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Martyrius-Sahdona*s LEBEN UND WERKE

NACH EINER SYRISCHEN HanDSCHRIFT

IN Strassburg i/E.

EIN BEITRAG

ZUR GESCHICHTE DES KATHOLIZISMUS UNTER DEN NESTORIANERN

D'^ HEINRICH GUUSSEN.

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LEIPZIG,

OTTO HARRASSOWITZ. 1897

Strassbur'g, Weihnachten 1897. Dt- H. G.

Inhaltsverzeichnis.

Einleitung : Die Strassburger Handschrift und ihr Inhalt.

I. Capitel. Martyriiis-Sahdona's Leben und Katholizismus.

II. Capitel. Deutsche Übersetzung ausgewählter Stücke aus den Werken Martyrius-Sahdona's.

Anhang : Der syrische Originaltext zur deutschen l bersetzung.

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EINLEITUNG.

Die Strassburger Handschrift und ihr Inhalt.

Im Jahre 1895 gelangte die Strassburger Universitätsbibliotliek in den Besitz einer syrischen Pergamenthandschrift in-Folio, die sich durch Gediegenheit des Materiales, durch Ivräftige Schönheit ihrer Estrangelaschrift, kurzum durch hohes Altertum auszeichnet. Der Text zeigt noch keine Vokalzeichen, die diakritischen Punkte sind spärlich, und die Interpunktion ist altertümlich. Der Codex ist somit aus pal?eographischen Gründen wohl dem 7. Jahrhundert, spätestens dem 8. zuzuweisen.

Leider ist die prächtige und kostbare Handschrift im Anfange und am Ende unvollständig. Ursprünglich dürfte die Gesamtzahl der Blätterlagen oder Kurras, wie sich auch aus den syrischen und den arabischen Zahlangaben auf dem unteren bezw. oberen Rande jeder letzten Lagenseite ergiebt, 24 betragen haben, jede Lage zu 10 Blättern gerechnet. Davon fehlen heute im Anfange Kurras 1— G gänzlich, während 7 mit dem letzten Blatt beginnt ; Kurras 8—23 sind vollständig vorhanden, so jedoch, dass 11 ausnahmsweise mit 9 Blättern vollzählig ist. Die letzte Lage 24 entbehrt am Schlüsse eines Blattes, das auch wohl den Abschluss des Werkes ausmachen mochte. Das lose Blatt 135 steht an ver- kehrter Stelle, es gehört nämlich gleich in den Anfang, etwa zu Lage 7. Somit ergiebt sich für unsere Handschrift ein Restbestand von 170 Blättern oder 340 Seiten (30 X 22 cm). Jede Seite ist endlich in zwei Colnranen eingeteilt, deren Zeilenzahl etwas schwankt (durchschnittlich 38).

Die Handschrift ist von ihrem Schreiber selbst ziemlich sorg- fältig mit ihrer Vorlage verglichen worden, wie dies au8 den (meistens) auf dem Rande notierten Nachbesserungen erhellt ; auch trägt die letzte Seite jeder Lage unten am Rande noch den Ver-

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merk „collatiunicrt!"'. Citatc aus der heil. Schrift (nach der Pcshitta) sind jedoch nicht immer am Rande durch die bekannten Punkte-Häkchen ( <(• ) fortlaufend ausgezeichnet. Auch ist der Rand (vom Schreiber selbst, jedoch in Cursivschrift !) öfters mit frommen Bemerkungen und Stossseufzeru verbrämt, z. B. f. 1 ' : „Allen voran geht Maria, die Gottesgebärerin." (Der Verfasser preisst im Texte eine gewisse Einsiedlerin und Büsserin Sherin hyperbolisch als „Gesegnete unter den Weibern"); f. 22 ■■ : „Für die Geduld auf dass wir in menschlichen und satanischen Versuchungen ge- stärkt werden lies (das Nebenstehende)-; f. 30 ■" : „Lies, lies darin beständig" (Capitel von den vielen Kämpfen im Mönchs- leben); f. 38'' : „AVer in vorkommenden Unglücksfällen nicht ver- zagt, der wird gekrönt werden als ein Mann der Opfer von Gottes Engeln"; f. 4G'' : „Unser Herr möge reichlich mehren den Frieden jener, die an ihn glauben, und nimmer begegne ihnen Schlimmes I" (Tractat vom Glauben); f. 50' : „Lies darin und lass' dich's nicht verdriessen!" (Tractat von der Liebe Gottes und des Nächsten) u. s. w. u. s. w.

Wer die Handschrift geschrieben bat, und wahrscheinlich auch, wo sie geschrieben worden ist, das bekundet folgende Schluss- notiz f. 134'" : „Um unseres Herren willen! Wer immer in diesem Buche lesen wird, der möge beten für Abba Sargis (P. Sergius) aus Edessa, damit Erbarmen werde seiner Seele, und jedem, der mit ihm verbunden ist, sei es in Wort oder That. Amen, noch- mals Amen."

Als Verfasser der in unserem Torso enthaltenen Werke wird öfters ein gewisser Martyrius genannt, ohne dass jedoch über seine Person und seine Verhältnisse befriedigende Aufschlüsse ge- geben werden. So heisst es z. B. f. 38 "■ : „Zu Ende ist der erste Teil der Schrift über den vollkommnen Lebenswandel (sumlaj- dubbäre), verfasst vom heil. Martyrius. Zweiter Teil derselben Schrift des heil. Martyrius u. s. w."; f. 134'' : „Abgeschlossen ist die Schrift ül)cr den vollkommnen Lebenswandel, verfasst von dem hochwürdigsten (hasjä==Bischof), von Gott erwählten und heiligsten Martyrius u. s. w." ; f. 134 "': „Desselben heil. Martyrius Briefe an seine Freunde-Einsiedler"; f. 170': ,,Zu Ende ist der fünfte Brief des heil, und Gott liebenden Martyrius" ; f. 170 '' : „Weisheits- sprüche von demselben hochwürdigsten (hasjä, s. o.) Martyrius."

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Aus (lern Gesagten geht schon in der Hauptsache der Inhalt des Codex klar hervor : Ursprünglich enthielt er die Werke jenes Martyrius in 3 Hauptabteilungen, nämlich 1) den grossen Tractat über den „vollkommnen LebenSAvandel" in zwei Büchern, 2) die (5) Briefe, 3) die (kurzen) Weisbeitssprüche.

Durch den Ausfall der vielen Blätter im Anfange der Hand- schrift ist das erste und Hauptwerk arg mitgenommen worden. Jedoch verhilft eine f. 39'' gegebene „Recapitulation des ersten Teiles" zu einer leidlichen Reconstruction wenigstens des In- haltes und der Anlage dieses zu fast zwei Dritteln verlorenen Teiles. Somit gelangen wir zu folgender Aufstellung:

Des heil. Martyrius Schrift über das vollkommne Leben.

Erster Teil.

Erster Tractat (memra) : Von der Güte Gottes als unseres Schöpfers und Erlösers.

I. Capitel (resä) : Von dem ursprünglichen Gnadenstande des Menschen.

II. Capitel : Von der grossen Herrlichkeit der Erneuerung (= Erlösung) des Menschen.

III. Capitel : Über Gottes zureicbende Gnade zum Meiden des Bösen und

IV. Capitel : Zur Übung und zum Eifer im Guten.

V. Capitel : Über das Band der Einigung und Vollkonmien- heit, d. i. die Gottesliebe.

Zweiter Tractat : Über die beiden Wege der Gerechtigkeit und der Sünde (vgl. die Apostellehre mit ihren beiden "Wegen I).

VI. Capitel : Über die Schönheit und Herrlichkeit des Weges der Gerechtigkeit.

VII. Capitel : t'ber die Fortsetzung dieses AVeges in den Heiligen von Anfang an bis auf uns.

VIII. Capitel : Über die Bedrängnisse und Kämpfe der Ge- rechten hienieden.

IX. Capitel : L'bcr die Belohnungen der Gerechten im an- deren Leben.

X. Capitel : Wie wir den Heiligen nacheifern können und sollen.

XI. Capitel : Von der cntsetzliclicn Traurigkeit des Weges der Sünde.

XII. Cai>itcl : Von der VcrwerfuDg jener, die auf diesem AV^ege wandeln.

XIII. Capitel : Von der endgültigen Bestrafung der Bösen.

XIV. Capitel : Warnung vor den „Heuchlern". Dritter Tractat : Vom Asceteuleben im allgemeinen.

XV. Capitel : Von der Grösse und Vortrefflichkeit des Asceten- tums.

XVI. Capitel : Von der wahren Art des Möuehstums und seinem himmlischen Lohne.

XVII. Capitel : Von dem Hauptbeispiele, der zeitgenössischen Büsserin Sherin ') f. T ff.

Hier hat inzwischen der Text wieder eingesetzt, itnd so können von nun an die vollständigen Inhalt siiber Schriften folgen :

f. 13 ^. Vierter Tractat : Hinweis, wie man sich der Gottes- furcht (= Ascese) nähern soll. Er enthält 5 Capitel.

f. IS'' . XVIII. Capitel : Darüber, wie es sich geziemt, dass wir das Gegenwärtige mit dem Zukünftigen vergleichen und uns dann mit frohem Vertrauen an das erhabene Leben der Gerech- tigkeit geben.

1) In dem ausführlichen Berichte über die „Gesegnete unter den Wei- bern" (s. 0.), die grosse Ascetin und Büsserin Sherin, erzählt uns der Ver- fasser Folgendes aus seiner frühesten Jugendzeit, f. 2" : „Besonders schlössen sich die Weiber an sie (Sherin) an, dieweil es für sie leichter war, zu ihr zu gelangen wegen der Gleichheit des Standes (Geschlechtes) : Jene emptiugeu von ihr viele Förderung in Wort und Beispiel, sodass sie ihr nacheiferten, wie's immer nur anging. Dies zeigte sich auch an meiner gesegneten Mutter, die, von ihrem Anschauen entflammt und von Eifer, ihr nachzuahmen, ent- brannt, nacli Kräften ihr nachzustreben bemülit war : Und so spornte sie (weiter) mich von meiner Kindheit her an, dass ich eine ähnliche Lebens- weise wie die jener Frau mir erwählen sollte : Sie fürrbtcte nämlich sehr, ich möchte vielleicht in natürlicher Begier zur Welt abirren, und so pflegte sie denn beständig zu sagen : Mein Sohn, lieber sähe ich dich tot als lebendig, falls du dich was Gott verhüte! mit dieser AVclt einlassen würdest, wie die übrigen Menschen. Und indem sie mich zu jener selig zu preisenden Frau des öfteren hinführte sie wohnte nämlich in unserer Ortschaft '„Ha- lamun von Beth Nuhadhre", vgl. Hoffmann, Auszüge aus syr. Acten pers. Märtyrer, Leipzig 1880, S. 215) zog sie deren Segnungen auf mich herab, und durch ihr Beispiel und Wort waren ein immer grösseres Verlangen nach dem „vollkommnen Leben" in mein Ilerz gelegt und Tag für Tag gestärkt."

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f. 17 ^ XIX. Cnpitel : Darüber, wie es sicli gehört, dass wir im Streben nach diesem >Yege der Vollkonmicnheit mit festem Vertrauen zu Gott hinzutreten, reinen und liimmlischen Herzens, ja nicht irdisch verwirrten Sinnes.

f. 23''. XX, Capitel : Über die Grösse und Herrlichkeit des beschaulichen vollkommnen Lebens; Erweis dafür an den Hei- ligen der Vorzeit, und wie es sich geziemt, dass auch wir nach solclien Beispielen das einsame Leben liebgewinnen.')

f. 29 '' . XXL Capitel : Darüber, wie geeignet für die An- fänger das gemeinsame Leben, und wie nötig, dass vorerst die Einzelneu auf die Erfüllung aller Gebote hin erprobt werden, und dass dann erst das Einsiedlerleben"^) freistehe.

f. 36 ^ XXIL Capitel : Über die vielen Kämpfe, die im Ein- siedlerleben vorkommen, und wie man darin mit gehörigem Er- folge streitet.

f. 38 ^. Zweiter Teil.

Ein Tractat : Anleitung zu den verschiedeneu Tugenden.

I. Capitel : liecapitulation des ersten Teiles, Einleitung zum zweiten und Apologie des Verfassers gegen seine Tadler.

f. 41 \ IL Capitel : Vom festen Glauben und dem gesunden Bekenntnisse der Orthodoxie.^).

f. 47 \ HL Capitel : Von der geistigen Hofluuug.

f. 50 '. IV. Capitel : Von der vollkommnen Liebe gegen Gott und den Nächsten.

f. 58'. V. Capitel: Von der Weltflucht und der gänzlichen Entsagung. '*)

1) Als Liebhaber der Einsamkeit, des Stillschweigens, Bctens und „der Wüste, welche die Jungfräulichkeit fördert", stellt der Verfasser eine Reihe alttestamentlicher Heiligen von Adam an bis auf den betenden Christus auf dem Ülberge dar, so Abraham nebst Isaak und Jakob, Moses, Elias, Johannes Baptista und andere Proplieten.

2) Gleich im Anfange dieses Capitels f. 29'- wird der heil. Basilius zur Sache citiert,

3) Aus diesem Capitel erhellt klar und deutlich, dass der Verfasser mit voller Überzeugung und Bogri'uidung der Lehre der Concilieu von Ephesus und Chalcedon folgt ; s. u. S. 18 die Auszüge aus dieser schönen und lichten Abhandlung.

4) Bemerkenswert ist die hier f. 58 >• eingeschobene Paraphrase des Vaterunsers, die also anhebt : „Vater unser, der im Himmel (ist), geheiliget Averdc dein Name : Deine Kinder mimlich sind wir (und , auf dich schauen

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f. *)4 *■. VI. Capitcl : Von der Jungfräuliclikcit und Heiligkeit. ') f. 67^. VII. Capitel: Vom Naziräat, der Selbstverdemütigung

und dem Fasten.

f. 74^. VIII. Capitel: Über (Altar-) Dienst, Gebet, Vigilien

und Lesung. 2)

wir jederzeit. Nicht haben wir einen andern Vater (mehr) auf Erden, noch Geschlecht und Sippe in der Welt. Von dir kommt unsere Abstammung, da du unser Vater und Erlöser bist und dein Name währt) von Ewigkeit. Und haben Mir uns auch dir entfremdet in deinem Sohne Jesus hast du uns erlöst, dir nahe gebracht und zu seineu Brüdern und Miterben gemacht. Keine Erbschaft ist uns also mit den Kindern der AVeit, keine Stätte, die bleibt, sondern die zukünftige, jene, die im Himmel ist, erwarten wir" u. s. w.

1) Siehe dieses Capitel unter den ausgewählten Stücken in Urtext und Übersetzung an erster Stelle; es enthält besonders viele Schriftcitate !

2) In diesem Abschnitte linden sich manche Beiträge zur christlichen Archäologie, aus denen wir Folgendes vorlegen : f. 74'' : „Zu jeder Zeit ist uns (zwar) "Waclisamkeit und Sammlung der Gedanken und vorsichtige Hut des Geistes vonnöten, besonders aber\ wann wir vor (f. 74^) Gott zum geistigen Dienst (Liturgie dastehen und im Gebet geheimnisvoll zu seiner Majestät sprechen. Alsdann nämlich geziemt es sich vor allem\ dass wir in gewissen- hafter Wachsamkeit und voll Eifers dastehen und in mahnender Furcht er- beben" f. 75 r. Die Engel verhüllen ihr Angesicht und rufen dreimal

heilig der Dreifaltigkeit zu, um wie viel mehr müssen wir unwürdige Sünder beim heiligen „Dienste" im Staube niederfallen, f. 77^' : „Ich zittere aber, wenn ich zu sprechen komme auf jenes Letzte, das schlimmer ist als alles .andere), was die Bösewichte thun : Viele nämlich sind sogar verwegen in jeuer furcht- baren Stunde, welche die rebellischen Dämonen in Schrecken setzt, ich meine aber die Stunde des Lebens, wo die göttlichen und schrecklichen „Geheim- nisse" (räze = heiliges Messopfer; vollendet werden, da die Engel und Erz- engel geschäftig sind um den Altar in Furcht und Zittern, wo Christus ge- opfert wird und der (heilige) Geist brütet. Jene nun laufen (alsdann) bald aus, bald ein, je nach ihrer Laune, voll Missachtung stehn sie da, wie von grosser Beschwer gähnen sie, es fällt ihnen schwer, sich aufrecht zu halten, und zur Zeit der grossen Fürbitte des Priesters für sie thut's ihnen tiefer

Schlaf in ihrer Trägheit an Und sobald sie das lebendige Geheimnis

empfangen haben, eilen sie hurtig von dannen und laufen davon, bevor noch die allgemeine Danksagung abgehalten ist. ..." f. 78r : „Nun aber, o Menschen- kind, weisst du denn eigentlich, was du thust, und wem du ähnlich bist!?... Ähnlichkeit mit Judas zeigt nämlich, wer vor der letzten Danksagung des Priesters den geistigen Tisch der „Geheimnisse" verlässt und weggeht. Denn ebenso machte es auch jener : Nachdem er (nämliclO das Brot empfangen hatte, da ging er davon und verachtete (so) seinen Herrn und seine Genos- sen . . . und da nun auch noch Satan in ihn fuhr, ward er zum Verräter. Die Apostel aber blieben bei ihrem Meister und gingen (mit ihm hinaus zum Ölberge. In diesem Typus nun ist auch die letzte Danksagung nach den „Ge- heimnissen" "Um wie viel mehr also i als bei irdischen Mahlzeiten''

ist verpflichtet, zu loben und zu preisen ohne Ende, wer am Tische des Lebens mit dem unvergänglichen Leibe und Blute Christi gespeist wird. Kommt es dir schwer an, o Menschenkind, jenem mit AVorten zu vergelten, der dir seinen Leib zur Speise und sein Blut zum Tranke gegeben hat : Der ist geschlachtet und dir vorgelegt auf dem Altare zu deiner Erquickung und zur Erlösung deines Lebens und du schweifst nach aussen und kümmerst dich niclit um ihn, zumal in deinem Herzen, und nicht vielmehr liegst du an mit Bitten, stellst dich vor ihn und trägst ihm wie dem, der nahe ist, deine

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f. 83^. IX. Capitel : Von der Busse und dem Eifer der Ascesc.

f. 93"'. X. Capitel: Von der tiefen und doch Avicder erhabnen Demut.

f. 104'. XI. Capitel: Vom vollkommnen Gehorsam.

f. 111^'. XII. Capitel: Von der vollkommnen Geduld.

f. 122^. XIII. Capitel: Von der grossen Vorsicht in AYerken, Worten und Gedanken.

f. 131^'. XIV. Capitel: Des Autors „Entschuldigung" bei den „Brüdern" und Gebet für sich selbst.')

f. 134^. Die Briefe desselben heil. Martyrius an seine Freunde-Einsiedler.

Erster Brief, geschrieben an einen Bruder (Gabriel), der sein Kloster verlassen wollte.

f. 139''. Zweiter Brief, gerichtet an einen Bruder (Barshabba), der vom Autor wissen wollte, wo er weile, um zu ihm zu kommen. -)

f. 141''. Dritter Brief, an denselben, mit der Mahnung, die „Brüder" zu lieben und von den Reichen fernzubleiben.

f. 142'". Vierter Brief, an einen Bruder, der von seinem Ge- lübde abgefallen war.

Anliegen vor. Denn mehr als zu allen anderen Zeiten nimmt er deine Bitten an in jener Stunde der Opferung, die deinetwegen (sich vollzieht , denn in ihr erflehte er auch damals für seine Kreuziger Vergebung vom Vater. Denn deswegen hat er sich geopfert, um unsere Sünden nachzulassen : Für unser und der ganzen Welt Leben hat er seinen heiligen Leib gebrochen und zur Vergebung der Sünden sein kostbares Blut vergossen." ;Am Rande f. 78'' hat der Schreiber beigefügt : „Deinen Leib, o Herr, hast du in unsern Leib hinein- gethan.")

f. 79 V bezw. f. 80^ werden die hheil. Johannes Chrysostomus und Gregorius Theologus bezüglich des Betens und Psalmodierens citiert.

f. 81 r. „Bis auf den heutigen Tag schlafen in den Kirchen der Rhomäer (Griechen) die Gläubigen die Nacht zum Sonntag nicht, sondern die ganze Nacht hindurch wachen sie im Gebete, im „Dienste" und in der „Lesung." (Der Verfas>er ei'iunert hier bei dem Vigilgottesdienste an Act. 20, 9—12, wo Paulus den durch einen Fall zu Tode gekommenen Eutychos wieder- erweckte, und man die ganze Nacht hindurch mit „Lobpreis" und „Mysterien" feierte, bis der Morgen anbrach.)

1) In dem Schlussgebcte an Jesus giebt der Verfasser mit aller Be- stimmtheit sein derzeitiges Alter an: f. 132 i- : „Denn siehe, 28 Jahre lang liege ich (schon in der Krankheit des sündigen Fleisches." f. 132^ : „Siehe, 28 Jahre sind es schon, dass ich kenne Gute und Böse." „Denn siehe, 4 Jahrwochen sind's, dass ich mitten im verderbten Fleische gefesselt bin."

2) Siehe diesen Brief unter den ausgewählten Stücken in Urtext und Übersetzung an zweiter Stelle.

f. 165''. FÜDlter Ürief, an jemand (Jolianncs), der vom Ver- fasser wissen wollte, wurin das vollkommne, Ijeschauliche Leben bestehe.

f. 170 \ Kurze Weislieitsspviiclie desselben hochwürdigsten Martyvius über die geistige "Wissenscliaft. ') Mit dem 0. Spruch bricht der Codex ab (s. o.).

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I. CAPITEL.

Martyrius-Sahdona's Leben und Katholizismus.

Es erhebt sich die Frage, wer ist Martyrius, dessen Werke unsere Handschrift cuthält, wann imd wo hat er gelebt, welche Rolle hat er gespielt? Alle Nachforschungen und Studien hier- über blieben erfolglos, bis eine syrisch-nestorianische Handschrift, die wir im verflossenen Jahre von P. Samuel Djemil, einem „Chal- däer", zu Rom erwarben sie ist jetzt ebenfalls auf der Strass- burger Universitätsbibliothek , mit einem Schlage alle Rätsel löste. Nach ihr ist nämlich unser ]\rartyrius identisch mit dem berühmten Bischof Sahdona von Mahoze dhArewan aus der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts, vgl. Assemani, B. 0. III, 1. S. 453 bis 54 und sonst öfters ; ferner Wright, Syr. Lit. in der Encyclopaedia Brit., Vol. XXII, S. 842. Da diese Handschrift, welche die kurzen Lebensbeschreibungen (140) der nestorianischen Klostergründer, ascetischen Schriftsteller und hervorragenden Bischöfe enthält, inzwischen von dem rastlosen französischen Syrologen Abbe Chabot nach einer After-Copie auf der Pariser Nationalbibliothck veröffentlicht worden ist, möge es hier genügen, auf diese Publi- cation^) für die Einzelheiten und das Folgende zu verweisen : Sie

1) Siehe die (6) Weisheitssprüclie ebendort an dritter Stelle.

2) Leider ist die Ausgabe ein wenig übereilt, so heisst Martyrius (der Apostat!) hier der heil. Tyris (Mar-Tyris). Doch dieser Fehler ist schon alt und landläufig : Nach Assemani (B. 0. III, 1. S. 31) hat Theodor von Mopsuestia seinen Zwülfprnphetcucoramentar einem heil. Tyrius (Mar Tyrius) gewidmet; es muss natürlich heissen „Martyrius". Bei Bar Bahlul (ed. R. Duval, S. 1156 Z. 7—8, do. Payne-Smith im Thes. IL, S. 2225 Z. 4) steht zu lesen : Mar Tyri(u)s ~ Bar Sahdc, er wird auch noch Martertum (!) ge- nannt ; man verbessere-.Martyrius Bar Sahde, er heisst auch noch Sahdoua.

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lautet „Le livre de la cliastete, compose par Jesusdenali, eveqiie de Bagrab, public et traduit par J.-B. Chabot, Home 189G." ') In diesem „Bliebe der Eutbaltsamkeit^* fiadet sieb nun au

1) Die kurze Lebensbeschreibung des „Buches der Enthaltsamkeit" dürfte wohl nur ein Auszug aus dem sog. „Paradies der orientalischen Mönche", von Joseph Ilazzaja (cf. B. 0. III., 1. p. 100-102, Wright. 1. c. p. 838, Chabot 1. c. Nr.'l25) sein, nach dem Fingerzeig, den Bar Bahlul (1. c.) gicbt, dass er nämlich seine Notiz „Martyrius-Sahdona" aus dem „Paradies- buche" habe. Eine andere, ebenfalls zeitgenössische ,vita' war enthalten in der ,historia monastica' des Mönches Bar'idta aus dem Selibha- oder Kreuz- Kloster bei Heghla am Tigris dieser ist wohl zu unterscheiden von dem viel älteren Klosterstifter Bar'idta, der keine "Werke hinterlassen hat cf. Chabot, 1. c. Nr. 10; Assemaui B. 0. III, 1. p. 458 und Wright, der ihn verbessern will, 1. c, p. 838, sind hier beide im Irrtum!). Auf dem Berichte Bar'idta's beruhen dann die Angaben bei Thomas von Marga, vgl. Budge, 1. c, I, pp. LXXXVII ff. I, S. 61-62, 71—73, bezw. II, S. 110-112, 129 130. Hier erfährt man, dass Martyrius-Sahdona auch die berühmte Schule von Nisibis besucht, dass er weiter noch einige andere "Werke ver- fasst hat als die, welche in der Strassburger Handschrift enthalten sind, z. B. eine Mönchsgeschichte, die vor allem das Leben seines Altmeisters, des berühmten Rabban Jakob von Beth'Abhe, enthielt, ein paar Leichenreden, darunter insbesondere die auf denselben Jakob; sie begann also : „Geliebte, ein grosses Haupt ist heute unter uns gefallen durch die Hand des Todes", „aus ihr könne jeder Leser schon von selbst ersehen die erhabene Art des Verfassers, zu denken, die Kraft seiner Rede und das Genie in seinen Com- positionen". Thomas von Marga ist es ferner, der die interessante That- sache berichtet, dass unser Autor auch ein Mitglied jener Friedensgesandt- schaft war, die nach der Katastrophe Khosrau's aus Persien zum Kaiser Heraklius ging, vgl. Noeldeke, die von Guidi herausgegebene syr. Chronik, Wien 1893, S. 32—33. Barhebraeus, Chronic, eccles. (ed. Lamy.), p. 115 bis 116 : Barsauma, Susae eppus, ad Jesujabum II ex legatione reversum : „nisi tria ecclesiae luminaria, Diodorum videlicet, Theodorum et Nestorium ana- themate affecisses et Cyrillum suscepisses, eamque vocem : Deipara Maria ! protulisses, minime permisissent tibi Graeci, ut ad ipsorum altare sacriücium offerres". Die Nestorianer commemorierten ihren Patriarchen schon nicht mehr! vgl. 1. c. p. 113—114. Weniger glaubwürdig ist jedoch die einfältige, nestorianisch-parteiische Legende desselben Thomas, dass Martyrius-Sahdona in einem Kloster der Damascene zum Katholizismus , behext' worden sei : Er hegte schon längst solche Gesinnungen, wie denn stets ein katholisierender Zug von Alters her durch die nestorianische Kirche ging, dem dann in und mit Martyrius-Sahdona ein gewaltsames Ende bereitet wurde. Dies verraten die Briefe, von denen jetzt die Rede sein wird.

Eine besonders wertvolle Quelle, die leider sehr parteiisch getrübt ist, fliesst uns in einer Reihe von Briefen des schon erwähnten Katholikos Ishjjabh III. von Adiabene, die unter verschiedener Adresse gegen seinen früheren Jugend- und Studienfreund, späteren Todfeind Martyrius-Sahdona gerichtet sind. Fünf dieser (7-8) Briefe liegen nunmehr vollständig gedruckt vor bei Budge, 1. c. II, S. 132 ff. (cf. I, p. LXXXIX sq.), nachdem bereits Assemani B. 0. III, 1, p. 116 sq. u. 137 sq. die wichtigsten Abschnitte daraus vei'öffentlicht hatte. Die (^chronologische V) Reihenfolge der Briefe ist nach Assemani B. 0. III, 1, p. 142—143 diese:

Briefe, die Ishcjabh als Metropolit (von Arbela"; verfasste :

Nr. 6. An die Cleriker und Laien der Kirche von Mahoze dhArcwan über ihren Bischof Sahdona, vgl. B. 0. III, 1. p. 116—118 u. 'l37 und Budge, 1. c. S. 132—136, rcsp. I, p. LXXXIX— XCV. In diesem Briefe werden die

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127. Stelle folgende kurze, aber sehr wichtige Lebensbeschrei- bung Martyrius-Sahdona's (vgl. Chabot, 1. c. S. 5G— 57, bezw. 67—69, m.m.) :

Sahdona, Bischof von Mahoze dhArewan, d. i. Martyrius, auch noch B:ir Sahde genannt. Er war aus der Ortschaft Ilalamun (Ilalmon) in Beth Xuhadhre (und) wurde unterrichtet in der Schule Mar Aitallaha's. Als er vernahm, dass Mar Jakob das KlostSr Mar Abraham's auf dem Berge Izala verlassen und sich daran gegeben hätte, ein eigenes Kloster in Marga zu bauen, da ging er zu jenem und ward sein Schüler. Es schloss sich ihm auch noch im Kloster von Marga der selige Qamishö an, der in hohem Alter mit den Brüdern das Kloster in Saphsapha im Gebirge von Haphton gründete.')

Diüzesanen von Maboze dhArewan gegen ihren „apostasierten" Bischof aufs kräftigste aufgehetzt ; auch heisst es hier ausdrücklich, dass ]\Iartyrius-Sahdona schon längst insgeheim „abgefallen", d. h. zum Katholizismus übergetreten sei, und dass er nur sein Bistum übernommen, ja vordem ein grosseres er- strebt habe (Adiabene!), um seine „satanische Saat", d. i. den katholischen Glauben überall auszustreuen. Dabei wird die nestorianische Zwei-Personen- lehre, ,,an der so viele zweifelten und zweifeln", aufs eifrigste verteidigt.

Nr. 7. An Mar Sahda, „unsern lieben Bruder", Bischof von Mahoze dhArewan, vgl. B. 0. III, 1. p. 118 u. 138 und Budge, 1. c. II, S. 136-140. Dieser Brief ist von ähnlicher Tendenz wie der vorige; als interessante Neuigkeit erfahren wir jedoch, dass schon ehemals Esa'ja von Tahal genau dieselben häretischen Lehren vorgetragen und verbreitet habe und seinerzeit von dem Manne Gottes Mar Ilnanish; widerlegt worden sei. Diese ,, Wider- legungsschrift" des Mar Huanish; (vgl. Chabot, 1. c. Nr. 21; ist uns im Ber- liner Ms. Petermann 9 fol. 180^ 182'' erhalten; sie ist in der Überschrift gegen die „Chalcedonenser", also die Katholiken gerichtet, wie denn auch der ganze Inhalt dies bestätigt! (vgl. G. Iloffmann, Auszüge S. 118, Nr. 1059.)

Nr. 21. An den Bischof Bar-Sauma (unveröffentlicht). Ein Glückwunsch- schreiben über die Vertreibung der Häretiker aus dem Orient in den Occi- dent. Damit sei der von den Nestorianern nach Edessa vertriebene Sahdona gemeint fAssemani).

Nr. 28—29. An den Bischof Hormizd von Beth Laphat zwei Briefe be- treffend Sahdona, vgl. B. 0. III, 1. p. 118-119 und Budge, 1. c. II, S. 140 ])is 143. Warnungsschreiben gegen die Wiederaufnahme Sahdona's nach seiner Vertreibung aus Edessa.

Nr. 30. An die Bischöfe von Beth Garmai, betreffend Sahdona, vgl. B. 0. III, 1. p. 119-123 und Budge, 1. c. II, S. 144-147. Dieser Brief ist ebenfalls wie die beiden vorigen gegen die Wiederaufnahme Sahdona's ge- richtet, der achtmal Pveue gezeigt habe, aber ebenso oft zu seiner alten „Gott- losigkeit" wieder zurückgekehrt sei! Aus den Briefen, die Ish;jabh als Katho- likos verfasste :

Nr. 5. An Brikhoi über die Leute von Mahoze, die Sahdona „verführt", d. h. katholisiert hatte (unveröffentlicht). Dieser Brief war ursprünglich per- sisch abgefasst.

1) Vgl. Chabot, 1. c. Nr. 89 (— auch hier muss es statt Mar TjtIs ]\Iartyrius lauten i und Budge, 1. c. I, S. 76, bezw. II, S. 150. Der neue Klosterort selbst hiess Horpa, s. Hoffmann, a. a. 0., S. 226.

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Mar Jakob gab ilinen den Mönchsbabit (CXHMA, cf. Eu- cbolog. magn., Korn. 1873, p. 234 sqq., 246—47) und er setzte Qamisbo über den Bau des Klosters, während er Martyrius zum Assistenten maebte. Dann widmete sieb letzterer der Ascese und der Bescbaulicbkeit und verfasste ein Werk über das Möucbs- leben. Darauf verbalf ibm Isbojabb von Arbel (a) zum Bistum von Maboze dbArewau in Betb- Garmai. Hier litt er Scbiffbrucb am ortbodoxen Glauben (Nestorianismus!). Da nun Mar Isbojabb, Me- tropolit von Hedbaijabb (Adiabene), davon erfubr, scbrieb er, weil er ihn liebte, (also) au ibn: „Lass ab von dieser deiner Gesin- nung!" Aber er borte nicht auf die Worte Mar Ishojabb's. Da ver- sammelten sieb die Väter beim Katbolikos Maremmeb, excommu- nicirten Martyrius-Sabdona, zerrissen das von ibm aufgestellte Glaubensbekenntnis und machten an seiner Statt Mar Sabha zum Bischof. Jener ging nun weg und Hess sich im Gebirge nieder. Weil er (aber) keine Ruhe im Herzen fand, kehrte er alsbald zu Sabbrisbo', dem Metropoliten von Betb Garmai, zurück und gestand seine Unbesonnenheit ein. Allein, er harrte nicht aus in dieser Gesinnung, sondern er machte sich auf zum Griechenkaiser Hera- clius, der damals (gerade) nach Jerusalem gekommen war. Zu diesem sprach er : „Ich werde verfolgt von den orientalischen Bischöfen wegen des wahren Glaubens, an dem ich festhalte." Hierauf gab er seine Glaubenserklärung in der Kirche ab und verfluchte die „heiligen" Diodor und Genossen.') Alsdann ward er auf

1) „Diodor und Genossen'", auch „die grieclaisclien Lehrer" genannt, sind bei den Nestorianern Diodor von Tarsus, Theodor von Mopsuestia und Nestorius. Die nestorianische Kirche feiert sie am fünften Freitag nach Epi- phanie mit einem interessanten Officium, das mit einigen Abkürzungen und Äloditicationen von Bedjan, Breviarium chaldaicum, tomus I, p. 477 492 ver- öffentlicht worden ist. (Durch die Umschreibung auf die hheil. Basilius, Gre- gorius Theologus und Johannes Chrysostomus will allerdings manches nicht mehr so recht passen . Es ist autfallend, dass sich von den in jenem Officium und sonst (B. 0. III, 1. pp. 28-36 viel gepriesenen Schriften dieser nestorianischen Kirchenlehrer selbst bei ihren syrischen Anhängern so wenig erhalten zu haben scheint, doch ist es uns jüngsthin gelungen, bei den per- sischen Nestorianern das Hauptwerk des Nestorius, das ,,Buch", besser ge- sagt den „Handel des Heraclides" (B. 0. III, 1. p. 36) zu entdecken und in Abschrift der Strassburger Universitätsbibliothek zu gewinnen. In der Ein- leitung dieser umfangreichen Schrift ist die Rede davon, dass der Verfasser als Verfehmter und Verbannter seine Werke nur pseudonym verbreiten und seinen Anhängern zugänglich machen könne. Dann folgt der erste Haupt- abschnitt; er enthält (gewissermassen als Rechtfertigung) in Dialogform eine Bekämpfung der frühern Iläresieen. Der zweite Hauptteil ist der Bekämpfung Cyrill's gewidmet unter Beifügung vieler wichtigen Documentc ;im Auszüge^.

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kaiserlichen Befehl zum Bischof von Edessa eingesetzt.') Nachdem er aber nur ganz kurze Zeit das Hirtenamt über Edessa geführt hatte, wurden seine Erwartungen getäuscht : Es gingen nämlich gewisse Leute zum Kaiser und zeugten wider ihn, dass er den Glauben der Anhänger Diodor's hege. Da gab der Kaiser Befehl, und man verjagte ihn aus Edessa, Nun ging er zum Katholikos Maremmeh und bat um Verzeihung. Dieweil nun Martyrius- Sahdona ein Mann der „Enthaltsamkeit" und von allweg tugend- haftem Wandel war, Hess sich der Katholikos Maremmeh herbei, den Sahdona in seinen (ersten) Bischofssitz der selige ^lar Sabha war inzwischen im Herrn entschlafen wieder einzusetzen. Da dies j\lar Ishöjabh von Arbel(a) zu Ohren kam, schrieb er au

1) Das geschali um die Jalireswendc (i29 630. Heraclins hatte uämlicli bei seinem Einzüge in Edessa nach der t'berwiudung der Perser, im J. 628 mit der dort herrschenden Monopliysitenpartei pactieren wollen, was ihm jedoch schlecht bekommen sollte. Hören wir hierüber die Chronik des monophysi- tischen Patriarchen Michael I. (1166—1199), vgl. armen, Ausgabe, Jerusalem 1871, S. 298—299: „Und Ileradius kam gen Edessa, da zog ihm eine grosse INIenge von Geistlichen entgegen samt den München des Berges von Edessa ; ihre Zahl soll sich auf 90,000 i!) belaufen haben. Bei ihrem Anblik staunte Hera- clius ob der Menge, und er neigte vor ihnen sein Antlitz zur Erde. Wie er erfuhr, dass sie das Concil von Chalcedon nicht anerkannten, sprach er : „Es geziemt sich nicht, dass wir uns fernhalten von den Gebeten einer solchen Mehrzahl wegen des Conciles von Chalcedon." Und so begab er sich am AVeihnachtsfeste in die Ilagia-Sophia-Kirche der Orthodoxen (= Monophy- siteni und ehrte gar sehr die Priester mit Gaben. Und zur Zeit der Com- munion trat er hinzu, um zu communizieren, doch der Erzbischof Esaia hielt ihn zurück mit den Worten : „Vorerst verHuche das Chalcedouense und den Tomar (= TOMOC» Ueo's." Da geriet der Kaiser in Zorn ob dieser Rede, nahm den Rechtgläubigen die Kirche und gab sie den Chalcedonensern = Katho- liken). — ,,Und danach kam er gen Edessa, da ging ihm eine Menge von Geist- lichen entgegen : Denn die Mönche des Gebirges zogen ihm entgegen und mischten sich unter die Bewohner der Stadt, deren Zahl 90,000 betrug. Das fiösste dem Kaiser Respect ein und demütiglich verneigte er sich gar tief vor den Ilochwürdigen, wobei er sagte : ,,Es ist nicht recht, dass wir uns der Gebete jener unteilhaftig machen, obgleich sie in „die eine Natur" ver- narrt sind". Sein Einzug in die Stadt geschah aber ums Weihnachtsfest. Er begab sich zur heil. Sophia (= Kirche) und brachte der Kirche und den Priestern seine Geschenke dar. Und zur Zeit der Liturgie verlangte er zu kommunizieren. Da sagte der Erzbischof Esaia zu ihm : „Vorerst verfluche den Tomar (= TO.MOCi Leo's und das Concil von Chalcedon." Da ergrimmte der Kaiser, nahm den Kirchenschlüssel und ging. Nacli der Liturgie aber Hess er sie (die Monophysiten^ hinauswerfen und gab (die Kirche) den Chalcedonensern (Katholiken ." So in der früheren Ausgabe, S. 316—317, Jerusalem 1870; vgl. Dashian, Catalog der armen. Handschriften in Wien (Mechitharisten), S. 58, Nr. 91. Nachdem dann Heraclins in Edessa über- wintert hatte, kam er in laugsamem Zuge über Antiochien nach Jerusalem, wo am 14. September 629 die grossen Festlichkeiten der ,, Kreuzeserhöhung" begannen. Hier fand sich denn bald darauf Martyrius-Sahdona ein und er- hielt das erledigte Bistum Edessa.

- It -

Maremmch einen Brief folgenden Inhalts : „Kein anderer als Satan hat Sahdona aus dem Grieclienlande zurückgebracht und offenbar zu euch geführt ; hat er doch das Doppelbuch bei sich, das er gegen UDsern Glauben und unser Bekenntnis verfertigt hat." Als sie den Brief gelesen hatten, standen sie davon ab, den Martyrius- Sahdona in die Kirche wieder aufzunehmen. Der weilte nicht länger, sondern traurig und betrübt kehrte er nach Edessa zurück und Hess sich in einer Höhle im Gebirge nieder. Es wird aber gesagt, dass er seine häretische Gesinnung verabscheut habe und zur Wahrheit zurückgekehrt sei. Als Sahdona aus der Kirche ausgestosseu worden war, ging Gabriel, der Klosterobere von Beth'Abhe zu ihm nach Edessa, wie er es in seinen Schriften be- zeugt : „Zu der Zeit, wo Sahdona aus der Kirche ausgestosseu wurde, da entbrannte ich, Gabriel, im glühenden Eifer meiner Seele, ich ging nach Edessa zu ihm, disputierte mit ihm und machte ihn zu Schanden."')

Bezüglich der Bekehrung Martyrius-Sahdona's konnte Wright (1. c, S. 842, Anmevk. 33) gegen Assemani allenfalls noch schrei- ben : „We cannot see that Assemani has any ground for assertiug that Sahdona was converted „ab erroribus Nestorianis ad Catho- licam veritatem" (B. 0. III, 1, 107, col. 1; comp. col. 2, 11. 10—12, and p. 120, col. 2, 11. 11—13). Wenn jedoch Budge noch weiter gehen zu müssen glaubt und geradezu von „the con- version of Sahdona, Bishop of Ariwan in Beth Garmai, to the opinion of the Jacobites and to the Monophysite doc- trine" spricht (a. a. 0. I, p. LXXXVII, doch vgl. 1. 9 „certain Jacobite monastery" mit II, S. 129, 1. 1 2 „a monastery of heretics not necessarily Jacobites" !), so ist dies nach seiner Herausgabe des vollständigen Textes jener fünf Briefe Ishdjabh's über Sahdona weder zu erklären noch zu begreifen. So heisst es, um nur eines von vielem herauszunehmen, irgendwo im ersten Briefe (Budge, 1. c. II, S. 135, resp. I, p. XCIII) : „Denn, dass

Ij Vgl. Budge, 1. c. I, S. 91, bezw. II, S. 212, wo sicli dieselben Worte,

aber etwas bescheidener gefasst, wiederfinden : ich ging nach

Edessa zu ihm," und da disputierte er mit ihm, und er machte ihn zu Schanden. Dieser Gabriel (Tauretha, vgl. Wright, a. a. 0 . S. 8-43 ist viel- leiclit identisch mit dem Adressaten des ersten der fünf Briefe Martyrius- Sahdona's, s. oben S. 11.

2

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eiue Person ( wie Sahdona aunimmt ) notwendiger Weise zu einer Natur ( also /um Monophysitismus ! ) hinführt, wisst ihr (Xestorianer) alle als von Gott belehrte, obwohl jener Dummkopf (= Sahdonaj eifert, daran sei gar nicht zu denken." Doch lassen wir Martyrius-Sahdona selbst ein wenig seinen katholischen Standpunkt vertreten und erklären, vgl. die Strassb. Handschrift f. 46' 47^' „vom festen Glauben und dem gesunden Bekenntnisse der Orthodoxie : f. 44'" „Diese Natur unserer Mensch- heit also (f. 44' ) hat Gott-Logos in übernatürlicher Weise von Anfang ihrer Bildung an (durch die Engelsbotschaft in der Jung- frau Maria ohne Maunessamen) bis in Ewigkeit mit sich vereinigt, zu einer Person (qnOmä) und Erscheinung (parsöpä) hat er sie

mit sich verbunden in wunderbarer, unaussprechlicher Einheit"

„Und eine ist die Person des Sohnes, nicht zwei! Zwei (sind's) wohl der Natur nach, Gott und Mensch, einer aber (ist's) der (Gottes-) Sohnschaft nach! Der Naturen (sind) freilich zwei, die sich unterscheiden nach ihren Eigentümlichkeiten, die Person jedoch (ist) eine und von gleicher (Gottes-) Sohnschaft." 45* »Und eine Person des Herrn Christus macht aus eben der Gottes- und Men- schensohn, so jedoch, dass die vollkommne göttliche und voll- kommne menschliche Natur eben in der einen (göttlichen) Sohnesperson wegen der Einheit gewahrt bleiben in ihren Eigentümlichkeiten ohne Trennung, aber auch ohne Verwirrung,

von der Verkündigung (des Engels) an bis in Ewigkeit"

„Auch das müssen wir uns einprägen, dass eben die eine Person Christi, wie sehr sie auch als Einheit aufzufassen ist, doch ja nicht als eine Wesenheit aufgefasst werden darf, die sich aus den beiden Naturen zusammensetzte" (gegen die Monophysiten!). f. 45*» „Weil nämlich Gott-Logos in seiner Natur und in seiner Person sich mit dem Menschen (= menschl. Natur) vereinigt hat und Mensch geworden ist, so muss er gemäss seiner (göttl.) Person im Menschen als zu gründe liegend gedacht werden, und weil der Mensch hinwiederum nur seiner Natur nach wahrhaft mit Gott vereinigt und vcrgöttlicht wurde, so ist er in der gött- lichen Person als (nunmehr) in seiner eigenen zu prädizieren.** f. 46'" „So glaube denn auch du mit der (Christen-) Welt, ohne zu grübeln über das Geheimnis (der einen Person in zwei Naturen). Solltest du aber weiter darüber grübeln, wie Gott und ]\[ensch zwei Naturen in einer Person, ohne dass die eine die beiden zu

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nichte macht, noch die beiden die eine, dann begrübele zuerst das Folgende von dir selbst, wie (f. 46') du nämlich aus Leib und Seele, also aus zwei Naturen in einer Person, bestehest, indem die eine die beiden anderen nicht aufhebt, noch die beiden die eine, wie das Geistige und Ungeistige eiiu Geistiges, wie das Sterbliche und Unsterbliche e i n Sterbliches ausmachen, wie die Kräfte der Seele mit denen des Leibes verwoben sind, ohne ein- ander zu verwirren, wie die körperliche Stimme und das geistige Denken eine Rede, wie das Streben der Glieder und die Ent- scheidung der Vernunft ein discretes Handeln bilden. Wenn du also nicht imstande bist, das Geheimnis deioer eigenen natürlichen Einheit zu erkennen, wie nämlich Vereinigtes sich sondert und Gesondertes sich einigt, wie willst du dann das Geheimnis der

göttlichen Einigung des Sohnes erforschen!" „Lassen wir

es uns also nicht einfallen, daran unsere Verwegenheit zu üben über das hinaus, was uns in der Schrift von den Aposteln durch den heil. Geist berichtet ist, und worüber wir von den Lehrern nach ihnen aufgeklärt worden sind, nämlich dass Gott Wort und Mensch aus unserem Geschlechte (ist) in zwei wahrhaft un- versehrten und vollkommnen Naturen, durch unaussprechliche Einheit eine Person des Sohnes und Herrn, des Gottes Christus über Alles, Amen."

Anmerkung.

Der dogmengeschichtlich höchst interessante und wichtige Tractat „vom wahren Glauben" in der Strassburger Handschrift, aus dem das Vor- stehende entnommen ist, ist wohl einer besonderen Bearbeitung wert, zumal auch wegen der zahh-eichen philosophisch-theologisclien termini technici, die mit grossem Geschick den griechischen nachgebildet sind. Überhaupt decken sich die theologischen und ascetischen Ansichten Martyrius-Sahdona's genau mit denen der Väter aus den grossen Klöstern (Lauren) der Damas- cene und Jerusalems, wohin ja auch Thomas von Marga (II, 6) die „Behexung" des nestorianischen Bischofs verlegt ! Daneben halte man noch den vierten Canon für die jungen Mönche der Theologieschule von Nisibis, der es diesen moralisch verbietet, in das „Rhomäergebiet" zu gehen, um dort unter anderem zu „studieren" oder zu „beten", d. h. die hh. Orte und berühmten Klöster zu besuchen (vgl. Guidi, gli statuti della scuola di Nisibi, Giornale della Societa Asiat. Ital. IV, S. 183—84). Auch darauf mag noch hingewiesen werden, dass unsei' Codex aus dem Sinaikloster herstammt (vgl. Z. D. M. G., Bd. LI, S. 453 ; unsere Handschrift ist die dritte im Bunde), das als solches mit seiner Einrichtung und Wissenschaft nur ein neuer Abzweig funter Justinian) dei- berülimten Jerusalemklöster war, cf. Pococke, annales Kutychii, Oxford 1Ü58, II, p. IGO— 68; dahin zielt endlich deutlich die giftige Bemerkung Ishöjabhs : (Gott verschlug den Sahdona), nämlich in die Gegend der Iläietiker, wo er sich dem Ba'al pe'or weihte. . . . ! (Budgo, l. c. II, S. 14Ö Z. 8-9.;

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Die in Rede stehende Abhandlung selbst zerfällt in zwei grössere Abschnitte; wiUireiul der letztere, oben verwertete, von der göttlichen „Ökonomie" (njediiabiiiänrilliä diese wichtige und häufige Wortbedeutung fehlt meist in den Würterbüchcrn ; Budge, l.^c. I, p. XCIII, 1.29 übersetzt unrichtig „governmenl" ; vgl. noch Klee, Dogmengeschichte II, S. 7— 8 \ d. i. von der „Menschwerdung" handelt, wird im ersten Abschnitte die Trinitätslehre entwickelt. Es brauclit bei dieser Gelegenheit wohl kaum mehr besonders betont zu werden, dass Martyrius-Salidona als Orientale das ,filioque' im Syinbolum nicht kennt, nocli damit tlieologisiert, vgl. fol. 43'J „dem heil. Geiste, dem Lebendigen und Lebendigmachei-, der vom Vater ausgeht". Zwar hat sich Lamy (Conc. Seleuciae et Ctesiphontis, habitum anno 410, Lovanii 1868, p. 2 et 30 sqq.) seiner Zeit gerühmt, das ,lilioque' im Glaubenscanon der ersten ostsyrischen Generalsynode glücklich gefunden zu haben, allein die zu Grunde liegende Pariser Handschrift ist eine spätere, ungeschickte maronitische Compilation aus nestorianischen und monophysitischon Synodalbüchern in der Propagandabibliothek existiert übrigens ein ähnlicher Code.x, der, wie der Pariser, mit der ,Didascalia Apostoloium' begimit , und die ächten Synodalacten, wie sie in den beiden grossen nestorianischen Conciliensammlungen zu Rom (Propaganda) und Paris (ßibl. Nat.) vorliegen, enthalten das ,(ilioque' nicht. Hier heisst es vielmehr nizänisch kurz : „und (wir glauben) an den heil. Geist", während es in den nestorianischen Liturgieen und Offizien konstantino- ))olitanisch eiweitert lautet : „und an einen heil. Geist, den Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, den Geist Lebendii^macher" ; vgl. Brightman, Liturgies Eastern (and Western), Oxford 1896, I, S. 271, Z. 3—5 und Maclean, East Syrian Daily Offices, London 1894, S. 22—23. Dagegen haben wir das ,filioque' in den (koptisch-arabischen) Akten der vom heil. Athanasius in Alexandrien 362 abgehaltenen Synode gefunden, es heisst nämlich in dem Pariser arab. Ms. n" 239 (a. f. 119, vgl. Revillout, Le Concile de Nic^e, etc., Dissertation critique, Paris 1881, S. 108, Anm. 1), f. ig"": und der heil. Geist, der Eine, der vom Vater und vom Sohne ausgeht, der Lebensspender, und er ist über Alles und in Allem! Nebenbei sei auch noch dies zur Sprache gebracht, dass eine andere, spätere Synode im feinen Osten und zwar die von Shirakavan im Jahr 862 den Armeniern wirklich das ,filioque' auf Umwegen bringen sollte, und dies man staune auf Betreiben des Photius ! (vgl. Klee, a. a. 0. I,

S. 219, Anm. 6 u. Tshamtshean, Hist. Arm. II, p. 686, can. 1 und der

heil. Geist aus ihrer (Vaters und Sohnes) nämlichen Wesenheit"), doch der Unionsversuch des Photius und die Canones seiner Abgesandten fielen ins Wasser (cf. Bischof Abel, Geschichte der armen. Concilien [armen.], Valarshapat 1874, S. 101—102).

In allen solchen Dingen muss man eben das zähe Festhallen der Orientalen am Althergebrachten und altkirchhch Fixierten berücksichtigen. Sehr klug handelte und sprach daher schon Papst Leo III. im Jahr 810 bezüglich unserer Frage (vgl. Hefele, Conciliengcsch. [2 Aull.J III, S. 751 54, Denzinger. Enchiridion [5. Aufl.] p. 16. Anm. 1), und sehr weise ist in unseren Tagen in der römischen amtlichen Ausgabe der griech. liturgg. Bücher, die in der Propaganda ebenso correct wie kritisch ediert werden, das nizäno-konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis in seiner ursprünglichen Form (ohne filioquc) gelassen worden, siehe z. B. das „grosse Horologium", Rom 1876, p. 13, 1. 16; „grosses Euchologiuni", Rom 1873, p. ii ^\ 1. 5; p. -tt'Ä', 1. 24 25, u. vgl. d'Avril, Saint-Cyrille, Paris 1877, S. 31.

->~^-^fk-7^

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IL CAPITEL.

Deutsche Übersetzung ausgewählter Stücke aus den Werken Martyrius-Sahdona's.

(S. den syr. Text im Anhang.)

f. 64"^ Sechstes Capitel : Von der Jungfräulichkeit und

Heiligkeit.

Hoch und erhaben ist der gepriesene Stand der Jungfräu- lichkeit, überaus gross und vorzüglich der herrliche Wandel der Heiligkeit, denn sie ist der Vorrang der überirdischen Geister, die Verähnlichung mit der Herrlichkeit der lichten Engelschaaren und der neue Wandel des jenseitigen Lebens der Unsterblichen, der Kinder der Auferstehung, der Söhne Gottes. Vor allem nun ist es der wahren Christen würdig und geziemend, ihrer, die im Sacramente Unsterbliche und Kinder Gottes geworden sind, dass sie in ihr wandeln, zumal jene, die sich in vollkommner Liebe Christus angeschlossen, indem sie in Selbstentsagung allem Ir- dischen sich entfremdet haben und also voll Eifer als Herde Gottes ihr Leben in Demut hinbringen : Denn gerade durch den Kampf der Bewährung in der Heiligkeit erwerben sie, obwohl sie sterb- lich sind, den Ruhm und die Herrlichkeit der Unsterblichen, die- weil sie sich der Ehe enthalten, um den Engeln ähnlich zu werden. So bilden sie den geistigen Typus des zukünftigen Lebens an ihrer Person (schon) in diesem Leben aus, und offenbar erweisen sie den herrlichen Wandel der Unsterblichkeit im sterblichen Leibe : Sie sind nämlich bestrebt, mit aller flacht gegen die Fleischesnatur anzukämpfen, indem sie deren schmeichelnde und starke Lockungen überwinden und besiegen, ihre gewaltigen Be- gierden unterdrücken, ihre wiederholten Angriffe abschlagen, ihre heftigen Leidenschaften bezähmen, ihre Glutflammen auslöschen, die Stacheln ihrer begehrlichen (fleischlichen) Liebe zu Boden treten, ihre natürliche, aber feindliche Ordnung umwandeln, kurz

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ciucn scliwercn Kampf ohne Ende mit dcu AnvcizuDgcn und Be- gierden ihrer Sinnlichkeit unterhalten. .So liegen sie also Tag und Nacht miteinander in hartem Kampfe, ich meine Leib und Seele, indem ein jedes von ihnen auch seinen Genossen zu der ihm natürlichen Ordnung hinüberziehen möchte, wie denn „das Fleisch begehrt, was immer dem Geiste entgegen ist, und der Geist erstrebt, was immer dem Fleische zuwider ist" (Gal. 5, 17), d. h. wodurch es niedergehalten und in der Reinheit bewahrt wird, und beide einander feindlich sind.

In diesen grossen Krieg und beständigen Widerstreit sind diejenigen verwickelt, die im Wandel (f. 64^' ) der JuDgfräulich- keit und in der Heiligkeit ihr Leben zubringen. Daher hat auch unser Herr Christus wegen der Schwere dieses heissen Kampfes die Jungfräulichkeit hoch über das Gesetz erhoben, da er sie nicht an ein Gebot binden wollte, vielmehr sie dem (freien) Willen dessen überliess, der nach der Vollkommenheit strebt. Wie denn auch der Apostel gesagt hat : ,,Über die Jungfräulichkeit aber habe ich von Gott ein Gebot nicht empfangen" (1. Cor. 7, 25). Denn unser Gott und Erlöser wollte nicht etwas, das über die natürliche Ordnung hinausginge, durch Gesetzesbefebl verbindlich machen, sondern er gab es anheim der Freiheit dessen, der wolle und der den Glanz der Heiligkeit liebe : Wusste er ja wohl, dass es sehr die Kraft der sterblichen Natur übersteige, ehelos zu bleiben, und dass dieses (eher) das Leben nach der Auferstehung sei, wie er (auch) zu den Pharisäern sprach : „Bei der Auferste- hung wird man weder (neue) Weiber nehmen, noch werden die (früheren) Weiber ihren Männern (mehr) angehören,') sondern man wird wie Gottes Engel sein" (Matth. 22, 30; Marc. 12, 25). Was ist also zu thun, o heil. Apostel, weil du ein Gebot über die Jungfräulichkeit von unserem Herrn nicht empfangen hast ! Rätst du (auch) nicht, dass es sich gehöre, sich ihr zu nahen ! Ei frei- lich! „Den Rat gebe ich, da ich von Gott mit (besonderer) Glaub- würdigkeit begnadet worden bin, dass und zwar meine ich, es sei gut so wegen der Not der Zeit es dem Menschen fromme, so zu bleiben. Bist du einem Weibe verbunden, so suche nicht die Scheidung; Inst du des Weibes ledig, dann suche nicht die Ehe" (1. Cor. 7, 25—27). Gut ist es nämlich, in der Keusch-

1) Man merke auf eleu Siuu dieser Stelle in der Pcshitta.

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lieit zu verharren fern von der Ehe, nicht als oh diesu Sünde wäre, sondern weil sie den Menschen wegen der zeitlichen Be- schwer zum irdischen Trachten abzieht, wie zur Hauptsorge für Weib und Kind. „Denn wer verehelicht ist, sinnt aufs Zeitliche, wie er seinem Weibe gefalle, wer aber unverehelicht ist, denkt auf den Herrn, wie er ihm gefalle" (1. Cor. 7, 33 32).

Zu eurer grossen Schonung also (1. Cor. 7, 28) gebe ich euch den Rat, euch der Ehe zu entlialten, nicht etwa, um euch einen Fallstrick zu legen, sondern damit ihr euch beständig in der rechten Verfassung zu eurem Herrn haltet, unbekümmert nm Ir- disches (1. Cor. 7, 35). „Denn wer unsern Herrn lieb hat und vertraut mit ihm werden will, der muss sich der Ehe enthalten, damit er beständig bei ihm bleiben kann in keuschem Wandel, ohne sich von weltlichem Trachten abhalten zu lassen. Wahrhaft selig daher, wer also bleibt gemäss meinem Rate. Ich glaube aber, auch den Geist Gottes zu haben" (1. Cor. 7, 40). „Das aber sage ich den Ehelosen und Witwen, es fromme (f. 66"^ ) ihnen, so zu bleiben wie ich. Wenn sie es aber nicht aushalten, so mögen sie heiraten, denn es ist viel besser, eine Ehe einzugehen, als zu brennen vor Begier" (1. Cor. 7, 8—9). „Ich möchte zwar wollen, dass sie in fester Enthaltsamkeit von der Ehe wie ich ausharrten, weiss ich doch, dass es ihnen frommt; wenn sie aber nicht die Widerstandskraft haben gegen die natürlichen Leidenschaften, so ists besser, dass sie sich in der Ehe binden", nicht aber, dass sie in ihrer Weichlichkeit vor Sinnenbegier brennen, indem sie letztere noch anfachen durch beständiges Darandenken und Sicheinlassen auf ihre Anreizungen. Denn die Heiligkeit ist gar beschwerlich und mühsam, und ich wollte, dass alle Menschen wären, wie ich, in der Keuschheit! Allein, ein jeder hat seine besondere Gabe von Gott, der eine so, der andere so (1. Cor. 7, 7). Denn wie- wohl ich den Wunsch habe, dass ein jeder sich dem Glänze der Jungfräulichkeit nähere, so bin ich doch wegen ihrer Grösse und Beschwerlichkeit wohl davon überzeugt, dass nie- mand ohne (besondere) Gabe und Hülfe Gottes ihre Lauterkeit vollkommen bewahren kann. Und nicht nur dies dünkt mir eine Gnadengabe zu sein, sondern auch jenes, dass man in der Ehe sein Gefäss in Ehren und (unter) keuscliem Gesetz halte und nicht in Begier und Leidenschaft wie die viehischen Heiden (L Thess. 4, 4—5).

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Du siehst also, wie der gottinspirieitc Paulus die Juogfräu- lichkeit erbebt, und wie er mabnt, dass wur sie als Gabe von Gott erfleben sollen, indem er darauf binweist, dass nicht nur unser Vermögen, den Glanz keuscher Jungfräulichkeit zu bewahren, von Gottes Gnade kommt, sondern auch die Fähigkeit, sittlich in reinem Ehestände ohne Begier und Leidenschaft mit dem Weibe zu verkehren behufs der natürlichen Fortpflanzung. Wenn also der lautere Ehestand, der nur der Kindererzeugung wiegen da ist, ohne (besondere) Gottesgabe nicht bewahrt werden kann, um wieviel weniger ist es dann möglich, den Glanz der Jungfräulich- keit und Heiligkeit ohne Beistand und Hülfe der (göttl.) (inade zu bewahren. Damit du aber genau erfahrest, wie erhaben das jungfräuliche Leben über die Kraft der Zeugungsnatur der Men- schen sei, und dass niemand ohne Gabe Gottes es vollführen kann, so lerne von Christus (selbst) : Als er sich nämlich mit den Juden darüber besprach (cf. Matth. 19, 1—12), dass es nicht in des ]\Iannes Macht stände, sein Weib zu entlassen, ausser im Falle der Unzucht,') kam den Jüngern die Sache mit dem Entlassen oder Nichtentlassen allzu schwierig vor : So meinten sie denn, es sei viel einfacher, gar nicht zu heiraten, indem sie sagten : Falls es so (f. 65' ) um das Verhältnis zwischen Mann und Frau steht, dann thut's nicht gut, zu heiraten.^) Da war es, wo Christus sie hinweisen wollte auf die erhabene Grösse des Gegenstandes und darauf, dass es nicht jeder so einfach fertig brächte ohne Gnaden- geschenk Gottes und so sagte er denn zu ihnen : Nicht jeder kann dieser (eurer) Rede Genüge leisten, ausser wem es gegeben ist. Ihr irrt nämlich sehr, wenn ihr meint, dass dies so einfach sei. Es ist aber auch wieder den Kleinen und Geringen eigen, wxil sie eben von der göttlichen Hülfe unterstützt und stark ge- macht, die Kraft dazu finden werden. Deshalb nämlich sagte er: Jene, denen es gegeben ist, um zu zeigen, dass auch bei denen, die den ehelosen Stand erwählten, die göttliche Gnade es vor allem sei nicht etwa der Wille die dies durch die That vollende : Dass wir das erfüllen, was wir über unsere Natur hin- aus erwählt haben, steht nicht bei uns ! Auch zeigt er ferner, dass durchaus nicht jener Umstand Lob verdient, dass wir nicht hei-

1) Im Syr. geht's im Nebensatz weiter !

2} Hier fängt im Syr. erst der Nach- und Hauptsatz an.

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raten, sondern der, dass wir freiwillig die Ehelosigkeit ciwälilen wegen der „Fureht Gottes" ') (= Ascese). Somit erweist er durch diese Mittel und diese Auslese die Vortrefflichkeit der Ehelosig- keit, wobei er jeden ermahnt, ja nicht zu glauben, sie sei Selbst- zweck noch Inbegriff der Vollkommenheit, vielmehr sei dies die Liebe zu Gott und jener Eifer, der samt dem Coelibate durch die Pflege aller Tugenden an den Tag zu legen sei. Und so fügt er noch weiter hinzu : Es giebt nämlich Eunuchen, die vom Mutter- leibe an so geboren worden, es giebt Eunuchen, die's durch Menschenhand geworden sind, und es giebt Eunuchen, die sich selbst dazu gemacht haben um des Himmelreiches willen-, also (mit anderen Worten) auch das [dürft ihr nicht meinen, dass es in jedem Falle preisenswert sei, nicht zu heiraten, denn es giebt solche, die so geboren werden, dass sie nicht die Ehe erwählen können, es giebt ferner solche, die später so geworden sind, wann sie behufs Menschendienstes so oft verschnitten wurden. Die sind somit .keinesfalls w^ürdig, gepriesen zu werden, sondern einzig jene, die, obwohl sie die Zeugungsorgane besitzen und von Natur in dieser Beziehung unverletzt sind, doch wegen der „Furcht Gottes" sich die Entsagung der Ehe erwählen. Eben weil dies so schwer ist, hüte ich mich wohl, es zur gesetzlichen Verpflichtung zu machen, überlasse es vielmehr dem (freien) Willen derer, die sich dem unterziehen wollen: Wer dem genügen kann, der genüge ihm (Matth. 19, 12). Jeder nämlich, der sich ihr nähern und auf sich nehmen will ihre Beschwerlichkeit (f. 66'' ) aus Liebe zu Gott und Verlangen nach seinem Reiche, der vertraue auf seinen Gnadenbeisfand, da er zu ihrer Erfüllung verhilft gemäss dem Verlangen des Willens. Das ist^ also, was Christus gesagt hat über den Coelibat, auf dass er jene, die an ihn herantreten, all- seitig belehrte, nicht etwa im Vertrauen auf die eigene Kraft, wie wenn man so imstande wäre, ihn zu erfüllen, nachlässig daran

1) Derselbe Gedanko wird von Eznik „Widerlegung" der Secten, Veued. 1875, p. 287—88", polemisch gegen Mani, JMarcion und die Mesallianer aus- geführt : „Auch bewahren die Jungfräulichen der heil. Kirche nicht deswegen die Jungfräulichkeit, weil sie die Gottesgabe der Ehe für eine Schmutzigkeit erachteten, wie Marcion, Mani und die Mesallianer. Denn wenn sie in dieser Gesiunung ihre Gelübde hielten, dann verdiente ihre Jungfräulichkeit diesen Namen nicht. Sondern um sich mit Vorzug der Liebe Gottes zu weihen, ent- halten sie sich von guten Creaturen Gottes, damit sie seinen Engeln ähnlich seien, wo es ja nichts Männliches noch Weibliches mehr giebt, schon auf Erden dieselbe Tugend zeigen u. s, w."

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ZU geben, sondern voll Fiirclit und Bebutsanikeit, im Vertrauen auf die Barmherzigkeit Gottes und unter eifrigem Flehen mit Gebet und Bitte, er möge Kraft und Hülfe verleiben, um in ihm leben zu können und ihn keusch zu be^Yahren. Wahrhaft gross und sehr herrlich ist also die Krone der Jungfräulichkeit, und in dem Masse, wie ihr Kampf beschwerlich ist, ebenso vorzüglich und erhaben ist auch ihr Lohn. AVenn nämlich der Herr die Eunuchen von Natur beim Propheten (Is. 56, 3 4) bestärkt und tröstet mit den Worten : „Kein Eunuche sage : ich bin dürres Holz ; denn so spricht der Herr zu den Eunuchen, die seine Sabbate halten, wählen, was er wnll, und feststehen in seinem Bunde : Ich will ihnen in meinem Hause und innerhalb meiner Mauer einen Ort geben samt einem Namen, der besser ist als Söhne und Töchter. Ja, einen Namen für ewig, der nimmer auf- hört, will ich ihnen geben!" um wieviel grösser werden dann erst der Name und der Kuhm jener sein, die sich freiwillig ^die keusche Jungfräulichkeit erwählen. Dazu bedarf es gar sehr der Anstrengung und Vorsicht wegen des harten Kampfes, denn man muss streiten mit der (eigenen) Natur und nicht etwa mit einem äusseren Feinde, man muss kämpfen im eigenen Hause und nicht etwa in der Ferne, da giebts kein Rasten und Ruhen, bis man in die Grube steigt, bald erhebt sich der Kampf wie ein Unge- witter von innen heraus, bald wird er zur Wut entfacht durch äussere Stürme, ('heraus zahlreich sind nämlich die Leidenschaften, die die Jungfräulichkeit verderben wollen, und allerseits ist sie von Anreizungen umringt, die sie zur Sünde stacheln, von überall werden spitzige Speere wider sie geschleudert, um sie zu zer- reissen, und unaufhörlich droht ihr von aussen der Krieg und von innen die Furcht. Viel schneller, als einer einen Stein mit der Hand wirft, ist ihr Untergang da, eine Secuude kann ihr Ver- derben besiegeln, und eines Augenblickes bedarf es nur, und sie ist nicht mehr. Jetzt ist noch ihre ganze Arbeit da, und alsbald ist sie dahin, jetzt noch ihre Keuschheit, und gleich ist sie befleckt, jetzt noch ihre Behutsamkeit, und schon geht sie in die Brüche. Und so leicht ist ihr Untergang, dass wohl nicht einmal der Aug- apfel, dem gleich behütet zu werden der Prophet von Gott er- bittet (Psalm 16, S) so, wie sie, des Schutzes bedarf. Denn wenn das Auge erblinden will, so kann man es kurieren und seine klare Sehkraft wieder herstellen (f. 66'' ). Aber nicht so bei der

ziigrundc g-egangeuen Jungfräulicbkeit ! Ihre Heilang ist iinniög- lich, und ihre AViederhevstellung unerfindlich. Die Busse vertreibt zwar die Befleckung der Sünde, thut den Schmutz der Unzucht von ihr hinweg und tilgt die Makel ihrer Entweihung, aber sie kann nicht bew^irken, dass sie ihre frühere Stellung wiederge- winne; noch machen, dass sie wieder zu ihrer ehemaligen Ord- nung emporgelange : In den Bereich der Heiligkeit kann sie sie wieder einführen, aber sie wieder zu dem machen, was sie früher vor ihrer Auflösung war, das vermag sie nicht. "Wenn nun schon (ehedem) der Jungfräulichen nicht viele waren hier auf Erden, so sind sie jetzt noch viel dünner und sparsamer gesät. Bewahren wir also vorsichtig diese vielschöne Perle, da der Räuber und Verderber ihrer Schönheit so viele sind. Denn sie wird nicht nur von den Gliedern des Leibes zugrunde gerichtet, sondern auch von den Innern Wallungen des Herzens, wie denn unser Herr Christus gesagt hat : AVer ein Weib anschaut, um ihrer zu be- gehren, der begeht alsbald an ihr Ehebruch im Herzen (Matth. 5, 2S). Merke also und achte auf (den Ausdruck) „im Herzen" : Keineswegs nähert sich also Körper an Körper, noch vollzieht sich offen die That, sondern, obschon die Glieder von einer Ver- bindung fern und von schmutziger Befleckung rein bleiben, besudeln die Gedanken des Herzens die Jungfräulichkeit (von innen), ver- derben die äusseren Regungen sie von aussen, kurzum wird der ganze Mensch befleckt durch den verborgenen Herzensehebruch. So erwähnt er (Christus) noch nicht einmal die Menge der bösen Nachstellungen Satans (Ephes. 6, 11), worin der sich ergeht, um den heil. Tempel Gottes zu zerstören, was wir ja sind nach dem AVorte des Apostels (1. Cor. 3, 17) , Nachstellungen, worüber sich der Prophet bezüglich seiner Volksgenossen (Jos. 22, 17) oder der Apostel hinsichtlich der fremden Völker verbreitet : „Sie haben sich befleckt in ihren Werken und Unzucht getrieben in ihren Gelüsten, darum hat Gott sie schrecklichen Qualen überliefert" u. s. w.') (Rom. 1) : Oh, über jene, welche die Vergeltung, die ihrer Gottlosigkeit zukam, an ihrer eigenen Person empfangen haben, und zwar mit vollem Recht! Denn wenn, wer natürliche Unzucht treibt, von Gott der Strafe überliefert wird, um wieviel mehr ver-

1) Man bemerke die eigentümliche Exegese; die -r.x.bq (Küm. 1, 26) werden nicht auf das Folgende bezogen!

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dient die Höllenflammen, wer widcrnatürliclie Unzucht treibt, wie der gottlose Bösewicht! Fliehet vor Unzucht und Schändung, ruft uns der Apostel entgegen (1. Cor. 0, 18), jede Sünde nämlich, die der Mensch begeht, ist ausserlialb des Körpers, wer aber Un- zucht treibt, sündigt am eigenen Leibe. Wer sollte nicht fliehen vor der schändenden Unzucht am eigenen Leibe, die plötzlichen Tod durch Gottes Gericht bringt, z. B. über jene schänderischen, ruchlosen Söhne Judas (Gen. 38, G 10). Das ist die Sippschaft, die der Apostel zu den Ehebrechern und Päderasten rechnet und zählt, indem er sie mit ihnen vom Himmelreiche weit ausschliesst : „Denn weder Ehebrecher, noch Unzüchtige, noch Schänder, noch Päderasten solche (f. 67'' ) erben nicht das Reich Gottes" (1. Cor. 6, 9 10). Und so spricht er denn ein hartes Endurteil über die Schänder aus mit den "Worten : „Wer den Tempel Gottes schändet, den macht Gott zu Schanden, denn der Tempel Gottes ist heilig, was ihr eben seid" (1. Cor. 3, 17). Lasst uns also uns flüchten vor dem schrecklichen Gerichte Gottes und uns fern halten von dem Verderben der Sünde, die den Tempel unseres Leibes zugrunde richtet; als Heilige wollen wir uns heilig be- wahren, um zu einer würdigen Wohnung Gottes im Geiste zu werden, nicht nur von dem Verderben der leiblichen Unzucht wollen wir uns rein halten, sondern auch von der verborgenen Unzucht der Seele, die mit bösen Geistern geschieht durch die Zustimmung zu ihren bösen Einflüsterungen. Denn falls die Seele den Gedanken zustimmt, die ihr vom Bösen eingesät werden, macht sie mit ihm verderbliche Gemeinschaft, indem sie in der Verborgenheit des Herzens Unzucht treibt und ihre heilige Jung- fräulichkeit entweiht, sie, die Christo anverlobt ist zur Beobach- tung seiner (rcbote. Ebenso wie die israelitische Synagoge ehe- mals, die Gott durch Moses verlobt worden war, mit Steinen und Hölzern Ehe1)ruch trieb, sobald sie von Gott abwich, seine An- betung aufgab und seine Satzungen verachtete,') ebenso (ist's) auch mit uns (der Fall), die wir Christo durch die Apostel angetraut sind gemäss den Worten des heil. Paulus : „Ich habe euch einem Manne verlobt als reine Jungfrau, um euch Christo nahezubringen" (2. Cor. 11, 2). Falls wir daher seine Gebote verachten, seinen

l'' Der Satz geht im Syrischen wieder endlos weiter, doch haben wir dem deutscheu Sprachgeiste zu Liebe wieder trennen müssen.

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Bund') übertreten und satanisclien Gedanken, die sich unserem Herzen einsäen, zustimmen, treiben wir verborgenen Ehebruch mit Satan, wie auch der Apostel, der uns verlobte, befürchtete, da er sagte : „Ich fürchte, es möchte etwa, wie die Schlange mit ihrer List Eva verführte, auch so euere Gesinnung von der geraden Kichtung auf Christus abgeführt (verdorben) werden" (2. Cor. 11, 3). Denn der nämliche, der Eva zur Gesetzesübertretung ver- führte, der verleitet auch uns zum selben, damit wir unseren Sinn von der geraden Lauterkeit zu Christus ablenken und zugrunde richten und preisgeben den mit ihm geschlossenen Bund durch die Verleugnung unseres ersten Glaubens, sodass wir uns durch dies alles das harte Gericht mit dem verzehrenden Feuer, das über die Ehebrecher verhängt ist, bereiten. Lasst uns also behutsam die Keuschheit unserer Jungfräulichkeit bewahren, die des Leibes mitsamt der der Seele. Vorab die Seele lasset uns makellos er- halten von aller Unreinheit der bösen Gedanken, wodurch ihre Reinheit beschmutzt und verdorben wird, zumal von schismatischer Gesinnung 2) bezüglich des Glaubens über Christus, worin gerade das Verderben der Jungfräulichkeit der Seele und die Lösung ihres Verlöbnisses liegt. Weiter wollen wir den Leib durch die Ascese von aller Feuchtigkeit des materiellen Überflusses der Speisen und der durch die Mahlzeiten in ihm angesammelten Über- fülle reinkeltern, indem wir ihn niederhalten und unterjochen, so- dass er auch nicht einmal mehr (f 67'' ) wegen vieler Schwäche seine Glieder zur Sünde aufzuregen vermag, noch seinen gewohn- ten Schmutz mehr im Schlafe über uns ergiesse. So halten wir uns also nunmehr vollkommen an Leib und Seele von allem Bösen rein und werden im sterblichen Leibe den Engeln ähnlich, indem wir uns gleich ihnen durch Gottes Gnade von den ehe- lichen Trieben freihalten. So werden wir würdig werden, die vollkommene Heiligkeit behutsam zu erwerben, ohne die ja nie- mand den Herrn schauen wird : Ihm sei die Ehre und uns der Gnadenanteil seiner Heiligkeit, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen!

1) Ein Ordensmann heisst im Syrischen „Bundessohn" und eine Ordensfrau „Bundestochter".

2) Eine Mahnung für die nestorianischeu Landsleute des Verfassers !

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f. LSO-^ Zweiter Brief. An jemand, der vom Verfasser Ausl<unft über seinen Aufenthaltsort haben wollte, um zu ihm zu kommen.

Ik'treffs dessen, warum du mieli gebeten hast, o treflUicliei' Mitbrnder liarshabba, dass ich du* nämlich (f. lo9' ) meinen Auf- enthaltsort kundthue (dazu), ob er sehr passend sei für das ruhige und beschauliche jMönchsleben , darüber will ich dir, mein Lieber, nunmehr in Kürze l)erichten. Viel besser hätte ich's freilich vor- gezogen, zu schweigen doch wäre ich so nicht für einen Ver- ächter der Bruderliebe gehalten worden!? da ich mich ja sehr vor mir selbst schämen muss, dass ich mich trotz meines Weilens au einem Orte, der zum Dienste der Vollkommenheit wie ge- schaffen ist, dennoch in gerade entgegengesetztem Thun bewege. Obsclion ich nämlich in ruhiger Einöde und an einsamem Orte weile, wie es sich für den Aufenthalt der wahren Einsiedler ge- hört, so bewegen sich trotzdem meiuc Gedanken mehr, als die der Leute in den Städten und weltlichen Festen, in irdischem Handel und Wandel ; sie sind verwirrt und erregt von allen Besorg- nissen ! Wiewohl ich leiblich der Welt fern bin, schweife ich meinen Gedanken nach darin umher und bin tief in ihre Begier versenkt. Das aber ist das gerade Entgegengesetzte von (wahren) „Gottesfürchtigen" {^= Mönche). Denn obwohl solche der AVeit nahe sind und mitten in ihr wohnen, so sind sie der Gesinnung nach gar sehr von ihr entfernt und entfremdet, dieweil ihre Lockungen und Anreizungen weit an ihnen vorüber sind und ihre viele Aufregung nicht mehr ihren Sinn verwirrt. So lassen sie die sinnlichen Dinge in weite Ferne fahren, was ihrem Herzen zugute kommt, was sie auch in diesem Leben über die Erde erhebt und in den Himmel zu Christus gesellt durch ihre geistige Wissen- schaft, die sinnt auf das, w^as droben ist, in wunderbarem, über jedes Wort erhabenem Lobpreis. Im Hinblick darauf also, schämte ich mich, es möchte, wo ich deine Bitte beantworten soll, mein Herz sich Tadel holen von meiner äusseren Kede. Andererseits wieder kann ich nicht umhin, um nicht egoistisch die Wahrheit dir, mein Freund, zu verbergen und die Liebe zu verletzen, deiner Freundschaft in Kürze zu schreiben; so habe denn acht auf daa Vielerlei. Zuerst will ich dir das zu wissen thun, dass eine weise Seele, die in der „Furcht Gottes" vollkommen erprobt ist, sich in ihrer (Geistes-) Arbeit weder durch Zeit noch Raum behindern lässt,

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dieweil sie sicli nicht wandelt mit Zeit und Ort, vielmehr selbst Zeit und Ort umwandelt. Denn die grössere Kraft zieht die kleinere an sich, dies ist ja auch der Fall bei den natürlichen Verbindungen. Ebenso zieht auch die gottliebende Seele, die in der AVeisheit von oben unterrichtet ist, wegen ihrer Erhabenheit und der Stärke der aus der Höhe erworbenen Kraft, viele aus der Tiefe zu sich empor, ohne selbst von ihrer Höhe irgendwie hinabzusteigen, und indem sie andere umwandelt und zu ihrer "Würze bringt, bleibt sie selbst unverändert in ihrer Würze, indem (f. 140'" ) sie deren Finsternisse erleuchtet, wird ihr eigen Licht nicht verkürzt. Mit Salz und Licht werden ja die Heiligen von unserm Heilande verglichen. Eben diese Dinge werden nicht von dem Entgegengesetzten überwunden, vielmehr besiegen sie es: So würzt das Salz das Schale, aber es wird nicht selbst schal davon, und das Licht verscheucht die Finsternis vor sich, wird aber nicht von ihr verscheucht, kann also in sie hineinleuchtend unmöglich von ihr verdunkelt werden, es müsste denn etwa sein, dass diese Dinge in ihrem Wesen verdorben wären, sei es, dass das Licht finster würde und erlöschte, sei es, dass das Salz schal und fade würde. Denn so ist gesagt : Was zu nichts mehr taugt, das wirft man hinaus (Matth. 5, 13 14). Damit du aber noch bestimmter erfahrest, dass die Seelen der Vollkommnen nicht au Ort noch Zeit Schaden nehmen, so forsche in den heil. Schriften und lerne aus ihnen : Xoe war gerade und gerecht in seinem Zeit- alter, und in keiner Beziehung schadete ihm das verdorbene Ge- schlecht seiner Tage. Es wohnte Abraham im Lande der Chaldäer und auf dem Boden Chanaans, und doch ward er mehr als irgend ein anderer als gottesfürchtig und wahrhafter Freund (Gottes) befunden. Lot kam nach Sodoma, und doch nahm seine Gerech- tigkeit nicht ab. Joseph kam nach Ägypten hinab, und dennoch blieb seine Schamhaftigkeit bei ihm. Es w^eilte Moses beim Heiden Pharao und beim Götzenpriester Jcthro, und seine grosse Gerech- tigkeit würdigte ihn der Anschauung Gottes. Doch wozu soll ich jeden einzelnen von den Gerechten herzählen, die weder von Ort noch Zeit geschädigt wurden, so (z. B.) alle Propheten, Apostel und Gerechten nach ihnen, die weder vom Ort noch von den schlechten Menschen zu ihrer Zeit in der „Furcht Gottes" ver- letzt wurden. Aber (andererseits) auch nützen der heil. Ort und der Auschluss au die Tugendhaften einer thorichten Seele nichts,

P.O

die sehr zur Sünde geDei<^t ist. Und auch dies liegt offeu da! Uenn siehe, Adam, der von Gott selbst geschaffen war, sündigte im Paradiese, dem Aufenthaltsorte Oottes selbst. Die Söhne des Hohenpriesters Eli brachten Gott zum Zorne inmitten seines heil. Tempels, (üezi, der vermaledeite Dieb, war der Schüler Elisha's, des Propheten des heil. Geistes. Judas endlich, der arge Ver- räter, zählte zu den Zwölfen und verkehrte mit dem Herrn. AVeil nun aber nicht alle Seelen sich in diesen beiden Aufstel- lungen befinden denn nicht alle Gerechten stehen in der er- habenen Salbung der Vollkommenheit, noch sind alle Sünder in die unterste Tiefe der Bosheit versunken, sondern es giebt deren hier wie dort, die sieh in einer Mittelstellung befinden, da ja die meisten in der Mitte zwischen Guten und Bösen stehen, darum sind Orte erforderlich, die zur Pflege der Gerechtigkeit (beson- ders) dienen, aber auch Zeiten des Stillschweigens, sowie helfende Personen zur Handreichung für die, welche sich der Tugend widmen. Ist doch das Gute, was bei hellem Tage gewirkt werden kann, und dessen Vorteile reichlich auf andere überströmen, so leiclit vor vielen zu wirken und zu erfüllen; allein, das ver- borgene Wirken, das im Geiste und mit dem (f. 140'' ) Herzen heimlich geschieht zur Ehre und Erbauung des Asceten, das ist nicht so leicht für einen jeden vor vielen zu erfüllen, zumal für eine noch schwache Seele, die eben erst die Welt verlassen hat und danach strebt, das begehrliche Fleisch von sich abzuthun und den alten Menschen auszuziehen. Einer solchen Seele nun ge- ziemt gar sehr der körperliche Weggang aus der Welt, falls sie willens ist, zur hohen Ordnung der Vollkommenheit zu gelangen. Da sind's dann drei Dinge, die diese Ordnung in ihrem Be- ginne verlangt, und die ihrerseits wieder alle andern Vollkommen- heiten nach sich ziehen. Erforderlich sind nämlich zu diesem Zwecke : Selbstentfremdung von den Bekannten, Trennung vom Materiellen und Absonderung von dem Mitmenschen. AVas das Aufgeben der Bekanntschaft betrifft, so macht's einen gering und unansehnlich, enthebt es einen des (zu) vertrauten Verkehres, der Ursache zum Bösen wird, rottet es die Überhebung und Hoffahrt des Herzens aus und erwirbt es Demut des Sinnes und Gering- schätzung seiner selbst. Die Trennung vom Materiellen macht einen arm und hülflos, kräftigt einen sehr in der Abtötung, die ihrerseits wieder den Körper niederhält und die fleischlichen Re-

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gungen seiner Begierliclikeit abtötet, weiter aber auch die Seele vom Traebteu und Sorgen uin irdische Dinge befreit, die wie Dornen aufsteigen und den »Samen des lebendigen Wortes in ihr ersticken, sodass er weder aufwächst, noch Frucht bringt, und der also au seinem Leben Geschmälerte nimmer ruhig und zufrieden wird. Die Absonderung von den Augen des Mitmenschen macht einen still und ruhig im Geiste, friedlich und sanft in der Gesin- nung, und sie bereitet Furcht und Zittern. Die Furcht aber er- zeugt den Schmerz der Betrübnis, da man seine Sünden einsieht und aufseufzet, ohne dem Herzen Ruhe und Erholung zu gönnen, da maa Gottes gedenket zu jeglicher Stunde, um duldend auf seine Erlösung zu warten in der Ausgiessung des Herzens vor ihm. Durch die Samndung der Sinne endlich und die Gerechtig- keit des Herzens wird das Licht der Erkenntnis hell gereinigt und direkt zum Schauen auf den Herrn hin gerichtet, indem man aus der Tiefe ruft und Verzeihung findet, sodass der heil. Geist herab- kommt, im Herzen wohnt und in Erneuerung die Früchte der Gerechtigkeit zur Verherrlichung seines Namens hervorbringt. Für dies alles nun passt die Wüste mit ihrer Öde und Verlassen- heit, auf dass der Sinn durch keine äussern Eindrücke abgezogen werde und aus seiner Ascese hinausgerate. Solcherart, meine ich, ist dieser Ort hier beschaffen, wo ich mich befinde, und notwen- digerweise bringt er einen zur Entfremdung, Entsagung und Iso- lierung. In den Nöten und der Armut aber bereitet man sieh wieder auf andere Nöten vor, und wie nützlich ist erst der Ge- danke der Freiheit für den, der schönen Gebrauch davon zu machen weiss. Ich denke aber, dass dies alles dir schon bekannt ist, denn ich habe von dir die Überzeugung, dass du ebenfalls solcher Dinge beflissen bist und das gehörig , sowie dass du die dazu angemessene Lebensweise schon gefunden hast. Somit bitte ich dich denn, du (f. 141'' ) mögest an deinem Orte aus- halten und fest bleiben, da an ihm ja die grösste Zweckmässig- keit ist für alle Lebenslagen und Stände. Denn mehr, als von ihren Mauern eine Stadt, ist er umgeben von der Hut der dor- tigen göttlichen Männer, hinsichtlich deren ich bete, dass meine Seele sterbe ihres Todes, dass ich lebe ihr Leben, dass ich stehe an ihrer Seite einst am Ende. Der Herr sei mit deinem Geiste. Amen.

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f. 170' Weisheitssprüche vom selben hochwürdigsten Martyrius :

Sie sind gegeben in Form von Einzelsentenzen über die

geistige Wissenschaft (= Theologie).

A. Der Lauf zur läutern Weisheit in der Höhe besteht in dem geraden AVege, der zu Gott führt, und der Eingang durch das enge Thor des Lehens liegt in der Erkenntnis der göttlichen Wahrheit, die durch die Hofifnung gewürzt ist- wer sie aber ge- funden hat, der hat das ewige Leben gefunden.

B. Wenn du also die Weisheit findest und ihr nachgehst bis zum Anfang ihres Weges, so wirst du das unerforschliche Ge- heimnis in ihr erforschen, und wenn du den Stern ihres Auf- ganges erfassest, so hast du den Kern all ihrer Vollkommenheit erlangt, und wenn du mit all deiner Anstrengung zu ihr hineilest, wirst du ewige Ehre besitzen.

C. Alles Laufen, wenns ein Laufen zur Erkenntnis ist, alle Weis- heit, falls sie Geistes Weisheit ist, alle Handelschaft, wenns Handel der Gottesfurcht ist, erreichen, erforschen und gewinnen Gott.

D. Alle Zugänge in den Naturen sollst du öffnen und sollst schauen, aus ihnen den Allverborgenen mit Einsicht zu ersehen; erforsche das Sichtbare und strebe aus ihm das Unsichtbare zu finden.

E. Wenn du die von Ewigkeit her verborgenen Dinge er- reichen willst, so forsche nachdenklich in den Werken eines jeden Tages, denn in ihnen siehst du die verborgene Schöpferkraft, und wenn du stössest auf w^andelbare Kräfte allüberall, so erkenne in ihnen die Kraft des ewigen Schöpfertums, die jene nach ihrem Willen wandelt.

F. Die Wissenschaft (= Theologie) ist also teils in den Xa- turen versteckt, teils in Gott verborgen : Jene, die aus den Naturen zu erlernen ist, ist mit den Augen zu ersehen und mit dem Ver- stände zu begreifen •, jene aber, die von Gott selbst erlernt w^erden muss, geht entweder (direct) von ihm aus von Mund zu Mund, oder (indirect) durch Hören, sei es in Schrift oder sei es (in Überlieferung)

Typ. & l^itli. Ed. Hubert, Strassburg. 005

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