche gibt, damit der Schnee an den künſtlich geſchaffenen Vorſprüngen und Terraſſen eine Stütze finde. Dabei iſt der Geſtaltung des Terrains entſprechend Rückſicht zu tragen: in Einbuchtungen und Kehlen übt der Schnee ſtets den größten Druck aus; es bedarf ſomit hier der ſolideſten und zahlreichſten Einbauten; umgekehrt können ſie auf hervortretenden Rippen oft entbehrt werden. Im fernern find die betreffenden Anlagen, ſo⸗ weit irgend möglich, am vordern Rand weniger ſtark geneigter Stellen anzubringen, weil hier ihre Wirkung am größten iſt. — 331 — Je höher die Lage über Meer, um ſo gewaltiger die Schneemenge und deren Druck und um ſo ſtärker muß der Verbau erſtellt werden. In der oberſten Baumregion und höher verlangt er aber auch eine größere Dauerhaftigkeit. Tiefer unten, wo leichter Wald aufzubringen, der ſpäter die Rolle des Verbaues übernimmt, kann auch Holz Verwendung finden. Im übrigen kommen bei der Wahl des Materials und der Konſtruktion der Bauwerke auch die Geſtaltung der Bodenoberfläche, die Natur des Anter- grundes, die Art des Bodenüberzuges, die Zugänglichkeit der Lage ꝛc. in Betracht. § 224. | Bei Verwendung von Stein werden Lawinenverbaue in der Regel als freiſtehende Mauern (Fig. 118) in Trockenmauer— werk aufgeführt. Sie er- halten gewöhnlich 60 em Kronenbreite, auf der Ober— ſeite 1m Höhe über dem Boden, an der Stirnſeite Anzug und im Fundament eine ſchwache Neigung berg— wärts. Solides, grobes Stein⸗ material und ein ſorgfältiger 1 17 3 4 Mer 4 4 u 0 Verband ſind für dieſe A, 95 Mauern um ſo unentbehr— N ES licher, als fie trotz der un— KERN 72 . ‚ 2 „a NL Gr x 2 günſtigen Einwirkungen des 74 x EN UN Hochgebirgsklimas möglichſt "A a RT lange dauern ſollen. Größte Fig. 118. Freiſtehende Lawinenmauer. Sorgfalt erfordert die Fun— dierung. Sie erfolgt, wenn irgend möglich, auf Fels. Die Mauer deckt man mit ſchweren Steinplatten oder, wo ſolche fehlen, mit einer Schicht Erde und mit dickem Raſen ein. Stehen die Mauern in Kehlen, ſo bringt man im Fundament Waſſerdurchläſſe an. Die Mauern ſollen ſich tunlich dem Terrain anſchmiegen, immer⸗ hin aber in engen Zügen möglichſt gerade angelegt werden, weil ſich Fig. 119. bei einer ſtarken Einbiegung ihre Wirkung verringert. Man vermeide eine zu große Länge; wirkſamer als eine 20 Meter lange Mauer ſind zwei ſolche von je 10 Meter Länge, von ein⸗ ander durch einen Zwiſchenraum von mehreren Metern getrennt. Man läßt ne: 4 5 Dear * 8 * UM 6 © ER K N N . * ö N N m 5 N 4 1 1 N N * dann Mauern und Zwiſchenräume abwechſeln wie Fig. 119 zeigt. Die am ES * meiſten der Zerſtörung ausgeſetzten Mauerenden werden zweckmäßig verſtärkt mittels Flügelmauern, welche ſenkrecht zur Mauerlänge angeſetzt ſind. Beſonders gute Dienſte leiſtet Mauerwerk überall, wo ein ſehr be— deutender Druck auszuhalten iſt. Nicht minder angezeigt iſt ſeine Verwendung unterhalb Felsköpfen, um den von dieſen abfallenden Schnee aufzufangen, da ſolcher oft die Entſtehung von Lawinen veranlaßt. — Endlich ſollten in langen Lawinenzügen Verbaue aus Holz in angemeſſenen Ab— ſtänden durch Mauern unterbrochen werden, namentlich wenn man Schädigungen durch ab ſtürzende Felsblöcke gewärtigt. Eine bedeutende, namentlich für höhere Lagen ſchätzenswerte Verſtärkung erfahren die Lawinenmauern, wenn man ſie wie Fangmauern (vergl. $ 215) hinterfüllt. In» dem man dabei die Mauerkrone um 1 m erhöht, und durch Abgraben des Fig. 120. Mauerterraſſe auf Fels. Hinterfüllungsmaterials unmittelbar hinter . A der Mauer gleichzeitig den Raum für die Schneeablagerung erweitert, wird auch die Wirkung des Verbaues beträchtlich geſteigert. — Steht nur ſchieferiges, ſtark zerbröckeltes oder wenig lager haftes Steinmaterial zur Ver ” fügung, jo begnügt man ſich mit I der Erſtellung von Mauer- . terraſſen (Fig. 120 u. 121). Sie werden im Mittel 1 m breit, an⸗ nlähernd horizontal angelegt und x. auf der Vorderſeite mit ca. is ne eee . NR Anzug aufgemauert mitSteinen, Er 0 X Gr N welche man auf der Bergſeite N 1 4755 DI W möglichſt in der Nähe abträgt. N —> x 8 EN Natürlich müſſen dieſe Serrafen e, 2 1 we viel näher zuſammengerückt 1 ö werden, als die Mauern, doch gibt man ihnen zweckmäßiger weiſe ebenfalls keine große Länge, es ſei denn, daß ſie gleichzeitig als Weg dienen ſollen. Eine Breite der Mauerterraſſen von über 1 Meter empfiehlt ſich im all⸗ gemeinen nicht. Man mache deren lieber mehr und ſchmale, als wenige und breitere. Sie bieten dann auch gegen die nachteilige Wirkung des „kriechen den Schnees“ vorzüglichen Schutz. 7 Fig. 121. Mauerterraſſe auf Erde. — 333 — Kommen die Mauerterraſſen nur auf Erde zu ſtehn, ſo darf deren gemauerter Teil nicht über 30—40 em Höhe erhalten. Andernfalls ſinken ſie im Frühjahr bei aufgeweichtem Boden mit der vordern Kante ein und kippen nach 3—4 Jahren um. Zu beſſerer Fundierung empfiehlt ſich, die Terraſſen mit tunlich großen Steinplatten, welche man hervorragen läßt, zu unterlegen. Endlich ſei noch der Mauern gedacht, die man zur Verhinderung der Bildung von Schneeſchilden einige Meter rückwärts von deren Anſatzſtelle errichtet. Sie erhalten 1 bis 1'/, Meter Höhe und beidſeitig einen ſchwachen Anzug. 8 225. Innerhalb der Waldregion findet zu Lawinenverbauen aus Holz auf tiefgründigem, beraſtem Boden vorzüglich die Ver— pfählung Anwendung. Ihr hat ſtets die Erſtellung von 60 bis 80 em breiten horizontalen Bermen voranzugehen, nicht nur weil ſolche viel zum Feſthalten des Schnees beitragen, ſondern auch weil ſie die Fläche zugänglicher machen und damit die ganze üb— rige Arbeit weſentlich erleichtern (Fig. 122). Bei Anlage der Bermen vermeide man tunlichſt, das abgegrabene Material über den Hang hinunter zu werfen. Um es zu halten, ſticht man unten eine ca. 25 cm breite, ſchwach bergwärts geneigte Fläche ab, auf der zunächſt die vorhandenen Steine, dann die abgeſchälten Raſenſtücke aufge- ſchichtet werden. Dahinter bringt man den übrigen Abtrag der Berme. Die Steine im Grund der Auffüllung ermöglichen den Abzug des Schneeſchmelz— waſſers und verhindern dadurch das Abrutſchen der Berme. Die Schnee pfähle macht man 150—160 em lang und im Mittel 14-16 em ftarf. Sie werden gewöhn- lich aus Fichtenholz — beſſer natür- lich aus Lärchen- oder Arvenholz — ausgeſpalten und in Abſtänden von 60-70 em annähernd zur Hälfte ihrer Länge lotrecht eingerammt. Zur Er⸗ höhung ihrer Wirkung ſetzt man ie tunlichſt weit nach vorn, doch immerhin noch in den gewach— Fig. 122. Schneepfahl. ſenen Boden. Sodann werden ſie wo möglich mit Steinen ſolid verkeilt. In feſtem Boden iſt es unerläßlich, vorher die Löcher mit dem Locheiſen herzurichten. ff .. ĩ , 4 5 * 3 8 . 7 — Es empfiehlt ſich, die Schneepfähle jeweilen einen Sommer zum voraus zu rüſten und ſie zum beſſern Austrocknen für einige Zeit in loſen Stößen kreuzweiſe aufzuſetzen. Sie werden dadurch nicht nur leichter transportabel, ſondern zugleich dauerhafter und ſplittern beim Einſchlagen weniger als grüne Pfähle. Man beugt dem letztern auch vor durch Verwendung von Holzſchlegeln, oder indem man beim Einſchlagen eine hölzerne Zwiſchenlage 5 auf den Pfahl legt. Aber auch ohne ſolche ſind für vollkommen trockenes Holz Eiſenſchlegel ganz gut verwendbar, wenn an ihnen die Schlagfläche nicht abgenutzt, d. h. eingebaucht iſt. Bezüglich der Länge der Pfahlreihen gilt das für die Mauern und Mauerterraſſen Geſagte. Sie haben ebenfalls der Horizontal— kurve zu folgen. | Auf 100 Laufmeter Pfahlreihe hat man einen Holzbedarf von annähernd 2½ ms zu rechnen, indem 1 m? gutſpaltigen Holzes zirka 60 Pfähle von 1,5 m Länge gibt. — Die wirkſame Dauer ſtarker Fichtenpfähle kann zu etwa 8—10 Jahren angenommen werden, diejenige von Lärchen- und Arvenpfählen wohl doppelt ſo lang. Es kommt auch vor, daß die Pfähle ganz unregelmäßig, in kleinen Gruppen, im Quadratverband ıc. geſetzt werden. Solches empfiehlt ſich im all- gemeinen nicht, weil in dieſem Falle keine Bermen angelegt werden können. Da die letztern einen ſehr beträchtlichen Teil der Laſt des Schnees tragen, ſo haben bei ihrem Fehlen die Pfähle einen viel ſtärkern Druck auszuhalten. Fehlen Holz wie Stein, während tiefgründiger, beraſter Boden vorhanden, ſo begnügt man ſich wohl auch mit bloßen Erdter— raſſen, die wie die Bermen, doch zirka 1 m breit angelegt werden. Sie eignen ſich aber nur für weniger hohe Lagen. 8 226. Auf flachgründigem, ſehr ſteilem Terrain haben ſich von Holz— verbauen, ſoweit nicht Steinſchlag droht, die ſog. Schneebrücken vorzüglich bewährt. Sie wurden zuerſt in felſigen Kehlen ange— wendet, über die man horizontal 20—30 em ſtarke Stämme legte und beidſeitig hinter Stöcken 2c. gehörig verſicherte, bei großer Spannweite wohl auch in der Witte unterſtützte. Gegen ſie lehnen ſich die etwas bergwärts geneigten Schneepfähle. Beſitzt der Hang eine gleichmäßige Neigung, jo legt man die ö Enden der Tragbäume auf Böcke oder Stützen (Fig. 123). Man nimmt dann dieſe Hölzer nicht über 6—8 m lang, ſodaß auch eine Stärke von 15 —20 em genügt. Im übrigen iſt die Konſtruktion die nämliche. Zweckmäßigerweiſe werden ſolche — 335 — Schneebrücken mit Bermen verbunden, in deren Oberfläche das untere Ende der Pfähle leicht eingetrieben wird. — Der Holz— bedarf für 100 Laufmeter Schneebrücken beträgt 5 6 ms, welche ſich annähernd zu / auf Traglatten und Stützen und zu ; auf Pfähle verteilen. Bei freiſtehenden Schneebrücken müſſen die Stützen lang genug, bezw. weit unten, mit ausgeſprochener Neigung gegen den Hang angeſetzt ſein, damit nicht der Druck des Schnees ſie nach vorn überſtürze. Das Zurück— binden mit ſtarkem Draht an Holzpflöcke ſichert hiergegen nicht, weil letztere im Frühjahr in dem durchweichten Boden zu wenig Halt haben und leicht ausgeriſſen wer— den. Die Schneepfähle brauchen bei Schnee— brücken nicht ganz ſo ſtark zu ſein, wie bei Pfahlreihen. Man gibt ihnen eine Neigung, welche zwiſchen einer Horizontalen und einer Senkrechten zum Gefäll Fig. 123. Schneebrücke. des Hanges annähernd die Mitte hält. Bei einem Pfahlabſtand von 60 —65 cm fällt erfahrungs— gemäß der Schnee nicht durch. Die Wirkung der Schneebrücken iſt erheblich größer als die der Pfahl— reihen, beſonders an ſehr ſteilen Hängen, wo Schneepfähle kaum über den Boden emporragen. Auch gegen Oberlawinen leiſten ſie ausgezeichnete Dienſte. Wo der aus Fels beſtehende Untergrund zu Tage tritt, be— nutzt man unter Amſtänden mit Vorteil auch Eiſen zur Herſtellung der Pfahlreihen, nämlich ſog. Zoreseiſen. Beſonders eignen ſie ſich zum Verbau ſchroffer, felſiger Abhänge, auf deren kleinen Terraſſen wegen ſchwerer Zugänglichkeit keine Mauern erſtellt werden können. Man bezieht hierfür Zoreseiſen Profil Nr. 5 in Längen von 1,5 m und verſenkt ſie in lotrechte Löcher, welche ca. 25 em tief in den Felſen gebohrt werden. Das Befeſtigen der Eiſen geſchieht durch Verkitten mit Zement. Soweit tunlich, ſetzt man die Zoreseiſen in horizontale Reihen. Der Pfahl— abſtand kann ohne Nachteil 1 Meter betragen, bei ſolidem Geſtein ſogar noch weſentlich mehr, wenn man die Eiſen zu oberſt und in der Witte durch horizontale Holzlatten verbindet. Dagegen empfiehlt es ſich nicht, das in den Felſen zu verſenkende Ende des Eiſens durch Zuſammenklopfen zuzuſpitzen. re Es wird nämlich dadurch an der am ſtärkſten beanſpruchten Stelle, unmittel- bar über dem Boden, ſo geſchwächt, daß ein ſelbſt mäßiger Druck des Schnees die Eiſen umbiegt. — Dieſelben Zoreseiſen in Längen von 1.7 2,5 m finden mit Vorteil auch als Stützen zu Schneebrücken Verwendung. Zur Befeſtigung von Latten an den Belageiſen läßt man in dieſe Löcher ſtanzen und benutzt zur Verbindung Mutterſchrauben oder Nägel. 8 227. Zum erfolgreichen Verbau einer Lawine iſt ein verſtändnis⸗ volles Anpaſſen an die gegebenen örtlichen Verhältniſſe beſonders wichtig. Mauern und Pfahlreihen, Schneebrücken und Terraſſen $ ſollen ſtets am vordern Rande 47 weniger geneigter Terrainſtellen, muldenförmiger Anbruchflächen, kleiner Terraſſen uſw. angelegt werden. Im übrigen ſtellt ſich immer die wichtige Frage: Wie nahe müſſen die einzelnen Werke in der Hangrichtung zuſammen— gerückt werden? Dieſe Frage kann ſelbſtver— ſtändlich in einer allen Verhältniſſen entſprechenden Weiſe nicht beant— wortet werden, da jene zu große Verſchiedenheiten aufweiſen. Für alle Fälle aber gilt, daß die Wirkung eines Bauwerkes ſich um ſo weiter hinauf erſtrecken wird, je weiter es über den Hang hinausragt, je größer alſo die durch das Bauwerk geſchaffene wagrechte Fläche iſt, auf welcher die zum Abgleiten geneigte Schneeſchicht ruht. Im Querprofil (Fig 124) wird dieſe Größe dargeſtellt durch die Linie ac. Nennen wir ſie „nützliche Breite“ (b). Die Entfernung, bis hinauf zu welcher ein Bauwerk den Schnee zurückhalten muß, veranſchaulicht uns die Höhe h (Fig. 125). Ob das Gefäll etwas größer oder geringer bleibt ohne Einfluß. Wir müſſen ſomit dieſe Höhe mit der nützlichen Breite in Be— ziehung bringen. Aus den vorgenommenen, allerdings noch nicht ausreichenden Erhebungen geht hervor, daß, wenn der Vertikal⸗ abſtand zweier Bauwerke nicht mehr als das 3-7 fache der nützlichen Breite des untern Einbaues ausmacht, dieſer letztere, Fig. 124. „Mützliche Breite“ ac einer Lawinenmauer. IHRE bei im übrigen richtiger Anlage, dem Druck des Schnees Stand hält. Dieſe Zahl bezeichnen wir als „Abſtandsfaktor“ (+). Die geringſte nützliche Breite beſitzen Bermen und Terraſſen; ſie müſſen deshalb am nächſten zu- ſammengerückt werden. Je höher 5 eine Schneebrücke, eine Mauer, um ö ſo größer wird ihre nützliche Breite, um ſo widerſtandsfähiger muß aber auch der Einbau ſein, um die auf ihm ruhende Schneelaſt tragen zu N können. Viele kleine Werke ver- FTT dienen deshalb im allgemeinen vor N wenigen großen den Vorzug. — Andrerſeits läßt ſich die nützliche Fig. 125. Breite auch vergrößern durch Ab⸗ Vertikalabſtand h zweier Pfahlreihen. graben des Terrains hinter dem Bauwerk. Je kleiner der Abſtandsfaktor, um ſo ſolider wird die Verbauung, um ſo mehr wachſen aber auch die Koſten. Man wird ihn deshalb nicht kleiner wählen, als, ohne auf vollkommene Sicherheit zu verzichten, gerade notwendig erſcheint. 959972 ”. = - - -- - 5° -- - -- 7 — 5 0 k Der Abſtandsfaktor 3 muß ſomit zur Anwendung gelangen in hohen, ſehr ſchneereichen Lagen oder wo die Lawine Ortſchaften, Bahnlinien, Straßen ꝛc. gefährdet, wo ſich erfahrungsgemäß leicht Oberlawinen bilden ꝛc. Umgekehrt iſt bei geringer Erhebung über Meer, bei rauher, unebener Bodenoberfläche, bei verhältnismäßig geringem zu befürchtendem Schaden ꝛc. ein größerer Ab— ſtandsfaktor zuläſſig. Der erfahrene Fachmann wird hier zu entſcheiden haben. Ausführung von Bauarbeiten. § 228. Die Ausführung größerer Wegbauten nach genau abgeſteckten Projekten wird gewöhnlich im Akkord übergeben, Schlittwege dagegen und Berbaue aller Art läßt man beſſer in Regie, im Taglohn, herſtellen. Es ſchließt dies aber die Verakkordierung einzelner Arbeiten, z. B. von Lawinenmauern, von größeren Tal— ſperren ꝛc. nicht aus. Bei allen Bauarbeiten, namentlich bei den im Akkord erſtellten, iſt eine ununterbrochene ſtrenge Bauaufſicht unerläßlich. Beſonders gilt dies für Mauerwerk, welches äußerlich recht ſorgfältig gefügt ſcheinen kann, während im Innern jeder Verband fehlt. 4 } | * . 22 — 388 Alle größeren Steinbauten, wie Stütz- und Futtermauern, Talſperren, Lawinenmauern, Fangmauern 2c. müſſen vor Beginn des Fundamentaushubes genau profiliert werden. Im fernern ſollten Verbaue von Belang nie in Angriff genommen werden, bevor man das betreffende Gebiet durch ein vollſtändiges Netz von Fußwegen aufgeſchloſſen hat. Die diesfälligen Koſten werden durch die Erſparniſſe infolge leichtern Materialtransportes und raſchern Fortkommens der Arbeiter reichlich wieder ausgeglichen. Die Wege ſind mit dem Gefällsmeſſer in möglichſt gleichmäßiger Neigung abzuſtecken. Die Verwendung von Holz zur Herſtellung ſolcher Wege hat tunlichſt zu unterbleiben. Wo Bauwerke in großer Entfernung von Ortſchaften aus— geführt werden, iſt darauf Bedacht zu nehmen, den Arbeitern in der Nähe gute, trockene Unterkunft zu verſchaffen. Abgeſehen davon, daß ſie für die Zeit, welche ſie am Morgen und Abend auf dem Weg zubringen, in der einen oder andern Weiſe ebenfalls entſchädigt werden müſſen, bleiben ſie, wenn ſie in der Nähe über— nachten können, auch erheblich leiſtungsfähiger. Die wirkliche tägliche Arbeitszeit, (die auf dem Wege zuge- brachte Zeit nicht eingerechnet) ſollte folgende Zahlen nicht überſteigen: 1. April bis 30. September 10 Stunden 1. Oktober bis 15. November und 16. Februar bis 31. März 9 1 16. November bis 15. März 8 5 Es empfiehlt ſich im fernern für gemeinſame Verpflegung der Arbeiter zu ſorgen, ein „Ordinäre“ einzurichten. Die Arbeiter ſind dabei beſſer und billiger genährt und es geht viel weniger Zeit verloren, als wenn jeder Einzelne für ſich abkocht. — Dagegen darf man unbedenklich den Genuß von Branntwein verbieten, wenigſtens bei Arbeiten, die mit Gefahr ver- bunden ſind. Der Arbeitslohn wird zweckmäßiger nach Stunden als nach Tagen angeſetzt. Die Ausbezahlung ſollte längſtens alle 14 Tage ſtattfinden. Man ſtellt dafür Lohnliſten auf, in denen die Arbeiter den Empfang des Lohnes mit ihrer Unterſchrift beſcheinigen. Es beſteht kein Bedürfnis zu einer Abſtufung der Stundenlöhne von 1 zu 1 Rappen, indem ſich doch nicht beurteilen läßt, ob ein Arbeiter 10 oder 12 Rappen per Tag mehr oder weniger verdiene als ein anderer. Die nach⸗ folgende Tabelle zur Berechnung der Stundenlöhne iſt deshalb nur für Anſätze nach geraden Rappen innert den Grenzen von 22—56 Rappen und 11—130 Stunden eingerichtet. Immerhin läßt fie ſich für un⸗ gerade Rappen ebenfalls benutzen, wenn man jeweilen den für den nächſt⸗ niedrigen geraden Anſatz ſich ergebenden Betrag um die betr. Stundenzahl % 5 densablen von über 130 8 nur ustabiiäneife vorkommen. Ex 8 Am die betr. Produkte zu ermitteln, bedarf es ebenfalls einer kleinen 3 Addition: man hat zum Lohnbetrag für 100 Stunden noch denjenigen für 31 Er ® oder mehr Stunden hinzuzufügen. 24 . Berechnung der Stundenlöhne | für 11—130 Stunden und Stundenlöhne pon 22—56 Rappen. 3 * Zur Benutzung dieſer Tabelle vergleiche die Erläuterungen SE auf Seite 338/339. — a En En EEE a nn EEE ann) 2 Stundenlohn Rp. 8,06 8,32 8,58 8,84 9,10 9,36 9,62 9,88 10,14 10,40 10,66 10,92 11,18 11,44 11,70 11,96 12,22 12,48 12,74 19,2 Stundenlöhne von 22—26 Rappen. Stundenlohn Rp. 27,72 |: 27,94 28,16 28.38 28,60 PIE 2 oo — 2 Stunden zahl 16,32 16,64 16,96 17,28 17,60 17,92 18,24 18,56 18,88 19,20 19,52 19,84 20,16 20,48 20,80 21,12 21,44 21,76 22,08 22,40 22,72 23,04 23,36 23,68 N 24,32 24,64 24,96 25,28 25,60 25,92 26,24 26,56 26,88 27,20 27,52 27,84 28,16 28,48 28,80 27,30 | 29,12 27,60 | 29,44 27,90 | 29,76 28,20 | 30,08 28,50 | 30,40 28,80 | 30,72 29,10 | 31,04 29,70 | 31,68 36,30 36,60 36,90 37,20 37,50 37,80 38,10 38,40 38,70 39, — Fr. 29,40 | 31,36 30,.— |32,— 30,30 | 32,32 30,60 | 32,64 30,90 | 32,96 31,20 | 33,28 31,50 | 33,60 31,80 | 33,92 32,10 | 34,24 32,40 | 34,56 32,70 | 34,88 33,— | 35,20 33,30 | 35,52 33,60 33,90 34,20 34,50 34,80 35,10 35,40 35,70 36.— 1 Stundenlöhne von 34—38 Rappen. Stundenlohn Rp. 3 | Stundenlohn Rp. hei I} 3 | 38 | = | x erer. | Ir. Fr 2 | | 51 17,34 18,36 |19,38| 91 30,94 | 32,76 2 17.68 18,72 19,76] 2 31,28 33,12 3 18,02 19,08 20,144 3 31,62 33,48 4 18,36 19,44 20,520 4 31,96 33,84 55 18,70 19,80 20,90] 95 32,30 | 34,20 56 19,04 20,16 21,28] 96 32,64 34,56 2 7 19,38 20,52 21,66 7 32,98 | 34,92 . 8 19,72 20,88 22,044 8 33,32 35,28 4 9 20,06 21,24 22,42 9 33,66 35,64 60 20,40 | 21,60 22,80] 100 |34,— | 36,— 61 | 20,74 | 21,96 23,18] 101 34,34 | 36,36 3 2 21,08 | 22,32 | 23,56 2 34,68 | 36,72 3 3 21,42 22,68 23,944 3 35,02 37,08 8 4 21,76 23,04 24,32 4 35,36 | 37,44 8 65 22,10 | 23,40 24,70] 105 35,70 | 37,80 % 26 66 22,44 | 23,76 | 25,08 | 106 36,04 | 38,16 . 7 7 22,78 24,12 25,46 7 36,38 | 38,52 8 8 23,12 24,48 25,844 8 36,72 38,88 9 9 23,46 24,84 26,22 9 37,06 39,24 30 70 23,80 | 25,20 | 26,60 | 110 | 37,40 | 39,60 31 10,54 11,16 11,78] 71 24,14 | 25,56 26,98] 111 |37,74 | 39,96 | 42,18 5 2 10,88 11,52 12,161 2 24,48 25,92 27,36 2 38,08 | 40,32 42,56 4 3 11,22 11,88 12,544 3 24,82 26,28 27,744 3 38,42 | 40,68 42,94 * 4 11,56 12,24 12,92 4 25,16 26,64 28,12 4 38,76 | 41,04 43,32 . 35 11,90 12,60 13,30] 75 25,50 27,.— 28,50] 115 39,10 | 41,40 | 43,70 ; 36 12,24 12,96 |13,68| 76 25,84 | 27,36 28,88 116 | 39,44 | 41,76 | 44,08 2 7 12,58 13,32 14,06] 7 26,18 27,72 29,26 7 39,78 42,12 44,46 . 8 12,92 13,68 14,444 8 26,52 28,08 29,644 8 40,12 42,48 | 44,84 * 9 13,26 14,04 14,82] 9 26,86 28,44 30,023 9 40,46 | 42,84 | 45,22 1 40 13,60 14,40 15,20] 80 27,2028, 8030,40] 120 | 40,80 | 43,20 | 45,60 5 41 13,94 14,76 15,58 81 27,54 | 29,16 30,78] 121 | 41,14 | 43,56 | 45,98 = 2 14,28 15,12 15,96 2 27,88 29,52 31,16] 2 41,48 | 43,92 | 46,36 Be 3 14,62 15,48 16,344 3 28,22 | 29,88 |31,54| 3 41,82 44,28 | 46,74 1 4 14,96 15,84 16,72] 4 28,56 30,24 31,927 4 |42,16 | 44,64 | 47,12 5 45 15,30 16,20 17,10 85 28,90 | 30,60 32,30] 125 || 42,50 | 45,— | 47,50 . 46 15,64 16,56 17,48 86 29,24 30,96 32,68] 126 | 42,84 | 45,36 | 47,88 1 7 15,98 16,92 17,86 7 29,58 31,32 33,06 7 43,18 45,72 48,26 E 8 16,32 17,28 18,244 8 |29,92|31,68|33,44| 8 43,52 46,08 |48,64 * 9 16,66 17,64 18,6209 30,26 32,04 33,820 9 43,86 | 46,44 | 49,02 g 5 50 |17,— |18,—|19,—| 90 30,60 32,40 | 34,20 | 130 44,20 | 46,80 | 49,40 Ir | 5 | i F Stundenlöhne von 40—44 Rappen. „ 8 5 Stundenlohn Rp. EN Stundenlohn Rp. Stundenlohn Rp. =) =: 85 40 42 44 F 40 42 44 Ir. yet SE. Ir Fr. 11 4,40 4,62 4,84 51 20,40 21,42 22,44 91 | 36,40 38,22 2 4,80 5,04 5,28] 2 20,80 21,84 22,888 2 36,80 | 38,64 3 5,20 5,46 5,72] 3 21,20 22,26 23,32 3 | 37,20 ! 39,06 4 || 5,60| 5,88| 6,16] 4 21,60 | 22,68 23,76 4 | 37,60 39,48 15 | 6—| 6,30| 6,60| 55 22,— 23,10 24, 20 95 | 38,— | 39,90 16 6,40 6,72 7,04| 56 22,40 23,52 24,64 96 | 38,40 | 40,32 7 6,80] 7,14 7,488 7 22,80 23,94 25,088 7 | 38,80 40,74 8 7,20 7,56 7,92] 8 23,20 24,36 25,52 8 39,20 41,16 9 7,60 7,98] 8,36 9 23,60 24,78 25,96 9 39,60 41,58 20 8,.— 8,40 8,80] 60 24,.— 25,20 26,40 100 40,.— 42, 21 8,40] 8,82 9,24] 61 24,40 25,62 26,84] 101 40,40 42,42 28,80 9,24 9,68] 2 24,80 26,04 27,288 2 40,80 42,84 3 9,20 9,66 10,12 3 25,20 26,46 27,72] 3 41,20 43,26 4 960 10,08 10,56 4 25,60 26,88 28,16] 4 41,60 43,68 25 10, — 10,50 11, —] 65 ||26,— | 27,30 28,60] 105 42,.— 44,10 26 10,40 10,92 11,44 66 26,40 27,72 29,04 106 | 42,40 | 44,52 7 10,80 11,34 11,8880 7 26,80 28,14 29,488 7 42,80 44,94 8 11,20 11,76 12,323 8 27,20 28,56 29,92 8 43,20 45,36 9 11,60 12,18 12,76 9 27,60 28,98 30,36 9 43,60 45,78 30 12,.— 12,60 13,20 70 28, — 29,40 30,80] 110 ||44,— 46,20 31 12,40 13,02 13,64] 71 28,40 29,82 31,24 111 44,40 46,62 2 12,80 13,44 14,088 2 28,80 30,24 31,688 2 44,80 47,04 3 13,20 13,86 14,520 3 29,20 30,66 32,12 3 45,20 47,46 4 13,60 14,28 14,96 4 29,60 31,08 32,56 4 45,60 47,88 35 14,— 14,70 15,40] 75 30, — 31,50 33,.— 115 46,.— 48,30 36 14,40 15,12 15,84] 76 30,40 31,92 33,44] 116 46,40 | 48,72 7 14,80 15,54 16,288 7 30,80 32,34 33,888 7 46,80 49,14 8 15,20 15,96 16,72 8 [31,20 32,76 34,32 8 47,20 49,56 9 15,60 16,38 17,166 9 31,60 33,18 34,76 9 47,60 49,98 40 16,.— | 16,80 17,60] so ||32,— | 33,60 35,20 120 48.— 50,40 41 16,40 17,22 18,04] 81 32,40 | 34,02 | 35,64 | 121 48,40 | 50,82 2 16,80 17,64 18,488 2 32,80 34,44 36,080 2 48,80 51,24 3 17,20 18,06 18,920 3 33,20 34,86 36,52 3 49,20 | 51,66 4 17,60 18,48 19,366 4 33,60 35,28 36,96 4 49,60 52,08 45 18,.— 18,90 19,80] 85 34,.— 35,70 37,40] 125 50.— 52,50 46 18,40 19,32 20,24 86 34,40 36,12 37,84] 126 50,40 52,92 7 18.80 19,74 20,680 7 34,80 36,54 38,2880 7 50,80 53,34 8 19,20 20,16 21,12 8 35,20 | 36,96 38,72 8 51,20 53,76 9 19,60 20,58 21,566 9 35,60 37,38 39,16 9 51,60 54,18 50 20.— 21, —22,.— 90 36,.— 37,80 39,60 130 52,.— 54,60 Stundenlohn Rp. zahl — 2 Stunden- 22 an = SSO S DO 15 = — 347 — 46 48 | 50 23,46 23,92 24,38 24,84 25,30 25,76 26,22 256,68 27,14 27,60 28,06 28.52 28,98 29,44 29,90 30,36 30,82 31,28 31,74 32,20 32,66 33,12 33,58 34,04 34,50 34,96 35,42 35,88 36,34 36,80 37.26 37,72 38,18 38,64 39,10 39,56 40,02 40,48 40,94 41,40 | 24,48 26,40 26,88 27,36 27,84 | 28,32 28,80 29,28 29,76 30,24 30,72 31,20 31,68 32,16 32,64 33,12 33,60 34,08 34.56 |: Fr. | Fr. 25,50 24,96 25,44 25,92 Stundenlöhne von 46—50 Rappen. 3 | Stundenlohn Rp. | | | 46 48 30 zahl 1 2 do O Oo ot or O 54,72 57, — 55,20 57,50 | 55,68 | 58,— | 2 56,16 58,50 56,64 59.— 57,12 59,50 57,60 60,.— 58,08 60,50 58,56 | 61,— 59,04 61,50 59,52 | 62,— | 60,— | 62,50 60,48 63.— 60,96 63,50 61,44 64,.— 61,92 | 64,50 62,40 65.— + 4 — 348 Stundenlöhne von 52—56 Rappen. PSS Zemnsser. Stund en⸗ zahl Stundenlohn Rp. 56 52 Fr. 5,72 6,24 6,76 7,28 7,80 > 8,32 8,84 9,36 9,88 10,40 10,92 11,44 11,96 12,48 13, 13,52 14,04 14,56 15,08 15,60 16,12 16,64 17,16 17,68 18,20 18,72 19,24 19,76 20,28 20,80 21,32 21,84 22,36 22,88 23,40 23,92 24,96 25,48 26,— 24,44 2 Jin | \ U — * pP 6,16 6,72 8,40 8,96 9,52 10,08 10,64 11,20 11,76 12,32 12,88 13,44 14,8 14,56 15,12 15,68 16,24 16,80 17,36 17,92 18,48 19,04 19,60 20,16 20,72 21,28 21,84 22,40 22,96 23,52 24,08 ) | 24,64 25,20 25,76 26,32 26,88 ; | 27,44 28. „ ([Stunden⸗ Ha 60 1 zahl ER U u SSS OSD S S See 2 2 -1 -1 S Ns S O 80 Stundenlohn Rp. 52 | 54 56 Fr. 26,52 27,04 27,56 28,08 28,60 29,12 29,64 30,16 30,68 31,20 31,72 32,24 32,76 33,28 33,80 34,32 34,84 35,36 35,88 36,40 36,92 37,44 37,96 38,48 39,— 39,52 40,04 40,56 41,08 41,60 42,12 42,64 43,16 43,68 44,20 44,72 45,24 45,76 46,28 46,80 Ir. 27,54 28,08 28,62 29,16 29,70 30,24 30,78 31,32 31,86 32,40 32,94 33,48 34,02 34,56 35,10 35,64 36,18 36,72 37,26 37,80 38,34 38,88 39,42 39,96 40,50 41,04 41,58 42,12 42,66 43,20 43,74 44,28 44,82 45,36 45,90 46,44 46,98 47,52 48,06 48,60 . 28,56 29,12 29,68 30,24 30,80 31,36 31,92 32,48 33.04 33,60 34,16 34,72 35,28 35,84 36,40 36,96 37,52 38,08 38,64 39,20 39,76 40,32 40,88 41,44 42.— 42,56 43,12 43,68 44,24 44,80 45,36 45,92 46,48 47,04 47,60 48,16 48,72 49,28 49,84 50,40 Stunden» zahl — — S > Ne) = S SAS s > 8 2 S ene Fr. 47,32 47,84 48,36 48,88 49,40 49,92 50,44 50,96 51,48 52,.— 52,52 53,04 53,56 54,08 54,60 55,12 55,64 56,16 56,68 57,20 57,72 58,24 58,76 59,28 59,80 60,32 60,84 61,36 61,88 62,40 62,92 63,44 63,96 64,48 65,.— 65,52 66,04 66,56 67,08 67,60 Fr. 49,14 49,68 50,22 50,76 51,30 51,84 52,38 52,92 53,46 54,.— 54,54 55,08 55,62 56,16 56,70 57,24 57,78 58,32 58,86 59,40 59,94 60,48 61,02 61,56 62,10 62,64 63,18 63,72 64,26 64,80 65,34 65,88 66,42 66,96 67,50 68,04 68,58 69,12 69,66 70,20 Stundenlohn Rp. | 2 52 54 56 gr. 50,96 51,52 52,08 52,64 53,20 53,76 54,32 | 54,88 55,44 56, — 56,56 57,12 57,68 58,24 58,80 59,36 59,92 60,48 61,04 61,60 62,16 62,72 63,28 63,84 64,40 64,96 65,52 66,08 66,64 67,20 67,76 68,32 fi 4 N E 7 4 * 5 „ Er MAIN 5 | "an OF FORESTRY UNIVERSITY OF TORONTO Fankhauser, Franz Leitfaden für Schweiz 5., weerns Aufl, PLEASE DO NOT REMOVE CARDS OR SLIPS FROM THIS POCKET UNIVERSITY OF TORONTO LIBRARY r 910 0 il 81 01 68 M3 SOd JIHS AVN 39NV4 0 M3IASNMOG Lv s DE EEE DR 8 +". 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