29723 MADID , 2 e > DL DUDYINAR JURA. Pin Em + b [. Kf Hart u & ur 6 n' % re % w [ > Z ars: ll: T I = 8% ? on a NA / 274 iS LEITFADEN FÜR DAS AQOUARIU DER ZOOLOGISCHEN STATION ZU NEAPEL. VIERTE AUFLAGE MIT 175 ILLUSTRATIONEN. LEIPZIG DRUCK VON BREITROPF & HÄRTEL 1894. i DE 2, . D "7 e s u in 4 A 5 “ ’ . . . ; ' Erster Abschnitt. Verzeichnis des Inhaltes der einzelnen Becken. Das Aquarium enthält nur Seethiere und Seepflanzen, und zwar lediglich aus dem Golfe von Neapel. le den Ueberblick zu erleichtern, sind hier absichtlich nur die augenfälligen Thiere und Pflanzen angegeben und ganz kurz besprochen. Unter den Abbildungen ist ausser dem Namen des Thieres auch die Seite des 2. Abschnittes des Führers angegeben, wo es aus- führlicher und im Zusammenhang behandelt wird. Die mit einem * versehenen T'hiere sind nur zu gewissen Jahreszeiten vorhanden. An den Wänden der meisten Becken wird man die grossen weissen Doppelröhren der Ciona intestinalis (Fig. 30), Colonien von Botryllus (S. 86) und anderen zusammenge- setzten Ascidien, sowie allerlei Schwämme (S. 55) antreffen, die sich hier, wo sie stets gute Nahrung und frisches Wasser finden, von selbst ansiedeln. Meist schwimmen auch in den Becken die kleinen braunrothen Mysideen (Krebsthiere, S. 75) umher. Was sich von Thieren und Pflanzen zu- fällig nahe der Oberfläche des Wassers befindet, erscheint in Folge der Spiegelung doppelt (besonders auffällig in den Becken No. I und 22). Die Nummern stehen in rother Schrift über den Becken. Becken No. 1. Alles Stachelhäuter (oder Echinodermen. S. 63). 1. Seesterne, in der Regel mit 5 Armen: Astropecten (Fig. 1), orangeroth; Echinaster (Fig. 2), dunkelroth; Asterias (Fig. 3), gelblich mit violett oder grün, warzig; Lauidia 1* A Erster Abschnitt. (Fig. 5), blass ziegelfarben, glatt, meist mit 7 Armen; Palmipes, Arme mit einander verbunden, sieht wie ein fünfeckiges Stück hellrothes Papier aus. Schlangensterne, dünner und viel beweglicher als die See- sterne, Arme lang, der eigentliche Körper flach und rund wie eine Münze: Ophioderma (Fig. 4). 3. Haarsterne, mit 10 gefiederten Armen, sitzen meist auf dem todten Korallenstock (Antipathes, S. 55) in der Mitte des Beckens, können aber auch schwimmen: Antedon (Fig. 6), gelb, roth oder weisslich. 4. Seeigel, Körper massiv, ziemlich kugelrund, stachelig: Dorocidaris (Fig. 7), Stacheln im Verhältnis zum Körper sehr lang; Sphaerechinus (Fig. 5), meist purpurn mit weissen Stacheln; Echinus, mit hellrothen Stacheln, der grösste hiesige Seeigel. 5. Seegurken (oder Seewalzen), sehen einer Gurke ähnlich: Stichopus (Fig. 10), hellgelb, etwas abgeplattet; Aolothuria (Fig. 11), dunkel, ganz rund; Cucumaria (Fig. 9), in der Regel unbeweglich auf den Steinen am Grund des Beckens. Die Seesterne, Seeigel und Seegurken kriechen nur langsam umher, indem sie sich mit ihren vielen Saug- füsschen anheften und weiterziehen (Genaueres s. S. 64); können auch am Glase haften. Die Schlangensterne schlängeln sich mit den Armen weiter, die Haarsterne schwimmen mit ihren gefiederten Armen. m Fig. 1. Astropecten aurantiacus, Fig. 2. Echinaster sepositus, auf 1/; verkleinert. S. 65. auf 1/3 verkleinert. $. 65. Becken No. 1. 5 Fig. 4. Ophioderma longicauda, auf 1/, verkleinert. 8. 65. Fig. 3. Asterias glacialıs, auf !/, verkleinert. 8. 65. \ et - Fig. 6. Antedon rosacea, Fig. 5. Lwidia fragilis, auf einem Zweige von Antipathes, auf 1/4 verkleinert. 8. 65. auf !/s verkleinert. 8. 65. Fig. 7. Dorocidaris papillata, Fig. $S. Sphaerechinus granularis, auf 1/, verkleinert. S. 65. mit ausgestreckten Saugfüsschen, auf '/» verkleinert. 8. 65. 6 Erster Abschnitt. Fig.9. Cucumaria Planci, auf einem Steine, mit ausgestreckten Tentakeln, auf 1/, verkleinert. S. 65. Fig. 10. Stichopus regalıs, auf 1/, verkleinert. $. 66. Y 1a FEN, MU Na\/ MN: LL N Wil = N Fig. 11. Holothuria tubulosa, auf !/; verkleinert. $. 65. Becken No. 2. Qi Fig. 12. Box salpa, auf !/a verkleinert. S. 99. auf !/s verkleinert. $. 99. Becken No. 2. 3. 7 Fig. 13. Dox boops, Fig. 14. Oblata melanura, auf !/, verkleinert. S. 99. 72 (2 Nur Fische: Oblata (Fig. 14), mit schwarzer Binde am Schwanz. Box (Fig. 12 u. 13). DD Pflanzen: Die grünen Algen (Ulva lactuca) dienen den Fischen zur Nahrung. Becken No. 3. Allerlei Weiechthiere (oder Mollusken). Tintenschnecken (S. 77): * Kalmar (Fig. 15), sieht wie ein schlanker Fisch aus, mit grossen Augen, schwimmt gleich gut vor- und rückwärts. Schnecken (S. 79): *Fassschnecke (Fig. 16); Tritonshorn (Fig. 17), Schale hinten spitz, Fühler des 'Thieres gelb mit schwarzen Bändern; Helmschnecke (Fig. 20); Natıca (Fig. 22); Purpurschnecke (Fig. 23); Seehase (Fig. 18), dunkelbraun oder fast schwarz; * Umbrella (Fig. 19), mit Aacher Schale oben auf dem Rücken; * Pleurobranchus (Fig. 21). Muscheln (S. S2): Miesmuschel (Fig. 24) in Haufen an einem Tau festgewachsen; Pilgermuschel (Fig. 25); in Gestein eingebohrt sieht man die Steindattel (Fig. 26) und die Bohrmuschel (Fig. 27), oder wenigstens ihre Bohr- löcher. Erster Abschnitt. Fig. 15. Lodligo vulgaris, auf 1/, verkleinert. 8.78. Fig. 16. Dolum galea, auf !/; verkleinert. S$. S0. Fig. 17. Tritonium nodiferum, auf 1/3 verkleinert. S. 80. Becken No. 3. 9 Die Schnecken sind häufig mit der Ablage ihrer Eier in Schnüren, Bändern oder Klumpen beschäftigt. Auch die Kalmare legen ihre Eier in langen weisslichen Schläuchen ab und befestigen diese an dem Fon Korallenbaum mitten im Becken. Pflanzen: Ulva (s. auch Becken No. 2) als Nahrung für die Seehasen. Fig. 18. Aplysia limacina, auf 1/5 verkleinert. $. S0. Fig.19. Umbrella mediterranea, Fig. 20. Cassıs sulcosa, auf 1/» verkleinert. S. 1. auf 1/ verkleinert. S. 79. Fig. 21. Pleurobranchus testudinarius, Fig. 22. Natica millepunectata, auf 1/a verkleinert. 8. 1. auf 1/, verkleinert. S. 79. 10 Erster Abschnitt. Fig. 23. Murex brandaris, auf !/ verkleinert. S$. 79. Fig. 24. Drei Exemplare von Mytilus galloprovincialıs, an einem Stück Tau, auf 1/, verkleinert. 8. 83. Fig. 25. Pecten jacobaeus, auf '/ verkleinert. 8. 85. SUR >. Fig. 26. Zwei Exemplare von Fig. 27. Pholas dactylus, Lithodomus dactylus, in einem Steine, in Tuff eingebohrt, auf 1/, verkleinert. S$. 84. auf 1/, verkleinert. 8. S4. Becken No. 4. In der Mitte ein Busch Röhrenwürmer (s. Becken No. 22), sieht wie eine Gruppe Palmen aus. Ueber den ganzen Boden zerstreut Seescheiden (S. S5): Cynthia (Fig. 28), leb- haft roth; Phallusia (Fig. 29), schmutzig weiss, höckerig; Ciona (Fig. 30), halb durchsichtig; Diazona (Fig. 51), grosse Klumpen mit vielen Einzelthieren; noch mehrere andere Becken No. 4. 11 Arten. Zur Belebung des anscheinend todten Beckens dienen zwei Arten Fische: Mönchsfisch (Fig. 32), schwarz, und * Apogon (Fig. 33), roth. Pflanzen: Braunrothe Algen (Sebdenia und Vidalia) und die dunkelgrüne, kugelrunde Alge Codium bursa. Fig. 28. Vier Exemplare von Fig. 29. Phallusia mamillata, Cynthia papillosa, auf 1/; verkleinert. $. 85. auf 1/a verkleinert. S. Sb. Fig. 30. Fig. 31. Vier Exemplare von Ctona intestinalis, Colonie von Diazona vrolacea auf 1/, verkleinert. S. 6. auf !/, verkleinert. 8. S6. 12 Erster Abschnitt. Fig. 32. Heliases chromis, Fig. 33. Apogon rexz mullorum, auf 1/s verkleinert. 8. 98. auf 1/s verkleinert. S$. 98. Becken No. 5. Etwa zehn Arten Fische in steter Bewegung. Be- sonders ausgezeichnet durch Grösse oder Farbe: Goldbrasse (Fig. 34), silberfarben, über der Brustflosse ein schwarzer Fleck, von vorn gesehen zwischen den Augen ein heller Streif; Rothbrasse (Fig. 35), oben blassroth, unten bläulich; Zahnbrasse (Fig. 36), hell mit drei oder vier hellbraunen Quer- streifen; mehrere Arten Lippfische (Fig. 37—39) mit wulstigen Lippen, sehr bunt Crenilabrus pavo (Fig. 38); Umbrina (Fig. 40), mit hellen, welligen Streifen; Brand- brasse (Fig. 41), bläulich, Maul kurz; Geisbrasse (Fig. 42), alle Flossen mit dunklen Rändern. . Zu beachten: In den Figuren sind die Fische meist mit gespreizter Rückenflosse wiedergegeben. Sie sehen wesentlich anders aus, wenn sie die Flossen niederlegen. Fig. 34. Ohrysophrys aurata, auf !/a verkleinert. $. 99. Becken No. 5. 13 wulvVenele van LÄ ve tes Fr = Fig. 35. Pagellus erythrinus, auf !/» verkleinert. S. 99. IR ect: ER ee ideen atlderta dh KETTE me) ( Ch aciecch ( en FE de Se [f N ee ulllka — 1) Nur Aa _ ZZ Sl i = AUREeN (| Fig. 36. Dentex vulgarıs, auf 1/3 verkleinert. 8. 99. fig. 37. Labrus festivus, auf 1/, verkleinert. S. 97. 14 Erster Abschnitt. Fig. 38. Crentlabrus pavo, auf 1/a verkleinert. 8. 97. Fig. 39, Labdrus merula, auf 1/a verkleinert. S. 97. Fig. 40. Umbrina cırrosa, auf !/, verkleinert. S. 99. Becken No. 5. 6. Fig. 41. Cantharus vulgaris, auf 1, verkleinert. S$. 99. Fig. 42. Sargus Rondeletit, auf 1/3 verkleinert. 8. 99. Becken No. 6. Ir Dr TEN LAUTEN. DENN PRSSTESATRNSSONSSTUNTUNNS | Sy NEN Ir, ran 2 LATE VER Ger Ver at Fig. 43. Lichia glauca, auf !/s verkleinert. $. 100. 15 16 Erster Abschnitt. Fische: * Bläuel (Fig. 43), silberglänzend, stets in Bewegung; Drachenkopf (Fig. 44), fast immer ruhig, in der Farbe ähnlich dem Gesteine, Augen roth. Krebse: Hummer (Fig. 45). Pflanzen: Auf den Steinen die grüne Alge Codium elongatum. Die hellrothen runden höckerigen Gebilde, die wie Steine aussehen, sind keine solchen, sondern Kalkalgen; die grossen Büsche sind Cystoseiren. Fig. 44. Scorpaena porcus, auf !/g verkleinert. S. 93. 7 TE KALK, era, ya Fig. 45. Homarus vulgaris, auf 1/3 verkleinert. S. 68. Becken No. 7. 1 1 Becken NOo.7. Fig. 46. Mugil cephalus, auf !/» verkleinert. $.98. Fe Fig. 47. Seyllarus latus, auf#41/; verkleinert. S. 70. Fig. 48. Palinurus vulgaris, auf !/, verkleinert. S$. 70. 18 Erster Abschnitt. Fische: Meeräsche (Fig. 46), Unterlippe fast wie ein W. Krebse (S. 68): Languste (Fig. 48), ohne Scheeren, (Unterschied vom Hummer!); Bärenkrebs (Fig. 47); Spinnenkrebs (Fig. 49). Man beachte das stete Spiel der Fühler und Kauwerkzeuge; die Augen stehen auf beweglichen Stielen und können in Vertiefungen am Kopfe geborgen werden. - /E en > 4 a L Fig. 50. Anemonia sulcata, Fig. 49. Maja squinado, auf !/, verkleinert. ie, auf 1/, verkleinert. 8. 73. Rechts der Fels, auf dem sie sitzt. S. 56. Becken No. 8. Fig. 5l. Capros aper, Fig. 52. Centriscus scolopaz, auf 1/, verkleinert. $. 100. auf 1/5 verkleinert. 8. 100. Becken No. 9. 10. 19 Fig. 53. Colonie von Astroides en calyeularis, auf einem Stein, Fig. 54. Cereachs aurantıaca, aus ee lemert dem Sande hervorragend. =857. Auf !/, verkleinert. 8. 57. Korallen: die schön orangerothen Colonien von Astroides (Fig. 53). Ganz vorn mehrere Arten Neerosen, z. B. Cereactis (Fig.54). Zur Belebung des stillen Beckens dienen 2 Arten Fische: Ziegenfisch (Fig. 52) und Schnepfenfisch is). Becken No. 10 enthält die grossen Fische und ist bei weitem das geräu- migste von allen. Besonders auffällig sind: Riesenbarsch (Fig. 55), braun mit hellen Flecken, steht oft unbeweglich mitten im Strom von frischem Wasser und Luft; Wolfsbarsch (Fig. 56), schlank, silberglänzend, Rücken dunkler; Meer- rabe (Fig. 57), dunkel mit Gold; Goldbrasse (Fig. 34); *See- teufel (Fig. 58), mit riesigem Rachen, liegt stets auf dem Grunde; Meeral (Fig. 59); Haifische (haben das Maul nicht vorn, sondern unten ; Genaueres auf S. 90): *Glatthai (Fig. 60); Katzenhai (Fig. 61), gewöhnlich zu mehreren in einer Ecke; * Stachelroche (Fig. 62), fast schwarz; *Meerengel (Fig. 63), meist auf dem Grund in den Sand eingewühlt. Reptilien: die Schildkröte Caouana (Fig. 64). An einem todten Korallenstocke nahe der rechten Seite des Beckens ein oder mehrere Haifischeier (vom Katzenhai). Erster Abschnitt. {\) “ 8 a NETTEN Ne Fig. 55. sSerranus gigas, auf !/, verkleinert. S$. 98. Fig. 56. Labrax lupus, auf 1/« verkleinert. 8. 98. Fig. 57. Corvina nigra, auf 1/3 verkleinert. S. 98. Al Su R, Becken No. 10. 21 Fig. 58. Lophius piscatorius, auf 1/, verkleinert. 8. 92. 22 Erster Abschnitt. KIRUT EN Fig. 59. Conger vulgaris, Fig. 60. Mustelus vulgaris, Fig. 61. Seyllium catulus, auf 1/io verkleinert. 8. 95. auf 1/5 verkleinert. 8. 91. auf 1/6 verkleinert. S. 90. ar) [os 10. Becken No. ınert. gon vrolaceus, S.9 rt? verkle [4 ’ S$ lu 1 9 na ange S Sg auf !/, verkleinert. uul 3 6: Fig. 34 Erster Abschnitt. Fig. 64. Thalassochelys corticata, auf 1/, verkleinert. S$. 100. In dem kleinen offenen Becken No. 10a vor dem Becken No. 10 liegt ein Zitterroche (Fig.65), der bei Berührung elektrische Schläge ertheilt. Man fasse ihn vorn kräftig mit einer Hand und hebe ihn aus dem Wasser. — Im Sande verborgen Lanzettfischehen (Fig. 66), klein und ganz weiss, das niedrigste Wirbelthier. Becken No. 10a. 11. 95 TEL Den Te —_ = Ben Fig. 65. Torpedo ocellata, auf 1/s verkleinert. 8. 91. Amphioxus lanceolatus. 2mal vergrössert. $. SS. Becken No 11. Fische: Muräne (Fig. 67), gefleckt: Seeaal (Fig. 59) dunkel, einfarbig, aber kleinere Exemplare als im Becken No.10. Sie kriechen gern in die alten Töpfe und Urnen. Fig. 67. Muraena helena, auf 1/4 verkleinert. $. 96. 26 Erster Abschnitt. Becken No. 12. Fische: mehrere Arten Zitterrochen (Fig. 65) und Rochen (Fig. 65), meist im Sande versteckt. Junge Hund- und Katzenhaie (Fig. 61). Auf dem Sande in steter Bewe- gung die kleinen Meergrundeln (Fig. 69), dienen den Haifischen und Rochen zum Futter. Fig. 68. ZAeaja punctata, auf 1/3 verkleinert. $. 91. Fig. 69. Gobius paganellus, auf 1/, verkleinert. 8. 94. Becken No. 13. Fische: meist auf dem Sande die Meerbarbe (Fig. 71), röthlich, tastet mit ihren beiden Fühlern umher; schwim- mend die Schnauzenbrasse (Fig. 70), bräunlichweiss mit einem schwarzen Fleck mitten auf jeder Seite hinter der Brustflosse. Becken No. 13. 14. 27 Fig. 70. Smaris alcedo, auf 1/, verkleinert. 8. 99. Fig. 71. Mullus barbatus, auf !/, verkleinert. S. 95. Becken No. 14. Fische: mehrere kleine Arten Barsche, z. B. der Schrift- barsch (Fig. 72), mit dunklen Querbändern und bläu- lichem grossem Fleck. Pflanzen: Posidonia Caulini, keine Alge, sondern eine Art Seegras. Fig. 72. Serranus scriba, auf 1/, verkleinert. S$. 98. 28 Erster Abschnitt. Becken No. 15. Nur Tintenschnecken /S. 77): Pulp (Fig. 73 u. 74), mit 5 Armen, zwischen denen der Mund verborgen ist. Der Wärter besorgt auf Verlangen das Füttern mit Krebsen, um die sonst trägen Pulpen aufzustören. yyatzı DFG Fig. 73 u.74. Octopus vulgaris, schwimmend und auf einem Steine sitzend, auf 1/3 verkleinert. 8.77. Becken No. 16. 17. 18. 39 Becken No. 16. Fische: Meeräsche (Fig. 46). Tintenschnecken: Junge Pulpen (Fig. 73 u. 74). Becken No. 17. 18. Fische: Knurrhahn (Fig. 75), einige Strahlen der Brust- flosse ohne Haut dazwischen, dienen wie Zehen zum Laufen auf dem Sande; * Flughahn (Fig. 76), mit gewal- tigen, bunten Brustflossen; * Drückerfisch (Fig. 77), schmal und hoch, mit ganz engem Maul. Fig. 75. Trigla lyra, auf 1/a verkleinert. 8. 95. Fig. 76. Dactylopterus volitans, auf 1/, verkleinert. 8. 95. 30 Erster Abschnitt. Rn Fig. 77. Balistes capriscus, auf 1/, verkleinert. S. 99. Becken No. 19. Tintenschnecken (S. 77): Sepia (Fig. 78). Können sich in der Farbe dem Sande so ähnlich machen, dass sie oft schwer sichtbar sind. Sie trüben zuweilen das Wasser durch die Tinte (Sepia), welche sie ausstossen. Fig. 78. Sepia officinalıs, auf Ya verkleinert. 8.77. Becken No. 20. Sogenannte Glasthiere (S. 62). Die zarteren unter ihnen sind in grossen Glascylindern untergebracht, weil sie sonst vom Wasserstrom leiden würden. Der Inhalt dieses Beckens wechselt ungemein nach Jahreszeit und Witterung. Es können vorhanden sein: Becken No. 20. 31 Scheibenquallen (S. 59): Carmarina (Fig. 79), durchsichtig; Pelagia (Fig. 80); Olindias (Fig. 81); Tima (Fig. 82); Rhizostoma (Fig.83), weiss mit violettem Rande; Cotylorhiza (Fig. 84), wird wie die vorige Art bis 30 cm gross. Rippenquallen (haben S Rippen, d. h. Reihen feiner Plätt- chen, die wie Ruder hin und her bewegt werden und ein sonderbares Farbenspiel auf der Qualle hervorrufen; s 8. 62): Bero& (Fig. 85); Eucharis (Fig. 86), äusserst zart; Callianira (Fig. 87); Venusgürtel (Fig. 88), wie ein langes ganz durchsichtiges Band. Röhrenquallen (S. 61): Physophora (Fig. 89); . Hippopodius (Fig. 90); Velella (Fig. 91); Forskalia (Fig. 92). Mantelthiere (S. S5): Salpen, theils eine Anzahl zusammen als sogenannte Kette (Fig. 93 u. 94), theils einzeln und dann grösser (Fig. 95); die dunkle Kugel an dem einen Ende sind die Eingeweide (Magen u. s. w.); Feuerwalze (Fig. 96). Schnecken (S. 79): die Kielschnecken Pterotrachea (Fig. 97), ohne Schale, und Carinaria (Fig. 98), mit kleiner, durch- sichtiger Schale; die Flossenschnecke Hwyalaea. Ausser allen diesen sogenannten Glasthieren mehrere Arten Tintenschnecken (ähnlich den Pulpen in Becken No.15, aber viel kleiner) und *Nacktschnecken: Doris (Fig. 100), Aeolis (Fig. 101) und die sehr ansehnliche Schleierschnecke (Fig. 102); ferner Garneelen (Fig. 147; s. Becken No. 23). Kig: 79, Carmarina hastata, auf !/, verkleinert. S. 59. Fig. 80. Pelagia noctiluca, auf 1/3 verkleinert. S. 59. Fig. 81. Olindias Müllerüt, auf 1/, verkleinert. 8. 59. el Kr: = i hl ji, gt er ll lin ge fi Ve A eilt vu AR 1 j help 0% J% Aura]. I=Z Fig. 83. Zrhizostoma pulmo, sehr kleines Exemplar. S. 59. aa u Fig. 85. Beroö ovata, auf !/, verkleinert. S. 62. \ \ı Kar R I URES Mi 1,1 Abel U, N He Run dN NRBRETEN: y N mn. a) DNS u u“ X | Fig. 82. 7 ma Favilabris., auf 1/, verkleinert. S. 59. Fig. 84. Cotylorhiza borbonica, auf 1/3 verkleinert. S. 59. Fig. 86. Eucharis multicornis, auf !/a verkleinert. 8. 62. Becken No. 20. 33 Fig. 88. Cestus Veneris, auf 1/s verkleinert. Fig. 89. Physophora hydrostatica, auf 1/s verkleinert. S. 81. S. 62. Fig. 90. Hippopodius neapolitanus. S. $1. Fig. 91. Velella spirans. S. 62. 34 Erster Abschnitt. Fig. 93. Kette von Salpa mazima-africana, auf !/, verkleinert. 8. 87. Fig. 94. Kette von Salpa pinnata, auf 1/s verkleinert. 8. 87. Fig. 95. Einzelthier von Salpa maxima-africana, auf 1/s verkleinert. 8. 87. e 4 EIER PER: 34% ri a Ne ER ß 5 Fig. 92, Forskalia contorta. Fig. 96. Pyrosoma elegans, 8. 61. auf !/, verkleinert. $. 86. Becken No. 20. 35 Fig. 97. Pterotrachea coronata, auf 1/, verkleinert. 8. 81. EZ B 14 NW WILTLT WW 2 Wfz NUR IRRSE BON K Fig. 98. Carinaria mediterranea. kier 99. auf !/ verkleinert. $. 82. Hyalaea tridentata. S. 82. Fig. 100. Doris tuberculata, auf 1/; verkleinert. S. S1, Fig. 101. _Aeolis papillosa. 8. 81. 36 Erster Abschnitt. Fig. 102. Tethys leporina, auf 1/, verkleinert. 8. 81. Becken No. 21. Fische: Seenadel (Fig. 103), hell mit dunklen Querstreifen, liegt meist still. *Haifischeier mit Embryonen darin, an todten Korallenbäumchen befestigt. Korallen (S. 57): im Vordergrunde unten Seefeder (Fig. 104); Korkpolyp (Fig. 105), können sich beide durch Auf- nahme von Wasser bedeutend schwellen und ausstrecken; Weisse Koralle (Fig. 106); im Hintergrunde oben Schwarze Koralle (Fig. 107); Gelbe Koralle (Fig. 108), Stamm grau, nur die Polypen schwefelgelb; Gorgonie (Fig. 110), meist lebhaft roth; Edelkoralle (Fig. 109), Stamm roth, Poly- pen weiss u. s. w. Seerosen (S. 56): *Cladactis (Fig. 111). Becken No. 21. 37 *Hydroidpolypen (S. 61): Antennularia (Fig. 112); Aglao- phenia (Fig. 113); Pennaria (Fig. 115), gleichen Bäumchen mit Blüthen daran; Tubularia (Fig. 114). Moosthierchen (S. 68): Retepora (Fig. 116); Myriozoum Berin): Schwämme (S. 54): im Vordergrunde unten Badeschwamm (Fig. 118), unansehnlich, braun; Tethya (Fig. 119), orangeroth, kugelig; im Hintergrunde oben Awinella (Fig. 120), roth, und andere Arten von verschiedenster Form und Farbe. Pflanzen: Braunrothe Algen (Vidalia), grüne Algen \Dasy- cladus). die wie Steine und Krusten aussehenden, unge- mein kalkreichen und harten weissgelben oder hellrothen Corallinen-Algen (Zithophyllum u.s. w.). “ Haufen von schil- lernden grünen Kugeln: die Alge Valomia macrophysa. Fig. 103. Syngnathus acus, auf 1/ verkleinert. $. 97. Fig. 104. Pennatula phos- phorea, voll Wasser, auf '/» verkleinert. S. 58. Fig. 105. Aleyonium pal- matum mit ausge- streckten Polypen, auf einem Steine. Auf !/a verkleinert. S. 58. ‘rster Abschnitt. 38 ipathes larir, auf ,‚ auf 1/» verkleinert. $. 58. Ant © LIE ..g WEN AR ANELS ) ? EN SS en 5 Bi .8 © ERomE u. Ze Be : Bo f5) SH oo m N nn H n Seen Se LS onH Se s38033 A Se .2 zZ or% Eee oeg0” ae > Ds =R 485 e © on 8 =% = © SRano 2 om "8 Becken No. 21. 39 Fig. 108. Dendrophyllia ramea. Der Stamm ragt aus einem Steine hervor und trägt 2 lebende und abgestorbene Einzelthiere (Polypen), auf 1/a verkeinert. 8. 57. Fig. 109. Corallium rubrum, aufeinem Steine, mit ausge- streckten Polypen, auf 1/, verkleinert. 8. 58. Fig. 111. Cladactis Costae, auf einem Steine, S. 58. auf 1/, verkleinert. S. 56. Gorgonia Cavolimt, auf einem Steine. Einzelne Po- lypen sind ausgestreckt, auf 1/a verkleinert. Erster Abschnitt. 40 \ D ; D ” b \ Hl N ae | R \ s H NG by BSR 1 EINEN ß Ms vh N # TI X \ In “\ \ b \ Na > z \ Nie N MiBe sr y IE AR N ra 60 Kae a , en u i 4 IN hr \ N N " EN NOCE 4 NN k \ \ REN LS LT NN ® N > " UWE PX N % x Eh NN s ug = Br Rn IHR TROSL MEN | ' K 7 Al Mi | | ı 27 T 7 Lan / Aglaophenia myriophyllum. Rig- 118% Antennularia antennina. Fig. 112. 61. S. auf !/, verkleinert. S. 61. 41 Becken No. 21. volini. Ja Pennarta ( (al) ıbularia larynz. S Q ri oum truncatum yrtoz © Mh Fig. 117. :ellulosa, ac epor Leet Pies116. t. auf 1/ verkleiner kleinert. auf !/o ver [? urıum, Zyne Steine S en Dog io SSR Ss U. SHE N © Se ar = — &n ui — 2 m N . SI S e Ri + re Se 8 'd .Ss Pur) Euspong auf einem S auf 1/3 verkleinert. Fig. 118. Erster Abschnitt. Fig. 120. Azinella faveolaria, auf einem Steine, auf 1/ verkleinert. 8. 55. Becken No. 22. 43 Becken No. 22. Ringelwürmer (S. 66): Spirographis (Fig. 121), Röhren meist gerade, von Schlamm; Protula (Fig. 122), schön orange roth, Röhren gewunden, von Kalk; Hydroides (Fig. 123), kleiner, stets zu Haufen vereinigt; *Seeraupe (Fig. 132), kriecht auf dem Sande umher. Schnecken (S. 79): Wurmschnecke (Fig. 124), Schale der Röhre von Protula ähnlich, aber leicht zu erkennen an \ den beiden Fühlern der Schnecke: *Seeohr (Fig. 131), auf dem Sande. Seerosen (S. 56): Cerianthus (Kiez, 128), braun oder hellerün, und andere @ Arten. ca San . 3 Muscheln (S.S2): Steckmuschel (19.127): S Vogelmuschel (Fig. 126); Auster (Fig. 125 SL. ısew: Was Fische: Seepferdchen (Fig. 130). Krebse: * Entenmuschel (Fig. 129), auf Stücken Pe DE IMTTFS Kir ur “f E . STÜRMER TER ANRRN NEE" 7 n —_ Gaby (AU 177 EN EEETE e ran ÄuN (AR T € f a ee Alkizademen 2 man er ee ve, RW a: BERN TC. :; Fig.121.Spirogra- Fig. 122. Protula Fig. 123. Alydroides phis Spalanzaniı, intestinum, uncinata. auf !/, verkl. 8.66. auf 1/ verkl. S. 66. S. 66. 44 Erster Abschnitt. Holz oder Bimstein; * Stenopus (Fig. 133) und * Penaeus (Fig. 134), auf dem Sande. Pflanzen: ähnlich wie im Becken No. 21. Auf Wunsch treibt der Wärter die Röhrenwürmer ganz in die Röhren zurück. + EKT Fig. 124. Vermetus gigas, zwei Fig. 125. Zwei Exemplare von Ostrea lebende Exemplare und ein leeres edul's, auf einem Steine, Gehäuse, auf 1/s verkleinert. 8. 83. auf !/» verkleinert. S. S0. Fig. 126. Vier Exemplare von Avicula Fig. 127. Zwei Exemplare hirundo, auf einem Steine, von Pinna nobilis, auf Ya verkleinert. S$. 4. auf 1/4 verkleinert. S. 83. Becken No. 2: 15 Ai N Ir z Fin Fig. 128. Cerianthus membra- Fig.129. Lepas anatıifera, von einem naceus. schwimmenden Stücke Bimstein herab- auf 1/3 verkleinert. 8. 57. hangend, auf !/s verkleinert. 8.75. Fig. 131. Haliotis tuberculata, auf 1/ verkleinert. 8.79. Fig. 130. Hlıippocampus guttulatus, auf !/a verkleinert. $. 96. Fig. 132. Aphrodita aculeata, Fig. 133. Stenopus spinosus, auf !/s verkleinert. 8. 67. auf !/> verkleinert. S$. 70. 46 Erster Abschnitt. Fig. 134. Penaeus caramote, auf !/; verkleinert. 8. 70. Becken No. 23. Meist kleinere Arten Krebse (S. 68). Kurzschwänzer:. Ila (Fig. 135); Calappa (Fig. 136), gross, eiförmig, hellroth mit dunkelrothen Flecken, Beine gelb, sehr dünn, oft im Sande versteckt; Lupa (Fig. 137); Taschenkrebs (Fig. 138), unscheinbar, graugrün, läuft behende; Eriphia (Fig. 139); Pisa (Fig. 140); Imachus (Fig. 141), die Beine oft ganz mit Schwämmchen, Algen etc. bewachsen; Lambrus (Fig. 142); Dromia (Fig. 143), trägt als Schutz einen weissen, gelben oder rothen Schwamm auf dem Rücken; Dorippe (Fig. 144), abge- plattet, hält oft irgend einen Gegenstand über sich. Noch zahlreiche andere Arten. Einsiedler: Pagurus (Fig. 145), meist mit grossen Seerosen auf der Schneckenschale; Eupagurus (Fig. 146), viel kleiner, mit nur 1 Seerose; auch Einsiedler, deren Schale von einem rothen Schwamm umwachsen ist. Langschwänzer: Garneele (Fig. 147), hell mit braunen Streifen, sehr flink. Maulfüsser: FHeuschreckenkrebs (Fig. 148), mit 2 purpurnen Augenflecken auf dem Schwanze. Becken No. 23. 47 Fig. 135. Ida nucleus, Fig. 136. Calappa granulata, auf !/s verkleinert. S. 74. auf 1/; verkleinert. $. 74. Fig. 137. Lupa hastata. Fig. 138. Carcinus maenas, auf 1/, verkleinert. 8. 74. auf 1/, verkleinert. 8. 74. Fig. 140. Pisa tetraodon, Fig. 139. Eriphia spinifrons, auf 1/, verkleinert. auf 1/s verkleinert. 8. 74. S. 73. 48 Erster Abschnitt. Fig. 141. Inachus scorpio, auf !/ verkleinert. $. 73. Fig. 142. Lambrus angulifrons, Fig. 143. Dromia vulgaris, auf !/ verkleinert. miteinem Schwamme aufdem Rücken, Sa: auf 1/a verkleinert. 8.73. Fig. 144. Dorippe lanata, auf 1/, verkleinert. 8. 73. 49 Fig. 145. Pagurus striatus, mit Schneckenschale und 3 Actinien, auf 1/, verkleinert. 8. 71. - N 7 Fe — Ber Fig. 146. Eupagurus Pri- deauziti,mitSchneckenschale ek ent 5 und der Actinie Adamsıa Fig. 147. Palaemon ziphias, pallrata, auf 1/, verkl. 8. 72. auf 1/, verkleinert. 8. 70. Fig. 148. Squilla mantıs, auf 1/, verkleinert. S. 74. 50 Erster Abschnitt. Becken No. 24 zeigt Thiere, welche sich meist in oder auf dem Sande verbergen. Auf Wunsch stöbert der Wärter sie auf. Fische: Petermännchen (Fig. 149); Sternseher (Fig. 150); Motella (Fig. 151); Steinbutt (Fig. 152) und Zunge (Fig. 153), passen sich in Farbe dem Sande an; *junge Rochen (Fig. 68); *junge Seeteufel (Fig. 58). Tintenschnecken: Moschuspulp, ähnlich dem Pulp (Fig. 73), aber viel kleiner, weiss mit schwarzen Flecken. Muscheln: Herzmuschel (Fig. 154); Pectunculus, viel grösser als jene, mit brauner glatter Schale. Fig. 149. Trachinus draco, auf 1/, verkleinert. $. 92. Fig. 150. Uranoscopus scaber, auf 1/, verkleinert. $. 92. Fig. 151. Motella vulgaris, auf 1/a verkleinert. 8. 95. jecken No. 24. 29. 51 Fig. 152. Rhombus laevis, 1 auf 1/4 verkleinert. 8. 93. Kie..158. Fig. 154. ‚Cardium Solea vulgaris, aculeatum, auf 1/3 verkleinert. S$. 9. auf !/a verkleinert. S. 84. Becken No. 25. Auch hier Anpassung an die leblose Umgebung. Fische: Drachenkopf (Fig. 44), aber eine kleinere Art als die im Becken No. 6. Aehneln in Form und Farbe dem Gestein, besonders wenn sie still in den Ritzen liegen. Krebse: Spinnenkrebs, aber eine kleinere Art als im Becken No. 7 (Fig. 49), meist mit allerlei Algen u. s. w. besteckt, um weniger sichtbar zu sein. 59 Erster Abschnitt. Becken No. 25. 26. Fig. 155. Xyrichthys novacula, auf 1/, verkleinert. 8. 98. Fig. 156. Julıs pavo, auf 1/; verkleinert. 8. 97. Fig. 157. Coris vulgaris, Fig. 158. Blennius ocellaris, auf 1/, verkleinert. 8. 97. auf 1/, verkleinert. 8. 95. Becken No. 26. Kleine bunte Fische meist mit sehr schönen Farben: *Schermesserfisch (Fig. 155); mehrere Arten Julis und Coris (Fig. 156 u. 157) u. s. w., in steter Bewegung, im Winter jedoch gern im Sande verborgen. Auf dem Sande Schleim- fisch (Fig. 157) u. s. w. Pflanzen: Seegras (s. Becken No. 14). Zweiter Abschnitt. — Jule soll die Seethierwelt kurz, aber im Zusammenhang, und nicht nach der mehr zufälligen Anordnung der Becken des Aquariums be- schrieben werden. Da nun das Aquarium manche Thiere beherbergt, die recht wenig wie Thiere aussehen und sich auch kaum wie solche benehmen, sondern den Pflanzen ähneln, so ist es wohl nicht überflüssig, wenn die Schilde- rungen mit einer Bemerkung über die Unterschiede zwischen Thieren und Pflanzen eingeleitet werden. Die echten Pflanzen leben meistens von Luft, Wasser und Salzen, die echten Thiere von Pflanzen oder von Thieren. Darum hat es zwar keine Thiere auf der Erde geben können, bevor Pflanzen da waren, aber es gibt selbst jetzt noch lebende Wesen, über deren Zugehörigkeit zum Pflanzen- oder Thierreich sich die Forscher keineswegs einig sind. Man hat daher auch wohl scherzweise die Pflanzen als die Gegenstände definirt, womit sich der Botaniker beschäftigt, und die Thiere als die Objekte der Zoologen. Immerhin sind jene unsicheren Wesen alle ausserordentlich klein, nur mit dem Mikroskope sichtbar, und alle die Thiere, von denen in diesem Führer die Rede sein soll, sind wirklich Thiere, wenn sie auch noch so wenig wie Thiere aussehen mögen. Eine grosse Gruppe von Thieren, wozu die Schwämme, Seerosen, Korallen u. s. w. gehören, bezeichnet man wohl als Pflanzenthiere. Der Name ist aber schlecht gewählt, denn es sind ganz zweifellos Thiere. Zwar sind sie meist festgewachsen, haben ‘oft sogar eine Art Wurzel zur Befestigung auf Steinen oder im Sande, haben einen Stamm, Zweige, scheinbar auch sogar Blüthen (s. Fig. 106 auf S. 38) — aber sie leben nicht wie Pflanzen: sie ernähren sich wie Thiere, ergreifen ihre Beute, tödten sie mit Giften, verdauen sie im Magen, haben daher auch allerlei bewegliche Werkzeuge zum Greifen und Festhalten; oder sie lassen das Seewasser durch sich hindurchströmen und halten dabei in einer Art Sieb alles das zurück, was an kleinsten Thieren und Pflanzen darin war. Kurz sie sind zwar Festsitzer, aber keine Pflanzen. Auch sind sie in der frühesten Jugend frei beweglich, und man sieht es ihnen dann kaum an, dass sie sich später meist nicht mehr von der Stelle rühren können und mit dem vorlieb zu nehmen haben, was zufällig in ihr Bereich kommt. Von den meisten Festsitzern darf man auch mit einiger Sicher- heit annehmen, dass sie von ausgestorbenen T'hieren abstammen, die frei beweglich waren. 54 Zweiter Abschnitt. Schwämme (Spongiae oder Porifera). Lange Zeit hindurch war es zweifelhaft, ob diese festgewachsenen und scheinbar unbeweglichen Wesen Pflanzen oder T'hiere seien. Erst durch neuere Forschungen ist es endgültig festgestellt worden, dass die Schwämme Thiere sind, und dass ihre Aehnlichkeit mit Pflanzen nur auf ganz äusserlichen Merkmalen beruht. Ihr Körper besteht aus einem inneren mehr oder weniger harten Gerüst und dem es umhüllenden leben- digen weichen Leibe. Das Gerüst (Skelett) steht zu diesem etwa in dem- selben Verhältnisse, wie unsere Knochen zu dem Fleische und der Haut, welche sie umgeben: es wird von dem weichen lebendigen Ueberzuge er- zeugt und ist entweder ein Geflecht von Hornfasern (beim Badeschwamm und seinen Verwandten) oder besteht aus fast immer mikroskopisch kleinen Theilen von Kieselsäure oder kohlensaurem Kalk in wunderbarer Mannigfaltigkeit und in den zierlichsten Gestalten, wie Nadeln und Spiesse, Anker, Sterne, Kugeln, Haken, Bogen u. s. w., deren genaue Kenntniss zur Beschreibung und Bestimmung der einzelnen Schwammarten nöthig ist. Der dem Laien bekannteste Schwamm, unser gewöhnlicher Dade- schwamm, Euspongia (Fig. 118), erscheint im Leben durchaus anders, als er gewöhnlich im Handel vorkommt. Die vielfach durcheinander ge- flochtenen elastischen Hornfasern, mit denen wir uns zu waschen pflegen, stellen ja nur das Skelett dar und sind am lebenden Thiere gänzlich von einer weichen, aussen bräunlichen Masse überzogen. In dieser sind sehr viele aber kleine Poren angebracht, die sich öffnen und schliessen können und für den Einlass des Seewassers in die zahlreichen Canäle und Lücken, welche den Schwammleib nach allen Richtungen durchziehen, zu sorgen haben. Jeder Canal erweitert sich an seinem inneren Ende zu einem kleinen Bläschen, der Geisselkammer, so genannt, weil seine Wände innen mit feinen Wimperhaaren (Geisseln) besetzt sind. Durch das Hin- und Herschlagen dieser Haare wird das einströmende Wasser weiter be- fördert und verlässt darauf den Schwamm wieder durch wenige, aber grössere Ausströmungsöffnungen. Was es an winzigen Organismen oder sonstigen nährenden Stoffen mit sich führte, wird vom Schwamme zurück- behalten, sodass es bei seinem Durchgange durch ihn gewissermassen filtrirt wird. — Erstaunlich gross ist die Widerstandsfähigkeit der Sschwämme gegen Verstümmelung: schneidet man einen Schwamm in mehrere Stücke, so lebt unter günstigen Bedingungen jedes Stück fort und erlangt nach einiger Zeit die volle Grösse wieder. Dieser Umstand ist zur künst- lichen Zucht des Schwammes benutzt worden, die sich aber nicht rentirt hat und daher aufgegeben ist. — Die Badeschwämme sind im Mittelmeere, aber nur im östlichen Theile desselben, weit verbreitet; auch im Golfe von Neapel findet man sie, obwohl selten. Felsige Küsten und Korallen- riffe sind ihre vorzüglichsten Aufenthaltsorte.. Um sie für den Gebrauch zuzubereiten, lässt man sie einige Tage liegen, sodass alles Weiche an ihnen verfault, und wäscht sie dann gründlich aus. Auf den grossen Schwammmärkten, z. B. in Triest, unterscheidet man verschiedene Sorten. Der feinste und theuerste ist der Levantiner Schwamm; er kommt be- sonders von Kleinasien. Andere, die sog. Zimocca-Schwämme, haben einen zehnfach geringeren Werth; sie werden meist von den Küsten Schwämme. Blumenthiere. 35) Aegyptens und Griechenlands gebracht. Die groben sog. Pferde-Schwämme (Hippospongia equina) kommen von Kleinasien und Nordafrika in sehr grossen Stücken auf. den Markt, gelten aber nicht mehr, als die vorigen. Von Westindien stammen die sog. Bahama-Schwämme. Die Händler füllen ihre Waare nachträglich mit feinem Sande, um das Gewicht zu vermehren und so einen höheren Preis zu erzielen. Daher hat man auch bei einem neu gekauften Schwamme zunächst durch vielfaches Waschen (im Anfange setze man etwas Salzsäure zum Wasser) alle Unreinigkeiten zu entfernen. Wenige Thiergruppen zeigen eine so mannigfaltige äussere Erschei- nung wie die Schwämme. So enthält denn auch das Aquarium ausser dem Badeschwamme mehrere Kieselschwämme (ihr Skelett besteht aus Kieselsäure), welche durch Farbe und Form gleich auffällig werden. Wir heben von ihnen hervor die prächtig orangerothen Stauden von Axinella (Fig. 120), die wie Korallen aussehen, und die gelben Kugeln von Tethya (Fig.119). Andere wachsen in Form von Krusten auf Steinen und Pflanzen, ja es giebt welche, die sich auf anderen Thieren ansiedeln (Fig:143). Die Kalk- schwämme (mit Kalkskelett) sind fast alle klein und unscheinbar, grau oder weiss; eine im Aqua- rium an den Wänden der Behälter sehr ge- wöhnliche Art ist Sycon capillosum (Fig. 159). Obwohl die Schwämme im erwachsenen Zustande festgewachsen sind, schwimmen sie doch in der frühesten Jugend als sogenannte Larven frei umher und wählen sich dann den ihnen zusagenden Ort zur Anheftung, können ihn aber später nicht mehr wechseln. So siedelt sich der eben genannte Kalkschwamm von selbst in dem Aquarium an und gedeiht, wie seine Fio.15 AN, grosse Verbreitung zeigt, ausserordentlich gut. En Die anderen zur Schau gestellten Schwämme Links der Fels, auf A werden hingegen eigens gefischt, bleiben aber sie festgewachsen sind. gleichfalls lange Zeit am Leben. Blumenthiere (Anthozoa). Wenn es dem Laien schwer fallen wird, mit dem Worte Schwamm Wesen zu bezeichnen, welche im Leben gar keinen schwammigen Ein- druck machen, so wird er dieselbe Mühe haben, unter Koralle noch etwas Anderes zu begreifen, als die schönen rothen und weissen Bäumchen, die gelegentlich als Schmuck vor dem Spiegel, auf Schreibtischen oder Kaminen zu finden sind. Und doch sind diese Bäumchen gar nicht die eigentlichen Thiere, sondern nur die Gerüste, welche sie sich gebaut haben, in denen sie neben oder über einander zu Hunderten oder zu Tausenden wohnen. Von den eigentlichen Korallenthieren, welche die Wissen- schaft Polypen nennt, geben diejenigen Formen die beste Anschauung, die in den nordischen Aquarien als einer der Hauptanziehungspunkte be- trachtet werden, die 56 Zweiter Abschnitt. Actinien oder Seerosen (Actiniae). An diesen 'Thieren erkennen wir einen cylindrischen Leib, der mit einer sogenannten Fussscheibe auf einer festen Unterlage angeheftet ist und am freien Ende einen Kranz zahlreicher und überaus beweglicher Fühler trägt (s. Fig. 160). Inmitten dieses Fühler- kranzes befindet sich eine Öffnung, welche den T'hieren zugleich als Mund und als After dient. Sie führt in einen weiten Magen, wo die Nahrung verdaut wird. Auf den ersten Blick könnte der nackte Polypenleib sehr des Schutzes bedürftig scheinen; dem ist aber nicht so, er ist vielmehr vor- züglich bewaffnet. An vielen Stellen des Körpers, besonders aber an den Fühlern, die zum Ergreifen der Beute dienen, befinden sich nämlich zahl- reiche, nur mikroskopisch wahrnehm- bare Bläschen, sog. Nesselzellen, welche eine scharfe Flüssigkeit und einen spi- ralig aufgerollten Faden enthalten. Kommt das Thier mit Feinden oder mit seiner Beute in Berührung, so Fig. 160. schnellt es Tausende und aber Tausende von Nesselfäden hervor, und auf viele kleinere Thiere wirkt der zugleich austretende Saft betäubend, ja selbst tödtend. — Die Seerosen sind ungemein gefrässig: sie verschlingen nicht nur das ihnen als Futter dargereichte Fischfleisch, sondern fangen auch lebendige Würmer, Krebse, Schnecken und Fische, die oft sehr viel grösser sind als sie selbst. Sie bewegen sich nur selten und langsam von der Stelle. Werden sie beunruhigt, so ziehen sie sich, indem sie das in sich aufgenommene Seewasser ausstossen, oft so stark zusammen, dass man sie gar nicht wieder erkennt. Ausserordentliche Lebenszähig- keit erleichtert ihre Haltung in den Aquarien; in vielen Fällen gelingt es, ein und dasselbe Exemplar Jahre lang am Leben zu erhalten. — Einige Actinien werden in Neapel vom Volke gegessen. Von den zahlreichen, zum Theil farbenreichen Arten heben wir die häufige Anemonia sulcata (Fig. 50) hervor, welche wie Blumen auf einem Beete zu Hunderten auf Felsstücken beisammensitzen. Noch prächtiger als diese oft recht grosse Actinie ist eine andere, welche bisher nur im hiesigen Golfe aufgefunden ist, die Cladactis Costae (Fig. 111). Sie lebt in bedeutender Tiefe und ist selten, daher nicht immer im Aquarium vorhanden. Im entfalteten Zustande, d. h. wenn sie Leib und Fühler mit Seewasser stark geschwellt hat, ist sie wohl eine der schönsten Seerosen. — Durch ihre Lebensweise interessant ist die Adamsia (Fig.146), welche mit den Einsiedlerkrebsen das Schneckengehäuse als Wohn- platz benutzt und sich von ihnen herumtragen lässt. Sie zieht bei der ge- ringsten Berührung ihre Fühler ein. — Schöne Farben zeigt auch die 7 Seerosen. 57 orangerothe Cereactis (Fig. 54). — Abweichend von den übrigen See- rosen sitzt der Cerianthus (Fig. 128) nicht fest, sondern steckt in einer von ihm selbst abgeschiedenen lockeren Haut tief im Sande und lässt nur einen kleinen Theil seines Körpers frei hervorragen. Er ist eine der grössten Seerosen und erreicht eine Länge von 20 cm. Durch die Actinien wird es nun leichter, sich den Bau der eigent- lichen Korallen vorzustellen. Hätten die Actinien die Fähigkeit, um sich herum oder im Innern ihres Leibes ein kalkiges Gehäuse oder Skelett abzuscheiden, so würde dieses nach ihrem Tode als »Koralle« von Lieb- habern als Schmuckstück betrachtet werden. Die schöne orangefarbene Koralle Astroides (Fig. 53), welche die Felsen des Beckens 9 bewohnt, ist eine solche Actinie mit Gehäuse. Haben sich die Thiere gut ausge- streckt, so machen sie in Menge nebeneinander den Eindruck eines Teppichs. Die Gehäuse hingegen sieht man erst dann deutlich, wenn die Thiere gestorben und verwest sind, denn nun treten sie in Gestalt von Bienenwaben hervor, wie man bei aufmerksamem Hinblicken an mehreren Stellen in dem Becken leicht erkennt. — Die Küste Italiens ist an vielen Orten mit dieser Koralle bedeckt, und wer mit einem Boot die prachtvolle Seefahrt von Amalfi nach Scaricatoio macht, wird vielfach Gelegenheit haben, dicht unter der Wasserlinie die Felsen mit ihr ge- schmückt zu sehen. Andere Korallen bilden die mächtigen Riffe, welche in den wärmeren Oceanen (schon im Rothen Meere) oft meilenweit und viele Meter tief vorkommen und oft die prächtigsten Farben aufweisen. Nahe verwandt mit Astroides ist Dendrophyllia (Fig. 108), deren Gerüst aus rein weissem Kalk besteht und dicke Zweige bildet (Becken 21). Die Thiere sind schwefelgelb und ziemlich gross. Im Golf leben sie in der Tiefe auf Schlamm und sind nicht selten. Die Korallenbäumchen kommen durch jene eigenthümliche Art der Vermehrung zu Stande, die man in der Wissenschaft Theilung und Sprossung nennt. Bei der Theilung spaltet sich ein Organismus in zwei oder mehr Theile, von denen sich jedes durch Wachsthum wieder zu einem vollständigen Thier ausbildet. Dieser Vorgang ist häfig beobachtet, auch künstlich mit Erfolg herbeigeführt worden, indem man ein lebendes Thier in geeignete Stücke schnitt und sie weiter wachsen liess. Aehnliches findet bei den Korallenthieren statt, nur mit dem wichtigen Unterschied, dass die Theilung nicht bis auf die Basis des Thieres geht, sondern dass an einer bestimmten Stelle beide Stücke an einander haften bleiben ; beide scheiden Kalksubstanz aus, die natürlich auch im Zusammenhang bleibt. So entsteht allmählich eine Korallen-Colonie, und im Laufe der Jahr- hunderte und Jahrtausende können sich jene mächtigen Korallen -Riffe bilden, die oben erwähnt wurden. — Die zweite Art der Vermehrung ist die Knospung, die dem Laien von den Pflanzen her bekannt ist: hier- bei bleibt der erzeugende Organismus unversehrt; an einer Stelle seines Körpers beginnt aber ein Wachsthum, durch welches ein zweiter Orga- nismus hergestellt wird, der sich indessen bei den Korallen (wie bei den Pflanzen) nicht von dem ersten ablöst, sondern ebenfalls im Zusammen- hang mit ihm bleibt. Alle aber werden entweder im Innern gestützt oder aussen umhüllt durch die von ihnen selbst gebildeten Skelette oder Ge- häuse aus Kalk oder Horn, die oft wie Bäume und Gebüsche, manch- 58 Zweiter Abschnitt. mal auch wie Bienenkörbe oder dergleichen aussehen. Und an ihrem Aufbau haben sich, wenn es grosse Exemplare sind, oft viele Tausende kleiner Korallenthiere betheiligt; davon sind aber die untersten (oft Hun- derte von Generationen) schon gestorben, während ihre Nachkommen die zarten Fangarme wie Pinselchen oder kleine Kronen aus den Korallen- bäumchen hervorstrecken. Von diesen baumförmig verzweigten Korallen nennen wir zuerst die Korkpolypen, Alcyonium (Fig. 105), welche gar kein zusammenhangen- des Skelett haben, sondern nur viele einzelne Kalknadeln abscheiden und darum auch durch Aufnahme von Wasser sich stark ausdehnen können. Ein solches Aleyonium, das zusammengezogen wie ein gelbes oder röth- liches Stück Schwamm erscheint, ist kaum wieder zu erkennen, wenn es sich zu seiner vollen Grösse ausdehnt. Es wird dann fast durchsichtig und bedeckt sich überall mit den ausgestreckten Polypen, die wie kleine helle Blumen auf der Oberfläche hervortreten. Auch die Seefedern, Pennatula (Fig. 104), können sich willkürlich durch Aufnahme von Seewasser schwellen. Zusammengezogen sehen sie recht hässlich und unbedeutend aus. Sie bewegen sich übrigens frei um- her oder bohren sich mit ihrem Schafte tief in den Sand ein. Im Finstern leuchten sie, wenn man sie reizt, mit grünlichem Lichte. Die Familie der Rindenkorallen finden wir im Aquarium reich- lich vertreten. Da sind zunächst die Hornkorallen, Antipathes (Fig. 107) und Gorgonia (Fig. 110), mit biegsamem Skelette aus einer Art Horn. Die Bäumchen der Gorgonia sind in einer einzigen Ebene verzweigt; wenn die Polypen ihre Leiber und Fangarme ausstrecken, so ragen sie wie kleine Fiederchen auf beiden Seiten der Zweige hervor. Es giebt im Golfe weisse, gelbe und rothe Gorgonien, letztere in der Mehrzahl. Bei Antipathes ist das Skelett glänzend schwarz und wird bei grossen Exemplaren fingerdick; man verarbeitet es, obwohl selten, als sogenannte Schwarze Koralle zu Schmuck. Bei der Weissen Koralle, Isis (Fig. 106), besteht das Skelett aus abwechselnden Stücken von Horn und Kalk, bei der gleichfalls zu dieser Familie gehörigen Edelkoralle dagegen gänzlich aus Kalk. Die Edelkoralle, Corallium rubrum (Fig. 109), verdankt ihren hohen Werth als Schmuck der schönen Farbe, Härte und Politurfähigkeit ihres Skelettes. Schon die Alten schätzten sie, hatten aber über ihre Natur eine völlig irrige, sogar bis auf den heutigen Tag von vielen Laien ge- theilte Ansicht, wonach die Edelkoralle eine Pflanze sein sollte, welche im Meere weich bleibe, aus dem Wasser genommen aber plötzlich zu Stein erstarre. Untersucht man jedoch einen frisch aus dem Meere ge- holten lebenden Zweig einer Koralle, so findet man das rothe Skelett von einer weicheren, gleichfalls rothen Rinde überkleidet, ähnlich wie das Holz eines Baumes von Rinde bedeckt wird; und stellt man den Zweig vor- sichtig in ein grosses Gefäss mit reinem Seewasser, so wird man nach einiger Zeit an zahlreichen Stellen der Oberfläche die Korallenthierchen sich wie weisse zarte Blumenkelche mit acht Fiederblättchen entfalten sehen. Jedes Thier hat den oben geschilderten Bau eines Polypen und steht mit allen übrigen durch Ernährungscanäle, welche die Rinde durch- ziehen, in lebendiger Verbindung. Auch in der Rinde sind zahllose mikro- Seerosen. Scheibenquallen. 59 skopisch kleine Kalkkörperchen von der Form dorniger Spindeln vorhanden ; der Stamm wird durch die innige Verschmelzung solcher Körper gebildet. Mit dem. Mikroskope lässt sich daher an ihrem feineren Bau die Koralle leicht erkennen und von Fälschungen unterscheiden. — Die Vermehrung der Edelkoralle geschieht durch Eier und Knospen. Es giebt rein weibliche und rein männliche Stöcke neben gemischten, welche also Individuen beider Geschlechter tragen, ferner auch Zwitter (Männchen und Weibchen in einem Individuum vereinigt. Aus dem Ei entwickelt sich noch im mütterlichen Körper eine birnförmige Larve, welche durch den Mund der Mutter ausschwärmt und eine Zeit lang frei umherschwimmt, dann aber sich mit dem einen Ende festsetzt und zu einem Korallenthierchen um- bildet, welches durch Knospung andere Individuen erzeugt und so einen neuen Stock hervorbringt. Die Edelkoralle ist ein Product des Mittelmeeres. Sie wächst hier auf Bänken in der Nähe der Küste auf felsigem Grunde, meist in einer Tiefe von 80—200 Meter, und wird vorzugsweise an den jonischen Inseln und an den Küsten von Algier und Tunis gefischt, welch letztere allein früher einen Jahresertrag von etwa 30,000 kg im Werthe von 2 Millionen Franken lieferten. Auch zwischen Neapel und Capri giebt es eine Bank; von ihr rühren die Exemplare im Aquarium her. Das Geräth für die Korallen-Fischerei besteht aus einem schweren Kreuz von Holzbalken, das mit altem Netzwerk, aufgewickelten Tauenden und Aehnlichem be- hangen ist und an einem starken Seile über den Meeresboden geschleppt wird. Die zackigen Korallenbäumchen verwickeln sich in den Maschen des Apparates, werden abgerissen und kommen mit herauf. Um sie zu verarbeiten, entfernt man durch Abbürsten die Rinde mit den Thieren und feilt dann die oberste Schicht des Skelettes ab. Später werden sie mit Schmirgelleinwand und Oel geschliffen und mit Stahl polirt; die Perlen werden auf der Drehbank geformt und gebohrt, Figuren mit dem Grabstichel ausgearbeitet. Der Werth der Korallen ist schon bei den rohen Stücken sehr verschieden. Die dickeren Wurzeln sind oft von bohrenden Thieren (Würmern, Schwämmen) durchsetzt, und ihr Werth schwankt deswegen nur zwischen 5 und 20 Franken das Kilogramm. Gewöhnliche gute Waare wurde bis vor Kurzem mit 40—70 Fr. bezahlt, die ausgewählten, fleischfarbenen Stücke aber mit 4—500 Fr. und darüber; gegenwärtig sind die Preise stark gesunken, da bis auf Weiteres die Koralle aus der Mode ist. Im Aquarium dauert die Edelkoralle als Bewohnerin der Meerestiefen nicht lange aus und ist daher meist nicht lebend vorhanden. Sie steht in einem besonderen kleinen Glase auf dem Grunde des Beckens 21. Medusen oder Scheibenquallen (Medusae). Wer von den nordischen Meeren kommt und sich daran erinnert, auf dem sandigen Strande oft hässliche, übelriechende Gallertklumpen ge- funden zu haben, der wird kaum seinen Augen trauen, wenn er hier die grossen Rhizostoma (Fig. 83) und Cotylorhiza (Fig. S4), oder die kleineren Pelagia (Fig. 80), Tima (Fig. 82), Olindias (Fig. Si), Car- marina (Fig. 79) u. s. w. schwimmen sieht. Die lebenden Medusen 60 Zweiter Abschnitt. machen einen durchaus anderen Eindruck. Ihre fast völlige Durchsichtig- keit, die Schönheit ihrer Bewegungen und die oft prächtigen Farben ziehen die Aufmerksamkeit rasch auf sich. Freilich muss der Laie gegenüber diesen 'Thieren zunächst seine gewohnten Vorstellungen von den Eigen- schaften eines Thieres etwas einschränken. Wie sie da schwimmen, sehen sie einem aufgespannten Regenschirm oder einem Pilze nicht unähnlich und bewegen sich durch regelmässige Contractionen vorwärts. Von der Mitte der Unterseite des Schirmes hängt, wie in einer Glocke der Klöppel, ein gleichfalls durchsichtiger Stiel herab, der gewöhnlich hohl ist und unten eine Oeffnung hat, den Mund. Bei einigen Arten jedoch, wie bei ('otylo- rhiza und Rhizostoma, ist.der Stiel in viele kleine Lappen aufgelöst, von denen jeder eine Oeffnung trägt, die alle in die gemeinsame Höh- lung, den Magen, führen. Von den Rändern des Schirms, die oft aus- gezackt sind, hangen lange Fangfäden (Tentakel) herab, welche das Thier willkürlich zusammenziehen und wieder zu bedeutender Länge ausdehnen kann. Sie sind mit unzähligen Nesselzellen versehen, die wir schon oben bei den Actinien (Seite 56) kennen gelernt haben. Wie die Polypen, so haben auch die Medusen in diesen Gebilden ein vorzügliches Vertheidi- gungsmittel für ihren so zarten Körper. Das unangenehme, uns dann und wann im Seebade überraschende Brennen stammt in vielen Fällen von der Berührung mit Medusen her. Einzelne Arten des Oceans, welche einen Durchmesser von 30—60 cm und ein Gewicht von 25—30 kg er- reichen, können dem Menschen geradezu gefährlich werden. — Manche Arten strahlen Nachts ein eigenes grünliches Licht aus; so hat z. B. Pelagia danach den Beinamen »octiluca (Nachtleuchte) erhalten. Einige Fisch- arten leben in ihrer Jugend unter dem Schirme von Zrhrzostoma und Cotylorhiza und fressen sie sogar an. — Von besonderem Interesse sind die Wanderungen der Medusen. Zu gewissen Zeiten sammeln sich nämlich ungeheure Mengen an und beginnen ihre Wanderungen; Schiffe sollen sogar Tage lang durch diese Schwärme in ihrem Laufe gehemmt werden. Die Medusen schwimmen dann so dicht beisammen, dass ein eingesteckter Stab wie in einer zähen Masse stecken bleibt und gewöhnliche Ruder- boote sich kaum einen Durchbruch zu schaffen vermögen. Verursacht werden diese Wanderungen wahrscheinlich durch Uebervölkerung eines Meeres-Districtes und dadurch herbeigeführten Nahrungsmangel, vielleicht auch durch klimatische Einflüsse. — Während manche Medusen sich auf die gewöhnliche Weise direct aus Eiern entwickeln, pflanzen sich andere in einer recht umständlichen und eigenthümlichen Art fort: durch den sogenannten Generationswechsel. Dieser, welchen der Dichter Adalbert von Chamisso entdeckte, als er auf der Kotzebueschen Welt- umsegelung die weiter unten Seite 87 zu erwähnenden Salpen untersuchte, ist als wichtige wissenschaftliche Lehre zuerst von dem Zoologen Steen- strup ausgesprochen worden. Er besteht in Folgendem. Ein Wesen A pflanzt sich fort, aber die Wesen, die es erzeugt, gleichen ihm gar nicht, sondern sie schen aus wie völlig von _A verschiedene Wesen, die wir 5 nennen wollen. D pflanzt sich auch fort, aber seine Nachkommen sehen ihm ebenfalls nicht ähnlich, sondern sie gleichen A. Mit anderen Worten: damit A wieder A hervorbringt, bedarf es eines Zwischengliedes DB. Bei den Medusen nun erscheint dieses Zwischenglied in Gestalt der sogenannten Hydroidpolypen. Röhrenquallen. 61 Hydroidpolypen, welche durchaus wie Pflanzen aussehen und den echten Korallenstöcken sehr ähnlich sind. In der Regel entstehen sie aus Eiern, welche von Medusen herstammen, verzweigen sich durch Theilung und Sprossung und bilden so gleich den Korallen grössere oder kleinere Colonien. Zu be- stimmter Zeit entwickeln sich an ihnen Knospen, die sich, reif geworden, ablösen und als Medusen umherschwimmen, um wieder Eier zu legen, aus denen Polypen werden. Dies ist aber durchaus nicht bei allen Arten der Fall, sondern bei vielen bleiben die Medusen sitzen und sind dann auch meist so reducirt, dass sie kaum noch wie Medusen aussehen. — Die Hydroidpolypen finden sich in ungeheuren Mengen auf Steinen, an Riffen und felsigen Küsten zwischen dem Seetang. Die Thierchen, welche diese Colonien bilden, ernähren sich von den noch kleineren Krebsen, Würmern, Infusorien u. s. w., die in den Bereich ihrer Fangfäden kommen und von dem Gift der Nesselzellen betäubt werden. Im Aquarium sind sie (im Becken 21) durch die sehr zierlichen Aglaophenia, Antennularia Tubularia und Pennaria (Fig. 112—115) vertreten. Siphonophoren oder Röhrenquallen (Siphonophora). Diese wunderbarsten aller Meeresgeschöpfe bilden das Entzücken, aber auch die Verzweiflung der Naturforscher. So gross ihre Schönheit und Seltsamkeit auch ist, ebenso zerbrechlich ist ihr Körper, der bei der leisesten Berührung in Stücke zerfällt. Dass dennoch öfters, besonders bei ruhigem Wetter, Exemplare von Physophora (Fig. 89), Forskalia (Fig. 92), Hippopodius (Fig. 90) u. s. w. im Aquarium vorhanden sind, ist der Methode zu danken, welche zu ihrem Fang angewandt wird (s. Seite 62, Anmerkung). Die Siphonophoren werden von den meisten Forschern als umher- schwimmende Colonien (Thierstöcke) betrachtet, d. h. als Geschöpfe, die aus mehr als Einem Organismus bestehen und doch eine Einheit bilden. Dass Individuen einer Art mehr oder minder innig in einer Colonie ver- einigt zusammen leben, ist nicht selten; die Korallenthiere liefern hierfür ein Beispiel im grössten Maasstabe. Bei den Siphonophoren verhält sich aber die Sache anders: hier sind es nicht mehr gleichförmig organisirte Individuen, von denen jedes dieselben Functionen verrichtet und so ge- wissermaassen auf eigene Faust zu leben vermöchte ; die Colonien der Siphono- phoren sind vielmehr aus sehr verschieden gestalteten (polymorphen) Indi- viduen zusammengesetzt, welche die verschiedenen Verrichtungen der Colonie unter sich theilen. Besondere Fressthiere besorgen die Ernährung. besondere Schwimmthiere (von Glockenform wie die Medusen) erleichtern und vermitteln die Ortsbewegung, wahre Medusen übernehmen die Fort- pflanzung, kurz es tritt eine ähnliche Arbeitstheilung ein, wie in den Thierstaaten der Ameisen und Bienen, nur mit dem Unterschiede, dass bei diesen Thieren die polymorphen Individuen (Arbeiter, Drohnen, Königin) körperlich isolirt sind, bei jenen dagegen in einem unlösbaren Verbande stehen. Meist sind die Siphonophoren in die Länge gestreckt (z. B. Forskalia Fig. 92), und die Einzelthiere sitzen dann wie an einem langen, dünnen 62 Zweiter Abschnitt. Strick (dem sogenannten Stamm) angeheftet; hingegen bildet bei der schön blau gefärbten Segelgualle, Velella (Fig. 91), der Stamm eine hornartige Scheibe, an deren Unterfläche die Einzelthiere sitzen, während an der Ober- fläche sich ein dreieckiger Fortsatz erhebt, welcher gleich einem Segel den Wind fängt, damit die Colonie am Wasserspiegel dahin treiben kann. Ktenophoren oder Rippenquallen (Ctenophora). Die Rippenquallen theilen mit den Siphonophoren und Medusen die Transparenz. des Körpers, eine Eigenschaft, die überhaupt bei den See- thieren sehr häufig vorkommt. Es giebt nicht wenige durchsichtige Mollus- ken, durchsichtige Ringelwürmer, durchsichtige Krebse, ja sogar durch- sichtige Fische. Der Grund dieser Erscheinung muss offenbar in dem Vortheil gesucht werden, welchen diese Eigenthümlichkeit den damit be- gabten Thieren, die man darum auch wohl Glasthiere*) genannt hat, verleiht. Wahrscheinlich liegt er in der Schwierigkeit, mit welcher durch- sichtige Thiere von ihren Feinden wahrgenommen werden, und ebenso in der Leichtigkeit, mit der sie sich ihrer Beute bemächtigen können. Diese durchsichtigen Thiere, z. B. die zarten Medusen, sind fast alles grimmige Räuber, die selbst Thiere verschlingen, von denen man glauben sollte, sie würden mit Leichtigkeit den Angreifer vernichten. Oft genug kann man in dem herabhangenden Magenstiel der Medusen oder im Magen der Rippenqualle Beroö kleine Fische gewahren, welche das anscheinend zarte Wesen zu Schleim auflöst und verdaut. ; Von den hiesigen Arten nennen wir die tonnenförmige, vergleichs- weise derb gebaute Bero& (Fig. 85), die um vieles feinere Callianira (Fig.87), die fast ganz aus Wasser bestehende Eucharis (Fig. 86), end- lich den merkwürdigen Venusgürtel, Cestus Veneris (Fig.88). Alle er- regen die Aufmerksamkeit des Beschauers durch regenbogenfarbige Wellen, die über ihren Körper in verschiedenen Richtungen dahinzulaufen scheinen. Der Grund für dieses sonderbare Farbenspiel liegt in den äusserst zahl- reichen sogenannten Ruderplättchen, welche in senkrechten Reihen dicht nebeneinander stehen und rasch auf und niederklappen. Dabei brechen *, Die Glasthiere leben vorzugsweise auf der offenen See und finden sich bei ruhigem Wetter und nicht zu starker Beleuchtung an der Oberfläche des Wassers ein, ziehen sich dagegen sonst in die Tiefe zurück. Daher können sie nicht regelmässig gefangen werden und fehlen bei andauerndem Sturme oft eine Woche hindurch. Gewöhnlich treiben die Strömungen im Meere sie zu Schaaren zusammen, und dann braucht man nur in diese »Correnti« hineinzufahren, um sie in Menge zu fischen. Die grösseren Glasthiere werden mit Kübeln behutsam ge- schöpft und ebenso behutsam später in das Aquarium übergeführt; für die kleineren und die oft nur mit dem Mikroskope sichtbaren Formen dient ein Netz aus feinster Seidengaze, in dessen Maschen sie hangen bleiben, dabei freilich auch oft beschädigt werden. — Die meisten Röhren- und Rippenquallen sind trotz ihrer Grösse so zart, dass sie bei unsanfter Berührung sofort zerfliessen und daher gar nicht aus dem Wasser genommen werden dürfen. Sie leben im Aquarium auch nur einige Tage, trotzdem sie in grossen Glaseylindern untergebracht sind und sich darin anfangs ganz wohl zu fühlen scheinen. — Die meisten Glasthiere geben Nachts ein oft sehr starkes Licht von sich und tragen so in nicht geringem Maasse zu dem bekannten Meeresleuchten bei. Stachelhäuter. 63 sie die Lichtstrahlen in solcher Weise, dass die Regenbogenfarben er- scheinen. Diesen Reihen oder »Rippen« verdanken die Rippenquallen ihren Namen. Echinodermen oder Stachelhäuter (Eehinoderma). Seeigel, Seesterne, Schlangensterne, Seewalzen und Seelilien setzen diese Thierklasse zusammen. Sie alle sind für den Binnenländer beson- ders interessant, denn sie finden sich weder im süssen Wasser noch auf dem Lande, und treten ihm daher völlig neu entgegen. Das ist indessen nicht das Hauptinteresse, das ihnen zukommt, Von den allbekannten Land- und Süsswasserthieren unterscheiden sich die Echinodermen noch durch eine weitere Eigenthümlichkeit. Jene Thiere würden dem Laien zwar in allen Einzelheiten ihres Baues unver- ständlich sein, aber immerhin würde er wissen, dass beispielsweise alle Vögel, Fische und Insecten einen Kopf besitzen, Beine, Flossen oder Flügel haben, Augen und einen Mund und noch mancherlei andere Or- gane ihr eigen nennen, die ihm aus dem täglichen Leben geläufig sind. Aber was in aller Welt soll man sich unter einem Seeigel oder einem Haarstern denken ? Diese Thiere leben, also fressen sie auch ; wo ist aber ihr Mund? Wo die Gliedmaassen, mit welchen sie ihre Nahrung ergreifen ? Sie leben im Meere — wie also bewegen sie sich fort? Schwimmen sie? Kriechen sie? Können sie sehen und hören ? Der Laie kann darauf nichts antworten und wird es diesem Büch- lein Dank wissen, wenn es ihm ohne Entfaltung überflüssiger Gelehr- samkeit die wesentlichen Eigenschaften der Echinodermen auseinander zu setzen versucht. Zunächst bitten wir, von Kopf und Schwanz, Armen und Beinen, Flossen und Flügeln absehen zu wollen und sich vorzustellen, dass es wie bei den Korallen und Medusen auch bei den Stachelhäutern ohne diese geht. Trotzdem ist ihre Gestalt äusserst mannigfaltig. Einige sind fast kugelrund (Fig. 8), andere flach wie ein Blatt, noch andere sternförmig (Fig. I u. 2); dann wieder giebt es solche, die wie eine Wurst — oder um uns vornehmer auszudrücken, wie eine Walze — gestaltet sind (Fig. 11), und schliesslich gar solche, die wie eine Blume auf kurzem Stiele festsitzen und einen Kelch und Blumenblätter zu haben scheinen (Fig. 6). Die Haut aller Stachelhäuter enthält ungemein viele verschiedene, aber meistens regelmässig angeordnete Plättchen aus Kalk. Bei den See- igeln sind diese so fest zusammengefügt, dass der kugelige Körper aus einem einzigen Stück zu bestehen scheint. Bei den Seesternen dagegen sind die Plättchen loser an einander gelegt und erlauben daher leichte Bie- gungen, so dass die Arme — so nennt man die Strahlen des Sternes — sich auf- und abwärts, auch seitwärts biegen können. (Man sieht das am besten, wenn ein Seestern auf dem Rücken liegt uud sich umdrehen will. Der Wärter des Aquariums wird dies auf \Vunsch veranlassen.) Die Schlangensterne sind so gebaut, dass ihre Arme wie Schlangen beweg-- lich sind, und die Haarsterne können sogar die langen dünnen gefiederten Arme wie Peitschen schwingen und auf diese Weise förmlich schwimmen. 64 Zweiter Abschnitt. Nur die Haut der Seewalzen ist durchweg lederartig und enthält statt der Kalkplatten kleine, recht weit aus einander liegende Kalkstückchen von oft sehr sonderbarer Form, wie Anker, Sterne, Rosetten. Darum können diese Thiere ihren Körper nach allen Richtungen hin biegen und strecken. — Bei den Seeigeln erkennt man fast Nichts von dieser Zusammensetzung der Haut aus Kalkplättchen, weil aussen auf ihnen viele Stacheln und andere Anhänge stehen und jene verdecken. Auch bei den Seesternen sind sie nicht leicht zu unterscheiden. Man überzeugt sich aber an todten Exemplaren — der Wärter des Aquariums hält sie vorräthig — davon, wie zahlreich diese Plättchen sind. Wie können sich nun aber die starren plumpen Seeigel und See- sterne im Wasser fortbewegen? Zur Beantwortung dieser Frage bitten wir den Beschauer, eins von diesen Thieren scharf ins Auge zu fassen, wenn es zufällig an der Glas- scheibe des Beckens sitzt. Die dem Glase zugekehrte Seite zeigt viele feine, am Ende mit einem Saugnapfe versehene Fäden, welche äusserst beweglich sind, sich wie Würmer strecken und zusammenziehen und mit Leichtigkeit am Glase haften. Diese Saugfüsschen sind hohl, und in sie hinein kann das Thier Wasser pumpen, wodurch sie sich bedeutend ausdehnen; haben sie sich alsdann mit ihrem Saugnapfe irgendwo be- festigt, so verkürzen sie sich und ziehen so den Körper des Thieres auf sich zu. Das Wasser zum Anschwellen der Füsschen wird von aussen in den Leib aufgenommen und in besonderen Canälen, welche Nichts mit den Adern für das Blut zu thun haben, zu jedem einzelnen Füsschen geleitet. Wichtig ist ein anderer Gebrauch, den die Seeigel von ihren Füsschen machen. Sie fangen nämlich damit ihre Beute. Kommt irgend ein Thier, das sie verzehren können, in ihre Nähe, so spannen sich einige Saugfüsschen aus, bis sie es erreichen. Merkt es nun nicht früh genug die Nähe und den Angriff des Feindes, so ist es verloren. Rasch folgen weitere Saugfüsschen, und so ist das Opfer bald mit Hunderten kleiner Fesseln umstrickt und wird langsam in die Nähe des Mundes gebracht. Alle Anstrengungen helfen nicht, denn reissen auch einige Saugfüsschen ab, so nehmen andere ihre Stelle ein, und bald ergiebt sich das Opfer in sein Schicksal und wird langsam verzehrt. Um aber beim Beschleichen der Beute nicht zu früh erkannt zu werden, bedecken sich manche See- igel mit allerlei Steinchen, Muscheln, Stückchen von Pflanzen u. Ss. w. und erzielen offenbar mit dieser Maskerade auch Erfolge. Der Mund der Seeigel, Seesterne und Schlangensterne ist auf der Unterseite des Körpers und wird daher nur sichtbar, wenn sie auf dem Rücken liegen oder am Glase kriechen. Viele Seeigel haben kräftige Kiefer von eomplicirtem Bau, mit denen sie auch harte Gegenstände zer- kleinern. Andere leben stets im Sande und verschlucken ihn, um die organischen Stoffe darin zu verdauen und den Sand wieder von sich zu geben. Die Seesterne haben keine Kiefer, aber die Wände ihres Darm- canals sondern so ätzende Säfte ab, dass sie dadurch die Thiere tödten, welche sie mit ihren Saugfüsschen in die Nähe des Mundes bringen — besonders Muscheln, Schnecken, aber auch häufig genug Fische und Krebse. Sie bilden einen sehr beachtenswerthen Feind der Fischerei, dem man im Interesse ergiebigeren Fischfanges nachstellen sollte. Stachelhäuter. 65 Wie manche Seeigel, so nähren sich auch die meisten Seewalzen durch Aufnahme von Sand und Schlamm und Verdauung der brauchbaren Theile. Einige (z. B. Cuwcumaria, Fig. 161) hingegen machen es ganz anders. Sie liegen un- beweglich auf irgend einem Stein oder anderen hervorragenden Gegen- stand, entfalten ihre grossen und reich ver- zweigten Tentakel (in der Abbildung rechts!), stecken sie abwechselnd in den Mund und streifen die kleineren Thiere, Fig. 161. Cueumaria Planei, auf !/» verkleinert. welche sich inzwischen darauf niedergelassen haben, ab. Mit einiger Geduld ist dieser Vorgang leicht zu beobachten. Manche Seeigel (z. B. Dorocidaris, Fig. 7) haben grosse Stacheln ; alsdann können sich aber auch die Saugfüsschen sehr lang ausstrecken, denn sie müssen noch über die Stacheln hinausreichen. Dazwischen sitzen bei vielen Arten auf besonderen, beweglichen Stielen auch noch viele zwei- oder dreizinkige Zangen, welche gleichfalls Gegenstände zu ergreifen ver- mögen. Die Seesterne haben an der Spitze der Arme Augen, können indessen wahrscheinlich mit ihnen nur Hell und Dunkel unterscheiden, nicht aber deutlich sehen. Die Echinodermen zerfallen in fünf grosse Gruppen: 1. Die Seelilien oder Haarsterne (Crinoidea), 2. die Seesterne (Asteroidea), 3. die Schlangensterae (Ophiurordea), 4. die Seeigel (Echinordea), 5. die Seewalzen (Holothurioidea). Von der ersten Classe zeigt das Aquarium die Antedon rosacea (Fig. 6) in strohgelben, orangefarbenen, blutrothen oder braun und weiss gefleckten Exemplaren oft in grossen Mengen. Gewöhnlich umklammern sie mit ihren Ranken Korallenbäumchen, so dass sie fast wie Blumen aussehen, die an verschiedenen Stellen hervorspriessen. Von Seesternen bietet das Aquarium mehrere Arten. Sie gehören zu den Gattungen Luidia (Fig. 5), Astropecten (Fig. I), Asterias (Fig. 3), Echinaster (Fig. 2), Palmipes u. s. w. Auch die Schlangensterne sind vertreten, fesseln aber die Auf- merksamkeit des Laien weit weniger. Hierzu gehört z. B. Ophioderma (Fig. 4). Die Seeigel sind dagegen wieder sehr auffällig, Durch seine Fleischfarbe und noch mehr durch seine Grösse macht sich Echinus bemerklich. Von Strongylocentrotus und Verwandten werden auf dem Fischmarkt die zur Zeit der Geschlechtsreife prallen gelben Eierstöcke roh wie Austern gegessen. Sphaerechinus (Fig. 8) ist schön violett oder braunroth, und Dorocidaris (Fig. 7) zeichnet sich durch seine wenigen, aber grossen und starken Stacheln aus. Die Seewalzen endlich sind sehr häufig im Golfe, und so enthält auch das Aquarium wohl ein halbes Dutzend Arten, darunter die braune Holothuria tubulosa (Fig. 11), welche über einen Fuss lang wird, und I 66 Zweiter Abschnitt. den nicht runden, sondern platten Stichopus (Fig. 10). Diese Holo- thurien sind dadurch sehr merkwürdig, dass sie häufig in ihrem Leibe einen Fisch von 20—25 cm Länge, Fierasfer acus, beherbergen, welcher mitunter seinen Kopf aus dem After der Holothurie hervorstreckt. Er frisst kleine Krebse, muss sich aber zu ihrem Fange aus der Holothurie herausbegeben. Einige Arten Seewalzen werden von den Chinesen mit Vorliebe gegessen; der sog. Trepang ist ihre an der Sonne oder am Feuer getrocknete dicke Haut. Tausende von Menschen, vorzüglich Ma- layen und Chinesen, sind an den Küsten von Neu-Guinea, der Philip- pinen, Karolinen u. s. w. mit dem Fange und dem Handel dieser Speise beschäftigt, welche aber für europäische Gaumen nur mit reichlichem Zusatz von Gewürzen geniessbar wird. — Ueber Cucumaria s. oben S. 65. Ringelwürmer (Annulata). Bei Nennung des Namens Wurm befällt viele Leute ein unbehagliches Gefühl. Der Grund dafür liegt zum Theil in dem traditionellen Wider- willen, der bei den meisten Gebildeten gegen so viele niedere Thiere vor- handen ist; indessen verdienen auch gerade die wenigen dem Laien be- kannten echten Würmer diese Abneigung. Schleimige Regenwürmer und blutgierige Egel, Finnen, Bandwürmer und Trichinen — das sind die Thiere, an die meistens gedacht wird, wenn von Würmern die Rede ist, abgesehen davon, dass auch Schlangen, Blindschleichen, Raupen, Ohr- würmer und andere Nichtwürmer von Vielen in den Kreis der Vorstellung mit hereingezogen werden. Im Meere aber lebt gerade von denjenigen Würmern, zu denen der verachtete Regenwurm gehört, den Ringelwür- mern, eine reiche Welt, die an Zartheit der Gestaltung und Farbenpracht nicht hinter den schönen Seerosen und anderen schmucken Seebewohnern zurücksteht. Der Leser wird diese Behauptung bestätigt finden, wenn er einen Blick in das Wurmbecken (No. 22) unseres Aquariums wirft, das eher einem Garten voll bunter Miniaturpalmen, als einer Wurmsammlung gleicht. Auf schlanken Stielen wiegen sich hier Fiederkronen, Spiro- graphis (Fig. 121), dort treten aus weissen, regellos gebogenen Kalkröhren brennendrothe Quasten hervor, Protula (Fig. 122), während an anderer Stelle ein wirres Geflecht soleher Röhrchen mit Hunderten von farbigen Pinselchen besäet erscheint, Hydroides (Fig. 123) — alles blumenhaft zart, weit mehr an die Kinder Floras erinnernd, als an thierische Wesen. Und doch sind alle diese Gebilde echte Würmer, deren wie ein Regen- wurm geringelter Körper zu seinem Schutze jene Röhren gebaut hat, und deren am Kopfe wie Fächer ausgebreitete Kiemen eben die kleinen Pal- menkronen sind. Die leiseste Berührung der letzteren — und rasch verschwindet der Fächer in der Röhre; der Wurm hat sich zurück- gezogen, da er nirgends mit dem Gehäuse in festem Zusammenhang steht, und wartet ein Weilchen, bis die Gefahr vorüber ist. Endlich schiebt sich langsam und vorsichtig, einem Pinsel vergleichbar, der Fächer aus der Röhre hervor und breitet sich von neuem aus. Schon eine leichte Erschütterung des Wassers scheucht viele von diesen Würmern in ihre Behausungen zurück, und bei den kleinsten Arten geht diese Reizbarkeit Ringelwürmer. 67 so weit, dass selbst eine momentane Verdunkelung des Beckens durch rasch vor der Sonne hinziehende Wolken empfunden wird. Im Meere kann man ähnliche Gärten sehen, wie das Aquarium sie “darstellt; sie bieten, durch das krystallklare Wasser der Felsküsten be- trachtet, einen entzückenden Anblick dar und liefern stets eine reiche Ausbeute, nicht nur an solchen Röhrenwürmern, sondern auch an den verschiedensten Thieren, die zwischen und auf ihnen sich angesiedelt haben. — Nicht alle Röhrenwürmer indessen bauen ihre Gehäuse aus Kalk oder lederartig erhärtendem Hautschleime, wie die Fächerwürmer. Manche durchtränken den Sand, in welchem sie wühlen, mit ihrem Schleime und bilden zarte Sandröhren, wie der auch in den nordischen Meeren häufig als Köder beim Fischfange verwendete Sandpierer, Arenicola, ferner Terebella, deren gelbrothe Fühler man häufig aus dem Boden des Beckens hervorschauen sieht. Andere kitten Steinchen, Muschelstückchen und ähn- liche kleine Sachen zusammen, wieder andere leimen Schlammhülsen für ihren Körper oder leben in langen, an beiden Enden offenen Hornröhrchen, welche dünnen Federkielen täuschend ähnlich sehen: Onuphis. Letztere gehören zu denjenigen Ringelwürmern, welche mit ihren Gehäusen frei umherkriechen, während die erstgenannten an Felsen, Holzwerk und an- deren festen Körpern haften oder mit dem unteren Theile der Röhre lose im Boden stecken. Mehrere Arten sind eine Plage für die Schifffahrt, indem sie sich so massenhaft an den Kielen ansiedeln, dass der Lauf der Schiffe dadurch verlangsamt wird. In ihrer ersten Jugend sind alle diese '[hiere völlig anders: aus ihren Eiern gehen frei schwimmende Larven von sehr sonderbarer Form hervor, die nach einer kurzen Schwärmzeit sich festsetzen und dann erst durch eine vollständige Metamorphose zu dem Thiere werden, das als geringelter Wurm seine Röhre baut. Diesen röhrenbewohnenden Ringelwürmern, deren es in allen wärmeren Meeren eine Fülle farbenprächtiger Arten giebt, steht als zweite Gruppe die nicht minder artenreiche Abtheilung der freilebenden Ringel- würmer gegenüber. Der Golf von Neapel ist von Alters her bei den Zoologen als einer der reichsten Fundorte für diese Thiere berühmt gewesen, und es sind bis jetzt bereits (die Röhrenwürmer mitgerechnet) gegen 300 Arten beschrieben worden. Gleich- wohl eignen sich nur die wenigsten zu Aquarium- bewohnern, da sie meist ein sehr verborgenes Leben im Schlamm und in Gesteinritzen führen. Eine der schönsten Arten ist die Seeraupe, Aphrodita (Fig.132), deren Borstenkleid in allen Metallfarben schimmert. Ihre nächste Verwandte ist die im Golfe sehr gemeine Hermione, ein trotz seines schönen Namens sehr widerwärtiges Geschöpf, dessen leicht ausfallende Borsten mit Fig.162. AleiopaCantrainii, feinen Widerhaken besetzt sind und beim Be- auf ?/a verkleinert. rühren des Thieres sich überall in die Hand einbohren, wodurch sie Entzündung erzeugen. Alciopa (Fig. 162) ist so durchsichtig wie die Quallen und andere Glasthiere und lebt gleich ihnen 5* 63 Zweiter Abschnitt. meist an der Oberfläche des Meeres. Im Aquarium (Becken No. 20) ist sie ein seltener Gast, weil ihr Fang wie bei den Glasthieren überhaupt (s. oben 8. 62) sehr vom Zufalle abhängt. Moosthierchen (Bryozoa). Eine ganz eigenthümliche Gruppe von Thieren sind dieMoosthierchen oder Bryozoen, so genannt nach den moos- und korallenartigen Colonien, welche sie bilden. Bis in die neuere Zeit hinein wurden sie als Ver- wandte der Korallenthierchen angesehen — und auch der Besucher wird die zierlichen, netzförmigen Krausen von Retepora (Fig. 116) oder die ver- ästelten Stöcke von Myriozoum (Fig. 117) leicht für Korallen halten. Die genauere Untersuchung hat aber ergeben, dass die Thierchen, welche diese Stöcke bilden und in ihnen zu Colonien vereinigt leben, eine ganz andere, vollkommenere Organisation besitzen, als die Korallenpolypen. Die Bryo- zoen sind über alle Meere verbreitet und entfalten einen erstaunlichen Reichthum an Formen. Krebse (Crustacea). Ein streng in sich abgeschlossener Kreis von T'hieren tritt uns in den Krebsen entgegen. Neben dem traumhaften Stillleben bunter Korallen und Ringelwürmer, dem einförmigen Spiele apathischer Fische, träger Mollusken und Stachelhäuter fesselt uns sofort das immer bewegliche, oft mit unwiderstehlicher Komik wirkende Treiben der vielgestaltigen Schaar, und ein aufmerksamer Blick entdeckt bald, dass er Geschöpfe vor sich hat, deren geistige Fähigkeiten die der meisten anderen Seethiere weit übertreffen. Wir haben damit zunächst die kurzschwänzigen Krabben *) und verwandte Geschöpfe im Auge, welche im Becken Nr. 23 vereinigt sind, wollen aber, da der Laie gewöhnlich nur den Flusskrebs und Hummer kennt, mit dem Hummer beginnen und dann versuchen, an ihm das Ver- ständnis für die übrigen Formen der Crustaceen zu entwickeln. Der Hummer, Homarus vulgaris (Fig. 163), ist im Ganzen ein ver- grössertes Abbild des Flusskrebses, und der Besucher wird sıch daher leicht an den Exemplaren des Aquariums (Becken 6) über die Haupttheile eines solchen orientiren können. Der Körper zerfällt in einen vorderen, zwar gegliederten, aber von einem ungetheilten Rückenschilde bedeckten Abschnitt, die sogenannte Kopfbrust, und einen hinteren, aus beweg- lichen Ringeln zusammengesetzten Theil, den Schwanz des Krebses, welcher in einer aus breiten Platten gebildeten Flosse endigt. Die Kopf- brust trägt vorne die gestielten Augen sowie zwei Paar Fühler und unten sechs Paar bewegliche Mundwerkzeuge, von denen man die drei vorderen als Ober- und Unterkiefer, die drei hinteren als Hilfskiefer oder Kiefer- füsse bezeichnet. Man kann die Thätigkeit dieses complicirten Apparates sehr gut sehen, wenn der Krebs frisst; man bemerkt dann, wie er die Hilfskiefer zum Festhalten und Wenden der Nahrung. die echten Kiefer *, Im Norden bezeichnet man häufig die Garneelen als Krabben. In der Zoo- logie führen aber nur die Taschenkrebse und ihre Verwandten diesen Namen. Krebse. Hummer. 69 dagegen zum Zerbeissen und Kauen verwendet. Auf die Hilfskiefer folgen die fünf Paar Brustfüsse, die vorderen drei mit Scheeren; das erste Paar dient als Waffen, die übrigen sind Gehbeine. Auch der Schwanz trägt beinartige Anhänge, an denen bei den Weibchen die Eier befestigt werden. Fig. 163. Homarus vulgaris, auf !/3 verkleinert. Wenn wir unseren Hummer genauer beobachten, so sehen wir, dass er mit den fiederförmigen Anhängen an den Hilfskiefern fast beständig wedelt und auch häufig die Schwanzbeine in ähnlicher Weise bewegt. Das ist sein Athemholen. Wie nämlich der Mensch durch abwechselnde Er- weiterung und Verengerung der Lunge die Athemluft erneuert, so leitet der Krebs durch jene Bewegungen das frische Athemwasser zu seinen Kiemen, welche unter dem Rückenschilde liegen. — Auffällig ist ferner das stete Zucken der beiden kleineren von den vier vorn am Kopfe stehen- den Fühlern, die höchst wahrscheinlich zum Riechen verwandt werden, während die grösseren zum Tasten dienen. Eine wichtige Angelegenheit im Leben des Krebses ist die jährlich wiederkehrende Häutung, wobei das Thier seine ganze Schale wechselt, indem es aus ihr buchstäblich herauskriecht — aus der Haut fährt, wie man sagen könnte. Der Panzer erhält zu dieser Zeit einen Riss am Hinterrande des Rückenschildes, und durch diesen arbeitet sich der Hum- mer langsam, zuerst mit dem Hinter-, dann mit dem Vorderleibe hervor, ein mühevolles und oft gefährliches Geschäft, da alle Gliedmaassen, die dicken Scheeren, die Augen, Fühler und Kiefer aus ihren engen Futteralen herausgezogen werden müssen, ja sogar der Magen sich häutet! Häufig büssen auch die Thiere eine oder beide Scheren dabei ein und sind bei der Weichheit ihres neuen Panzers bis zu seinem Festwerden stark ge- fährdet, daher sie instinctiv sich zu verbergen suchen. Frisch gehäutete unverletzte Exemplare sehen in ihrem neuen Gewande schmuck aus. Von den Gewohnheiten der Hummern, die man im Aquarium be- obachten kann, heben wir die Sitte hervor, Gruben und Löcher im Sande 70 Zweiter Abschnitt. auszuscharren, theils um Schlupfwinkel zu bilden, theils um die Nahrung zu vergraben. Ferner ihr misstrauisches Benehmen gegen die Genossen, mit denen sie manchmal in harte Kämpfe gerathen und dabei die Riesen- kraft ihrer Scheren oft nur zu erfolgreich an einander erproben. Die Invaliden mit verkürzten Fühlern und abgekniffenen Scheren sind solche durch verunglückte Häutungen und Kämpfe verletzte Thiere. — Die eigentliche Heimat des Hummers sind die Küsten der nordeuropäischen Meere, an denen er auch der Gegenstand einer bedeutenden Fischerei ist. Man fängt ihn in Körben, in welche er nächtlicher Weile, durch den Köder angelockt, hineinkriecht. Im Mittelmeere ist er seltener und des- halb auch theurer. In dem angrenzenden Becken (Nr. 7) befindet sich ein Verwandter ‘ des Hummers, die Languste, Palinurus vulgaris (Fig. 48), auch Stachel- hummer genannt, welche vielfach mit ihm verwechselt wird. Ein Blick auf beide macht indessen die Unterschiede sofort klar. Der Mangel der Scheren, die Bestachlung des Rückenschildes und die mächtigen Fühler werden auch einem ungeübten Auge sofort auffallen, und die weitere Ver- gleichung ergiebt zahlreiche kleinere Differenzen, deren Auffindung wir wohl dem Besucher selbst überlassen dürfen. In der Lebensweise sind beide Thiere einander ähnlich, jedoch ist die Languste geselliger und leb- hafter, klettert gerne und gewandt an den Felswänden umher und nährt sich mit Vorliebe von Muscheln, die sie geschickt mit den kräftigen Klauen der Vorderbeine zu zerbrechen weiss. Sie ist im Mittelmeere viel häufiger als der Hummer und wird auch im Golf von Neapel an allen Felsküsten gefischt. In der Gefangenschaft dauert sie vortrefflich aus. Ein Verwandter von ihr ist der grosse Bürenkrebs, Scyllarus latus (Fig. 47), ein unbehilflicher Geselle, der den grössten Theil seines Lebens mit Stillsitzen in einem Felswinkel verbringt. Er ist gewöhnlich mit Schlamm und Algen bedeckt, und wird so bei seinem unbeweglichen Wesen häufig für einen Stein gehalten. Zur Vertheidigung verwendet er die äusseren Fühler, welche zu zwei breiten Schaufeln umgebildet sind, und mit denen er auch während des Fressens sein Futter zudeckt. Im Krabbenbecken (Nr. 23) wird man häufig den kleinen Bärenkrebs, Scyl- larus arctus, finden, der lebhafter gefärbt und auch flinker ist. Von den kleineren langschwänzigen Krebsen erwähnen wir besonders die Garneelen, wie Palaemon (Fig. 147), die sich durch ihre munteren Sprünge bemerklich machen. Sie bewohnen in Scharen alle Felsenküsten und dienen zahllosen Thieren zur Nahrung; auch im Aquarium (Becken No. 20 u. 23) bilden sie einen grossen T'heil der Futtervorräthe. Ihre Bewegungen beim Schreiten und Schwimmen sind leicht und zierlich, und ihre Empfindlichkeit ist so gross, dass sie die leisesten Erschütterungen des Wassers wahrnehmen und durch mächtige Sätze beantworten. Seltenere Arten aus der Gruppe der Garneelen und daher nicht immer im Aquarium vertreten sind Stenopus (Fig. 133) und Penaeus (Fig. 134). Letzterer hat ein ungemein wohlschmeckendes Fleisch und dabei eine ganz dünne Haut, würde sich also als Tafelkrebs empfehlen, wenn er nur häufiger zu haben wäre. Im Golfe von Gaeta wird er (unter dem Namen Mazzacuogno) besonders gefischt. Bis jetzt haben wir nur die Langschwänzer unter den Krebsen be- Einsiedlerkrebse. 71 sprochen und wenden uns nun zu einer eigenthümlichen Gruppe von Krebsen, welche gleichsam ein Zwischenglied zwischen den eben geschil- derten und den Kurzschwänzern oder Krabben darstellen. Es sind dies die Einsiedlerkrebse oder Paguren (Fig. 164—166). Ein Schneckenhaus, das auf Krebsbeinen herumläuft und Seeane- monen spazieren trägt — das ist ungefähr der erste Eindruck, den der Unkundige beim Anblick eines Pagurus (Becken No. 23) erhält. Die drol- lige Figur interessirt unwillkürlich und erregt den Wunsch, Näheres dar- über zu erfahren. Nun, die Sache ist einfacher, als sie aussieht, und verhält sich wie folgt. Die Paguren sind Krebse, welche in leeren Schnecken- schalen wohnen. Kommen sie aus dem Ei, so sind sie den Jungen der Langschwänzer noch ganz ähnlich; aber schon bald beginnt ihr bis dahin . 165. Pagurus striatus, auf !/s ver- kleinert. Fig. 164. Pagurus striatus, mit Schneckenschale Fig. 166. Eupagurus Prideauxii, mit und 3 Actinien, auf !/» verkleinert. Schneckenschale und der Aectinie Adamsia palliata, auf 1/, verkleinert. gerader Hinterleib sich spiralig zu krümmen, und nun ist für das Krebslein, welches dann noch keinen Centimeter lang ist, die Zeit erschienen, sich nach einem Schneckenhause umzusehen. Findet es ein leeres und für seine Grösse brauchbares, so steckt es einfach den Hinterleib hinein; findet es kein leeres, so frisst es die Schnecke erst heraus und logirt sich dann ein. Durch die vieltausendjährige Anpassung an dieses Leben ist aber der Hinterleib ganz weich geworden und gleicht einem Sacke (Fig. 165), der am Hinterende ein paar kleine Klammerfüsschen trägt und mit ihnen so fest in der Schale sitzt, das man das Thier bei dem Versuche, es hervor- zuziehen, leicht entzwei reisst. Das Schneckenhaus dient also zum Schutze des Krebses und pflegt so gross zu sein, dass er sich bei Gefahr voll- 72 Zweiter Abachma. ständig darin verkriechen kann. Wächst er, so muss er natürlich aus- ziehen und die zu enge Wohnung gegen eine geräumigere vertauschen, was er mit grosser Umsicht thut. Hat er nämlich eine anscheinend passende Schale gefunden, so unterwirft er sie zuvor einer sehr genauen Prüfung, langt mit den Scheren tief in die Mündung hinein, um sich zu verge- wissern, dass nichts Verdächtiges darin steckt, und wagt dann erst den Umzug: er fasst das Gehäuse mit den Scheren, stellt es mit der Mündung sich zugekehrt aufrecht hin und fährt dann mit einem Ruck aus der alten Schale heraus und in die neue hinein, als ob er ahnte, welch ein Lecker- bissen sein weicher saftreicher Hinterleib für die hungrigen Fische sei. Was hat es aber mit den Seerosen für eine Bewandtnis, welche oft zu 3—6 fast auf allen von Paguren bewohnten Schalen angesiedelt sind, mit dem Krebs aber nirgends in körperlicher Verbindung stehen? Es ist jedenfalls ein Freundschaftsverhältnis, das aus einem wechselseitigen Nutzen erwachsen ist; und dieser besteht, so weit wir wissen (s. oben S. 56), für den Pagurus in dem Schutz, den seine Wohnung durch die giftigen Nesselorgane der Actinie erhält, indem viele seiner Feinde (Schildkröten, Pulpen) durch das Brennen bei der Berührung mit denselben zurückgescheucht werden , für die Actinie aber in dem erleichterten Nahrungserwerb, weil sie nicht wie ihre an Felsen hangenden Schwestern zu warten braucht, bis ihr von selbst etwas in den Mund fällt, sondern bei dem beständigen Vagabundenleben ihres Freundes theils mit verschiedenen Thieren in Be- rührung geräth, theils auch von den Mahlzeiten des Krebses mancherlei erbeutet. Dies bestätigt namentlich die kleine Actinie Adamsia palliata (Fig. 166), welche regelmässig die von Eupagurus Prideauxii bewohnten Schalen besetzt und so angeheftet ist, dass ihr Mund nach abwärts ge- kehrt ist. Das Wunderbarste an dem Verhältnis dieser beiden so un- gleichen Geschöpfe ist aber, dass der Krebs seine Freundinnen kennt und nicht nur seine Schale mit Actinien zu besetzen sucht, sondern sie auch beim Wohnungswechsel mitnimmt! Beobachtungen und Versuche erheben diese Thatsache über jeden Zweifel und lassen dies Bündnis als eines der merkwürdigsten erscheinen, das wir bei niederen Thieren kennen. Das Leben der Paguren im Aquarium bietet ein wechselvolles, an ergötzlichen Scenen reiches Bild. Die drolligen Kämpfe der streitsüchtigen Schaar, das Uebereinanderpurzeln, Fliehen und Verfolgen, die frechen Annexionen der Einen und die resolute Abwehr der Anderen bei ihren gemeinsamen Mahlzeiten erregen unwillkürlich die Heiterkeit des Beschauers; auch wird man von manchen schlauen Zügen höchlichst überrascht. Sie stehen darin den Krabben, zu denen wir uns jetzt wenden, am nächsten. Bei den Paguren lernten wir als die Folge der Anpassung an das Leben in Schneckenschalen die Rückbildung des Hinterleibes kennen. Bei den Kurzschwänzern oder Krabben ist diese noch viel weiter ge- diehen, aber zu Gunsten der freieren Beweglichkeit des Thieres. Hier. ist der umfangreiche Körpertheil, den wir beim Hummer als Schwanz be- zeichnen, zu einer kleinen rundlichen oder dreieckigen Platte geworden, die unter die Kopfbrust geschlagen ist und daher bei Betrachtung des Krebses von oben nicht gesehen werden kann. Der Vorderkörper aber ist in die Quere entwickelt und meist von drei- oder vierseitiger Form. Krabben. 113 Als Typus dieser Gruppe kann der Taschenkrebs dienen, den wohl die Meisten aus Sammlungen, Abbildungen oder von einem gelegentlichen Aufenthalte am Meere kennen. Zunächst machen wir auf die Krabben mit dreieckigem Vorder- körper aufmerksam. An ihnen fällt besonders die wunderliche Ausstaffi- rung mit allerhand Fremdkörpern auf. So trägt Pisa (Fig. 140) oft einen Wald von Algen und kleinen Thiercolonien (Moosthierchen, Hydroid- polypen) auf dem Rücken und den Beinen; so schleppen die Arten von Inachus (Fig. 141) auf ihren langen dünnen Beinen Pflanzen, Schwämme und Ascidien umher — kurz, so viele solche Thiere man mustert, so viele und abenteuerliche Toiletten bemerkt man an ihnen. Und ihr Zweck? Möglichstes Verborgensein vor Feind und Beute. Denn alle diese Dinge haben sich nicht von selbst auf den Thieren angesiedelt, sondern sind von ihnen künstlich auf ihrem Körper befestigt worden — wir dürfen wohl kaum behaupten, mit Absicht, sondern in Folge eines ererbten In- stinctes, welcher sie dazu treibt, sich auf solche Art unkenntlich zu machen. Alle Dreieckkrabben sind nämlich äusserst langsam in ihren Bewegungen und gleichen in ihrer Verkleidung und bei ihrer Gewohnheit, in der Ge- fahr sich regungslos zu verhalten, täuschend einem bewachsenen Steine. Der Apparat zum Befestigen der Fremdkörper besteht aus einem Besatz von hakenförmigen Borsten über den ganzen Körper, zwischen welche sie die Algen u. s. w. sehr geschickt mit den Scheren festhaken. — Die grosse Maja squinado, Seespinne, richtiger Spinnenkrebs (es giebt keine Spin- nen im Meere), sucht diese Bewaldung dadurch zu ersetzen, dass sie sich Steinchen und Muschelschalen auf den Rücken legt (Fig. 49). Auch Lambrus (Fig. 142) weicht von der Regel ab und verlässt sich mehr auf die Stärke seiner langen Scherenbeine als auf Verkleidung. Unter den Krabben mit viereckigem Vorderkörper treffen wir ähn- liche Gewohnheiten an. Dorippe lanata (Fig. 144) packt jeden beliebigen lebenden oder todten Gegenstand, dessen sie habhaft werden kann, hält ihn mit den Klauen der hinteren Beinpaare über sich und kriecht damit umher. Seewalzen und Ascidien, Krebse und Seesterne, Fischköpfe, Glas- scherben, Holz — kurz, was irgend wie als Schild zu dienen vermag. wird ohne Weiteres annectirt, wobei es natürlich, falls es lebende Thiere sind, zu komischen Conflicten zwischen dem der Macht seines Instinctes folgenden Krebse und dem widerspenstigen Opfer seiner Wünsche kommt. Die Wollkrabbe, Dromia (Fig. 167), maskirt sich mit einem meist orange- gelben Schwamme (Sube- rites) oder mit einer Colonie zusammengesetz- ter Ascidien so vollkom- Fig. 167. Dromia vulgaris, mit einem Schwamme men, dass nur die Beine auf dem Rücken, auf Ya verkleinert. unter der Bedeckung her- vorschauen, wenn man das Thier genau von oben betrachtet. Auch hier wird das lebende Dach, welches sich übrigens entsprechend dem Wachs- 74 | Zweiter Abschnitt. thume seines Trägers vergrössert, mit den Hinterbeinen auf dem Rücken festgehalten. In einem gewissen Gegensatze hierzu stehen die Krabben mit rund- lichem Vorderkörper: sie sind äusserst reinlich. So z. B. die Scham- krabbe, Calappa (Fig. 136); sie erreicht dafür ihren Schutz einfach durch Vergraben in den Sand. Mit ein paar kräftigen Bewegungen der grossen schaufelförmigen Scherenbeine versenkt sie sich. bis an die Augen in den Boden und durchspäht vorsichtig aus dieser Deckung heraus die Umgebung. Aehnlich verhält es sich mit Ilia (Fig. 135). Die höchsten Glieder dieser Gruppe sind die Uferkrabben, von denen wir nur Carcinus (Taschenkrebs, Fig. 138), Eriphia (Fig. 139) und Lupa (Fig. 137) nennen. Ihre Behendigkeit und Schlauheit sind wirklich über- raschend und deuten in gleicher Weise, wie ihre Fähigkeit, sich auf dem Lande zu bewegen, auf einen Fortschritt in der Organisation hin. Wer diese Krabben einmal zu fangen suchte, wird sich der Schwierigkeit er- innern, von Hunderten auch nur einer habhaft zu werden;. auch wird er dabei bemerkt haben, wie geschickt die flüchtigen Thiere jeden Schlupf- winkel zu benutzen verstehen und wie sie, in die Enge getrieben, sich mit wahrer Todesverachtung zur Wehre setzen. Besonders die robusten Eriphien stellen sich sofort kampfbereit auf die Hinterbeine und kneipen mit erstaunlicher Kraft in jedes Ding, das man ihnen vorhält. Im Aqua- rium haben wir sie Glasröhren mit den Scheren zermalmen sehen.* Ausser- halb des Wassers leben alle Uferkrabben lange und bewegen sich mit fast gleicher Sicherheit, wie in ihrem heimischen Elemente. Ausser den bisher geschilderten Thieren aus der Abtheilung der zehn- füssigen Krebse (Dekapoden) haben wir noch eine zu den sogen. Maul- füssern (Stomatopoden) gehörige Art zu erwähnen. Es ist der Heu- schreckenkrebs, Squilla mantis (Fig. 148), ein schlankes, bewegliches und räuberisches Geschöpf, das in Bildung und Haltung der Raubfüsse, welche mit grosser Sicherheit und Kraft nach dem Opfer vorgeschnellt werden, an die bekannte Gottesanbeterin (Mantis religiosa) unter den Insekten erinnert. Er ist ein überaus reinliches Thier, das sich fast unablässig sorgfältig zu säubern bemüht ist. Man sieht ihn das Putzgeschäft in allen erdenklichen Stellungen besorgen und bald die Augen und Fühler, bald die Mundtheile, Beine und Leibesringel abwechselnd bürsten und streichen, bis kein fremdes Theilchen mehr daran haftet. Hatten wir es bisher mit Krebsen zu thun, die meist von ansehn- licher Grösse sind und darum leicht in die Augen fallen, so müssen wir jetzt noch kurz einiger kleinerer Formen gedenken. Allerdings ist weit- aus die Mehrzahl aus dem ungeheuren Heere der Krebsthiere, von dessen Reichthum an Gestalten selbst unter den Zoologen nur diejenigen eine Ahnung haben, die sich ganz speciell mit ihnen beschäftigen, für die Schaustellung in einem Aquarium nicht recht geeignet. Theils liegt dies an der Kleinheit der meisten, so dass nur das bewaffnete Auge sie wahr- nimmt, theils an ‘der verborgenen Lebensweise so vieler unter ihnen. Wir werden uns also darauf beschränken, die auffälligeren der im Aquarium hin und wieder vorkommenden Erscheinungen zu besprechen. Fast das ganze Jahr hindurch wird man in den meisten Becken, be- sonders in Nr. 1, 7 und 11, eine Unmenge winziger flinker Krebslein Asseln. Flohkrebse. Rankenfüsser. | & erblicken, die sich wie ein Mückenschwarm nahe dem Boden umher- treiben. Dies sind nicht etwa die Jungen einer grossen Krebsart, sondern ausgewachsene '[hiere, und zwar sogen. Mysideen. Sie sind dadurch ausgezeichnet, dass jedes Bein wie eine zweizinkige Gabel gebaut ist. Die höheren Krebse haben in ihrer Jugend auch solche »Spaltfüsse« und sind daher wohl aus Thieren, welche den noch jetzt lebenden Mysideen ähnlich waren, hervorgegangen. Aus der Unterordnung der Asseln oder Isopoden, für welche die bekannte Kellerassel, ein zum Landleben bekehrter Krebs, als Vorbild gelten mag, findet der Besucher manchmal an Fischen die parasitischen Gattungen Anilocra und Cymothoa (Frschläuse) festgeheftet. Sie sitzen mit ihren Mundtheilen und den Sichelkrallen der sieben Beinpaare fest- gehakt am Kopf, an den Augen, auch am Schwanz, oder im Munde an den Kiemen und im Schlunde der Fische, von deren Blute sie sich nähren. Sie werden dabei gegen fünf Centimeter lang. Sie haken sich so fest an ihre Opfer an, dass keine Anstrengung der gequälten Thiere im Stande ist, sie abzustreifen. Die zahlreiche Brut wird von den Weibchen in einer besonderen Tasche an der Unterseite des Körpers bis zum Aus- schlüpfen umhergetragen. Dabei ist aber noch die merkwürdige 'Thatsache zu verzeichnen, dass alle Weibchen in der Jugend Männchen gewesen sind. Sie haben nämlich von Hause aus die Anlagen zu beiden Ge- schlechtern in sich, sind also Zwitter; und nun machen sie erst eine Zeitlang von ihren männlichen Eigenschaften Gebrauch, ehe sie, älter ge- worden, sich die Hervorbringung von Eiern angelegen sein lassen. Auch aus der Gruppe derFlohkrebse oder Amphipoden, von denen der Leser vielleicht den in Bächen oft zu Tausenden lebenden Gammarus pulex (den gemeinen Flohkrebs) kennen gelernt hat, wohnen die meisten Gattungen im Meer. Besonders interessant ist Phronima (Fig. 168), ein kleiner, wie Glas durchsichtiger Krebs, der merk- würdiger Weise in jungen Pyrosomen (s. unten S. 86) lebt, welche er zu einem Tönnchen aus- frisst und sodann als ambulante Wohnung in Besitz nimmt. Indem er sich mit den vorderen Beinpaaren in der Tonne festklammert, streckt er den Hinterleib aus ihr hervor und schwimmt durch lebhafte Ruderschläge der Hinterbeine munter umher. Auch als Kinderstube benutzt Fig.168. Phronima sedentaria der kleine Diogenes seine durchsichtige Tonne, in ihrer Tonne. indem er nicht nur die Eier an der Innenwand befestigt, sondern auch die schon ausgeschlüpften Jungen noch geraume Zeit darin beherbergt. Man fängt ihn an der Oberfläche des Meeres, zu- sammen mit Quallen und anderen Glasthieren, namentlich in den Früh- lings- und Wintermonaten; alsdann ist er in Becken No.20 untergebracht. Als die niedrigste Ordnung der Krebse betrachtet man die Ranken- füsser oder Cirripedien, welche aber in ihrer Gestalt so wenig von einem Krebse an sich haben, dass man sich erst spät über sie klar geworden ist. Noch Cuvier hielt die hierher gehörigen Balanus (Seepocken, Fig. 169) und Lepas (Entenmuscheln, Fig. 129) für Mollusken, und erst geraume Zeit nach ihm wurde aus dem Baue ihrer Jugendformen und der feineren 76 Zweiter Abschnitt. Anatomie der erwachsenen Thiere ihre Zugehörigkeit zu den Krebsen nach- gewiesen. Um so schwieriger mag es dem Laien werden, sich beim An- blick dieser Thiere an die Vorstellung zu gewöhnen, dass sie unzweifel- hafte Verwandte der ihm bekannten Krebse seien. Zum Verständnis diene die Be- merkung, dass die auffallende und an festsitzende Muscheln erinnernde Gestalt die Folge einer sehr weitgehenden rück- schreitenden Verwandlung ist. In der frühesten Jugend sind nämlich alle diese Thiere äusserst kleine, muntere, frei im Wasser umherhüpfende Wesen, welche einen birnförmigen Körper und drei Paar gespaltene Ruderfüsse haben. Es ist dies die allenniederen Krebsen gemeinsame Jugend- Fig. 169. Balanus perforatus, auf form, die man in der Zoologie als Nauplius einem Fels, auf 1/s verkleinert. bezeichnet. Nach einigen Häutungen aber setzt sich dies Wesen mit dem Kopfe irgendwo fest, und nun scheidet die Haut ein aus Kalkplatten zusammen- gesetztes Gehäuse aus, welches den Krebs völlig verbirgt und nur die rankenförmigen Spaltfüsse durch einen Schlitz hervortreten lässt. Das Spiel dieser gegliederten Ranken kann man sowohl bei Balanus wie bei Lepas sehr gut sehen, da die Thiere beständig damit arbeiten, um sich Athem- wasser und Nahrung zuzustrudeln. Die Balanen bilden an den Felsenküsten aller Meere einen Gürtel am Wasserspiegel und sitzen dem Gesteine so fest auf, dass die Brandung ihnen nichts anhaben kann. Auch dauern sie bei der Ebbe in der grössten Sonnenhitze mit der kleinen Menge Wasser aus, welche sie zwischen den fest verschlossenen Schalenklappen zurückhalten. An ihren harten scharfen Gehäusen verletzt man sich beim Baden am Strande oft tüchtig. Die Lepaden (wenn vorhanden, im Becken No. 10 oder 22) wachsen mit Vorliebe auf schwimmenden Gegenständen; namentlich an Schiffen. schwimmenden Hölzern und Aehnlichem werden sie in ungeheuren Mengen angetroffen. Ihr Name Zntenmuschel rührt von dem Märchen her, dass sie junge Bernikelgänse seien. Dieser bis zum Ende des 12. Jahrhunderts reichende Mythus verdankt seinen Ursprung aller Wahrscheinlichkeit nach dem Wunsche der damaligen Geistlichkeit, die kleine Zahl schmackhafter Fastenspeisen dadurch zu vermehren, dass sie die Gänse aus Seethieren entstehen liessen. Weichthiere (Mollusea). Unter dieser Bezeichnung fasst man die Schnecken, Muscheln und Verwandte zusammen, die alle darin übereinstimmen, dass sie kein für die Bewegung des 'Thieres wichtiges Skelet haben (weder ein inneres, wie die Wirbelthiere, noch ein äusseres, wie die Insekten, Krebse u. s. w.) und auch nicht gegliedert sind. Die meisten von ihnen besitzen eine Schale und einen deutlich vom übrigen Körper abgesetzten Kopf mit Augen und Fühlern. Tintenschnecken. FIT Wir beginnen mit der höchsten Gruppe der Weichthiere, nämlich den Kopffüssern (Cephalopoden) oder Tintenschnecken. Bei ihnen finden sich am Kopfe, rings um den Mund, 8 oder 10 Greifarme (»Füsse«), und diese Eigenthümlichkeit hat ihnen zu dem Namen verholfen. Der Pulp (ital. Polpo, bei den Alten Polypus — Vielfuss), Octopus vulgaris (Fig. 73 und 74), ist an den Felsküsten des Mittelmeeres häufig. Man bemerkt an seinem Körper einen Sack, der sich regelmässig aus- dehnt und zusammenzieht (zum Athmen): dies ist der eigentliche, die Eingeweide bergende Rumpf; der darauf sitzende kurze Kopf trägt die grossen Augen und die acht Arme mit Saugnäpfen daran. Verborgen durch die breite Haut, welche die Arme an ihrer Wurzel verbindet, liegt der Mund, welcher mit harten Kiefern von der Form eines Papagei- schnabels bewehrt ist. Beim Athmen des Thieres bemerkt man eine ab- wechselnd sich öffnende und schliessende Hautfaite und ein kurzes, seitlich hervorragendes Rohr (»Trichter«), dessen Oeffnen und Schliessen mit dem der Falte abwechselt. Letztere bildet den Zugang zu der »Mantelhöhle«, in welcher die Kiemen liegen, und durch sie tritt das Athemwasser an die Kiemen heran. Beim Ausathmen wird die Falte geschlossen, und das verbrauchte Athemwasser durch den Trichter ausgestossen. Dieser dient auch beim Schwimmen, indem der Rückstoss des ausgepressten Wassers das Thier mit dem Hinterende voran durchs Wasser treibt (Fig. 73). Die Arme dienen zum Kriechen und Klettern, sowie zum Eıgreifen und Fest- halten der Beute, und sind mit einer Doppelreihe von kräftigen Saug- näpfen besetzt, welche wie Haftapparate wirken. Die Nahrung besteht vorzugsweise aus Krebsen und Fischen. Die Pulpen sind kühne und kräftige Räuber und lauern in Felsspalten auf ihre Opfer. Im Aquarium schleppen sie grosse Steine zu einem Walle zusammen und verbergen sich dahinter. Durch ihre Fähigkeit, die Farbe zu wechseln und zugleich auf der sonst glatten Haut allerlei Höcker und Runzeln hervortreten zu lassen, verstehen sie es überdies, sich ihrer leblosen Umgebung so sehr an- zupassen, dass sie oft nur schwierig von ihr zu unterscheiden sind. Ihr Fang wird an allen Küsten des Mittelmeeres betrieben, und zwar mit einer Art von Körben, die ihnen wohl den Zugang, nicht aber den Aus- gang erlauben, oder auch mit kleinen Töpfen, in denen sie sich verstecken. Auf den Fischmärkten trifft man sie häufig, da sie gegessen werden und namentlich die Arme jüngerer Exemplare geschätzt sind. Ein sehr naher Verwandter des Pulpen ist Eledone moschata, der Moschuspulp, bedeutend kleiner als jener und mit nur 1 Reihe von Saug- näpfen an jedem Arme. Es sind scheue, gerne in Schlupfwinkeln sich verbergende Thiere, welche, aus dem Wasser geholt, einen starken Moschus- geruch verbreiten. Bei ihrer Häufigkeit bilden sie eine gewöhnliche Markt- waare, werden aber meist nur vom niederen Volke verspeist. Einer der interessantesten und wichtigsten Cephalopoden ist die Sepra (Sepia officinalis), Tintenfisch, richtiger Tintenschnecke (Fig. 78). Der Körper ist oval, abgeplattet, mit einem Flossensaum umgeben und birgt unter der Rückenhaut den als Os sepiae bekannten »Knochen« oder Schulp. Die acht Arme sind viel kürzer als bei dem Pulpen und werden gewöhnlich zu- sammengelegt getragen. Zwischen ihnen ist aber noch ein längeres Armpaar versteckt, das beim Fange von Krebsen und Fischen hervorgeschnellt wird. 1 Zweiter Abschnitt. Die auffälligsten Erscheinungen bei der Sepie sind die Absonderung der Tinte und das Farbenspiel. Beides haben sie mit den übrigen Cepha- lopoden gemein, machen jedoch einen viel häufigeren Gebrauch davon als jene. Die als Sepia bekannte Malerfarbe ist das Product einer Drüse, des sogen. Tintenbeutels, dessen Inhalt durch den Trichter ausgespritzt werden kann. Eine geringe Quantität dieser Substanz reicht hin, um das Thier plötzlich in eine dunkle Wolke zu hüllen, die den Verfolger er- schreckt und ihm die Flucht der Sepie verbirgt. Die Farbe wird getrocknet in den Handel gebracht und ist selbst von fossilen Arten noch brauchbar gefunden worden. — Das wunderbare Farbenspiel der lebenden Thiere rührt hauptsächlich von grossen Zellen (Chromatophoren) her, welche in der Haut liegen und mit fein vertheiltem dunklem Farbstoff erfüllt sind; indem sich nun die Zellen ausdehnen oder zusammenziehen, kommt der fast unaufhörliche Wechsel von Farben, das Auftauchen und Verschwinden von Wolken und Streifen, Flecken und Zeichnungen zu Stande, welche sich je nach dem Zustande der Ruhe oder Erregung des Thieres zeigen. Die Sepien haben ihr Farbenspiel völlig in der Gewalt, wie die Schutz- färbung zeigt, welche sie sofort annehmen, wenn sie auf dem Sande ruhen; sie sind dann von diesem kaum zu unterscheiden. Auch auf dunklem Felsgrunde nehmen sie die entsprechende Farbe an. — Die Bewerbungen der Männchen um die Weibchen sind sehr stürmisch, und die Erregung lässt die Thiere dabei in den brillantesten Farben spielen. Das Weibchen legt die grossen schwarzen, birnförmigen Eikapseln einzeln an Korallen und Algen, gewöhnlich dicht an einander, wodurch umfangreiche Trauben gebildet werden (häufig im Becken 19 zu sehen). Die Jungen beweisen sogleich nach dem Ausschlüpfen aus dem Ei ihre Meisterschaft im Farben- wechseln und Tintespritzen. Die Sepie ist eine gesuchte Marktwaare: das Fleisch wird gegessen, der Schulp zum Poliren von Holz. und zu Zahnpulver, die Tinte als Farbe benutzt. Der zur Winterszeit häufige Aalmar, Loligo vulgaris (Fig. 15), ist leider allzu empfindlich für das Aquarium. Einem Fluge Vögel ver- gleichbar, mit den Flossen schlagend, schwimmen die zarten Thiere ein- trächtig vor- und rückwärts, ohne den Körper zu wenden, unaufhörlich bis zu ihrem Tode, der meist wenige Tage nach ihrem Fang eintritt. Jede leise Störung versetzt sie in stürmische Bewegung, wobei sie pracht- volle carminrothe Tinten an dem milchweissen Körper aufglühen lassen. Mit kleinen Garneelen kann man sie füttern; sie benutzen dabei ihr Greifarmpaar wie die Sepien. Ihr Fleisch wird viel genossen; der Schulp ist durchscheinend, biegsam und gleicht einer Feder; die Tinte ist reich- lich, daher der italienische Name des Thieres (’alamajo (Tintenfass). Die nächsten Verwandten des Kalmars können sehr gross werden, und einzelne in den Oceanen beobachtete Riesenexemplare bilden den historischen Kern der Sage vom Kraken. So erzählt schon Plinius wohl von einem Thiere dieser Art, dass es des Nachts an die Fischbehälter von Carteja kam und die Hunde durch sein Geschnaube und seine Arme ver- jagte. Sein Kopf, den man Lucull zeigte, war so gross wie ein Fass von 15 Amphoren, und seine Arme, die ein Mann kaum umspannen konnte, massen 30 Fuss in der Länge und trugen Saugnäpfe, die eine Schnecken. 79 Urne Wasser fassten. Ferner berichtet Montfort von einem Kraken, der in der Nähe von St. Helena mit seinen Armen ein paar Matrosen vom Schiff herabholte, und von dem ein in das Takelwerk verwirrtes Stück eines Armes abgehauen 25 Fuss lang war. An der Küste von Neufund- land wurden 1875 eine ungewöhnlich grosse Anzahl riesiger Kraken todt oder sterbend auf der Oberfläche des Meeres gefunden. Sie erreichten ein Gewicht bis zu 500 Kilo; ihre Fangarme waren bis zu 12 Meter lang. Auch an den Küsten Japans, Alaskas, Neu-Seelands und der Südseeinsel St. Paul sind ähnliche Ungeheuer zur Beobachtung gelangt. Gleich den Kopffüssern besitzen auch die Schnecken oder Gastro- poden einen deutlichen Kopf, aber es fehlen daran die Arme; dafür ist ein »Fuss« vorhanden, d.h. ein Stück der Leibeswand ist wie eine Sohle abgeflacht und dient zum Kriechen, das überhaupt die einzige Art der Fort- bewegung für die meisten Schnecken ist. Bei vielen unter ihnen stecken die Eingeweide in einer gewundenen Kalkschale, dem Schneckengehäuse, in das sich auch der übrige Leib zurückziehen kann. Die Schale wird von dem Mantel, einer Hautfalte, abgesondert und hängt nur durch einen Muskel mit dem Thiere zusammen. Auch trägt der Fuss oft einen hornigen oder kalkigen Deckel, welcher beim Zurückziehen . des Thieres in die Schale deren Oefinung schliesst. Von der Schönheit und Farben- pracht, sowie dem Formenreichthum dieser Gehäuse geben die Con- chyliensammlungen der Museen Zeugnis. Die meisten Formen gehören dem Meere an. Die wichtigsten im Aquarium heimischen Arten sind folgende. Das Seeohr, Haliotis (Fig. 131), hat eine sehr flache, ohrförmige Schale mit weiter Oeffnung und einer Reihe von Löchern, aus denen fühlerartige Fortsätze des Fusses hervortreten. Innen zeigt die Schale den schönsten Perlmutterglanz und wird daher vielfach zu Schmuck verarbeitet. Die Helmschnecke oder Sturmhaube, Cassis (Fig. 20), spielt eben- falls im Handel eine nicht unwichtige Rolle. Aus den Schalen der grösseren ausländischen Arten werden nämlich die bekannten Muschel- kameen geschnitten. Man sägt die geeigneten Stücke heraus und schleift ihre Aussenseite ab, während man die Innenfläche roh lässt. Dann wird mit einem auch für die Korallen verwendeten Stichel unter Benutzung der verschiedenfarbigen Schichten der Schale das Relief herausgearbeitet. Die Schnecke Natica (Fig. 22) besitzt in hohem Grade die Eigen- schaft, durch Aufnahme von Seewasser in die Hohlräume ihres Fusses sich so anzuschwellen, dass sie fast dreimal so gross wird wie im zu- sammengezogenen Zustande. Auch kann sie sehr rasch kriechen und widerspricht dadurch der gewöhnlichen Annahme von der Langsamkeit und Trägheit der Schnecken. Die Leistenschnecken, Murex (Fig. 23), sind im Aquarium durch mehrere Arten vertreten, welche im Alterthum eine wichtige Rolle gespielt haben. Aus ihnen wurde nämlich der echte Purpur gewonnen, dessen sich die Alten für ihre Prunkgewänder bedienten. Der Purpursaft, die Absonderung einer Drüse der Schnecke, ist frisch weiss oder schwach gelb- lich, wird aber im Sonnenlichte gelb und grün, später schön violett. Es S0 Zweiter Abschnitt. hängt von der Menge des Saftes ab, welche Schattirung von violett man haben will, so dass der Färber es völlig in der Macht hatte, die verschie- denen Farbentöne zu erzeugen. Bei den Alten war die Purpurfärberei über ganz Italien und Griechenland verbreitet. Heutzutage ist diese In- dustrie völlig verschwunden, obwohl der lichtempfindliche Stoff, wie Ver- suche gezeigt haben, sich sehr wohl dazu eignet, Zeichnungen photographisch auf Seidenstoffe und andere feine Gewebe zu übertragen. Die Tritonshörner, Tritonium (Fig. 17), sind grosse plumpe Schnecken mit langen Fühlern und weit vorstreckbarem Rüssel, welche in den tieferen Gründen des Meeres langsam umherkriechen und sich von thierischer Kost nähren. Das schwere Gehäuse wurde schon im Alterthume als Kriegstrompete benutzt und ist noch heute beim Volke als Signalhorn im Gebrauch; man schneidet zu diesem Zwecke die Spitze ab und bläst durch die so gebildete Oeffnung hinein. Die Fassschnecke, Dolium galea (Fig. 16), ist die grösste Schnecke des Mittelmeeres, mit dünnem, bauchigem Gehäuse, weissem, schwarz- braun geflecktem Körper und grossem Rüssel. Merkwürdig ist sie da- durch, dass ihre mächtigen Speicheldrüsen eine Flüssigkeit ausscheiden, in der sich über 3 Procent freie Schwefelsäure und etwa !/, Procent freie Salzsäure befinden. Das Thier spritzt zur Bewältigung der Stachelhäuter (Seesterne u. s. w.), von denen es lebt, und auch wohl zur Vertheidigung ziemliche Mengen dieses sauren Speichels aus; bis heute ist es unerklärt geblieben, wie die ätzenden Säuren in dem Körper der Schnecke erzeugt und aufbewahrt werden können. Gleichfalls merkwürdig ist die Wurmschnecke, Vermetus (Fig. 124), und zwar durch den Umstand, dass sie nicht wie die übrigen Schnecken frei umherkriecht, sondern festgewachsen ist. Ihr Gehäuse gleicht auf den ersten Blick vollkommen den gewundenen Kalkröhren der Protula (s. oben S. 66); sieht man jedoch näher zu, so erkennt man den Kopf der Schnecke mit den kurzen Fühlern, der sich von den lebhaft gefärbten Fächern jener Würmer sofort unterscheidet. Die Thiere nähren sich von den mikro- skopisch kleinen Wesen in ihrer Umgebung, die sich in dem von der Schnecke abgesonderten Schleime fangen, und ziehen sich bei Störung sofort tief in die Röhre zurück. An die Innenwand derselben kleben sie ihre Eier an, aus denen eine frei schwimmende Larve schlüpft, die sich erst später festsetzt. Mit den besprochenen Schnecken verwandt ist eine Gruppe von Mol- lusken, welche man als Hinterkiemer bezeichnet, da bei ihnen (im Gegensatz zu jenen, den Vorderkiemern) die Kieme hinter dem Herzen liegt. Eine Schale fehlt entweder gänzlich oder ist nur klein und vom Mantel verdeckt, ähnlich wie bei der bekannten nackten Wegeschnecke (Limax). Hierher gehören: Der Seehase, Aplysia (Fig. 18), ein dunkles, ziemlich grosses Thier, mit zwei Paar Fühlern, von denen die hinteren, aufrecht stehenden ein wenig an Hasenohren erinnern. Der Fuss verlängert sich zu zwei grossen flügelartigen Lappen. Meist kriechen sie träge an den Felsen umher; wollen sie jedoch schwimmen, so fangen sie an mit den »Flügeln« zu schlagen, bis sie. sich vom Boden emporheben. Einmal schwebend, schwimmen sie ziemlich rasch und gewandt, dauern aber nicht lange aus. Schnecken- S1 Gereizt stossen sie eine schön violette und eine weisse Flüssigkeit aus, welche, wie bei Sepien die Tinte, zur Vertheidigung dienen. Die Giftig- keit des weissen Saftes scheint bereits den Alten bekannt gewesen zu sein, da die römischen Schriftsteller von seiner Verwendung zu Gift- und Zaubertränken berichten, nach deren Genuss das Opfer sich noch so lange mit Qualen hinschleppte, wie der Seehase lebte. — Die Aplysien sind Pflanzenfresser und weiden schaarenweise auf den Tangwiesen des Meeres- bodens. Es ist anziehend zu sehen, wenn zu den Thieren im Aquarium mit Algen bewachsene Steine gebracht werden: von allen Seiten kommen sie angekrochen, um die Steine abzugrasen, und binnen wenigen Stunden sind alle kahl gefressen. Bei solchem Futter dauern sie vortrefflich in der Gefangenschaft aus, wachsen und setzen häufig ihre Eier in Form gelber, vielfach gewundener Schnüre an den Wänden ab. — Im Becken No. 3 sind ferner von den hierher gehörigen Schnecken untergebracht die beiden oben abgeplatteten Arten Pleurobranchus (Fig. 21) und Umbrella (Fig. 19). Bei letzterer ist die Schale ganz flach und der Fuss un- gemein hoch. Eine der schönsten Schnecken unter den Hinterkiemern ist die grosse Schleierschnecke, Tethys (Fig. 102). Man unterscheidet an ihrem weissen, halbdurchsichtigen Leibe den ungemein breiten Kopf und den Rumpf, auf dessen Rückenfläche ausser den zarten durchsichtigen Kiemen grosse, ge- fleckte Anhänge angebracht sind, die aber sehr leicht abfallen und des- wegen früher für Schmarotzer gehalten wurden. Diese Schnecke gehört zu den periodischen Gästen des Aquariums, in ähnlicher Weise wie die Glasthiere.. Die Fischer schöpfen sie mit Gefässen an der Oberfläche des Meeres. Das Schwimmen geschieht durch abwechselndes Hin- und Her- werfen des Kopfes und lebhafte Krümmungen des Körpers. In der Ge- fangenschaft leben sie nur wenige Wochen. Ebenfalls farbenprächtig, aber viel kleiner als die Schleierschnecke ist Aeolis (Fig. 101). Auch gehört hierher Doris (Fig. 100) mit den feder- buschartigen Kiemen hinten auf dem Rücken. Nicht selten kann man sie und andere Schnecken beim Legen der Eier beobachten, die meist in Schleim eingeschlossen werden und so in Form von gelben oder weissen Bändern und Schnüren in den Becken anzutreffen sind. Auch die Schnecken haben Antheil an der Glasthierwelt (s. oben S. 62, Anmerk.),. Neben den durchsichtigen Medusen, den Schirm-, Röhren- und Rippenquallen treten die sonderbaren Formen der Kiel- schnecken und Flossenschnecken auf. Namentlich im Winter und Frühling, wenn das Meer nahe an seiner Oberfläche von Thieren aller Art erfüllt ist, erscheinen auch diese Wesen. Sie dauern im Aquarium (Becken 20) jedoch nur kurze Zeit, manchmal nur wenige Stunden aus und gehören daher zu den selteneren Bewohnern. — Wir heben hervor unter den Kielschnecken oder Heteropoden die Pterotrachea (Fig.170), ein glashelles, langes Thier mit gebogenem Rüssel, beilförmiger Ruder- flosse (welche dem Schneckenfuss entspricht) und braunem, wie Silber glänzendem Eingeweideknäuel. Die 'TThiere schwimmen lebhaft, und zwar merkwürdiger Weise mit der Flosse nach oben, durch rasche seitliche Schläge des Körpers und pendelartige Bewegungen der Flosse. Ihre vor- 6 32 Zweiter Abschnitt. stülpbare Zunge ist mit scharfen Haken versehen, und mit ihr ergreifen ‘sie als gefrässige Räuber die kleineren Thiere, ja fressen sich auch wohl gegenseitig an. Aehnliches gilt von Carinaria (Fig. 98), die gleichfalls eine bedeutende Grösse erreicht, aber eine zarte durchsichtige Schale besitzt. Fig. 170. Pterotrachea coronata, auf !/s verkleinert. Die Flossenschnecken oder Pteropoden sind fremdartige, weil fast in allen Theilen von den echten Schnecken äusserlich abweichende Thiere. Der Kopf wird nur durch den Mund und die verkümmerten Fühler angedeutet. Der Leib ist häufig von einer zarten Schale umhüllt; auffällig ist ein Paar grosser, flügelförmiger Flossen, die am Kopf oder Hals sitzen und von dem Thiere wie Flügel gebraucht werden. Das Volk in Neapel nennt sie daher farfalle di mare (Seeschmetterlinge). Die häufigste Gattung ist Hyalaea (Fig. 99), mit zarter, brauner, hornartiger Schale und grossen, rastlos arbeitenden Flossen. Sie erscheint oft in Schwärmen, lebt aber im Aquarium (Becken 20) kaum einen Tag. Die Muscheln oder Lamellibranchiata bilden die niedrigste Gruppe der Weichthiere.. Von den Schnecken unterscheiden sie sich schon äusser- lich durch die aus zwei beweglichen Klappen bestehende Schale, welche durch einen oder zwei Schliessmuskeln geschlossen wird und sich beim Er- schlaffen derselben von selbst öffnet. Am Thiere ist der Mangel des Kopfes ein wichtiges Merkmal. Zur Bewegung dient der vorstreckbare »Fuss« (Fig. 171 links). Den Rumpf bedecken die blattartigen Kiemen, 7 Fig. 171. Solecurtus strigtlatus, auf !/ verkleinert. Links der Fuss, rechts die Athemröhren. und diese wiederum die beiden Hälften des Mantels, welcher die beiden Schalen absondert; letztere sind gleichsam die Deckel eines Buches, das aus den Mantel- und Kiemenblättern besteht. Die Flimmerhaare auf den Kiemen und dem Mantel leiten fortwährend einen Wasserstrom aus der Umgebung des Thieres in dieses hinein und sorgen so für die Athmung; Muscheln. 83 hierbei nimmt die Muschel aus dem Wasser mikroskopische Thierchen und sonstige Nahrungstheilchen durch den Mund in den Darm auf. Bei den tief im Sande steckenden Muscheln, wie z. B. Solecurtus (Fig. 171), wird das Wasser durch zwei lange Röhren (Siphonen) zu- und abgeleitet, welche daher auch stets aus dem Sande hervorragen. — Fast alle Muscheln gehören dem Meere an, wo sie entweder gänzlich festsitzen, wie die Auster, oder sich mehr oder weniger tief in den Boden eingraben; nur wenige können schwimmen und springen. (Im Aquarium befinden sie sich mit Ausnahme von Pecten in Becken No, 22.) Das wichtigste aller Muschelthiere ist die Auster, Ostrea edulis (Fig. 125). Jedermann kennt ihr blättriges, unansehnliches Gehäuse, welches meist mit der dickeren Schale auf Fels oder Holz festgekittet ist. In der Jugend freilich schwimmen die Austern munter im Meere um- her, setzen sich aber bald fest und schwitzen nun einen Klebstoff aus, welcher die Schale auf ihre Unterlage anheftet. Der bei anderen Muscheln mitunter stark entwickelte »Fuss«, das hauptsächlichste Bewegungsorgan, bildet sich bei der Auster sehr rasch zurück, da er nach dem Festsetzen nicht mehr zur Verwendung kommt. Jede Auster bringt sowohl Samen als auch Eier hervor. Die Zahl der letzteren mag sich auf einige Mil- lionen belaufen. Die Jungen verweilen in der Mantelhöhle der Alten, bis ihre Schale soweit ausgebildet ist, dass sie sich nach dem Aus- schwärmen festsetzen können. Die Laichzeit fällt in den Sommer. — Die Auster lebt in allen Meeren mit Ausnahme der Ostsee und geht auch zum Theil in die Flüsse hinauf. In Europa und Nordamerika wird ihre Ver- mehrung durch besondere Anlagen, sogen. Austerparks, begünstigt, weil sie nicht nur ein Luxusartikel, sondern namentlich in England und Amerika) ein Volksnährmittel ist. Man veranschlagt die Zahl der jährlich in England consumirten Austern auf 2000, in Amerika auf 4000 Mil- lionen. Die Cultur der Austern war bereits bei den Alten üblich. Die Römer der Kaiserzeit, auf deren Tafeln sie nicht fehlen durften, erklärten die aus dem Lucriner-See bei Bajae für die besten. Auch Brindisi war ein Hauptort für Zucht und Fischerei der Auster, wie heutzutage Tarent. Die gleichfalls essbare Miesmuschel ‚ Mytilus galloprovineialis (Fig. 24), hat eine schwarzblaue, fast dreieckige Schale und im Inneren eine sogenannte Byssusdrüse, aus welcher sie hornige Fäden spinnt, um sich damit an Felsen und Pfahlwerk zu befestigen, so dass die heftigste Brandung oder Strömung sie nicht losreissen kann. Will sie den Ort wechseln, so spinnt sie mit Hilfe ihres fingerförmigen Fusses einen neuen Byssus und reisst den alten ab; indem sie dies wiederholt, schreitet sie langsam vorwärts. Eine verwandte Art gedeiht in den nordeuropäischen Meeren, wo sie auch der Gegenstand einer ausgebreiteten Fischerei und Zucht ist. Man versenkt zu ihrer Ansiedlung Bäume, welche von Zeit zu Zeit dicht mit Muscheln bedeckt heraufgeholt werden. Die Steckmuscheln, Pinna (Fig. 127), sind grosse, dünnschalige, keulenförmige Muscheln, welche mit dem spitzen Ende im Schlamme stecken. Auch sie besitzen einen Byssus, welcher jedoch viel länger und feiner ist und ehemals zu Handschuhen , Strümpfen, ja selbst ganzen Kleidern verarbeitet wurde. Noch im 18. Jahrhundert hatte man in Tarent, Neapel und Sieilien ansehnliche Fabriken zur Verarbeitung dieser 6* 4 Zweiter Abschnitt. »Muschelseidec. Man findet ferner in den Steckmuscheln auch hin und wieder Perlen, welche jedoch keinen Werth haben. Der seit dem Alter- thume bis auf unsere Tage geglaubten Fabel von dem »Muschelwächter« (Pinnotheres), der seinen Wirth vor Gefahren warnen und dafür von diesem beherbergt sein sollte, liegt die Thatsache zu Grunde, dass fast in allen Exemplaren ein Krebslein wohnt, wie deren auch in Ascidien, Schwämmen und anderen niederen Thieren gefunden werden; die Steck- muschel hat aber wohl kaum Nutzen davon. Die Vogelmuschel, Avicula (Fig. 126), ist dadurch bemerkenswerth, dass ihre nächste Verwandte (Meleagrina margaritifera) die schönsten Perlen liefert. Diese sind nichts Anderes als Ablagerungen von kohlen- saurem Kalk, welchen die Muschel abscheidet, um einen in sie ein- gedrungenen Fremdkörper (ein Sandkörnchen oder dergleichen) unschädlich zu machen. Jede Perle enthält also im Inneren einen der Muschel lästig gewesenen Gegenstand, und so hat man es bis zu einem gewissen Grade in der Hand, die Muscheln zur Erzeugung von Perlen zu veranlassen, was die Chinesen auch wirklich thun. Eine durch ihre Lebensweise interessante Muschel ist die Steindattel, Lithodomus (Fig. 26). Man findet sie stets in Löchern der Uferfelsen und in Steinkorallen. Sie sind eine beliebte Speise und daher häufig auf den Märkten zu finden. Auf welche Weise sie sich in das Gestein hineinarbeiten, ist noch nicht völlig klar. Da sie eine ganz glatte Schale haben, so können sie nicht das Loch einfach feilen und bohren, wie es die Bohrmuschel, Pholas (Fig. 27), mit ibrer rauhen, stachligen Schale thut; wahrscheinlich dient ihnen dazu ein saurer, den Kalk auflösender Saft. Die Bohrlöcher sind innen ganz glatt. — Berühmt sind die Stein- datteln durch den Serapistempel bei Pozzuoli geworden, dessen Säulen eine 2 m breite Zone von solchen Bohrlöchern zeigen. Dies beweist, dass der Tempel einmal durch allmähliche Senkung der Küste unter den Meeresspiegel gerathen und später wieder gehoben worden ist. Im Sande versteckt leben die als Leckerbissen geschätzten Messer- muscheln, Solen (Fig. 172) und Solecurtus (Fig. 171). Sie werden mit Fig. 172. Solen vagina, auf 1/a verkleinert. Links der Fuss, rechts die Athemröhren. anderen essbaren Muscheln auf dem Markte als sogen. Meeresfrüchte, Frutti di mare, feilgeboten und sind zum Theile auch in rohem Zu- stande recht schmackhaft. Wenn die bisher erwähnten Muscheln fast alle den verkörperten Still- stand uns vor Augen führten, so zeigen die Herz- und Kammmuscheln, dass nicht alle so schwer beweglich sind. Die Herzmuscheln, Cardium (Fig. 154), bilden ein sehr artenreiches Geschlecht, dessen Name von der Form der Schale genommen ist. Das [hier hat einen langen, gebogenen Fuss von lebhaft rother Farbe und weiss ihn auch gut zu brauchen. Es Muscheln. Mantelthiere. 55 stemmt ihn nämlich auf dem Boden auf, steift ihn durch Schwellung mit Blut und schnellt sich dann wohl einen Meter weit fort. Dieses Springen ist für eine Muschel eine überraschende Bewegung, jedoch nicht nur der Herzmuschel eigen. Ebenso behende gräbt sie sich mit dem Fuss in den Sand, wobei die gekrümmte Spitze als Widerhaken dient. Sie ist als Speise sehr geschätzt und wird auch an den englischen Küsten in un- geheuren Mengen gesammelt. Die Kammmuscheln, deren grösste Art, die Pilgermuschel, Pecten jacobaeus (Fig. 25, Becken 3), seit alten Zeiten dazu verwendet wurde, Hut und Kutte der aus Palästina heimkehrenden Pilgrime zu schmücken, gehören zu den bekanntesten Muscheln. Das Thier trägt, wie bei offenem Gehäuse zu sehen ist, am Mantelrande zahlreiche kurze Fühler und punkt- förmige Augen; letztere leuchten wie Edelsteine. Auffällig ist die Art, wie die Muscheln sich bewegen. Sie hüpfen nämlich in Kreuz- und Quer- sprüngen durch rasches Auf- und Zuklappen ihrer Schalen im Wasser um- her; hört das Klappen auf, so fallen sie wieder zu Boden. — Die grösseren Arten der Kammmuscheln haben eine flache und eine tiefe Schale; letztere dient bei Mahlzeiten als Behälter für das »Ragoüt fin en coquille«. Mantelthiere (Tunicata). Ein eigenthümliches Stillleben herrscht im Becken Nr. 4 des Aqua- riums. Gruppen von weissen, halbdurchsichtigen Doppelröhren, dazwischen einzelne höckerige Knollen, scheinbar aus Milchglas oder aus braunem runzligem Leder geformt, wechseln mit rothen, sackförmigen Gebilden ab. Alle haben eine grosse Oeffnung am oberen Ende und eine ähnliche an der Seite. Daneben stehen grünliche Gallertklumpen, und an den Wänden giebt es allerlei Krusten mit zierlichen sternförmigen Zeichnungen — lauter seltsame Gestalten, die kaum Leben verrathen; denn erst dem aufmerksameren Blicke wird an den grösseren Thieren ein zeitweiliges Schliessen jener Oeffnungen auffallen. Man nennt sie Seescheiden oder Ascidien. Diese Thiere, welche einem mit wunderlichen Gewächsen bepflanzten Beete gleichen, sind ein Räthsel für den Laien; wir müssen daher wenigstens von dem gröberen Baue und von der Entwicklung das Wichtigste erörtern, um das Verständnis anzubahnen, und thun dies um so lieber, als in letzter Zeit die Mantelthiere bei dem Streit über die Herkunft der Wirbelthiere, mit Einschluss des Menschen, eine grosse Rolle gespielt haben. Die Mantelthiere verdanken ihren Namen der äussersten Schicht ihrer Haut, dem sogenannten Mantel, der manchmal (z. B. bei Phallusia, Fig. 29) sehr dick und höckerig ist und merkwürdiger Weise zum grössten Theile aus einer Substanz besteht, welche chemisch dem Holzstoffe der Pflanzenzelle (der Cellulose) sehr ähnlich ist. In dem Mantel sind zwei Oeffnungen: die eine oben, der Mund, dient zum Einlass des Wassers; die andere seitlich, aus ihr strömt die verbrauchte Flüssigkeit wieder aus. Das Wasser gelangt zunächst in eine geräumige Höhle, deren Wände viele Spalten haben, und dann durch diese Spalten hindurch in einen zweiten Raum, in den auch die Excremente, Eier etc. entleert und mit dem Wasser durch die seitliche Oeffnung aus dem T'hiere hinaus s6 Zweiter Abschnitt. geschafft werden. Diese Spalten sind die Kiemen; am Boden der Höhle beginnt der Darmcanal, und in ihn werden durch besondere Vorrichtungen alle feinen Theilchen geleitet, die das Wasser mit sich führt, um, so weit sie verdaulich sind, verdaut zu werden, Die Ascidien sind fast sämmtlich festsitzende Thiere und bleiben entweder Einzelthiere, wie die bereits genannte Phallusia, die halb- durchsichtige Ciona (Fig. 30) und die orangerothe Cynthia (Fig. 28), oder sie erzeugen Colonien, in denen die einzelnen Thiere unten durch Ausläufer mit einander zusammen hangen. Eine dritte Gruppe sind die zusammengesetzten Ascidien, bei welchen die Thiere in eine gemein- schaftliche Mantelhülle eingebettet und in bestimmter Weise gruppirt sind. Hierher gehört z. B. Diazona (Fig. 31), ferner die zahlreichen Arten von Botryllus, welche gleich Flecken die Felswände in den Becken überziehen. Schon mit unbewaffnetem Auge kann man die zierlichen, zu Rosetten an- geordneten Thierchen wahrnehmen. Von schwimmenden Aseidien kennt man nur die Fleuerwalze, Pyrosoma (Fig. 96), von Gestalt gleich einer hohlen Walze, auf der die Einzelthiere wie die Stiftchen auf dem Cylin- der einer Spieldose stehen. Sie gehört zu den Thieren, welche die herr- liche Erscheinung des Meerleuchtens hervorbringen. Im Aquarium (Becken Nr. 20) ist sie nur äusserst selten zu sehen, da sie einer der unberechen- barsten Gäste im Golfe ist. Die Fortpflanzung der Ascidien ist im höchsten Grade interessant. Aus dem Ei entwickelt sich nämlich eine schwimmende Larve mit einem beweglichen Schwanze, in welchem ein Organ auftritt, das in der Anlage Aehnlichkeit mit der sogenannten Rückensaite (Chorda dorsalis) der Wirbelthiere (Fische, Vögel u. s. w.) besitzt. Es ist dies ein Knorpel- strang, um welchen sich die Wirbelsäule anlegt, und der bei niedrigen Wirbelthieren zeitlebens bestehen bleibt, bei der Ascidienlarve hingegen im Laufe der rückschreitenden Umwandlung, durch welche die frei schwimmende Larve zur festsitzenden Ascidie wird, verloren geht. Die Folgerung, welche an diese Thatsachen geknüpft wird, geht von der wissenschaftlich begründeten Lehre aus, nach welcher jedes Individuum während seiner Entwicklung eine Reihe von Zuständen durchläuft, die es von seinen Vorfahren im Laufe der Zeit allmählich ererbt hat. Wie also, um ein bekannteres Beispiel zu wählen, aus der fischartigen Gestalt und Organisation der Froschlarven (Kaulquappen) geschlossen wird, dass die Frösche von fischartigen Wirbelthieren abstammen, so zieht man aus dem vorübergehenden Auftreten der Rückensaite bei den Larven der Ascidien den Schluss, dass diese Thiere trotz ihrer so abweichenden Gestalt doch mit den Wirbelthieren nahe verwandt sind. Die Ascidien sind sämmtlich Zwitter, d. h. Thiere, die in jedem Indi- viduum beiderlei Geschlechtsstoffe erzeugen. Ausser der geschlechtlichen Fortpflanzung, durch die aus befruchteten Eiern die oben erwähnte schwim- mende Larve entsteht, giebt es eine ungeschlechtliche durch Knospung, welcher die Colonien ihre Entstehung verdanken. Den Ascidien als festsitzenden Mantelthieren stehen die Salpen als schwimmende gegenüber. Die Durchsichtigkeit ihres Körpers lässt sie sofort als Thiere erkennen, die gleich den Quallen auf freiem Meere ihr Leben verbringen und durch Winde und Strömungen mit anderen Mantelthiere. 87 Glasthieren an die Küsten geführt werden, wo sie oft zu Tausenden als unerwünschter Fang in die Netze der Fischer gerathen. Auch in das Aquarium werden Salpen fast das ganze Jahr, namentlich aber im Frühling und Herbst gebracht und in’den Gläsern des Beckens 20 zur Schau gestellt (s. oben S. 62, Anm.). Es wird dem Besucher vorzugsweise bei den grösseren Arten, wie Salpa maxima-africana (Fig. 173), nicht schwer Fig. 173. Einzelthier von Salpa maxima-africana, auf 1/3 verkleinert. werden, sich durch folgende Bemerkungen über ihren Bau zu orien- tiren. Die äussere Begrenzung des tonnenförmigen Leibes bildet wie bei den Ascidien der Mantel, der an beiden Enden eine grosse Oeft- nung hat. Die Thiere schwimmen mit dem Vorderende (in der Abbildung rechts) voran, indem sie durch den Mund Wasser aufnehmen und es in die weite Körperhöhle einströmen lassen, in welcher die Kieme wie ein Band schräg ausgespannt ist. Sobald der Körper mit Wasser gefüllt ist, schliesst sich der Mund, die gleich Fassreifen den Leib umspannenden Muskelbänder pressen das Wasser mit Gewalt durch die hintere Spalte aus, und das Thier schiesst durch den Rückstoss vorwärts. Es schluckt sich also gewissermassen durch das Wasser hindurch. Hinten (in der Figur links) bemerkt man ein braunrothes kugeliges Organ, den Einge- weideknäuel, zu welchem, wie bei den Ascidien, vom Boden der Kiemen- höhle aus die Speiseröhre führt. Vor dem Knäuel liegt das Herz, das sich bei allen Mantelthieren merkwürdiger Weise einige Minuten von vorn nach hinten und dann wieder von hinten nach vorn zusammenzieht, so dass der Blutumlauf sich periodisch umkehrt. Die Entwicklung der Salpen ist ebenfalls von grossem Interesse. Schon der Dichter Chamisso, der zugleich ein eifriger Zoologe war, be- obachtete auf seiner Weltumsegelung, dass bei den Salpen, wie er sich ausdrückte, die Tochter nie der Mutter, sondern der Grossmutter gliche, d. h. dass innerhalb einer Species immer zwei verschiedene Formen mit einander abwechselten (vgl. oben S. 60). Dabei sei die eine Form stets in grösserer Zahl zu einer Kette verbunden, während die andere aus einzelnen Thieren bestehe. Die neuere Forschung hat diese Angabe über den sogenannten Generationswechsel der Salpen vollkommen bestätigt. Im Aquarium findet der Besucher häufig Ketten (Fig. 93) und Einzel- salpen (Fig. 95) von ein und derselben Art, erstere manchmal von be- trächtlicher Länge oder auch kranzförmig verbunden (Fig. 94). Alle Glieder einer solchen Kette stimmen in ihrem Baue vollkommen mitein- ander überein und entwickeln sich zu Zwittern. Aus ihren Eiern gehen S8 Zweiter Abschnitt. keine Ketten, sondern Einzelthiere hervor, welche sich nicht nur durch Abweichungen im Bau, sondern auch dadurch von ihren Eltern unter- scheiden, dass sie niemals Eier hervorbringen. Statt dessen erzeugen sie auf eine ganz eigenthümliche Art einige oder auch viele Knospen, welche schon bald als kleine Salpenketten sich erkennen lassen und, wenn sie eine bestimmte Grösse erreicht haben, als Ketten geboren werden. — Gleich den Feuerwalzen (s. oben S. 86) gehören auch die Salpen zu den Leuchtthieren des Meeres, und zwar strahlt der Eingeweideknäuel das Licht am lebhaftesten aus. Im Anschluss an die Mantelthiere wollen wir noch des eigenthüm- lichen Lanzettfischehens, Amphioxus lanceolatus (Fig. 66), gedenken, das man als das niedrigste Wirbelthier betrachtet. Das kaum 5 cm lange, durchscheinende Wesen hat keine Flossen, kein Skelett und kein Gehirn, besitzt an Stelle des Herzens nur pulsirende Gefässe mit farblosem Blute und zeigt auch sonst noch allerlei Merkwürdiges. Weit mehr aber als durch seinen Bau hat das T'hier die Aufmerksamkeit der Zoologen durch seine Entwicklung erregt, welche im Anfang grosse Aehnlichkeit mit der der Ascidien (s. S. 86) hat und so die nahe Verwandtschaft zwischen Beiden darthut. Es gewinnt den Anschein, als sei der Amphioxus ein rückgebildetes Wirbelthier, und als seien die Ascidien noch weiter zurück- gegangen, während die Fische und die höheren Klassen (Amphibien, Reptilien, Vögel, Säugethiere) die aufstrebenden Aeste des Wirbelthier- stammes darstellen. Der Amphioxus führt im Küstensande an flachen Stellen ein ver- borgenes Dasein und gleicht eher einem Wurme als einem Fische. Man findet ihn zu Tausenden am Posilip und an ähnlichen Localitäten des Golfes und hat ihn sowie verwandte Arten auch in anderen Meeren nach- gewiesen. Im Aquarium lässt er sich nur halten, wenn man reichlich Sand in dem Becken (es ist das kleine offene vor No. 10) hat: er wühlt sich darin sofort ein und kommt nur des Nachts, oder wenn man ihn auf- stört, aus seinem Versteck hervor. Fische (Pisces). Die Fische haben so bekannte äussere Merkmale, dass trotz all ihrer Mannigfaltigkeit sie wohl selten Jemand mit den Vertretern der anderen grossen Abtheilungen des Thierreiches verwechselt. Höchstens sei daran erinnert, dass die fälschlich Tintenfische genannten Sepien und Verwandte keine Fische, sondern Mollusken, und dass die am weitesten von der ge- wöhnlichen Fischform sich entfernenden schlangenartigen Aale, scheiben- förmigen Rochen und Schollen und zierlichen Seepferdchen dennoch echte Fische sind. Da die Fische gleich den übrigen Thieren im Aquarium auf die einzelnen Becken so vertheilt sind, wie es ihrer Lebensweise am besten entspricht, so wollen wir unsere Bemerkungen über sie in ähnlicher Weise anordnen. Rein wissenschaftlich werden die hier vertretenen Fische nach ihrem Körperbau eingetheilt in Knorpelfische und Knochenfische; in beiden Gruppen aber können wir nach der Lebensweise unterscheiden: Fische. Knorpelfische. 89 Schwebefische, d. h. solche, die stets oder fast immer schwimmen, und Grundfische, welche die meiste Zeit auf oder sogar im Sande, auf Felsen u. s. w. zubringen; allerdings ist diese Trennung nicht haarscharf durchzu- führen, sondern es giebt dabei allerlei Uebergänge. Wir beginnen mit den Knorpelfischen, zu denen die Haie und Rochen gehören. Das Aquarium enthält von ihnen fast nur Grundfische, welche dem Beschauer wenig von ihrem Leben zeigen. Wenden wir uns zunächst zu den Haien. Der Name Hai erweckt beim Laien sofort die Vorstellung von jenen gewaltigen Riesen des Meeres, welche durch ihre Kühnheit und Uner- sättlichkeit ein Schrecken für alle Seefahrer sind. Er ist deshalb nicht wenig erstaunt, wenn ihm im Aquarium kaum meterlange Fische als Haifische vorgestellt werden, und hält sie wohl für junge oder unechte Haie. Wir bemerken daher, dass es unter den. zahlreichen Arten der Haie auch kleine giebt, die aber doch echte Haie sind, da sie im Bau mit den grossen Arten übereinstimmen. Um nun zu erkennen, was auf den ersten Blick für die :Haifische charakteristisch ist, vergleiche man Fig. 174. Seyllium catulus, auf Fig. > Labrax lupus, auf !/, verkleinert. /s verkleinert. 90 Zweiter Abschnitt. einen der Katzenhaie (Fig. 174), die meist in den Winkeln des Beckens No. 10 ruhen, mit einem Knochenfische, z. B. dem Wolfsbarsche (Fig. 175\, aus demselben Behälter. Der Barsch hat, wie bekannt, am ganzen Körper Schuppen, zeigt das Maul vorn an der Spitze des Kopfes, hat bewegliche grosse Kiemendeckel, starre, nicht durch Lider verschliessbare Augen und kleine Nasenlöcher. Der Körper des Haies dagegen ist nicht mit Schuppen, sondern mit Knochenkörnern, welche die Haut rauh anfühlen lassen, bedeckt; das Maul, eine weite Querspalte, befindet sich an der Unterseite des Kopfes, und am Halse liegt eine Reihe von fünf oder mehr Kiemenspalten ohne Deckel darüber. Die Augen sind durch bewegliche Lider verschliessbar und die grossen Nasenöffnungen mit Klappen ver- sehen. Schon diese allen Haien, gross und klein, gemeinsamen äusseren Merkmale (zu denen noch viele innere, z. B. das nur knorpelige, nicht knöcherne Skelett, kommen) reichen zur raschen Unterscheidung von allen Knochenfischen aus. Unser zum Vergleich gewählter Hai gehört zur Gattung Seyllium, von der zwei Arten, catulus und canicula, Katzenhai und Hundshai, um ganz Europa vorkommen. Frsterer wird etwa 1 Meter lang, letzterer nur reichlich 1/, Meter lang, so dass sie fast die kleinsten Haie sind. Es sind träge, in der Dämmerung und während der Nacht ihrem Raube nachgehende Fische, welche bei Tage meist in einem Winkel liegen. Das Futter (todte Fische) suchen sie vorzugsweise mit der Nase, da ihre Augen bei Tage vollständig blöde sind; sie spüren dann dicht über dem Boden hin und finden ihre Nahrung erst, wenn sie sie mit der Schnauze berühren. An Fressgier geben sie ihren grösseren Ver- wandten wenig nach, und ihr weiter wohlbezahnter Rachen bewältigt grosse Bissen. Das Weibchen legt die Eier einzeln an Korallen (z. B. im Becken 10 rechts) und Sträuchern oder an Felsen ab. Es sind flache, rechteckige, wie Horn durchscheinende Kapseln, anfänglich weiss, später gelbbraun, deren vier Ecken in lange, gewundene Hornschnüre auslaufen; mit diesen befestigt das Weibchen jedes Ei an die genannten Objecte, indem es im Kreise umherschwimmt, während das Ei aus seinem Körper hervortritt. Dies hat den Zweck, das Ei vor Bedeckung mit Schlamm zu schützen, der neben den mancherlei Bewohnern des Grundes der gefährlichste Feind für den Embryo ist. Die Entwicklung des letzteren lässt sich bei der Durchsichtigkeit der Eischale gut verfolgen; später sieht man auch das Junge Fischlein, das an seinem Halse jederseits ein Büschel äusserer Kiemen- fäden trägt und mit dem Dotter durch einen Strang in Verbindung steht, welcher das Nährmaterial seinem Darme zuführt. Allmählich verschwinden die Kiemenfäden wieder, und tritt die Färbung des Körpers deutlicher hervor. Ist der Dotter aufgezehrt, und das Junge zum Auschlüpfen reif, so zwängt es sich an einem Pole der Eikapsel, wo deren Blätter nur lose aneinander liegen, mit dem Kopfe hindurch und schwimmt behende im Wasser umher. Die Eier und Embryonen sind häufig im Aquarium vor- handen, da nicht nur die Scyllien im Becken No. 10 sich paaren und ihre Eier ablegen, sondern auch von den Fischern Korallenstöcke und ähnliche Objecte mit Haifischeiern behangen gebracht werden. (Meist sind solche im Becken No. 21 zu sehen.) Für die Forschung sind diese Jugendstadien in neuester Zeit von grosser Wichtigkeit geworden, und so hat die Zoologie schon oft aus dem reichen Material unseres Aquariums Haie. Rochen. 91 Vortheil gezogen. Dagegen ist der wirthschaftliche Nutzen der Scyllien sehr gering. Ihr Fleisch ist schlecht und wird nur vom armen Volk ge- gessen; die Haut verwendet man als Polirmittel, die Leber wird auf Thran verarbeitet. Viel seltener gelangt der G/atthai, Mustelus (Fig. 60), in das Aqua- rium. Dies ist einer der harmlosesten Haie; sein stumpfes Gebiss weist ihn auf Krebse und Weichthiere an, die er in grösseren Tiefen sucht. Im Becken No. 10 schwimmt er anfänglich unter geschmeidigen Bewe- gungen seines atlasglänzenden Körpers lebhaft umher, ermattet aber bald und vermag sich zuletzt nicht mehr vom Boden zu erheben; Nahrung nimmt er nicht an. Sein Fleisch ist recht gut. Fast alle Haie gebären lebendige Junge, sodass die Scyllien eine Aus- nahme bilden. Auch der Meerengel, Squatina (Fig. 63), der gewisser- maassen den Uebergang von den Haien zu den Rochen bildet, ist lebendig gebärend. Es ist ein ungestaltes grosses Thier, das beständig auf dem Boden (des Beckens No. 10) liegt und deshalb häufig von den Besuchern für todt gehalten wird. Er gehört zu den stumpfsinnigsten und trägsten Fischen des Mittelmeeres und nährt sich von den gleich ihm die Schlamm- gründe bewohnenden Grundfischen. Verwendung findet sein s Polpo 77 Seelilien . 65 Bu z er Polypen Br rennen et z Polypus 77 Seenadel . De u Ki Porifera 54 Seeohr . Re Torpedo >. Protula. 66 Seepferdchen . 96 et = Pteropoden 82 Seepocken 75 Irepang . ee Pterotrachea . 81 Seeraupe . 67 zarle > Pulp. 77 Seerosen . . 56 Trigla >. > Purpur . 79 Seescheiden 85 ‚Iritonium BB Pyrosoma. . 86 Seeschildkröte 100 Tritorshorn E al Seeschmetter- Ttygon . 22 Raja . rd Rolınet. Bern Tubularia “% Rankenfüsser . 75 Seespinne 73 Tunfisch -. > Reptilien. . . 100 Seesterne. 65, Tunicata > Retepora 68 Seeteufel. . 92 Rhizostoma. . 59 Seewalzen 65 Uferkrabben 14 Rhombus. 93 Segelqualle . 62 Umbrella . 81 Riesenbarsch . 98 Sepia : 77 Umbrina . 9 Rindenkorallen 58 Serapistempel . . 84 Uranoscopus 92 Ringelwürmer 66 Serranus . 95 Rippenquallen 62 Siphonophoren 61 YVelella . 62 Rochen “1.91 Smaris .n. 99 Venusgürtel 62 Röhrenquallen 61 Solea 93 Vermetus. 80 Röhrenwürmer 67 Solecurtus 84 Vogelmuschel. 84 Rothbrasse . 99 Solen 84 Vorderkiemer . 80 Sphaerechinus 65 Salpa 87 Spinnenkrebs . 73 Weichthiere 76 Sandpierer . . 67 Spinola. 98 AWeisseiKöralless Sardelle 99 Spirographis 66 Wolfsbarsch 98 Sardine. . . . 99 Spongiae . 54 Wollkrabbe 73 Sargus . ...99 Squatina . I armer 66 Schamkrabbe . 74 Squilla. . . 71: wurmschneckemäll Scheibenquallen 59 Stachelhäuter . 63 % Schermesserfisch 98 Stachelhummer 70 5 Schlangensterne 65 Stachelroche 92 Xyrichthys . 93 Schleierschneeke 81 Steckmuschel . 83 Schleimfisch 94 Steinbutt.. 93 Zahnbrasse . . 99 Schnauzenbrasse 99 Steindattel . 84 Ziegenfisch . . 100 Schnecken 79 Stenopus. . 70 Zitterroche . . 91 Schnepfenfisch 100 Sternseher 92 Zunge . , 93 Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. IE TO Sec