Bagan Kate a0 er a a ne ueng PAR nn LT ie u ee 4 en pre anne ae, et a ee ALTEN en ie ERS Ben ee en hen Pie tab ve parte ee mn itelinnenen + rn Feen nen ind 00 panan ve Dananınan amt es Een a du ige yinarıı Dr Tee pen ı. Juan ont nhemenn ge In; ehe WE Ne en a hen hrs ana Iran BCE TIER Karte a ah 2 tie ne PamMDENTE, Be ana ara EEE IE urn I ee reg Erich ee 4 Ge DEP er Bess EnENE Fe nen um an nen De ir en enger pre hre Prien Di anne ea EISEN Eee ehe Bene e ee aan “ DURSEI WLAN ErrEE 2E velaeine Feet Rn tape pre FT urieePAnbett: Beh RER ee Ben ln aan m Yan mann Datnri ng era ae ee ee en ne nie ee en ar Da en nanataeteingch An Daten Ve ee en ll tra hlantnel nett Tania hr Ta an ne be may im Gene BERTE Er ee Lan ann ee Ta sera Eee rin Fin ae ar Pan ee He] Pe HIER puma! 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Mechanisch-physiologische Studien über die - Drehung der Spiranthes-Ähre, up" rg" +. PUBLISHED BY THE UNIVERSITY. TAISHO IIT. nR 2 gi N BETEN al Warte N, ET SE Publishing Committee. —— Prof. J. Sakurai, LL. D., Rigakuhakushi, Director of the College, (ex oficio). Prof. I. Ijima, Ph. D., Rigakuhakushi. Prof. F. Omori, Rivakuhakushi. Prof. S. Watase, Ph. D., Rigakuhakushi. AU communications relating to this Journal should be addressed to the Director of the College of Science. JOURNAL OF THE COLLEGE OF SCIENCE, TOKYO IMPERIAL UNIVERSITY. VOL. XXXVI., ARTICLE 3. Mechanisch-physiologische Studien uber die Drehung der Spiranthes-Ähre.') Von Kwan Koriba, Rigakushi. (Botanisches Institut der Kaiserlichen Universität zu Tokio). _ & x Y Mit 7 Tefeln und 14 Testfiquren, BES YORK BOTANICAL GARDEN I. Einleitung. Infolge früherer Betrachtungen über die Drehung der Spiranthes-Ähre (z. B. Irnisch, ’53, 8.35; Prirzer, ’82, 8. 144; VELENovsKY, ’10, 8.804) kamen wir zu der Ansicht, daß das gewundene Aussehen der Biütenreihe durch Auflösung der Grund- spirale dadurch zustande kommt, daß die Blüten, die anfangs in einer gedrängten Ähre angeordnet waren, um die Infloreszenzachse herum ihre kleine Divergenz mehr oder minder ausgleichen und in eine ziemlich gerade Linie über einander zu stehen kommen. Die Drehung selbst betrachtete man aber bisher bloß als eine spezifische Erscheinung der Pflanze, ohne den ursachlichen Zusammenhang näher zu untersuchen (Irmisch ]. c.; Masters, ’69, 3 319; Pritzerl. c.; Nor, ’88, 8. 339; De Vrıss, ’92, S. 174; TAREnA ’08, S. 172; VELENOVSKY |. c.). an Sieht man sich nun die schon gedrehte Ähre etwas näher E-an, so bemerkt man sofort, daß die Drehung sich nur auf die ==Infloreszenzachse beschränkt und niemals bei den unteren 1) Vorläufige Mitteilung. siehe: Ber. d. deutschen bot. Gesellsch. XXXT, 1913, S. 157. 2 Art. 3.—K. Koriba : Internodien des Stengels vorkommt.’ Diese Tatsache weist schon darauf hin, daß die Drehung stets mit bestimmten Eigenschaften der Infloreszenz im kausalen Zusammenhang steht. Die Drehungsgröße ist je nach der Ähre sehr verschieden. Einerseits gibt es solche, die ungefähr bis zu 1/3 aufgelöst sind ; andererseits gibt es aber auch solche, die sich über die gerade Linie hinaus noch weiter drehen, so daß eine antidrome Spirale die Folge ist. Sie schreitet auch von Anfang an nicht gleichmäßig fort und ist erst vor dem Aufblühen auffallend ; sie läuft nämlich parallel mit der großen Periode des Wachsens. Die Orientierungs- bewegung der Blüten—die ursprünglich invers gestellte dorsiven- trale Lage wird durch einfaches Übernieken die Achse entlang nach hinten ausgeglichen—geht auch gleichzeitig vor sich. Es ist nun zunächst bemerkenswert, daß die Drehungs- richtung der Ähre mit derjenigen der Grundspirale antidrom ist. Denn es ist eine wohl bekannte Erscheinung, daß bei der Zwangs- drehung die Blattspirale aufgelöst wird (DE Vrıes |. c. S. 18, 35, 56, usw.) Daß ferner die Torsionsgröße der Spiranthes- Ähre bei den quirlständigen Exemplaren—die nur selten vorkommen— stets kleiner ausfällt, deutet ebenfalls auf die Ähnlichkeit dieser beiden Drehungen hin (vgl. DE Vrızs ]l. ec. S23). Freilich gibt es hier bei Spiranthes kein äußerliches Zeichen von spiraliger Verwachsung der Blattbasen, oder sie ist keine Zwangsdrehung im Sinne De Vrres’ (l. ec. S. 64 u. 83). Dennoch bleibt noch zu entscheiden, ob es etwaige Resistenzgewebe gibt oder nicht. Denn die Gürtelverbindungen und dgl. bei den Zwangsdrehungen, oder die schraubenwendigen Gefäßbündel bei den meisten wachsenden Sprossen (Teızz, ’8S, S. 419) zwingen die Achse sich bei ihrer Streekung notwendig in die entgegengesetzt schiefe Richtung zu drehen. Anatomische Untersuchungen überzeugten mich aber davon, daß die vorliegende Torsion keine Resistenz- torsion— wenn ich sie so nennen mag—ist, die durch die Rück- drehung der schraubenwendig laufenden Hemmungsgewebe herbeigeführt wird. 1) Die Behauptung Irmisches: „Die Drehungen......... . finden sich auch zuweilen, doch undeutlich an den unteren Interncdien des Stengels,“ ist nicht richtig. Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spirantlıes Ähre. 3 %s bleibt nun noch zu entscheiden, welche Wirkung die Orientierungsbewegung der Blüten auf die Drehung ausübt, denn diese beiden Vorgänge sind stets gleichzeitig, und die Drehungs- richtung stimmt mit der Wendungsrichtung der Blüten überein. Der Richtungsreiz wird hier ausschließlich auf den Schwerreiz beschränkt, welcher das ursprünglich invers gestellte Labellum veranlaßt, sich nach unten zu richten. Um den Einfluß der Blütenbewegung auf die Torsion näher zu ermitteln, stellte ich die Ähre in verschiedene Neigungslagen und konnte auf diese Weise bestätigen, daß das Verhalten der Blüten, je nach den Neigungs- lagen der Achse, sehr verschieden ist, und daß auch die Auflösung der Spirale dementsprechend modifiziert wird. Gleichzeitig ließ sich bestätigen, daß die Blütenbewegung nur ein modifizierender Faktor ist, und daß der wahre Anlaß der Drehung dadurch nie induziert wird. Vorläufig war somit noch nicht entschieden, welche Faktoren dabei im Spiele seien. Betrachtet man nun aber z. B. eine etwa halb aufgelöste Ahre. so kann man deutlich sehen, daß sich die Wendungsrichtung der Blüten, mit welcher die nachherige Drehungsrichtung der Achse zusammenfällt, schon frühzeitig als eine tangentialschiefe Neigung beobachten läßt. Es sind nämlich die Knospen bei der rechtsläufigen Ähre nach rechts und bei der linksläufigen nach links geneigt’. Bisweilen finden sich bei Spiranthes auch Ähren mit anderen Stellungsverhältnissen als die normalen. Die Wendungsrichtung der Knospen ist dabei entweder homodrom oder antidrom mit der Grundspirale, oder sie kann auch unbestimmt sein. Selbst bei Ähren mit normaler Stellung begegnet man nicht selten Exemplaren, die sich mit der Grundspirale homodrom drehen. Die kleine Divergenz wird l) Die Richtung der Spirale, rechts und links, wird bier im üblichen botanischen Sinne gebraucht, d. h. rechtsläufig, wenn sich die Grundspirale in aufsteigender Reihenfolge von Nord nach Ost, usw. windet, und ungekehrt. Für die Drehungsrichtung der Achse gilt dasselbe. Die Wendungsrichtung der Blüte wird hingegen von der Blüte aus bestimmt ; sie ist also rechts- wendig, wenn sich die Blüte in ihrer echten dorsiventralen Lage von der ursprünglichen Medianehene die Achse entlang nach rechts wendet. Die Drehungsrichtung und die Wendungs- richtung sind hier also im umgekehrten Sinne bezeichnet worden. Bei Jer Ähre mit, der rechts- lüufigen Spirale sind z. B. die Blüten in der Vorderansicht von ihren Insertionsstellen nach rechts geneigt, die Spirale steigt aber nach links anf (siehe z. B. Fir. 7a,d u. e, Taf. III). 4 Art. 3.—K. Koriba : dabei vergrößert, und die Blüten sind dann in einer annähernd gerade aufsteigenden zweireihigen Spirale angeordnet ersichtlich. (Siehe z. B. Fig. 27a, Taf. IV; Fig. 30b u. 3le, Taf. V). Jedenfalls neigen sich die Knospen mehr oder minder früh in die nämliche Richtung, in welcher sich die Ähre dreht. Alle diese Verhältnisse deuten darauf hin, daß die Grundspirale der Blüten nicht im notwendigen Zusammenhang mit der Drehungs- und Wendungs- richtung steht, sondern daß es die sekundären Spiralen und deren stereometrischen Kontaktverhältnisse sind, welche dabei wesentlich die Richtung bedingen. Und die nähere Untersuchung hat mich davon überzeugt, daß der gegenseitige Druck der Knospen, sofern sich die Ähre in normaler aufrechter Lage befindet, die Torsion stark beeinflußt. Meine Untersuchung erstreckt sich sodann auf die Frage der mechanischen Verschiebungen seitlicher Organe, welche zuerst von SCHWENDENER besprochen und dann von verschiedenen Forschern mehrfach diskutiert worden sind. Erwähnt sei aber schon im Voraus, daß die obwaltenden mechanischen Faktoren hier von ziemlich verschiedener Natur sind, und daß die Drehung selbst auch anders verläuft als bei den eben erwähnten. Im Zusammen- hang mit der Verschiebungsfrage werden auch die verschiedenen Stellungsverhältnisse der seitlichen Organe, deren Auftreten und Übergänge, die Verwachsungen, die Entstehungsweise der rechts- und linksläufigen Spiralen, welche in der wahren Anlage der Achselknospe ihren Ursprung haben, ihre relative Häufigkeiten, usw., behandelt. Die Drehung der Achse wird aber damit noch nicht ganz erklärt, denn die Ähre dreht sich, selbst wenn man schon ihre Blütenknospen, welche die Kontaktkörper bilden, vorher ab- schneidet, mehr oder minder in der antidromen Richtung mit der Grundspirale. Die Achse ist ja von vorn herein antidrom drehbar. Wir kamen dann wieder zu den anatomischen und den Wachstumsverhältnissen der Achse, und es wurde bewiesen, wie die Torsion und deren Richtung, im Zusammenhang mit den Druckverhältnissen der Knospen, durch das Arrangement und Massenverhältnis des dynamischen Gewebes beeinflußt wird. Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spira nthes-Ähre. 5 Die Drehung der Spiranthes-Ähre ist demnach eine beson- dere Art der Wachstumstorsion, die aber nicht in reinem Zustand, sondern stets mit der Drucktorsion (im Gegensatz zur Resistenz- torsion) kombiniert zum Vorschein kommt. Später kommen wir auf diesen Punkt wieder zurück. ös sei hier noch erwähnt, daß Spiranthes australis LixDL. in morphotischer Hinsicht sehr variabel ist und für sich eine Sammelart darstellt. Die Form der Ährenachse (gerade oder gewunden), die relative Dichtigkeit der Knospen in der Ähre oder Spirale, die Form und Größe der Blüten und Deekblätter, das schnelle oder langsame Aufblühen sukzessiver Blüten in einer und derselben Ähre, die Blütenfärbung, die Behaarung, die Gesamtgröße der Pflanze, die Form der Blätter, usw., kommen in verschiedenen Kombinationen vor. Das Alter und die Stand- ortverhältnisse sind hierbei auch von bedeutendem Einfluß. Brum& unterschied allerdings unter ihr sechs Verietäten’; sie sind aber noch in manchen anderen Formen vorhanden. Wie viele Genotypen vorhanden sind, und wie sie sich phenotypisch verhalten würden, habe ich nicht zu entscheiden gesucht. ‘s mag hier noch die Aufmerksamkeit darauf gelenkt werden, daß Spiranthes australis über Asien und Australien weit verbreitet ist. Es gibt allerdings in der östlichen Hemisphäre nur 11 Arten von Spiranthes, während in Amerika etwa 150 Arten vor- handen sind.” Dennoch ist Spiranthes australis die geographisch am weitesten verbreitete Art unter der Gattung ! 1) Spiranthes (Gyrostachys) australis BLumr, Flora Javae t. 4, S. 128. & Var. amoena : spici pubescente mediocri. £ Var. Wightiana: spicä pubescente densiuscra mediocri. 7 Var. fleruosa : spicä pubescente flexuosa vulgo elongatä. ö Var. parviflora: spicä pubescente passim longissima, floribus minoribus. & Var. crispata: spicä parce puhbescente mediocri laxiflora. & Var. sinensis: perigoni phyllis ovariis et spicarum rhachi glabris. 2) Nach Index Kewinsis gibt es in Amerika 122 Arten ven E ıspiranthrs (Flores parvuli secus lineam spiralem v. rarius rectam secundi—BrxtHAm et Hooxer: Genera plantarum IV, Pars 1, 1889, S. 596), 49 von Stenorhynchus, 9 von Sarroylossum und 3 von Sauroglossum, die wohl bei näherer Untersuchung stark reduziert werden könnten. 6 Art. 3.—K. Koriba : Die vorliegende Untersuchung wurde im botanischen Institut der Kaiserlichen Universität zu Tokio auf Anregung und mit Unterstützung des Herrn Professors Dr. M. Mryosmr ausgeführt. Möge es mir gestattet sein, meinem hochverehrten Lehrer Herrn Professor Mıyosm an dieser Stelle meinen innigsten Dank aus- zusprechen. II. Morphologisches und jahrlicher Vegetationsverlauf. Beobachtet man Spiranthes australis zur Blütezeit, so ist die Pflanze mit einigen frischen Rosettenblättern und einem Blütenstengel mit zierlicher Spirale versehen (Fig. 2, Taf. III). Verfolgt man nun die Rosette nach unten, so erkennt man, daß die basalen Teile der Blätter, etwa 2 em unter der Erde, um einen äußerst kurzen, verdickten Achsenteil angesetzt sind. Unmittel- bar darunter zeigen sich auch eine Anzahl von Wurzelknollen und ein Überrest der vorjährigen Grundachse. Die sämtlichen Teile der Pflanze sind also durch diese gestauchte Grundachse miteinan- der verbunden (Fig. 1, Taf. III). Die vorjährige Grundachse, aus welcher die Pflanze hervor- sprießt, befindet sich seitlich schief unterhalb der neuen Achse. Sie ist zur Zeit nur ein kleiner Klumpen mit verkorkter, bräunlicher Oberfläche. Auf ihrer Oberseite befinden sich die Narben des vorjährigen Blütenstengels und der Scheidenblätter. Zwischen diesen Blattnarben kann man häufig ein oder zwei kleine, weißliche Knospen, die Schwesterknospen des geblüten Sprosses, erkennen. Seitwärts sitzen auch eine Anzahl von Wurzeln wie bei der neuen Achse, und schließlich zeigt sich auf ihrer unteren Seite die Verbindungsstelle der Achse des vorletzten Jahres. Die Knollen sind somit von zweierlei Alter—es sind nämlich die der blühenden Achse ansitzenden und die der vorjährigen Achse angehörigen Knolien (Fig. 1 v, Taf. III). Die letzteren sind zur Zeit meist schon stark verschrumpft oder sind nur noch als mehr oder weniger graue, sackartige Häute mit noch deutlich erkenn- baren, öfters spiralförmig zerrissenen Häärchen sichtbar (vgl. auch Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ahre. 7 Merseox: ’94, S. 190). Die jüngeren diesjährigen Wurzeln sind noch reich an Nahrung und haben eben ihre volle En‘'wicklung erreicht. Sie sind schmal-spindelförmig’’ mit glatter weißlicher Oberfläche und zahlreichen Häärchen. Hier und da befinden sich auch gelbliche Flecke, das äußerliche Zeichen der Mikorrhizen- klumpfen (vgl. GRooM '95, S. 204). Die Zahl und die Größe der Wurzeln sind im Vergleich mit Sp. autumnalis und dgl. je nach der Stärke der Exemplare äußerst schwankend (Irmisch ’50, S. 123). Es sind gewöhnlich 3 bis 5 Wurzelknollen vorhanden, sie schwanken aber von 1 bis 10. Die unteren, früher gebildeten Wurzelknollen sind in der Regel viel größer und nach unten gerichtet, während die später gebildeten immer kleiner und seitlich gerichtet sind.” Der längste Knollen jeder Pflanze beträgt in der Regel 5-5 cm, kann aber bisweilen 11 em überschreiten. Die Dicke ist hingegen nicht so variabel, und schwankt meistens nur zwischen 5-7 mm. Mit der Fruchtreife werden die Knollen allmählich inhaltsleer und durchsichtig; sie zeigen bräunliche oder rötliche Mikorrhizenflecken (Fig. 1 Ws, Taf. I) und degenerieren endlich im nächsten Jahre wie das Überbleibsel der vorjährigen Pflanze (Fig. 1 W,, Taf. D). Die Rosettenblätter sind nicht gleich alt; einige früher ent- faltete sind schon abgestorben, «die meisten oberen (es sind deren circa 2-8) befinden sich aber noch im frischen Zustand. Sie gehen nach oben mit 1 bis 3 Zwischenformen in die Stengel- und Deckblätter über. Der Blütenstengel hat 3-5 gestreckte Inter- nodien mit angedrückten Scheidenblättern. Seine Länge ist je nach dem Standorte (Beleuchtung, Feuchtigkeit, usw.) und der Stärke der Sprossen ziemlich variabel, und beträgt zusammen mit der Intloreszenz ungefähr 5-30 em.” 1) Selten kurz und rundlich abzestumpft wie hei Sp. autumnalis (Fig. 3, Taf. ID). Verl. Irmisch '50, Fig. 1— 10, Taf. X. 2) Es gibt somit keine scharfe Absonderung zwischen den Wurzeln und Knollen wie bei Sp. aestivalis (Iruisch ’53, S. 34, Anm. 1). Sie sind vielmehr wurzelförmig. Unsere Pflanze ist in dieser Hinsicht mehr Sp. cernua ühnlich (siehe Bot. Mag. 87, t. 5227). Bisweilen, aber nur selten, kann man sogar verzweigte oder gegabelte Wurzeln finden, die mehr cder minder an die handförmige Wurzel der Orchis-Arten erinnern lassen (Fig. 4, Taf. I). 3) Was den Bau und die Bestiubungseinrichtungen anbetrifft, siehe man die Beschreibung von Darwın (62. S Pflanze nicht wesentlich unterscheidet. usführliche 2 ff.) betreff Spiranthes autumnalis, von welcher sich unsere I 8 Art. 3.—K. Koriba: Die Blüten bilden eine Ähre und sind je mit einem lanzettli- chen, scharf zugespitzten Deckblatt gestützt.” Ihre Zahl beträgt meistens 30-50, sie kann aber zwischen 10-80 schwanken. Sie blühen in aufsteigender Reihenfolge; am Anfang der Blütezeit befindet sich also der obere Teil der Infloreszenz noch in gedrängtem Knospenzustand. Bei besonders langen Ähren dauert die Blütezeit mehr als drei Wochen, so daß die unteren Frucht- knoten schon der Reife nahe sind (Fig. 17, Taf. IV). Die Blüten befinden sich, falls unbestäubt geblieben, ein bis zwei Wochen im frischen Zustand, einmal bestäubt, erscheint aber schon am folgenden Tage das Zeichen der Verwelkung.” Während der Blütezeit gehen die Rosettenblätter allmählich zu Grunde, und nach dem Ende der Fruchtzeit können wir nur noch die obersten 1-3 Blätter sehen (Fig 4, Taf. III), die aber dann mitsamt dem Fruchtstand auch allmählich austrocknen. Die Pflanze geht nunmehr zum sogen. Sommerschlaf über, wobei das neue Leben unter dem Boden schon wieder beginnt. Gräbt man nun eine ausgetrocknete Pflanze aus, so sieht man um die Grundachse herum einige scharf zugespitzte, kegel- förmige Knospen, die Achselprodukte der Rosettenblätter, von welchen sie bis zur Fruchtzeit ganz bedeckt sind (RK, in Fig. 1. Taf. I, und Fig. 4, Taf. III). Die Anzahl der Knospen beträgt meistens 2 bis 3; bei weiterer Entwicklung wird sie aber meist auf eine oberste beschränkt und die übrigen gehen nach einjähriger Verharmung samt der Grundachse zu Grunde (Fig. I K;, Fig. 2 R; und Fig. 4K, K,, Taf. J). Das Wachstum der neuen Knospen ist anfangs schr langsam, daß man es mit Recht als Sommerschlaf bezeiehnen kann. Die eintretende Winterkälte verhindert sodann meistens die oberirdi- sche Streckung, während jedoch die innere Ausbildung der Blätter und Wurzeln weiter fortschreitet. Eine lebhafte Entfaltung und Streckung wird mithin erst im nächsten Frühling ermöglicht, 1) Die Färbung der röhrenförmigen Krone variert hier vom reinen Weiß bis zum tiefen Rot bei gleichmäßiger oder gesäumter Verteilung mitallerlei verschiedenen Abstufungen. Die Lippe ist aber immer weiß. 2) Was die Beeinflussung der Orchideenblüten durch die Bestäubung betrifft, vgl. man Fırtıng, '09 und ’10. Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spirant] es-Ähre. 9 und von wo ab können wir wieder die frischen Rosetten auf dem Felde finden (Fig. 2, Taf. I). Die junge Knospe ist von einem Scheidenblatt, dem sogen. adossierten Vorblatt umhüllt. Es bleibt aber meist unter der Erde und geht schon vor dem Austritt der inneren Blätter zu Grunde. Nach der Entfaltung der folgenden 2-4 Blätter tritt auch die erste Wurzel durch die Blattscheide hindurch seitlich heraus, und Hand in Hand mit der Blattentwieklung geht auch die Wurzelbildung bis gegen Mai weiter fort. Die Austrittsstelle der Wurzel ist ganz unbestimmt. Ist die Grundachse senkrecht gerichtet, so entwickeln sich die Knollen gleichmäßig nach allen Seiten; ist die Grundachse aber aus der vorjährigen Mutterachse seitlich schief hervorgesprossen, so geht die Wurzelbildung hauptsächlich in der konvexen Flanke vor sich, wie es bei den Rhizomen und bei den gekrümmten Haupt- wurzeln (vgl. Nor ’00, S, 396) gewöhnlich der Fall ist. In anatomischer Hinsicht lehnt die Knospe sich unmittelbar an ein großes Gefäßbündel (Hauptspurstränge des Rosettenblattes) an, bisweilen weicht sie aber von ihm stark ab und steht dann nur mit kleinen Bündeln in Verbindung. Die früher ausgebildeten Wurzeln richten sich nach dem Austritt meist scharf nach unten und wachsen in derselben Rich- tung lebhaft fort, während die später gebildeten ihre ursprüngliche seitliche Richtung nicht sehr verändern und sich nur langsam strecken. Inmitten des Wachstums, besonders gegen Mai, wo die Nahrungszufuhr am lebhaftesten ist, werden die Wurzeln gewöhn- lich von Wurzelpilzen angegriffen, und nach ungefähr einem Monat werden hier und da zahlreiche gelbliche Flecke sichtbar. Mit der Entwicklung der Blätter und Wurzeln nimmt auch die Grundachse immer mehr an Dicke zu, während sie in der Länge gestaucht bleibt.’ Die vorjährige Achse wird dadurch allmählich schief nach unten verschoben, und überläßt endlich ihren Platz 1) Lißt man aber die Kncspe tief unter der Erde treiben, so streckt sich die Achse durch das intercalare Wachstum gestauchter Interncdien so lang, bis endlich 2 em unter der Erdober- fliche wieder eine neue Grundachse wächst (Fig. 5, Taf. ID). Irmıso# war der Meinung, daß die Wurzel ebenso wie die Knospe ein Achselprodukt sei ('50, S. 126). Die ungestauchte Grunda so beweist aher klar, daß die Austrittsstelle der Wurzel ganz unbestimmt ist 10 Art. 3.K. Koriba: der neuen Achse. Nach Ausgestaltung der oberen Rosettenblätter folgt sofort die Bildung der Achselknospen, unter denen die oberste sich am schnellsten entwickelt. Darauf richtet sich der Vegetationsscheitel schneller auf, und gegen Anfang Mai, nach Anlegung einiger Stengelblätter, beginnt die Blütenbildung. Gegen Anfang Juni tritt nun die junge, gedrängte Ahre infolge Streekung der unteren Internodien mitsamt «den Stengelblättern aus dem Boden hervor, und nach weiteren zwei Wochen sieht man die Blütenspirale. Entwiecklungs- und Bildungsabweichungen. > oO > Die Pflanze besitzt stets überflüssige Reservestoffe und einige Ersatzknospen. Wenn also die Pflanze infolge äußerer Eingriffe, wie Wegschneiden der Infloreszenz oder der Rosette, Abtrennen einzelner Knollen mit den Knospen, usw., eine Ernährungsstörung erfährt, so erweckt sie ihre Ersatzknospen zu neuem Wachstum — seien es die vorjährigen oder diesjährigen—und je nach dem Falle sind eine schnellere Entwicklung, überzählige Ausbildung, oder die Teilung neuer Individuen die Folge. Wird die Knospenachse nach Ausbildung des Blütenstandes beschädigt, so blüht sie im betreffenden Jahre nicht mehr auf. Es werden aber meistens sofort zwei Achselknospen erweckt. Diese entfalten dann schon im Spätsommer ihre frischen Rosetten über dem Boden und überwintern, wie es bei Sp. autumnalis (IrmıscH 50, S. 123) gewöhnlich der Fall ist. Im folgenden Jahre sieht man daher meistens ein Paar Ähren dicht nebeneinander stehend in Blüte (Fig. 1. Taf. III. Wir möchten solch’ paarige Ähren Schwesterähren nennen. In einigen seltenen Fällen wird auch die Achselknospe des diesjährigen Sprosses, die in der Regel erst im folgenden Jahre blüht, zur gleichzeitigen Blütenbildung veranlaßt. Man sieht dann zur Blütezeit zwei Ähren an einer Rosette (Fig. 20, Taf. I). Wenn die Hauptknospe nach dem Sommerschlaf beschädigt wird, so ersetzt die nächste Knospe einfach die erste, und keine weitere Störung ist erkennbar. Es kommt auch, allerdings selten, der Fall vor, daß mit der Mechanisch-physiolozische Studien über die Drehung der Spirantkes-Ähre. 1l diesjährigen Hauptknospe die vorjährige Nebenknospe zu neuer Entwicklung kommt; hier dient also die vorjährige Grundachse als Brücke der Nahrungszufuhr für die ältere Knospe. Sie blüht aber dann als eine kleine, selbständige Pflanze dicht neben der Hauptpflanze. Wird ferner eine Knospe mit einer Knolle abgetrennt und gepflanzt, so wächst sie weiter, kommt aber meistens erst im folgenden Jahre zur Blüte. Außer durch Entwicklung der Ersatzknospen kann unsere Pflanze wie bei Sp. autumnalis (Irmisch ’53, S. 34) auch durch Adventivknospenbildung regenerieren. Solange ein Teil der Grundachse mit einem Knollenstückchen übriggeblieben ist, bildet dieses Achsenfragment meist eine Adventivknospe, welche wachstumsfähig bleibt. IlI. Blattstellung. Wie schon erwähnt, zeichnet sich die Spiranthes-Ahre zur jlütezeit durch eine Blütenspirale, die rechts oder links, steil oder gewunden aufsteigt, aus. Weil nun die Achsendrehung mit der Blütenstellung im engeren Zusammenhang steht, so ist es durchaus nötig, zu ermitteln, in welchen Verhältnissen die Seitenorgane ursprünglich angelegt waren. Jeder Sproß hat aber seinen Ursprung in der Achselknospe des Rosettenblattes der vorjährigen Pflanze’. Wir wollen also ihre Entwicklung zunächst von der Knospenanlage aus vorfolgen. 1. Entstehung der Achselknospen. MD: Wenn die Knospe, die im Frühsommer des Jahres blühen soll, vom vorhergehenden Herbst ab sich allmählich an der Seite 1) Was die Entstehung der Spirale in den Keimlingen anbetrifft, s> bin ich noch nicht imstande gewesen, dieselbe entwicklungsgeschichtlich zu verfolgen. Das Keimungsverhalten dieser Gattung ist ja bisher noch nicht untersucht worden. Man vergleiche hierüber BERNARD ’04, S. 412; Burserr ’09, S. 127. Ein junger Keimling von Sp. autumnalis ist von IrmiscH skizziert worden ('53, Fig. 53, Taf. I). Nach seiner Figur scheint die Spiralstellung schon durch das zweite Keimblättchen bestimmt zu werden. Welcher mechanische Faktor dabei obwaltet, ist aber damit noch nicht entschieden. 12 Art. 3.—K. Koriba : der Mutterachse entwickelt, und wenn ihre Rosettenblätter schon eine bestimmte Größe erreicht haben (Oktober bis Mai) (Fig. 2, Taf. I), beginnt die Knospenbildung in den Achseln der oberen Rosettenblätter. Die Bildungsfolge der ursprünglichen Anlagen ist vielleicht akropetal; denn wir sehen häufig das Stadium, wo die zweite Knospe am größten ist, die erste aber sich noch nicht ansehnlich erhoben hat, wie die dritte, die aber in der Regel stets kleiner bleibt. Da aber die Entwicklung der Knospen, je höher diese stehen, um so mehr gefördert wird, so läßt sich die oberste Knospe später stets als die größte bezeichnen (vgl. auch IruiscH ’50, S. 125; Pritzer '82, S. 141). Die Zahl der Knospen ist in der Regel 2-3. Bisweilen kommt auch eine Beiknospe in serialer, akrofugaler Ordnung vor, die aber stets minder kräftig ist, und die sich höchstens als fadenförmiger, nicht blühenderSpross entwickelt. Die Knospenanlage erhebt sich anfangs als eine plasmareiche Erhebung auf der Stammfläche, die schon von dem unmittelbar darüber befindlichen Blatt berindet worden ist, dicht neben der Achsel des Stützblattes (Fig. 10, Taf. I). Ihre Ansatzstelle ent- spricht aber von Anfang an nicht genau der Blattmediane, sondern weicht in den meisten Fällen mehr oder minder von der letzteren ab. Die schiefe Insertion des Blattes, die bei anderen Pflanzen häufig mit der Neigung und Abweichung des mittleren Gefäß- bündels in gewisser Beziehung steht (vgl. Weisse ’89, S. 123, 133; "91, S. 61), ist hier aber nicht zu bemerken. Beim jüngeren Zustand des Rosettenblattes gibt es natürlich eine schiefe Neigung der Insertionsstelle, die beim vorliegenden Kontakt 1 und 2 im umgekehrten Sinne mit der Grundspirale läuft” (Blatt Nr. 8 in Fig. 17, Taf. I; vgl. auch die der Infloreszenz, S. 29). Sie vermindert sich aber allmählich und wird schon vor der Bildung der Achselknospe unmerklich, vielleicht, weil die Grundachse besonders an Dicke zunimmt, aber doch gestaucht bleibt. Die Neigung der Blattbasen wird zwar auch von der Verdiekung der unmittelbar darunter befindlichen Wurzelknollen sekundär 1) Verfolgt man die Querschnittserien der Pflanze von oben nach unten, so bleibt die herablaufende Hälfte der Insertionsstelle mit der Stammflüche länger unvereinigt. Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spira ntles-Ähre. 13 herbeigeführt, wobei sich die Insertionsstelle wellenförmig ver- ändert; sie steht aber in keinem Zusammenhang mit der Median- abweichung der Knospen. Zur Zeit der Knospenbildung entstehen auch die oberen Stengelblätter um die Achse herum, und diese Blattgebilde nehmen mit der Achse sehr an Dicke zu, bis die Blütenstengelbasis ihren bestimmten Durchmesser erreicht (vgl. Fig. 19 u. 20, Taf. I). Infolge der Verdickung dieses zentralen Teils werden die peripheri- schen Blattscheiden allmählich nach außen in die Erde hineinge- drückt, dehnen sich immer mehr aus, und schrumpfen schließlich (siehe Blatt Nr. 10 u. 11 in Fig. 20, Taf. I), mit Ausnahme von den Gefäßbündeln, die selbst nach dem Vertrocknen noch länger ihre Gestalt beibehalten als das umgebende Mesophyligewebe (Fig. 16, Taf. I), zusammen. Weil die Knospen eben zu dieser Zeitfrist in der Blattachsel entstehen und sich in die beiderseits anliegenden Scheiden einkeilend fortwachsen, so erleiden sie stets einen radialen Druck und nehmen trotz des annehmbaren gleichmäßigen Wachstums- bestrebens stets eine elliptische Querschnittform an, deren großen Duchmesser senkrecht zur Blattmediane steht.” Es ist hier daher wohl keinem Zweifel unterworfen, daß die Knospen infolge der obwaltenden Wachstumsverhältnisse einen radialen Druck erleiden. Inzwischen wird das erste Blatt auf der axoskopen Seite der Kegelfläche angelegt (Fig. 11, Taf. I), Daß dieses Primor- dialblatt”” stets auf der dem Stamm zugekehrten Seite entsteht, während die Beiknospe, falls sie zur Ausbildung gelangt, stets an der äußeren Seite angelegt wird, ist aber nicht einfach mit den Druck- und Raumverhältnissen zu erklären. Die Annahme SCHWENDENER'S (178, S. 103), daß bei den meisten Scheiden- blätter besitzenden Monokotyledonen eine Verminderung des Druckes in transversaler Richtung zweifelhaft wird, oder daß das 1) Daß die Achselkncspe nach dem Austrocknen der umgebenden Scheide bald eine rund- liche Querschnittsform annimmt, ganz wie die vorliegende Mutterachse, weist deutlich darauf hin, daß die elliptische Form des Kegels nicht die eigene Gestalt, sondern hauptsächlich von der Druckwirkung passiv herbeigeführt worden ist. 2) Das sogen. adossierte Vorblatt ist, wie bekannt, vielen Monokotyledonen und einigen Dikotyledonen eigen. 14 Art. 3.—K. Koriha: Druckminimum in die Medianebene falle, ist hier nicht haltbar. üs befindet sich schon vor der Anlegung des Primordialblattes ein tangential erweiterter linsenförmiger Raum zwischen den beiden anliegenden Blättern (Fig. 19 Ax,, Taf. I). Das Druckminimum muß also tangential gerichtet sein, wie es auch bei dem obwal- tenden Dickenwachstum der Stammachse wohl begreiflich ist. Es steht ferner nicht im Einklang mit der wohl bekannten Tatsache, daß die Neubildungen an den Enden der langen Achse des elliptischen Vegetationskegels auftreten (vgl. Schumann, ’92, S. VII; Weısse, ’94 S. 275, 281 u. 285; ’03, S. 365), wo der größere Raum vorhanden ist (Irersox, ’07, S. 284). Das Vorblatt entsteht hier stets in der stark gedrückten, nur einen kleineren Raum besitzenden” inneren Fläche des Knospenkegels. Es ist also wohl sicher anzunehmen, daß bei der Anlegung des adossierten Vorblattes das innere Gestaltungsbestreben die obwaltenden Druck- und Raumverhältnisse überwindet. Daß die Beiknospe stets nach außen angelegt wird, ist wohl auch als ein innerer Vorgang zu bezeichnen. (Weiteres vgl. VITS 9.) $2. Bestimmung der Spiralrichtung. Etwa einen Monat nach der Ausbildung des adossierten Vorblattes, welches zur Zeit schon dicht über der Scheitelkuppe nach der äußeren Seite helmförmig eingekrümmt ist (Fig. 6 u. 19 Ax,, Taf. I), wird das zweite Blatt angelegt. Dies entwickelt sich natürlich im Auschluß an das erste, ihm annähernd gegenüber, weicht aber in der Regel mehr oder minder von der Mediane ab, und die weitere Spiralrichtung der Blätter wird meist durch dieses Blatt bestimmt, wie Werısse schon gezeigt hat. ,‚, Fällt dieses z. B. nach rechts-vorn, so wird hierdurch eine rechtsläufige Spiralstellung eingeleitet; das dritte Blatt kommt alsdann nach links-hinten, das vierte ungefähr nach rechts zu stehen usw. “ (89, S. 130). Schwenpener und Weisse erklärten dieses 1) Denn die Mutterachse ist kegelförmig, die Knospenachse aber noch annähernd senkrecht gerichtet, so dal die tiefere Seite der Kegelbasis sich meist auf der inneren Fläche befindet (Fig. 6.10.10 Dat T). Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ahre. 15 Verhalten mit Druck- und Raumverhältnissen, während es nach Irersox ausschließlich durch das Raumverhältnis erklärt wird. Wir wollen hier daher die Umstände näher untersuchen. Beim Wachstum der sich einkeilenden Knospe wird der Ringwall der Scheiden, trotz seiner obwaltenden Verdiekung, stets entsprechend abgedrückt, und zwar ist die äußere Scheide meist als mehr eingebuchtet sichtbar. Gleichzeitig erleiden auch die beiden Ränder des adossierten Vorblattes bei seinem Breiten- wachstum eine gegenseitige Druckwirkung, und hierbei ist der Umstand bemerkenswert, daß die Breitenzunahme der beiden Ränder mit der Medianabweichung des Tragblattes im bestimmten Zusammenhang steht. Liegt der Mittelnerv in derselben Mediane mit der Knospe, so breiten sich die beiden Ränder gleichstark um den Scheitel herum aus; weicht aber die Knospe und der Bündel tangential voneinander ab, so nimmt der vom Bündel entfernte Rand des Vorblattes merklich an Breite und Dicke zu, und wölbt sich in das Mesophyligewebe des Stützblattes (Fig. 12, Taf. I). Es ist also wohl sicher zu behaupten, daß die Druckwirkung des Tragblattes auf der Nervenseite größer ist, so daß die Wachstums- geschwindigkeit der beiden Ränder des Vorblattes, trotzdem die ganze Kegelfläche zur Verfügung steht, hauptsächlich durch die Resistenzverschiedenheit des Blattgewebes bedingt wird. Die Asymmetrie des Vorblattes ist ja stets von der des Tragblattes abhängig. Das zweite Blatt wird-nun, nachdem sich das Vorblatt schon weit über den Halbumfang des Kegels ausgebreitet, in annähernd gegenübergestellter Lage ausgebildet, und da der große Raum dabei mehr oder minder nach der Nervenseite hin gerückt ist, so sollte nach der Anschlußtheorie das zweite Blatt notwendig nach der Nervenseite hin abweichen. In der Tat wird das aber nicht beobachtet; es rückt stets nach der von der Mediane aus ent- gegengesetzten Richtung hin. Die schiefe Neigung der Kegel- und Blattbasis, die bei der aufrechten Lage der Grundachse hauptsächlich durch die Verdiekung der Wurzeln herbeigeführt wird, ist hierbei von keinem entscheidenden Einfluß (Fig. 7, Taf. I). 16 Art. 3.—K. Koriba: Diese Neigung wird zwar bei weiterer Verdickung der Wurzeln noch größer, und die Ungültigkeit zur Bestimmung der Spiralrich- tung dadurch wird auch immer deutlicher (vgl. Tab. I, S. 20). Die Richtung der Spirale und die Neigung «der Basis können ja in beliebiger Weise kombiniert sein, und die Breitenzunahme des Vorblattes und die Tiefe der Kegelbasis sind von keiner maßge- benden Bedeutung. Die Anschlußregel HoruEister's (68, S. 486): ,, Verbreitert aber ein neu entstandenes Blatt den einen Seitenrand seines Grundes rascher als den anderen, bevor das nächst jüngere Blatt sich bildet, so entsteht dieses, weil in der Mitte der Lücke zwischen beiden Seitenrändern, der Mediane des ersten nicht genau gegen- über, sondern zur Seite gerückt, ‘“ ist hier mithin bei der Achsel- knospe von Spiranthes nicht ausschlaggebend. Ebensowenig maßgebend ist auch die Behauptung Irersox’s, wenn er meint, daß selbst bei der Anlegung der Vorblätter in der seitlichen Sprossung die Raum- und Kontaktverhältnisse gänzlich genügen, um das Auftreten bestimmter Stellungen aus der Hauptreihe zu erklären, oder daß die Druckverhältnisse von keinem Einfluß seien ("07, S. 284—289)." Wir haben schon gesehen, daß die beiden Ränder des ersten Vorblattes infolge der Druckdifferenz der beiden Seiten des anlie- genden Tragblattes sowie ihres plastischen Wachstums asymme- trisch wachsen. Ganz ähnlich verhält es sich auch bei dem zweiten Blatt. Weil die Kegellläche dem eben obwaltenden Druck unterliegt, so wird das zweite Blatt beim Breitenwachstum in seiner Entwicklung auf die minder gedrückte Seite gedrängt und veranlaßt dadurch eine weitere Spiralrichtung. Die Raum- und Anschlußverhältnisse im Knospenscheitel sind also nicht das ausschließliche Bestimmende der Spiral- richtung. Wir müßen stets noch den äußeren Druck in Betracht ziehen; denn die fremden Organe wirken als Hemmungskörper und die Neubildung wird dadurch mehr oder minder plastisch verändert. Es ist also auch wohl begreiflich, daß bei denjenigen 1) Weiteres vgl. auch VII $ 9. Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ähre. 17 Blättern, die anfangs dicht an der Scheitelfläche entlang an Breite zunehmen, anders als bei den höckerförmigen Anlagen, wie Blütenknospen, Nadelblättern, usw., die Organgröße in mathe- matischem Sinne und die Lage des Mittelnervs, selbst bei gege- benem Unterbau, nicht von Anfang an bestimmt sind. Es ist allerdings nur eine grobe Zellmasse, die im Anschluß an die bereits vorhandene zum Vorschein kommt. Die weitere Entwicklung des Areals, durch welche die Unterlage für eine neue Anlage bestimmt wird, wird aber mit den Raumverhältnissen nicht völlig erklärt. Die Raumverhältnisse, die hauptsächlich durch die schiefe Insertion des Tragblattes herbeigeführt werden, können hierbei mit der Druckwirkung auf verschiedener Weise kombinieren. Sie sind aber, wenigstens bei den vorliegenden Fällen, von ganz unter- geordneter Bedeutung im Vergleich zur Medianabweichung des Tragblattes. Die Untersuchungen Weısse’s scheinen diese Umstände auch konstatiert zu haben. ,,So fand ich,‘ sagt er (89, 8. 130), ,„an dem Rhizom von Alisma Plantago L. die Schuppenblätter in ziemlich beträchtlicher Weise schief inserirt und das zweite Blatt der Axillarknospe stets nach der abfallenden Seite der Insertionslinie gewendet. Im Ganzen dasselbe Verhalten zeigte auch Juncus lamprocarpus Enkm., nur dass hier die schiefe Insertion des Tragblattes weniger deutlich hervortrat. ‘ Die Druckverhältnisse werden aber nicht ausschließlich vom Abweichungsgrad des Tragblattes bestimmt. Dicke und Quer- schnittform der gesamten Rosettenscheide und der Mutterachse, die besonders nach der Verdickung der Wurzel ziemlich verändert werden, können auch eine bestimmte Wirkung ausüben, und je nach dem Falle wirken sie bei der Druckwirkung des Tragblattes mit oder entgegen. Die Stellung, also auch die Divergenz des zweiten Blattes ist daher ziemlich schwankend. Sie beträgt meist von 200° bis 150°.” 1) 200° entspricht natürlich der großen Divergenz. Dieselbe Richtung wird aber vom dritten Blatt an als kurzer Weg der Grundspirale bezeichnet, und dies beweist schon, daß die tangentiale Abweichung des adossierten Vorblattes um 20° nicht imstande ist, die nachherige Spiralrichtung der Knospe zu bedingen, cder daß in der Regel erst das zweite Blatt die weitere Stellung der Blätter bestimmt. 18 Art. 3.—K. Koriba : Ich beobachtete aber bei einer Knospe eine stark verminderte Divergenz von 115° (Fig. 15, Taf. I). Sie scheint aber nicht von der Medianabweichung des Tragblattes, sondern hauptsächlich von der Druckverminderung verursacht ‘worden zu sein, weil das Hervorspringen der Wurzel an der genannten Seite (Fig. 15 W) die unmittelbar darüber befindlichen Blätter so bewegte, daß die dazwischen befindlichen Scheidenwälle dadurch in radialer tichtung weiter von einander entfernt wurden (vgl. auch Fig. 19, Taf. I). Die Knospe selbst scheint dabei auch etwa um 15° gedreht worden zu sein. Der Mittelnerv des Tragblattes war zur Zeit deutlich nach rechts verschoben. Ob er aber von Anfang an wirklich so gerichtet gewesen war oder nicht, läßt sich wegen der eben erwähnten Drehung nicht entscheiden. Ich beobachtete auch drei Ausnahmefälle, in denen die Druckwirkung des Tragblattes von anderen Wirkungen über- wunden wurde oder die letztere auf andere Weise mitgewirkt hatte. 3ei einem Exemplar war der Mittelnerv des Tragblattes deutlich nach rechts abgewichen, trotzdem war das zweite Blatt dem adossierten Vorblatt gegenüber etwa median gestellt (Fig. 14, Taf. I). Es waren bei ihm nur zwei Lateralnerven deutlich ausgebildet, so daß man es als Spaltung eines Blattes betrachten konnte, nicht aber als Verwachsung, weil hier, wie bei den übrigen Fällen, die seitlichen Ränder des Vorblattes nicht tiefer inseriert waren als der vordere Rand. Die Druckwirkung von außen, die vielleicht durch die Erde hervorgerufen war, scheint demnach sehr stark gewesen zu sein. Die Umstände beweisen auch deutlich, daß die Querschnittsansicht der Knospe nach außen mehr abgeflacht war als nach innen. Das dritte Blatt richtete sich dann auf der hinteren Seite desScheitels etwasnach Iinks, während es sonst seitwärts nach hinten hätte gerichtet sein sollen. Die Richtung der Spirale wurde mithin erst beim vierten Blatt völlig bestimmt. Ob nun aber die vorliegende rechtsumläufige Lage des vierten Blattes von dem Außendruck veranlaßt worden ist oder nicht, läßt sich damit noch nicht entscheiden, weil seine Wirkungsweise mit der Steigerung der Phyllome immer undeutlicher wird. Wenigstens sieht man aber deutlich, daß die Lage und Form des Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ähre. 19 zweiten Blattes nicht allein von den Raumverhältnissen, sondern hauptsächlich vom äußeren Druck abhängt. Als zweite Ausnahme beobachtete ich bei einer Knospe ein äußerst verschobenes Vorblatt, dessen Abweichungswinkel von der Mediane ca. 42° betrug (Fig. 13, Taf. I). Dies Verhältnis ist aber aus der Querschnittsform der Knospe wohl erklärlich. Umgekehrt wie beim letzen Fall ist die Knospe, wie die Figur es zeigt, nach der Innenseite sehr abgeflacht, so daß man wohl annehmen darf, daß der Druck der Mutterachse so stark war, daß die Hineinwöl- bung der Knospe nach der inneren Seite fast unmöglich wurde. Wir erinnern hierbei an die Achselknospe von Tradescantia und dgl., bei denen die unmittelbare Berührung derselben mit der Mutterachse etwa eine halbmondförmige Knospe resultieren läßt (siehe Gravis, ’98, Fig. 2857 u. 288, Taf. XXIV), und bei denen „die Asymmetrie des Vorblattes......... bisweilen so stark ‘* ist, ‚„‚dass man dasselbe fast für lateral ansehen könnte ‘* (Weisse, ’89, S. 131). Es ist auch hier bei Spiranthes nicht unwahrscheinlich anzunehmen, daß das Vorblatt, infolge starker Druckwirkung von der Mutterachse, nicht adossieren konnte, sondern aus der Me- diane ziemlich verschoben wurde. Warum ist nun aber dasselbe nach links (von Vorn gesehen) verschoben worden? Die Knospen- basis ist hier, wie ich mich durch sukzessive Querschnittserien überzeugen konnte, ganz horizontal und flach, so daß für die Veranlassung der Abweichungsriehtung die Raumverhältnisse allein nicht ausschlaggebend sind. Nach Weisse wird aber bei Tradescantia virginica die Verschiebungsrichtung des Vorblattes von der des Tragblattes veranlaßt. ,‚‚Das Vorblatt zeigte dann stets an derjenigen Seite die schwächere Ausbildung, nach welcher das mittlere Gefäßbündel des Tragblattes aus der Mediane gerückt war “‘ (Weisse 1. ec. S. 131). Es scheint mir also nicht unwahrscheinlich anzunehmen, daß die Medianabweichung des Vorblattes hier auch von den Druckverhältnissen herbeigeführt worden ist. Natürlich darf man hierbei das Anlaßmoment nicht ausschließlich der Medianabweichung des Tragblattes zuschreiben, weil die Knospe zur Entstehungszeit von den Scheidenkomplexen dicht umgeben ist, und weil die Druckwirkung des Tragblattes 20 . Art. 3.—K. Koriba: nach der hinteren Seite der Knospe ganz von indirekter Natur sein müßte. Mit anderen Worten, es ist die Asymmetrie der gesamten Druckwirkung, was hier die Abweichungsrichtung des Vorblattes bestimmt hatte. Das zweite Blatt entwickelte sich dann im Auschluß an das erste in annähernd gegenübergestellter Lage, also an der nämlichen Seite wie das Tragblatt, und dadurch wurde die rechtsläufige Spirale deutlich festgestellt. Kurz, «das Bestreben des Anschlusses überwindet hier das Druckmoment des Tragblattes. Die dritte Ausnahme beobachtete ich in den Serialknospen, die sich je zwei und zwei in den beiden Achseln einer Grundachse entwickelt hatten. Bei den ersten Serialknospen war das Tragblatt nach rechts abgewichen, und die Windung der Spirale der ersten Knospe war rechtsläufig, die der zweiten aber linksläufig. Bie den zweiten Serialknospen waren die Medianebenen der beiden Knospen weit von einander entfernt, und das Tragblatt befand sich etwas nach links von der ersten Knospe, aber stark rechts von der zweiten. Dessenungeachtet war die erste links und die zweite rechtsläufig. In welcher Weise die Druckverhältnisse dabei mit- gewirkt hatten, vermag ich nicht zu entscheiden. Im Ganzen konnte ich durch Paraflinschnittserien unter 15 Knospen aus 6 Individuen folgende verschiedene Fälle beobachten. TABELLE IT’ 1 | 1 | = RE: . e® Abweichung |»: Nummer [Spiralrichtung| Neigung Idee: mittleren | Richtung der i der der | der Gefissbündels | Spirale in Anmerkung Individuen | Mutterachse | Kncspenbasis }- nn | der Kncspe | | des Traghlattes 1 | L | r r | L 2 L | 1 | r L 3 N | 1 l | R 4 L | 1 r R | Ausnahme 1 5 | L m E u Ausnahme 2 1 EIT L r rar RL | 6 L 1 Yr | LR N Ausnahme 3 1) Die Neigung der Kncspenlasis bedeutet hier, von vorn gesehen, die abfallende Seite. Die Abweichung des Mittelnervs wird ekenso von vorn gesehen Fetrachtet. Die mit ’ bezeichneten (r I m’) tedeuten die verminderten Grade derselben. Die Nummern 5 und 6 sind hier die Schwesterpflanzen. Mechanisch-physiologis:he Studien über die Drehung der Spiranthı »s-Ähre, 21 Aus dieser Tabelle sieht man deutlich, daß zwischen den sukzessiven Sproßgenerationen keine bestimmte Beziehung der Laufrichtung der Hauptspirale besteht. Eine Mutterpflanze mit rechtsläufiger Spirale kann Knospen mit rechts oder linksläufiger Spirale tragen. . Relative Häufigkeit der rechts- und linksiäufigen Spiralen. 772 üs ist eine wohl bekannte Tatsache, daß die Richtung der Hauptspirale'’ sowohl bei Keimpflanzen als auch bei Seitensprossen bald rechts-, bald linksläufig ist, und daß keine bestimmte Regel vorhanden ist (L. und A. Bravaıs ’37. S. 44; ’37, S. 164; MARTINS und A. Bravars ’37, 8. 203, 207). Bisweilen gibt es aber auch Pflanzen, bei denen die eine der Laufrichtungen vor der anderen bevorzugt ist. Dies deutet darauf hin, daß die mechanischen Faktoren, die die Riehtung rechts und links bedingen, nicht in wahrscheinlichen Kombinationen vorkommen. So ist z. B. die Infloreszenz von @astrodia elata Br. in den weitaus meisten Fällen linksläufig; ich erinnere mich jedoch ein Exemplar mit rechtsläufiger Spirale beobachtet zu haben. Es sollte sich etw: 30:1 verhalten. Es gibt vielleicht noch zahlreiche andere solche Beispiele.” Selbst bei den gewöhnlichen Fällen ist also eine etwaige ungleiche Laufrichtung nicht undenkbar.” 1) Obwohl die Spirale, sei es der lange oder der kurze Weg, bloss etwas willkürlich in die Pflanze hineingedachtes, nicht aber etwas tatsüchlich Vorhandenes ist (vgl. Marrıns und A. Baavaıs, '37 S. 207 ;, HoFmeIsTER '67, S.33 ; '68, S. 481 ; SCHWENDENER '78, S.54; GOEBEL '80, S, 353). 2) Bei den Rotalgen beobachtete Rosenvinge auch eine ähnliche Ungleichläufigkeit. So ist sie z. B. bei den meisten Polysiphonia-Arten linksläufig ('02, S. 341) und bei P. Brodiaei verhielt sie sich einmal 160:5?, bei Ahodomela subfusca ist sie aber meist rechtsläufig (S. 358), usw. 3) „Bonner hat gefunden, dass von 83 Stengeln der Cichorie 5l eine von rechts nach links gehende Spirale besassen, und dass bei 32 dieselbe Spirale von links nach rechts gerichtet war.... An derselben Pflanze findet mın andererseits Zweige, welche die umgekehrten Spiralen zeigen, und immer ist die von rechts nach links gehende Spirale häufiger, als die von links nach rechts gehende “ (Durrocker '34, 8.217). Taxepa ('08, S. 172) hat auch gefunden, daß sich bei der Spiranthes-Ähre die links- resp. rechtsläufigen Spiralen verhielten wie 189: 155. 22 Art. 3—.K. Koriha: Da nun bei Spiranthes die Blütenspirale zur Blütezeit besonders ins Auge fällt, so ist sie für derartige Untersuchungen sehr geeignet. Die folgende Tabelle zeigt die Häufigkeit der links (L)- und rechts (R) läufigen Spiralen." TABELLE II” Datum Ort L = R Summe | Datum Ort ıL Z| R Summe 18VII Acmori 28>| 19 47 | 19VI | Ichinomiya | 167 <| 202 369 | - 2 = mr Tokio | | 21, e 2561 <| 262] 518 7VIE | (Bot. Garten) | 388] = 585 1123 © | Er} ri | “| 12, ED 6>| 55 121 | 20%, (Totsuka) | 277] < | 286 563 Se: Hakkoda | 702) > | 701] 1403 SYIT| Acmri | 21<| 233 4 aVIII 7 2383 <|239 arz|| lıo,„ | R 11066 < 1102 2163 > | 1> | 2| 10, Acmori | 7081 > | 700) 1408 ||_|12 „ Hakkoda | 16 <| ı7) 38 S | 14 ‚, 5 s>| rs 176 2|27, | 5; 37>| 36 73 | | | I eE 26 <) 34 60 29, Iwaki al 188% Hakkoda <| 9) | |s0„ | » =-| 8 16 | 2X Acmori 221] <|223| 444 Summe 12129] > 2107| 4236 | 3 | Be | 9u.10,,| Sachalien | 121) <| 124 245 15VI a al=| a 8] , A | Summe 2494 < 2627| 5121 ® 14VIT | (Bot. Garten) | 257 > | 243 500 | © | on . » 94 | | lo, > 1002| < 1092] 2094 || |yym | Foi |210>|ı107) 407 a | | | z Tokio an Summe 1300| < |1376| 2676 = sl, | (Bot. Garten) 839] > | 828 1667 : ; 1% "Ta 7) | 23VIL | En #4>| 31 78 Summe 1049 > 1025 2074 | 25 > s16 sos| 1654 =] S DER? B G r > o = = DE ERST | Totalsumme 7862| < 7977| 15839 I Summe 890 — | 842) 1732 S In Yo | 496 < | 504 1000 1) Natürlich sind hier die Spiralen von zweierlei Herkunft; die unmittelbar von Keim- lingen herrührenden und die sekundär aus Achselkncspen resultierenden. Wie sich ihre Häufigkeit verhält, läßt sich aber nicht entscheiden, und sie würde je nach dem Orte vielleicht ziemlich verschieden sein. Vorliegende Zahlenangate stellt also die Spiralen heiderlei Herkunft zusammen dar. 2) Die abnormen Spiralen bleiben hier gänzlich unberücksichtigt. Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spirunrhes-Ahre. 23 Wie man sieht, ist eine bestimmte ungleiche Häufigkeit der beiden Richtungen, weder bei den Beobachtungsfällen, noch bei der gesamten Anzahl, deutlich erkennbar. Die Drifferenz fällt innerhalb 1%. Bei Einzelfällen können sie natürlich ziemlich von einander abweichen, aber je zahlreicher die Individuen in jedem einzelnen Fall sind, desto gleichmäßiger wird die relative Häufigkeit, und selbst bei einer geringen Anzahl von gesammelten Exemplaren können die beiden Spiralen zufällig ganz gleich sein. Es ist daher als sicher anzunehmen, daß bei Spiranthes keine bevorzugte Spiralrichtung vorhanden ist, oder daß die mechani- schen laktoren sie stets in wahrscheinlichen Kombinationen beeinflussen. Sehr interessant ist in dieser Hinsicht auch die Spiralrichtung der Schwesterähren. Es gibt bei diesen natürlich dreierlei Richtungskombinationen—LL, LR und RR, und falls die Richtungsbestimmer in wahrscheinlichen Kombinationen ein- wirken, so sollte die relative Häufigkeit natürlich in den Maßen vorkommen, wie die Koeflizienten des Satzes (L+R)’ es darstellen. In Wirklichkeit entsprechen sie auch annähernd den theoretischen Verhältnissen, wie die folgende Tabelle veranschaulicht. TABELLE III. Datum Ort LL LR RR « Tr Tokio o Karate > > 23 VII, 1909 Se 2 1 2 9” ’ EI} I ee) 2» (Bot. Garten) = =. 2 19 VI, 1910 Ichinomiya 2 1l 5 oNnv Tokio i 2 < | (Totsuka) 3 ; 10 VIII » \cmori 16 45 19 7 ‘ | Hakkoda 1 (Fortsetzung folgt) 3) Diese Exemplare wurden von Herrn Dr. Y. Supzuxı während seiner palaeobotanischen Reise auf Sachalien gesammelt. Ich verdanke sie also der Freundlichkeit des Herrn Dr. Supzukr, dem ich hierfür auch an dieser Stelle meinen besten Dank ausspreche. 24 Art. 3.—K. Koriba : (Fortsetzung) Datum Ort LL LR RR 29 VIII, 1910 Iwaki 1 1 308, „ » 3 | BET: nr Aomori 13 17 g ru ak Fuji 1 + Tokio = o= | Bl 2» (Bot. Garten) nz 2 | = | n Summe 74 162 | 72 In % 24.0 52.6 23.4 Zum Vergleich füge ich hier noch einige Beispiele von Häufigkeit der Spiralenrichtung hinzu, die ich bei einigen anderen Orchideen beobachtete. TABELLE IV. Datum | Ort Art Sr R Summe 6 VII, 1907 | Hakkoda Orchis aristata, FıscH. | 58 80 | 158 ML ESs 5 3 | Malaxis paludosa, Sw. SS 26 | 44 27 VIL 1909 Nikko Platanthera conopsea, SCHLECHT. 7 ll 8 5 | > | es hologlottis, Max. 27 19 +6 12 VIII, 1910 | Hakkoda > mandarinorum, RcHe. f. | 16 18 34 19 „ >> | = | ophyroides, FR. Schm. 19 20 39 > | a5 | Orchis aristata, FıiscH. | 16 15 31 S 4. Weitere Anlegung der Blätter und Blütenknospen. Vor der Blütezeit sieht man an der obersten Achselknospe, die noch dicht von den Blattscheiden umschlossen ist, meist 3 bis 6 Blätter. Nach der Fruchtzeit aber, wenn die Rosettenblätter schon verwelkt sind, besitzt sie meist 5 bis 9 Blätter. Für die Neubildung eines Primordiums scheint demnach etwa ein Monat erforderlich. Mechanisch-physiologis:he Studien über die Drehung der Spiranthes-Ahre. PA) 3 g I DD vt Von dem dritten Blatt an werden sie im Kontakt I und sukzessiv angelegt (Fig. 13, Taf. I). Dieselben Kontaktverhältnisse sind aber nur beim jüngeren Zustand der Blätter sichtbar, weil die Blattbasen nach der Anlegung schnell an Breite zunehmen und schließlich die Achse umfassen. Die Divergenzgrößen sukzessiver Blätter sind aber nicht gleichmäßig, sondern je nach der Stelle des ellipsoidischen Scheitels verschieden. Sie sind größer an den vorderen und hinteren Seiten und kleiner an den seitlichen zuge- spitzten Seiten. Fig. 16, Taf. I stellt ein Beispiel dafür dar. Die Divergenzen sukzessiver 7 Blätter betragen hier Nummer der Blätter: 1 2 3 4 5 6 7 Divergenz: 83 123.161 189717261122 Solcher Größenunterschied wird natürlich teils durch die elliptische Querschnittsform der Knospe selbst bedingt, teils aber deutlich dadurch, daß die Blätter auf den minder gedrückten Seiten sich leichter entwickeln können. Nach der Befreiung aus der Scheide wächst nun die Knospe allerseits gleichmäßig, und ihre elliptische Querschnittsform wird damit allmählich rundlich. Der obere Teil des Blattes, der sich nachher als Spreite entfalten soll, nimmt besonders an Länge und Breite zu, und die beiden Ränder der Spreite rollen in einander über (Fig. 18, Taf. I). Die Überdeekungsweise steht dabei in keinem Zusammenhang mit der Spiralrichtung. Die Divergenrgröße des schon rundlich gewordenen Sprosses jedoch nicht ganz gleichmäßig ; die größeren und kleineren wechseln unregelmäßig ab, vielleicht deshalb, weil die Unterlagen als unmittelbare Fortsetzung einiger Vorblätter nicht sofort regelmäßig werden können (vgl. auch S. 26). Der durch- schnittliche Wert der Divergenzen entspricht auch nicht dem des rechtwinkligen Kontaktes 1 und 2 (144), sondern nähert sich, soweit ich bisher beobachten konnte, mehr oder minder dem Grenzwert der Hauptreihe 137° 30° 25”. Folgende Zahlen liefern einige Beispiele hierfür. A 150° 132° 133° 141° 122° 138° 148° Durchschnitt 13743 B 134 150° 141° 140° 152 = 139°24° C 146° 148° 130° 160° 154° 152° 194 = 140 54 26 Art. 3.—K. Koriba: Nach der Anlegung der Rosettenblätter, wobei die Achsel- knospen des nächsten Jahres schon gebildet sind, hebt sich der Vegetationsscheitel allmählich empor, nimmt auch an Dicke zu (Fig. 20. Taf. I), und fängt nach der Ausbildung einiger Stengel- blätter an, die Deekblätter und Blütenknospen anzulegen. Die Bildungstätigkeit wird dabei immer mehr beschleunigt. Nach der Anlegung einer bestimmten Anzahl von Blüten verringert sich aber, der Stärke des Individuums gemäß, diese Tätigkeit bald, und der Kegelscheitel wird allmählich inhaltsarm und ver- schrumpft schließlich. Einige schon gebildete Anlagen unterliegen demselben Schicksal, und es gibt daher keine gipfelständige Blüte (Fig. 24, Taf. II). Der Kontakt 1 und 2 der Stengelblätter wird nach dem Übergang schließlich zu einem Kontakt 2 und 3 der Deekblätter. Die Übergangsform ist allerdings bei den schon ausgebildeten Blättern nicht ganz deutlich, weil sie nachher noch an Breite zunehmen und im Querschnitt stets einen Überschichtungskontakt (Schumann’99, S. 288) aufweisen, so daß der Folioidenkontakt (Irersox’07, S. 167 ff.) dadurch stark modifiziert wird. Die Veränderung der Divergenz, die den Kontaktwechsel stets begleitet, beweist dies deutlich. Man vergleiche hierüber die geometrischen Betrachtungen Irerson’s (l. ce. S. 263 u. Fig. 2, Taf. XIII). Die Divergenz der unteren Stengelblätter beträgt durchschnittlich ca. 140°, bei den oberen aber, wo der Übergang vor sich geht, beträgt die kleinere Divergenz, die sich zwischen dem ersten und zweiten Übergangsblatt messen läßt (Nr. 3 u. 4 in Fig. 2 Irersov’s), nur gegen 120°, und die nächst große Divergenz gegen 155°. Sıe werden dann allmählich wieder konstant. Fig. 27, Taf, II stellt ein Beispiel hierfür dar. Hier stellt das Blatt 1 ein normales, 2 und 3 die Übergangsblätter und 5 das höchste Stengelblatt, dessen Basis nicht mehr den ganzen Stamm- umfang umschließt, dar. Die Divergenz zwischen 2 und 3 ist hier am kleinsten (115°), und die von 3 und 4 am größten (164°). Weiter nach oben wird aber die Stellung nicht sofort regelmäßig, und die einmal vom Übergang eingeleitete Unregelmäßigkeit dauert die 5” Zeilen hindurch ziemlich lange fort, wie beim Anfang Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ähre. 97 eines neuen Seitensprosses. Folgende Zahlen stellen die in einem Paraffinschnitt wirklich gemessenen Divergenzen dar. 3latt Nr. A 6 . BIANEN! I 139 2 Fein n 142 27 152 n 120° |, 129° fl 164° 0 ee s 136° \ 130° _ 140° > = 10 22 15 139 145 : 6 1 Durchschnitt 139 Die Anlage des Deckblattes ist, sofern sie sich als solche bemerken läßt, querelliptisch (Fig. 21, Taf. II). Sie verbreitet sich dann mit der Querfaltung zum Blattgebilde und mit der Brei- tenzunahme des Vegetationsscheitels noch weiter. Die Divergenz entspricht aber, trotz der elliptischen Gestalt, annähernd dem sogen. rechtwinkligen Kontakt 2 und 3 (138°28'). Die Blüten- knospen, die nachher die Hauptgebilde der Infloreszenz darstellen, werden dann nur als Achselprodukte der Deckblätter, in der unmittelbar darüber befindlichen freien Stammoberfläche gebildet. Sie fungieren also bei der Bestimmung der Stellung niemals als Kontaktkörper. Gleichzeitig mit der Querfaltung nimmt die Blattanlage an der Stammachse an Breite zu, ebenso wie bei den Rosetten- und Stengelblättern; es geht aber niemals so weit, daß ein sekundärer 1” Kontakt zustande kommt oder die ganze Stammfläche berindet wird. Die Blattanlage tritt sofort über die Kegelfläche hinaus und bildet um die Blütenanlage herum erst ein halbbecherförmiges Primordium (Fig. 21, 22,23 u. 26, Taf. II), dann durch weitere Längenzunahme die Blattspreite, die an Dieke nur unmerklich zunimmt. Die Blütenknospe wächst hingegen von Anfang an ganz voluminös. Das Längenwachstum der jüngeren Infloreszenzachse geht somit lediglich mit dem der Blütenknospen zusammen (Fig. 22. 25, Tıt. I). Der Vegetationskegel der Infloreszenz wird zu dieser Zeit öfters mit zweierlei deutlich unterscheidbaren Neigungen geschen. An der Spitze, wo die Anlagebildung eben vor sich geht, ist der Scheitelwinkel ziemlich stumpf; er beträgt meist 40 bis 907, während derselbe nach unten, wo die Organgestalt schon deutlich D [02] Art. 3.—K. Koriba: ist, an den Insertionsstellen entlang meistens nur um 15 schwankt (vgl. Fig. 22 u. 23, Taf. II). Die untere Zone des stumpfen Kegels oder die sogenannte Bildungszone verkleinert hier mit der Anlegung der Organe allmählich ihre Neigung und wird zur weiteren Differenzierung eingeleitet, während die obere Zone nach und nach ihren Platz einnimmt. Stereometrische Kontaktverhältnisse und Neigungen der Blätter. fo) oO 72 Die Deckblätter sind ursprünglich, wie schon erwähnt, im Kontakt 2 und 3 angelegt, und ihre relativen Stellungen und die Divergenzen in der Stammoberfläche bleiben ganz unver- ändert, mit Ausnahme der Berindungsverhältnisse, die nachher infolge der Breitenzunahme der Ansatzstellen sich mehr dem Kontakt 1, 2 und 3 nähern. Im freien Raum außerhalb der Stammfläche, nämlich in den Blattspreiten selbst, sind aber die Kontaktverhältnisse ziemlich verschieden, weil sie von Anfang an dicht von den Scheiden- und Stengelblättern umschlossen sind und bei der Streekung notwendigerweise gezwungen werden, sich nach oben zu richten, und weil sie ferner stets eine lanzettliche Form annehmen. In der Querschnittansicht entsprechen sie mithin nicht ganz der horizontalen Projektion derselben auf die Stammfläche, oder dem Folioidenkontakt (Irersox |. ce. S. 167 ff. ); außerdem treten noch verschiedene Kontaktfiguren von ganz sekundärer Natur auf. Der ursprüngliche Kontakt 2 und 3, der sich schon an der Ansatzstelle mehr oder minder dem Kontakt 1, 2 und 3 genähert hat, wird nach einer mäßigen Steigerung der Schnitthöhe, besonders beim älteren Zustand, zum letzt erwähnten Kontakt, weil die Blattspreite erst nach dem Austritt aus der Stammfläche an Breite zunimmt (Nr. 15, 16 u. 17 in Fig. 28, Taf. II). Schon nach einer geringen Steigerung der Schnitthöhe erlischt aber dieser Kontakt; es entsteht wieder der ursprüngliche Kontakt 2 und 3 (Nr. 14, 16 u. 17), dann infolge der sekundären Berührung der 5” Blätter ein Kontakt 2, 3 und 5 (Nr. 6, 9 u. 11), hiernach ein Kontakt 3 und 5 (Nr. 5, Su. 10), aber bei echt verdiekten Ähren Mechanisch-pbysiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ähre. 29 verändert sich der Kontakt schließlich zu den fünf 5” Zeilen, welche schräg nach außen ausstrahlen, weil die Blattflächen nach oben sehr schmal zugespitzt sind. Die Deckblätter sind ferner, wie es bei den Stengel- und Scheidenblättern der Fall ist, schief in die Achsenfläche inseriert. Die Neigungsrichtung ist hierbei stets mit derjenigen der Grund- spirale gleichläufig, d. h. die abfallende Hälfte der Insertionslinien ist nach der kathodischen Seite gerichtet.” Diese Neigung ist bei den becherförmigen Primordien schon ersichtlich (Fig. 21 u. 26, Taf. II), und wird mit weiterer Entwicklung der Infloreszenz immer deutlicher (Fig. 27 u. 28, Taf. II), wahrscheinlich deshalb, weil beim Breitenwachstum der Blattbasen der anodische Rand, welcher mit dem Rand des zweituntersten in unmittelbarer Berührung steht, stets höher gelegt ist als der kathodische, welcher sich nach dem drittuntersten hin erweitert (Nr. 10, Su. 7 in Fig. 21. ar 1). Ganz ähnlich verhält es sich auch bei den Blütenknospen. In der früheren Entwicklungsphase der Infloreszenz, wobei das Dickenwachstum der Stammachse das Längenwachstum über- windet, sind die Knospen noch sehr klein, nur die Deckblätter fungieren als Kontaktkörper. Die Knospen werden aber allmählich voluminös. Die anfänglich querellipsoidisch gestalteten Kügelchen vergrößern sich nun in senkrechter, und dann besonders in radialer Richtung, d. h. nach der eigenen Längsachse der Blüte. Mit dieser radialen Erweiterung aus der Stammfläche nimmt aber die Breite nicht entsprechend zu, so daß zahlreiche Lücken dazwischen entstehen würden, falls sie nicht von außen gedrückt würden. Sie sind aber von vorn herein dicht von den Scheiden- und Deckblättern umschlossen, und Hand in Hand mit der eigenen morphologischen Ausgestaltung werden die Knospen allmählich radialschief nach oben gedrängt, um einen möglichst 1) Wihrend beim Kontakt 1 und 2 der Rosetten- und Stengelblätter die Neigungsrichtung ganz entgegengesetzt ist (vgl. S. 12). Im Allgemeinen scheint die Insertionsstelle beim Kontakt l und 2, 3 und 5, usw., in denen die kcnjugierten Zeilen m und n der Gleichung n’—- mn - m’= +1 entsprechen (Irerson ].c. S. 35), anders als beim Kontakt 2 und 3, 5 und S, usw. (cder n?— mn-ın?= --]), meist in eirer der Hauptspirale entgegengesetzten Richtung geneigt, weil die mr und n‘r Zeilen abwechselnd hcmo- resp. antidrcım werden. 30 Art. 3.—K. Koriba: engen Raum auszufüllen (Fig. 23, 24 u. 27, Taf. II). Sie werden dadurch außerhalb der Stammfläche in unmittelbaren Kontakt mit der 5" oberen gebracht. Ein solcher Kontakt, wie es auch bei den Deckblättern schon der Fall war, ist mithin von ganz sekundärer Natur, und wir wollen solches mit Scuumann (99, S. 288) als Überschiehtungskontakt bezeichnen. Nach dem körper- lichen Wachstum kommt somit in der Ährenoberfläche ein dreizähliger Kontakt zustande (Fig. 28, Taf. II), und zwar fallen die fünf 5” Zeilen, besonders beim gedrängten Zustand der Ähre, am deutlichsten ins Auge (Fig. 12a, Taf. IV). Aus allem diesen ersehen wir, daß die Knospen nach dem körperlichen Wachstum außerhalb der Stammfläche, infolge des Außendrucks und des asymmetrischen Verhältnisses der Blattstel- lung, eine radial- und tangentialschiefe Neigung erhalten und in eine sekundäre Berührung mit den nächst höheren Parastichen kommen. $6. Gestaltung der Infloreszenzachse. Bei der Anlegungsphase sind die Seitenorgane noch sehr klein im Vergleich zu der Achse (Fig. 22, Taf. II). Mit der weiteren Entwicklung vergrößert sich aber die Knospenanlage sehr, während die Verdickung der Achse relativ langsam vor sich geht. Allerdings ist die Verdiekungsweise der Achse an der ganzen Oberfläche nicht gleichmäßig, sondern sie steht immer mit der Knospenentwicklung im engeren Zusammenhang. Unmittelbar unterhalb der Insertionsstelle jeder Knospe wölbt sich die Rin- denschicht als Polstergewebe stark nach außen heraus, während die unmittelbar darüber befindliche Rindenschicht, infolge des voluminösen Wachstums der Knospe etwas konkav hineingedrückt wird. Da aber die Knospen in spiraliger Anordnung stehen, so sind an der Achsenoberfläche selbst auch schraubenwendige Erhebungen sichtbar. Bei der diekeren Achse sind diese Erhebungen hauptsäch- lich auf die Rindenschicht beschränkt, bei der schlanken Achse aber nimmt der Zentralzylinder an eben dieser Erhebung teil, so Mechanisch-physiolozische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ahre. 3] daß die Achse im Medianlängschnitt nicht gerade, sondern zickzackförmig geknickt aussehen (Fig. 24, Taf. II). Wir erinnern herbei an den Hohlkern der Kugelsäule Irersox’s (l.c. 8. 91 u. Fig. 6, ‚Taf. IV), als dessen Füllungsgewebe die Infloreszenzachse sich hier verdickt hat. Natürlich sind die Knospen hier nicht kugelförmig, sondern stellen ein radial- und tangentialschief geneigtes spindelförmiges Gebilde dar. Die Radien des Kerns und der Zylinderfläche entsprechen hier also nicht denjenigen des Kugelkontaktes. Die Polster selbst sind auch nicht nur nach außen, sondern tangentialschief nach der katho- dischen Richtung geneigt, weil sie von der 2” unteren seitlich gedrückt werden (Fig. 25, Taf. II). Nach der Streckung der Achse wird diese spiralige Kniekung zunächst verstärkt, dann wird sie aber mit der Streckung der Achse fast unmerklich, und die Achse bekommt endlich durch die Druckwirkung der Blüten eine andere schraubenförmige Windung (El 8. 90). $ 7. Seltene Stellungen in der Infloreszenz. Wie schon erwähnt, werden die Deckblätter, also auch die angehörigen Blütenknospen, gewöhnlich im Kontakt 2 und 3 angelegt. Es kommen aber auch einige andere Stellungen init dem Kontakt 3 und 5, 3 und 4, 3 und 3 (alternierende dreizählige Scheinquirle), 2 und 2 (scheinbar dekussierte Stellung) vor, und schließlich gibt es unregelmäßige Stellungen mit oder ohne Dödoublement von verschiedenen Graden. Sie kommen in einer Ähre selten vereinzelt, und meistens im Wechsel mit anderen Stellungen vor. Dabei wird häufig, sogar auch beim normalen Kontakt 2 und 3, eine Umwendung der Grundspirale beobachtet. Da derartige Verhältnisse bezüglich der Anschlußtheorie der Blattstellung sehr interessant sind, und da sie ferner mit der weiteren Auflösung der Ähre im engeren Zusammenhang stehen, so wollen wir dieselben noch näher erörtern. a) Der Kontakt 3 und 5. Dieser Kontakt kommt bei der Spiranthes-Ähre nur selten 32 Art. 3.—K. Koriba : vor; er ist nur auf die kräftigeren Individuen mit dickerer Grundachse beschränkt. Die absolute Größe der Örgananlage scheint demnach eine bestimmte Grenze nicht überschreiten zu können, anders als dies beim Vegetationsscheitel selbst der Fall ist, welcher als unmittelbarer Fortsatz der Grundachse je nach dem Ernährungszustand ziemlich variabel ist. Er entsteht im Anschluß an den Kontakt 1 und 2 der unteren Stengelblätter, wie es auch beim normalen Kontakt 2 und 3 unserer Pflanze und überhaupt beim Übergang der ungleichnamigen Organe häufig der Fall ist. Diese Stellung ist also schon vom unteren Teil der Ähre an deutlich erkennbar. Was die Über- gangsform desselben betrifft, so ist sie schon von IrErsox ausführlich beschrieben worden. Man vergleiche hierüber das genannte Werk Irersoxs (]. ec. S. 269 und Fig. 4, Taf. XIII). Dieser Kontakt geht aber bei der Spiranthes-Ähre mit der allmählichen Abnahme des Stielumfangs in eine andere Stellung über, wie z. B. in den Kontakt 3 und 4. (Siehe Fig. 17 u. 27b, Taf. IV). b) Der Kontakt 3 und 3. Dieser Kontakt kommt gewöhnlich im Wechsel mit dem 2 und 3 vor. Reine dreizählige alternierende Quirle kommen aber nicht vor, sie ind nämlich bald schwach rechts-, bald schwach links- läufig. Die Organgröße scheint demnach, selbst nach der Her- stellung der neuen Stellung nicht ganz konstant geworden zu sein. Beim normalen Übergang dieses Kontaktes aus dem 2 und 3 erfährt eine 2” Zeile eine einmalige Verzweigung, die 3” Zeilen gehen aber ungestört fort, wie es schon von SCHWENDENER festgestellt worden ist (78, S. 64). Er wird ferner nicht so schnell ausgeführt, wie beim Übergang von ungleichnamigen Organen, sondeın kcmmt nur langsam zustande”, und zwar in der Weise, daß sich die Neigung der Grundspnale allmählich verkleinert, bis die Blüten je drei und drei quirlweise gruppiert sind. Dieser Übergang wird aber nicht durch die kontinuierliche ! 1) Solcher Übergang läßt sich auch unter Umständen schon von Beginn der Ähre an, also im Anschluß an die unregelmäfigen Stengelblätter, bemerken (Fig. 19 c, Taf. IV). Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ähre. 33 Verkleinerung sukzessiver Organe, sondern dadurch herbeigeführt, daß die Größenabnahme je nach den Zeilen—die drei 3” Zeilen, die hierbei ungestört nach oben fortgehen und endlich zusammen die Glieder jedes Quirls bilden— verschieden ist. Der dreizählige Kontakt, welcher eine einmalige Verzweigung der einen Koor- «inationszeile herbeiführt, entsteht dabei stets zwischen den größten und kleinsten Zeilen. Die beiste- hende Fig. 1 stellt beispielweise die Übergangsform solch einer Ähre, deren aufgelöste Infloreszenz in Fig. 20b, Taf. IV gezeigt ist, anschaulich dar.” Bei der einen der drei 3“ Zeilen (9, 12, 15,...--- 30) hat sich die relative Organ- größe rascher, und bei der nächst oberen (8, 11, 14.,...... 28) lang- samer verkleinert, und bei der zweit oberen (7, 10, 13,...... 29) ist sie noch später kleiner geworden. Dieser Unterschied der Organgröße ist sogar bei der aufgeblüten Ahre Stellungsrerhältnisse heim Übergang des noch bemerkbar. Man vorgleiche Kontaktes 2 und 3 in den 3 und 3 (vgl. z. B. in der photographischen Fig. 20b, Taf. IV). 2 ] sTa] Aufnahme (Fig. 20b, Taf. IV) die Blüten Nr. 7 u. 9, 13 u. 15,16 u. 18, deren erste Glieder deutlich größer sind als die folgenden.” 1) Die graphische Darstellung wird hier der Einfachheit wegen mit Kreisen in der Zylinderflüche reprüsentiert. Es ist bier aber gewisse Willkür vorhanden, weil die relative Organgröße sich nicht ermitteln lißt; sie wurde nur möglichst naturgetreu konstruiert. Was die geometrische Konstruktion der regelmüßigen Stellungen anbelangt, vergleiche man die mehrfach zitierte Abhandlung Irensons. 2) Natürlich muß man biertei stets darauf Rücksicht nebmen, daß sich die Blüten, selbst bei den konstanten Stellungen nach oben allmühlich verkleinern. Dies ist nicht allein von der Blütenzeitfolge, sondern hauptsächlich dadurch veranlaßt, daß die absolute Größe des Stammdurchmessers und der Seitenorgane mit dem Höherwerden sich allmählich verkleinert. Dasselte Verhältnis wird nach der Reife der Ahre beibehalten. 34 Art. 3.--K. Koriba: Ziehen wir also aus der Grundspirale der alten Stellung drei Glieder in der Weise hervor, daß das unterste Glied derselben zur größten Zeile, und das oberste zur kleinsten gehört (z. B. Nr. 7,8u. 9 in Fig. 1, S. 33), so liegen die drei 3 Zeilen nach der Überschreitung von je sieben Gliedern schließlich in einem Quirle beisammen. An der Übergangsstelle ist also die Steighöhe der srößeren Zeile im Maßstab des Stammumfangs % so hoch als die der kleinsten. In Wirklichkeit sind aber die Übergangsfiguren, sowohl an dem Verkleinerungsgrad der Organgröße, als auch an der Steighöhe jeder 3" Zeile, je nach der Ähre ziemlich verschieden. Der Übergang wird bald schnell, bald aber sehr langsam ausgeführt; bisweilen wird die Anordnung allmählich quirlständig (Fig. 19 d. Taf. IV), meistens schwanken aber die Stellungen ziemlich weit, so daß bald die oberen beiden Glieder, bald die unteren beiden näher stehen als das übrig bleibende dritte. Es gibt sogar Fälle, in denen nach Einleitung eines schwachen Quirls der ursprüngliche normale Kontakt wieder hergestellt wird (Fig. 25, Taf. IV). Wir können also nach der gegebenen Unterlage nicht immer auf die folgende Stellung schließen, sondern den Übergang erst nach dem öntstehen der neuen Stellung konstatieren. c) Der Kontakt 3 und 4. Diese Stellung kommt unter den anomalen am häufigsten vor. Sie tritt aber in der Ähre niemals vereinzelt, sondern stets im Anschluß an den Kontakt 2 und 3, 3 und 5 oder 3 und 3 auf. Beim Übergang aus der Hauptreihe erfährt die Grundspirale stets eine Umwendung. Wenn diese Stellung einmal fest entschieden ist, so bleibt sie meist bis zur Spitze der Ähre unveränderlich. e) Der Ubergang des Kontaktes 3 und 5 in den 3 und 4. Bei diesem Ubergang erfährt die Ahre, soweit ich bisher beobachtet habe, stets eine Verminderung der einen von den fünf 5” Zeilen, während die drei 3° Zeilen hierbei ganz unverändert 6) bleiben. Die Verzweigung der einen 3" Zeile und das Ver- Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ahre. 35 schwinden der zwei 5” Zeilen wer- den niemals beobachtet. Die bei- stehende Fig. 2, deren Ähre in Fig. 17, Taf. IV gezeigt ist, ist ein Beispiel hierfür. Unter den drei 3” Zeilen hat hier die Zeile 1, 4, 7...... ‚ trotz Unregelmäßigkeiten allmählich an Steighöhe zugenommen. Ihre Glieder sind daher den nächst höheren Gliedern von der unteren Zeile 2, 5, 8... ‚sowohl an Höhe als auch an Divergenz, immer näher gestellt (siehe z. B. Blüten Nr. 7 u..&% 16 17, 39. Fig. 2. 20) und Nr. (23) der großen Zeile a lungeverhälinisse "beim Ubergang des" Hefindet sich höher als’. Nr; (22) 3 Kontaktes 3 und 5 in den 3 und 4 (vgl. " er: Fig. 17, Taf. IV). der nächst unteren, so daß ein Nummerwechsel die Folge ist. Die Grundspirale ist mithin von 21 an umgewendet. Das nächst höhere Glied der großen Zeile (26) legt sich dann mit zwei Gliedern der unteren (20 u. 22) im dreizähligen Kontakt an, und dadureh werden zwei 5” Zeilen 5, 10, 15...... und 3, 8, ld... zu einer Zeile 26, 30, 34...... reduziert, und ein neuer Kontakt 3 und 4 wird eingeleitet. Bei 25 u. 26, 28 u. 29 ist allerdings der Höhenunterschied noch klein. Derselbe vergrößert sich aber nach oben allmählich und eine regelmäßige Spirale wird wieder hergestellt. Die Neigung der 3” Zeilen ist hier mit dem Übergang allmählich geringer geworden, während die konjugierten Zeilen sich langsam aufrichten. Die zwei 2” Zeilen der älteren Stellung, 1 3 Pac 3 JRR 22. DBejrund 2 2 8... 15, 20, reduzieren sich auch von 23 an zu einer Grundspirale der neuen Stellung, und dieses Verhältnis gibt der aufgeblühten Ähre ein eigentümliches Aussehen. Was den Drehungsvorgang soleher Ähre anbelangt, siehe man S. 72. 36 Art. 3.—K. Koriba: #) Der Übergang des Kon- taktes 2 und 3 in den 3 und 4. Dieser Kontaktwechsel kommt bei Spiranthes-Ähren am häu- figsten vor. Zwei 2” Zeilen der alten Stellung werden beim Übergang durch vier 4" Zeilen ersetzt, während drei 3” Zeilen auch in der neuen Stellung als solche auftreten. Es ist niemals beobachtet worden, daß die beiden konjugierten Zeilen eine je einmalige Verzweigung erfahren. Der Übergang geht je nach der Ähre schneller oder ‚langsamer vor sich. Fig. 3 (eine in Fig. 28, Taf. IV gezeigte Ähre) zeigt das Verhältnis. Bei diesem Übergang ist zu bemerken, daß die Vermin- derung der Organgröße und der Steighöhe je nach den Zeilen verschieden ausfällt; die Zeile mit den Knospen 21, 24,...... BB Fie.8, verkleinert sich zuerst, während Stellungsverhältnisse keim Übergang des die nächst untere 22, 25,...... 52 Kontaktes 2 und’ 8 in denZs und # vgl Janssam, und die zweiruntersie ae 20 DB 5l noch später an Größe und Höhe abnehmen. Die Glieder der kleinen Zeile stehen daher mit denjenigen der großen Zeile schließlich gleich- hoch und erfahren so einen Nummerwechsel (33 u. 32, 36 u. 35, 39 u. 38, und schließlich 41 u. 42, usw.) Bei der aufgeblühten Ähre fällt dieses Verhältnis ganz deutlich ins Auge.” 1) Siehe z. B. Blüten Nr. 17 u. 16, 20 u. 19, 23 u. 22 und endlich 25 u. 26 usw. in Fig. 19a Taf. IV, und 11 u. 10,1% u. 13,17 u. 16, 20 u. 19, 23 u. 22 und endlich 25 u. 26 in Fiz. 20d. Taf. IV. Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ähre. 37 Die Glieder der mittleren Zeile befinden sich annähernd in den mittleren Lagen, und bei der Umwendung der Grundspirale bildet ein Glied dieser Zeile den Wendepunkt. Da bei diesem Übergang die große Zeile schief unten und die kleine vermittelst der zweit größten Zeile nach oben steht, so liegen die Verzweigungspunkte stets in der großen und in der mittleren Zeile (hier Nr. 31 u. 32), während sich beim Übergang des Kontaktes 2 und 3 in den 3 und 3 der Verzuweigungspunkt wegen der Umkehrung der Zeilenanordnung nur in der großen Zeile befindet.” Die drei 3“ Zeilen stehen beim Übergang allmählich weniger aufrecht, während die zwei 2” Zeilen nach der Verzweigung steiler aufsteigen. Die Grundspirale der neuen Stellung entspricht den zwei 2” Zeilen der alten Stellung, die sich nach dem Erlöschen des Kontaktes zu einer wenig aufrechten Zeile vereinigen (21, 23... 31. sIaund 20 DI >34, 36 durch 38 zu einer Zeile 38, 40, 41, BR ), und dieses Verhältnis verleiht der gedrehten Ahre, ganz wie beim Ubergang des Kontaktes 3 und 5 in den 3 und 4, ein eigentümliches Aussehen (näheres darüber später). 7) Der Übergang des Kontaktes 3 und 3 in den 3 und 4. Diesen Kontaktwechsel konnte ich bisher nur an einem Exem- plare beobachten (Fig. 18 und deren noch jüngerer Zustand Fig. 24, Taf. IV). Die Anordnung weist am unteren Teil einen unregel- mäßigen Kontakt 2 und 3, der bald in den 3 und 3, und dann in den 3 und 4 übergeht. Die ursprüngliche linksläufige Grundspirale bleibt aber beim Kontakt 3 und 3 zunächst bestehen und erst beim weiteren Übergang in den Kontakt 3 und 4 von Nr. 16 an wird sie rechtsläufig. Bei 21 erfährt eine der rechtsläufigen 3" Zeilen eine einmalige Verzweigung, und die neue Stellung wird dann bald regelmäßig. Der Kontaktwechsel dieser Ähre ist also etwa als ein langsamer Übergang des Kontaktes 2 und 3 in den 3 und 4 zu betrachten. Der wesentliche Unterschied liegt nur darin, daß nach der 1) Die Verzweigung entsteht nur bei denjenigen Fällen, in welchen die kleine Zeile oberhalb der größeren Zeile steht. Bei der Vereinigung ist das Verhältnis zerade umrekehrt. 38 Art. 3.—K. Koriba: öntstehung des Kontaktes 3 und 3 die Zeilenbildung nicht in der Weise vor sich geht, daß die dreizähligen Quirle dadurch einge- leitet werden, sondern derart, daß die großen und mittleren Zeilen allmählich einen Wechsel erleiden, so daß die Stellung in den neuen Kontakt 3 und 4 übergeht. Wir haben schon gesehen, daß die Anordnung der großen und kleinen Zeilen beim Übergang des Kontaktes 2 und 3 in den 3 und 4 gerade umgekehrt ist wie bei demjenigen des 2 und 3 in den 3 und 3. Die entgegengesetzte Zeilenanordnung wird aber durch einfache Umsetzung von beliebigen zwei der drei 3” Zeilen leicht verwirklicht. Stellen wir uns z. B. die Zeilen von oben an in der Ordnung RL, kmeknm..... und unter ihnen beliebige zwei (z. B. m und g) als umgestellt vor, so werden die zwei Zeilen g und m mit der nächst unteren kleinen Zeile k in der umgekehrten Folge angeordnet, wie EHae Komet (Weiteres über den Kontaktwechsel siehe VII $ 7.) d) Der Kontakt 2 und 2. Dieser Kontakt kommt bei Spiranthes nur selten vor, und ist auf die relativ schlanken Ähren beschränkt. Reine dekussierte Stellung kommt auch fast nie zustande, oder selbst nach Zustande- kommen des nämlichen Kontaktes schwanken die Organgröße und die Divergenz in ziemlich weiten Grenzen, und die schwache Spiralstellung kann sogar wieder hergestellt werden, wie bei den dreizähligen alternierenden Quirlen (Fig. 22, Taf. IV). Der Übergang dieses Kontaktes aus dem 1 und 2 der Stengel- blätter geht gewöhnlich schnell vor sich, indem die 1* Zeile der alten Stellung sich einmal verzweigt. SS. Das Dödoublement. « Bisweilen kommt bei Spiranthes auch das sogen. Dedou- blement vor. Seine Entstehungsweise ist hierbei bezüglich der Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ähre. 39 Anschlußverhältisse in zwei Arten zu unterscheiden. Bei dem einen Falle werden die Teilblätter und -blüten im Anschluß an je eine von den nahe befindlichen Lücken angelegt und miteinander vereinigt, wie es auch von SCHWENDENER bei Arum maculatum (78, 8. 79) und von Irersox bei Kuphorbia Lathyrus (07, S. 283) beobachtet wurde, und bei dem anderen Falle ist die Unter- lage des gesamten Dedoublements, sei es stark verwachsen oder gänzlich gespalten, nur mit einer großen Lücke versehen, so daß sich hier der Anlegungsvorgang nicht ausschließlich mit der Anschlußregel erklären läßt. Was zunächst den ersten Fall anbelangt. so stellen Fig. 29 und 30, Taf. II, die aus den Querschnittserien einer Ähre hergestellt wurden, ein Beispiel hierfür dar. Die Stellung dieser Ähre war äußerst variabel; zuerst zeigte sie am unteren Teil einen unregelmäßigen Kontakt 3 und 4, dann einen 3 und 3, hiernach einen 3 und 4, und schließlich wieder einen 3 und 3, welcher mit einer unregelmäßigen Stellung und mit Abortus endigte, und das Dedoublement ließ sich an der Übergangsstelle des Kontaktes 3 und 3 in den 3 und 4 beobachten. Bei einem dreizähligen Quirle (1,2 und 3) stand Nr. 3 deut- lich höher als die übrigen, so daß nach der Anlegung des nächsten Quirls (4,5 und 6) die drei Anlagen 5, 3 und 6 eine stumpfe V- förmige Unterlage bildeten und daß dadurch eine breitere doch nicht tiefe Lücke zwischen 5 und 6 entstand. Bei der Anlegung des nächsten Quirls war mithin die Lücke zwischen 5 und 6 viel größer als sie bei der Unterlage eines Höckers zu sein bracht. Jede Teillücke zwischen 3 und S,resp. 3 und 6 hatte mithin die Anlegung je eines Höckers veranlaßt, während 7 und 5 im An- schluß an 4 und 5, resp. 4 und 6 ganz normal angelegt worden waren. Die beiden genannten Anlagen (9 und 10) standen einander aber so nahe, daß sie bei der Vervollkommung ihres Organumrisses mit einander verwuchsen. Im nächsten Quirle standen dann die drei Blüten 11,12 und 13 annähernd gleich hoch, dann befanden sich im nächsten oberen nicht drei, sondern vier Anlagen 14, 15, 16 und 17, und zwar die höheren beiden (16 und 17) auf den genann- ten Lücken—16 in Anschluß an 9 und 11,17 aber im Anschluß 40 Art. 3.—K. Koriba: an 13 und 16—, und diese vier Glieder bildeten schon den Über- gang in den Kontakt 3 und 4 mit entgegengesetztläufiger Spirale. Dies Verhältnis findet sich natürlich nur bei den Deckblät- tern. Da sich nun aber die Blüten stets als die Achselprodukte der letzteren unmittelbar darüber bilden, so ist es leicht verständlich, daß sie sich bei der Verwachsung der Deckblätter auch ähnlich verhalten. Der Verwachsungsgrad ist indes bei diesen beiden Organen nicht gleich; denn die Blütenanlage nimmt nicht die ganze Breite der Blattanlage ein, während die letztere sekundär an Breite zunimmt. Bei der schwachen Verwachsung ist mithin der genannte Vorgang nur auf die Blätter beschränkt, die Blüten bleiben dabei bis zur Stielbasis ganz isoliert. (Siehe z. B. Nr. 34 und 34’ in Fig. 23, Taf. IV, die im Anschluß an 32 und 31 resp. 31 und 33 angelegt und miteinander verwachsen sind.) In solchem Falle ist die Größe der Teilblüten meist viel kleiner als die der normalen, weil der Raum für die gesamten Blüten von Anfang an nieht groß ist.’ Bei den stark verwachsenen Blütenan- lagen ist aber eine einheitliche, große Blüte mit schwach gespal- tenen Blattspitzen die Folge (Nr. 32 in Fig. 23, Taf. IV). Was nun den zweiten Fall des Dödoublements anbetrifft, so veranschaulicht die graphische Darstellung eines Exemplars (Fig 4), dessen aufgelöste .Ähre in Fig. 26 Taf. IV gezeigt ist, deutlich die Stellungsverhältnisse. Die Ähre zeigt am unteren Teil im Großen und Ganzen den Kontakt 3 und 4, der aber eine 7“ Zeile hindurch eine auffallende Ungesetzlichkeit aufweist. Die beiden nebeneinander stehenden Anlagen Nr. 6 und 6’ entwickelten sich hier nicht im Anschluß an je zwei Genossen, sondern an je einen derselben (2 resp. 3), und ließen somit auf ihrer unteren Seite eine große Lücke a entstehen. Die beiden Anlagen 9 und i0 sind in gewöhnlicher Weise zur Anlegung gelangt, aber ebenfalls mit einer großen Lücke 5 zwischen sich. Nr 13 und 13’ entwickelten sich dann als ein schwach vereinigtes Dedoublement im Auschluß an 1) Falls die vrsprüngliche Blattanlage, sei es beim Dedoublement oder nicht, viel kleiner ausfällt, so wird aush die Größe der Knospenanlage sehr reduziert, und meistens ihre weitere Entwicklung sistiert. Mechanisch-physiolozische Studien über die Drehung der Spirunthes-Ahre. 4] diese Lücke. Ähnlicherweise entstehen dann die beiden Anlagen 16 und 17 und endlich darüber die dreigespaltene Blüte (21, 21, und 21’), die man als Dötriplement bezeichnen darf. Die drei Deckblätter sind hier stark zusammengewachsen, die Blüten- knospe 21 ist aber von 21’ bis auf die Basis völlig gespalten, während 21’ und 21”’mit ihren Frucktknoten völlig verwachsen sind. Eine stark verwachsene Blüte sehen wir ferner bei Nr. 32 in Big: 23; Taf: "IV. 2 Sie ist im Anschluß an 29 und 30 angelegt und ist nur als eine große Knospe mit schwach gespaltenem Blatt er- sichtlich. Die allgemeine Regel, daß ein neues Organ im Anschluß an mindestens zwei Genossen angelegt wird, ist mithin beim zweiten Fall nicht für jede Teilblüte des Dedoublements, sondern nur für die gesamte Anlage dessel- Stellungsverhältnisse eines unregelmäßi- Den haltbar Se Tale ] gen Kontaktes 3 und 4 mit zwei Dedouble- en haltbar. HOLEN WIT AlSO Nach ment 6,6’ und 13,13’ und einem Detriple- der Anschlußregel solche gesamte ment 21, 21" u. 21” (vgl. Fig. 26, Taf. IV. Anlage als Einheit betrachten, sind die Teilblüten, seien sie verwachsen oder völlig gespalten, gespaltene Produkte, während man die Anlagen beim ersten 3eispiel wohl als Verwachsungsprodukt ansehen kann. Da aber die Form der Lücke selbst von der des ersten Falls in die des zweiten in geometrischer Hinsicht ganz kontinuierlich übergehen kann, .so ist zwischen diesen beiden Fällen hinsichtlich der ursprünglichen Anlagen kein scharfer Unterschied zu machen. (Weiteres vgl. VILS 4). Die Stellungsverhältnisse um das Dödoublement werden einst- weilig ganz zerstört, bald nachher wird aber in den meisten Fällen eine regelmäßige Stellung wieder hergestellt. Bei der Ähre Fig. 20 e, Taf. IV stellt die untere Stellung den linksläufigen 2” und 3” Kontakt dar. Einige Blüten entwickelten sich aber nicht gut. 42 Art. 3.—K. Koriba : Nr. 31 ist ein Dedoublement und die Blüten sind von Nr. 34 an plötzlich quirlständig. Bei der Ähre Fig. 23, Taf. IV sind die Blüten bis Nr. 31 in der gewöhnlichen rechtsläufigen Spirale angeordnet; Nr. 32 ist ein stark verwachsenes Dedoublement, und Nr. 34 (34 und 34’) ein solches von schwacher Verwachsung. Die Kontaktverhältnisse der neuen Stellung sind hierbei ganz dieselben wie die der alten; die Richtung der Spirale ist aber von 35 an plötzlich linksläufig. Bei der Ähre Fig. 26, Taf. IV ist hingegen die Stellung oberhalb des Döätriplements sehr unregelmäßig; sie entspricht annähernd dem Kontakt 5 und 6 und dann dem 6 und 6. Bei der Ähre Fig. 29, Taf. IV ist das Dedoublement 31 an dem linksläufigen 2” und 5* Kontakt angelegt worden, weiter oben sind dann die Blüten von Nr. 34 an in einem rechtsläufigen 3” und 4” Kontakt angeordnet. $ 9 Unregelmäßige Stellungen und Gabelung. Wie wir eben gesehen haben, gibt es bei den Spiranthes- Ähren im Anschluß an die normalen Stellungen verschiedene Unregelmäßigkeiten sowie auch Dedoublements verschiedenen Grades. Sie sind aber nur ein vorbeigehender Vorgang, und bald tritt ein neuer, der sogen. rechtwinklige Kontakt ein, obwohl die regelmäßige Stellung selbst sich nicht immer mit geometrischer Genauigkeit bestimmen läßt. Bisweilen gibt es nun aber auch Ähren, deren Kontaktverhältnisse ganz unbenennbar sind, und die Gabelung kommt ausschließlich bei solchen Fällen vor. Wir wollen hier zunächst einige Beispiele geben. Bei der Ähre Fig. 11a, Taf. III sind die Blüten am unteren Teil der Achse in linksläufigen normalen Spiralen angeordnet. Nach oben ist aber die Stellung zum rechtsläufigen 3” und 4* Kontakt umgeändert, und vor der Gabelungsstelle sind zwei fünfzählige Quirle entstanden. Die Stammoberfläche scheint sich demnach allmählich vergrößert zu haben. Nach der Gabelung weisen die beiden Schenkel gleich den Kontakt 3 und 3 auf, welcher nach oben, besonders bei dem linken Gabelzweige, immer regulärer wird. Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spir.ınthes-Ahre. 43 Bei der Ähre Fig. 21 b, Taf. IV entspricht der Kontakt in der Mutterachse dem 3 und 3, der bald rechts-, bald linksläufig ist. Im siebenten Quirl bildet ein Glied das Dödoublement, und von da an sind die beiden Schenkel in einer dekussierten Stellung sichtbar. Bei der Ähre Fig. 21a, Taf. IV ist die Stellung an der Haupt- achse kaum benennbar, entspricht aber vielleicht dem Kontakt 3 und 3. Nach der Gabelung zeigt der linke Schenkel den Kontakt 2 und 3, der rechte dagegen den 2 und 2, welch’ beide immer regelmäßiger werden. 3ei der Ähre Fig. 11 b, Taf. III ist die Stellung in der ganzen Ähre sehr unregelmäßig, vielleicht werden die Koordinations- zeillen von dem linksläufigen 2 und 3 allmählich höher, bis sie endlich vor der Gabelung den vierzähligen @Quirlen ähnlich aussehen. An dem linken Gabelzweige sind drei und an dem rechten fünf Schrägzeilen sichtbar. Bei der Ähre Fig. 20e, Taf. IV ist die Stellung ganz regellos. Schon die Stengelblätter weisen Verwachsung auf. Sie ist erst rechts-, dann linksläufig mit gedrängten Blüten. Nach der ersten Gabelung ist der rechte Schenkel nochmals gegabelt. Bei der Ähre Fig. 11c (siche älteren Zustand in I1ec’), Taf. III sind die Blüten annähernd in vierzähligen Quirlen angeordnet. Auf der schief nach unten gerichteten Seite der Ähre sind aber zahlreiche Blüten verkümmert, so daß die Achse einseitig über- wachsen ist. Kein Zeichen der Gabelung ist jedoch zu sehen. Soweit unsere Beispiele gezeigt haben, sind bei den gegabel- ten Ähren die Kontaktzeilen anfangs immer höher und unregel- mäßiger nach der Gabelung werden aber meistens die regelmäßigen Stellungen wieder hergestellt. Die Kontaktverhältnisse der bei- den Zweige brauchen aber nicht immer gleich zu sein, was darauf hinweist, daß die Anlegungsstellen hauptsächlich durch die jeweiligen Unterlagen bestimmt werden. Daß die Kontaktzeilen vor der Gabelung immer höher werden, läßt uns auch darauf schließen, daß die Unregelmäßigkeiten und Gabelungen mit einer namhaften Vergrößerung der Stammoberflache verknüpft S,8. 80 u. 95). sind (vgl. ScHWENDENER, 44 Art. 3.—K. Koriba: Solche hypertrophische Achsenverdickung allein ist aber nie der wirkliche Anlaß der Gabelung, sie ist nur die räumliche Vorbedingung derselben; denn selbst bei der schlanken Achse kommen sogar wiederholte Gabelungen vor (Fig. 20 e, Taf. IV), und andererseits ist es selbst bei der dieken nicht immer der Fall (Fig. Il eu. ce’, Taf. III). Ob und welche inneren Faktoren dabei wirksam sind, und ob die Gabelung auch mit erbbaren Eigen- schaften zusammenhängt wie bei der Zwangsdrehung, Fasziation, usw., läßt sich hier, obwohl wahrscheinlich, nicht entscheiden.” IV. Gefaßbündelverlauf und anatomische Notizen. Die Wachstumsdrehung der Sprossen wird häufig durch eine Streckungsverhinderung ihrer spiralig laufenden Gefäßbündel verursacht, worauf auch Terrz (88, S. 419 ff.) schon mit Racht hingewiesen hat. Der Drehungswinkel ist aber bei ihnen nicht so groß, wie wir ihn bei Spiranthes beobachten; denn die Bündel, welche meistens an den nicht im Kontakt befindlichen höheren Parastichen entlang laufen, werden dabei höchstens nur bis zum Orthostich zurückgedreht, während bei der Spiranthes-Ähre die Grundspirale sogar den Orthostich überschreiten kann. Vorläufig ist es jedoch nicht ganz klar, ob der Bündelverlauf die Drehung hervorzurufen imstande ist oder nicht. Bei der vorliegenden Untersuchung ist es daher durchaus notwendig, den Bündelverlauf sowie andere anatomische Verhältnisse als Grundlage der Wachstumsdrehung klar zu legen. An dem Blütenstengel unterscheiden wir zur Blütezeit eine schmale grüne Rinde, ein Sklerenchymring und ein Grundgewebe mit den Mestomsträngen (Fig. 35. Taf. ID.” Die Dicke der Rindenschicht jedes einzelnen Internodiums ist je nach dem Niveau verschieden. Unmittelbar unterhalb der Ansatzstelle des 1) Bekanntlich ist die Gakelung bei den meisten Kryptogamen ein normaler Wachstums- vorgang, während sie kei den Phanerogamen von teratologischer Natur zu sein scheint (vgl. VELENOVSKY, '07, S. 612), ganz wie hei der Fasziation, welch’ letztere aber nach ScHWENDENER (l. e.) in ihrer Entstehungsweise mit der ersteren nahe verwandt ist, und nach Dr VrıEs mehr cder minder erblich ist. 2) Die allgemeinen anatomischen Merkmale sind wesentlich nicht sehr verschieden im Vergleich mit anderen Erdorchideen, wie Orchis, Lystera u. dgl. (vgl. Mögıvs, '89, S. 28#) Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ähre. 45 scheidigen Stengelblattes besteht sie aus 5-7 Zellschichten. Sie vermindern sich aber bald nach unten, bis endlich oberhalb der Insertionsstelle des nächst unteren Blattes kaum mehr als 1-2 Schichten ersichtlich sind. Nach innen berührt sich die Rinden- schicht mit der Sklerenchymscheide, den äußersten Schichten des Zentralzylinders, die allmählich in das zartwandige Grund- gewebe übergehen. Der Verholzungsgrad sowie die Anzahl der Schichten sind aber je nach der Stärke, den Erbeigenschaften, und der Entwicklungsstufe verschieden. Der Zentralzylinder besteht anfangs nur aus zylindrischen, Chlorophylikörner enthaltenden Zellen. Die Verholzung beginnt erst nach der großen Periode des Wachsens, und zwar von der äußersten Schicht an allmählich nach innen. Zur Fruchtzeit kann man somit zwei bis fünf Schichten unterscheiden, obwohl die schichtige Anreihung nicht ganz regelmäßig ist. Bei einigen Fällen geht auch die Verhol- zung, zumal an den äußeren und inneren Kanten der Stränge, noch weiter, als ob eine Strangscheide entstehen sollte. Am unteren Teil des Stengels werden aber die vorholzten Zellen allmählich kürzer und zarter, bis sie endlich im Grundgewebe der gestauchten Grundachse verschwinden. Die Mestomstränge bilden am oberen Teil des Stengels annähernd zwei Kreise. Im inneren Kreise befinden sich in der Regel fünf große Bündel und in Alternation mit den letzteren äußere kleine Bündel. Der Dicke der Achse gemäß gibt es aber auch im peripherischen Teil des Zylinders noch zahlreiche Anasto- mosen (Fig. 35, Taf. II). Der Mittelnerv des Stengelblattes ist stets mit dem Hauptbündel vereinigt, und die Seitennerven verwachsen bald mit diesem, bald aber auch mit den äußeren Bündeln, und die kleineren Anastomosen verwachsen höchstens mit den äußeren, oder laufen häufig auch isoliert nach unten den peripherischen Teil des Zylinders entlang. Nach unten hin nehmen solche isoliert laufenden Bündel immer an Zahl zu, so daß am unteren Teil des Stengels, zumal bei den dickeren, der typische Bau der Monokotyledonen entsteht. Noch weiter unten vereinigen sich in der unterirdischen Grun dachse diese kleinen peripherischen Bündel meiteinander an 465 Art. 3.—K. Koriba : den Gefäßanastomosen in dem peripherischen Teil des gewölbten Grundgewebes, während die größeren Spurstränge erst etwas nach innen konvergieren und dann nach weiterem Ablauf allmählich mit den Anastomosen verschmelzen (Fig. 15, Taf. I). Der Ver- lauf der Rosettenblattspuren folgt dem Palmentypus, wie es bei den eine unterirdische Stammachse besitzenden Monokotylen- gewächsen allgemein der Fall ist (vgl. FALKENBERG, '76), und wie es auch nach der Verdiekungsweise der Grundachse leicht ver- ständlich ist (vgl. STRASBURGER 06, S. 580). In der Infloreszenzachse sind die Gewebearten nicht sehr verschieden von denen des Stengels; das Massenverhältnis ist aber bei der ersteren ziemlich verschieden. Die Rindenschicht ent- wickelt sich hier unterhalb jeder Blüte zu den besonders gewölbten Zellmassen, dem Polstergewebe, während sie bei dem Stengel nur eine gleichmäßige dünne Schicht darstellt. In morphologischer Hinsicht ist dies natürlich nur ein Blattpolster. Dasselbe steht aber mit der Entwicklung der Blütenknospe im engeren Zusam- menhang. Falls die Knospenentwicklung durch einen hemmenden Einfluß nicht weiter lortschreitet, so entwickelt sich korrelativ auch das Polster nicht, während sich das Deckblatt ganz normal entwickelt (Fig. 6, Taf. III). Im Querschnitt, an der Ansatzstelle des Deckblattes, sehen wir an der nämlichen Seite des Zentralzylinders ein halbkreisförmig oder sogar noch darüber hinaus gewölbtes Polstergewebe, in dessen Mitte sechs Blütenspuren dicht neben einander stehen. Im Winkelbereich von etwa 140° von dem eben erwähnten Gewebe befindet sich noch ein anderes, schwach gewölbtes Rindengewebe, das das Polster der nächst oberen Knospe bildet Das Massenver- hältnis des Polsters und des Zentralzylinders ist aber je nach der Dicke der Achse verschieden. Bei der diekeren Achse beträgt es in der Querschnittansicht kaum mehr als '/,, bei der schlanken aber übertrifft es sogar '/, (vgl. Fig. 32 und 33 in Taf. II. In jedem Internodium nach unten nimmt das Verhältnis allmählich ab, und schon an der Ansatzstelle der nächst unteren Blüte ist das Polster nur als schwache Andeutung bemerkbar. Die Sklerenchymscheide entsteht zur Fruchtzeit aus 3-4 Mechanissh-physiolsgische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ahre. 47 unregelmäßig angeordneten Zellschichten. Die auf der Innen- seite befindlichen Zellen des Grundgewebes sind mehr oder minder verholzt, wie beim Stengel. Vor oder eben zu Anfang der Blütezeit ist aber die angehörige Scheide nicht verholzt; sie stellt dann nur lückenlose, zartwandige Zellschichten dar. Die Anordnung der Mestomstränge ist am unteren Teil der Infloreszenzachse der des Stengels ähnlich. Nach oben reduziert sich aber die Zahl der Stränge sowie auch der Radienunterschied der beiden Kreise allmählich, und am oberen Teil der Achse sind sie meist in einem einfachen Kreise angeordnet. Verfolgen wir nun den Verlauf der Spurstränge von einer Blüte nach unten, so laufen zuerst sechs Stränge des Fruchtkörpers zu einem großen Bündel zusammen. Dies läuft dann das Polster- gewebe hindurch nach unten, nimmt den Hauptnerv des Deck- blattes in sich auf, und verschmilzt endlich mit den Achsensträngen. L a Fig. 5. Fig. 6. Vereinigungsweise der Spurstrünge. Ebensolche. Der zweite Typus. 4 Der erste Typus. M Mittelnerv, L Achsenspurstrünge. Lateralnerven des Blattes, 3 Blüten- spurstränge, © ein Achsenspurstrang des inneren Kreises und a ebensolche des äußeren Kreises. Was nun die Vereinigungsweise der Spuren anbelangt, so können wir zwei Typen unterscheiden. Beim einfachsten Fall (Fig. 5) vereinigt sich jede Blütenspur (BZ) ohne weitere Ver- zweigung unmittelbar mit einem der Hauptstränge (), während die Seitennerven des zugehörigen Blattes (Z) mit den Nebensträngen (a) verschmelzen, wie es beim Stengel meist der Fall ist. Bei der Infloreszenzachse aber (Fig. 6) verzweigt sich die Blütenspur meist in zwei Hälften (2, und 2,) und nimmt den Mittelnerv des Deckblattes (IT) in einem seiner beliebigen Teilstränge auf. v 48 Art. 3.—K. Koriba: Letztere verschmelzen dann vereinzelt mit den Achsensträngen (A), die dabei auch annähernd in einem Kreise angeordnet sind und keinen scharfen Unterschied zwischen Haupt- und Neben- strängen aufweisen. Die Seitennerven des Blattes (Z) vereinigen sich in solehen Fällen auch meist mit den nämlichen Achsen- strängen. In Wirklichkeit weist aber die Vereinigungsweise manche Verschiedenheiten auf. Fig. 7 und 5 stellen den Verlauf, wel- chen ich bei zwei Exemplaren vermittelst sukzessiver (@uer- schnittserien beobachtete, schematisch dar. Der Mittelnerv des Deckblattes vereinigt sich stets zur Blütenspur, welch’ letztere aber Hu Y ) i 3 P4 Fa Fig. 7. Fig. 8. Schematische Darstellung des Gefäß- Ehensolche einer dickeren Achse. bündelverlaufes einer schlanken Infloreszenz- achse bei normaler Stellung. nur selten ungeteilt nach unten läuft (Fig. 7, Nr. 2). Sie spaltet sich meistens in zwei gleiche oder ungleiche Hälften, oder sogar in drei Teilstränge (Fig. 8, Nr. 3, 8 u. 9). Diese vereinigen sich dann meist mit den auf beiden Seiten befindlichen Achsensträngen, oder auch mit den quer entfernten Seitensträngen (Fig. 7, Nr. 4; Fig. 8, Nr. Su. 1), oder sie können auch einstweilig unvereinigt nach unten laufen (rechte Schenkel von Nr. 11, Fig. 8). Die Seitennerven des Deckblattes verschmelzen sich meistens mit den- jenigen Spuren, mit denen sich die Teilstränge der zugehörigen Blü- ten vereinigen. Diese Verschmelzung findet meistens früher statt Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ähre. 49 als die der Blütenspuren, oder erst nach der Vereinigung mit den letzteren (Fig. 8, Nr. 2u. 7). Sie können sich aber auch mit den entfernt laufenden Spuren (Fig. 7, Nr. 4; Fig. 8, Nr. 10 u. 11) oder mit den Anastomosen vereinigen (Fig. 8, Nr. 4), oder sie können auch ganz vereinzelt laufen (Fig. 7, Nr. 3). Die Achsenstränge vergrößern sich nach der Verschmelzung mit den neuen Spuren bedeutend, dann verkleinern sie sich allmählich, bis sie sich endlich mit den unter ihnen befindlichen neuen vereinigen. Alle Achsenstränge sind demnach Spur- stränge; es gibt keine stammeigenen Stränge. Solche wiederholte Vereinigung der Achsenspuren mit den Blütenspuren befindet sich bei je sukzessiven 5” Blüten, oder die ersteren laufen die nicht im Kontakt befindlichen 5” Zeilen ent- lang. Die Laufrichtung ist also stets tangentialschief kathodisch und der Grundspirale entgegengesetzt gerichtet. Ein ähnliches Verhältnis gilt auch bei anderen Kontakten. Bei dem Kontakt 2 und 2, und dem 3 und 3 sind es Orthostichen; bei dem 3 und 4 die 7” Zeilen und bei dem 3 und 5 die S” Zeilen, bei welch letzteren aber die Richtung anodisch ist. Die Drehung der Spiranthes-Ähre ist demnach keine Resistenztorsion; denn die Drehungsrichtung der normalen Ähre, deren Kontaktverhältnisse 2 und 3 sind, ist gerade kathodisch; der ursprünglich gegebene tangentialschiefe Verlauf der Stränge ver- größert sich immer mit der Streckung der Achse. Dies ist auch leicht verständlich; denn bei der großen Periode des Wachsens ist noch kein verholztes Element vorhanden, mit Ausnahme von ein bis drei Ring- oder Spiralgefäßen. Selbst wenn die anodische Drehung vorkommen sollte, könnten die Mestom- stränge nicht das anlaßgebende Moment sein. Daß es bei den ” Kontakt bisweilen anodisch gewundene Exemplare gibt, (vgl. V $ 6b) ist also auch nicht als Resistenztorsion zu betrachten; die Stränge drehen sich dabei weit über die Orthostichen. Ob nun aber die Mestomstränge, falls keine anderen Faktoren Ahren mit dem gewöhnlichen 2" und 3 entgegenwirken, imstande sind, die Achse bis zur Divergenz von ; zu drehen, oder ob sie bei der Drehung einen Widerstand 50 Art. 3.K. Koriba: leisten können oder nicht, ist damit natürlich noch nicht entschie- den. Jedenfalls ist es aber sicher, daß die Drehung der Spiranthes- Ähre keine Resistenztorsion ist. Es ist die Anordnung der Knos- pen sowie die der Achsengewebe selbst, was die Drehung und deren Richtung wesentlich bedingt. V. Weachstumsvorgänge der Ähre. A. Verschiebung und Wendung der Knospen. $ 1. Streckung der Ähre. Am Anfang Juni hebt sich die Ähre mitsamt den umhüllen- den Stengelblättern aus der Blattrosette empor. Die unteren In- ternodien des Stengels, die sich schon Ende April bildeten, sind dabei gerade in der großen Periode des Wachsens, während die oberen Blüten sich eben in der Ausgestaltungsphase befinden, und während bei der großgestalteten Ähre die Anlegung der neuen Anlage sogar noch im Gang zu sein scheint”. Zur Zeit des Hervorsprießens sind die Knospen noch dicht von den Deckblättern bedeckt. Selbst die unterste Knospe ist nur als ein kleines, flach gedrücktes Gebilde ersichtlich. Die gesamte Länge der Knospe beträgt kaum mehr als die Hälfte des Deck- blattes. Die Ähre sieht mithin wie ein glatter, steiler Kegel aus, und die schräg ansteigenden fünf 5” Zeilen der Deckblätter sind sehr auffällig (Fig. 12a, Taf. III). Die Knospen, besonders ihre Kronenteile, schwellen dann immer rascher an, und in ein bis zwei Wochen treten einige von den unteren Knospen schon über das Deckblatt hinaus.” Der Fruchtkörper nimmt dann als Orien- tierungsorgan auch an Größe zu. Seine ellipsoidische Gestalt wird 1) Weil die Anlegung neuer Organe im Vegetationskegel allmählich langsamer wird, und einige obere Höcker dann ohne weitere Ausgestaltung zu Grunde gehen, so ist zur Zeit eine scharfe Begrenzung der wirklichen Blütenanlagen von den Kümmerlingen nicht möglich. Es scheint vielmehr, daß die weitere Entwicklung der jüngeren Anlagen durch die nachherige Er- nährungsstörung modifiziert wird. Jedenfalls gibt es keine gipfelständige Blüte (Fig. 24, Taf. IT). 2) Die größeren Exemplare mit zahlreichen Stengelinternodien entwickeln sich früher als die kleineren. Der Entwicklungsgrad der Knospen zur Zeit des Hervorsprießens ist aber je nach der Ahre ziemlich verschieden. Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ähre. 51 allmählich invers ovalförmig, mit einem kurzen und schlanken Stiel an der Basis (Fig. 9). Gleichzeitig findet eine Streckung der Internodien statt. Die gesamte Oberfläche der Ähre wird dadurch allmählich wulstig und beim Aufblühen werden die Blüten schließlich in akropetaler Reihenfolge in einer zierlichen Spirale angeordnet (Fig. 47, Taf. VI). Die Entwicklungszeitfolge sowie auch die Wachstumsgröße der Knospen, Blätter und Internodien sind aber je nach der Ähre ziemlich verschieden, und die Kontakt- und Verschiebungsver- hältnisse werden auch dementsprechend modifiziert. Ehe wir aber auf die Verschiebungsvorgänge eingehen, wollen wir einst- weilen unsere Aufmerksamkeit den druckleistenden Faktoren zu wenden. $ 2. Wachstum und Krümmung der Blütenknospe. Die Blütenknospe von Spiranthes zeigt einen eigentümlichen Gestaltungsvorgang. Ihr Wachstum wird nämlich 5 bis 10 Tage vor dem Aufblühen am oberen dorsalen Ende viel beschleunigt, so daß in der Seitenansicht allmählich konvexokonkav krümmt wie umstehende Fig. 9 es veranschaulicht. Weil diese Knickung stets Fig. 9. Genre der Blütenknospe. zum normalen Ausgestaltungsvorgang gehört, ganz einerlei, in welcher Lage die Knospe sich befinden möge, so unterliegt es keinem Zweifel, daß es eine Nastie ist.” Bisweilen tritt ferner an der Bauchseite des Fruchtknotens eine starke nastische Krüm- mung auf (vgl. S. 97 u. 103). Diese beiden Nastien sind wesent- 1) Ob es Autonastie oder Geonastie ist, erfordert aber noch weitere Untersuchungen. Jedenfalls ist es aber keine Photonastie, weil die Knickung auch im Dunkeln in ganz gleicher Weise vor sich geht. 52 Art. 3.—K. Koriba: lich nichts anderes als die von Dr Vrıes zuerst bezeichnete Epinastie und Hyponastie der dorsiventralen Organe (72, S. 249). Da aber bei den meisten Orchideen und einigen anderen Pflanzen die morphologische Oberseite der Blüte oder Blätter sich nachher in die physiologische Unterseite verwandelt, so sind hier die Aus- drücke, Epinastie und Hyponastie ungeeignet. Wir möchten hier daher diese Nastien als Dorsinastie und Gastronastie bezeichnen, wie dies schon von Pr£rrer (04, S. 356) beiläufig geschehen ist. Es ist aber nur die Dorsinastie oder die Rückenknickung, die bei der Spiranthes-Blüte besonders ausgeprägt ist, und die bei der Drehung der aufrechten Ähre eine wichtige Rolle spielt. $ 3. Mechanische Bedeutung des Deckblattes. Das Deckblatt entsteht in entwicklungsgeschichtlicher Hin- sicht durch Querfaltung des ursprünglich im Kontakt 2 und 3 angelegten Höckers (Fig. 21, Taf. II). Sein Querdurchmesser oder die Breite der Einfügungsstelle entspricht also anfangs annähernd 0.277 des Stammumfangs,”’ nimmt aber dann um die Stammfläche herum noch weiter an Breite zu, so daß die Berin- dungsverhältnisse sich mehr oder minder dem Kontakt 1, 2 und 3 nähern. Bei der weiteren Entwicklung nimmt ferner das Polster- gewebe, welches unmittelbar von der Insertionsstelle hinabläuft, besonders an Dicke zu. Seine Querschnittfläche übertrifft bei der schlanken Ähre sogar die des Achsenzylinders (vgl. S. 46). Die Insertionsstelle des Blattes wird daher auch entsprechend größer und beträgt zur Blütezeit etwa den halben Umfang des Stammes (Fig. 28, Nr. 17, Taf. II). Das Deckblatt ist auch persistent und ist zur Blütezeit noch viel breiter als der Fruchtkörper. Es hüllt von Anfang an die Rücken- und Flankenseite desselben dicht ein, und ist nach außen konvex gekrümmt. Durch diese drei morphotischen Merkmale—die relative Breite der Insertionsstelle im Vergleich mit dem Stammumfang, die relative Größe im Vergleich zum Fruchtkörper, und die 1) Was die mathematische Berechnung der Organgröße anbetrifft, vergleiche man ITERsoN, 1. c. S. 35, usw. Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ähre. 33 Konkavität—wirkt das Deckblatt stark dem von der Knospen- bewegung herbeigeführten Radialdruck entgegen. Welche Bewe- gung auch immer die Knospe machen würde, so würde doch das Blatt nie leicht umgewendet werden, und immer den Fruchtkörper fest stützen. Es ist ja im mechanischen Sinne das Stützblatt, und vermittelst derseiben wird auch wohl der Kontakt der Knospen beibehalten. Die Knospen sind mithin nur in den tangentialen Riehtungen, rechtes und Iinks, leicht beweglich, und die Verschie- bung der Knospen wird durch den tangentialen Komponenten «les radialen Druckes herbeigeführt, wobei die Knospe mit dem Stützblatt und Polster in die nämliche Richtung gerückt wird und dadurch die Achsendrehung veranlaßt. Wird aber die Druckwirkung der Blüte sehr stark, wie das bei bestimmten Kontaktverhältnissen der Knospen der Fall ist, so wird diese Wirkung mittelst des Blattes aufs Polstergewebe übertragen, und beeinflußt so unmittelbar die Torsion der Achse (Fig. Sa-e, I bu. ce, Taf. III). Bei der unverletzten Ähre wird also die Blütenbewegung sowie die Achsendrehung stets durch diese Stütz- und Übertragungswirkung des Blattes bedingt und bisweilen unmöglich gemacht (davon später). Entfernt man aber das Blatt vor der Kniekung der Knospe, so wird die Blütenbewegung natürlich leichter ausgeführt, die Drehung der Ähre wird aber dadurch auch ziemlich modifiziert. So stößt z. B. bei der normalen aufrechten Lage der Achse, die zunächst hier in Betracht kommt, die entblätterte Knospe bei ihrer Knickung mit ihrer Spitze gegen die Lücke zwischen den oberen Knospen. Die Druckwirkung wird aber nie stark, weil die Stielbasis sehr schlank und leicht biegbar ist. Mit Verstärkung der Knickung weicht die Knospenbasis immer weiter von der Achse ab, und die Knospe stößt als ein bogen- förmiges Gebilde in die Knospenlücke. Die Orientierung der Knospe wird mithin nur dann ermöglicht, wenn die obere 2” oder 3” Knospe durch die Streekung der Achse nach oben verschoben wird (Fig. 30, Taf. V). DBlüht sie hingegen schon vor der Achsenstreckung auf, so bleibt sie, infolge der Verhinderung «dureh die Stammachse, meist ungerückt in der Medianstellung. 54 Art. 3.—K. Koriba: (Siehe z. B. Fig..8d, Taf. III; Fig. 18 u. 19b, Taf. IV; Fig. 30 31, Taf. V). . Die Drehung der Achse wird dadurch auch mehr oder minder medifiziert. $ 4. Stereometrische Kontaktverhältnisse der Blütenknospen. Bei der jüngeren Ähre sind, wie erwähnt, die steil laufenden fünf 5” Zeilen der Deckblätter sehr auffallend, während die schräg ansteigenden drei 3” Zeilen nicht sehr auffallen, und die zwei 2” Zeilen in der Oberflächenansicht kaum als Kontaktzeile sichtbar sind. Wir haben aber schon gesehen, daß dieser ausgeprägte 5” Kontakt nur ein sekundär entstandener Überschiehtungskontakt ist, welcher an der Achsenfläche gänzlich verschwindet, wäh- rend der 2” und 3° Kontakt mit der Annäherung an den inneren Teil der Ähre immer deutlicher wird (vgl. S. 29). Die sich berührenden Teile jeder Knospe sind notwendiger Weise mit Bezug auf ihre Form und Neigungen sowie mit Bezug auf die Länge der Internodien, je nach der Zeile, ziemlich verschieden. Bei der 5” Zeile berühren die aufeinanderfolgenden Knos- pen in einer Divergenz von annäherned 27° °/ mit ihrem Bauch den Rücken der nächst oberen Blüte; sie berühren jedoch die Basis der letzteren nur mit ihrer Spitze, weil ihr Höhenunterschied der Länge von fünf Internodien entspricht. (Siehe z. B. Blüten Nr. 1002 15,16 12m lenRie 28, Tat Il: Bier dierdure ar III. Vgl. auch S. 29). Bei den 2” Zeilen hingegen berühren sich die Knospen in einer Divergenz von S3° '/,; nur an ihren basalen Teilen seitlich miteinander. Da nun die Knospen radialschief nach oben gerichtet und nach der Spitze hin spindelförmig geformt sind, so nehmen ihre Berührungsflächen mit Entfernung aus der Achsenfläche, also an der Kronenspitze, bald ab und erlös- chen dann gänzlich, während die zugehörigen Deckblätter noch ziemlich lange miteinander in Berührung bleiben (siehe z. B. Nr. Baar 11, 13, 15 u. 17 m Fig. 28, Taf. II). Bei den 3” Zeilen stehen die Knospen in einer Divergenz von 55° °/ und mit dem 1) Der Kontakt einer Knospe mit der nächst oberen kommt natürlich stets vermittelst des Deckblattes der letzteren zustande. Bei den 2°r und 3er Knospen ist das nur auf ein Blatt beschränkt, bei den 5er Knospen aber kommen noch die seitlichen Spreiten der 2er und 3er Blätter hinzu. Siehe z. B. Nr.11, 13, 14 u. 16 in Fig. 28, Taf. II. Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spira nthes-Ähre. 55 Höhenunterschied von drei Internodien näher nebeneinander als die der 5” und 2” Zeilen, so daß sie mit ihrer Krone die Flanke der nächst oberen Knospe berühren. Bei den darauf folgenden Verschiebungen stellen sie damit stets die wirksamsten Kontakt- zeilen vor. $ 5. Verschiebungen der Knospen. Nach dem Hervorsprießen der Ähre streckt sich die Achse in den meisten Fällen schneller als die Knospen, so daß die Zwischen- räume zwischen den Knospen sich allmählich vergrößern und endlich die freie Stammfläche sichtbar wird. Gleichzeitig erfahren aber die Knospen eine lebhafte Volumenzunahme und bilden nun in sich selbst wirksame Kontaktkörper. Jede Knospe drückt dann die nächst obere nach innen und die nächst untere nach außen. Da aber die obere Knospe jedes Kontaktpaares auf die Berührungs- stelle stets mit einem kürzeren Arm einwirkt als die untere, so verschiebt die obere beim gegenseitigen Druck die untere viel leichter als sie von der letzteren verschoben wird. Da ferner die obere Knospe mit ihrer inneren Fläche, nach welcher sie eben gedrückt worden ist, mit der nächst oberen in enger Berührung steht, während die Außenfläche der unteren Knospe desselben Paares, nach welcher sie auch gedrückt werden sollte, unmittelbar an den freien Raum grenzt, so ist der Reibungswiderstand gegen die Verschiebung bei der ersteren viel größer als bei der letzteren. Es ist also klar, daß beim gegenseitigen Druck durch Volumen- zunahme die untere Knospe viel mehr verschoben werden müßte als die obere. Und in der Tat wird in dieser Entwicklungsphase die obere Knospe von der unteren kaum verschoben. ‚Jede untere Knospe wird mithin durch den Druck der oberen nach der entgegengesetzten Seite verschoben. Da aber ihre Auswärtswendung durch die Stützung des Blattes verhindert wird, so kommt bei der Verschiebung der radiale Komponent kaum in Betracht. Die Knospe wird vielmehr hauptsächlich in eine leicht bewegliche, tangentiale Richtung verschoben. Da ferner ihre Stielbasis mit der Stammachse unrückbar verbunden ist, so 56 Art. 3.—K. Koriba : erscheint uns diese Verschiebung als eine seitliche Neigung der Knospe. Die Verschiebungsrichtung ist aber selbst bei der normalen Stellung je nach den stereometrischen Kontaktverhältnissen der Knospen oder den Wachstumsverhältnissen der Achse und Knos- pen verschieden. Wenn die Achsenstreckung nicht lebhaft oder die Längenzunahme der Knospen relativ schneller ist, so wird der 5” Kontakt zur Zeit der Verschiebungsphase noch mehr oder minder beibehalten, und die Knospen werden von den schwach kathodisch gestellten 5” oberen über den Orthostich nach der anodischen Seite verschoben, und ihre ursprüngliche kathodische Neigung, die hauptsächlich von der Insertionsschiefe des Deck- blattes veranlaßt wurde, wird dadurch mehr oder minder anodisch umgeändert (Fig. 3a Nr. 14;3 c Nr. 18; Fig. 9 c Nr. 16; 9 d Nr. 13, Taf. III). Wir möchten diesen Vorgang als die erste anodische Verschiebung bezeichnen. Bei den meisten Ähren erlischt aber der 5” Kontakt infolge der lebhaften Streckung der Achse schon vor dem raschen Wachs- tum der Knospen. Selbst wenn er aber noch zeitweilig beibehalten ist, ist er meist nicht wirksam genug, um dadurch die erste Verschiebung zu bewirken. Denn die Berührung der 5” Knospen ist nur auf den Bauch und Rücken, und zwar Spitze und Basis beschränkt, während die Knospen der 3” Zeilen mitihren Flanken dicht nebeneinander stehen. Wenn also der 3” Kontakt schon wirksam geworden ist, so wird die Wirkung der 5” Zeilen leicht überwunden. Die anodische Verschiebung kommt also in der Regel nur in sehr schwachem Grade oder gar nicht vor. Das Weitere ist also von jeweiligen Umständen abhängig. Wie dem auch sei, der wirksame Kontakt geht bald in die nächst niedere 3” Zeile, und jede 3“ obere wirkt dann als Hemmungskörper auf die untere ein. Bei weiterer Entwicklung werden also die Knospen als untere 3” jedes Kontaktpaares wieder kathodisch geneigt. Wir möchten das als die zweite katho- dische Verschiebung bezeichnen.” 1) Es sei hier bemerkt, daß der 2er Kontakt, trotzdem er in der Nähe der Achsenfläche stets entsteht, sofern der 5°" Kontakt noch wirksam bleibt, infolge der Divergenz- und Höhen- differenzen kaum in Betracht kommt. Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthe -Ähre, 57 Bei den diekeren Ähren erfahren somit die Knospen meist zweimalige Schwingungen und gehen also auch zweimal in eine senkrechte Lage über. Wenn aber die Streckung der Achse sehr langsam oder wenn die Rückenknickung früher eintritt, so gehen die Knospen nach einmaliger Verschiebung unmittelbar in die anodische Wendung über. Darauf werden wir später noch zurück- kommen. 3ei den schlanken oder sich lebhaft streekenden Ähren (Fig. 3d u. 9a Taf. III; Fig. 27c, Taf. IV; Fig. 47, Taf. VI) geht aber die ursprüngliche kathodische Neigung ohne etwaige Schwin- gung unmittelbar in die kathodische Wendung über (siehe unten). Selbst wenn die schon gekrümmte Knospenspitze in der Lücke 9er zwischen den 3” und 5” Knospen geblieben wäre, so würde sie doch durch den seitlichen Druck von der oberen 3” Knospe weiter kathodisch gewendet werden (Fig. 9d u. 13ec, Taf. IV). Bleibt sie hingegen in der nämlichen Lücke ungerückt fest, so wird sie gezwungen in der Medianstelle aufzublühen, und verhindert dann die Drehung des zugehörigen Internodiums, oder sie wendet sich wieder in die anodische Richtung (siehe unten). $ 6. Wendungen der Knospen. Zu dieser Zeit oder auch noch früher fangen die Knospen an, sich dorsinastisch zu krümmen. Sie drücken dabei mit ihrer Spitze die oberen Knospen von außen, wie sie von den unteren schon gedrückt worden sind. Dieser Druck ist allerdings viel stärker als der bei der Verschiebungsphase, weil es sich hier um ein aktives Knickungsbestreben jeder Knospe handelt, während der Druck bei jener Phase nur durch die Wachstumsverhältnisse der Achse und der Seitenorgane veranlaßt wird. Die Spiranthes- Ähre besitzt ja ein charakteristisches Kontakt- und Drucksystem, welches wir im Gegensatz zum einfachen Kontaktsystem der Seitenorgane als Spitzenkontakt resp. -druck bezeichnen wollen. Im Allgemeinen wird die 5” obere Knospe, wegen der auffallen- den Höhendifferenz und der kleinen Divergenz, durch den Spitzen- druck der unteren nicht leicht verrückt oder sie wirkt einfach als 58 Art. 3.—K. Koriba : Stütze gegen die Spitze der unteren. Jede Knospe gleitet somit durch ihr eigenens Knickungsbestreben den Rücken der 5” oberen entlang tangentialschief nach hinten, und zwar je nach den obwaltenden Kontakt- und Druckverhältnissen nach rechts oder links, paßt sich dann in die Lücke zwischen den oberen Knospen (5* und 2” oder 5” und 3°) ein, rückt die obere (2* oder 3°) in die nämliche Richtung, und wendet sich endlich, bei der Streckung der Ähre, nach der hinteren Seite der Achse. Die Wendungsrichtung ist somit nach der scharfen Knickung nicht leicht veränderlich; sie wird spätestens schon beim Beginn der nastischen Krümmung bestimmt, eine Richtung, die dann beim weiteren Wachstum immer bestimmter wird. Wie wird nun die Wendungsrichtung veranlaßt? Beim einfachen Knospenkontakt ist der 5" Kontakt, selbst wenn er in der Flächenansicht noch vorhanden ist, meist nicht sehr wirksam; denn die Knospen berühren sich dabei nur schwach tangentialschief miteinander, und der 5* Kontakt wird durch die seitliche Druck- wirkung der 3° oberen leicht überwunden. Wenn nun aber die nastische Knickung schon ziemlich ausgeprägt worden und die Achsenstreckung noch nicht groß ist, so kann der 5" Kontakt wieder wirksam werden. Wenn sich nämlich die Kronenspitze noch auf der anodischen Seite der 5” oberen befindet, so strebt die Knospe danach, sich in die tiefste Stelle der Knospenlücke der 3* und 5” oberen einzudrängen, so daß der seitliche Druck der 3” oberen, durch welchen die Knospe eben veranlaßt war sich kathodisch zu verschieben, dadurch leicht überwunden wird. Die Wendungsrichtung wird dann wieder anodisch wie bei der ersten Verschiebung. Befindet sie sich hingegen schon auf der kathodischen Seite der 5” oberen, so wendet sie sich ebenfalls in die kathodische Richtung ganz wie vorher. Kurz, inmitten der zweiten kathodischen Verschiebung oder sogar bei der ersten anodischen Verschiebung entsteht ein Spitzen- kontakt der Knospe, und dadurch kann je nach den obwaltenden Kontakt- und Druckverhältnissen wieder ein wirksamer 2” Kon- takt entstehen. Falls dem so ist, resultiert meist eine anodische Wendung: wenn das aber nicht der Fali ist, so wendet sich die Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ähre. 59 Ahre in die normale kathodische Richtung. Wir wollen im fol- genden diese beiden Fälle noch näher besprechen. a) Normale kathodische Wendung. rer 3ei der zweiten Verschiebung ist die Knospe von der 3 oberen kathodisch verschoben worden. Befindet sich die Knospe beim unmittelbar folgenden Spitzenkontakt schon über «dem er Rücken der 5” oberen, oder ist der 5” Kontakt infolge der Achsenstreckung schon erloschen, so wendet sie sich in die nämliche Richtung wie vorher und krümmt sich weiter. Die Krone knickt infolgedessen, die 5” obere oder deren Polster entlang, tangentialschief nach hinten, dreht sich dann mit ihrem Stiel passiv etwa 30° aus der Medianstellung, und drückt die Seiten- flanke der 2” oberen Knospe in die nämliche kathodische Rich- tung. Da nun der Spitzendruck mit der Krümmung der Krone immer stärker wird, und da ferner die 2" obere Knospe von dem seitlichen Druck leicht überwunden wird, so wird jede 2” obere, trotzdem sie mit kürzerem Arm Widerstand leistet, leicht von der unteren 2” kathodisch verschoben. Besonders ist das bei der kleinen Ähre mit schlanker Achse der Fall (Fig. 9a, 13d, Taf. III; Fig. 47, Taf. VI), während bei der diekeren Ähre diese Wirkung bisweilen ausbleibt, weil sich bei ihr die 2” Knospen nur schwach tangentialschief berühren, und weil die untere Knospe leicht über den Rücken der oberen gleiten kann (Fig 3a u. b, Taf. III). 3ei jeder Knospe wird somit die Druckwirkung von zwei Genossen ausgeübt, ein Flankendruck von der 3” oberen und ein Spitzendruck von der 2” unteren. Der Flankendruck der oberen Knospe ist anfangs allerdings nur ein Hindernis, das die untere Knospe bei ihrer zweiten kathodischen Verschiebung erfährt. Mit weiterer Volumenzunahme geht aber diese Verhinderung in einen aktuellen Stoß über. Obwohl der Wachstumsvorgang der gesamten Ähre in akropetaler Reihenfolge fortschreitet, so erleidet doch jede Knospe unten dieselbe Druckwirkung von der sukzessiv oberen. Wir wollen dies als akrofugale Druckwirkung bezeichnen. Dagegen ist die Wirkung der 2” unteren anfangs 60 Art. 3.—K. Koriba : von keiner Bedeutung, weil der Kontakt nur auf die Knospenbasis beschränkt ist. Erst mit der Krümmung der Krone kommt sie als Spitzendruck zu voller Entwicklung. Wir wollen diese Wirkung im Gegensatz zur ersteren als akropetale Druckwirkung be- zeichnen. Bei den untersten beiden Knospen jeder Ähre kommt die akropetale Wirkung natürlich nicht zustande, während bei den obersten drei die akrofugale Wirkung ganz fehlt. Jede Knospe in einer Ähre wird also mit Ausnahme von den zwei untersten und den drei obersten, von der oberen 3” und unteren 2” kathodisch gewendet; gleichzeitig übt sie aber dieselben Wirkungen gegen die 3" unteren und 2” oberen aus, so daß die Gleichsinnigwendig- keit der Knospen dadurch erleichtert und gesichert wird. b) Anomale anodische Wendung. Bei den meisten Ähren wenden sich die Knospen in der eben geschilderten Weise, so daß mit weiterer Drehung eine einreihige zierliche Spirale die Folge ist. Bisweilen gibt es aber, zumal bei den kräftig entwickelten Ähren, einige anodisch gewendete Exemplare, bei denen die große Divergenz verkleinert wird, und bei denen die Blüten in auffälligen zweireihigen Spiralen angeordnet sind. Diese anomale Drehung wird aber gewöhnlich nicht bei allen Knospen der Ähre beibehalten, die wenigstens am oberen schlanken Teil der Ähre kathodisch umgewendet sind. Diese Tatsache beweist schon, dab die Wendungsrichtung durch die Kontaktverhältnisse der Knospen bedingt wird. Ja, der wahre Anlaß der anodischen Wendung liegt bloß darin, daß der 5” Überschichtungskontakt infolge der langsamen Streckung der Achse und der Rückenknickung der Knospen wieder als wirksamer Spitzenkontakt auftritt. Bei der Rückenknickung bestreben sich die Knospen, wie erwähnt, mit ihren scharfen Spitzen möglichst in die tieferen Stellen hineinzudringen. Ist also die Achsenstreckung noch nicht lebhaft, so stößt die Spitze stark gegen die Rückenseite der 5* oberen (Fig. 9 eu. d, Taf. IV). Da sie aber gleichfalls von der 3* Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthrs-Ahre. 61 oberen und 2" unteren seitlich gedrückt wird, so entsteht hier ein Kampf um die Gleitungsrichtung der Spitze. Wenn der 5” Spitzenkontakt dabei noch stark genug ist den seitlichen Druck 9er der 3” oberen und 2* unteren auszuhalten, so krümmt sich die Knospe weiter nach der anodischen Flanke der 5” oberen,” drückt dann mit ihrer Spitze und zwar mit voller Kraft akropetal gegen die Flankenseite der 3" oberen, von welcher sie bis dahin akrofugal gedrückt wurde, und zwingt dadurch die letztere sich ebenfalls anodisch zu neigen (siehe z. B. Nr. 14, 9 u. 12; 16, 11 u. 14 in Fig. 32; Nr. 23, 18 u. 21in Fig 3le, Taf. V), wobei aber der 5” Kontakt infolge der Streckung der Achse schon erloschen sein kann (Nr. 10 u. 15 in Fig. Se, Taf. III; Nr. 13 u. 15 in Fig. 3lc, Taf. V). Dieselbe Wirkung setzt sich dann sukzessiy nach oben fort. In diesem Falle wirkt also die obere 5” Knospe (z. B. Nr. 23 versus 18 in Fig. 31c, Taf. V) anfänglich mit ihrer Basis haupt- sächlich als Stütze gegen den akrofugalen Druck der 3” oberen (Nr. 20), welch letztere dadurch ihrer akrofugalen Wirkung beraubt wird, und die umgekehrt von der 3° unteren (Nr. 17) einen akropetalen Druck erleidet. Dieser Vorgang ist ein ähnlicher wie ger bei der normalen Auflösung der 2" Knospen. Der Druck ist aber stärker und er spielt bei der anomalen Wendung stets die Haupt- rolle, weil die 3” untere, obgleich sie mit einem längeren Arm, in kleinerem Divergenzbereich stärker einwirkt, als dies bei der 2” der Fall ist. S 7 Weiteres über die Wendungsvorgänge. 3ei den meisten Ähren, besonders bei den schlanken, streckt sich die Achse nach dem Hervorsprießen immer schneller als die Knospen (Fig. 12 u. 13, Taf. III, deren letztere die Ährenform der ersteren nach 6 Tagen darstellt), so daß der 5” Kontakt zur Wendungszeit meist verschwindet. Bisweilen gibt es aber auch Ähren, bei denen die Achsenstreekung erst bei der Rücken- knickung der Knospe n entsteht. Der Erni ährungszust: ınd ist dabei 1) In Wirklichkeit ist aber diese anodisc! 10 Wendwg je nach der rn Umsti änden, ob die akropetale Wirkung der 3er unteren, die eben die anomale Wendung ausführt, schon vorhandeı ist oder nicht, ziemlich verschieden (siehe unten). 69 Art. 3.—K. Koriba : von gewissem Einfluß; denn die besser emährten (Fig. 14, Taf. III), selbst unter den Schwesterähren (vgl. au. b in Fig. 1, Taf. III), besitzen eine diekere, sich nicht streckende Achse. Die erblichen Merkmale scheinen aber von noch wichtigerer Bedeutung zu sein; denn die Größe der Ähren und der Streckungsgrad der Achse gehen nicht immer parallel. So istz. B. bei dem sogenann- ten erispata-Typus von Brune (vgl. S. 5) (Fig. 15, Taf. III) und den ihr nahe verwandten Typen der noch nicht blühende Teil der Ähre stets dichter zusammengedrängt als bei anderen Typen. (Vgl. dagegen Fig. 3d, Fig. 9a Fig. 13d, u. v. A. Taf. III, deren Achsenstreckung sehr lebhaft ist.) Jedenfalls ist es nur der körper- liche Kontakt der frei beweglichen Knospen—sei es der ursprüng- liche oder sei es ein sekundär entstandener Überschichtungs- kontakt—, welcher die Wendungsrichtung wesentlich bestimmt. Die Wirksamkeit des Kontaktes wird aber durch die Knospenform, den Zeitumstand der Krümmung und die Größe des Deckblattes, die wir ebenfalls als erblich betrachten dürften, stark bedingt. Bei den meisten Ähren sind die Knospen schon ziemlich lange vor der Blütezeit mit deutlichen Wölbungen und dazwischen liegenden Vertiefungen versehen; bei einigen anderen aber, wie bei erispata und dgl., sehen die Ähren sehr flach aus, weil sie große Deck- blätter und flach gedrückte Knospen besitzen, und weil die Achsenstreckung auch sehr langsam ist. AI’ solche Verhältnisse mit ihren verschiedenen Kombinationen bedingen den letzten Anlaß der Wendungsrichtunsg. Bei der Auflösung der Ähre wird jede Knospe zunächst von den anderen in ihrer Wendungsrichtung bestimmt, dann krümmt sie sich vermöge ihrer eigentlichen Knickung in derselben Rich- tung weiter, und verschiebt damit die unmittelbar daneben liegenden Genossen in die nämliche Richtung. Bei der normalen Auflösung bilden die 3" obere und 2” untere die Ursache und die 3” untere und 2” obere erleiden die Wirkung. Bei der anomalen bilden aber die 5” obere und 3” untere die Ursache und die 3" obere und 5” untere erleiden die Wirkung. Die akrofugale Wirkung der oberen Knospen kann dabei entweder eine einfache Hinderung sein, wie sie bei den ersten und zweiten Verschiebungsperioden von der Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ähre. 63 5” oder 3" oberen ausgeübt wird (Fig. 10 au. b, S. 63), oder eine Stützwirkung, wie sie bei der anomalen Wendung von der 5” oberen ausgeübt wird (Fig. 10 d), oder schließlich auch eine wirklicke Druckwirkung wie bei der normalen Wendung, die durch 3 Aneorlische Yarschichung, Kuzhedisch herschichung. Kalhodische Wendung, Anedische Wandung. die 3" oberen hervorgerufen wird (Fig. 10 ec). Die akropetale Wirkung wird aber stets durch den unter Stützung des Deckblattes wirkenden nastischen Druck der Knospe veranlaßt. Vor der nastischen Krümmung ist aber der Auflösungs- vorgang nicht lebhaft. Selbst wenn der 5" Kontakt noch besteht, bildet er kein wichtiges Moment der Verschiebung dar; er wird bald von den seitlichen Wirkungen der 3” oberen und 2” unteren überwunden. Nach der nastischen Knickung wird aber der körper- liche Kontakt in neue Verhältnisse gelenkt, und es kann auch der 5“ Kontakt wieder wirksam werden. Es entsteht hier natürlich ein Kampf bezüglich der Anlaßge- 9er er bung der Windungsrichtung. Ist die zwischen den 3” und 5 Knospen befindliche Lücke nicht tief genug etwa wie bei der flach aussehenden Ähre, oder ist ein Berührungspunkt am unteren Teil des Rückens der 5" oberen vorhanden, so wird der Spitzen- >} druck leicht von der kathodischen Wirkung der 3” oberen und 2” er unteren überwunden. Das Stützen der 5" oberen wird dadurch wirkungslos, und die kathodische Verschiebung geht unmittelbar in die normale Wendung über (Fig. 10 bin e). Selbst wenn sich die Kronenspitze gut in die Lücke einpaßt und wenn die Knospe danach strebt, sich durch eigene Krümmungskraft anodisch zu 5 wenden, so wird doch die Gegenwirkung der 3" oberen und ger 64 Art. 3.—K. Koriba : unteren dadurch nicnt immer überwunden. Falls dabei die Achsenstreckung schneller vor sich geht, so erlischt bald der Kontakt, und jede Knospe wendet sich nach der schon bestimm- ten Richtung. Falls aber die Achsenstreckung nicht groß ist, oder die Knospen schon früher aufblühen, so bleiben sie an Ort und Stelle ungewendet. Dies kommt bei der 2” unteren häufiger vor als bei der anodisch gewendeten Knospe selbst, weil der 2° Kontakt wegen des kleineren Höhenunterschieds länger bestehen bleibt als der 3”, und weil dabei die 2” untere Knospe mit ihrem längeren Arm entgegenwirkt. Die anodische Wendung einer einzigen Knospe kann aber diese Bewegung nicht auf alle oberen Knospen übertragen, weil die akropetale Wirkung einer Knospe sich nur die eine von den drei 3” Zeilen hindurch nach oben verbreitet. Die akropetale Wirkung jeder Knospe auf die 2” oberen, die bei der normalen Wendung entsteht, wird dabei natürlich ausgeschaltet, und die anodische Wendung wird dadurch nie herbeigeführt. Selbst wenn zwei aufeinander folgende Knospen anodisch ge- wendet wären, könnten sie damit keine positive Wirkung auf die andere 3” Zeile ausüben. Es bedarf ja für die kontinuierliche Wendung mindestens drei sukzessiver, anodisch gewendeter Knos- pen, und sie wird meist nur in denjenigen Fällen leicht ver- wirklicht, wo der Spitzenkontakt unmittelbar auf die erste Ver- schiebung folgt (Fig. 10 a in d), wie es bei der in Fig. 9 cu. d, Taf. III gegebenen Ähre deutlich sichtbar ist, und wie es bei den Ähren Fig. 27a, Taf. IV und Fig. 32b, Taf. V der Fall ist. Bei den übrigen Fällen, wo einige untere Knospen schon kathodisch gewendet sind, verstärkt sich die anodische Wirkung nur allmählich, und die Ähren sind dabei öfters mit einigen ungewendeten Knospen zu sehen (Fig. Se, du. e, Taf. III; Fig. 32c, Taf, V). (Vgl. unten Tabelle V, S. 66.) Der 5" Kontakt wird aber meist nicht lange beibehalten; er wird im mittleren Teil der Ähre allmählich schwächer und erlischt dann. Ist nun einmal in einer Knospe (sie sei Nr. O genannt) der Kontakt erloschen, so können wir je nach der Stärke der gegen- seitigen Wirkungen verschiedene Fälle erwarten. Falls die katho- Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung (der Spiranthes-Ähre. 65 dische Tendenz schon stärker geworden ist, wie sie vom eigenen Drehungsbestreben der Achse herbeigeführt wird (siehe unten), so wird die Knospe durch die akrofugale Wirkung der 3” oberen (Nr. 3) kathodisch geneigt und gleichzeitig erlischt die akropetale Wirkung gegen dieselbe. Sie drückt ferner die sukzessiven 2” oberen (2, 4, usw.) kathodisch, so daß drei 3" Zeilen (2, 3 u. 4) gleich kathodisch werden. Der Nr. 1, die von der Wirkung befreit worden sein sollte, wird aber nach weiterer Entwicklung der Knospen unmittelbar von Nr. 4 entgegenwirkt, so daß sie auch nicht imstande ist, sich stark anodisch zu wenden. Es wird also, falls die kathodische Tendenz stark genug, was gewöhnlich der Fall ist, sofort die normale Wendung wieder hergestellt. Ist hingegen diese Tendenz noch nicht stark, so wird die Wendung natürlich sehr erschwert. Näheres ist also von den jeweiligen Umständen abhängig. Wenigstens im oberen schlanken Teil der Ähre sehen wir stets eine normale Auflösung und unterhalb der- selben eine Übergangsstelle. An der Übergangsstelle bleiben die Knospen, wegen der entgegengesetzten Wirkungen «der oberen und unteren Knospen auf einander, relativ lange in der Medianstellung. Blüht die Knospe in dieser Lage schon auf, so kann die Krone nicht mehr über die oberen Knospen oder die Achse entlang gleiten, und ihre Blütezeit endigt so in einer gezwungenen Lage. Das ist besonders dann der Fall, wenn die Krümmungskraft des Fruchtkörpers und die Drehbarkeit und die Streckung der Achse nicht stark ist, während bei den schlanken Ähren die Knospen mitsamt den Polstern meist in beliebiger Richtung um die Achse gleiten. Bei der ungewendeten Knospe wird auch die Drehung des zugehörigen Internodiums annähernd sistiert. Die Einzelheiten sind also je nach der Ähre verscheiden. Die folgende Tabelle zeigt einige Beispiele. 66 Art. 3.—Koriba : TABELLE \V. Wendungsrichtung der Knospen bei der anomalen Auflösung und deren Übergangsstellen. BE Nummer = 5 Nummer der Blüten je? der 22 Ähre 88lıl2lslalslei7|s 9 10 1112/1311516] 171819 2021| la N | He ger (a "P5E388, Tara ER Er Saiten | | | | | | u al s Lmrmmrrr Brille | are 5 \isn.dlm lanlerfeil anna elle |e elek 2, Fig.27 a, Tat.Iv| R|ıJı)ıJı 1 [1J111 12.122121 2191 775192] TEE EIS IE ES EN Fig. 31 Taf. V 1370) SE EEE EI Ka 1a [Ele Eee BE Eee | 2 3 Kig. 322, , Ro er) lee lee | » b > re Er) Er) Er) Er) elle. = ner rer 5 c ss 2m 124 ee ee reelle) | (r rechts, r’ schwach rechts, 1 links, 1’ schwach links und m median. Die Nummern hinter der Parenthese bedeuten die noch nicht aufgeblüten Knospen.) Hilft man aber bei den geeigneten Ähren künstlich mit, so wird die anodische Wendung ziemlich lange beibehalten. Man muß zu diesem Zweck wenigstens einmal täglich den noch nicht aufgelösten Teil der Ähre anodisch umdrehen. Die Kontakt- verhältnisse werden dadurch leicht umgeändert. Die Knospen nämlich, die durch die kathodische Druckwirkung der 3” obe- ren schon über den Rücken der 5” oberen hinüber geglitten oder das zu tun eben in Begriff sind, werden dadurch wieder in die Lücke zwischen den 3” und 5” Knospen eingepaßt. Sie wach- sen dann kraft des herrschenden Spitzendruckes an der Lücke entlang weiter fort und vervollkommen schließlich die anodische Wendung. Fig. 33, Taf. V. stellt drei solche Ähren dar. Wenn man aber die künstliche Umdrehung länger als einen Tag unterläßt, so gelangen die Knospen wieder in ihre ursprüngliche Stellung. Solche Knospen drehen sich dann trotz wiederholter Umdrehung nicht mehr iin die gewünschte Richtung, und auch die Blütenreihen werden dadurch zergliedert (A u. B. in Fig. 33 b, C in Fig. 33 ec, Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ahre. 67 Taf. V.) Bei dem schlanken oberen Teil der Ähre, wo die akrofugale Wirkung der 3" Zeilen stärker ist, gelangen die Knospen, trotz wiederholter Behandlung, nicht leicht in die gewünschte Stellung ; sie ge-hen immer wieder in die ursprüngliche zurück. Nach alledem spielen die 3” Zeilen, sei der 5” Kontakt gleich- zeitig entstanden oder nicht, immer die Hauptrolle bei den Verschiebungs- und Wendungsvorgängen, weil alle 3” Knospen eng zusammen stehen. Bei der normalen Wendung wirken sie akro- fugal und bei der anomalen akropetal. Der 5" Kontakt ist hingegen nur ein richtungsmodifizierender, weil er bei seiner Entstehung hauptsächlich durch eine passive Stützwirkung die Wendungsrich- tung verändert, während sonst der 3” Kontakt der ausschlagge- bende ist. Der 2" Kontakt spielt nur eine Nebenrolle bei der normalen Wendung, und bei der anomalen kommt er nie in Betracht. Daß bei den gewöhnlichen Fällen die kathodische Auflösung vorherrscht, ist aber nicht allein dem Knospendruck zuzuschreiben. Die Drehung wird stets durch das Wachstums- verhältnis der Achsengewebe bedingt (vgl. S. 73 ff.). $ Ss. Auflösungsvorgänge bei anderen Blütenstellungen. Obwohl der Orientierungsvorgang jeder einzelnen Blüte immer «lerselbe ist, so ist doch die Wirksamkeit der Kontaktzeilen, die Wendungsrichtung der Knospen, sowie auch die Drehbarkeit der Achse je nach den gegebenen Blütenstellungen verschieden. Im erwachsenen Zustand sieht die Blütenreihe daher auch verschie- den aus, und kleinere Unregelmäßigkeiten der Stellung fallen nach dem Aufblühen häufig sehr deutlich ins Auge. Die Auflösungs- mechanismen selbst werden auch erst nach Vergleichung der normalen Stellung mit anderen verständlich, weil dabei verschie- dene Kombinationen der betreffenden Faktoren vorkommen. Wir wollen im folgenden alle die beobachteten Fälle näher behandeln. a) Der Kontakt 3 und 5. Bei den jüngeren Ahren mit dieser Stellung sieht man deutlich 68 Art. 3.—Koriba: fünf 5” Zeilen und acht 5" Zeilen, welch letztere begreiflicherweise einen Überschichtungskontakt darstellen (Fig. 14, Taf. III). Die drei 3” Zeilen, deren Knospen mit einer Divergenz von je 105° °ır anodisch aufsteigen, sind bei der Oberflächenansicht nicht bemerk- bar. Die 5” Knospen sind hier, trotz der größeren Divergenz von je 63° °/,, mit nur kleinem Höhenunterschied enger aneinander gestellt als die 8”, deren Knospen in einem Winkel von 42° über einander stehen. Sofern ich bisher beobachtet habe, waren die 5” Zeilen stets die wirksamsten. Die Knospen gleiten nämlich in diesem Fall erst an der 5" oberen anodisch entlang; dann gleiten sie über den Rücken der 8” oberen in derselben Richtung weiter, drücken bei Streckung der darüber befindlichen Achse schwach die 3” obere akropetal, gleiten hinüber, und erreichen endlich ihre Ruhelage” b) Der Kontakt 3 und 4. Bei den jüngeren Ähren in dieser Stellung fallen die sieben 7” Zeilen deutlich ins Auge, während die echten Kontaktzeilen, vier 4” und drei 3”, weniger bemerklich sind. Die Knospen in den 7” Zeilen stehen hier mit einer Divergenz von nur 14° ?/,, der Bauch der einen ungefähr den Rücken der anderen berührend, dicht beisammen, während die 4” und 3° Zeilen mit einer Diver- genz von 43° '/; resp. 57° °/, anodisch resp. kathodisch aufsteigen (Big. DA A, Wat IV.) Bei der Wendungsbewegung wird die 7” Zeile, wegen der Kleinheit der Divergenz, kaum wirksam, oder jede Knospe wird schon vor der nastischen Krümmung von der nächst niederen 4” oberen kathodisch gedrückt, so daß bald vier 4* Zeilen sichtbar werden (Fig. 24 B. Taf. IV). Die Knospe stößt dann die nahe stehende 3“ obere unmittelbar in dieselbe Richtung, so daß beim fertigen Zustand eine dicht zusammengesetzte Spirale die Folge ist (siehe die oberen Teile der Ähren in Fig. 18, 19 a, 20 d und 29, Taf. IV). Weil bei dieser Stellung die anodische Wirkung der 7° 1) Es ist natürlich nicht unmöglich, daß sich die Knospen kathodisch wenden, falls ein wirksamer Ser Kontakt entstehen sollte. Mechanisch-physiologische Stadien über die Drehung der Spiranth »-Ähre. 59 oberen infolge der kleinen Divergenz nie die kathodische Wirkung der 4” oberen überwinden kann, so wird eine anodische Wendung oder eine nur Spur derselben niemals beobachtet. ce) Der Kontakt 3 und >. Weil hier die Koordinationszeilen gleich schief geneigt sind und sechs 6” Zeilen die Orthostichen darstellen, so befinden sich hier die seitlichen Druckwirkungen von rechts und links, seı es akrofugal oder akropetal, im Gleichgewichtszustand. Die Knospen bleiben infolgedessen länger in den ursprünglichen orthostichen Linien stehen. Selbst nach der nastischen Krüm- mung, wobei der 6” Überschiehtungskontakt meist schon erloschen ist und kaum als Hinderungskörper wirkt, bleibt die Knospe in der unmittelbar darüber befindlichen Lücke sistiert (lig. 19 d, Taf. IV). Erst nach der Befreiung vom nächstoberen Quirl knickt sie die Achse entlang (Fig. 19 eu. d). Ist dabei die Achsenstreckung nicht lebhaft, so blühen sie in der Medianstelle gezwungen auf (Fig. 19 b). Die Wendungsrichtung kann also, falls die Knospen in reinen dreizähligen alternierenden @Quirlen angeordnet sind, beliebig sein. Die drei Knospen in jedem einzelnen Qunl sind aber in den weitaus meisten Fällen gleichsinnigwendig; denn erstens veranlaßt das Vorrücken einer Knospe vermittelst ihres Spitzendruckes die unmittelbar zusammenstehenden Genossen sich sukzessiv in dieselbe Riehtung zu wenden, und zweitens verursacht das durch die Knospenwendung herbeigeführte schiefe Wachstum eines der drei Polster auch das unmittelbar daneben befindliche Polster in gleicher Weise schief zu wachsen (vgl. S. 54). Der echte Quirl kommt aber bei Spiranthes, wie schon erwähnt, nur selten vor; er ist schwach rechts- oder Iinksläufig und dabei kann ein Glied bald höher, bald niedriger stehen als die übrigen. Un«d da ein etwaiger Höhenunterschied der Polster, infolge mutuel- len Wachstumsverhältnisses in den gesamten Stammgeweben, leicht eine kathodische Drehung herbeiführen kann (vgl. S. S4), so ist der Quirl in der Regel bei den rechtsläufigen rechtswending und bei den linksläufigen Iinkswendig. Diese Tendenz ist umso sicherer, 70 Art. 3.—Koriba : je stärker das Polstergewebe ausgebildet und je größer der Höhen- unterschied der Knospen ist. So ist z. B. bei der in Fig. 19 d, Taf IV. gegebenen Ähre der erste Quirl (I) nur eine zer- gliederte rechtsläufige Spirale, der zweite (II) schwach linksläufig und linkswendig, und der dritte (III) wieder rechtsläufig und rechtswendig. Wenn aber zwei Knospen eines Quirls gleich hoch stehen, während die dritte entweder ziemlich hoch oder ziemlich niedrig steht, so können sich die beiden erst erwähnten Knospen unabhängig vom der letzteren nach auswärts wenden (Fig 19 c1I, lan NW) Außerdem können auch die akrofugalen und akropetalen Wirkungen in Kraft treten, falls der Knospenkontakt nicht vorher erlischt. Wenn nämlich die Knospen eines Quirls infolge ihrer Knickung schon das Bestreben haben, sich nach einer bestimmten Richtung zu wenden, so werden sie leicht veranlaßt, sich in diejenige Richtung zu wenden, in die der veranlassende Quirl sich zu wenden schon begonnen hat. Diese Wirkung wird also von einem schiefen Quirl auf einen echten in starker Weise ausgeübt. Folgende Beispiele zeigen dies. TABELLE VI. Nummer N Ir | | | | | a ea | iv) v | VE|VIE|VII IX) X |xI|XI0XITIxIV[XV der Ahren | der Quirle | | | | Richtung | „ > > | > | > | > | m | Fig. 19 6,| derspmale| RL ie eu |n|v|o|e |R|R je|z|n/]u Taf. IV. Wendungs- 1 r se I = Wei; | Blüten Richtung ’ R leer Fig. 20», | der Spirale RR|LIL|W|L | | | richtung der un 3: 1 1 j 122 2123 E20 | Er er Taler Taf. IV Wendungs- | | „ Ze j | 7 Tee ee og = richtung der) 1 1 1 a | | | Blüten | | (L’=anniühernd echter Quirl.) Es ist hier deutlich zu sehen, daß die Wendungsrichtung des Quirls II der ersten Ähre, trotzdem er stark linksläufig ist, vom Quirl III bestimmt wurde, während der Quirl I ganz indifferent war, daß ferner Quirl V eine gleich akrofugale Wirkung auf Quirl IV Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ähre. 7t ausübte, und daß schließlich der Quirl VII, trotzdem er ein beinahe echter Quirl war, durch die Wirkung vom Quirl VIII sowie vielleicht auch durch diejenige vom Quirl VI in seiner Wendungsbewegung beeinflußt zu werden schien. 3ei den Quirlen XIL-XV ist aber nicht deutlich ersichtlich, ob die Richtung durch die akropetale Wirkung vom Quirl XII bestimmt wurde, oder ob sie ganz zufälliger Natur war, wie beim Quirl IV der zweiten Ähre. Bei den Quirlen I und II der letzten Ähre ist die akropetale Wirkung der unteren Knospen (Nr. 10-18), deren Richtung in gleicher Weise anodisch ist, deutlich zu sehen. Nach all’ diesem kann man behaupten, daß je flacher der Quirl ist, um so unbestimmter auch die Wendungsrichtung wird, und daß diese dann auch leichter von dem nächst oberen oder unteren Quirl beeinflußt wird. Weiteres siehe S. 54 ff. d) Der Kontakt 2 und 2. Bei der dekussierten Stellung befinden sich die Knospen in den orthostichen Linien in engerer Berührung miteinander, weil die Knospen der sukzessiven Quirle mit einer Divergenz von je 90° von einander entfernt sind, während die des zweiten Quirls unmittelbar darüber stehen (Fig. 22, Taf. IV). Ist also die Streckung der Achse nicht größer als die der spindelförmigen Knospen, so wirkt die obere Knospe unmittelbar als Hinderungs- körper auf die des zweitunteren Quirls, so daß die letztere nach rechts oder links gleitet. Nach der Gleitung drückt sie nun eine Knospe des nächst oberen Quirls seitlich in dieselbe Richtung. Die akrofugale Wirkung verhält sich also mit Bezug auf die Wendungsrichtung erst neutral, während die akropetale Wirkung stets einen bestimmten Einfluß ausübt. Ist aber ein Höhen- und ein Divergenzunterschied vorhanden, was bei Spiranthes gewöhnlich der Fall ist, so werden die Knospen leicht nach derjenigen Richtung verschoben, die die kleine Diver- genz verkleinert. In der Tat ist es also nicht leicht zu sagen, welcher Faktor dabei die Hauptrolle mit Bezug auf die Wendung spielt. Näheres vergleiche S. 54 ff. 72 Art. .—Koriba: $ 9. Die Wendungsrichtung der Knospen an den Übergangsstellen. a) Der Ubergang des Kontaktes 3 und 5 in den 3 und 4. Bei diesem Übergang wird die Grundspirale umgewendet. Die Wendungsriehtung der Blüten ist aber bei dem Kontakt 3 und 5 anodisch und bei dem 3 und 4 kathodisch, so daß die Richtung die beiden Stellungen hindurch dieselbe ist. Die zweireihig anstei- genden Spiralen vereinigen sich aber bald zu einer einzigen, indem die eine unmittelbar schräg nach oben ansteigt (Nr. 17, 19, 21, 22, 23, usw. in Fig. 17, Taf. IV. und in Textflg. S. 35), und die andere in ihr verschwindet. (Nr. 16, 18, 20 in Fig. 17 und in Textfig. 2. Vgl. auch Nr. 12, 14, 16, 17, 18 usw. resp. 11, 13, 15in Fig. 27b, Taf. IV, und S. 34). b) Der Ubergang des Kontaktes 2 und 3 in den 3 und 4. oO Oo Bei diesem Falle wird nicht nur die Spiralenrichtung, sondern auch die Wendungsriehtung umgewendet, weil in beiden Stel- lungen die Knospen in gleicher Weise kathodisch verschoben sind. Es kommt mithin ein Wendungsübergang zustande. Die Um- wendungsstelle ist aber nicht konstant. Wie wir schon gesehen haben, kann die Wendungsrichtung bei der normalen Stellung (Kontakt 2 u. 3) je nach dem Vorhandensein oder Nichtvor- handensein des 5” Spitzenkontaktes entweder anodisch oder kathodisch sein, während sie bei der neuen Stellung stets kat- hodisch ist, und die Steighöhe der Knospen an der genannten Übergangsstelle allmählich abnimmt (vgl. S. 36). Es ist also ver- ständlich, daß bei der Stellung des 2* und 3” Kontaktes vor dem Übergang in die neue Stellung der 5” Kontakt leichter entstehen kann als bei den normalen Fällen. Ferner kann die akrofugale Wirkung der 4” Zeilen, die nahe der Übergangsstelle immer einen stärkeren anodischen Einfluß auf die alte Stellung ausübt, von Wichtigkeit sein. In den meisten Fällen werden mithin einige Blüten schon an der ursprünglichen Spirale anodisch gewendet. Ihre Anzahl ist aber je nach der Übergangsform verschieden und Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ahre. 73 schwankt meist von 5-15, und unter ihnen einige ungewendete Blüten. Siehe Fig. 19a. und 20. d, Taf. IV. Nur bei einem Falle, wo die Stellung infolge des Dedoublements plötzlich in eine andere übergegangen war, konnte man keine solche ungewendete Blüten beobachten (Fig. 29, Taf. IV). ce) Der Ubergang des Kontaktes 2 und 3 in den 3 und 3. In diesem Fall wird die Spirale an der Übergangsstelle allmählich flacher und zergliedert sich in je drei und drei Knospen. Da aber die 3” und 3” Stellung in sich selbst nicht ganz konstant ist, so ist auch die Übergangsstelle meist ziemlich undeutlich. Es ist daher auch eine konstante Wendungsrichtung nicht zu erwarten. Sie kann sich wie beim Übergang des Kontaktes 2 und 3in den 3 und 4 entweder schon früh verändern (Fig. 20 b, und die unteren Teile in Fig. 15 und 24, Taf. IV), oder auch ganz unverändert bleiben (Fig. 19 d, Taf. IV). Das spiralige Ausschen ist daher je nach der Ähre ziemlich verschieden. 12 > d) Der Übergang des Kontaktes 3 und 3 in den 3 und 4. Bei diesem Übergang, den ich bisher nur an einem Exemplar (Fig. 24 u. 18, Taf. IV) beobachtet habe, sind die anfangs schwach linksläufigen Quirle vom VI an rechtsläufig, und gehen dann allmählich in die neue Stellung über (vgl. S. 37). Die Blüten sind bis zum Quirl V meist Iinkswendig wie die Quirle selbst : einige Knospen darunter sind aber rechtswendig (III) oder ungewendet (II und 9). Vom Quirl VI an sind sie aber rechtswendig wie die der neuen Stellung, und die akrofugale Wirkung der vier 4” Zeilen ist deutlich zu sehen (um Nr. 21 in Fig. 24). B. Drehung der Achse. Weil die Knospen zu Anfang der Streckungsperiode leicht gleitbare Körper sind, so kommt ihre mechanische Verschiebung durch gegenseitigen Druck hauptsächlich durch die Neigungsän- 74 Art. 3.—K. Koriba:: derung der Knospen, die wir als erste anodische und zweite katho- dische Verschiebung bezeichnet haben, zum Ausdruck. Mit der nastischen Knickung wenden sich nun aber die Knospen unter den obwaltenden Kontaktverhältnissen mit eigener Kraft nach derjeni- gen Richtung, welche mit den wirksamen höchsten Kontaktzeilen — seien es die ursprünglichen oder die sekundär entstandenen— antidrom ist. Die Verschiebung und Wendung lassen sich aller- dings nicht scharf von einander unterscheiden, weil die Knickung nur allmählich vor sich geht. Bei den meisten Fällen geht die ursprünglich gegebene Neigung ohne weitere Verchiebung in die kathodische Wendung über. Bisweilen werden aber die Knospen unmittelbar nach der ersten Verschiebung anodisch gewendet, oder sie kehren infolge einer zweiten Verschiebung wieder in die ursprüngliche Neigung zurück. Jedenfalls wird die Wendungs- richtung erst nach der Rückenknickung völlig entschieden. Weitere Schwingungen, wie sie sich bei der einfachen Verschiebung erwarten lassen, kommen hier natürlich nicht vor. Die Ähre dreht sich dann immer nach derselben Richtung weiter fort, und damit erlischt auch der Knospenkontakt gänzlich. Eine lebhafte Torsion der Achse findet erst in der großen Periode des Wachsens statt. Die Drehung der Spiranthes-Ähre ist somit nicht eine einfach durch Knospendruck verursachte passive Torsion. Die Druckver- hältnisse der Knospen können hier natürlich die Achse zu einer Drehungsrichtung veranlassen, sowie ein Drehungsmoment liefern; sie bedingen aber die Torsion nicht ausschließlich. Die weitere Drehung, deren Größe je nach der Ähre sehr verschieden ausfällt, steht mit ihnen in keinem unmittelbaren Zusammenhang. Wir müßen also den wahren Grund der Torsion in den Achsenge- weben selbst suchen. Warum ist nun aber die Infloreszenzachse allein, nicht aber der Blütenstengel gedreht, und wodurch wird die Torsionsgröße bestimmt? Das zu beantworten bedarf noch weiterer Untersuchung. Wir wollen nun aber zunächst die Drehungsvorgänge verschiedener Ähren etwas näher beobachten. Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der 57 iranthes-Ähre. — or $ 1. Drehungsvorgänge der Ahren verschiedener Stellungen. 3ei der kathodischen Drehung der normalen Ähre werden nach der Wendung der Knospen die drei 3" Zeilen einstweilig orthostich, und dann antidrom (Fig. 3 d, Taf. III). Schreitet die Knospenentwicklung schneller fort, so fallen diese drei 3” Zeilen als gerade laufende Linien deutlich ins Auge(Fig. 7 bu. e, Taf. III; Fig. 34, Taf. V), geht sie aber langsam vor sich, so sind sie “und € weniger auffallend. Inzwischen erlischt die Berührung der 3 dann die der 2” Knospen, und sie kommen in unmittelbare Berührung mit der Mutterachse. Nach weiterer Drehung wird dann die Grundspirale immer deutlicher, und bei der dicht zusam- mengesetzten Ähre werden die Knospen dieser 1” Zeile in engere Berührung miteinander gebracht (Fig. 39 a, Taf. V). Schon vor dem Aufblühen aber werden die Streckung und Drehung der Achse eingestellt, und die Spirale bildet meist mit 5-15 Blüten einen Spiralenumlauf. Es gibt aber häufig Spiralen, die sich bis zu einer gerade aufsteigenden Linie auflösen oder sogar darüber hinausgehen und antidrom werden (Fig. 37a u. 39 a. Taf. V). Nicht selten kommen auch Spiralen vor, die sich kaum mehr als'1/3-1/4 auflösen (Fig. Ta, Taf. III; Fig. 42, Taf. V). Im Allgemeinen läuft die Spirale bei den schlanken Ahren steiler als bei den diekeren. Selbst in einer und derselben Ähre ist der Grad je nach der Höhe verschieden. Die Spirale steigt am unteren Teil der Ähre meist allmählich, dann aber immer steiler, und nach der Spitze zu meistens wieder langsam auf (Fig. 57 u. 39, Taf. V). Im Allgemeinen lösen sich die Ähren, deren Verschiebungs- und Wendungsvorgänge schneller fortschreiten, bei weiterer Ent- wieklung stark auf, wie dies bei den meisten schlanken Ähren gewöhnlich der Fall ist; und umgekehrt. Derartige Erscheinungen können aber auch je nach den Ähren ziemlich verschieden sein. Fig. 7, Taf. III stellt einige Beispiele dar. Bei a und d sind die jüngeren Teile der Ähren noch nicht sehr entwickelt, die Blüten- spirale ist aber bei a am mittleren Teil etwa nur 1/4 aufgelöst, während sie bei d ganz gerade geworden ist. Bei b und e sind Art. 3.—K. Koriba : Be | [er] die drei 3” Zeilen am oberen Teil der Ähre annähernd gerade geworden, die Blütenspirale hat sich aber bei der ersteren nicht weiter gedreht, während sie bei der letzteren annähernd gerade geworden ist. Bei e und f haben sich die oberen Teile in gleicher Weise aufgelöst, während die Blütenspirale von e weniger gedreht ist als die von d, e und f. Bei der jüngeren Ähre ist es also ganz unmöglich, den weiteren Drehungsgrad vorauszubestimmen. Der- selbe hängt natürlich nicht ausschließlich von der Dicke der Achse ab, sondern verschiedene Kombinationen von erblichen Eigen- schaften scheinen auch dabei eine wichtige Rolle zu spielen. Denn bei den Schwesterähren mit annähernd derselben Anzahl von Blüten—was auch auf eine Ähnlichkeit der Ernährungszustände schließen läßt—sind nicht nur die Form und Färbung der Blüten, sondern auch alle Auflösungsvorgänge nahezu dieselben. In der freien Natur kommen aber solche nur selten vor, weil sich im Allgemeinen die oberste Achselknospe am stärksten entwickelt. Bei den anodisch gewendeten Ähren erlischt die Berührung der 5" Zeilen schon früher, während die der 3” Zeilen ziemlich lange beibehalten wird. Sie werden aber immer schräger, wogegen die 2” Zeilen immer steiler werden, bis sie sich endlich in annähernd gerade zweireihige Spiralen auflösen (Fig. 27 a, Taf. IV; Fig. 31, 32b u. eund 33, Taf. V). Beim Kontakt 3 und 5 ist das Aussehen ganz ähnlich (Fig. I7 u. 27 b, Taf. IV). Beim Kontakt 3 und 4 werden die vier 4” Zeilen meist schon früher sichtbar, während die drei 3” Zeilen wegen der schräg-dorsi- ventralen Berührung, wie bei den 2” Zeilen der normalen Ähre, nicht sichtbar sind. Im ausgewachsenen Zustand ist die Spirale etwa der der normalen ähnlich, weil sie sich gleicherweise katho- disch gedreht hat. Die fertige Spirale ist aber meistens steil, und ihre Blüten sind dieht zusammengedrängt (Fig. 17, 18, 19a, 20d u. 29, Taf. IV), weil die Divergenz hier erheblich kleiner ist als bei der normalen Ähre (100° 48’ versus 138° 28). 3ei den Ähren mit quirlständigen Blüten bietet die Achsen- drehung nichts bemerkenswertes (vgl. unten), und da sich die Achse bald nach rechts, bald nach links dreht, so kommt das spiralige Aussehen niemals vor (Fig. 19 b-d, 20 bu. 22, Taf. V). Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ähre. | | $ 2. Arrangement und Massenverhältnis der Achsengewebe und die Torsionsgröße der Achse. Daß die Torsion mit der Streckung der Achse parallel geht, unterliegt keinem Zweifel (Fig. 47, Taf. VI). Verzögert die Ähre infolge irgend eines Hindernisses stark ihre Streckung, so löst sie sich auch kaum mehr als 1/3 auf, und die Blüten bieten meistens einen zusammengedrängten und zusammengeschrumpften Anblick dar, wie z. B. bei entwurzelten und ins Wasser gestellten Ähren. Die bloße Längenzunahme ist aber kein ausschließlicher Maßstab der Torsionsgröße. Denn selbst bei stark gestreckten Ähren kann die Torsionsgröße kleiner ausfallen (Fig. 5, Sb, 9b, 10 u. 15, Taf. III), und umgekehrt kann sie bei dicht zusammen- gedrängten Ähren doch sehr stark sein (Fig. 39, Taf. V). Selbst bei einer und derselben Ähre fällt die Torsionsgröße im Allge- meinen am unteren Teil der Ähre kleiner aus als am oberen, trotzdem sich die Länge der Internodien nach oben allmählich verkürzt. (Fig. 36. Taf. V). $ 4. Drehungsrichtung der Achse, deren Knospen vorher abgeschnitten wurden oder deren Knospen sich nicht im Kontakt befinden. Zu Anfang der Streckung ist das Wachstum der beiden Gewebearten der Achse ganz gleichmäßig, und daher kommt keine Torsion zustande. Erst mit der nastischen Krümmung der Knospen nimmt das Wachstum des zugehörigen Polsters schnell zu, und die Torsion hält damit Schritt. Da aber dabei die Wendungsrichtung der Knospen durch die obwaltenden Druckver- hältnisse schon bestimmt ist, so dreht sich auch die Achse in der nämlichen Richtung weiter fort, und es entsteht eine zierliche Spirale. Ob aber die Torsionsrichtung ausschließlich durch die Knos- penwendung sekundär bestimmt wird, oder ob sie schon vorher festgelegt worden war, erfordert weitere Betrachtung. Denn wir haben schon bei den schwachspiraligen dreizähligen Quirlen, trotzdem bei ihnen die Verschiebungswirkung der oberen und unteren Quirle etwa neutral oder ganz entgegengesetzt ist, gesehen, daß die Drehungsrichtung der Achse meist kathodisch ausfällt. (Quirle II u. III in Fig. 19 d, Taf. IV. Vgl. auch S. 70). Esist also noch näher zu untersuchen, was aus der Drehungsrichtung werden würde, falls man die Knospen schon vorher abschnitte und ihren mechanischen Einfluß außer Wirkung setzte. Schneidet man bei einer etwa '/, aufgelösten Ähre sämtliche Knospen am mittleren Teil der Achse ab, so setzt sich die Drehung doch nur wenig geschwächt fort (Fig. 36, Taf. V). Selbst wenn man die Ähre noch früher ähnlich behandelt, so schreitet die Drehung doch, sofern nur die Streckung gestattet ist, in der normalen antidromen Richtung mehr oder minder fort. Natürlich ist dabei durchaus notwendig, einige obere Knospen unverletzt zu lassen, denn sonst würde die Achse sich kaum noch strecken. Je früher und je vollständiger die Knospen abgeschnitten werden, Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ähre. 33 um so kleiner wird auch der Auflösungsgrad. Bei den in Fig. 36 angegebenen drei Ahren sind die Auflösungsgrößen sukzessiver Internodien im Bruch des Umfangs folgendermaßen. TABELLE V111. > Iiegionen in ee den Ähren AÄ—A’ B B [6 Nummer — | der Ähren \ Y—lı Ye Yr Yıı b nut Us 1; [r c 1a !/a Us Yo Ausnahmsweise kommen auch Ähren vor, deren Knospen zur Zeit der Verschiebung keine Dorsinastie aufweisen, die sich aber stark gastronastisch auswärts krümmen. Es streckt sich nämlich bei solchen Ähren zuerst stark die obere ventrale Seite des Fruchtkörpers; derselbe streckt sich bis- weilen so, daß seine dorsale Seite, wo nachher eine starke dorsinastische Krüm- mung zutage treten soll, mit einer tiefen Faltung passiv gedrückt erscheint, wie die nebenstehende Figur 11 veranschaulicht. Da aber das Deckblatt stets der Krümmung entgegenwirkt, so kann die Außenwen- Eine ae, düns bei der dickeren Achse nicht über Knospe. Das Deckblatt entlassen. 40°-60° hinausgehen (Fig. 16a, b u. ce, Taf. III). Bei der schlanken Ähre aber geht sie sogar bis auf 90° (die unterste Knospe in Fig. 16d). Trotz soleher Außenwendung dreht sich die Achse bei der Streckung annähernd bis zu '/; antidrom. Inzwischen werden nun die Knospen auch stark dorsinastisch und unter lebhafter Streckung der Tragachse wenden sie sich in die nämliche kathodische Rich- tung und bilden stets eine ziemlich steile Spirale. Diese anomale Eigenschaft der Knospen scheint erblich zu sein, weil die Schwesterähren sich stets ähnlich verhalten. (Siehe z. B. Fig. 16c u. d). 84 Art. 3.—K. Koriba: $ 5. Eigene Torsionsrichtung der Achse. Aus dem eben besprochenen ersieht man deutlich den Um- stand, daß die Infloreszenzachse, selbst wenn die Knospen- verschiebung außer Wirkung gelassen oder der Kontakt schon früher erloschen ist, sich stets kathodisch dreht. Es ist aber damit noch nicht entschieden, ob die Achse schon von Anfang an dieselbe Tendenz besitzt oder nicht, weil die Polster, zumal bei den schlanken Achsen, infolge des gegenseitigen Wachstumsdruckes der Knospenanlagen—die 2” und 3” unten— schon von Anfang an eine kathodische Neigung angenommen haben (vgl. S. 30; Fig. 25, Taf. II), und weil ferner, wie wir unter $ 3 gesehen haben, eine schwache Neigung des Polsters leicht eine gleichsinnige Achsendrehung herbeiführen kann.’ Wenn man sich aber vergegenwärtigt, daß bei den schwach spiraligen Quirlen, deren Polsterneigung kaum merklich oder sogar ganz entgegengesetzt ist, die Drehungsrichtung, sofern der Knospendruck außer Acht gelassen ist, stets kathodisch ist, so scheint diese Tendenz doch noch einen tieferen Grund zu haben. Da die innere Resistenz der Mestomstränge dabei von keiner Bedeutung ist oder die Drehung der Spiranthes-Ähre keine Rückdrehung ist, so müßen wir den Richtungsanlaß direkt in den Polstern und deren Arrangement suchen. Daß die Drehung zylinderförmiger Gebilde entweder durch das Drehungsbestreben einzelner Zellelemente, durch schiefes Wachs- tum konzentrischer Zellschichten, oder durch stärkeres Wachstum peripherischer Gewebe herbeigeführt werden kann, ist eine wohl bekannte Tatsache (NÄGELI und SCHWENDENER ’17, S. 415). Bei den meisten Wachstumstorsionen kommt aber das stärkere Wachs- tum peripherischer Gewebe am häufigsten vor. Die Drehungs- richtung ist dabei natürlich nicht von Anfang an bestimmt; es 1) Daß eine schwache, tangentialschiefe Neigung der peripherischen Schichten, sofern die Achse drehbar ist, beim weiteren Wachstum derselben eine gleichsinnige Drehung einleiten kann, können wir mittelst der Schlingpflanzen deutlich nachweisen. Hüngt man z. B. einen stark drehbaren Sproß von Dioscorea-Arten und dgl., dessen jüngere Internodien schon schwach gedreht sind, vermittelst Holzbrettchen an Glasrohr, wie wir auch schon unter $ 3 gesehen haben, so dreht er sich mit der Streckung allmählich nach derselben Richtung, so daß am oberen, noch weichen Teil des Spresses notwendig eine antidrome Torsion herbeigeführt wird. Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ähre. 85 erfordert wenigstens eine schwache Veranlassung, durch welche der neutrale Zustand zerstört wird. Ganz ähnlich verhält es sich auch bei solchen Fällen, wo die stark wachsenden Schichten nicht allerseits gleichmäßig verteilt, sondern in longitudinalen Zonen angeordnet sind, wie bei den quirlständigen Achsen der Spiranthes- Ähre. Ist aber die Richtung einmal gegeben, so wird sie mit der Streckung immer ausgeprägter. Wenn aber die stark wachsenden Zonen in ungleichmäßiger Verteilung oder Stärke angeordnet sind, so kann das schiefe Wachs- tum und damit auch die Drehungsrichtung leicht in sich selbst veranlaßt werden. Bei Spiranthes vermindert sich allmählich die Gewebemasse jedes Polsters nach unten, bis sie schließlich an der Insertionsstelle des unteren 2” und 3” Deekblattes endigt. (Fig. 12 b, S. 85). Die tordierende Kraft wird damit auch nach unten ver- kleinert. Da auch die Streckung der Achse die sukzessiven Inter- nodien hindurch nach oben fortschreitet, so laufen die stark resp. schwach wachsenden Teile des äußeren Gewebe ebenfalls spiral- förmig nach oben. Fig. 12. Erklärung im Text. Denkt man nun einstweilig an ein Internodium, so befindet sich auf einer Seite des Zylinders ein stark verdickter Teil (Fig. 12 a; das Polster des nämlichen Internodiums), und im Winkelbereich von etwa 140° ein anderer schwach entwickelter Teil (Fig. 12 5; das Polster des nächst oberen Internodiums), und dazwischen dünnere Rindenzonen (e, d u. e)." 1) Das Areal c entspricht zwar nach der Definition Irersox’s (l. c. S. 237) dem unteren Teil des zweitoberen Polsters. Dasselbe ist aber von der gewöhnlichen Rindenschicht des Stammes nicht mehr zu unterscheiden, und kommt daher in mechanischer Hinsicht kaum in Betracht. 86 Art. 3.—K. Koriba: Bei der Streckung erleiden nun die Polster « und 5 durch den Zentralzylinder eine Resistenz. Diese ist aber je nach der Seite des Polsters verschieden. Die Polster erleiden eine große Re- sistenz auf der Seite der großen Divergenz (b ee a) und eine kleine Resistenz auf der Seite der kleinen Divergenz (a d 5), weil sie auf die näher befindlichen Seiten mithelfend einwirken. Das Polster a hat somit eine große Resistenz auf der kathodischen Seite (a e), und das Polster 5 auf der anodischen (2 e), so daß bei ihrer Streckung a gezwungen wird sich auf die kathodische Seite zu neigen und d auf die anodische. Da aber das Massenverhältnis des Polsters 5 höchstens etwa '/; von dem des Polsters a beträgt, so wird dessen Neigungsrichtung bei der Streckung stets von der des Polsters « überwunden, oder das Polster 5 vermindert nur die Resistenzwirkung des Polsters a auf der anodischen Seite, welches den Hauptteil des Torsionsmoments des nämlichen Internodiums ausmacht. Jedes Polster wird also mit Hilfe des nächst oberen stets kathodisch gewendet, so daß man den Sachverhalt dahin zusammenfassen kann, daß jedes Polster ein Tortionstreiber, und jedes nächst obere ein Richtungsveranlasser ist. Ist das Polster einmal geneigt, so wirkt der tangentiale Kom- ponent seines Wachstums unmittelbar als Drehkraft auf den Zentralzylinder. Der Zylinder, der sonst ganz gleichmäßig wach- sen sollte, erfährt dadurch eine Spannung, und zwar eine Zugspan- nung in den peripherischen Zellschichten und eine Druckspan- nung in den zentralen Teilen. Im Polster selbst befindet sich auch ein Spannungsunterschied—eine starke Druckspannung in den inneren Schichten. Bei den äußeren Schichten scheint aber nicht ein Zug-, sondern auch eine Druckspannung vorhanden zu sein; denn wir sehen häufig unterhalb des Deckblattes, zumal bei den diekeren Ähren, Querfaltungen. (Siehe z. B. Fig. 27 b, Taf. IV). Jedenfalls wird die Ähre soweit gedreht, wie das Achsengewebe durch die Drehkraft des Polsters plastisch ausgedreht wird. Das Massenverhältnis und die Wachstumsdifferenz beider Gewebe sind also stets maßgebend, und die durch Spannungsdifferenzen sekun- där modifizierten Streckungsverschiedenheiten werden allmählich plastisch fixiert. Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ähre, 87 Die Wachstumskraft des oberen Polsters 5 im Vergleich zur übrigen Rindenschicht e, d und e, und die Differenz der großen und kleinen Divergenzen können hier in theoretischer Hinsicht, soweit der Knospenkontakt außer Acht gelassen ist, unendlich klein sein, weil 4 nur ein Veranlaßer ist. Daß die Wendungs- richtung der annähernd dekussierten Knospen nicht leicht mit dem bloßen Auge zu bestimmen ist, ist damit auch verständlich (vgl. Sen): Bei den Ähren mit Spiralstellungen ist das genannte Verhält- nis die sukzessiven Internodien hindurch von keiner Bedeutung und die Drehung schreitet stets kathodisch fort.” Bei den Ähren mit spiraligen dreizähligen Quirlen verhält es sich ähnlich, natürlich im schwachen Maße, weil die Wachstumsdifferenzen zwischen dem Treiber und Veranlasser, sowie zwischen den Polstern und dem Zentralzylinder mit dem Flächerwerden der Spiralen immer kleiner werden. Wenn zwei ganz gleiche Polster gleichhoch gestellt sind, so wird natürlich die Drehungsrichtung nicht bestimmt, außer wenn ein anderer mechanischer Anlaß vorhanden ist. Sie können je nach dem gegenseitigen Lageverhältnis von einander abweichen, wobei aber keine Torsion zustande kommt. Solches scheint besonders bei den dickeren Achsen der Fall zu sein (der Quirl I in Fig. 19 ce, Taf. IV; vgl. auch S. 70). In Wirklichkeit kommt das aber nur selten vor, weil zunächst selbst bei dicht nebeneinander stehenden Polstern eine Verschiedenheit mit Bezug auf Größe oder Höhe fast stets vorhanden ist, weil ferner die schiefe Neigung eines Polsters, das unmittelbar daneben liegende Polster zu dersel- ben Neigung veranlaßt, und weil schließlich die Druckwirkungen der oberen oder unteren Knospen meist asymmetrisch sind. Falls das schiefe Wachstum vom unteren Internodium übertragen wird, so wird die Neigungsabweichung der Polster leicht überwunden. Daß bei einem zylinderförmigen Gebilde, bei dem sich der Verlängerungsgrad und die Anordnung der Materialien so verhält 1) Die Anordnung der zwei ungleichen Zcnen um die Zylinderfliche kann natürlich ent- weder sukzessiv geradlinig oder spiralig sein. Im ersteren Fall der Drehung würde aber eine Windung leicht kombinieren, während im letzteren Fall diese sich durch Kompensation auf sukzessiv verschiedenen Seiten mehr der einfachen Drehung nähert. 88 Art. 3.—K. Koriba : wie bei der Spiranthes-Achse, die Drehungsrichtung stets katho- disch ausfällt, ist natürlich nicht auf die wachsenden Pflanzenor- gane beschränkt. Man könnte das vielleicht durch ein Modell «lemonstrieren. SCHWENDENER (’98, II, S. 369 ff.) hat ein Modell angefertigt, um zu prüfen, ob bei ungleichem Zuwachs der drei ursprünglich gleichen Längszonen eines geraden Organs die im Organ zurück- bleibenden Spannungen seitliche Komponenten liefern, durch welche eine Drehung bewirkt wird. Es war ein Hohlzylinder, der aus drei verschiedenen Metallen, Eisen, Zink und Messing, zusammengefügt, und durch Erwärmen mit heißem Öl, infolge verschiedener Ausdehnungskoeflizienten, zugleich gekrümmt und tordiert wurde. Auf ähnliche Weise könnte man vielleicht auch die katho- dische Drehung untersuchen, wenn man das Modell so anfertigte, daß ein Hohlzylinder mit einem minder ausdehnbaren Metall vermittelst zwei Metallstreifen, einem diekeren und einem dünneren von hohem Ausdehnungskoeffizienten dicht zusammengefügt würde, wie unsere Fig. 12 D, S. 55 es veranschaulicht. Noch besser würde das Resultat vielleicht sein, wenn man zahlreiche Metallstreifen von polsterförmiger Gestalt (Fig. 12 B) der natür- lichen Polsteranordnung gemäß anbringen würde. $ 6. Beziehung zwischen der Achsendrehung und Druckdrehung. Weil einerseits die Achsendrehung vermittelst des Polsters und Deckblattes die Wendungsrichtung der Knospen bestimmen kann, und weil andererseits die von den Druckverhältnissen ver- ursachte Wendung der Knospen die Drehungsrichtung der Achse bedingen und ein Druckmoment liefern kann, so werden die Auflösungsvorgänge je nach den Umständen auch verschiedenartig modifiziert. ei den meisten Ahren, besonders bei den schlanken, kommt aber die eigene kathodische Drehung mit der Streckung der Achse sehr früh zustande. Die Knospen werden dadurch auch katho- Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ähre. 39 disch geneigt und gleiten den Rücken der 5" oberen entlang, bevor die Rückenknickung beginnt. Zur Phase des Spitzen- kontaktes entsteht also nie ein wirksamer 5" Kontakt. Mit an- deren Worten, die Achsendrehung und die Knospenwendung fallen gleich kathodisch aus, sie wirken zusammen, und so ist schließlich eine zierliche einzeilige Spirale die Folge. Die Kontaktverhältnisse werden aber je nach den Wachstums- verhältnissen der Achse und Knospen sekundär verändert, und dadurch auch die Neigungsrichtung der letzteren, weil sie nur spindelförmige Seitenorgane sind. Die Knospen übertragen dann dieselbe Neigung vermittelst des Deckblattes leicht auf die Polster. Nach der Kniekung wird die Neigung immer von der Kronenspitze gestützt. Beim ersten Anfang der anodischen Wendung existieren mit- hin zwei Gegenwirkungen; die eine im Knospenkörper selbst (S. 55 ff.) und die andere an seiner Ansatzstelle.e. Wenn die Knospenspitze durch obwaltende Druckverhältnisse nach der anodischen Richtung gewendet wird, so wirkt das Polster dem natürlich erst entgegen. Ist dabei die normale Achsendrehung schon mäßig fortgeschritten, so tritt die Gegenwirkung des Polsters ziemlich stark auf, weil die kathodisch-schiefe Neigung schon plastisch fixiert ist und selbst nach weiterer Streckung nicht leicht erlischt und sich bisweilen sogar verstärken kann. Die Knospen- wirkung und die Polsterwirkung können sich also unter Umständen im Gleichgewichtszustand befinden. Die Knospe blüht in solchem Falle meist ungewendet auf, und die Achsendrehung, sei sie kathodisch oder anodisch, ist auch sehr klein oder verschwindet gänzlich. Ist hingegen die anodische Wendung der Knospe schon früher zustande gekommen oder ist die kathodische Neigung des Polsters noch nicht ausreichend, so wird die Polsterwirkung, besonders nachdem die Knospenspitze die Achse entlang schon anodisch vorbeigeglitten ist, leicht überwunden und anodisch geneigt, da die kathodische Tendenz selbst anfänglich ganz schwach ist. Bei weiterer Streckung wirkt sie somit bei der anomalen Auflösung der Ähre mit, und zweireihige Spiralen sind die Folge. 9 Art. 3.—K. Koriba: All’ solche Gegenwirkungen kommen bei den quirlständigen Ähren stark ausgeprägt vor, weil die Asymmetrie der Druck- verhältnisse, der Polsterverteilung und somit auch die der eigenen Torsionstendenz stark vermindert ist. Jede Wirkung, sei es Knospen- oder Polsterwirkung, ist anfangs gleich schwach und verstärkt sich erst allmählich bei weiterer Entwickelung. Tritt also die Neigungswirkung in einer Knospe oder einem Polster anfangs relativ stärker auf, so wird die andere Knospe, selbst wenn die entgegengesetzte Tendenz schon vorhanden ist, leicht überwunden, so daß die Achse sich bald kathodisch, bald anodisch dreht. Jedenfalls ist der erste Anlaß der Neigung sehr schwach, und die Richtung kann unter Umständen wiederholt schwanken. Mit der Zeit wird aber die Tendenz immer stärker und deutlicher, bis sich endlich eine bestimmte Richtung ergibt. $ 7. Neigung und Windung der Achse. 3ei dem gedrängten Zustand der Ähre ist die Achse, wie schon erwähnt (S. 30), wegen der Druckwirkung der Knospen und der Entwicklung der Polster, ziekzackförmig schraubenwendig. (Fig. 40 A, Taf. V). Mit der Streckung der Achse wird aber diese Windung allmählich unmerklich, und es wird von neuem eine andere Windung herbeigeführt. Bei der Orientierung krümmen sich die Knospen erst dorsinastisch nach der hinteren Seite. Da aber die Achse direkt im Wege steht, so weichen sie mit ihrer Krümmung passiv von der Medianebene ab, und drücken gleichzeitig die Achse seitlich nach hinten. Ist die Achse dabei dicker, so werden die Blüten stark passiv geneigt, und eine zygomorphe Lage ist infolgedessen nicht möglich. Ist hingegen die Achse schlank, so ist die Neigung natürlich nicht so groß; es wird vielmehr nun die Achse von den Blüten passiv geneigt,’ weil die Fruchtknoten sich bestreben stets eine möglichst aufrechte Lage einzunehmen. Die Neigungen sind also je nach der Dicke, der Biegungsfestigkeit und der geotropi- 1) Es sei hier bemerkt, dat die durch das Überwachsen des Polsters verursachte Neigung der Achse hier kaum in Betracht kommt, oder daß die letztere durch Drehung annähernd aus- geglichen wird. Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ahre. 9, schen Aufstrebung der Achse sowie nach dem Orientierungs- vermögen und der Größe der Knospen verschieden. Die laterale Neigung des Fruchtkörpers beträgt in der Regel 15°-20°,” die Vorwärtsneigung desselben von der Seitenansicht 0°-20°, die Medianabweichung der Krone von oben gesehen 20 50°, und die horizontale Abweichung der Querebene der Krone von vorn geschen 5-15. Die Neigung der Achse beträgt hin- gegen gewöhnlich nur etwa 5, höchstens 20°, was sich nur bei stark gedrehten schlanken Ähren beobachten läßt. Häufig ist die Neigung ganz unbemerkbar. Ist die Blütenreihe geradläufig, so ist auch die Achse gerad- linig geneigt (Fig. 39B, Taf. V); ist die erstere schraubenwendig, so ist auch die letztere gleichsinnig-schraubenwendig (Fig. 37, 39a u. 40b, Taf. V).” Bei den diekeren Achsen ist das aber meist unmerklich (Fig. 40 a versus b, Taf. V). Angenommen nun, daß die Ansatzstelle der Blüten sich dem Beobachter von der vorderen Seite zeigt, so sind die Krone sowie auch die Achse gleich nach hinten geneigt (z..B. Fig. 39 A). Die seitlichen Nei- Bir.ı8, gungen der beiden Horiz« ntale Projektic n der Achsenwindung und Kronenaus- sind aber in entgee- strahlung. (Grundspirale rechtsläufig.) Re a. Gerade Achse. Blütenspirale homedrom. gengesetzter Rich- bh. Schwach gewundene Achse. Blütenspirale homodrom. “ ; re: c. Stark gewundene Achse. Blütenspirale homodrom. tung. Bei der rechts- d. Geradlinig geneigte Achse. Blütenspirale geradlinig. . “. : e. Stark gewundene Achse. Blütenspirale antidrom. went ligen Ahre ist die Blüte nach rechts, die Achse aber nach links gerichtet, und 1) Der Neigungswinkel der Blüte (des Fruchtkörpers und der Krone) gegen den Zenith ist wegen der Unregelmäßigkeit und Kleinheit ihrer Form nicht genau meßbar. Die Zahlen sind hier daher nur nach Augenmaß gegeben, 2) Der Windungswinkel jedes Internodiums in horizontaler Projektion betrügt (5 - x 360°, wo ö den Drehungswinkel der Achse vorstellt. Sofern ö kleiner als 5/13 ist, ist die Windung mit der Grundspirale homodrom, und umgekehrt. Sind beide gleich groß, so ist die Spirale geradlinig. 92 Art. 3.—K. Koriha:: umgekehrt. In horizontaler Projektion bilden mithin die Win- dungskurve der Achse und die Kronen einen Winkel von 50°-80°, wobei die Kronen bei der rechtsläufigen nach rechts (Fig. 13, S. 91), und bei der linksläufigen nach links gewendet sind. Da aber die Blütenspirale je nach dem Torsionsgrad der Achse entweder homodrom, gerade oder antidrom werden kann, so sind die Kronen bei den homodromen nach innen (Fig 13 b u. e), und bei den antidromen nach außen (Fig. 13 e) gerichtet. Bei der antidromen Windung ist die Neigung der Achse schon ziemlich groß, zudem sind die Kronen schief nach außen ge- wendet, so daß die Blütenreihe eine wenig steile Spirale von großem Durchmesser beschreibet (Fig. 37, Taf. V). Bei der homodromen Windung läuft hingegen die Kronenspirale um so steiler auf, je größer die Achsenwindung ist (Fig. 39 a, Taf. V und Fig. 7 a u. b, Taf. III). Die Blütenspirale sieht mithin je nach der Torsions- und Neigungsgröße der Achse ziemlich verschieden aus, und beim sogen. jlexuosa-Typus und ähnlichen Typen fällt diese starke Windung sehr ins Auge (Fig. 37 u. 39, Taf. V; siehe auch Brumx, Flora Javae, t. 4, tab. 38, Fig. 3). Die Windung der Achse ist auch bei den halbierten Ähren wohl konstatierbar. Halbiert man die Ähre in der jüngeren gedrängten Phase mit einem scharfen Messer, so entwickeln sich die unverletzten Blüten dennoch nicht merklich beschädigt weiter (Fig. 44 u. 44° Taf. V). Die Achse dreht sich aber kaum, sondern wird einseitig gekrümmt, weil die Polster nicht mehr eine einheitliche peripherische Schicht in sich bilden. Die Wendungs- richtung der Blüten ist aber meist kathodisch, wie die der unver- letzten. Weil hierbei die Achse infolge der Halbierung sehr schlank und biegsam geworden ist, so wird sie bei der Wendung der Blüten anodisch gekrümmt und diese Krümmung führt im fertigen Zustand auf sukzessiv verschiedenen Ebenen eine anti- drome Windung aus. $ S. Welkungstorsion der Achse. Läßt man die so etwa halb aufgeblüte Ahre im Zimmer verwelken, so dreht sich der schon gedrehte Teil der Achse mit Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ähre, 93 dem Wasserverlust noch in der nämlichen Richtung weiter. Nach dem Absterben und Vertrocknen des Gewebes ist dies besonders stark bemerkbar (Fig. 34 resp. 35, Taf. V'). Die Torsionsgröße ist aber je nach dem Alter der Achse verschieden. Der noch nicht aufgelöste, jüngere Teil dreht sich hierbei garnicht, wie das auch beim schon stark verholzten älteren Teil der Achse der Fall ist. Beim Blütenstengel, der sich von Anfang an nicht gedreht hat, findet auch nie eine Drehung statt, ob er noch jung oder schon alt ist. Dagegen dreht sich der schon stark im Drehen begriffene Teil der Ähre sehr merklich, ganz unabhängig, ob die ursprüngliche Torsion kathodisch oder anodisch war. Die gewöhnliche homodrome Blütenspirale wird dadurch meist antidrom. An der Übergangsstelle der Wachstumstorsion von der einen Richtung in die andere kommt ebenfalls keine Wel- kungstorsion vor; die Achse bleibt nach wie vor ganz gerade. Daß die Drehung bei dem ursprünglich geraden Teil der Achse niemals eintritt, weist darauf hin, daß die Welkungstorsion nicht durch die aktive Kontraktion des inneren Gewebes beim Vertrocknen verursacht wird; im Gegenteil müßte das letztere dabei passiv verkürzt werden. Daß die Richtung und Größe der Torsion durchweg von derjenigen der ursprünglichen Wachstums- torsion abhängig ist, zeigt auch deutlich, daß die Welkungstorsion hier hauptsächlich von der tangentialschiefen Neigung der Zellen veranlaßt worden ist. Da einerseits die Zellen der Infloreszenz- achse beim Wasserverlust stärker in der Querrichtung kontrahieren als in der Längsrichtung—die gestreckten Zellen werden durchweg einer Längsfaltung unterliegen (Eıcnnorz "56, S. 549; STEINBRINCK ’06, S. 671 u. 739)—und da andererseits die schon schief geneigten Zellen, sofern ihre Länge nahezu konstant bleibt, mit der Verminderung des Achsendurchmessers gezwungen werden sich immer schiefer zu neigen, so ist es leicht verständlich, daß die Achse beim Waßerverlust sich um so mehr dreht, je schiefer die äußeren Zellschichten beim Anfang der Verwelkung geneigt waren. Die Zellen wirken hier also in sich selbst als dynamisch-statische Elemente der Torsion (vgl. Ercmmorz 86 S. 550) in der 94 Art. 3.—K. Koriba : longitudinalen Richtung nämlich als Widerstands-, und in der Querrichtung als Kontraktionsgewebe. Die Welkungstorsion wird hier mithin nur den schon gedreh- ten zartwandigen Zellkomplexen, deren Membranen dem Kohä- sionszug des schwindenden Zellsaftes leicht nachgeben, gestattet. Nach vollständiger Ausbildung der Prosenchymscheide wird dies aber viel schwieriger, weil die verholzten Zellen nicht so leicht schrumpfen und ihre ursprüngliche Gestalt und Neigung beibe- halten. Diese Torsion ist auch wie die Wachstumstorsion nur ein einmaliger Vorgang; denn nach dem Verwelken und Vertrocknen wird der ursprüngliche Zustand nie wieder hergestellt. Nur im siedenden Wasser kann diese Torsion wieder etwas rückgängig gemacht werden. Solche Welkungstorsion ist also bei der Welkung schon gedrehter Organe mit zartwandigen Zellen stets sichtbar, und ich beobachtete sie häufig bei den Fruchtknoten verschiedener Or- chideen, bei geschnittenen Sehlingpflanzen, sowie auch bei den Hemerocalis-Blüten, falls sie schon vor dem Aufblühen begonnen hatten sich zu drehen. VI. Drehung der Achse in ihrem Zusammenhang mit der Orientierungsbewegung der Bluten. Die Drehung der Achse wird durch die Orientierungsbewegung der Blüten, deren Verlauf je nach der Lage der Achse verschieden ausfällt, stets mehr oder minder modifiziert. Esist also unbedingt notwendig, das Verhalten der Ähre in verschiedenen geneigten Lagen zu untersuchen. Die Orientierungsbewegung der Knospen wird aber beim unverletzten Zustand der Ähre durch die Stütz- wirkung des Deckblattes sehr undeutlich gemacht oder gar stark verändert. Das eigene Orientierungsvermögen der Blüten ist daher ohne Abschneiden des Blattes kaum richtig zu erkennen. Wir wollen also zunächst entblätterte Blüten mit Bezug auf das Örientierungsvermögen prüfen. Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Sy iranthes-Ähre, 95 A. Orientierungsbewegung der entblätterten Knospen. Die Knospe ist anfangs natürlich ganz unfähig auf tropische Reize zu reagieren. In der Lage, in der sie sich gerade befindet, wächst sie weiter fort, bis sie endlich erst 3-5 Tage vor dem Auf- blühen reaktionsfähig wird, während die dorsinastische Krümmung schon früher begonnen hat, und die zugehörige Infloreszenzachse auch schon geotropisch reagierbar geworden ist. Befestigt man beispielweise eine junge Ähre mit einem Faden an, dem ein Gewicht angebracht ist, mit der Spitze nach unten, so reagiert die frei gelassene Ährenspitze einige Tage früher als die Knospen, und trotz mechanischer Verhinderung der dicht zusam- mengedrängten Knospen, strebt sie danach eine aufrechte Lage einzunehmen (Fig. 57 b, Taf. VI). 3ei Versuchen, bei denen die Ähre schräg oder wagerecht gehalten wurde, brachte ich die Pflanze mitsamt dem Topfe in die gewünschte Lage, befestigte dann die Ährenspitze mit einem feinen Baumwollfaden, an dessen freiem Ende ein Gewicht ange- bracht wurde, und hängte ihn derart über ein dünnes Glasröhrchen, daß die Ähren in der gewünschten Richtung fortwachsen mußten. Bei dieser Anordnung ist allerdings ein Reibungswiderstand zwis- chen dem Glasröhrchen und dem Faden vorhanden, der aber bei den vorliegenden Versuchen kaum in Betracht kommt. Einige- male, besonders wenn die Zugwirkung in Betracht zu ziehen war, wurden auch frei bewegliche Rollen benützt. Der Faden ver- hindert auch, besonders bei den schlanken Achsen, teilweise die Drehung. Die Abstände zwischen der Äbrenspitze und dem Glasröhrchen wurden deswegen möglichst groß gehalten; meist 30-50 cm, bisweilen aber sogar 1 m. Als Gewicht bediente ich mich einer Bleikugel, wie sie an der Fischschnur üblich ist, deren Gewicht je nach der Größe 1.4, 4.3, 8.3 resp. 9.6 gr. betrug. Weil die geotropische Krümmungs- kraft von der Neigung und Dicke der Achse abhängig ist, so wird das Gewicht (resp. die Gewichte) unter Umständen in verschie- denen Kombinationen angewandt. Bei der inversgestellten Lage 96 Art. 3.—K. Koriba: der Ähre war ein Gewicht von 4.3 gr schon ausreichend, in der horizontalen Lage genügte aber sogar ein Gewicht von 2% 9.6 gr oft noch nicht, um die Aufwärtskrümmnng des unteren, diekeren Teils der Achse zu verhindern. Da aber die jüngere Ährenspitze durch ein Gewicht von 10-30 gr schon abgerißen wird, so konnte ein zu großes Gewicht dabei nicht angewandt werden. un 1. Das Verhalten der Blüten bei der inversgestellten Lage der Achse. In der umgekehrten Stellung der Ähre fängt die Knospe erst 3-6 Tage vor dem Aufblühen an, sich an ihrer Stielbasis aufwärts zu krümmen. Der Achsenwinkel des Fruchtkörpers wird damit allmählich vergrößert. Die klinotrope Ruhelage der Knospe müßte demnach durch die einfache Aufwärtskrümmung des Fruchtknotens bis zur Horizontallage erreicht werden (siehe Blüte Nr. 23 in Fig. 54, Taf. VI), falls keine entgegengesetzte Abwärtskrümmung im oberen Teil des Fruchtknotens stattfände. Diese letztere Krüm- mung hat aber schon früher eingesetzt als die Aufwärtsbewegung (etwa 5-10 Tage vor dem Aufblühen) und ist, obwohl langsam, doch schen ziemlich stark geworden, so daß die Krone sich zu dieser Zeit häufig noch in der Abwärtsstellung befindet (Nr. 20 in Fig. 54; Nr. 28 in Fig. 55, Taf. VI). Die Aufwärtskrümmung schreitet weiter fort, bis die Krone annähernd horizontal gerichtet ist, wobei die Abwärtskrümmung der Krone 60°-80°, und der Zenithwinkel der Fruchtachse 10°-40° beträgt. An diesem Verhalten erkennt man deutlich, daß die Krüm- mung der Krone in zwei Regionen eingeteilt ist; an der Stielbasis die Aufwärts-, und am oberen Ende des Fruchtknotens die Ab- wärtskrümmung. Sofern eine freie Bewegung gestattet ist, treten diese beiden Krümmungen stets auf, ganz unabhängig davon, ob die Knospe von Anfang an in eine plagiotrope Ruhelage gebracht wurde oder nicht. Der Fruchtknoten richtet sich stets annähernd senkrecht aufwärts, und die Krone ist von da an etwa wagerecht gerichtet. Diese Aufwärtskrümmung der Stielbasis wird, wie wir sogleich Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ähre. 97 sehen werden, je nach der gegebenen Lage der Knospe, durch das Konvexwerden einer beliebigen Unterseite verwirklicht. Die Fruchtbasis ist hiernach negativ geotropisch. Die Abwärtskrümmung der Knospe wird dagegen stets durch die Verlängerung des dorsidistalen Endes des Fruchtkörpers bewerkstelligt. Sie tritt anfangs, in welcher Lage sich die Knospe auch befinden mag, ganz unabhängig von der Richtung der späteren Ruhelage, stets in derselben Weise auf. In den gezwun- genen Lagen verbinden sie sich zwar nachher auch mit der geotropi- schen Krümmung; sofern sich aber die Knospe im frei beweglichen Zustand befindet, wird die tropische Regulation ausschließlich durch die Bewegung des Fruchtstiels bewerkstelligt, und die dorso- konvexe Krümmung kommt dann zum vollen Vorschein, als ob sie ein spezifischer Ausgestaltungsvorgang wäre. Es ist ja für die dorsiventralen Blüten in ökologischer Hinsicht vollkommen ausrei- chend, sich nur am oberen Teil des Fruchtkörpers dorsokonvex zu krümmen, falls sich die Fruchtbasis vertikal aufwärts richten kann.'’ Wir haben schon dieses eigenartige Wachstumsbestreben der dorsiventralen Organe nach PFErFer als Dorsinastie bezeichnet, im Gegensatz zur Epinastie, ein Ausdruck, der mehr bei den plagiotropen Organen am Platze ist. $ 2. Das Verhalten der Blüten bei horizontaler Lage der Achse. Bei der horizontalen - Lage der Achse verhalten sich die Knospen je nach ihren Lagen gegen die Mutterachse sowie gegen den Zenith sehr verschieden. Die Knospe auf der oberen Seite der Achse richtet sich infolge geotropischer Krümmung der Fruchtbasis unmittelbar aufwärts, bis der Fruchtkörper etwa senkrecht gerichtet ist. Die Krone knickt dabei umgekehrt akroskop und erreicht leicht ihre Ruhelage (Fig. 60 u. 61 A, Taf. VII). 1) In Wirklichkeit tritt aber, falls die Kncspe von ihrer dorsiventralen Lare stark abgewichen ist, gleichzeitig mit der Aufwärtsbewegung auch eine geotortische Bewezung auf (siehe unten). 98 Art. 3.—K. Koriba: Die Knospe an der unteren Seite der Achse drückt, sobald sie be- ginnt zureagieren, nach oben gegen die Achse. Die Knospe berührt die Achsenfläche aber nicht mit ihrer inneren ganzen Bauchseite, sondern stößt nur mit ihrer Spitze gegen sie, und diese Konkavität vergrößert sich allmählich (Fig. 61 B, Taf. VII). Die Dorsinastie muß demnach mit stärkerer Kraft ausgeführt worden sein als die geotropische Krümmung der schlanken Fruchtbasis. Inzwischen wird aber die Knospe infolge der Streckung der oberen Internodien meist von den oberen Knospen getrennt und wendet sich unter weiterer Krümmung der unteren Seite an der Stammachse entlang nach oben. Die Krone richtet sich dabei basiskop auf. Zuweilen erlischt aber das Reaktionsvermögen solcher Knospen schon vor der Erlangung der Ruhelage, und sie bleiben dann ungerückt in der Zwangslage. Schneidet man aber bei einem solchen Fall den oberen Teil der Achse weg, so rückt die Knospe infolge der genannten beiden Krümmungen, die dabei begreiflicherweise zusammenfallen, sofort nach oben und erreicht ihre Normallage. Auf der Flankenseite der Achse rückt die Knospe infolge Konvexkrümmung der Lateralfllanke aufwärts. Da aber ihre Medianebene etwa horizontal liegt,” so tritt nebst der Aufwärts- bewegung auch eine schwache geotortische Torsion ein, und die Kronenrichtung, die sonst stark diaskop werden würde, wird dadurch allmählich akroskop. Diese Bewegung wird ferner, be- sonders auf der kathodischen Seite der Ähre (von oben gesehen), infolge der Hemmung der unmittelbar darüber befindlichen Knospe erleichtert. Es wird nämlich die bogenförmig eingekrümmte Krone, trotz ihres diaskopen Bestrebens, von den oberen Knospen in ihrer Bewegung gehemmt und so immer mehr akroskop gerichtet. Im fertigen Zustand stehen mithin die meisten Kronen parallel und zwar je nach dem Drehungsgrad der Achse sind sie mehr oder minder kathodisch gerichtet (Fig. 60, Taf. VII). Bei den nahe an der unteren kathodischen Seite der Achse 1) Die Neigung der Medianebene ist aber auf den beiden Seiten der Ähre nicht gleich ; es ist nämlich die Knospe auf der anodischen Seite (von oben gesehen), infolge der von Anfang an gegebenen kathodischen Neigung, etwas nach oben geneigt, während die auf der kathodischen Seite nach unten gerichtet ist. Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ähre. 99 stehenden Knospen wird aber die Orientierung oft ziemlich erschwert. Besonders bei der stark drehbahren Ähre kann die Ansatzstelle der Knospen nach Beginn der Orientierung mehr oder minder nach der anodischen Seite gerückt werden, während die Spitze sich schon nach der anfänglichen kathodischen Seite ge- krümmt hat. Bei einer derartig gezwungenen Lage macht die Knospe infolge der gleichzeitig eintretenden Torsion eine Windung (Fig. 61 ec, Taf. VII). Bei den unteren, auf der anodischen Seite befindlichen Knospen wird dagegen die Ruhelage um so leichter erreicht, je drehbarer die Achse ist. Die Krone wird dabei diaskop oder basiskop gerichtet, weil auf der Seite viel Platz ist, und so eine freie Ausdehnung stattfinden kann (Fig. 60 D, Taf. VII). Jedenfalls wenden sich die Knospen infolge der geotropischen Aufwärtsbewegung des Fruchtknotens gleich nach oben, aber je nach der Seite der Achse ungleichsinnig. Die relativ größere Anzahl der Blüten ist hierbei kathodischwendig. Auch die Neigung des Polsters wird mit der Wendung der Blüten sekundär verändert. Beim ausgewachsenen Zustand sieht mithin die Ähre nicht schraubenwendig, sondern aufwärtswendig aus. $ 3. Das Verhalten der Blüten in den geneigten Lagen der Achse und die Einseitswendigkeit der Blüten. Wie eben erwähnt, wenden sich die Knospen bei horizontaler Lage der Ähre nicht gleichsinnig, sondern infolge der geotropi- schen Aufwärtsbewegung alle nach der oberen Seite der Achse. Die Wendungsrichtung der Kronen ist aber nicht dieselbe: sie ist akroskop, diaskop oder basiskop, so daß man die aufgeblüh- te Ähre mit den sogen. einseitswendigen Ähren verschiedener Pflanzen nicht für gleichartig halten kann. Sehr auffallend kommt aber diese Einseitswendigkeit der Blüten bei der unter einem Zenithwinkel von 135-150° schief abwärts geneigten Ähre Vor. Die Knospen an der unteren Seite einer derartig geneigten Achse sind anfangs abwärts gerichtet, und zwar mit ihrer anodisch- dorsalen Seite nach unten, weil sie bei der anfänglich gedrängten 100 Art. 3.—K. Koriba.: Ähre unter einem Ablaufwinkel von 20° kathodisch schief zur Tragachse geneigt sind. Wenn sie geotropisch reagieren, wenden sie sich nun nicht negativ geotropisch achsenwärts, sondern kathodisch auswärts (Fig. 62 b, Nr. 1, Taf. VII). Dies beruht zweifellos darauf, daß die Knospen ein autotropisches Bestreben haben, sich aus ihrer Insertionsstelle unter einem bestimmten Winkel zur Achse zu neigen; denn es ist eine ganz allgemeine Erscheinung, daß eine jede Sprossung sich bestrebet, sich zur Mut- terachse im Eigenwinkel zu stellen (Prerrer ’04, S. 595). Dieses Bestreben wird um so stärker, je weiter das Organ vom Eigenwinkel entfernt ist, einerlei, ob eine andere Reizwirkung vorhanden ist oder nicht (vgl. Baranerzky ’01, S. 154). Unter einem stärkeren geotropischen Reiz wird dieses Bestreben bei den Spiranthes-Blüten fast überwunden; es wird hauptsächlich beim Schwächerwerden des Orientierungsreizes deutlich.” Weil nun hier bei den etwa median abwärts stehenden Knos- pen die geotropische Wirkung viel schwächer ausfällt, so ist esauch leicht verständlich, daß die geotropische Einwärtsbewegung von der entgegengesetzten Auswärtsbewegung überwunden wird.” Mit der weiteren Abweichung von der Mutterachse wird aber das Bestreben immer schwächer und die Knospe wendet sich nun infolge Konvexkrümmung der anodisch-ventralen Seite immer stärker seitlich aufwärts, so daß ihre anodische Flanke allmählich horizontal nach unten zu liegen kommen würde, falls der Frucht- körper einfach geotropisch reagierte. In Wirklichkeit entsteht aber dabei auch eine geotortische Torsion, so daß die Knospe in der horizontalen Lage mit ihrer anodisch-ventralen Seite nach unten liest (Fig. 62b 2). Die Krone befindet sich mithin im fertigen Zustand nicht parallel mit der Medianebene der Mutter- 1) Weiteres über den Eigenwinkel, den ich bei verschiedenen anderen Pflanzen beobachtet habe, wird an anderer Stelle mitgeteilt werden. 2) Wenn aber die Knospe beim Beginn des Versuches schon nastisch einwärts gekrümmt ist, so ist das Eigenwinkelbestreben nicht mehr imstande dieselbe zu veranlassen sich auswärts zu wenden. Sie rückt dann infolge Zusammenwirkens der Nastie und des Tropismus an der Mutterachse entlang basiskop immer mehr nach oben, wie bei der horizontalen Ähre. Die plagiotrope Ruhelage wird aber meist nicht erreicht und die Kncspe richtet ihre Krone höchstens parallel mit der Mutterachse (Fig. 65 a 1, Taf. VII). Mechanisch-physiolozische Studien über die Drehung der Spiranth°s-Ähre. 101 achse, sondern weicht unter einem Winkel von 30°-50° von der letzteren ab (Fig. 62 b 3). Wodurch ist aber diese dorsiventrale Regulation des Frucht- körpers zustande gebracht worden? Nach Norr (85 S. 189 ff., "92 S. 265) soll die ÖOrientierungstorsion der dorsiventralen Organe durch geotropische Krümmung und Exotropie bewirkt werden, während SCHWENDENER und KrasgeE (92) sie ausschließlich mit dem Greotortismus erklärt haben. Bei Spiranthes-Blüten ist aber die Torsion nicht unbedingt notwendig, weil sie ohnedies ihre Ruhelage durch einfache Krümmung erreichen kann. Dennoch kommt die dorsiventrale Torsion vor. Es ist also klar, daß die Blüten nebst geotropischer Krümmung ein Bestreben haben, sich in der unruhigen Lage dorsiventral zu regulieren. Die Torsion selbst steht aber hier in keinem Zusammenhang mit der Exotropie, denn sonst würde die einseitswendige Ähre nie zustande kommen. Bei Spiranthes-Blüten ist ja die exotropische Tendenz, nämlich das autotropische Bestreben des beweglichen Organs, sehr schwach; sie wird leicht von der geotropischen Krümmung überwunden, außer wenn sich der Fruchtknoten in einer neutralen Reizlage befindet. Die vorliegende Torsion möchten wir daher mit ScHWENDENER und KraggeE als Geotortismus bezeichnen, unter dem Vorbehalt, daß es im Allgemeinen nicht notwendig ist, stets eine Torsion voraus- zusetzen, sondern daß es wesentlich nur eine von der distalen Region des Organs tonisch” dirigierte dorsiventrale Regulation ist.” Was nun die seitlich gestellten Knospen anbelangt, so wenden sie sich nach einer etwaigen durch Eigenwinkelbestreben verur- sachten Auswärtswendung infolge Konvexkrümmung der Seiten- flanke gleich nach oben. Ihre Krone würde damit vielleicht dia- skop werden, wie bei der horizontal stehenden Ähre, falls sich der Fruchtkörper ausschließlich infolge geotropischer Krümmung aufrichtete. Es tritt aber beim Orientierungsverlauf der Knospen 1) Was den tonischen Reiz anbetrifft, vgl. man Mrere '02, S. 571; PrErFer '0#, S. 361. 2) Die Spirunthes-Blüte ist wegen ihrer kleinen und unregelmäßigen Gestalt für nähere Betrachtung der Orientierungsvorgünge nicht geeignet. Ich habe darum zwecks der Verglei- chung an verschiedenen Orchideen und anderen Pflanzen einige Versuche und Beobachtungen angestellt. Darüber wird an anderer Stelle berichtet. 102 Art. 3.—K. Koriha: auch eine geotortische Bewegung auf, so daß die Krone allmählich akroskop wird und im fertigen Zustand nahe der Medianebene steht. Die Knospen auf der oberen Seite der Achse rücken unmittel- bar nach oben und erreichen unter gleichzeitiger Knickung ihre Normallage. Die Ähre wird mithin deutlich einseitswendig, und das spira- lige Aussehen verschwindet gänzlich. Gleichzeitig mit dieser Wendung wird auch das Polster mehr oder minder in die nämliche Richtung geneigt, und die Drehung der Achse wird beinahe ganz verhindert. Mit Vergrößerung des Neigungswinkels der Achse wird aber diese Einseitswendigkeit immer undeutlicher (Fig. 54b, Taf. VI), bis sich endlich in der Inverslage alle Knospen in gleicher Weise nach außen wenden ; denn der nach unten liegende Teil der unteren und der seitlichen Knospen geht, besonders bei den Knos- pen auf der kathodischen Seite der Achse, von der Flankenseite allmählich in die Ventralseite über, und nach der Auswärtswendung wird dieses Verhältnis immer stärker. Bei den schief nach oben stehenden Ähren wird die Einseits- wendigkeit auch immer undeutlicher, weil die Knospen der unteren Seite der Achse ihre Krone immer basiskop richten. Bei der senkrechten Lage der Ähre verschwindet nun die Einseitswendigkeit gänzlich (Fig. 30 Taf VI) Die Knospen werden hier trotz negativ geotropischen Bestrebens des Fruchtkno- tens auswärts gerückt, weil ihre schlanke Stielbasis nicht imstande ist, den Fruchtknoten der dorsinastischen Krümmung entgegen aufrecht zu halten, was nur beim Vorhandensein des Deckblattes möglich sein würde. Bei der entgipfelten Ähre orientieren die Knospen sich vermittelst einfacher Knickung ganz normal; in diesem Falle wird aber die Vorbeischiebung aus der ursprünglichen Lage erst nach der Streckung der Achse ermöglicht. Die Wen- dungsrichtung ist dabei meist kathodisch, wie die eigene Torsions- richtung der Achse selbst ; unter Umständen kann sie aber auch ganz unbestimmt sein. Die Achsendrehung wird aber stark gehindert, weil die Streckung der Achse sowie die Druckwirkung Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ähre. 103 der Knospen infolge der Entblätterung weniger tätig geworden sind. $ 4. Das Verhalten der Blüten an horizontaler Klinostatenachse. 3ei der Rotation an der horizontalen Klinostatenachse wird der Kontakt, trotz der nastischen Knickung, infolge des eigenen autotropischen Bestrebens allmählich gelockert und erlischt schließlich mit der Streckung der Achse. Die Knospen blühen in der auswärts und schwach kathodisch geneigten Lage auf. Die dorsinastische Krümmung beträgt dabei etwa 40°-80° (Fig. 45, Taf. VII); sie ist also kaum größer als bei der normalen aufrecht stehenden Ähre. Dies Verhältnis der Rückenknickung ist also abweichend von den gewöhnlichen dorsiventralen Organen, bei denen nach Kxıer (10, S. 1), sofern die geotropische Reaktion am Klinostat möglich ist, die Krümmung immer summiert werden sollte. Da- raus geht hervor, daß bei den Spiranthes-Blüten der obere Teil des Fruchtknotens als eine besondere Krümmungsregion differenziert ist, und zwar so, daß deren Krümmung, als eigener Entwicklungs- vorgang, gewöhnlich eine bestimmte Größe erreicht, und daß die geotropische Reagierbarkeit hauptsächlich durch den unteren Teil des Fruchtknotens hervorgerufen wird.” Die Rückenknickung der Spiranthes-Blüten ist also mit der sogen. hakenförmigen Krümmung 1) Unter dem Einfluß einseitiger Schwerwirkung krümmt sich die Knospe, falls sie der dorsokonvexen Krümmung bedarf, sogar bis auf 170° (Fig. 65 a1, Taf. VII). Die Überkrüm- ınung ist dabei hauptsächlich auf den mittleren und unteren Teil des Fruchtknotens beschränkt, und der obere Teil, wo stets eine Rückenknicknng eintritt, beteiligt sich kaum daran. Falls aber die Knospe der dorsokonkaven Krümmung bedarf und die freie Bewegung der Stielbasis vom Deckblatt gehindert wird, so verkleinert sich die Rückenknickung auf 70°-30°, aber niemals mehr, selbst nicht, wenn die Krone ncch unten gerichtet ist (siehe z. B. Fig. 55-57, Taf. VI‘. Die Spiranthes-Blüten reagieren ja in abnormen Lagen, weder plagiotrop noch dorsiventral, besonders gut, außer wenn eine freie Bewegung der schlanken Stielbasis möglich ist. Vielleicht ist das deshalb der Fall, weil der Fruchtkörper nur ein kurzes, ovalförmiges Gebilde ist, und weil im Allgemeinen bei der gegebenen Form und Struktur des Organs die Krümmung oder Torsion eine bestimmte Grenze nicht überschreiten kann. Die Ruhelage ist mithin nicht immer erreichbar. 104 Art. 2.—K. Koriba : der Viola-Blüten (Vöchtme ’82, S. 136; Norn ’85, S. 224; SCHWENDENER und KRABBE ’92, S. 74), der scharfen Krickung des Blattstiels an seinem Laminaende der Zophospermum-Blätter (Kxıep, ]. ec. S. 45), usw., besser vergleichbar, als mit anderen leicht paratonisch reagierenden Organen. Bei einigen anderen Orchideen sehen wir ähnliche Beispiele. Aus dem bisher Besprochenen ersieht man deutlich, daß die Drehung der entblätterten Ähren, selbst wenn eine gleichsinnige Wendung der Blüten möglich ist, wie am Klinostat oder beim Zenithwinkel von 0° oder 180°, viel kleiner ausfällt als bei unver- letzten Ähren. Wenn ferner die Ähren in geneigten Lagen fixiert werden, so drehen sich die Ähren nur solange, wie die Knospen noch nicht genügend geotropisch reagieren, denn dann wenden sich die frei beweglichen Knospen auf beiden Seiten der Achse aufwärts und zwingen dadurch auch die zugehörigen Polster in die nämliche Richtung. Eine erkennbare Spirale kommt daher niemals vor. So viel über das Verhalten der entblätterten Ähre in den verschiedenen Reizlagen. Bei der unverletzten Ähre werden die Blüten infolge der Stützwirkung ihrer Deckblätter in ihrer Orien- tierungsbewegung stark gehemmt; sie werden ferner gezwungen sich ebenso wie die zugehörigen Polster kathodisch zu wenden. So sind also die Entwicklungsvorgänge der Ähre, die wir jetzt einer näheren Betrachtung unterwerfen wollen, je nach den Reizlagen sehr verschieden. B. Drehung der nicht senkrecht gestellten Ähren. $ 1. Das Verhalten der Ahre an horizontaler Klinostatenachse. An der horizontalen Klinostatenachse streben die Knospen, ebenso wie bei den entblätterten danach, sich vermöge ihres auto- tropischen Eigenwinkelbestrebens sogleich auswärts zu wenden, wobei nebenher eine nastische Rückenknickung stattfindet. Da sie aber vom Blatt gestützt werden, so wird dadurch ihre Bewegung Mechanisch-physiologische Studien über die Drehunz der Spiranthes-Ähre. 105 stark gehindert und die Außenwendung wird erst später ersichtlich. Der 5” Spitzenkontakt kommt dabei aber niemals zustande. Mit der Entwickelung der Ähre neigen sich die Knospen mitsamt den Polstern allmählich kathodisch, wie das bei den entblätter- ten Ähren der Fall ist. Infolge dieser beiden Bewegungen weichen die Knospen kathodisch von der Mutterachse nach außen ab. Der Abweichungsgrad ist aber je nach der Dicke der Achse, der Größe des Deckblattes sowie dem Wachstumsvermögen der Knospe verschieden, und nimmt im Allgemeinen von unten nach oben allmählich zu. Die Krone ist dabei mehr oder minder zur Mut- terachse schief gerichtet (Fig. 46. Taf. VI). Was nun die Beeinflußung der Wachstumsgröße und der Torsionsgröße am Klinostat anbetrifft, so bin ich auffallender individueller Verschiedenheiten wegen noch nieht imstande näher zu entscheiden, ob dieselben im Vergleich zu denjenigen der aufrechten Ähre beschleunigt werden oder nicht. Die Achsen- streckung scheint zwar meist beschleunigt zu werden, die Drehung ist aber bald stark, bald schwach, so daß sich mit Bezug auf dieselbe noch nichts sicheres sagen läßt. $ 2. Das Verhalten der Ähre in inversgestellter Lage. Bei der inversen Lage der Ähre wird der Knospenkontakt meist früher gelockert, und selbst wenn der 5" Kontakt noch ent- standen ist, kommt ein wirksamer Spitzenkontakt, wie wir ihn bei der anodischen Wendung aufrecht gestellter Ähren beobachten konnten, nie zustande, weil die Knospen schon vor der scharfen Rückenknickung geotropisch reagierbar und dadurch kathodisch nach oben verschoben werden. Das ist besonders bei den Ähren mit schmalen Deckblättern der Fall (Fig. 56, Taf. VI). Die Orientierungsvorgänge sind aber, da das Blatt sie er- schwert, nicht so einfach wie bei den entblätterten Knospen. Der Fruchtknoten rückt hier anfangs, anstatt sich einfach in der Medi- anebene gastrokonvex aufzurichten, mit dem Blatt kathodisch aufwärts und seine anodische Flanke liegt nach unten, wobei die Krone schon ziemlich stark geknickt ist. Falls nun das Blatt eine 106 Art. 3.—K. Koriba: weitere Aufwärtsbewegung des Fruchtknotens nicht mehr er- schwert, so krümmt er sich infolge Konvexwerdens der anodischen Flanke unmittelbar nach oben und erreicht dadurch leicht seine eigene zygomorphe Ruhelage. In diesem Falle wird also die Krümmung annähernd}in einer zur Ansatzstelle tangential gerichte- ten Ebene ausgeführt, und der Krümmungswinkel beträgt höchs- tens 130°, weil die Ansatzsteile selbst schon passiv stark katho- disch geneigt ist (Fig. 5 a). Die Krone ist dabei nach hinten gewendet (Nr. 2in Fig. 57b, Taf VI), während sie bei der ent- blätterten Knospe nach vorn gerichtet sein würde. Fig. 14. Orientierungsbewegung nicht entblütterter Kncspen hei inversgestellter Lage der Achse. Bei b ist das Deckblatt beim Skizzieren abgeschnitten. In der Regel ist aber solche freie Aufwärtskrümmung nicht möglich. Der Fruchtknoten wird im Zenithwinkel von höchstens 50° in seiner Aufwärtsbewegung sistiert oder verharrt sogar bis zum Ende des Blütenperiode in einer nach unten gerichteten Lage (Nr. Iu. Sin Fig. 57b, Taf. VI). Trotz solches Hindernisses blei- ben aber die Blüten, besonders bei den stark drehbaren Ähren, nicht in der nämlichen schrägzygomorphen Lage, sondern erreichen meist ihre eigene dorsiventrale Stellung. Die Rückenknickung, die anfangs 30°-50° beträgt, schreitet dann auch nicht mehr fort oder geht sogar etwas zurück. Untersucht man nun bei solchen Blüten den Fruchtknoten, so bemerkt man deutlich, daß seine schmale paraplazentale Rückenleiste von der Seitenfläche an allmählich nach oben gewun- den ist. Der Fruchtknoten ist ja an seinem basalen Teil meistens Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spir ımthes-Ähre. 107 gegen 90° gedreht (Fig. 14. b). Die Krone ist hierbei von der Ansatzstelle an kathodisch seitlich gerichtet, eine Kronenrichtung, die im letzt erwähnten Falle nach hinten, und bei der entblätterten Knospe nach vorn gerichtet ist. In Wirklichkeit gehen natürlich diese drei Fälle allmählich in einander über, und je nach dem Hinderungsgrad von seiten des Blattes, dem Orientierungsver- mögen der Blüten und. der Drehbarkeit der Achse, haben die Blüten ein verschiedenes Gepräge. Selbst bei Blüten einer und derselben Ähre kann also das Verhalten sehr verschiedenartig sein (Fig. 5Tb, Tat. VI.) Wenden wir uns jetzt der Torsionsgröße der inversgestellten Ähre zu. Im Allgemeinen hängt die Drehbarkeit natürlich von dem Wachstums- und Massenverhältnis des Polsters und des Zen- tralzylinders ab, sei die Ähre invers oder aufrecht gestellt (vgl. S. 77). Bei der diekzylindrischen Achse ist die Drehung sehr gering, während sie bei der schlanken stark ist und bei ihr das spiralige Aussehen der Ähre sehr deutlich hervortritt (Fig. 57, Taf. VI). Im Vergleich zur aufrecht gestellten Ähre ist aber die Torsion ziemlich klein, und es kommen niemals Fälle vor, die sich bis zur geraden Linie auflösen. Der Hauptgrund dafür scheint im Wachs- tumsverhältnis der inneren und äußeren Zellschichten des Polsters zu liegen, weil dessen äußere Schicht mit der Auswärtswendung der Knospe ihre Streckung stark vermindert, und weil sie dadurch notwendigerweise die Achsendrehung beeinflußt. Ob aber die Wachstumsvorgänge der äußeren Schichten ausschließlich durch eine mechanische Wirkung herbeigeführt werden, oder ob eine tonische Wirkung der Blüte dabei auch eine Rolle spielt, muß vorläufig dahin gestellt bleiben. Die Wendungsrichtung der Blüten ist aber, wie erwähnt, nicht ganz nach auswärts, sondern mehr oder minder kathodisch gerich- tet, und diese tangentialschiefe Wendung scheint mehr oder minder die Torsion zu verstärken. Wo die Blüte sich in abwärts gerichteter, gezwungener Lage befindet, findet auch nur eine schwache Drehung des zugehörigen Internodiums statt (Nr. Su. 12 in Fig. 57 b, Fig. 53 A, Taf. VD), und umgekehrt. Man ist daher wohl berechtigt zu sagen, daß die laterale Bewegung der 108 Art. 3.—K. Koriba: Blüten das Schiefwerden des Polsters und somit auch die Drehung der Achse korrelativ verstärkt. Daß bei der diekzylindrischen Achse die Drehung schwächer ausfällt, ist also auch zum Teil dem Bewegungsvermögen der Blüten zuzuschreiben. Daß das Schiefwerden des Polsters die Drehung der Achse beschleunigt, ist auch mit der Verschiedenheit der Zugwirkung zu erklären. Ist das Gewicht, welches zur Verhinderung der Afuwärts- krümmung hinzugefügt worden ist, im Vergleich zur Dicke der Achse zu klein, so wird bei der Lateralbewegung der Blüten das Polster mit der Achse leicht in der Weise beeinflußt, daß eine stark aufgelöste Ähre mit gewundener Achse die Folge ist. Fig. 53, Taf. VI veranschaulicht ein solches Beispiel. (Das Gewicht betrug 1.4 gr). Ist hinge das Polster zusammen mit der Achse stark gedehnt, und die gen das Gewicht relativ schwer, so wird Neigung derselben, und infolge davon auch die Achsendrehung, wird dadureh stark beeinträchtigt. Diese Erscheinung ist also am schlankeren oberen Teil der Ähre deutlicher nachweisbar als am diekeren, basalen Teil, wie das folgende Beispiel zeigt. Zwei annähernd gleiche Schwesterähren, deren Knospenzahl 33 (a) resp. 34 (b) betrug, wurden am 25. Juni in eine inverse Lage gebracht. 6 resp. 5 Knospen waren dabei schon in aufrechter Lage aufgeblüht. Die Länge der Ähren betrug 4.4 resp. 4.3 cm. An die eine wurde dann ein Gewicht von 9.6 gr und an die andere ein solchesvon 1.4 gr befestigt. Die Streckung und Drehung der Ähren 12 Tage später, am 7. Juli, waren folgendermaßen (Fig. 52, Taf. m): TABELLE IX. Nummer der Ähren in Fig. 52, Taf. VI. | a (9.6 gr) b (1.4 gr.) Nummer der Blüten, die annähernd auf | | E 2 x l . 8 5 derselben Seite der Achse standen wie |1|) 6 | 12) 17| 22] 3 1| 7|13| 21|&| 5 Nr. 1. 2 | Az | a 2 Zahl der Blüten in je einem Umlauf. 85 |@ | | 62658 Länge der Achse .„ „ „ „ in mm. 18.5] 19 | 21 |195| 27 |105 || 25 | 18 | 23.51 21.5] 83 Durchschnitt der Länge pro Internodium | 3.7| 3.2) 4.2) 3.9 Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ähre. 109 Wie man sieht, sind die Internodien der stark gezogenen Ähre, deren Länge in der aufrechten Lage nach der Spitze zu allmählich abnehmen sollte, im 3 und 4"" Umlauf stärker ge- dehnt worden alsim 2”, während die Zahl der Blüten keine Zunahme zeigt. Bei der schwach gezogenen Ähre dagegen nimmt die Länge der Internodien allmählich ab, und die Zahl der Blüten nimmt pro Umlauf im Vergleich zur normalen aufrecht stehenden Ähre deut- lich zu. Nach Herıxe (04) sollen die inversgestellten Organe, sei es Stengel oder Wurzel, im Vergleich zu normalen in ihrem Wachs- tum gehemmt werden. Ob das auch bei der Spiranthes-Ähre der Fall ist oder nicht, ist mir wegen der auffallenden individuellen Ver- schiedenheiten nicht gelungen festzustellen. Es scheint sich aber hier die Ährenachse ziemlich anders zu verhalten als bei den ge- wöhnlichen orthotropen Organen, weildie gesamte Wachstumsgröbe der Achse stets von der Streckung und Neigung der Polster abhängt, und die letzteren wieder von der Örientierungsbewegung der Blüten sekundär modifiziert werden. Die Art und Weise der 3eeinflußung sollte demnach je nach den Ähren sowie nach der Größe der Zugkraft verschieden sein. $ 3. Das Verhalten der Ahre in horizontaler Lage. Bei der Horizontalstellung der Ähre streben die Knospen da- nach ihren Fruchtknoten, sobald sie beginnen geotropisch zu reagieren, aufwärts und damit die Krone horizontal zu richten, wie das bei den entblätterten Ähren zu sehen ist. Da aber die Knospen von den Blättern gestützt werden, so ist die Bewegung nicht immer leicht ausführbar. Ferner verändert sich die Reizlage der Blüten infolge der Drehung des unteren Teils der Achse vor und während der Orientierung stets mehr oder minder, und umgekehrt wird auch die Drehung der Internodien von der Bewegung der zugehöri- gen Blüten beeinflußt. Die Blütenspirale wird also je nach dem Falle ziemlich modifiziert. Die nicht stark drehbaren sowie die in ihrer Drehung verhin- derten Ähren verhalten sich ähnlich wie die entblätterten (Fig. 110 Art. 3.—Koriba : 58.d u..d’, 59 d, Tat VIL; Eie..50u.51, Taf: VID). Die’obken befindlichen Knospen orientieren sich dabei natürlich an Ort und Stelle. Die Horizontallage der Krone wird aber nicht immer erreicht, weil die Aufwärtsbewegung des Fruchtknotens vom Blatt gehindert wird (Fig. 55 d’, Taf. VII). Die Kronen sind hier- bei von oben gesehen etwas kathodisch geneigt, der diaskope Winkel wird aber infolge der gegenseitigen Wirkungen mit den nebenstehenden Blüten mehr oder minder verändert. Die katho- disch seitlich gestellten Blüten rücken infolge der Verhinderung von seiten der oberen Knospen, indem sie sich auf ihren Stiel und ihre Krone stützen, rotierend nach oben, wie das bei den entblätter- ten Ähren der Fall ist. Der Fruchtknoten weicht dabei, zumal bei den ursprünglich weit unten stehenden Blüten, vom Blatt seitlich ab (Nr. lu. 4. in Fig. 58 d’, Taf. VII). Die anodisch stehenden Blüten gleiten mit einer Flanken- oder Rückenkrüm- mung nach oben, weil ihre Kronenspitze nach oben freie Bewegung hat und keine Hindernis erleidet. Die Krone richtet sich dabei um so mehr basiskop, je weiter sie nach unten steht. So hatten z. B. bei der Ähre Fig. 58 d, Taf. VII die Blüten von einer 3* Zeles3.,0, 2912, 7.152..2.%: ‚ die zur jüngeren Zeit der Ähre schief nach rechts an der anodischen Seite herabliefen, im fertigen Zustand ihre Krone allmählich basiskop gerichtet. Die kathodisch unten befindlichen Blüten blühen meist auf der Stelle auf, ohne irgend welche Veränderung zu erfahren, weil ihre Kronen von der Achse in ihrer Aufwärtswendung aufgehalten werden. Sie sind hierbei in der Flankenstellung mit scharfer Rückenknickung ersichtlich. (Nr. 16 in Fig. 59, Taf. VII). Das spiralige Aussehen versch- windet bei solehen Ähren gänzlich (Fig. 50 u. 51, Taf. VI; Fig. 58 d, Taf VII). Bei den stark drehbaren Ähren ist aber das Verhalten ziemlich veränderlich. Die Blüten werden während ihrer Orientierung infolge der Drehung von einigen unteren Internodien passiv in ver- schiedene, günstige oder ungünstige, Lagen gebracht. Falls sie zur Zeit ihrer lebhaften Orientierung unterhalb der Achse stehen, so wird ihre Aufwärtsrückung gänzlich verhindert und sie blühen schließlich in der Flankenstellung auf (Nr. 8, 14 u. 23 in Fig. 59 Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ähre. 131: a, Taf. VII). Sind sie aber zur Zeit etwas anodisch verschoben, so haben sie das Bestreben ihre Krone durch Aufwärtskrümmung und Dorsinastie horizontal zu richten. Sie wenden sich dabei basiskop (Nr. 7, 13 u. 22. in Fig. 58 a, Taf. VII). Stehen sie hingegen zur Zeit noch kathodisch, so streben sie danach sich durch Aufwärtsbewegung des Fruchtknotens zurückzubiegen. Da sie aber vom Blatt gestützt werden, so drücken sie stark gegen das letztere. Die Drehung der zugehörigen Internodien wird dadurch rückgängig gemacht, und die Rückenknickung wird auch ziemlich verkleinert. Die Kronen richten sich dabei akroskop (Nr. 9, 16 u. 25 in Fig. 59 a, Taf. VIII). Was nun die im fertigen Zustand oben an die Achse gelangen- ‚len Knospen anbetrifft, so befinden sie sich zur Zeit ihrer lebhaften Orientierung auf der kathodischen Seite der Achse vermöge ihres Stützblattes noch in eine Flankenstellung, wobei die Krone sich schon infolge der Rückenknickung über die Achse hinaus gewendet hat(Nr. 34 u. 35 in Fig. 55 a, Taf. VII). Sie richten sich dann infolge Konvexkrümmung der Lateralflanke mit dem Blatt unmittelbar aufwärts, und die Krone wird diaskop (Nr. 28 u. 29 und dann 17-20 in Fig. 55a). Da diese Bewegung vermittelst des Blattes für die Achsendrehung ein starkes Tangentialmoment liefert, so ist auch der Auflösungsgrad der Ähre an solchen Stellen am größten, wäh- rend er bei den weiter unten stehenden Blüten immer kleiner wird. Die Grundspirale sowie auch die Blütenspirale werden damit augenscheinlich zergliedert. Die Wendungsrichtung der Krone innerhalb eines jeden Umlaufs ist hierbei auf der kathodischen Seite der Achse anfangs akroskop, dann wird sie weiter nach oben all- mählich kathodisch diaskop. Auf der anodischen Seite der Achse ist die Wendungsrichtung immer basiskop, während sie bis zum nächsten Umlauf wieder akroskop wird. Bei einer schwach dreh- baren, zusammengedrängten Ähre gehen diese Übergangsvorgänge infolge der gegenseitigen Druckwirkung der Krone stets ohne Abstufungen vor sich (Fig. 58. d.) Weil die Aufwärtsbewegung ausschließlich vermittelst des Fruchtknotes ausgeführt wird, so ist eine Zergliederung der Spirale auch bei der entkrönten Ähre deutlich zu konstatieren (Fig. 48, 112 Art. 3.—K. Koriba: Taf. VI), während sie bei der entknospeten Ähre nicht bemerkbar ist (Fig. 49, Taf. VI). Wenn das Bewegungsbestreben des Fruchtknotens nicht leb- haft ist oder wenn das Blatt ein starkes Hindernis bietet, so können die Kronen natürlich nicht leicht ihre Horizontallage erlangen. Die Ähre ist dann mit nach allen Seiten gleichmäßig verteilten Blüten ersichtlich, und die Einseitswendigkeit der Blüten, wie wir sie bei entblätterten Ähren festgestellt haben, verschwindet beinahe (Fig. 58b u. 59 b, Taf. VII). Bei der horizontalen Lage der Ähre streckt sich die Achse ungeachtet eines hinreichenden, künstlichen Hinabziehens nicht stark in die horizontale Richtung, weil das Wachstum der oberen Seite bekanntlich nicht lebhaft ist, die Achse aber stets eine gerade Richtung beibehält. Und diese Tatsache würde vielleicht als der Hauptgrund dafür anzusehen sein, daß die Auflösung der Ähre in der erwähnten Lage, verglichen mit einer aufrechten, nicht so stark vor sich geht. Fig. 69 und 70, Taf, VII geben Beispiele hierfür. Zwei Schwesterähren, in denen die Anzahl der Blüten 38 (a) resp. 42 (b) betrug, wurden am 20 Juni in eine horizontale Lage gebracht. Die eine (a) wurde vermittelst eines Fadens und daran befindlichen Gewichtes von 9.6 gr gezwungen in dieser Lage zu bleiben, während die andere (b) sich nachher wieder ungehindert frei nach aufwärts entwickeln durfte. Die Wachstumsgröße in zwei sukzessiven Wochen war folgendermaßen. TABELLE \. | | | |, Länge nach der Nummer der Ahre unseres Länee nach einer | | | Länge bei sinn) Differenz Fänge n: 1: Zten Woche in Fig 69 u, 70. Taf. VII (20. Juni.) '" Woche (27. Juni) utierenz, (4. Juli.) Pas 2 ee IR} re | z a (horizontal) 59 | 60 | 12 | 72 b (aufrecht) 53 er 8) | 32 | 112 Diese Wirkung ist bei einer schwach drehbaren Achse beson- ders deutlich, bei einer stark drehbaren ist sie aber nicht so Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spir.ınthes-Ähre. 113 namhaft, weil bei der Drehung andere Seiten sukzessiv nach unten gerichtet werden. Im erwachsenen Zustand ist aber die untere Seite stets mit Wucherungen ersichtlich (Fig. 51, Taf. VI; Fig. 59, Taf. VII), die eine geotrophische Volumenzunahme des unteren Polsters zeigen (vgl Bücher ’06, 8. 275). $ 4. Das Verhalten der Ahre in den geneigten Lagen. In den geneigten Lagen verhalten sich die Ähren nicht wesentlich anders als in den bisher besprochenen. Sie stellen nur die Übergangsformen der drei Fälle, bei denen die Zenithwinkel der Achse 0°, 90° und 180° betragen, vor. Je mehr die Achse vom Horizont abweicht, um so weniger wird die Achsenstreckung sowie die Auflösung verhindert, und um so geringer wird auch die Zergliederung der Spiralen, weil das Orientierungsverhältnis der Blüten gegen den Zenith immer gleichmäßiger wird. Die Zahl der Blüten, die innerhalb eines Umlaufes stehen, vermehrt sich damit, obwohl sie je nach der Drehbarkeit der Achse ziemlich verschieden ist. Nur bei stark abwärts geneigten Lagen verhalten sich die Blüten je nach den Seiten der Achse etwas anders, weil die Fruchtknoten vor der Orientierung in einem Winkel von ungefähr 20° radial- sowie tangentialschief zur Achse geneigt sind, während ihre Kronen infolge der Rückenkniekung sich schon nach einwärts neigen. Bei einer Achsenneigung von 175° (Fig. 66 u. 67, Taf. VII) bleiben z. B. die kathodisch unten stehenden Blüten in einer abwärts-inversen Lage meist ungerückt, weil ihre Fruchtknoten ihrer ursprünglichen Neigung wegen ziemlich stark abwärts gerich- tet sind, und weil deren geotropisches Aufwärtsbestreben leicht vom Stützblatt verhindert wird, während die Kronen infolge der Knickung schon dorsokonvex nach aufwärts gerichtet sind (Nr. 17 in Fig. 66 u. 67). Bei den kathodisch-seitlich gestellten Blüten ist aber die Neigung des Fruchtknotens geringer und der Achsen- winkel desselben wird mit seiner Aufwärtsbewegung immer größer Die schon fortgeschrittene Rückenknickung wird infolgedessen wieder zum Teil rückgängig gemacht, und die Krone bleibt in einer 114 Art. 3—K. Koriba: schief abwärts gerichteten Lage (Nr. 22, 13 u. 9). Die auf der anodischen Seite befindlichen Blüten rücken dagegen infolge Konvexkrümmung der Lateralflanke schief vom Blatt auswärts und kommen allmählich in eine Flankenstellung, wobei die Rückenknickung sich auch schon mäßig geltend gemacht hat (Nr. 21, 16 u. 12). Die dorsiventrale Regulierung wird aber bei ihnen meistens nicht völlig erreicht. Bei einem Zenithwinkel von 150° erlischt die gezwungene Lage und die Aufwärtsbewegung des Fruchtknotens wird immer kräftiger und deutlicher. Die Blüten nähern sich nun immer mehr ihrer Dorsiventrallage, außer wenn sie durch eine lebhafte Drehung der Achse sekundär gezwungen werden, sich anders zu orientieren (siehe z. B. Nr. 6, 7, 13, 14, 20 u. 21in Fig. .62a, Taf. VI). Mit Annäherung an die Horizontallage wird die Achsen- streckung und -drehung immer kleiner, so daß die Blüten auch immer mehr zusammengedrängt werden. Die Orientierung der Blüten, dorsiventral sowie klinotrop, wird aber immer leichter ausführbar, weil die Aufrichtung des Fruchtknotens immer früher vor sich geht, außer wenn sie von der Achse oder von den nebenstehenden Blüten in ihrer Bewegung sekundär gehindert werden. Schon bei einem Zenithwinkel von 60° (Fig. 68, Taf. VII) sind die meisten Blüten annähernd in ihrer eigenen Lage ersicht- lich, und bei einem solchen von 45° (Fig. 64, Taf. VII) ist kein Hindernis mehr vorhanden. Die Zergliederung der Spirale ist aber noch bei einem Zenithwinkel von 15° sichtbar. Bei den meisten epiphytischen Orchideen wird die Orien- tierung, wie ich an anderer Stelle erörten möchten, mit Ver- größerung des Zenithwinkels immer leichter ausgeführt, und häufig kommen sogar verschiedene spezielle Einrichtungen vor, ihre Ährenachse nach abwärts zu richten, während hier bei Spiranthes, sofeın die Blüten von Deckblättern gestützt werden, das ganz umgekehrt ist. Die Spiranthes-Ähre bildet ja einen be- sonderen Typus unter den zahlreichen ÖOrientierungsformen der Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ähre. 115 Orchideen, welch erstere sich durch starke Rückenkniekung und Aufwärtsbewegung ausgezeichnet. VII. Allgemeines und Ruckblick. Bei den vorliegenden Untersuchungen handelt es sich haupt- sächlich um die Blattstellung, die Wachstumstorsion und die Orientierungsbewegung, die alle schon von zahlreichen Forschern mehrfach untersucht wurden. Wir wollen im Anschluß an unsere Untersuchungen dieselben noch einmal behandeln.’ A. Blattstellungslehre. $ 1. Historisches. Die regelmäßigen Anordnungen der Seitenorgane sind seit BoNneET, SCHIMPER, Braus, Gebrüder BrAvArs, u. A. ein spezielles Untersuchungsobjekt geworden. Allein die Örganstellungen wurden damals als gegebene Punktsysteme, wie Quincunx, Spiralschaaren, usw., hauptsächlich vom idealistischen und teleologischen Standpunkte aus betrachtet, ohne die Entwicklungs- vorgänge der Seitenorgane näher zu untersuchen. (Näheres vgl. man SCHWENDENER ’78, DE CAnDoLLe ’82.) Erst HormEıster hat durch Beobachtungstatsachen dem Zustandekommen der Blattstel- lung ein mechanisches Moment hingefügt, indem er sagt: ,, Das Auftreten der neuen seitlichen Sprossungen über der weitesten der Lücken zwischen den nächstbenachbarten älteren gleichartigen Sprossungen derselben Achse ist eine Erscheinung von nahezu vollständiger Allgemeinheit ““ (68, S. 508), was man heute als waum-Anschlußtheorie bezeichnet. Verschiedene Theorien der Blattstellung, —zumal die Spiraltheorie der Entwicklung, die damals unter anderen vorherrschte. —wurden dann infolge der zahlreichen Beobachtungen von HorMEISTER (]. ec. S. 482), GOEBEL (68, S. 353), Sacns (82, S. 600 ff.), SCHWENDENER (]. c. S. 48, 1) Was die Orientierungsbewezung der Pflanzenorgane anbetrifft, so wird davon an anderer Stelle die Rede sein. 116 Art. 3.—K. Koriba: Die Blattstellungslehre wurde aber erst durch SCHWENDENER in eine neue Bahn gelenkt. Was zunächst die mathematische Seite seines Werkes anbetrifft, so ist besonders zu betonen, daß er bei Behandlung der Stellung, anstatt des fast idealistischen Punktsystems, das Zirkelsystem benutzte.” Weil der Anschluß der Organe notwendig ihre bestimmte Größe voraussetzt, so steht natürlich das Zirkelsystem und dgl. im näheren Zusammenhang mit der Anschlußtheorie. Die Tatsachen, daß bei den meisten regelmäßigen Blattstellungen die Divergenzen sukzessiver Organe denen der rechtwinklig tangierenden Kreise auf der Zylinderfläche und dgl. entsprechen, deuten aber mit Sicherheit darauf hin, daß das Zirkelsystem für die Beschreibung der Blattstellung besonders geeignet ist. Zudem steht auch die relative Organgröße, die not- wendigerweise dem Zirkelsystem zugehört, mit den Blattstellungs- arten und deren Divergenzen im bestimmten Zusammenhang, und sie ermöglicht ferner eine mathematische Erklärung betreff des Zustandekommens verschiedener Stellungen.” Das Zirkelsystem ist demnach, obwohl es nur ein Symbol ist, im Vergleich zu dem Punktsystem das beßere, da das letztere vermittelst der Diver- genzen und der Zahl der konjugierten Zeilen einfach die gegebenen Stellungen beschreibt. Die mathematische Seite der Blattstellung wurde dann durch Derrıso (der die Stellung mit Kugelsäulen darstellte), Cnvrcn (der die Phyllotaxis auf der Ebene repräsen- tierte), u. A. immer mehr erweitert. Alle diese Behandlungen wurden aber neuerdings von IrERSOon ganz verallgemeinert und weiterhin neu bearbeitet. Er behandelte nicht nur die Zirkel auf der Zylinderfläche, sondern auch diejenigen auf der Ebene und der Kegelfläche, die horizontale Projektion der letzteren (das Folioidensystem), die Kugelsäulen, die Kugeln auf der Kegelfläche, usw., deren botanische Anwendungen praktisch systematisiert wurden. 1) Aıry ("73 S. 176) versuchte zwar schon im Jahre 1873 durch Drehung von Kugeln, welche an den beiden Seiten eines Kautschukkandes in alternierender Anordnung befestigt waren, verschiedene Blattstellungen zu erklären. 2) Es fehlt uns aber noch eine mathematische Erklärung über das Zustandekommen der zahlreichen Nebenreihen aus den Hauptreihen. Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranth »s-Ähre. 147 Was nun die botanische Seite der Blattstellung anbelangt, so war SCHWENDENER der Meinung, daß die in der freien Natur vor- kommenden Blattstellungen nicht allein diejenigen der ursprüng- lich nach der Anschlußregel angeordneten Seitenorgane darstellen, sondern daß die Stellung sich nach ihrer Entstehung infolge von jeweilig obwaltenden Wachstumsverhältnissen nach bestimmten Regeln verschieben könne, wie sich das vermittelst eines Modells konstatieren läßt. Er setzte dabei den Kontakt der Organe als sicher voraus, für die ersten Anlegungsmechanismen der Organe gab er aber keine Erklärung. Manche lehrreiche und interessante Probleme der Blattstellung sind dann von SCHWENDENXER und von seinen Schülern, Tertz, WEIssE, ROSENPLENTER, SECKT, REISERING, u. A. aufgeklärt worden, während auf der anderen Seite zahlreiche kritische und suggestive Untersuchungen von SCHUMANN, Racı- BORSKI, VÖCHTING, ROSENVINGE, ‚JOST, WINKLER, u. A. ausgeführt worden sind. Es ist klar, daß die so mannigfaltigen Stellungscharaktere der Pflanzen sich nicht mit nur einer Theorie erklären lassen. Zahl- reiche Faktoren wirken beim Zustandekommen bestimmter Stel- lungen mit oder demselben entgegen. Da wir aber keine wesent- liche Kenntnis davon besitzen, wie die Organe entstehen, so ist es auch nicht zu erklären, warum die Organe in dem einen Falle im Anschluß an die bereits vorhandenen Organe, und im anderen nicht im Anschluß an dieselben angelegt werden. Soweit aber die Organe nach der Anschlußregel gebildet werden, unterliegt es wohl keinem Zweifel, daß die Raumverhältnisse dabei eine maß- gebende Vorbedingung sind. Weil nun aber beim Anschluß ein wirklicher, stereometrischer Kontakt der Organe nicht notwendig ist, so ist die Frage, ob der Kontakt wirklich vorhanden ist oder nicht, von keiner wesentlichen Bedeutung, außer wenn das plas- tische Wachstum der Anlagen oder die mechanischen Verschie- bungen der gebildeten Organe in Betracht kommen, Verschie- bungen, deren Vorkommen aber mit Ausnahme einiger weniger Fälle noch näherer Untersuchung bedarf. Nach alledem ist die Blattstellung, wie WIsKLER sich aus- drückt (03, S. 541), ‚‚ein außerordentlich complizierter Vorgang, 118 Art. 3.—K. Koriba : der sich unter Abhängigkeit von einer ganzen Reihe verschiedener Faktoren vollzieht, bei dem also weder die äußeren noch die inneren Gründe allein zu berücksichtigen sind.‘ Es ist und bleibt ein weiteres Problem, die obwaltenden Faktoren der Blattstellung verschiedener Pflanzenarten und -gattungen näher zu analysieren. Da nun bei den vorliegenden Studien über die Drehung der Spiranthes-Ähre einige Untersuchungspunkte mit dieser Lehre in Berührung kamen, so seien an dieser Stelle noch einige andere Beobachtungen bezüglich der Belagstellung hinzugefügt. $ 2. Die Entstehung des Blattes bei Spiranthes, und das Bildungszentrum. Die wahre Andeutung der Blattanlage wird bei der Infloreszenz- achse von Spiranthes erst an derjenigen Stelle nachweisbar, die von der Kegelspitze nicht weit entfernt und zur Achse in einem Winkel von 20° bis 45° geneigt ist (Fig. 22, 23 u. 31 B,, Taf. II). Der Scheitelwinkel der Kegelfläche beträgt also an jener Stelle 40° bis 90°. Die Anlage wird zunächst durch die perikline Teilung der subepidermalen Zellschiceht deutlich gekennzeichnet (3333 in Fig. 31),” und sie wölbt sich dann allmählich nach außen heraus. Die obere Hälfte der Anlage ragt dann als wirkliches Blattgebilde aus der Stammfläche hervor, während die untere Hälfte als künftiges Polster schief an der Stammfläche hinabläuft. Der obere Rand der ÖOrgananlage wird somit zuerst von der Kegelfläche unterschieden, während ihre beiden Seitenränder wegen des Breitenwachstums erst etwas später bestimmt werden (13 u. 15 in Fig. 21, Taf. II). Ihr unterer Rand ist von der Stammfläche kaum zu unterscheiden (B»—S in Fig. 31). Mit Querfaltung und Querverbreitung der Anlage sowie mit der Dickenzunahme des Kegels wird das Primordium allmählich invers-dreieckig. Ein wirklicher stereometrischer Kontakt der Blattgebilde läßt sich auch erst später bemerken, wobei die Primordien sich als halbbecher- förmige Körper über die Stammfläche hinaus entfalten, und wobei 1) Es gibt am Vegetationscheitel von Spiranthes keinen scharfen Unterschied der Periblem- und Pleromschichten. Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ähre. 119 die Blütenanlagen schon in ihren Achseln bemerkbar sind (0, 2, 3 u. 5in Eig. 21). Dieser Entwicklungsvorgang des Blattes beweist schon, daß das gesamte Areal eines Seitenorgans nicht auf einmal von der Stammfläche differenziert, sondern daß vom wirklichen Anfang der Zellteilung bis zur Vervollkommung des Organumrisses ein bestimmter Zeitinterval vorhanden ist. Den am frühsten gebil- deten Teil, mit welchem der Mittelnerv in der Regel zusammen- fällt, möchten wir mit SCHWENDENER (’95, S. 651) als Bildungs- zentrum bezeichnen. $ 3. Organumriß und Organgröße. Der Organumrß an der Stammifläche ist natürlich je nach den Organen verschieden. Bei den Blütenknospen kann er von dem übrigen Areal—Stammfläche und Deekblätter—schon früher unterschieden werden (Fig. 22 u. 26, Taf. II), bei den Scheiden- blättern aber verwandelt sich der untere noch nicht individualisierte Teil der Anlage durch lebhafte Zellteilung und Faltung zur Scheide des 1” unteren Blattes, und der 2” Kontakt wird dadurch gänzlich aufgehoben.” Es kommt sozusagen eine Doppel- berindung vor. Natürlich stellt dieses Areal, sei es berindet oder nicht (vgl. Porosın '02, 8. 502: Crrarovsky ’01, 8. 79 u. '02, S. 36; Togter '02, S. 99), nur die nachherige Stammfläche, und nicht das eigene Blattgebilde jeder Anlage dar. Es ist jedoch sicher, daß der untere Rand jeder Anlage länger in einem nicht individualisierten Zustand bleibt als der obere. Mit anderen Worten, der obere Rand der Blattanlage wird, trotzdem die Bildungstätigkeit des Vegetationsscheitels akropetal fortschreitet, früher ausgebildet als der untere, weicher sich weder in rein geometrischer Hinsicht,” noch in der Differenzierungsweise der Zellen scharf von der eigenen Stammfläche unterscheiden läßt. 1) Vgl. Irerson '07, S. 234. Bei Pinus-Arten wird die Individualität des Polsters trotz müßiger Breitenzunahnie gut bewahrt, so daß ein Überwölbungskontakt die Folge ist (Jost '99, S. 207). 2) Weil die Blattzebilde unmittelbar aus der Stammfläche nach oben herauswachsen (vgl. ITERSoN, '07, S. 23+). Bei den halbkugeligen Höckern, die etwa senkrecht aus der Stammfläche herausragen, wie die Blüten von Kompositenköpfen, Aroidenkolben, usw., scheinen alle Ränder in dieser Hinsicht ganz gleich zu sein. 120 Art. 3.—K. Koriba : Die Form des Organs wird somit vermöge der eigenen Aus- gestaltung sowie im Zusammenhang mit dem Längen- resp. Dickenwachstum der Stammachse in der Oberflächenansicht ver- schiedenerweise verändert. Falls dabei ein ungleichmäßiger Außendruck mitwirkt, wird nicht nur dessen fertige Gestalt, son- dern auch die Stellung selbst sekundär verändert (siehe unten). Die Organgröße, die man tatsächlich bei Querschnitten beo- bachtet, entspricht nicht der relativen Organgröße, und kann daher auch für die theoretische Betrachtung der Stellungsverhält- nisse nie maßgebend sein. $ 4. Anschluß und Dedoublement. Weil die Bildungstätigkeit allmählich akropetal fortschreitet, so ist es begreiflich, daß jedes neue Organ, soweit das Bildungs- bestreben ununterbrochen vorhanden bleibt, stets an der tiefsten Stelle der jeweilig übrig gebliebenen Bildungszone angelegt wird. Die schon gebildeten Organe bedingen also den Entstehungsort der neuen Anlage wenigstens im räumlichen Sinne. Ob ferner ein rein physikalischer Faktor auch ein veranlassendes Moment sein kann oder nicht, ist noch nicht nachgewiesen. Es wurde zwar von Hormeıster (°68, S. 508) die Meinung geäußert, daß das Auftreten der neuen seitlichen Organe über der weitesten der Lücken zwischen den nächstbenachbarten älteren Genossen durch den Dehnbarkeitsunterschied der Epidermis- wandungen veranlaßt wird, und zwar deshalb, weil die genannte Stelle gegen das Bestreben zur Bildung einer neuen Ausstülpung den geringsten Widerstand leistet, während auf denjenigen Teil der Außenfläche, welcher den Grenzen der letztentstandenen Sprossun- gen am nächsten liegt, am stärksten dehnend und zerrend ein- gewirkt wird. Ob solche Spannungsdifferenzen in den Epidermis- wandungen wirklich vorhanden sind oder nicht, ist jedoch noch nicht bewiesen (vgl. auch Racızorskı, ’79, II, S. 107). Diese Annahme steht vielmehr mit der Entstehung des Dödoublements zweiter Art (vgl. S. 40) im unmittelbaren Widerspruch ; denn die Anlage erhebt sich dabei nicht im Anschluß an die unteren Mechanisch-physiologische Studien übar die Drehung der Spiranthes-Ähre. 121 Organe, sondern sie erhebt sich über der größeren Lücke, wo nach Hornmeister die Membran schon viel dehnbarer sein sollte, als die der normalen Lücke. Das auf der Seite der schon gebildeten Anlagen übrig ge- bliebene Areal, sei es größer als die Anlage wie beim Dedouble- ment, oder kleiner wie beim gewöhnlichen Fall, scheint, trotzdem es die neutrale Bildungszone unmittelbar fortsetzt, nie dem Ent- wieklungsareal des neuen Blattes zugewandt, während es später als Areal für die Breitenzunahme des Blattes oder für die Anlegung der Blütenknospe dient. Das übriggebliebene Areal muß dem- nach schon eine bestimmte Veränderung erfahren haben, und zwar derart, daß es sich nicht mehr als neutrale Bildungszone verhalten kann ; es ist sozusagen eine Bildungszone zweiter Ordnung. Rein physikalisch ist dies nicht erklärbar (vgl. auch Jost ’08, S. 408). Bei der Superposition und den meisten Fällen von Quirl- stellungen, wo die Anschlußregel nicht der Fall ist, ist auch die physikalische Erklärung nicht stichhaltig (vgl. unten). Die räum- liehe Beschränkung und das Bildungsbestreben, welch letzteres noch näher zu analysıeren ist, scheinen vollkommen auszureichen, um die Anschlußregel zu erklären. Es ist eine Beobachtungstatsache, daß die Zellteilung, ver- mittelst welcher das Organ von der Stammfläche differenziert, nicht akropetal von dessen unterem Rand, sondern sprungweise an einer bestimmten Stelle oberhalb der schon gebildeten Organe beginnt, die wir als Bildungszentrum bezeichnet haben. Jedes neue Organ scheint demnach erst dann zu seiner Entstehung veranlaßt zu werden, wenn die neutrale bildungstätige Zone mit der akropetalen Entwicklung der Stammfläche eine bestimmte Höhe oder ein bestimmtes Arcal erreicht hat. Die Anlegungs- weise des Organs ist dann bloß so aufzufassen, daß es stets im Anschluß an bereits vorhandene an der tiefsten Stelle der Bildungszone angelegt wird, als ob man Kreise anhäuft. Diese Kreise haben natürlich das Bestreben, sich als einheit- liches Ganze von dem umgebenden Areal zu unterscheiden. Sie sind sozusagen eine Wirkungssphäre der Individualität. Ihre Wirksamkeit sowie ihr nachheriges Verhalten sind aber je nach 122 Art. %.—K. Koriba: den Seiten des Organs nicht gleich. Unten werden sie von An- fang an von der Unterlage begrenzt, oben unterscheiden sie sich scharf von der Stammfläche sowie auch von den oberen Anlagen, seitwärts aber können sie, falls zwei Anlagen sich miteinder berüh- ren oder überdecken, und zwar je früher, desto leichter, mitein- ander verwachsen. Wenn sich nämlich etwa gleich tiefe Lücken infolge der Unregelmäßigkeit der Unterlagen dicht nebeneinander befinden, oder wenn eine größere Lücke unmittelbar in die Bildungszone übergeht, so kommen zwei oder mehrere Anlagen oberhalb der genannten Lücke oder Lücken gleichhoch zu stehen, und dann kommt je nach ihren Abständen ein kongenitales Dedoublement von verschiedenem Grad vor.” Die Sphäre muß demnach an den Seiten sehr unwirksam und undeutlich sein. Daß eine breitere Lücke stets vereinzelte Höcker anlegt, weist auch darauf hin, daß die Wirkungssphäre eine bestimmte Größe nicht überschreiten kann. Nicht nur an den ursprünglich gegebenen Anlagen, sondern, auch infolge sekundärer Breitenzunahme können sich die Ränder miteinander vereinigen. Die Verwachsung sukzessiver Blattränder, welche an die bei der Zwangsdrehung erinnert, kommt somit auch bei den Stengelblättern von Spiranthes nicht selten vor (Fig. 20 a, Taf. IV). Die Doppelberindung ist auch in dieser Hinsicht nichts anderes als die Verwachsung des einen Blattrandes mit dem Blattkissen des neben ihm stehenden Genos- sens. Bei den höckerartigen Organen, wie Blütenknospen, usw. kommt aber solche nachherige Verwachsung niemals zustande. Daß bei Spiranthes häufig ein Dedoublement vorkommt, dessen Deckblätter stark verwachsen sind, während die Blütenknospen bis zur Basis ganz isoliert bliehen, beruht darauf, daß das Deck- 1) Es kommt aber nicht selten, besonders in den Blüten, sofern ihre Oberflichen von gleicher Beschaffenheit sind, eine seriale Verwachsung der Organe vor (vgl. Hormeister, '68, S. 548). 2) Natürlich ist dabei die Form der Unterlage allein nicht ausreichend für das Zustande- kommen des kongenitalen Dödoublements, es kommt die Organgröße oder besser die Wirkungs- sphäre stets als ein wichtiges Moment in Betracht. Eine große Entfernung der Teillücken oder übermäßige Breite der gemeinsamen Lücke veranlassen das Anlegen isolierter Organe. Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ähre. 123 blatt sekundär an Breite zunimmt, während die Blütenknospe, das Achselprodukt, stets von geringerer Breite ist als das Blatt. Es läßt sich aber zwischen dem kongenitalen Dedoublement von schwachem Grad und der sekundären Verwachsung kein scharfer Unterschied ziehen. Die Frage, ob das Dedoublement durch Teilung oder Ver- wachsung der Anlage entsteht, ist bereits mehrfach diskutiert worden. In entwicklungsmechanischer Hinsicht ist dasselbe nichts anderes als das Überdecken der Wirkungssphären, welches man entweder als Verwachsung oder als Spaltung ansehen kann. Da aber die Sphären selbst nur theoretischer Natur und ganz unsichtbar sind, während die Bildungszentren durch Zellteilung und Er- hebung der Anlagen wohl bemerkbar sind, so könnte man unter Umständen wohl auch die Verwachsung und Spaltung der Höcker konstatieren, besonders wenn das Entwicklungsareal als eine oder mehrere Lücken deutlich zu erkennen ist. Jedenfalls befinden sich aber dazwischen alle möglichen Übergänge und überhaupt würde es ganz unmöglich sein, sie scharf von einander zu unter- scheiden. Die anatomischen Merkmale, die von Krk (92, S. 485) zum Gegenstand näherer Untersuchungen gemacht worden sind, sind in dieser Hinsicht auch niemals maßgebend, es sei denn, daß sie einfach den Vereinigungsgrad der Leitbündel, usw. bemerkbar machen. Es würde daher einfacher und zweckmäßiger sein, das Dedoublement nach der ursprünglichen Definition Moguix-Taxpox’s in phylogenetischer Hinsicht zu unterscheiden : ‚„ ainsi lorsqu’ä la place d’une dtamine, qui existe ordinairement dans une symme&trie organique, on trouve plusieurs etamines, celles-ci sont plusieurs par d@doublement ou par multiplication " (zit. GoEBEL, ’83, S. 297 ; ’01, 8. 711; Kuem ’92, S. 484). Es handelt sich dann nur um Vergleichung des Dedoublements mit dem erblichen Bauplan oder mit den Zeilenverhältnissen in den oberen und unteren Stellungen, worauf die Bezeichnungen ‘s “c „, positiv ““ und ‚, negativ ‘“ zurückzuführen sind (Derrıxo, ’83, S 220 ; CELAKOVSKY, ’94, S. 41). Als Grenzfälle kommen dann natürlich auch die völlige Spaltung oder Vereinigung der Anlagen vor, und das Dedoublement stellt dann nur einen besonderen Fall 194 Art. 3.—K. Koriba : der Übergänge von verschiedenen Stellungen dar, ohne Rücksicht darauf, ob dadurch eine neue Stellung eingeleitet worden ist, oder ob die alte Stellung ohne weitere Störung wieder hergestellt wurde (sdoppiamenti efficati oder ineffieati im Sinne Derpıxo’s, ’83, 8. 228). Die Frage mit Bezug auf den Kontakt der Organe, die so oft diskutiert worden ist (RAcızorskı, ’94a, 8. 278; 94b, 8. 105; SCHWENDENER, ’95, S. 645 ; WINKLER, ’01, S. 8 ff.; LeEisEring, '02, S. 421), ist, sofern die nachherige Verschiebung außer Acht gelassen ist, in sich selbst von keiner Bedeutung. Wir haben es nur mit unsichtbaren Anlagen oder Wirkungssphären zu tun, deren weitere Umrißbildung und deren stereometrisches Verhalten unter Umständen ziemlich verschieden sein können (vgl. auch 8. 119). $ 5. Regelmäßige Stellungen und recht- winkliger Kontakt. Die Zahl der Blüten sowie ihrer Zeilen schwanken in der Regel, die Achse als Einheit betrachtet, je nach den Individuen, zwischen ziemlich weiten Grenzen, ganz abweichend vom inneren 3au der Blüten selbst, welcher sich ungeachtet der Größe der Ähren nach einem ganz eigenen morphologischen Plan ausbildet (siehe z. B. Fig. 27b u. c, Taf. IV).” Soweit aber die Stellung der Seitenorgane konstant ist, werden sie stets in der Weise angeordnet, daß ihre Divergenzen dem rechtwinkligen Kontakt der Kreise entsprechen. Und es ist dieser rechtwinklige Kontakt, der un- abhängig von den Pflanzenarten (über Abnormen später) bei den regelmäßigen Stellungen stets die Hauptrolle spielt. Falls ein recht- winkliger Kontakt infolge etwaiger anderer Gründe gestört wird, so wird doch wieder der ältere oder ein neuer rechtwinkliger Kontakt hergestellt, wie wir das bei den verschiedenen Übergängen stets 1) In dem gesamten Pflanzenreich sind aber diese ganz kontinuierlich. Es gibt einerseits derartige Achsen, deren Verzweigungs- und Anordungsmodi eine spezifische Tendenz besitzen, und die mit äußeren sichtbaren Bedingungen in keinem unmittelbaren Zusammenhang stehen ; andererseits gibt es aber auch solche Blüten, bei denen die Zahl und die Anordnung der Glieder leicht veränderlich ist, was nach den Raum- und Anschlußverhältnissen leicht verständlich ist. Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ähre. 12 or beobachten können. Es ist ein großes Verdienst SCHWENDENER’S festgestellt zu haben, daß regelmäßige Stellungen sich stets mit tangierenden Kreisen darstellen lassen, und daß die Annäherung der Divergenzen an den berechneten Wert oft bis auf die Minute erreicht wird (01, S. 562). Daß die Blattstellung bei den gleichnamigen Organen meist so regelmäßig ist, deutet darauf hin, daß alle Faktoren, die kooperierend die Stellungsverhältnisse bestimmen, in der Regel konstant bleiben. Bei näherer Beobachtung findet man aber, daß selbst bei den sogen. konstanten Stellungen meist einige Unregel- mäßigkeiten vorhanden sind. Und soweit die Organe im An- schluß an die bereits vorhandenen angelegt werden, müßen wir den letzten Grund der Störung der relativen Organgröße zuschreiben. Es ist also auch nicht unwahrscheinlich anzunehmen, daß die Faktoren, die direkt oder indireckt die Organgröße bestimmen, nicht immer in denselben Kombinationen in Kraft treten. Die wahren Anlegungsmechanismen sind ja nicht so einfach, wie die Anhäufung gegebener Kreise, sondern die Lage und Größe der Organe stellen stets das Endresultat der verschiedenen Faktoren dar, deren einseitige Abweichung gleichzeitig oder bald darauf von den Gegenwirkungen ausgeglichen werden, so daß sie im Großen und Ganzen um das Gleichgewicht fluktuieren. Es ist nun von vornherein unwahrscheinlich, daß der Durch- messer der Bildungszone, welcher die relative Größe der Seitenor- gane in indirekter Weise bedingt, bei allen Ähren mit derselben Belagstellung derselbe ist. Vielleicht schwankt seine Größe nach dem Gesetze der Wahrscheinlichkeit, wie das bei den quantitativen Erscheinungen gewöhnlich der Fall ist. Als unmittelbare Folge davon läßt es sich vermuten, daß bei den Ähren mit derselben Stellung die absolute Größe der Seitenorgane korrelativ varliert. Es ist auch eine Beobachtungstatsache, daß die höhere Zeilen nur bei den dickeren Ähren zustande kommen, obwohl wir nicht gleichzeitig das umgekehrte behaupten können, nämlich daß diekere Ähren stets mit entsprechend höheren Zeilen versehen sind, weil die Dicke der Ähre, die wir beim fertigen Zustand beo- bachten, nicht der der Anlegungsperiode entspricht. Die erwähnte 126 Art. 3.—K. Koriba: Tatsache zeigt jedoch deutlich, daß die Dicke der Achse viel variabel ist als die Größe der Anlage. Erstere schwankt ja je nach dem Ernährungszustand innerhalb ziemlich weiter Gren- zen, während die absolute Größe infolge erblich-morphologischer Eigenschaften auf kleinere Schwankungen beschränkt bleibt.” Jedenfalls schwanken aber die Stellungsverhältnisse stets um den rechtwinkligen Kontakt der Kreise. Man darf daher wohl anneh- men, daß die absolute Größe des Organs zur Anlegungszeit, unge- achtet der Dieke der Achse, stets so reguliert wird, daß die An- lagen sich rechtwinklig miteinander kreuzen. Es scheint ferner zur Anlegungszeit eine Tendez vorhanden zu sein, daß die Anlagen, sofern störende Faktoren, wie Ver- diekung der Achse, usw., allmählich in Kraft treten, möglichst bestrebt sind, dieselben Kontaktverhältnisse länger beizubehalten als die Unterlage selbst. Denn wir haben gesehen, daß selbst bei nieht schlanken Ähren die Blüten selten in dekussierter Stellung angeordnet sind. Die Form der Unterlage scheint dem- nach nicht leicht verändert zu werden. Es herrscht sozusagen eine äquitaktische Wirkung der Unterlage. Wenn bei den gewöhnlichen konstanten Stellungen etwaige Unregelmäßigkeiten stets vorhanden sind, so ist der Grund darin zu suchen, daß die Fluktuation der Organgröße von der Unterlage äquitaktisch reguliert worden ist. Da aber die Variationsmöglichkeit der absoluten Organgröße sehr klein ist, so ist die äquitaktische Wirkung der Unterlage auch nur im begrenzten Masse gültig. Wenn die relative Organgröße sich schnell verändert, wie an der Übergangsstelle der ungleichnamigen Organe, so ist diese Wirkung nicht mehr im stande, die Größe der Anlage in demselben Verhältnis beizubehalten wie früher; oder die äquitaktische Wirkung ist im Vergleich zu den inneren mor- phologischen Bestrebungen sowie zum Anschlußbestreben sehr schwach, welch letzteres, soweit die Bildungstätigkeit ständig in Kraft tritt (Ausnahme unten), stets eine wichtige Rolle bei der 1) Daß bei den Triebspitzen-Gallen von Salix fragilis die Blattstellung infolge der Ver- größerung des Stammdurchmessers höhere Zeilen zeigt (Weisse ’02, S. 608), ist ein eklatantes Beispiel hierfür. Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ähre. 127 Blattstellung spielt. Die Stellungsverhältnisse werden daher einstweilig ganz unregelmäßig. Früher oder später wird aber meistens ein neues Gleichgewicht hergestellt, und wir sehen wieder einen rechtwinkligen Kontakt und die entsprechende Organgröße. Die äquitaktische Wirkung tritt ja erst nach dem relativ Konstant- werden der übrigen Faktoren deutlich zu Tage. Verändert sich also die relative Organgröße immer schneller, so wird auch die regel- mäßige Stellung nie hergestellt, weil die Stellung schon vor der Erreichung eines neuen Gleichgewichtes zerstört wird, wie wir das bei den zentralen Scheibenblüten von Kompositenköpfen sehen. Daß die relativen Organgrößen vor und nach dem Übergang, falls die beiden Stellungen zur selben Reihe gehören—Hauptreihe zur Hauptreihe und eine Nebenreihe zu derselben Nebenreihe— sich zu einander annähernd so verhalten wie die göttliche Propor- tion oder deren Potenzen, ist also nur die Folge des wiedeı hergestellten rechtwinkligen Kontaktes, ohne daß die Organe von Vornherein bestimmt worden sind, sich nach dem Übergang in die nämliche Proportion zu verändern. Es wird oft beobachtet, daß, trotzdem eine Stellung schon ziemlich weit in eine andere übergegangen ist, die ältere wieder hergestellt wird. Wodurch nun aber der rechtwinklige Kontakt verwirklicht wird, ist nicht leicht erklärlich. In geometrischer Hinsicht ist dies, wie IrTErsox gezeigt hat (l. e. S. 249), nur: „, dass die freie Oberfläche zwischen den Kreisen für den rechtwinkligen Kontakt einen maximalen Werth erreicht.“ Er hat dabei auch mittelst eines Modells die Anlegungsmechanismen zu erklären versucht, vorausgesetzt, daß die Organgröße (oder die Scheiben des Modells) gegeben und konstant, der Zylinderumfang aber variabel ist. », Werden dann die Scheiben, z. B. durch eine anziehende Kraft, immer mit einander im Kontakt gehalten, herrscht aber in dem freien Zwischenraum ein Druck, so werden auch hier die Systeme mit rechtwinkligem Kontakt im stabilen Gleichgewicht sich befin- den....... Der Druck im Raum zwischen den jungen kreisförmigen Anlagen wird hier durch das aktive Wachstum der freien Stammoberfläche verursacht. Daß es eine Kraft gibt, welche den Kontakt der Anlagen nach ihrer ersten Entwicklungsphase aufrecht 128 Art. 3.—K. Koriba:: erhält, folgt aus der Beobachtung, daß von diesem Moment ab der Kontakt zwischen den jungen Anlagen meistens lückenlos besteht. Welcher Art diese Kraft ist, darüber läßt sich bis jetzt wenig aus- sagen, vielleicht hat man hier an die Spannkraft der Cutieula der Scheitelkuppe zu denken ‘“ (l. c. 8. 251—252). Es ist nun aber von Vornherein undenkbar, daß der An- schluß der Organe durch rein mechanische Kräfte herbeigeführt wird, weil die mechanische Kraft selbst nie die Organentstehung im positiven Sinne veranlaßt, und weil die Anlage nach ihrer Ent- stehung nicht mehr die Stammfläche entlang gleiten kann. Da- gegen ist es a priori verständlich, daß die Pflanze in ihrer Bildungszone stets das Bestreben hat, ihre Organe als einheitliches Ganze anzulegen. Dies ist natürlich ein unbekannter innerer Vor- gang, aber er wird dann stets durch die Raumverhältnisse bedingt, und bei weiterer Entwicklung der Organe auch durch mechanische Kräfte beeinflußt. Wenn nämlich die Bildungszone stets die Anlegungstätigkeit beibehält, so muß das Organ notwendig an der tiefsten Stelle der neutralen Zone angelegt werden, was unmittel- bar den Anschluß zur Folge haben muß (vgl. S. 120). Wenn aber die Tätigkeit periodisch erweckt wird, so müssen die Organe rings um die Zone herum, unabhängig von der Unterlage, ihre Stelle nehmen, wobei natürlich der Anschluß nicht mehr zu erwarten ist (vgl. S. 133). Was nun das Bestreben für den rechtwinkligen Kontakt betrifft, so ist zunächst zu bedenken, daß es, falls die Unterlage sich schon im rechtwinkligen Kontakt befindet und die neuen Organe stets von derselben Größe sind, keines besonderen Moments außer der Anschlußregel mehr bedarf. Die Tatsache, daß selbst bei sogen. konstanten Stellungen etwaige Unregel- mäßigkeiten stets vorhanden sind, weist darauf hin, daß die recht- winklige Stellung stets von einem bestimmten Bestreben reguliert wird. Falls nun die Unterlage sehr unregelmäßig ist, wird das Gleichgewicht, sofern das Anschlußbestreben in den Vordergrund getreten ist, niemals ohne eine entsprechend unregelmäßige Veränderung der relativen Organgröße erreicht, ganz unabhängig Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ahre. 129 davon, ob in dem freien Zwischenraum ein Druck besteht oder nicht. Die Veränderung der relativen Organgröße kann hierbei ent- weder durch die des Achsenumfangs oder durch die der wirklichen OÖrgangröße erreicht werden. Da aber die Veränderung des Achsenumfangs, obgleich er je nach dem Ernährungszustand sehr variabel ist, ein sehr komplizierter Vorgang der Scheitelgewebe ist, so ist kaum anzunehmen, daß er beim Unregelmäßigwerden der Organanordnung korrelativ zu- oder abnimmt. Wir müssen daher den wahren Anlaß des rechtwinkligen Kontaktes unmittelbar der Veränderung der Organgröße zuschreiben. Irersox scheint mit Bezug hierauf der Meinung zu sein, daß die Regulation der Organgröße durch ‚, die Anlegung der neuen Organe auf einem anderen Teil des Scheitels mit grösserer oder geringerer Neigung ‘* erreicht wird (l. e. S. 252), und zwar, ‚, dass die höheren Kontaktfälle...... meistens angetroffen werden auf flachem Scheitel, während die niederen Stellungen...... auf Teilen gefunden werden, die einen steilen Vegetationspunkt besitzen ‘‘ d. ce. 8. 254). Die Neigung der Bildungszone kann hier aber von zweierlei Herkunft sein. Die größere Neigung kann z. B. entweder durch Steigung der Zone die parabolische Scheitelkuppe entlang oder durch eine wirkliche Verdickung derselben an ihrer Basis ent- stehen. Da aber die Bildungstätigkeit der Zone erst nach einer bestimmten Entwicklung ihrer Zellen möglich ist, so scheint eine bloße Steigung der Zone unter sonst gleichen Bedingungen kaum möglich zu sein. Falls das aber wirklich der Fall wäre, so würden wahrscheinlich, wie beim zentralen Teil der Zelianthus-Scheiben, nicht höhere, sondern niedere Zeilen angelegt werden, weil das Zonenareal mit der Steigerung immer kleiner wird. Die Neigung der Zone ist also nur als eine Begleiterscheinung der Scheitel- verdickung zu betrachten. Da nun aber die Verdiekung der Stammachse von ganz heterogenem Ursprung ist, so kann man wohl mit Recht annehmen, daß die Regulation der Organgröße in keinem unmittbaren Zusammenhang mit der Neigung steht. In welcher Weise der rechtwinklige Kontakt von einem 130 Art. 3.—K. Koriba.: beliebigen labilen Zustand eingeleitet und der dreizählige Kontakt vermieden wird, ob der Organumriß vor der Anlegung des nächstoberen eine Veränderung erfährt, ob dıe Anlagenlücke ein Bestreben hat, eine bestimmte Größe innezuhalten, usw., das sind Fragen, die in unmittelbarem Zusammenhang mit denen, wie jedes Organ sich in der neutralen Bildungszone als einheithiches Gebilde von den umgebenden Geweben auszuscheiden bestrebt, welche gegenseitigen Wirkungen entstehen, usw., erst nach weiteren Untersuchungen beantwortet werden müssen. ‚Jedenfalls können die morphologischen Vorbedingungen nur im Großen und Ganzen die Organgröße bestimmen und die feinere Größe der Anlage, die sich nachher als relative Organgröße behandeln läßt, wird von dem Bestreben des rechtwinkligen Kontaktes hauptsächlich sekundär bestimmt. Die reinen physikalischen Kräfte, wie Druck, Spannung, usw. auf der äußeren Fläche der Epidermis- wandung können dabei aber nie das leitende Moment sein, es sind vielmehr bestimmte Korrelationen der gesamten Scheitelkuppe, die den jeweiligen Raumverhältnissen gemäß die Wirkungssphären und Bildungszentren regulatorisch schaffen. $ 6. Ubergang der Reihen und Fısoxacersche Variation. Bei den gewöhnlichen Fällen gehören die beiden Stellungen vor und nach dem Übergang meist zu derselben Reihe. Wenn die relative Organgröße sich langsamer verändert, so ist ein derartiger Übergang leicht verständlich, weil mit dem Verschwin- den der niederen Koordinationszeilen nach dreizähligem Kon- takt die nächst höheren Zeilen die neuen Kontaktzeilen werden.” Es ist ja im geometrischen Sinne ein umgekehrter Prozeß des wohl bekannten Dachstuhlprinzips (SCHWENDENER ’78, 8. 14 u. 59; ’83, Taf. VIII Fig. 2; ’95, S. 660 ; Weisse (GoEsBEL) ’98, S. 66). In der Regel wird aber die Vergrößerung oder Verkleinerung der Organgröße sehr schneil ausgeführt, obgleich sich nachherige Schwankungen oft noch ziemlich lange bemerken lassen. Es kommt dennoch meist dieselbe Reihe vor. 1) Wenn man die ursprünglichen Koordinationszeilen mit m und n bezeichnet, so ent- sprechen die neuen Kontaktzeilen m+n, sofern 2m > n ist (siehe Irerson 1. c. S. 32, 50, usw.) Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ähre. 131 Irersox bewies aber eklatanterweise das geometrische Ver- hältnis, daß nämlich beim Übergang des rechtwinkligen Kontaktes m und n in den nächst höheren rechtwinkligen Kontakt n und m-+n, deren relative Organgröße sich annähernd um die göttliche Proportion verkleinern sollte, m Übergangskreise genug sind, und daß man beim Übergang in den noch höheren Kontakt derselben Reihe ähnlicherweise die Kreise konstruiren kann (l. ce. S. 270). Die Zwischenwerte dieser Kreise sind also beim Übergang in dieselbe Reihe als minimale Grenze des Verkleinerungsgrades zu betrachten. Daß ın der Natur, seien es Monokotyledonen oder Dikotyledonen, die Hauptreihe bevorzugt wird, ist einfach damit zu erklären, daß die relative Organgröße selbst selbst beim schnellen Übergang diese minimale Grenze nicht überschreitet. Nimmt aber die relative Organgröße sehr schnell oder in ungleichmäßigem Verhältnis ab, so ist der Übergang innerhalb einer und derselben Reihe, nicht mehr zu erwarten. Die Über- gänge in andere Reihen, die wie begreiflich auf der plötzlichen Verkleinerung der Organgröße beruhen, sehen wir bei Kompo- sitenköpfen und dgl. Nach Weisse (97, S. 457) verhält sich z. B. die relative Häufigkeit der Hauptreihe mit den übrigen Neben- reihen bei den Scheibenblüten von ZZelianthus wie 132: 6, und nach Scuumann (99, S. 258) verhalten sie sich wie 133 : 8. Was nun die Zahl der Blüten bei solchen kopfartigen Infloreszenzen anbetrifft, so ist sie natürlich sehr variabel, weil selbst bei Köpfen mit derselben Anzahl von Zeilen die Glieder- zahl in jeder einzelnen Zeile nicht immer dieselbe ist. Das ist besonders bei den Scheibenblüten der Fall, weil sie von den Ernährungszuständen stark beeinflußt werden (Korısa '09, S. 1), und weil die Zeilen selbst nach innen infolge der Raumverhältnisse immer zerstört werden. Bei den Hüllblättern und Randblüten aber ist, falls ihr morphologischer Übergang deutlich und die Gliederzahl in einem System der konjugierten Zeilen annähernd konstant ist, natürlich auch eine bestimmte Anzahl von Organen, welche der Zahl der Zeilen, ihrer Multipula oder Summe—falls die Zeilen Verzweigungen erfahren—entspricht, zu erwarten. Es ist eine variationsstatistische Tatsache, daß dabei die Glieder der 132 Art. 3.—K. Koriba: Hauptreihe und ihre Kombinationen bevorzugt sind, was von Lupwis als Fıeonaccr-Reihe bezeichnet worden ist. Es gibt bisweilen sogar eine konstante Zahl von Randblüten, wie bei den ersten Köpfchen von Tagetes patula 1. (soweit ich bisher beobachten konnte, beträgt sie immer 5!), oder eine nahezu kons- tante Zahl wie bei Achilles millefolium (5) (Lupwic ’96, S. 6). Weisse hat schon darauf hingewiesen, ‚, daß im Allgemeinen die Zahl der Zungenblüten von ZZelianthus annus mit der Zahl der weniger steil verlaufenden Contactzeilen der auf sie folgenden Rohrenblüten übereinstimmt oder ihr wenigstens sehr nahe steht‘ (97, 8. 460). Natürlich gibt es auch Fälle, in denen die be- vorzugte Zahl um die Glieder der ersten Nebenreihe schwankt (VocreEr ’10, S. 4 u. 60), oder in denen sogar eine solche nicht vorhanden ist (Smurz ’02, S. 149). Das ist natürlich je nach den Zweiglagen und Entwieklungsperioden verschieden (NrEUWENHUIS ’11). ‚Jedenfalls scheint es sich nach meiner Erfahrung zu be- stätigen, daß im Allgemeinen die Zahl der Randblüten dem Freonaccı-Gesetz um so genauer folgt, je geringer ihre Zahl ist. $ 7. Allmähliche Übergänge in andere Reihen. Der Übergang von einer Reihe in die andere wird häufig auch in der Weise ausgeführt, daß die Verkleinerung sukzessiver Organe je nach den Zeilen in verschiedenem Grade—rascher resp. langsamer, bis die alte Stellung in einen neuen rechtwinkligen Kontakt gebracht wird— vor sich geht, wobei ihre Koordinations- zeilen eine Verzweigung erfahren. SCHWENDENER beschrieb schon die bei den Aroideenkolben vorkommenden Übergänge zwischen den Quirlen und Spiralen, wobei das eine System der Schrägzeilen der alten Stellung auch als solches in die neue übergeht, während beim anderen die Zahl der Zeilen um 1 steigt oder fällt (78, S. 68 ff. und Fig. 36, 39 u. 40 in Taf. VI-VIl), so daß, der Zahl der Quirlelemente gemäß, ver- schiedene Nebenreihen zustande kommen. Bei den Kätzchen von Ficea excelsa beobachtete er ein ähnliches Verhältnis, nämlich Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ähre. 133 daß die stützenden Schuppen an der Basis in 5" und 8” Zeilen, die Staubgefäße dagegen in 7” und 5” Zeilen angeordnet waren, wobei die 8" Zeilen sich ungestört nach oben fortsetzen, während die weniger steilen 5” Zeilen in 7” übergehen (83, S. 757). Bei Spiranthes haben wir auch beobachtet, daß die Ähren mit dem Kontakt 2 und 3 in den 3 und 3 oder in den 3 und 4 über- gehen, wobei die 3” Zeilen sich ungestört nach oben fortsetzen, während die 2” Zeilen sich ein- resp. zweimal verzweigen, und daß die Ähren mit dem Kontakt 3 und 5 in den 3 und 4 über- gehen, wobei die 5" Zeilen sich einmal vereinigen. Es wurde da- bei bemerkt, daß sich bei diesen Übergängen die sukzessiven Organe nicht die Grundspirale entlang allmählich verkleinern oder vergrößern, sondern daß die Organe je nach den Zeilen, die nach oben unmittelbar fortschreiten, in ungleichen Verhältnissen steigen. Wie aber eine solche Zeilenverschiedenheit verwirklicht wird, bleibt noch zu beantworten. Wir haben bei den dreizähligen Quirlen der Spiranthes-Ahre schon gesehen, daß der reine Quirl nur selten vorkommt, oder daß er meist schwach spiralläufig ist, wobei die Richtung der Spirale unter allmählichem Übergang, bald nach rechts, bald nach links schwankt, als ob die Spirale zergliedert und oft umgekehrt wäre (vgl. S. 69). Im geometrischen Verhältnisse weist dies darauf hin, daß die Steighöhe und somit auch die relative Größe der Organe zeilenweise, bald nach rechts, bald nach links, un- gleichmäßig befördert wird. Weil bei den Quirlstellungen der rechtwinklige Kontakt schon erreicht ist, oder die regulatorischen Faktoren sich annähernd im Gleichgewicht befinden, so ist es leicht verständlich, daß innere störende Faktoren leicht in Wirksamkeit treten können, was bei uns den Eindruck schwacher Spiralen hervorrufen würde.” Man darf daher wohl annehmen, daß unter Umständen im Vegetationsscheitel auch eine Tendenz in Kraft treten kann, durch welche die Organgröße schraubenweise in ungleiche Verhältnisse 1) Im Gegensatz zu den Spiralstellungen, weil sich bei ihnen, selbst wenn ein gewisser Zeilenunterschied vorhanden ist, die Spiralrichtung nicht verändert, so daß die näheren Ver- hältnisse der Unregelmäßigkeiten nicht leicht konstatierhar sind. 134 Art. 3.—K. Koriba: gebracht wird, als ob hier die mehr oder minder von einander unabhängigen Bildungsstreifen vorhanden wären. Dieses Beispiel schließt sich, nach meinem Dafürhalten, denjenigen Fällen an, in denen man die Organanordnung als kombinierten Erfolg der Superposition und Juxtaposition betrachtet, wie bei den gedreht erscheinenden Maiskolben, Caetus-Stämmen, usw. Bei Spiranthes ist diese Tendenz der Superposition nur schwach, sie wird leicht vom Anschlußbestreben überwunden, der rechtwinklige Kontakt wird aber dadurch mehr oder minder gestört. Sie darf aber auch nicht so lange in Wirkung bleiben, daß ein neuer rechtwinkliger Kontakt dadurch zustande kommt, oder es kann schon vor der Erlangung eines neuen Gleichgewichtes verschwinden. Eine solche Unregelmäßigkeit der Belagstellung ist bei Maiskolben eine ganz gewöhnliche Erscheinung. Diese Veränderung der Organgröße kann entweder beim Übergang von ungleichnamigen Organen (Pinus, Magnolia) oder bei einem solchen von gleichnamigen Organen (Aroideenkolben, Spiranthes-Ähre) verwirklicht werden. Die Anordnung der Zeilen, wie z. B. die große, mittlere und kleine Zeile der Spiranthes-Ähre, kann beliebig sein, die resultierende Stellung ist aber je nach der Anordnung ganz verschieden. $ 8. Superposition, Vertizillation und unregel- mäßige Blattstellungen. Soviel über die gewöhnlichen Stellungen und deren Über- gänge. Es gibt in der Natur aber auch verschiedene anomale Fälle, bei denen besondere innere Tendenzen obwalten, und bei denen sich die Anschlußregel mehr oder minder modifiziert. Dieselben liefern jedoch bei den allgemeinen Betrachtungen der Anlegungsmechanismen sehr lehrleiche Momente. Es wurde schon von SCHUMANN betont, daß bei Zea Mais ‚„, die jüngeren Anlagen nicht an den Stellen erscheinen, wo sie den Kontaktverhältnissen entsprechend vorausgesetzt werden sollten, sondern superponiert, indem zwischen ihnen nicht neubildungsfähige Räume aufgespart werden ‘“ (zit. Winkter ’01, Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ähre. 135 S. 7). SCHWENDENER und VöchtisG beobachteten auch bei den kantenbildenden Kakteen wie Cereus und Phylloeaetus eine ähnliche Tatsache. ,, Es ist dies das Fehlen eines seitlichen Kontaktes zwischen den jungen Blattanlagen, die allerjüngsten nicht an- genommen—eine Eigenthümlichkeit, die ich bis dahin sonst nirgends beobachtet habe “* (SchwEnnExer ’94, S. 974). ScHwEn- DENER äußerte dabei die Meinung, ‚, dass im vorliegenden Falle die Rippenbildung, obschon sie unterhalb der obersten Blattan- lagen beginnt, einen bestimmten Einfluss auf die Vorgänge am Scheitel ausübt “(. e. S. 975), während Vöcrrise das abgeleugnet hatte, indem er sagte, daß nicht die Kantenbildung, sondern die Blattbildung das Primäre sei (Vöcnrise 94, S 468 ff.). Die näheren Verhältnisse wurden aber erst von Wersse (04) klar gelegt. Er sagte: ,, Die Kantenbildung findet allerdings nur im Anschluss an ein schon angelegtes Blatt statt, aber diese vom Blatt ausgehende Wachstumsförderung schreitet keineswegs nur basipetal, sondern auch akropetal fort,‘ so ,, dass in den auf gleicher Orthostich liegenden Teilen ein intensiveres Wachstum induziert wird " (l. ©. 8. 420-1),......,, als wenn auf dem Scheitel in der Richtung der Blattzeilen ein radialer Zug ausgeübt würde ‘‘ (S. 366). Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang, daß häufig auch ein anderer Faktor, nämlich das Anschlußbestreben, zur Geltung kommt, falls die Kanten nicht in kontinuierlicher Linie verlaufen, oder falls der Verband der Blätter in der Richtung der Kanten etwas gelockert ist. ,, Beide Faktoren wirken nun genau so zusammen, wie ein der Wachstumsförderung durch die Kantenbildung entsprechender Zug und ein den Contactver- hältnissen entsprechender Druck bei rein mechanischen Vorgängen zusammenwirken müsste,“ als ob man in der Lage wäre, die Resul- tante nach dem Gesetz vom Parallelogram der Kräfte zu konstruieren (l. e. 8. 397). Weisse zeigte ferner, daß in der Blütenregion, im Zusammenhang mit dem Aufhören der Kantenbildung, die Stellung ganz normal ist (1. e. S. 383). Die Superposition der Organanlage wird hier also haupt- sächlieh durch die Wachstumsförderung der Orthostichen durch 136 Art. 3.—K. Koriba: die bereits angelegten unteren Organen sowie durch die korrelative Hemmung der übrig gebliebenen Stammfläche bewirkt. Ob nun aber alle Fälle von Superposition durch den radialen Zug der Unterlage veranlaßt werden oder nicht, ist damit natürlich noch nicht zu entscheiden. Wenigstens ist aber sicher, daß das neue Organ, sei es bei der Superposition oder bei der Juxtaposition, unter akropetaler Entwicklung des bildungsfähigen Areals stets an der tiefsten Stelle oder im Anschluß an bereits vorhandene an- gelegt wird, ganz unabhängig von der Anzahl der als Unterlage dienenden Genossen, und ferner steht fest, daß mit dem Schwächerwerden der akropetalen Beförderungswirkung wieder das Bestreben hergestellt wird, sich dem Grenzwert zu nähern. Daß die Reihenanordnung in den Maiskolben nicht immer geradlinig, sondern häufig rechts- oder linksläufig ist, daß ferner die Zeilen an der Spitze und Basis mehr oder minder in schiefen Koordi- nationszeilen angeordnet sind, ist ähnlich zu erklären. Es ist ferner eine interessante Tatsache, daß bisweilen auch bei den Maiskolben die sämtlichen Zeilen in einer bestimmten Querzone plötzlich eine Alternation erfahren (siehe z. B. Praru und SurracE ’10, Fig. 226, Nr. 50; Fig. 230, Nr. 589). Dies deutet darauf hin, daß das Superpositionsbestreben der Bildungs- zone zu einem bestimmten Zeitpunkt ihrer Entwicklungsstufe plötzlich erlischt oder wenigstens sehr schwach wird, so daß die neuen Anlagen in der Zone im Anschluß an je zwei Genossen im Alternation angelegt werden. Die inneren Tätigkeiten, durch welche die normale Anschlußregel ungültig gemacht wird und eine andersartige Belagstellung zustande kommt, scheinen demnach von ganz sekundärer Natur zu sein, und unter Umständen bei der akropetalen Entwicklung des Vegetationsscheitels rhythmisch schwanken zu können, wobei natürlich die Reihenstörung als eine @Querzone zum Vorschein kommen muB. Umgekehrt ist es vielleicht richtig zu vermuten, daß die Bildungstätigkeit unter Umständen auch periodisch schwanken kann, wobei natürlich eine Quirlstellung zustande kommen muß. GoEBEL hat schon darauf hingewiesen, ‚, dass zur Bildung einer Blattanlage, oder zur Bildung der gemeinschaftlichen Basis, auf - Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Sjiranthes-Ähre. 137 welcher mehrere Blätter auftreten, sich das Aussengewebe des Stengelvegetationspunktes in Form eines ringförmigen Walles er- hebt... Sehr häufig ist diese Entstehungsart bei wirtelig gestellten Blättern : es treten dann nicht die einzelnen Blattanlagen gesondert auf, sondern es bildet sich zuerst ein Ringwulst, aus dem dann die Spitzen der einzelnen Blattanlagen hervortreten‘ (83, 8. 214. vgl. auch "00, S. 560). Bei solehen Fällen können wir natürlich nicht mehr erwarten, daß die Glieder jedes sukzessiven Quirls im Anschluß an bereits vorhandene entstehen ; denn die Wirkung der Unterlage ist dabei gänzlich unterbrochen. Die Anzahl der Organe kann der Dicke der Zone sowie der Größe der Anlage gemäß beliebig schwanken. Daß bei den zahlreichen Pflanzen mit Quirlstellung, wie z. B. bei @alium aparina L.,’ Veronica virginica 1.,” Kupatorium Kirilowii Turez. und viele anderen (Derrıxo ’83, S. 199 ; Jannıcke ’91, S. 266 ; Kıeım ’92, S. 428 ; ÜELAKOVSKY "94, 8. 1), die Blattanzahl sukzessiver Quirle plötzlich oder vermittelst des Dädoublements variiert, ist wohl auf solche Weise zu erklären. Von Derpıxo wurde das Dedoublement hinsichtlich der Wirk- samkeit auf die weitere Organanordnung in zwei Arten geteilt, d.h. und ‚„‚inefhieaci‘‘ (l.c.S. 223). Dasselbe ist aber von zweierlei Herkunft, je nachdem der Anschluß herrscht [9 „sdoppiamenti efticaci‘ oder nicht. Sofern die Anschlußregel befolgt wird, wird das Dedou- blement durch die Unregelmäßigkeit der Unterlage—sei es durch die Unregelmäßigkeit der Organgröße oder sei es durch die hyper- trophische Verdiekung der Mutterachse oder durch ihre Kombi- nationen herbeigeführt—eingeleitet, was dann meistens eine neue regelmäßige oder regellose Stellung zur Folge hat. Bei den Quirl- stellungen hingegen ist das Dedoublement infolge des Nichtvor- handenseins des Anschlusses nieht mehr als Unterlage wirksam. Die Stellungsveränderung nach dem De£doublement muß dann 1) Nach mündlicher Mitteilung von Herrn Dr. Nakano schwankt die Blattanzahl in einem Quirl von 4-10. Zwei daven sind die Hauptblätter und die übrigen sind Nebenblätter. Vgl. auch GoEBer. '83, S. 214 u. 231; '00, S. 561; VELENXOvVsKY '07, S. 433, 2) Der sechszüählige Quirl folgt bisweilen auf einen fünfzühligen, und der fünfzählige auf einen vierzühligen. 3) Der vierzählig Quirl gebt bald unmittelbar, bald aber eine unregelimäßige Zwischenstufe hindurch. in den fünfzühligen Quirl über. 138 Art. 3.—K. Koriba : dieselbe Ursache haben wie das Dedoublement selbst, d. h. die Veränderung der relativen Organgröße, die hauptsächlich durch die Verdickung der Mutterachse herbeigeführt wird. Nach Vöcutıse und WINKLER scheinen auch bei Zinaria spurea und dgl. die Kontakt- und Anschlußverhältnisse sehr locker zu sein. ,, In der Quirlregion geschieht die Entwicklung der Blätter sprungweise, in der Spralregion mehr gleichmässig ; dort wachsen die einmal angelegten Glieder rasch, hier langsamer‘‘ (Vöchtixe ’03, 8. 97). ,, Der Scheitel erhebt sich...... ‚ nachdem der jüngst abgegliederte Blattquirl ein gewisses Alter erreicht hat, vollkommen frei und allseitig unberührt über den jüngsten Quirl EMPOT,....... “ (Wiskter ’01, S. 12). ‚, Mit anderen Worten, hier befinden sich jederzeit neutrale Räume zwischen den Anlagen und auch zwischen den Areis ‘“ (S. 15). ‚, Freilich lässt sich diese Frage, ob zwischen den Blattbasen ein unmittelbarer Contact ein- tritt, in vielen Fällen kaum mit absoluter Sicherheit entscheiden. Und zwar deshalb, weil sich die Blattbasen fast nie ganz scharf umgrenzen lassen ‘“ (WInKtEr ’03, S. 518). Diese Anschauungen wurden von SCHWENDENER (O1, S. 556) und Leiserise (02, S. 421) als verkehrt zurückgewiesen. Die Tatsache aber, daß die Blätter nicht immer im Anschluß an die bereits vorhandenen, mindestens zwei Genossen angelegt werden, und daß ferner die Gliederzahl selten eine plötzliche Veränderung erfährt, beweist aber zum mindesten ein Schwächerwerden des Anschlußbestrebens, sowie das Kombiniertsein der rhythmischen Anlegungstätigkeit bis zu einem gewissen Grade. Bei Viseum album (Mürver ’66, S. 275) sind ebenfalls solche Schwankungen und verschiedene Übergänge zwischen Anlagen von zwei- und dreigliedrigen Wirtel deutlich zu sehen. Diese drei Tendenzen, die Juxtaposition, Superposition und Virtizillation, brauchen natürlich nicht immer je allein aufzutreten; sie können vielmehr unter Umständen kombiniert auftreten, und dann sind die regelmäßigen Stellungen nicht mehr zu erwarten. Die Maiskolben liefern uns auch in dieser Hinsicht ein ausgeprägtes 3eispiel (siehe z. B. Prart und Surrace l. c. Fig. 227, Nr. 172). Auch aitiogene Wirkungen können unter Umständen die Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ähre, 139 Blattstellungen in indirekter Weise beeinflussen. So wird z. B. bei Corylus Avellana L. nach Kxy (98, S. (62)) die '/s Stellung des normalen dorsiventralen plagiotropen Sprosses in eine spiralige Stellung verwandelt, falls der Sproß im Laufe derselben Vege- tationsperiode in einen orthotropen, radıär gebauten Sproß um- gewandelt wird. Weil der Plagiotropismus eine phylogenetisch neuere Eigenschaft ist, so ist es klar, daß die ursprüngliche Spiralstellung hier im Zusammenhang mit dem Plagiotropismus in die '/ Stellung umgeändert worden ist. Bei Vaceinium Myrtillus, usw., lassen sich dieselben Vorgänge beobachten (siehe GOEBEL "98, 8.79 ff.). Bei dem kriechenden Rhizom von Aecorus Calamus L. wird hingegen die eigene '/; Stellung nicht mehr verändert, während die Insertionsebene der Blätter, die bei der ursprünglichen Lage der Achselknospen schief geneigt ist, mit der weiteren An- legung der Blätter ,, allmählich auf dem kürzeren Wege zur horizontalen Lage kommt “* (Weisse '89, S. 132). Daß auch die Zwangsdrehungen bei den quirlständigen Achsen nicht selten vorkommen (DE Vrıes '92, S. 86, ff.) und sogar erblich fortdauern können (DE Vrırs '59, S. 291), ist in diesem Zusammenhang teils als Zerstörung der Anlegungs- mechanismen, teils aber als Rückschlag der sekundär erworbenen Virtizillation zu betrachten. Bei Maiskolben scheint aber nach PEARL und Surrac# (l. e.) das erbliche Verhalten der Körneranord- nung nicht deutlich zum Ausdruck zu kommen, obwohl die Zahl der Zeilen selbst je nach Emährung und Zuchtwahl ziemlich schwanken kann (DE Vrıes 'O1, p. 52). Nach allem ist die Juxtaposition, die am häufigsten vorkommt, als einfacher Typus zu betrachten. Der Vegetationscheitel ent- wickelt sich dabei gleichmäßig akropetal, und die Bildungs- tätigkeit ist nach allen Richtungen ganz neutral, so daß jedes neues Organ im Anschluß an die bereits entstandenen Organe oder in dem jeweilig übrig gebliebenen Bildungsraum sukzessiv angelegt wird. Wenn aber besondere innere Vorgänge in Wirkung treten, seien sie von Anfang an autogen oder durch aitiogene Ursachen veran- laßt worden, so kommen je nach den Fällen die Virtizillation, die Superposition, die morphotisch hoch differenzierten Formen und 140 Art. 3.—K. Koriha: sogar verschiedene unregelmäßige Stellungen zustande. Bei der Virtizillation wird die Bildungstätigkeit rhythmisch erweckt und die Organe werden als Wirtelglieder annähernd simultan neben einander gebildet. Bei der Superposition schreitet die Bildungs- tätigkeit reihenweise orthotrop vorwärts, die sukzessiven Organe jeder Reihe werden mithin im Anschluß an ein je älteres angelegt. Bei deu Blüten und dgl., die eine höhere morphologische Einheit bilden und als deren innere Differenzierung eine bestimmte Or- gananordnung zustande kommt, sind die inneren Vorgänge heutzutage kaum analysierbar. Die Entstehungsweise der Wirkungssphäre sowie die recht- winklige Regulation bleiben zunächst noch näher zu untersuchen. teine physikalische Vorgänge an der Scheiteloberfläche, wie die Spannung der Epidermiswandung, der innere Druck, usw., sind aber kein veranlassendes Moment, wir haben es ja stets mit inneren Vorgängen zu tun, welche ja nach den Umständen verschiedene Stellungen veranlassen. Obwohl die normale Stellung sich nicht ebenso wie die anomalen Fälle behandeln läßt, so scheinen doch die näheren Untersuchungen der verschiedenen Stellungen auf die wahren An- legungsmechanismen Licht zu werfen. $ 9. Beeinflußung der Blattstellung durch äußeren Druck. Der äußere Druck kommt natürlich nur bei denjenigen Fällen in Betracht, wo die Anlagen in engerer Berührung mit älteren Organen wie Mutterachse, Tragblatt, usw. stehen, und dem Wachstumskontrast ausgesetzt worden sind. Da aber das innere Gestaltungsbestreben sowie die obwaltenden Druckverhältnisse je nach den Fällen sehr mannigfaltig sind, so können die daraus resultierenden Blattstellungen selbst bei ein- und derselben Mutter- pflanze auch sehr verschieden sein. Was zunächst die Blattstellung in den Achselknospen an- belangt, so kann man, soweit es um Spiranthes, eine Mono- kotylengewächse, handelt, wohl behaupten, daß das Ados- Mechanisch-pbysiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ähre. 141 sieren des ersten Vorblattes gänzlich durch innere Ursachen bedingt wird, während die Anordnung der folgenden Blätter, also auch die Richtung der Spirale, von den Raumanschluß- und Druckverhältnissen bestimmt wird. Es scheinen zwar folgende Umstände nicht minder das Adossieren zu erschweren, nämlich : 1) ein radialer Druck, welcher bei der Verdickung der Achse gegen die Erde in Kraft tritt, und der dadurch eine elliptische Querschnittsform der Knospenscheitel, deren kurze Achse not- wendigerweise mit dem Druckminimum zusammenfällt, zur Folge hat ; 2) die allgemein anerkannte Tatsache, daß die Neubildungen, falls die Scheitelkuppe elliptisch ist, an den Ebenen der langen Achse auftreten (Scuumann '92, 8. VII; Weisse ’03, 8. 275, 281 u. 285) ; 3) der meniskusförmige Scheidenriß in der tangentialen Richtung, nach welcher der Seitendruck am schwächsten ist ; und 4) das größere Areal auf der phylloskopen Seite der Kegelfläche mit Bezug auf das Raumverhältnis im Sinne Irersox's. Das erste Vorblatt wird jedoch stets auf der axoskopen Seite des Scheitels angelegt, wie bei den meisten Monokotyledonen und einigen Di- kotyledonen. Daß bei einigen Smilaxr-Arten wie 8. indica, usw. die Achselknospe zwei adossierte Vorblätter besitzt (VELEXOVSKY ’85. S. 1), ist auch ähnlich zu erklären. Die Ablenkung des Vorblattes aus der Medianebene wird dagegen nicht wenig durch die Druckwirkung beeinflußt, und soweit ich bisher habe beobachten können, erreichte die Ab- weichung sogar die Winkelgröße von 42° (siehe S. 19). Und diese Tatsache scheint sich unmittelbar an die der Querstellung des Vor- blattes bei den Tradescantia-Arten anzulehnen (vgl. S. 22). Nach PRILLIEUX weisen einige Orchideen auch ein transversal gestelltes Vorblatt auf (zit. SchwENDENER "78, S. 103, Fußnote.) Ob man das als phylogenetischh wie SchwWENDENER meint, oder als mechanisch betrachten darf, ist aber nur nach näheren Unter- suchungen zu entscheiden. Das Adossieren und die Spaltung des Vorblattes bei HZedera Helix (Irersox, l. ce. S. 285) ist meines Er- achtens nicht mit Raum- sondern mit Druckverhältnissen zu erklären, ähnlich wie beim zweiten Blatt der Spiranthes-Achsel- knospe. 142 Art. 3.—K. Koriba : Was nun die Richtung der Blattspirale anbetrifft, so wird sie bei den Achselknospen mit adossiertem Vorblatt durch Median- abweichung des zweiten Blattes (Weisse ’89, S. 130) und bei den- jenigen mit zwei seitlichen Vorblättern durch die des dritten (Weisse l. ce. S. 118 ; 91, S. 69) bestimmt. Sie werden natürlich im Anschluß an die bereits vorhandenen (mit Ausnahme von Smilax-Arten und dgl.) angelegt, wie die Raumverhältnisse es vor- herbestimmen (Irersox 1. c. S. 2854). Wenn die Knospe mit dem Stützblatt sowie mit der Mutterachse in lockerer Berührung steht, wird die Abweichung des die Spiralenrichtung veranlassenden Blattes ausschließlich durch die Raumverhältnisse der Kegelbasis, also auch durch die Insertionsschiefe des Stützblattes bestimmt werden, nicht aber durch die Medianabweichung des Stützblattes veranlaßt werden. Da aber die Achselknospe, meist dieht von dem Stützblatt und der Mutterachse umgeben, im ungleichen Verhältnis mit ihnen wächst, so wird die Richtung nicht nur durch das blosse Raum-, sondern auch stark durch das Druckverhältnis beeinflußt, ja sogar bisweilen ausschließlich vom letzteren bedingt oder sekundär modifiziert (vgl. S. 14 ff.). Beim Zustandekommen der Spiralen der Dikotylen-Keimlinge verhält es sich ähnlich (vgl. ROSENPLENTER ’90), natürlich vorausgesetzt, daß keine Tendenz zur Virtizillation oder andere innere Störungen vorhanden sind (vgl.- WixKter ’01, S. 50). Jedenfalls ist die Bedeutung des Drucks bei der Anlegung der Vorbiätter stets so zu fassen, wie SCHWENDENER richtig betont hateaar im Lichte der morphologischen Auffassung sind solche Druckeffecte doch niemals das eigentlich Bestimmende in der Architeetur der Gewächse, es sind bloss die störenden Factoren, welche der strengen Durchführung des idealen Constructionsplanes im Wege stehen “° (78, S. 101). $ 10. Stellungsverhältnisse der Seitenorgane außer- halb der Kegelfläche. Die Organe wachsen nach der Entstehung allmählich über die Stammfläche empor, und zwar meist schief aufwärts, weil sie von Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ähre, 143 Anfang an von den Schuppen- oder älteren Blättern dieht um- schlossen und so gezwungen sind sich in die nämliche Richtung zu strecken. Diese Neigungen sowie auch die nachherigen Kontaktverhältnisse sind aber je nach ihren spezifischen Aus- gestaltungen sowie auch nach der Streekungsweise der Tragachse verschieden. Sind die Organe immer von höckerartiger Form und wächst die Stammfläche gleichmäßig wie die Höckerfläche selbst, so bleiben die Kontaktverhältnisse nach wie vor unverändert. So ist z. B. bei den Aroideenkolben, trotzdem das Längen und Dicken- verhältnis je nach den Entwicklungsphasen mehr oder minder verschieden ist, die Blütenstellung ganz dieselbe. Nehmen aber die Organe, wie bei den Scheidenblättern, stark an Breite zu, so wird der ursprüngliche Kontakt, sowohl auf der Stammfläche als auch an den Blattspreiten selbst gänzlich auf- gehoben und sie wachsen aufwärts, etwa parallel zur Achse. Strecken sich hingegen die Seitenorgane hauptsächlich in die Längsrichtung, so weisen sie in der Peripherie meist höhere Kontaktzeilen auf, weil einerseits die Mantelfläche des Kontakt- systems mit der Entfernung von der Insertionsstelle immer an Um- fang zunimmt, während die Querschnittsgröße der Organe an- nähernd konstant ist, und weil sie andererseits von der Außenlage stark seitwärts gedrückt und dadurch gezwungen werden, sich gegenseitig zu berühren. So berührt sich z. B. bei den Blüten von Gastrodia, Aloe, und dgl. jede Knospe bei ihrer Auswärtsneigung unmittelbar mit der von der nächst höheren Zeile, so daß bei der Oberflächenansicht ein dreizähliger Kontakt zustande kommt. Die Knospen werden dabei nicht nur radialschief, sondern auch tangentialschief geneigt. Diese Ablenkungsrichtung ist stets der wirksamen höheren Knospe entgegengesetzt, und somit je nach der Form und den Kontaktverhältnissen der Knospen verschieden (siehe S. 54 u. 61). Wenn die Druckwirkung der Außenlage bei den genannten Verhältnissen der Knospen entkräftet wird, so wird selbst bei unmittelbarer Berührung der Knospen nicht immer ein wirksamer gegenseitiger Druck hervorgerufen. Diese drei Modi des Kontaktes sind natürlich mit allen mögli- 144 Art. 3.—K. Koriba : chen verschiedenen Übergängen verbunden. So wird z. B. bei den Zapfen von Adies-Arten wie A. cephalonica der ursprüngliche 3" und 5” Kontakt annähernd beibehalten. Die Achse wächst hierbei hauptsächlich in der Längsrichtung, während die Schuppen sich schräg auswärts strecken. Die Neigung der Zeilen ist also bei der Mantelfläche sehr schräg, während bei der Achsenfläche die 5” und 3" Zeilen schon sehr steil sind und die nächst niederen Zeilen (2°) deutlich ins Auge fallen (Schumann ’99, S. 293). Wenn die Organe als blattartige Gebilde unmittelbar nach oben wachsen, so entsteht in der Querschnittsansicht das sogen. Folioidensystem Irersos’s, welches der horizontalen Projektion der Kreise in der Kegelfläche entspricht (l. e. S. 161). Im übrigen sind aber die näheren Umstände je nach der Form und der Querschnittshöhe der Blätter verschieden, und bisweilen kommt auch eine spätere Verschiebung vor. So erleiden z. B. bei Liriodendron tulipifera (Weisse ’02, S. 488) die Blattspreiten sowie die zugehörigen Stiele der ursprünglich annähernd in *°/; angeordneten Blätter durch die zweiseitig zusammengedrückte Gestalt der Stipulartaschen eine schiefe Neigung und damit auch eine Divergenzabweichung, die einen Winkel von etwa '/, erreicht. Die nachherige Verschiebung der Blattspreiten kann unter Umständen auch eine Drehung der Tragachse herbeiführen. So werden z. B. bei den Pandanus-Arten die ursprünglich in 'f; angeordneten Blätter (SCHWENDENER '94, S. 964 ; STRASBURGER ’06, 8. 625) durch die nachträgliche Verbreiterung der Blattbasen und den daraus erfolgenden ungleichen Widerstand auf den anodi- schen resp. kathodischen Seiten in eine homodrome Richtung gedreht. Bei den Cyperus-Arten wird das Drehungsmoment wahrscheinlich dasselbe sein.” Wenn die Seitenorgane als kugelige Körper wie bei den Blütenknospen infolge der Volumenzunahme ihren gegenseitigen Kontakt länger beibehalten, während die Knospenkörper selbst mit 1) Was die Veränderung der deutlich sichtbaren Zeilen durch Streckung der Achse an- belangt, siehe man ITErson 1. ce. S. 222. 2) Nach SCHWENDENER (l. c. S.6 u. 8) soll auch das Längenwachstum der Achse ein wichtiges Moment der Verschiebung sein. Es bedarf aber noch genauer Untersuchungen, das zu bestätigen. Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ähre. 145 schlankem, leicht beweglichem Stiel mit der Achse verbunden sind, so können die Kontaktzeilen je nach den Wachstumsverhält- nissen der Achse, der Knospen sowie ihrem Stiel häufig Kontakt- wechsel erfahren, und die Divergenzen weisen damit ein Hin- und Herschwanken auf, wie das folgende Beispiel deutlich zeigt. $ 11. Mechanische Verschiebung der Blütenknospen bei Seilla japonica BAx. Die Blütenspindel dieser Pflanze sind zu Anfang der Blütezeit mit dicht gedrängten kugeligen Knospen ersichtlich. Die Knospen sind ursprünglich mit Ausnahme einiger oberen im Kontakt 3 und 5 angeordnet. Zur Zeit des Photographierens weisen sie am oberen Teil des Spindels den Kontakt 2, 3 und 5 auf (Nr. 55, 58 u. 60 in Fig. 71, Taf. VII), während sie nach unten infolge der Streckung und Auswärtsbewegung der Stiele allmählich einen höheren Kontakt bemerken lassen. Die Spindel selbst stellt infolgedessen einen zugespitzten Kegel dar. Bei 37, 40, 42 und 45 sind die 3” und 5” Zeilen eben in einem rechtwinkligen Kreuz angeordnet. Die acht 8” Zeilen sind aber dann bald in Berührung gekommen und bei 21, 24 u. 29 ist der dreizählige Kontakt 3, 5 und 8 deutlich ersichtlich. Bei den gewöhnlichon Spindeln mit einer verhältnismäßig geringen Anzahl von Knospen bleibt der Kontakt meistens in diesem Zustand; hier ist aber der Wechsel weiter gegangen und nach dem Erlöschen des 3” Kontaktes ist ein etwa rechtwinkliger Kontakt 5 und S entstanden (0, 5, Su. 13). Noch weiter unten ist aber der Kontakt infolge der lebhaften Streekung der Achse sowie der Auswärtsbewegung des Stiels gänz- lich verschwunden. Nach dem Verblühen wird der Stiel wieder negativ geotropisch und infolge starker Streckung der Achse werden die 2” und 3” Zeilen sehr auffallend. Obwohl hier eine genaue Berechnung der Divergenzen ganz unmöglich ist, so lassen doch die herrschenden Kontaktverhältnisse deutlich eine Schwankung der Divergenz bemerken. Sieht man sich z.B. die Glieder der 5” Zeilen an, so sind sie bei 16 und 21, wo der Kontakt 3, 5 und 8 entstanden ist, mit einer viel größeren 146 Art. 3.—K. Koeriba: Divergenz sichtlich, als bei 50 und 55, wo der Kontakt 2, 3 und 5 herrscht.” Sieht man dieses Kontaktsystem als zylindrische Kugelsäule an, so entsprechen die Divergenzen 40° 11’ resp. 10° 42' 30” (Iterson 1. c. S. 86).” Weil hier der gegenseitige Druck der Knospen nur schwach ist, und weil ferner die Tragachse im Vergleich zum Stiel sehr diek ist, so sollten die regelmäßigen Kontaktwechsel hauptsächlich infolge der Neigung des Stiels entstanden sein.” Jedenfalls sind hier die Knospen auf der Kegelfläche annähernd nach dem Dachstuhlprinzip SCHWENDENER’S (78, S. 12 ff.) verschoben. Der Hauptgrund des Knospenkontaktes liegt hier nach allem darin, daß die Achsenstreckung noch wenig lebhaft ist; denn bei der starken Verlängerung der Achse erlischt der Kontakt in der länglichen Richtung einfach, ohne irgend welche Verschiebung der Knospen, wie DE ÜAaxpoLLe das vermittelst eines Modells demon- striert hat (zit. Schumann ’99, S. 283). Das zweite wichtige Moment ist hier die Volumenzunahme aer Knospen, die mit der Achsenstreckung sowie mit der Zunahme der Spindelmantelfläche annähernd parallel vor sich gegangen ist, und welche den ursprünglichen Flankenkontakt annähernd beibe- halten hat; denn sonst kommt der Kontakt nicht nur nicht in der Längsrichtung, sondern auch in der Querrichtung nicht mehr zu- stande. Diese beiden Momente, durch welche ein starker Kontakt aufrecht erhalten wird, sind die Vorbedingungen für die mechani- sche Verschiebung. Als drittes Moment kommt dann die Festigkeit der Knospen sowie die Schlankheit des Stiels hinzu, durch dessen leichte Biegsamkeit die Verschiebung verwirklicht wird. Der gegenseitige Druck würde hier natürlich sehr schwach sein, aber doch schon genügen, um den Stiel seitlich zu biegen. 1) Dieses Aussehen kommt aber zum Teil von dem größeren Umfang des unteren Teils her. 2) Da aber das System wirklich eine kegelige Kugelsäule mit einem Winkel von etwa 10° darstellt, so muß die Divergenz nur etwas abgewichen sein (vgl. Irerson ].c. S. 178). 3) Der Stiel von Blüten Nr. 1 zeigte hier eine anodische Ablenkung von mehr als 10°. Dies beruht darauf, daß die Knospen in der Stelle des rechtwinkligen Kontaktes 3 und 5 infolge der Divergenzverminderung, die in der Stelle des dreizähligen Kontaktes 3, 5 und 8 die Größe von 1? 2 12” und in der Stelle des rechtwinkligen Kontaktes 5 und 8 die Größe von 9’ beträgt, und die sich nach unien sukzessive Knospen hindurch summiert, allmählich anodisch abgelenkt worden sind. Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ähre. 147 Als weiteres Moment kommt endlich die Wachstumskrümmung des schlanken Stiels in Betracht, durch dessen Länge und Neigung am oberen Teil des Spindels ein niederer Kontakt hervorgerufen wird, während nach unten allmählich höhere Kontaktzeilen eingeleitet werden. Dieses Moment ist allerdings in den gewöhn- lichen Fällen nicht unbedingt notwendig. In diesem Falle ließen sich aber in rein geometrischer Hinsicht verschiedene Zeilenwechsel gleichzeitig bemerken. $ 12. Bedingungen für die mechanische Verschiebung. FR Die beiden ersten eben erwähnten Momente stellen stets die Vorbedingungen der mechanischen Verschiebung dar. Erwähnt sei aber, ‚‚dass auch eine vollkommene Berührung noch kein Beweis für einen wirklich vorhanden Druck liefert ‘* (Vöchrtixe ’03, S. 110), weil die Achse und die Seitenorgane dabei ganz gleichmäßig gewachsen sein können. Im Allgemeinen würde es für die Pflanzen viel zweckmäßiger sein, wenn die Achse und die Seitenorgane gleichmäßig wüchsen, als zur Wachstumsphase einen Druck und eine Verschiebung zu erleiden. In Wirklichkeit bilden dann aber die Festigkeit der Tragachse, der Seitenorgane, der Stiele sowie der Insertionsstelle noch wichtige Momente; denn die Resultate können je nach der Festigkeit des mechanischen Systems sehr verschieden sein. Sind die Achse sowie die Seitenorgane relativ fest, der Stiel aber leicht biegsam, so kommt natürlich durch Gleitung der Organe, wie beim Seilla- Spindel, eine regelrechte Verschiebung vor. Wenn aber der Stiel sehr kurz oder verdickt ist, so wird unter Umständen die Ablen- kung der Organe sehr erschwert, und die Bewegung wird dann immer stärker auf die Achse oder die Organe übertragen. Ist hierbei die Achse sehr schlank oder leicht drehbar, so resultiert aus dem tangentialen Schub eine Drehung der Tragachse. Ist hingegen die Achse sehr diek oder drehungsfest, so kann natürlich eine Verschiebung nie zustande kommen und die Organe selbst bekommen infolge des passiven plastischen Wachstums eine 148 Art. 3.—K. Koriba: asymmetrische Form.’ Das nähere Verhalten ist also stets von der Festigkeit des Organsystems abhängig. Eine wirkliche Verschiebung braucht mithin selbst beim Vorhandensein eines Verschiebungsmoments in den Seitenorganen nicht notwendiger- weise zustande zu kommen. In Wirklichkeit ist aber die Frage, ob eine Verschiebung oder eine Drehung bewirkt worden ist, oder nicht, nicht leicht zu entscheiden. Der Kontakt wird in Allgemeinen bei den dicht gedrängten Organen mit höheren Zeilen meist länger beibehalten, der Ablenkungswinkel wird aber bei den höheren Zeilen immer kleiner (SCHWENDENER ’83, Taf, VIII; Irersox ’07, Taf. II, VIlu. VIII). Bei den Organen mit höheren Zeilen kann auch die Zahl der Zeilen selbst je nach dem Ernährungszustand öfter verschieden sein, so daß die vergleichenden Untersuchungen nicht immer zuverläßig sind (Weisse ’97, S. 471; Schumann ‚99, S. 257; Jost ’99, S. 203). Die Kontaktverhältnisse auf der Mantelfläche stellen auch nicht immer die der ursprünglichen Achsenfläche dar, außer wenn die Organe höckerartig sind (vgl. SCHWENDENER ’78, S. 41; Kl x SCHUMANN ’99, S. 288; Jost ’99, S. 205; Leısering ’02, S. 618), während die an der Achsenfläche sich zu Anfang der Phasen ohne Verletzung der Organe nie genau ermitteln lassen. Beim er- wachsenen Zustand aber sind die Kontaktverhältnisse infolge der Streckung der Achse schwer bemerkbar geworden (IrErsox 1. c. S. 222). Eine schwache Torsion kann auch als Resistenztorsion zustande kommen (Teırz ’88, S. 419). Die Divergenz selbst ist überhaupt keine so konstante Größe, wie bei den geometrischen Figuren, obwohl bei den dicht zusammengedrängten Organen derartige Ungleichmäßigkeiten bei der weiteren Entwicklung, besonders bezüglich der Oberflächenansicht, zu Gunsten der Raumausfüllung mehr oder minder sekundär ausgeglichen werden. Alle diese Erscheinungen, die im Zusammenhang mit den obwaltenden mechanischen Verhältnissen stehen, erschweren eine sichere Antwort, außer wenn der Vorgang ganz klar ist, oder wenn man den Verlauf wie z.B. durch Photographieren genau 1) Die Quirlstellungen sind natürlich immer ausgenommen, weil dann der Dachstuhl symmetrisch gelagert ist cder die beiden Sparren gleichlang sind. Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ähre. 149 verfolgte. Es ist leicht zu begreifen, daß bei den Pinus- und Abies- Sprossen und -Zapfen, u. dgl. diese Frage so häufig diskutiert worden ist (SCHWENDENER ’78, S. 40; ’83, 8. 742; ’94, 8. 963; 99, 8. 895; ’02, S. 249; Scaumann ’99, S. 238; Jost ’99. S. 193; 02. 8. 21; ’02, II, S. 225). Die Verschiebungen können unter Umstän- den wohl zustande kommen, weil es sich teils um schwache Ab- lenkungen frei beweglicher Körper, teils um die Drehung der darunter befindlichen Tragachse handelt, was aber auffallende individuelle Verschiedenheiten hervorrufen kann. Jedenfalls scheinen mir aber diese Fälle keine guten Beispiele zu sein. Ein eklatantes Beispiel der Verschiebung liefern aber die Helianthus-Köpfchen, die zuerst von SCHWENDENER (’00, S. 1042) dann aber besonders von LeiserınG mittelst photographischer Aufnahmen genauer untersucht worden sind (02, I, 8. 378; '02, IL, 3019). Es wurde von ihm klar gestellt, ‚‚dass in der Tat...... Ver- schiebungen vorkommen,‘ und, ‚,‚dass alle diejenigen Vorgänge, die mit solchen Verschiebungen zusammenhängen, und aus denen sie sich erschliessen lassen, d.h. Aenderung des Dachstuhlwinkels, der Divergenz und des Verhältnisses zwischen Organdurchmesser und Scheitelumfang, bei den untersuchten Exemplaren in vollkom- menster Uebereinstimmung neben einander hergingen. In einigen wenigen Fällen war es sogar gelungen, Contactwechsel zwischen den Organen festzustellen und in Abbildungen zu veranschau- lichen ‘‘ (02 B, 8. 613). Die Veränderung des Dachstuhlwinkels sowie die der Divergenz geschehen allerdings nicht nur an der Oberfläche, sondern auch an der Basis der Blüten auf den Scheiben, hier aber in mehr oder weniger vermindertem Masse. Es ist ein merkwürdiges Beispiel des plastischen Wachstums, daß das so fest gebaute Rezeptakulum durch die Wachstumskraft und Anordnung der ansitzenden Seitenorgane eine wenn auch nur schwache Torsion erfahren kann.’ Was nun die Drehung der Spiranthes-Ähre anbetrifft, so ist zunächst zu bemerken, daß der Kontakt der Knospen vermöge 1) Was das plastische Wachstum der Pflanzen anbstrifft, vgl. man Prerrar '93, S. 268, 150 Art. 3.—K. Koriba: einer unter Stützung des Deckblattes vor sich gehenden Volumen- zunahme und Rückenknickung zur Zeit der Verschiebungs- und Wendungszeit wohl erhalten bleibt. Die Kontaktverhältnisse sind aber je nach den Wachstumsverhältnissen der Achse und der Knospen verschieden, weil die Knospen schief nach oben herausra- gende spindelförmige Körper darstellen, und so kommen bisweilen sogar die zweithöheren 8” Zeilen in Berührung (Fig. 5a und 9e, Taf. III). Die Wirksamkeit und die Fortpflanzungsweise der Druckwirkung sind in einer und derselben Zeile auch wegen der Ungleichheit der Länge der Hebelarme je nach der Richtung— akrofugal oder akropetal— verschieden, wesentlich anders als bei den Walzen des Modells, bei denen die Berührungs- und Fort- pflanzungsweise ganz gleichgültig sind. Die Verschiebung wird hier erst durch die Neigung der Knospen repräsentiert, während sie beim Modell unmittelbar durch die Bewegung der Walzen verwirklicht wird. Zu Anfang der Verschiebungsphase wird die Neigung haupt- sächlich durch das Längen- und Dickenwachstum der Tragachse sowie der Knospen bedingt, wie bei dem Dachstuhlprinzip. Die Neigungsrichtung wird aber ausschließlich von den oberen Knospen und zwar meist von der 3" Zeile akrofugal bestimmt. Nicht selten kann aber auch die 5* Zeile die wirksamste sein, wobei die 3" Zeile ais Koordinationszeile der ersteren entgegenwirkt. „Jedenfalls kommt aber die 2” Zeile zur Zeit der Verschiebungsphase kaum in Betracht; sie ist sogar nicht einmal im Stande, an der Knospen- neigung teilzunehmen. Nichtsdestoweniger ist das Verhalten der Zeilen im Großen und Ganzen dem Dachstuhl mit drei Sparren ähnlich, insofern der 5” Überschichtungskontakt in Betracht kommt. ,„,Haben z.B. die Organe das Bestreben, in longitudinaler Richtung relativ stärker zu wachsen als das Ganze, ‘‘ oder wenn bei Spiranthes hier die Achsenstreckung nicht lebhaft ist, —,, so wird der mittlere Sparren des Dachstuhls vorzugsweise belasted, unter Umständen so stark,‘‘ daß er in die entgegengesetzte- Richtung gekehrt wird (SCHWENDEUER ’78, S. 36-37). Nach der Rückenknickung, die stets unter Stützung des Deckblattes ausgeführt wird, stellt nun jede Knospe in sich selbst Mechanisch-physiologische Strdien über die Drehung der Spira nthes-Ähre. 151 ein eigentliches Bewegungsorgan dar, und dureh ihren Spitzendruck zwingt sie sich eben in diejenige Richtung, sei es kathodisch oder anodisch, zu wenden, nach welcher sie schon verschoben ist. Nicht nur für sich zeigt sie dieses Bestreben, sondern sie veranlasst auch die unmittelbar darüber befindlichen Knospen sich in die nämliche Richtung zu wenden. Diese akropetale Wirkung wird stets kraftvoll ausgeführt. Bei den kathodischen Wendungen aber, besonders bei den stark wachsenden oder schlanken Achsen, ist der Spitzendruck nicht sehr wirksam; er verliert sogar seine Wirkung gänzlich, weil die 5" und 2* oberen an Höhe resp. Breite zu weit von der unteren, drückenden Knospe entfernt sind. Bei den anodischen Verschiebungen hingegen tritt er in voller Wirkung, kann sogar die kathodische Verschiebung der 3” oberen überwinden und die Neigungsriehtung der letzteren sekundär medifizieren. Falls die Neigungsrichtung noch nicht bestimmt ist, so wird die Wendungsrichtung durch diesen Spitzendruck und die darauf folgende Gleitung von neuem entschieden, außer wenn die Knospen schon aufgeblüht sind. Daß sich die Knospen, selbst bei den Quirlstellungen, wo die Neigungen der beiden Sparren gleich und symmetrisch sind, endlich in eine bestimmte Richtung wenden, ist wohl dem Kniekungsbestreben zuzuschreiben. Diese Knickung stellt ja ein eigentümliches Wendungsmoment der Spiranthes-Knospen vor. Die Drehung der Achse wird aber bei Spiranthes nicht aus- schließlich durch Verschiebung und Wendung der Knospen verursacht, denn die Achse dreht sich selbst beim Erlöschen des Kontaktes oder beim Abschneiden der Knospen, stets kathodisch. Die Achsendrehung ist also keine notwendige Folge der Verschie- bung. Es ist daher auch wohl ein Grenzfail denkbar, nämlich daß die Blüten sich wenden, die Achse sich aber nicht dreht, wobei natürlich der Druck, der vermittelst des Deckblattes auf das Polster übertragen wird, ohne Wirkung geblieben sein muß. In Wirklichkeit schreitet aber beides stets Hand in Hand fort, was ohne Weiteres einen korrelativen Zusammenhang der anatomischen und mechanischen Verhältnisse erkennen läßt. Die Druckwirkung der Knospen ist besonders bei der ano- 152 Art. 3.—K. Koriba: dischen Drehung wohl konstatierbar; denn dabei wirkt die Druckdrehung der Achsendrehung entgegen und überwindet so die letztere, während bei der kathodischen beide Wirkungen zusammenfallen. Daß in den gewöhnlichen Fällen die kathodische Auflösung bevorzugt ist, ist also teils den Kontaktverhältnissen, teils aber der Drehungstendenz der Achse zuzuschreiben; denn die Drehung selbst kann, besonders zur anfänglichen Phase, die Kontaktverhältnisse bedingen. B. Wachstumstorsion. Krümmung, Drehung und Windung sind ganz allgemeine Erscheinungen im Pflanzenreich. Im ursachlichen Zusammenhang unterscheiden wir zwei Arten, d. h. die hygroskopischen und die Wachstums-(und Turgor-)bewegungen. Die Wachstumstorsionen können nun auch durch verschiedene Mechanismen sowie deren Kombinationen verursacht werden. Sie können zunächst entweder passiv oder aktiv sein. Unter ‚, passiv ‘“ verstehe ich diejenigen Fälle, bei denen die tordierende Kraft sich außerhalb des drehenden Teils befindet, und bei denen sie auf die sukzessiven Querzonen einen tangentialen Schub ausübt. Sie wirkt häufig als einarmiger Hebel, der durch eine Last oder durch eine tropische Bewegung der Seitenorgane oder der ge- krümmten Achse selbst entsteht. Nicht selten wird die Torsion auch durch die mechanische Verschiebung der Seitenorgane verur- sacht, wie z B. beim Anfang der anodischen Drehung der Spiranthes-Ähre. Sie ist natürlich eine Art von Zwangsdrehung im Sinne SCHWENDENER'S (02, S. 263), hier sei es aber mit DE Vrıes (92, S. 171) als Druckdrehung bezeichnet. Unter ‚aktiv ‘“ verstehe ich diejenige Drehungen, deren tordierende Kraft innerhalb des drehenden Teils selbst vor- [23 handen ist. Sie können ferner, entweder ‚, unbegrenzt ‘ sein, wie bei den normalen Drehungen, oder ‚‚begrenzt‘‘, in dem Sinne, daß die Richtung und Größe der Drehung ausschließlich von der Richtung und Größe der Schraube des Resistenzgewebes bestimmt und beschränkt werden, wie z B. bei den Zwangs- drehungen von DE Vrrzs oder den von Tertz. Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiraxthes-Ähre. 153 Die Zwangsdrehungen von DE VRIESs zeichnen sich durch das Spiraligwerden der Blattstellung und durch die Verwachsung der Blattbasen sowie der damit verknüpften anatomischen Veränderun- gen aus (siehe 1. c. S. 65, 83u. 86), während die von Terrz nur durch den gewöhnlichen tangentialschiefen Verlauf des Gefäß- bündels herbeigeführt werden (88, S. 419). Da aber Dr Vrıes im Anschluß an Bravx und Massus den Terminus Zwangsdrehung ausschließlich auf die ersteren beschränkt zu sehen wünscht, und da es in morphologischer Hinsicht auch viel bequemer ist, so möchten wir die erstere einfach als Zwangsdrehung und die letztere als Tertz’sche Drehung bezeichnen, obwohl sie in mechanischer Hinsicht in gleicher Weise eine Rückdrehung der Resistenzgewebe sind. Unter den normalen unbegrenzten Drehungen können wir ebenfalls verschiedene Typen unterscheiden. Sie können einfach durch den Wachstumskontrast der inneren und der peripherischen Zellschichten verursacht werden. In diesem Fall bedarf es aber wenigstens im Anfangsstadium eines bestimmten Anstoßes, durch welchen die Richtung bestimmt wird. Sie ist also wenigstens anfangs passiver Natur. Einmal gegeben, geht dann die Drehung, sofern der Wachstumskontrast der inneren und äußeren Schichten stark genug ist, immer weiter fort. Daß sich die frei wachsenden oder sich um eine schlanke Stütze windenden Schlingpflanzen homodrom drehen wie die Nutationsbewegung selbst, ist meines Erachtens einem bestimmten Nachdruck der rotierenden Nutation zuzuschreiben. Die antidrome Drehung um diekere Stützen ist hingegen eine Folge der späteren entgegengesetzten Schubwir- kung bei der sogen. Greifbewegung (SCHWENDENER 'S1, S. 1081; Korkwırz ’95, S. 517). Der Drehungsgrad selbst, welcher je nach den Arten sehr verschieden ist, scheint aber hauptsächlich durch die spezifische Drehbarkeit der Achse herbeigeführt zu werden. Wenn aber die dynamischen Gewebe in einer bestimmten Anordnung um die Widerlage verteilt sind, wie bei der Spiranthes- Achse, so ist es keines Anstoßes mehr bedürftig, weil die Richtung durch den Wachstumskontrast der Gewebe selbst bestimmt wird. Bei der kathodischen Drehung dieser Achse ist also «die aktive 154 Art. 3.-K. Koriba : Drehung gleichsinnig mit einer passiven Druckdrehung verbunden und wird von der letzteren, nämlich von den Kontaktverhältnissen der Knospen, noch unterstützt. Die Achsendrehung kann aber auch von der Druckdrehung sekundär verändert oder gänzlich ver- hindert werden. Die unbegrenzte Torsion kommt auch vor, ‚, wenn die ein- zelnen Elemente des Organs das Bestreben haben, sich zu drehen, “ oder ‚‚wenn die quadratischen Flächenelemente concentrischer Schichten das Bestreben haben, rhombisch zu werden‘‘ (NÄGELI und SCHWENDENER ’77, S. 415). Der erste Fall ist aber meines Wissens bei keiner Wachstumstorsion beobachtet worden, während der letztere nach SCHWENDENER und KraBse (92, S. 60) bei der Orientierungstorsion der dorsiventralen Organe vorkommen soll. Was nun die Welkungstorsion anbetrifft, so ist zunächst zu bemerken, daß hieran keine physiologische Tätigkeit beteiligt ist, oder daß sie nur eine tote Bewegung ist, wie bei den anderen physikalischen Bewegungen. Es ist der Kohäsionszug des Zell- saftes, der hier wesentlich als dynamischer Faktor ins Spiel tritt. Es entsteht aber keine besondere Membranverdiekung wie bei den hygroskopischen Bewegungen, sondern es sind nur die lang- gestreckten, tangentialschief angeordneten Zellen, durch deren @Querverschrumpfung solche Fortdrehung zustande kommt. Bei Spiranthes und del. hat diese Torsion natürlich keine biologische Bedeutung, weil sie bei der normalen Entwicklung niemals vor- kommt. Unter Umständen könnte sie aber wohl eine wichtige Rolle bezüglich der biologischen Leistung spielen. ‚Jedenfalls scheint diese Torsion einen Übergang der Wachstumstorsion in die hygroskopische Torsion vorstellen zu können. VIII. Übersicht der Ergebnisse. Das Adossieren des ersten Vorblattes der Achselknospe ist ein rein innerer Vorgang. Ein starker Druck von der inneren Seite kann aber das Vorblatt veranlassen, aus der Medianebene mehr oder minder abzuweichen. Das zweite Blatt wird im Anschluß an das erste auf der Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spirunthes-Ahre. 155 äußeren Seite des Knospenscheitels angelegt. Die Medianab- weichung desselben wird hauptsächlich durch die Druckverhältnisse bedingt, falls das erste Vorblatt nicht stark von der Medianebene abgewichen ist. Das Tragblatt übt vermittelst seines Mittelnervs einen starken Druck aus. Die Entwicklung der Wurzel in der Grundachse ver- mindert den Druck, welcher von den umgebenden Scheiden auf die Achselknospe ausgeübt wird. Die Medianabweichung des Tragblattes und des Vorblattes, die Lage der Wurzel, die Stärke des Drucks von den äußeren und inneren Seiten bestimmen mithin in verschiedenen Kombinationen die Medianabweichung des zweiten Vorblattes. Diese Druckwirkung wird aber mit der Steigerung der Phyllome immer undeutlicher, und die weitere Blattanlegung in der Achselknospe wird ausschließlich durch die obwaltenden Raum- und Anschlußverhältnisse bedingt. Die Richtung der Blattspirale wird meistens durch das zweite Blatt bestimmt. Die relative Häufigkeit der rechts- und links- läufigen Spiralen ist nahezu gleich, oder folgt dem (Gesetz der Wahrscheinlichkeit. Bei den Schwesterähren entspricht sie somit annähernd (L+R)*. Die Stellungsverhältnisse der Rosetten- und Stengelblätter entsprechen dem Kontakt I und 2. Dieser geht dann oberhalb der höheren Stengelblätter in den 2 und 3 der Deckblätter über. Die Blätter nehmen nach dem Entstehen sekundär an Breite zu. Bei den Rosettenblättern und unteren Stengelblättern kommt stets eine Doppelberindung vor, so daß die Berindungsverhältnisse sekundär in den Kontakt 0 und 1 umgeändert werden. Bei der Infloreszenzachse nähern sich diese Verhältnisse auch mehr oder minder dem Kontakt 1, 2 und 9. Die Blütenknospen, die Achselprodukte der Deckblätter, werden bei ihrer weiteren körperlichen Entwicklung infolge der Druckwirkung der äußeren Blattscheiden und Deekblätter radial- schief nach oben gerichtet. Alle 2” Knospen berühren sich mithin nur in ihren basalen Teilen nahe der Achsenfläche. Die der 3" Zeilen berühren sich hingegen mit ihrer Spitze resp. Flanke. Die 156 Art. 3.—K. Koriba Knospen werden auch infolge ihrer Aufwärtsneigung mit der sukzessiven 5” oberen in sekundären Kontakt gebracht und bedecken mit ihrer Spitze schwach tangentialschief die Basis der oberen. Beim dicht gedrängten Zustand der Ähre fallen die fünf 5” Zeilen am deutlichsten ins Auge, während die zwei 2” Zeilen sich kaum als solche bemerken lassen. Die Blätter sind von Anfang an schief in die Stammfläche eingefügt. Ihre untere Hälfte liegt bei dem Kontakt 1 und 2 auf der anodischen Seite, beidem 2 und 3 aber auf der kathodischen Seite. Diese Insertionsschiefe verschwindet aber bei den Scheidenblättern infolge der nachherigen Verdickung der Achse gänzlich, bei den Deckblättern jedoch nicht. Die Knospen wachsen als Achselpro- dukte der Deckblätter gleich ‚kathodisch geneigt aus. Die Verdiekung der Infloreszenzachse ist nicht gleichmäßig, sondern steht mit der Entwicklung der Knospen im engeren Zu- sammenhang. Es entwickelt sich nämlich der unmittelbar unter- halb der Knospenansatzstelle befindliche Teil der Rindenschicht als Polstergewebe, so daß die gesamte Achsenoberfläche mit den schraubenwendig angeordneten Erhebungen ersichtlich ist. Die Polster sind infolge der unmittelbaren seitlichen Berührung mit den 2” unteren Knospen gleich kathodisch geneigt wie die Knospen selbst. Es gibt bei der Spiranthes-Ähre noch einige andere Stellungen. Der Kontakt 1 und 2 der Stengelblätter geht nämlich nicht nur in den 2 und 3, sondern auch in den 2 und 2, 3 und 3 oder 3 und 5 über. Der Kontakt 2 und 3 der Deckblätter geht auch in den 3 . und 3 oder 3 und 4 über. Der Kontakt 3 und 5 wird bisweilen auf den 3 und 4 reduziert. Beim Übergang der Hauptreihe in die anderen Reihen geht das eine System der Koordinationszeilen der alten Stellung unmittelbar in die neue Stellung über, während das andere sich verzweigt oder vereinigt. Beim Übergang des Kontaktes 2 und 3 oder 3 und 5 in den 3 und 4 wird die Grundspirale stets umgewandt. Der Übergang geht bald schnell, bald langsam vor sich, und es kommen sogar Fälle vor, daß vor der Feststellung eines neuen Kontaktes der ältere wieder hergestellt wird. Bei den mehrfachen Systemen der Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spira nthes-Ähre. 157 Spiranthes-Ähre kommen reine Quirle nur selten vor, sie sind nämlich meistens schwach rechts- oder linksläufig. Bisweilen kommen auch Dedoublements verschiedenen Grades vor, deren Teilglieder bald im Anschluß an die annähernd gleich hoch gestellten, dicht daneben befindlichen Lücken, bald aber oberhalb einer großen Lücke angelegt werden. Nach dem Entstehen des Dedoublements ändern sich plötzlich die Kontakt- verhältnisse. 3isweilen erfahren die Ähren auch eine ein- oder zweimalige Gabelung. Die Stellungsverhältnisse sind vor der Gabelung stets unregelmäßig. Die der Gabelzweige sind aber meist regelmäßig und sie können dabei entweder gleich oder verschieden sein. Die Gefäßbündel laufen die nächst höheren Zeilen der höch- sten Kontaktzeilen entlang. Sie stehen in keinem Zusammenhang mit der Achsendrehung sowie mit deren Grad, oder sie werden dabei höchstens passiv mitgedreht, ganz unabhängig davon, ob ihre ursprüngliche Laufrichtung mit der Drehungsrichtung zu- sammenfällt oder nicht. Die Blütenknospen von Spiranthes besitzen ein eigentümliches Bestreben sich bei ihrer Orientierungsbewegung am oberen Ende des Fruchtknotens dorsinastisch zu knicken. Bei der normalen aufrechten Lage der Ähre drücken sie daher mit ihrer Knospen- spitze unmittelbar nach innen. Dieser Druck der Knospen tritt aber erst unter Stützung des Deckblattes in volle Kraft, sonst werden sie an ihrer schlanken Stielbasis leicht rückwärts nach außen gebogen. Das Deckblatt ist mit seiner breiten Basis in die Achse eingefügt und bedeckt die Knospe dicht von außen. Die Knospen werden dadurch bei ihrer Entwicklung mit einander in engerer Berührung gebracht, und ihre Auswärtsrückung wird sehr er- schwert. Nach der tangentialen Richtung wird die Knospe hingegen mitsamt dem Blatt und Polster leicht geneigt. Die Knospen werden bei der Volumenzunahme vor der Örientierungsphase von den oberen Knospen akrofugal verschoben. 158 Art. 3.—K. Korika: Die Verschiebungsrichtung ist aber je nach den Kontaktverhält- nissen, die durch die Wachstumsverhältnisse der Achse und der Knospen sekundär bestimmt werden, verschieden. Die ursprüng- liche kathodische Neigung wird dabei bei den dickeren oder kürzeren Ähren, falls der 5“ Überschichtungskontakt wirksam ist, anodisch verschoben. Diese Verschiebung kann ferner, falls die Rückenknickung der Knospen früher eintritt, unmittelbar in die anodische Wendung übergehen. Bei den meisten Fällen wird aber diese erste anodische Verschiebung infolge des Wirksam- werdens der 3" oberen später wieder kathodisch. Bei den schlan- ken oder sich lebhaft streckenden Ähren kommt aber die anodische Verschiebung niemals vor und die ursprüngliche Neigung geht unmittelbar in die kathodische Verschiebung und Wendung über. 3ei der Rückenknickung tritt dann ein starker Spitzendruck ein. Wenn sich die Spitze dabei noch auf der anodischen Seite der 5” oberen befindet, so wendet sich die Knospe die 5” obere als Stütze benutzend nach der anodischen Seite, drückt die 3” obere in akropetaler Reihenfolge in dieselbe Richtung, und veranlaßt dieselbe sich gleich anodisch zu verschieben. Wenn sich aber die Spitze infolge akrofugalen Druckes der 3” oberen auf der katho- dischen Seite der 5” oberen befindet, so wendet sie sich über den ‚ Rücken der 5" oberen kathodisch und drückt die 2” obere in dieselbe Richtung. Die Krümmungskraft der Knospen, die Form der Ähre, die Drehbarkeit der Achse, usw. können also auch die Wendungsrichtung verschieden beeinflussen. Man kann auch durch künstliche Veränderung der Kontaktverhältnisse die Wendungsrichtung modifizieren. Bei dem Kontakt 3 und 5 ist die Wendungsrichtung stets ano- disch und die Blüten sind in zweireihigen Spiralen angeordnet wie bei der normalen Ähre. Bei dem Kontakt 3 und 4 ist sie stets kathodisch und die Blüten sind in einer einreihigen dichten Spirale angeordnet. Bei den Quirlstellungen kommt gewöhnlich keine Verschiebung vor, erst nach der Kniekung wenden sie sich nach beliebigen Richtungen. Wenn aber die Quirle schwach schrau- benwendig sind, wie das gewöhnlich der Fall ist, so werden sie infolge des Drehungsbestrebens der Achsengewebe kathodisch ge- Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ahre. 159 wendet. Diese Richtung wird aber oft von dem oberen oder unteren Quirl beeinflußt. An den Übergangssteilen der beiden Wendungen, die bei den Übergängen in verschiedene Stellungen sowie bei den normalen Ähren häufig vorkommen, sind die Ähren bisweilen mit einigen ungewendeten Blüten ersichtlich. Die Drehung der Achse wird dabei beinahe gänzlich verhindert. Die Drehung der Spiranthes ist keine reine Druckdrehung. Die Achse ist von Vornherein mehr oder minder drehbar. Die Achsendrehung kommt also selbst bei denjenigen Ähren vor, deren Knospen vorher abgeschnitten sind, oder deren Knospenkon- takt früher erloschen ist. Die Torsionsgröße wird durch das Massen- und Wachstums- verhältnis des Zentralzylinders und der Polster, sowie durch das Arrangement der letzteren bedingt. Bei der stark drehbaren Achse sind die Polster relativ stärker entwickelt, bei der minder drehbaren aber nicht. Eine lebhafte Drehung kommt aber nur bei der einseitigen Entwicklung der Polster zustande. Bei der quirlförmigen Entwicklung derselben ist das nicht der Fall, weil der Wachstumskontrast infolge der plastischen Drehnung des Zylinders nicht beibehalten wird. Die Drehungsrichtung der Achse ist, sofern die Druckdrehung der Knospen außer Acht gelassen wird, stets kathodisch. Dies beruht hauptsächlich auf bestimmtem Arrangement der sukzes- siven Polster um den Zylinder. Die ursprüngliche, kathodische Neigung der Polster wirkt dabei auch mit. Das Bestreben zur kathodischen Drehung ist aber nicht sehr stark. Daß die durch die Druckverhältnisse der Knospen ver- ursachte, anodische Drehung häufig vorkommt, ist ein Beweis dafür. Bei der Verhinderung der Spitzenrotation der Ähre kom- men sogar wiederholte Umdrehungen der Achsendrehung und der damit zusammenhängenden Blütenwendung vor. Daß die Ähre sich meist kathodisch dreht, ist also so zu verstehen, daß die eigene kathodische Drehungstendenz der Achse durch die Druck- drehung unterstützt wird. 150 Art. 3.—K. Koriba: Bei den schlanken Ähren mit zahlreichen Blüten tritt häufig eine Schraubenwendung der Achse auf. Ihre Richtung ist stets mit der aufgelösten Blütenspirale selbst homodrom. Bei den stark aufgelösten antidromen Spiralen ist also auch die Windungs- richtung antidrom und bei den geraden Spiralen sind auch die Achsen gerade und einfach geneigt. Bei den halbierten Ähren ist das Verhältnis ähnlich, obwohl die Achsendrehung bei ihnen kaum zu bemerken ist. Der schon gedrehte, aber noch nicht stark verholzte Teil der Achse dreht sich bei Wasserentziehung oder beim Welken und Trocknen in derselben Richtung weiter. Bei dem ursprünglich geraden Teil der Achse kommt aber eine derartige Welkungstorsion niemals vor. Dies beruht ausschließlich auf der Verminderung des Querdurchmessers der langgestreckten und tangentialschief geneigten Zellen beim Wasserverlust. Die dorsinastische Knickung der Spiranthes-Blüte ist stark charakterisiert. Selbst in den gezwungenen Lagen der Blüte verändert sich diese Knickung nicht viel regulatorisch. Wenn das Deckblatt abgeschnitten wird, erreicht die Blüte durch ihre geotropische Aufwärtsbewegung und Torsion am basalen Teil des Fruchtknotens sowie durch ihre Rückenknickung leicht ihre normale Ruhelage. Bei der inversen Lage der entblätterten Ahre wenden sich die Blüten alle aus- und aufwärts, und erreichen leicht ihre Ruhelage, in aufrechter Stellung wenden sich aber alle einwärts, so daß die Orientierung erst nach der Streckung der Achse mäglich wird. Bei der horizontalen Lage der entblätterten Ähre strecken sich alle Blüten aufwärts, so daß die Ähre mit einseitigen, dicht zusammengesetzten Blüten ersichtlich ist. Jedes angehörige Polster wird dabei auch mehr oder minder aufwärts geneigt. Die Wendungsrichtung der Krone ist aber je nach den Seiten der Achse verschieden ; die der oberen und seitlichen Blüten ist akroskop, die der unteren aber basiskop oder diaskop. Die Einseitswendigkeit der Blüten ist bei den mit einem Zenith- winkel von 135°-150° abwärts geneigten Ähren am deutlichsten sichtbar. An der horizontalen Klinostatenachse rücken die Knos- pen durch ihr autotropisches Eigenwinkelbestreben alle auswärts, Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiran:h 's-Ähre. 161 die dorsinastische Knickung nimmt dabei kaum mehr zu als bei der einseitigen Schwerwirkung. Die Torsionsgröße der Achse wird aber bei den entblätterten Ähren stets vermindert. Bei den unverletzten Ähren wird die Orientierungsbewegung infolge der Stützung des Blattes sehr erschwert, und infolge der Achsendrehung mehr oder minder verwirrt. Die Blütenbewegung selbst beeinflußt aber auch die Achsendrehung. Das Verhalten der Blüten und der Achse steht mithin im korrelativen Zusammen- hang und ist je nach der Drehbarkeit und Neigung der Achse sowie dem Orientierungsvermögen der Blüten sehr mannigfaltig. An der horizontalen Klinostatenachse wenden sich die Blüten der unverletzten Ähre infolge der Verhinderung durch das Stütz- blatt nicht stark auswärts, wie bei den entblätterten, sondern sie werden im Zusammenhang mit der eigenen Achsendrehung katho- disch auswärts geneigt. Die Streckungs- und Drehungsgröße der Achse ist dabei annähernd dieselbe, wie bei der normalen aufrech- ten Ähre. 3ei der inversen Lage der Ähre können die Blüten, falls die Stützung durch das Blatt sehr locker ist, durch einfache Auf- wärtsknickung auf der Lateralflanke des Fruchtknotens leicht ihre Ruhelage erreichen. Wenn aber ihr Aufwärtsbestreben nicht kräftig oder die Stützwirkung des Blattes sehr stark ist, so können sie ihre plagiotrope Ruhelage nicht mehr erreichen, sondern sind mehr oder minder abwärts geneigt ersichtlich. Die dorsiventrale Regulation wird aber durch die Torsion des Fruchtknotens meistens erreicht. Die Achsendrehung ist dabei, besonders bei den stark abwärts gezogenen, geringer als die normale. 3ei der horizontalen Lage der Ähre verhalten sich die Blüten, falls die Achsendrehung nicht lebhaft ist, ähnlich wie bei den entblätterten. Die Krone ist aber meist deutlich akro- oder basiskop gerichtet. Bei den stark drehbaren ist die Blüten- spirale infolge der Streckung der Achse mehr oder minder auffallend, aber erfährt eine Zergliederung, wobei die Blüten auf der oberen Seite der Achse dieht nebeneinander zu sehen sind. Die Torsionsgröße der Achse ist hierbei viel kleiner als die bei der aufrechten Ähre. 162 Art. 3.—K. Koriba: Bei den schief abwärts geneigten Ähren wird die Orientierung der Blüten auf der unteren Seite der Achse, sowohl klinotrop als auch dorsiventral, sehr erschwert. Die Achsendrehung ist aber größer als bei der horizontalen. Die Zergliederung der Blüten- spirale ist auch deutlich sichtbar. Bei den schief aufwärts ge- neigten ist das Verhältnis ähnlich, mit Ausnahme der Orien- tierung, die nach oben immer leichter wird. 73 ‚01 ‚04 ’37 ’09 ’06 ‚81 ‚91 ‚O1 ’02 ’62 ’83 34 ’86 "76 ’09 10 ’80 "83 Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spirantles-Ähre. 163 Literaturverzeichnis, Airy, M. H., On leaf-arrangement. Proc. Roy. Soe. 21, S. 176, Baranetzky, J., Über die Ursachen, welche die Richtung der Äste der Baum- und Straucharten bedingen. Flora 89, Ergbd. S. 138. Bernard, N., Recherches experimentales sur les Orchidees. Rev. gen. d. Bot. 16, S. 405. Bravais, L. und A., Über die geometrische Anordnung der Blätter und der Blütenstände, Übers. v. W.G. Walpers, Breslau. 1837. Burgeff. H., Die Wurzelpilze der Orchideen, ihre Kultur und ihr Leben in der Pflanze. Jena. Bücher, H., Anatomische Veränderungen bei gewaltsımer Krümmung und geo- tropischer Induktion. Jahrb. f. wiss. Bot. 48, S. 271. Candolle, M. ©. de, Consideration sur l’etude de la phyllotaxie. Geneve. 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'04 Weisse, A., Untersuchungen über die Blattstellung an Cacteen und anderen Stamm-Suceulenten, nebst allgemeinen Bemerkungen über die Anschluss- verhältnisse am Scheitel. Ibid. 39, S. 343. '01/'03 Winkler, H., Untersuchungen zur Theorie der Blattstellungen. I, Jahrb, f. wiss. Bot. 36, S. 1; II, Ibid. 38, S. 501. 168 II. Art. 3.—K. Koriba : Inhaltsverzeichnis. Einleitung. re Morpho!ogisches und jährlicher Veretationsverlaun Entwicklungs- und Bildungsabweichungen. . Blattstellung. . e 1. Entstehung der Ineheeleneeren. N $ 2. Bestimmung der Spiralrichtung. 3 $ 3. Relative Häufigkeit der rechts- und Tlelhu gen kn $ 4. Weitere Anlegung der Blätter und Blütenknospen. $ 5. Stereometrische Kontaktverhältnisse und Neigungen der Blätter. $ 6. Gestaltung der Infloreszenzachse. $ 7. Seltene Stellungen in der Infloreszenz. a) Der Kontakt 3 und 5. b) Der Kontakt 3 und 3. c) Der Kontakt 3 und 4. een @) Der Übergang des Kontaktes 3 und 5 in den 3 und 4. ß) Der Übergang des Kontaktes 2 und 3 in den 3 und 4. . x) Der Übergang des Kontaktes 3 und 3 in den 3 und 4. . d) Der Kontakt 2 und 2. $ 8, Das Dedoublement. R $ 9. Unregelmäßige Stellungen se Gabelnne, Gefäßbündelverlauf und anatomische Notizen. Wachstumsvorgänge der Ähre. Verschiebung und Wendung der Knospen. $ 1. Streekung der Ähre. . ; ; $ 2. Wachstum und Krümmung ner Blu cekoospe‘ . Mechanische Bedeutung des Deckblattes. Verschiebungen der Knospen. . un ın ın mn «€ Bi) 4. Stereometrische Kontaktverhültnisse der Blitenkuospen 5 6 Wendungen der Knospen. a) Normale kathodische Wendung. . b) Anomale anodische Wendung. 7. Weiteres über die Wendungsvorgänge. $ 8. Auflösungsvorgänge bei anderen Binlenstellangen: ) Der Kontakt 3 und 5 \EEDerKontaktiosund dee Ne: 6) DeraKontakt/3nundS er re ee ) Der Kontakt 2 und 2. $ 9. Die Wendungsrichtung BE fenospen a an den Über ae E a) Der Übergang des Kontaktes 3 und 5 in den 3 und 4. b) Der Übergang des Kontaktes 2 und 3 in den 3 und 4. aa ke >) a DH © Ana 9 939 nr u ua an a @ SI ou» 69 71 712 72 72 c) d) Mechanisch-physiologischo Studien über die Drehung der Spiranthes-Ähre. Der Übergang des Kontaktes 2 und 3 in den 3 uud 3. . Der Übergang des Kontaktes 2 und 3 in den 3 und 4.. B. Drehung der Achse. VI. Vi. Ser! 2 un & un um ” un Un URS je) un 0 [u nn | Drehungsvorgünge der Aren EN Stellungen. ; Arrangement und Massenverhältnis der Achsengewebe und die Torsionsgröße der Achıse. 2 Das Verhalten der Ähre, deren ee verlndere al Drehungsriehtung der Aclıse, deren Knospen vorher abgeschnitten wurden oder deren Knospen sich nicht im Kontakt befinden. . Eigene Torsionsrichtung der Aclıse. : Beziehung zwischen der Achsendrelung und Dr Kehren Neigung und Windung der Aclıse. . Welkungstorsion der Aclıse. Drehung der Achse in ihrem Tesamincnanen mit dee ORenings- bewegung der Blüten. ö 2 Orientierungsbewegung der antliktferien ee c777 b 77% = Das Verhalten der Blüten bei der inversgestellten Lage der Aclıse. ; 2 Das Verhalten der Blüten Dei mar Trontaler Mare er "Achse, Das Verhalten der Blüten in den geneigten Lagen der Achse, und die Einseitswendigkeit der Blüten. Das Verhalten der Blüten an horizontaler EN Drehung der nicht senkrecht gestellten Ähren, $.1, Das Verhalten der Ähre an horizontaler Klinostalenadlsn Das Verhalten der Ähre in inversgestellter Lage. Das Verhalten der Ähre in horizontaler Lage. Das Verhalten der Ähre in den geneigten Lagen. . Allgemeines und Rückblick. Blattstellungslehre. un um S 77 © 7700677, Hi Historisches. ee A SE ER A ee Die Entstehung des Blattes bei Spiranthes, und das Bildungs- zentrum. Sr Organumriß and Da ,e Anschluß und Dedoublement : j Regelmäßige Stellungen und rechtw inkligae Kontakt, Übergang der Reihen und Froxaccısche Variation, Allmähliche Übergünge in andere Reilıen. Superposition, Vertizillation und unregelmüßige Sum. Beeinflußung der Blattstellung durch äußeren Druck. . j Stellungsverhältnisse der Seitenorgane außerhalb der Kegel- flüche. ee he msn a ei hr Mechanisclie Merschiebong der Elsnkie nn bei Scilla japonica Ba. 170 Art. 3.—K. Koriba : $12. Bedingungen für die mechanische Verschiebung. . B. Wacelstumstorsion. u VIII. Ubersicht der Ergebnisse. Literaturverzeichnis . 147 152 154 163 Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spirunthes-Ähre. 173 Erklärung der Tafeln, TArer 1. Fig. 1 (x1). Achselknospen nach der Fruchtzeit. Fig. 2 (<1). Pflanze im Frühling. Fig. 3 (x1). Ein Exemplar mit knollen- resp. fadenformigen Wurzeln. Fig. 4 (X1). Ein Exemplar mit gegabelten Wurzeln. Fig. 5 (x1). Eine Pflanze, deren Grundaclıse stark verlängert ist. Fig. 6 (X59). Eine Achselknospe mit adossiertem Vorblatt. .M Mittelnerv des Tragblattes, S Scheitellläche. Fig. 7 (X59). Eine Achselknospe mit drei Vorblättern. Die Kegelbasis und der Mittelnerv sind stark nach rechts geneigt. Die Blattspirale ist linksläufig. Fig. 8 (x59). Eine Achselknospe, deren Kegelbasis nicht sehr geneigt, deren Mittelnerv aber stark abgewichen ist. Blattspirale gleich linksläufig wie Fig 7. Fig. 9 (X59). Eine Achselknospe, deren zweites Vorblatt noch mehr verbreitert ist. Fig. 10 (59). Medianlängsschnitt einer Achselknospe. Das adossierte Vorblatt ist noch nicht entstanden. T das Tragblatt. Fig. 11 (x59). Ebensolcher. Das adossierte Vorblatt ist schon entwickelt. Fig. 12 (x38). Querschnitt einer Achselknospe. S Vegetationsscheitel der Knospe, M Mittelnerv des Tragblattes, 1, 2....... Nummer der Blätter. Die gerade Linie stellt die Medianebene der Scheitel dar. Der Mittelnerv ist nach rechts abgewichen und die Blattspirale ist linksläufig—ein normaler Typus. Fig. 13 (X38). Ebensoleher. Der Mittelnerv ist rechts abweichend und die Spirale rechtsläufig—ein anomaler Typus. Fig. 14 (<38). Ebensolcher. Das zweite Blatt erfährt eine Spaltung. Fig. 15 (X13). Ebensoleber. Das zweite Blatt ist stark seitwärts gestellt. G Grundachse, W obere Flanke der Wurzel. Die Ansatzstelle der Knospe ist infolge der Wurzelentwicklung um 15° nach links gedreht. Fig. 16 (X22). Querschnitt einer Knospe nach der Fruchtzeit. Fig. 17 (x22). Querschnitt einer jungen Pflanze. Bei Blatt S ist die anodische Neigung der Insertionsstelle deutlich zu sehen. Fig. 18 (x13). Querschnitt der Blattscheiden der in Fig. 2, Taf. I skizzierten Pflanze. Fig. 19 (X22). Medianlingselmitt einer Pflanze, bei der schon zwei Achselknospen gebildet sind. S Sproßcheitel, W Wurzel, Ax. 1 u. 2 Achselknospen von oben numeriert. Bei Ax. 2 ist allerdings nur die seitliche Scheidenrinne ersichtlich. Fig. 20 (x22) Ebensolcher. S und S} Blütenstengel. Die höchste Achselknospe Sı hat sich hier als diesjähriger Blütenstengel entwickelt. a adossiertes Vor- blatt. 172 Art. 3.—K. Koriba : TArFEL 11. Fig. 21 (X59). Oberflüchenansicht des Vegetationsscheitels einer jüngeren Inflores- zen2. Fig. 22 (X38). Medianlängsschnitt von ebensolehem Vegetationsscheitel. Fig. . 23 (X38). Ebensolcher. Fig. 24 (X13). Medianlängsschnitt einer eben über den Boden hervorgesprossenen Ähre. Fig. 25 (. .32 (X13). Querschnitt einer dieken Infloreszenzachse mit normalem Kontakt 2 und 3. Der Sehnitt ist nalıe der Ansatzstelle der Knospe gemacht. B Blütenspuren, M Mittelnerv, L Lateralnerven des Deckblattes. . 33 (X13). Ebensolelier von einer schlanken Achse. Fig. 34 (X13). lbensolcher von einer Achse mit dreizähligem, alternierendem Fig Fig Fig @Quirl, nalıe der Ansatzstelle der Knospen. . 34’ (X13). Ebensoleher derselben Achse, nahe dem nächst unteren Quirl. .35 (x22) (Querschnitt eines jüngeren Blütenstengels. i innerer, a äußerer Kreis der Mestomstränge, M Mittelnerv, L Lateralnerven des unmittelbar darüber eingefüsten Blattes, R Rindenschicht, und P Prosenchymscheide. TArEL II. .1(x%°s) Gesamtansicht der Pflanzen zur Blütezeit. Zwei Schwesterähren mit vorjährigen Wurzeln Vw sind infolge der Diekendifferenz der Infloreszenzachse verschiedenartig aufgelöst, Beide Spiralen sind linksläufig. Bei der größeren sind die Knospen regellos oder nieht gewendet, die Achsenstreckung ist auch selır schwach ; bei der kleineren ist aber die Spirale stark aufgelöst. Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ähre. 173 Fig. 2 (stark verkleinert). Frei wachsende Spiranthes-Ähren vor dem Gebäude des Instituts. Fig. 3 (x1). Formen der Ähren. (Alle rechtsläufig und rechtswendig). a. d. Fig. 4 (x1). Eine diekere, kürzere Ähre. Die ursprüngliche kathodische Neigung der Knospen erleidet anfangs eine anodische Verschiebung (Blüte Nr. 19). (Erste anodische Verschiebung!) Da aber die nastische Krümmung dabei noch nicht in Kraft getreten ist, so ist die Knospe (14) durch die akrofugale Wirkung der 3° oberen (17) wieder kathodisch verschoben worden. (Zweite kathodische Verschiebung !) Dann ist der 5° Spitzenkontakt entstanden (9 auf 14), der aber bald infolge der lebhaften Streckung der Achse wieder unwirksam wird. Die Knospe wird nun von der 3° oberen (z. B. 6 von 9) kathodisch gewendet. (Normale kathodische Wendung!) Der 2° Kontakt ist erst später entstanden (6 auf 8), übt aber keinen wirksamen Einfluß auf die Wendung aus. Ähnlich wie a. Eine dickere, sich lebhaft streckende Ahre. Die jüngeren Knospen sind deutlich in fünf 5" Zeilen angeordnet. Bei 18 ist eine schwache anodische Verschiebung bemerkbar, bei 10 ist aber der 5°" Kontakt (10 auf 15) schon unwirksam geworden, während der Kontakt mit der 3* oberen (10 u. 13) und 2” unteren (10 u. 8) eben wirksam geworden ist. Die Knospe 10 hat sich daher kathodisch gewendet wie die übrigen. Eine sich lebhaft streckende Ähre. Der 5° Kontakt ist infolge der Streekung und Drehung der Achse schon früher erloschen, und die Knospen alle gleich kathodisch geneigt, so daß die anodische Ver- schiebung nicht zu bemerken ist. Beim mittleren Teil der Ähre sind die drei 3° Zeilen infolge der Drehung der Achse geradlinig ge- worden. Achselknospen nach der Fruchtzeit. Die Rosettenblätter sind schon abgestorben und drei Knospen sind sichtbar geworden, unter denen die oberste am größten ist. Fig. 5 (x1). q, 2 Formen der Ähren. RV Eine kurz zusammengedrüngte Ähre, bei der infolge der schnelleren Streckung der unteren Knospen ein 8° Kontakt ent- standen ist (2 auf 10). Derartige Knospen blühen meist ungewendet auf. RI. Die Stützung der 5” oberen (15 auf 10) und die akropetale Wirkung der 3° unteren (7 auf 10 und 10 auf 13) sind deutlich zu sehen. Rr. Eine glatt aussehende Ähre. Die Entwicklung der sukzessiven Knospen ist sehr langsam wie bei dem crispata-Typus (Fig. 15, Taf. III). 1) R Grundspirale rechts-, L linkeläufig; r Blüten rı chts-, 1 linkswendig. 174 d. Fig. 6 (X Is). Art. 3.—K. Koriha: Lil. Ebensolclıe. Lil. Eine Ahre, deren untere Knospen sowie zugehörige Polster infolge einer mechanischen Beschädigung in ihrer weiteren Entwicklung gestört worden sind—die Grunachse nahe der Blütenstengelbasis war von einem unterirdischen Zebia-Sproß durchgebohrt worden. Keine Drehung ist bemerkbar. Fig. 7 (X%). Die Entwicklungsschnelligkeit der Ähren und der Auflösungsgrad der Spiralen. Die jüngeren Knospen sind bei a und d noch dicht zusammen- gedrängt, bei b und e etwa bis auf!/s aufgelöst, und bei e und f noch mehr. Die Blütenspirale ist aber bei a bis auf!/a, bei b bis auf '/s, bei e bis auf Y/n aufgelöst, und bei d, e und f ist die Spirale annähernd gerade. Die Ent- wicklungsschnelligkeit und der Auflösungsgrad sind mithin nieht immer eleichlaufend, Fig. 8 (X?/1). a. c. d. e, Fig. 9 (xYhe). a. d. c. Fig. 10 (<1). Fig. 11 (X ?/n). Verschiebung und Wendung der Ähren. L. Eine kurz zusammengedrängte Ähre, bei der die Verschiebung und Wendung etwa gleichzeitig aufgetreten und die Blüten von An- fang an anodisch gewendet sind. R. Die Knospen im mittleren Teil der Achse haben eben begonnen, sich anodisch zu wenden. R. Eine anodische Wendung ist eben im Begriff vor sich zu gehen. L. Älınlieh wie bei ce, aber mit zahlreichen ungewendeten Knospen. L. Die anodische Wendung hat begonnen aufzuhören. Verschiebung und Wendung der Ähren. R. Eine sich lebhaft streckende Ähre. Der 5“ Kontakt ist schon früher erloschen. R. Eine Ähre, deren Achsenstreekung mäßig und deren Drehung sehr gering ist. L. Eine Ähre, deren anodische Verschiebung unmittelbar in die Wendung übergegangen ist. R. Eine zusammengedrängte Ähre. Bei 13 ist die anodische Ver- schiebung deutlich zu sehen. Ob aber die anodische Wendung ver- wirklicht worden sein würde oder nicht, ist damit noch nicht zu ent- scheiden, denn die wirksame Knickung tritt hier ziemlich viel später ein. L. Eine junge zusammengedrängte Ähre, bei der ein 8° Kontakt (3 auf 11) zu sehen ist. Eine stark wachsende, aber sich nicht lebhaft drehende Ähre, Gegabelte Ähren im Knospenzustand. Fig. 11c’ (X°/ı).. Der erwachsene Zustand von Fig. 11e. Fig. 12 (X 6). Fig. 13 (X). Fig. 14 (X). Formen von gedrängten Ahren. Dieselben Ähren nach 6 Tagen. Jüngerer Zustand einer Ähre mit dem Kontakt 3 und 5. Der aus- gewachsene Zustand ist in Fig. 27, Taf. IV zu sehen. Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ähre. 175 Fig. 15 (x1). Ähren, die der Spiranthes australis var, erispata Brume entspriclit, Die Dreliung ist meist selır wenig lebhaft. Fig. 16 (x1). Eine Form der Ähre. Die Knospen wenden sich anfangs infolge ihrer Gastronastie auswärts, so daß der Kontakt verschwindet, ce und d sind Schwesterähren. Die unterste Knospe von d ist in Fig. 3, S. 124 vergrößert gezeigt. TAren IV. Anomale Ähren. Fig. 17 (<1). Am unteren Teil der Ähre ist eine zweireihige Spirale zu selıen, deren Blüten ursprünglich im Kontakt L. 3 und 5 angeordnet waren; oben sehen wir eine einreibige Spirale mit R3 und 4. Die Grundspirale ist von 2l an umgewendet. (Vgl. auch Fig. 42, Taf. IT). Fig. 18 (<1). Unten eine Übergangsstelle von L. 2 und 3 in 3 und 3, dann in R. 3 und 4. 16 die Wendeblüte der Grundspirale. I, II,...... Nummer der Quirle. Fig. 19 (xls). a. R. 2 und 3 in L. 3 und 4 mit einigen anodisch gewendeten Übergangsblüten. 24 eine Wendeblüte. b. L.2 und 3in 3 und 3. Oben sind die Blüten infolge der geringen Achsendrehung nicht gewendet. e. R.2und 3 in 3 und 3. Oben ist die Achse schlank und geneigt. d. R.2 und 3 in 3 und 9, a(X1). R.2 und 3. Eine Ähre mit vier verwachsenen Stengelblättern. Die Insertionsstelle der Blätter ist etagenlinig und die Zwangsdrehung des Stengels ist deutlich zu sehen. Der Kontakt 2 und 3 der Knospen ist am unteren Teil sehr unregelmäßig und die Knospen haben sich anodisch gewendet. b (X°Y/s). R.2 und 3 in 3 und 3, ce (X®/s). L. 2 und 3; 31 ein Dödoublement ; von 34 an der Kontakt 3 und 3. d(X”/s). L. 2 und 83 inR. 3 und 4 mit zahlreichen anodisch gewendeten Blüten. 24 eine Wendeblüte. e (X). Eine gegabelte Ähre. Die Stellung ist ganz regellos. Der rechte Zweig ist nochmals gegabelt. Fig. 21 (x1). Gegabelte Ähren. a. Unten ist die Stellung unregelmäßig, nach der Gabelung zeigt der linke Zweig L. 2 und 3, der rechte aber 2 und 2. b. Unten ein unregelmäßiger Kontakt 3 und 3; beide Zweige zeigen den 2 und 2. Fig. 22 (x/,). Zwei Ähren mit dekussierter, etwas unregelmäßiger Stellung, Fig. 23 (X°% a). Unten R. 2 und 3; nach zwei Dedoublements 32 und 34 ist die Spirale von 34’ an plötzlich L 2 und 3 geworden. 176 Art. 3.—K. Koriba: Fig. 24 (x). Eine frühere Stufe von einer in Fig. 18 gezeigten Ähre. Eine von den rechtsläufigen drei 3° Zeilen ist von 21 an verzweigt und stellt dann zwei der vier 4“ Zeilen vor, Bei B sind die etwas aufgelösten, rechtsläufigen vier 4° Zeilen, bei A aber die linksläufigen sieben 7° Zeilen sichtbar. Fig. 25 (xcaW/ı). Die Stellung ist erst unregelmäßig und bei A etwa zu einem dreizähligen Scheinquirl geworden, dann ist die Stellung aber wieder regel- mäßig geworden. Fig. 26 (x1). Eine Ähre mit unregelmäßiger Stellung sowie mit zwei Dedouble- ments 6 (6 u. 6) und 13 (13 u. 13’) und einem Detriplement 20 (20 20’ u. 20”). Dedoublement 6 (6 u. 6’) ist aber völlig gespalten. Die Stellungs- verhältnisse entsprechen unten dem Kontakt R. 3 und 4, nach 20 sind sie aber immer unregelmäßiger geworden ; sie entsprechen annähernd dem Kon- takt R.5 und 6, dann 6 und 6. Fig. 27 (x1) a. R. Eine anodisch gewendete Ähre mit normaler Stellung. Unten die zweireihigen Blütenspiralen, oben die anodische Verschiebung noch sichtbar. b. Eine Ähre mit dem Kontakt L. 3 und 5, der nach oben in den R. 3 und 4 übergegangen ist wie bei Fig. 17. Unten die anodisch ge- wendeten zweireihigen Spiralen, oben eine kathodisch (gleich nach rechts) gewendete einreihige Spirale. Ein jüngerer Zustand ist in Fig. 14, Taf. IV gezeigt. 16 eine Wendeblüte der Grundspirale. e. L. Eine sehr kleine Ähre in normaler Stellung. d. L. Eine kleine, aber nicht stark gedrehte Ähre. Fig. 28 (x1). R.2 und 3 in L. 3 und 4. Die linksläufigen zwei 2” Zeilen der unteren Stellung sind von 31 und 32 an je einmal verzweigt und in die vier 4°” Zeilen der neuen Stellung übergegangen. (Vgl. Fig. 43, Taf. II). Fig. 29 (x1). Der ursprüngliche Kontakt L. 2 und 3 ist nach einem Dedoublement 34 (34 u. 34’) plötzlich in den R. 3 und 4 übergegangen. TAFEL V. Fig. 30 (x1). a. R. Eine Ähre, deren Deckblätter umgestülpt (1, 2 u. 3) oder abge- schnitten (4...... ) worden sind. b. R. Eine Ähre mit anodisch gewendeten Blüten. Oben istaber wieder die kathodische Wendung hergestellt worden. Fig. 31 (X”/s). Ähren mit anodisch gewendeten Blüten. a. R. Die anodische Wendung beginnt eben bei 9. b. L. Die Blüten sind von der unteren an anodisch gewendet und der Vorgang hat sich weiter fortgepflanzt. L. Die anodische Wendung hat vom mittleren Teil der Ähre an begonnen und ist noch im Gang. o Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ähre 177 Fig. 32 (X%u). Ähren, deren Blüten künstlich anodisch gewendet wurden. Bei A, „B und C sind die Spiralen, wegen des Unterbrechens der künstlichen Be- handlung und der infolgedessen entstandenen kathodischen Drehung der Achse, stark zersetzt. Am oberen Teil der Ähren sind die Knospen deutlich kathodisch geneigt. Fig. 33 und 34 (X"ıe). Drei frische Ähren (33), die sich nach dem Verwelken und Vertroeknen doch stark in dieselbe Richtung gedreht haben (34). Fig. 35 (X1). Drehung einer Ähre, deren Blüten vorher abgeschnitten wurden. Fig. 36 (X*/r). Antidrome Spiralen von normalen Ähren. Bei a ist die Spirale erst homodrom, dann etwa gerade, weiterhin stark antidrom und zuletzt wieder etwa gerade ; bei b ist die Spirale aber von Anfang an antidrom. Die Achsen- windung ist deutlich zu sehen. Fig. 37 (<1). Eine schwach gedrehte Ähre. Fig. 38 (<1). Eine Ähre, deren obere Blüten noch nicht aufgeblüht sind, deren Achsendrehung aber schon stark fortgeschritten ist Fig. 39 (<1). Ähren, deren Achsen stark gewunden sind. Bei a sind die Spirale und Achsenwendung homodrom, bei b aber antidrom wie bei Fig. 36. Fig. 40 (X1). Ähren, deren Blüten und Knospen, zwecks der Demonstration der Achsenwindung, abgeschnitten sind. a. R. Eine diekere Achse, deren Windung nieht bemerkbar ist wie bei Fig. 7a, Taf. III. Bei A sind die Polsterverdickungen in rechtsläufiger Anordnung deutlich zu sehen, b. L. Eine homodrom gewundene Achse wie bei Fig. 39a. Fig. 41 (x%s). Die Auflösungsweise von Ähren, deren Spitzenrolation verhindert wurde, a. L. Miteinem Wendepunkt in-- b. L. Wendungsrichtung sehr mannigfaltig, mit einigen ungewendeten Blüten. L. Sämliche Blüten sind Jinkswendig, die Drehung ist aber stark ver- x) mindert. d. L. Wendungsrichtung sehr mannigfaltig. Fig. 42 (X1). Eine Älıre mit schwach ausgebildeten Fruchtlnoten und Polstern. Die Achsendreliung sowie die dorsinastische Kniekung sind sehr schwach. Fig. 43 (<"o). Auflösung und Wendung einer halbierten Ähre, von oben gesehen. Fig. 44 (X°/s). Dieselbe, von vorn gesehen. TarEL VI. Fig. 45 (X1). Ähren an der horizontalen Rlinostatenachse. Die Blüten sind ent- blättert. Fig. 46 (X%s). Eine Ähre an der horizontalen Klinostatenachse Fig. 47 (X1). Täglieber Verlauf der Auflösung bei einer schlanken Ähre 178 Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Art. 3.—K. Koriba: 48 (X°/). Auflösung einer Ähre, deren Kronen vorher abgeschnitten wurden. .49 (x1). a undc. Auflösung der Ähren, deren Knospen abgeschnitten worden waren. b. Auflösung einer Ähre, deren Knospen mit Ausnalıme der Deckblätter abgeschnitten wurden. 50 und 51 (X1). Auflösung einer Ähre bei horizontaler Lage der Achse. Die Spitzenrotation ist verhindert. 50 von oben, und 51 von unten gesehen. 52 (x°/s). Auflösung von Schwesterähren von annähernd gleicher Größe bei inverser Lage und unter ungleicher Zugwirkung von 9.6 (bei a) resp. 1.4 gr (bei b). 53 (X). Auflösung einer Ähre in der inversen Lage. Die Achse ist infolge schwaches Zugs gewunden. 54 (1). Zwei entblätterte Ähren in einer inversen (a) resp. stark abwärts (Zenithswinkel von 175°) geneigten Lage. 55 (<ıs). Orientierungsbewegung von entblätterten Knospen in inverser Lage. 56 (x’/r). Ebensolche. Die jüngeren Knospen sind aber von 36 an nicht ent- blättert. Das Bestreben der Aufwärtsbewegung ist jedoch bei ihnen deutlich zu sehen. 57 (x"/ıs). Auflösungsgrad der Ähren bei inverser Lage. Bei a ist der Grad am größten, und bei e am kleinsten. TArer V1I. 58 (X). Auflösung einer Ähre bei horizontaler Lage der Achse. Von oben gesehen. Der Auflösungsgrad ist bei a am größten und bei d am kleinsten, 58’ (x®/ıs). Ebensolche. Seitenansicht. 59 (x!ı6). Ebensolche von unten gesehen. 60 und Fig. 61 (X). Orientierungsbewegung von entblätterten Knospen bei horizontaler Lage. 60 von oben, 61 von der Seiten gesehen. A. Knospen an der oberen Seite der Achse. B. Knospen an der unteren Seite der Achse. C. Eine Knospe, deren Krone sich auf der kathodischen Seite (von oben gesehen) befindet, deren Ansatzstelle aber auf der anodischen Seite ist, D. Knospen auf der anodischen Seite der Achse. 62 (xea ®/s). Auflösung der Ähren bei einem Zenithwinkel von 150°, a. normale. b. entblätterte Ähre. Seitenansicht. 63 (X Js). Ebensolehe von 30°. 64 (x"/1). Ebensolche von 45° 65 (X ?/2). Ebensolehe von 135°. a entblätterte, b normale Ähre, 66 (X ca'/)). Ebensolche von 165°. 67 (x ca!/ı). Ebensolche von 165°. Schief von vorn gesehen. 68 (X°/7). Ebensolche von 60°. Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ahre, 179 Fig. 69 (xW/ı). Auflösung von Schwesterähren, deren Achsen aufrecht resp. wag- recht gestellt sind. Fig. 70 (X”h2). Ebensolche nach einer Woche, Fig. 71 (X°/ıo). Eine Blütenspindel von Seilla Japonica Bak. Unten der recht- winklige Kontakt 5 und 8, dann nach oben der 3, 5 u. 8, der 3 und 5 und schließlich der 2, 3 und 5, Published March 30th, 1914. o ce Mn 19 x 22 m 2; er ( 1} || _—_ = | \ Is | q 15 a III HN \ > I} \ | Ram | > \\ | || I INN \ \N\ A N \ \ | | ae 2 RR ia'o 8 Tassen I le) Du sy \ fl N ISsıl/AA | [ fo Q VaA\ \ | 1 \ \ IoS J N \\ | aa * Axı | / NS 6 \ Sn; A\ | Ax < | I / lo OÖ - a=;_ \I\ | \\ / [ |} UV N \ o ol | \| \ / In 3 [ ‘ - n ON N X \ıw — EX UI \ \ Tacpı \ m — KorieA PHOT. Koriba : Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung der Spiranthes-Ähre. Jour. Sei, Coll., Vol. XXXVI., Art. 3. Pl, 1. 20 x22 en E) 87 524 „za \e| | |\ 44 \ \ j z \\\ \ 6 \ \ \ I I6 FI j \ \ PIIK 9 s S rw 0 n \ Jour. Sei. Coll., Vol. XXXVI., Art. 3, Pl. Il. “m , . 3 a x ES Pen au Sy G at EN } | wi ne Nas =) I / “ ü = 7° VS /7/j) fen ea, © \ \ Nc\ I oo) bar > ) / SOLL ® 7 = Ka,77 \: RB: ——a n Rn / \ Wo’ o / j Fl % m al . u ee = u zn ET KORIDA PHOT. Koriba : Mechanisch physiologische Studien über die Drehung der Spirantkes-Ähre. u 4" EN EN re! i . Vol. XXXVI., Art. 3. Pl. Ill, Jour, Sci. Coll,, KorRIBA PHOT Mechmnis« h pl ysiologis he Stu Koriba ! Jour. Sci. Coll., Vol. XXXVI., Art. 3. Pl. IV, d V Korıba : Mechauisch phys lo he Stud ıbeı ) ing d Spıra tes-Ahı r ” a ı EN BE 20.) ae Vol. XXXVI., Art. 3. Pl. V. Jour. Sei. Coll., =) “ r I OR on Pa) IL LU LE C euee ER Tı Aa r ri > ln KORIBA PHOT lien ische Stu« Mechanisch-physiolog Koriba : vr Bi N BET, ZEN: 8. PLAY; KXAXVI., Art. Jour. Sci. Coll,, Vol, Korıba Jour, Sei, Coll., Vol. XXXVl., Art. 3. Pl. VII. A u BER = Me: 9 ar a Er — d' j ÄRZTE. < ns » r ww De N‘ IE. iE | NOREB BEE 0: FRI EH 70 Be, iu) Tc LU FM Ta a N Kl A) Mt 2.4 | AERAPRUERER a, CB PA, yud Äh Yilau 0 2un FaMTR l Di I“ N Er a ST De Na ah BEER, U Aa 0 N r nn ra Ale Vol. XXXVI, Art. 8, published March, 80th, 1914, Price in Tokyo, .. . : . . Yen 2.00. u en This Journal is on sale at Z.P.MARUYA & Co., Ltd. TORI SANCHOME, NIHFONBASHI, TOXYO. GEISER & GILBERT. OGAWAMAOHI 40, KANDA, TOKYO. R. FRIEDLÄNDER & SOHN, CARLSTRASSE 11, BERLIN N. W. OSWALD WEIGEL, KÖNIGSTRASSE 1, LEIPSIO. RR m nn: 2 En en ur Hi ii is go == Ri Bi & 2 AR + % # % : Br Br EI Be: a : En = AB nm ER & — z mM Ei mA on Ki 0177 A Si = Fl £ - en | = ve Il ER = Een. EX ib ; N # ü | IE ft AR plate, Publ. Say 10th, 1912. Vol. Art, 3. K.Korızı —Mechanisch-physiologische Studien über die Drehung ‘ der Spiranthes-Ahre,. Mit 7 Tafeln und 14 Tertfiguren. Publ. March 30th, . 1914. Art. 4. R. Toaın et Kımıro Torn :—Etudes Archeologiques et E.: nologiques. vr Populations Primitives de la Mongolie Orientale. Aveo de nombreuses AN ra illustrations, 12 Ehunches et1carte. Publ. March 29th, 1914, x Art. 5. Under press. j nr. 1 BR PRINTED BY THE TOKYO PRINTING CO,, LTD. N. fh ’ | " we hd er u IM 60 514 n IR ie) 10) we AT fa I i 00 an — —. ee EEE FERIEN 5 BEE: 5:5 = BEN Le Des N dal Et asannae, = 2 ie. er w ale De a a eg eoter er Kuba = = e AIDEN a Beraten pre ee HE tr ehe Leer ePIC HrehEE ARTE Fee Keiean sterne ie 2 H ne y ea EaeLan ti LereatoPasshreteisaektiedrge EIERN re Fee were: win ee) TR re Gina engine ae um un En rar bat nun e tet hunde Tann ea ae ee um ee “ na SEP arte, Beeren nk RE ai eh ige Balace herr ae train ee ee ri rare RER EErhaen ad Dres BILL SHINE Tan ITERe NT Te RT Reiter ® nenn! ee ag thr bias “ Era hin: aaIRLh ne rrheerttz le reite Er ehe RERRER Mer Kant HMEE HERD erlebe en Ka i war urnhehen engen uU De NEL. Fa PA bar a Se ea ern erh net " Arne a ren hard oara Een Hash dr bah reg niet . 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